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Full text of "Centralblatt für praktische Augenheilkunde 29.1905"

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CENTRALBLATT 


FÜR PRAKTISCHE 


AUGENHEILKUNDE. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


De J. HIRSCHBERG, 


O. HON.-PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BERLIN, 
GEH. MED.- RAT. 


NEUNUNDZWANZIGSTER JAHRGANG. 


MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN IM TEXT. 





LEIPZIG, 
VERLAG VON VEIT & COMP. 
1905. 








Druck von Metzger & Wittig In Leipzig. 


10. 
11. 
12. 
13, 
14, 
15. 
16. 


Inhalt. 


I. Originalaufsatze. 


Ueber Lymphom-Conjunctivitis, von Prof. W. Goldzieher 

Ueber beiderseitige Glaskérper-Blutung, von Dr. Julius Fejér . e 
Ein seltener Fall von Hornhautgeschwaulst, von J. Hirschberg und S. Gins- 
berg. boai Bie Te E A E Au a Es HL we A 
Zur Operation des sympathischen Weichstars nebst Eesen über sym- 
pıthische Augen-Entzündung, von J. Hirschberg 

Ueber Varietäten des Epitarsus, von Dr. A. Schapringer 

Ueber das Angiom der Aderbaut, von Dr. Fehr . . . s... i 
Eine kleine Abänderung des Hautschnittes bei der temporären Resection de 
äusseren Orbitalwand nach Krönlein. Zwei Operationsfälle, von Dr. med. 
Albin Pihl . Be des > Se EN Se Ss kn ar hr ce Be, 
Die Hemmung der von Schnitt-Narben ausgehenden Vereiterung des Aug- 
apfels, von J. Hirschberg . a oe 

Zur Pathogenese des Spasmus nutans, von Dr. A. Schaprin ger 

Die Magnet Operation bei Kindern, von J. Hirschberg’ 

Hydrophthalmus, Glaukom und Iridectomie, von Prof. Dr. Schoen 

Ein weiterer Beitrag zur Casuistik des Evitarsus, von Dr. A. Schapringer 
Pigmentflecke der Hornhaut, von Dr. I. Steiner . SG A 

Zur Kenntniss der Erkrankungen der Karunkel, von Dr. Emil Bock. 

Ein Fall von tuberkulösem Glaukom, von J. Hirschberg und S. Ginsberg 
Ein Fall von Pemphigus der Bindehaut, von Dr. Koerber 


1* 


Seite 


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33 


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292 
293 
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323 
353 


IV 


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Inbalt. 


II. Klinische Beobachtungen. 


. Eisensplitter in der Linse, Erblindung durch Drucksteigerung, von 


J. Hirschberg . 


. Ein grösser Eisensplitter, mit kleinen Net gefördert, von J. Hirschberg 
. Zor Schiel-Messung, von J. Hirschberg . 
. Das Violettsehen, von Dr. Richard Hilbert 


Ein Fall von traumatischem Glaucom, von Dr. Emil Brand. 

Zur Diagnose des Aderhaut-Sarcom, von J. Hirschberg se ti 
Ueber zweizeitigen Kreuzschnitt zur Iris- und Kapsel-Zerschneidung, von 
J. Hirschberg . . . . . T 


. Erfolg einer seltnen Schiel- Operation, nach 32 EE Stee von 


J. Hirschberg - : 2 2 2 2 2 220. 


. Ein Fall von Parinaud’scher Conjunctivitis, von Dr. L. Gina. 


Seite 


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46 
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134 
275 
329 


332 


335 
356 


Sachregister. 
* Originalartikel. 


Abbe, Nachruf 62. 

Abducens-Lähmung, recidivirende ein- 
seitige, mit doppelseitiger Iritis u. Reti- 
nitis haemorrhagica durch Autointoxi- 
cation bei Dysmenorrhoe 469. 

Ablenkung bei Augenmuskel- 
Lähmung s8. d. 

Ablösung derChorioidea, des Ciliarkörpers, 
des Glaskörpers, der Retina s. d. 

Abortus wegen schwerer Angenkrankheit 
144 


Abrasio cornese 8. d. 

Abscess der Cornea, Orbita 3. d. — Sphen- 
oidal- — s. Sinus. 

Accommodation(s)-Anomalien, Literatur 
496. Gesetze 107. — Mechanismus 
der — 85. 90. 872. — Kurzsichtigkeit 
bei — -Krampf, traumatische Neurose 
191. — -Krampf u. abnorme — -Spannung 
Myopen 114. — Erhaltenbleiben der — 
nach Star-Operation 188. — Unter- 
suchungen über — 208. — Pupillen bei 
der — 247. — u. Pupillarreflex 380. — 
-Erscheinung mit Hilfe dəs stenopäischen 
Loches 807. — u. intraocularer Drack, 
Versuch am überlebenden Kinderauge 
847. — -Parese, latente 420. — bei 
Ectopia lentis 429. 

Acetylenlampe für Augenärzte 145. 

Adaption(s)-Störung bei Hemeralopie 397. 
345. 

Adeno-Carcinom s. d. 

Adenoide Vegetationen, Heilung von 
Exophthalmusu. Chorea durch Entternung 
von — 151. — Einfluss von — u. anderen 
Nasen-Rachenraum-Anomalien auf einige 
Augen-Affectionen 341. 

Adenom der Meibom’schen Drüsen 115. 
— Lymph- — s.d. — der Moll’schen 
Drüsen 454. 

Aderhaut s. Chorioidea. 

Adrenalin s. Nebenniere. 

Adriakiiste in der Augenutlierapie 126. 


Aegypten, acute eitrige Bindehautent- 
zündungen in — 807. — Geschichte der 

ane ag t. mn Ge 
ethylchlo 1. — bei Augen-O 
rationen 218. 396. be 

Aetzkalk s. Kalk. 

Aoetzungen, chemische, des Auges, Ver- 
suche 451. 

Affe(n), experimentell erzeugtes Trachom 
beim — 803. — papillo-maculares Bündel 
beim — 419. 

Aggravation bei Unfall s. d. 

Aggressine s. Bacillen. 

Akromegalie, Fall von — 349. — bi- 
temporale Hemianopie bei 378. 

Albinismus, Erblichkeit des — 877. 

Albuminurie s. Nieren. Retinitis 
albuminurica s. d. 

Alkaloid(e)-Tabletten, Glasrohr fir steri- 
lisirbare — 117. — zwei den Augenarst 
interessirende — 199. 

Alkohol-Amblyopie, geheilt 462. — Wir- 
kung auf die Pupillenreaction 223. — 
Gesichtsfeld nach — -Rausch s. G. — 
Methyl- — s. d. 

Allgemeinerkrankungen u. Auge s. 
Augen-Erkrankungen. — Prognose ge- 
wisser — nach ihren Augensymptomen 
84. — Einfluss von — auf Staroperirte 
814. — Opticusu. Netzhaut-Erkrankungen 
bei — 474, 

Alter(s)-Star s. Cataracta senilis und C..- 
Operation. — Hornhaut-Astigmatismus- 
Veränderungen mit dem — 286. — Ver- 
änderung der Macula bei Arteriosklerose 
400; des Zonularepithels 449. — Invo- 
lution des Glaskörpers 455. 

Alveolär-Sarcom s. Melanosarcom. 

Alypin 320. 306. 416. 426. 460 (Sammel- 
referat). 473, 

Amaurose in Folge Blutung nach Zahn- 
extraktion 139. — nach Atoxyl-Injection 
bei Lichen ruber planus 319. — einseitig 


IV 


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St, 


Inbalt. 


II. Klinische Beobachtungen. 


. Eisensplitter in der Linse, Erblindung durch Drucksteigerung, von 


J. Hirschberg . 


. Ein grösser Risensplitter, m mit Kenem Magneten gefördert, von A Hi EE 


Zor Schiel-Messung, von J. Hirschberg . 


. Das Violettsehen, von Dr. Richard Hilbert 


Ein Fall von traumatischem Glaucom, von Dr. Emil Brand. 

Zur Diagnose des Aderhaut-Sarcom, von J. Hirschberg Së 
Ueber zweizeitigen Kreuzschnitt zur Iris- und RE von 
J. Hirschberg . . . . . Se, ër H 
Erfolg einer seltnen Schiel- Ban nach 32 Tarei KSE EE von 
J. Hirschberg . . . ... e e al a 


. Ein Fall von Parinaud’scher Conjunctivitis, von Dr. L. Caspar. 


Seite 


41 
46 
102 
134 
275 
329 


332 


335 
356 


Sachregister. 


* Originalartikel. 


Abbe, Nachruf 62. 

Abducens-Lähmung, recidivirende ein- 
seitige, mit doppelseitiger Iritis u. Reti- 
nitis haemorrhagica durch Autointoxi- 
cation bei Dysmenorrhoe 469. 

Ablenkung bei Augenmuskel- 
Lähmung s8. d. 

Ablösung derChorioides, des Ciliarkörpers, 
des Glaskörpers, der Retina s. d. 

Abortus wegen schwerer Augenkrankheit 
144. 

Abrasio corneae s. d. 

Abscess der Cornea, Orbita s. d. — Sphen- 
oidal- — s. Sinus. 

Accommodation(s)-Anomalien, Literatur 
496. — Gesetze 107. — Mechanismus 
der — 85. 90. 372. — Kurzsichtigkeit 
bei — -Krampf, traumatische Neurose 
191.—-Krampf u. abnorme — -Spannung 
Myopen 114. — Erhaltenbleiben der — 
nach Star-Operation 138. — Unter- 
suchungen über — 208. — Pupillen bei 
der — 247. — u. Pupillarreflex 380. — 


-Erscheinung mit Hilfe des stenopäischen | 


Loches 307. — u. intraocularer Druck, 
Versuch am überlebenden Kinderauge 
$47. — -Parese, latente 420. — bei 
Ectopia lentis 429. 

Acetylenlampe für Augenärzte 145. 

Adaption(s)-Störung bei Heineralopie 297. 
345. 

Adeno-Carcinom a d. 

Adenoide Vegetationen, Heilung von 
Exopbthalmusu. Chorea durch Entfernung 
von — 151. — Einfluss von — u. anderen 
Nasen-Rachenraum-Anomalien auf einige 
Augen-Affectionen 341. 

Adenom der Meibom’schen Driisen 115. 
— Lymph- — s.d. — der Moll’schen 
Drüsen 454. 

Aderhaut s. Chorividea. 

Adrenalin s. Nebcnniere. 

Adriakiiste in der Augentherapie 126. 





Aegypten, acute eitrige Bindehautent- 
zündungen in — 807. — Geschichte der 
80g. Sept. Ophthalmie 68. 

Aethylohlorid 81. — bei Augen-Upe- 
rationen 218. 396. 

Aetzkalk s. Kalk. 

Aetzungen, chemische, des Auges, Ver- 
suche 451. 

Affe(n), experimentell erzeugtes Trachom 
beim — 308. — papillo-maculares Bündel 
beim — 419. 

Aggravation bei Unfall s. d. 

Aggressine s. Bacillen. 

Akromegalie, Fall von — 349. — bi- 
temporale Hemianopie bei 378. 

Albinismus, Erblichkeit des — $77. 

Albuminurie s. Nieren. — Retinitis 
albuminurica s. d. 

Alkaloid(e)-Tabletten, Glasrohr für steri- 
lisirbare — 117. — zwei den Augenarzt 
interessirende — 199. 

Alkohol-Amblyopie, geheilt 462. — Wir- 
kung auf die Pupillenreaction 223. — 
Gesichtsfeld nach — -Rausch s. G. — 
Methyl- — s. d. 

Allgemeinerkrankungen u. Auge ». 
Augen-Erkrankungen. — Prognose ge- 
wisser — nach ihren Augensymptomen 
84. — Einfluss von — auf Staroperirte 
814. — Opticusu. Netzhaut-Erkrankungen 
bei — 474, 

Alter(s)-Star s. Cataracta senilis und C.- 
Operation. — Hornhaut-Astirınatismus- 
Veränderungen mit dem — 286. — Ver- 
änderung der Macula bei Arteriosklerose 
400; des Zonularepithels 449. — Invo- 
lution des Glaskörpers 455. 

Alveolär-Sarcom s. Melanusarcom. 

Alypin 820. 306. 416. 426. 460 (Sammel- 
referat). 473. 

Amaurose in Folge Blutung nach Zahn- 
extraktion 139. — nach Atoxyl-Injection 
bei Lichen ruber planus 319. — einseitig 


vi 


Amaurotische Idiotie s d. 
Amblyopie, aus Nichtgebrauch, durch 


Ammoniak-Verbrennung des Auges 214. 
Amniotisches Band s. Angeboren. 
Amyloid(e)-Concremente in der Hornhaut 


Anämie, Nevro- Retinitis bei — 200. — 


Anästhesie, Local- — bei Enucleation 117; 


Sachregister. 


simulirt 28. — Chinin- — 452. — Hyste- | logisch — Differentialdiagnose zwischen 
rische — s. d. — bei Tabes s. d. — s.a., Frübjahrscatarrh und ähnlichen Affec- 
Blindbeit. Erblindung. tionen 112. — pathologisch — Unter- 
suchungen über sympathische Ophthal- 
mie 348. — Präparate diabetischer Augen 
393. — 8. a. Mikroskopische. 
Anel’sche Spritze, vereinfacht 288. 
nencephalen, Auge 378. 


Aneurysma der Carotis interna 49. — 
artige Erkrankungen der Retinalgefässe 
8. Retina. 


Angeborene Veränderungen und Miss- 
bildungen der Augen, Literatur 477. — 
allgemeine Aetiologie der — 28. — des 
Auges u. Gesichtes 64. — der Iris, Lider, 
Linse, Papille s. d. — Amblyopie s. d. 
— Blinde s. d. — bei Geisteskranken 
247. — Cataract s. C. congenita. — 
Farbenblindheit s. d. — Exophthalmus 
s.d. — Syphilis s. d. — Wortblindheit 
210. — Retinitis punctata albescens 219. 
— Bindegewebsstränge hinter der Netz- 
haut 105. — einseitiger Bewegungsdefect 
200. — Augenmuskellähmung s. d. — 
Bewegungsdefecte beider Augen 107. — 
Ophthalmoplegia externa 145. — Tele- 
angiectasien Go Auges s. d. — bedingt 
durch amniotisches Band 280. — Mangel 
des M. dilatator pupillae 341. — Dacryo- 
cystitis s. Thränensack. — epitheliale 
Bıindehautxerose 409. — Hornhauttrübung 
417. — Jeucom der Cornea 429. — drittes 





Massage gebessert 25. — Wiederkehr der 
Sebkraft bei —, durch Ucbung 207. 428 
(nach Verletzung des besseren Auges). 
— einseitige, simulirt 28. — Hysterische 
— s.d. — nach Blutverlust s.d. — 
Sympathische — s.d. — durch Opticus- 
Erkrankung s. Neuritis optica retro- 
bulbaris. — Contusion mit — 428. — 
centrales Skotom bei angeborener — 113. 
— starke Vergrösserungsgläser bei — 
188. — anscheinend toxische — nach 
Influenza 841. — durch Methylalkohol, 
Kaffee, Tabak a. d. 


| 


118. — Beteiligung des Auge bei all- 

gemeiner — -Degeneration 182. — De- 
eneration: der Augengefässe 298; der 
ider u. Conjunctiva 894. 405. 


Augenhintergrund bei — schen Zuständen 
412. 


in der Augenheilkunde 296. 320. 296; 
wissenschaftliche Grundlagen und prak- 
tische Anwendung 800. — neue Methode 


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413. — der Retina s. d. Augenlid 433. — Spasmus des Levator 
Anästheticum s. Acthylchlorid. BE ee 453. — 8. &. Aniridie, Ankylo- 
Anatomie des Auges, Literatur 477. — des | lepharon, Anophthalmus, Aphakie, Bu- 


Cephalopodenanges 314. — des Dilator | phthalmus,Colobom,Corectopie, Cyclopen- 
pupillae 52. 279. — markhaltiger Fasern auge, Cyste, Foe cates Hydr- 
55. 281. — der optischen.Bahnen und oplithalınus, Markhaltige Fasern, Mikro- 
Centren 296. 344. — der Lepra des Auges cornea, Mikrophthalmus, Orbitalcysten, 


s. d. — des M. levator palpebrae 237. — Pupillenmembran. — s. a. Heredität. 
des Thränensackes 116. — des myopi- : Angiom der Conjunctiva, Chorioidea, 
schen Auges 401. — der Retinitis pro- | Retina s. d. — Lymph- — s8. d. 
liferans 450. — der Chinin-Amaurose ' Angioneurosen der Retina 222. $20. 
452. — Histologie: des Friihjabrscatarrhs Anilin-'l'intes. a. Blaufarbung. — -Farben, 
123; der Thränendrüse 156; der Carun- | Wirkung aufs Auge 280. 


cula lacrymalis 245; des Auges bei Ke- ; Aniridie, congenitale 84; bilaterale, 
ratitis disciformis 870; der Cornea 475. familiäre 156. 160; partielle einseitige 
— pathologische: des Auges, Fort-. 280. — Familie mit — 425. 

schritte 482; des angeborenen Hydroph- , Anisocorie s, Pupillen-Differenz. 
thalmus 178; der Zonula Zinnii 245;  Ankyloblepharon, angeborenes — und 
der Parinaud’schen Conjunctivitis s. C.; | Mikrophthalmus 204. 

eines verkalkten Cysticercus orbitae 373; Anophthalmus bilateralis 452. 

der chronischen eitrigen Chorioiditis 438. | Antipyrin bei Opticus-Atrophie 812. 


— vergleichende, des Auges 428. ' Antiseptik bei Augen-Operationen 212, 

Anatomische(r), Untersuchung über an- ` Antistaphylococcen-Serum 8. d. 
geborene Cataract 346. — Befund bei | Anthropologisches aus Süd-Tunesien 
warkhaltigen Netzhautnervenfasern 55. | 808. 


281.— mikrophotographische Aufnahmen | Aphakie, congenitale 88; mit Corec- 
8. Pistazraphie, — Mitteilung der Spon- topie 429. 

tanresorption scniler Cataract 116. — | Apoplexia retinae s. d. 

makroskopische Glycerin-Gelatine-Pra- . Apparate s. Instrumente. 

parate von Augen 189.— Untersuchungen Araber(n), Geschichte der Augenheil- 
über Gefässerkrankungen s. d. — patho- kunde bei den — 229. 


Sachregister. 


Arabische(n) Lehrbücher der Augenheil- 
kunde 187. — die — Augenärzte 231. — 
Ophthalmologie 837. 

Arbeitsfähigkeit s. Unfall. 

Arecolin-Indicationen 283. 

Argentum citricum s. ltrol. — colloidale 
s. Kollargol. — nitricam-Flecke, Ent- 
fernungsmittel 283. — nitricum 452. 

Argyrol, Hautfärbung durch — 213. — 
Wirkung 809. 

Argyrosis der Cornea 92. — der Con- 
junctiva 200. 

Aristol-Oel 396. 


Arterieller-Druck bei Glaucom s. Gl. 

Arteria centralis retinae s. Centralarterie. 

Arterien u. Arteriosklerose s. Gefässe 
und -Erkrankungen. 

Arthritis s. Gelenkrheumatismas. 

Arzneimittel s. Medicamente. 

Arst(es), die Augenheilkunde des prak- 
tischen — 183. 851. 434. 

Aseptik bei Augenoperationen 212. 

Associirte Bewegung s. Augenbewegung. 
— Blicklähmung s. d. 

Asthenopie, Hysterische — s8. d. — und 
neurasthenische — 414. 


Astigmatismus, Axe des — 463. — der 
Cornea 23. 140 (Neuritis vortäuschend). 
140. 286 (Veränderungen mit dem Alter). 
— Correction des — mit Besonderheit 
84. — der Linse, unregelmässiger 424. 
— Correction durch Drehen der Gläser 
425. — Messung s. a. Astigmoskop. — 
pathologischer 152. — eigenartige Selbst- 
correction 319. — Sehfähigkeit beim un- 
regelmässigen — s.d. — Veränderung 
durch Chalazion 427. 

Astigmoskop 13.* 297. 

Ataxie der Augenmuskeln s. d. 

Atheromatose s. Gefässerkrankungen. 

Atmotherapie s. Luft, heisse. 

Atoxyl, Erblindung durch — 319. 

Atrophie des Opticus s. d. 

Atropin bei Glaucom 140. — Filtration 
bei — 8.d. — methylobromatum 397. 


Aufrechtsehen, Theorie des — 410. 
Aufwärtsbewegung s. Augenbewegung. 
Augapfel s. Pulbus. 


Auge(n), abnorme Erscheinungen im — 
a. Vagus-Symptome 182. — -Binden 8. d. 
— Binnen-Druck s. Druck. — das „do- 
minierende‘“ — 210. — Ernährung und 
Circulation s. d. — Fremdkörper des — 
s. d. — Gefässe s. d. — Glas- 8.d. — 
latente Gleichgewichtsströmungen der — 
386. — Hygiene s. d. — eitrige Infection 
s. d. — Leichen- —, Veränderungen am 
menschlichen u. thierischen 245. — Lepra 
s. d. — -Lider s. d. — Missbildungen 


des — s. Angeboren. — Neurologie des 
— s. d. — in Schulen, bei Studenten | 
s. d. — Schussverletzungen s. d. — | 


-Bchutz gegen Röntgenstrahlen s. d. — 


vu 


-Tuberculose, Verletzungen s.d. — -Unter- 
suchungen in Schulen s. Sch. 

Augen-Anomalien, die Folgen von — 
209 


Augenarst, der Charlatan- — John Taylor 
206. — die Arabischen — s. d. — Kriegs- 
Oculisten 287. — Standesinteressen des 
— 423. — signacula medicorum oculari- 
orum 278. — über Augenheilanstalts- 
berichte u. Diagnusenregister für — 308. 


Augenärztliche Operationen s. Augen- 
operat. — Schuluntersuchungen s. d. — 
— Winke für den praktischen Arzt 17. 
— Therapie s. Augentherapie. 

Augenbäder mit künstlichem Emser Salz 
471. 

Augenbewegung(en), Physiologie der 
— 107. — Drehbewegungen 84. — Re- 
tractions- — 192. — associirte — s. Mit- 
bewegung. — u. Gesichtswahrnehmung 
75. — Glaskörper bei — 77. — ange 
borene Defecte der — 107. 200. — Läh- 
mung der — nach oben 204. — Genese 
einseitiger Vertical-— 121. — s.a. Augen- 
ımuskeln u. -lähmung, Gleichgewicht. 


Augencomplicationen s. a. Augen- 
erkrankungen. 

Augeneiterung der Neugeborenen s. 
Blenn. neonat. 


Augenerkrankung(en) u. Allgemein- 
leiden, Encyclopädie 104. 107. Handbuch 
136. Zusammenhang 380. Literatur 499. 
— Prognose gewisser Allgemeinkrank- 
beiten nach ihren — 84. — Wert der 
Diagnose von — 84. 250. — einheitliche 
Pathogenese verschiedener (functioneller) 
— 448. — durch Röntgen-, Becquerel-, 
Radiumstrahlen, elektrisches u. Finsen- 
licht s. d. — Lehrstuhl für — s. Mont- 
pellier. — Behandlung der — 8. Augen- 
therapie, Medicamente. — u. Klima s. d. 
— Vererbung u. Disposition bei — 181. 
— u. Ehe 128. — Abortus wegeu schwerer 
— 144. — auf constitutioneller Basis, 
durch Trauma 150. 243. — combinirte 
Behandlung bei — 214. — Allgemein- 
behandlung bei — 817. — für den prak- 
tischen Arzt wichtigste — 434. — bei 
Adenoiden - Vegetationen, allgemeiner 
Amyloid-Degeneration , Akromegalie, 
Anämie, Arteriosclerose, Autointoxication, 
Basedow’scher Krankheit, Blennorrhoe, 
Dementia, Diabetes mellitus u. insipidus, 
Diarrhoe, Eczem, Epilepsie, Erysipel, 
Erythem, Gastro-Enteritis, Gefässerkran- 
kungen, Gelenkrbeumatismus, Gicht, 
Gonorrhoe, Herpes, Herzfehler, Hodgkin’> 
scher Krankheit, Hysterie, Influenza, 
Keuchhusten, Lactation, Lepra, Leukämie, 
Malaria, Masern, Meningitis, Myxödem, 
Nasen- u. Nebenhöhlen-Erkrankungen, 
Nervenerkrankungen . Neurasthenie, 
Nierenleiden, Ohrenleiden, Paralyse, Para- 


hus, Polioëncephalitis, Poliomyelitis 

eumatismus, Ruhr, Scharlach, 
Sinus-Erkrankungen, Sclerose, Struma, 
Sumpffieber, Syphilis, Tabes dorsalis, 
Tetanie, Tuberoulose, Urethritis, Vaccine, 
Varicellen, Variola, Wurstvergiftung, 
Zahnleiden s. d. — in Zusammenhan 
hang mit den Geschlechtsorganen s. d. 
— durch Fliegenlarven s. d. 

Augengefiisse s. Gefässerkrankungen. 

Augenheilanstalt(en), Wirksamkeit der 
Universitäts- — in Jena 470; in Tü- 
bingen 255. — Adolf von Rothschild’s — 
874. 454. 466. — Mittheilungen aus der 
— in Jurjew (Dorpat) 15; Stockholm 
16. 175; ın Reichenberg 126; in Lai- 
bach 127; Rom 454; Torlonia 454. — 
europäische — 213. — über — -Be- 
richte 808. 

Augenheilkunde, Lehrbücher 15. 136. 
— Handbuch 17. — arabische Lehrbücher 
der — 137. 231. 337. — Beiträge zur 
— 16. 65. — Encyclopädie der — 15. 
104. 107. 280. — Geschichte der — 17. 
229. — Jahrbuch u. Jahresbericht s. d. 
— im Mittelalter u. 19. Jahrhundert 320. 
— die — des praktischen Arztes 189, 
$51. 484. — Beziehungen der — zu 
andren Zweigen der Wissenschaft 207. 
— Heilmittel in der — s. Medicamente, 
Augentherapie. — praktische Ergebnisse 
aus dem Gebiete der — 223. — trockne, 
überhitzte Luft in der — 312. — s8. a. 


Ophthalmologie. 
Augenhintergrund bei Erkrankungen 
des Nervensystems 18. — bei Lepra 156. 


189. — bei multipler Selerose u. Arterio- 
sclerose 191. — Photographie des — 217. 
— benignes, stativnäres, tumorartiges 
Gebilde im — 244. — bei inneren Krank- 
heiten, speciell bei anämischen Zuständen 
412. — einige ungewöhnliche Verände- 
rungen 427. — des Säugethierauges 432. 
Augenhohle s. Orbita. 
Augenhygiene s. Hygiene u. Schule. 
Augenkammer, vordere s. Vorder- 
' kammer. 
Augenklinik s. Augenheilanstalt. 
Augenkrankheiten s. Augenerkran- 
kungen. 
Augenlider s. Lider. 
Augenmembranen, die structurlosen — 
im Ultramikroskop 849. 
Augenmuskel(n), corticales Sebfeld n. 
— 184. — Rheumatismus 287. — Horn- 
bautkrüämmung, Veränderung durch die 
— 438. 446. — Anomalien, Migräne durch 
s. M. — angeborener Defect 200. — der 
— -Apparat 422. — sensorische Ataxie 
der — 224. — die chirurgischen Eingriffe 
bei Störungen des motorischen Apparates 
des Auges 81. — die geraden — 8. Rectus. 
— Insufficienz, Maassstab 204. — In- 


Sachregister. 


stramente zur Untersuchung der — 217. 
— Gleichgewichts-Prüfung bei Refrac- 
tionsbestimmung 427. — Trainiren der 
— s. Schielen. — neue Operation an den 
— 8. Schieloperation. — Verkürzung u. 
Vorlagerung s. Schieloperation. — directe 
Medicamenten-Wirkung auf die äusseren 
— 206. — isolirte Verletzungen der — 
406. — 8. a. Augenbewegungen. 


Augenmuskellähmung bei Morbus 
Basedowii 288. — postoperative, nach 
Nebenhöhlen-Operationen 248. — tran- 
matische 283. 426 (Keilbeinfractar). — 
— Diagnose der — 475. — zur Diagnostik 
der — mittels Doppelbilder152.— Messung 
der primären u. secundären Ablenkung 
bei — u. Vorkommen der Secundär-Ab- 
lenkung bei angeborenen — 205. — Vor- 
lagerung bei — 244. — s. à. die einzelnen 
Muskeln und Nerven, Gleichgewicht, 
Ophthalmoplegie. 

Augenoperation(en), Fortschritte 489. 
Aseptik u. Antiseptik bei — 212. — Hand- 
buch 15. — Anaesthesie u. Anaesthetica 
bei — s. d. — die kosmetischen — 149. 
Modificationen einiger — 216. — intra- 
oculare Blutungen nach — s. d. — De- 
lirram nach — s. Geistesstörungen. — 
seltener Fall 54. — in der Augenklinik 
in Jena 470. — Aethylchlorid bei — s. d. 
— Mund-Maske bei — 284. 

Augenprothese s. Glasauge. 


Augenspiegel, Untersuchungen an 
Geisteskranken 247. — Kurs s. Ophthal- 
moscopie. 


Augenstörungen bei Studenten 28. — 
bei Hysterie u. Neurasthenie s. d. 

Augensymptome s. a. Augenerkran- 
kungen. — bei progressiver Paralyse 151. 
— bei Myasthenie s.d. — bei Pons-Ge- 
schwulst 214. — bei Meningitis s.d. — 
bei Leukämie s, d 

Augentherapie, neueste Fortschritte 122. 
216. 217. 218. 425. — combinirte — 214. 
— Abriss der — 228. — Fortschritte in 
der — 896. 487. — über — 470. — 8. A. 
Medicamente. 

Augen-Tuberculose s. d. 


Augenuntersuchungen in Schulen, bei 
Studenten, bei Schwangeren u. Wöchne- 
rinnen 8. d. — zur Ditlerential-Diagnose 
von Typhus u. Miliartuberculose 414. 

Augen-Verletzungen s. d. 

Auto-Intoxication, Augen-Erkrankun- 
gen durch — 405. 471. — 8. Abducens- 
lähmung. 

Autosuggestion,Sehstörung durch —118. 

Axencylinder des Opticus s. d. 


Bacillen, Ulcus cornese mit Hypopyon 
durech Coli- — 144. — Bacterium coli 
Trachom-ähnlicher Erkrankung 232. — 





Sachregister. Ix 


Müllers — bei Trachom 404. — Diplo-, | Bell’sches Phinomen 415. 
Hornhautulceration durch — 116. — | Berichte s. Augenheilanstalten. 
Morax-Axenfeld’sche Diplo- — 428. — | Beruf(e) s. Baugewerbe. — Verletzungen 
Diplo- — Geschwüre der Cornea 242. 806. einzelner — 255. — s. a. Unfall. 

— un mit u btherie- | Bewegung s. Augenbewegung. 

u. reulose- — 409. — Diphtherie- — i 

ähnliche Stäbchen im Conjunctivalsack nn EE 
246. — Differenzirung der Diphtherie-, | Bifocal-Gläser s. Brillen. 

Xerose- u. Pseudodiphtherie- — 288. — | Bild(er), Stereoskopische — s.d. — Um- 





Gonococcus s. Blenn. neonat. — Heu- — gekehrtes s. Refraction. 

bei Ulcas serpens 411. — traumatische ' Bindegewebs-Stränge s. Angeboren. — 
Infection des Auges durch anaërobe — Neubildung an der Cornea s. d. 

875. — intraepitheliale — bei Keratitis | Bindehaut s.Conjunctiva. — Entzündung 
898. — Serum-Therapie beiPneumokokken s. Conjunctivitis. 


s. Ulcus cornege. — Pneumokokken-In- 
fection 29. — pneumoniae bei Conjuncti- 
vitis 211. — Aggressine der Pneumo- 
kokken 391. — Werthbestimmung des 
Pneumokokkenserams 898. — B. pyo- 
cyaneus: als Ursache von Hornhaut In. 
fection 90. 245. 407; bei Conjunctivitis 
211. — subtilis (?) bei Panophthalmie 
211. — Conjunctivitis durch — Week 
466. — Chalazion-— (Deyl) 448. — 
Strepto- u. Staphylokokken bei septischer ; 
Ophthalmie 283. — Antistaphylokokken- | Blattern s. Variola. ` 

Serum s. d. — relative Virulenz ver- | Blauéugigkeit bei Thieren s. d. 


Binden, Augenschutz- — 308. — Schwarze 
schieden gefärbter Colonien chromogener Blaue Glaser s. d. 


Augen- — 309. 

Binnen-Druck s. d. 

Binoculare Verschmelzung von Halb- 
bildern s. Entfernung. — Lupe 422. 424. 

Binoculares Sehen u. Römy’sches Di- 
ploskop 85. — Physiologie des — 107. 
— historische Notiz 204. — Einfachsehen 
beim — 210. 

Blastomycosis des Auges 91. 


— 215. — im Conjunctivalsaok bei offener | Blaufärbung der Bindehaut u. Hornhaut 
Wundbebandlung 447. — Serum s. d. 78. — durch Copierstift 215. — 8. a. 

Bacteriologie der Conjunctivitis 30, 81. | Tinte. 

— Conjunctival- —, praktische Gesichts- | Blei s. a. Cataracta saturnina. — Trü- 
punkte 207. — des Trachoms 282. — der bungen der Cornea, Aufhellung 390. 
acuten gangränösen Lidphlegmone 120. | Blendung, Nervenzellen der Netzhaut u. 
— des Auges, Fortschritte 482. — 94. 

Bacteriologische(r) Untersuchungen: | Blennorrhoe, Behandlung 224. 462. — 
der Conjunctiva bei Star-Operationen 145; Protargol 468. — adultorum, in 4 Tagen 
von Parinaud’s Conjunctivitis 209; bei cupirt 422, 

Kerato-Hypopyon 444; bei Keratitis | Blennorrhoea neonatorum 462. — 
fascicularis 455. — seltene — Befunde historische Untersuchung 404. — statis- 
beim Ulcus serpens 411. — Befund, po- | tische Bemerkung 127. — Creile’sche 
sitiver, bei Parinaud’s Conjunctivitis Tropfen bei — 281. — die — u. der 
411. Gonococcus 154. — Protargolbehandlung 

Bacterium coli 8. Bacillen. 280. — Behandlung 456. — Prophylaxe 

Bahnen der ns des Pupillarreflexes, u. Bekämpfung 818. 456. — tödtliche 
optische — s. d. e Septikamie nach — 428. 

Bandwurm, Anämie mit Netzhaut- ' Blennorrhoische Iritis s. d. — s.a. Go- 

Basoda son Kranke Arie a 

, Myasthenie s+; . at 
u. — combinirt 110. — Pseudusymptome ra e en 2 
| 


78. — neues Symptom 128. — einseitiger . , 
Exuphthalmus bei — 142. 396. — äussere eo pal a 149. 


Augenmuskellahmung bei — 288. — Blepharophimosis, Operation 149. 


e A tom der — 372. — 
neues Augensymptom der ZU | Blepharoplastik 31. 65 (modificirte. 


Kenntniss der — 378. opn8: C l 
Baugewerbe, Augenverletzungen im — italienische). 149. 314. 391. 451. — Tar- 
somarginoplastik bei Trichiasis 85. 87. 


253. . as . 
Bayrische Blindenstatistik, Lehren der - 'Tarsoplastik nach Biidinger 203. — 
— 318. i | | Entwicklung der — 341. — wit Ohr- 


Becquerel-Strahlen, Wirkung auf’s Au muschelstücken 471. ` 
SE Ne = | Blepharoptosis s. Ptosis. 
Beleuchtung(s), Farbensinn bei künst- | Blepharospasmus, Operation des 
licher — 108. — in Schulzimmern s. d.; | schweren — 286. —? durch Zahnen 421. 
s. a. Licht. — Linse s. d. | Blepharostat 215. 


x Sachregister. 


Blickbewegung(s)-Defect, angeborener 
s. Augenbewegung. 

Blicklähmung nach oben 204. — asso- 
ciirte u. topische Diagnostik 153. 

Blinde(n)-Physiologie 18. — Erziehung 
u. Moon’sches Alphabet 205. — der — 
u. seine Welt 18. — von Geburt an — 
mit conjungirter Deviation s. C. — Ge- 
borene, Sehenlernen der 248. — Statistik 
s. Blindheit. 


Blindheit mit Ophthalmoplegie bei einem 
Kind 31. — Mittbeilung bevorstehender 
—, Geschichte 68. — Violett- — 8.d. — 
Wort- — s. d. — in Finnland 120; Por- 
tugal 314; Bayern 818 (statistische 
Lebren); Italien 314. — vorübergehende, 
monoculäre, durch Netzhautgefäss-Con- 
tractur 142. — Rivista di Tiflologia 314. 


Blinzel-Krampf bei Migräne s. d. 

Blitz, Augenverletzung durch — 26. 

Blut-Concentration u. Augen-Volumen 80. 
— Stillung bei Hämophilen s. H. — ent- 
optische Wahrnehmung des eigenen — 
Kreislaufes 150. — Gefässe s.d. — Pig- 
ment unter der Linsenkapsel 412. — 
Cyste im Sinus frontalis 440. 

Blutung nach Cataract-Operation s. d. 
— Fall von intraocularer — 465. — sub- 
conjunctivale, Prognosed59. — nach'Augen- 
operationen 79. — des Glaskörpers, der 
Orbita, Retina s. d. 

Blutverlust, Schstérung nach — 154. — 
subcutane Kochsalzinjectionen bei Am- 
blyopie nach 61. — Amaurose nach — s. d. 

Botulismus s. Warstvergiftung. 

Bowman’sche Membran im Ultramikro- 
skop 349. — Hornhauttrübungen durch 
Faltung der — 466. 

Braunfärbung der durch 
Chrom 281. 

Brettauer, Nachruf 263.* 

Bright’sche Krankheit s. Nieren. 


Brille(n), Geschichte der — 17. 136. — 
neue — Gläserart 73. — Correction u. 
-bassung 319. — amber-gelbe Glaser 92. 
423. — „Magazin“ — als Schutz- — 436. 
— Vergrösserungsgläser bei Ambiyopie 
138. — das Schen mit Cylindergläsern 
299. — neuere Bifucalgläser 304. — Pro- 
bir- — 304, — Schicess- — s. d. — Schutz- 
— 320. — die — als Infectionstrager u. 
Infectionsschutz 361. — Ursprung des 
Vorurteils gegen — 375. 

ren dcr Iris s. I., Chorioidea 
s. Ch. 

Buchertisch 15. 74. 104. 186. 229. 278. 
296. 336. 

Bulbus, doppelte Perforation 190. 894. 
411. — Enucleation, Evisceration s. d. 
— Fixation des — bei Nystagmus s. N. 
— eltrige Infection des — s. d. — 
Pbthisis s. d. — Luxation beim Hund 
217. — Wunden u. Verletzung s. V. 


Hornhaut 


Buphthalmus, die hereditären Verhält- 
nisse bei — 352. 459. — angebvrener, 
mit Linsendislocation 414. 


Camera anterior s. Vordcrkammer. 

Cancroid s. Carcinom. 

Carbolsäure-Verbrennung des Auges 214. 

Carcinom, metastatisches, der Chorioidea, 
des Ciliarkörpers s. d. — epibulbäres 
397. — der Cornea, des Lides, Limbus 
corneae, Oesophagus, Thränensackes s. d. 

— Kankroid der Augenhöhlengegend 

360. — Radiotherapie s. d. — Röntgen- 
strahlen gegen — s. d. — Adeno- — des 
Ciliarkörpers s8. d. 

Carotis, Aneurysma s. d. — Unterbindung 
s. Exophthalmas. 

Caruncula lacrimalis-Papillom 215. — 
Histologie der — des Menschen 245. — 
Erkrankungen der —, Melanosarcom 821.* 
— Granulom, durch Fremdkörrper 322.* 


Cataract(a), Sammelreferat 308. — Be- 
handlung mit subcenjunctivalen Jod- 
kalium-Injectionen 123. — Erblichkeit 
der — 30. — compliciert mit inneren 
Augenkrankheiten, Operationsresultate 
192. — u. Glaucom 81. 124 (Lifferential- 
diagnose). — Versuche, die — ohne 
Operation zu heilen 311. 375. 431. — 
experimentelle — u. Wiederaufhellung 
421. — durch elektrische Entladung 311. 
— saturnina 218. — Naphtbalin- — 111. 
— Pathogenese 202. 243. — Pathologie 
u. Therapie 229. — Ursachen der — 150. 
— Struma u. — 151. — bei Tetanie 411. 
— Uneinariasis 29. — künstliche Reifung 
453. 


Cataracta congenita hereditaria 181. — 
bei Mikrophthalmus 395. — anatomische 
Untersuchungen 346. — centralis et zonu- 
laris 384. 

Cataracta corticalis anterior durch Con- 
tusio bulbimit Fechtsäbel 149. — posterior, 
traumatica 206. 

Cataracta secundaria, Operation s8. 
Cataract-Operation. — uber die —, Ur- 
sachen u. Behandlung 314. 

Cataracta senilis, Pathogenese der — 
vom Standpunkt der Serumforschung 240. 
— Spontanresorption der — in ge- 
schlossener Kapsel (Anatomic) 116. 

Cataracta traumatica, durch Verletzung 
der hinteren Kapsel 146. — corticalis 
posterior 206. — Präparat 393. — Ver- 
suche 449. 

Cataracta zonularis, Operation 199.203. 
— Aetiologie 381. — corgenita et cen- 
tralis 389. 

Cataract - Operation, bacteriologische 
Untersuchung der Conjunctiva ber — 
145. — Einfluss von Allgemeinerkran- 
kungen auf — 314. — bei Corectopie u. 


Sachregister. xI 


Ectopia lentis 29, — ungewöhnliches Er- 


eigniss bei Discision eines Kernstares 299. | 


— bei wesentlich eingeengtem Bindehaut- 
sack 280. — mit Iridectomie 82. — Iri- 


dotomie bei — 286. — präparatorische 
Iridectomie 423. — Ablösung der Ader- 
haut nach — 472. — miliare Abscesse 


in der Hornhautnarbe nach — 372. — 
lineares Offenbleiben der Wunde nach — 
417. — Contact-Keratitis nach — 427. 


— Iridocyclitis mit schwammigem Exsu- | 


dat in die Vorderkammer, nach — 481. — 
des sympath. Weichstar s. Sympath. 
DEE — intraoculare Ausspülung 
(Vorderkammer) bei — 139. 285. — mit 
Heftpflasterverband 447. — Panophthal- 
mie nach —, Pneumokokken-Infection 29. 
— Complication nach — bei Glaucom 211. 
— Glaucom u. Secundärglauc. nach — 
87. — Technik 120. 400. 420. 424. 462. 
— einige Hilfsmittel der — 216. — 
Statistik 126. 127. 400. 420. 424. 469 
(Giessen). — Resultate bei Complication 


mit inneren Augenkrankheiten 192. — | 


Behandlung der Infection nach — 125. 
207. 218. — Hemmung der von Narben 
ausgehenden Vereiterung 193.* — Kapsel- 
complicationen bei — 341. — lange, 
lebensgefährliche Blutung nach — 889. 
— bei traumatischer Subluxation 29. — 
zweizeitiger Kreuzschnitt zur Iris und 
Kapsel-Durchscheidung 332.*— Nachstar- 
Operation 86. — Erhaltenbleiben der 
Accommodation nach — 138. — Delirium 
nach — s. Geistesstörung. — Geschichte 
63 (Star-Stich). 67. 91. 256 (mit einem 
einzigen Messer). — Reclination, Be- 
rechtigung? 463. 

Cauterisation s. Glihbitze. 

Centralarterie, Verlegung der —, Cir- 
culations-Wiederberstellung durch Ana- 
stomosen 312. — Gefässerkrankungen inı 
Gebiete der — 366. — Embolie s. d. 

Centraler Sch-Act a d. 


Centralvene, Thrombose 67. 92. — Ver- 
schluss des Stammes der — 115 (Ana 
tomie). — Gefässerkrankungen im Gebiete 
der — 366. 


Centrum des Pupillarreflexes, der Pupille, 
Optisches, Seh- — s. d. 

Cephalopoden-Auge, Anatomieu. Physio- 
logie 314. 

Cerebellum sg. Kleinhirn. 

Cerebraler Seh-Apparat s. d. 

Cerebrospinal-Meningitis s. d. 

Cerebrum s. Gehirn. 

Cervicalganglion s. Sympathicus. 

Chalazion, Operation 421. — Astigmatis- 
mus, verändert durch — 427. — Bacillus 
(Deyl) 4483. 

Charlatan-Augenarzt s. d. 

Charpentier’s N-Strahlung s. d. 

Chemische Aetzungen s. d. 


' Chiasma, des nerv. optic. — Erkrankungen 
93. — historische Notiz 204. 

Chinin bei Ulcus corneae 199. — Amau- 
ruse, Anatomie 452. 

Chodin, Nachruf 148. 152. 

Cholestearin-Krystalle in Chorioidcal- 

| 

| 

| 

| 

| 


sarconı 420. 

Cholesteatom der Schädelbasis, einseitige 
Stauungspapille 297. 306. 

Chorea s. Adenoide Vegetationen. 


Chorioidea, traumatische Abhebung 412. 
— Ablösung der — bi cyelischer 
Albuminurie 117; nach Star-Operation 
472. — Angiom 161.* 299. — metasta- 
tisches Carcinom 28 (beiders.) 52. 203. 
403. 411 (beiders.) 473. — Leucosarcom 
215. 462. — Melanosarcom 152.— Sarcom 
188. 200 (mit drohendem Durchbruch) 
297 u. 306 (allerkleinstes); mit Früh- 
ablösung der Netzhaut 305 u. 349; 329.* 
(Diaguuse). 393 (mit Blutungen u. bäma- 
togenerÜpticuspigmentierung). 404 (peri- 
ppan u. diffuses). 420 (Cholestearin- 

rystalle). 435 (Actiologie). — Colobom 


12. 205. 348. 427. — Brückenculobom 
122. — glasige Körper und Papillar- 
bildungen (Drusen) der — 110. — bei 
ı Myopie s.d. — über Rupturen der — 
319. 452. — dreifache Ruptur der — 142. 
| — Ruptur der — in der Maculargegend 
414. — Tuberculose 81 (glaucomatöse 
| Form).211.214 (Durchbruch nach hinten). 
316 (sulitäre). 340 (chronische, ophthal- 
moskop. Bild). — Tuberkel der — bei 
| Miliartuberculuse 414. 
| Chorioiditis, chronische, eitrige, patho- 
' logische Anatomie 439. — centrale, der 
~.  Myopen 23. — gummosa 244. — nach 
Masern 434. — nach Meningitis cerebro- 
spinalis 434. — eitrige nach Meningitis 
442. — metastatica, bei angeborenem 
Exophthalmus 142. — Irido-, gonorrhoica 
8. d. — s. a. Chorio-Retinitis. 
Chorio-Retinitis-I'herapie 128. — chro- 
| nische, berdférmige, tuberculése — 298. 
402. 
Chrom. Braunfarbung der Hornhaut darch 
— 281. 
| Cicero, war — trachomkrank? 462, 
| Ciliarfortsätze, sichtbare, ausgezogene, 
bei Linsenschrumpfung 337. 
ı Ciliarganglion, 'Irigeminus-Beziehunsen 
zum — 2-0. — entzündliche Atteetion 
| des — mit retrobulbärer Neuritis 426. 
Ciliarkörper, metastatisches Careinom 
| im — 63. — metastatisches Adeno-Car- 
cinom bei Magenkrebs 416. — malignes 
| Epitheliom 69. — sogen. Guminata des 
| — 206. — primäres Sarcom 421. — 
sceundäres Teucosarcom 215. — Leucos 
| sarcom 286. — traumatische Abhebung 
| 412. — Sarcom? 435. 
| Ciliarnerven nach Neurectomie s. d. 


XII 


Cilien, Pathologie der — 248. — in der 
Vorderkammer 207. — Entfernung feiner, 
nach innen wachsender — 216. 

Cilio-retinales, Gefäss s. d. 


Circulation und Sehsebärfe 82. — das 
Auges 75. 107. 
Cocain und Adrenalin 95. — Selbstmord- 
versuch mit — 95. 
en von Argent. nitr. u. Zine. sulfar. 
2 


Collyrienstempel, alter 52. 


Colobom(a), Pathogenese 181. — sclero- 
chorioideae 348. — der Chorioidea, Iris, 
der Lider, Linse, Macula, des Opticus, 
Retina, Sclera s.d. — Pseudo- — der 
Iris 418. 

Congenital s. Angeboren. 

Conjugirte-Deviation des Kopfes u. der 
Augen bei Hemiplegie bei Blindgeborenen 
221; bei Hemianopie 221. 


Conjunctiva, die Krankheiten der — 17. 
— Fortschritte 492. — Bacteriologische 
Untersuchung der — s.d. — Angiom 
der — 52. 489. — Lymphangiom, ca- 
vernöses 204. — Argyrosis der — 200. 
— hyalines Lymphom 378, — zur Be- 
deckung bei Keratectomie s. K. — hya- 
line Degeneration 412. — Blaufärbung 
18. — amyloide Degeneration 394. 405. 
— Dermo-Lipom 141. — Diphtherie s. 
Conjunctivitis. — Ecchymosen, Prognose 
59. — Epidermoid der — 419. — poly- 
morphes Erythem an der — s.d. — Epi- 
thelialeysten, Dermo-Epitheliom 420. — 
Fibrome 423. — erworbene Cyste der 
—, mit zahnähnlichem Gebilde 435. — 
Frübjahrskatarrh-ähnliche A ffectionen der 
— s. Conjunctivitis. — chronische Er- 
krankungen der —, Behandlung 187. 219. 
— maligne Excrescenzen der — 199. — 
Melanotisches Alveolärsarcom 61.— Leuco- 
sarcom nach Trauma 807. — Melano- 
sarcom 140. — Sarcom 199. 204. — 
Onkologie der — 204; Geschwulstrecidive 
78. — Papillom 141. 310. — Pemphigus 
64. 188. 200. 204. 353.* — natürliche 
Pigmentflecke u. -Tumoren der — 288. 
— Primäraffeet 29. 88. 91 (u. Keratitis 
interstitialis). — Gummata 423. — Trans- 
plantation 250 — Tuberculose 151 (ge- 
heilt). 304 (Prognose u. Therapie). 8183. 
375. 459. 475. — Xanthom 66. — Xerose 
der — bei Keratomalacie u. Hemeralopie 
191. — angeborene 409. — s.a. Sub- 
conjunctival. 

Conjunctival-Sack, grosser Freındkörper 
50; 21 Jahre lang 381. — Bacillen im 
— s.d. — Sub- — s,d. — Bacterio- 
logie s. d. 

Conjunctivitis, über 17. — Bacillen bei 


— s. d. — Bacterivlogie der — 30. 31. 


— chronisc8e —, Behandlung 187. 219. 
— catarrbalische u. follieuläre — 462. 


Sachregister. 


— contagiosa, gelbe Salbe 152. — Dif- 
ferentialdiagnose 89. — diphtherica 140 
(tödtlich). — acute, eitrige — in Aegyten 
307. — secundäre — (Urethritis, Gicht, 
Eczem) 122. — vernalis bei Negern 428. 
— Frühjahrscatarrh 29. 123 (Histologie). 
125 (Aetiologie). 214; ungewöhnlich 
grosse Wucherungen am Limbas 395; 
in Konstantinopel 467. — pathologisch- 
anatomischeDifterentialdiagnosezwischen 
Frühbjahrscatarrh u. ähnlichen Affectionen 
der Conjunctiva des Tarsus u. des Limbus 
112. — Heufieber — s. d. — gonorrhoica 
8.Blennorrhoe. — Lymphom-, Parinaud’s 
— 1.* 25. 121. 208 (Bacteriologie). 215. 
801 (pathologische Histologie). 356." 416 
(Bacteriologie). — nach Ruhr s. d. 


Contusion(s), Verletzung des Sphincter 
iridis subluxatio lentis u. Cataracta cor- 
ticalis durch — mit Fechtsäbel 149. — 
schwere — Verletzung 199. — Glaucom 
nach — 77. — Kopftetanus nach — 
Wunde des äusseren Canthus 214. — 
Netzhaut nach — s8. d. — mit Amblyopie 
424, 

Conus myopicus 339. 


Convergenz-Starre 24. — Schielen s. d. 
— Pupillen bei der — 247. — Instra- 
ment zur Prüfung der latenten — 142. 
— Krämpfe bei Tabes 150. — Insuffi- 
cienz der — 878. 


Copier-Stift, Augenverletzung durch — 
215. 

Corectopie 29. — angeborene, mit Aphakie 
429. 


Cornea, die Krankheiten der —, Fort- 
schritte 492. — Abrasio der — 220. — 
Ring-Abscess 302. — Astigmatismus s. d. 
— amyloide Concremente in der — 118. 
— Bindegewebs-Neubildung an der Hinter- 
fläche der — 803. — Blaufärbung 78. 
— Braunfärbung durch Chrom 281. — 
neue Metallimprägnation der — 437. — 
kann Ectasie der — 202. — Elastische 

asern der — 147. — Structur der — 
475. — Epithel-Granula während der 
‘ Wundheilung 146. 147. — Epithelioın 79. 
427. — primares Carcinom 437. — Silber- 
depots in der Epithelschicht der — 99. 
— recidivirende Erosio 182; Prophy- 
laxe 222. — (Glühhitze-Aetzung der —, 
Pathologisch-Anatomisches 442. — Ge- 
schwür s. Ulcus. -- seltene Gesch wulst 
der — 33* (entzündliche Pseudo-), — 
Gummata der — 286. 371. — seltene 
syphilitische Affection der — 876, — 
syphilitiseche Ulceration der — 810, — 
Intiltrate, heisses Wasser bei — s86. — 
Krümmungs-Veränderung durch die 
Augeniuskeln 438. 446. — Krümmung 
der —, nahe der Gesichtslinie 443; u. 
Refraction 463. — Limbus 8.d. — ıniliare 
Abscesse in der Narbe der — nach Star 


Sachregister. XJII 


339. — Dermoid-, Hydatiden —, Blut- — 
8. d. — seröse — der Uebergangsfalten 
147. — der Conjanctiva, Iris, Orbita, 
a semilunaris, des Sinus frontalis 
8. 

Cysticercus-intraocularis 49. 219. — sub- 
conjunctivalis 82. — subretinalis 438. 


Operation 372. — die Narbe der — nach 
Paracentese 83. — s. a. Paracentese. — 
Peritomie bei Erkrankungen der — 211. 
— Pigmentflecke der — 298.* — Pulver- 
körner in der — 106. — seltene pannus- 
artige Erkrankung 70. — Reflex der —, 
beste Controle bei Narcose 207. 208. — 
Schnittwunde, perforirende, Heilungs- — verkalkter, der Orbita 373. — im 
heilungsprocess bei — 219. — Sclerose Gehirn 395.— Statistik, Fleischbeschau 64. 
der — 306. — Blei- u. Kalk-Trübungen | Oytorhyctes luis s. Syphilis. 

der — 8.d. — Tätowirung 8.d. — | Cytotoxine in der Pathologie des Auges 
knötchenförmige Trübung. Tuberculose, | 985. — u. sympathische Ophthalmie 414. 
Lupus der — 282. — knötchenförmige | 


Degeneration der — 186. — vererbte, 
fleckige Entartung 49. 474. — familiäre | Daoryoadenitis s. Thränendrüse. 
Degeneration der — 218. 344. 419. — | Dacryocystitis u. -cystoblennorrhoe 


Tribung: gitterférmige 49. 182; ange- 
borene 417; durch Faltung der Bowman’- Dacryops 447. 
schen Membran 466; Zusammenhang mit Dämmerungssehen, Fixation im — 160. 
Myopie 88; Sehfähigkeit bei — 418. — | Degeneration, Amyloide —, Hyaline —, 
Leucom, congenitales 429. — Flecke, be- s. d. 
handelt mit benzoösaurem Lithion, sub- ' Delirium s. Geistesstörung. 
conjunctival 60. — Transplantation s. , Dementia praecox, Farben- u. Lichtsiun 
Keratoplastik. — Ulcus s. d. — Vaccine- bei — 441. 
Infection 198. 862. — Varicelle der — | Demodex folliculorum 49. 
E Vascularisation der SC nach oe . Dermatolysis palpebralis 82. 
zündung 59. — Veränderung durch Druck- | Sg R 
steigerung im kindlichen Alter 310. — A der Orbita mit Mastzellen 
Veränderung ne nach ae Ä 
ratitis parenchymatosa 398; bei Ge- | Ta Anionet valt 
schwürsprocessen 399. — Geburts -Ver- | en EE 
letzung 839. 425. — Verletzung durch Dogegmitis, isolirte Dehisoenzen der — 
| 
| 
| 


s. Thränensack. 








Dermo-Epitheliom der Conjunctiva 420. 


Schwefeldioxyd 71. — Wunden, Infection , i 

mit Speichel 307. — Naht diametraler bei a CC EE 
Wunden 456. — Zerreissung der — mit Doeginfection, intranculare 248. 
Cilien-Eindringen in die Vorderkammer | noginficientien, neuere Wirkung auf 


207. — suppurative Processe der — s. | 
Ulcus, Keratitis. — s. a. Descemetis. | Dee hee | 
= s T 
Cornelitis s. Keratitis. ` Diabetes insipidus u. bitemporale He- 
Corneo-Soleralgrenze, kleine Rupturen | mianopsie 117. 
an der — 364. — s.a. Limbus. | Diabetes mellitus, Netzhautblatung als 
Corpora amylacea in normaler Retina 78. erstes Zeichen von — 218. — Augen- 
Corpus ciliare s. Ciliarkörper. | priiparate bei — (Glykogen) 898. — Re- 
Corpus vitreum s. Glaskörper. | tinitis bei — a d. 
une Ae Ee cortic. ' Diagnosen, ophthalmologische Schnell- — 
Ke gg T s en "e h 466. — Register für Augenärzte 308. 
Crede’scher Tropfen s. Blennorrhoe. Diagnostik, topische s. Blicklähmung. 


Cuprocitrol bei Trachom 127. 397. Diaphorese bei Augenkrankheiten 444. 
Cyanose der Netzhäute bei Verengerung | Diapositiv s. Photographie. 
der Pulmonalarterie ohne allgemeine — ` Diarrhoe, Septische Ophthalmie u. eitrige 


311. g Hepatitis bei — 283. ° 
Cyolitis, Irido- s. d. _ | Dilatator s. Pupille. 
er cae neue “lancom Operasion Dionin in der See e 148. 212, 

: : 396. — Beobachtungen über — 206. — 

Cyclopen-Auge 191. d nach 4jähriger Erfahrung 59. — resor- 
Cycloplegie und latente Hypermetropie birende Wirkung des — 202. — als lo- 

206. cales Resorbens u. Analgeticum 460. 
Cylindergläser, das Sehen mit — 299. , Dioptrik, die — Johannes Kepler’s 16. — 

— s.a. Brille. — stereoskopische Neben- | Gesetze der — 107. 

wirkung der — 416. Diphtherie der Conjunctiva s. Conjunc- 
Cylindrom, recidivirendes Orbital- — 82. | _ tivitis diphth. — Bacillen s. d. 

— der Thranendriise 407. Diplo-Bacillen s. d. 





Cyste(n), mikrophthalmische — der Orbita : Diplopie s. Doppelbilder. 


XIV 


Diploskop s. Instrument? b. 

Discision s. Cataract-Operation. Nachstar. 

Dislocation s. Luxation. 

Disposition, Rolle der — bei Augen- 
krankheiten 181. 

Doppelbilder, Diagnostik der Augen- 
ınuskellähmungen mittels — 152. 

Doppellinse 277. 

Doppelverant, Körperlichsehen im — 113. 

Dorpat, Augenklinik in — s. d. 

Drehbewegungen s. Augenbewegung. 

Druck, Messung mit Tonometer 64. — 
tägliche Schwankungen des intraocularen 
— bei Glaucom 152. 436. — u. Akkommo- 
dation 8. d. — Steigerung bei Gesch wüls- 
ten 68. — Tonometrie u. neues Tono- 


Sachregister. 


' Eisenbahn, neuc Signalzeichen zur Seh- 
prüfung bei — -An: restellten 212. — die 
farbigen Glaser im — -Signaldienst 143. 
210. — Umgebung u. Anforderung an 
das Schev der Locomotivfibrer u. eizer 
883. — s. a. Farbensignale. 

Eiweisslösung-Filtration durch die Vör- 
derkammer se. V. 

Elastische Fasern der Cornea 147. — der 
Sclera 232. 287. 348. 369. 


' Eledone sa. Elektromotorisch. 


meter 415. — Tonometrische Untersuch- | 


ungen an gesunden u. kranken Augen 

156. 190. — Adrenalinwirkung auf den 

— 281. — arterieller — 8. Glaucom. — 

Steigerung bei Ablösung der Retina s. d. 

— Ursprung des intraoculären — 449. 

Hornhaut-Veränderungen im kind- 
lichen Auge durch — 370. — Hypotonie, 
Therapie 437. 

Druckphosphen 417. 

Druckverband s. Retina, Ablösung. 

Drüsen, Meibom’sche —, Henle’sche —, 
Krause’sche —, Moll’sche — s. d. — des 
Thranensackes s. d. 

Drusen der Chorividea, der Papilla nervi- 
optiei 8. d. 

Durchleuchtbarkeit der Sclera s. d. 

Dysmennorrhoe, Augenerkrankung 
darch — s. Abducenslähmung. 


Ecchymosen, subconjanctivale, Prognose 
59. . 

Echinococcus der Orbita 61. 145. 418. 
440. 475. — Statistik 64. — die — -Krank- 
des Auges 151. 

Ectopia-lentis: Accommodation bei 
429, Entfernung der getrübten Linse 
bei — 29. — angeborene, entzündliche 
— der Pupille 407. 

Ectropium-Operation 149. 213 (Tarsus- 
Excision). 411 (Narben- mit Trichiasis). 
413 (richtige Hautlappen-Fixation). 471 


(Ohrmuschelplastik). — uveae congeni- 
tum #12. 418. 443. 450. — uveae 416. 
447. 448. 


Eczem, Conjanctivitis bei — 122. 
Ehe, Augenkrankheiten u. — 12s. 
Ebrlich’sche Scitenkettentheurie 17. 190. 
Eisen in der Linse s. d. — in der Retina 
s. d. — im Avge, Augenspiegelbild 96. 
doppelte Perforation, Glaskörper- 
abscess, Spontanruptur der hinteren 
Linsenkapsel 394. Dralit, 30 Jahre 
reizlos im Auge, Spontanausstessung 456. 
— s.a. Magnet, Rontgen, Sideroskop, 
Verrustung. 


Elektrische(s) Licht, traumatische Wir- 
kung 81. 94 (Bogen-). Wirkung auf’s 
Auge 425. — Cataract durch — Entla- 
dung 811. — Behandlung des Trachoms 
341. — Ophthalinie 60. 

Elektro-Magnet s. d. 

Elektromotorisches Verhalten der Re- 
tina bei Eledone moschata 160. 

Elephantiasis des Oberlides 211. 395. 
415 (u. Pseudo-). 


Embolie des Gehirns u. der Netzbaut 123. 


— der Centralarterie: mit freiem cilio- 
retinalem Gefäss 894; Beitrag 406; mit 
Wiederherstellung der normalen Sehkraft 
425. 

Emmetropie, bessernde Wirkung eines 
Glases auf Augenbeschwerden bei — 840. 

Empfindlichkeit der Bulbusoberlläche 
446. 

Emphysem der Orbita s. d. 

Empyem der Öberkieferhöhle s. Sinus. 
— des Ethmoidal- u. Frontal-Sinus s. 
Sinus. 

Emser Salz, künstliches — zu Augen- 
bädern 471. 


Encephalocele des inneren Orbital- 
winkels 372. — occipitalis, Sehnerv bei 
— 399. 

Encyclopädie der Augenheilkunde 15. 
104. 107. 230. 

Endotheliom, Fibro- — s.d. — des Auges 
157. 159. — epibulbäres 374. 475. 
melanotisches, periostales — der Orbita 
440. — des Opticus 440. 

Enophthalmus, traumaticus 80. 374 u. 
413 (Patiiogenese). 420. 

Entdeckungen, Aufnahme medicinischer 
— 205. 

Entfernungis)-Vorstellung bei binocu- 
larer Verschmelzung von Halbbildern 109. 


Entoptische(s) Phänomen bei starken Ex- 
spirationen 146. — Wahrnehmung des 
eigenen Blutkreislaufes 150. 

Entozoen s. Parasiten. 

Entropium, Operation 78. 141. 149. 152. 
207. 209 (senile). 303 (neue). 443 (gal- 
vanukaustische). — Paratlin-Injectivn bei 
— 439, — der Iris 245, 

Entwickelung(s)-Geschichte des Auges, 
Literatur 477. — der Thranendriise 444. 
454. — der Thranenableitungswege 402. 
-- Anomalien der Irıs 412. 


Sachregister. XV 


Enucleation, Meningitis nach — 426. — sirender, durch Schädelverletzung 149. 
in combinirter Localanaesthesie 117. — — pulsirender, Carotisanterbindung, Hei- 
Mules’ Operation 212, 216. — mit Ein- lung durch EE Unfall 224; 

c 





pflanzung eines aan 123. — kli- Heilung durch Carotisunterbindung 339; 

nisch-statistischer Bericht über 1122 — zur Behandlung 406. — intermittirender 

352. 380. — bei Schädeldeformität 113. — 

Epibulbäre(s) Careinom 397. — Papillo-~| nach Contusion 424. — u. Sphenoidal- 

ae 431. a ee Se Abscess 215. — bei Sinus-Empyem 418. 
rauma 807. — Melanotische Geschwiilste der ita 200. — s. a. 

s. M. — Geschwulst mit Schaumzellen Reeg en EES 


(Endotheliom) 374. 475. — Tumoren 456. | Exspiration, entoptisches Phänomen bei 
Epicanthus, neues Verfahren zur Cor- | starker — 146. 
rection des — 87. 
=p Jeppen bei Symblepharon- 
Operation s. S. Se 25 
oiiermoid der Conjnetiva aa, | Faclais-Lähmung, dpa, Ho 
een Ka ang 441 222. — Farben- | tirendes Thränen bei — 310. 421. — 
ee strangtörmige 24. — wan- | un. en ae na 
ernde 88. oe , 
SE Trigeminus-Operation 362. 
Epitarsus, Varietäten 129.* 292.” Familiär(e) Aniridie s. d. — Nystagmus 
Epithel der Cornea s. d. — Rosetten des ad a.a. Heoredităt- -= Macala-Affeci 








F ou Er a is s. d. — Cysten | tion s.d. — Degeneration der Cornea s.C. 
ae ae — Idiotie s. d. — Glioma retinae '339. 
Epitheliom des Ciliarkörpers, der Con- | Marben-Empfindung u. Sinnesfunction 32. 
en o De KE Te nr — Gesiohtsteld s.d. — Empfindungen 107. 
Erblichkeit ER S Catar C o — Erscheinung, pathologische u. physio- 
A E logische, als subjectives Sehen farbiger 


Heredität. Angeboren. : 
: SCH Flccke im Gesichtsfeld 308. — die Retina- 
Erblindung durch Filir mas 362. — u. Elemente und die Drei—theorie 462. — 


Sebstörung nasalen Ursprungs s. Sinus. — Sehproben in Complementarfarben 424. 


— s. a, Amaurose, Blindheit. : j 
o ‚ Sehstör durch — 310. | Ferbenblindheit, angeborene, totale — 
Ermüdung, Sehstörung dure on 221. — Wollprobe 210. 


des A 15. 107. — d 
Ernährung des Auges " 1 Farbensignale, Unzulänglichkeit der 


Linse s. d. 
nse s gegenwärtigen Methoden zur Erkennung 


Erosio corneae s. d. | 
Erregungsvorgang im Sehorgan 188. entfernter — 91. — s. a. Eisenbahn. 
Farbensinn, bei künstlicher Beleuchtung 


Erwerbsfähigkeit s. Unfall. A b l 
faciei, deniti ‘ 108. — normaler u. subnormaler — u. 
Zur yarpelan laniei Dacryoadenihi suppr Erkennen von Signallichtern 143. — 


tiva durch — 436. — Opticusatrophi 
Etape ET EE verbesserte Wollproben zur Entdeckung 


Erythem, conjunctivale Localisation des des subnormalen — 210. -- Apparat zur 
polymorphen = 128. Prüfung des — 222. —- Störungen im 
Eserin, Atropin statt — bei Glaucom 140. Netzhautcentrum bei Neuritis retrobul- 
— Filtration bei — s8. d baris 302. — Prüfungsmittel für den 


centralen — 414. — bei einigen Nerven- 
krankheiten 441. 


Farbentüchtige, Typen - Unterschiede 
unter den — 159. 

Farbige(r) Gläser s. Farbensignale. Eisen- 
bahu. — subjectives Sehen — Flecke s. 


Eumydrin 379. 447. 
Europäische Augenkliniken 218. 
Evisceratio bulbi 140. 
Excavation, glaucomatöse s. Gl. 
Exophthalmometer, einfaches — 181. 
Exophthalmus, Casuistik 380. — bila- 
teralis, geheilt durch Entfernung adenoi- F arben. aa 
der Vegetationen 151. — angeborener, Peer te inne eres 
durch Orbitalblut it metastatischer rundgesetz . 
EE Festschrift für Hirschberg 16, 65. 


Chorioiditis 141. — einseitiger, beiMorbus | 
Fibrin-ähbnliche Gebilde in der verkalkten 


Basedowii 142.396. — einseitiger, 10 Jahre 


bestehend, durch retrobulbären Tumor 396. Linse s. d. 
— einseitiger, durch Hyperostosis orbitae | Fibro-Endotheliom des Opticus s. d. 
105. — einseitiger, ohne nachweisbare | Fibrom der Papilla optica 55. — Neuro- 


— 8. d. — der Bindehaut 423. 
Fibrosarcom, Exophthalmus pulsans 
durch — s. d. 
Filix mas, Erblindung durch — 362. 


Ursache 142. — pulsirender 158. 20? 
(Diagnostik). 208. 303 (neues Heilver- 
fahren). — pulsirender, durch Fibrosar- 
coma ethmoidalcn Ursprung 81. — pul- 


XVI 


Sachregister. 


Filtration durch die Vorkammer s. d. — | Geftiss(e), Carotis s. d. — vorübergehende 


Flüssigkeits — bei Atropin u. Eserin 8341. 
Finnland, Trachom u. Blindheit in — 120. 
Finsenlicht, Wirkung auf’s Auge 94. 


Fische(n), Trematoden in der Linse von © 


— 387. 

Fixation im Dimmerungssehen 160. 

Flächengrösse leuchtender Objecte 70. 

Fledermaus, Sehpurpur im — Auge 159. 

Fliegen-Larven, Schädigung des Auges 
durch — 116. — in der Vorderkamwer 
119. — Zerstörung beider Augen durch 
— (Musca vomitoria) 359. 

Fliegende Colonne in Russland, Be- 
richt 64. 

Flimmerskotom 232. 463. — Sympto- 
matologie 417. 

Flinten-Lauf-Stück in der Orbita 286. 

Flüssigkeits-Riltration s. d. 

Foetale I'hränenwege 145. — Pathologie 
des Auges bei hereditärer Syphilis 446. 
454. 

Formensinn, Physiologie des — 244. 

Fornix-Bilduug s. Syınblepharon. 

Fovea, Plattenmodelle der menschlichen 
— 398. 


Fremdkörperin)-Entfernung aus Binde- | 


u. Hornhaut 433. — über — des Auges 
286. — Localisatiuns-Methode 224. 319. 
— 22 Jahre im Bindehautsack, Strick- 
padelstiick 381. — ungewöhnliche — 
Verletzung der Orbita 95; des Auges 
96. — in der Orbita 142. 213 (Durch- 
bohrung in die Schadelhöhle) 286. — 


grosser, im Bindehautsack 60. — Ver- 
letzung der Vorderkammer u. Iris 470. 
— in der Vorderkammer 27. — in der 


Caruncula 322.* — Wanderung eines — 
im Auge 77. — Wanderung u. Spontan- 
ausstossung von — im Auge 125. — 8.2. 
Eisen. Flintenlauf. Getreidegranne. Glas. 
Holz. Horn. Kupfer. Magnet. Metall. 
Messing. Pulver. Röntgen. Stein. Tetanus. 
Frühjahrskatarrh s. Conjunctivitis. 
Functionen u. Erkrankungen im Seh- 
organ 447. 
Fundus s. Augenhintergrund. 
Fussballspiel, OrLitalbruch bei — 216. 


Gabel-Verletzung s. d. 

Galvanokaustik des Keratoconus 145. 
s. a. Glühliitze. 

Ganglion-ciliare s. Ciliarganglion. — 
-cervicale 8. Sympathicus. — Gasseri, 
Resection 453. 

Gastro-Enteritis, Augen-Erkrankungen 
durch — 405, 471. 

Gayet, Nachruf 83. 88. 452. 

Geburt, während der — entstehende Re- 
tinalblutungen u. Gliom 223. — Augen- 
verletzung des Kindes bei der — 74. — 
Traumatische Keratitis bei Zangen — 
217. — Verletzung der Cornea 339. 425. 


| 
| 


| 


| 








| 


i 





Blindheit durch Contractur der Netz- 
haut — 142. — bei Glaucom 401. — 
optico-ciliare — 243. 297 (Vene). — 
cilio-retinales — bei Embolie s. d. 
Aphasie der Netzhaut — 414. — s. a. 
Centralarterie. Centralvene. Embolie. 
Gefäss-Erkrankungen, Amyloide De- 
generation der Augengefässe 298. — 
Macula bei Arteriosklerose 400. — Seh- 
nerven- u. Netzhaut-Erkrankungen bei 
Arteriosklerore 90. 107. — Sehnerven- 
erkrankungen bei Atheromatose 305. — 
Augenhintergrund bei Arteriosklerose 191. 
— Angioneurosen der Netzhautgefasse 
222. 320. — Netzhaut — bei allgemeiner 
Arteriosklerose 107. — aneurysmaartige 
— der Retina 115. — im Gebiete der 
Arteria u. Vena centralis retinae 366. — 
Anastomosen der Netzhautvenen 395. — 
Netzhautarterien- und -capillarpuls bei 
Mitral- u. Aorteninsufficienz 395. — Ver- 
engerung der Pulmonalarterie mit Cya- 
nose der Netzhäute 311. — s. a. Aneu- 
rysma. Apoplexia. Embolie. Thrombose. 
Gehirn, Physiologie, Handbuch 382. — 
Mikro- u. Makrogyrie des — u. analoge 
Entwicklungsstörnngen der Retina 241. 
— Cysticercus im — 395. — Ewbolie 
s. d. — Pseudotumor 295. — Grosshirn- 
Geschwulst mit Halbblindheit 209. 
Geschwiilste, Stauungspapille 183. 297 
u. 306 (einseitige) — rusch wachsende — 
Geschwulst (Sarcom), operirt 380. — 
Trepanation u. — Punction bei — Affec- 
tionen 284. — Rinde, Einfluss auf die 
Thränen- u.s. w. Secretion 315. — 8. &. 
Chiasma, Kleinhirn, Medulla, Occipital- 


lappen, Polioëncephalitis, Pons, Seh- 
Hügel. 

Geisteskranke(n), Augenspiel-Unter- 
suchungen an — 247. — Pupillenstö- 


rungen u. Pupillarreflexe bei — s.d. — 
— 8. &. Schwachsinn. 

Geistesstörungen bei Patienten in 
Augenkliniken 414. — Delirium nach 
Star-Operation 420. 

Gelbe Glaser s. Brille. — Salbe bei Conj. 
contagiosa 152. 

Gelbsehen durch Santonin 78. 

Gelenk-Rheumatismus s8. d. 

Genickstarre s. Meningitis. 

Geographie der Augenkrankheiten s. 
Aegypten, Bayrische, Finnland, Japan, 
Italien, Konstantinopel, Portugal, Reggio, 
Russen, Sicilien, Tunesien, Ungarn. — 
des Trachoms s. d. 

Geschichte der Augenheilkunde 17. 62 
(Bemerkungen). 229. 320 (Mittelalter u. 
19. Jahrh.) — der Convexbrille 17. — 
der Brille 186. — s. a. Collyrienstempel. 
— der Glaslinsen 63. — der Magnet- 
operation 62. — der ägyptischen Oph- 
thalmie 63. — der griechischen Medizin 





Sachregister. Seu 


278. — des Star-Stiches 63. — der ! 


Cataract- Operation 66. 91. 256. — des 
Nachweises der Umkehrung der Netz- 
hautbilder 83. — historische Notiz be- 
treffs des Chiasma u.s.w. 204. — der 
Leseproben 256. — Vegeti Renati 
liber u. s. w. 387. — waren Cicero, Pli- 
nius, Horatius trachomkrank? 462. — 
s. a. Descartes, Arabisch, Kepler, Jung- 
Stilling, Montpellier, Sharp, Taylor. 
Geschlechtsorgane u. Augenstörungen 
s. Dysmenorrhoe, Gebart, Lactation, 
Metrorrhagie, Schwangerschaft, Wöchne- 
rinnen. — Augenstörungen, verursacht 
von Seiten der weiblichen — 186. 289. 
Geschwülste(n), Druck bei — des Aug- 
apfels s. Dr. — Pigment — s8. d. — 
Beitrag 61; zur Onkologie des Auges u. 
einer Adnexe 156. 159. 404, — Onko- 
logie der Conjunctiva palpebralis 78. 
204. — Pseudo — s. d. — benignes, 
tumorartiges Gebilde 244. — subcon- 
junctivale — d. d. — Melanotische s. d. 
— besondere, subretinale 105. — gliöse 
— s. d. — Retrobulbäre — s. d. — intra- 
oculare 188. — Epibulbäre — nach 
Trauma 307. — ähnliches Gebilde in 
einer leeren Augenhöhle 869. — intra- 
oculäre tuberculöse Granulations — 300. 
— Neuritis optica bei intracraniellen — 
464. — der Caruncula, Chorioidea, des 
Ciliarkérpers, der Conjanctiva, Cornea, 
Hypophysis, Meibom’schen Drtisen, Iris, 
Kleinhirn, Lider, Limbus, Oesophagus, 
Opticus, Orbita, Papilla optica, Plica 
semilunaris, des Pons, Rectus externus, 
Retina, Schädelbasis, Sinus frontalis, 
Thränendrüse, Thränenröhroben, Uveal- 
tractus s. d. — s. a. Adenom, Angiom, 
Carcinom, Cholesteatom, Cylindrom, 
Cyste, Dermo-Epitheliom, Dermoid, 
Dermo-Lipom, Endotheliom, Epidermoid, 
Epitheliom, Exostose, Fibro-Endotheliom, 
Fibrom, Fibrosarcom, Gliom, Glio-Myxom, 
Granulom, Hyperostose, Lipom, Lymph- 
adenom, RE Lymphom, 
Lymphosarcom, Melanusarcom, Meningo- 
cele, Markschwamm, Mucocele, Naevus, 
 Nearoepitheliom, Neurofibrom, Opticus, 
Papillom, Polypen, Rankenneurom, Sar- 
com, Xanthom. 

Gesellschaft(en), ophthalmologische — 
in Heidelberg 1895: 148. 386. — X. inter- 
nationaler Ophthalinologen - Congress 
1905, Luzern, Bericht 136. — XV. inter- 
nationaler medizinischer Congress in 
Lissabon, ophth. Sect. 81. 314. — Ber- 
liner ophthalmologische — 49, 231 (Ver- 
handlungen 1893—1904). 297. 337. 3859. 
— Wiener ophthalmologische — 55. 104. 
2831. — ophtbalmologische — in Kiew 
320. Odessa 352. — 77. Deutsche Natur- 
forscher u. Aerzte-Versammlung, 1905, 
Meran 148. — Berliner wedicinische — 


| 





| 


64. — der Charité-Aerzte 198. — Aerztl. 
Verein zu Hamburg 155. 191. 895. — 
medic. — in Göttingen 189. — südwest- 
deutscher Neurologen u. Irrenärzte 155. 
— Aerztl. Verein zu Nürnberg 191. 198. 
395. — meldic.-naturw. — in Jena 182. 
— Verein der Aerzte Düsseldorfs 189. 
— Rostocker Aerztevereiu 199. — Aerztl. 
Verein in Danzig 862. — Schlesische — 
für vaterländische Kultur, med. Section 
191. 198. 361. — Ver. St. Petersburger 
Aerzte 199. — praktischer Aerzte zu 
Riga 395. — San Franciscoer — der 
Augen- u. 8. w. Aerzte 395. — Italienische 
ophthalmologische — 1905. 17. Congress 
in Neapel 442. — Ophth. Soc. of the 
United Kingdom 15. 199. 339. — Ophth. 
Sect. der Brit. Med. Assoc. zu Oxford, 
Juli 1905, Sitzungsber. 246. 340. — eng- 
lische ophthalmologische —, Sitzungs- 
bericht 412, 

Gesicht(s), Augenbewegung u. — Wahr- 
nchmung 75. — Hallucinationen zur 
Lehre von den — 150. — die — Empfin- 
dungen 107. — Linie bei Keratoconus 
443. — Cornealkrümmung nahe der — 
Linie 443. — Parästhesien s. Trochlearis- 
lähmung. — Nerv s. Facialis. — Rose 
s. Erysipelas faciei. 

Gesichtsfeld, farbige Fleeke im — s. 
Farben. — Farben — bei traumatischer 
Neurose 27. — Prüfung bei Glaucom 
(nach Bjerrum) 339. — bei Neben- 
höhlen-Eiterung 191. — bei Hemeralopie 
297. 345. — krmüdung 155. — Tafeln 
zur Untersuchung des — Centrums 230. 
— Perimetrie, klinisch wichtige Punkte, 
besonders bei traumatischer Neurose 222. 
— Veränderungen: nach Alkoholrausch 
157, nach Vergiftung mit Nitrobenzol u. 
Stickstoff-Oxydul 157. 


Gesundheitspfiege s. Hygiene. 
Getreide-Granne in der Caruncula 323,* 
Gewehr s. Schuss. 

Gicht, Conjunctivitis bei — 122. 

Gitte, Wirkung auf’s Auge 75. 

Gittrige Hornhanttriibung s. Cornea. 

Glas-Stiickchen in der Krystallinse 417. 

Gläser s. Brille. — Isochrom — s. d. — 
Cylinder —, Bifocal — s. Brille. — 
Farbige — s. d. — Gelbe — s. Brille. 
— Blaue — bei Untersuchung mit künst- 
lichem Licht 222. — suggestive Wirkung 
bei Emmetropie 340. 

Glasauge, Operation eines totalen Sym- 
blepharon für ein — 201. — besserer 
Stumpf für ein — 421. — ungewöln- 
liches Ereigniss bei einem — 29. — das 
— 278. 382 (Monographie) — Moulage 
fir — s. d. — Transplantation eines 
Kaninchenauges zur Verbesserung eines 
— 313. 

Glasige Körper der Chorividea s. d. 

11 


XVIII 


Glaskorper, die Krankheiten des — 493. 
— Ablösung 55. 77. 127. — Abscess bei 
Eisen-Splitterverletzung s. E. — der — 
bei Augenbewegungen 77. — Affectionen 
454. — Blutung, beiders. 10;* Hämo- 
lysin bei recidivirender 245; subcon- 
junctivale Jodjodürinjectionen bei pro- 
fuser 809. — Fibrille, Pathologie 417. 
— Hämolysin im — 442. — Ursprung 
des — 208. 209. — zur Pathologie des 


Sachregister. 


| Glidse Geschwiilste an Opticus u. Retina 28. 
| Gliom der Retina 152. 188. 311. 440; 


— 300. — Trübungen bei Nasen-Er- 


krankungen 216. — senile Involution 455. 
Glaslinse, Geschichte 68. — s. a. Brille. 
Glasrohr ftr Alkaloidtabletten 117. 





Glaucom(a), Literatur 494. -- 143. — | 


Diagnose in der allgemeinen Praxis 464. 
— Pseudo —, Prodrome 80. — über 
Filtration u. Entstehung des — 310. 374. 
— durch osmotische Störungen 421. — 
Einfluss von Jahreszeit, Temperatur u. 
Wärme auf das — 251. — Blutgefässe 
des Auges bei — u. experimentelles — 
401. — juveniles chronisches 26 80. 482 
(mit Myasthenia gastrica). — nach Cata- 
ractoperation s. d. — Complicationen 


nach Star- Extraction bei — 211. — u. Gradenigo, Nachruf 61. 438. 


Cataract 81. 124 (Differentialdiagnose). 
— nach Contusion 77. arterieller 
Druck bei — 2835. — Druckschwankun- 
gen, tägliche, bei — 152. 436. — Ge- 
sichtsfeldprüfung bei — 839. — Druck 
u. -Messung 8. d. — mit intermittirenden 
Krisen u. seine Behandlung 86. — oder 
Opticus-Atrophie? 213, — Entwicklungs- 
geschichte der gl. Excavation 400. — 
durch Pupillenverlegung durch die Linse 
451. — -töse Form der Aderhaut-Tuber- 
culose 81. — tuberculöses 323.* 361. — 
Keratitis punctata u. — 249. — Keratitis 
bullosa bei — 414 (Histologie). — Reti- 
nitis pigmentosa u. — 251. — malignum 
139. — absolutum, Praparate 339. — 
simplex durch angeborene Teleangiecta- 
sie 111. — secundarium nach Cataract- 
operation s. d.; bei Linsenluxation 442. 
— trauwatisches — 275.* — Hydro- 
phthalmus, — u Iridectumie 289.* — 
Irideetomie u. Nachbehandlung 141; 
u. Massage 376. — Iridectomie bei — 
simplex 211. — unbeabsichtigtes Resul- 
tat bei — Operation 214. — Behand- 
lung: 379, durch osmotische Substanzen 


27, der verschiedenen Arten von — 60, 
mit Sympatlicus-Kesection 8. d. — u. 
Sclerotomie 311. 312. — Atropin statt 


Eserin bei — 140. — Adrenalin bei —, 
Warnung 220. — Trepanation der Sclera 
bei schmerzhafter — Blindheit 204. — 
Operation, neue, Cyclodialyse 384. 886. 
— Volum des —tösen Auges bei ver- 
sehiedener Blut-Concentration 80. 

Gleichgewichtsströmungen, latente, 
der Augen 3886, 

Glio-Myxom des Selinerven 152. 


mit Knötchenbildung auf der Iris 155; 
doppelseitig, familiar 389. — der Re- 
tina, Schwierigkeiten bei der Diagnose 
89. — Epithelrosetten u. Pathogenese 
des — 241, — Präparate von — 393. 
— Markschwamm der Netzhaut 49. — 
Casuistik 881. — während der Geburt 
entstehende Retinablutungen n. — 223. 
— 241. — des Pons, mit Augensymp- 
tomen 214. 


Glühhitze, Wirkung auf Cornes s. d. — 
Anwendung aın Auge 452. — die Cauteri- 
sation des Auges 445. — bei Kerato- 
conus 8. d. 

Glycerin-Gelatine, Präparate 189. 

Glycogen in diabetischen Augen 393. 

Gonococcus s. Blenn. neonat. — Toxin, 
Augen-Entzündung durch — 8. Gonorr- 
hoische. 

Gonorrhoische metastatische Augen- 
affection 198. 362. 435. — Iritis 128. 
220. 250. 283. 286. 376. 451. — s. a. 
Blennorrboe. 


Graefe-Medaille 148. 

Granula des Hornhautepithels bei Wund- 
heilung 146. 147. 

Granulations-Geschwülste s. d. 


. Granulom der Caruncula lacrymalis, durch 


Fremdkörper 322.* 
Granulosa s. 'Irachoın. 
Grashüpferhaar, Ophthalınia nodosa 
durch — 215. 
Graues Oel in der Ophthalmotherapie 59. 


: Griechische Medizin s. Geschichte. 


Grosshirn s. Gehirn. 

Grün-Sehen bei Tabes 150. 
Guajakol in der Augenheilkunde 424. 
Gumma s. Syphilis. 


Häkelnadel, doppelte Perforation mit 
— 190. 411. 

Hämolysin bei Glaskörperblutungen 245. 
— im Glaskörper 442. 

Hämophilie, Blutstillung nach Lid-Ope- 
ration bei — 120. 

Hämorrhagi(e) s. Blutung. — scher In- 
farct der Retina s. R. 

Halbbilder s. Entfernung. — s.a. Schein- 
bewegung. 

Halbblindheit s. Hemianopie. 

Halbseitige Lähmung s. Hemiplegie. 

Hals-Sympathicus s. d. 

Haken-Wurm-Krankheit s. Uncinariasis. 

Handbuch s. Lehrbücher. 

Haut-Lappen bei Ectropium-Operation s. d. 

Heilmittel s. Medicamente. 

Heiss-l.ufteauterisation bei 
s. d. — s. a. Luft. 

HeissesWasser,beiHornhautinfiltraten86. 


Keratoconus 


Sachregister. x1x 


Heizer s. Eisenbahn. ' Horatius, war — trachomkrank? 462, 
Hemeralopie bei Russen u.s.w. s.d.— | Horn-Stiick in der Orbita 286. 
Adaptionsstörung, Gesichtsfeld u. Ring- | Hornhaut s. Cornea. — Kegel s. Kerato- 
scotom bei — 297. 345. — bei Kerato- conus. 
malacie u. Bindehaut-Xerose 191. : Humor aqueus, Secretion des — nach 
Hemiachromatopsie 284. ee e der Vorderkammer 115. — 
Hemianopie, bitemporale 243 — bitem- ymolysin im — 442. Dë 
porale — mit tabischen Symptomen 234. | Hund, Dislocation des Augapfels bei einem 
— bitemporale — u. Disbetes insipidus | _ Mops- — 217. 
117; bei Akromegalie 849, 873. — Hyaline(s) De eneration: des Pupillar- 
wit atrophischen Störungen des Körpers randes 20; der Bindehaut 412. — 
361. — traumatische, bitemporale — u. Lymphom s. d. , , 
hemianopische Pupillarreaction 206. — | Hydatiden-Cyste der Orbita 80. — in 
temporale 55.— corticale — nach Trauma der Vorderkammer 217. 
400. — Grosshirn-Geschwulst mit — 209. | Hydrargyrum s. Quecksilber. . 
— mit conjugirter Deviation dea Kopfes Hydrocephalus, (pticus-Atropbie, Ex- 
u. der Augen 221. — doppelseitige, un- ophthalmus a. Schadeldeformitat mit — 


vollständige bei Schläfenschuss 284. — 113. S 
klinische Bemerkungen über — 284. — | Hydrophthalmus, Hornhautverände- 


Beiträge zur — 410. — vorübergehende, rungen bei — congenitus 870. — patho- 
functionelle 463. — bei Migräne s. d. logische Anatomie und Pathogenese des 


i angebo _ . = 
Hemisnopische(r)-Pupillarrefiex s. d. — ee a mit nn 


Störungen nach paralytischen Anfällen, Kuorpelbildung 416. 


Rückbildung der — 317. : 
Hemiplegie, oculäre 82. — mit conju- a So GE — des Auges in 


girter Deviation des Kopfes u. der Augen Hypermetropie, hochgradige — (19 D) 
9 


221. A r 
Henle’sche Drüsen, Cysten 1 47. pe ER Mikrophthalmus 117. 
Hepatitis s. Septische Ophthalmie. Hyperostose der Orbita 106. 


Hoereditäre Macula- Affection 230. — Neu- , 
ritts optica s.d. — Linsenluxation 402. | EE EE Topographie 

Hereditit des Cataract, Syphilis s. d. — | 
s.a. Ehe. — Rolle der — bei Augen- 
krankheiten 181. — des Buphthalmus 
352. — des Albinismus 377. 

Herpes zoster, Augencomplication bei — 
218. — ophthalmicus 288. 

Herz, Mitral- und Aorteninsufficienz mit 
Arterien- und Capillarpuls der Netzhaut 
895. — s.a. Cyanose; Gefasserkrankungen. 

Hess, W., Nachruf 313. 

Heterophorie, Bestimmung 142. 

Heterophthalmus bei Thieren s. d. 

Hou-Bacillen s. d. 

Heufieber, in klinischer, ätiologischer u. 
therapeutischer Be ziehung 354. — falsches 
— 841. — Behandlung 384. — Behand- 
lung der — Conjunctivitis 384. — Serum- ! Jahrbuch, Ophthalmologisches s. d. 
tberapie (Pollantin) bei — 397. — acutes Jahresbericht der Ophtbalmologie für 


Hypopyon, Keratitis s. d. — Ulcus mit 
— 8 


Hypotonie s. Druck. 

Hysterie, Augenstörungen bei — 155. — 
Amblyopie bei — 212. — Asthenopie bei 
— 210. 414. — Amaurose, beiderseits 
215. — Nystagmus bei — 128. 124. 283. 
— traumatische, unter dem Bilde externer 
Ophthalmoplegie 320. — traumatische, 
des Auges 83. — traumatische, mit Er- 
blindung 422.— intermittirende Mydriasis 
durch — 451. — oder Dissimulation? 
144, — Farben- und Lichtsinn bei — 
441. — s.a. Neurose, traumatische. 


Oedem des Liles und Bindchaut bei — 1904: 296, 

nach Pollantin 433. Jahreszeit u. Glaucom s. d. 
Highmorshöhle s. Sinus maxillaris, Janthinopie s. Violettsehen. 
Hinterhauptslappen,s. Occipitallappen. | Japan, Trachom in einem —ischen Dorfe 
Hirn s. Gehirn. 406 


Hirschberg-Festschrift 16. 32. 65. Ichthyol bei Blepharitis 61. 

Histologie s. Anatomie. Idiotie, Tay-Sachs’scheamaurotische, famie 

Hjort, Nachruf 93. |  jidre — 398, 465. 473. 

Hodgkin’sche Krankheit, metastatische | Jequiritol 201. — Serum 87 (Kehrseite). 
Aderhautgreschwulst bei 403. . Impf-Geschwür s. Vaccine. 

Höllenstein s. Argentum nitricum. ' Infarct der Retina s. d. 


Holz-Stiick in der Orbita, Tetanus 339. | Infection nach Cataract-Operation s. d. 

378. | — eitrige — des Augapfels, Behandlung 

Homatropin-Vergiftung 429. | 214, — traumatisehe, durch Bacillen s. d. 
IL" 


ax 


Inficirte Verletzungen, Behandlung s. V. | 


Influenza-Angencomplicationen bei — | 
125. 458 (neue). — toxische Aınblyopie | 
nach — 841. | 


Infraorbitalis, Neuroma spurium des | 
Nervus — 144, | 
Initialsklerose s. Syphilis, Primäraffect. 


Innervation derPupille 92. — der Stroma- 
zellen der Iris 298. 402. 


{ 
| 
Instrumente u. Apparate. 
a) chirurgische: | 
Heissluft — 341. — neue Modelle 215. 
— Apparat zu warmen Umschlägen 78; 
zur Anwendung überhitzter Luft 312. 376. 
— Augenschutzbinde 3808. — schwarze 
Augenbinden 309. — Blepharostat 215. 
441. — Glasrohr fir sterilisirbare Al- 
kaloidtabletten 117. zur Iridotomie 
209. 286. 441. — zur intraocularen Aus- 
spülung 285. — Irrigator für die Vorder- 
kammer 139. — Lidklammer für Tarsus- 
Operation 218. — Lidsperrer 807. — Lid- 
pincette 215. 441. — Magnete 8.d. — 
Operationsmaske fiir den Mund 284. — 
Röhre für den Thränencanal 148. — Hilfs- | 
— zur Trachombehandlung mit Röntgen- ` 
strahlen 405. — Scalpell 215. — Selinen- 
scheere 455. — Sideroskop s. d. — Spritze 
nach Anel, vereinfacht 283. — Syne- | 
chotom 441. — Thränensack-Spritze 218. | 
b) physikalisch-optische: 
Acetylenlampe für Augenärzte 145. — | 
Astigmoscop 13.* 297. — neuere Bifocal- | 
gläser 304. — Brillen s. d. — neue Probir- 
brille 394. — zur Prüfung latenter Con- 
vergenzkraft 142. — Diploskop 27. 309. 
— Rémy’sches Diploskop 85. 309. — 
Exophthalmometer 181. — ambcr-gelhe 
Gläser 92. — zur Prifung des Farben- 
sinnes 222. — periskopische Jinsen 414. 
— lsochromglaser 78. — Doppellinse 27 . 
— binoculare Lupe 422. — bewegliche 
Beleuchtungslinse 282. — Muassstab fiir 
Muskelinsufficienz 204. — Mess- — für 
Schieloperation 386. 393. — zur Unter- | 
suchung der Augenmuskeln 217. — | 
Oplithalmometer (verbessertes l'onometer) 
64. 128 (elektrisches). — Perimeter mit 
elektrischer Lampe (’Trockenelement) 441. 
— Perimeter-Photometer 311. — Phoro- 
meter 29. — klinisches Pupillometer 424. | 
— verbesserter Apparat zur Photographie 
des Augenhintergrundes 217. — Refrac- 
tiometer 337. — Differential - Refracto- 
meter 394. — zur schnellen Retinoskopie 
849. — Schema zur Pupillenmessung 206. 
— Schutzbrille 820. — Sehproben 17 
(Zittertafel). 242 (photograpliisch ver- 
kleinerte). 424 (in Complementärtarben). 
— Signalzeichen zur Prüfung von Eisen- ` 
bahn - Augestellten 212. — Skiaskop- 
Ophthalmometer 81. — Stereoskupische 
Bilder zum Ueben 229. — neues Stereo- 


| 


Sachregister. 


skop 898. - Tafeln zur Untersuchung 
des Gesichtsfeld-Centrums 280. — Tages- 
lichtmesser 538. — Tonoweter 415. — 
neue Visirvorrichtung 122. — Wollproben 
210. 

Insufficiens, Augenmuskel — s.d. — der 
Convergenz s. d. 

Intoxication(s)-Amblyopie, 2 Falle, ge- 
heilt 462. — s. a. Vergiftung. — mit 
Methyl-Alkohol, Atoxyl, Chinin, Nicotin, 
Worst, Jodoform, Tabak, Kaffee s. d 

Intraoculare Geschwülste 188. 300 (tu- 
berculöse). — Desinfection 248, s. a. Jodo- 
form. — Ausspülung s. Cataract-Ope- 
ration. 


Invalidenversicherung (8) - Gesetzge- 
bung u. Selhstörung 408. 

Jod u. Quecksilber, combinirt 214. — Oele 
in der Augenheilkunde 256. 455. — Jodür 
bei Glaskörperblutung 309. 

Jodipin in der Augenheilkunde 266. 

Jodkali bei Cataract s. d. 

Jodoform, Einführung in die Vorder- 
kammer 27. 28. — Opticusatrophie nach 
— Vergiftung 29. — zur intraocularen 
Desinfection 248. 256. 279 (Misserfolge). 
383. 

Jodtinktur bei Ulcera corneae 352. 

Jodvasogen bei Trachoın 198. 

Iothion, ein neues Jodpräparat 468. 

Iridectomie bei Cataract-Operation, Glau- 
com 8. d 

Irideremie s. Aniridie. 

Iridochorioiditis gonorrhoica 250. 376. 
451. 

Iridocapsulotomia bitemporea cruciata 
832. 

Iridocyclitis nach Ruhr s. d. — bei 
Keuchhusten 244. — tuberculosa 83. 281 . 
(Tuberkulinbehandlung). — albuminurica 
430. nach Star- Operation, mit 
schwammigem Exsudat 481. 

Iridodesis 122. 

Iridodialyse mit völliger Wiederanlegung 
208. — traumatische 412. 

Iridotomie 86. — Instrument 209. — bei 
Cataract-Operation 286. 


Iris, die Krankheiten der — 494. — Brücken- 
colobom 72. — Colobom 205; doppeltes, 
beiderseitiges 376. — Pseudocolobom 418. 
— Entwicklungsanomalien der (Ectro- 
pion) 412. — nicht traumatische, seröse 
— Cyste 29. — traumatische — Cyste 
61. 400 (seröge). 458. — Kammercysten 
412. — Perlen, Histologie 406. — epi- 
thelialer Tumor der —, des hinteren Pig- 
mentepithels 203. 392. — Gumma 218. 
— seltene angeborene Anomalien der — 
280 (multiple Einkerbungen des Pupillar- 
randes). — bisher nicht beschriebene 
Missbildung, Entropion 245. — die — 
Muskulatur des Menschen 16. 175. — 
Innervation der Stromazellen der — 298. 


Sachregister. XXI 


402. — Pigment-Neubildung auf der — 
Vorderfläche 279. — respiratorische — 
Bewegung 54. — Trausfixion der — 442, 
— Sarcom, primäres 69. — Melanosarcom 
374. — ungewöhnliches Verhalten der — 
bci zwei Schwestern 31. — Dilatator s. 
Pupille. — Sphincter-Verletzung,indirecete 
149. — Fremdkörper-Verletzung der — 
470. — Tuberculose 211. 340 (mit Spon- 
tanruptur der Linsencapsel). 395 (doppel- 
seitig). — s. a. Iritis tub. — doppelte 
radiale Zerreissung 480. — zweizeitige 
— Durchschneidung s. Cataract-Ope- 
ration. 


Iritis, Aetiologie u. Statistik der primären 


— 468. — Differentialdiagnose 89. — 
blennorrhoische — 128. 220. — metasta- 
tische, gonorrhoische — 220. 250. 283. 
2&6 (giebt es eine —?). — rheumatische 
—, Behandlung 124. — syphilitica, 
Schwierigkeit der Diagnose 375. — torpide 
124.— nach Ohrfeige? 288. — bei Bright’: 
scher Krankheit 4380. — bei Abducens- 
lähmung s. d. — tuberculosa 79. 92. 141. 
(Lufteinblasung). 467 (mit Tuberculin 
behandelt). — s. a. Iris-Tuberculose. — 
Behandlung durch subconjunctivale und 
temporale Injectiunen 88. — s.a. Irido- 
cyclitis. 
tor s. Instrumente. 


Kepler’s Dioptrik 16. 
Keratectomie mit 


Conjunctival - Be- 
deckung 85. 


Keratitis-bullosa 28. bei Glaucom 414 


(Histologie). — dendritica 80. — diffusa 
mit Gumma 286. — disciformis 349. 407. 
448. histologische Augenveränderungen 
bei 370. — filamentosa 144. — fasci- 
cularis, Bacteriologie 455. — (tefässe 
nach abrrelaufener — 59. — nach Cataract- 
Operation s. d. — heisses Wasser bei — 
86. — knötchenförmige 4386. — neuro- 
paralytica 89. 284. — nummularis, nahe- 
stehende 398. — bei hereditärer Syphilis 
27. 30. — interstitialis 208. — inter- 
stitialis bei erworbener Syphilis 29. 91. 
810. 465. — interstitialis nach Augen- 
verletzungen 31. 151. — interstitialis 
juvenilis, Häufigkeit bei beiden Ge- 
schlechtern 91. — Hornhautveränderung, 
Faltenbildung nach — parenchymatosa 
898. — über — parenchymatosa bei 
hereditärer Syphilis, Präparate 387. 892. 
— parenchymatosa syphilitica mit ulcus 
corneae internum 408. — parenchymatosa 
annularis 179. — parenchymatosa, scle- 
rosirende, tuberculöse 374. 380 (Luft- 
einblasungen). — profunda 209. — punc- 
tata 123. 282 u Glaucom 249. — punctata 
leprosa 114. — purulenta, Behandlung 


Irriga 

Isochromgliser 78. 

Isophysostigmin 199. 

Isopral, ein neues Schlafmittel 468. 

Italien, Blindheit u. Blinde in — 314. 

Itrol bei Augenkrankheiten 126. 219. 

Jugendlich s. Juvenil. 

Jung-Stilling in der Augenheilkunde 78. 

Juvenile(s), Glaucom s. d. — Keratitis 
interstitialis s. d. — Retinitis albuminu- 
rica s. d. — Schwachsinn s. d. 


mit Kollargol 350. — suppurativa, Milch- 
säure Behandlung 463. — Hypopyon —, 
Bacteriologie 444; mit Conjunctivitis 
dureh Bacillus Week 466. — traumatica 
bei Neugeborenen 277. — Sclero- 424. 
— Behandlung 126. — Peritomie bei 
diffuser Corneitis 211. — intraepitheliale 
Bacillen bei — 393, s. a. d. 
Keratocentese 136. 476. 


Keratoconus- 91. — Behandlung 212. 
285. — Galvanokaustik bei — 145. — 
neues Öperationsverfahren 203. 236. — 
über den primaren — 279. 285. — Des- 


ffee-Amblyopie 212. 
Kaflee-Ambiyopi cemetis bei — 306. — Rückbildung durch 


Kalk-Trübungen der Cornea, Aufhellung 


390. Entstehungsweise 390. — Ver- subconjunctivale Injectionen 305. — 
letzung 395. Heissluftcauterisation bei — 341. 446. — 
Kammer, Vorder- s. d. — Wasser s. Gesichtslinie bei — 443. — u. Gravidität 


452, 

Keratomalacie- mit Bindehaut- Xerose 
u. Hemeralopie 191. 

Keratomycosis, neue Form von — 446. 

Keratoplastik-Transplantation der Cor- 
nea 220. 

| Keratoskop, Vervollständigung des Pla- 


Humor aqueus. 


Kaninchen-Thranenorgane der — 64. — 
-Impfungen mit Cytorhyctes luis am 
Auge 250. mit luesmaterial 307. — 
— Transplantation eines -Auges behufs 
Verbesserung der Augenprothese 373. 
— Tuberculose am -Auge, hämatogene 


ee a ss tr 


392. 
Kankroid a. Carcinom. 
Kapsel- s. Linsenkapsel. 
Karunkel s. Caruncula. 
Kauen s. Mitbewegung. 


Katse-Cyclopenauge einer — 191. — Seh- 
zellenschicht bei der neugeborenen 419. | 


cido’schen -- 13.* 297. 


Keratotomie, combinirte transversale 


421. 


ı Kernstar, seltenes Ereigniss bei Discision 


des — s, Cataract-Operation. 


Keuchhusten-Iridocyclitis bei 244. — 


Neuritis optica bei — 414. 


Keilbein-Bruch, Augenmuskellähmung |; Kiefor-Bewegung s. Mitbewegung. 


durch 426. 


 Kinderin)-Magnet-Operation bei — s.d. 


XXII 


— Drucksteigerung bei — s. d.; 8. a. | 

Hydrophthalmus. 
Kleinhirn-Geschwulst, Stauungspapille, 

Rückbildung 188. — Geschwiilste 230. 

— Klinisches und histologisches Ver- 

halten der Augen bei — Geschwulst bei 
Nierenkrankheit 819. 


Klima, See-Alpen- bei Augenkrankheiten 
61. — der Adriaküste 126. 
Klinische Mitteilung 218. 
Knapp’sche (perationsmethode s. Retro- 
bulbare Geschwiilste. 
Knochen-Bildung im Auge 118. 
Knorpel-Bildung im Auge 416. 
Kochsalz-Subconjunctival s. d. — Sub- 
cutan 8. d. 
Kölliker, R. Nachruf 350. 
Körnerkrankheit s. Trachom. 
Körperlich-Sehen s. Stereoskop. 
Kollargol bei Keratitis purulenta 350. 


ED EDLNSDEL Frühjahrskatarrh in — 


Kor f-Hant u. Lidrand 64. — s. a. Schädel. 
-Tetanus s. d. — Neigung u. Tiefenwahr- 
nehmung 118. — Schüsse s. d. 

Kosmetische Augenoperationen 8. d. 

Krankenpflege im modernen Staat 18. 

Krause’sche Drüsen, Cysten 148. 

Krieg s. Militar. 

Kriminalistik, oculare Stigmata in der 
— 25. 

Krönlein’sche Operation 55. 110. 188. | 
189 849. 457. — Modification des Haut- | 
schnittes 171.* — Modification 470. — | 

zu diagnostischen Zwecken 191. — zur 

| 
| 
| 
| 
| 


— 316. 
Krokodil, Sehnerven-Pigmentirung beim 
— 418. 


Krystall-Linse s. d. 
Kiinstliches Auge s. Glasauge. 
Kuhhorn-Stoss-Verletzung 72. 255. 851. 


Kupfer in der Linse 24, — Splitter im 
Glaskörper, erfolgreich extrahiert 235. 
254. — u. Messiug-Splitter-Verletzungen 
378. 

Kurzsichtigkeit s. Myopie. 


der — 83. 
Lähmung ss. Augenmuskel-,— Halbseitige 
— s. Hemiplegie. 
Lagophthalmus-Tarsoraphie bei — 149. 
Laibach, Augenspital in — 127. 
Lampe, Acetylen- s. d | 
Lehrbücher, Handbücher, Atlanten, En- | 
eyelopädien u. dgl. 15. 74. 136. 229. 278. 
296. 336. — der Augenheilkunde, Augen- ' 
operationen, Uphthalmoskopie, Optik, ` 
Physiologie, s. d. — Arabische — s.d. 
Lehrstuhl in Montpellier s. d. 
Leichen-Auge s. d. | 


Lactation, Augencomplication wahrend 
| 
| 





Sachregister. 


Lepra, Anatomie der Augen-111. — Augen- 
hintergrund bei — 156. 189. — Keratitis 
panai leprosa 114. — ophthalmica, 

ospital in Island 468. 


Leseproben, die Einführung der — in 
die Augenheilkunde 256. — s. a. In- 
strumente b. Sehproben. 

E epibulbaris 352. — der Cornea 


Leucosarcom der Chorioidea, des Ciliar- 
körpers, epibulbäres des Conjunctiva, 
Uvealtractus s. d. 

Leukimie, Trachom-ähnliche Erkrankung 
bei — 232. — Augenveränderungen bel 
— u. Pseudo- 388. 


Levator-Vornähung s. Ptosis.— Anatomie 
des Musc. — palpebrae 237. — über die 
Sehne des — 897. — congenitaler, to- 
nischer Spasmus des — 458. 


Licht-Reflexe s. Pupillarreflex. — Beein- 
flussung einer — Empfindung durch eine 
andere gleichzeitige — E. 179. — Tages- 
messung 58. 183. — absolute Empfind- 
lichkeit des Auges für — 183. — Therapie 
bei Lidearcinom 198. — Elektrisches —, 
Finsen- s. d. — Wirkungen des — auf 
die Retina 107. — Signal- s. Farbensinn. 
S verschiedener Wellenlänge 
8. Str. 

Lichtsinn, Lehre vom 387. — bei einigen 
Nervenkrankheiten 441. 


Lid(er) die Krankheiten der — 497. 
Bahnen s. Pupille. — Bewegung, s. 
Mitbewegung. — Blastomycosis der — 
91. — Carcinom, mit Licht geheilt 198. 
— Colobom 25. — das dritte — 433. — 
amyloide Degeneration 394. 405. — Der- 
matolysis s d. — Elephantiasis 211.395. u. 
Pseudoelephantiasis 415. — Entzündung 
8. Blepharitis. — Epitheliom 211. 310 
(die verschiedenen Heilmethoden). 
— Hebung des Unter — bei Facialis- 
lähmung 155. — über — Reflexe 108. — 
Klammern bei Tarsus-Operationen 218. 
— Sperrer 807. — Lymphom u. Lymph- 
adenom 296. 468. — Mitbeweguug s. d. 
— Nekrose nach Trauma 467. — Neuro- 
fibrom 145. — Oedem u. Ptosis bei 
Scharlach 218. — Vedem durch Syphilis 


421; malignes 424. — Operation bei 
Hamophilen s. H. — Pincette 215. — 
gangrandse Phleymone des — 120. — 


metastatische, septische Phlegmone 422. 
— Plastik s. Blepharoplastik. — Primär- 
affect 337. 471. — Gummata des — 463. 
— Rand u. Kopfhaut 64. Rand, 
Structur u. Entwicklung 446. — Ranken- 
neurom des — 21. — plexiformes Neurom 
der — 439. — primares Sarcom 475. — 
Schluss u. Pupillenreaction 152. — Sele- 
roderinie der — 71. — Winkel, Abstehen 
des äusseren — 24. — Xeroderma pig- 
mentosum 401. 


Sachregister. 


Limbus sorneae-Papillom 61. — s, a. 
Conjunctivitis, Früjahrskatarrh. — eigen- 
artiges Carcinom 79. 

Limitans interna, Nichtexistenz der — 


475. 

Linksäugigkeit 210. 

Linse, Glas — s.d. — =. a. Brille. — 
Doppel — 277. — bewegliche Beleuch- 
tungs — 282. 


Linse (Krystall-) die Krankheiten der 
493. — Astigmatismus, unregel- 
mässiger 424. — Colobom, doppeltes 430. 
— Eisensplitter in der —, Erblindung 
durch Drucksteigerung 41.* 298. — 
Maynet-Extraction ohne Cataract 311. — 
Glas in der — 417. — Kupfer in der — 
34. — Entfernung bei Myopie s. d.; Ope- 
ration. — Ernährung u. Störung der — 
150. — beim Gesunden und bei Cataract 
433. — Bildchen, durch Spiegelung am 
Kern der normalen — 246. 415. 
Messung derKrümmung der Vorderfläche 
der — 372. — Cataract durch Massage 
der — 112. — neue Missbildung der -— 
346. — Parasiten der —, Trematoden 
887. — zur Pathologie der — 204. — 
Pathologie u. Therapie des — Systems 
229. — fasrige Schein — 394. — ge- 
schrumpfte, Ciliarfortsätze bei — s. d. 
— Stoffwechsel in der — 890. — ex- 
perimentelle Trübung der — u. Wieder- 
auf hellung 421. — fibrinähnliche Gebilde 
in der verkalkten — 118. — Verknöche- 
rung 88. 284. — Verletzung durch 
Kupfersplitter 24. — Verschiebung 8. 
Ectopie u. a. Linsenluxation. — Opera- 
tionen am — System s. Cataract-Ope- 
ration. 


Linsenkapsel-Cataractatraumaticadurch 
Verletzung der hinteren — 146. — zwei- 
seitige — Durchschneidung s. Cataract- 
Operation. — Spontanruptur der —: bei 
Iris-Tuberculose 340; bei Glaskörper- 
abscess nach perforirender Verletzung 
894. —- Complicationen nach Star-Extrac- 
tion 841. — Blutpigment unter der — 
412. 

Linsenluxation doppelseitige, in die 
Vorderkammer 142. — erbliche 402. — 
angeborene bei Buphthalmus 414. — 
spontane 439. — Extraction bei Sublu- 
xation der Linse 29. — Subluxatio durch 
Contusion 149.412.— Accommodation bei 
— 429. — Secundärglaucom bei — 442. 

Lipiodol 256. 

Lipom des Musc. rectus externus 143. — 
atöse subconjunctivale Tumoren 141. 186. 
Dermo — s. d. 

Lithion, benzoësaures, subconjunctival 
gegen Hornhautilecke 60. 

Local-Anaesthesie s. d. — isation von 
Fremdkörpern s. Röntgenstrahlen. 

Locomotivführer s. Eisenbalın. 


Lues s. Syphilis. 

Luft-Einblasung bei Iritis tuberculosa 141, 
— subconjunctivale — Einblasung bei 
Keratitis tuberculosa 380. — truckene, 
überhitzte — in der Augenheilkunde 
312. 397. — Heiss — Apparat bei Kera- 
toconus 341. — Atmotherapie der Augen 
376. 

Lumbalpunction bei syphiliter Menin- 
gitis 464. 

Lupe s. Instrumente b 

Lupus corneae 282. 

Luxstion, Linsen — s.d.— des Bulbuss.d. 

Lymphadenom der Lider u. Orbita 296. 
468. 

Lymphangiom(a) cavernosum des Auges 
157. 159. — der Conjunctiva palpebralis 
204. 

Lymphom-Conjunctivitis s. d. — der 
Lider u. Orbita 296. 468. — hyalines 
— der Conjunctiva, durch Röntgen- 
strahlen geheilt 378. 

Lymphosarcom der Thränendrüse 374. 
465. 


Maculae corneae, s. d., Trübungen, 
Flecke. 

Macula lutea, Colobom 407. — Er- 
krankung der — nach Extraction eines 
Eisensplitters aus der Netzhaut 79. — 
schwarzer Fleck in der — bei Myopie 
93. 427. — Pigmentstreifen in der — 
205. — hereditäre Affektion 280. — Ver- 
änderung durch Sonnenlicht 345. — 
traumatische Erkrankung der — 371. — 
senile Veränderung der — bei Arterio- 
sklerose 400. 

Macularfasern, Verlauf im Opticus 406. 
— s. a. Papillo maculares Biindel. 

Magencarcinom, metastatisches Carc. 
des Ciliarkörpers bei — 416. 

Magawly, Nachruf 122. 

Magnetnadel, Wirkung verschiedener 
Metalle auf die — 180.— s.a. Sideroskop. 

Magnet(e) 96. — des Elektro- in der 
Augenheikunde 217. — derInnenpvl- 403. 

Magnet-Operation 96. 217. 298. 432. — 
Geschichte 62. — 26 Falle 8342. — prak- 
tische Bemerkungen 217. — Statistik 
u. Vorzüge der einzelnen Methoden 254. 
— eines grossen Splitters mit kleinen 
Magneten 46.* — mit Riesen-M., Ge- 
fahr 189. — mit Haab’s Riesen-M., 
Vorzüge 205; richtige Anwendung 
217. — Krankenvorstellung 49. — bei 
Kindern 265.* — Macula-Erkrankung 
nach — 79. — mit Meridionalschnitt 
u. Riesen-M. 182. — aus der Linse 
ohne Cataract 311. 

Makrogyrie des Gehirns s. d. 

Mal-Technik, Eintluss von Anomalien u. 

| Erkrankungen des Sehorgans auf die 
; — 817. 


XXIV 


Malaria, Netzhautablösung bei — 26. 
Markbildung im Auge 118. 


Markhaltige Nervenfasern 140. 141. 
— Anatomie 55. 2s1 (Netzhaut). — in 
der Netzhaut, klinischer Beitrag 351; 
besondere Lage 381. — Schwund von — 
bei entzündlicher Sehnervenatrophie 399. 

Markschwamm s. Gliom. 


Masern, exsudative Chorioiditis, Er- 
blindung nach — 434. 


Message der Linse, Cataract 112. — 
Vibrations- bei Dacryoadenitis chronica 
220. — bei Amblyopie, Glaucom-Irideo- 
tomie, Myopie s. d. 

Mastzellen in Dermoidcyste der Orbita 71. 

Medicamente, die augenärztlichen — 
248. Abriss 
Therapie 238. — neueste Fortschritte 
in der Augentherapie 122. 216. 217. 

218. — alte u. neue — 217. — moderne 
Therapie 837. — Wirkungen von Arznei- 
mitteln u. Giften auf das Auge 74. 75. 
— directe Wirkung von — auf die 
äusseren Augenmuskeln 206. — s.a. | 
Adrenalin, Aethylchlorid, Alkaloid-Tab- 
letten, Alypin, Anaestheticum, Antipyrin, 
Arecolin, Argentum eitricum u. nitricum, 
Argyrol, Aristol, Atoxyl, Atropin, Chinin, 
Cocain, Collyrien, Crede’scher Tropfen, | 
Cuprocitrol, Desinficientia, Dionin, Emser | 
Salz, Eserin. Gelbe Salbe, Graues Vel, 
(iuajakol, Hamolysin, Heisses Wasser, 
Homatropin, Ichthyol, Jequiritol, Jod, 
Jodipin, Jodkalium, Jodjodir, Jodoform, 
Jodtinctur, Jodvasogen, Jothion. I. 
physostigmin, Isopral, Itrol, Klima, ' 
Kochsalz. Kollargol, Lipiodol, Lithion, | 

‘ überhitzte luft, Miotica, Morphin, My- 
driatica, Nebennieren, Paraffin, Pollantin, 
Protargol, Quecksilber, Radium, Salicyl- 
Salpetersäure, Schlafmittel, Silber, Sko- 
polamin, Stovain, Strychnin, Subeonjune- 
tival, Subcutan, Sub!amin, Suprarenin, 
Thigenol, ‘lrigemin, Tropyl-Lupinéin, 
Tuberkulin, Wasserstoffsuperoxyd, Zin- 
cum, Zucker-Salz. | 

Medicin, die griechische — s. Geschichte. | 

Medulla, Hemmungscentrum der Pupille 
in der — 51. 

Megalocornea, Descemetis bei — 808. 

Meibom’sche Drüsen, Adenomder-- 115. 

Melanosarcom alveoläres, der Lidbinde- 
haut 61. — der Conjunctiva 140, — 
der Caruncula, Chorividea, Iris, Orbita, | 
Uvealtractus s. d. 


Melanosis des rechten u. multiple mela- 
notische epibulbäre Geschwülste des | 
linken Auges 371. — s.a. Pigmentirung. ` 
— oculi 320. 

Melanotische Geschwülste, s. Melanosis. | 
— s.a. Melanosarcom. 

Membrana pupillaris, s. Pupille. | 




















der augenärztlichen | 


Sachregister. 


| Meningitis, Augensymptome bei —, Cere- 


brospinal- u. dgl. 249. 388 (epidemica). 
— tödliche, nach Panophthalmie 418. — 
Retina-Blutungen bei —s. d.— Stauungs- 
papille bei — s.d. — nach Enucleation 
426. — cerebrospinalis, exsudative Cho- 
rioiditis u. Opticusatrophie nach — 434. 
suppurative Chorioiditis nach — 442, — 
syphilitica, Lumbalpunction 464. 
Meningocele, orbitale — 79. 
Messing, s. Kupfer. 


Metall(e)-Splitter-Verletzungen 123. 342. 
Wirkung verschiedener — auf die 
Magnetnadel 180. — in der Linse s. d. 
— s. a. Eisen, Kupfer, Messing. 


Metastatische(s) Carcinom, Chorioiditis, 
Ophthalmie s.d.— gonorrhoische Augen- 
Affection 198. 220. 250. 283. 862. 376. 451. 

Methyl- Alkohol- Amblyopie 141. 209. 
434. 

Metrorrhagie, Opticus-Atrophie bei — 
221. 


| Migräne durch Refractions- u. Muskel- 


Anomalien 140. — Ophthalmophlégique, 
Fälle 464, mit Hemianopie, Aphasie etc. 
464. 

Mikulicz’sche Krankheit 298. 

Mikroben, s. Bacillen. 

Mikrocornea ohne Mikrophthalmus, mit 
Colobomen 205. 

Mikrogyrie des Gehirns s. d. 

Mikrophotographische Aufnahmen s. 
Photographie. 


Mikrophthalmus Urbitalcyste u. — 25. 
90. 339. — mit Cataracta congenita 895. 
—hochgradige Hypermetropie bei an- 
geborenem — 117. - desejnen u. Brücken- 
colobom des anderen — 122. — u. con- 
genitales Ankyloblepharon 204. — Prä- 

_ parate 393. 

Mikroskopische-Technik, s. Färbetech. 
nik. — nach Marchi s. Opticus. — 
Zelloidin-Trockenmethode 305, — s.a. 
Photographie, Anatomische. 

Miliar-Tuberculose s, d. 

Militär-Sehschärfe- u. Retractionsbestim- 
mung beim — 222. — Kriegs-Oculisten 
287. 


Miotica s. Arecolin. 
Mischinfection des Auges s. Tuberculose. 
Missbildungen s. Angeboren. 


| Mitbewegung von Lid u. Kiefer 81. 


141. 222 (Ptosis). — paradoxe, von Lid 
u. Auge 399. 
Mitral-Insufficienz s. Herz. 
Mittheilungen s. Augenheilanstalt. — 
Klinische —. 
Mittelalter s. Geschichte. 
Moebius’scher Kernschwund 52, 
Moll’sche Drüsen. Adenom 454. 
Molluscum contagiosum 211. 
Mond, Vergrösserung s. d. 


Sachregister. XXV 

Monoculares Sehen, Physiologie 107. hautablösung) 455. 461 (Spätresultate). 

— historische Notiz 204. 462 (erfolgreich). — neue Operation für 
Montpellier, Lehrstuhl für Augenkrank- leichte — 482. ` 

heiten am alten chirurgischen Collöge  Myxödem mit Opticusatrophie 359. 

zu Montpellier 88. — Augenhygiene in  Myxom Glio — s. d. 

den Communalschulen von — 89. 
Moon’sches Blinden-Alphabet s. d. 








— Chodin 146. 152. — Gayet 83. 88. 
452. — Gradenigo 61. 438. — Hess. W. 
$18. — Hjort 98. — R. Köllicker 350. 
S Magawly Er ee 814. — 
anas 136. — Parinaud 125. 874. 443. 
Motorischer Apparat des Augens er — Schubert 813. — Sohuleck 93. — 
Augenmuskeln u. -Bewegung. Schweiger 258.* 337. — Tillaux 218. — 
Moulage, neues Verfahren einer — der de Vincentiis 874. — Wolfe 62. 
| 


Mops s. Hund. N-Strahlun o 
Së ee - g des lebenden Körpers 49. 
ee N s. d. — Brightii s. | Nachruf auf Abbe 62. — Brethauer 269.* 


Morphin, Indication u. Dosirung 809. 

Motilität(s)-Störungen, die — des Auges, 
Litteratur 496. — s. a. Augenmuskeln 
u. -Bowegungen. 





Augenhöhle 87. N s. Cataracta secundaria. — 
Mucocele orbitalis 138. — ethmoidalis GE B. e 
442. — des Stirnsinus 442. Naphtalin-Star 111. 
Mules’-Operation s. Enucleation. — Nach- | Narben der Cornea s. d. — Schnitt- s. 
ruf 314. Vereiterung. 
Musca s. Fliege. Narcose, Reflex der Cornea bei —; als 
Musculus Rectus s. d.; Levator s. d. beste Controlle 207. 208. 
Muskeln s. Augenmuskeln. Nase(n)-Erkrankungen u. andere Organe 
Musculatur der Iris s. d. 207. — Nachbarhöhlen der — s. Sinus. 
' Myasthenia ocularis 51. — gastrica mit — Gilaskörpertrübungen bei — Erkran- 


Glaucoma juvenilis simplex 432. — u. kungen 216. — Rachenraum s. Adenoide, 
Basedow. oculare Symptome der — 119. Vegetationen. — Augenleiden durch — 
— Augeusymptome bei — 190. Krankheiten 415. 

Mydriasis, springende 84. — intermit- | Nebenhohlen s. Sinus. 
tirende bei Hysterie 451. Nebennieren-Praparate. — Adrenalin 


Mydriatic(um), Untersuchungen über 95; Nebenwirkung 219; bei Glaucom, 
Ersatz —- des Atropin 76. — Se Tropyl- Warnung 220; Wirkung auf Pupille 
Lupindin, Erumydrin, Atropin. a 281. — Suprarenin 95. 

Myiasis s. Fliegen. >. San es 

Myopie Anatomie 401. — Accomodations- ns vernalis bei — 428. 
krampf u. abnorme Spannung bei — 114. p AA : , 

— durch Accomodationskrampf, trauma- Nerven, intrasklerale — Schleifen 243. 
tische Neurose 191. — Conus bei — — Licht u. Farbensinn bei einigen — 
389. — Stilling’sche Theorie über — 51. Krankheiten 441. — Sehstörungen bei 
115. 119. 421. — Wesen der progressiven — Erkrankungen des Systems 108. — 
— 180. — Ursachen u. Behandlung der Untersuchung des — Systems 17. — 


rogressiven — 892.. neueste Theorie der Orbita s. d. — seltene Augen- 
der progressiven— 389. — Vortäuschung | ffectionen bei — Leiden 141. — 
von — bei Schulkindern 189. — Ur- | Pupillenstörungen bei — Kranken 16. 
sachen u. Verhütung 287. — centrale 252. — Augenhintergrund bei Erkran- 
Chorioiditis bei — 28. — Aderhautver- | kungen des — Systems 18. — Farbe- 


ä n bei — 392. — durch Erost technik für das — System 16. — Zellen 
a. Orbita Sms = St Se der Netzhaut s. Retina. — Markbaltige 


— elastische Fasern in der Sclera bei — — Fasern s. M. — s. a. Moebius. Hysterie. 
s. Scl. — cavernöse Sehnervenatrophie Neurasthenie. Neurose. 

und Dehiscenzen in der Sclera bei — | Nervus Oculomotorius. Opticus, Infra- 
393. — Macula lutea bei — s. d. — orbitalis, Sympathicus, Trochlearis, Vagus 
traumatische — 874. 453. — Schul., d 


B. d. 
Bekämpfung 389. — klinisch-statisches | Netzhaut s. Retina. 

über die — 458. — Druck-Massage bei | Neugeborenen, Augeneiterung s. Blenn. 
— 60. — Correction 465. — Entstehung neonat. — Retina-Blutungen beim — 
u. Behandlung 228. — Vollcorrection s. d. — Thränen bei — s. d. — Thränen- 
217. 362. 381. 465. — u. ihre Behand- sackentzündung bei — s. d. — Keratitis 
31. 96. 185. 314. — operative Behand- traumatica bei — s. Geburt. — Pupillen- 
lung hochgradiger — 30. 61. 198. 206. verhaltnisse beim — 247. 

215. 317 (Spätresultate). 318 (u. Netz- ' Neurasthenie, Augenstörungen bei — 


AxXVI 


155. — Licht- u. Farbensin bei — 
441. 

Neurectomie s. Neurotomie. 

Neuritis optica, acute, toxische 149. — 
bei multipler Sklerose 192. — bei intra- 
craniellem Tumor 464. — zusammen 
mit Facialislähmung 383. — Papillitis 
nach Warzenfortsatz-Operation 192. — 
während der Lactation 83. — bei Schädel- 
diformität s. d. — nach Blattern 188. — 
forensisch interessante — hereditaria 
802. — bei Paratyphus 160. — bei Keuch- 
husten 414. — bei Arteriosklerose 90. 





107. :91. 305. — bei Gelenkrheumatis- : 


mus 415. — retrobulbaris: 430; mit 
Affection desCiliarganglions 426; Strych- 
nin bei — 93. 204; mit Farbensinn- 


stérungen im Netzhautcentram 302; bei 
Oberkieferhöhlen-Eiterung 205; toxica 
440. — vorgetäuscht durch unregelmässi- 
gen Hornhaut-Astigmatismus 140. 


Neuroepitheliom, Pseudo — der Retina 
205. 

Neurofibrillen in der Retina s. d. 

Neurofibrom, plexitormes — des Ober. 
lides u. der Orbita 145. — des Aug- 
apfels u. seiner Anhänge 200. 

Neuroglia, des Auges 296. 344. 

Neurologie, Darstellung des Sehnerven 
71. — des Augenhintergrundes 387. — 
des Opticus 115. — der Retina s. d. 


Neurom(a), Ranken — s.d. — spurium 
des n. infraorbitalis 144. — plexiformes 
der Lider 439. 

Neuro-Myologie des Auges 281. 

Neuron, Theorie s. Sehapparat. 

Neuro-paralytische(s), Keratitis s. d. 
— Augensyndrom 89. 

Neuro-Retinitis, bei Anämie 200. 


Neurose, traumatische 191. 455. — trau- 
matische, Farben-; Gesichtsfeld bei — 
27; Perimetrie bei — 222; u. Angio — 
s. d. Unfalisbegutachtung 403. — s. auch 
Hysterie, traumatische. 

Neurotomia, optico-ciliaris 149. 
Netzhautpigmentirung nach — 419. — 
Regeneration der Ciliarnerven nach — 
438. 

Nicotin-Wirkung auf das oberste Cervical- 
ganglion 83. — Veulomotoriuslähmung 
durch übermässigen Gebrauch s. 
Tabak. 

Nieren, Aderhaut- u. Netzhautablösung 
bei cyelischer Albuminurie 117. 
Nephritis parenchymatosa bei einem 


Kind mit Retinitis albuminurica 218. — | 


Kleinhirntumor bei — Leiden s. d. — 
s. a. Retinitis albuminurica, Iridoeyclitis, 
Tritis. 

Nitrobenzol, Gesichtsfeld nach — Ver- 
giftung 157. 

Nystagmus, zur Casuistik des — 255. 
— einseitiger 287. — Bulbus-Fixation 


| 
| 


Sachregister. 


bei — zur Besserung des Sehvermögens 
142. — familiärer —, nur bei mono- 
cularem Sehen 191; einseitiger 395. 
— hysterischer 123. 124. — der vom 
Ohr ausgelöste — 233. — erworbener, 
cerebraler s. Trochlearislähmung. 


Oberkieter Höhle, Empyem e Sinus 
maxillaris. 

Objecte, leuchtende, Flächengrösse u. 
Reizwert 70. 

Obliquus superior, angeborener De- 
fekt (?) 200. — s. a. Trochlearis. 

Oceipitallappen, symmetrische Sklerose 
der — 221. — Hemianopie bei Ver- 
letzung des — 400. 

Oculare, Stigmata in der Kriminalistik 
25. — Hemiplegie s. d. 

Oculist s. Augenarzt. 

Oculomotorius-Lähmung, recidivi- 
rende 90. 199. — durch übermässigen 
Nicotingebrauch 141. 

Oedem, Lid — s. d. — acutes — der 
Lider u. Bindebaut 433. — acutes angio- 
neurotisches (Quinke) 443. 

Oesophago- lacrimaler Reflex 421. 

Oesophagus, Carcinom mit metastati- 
tischer Uphthalmie 28. 
hr, der vom — ausgelöste Nystagmus 
233. — Orbitalphlegmone nach Mittel 
— Entziindung 876. — Papillitis nach 
Warzenfortsatz-Operation bei Mittel — 
Eiterung 192. — freie Plastik aus der 
— Muschel 471. 

Ohrfeige. Iritis nach —? 288. 

Onkologie, der Bindehaut 78. — 8. & 
Geschwiilste. 

Operationen s. Augenoperationen. — 
Mund-Maske bei — 284. 

Ophthalmiia), sog. ägyptische s. Aegypt. 
— Eleetrische, Septische, Sympathische 
— s. d. metastatische, bei Ueso- 
phaguscarcinom 28, — bei Blattern s. 
Variola. — gonorrhoische s. d. — nodosa 
215. 375 (durch Raupen). — neonatorum 
s. Blennorrhoe. 

Ophthalmologie s. a. Augenheilkunde. 
— Jahresberichte der — s. d. — gy, 
Zeitschritt 18. 

Ophthalmologischeis) Notizen 79. — 
Jahrbuch (amerikanisch) 230. 

Ophthalmometer s. Instrumente b. 

Ophthalmometrische Messungen 84. 


Ophthalmoplegie 449. — externe, 
beim Kind 31; congenital 145; durch 
traumatische Hysterie 320. — nach 


Schädelbruch, Trepanation 59. — ein- 
seitige gemischte 430. — totale, durch 
Trauma 475. s. a. Augenmuskel- 


lahmung. 

Ophthalmoskopie, Leitiaden z. Augen- 
spiegelkurs 230. — Lehrbuch der — 
475. 


Sachregister. XXVII 
Optico-oiliaro, Gefäße 243. — Vene 297. . 
Opticus. Atrophie des — congenitale 
430. — bei Tabes dorsalis 152. — nach 


mische Cyste der — 339. — Dermoid- 
cyste, mlt Mastzellen 71. — Cysticercus, 
der —, verkalkter 373. — Echinokokkus 


Blutverlust 154. — oder Glaucom? 218. 
— bei Akromegalie 349. — bei Myxödem 
359. — nach Jodoformvergiftung 29. — 
bei Erysipel 456. — nach Metrorrhagie 
221. — nach Meningitis cerebrospinalis 
484 — bei Arteriosclerose s. (sefäss- 
erkrankungen. — bei Hydrocephalus u. 
Schädeldeformität 113. — bei Thurm- 
schädel 158. 312. — bei hochgradiger 
Myopie 398. Residualbündel im 
Tractus opticus bei — 464. — Anti- 
pyrin bei — 812. — durch Trauma 475. 
— Markhaltige Fasern bei — s. d. — 


Opticus die Krankheiten des —, Literatur 


495. — Amblyopie bei — Erkrankung 8. 
Neuritis optica retrobulbaris. — Chiasma 
s. d. — Colobom 897. — auf multiple 
Sklerose verdächtige — Erkrankungen 
192. — Erkrankungen bei Allgemein- 
leiden 474. — bei Arteriosklerose 90. 
107. 191. 305. — Endotheliom 440. — 
fibro-endotheliomatése Geschwulst des 
— u. seiner Scheiden 110. — glidse Ge- 
schwülste 28. — primäre, intradurale Ge- 
schwulst 480. — Geschwülste, opera- 
tive Behandlung 352; s. a. Krön- 
lein. primäre Geschwulst, Glio- 
Myolom 152. — kavernöse Entartung 
des — 22. — Gumma 244. 431. — bei 
Encephalocele orbitalis, anatomischer 
Befund 399. — Macularfasern-Verlauf 
im — 406. — Markhaltige Fasern s. d. 
— Neuroglia u. Axencylinder des — 
71. 115. — Papille s. d. — papillo- 
maculares Bündel s. d. — hämatogene 
Pigmentirung bei Sarcoına chorivideae 
393, Pigmentirung des — 415; 
bei Thieren 418. — Papille bei intra- 
eranieller — Durchschneidung 413. — 


ventripetale Pupillenfasern im — 359. 
— Sclerose der — Fasern nach Netzhaut- 
Trauma 92. — technische Punkte bei 


— Untersuchung nach Marchi 28. — 


61. 145. 418. 440. 475. — Encephalocele 
372. — Endotheliom 440. — Fremd- 
körper der — 286. — Fremdkörper der 
— mit Thränendrüsen-Dislocation 142. 
— ungewöhnliche Fremdkörper-Ver- 
letzung der — 95. — Fremdkörper der 
— mit Eindringen in die Schädelhöhle 
218. — Verletzung mit Tetanus s. T. 
— Geschwülste 443. — Diagnostik u. 
Pathologie von Geschwülsten der — 
383. — Geschwulst-ähnliches Gebilde 
in einer leeren — 369. — Hydatidencyste 
30. — Exostose der — 200. — Hypero- 
stose der — 106. — Kankroid der — 
Gegend 360. — Lymphangioendvtheliom 
449. — Lymphom u. Lymphadenom der 
— 296. 468. — Moulage der —, neues 
Verfahren 87. — Mucocele 188. 
Muskel- u. Sehnenapparat der — 422. 
— Nerven der —, Verletzung durch 
Kopfschiisse 86. — Neurofibrom der — 
145. — Phlegmone, nach Mittelohr- 
entzündung mit eitriger Dacryoadenitis 
876; nach Furunkel 191; durch Si- 
nusitis 475. — temporäre Resection 
der äusseren Wand der — s. Krönlein- 
sche Operation; oder permanente 457. 
— Geschwülste der — s. a Retrobulbär. 
— Sarcom 138. 172.* u. 849 (nach Krön- 
lein exstirpirt) 211. 420 (Röntgenstrahlen) 
434 (Kind) 448. 449 (Structur). — Melano- 
sarcom 198. — Schussverletzung s. d. — 
Tumor der — mit einseitigem Exophthal- 
mus 78, — Pathogenese der traumati- 
schen — Erkrankungen, Empbysem, 
Hämorrhagie 413. 


Orbital(e), Meningocele 79. — Nekrose 


des — Inhaltes nach Trauma 467. — 
Schussverletzung der — Gengend 191. 
— Plastik für Glasauge s. G. — Fractur 
des Bodens 216. — Zellgewebs- 
entzündung s. Orbita, Phlegmone. 


Orientirung. optische u. statische — 815. 
Osmose s. (ilaucom. 

Ossification s. Verknöcherung. 
Osteom s. a. Hyperustose, Exostose. 
Oxycephalen s. Schädel. 


a A nn 


Verletzungen, direkte durch Querschiisse 
der Orbita 253; indirekte 253. 350; 
Compression des durch Ueber- | 
fahrenwerden 359; durch Schuss mit 
Amanrose u. Wiederherstellung geringen | 
Sehens 399; durch Schrotsehuss 452. 


Optik, Einführung in die medizinische 


Palpebra s. Lid. 


— 17. — Lehrbuch der ophthalmologi- | Panas-Denkmal 17. — -Nachruf 136. 

schen — 475. Pannus-artige Horuhauterkrankung Vu, 
Optische Balınen u. Centren, Anatomie 232. 

u. Physiologie 296. 344. — Orientirung | Panophthalmitis tuberculosa 409. — 

8. d. mit tédtlicher Meningitis 418. — sy- 


Orbita, die Krankheiten der —, Literatur pathische Ophthalinie nach 429. — durch 


498. — Abscess s. u. Phlegmone — Bacillus subtilis 437. 
Blutung. Exophthalmus s. k. — rezi- Papilla nervi optici, Aplasie 414. — 
divirendes Cylindrom 82. — Cyste u. | angeborene schwarze Pigmentiruny 24. 


Mikrophthalmus 25. 90. — mikrophthal-, — Drüsen der — 114. — Pigmentirung 


XXVIII 


415. — Fibrom 55. — subretinaler Tumor 
nahe der — (? Sarcom) 105. — Sarcom 
der — 107. 


| 


Papillarbildungen der Chorioidea s. d. ! 


Papillitis s. Neuritis optica. 

Papillom des Limbus 61. — der Con- 
junetiva 141. 310. der Caruncula 
lacrymalis 215. 

Papillo-Epitheliom, epibulbäres 431. 

Papillo-maculares Bündel-eigenartiger 
ophthalmoskopischer Befund +15. 
pathologische Anatomie 419. 

Paracentese 136. 476. 
nach — 83. 

Paraffin-Injection, Gefahren der — 104, 
106. — in die Augengewebe, experimen- 
tell 487. — gegen Entropium 439. — 
in menschliche (Gewebe, Präparate 466. 

Paralacrymale s. Thränensack. 

Parallactische Verschiebung s. Schein- 
bewegung. 

Paralyse, Augensymptome bei progres- 
siver — 151. — Farben- u. Lichtsinn 
bei progressiver — 441. 

Parasiten des Auges, Literatur 501. — 
der Linse bei Fischen 387. 3. a. 
Bandwurm,Cysticercus,Demodex,Echino- 
coccus, Fliegen, Hydatiden, Pilze, Tre- 
matoden, Uncinariasis. — Statistik, Ein- 
tluss der Fleischbeschau 64. 

Paratyphus Neuritis optica bei — 158. 

Parinaud’(s) Conjunctivitis s. d. 
Nachruf auf — 125. 374. 458. 

Pathologie, experimentelle des Auges, 
Fortschritte 482. 

Pathologisch-Anatomisch s. d. 

Patrone s. Pulver. 


Pemphigus conjunctivae 64. 200. 204. 
353.* 860. — des Respirations-Tractus 
mit Erscheinungen von Seiten der Con- 
junctiva 138. 

Perforation, doppelte s. Verletzungen. 
Eisen. 

Periwmeter-Photometer 311. 

Perimetrie s. Gesichtsfeld. 

Periskopische Linsen 414. 

Peritomie bei Corneitis u. anderen Horn- 
hautaffectionen 211. 

Phänomen. Entoptisches s. d. 

Phlegmone des E der Orbita, des 
Thränensackes s. d. 

Phorometer fiir Lese-Entfernung 29. 

Photographie des Augenhintergrundes 
217. 446. 472. — Diapositive u. mikro- 
photographische Aufnahmen von Augen- 
präparaten 233. 

Photometer, Perimeter 311. 

Photopsie bei starken Exspirationen 145. 

Photophobie bei Migraine s. d. 

Phthisis bulbi, kometiseher Erfolg durch 
Tenotomie u. Jatowirung 124. 

Physiologie des Auges, Literatur 478. 
— des Pupillarretlexes s. d. — der Retina 


Hornhaut- 


Sachregister 


s. d. Handbuch 74. 107. 296. 382 
(Gehirn). — des Formensinnes 244. — 
der Augenbewegungen s. d. — der 
optischen Bahnen u. Centren 296. 844, 
des Cephalopodenauges 814. 

Pigment. Streifen in der Macula 205. — 
auf der Iris 8. d. — Epithel der Retina, 
Iris s. d. — -Flecke u. -Tumoren der 
Bindehaut 288. -Flecke der Cornea 
293.* Degeneration der Retina s. 
Retinitis pigmentosa. 

Pigmentirung, angeborene, der Pupille 
24. — excessive — am Menschenauge 
461. — der Retina s. d. — des Opticus 
s. d. — s. a Melanosis. 

Pilze in der Hornhaut s. Keratomycosis. 
8. Streptothrix. 

Pincette, Lid — s. d. 

Pinguecula, Aetiologie 150. 287. 

Pink eye 138. 

Plica semilunaris, Cysten der — 320. 

Plinius, war — trachomkrank? 462. 

Pneumokokken s. Bacillen. — Serum- 
therapie (Römer) s. d. 

Pocken s. Variola. 

Polioöncephalitis, Ophthalmoplegie u, 
Blindheit bei — 31. 

Poliomyelitis anterior acuta mit oculo- 
pupillären Symptomen 320. 

Pollantin bei Heufieber s. d. 

Polyp im unteren Thränenröhrchen 143. 
414. 

Pons-(iliom mit Augensymptomen 214. 

Portugal, die Blindheit in — $14. 

Präparate s. Anatomische. Photo- 
graphie s. d. 

Praktische Winke 282. 

Presbyopie u. Accoınmodation 144. — 
Schiessvorrichtung für — s. Schiess- 
brille. 

Primäraflect s. Syphilis. 

Prismen Nummerirung 2u0. — Apparat 
von Reymond 445. 

Probirbrille mit verstellbaren Bügeln 
394. 

Projection, Stereoskopie u. — 86. 

Protargol bei Blennorrhvea neonatorum 
280. — bei gonorrhvischer Ophthalmie 
468. — bei Augenleiden 475. 

Prothese s. Glasauge. 

Pseudo-phakia fibrosa 394. Tumor, 
cerebraler 395. entzündliche Ge- 
schwulst der Cornea 40.* — Colobom 
s. d. — Pterygium s. d. — Glaucom 
s. d. — Neuroepithelioin s. d. — Sym- 
ptome Basedow’scher Krankheit s. B. 
— Diphtherie-Bazillen s. B. 

. Psycho-physisches Grundyesetz 184. 

Psychose s. Ueisteskranke. 

Pterygium. Aectiologie 150. 287. 248. — 
Papillon u. Carcinom auf dem Boden 
eines — 79. — Pseudo-, geheilt durch 
Transplantation 427. — pathologisch- 
anatomische Differentialdiagnose 112. 


Sachregister. 


Ptosis u. Lidödem bei Scharlach 218. — 
Mitbewegung von Lid u. Kieler bei — 
s.M. — eutzündlichen Ursprungs, operirt 
nach Motais 89. — Uperatiou 64. 85. 
durch Resection des Tarsalknorpels 92; 
bei angeborener Pt. 235. 397. 445 
(congenita). 449 (paralytica). 455. 465 
(Motais). — Levatorvornähung 128. 397. 


Pulmonal-Arterie 5. Gefässerkrankungen. 
Pulver-Körner in der Cornea nach Pa- 
tronen-Explosion 106. 


Pupillarrand, hyaline Degeneration des 
— 20. 

Pupillarreflexe, Pupillenprifung u. — 
152. — bei Lidschluss 152. — Physio- 
logie des — 19. 109. — Prüfung des — 
224. — Bahnen des — 184. — Centrum 
u. Bahnen 281. —- directer u. consen- 
sueller Licht — 52. — hemianopischer 
— 206. — Abhängigkeit von der ge- 
reizten Netzhautfläche 220. — Empfind- 
lichkeit der Netzhaut, Abnahme vom 
Centrum zur Peripherie 247. — Alkohol- 
wirkung auf die — 223. — Zeit-Bestim- 
mung des — bei einzelnen Psychosen 
u. Nervenkrankheiten 252. — Synergie 
von Accommodation u. — 380. 


Pupille(n), Adrenalinwirkung auf die — 
281. — die — bei entzündetem Auge 
188. — Bahnen s.a. Pupillarreflexe. — 
doppelte Kreuzung der centripetalen — 
u. Lid-Bahnen 159. — die — Beweg- 
ungen 437. — Dilatator -- 52. 279. 341 
(angeborener Mangel). — Sphincter s. 
Iris. — centripetale — Fasern im Opticus 
359. — Differenz 143. — Verhalten der 
— nach Entfernung der Grosshirnhemi- 
sphären v. s. w. bei Reizung der Me- 
dulla u. s. w. 21. — Hemmungscentrum 
der — in der Medulla 51. — bei intra- 
cranieller Opticusdurchschneidung413.— 
bei Convergenz u. Accommodation 247. — 
Grösse bei Skiaskopie 429. — beim Neu- 
geborenen 247. — Lichtreaction der — 
s. Pupillarreflex. — Innervation 92. — 
das mortale — Phänomen 245. — Schema 
zur subjectiven — 206. — angeborene 
entzündliche Ektopie der — 407. — Mem- 
bran, persistirende 118 u. 847 (der Horn- 
haut adhaerirend) 466. beim Foetus 389. 
— paradoxe — Erweiterung 160. — 
Prüfung u. Pupillarreaction 152. — 
tonische Reaction lichtstarrer — 95. — 
Reaction s. Pupillarreflex. — Respira- 
torische — Bewegung 54. — Trigeminus- 
Beziehungen zur — 280. — Starre: 
traumatische, reflectorische 155. — Sym- 

tome bei Poliomyelitis320. — Störungen 
ei Geistes- u. Nervenkranken 16. — 
Grösse bei einzelnen Psychosenu. Nerven- 


! 


1 


krankheiten 252. — Weite der direct u. 


consensuell reagirenden — 246. 
Pupillometer 424. 


XXIX 


Quecksilber hohe — Gaben bei per- 
forirenden, infiltrirten Augapfel - Ver- 
letzungen 117. — Cyunid bei Infection 
125. 218. — u. Jod combiniert 214. — 
Injectionen u. die sog. parasyphilitischen 
Affectionen 309. — Oxycyanat, Wirkung 
auf Instrumente 398. — s. a. graues UI. 


Radiotherapeutische Behandlung — 
Augenschutz bei — 851. — von Car- 
cinomen 875. 

Radium-Darstellung u. Eigenschaften 58. 
75. — das — u. die Radio-Activität 186. 
177. — Wirkung aufs Auge 20. 94. 149. 
— in der Augentherapie 390. — bei 
Trachom 223. 362. 378. 405. 407. 408. 
— Heilwirkung 310. 

Rankenneurom des Lides 21. 

Raupenhaare s. Ophthalmia nodosa. 

Rechtsäugigkeit 210. 

Reclination s. Cataract-Operation. 

Rectus(i) internus-Lähmung, als Seiten- 
wände 378. — externus, Lipom des — 
143. — inferior, angeborener Defect 200. 
880 (Heilung durch Operation). — Vor- 
lagerung der Mm. — 212. — Verkürzung 
der Mm. — (Tecking-Operation) 218. 

en Lid —, Pupillen —, Supraorbital 
— s.d. 

Refractiometer 337. 

Retraction(s)-Anomalien, Literatur 496. 


— Vererbung abnormer — 182. — neue 
Bestimmungsmethode 86. — eine Methode 
zur — Bestimmung im umgekelirten 


Bild 179. 402. — Bestimmung: beim 
Militär 222; mit Skiaskopie s. d: 
mit leuchtendem Punct 447; Muskel- 
gleichgewichtsprüfung bei 427. — Ano- 
malien: durch Autosuggestion s. d.; 
als Ursache von Migräne s. d. — Be- 
ziehung der Hornhautkrümmung zur — 
463. 
Refractometer, Differential — 394. 
Regenbogenhaut s. Iris. 
Reggio Calabria, Trachom in — 452. 
Reichenberg, Augenspital in — 126. 
Reizwert leuchtender Ubjecte 70. 
Respiration-Tractus, Pemphigus s. d. 
Retina, Ablösung der — Aetiologie 77. 
448. — Casuistik 64. 210. — künstlich 
erzeugt 51. — Doppeltsehen besonderer 
Art bei — 283. — Pathogenese der 
spontanen — 87. — bei cyclischer Albu- 
minurie 117. — mit auffallend starker 
Verdiekung u. Schlängelung der (refässe 
200. — bei Entzündung des Sinus frone 
talis, geheilt 142. — doppelseitige — 
mit Drucksteigerung bei Retinitis albu- 
minurica gravidarum 304. — frühzeitige, 
bei Sarcom der Chorioidea 305. 349. — 
bei Sumptfieber 26. — bei Myopie-Upe- 
ration s.d. — traumatische: Spatdiagnose 


XXX 


119. 402; Spätablösung 279. — über 
— mit \Wiederanlegung 456. — An- 
lehnung der — nach Spontanresorption 
einer Secundärcataract 59. — über Jie 
Behandlung der -- 137. — Behandlung 
nach Dor 92; mit Scleralresection 
nach Miller 156. 236; nach Deutsch- 
mann 198. 362. 411 (geheilte, metastat. 
Aderhautcarcinom). — Druckverband bei 
— 244. — Heilung mit Punction u. 
Cauterisation 433. 


Retina, die Krankheiten der —, Literatur 


495. — Anaesthesie 212.— Angioneurosen 
der — 222. 320. — Angiomknoten mit 
Gefassneubildung in der — 389. — Um- 
kehr der Bilder der —, erster experi- 
erimenteller Nachweis 83. — Bild, 

mkehr des, bei den Vertebraten 238. 
— Bindegewebe hinter der — s. Ange- 
boren. — Blutungen: infolge Thorax- 
Compression 21; bei Meningitis sy- 
philitica 70; bei perniciöser Bandwurm- 
anaemie 79; als erstes Zeichen von 
Diabetes 218; während der Geburt 
entstanden u. Gliom 223. 241. — Central- 
arterie s. d. — Centralvene, s. d. — Cir- 
eulation, Wiederherstellung durch Ana- 
stomosen 312. — Colobom 427. — 
Corpora amylacea in normaler 78. — 


Cyanose 811. — Diffusiousströme, Wir- 
kung auf die — 51. — Gefässe u. Ge- 
füsserkrankungen s. d. — glidse Ge- 
schwülste 23. — Eisen in der — ein- 


geheilt 298; s. a. Macula lutea. — 
Elektromotorisches Verhalten der — 
s. E. -- Embolie s. d. — Erkrankungen 


| 


Retinitis-albuminurica: 


Sachregister. 


Pigmentirung u. Wucherang 242. 347. 
Rosettenbildung von Neuroglia bei ent- 
zündlichen Processen 414. — Nerven- 
zellen der — unter physiolog. und pa- 
tholog. Verhältnissen (Blendung) 94. — 
zur Physiologie der — 96. — die Ele- 


mente der — u. die Dreifarbentheorie 
462. — Pigmentirung der —: 15. 
136. 177; vom Glaskérperraum 416; 


nach Resectio opticociliaris 419. — Pig- 
mentdesreneration s. Retinitispigment. 
— Sehzellenschicht der — bei der neu- 
geborenen Katze 419. — Sehpurpur a. d. 
— Stäbchen u. Sehpurpur 159. — Stäb- 
chen u. Zapfen der —, Function 221; 
Querschnittsform 347. — Zapfen-Kernung 
446. 453. — gekernte Aussenglieder der 
Sehzellen 474. — ungewöhnliches Ver- 
halten der — bei zwei Schwestern 81. 
— Verletzung, Opticusfasern -Sclerose 
s. O. 
Netzhaut-Läsio- 
nen u. anderer Urgane 80. 152; bei 
Nephritis parenchymatosa bei einem 
Kind 218; bei jungen Individuen 91; 
neuritische Form 218; Pathogenese 
252. — albuminurica gravidarum mit 
Netzhaut-Ablösung 304. — chronica 
(Hippel) 468. — diabetics 91 (Prognose 
u. diarnost. Wert). — hamorrhagica nach 
Unfall 371. — pigmentosa: bei Zwillingen 
60; einseitige 205; u. Glaucom 251; 
an Hand von 46 Fallen 458. — proli- 
ferans, Anatomie 73. 450. — proliferans 
138. 200. 208. 449. — punctata albescens 
209. 314; congenita 219. — schwere 


der — bei Arteriosklerose 90. 107. — — centralis luetica 157. — syphilitica 
Erkrankungen der — bei aneurysma- | 451.— bei Abducenslähmung s.d. — s. a. 
artigen Bildungen der Retinalgefässe Chorio-, Neuro-. 

115. — Erkrankungen bei Allgemein- Retinoskopie 349. 

leiden 474. — Erkrankungen 8 a. Reti- Retraction s. Augenbewegungen. 


nitis. — Farbensinnstörungenim Centrum 


ler 809. = Cliom s d — Geschwulst Retrobulbäre - Neuritis optica 8.d. — 


besondere, subretinale 105. — Elektive 
Functionen des Pigmentepithels u. der 
— 390. — Färbungsunterschied der be- 
liehteten u. unbelichteten — 450. — 
Entwicklungsstörungen der — analog 
dor Makro- u. Mikrogyrie des Gehirns 
241. — hämorrhagischer Infaret der — 


Geschwülste, Entfernung nach Knapp’- 
scher Methode 198, — s. a. Krönlein’sche 
Operation. — Erkrankungen (Blutung 
beiBarlow’scherKrankheit), Erkennung 
durch Röntgenstrahlen 191. 


Rheumatische Augenmuskel- Affection, 


Tritis, Tenonitis s. d. 


Rheumatismus, Neuritis option bei — 


366. — Apoplexie der — (Michel) 371. 
415. 


— Arterien- u. Capillarpuls der Retinal- 


venen 395. — Lichtwirkung auf die — Rind-Augentuberculose beim — 867. — 
107. — Hyperaesthesie der — 423. — Thränendrüse des — 394. ` 
tibrillares Qedem der — nach Contusion | Ringscotom bei Hemeralopie 297. 345. 
413. — Leistungen der — als Function ' Römer’sches Serum s. d. 
der Zeit 26. 86. — völlige Losreissung | Röntgenstrahlen zur Fremdkörper-Loca- 
der — vom Sehnerven nach Bulbus- ' lisation 224. 319. — Wirkung auf das 
verletzung 116. — Macula lutea s. d. — | Auge 20. 94. — Schutz des Auges bei 
Markhaltire Fasern in der — s. M. — | Behandlung mit — 351. — wichtiger 
Markschwamm s. Gliom. — XNeuro- ı Befund durch — bei Schrotschuss ins 
tibrillen in den Ganglienzellen der — | Auge 158. — hei retrobulbären Erkran- 
bei Selachiern 394. — Pseudoneuro- ; kungen 191. — Einfluss der — auf einige 
epitheliom 205. — Neuroglia der —, 1 Augenkrankheiten 447. — Lymphom, 


Sachregister. 


geheilt durch — s. d. — bei Lidcareinom 
198. 211. — bei Thranensackcarcinom 
282. — bei Gehirngeschwulst (Diagnose) 
380. — bei Trachom 403. 405. — bei 
Orbitalsarcom 420. — neue biologische 
Wirkung 471. 

Rothschild, Adolf von — ’s Augenklinik 
466. 

Ruhr, eitrige Conjunctivitis u. Irido- 
eyclitis nach — 23. 

Ruptur der Chorioidea, Corneoskleral- 
grenze, Sclera s. d. 

Russen, Hemeralopie bei —, Tataren u.s. f. 
64. 


Säugetier-Auge, das 432. 

Salicylsaures Natron, subconjunctival, 
bei rheumatischer Iritis 124. 

Salpetersäure, in der Augenheilkunde 
212. 

Salz-Lösung, Filtration durch die Vorder- 
kammer 310. — Zucker — s. d. 

Sammelbilder s. Scheinbewegung. 

Santonin, Gelbsehen durch — 78. 

Saprophyten, Einfluss bei der Augen- 
Infection 444. 

Sarcom, der Caruncula, Chorividea, Con- 
junctiva, Epibualbares, Gehirn, Iris, Lider, 
Orbita, Papilla optica, Sinus frontalis, 
Thränendrüse, Uvealtractus s. d. — 
durch Trauma 307. — Lympho — s. d. 
— s. a. Alveolär-, Fibro-, Leuco-, Melano-. 

Scalpell 215. 

Schädel, Augenläsionen bei — Miss- 
bildungen (Oxycephalen) 230. 312. 343. 
— hochgradiger Kxophthalmus u. Seh- 
nervenatrophie bei — Deformität 
(Thurm-) 118. — Thurm — u. Sehnerven- 
Atrophie 158. — Neuritis optica bei 
Thurm — (Spitzkopf)312.— Cholesteatom 
der — Basis 297. 806. — Bruch, Tre- 
panation s. T. 

Sohanker s. Syphilis, Primäreffect. 

Soharlach, Ptosis,Lidödem, Sinus-Throm- 
bose bei — 218. 

Schattenprobe s. Skiaskopie. 

Schaumsellen in epibulbarem Tumor 
374. 

Schein, s. a. Pseudo. — Linse s. d. 

Soheinbewegung, parallactische Ver- 

:\schiebung u. — in Sammelbildern 

“= binocular verschmolzener Halbbilder 113. 

Schichtstar s. Cataracta zonularis. 


Schielen, das — 16. 89. 434. — Aetio- 
` logie, Pathologie u. Behandlung 89. 154. 
457. — Uebercorrection von Convergenz 
— ohne Operation 30. — convergirendes 
intermittirendes — 282. — chirurgische 
Behandlung des paralytischen — 82. — 
paralytisches, durch Keilbeinfractur 426. 
— Messung des — 102.* — Stereoskopi- 
sche Behandlung 208. — Trainiren der 





XXXI 


Augenmuskeln 142. — Mechanotherapie 
des — durch das Diploscop von Rémy 
309. 457. — die in den letzten 15 Jahren 
in der Giessener Augenklinik beob- 
achteten Fälle von — 469. 


Schieloperation, bei paralytischem Sch. 
244. — die — 81. 149. — zur Technik 
299. 386 (Vor- u. Zurücknähung, Mess- 
instrument) 423. — Erfolg einer seltenen 
—, nach 32 Jahren 335.* — des para- 
lytischen Sch. 82. — Verkiirzung der 
geraden Augenmuskeln (Tecking-Upe- 
ration) 218. — Verkürzung der Augen- 
muskeln mit Erhaltung ihrer Sehnen 
139. — neue ()peration, Muskelverlänge- 
rung 284. 423. — Tenotomie nach 
Panas 152. 396. 434. — Vorlagerung 
der Mm. recti 212. 216. 


Schiessbrille, Spiegelvisir-Vorrichtung 
fir altersweitsichtige Schiitzen 894. 

Schläfen, Schuss s. d. 

Schlaf, Mittel, neues Isopral 468. 

Schnitt-Narbe s. Vereiterung. 

Schnittwunde s. Verletzung. — der 
Cornea s. d. 

Schrot-Schuss s. d. — Korn-Wanderung 
im Auge 77. 

Schubert, Nachruf 313. 

yee altersweitsichtige s. Schiess- 
rille. 

Schulärztlich s. Schule. 


Schul(e), das — Arztwesen in Deutsch- 
land 231. — augenärztliche u. hygieni- 
sche — Untersuchungen 16. 52. — 
hygienische Beobachtungen, Steil- u. 
Schrägschrift 309. — Hygiene der Augen 
in — 454; in mexikanischen — 28; 
in der Communal- zu Montpellier 89. 
schulärztliche Thatigkeit u. Augen- 
Untersuchungen 222. — Notwendigkeit 
Jährlicher Augenuntersuchungen in der 
— 91. — Myopie, Bekämpfung 389. — 
Verschlechterung der Sehkratt während 
der — Zeit 140. — Eintluss der — auf 
Auge u. Wirbelsäule 206. — Tages- 
beleuchtung der — Zimmer 183. -- 
Tages-Lichtmessung s. L. — Vor- 
täuschung von Myopie bei — Kindern 
189. 

Schuleck, Nachruf 93. 


Schuss-Verletzungen des Auges, Kasuistik 
u. Statistik 253. 320. — directe Ver- 
letzungen des Opticus durch Quer -- der 
Orbita 253. — Verletzungen 71. 191 
(Orbitalgegend u. Auge) 215 (penetri- 
rende) 349 (Amaurose u. später geringe 
Schkraft‘. — Panophthalmie nach — 
Verletzung, Baeillus subtilis 211. — 
Kopf — Verletzungen der Orbitalnerven 


86. — Verletzung der Orbita, Kugel- 
entternung mit Erhaltung des Bulbus 
216. — pulsirender Exophthalmus nach 


Schläfen — 202. — kleine Schrot-Ver- 


XXXII 


Sachregister. 


letzungen des Auges 29. — Schrotkorn- | Sehapparat, Aufbau des cerebralen — 


Wanderung s. d. — wichtiger Röntgen- 
befund bei Schrotverletzung 158. — die 
Schwanzschraube des Gewehres in der 
Ophthalmologie 216. Hemianopie 
nach Schläfen — 284. — Augenver- 
letzungen bei Schläfen — 377. — Iris- 
Zerreissung bei — 430. — Opticus-Ver- 
letzung durch Schrot — 452. — s. a. 
Pulver. 

Schutzapparate des Auges 75. 

Schutzbinde, verbesserte Augen — 308. 

Schutzbrille s. Brille. 

Schwachsinn, Sehorgan u. jugendlicher 
— 157. 

Schwangerschaft s. a. Retinis albumi- 
nurica gravidarum. — Unterbrechung 
wegen Augenerkrankung s. Abortus. — 
Augenuntersuchung in der — 407. — 
Keratoconus u. — 452. 

Schwanzschraube, des Gewehres s. 
Schuss. 

Schwarze Augenbinden 309. 

Schwefeldioxyd, Verletzung der Horn- 
haut 71. 

Schwefelsäure-Verbrennung des Auges 


Schweigger, Nachruf 258.* 337. 

Schwein, Cyclopenauge beim — 191. — 
Augentuberculose beim — 367. 

Schwindel s. Trochlearis. 

Schwitzkur bei Augenkrankheiten 434, 

Sclera, die Krankheiten der, Fortschritte 
493. — Durchbeleuchtbarkeit 209. 
Colobom 848. — Trepanation der — bei 
schmerzhaftem Glaucom 204. — isolirte 
Tuberculose der — 84. — subconjuncti- 
vale Ruptur der — 220. 351. — bei 
hochgradiger Myopie 393. — elastische 
Fasern in der — myopischer Augen 
232. 287. 348. 369. 393. — Nerven- 
schleifen in der — 243, — Niete in der 
— 395. 

Scleralresection s. Retina, Ablösung. 

Scleritis, recidivirende 376. — einseitige, 
annuläre — mit pathologischem Befund 
462. 

Sclero-Keratitis s. d. 

Sclerodermie der Lider 71. 

Sclerose, der Sehnenfasern s. Opticus. — 
— Augenhintergrund bei multipler — 
191. — auf multiple — verdächtige 
Sehnerven-Erkrankungen 192. — sym- 
metrische — der OUccipitallappen 221. 
— der Cornea s. d. 

Sclerotomie bei Glaucom s. d. 

Scotom s. Skotom. 

Scrofulose, in der Augenheilkunde 181. 

Secretgranula s. Thränendrüse. 

Secundär-Cataract, (slaucom s. d. 

See-Alpen, Adria — küste s. Klima. 

Seh-Kratt u. -Vermögen s. Sehscharfe. 


im Lichte der Neuron-Theorie 91. 

BEE das 481. — Trepanation 
s. d. 

Sehen, monoculares u. binoculares — s8. 

das directe — 218. — das Auf- 
recht —, Theorie 410. — in Zerstreuungs- 
kreisen 152. — Lernen blindgeborener, 
operirter Menschen 248. — das — mit 
Cylindergläsern 299. 

Sehfähigkeit in verschiedenen Abständen 
bei diffusen Trübungen u. unregel- 
mässigem Astigmatismus 418. 

Sehfeld, corticales — u. Augenmuskeln 
185. 

Sehkraft-Wiederkehr in amblyopischem 
Auge 207. 428. 

Sehnen, Augen — apparat 422. — Scheere 
455 


Sehnerv(en) s. Opticus. — Entzündung 
s. Neuritis optica. — Kopf s. Papilla 
nervi optici. 

Sehorgan u. jugendlicher Schwachsinn 


157. — u. Mal-Technik s. d. — Er- 
regungsvorgang im — 183. — Func- 
tionen u. Erkrankungen im — 447. 


Sehproben s. a. Instrumente b. — Ein- 
führung der — in die Augenheilkunde 
256. — Constructionsprinzip 212. — in 
Complementärfarben 424. 

Ee der Eisenbahn-Angestellten 
S 


Sehpurpur 107. — im Fledermaus-Auge 
u. Netzhautstäbchen 159. — ähnliche 
Substanz im Cephalopodenauge 815. 

Sehschärfe, Prüfung mit Puncten 418. 
— Bestimmung, Vereinheitlichung 398. 
— 8. a. Instrumente b. Sehproben. — 
über die — des menschlichen Auges 
410. — u. Circulation 82. — Unfalls- 
Beschädigung, Bewertung s. U. — in 
der Schule s. d. — Besserung durch 
Hornhauttätowirung 461. — Bestimmung 
vom Standpunkt des I'ruppenarztes 222. 
— in der Nähe, Bestimmung mit photo- 
graphisch verkleinerten Leseproben 242. 

Sehstörung(en), bei Erkrankungen des 
Nervensystems s. N. — nasalen Ur, 
sprungs beiSiuus-Erkrankungen s. Sinus. 
— durch Autosuggestion 118. — nach 
Blutverlust s. d. — durch Ermüdung 
810. — u. Invalidenversicherungs-Gesetz 
408. 

Sehzellenschicht der Retina s. d. 

Seitenketten-Theorie 17. 190. 

Seitenwender s. Rectus internus. 

Selachier, Neurotibrillen in den Retinal- 
ganylienzellen der — 394. 

Selbstmordversuch mit Cocain 95. 

Senil s. Alter. 

Septische. Ophthalmie u. eitrige Hepa- 
titis bei Diarrhoe 283. 


— Act, centraler 379. — Hügel, ein- | Serum, Forschung u. Pathogenese der 


seitige Herd-Erkrankung 379. 


Cataracta senilis 240. — Therapie in 


Sachregister. 


der Augenheilkunde 31. 314; bei in- 
fectiösem Hornhautgeschwür 60; bei 
Heufiber s.d. — Römer’sches Pneumo- 
kokken — bei Ulcus serpens 77. 114. 
371. 882. 410. — Jequiritol — s. d. — 
s. a. Seitenketten. — Aggressine der 
Pneumokokken 891. — Wertbestimmung 
des Pneumokokken 898. — elektive 
Functionen des Pigmentepithels u. der 
der Retina 390. — Antistaphylokokken 
— in der Augenheilkunde 465. — bei 
Dacryooystitis 422. 

Sexualorgane s. Geschlechtsorgane. 

Sharp, Samuel 256. 

Sicilien, Trachom in — 455. 

Siderosis s. Verrostung. 

Sideroskop 96. — verbessertes — 180, 
247. 

Signacula medicoram oculariorum 278. 
Signal-Licht s. Farbensinn. — Zeichen- 
Serie 212. : 
Silber-depots in der Cornea 92. — neue 

— Salze 809. — Salze s. Argentum, 
Argyrol, Itrol, Kallargol. 
Puna RMON; einseitige 28. — bei Unfall 


s. d. 

Sinnesfunctionen, Farben-Empfindung 
u. — 32. 

Sinus, Ursachen, Symptome u. Complica- 
tionen der Nebenhöhlen-Erkrankungen 
u. Beziehungen zu Augenleiden 207. — 
Thränensack-Phlegmone u. -Fistel u. 
Nasen-Nebenhöhlen-Eiterung 192. 199. 
— innere Augenerkrankungen, Uveitis, 
bei Erkrankungen der Nasen - Neben- 
höhlen 412. — Sehstörungen bei Er- 
krankungen der Nachbarhöhlen der Nase 
108. 118. 231. — Gesichtsfeld bei Nasen- 
Nebenhöhlen-Eiterung 191. — Augen- 
muskellähmungen nach — Operationen 
248. — frontalis: Entzündung mit Netz- 
hautablösung, geheilt 142; Blutcyste 
im 440; Mucocele 442; Spindelzellen- 
sarcom 51. — frontalis u. ethmoi- 
dalis, chronisches Empyem mit Exo- 
phthalmus 418. — ethmoidalis: Mucocele 
442. — maxillaris: Empyem mit Neuritis 
retrobulbaris 303; Dacryocystitis nach 
Radicaleur des 872. 422; Gabelzinke, 
durch Lid u. Auge eingestossen, 14 Jahre 
lang im — 427. — Sphenoidal-Abscess 
215. — Orbitalabscess durch — itis 475. 
— oavernosus, Thrombose s. d. 

Skiaskineskopie 86. 

Skiaskop s. Instrumente boi. 

Skiaskopie die — u. ihre praktische An- 
wendung 387. 362. — neue Theorie 118. 
121. — Pupillengrösse bei — 429. — 
Theorie 81. 104. 128. 219 (entoptische) 
411. 418. 

Sklera u. Sklerose s. Scl. 

Skotom, centrales — bei Amblyopie s. d. 


— Flimmer — s. d. — die Untersuchung | 


XXXII I 


auf centrales — 246. 412. — Ring — 
bei Hemeralopie 297. 845. 

neue mit unterbrochenem Strich 

94. 

Smallpox s. Variola. 

Sozialer Wert verletzter Augen s. Unfall. 

Sonne(n), Vergrösserung s.d.—Finsternis 
vom 80. VIII. 1905 455. — Licht, Macula- 
Veränderung durch — 8465. 

Spasmus nutans Pathogenese 225.* 

Speichel, Infection von Hornhautwunden 
durch — 807. 

Sphenoidal s. Sinus. 

Sphincter der Iris s. d. 

Spiegel-Stereoskop s. d.— Visir s. Schiess- 
brille. 

Spirochäten s. Syphilis. 

Splitter s. Eisen. 

Stäbchen der Retina s. d. 

Stahl s. Eisen. Magnet. Sideroskop. 

SR s. Bacillen. — Serum 
8. d. 


Star s. Cataract. — Stich s. Catar.-Ope- 
ration, Geschichte. — Geschichte der 
chirurgischen — Behandlung, Ueberblick 
s. Cataract-Operation. 

Statistik der Blindheit, Enucleation, Ca- 
taract-Operation, Iritis, des Trachomss.d. 
— s.a. Augenheilanstalten. 


Stauungspapille Pathologie u. Patho- 
genese 202. 243. 302. — Pathogenese 
127. 221. — Entstehung u. klinische 
Bedeutung 155. — Rückbildung der — 
bei Hirntumoren 183. — bei multipler 
Sklerose 191. — gebeilte, postmeningi- 
tische 284. — einseitige, durch Hirn- 
geschwulst 297. 306. 

Steilschrift s. Schule. 

Steinbildung in den Thränenröhrchen 
312. 


Stereoskop, Körperlichsehen im Spiegel 
— u. im Doppelveranten 118. — Unter- 
suchung des Gesichtsfeld-Centrums ver- 
mittelst des -- 230. — neues 398. 

Stereoskopie u. Projection 86. 

Stereoskopische Bilder, Scheinbewe- 
gung 113. — Behandlung des Schielens 
208. — Uebungen, Bilder für — 229. — 
Nebenwirkung von Cylindergläsern 416. 

Stickstoff-Oxydul, Gesichtsteld bei — 
Vergiftung 157. 

Stirnbein-Höhle s. Sinus. 

Stockholm s. Augenheilanstalt. 

Stoffwechsel der Krystallinse s. Linse. 

Stovain 372. 473. 


Strabismus u. Strabotomie s. Schielen 


u. Schieloperation. 


Strahlen verschiedener Wellenlänge, phy- 


siologische Wirkung 183. 


Strahlung, N — s. d. 
Streptokokken s. Bacillen. 


Streptothrix, Hornhautgeschwür durch 
— 147. — Erkrankungen des Auges 395. 


HI 


XXXIV 


Stricknadel-Stück, 22 Jahre im Binde- 
hautsack 381. 

Bone der Uvea s.d. — Zellen der Iris 
s. J. 

Struma u. Cataract 151. 

Strychnin bei Retinitis diabetica 93. — 

bei Sehnerven - Erkrankung 204. — bei 
Tabakamblyopie 462. 

Studenten, Augenstörungen bei — 28. 
— Augen der Theologie — in Tübingen 
467. 

Subconjunctivale(r) Cysticercus s. d. 
— Dermo-Lipom 141. — Eechymosen, 
Prognose 59 — lipomatöse Tumoren 186. 
Kochsalzinjectionen 309. 413. — Graues 
Vel als Ersatz — Injectionen 59. — In- 
jectionen bei Keratoconus s. d. — In- 
jectionen: 397; benzoösauren Lithions 
gegen Hornhautflecke 60; von Jod- 
kalium bei Cataract 123; von salicyl- 
saurem Natron bei Iritis 124; von 
Quecksilbercyanid bei Infection 125. 219. 
— u. temporale Injectionen bei Iritis 
88. — etc bei Glas 
körperblutung 309. — Zucker-Salz-In- 
jectionen 210. — Luft-Einblasunyen s. d. 
— Rnptur der Sklera 220. 351. 

Subcutane Kochsalzinjectionen 61. 

Sublamin 396. 

Subluxation s. Linsenluxation. 

Suggestion, Auto — s. d 

Sumpffieber s. Malaria. 

Supraorbitalreflex 380. 

Suprarenin s. Nebenniere. 

Symblepharon, totale beider Lider, 
Operation für Glasauge 201. — Fornix- 
bildung bei — mit Epidermis-Lappen 
201.— totale, Operation: mitl’hiersch’- 
schen Transplantationen 202. 427; nach 
Mav 206; mit Prothese 231; nach Ollier- 
Thiersch 376; nach Wolff 397. 

Sympathicus, Pathologie des Hals — 70. 
— Resection des — Cervicalganglion 
bei Glaucom 9. 207. 422. — Resection 
des Hals —, Einfluss auf die Vernarbung 


vun Augapfelwunden 379. — Exstirpa- ` 


tion des obersten Halsganglion, Experi- 
mente 445. — Nicotin-Wirkung aut das 
oberste — Cervicalganglion 83. 
Sympathische Amblyopie 140. 445. 
Sympathische Ophthalmie, Literatur 
494. — die — 90. 434. — nach Panoph- 
thalmitis 429. — bemerkenswerter Fall 
191, — geheilte 339. 415. — Prophylaxe, 


Blindenstatistik 339. — Hautiykeit u. 
Heilbarkeit 72. — durch atruphisches 
Auge nach 20 Jahren 454. — seltene 


Formen 124. — Casuistik u. pathologisch- 
anatomische Untersuchungen 348. — s. 
Weiehstar u. Bemerkungen über — 97.* 
— Cytotoxine in der Pathogenese der 
— 285.414. — Toxin u. andere Theorien 
64. — Uebertragung auf venösem Wege 
124, 


Sachregister. 


' Synechotomia anterior 451. 

Syphilis des Auges u. seiner Adnexe 16. 
457. — congenitale — des Auges 83. — 
Impfungen mit Cytorhyctes luis 250; 
mit Lues-Material 307. — Spirochaeten 
361. 471. — vererbte und erworbene 

| an dem gleichen Patienten 427. — s.a. 

| Keratitis, Meningitis, Iritis, Retinitis. — 

foetale Pathologie des Auges bei here- 
| ditérer — 446. 454. — Keratitis bei 
| hereditarer — s. K. — hereditäre — 
| des Auges 451. — syphil. Ulceration 
| der Cornea 810. — der Cornea, seltene 

Form 376. — parasyphilitische Affee- 
tionen 309. — persistirendes Lidoedem 








durch — 421. Primaraffect: der 
Conjunctiva 29. 88. 91; am Lid 337. 
361. 436 (beiders.). — sog. Gummata 
des Ciliarkörpers 206. — Gumma der 
Iris 218. 451; der Cornea 286. 871. 376; 
des Auges 381; der Conjunctiva 428; 
des Opticus 431; der Lider 463. — 
Gumma des Opticus hinter der Papille 
u. gummöse Chorioiditis 244. 431. — 


seeundäre — mit schwerer Augen- 
erkrankung 157. — seltene Fälle ocu- 
larer — 451. — Tarsitis s. s. d. 


Tabak-Amblyopie, Behandlung 200. 462. 
— QOculomotoriusl4hmung durch über- 
mässigen Nicotin-Gebrauch 141. — s. a. 
Nicotin, 

Tabes dorsalis, Griin- und Violettsehen 
bei — 150. — Convergenzkrampfe bei 
— 150. 224, — Augenmuskel-Ataxie bei 
— 224. — Opticus-Atrophie bei — 152. 
Entwicklung der Amaurose bei — 376. 

Tabletten, Alkaloid- s. d. ` 


Tätowirung, kosmetischer Erfolg durch 
124. 149. — Verbesserung der Sehschärte 
durch Hornhaut- 461. 

i Tages-Licht s. d. 

Schulzimmer s. Sch. 

; Tarsitis syphilitica 119 — tuberculosa 

| 372. — trachomatosa 419. 
Tarsomarginoplastik s. Blepharo- 

plastik. 

; Tarsoplastik s. Blepharoplastik. 

Tarsoraphie bei l.agophthalmaus 149. — 
210. 

Tarsus, Lidklammern für — Operationen 
213. — Tuberculose 475. — s. a. Con- 
junctivitis, Frühjahrskatarrh. 

Taylor, der Charlatan-Augenarzt John 
— 206. 


Teleangi-Ectasien, angeborene — des 
Auges als Ursache von Glaucoma sim- 
plex 111. 

Temperatur und Glaucom s. d. 

Temporale Injektionen bei Iritis s. d. 

- Tenonitis, serdse mit torpider Iritis 124. 


Beleuchtung im 





Sachregister. 


— rheumatica 207. 
eitrige 421. 
Tenotomie, kosmotischer Erfolg durch 
— 124. — s. a. Schieloperation. 
Tetanie, die — Cataract 411. 
Tetanus-Infektion des Auges, experimen- 
tell 391. — Kopf — nach Contusions- 
Wunde am äusseren Conthus 214. 426. 
— nach Verletzung der Augengegend 
838. — traumaticus, durch Pfählungs- 
verletzung der Orbita, gebeilt 3878. — 
nach Stichverletzung der Orbita 459 
Therapie, Augen- s. d. — s. a. Medica- 
mente. — moderne — 337. — über — 
470. 
Thesaurus linguae latinae u.s.w. 336. 
Thiersch’sche Hautlappen s. Symble- 
pharon — Technik 212. 
Thigenol bei Blepharitis 61. — in der 
Augenheilkunde 440. 450. 


Thränen-Ableitungswege s. Thränen- 
wege. — milchige — 52. — über die — 
155 (Neugeborene). — bei Facialisläh- 
mung, intermittirendes 310. 421. 
Hirnrinden- Einfluss aut die — Abson- 
derung 315. 


Thränendrüse(n) Histologie der — und 
Seeretgranula 156. acute — Ent- 
zündung 210. 372. — chronische Da- 
eryoadenitis, Vibrations-Massage 220. — 
eitrige Dacryoadenitis bei Orbitalphleg- 


— 


mone 376. — Dacryoadenitis suppura- 
tive durch Gesichtsrose 436. — Dislo- 
cation der — mit Fremdkorper in der 


Orbita.142. — doppelscitige Vergrésse- 
runy 204..— Geschwulst der — (Sarcom- 
Mischgeseh wulst) 173.* — Cylindrom 
40%. — epitheliale — Geschwulst (88. 
— Lymphosarcom der — 374. 465. — 
einseitiges Weinen bei Facialislähmung 
nach Trigeminus-Operation 362. — des 
Rindes 394. — Entwicklung der — des 
Menschen 444. 454. — Tuberculose 403. 
452. — Studien tiber Dacryoadenitis 438. 
— Veränderungen der — nach Durch- 
schneidung der Ausführungszäunge 459. 
TPhränenkanal-Röhre zur Einführung in 
den — zum Thranenabtiuss 148. 
Kanälchen s. Thränenröhrchen. 
Thränenorgane der Kaninchen 64. — 


die Krankheiten der —, Literatur 498. | 


Thränenröhrchen, Polyp im unteren — 
143. 414. — Steinbildung in den — 312. 
Concremente in den — 444. 

Thränensack, der — 2185. — cungeni- 
tale Dacryocystitis 373. — Anatomie des 
— und Drise des — 116. — Entzün- 
dung nach Radicalcur der Entzündung 


des Sinus maxillaris 872. 422. 423. — | 


— metastatische, | 


| 
| 


Eiterung nasalen Ursprungs, Radical- 


behandlung 87. — Phlezmone und — 
Fistel bei Nebenhöhleneiterung 192.199. 
neue — Spritze 21%. — über — Er- 


XXXV 


krankungen 438. — Exstirpation 151. 
216; einfacher Ersatz 24; Indicati- 
onen und Technik 414. 428. 
Operationen, in der Augenklinik in Jena 
410. — Carcinom, geheilt durch Röntgen- 
strahlen 283. — Spritze nach Anel, 
vereiniacht 283. — Antistaphylokokken- 
Serum bei Dacryocystitis 422. — para- 
lacrymale, tuberculöse Neubildung 8312. 
— Aetivlogie der — Entzündungen bei 
Tuberculose der Umgebung und über 
Daeryveystitis tuberculosa 409. 

Thränenwege, foetale — des Menschen 
145. — Entwicklung der — 402. — 
Experimentelles 445. 

Thrombose der Centralvene, Central- 
arterie s. d. — des Sinus cavernosus 2185. 

Thurm-Schädel s. d. 

Tiefenwahrnehmung, Kopfneigung u. 
— 113. 

Tiere, das Saugetierauge 432. — Blau- 
äugigkeit und Heterophthalmus bei 
tauben, albinotischen —n 23. — s. Aften, 
Eledune, Fisch, Fledermaus, Hund, Ka- 
ninchen, Katze, Krokodil, Rind, Schwein, 
Selachier. 

Tiflologia s. Blindheit. 

Tillaux, Nachruf 218. 

Tinte, Blautärbung durch — s. d. mit 
— verunreinigte Augenverletzungen 220. 

Tonometer s. Instrumente b). 

Tonometrie u. Tonometrische Unter- 
suchungen s. Dıiuck. 

Trachom 463. die Körnerkrankheit 
16. — über —, histologische, ultramikro- 
skopische u.s. w. Beiträge 176. — Ba- 
eillus Müller und — 404. — Bacteriv- 
logie 252 — zur Diagnose des — 182. — 
Bemerkungen zur - Frage 187. 219. 
352. 404. — ähnliche Entzündung mit 
pannusähnlichem Gewebe bei Leukämie 
232. — Ansteckung mit — 374. — Ex- 
perimentell erzeusstes — beim Affen 393. 
— Prophylaxe 454. — Tarsitis bei — 
419. — pathologisch-anatomische Ditfe- 
rentialdiarnose 112. — pathologische 
Anatomie 187. — staatliche Bekämpfung 
8-0. — Bekämpfung 444, 455. 456. — 
in einem japanischen Dorf 406. — in 
Finnland 120. — in Ungarn: Erfolge 
und Kusten der Behandlung 416. — iu 
Süd-[unesien 308. 363. — in Reggio 
Calabria 452. in Sicilien 456. 457. 
— Behandlung 153. 219; mit Cuprocitrol 
127. 463; mit Röntgenstrahlen 403. 405; 
mit Radiuin 223. 862. 378. 405. 407, 408; 
elektrische 341; mit Tarsalexcision 185. 
401 (Kuhnt) 428; mit Massage u. Jod- 
vasogen 193; Schleimhautabschabuny 
und Knappsche Rollpincette 219. — 
Naht nach — Excisionen 120. — locale 
Anästhesie für — Operativnen 413. — 
— waren Cicero, Plinus, Horatius — 
krank? 462. 


ed 


e: 


III 


Sachre 
| 


XIXVI 


Tractus opticus, Residualbtindel im — 
bei Sehnervenatrophie 464. 

Transfixion der Iris 442. 

Transplantation der Cornea s. Kerato- 

plastik. — s. a. Blepharoplastik. 1. — 

Symblepharon-Operation. — der Binde- 

haut nach Verletzungen 250. eines 
Kaninchenauges 878. — von Ohrmuschel- 
Stiickchen aus Lid 471. 

Trauma s. Verletzung. 

Traumatische(s) Augenlahmung, En- 
ophthalmus, Glaucom, Hemianopie, Hy- 
sterie, Infection, Iriscyste, Iridodialysis, 
Myopie, Neurose, Pupillenstarre, Retina- | 
Ablatio s. d. — Erkrankung der Ma- 
cula s. d. — Wirkung des elektrischen 
Lichtes s. F. 

Trematoden im Auge 838. — in der 
Linse bei Fischen 387. 

Trepanation in der Höhe des Sehcen- 
trums wegen Ophthalmoplegie nach 
Schädelbruch 59. — s. a. Gehirn. 


Trichiasis, Behandlung der totalen — 
81. — Operation 85. 87 (Tarsomargino- 
lastik). 141. 149. 303 (neue). 411 (mit 
arben-Ectropiom). 456 (Addario). 457. 
Trigemin als Analgeticum 396. 


Trigeminus-Beziehungen zur Pupille u. 
zum Ganglion ciliare 280. — Facialis- 
lähmung nach — Operation s. F. — 
Neuralgie, Ganglionresection 453. 

Tritanopie s. Violettblindheit. 

Trochlearis-Lähmung m. contralateralen 
Gesichtsparästhesien, erworbenem Ny- 
stagınus u. Schwindel 190. 

Trockenmethode, Zelloidin — 305. 

Tropyl-Lupinöin 76. 

ER der Cornea des Glaskörpers 


s. d. 

Tuberkulin zu Heilzwecken 51. — Be- 
handlung bei Augentuberkulose 189. 
198. 231. 318. 862. 388. 467. — diagno- 
stischen Werth 840. 


Tuberkulose, hämatogene Augen — des 
Kaninchens 392. — Augen — 26. 31. 
52. 84 (atypische). 189. 198. 211. 314. 
840 (Discussion). 367 (Rind u. Schwein). 
— nach hinten perforirt 214. — Iritis 
u. Iridocyclitis durch — s. d. — Chorio- 
Retinitis tub. s. d. — Keratitis durch 
s. d. — schlummernde — in der Augen- 
heilkunde 181. — der Chorioidea, Con- 
junctiva, Cornea, Iris, Sclera, Tarsus, 
Thranendriise, Thranensack s. d. 
tuberculéses Glaucom s. d. — Misch- 
infection des Auges mit — und Pseudo- 
Diphtheriebacillen, Panophthalmitis tub. 
409, intraoculare Granulationsge- 
schwülste durch — 300. — durch — 
bedingte pseudoleukämische 


t 





kulin 818. — Tuberkulinbehandlung bei 
— s. d. 


Erkran- | 
kungen u. Behandlung mit Neu-Tuber- ' 


gister. 


Tübingen s. Augenbeilanstalt. 

Tumor(en) s. Geschwiilste. 

Tunesien, Anthropologisches aus Süd— 
808. 363. 

Typhus, Para — s. d. 


Ueberfahrenwerden, Opticus - Ver- 
letzung durch — s. d. 

Vener eenestaen; seröse Cysten der 
— 147. 

Umkehrung der Bilder der Retina s. R. 

Ulcus corneae, durch Streptothrix 147. 
— über — 29. — seltene bacteriologische 
Befunde bei — 411. — durch Infection 
mit Bacillus pyocyaneus 90. 245. — das 
infectiöse Rand — 22. — durch Diplo- 
bacillen 116. 242. — internum bei syphil. 
Keratitis parenchymatosa 408. — mit 
Hypopyon durch Bacillus coli 144. — 
syphilitisches — s. Syphilis. — operative 
Behandlung des — serpens 23. 59. — 
Behandlung mit Milchsäure 463. — 
Chinin bei — 199. — perforatum mit 
beginnendem Linsenaustritt (Präparat) 
393. — Jodtinctur bei 352. 436. 
Serumtherapie s. d. — Hornhautver- 
änderung bei — 899. — Agressine der 
Pneumokokken bei — 891. — s. A 
Abscess. 

Ultramikroskopische Untersuchungen 
— bei Trachom s. d. — der strucktur- 
losen Augenmembranen 349. 

Umschläge, Apparat zu warmen — 78. 

Uncinariasis, Cataract bei — 29. 

Unfall(s) Augenverletzungen durch —, 
Simulation u. Aggravation 878. — Scha- 
digung des Sehvermögens, Bewerthung 
189. — Arbeitsfähigkeit nach Augen- 
verletzungen in Procenten 320. 436. — 
Neuritis optica als Berufsbeschädigung 
durch Temperaturwechsel 802. — socialer 
Werth verletzter Augen 311. — medico- 
legale Beziehungen zwischen Augen- 
verletzungen u. Versicherungs-Raten u. 
Abschätzung der Erwerbsfähigkeit 210. 
— die -Kunde des Auges 474.— Retınitis 
hämorrhagica nach — s. d. — Begut- 
achtung u. traumatische Neurose 403. — 
s. a. Beruf. Invaliden. Neurose. 

: Ungarn, Trachom in — 416. 
Urethritis, Conjunctivitis bei — 122. 

ı Uvea(ae), musculöse Natur des Stroma- 
zellnetzes der —51. 121. — Ectropion — 
416. 447. 448. — congenitum 412. 418. 
443. 450. 

Uveal-Sarcom, Casuistik u. Prognose 472. 

Uvealtractus, Erkrankungen, combinirte 
Behandlung 214. — diffuses Sarcom 420. 
— Melanosarcom des — 345. — die 
Krankheiten des — 494. — Leukosarcom 
des —? 389. 

, Uveitis bei Nasen -Nebenhohlen-Erkran- 

kung 412. 428. 


Varicelle der Cornea 352. 


Sachregister. 


Vaccine, Verlust des Auges durch — | 
Infection der Cornea 198. 362. | 
Vagus, Symptome im Gebiet des — u. | 

Auge 182. | 


Variola Ophthalmie, Behandlung 96. — | 
Neuritis optica — 138. | 
| 
| 
| 


Vegeti Renani u. s. w. liber 337. 
Vena centralis retinae s. Centralvene. 
Venen s. Gefässe u. -Erkrankungen. 
Verbrecher s. a. Kriminalistik. 


Verbrennung des Auges durch Sch wefel- | 
säure 82. — durch Carbolsäure u. Am- 
moniak 214. 





XXXVII 


bei der Geburt s. d. — der Iris, Linse, 
Linsenkapsel, des Opticus, der Orbita, 
Retina, des Schädels, Sphincter iridis 
s. d. — durch Aetzungen, Blitz, Con- 
tusion, Copirstift, Eisen, Enophthalmus, 
Fremdkörper, Kalk, Kuhhornstoss, 
Kupfer, Messing, Ohrfeige, Pulver- 
explosion, Schuss, Schwefeldioxyd, Un- 
fall, Verbrennung s. d. — s. a. Oph- 
thalmia nodosa, Traumatisch, Ruptur, 
Unfall. 


Verrostung des Auges — Casuistik 182. 


— zur — 254. 803 (? Heilung). — Heil- 
barkeit 810. 


Vereiterung, Hemmung der von Schnitt- | Versicherung s. Unfall. 


Narben ausgehenden — des Augapfels 
193. 

Vererbung s.a. Heredität, Ehe, — Bei- | 
trag zur — s. Lehre 280. e? 
Vergiftung(s) Amblyopie, 2 Fälle 462. 
mit Nitrobenzol u. Stickstoffoxydul s. d. 
— mit Homatropin 429. — Jodoform 
— s. d. — Wurst — s. d. — s. a. In- 
toxication. 

Vergrösserung(s)-Gläser s. Brille — 
scheinbare — der Sonne u. des Mondes 
am Horizont 154. 

Verkalkung der Linse s. d. 
Verknöcherung der Linse s. d. 
Verkürzung der Augenmuskeln 3.Schiel- 
operation. 


Verletzung(en) der Augen -— Casuistik 
351. 429. — Literatur 501. — erste 
Hülfe bei— 351. — Arbeitsfähigkeitnach 
— 3, Unfall — Keratitis interstitialis 
nach — 31. 150. 243. — u. Augenent- 
zündung auf constitutioneller Basis 150. 
243. — Transplantation der Bindehaut 
bei — 250. — indirecte 428. — durch 
stumpfe Gewalt, Prognose 72. — durch 
Uebertahrenwerden 359. — mit Gabel, 
durch Lid u. Augapfel in die Highmors- 

höhle 427. — doppelte Perforation mit 

Häkelnadel 190. 411. — doppelt perfo- 





rirende Eisensplitter — mit Spontan- 
ruptur der hinteren Linsenkapsel 394. | 
— perforirende Schnitt — der Cornea | 


s. Cornea. — Eintluss der — eines Auges 
auf das andere 82. — Losreissung der | 
Retina nach Bulbus — 116. mit rostiger 
Niete 395. — Metallsplitter — s. d. — 
ungewöhnliche Fremdkörper — s. d. — 
hote Quecksilbergaben bei perforirenden, 
infiltrirten — 117. — Behandlung in- 
ficirter — 185. — mit Fechtsäbel s. 
Contusion. — mit Tinte verunreinigt s. d. 
— im Baugewerbe 253. — Sarcom durch 
— 307. — in der Tübinger Klinik, Ca- 
suistik u. Statistik 255; in der Klinik 
zu Jena 469. — Tetanus nach — a. d. 
— socialer Wert des Auges bei — 8. 
Unfall. — Wundheilung u. Sympathicus 
8. d. — s. a. Neurose, traumatische. — 


Vertebraten, Umkehrung des Netzhaut- 
bildes bei den — s. Retina. 


Vertioal-Bewegungen s. Augenbeweg- 


ungen. 

Vibration(s)-Massage s. d. 

Violett-Blindheit, erworbene 72. — Sehen 
184.* — bei Tabes 150. 

Virulenz s. Bacillen. 

Visirvorrichtung, neue, bei herab- 
gesetzter Beleuchtung u. bei Nacht 122. 


Vorderkammer, Lufteinblasung in die 
— bei Iritis s. I. — Jodoformeinfihrung 
in die — s. d. — Irrigator für die — 
139. — Fremdkörperverletzung der — 
470. — Fremdkörper in der — 27. — 
Hydatidencyste in der 217. — Fliegen- 
larve in der — 119. — Linsenluxation 
in die — s. d. — Cilien in der — 207. 
— Punction, s. a. Humor aqueus. — 
Filtration von Salz- u. Eiweisslösungen 
durch die— u. Entstehung des Glaucoms 
810. 374. 391. — gelatinöses Exsudat 
in die — bei Iridocyclitis 431. 

Vorlagerung s. Schildoperation. 


Wärme u. Glaucom s,d. 

Warme Umschläge, Apparat 78. — s. a. 
Luft, überhitzte. 

Warzenfortsatz-Operation, Neuritis noch 
— s. d, 

Wasser, Heisses — s. d. 

Wasserstofisuperoxyd in der Augen- 
heilkunde 3986. 

Weichstar, 
Ophth. 

Weinen, einseitiges. s. Thränendrüse. 

Wellenlänge s. Strahlen. 

Wimpern s. Cilien. 

JX a-Bestimmung nach Thomas Reid 443. 

Wöchnerin(nen), Augen - Untersuch- 
ungen bei — 407, 

Wolfe, Nachruf 62. 

Wollprobe s. Farbensin. 

Wortblindheit 147. — congenitale 210. 

Wundbehandlung, Bacillen im Con- 
Junetivalsack bei uffener — 447. 


sympathischer s. Symp. 


XXXVIII 


Wurstvergiftung, dreifacher Fall von 
— 128. — Augenerkrankungen bei — 
157. 


Xanthom der Conjunctiva 66. 
Xeroderma pigmentosum der Lider 401. 
Xerose der Bindehaut: mit Keratomalacie 
u. Hemeralopie 191; angeborene epi- 
theliale 409, — Bacillen s. d. 
X-Strahlen s. Röntgenstrahlen. 


Zahn-Extraction, Amaurose s. d. — Er- 
krankung u. Auge 210. 


Sachregister. 


Zangen-Geburt s. d. 
Zapfen der Retina s. d. 


: Zeit, Netzhautleistung als Funktion der 


— 26. 86. 
Zelloidin-Irockenmethode 305. 
Zerstreuungskreisein) das Sehen in — 
152. 
Ziffertafel s. Instrumente b. Sehproben. 
Zine. sulfur,, Collyrien 452. 


| Zonula Zinnii, pathologisch anatomische 


Veranderungen 245. — Epithel u. senile 
Involution 449. 

Zoster ophthalmicus, seltene Complication 
218. 

Zucker-Salz-Injectionen unter die Binde- 
haut 210. 


Autorenregister, 


* Originalartikel. 


Abadie 79. 86. 123. 289. 309. 812. 422. | 


424. 


Abelsdorff 23. 52. 128. 221. 246. 413. 418. 


41 9. 
Adamkiewicz 221. 


Addario 444. 448. 449. 455. 456. 


Adler (Wien) 104. 
Aenstoots 152. 
Agababow 152, 436. 
Agricola 409. 
Ahlström 186. 
Albertotti 17. 67. 136. 476. 
Albrand 64. 245. 
Alexander, L. 191. 199. 395. 
Allister 214. 

Allport 91. 

Alt 430. 431. 
Ammann 24. 
Anargyros 310. 
Andreassen 254. 
Angelucci 447. 457. 
Angiéras 465. 
Antonelli 876. 421. 
Arlt, v. 126. 219. 308. 
d’Arsonval 136. 
D’Ascola 452. 

Ascunce 311. 

Ash 397. 

Ask 203. 

Aubaret 83. 87. 285. 
Aubineau 88. 375. 


Axenfeld 31. 155. 306. 314. 316. 393. 460. 


Ayres, 8. C. 414. 430. 431. 
Ayres, W. 431. 


Babinski 311. 
Bach 470. 


Bach (Marburg) 21. 247. 280. 281. 403. | 


Bailey 204. 
Bajardi 446. 


Ball 205. 207. 
Battaban 412. 
Ballantyne 218. 339. 
Balser 469. 

Baquis 67. 446. 453. 
Barany 233. 

Bardelli 144. 440. 475. 
Bargy 311. 

Barkan 396. 

Barrett 59. 141. 421. 
Bartels 247. 303. 401. 
Baslini 84. 

Basso 438. 443. 
Batten 31. 

Batter 200. 

Baudry 373. 

Bauer 251. 

Bayer 126. 

Baylac 283. 

Beard 215. 
Beaumont 340. 
Beauvois 218. 
Bechterew 184. 315. 
Beck 413. 

Beck, de 206. 
Becker, Franz 108. 
Becker, H. 389. 
Bedell 207. 
Bednarski 245. 
Bellinzona 442. 

Belt 211. 

Beltmann I11. 
Benedetti 376. 
Bennet 430. 

Benson 341. 

Bentani 81. 

Bérard 423. 465. 
Berardinis, de 146, 147, 442. 
Berger 320. 424. 
Berger, E. 104. 107. 186. 239. 317. 
Berger, C. 192. 406. 


xL 


Berka 417. 

Berry 139. 

Bertin: Sans 872. 

Bertozzi 441. 

Besson 75. 136. 177. 

Best 77. 280. 296. 898. 

Beykovsky 222. 

Bielschowsky 121. 153. 190. 386. 393. 

Bjerke 242. 

Bjerrum 221. 

Bietti 146. 438. 444. 448. 

Bindi 440. 

Birch-Hirschfeld 21. 94. 202. 348 388. 393. 
407. 408. 420. 471. 

Birnbacher 68. 83. 

Bistis 374. 

Black, N. M. 18. 210. 212. 383. 429. 

Black (Melville) 463. 

Blagoweschensky 152. 

Blair 200. 

Blaschek 400. 

Blessig 199. 

Bochi 449. 

Bock, E. 127. 149. 321.* 

Bodenstein 118. 

du Bois-Reymond 68. 

Boldt 401. 

Bolognesi 487. 

Bonamico 446. 

Bono, de 445. 446. 

Borghi 446. 

Bornemann 319. 

Borschke 104. 411. 

Bossalino 145. 440. 

Bottaszi 449. 

Bouchart 219. 

Bourdeaux 309. 

Boureau 59. 

Bourgeois 125. 207. 218. 362. 

Bradtield 212. 

Brady 427. - 

Brand, Emil 275.* 

Braun, H. 95. 300. 

Braune 243. 297. 

Braunschweig 202. 

Braunstein 64. 222. 

Brawley 213. 428. 

Bregmann 150. 

Brekle 254. 

Brettauer 136. 

Brinitzer 255. 

Brissaud 82. 

Britto, de 79. 

Broca 26. 86. 

Bronner 207. 340. 

Brown 91. 204. 467. 

Brox 215. 

Brückner 415. 

Bruner 210. 

Brunetiére 220. 

Bruno 475. 

Bruns (New Orleans) 206. 427. 

Buchanan 339. 425. 

Bull (New York) 90. 


320. 


Autorenregister. 


Bullard 212. 

Bulson 143. 212. 
Bumke 16. 

Burnett 140. 431. 435. 
Burnham 214. 
Businelli 452. 


Calderaro 451. 
Callhoun 29. 

Cange 81. 
Cantonnet 27. 80. 
Capellini 444. 
Capolongo 147. 447, 
Carbone 451. 
Carlini 439. 451. 
Carpenter 218. 
Casali 439. 

Caspar 356.” 
Cassimatis 286. 
Cause 413. 

Cazalis 375. 
Chaillons 25. 375. 
Chaldecott 31. 
Chandler 420. 
Charles 30. 429. 
Caroll 208. 

Chappe 312. 
Chatterton 200. 
Chaveq 219. 
Chavernac 25. 89. 
Cheney 211. 
Chesneau 374. 380. 
Chevalier 124. 465. 
Chevallereau 421. 
Chiari 146. 438. 446. 
Chronis 244. 303. 
Cirincione 73. 208. 209. 314. 450. 451. 
Claiborne 468. 
Clarke 217. 

Clopatt 320. 

Coats 92. 

Cohen 138. 

Cohn, H. 223. 308. 809. 362. 
Cohn, P. 279. 

Cohn 396. 

Cohn 88. 

Cohnstein 402. 
Colburn 142. 

Colio 456. 

Collins, E. Treacher 91. 200. 314. 341. 433. 
Colombo 146. 147. 
Colucci 145. 
Consiglio 443. 


' Constantin 283. 


Contino 446. 

Cooke 206. 

Coopmannn, de 421. 

Coppez 28. 

Cosmettatos 83. 307. 310. 373 381. 
418. 423. 

Cosse 89. 422. 423. 

Costin 25. 

Coulomb 87. 278. 382. 


405. 


Autorenregister. 


Courtellemont 284. 

Crae 208. 

Craig 433. 

Cramer 279. 308. 

Cruise 389. 

Culbertson 430. 

Cunéo 286. 

Curschmann, Hans 150. 
Czermak 15. 289. 894. 470. 


Dahlfeld 229. 

Danne 58. 

Darier 25. 59. 60. 122. 216. 217. 218. 309. 
310. 390. 422%. 425. 

Davis 434. 

Debenedetti 454. 455. 

Debeve 286. 

Dejerine 221. 

Delage 84. 

Delbanco 110. 111. 

Delneuville 124. 288. 

Delord 25. 88. 

Delzoppo 144. 

Demarca 112. 407. 409. 

Depène 118. 154. 

Derby 211. 801. 

Deschamps 311. 

Deutschmann, R. 158. 186. 

Dianoux 311. 

Dickson 465. 

Diehl 383. 

Dimmer 125. 217. 898. 472. 

Dodd 31. 

Doehler 198. 

Döler 862. 

Donath 152. 

Donovan 215. 

Dornblüth 887. 

Dornec 60. 

Doyne 140. 218. 

Drake-Brockman 425. 

Dreyfuss 290. 

Drucker 79. 

Duane 205. 217. 414. 497. 

Du Bois-Reymond 68. 

Dubriéres 311. 

Dutzer 472. 

Dufour 221. 

Dujardin 60. 

Dupuy-Dutemps 81. 87. 

Durante 458. 

Duyse, van 28. 66. 81. 284. 551. 373. 374. 
452. 


Eaton 144. 

Ebeling 192. 

Eberhardt 428. 

Ehmer 469. 

Eliasberg 398. 465. 

Ellet 215. 

Elschnig 55. 47. 61. 127. 232. 233. 245. 
287. 869. 387. 892. 405. 

Elter 471. 


a a Se a nn ee 


Emerson 428. 

Emmert 392. 
Engelmann, A. 156. 188. 
Enslin 245. 

Erdheim 108. 

Erdmann 222. 242. 
Espérandien 278. 
Eulenburg 17. 

Evans 30. 31. 217. 850. 
Eversbusch 314 
Ewetaky 15. 119. 
Ewing 218. 

Exner, A. 136. 

Exner, 8. 379. 


Faith 213. 

Falchi 444. 446. 454. 

Falco, de 443. 

Falta 378. 

Fehr 49. 52. 69. 161.* 299. 

Feilchenfeld 179. 189. 2231. 222. 
819. 859. 416. 

Feilke 190. 411. 

Fejér 10.* 379. 412. 419. 

Fergus 138. 199. 207. 208. 

Fernandez, S. 128. 288. 310. 

Ferron 86. 

Finlay 420. 

Fischer, Gg. 472. 

Fischer 206. 

Fischer (Prag) 378. 

Fish 142. 210. 412. 

Flatau, G. 158. 188. 

Fleischer 156. 894. 415. 419. 

Fleming, R. A. 464. 

Forsmark 16. 175. 

Fortunati 145. 440. 452. 458. 475. 

Foucher 124. 

Fox 210. 420. 

Frachtmann 150. 287. 288. 

Franck, O. 117. 

Frank (Chicago) 148. 206. 

Frank (Giessen) 256. 

Frank van Fleet 462. 

Franke, E. 110. 111. 191. 

Frazier 230. 

Frenkel 84. 88. 285. 874. 

Fridenberg, P. 418. 414. 

Friedenberg 92. 210. 

Friedmann (Col. Springs) 144. 

Fritsch 462. 

Fröhlich 204. 

Frugiele 145. 

Fruginele 475. 

Fryer 212. 

Fuchs, A. 252. 

Fuchs, E. 186, 364. 

Fukala 462. 


224. 299. 


Gaguiére 372. 
Galezowski, J. 18. 84. 219. 284. 376. 451. 
470. 





XLII 


Galezowski, X. 84. 250. 

Gallenga 221. 442. 447. 448. 450. 

Gama Pinto, de 391. 

Gamble 91. 414. 467. 

Gardner 207. 

Gasparrini 445. 

Gatti 442. 

Geabrook 92. 

Gehrung 93. 

Gelb 460. 

Galpke 157. 203. 

Gendron 89. 125. 220. 374. 423. 465. 

Gesang 118. 125. 

Ghirardelli 449. 

Gibbons 138. 

Gifford 29. 216. 428. 

Gilbert 280. 804. 

Ginsberg 83.* 69. 323.” 861. 

Ginsburg 320. 882. 

Giulini, F. 198. 

Gleichen 17. 118. 

Goldzieher 1.* 

Golesceano 376. 

Golovin 285. 352. 

Gonin 26. 87. 312. 

Gould 205. 210. 

Goux 211. 

Govery 205. 

Gradle 414. 

Gratiot 429. 

Greeff 16. 52. 64. 151. 198. 300. 338. 380. 
387. 393. 417. 

Green 432. 

Greenwood 210. 

Griffin-Lewis 91. 

Grijns 183. 

Grilli 218. 

Grimbach 472. 

Groddeck 32. 

Groenholm 120. 

Groenouw 243. 408. 

Gross 430. 

Grossmann 208. 341. 463. 

Groyer 237. 471. 

Grünfeld 378. 

Gruening 92. 

Grunert (Bremen) 201. 389. 394. 

Grunert, K. (Halle) 248. 

Günzler 258. 

Guériteau 282. 

Guibert 282. 

Guillery 74. 75. 243. 244. 418. 

Gullstrand 201. 

Gurfinkel 320. 

Gurwitsch 64. 

Gutmann, Ad. 468. 

Gutmann, G. 151. 380. 

Guttmann, J. 413. 


Haab 217. 
Haas 471. 
Haass 220. 
Habicht 468. 


a en EE e 


Autorenregister. 


Hadano 24. 

Haeffner 191. 

Hähnle 282, 

Haitz 230. 

Halben 394. 

Hale 141 210. 

Halen 319. 

Halliburton 200. 

Haltenhoff 422. 

Hamburger 51. 119. 387. 410. 421. 

Hammer, H. 192. 

Hamilton 425. 

Hanke 21. 302. 

Hansell 28, 434. 

Harlan 81. 210. 

Harman 340. 841. 

Harms 115. 116. 866. 

Hartmann 250. 

Haselberg, v. 49. 

Haubold 468. 

Hawthorne 141. 

Hay 425. 

Heath 141. 207. 

Heilborn 220. 

Heine 118. 847. 884. 886. 393. 412. 

Heinrichsdorff 297. 845. 

Heisrath 185. 

Helbron 55. 223. 316. 

Heller, Th. 18. 

Helmbold 362 

Hempel 95. 

Henderson 207. 841. 

Henrici 191. 

Herbst 114. 

Hering 337. 

Hertel 180. 181. 188. 

Herzog 49. 51. 248. 

Hess, C. 31. 181. 188. 229. 246. 314. 34. 
390. 393. 419. 

Hesse 471. 

Heuss, v. 394. 

Hilbert 78. 134.* 303. 

Hillemanns 371. 

Hinsbelwood 141. 

Hippel, A. v. 189. 818. 388. 

Hippel, E. v. 846. 347. 889. 893. 394. 411. 

Hird 218. 

Hirsch, Camill 75. 186. 177. 

Hirsch, L, 287. 459. 

Hirschberg 16. 88.* 41.* 46.* 49. 52. 54. 
62. 97.* 102.* 187. 198.* 217. 229. 231. 
263.* 264.* 265.* 298. 828.* 329.* 332." 
335.* 337. 361. 435. 

Hochheim 411. 

Höring 380. 

Hoffmann 253. 

Hoffmann, v. 155. 

Holden 155. 

Hollmann 157. 

Holth 86, 224. 

Holz, B. 151. 

Holz 429. 

Hood 213. 

Hoor 78. 


Autorenregister. 


Horniker 405. 
Hornstein 878. 

Horsley 340. 
Horstmann 17. 229. 
Hosch 869. 

Hotta 807. 

Hotz 202. 418. 429. 468. 
Houdart 288. 

Hoyt 206. 

Hubbel 256. 

Huber 161. 

Hudovernig 880. 464. 
Hummelsheim 416. 460. 
Hanter, W. 92. 
Hymmen, v. 151. 204. 


Jackson 142. 207. 230. 387. 429. 
Jahobsohn, Leo 460. 

Jacoby 115. 198. 362. 

Jacques 426. 

Jahn 459. 

Jamieson 142. 

Janitschek 403. 

Javal 18. 

Jellinek 128. 

Jelly 207. 

Jennings 205. 

Jessop 340. 

Impens 320. 

Inouye 24. 

Jocqus 123. 282. 809. 421. 422. 423. 424. 
Joffroy 151. 

Jones 407. 

Johnson 216. 217. 
Johnston 29. 188. 141. 
Ischreyt 397. 401. 419. 
Jung 96 

Junius 182. 404. 
Jurnitschek 119. 


Kampherstein 202. 243. 802. 
Kasas 352. 436. 

Kassel 152. 

Katz, R. 152. 

Katzauroff 320. 486. 
Kautimann 78. 79. 123. 309. 
Kayser 116. ie 
Kee 202. 

Keiper 216. 427. 

Kemel, v. 119. 

Kendrik 483. 

Kerry 349. 

Kipp 414. 463. 

Kirkendall 213. 

Kirschner 466. 

Klein 96 

Klein, S. 126. 2332. 

Knapp 288. 413. 414. 

Knop 251. 

Kobert 199. 

Koch, K. 191. 

Köhler, A. 158. 


e e 
i a a a Serre Sa 


XLIII 


Köhler. B. 398. 
Köllner 460. 
Königshöfer 396. 
Königstein 105. 
Koerber 277. 358.* 360. 
Koll 281. 

Kollarits 464. 

Koller 206. 
Kondratijew 64. 

Kos 149. 

Koslowski 851. 
Kowalewski 361. 471. 
Koyle 427. 
Kraisselaky 379. 
Kramer, E. 474. 
Kraus (Marburg) 248. 
Kries, J. v. 107. 
Kroenig 464. 

Kroll 278. 

Kroner 155. 
Krückmann 242. 847. 387. 392 
Krüdener, v. 395. 
Krug, Ernst 93. 
Kuhnt 120. 280. 282, 
Kunze 469. 

Kuthe 69. 

Kuwabara 406. 


Lacaussade 89. 124. 422. 

Lagrange 83. 104. 285. 286. 873. 

Lamb 208. 

Landolt 81. 82. 284. 873. 398. 

Lange, O. 180. 206. 

Lange 459. 

Lapersonne, de 65. 81. 89. 286. 314. 350. 
373. 452. 456. 

Laqueur 417. 

Lasareff 152. 

Lauber 106. 202. 235. 

Law 428. 

Lawroff 64. 

Lawson 199. 200. 

Leber, Alfr. 390. 

Leber, Th. 202, 374. 391. 

Leblond 372. 

Lehmann 220. 

Lenz 410. 

Leone 457. 

Leopold 288. 


| Lesulinsky 157, 


Levi, A. 464. 
Levinsohn, G. 19. 51. 108. 109. 159. 160. 154. 


 Lewin, L. 74. 75. 


Lewis 142. 

Lezenius 381. 

Libby 148. 

Lichtheim 380. 
Liebrecht 155. 
Liebreich 206. 

Lieto Vollaro 447. 448. 
Lindenheim 18. 
Lippert 137. 231. 
Lippinsort 139. 


XLIV 


Livschitz 64. 
Lodhols 230. 

Loeb 414. 

Loeser 49. 70. 119. 179. 
Loewy, R. 186. 289. 
Lohnstein 179. 
Lokteff 152. 
Lomatzsch 337. 
Lohnhard 255. 

Love 434. 

Luerssen 404. 

Lukis 349. 


Mac Crae 208. 
Maddox 216. 482. 
Maerz 380. 

Magnani 117. 437. 441. 451. 
Magnus 462. 
Mahillon 27. 
Maklakow 64. 
M‘Allister 214. 
Manleitner 367. 
Mannhardt 848. 
Manolesco 86. 314. 
Manzutto 279. 436. 
Marbe 473. 
Marchand 221. 
Marchetti 144. 456. 
Marie, P. 464. 
Marlow 29. 31. 414. 
Marple 92. 

Marquez 204. 
Marshall 30. 426. 
Martin 29. 

Marx 317. 
Maslenikow 64. 152. 436. 
Matys, v. 121. 280. 402. 
Mauch 244. 

Mauriti 455. 

May 249. 

Mayeda 461. 
Mayerhausen 17. 
Maynard 138. 
Mayon 340. 

Mazet 85. 3786. 
Mazza 443. 

Mc Kee 202. 

Me Kendrik 433. 

Me Millan 209. 

Mc Nab 90. 407. 
Meige 464. 

Meissner 231. 


Meller, J. 20. 114. 282. 306. 370. 


Mellinghof 189. 

Mello Vianna, de 314. 
Meltzer 420. 

Menacho 371. 
Mendel, F. 52. 70. 
Mendel, Kurt 70. 
Menzies 217. 
Merz-Weigandt 70. 
Mets, de 191. 

Mettey 31. 


Autorenregister. 


| 


t 
| 
} 
| 


Meuche 192. 

Meyer, Fred. 814. 

Meyer, H. 21. 280. 

Meyer, O. 117. 362. 

Meyerhof 807. 

Micas, de 27. 60. 84. 810. 421. 

Miceli 449. 

Michel, v. 51. 55. 281. 296. 298. 337. 338. 
339. 408. 

Millan 209. 


' Milliken 30. 


| 
| 
| 
d 


| 
| 


| 


Mills 280. 414. 

Mittwoch 187. 2381. 

Mobilio 449. 

Mohilla 468. 

Mohr, Th. 155. 

Moissonier 82. 128. 286. 809. 
Moll, A. 71. 


 Monesi 145. 445. 


Monte, del 447. 450. 
Moon 205. 
Moore 212. 
Morax 104. 811. 812. 


' Moreau 424. 


Morelli 128. 

Moretti 486. 489. 442. 
Moriez 61. 

Moritz, M. 183. 


| Moritz (London) 207. 


Morrison 215. 

Morrow 213. 

Motais 124. 

Motolese 145. 

Moulton 29. 

Mouthus 84. 

Mühsam 71.. 

Müller, L. 106. 235. 286. 807. 

Münch, Karl 51. 52. 121. 279. 398. 402. 
Murray 426. 427. 


Nab Mc 90. 407. 


Nacht 249. 

Nagel, W. 49. 107. 159. 296 
Nagel (Francisco) 218. 484. 
Narbeshuber 308. 368. 
Narich 463. 

Natanson 206. 

Nedden, zur 22. 77. 890. 394. 411. 
Nerli 452. 

Nettleship 91. 377. 
Neuschüler 314. 

Neustätter 460. 

Nicati 28. 59. 

Nicolai 152. 

Nobele 351. 

Nöldeke 96. 

Nonne 395. 

Noyons 183. 

Nuel 83. 140. 424. 


Oatmann 420. 462. 


' Oeller 411. 


Autorenregister. 


Oer 141. | 
Ogawa 415. 

Ogilvy 200. 

Ohm 244. 319. 

Olivares 60. 

Oliver 206. 210. 315. 334. 819. 

Onfray 28. 

Onken 402, 

Onodi 118. 

Opin 28. 80. 252. 

Oppenheimer, E. H. 78. 311. 304. 852. 
Orlandini 488. 

Orr 59. 421. 

Orth 64. 

Osterroht 117. 

Ostwalt 28. 320. 

Otto 458. 

Ovio 487. 488. 440. 442. 445. 451. 452. 
Oye, van 191. 


Paderstein 300. 

Pagenstecher, A. 412. 

Pagenstecher, H. E. 890. 

Palermo 440. 

Pankstat 248. 

Pardo 447. 449. 

Parinaud 85. 86. 

Parisotti 452. 458. 

Parkiff 209. 

Parson 420. 

Parsons 92. 200. 805. 849. 

Pascheff 61. 209. 286. 378. 

Pastore 475. 

Patry 230. 812. 342. 

Patterson 216. 

Paul 114. 116. 198. 368%. 371. 416. 

Paunz 415. 

Pause 115. 

Pearson 877. 

Péchin 82. 873. 

Peck 484. 462. 

Peiper 258. 

Percival 414. 425. 482. 

Pergens 256. 

Perlia 1650. 

Perimann 247. 837. 

Pernet 157. 

Pes 110. 120. 442. 474. 475. 

Peschel 71. 349. 

Peters 77. 118. 122. 187. 199. 219. 243. 
852. 407. 

Pfalz 119. 280. 871. 

Pfannmüller 253. 

Pfeiffer 282, 

Pfingst 215. 

Pflugk, v. 299. 886. 898. 

Piccioni 454. 

Pichler, Carl 287. 

Pick, A. 150. 817. 

Pick, L. 222. 

Pihl 171.” 805. 348. 869. 

Pilez 247. 

Piper 52. 160. 246. 


i nn ee nn nn Sn er 


XLV 


Plaut, Max 188. 
Plehn 16. 


| Pienk 149. 
Plitt 408. 


Polack 311. 424. 

Pollack, B. 16. 51. 52. 298. 329. 
Pollack, J. 377. 

Polatti 437. 442. 

Pollnow 185. 

Polte 407. 

Pomretti 314. 

Pooley 29. 

Popow 152. 

Posey, W. 204. 211. 216. 288. 349. 
Possek 400. 

Post 213. 

Poulard 284. 874. 

Poullain 218. 

Powers 895. 896. 

Puccioni 454. 475. 

Purtscher 72. 

Pusey, Brown 78. 414. 


Rabitsch 114. 

Radl 315. 

Radziejewski 222. 

Raehlmann 176. 894. 405. 
Ramsay 90. 211. 214. 817. 426. 
Randall 212. 

Rasch 470. 

Reber 210. 

Redslob 117. 

Reich 379 — 

Reichmann 458. 

Reimann 164. 

Reis (Lemberg) 418. 

Reis, W. 178. 

Remmen 214. 

Remy 27. 

Rennert 318. 

Reumaux 61. 

Reuss, v. 126. 283. 417. 
Reymond 443, 

Ribbert 220. 

Ricchi 27. 

Rieck 458. 

Risley 139. 

Ritzke 157. 

Robert 199. 

Robertson 483. 

Roche 283. 
Rochon-Duvigneaud 60. 80. 252. 
Römer 17. 190. 240. 890. 891. 893. 410. 
Roemheld 95, 

Rogers 463. 

Rogınann 25. 87. 810. 
Rohmer 104. 872. 

Rollet 26. 88. 108. 128, 372. 
Romanin 405. 

Roosa 93. 294. 462. 

Roselli 454. 455. 

Rosenbach 182. 

Rosenfeld 191. 


XLVI 


Rosenthal (Berlin) 361. 
Roth, A. 13.* 297. 
Roure 284. 

Roussy 221. 

Roux, le 80. 124. 422, 423. 465. 
Roux 88. 

Roy 88. 428. 

Rubert 156. 189. 
Kudin 320. 436. 
Rockel 296. 48. 
Rüdiger 75. 136. 
Russel 464. 


Sachs, M. 105. 149. 

Sachsalber 150. 287. 399. 
Saemisch 17. 

Saenger, A. 127. 221. 296. 344. 
Salffner 111. 

Salzer, Fritz 95. 183. 230. 318. 351. 
Samperi 457. 

Santo, di 442. 

Santos Fernandez 123. 283. 310. 
Santucci 439. 440. 445. 

Sattler, H. 122. 137. 158. 303. 
Savaye 231. 

Sayer 140. 

Sbordone 447. 

Scalinzi 145. 456. 

Scellingo 454. 

Schaefer 78. 

Schauz, F. 122. 154. 248. 394. 
Scharpringer 129. 192. 225 * 292.” 
Scheer 21. 

Schein 461. 

Schenk, Fr. 107. 

Scherenberg 304. 

Schieck 112. 343. 389. 395. 
Schith 473. 

Schild (Baltimore) 142. 
Schimanowsky 152. 

Schiotz 415. 

Schmidhäuser 251. 

Schmidt, M. B. 182. 

Schmidt (Wien) 415. 
Schinidt-Rimpler 96. 136. 185. 188. 
Schnabel 55. 400. 

Schnaudigl 22. 394. 

Schöler, jun. 51. 

Schön 209. 222. 289.* 

Scholtz 416. 

Schridde 404. 

Schubert 282. 

Schubert, Paul 231. 

Schiiz 255. 

Schulte 23. 24. 59. 78, 

Schultz, Paul 156. 


Schultz-Zehden 297. 298. 306. 359. 402. 


Schulze, Walter 189. 250. 307. 
Schwalbach 406, 

Schwarz, O. 15. 17. 72. 230. 384. 420. 
Schwarzbach 467. 

Schweinitz, de 214. 230. 342. 414. 
Scimemi 438. 439. 475. 


Autorenregister. 


Scionti 451. 

Serini 238. 372. 
Sear!es 139. 140. 
Seefelder 201. 370. 417. 
Seele 469. 
Seeligsohn 337. 473. 
Sepgel 115. 

Segond 136. 
Selenkowsky 64. 
Semple 430. 

Senn 23. 220. 308. 
Servel 374. 465. 


' Sewe 381. 


Seydewitz 459. 

Sgrosso 450. 

Shastid 428. 

Shaw 340. 341. 

Shiba 409. 

Shoemaker 140. 204. 
Shube 138. 

Shumway 214. 383. 414. 
Siegrist 395. 

Siklössy 410. 

Silex 185. 379. 

Silva 406. 

Simon, R. 72. 117. 160. 
Sinelair 339. 

Sisson 205. 

Snell 30. 61. 210. 211. 217. 339. 
Snellen, H. jr. 278. 
Snyder 29. 204. 211. 
Soli 144, 

Sommer 309. 

Sonder 123. 

Sourdille 28. 82. 
Soutliard 395. 

Spanner 196. 

Speciale 444. 

Speidel 467. 

Speville 309. 

Spicer 209. 

Spielmeyer 473. 

Spitta 474. 

Spoto 456. 

Stainer 377. 

Stanculeano 25. 
Stargardt 403. 

Steele 143. 206. 

Stein 378. 

Steindorff 72. 460. 
Steiner, L. 293.* 
Stephenson 31. 140. 217. 218. 423. 426. 
Stern 340. 341. 

Stevens 428. 

Stevenson 142. 200. 433. 
Stieren 214. 435. 
Stilling 115, 401. 

Stilo 452. 

Stirling 139. 208. 209. 
Stock 115. 203. 244. 388. 392. 408. 431. 
Stölting 305. 

Stoewer 203. 306. * 
Straub 181. 

Strzeminski 218. 463. 


Autorenregister. 


Studer 419. 
Sturchio 449. 
Stutzin 458. 

Suker 139. . 
Sulzer 26. 86. 375. 
Surel 424. 

Susey 420. 421. 
Swanzy 138. 209. 
Swasey 142. 

Swift 28. 

Swindels 140. 
Syndaker 421. 
Szeybalski 245. 


Tartuferi 147. 437. 

Taylor 339. 435. 

Teich 287. 351. 412. 
Teillais 83. 372. 

Terlink 256. 466. 

Terrien 16. 82. 372. 457. 
Terson 26. 82. 371. 424. 
Tertsch 231. 246. 

Terwelp 351. 

Theobald 30. 

Thielemann 405. 

Thomas (London) 208. 
Thompson 340. 

Thomson (New York) 204. 216. 349. 425. 
Thorey 222. 

Thorner 53. 188. 

Tillaux 218. 

Tolmatscheff 152. 
Topolansky 231. 

Tornabene 457. 

Tornatola 443. 475. 
Toufeseo 88. 311. 

Trantas 123. 310. 465. 467. 
Trendelenburg, W. 159. 
Treu 418. 

Troncoso 28. 310. 
Trousseau 59. 124. 310. 374. 466. 
Truc 25. 26. 30. 78. 88. 89. 284. 
Tschemolossow 79. 
Tschermak 382. 

Tscherning 85. 90. 
Tschistjakoff 152. 

Türk 209. 

Tzimas 381. 


Uhlemann 308. 

Uhthoff 31. 63. 113. 191. 314. 361. 388. 
Ulbrich 288. 391. 

Ulrich 78, 

Urata 281. 

Urbantschisch 32. 

Urbantschitsch 384. 

Uribe-Troncoso 30, 

Usher 208. | 


Vacher 59. 
Valenti 454. 455. 2 


l 
| 


| 





XLVII 


Valk 213. 462. i 
Vallet 85. 

Valois 60. 

Valude 104. 812. 314. 375. 452. 454. 
Veasey 142. 215. 434. 

Velhagen 158. 894. 406. 
Veraguth 224. 

Verdereau 128. 

Verhocff 301. 

Villard 82. 83. 85. 87. 818. 875. 
Vinsonneau 286. 

Vogt, A. 280. 402. 

Vogt, H. 223. 

Vollert 190. 

Vossius 23. 151. 179. 191. 320. 


Wagenmann 182. 393, 
Wagner, P. 404. 
Wainwright 426. 

Walter 122. 

Wamsley 143. 

Wanner 382. 
Warschawski 24. 
Wecker, de 82. 87. 311. 481. 
Weeks, John E. 92. 212. 
Wegehaupt 402. 

Wehrli 223. 241. 282. 
Weiche 466. 

Weidlich 418. 

Weigelin 381. 

Weil, R. 460. 

Weill 205. 206. 
Weinhardt 352. 


_ Weinhold 109. 113. 307. 


Weinstein 219. 

Weisenburg 230. 

Weiss, O. 7. 

Wellmann 278. 

Wells 142. 

Werncke 116. 159. 160. 

Werneke 156. 

Werner (Dublin) 90. 200. 218. 

Wernicke 195. 319. 362. 

Wescott 29. 

Wessely 51. 244. 281. 

Westpbal, A. 320, 

Wharton 209. 

White 143. 213. 

Wicherkiewiez 77. 87. 279. 285. 314. 372. 
376. 

Widinark 16. 

Wiedemann 464. 

Wiesinger 54. 198. 

Wilbrand 296. 344, 

Wilder 90. 141. 

Wilkinson 141. 

Wintersteiner 247. 

Wirth 3381. 

Wisseli k 371. 

Wlotska 380. 

Woltflin 412. 

Wolf, A. 384. 

Woilf, B. 74. 


XLVIII Autorenregister. 


Wolff, H. 81. 121. 128. 219. 247. 897. 418. | 
Wolffberg 222. 808. | 
Wolfram 805. | 
Wood 91. 148. 200. 214. 432. 
Woodruff 143. | 
Woods 29. 

Woolley 485. 

Worth 16. 184. 200. 

Wray 200. 

Würdemann 18. 210. 215. 429. 


Yasparrini 437. 


Young 428. 
Yvert 284. 


Zahn $52. 

Zandolo 475. 

Zazkin 64. 

Zentmayer 90. 

Zia 24. 118. 

Zimmermann, F. 107. 284. 
Zirm 150. 345. 411. 

Zoth 75. 107. 

Zweig 466. 


Centralblatt 





Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. Berger in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. Bearer in London, Geh. Med.-Ratb Prof. Dr. H. Coun in Breslau, 
Doe. Dr. Cr. pu Boıs-Reyuonp in Berlin, Dr. CrzeLuıtzer in Berlin, Prof. Dr. E. EumzRr in 
Bern, Prof. Dr. C. GaLLenaa in Parma, Dr. Gimssera in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in 
Budapest, Dr. Gorpon Nonrrixz in Kopenhagen, Dr. HauBURGER in Berlin, Prof. Dr. HORSTMANN 
in Berlin, Dr. Iseıaouıs in Smyrna, Prof. H. Kuapr in New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, 
Dr. Loxsgr in Berlin, Prof. Dr. Magnus in Breslau, Major F. P. Maynagp, I. M.S. Caleutta, 
Dr. F Menger in Berlin, Dr. Motz in Berlin, Dr. Ngupurcer in Nürnberg, Dr. PERGENS 
in Brüssel, Prof. Dr. PsschzL in Frankfurt a.M., Dr. PustscHher in Klagenfurt, Dr. 
M. Rsıca in Petersburg, Med.-Rath Dr. SoHzErR in Oldenburg, Prof. Dr. Scazn&ı in Prag, 
Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spo in Berlin, Dr. STEL in Köln. 

















Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 














1905. Neunundzwanzigster Jahrgang. Januar. 


Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber Lymphom-Conjunctivitis. Von Prof 
W. Goldzieher in Budapest. — JI. Ueber beiderseitige Glaskérper-Blutung. Von Dr- 
Julius Fejér, ord. Augenarzt. 

Neue Instrumente, Medicamente u.s.w. Das Astigmoskop, eine Vervollständigung 
des Placido’schen Keratoskops. Von Dr. A. Roth, Oberstabsarzt. 

Neue Bücher, 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Der Augenhintergrund bei Erkrankungen des 
Nervensystems, von Jean Galezowski. 

Journal-Uebersicht. I. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LIX. 2. — 
II. Die ophthalmologische Klinik. 1904. Nr. 1—5. — III. Annales d’Oculistique. 1904. 
Tannar— Februar, — lV. Revue générale d’UOphtalmologie. 1904. Januar— Februar. — 
V. Recueil d’Ophtalmologie. 1904. Januar. — VI. Archives d’Ophtalmologie. 1904. Jan. 
—Febr. — VII. Journal of eye ear and throat diseases. Nov.—Dec. 1903 u. Jan. — Febr. 
1904. — VIII. The Ophthalmic Record. 1904. Marz—April. — 1X. The American Journal 
of Ophthalmology. 1904. Marz—April. — X. The Ophthalmoscope. 1904. April -Juni. 

Vermischtes. Nr. 1—3. 

Bibliographie. Nr. 1—2. 

















I. Ueber Lymphom-Conjunctivitis. 
(,,Conjonctivite infectieuse de Parinaud‘-.) 
Von Professor W. Goldzieher in Budapest. 


Ausgehend von einem geheilten Falle, den ich am 12. März v. J. der 
Budapester kgl. Gesellschaft der Aerzte vorstellen konnte, möchte ich mich 
an dieser Stelle mit einem höchst interessanten Krankheitsbilde beschäftigen, 
das, wie die Einsicht in die verbreitetsten Handbücher unsres Faches lehrt, 


so zu sagen vollkommen unbekannt geblieben ist, trotzdem es seit vielleicht 
1 


a 


mehr als zwei Decennien in einzelnen Beschreibungen in der Literatur 
vorkommt. Freilich muss, wenn es gestattet ist aus der geringen Zahl 
der bisher publicirten Fälle einen Schluss auf die Häufigkeit des Vor- 
kommens zu ziehen, angenommen werden, dass die in Rede stehende Er- 
krankung zu den seltensten auf unsrem Specialgebiete gehören mag; 
indessen wird sich wahrscheinlich auch in diesem Falle die Erscheinung 
wiederholen, dass mit der Erkenntniss des Krankheitsbildes auch die Zahl 
der beobachteten Fälle zunimmt. Die Krankheit verdient aber schon des- 
halb eine eingehende Betrachtung, weil sie in morphologischer Beziehung 
dem Trachom in seiner folliculären (granulösen) Form sehr nahe steht, 
diagnostische Irrthümer darum leicht vorkommen können. 

Das Charakteristische an der von den französischen Autoren „Con- 
jonctivite infectieuse de Parinaud“, von mir Lymphom-Conjunctivitis ge- 
nannten Erkrankung besteht darin, dass gleichzeitig mit der Entwicklung 
grosser Lymphome der Halsgegend eine mächtige Wucherung von körnigen 
und follikulären Gebilden in der Bindehaut derselben Seite entsteht, unter 
mehr oder weniger heftigen Entzündungs-Erscheinungen, indem der Aus- 
bruch der eigenthümlichen follikulären Durchwucherung der Conjunctiva 
von einer beträchtlichen ödematösen Schwellung der Lider mit Chemosis 
begleitet ist. So war es wenigstens in fast allen der bisher beschriebenen 
Fälle; dass aber die Coincidenz der Halslymphome mit der Bindehaut- 
wucherung das Wesentliche, die entzündlichen Erscheinungen am Bulbus 
und den Lidern aber nur das Accidens bilden, scheint ein Fall zu beweisen, 
der einige Jahre vor PArınaup’s maassgebender Beschreibung publicirt 
wurde, und von dem später ausführlich die Rede sein wird. 

Da ich in der Lage bin, die genauere klinische Beschreibung auf 
selbstbeobachtete Fälle zu stützen, so will ich, ehe ich auf die Literatur 
des Gegenstandes eingehe, hier das Resumé der Beobachtungen dreier 
typischer Fälle anführen, wie ich es ohne Kenntniss von Parrnaun’s Mit- 
theilungen vor 11 Jahren der hiesigen Königl. Gesellschaft der Aerzte vor- 
legte!, und an dem ich auch heute, nach Studium der vorliegenden 
Literatur, nichts Wesentliches zu modificiren habe: 

„Das Wesen der Veränderung besteht darin, dass bei gleichzeitigen 
oder wenigstens sehr bald sich hinzugesellenden Lymphom-Bildungen am 
Halse eine mit kolossaler Follikelwucherung einhergehende hochgradige 
Conjunctival-Entzündung vorhanden ist. In den Fällen, die ich gesehen 
habe, war immer nur ein Auge ergriffen, und das andre normal geblieben. 
Am erkrankten Auge ist die Conjunctiva beider Lider ergriffen, es besteht 
eine kolossale Schwellung und Hyperämie, die Uebergangsfalten springen 


ı Vortrag am 25. Februar 1893, im Jahrb. der Gesellschaft. In deutscher Sprache 
erschienen in der Pester ıned.-chirurg. Presse 1893, Nr. 10, gleichlautend im Centralbl. f. 
pr. Augenheilk. 1893, S. 112 unter dem Titel „Lymphom der Conjunotiva“, ,. 


Bea, a 


in Form von riesigen Wülsten bei der Umstülpung hervor, und sind so 
blutreich, dass schon bei leiser Berährung Blutungen eintreten. In dieser 
so überaus geschwollenen und hyperämischen Bindehaut befinden sich nun 
massenhafte, geradezu riesig entwickelte follikuläre Knöpfe und Vegetationen, 
welche manchmal, besonders an der Umschlagsstelle des oberen Lides wie 
Hahnenkämme prominiren. Ausserdem finden sich noch kleinere, in Reihen 
gestellte sulzige Follikel, wie wir dies so oft bei frischen Trachomen sehen, 
nur in besonders reicher Entwicklung und in sehr grosser Zahl. Das ganze 
Bild macht auf den ersten Blick den Eindruck eines akuten Trachoms, 
wobei jedoch die Gegenwart von Riesenfollikeln jedem aufmerksamen Be- 
obachter auffällt. Um einen Begriff von der Grösse der follikulären Gebilde 
zu geben, zeige ich die Präparate von drei Fällen vor, wo es sich um 
Knoten von Bohnen- bis Linsengrösse handelt; Knoten von einer Grösse, 
wie sie beim gewöhnlichen Trachom niemals beobachtet werden. Auf dieser 
dermaassen veränderten Conjunctiva habe ich, selbst bei recidivirenden 
Fällen, Geschwürsbildungen niemals beobachtet.“ 

„Das zweite oben erwähnte Charakteristicum des Krankheitsbildes be- 
steht in der Anwesenheit von Lymphomen am Halse derselben Seite, welche 
entweder bereits vorhanden waren, als ich die Kranken zu Gesichte bekam, 
oder sich in kurzer Zeit ausbildeten. Es handelt sich nicht um einzelne 
geschwollene, präaurikulare oder inframaxillare Drüsen, sondern um grosse 
(kindsfaustgrosse und grössere) Lymphompakete von ziemlicher Härte. Ich 
bemerke ausdrücklich, dass ich in den letzten drei von mir ganz genau 
beobachteten Fällen keinerlei Narben oder Drüsenabscesse constatiren konnte. 
Auch konnten innere Veränderungen nicht constatirt werden, obwohl es 
sich in einem Falle um eine hochgradig anämische Person handelte.“ 

„Dieses gleichzeitige Beisammensein von Halsiymphom und riesigen 
Conjunctivalfollikeln stempelt das geschilderte Bild zu einer Krankheit sui 
generis, das sich vom gewöhnlichen Trachom wenigstens morphologisch 
schon durch die Grösse der sulzigen Einlagerungen und auch klinisch, 
durch den raschen Verlauf unterscheidet. Auch die Halslymphome sind 
beim Trachom nicht vorhanden, trotzdem im DBeginne des akuten 
Trachoms immer kleinere Anschwellungen von präauricularen Drüsen vor- 
zukommen pflegen.“ 

„Wenn es sich also in unsren Fällen nicht um Trachome handeln 
kann, so haben wir uns behufs Feststellung einer Diagnose mit der Frage 
zu beschäftigen, ob nicht Tuberculose der Bindehaut vorliegt? Klinisch 
unterscheiden sich unsre Fälle von der localen Conjunctival- Tuberculose 
zunächst durch die vollkommene Heilbarkeit, die Restitutio ad integrum 
und den vollkommenen Mangel an charakteristischer Geschwürsbildung. 
Doch berechtigt dies uns noch nicht, die Tuberculose auszuschliessen; selbst 
der Umstand, dass bei der bakteriologischen Untersuchung keinerlei Bacillen 


gefunden wurden, spricht noch nicht mit apodiktischer Sicherheit dagegen. 
1° 


— 4 — 


Dies würden wir erst dann thun können, wenn wir Thier-Experimente 
(Implantation in 'die vordere Augenkammer) gemacht hätten. Leider ist 
meine Untersuchung nach der Richtung lückenhaft, und ich bin nur in 
der Lage, auf Grundlage der mikroskopischen Untersuchung und des klini- 
schen Verlaufes den tuberculösen Process mit grosser Wahrscheinlichkeit 
ausschliessen zu können. Das mikroskopische Bild ist vielmehr das wohl- 
bekannte des gewöhnlichen Lymphoms.“ 


„Es bleibt nur in diagnostischer Beziehung die Annahme übrig, dass 
es sich in der Conjunctiva um dieselbe Bildung von Lymphomknoten 
handelt, wie sie am Halse sich vorfand, dass also der lymphomatise Process, 
durch irgend einen Krankheitskeim bedingt, der hier weder Trachomgift, 
noch Tuberkelbacillus war, sich gleichzeitig in den Lymphdrüsen des Halses 
und denen der Conjunctiva (adenoide Schichte, Follikel) etablirte.“ 


„Was den Verlauf der Krankheit anbelangt, so ist sie in den von 
mir behandelten Fällen einer raschen Heilung auf den chirurgischen Ein- 
griff entgegen gegangen. Es wurden die grossen Knoten mit der Scheere 
abgetragen, die blutenden Stellen mit dem Glühdraht des Galvanokauters 
betupft; die kleineren Follikel mit dem Glühdraht angebohrt. Hierauf 
wurde die Conjunctiva täglich einmal mit 1°/,, Sublimatlösung gewaschen. 
Gleichzeitig innerlich Arsen, worauf sich die Halsliympbome rasch zurück- 
bildeten. (Krankendemonstration.)“ 


Vollkommen mit dieser Beschreibung im Einklange verlief der Eingangs 
erwähnte neuerliche Fall dieser merkwürdigen Krankheit, bei dem ich gleich- 
falls vollkommene Heilung des Augenleidens erzielte, nur mit dem Unter- 
schiede, dass die Lymphome des Halses in Eiterung übergingen und operativ 
behandelt werden mussten. Es handelt sich um ein 10jähriges, bisher immer 
gesund gewesenes und von gesunden Eltern stammendes Mädchen, bei dem 
sich im October 1902 grosse Lymphome der rechten Hals- und Unterkiefer- 
gegend entwickelten. Innerhalb einer Woche vom merkbaren Beginne der 
Drüsenanschwellung gerechnet schwollen die Lider des rechten Auges mächtig 
an. Bedeutende schleimige Secretion, Reiz-Erscheinungen. Die Anschwellung 
des oberen Lides ist anfangs so prall, dass die Umstülpung nur theilweise 
möglich war. Beim Abziehen des unteren Lides ist die Uebergangsfalte 
hochgradig geschwollen, in Form eines fleischigen Wulstes vorspringend, mit 
massenhaften grau durchscheinenden und über das Gewebe sich halbkugelig 
erhebenden grossen Körnern besetzt. Aehnliche follikuläre Wucherungen be- 
fanden sich auf der Conjunctiva tarsi, stellenweise so enge aneinander ge- 
drängt, dass man von kleineren blumenkohlartigen Excrescenzen sprechen 
konnte Als die Schwellung des oberen Lides so weit gesunken war, dass 
die ausgiebige Umstülpung möglich wurde, konnten ebenso mächtige Excres- 
cenzen an der Umschlagstelle, und kolossale graue Follikel am Tarsus gesehen 
werden. Beträchtliche Chemosis, Hornhaut frei. Die Behandlung bestand in 
localer Anwendung von Jodoform, das theils als Pulver in den Conjunctival- 
sack eingestäubt, theils als Salbe eingestrichen wurde. Mitte Januar wurden 
die Hals-Lymphome mittels Einschnitt und Auskratzen operirt, innerlich 
wurden Eisen- und Arsenpräparate gegeben. Seither sind die Drüsen- 


$ 


E ee 
geschwülste vollkommen geschwunden, das Kind in blühender Gesundheit. 
Die Conjunctiva ist absolut normal, von den Granulationen keine Spur vor- 
handen. Nach den Mittheilungen des Hausarztes ergab die Untersuchung 
des Drüseneiters keine positiven Anhaltspunkte für Tuberculose,. 

Verlief nun in diesen von mir beobachteten typischen Fällen die 
Krankheit unter heftigen Entzündungs-Erscheinungen, so will ich nun einen 
Fall erwähnen, wo das gemeinschaftliche Auftreten von Lymphom der 
Halsgegend und Bindehaut-Wucherung ohne wesentliche Reiz-Erscheinungen 
von Seite des Conjunctivaltractes beobachtet werden konnte. Auch dieser 
Fall ist bereits von mir in diesem Centralblatte, 1882, Novemberheft, als 
„Lymphadenitis conjunctivae“ beschrieben. Wenn, wie ich glaube, das 
Wesentliche an dem in Rede stehenden Leiden die Coincidenz der Hals- 
lymphome und der Bindehaut-Wucherungen ist, so stellt dieser Fall 
den erstbeschriebenen dieser Art vor. Es handelte sich um einen 
14jährigen Knaben, bei dem seit 10 Tagen das rechte Auge angeschwollen 
und auch gleichzeitig ein taubeneigrosses Lymphom neben dem Ohre und 
ein grosses Drüsenpaket am Unterkieferwinkel entstanden war. Es fand 
sich bei Schwellung des unteren Lides und mässigem Oedem der Conjunc- 
tiva bulbi ein kleinhaselnussgrosser Tumor der Uebergangsfalte, der mit 
dieser verschieblich war, und mit der Sklera in keinerlei Verbindung stand, 
vom Gewebe der freien Conjunctiva durch eine kreisförmige Furche ge- 
trennt war. Der Knoten wurde excidirt, und zeigte unter dem Mikro- 
skope in grösster Prägnanz das Bild des in Wucherung begriffenen 
adenoiden Gewebes. (Ueber den mikroskopischen Befund wird zum Schluss 
berichtet werden.) Die Heilung des Auges erfolgte prompt, und auch die 
geschwollenen Lymphdrüsen des Halses und Gesichtes bildeten sich voll- 
kommen bei innerer Medication (Eisen, Arsen) und äusserer Application 
von Jodoformsalben zurück. Ich habe das Individuum noch nach Jahren 
untersuchen und seine vollkommene Gesundheit constatiren können. Dass 
ich diesen Fall trotz des verschiedenen äusseren Bildes für identisch mit 
den später beobachteten drei Fällen hielt, auf die ich die obige unter An- 
führungszeichen stehende Beschreibung basirte, beweist der Umstand, dass 
ich ihn gemeinsam mit diesen drei Fällen dem ärztlichen Verein vorstellte. ! 
Elf Jahre waren nach der Excision vergangen und der Kranke von damals 
war ein kräftiger Mann geworden, ohne Spur von Drüsengeschwülsten und 
mit vollkommen normaler Bindehaut. 


ı H. Girrorp (American Journal of Ophthalm., July 1894), der 5 Fälle von 
Parmaup’secber Krankheit beschreibt, ist der einzige Autor, dem dieser Fall nicht 
entgangen ist. „It is of interest to note, that a case described by GOoLDZIEHER in 
1882 as lymphadenitis conjunctivae was in my opinion the first case of this disease 
to be reported, although G. himself does not seem to class it with his subsequent 
cases,“ welch letzterer Satz auf einem Irrthum beruht, da ich ihn doch ausdrücklich 
(Centralbl. f. pr. Augenh. 1898, S. 114) mit den 11 Jahre später beobachteten Fällen 
unter einen Hut zu bringen versuchte. 


ee Ve, 


Literatur. Wenn wir von dem eben referirten Falle absehen wollen, 
so verdient es Erwähnung, dass J. v. MıcmEL unter dem Namen von 
Lymphomen der Bindehaut alle Arten von Follikulär- oder Granu- 
lationsbildungen der Conjunctiva beschreibt, sowohl den gewöhnlichen 
Follikularkatarrh, als auch das Trachom, sowie die so seltenen syphili- 
tischen und leukämischen Granulationen, kurz alle Formen, wobei es durch 
irgend ein Gift oder einen Infectionsstoff zu Wucherungen der Conjunctival- 
follikel gekommen ist.! Obwohl er von der Neigung der erkrankten Per- 
sonen zu Lymphdrüsen-Schwellungen spricht, und manche von den erwähnten 
Granulationsbildungen mit der Scrophulose in Zusammenhang bringt, so 
geht es aus der Darstellung Mıcaer’s dennoch mit Evidenz hervor, dass 
er einen charakteristischen Fall von Conjunctivitis mit Hals]}ymphom nicht 
beobachtet hat. Den ersten Platz in der Literatur verdient jedenfalls die 
von PArımaup stammende Beschreibung dreier Fälle, welche 1889 der 
Société d’ophtalmologie de Paris vorgetragen und von Sans, um zwei neue 
Beobachtungen bereichert, als These de Paris (1890) unter dem Titel „Sur 
une forme particuliére de Conjonctivite infectieuse semblant se rattacher a 
un contage animale“ publicirt wurde.? Parrmaup betont die äussere 
Aehnlichkeit des Leidens mit dem Trachom. Er schildert die Vegetationen 
der Bindehaut, die in seinen Fällen nicht die riesenhafte Grösse der von 
mir beobachteten erreichten, sondern höchstens stecknadelkopfgross waren. 
Die Cornea blieb frei, die Secretion war schleimig. Die Lider waren ge- 
schwollen, ebenso die Parotidengegend, deren Anschwellung sich bis zum 
Halse erstrecken kann, innerhalb welcher man die vergrösserten Drüsen 
palpiren konnte. Mässiges Fieber, geringe Schmerzhaftigkeit, Indolenz der 
Drüsenanschwellung. Die Conjunctival-Granulationen hatten die Tendenz 
zur spontanen Heilung ohne Narbenbildungen innerhalb 4—5 Monaten. 
Die Drüsengeschwülste können durch Resorption oder nach Vereiterung 
heilen. Aus dem Fieber, der Vereiterung der Drüsen schloss PARINAUD 
auf die infectidse Natur des Leidens, die wahrscheinlich thierischen Ur- 
sprunges ist. 

Ob ein von R. GrEEFF 1892 als pseudotrachomatöse Augen-Entzündung 
(im Arch. f. Augenh. 24. Bd., 8. 60) publicirter Fall als Lymphom-Con- 
junctivitis zu betrachten ist, dürfte deshalb verneint werden, weil das 
Hauptkennzeichen, die Halslymphome, fehlte, wenn auch eine mässige An- 
schwellung der präauricularen Drüse vorhanden war. Doch darf der Fall 
deshalb in dieser Literaturübersicht nicht fehlen, weil die Conjunctival- 
veränderungen den unsrigen entsprachen und auch der gutartige Verlauf 


! Lehrbuch der Augenheilkunde, 1884, S. 233 ff. 

® Da mir sowohl die Sitzungsberichte der Soc. d’opht., als die Thése Sans nicht 
zugänglich waren, citire ich nach H. GirrorD (l. c.) und J. CnaıLLous (Annal. d’ocnl. 
1904, Januar, S. 5). 


Sch dE zei 


(Heilung der granulösen Bindehaut ohne Narbenbildung) in diese Kategorie 
gehört. 

1893 erschien meine oben wörtlich reproducirte Mittheilung, die sich 
auf drei auf meiner Abtheilung in der Budapester allgemeinen Poliklinik 
genau beobachtete und geheilte Fälle bezog, unter dem Titel Lymphoma 
conjunctivae, da ich von der Ansicht ausging, dass es sich bei der Bildung 
der Conjunctivalvegetationen um denselben Vorgang handle, wie bei der 
Entstehung der Halslymphome, nämlich um Hypertrophie und Neubildung 
von adenoidem Gewebe. Von Parınaup’s Beschreibung hatte ich damals 
keinerlei Kenntniss. | 

Weitere Mittheilungen wurden gemacht von DespAaner!, ELLA 
R. Write? und H. Grrrorp (1. c.), Justmy Domnique’, Jocgs* und 
CaaıLLous (l. o.), welcher Autor über sechs Fälle referirt, und eine Zu- 
sammenfassung aller bisher bekannt gewordenen Thatsachen versucht. ® 
Zuletzt erschien die Arbeit von W. Marys, ein Fall von ParımAup’s Con- 
junctivitis im Octoberhefte 1904 der Zeitschr. f. Augenh. 

Aetiologie. Parinaup nahm an, dass die Krankheit durch ein 
thierisches Contagium veranlasst werde. Diese Ansicht scheint durch die 
bisherigen Beobachtungen nicht gestützt zu sein. In den von mir be- 
obachteten fünf Fällen ist kein Factum aufgenommen, welches auf die 
Wahrscheinlichkeit eines, thierischen Contagiums schliessen lassen würde. 
Von neun Fällen, die aus Frankreich stammen, betraf der eine ein Mit- 
_ glied einer Fleischerfamilie, die andren lebten wohl in ländlichen Wirth- 
schaften in der Nähe von Thieren, oder in der Nachbarschaft von Fleischer- 
laden. In dem Falle von W. Marys (l. c.) handelte es sich ebenfalls um 
einen Viehhändler, bei dem die Krankheit mit einer intensiven Nasen- und 
Rachenentzündung und leichtem Fieber ihren Anfang nahm. 

Aus diesen Daten kann um so weniger etwas Positives geschlossen 
werden, als in den übrigen, die Majorität bildenden Fällen für die An- 
nahme eines thierischen Contagiums nicht der geringste Anhaltspunkt 
vorhanden war. Wie H. Girrorp richtig bemerkt, handelt es sich offenbar 
um eine infectiöse, aber nicht um eine contagiöse Krankheit, wogegen 
schon der Umstand spricht, dass bisher über die Weiterverbreitung der 
Krankheit im Familienkreise der Patienten nichts berichtet wurde. Dass 
es sich auch um keinen besonders rasch und intensiv wirkenden Infections- 


1 Revue d’ophtalm. 1896, p. 665. 

* Ophthalmic record 1901, June. 

° Thöse de Paris 1897, de la conjonctivite infectieuse d’origine animale. 

* Clinique ophtalmologique, 1903, Sept. 

5 Auffallend ist, dass CHAaıLLous, der die Arbeiten von ER Weg und 
GIFFORD ausführlich referirt, es verschweigt, dass beide Autoren sich auf meine Be- 
schreibung berufen, so dass in seiner Literatur-Zusammenstellung meine Fälle nicht 
erwabnt sind. 


a: ee 


stoff handeln kann, beweist der Umstand, dass trotz der wochenlangen 
Dauer der Krankheit in der Regel nur ein Auge afficirt ist. Welcher 
Mikroorganismus hierbei eine Rolle spielt, ist bisher ebenfalls nicht er- 
mittelt; die bakteriologischen Untersuchungen, sowohl der Conjunctival- 
Vegetationen, wie des Lymphdriseneiters, die von MorAx, KALT und 
RoHMER, und zuletzt von MATys vorgenommen wurden, hatten kein posi- 
tives Ergebniss, und sicher ist nur, worauf besonderes Gewicht gelegt 
werden muss, dass sich keine Tuberkelbacillen vorfanden. 

Klinischer Verlauf. Alle Autoren stimmen damit überein, dass es 
sich um ein eminent gutartiges Uebel handelt, indem die mitunter riesigen, 
der Granulose gleichenden Veränderungen der Bindehaut vollkommen ver- 
schwinden, ohne Narben zu hinterlassen. Hier kann es sich also weder 
um Trachom, noch um Tuberculose handeln, wie ich dies bereits 1893 
scharf betonte. Wichtig ist ferner, dass in allen bisher bekannt gewordenen 
Fällen die Hornhaut intact geblieben ist. Auch die Halslymphome heilen 
relativ rasch, entweder durch Resorption oder nach Vereiterung. Was die 
Behandlung betrifft, so spielt die innere Medication eine wichtige Rolle; 
gegen die Granulose und Excerescenzen der Bindehaut, kann, im Falle es 
sich um grössere Gebilde handelt, operativ eingeschritten werden (Scheere, 
Galvanokauter), häufig ist auch die expectative Behandlung (Jodoform, 
Adstringentien) erfolgreich. Keinesfalls dürfte sich eine allzu reizende Be- 
handlung mit Aetzmitteln (Cuprum sulf., oder starke Silberlösungen) 
empfehlen. Für die operative Behandlung sprechen sich auch GIFFORD 
und CHATILLOUS aus, der die Anwendung des Galvanokauters für die Granu- 
lationen, die Scheere für die Vegetationen oder die hypertruphirten, vor- 
springenden Falten rühmt. 

Mikroskopischer Befund. In einem von E. R. Wyuiz untersuchten 
Falle ergab die histologische Untersuchung ausgeschnittener Conjunctival- 
stücke nur die einfache Granulation eines chronisch entzündeten Gewebes. 
H. GırrorpD findet jedoch in dem Granulationsgewebe noch Riesenzellen, 
darunter solche, die Vacuolen enthalten. In einem von Morax untersuchten 
Falle CuAıLLous (l. c., S. 27) zeigt die mikroskopische Untersuchung einer 
ausgeschnittenen Conjunctival-Excresceenz ein im Wesentlichen normales 
Epithel, eine mächtige Lymphzellen-Infiltration im subepithelialen Gewebe; 
ausserdem findet man noch Makrocyten, sowie Gefäss- und Capillarlumina. 
Eine sehr sorgfältige Untersuchung einer ausgeschnittenen infiltrirten Con- 
junctivalfalte im unteren Fornix verdanken wir Marys. Er findet das 
Epithel bei schwacher Vergrösserung normal, eine mächtige, subepitheliale, 
diffuse, zellige Infiltration, ausgedehnte Blutgefässe. Bei starker Vergrösse- 
rung finden sich im Epithel zahlreiche mueinöse Drüsen (Becherzellen), die 
infiltrirenden Zellen machen jedoch nicht den Eindruck von gewöhnlichen 
mononucleären Leukocyten, sondern gleichen an vielen Stellen eher den 
Plasmazellen. Nach ihm handelt es sich um eine chronische Bindehaut- 


zei. AO eee 


entzündung, bei der sich die in Strängen gelagerten Plasmazellen in grossem 
Uebergewicht befinden. 

Da die vorliegenden pathologisch-anatomischen Befunde demnach nichts 
weniger als erschöpfend sind, so fühle ich mich verpflichtet, bier eine Be- 
schreibung der in meinem Besitze befindlichen Präparate zu geben, um so 
mehr, als sie einige charakteristische Details zeigen, die von den andren 
Autoren nicht erwähnt werden. Das Material, das mir vorlag, besteht 
1) aus dem in seiner Gänze excidirten Knoten des als Lymphadenitis 
conjunctivae in diesem Centralblatt 1882 beschriebenen Falles; 2) aus 
einigen grösseren Knöpfen und Excrescenzen, die von diesen drei Fällen 
stammen, welche 1893 als Lymphoma conjunctivae beschrieben wurden.! 

ad 1) Der Knoten ist an seiner Oberfläche von mehrschichtigem 
Cylinderepithel bedeckt, das an den meisten Stellen vollkommen normal 
erscheint, während es an einigen Stellen Inseln enthält, die durch die 
schleimige Umwandlung der Epithelzellen entstanden sind. Es entstehen 
dann unter der Oberfläche blasige Räume, die nur von einer dünnen 
Schicht platter Zellen bedeckt sind, und in ihrem Innern nur einige, noch 
schwach gefärbte, mit einander und dem übrigen Epithel durch Ausläufer 
zusammenhängende Zellen bergen. Man kann sich leicht vorstellen, dass 
nach Platzen einer solchen Blase ein Substanzverlust entsteht, wodurch 
das Factum die Erklärung findet, dass manche von den Beobachtern Ge- 
schwürsbildungen der Granulationen beschrieben haben. Unter dem 
Epithel finden wir ein mächtiges Gewebslager von durchaus dem adenoiden 
Gewebe gleichkommender Structur, deren Lücken, wie hydropisch, in 
weiten Strecken der Einlagerung von Lymphocyten gänzlich entbehren, an 
andren Stellen mit immer dichterer Infiltration, bis wir mächtige Follikel 
antreffen, die gegen das Nachbargewebe durch eine aus bindegewebigen 
Balken bestehende Hülle abgegrenzt sind. Im Gewebe finden wir viele 
weite Gefässlumina und stark erweiterte L,ymphräume. 

ad 2) An den Präparaten der zweiten Gruppe finden wir an vielen 
Stellen ein vollkommen normales Epithel, unter dem ein lockeres Gewebe 
sich befindet, das aus einem faserigen, netzformig zusammenhangenden 
Grundgewebe besteht, mit eingestreuten, grosskernigen, die gewöhnlichen 
IL,ymphocyten an Grösse weit übertrefflenden Zellen. Lymphocyten sind im 
Gegentheil nur in sehr geringer Zahl zu sehen. Ich würde dieses Gewebe 
ein adenoides Gewebe nennen, das im höchsten Grade des Oedems sich 
befinde, Nun kommen aber Stellen vor, wo das Epithel seine Form ver- 


! Zu meinem Bedauern kann ich die Krankengeschichte dieser vor länger als 
einem Decennium behandelten Fälle aus äusseren Gründen nicht mehr beschaffen; 
auch ist an den Präparaten nicht vermerkt, welchem von den drei Fällen sie ent- 
stammen. Doch boten diese so viel Identisches auf, dass die von ihnen stammenden 
Präparate Verwerthung verdienen. 


cass, AE, ` eg 


ändert, die Zellen sind blasig, in mucinöser Degeneration, und dringen in 
Haufen oder Säulen in das Gewebe der Granulation ein, wo sie durch ihre 
Form und besondere Grösse, sowie die blassere Färbung deutlich sich 
unterscheidend innerhalb des oben beschriebenen Gewebes liegen. Ausser- 
dem finde ich Riesenzellen in bedeutender Zahl, zahlreiche Durchschnitte 
von Blutgefässen, und mit Endothel ausgekleidete weite Räume, in denen 
sich nur wenige Leukocyten befinden. 

Vergleiche ich die Schnitte mit solchen von Trachom, so ist der Unter- 
schied in die Augen springend. Während das Trachomkorn eine dichte 
Infiltration von Lymphocyten, eine wahre Granulationsgeschwulst darstellt, 
und diese Zell-Infiltration sich stellenweise aus dem subepithelialen Gewebe 
dichtgedrangt bis in den Tarsus fortsetzt, finden wir hier ein in höchstem 
Grade hydropisches, netzformiges Gewebe, in dem wir gerade die Lympho- 
cyten-Anschoppung, also die eigentliche Follikelbildung, vermissen. Ge- 
meinsam ist beiden die Neigung des Epithels zur Wucherung, die beim 
Trachom meist zur Bildung der sogenannten Trachomdrüsen (d. i. den 
handschuhfinger-artigen Epithel-Einstülpungen) führt, während das Epithel 
in unsren Fällen in regellosen Haufen in die Tiefe dringt und eine aus- 
gesprochene Neigung zur schleimigen Entartung besitzt. 

Freilich waren die Präparate von solchen ausgeschnittenen Gewebs- 
stücken angefertigt, die als Excrescenzen die höchsten Grade der Ernäh- 
rungsstérung darboten. So wenig wir die pathologische Anatomie des 
Trachoms kennen würden, wenn wir uns nur auf die Untersuchung eines 
excidirten Granuloms stützten, ebenso wenig ist uns die Anatomie der 
Lymphom-Conjunctivitis klar, bis wir in die Lage kommen, weite Strecken 
der Lidbindehaut mitsammt dem Tarsus zu untersuchen. 


[Mittheilungen aus dem St. Margarethen-Spitale in Budapest.) 


II. Ueber beiderseitige Glaskörper-Blutung. 
Von Dr. Julius Fejer, ord. Augenarzt. 


Glaskörper-Blutungen kommen ziemlich häufig vor und werden zumeist 
durch Verletzungen verursacht. In einem meiner Fälle kam — nach einem 
unwesentlichen Schlage auf die Stirne — die das Augeninnere vollkommen 
erfüllende Blutung, in Folge hochgradiger Degeneration der inneren Mem- 
branen des Augapfels, bezw. der Brüchigkeit ihrer Gefässe, zu Stande. 

Von den constitutionellen Erkrankungen sind Tuberculose, perniciöse 
Anämie, Lues, Malaria diejenigen, welche in den Gefässen solche Ver- 
änderungen hervorrufen, denen zufolge ihre Wände brüchig werden; die 
Störungen der Blutcirculation geben gleichfalls Gelegenheit für recidivirende 
Glaskörper-Blutungen. In sulchen Fällen haben FRIEDENWALD und FEHR 


=. Hr > 


die Erkrankung der Venen der Netzhaut nachgewiesen; ersterer hat mit 
dem Augenspiegel Perivasculitis beobachtet, letzterer dagegen mit Hilfe des 
Mikroskops constatirt, dass die Gefässe der Netzhaut verdickt, durch 
hyaline Degeneration zum Theil verengt, theilweise ja sogar vollkommen 
verstopft sind. SCOHEFFEL und PresseL halten die Lues hereditaria für 
das ursächliche Moment, besonders in den Fällen Presseu’s war Keratitis 
par. diffusa zugegen, was seine Annahme nur zu bestärken scheint. 

Die recidivirenden Blutungen der Netzhaut und des Glaskörpers 
kommen zumeist bei jugendlichen Individuen im Alter von 15—20 Jahren 
vor; später gehören sie zu den Seltenheiten. Bei den Betroffenen sind im 
Organismus häufig keine Veränderungen nachzuweisen; mitunter sind es 
kräftige Individuen. Die Blutung tritt zuerst in der Netzhaut, später im 
Glaskörper auf, wird allmählich resorbirt, um dann wieder plötzlich zu 
recidiviren und hat im Allgemeinen eine schlechte Prognose, nachdem sie 
die Ablösung und Schrumpfung der Netzhaut und des Glaskörpers zur 
Folge haben kann. 

Nach dieser kurzen Charakterisirung der Pathologie und des Krank- 
heitsbildes der Veränderung, will ich den Fall eines 33jährigen kräftigen 
Schiffmannes beschreiben, welchen ich am 7. October 1903 in das St. Marga- 
rethenspital aufgenommen habe; der Mann giebt an, dass sein Sehvermögen 
sehr rasch abgenommen habe und dass er seit einigen Wochen absolut 
nichts mehr sieht. Vor 8 Jahren hat er an einer Erkrankung der Mund- 
höhle gelitten, welche auf Inunction von 40 Dosen Quecksilbersalbe voll- 
kommen ausheilte. Die allgemeine Untersuchung des Patienten erweist 
weder im Rachen, noch auf der Haut, oder am Glied Spuren vorher- 
gegangener Lues, jedoch fand ich in beiden Schenkelbeugen haselnuss- bis 
walnussgrosse, im Nacken kleinere Lymphdrüsen; cubitale Drüsen waren 
nicht nachzuweisen. Während des Spital-Aufenthaltes entzündete sich an 
der hinteren Oberfläche des Halses eine Drüse, schwoll bis zur Hühnerei- 
grösse an, die Haut über derselben wurde roth, der Zustand bildete sich 
aber auf Umschläge zurück. Die Respirationsorgane wurden vollkommen 
normal befunden, Herztöne rein, Radialpuls ein wenig gespannt, Atheroma- 
tose der Gefässe jedoch nicht nachweisbar. Die Untersuchung des Abdomen 
weist keine Abnormitäten auf, der Urin enthält keine fremden Bestand- 
theile, die mikroskopische Untersuchung des Blutes ergab ebenfalls keine 
Regelwidrigkeiten, namentlich keine Zeichen von Anämie oder Leukämie. 

Was den Zustand der Augen betrifft, so waren gelegentlich der Auf- 
nahme des Patienten die Glaskörper beider Augen dermaassen mit schwim- 
menden, undurchdringlichen, wolkenartigen Trübungen erfüllt, dass aus 
dem Augeninnern überhaupt kein rother Schein reflectirt wurde. Die 
Sehkraft war auf Handbewegungen herabgesunken, jedoch war die Licht- 
perception nach jeder Seite — auf beiden Augen gut erhalten. Der Zu- 
stand wies keine Besserung auf, jedoch hat sich der Befund in der Weise 


— 49 __ 


geändert, dass im linken Auge kleinere und grössere Blutungen im Glas- 
körper hervortraten, welche bei seitlicher, ja sogar bei Tagesbeleuchtung 
sichtbar gemacht werden konnten; besonders eine linsengrosse Blutmenge 
tritt sofort in’s Auge. 

Therapeutisch habe ich so manches versucht, leider ohne Erfolg. 
Anfangs war ich der Meinung, dass es sich um eine in Folge von Chori- 
oiditis diffusa aufgetretene Hyalitis diffusa handelt und habe in Folge 
dessen subconjunctivale Injectionen von 2°/, Kochsalzlösung versucht, 
welche in solchen Fällen vielerseits warm anempfohlen und auch von mir 
selbst in einem Falle mit gutem Erfolge angewendet wurden. Nur neben- 
sächlich will ich bemerken, dass mit Acoin diese Injectionen vollkommen 
schmerzlos vorgenommen werden können. Dem Patienten wurden in jedes 
Auge 9 solche Injectionen verabfolgt, dabei wurde Jodkali gegeben und 
später 90 g Quecksilbersalbe eingeschmiert; alles ohne Erfolg. Späterhin 
bin ich zu der alten Therapie zurückgekehrt und habe Pilocarpin unter 
die Körperhaut injieirt, nach einigen Injectionen jedoch habe ich damit 
aufgelassen, nachdem weder Salivation, noch Schweisse auftraten. Endlich 
habe ich jedwede locale Behandlungsversuche bei Seite gelegt und lange 
Zeit hindurch nur auf die Kräftigung des Gesammt-Organismus hinzielende 
Verordnungen getroffen und namentlich auch FELLOw-Syrup verordnet. 

Betreffs des ätivlogischen Momentes kann in diesem Falle kein Zweifel 
darüber bestehen, dass dasselbe in den Drüsen zu suchen sei, nachdem 
doch constatirt wurde, dass die verschiedenen Drüsen vergrössert waren 
und eine Halsdrüse während des Spitals-Aufenthaltes in Entzündung kam. 
Ob nun in diesem Falle die Hypertrophie der Drüsen durch Lues oder 
Scrophulose verursacht wurde, kann mit Bestimmtheit nicht entschieden 
werden, ich glaube nur, dass es sich um die erstere handeln muss, nach- 
dem der Patient selbst zugiebt, dass seine vorhergegangene Erkrankung 
der Mund- und Rachenhohle auf Hg-Inunction ausheilte. Gegen Lues 
spricht die Entzündung der Halsdrüse und die Erfolglosigkeit der — im 
Spital — vorgenommenen Schmierkur. 

Dieser Fall kann nicht in die Gruppe der recidivirenden jugendlichen 
Netzhaut- und Glaskörper-Blutungen eingereiht werden, nachdem es sich 
doch um ein Individuum vorgeschrittenen Alters handelt und dann war 
auch das Auftreten der Symptome nicht ganz typisch, ich glaube jedoch 
mich gegen die Diagnostik nicht zu vergehen, wenn ich ihn allerdings 
— mit Vorbehalt dennoch — in diese Gruppe eintheile, da doch die 
Krankheit beiderseits gleichzeitig auftrat, locale Ursachen nicht vorhanden 
waren und eine constitutionelle Krankheit — mit aller Wahrscheinlichkeit 
— nachgewiesen werden konnte. 

Patient wurde am 4. Februar 1903 dem Verein der zen 
durch mich vorgestellt. 


— 18 — 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 


Das Astigmoskop, 
eine Vervollstindigung des Placido’schen Keratoskops. 


Von Dr. A. Roth, Oberstabsarzt. 


Nachdem Placido 1882! sein Keratoskop angegeben hatte, machte be- 
reits in demselben Jahre E. Berger? die Scheibe in ihrer Ebene drehbar. 
Er versah sie mit der Green’schen Sternfigur, weil er fand, man könne im 
Hornhaut-Spiegelbilde den längsten, bezw. kürzesten Strahl leichter erkennen, 
als die Ellipticitit der Placido’schen Ringe. 

Ebenfalls 1882 erschien das Keratoskop von de Wecker und Masselon.* 
Ihre Scheibe wählten sie quadratisch und gaben ihr einen weissen Rand, so 
dass als normales Spiegelbild ein weisses Quadrat, bei As ein Rechteck, er- 
scheint. Auf der Scheibe kann dann ein Rechteck hergestellt 
werden, welches das rechteckige Spiegelbild in ein Quadrat 
verwandelt. Daraus ergiebt sich ein Maassstab für den As. 

1883 gab Hirschberg* sein stabiles Keratoskop an. 
Es gestattet die Grösse des Hornhautradius an einer auf das 
Hornhautbild reflectirten Millimeter-Skala abzulesen. 

Cl. du Bois Reymond’ benutzt eine sowohl um ihre Schau- 
röhre, als auch um einen ihrer Durchmesser als Axen dreh- 
bare Scheibe, welche nur einen peripherischen weissen Ring 
zeigt, und keratoskopirt, indem er vorhandene Ellipsen durch 
Drehung und Neigung der Scheibe rundet. Bei höheren 
Graden von As wird leider der rund gemachte Ring von 
zwei Kreisen begrenzt, die nicht concentrisch sind. 

Uhthoff’s® Stereoskop zeigt auf einem perimeter- 
artigen Bügel weisse und schwarze parallele Streifen. Es ist 
für den unregelm. As, Keratoconus u. s. w. besonders geeignet. 

Vor Jahren schon construirte ich das hier abgebildete 
Instrument. Seine Einführung unterblieb bisher aus tech- 
nischen Gründen. Neuerdings gelang es mir nun im Verein 
mit Herrn E. Sydow, unserem bekannten Mechaniker und 
Optiker, die Schwierigkeiten der Beschaffung und Herrich- 
tung des Materials so weit zu überwinden, dass ich mit 
dem neuen Instrument vor die Oeffentlichkeit treten kann. 

Ich nenne es „Astigmoskop“, nicht Astigmometer 
oder Keratoskop, weil es hauptsächlich zum Erkennen, erst 
in zweiter Linie zum Messen des As dienen soll. 

Beschreibung: Die Grösse der Scheibe und ihre Bemalung ist die- 
selbe, wie bei Placido. Durchmesser 23cm, Ringe je grösser, desto breiter. 
(Gleich breite Ringe sind ein Entartungszeichen des Instruments.)” Die 
Schauröhre (Tubus) ist enger und länger als sonst: üblich im Interesse einer 





1 Dieses Centralbl. 1882, Januarheft. ? Wiener med. Presse 1882, S, 1457 
® Ann. d’Ocul., Bd. 89, S. 138. 
4 Dieses Centralbl. 1883, S. 30. 5 Daselbst 1890, S. 257. 


® Klin. Monatabl. f. Augenheilk. 1896, S. 219. 
7 Verfertiger ist Herr E. Sydow, Berlin, Albrechtstr. 17. 


ee TA- 


genaueren Axen-Einstellung. Die Scheibe ist aus dünnem, hartem Stahlblech, 
welches gut gestreckt sein, d. h. sich einer Tischplatte überall gut anlegen 
muss. Von vollkommener Genauigkeit, wie sie nur auf der Drehbank er- 
zielbar sein würde, darf man dabei absehen. Es genügt, wenn die Scheibe 
auf der anastigmatischen Hornhaut fehlerfreie Kreise zeigt. Ein Stahldraht, 
hinter der Scheibe als Bogensehne angebracht, dient im Verein mit einer 
sägenartigen Zahnreihe am Schaurohr zur Einstellung verschiedener Krümmungs- 
grade der Scheibe Sie ist um das Schaurohr als Axe drehbar. Auf der 
hinteren Fläche zeigt ein weisser Strich die jeweilige Axenrichtung des 
Cylinders an, als dessen Mantel die gekrümmte Scheibe aufzufassen ist. (Vor- 
greifend schalte ich hier ein, dass dieser Strich auch die Axe des corrigirenden 
-+ Cylinderglases angiebt.) 

Anwendung: 1) Meine Scheibe erfüllt in nicht gekrümmtem 
Zustande alle Zwecke der Placido’schen. 

2) Keratoskopirt man mit gekrümmter Scheibe, so sieht 
man auf einer normalen Hornhaut elliptische Ringe, wie bei As. 
Man kann so, ohne einen Astigmatiker zur Hand zu haben, die 
gewönlichen Grade des Hornhaut-Astigmatismus zu Uebungs- 
und Demonstrations-Zwecken keratoskopisch darstellen. 

3) Liegt ein Hornhaut-As solchen Grades vor, dass die 
entspannte (plane) Scheibe Ellipsen zeigt, so krümmt man sie, 
bis aus den Ellipsen Kreise geworden sind. Die Stellung der 
Stahlsehne gegenüber einer Skala am Schaurohr giebt dann den 
Grad des As an. 

4) Ist man einem Hornhaut-Spiegelbilde gegenüber im 
Zweifel, ob es kreisförmig oder elliptisch ist, so giebt man der 
Scheibe eine leichte Krümmung, entsprechend etwa 1,5 D As. 
Darauf dreht man sie um das Schaurohr als Axe. Sie wird nun, 
falls ein Hornhaut-As von z.B. 1,5 D As vorliegt, die Ellipti- 
cität des Spiegelbildes bald aufheben, bald verdoppeln, wir 
werden also bald Kreise sehen, bald Ellipsen entsprechend 3 D 
As. Ist dagegen die Hornhaut kugelförmig, so tritt dieser 
Wechsel nicht auf. Dieses Verfahren verdoppelt demnach unser 
Unterscheidungsvermögen. 

Die Genauigkeit der Messung ist hauptsächlich abhängig von unsrer 
Schätzung und deren Fehlern. Ellipsen, deren Axen nur um !/,, Ihrer 
Länge verschieden sind, halten wir meist noch für Kreise. Das würde beim 
Keratoskopiren einen Unsicherheitsbetrag von etwa 1 D ausmachen; denn 
die Länge der Radien der stärksten und der schwächsten Hornhautkrümmung 
differirt bei 1 D As um etwa 1/,,. Diesen Fehler können wir aber durch 
das Mittel aus mehrmaligen Messungen und dadurch verringern, dass wir 
die Ellipsen abwechselnd über- und untercorrigiren, um schliesslich eine 
mittlere Einstellung zu wählen. 

Störender noch ist folgender Schätzungsfehler, welcher meines Erachtens 
bisher die keratoskopische Diagnostik des As, besonders bei Ungeübten, stark 
beeinträchtigt hat, ohne beachtet zu werden!: Senkrechte Linien erscheinen 
uns grösser als gleich grosse wagerechte Linien (vgl. Helmholtz, Phys. 
Opt. 2. Aufl., S. 684). Liegende Ellipsen (bei As. regularis) verwechseln 


ı E. Berger's Andeutung hierüber (Wiener med. Wochenschr. 1882, Nr. 51) 
bedarf der Revision. 





A ZER et 


wir daher gern mit Kreisen, senkrechte (bei As. inversus) erscheinen uns 
elliptischer, als sie wirklich sind. Einige Uebung verringert und beseitigt 
diese Täuschung, deren Betrag übrigens jeder Keratoskopiker fiir seine Person 
mit meinem Instrument jederzeit feststellen und berücksichtigen kann. 

Was meine bis 6 oder 7 D As reichende Skala anlangt. so stellte ich 
sie zunächst empirisch her. Rechnerisch beruht sie auf folgender Ueberlegung: 
Die gekrümmte Scheibe erscheint von vorne gesehen zusammengedrückt, 
elliptisch. Diese ihre Ellipticität, gesehen von der untersuchten Hornhaut 
aus, hat denselben Grad wie die Ellipticität des Spiegelbildes, welches die- 
selbe Scheibe auf der normalen Hornhaut erzeugen würde. 

Ein Beispiel: Erscheint die Scheibe um !/, ihrer Breite zusammen- 
gedrückt, so zeigt sie auf der normalen Hornhaut Ellipsen, deren Haupt- 
Axen sich wie 8 zu 7 verhalten. Dieselben Ellipsen zeigt nun eine astig- 
matische Hornhaut (mit planer Scheibe betrachtet), wenn ihre Radien grösster 
und kleinster Krümmung sich verhalten wie 8 zu 7. Dann hat aber diese 
Hornhaut rund 6 D As. Bei der hier angenommenen Krümmung der Scheibe 
muss also ihre Skala 6 D As anzeigen. 

Zur Controle kann man übrigens, abgesehen vom Ophthalmometer, die 
von mir 1891 gezeigte, durch Roure 1896 (vgl. Nagel’s Jahresbericht 
Ba. 27, S. 127) rechnerisch begründete, keratoskopische Astigmometrie mittels 
Cylinderlinsen vortheilhaft verwenden. Man keratoskopirt mit planer Scheibe 
durch eine dicht vor dem untersuchten Auge stehende Cylinderlinse von bei- 
spielsweise 2 D. Auf der normalen Hornhaut sieht man alsdann Ellipsen 
entsprechend 4D As. (Das Cylinderglas, welches aus Hornhaut-Ellipsen 
Kreise macht, ist halb so stark wie der Hornhaut-As.) Meine Scheibe muss 
also auf 4 D As eingestellt sein, wenn sie diese Ellipsen in Kreise ver- 
wandelt. | 

Ich glaube übrigens keine Illusionen zu erwecken, wenn ich in Aussicht 
stelle, dass mein Instrument auch weniger Geübten gestatten wird, den 
Hornhaut-Astigmatismus innerhalb einer Fehlergrenze von 1 D zu messen. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


"TL. Die augenärztlichen Operationen, von Dr. Wilhelm Czer- 
mak, o. d. Universitäts-Professor und Vorstand der Deutschen Universitäts- 
Augenklinik zu Prag. Nach 14 Jahren ist dieses monumentale Werk glücklich 
beendigt, — es hat den Umfang von 1236 Seiten, entsprechend der Wichtig- 
keit des Gegenstandes und der Reichhaltigkeit der Literatur, erreicht! Wir 
haben schon mehrmals darüber berichtet und werden nun über den Schluss 
berichten. 

2. Die Encyklopädie der Augenheilkunde. Herausgegeben von 
Prof. Dr. O. Schwarz in Leipzig. 11. Lief. Leipzig, F.C. W. Vogel, 1904. 
Auch dies wichtige Werk nähert sich dem erwünschten Abschluss. 

*3. Transactions of the Ophthalmological Society of the United 
Kingdom. Vol. XXIV, Session 1908—1904, London 1904. 

*4, Mittheilungen aus der Augenklinik in Jurjew (Dorpat). 
Herausgeg. von Prof. Th. v. Ewetzky. 2. Heft. Berlin 1905. 


=. 16: 


*5. Mittheilungen aus der Augenklinik des Carol. Medico-chir. 
Instituts zu Stockholm. Herausgeg. von Dr) J. Widmark, Prof. der 
Augenheilk. 6. u. 7. Heft. Jena, G. Fischer, 1904 u. 1905. 


Es ist fiir uns eine besondere Freude, dass diese Mittheilungen aus 
Russland und aus Schweden, ebenso wie die ungarischen Beiträge, in 
deutscher Sprache erscheinen, so dass wir von dem wichtigen und inter- 
essanten Inhalt bequem Kenntniss nehmen können. (Das 6. Heft ist auch 
besonders erschienen: Zur Kenntniss der Iris-Muskulatur des Menschen, ihr 
Bau und ihre Entwicklung, Akad. Abh. von E. Forsmark. Jena 1904, 
G. Fischer.) 

6. Ostwald’s Klassiker d. exact. W. Nr. 144. Johannes Kepler’s 
Dioptrik (1611), übersetzt von Ferd. Plehn, Leipzig 1904, W. Engelmann. 

Dies ist das grundlegende Werk für Dioptrik der Gläser und des Auges. 
Den Fachgenossen wird die Uebersetznng sehr erwünscht sein. Besinne ich 
mich doch, dass kürzlich ein ausgezeichneter Forscher in der physiol. Optik, 
sogar mit Hilfe eines befreundeten Öberlehrers, eine Stelle in Kepler’s 
Werk nicht übersetzen konnte, weil beide mit der lateinischen Darstellungs- 
art solcher Gegenstände nicht vertraut waren. 

*7. Augenärztliche und hygienische Schul-Untersuchungen, 
angestellt und bearbeitet im Auftrage d. Kgl. Preuss. Minist. d. geistl., 
Unterr. u. med. Angel. von Dr. R. Greeff, a. o. Prof. d. Augenh. u. Dir. 
der Augenklinik in der kgl. Charite zu Berlin. Sonder-Abdruck aus dem 
Klin. Jahrb. XIII. Bd., 1904. 

Auf diese bemerkenswerthe Arbeit werden wir noch zurückkommen. 

*8. Das Schielen. Aetiologie, Pathologie und Therapie. Von Claud 
Worth, F. R. C. S. Autor. deutsche Ausg. von Dr. E. H. Oppenheimer. 
Mit 25 Textfiguren. Berlin, Julius Springer, 1905, 134 S. 

*9. Die Pupillenstörungen bei Geistes- und Nervenkranken, 
von Privatdocent Dr. med. Bumke, Assistent an der psychiatr. Klinik in 
Freiburg 1. B. Jena, G. Fischer, 1904, 262 S. 

*10. Syphilis de l’oeil et de ses annexes, par le Dr. F. Terrien. 
Paris 1905, G. Steinheil, 316 S. 

*11. Die Färbetechnik für das Nervensystem, von Dr. Bern: 
hard Pollack, Augenarzt in Berlin. Berlin 1905, S. Karger, 158 S. 

*12. Die Körnerkrankheit, Vortrag aus dem von dem Central-Comité 
für das ärztliche Fortbildungswesen in Preussen veranstalteten Cyklus „Volks- 
Seuchen“, gehalten am 30. October 1903. Von Prof. Dr. J. Hirschberg, 
Geh. Med.-Rath zu Berlin. Abdruck aus d. Klin. Jahrb. Jena, G. Fischer, 
1904, 44 S. 

*13. Beiträge zur Augenheilkunde. Festschrift, Julius Hirsch- 
berg von Schülern und Freunden aus Anlass seiner 25jährigen Wirksamkeit 
als Professor an der Universität Berlin in Verehrung überreicht. Leipzig, 
Veit & Comp., 1905, 352 S., mit 24 Abbildungen im Text und 10 Tafeln. 

Enthält Arbeiten von de Lapersonne in Paris, van Duyse in Gent, 
Albertotti in Modena, Cirincione in Genua, Baquis in Livorno, Birn- 
bacher in Graz, Schwarz in Leipzig, Peschel in Frankfurt a. M., Claude 
du Bois-Reymond, Fehr, Kuthe, Ginsberg, Loeser, F. Mendel, 
K. Mendel, Merz-Weigandt, W. Mühsam, A. Moll, Purtscher, 
Simon, Steindorff, Br. Wolff. i i SE 


ze TT a 


*14. Graefe-Saemisch, Handbuch. II. Auflage, V. Band, 1. Abth. 

Die Krankheiten der Conjunctiva, von Prof. Dr. Th. Saemisch in 
Bonn. Somit liegt uns dieses Kapitel, das mit die wichtigsten, weil häufig- 
sten, Augenkrankheiten umfasst, in einer so gründlichen Darstellung (auf 
740 Seiten) vor, wie sie früher noch niemals geschaffen worden. Wir werden 
demnächst auf dieses Werk noch genauer eingehen. 

15. Untersuchung des Nervensystems, von Geh. Med.-Rath Prof. 
Dr. Eulenburg in Berlin, 1904 (123 S.). Sonder-Abdruck aus dem Lehr- 
buch der klin. Untersuch.-Meth. von Eulenburg, Kolle, Weintraud. 
Bei dem innigen Zusammenhang zwischen Nerven- und Augen-Leiden für 
unsre Fachgenossen eine höchst willkommene Gabe. Sehr lehrreich ist](auf 
S. 764) die schematische Darstellung der Centren der Grosshirnrinde. 

16. Inauguration du Monument Panas à l'Hôtel Dieu le 26 juin 
1904. Paris 1904, G. Steinheil. (54 S.) Ein geschichtliches Document, 
welches alle bei dieser Feier gehaltenen Reden enthält, sowie höchst gelungene 
Wiedergaben des Panas-Denkmals und der Panas-Plaquette. 

17. Geschichte der Augenheilkunde, von C. Horstmann (Hand- 
buch d. Gesch. d. Med. III. Bd., 1905). Die meisten Daten sind dem vor- 
ziiglichen Werk von A. Hirsch entnommen. Die Lebensbeschreibungen 
derjenigen Augenärzte und Forscher, welche um die Mitte des vorigen Jahr- 
hunderts die neue Zeit für unser Fach herbeigeführt, und diejenigen, welche 
noch in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts gewirkt haben, sind 
eingefügt. 

18. Zincotipia di una figura con occhiali dipinta da Tommaso da 
Modena nell’ anno 18352 presentata all X°. congresso internat. di oftalmo- 
logia dal Prof. Guiseppe Albertotti, Dirett. della clinica oculistica della 
R. Univ. di Modena. Modena 1904. Ein interessanter, lehrreicher Beitrag 
zur Geschichte der Convex-Brillen. 

19. Ziffer-Tafeln zur Bestimmung der Sehschärfe, von Dr. 
G. Mayerhausen. Zweite, verbesserte und erweiterte Auflage Berlin, 
H. Peters, 1904. 

*20. Die Ehrlich'sche Seitenketten-Theorie und ihre Bedeu- 
tung für die med. Wissenschaften, von Dr. Paul Römer, Privat-Doc. 
und Assistent an der Univ.-Augenklinik zu Würzburg. Mit einem Vorwort 
von Geh.-Rath Prof. Dr. P. Ehrlich. Wien, 1904, A. Hölder. 

21. Einführung in die medicinische Optik, von Dr. A. Gleichen, 
Kaiserl. Reg.-Rath, Privatdocent an der techn. Hochschule zu Berlin. Mit 
102 Figuren im Text. Leipzig, W. Engelmann, 1904. (276 S.) Verf. hat 
bei dem Lesor lediglich die Kenntniss der ersten Anfangsgriinde der Geo- 
metrie und Algebra vorausgesetzt; nur bei der Darstellung astigmatisch de- 
formirter Strahlenbiindel war die Anwendung einiger Differentialformeln nicht 
zu vermeiden. Um eine gewisse Vollständigkeit zu erreichen, ist er auch 
auf die Theorie der sonst in der ärztlichen Praxis angewendeten Instrumente 
(Prisma, Lupe, Mikroskop, Stereoskop, Cystoskop u. 8. w.) in dankenswerther 
Weise eingegangen. Sehr erwünscht ist das letzte (14.) Kapitel: Chemische 
und biologische Wirkung des Lichts und der dem Licht verwandten Strah- 
lungen (Kathoden-, Röntgen-, Becquerel-Strahlen). 

22. Augenärztliche Winke für den prakt. Arzt, von Prof. Dr. 
Otto Schwarz in Leipzig. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1904 (47 S.) Für 
den praktischen Arzt ein sehr nützliches Buch. Es enthält diagnostische, 
therapeutische und prognostische Winke. 

2 


z FR e 


23. Der Blinde und seine Welt. (Entre Aveugles.) Rathschläge 
zum Nutzen für Erblindete von Emil Javal, Mitglied der Akademie der 
Medicin zu Paris. Uebersetzt von Dr. J. Türkheim in Hamburg. Ham- 
burg und Leipzig, L. Voss, 1904 (160 S.). Wir haben das Original im 
Centralblatt fiir Augenheilk. 1903, S. 235, besprochen und begrüssen diese 
Uebersetzung, die auch in unsrem Vaterland Trost und Hilfe spenden wird. 

24. Studien zur Blinden-Psychologie, von Dr. Theodor Heller, 
Director der heilpädagog. Anstalt Wien-Grinzing. Mit 3 Figuren im Text. 
Leipzig, Wilhelm Engelmann, 1904 (136 8.). Die Abhandlung über das 
Tasten der Blinden ist fiir den Augenarzt von grossem Interesse. 

25. Saluti aegrorum. Aufgabe und Bedeutung der Krankenpflege im 
modernen Staat. Eine social-politische Untersuchung von Alfred v. Linden- 
heim, Landtags-Abg. Leipzig und Wien, F. Deuticke, 1905. 

*26. Ophthalmology, Essays, Abstracts and Reviews. Editorial Staff 
H. V. Wiirdemann, M. D., Milwaukee, and Nelson Miles Black, M. D., 
Milwaukee. Das erste Heft dieser neuen Zeitschrift, welche wir hiermit 
collegial begrüssen, enthält 188 S., wovon 57 auf Original-Arbeiten kommen, 
über die wir demnächst berichten werden. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Der Augenhintergrund bei Erkrankungen des Nervensystems, von 
Jean Galezowski. (Paris, Felix Alcan, 1904.) 

Der Sohn des berühmten Pariser Augenarztes X. Galezowski übergiebt 
mit der vorliegenden umfangreichen Schrift seine gründliche Erstlings- 
arbeit der Oeffentlichkeit, auf Grund deren er am 30. Juni d. J.. von der 
Pariser medizinischen Fakultät zum Doktor promovirt wurde Man kann 
zu dieser Arbeit den Vater wie den Sohn beglückwünschen, denn sie zeugt 
von ausserordentlichem Fleisse, ist klar und übersichtlich geschrieben und 
bringt eingestreut vielfach interessante eigene Beobachtungen, die der Verf. 
unter Raymond an der alten ehrwürdigen Salpetriere machen konnte, an 
der einst der Vater des Verf. mit Charcot zusammen systematische 
Augenuntersuchungen bei Nervenkranken vornahm. Verf. ordnet seinen 
reichen Stoff derart, dass er zuerst die spinalen, dann die cerebralen Krank- 
heiten bespricht, darauf folgen die Erkrankungen der Meningen und schliesslich 
die Neurosen; jedem dieser Abschnitte ist eine colorirte Tafel beigefügt mit 
Bildern der wichtigsten Hintergrunds-Erkrankungen. Diese Abbildungen 
sind vielleicht das, was in dem Buche nicht ganz auf der Höhe steht. 
Der Verf. beginnt mit Besprechung der Tabes, bei der die Sehnerven-Atrophie 
ein Frühsymptom ist, d. h. viel häufiger im praeatactischen als im Stadium 
der Ataxie erscheint; Verf. vertheidigt therapeutisch energisch die Schmierkur, 
nach der die Sehkraft nicht nur nicht schlechter, sondern oft ganz besser 
werde; dieser Standpunkt ist um so erklärlicher, als Verf. unter 64 Tabikern 
mit Atrophia n. opt. 49 = 73°/, Syphilitische fand. Bei Friedreich’scher 
Krankheit fand Verf. nie Augenhintergrunds-Erkrankungen, wohl aber im 
Spätstadium der Marie’schen Krankheit (hereditären cerebellaren Ataxie). Es 
folgen dann multiple Sclerose, laterale Sclerose (Little’sche Krankheit und 
amyotrophische Lateralsclerose), Syringomelie, progressive Muskel-Atrophie 
und Poliomyelitis anterior (keine Sehstörungen), acute Myelitis (stets doppel- 
seitige Neuritis optica), Verletzungen des Rückenmarks. Unter den Hirn- 


— 19 -- 


krankheiten nehmen den breitesten Raum progressive Paralyse (Atrophia n. 
opt. in 18,9°/,) und Geschwiilste ein; das ophthalmoskopische Bild der Stau- 
ungspapille wird eingehend besprochen, dagegen die Pathogenese auffallend 
kurz abgehandelt; Verf. neigt der Manz’schen Theorie zu. Meningitis (tuber- 
culosa, acuta purulenta, chronica und epidemica) führt oft zu Neuritis bezw. 
Perineuritis optica, oft auch ohne vorherige Entzündung zur Atrophie, die 
unter Umständen das einzige Symptom abortiver Meningitis sein kann. Die 
Neurosen bedingen nur selten Augenhintergrunds-Erkrankungen. Die Lectüre 
des Buches sei bestens empfohlen. Kurt Steindorff. 


Journal-Uebersicht. 


| I. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LIX. 2. 

1) Beiträge zur Physiologie des Pupillarrefexes, von Dr. Georg 
Levinsohn, Privatdocent in Berlin. (Aus der speciell-physiologischen 
Abtheilung des physiologischen Instituts der Universität Berlin.) 

Nachprüfung der Bach und Meyer’schen Versuche, aber möglichst ohne 
künstliche Athmung, da diese Factoren an sich auf die Pupille einwirken 
können. Bei Kaninchen sind die Eingriffe auch ohne Narkose möglich; und, 
wenn man für die Belichtung das grelle Magnesiumlicht anwendet, so können 
auch beim Kaninchen die Pupillen-Veränderungen deutlich wahrgenommen 
werden. Die künstliche Athmung wurde vorbereitet, aber nur bei etwaigem 
Eintritt von Athemstillstand eingeleitet. Wiederholt wurden nur die Schnitt- 
versuche, da die andren Experimente mit eingeschobenen Fremdkörpern nach 
Ansicht des Verf.’s nichts beweisen, weil die Möglichkeit einer Localisation 
der Druckwirkung fehlt. 

Nach den Versuchen ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass Durch- 
schneidung der Medulla um so eher zu einer hochgradigen Miosis führt, je 
vollständiger sie vorgenommen ist, dass aber auch unvollständige Schnitte 
eine Miosis auslösen können, insbesondere wenn die Seitentheile getroffen 
sind. Andrerseits führt aber auch Durchschneidung in der Mittellinie bis 
zur Basis stärkste Pupillen-Verengerung herbei. 

Die hochgradige Verengerung bleibt gewöhnlich nur wenige Minuten 
bestehen, um dann langsam, wenigstens theilweise, zurückzugehen. Diese Er- 
scheinung macht es wahrscheinlich, dass die Pupillen-Verengerung Folge 
eines durch den operativen Eingriff bewirkten Reizes ist. Bei plötzlichem 
Nachlass der Pupillen-Verengerung wird man Herabsetzung des Oculomotorius- 
tonus zur Erklärung heranziehen müssen. 

Der Pupillenreflex war auch bei hochgradiger Verengerung erhalten, 
Magnesiumlicht machte die Pupille noch enger. 

Im Ganzen konnte Verf. die Bach-Meyer’schen Versuche bestätigen. 
Auch er fand, dass bei hoher Durchschneidung der Medulla die Pupillen 
sich wieder erweitern und prompter reagiren, fand aber ausserdem, dass auch 
Schnitte auf der entgegengesetzten Seite denselben Effect haben. 

Abweichend von Bach und Meyer zeigte die Mehrzahl der Versuche 
des Verf.s, dass einseitige Durchschneidung der Medulla, falls überhaupt eine 
Einwirkung auf die Pupille sichtbar ist, zunächst immer eine gleichseitige 
und erst später eine ungleichseitige Störung zur Folge hat, 

9° 


— 2 -- 


Die zur Miosis führende Durchschneidung der Medulla trifft den ab- 
steigenden Trigeminuskern, dessen Reizung die Miosis verursacht. 
i Die nach weiteren Einschnitten in die Medulla auftretende Erweiterung 
der Pupille erklärt sich daraus, dass jede starke Reizung des Nervensystems 
an irgend einer Stelle zunächst immer eine Entspannung des Oculomotorius- 
tonus bedingt, wodurch der Miosis entgegengewirkt wird. 

Das Zurückbleiben einer geringen Pupillen-Erweiterung beruht vermuth- 
lich auf einer Läsion des Hals-Sympathicus. Ein Hemmungscentrum, welches 
Bach und Meyer annehmen, ist unwahrscheinlich und entbehrlich. 


Die untere Grenze des Pupillar-Refexbogens fällt etwa mit dem spinalen 
Ende des Oculomotoriuskernes zusammen, liegt aber unmittelbar hinter dem 
vorderen Vierhügel und der Hinterfläche des N. oculomotorius. 

2) Ueber hyaline Degeneration des Pupillarrandes, von Dr. J. Meller, 
Assistent an der II. Universitäts-Augenklinik des Hofraths Prof. E. Fuchs 
in Wien. (Aus der genannten Klinik.) 

Die vier Beobachtungen wurden sämmtlich bei älteren Leuten gemacht. 
Die Augen waren aus verschiedenen Ursachen erblindet und zeigten auch 
sonstige Entartungs-Erscheinungen, wie giirtelfirmige Hornhauttrübung, 
hyaline Degeneration des Ciliarkörpers u. s. w. 

Die homogene Zone am Pupillarrande war durch einen Ueberzug von 
Endothelzellen scharf gegen die Pupille abgegrenzt und durch eine gleich 
scharfe Grenze von dem normalen Irisgewebe geschieden. Das Pigmentblatt 
war im Anfangsstadium wie angenagt und verschwand später, zunächst am 
Pupillarrande, dann an der Hinterfläche der Iris fast vollständig. 

Verf. neigt zu der Ansicht, dass es sich um hyaline Entartung des 
Endothels der Iris handelt. 

Die Veränderung des Pupillarrandes ist nicht selten in Gestalt eines 
hellgrauen, leicht glitzernden Streifens am Lebenden zu erkennen. 


3) Die Wirkung der Röntgen- und Radiumstrahlen auf das Auge, 
von Dr. med. A. Birch-Hirschfeld, Privatdocent und Assistent der 
Univers.-Augenklinik zu Leipzig. 

Die Netzhaut wird durch X-Strahlen erregt. Von den Augenmedien 
absorbirt die Linse am meisten die Röntgenstrablen, Aderhaut, Netzhaut und 
Sehnerv sind fast absolut durchlässig. Im Ganzen ist die Durchlässigkeit 
des Auges so gross, dass es bei der üblichen Strahlungs-Intensität keinen 
sichtbaren Schatten bietet. 

Ein mit Röntgenstrahlen kurz belichtetes Dunkelauge zeigt keine Ver- 
änderung der Structur der Netzhautzellen. 

Bei Kaninchen treten nach Bestrahlung mit Röntgenlicht, welches in 
der bei therapeutischer Anwendung üblichen Zeitdauer und Intensität ein- 
gewirkt hat, am vorderen und hinteren Abschnitt des Auges Veränderungen 
auf. Sie entwickeln sich innerhalb mehrerer Wochen und bestehen in Ble- 
pharitis, Conjunctivitis, interstitieller Keratitis, Quellung und Zerfall der 
pigmentirten Iriszellen, Degeneration der Ganglienzellen der Netzhaut 
(Vakuolisation, Kern- und Zellschrumpfung), Faserzerfall im Sehnerven. 

Auch bei Menschen hat Verf. in einer Reihe von Füllen erhebliche 
Schädigungen der Augen nach therapeutischer Röntgenbestrahlung gesehen: 
Cilien-Austall, Conjunctivitis, Kerato-Iritis; in Iris, corp. cil. und Retina vakuo- 


oi — 


lisirende Degeneration der Intima der Gefäüsse, Degeneration der ‚Ganglien- 
zellen der Netzhaut. Es ist also Vorsicht geboten. 

Die Röntgen-Therapie verspricht nach den bisherigen Beobachtungen 
günstige Erfolge bei malignen Tumoren der Nachbarschaft der Augen, sowie 
bei Trachom und Tuberculose. Bedecken des Auges mit Bleiplatten von ver- 
schiedener Form empfiehlt sich dringend. (Schädel in Leipzig liefert Schutz- 
platten nach Angabe des Vert ia 


Die Radiumstrahlen bewirken ähnliche Folgezustände wie die Röntgen- 
strahlen. Der physikalische Unterschied, dass die Medien des Auges im 
Radiumlicht fluoresciren, im Röntgenlicht dagegen nicht, beeinflusst die 
physiologischen und pathologischen Wirkungen beider Lichtarten nicht. 


4) Netshaut-Blutungen in Folge von Compression des Thorax, von 
Dr. M. Scheer in Oldenburg i. Gr. 


Die Blutungen traten nach missig heftiger Compression des Thorax ein- 
seitig auf und verschwanden spurlos. Da das Auge in der Regel gegen die 
Folgezustände stärkster Thoraxcompression geschützt ist, vermuthet Verf. 
Gefässveränderungen, welche die Widerstandsfähigkeit der Wandungen herab- 
setzte. 





5) Das Rankenneurom des Lides, von Dr. Victor Hanke, Privatdocent 
und I. Assistent der Universitäts-Augenklinik des Hofraths Prof. E. Fuchs 
in Wien. 

In beiden Fällen, welche Verf. beobachtete, bestanden zugleich Haut- 
fibrome. Ein in der Sacralgegend exstirpirter Tumor konnte untersucht werden 
und zeigte denselben Bau wie das Rankenneurom des Lides. 


Verf. fasst das Resultat seiner mikroskopischen Untersuchung des Lid- 
tumoren so zusammen: In den überaus zahlreichen Nervenfasern jeglichen 
Kalibers spielt sich eine endo- und perineurale Wucherung ab, in deren Ver- 
laufe es zum Untergange der nervösen Elemente, zur hydropischen Degene- 
ration der endothelialen Lymphspalten-Auskleidung (Blasenzellen) und zur 
myxomatösen Degeneration des neugebildeten Bindegewebes kommt. In dem 
Zwischengewebe, der Matrix des Tumors, findet eine diffuse sogenannte weiche 
Fibromatose statt, die mit Bilduug von Lymph-Ectasien einhergeht. Der 
typische Verlauf eines Rankenneuroms ist die allmähliche schleimige Ent-. 
artung, die sowobl das Grundgewebe als auch die Nervenstämme bis in ihre 
feinsten Ausläufer ergreift. 

Die Degeneration der Nervenstämme, die zunächst hypertrophiren und 
schliesslich ganz untergehen, gehört zum Processe selbst und ist nicht se- 
cundär, etwa als Folgezustand einer Compression des umgebenden Gewebes. 


6) Ueber das Verhalten der Pupillen nach Entfernung der Grosshirn- 
hemisphbären, des Kleinhirns, bei Reizung der lateralen Partien 
der Medulla oblongata und des Trigeminus auf Grund experi- 
menteller Untersuchungen bei der Katze und beim Kaninchen, 
von L. Bach und H. Meyer in Marburg. 

Ref. muss auf das Original verweisen. Die Mittheilung der sehr zahl- 
reichen Einzelheiten würde zu weit führen und eine beschränkte Auswahl 
aus den Untersuchungs-Ergebnissen keinen Ueberblick über die Verhältnisse 
geben. Zudem bedürfen die Experimente noch der Nachprüfung. Die Arbeit 


— 22 __ 


ist daher vorläufig hauptsächlich für diejenigen Forscher von Bedeutung, 
welche auf demselben Gebiete arbeiten. 

Hervorgehoben sei, dass die Beeinflussung der Lichtreaction der Pupille 
seitens der Medulla oblongata bei Katzen und Kaninchen nicht in gleicher 
Weise erfolgt, so dass die bai dem einen Thiere gemachten Beobachtungen 
nicht für das andere maassgebend sind. 

Bei der Katze glauben die Verff. noch weitere Anhaltspunkte gefunden 
zu haben, welche es wahrscheinlich machen, dass in der Medulla oblongata 
Hemmungscentren für die Lichtreaction und die sensiblen Reflexe der Pupille 
vorhanden sind. | 


7) Die kavernöse Sohnervenentartung, von Dr. Otto Schnaudigel in 
Frankfurt a. M. (aus der Frankfurter Augenheilanstalt). 

Bei einer 62jährigen Patientin musste ein an Glaucoma haemorrhagicum 
erblindetes Auge 1!/, Jahre nach dem ersten Anfall enuclöirt werden. Verf. 
operirte so, dass ein 6mm langes Stück des Opticus mit dem Bulbus ent- 
fent wurde. Der Opticus erwies sich bis etwa 4 mm centralwärts mit 
kleineren und grösseren Cavernen durchsetzt, die mit feinen, zum Theil von 
Kernen ausstrahlenden (Spinnenzellen) Gliafasern ausgefüllt waren und in 
ihren Wandungen gewuchertes Gliagewebe zeigten. 

Die Hohlräume sind durch Blutungen entstanden. Bei kleinen Herden 
kann vollständige Vernarbung erfolgen, bei grösseren scheint das Gliagewebe, 
welches in erster Linie den Ersatz des Gewebsausfalls übernommen hat, 
dauernd bestehen zu bleiben, wenigstens hatte Verf. in seinem Falle den 
Eindruck, ein ziemlich fertiges pathologisches Bild vor sich zu haben, welches 
sich voraussichtlich fernerhin nicht wesentlich verändert haben würde. 


8) Das infectiö6se Randgeschwür der Hornhaut, von Dr. zur Nedden, 
Privatdocent und I. Assistenzarzt an der Univers.-Augenklinik zu Bonn. 
(Aus der genannten Klinik.) 

Im Anschluss an seine frühere Arbeit (v. Gr. Arch. LIV, 1; Centralbl. 
1902, Sept.) berichtet Verf. über umfangreiche neuere Untersuchungen, welche 
die Bedeutung des ,,Bacillus ulc. corn.‘“ für die Entstehung des Randgeschwürs 
bestätigen. 

Die Bacillen werden nur bei Hornhautgeschwüren gefunden, dagegen nie 
bei anderen äusseren Augenkrankheiten. Sie können sich in der Conjunctiva 
entwickeln, ohne nennenswerthe Entzündung und Secretion derselben anzu- 
regen. Whe die Infection der Hornhaut erfolgt, ist nicht festgestellt, viel- 
leicht wird durch Toxine der Bacillen das Epithel der Cornea arrodirt und 
damit der Boden für die Ansiedelung der Mikroorganismen in der Cornea 
bereitet. 

Der Bacillus wird beim Randgeschwür in der Conjunctiva ganz regel- 
mässig gefunden, in der Cornea ist der Nachweis schwieriger, da nur grössere 
Geschwüre ausreichendes Untersuchungsmaterial liefern. Auch bei Misch- 
Infectionen ist der Bacillus ulc. corn. stets nachweisbar. Bei der oft spär- 
lichen Anzahl der Bacillen ist das Culturverfahren für die Diagnose unent- 
behrlich, Ausstrichpräparate bieten meistens zweifelhafte Befunde. 

Die Bacillen rufen in die Kaninchencornea eingeimpft regelmässig Ent- 
zündung hervor, und die entzündlichen Erscheinungen zeigen eine wesentlich 
grössere Heftigkeit, wenn für die Impfung eine Aufschwemmung von frischer 
Glycerin-Agar-Kultur in Kochsalzlösung benutzt wird. 


— 98 __ 


Auch die subconjunctivale Injection und die Einimpfung in den Glas- 
körper und in die vordere Kammer ergiebt die Pathogenität der Bacillen. 
Empfänglich ist aber nur das Auge und besonders die Cornea; Impfungen 
auch grösserer Kulturmengen unter die Haut, in die Venen und in die Peri- 
tonäalhöhle sind völlig wirkungslos. 

Das infectiöse Randgeschwür scheint im Rheinlande besonders häufig 
zu sein. Die Prognose ist günstig, für die Behandlung genügt das bei 
anderen oberflächlichen Hornhautprocessen übliche Verfahren. 


8. Ueber Blauäugigkeit und Heterophthalmus bei tauben albinotischen 
Thieren, von Dr. G. Abelsdorff, Privatdocent in Berlin. 

Bei einem ein Jahr alten weissen, schwarzgefleckten Dalmatinerhund war 
die Iris hellblau, S anscheinend gut, dabei bestand vollständige Taubheit. 
Die anatomische Untersuchung ergab normale Retina, Fehlen des Pigments 
im Uvealtractus, soweit er aus dem Mesoderm hervorgeht, während der von 
den beiden Blättern der secundären Augenblase abstammende Theil normales 
Pigment enthielt. Das Tapetum war ophthalmoskopisch nicht zu entdecken 
und auch anatomisch nicht nachweisbar. 

Einem weissen Kater mit beiderseits hellblauer Iris fehlte das Tapetum 
links, einer weissen Katze mit rechtsseitiger gelber, linksseitiger hellblauer 
Iris ebenfalls links. Beide Thiere sahen anscheinend gut, waren aber taub. 

Scheer. 


Il. Die ophthalmologische Klinik. 1904. Nr. 1—5. 
1) Zur operativen Behandlung des Ulcus serpens, von Schulte. 

Im Allgemeinen wird das Ulcus serpens entweder durch Spaltung oder 
durch Cauterisation behandelt. Der ersten Methode haftet der Uebelstand 
an, dass ein Leucoma adhaerens fast unvermeidlich ist; der zweiten, dass das 
endgültig entstehende Leucom grösser wird als es das ursprüngliche Ge- 
schwür war. Um diese Nachtheile zu vermeiden, wendet Verf. die punkt- 
förmige galvanocaustische Perforation im Geschwürsgrunde an. Das Hypopyon 
bedarf keiner besonderen Behandlung. Es fliesst entweder durch die Per- 
forations-Oeffnung aus, oder resorbirt sich schnell. Ist es zu gross oder zu 
zähe, so empfiehlt es sich, vor der Brennung die Vorderkammer am Limbus 
zu punktiren, das Hypopyon herauszulassen und erst nach Wiederherstellung 
der Vorderkammer die punktförmige, galvanocaustische Perforation im Ge- 
schwürsgrunde vorzunehmen. 

2) Astigmatismus der Hornhaut und centrale Chorioiditis der Myopen, 
von Senn. 

Siehe das Referat aus Archiv für Augenheilkunde XLVIII, 3. 

3) Ein Fall von eitriger Conjunctivitis und Iridocyclitis nach Ruhr, 
von Vossius. 

Der Fall ist interessant durch die Complicationen von Seiten der Augen 
und der Urethra, welche in der dritten Woche nach Beginn der Ruhr, und 
nachdem die Darmwucherungen bereits fast ganz geschwunden waren, in die 
Erscheinung traten. Zuerst entwickelte sich eine Urethritis, dann eine 
blennorrhoische Conjunctivitis, welche zuerst, da sich sowohl im Secret der 
Urethra wie der Bindehant dem Bacterium coli ähnliche Stäbchen gefunden 
wurden, auf eine directe Infection durch die Hände des Patienten bezogen 





— DM — 


wurden. Später, als die Iridocyelitis beider Augen hinzukam, wurde auch 
die Conjunctivitis wie die Iridocyclitis für eine metastatische Affection ange- 
sehen. Die Iridocyclitis mit starker Glaskörpertrübung hatte eine grosse 
Aehnlichkeit mit der gleichen Affection nach andren acuten Infectionskrank- 
heiten. So schnell wie die dichte Glaskörpertrübung eintrat und das Seh- 
vermögen bis auf Erkennung von Lichtschein für 4 Tage herabsetzte, erfolgte 
auch später die Lichtung mit Zerfall in einzelne gröbere Wolken, die nach 
einer Schwitzkur fast ganz verschwanden. 


4) Zur Casuistik der Linsenverletzungen durch Kupfersplitter, von 
Warschawski. 


Vier Monate nach der Verletzung sind vergangen, ohne dass sich eine 
progressive Linsentrübung bemerkbar macht. Der Fall beweist aufs Neue, 
dass Kupfersplitter, welche in die Linse gerathen, unter den übrigen Metall- 
splittern eine besondere Stellung einnehmen, indem sie für dieselbe am 
wenigsten gefährlich, häufig absolut indifferent sind. 


5) Einfacher Ersatz für die Exstirpation des Thränensacks » von 
Schulte. 


Es handelt sich um den galvanocaustischen Verschluss beider Thrinen- 
röhrchen. Verf. wendet, wie Andre schon lange, dieses Verfahren seit ge- 
raumer Zeit überall da an, wo er sonst den Sack exstirpirte. Der Erfolg 
war immer gut. Ob das Verfahren auch bei Erkrankung der knöchernen 
Wände genügt, konnte Verf. noch nicht feststellen, da ihm ein geeigneter 
Fall nicht zur Verfügung stand. 


— u 


6) Das Abstehen des äusseren Lidwinkels, von Hadano. 


Diese Anomalie, die jeder schon wiederholt gesehen hat, besteht darin, 
dass man am äusseren Lidwinkel von vorne in eine von der Bindehaut ge- 
bildete Tasche hineinsehen kann. Schwerere, Fille dieser Art sind durch 
Tarsorhaphie zu heilen. 


7) Ueber einen Fall von angeborener schwarzer Pigmentirung der 
Papille, von Zia. 

Die rechte Papille zeigte in ihrer Mitte eine schwarze Verfärbung, 
welche am dichtesten im Centrum war. Dieselbe nahm etwa ?/, der Papille 
ein von der Form eines stehenden Ovals. Nach innen-unten erstreckte sich 
die Pigmentirung bis an die Grenze der Papille. Im Uebrigen war sie be- 
sonders nach innen von einem hellen Hof, der Peripherie der normal aus- 
sehenden’ Papille umgeben. Die Farbe der beschriebenen Stelle war schwarz- 
grau, theilweise mit einem sepiabraunen Anflug. Die Gefässe und der 
übrige Augengrund waren normal. 


8) Beiträge zur Erkennung der sog. Convergenzstarre, von Inouye. 


Vgl. hierzu das Referat der Königshöfer’schen Arbeit aus dem 
Jahre 1902. 


9) Strangförmige Episcleritis, von Ammann. 


— 





— 2% — 


10) Ambiyopie aus Nichtgebrauch, durch Massage von !/,, auf !/; gè- 
bessert, von Darier. 
Verf. ist der Ansicht, dass die Wirkung der Massage dreierlei Art sei: 
1. mechanischer, durch Einwirkung auf Zonula und Linse; 
2. tonischer, durch Einwirkung auf Ciliarmuskel und Accommodation; 
8. trophischer (circulatorischer, se- und excretorischer) durch Einwirkung 
auf alle Gewebe und Flüssigkeiten des Auges. Moll. 


DI. Annales d’Oculistique. 1904. Januar— Februar. 
1) Beitrag sur Lehre von der Parinaud’schen infectidsen Conjunc- 
tivitis, von J. Chaillous. 

Die nach Parinaud, der die Affection im Jahre 1889 zuerst beschrieb, 
so genannte infectiöse Conjunctivitis ist charakterisirt durch himbeerfarbige 
Wucherungen der Bindehaut von verschiedener Stärke, jedoch meist auf ein 
Auge localisirt. Ein Hauptsymptom der Erkrankung ist die Schwellung der 
präauricalen und cervicalen Drüsen, welche nicht immer vereitern, aber stets 
spontan und auf Druck schmerzhaft sind. Die Drüsenschwellungen zeigen 
sich meist erst bei beginnender Heilung der Conjunctivitis und bestehen dann 
noch längere Zeit. 

Der klinische Verlauf der infectiösen Conjunctivitis erinnert in zahl- 
reichen Punkten an die Tuberculose der Bindehaut. Die histologische Unter- 
suchung und Impfung jedoch zeigen, dass es sich um verschiedene Leiden 
handelt. Auch von einer syphilitischen Infection der Bindehaut ist die in 
Rede stehende Affection streng zu trennen. 

Da die bakteriologische Untersuchung bisher negativ ausgefallen ist und 
auch die Bindehaut-Vegetationen nichts besonders Charakteristisches finden 
lassen, muss es zur Zeit bei obiger klinischer Charakteristik bleiben. Verf. 
hat in seiner Arbeit die in der Literatur zerstreuten etwa 15 Fälle des 
Leidens zusammengestellt. 


2) Orbitalcyste und Mikrophthalmus, von Rogman. 

An Stelle des rechten Auges eines 8monatlichen Kindes fand sich ein 
cystischer, halbdurchscheinender, bläulicher Tumor, dessen Binnendruck stark 
herabgesetzt war. Die Lider konnten den Tumor nicht völlig bedecken. Im 
Uebrigen war das Kind gesund. Nach Punction der Cyste ergab sich die 
Anwesenheit eines Mikrophthalmus, der tief in der Falte des unteren Binde- 
hautsackes sass und der wie abgeschnürt der Cystenwand aufsass. 

Die anatomische Untersuchung der Wand ergab die Anwesenheit von 
verschiedenen wohlcharakterisirten Netzhautschichten. Von Interesse dürfte 
es sein, dass dabei sich auch Ganglienzellen fanden, ein Befund, der sich in 
der Literatur angeblich nur einmal wiederfindet. 


8) Zwei Palle von Lidcolobom, von Stanculeano und Costin. 


4) Neue Untersuchungen über oculare Stigmata in der Kriminalistik, 
von Truc, Delord und Chavernac. 

Die Verff. haben die Insassen des Centralgefängnisses in Nimes auf den 
Zustand ihrer Augen untersucht und sind zu dem Resultat gekommen, dass 
weder die Sehschärfe, noch das Gesichtsfeld oder der Farbensinn irgend welche 
für die Kriminalistik verwerthbare Charakteristica darbieten. 








— 2% — 


5) Augenverletsungen durch Blitsschlag, von Gonin. 

Die im Gefolge von Blitzschlag auftretenden Augenverletzungen unter- 
scheiden sich von denen, welche lediglich durch die Lichtwirkung des Blitzes 
oder einer elektrischen Lampe auftreten. In der Mehrzahl der Fälle ist das 
einzige gemeinsame Symptom dieser sonst in ihrer Wirkung sehr verschie- 
denen Traumen die Bindehauthyperämie und die Ciliarinjection. Eine Folge 
der directen elektrischen Einwirkung sind Hornhauttrübungen, Cataract, 
schwere Veränderungen der Netzhaut und Lähmungen der Augenmuskeln. 
Diese nach Blitzschlag gelesentlich auftretenden Symptome haben ihren Grund 
sowohl in der mechanischen Action des elektrischen Stromes auf die histo- 
logischen Elemente und die Cohäsion unter ihnen als auch in elektrochemi- 
schen Wirkungen. 

6) Die Leistungen der Netzhaut als Function der Zeit, von Broca 
und Sulzer. 

ÖOptisch-physiologische Experimente über Reizung und Schwellenwerth, 
deren Resultate mit den zugehörigen Curven im Original eingesehen werden 
müssen. 


7) Augentuberculose, von Terson. 

Verf. theilt einen bemerkenswerthen Fall mit, bei dein er vor 14 Jahren 
einen kleinen Iristumor exstirpirte, der sich bei histologischer und bakterio- 
logischer Untersuchung als Tuberkel herausstellte Bei der sonst gesunden 
Patientin bestand ausserdem eine geringe Lupus-Eruption der Wange. Nach 
einigen Jahren war an der Stelle des exstirpirten Tuberkels eine kleine 
Iriscyste zu sehen, die nach Anstechen reactionslos heiltee Die Kranke ist 
bis heute dauernd gesund geblieben. Verf. wendet sich gegen die oft aus- 
gesprochene Ansicht, dass bei localer Tubertulose ohne nachweisbare andre 
Veränderungen im Körper die Enucleation geboten sei. Moll. 


IV. Revue générale @’Ophtalmologie. 1904. Januar— Februar. 
1) Juveniles chronisches Glaucom, von Truc. 

Der immerhin seltene Fall ist ausgezeichnet durch die Schnelligkeit des 
Verlaufs der Opticus-Atrophie, durch Blutsverwandtschaft der Eltern der 
Patientin und durch den Umstand, dass ein älterer Bruder der Patientin an 
Basedow’scher Krankheit leidet. Trotz doppelseitiger Iridectomie entwickelte 
sich die Atrophie innerhalb zweier Jahre. — Verf. hält die Synıpathectomie 
in einem solchen Falle für angezeigt, umsomehr als familiäre Momente auf 
eine krunkhafte Disposition des Sympathicus hinweisen. 


2) Keratitis der Hereditär-Syphilitischen und ihre Behandlung, von 
Rollet. 

Verf. zieht im Allgemeinen die locale Behandlung der specifischen Kur 
vor. (?) In erster Linie kommen in Betracht subconjunctivale Injectionen mit 
Jodquecksilber oder Methylenblau. Letztere sind schmerzlos und können 
jeden zweiten Tag wiederholt werden. Verf. vindicirt den Injectionen eine 
mechanische bezw. bukteriologische Kraft in den Lymphräumen der Hornhaut, 
wohin die Flüssigkeit schnell gelangt, wie Versuche ergeben haben. 

3) Sumpffieber und Netzhaut-Ablösung, von Truc. 
Die Ablösung trat bei einem sonst gesunden Marine-Infanteristen ein 


— 27 — i 


nach mehreren Anfällen von Sumpffieber, das er sich in Ausübung seines 
Dienstes geholt hatte. Verf. nimmt einen sicheren ätiologischen Zusammen- 
hang an und hält die Fürsorge des Staates für derartig Erblindete für 
zweifellos geboten. Moll. 





V. Recueil d’Ophtalmologie. 1904. Januar, 
1) Fremdkörper in der Vorderkammer, von de Micas. 


2) Nutzen der Aufnahme des Farben-Gesichtsfeldes sur Diagnose 
und Prognose der traumatischen Neurosen, von Mahillon. 

Die Aufnahme des Gesichtsfeldes mit farbigen Objecten ist zur Diagnose 
der posttraumatischen, nervösen Affectionen, insbesondere der hystero-neu- 
rasthenischen, von grossem Werthe. Fast immer findet sich bei traumatischer 
Hysterie neben der Einschränkung des Gesichtsfeldes eine Inversion der 
farbigen Gesichtsfelder. Der Verlust der Farbenempfindung vollzieht sich 
fast immer in folgender Ordnung: violett, grün, blau, gelb und zuletzt roth. 
Im normalen Gesichtsfeld ist dagegen das für blau das unter den Farben 
ausgedehnteste. Eine Einschränkung des farbigen Gesichtsfeldes ist sehr 
schwer zu simuliren und relativ leicht objectiv festzustellen. 


3) Anwendung des Diploskops, von Remy. (Fortsetzung.) Moll. 
VI. Archives d’Ophtalmologie. 1904. Januar— Februar. 
1) Versuch der Behandlung des Glaucoms durch osmotische Sub- 
stanzen, von Cantonnet. 

Das den Versuchen zu Grunde liegende Princip besteht darin, dass das 
Auge als ein lymphatisches Divertikel des Blutstromes angesehen wird, der 
sein andres Ende in der Niere findet. Wird letztere weniger durchgängig, 
so kann sich der Augeninhalt an Flüssigkeit vermehren, wohlverstanden, wenn 
Läsionen der Augenhäute oder der Ausfuhrwege eine Disposition hierzu bieten. 
Wird die Niere wieder sufficienter, so wird das Volumen des Augeninhalts 
wieder fallen. 

Ausser den verschiedenen Diureticis wurden von osmotischen Substanzen 
Kochsalz und Lactose verwendet. Auch Ableitungen auf den Darm wurden 
versucht. — Einzelheiten sind im Original einzusehen. — Auf diese Weise 
wurden 17 Kranke behandelt, deren Geschichten im Einzelnen mitgetheilt 
werden. In einer grossen Anzahl der Fälle wurde ın Uebereinstimmung mit 
der oben entwickelten Theorie auffallende Besserung erzielt. Vorbedingung 
der Behandlung ist die genaue Prüfung der Durchlässigkeit der Niere, da 
man, falls diese zu gering ist, durch Einverleibung von Kochsalz grossen 
Schaden stiften kann. 





2) Pathologisch-anatomische Untersuchungen über die Wirkung von 
Einführung von Jodoform in die Vorderkammer, von Ricchi. 
‘Wird Jodoform in irgend einer der gebräuchlichen Formen in die 
Vorderkammer eingeführt, so geht das Endothel der Hornhaut an der Contact- 
stelle sehr schnell zu Grunde. Verf. glaubt, dass es sich hier um eine reine 
Druckwirkung handelt. Auf eine solche werden auch die tieferen Hornhaut- 
veränderungen (Infiltration von der Contactstelle aus) und das Verschwinden 
der Stromakerne der Iris, sowie interstitielle Blutungen in ihr zurückgeführt. 





28 -- 


3) Einige technische Punkte für die Untersuchung des Bohnerven 
nach der Marchi’sohen Methode, von Opin. 


4) Metastatische Ophthalmie als Complication eines Oesophagus- 
Carcinoms, von Onfray. 
Eine Autopsie ist nicht gemacht. Jedenfalls handelt es sich um eine 
Streptokokken-Embolie von der Oberfläche der exulcerirten Geschwulst. 


5) Einseitige Amaurose und Amblyopie, von Nicati. 
Winke zur Entlarvung der Simulation dieser Affectionen. 


6) Allgemeine Aetiologie der Missbildungen des Auges, von van Duyse. 
7) Ein Fall von metastatischem Carcinom beider Aderhäute, von 
Henri Coppez. 
Wahrscheinlich ist der primäre Tumor am Magen zu suchen. Eine 
Autopsie oder Herausnahme der Augen wurde leider verweigert. Patient 
war männlichen Geschlechts. 


8) Die gliösen Tumoren der Erwachsenen an Sehnerv und Netzhaut, 
von Sourdille. 


9) Bemerkungen zu der Arbeit von Ricchi (s. oben Nr. 2), von Ostwalt, 
Moll. 


VII. Journal of eye, ear and throat diseases. Nov.—Dec. 1908 und Jan.—Febr. 1904. 
Enthalten keine die Ophthalmologie betreffenden Originalien. 


VIII. The Ophthalmic Record. 1904. Marz. 
1) Weitere Untersuchungen über Augenstörungen bei Studenten, von 

Swift in St. Louis. 

1. 22??/ oo "/a von 216 Studenten hatten normales Sehvermögen. 

2. 35 von diesen 48 mit normalem Sehvermögen zeigten manifesten, 
zusammengesetzten, hyperopischen Astigmatismus auf einem oder beiden 
Augen, während von dem Rest vier einfachen hyperopischen Astigmatismus 
und vier andre Hyperopie zeigten. In den meisten Fällen bestand mehr 
oder weniger deutliche Muskel-Insufficienz. 

8. In 30 °,, war das Sehvermögen von einem oder beiden Augen unter 
20/593 19—20°/, waren überhaupt nicht im Stande, in einer Entfernung 
von 20 Fuss die Sehproben zu lesen. 


2) Einige Bemerkungen über Keratitis bullosa, von Hansell in 
Philadelphia. 
Mittheilung zweier Fille, in denen Iridectomie Heilung herbeiführte. 


3) Die Hygiene der Augen in mexikanischen Schulen, von Urib- 
Troncoso in Mexiko. 
Verf. spricht sich für eine allgemein durchzuführende Untersuchung 
der Augen und Ohren der Schulkinder aus. 


— 2 — 


4) Opticus-Atrophie nach Jodoform-Vergiftung, von Snyder in Toledo. 

Es fand sich Gesichtsfeld-Verengerung, positives, centrales Skotom für 
roth, partiell für grün, Retinitis und Papillitis. Dabei bestand ausgesprochenes 
„Gelblichgrünsehen‘‘. Besserung nach Weglassen des Jodoforms. Später 
Abblassung der Papillen. 


5) Ueber kleine Schrotschuss-Verletzungen des Auges, von Moulton. 
Bericht über 5 Fälle. In dreien hatte das Schrotkorn den Augapfel 
doppelt durchbohrt. 





6) Ein einfaches Phborometer zum Gebrauch für die Lese-Entfernung, 
von Martin in San Francisco. Abbildung. 


7) Primärer Schanker der Conjunctiva, 10 Jahre später gefolgt von 
interstitieller Keratitis auf demselben Auge, von Marlow in Syrakuse. 

8) Corectopie und Ectopia lentis. Extraction der trüben, dislocirten 
Linse, von Wescott in Chicago. 


9) Bemerkungen über Hornhautgeschwüre, von Gifford in Ohio. 


April. 

1) Frühjahrskatarrh; eine pathologische Studie, von Johnston in 
Baltimore. 

Verf. hält auf Grund seiner mikroskopischen Untersuchungen excidirter 
Knötchen den Frühjahrskatarrh nicht für einen wirklichen Katarrh, sondern 
mehr für eine Neubildung, da er sowohl Epithel- wie Bindegewebs-Prolifera- 
tion fand. 

2) Die Combination von Cataract mit ,,Uncinariasis‘‘ oder ,,Haken- 
Wurm-Krankheit‘, von Callhoun in Atlanta. 

Verf. hält es für wahrscheinlich, dass die Starbildung durch die go- 
nannte Affection, die in allen Fallen durch ‘den Nachweis der Eier im Stuhl 
diagnosticirt wurde, bedingt sei. 

3) Ein Fall von Panophthalmie nach Star-Extraction in einem an- 
scheinend gesunden Auge. Ursache: Pneumokokken-Infection, 
von Woods und Johnston in Baltimore. 

4) Ein ungewöhnliches Ereigniss an einem Glasauge, von Millikin 
in Cleveland. 

Beim Plätten sprang unter lautem Knall ein ziemlich grosses Stück aus 
der hinteren Wand heraus und verletzte die Conjunctiva. Loeser. 





IX. The American Journal of Ophthalmology. 1904. März. 
1) Traumatische Subluxation der Linse; Secundirglaucom; erfolg- 
reiche Extraction mit Erhaltung des Sehvermodgens, von Pooley 
in New York. 


2) Ein Fall von einer nicht traumatischen, serösen Iris-Cyste, von 
Pooley in New York. 


— 80 — 


Es handelt sich um eine seit etwa 12 Jahren ganz langsam aber stetig 
gewachsene Cyste von etwa 5 mm Durchmesser, die ohne jede nachweisbare 
Ursache entstanden war. 


3) Glaucoma chronicum juvenile, von H. Truc. 
Uebersetzung aus Revue gener. d’Opht. Januar 1904 von Ad. Alt. 


4) Ueber die Erblichkeit des Stars, von Milliken in Cleveland. 
Verf. theilt die Geschichte von 3 Familien mit, in denen die Erblich- 
keit des Stars schlagend nachgewiesen werden konnte. 


April. 
1) Keratitis dendritica, von Charles in St. Louis. 

Nach einer ausführlichen Literaturübersicht und Zusammenstellung und 
Beschreibung der verschiedenartigen Formen der Keratitis dendritica berichtet 
Verf. ausführlich über einen 38jährigen Patienten, der im Anschluss an In- 
fluenza von einer schweren Keratitis dendritica befallen wurde. Verf. hält 
das Leiden für ein nervöses, mag nun die primäre Schädigung das Ganglion 
Gasseri oder die terminalen Nerven-Endigungen betreffen. 


2) Die verschiedenen Formen der hereditär-syphilitischen Keratitis 
und ihre Behandlung, von Rollet. 
Uebersetzung aus Revue gener. d’Opht. XXIU, 1, von Ad. Alt. 


3) Ein Fall von Uebercorrection von Convergenz-Schielen ohne Ope- 
ration, von Theobald in Baltimore. 
Ein Fall, wo durch den dauernden Gebrauch einer combinirten Prismen- 
brille ein primirer Strabismus convergens in einen divergens umgewandelt 
wurde. 


4) Ueber die Entfernung der Krystall-Linse bei hoher Myopie in 
59 Fallen, von Snell in Sheffield. 
Zahlreiche statistische Angaben über Geschlecht, Alter des* Patienten, 
Grad der Myopie u. s. w. In 2 Fällen ist Netzhaut-Ablösung eingetreten. 


X. The Ophthalmoscope. 1904. April. 
1) Bakterielle Erkrankungen der Conjunctiva, von Evans. 

Verf. bespricht 1. die katarrhalische, 2. die gonorrhoische, 3. die diph- 
therische, 4. die tuberculise Conjunctivitis, und zwar ausser der Sympto- 
mathologie und Therapie besonders mit Riicksicht auf die Mikroorganismen, 
die fiir die Entstehung der einzelnen Entziindungsformen in Frage kommen. 

Für die katarrhal. Conjunctivitis sind es: der Koch-Weeks’sche 
Bacillus, der Friinkel’sche Pneumococcus, der Morax-Axenfeld’sche Diplo- 
bacillus, der Staphylococcus und Streptococcus. Das Verhalten aller dieser 
bez. Kulturen, Wachsthum, Färbbarkeit u. s. w. wird ausführlich erörtert. 
In derselben Weise werden die andren genannten Conjunctival-Erkrankungen 
abgehandelt. 

2) Ein Fall von Hydatid-Cyste der Orbita, von Marshall in London. 

Es handelte sich um eine 1!/, Zoll im Durchmesser grosse Cyste bei 
einem öjährigen Kinde. 


— 31 — 


3) Aethylchlorid als allgemeines Anästheticum in der Augenpraxis, 
von Stephenson und Chaldecott in London. 


| Mai. 
1) Bin Fall von Ophthalmoplegia externa mit akut einsetzender 
Blindheit bei einem 5jaihrigen Kinde, von Batten in London. 

Es handelte sich sehr wahrscheinlich um eine Polioéncephalitis inferior 
in der Gegend des Corpora quadrigemina und der Corpora geniculata externa. 
Die Möglichkeit einer Blutung in einem gliomatösen Tumor kann nicht aus- 
geschlossen werden. 


23) Bakterielle Erkrankungen der Conjunctiva, von Evans. 


3) Interstitielle Keratitis im Anschluss an Augenverletsungen, von 
Dodd in London. 

Verf. hat 3 Fälle beobachtet, wo es im Anschluss an leichte Traumen 
der Hornhaut (Gegenfliegen eines Metallsplitters, Mosquito-Stich, Fussball) zur 
Entstehung einer typischen Keratitis interstit. kam, erst auf dem verletzten, 
dann auch auf dem andren Auge. Alle 3 Fälle betreffen junge Leute mit 
deutlichen Symptomen der hereditären Syphilis. 


4) Ein Fall von associirter Bewegung von Lid und Kiefer, von 
Harlan in Philadelphia. ` 
Blepharospasmus-ähnliches Verhalten des linken Auges beim Kauen. 


Juni. 
1) Bakterielle Erkrankungen der Conjunctiva, von Evans. (Schluss.) 


2) Ungewöhnliches Verhalten der Regenbogen- und Netzhaut bei 
zwei Schwestern, von Marlow. 

Bei der einen Schwester bestanden sehr merkwürdige Zustände bezüglich 
der Iris, die zum Theil am Ciliarrand losgelöst, zum Theil gänzlich zerstört 
war, so dass eine Verlagerung und Gestaltsveränderung der Pupille resultirte 
(Abbildungen). Bei der andren war die Iris normal, dagegen fand sich im 
Fundus ein grosser ovaler, von der Papille bis zur Macula reichender atro- 
phischer, pigmentirter Herd. Verf. bezieht beide Affectionen auf intrauterine, 
ätiologisch identische Entzündungsprocesse. Loeser. 





Vermischtes. 


1) XV. Congrès international de médecine Lissabon, 19. bis 
26. Mai 1906. Section XI. Ophthalmologie. Prés.: Prof. Sousa Refoios 
(67, Largo do Principe D. Carlos—Coimbra). Secr. resp.: Prof. Hygino 
de Sousa (80, rua Nova do Almada—Lisbonne). 

Rapports officiels. 1. La myopie et ses traitements. Rapporteurs: 
Prof. C. Hess (Pleicherglacisstrasse, 1— Würzburg). Prof. W. G.H. Uhthoff 
(16a, Schweidnitzer Stadtgr.— Breslau). 2. Tuberculose oculaire. Rappor- 
teurs: — — 3. Blépharoplastie. Rapporteurs: — — 4. Serotherapie en 
Ophthalmologie. Rapporteurs: Prof. Th. Axenfeld (Directeur de la Clinique 
Ophthalmologique—Freiburg i.B.). Wir hoffen, dass die deutschen Fach- 
genossen sich zahlreich an diesem Congress betheiligen werden. 


, 82 — 


2) Am 24. December 1904 feierte der Herausgeber des Centralbl. f. Augen- 
heilkunde sein 25jähr. Professoren-Jubilium. Zahlreiche Glückwünsche liefen 
ein, auch von Exc. Studt und Exc. Althoff; eine Adresse der Berliner 
ophthalm. Gesellschaft und eine Festschrift wurden überreicht. 

3) Prof. Guiseppe Cirincione, der 1903 den Lehrstuhl zu Siena, 
1904 den zu Genua inne gehabt hat, ist am 12. Januar 1905 zum Professor 
der Augenheilkunde an der Universität zu Palermo ernannt und somit 
seiner geliebten Vaterstadt wiedergegeben worden, wo wir ihm eine lange und 
fruchtbare Thätigkeit erwünschen und erhoffen. 


Bibliographie. 


1) Ueber den Einfluss der Farben-Empfindungen auf die 
Sinnesfunctionen, von Prof. Dr. Urbantschisch in Wien. (Vortrag, ge- 
halten in der Sitzung der Gesellschaft der Aerzte Wiens, am 14. October 1904. 
Wiener klin. Wochenschrift. 1904. Nr. 42.) Der Einfluss der Farben- 
Empfindungen auf den Gehbör-, Gleichgewichts-, Geschmacks-, Geruchs-, Tast- 
und Temperatursinn wird vom Verf. besprochen. Eine vergleichsweise Prüfung 
der verschiedenen Sinne ergiebt zumeist ein übereinstimmendes Verhalten der 
einzelnen Farben auf die verschiedenen Sinne. Keine Farbe ist als vorzugs- 
weise empfindungserregend oder herabsetzend zu bezeichnen. Die am meisten 
sinneserregend wirkende Farbe wird von den meisten Versuchspersonen als 
Lieblingsfarbe bezeichnet. Aehnlich den objectiven Farben können auch die 
subjectiv auftretenden Farben die verschiedenen Sinnesfunctionen beeinflussen. 
Bei erregbaren Personen ist zuweilen durch Bestrahlung einer grösseren Haut- 
fläche mit farbigen Lichte ein Einfluss auf die verschiedenen Sinnesfunctionen 
möglich. SchenkL 

2) Ueber den Zusammenhang von Sehschärfe und Circulation, 
von Dr. G. Groddeck in Baden-Baden. (Wiener med. Pesse. 1904. Nr. 39.) 
„Das Wechselverhältniss zwischen Auge und Körper beruht in erster Linie 
auf Veränderungen des Flüssigkeitsstromes. Die Mittel zur bleibenden Aende- 
rung des Säftestromes und somit der Ernährung und des Lebens verschlingen 
sich vielfach, und lassen alle denkbaren Combinationen ärztlicher Eingriffe zu. 
Im grossen Ganzen treten aber drei Richtungen deutlich hervor. Die eine 
Richtung strebte darnach die Körpertlüssigkeit immer von Neuem hierher 
oder dorthin zu ziehen (Verwendung von Hitze und Kälte, Tieflagern des 
Kopfes und Hochlagerung der Glieder u. s. w.). Die anderen führen durch 
Beseitigung der Widerstände in der Circulation zu den gleichen Resultaten“. 
Zwei Stellen des Körpers bieten hier die grössten Hindernisse: Der Hals und 
der Leib. Verf. bespricht den Hals betreffend; die enge Bekleidung des 
Halses und anatomische Hindernisse (Struma, schwartenartiger Polster des 
Nackens), den Bauch betreffend, Kleidung, Bandagen, Geschwülste, Obstipation. 
Endlich wird noch die mechanische Bearbeitung der grossen Nervenstämme 
als wichtiges Mittel die Flüssigkeitsströmung und Vertheilung im Körper zu 
verändern, besprochen. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 6 Schiffbauerdamm). 


Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Mzrzoer & Wırrie i in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. Bzneuz in Paris, Prof. 
Dr. BrensacuEr in Gras, Dr. Baaıter in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doc. Dr. Cr. pu Bom-Rezyuonn in Berlin, Dr. CRzELLITZER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Euwzet in Bern, Prof. Dr. C. Garızuca in Parma, Dr. GıussuRG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpzızuer in Budapest, Dr. Gorpon NorrIE in Kopenhagen, Dr. HAN- 
BURGER İn Berlin, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaonıs in 8myrna, Prof. H. Kuarr in 
New York, Prof. Dr. Katcxow in Moskau, Dr. Loxszr in Berlin, Prof. Dr. Maanus in 
Breslau, Major F. P. Maysan, I. M. 8. Caleutta, Dr. F. Mxuosr in Berlin, Dr. Mot, Io 
Berlin, Dr. Neusurgme in Nürnberg, Dr. Peraexs in Brüssel, Prof. Dr. PzscHEL in 
Frankfurt a. M., Dr. Purtscuer in Klagenfurt, Dr. M. Ruion in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Scuggr in Oldenburg, Prof. Dr. SouenkL in Prag, Prof. Dr. Scuwars in Leipzig, Dr. 
SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





1905. 











Neunundzwanzigster Jahrgang. Februar. 














Inhalt: Original-Mittheilung. Ein seltner Fall von Hornhautgeschwalst. Von 
J. Hirschberg und $. Ginsberg. 

Klinische Beobachtungen. J. Eisensplitter in der Linse, Erblindung durch Druck- 
steigerung. Von J. Hirschberg. — Il. Ein grosser Eisensplitter mit kleinem Mag- 
neten gefördert. Von J. Hirschberg. 

Gesellschaftsberichte. 1) Berliner Ophthalmologische Gesellschaft, 1904. — 
2) Wiener Ophthalmologische Gesellschaft. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Das Radium, seine Darstellung und seine 
Eigenschaften, von Dr. Jacques Danne. 

Journal-Uebersicht. La clinique ophtalmologique. 1904. Nr. 1—10. 

Vermischtes. Nr. 1—6. 

Bibliographie. Nr. 1—4. 


Ein seltner Fall von Hornhautgeschwulst. 
Von J. Hirschberg und S. Ginsberg. 


I. Klinischer Theil, von J. HIRSCHBERG. 


Am 11. Februar 1904 wurde die neunjährige G. K. aufgenommen. 
Sie ist stets sehr kränklich gewesen. Im 5. Jahre litt sie längere Zeit an 
Fussgelenk - Entzündung; auch bildete sich ein Buckel aus. An wieder, 
kehrenden, stärkeren Augen-Entzündungen leidet sie schon seit ihrem 
4. Lebensjahre. Jetzt besteht seit 2 Monaten eine heftige Entzündung des 
linken Auges, welche das Kind völlig herunter bringt, so dass es weder 


ordentlich isst, noch gehörig schläft. Die objective Untersuchung zeigt 
3 


— 34 


schwere Folgen von localer Tuberculose: 1) Narben von Fussgelenk -Ent- 
zündung, 2) einen spitzwinkligen Buckel. Der linke Augapfel scheint völlig 
entartet zu sein. Erst in der Narcose — die sehr vorsichtig, mit 3 g 
Billroth’scher Mischung, eingeleitet worden, — ist genauere Untersuchung 
des Auges möglich. An Stelle der Hornhaut findet man eine grauröthliche, 
stark hervorragende Granulations-Masse, die hahnenkammartig auf die Binde- 
haut sich hinüberlegt und auch durch den Liddruck schon etwas abge- 
plattet ist. 

Der Befund erinnerte mich an den Fall von durchgebrochener Iris- 
Tuberculose, den ich vor 30 Jahren beobachtet und in Virchow’s Archiv! 
beschrieben hatte.. Der Augapfel schien völlig entartet; das Leben der 
Kleinen war durch den schmerzhaften, ohne Operation wohl nicht heilbaren 
Process ernsthaft bedroht. Somit entschloss ich mich sogleich zur Ent- 
fernung des Augapfels, die ja von vornherein in Aussicht genommen war. 

Die Operation hatte die günstigsten Folgen für die kleine Kranke. Sie 
öffnete jetzt wieder das gesunde Auge und war ein munteres und lustiges 
Kind, mit guter Esslust und regelmässigem Schlaf; sie wurde nach zehn 
Tagen in recht befriedigendem Zustand entlassen. 

Sehr überrascht war ich durch das Ergebniss der anatomischen Unter- 
suchung. Es handelt sich nicht um Durchbohrung des Augapfels, nicht um 
eine von innen hervorgewucherte Geschwulst, sondern um eine Wucherung, 
die von der Hornhaut selber ausgegangen ist, allerdings die letztere soweit 
zerstört hat, dass eine Entfernung der Geschwulst, wenn sie rein ausführbar 
gewesen, einen irgendwie brauchbaren Augapfel nicht zurückgelassen hätte. 
Jeder, der den Fall zu behandeln gehabt, musste die Erkrankung für eine 
Folge der Tuberculose ansehen; aber zu Impf-Versuchen am Kaninchen- 
Auge war keine Zeit, da prompte Hilfe unabweislich schien. Für mich 
stellt das Präparat ein Unicum dar. Der Fall, den R. Simon 1892? aus 
meiner Klinik veröffentlicht hat, betraf ein Fibromyxom an einem Aug- 
apfel, dessen Hornhaut vier Jahre zuvor durch Kalk veratzt worden; mein 
Fall von Fibroma lipomatodes® der Hornhaut bei einem 30jährigen beruhte 
wohl auf einer angeborenen Anlage. 

F, LaGRANGE hat in seinem ausgezeichneten Werk über die Augen- 
geschwülste den letzten nicht erwähnt und einen ınit unsrem jetzigen 
einigermaassen übereinstimmenden Fall nicht beigebracht. 


! Band 60, als .‚Granulations-Geschwulst der Iris“. 
® Centralbl. f. Augenheilk. 1892, S. 193. 
$ Knarp’s Archiv, Band IV, 1874. 


E "E 


II. Anatomischer Theil, von S. GINSBERG. 


An dem meridional halbirten, in Formol conservirten Augapfel zeigt 
sich makroskopisch nur die Cornea verändert. Während diese hinten die 
Vorderkammer in normaler Weise begrenzt, geht sie vorn in eine gelb- 
liche, weiche Geschwulst über, deren Basis fast bis zum Limbus reicht, 
und welche diesen mit ihrem überhängenden Rande grösstentheils verdeckt, 
ohne aber irgendwo mit ihm in Verbindung zu stehen. Der Tumor ist in 
seinem grössten Theil, welcher die Mitte einnimmt (Fig. 1, c—d) ziemlich 
flach, etwa 1—2 mm dick; stellenweise aber, namentlich an den Rändern, 
zeigt er rundliche Verdickungen bis zu 4mm Durchmesser (Fig. 1, a und 5). 
Die Oberfläche ist vollständig glatt. 





Fig. 1. 
Schnitt bei Lupenvergrösserung (Zeiss O c. II. a*), V. = etwa 8. E = Epithel. a und 
b stärker entwickelte, mehr ödematöse und myxomatése Randtheile. c—d flacherer 
Theil, reines Granulationsgewebe. — Thioninfärbung. 


Mikroskopisch zeigt sich nun, dass vom Cornealparenchym nur die 
tieferen Schichten erbalten sind, und zwar in wechselnder Breite. Wir 
finden, von der Descemetis durch bald schmaleres, bald breiteres Parenchym 
getrennt, eine breite Infiltrationszone dichtgedrängter Zellen, welche bei 
schwacher Vergrösserung im Schnittpräparat einen dunkelgefärbten Streifen 
darstellen. Darüber erhebt sich dann der eigentliche Tumor als ein helleres 
Gewebe von etwas ungleichmiissigem Bau. An den Rändern der Ge- 
schwulst schieben sich mehr Parenchymreste zwischen jene und die Infiltrations- 
schicht ein, als in der Mitte Das Epithel reicht bis an die gleichsam 
hervorquellenden Ränder des Tumors heran, letzterer selbst entbehrt einer 
epithelialen Bekleidung vollkommen (Fig. 1 E). 

Die genauere Untersuchung ergiebt, dass die tieferen Hornhaut- 
schichten bis auf eine ganz geringe, hier und da bestehende Vermehrung 


der Zellkerne (meist Leukocyten) normal sind. Die Descemetis ist ganz 
3* 


ee |, e 


unverandert. Die Infiltrationsschicht hat das Parenchym theils in wechseln- 
der Dichtigkeit durchsetzt, theils so weit zerstört, dass nur kurze Lamellen- 
stücke stellenweise zu bemerken sind. Die Zellen dieser Schicht sind zum 
grössten Theil Plasmazellen und Mastzellen, während gewöhnliche 
Leukocyten und Bindegewebszellen nur in geringer Menge vorkommen. 


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Fig. 2. 

Vom Rande des Infiltrationsstreifens. Thioninfärbung. Zeiss Comp. Oc. 8, Apochr. 

3mm. — V. = 660. M Mastzellen. Mk Isolirte Mastzellenkörner. P Piasmazellen. 

B Bindegewebszellen. C Capillaren. (Die Streifung der Grundsubstanz ist in der 
Reproduction viel zu scharf wiedergegeben.) 


Die Plasmazellen, welche besonders bei Unna’s Methylenblau-Methoden, 
aber auch nach Thioninfärbung durch den intensiv gefärbten Zellleib auf- 
fallen (Fig. 2 P), liegen meist in längeren Reihen oder Streifen dicht an- 
einander. Es kommen ein- und mehrkernige Zellen vor. Die Mastzellen 
(Fig. 2 M) sind vielfach besonders gross. Häufig finden sich auch die 
bekannten, wohl auf eine Wanderung der Mastzellen hinweisenden isolirten 
Häufchen und Streifen von Körnern. Die Granula lassen sich nach den 
bekannten Methoden schön darstellen, färben sich mit Hamatoxylin sowie 
nach Gram blau, mit Thionin oder polychromem Methylen-Blau roth- 
violett u. s. w. Erwähnen möchte ich, der Angabe von Pescnaeu! 
gegenüber, dass sich die Mastzellen-Körner im vorliegenden Fall mit 
Carbolfuchsin leuchtend roth färbten und die Farbe bei Behandlung mit 
Salzsäure-Spiritus behielten; ich benutzte die von ScuMmoßL? zur Tuberkel- 


1 PescaeL, Ein Fall von Dermoidcyste der Orbita mit zahlreichen Mastzellen. 
Beiträge zur Augenheilkunde. Festschrift für HırscuBerc. Veit & Comp.}1905. 

? ScuMorL, Die pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden II. jAufl. 
1901, S. 144. Die Methode ist folgende: 1) Ueberfärben in Hämatoxylin. 2) Gründ- 
liches Auswaschen in Wasser. 3) Färben in Carbolfuchsin '/,—1 Stunde bei 37°. 
4) Entfärben der der warmen Lösung entnommenen Schnitte in Salzsäurealkohol eine 
Minute. 5) Auswaschen in 70°, Alkohol 2-3 Minuten. 6) Abspülen in Wasser. 


87 


bacillen-Färbung angegebene Methode, nur dass ich statt des gewöhnlichen 
fünfprocentigen ein zweiprocentiges Carbolfuchsin anwendete. 

Andre Zellarten finden sich in der Infiltrationsschicht, wie gesagt, nur 
spärlich. Eosinophile Zellen habe ich nur ganz vereinzelt gesehen. Ge- 
wöhnliche Bindegewebszellen finden sich hier nur in den Resten der Horn- 
hautlamellen; die länglichen, blass färbbaren Kerne sind erheblich ver- 
grössert und sehen geschwollen aus. Auch rundliche, ein- und mehrkernige 
protoplasmareichere Elemente kommen vor. An einer Stelle nahe dem 
Rande, unterhalb der am meisten verdickten Stelle (Fig. 1 5) ist in einem 
Paar Schnitten im Ganzen etwa ein Dutzend grösserer, vielkerniger Zellen 
zu bemerken, von denen die grössten als typische von grossen, dicht liegen- 
den Kernen erfüllte Riesenzellen meist rundlich-länglicher Form zu be- 
zeichnen sind; diese liegen vereinzelt unter den übrigen Zellen. Eine 
enthält einen normal aussehenden polynucleären Leukocyten eingeschlossen, 
einige einen hellen Substanzstreifen, der vielleicht als ein Stückchen Horn- 
hautgewebe anzusprechen ist, andre wieder enthalten fuchsinophile Körnchen 
und Krümel oder Schollen von Blutpigment. Haufen von körnigem und 
scholligem, goldgelbem bis gelbbraunem Blutpigment fanden sich an 
mehreren Stellen der Infiltrationsschicht, theils frei, theils in runden Zellen 
eingeschlossen. 

Zwischen den Zellen sieht man dann zahlreiche weite Gefässe capil- 
lärer Structur, welche meist blutgefüllt, zum Theil aber leer sind. 

Diese ganze Infiltrationszone findet sich auch noch am Limbus jenseits 
des Tumors. Sie liegt hier etwa in der Mitte des praeformirten Gewebes, 
zum Theil auch etwas oberflächlicher. Von der Bindehaut, deren Epithel 
reichlich Becherzellen enthält, sowie von der Episklera laufen Zellzüge in 
den cornealen Infiltrationsstreifen hinein. 

Der eigentliche Tumor erhebt sich nun oberhalb dieser eben be- 
schriebenen Infiltration. Zwischen beiden sieht man noch stellenweise Reste 
von Hornhautlamellen mit geschwollenen Kernen. Viele Lamellenstücke sind 
durchsetzt und aufgeblättert durch Zellen, welche meist jungen Bindegewebs- 
zellen entsprechen. Es finden sich rundliche und spindel- bis sternförmige, 
protoplasmareiche Gebilde, ausserdem sehr viele polynucleäre Leukocyten, 
ferner Plasmazellen, spärlich Mastzellen, dazwischen zahlreiche capillare 
Gefässe, so dass das Ganze hier als junges Granulationsgewebe zu be- 
zeichnen ist. Aehnlich ist nun die gesammte mittlere Partie der Geschwulst 
(Fig. 1 c—d) zusammengesetzt, nur dass sich in dieser auch hier und da 
zarte, nach v. Gieson roth färbbare Fasern, besonders in der Umgebung 
der Gefässe, finden. Ferner ist der ganze Tumor in geradezu kolossaler 


7) Verdünnte Lösung von Lithion carbon., bis die Schnitte blau erscheinen. 8) Ab- 
spülen in Wasser 5—10 Minuten. 9) Alkohol, Xylol, Balsam. — Dabei werden Kerne 
blau, Protoplasma hellbläulichgrau bis farblos, T SES und manche hyalinen 
Körperchen leuchtend roth. 


—- 88 


Menge von polynucleären Leukocyten durchsetzt. Besonders in die 
Augen springend ist weiter der reichliche Gehalt an Capillaren, welcher 
dem gesammten Tumor eigenthümlich ist. Diese Gefässe verlaufen meist 
annähernd senkrecht zur Hornhaut- bezw. Tumor-Oberfläche. Sie treten 
schon bei schwacher Vergrösserung deutlich hervor, da ihre Wand meist 
von massenhaften polynucleären Leukocyten durchsetzt ist. Diese 
finden sich auch der Wand als dichter Belag theils innen, theils als Mantel 
aussen angelagert; ja, viele Capillaren sind mit diesen Zellen ganz voll- 
gestopft und ausgefüllt, so dass nur vereinzelte rothe Blutkörperchen im 
Innern zu bemerken sind. 

Während danach der mittlere, grösste Theil der Geschwulst (Fig. 1 c—d) 
als ein aus dem Hornhautparenchym herausgewachsenes, von massenhaften 
polynucleären Leukocyten durchsetztes Granulationsgewebe bezeichnet 
werden darf, sehen die Randtheile des Tumors anders aus. Schnitte, welche 
so peripher geführt sind, dass sie ganz diese Partie getroffen haben, zeigen 
zunächst, dass hier viel mehr rundliche Erhebungen vorhanden sind als 
central; man gewinnt den Eindruck, dass an solchen Stellen die Ver- 
grösserung der Geschwulst durch Zusammenfliessen einzelner Granulations- 
knötchen vor sich geht. Besonders aber ist hervorzuheben, dass die am 
stärksten’ hervorragenden, wie verdickt aussehenden, auf den mittleren 
Schnitten seitlich gelegenen Theile (Fig. 1 a und b) nicht den Typus des 
gewöhnlichen Granulationsgewebes darbieten. Hier liegen, besonders an der 
Stelle der stärksten Anschwellung (Fig. 1 bei 4), die Zellen weit ausein- 
ander in einer glasig aussehenden Grundsubstanz. Die Elemente sind auch 
hier vielfach polynucleäre Leukocyten, Mastzellen fehlen, Plasmazellen sind nur 
in den tieferen Partien vorhanden. Zahlreich sind grosse Bindegewebszellen, 
welche lange, dicke Ausläufer haben, so dass schöne Sternformen zu Stande 
kommen. Das Zwischengewebe erscheint bei Greson-Farbung homogen, 
zart rosa, in Hämatoxylin- und in Thioninpräparaten zeigt es sich aber 
zum grössten Theil von Fäden und Fäserchen durchsetzt, welche theils 
Netze, theils unregelmässige Gewirre bilden und sich durch ihre intensive 
Rothviolett-Färbung im Thioninpräparat als Schleim erweisen.! Solche 
mucinhaltigen Partien liegen namentlich in der dicksten Tumorstelle, welche 
nach Thioninfärbung schon bei schwacher Vergrösserung einen rothvioletten 
Farbenton zeigt, besonders am Rande; doch finden sich auch sonst in der 
homogen aussehenden Substanz vielfach schleimbaltige Stellen. Gerade in 


! Um die metachromatische Färbung tadellos zu erhalten, habe ich die Paraffin- 
schnitte auf erwärmter, stark verdünnter Thioninlösung sich ausbreiten und dann 
12 Stunden darauf schwimmon lassen. Nach kurzem Abspülen in Wasser liess ich 
dann die Schnitte auf dem Objecttrager antrocknen und schloss sie nach Entfernung 
des Paraffins mit Xylol in Balsam ein. Bekanntlich ist dies die beste Methode, um 
metachromatische Färbungen in Balsampräparaten zu conserviren, weil dabei der stets 
schädigend auf die Metachromasie einwirkende Alkohol vermieden wird. 


_ 39 — 


diesen liegen die grossen sternformigen Bindegewebszellen. Wir haben hier 
also das typische Bild des Schleimgewebes vor uns, während an den 
Randpartien, wo der Schleim fehlt, nur von einem stark odematisen 
Granulationsgewebe gesprochen werden darf. | 

Die Oberfläche des ganzen Tumors entbehrt eines epithelialen Ueber- 
zugs vollständig. Die oberflächliche Schicht erscheint besonders zellreich, 
was wohl auf den Einfluss der Härtung zu beziehen ist, indem diese Parthie 
stärker geschrumpft ist. 

Es wurden 60—70 Schnitte auf Tuberkelbacillen untersucht, aber 
mit negativem Resultat. Dabei fanden sich nur einige säureresistente 
Körnchen und Schollen. Gebilde, welche als Blastomyceten! gedeutet 
werden könnten, habe ich nicht gesehen. 

Bezüglich des übrigen Bulbus ist zu erwähnen, dass die Iris ab- 
norm zellreich ist; es finden sich ziemlich viele einkernige Rundzellen, 
namentlich aber sind die Mastzellen sehr erheblich vermehrt. In 
geringerem Maasse ist letzteres im Bindegewebe des Ciliarkörpers der Fall. 
Am Ciliarmuskel fällt auf, dass ein circulärer Theil nicht vorhanden ist: 
alle Bündel verlaufen meridional. 

Alle andren Bulbustheile sind normal mit Ausnahme der Umgebung 
des Sehnerveneintritts: hier liegt ein grosser Conus temporalis vor. 
Ein durch die mittleren Papillentheile gehender Horizontalschnitt zeigt 
folgendes: Die laterale Skleralkante ist ganz abgerundet, „knieförmig“, die 
Aderhaut feblt hier völlig bis zu einer Entfernung von etwa 425.4 (von 
der Ebene des lateralen Sehnervenrandes an gerechnet), Erst in der 
gleichen Entfernung beginnt die geschichtete normale Netzhaut. Bis dorthin 
liegt ein maschiges, im Wesentlichen gliöses, mit Kernen verschiedener, 
zum Theil enormer Grösse versehenes, einige feine Gefässe mit elastischen 
Fasern sowie spärliche Bindegewebsfibrillen enthaltendes Gewebe (der Lage 
nach entsprechend dem „intermediären Gewebe“ Kunnt's) der Sklera bezw. 
einer von ihr histologisch nicht unterscheidbaren Gewebsschicht direct auf; eine 
Verziehung der Nervenfasern kann ich nicht mit Sicherheit feststellen. 
Jene Gewebsschicht färbt sich nach v. Geson genau so wie die Sklera und ent- 
hält auch in gleicher Menge und Anordnung elastische Fasern. Sie sondert 
sich überhaupt nur dadurch von der Lederhaut ab, dass zwischen beiden 
ein Streifen von Chromatophoren liegt. In diesem Gewebe haben wir wohl 
das ,,Grenzgewebe“ von. Exscuni@ zu sehen. Eine deutliche Vitrea ist auf 
ihm nicht nachzuweisen, vielmehr beginnt diese erst in gleicher Hohe mit 
der eigentlichen Retina. Sie trägt zunächst noch ein pigmentarmes, zum 
Theil pigmentfreies Epithel. Letzteres wird erst etwa 225. weiter normal, 
nachdem auch stärker gefärbte Stellen aufgetreten sind, an denen das 
Pigment unregelmässig gestaltete und gehäuft ist (Klumpen und grobe 


! Vgl. Reısuaus, Deutschmann’s Beiträge „zur Augenheilkunde. 1898, Heft 31. 


— 40 — 


Kugeln an Stelle von Körnchen und Spiessen). Da, wo die Vitrea deutlich 
wird, beginnt unter ihr ein gefässarmes Bindegewebe mit schmalen, läng- 
lichen Kernen, welches allmählich in die normale Aderhaut übergeht; man 
könnte es als atrophische Aderhaut bezeichnen. Es ist durchschnittlich 
14 u dick, während die Chorioidea da, wo alle Schichten erkennbar sind, was 
erst etwa 2 mm vom temporalen Opticusrande entfernt der Fall ist, eine 
Dicke von 30 4 aufweist. 

Auf der nasalen Seite ist Aderhaut- und Skleralkante spitz. Die 
Chorioidea scheint hier in allen Schichten vorhanden, ist aber etwas dünner 
als normal (etwa 224), was zum Theil auf die geringere Blutfüllung zu 
beziehen ist. Die Retina zeigt zwischen den ersten Zellen der inneren 
Körnerschicht einige ganz vereinzelte kleine, runde Hohlräume. 

Wir haben also einen temporalen Conus vor uns von der Form, welche 
ELscHniG als „dritten Typus“ beschrieben hat; an den Conus schliesst sich 
dann ein Bezirk atrophisch aussehender Aderhaut mit veränderten Pigment- 
epithelien an. 

Ob der Bulbus myopisch war, lässt sich mit Sicherheit nicht sagen, 
wenn auch das Verhalten des Ciliarmuskels und der Augenhäute am Seh- - 
nerveneintritt darauf hinzuweisen scheint. Da ich den Bulbus bereits auf- 
geschnitten in Conservirungsflüssigkeit erhielt, habe ich ihn nicht gemessen; 
er bot jedenfalls keine auffallende Abweichung von der normalen Form 
dar. Eine Skleralverdünnung am hinteren Abschnitt war nicht vorhanden. 

Es handelt sich demnach bei dem Auge um einen auf die Hornhaut 
beschränkten entzündlichen Process, welcher zur Bildung von Granulations- 
gewebe geführt hat; nur in der Iris und spurenweise im Ciliarkörper liess sich 
ausserdem eine entzündliche Reizung erkennen. Man darf vielleicht, um 
die Natur dieses Processes näher zu bezeichnen, von einem excessiv ent- 
wickelten Pannus sprechen. Offenbar sind im Parenchym gelegene entzünd- 
liche Infiltrate als Ausgangspunkt der Neubildung anzusehen. Das Granu- 
lationsgewebe, welches dem Liddruck, sowie mechanichen Insulten durch 
Reiben u. s. w. ausgesetzt war, zeigt in der Wandstellung und der Aus- 
wanderung der weissen Blutkörperchen Circulationsstörung und entzündliche 
Reizung an. Durch solche mechanischen Insulte erklären sich auch die Blu- 
tungen, deren Reste nachweisbar sind. Die gleichen Momente haben wohl auch 
bewirkt, dass das Gewebe stellenweise so stark ödematös geworden ist. 

Diese corneale Neubildung gehört mithin in die Gruppe der entzünd- 
lichen Pseudotumoren, welche als Fibrome, Myxofibrome, Myxome von 
ADLER!, Sımon?, Mıtvauskı®, REISHAUS®, CAPELLINI® u. A. beschrieben 


! ADLER, Wiener med. Wochenschr. 1871. 

? Sımon, Centralbl. f. Augenheilk. 1892. 3 Mırvauskı, Arch. d’Opht. 1894. 

* ReısuAus, Deutschmann’s Beitr. z. Augenheilk. 1898. 

® CareELuini, Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1901. Weitere Literatur siehe bei 
Parsons, Pathology of the eye, Bd. I, S. 257 und 258. 


~ 


ët Al ei 


worden sind. In den meisten Fällen hatte sich das Granulationsgewebe 
mehr zu richtigem Bindegewebe entwickelt. Schleimhaltige Partien wurden 
mehrfach beschrieben, in Mırvauskı’s Fall war das Ganze „myxomatös“. 
Soweit mir die Literatur zugänglich ist, scheinen alle von jenen Autoren 
beobachteten Pseudotumoren von Epithel überkleidet gewesen zu sein; 
möglicherweise hängt dies mit dem Alter des Processes zusammen, indem — 
das Epithel die Neubildung nachdem mit der Ausbildung von Bindegewebe 
deren Wachsthum aufgehört hat, von den Seiten her wieder überwuchert. 
Es ist aber natürlich auch möglich, dass das Granulationsgewebe das Epithel 
überhaupt nicht durchbricht. 

Die bisher beschriebenen Pseudotumoren der Cornea fanden sich bei 
jüngeren und älteren Individuen, bei denen von Constitutions-Anomalien 
nichts erwähnt ist. Im vorliegenden Fall ist es nach dem klinischen Be- 
funde sehr wahrscheinlich, dass dem Hornhautprocesse Tuberculose zu Grunde 
liegt. Die histologische Zusammensetzung der Neubildung aber, sowie die 
Untersuchung des übrigen Auges bietet dafür keinen Anbhaltpunkt. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Eisensplitter in der Linse, Erblindung durch Drucksteigerung. 
Von J. Hirschberg.! 


Am 11. Januar d. J. gelangte ein 46 jähriger Tischler bei mir zur Auf- 
nahme. Vor mehr als 2 Jahren, Ende August 1902, hatte er eine Verletzung 
seines linken Auges erlitten; vom Arbeitsplatz des Maschinenmeisters, der an 
der Bohrmaschine beschäftigt gewesen, war ihm ein Splitter in’s Auge ge- 
flogen. Er schenkte der Verletzung zunächst keine Beachtung. Erst als im 
folgenden Monat Verdoppelung von Gegenständen und Herabsetzung der 
Sehkraft ihm bemerkbar wurde, wandte er sich an einen Arzt, der ihn zu 
einem Augenarzt schickte. Im November 1902 befragte er einen zweiten 
Augenarzt, der ihm ausdrücklich erklärte, dass ein Splitter in der Linse 
stecke und zu entfernen sei, sobald die Linse sich mehr getrübt haben würde; 
er solle sich regelmässig vorstellen. Dies that der Verletzte nun nicht. Seit 
1/, Jahr ist das verletzte Auge stockblind, seit 6 Wochen ist es schmerzhaft 
und entzündet, angeblich nach dem Schlag eines Holzbalkens gegen die 
linken Schläfe. 

Das rechte Auge ist normal, wiewohl er über einen kleinen beweglichen 
Schatten vor demselben klagt. 


(+ 1,5 Di, S= 5j, + 2D Sn 0,5 in 0,25 m G.-F. n; O.n.). 


Das linke Auge ist stockblind, steinhart, geröthet. Die Hornhaut ist 
zart rauchig getrübt und zeigt bereits kleine Epithel-Verlustee Die Pupille 


1 Nach einem in der Januar-Sitzung der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft 
gehaltenen Vortrag. 


— 42 


ist über mittelweit und starr. Die Regenbogenhaut lässt mit der Lupe sehr 
deutliche Blutgefässe erkennen. Dieselben haben zwei Besonderheiten: erst- 
lich sind sie auf den Nasen-Theil der Regenbogenhaut beschränkt, entsprechend 
der Lage des Eisensplitters, und auf unmittelbar daran sich schliessende 
Bezirke oben und besonders unten; zweitens verlaufen die Blutgefässe nicht 
speichenförmig, wie in der Regel bei Drucksteigerung!, sondern mehr kreis- 
förmig, indem sie durch spitzwinkliges Zusammenfliessen längliche Maschen 
bilden (Fig. 1). Die Krystall- 
Linse ist vollständig getrübt 
und sieht wie zerklüftet aus. 
Innen oben steckt in ihren Vor- 
derschichten dicht am Pupillen- 
Rand ein ziemlich grosser 
Eisensplitter. Derselbe ist 
gut sichtbar und von bräunlicher 
Verfärbung umgeben. Dagegen 
ist an Hornhaut und Iris keine 
deutliche Verrostung wahrzu- 
nehmen. 

Das Sideroskop giebt 
maximalen Ausschlag auf der 
ganzen Ausdehnung der Horn- 
haut, geringen in dem an den 
Hornhaut-Rand grenzenden Gürtel 
der Lederhaut, gar keinen am 
Aequator. 


Nach meinen Erfahrungen wäre es ausserordentlich leicht gewesen, den 
Splitter mit meinem Handmagneten an den Boden der Vorderkammer zu 
bringen und von da durch einen kleinen Schnitt herauszuziehen. Aber dem 
Kranken wäre damit wenig gedient gewesen. Dem verletzten Auge Sehkraft 
wiederzugeben ist unmöglich. Die schmerzhafte Spannung zu beseitigen hätte 
Ausziehung der Linse nothwendig gemacht. Dies mochte ich nicht thun, da 
mir der Grundsatz gilt, an unheilbar erblindeten und dabei entarteten 
Augäpfeln innere Eingriffe zu vermeiden, ein Grundsatz, der das erfreuliche 
Absinken der sympathischen Entzündung in meinem Material mit herbeigeführt 
hat, das mein ehemaliger Assistent Herr Dr. Steindorff? durch genaue 
Durchsicht unsrer Krankentagebücher vor Kurzem hat feststellen können. 
Somit rieth ich dem Kranken die Entfernung des Augapfels an und führte 
sie am 16. Januar 1905 aus, unter Cocain-Einträuflung und -Einspritzung, 
wobei der Kranke keine Spur von Schmerz-Empfindung äusserte, 

Tags darnach wurde der Augapfel im Aequator durchschnitten. Sie 
sehen in der Vorderhälfte deutlich den Eisensplitter und die geschwollene, 
getrübte Linse; im hinteren Theil eine Druck-Aushöhlung des Sehnerven, die 
zu den grössten und klarsten geliört, welche man zu sehen bekommt. Ich 
bitte Sie der binocularen Lupe sich zu bedienen. 

Wir haben also, meine Herren, zu den zahlreichen Erfahrungen ähnlicher 
Art ein neues Beispiel, wie ein anscheinend reizlos im Augen-Inneren — 





! Einführung in die Augenheilkunde II, 1, S. 137. 
® Festschrift für J. Hirschberg, Leipzig 1905, S. 277. 


43 


noch dazu ziemlich weit nach vorn, in der Krystall-Linse — eingeheilter 
Eisensplitter nach kaum zwei Jahren die Sehkraft des verletzten Auges voll- 
ständig und unheilbar vernichtet. Drucksteigerung war hier die Ursache 
der Erblindung. Das habe ich auch sonst schon beobachtet und in meinem 
Buch über Magnet-Operation erwähnt.! Bemerkenswerth ist die besondere 
Art der Drucksteigerung, durch Linsenquellung. Wäre man rechtzeitig dazu 
gekommen, so war Heilung möglich und sogar leicht zu bewirken. Man ist 
aber nicht rechtzeitig- dazu gekommen. Wer dem Verletzten nützen und 
nicht bloss die Folgen der Verletzung buchen will, muss rechtzeitig, d. h. mög- 
lichst frühzeitig die ins Augen-Innere eingedrungenen Eisensplitter heraus- 
ziehen. Ich hoffe, dass Sie sich durch die kürzlich erschienene Dissertation 
von Robert Wirtz? über ‚Toleranz des Auges gegen eingedrungene Fremd- 
körper‘‘ nicht beirren lassen. In seiner Liste von 34 reizlos im Augen-Innern 
eingeheilten Eisensplittern, die er aus der ganzen Literatur der, ophthal- 
moscopischen Aera, d. h. aus dem letzten Halbjahrhundert gesammelt, sind 
zahlreiche Fälle, die 28 Tage, 8 Wochen, 2—3, 6—8 Monate beobachtet 
wurden. Diese beweisen gar nichts. Darunter sind ferner Fälle, deren 
nachträgliche Erblindung schon veröffentlicht worden, wie mein eigener, 
der unter Nr. 10 der Tabelle angeführt wurde. Diese beweisen das 
Gegentheil. 

Gehen wir der Sache auf den Grund, so finden wir nicht zwei zweifellose 
Fälle, wo Eisensplitter in Netzhaut oder Glaskörper länger als 10 Jahre reiz- 
los eingeheilt waren und vertragen wurden. Obwohl Herr Wirtz sich mit 
einiger Vorsicht äussert, scheint mir doch eine neue Dissertation über In- 
toleranz des Auges gegen Eisensplitter weit praktischer zu sein. Aber viel 
lehrreicher, als alle solche Dissertationen, scheint die eigene Beobachtungs- 
reihe eines einzelnen, wenn sie umfangreich ist und lange fortgesetzt worden. 
Nur muss man eine Entwicklung, einen Fortschritt der Wissenschaft und 
Kunst zulassen. ’ 

Allerdings, vor 30 Jahren schien es auch mir nicht räthlich, einen reiz- 
los in der Netzhaut haftenden Eisensplitter operativ anzugreifen. Seitdem 
aber passende Magnete hergestellt und verbessert wurden, das Röntgen-Bild 
und der Eisenspäher unsre Diagnose sicherer gemacht, die Erfahrung mir 
gezeigt hat, dass fast alle Augen, die einen Eisensplitter in der Tiefe be- 
herbergen, später erblinden, — seitdem habe ich mir andre und bessere Grund- 
sätze ausgebildet. Nur selten bin ich noch heutzutage in der Lage, die 
Ausziehung eines Eisensplitters aus dem Auge zu widerrathen. 

Einen solchen Ausnahme-Fall will ich Ihnen noch kurz beschreiben. 

Am 24. October 1904 kam zu mir ein 43jähriger Mechaniker. Im 
Jahre 1886, also vor 18 Jahren, hatte er beim Hämmern von gehärteten 
Stahl-Wellen eine schwere Verletzung seines linken Auges erlitten. Die Seh- 
kraft dieses Auges war sofort erloschen. Er wurde sogleich in eine Augen- 
Klinik aufgenommen und verblieb darin 4 Wochen. Später wurde ihm mit- 
getheilt, dass sein linkes Auge in der Tiefe einen Eisensplitter beherberge. 
Er war in dauernder Beobachtung. Während der ersten 2 Jahre nach der 
Verletzung blieb die Sehkraft des verletzten Auges recht mittelmässig, dann 


' 1899, 8. 22. 

? Strassburg i. E. 1904. 

® Herr Wirtz citirt von mir alte Aussprüche, die ich selber schon ver, 
bessert habe. 


sen Ge 


besserte sie sich ganz allmählich. Entzündung des Auges ist niemals im 
Verlauf dieser 18 Jahre aufgetreten. Wohl aber stört ihn Flockensehen, 
ferner auch zeitweise Schmerz im linken Auge und fast dauernd ein unbestimmter 
Kopfschmerz. 

Das rechte Auge ist völlig gesund. Mit + 1,0Di cyl. 4,S=5/,; G-F. 
durchaus normal. Das linke Auge hat dieselbe centrale Sehschärfe, wie das 
rechte; aber sein Gesichtsfeld zeigt nach aussen-oben einen scharf umschriebenen 
Ausfall, wie er auf Fig. 2 verzeichnet ist. Bei heräbgesetzter Beleuchtung 


COS 
XI 





tritt leichte concentrische Einengung des Gesichtsfeldes auf, wie sie durch 
die punktirte Linie auf derselben Fig. 2 angedeutet wird; auch sinkt dabei 
die centrale Sehschärfe auf °/,9. 


Das verletzte Auge ist reizlos, von normaler Spannung, Hornhaut, Iris, 
Linse frei von sichtbarer Verrostung. Die linke Pupille ist ebenso weit, wie 
die rechte; und zeigt regelmiissige Zusammenziehung. Die brechenden Theile 
sind durchsichtig. Der Sehnerven-Eintritt sieht normal aus. Etwa 12 mm 
nasenwärts und 4!/, mm nach unten vom Sehnerven-Eintritt ist das hintere 
Ende eines langgestreckten Eisensplitters sichtbar, der im Augengrund fest- 
haftet, jedoch ein wenig in den Glaskörper vorspringt. Eine weisse Kapsel 
umhüllt ihn, ein schwarzer Streif umrandet ihn, sowie eine Zone zarter 
Pigment-Pünktchen. 


Gegen den Aequator zu verschwindet sein breiteres Ende hinter einer 
zarten, bläulichen Bindegewebs-Auflagerung. (Fig. 3.) 


Digitized by Google 








Fig. 3. 


Dass wirklich ein Metall-Splitter 
ım Augen-Innern nach unten zu sich befin- 
det, lehrt das Röntgen-Bild (Fig. 4). Dass es 
sich um Eisen handelt, zeigt die Sidero- 
skopie (Fig. 5), die nur aussen-unten auf 
der Lederhaut maximalen Ausschlag (+) 
giebt, daneben geringen (—), weiter ab gar 
keinen (0). 





46 - 


Selbstverstindlich muss man heutzutage von einem Fall, der als 
reizlos im Augengrund eingeheilter Eisensplitter gelten soll, diese 3 Dinge 
verlangen: 1. den ophthalmoskopischen Nachweis eines festen, körperlichen, 
vorspringenden Gebildes, — um doppelte Durchbohrung auszuschliessen; 2. das 
positive Röntgen-Bild; 3. die Ablenkung der Magnet-Nadel. Prüft man die 
Fälle in der Literatur auf diese Anforderungen, so bestehen sie nicht. 

In meinem Fall habe ich nach reiflicher Erwägung die Operation nicht 
angerathen, wenigstens nicht jetzt. 18 Jahre sind verstrichen. Die centrale 
Sehschirfe ist bei heller Beleuchtung so gut, wie auf dem gesunden Auge; 
der kleine excentrische Ausfall im Gesichtsfeld wiirde auch durch Ausziehung 
des Splitters nicht beseitigt werden. Aber die überaus feste Einwachsung 
des Splitters könnte bewirken, dass trotz klassischer und zufallsfreier Aus- 
ziehung Netzhaut-Ablösung erfolgte. Allerdings ist ein Zeichen vorhanden, 
das unsre Aufmerksamkeit verdient, die geringe Einschränkung des Gesichts- 
feldes und Herabsetzung der centralen Sehschärfe bei herabgesetzter Beleuch- 
tung. Das dürfte die erste Spur von beginnender Verrostung der Netzhaut- 
Ganglien-Zellen sein. Sollte diese Erscheinung zunehmen; sollte gar in den 
vorderen Theilen des Auges eine Andeutung von Verrostung hervortreten: 
so müsste man dennoch, angesichts der dadurch drohenden unheilbaren Erblin- 
dung, die Ausziehung versuchen. 


U. Ein grosser Eisensplitter, mit kleinem Magneten gefördert. 
Von J. Hirschberg. 


Am Sylvester-Abend des vergangenen Jahres kam ein 33jähr. Maschinist 
von auswärts zur Aufnahme, nachdem er 173 Kilometer auf der Eisenbahn 
zurückgelegt. Vor 3 Tagen, am 28. December, hatte er, beim Ausstemmen 
von Eisenblech mit Hilfe eines stählernen Instruments, sein linkes Auge ver- 
letzt; am 29. Dec. Abends den Augenarzt aufgesucht, der am 30. Dec. Hypo- 
pyon wahrnahm, einen Eisensplitter im Augeninnern annahm und den Kranken 
zu mir sandte. Das linke Auge hatte noch leidliche Sehkraft (= !/,, bei 
grossem Gesichtsfeld-Ausfall, oben bis 28°, a. 0. bis 30°), zeigte aber starke 
Reizung, Schmerzhattigkeit, Herabsetzung der Spannung und eine Eiter- 
absetzung am Boden der Vorderkammer. 

In der Hornhaut sitzt aussen-oben, dem Rande nahe und mit ihm 
gleichlaufend, eine verharschte Wunde von 3 mm Länge, mit der die Regen- 
bogenhaut verwachsen ist. Linse im Wesentlichen durchsichtig. Im Glas- 
körper eine dunkle dreieckige Trübung. Sehnerven-Eintritt sichtbar. In der 
Netzhaut unten eine grosse Blutlache, in der man mit Mühe aussen-unten 
die schwarze Kante eines hervorragenden Fremdkörpers wahrnimmt. Die 
Sideroskopie zeigt, dass derselbe nicht klein ist; sie ist allenthalben positiv, 
am grössten aussen-unten am Aequator. 

Sofort wird zum Werk geschritten. Der Verletzte ist etwas ungeberdig 
und ungeschickt, jedoch gelingt die Operation rasch und leicht. Der Ver- 
letzte sitzt aufrecht, Holocain wird eingeträufelt, das Auge vorsichtig aus- 
gewaschen. Ich setze das dickste Ende meines grossen Handmagneten aussen- 
unten auf die Lederhaut. Sofort verspürt der Kranke Schmerz; und, indem 
ich das Magnet-Ende ein wenig gegen den Hornhautrand vorschiebe, sehe 
ich, wie die Iris sich vorwölbt. Sofort setze ich dasselbe Magnet-Ende auf 
den entsprechenden Theil des Hornhaut-Randes. Binnen wenigen Secunden 


47 


erscheint ein Eisensplitter am Ciliar-Rand der Regenbogenhaut — mehr 
aussen, als aussen-unten, — und tritt unter stärkerem Schmerz und Blut- 
Erguss frei in die Vorderkammer ein. 

Das vordere Ende des Eisensplitters folgt dem Magneten in Pendel- 
bewegung nach unten, aber das hintere haftet fest; — der Splitter fällt 
nicht, wie gewöhnlich, auf den Boden der Vorderkammer herab. Sofort 
stehe ich von Weiterem ab, träufle Holocain reichlich ein, lege den üblichen 
Schnitt mit der Lanze am unteren Hornhautrand an, langsam und vorsichtig, 
da der Augapfel ja weich ist, und führe die kleine Spitze des Handmagneten 
zwischen die Wundlefzen. Augenblicklich wird der Splitter an- und langsam, 
aber sicher herausgezogen. Aber zu unsrem Staunen entwickelt sich 
aus der Tiefe ein Eisenstück von nicht weniger als 13 mm Länge 
und 2!/, mm Breite, leicht gekrümmt. Es besteht gar keine 
Neigung zu Vorfall der Regenbogenhaut. Das Auge wird verbunden, 
der Kranke zu Bett gebracht. 

Der Fremdkörper ist auf beigefügter Zeichnung in natürlicher Grösse 
dargestellt. Sein Gewicht beträgt 52 mg. Er gehört also zu denen mittlerer 
Schwere, wo im Allgemeinen nur die primäre, d. h. in den ersten 24 Stunden 
nach der Verletzung ausgeführte Entfernung Aussicht auf guten Erfolg bietet. ! 
Dazu war er nicht vollkommen aseptisch gewesen, wie die Eiter-Absetzung 
auf dem Boden der Vorderkammer bewies. Somit musste, trotz der Prompt- 
heit unsrer Operation, die Vorhersage zweifelhaft bleiben. 

Die Schmerzhaftigkeit des Augapfels, welche vor der Operation bestand, 
hörte nach derselben vollständig auf. 

Am folgenden Morgen, 1. Januar 1905, besteht weder Lichtscheu, noch 
Thränen, aber einige Schwellung der Augapfel-Bindehaut. Die Hornhaut ist 
im Ganzen klar, zeigt jedoch im mittleren Bezirk eine leicht rauchige 
Trübung, als Folge des Abstreifens von Endothel. Vorderkammer rein, ohne 
Blut oder Eiter. Leichter Verband, Bettruhe Am 2. Januar 1905 Wohl- 
befinden, Bindehautschweilung geringer, Spannung besser, als vor der Ope- 
ration. Der mittlere Bezirk der Hornhaut zeigt rauchige Trübung, durch 
Quellung der Substanz, mit scharfer Begrenzung. Cocain und Atropin ein- 
getriufelt. Am 3. Januar 1905 ist die Bindehaut-Schwellung beseitigt. 
Die Pupille giebt schon nach und erweitert sich in mässiger Weise. Natür- 
lich nach aussen zu, wo der Splitter durch die Regenbogenhaut gedrungen, 
ist eine spitzwinklige, hintere Verwachsung des Pupillenrandes eingetreten. 
Rother Reflex bei der Durchleuchtung der Pupille. Das Auge zählt die 
Finger. 

Es verlohnt nicht, die weiteren Beobachtungen mitzutheilen, da die 
Heilung ohne jeden Zwischenfall von Statten ging. Vier Wochen nach der 
Operation, am 28. Januar 1905 ist das Auge ganz reizlos, die Hornhaut 
klar, Spannung normal. Die Pupille freilich nicht regelmässig, da zu der 
vorderen Verwachsung nach aussen-oben, welche der Fremdkörper beim Ein- 
dringen verursacht hatte, noch eine dreieckige hintere Verwachsung schläfen- 
wärts hinzugetreten. Die brechenden Theile sind rein, die Linse durchsichtig. 
Der Selınerv gut sichtbar und normal. Aber dicht unter ihm, und wenig 
auf seine Scheibe übergreifend, beginnt eine grosse Netzhaut-Blutung, welche 
natürlich dicht bei der Grube vorbeistreicht. Auch unten in der Peripherie 
scheint Blut die Netzhaut zu bedecken. Das Gesichtsfeld ist erheblich besser 


ı Vgl. meine Magnet-Operation, 1899, S. 26. 


A8 — 


geworden, es reicht nach oben bis zum 50., nach aussen-oben bis zum 
35. Grad; nach den übrigen Richtungen hin ist es normal. Centrale Seh- 
schärfe schon wieder 1/, und im Steigen begriffen. 

Die Blutung in der Netzhaut nahe ihrem Centrum wird sich ja wieder 
auflösen. 

Drei Punkte sind in diesem Fall noch besonders bemerkenswerth. Erst- 
lich die Lagerung des eingedrungenen Fremdkörpers. Der letztere muss in 
seiner Längsrichtung aussen-oben durch Hornhaut, Iris und Zonula gedrungen 
sein, da die Linse unverletzt geblieben.! Dann lag er aussen-unten im Glas- 
körper und in oder auf der Netzhaut. 

Zweitens verdient das angewendete Instrument Beachtung. In diesem Fall 
hätte der Riesenmagnet eine gänzliche Zerreissung des Augen-Innern bewirken 
können. Der Handmagnet hat den grossen Splitter mit sanfter Kraft nach vorn 
gezogen. Es wird zwar behauptet, dass der Handmagnet nicht durch die Häute 
wirkt, aber man braucht diese Behauptung nicht für richtig zu halten, da 
sie schon zu häufig und zu regelmässig durch Thatsachen widerlegt ist. 

Das Dritte ist der günstige Verlauf der Wundheilung. In jedem frischen 
Fall, vollends wenn Reizung oder gar Hypopyon vorliegt, schreite ich sofort 
zur Operation, sowie der Kranke eintrifft. Dieser Grundsatz hat schon 
manches Auge erhalten. Auch in unsrem Fall wäre wohl am nächsten 
Morgen die Operation zu spät gekommen. 

Zum Schluss noch eine Bemerkung. Ausser den Augen, die durch 
absichtliches, aber, wie ich glaube, schädliches Abwarten zu Grunde 
gehen, werden noch sehr viele Augen erheblich und selbst unheilbar ge- 
schädigt durch Uebersehen der eingedrungenen Eisensplitter. Allmählich 
müssen auch die praktischen Aerzte sich daran gewöhnen, wegen der 
Entwicklung unsrer Industrie, in jedem Fall von ernsterer Augen-Verletzung 
bei Arbeitern an die Möglichkeit des Eindringens von Eisensplittern zu denken 
und, wo die Möglichkeit vorliegt, auch sofort der Sache auf den Grund 
zu gehen. Allmählich müssen die Augenärzte darauf hinarbeiten, mit allen 
Mitteln der klinischen Erfahrung, dem Augenspiegel, dem Röntgen-Bild, der 
Sideroskopie, das Uebersehen eines eingedrungenen Splitters auszuschliessen. 
Zur Erreichung dieses Zieles meinerseits einen kleinen Beitrag zu liefern, 
werde ich in der nächsten Auflage meiner Magnet-Operation die bei mir zur 
Beobachtung gelangten Fälle mit übersehenen Splittern einer wissenschaftlichen 
Erörterung unterziehen. 

Heute will ich nur einen neuen FallYanführen, wo die Diagnose aller- 
dings schwierig, aber wohl nicht unmöglich; das Uebersehen jedoch, wie fast 
immer, recht schädlich gewesen. 

Am 10. Juli 1904 kam ein 32jähriger Arbeiter, dem im Herbst 1902, 
beim Abmeisseln von eisernen Winkeln an einer Decke, ein Splitter in’s rechte 
Auge geflogen. Sehschärfe sofort herabgesetzt. Am folgenden Tage befragte 
er einen Augenarzt, der Verletzungs-Star feststellte und für später Operation 
in Aussicht nahm; auch das Auge an die Magnet-Nadel brachte, aber 
keinen Ausschlag beobachtete. 

Ich fand das Auge reizlos, Tn. Am unteren-äusseren Hornhaut-Rande 
eine ganz feine Hornhautnarbe und dahinter, in der äussersten Peripherie 
der Regenbogenhaut ein ganz kleines Loch, die Linse im Wesentlichen auf- 


1 Eine äusserst feine sternförmige Trübung der hinteren Rinde konnte später 
doch nachgewiesen werden. 


ze, AG, ebe 


gelöst, Hintergrund verschleiert, Sehnerv noch sichtbar, aber nichts vom 
Fremdkörper. Mit + 10D. Finger in "Im Gesichtsfeld concentrisch 
eingeengt (o. 18°, u. 45°, a. 60°, i. 30°). Sideroskopie positiv nach 
innen-unten, dicht an dem Aequator, in nicht grossem Felde. Daselbst 
sitzt also ein kleiner Splitter in der Netzhaut. Beginnende Verrostung: 
Iris bräunlich (links blaugrün), in der unteren Hälfte feine Punkte in der 
Hornhaut, bräunliche Punkte im Linsenkapselsack. 

Ich empfahl Magnet-Operation. Erst am 6. Februar 1905 kam der Ver- 
letzte. Die Operation wurde am 8. Februar 1905 sehr regelmässig durchgeführt. 
Das dicke Ende des Handinagneten wurde auf das Ablenkungs-Feld aufgesetzt und 
gegen die Hornhaut vorgeschoben; sehr bald hob sich die Iris; dann wurde 
der Splitter mit der halben Kraft des Riesen-Magneten an den Pupillen-Rand 
und rasch gegen die Hornhaut-Hinterfläche gebracht, von wo er auf den 
Boden der Vorderkammer herabfiel; Ausziehung in der üblichen Weise, aus 
einem Schnitt am Hornhaut-Rande, mit der kleinen Spitze des Handmagneten. 
Reizlose Heilung. Eine Discission kann wohl die Sehkraft noch bessern, aber 
das Gesichtsfeld ist nicht mehr zur normalen Ausdehnung zu bringen. 

In diesem Fall musste das Iris-Loch trotz des negativen Ausfalles der 
Sideroskopie auf das Eindringen des Splitters hinweisen. Magnetisirung des 
Splitters hätte wohl positiven Ausfall der Sideroskopie bewirkt, den wir, mit 
gut gehaltenem Instrument, ja sofort festzustellen in der Lage waren. 


Gicsellschaftsberichte. 
1) Berliner Ophthulmologische Gesellschaft, 1904. 


Sitzung vom 21. Januar 1904. 


Vorsitzender: J. Hirschberg. Schriftführer: Wertheim. 

1) Herr J. Hirschberg: Krankenvorstellung. (4 Maynetfalle.) 

2) Herr Fehr: Ueber vererbte, fleckige Hornhautentartung 
(mit Krankenvorstellungen). Veröffentlicht im Juniheft des Centralbl. f. 
Augenheilk., 1904. 

3) Herr Herzog: Mittheilung über Befunde von Demodex folli- 
culorum und deren Bedeutung. 

4) Herr von Haselberg: Demonstration eines Präparates von Cysti- 
cercus im Auge. 


Sitzung vom 18. Februar 1904. 


Vorsitzender: J. Hirschberg. Schriftführer: Wertheim. 


1) Herr Fehr: Krankenvorstellung (Gitterförmige Hornhaut- 
trübung). 

2) HerrLoeser: Krankenvorstellung(AneurysmaderCarotis interna). 

3) Herr J. Hirschberg: Vorzeigung eines Präparates von Mark- 
schwamm der Netzhaut. Veröffentlicht im Aprilheft des Centralbl. f. 
Augenheilk. 1904.! 

4) Herr W. Nagel: Ueber Charpentier’'s Entdeckung der 
N-Strahlung des lebenden Körpers. 
Die von Charpentier behauptete Strahlung der Muskeln und Nerven 


' Kin Jahr nach der Operation war das Kind frei von Rückfall, H. 
4 


— 50 — 


des lebenden Thier- und Menschenkörpers deckt sich völlig mit der von 
Blondlot behaupteten directen Strahlung der Nernst- und Auerlampe, der 
Sonne, sowie jeglichen gepressten oder gezerrten Körpers. Die Strahlen sind 
dem Auge nicht direct sichtbar; sie werden aber sichtbar, indem sie die 
scheinbare Helligkeit irgend einer schwachen Lichtquelle für unser Auge er- 
höhen. Ueberaus seltsam ist schon die Angabe, dass dies sowohl bei einem 
elektrischen Funken, wie bei einem Gasflämmehen, wie bei einem Fleck 
phosphorescirender Leuchtfarbe, wie auch endlich bei einem gewöhnlichen 
Papierstreifen eintreten soll, der schwaches Licht irgend welcher Herkuntt 
retlectirt. 

Der Vortr. hat einen T 1B beat: schen und fast sämmtliche 
Charpentier’schen Versuc (Owiederholt, abe Nr Gilla mit absolut nevativem 
Erfolge. Es kam dabei aein Leuchttarben-Pripysat zur Verwendung, das 
Charpentier zur Verfügung oll Bd 90Yas er unlängst bezüg- 
lich der Blondlot’schen uche bemerkt hat, ryt auch für diejenigen 
Charpentier’s zu: man sibht D i chlich, <puter/“den angegebenen Bedin- 
gungen sehr deutliche Helligkeits" y es Leuchtpräparutes, die aber 
nicht auf der Einwirkung irgend welcher Strahlen berulien, sondern rein 
subjectiver Natur sind. Je Gier das Bild des schirachleuchlönden Fleckes 
auf foveale oder nichtfoveale Netzhauttheile fällt, nimmt seine Helligkeit ab 
oder zu; im ersteren Falle kann es sogar leicht völlig verschwinden. Aber 
auch im rein indirecten Sehen ändert sich die Helligkeit wesentlich, sobald 
man den leuchtenden Fleck genau beobachtet; im Dämmerung-Sehen ist die 
Ermüdbarkeit noch grösser als im Tages-Sehen, und eine schwache Lichtquelle, 
die man im indirecten Sehen mit ruhigem Blicke beobachtet, wird nach 
wenigen Secunden schon merklich dunkler. Die kleinste Blickschwankung 
lässt die Helligkeit wieder auf die alte Höhe gehen. 

Wir haben somit zwei von einander unabhängige Täuschungsquellen: die 
unwillkürlich abwechselnde toveale und extratoveale Betrachtung und die 
schnelle Ermüdbarkeit der dunkeladaptirten Netzhaut. 

Aus den Publicationen Blondlot’s und Charpentier’s geht nicht 
hervor, warum sie eine so hervorragend ungünstige Beobachtungsmethode 
gewählt haben. Wenn die von N-Strahlen getroffenen Schwefelcaleium-Theilchen 
wirklich stärker leuchten, warum hat man dann beim Versuch die ungünstigen 
Bedingungen des Successiv-Vergleichs eingehalten, statt der günstigeren des 
Sımultan-Vergleichs? Bestreicht man eine etwas grössere Fläche, etwa von 
Handtellergrösse, mit Leuchtfarbe, so ist im Dunkeln auf ihr jede locale 
Erwärmung durch Berühren mit, dem Finger oder Vorbeittihren einer Cigarre 
ganz leicht erkennbar: die erwärmte Stelle hebt sich als etwas heller gegen 
die Umgebung ab. Macht man denselben Versuch au Leuchtpapierstreifchen, 
die nach Charpentier’s Angabe in der Breite einiger Millimeter zugeschnitten 
sind, so kann man die Erhellung noch immer recht gut wahrnehmen, wenn 
man zwei solche Streifchen neben einander setzt und den einen für einige 
Secunden mit dem Finger berührt. \Wenn man dagegen nur ein Streifchen 
nimmt und dessen Helligkeit unmittelbar vor und nach einer Berührung mit 
dem Finger oder selbst der heissen Cigarren beurtheilen will, erkennt man 
sovleich, wie überaus unvollkomien ein solcher Successiv-Vergleich ist; die 
objectiv durch die Erwärmung merklich gesteigerte Lichtstrahlung macht 
sich subjectiv nicht bemerklich. Einem Phy Helen wie Charpentier, “der sich 
Jahre lang mit physiologischer Optik beschäftigt hat, musste diese Thatsache 
bekannt sein. Man fragt sich also erstaunt, aus welchem Grunde der Forscher 










ss BE 2 


die weıt ungenauere Beobachtungsmethode vorgezogen hat, ohne dass darüber 
aus seinen Publicationen Aufklärung zu gewinnen wäre. Der Vortr. hat die 
Versuche sowohl nach dem von Blondlot und Charpentier geübten 
Verfahren, als auch unter Verwendung grösserer Phosphorescenz-Schirme aus- 
geführt, indessen ebenso wie alle Physiker, die Blondlot’s Versuche nach- 
geprüft haben, mit negativem Erfolge. Auch das von Charpentier an- 
gegebene Vertahren, die Strahlen durch einen Kupferdraht zur Leuchtfarbe 
zu leiten, ergab ein gänzlich negatives Resultat. 


Die ganze Art und Weise, wie die Versuche der Nancyer Autoren ver- 
Offentlicht sind, zeigt, dass sie in einer Art Entdeckungs-Taumel alle wissen- 
schaftliche Kritik eingebüsst haben, da sie die zahlreichen Fehlerquellen in 
ihren Beobachtungen mit keinem Worte erwähnen, sie also auch offenbar 
nicht kennen, und keinen Controllversuch mit Umgehung dieser Fehlerquellen 
gemacht haben. Bei den betheiligten Physikern kann die Unkenntniss der 
physiologischen, in der Beschaffenheit des Auges liegenden Fehlerquellen nicht 
sehr überraschen, wohl aber bei dem Physiologen. 

Solange keine objectiv nachweisbare Wirkung der angeblichen Strahlung 
von Muskeln und Nerven angegeben werden kann, muss die Wissenschaft 
sich den Blondlot’schen und Charpentier’schen „Entdeckungen“ gegen- 
über auf den Standpunkt äusserster Skepsis stellen. Die Art der Publication 
ist: eine der Wissenschaft unwürdige. 


Sitzung vom 17. März 1904. 
Vorsitzender: v. Michel. Schriftführer: Wertheim. 


1) Herr Levinsohn: Experimentelle Untersuchungen über die 
von Bach und Meyer in der Medulla oblongata gefundenen 
Hemmungscentren der Pupille. 

2) Herr Wessely: Ueber künstlich erzeugte Netzhaut-Ablösung. 


Sitzung vom 19. Mai 1904. 


Vorsitzender: v. Michel. Schrittführer: Wertheim. 


1) Herr Pollack demonstrirt eine Frau, der ein Spindelzellensarcom 
aus dem Sinus frontalis entfernt worden ist. 

2) Herr Hamburger: Die anatomischen und physiologischen 
Grundlagen der Stilling’schen '[heorie über die Entstehung der 
Kurzsichtigkeit. Veröffentlicht im Augustleft der Zeitschrift f. Augen- 
heilk. 1904. 

3) Herr Schöler jun.: . Vorläufige Mittheilung über Versuche mit 
Tuberkulin zu Heilzwecken. 

4) Herr Karl Münch (a. G.). Ueber die muskulése Natur des 
Stromazellnetzes der Uvea. Veröffentlicht im Octoberheft der Zeitschr. 
f. Augenheilk. 1904. 


Sitzung vom 16. Juni 1904. 


Vorsitzender: v. Michel. Schriftführer: Wertheim. 


1) Herr Herzog: Ueber den Einfluss von Diffusionsströmen 
auf die Netzhaut. 
2) Herr v. Michel: a) Myasthenia ocularis (Krankenvorstellungen), 
4” 


aa B9 zu 


b) Tuberkulose des Auges (Krankenvorstellungen), c) Demonstration 
pathologisch-anatomischer Präparate. 


Sitzung vom 20. October 1904. 


Vorsitzender: v. Michel. Schriftführer: Wertheim. 


1) Herr Fehr: Krankenvorstellung (Angiom der Conjunctiva bulbi). 

2) Herr J. Hirchberg zeigt eine Nachbildung eines alten Collyrien- 
Stempels. 

3) Herr Abelsdorff und Herr Piper (a.G.): Ueber die Verschieden- 
heit der directen von der consensuellen Lichtreaction der Pupille. 

4) Herr Münch (a.G.): Zur Anatomie des Dilatator pupillae. 
Veröffentlicht in Januarbeft der Zeitschr. f. Augenheilk. 1905. 


Sitzung vom 17. November 1904. 
Vorsitzender: v. Michel. Schriftführer: Wertheim. 


1) Herr F. Mendel: Krankenvorstellung (Moebius’scher Kernschwund). 

2) Herr Greeff: Milchige Thränen. 

Greeff zeigt ein Mädchen, das an starkem Thränenfluss leidet. Wenn 
man schwache Zinklösung einträufelt, so werden die Thriinen sofort ganz 
milchig. Dasselbe geschieht bei anderen Lösungen. Die chemische Unter- 
suchung ergiebt, dass es sich nicht um ausgefälltes Zink handelt, sondern 
um einen Eiweissniederschlag. Die sonst klaren Thränen sind also auftallend 
eiweisshaltig. Die Thränendrüse zeigt nichts Abnormes. Aehnliche Beobach- 
tungen scheinen nicht gemacht zu sein. 

3) Herr Pollack: Krankenvorstellung (Metastatisches Carcinom der 
Choroidea). 

; 4) Herr Greeff: Augenärztliche und hygienische Schulunter- 
suchungen. 

Vortr. berichtet ausführlich über die Resultate von Untersuchungen, die 
er im Auftrag des Kultusministers in Berlin an höheren Schulen angestellt 
hat, um Unterlagen für den Zusammenhang von Schule und Myopie zu 
gewinnen. 

Im Bezug auf die Trachomfrage ist von Interesse, dass sich bei ins- 
gesammt 1437 Schülern 299 Mal Follikel in der Conjunctiva fanden = 21”:,. 
Im Friedrich- Werder’schen Gymnasium wurden sogar 31°/, Conjunctivitis 
follicularis aufgefunden. Nach Ansicht der Unitarier hätten wir also die 
schönste Trachom-Epidemie. Vortr. ist dagegen der Ansicht, dass diese Follikel 
nicht nur von dem Trachom scharf zu trennen sind und getrennt werden 
können, sondern dass sie überhaupt keinen Krankheitsbegriff ausmachen. Sie 
finden sich in Schulen überall und zu allen Zeiten und machen meist gar 
keine Beschwerden. 

Das Vorkommen der Kurzsichtigkeit erläutert am besten folgende Tabelle: 
siehe S. 53. 

Man sieht, dass alle drei Curven keine erheblichen Abweichungen zeigen. 
Nicht nur das allmähliche Ansteigen ist ähnlich, sondern auch einige steile 
Anstiege und Abtälle correspondiren. Im Wilhelms-Gymnasium und im 
Grauen Kloster finden wir das merkwürdige, mehrfach erwiäbnte Abfallen 
der Curven von Sexta zu Quinta. Dann steigt die Curve steil auf im Grauen 


Kloster bis U. HI, eine Ansteizung, die übrigens die beiden anderen Gym- 


53 - 


nasien auch mitmachen, wenn auch in geringem Maasse. Nach einem kurzen 
Abfall in O. HI. erholen sich die Curven und endigen fast im selben Punkt 
in O. I. auf 38, 39, 39°/). 

Anders ist es mit den Graden der Kurzsichtigkeit. Sie ergaben, dass 


-Kurventabelle. 


Vergleichung der proc. Anzahl der Kurzsichtigen in den drei Gymnasien, 


Friedrw. | 11 | 014 mm nm mn 88 | 36 Procent 
Wilh. G. | 22 | 15 7, 20 | 16 | 40 29 29 | 39°C, 
Graues Kl. 18 6 | 22 46 42 33 35 7 39 p 
Procent , yy, V. , VL ,U.M./O.1) UU.) OIL) UL] OL 
50-—-- un 





HI 


in dem bei weitem am schlechtesten beleuchteten Gymnasium zum Grauen 
Kloster die Grade der Kurzsichtigkeit viel höher werden. 


Ein breites Capitel ist den Lichtmessungen gewidmet und die ver- 
schiedenen Methoden der photometrischen Untersuchung wurden kritisch 
besprochen. Hauptsächlich ist mit dem Weber’schen Raumwinkelinesser unter- 
sucht worden. 


An den Schulbänken hat man sehr viel auszusetzen. Es sei besonders 
die Rettig’sche Schulbank empfohlen. 


Den Schluss bilden praktische Vorschläge, die besonders dahin gehen, 
zwischen das Lernen und Sitzen Erholung und körperliche Bewegungen ein- 
zuschieben. Oculus sanus in corpore sano. 


5) Herr Thorner: Ueber eine einfache Methode der Tages- 
lichtmessung. 

Die bisherigen Methoden zur Messung der Brauchbarkeit von Schulplitzen 
können ın die subjectiven, die Photometer und den Raumwinkelmesser ein- 
geteilt werden. Die subjectiven Methoden nehmen die Erkennbarkeit kleiner 
Schriftzeichen zum Muassstab und sind ziemlich ungenau. Die Photometer 
sind kostspielige und schwer transportable Instrumente und haben für diese 
Zwecke den Fehler, dass sie wohl die momentane Helligkeit genau angeben, 
aber kein allgemeines Urtheil über den Platz zulassen. Die Bestimmung mit 


54 


dem Raumwinkelmesser dagegen giebt zwar ein allgemeines Urtheil über den 
Platz ab, ist aber sehr zeitraubend und mühsam und berücksichtigt nicht 
die Reflexe der umgebenden Häuser und Wände. Vortr. stellte sich die 
Aufgabe, ein Instrument zu construiren, das im Gebrauch einfach und leicht 
transportabel ist, dessen Werthe vom Wetter unabhängig sind, und das die 
Reflexe der Umgebung mit berücksichtigt. Dies wird möglich durch Ver- 
gleichung der Platzhelligkeit mit der Helligkeit des reellen Himmelsbildes, 
das auf einem Papierblatt durch eine Convexlinse von gegebener Apertur 
entworfen wird. Das kleine Instrument besteht aus einem Kästchen, das in 
der oberen Seite eine Convexlinse, über dieser einen drehbaren Spiegel trägt, 
in der unteren eine feine Oeffnung besitzt. Die Prüfung geschieht einfach so, 
dass man beurtheilt, ob diese Oeffnung heller oder dunkler als das sie um- 
gebende Himmelsbild ist. In ersterem Falle ist der Platz brauchbar, in 
letzterem nicht. 


6) Her Wiesinger: Eine respiratorische Irisbewegung. 


Am 4. October 1904 kam eine 60jährige Patientin in die Augenklinik 
der Charité, die seit 8 Jahren an zunehmender Schüttellähbtnung leidet. Die 
inneren Organe bieten nichts Besonderes, die Patellarsehnenreflexe sind er- 
loschen, keine Sensibilitätsstörungen. Ophthalmologisch bot Patientin die 
besonders linksseitig ausgesprochenen Zeichen der Sympathikuslähmung, den 
Horner’schen Symptomencomplex: leichte Ptosis, Enophthalmus und Hyper- 
hidrosis. Die Pupillen sind beiderseits hochgradig verengert, links mehr als 
rechts, und entrundet; sie reagieren nicht auf Lichteintall, aber gut auf 
Convergenz. Lässt man in der Nähe fixiren, so bildet die linke Pupille einen 
vertical gestellten Schlitz von 3:1 mm Weite, dessen kleiner Durchmesser 
sich während der Inspiration langsam auf das Doppelte (2 mm) erweitert. 
um mit Ablauf der Expiration wieder seine vorige Weite anzunehmen. Die 
Irisbewegung verläuft immer synchron mit der Athmung, tiefere Inspiration 
hat eine stärkere Pupillenerweiterung zur Folge Die Galvanisation des 
Halssympathicus hat keinen Einfluss auf die Pupille. In der Literatur 
findet sich ein Fall von respiratorischer Pupillenschwankung, der von Roch- 
Genf 1903 beschrieben wurde. Bei der Section fanden sich neben Aorten- 
aneurysma ausgedehnte pleuritische perikarditische Verwachsungen. Für 
die Erklärung des vorliegenden Phänomens kommen meines Erachtens 
3 Punkte in Betracht: 1. Die Form und Weite der Pupille, weil sie eine 
selbst geringe Schwankung im Kalıber der Pupille leicht beobachten lassen. 
2. Die Lichtstarre, weil sie die Anwendung intensiver Beleuchtung bei der 
Beobachtung gestattet und das Ablaufen der respiratorischen Erweiterung 
nicht durch in Folge vermehrten Lichteinfalls ausgelöste retlectorische Ver- 
engerung unterbricht. Schliesslich auch, weil mit Eintritt der Lichtstarre 
wohl auch die sensiblen und psychischen Einflüsse auf die Pupille aufgehört 
haben, so dass mit Festlegen der Convergenz bezw. Accommodation die Pupille 
allen gewöhnlichen Einwirkungen entzogen war. 3. Die Sympathieus-Lähmung, 
weil das paralytische Gefässsystem der Iris und vor allem der Ciliarfortsätze, 
die unter normalen Verhältnissen ein Reservoir für den Füllungszustand der 
Iris darstellen und wie ein Ventil Blutdruckschwankungen von letzterer fern- 
halten sollen, dem Eintluss der Athmung auf den peripheren Gefüssdruck 
weniger Widerstand entgegensetzen können. (Autoreferat). 


7) Herr J. Hirschberg: Ueber einen seltenen Operationsfall. 
Veröffentlicht im Dezemberheft des Centralbl. f. Augenheilk., 1904. 


se D 2 


Sitzung vom 15. Dezember 1904. 
Vorsitzender: v. Michel. Schriftführer: Wertheim. 


1) Herr v. Michel: Anatomischer Befund von markhaltigen 
Nervenfasern (Demonstration von Präparaten). 

2) Herr v. Michel: Geschwulst (Fibrom) der Sehnervenpapille 
(Demonstration von Präparaten). 

8) Herr Helbron: Ueber Kroenlein’sche Operation. 


2) Wiener ophthalmologische Gesellschaft. (Bericht von Prof. Elschnig.) 


Sitzungen am 16. November und 14. Dezember 1904. 


1) Elschnig hält den angekündigten Vortrag: Ueber Glaskörper- 
Ablösung. 

Seit Iwanoft’s erster Mittheilung über Glaskörper-Abhebung in myopi- 
schen Augen und seit Weiss’ ergänzenden klinischen Beobachtungen, welche 
auch durch anatomische Untersuchungen vesttitzt wurden — der nasale 
Reflexbogenstreif an der Papille wurde als der Ansdruck beginnender Glas- 
körper-Ablösung gedeutet, — nahm man allgemein an, dass in myopischen 
Augen Glaskörper-Abhebung ein sehr häufiges Vorkommniss sei. Vortr. hat 
daher bei der Untersuchung von 22 myopischen, intra vitam ophthalmosko- 
pirter Augen-Eröffnung derselben nach kurzem Verweilen in Formol — 
Müller — genau auf den Glaskörper geachtet. Nur in 4 Augen, und zwar 
bei Myopie 4, 10, 20 und 25 fand sich die von Arlt beschriebene Glas- 
körper-Verflüssigung, in allen anderen war der Glaskorper normal. Glaskörper- 
Verflüssigung ist also jedenfalls in normalen myopischen Augen mindestens 
eine grosse Seltenheit. Dazu ist noch zu bemerken, dass Iwanoff ganz 
willkürlich Arlt’s Glaskörper-Vertlüssigung anatomisch und ätiologisch mit 
seiner angeblichen Glaskörper-Ablösung identificirt hatte. 

Da Glaskörper-Ablösung in bestimmten Zusammenhang mit der Netzhaut- 
Ablösung gebracht wurde, berichtet Vortr. anschliessend, dass er in 4 Augen 
mit albuminurischen Netzhaut-Ablösung, sowie in einem Auge mit Netzhaut- 
Ablösung bei hoher Myopie makroskopisch und mikroskopisch normal anliegenden 
Glaskörper gefunden. Dass die trichterförmige Glaskörper-Abhebung mit dem 
Ophthalmoskope nachweisbar ıst, hat Vortr. aus der anatomischen Unter- 
suchung eines Falles von Retinitis pigmentosa erkannt, bei dem an beiden 
Augen eine von der Papille entspringende und in den Glaskérper einstrahlende, 
einer A. hyaloidea ähnliche und ursprünglich als solche diagnostieirte binde- 
gewebsihnliche Bildung bestanden hatte. Es sind also jene in den Augen 
mit Chorioiditis nicht allzu selten vorkommenden analogen Bildungen als 
Glaskörper-Ablösung anzusprechen. 


2) Schnabel: Ueber temporale Hemianopsie. 

Da beide Gesichtsfelder ein gemeinsames Centrum besitzen, dürfen wir 
von „Hemianopsie“ nur dann sprechen, wenn im gemeinsamen (resichtsfelde 
eine Hälfte, also an jedem Ausre die gleichliegende Hälfte fehlt. In diesem 
Sinne giebt es also keine temporale Hemianopsie. Zur leichteren Verständigung 
soll trotzdem im Folgenden ter eingebiirgerte Name beibehalten werden. 
Theilt man durch ein schrüges Kreuz die Papille in 4 Quadranten, so ist das 
laterale Viertel das Entfärbungsgebiet beim Centralskotom, das laterale und 


56 - 


mediale das Entfärbungsgebiet bei temporaler Hemianopsie. Darüber, ob bei 
nasaler Hemianopsie auch eine besondere Veriünderung der Papille vorkommt, 
weiss Vortr. nichts anzugeben, da in dem einzigen Falle, den er gesehen, 
Stauungspapille bestand. 

Vortr. berichtet dann ausführlich über einen Fall temporaler Hemianopsie, 
in dem in 4 jähriger Beobachtung wiederholt temporale Hemianopsie, völlige 
Erblindung eines Auges und normale Function mit an den blinden Fleck 
anschliessendem Skotom vorkam. Erst zuletzt wurde röntgenographisch eine 
Hypophysen-Geschwulst nachgewiesen. Im Anschlusse daran berichtet Vortr. über 
7 Fälle temporaler Hemianopsie, in denen gewiss kein intrakranieller Process 
bestanden hatte. In allen diesen Fällen versagen die bisherigen Erklärungen, 
da weder durch Annahme von Druckwirkung (bei Hypophysis-Tumor), noch 
von retrobulbärer Neuritis die strenge Begrenzung der Gesichtsfelddefecte, die 
Wiederkehr normaler Function oder der Ausfall der zweiten Gesichtsfeldhälfte 
verständlich sei. Vortr. nimmt daher auch für die Fälle, in denen Hypo- 
physis-Tumor erwiesen ist, in Analogie mit der Pathologie des Centralskotoms 
eine besondere Disposition des gekreuzten Optikusbündels zu isolirter Erkran- 
kung unter toxischen Einflüssen an. „Toxische Einfluss-Substanzen im Blute 
erzeugen das Centralskotom. Die Analogie bringt mich auf die Vermuthung, 
dass toxische Substanzen ım Blute auch temporale Hemianopsie veranlassen 
können. Sollte nicht die krankhafte Vergrösserung der Hypophyse dafür 
verantwortlich zu machen sein, dass giftige Substanzen in den Sehnerven 
gelangen?“ Vortr. nimmt also an, dass die temporale Hemianopsie auch bei 
Hypophysis-Tumor als System-Erkrankung des gekreuzten Optikusbündels an- 
zusehen sei. Vergiftung und Entgiftung des gekreuzten Bündels erkläre, wie 
beim Centralskotom, das Schwanken der EEN und die Wieder- 
herstellung normaler Function. 


Discussion. 


Redl$ch: Schnabel’s Ansicht würde für Fälle temporaler Hemianopsie 
ohne cerebrale Erscheinungen die bisher ausstehende Erklärung liefern. Für 
Fälle von Tumoren der Hypophyse und des Chiasma dagegen sei dies nicht 
zu acceptiren, und würde Vortr. hier eher an eine elective Wirkung des 
Drucks, d.h. auf eine besondere Reaction des gekreuzten Bündels, wie dies 
z. B. analog bei der Bleilähmung vorkommt, auf den Druck rekurriren. 
Ueberdies fehlte gewöhnlich bei temporaler Hemianopsie die durch Schnabel’s 
Erklärung postulirte scharfe Abgrenzung, indem fast immer, wie dies auch 
in Schnabel’s Fall bestand, der Gesichtsfelddetect auch auf die zweite Hälfte 
übergreift. 

Schnabel erwidert darauf und führt noch einen weiteren Fall von 
temporaler Hemianopsie ohne jegliche cerebrale Erscheinungen an, der in 
3 monatlicher Beobachtung völlig ausgeheilt ist, und bei dem 5 Jahre später 
noch das eine Auge völlig normal war, während das zweite an einer inter- 
kurrirenden Iridocyklitis unbekannter Ursache völlig erblindet war. Vortr. 
wollte durch seinen Vortrag hauptsächlich feststellen: 1. Es giebt Fälle 
temporaler Hemianopsie, in denen keinerlei intrakranielle Erkrankung nach- 
weisbar ist. 2. Die scharfe Abgrenzung des Gesichtstelddefectes bei temporaler 
Hemianopsie kann nur durch die augenommene Erkrankung des gekreuzten 
Bündels als System erklürt werden. 

Zimmermann kritisirt Schnabel’s Vorschlag, die Gesichtsfelder beider 
Augen als zusammengehörig auf einen gemeinsamen Fixationspunkt zu proji- 


-. 57 — 


ciren, abfillig. Dann meint Vortr. sich gegen die Annahme einer toxischen 
System-Erkrankung erklären zu müssen, da 1. die beiden bei der temporalen 
Hemianopsie betroffenen Nervenfasergruppen keine physiologisch zusammen- 
gehörige Fasergruppe darstellen, und 2. die für eine toxische Systemerkrankung 
charakteristische scharfe Abgrenzung auf eine bestimmte Fasergruppe hier 
immer fehlt, 3. seien die bei der temporalen Hemianopsie so häufigen plötz- 
lichen Schwankungen im Krankheitsbilde der typischen toxischen Neuritis 
fremd. Anderseits könne aus der Anatomie des Chiasma allein schon das 
Ergriffensein der gekreuzten Bündel bei Hypophysis-Tumoren verstanden werden, 
da fast im ganzen Verlauf des Chiasma das gekreuzte Bündel vom un- 
gekreuzten wie von einem schützenden Mantel umgeben sei. Der Druck 
bringe auch nicht sofort die Nervenfasern zum Schwunde, sondern setze nur 
eine Leitungs-Unterbrechung; so seien durch wechselnde Grössenzunahme und 
Verkleinerung des Tumors, wie derartiges z. B. bei Schilddrüsen-Tumor ganz 
bekannt sei, die grossen Schwankungen in der Netzhaut-Function zu verstehen. 

Elschnig kann Schnabel’s erste These, dass Fälle typischer temporaler 
Hemianopsie vorkommen, bei denen alle Zeichen irgend eines intrakraniellen 
Herdes fehlen, auch aus eigener mehrfacher Beobachtung bestätigen und 
reicht eine Anzahl einschlägiger Gesichtsfeld- Aufnahmen herum. Vortr. hat 
angenommen, dass hier ein entzündlicher Process im Chiasma zu Grunde 
liege. Wenn derselbe in der Chiasma-Mitte sitzt, so lassen sich daraus alle 
die charakteristischen Erscheinungen erklären: das oft ganz passagere Auf- 
treten von Gesichtsfelddefecten im Bereiche der gekreuzten und ungekreuzten 
Bündel, die Schwankungen im Sehen u. s. f. Auch bei der Erklärung der 
temporalen Hemianopsie durch Druck bei Hypophysis-Tumoren brauche man 
nicht, wie Redlich, auf eine besondere Art der Reaction des gekreuzten 
Bündels auf die Druckwirkung zu rekurriren; wenn das Chiasma in toto 
gedehnt wird, z. B. durch einen Druck von unten her, so wird ja, wenn das 
gekreuzte Bündel gedehnt wird, das ungekreuzte zuerst geradezu entspannt. 

Zimmermann’s Einwand bezüglich der absoluten Constanz der Skotome 
bei Intoxikationsamblyopie stellt Elschnig dahin richtig, dass eine solche 
Constanz gar nicht existire. Beim Papillomakularbündel stehe die Sache auch 
deshalb anders, da hier bestimmte anatomische Eigenthümlichkeiten dessen 
isolirte Erkrankung erklären: die hintere Centralvene des Sehnerven, und der 
Umstand, dass im Chiasına dasselbe unmittelbar an das Infundibulum des 
3. Ventrikels angrenze. 

Jedenfalls sei es sehr dankenswerth, dass Schnabel an Stelle der rein 
anatomischen Auffassung der Grundlage der temporalen Hemianopsie eine 
physiologische gesetzt, und damit zu neuerlichem eingehenden Studium der 
Frage angeregt habe. 

L. Müller: Wir finden einerseits Fälle typischer scharf abgesetzter 
temporaler Hemianopsie bei sicherem Vorhandensein basaler Processe, ander- 
seits wieder Hypophysis-Tumoren (Akromegalie) mit ganz unregelmässigen 
Gesichtsfelddefecten. Dies spricht gegen die Annahme einer toxischen System- 
erkrankung, ebenso wie das Sprunghafte in den Erscheinungen keine Analogie 
findet in den toxischen Nervenläsionen. (Gerade dies lässt an traumatische 
Ursache denken. Die scharfe Abgrenzung der Defecte bei Druck liesse sich, wie 
dies schon Elschnig andeutet, verstehen, wenn wir nicht sowohl an Druck, als 
an Zug denken. Wird das Chiasma gedehnt, so leiden durch Zug zuerst die 
gekreuzten Bündel. Dass wir eine nasale H. nie oder fast nie beobachten, 
obwohl (im Sinne Edinger’s) die quantitative Inanspruchnahme des ge- 


58 


kreuzten Bündels von der des ungekreuzten sich nicht unterscheidet, würde 
damit im Einklange stehen. 


Sachs: Gegen die toxische Theorie scheint zu sprechen das Fehlen von 
physiologischen Thatsachen, die auf einen Gegensatz zwischen temporaler und 
nasaler Netzhauthälfte resp. zugehörigen Nervenfasern hinweisen würden, so- 
wie der Umstand, dass, wie Schnabel selbst angiebt, Fälle vorkommen, 
bei denen das Papillomakularbündel nur in seiner temporalen Hälfte mit- 
betroffen ist. 


Referate, Uebersetzungen, Ausztige. 


Das Radium, seine Darstellung und seine Eigenschaften, von Dr. 
Jacques Danne, Privat-Assistent des Herrn Prof. Curie. (Veit u. Comp. 
1904. 84 Seiten). 


Die Arbeit enthält als Einleitung einen geschichtlichen Rückblick über 
die Entdeckung der stark radio-activen Substanzen wie Uran, Thor, in der 
Blechblende, dem Polonium und dem Radium. Der eigentliche Inhalt zertällt 
in die Hauptabschnitte: 1. Messung der Strahlungsintensität der radio-activen 
Substanz. 2. Extraction der Radiumsalze. 3. Eigenschaften der Radiumsalze. 
4. Die Strahlung der Radiumsalze 5. Durch die Strahlung der Radium- 
salze erzeugte Effecte. 6. Die inducirte Radioactivität und die Emanation des 
Radiums. 7. Eigenschaften der Radium-Emanation. 8. Natur der durch die 
Radiumsalze erzeugten Erscheinungen. 

Die in dem 5. Abschnitt besprochenen physiologischen Wirkungen er- 
scheinen für den Mediciner nicht recht vollständig. Um so interessanter sind 
die rein physikalischen Mittheilungen. Hervorzuheben, wenn auch vielleicht 
nur als Spielerei, ist die Construction eines mit Hilfe des Radiums im luft- 
leeren Raum construirten „Perpetuum mobile‘ (Seite 41, Goldblatt-Elektroskop, 
dessen beide Schenkel, indem sie sich spreizen, am Rande der Flasche einen 
Metallbelag berühren, wodurch ihre Elektricität zur Erde abgeleitet wird: 
darnach fallen die Blättchen wieder zusammen, werden aber durch das Radıum 
‚sofort wieder aus einander getrieben u. s. w.). 


Die klaren Ausführungen über die Emanation des Radiums seien, der 
Bedeutung gerade dieses Punktes entsprechend, hier kurz wiedergegeben: 
Unter Emanation versteht man ein materielles radio-actives Gas, welches von 
dem Radium ständig entwickelt wird. „Diese Emanation verbreitet sich im 
Raume, mischt sich mit den das Radiumsalz umgebenden Gasen und kann 
in besonderer Gestalt an der Oberfläche fester Körper wirken und sie radio- 
activ machen.“ Die indicirte Radioactivität ist also nichts andres als die 
durch Emanation bewirkte radio-active Energieübertragung. „Alle in der 
Nähe der Radiumsalze befindlichen Gase werden radio-activ; nach der vor- 
stehenden Hypothese sind sie mit Emanation geladen. Diese Gase können 
also den festen Körpern, die man ihnen zugesellt, Activität mittheilen.* ... 
„Die Radiumsalze sind der Herd einer beständisen Emanations-Abgabe.‘ 

C. Hamburger. 


_ 59 _- 


Journal-Uebersicht. 


La clinique ophtalmologique. 1904. Nr. 1—10. 
1) Hornhautvascularisation nach Entztindung, von Barrett und Orr. 

Die für die Diagnose einer abgelaufenen parenchymatösen Keratitis so 
charakteristischen tiefen, sog. besenreiserförmigen Gefüsse, auf die Hirsch- 
berg bekanntlich zuerst die Aufmerksanikeit gelenkt hat, werden hier nach 
mehreren Fällen abgebildet. 

Im Gegensatz dazu finden sich Zeichnungen von oberflächlichem Pannus. 
2) Prognose der subconjunctivalen Ecchymosen, von Trousseau. 

Verf. leugnet jeglichen ätiologischen Zusammenhang zwischen einer 
Blutung der Bindehaut und einer solchen der Netzhaut oder des Gehirns. 
Bei dem häufigen Auftreten der ersteren handelt es sich gegebenen Falles 
immer um ein zufälliges Zusammentreffen. 

3) Das Dionin nach vierjähriger Erfahrung, von Darier. 

Verf. hält das Mittel für unentbehrlich in der Ophthalmologie. Trotz 
der unangenehmen Folge-Erscheinungen nach seiner Anwendung (Schmerzen, 
Chemosis) ist es als physiologisches Antisepticum durch seine Lymph-Ueber- 
schwemmung in hohem Maasse geeignet. Auch als Anästheticum leistet es 
gute Dienste. Tiefe Hornhaut-Infiltrate verschwinden unter Dioningebrauch 
schneller. 





4) Trepanation in der Höhe des Sehcentrums wegen einer Ophthal- 
moplegie nach Schidelbruch, von Boureau. 

5) Operative Behandlung des Ulcus serpens corneae, von Schulte. 
Um die Ucbelstände zu vermeiden, welche die Saemisch’sche Operation 

bedingt, empfiehlt Verf. die Punction des Geschwürsgrundes durch einen 

feinen Thermokauter. Es kommt dann nicht zu einem so grossen Leucom, 

wie häufig bei andrer Behandlung. 





6) Graues Oel zur Massage als Ersatz der subconjunctivalen Injec- 
tionen und in der Ophthalmotherapie, von Vacher. 

Die Zusammensetzung des grauen Oels ist folgende: 

Quecksilber 27,0 
Graue Salbe 6,0 
Lanolin 45,0 
Oel 22,0. 

Die Massage mit diesem an sich reizlosen und sterilen Mittel wirkt in 
doppelter Weise: In mechanischer Hinsicht reguliert sie die intraoculäre 
Circulation und in medicamentöser Beziehung bewirkt sie eine Resorption 
des Quecksilbers durch die Bindehaut. Auf diese Weise ersetzt sie die 
schmerzhaften subconjunctivalen Injectionen. 





7) Anlehnung der abgelösten Netzhaut im Anschluss an die Spontan- 
resorption einer Secundircataract, von Nicati. 
Die Ablösung hatte 12 Jahre bestanden, während dieser sich eine 
Cataract entwickelte. 3 Jahre nach der letzten Untersuchung hatte sich die 


60 — 


Cataract spontan aufgelöst und die Netzhaut wieder angelegt. Während das 
Sehen früher fast ganz autgehoben war, sieht das Auge jetzt wie ein gut 
an Star operirtes. Therapeutische Versuche, bei Netzhaut-Ablösung durch 
Discission und Star Extraction günstig einzuwirken, haben zu keinem Re- 
sultat geführt. 
8) Behandlung von Hornhautflecken durch subconjunctivale Injec- 
tionen von benzoesaurem Lithion, von Olivares. 
Drei Fälle wurden behandelt. Nach 3—6 Injectionen war das Maximum 
der Besserung erreicht. Die Behandlung (!/, Spritze einer 1°/, Lösung) 
wird anstandslos ertragen. 


9) Behandlung der verschiedenen Arten von Glaucom, von Abadie. 

Im Wesentlichen eine Recapitulation bekannter Grundsätze Bei den 
akuten, subakuten, entzündlichen, schmerzhaften mit gesteigertem Druck und 
intermittirenden Paroxysmen ist die Iridectomie und nicht die Anwendung 
eines Mioticum indicirt. Bei Glaucoma chron. simpl. kommt Pilocarpin zur 
Anwendung, und die Iridectomie ist zu unterlassen. 

Die Resection des Halssympathicus kommt in Frage, wenn Iridectomie 
oder Miotica im Stiche lassen. 


10) Pseudoglaucomatöse Prodrome, von Rochon-Duvigneaud. 

Verf. nennt den Fall ein Pseudoglaucom, weil der Kranke während 
1—8 Jahren wegen prodromaler Erscheinungen dauernd Miotica brauchen 
musste und jetzt seit 2 Jahren ohne jede Behandlung frei geblieben ist, 
ohne dass die geringsten Spuren seines Leidens zurückgeblieben wären. 


11) Grosser Fremdkörper im Bindehautsack, von de Micas. 


12) Ophthalmia electrica, von Valois. 
13) Die Wirkung des antitoxischen Serums auf das infectiöse Ge- 
schwür der Hornhaut, von Darier. 

Eine Analyse der bekannten Arbeit von Römer in Zeitschrift für 
Augenheilkunde. 

14) Die Druckmassage bei der Behandlung der Myopie, allein oder 
combinirt mit andren Behundlungs-Methoden, von Dornec. 

Verf. ist der Ansicht, dass er in einer grossen Zahl von Fällen durch 
diese Modification der Massage entweder die Entwicklung der Myopie auf- 
gehalten oder ihre weführlichen Folge-Erscheinungen unterdrückt hat. Die 
Hauptsache der Behandlung besteht darin, dass sie mit grösster Vorsicht 
und Consequenz ausgeübt wird, um den besten Effect zu erreichen, ohne 
dabei zu schaden. (Netzhaut-Abldsung.) 

15) Retinitis pigmentosa bei Zwillingen, von Dujardin. 

Der ophthalmoskopische Befund bei den beiden, von blutsverwandten 
Eltern stammenden Patienten zeigte nicht das typische Bild, sondern mehr 
weisse Flecke, auch im Centrum. Die Scehnerven waren leicht entfärbt. 
Lues war auszuschliessen. 


See W as 
16) Linsenextraction bei hochgradiger Myopie, von Snell. 


17) Beitrag zur Lehre von den Tumoren des Auges, von Pascheft. 

1. Melanotisches Alveolirsarcom der Bindehaut des Lides. 

2. Papillom des Limbus. 

3. Traumatische Iriscyste. 

4. Echinokokkenblase der Orbita. 

18) Ichthyol und Thigenol bei Blepharitis, von Reumanux. 

In hartnäckigen Fällen hatten Compressen, die mit lchthyol getränkt 
waren und während der Nacht die Augen bedeckten, guten Erfolg. Die 
gelegentlich auftretenden Schmerzen und die Reizung werden vermieden durch 
Thigenol, das während der Nacht in dünner Schicht die Lidränder bedeckt. 





19) Einfluss des Klimas der See-Alpen auf die Krankheiten des Auges, 
von Moriez. 

20) Subcutane Kochsalz-Injectionen bei Amblyopie nach Blutverlust, 
von Elschnig. 

Geht man von der Ansicht aus, dass sich in Fällen von extremer 
Anämie Toxine in den Circulationswegen bilden, oder dass solche, nach 
Magen-Darmblutungen, aus dem sich zersetzenden Blut entstehen und re- 
sorbirt werden; so dürften subcutane Kochsalz-Injectionen von Werth sein, 
um den Blutdruck wieder zu steigern und die Flüssigkeit wieder zu ersetzen. 
Verf. hat einen derartigen Fall schon 1894 so behandelt. Er meint, dass 
die Toxine die Schuld an der Erblindung tragen. Moll. 


Vermischtes. 


1) Pietro Gradenigo, (Spross des alten venet. Patrizier-Geschlechts, 
dem der berühmte Doge Pietro Gradenigo entstammte), geb. 1831 zu Venedig, 
gest. den 1. December 1904 zu Padua. Im Jahre 1855 an dieser Universität 
promovirt, wurde er zuerst Assistent an der dortigen Augen-Klinik, dann 
Chirurg am Krankenhaus zu Venedig und 1873 Professor der Augenheilkunde 
an der Universität zu Padua. Seine augenärztlichen Arbeiten sind von seinen 
Schülern Ovio und Bonamico gesammelt und im vergangenen Jahr veröffent- 
licht worden. Sie beziehen sich auf Antisepsie, Star-Operation, Beobachtung 
der Hornhaut-Trübungen, elektrische Behandlung von Augen-Krankheiten, 
Massage bei Netzhaut-Ablösung. Ehre seinem Andenken. 

Seine hauptsächlichsten Arbeiten sind die folgenden: 1. Sullo spostamento 
della cateratta ed un nuovo ago spatola. Venezia 1862. 2. La cosmesi 
dell’ organo della vista. Padova 1873. 3. Sugli occhiali. Padova 1878. 
4. Sul cauterio attuale sulla cornea. Bolletino d’oculistica 1879. 5. Di un 
ochiale ellettrico. Padova 1880. 6. Sull antisepsi oculare. Annali d’ottalm. 
1882. 7. Termometria oculare. 8. Sulla fistola corneale a scopo ottico. 
9. Dell’ iritis tuberculosa. Annales d’oculist. 1886. 10. Dell’ idalopsiforo. 
Bolletino d’ocul. 1886. 11. Teoria sulla visione. Annali di ottalm. 1888. 
12. Sul trapianto della cornea. Annali di ottalm. 1889. 13. Sul massaggio 
oculare. 14. Sulla circolazione retinale. Annali 1893. 15. Caso di derma- 
tobia noxialis (larva di dittero) piantata sulla palpebra. Congresso internat. 


— 6&2? — 


di Roma 1894. 16. Rifacimento della palpebra superiore. La Clinica moderna 
1895. 17. Cura da tentarsi nei casi di cecita per leucomi. La Clinica 
moderna 1895. 18. Occhiale di accomodazione automatica. Annali di Ott. 
1896. 19. Estrazione capsulo-lenticolare. Annal. di Ott. 1896. 20. Processo 
operativo di auto-rinoplastica. Arch. dı otologia 1897. 21. La malattia che 
determinò la cecità di Galileo. Ann. di Ott. 1898. 22. Di un nuovo Oftal- 
motonometro. Atti R. Istituto Veneto 1900. 23. Della trasfusione del vitreo. 
Atti R. Istituto Veneto 1902. 24. Della estrazione della cataratta per la 
sclera. Congresso di Torino 1902. 25. Metodo rapido di disinfezione oculare. 
Congresso di Torino 1902. 


2) Wir beklagen ferner den Tod von J. R. Wolfe, M. D., F. R. C. S. E., 
ehemaligem Professor der Augen-Heilkunde in Andersons College zu Glasgow. 
Wenige Fachgenossen mögen sein Werk kennen, das er 1882 veröffentlicht. 
unter dem Titel ,,Diseases and injuries of the eye“ (446 S.). Im Jahre 1879 
sah ich ihn in seiner Wirksamkeit; er bevorzugte fiir die Star-Operation 
einen unteren Hornhaut-Lappenschnitt nach vorausgeschickter Iridectomie. 
Später praktieirte er in Australien und hat von dort aus den internationalen 
Ophthalmologischen Congress zu Utrecht besucht. 


3) Herrn Priestley Smith ist bei Gelegenheit seines Rücktritts vom 
Amt des Ehren-Augenarztes am Queen’s Hospital, Birmingham, am 14. Januar 
ein Festessen von Seiten seiner Schüler und Freunde dargeboten worden. 


4) Ernst Abbe, am 23. Januar 1840 als Sohn eines Spinners geboren. 
am 25. Januar 1905 als Professor der Physik zu Jena gestorben. Was er 
der Wissenschaft durch seine Mikroskope, Immersion- und Beleuchtungs- 
Vorrichtungen geleistet, wie er der Bakteriologie erst das Werkzeug geschaden. 
was der entsagende, volksfreundliche Mann seinen 2000 Arbeitern, was er 
seiner Universität Jena geleistet, — das ausführlich zu schildern, würde den 
Rahmen des Centralblatts weit überschreiten. Er war der geistige Schöpfer 
des Zeiss’schen Instituts, das ja ausser den auch für uns unentbehrlichen 
Mikroskopen noch mehrere ausgezeichnete Instrumente für den Augenarzt 
geschaffen, z. B. das binoculare Hornhaut-Mikroskop. Abbe war der liebens- 
würdigste, gefälligste Mensch. Als ich vor 30 Jahren über die Brechungs- 
indices der durchsichtigen Theile des menschlichen Auges arbeitete, stellte 
er mir sogleich das von ihm soeben erfundene Refractometer zur Verfügung. 
Sein Name wird auch bei uns unvergessen bleiben. 


5) Prof. Rollet zu Lyon ist zum Nachfolger des verstorbenen Prof. 
Gayet berufen worden. 


6) Geschichtliche Bemerkungen, vom Herausgeber. 


I. In dem ‚„Genügenden von der Augen-Heilkunde“ des Halifa aus Aleppo 
(vom Jahre 1256 u. Z.) heisst es, S. 560 der Abschrift des Cod. Jeni Nr. 924: 
„Was Amin ad-Daula Ibn al Tilmid! anführt über die Art des Heraus- 
bringens des Eisens, wenn es in der Ader zerbrochen ward ... Zuerst muss 
man einen Magnet-Stein an die Stelle anschmiegen, darum muss der 
Aderlasser einen solchen stets bei sich haben. Wenn nun das abgebrochene 
Stück des Eisens zusammen mit dem Blut herauskommt, so ist es gut“... 

Dies ist eine Erörterung der chirurgischen Magnet-Anwendung, 


ı Verfasser einer Abhandlung über den Aderlass, starb in Bagdad im Jahre 
1164 u. Z. 


— 63 -- 


die immerhin nach der des Ayur-Veda (1,27) von Sucgruta! erwähnt zu 
werden verdient. 

If. In der „augenärztlichen Stütze betreffs der Krankheiten des Seh- 
Organs“ von Sadilt zu Kairo (aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts), Cod. 
arab. Nr. 834 zu München, steht das folgende: .„‚Zu einem der Augenärzte 
kam ein Mann, in dessen beiden Augen der Star war, und zwar ein schlechter. 
Da sagte der Arzt zu dem Kranken: ,„ „Der Star in deinen beiden Augen 
lässt nichts hoffen.“ “ Da wurde der Kranke ohnmächtig und fiel todt zu 
Boden. Der Arzt, der eine solche Krankheit beobachtet, darf dem davon 
Befallenen nicht völlig die Hoffnung abschneiden, wenn auch der Star schlecht 
ist; sondern er fürchte Gott, den Höchsten, dass er nichts von dem herbei- 
führe, was in dieser Welt verboten ist.“ (Gemeint ist Selbstmord.)? 

II. In demselben, ziemlich umfangreichen Werke steht der folgende 
Satz: „Die Leute von Aegypten Wobei die meisten Ophthalmien 
im Vergleich mit den Andren.“ 

Dem klassischen Alterthum war der Begriff der ägyptischen Ophthalmie 
ganz fremd.” “Ammär, welcher um das Jahr 1020 (also etwa 350 Jahre 
vor Sädili) in Aegypten als Augenarzt wirkte, (vgl. Cod. arab. Escorial. 
Nr. 894), grosse Reisen gemacht und einen offenen Blick für die Augen- 
Krankheiten besass, da er uns eine bemerkenswerthe Uebersicht über die 
Häufigkeit des Stares in verschiedenen Ländern hinterlassen, spricht weder im 
Kapitel von der Ophthalmie, noch in dem vom Trachom über die Häufigkeit 
dieser Krankheiten in Aegypten. Prosper Alpinus, der 200 Jahre 

nach Sadili, um 1580 u. Z., als erster europäisch gebildeter Arzt, seinen 
Fuss auf den Boden Aegyptens setzte, fand ungefähr dieselben Verhältnisse 
bezüglich der Augenkrankheit, die ich selber 1889, als erster moderner Augen- 
arzt, vorzefunden und beschrieben habe. 

IV. Die persisch geschriebene Augenheilkunde „Licht der Augen‘ von 
Abu Ruh mit dem Beinamen Zarrin-dast (Goldhand), aus den Jahren 1087/8 
u. Z., (vgl. persian Msers. of the Bodleyan library Nr. 1575, Oxford) an 
hält den ältesten Versuch, den Star-Stich der Griechen, der Inder und der 
Araber aus dem Iraq miteinander zu vergleichen. 





Bibliographie. 


1) Ein Beitrag zum metastatischen Carcinom des Ciliar- 
körpers, von W. Uhthotf. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Nr. 39.) 
Verf.s 49jähriger Patient hatte seit 14 Tagen Beschwerden seitens des 
linken Auges, welches Iritis mit Wucherung im Kammerwinkel zeigte. Es 
besteht Herzleiden, Leberschwellung: Tumor in Abdomine nicht mit Sicherheit 
nachzuweisen. Keine Lues. In der Klinik nahm trotz Inunctions-Kur die 
Irıtis und die Wucherung zu, letztere wuchs mit höckeriger Oberfläche und 
drängte die Irisperipherie nach hinten. Dann trat Glaucom mit hämorrhagischen 
Exsudationen ın die Kanımer dazu. Schlechtes Allgemeinbefinden, Herzschwäche, 
Oedeme, Erbrechen, Appetitmanyel uo sw Aut Wunsch entlassen, starb er 
nach 2 Monaten. Es wurde nur die Herausnahme des Auges 40" p. m. 


’ Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum, 8. 47. 
” Vgl. Centralbl. f. Augenheilk. 1904. 5. 142. 
» Vgl. mein Aegypten, 1890. 


— 64 — 


gestattet. Das Mikroskop ergab Carcinom des Ciliarkörpers von 8 mm Breite 
und Länge und 3 mm Dicke. Hineinbezosen waren die peripheren Theile 
der Iris. Descemetbeschläge aus rothen Blutkörperchen, wenig weissen und 
Carcinomzellen. Linse etwas abgeplattet. Einzelne Züge von Tumorzellen 
lassen sich im Suprachorioidealraum weit nach hinten verfolgen. Grenze 
gegen die Sclera schart, bis auf einige Gefässdurchtritte. Die grossen epitheloiden 
Zellen liegen in nesterförmiger Anordnung im Bindegewebe des Ciliarkérpers. 
Theilweise Nekrose und stellenweise entzündliche Infiltration sind zu bemerken. 
Der Tumor war auf Ciliarkörper und Iriswurzel beschränkt nnd nach keiner 
Richtung nach aussen durchgebrochen. Was die Diagnose anlangt, so wurde 
Sarcom durch den völligen Pigmentmangel, die starken entzündlichen Er- 
scheinungen, das schnelle Wachsthum und die Blutung ausgeschlossen. Gegen 
Tuberculose sprach das Fehlen von Knötchen in der nächsten Umgebung. 
und der Tendenz die Sclera zu durchwachsen. Es blieb noch Gumma und 
Carcinom, von denen ersteres ex non juvantibus ausgeschlossen wurde. Das 
primäre Carcinom wurde in abdomine angenommen, konnte aber weder klinisch 
noch durch die Section nachgewiesen werden, da letztere verweigert wurde. 

2) Kopfhaut und Lidrand, von Dr. Walter Albrand. (Deutsche 
medicinische Wochenschrift. 1904. Nr. 29.) Verf. richtet auch bei nicht 
eczematösen Lidrand-Entzündungen seine Aufmerksamkeit auf die behaarte 
Kopfhaut, die in sehr vielen Fällen gleichzeitig, wenn auch nur in Gestalt 
einfacher Seborrhoe, erkrankt ist. Nächst der localen Lidrand- Behandlung 
ist dies zu berücksichtigen und eine sorgsame Pflege der Kopfhaut zu ver- 
ordnen, zu welchem Zwecke sich Waschungen mit Natr. bicarb. 5,0 Wasser 
220,0, Spir. Lavendul. 30,0 sehr bewährt haben. 

3) Sitzung der Berliner medicinischen Gesellschaft. (Deutsche 
medicinische Wochenschrift. 1094. Nr. 29.) Orth berichtet über einen ab- 
gestorbenen Cysticercus der Pia und einen Leberechinococcus in einem Pfort- 
ader-Ast. Die Protokolle des Instituts ergeben vor 1875 20°/,, Gehirn- 
cysticercen, seitdem fiel die Zahl bis etwa 1°/,, in den letzten Jahren. 
(Der Ecchinococcus hat nicht abgenoinmen. Einfluss der Fleisch-Schau sicher.) 
Greeff stellt ein Kind mit einer Reihe von Gesichtsmissbildungen, Lidkolobomen, 
rechtsseitigem Anophthalmus, Hasenscharte vor. Amniotische Stränge werden 
datür verantwortlich gemacht. Koerber. 

4) Westnik Ophthalmologii November — December 1904. Inhalt: 
Livschitz. Ein neues Ophthalmometer (veränderter Tonometer von Fick). 
— Gurwitsch. Klinische Anwendung des Tonometers von Fick-Liv- 


schitz. — Selenkowsky. Ueber die Toxin- und andren Theorien der 
sympathischen Entzündung. — Lawroff. Zur Frage über die Entwicklung 
der Hemeralopie bei Russen, Tataren, Mordwa und Tschuwaschen. — Referate. 


— Ophthalmologische Chronik. — Westnik Ophthalmologii Januar—Febr. 
1905. Inhalt: E. Braunstein. Zur Ptosis-Operation. — A. Maklakow. 


Pemphigus conjunctivae. — A. Zazkin. Zur Casuistik der Netzhaut-Ablösung. 
— A. Kondratijew. Die Thränenorgane des Kaninchens. — Reterate. — 
Sitzungsberichte. — Russische ophthalm. Bibliographie. — Ophthalmolog. 


Chroniken. — A. Maslenikow. Bericht über die Thätigkeit der ,,thegenden 
Sanitits-Colonne‘‘ im Gouvernement Wiatka von 1903 und 1904. 


Um Einseudung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 


Verlag von Veit & Comer. in Leipzig. — Druck von METZGER & Wirrie in Leipzig. 


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für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ance in München, Dr. Brrezk in Paris, Prof. 
Dr. BiRNBACHER in Gras, Dr. Brarmey in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Cous in Breslau, Doc. Dr. CL. op Bom-Beruonn in Berlin, Dr. CRZELLITZER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Euwsrt in Bern, Prof. Dr. C. GALLENGA in Parma, Dr. Ginsrexo 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpzıener in Budapest, Dr. Gorpon Norriıe in Kopenhagen, Dr. HAm- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. [Iorstsann in Berlin, Dr. Issteonis in Smyrna, Prof. H. KNAPP in 
New York, Prof. Dr. Katickow iu Moskau, Dr. Lossen in Berlin, Prof. Dr. Maonus in 
Breslau, Major F. P. MAYNARD, 1. M. S. Caleutta, Dr. F. MRNDEL in Berlin, Dr. MoLL in 
Berlin, Dr. NzuBurgzr in Nürnberg, Dr. Pergens in Brüssel, Prof. Dr. PuscHEL in 
Frankfurt a. M., Dr. Pustscher in Klagenfurt, Dr. M. Recon in Petersburg, Med.-Rath 
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generale d’ophtalmologie. 1904. Nr. 3—5. — VII. lOphtalmologie provinciale. 1904. 
Nr.1—3. — VI. The Ophthalmic Review. 1904. März— Mai. — IX. Annals of 


Ophthalmology. 1904. Marz—April. — X. The Royal London Ophthalmic Hospital Re- 
orts. 1904. Juni. — XI. New York eye and ear infirmary reports. 19/4. Januar. — 
II. The Post-Graduate. 1904. Nr. 7. 

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1) Blépharoplastie par la methode italienne modifiée (ope- 
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Rhinoplastik vorgenommen, die bekannt ist als Tagliakozzi’sche, aber auch 
deutsche Methode genannt zu werden verdient, da K. F. Graefe, der Vater 
unsres Altmeisters, viel für sie eingetreten ist. Die moderne Chirurgie hat 
die Gefahren dieser Methode erheblich verringert, und ein komplicirter Ban- 
dagen-Apparat die Beschwerden im Heilverlauf für den Kranken wesentlich 
erleichtert. Berger hat zuerst diese Operation für die Blepharoplastik in 
Anspruch genommen. Der Kranke des Verf.s ist ein 22jähr. junger Mann 
mit ausgedehnten Brandnarben der rechten Gesichtshälfte, herrührend von 
einer Verbrennung, die er, 13 Monate alt, erlitten hat. Die Lider sind voll- 
ständig umgestülpt, der obere Lidrand steht in der Gegend der Augenbrauen. 
In Folge des Unvermögens, das Auge zu schliessen, hat sich ein Pannus und 
eine Keratitis entwickelt, die das Auge auf’s Schwerste bedrohen. Da die 
parbige Haut der Umgebung des Auges zur Lappenbildung ganz ungeeignet 
erscheint, entschliesst sich der Verf. zu der erwähnten Methode. Nach Be- 
weglichmachen der Lidränder und Vernähen der Lidspalte wird in den grossen 
Defect am Oberlid der vorher genau abgemessene gestielte Lappen des Ober. 
arms eingepflanzt und der Arm zweckmissig am Kopf festbandagirt. Nach 
12 Tagen wird der Stil des Lappens durchschnitten. Die Heilung erfolgt 
glatt. Photographien veranschaulichen die Methode und den schönen Erfolg. 

2) Xanthome double etsymetrique des conjunctives bulbaires, 
par le Dr. van Duyse, prof. de clin. opht. & l’univers. de Gand. 

Das Xanthoma oder Xanthelasma, auf der Haut der Lider so häufig, 
ist als Geschwulst der Conj. bulbi noch nicht beschrieben. Verf. hatte 
Gelegenheit, mehrere solcher Neubildungen zu untersuchen, die sich bei einer 
41jähr. Dame beiderseits ganz symmetrisch nasal und temporal in der Lid- 
spaltenzone auf der Augapfel-Bindehaut entwickelt hatten. Sie waren unregel- 
mässig begrenzt, leicht erhaben und von röthlich gelber Farbe. Bemerkens 
werth ist, dass sich zugleich Xanthelasmen auf der Haut der Lider, sowie 
der Brust und Schulter fanden. 

Die excidirten Geschwiilstchen zeigen sämmtlich die gleiche Structur. 
Sie sind überzogen von conjunctivalem Epithel, das reich ist an Becherzcllen 
und das sich vielfach in Form von drüsenähnlichen Schläuchen in die Tiefe 
senkt. Leucocyten-Anhäufungen bestehen um die Gefässe herum, unter dem 
Epithel und in der Umgebung der epithelialen Einsenkungen. Die Binde- 
gewebsbündel der Schleimhaut umschliessen eine kernreiche, granulirende 
Substanz, die besonders in den oberflächlichen Schichten Fettkörnchen und 
Fetttröpfchen birgt. Bei starker Vergrösserung zeigt sich, dass diese granu- 
lirende Substanz sich aus Zellen mit grossem Protoplasma-Leib zusammensetzt, 
die mehr oder weniger scharf abgegrenzt sind, zum Theil in einander über- 
zufliessen scheinen. Sie haben einen oder mehrere runde, ovale oder bläschen- 
formige Kerne, die deutliche Chromatinfäden, ein grosses Kernkörperchen und 
Karyolyse zeigen. Diese Zellen sind die charakteristischen Elemente 
der Neubildung, die xanthomatösen Zellen. Neben diesen sieht man 
Riesenzellen mit kranzartig angeordneten Kernen und peripher lagernden 
Fett-Elementen. Vereinzelt lagert Fett auch extracellular zwischen den 
Bindegewebsbündeln. 

Die xanthomatösen Zellen entstehen aus jungen Endothelzellen, die pro- 
liferiren und hypertrophiren. 

Verf. bespricht im Anschluss an die Beschreibung seiner Untersuchungen 
die in der Literatur beschriebenen ähnlichen Tumoren der Conj. bulbi, sowie 
das Vorkommen und Verhalten der Xanthelasmen der äusseren Haut. 


z= G a 


3) Trattamento della Cataratta, transcritto da un cordice del ` 
Secolo XV di Marco Sinzanogio da Sarano, dal Prof. Giuseppe 
Albertotti in Modena. 

4) Die Thrombose der Central-Vene der Netzhaut, von Prof. 
Dr. Elia Baquis, Privatdocent der ophthalm. Klinik, Primär-Augenarzt im 
königl. Spital von Livorno. 

Die Diagnose der Thrombose der Vena centralis retinae durch ophthal- 
moskopischem Befund ist nicht zweifelsfrei, die BEER be- 
stätigten Fälle sehr nützlich. 

Ein 60jäbriger Mann, plötzlich am linken Auge erblindet, zeigte im 
ophthalmoskopischen Bilde starke Anschwellung der Venen, Verengerung der 
Arterien, reichliche Netzhautblutungen längs dem Verlauf der Venen; später Iritis 
plastica, endlich absolutes Glaucom, das unvermeidlich zur Enucleation führte. 

Das in Müller’scher Lösung gehärtete Auge wurde durch Aequatorial- 
Schnitte halbirt, der Nerv hinter der Lamina cribrosa abgeschnitten. Letzterer, 
in Serie quer mikrotomirt, erscheint ganz gesund; nur die Vena nimmt 
einen sonderbaren Verlauf an; ist eng nächst dem binteren Pole, verlässt unter 
einem scharfen Winkel den Nerv, verläuft unter der Pialscheide weiter hin, 
sodass für den Blutverlauf eine gebogene Bahn und Stillstands-Ursache deut- 
lich hervortritt. 

Niichst der Lamina cribrosa wird die Vene von einem aus grossen, klaren 
Zellen mit Ovalkernen gebauten, jungen Thrombus oblıterirt, indessen die 
bei jener verlaufende Arterie nicht von dem normalen Zustande abweicht. 

Im vorderen Theil zeigt der Augapfel eine deutliche Verklebung der 
Iris-Peripherie mit dem Vorderkammerwinkel, so dass eine Lymphretention und 
ein Glaucom-Zustand entsteht. 

Am hinteren Pole zeigt sich die Netzhaut besonders verändert, da sie 
erstens durch ein Oedem so ausgedehnt scheint, dass sie die dreifache Dicke 
annimmt. Zweitens scheinen auch ihre Gefässe beschädigt; die Arterien ver- 
engert oder obliterirt, die Venen ganz thrombosirt. Ueberdies ist die ganze 
Retina von verbreiteten oder herdförmigen Blutaustritten allenthalben bedeckt. 
Weitere Veränderungen bemerkt man in den Retina-Zellen: Ganglien- Zellen 
und Nerven-Fasern sind ganz verschwunden, Innenkörner blass und verdünnt. 
Nur die Sehzellen und insbesondere ihre — die granulirte Aussenschicht 
bildende — Kerne, zeigen statt einer Atrophie eine Vermehrung und Hyper- 
trophie. Aussenkörner mit zahlreichen karyokinetischen Kerntheilungs-Figuren 
versehen. Interessant ist überdies der Befund der Migration dieser Körner 
durch die Limitans externa in die Innen-Glieder der Zapfen. 

Ferner sieht man eine der Limitans interna fest anhängende neugebildete 
Schicht, von einem jungen Bindegewebe aus klaren Zellen und embryonalen 
Gefässe gebaut, das an die Manz sche Retinitis proliterans erinnert. 

Sucht man nun alle die bisher erwähnten Veränderungen in ihrer rich- 
tigen Anordnung und Bedeutung zu betrachten, so findet man, dass in dem 
complicirten und vielgestaltigen Krankheitsbild alle Augaptel-Veränderungen 
von der Thrombose der Central-Vene herstammen. 

Die Bildung des Thrombus in der Central-Vene entstand zuerst wegen 
der Hindernisse im Blutlauf, dann kam ein Stillstand in der Blutsäule, 
folglich Venen-Ausdehnunz und Zerreissung ihrer Wände, endlich zahlreiche 
ausgedehnte Blutungen im ganzen Gebiet der Netzhaut. 

Die Schwierigkeit der Blut-Resorption veranlasste Entartungs-Producte, 
‘welche einerseits zu der retinalen Bindegewebs-Neubildung, andrerseits zu der 

58% 


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pupillaren und ciliaren Verklebung der Iris-Peripberie und folgendem Glaucom 
führte. 

Endlich bleibt die Ursache der Thrombose der Central-Vene zu erklären. 
Einen phlebitischen Process kann man ausschliessen, da eine perivenöse In- 
filtration fast ganz fehlt; eher möchte man einen marantischen Process an- 
nehmen, da die pathologisch-anatomische Beobachtung eine primäre Stillstand- 
Ursache in dem arteriellen Blutverlauf darstellt. Denn in dem fernsten Ende 
des Opticus-Stammes sieht man die Central-Arterie fast ganz obliterirt von 
einem dicken, aus hartem Bindegewebe gebauten Zapfen, welcher ohne Zweitel 
als ein endarteriitisches Product betrachtet werden muss. 

So kann man nicht zweifeln, dass die Thrombose der Central-Vere 
marantischer Natur war, wegen des Stillstandes der Blutsäule in den Venen, 
die von der vorhergehenden Verengerung des initialen Central- Arterienstammmes 
hervorgebracht wurde. 

5) Ueber die Ursachen der Binnendruck-Steigerung bei Ge- 
schwülsten innerhalb des Augapfels, von A. Birnbacher in Graz. 

Als Untersuchungsmaterial dienten ihm 7 Fälle von intraocularen Tu- 
moren, die sicher nachweisbare Drucksteigerung gezeigt hatten und bei 
welchen die Geschwulstbildung noch nicht so weit vorgeschritten war, dass 
eine histologische Untersuchung des Augapfels noch aussichtsreich war. Es 
sind 5 Fälle von Aderhautsarcom, ein Fall von Gliom der Retina und einer 
von tuberculöser Erkrankung des Sehnerven-Endes; an diese schliesst Vert. 
als 8. Fall jenen an, den er 1896 zusammen mit Prof. Hirschberg als 
Schwammkrebs der Irishinterschicht beschrieben hat. In 7 Fällen konnte 
Verf. nachweisen, dass der Zugang zum Schlemm’schen Kanal durch Ver- 
schluss der Kanımerbucht behindert oder aufgehoben war, und zwar in der 
Mehrzahl der Fälle durch entzündliche Verlöthung, zum kleineren Theil durch 
Ausbreitung der Geschwulst auf die Iriswurzel oder Aussäung in die Vorder- 
kammer. Diesen Verschluss des Hauptlymph-Abflussweges spricht Verf. als 
unmittelbare Ursache des gesteigerten Binnendruckes an. Die Ursache für 
den Verschluss des Abflussweges im Kammerwinkel sieht Vert in der Fern- 
wirkung der Stoffwechselproducte der in Frage stehenden Geschwülste, die 
an geeigneten Stellen, an denen sie längere Zeit verweilen, eine Entzündung 
hervorrufen. Seine Befunde suchte Vert durch das Experiment zu stützen, 
indem er Koch’sches Tuberculin in den Glaskörper von Kaninchen brachte. 
Er fand, dass diese Producte auf der Iris und besonders im Glaskörper eine 
nicht eitrige Entzündung veranlassen. 

In einem Fall fand Verf. das Gefüsslumen einer Vortex-Vene vollständig 
von Sarcomgewebe ausgefüllt; in diesem Fall sieht er hierin die Ursache für 
die Drucksteigerung. 

Verf. resumirt: die Ursachen für die Binnendruck-Steigerung bei intra- 
ocularen Geschwülsten sind verschiedene. Sie wird verursacht durch Hinder- 
nisse in der Lymph- und Blutabfuhr. Meist ist diese zu suchen im Verschluss 
des Kammerwinkels, oft aber auch in dem Uebergreifen der Tumormassen 
auf die abführende Vene. 

6) Zur Geschichte der Glaslinsen, von Dr. Claude du Bois- 
Reymond. 

Vert. beschreibt drei antike Fenstergliser, die ihm im Antiquarium des 
Berliner Museums aufyefallen sind. Sie sind rechteckig, 38 cm lang und 
28 cm breit. Dan die Mitte volle 3 cm, die 4 Ränder nur wenige Millimeter 
dick sind, so stellen sie geradezu grosse Convexlinsen dar. Die Stücke 


stammen aus altrömischer Zeit und beweisen, dass man damals schon nicht 
nur Glas hat fabriciren, sondern auch damit optische Wirkungen hat erzielen 
können; freilich ist nicht anzunehmen, dass letztere beabsichtigt 
gewesen sind. | 

7) ;Prim&res Sarcom der Iris, von Dr. Oscar Fehr, I. Assistenz- 
arzt an Geh.-Rath Hirschberg’s Augenheilanstalt. 

Drei dieser seltenen Fälle kamen in der Hirschberg’schen Augenklinik 
während der 34 Jahre ihres Bestehens zur Beobachtung, d. i. 1 Fall auf 
83 000 Menschen, die die Anstalt aufgesucht haben, und 4,2°/, der operirten 
Uveal-Sarcome. Der erste Fall wurde durch Iridectomie endgültig geheilt; 
denn nach mehr als 9 Jahren ist das Auge zwar blind, aber recidivfrei und 
der Kranke gesund. Der 2. Fall war das Recidiv einer Geschwulst, die 
2 Jahre zuvor durch Iridectomie anderswo entfernt worden war. Das Auge 
wurde enucleirt. Es sind seitdem 4 Jahre vergangen, ohne dass ein Local- 
residiv oder Metastasen sich bemerkbar gemacht haben. Im 3. Fall wurde 
jede Operation verweigert. Das 63jährige Fräulein steht seit 13 Jahren in 
fortdauernder Beobachtung. Von Jahr zu Jahr konnte somit die langsame 
Entwicklung der Geschwulst, deren Diagnose auch ohne Mikroskop zweifellos 
ist, verfolgt werden. Mehrfach traten Blutungen aus der Geschwulst in die 
Vorderkammer auf und in letzter Zeit öfters Zeichen von Drucksteigerung. 
In langsamem Wachsthum hat die Geschwulst nach 13jähriger Beobachtung 
etwas mehr als die doppelte Grösse erreicht. | 

Die 2. Hälfte der Arbeit behandelt die Frage nach der Behandlung der 
Irıs-Sarcome: Soll man in jedem Falle enucleiren oder genügt in einzelnen 
Fällen die Iridectomie? Verf. fasst die Resultate der Iridectomie weniger 
ungünstig auf, als es Casey A. Wood und Brown Posey gethan haben; 
denn von 32 Fällen der Literatur, die mit Iridectomie behandelt worden, 
sind nur von 5 Fällen Recidive bekannt geworden, während 13 nach länger 
als 3 Jahren recidivfrei befunden worden sind. Demnach räth auch Verf. 
für gewöhnlich zur Enucleation, ja er warnt sogar vor der versuchsweisen 
Iridectomie in vorgeschrittenen Fällen als einen eher schädigenden, denn nutz- 
bringenden Eingriff, da einmal das Operiren an Tumoren, die nicht mehr 
radical zu excidiren sind, die Generalisation begünstigt und zweitens der 
recidivirende Tumor, wie die Präparate des Fall II übereinstimmend mit 
Befunden andrer Autoren zeigen, gern die Lücke in der Descemet und die 
Iridectomie-Narbe als Bresche benutzt, um sich subeonjunctival auszubreiten. 

8) Malignes Epitheliom des Ciliarkörpers bei einem 5jihrigen | 
Kinde. (Ein Beitrag zur Kenntniss der epithelialen Gliom-Einschlüsse), von 
Dr. R. Kuthe und Dr. S. Ginsberg in Berlin. 

Bei einem jährigen Mädchen war unter Glaucom Erscheinungen in der 
Vorderkammer des rechten Auges eine grauröthliche, gefässarme Geschwulst 
aufgetreten, die den äusseren Quadranten der Iris bedeckte. Bei focaler Be- 
leuchtung konnte man sie in die Tiefe verfolgen, von wo aus sie unter Ab- 
drängung der Iris von ihrer Wurzel nach vorn gewuchert war. Bei der 
Section zeigt sich das Corpus ciliare und die Iris im temporalen Quadranten 
von einem grauweisslichen Tumor eingenommen. Ueber den sehr interes- 
santen histologischen Befund der Geschwulst, der nur 2 Fälle aus der Literatur 
als ähnlich an die Seite gestellt werden kann, ist bereits im Februarheft 
1904 dieses Centralblattes im Bericht über die Berliner ophthalm. Gesell- 
schaft vom 14. Mai 1908 referirt worden. Hervorzuheben sei, dass der Tumor 
rein epithelial ist. Seine Elemente sind im Wesentlichen cylindrische Zellen, 


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die epithelial in bald einer, bald mehreren Lagen angeordnet sind und aus- 
gesprochene Neigung zu flächenhafter Ausbreitung, zur Bildung von Mem- 
branen zeigen. Diese membranartigen Zellschichten mit ihren zahlreichen 
Falten und Ausstülpungen beherrschen die Structur der Geschwulst. Die 
Membranstücke stimmen überein mit der Wand der embryonalen Augenblase 
aus früher Zeit; hier wie dort findet sich ein mehrschichtiges Epithel mit 
einfachen oder doppelseitigem hellen Randsaum und darin eine flächenhafte 
Anordnung der Mitosen an der der Zellbasis entgegengesetzten Seite des 
Epithels. Es zeigt sich darin der embryonale Charakter des Ge- 
schwulstgewebes. | 

‘ In einem umfangreichen Schluss-Kapitel bespricht Ginsberg das Vor- 
kommen der epithelialen Bildungen in Gliomen der Retina und des Gehirns 
und Rückenmarks, über deren Deutung noch keineswegs Einigkeit herrscht. 
Die Darstellung des augenblicklichen Standes dieser Frage sowie der Resultate 
seiner eigenen mannigfachen Untersuchungen auf diesem Gebiete müssen zur 
Klärung der Anschauungen wesentlich beitragen. 

9) Ueber die Beziehungen zwischen Flächengrösse und Reiz- 
werth leuchtender Objecte bei fovealer Betrachtung, von Dr. 
Loeser in Berlin. l 

Die Versuche des Verf.’s führten zu einer Bestätigung des Riceó’schen 
Gesetzes, dass nämlich das Product von Flächengrösse des Netzhautbildes 
und Lichtintensität eine constante Grösse ist. 

10) Netzhaut-Blutungen bei Meningitis syphilitica, von Dr. 
Fritz Mendel in Berlin. 

In einem Falle von schwerer Meningitis syphilitica haemorrhagica waren 
beiderseits Stauungspapille und ausgedehnte Netzhaut-Blutungen aufgetreten. 
Die energische Quecksilberkur fiihrte nicht nur zur Heilung des Grundleidens, 
sondern auch zu der der Augen mit Wiederkehr einer vollkommenen Sehschärte. 

11) Beitrag zur Pathologie des Hals-Sympathicus, von Dr. 
Kurt Mendel, Nervenarzt in Berlin. 

Vert, beobachtete bei einer 53jährigen Frau eine Lähmung des linken 
Hals-Sympathicus mit allen Symptomen des Thier-Experiments. Am linken 
Auge fand sich ausser Miosis, Lidspaltenenge und Zurücksinken des Aug- 
apfels eine hellere Färbung der Iris, die der Patientin selbst als früher nicht 
bestehende, frische Veränderung aufgefallen war. Nach Atropinisirung beider 
Augen bleibt die linke Pupille um °;, mm enger als die rechte, eine Er- 
scheinung, die für die Annahme sprechen könnte, dass die Atropin-Mydriasis 
nicht lediglich durch Lähmung des Oculomotorius zu Stande kommt, son- 
dern dass zur maximalen Erweiterung auch nach einer Reizung der Sym- 
pathicus-Endzweige im M. dilatator pup. mit beitrage. Während für gewöhn- 
lich die linke Gesichtshälfte wärmer und röther ist, als die rechte, so entsteht 
bei Pilocarpin-Injection doch nur rechts Schweiss-Secretion als Beweis für 
das Bestehen eines Schweisscentrums im Riickenmark, von dem aus die Lei- 
tung unterbrochen ist; aus gleichem Grunde röthet sich bei körperlicher 
Anstrengung und Erregung die rechte Gesichtshälfte mehr als die linke. 
Als Ursache für die Affection des Hals-Svmpathicus ist eine verknöcherte 
Struma zu beschuldigen. 

12) Aus dem allgemeinen Krankenhaus in Eger, von Dr. Chr. 
Merz-Weigandt, Augenarzt in Eger (Böhmen). 

1. Eine seltene pannusartige Erkrankung der Hornhaut. 
Bei einer 42jährigen Frau war es unter entzündlichen Erscheinungen 


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auf beiden Augen zu einer ringförmigen, die ganze Peripherie der Hornbaut 
betreffenden sulzigen Auflagerung gekommen, deren weiterer Fortschritt 
stets durch Auftreten kleiner oberflächlicher Hornhaut-Infiltrate eingeleitet 
wurde. Kauterisation war erfolglos. Die Abtragung führte zur Heilung. 


II. Eine Verletzung der Hornhaut durch Schwefeldioxyd. 

Einem Brauer spritzten einige Tropfen SO, in’s linke Auge. Eine halbe 
Stunde später: Lichtscheu, Röthung, leichte Chemosis, Hornhaut auffällig 
trocken und in toto intensiv rauchgrau getrübt und vollkommen anästhetisch, 
in der rauchgrauen Trübung zwei stärker getrübte, stecknadelkopfgrosse 
Trübungen. Bis auf letztere hellte sich in den nächsten 4 Tagen die Horn- 
haut wieder vollkommen auf, sie wurde wieder empfindlich und die Reizung 
ging zurück. Es handelte sich in diesem Falle um eine Entzündung der 
Hornhaut. Das Experiment am Kaninchenauge rief dasselbe Bild hervor. 


III. Ueber zwei Schussverletzungen. 

1. Ein 15jähr. Mädchen wurde durch die Unvorsichtigkeit des Vaters 
von einer Revolverkugel getroffen. Einschussöffnung mitten auf der Glabella, 
Knochen nicht verletzt, der Schusskanal führte zwischen Knochen und Periost 
unterhalb der Incisura supraorbital. um den oberen Orbitalrand bogenförmig 
nach rückwärts in die rechte Orbita und von da durch ein Loch der Sclera 
in den Bulbus, in dessen Innern nach der Enucl. die 7 mm Kugel aufge- 
funden wurde. 

2. Einem 12jähr. Jungen war eine 58 mm lange Patronenhülse einer 
ll mm Kugelpatrone, welche er als kleines improvisirtes Geschütz benutzt 
hatte, mitten durch den Bulbus in die Orbita gedrungen. 


13) Ein Falt von Sclerodermie der Lider, von Dr. Wilhelm 
Mühsam, Augenarzt in Berlin und Assistenzarzt an Geh.-Rath Hirsch- 
berg’s Augenheilanstalt. 

Es handelt sich um eine 32jährige Frau, bei der lediglich die Lider 
und keine andren Körperstellen weiter betroffen sind. 


14) Zur Darstellung der Neuroglia und der Meer im 
Sehnerven, von Dr. Alfred Moll in Berlin. 

Die Methode, die eine elektive, bezw. contrastirende Färbung der Neu- 
roglia ergiebt, hat vor älteren den Vorzug der grösseren Einfachheit. Das 
Material braucht nicht für eine specifische Neuroglia-Färbung von vornherein 
vorbereitet, und das Präparat kann in kurzer Zeit fertiggestellt werden. 

15) Ein Fall von Dermoidcyste der Orbita mit zahlreichen 
Mastzellen, von Prof. Dr. Max Peschel, Augenarzt in Frankfurt a. M. 

Verf. exstirpirte bei einem 14jiihrigen Kinde blutsverwandter Eltern 
eine angeborene Dermoidcyste des oberen Theils der rechten Orbita, die mit 
der Pubertät erheblich gewachsen war, und Verdrängung des Augapfels nach 
unten und Ptosis bedingt hatte. Die Exstirpation der Cyste. die sich bis 
zur Fissura orbitalis superior erstreckte, war erschwert durch Verwachsungen 
mit dem Periost, gelang aber in toto. Sie war 3'/,cm lang und ihre Wand ` 
stellenweise sehr verdickt, die dickste Partie mass 7mm. Diese enorme 
Wandverdickung war hervorgerufen durch die Bildung eines lymphangio- 
cavernösen Gewebes; sie ist eine der wichtigsten Eigenheiten dieser Dermoid- 
cyste. Bemerkenswerth ist ferner die ausserordentlich grosse Zahl der Mast- 
zellen. von denen viele Tausende haufen- und reihenweise in den Cysten- 
wandungen entwickelt sind. Verf. benutzte diese Gelegenheit zum Studium 
der Mastzellen, besonders ihrer Entwicklung. Die sehr eingehende Beschrei- 


E 


bung der histologischen Verhältnisse, sowie die anschliessenden Betrachtungen 
sind für eine kurze Wiedergabe nicht geeignet; es muss daher auf das 
Original wit seinen zahlreichen Abbildungen verwiesen werden. 

16) Zur Vorhersage der Augen-Verletzungen durch stumpfe 
Gewalt mit besonderer Berücksichtigung des Kuhhornstosses, 
von Dr. Otmar Purtscher in Klagenfurt. 

Auf Grund von 74 selbst beobachteten und behandelten Fällen behandelt 
Verf. die Frage der Prognose der Augen-Verletzungen durch stumpfe Gewalt, 
soxohl bezüglich der Erhaltung der Sehkraft des verletzten Auges als auch 
bezüglich der Gefährdung des andren durch sympathische Ophthalmie. Die 
Fälle sind ın 3 Tabellen zusammengestellt. Tabelle I enthält 26 Fülle von 
Berstung der Sclera durch Kuhhornstoss. Tabelle II 36 Fälle von Berstung 
durch andre stumpfe Gewalten und Tabelle III 12 gleichfalls durch Kuhhorn- 
stoss verursachte Augen-Verletzungen ohne Berstung der Augenkapsel. 

In den Fällen der beiden ersten Gruppen wurde in fast */, der Fälle 
brauchbare Sehkraft erzielt. In 11 Fällen wurde die Enucleation gemacht, 
bezw. empfohlen. Sympathische Ophthalmie wurde in keinem Falle be- 
obachtet. Von den Fällen der Tabelle III betreffen die Hälfte Augenmuskel- 
lähmungen. 

Folgende Schlüsse zieht Verf.: Zerschmetterung des Augapfels erfordert 
sofortige Enucleation. Fälle von offener Berstungswunde der Lederhaut ge- 
statten, falls nicht der Glaskörperverlust allzu gross und der Lichtschein 
erhalten ist, eine leidlich gute P’rognose und erfordern nicht die sofortige 
Enucleation. 

Subconjunctivale Rupturen sind im Allgemeinen günstiger zu be- 
urtheilen. 

Die unter die Bindehaut geschleuderte Linse ist sofort zu entfernen. 

Die typischen, dem Gchlemm schen Kanal folgenden Berstungswunden 
gestatten eine bessere Prognose, als die weiter hinten direct gesetzten. 

Staphylombildung verschlechtert die Prognose nicht absolut. 

In allen Fällen von Augapfelberstung kann es zu endogenen Infectionen 
kommen, speciell von der Nase her. 

17) Einseitiges Brückencolobom der Iris und doppelseitiges 
Aderhautcolobom, von Prof. Dr. Schwarz in Leipzig. 

Bemerkenswerth ist die ausserordentlich periphere Lage der 1 mm breiten 
Irisbriicke. 

18) Ueber die diagnostische Verwerthung der erworbenen 
Violett-Blindheit, von Dr. Richard Simon. 

Die echte erworbene Violett-Blindheit, Tritanopie, von der die Violett- 
Blindheit durch Absorption zu scheiden ist, ist ein werthvolles, aber wenig 
angewandtes diagnostisches Hilfsmittel bei der Erkennung von Netzhaut 
Erkrankungen. Bei Anwesenheit der wahren Violett-Blindheit wird roth und 
grün richtig, blau als grün oder bläulichgrün und gelb als weisslich oder 
“röthlich bezeichnet; erscheint letzteres richtig, so ist Absorption anzunehmen. 
Neben der Netzhaut-Ablösung ist die Retinitis albunınurica die Erkrankung, die 
ain hiiufizsten zum Auftreten der Tritanopie Veranlassung giebt. Nicht 
selten findet sie sich aber auch bei diabetischer und specifischer Netzhaut- 
Erkrankung. Die Mittheilung instructiver Fälle illustrirt den diagnostischen 
Werth des Nachweises dieser Erscheinung. 

19) Ueber Häufigkeit und Heilbarkeit der sympathischen 
Augen-Entzündung, von Kurt Steindorff. 


sax “45 


In der Hirschberg’schen Augen-Heilanstalt sind vom 1. November 
1869 bis 5. October 1904 unter 12500 stationir behandelten Kranken 42 mit 
zweifelloser sympathischer Ophthalmie (= 0,33°', des gesammten Kranken- 
Materials) beobachtet worden. In 30 Fallen war eine durchbohrende Ver- 
letzung die Ursache des Leidens, in den übrigen waren es perforirende Horn- 
haut-Geschwüre, metastatische Ophthalmie, intraokulare Tumoren u. s. w., die 
zur Affection des andren Auges führten Die Krankheit betraf nur 12 Frauen, 
aber 30 Männer. Sie war auffallend im 1. Lebensjahrzehnt, nämlich 14 Mal 
(11 Verletzungen). Da die Kinder nicht klagen, überrascht der Ausbruch 
der Krankeit den Arzt trotz sorgfältigster Ueberwachung Daher ist jeder 
auch nur einigermaassen verdächtige Augapfel, falls sein Sehvermögen nicht 
mehr nennenswerth ist, zu entfernen. Ueber 400 Bulbi hat Hirschberg 
nach durchbohrenden Wunden enucleirt und kein Mal nach der Enucleation 
sympathische Ophthalmie beobachtet. Auch das Sinken der Morbidität der sym- 
pathischen Ophthalmie ist durch die präventive Enucleation herbeigeführt. In 
de:n Lustrum 1869—1874 kamen auf 100 in die Anstalt aufgenommene per- 
forirende Verletzungen 4,6 sympathische Ophthalmien, 1900—1904 nur 1,6: 
die sympathische Ophthalmie nach perforirenden Verletzungen war vor 35 Jahren 
3 Mal so häufig wie jetzt; die Morbidität sank kontinuirlich. Die Enucleation 
hat die Erkrankung des sympathisirten Auges nie ungünstig beeinflusst. 
Ersatz-Operationen (Neurotomie, Neurektomie u. s. w.) sind nie nöthig ge- 
wesen. (Die Thatsache, die Verf. feststellt, dass seit 1889 die Zahl der in 
der Hirschberg’schen Anstalt behandelten Verletzten gesunken ist, ist wohl 
lediglich bedingt durch die Anstellung von Gewerks-Aerzten.) 

Nicht nur die Prophylaxe, auch die Behandlung hat in neuerer Zeit 
grosse Erfolge erreicht: der Verlauf ist ein entschieden günstigerer geworden, 
die Häufigkeit der Heilungen hat zugenommen seit man die operativen Ein- 
griffe auf das allernothwendigste Maass reducirt und sie nur in ein reizfreies 
Stadium verlegt hat. Ein seit 26 Jahren dauernd reizfreies Auge ist nie einer 
Operation unterzogen worden. Allerdings ist die seröse Iridocyclitis sympathica 
gutartiger als die plastische Form. Aligemein- und Localbehandlung sind 
neben operativer Enthaltsamkeit sehr wichtig für einen günstigen Verlauf des 
Processes. Als „geheilt‘‘ sieht der Verf. ein Auge an, wenn es 2 Jahre nach 
dem letzten Entzündungs-Anfall reizfrei geblieben und seine Sehkraft nicht 
mehr gesunken. Von den 42 Fallen sind 10 noch in Beobachtung und zwar 
seit mindestens 3 Jahren; sie kamen alle frisch und Sebschärfe ist bei 2 Kranken 
1, bei 3 =13/,, bei 2 = 4/,, bei 2 = 1, bei 1 = 5/,. Es liegen also 23,8°,, 
Dauerheilungen vor (Schirmer = 14°/,) Lassen sich die Augen spiegeln, 
so findet man stets die bekannten Aderlaut-Veränderungen. Die in den 
letzten 15 Jahren mit sehfähigem, noch nicht phthisischem Auge aufgenommenen 
15 Kranken wurden ausnalımslos vor der Erblindung bewahrt; von den frisch 
aufgenommenen Kranken mit sympathischer Ophthalmie haben 60,7 °/, Seh- 
schärfe von mehr als !j,, behalten. Das sogen. Intervall ist ohne Einfluss 
auf den Verlauf der Erkrankung. 

20) Anatomische Untersuchungen über Retinitis proliferans, 
von Prof. Giuseppe Cirincione, Director d. Univ.-Augenklinik zu (Genua. 

Verf. bereichert die ophthalmologische Literatur um eine genaue histo- 
logische Untersuchung eines reinen Falles von Retinitis proliferans. Diese 
und frühere Untersuchungen führen ihn zu folgenden Schlüssen: das charakte- 
ristische ophthalmoskopische Bild ist bedingt durch neugebildetes fibröses 
Gewebe, das die innere Netzhaut-Oberfläche durchzieht und in den Glaskörper 


ae) 


vorspringt. Mit Vorliebe entwickelt es sich auf dem Sehnerven und in der 
Umgebung der Centralgefässe, Das neugebildete Gewebe ist intraretinal, 
nimmt die Schicht der Opticusfaser- und der Ganglien-Zellen ein und ist von 
der inneren Grenzschicht bedeckt. Die Netzhaut-Gefässe sind hochgradig 
sklerosirt. In der veränderten Netzhaut finden sich zahlreiche neugebildete 
Gefässchen. Die Retina zeigt hochgradige Hypertrophie der Stiitzfasern, Proli- 
feration der Neurilems und Atrophie der Nervenelemente, sogen. Gliosis retinae. 
Die Chorioidea zeigt nur bedeutungslose Veränderungen atrophischer Natur. 
Blutungen und Glaucom sind sekundäre Erscheinungen. Die Retinitis 
prolifer. ist eine rein locale Erkrankung. Die Aetiologie ist höchst wahrschein- 
lich in der Gegenwart reizender Substanzen im Glaskörper zu suchen, die 
vornehmlich auf der Adventitia der Gefiisse der Papille einwirken. Der Name 
Retinitis proliferans ist berechtigt. 


21) Ueber Augenverietzungen des Kindes bei der Geburt, von 
Dr. Bruno Wolff, Frauenarzt in Berlin. 

Die Arbeit ist als ein werthvoller Beitrag zur ophthalmologischen Litteratur 
zu begrüssen, da zum ersten Mal dieses wichtige Gebiet von gynäkologischer 
Seite eingehend berücksichtigt wird. Verf. berichtet zunächst über 4 Fille 
von Augen-Verletzungen Neugeborener, die unter 581 während 10 Jahre in 
der geburtshilflichen Poliklinik der Charite bei engem Becken behandelten 
Geburten beobachtet sind. Alsdann folgt eine vollständige tabellarische Ueber- 
sicht über die in der Literatur enthaltene Kasuistik der Augen-Verletzunzen 
Neugeborener unter genauer Berücksichtigung der über den Geburtsverlauf 
gemachten Angaben. Die leichten Augen-Verletzungen bestehen in Netzhaut- 
Blutungen, die Verf. als Folge der Asphyxie auffasst und mit den durch 
Aspnyxie in andren Organen hervorgerufenen Ecchymosen ätiologisch auf eine 
Stufe stellt, ferner in Hyperämie und Schwellung der Bindehaut. Als Geburts- 
traumen in engerem Sinne fand er Brüche der Orbita, Verletzungen der um- 
gebenden Weichtheile, Hervorwälzung oder Herausreissung des Augaptels, 
Exophthalmus, Augenmuskel-Lihmungen, Quetschung des Bulbus, Hornhaut- 
Triibung, Blutung in der Vorderkammer, Chorioidalriss, Atrophia nervi opt., 
infantiles Glaucom, traumatische Cataract, eitrige Entzündung des Augaptels, 
Phthisis bulbi und Mikrophthalmus. Fast niemals kam die Augen-Verletzung 
bei Kindern vor, die mit nachfolgendem Kopf geboren wurden; in der über- 
wiegenden Mehrzahl geschelien sie bei Zangengeburten namentlich bei engem 
Becken; besonders häufig bei den schwierigen Operationen bei noch hoch- 
stehendem Kopf. 

Zum Schluss werden an der Hand des zusammengestellten Materials die 
in praktisch geburtshilflicher Beziehung wichtigen Fragen erörtert. Fehr. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


‚1. Die Wirkungen von Arzneimitteln und Giften auf das 
Auge, Handbuch für die gesammte ärztliche Praxis, von Dr. L. Lewin, 
Professor in Berlin, und Dr. H. Guillery, Oberstabsarzt in Köln. Berlin 
1905, A. Hirschwald. Zwei Bände. (857 und 1040 S.) 

*2, Handbuch der Physiologie des Menschen. Herausgegeben 


— B — 


von W. Nagel in Berlin. III. Bd. Physiologie der Sinne. Zweite Hälfte, 
1905. (Braunschweig, Vieweg.) | 

Enthält Augenbewegung und Gesichtswahrnehmung von G. Zoth; Er- 
nährung und Circulation des Auges von O. Weiss; Schutz-Apparate des 
Auges von OÖ. Weiss. Wir werden auf dieses bedeutsame Werk ausführlich 
zurückkommen. 

*3. Untersuchungen über die Pigmentirung der Netzhaut, 
von Dr. Camill Hirsch, Berlin 1905, Karger. 

*4. Das Radium, von P. Besson, Ingenieur. Mit einem Vorwort 
von d’Arsonval. Autor. deutsche Ausgabe von Dr. W. v. Rüdiger. 
Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1905. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Die Wirkungen von Arzneimitteln und Giften auf das Auge, von 
Dr. L. Lewin und Dr. H. Guillery. (Handbuch für die gesammte ärzt- 
liche Praxis) Aug. Hirschwald. Berlin 1905. 

Das zweibändige Werk der auf diesem Gebiete rühmlichst bekannten 
Verfasser hält mehr als sein Titel zu versprechen scheint, Es finden nicht 
nur sämmtliche in Betracht kommenden Arzneistofle und Gifte eine ein- 
gehende kritische Besprechung ihrer therapeutischen und toxischen Wirkungen, 
sondern ein umfangreiches Kapitel beschäftigt sich auch mit den für das Auge 
pathogenen Bacterien in ihrer Eigenschaft als Giftbildnern. 

Neben gewissenhafter Verwerthung der ganzen einschlägigen Literatur, 
wobei das Gesagte durch die Wiedergabe zahlreicher kurzer Krankengeschichten 
illustrirt wird, tritt überall das selbständige, durch eigene Untersuchungen 
erworbene Urtheil der Verfasser hervor. Es ist mit Freuden zu begrüssen, 
dass eine fiir den Ophthalmologen so wichtige Materie hier von berutener 
pharmakologischer Seite einer gründlichen, fast erschöpfenden Bearbeitung 
unterzogen worden ist. Wenngleich ein Theil der hier verfochtenen An- 
sichten bei vielen Klinikern und speciell Ophthalmologen Widerspruch hervor- 
rufen werden, so werden sie doch zweifellos zum Nachdenken anregen und 
manchen zu einer Revision seiner bisherigen Anschauungen veranlassen. 

In der lesenswerthen Einleitung suchen die Verff. allgemein-pathologische 
Begriffe wie Disposition, Idiosynkrasie, Immunität auf chemisch-physiolo- 
gischen Wege zu erklären: Das Wesentliche sind Aenderungen des Chemismus 
der Zelle, hervorgerufen „durch das Vorhandensein enzymatischer Stoffe von 
Eiweissnatur, die geeignet sind, ohne ihren Charakter zu verlieren, mit den 
Zellstoffen zu verschmelzen und sie in dauernder Abhängigkeit von sich zu 
halten.‘ ` Bei vorhandener Disposition können durch die verschiedenartigsten 
Alterationen, mögen es Vergiftungen im gewöhnlichen Sinne oder Infections- 
krankheiten sein, Schädigungen der Körperzellen und Zerfall ıhres Eiweises 
entstehen. „Da die Ursachen des Zerfalls verschieden sind, so werden auch 
die Zerfallsrichtungen des Eiweises verschieden sein müssen.‘ Die so ent- 
standenen giftigen Eiweisskörper können auch in Organen fern vom Angriffs- 
punkt der Scbädlichkeit, beispielsweise im Auge Störungen hervorruten, 
deren Natur abhängig nur von der Art der Zertallsproducte, nicht 
von der der primären Ursache ist. | 

Die Verff. können auf Grund dieser Erwägungen „eine symptomatologische 


-—- 7%% — 


Specificität am Auge wirkender Pilze nicht annehmen“ und bestreiten folge- 
richtig auch die Existenz specifischer Heilmittel. 

Die vorstehenden Betrachtungen die gewissermaassen das Leitmotiv des 
ganzen Werkes bilden, finden in den den einzelnen Capiteln zugetheilten kritischen 
Bemerkungen ihre specielle Anwendung, wie folgende Beispiele zeigen: 

„Das von den Tüberkelbacillen gelieferte Enzymgift ist“ im Gewebe 
nur „der Catalysator; was weiterhin schädigt, liefern die angegriffenen Zellen 
selbst.“ Hierfür spricht namentlich ‚das so sehr häufige Bestehen örtlicher 
Veränderungen, ohne dass es möglich ist, Pilze zu finden.“ 

Das Diphtherieserum wirkt nicht giftbindend, sondern nur durch seinen 
Gehalt an gewissen Eiweissderivaten, welche im Gewebe „Zustandsänderungen 
erzeugen, vielleicht in Gestalt einer eigenartigen Entzündung, wodurch u. a. 
Pseudomembranen von ihrer Lagerstitte abgestossen werden, und eine be- 
stehende Entzündung geändert wird. Dieser so ausgeübte Gegenreiz kann 
das Zellleben in eine neue Bahn bringen.“ 

Ganz abfällig wird das Jequiritol- und das Pneumococcen-Serum beurtheilt: 
„Die specifische Augen-Therapie mit Heilserum-Arten stellt einen intellectuellen 
Irrthum dar.“ 

Das Silbernitrat hat seine günstige Wirkung bei Blennorrhoe nicht durch 
eine Beeinflussung der Gonococcen, da es infolge seiner eiweissfällenden 
Eigenschaft keine Tiefenwirkung besitzt, vielmehr beruht sein therapeutiseber 
Wert auf einer „Gefässcontraction vereint mit dem ungewohnten Reiz, der 
die Gewebe veranlasst, ihre eingeborene Abwehr-Energie gegen Schädlichkeiten 
stärker zu entfalten.‘ 

Die Hornhautveränderungen durch Cocain werden aufgefasst ‚als ein 
Product aus der Abdunstung von Augenfltissigkeit, einer lymphatischen 
Anaemie und einer erhöhten Durchlässigkeit des Cornea-Epithels.“ Um fest- 
zustellen, ob diese Wirkungsweise vielleicht auf der durch Dissociation des 
salzsauren Cocains frei gewordenen Salzsäure beruhe, stellten Verf. Versuche 
mit anderen Cocainsalzen und namentlich mit Cocain. purum an und fanden, 
dass auch letzteres, wenn auch wesentlich seltener, typische Epithel-Verände- 
rungen hervorrief. 

Es muss sich demnach um eine trophoneurotische Störung durch Lähmung 
der Nerven-Fndigungen in der Cornea handeln, wobei die Individualität eine 
wesentliche Rolle spielt. Therapeutische Versuche mit Cocain purum scheinen 
jedenfulls aussichtsreich. Dagegen wird Kombination des Cocains mit Sublimat 
widerrathen. Letzteres „ist für das Cocain der Wegebahner‘. Ueberhaupt 
siud Verft. Gegner des Sublimats, eines ,,an sich minderwerthigen Antisepticums”. 
Selbst Lösungen von 1:5000—10000 zeigen ‚so starke örtliche Wirkungen 
am Auge, dass es mindestens als unklug angesehen werden muss, auf den 
Nichteintritt derselben zu hoffen. ... Gerade derartige Erfahrungen sollten 
auch dringend davon abmahnen, Sublimat als angebliches Antisepticum für 
Medicamente zugleich mit solchen in das Auge zu bringen“. Gefährlich sind 
auch die subconjunctivalen Sublimat-Injectionen. 

Versuche, die Verff. über die Brauchbarkeit verschiedener Substitutiuns- 
Producte des Atropins anstellten, ergaben in dem salzsauren Tropyl-Lupinein 
ein werthvolles Mittel. Es ist „in einprocentiger Lösung ein energisches 
Mydriatieum von nicht sehr langer Wirkung. Es bewirkt geringe Störung 
der Accomodation, die in etwa 2 Stunden vorüber geht. Das Mittel 
ist sehr geeignet zur opbthalmoskopischen Untersuchung.“ Bruns-Steglitz. 





ee E e 


Journal- Uebersicht. 


I. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1904. December. 

1) Ueber Glaskörper-Ablösung, von Elschnig. 

Verf. untersuchte 17 Bulbi mit Myopie von 2 bis über 30 D und 
5 Bulbi mit atypisch-myopischen Refractionen. Nur an 4 Augen fand sich 
eine scheinbare Glaskörper-Ablösung. Bei genauerem Zusehen konnte man 
bemerken, dass zarte, glaskörper-ähnliche Massen an der Netzhaut allenthalben 
anhaften, und die mikroskopische Untersuchung bestätigte es, dass die mehr 
oder weniger deutlich ausgeprägte Grenzhaut des Glaskörpers mit Glaskörper- 
resten an der Netzhaut anhaftete.e Dieser Befund stimmt genau überein mit 
dem, was Arlt als Glaskörper-Verflüssigung geschildert hat. Die Annahme, 
dass in Augen mit Staphyloma posticum intra vitam recht häufig Glaskörper- 
Ablösung vorkomme, ist nach Verf. somit widerlegt. 


23) Der Glaskörper bei Augen-Bewegungen, zugleich ein Beitrag zur 

Aetiologie der Netzhaut-Ablésung, von F. Best. 

Bei jeder Augen-Bewegung stellen sich erhebliche Verschiebungen im 
Glaskörper ein, die sich immer wieder ausgleichen. Peripher ist diese Ver- 
schiebung eine grössere, als wie central. Die Verschiebung im Glaskörper 
bei Augenbewegung kommt mit ihrer Zügewirkung auf die Netzhaut beı 


3) Ueber Glaucom nach Contusionen des Auges und seine Therapie, 
von A. Peters. 

Verf. beobachtete bei 2 Fällen. woselbst nach einer Contusion des Bulbus 
eine deutliche Drucksteigerung auftrat. Während in dem einen Falle dieselbe 
nach Eserin-Einträufelung zurückging, musste in dem andren die Punction 
der vorderen Kammer ausgeführt werden. Die Ursache sieht Verf. darin, 
dass das Kammerwasser eine gelatinöse, kolloide Beschaffenheit annimmt, 
wodurch die Circulation im Kammerwinkel mechanisch beeinträchtigt wird. 





4) Klinische Erfahrungen für die Wirkung des Römer’schen Pneumo- 
kokken-Serums beim Ulcus serpens, von zur Nedden. 

In der Universitäts-Augenklinik in Bonn wurde die Serumtherapie des 
Ulcus serpens mit Römer’s Pneumokokken-Serum in 14 Füllen angewandt, 
bei denen sämmtlich die Anwesenheit von Pneumokokken nachgewiesen war. 
Das Serum wurde in Form von subeutanen Injectionen angewandt. Dieselbe 
hatte nur in 2 Fällen Erfolg, in den übrigen 12 Fällen schritt das Ulcus 
trotzdem fort, so dass operativ vorgegangen werden musste. 





5) Beitrag zur Wanderung fremder Körper im Auge, von B. Wicher- 
kiewicz. 

Einem 10jährigen Knaben war ein Schrotkorn in den Glaskörper ve: 
drungen. Es gelang nicht dasselbe zu entfernen. Nach Anlegung eines 
nassen Verbandes heilte die Wunde gut. Später zeigte sich eine Erhabenheit 
an der Wundstelle. Nachdem hierüber ein Einschnitt gemacht war, gelang 
es ein Schrotkorn herauszubefördern. 


— op — 


6) Corpora amylacea in der normalen Retina, von Brown Pusey. 

In der Nervenfaserschicht einer sonst normalen Retina fanden sich 
runde und ovale Körperchen, die bei Hämatoxylin-Eosin-Färbung eine dunkel- 
blaue Farbe annahmen. Mit van Gieson-Färbung wurden diese Körperchen 
schwach roth, mit Jodjodkali gelb. | 


7) Ein Apparat zu warmen Umschlägen auf das Auge, von Karl Hoor. 
Beschreibung eines Apparates, vgl. Original. 


8) Eine neue Brillengliserart, Isochromgliser, von E. H. Oppenheimer. 
Beschreibung eines von Nitsche und Günther in Rathenow herge 
stellten isochromatischen Glases. Horstmann. 


II. Die ophthalmologische Klinik. 1904. Nr. 6-10. 
1) Ein Fall von Bilaufirbung der Bindehaut und Hornhaut, von 
Kauffmann. 

Durch Zerspringen einer Flasche Hektographentinte wurde Bindehaut 
und Hornhaut beider Augen des Patienten blau gefärbt. Das Epithel der 
Hornhäute war gestrichelt und Patient gab an, alles blau zu sehen. Unter 
Borsalbenverbänden entfärbten sich die Hornhäute schnell, indem die Farbe 
in das Vaselin überging. Das Epithel stiess sich lamellenartig ab. Trü- 
bungen blieben nicht zurück. 

2) Ueber Gelbsehen durch Santonin, von Hilbert. 

| Das Gelbsehen trat schon 3 Minuten nach Einnehmen von 0,03 Santonin 

auf und dauerte bei langsamem Abklingen !/, Stunde. 

3) Ein Fall von Tumor der Orbita mit einseitigem Exophthalmus 
und Basedow’schen Pseudosymptomen, von Truc. 

In diesem Falle von Endotheliom der Orbita waren alle Zeichen der 
Basedow’schen Krankheit vorhanden, abgesehen von den Lidsymptomen und 
der Doppelseitigkeit des Exophthalmus Der Fall malınt diejenigen zur Vorsicht, 
die auch bei atypischem Vorhandensein der Cardinalpunkte der Basedow’schen 
Krankheit sofort mit der Diagnose Morbus Basedowii bei der Hand sind. — 
Verf. schliesst sogar bei dauernder und absoluter Einseitigkeit des Exoph- 
thalmus Basedow’sche Krankheit mit Bestimmtheit aus. 

4) Beiträge zur Onkologie der Bindehaut, von Ulrich. 

Mittheilung von 5 Fällen von Tumoren der Bindehaut mit mikrosko- 
pischer Untersuchung. Trotz anscheinend radikaler Exstirpation der Ge 
schwülste musste in drei der mitgetheilten Fälle die partielle Exenteration 
der Orbita gemacht werden. Verf. empfiehlt die frühzeitige Probe 
excision zwecks Untersuchung und möglichst. radikale Operation ohne Rück- 
sicht auf den kosmetischen Erfolg. 


5) Zur Entropium-Operation nach Hotz, von Schulte. 
Empfehlung einer Modification. 


8) Die Stellung des Dichters Jung-Stilling in der Augenheilkunde 
seiner Zeit, von Schaefer. 
Hier interessiren hauptsächlich die medicinischen Werke des Dichters. Er 


— 7 gets 


schrieb: ‚Günstige Erfolge mit dem Daviel’schen Verfahren der Cataract- 
Extraction,“ und „Methode, den grauen Star auszuziehen und zu heilen.“ 

Im Uebrigen giebt Verf. einen kurzen Ueberblick des wissenschaftlichen 
Inhalts der Zeit, in welche das Auftreten des Dichters fiel. 


7) Ein Fall von Erkrankung der Macula nach Extraction eines der 

Netzhaut aufsitzenden Eisensplitters, von Drucker. 

Höchstens 2!/, Stunden nach der Verletzung Operation in Narcose mit 
dem Hirschberg’schen Handmagneten durch Meridionalschnitt. Gewicht 
des Splitters 1 mg. Nach 3 Monaten S = °/,, ,,; centrales Scotom von 
2,5—5°, dem eine kleine querovale, gelbbräunliche Stelle in der Macula 
entspricht. Das kurze Verweilen des Fremdkörpers hatte hier, wenn man 
die schon frühere Anwesenheit des Herdes ausschliesst, was bestimmt ge- 
schehen kann, genügt, um den emipfindlichsten Theil der Netzhaut zu schädigen. 
Ob es chemische oder andre Einflüsse waren, bleibt dahingestellt. 


8) Ein eigenartiger Fall von Carcinom am Limbus corneae, von 
Kauffmann. | 
Auf dem Boden eines Pterygiums entstand im Limbus corneae ein zu- 
nächst gutartiges Papillom. Im Laufe der Zeit — die Geschwulst bestand 
mindestens 2 Jahre — wandelte sich das Papillom in Carcinom um. Man 
muss annehmen, dass die carcinomatöse Entartung nicht über den Stiel der 
Geschwulst hinausging, und dass aus diesem Grunde bisher kein Recidiv erfolgte. 





9) Ueber Netzhaut-Blutungen bei perniciöser Bandwurm-Anämie, 
von Tschemolossow. 

Blutaustritte in die Netzhaut sind eine ständige Erscheinung bei schweren 
Fällen von Bandwurm-(Botryocephalus)Animie. Sie liegen meist in der 
Gegend des hinteren Augenpols in der Nähe der Gefiisse und haben eine 
wichtige Bedeutung für die Prognose. Die Blutaustritte erfolgen per diape- 
desin, resorbiren sich spurlos und sind von keinen entzündlichen Erscheinungen 
in der Netzhaut begleitet. Sie liegen in der Nervenfaserschicht, von wo sie 
gelegentlich die Netzhaut in ihrer ganzen Dicke durchdringen können. — 
Die Extravasate bei Bandwurm-Anämie sind ganz identisch mit denjenigen 
bei essentieller perniciöser Anämie und sprechen für eine Identität beider 
Krankheiten. Moll. 

III. Archives d’ophtalmologie. 1904. März—Septeniber. 
1) Tuberculöse Iritis und ihre Behandlung, von Abadie. 

Im Gegensatz zu manchen Autoren, die bei tuberculöser Iritis die Enu- 
cleation empfehlen, hat Verf. mit seiner internen Therapie gute Resultate 
gezeitigt. Diese Therapie besteht in täglichen Einreibungen des Körpers mit 
(uajacol-Leberthran und innerer Darreichung von 10—15 Tropfen Jodogenol, 
‘einer organischen Jodverbindung. Zur Ernährung wird rohes Fleisch, sowie 
Fleischsaft benutzt. 

2) Ophthalmologische Notizen, von de Britto. 

Verf. theilt einige Beobachtungen mit, die von klinischem Interesse sind. 
Es finden sich darunter ein Fall von Epitheliom der Hornhaut, ein Fall von 
orbitaler Meningocele, sowie mehrere Fälle von schweren intraocularen 
Blutungen nach operativen Eingriffen. 


80 —- 


3) Vergleichung der Läsionen der Netzhaut und der andren Organe 
bei Retinitis albuminurica, von Opin und Rochon-Duvigneaud. 

Verff. haben sich zur Beantwortung im Wesentlichen zwei Fragen ge- 
stellt: 1. Ist die Erkrankung der Netzhaut-Arterien die Ursache der Ver- 
änderungen dieser Membran, oder sind die Arterien nur homolog den andren 
Elementen der Retina erkrankt? 

2. Sind die Gefässveränderungen nur im Auge localisirt oder finden 
sich auch solche in andren Organen, wo sie analoge Folgen haben wie in 
der Netzhaut? 

Zunächst ergiebt sich, dass die Gefässveränderungen in Form von End- 
arteriitis sehr verschiedener Grade sich viel häufiger in der Aderhaut finden 
als in der Netzhaut. Auch die Venen zeigen ähnliche Veränderungen. 

Die Läsionen der Netzhaut, die sich hauptsächlich im hinteren Pol des 
Auges finden und im Allgemeinen mehr in den inneren Lagen der Retina 
zu suchen sind, bestehen in Oedem, Hämorrhagien und fibrinöser Infiltration. 
Die Alterationen der eigentlichen Netzhautelemente sind im Allgemeinen nicht 
destructiver Natur, da in vielen Fällen von starken ophtbalmoskopischen 
Veränderungen die Sehschärfe eine gute ist bezw. sich wieder heben kann. 
Die Veränderungen der Netzhautgefässe baben trotz ihrer gegen die der 
Aderhautgefässe zurückstehenden Ausdehnung einen grossen Einfluss auf das 
Verhalten des Netzhautgewebes, da es sich hier um Endarterien handelt. 

Nichtsdestoweniger kann die Alteration des nervösen Gewebes, welches 
durch die veränderten Gefässe ernährt wird, nicht allein durch Ischämie 
erklärt werden. 

Von andren Organen, in denen nach Veränderungen gesucht wurde, 
fanden sich ausser der Niere nur das Herz. Der Sehnerv zeigt lediglich 
secundäre Atrophie. 

Weder die Natur der Netzhautveränderungen noch die meist negativen 
Ergebnisse der Untersuchung des allgemeinen arteriellen Systems geben zur 
Zeit eine Erklärung für die Pathogenese der Retinitis albuminurica. Man 
kann sich lediglich einer oder der andren Hypothese anschliessen, von denen 
einige am Schlusse der Arbeit mitgetheilt werden. Keinesfalls aber kann 
die Retinitis auf Kosten einer allgemeinen Arteriosclerose gesetzt werden, 
da, wie oben gesagt, sich ausser in den Nieren in den andren Organen keine 
histologischen Veränderungen zeigen. 


4) Ein Fall von traumatischem Enophthalmus, von le Roux. 


5) Aenderungen des Volumens des gesunden und glaucomatösen 
Auges unter dem Einfluss verschiedener Molecular-Concentraticn 
des Blutes, von Gantonnet. 

Neuere Versuche von Achard und Loeper hatten gezeigt, dass ver- 
schiedene in die Circeulationswege gebrachte Substanzen sehr schnell im Glas: 
körper und Kammerwasser erschienen und ebenso schnell verschwanden, wenn 
die Nierenseeretion in Ordnung war. Ist letzteres nicht der Fall, so ver 
weilt die betreffende Substanz linger und hiutt sich an. 

Im Wesentlichen handelt es sich bei den vorliegenden Versuchen um 
eine Nachprüfung der obigen. Die Veränderungen der Angentltissigkeiten 
wurden bei mehr oder weniger briisker Modification der Blutmasse studirt. 
Hauptsächlich kamen Kochsalz, schwefelsaure Soda und Glycose zur An 
wendung. 


Es ergab sich, dass die Unterbindung des Nierenstiels das Volumen des 
Auges herabsetzt, dass die subcutanen bezw. intravenösen Injectionen weniger 
grosse Schwankungen nach als vor der Ligatur verursachen, dass die hyper- 
tonischen Injectionen stärker wirken als die isotonischen, die intravenösen 
mehr als die subcutanen. E o cp 
6) Die Theorie der Sciaskopie und mein Soiaskop-Ophthalmometer, 

von Wolff. 
7) Behandlung der totalen Trichiasis, von Cange und Bentanie. 

Empfehlung des Verfahrens von Dianoux. 


8) Experimentelle Untersuchungen über die traumatische Einwirkung 
des elektrischen Lichtes auf das Auge, von Mettey. 

Die Schädigungen im bestrahlten Auge des betreffenden Thieres konnten 
nicht im Licht-percipirenden, sondern nur im leitenden Theil der Netzhaut 
bezw. des Sehnerven aufgefunden werden. Welche Art von Strahlen des 
elektrischen Lichtes im Wesentlichen von Einfluss sind, lassen die Experi- 
mente offen. 


8) Die chirurgischen Eingriffe bei den Störungen des motorischen 
Apparates des Auges, von Landolt. 
Eine Zusammenfassung der Anschauungen des besonders auf diesem Ge- 
biete so fruchtbaren Verfassers. 


10) Pulsirender Exophthalmus durch Fibrosarcom ethmoidalen 
Ursprungs, von van Duyse. 








11) Glaucomatöse Form der Aderhaut-Tuberculose, von Dupuy- 

Dutemps. 

In dem beschriebenen Fall zeigte sich zunächst ein Tuberkel in der 
Maculagegend der Aderhaut. Allmählich wurde auch die benachbarte Netz- 
haut ergriffen und endlich breitete sich die Affection auf die ganze Ader- 
und Netzhaut aus. Die Entwicklung erinnerte an die eines intraocularen 
Tumors mit Netzhaut-Ablösung und heftigen glaucomatösen Zuständen. Zum 
Schluss kam es zu einer schleichenden Iritis und Enucleation. 


12) Glaucom und Cataract, von de Lapersonne. 

Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf jene Fälle secundärer Drucksteige- 
rung nach der Star-Operation, welche durch Einklemmung der Iris oder 
Linsenkapsel nicht erklärt werden können. Er erklärt sich als Anhänger der 
Hypothese, welche eine Störung der tiefen Circulation des Auges annimmt, 
die ihrerseits eine Art von Oedem des Glaskörpers bedingt. Pathogenetisch 
ist in solchen Fällen die grössere oder geringere Durchlässigkeit der Nieren. 
Von diesem Gesichtspunkt aus wird man sich oft vor üblen Zufällen schützen 
können, wenn man, namentlich bei arterieller Drucksteigerung, bei Oedema 
fugax, bei Magenstörungen u. s. w., selbst bei negativem Ausfall der Urin- 
untersuchung mit grosser Genauigkeit die Durchlässigkeit der Nieren mittels 
Methylenblau und Kochsalzlösung prüft. Ergiebt sich hierbei eine Abweichung 
von der Norm, so ist der Patient vor der Operation einer speciellen Behand- 
lung zu unterwerfen. 

6 


— 8&2 — 


13) Palpebrale Dermatolyse, von Terson. 
Diesen Namen schlägt Verf. für die unter der Bezeichnung Blepharo- 
chalasis bekannte Affection als den prägnanteren vor. 


14) Ueber die durch Iridectomie bedingte Sicherheit der Operation 

des Altersstars, von Péchin. | 

Verf. bekennt sich zum unbedingten Anhänger der Iridectomie bei der 
Operation des Altersstars. Wenn auch die Operation mit runder Pupille als 
ideale Behandlung anzusehen ist, so birgt sie doch viele Gefahren, welche 
man nie voraussehen kann, namentlich wenn man durch eine Reihe von Er- 
folgen sicher gemacht ist. Daher ist die Iridectomie stets anzuwenden, und 
zwar, wenn möglich, als präparatorische. 


15) Der durch Verletzung eines Auges hervorgerufene Einfluss auf 
das andre, von Sourdille. 

Verf. zeigt, dass ein verletztes Auge nicht nur specifische Erscheinungen. 
wie sympathische Ophthalmie oder Reizung im zweiten Auge hervorrufen 
kann, sondern dass es gelegentlich in diesem Auge einen Zustand geringerer 
Widerstandsfähigkeit bedingt, durch den selbst leichte Affectionen unter 
einem schweren Krankheitsbilde erscheinen. 


16) Experimentelle und histologische Untersuchungen über die Ver- 
brennung des Auges durch Schwefelsäure, von Villard. 


17) Recidivirendes Orbitalcylindrom, von Moissonnier. 

Der recidivirende Tumor bietet natürlich ähnliche histologische Characte- 
ristica wie der primäre, dessen Sitz die Thränendrüse war. Nur weicht er 
ab in dem Verhältniss der Masse des Bindegewebes zu den Epithelzellen. 
Letztere finden sich in dem Recidiv in viel höherer Zahl, als in dem primären 
Tumor, was für eine erhöhte Malignität, d. h. stärkeres und schnelleres 
Wachsthum, sprechen würde. 

18) Chirurgische Behandlung des paralytischen Schielens, von 
de Wecker. 

19) Antwort auf den vorhergehenden Artikel von de Wecker über 
die chirurgische Behandlung des paralytischen Schielens, von 
Landolt. 

Die beiden Autoren stehen auf verschiedenen Standpunkten bezüglıch 
der Indication bezw. Nothwendigkeit der Tenotomie des Antagonisten und 
der Resection des gelähmten Muskels. 


20) Ueber oculäre Hemiplegie, von Brissaud und Péchin. 


21) Subconjunctivaler Cysticercus, von Terrien. 

Die Frage, ob ein Taenien-Ei auf andrem als dem Darmwege in die 
Conjunctiva gelangen könne, z. B. durch ein Trauma, wo das Embryon alsdann 
frei würde und in das Gewebe hineinwandre, konnte auch in diesem Falle 
mangels jeder Anamnese nicht gelöst werden. 


— 83 — 


22) Tuberculöse Iridocyclitis, von Moissonnier. 

Die tuberculöse Iridocyclitis tritt unter zwei Formen auf. Bei Kindern 
findet sich meist ein akut entzündlicher Process, während bei Erwachsenen 
der Verlauf ein subakuter reactionsloser ist. Es findet sich dann entweder 
ein Pseudotumor an einem Punkte des Ciliarringes oder eine massive Irido- 
cyclitis mit Verlegung des vorderen Segmentes. Niemals fehlt eine Herab- 
setzung des intraocularen Druckes und stets tritt eine Perforation nahe dem 
Limbus ein. Wenn auch alle Häute des Auges ergriffen sind, so ist der 
hauptsächlichste Sitz der Infiltration im Corpus ciliare und der Iris zu suchen. 

Verf. steht auf dem Standpunkt, dass die Tuberculose des Uvealtractus 
stets eine secundäre ist, wenn sie auch in ihrem klinischen Verlauf und 
ihren Begleitumständen als primäre imponiren kann. Zur Stütze der nicht 
sicheren Diagnose bildet das Tuberculin ein werthvolles Mittel. Die Pro- 
gnose ist eine schlechte und die Enucleation stets wie bei einem malignen 
Tumor geboten, um einer Generalisation vorzubeugen. 

(Diese Schlussfolgerung stimmt nicht ganz mit der Ansicht des Vert 
über die stets secundäre Natur der ocularen Tuberculose. Ref.) 


23) Augeycomplicationen wihrend der Lactation, von Bistis. 

Die während der Periode starker Milchsecretion beobachteten Fille von 
Neuritis optica werden meist mit einer bestehenden Anämie in Verbindung 
gebracht. In einigen Fällen war letztere jedoch nicht nachzuweisen, und die 
Theorie, dass die Neuritis durch Auto-Intoxication zu Stande käme, gewinnt 
dadurch an Wahrscheinlichkeit. Verantwortlich wären dann gewisse eiweiss- 
artige Substanzen, die während der Lactation frei würden. 


24) Die Wirkung des Nicotins auf das oberste Cervicalganglion, von 

Cosmettatos. 

Die Experimente haben ergeben, dass eine direct auf das Ganglion auf- 
gebrachte Nicotinlösung sofort eine Lähmung dieses Centrums ohne vorher- 
gehende Reizung herbeiführt. Am Auge bemerkt man reichliche Thränen- 
secretion, Erweiterung der Pupille, Verlängerung der Nickhaut und starke 
Erweiterung der Gefiisse. 

Auf die Zellen selbst des Ganglion wirkt das Nicotin im Sinne einer 
vorübergehenden Chromatolyse. 


25) Nachruf auf Prof. Gayet. 


26) Wer hat zuerst experimentell die Umkehrung der Netzhautbilder 
bewiesen? von Nuel. 


Die Antwort auf die Frage lautet: Descartes. 


27) Congenitale Syphilis des Geer von Lagrange und Aubaret. 


38) Beitrag zur histologischen Ebene der nach Paracentese 
der Hornhaut entstehenden Narben, von Villard und Delord. 


29) Traumatische Hysterie des Auges, von Teillais. 
Zunächst treten die Sehstörungen, sei es unmittelbar, sei es erst einige 
Zeit nach dem erlittenen Trauma, in die Erscheinung. Sehr bald zeigen sich 
auch allgeıneine Symptome, welche für die Natur der Neurose sprechen. 
6* 


— 84 - 


Dabei hat die Art des Trauma keinen Einfluss, vielmehr sind sowohl die 
speciellen Symptome des Auges, wie die der andren Organe die gleichen, wie 
bei idiopathischer Hysterie. Das grösste Gewicht ist auf die Anamnese zu 
legen, da bekanntlich selbst hochgradige Amblyopie dem Patienten lange Zeit 
entgehen kann. Da die Dauer der hysterischen Amblyopie ebenso wie die 
der Heilung schwer vorhergesagt werden kann, da oft genug Recidive auf- 
treten, muss mit der endgültigen Festsetzung von Ersatz-Ansprüchen vor- 
sichtig verfahren werden. 

30) Eine atypische Form der Augentuberculose, von Mouthus. 

Es handelt sich nm eine Tuberculose der Sklera ohne alle Betheiligung 
der Iris. Die vollständige Heilung wurde durch Excision und Cauterisation 
mit Erhaltung des Sehens erzielt. Die Diagnose war durch positive Impf- 
resultate gesichert. 


31) Ophthalmometrische Untersuchungen, von Baslini. 


32) Mydriasis à bascule, par Frenkel. 
Verf. versteht hierunter die bei uns als ‚springende Mydriasis“ be- 
zeichnete Affection. (Nicht beendet.) Moll. 


IN. Recueil d’ophtalmologie. 1904. Februar—Mai. 
1) Ueber die Drehbewegungen des Auges, von Delage. 
Eine grosse experimentelle und rechnerische Arbeit, die im Auszug nicht 
wiederzugeben ist. 





2) Die Prognose gewisser Allgemeinkrankheiten nach ihren Augen- 
symptomen, von de Micas. 

Die Arbeit bringt nichts Neues. In einzelnen Folgerungen dürfte Verf. 
zu weit gehen, wie wenn er z. B. eine syphilitische Erkrankung für pro- 
gnostisch besonders ungünstig hält, wenn in ihrem Verlauf eine Iritis auf- 
tritt. — Erwähnenswerth ist die Angabe aus der Literatur, dass von 45 an 
Retinitis albuminurica leidenden Kranken nur drei nach 4 Jahren noch lebten. 
3) Congenitale Aniridie, von Galezowski. 

Im Anschluss an 3 Fälle von congenitaler, zum Theil familiärer Aniridie 
bespricht Verf. die Theorien ihres Zustandekommens. Abgesehen von der 
alten Ammon'schen Hypothese der Entwicklungshemmung wird die Mis- 
bildung häufig auf intrauterine Erkrankungen des Auges zurückgeführt. 
Verf. geht von der Thatsache aus, dass der nicht vascularisirte Theil 
der secundären Augenblase im 6.—7. Monat verschwindet und so die Pupille 
bildet. Er stellt sich vor, dass in der Gefiissschicht der den vorderen Theil 
der Linse begrenzenden Membran Entwicklungs-Störungen eintreten und da- 
durch auch der der Gefässschicht aufliegende äussere Theil der Membran 
zur Atrophie kommt. Hierdurch ist Aniridie gegeben. 

4) Ueber den Werth der Diagnose von Augenleiden, von Galezowski. 

Eröffnungsvorlesung. 


5) Ein Fall von Correction von Astigmatismus bei einem Aniso- 





— 85 — 


metropen mit Sicherstellung des binocularen Sehens mit Hilfe des 
Römy’schen Diploskops, von Vallet. 


6) Keratectomie mit Conjunctival-Bedeckung, von Mazet. 

Um den Stumpf für das Tragen der Prothese geeigneter zu machen, 
wird vor der Keratectomie die Bindehaut rings um die Hornhaut unter- 
minirt und nach Ausführung der Keratectomie zugleich mit den Hornhaut- 
rändern gefasst und durch senkrechte Nähte geschlossen. Hierdurch ist jeder Reiz 
der Cornea durch die Prothese ausgeschlossen, sowie die Narbe eine festere. 


7) Behandlung der Trichiasis des Oberlids durch Tarsomargino- 
plastik, von Villard. Bu Moll. 


V. Annales d’oculistique. 1904. März—September. 
1) Ptosis-Operation, von Parinaud. 

Das bereits im Jahre 1897 veröffentlichte Verfahren besteht im Wesent- 
lichen darin, dass ein starker, doppelt armirter Faden unter dem Musc. rectus 
superior hindurch geführt und mit beiden Nadeln in der Haut des Oberlids 
ausgestochen wird. Die so gebildete Schleife bringt nach vorhergehender 
Präparation den oberen Rand des Tarsus mit dem Muskel in Verbindung 
und zur Verwachsung. Die Function ist eine gute. 





2) Mechanismus der Accommodation, von Tscherning. 

Die Helmholtz’sche Theorie von der Accommodation ist experimentell 
nicht zu beweisen. Denn die Probe, dass die Gleichgewichtslage der Linse ihrem 
Accommodations-Zustande entspricht, was nach der Theorie von Helmholtz 
der Fall sein müsste, ergiebt z. B. beim todten Auge, dass die Linse, die 
hier keinem Zuge ausgesetzt ist und wo die Zonula sicher entspannt ist, sich 
nicht im Accommodations- sondern im Ruhezustand befindet. 

Genaue Messungen, die ein Schüler des Verf.’s, Besio, mit dem 
Ophthalmophacometer gemacht hat, ergeben, dass sich die Veränderungen bei 
der Accommodation zu ®/,, auf die Vorderfläche, zu */,, auf die Hinterfläche 
der Linse vertheilen. Die Abplattung der Vorderfläche nach dem Aequator 
zu ist eine stärkere bei der Accommodation, als im Ruhezustande und fällt 
um so mehr anf, als sich das Centrum vorbuckelt. In Dioptrien ausgedrückt 
beträgt die Differenz zwischen Centrum und Rand etwa 3D. — Diese 
Messungen konnten bestätigt werden in einem Falle von Aniridie, wo die 
sonst bei der Accommodation eintretende Pupillenverengerung nicht störte. 

Nach Verf. liegen die mechanischen Verhältnisse der in Betracht kom- 
menden anatomischen Theile so, dass bei Contraction des Ciliarmuskels die 
Zonula gespannt wird und die Vorderfläche der Linse in KEES 
Sinne verändert. 

Wie kommt die Veränderung ihrer Hinterfläche zu Stande? 

Die Verbindung des Glaskörpers mit dem Ciliarkörper ist eine derartige, 
dass man fast sagen könnte, der Ciliarmuskel nähme seinen hinteren Ursprung 
vom Glaskörper, und zwar sowohl mit seinen Radiär- wie den Longitudinal- 
fasern. Hiernach kommt es bei Contraction des Muskels zu einem Vorwärts- 
ziehen der vorderen peripheren Theile des Glaskörpers. 

Die Abplattung der Vorder- und Hinterfläche der Linse gegen den 
Rand zu kommt nun zu Stande dadurch, dass die Linse eingeschlossen ist 
in ihre Kapsel, deren Vordertheil durch die Zonula nach hinten gezogen 


Se, ZB 


wird und deren Hintertheil dem nach vorn drängenden Glaskörper folgen 
muss. So begreift man auch die Vorbuckelung der centralen Theile der 
beiden Linsenflächen, namentlich der hinteren. Denn hier wird der Glas- 
körper nicht durch die Action des Ciliarmuskels beeinflusst und ausserdem 
ist seine Resistenz durch den Cloquet’schen Kanal herabgesetzt. 

Einige weitere Gründe für die Richtigkeit dieser Accommodationstheorie 
sind im Original nachzulesen. | 


3) Die Netzhautleistung als Function der Zeit, von Broca und Sulzer. 


4) 1. Operation des Nachstars, 2. Ueber die Wirkung des heissen 

Wassers auf die Hornhaut bei Infiltraten desselben, von Manolesco. 

Was die zweite Arbeit betrifft, so ist die Technik eine sehr einfache: 
Nach Cocain-Anästhesie wird zweimal täglich durch 5—10 Minuten 70- bis 
SOgrädiges Wasser auf die Hornhaut getriiufelt. Die Reaction besteht, bei 
Infiltraten mit Pannus, in starker Hyperämie, welche nach 3—5 Stunden 
vorübergeht. Verf. verspricht sich von der so hervorgerufenen Leucocytose 
und Steigerung der Circulation eine gute Wirkung auf die Infiltrate. Er 
hat namentlich bei Keratitis parenchymatosa gute Resultate gesehen. 


5) Stereoskopie und Projection, von Parinaud. 


6) Glaucom mit intermittirenden Krisen und . seine Behandlung, 
von Abadie. 

Verf. hat in vielen Fällen, in denen die sog. Prodrome (Schmerzen, 
farbige Ringe, Nebel) nur mit Mioticis behandelt worden waren, einen trau- 
rigen Ausgang der Krankheit beobachtet. Dagegen wurden die Kranken 
geheilt, wenn sofort die Iridectomie gemacht wurde. 


7) Stereoskopie und an von Parinaud. 


8) Ueber die Verletzung der Nerven der Orbita in ihrem intre- 
craniellen Verlauf durch Kopfschüsse, von Ferron. 

Die meisten Kopfschüsse enden unmittelbar tödtlich, so dass es schlechter- 
dings unmöglich ist, über die Verletzung der einzelnen Nerven etwas auszu- 
sagen. Nur Schüsse, welche den vorderen Theil des Schädels treffen, setzen 
gelegentlich Nervenverletzungen, die zur Beobachtung gelangen. Bei Weitem 
die meisten Läsionen der Nerven aber sind durch indirecte Gewalt, wie 
u E und Blut-Ergüsse, EEN 











9) Ueber Iridotomie, von Meter 

Verf. empfiehlt wiederholt die Iridotomie an Stelle der Iridectomie bei 
der Cataract-Operation. Die Entleerung der Linsenmassen geht ebenso gut 
von Statten und man erhält eine kleinere, regelmässigere und dem Sehen 
günstigere Pupille. 


10) Neues Verfahren zur Bestimmung der Refraction, von Holth. 
Die Beschreibung der vom Verf. Skiaskineskopie genannten Methode 
muss im Original nachgelesen werden. 


— 8&7 — 


11) Behandlung der Tricbiasis des Oberlids durch Tarsomarginoplastik, 
von Villard. 

Das namentlich für Fälle von Trichiasis ohne starke Einwärtskehrung 
des Knorpels erdachte Verfahren besteht darin, dass ein Lappen, aus der vor 
den Cilien liegenden Lidhaut gebildet, eingepflanzt wird in die Lücke, welche 
durch einen hinter den Cilien geführten Intermarginalschnitt geschaffen worden. 

Für die mit starker Verkrümmung des Lidknorpels einhergehenden Fälle 
bleiben die Verfahren zu Recht bestehen, welche den Knorpel selbst angreifen. 


12) DieKehrseite der Medaille für das Jequiritolserum, von de Wecker. 
Die nicht ganz unpersönlich gehaltene Erörterung läuft auf eine Empfeh- 
lung des zuerst empfohlenen Jequirity hinaus. 


13) Neues Verfahren zur Correction des Epicanthus, von Rogman. 
Im Original zu studiren. Ohne Abbildung nicht kurz zu beschreiben. 








14) Glaucom nach Star-Operation, von Wicherkiewicz. 

Die nach der Star-Operation beobachteten Fälle von Drucksteigerung 
sind im Allgemeinen als Secundärglaucom und nicht als Aeusserungen eines 
primären Glaucoms aufzufassen. Die in Rede stehenden Fälle von Secundär- 
glaucom verdanken ihre Entstehung einer Verlegung des Iriswinkels und 
damit einer Störung der Excretion. Die Ursache hierfür bildet entweder 
ein Fehler der Operationstechnik oder eine postoperative Iritis, oder die starke 
Retraction eines Nachstares nach der Discission. 








15) Die Pathogene der spontanen Netzhaut-Ablösung, von Gonin. 
Verf. weist durch drei Fälle nach, dass die Ursache der spontanen, nicht 
traumatischen Netzhaut-Ablösung in einem Zug des Glaskörpers mit folgendeın 
Riss der Netzhaut zu suchen ist. Dieser Vorgang hängt wahrscheinlich ab 
von disseminirten Herden von GE im vorder en Abschnitt des 
Bulbus. 
16) Neues Verfahren einer Moulage der Augenhöhle, von Coulomb. 
Das Verfahren hat den Zweck, eine Moulage der Orbitalhöhle nach 
Enucleation oder partieller Resection des Bulbus zu gewinnen. Es gestattet 
Kranken, die sich nicht direct eine Prothese anpassen lassen können, eine 
solche nach dem Muster der a anfertigen zu lassen. 





17) Radical-Behandlung der Dacoryocystitis nasalen Ursprungs, von 

Aubaret. 

Das Princip der Behandlung besteht darin, dass durch Resection eines 
Theils der inneren Wand der Canalis lacrymalis eine Oeffnung geschaffen 
wird, durch welche eine gute Drainage der ihres Inhalts beraubten Thränen- 
sackgrube gewährleistet wird. Im Uebrigen verläuft die Operation wie die 
gewöhnliche Exstirpation des Thränensackes. 

18) Secundär-Glaucom nach Extraction der Linse, von Dupuy- 

Dutemps. 

Wenn auch die Aetiologie des nach der Star-Operation, oft erst nach 
längerer Zeit, eintretenden Secundär-Glaucoms in vielen Fällen dunkel ist; so 
sind doch zwei Hauptursachen festzustellen. Zunächst ist es die totale Ver- 


— 88 — 


löthung der Kapsel mit der Iris, wie sie nach der einfachen Extraction und 
nachfolgender Discission gelegentlich beobachtet wird. Die zweite Ursache ist 
in der Einheilung der Iris oder Linsenkapsel in die Hornhautwunde zu suchen. 


19) Verknöcherung der Linse, von Aubineau. | 


20) Bemerkung über congenitale EE von Toufesco. 





21) Ueber wandernde Episcleritis, von Roux 


22) Nekrolog auf Prof. Gayet, von Frenkel. 
23) Ueber den Zusammenhang von _Myopie und Hornhautfiecken, 
von Frenkel. 

Centrale Hornhautflecke haben mindestens in einem Drittel der Fälle 
eine Myopie progressiven Charakters im Gefolge, die mit Veränderungen des 
Augengrundes einhergeht. Sind beide Augen mit Hornhautflecken behaftet. 
so ist auch die Myopie meist doppelseitig; während bei einseitigen Flecken 
bald das befallene Auge, bald das andre kurzsichtig wird, je nachdem dieses 
oder das andre zum Sehen in der Nähe verwendet wird. Verstärkend auf 
die Entwicklung der Myopie wirkt der meist unregelmässige Astigmatismus 
solcher Augen. 

Wie Messungen ergeben haben, handelt es sich nicht um Krümmungs- 
myopie, sondern um Axenverlängerung des Auges. Die Sehschärfe, welche 
an sich schon durch die Hornhautflecke verringert war, geht im Laufe der 
Myopie und ihrer Folgen natürlich noch mehr zurück. Die Pathogenese 
dieser erworbenen Myopie ist in der durch Herabsetzung der Sehschärfe be- 
dingten Annäherung der Objecte zu suchen. 

Was die Frage anbelangt, ob die Accommodation oder die Convergenz 
ätiologisch in Betracht kommt, so scheinen die Fälle von einseitigen Flecken 
und einseitiger Myopie der angestrengten Accommodation die Schuld zu geben. 

Diese Erwägungen legen dem Arzt die Pflicht auf, den so häufigen 
phlyktänulären Entzündungen eine besonders sorgsame Behandlung angedeihen 
zu lassen. 


24) Ein Lehrstuhl für Augenkrankheiten am alten chirurgischen 

Collöge zu Montpellier, von Truc und Cohu. 

Aus der Studie ergiebt sich, dass bereits im Jahre 1788 in Montpellier 
Seneaux specielle Vorlesungen über Augenheilkunde gehalten hat. 

25) Behandlung der Iritis durch subconjunctivale und temporale 

Injectionen, von Roy. 

Verf. empfiehlt zur Behandlung der specifischen Iritis subconjunctivale 
und temporale Injectionen von Sublimat und Cocain in Verbindung mit der 
gewöhnlichen Behandlung. Namentlich die Dauer der Krankheit soll abge- 
kürzt werden, und die ciliaren und periorbitalen Schmerzen schnell nachlassen. 
Bei rheumatischer Iritis wird, statt Sublimat, Lithion angewendet. Moll. 








VI. Revue générale d’ophtalmologie. 1904. Nr. 3—5. ` 
1) Schanker der Bindehaut, von Rollet. 
Mittheilung eines Falles, bei dessen Besprechung die Charakteristica der 


-. gg - 


Affection aufgezählt werden. In erster Linie sind hierzu zu rechnen: 
Induration, Chemosis und indolente Drüsenschwellung. 
3) Augenhygiene in den Communalschulen zu Montpellier, von Truc 
und Chavernac. | 
Die bekannten Grundsätze der Hygiene, wie sie der Schularzt überwachen 
soll, scheinen in den betreffenden Schulen gut beobachtet zu werden. Moll. 








VII. l’Ophtalmologie provinciale. 1904. Nr. 1. 
1) Ueber das Schielen, von Dr. F. Cosse in Tours. 
Die Arbeit behandelt die verschiedenen Theorien, die über die Patho- 
genese des Schielens aufgestellt sind. 


2) Zur Differential-Diagnose der Conjunctivitis und der Iritis, von 
Dr. Lacaussade in Alencon. 

Wird die Iritis nicht unmittelbar nach ihrem Auftreten durch Atropin 
bekämpft, so treten sehr schnell Verwachsungen der Iris mit der vorderen 
Linsenkapsel auf, die schwere Nachtheile .für die Sehkraft des betroffenen 
Auges nach sich ziehen können. 

3) Schwierigkeiten bei der Diagnose des Glioms der Netzhaut, von 
Dr. Gendron in Lorient. 

Nach der Ansicht des Verf.’s giebt es keine Pseudogliome, wie Winter- 
steiner sie benannt hat. Entweder ist ein wirkliches Gliom vorhanden, 
oder die Diagnose ist falsch gestellt, und es handelt sich um eine andre Er- 
krankung des Auges. Besteht in der That eine Neubildung, so kann die 
Enucleation allein den Kranken retten. 


Nr. 2. 
Ein Fall von erworbener Ptosis entzündlichen Ursprunges, durch die 
Motais’sche Operation geheilt, von Dr. Gendron in Lorient. 


Nr. 3, 
1) Das neuro-paralytische Augensyndrom, von Prof. v. Lapersonne. 

Verf. schlägt vor, diese von Mettey angegebene Bezeichnung an Stelle 
von Keratitis neuroparalytica einzuführen, da bei der Erkrankung nicht allein 
die Hornhaut, sondern das ganze Auge betroffen ist. Das Hauptsymptom 
ist die Aufhebung der Sensibilität, die sich im ganzen Gebiete des Trige- 
minus bemerkbar macht. 

2) Zur Aetiologie des Schielens, von Dr. F. Cosse in Tours. 

Die hereditäre Belastung in Form von Nerven-Erkrankungen in der 
Familie, die hereditäre Lues, der Strabismus, welcher bei nahen Verwandten 
beobachtet wurde, und die angeborenen Refractionsfehler, wie Myopie, Hyper- 
‚metropie und Astigmatismus, können in erster Linie als Ursache des Strabis- 
mus angesehen werden. In zweiter Linie kommt dann ätiologisch ein 
Entwicklungsfehler in Betracht, vor allem der Strabismus, der in Folge von 
Krämpfen im Kindesalter auftritt, und dann das Schielen, das sich nach 
mangelhaftem binocularen Sehen bemerkbar macht. Fritz Mendel. 





— 90 — 


VIII. The Ophtbalmic Review. 1904. März. 
1) Ulceration der Cornea in Folge von Infection mit Bacillus pyocysa- 
neus, von Angus Mc Nab. 

Bericht über einen Fall aus der Prof. Axenfeld’schen Klinik in Frei- 
burg. Nachweis des Infections-Erregers. Es handelt sich um sehr seltene — 
ausserdem noch 8 Fille beobachtet — und meist sehr schwere Infectionen. 

April. 
Der Accommodations-Mechanismus, von M. Tscherning. 
Entgegnung auf den Artikel Grossmann’s. (Vgl. dieses Centralblatt.) 


Mai. 
Ein Fall von recidivirender Oculomotorius-Lihmung, von Werner 
ın Dublin. 

Bei einem 20jährigen Mädchen, das seit früher Kindheit an periodischen 
Anfällen von Kopfschmerz litt — anscheinend typischer Hemicranie — waren 
in den letzten 3 Jahren Lähmungs-Erscheinungen im Gebiet des rechten 
Oculomotorius, zugleich mit den Kopfschmerz-Antällen aufgetreten. 


IX. The Annals of Ophthalmology. 
1) Sympathische Ophthalmie, von Ramsay in Glasgow. 
Referat iiber den gegenwiirtigen Stand der Frage. 





2) Der Einfluss der Resection der Cervicalganglien des Sympathicus 
bei Glaucom, von Wilder in Chicago. 

Verf. giebt zunächst einen Bericht über 7 Fälle von Sympathectomie 
aus seiner eigenen Praxis, sowohl chronisch entzündlichen, wie einfachen 
Glaucoms. Die Resultate waren sehr verschieden — in 2 Fällen muss wohl 
eine deutliche Besserung zugegeben werden — und werden durch die Ab 
bildung zahlreicher Gesichtsfeldschemata illustrirt. Bemerkt sei noch, das 
die mikroskopische Untersuchung der herausgeschnittenen Ganglien eine ver- 
mehrte Pigmentirung (der Ganglienzellen) und unregelmässige Form ergeben 
hat, gelegentlich auch Vacuolenbildung und reiche Vascularisation. 

Den Schluss der Arbeit bilden die Ergebnisse einer Umfrage bei zahl 
reichen Augenürzten über ihre Erfahrungen mit der Sympathectomie beim 
(slaucom; es wird noch über 61 Fälle berichtet. 

3) Arteriosklerose in Beziehung zu gewissen Erkrankungen der 

Netzhaut und des Sehnerven, von Bull in New York. 

Zusammenfassende Arbeit ausschliesslich referirenden Charakters. 

4) Ein Fall von Mikrophthalmus mit Orbitalcysten, von Zentmayer 
in Goldberg. 

Ausführliche, durch 6 Abbildungen erläuterte makroskopische und mikr 
skopische Beschreibung. In beiden nur unvollkommen entwickelten Augen 
ist die Neigung zu cystischen Veränderungen nachweisbar, sowohl durch 
makroskopisch sichtbare Cysten, wie cystische Veränderungen in den Augen 
häuten. Von besonderem Interesse war der Nachweis cystischer Hohlräume 
in der Nervenfaserschicht und die Anwesenheit von Netzhaut-Elementen in 
den Wandungen der grossen Cysten. 





u GE. ed 


5) Blastomycosis des Auges, insbesondere der Augenlider, von A. Wood 
in Chicago. 

Verf. theilt zunächst einen Fall dieser selten, bisher fast nur in Amerika 
beobachteten und von amerikanischen Aerzten beschriebenen Affection mit. 
Bei einem 14jähr., im Uebrigen gesunden Mädchen war am linken Unterlid 
ein gerstenkornartiges Knötchen aufgetreten, das zu einer Schorfbildung 
führte. Unter dem Schorfe eine eiternde Wundtläche. Unter Zunahme des 
Knötchens wurde die umgebende Haut roth und dick, der Lidrand zerstört, 
die Conjunctiva roth, geschwollen, granulirt. 

Durch bakteriologische und mikroskopische Untersuchung eines excidirten 
Stückchens wurde die Diagnose einer blastomycetischen Dermatitis gestellt. 
Verf. theilt noch die EE iei en 8 fromder Beobachtungen mit. 

6) Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über den Aufbau des cerebralen 
Sehapparates im Lichte der Neuron-Theorie, von Gamble (Chicago). 
Arbeit rein referirenden Inhalts. 








7) Ein Fall, der das Unzulängliche der gegenwärtigen Methoden zur 
Erkennung entfernter Farbensignale illustrirt, nebst einigen Ver- 
besserungsvorschlägen, von Oliver: (Philadelphia). 

Betrifft einen 38jähr. Eisenbahnangestellten, dem es auffiel, dass er bei 
nebligem Wetter u.s. w. die Signalfarben unsicher erkannte. Als Ursache 
konnte Verf. ein relativ centrales Scotom nachweisen (Tabak). 





8) Keratoconus, von Griffin-Lewis (Syracuse). Referat. 
9) Die Nothwendigkeit einer jährlichen Untersuchung der Schul- 
kinder bez. Hals, Nase, Ohren, Augen, von Frank Allport (Chicago). 


10) Ein historischer Ueberblick der chirurgischen Star-Behandlung, 
von Brown (Philadelphia). Loeser. 


—_ a 


X. The Royal London Ophthalmic Hospital Reports. 1904. Juni. 

1) Ueber Retinitis albuminurica bei jungen Individuen und die rela- 
tive Häufigkeit von juveniler interstitieller Keratitis bei den beiden 
Geschlechtern, von E. Nettleship. 

Bei 31 von 41 ophthalmoskopisch untersuchten Füllen von interstitieller 
Nephritis fanden sich Retinitis oder multiple Netzhaut-Blutungen. Unter 50 
an parenchymatöser Nephritis Leidenden fand sich nur in 7 Fällen Retinitis, 
während 43 normalen ophthalmoskopischen Befund boten. Ueberraschend ist 
das Ergebniss, dass das weibliche Geschlecht unter den vom Verf. beobach- 
teten Fällen von interstitieller Nephritis im jugendlichen Alter stark überwiegt. 
2) Beobachtungen über die. Prognose und den diagnostischeu Werth 

der Retinitis diabetica, von Nettleship. 

Von 48 Fällen sind vom Auftreten der Retinitis an im ersten Jahre 
9 gestorben, mehr als ?/, lebten länger als 2 Jahre. Die diabetische Netzhaut: 
Erkrankung hat also nicht die üble Bedeutung wie die Retinitis albuminurica. 


3) Primärer Schanker der Conjunctiva und Keratitis interstitialis, 
von E. Treacher Collins. 


— 92 


3!;, Jahre nach dem Auftreten des Primäraffectes am Unterlid ent- 
wickelte sich eine Keratitis interstitialis desselben Auges. 


4) Die Innervation der Pupille, von Herbert Parsons. 
Ausführliche Arbeit ausschliesslich referirenden Inhals. 


5) Thrombose der Vena centralis retinae, von George Coats. 

Verf. hat 4 Fille von Thrombose der Centralvene mikroskopisch unter- 
sucht. Im ersten Falle, wo das typisch-klinische Bild einer Thrombose der 
Vena centralis vorlag und der in Folge eines schweren, 14 Tage nach dem 
Beginne des Leidens auftretenden Glaucoms zur Enucleation kam, wurde kein 
Thrombus in der Vene gefunden, sondern nur eine starke Verdickung der 
Intima. Allerdings war ein kleines Stiick des Venenlaufes — am Sehnerven- 
eintritt —. in Folge ungeeigneter Schnittführung der Untersuchung entzogen. 
In den übrigen drei Fällen wurden Thromben — z. Th. schon organisirt — 
aufgefunden. Bezüglich der genaueren Ergebnisse der mikroskopischen 
Untersuchung, die an 14 Figuren erläutert werden, muss auf das Original 
verwiesen werden. Loeser. 


XI. New York eye and ear infirmary reports. 1904. Januar. 
1) Behandlung von verschiedenen Formen von Ptosis durch partielle 
Resection des Tarsalknorpels, von E. Gruening. 
Verf. hat 12 Fälle mit Erfolg operirt. Alle Formen der Ptosis sind 
durch diese einfache Operation günstig zu beeinflussen. 


2) Silberdepots in der Epithelschicht der Cornea, von John E.. Weeks. 
Bericht über 2 Fälle, wo im Anschluss an die Application von Arg. 
nitr, — das eine Mal Touchiren eines Ulcus, das andre Mal Instillation von 
Arg. nitr.-Lésung nach einer Pterygium-Operation — schwarzgraue Hornhaut- 
triibungen zuriickblieben. Die Untersuchung der abgekratzten Partien ergab, 
dass es sich um die Einlagerung metallischen Silbers handelte. 
3) Ein Fall von tuberculöser Iritis, von W. Hunter. 
Es handelte sich um einen typischen Fall der knötchenförmigen Ent- 
zündung; etwa 15 rosenkranzartig angeordnete Knötchen waren nachweisbar. 
(Abbildung.) 


4) Ampber-gelbe Gläser bei der Untersuchung und Behandlung der 
Augen, von Geabrook. 
Verf. empfiehlt die gelben Gläser wegen der geringen Beeinträchtigung 
der Sehschärfe auf der einen Seite, und der starken Absorption der chemisch 
wirksamsten Strahlen (blau, violett) auf der andren. 


5) Ueber die Behandlung einiger Fälle von Netzhaut-Ablösung nach 
der Dor’schen Methode, von Marple. 

Die Methode besteht: in der combinirten Anwendung von Cauterisation 
der freigelegten Sclera und subconjunctivalen Injectionen einer 20—30°/, Koch- 
salzlösung. Verf. sah in drei von ihm bebandelten Fällen keinen Erfolg. 
6) Sclerose der Nervenfasern nach Netzhaut-Trauma. Ein bisher 

nicht beschriebenes ophthalmoskopisches Bild, von Friedenberg. 


-- 93 — 


Verf. beschreibt an der Hand von 3 Abbildungen des Augergrundes 3 Fälle, 
wo im Anschluss an Verletzungen der Netzhaut durch eingedrungene Fremd- 
körper oder combinirt mit den nach Blutungen auftretenden degenerativen 
und Vernarbungsprocessen (Retinitis striata) feine, haarähnliche, weisse, 
streifenförmige Linien sich zeigten, die nach der ganzen Art ihres Verlaufes 
und ihrer Anordnung als Nervenfasern anzusprechen sind, in denen Degene- 
rationsprocesse sich abspielen. 


7) Der schwarze Fleck in der Macula lutea bei Myopie, von Ernst Krug. 
Mittheilung eines Falles. (Siehe Fuchs, Zeitschr. für Augenh. 1901.) 


8) Die Krankheiten des Chiasma nerv. optic., von Gehrung. 
Zusammenstellung von 102 Fällen aus der Literatur. 
XII. The Post-Graduate. 1904. Nr. 7. 
Amblyopie in Folge Opticus-Erkrankung. (Retrobulbire Neuritis). 
Behandlung durch Strychnin-Injectionen, von John Roosa (New York). 
Bericht über 8 Fälle. Loeser. 





Vermischtes. 


1) Am 9. März 1905 verstarb zu Christiania Prof. Johann Hjort. 

Als Sohn des ausgezeichneten, namentlich um das Studium der Haut- 
krankheiten verdienten Arztes, Dr. Jens Johann Hjort, am 10. April 1835 
zu Christiania geboren, studirte er daselbst und war als Hospitalarzt von 
1860 an thätig. Im Jahre 1865 machte er eine Reise in’s Ausland, auch 
zu A. v. Graefe, und wurde 1873 Professor der Medicin an der Universität. 
Von seinen in norwegischer Sprache veröffentlichten Arbeiten erwähnen wir 
die folgenden: Ueber die Bösartigkeit des Glioms.. Ueber Iris-Mangel. 
Blinden-Statistik Norwegens. Ueber Sehpurpur. Glaucom. Ablösung der 
Aderhaut. Den Lesern unsres Blattes ist er durch seine Arbeiten über 
offene Wundbehandlung bei Augen-Operationen, und namentlich bei Star- 
Operationen, aus den Jahren 1897 und 1898, wohl bekannt. 

2) Wilhelm Schulek, geb. 1843 zu Budapest, gestorben ebendaselbst 
am 14. März 1905. 

Schulek studirte in Wien, ging darauf zu A.v. Graefe nach Berlin, 
war 1867—1872 in Wien Assistent bei F. Arlt und wurde dann Professor 
der Augenheilkunde zu Klausenburg, 1874 zu Budapest, wo er als Vorstand 
einer nach seinen Plänen errichteten Augenklinik als Arzt und Lehrer eine 
bedeutende Thätigkeit entfaltete Er redigirte das augenärztliche Beiblatt 
der ungarischen Wochenschrift der Heilkunde und veröffentlichte darin die 
folgenden Abhandlungen: Ueber Einwärtsschielen. Ueber Kurzsichtigkeit auf 
Grund der Hornhautkriimmung. Ueber pupilläre Sphinkterektomie. Ueber 
optische Verhältnisse bei Doppel-Pupillen. Ueber Unterdrückung von Zer- 
streuungskreisen. Seine wichtigsten Arbeiten sind auch deutsch, im Archiv 
f. Ophth., erschienen. Ein grosses Verdienst erwarb er sich durch Heraus- 
gabe der ungarischen Beiträge der Augenheilkunde, welche in deutscher 
Sprache abgefasst und ausführlich im Centralbl. f. Augenheilk. referirt sind, 
und durch welche er eine enge Fühlung zwischen ungarischer und deutscher 
Wissenschaft zu unterhalten strebte. Freundliche Aufnahme gewährte er 


94 --- 


jedem Fachgenossen, der ihn in seiner schönen Klinik zu Budapest besuchte, 
wenn er nicht leider durch Krankheit, die ihn öfters heimsuchte, behindert 
war. Wir werden ihm ein ehrendes Angedenken bewahren und wünschen 
den trefflichen ungarischen Beiträgen ein weiteres Gedeihen. 





Bibliographie.. 


1) Die Nervenzellen der Netzhaut unter physioi. und pathol. 
Verhältnissen mit besonderer Berücksichtigung der Blendung 
(Finsen, Röntgen, Radium), von Birch-Hirschfeld. (Münchener med. 
Wochenschrift. 1904. Nr. 27.) Belichtung eines Auges durch helles Tages- 
licht während 7 Stunden bei Verdeckung des andren führte zu vermin- 
dertem Chromatingehalt und geringer Grössen-Zunahme der Zellen. Erstere 
Veränderung betrifft die Nissl-Körper und die chromatische Substanz der 
Zellen der innern und äussern Körnerschicht. (Versuchstliier: meist Kaninchen.) 
Diese anatomische Veränderung bei functioneller Thätigkeit der Ganglienzellen 
ist wohl als Ausdruck der ch:mischen Umsetzung anzusehen. Weiterhin 
wurde das Verhalten gegenüber den das Physiologische übersteigenden Licht- 
Intensitäten geprüft. Nach Blendung mit elektrischem Bogenlicht unter Aus- 
schaltung der Wärme und elektrovioletten Strahlen treten dieselben Ver- 
änderungen nur in viel höherem Grade hervor. Durch nachfolgende Dunkel- 
Adaptation gleichen sie sich aus bis zu übernormalem Chromatingehalt. 
Dauerte die Blendung jedoch länger als einige Minuten, so traten nicht mehr 
ausgleichbare Erscheinungen auf: Zell- und Kernschrumpfung, Vacuolen im 
Protoplasma, Zerialls-Erscheinungen. Ultraviolettes Bogenlicht erzeugt auch 
bei 6stündiger Blendung keine Netzhaut -Veränderung im linsenhaltigen 
IKaninchen-Auge. Nach Extraction der Linse, welche, wie auch aus andren 
Untersuchungen hervorgeht, die ultravioletten Strahlen absorbirt, gelang es 
durch einstündige Blendung, wieder ausgleichbare Chromatin-Auflösung und 
Vacuolenbildung bei normalem Kerne zu erzeugen. Finsenlicht wirkte ähnlıchı. 
doch genügte der Schutz der Linse nur bei kurzdauernder Blendung. Ver- 
änderungen der Netzhaut gehen stets mit solchen entzündlicher Natur am 
vordern Abschnitt des Bulbus einher, jedoch nicht umgekehrt. Dies ist für 
die therapeutische Anwendung wichtig. Cataract entstand in keinem Falle. 
Durch ultraviolettes Licht bedingt sind Schneeblindheit, Blitzblendung und 
Kurzschluss Blendung. Blendung durch Sonnenlicht minus ultraviolett hatte 
localisirte Wirkung zur Folge, machte sehr frühzeitig Pigment-Epithelver- 
änderung und exsudative Chorioiditis, natürlich auch Nekrose der Netzhaut- 
zellen in der Mitte der Blendungsstelle, aber keine entzündlichen Erschei- 
nungen am vorderen Bulbus-Abschnitt. Réntgenstrahlen-Blendung führte 
nach einer Latenz von 13—40 Tagen zu starken Lid- und Bindehaut-En'- 
ziindungen, Wimperverlust, diffuser Hornhaut-Triibung mit bläschenförniger 
Epithel-Abhebang, Iritis. 30—60 Tage nach der Bestrahlung trat Opticus- 
Atrophie auf. Anatomisch wurde gefunden: Veränderung des Hornhaut- 
Epithels; Regeneration, Chromatin-Auflösung, Schrumpfung, Zerfall von 
Kern und Zelle in der Netzhaut; Markscheiden-Zerfall im Sehnerven. Radiu: 
ergab im Wesentlichen dieselben Veränderungen wie Röntgenstrahlen. Aus 
diesen Untersuchungen ergiebt sich das Gebot grösster Vorsicht bei Bestrah- 
lung der Umgebung des Auges ınit Ultraviolstt, Röntgen, Becquerel, 
Radıum. Koerber. 


ae, ORY ii 


2) Cocain und Adrenalin (Supraranin), von Dr. H. Braun. 
(Berliner Klinik. 1904. Heft 187.) Adrenalin, der neue Bundesgenosse 
der Local-Anästhesie, wirkt schon in äusserst dünnen Lösungen zusammen- 
ziehend auf feinere und grössere Gefässe, so dass eine fast vollständige Blut- 
leere entsteht, bei Anwendung auf Schleimhäute sowohl wie bei Injection. 
Dadurch unterstützt es die Wirkung der Anästhetica, besonders des Cocains, 
in hohem Maasse und verlängert dieselbe, verhindert auch die schnelle Re- 
sorption und vermindert so die toxische Wirkung. Die Maximaldosis beträgt 
1j mg. Das Mittel ist derart verdünnt anzuwenden, dass auf 1 cum 0,1 °', 
Cocainlösung etwa 3 Tropfen der 1 °/,, Adrenalinlösung kommen. Im Ein- 
zelnen werden dann die Vortheile besprochen, welche die Anästhesirungs- 
Methoden von Schleich, Hackenbruch, Oberst und Bier vom Adrenalin 
haben. 

3) Ueber einen Selbstmordversuch mit Cocain. Ein Beitrag 
zur Kenntniss des Cocafnismus von Kar] Hempel. (Inaug.-Dissert. Leipzig 
1904.) Hempel’s Patient machte binnen 6 Wochen 2 Selbstmordversuche 
mit Cocain, beim zweiten angeblich mit 2,5 Cocain. Er wurde beide Male 
mit starker Prostration, allgemeinem Tremor, hohem Puls und unstillbarem 
Durste eingeliefert. Beim ersten Male Pupillen ohne Befund, geringe Ptosis 
links, beim zweiten Male Pupilleu-Differenz, schwache Reaction. Ausserdem 
bestand ungenaue Orientirung. Motorische Schwäche, Krämpfe, Hyp- 
ästhesien und Parästhesien. Beide Male trat sehr schnelle Besserung ein. 
Der Tod tritt gegebenen Falles an Athemlihmung ein. Besonders gefährlich 
ist die Application des Cocains am Kopfe; js weiter vom Gehirn entfernt 
die Stelle, desto mehr kann man verwenden, besonders wenn dazu Es- 
march’sche Blutleere kommt. 

4) Ueber die tonische Reaction lichtstarrer Pupillen, von 
Dr. Roemheld. (Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 46.) Roem- 
held beschreibt einen Fall der seltenen tonischen Reaction lichtstarrer 
Pupillen — rasche Verengerung bei Accommodations-Convergenz und Orbi- 
cularis-Contraction, auffallend langes Verharren in Verengerung und sehr 
langsame Erweiterung. Im vorliegenden Falle waren beide Pupillen weit, 
ungleich gross, total lichtstarr. Bei Accommodation, Convergenz und bei 
forcirtem Lidschluss verengern sie sich relativ rasch maximal, verharren 
etwa 15 Secunden in diesem Zustand und erweitern sich erst in 3—7 Minuten 
unter wechselnder Formveränderung zur ursprünglichen Weite. 

5) Ueber eine ungewöhnliche Fremdkörper-Verletzung der 
Orbita, von Dr. Fritz Salzer, Privatdocent in München. (Münchener 
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 25.) Ein Kutscher schlug von unten her 
nach dem Bauche des Pferdes. Die Peitsche schnellte einen glatten runden 
Stein gegen das Oberlid eines Tagelöhners, von wo er herabfiel. Nach 
6 Tagen Consultation, wobei kleine Lidwunde, Ptosis, Lid- und Bindehaut- 
Schwellung, Verdrängung des Auges nach aussen-unten gefunden wurde. Die 
Symptome gingen nur langsam zurück, während sich Eiterung einstellte. 
‘Aber der vermuthete Fremdkörper konnte nicht gefunden werden, obschon 
schliesslich ein Fistelgang bis in die Nähe des Foramen opticum sondirbar 
war. 17 Tage nach der Verletzung wurde aus der Fistelöffnung ein 1!/, cm 
langes Ende eines ledernen Peitschenriemens extrahirt. Heilung. Das tiefe 
Eindringen des Leders ist durch den Frost am Tage der Verletzung erklärt. 
Das gefrorene Ende war abgebrochen und mit dem Stein gegen das Auge 
geflogen, 


96 — 


6) Magnet-Operationen,. von Jung. (Münchener med. Wochenschrift. 
1904. Nr. 31.) Jung demonstrirt Augenspiegelbild eines Splitters, Sidero- 
skope, von denen er das Asmus’sche vorzieht, und Magnete. In 86 °’, gelang 
die Entfernung aus dem Augeninnern. | 


7) Die Behandlung der Ophthalmie bei Blattern. (Münchener 
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 39.) Bei der Behandlung von 55 Fällen 
von Augen-Complicationen bei einer Blattern-Epidemie hat sich das Methylen- 
blau geradezu als Specificum erwiesen, da bei seiner Anwendung bei aus- 
gesprochener Conjunctivitis Hornhaut-Affectionen ausblieben, während es be- 
reits bestehende schnell zur Heilung brachte. Wegen dieser prompten Wirkung 
ist es bei Blattern-Epidemien gegen die geringste Augen-Affection prophy- 
laktisch zu verwenden. 

8) Zur Physiologie der Retina, von Klein. (Münchener med. 
Wochenschrift. 1904. Nr. 38.) Nach Klein’s Annahme kommt das Nach- 
bild durch intermittirendes Selbstleuchten der Netzhaut, hervorgerufen durch 
Husseres Licht, zu Stande. Auch bei Druck auf das Auge im Dunkeln, 
schwacher Belichtung des geschlossenen Auges und im directen Anschluss 
an Nachbilder nach vorausgegangener starker Belichtung wird periodische, 
von der Macula lutea ausgehende Lichtentwicklung beobachtet. 


9) Bemerkungen zur Behandlung der Kurzsichtigkeit, von 
H. Schmidt-Rimpler. (Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 38). 
Verf. steht betrefis der Gläser-Correction der Myopie mehr auf Hirsch- 
berg’s als auf Sattler’s Standpunkt. Bei Myopie unter 2,5 D ist er gegen 
dauerndes Brillentragen, weil diesen Myopen eine unnöthige und oft schlecht 
vertragene Accommodation dadurch zugemuthet wird. Zwischen 2,5 und 
10 D ist er bei jüngeren Leuten im Ganzen für Vollcorrection, und zwar 
dauernde, jedoch bei strengster Individualisirung. Die Statistik über Zu- 
nehmen ohne und mit Vollcorrection hält er für noch nicht hinreichend aus- 
gedehnt und einwandsfrei. Auch betreffs der Fukala-Operation nähert er sich 
mehr Hirschberg als Sattler, da er durch späte Ablösungen der Netz- 
haut, Entzündungen derselben und dicke Glaskörper-Trübungen zu immer 
grösserer Vorsicht gebracht wurde. Der Procentsatz der Ablösung nach 
Operation übertrifft den der spontanen. Von seinem Grundsatz, das zweite 
Auge zu operiren, nachdem das erste ein Jahr gut geblieben, ist er ab- 
gekommen. Nur wenn durch Brillentragen entsprechende Existenzbedingungen 
bei hochgradig Kurzsichtigen nicht zu erreichen sind, kann man die Operation 
unter Darlegung der Gefahren empfehlen. 

10) Eine ungewöhnliche Fremdkörper-Verletzung des Auges, 
von Dr. Nöldeke, Augenarzt in Meiderich am Niederrhein. (Münchener 
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 31.) Nach Peitschenschlag in das Gesicht 
fand N. eine !/, cm lange Skleralwunde bis fast zur Cornea mit vorgefallener 
Iris. Abtragung. Naht. Im Verlaufe Glaskörper-Abscess, Enucleation. Im 
Abscess wurde ein Knoten aus grün-weissem Seidenfaden gefunden. Genese: 
die Sklera wurde wohl von dem äussersten Ende der Peitschenschnur durch- 
schlagen und beim Zurückziehen klemmte die Sklera den Knoten ein, so dass 
hinter ihm die Schnur abriss. Koerber. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW, 26 Schiftbauerdamm). 
Verlag von Vert & Comp. in Leipzig. — Druck von Mzrzczr & Wrrtia in Leipsig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AnoxE in München, Dr. Berazz in Paris, Prof. 
Dr. BIRMBACHER in Graz, Dr. Braıter in London, Dr. Bruns in Steglits, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Commn in Breslau, Doe. Dr. Cu. pu Bomw-Rzruonn in Berlin, Dr. CRzZELLITZER 
in Berlin, Prof. Dr. E. EmmrRT in Bern, Prof. Dr. C. GaLLENGA in Parma, Dr. GMSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpsızuer in Budapest, Dr. GoRDoN NoRRIE in Kopenhagen, Dr. Hau- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Honstuaun in Berlin, Dr. Issıaoxıs in Smyrna, Prof. H. Kuarr in 
New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. Loxser in Berlin, Prof. Dr. Magnus in 
Breslau, Major F. P. Marmarp, I. M. S. Calcutta, Dr. F. MENDEL in Berlin, Dr. MoLL in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PERGEns in Brüssel, Prof. Dr. PESCHEL in 
Frankfurt a. M., Dr. Portscuer in Klagenfurt, Dr. M. Raion in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Scuze& in Oldenburg, Prof. Dr. Soumuxı in Prag, Prof. Dr. Scuwars in Leipzig, Dr. 
Srrro in Berlin, Dr. StreL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reicher. 





1905. -Neunundzwanzigster Jahrgang. E April. 





Inhalt: Original-Mittheilung. Zur Operation des sympathischen Weichstars nebst 
Bemerkungen über sympathische Augen-Entzündung von J. Hirschberg. 

Klinische Beobachtung. Zur Schicl-Messung. Von J. Hirschberg. 

Neue Bücher. 

Geselischaftsberichte. Ophthalmologische Gesellschaft in Wien. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Handbuch der Physiologie des Menschen. 
Herausgegeben von W. Nagel. — 2) Considérations générales sur les rapports de la 
pathologie oculaire avec la pathologie générale, par M. Emile Berger. 

Journal-Uebersicht. I. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LIX. 3. — 
Il. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. Januar — Februar. 
— Ill. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. 1904. Heft 60. — IV. Zeit- 
schrift f. Augenheilk. 1905. XII, 1-4. — V. Die ophthalm. Klinik. 1904. Nr. 20—24. 
1905. Nr. 1—2. — VI. La clinique ophtalmologique 1904. Nr. 20—24. 1905. Nr. 1. 
— VII. POphtalmologie provinciale. 1904. Juli—October. 

Vermischtes. 
Bibliographie. Nr. 1—15. 





Zur Operation des sympathischen Weichstars nebst 
Bemerkungen über sympathische Augen - Entzündung. 
Von J. Hirschberg. 

Am 26. Januar 1905 kam ein 26jähriges, sehr gebildetes Fräulein 
von weit her zur Aufnahme, — gesendet von ihrem Hausarzt, der aus 


meiner Mittheilung im Centralblatt f. Augenheilk. (1899, S. 246 bis 249) 


Hoffnung für ihre Genesung geschöpft. 
7 


, 98 __ 


Sie batte früher ganz vortrefflich gesehen, nah und fern. Vor 
7 Jahren erkrankte das linke Auge. Sie wurde von einem hervorragen- 
den Fachgenossen in einer Universitäts-Stadt behandelt, der auf diesem 
Auge Netzhaut-Ablösung mit Erblindung feststellte. Am 31. October 1901 
trat akutes Glaucom auf diesem Auge mit mehrtägigem unstillbarem Er- 
brechen auf. Am 27. November 1901 wurde die Iridectomie verrichtet. 
Am 28. December 1901 brach plötzlich Entzündung („Iritis“) auf dem 
rechten, bisher ganz gesunden Auge aus, und vernichtete die Sehkraft 
binnen wenigen Tagen fast vollständig. Als sie sogleich wieder bei ihrem 
Augenarzt eintraf, fand dieser das Bild der sympathischen Augen-Eutzün- 
dung. Zahl der Finger auf 1 m! Sofort (4. Januar 1902) Enucleation 
des linken, lange erblindeten Augapfels.. 5 monatliche Nachbehanlluug mit 
Jud und Hg sowie mit Kochsalz-Einspritzungen unter die Bindehaut des 
rechten Augapfels. ° Sebschärfe bob sich wieder auf Di, 

Patientin kehrte in ihre ferne Heimath zurück. Lichtscheu und 
Empfindlichkeit blieb dauernd. Die Sehkraft nahm stetig ab. Juni 19v2 
konnte sie nicht mehr schreiben und war bald ganz blind, bis auf Licht- 
schein. Zwei Jahre hinter einander machte sie die Hungerkur in Bad 
Lindewiese durch. Aber das Auge blieb blind. Ihr Augenarzt wollte sie nicht 
operiren, wie er mir schrieb, da er Schrumpfung des Augapfels befürchtete. 

Ich finde Lichtschein und Projection genügend, den Augapfel weich. 
Bei dem üblichen Probiren mit eingelegtem Sperrer röthet sich das Auge. 
Hornhaut klar, Vorderkammer eng. Die Iris ist vollkommen entartet; ihr 
Faser-Relief verstrichen, ihre Hintertläche vollkommen flächenhaft mit der 
Linsenkapsel verwachsen. Breite dreieckige Zipfel der ganzen Dicke des 
Irisgewebes ragen hinein in das Pupillengebiet und verschränken sich zu 
einer Einheit mit der dieken und harten Kapsel-Auflagerung, die neugebildete, 
speichenfürmige, mit denen der Iris zusammenhängende Blutgefässe bei 
Lupen-Betrachtung erkennen lässt. 

Hätte es sich um ein Kind aus hiesiger Gegend gehandelt, so würde 
ich die Operation noch um 2—3 Jahre aufgeschoben haben. Aber dem 
26jähricen Fräulein, das mit Vater und Gesellschafterin die so weite und 
anstrengende Reise gemacht und alle Hoffnung auf die Operation gesetit, 
konnte ich nicht vorschlagen, noch drei weitere Jahre zu verdammert. 
Uebrigens war sie vorzüglich, ruhig und geschickt, und hatte auch bei der 
schmerzhaften Glaucom-Operation gut gehalten. Somit wurde die Operation 
beschlossen. Natürlich galt cs, erstlich die Regenbogenhaut ganz unberührt 
zu lassen, um eben die gefürchtete Schrumpfung des Augapfels zu ver- 
meiden; zweitens, die Linseukapsel gänzlich zu entfernen, um den Austritt 
der zäben Linsenmassen aus denı so weichen Augapfel zu ermöglichen. 

Nach Eintraufelung von Cocafn und Holocain wird (30. Januar 1909) 
der Sperrer eingelegt, oben der Augapfel mit Schluss-Pincette ergriffen und 
und unten im Lederhautsaum mit grosser Vorsicht und ganz langsam ell 


— 99 — 


geräumiger Schnitt mit mittlerer Lanze ausgeführt; die vierhakige Kapsel- 
Pincette in das Pupillen-Gebiet eingeführt, geöffnet und kräftig geschlossen. 
Das erste Mal gleiten die 4 Haken-Paare ab an der knorpeligen Kapsel; 
beim zweiten Eröffnen und Schliessen packen sie die Kapsel, reissen sie 
ein und entfernen ein ausgiebiges Stück derselben, d. h. alles was in der 
Pupille sichtbar vorliegt. Sofort erweitert sich die Pupille! Linsenmasse 
beginnt vorzuquellen. Die sorgsam sterilisirte Grirrin’sche Spritze wird 
eingeführt, fördert aber ungemein wenig Linsenmasse heraus. Nunmehr 
wird Sperrer und Pincette entfernt und mit dem Spatel sanft und allmäh- 
lich der bei weitem grösste Theil der kleisterartigen Linsenmasse leicht 
entleert. Die Heilung erfolgte regelmässig. Die Spannung wurde besser. 
Das Pupillen-Gebiet war bald ganz frei, rother Reflex mit dem Augen- 
spiegel zu erlangen, übrigens nach allen Richtungen gleich gut. Aber 
Einzelheiten vom Augengrunde konnten nicht erkannt werden, offenbar wegen 
Glaskérpertribung. Auch bestand ein Netzhaut-Leiden, dass sich durch 
einen grossen Ausfall in der Mitte des sonst normal ausgedehnten Gesichts- 
feldes kundgab. Somit stieg das Sehen nur auf Fingerzählen bis zur Ent- 
fernung von etwa 1,5 m (mit + 8 bis 10 Di). Mit + 12 Di wurden auf 
15 cm Buchstaben 20 m erkannt. 

Aber die Kranke, welche sich frei bewegen konnte und bei ihrer hohen 
Intelligenz trotz der geringen Sehschärfe die Gegenstände erkannte, war 
überglücklich und weit dankbarer, als viele Menschen, denen man durch 
Star-Operation volle Sehschärfe wiederzugeben in der Lage war. Am 
10. April 1905 wurde sie in ihre Heimath entlassen, um noch weiter auf- 
lüsende Mittel zu gebrauchen. 

In diesem Fall sind wir mit einer Operation ausgekommen, — offen- 
bar weil die Kıanke so vorzüglich hielt, dass die Linse recht vollständig 
entleert werden konnte. In einem andren Fall liess sich dies, sogar unter 
Chloroform-Betäubung, nicht so vollständig erreichen. (Vgl. Centralbl. f. 
Augenh. 1901, S. 111.) Die Folge war die Nothwendigkeit, eine zweite 
Operation nachzuschicken, d. h. mit dem Kxarp’schen Messerchen in der 
Gegend der wieder geschlossenen Pupille Linsenkapsel nebst den ange- 
backenen Rindenmassen zu durchschneiden. Ich bemerke, dass die so ge- 
bildete Pupille sich ganz gut gehalten hat. Es sind jetzt vier Jahre 
seit der Operation verstrichen. Der damals 10jährige Knabe hat die Schule 
seither besucht, ist allerdings geschont worden, konnte aber gut folgen. 
Die Sehkraft ist heute wie damals, ’/, bis !/,. Gesichtsfeld normal. 

Wächst auch die zweite Pupille wieder zu, so muss mitten durch die 
Iris — nach der Methode von CHESELDEN, jedoch von der Vorderkammer 
aus, — mit dem Iinapp'schen Messerschen ein Schnitt angelegt werden 
der eine klaffende Pupille liefert. Dies habe ich bereits in meiner ersten 
Mittheilung (Centralbl. f. Augenheilk. 1899, S. 249) beschrieben. 

Dies Verfahren ist weit sicherer, als einerseits die hierbei von 


"8 


e, 0 — 


A. v. GRAEFE empfohlene \Wenzeu’sche Star-Ausziehung, wobei das Messer 
beim Einstich durch Hornhaut, Iris, Linse und beim Ausstich durch Lins, 
Iris, Hornhaut geführt wird; und das von ScamipT-RımpLER erwähnte 
Verfahren von G. CRITCHETT, in mehreren Sitzungen einen Tunnel durch 
die trübe Linse zu bohren: dem erstgenannten Verfahren haftet die Gefahr 
der Schrumpfung des Augapfels an; dem zweiten das Uebel der Druck- 


steigerung, welche dann bei der engen und unnachgiebigen Pupille nicht 
so leicht behoben werden kann. 


Ich möchte die Gelegenheit benutzen, um einige Punkte, welche die 
ebenso räthselhafte, wie wichtige sympathische Augen-Entzündung betreffen, 





durch kurze Mittheilungen zu erläutern: 1) Im Jahre 1895 (Centralbl. 
f. Augenheilk., S. 80) habe ich zuerst das Bild der sympathischen 
Augengrunds-Veränderung beschrieben und abgebildet: ! es besteht in 
zahlreichen, kleinen, rundlichen, hellen Herden der Peripherie, die eine 
entfernte Aehnlichkeit mit den specifischen besitzen; und kommt ebenso 
auch dem ersterkrankten, verletzten Auge zu. 


"A. v. Graere hatte allerdings schon eine Andeutung von chorioiditischen Ver 
änderungen gemacht, so dıss ihm, wie in so vielen Dingen, die Priorität zusteht. 


Digitized by Google 


— 101 — 


Ich finde dies ausnahmslos in jedem Fall, wo der Augengrund noch 
sichtbar geblieben oder wieder sichtbar geworden. 


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Fig. 2. (U. B. d. r. A.) 


Der Fall, den ich damals abgebildet, betraf ein 6jähriges Bauer- 
mädchen, das am 16. October 1893 sein linkes Auge mit dem Brodmesser 
verletzt und am 1. December 1893 mit sympathischer Entzündung des 
rechten mir gebracht wurde. Ich habe das verletzte Auge nicht entfernt, 
da es noch sah, und zwar ebenso gut, wie das andre. 


Das war gewiss 
richtig. Beide Augen haben sich gehalten. 


— 102 — 


Im Jahre 1596 hatte sogar das verletzte S = 0,4 für die Ferre; 
das andre 0,2. 5 Jahre nach Beginn der sympathischen Entzündung 
fand ich (bei reizlosem Zustand der Augen, lupen-reiner Hornhaut, unregel- 
mässiger Pupille, Fäbigkeit beiderseits feinste Schrift zu lesen und normalem 
Gesichtsfeld), zuerst feinste Pigment-Punkte inmitten der hellen Herde 
in der Peripherie. Das Kind ist körperlich gesund und kommt gut fort in 
der Schule. 

Im zehnten Jahre nach Beginn der sympathischen Entzündung wurde 
das vorstehende Bild (S.101) vom Grund des sympathisirten Auges gewonnen. 


Das rechte Auge zeigt durchsichtige Hornhaut. Pupille mittelweit, in 
der grösseren nasalen Hälfte leicht gezähnelt, in der lateralen rund und 
etwas beweglich. Von der Regenbogenhaut aus geht ein zartes, bläuliches, 
spinngewebe-ähnliches Häutchen in das Pupillen-Gebiet hinein. Der grüssere 
Theil desselben ist gut durchleuchtbar; daher der Sehnerven-Eintritt bequem 
sichtbar. Auf letzterem ist ein zartes Bindegewebs-Streifehen zu bemerken. 
Die Netzhaut-Mitte ist frei. Nach unten zu, in der Peripherie, sieht man 
zahlreiche, kleine, rundliche Herde. Dieselben sind aber nicht mehr 
hell und pigmentlos; sondern stellen meist Pigmentklümpchen, auch 
Schiess-Scheiben und scheckige Herdchen dar, schon zu Gruppen zusammen- 
gedrängt, aber noch nicht pllasterförmig. Links ist das Augengrundsbild 
jetzt nicht zu gewinnen. 

Beiderseits feinste Schrift, wenn auch .etwas mühsam; normales Ge 
sichtsfeld. 10. Januar 1905 etwa derselbe Zustand. Die 17jährige arbeitet 
als Magd ganz fleissig. 

Wir haben hier ein neues Beispiel, dass Augengrunds-Veränderungen 
Jahre lang verfolgt werden müssen, wenn man sie richtig be- 
schreiben will. (Schluss folgt.) 


Klinische Beobachtungen. 


Zur Scohiel- Messung. 
Von J. Hirschberg. 


Vor Kurzem erhielt ich aus dem Ausland einen Brief, in dem u. a. 
folgendes stand: ,,J’ai observé chez vous 1896 votre methode... . pour 
mesurer l’écartement des images dans la diplopie. Je ne trouve nulle part 
exposée cette methode, pas méme dans le Graefe-Saemisch.“ 

Nun, meine Beschreibung ist leicht zu finden: 1) Knapp’s Archiv IV, 2, 
September 1875. 2) Brit. med. Journ., 1. Juli 1880. 8) Centralbl. ftir 
Augenheilk. 1881, Januar bis März. (Vgl. meine Beiträge zur Augen- 
heilkunde I, S. 46, 1876 und meinen 25jähr. Bericht, S. 59, 1895.) Es 
wäre also möglich gewesen, über dieses nützliche Verfahren, nach dem ich 


— 103 — 


Tausende von Prüfungen vorgenommen und wichtige klinische Beobachtungen 
mitgetheilt, einige Worte zu sagen. 

Mit Hilfe dieses Verfahrens lässt sich auch die interessante Frage ge- 
nauer beurtheilen: Was wird aus unsren Schiel-Operirten — etwa nach 
dreissig Jahren? Letztbin war ıch in der Lage, eine derartige Feststellung 
zu machen. 

Im August 1875 kam ein 21jähr. Kaufmann mit starkem Auswärts- 
Schielen des rechten Auges (von 15°) nebst Tieferstand (von 10°), lästi- 
gem Doppeltsehen und Asthenopie. Links E, rechts My 5D, S=1 beider- 
seits. Die Art des Doppeltsehens ergiebt sich aus den folgenden Zahlen 


— 20 0 + 20 
14 +10 = —15 +10 —12+6 +x 
—Ui+10 _ —B|+10 __ —12|+8 0 
— 10 A 6 -N1 +6% —8'+6 —xx 


| 


Am 4. August 1875 wurde die Rücklagerung des rechten äusseren ge- 
raden Augenmuskels verrichtet. 








Ss bestelt am ae 
nn | 5. EC | T. Aug. | 12. August 17. August 3. Novbr. Auge fixirt, 
stella E _ 1909 1875 | 1875 | 1875 | am 4. Januar 1876 
0”, o — Ny + 6° + 1° ley, +2, 6, less, + 4)— 58, +58 0 


Diese Priifung ist mit rothem Glase vor dem rechten Auge angestellt. 
Ohne rothes Glas besteht Einfachsehen im grössten Theil des Blickfeldes. 
Also ein Auswärts-Schielen von 15° mit 10° Tieferstand ist durch einfache 
Rücklagerung auf — 5, + 5° vermindert; dieser Rest wird mühelos durch 
die Fusions-Tendenz überwunden.! 

Pat. lebte im Ausland und hat in den dreissig Jahren 3 Mal sich mir 
wieder vorgestellt: 1881, 1894, 1905. 

Im Jahre 1881 bestand Einfachsehen. Auch am Blickfeldmesser mit 
rothenı Glas vor dem rechten Auge trat erst bei — 25° geringes Doppelt- 
sehen (— '',, 0) zu Tage. Die Augen stehen ein. 

1894 derselbe Zustand. 

April 1905 war bei der Blickfeld-Messung, mit rothem Glase vor dem 
rechten Auge, allenthalben Einfachsehen vorhanden; nur an der linken oberen 
Grenze (bei — 20, — xx) geringes Doppeltsehen (- 2, + !/,°). Kosmetisch 
ist der Erfolg ganz befriedigend. Die Fixationsprobe zeigt leicht dyna- 
mische Divergenz, die Abduction ist nahezu ebenso ausgiebig, wie auf dem 
linken Auge. 

Das linke Auge zeigt E und S = °/.; das rechte My von 11 D und 
S = ie Das rechte Auge, welches zum Lesen in den ganzen dreissig Jahren 
nicht gebraucht worden, — denn, weil es ihm in den letzten Wochen 


! Val. meine Beiträge zur prakt. Augenheilk. I. S. 52. 1876. Daselbst sind die 
Messungs-Ergebnisse ausführlicher mitgetheilt. 


-- 104 


auffällt, dass er eigentlich bequemer lesen kann, wenn er das linke Auge 
schliesst und die Schrift dem rechten Auge stark annähert, ist er ge 
kommen! — hat trotzdem eine starke Zunahme der Kurzsichtigkeit erlitten, 
von 5D bis auf 11 D. Dabei ist der rechte Augengrund frei von gröberen 
Veränderungen der Kurzsichtigkeit. Uebrigens ist der Krümmungs-Halb- 
messer der Hornhaut gleich für beide Augen (8,1 mm), trotz des Einstellungs- 
unterschiedes von elf Dioptrien. Das finde ich regelmässig. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


*1. Encyclopédie frangaise d’ophtalmologie publiée sous la 
direction de MM. F. Lagrange et E. Valude. Paris, Octave Doin, 1908. 
Tome quatrième. Rapport des affections oculaires avec la pathologie générale- 
Semiologie oculaire — Affections générales du globe, par MM. E. Berger, 
V. Morax, Rohmer. (900 S. mit 71 Figuren im Text.) Wir werden auf 
diese wichtigen Arbeiten noch zurückkommen. (Vgl. unten S. 107.) 


Gesellschaftsberichte. 


Ophthalmologische Gesellschaft in Wien. (Bericht von Prof. Elschnig.) 


Sitzung vom 18. Januar 1905. 


A. Borschke: Einiges zur Theorie der Skiaskopie. 


Vortr. studirte folgende Fragen: 1. Welchen Einfluss hat die Form der 
Lichtquelle auf die Skiaskopie und welche Form ist die zweckmässigste? 
2. Was sind die Kriterien der verschiedenen Grade von Ametropie und wie 
lassen sich dieselben am besten praktisch verwerthen? 3. Wie erklärt sich 
die Schattendrehung bei Astigmatismus mit schiefen Axen, was für Rück- 
schlüsse dürfen aus dem Vorhandensein derselben gezogen werden? 4. Welche 
Bedeutung ist der Form und der Grösse des Spiegelloches zuzuschreiben ’? 
5. Kann die sphärische Aberration skiaskopisch bestimmt werden? 6. Welche 
Bedingungen sind zu erfüllen, um eine möglichst genaue Refraktionsbestimmung 
zu ermöglichen? Es ist unmöglich, in kurzem Referate auch nur auszugs- 
weise den Inhalt der Beantwortung aller dieser Fragen zu geben, und ich 
verweise daher auf die schon demnächst erfolgende Publication des Vortr. 
über dies Thema im Archiv für Augenheilkunde. 


Sitzung vom 22. Februar 1905. 


I. Primarius Dr. Adler demonstrirt: 1. Einen jungen Mann, bei dem 
nach Paraffin-Injection in den Nasenrücken behufs Behebung von Sattelnase 
Paraffin in die Haut der Augen-Lider des rechten Auges eingedrungen, und 
knorpelharte entstellende Tumoren gebildet hat. Müller warnt auf Grund 
ungüpstiger Beobachtungen vor der Paraffin-Injection im Bereiche der Augen- 
Lider, da daselbst das Paraffin spontan seine Lage verändern und unangenehme 
Folgezustände hervorrufen könne Er wird in der nächsten Sitzung eìn- 
schlägige Fälle demonstriren. 


— 105 — 


Elschnig hilt die Paraffin-Injection, mit Beobachtung aller nöthigen 
Kautelen ausgeführt, für völlig gefahrlos. Er hat sogar bei kaum an- 
gedeutetem Epicanthus Paraffin in den Nasenriicken injicirt, um das Tragen 
eines Zwickers zu ermöglichen, mit sehr gutem Erfolge. 

2. Eine ältere Frau mit einem circumscripten subretinalen Tumor nahe 
der Sehnerven-Papille. Da unter Inunctions-Kur der Tumor angeblich kleiner 
geworden, und auch das Gesichtsfeld sich gebessert habe, halt Vortr. den 
Tumor für ein Gumma. 

Elschnig hält dies für ausgeschlossen, da bei Gummen der Chorioidea 
immer in der Nachbarschaft ausgebreitete Chorioiditis mit hochgradiger Sklerose 
der Aderhaut-Gefässe sich findet. 

Salzmann erklärt, dass er denselben Fall vor Jahrestrist gesehen, ge- 
zeichnet und auch in der Ophthalmologischen Gesellschaft demonstrirt hat. 
Der Tumor ist seither nicht kleiner, sondern grösser geworden. Er hält an 
der ursprünglichen Diagnose Sarcom fest. 


If. Prof. Königstein zeigt einen Fall, in dem ausgebreitete Binde- 
Gewebsstränge hinter der Netzbaut offenbar als angeborene Anomalie vor- 
handen waren. 


II. Dr. S. Erdheim hält den angekündigten Vortrag: Topographie der 
Hypophysis-Geschwülste. Nach kurzem Rückblick auf die normale Topographie 
und Anatomie der Hypophysis zeigt Vortr. mikroskopische Präparate über 
Pflaster- Epithelhaufen, die Vortr. in 70°/, normaler Hypophysis nahe der 
oberen Hypophysis-Fläche fand. Die Geschwülste sind Adenome und Adeno- 
Carcinome, die aus dem drüsigen Vorderlappen der Hypophysis hervorgehen, 
selten Hypophysis-Ganggeschwülste, aus den erwähnten Platten-Epithelhaufen 
hervorgehend — Platten-Epithelcysten oder Platten Epithelcarcinome. Vortr. 
demonstrirt die Priiparate von 12 Fallen von Hypophysis-Tumoren, 5 der 
erst-, 7 der zweitgenannten Art. Das Chiasma kann durch Hypophysis- 
Tumoren nach oben, vorne oder hinten verdrängt und ebenso wie die Tractus 
opt. comprünirt, gedehnt und substituirt werden. In seltenen Fällen können 
die Sehnerven durch den ausgespannten vorderen Bogen des circulus art. 
völlig durchgeschnürt werden. 

In einem Falle von cystischer Hypophysis-Geschwulst am Tubor cinereum 
kam es zu völliger Amaurose; durch Platzen der Cyste besserte sich das 
Sehvermögen soweit, dass Patient durch ein Jalır wieder seinem Berufe nach- 
gehen konnte. 

Häufig entstehen durch Hypophysis-Tumoren Usuren an der Schiidelbasis. 
Da alle Veränderungen der Sella im Röntgen-Bilde erkannt werden können, 
gewinnt die Kenntniss derselben für die klinische Beurtheilung der Hypophysis- 
Geschwülste an Bedeutung. (Ausführliche Publication in den Sitzungs- 
Berichten der kais. Akademie der Wissenschaften.) 


Sitzung vom 1. März 1905. 


I. Docent Dr. Sachs stellt eine Frau mit einem seit ca. 2 Jahren sehr 
langsam zunehmenden Exophthalmus des rechten Auges mit leichter Ab- 
blassung der Papille vor. Nach Besprechung aller möglichen Ursachen schliesst 
Vortr. erstlich die Möglichkeit aus, dass es sich um eine Nebenhöhlen-Affection 
handeln könne, da während der ganzen Beobachtungs Dauer niemals ein Oedem 
der Lider oder irgend ein anderes entzündliches Symptom zu beobachten 
war. Durch Röntgen-Untersuchung war es möglich, eine Verdickung des 


-- 106 — 


Orbital-Daches nachzuweisen. Es handelt sich also um eine Hyperostose oder 
Leontiasis ossium. Als Ursache wird ein Trauma, das die Patientin ver 
Jahren am Schädel erlitten, möglicherweise angenommen werden können. 

Dr. Schüler demonstrirt die betreffenden Röntgen-Bilder, welche er 
aufgenommen. 

Il. Docent Dr. Müller demonstrirt mehrere Fälle, welche die s«häd- 
lichen Folgen von Paraffin-Injectionen beweisen, sobald Paratfın ın das Zeli- 
gewebe der Lider eindringt. Ausserdem aber einen Knaben, der an einem 
Ektropium des rechten Unter-Lides zutolge Karies des Orbital-Randes gelitten 
hatte. Vortr. hat die Fixation der Haut an der Knochen-Narbe subeutan 
durchtrenut, und dann durch Injection von Paraffin das Wiederanheilen der 
Haut verhindert: obwohl er nach kurzer Zeit das Paraffin wieder entfernt 
hat, ist das Ektropium dauernd tadellos geheilt, und die Haut über der 
Knochennarbe frei beweglich. Trotzdem warnt Vortr. wiederholt vor der 
Anwendung des Paraffin, und erwähnt, dass er schon 1894 gemeinsam mit 
Dr. Föderl, der damals schon Knochendefecte mit Paraffin deckte, bein 
Kaninchen Hartparaffinkugeln nach Exenteratio bulbi zur Einheilung brachte, 
dass aber nach kurzer Zeit die Prothese wieder spontan ausgestossen wurde. 
Vortr. projicirt auch einen mikroskopischen Schnitt durch ein knochenharte- 
Gewebsstück, das er als Resultat einer Paraftin-Injection (nach Enucleatio 
bulbi) aus dem Oberlide einer der vorgestellten Patienten entfernen musste. 

Topolanski macht von Paraffin-Injectionen bei allen möglichen Stei- 
lungs-Anomalien der Lider ausgiebigen Gebrauch, ohne angeblich je üble 
Folgen gesehen zu haben. Er verwendet seit neuester Zeit auch „Dermatol‘‘ (?) 
zur Injection. 

Sachs bemerkt, dass das leider so oft zu beobachtende, recht entstellende 
Tieferliegen der Prothese an das Aussehen eines Enophthalmus tran- 
maticus bezw. auch an das einer hochgradigen Sympathicus-Parese erinnere 
und spricht die Vermuthung aus, dass s. v. v. Enophthalmus sine ophthaln.e 
in manchen Fällen nicht directer Sympathicus-Läsion oder Quetschung de 
Orbital-Inhaltes während der Enucleation, sondern dem Druck allzu straf 
angezogener Verbände seine Entstehung verdankt. 

Elschnig hat in einem Falle Einheilung einer Paraffinkugel nach Enu- 
cleation (nach Härtel) versucht. Nachdem durch 4 Tage alles tadellos war. 
begann sich aus der Mitte der Wunde ein Paraffinzapfen vorzuschieben, so 
dass die Entfernung der Prothese nöthig war. Vielleicht lag die Ursache 
des Alissertolges darin, dass Vortr. zu weiches Paratfin verwendete. Vortr. 
führt noch an, dass er vor etwa 9 Jahren zur Einheilung in exenterirte 
Bulbi oder in die Tenon’sche Kapsel nach Enucleation bei Kaninchen Hollunder- 
mark mit gutem Erfolge versucht hat. Da die histologische Untersuchung 
von Hollundermark, das Fröschen subcutan eingeheilt worden, ein völliges 
lburchwachsen des Markes durch junges Bindegewebe ergab, so wiren mit 
diesem Materiale vielleicht Dauerertolge zu orzielen. 

Hitschmann hat bei Gersuny zahllose Ee E ohne Miss- 
erfolge ausführen sehen. Bezüglich Einheilung von Paraftinkugeln nach 
Enucleation hat er dieselbe Erfahrung gemacht wie Elschnig. 

Ill. H. Lauber stellt folgende Fälle (aus der Klinik Schnabel) vor. 

1) Durch Explosion beim Laden einer Patrone gelangten einem 26 jähr. 
Manne zahlreiche Pulverkörner in die Cornea. Hinter denselben findet sich 
nach 14 Tagen eine graubraune, scheibenförmige Trübung in den tieferen 
Hornhautschichten. 


e, WOR 2s 


2) 5ljähriger Mann mit allgemeiner Arteriosklerose zeigt ausgebreitete 
Gefässveränderungen und consecutive Netzhautveränderungen im Fundus 
eines Auges. 

3) Eine 46jährige Frau mit einem rasch wachsenden Tumor im Augen- 
grunde, am Papillenrande sitzend und ?/, der Papille bedeckend, fast um 
die Hälfte weiter in die Retina sich vorschiebend, derzeit um etwa 6 D 
prominirend. Die Neubildung verdeckt völlig die Papillengefässe und wird 
als primäres Sarcom der Sehnervenpapille angesprochen. 

IV. Dr. Zimmermann zeigt eine Patientin mit multiplen angeborenen 
Bewegungsdefecten beider Augen. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Handbuch der Physiologie des Menschen. Herausgegeben von 
W. Nagel. III. Band: Physiologie der Sinne. (Braunschweig, 1905. 
Fr. Vieweg u. Sohn.) 

In dem III. Band dieses umfangreichen Werkes, dessen einzelne Kapitel 
unter verschiedene Mitarbeiter vertheilt sind, nimmt der dem Gesichtssinn 
gewidmete Abschnitt einen breiten Raum ein. Im ersten Kapitel werden 
die Gesetze der Dioptrik und Accommodation von Fr. Schenk auf 
streng mathematischer Grundlage erörtert und zum Schluss eine kurze Ueber- 
sıcht der neuesten Forschungen über die Bahnen des Pupillarreflexes gegeben. 
Es folgt von W. Nagel eine Besprechung der Wirkungen des Lichtes 
auf die Netzhaut (Sehpurpur, elektromotorisches Verhalten u. a wl dann 
eine sehr eingehende, aber stellenweise nicht leicht zu lesende Darstellung 
der Gesichts-Empfindungen von J. v. Kries. In’ letzterem Kapitel 
werden zunächst ausgehend von den physikalischen Gesetzen der Lichtmischung 
die Farben-Empfindungen der normalen und anormalen Trichromaten, dann 
auch der Dichromaten analysirt und die physiologischen Vorgänge mit den 
psychologischen Beobachtungen verglichen. Weiterhin gelangen u. A. die 
Erscheinungen der Adaptation, der Nachbilder, des Contrastes u. s. w. zu 
ausführlicher Besprechung. Der nächste Abschnitt rührt von O. Zoth her 
und behandelt die Physiologie der Augenbewegungen, des monocularen 
und binocularen Sehens und im letzten Kapitel giebt O. Weiss eine 
gedrängte Uebersicht über die Ernährung und Circulation des Auges. 

Auf Einzelheiten des Werkes einzugehen ist nicht möglich. Irgendwie 
wesentliche Thatsachen werden in ihm nicht vermisst werden. Die Dar- 
stellung ist kritisch, aber nicht einseitig und würdigt bei noch strittigen 
Punkten überall die verschiedenen z. Zt. vertretenen Anschauungen. 

Bruns-Steglitz. 


2) Considerations generales sur les rapports de la pathologie oculaire 
avec la pathologie générale. Extrait de l'Encyclopédie Frangaise 
d’Ophtalmologie T. IV. p. 1—205. (Paris 1905. OQ. Doin.) 

E. Berger, welcher mit der Aufgabe betraut war, das wichtige Gebiet der 
Beziehungen der Augenkrankheiten zur allgemeinen Medicin in dem nach dem 
Vorbilde des Handbuches von Graefe und Saemisch bearbeiteten Werke 
von Lagrange und Valude darzustellen, hatte bereits im Jahre 1892 ein 
Werk über den gleichen Gegenstand verfasst. (Vgl. dieses Centralbl. 1892, 
S. 208.) Letzteres Werk, welches die Vorlesungen des Verf.’s auf seiner 


— 108 — 


Privatklinik in Paris enthält, wurde im Jahre 1893 von der Pariser medi- 
cinischen Facultät mit der Mention Honorable des Prix Chateauvillard 
gekrönt. 

Die vorliegende Bearbeitung bringt in Kürze alles Wissenswerthe über 
die Beziehungen der Augenkrankheiten zu den übrigen Gebieten der Medicin. 
Ausgenommen sind die Sehstörungen bei Erkraukungen der Nachbarhöhlen der 
Nase, welche in einem eigenen Kapitel von Prof. Rollet (Lyon) bearbeitet 
werden. 

Mit. besonderer Sorgfalt sind die Sehstörungen bei Erkrankungen des 
Nervensystems bearbeitet, und ganz besonders sorgsam alles, was die 
Diagnose des Sitzes einer Läsion des Central-Nervensystems auf Grundlage 
der ophthalmologischen Untersuchung betrifft, dargestellt. Doch, wo Meinungs- 
verschiedenheiten zwischen den deutschen und französischen Autoren bestehen, 
sind die Ansichten beider erwähnt. Von neueren interessanten Untersuchungen 
des Verf.’s, welche in dieser Arbeit in Kürze mitgetheilt werden, seien ins- 
besondere erwähnt, die Störungen der coordinirten Augenbewegungen, ins- 
besondere während des Lesens bei Tabes dorsalis, und die Störungen des 
körperlichen Sehens bei Hysterischen. 

Auch die Sehstörungen bei Infections-Krankheiten sind sehr ausführlich 
und eingehend bearbeitet und in diesem Kapitel viele neue Beobachtungen 
des Vert es mitgetheilt. 


Journal-Uebersicht. 


I, A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LIX. 8. 

1) Ueber Lidreflexe, von Dr. Georg Levinsohn, Privatdoc. in Berlin. 
(Aus der speciell-pbysiologischen Abtheilung des physiologischen Instituts 
der Universität Berlin.) 

Der Lidschluss-Reflex auf Berührung ist an ein corticales und an ein 
subcorticales Centrum gebunden. Das corticale Centrum entspricht bei Hunden 
und Affen der Lage der Augenfühl-Sphäre (Munk); bei Kaninchen und 
Tauben gelang die Bestimmung bisher nicht. Exstirpation dieser Hirntheile, 
bei Kaninchen und Tauben Abtragung der ganzen Hemisphäre, bewirkt 
Herabsetzung des Reflexes, die aber später in Folge einer gesteigerten Er- 
regbarkeit des subcorticalen Reflexcentrums schwindet. 

Bei kräftiger Berührung wird der Lidschluss-Reflex nur durch Ver- 
mittlung des subcorticalen Centrums ausgelöst. Wird das bei Kaninchen in 
den hinteren Schichten der Brücke oder in den vorderen Partien der Medulla 
liegende Centrum zerstört, so folgt gleichseitige Aufhebung oder Ab- 
schwächung des Retlexes. 

Der Blinzelreflex auf grelle Beleuchtung ist bei Kaninchen und Tauben 
ebentalls subcorticaler Natur. 

Beim Menschen sieht man bei Belichtung ausser dem Blinzeln und der 
Verkleinerung der Lidspalte oft nur eine leicht zuckende Bewegung am 
unteren Lide, die subcortical zu Stande zu kommen scheint, während bei 
Auslösung des durch Blendung bewirkten Blinzel-Reflexes die Hirnrinde 
mitbetheiligt ist. 


2) Untersuchungen über den Farbensinn bei künstlicher Beleuch- 
tung, von Dr. Franz Becker, Augenarzt in Düsseldorf. 





— 19 — 


Farbige Gegenstände auf hellem Grunde erscheinen bei künstlicher Be- 
leuchtung um so undeutlicher, je mehr gleichfarbige Strahlen die Lichtquelle 
nthält. 

Verf. liess die bekannte Figur E (Sn. 18) aus rothen, gelben, grünen 
und blauen Heidelberger Papier ausgeschnitten auf weisser Pappe befestigen 
und bestimmte in einem etwa 20 m langen Raume die Entfernung, in der 
das Zeichen, d. h. seine offene Seite, bei verschiedener künstlicher Beleuchtung 
erkannt wurde Zur Verwendung kam Petroleum, Acetylen, Gas-Schnitt- 
brenner, Auerlicht, elektrisches Glühlicht. Vorausgeschickt wurde die Sicht- 
barkeits-Entfernung bei guter Tagesbeleuchtung. Haben die gefundenen 
Zahlen auch keinen feststehenden, absoluten Werth, so darf doch dem Ver- 
gleiche der verschiedenen Werthe eine gewisse Bedeutung nicht abgesprochen 
werden. Alle Einzelheiten können hier nicht Platz finden. Der Abstand, in 
dem gelb erkannt wurde, sank bei allen Lichtarten sehr bedeutend. Roth 
gab bei Gas, Petroleum und elektrischem Glühlicht kleinere Zahlen, als bei 
Auerlicht und Acetylen. Das Licht einer guten Petroleumlampe, zumal mit 
schwach blauem Cylinder, ist für die hier in Betracht kommenden Verhält- 
nisse günstiger als elektrisches Glühlicht. Die bei Auerlicht vielfach be- 
nutzten schwach röthlich oder orange gefärbten Glocken sind rationell. 

3) Beiträge zur Physiologie des Pupillen-Reflexes II, von Dr. Georg 
Levinsohn, Privatdoc. in Berlin. (Aus dem physiologischen Institut der 
Universität Berlin.) 

Bei den meisten Säugethieren endigt der den Sphincter Iridis ver- 
sorgende Oculomotoriusast im Ganglion ciliare. Die Endigungen werden 
von Neuronen umsponnen, welche die weitere Innervation bewirken. Verf. 
exstirpirte bei Katzen das Ganglion ciliare und untersuchte dann die Kern- 
region. Thioninfärbung gab vorzügliche Bilder. Ausserdem wurden bei 
Hunden bestimmte Partien mit schwachen elektrischen Strömen gereizt und 
bei Affen exstirpirt. 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit entspricht der Urspruug der centritugalen 
Pupillenbahn den gleichseitigen kleinzelligen Mediankernen. Bein Kaninchen 
sind die vorderen Vierhügel und die obersten Schichten der Haube bis etwas 
unterhalb des Aquaeductus Sylvii ohne Einfluss. Wenn auch beim Kaninchen 
die centrifugale Reflexbahn von den gleichseitigen kleinzelligen Mediankernen 
ausgeht, so muss die centripetale Pupillenbalın, die sich im Chiasma kreuzt, 
später eine nochmalige Kreuzung erfahren. 

4) Ueber Entfernungs-Vorstellungen bei binocularer Verschmelzung 
von Halbbildern, von Dr. Weinhold in Plauen. 

Die Ausführungen sind ohne Figuren und Formeln nicht wiederzugeben. 
Verf. fasst die Resultate so zusanımen: Bei der binocularen Verschmelzung 
von Halbbildern entstehen Entfernungs-Vorstellungen, die durch die Lage der 
Sammelbilder, d. h. durch die Lage der Schnittpunkte der Gesichtslinien, 
physikalisch bestimmt und durch die Convergenz-Empfindungen in gleicher 
Weise ausgelöst werden, aber durch Vorstellungen von wirklicher oder 
scheinbarer Grösse der gesehenen Gegenstände mehr oder minder verändert 
werden können. Wie weit wir durch die Vorstellung der wirklichen Tiefen- 
oder Reliefverhältnisse beeinflusst werden können, zeigt sich darin, dass bei 
der Verschmelzung pseudoskopischer, d. h. rechts und links vertauschter 
Stereoskopbilder, wir namentlich bei complicirten räumlichen Gebilden, Portraits 





— :110 


und dergleichen, uns leicht von den verkehrten Relief-Anschauungen frei 

machen können und dann das richtige Relief zu sehen glauben. Diese Um- 

deutungen der wirklich gesehenen Bilder sind dann freilich recht ungenau. 

Handelt es sich aber darum, mit der Wirklichkeit genau tibereinstimmende 

Eindrücke durch die Sammelbilder hervorzurufen, so ist das nur unter ganz 

bestimmten berechenbaren Bedingungen möglich. 

5) Die glasigen Körper und Papillerbildungen der Chorioidea. Patho- 
logisch-anatomische Studie, von Dr. Orlando Pes, Privatdocent und 
Assistent. (Aus der opbthalm. Klinik der kgl. Universität in Turin 
[Prof. C. Reymond).) 

Verf. unterscheidet zwei Formen der sogen. Drusen. Die eine Form 
entsteht, wie früher wiederholt beschrieben wurde, durch Entartungsprocesse 
des Pigment-Epithels der Retina, wobei nicht übersehen werden darf, dass 
Fibrin-Niederschläge an der Oberfläche des Pigment-Epithels derartige Bü- 
dungen vortäuschen können. Die zweite Form bildet den Endausgang ent- 
zündlicher Processe der inneren Chorioidealschicht. Nach den mikroskopischen 
Bildern scheinen die grossen Gefässe die Flächenausbreitung der infiltrirten 
Chorioidea zu hindern, so dass sich Vorsprünge und Furchen bilden, in 
welche das Pigment-Epithel sich einsenkt. Später tritt Atrophie und Sklerose 
der Vorsprünge ein, so dass sie das Aussehen glasartiger Körper gewinnen. 
6) Zur Kenntniss der Geschwülste des Nervus opticus und seiner 

Scheiden, von Dr. E. Franke und Dr. E. Delbanco in Hamburg. 

Bei einer 37 jähr. Frau wurde eine seit 10 Jahren langsam wachsende 
Sehnervengeschwulst nach Krönlein entfernt. Nach 2°, Jahren kein Recidiv. 
Die Geschwulst hat etwa Pflaumengrösse und ist zum Theil von einer fibrösen 
Kapsel umgeben, während sie an andren Stellen direct in das orbitale Fett- 
gewebe übergeht. Makroskopisch hebt sich der den Tumor durchziehende 
Sehnerv ziemlich scharf ab. Mikroskopisch ist die Scheidung weniger scharf, 
weil an Stelle der Nervenfasern grösstentheils Tumorgewebe getreten ist und 
weil die Duralscheide mit dem mächtigen Bindegewebsgerüste der Geschwulst 
in inniger Verbindung steht. In den Maschen des Bindegewebsgerüstes liegen 
ovale oder mehr rundliche, leicht färbbare Kerne ohne Kernkörperchen, das 
umgebende helle Protoplasma sieht bei der dichten Lagerung der Zellen wie 
zusammengeflossen aus. Durch das Bındegewebsgerüst und die an den läng- 
licben Endothelkernen deutlich erkennbaren Capillaren gewinnt die Geschwulst 
einen alveolären Bau. In ihrem extraduralen Theile fallen Längs- und Quer- 
schnitte von Ciliarnerven auf, die sich nach Weigert gut färben lassen, 
während die erhaltenen Fasern des Opticus die Färbung nicht annelımen. 
Die Methylenblau-Färbung zeigt in den Kernen ein feines Chromatinnetz, 
aber keine Kernkörperchen. Ueberall elastisches Gewebe. 

Die Geschwulst ist als Fibro-Endotheliom zu bezeichnen und erinnert an 
de sogen. Psammome. Der Ausgangspunkt lässt sich nicht bestimmen. Sie 
hat eine gewisse Verwandtschaft mit dem Duralsarcom. Die Verff. erinnern 
an die von Schmidt nachgewiesenen Beziehungen des Duralsarcoms zu den 
in die Dura einwachsenden Pacchionischen Granulationen bezw. zu den Zell- 
zapfen, welche von der Endotheldecke der Arachnoidea ausgehen und sich in 
das Gewebe der Dura vorschieben. Möglicherweise handelt es sich beim 
Sehnerven um ähnliche Verhältnisse. 


— lll 


7) Weitere Beiträge zur Kenntniss der Anatomie der Augenlepra, 
von Dr. E. Franke und Dr. E. Delbanco in Hamburg. 

Die Verff. konnten die Angabe Lies bestätigen, dass die Gefäüsse des 
grossen Iriskreises die Eingangspforte für die Leprabacillen bilden. In den 
Augen eines Mannes, der, ohne nachweisbar an den Augen gelitten zu haben, 
an Lepra starb, fanden sich an der Iriswurzel und ihrer Umgebung spärliche 
Leprabacillen und zahlreiche Rundzellen. 

Untersuchungen bei andren Patienten ergaben, dass die endogene Intec- 
tion selbst bei Erkrankungen der Conjunctiva die Regel ist. Die Bacillen 
wandern wahrscheinlich von der Iriswurzel aus nach hinten in den Ciliar- 
körper und nach aussen in die Sklera, Cornea und Conjunctiva. 

Eine Infection durch die Netzhautgefässe ist noch nicht beobachtet. 

8) Ueber angeborene Teleangiektasien des Auges als Ursache von 
Glaucoma simplex, von Johan Beltman, Assistenzarzt der Univers.- 
Augenklinik zu Amsterdam. 

Bei einem 21jähr. Mädchen war fast das ganze (Gesicht und ein grosser 
Theil der behaarten Kopfhaut von einem capillären Gefässnaevus eingenommen. 
Die Verfärbung der Haut setzte sich auf die Schleimhaut der Oberlippe, 
Wangen, der oberen Gingiva, des harten und weichen Gaumens und der Uvula 
fort. Die Lider zeigten typische Naevusfarbe, aber keine Difformität. Die 
Conjunctiva bulbi war beiderseits leicht ödematös geschwollen und enthielt 
zahlreiche bis an den Limbus reichende erweiterte Blutgefüsse. Dabei be- 
stand Glaucoma simplex mit Amblyopie, Einengung des Gesichtsfeldes, er- 
höhter Tension, Excavation der Papille. Zweimal konnte festgestellt. werden, 
dass beim Beginn der Menstruation die Tension höher war und die Sehschärfe 
sank, dagegen schien die Menstruation auf die Füllung der sichtbaren Ge- 
fässe keinen Eintiuss auszuüben. Wegen der erweiterten Conjunctivalgefässe 
wurde von einer Iridectomie abgesehen und nur eine Behandlung mit Mio- 
ticis eingeleitet. 

Verf. vermuthet Gefäss-Erweiterungen der Aderhaut als Ursache des 
glaucomatösen Processes. 





9) Zur Pathogenese des Naphthalin-Stares, von Dr. O. Salffner, 
II. Assistent der Univ.-Augenklinik zu Würzburg. (Aus der genannten 
Klinik.) | 

Das Naphthalin wurde in Form einer 20°, Emulsion durch einen 
weichen Katheter dem Magen von Kaninchen einverleibt, Gewicht und Vo- 
lumen der Linsen vermittelst Wage und Pyknometer bestimmt. Specifisches 
an Gewicht 

Gewicht = |). 

Volumen 
der gesunden Linse desselben Thieres vorher bestimmt worden. Dabei zeigte 
sich, dass, sobald nach der Fütterung auch nur die geringste Linsenverände- 
rung in Gestalt von unregelmässiger Brechung, peripheren Einkerbungen, 
klaren Speichen sichtbar war, die erkrankte Linse ein grösseres Gewicht, 
srrösseres Volumen und kleineres specifisches Gewicht hatte als die gesunde. 

Selbst wenige Stunden nach der Fütterung, wenn noch keine Linsen-Ver- 

änderungen nachweisbar waren, bestand eine geringe Zunahme, niemals Ab- 

nahme von Gewicht und Volumen. Es handelt sich demnach im Antange 
des Processes nicht um Wasserabgabe und Schrumpfung, sondern im Gegen- 
theil um Aufnahme von Flüssigkeit und Quellung. Schon wenige Stunden 


Regelmässig war zum Vergleiche das Gewicht u. s. w. 


= 112 — 


nach der Naphthalinfütterung sieht man Veränderungen an den Kapsel- 
epithelien: Abnahme der Färbbarkeit und Auftreten kleiner Hohlräume 
zwischen den einzelnen Zellen und zwischen ihnen und Kapsel und Corticalis. 
Die von Magnus beschriebenen Einkerbungen des Lidrandes entstehen nicht 
durch Schrumpfung, sondern durch Quellung, der Grund der Einkerbunz 
entspricht dem ursprünglichen Linsenrande, und die zwischen zwei Ein- 
kerbungen gelegenen Partien sind Vorsprünge. Im Bereiche der Einsenkungen 
finden sich zwischen Linsenfasern und Epithel Hohlräume, die später auch 
an den vorgebuchteten Stellen auftreten. Die Hohlräume werden mit Zu- 
nahme des Linsengewichts und Volumens immer grösser, daher können die 
Einsenkungen nicht durch einen Schrumpfungsprocess in vivo bewirkt sein. 

Dass die Entartung des Kapsel-Epithels die Linsen-Veränderungen ver- 
ursacht, kann nicht zweifelhaft sein. Weniger sicher ist die Annahme, das: 
die Epithel-Veränderungen Folge einer Erkrankung des Ciliarkörpers sind. 
denn die mikroskopische Untersuchung des Ciliarkörpers hat nicht mit aus- 
reichender Regelmissigkeit krankhafte Veränderungen ergeben. 

Wenn Peters die Ursache der Linsentrübung in einem vermehrten 
Salzgehalte des Kammerwassers sucht, so widersprachen eine Reihe von Ver- 
suchen dieser Annahme. Dagegen gestatteten weitere Versuche den Schluss. 
dass nicht das Naphthalin selbst, sondern im Blute kreisende Zersetzungs- 
producte des Giftes die Linse schädigen. Zwar konnten die Stoffe chemisch 
nicht nachgewiesen werden, doch wurde unzweideutig festgestellt, dass das 
Blutserum eines mit Naphthalin vergifteten Thieres die bekannten Linsen- 
Veränderungen hervorruft. Die Linse erkrankt früher als Giliarkörper 
und Retina. 


10) Ueber die pathologisch-anatomische Differentialdiagnose zwischen 
Frühjahrskatarrh und den ähnlichen Affectionen der Conjunctiva 
des Tarsus und des Limbus, von Dr. Franz Schieck, Privatdoc. 
und Oberarzt. (Aus dem Laboratorium der königl. Univers.-Augenklinik 
zu Göttingen.) 

Bekanntlich hat Verf. vor Kurzem nachgewiesen, dass es sich beim 
Frühjahrskatarrh vor allem um Wucherung und glasige Quellung der 
elastischen Fasern handelt. Um die Sonderstellung dieser Processe zu sichern, 
untersuchte er die anatomischen Veränderungen bei verschiedenen Bindehaut- 
affectionen, welche, wenn auch nicht klinisch, so doch anatomisch eine ge- 
wisse Uebereinstimmung mit dem Frühjahrskatarrh zeigen. Es sind dies die 
sogen. Conjunctivitis hyperplastica (Schöbl), das Pterygium, das Trachom. 
Ueberall ergab sich, dass die elastischen Fasern nicht betheiligt waren. 
Ausserdem konnte Verf. feststellen, dass im ersten Stadium des Frühjahrs- 
katarrhs, bei der sogen. milchigen Trübung der Conjunctiva, schon Wuche- 
rung und Quellung der elastischen Fasern besteht. 





1l) Experimentelle Untersuchungen über die Erzeugung von Cataract 
durch Massage der Linse. von Dr. Enrique B. Demaria, früher 
I. Assistent und Chef des Laboratoriums der Augenklinik der medi- 
einischen Facultät von Buenos-Ayres. (Aus dem Laboratorium der 
Universitäts-Augenklinik zu Heidelberg.) 
Die Massage bewirkt zunächst direct mechanisch eine Ablösung des 
Kapselepithels, erst secundär tritt vermuthlich in Folge des eindringenden 
Kammerwassers Entartung der Zellen auf. Noch später zeigen sich die Ver- 


— 13 — 


änderungen der Linsenfasern. Der ganze Vorgang entspricht also einer 

traumatischen Cataract, nur dass die Kapsel selbst nicht verletzt ist. 

12) Parallactische Verschiebung und Scheinbewegung inSammelbildern 
binocular verschmolzener Halbbilder, von Dr. Weinhold in Plauen. 
Verf. hält gegen Heine an seiner Ansicht fest, dass die Scheinbewegungen 

in stereoskopischen Bildern geometrisch-optisch bedingt sind. Scheer. 








Il. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. Januar. 
1) Ueber hochgradigen Exophthalmus bei Schädeldeformität, von 
W. Uhthoff. 

Verf. berichtet über 3 Fälle von hochgradigem Exophthalmus bei 
Schädeldeformität und zwar einmal bei hochgradigem Thurmschädel! mit neu- 
ritischer Sehnerven-Atrophie und Erblindung, einmal bei Hydrocephalus 
externus mit Pachymeningitis und Neuritis optica und einmal bei hochgradigem 
Hydrocephalus internus. 


2) Ueber das centrale Skotom bei congenitaler Amblyopie, von 

Dr. Heine. 

Als congenitale Amblyopie ist nach Verf. jede höchstgradige und ge- 
ringste Herabsetzung der Sehschärfe aufzufassen, die weder in den brechenden 
Medien, noch im ophthalmoskopischen Bilde ihre Erklärung findet und allem 
Anscheine nach als stationär anzusehen ist. Höhere Grade von Astigmatismus 
bedingen Herabsetzung. der Sehschärfe, ohne dass man von congenitaler 
Amblyopie reden sollte, denn das Sehvermögen ist dioptrisch zu erklären. 
Ophthalmoskopische Befunde fehlen bei der congenitalen Amblyopie nicht 
gunz, sind aber sehr selten. Besserungen der Sehschärfe eines congenital 
amblyopischen Auges scheinen zu den grössten Seltenheiten zu gehören. Als 
Ursache der congenitalen Amblyopie findet man in 90°/, aller Fälle ein 
centrales Skotom, dessen Ausdehnung der Sehschärfe etwa entspricht. Es 
ist rund oder oval, absolut oder relativ. Die Peripherie ist meist frei, 
seltener findet sich eine mässige, concentrische Einschränkung. Entstanden 
denken kann man sich das centrale Skotom auf zweierlei Weise, entweder 
‚ist es functionell bedingt, in frühester Kindheit erworben, oder es ist ana- 
tomisch bedingt, also angeboren. Für letztere Annahme spricht sehr der 
fast regelmässige Befund eines centralen Skotoms, auch in Schielaugen, wo 
man die grösste Hemmung in derjenigen Netzhautregion annehmen sollte, 
welche mit der Macula des früheren Auges Sehrichtungs-Gemeinschaft hat, 
nicht aber in der Macula. Möglicherweise kann der angeborene Defect 
functionell vergrissert werden. In der Aetiologie des Strabismus spielt dem- 
nach ein congenitaler Defect im Bereiche der einen Macula eine bedeutende 
Rolle. Er erklärt aber das Zustandekommen des Strabismus nicht allein, da 
nicht alle congenital amblyopischen Augen schielen. 


3) Ueber Körperlichsehen im Spiegelstereoskop und im Doppele 
veranten, von Dr. Heine. 


4) Ueber die Abhängigkeit der Tiefenwahrnehmung von der Kopf- 
neigung, von R. Depéne. 


! Vgl. Centralbl. f. Augenheilk. 1383, 8.3, 


- u4 


5) Beitrag zur Serumtherapie speciell des Ulcus cornea serpens, 
von L. Paul. 

Der Gedanke, auch bei der Pneumokokken-Erkrankung der Hornhaut, 
dem Ulcus serpens, eine Serumtherapie in Anwendung zu bringen, wurde 
zuerst von Römer gefasst. Es gelang demselben nachzuweisen, dass bei 
gegen Pneumokokken immunisirten Thieren auch Pneumokokken-Infectionen 
der Hornhaut viel leichter, als bei normalen Thieren verlaufen. Diese Resultate 
gaben ihm den Muth, auch beim Menschen eine Serumtherapie der Ulcus 
serpens zu versuchen. Seine Resultate waren ausserordentlich günstige. 

Verf. behandelte eine Reihe von Fällen von Ulcus serpens mit dem 
Pneumokokken-Serum genau nach der Vorschrift von Römer. Dieselbe 
lautet anfangs so, dass die Patienten nur eine verhältnissmässig kleine Serum- 
menge subcutan injicirt erhalten, dagegen gleichzeitig mit subconjunctivalen 
Serum-Injectionen und Einträuflungen auf das Ulcus selbst behandelt werden 
sollten. Später gab Römer die subconjunctivalen Injectionen auf, verabreichte 
aber viel grössere subcutane Dosen. Nach der ersten Methode behandelte 
Verf. 6 Patienten. Bei zwei derselben allein heilte unter dieser Therapie 
das Ulcus glatt ab, bei vier versagte sie. Bei drei musste die Kauterisation, 
bei einem die Saemisch’sche Spaltung ausgeführt werden. Nach der neueren 
Vorschrift wurden 4 Patienten behandelt. Nur in einem einzigen Falle 
konnte hierdurch das Fortschreiten des Geschwürs etwas aufgehalten werden, 
bei den übrigen musste kauterisirt werden. 








6) Ueber die Keratitis punctata leprosa, von J. Meller. 

Bei einem an Lepra tuberosum leidenden Patienten trat auf beiden 
Augen eine Keratitis punctata auf. Die ganze Hornhaut war durchsetzt von 
vielen, äusserst feinen, intensiv weissen und scharf begrenzten Pünktchen, 
welche unmittelbar unter dem Epithel in den oberflächlichen Hornhautschichten 
lagen. Einige derselben wurden mit der Lanze entfernt. In den abgeschabten 
Partikelchen wurden ausser den Epithelzellen der Cornea und wenigen Rund- 
zellen Haufen von dicht gedrängten Leprabacillen, die in grossen Zellen ein- 
geschlossen waren, gefunden. 


7) Zur Kenntniss der Drusen im Sehnervenkopf, von F. Rabitsch. 

Bei einer 24jährigen Patientin erschien die Papilla nervi optici des 
rechten Auges vollständig deformirt, etwa trapezförmig, fast allenthalben 
lappig, nur stellenweise unscharf begrenzt. Während sie im Centrum an- 
nähernd den normalen röthlichen Ton besass, erschien die Peripherie einge- 
nommen von gelbweissen, rundlichen Gebilden, welche deutlich übereinander 
gelagert waren. Die Mehrzahl zeigte einen deutlich kugeligen Charakter, 
doch fanden sich auch solche, die dadurch, dass der Lichtreflex beständig 
den Rand einnahm, fast napfförmig aussahen. 


8) Ueber Accommodationskrampf und abnorme Accommodations- 
spannung der Myopen, von Dr. Herbst. 

Nach den Ausführungen des Verf.’s ist der echte Accommodationskrampf 
ungemein selten, indessen kommt sehr häufig in Fällen mit unmotivirter 
Ciliarspannung ein nicht wirklicher, sondern scheinbarer Krampf, eine abnorme 
Accommodations-Anspannung vor. Unter 80 Personen konnte dies Verf. 
8 Mal feststellen. Die Therapie bestand in einer 14tiigigen Atropinkur. 


| = eme, 


15 — 


9) Ein klinischer Beitrag zur Secretion des Kammerwassers nach 
Punction der Vorderkammer, von W. Stock. 

In einem Falle, woselbst wegen ringförmigen Pupillarverschlusses die 
Iridectomie ausgeführt werden musste, bläht sich nach Punction der Vorder- 
kammer die Iris napfkuchenartig vor. Nach dem Ausschneiden der Iris 
legte sich dieselbe wieder an ihre normale Stelle. Diese Erscheinung ist 
nicht anders zu erklären, als dass sofort nach Entleerung des Kammerwassers 
eine starke Secretion hinter der Iris entstand, welche dieselbe vorbuckelte. 
Wahrscheinlich stammt dieses Kammerwasser aus der Iris. 

10) Ein Fall von Adenom der Meibom’schen Driisen, von G. Pause. 

Es handelt sich um ein Adenom der Meibom'schen Drüsen bei einem 
“öjährigen Manne, das entfernt und einer anatomischen Untersuchung unter- 
worfen wurde. 

11) Zur Verständigung. Ein Wort an Generalarst Seggel, von 

J. Stilling. 


12) Erwiderung an das von Professor J. Stilling an mich zur Ver- 
ständigung gerichtete Wort, von Seggel. 
Polemik in Betreff der Myopiefrage. 


Februar. 
1) Ueber die Neuroglia des Sehnerven, von E. Jacoby. 

Die normale Papille ist mit Glia reichlich ausgestattet und weist in 
ihrem kleinen Gebiete eine interessante Mannigfaltigkeit in der Anordnung 
dieser ihrer Stützsubstanz auf. In der Lamina cribrosa finden sich Gliafasern, 
die sich durch ihre Dicke von denen des Sehnervenstammes und besonders 
denen der Papille deutlich unterscheiden. 

2) Ein weiterer Fall der mit aneurysmaartigen Bildungen der Re- 
tinalgefüsse verbundenen Retina-Erkrankungen, von E. Jacoby. 

Bei einer 30jährigen Patientin, die auf beiden Augen amaurotisch war, 
zeigte die Papille des rechten Auges das Bild der postneuritischen Atrophie. 
Nach oben traten vom Centrum der Papille zwei enorm erweiterte Gefüsse 
aus, die nach der Peripherie verlaufen und sich hier unter einem grossen, 
runden, stark prominenten, tumorähnlichen Gebilde verlieren. Die Farbe 
dieser Gefässstämme ist dunkelroth, das eine derselben ist vielfach geknickt 
und ist an diesen Stellen etwas aufgetrieben und wieder eingeschnürt. Das 
oben genannte Gebilde ist in der Mitte hellroth mit dunkleren, diffusen 
Flecken und von einem grauen Rahmen umgeben. Das linke Auge zeigt 
das Bild der postneuritischen Atrophie und ähnliche Herde, wie rechts. 


3) Ueber Verschluss des Stammes der Vena centralis retinae, von 

Cl. Harms. 

Verf. berichtet über den anatomischen Befund von 4 Fällen, von denen 
2 unter dem klinischen Bilde der Retinitis haemorrhagica mit nachfolgendem 
Glaucom, die beiden andren bereits als häwmorrhagisches Glaucom zur Be- 
obachtung kamen. Bei allen fand sich ein Verschluss des Stammes der 
Vena centralis retinae. Derselbe war veranlasst einmal durch marantische 
Thrombose, das andre Mal durch Thrombose jenseits einer verengten Stelle 

Ch 


— 116 — 


in annähernd normal weiten Lumen, im dritten Falle durch primäre Meso- 
und Endophlebitis und im letzten durch Thrombose auf Grundlage einer 
vorher bestehenden Endophlebitis. 


4) Anatomische Mittheilung zur Spontanresorption seniler Cataract 
in geschlossener Kapsel, von Cl. Harms. 

Verf. berichtet über die anatomische Untersuchung einer Cataract, die 
in geschlossener Kapsel theilweise resorbirt und in die vordere Kammer 
luxirt war. Die Innenfläche der Kapsel war vollständig frei von Epithel- 
zellen. Zwischen der Kapsel und dem scharf abgegrenzten Linsenkern lag 
ein heller gefärbtes, amorphes, manchmal etwas faseriges Gewebe. 


5) Ueber Hornhaut-Ulcerationen durch Diplobacillen, von L. Paul. 

Nach den Ausführungen des Verf.’s können nicht nur durch Petit’sche 
Diplobacillen, sondern auch durch Morax-Axenfeld’sche Diplobacilen ge- 
legentlich schwere Eiterungsprocese der Hornhaut herbeigeführt werden. 
Das Bild derselben weist gewöhnlich keine oder nur ganz vorübergehende 
Aehnlichkeit mit dem typischen Ulcus serpens auf. Der Verlauf ist im 
Ganzen erheblich gutartiger, als er vom echten Ulcus serpens bekannt ist. 
Die Geschwüre treten meistens nach vorhergegangenen Verletzungen auf. Ein 
Thränenleiden besteht gewöhnlich nicht. Dagegen findet sich meist typischer 
Diplobacillenkatarrh der Bindehaut. In den meisten Fällen lässt sich ab- 
wartende Behandlung ohne Kauterisation der Hornhaut durchführen. Als 
Behandlungsweise bewährte sich bis jetzt am besten Zink in Verbindung 
mit einem leichten Adstringens. 


6) Ein Fall von vollständiger Losreissung der Retina von dem Seh- 
nerven nach Bulbusverletzung, von L. Paul. 

Ein 14jähriger Junge stürzte mit dem rechten Auge auf einen stumpfen 
Pfahl. Zeichen einer Schädelfractur fanden sich nicht. Das Auge zeigte, 
abgesehen von Hiämorrhagien, äusserlich keine Verletzung, dagegen war das 
Sehvermögen vollständig erloschen. An der Stelle der Papille fand sich eine 
Blutung, die nach unten zu in eine grössere Blutung am Boden überginzr. 
In der Umgebung derselben zeigten sich mehrere kleinere Himorrhagien. 
Um die Papillargegend fand sich rings herum ein grosser leuchtender Huf. 
Die Retina war besonders in ihren centralen Theilen schmutzig grauweiss 
getrübt und nahm erst nach der Peripherie zu wieder ihre normale Farbe 
an. Allmählich löste sich die Retina anfangs partiell, später total von ihrer 
Unterlage ab. Es handelte sich um eine totale Losreissung der Retina von 
dem Sehnerven, veranlasst durch das erlittene Trauma. 


7) Ein Beitrag zur Anatomie des Thränensackes, speciell zur Frage 
der Thränensackdrüsen, von Theodor Werncke. 

Von 14 mehr normalen Thränenschläuchen fand Verf. in 8 Säcken Drüsen, 
in den übrigen 6 bestanden mehr oder weniger katarrhalische Veränderungen. 
Es handelte sich um kleine, zusammengesetzte, tubulöse Drüsen von 0,3 bis 
1,5 mm Grösse, die sich nur in gesunden Thränensäcken vorfanden. 

8) Ueber Fliegenlarven-Schädigung des Auges, von B. Kayser. 

Einem 6jährigen Mädchen war ein Insekt in das rechte Auge geflogen. 

Die Conjunctiva bot danach das Bild einer folliculären Entzündung, die 


— 117 -- 


Conjunctiva tarsi war mit einer dünnen, zusammenhängenden Membran be- 
deckt, welche sich leicht abziehen liess, aber schnell wieder bildete. In der 
Tiefe der Wülste der Conjunctiva fanden sich eine Reihe kleiner Lebewesen, 
die entfernt wurden. Danach verschwand die Entzündung. Die Lebewesen 
erwiesen sich als die Larven der Sarcophaga, einer Fleischfliege. 


8) Die Enucleatio bulbi in combinirter Localanisthesie, von Otto 
Meyer. 

Vert. versuchte die Enucleation mit einem combinirten Verfahren von 
Flächen- und Infiltrations-Anisthesie, mit combinirter Localanästhesie auszu- 
führen. Bei der Durchtrennung der Bindehaut und der Muskelansätze führte 
er die Einträufelung von Cocain aus, die Durchschneidung der Opticus- und 
der Ciliarnerven führte er unter Schleich’scher Infiltrations-Anästhesie aus. 
Er führte die leicht gekrümmte Canüle einer Ahnel’schen Spritze bis an 
die hintere Polargegend und injicirte eine halbe Spritze der Schleich’schen 
Flüssigkeit II (Coc. mur. 0,1. — Morph. mur. 0,025. — Natr. chlor. 0,2. 
— Aq. dest. 100,0). Zwei Minuten später wurde die Durchschneidung des 
Opticus und der Ciliarnerven vorgenommen. 

10) Ein neues Glasrohr für unsre sterilisirbaren Alkaloidtabletten, 
von C. Magnani. 

11) Ueber einen Fall von Aderhaut- und Netshaut-Ablésung bei 
cyclischer Albuminurie, von Richard Simon. 

Bei einer an cyclischer Albuminurie leidenden Patientin beobachtete 
Verf. eine Ablösung der ganzen unteren Netzhauthälfte des rechten Auges. 
Nach 9 Jahren betrug dieselbe ?/, der Netzhaut. Sie flottirte nicht. Der 
Lichtsinn war in der abgelösten Netzhautpartie vorhanden, was auf eine 
Aderhaut-Abhebung schliessen liess. Bei einer erneuten Untersuchung wurde 
dies bestätigt. 


12) Bitemporale Hemianopsie und Diabetes insipidus, von E. Redslob. 
Nach einem schweren Kopftrauma trat bei einem 14jährigen Mädchen 
Diabetes insipidus auf und bitemporale Hemianopsie. Es fand sich nur eine 
weissliche Verfärbung der Papillen, besonders im temporalen Quadranten. 
Es handelte sich jedenfalls um eine Fractur der Schädelbasis, welche eine 
Verletzung des Chiasma zur Folge hatte. Horstmann. 


IIL Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. 1904. Heft 60. 

1) Weitere Erfahrungen über die Behandlung perforirender, infil- 
trirter Augapfel-Verletzungen mit hohen Quecksilbergaben, von 
Otto Franck. 

37 infectiöse Verletzungen wurden in den letzten 3 Jahren in der 
Greifswalder Augenklinik einer methodischen Quecksilber-Behandlung unter- 
zogen in Form von Inunctionen, verbunden mit intraglutealen Injectionen 
von Jodquecksilber. Die Erfolge waren sehr befriedigend. 

2) Ein Fall von hochgradiger Hypermetropie bei angeborenem 
Mikrophthalmus mit inneren Complicationen, von Oberarzt Dr. 
Osterroht. 


118 


Der 22jährige Patient hat bei einer Hypermetropie von 19 Dioptrien 
beiderseits 3/4; Sehschiirte. 


3) Ueber Membrana pupillaris persistens corneae adhaerens, von 
Dr. B. Gesang. 

Der veröffentlichte Fall von Membrana pupillaris persistens spricht für 
die von Samelson gegebene Erklärung, wonach es sich um eine post partum 
entstandene pathologische Veränderung handelt, in der Weise, dass das Kind 
eine Blenorrhoea neonatorum durchmachte, welche eine centrale Hornhaut- 
perforation zur Folge hatte, und so trat nach Wiederherstellung der Kammer 
das residuäre an der Hinterfliche der Cornea haftende Pupillargewebe mit 
der sich entwickelnden Hornhautnarbe in dauernde Verbindung. 


4) Ueber amyloide Concremente in der Hornhaut, von Dr. R. Bodenstein. 
Fritz Mendel. 


IV. Zeitschrift für Augenheilkunde, 1905. Bd. XII, Heft 1. 
1) Neue Theorie der Schattenprobe (Skiaskopie), von Privatdocent Dr. 
Gleichen in Berlin. 
Die Ausführungen des Verf.’s suchen eine auf die Grundlehren der 
geometrischen Optik aufgebaute Theorie der Schattenprobe zu begründen. 


2) Zur Frage der Sehstörungen durch Autosuggestion, von Prof. 

A. Peters in Rostock. 

An neuen Beispielen zeigt Vert, dass Refractions-Anomalien häufig 
Gegenstand der Nachahmung seitens der Schulkinder werden. Gewöhnlich 
wird durch Autosuggestion Myopie, selten Hypermetropie vorgetäuscht. 
Schwierig wird die Untersuchung bei vorhandenen Refractions-Anomalien, 
wenn erhöhte Myopie u. s. w. angegeben wird. 


3) Die Sehstörungen und Erblindung nasalen Ursprunges, bedingt 
durch Erkrankungen der hinteren Nebenhöhlen, von Prof. Onodi 
in Budapest. 

Verf. stellte Berichte voran, die er von zahlreichen Fachgelehrten ge- 
sammelt hat, und die zeigen, wie wenig auf dem besprochenen Gebiete be- 
kannt ist. 

Er theilt eigene anatomische Untersuchungen mit, die ergaben, dass der 
Canalis opticus ebenso häufig zur Keilbeinhöhle wie zur hintersten Siebbein- 
zelle in Beziehung steht. Danach kann auch eine Erkrankung der letzteren 
Sehstörungen verursachen. Einseitig auftretende Neuritis als charakteristisch 
für Nebenhöhlen-Erkrankung anzunehmen, wie Verf. nach einzelnen Autoren 
geneigt scheint, geht nicht an. Eine Zusammenstellung des bekannten 
Materials regt zu genauerem Eingehen an. 








4) Ueber ausgedehnte Knochen- und Markbildung im Auge, sowie 
über auffällige fibrinähnliche Gebilde in der verkalkten Linse, 
von Dr. H. Zia in Konstantinopel. (Aus der Universitäts-Augenklinik 
in Marburg.) - 

Die Verknécherung war in dem mitgetheilten Falle sehr ausgedehnt, 
das Markgewebe auffallend entwickelt. In der Linse fanden sich Fasern, die 
wahrscheinlich aus umgewandeltem Fibrin bestehen. 


= ee me ae 


— 19 — 


Heit 2. 
1) Eine Fliegenlarve in der vorderen Augenkammer, von Prof. 
v. Ewetzky und Prof. v. Kemel in Dorpat. 

Bei der Myiasis des Auges, die in Russland häufiger vorkommt. dringen 
die Fliegenlarven aus der Lidspalte oder den Augenlidern, wohin sie abgelegt 
werden, gewöhnlich in den Conjunctivalsack und dann in die Augenhöhle, 
wo sie den Augapfel zerstören, auch durch Anregung von Fäulnissprocessen 
schwere Allgemein-Infectionen hervorrufen können. In dem mitgetheilten 
Falle fand sich als seltenes Vorkommniss das Eindringen einer Fliegenlarve 
in die Vorderkammer. Sie wurde lebend nach etwa 5monatlichem Verweilen 
entfernt, ohne schwere Veränderungen hervorgerufen zu haben. Dies lag 


wohl an den ungünstigen Ernährungs-Bedingungen, die die Larve in der 
Vorderkammer fand. 


_——- 





2) Die anatomischen und physiologischen Grundlagen der Prof. 
Stilling’schen Theorie über Entstehung und Bedeutung der Kurz- 
sichtigkeit, von Dr. C. Hamburger in Berlin. 

Nach Stilling entsteht die Kurzsichtigkeit durch Bulbus-Verlängerung, 
die der Druck des M. obliquus sup. bewirkt. Dieser Druck findet nur bei 
niedriger Augenhöhle statt, bei hoher wird das Auge nur leicht berührt. 
Stilling fand bei Leichenaugen Schnürfurchen, die durch den Druck des 
Obliquus entstanden seien. 

Verf. führt dem gegenüber aus, dass es, wie schon nachgewiesen, un- 
möglich sei, genaue Messungen der Augenhöhle zu erhalten, da die Weich- 
theile zu sehr stören. 

Die Schnürfurche des Obliquus weist Verf. als Leichen-Erscheinung nach, 
die sich nur bei erweichten Augen findet, nie aber wenn Form und Inhalt 
der Norm nur einigermaassen entsprechen. Bei schlaffen Augen findet sich 
die Furche, ganz gleich, ob die Augenhöhle hoch oder niedrig ist. Der Er- 
scheinung der Schnürfurche fehlt demnach die Beweiskraft für die Stil- 
ling’sche Theorie. 


3) Ueber das combinirte Vorkommen von Myasthenie und Basedow’- 
scher Krankheit, nebst Bemerkungen über die oculären Symptome 
der Myasthenie, von Dr. Loeser in Berlin. 

Bericht über zwei Fälle von Combination von Morbus Basedowii mit 
Myasthenie. 

Bei Myasthenie sind die Symptome an den Augenmuskeln vor allem 
ein- oder doppelseitige Ptosis, oft auch Lähmungen der Hiusseren Bulbus- 
muskeln, während die Binnenmuskulatur des Auges immer verschont bleibt. 
Selten werden Reizphänomene wie Nictitatio, Blepharoclonus wahrgenommen. 
Der Augenhintergrund ist stets normal. 

Charakteristisch ist das qualitative Verhalten der Muskelstörung, die 
abnorme Erschöpfbarkeit eines zunächst gut functionirenden Muskel. 


4) Ein Fall von Tarsitis syphilitica, von F. Jurnitschek. (Univers.- 
Augenklinik in Basel.) 


5) Die Spätdiagnose traumatischer Netzhaut-Ablösung, von Dr. Pfalz 
in Düsseldorf. ` 
Bericht über einen Fall, bei dem kurz nach der Verletzung nichts von 


-120 ~- 


einer Netzhaut-Ablösung wahrgenommen wurde, die nach 4 Wochen deutlich 
sichtbar war. Verf. nimmt nicht eine nachträgliche Entstehung der Ablösung 
an, sondern einen verborgenen Sitz und geringen Umfang, der zunächst nicht 
festgestellt werden konnte. Der Zeitraum zwischen Trauma und Diagnostizir- 
barkeit ist ein begrenzter, da ein langer Stillstand der in Frage stehenden 
Processe nicht denkbar ist. 


6) 1. Zur Blutstillung nach Lidoperation bei Hämophilen, von Prof. 
H. Kuhnt in Königsberg. 

In einem Falle schwerer unstillbarer Blutung aus den Lidern bewiihrte 
sich ein Compressorium, das durch Federkraft das Lid zwischen zwei Platten 
gepresst hielt. 

2. Zur Naht nach Trachom-Excisionen, von Dr. Pick in Königsberg. 

Die Naht wird so gelegt, dass der Fadenknoten sich in die Wunde 
zurückzieht und nicht auf den Bulbus drückt. 


Heft 3. 

1) Ueber die Verbreitung des Trachoms und der Blindheit in Finn- 
land, von Docent Dr. Grönholm in Helsingfors. 

Finnland ist ein exquisites Trachomland. Verf. rechnet einen Gesammt- 
procentsatz von 3,7%, heraus, der aus Untersuchungen gewonnen ist. Auf- 
fallend ist, dass die weibliche Bevölkerung überwiegend getroffen ist. Die 
höher cultivirte schwedische Bevölkerung ist fast trachomfrei. 

Die Blindenzahl ist in Finnland sehr hoch, doch nimmt sie bei der 
besseren vorbeugenden Behandlung, besonders des Trachoms, ständig ab. 
Wiührend 1864 noch 28,7 °/,0o Blinde vorhanden waren, ist 1900 die Ziffer 
auf 11,9°/,.0 gesunken. Die Blindheit ist bei Frauen häufiger, als bei 
Männern entsprechend der grösseren Häufigkeit des Trachoms bei den Frauen. 
Nähere Angaben über Blindheitsursachen fehlen, das Trachom ist in etwa 
30°;/, die Ursache. 

2) Ueber die akute gangränöse Phlegmone der Lider. Klinische und 
bakteriologische Studie, von Dr. O. Pes, Privatdocent an der Univers.- 
Augenklinik in Turin. 

Die bakteriologischen Befunde ergaben als Erreger den Streptococcus 
pyog., den Bacillus des Carbunkels und den Bacillus der Diphtherie. Die 
mitgetheilten Krankengeschichten, denen Fälle aus der Literatur vorangestellt 
sind, schildern die seltene Erkrankung ausführlich. 


3) Ueber Ausziehung des einfachen Altersstars, von H. Kuhnt in 
Königsberg i. Pr. 

Die genau ausgeführten Mittheilungen aus des Verf.’s grosser 
praktischer Erfahrung geben auf dem so vielfach dargestellten Gebiete neue 
Anregungen. Verf.'s Verfahren ist aus früheren Veröffentlichungen bekannt. 
Er geht in der Verhütung der Infectionsmöglichkeiten so weit, dass er 
einen Mund-Nasenschleier trägt, der trotz praktischer Befestigung sehr 
stören muss. 

Als Reifungsverfahren empfiehlt Verf. das von Förster und giebt die 
Indicationen an. Beim Schnitt wendet er ein zum Stiel schräg gestelltes 
(sraefe’sches Messer an, das einen glatten Schnitt in einem Zuge erlaubt. 


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- - 121 — 


Der prophylaktische Bindehautlappen, der sich sehr bewährt hat, wird in 
Ausführung und Vortheilen geschildert. 

Verf. spricht weiter über die Iridectomie, bei der die Gefahren des 
Irisvorfalls nach seiner Ansicht bedeutend geringer sind, als bei ihrem Unter- 
lassen. Technisch empfiehlt er ein stumpfes Häkchen zum Fassen der Iris 
und legt Gewicht auf Zurechtlagern der Colobomschenkel vor der Kapsel- 
Eröffnung. 

Die Kapsel-Eröffnung wird besonders sorgfältig, am besten mit der 
Pincette, vollführt; vor schlecht funetionirenden Instrumenten ist zu warnen. 
Bei der Extractions-Schilderung theilt Verf. mit, wie er Rindenmassen ent- 
fernt. Das Ausstreifungs-Verfahren mit dem unteren Lidrande hat er wegen 
Infectionsgefahr verlassen, spült lieber den Kapselsack mit physiologischer 
Kochsalzlösung aus. In complicirten Fällen nimmt er eine Aussaugung der 
Linsenreste vor. Ein weiterer Artikel wird angekündigt. 





4) Ueber die Skiaskopie-Theorie. Bemerkungen zu des Herrn Kaiser!. 
Reg.-Rath und Privatdocent Dr. A. Gleichen „Neuer Theorie der Schatten- 
probe“, in Nr. 1, Bd. XII der Zeitschr. f. Augenheilk., von Dr. H. Wolff 
in Berlin. 

Verf. führt aus, weshalb er die citirte Theorie für unrichtig hält. 


Heft 4. 

1) Ueber die muskulöse Natur des Stromazellnetzes der Uvea, von 

Dr. K. Münch. (Univers.-Augenklinik in Berlin.) 

Verf. stellt seine Ergebnisse dahin zusammen: Das mehr oder weniger 
pigmentirte Zellnetz des Stroma der Uvea ist ein Muskelnetz. 

Die Stroma-Muskelzelle ist relativ hoch organisirt und muss einen hohen 
Grad von Contractilität besitzen. Das Stroma-Muskelnetz dürfte vorzüglich 
vasomotorischen Zwecken dienen. 





2) Ueber die Genese einseitiger Vertical-Bewegungen der Augen, 
von Dr. A. Bielschowsky, Privatdocent an der Univers.-Augenklinik 
in Leipzig. 

Für das Auftreten der einseitigen Vertical-Bewegungen ist das Fehlen 
des binocularen Sehaktes eine unerlässliche Vorbedingung. Soweit überhaupt 
wilkürliche Augenbewegungen ausgeführt werden, sind diese stets associirte 
Bewegungen. Die einseitigen Bewegungen sind dem Willen nicht unterstellt. 
Diese Ergebnisse, die Verf. aus Untersuchungen und theoretischen Erörterungen 
folgert, weisen darauf hin, dass es ausser den kortikalen Zentren für die 
associirten Augenbewegungen untergeordnete, von einander und vom Willen 
unabhängige motorische Centren für jedes Einzelauge giebt. Nur wenn der 
Einfluss der kortikalen Centren ausgeschaltet ist (Schlaf, Narcose), oder wenn 
die Fusionstendenz fehlt, können die untergeordneten Centren einseitige 
Augenbewegungen bewirken. 





— : m a 


3) Ein Fall von Parinaud’s Conjunctivitis, von Dr. Matys, Assistent 
der böhm. Universitäts Augenklinik in Prag. 

Bei Parinaud’s Conjunctivitis handelt es sich um eine selbständige, 
einseitige Entzündung der Conjunctiva bei gleichzeitiger Erkrankung der 
Lymphdrüsen, deren Ursache unbekannt ist. Wahrscheinlich ist der Zusam- 
menhang mit einer thierischen Infection. 


122 — 


4) Eine neue Visirvorrichtung, welche auch bei herabgesetzter Be- 
leuchtung und in der Nacht verwendbar ist, von Dr. F. Schanz 
in Dresden. 

Beim Visiren muss das Auge nach einander auf die Visirpunkte accom- 
modiren. Darin, dass die Accommodation nicht schnell genug ausgeführt wird, 
liegt die Hauptfehlerquelle Verf. versucht die Visirpunkte in Entfernungen 
von: Auge zu verlegen, wo ein Accommodations-Vorgang nicht mehr nöthig 
ist, indem er zunächst das eine Visir an die Stelle des Kornes verlegt und 
es mit einer Spiegelfliiche versieht. An die Stelle, wo sonst das Visir be- 
festigt ist, bringt er eine T-förmige Marke, die sich in dem Spiegel des 
Visirs spiegelt und so entsprechend weit hinter dem Spiegel gesehen wird. 
Durch Durchsichtnahme des Markenblättchens bezw. Benutzung eines kleinen 
elektrischen Lämpchens wird die Verwendbarkeit bei herabgesetzter Beleuch- 
tung erreicht. Spiro. 


V. Die ophthalmologische Klinik. 1904. Nr. 20—24. 1905. Nr. 1—2., 
1) Ueber einige secundäre Conjunctivitisformen, von Peters. 

Zu diesen Affectionen gehören in erster Linie die bei Erkrankungen des 
hinteren Abschnittes der Urethra gelegentlich auftretenden Bindehaut-Reizungen. 
Kalte Wasserumschläge genügen. Aehnliche Erscheinungen an der Bindehaut 
sieht man manchmal bei gichtischen Personen. 

Häufig weicht die Bindehaut-Reizung erst, wenn man z.B. bei bestehendem 
Eczem dieses zum Verschwinden gebracht hat oder den Lidrand (z. B. Mollus- 
cum contagiosum) behandeln konnte. Diese Erfabrungen lehren, dass man 
immer, ehe man zu chemisch differenten Mitteln greift, sich die Frage vor- 
legen soll, ob nicht etwa eine endogen ausgelöste, doppelseitige oder local 
vom Lidrande ausgehende Bindehaut-Reizung vorliegt. Während die erstere 
lediglich exspectativ zu behandeln ist, muss bei letzterer die Reizquelle aus- 
geschaltet werden. In beiden Fällen genügt dies Vorgehen meistens, um 
die Bindehaut zur Norm zurückkehren zu lassen. 


2) Nachruf auf Dr. Graf Magawly, von Walter. 








3) Ein Fall von Brückencolobom der Aderhaut des rechten Auges 
und Mikrophthalmus des linken, von Walter. 

Das rechte Auge zeigt unter der Papille drei Aderhautcolobome, die in 
einer senkrechten Linie angeordnet sind. Die beiden oberen sind von der 
ungeführen Grösse der Papille, erscheinen vertieft und sind von einem 
schwarzen Pigmentstreifen eingetasst. Das unterste von typischer Form ist 
wie gewöhnlich das grösste. Die Netzhautgefässe scheinen den Colobomen 
auszu weichen 


4) Zur Wiedereinführung der Iridodesis, von Sattler. 

In einem Falle von Ectopia lentis congenita bilateralis führte Verf. die 
Iridodesis aus mit der Maassgabe, dass die Gefahren der Operation durch 
nachträgliche Abtragung des künstlichen Irisprolapses und Vornahme einer 
Kuhnt’schen Plastik verhütet wurden. Die Sehschärfe hob sich von }/,, auf !i. 
5) Die neuesten Fortschritte in der Augentherapie, von Darier. 

Nicht beendet. 


— 123 -- 


6) Beitrag sur Casuistik der Metallsplitter-Verletzungen des Auges, 
von Kauffmann. Moll. 


VI. La clinique ophtalmologique. 1904. Nr. 20—24. 1905. Nr. 1. 
1) Therapie der Chorioretinitis, von Abadie. 

Im Allgemeinen ist die Quecksilber-Bahandlung bei Chorioretinitis in- 
dicirt, welches auch ihre Ursache sei. Da Inunctionscuren und innerer Ge- 
brauch des Mittels sich meist als unwirksam erweisen, benutzt Verf. schon 
lange subcutane Injection von Quecksilberbijodid bis 0,02 pro die. 


2) Ueber die Histologio des Friihjahrskatarrhs, von Trantas. 


3) Klinische Varietiten der conjunctivalen Localisation des poly- 

morphen Erythems, von Moissonnier. 

Diese treten unter 5 verschiedenen Formen auf: 

1) als einfache Hyperämie der Conjunctiva; 

2) als eine oder mehrere Papeln am inneren Winkel der Bindehaut; 

3) sehr selten als Bläschen; 

4) als Chemosis der Bindehaut; 

5) als pseudomembranöser Typus in Form eines Exsudates auf der 

Tarsalbindehaut. 
Alle diese verschiedenen Formen sind gutartig und heilen spontan. 


4) Hysterischer Nystagmus, von Santos Fernandez. 


5) Embolie des Gehirns und der Netzhaut, von Jocqs. 

In diesem Falle kliirte die Netzhaut-Embolie die Diagnose, indem das 
Gehirnleiden fiir ein syphilitisches gehalten werden konnte. Eine genauere 
Untersuchung des Herzens ergab denn auch einen Klappenfehler. 





6) Behandlung der Cataract mit subconjunctivalen Injectionen von 
Jodkalium, von Verderau. 
Verf. will hierdurch Verschwinden der Trübungen und Hebung der 
Sehschärfe beobachtet haben. 


7) Die Keratitis punctata, von Jocqs. | 

Gewisse Formen der punktförmigen Beschläge der Descemet’schen 
Membran werden öfter bei jungen Leuten in der Pubertät und bei Frauen 
in der Menopause beobachtet. Diese Beschläge sind die einzigen Symptome 
einer leichten Uveitis, die ihrerseits durch eine metastatische Infection hervor- 
gerufen wird. Die Krankheit heilt langsam aber völlig aus, und zwar 
kommt in erster Linie Quecksilber in Form von Calomel in innerer Dar- 
reichung in Betracht. 


8) Blennorrhoische Iritis, von Sonder. 


9) Enucleation mit folgender Einpflanzung eines Hautlappens, von 
Rollet. 
Verf. pflanzte nach der Enucleation, die mit sorgsamer Schonung der 
geraden Augenmuskeln ausgeführt wurde, einen Hautlappen vom Arıne, mit 
dem darunter liegenden Fettgewebe herauspräparirt, zwischen die Muskeln, 


- 124 


welche durch Catgut an dem Lappen befestigt wurden. Letzterer heilte gut 
ein, so dass für die Prothese ein sehr brauchbarer beweglicher Stumpf ge- 
schaffen wurde. 


10) Ein Fall von seröser Tenonitis mit torpider Iritis, von le Roux. 
11) Ein Fall von hysterischem Nystagmus, von Delneuville. 

Es bestand ausser dem Nystagmus noch eine homonyme Hemianopsie 
und eine Lähmung des rechten Abducens. Unter Jodbehandlung trat nach 
einigen Wochen Heilung ein. (Worauf sich die Diagnose „Hysterie‘‘ stützt, 
ist nicht überzeugend erklärt. Ref.) 








12) Cosmetischer Erfolg durch Tenotomie und Tätowirung, von 

Trousseau. 

Ein durch Blennorrhöe zu Grunde gegangenes atrophisches Auge mit 
grossem Leucom wurde durch Tenotomie der vier geraden Augenmuskeln 
so weit in der Augenhöhle vorgelagert, dass es zunächst wieder von normaler 
Grösse erschien. Nach Tiitowirung des Leucoms war der cosmetische Effect 
ein sehr guter, und die Enucleation mit den Schattenseiten einer Prothese 
vermieden. Moll. 


VII. L’Ophtalmologie provinciale. 1904. Juli. 

Beitrag zum Studium der seltenen Formen von sympathischer 

Ophthalmie, von Dr. Chevalier. 

Am Schluss der eingehenden Arbeit kommt Verf. zu folgenden Resultaten: 

1) Die sympathische Ophthalmie kommt am häufigsten in der Form der 
plastischen und serösen Iridocyclitis vor. 

2) Sie tritt unter Reiz-Erscheinungen auf, die motorischer, sensibler und 
secretorischer Art sein können. 

3) Alle Theile des Auges können von der sympathischen Entzündung 
ergriffen werden. 

August. 

1) Subconjunctivale Injectionen von salicylsaurem Natron bei der 

rheumatischen Iritis, von Foucher. 

Verf. hat in einzelnen Fällen gute Resultate mit der Behandlungs- 
methode erzielt. 


2) Differentialdiagnose zwischen Cataract und Glaucom, von Dr. 
Lacaussade. 

Da Cataract und chronisches Glaucom gemeinsame Symptome zeigen 
können, warnt Verf. vor einer Verwechslung beider Krankbheitszustände. Die 
Hauptschwierigkeit in der Diagnose ist in den Fällen zu suchen, wo bei 
einem chronischen Glaucom die Linse getrübt ist und so den Einblick in das 
Augeninnere unmöglich macht. Pupillenweite, Gesichtsfeld-Einschränkung 
und der erhöhte Druck des Augapfels führen dann zu der Diagnose: Glaucom. 
3) Uebertragung der sympathischen Ophthalmie auf venösem Wege, 

von Dr. Motais. 

Fussend auf das, was Hirschberg schon im Jahre 1895 über einen 
Verbindungsweg zwischen beiden Augen gesagt hatte, kommt Verf. am 


125 — 


Schlusse seiner mit anschaulichen Abbildungen versehenen Arbeit zu folgen- 
den Schlüssen: 

Die Venae ophthalmicae, welche das venöse Blut aus Orbita und Auge 
sammeln, endigen nach vorn in den Venae angulares, nach hinten in die 
Sinus cavernosi. 

Die Venae angulares stehen unter einander in Verbindung durch einen 
anastomotischen Ast der Venae angulares und ophthalmicae; die Sinus caver- 
nosi durch den Sinus coronarius und occipitalis transversus. Eine Communi- 
cation ist also zwischen den Augenhöhlen und den Augäpfeln durch einen 
vollständigen venösen Kreislauf geschaffen, die Wirbelvenen beider Augen 
vereinigen die beiden Uvealtractus, den Hauptsitz der sympathischen Ophthal- 
mie, und so können die Mikroorganismen fortwährend von einem Auge zum 
andren wandern. 

4) Behandlung der Infection nach Star-Operation, von Dr. Bourgeois. 

Verf. räth zu subconjunctivalen Einspritzungen von Quecksilberceyanid. 


October. 
2 Fälle von Influenza mit Complicationen von Seiten der Augen, 
von Dr. Gendron. 

Nach den ersten 3 Tagen eines Influenza-Antalles fand sich im ersten 
Fall eine metastatische Chorioiditis, im zweiten ein akutes Glaucom. Beide 
Augen-Erkrankungen führt Verf. auf die Influenza zurück. Nach seiner An- 
sicht tritt das Glaucom hauptsächlich in den Fällen von Gefäss-Erkrankung 
oder Circulations-Störungen des Auges auf, gleichviel ob sie infectiöser, akuter 
oder chronischer Natur sind. Fritz Mendel. 





Vermischtes. 


Am 23. März d. J. verstarb zu Paris im 61. Lebensjahre unser aus- 
gezeichneter Fachgenosse Parinaud, dem seine Arbeiten über die hyste- 
rischen Störungen des Seh-Organs, über Schielen, Beweglichkeitsstörungen 
und ihre Behandlung, und seine beiden letzten Veröffentlichungen (1) Ueber 
das Sehen, eine physiologische Studie; 2) Seh-Projection und Stereoskopie) 
ein dauerndes, ehrenvolles Gedächtniss erworben haben. Seine Landsleute 
pflegen seinen Namen mit der von ihm 1888 beschriebenen ‚„ansteckende 
Bindehaut-Entzündung, durch die Thiere übertragen“, zu verknüpfen. Sein 
liebenswürdiges Wesen wird Jedem, der Gelegenheit gehabt, ihm näher zu 
treten, in bester Erinnerung bleiben. H. 





Bibliographie. 


1) Zur Aetiologie des Frühjahrs-Katarrh der Conjunctiva, 
von Prof. Dimmer in Graz. (Wiener klin. Wochenschrift. 1905. Nr. 2.) 
Ein Fall von Frühjahrs-Katarrh wurde bloss durch Abhaltung des Lichtes 
zur Heilung gebracht, woraus der Schluss gezogen wird, dass derselbe durch 
die Einwirkung des Lichtes entstanden war. Der Patient bot die bulbäre 
Form der Krankheit dar. 

2) Ueber Wanderung von Fremdkörpernim Auge und Spontan- 
Ausstossung derselben, von Regimentsarzt Dr. Gesang. (Univ.-Augenkl. 


— 126 — 


des Prof. Fuchs.) (Wiener klin. Wochenschrift. 1905. Nr. 5.) 2 Fälle 
von Fremdkörper im Auge, mit Spontan-Ausstossung — in dem einen Falle 
sass der Fremdkörper 4 Jahre, im zweiten Falle gar 20 Jahre im Augen- 
innern. — Im ersteren Falle gelang die Extraction des Fremdkörpers, der 
in Granulationsmassen der Cornea sichtbar geworden war; im zweiten Falle 
gelang die Extraction des in der Cornea nachweisbaren Fremdkörpers nicht, 
und musste enucleirt werden. Das Resultat der Section des Augapfels be- 
rechtigte zur Annahme, dass in den meisten derartigen Füllen die Spontan- 
Ausstossung der Fremdkörper in erster Linie durch die Schrumpfung binde- 
gewebiger Schwarten verursacht wird. 

3) Argentum citricum, Itrol Credé pro oculis bei Augen- 
krankheiten, von Dr. F. R.v. Arlt in Wien. (Aerztliche Central-Zeitung. 
1905. Nr. 3.) » Bei Blennorrhoea neonatorum empfiehlt Verf. das Itrol in 
folgender Weise anzuwenden: Nach Reinigung der Lider und Conjunctiva 
mit nassen Wattebiuschchen, Umstiilpen der Lider, reichliches gleichmissiges 
Einstreuen des Itrols. Nach einigen Minuten Entfernung des Ueberschusses 
an Itrol mit feuchtem Wattebausch. Je nach der Schwere des Falles wird 
diese Procedur 2—4 Mal in 24 Stunden vorgenommen. Compressen, Eis- 
umschläge, überhaupt Verdecken des Auges, Verhüllen des Kopfes nicht allein 
überflüssig, sondern direct gefährlich. Reichliche Zufuhr frischer, kühler 
Luft indicirt. Ebenso empfehlenswerth ist das Einstäuben frischen Itrols 
zur prophylaktischen Desinfection des Auges der Neugeborenen. Bei Conj. 
follicularis gilt dasselbe Verfahren wie bei akuter Bindehaut-Blennorrhoe. 
Verwendbar erweist sich das Itrol endlich bei: Conj. crouposa und diphthe- 
ritica, bei Conj. lymphatica, bei Hornhautgeschwiiren und bei Trachom; bei 
letzteren in Verbindung mit andren Behandlungsarten. 

4) Die Adriaküste vom Standpunkte des Augenarztes, von 
Prof. S. Klein in Wıen. (Wiener med. Wochenschrift. 1905. Nr. 5.) Für 
eine Adriatherapie empfiehlt Verf. Entzündungen des Uvealtractus (auch 
parenchymatöse Formen von Keratitis), bei welchen mehrere ursächliche 
Momente mitwirken, und solche, deren Aetiologie zweifelhaft oder gänzlich 
unbekannt ist, alle scrofulösen Augen-Erkrankungen, und alle Augen-Erkran- 
kungen, die durch Syphilis hervorgerufen oder bei unbekannter ätiologischer 
Provenienz eingreifenden Behandlungen unterzogen wurden. Contraindicirt 
ist der Aufenthalt an der Adriaküste bei allen Secretions-Anomalien der 
Bindehaut (chron. Katarrh, Trachom, Frühjahrskatarrhe) bei allen Leiden 
des lichtempfindenden Apparates mit grosser Sensibilität gegen blendendes 
Sonnenlicht und selbstverständlich bei allen Augen-Erkrankungen, die die 
sichere Folge von Malaria-Erkrankung sind. 

5) Die Behandlung der Keratitis, von Prof. A. v. Reuss in Wien. 
(Allgemeine Wiener med. Zeitung.) Grundzüge der Behandlung der Keratitis 
für Studirende. 

6) Bericht über die Wirksamkeit der Augen-Abtheilung des 
Stefans-Hospitales im Jahre 1904, erstattet vom ärztlichen Leiter Dr. 
Franz Bayer ın Reichenberg. Im Jahre 1904 wurden 842 Augenkranke 
(454 Männer und 388 Frauen) verpflesgt und behandelt. Star-Operationen 
wurden 86 ausgeführt. Dabei kamen zur Anwendung: 1) Lappenschnitt 
nach oben (6 Mal ohne, 56 Mal mit Iridectomie), bei uncomplicirtem Star 
57 mit vollem, 1 mit theilweisem Erfolge und 1 ohne Erfolg (wegen Netz- 
hautablösung); bei complicirtem Star 2 mit vollem Erfolg und bei Linsen- 
verschiebung 1 mit Erfolg. 2) Linearschnitt ohne Iridectomie 15 und zwar 


— 127° - 


bei Wundstar 6 Mal mit vollem Erfolge, bei Nachstar 4 Mal mit vollem Er- 
folge, bei angeborenem Star 3 Mal mit vollem Erfolge, und bei Star Jugend- 
licher 2 Mal mit vollem Erfolge. 38) Spaltung des Stares beim Schichtstar 
9 Mal mit vollem Erfolge. Zusammengefasst ergeben die Star-Operationen: 
97,6°/, vollkommene Erfolge, und je 1,16°/, theilweise Erfolge und Miss- 
erfolge. 

7) Ueber die Pathogenese der Stauungspapille, von Dr. Alfred 
Sänger in Hamburg. (Wiener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 47—50.) 
Die bei Stauungspapillen gefundenen sogenannten Entzündungs-Erscheinungen 
lassen sich ganz gut mit der Annahme einer mechanischen Ursache vereinigen 
und es ist durchaus unnöthig, die Hilfshypothess der von Tumor erzeugten 
Toxine aufzustellen. Dass der erhöhte Hirndruck die Hauptrolle spielt bei 
Erzeugung des Scheidenhydrops, bei Abknickung der Vena centralis, beim 
Oedem des Sehnerven, das ergiebt die günstige Wirkung der Trepanation 
selbst in inoperablen Tumoren in Bezug auf Stauungspapillen. Es unterliegt 
keinem Zweifel, dass die durch die Trepanation erfolgende Druck-Entlastung 
das wesentliche Moment der Rückbildung der Stauungspapille ist. 

8) Ueber Glaskörper-Ablösung, von Prof. Dr. A. Elschnig in 
Wien. (Wiener ined. Presse. 1904. Nr. 50.) Bei der Untersuchung von 
22 myopischen Bulbi (mit den verschiedensten Graden von Myopie) fanden 
sich nur 4, bei denen makroskopisch eine Beschaffenheit des Glaskörpers 
vorlag, welche als Glaskörper-Ablösung imponiren konnte. Es kann daher 
als sicher festgestellt angenommen werden, dass Glaskörper-Ablösung in 
myopischen Augen jedenfalls ein sehr seltenes Vorkommniss darstellt. 

9) Vierzehnter Bericht über die Abtheilung für Augenkranke 
im Landesspitale zu Laibach 1904, von Primärarzt Dr. Emil Bock. 
Im Jahre 1904 standen 1485 Kranke in Behandlung. Der tägliche Kranken- 
stand schwankte zwischen 54 und 114 Patienten. Star-Operationen wurden 
143 vorgenommen und zwar: 93 Star-Ausziehungen mit dem Lappenschnitt 
(mit Iridectomie 35, ohne Iridectomie 58), 33 Star-Ausziehungen mit dem 
Lanzenschnitt, 13 Zerschneidungen des Stares und 4 Zerreissungen des Nach- 
stares. Iridectomien 80, darunter 6 wegen Drucksteigerung, und 16 prä- 
paratorische Iridectomien. Das Ergebniss der Star-Operation war ein sehr 
günstiges. Ungünstige Ausgänge kamen nur bei einem alten Manne mit 
Eiterung der Nasenknochen, und bei einer Irrsinnigen, bei der alle Schutz- 
maassregeln vergebens waren, vor. Verf. macht auf die grosse Anzahl von 
Blennorrhoea neonatorum (es sind 13 Fälle angegeben) aufmerksam — „‚ein 
Beweis, dass bedauerlicher Weise Crede’s Verfahren noch zu wenig 
geübt wird.“ 

10) Die Behandlung des Trachoms njlit Cuprocitrol (Arlt), 
von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. (Aerztliche Central-Zeitung. 
1904. Nr. 51.) Zur Behandlung mit Cuprocitrol eignen sich besonders vor- 
geschrittene Trachome mit Narbenbildung und unter diesen namentlich solche 
mit Pannus. Bei solchen Fällen überragt das Cuprocitrol alle andren Be- 
handlungsarten. Ein besonderer Vortheil dieser Behandlung ist der Umstand, 
dass der Kranke das Mittel sich selbst applieiren kann. Vorhandene Horn- 
hautgeschwüre geben keine Gegenanzeige fiir Cuprocitrol. Ein schädlicher 
Einfluss des Mittels ist bis jetzt noch nicht constatirt worden. In frischen 
Fällen leistet es meist dasselbe, wie die bisher geübte Behandlung. Die An- 
wendung ist nicht schmerzhaft, reizt nicht, das Mittel bildet keinen Aetzschorf 
und stört den Kranken in seinem Berufe nicht. 


— 128 


11) Ueber die Skiaskopie-Theorie und über mein elektrisches 
Skiaskop-Ophthalmometer, von Dr. H. Wolff in Berlin. (Wiener med. 
Wochenschrift. 1904. Nr. 49.) Vorwiegend polemischen Inhaltes, gegen 
Prof. Schnabel’s Besprechung der Skiaskopie-Theorie. Schenkl. 

12) Ein bisher nicht beachtetes Symptom der Basedow’schen 
Krankheit, von Dr. S. Jellinek, Assistent. (Wiener klin. Wochenschr. 
1904. Nr. 43.) Das Symptom besteht in einer bräunlichen, diffusen Pig- 
mentation der Haut, namentlich des oberen Lides. Die Erscheinung gehört 
zu den Frühsymptomen und nimmt bei vielen Patienten im weiteren Ver- 
laufe der Krankheit ab. In seltenen Fällen fehlt sie ganz. Bei Blutunter- 
suchungen Basedow-Kranker fand Verf. die Färbekraft des Blutes abnorm 
erhöht. Schenkl. 

18) Zur Levatorvornähung. Berichtigung und Schlusswort an Herrn 
Prof. A. Elschnig in Wien, von Dr. Hugo Wolff in Berlin. (Wiener med. 
Wochenschrift. 1904. Nr. 45) und Schlusswort zur Levatorvornähung, von 
Prof. Elschnig in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1904. Nr. 45.) 

14) Dreifacher Fall von Wurstvergiftung (Botulismus), von Dr. 
Gustav Morelli, Assistent an der int. Klinik in Budapest. (Wiener med. 
Wochenschrift. 1904. Nr. 46.) Nach dem Genusse der mit Botulismustoxin 
inficirten Speisen treten nach Ablauf von 6—10 Stunden eventuell Erschei- 
nungen von Gastroenteritis ein; die eigentlichen Vergittungs-Erscheinungen 
zeigen sich erst nach 36—48 Stunden: der Kranke sieht verschwommen, ott 
doppelt; er kann die Augen nicht ganz öffnen, da das obere Lid herabhängt. 
Die Thränen-Absonderung hört auf, die Schleimhaut wird trocken und un- 
empfindlich. Die Pupillen sind maximal erweitert, zuweilen nicht rund und 
reagiren weder auf Licht noch auf Accommodation. Gleichzeitig entwickeln 
sich Schluckbeschwerden, Trockenheit der Halsschleimhaut, erschwertes 
Sprechen, und Trockenheit der Haut. Der Stuhl ist retardirt, das Uriniren 
erschwert. Allgemeine Muskelschwäche; Puls verlangsamt, aussetzend. Sen- 
sorium frei; Temperatur normal. In schwereren Fällen steigert sich in Folge 
der Giftwirkung oder der Inanition die Muskelschwäche, und es erfolgt nach 
8—10 Tagen durch Herzschwäche der Exitus. Ueber diese Zeit hinaus 
steigt mit jedem ‘Tage die Hoffnung auf Genesung. Die ersten Erscheinungen 
gehen am spätesten, die letzten am frühesten zurück. In einem der Fälle, 
die Verf. beschreibt, ging das Doppeltsehen erst am 35. Tage, die Accommio- 
dationsstörung am 43. Tage zurück. Schenkl. 

15) Beziehung der Ehe zu Augenkrankheiten mit besonderer 
Rücksicht auf die Vererbung, von G. Abelsdorff. (,Krankheiten und 
Ehe“ von Senator-Kaminer. J. F. Lehmann in München.) Gedringte Zu- 
sımmenstellung der Augenkrankheiten, bei denen Vererbung beobachtet wurde. 
Bemerkenswerth sind die Beobachtungen von Magnus bezw. Fuchs, wonach 
ein an Blennorrhoea neonatorum erblindeter Mann zwei Kinder mit Mikroph- 
thalmus congenitus zeugte, bezw. ein Vater, dessen rechtes Auge in der 
Kindheit durch Iridocyklitis verloren gegangen war, einen Sohn mit rechts- 
seitigem Mikrophthalmus congenitus hatte, — wiihrend Mulder bei 200 Ka- 
ninchen durch Enucleation des rechten Auges, die er 6 Jahre lang von 
Generation zu Generation fortgefiihrt hatte, keine Abnormitit an den Augen 
erzeugen konnte. C. Hamburger. 


Um Einsendung von Separatabdriicken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schifibauerdamm). 


Verlag von Veit & Compr. in Leipzig. — Druck von METZGER & Wırrio in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AnckE in München, Dr. BzRezr in Paris, Prot. 
Dr. BIBNBACHER in Graz, Dr. Braıter in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Commn in Breslau, Doc. Dr. Cr. op Bomw-Rezyuonp in Berlin, Dr. CRZELLITZER 
in Berlin, Prof. Dr. E. EumeRrT in Bern, Prof. Dr. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest, Dr. Gorpon NorrIg in Kopenhagen, Dr. Ham- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaouıs in Smyrna, Prof. H. Knapp in 
New York, Prof. Dr. Krttckow in Moskau, Dr. Loeser in Berlin, Prof. Dr. Maanus in 
Breslau, Major F. P. Maynagp, I. M.S. Calcutta, Dr. F. MenperL in Berlin, Dr. Mor in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PERGENs in Brüssel, Prof. Dr. PescHeL in 
Frankfurt a.M., Dr. Pounrtscuher in Klagenfurt, Dr. M. RzıcH in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Scouxzg in Oldenburg, Prof. Dr. ScHzn&Ku in Prag, Prof. Dr. Scawarz in Leipzig, Dr. 
Spro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


[LI ee LI m — 


1905.  Neunundzwanzigster Jahrgang. Mai. 











Inhalt: Original-Mittheillung. Ueber Varietäten des Epitarsus. Von Dr. A, Schapringer. 

Klinische Beobachtung. Das Violettsehen. Von Dr. Richard Hilbert in Sensburg. 

Neue Bücher. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Ueber die Behandlung der Netzhaut-Ablosung, 
von H. Sattler. ` 

Journal-Uebersicht. I. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases. 1904. März— 
August. — II. The Opbthalmic Review. 1904. Juni—September. — III. The American 
Journal of Opbthalmology. 1904. Mai—August. — IV. The Ophthalmoscope. 1904. 
Juli— October. — V. The Ophthalmic Record. 1904. Mai—September. — VI. Annali 
di Ottalmologia. 1904. Fasc. 1—5. 

Vermischtes. Nr. 1—8. 

Bibliographie. Nr. 1—56. 





[Aus der Augenabtheilung des Deutschen Dispensary in New York.] 


Ueber Varietäten des Epitarsus. 
Von Dr. A. Schapringer. 


In der Mehrzahl der Fälle präsentirt sich der Epitarsus als ein flächen- 
haftes, flügelfellähnliches Gebilde. Es soll hier von den gelegentlichen 
Abweichungen von dieser Mittelform die Rede sein. Diese Abweichungen 
oder Varietäten spielen nach zwei Seiten hin, dem Monströsen und dem 


Schattenhaften. 
9 


— 130 — 


I 


Ein Fall von doppelseitigem monstrésem Epitarsus ist ORLLER unter- 
gekommen und von ihm im Archiv fir Augenheilkunde! eingehend be- 
schrieben worden. Es handelte sich um ein neugeborenes Kind, welchem 
rechts und links aus der Lidspalte eine rothe, rundliche, in hohem Grade 
entstellende Geschwulst heraushing, die vermittelst eines etwas verbreiterten 
Stiels mit dem temporalen Theil der oberen Uebergangsfalte zusammen- 
hing. Die Abtragung dieser Geschwülste gebot sich ohne Weiteres von 
selbst, wobei OELLER die Gelegenheit zu einer sorgfältigen histologischen 
Analyse dieser höchst seltenen Gebilde sich natürlich nicht entgehen liess. 
So minutiös diese Untersuchung auch ausfiel, auf die sich hier zunächst 
aufdrängende Frage nach der ursprünglichen Veranlassung zur Entstehung 
des lpitarsus warf sie weiter kein Licht. 


Ich selbst hatte in meiner ersten Publication über diesen Gegenstand °, 
auf den Spuren van Duyse’s wandelnd, die Vermuthung ausgesprochen, 
dass in einem sehr frühen Stadium des Embryonal-Lebens, wo der Augapfel 
noch unbedeckt freiliegt, gelegentlich eine Verlöthung des Amnions mit 
demjenigen Theile der Gesichtsoberfläche stattfindet, welche der spätern — 
obern oder untern, meist jedoch obern — Uebergangsfalte entspricht. Die 
durch Zug des amniotischen Bandes emporgehobene Duplicatur bleibt nun 
bestehen, auch wenn sich, wie das im Verlauf der Zeit gewöhnlich ge- 
schieht, das verlöthete Asmnion wieder frei gemacht hat. Ihrerseits aber 
hat die genannte Duplicatur die Tendenz, mit der Hinterfläche des sich 
später bildenden und die Duplicatur bedeckenden Ober- bezw. Unterlids 
theilweise oder gänzlich zu verwachsen. So entsteht die flächenhafte Form 
des Epitarsus, von welcher ich in der erwähnten ersten Mittheilung nicht 
weniger als acht selbstbeobachtete Beispiele aufzählen konnte. 


Diese Theorie ist nun dahin zu ergänzen, dass die Duplicatur unter 
Umständen sich zu einer massiven, raumbeengenden Geschwulst auswächst, 
die nicht mit der Hinterflache des Augenlids verwachst, sondern sogar ver- 
hindert, dass das Lid sich normal entwickelt, mit andren Worten ein Lid- 
colobom verursacht. So erhalten wir die monströse Form des Epitarsus, 
die Gegenstand chirurgischen Eingreifens wird, wie das OELLER beschreibt. 
Seiner Vermuthung, dass der von A. v. GRAEFE 1863 beschriebene Tumor ® 
ein congenitaler, ein Epitarsus war, der erst bemerklich wurde, als er im 





IJ. Osten, Ein überzähliges monströses Oberlid mit Oberlidoolobom beider 
Augen. (Archiv f. Augenheilkunde, 1904, 50. Bd., 1. Heft.) 

? Die angeborene Schürze der Lidbindehaut — eine bisher noch nicht beschriebene 
typische Missbildung des menschlichen Auges. (Zeitschr. f. Augenh., 1899, Bd. II, S. 41.) 

® A. v. GRAEFE, Tumor im submucösen Gewebe der Lidbindehaut von eigenthüm- 
licher Beschaffenheit. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., 1863, S. 23.) 


gen, Stef eege reene Se 


Wr = ar milk ie e A 


es ABI 


späten extrauterinen Leben aus unbekannten Ursachen plötzlich stark an 
Grösse zuzunehmen begann, kann ich nur zustimmen. 

Von der hier vorgetragenen Ansicht über die ursprüngliche Entstehung 
des Epitarsus unterscheidet sich nun diejenige OELLER’s, dass er das 
Wachsthum der betreffenden Duplicatur nicht als das Resultat der Zug- 
wirkung eines amniotischen Bandes, sondern als aus freien Stücken auf- 
getreten betrachte. Seiner Ansicht nach „ist an der von KÖLLIKER 
bezeichneten Stelle der gesetzmässig sich entwickelnden Lidfalte eine gleich- 
sam prämature, partielle Lidwulstbildung vorangeeilt.“ Die fertige Bildung 
nennt er „überzähliges Oberlid‘“, etwa wie man von überzähligen Fingern 
und Zehen spricht. 

Es muss nun hier daran erinnert werden, dass überzählige Finger 
und Zehen atavistische Rückschläge darstellen, während OELLER für sein 
„überzähliges Oberlid“ keinerlei phylogenetische Reminiscenz in’s Feld zu 
führen vermag. Die Hypothese von den das Amnion mit der Umgebung 
des unbedeckten Embryonalauges verbindenden Brücken hält er für ge- 
zwungen und durch keinerlei Thatsachen gestūtzt. Durch die unlängst 
erschienene, hochbedeutsame Mittheilung von V. Marys! über eine von 
ihm eingehend zergliederte Missbildung des Auges, bedingt durch ein am- 
niotisches Band, bei einem menschlichen Embryo aus dem vierten Monat, 
bin ich glücklicher Weise der Mühe überhoben, OELLER’s Bedenken im 
Einzelnen zu widerlegen. Ich darf wohl die Arbeit Marys’ als gewichtige 
Stütze meiner Ansicht, dass der Epitarsus ursprünglich durch Zug eines 
amniotischen Bandes entsteht, hinstellen und verweise nachdrücklich auf 
die von diesem Autor gelieferten Abbildungen und den begleitenden 
Commentar. 


H 


Die Bemerkungen, welche ich über die schattenhafte Varietät des 
Epitarsus zu machen habe, knüpfe ıch am besten an die kurze Wiedergabe 
der drei letzten von mir beobachteten Fälle von Epitarsus. Da ich schon 
früher über acht Fälle berichtet habe, so seien diese neuen Fälle mit den 
fortlaufenden Nummern IX, X und XI bezeichnet. 

Fall IX. — Rachel Simon, 8 Jahre alt, stellt sich am 26. April 
1904 mit Augenbeschwerden unbestimmter Art vor, welche offenbar auf 
Schul- und Familien-Suggestion zurückzuführen sind. Linkes Auge in jeder 
Beziehung normal. Ebenso das rechte, nur ist hier beim Umklappen des 
Oberlids ein dreieckiger, flügelfellähnlicher Epitarsus zu entdecken. Beide 
Schenkel, besonders aber der temporale, heben sich von der angrenzenden 
Tarsalschleimhaut recht deutlich ab; anscheinend besteht hier eine ge- 


ı Zeitschr. f. Augenh., 1905, Februar. 
9* 


132 — 


räumige Tasche oder vielleicht gar ein durchgehender Kanal, doch muss 
wegen der Aengstlichkeit des Kindes von einer Prüfung mit der Sonde 
Abstand genommen werden. 

In Begleitung dieser Patientin erscheinen eine ältere Schwester und 
die Mutter. Die Schwester, Fanny Simon, klagt über ungenügende Seh- 
schärfe. Ich constatire gemischten Astigmatismus auf beiden Augen und 
verordne: 

0. D. sph. + 0,75 Z cyl. — 1,0, ax. horiz. 
0. S. sph. + 1,25 © cyl. — 0,75 ax. horiz. 


Von Epitarsus keine Spur. Anders bei der Mutter. 


Fall X. — Frau Yetta Simon, etwa 40 Jahre alt, die Mutter der 
beiden genannten Mädchen, klagt über gelegentliche Kopfschmerzen. Re- 
fractions- und Accommodations-Verhältnisse normal; die Cephalalgie hat 
also extraoculare Bedingungen. Beim Umklappen der Oberlider sieht man 
rechts nichts Abnormes. Links erscheint der Tarsus durch eine senkrecht 
verlaufende, weissliche, wie narbig aussehende Linie in zwei ziemlich gleiche 
Hälften, eine nasale und temporale getheilt. Durch Finger-Manipulation 
ist der Tarsus dieser Linie entlang der Fläche nach einknickbar. Der 
Lidrand ist normal, ohne Spur einer Kerbe. Die Frau hat nicht die ge- 
ringste Ahnung davon, dass ihr linkes Oberlid der Sitz irgend einer Ab- 
normität sei. Die Narbenlinie ist aber meines Erachtens als Ausdruck 
eines intrauterin geheilten Tarsuscoloboms aufzufassen. Es war da eine 
Zeit lang ein — wahrscheinlich schmaler — Epitarsus vorhanden gewesen, 
der die Entwicklung des Tarsus entsprechend der genannten Linie hinderte, 
selbst aber zeitig genug entschwand, um dem Tarsusgewebe noch Gelegen- 
heit zu geben, die entstandene Lücke auszufüllen. 


Fall XI. — Annie Horowitz, 8 Jahre alt, stellt sich am 8. October 
1904 zugleich mit ihrer 12jährigen Schwester Sarah behufs Brillen- 
bestimmung vor. Das Brillenbedirfniss ist aber nur das Resultat von 
Schul-Suggestion; beide Augen erweisen sich als emmetropisch mit normaler 
Sehscharfe. Bei der ältern Schwester ist auch sonst keinerlei Abnormität 
festzustellen. Bei Annie jedoch präsentirt sich beim Umklappen des 
rechten oberen Augenlids auf dem medialen Theil des Tarsus, etwa 2,5 mm 
vom Wimpernsaum entfernt, ein sehr feines helles Körnchen. An dieses 
Körnchen schliesst sich übergangsfaltenwärts eine kurze, äusserst zarte 
Bogenlinie an, deren Concavität medialwärts (nasalwärts) zieht. Die Bogen- 
linie ist nicht leicht erkennbar und wird nur bei einem bestimmten Licht- 
einfallswinkel deutlich. Ich spreche Körnchen und Bogenlinie als schatten- 
hafte Reste eines entschwundenen Epitarsus an, das Körnchen als eine 
Knorpel-Insel und die Bogenlinie als Rudiment des nasalen Schenkels. 
Bestätigt wird diese Vermuthung durch den Befund am umgeklappten 
linken Oberlid. Hier findet sich ein deutlich ausgebildeter, dreieckiger 


— 188 — 


Epitarsus, beide Schenkel heben sich deutlich von der Unterlage ab. Der 
äussere Schenkel ist bedeutend länger und weniger steil als der mediale, 
so dass die Spitze, etwa 2,5mm vom Wimpernsaum entfernt, etwa den 
Ort markirte, wo das nasale Drittel des Tarsus an das mittlere stösst. 
Von dieser Spitze aus strebt eine Gerade, ungefähr 5mm lang, narbenartig 
aussehend, in der Richtung schief nach oben und aussen — es ist vom 
umgeklappten Lid die Rede — bis zum Wimpernsaum. Dieser selbst ist 
normal, nicht eingekerbt. Es ist diese Linie offenbar auch als intrauterin 
geheiltes Tarsuscolobom aufzufassen, wie bei Fall X, nur dass der der 
Colobombildung zu Grunde liegende Epitarsus hier sich wohl verkleinert 
hat, aber nicht ganz verschwunden ist. 


Ueber die hier wiedergegebenen drei Fälle habe ich nun einige Worte 
zu sagen. 


In Fall IX und X haben wir Mutter und Kind, die Tochter mit aus- 
geprägtem Epitarsus des rechten Oberlids, die Mutter mit einem Zustand 
des linken Oberlids, der zweifelsohne als zurückgelassene Fussspur eines 
intrauterin vorhanden gewesenen Epitarsus aufzufassen ist. Dies wäre 
somit das erste nachgewiesene Beispiel von Erblichkeit der Epitarsus-Anlage. 
Ueberraschen wird diese Erblichkeit nicht, wenn man sich an die Theorie 
der amniotischen Verwachsungen halt, da es bekannt ist, dass diese unter 
Umständen in aufeinander folgenden Generationen immer wieder auftreten. 
So findet sich bei OELLER selbst der Hinweis auf gewisse Hausthier-Racen, 
bei welchen amniotische Anhängsel am Halse förmlich gezüchtet werden. 


Nun ein Wort über das Schattenhafte. 


Als klassischen Repräsentanten des schattenhaften Epitarsus möchte 
ich den Befund am rechten Oberlid im Fall X1 hinzustellen mir erlauben. 
Hier haben wir eine kurze, kaum bemerkbare Bogenlinie als Ueberbleibsel 
des nasalen Epitarsus-Schenkels und an ihrem untern Ende ein äusserst 
feines Körnchen — wohl eine Knorpel-Insel. Alle übrigen Attribute des 
Epitarsus sind spurlos verschwunden. In dem vorliegenden Falle war die 
Interpretation des an der untern Grenze des Beobachtbaren liegenden Be- 
fundes durch den ausgesprochenen Epitarsus am andren Oberlide verhalt- 
nissmässig leicht und sicher. Fehlt jedoch der bestätigende Befund am 
andren Auge, so kann die Diagnose des schattenhaften Epitarsus recht 
schwierig und zweifelerregend werden. Es kann aber auch der Fall ein- 
treten, dass ein Auge mit schattenhaftem Epitarsus von Trachom befallen 
wird und dem Arzt erst im Stadium der Narbenbildung in die Hände 
geräth. Dieser wird dann die Bogenlinie ohne Weiteres als Narbeneflect 
ansprechen und nur dann Zweifel hegen, wenn er selbst Fälle von aus- 
gesprochenem Epitarsus beobachtet hat oder wenigstens den betreffenden 
Veröffentlichungen in der Literatur mit Aufmerksamkeit gefolgt ist. 

Aus dem Gesagten folgt, dass der schattenhaften Form des Epitarsus 


184 EE 


im Ganzen und Grossen nur akademisches Interesse innewohnt. Soll der 
Gegenstand aber überhaupt studirt werden, so muss dies von Seiten der 
klinisch thätigen Fachgenossen geschehen, denn nur diesen gerathen die 
betreffenden Fälle in die Hände. 


Klinische Beobachtungen. 


Das Violettsehen. 
Von Dr. Richard Hilbert in Sensburg. 


Die Janthinopie, Violettsehen (von tavdıros, veilchenfarbig), gehört zu 
den seltensten pathologischen Farben-Empfindungen. 

Während bereits über hundert Fälle von Erythropie beschrieben worden 
sind, kennt man von Xanthopie deren nur 19, von Kyanopie 16 und von 
Chloropie nur 15 Fälle. Fälle von Violettsehen sind aber bisher nur folgende 
beschrieben : 

1) Eversbusch und Werner.! Diese Autoren beschreiben einen Fall 
von Violettsehen nach übermässigem Gebrauch von Haschisch. Leider fehlen 
genauere Daten über Dauer und Art der Affection. 

2) Inoko.? Dieser japanische Arzt beobachtete einen Fall von Violett- 
sehen bei Pilzvergiftung. Diese Erscheinung trat, neben andren centralen 
Symptomen, in Folge von Vergiftung mit einer japanischen Pilzart auf, deren 
botanische Determination leider noch nicht möglich war. Nähere Angaben 
über die Erscheinungsweise dieses interessanten Falles sind nicht gemacht. 

3) Colman.’ Dieser Fall betrifft eine Frau von 55 Jahren. Es be- 
stand bei derselben ein altes Mittelohrleiden. Dabei Schwindelgefühl, sowie 
Gesichts-, Gehörs- und Geruchs-Hallucinationen. Auch hier ist über Dauer 
und Ausdehnung der Erscheinung leider nichts gesagt. Eine centrale Ent- 
stehung erscheint sicher. 

4) Uhalupecky.* Mann von 59 Jahren, der an Choroiditis disseminata 
leidet. Derselbe sieht rechts einen grünen Fleck von rundlicher Configuration 
und scharfer Begrenzung. (Die scheinbare Grösse ist leider nicht angegeben.) 
Dieser Fleck erscheint bei künstlicher Beleuchtung violett. 

5) Bregman.®° Verf. behandelte einen an Tabes leidenden Kranken, 
der überall und beständig violette und grüne, also wohl antagonistisch ge- 
färbte Wolken sah. Auf hellen Flächen erschienen ihm diese Farben dent. 
licher und intensiver. Meist wird nur eine dieser Farben empfunden, und 
zwar vorherrschend grün. Diese Empfindungen bestehen sowohl bei offenen, 
wie auch bei geschlossenen Augen. Der Verf. nimmt merkwürdiger Weise 
eine periphere Entstehung dieser Gesichtswahrnehmungen an, obwohl nichts 


1 Eversbusch und Werner, Nagel-Michel’s Jahresbericht 1886, S. 255. 

® Inoko, Zur Kenntniss der Pilzvergiftung. Fortschritte der Med. 1893, 
Nr. 11, S. 444. 

® Colman, Hallucinations in the save associated whit local organic disease of 
the sensory organs ete. Brit. med. Journal 1894, 12. Mai. 

* Chalupecky, Ueber Farbensehen oder Chromatopsie. Wiener klin. Rund- 
schau 1901, Nr. 29 u. ff. 

5 Bregman, Ueber Grün- und Violettsehen bei Tabes dorsalis. Deutsche Zeit- 
schrift für Nervenheilkunde Bd. XXVJ, 1904. 


nn 


— 135 — 


für diese Auffassung spricht, im Gegentheil schon das Bestehen der schweren 
Erkrankung der nervösen Centralorgane auf eine centrale Entstehung der 
Erscheinung bindeutet. 

Dieser, hier kurz skizzirte, Fall zeigt übrigens in seinem allgemeinen 
Habitus eine grosse Verwandtschaft mit dem seiner Zeit von mir! beschrie- 
benen physiologischen Farben-Empfindungen: Auftreten von sich bewegenden 
bald grösser, bald kleiner werdenden grünlicher und violetten Ballen im Ge- 
sichtsfelde bei Aufenthalt in einem dunklen Raum. Auch diese Erscheinung 
wird sowohl bei geschlossenen, wie bei geöffneten Augen wahrgenommen 
und zeigt genau den gleichen Farbenwechsel. 

Diesen fünf Fällen von Violettsehen bin ich nun in der Lage einen 
sechsten Fall anreihen zu können, den ich bei einem an Influenza erkrankten 
Patienten zu beobachten Gelegenheit hatte. Die Influenza trat im verflossenen 
Winter hier unter ganz besonders auffallender Häufigkeit nervöser Symptome 
auf, so dass also Chromatopien und andre subjective optische Empfindungen 
zu erwarten waren. 

Es handelte sich in meinem Fall um einen 50 jährigen schlecht genährten 
Gutsbesitzer, der auch sonst an neurasthenischen Beschwerden gelitten hatte. 
Er erkrankte am 12. Januar d. J. unter Schüttelfrost und Benommenheit an 
Bronchialkatarrh, Schnupfen und Mandel-Entzündung nebst Appetitlosigkeit 
und profusen Durchfällen. Subjectiv: Heftiger Kopfschmerz und neuralgische 
Schmerzen in Armen und Beinen; Schlaflosigkeit. Am 4. Tage liess der 
Kopfschmerz nach und Patient klagte darüber, dass ihm alle Gegenstände, 
namentlich helle, veilchenblau erschienen und dass bei geschlossenen Augen 
das ganze Gesichtsfeld einen veilchenfarbigen Schimmer hätte. Genauere 
Untersuchungen dieses Symptoms liessen sich bei dem schlechten Allgemein- 
befinden des Patienten und dessen, jeder Untersuchung abgeneigter Stimmung, 
leider nicht ausführen. Unter Gebrauch von Salipyrin und einer geeigneten 
psychischen Einwirkung verschwand dieses ihm sehr unangenehme Symptom 
nach Verlauf von etwa 36 Stunden, worauf dann in etwa 4 Wochen die 
völlige Genesung eintrat. 

Die Aetiologie dieser sechs Fälle ist eine verschiedenartige: zwei davon 
sind durch Vergiftung (Haschisch und Pilzgift) bedingt, einer durch ein 
Mittelobrleiden, einer durch Erkrankung an Choroiditis disseminata, einer 
durch Tabes und einer durch Influenza, also durch eine Infectionskrankheit 
und zwar bei einem Neurastheniker. 

Die centrale Entstehung dieser pathologischen Farben-Empfindung dürfte 
in allen Fällen als sicher anzusehen sein, auch der Fall Bregman’s, trotz 
der gegentheiligen Annahme des Autors. 

So macht meines Erachtens auch diese Chromatopie, die Janthinopie, 
ebenso wie die andren in diese Kategorie fallenden subjectiven Farben- 
empfindungen keine Ausnahme von der Regel, dass derartige Empfindungen 
fast ausnahmslos central bedingt seien. Auffallend ist der Umstand, dass in 
zwei Fällen von sechs ein Wechsel der Empfindung zwischen violett und 
grün besteht, wie er von mir auch bereits als subjective physiologische 
Empfindung beschrieben worden ist. Auch dieser Umstand dürfte auf cen- 
tralen Ursprung des interessanten Phänomens hinweisen. 


1 Hilbert, Zur Kenntniss der permanenten Lichtempfindungen. Memorabilien. 
Bd. XXXI, S. 199. 


—- 136 — 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Lehrbuch der Augenheilkunde von Dr. Ernst Fuchs, o. 8. Prof. 
der Augenheilkunde an der Universität zu Wien. Zehnte vermehrte Auflage. 
Mit 347 Abbildungen. Leipzig und Wien. 1905. (939 S.) 

In alter Zeit bekundeten die Lehrbücher ihre Beliebtheit mehr durch 
langen, die Jahrhunderte überdauernden Fortbestand; in neuer Zeit mehr 
durch die weite Verbreitung. Die Augenheilkunde von Ernst Fuchs ist 
in die wichtigsten modernen Sprachen übersetzt und liegt jetzt in zehnter 
vermehrter Auflage vor. Dass es auch eine verbesserte Auflage ist, kann 
Jeder beurtheilen, der dieses Werk von der ersten Auflage (1889) bis heute 
verfolgt hat, oder sich die Mühe nimmt, die erste mit der zehnten zu 
vergleichen. 


2. Die Erkrankungen des Auges im Zusammenhang mit andren 
Krankheiten, von Prof. Dr. H. Schmidt-Rimpler in Hallea. S. Zweite 
verbesserte Auflage. Wien 1905, Alfred Hölder. (619 S.) Das überaus 
lehrreiche, jedem Fachgenossen unentbehrliche Werk von Prof. Schmidt- 
Rimpler ist gleichfalls in neuer Auflage erschienen. Durch Vollständigkeit 
und Genauigkeit der Darstellung, auch der Literatur-Angaben, sowie durch 
lebendige Schilderung von Einzelfällen wird es stets einen hervorragenden 
Platz unter den ähnlichen Werken behaupten. 


*8. Der Bericht über den zehnten internationalen Ophthalmo- 
log n-Congress ist fertig gedruckt. (Lausanne 1905.) Zu dem Inter- 
essantesten gehören die Reproductionen von Kupferstichen zur Geschichte 
der Brille, aus den Schätzen von J. Brettauer. Ueber den Inhalt der 
Vorveröffentlichungen haben wir bereits berichtet. Die Discussionen, welche 
gedruckt sich besser ausnehmen, sollen noch besprochen werden. 


4. Éloge de Photinos Panas, prononcé à la Société de chirurgie dans 
Ja séance annuelle du 1° Février 1905, par Paul Segond, Secrétaire 
Général. Paris, 1905, Masson & Co. 


Eine werthvolle Gabe für die Freunde des Verewigten. 


*5. Giuseppe Albertotti. La cheratocentesi studiata sperimental- 
mente. Modena 1905. (Fol., 82 S.) 

Auf diese interessante und wichtige Veröffentlichung werden wir dem- 
nächst zurückkommen. 


*6. Das Radium und die Radio-Activität. Allgemeine Eigen- 
schaften und ärztlicbe Anwendungen, von Paul Besson, Ingenieur. Mit 
einem Vorwort von Dr. A. d’Arsonval, Mitglied des Institut de France. 
Autorisirte deutsche Ausgabe von Dr. W. v. Rüdiger. Mit einem Vorwort 
von Dr. Alfr. Exner. Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1905. 


*7. Untersuchungen über die Pigmentirung der Netzhaut, 
von Dr. Camill Hirsch. Mit 9 Abbildungen im Text und 2 Tafeln. 
Berlin, S. Karger, 1905. 


*8. E. Berger et R. Loewy: Les troubles oculaires d’origine génitale 
chez la femme. Paris, Felix Alcan, 1905. 


-— 137 -- 


*9. Die arabischen Lehrbücher der Augenheilkunde. Ein 
Kapitel zur arabischen Literatur-Geschichte. Unter Mitwirkung von J. Lippert 
und E. Mittwoch herausgegeben von J. Hirschberg. Aus dem Anhang 
zu den Abhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften. 
Berlin, 1905. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Ueber die Behandlung der Netshaut-Ablösung. Klinischer Vortrag von 
H. Sattler. 

Der Vortrag befasst sich nur mit der sog. spontanen Netzhaut-Ablösung, 
für die in erster Linie die höhergradige Myopie die disponirende oder aus- 
lösende Ursache darstellt. Vortr. gesteht, dass wir in den meisten Fällen 
weder über ihre Pathogenese, noch über die eigentliche Veranlassung ihres 
Auftretens völlig im klaren sind. Für die Mehrzahl der Fälle sieht er die 
Ursache in der Verflüssigung des Glaskörpers in den centralen und hinteren 
Theilen und seiner gleichzeitigen Verdichtung in den vorderen Schichten. 
Bei Augenbewegungen wird dadurch ein Zug des Glaskörpers entstehen, der 
da am stärksten ist, wo dieser dichter und mit der inneren Augenhaut fester 
verbunden ist. Statistiken zeigen den hohen Procentsatz der Kurzsichtigen 
unter den Fällen von Netzhaut-Ablösung, ferner das häufigere Auftreten im 
vorgerückten Lebensalter und die Prädisposition des männlichen Geschlechts. 
Gelegenheitsursachen sind Traumen, körperliche Anstrengungen, anhaltendes 
Bücken, heisse Bäder u. a. m. 

Eine Selbst-Heilung der Netzhaut-Ablösung ist nur in sehr seltenen Fällen 
beobachtet. Die Behandlung ist wenig aussichtsvoll. Vortr. versäumt daher 
nie, vor Beginn der langwierigen Kur den Kranken die unsichere Aussicht 
auf Erfolg klar zu machen und ihm die Entscheidung selbst zu überlassen. 
Die Behandlung beginnt selbstverständlich stets auf friedlichem Wege. Er 
empfiehlt 1. ruhige flache Rückenlage, 2. eine in zweckmässigen Grenzen sich 
haltende Diaphorese und 3. die subconjunctivalen Kochsalz-Injectionen. 
Letztere beginnt er mit einer 4°/, Lösung und steigt allmählich bis zu einer 
10°/, mit einem Zusatz einiger Tropfen einer 1°/, Acoinlösung. Den Druck- 
verband verwirft Vert Ehe man nach vergeblicher Durchführung der fried- 
lichen Behandlung ein operatives Vorgehen in Vorschlag bringt, hat man 
erst recht alle Ursache, dem Kranken die durchaus unsicheren und zweifel- 
haften Chancen eines solchen Vorgehens vor Augen zu halten. 

Die meisten günstigen Resultate hat noch die Skleralpunction ergeben. 
Deutschmann’s Glaskörper-Durchschneidung hat er mehrfach ausgeführt, 
jedoch noch keine dauernde Heilung erzielt; freilich giebt er zu, dass die 
Zahl der Fälle noch zu gering ist, um ein eigenes abschliessendes Urtheil zu 
fällen. Auch den vielen andren operativen Methoden begegnet Verf. mit 
Skepsis. 

Ein fruchtbares Feld finden wir nun auf dem Gebiet der Prophylaxe; 
es gilt nicht nur bei höhergradiger Kurzsichtigkeit die erwähnten auslösenden 
Momente fernzuhalten, sondern vor allem auch dem Uebergang schwacher 
Kurzsichtigkeit zu höheren Graden wirksam entgegenzuarbeiten. Fehr. 


a m 


aa IBE ep 


Journal-Uebersicht. 


I. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases. 1904. März— April. 
1) Ein Fall von Retinitis proliferans, von Lee Cohen (Baltimore). 
Es betrifft eine 23jährige Patientin und gehört zu der Gruppe, wo 
Gefäss-Veränderungen nicht nachweisbar sind. 


2) Die Pupille bei entsiindetem Auge („Pink eye"), von Kesfoot 

Shube (Washington). 

Hinweis auf die Wichtigkeit der Pupillen-Untersuchung, um den prak- 
tischen Arzt vor Verwechselungen von Conjunctivitis, Iritis und Glaukom 
und besonders der unheilvollen Anwendung des Atropin bei Glaukom 2u 
bewahren. 





Mai— Juni. 
1) Pemphigus (P) des Respirations-Tractus mit Erscheinungen von 
Seiten der Conjunctiva, von Richard H. Johnston (Baltimore). 
Gleichzeitig mit den Symptomen im Nasenrachenraum war ein Sym- 
blepharon, zuerst des Oberlides, dann auch des unteren entstanden, ferner 
Triibung und Ulceration der Cornea. 


2) Der Werth starker Vergrösserungsgläser bei Amblyopie, von 
Edward E. Gibbons (Baltimore). 





Juli— August. 
Erhaltenbleiben der Accommodation nach der Star-Operation (Bericht 
über 2 Fälle), von Gibbons (Baltimore). 
Verf. führt in seinen Fällen die „Accommodationsfähigkeit‘‘ auf die be- 
sonders enge, centralgelegene Pupille zurück. Loeser. 


II. The Ophthalmic Review. Vol. XXIII. 1904. Juni. 
1) Ein Fall von Mucocele orbitalis, nach der Krénlein’schen Methode 
operirt, von Swanzy (Dublin). 
Die Mucocele erstreckte sich in dem Sinus frontalis und ethmoidalis, 
von wo sie vielleicht ausging. 


2) Orbitalsarkom. Kronlein’s Operation, von Maynard. 

Es handelte sich um einen überwalnussgrossen, durch das Oberlid hin- 
durch palpablen, der oberen Wand der Orbita fest aufsitzenden Tumor. Seine 
Entfernung war erst nach Resection des Jochbeins möglich, da er sich bis 
zur Spitze der Augenhöhle erstreckte. Die mikroskopische Untersuchung er- 
gab Fibrosarkom. 


Juli. 
Neuritis optica nach Blattern (Smallpox), von Fergus (Glasgow). 
Kurze Mittheilung eines Falles mit einseitiger leichter Neuritis optica. 


z 139 


August. 

Doppelseitige Amsurose in Folge einer schweren Blutung nach Zahn- 

extraction. Theilweise Wiederherstellung, von Stirling. 

Es handelt sich um ein — anscheinend hämophiles — 5°/,jähriges Kind. 
23 Monate nach dem starken Blutverlust, an dem sich unmittelbar der Ver- 
lust des Seh-Vermögens anschloss, sah Verf. das Kind. Ophthalmoskopisch : 
typisches Bild der neuritischen Sehnerven-Atrophie. Visus: Fingerzählen in 
6 Zoll. 


September. 
Ueber die Bewerthung von Unfall-Schädigungen des Seh-Vermögens, 
von Berry. 
Ableitung von Formeln und Curven, die zum Referat ungeeignet sind. 


- Loeser. 


III. The American Journal of Ophthalmology. 1904. Mai. 

1) Ein Fall, der die Gefahr des Riesen-Magneten bei der Extraction 
von Metallsplittern aus dem Glaskérper illustrirt, von Risley 
(Philadelphia). 

Der Fall betrifft einen 23jährigen Maschinisten, dem 14 Tage vor der 
Operation ein Eisensplitter ins linke Auge geflogen war. Das Auge war 
weich, schmerzempfindlich bei der Palpation; 2'/, mm lange Narbe in der 
Cornea, Irisschwellung; hintere Synechien, partielle Cataract. Nach Cocatni- 
sirung wurde das Auge dam Haab’schen Magneten genähert: heftiger Schmerz 
und bei weiterer Annäherung Vorbuckelung des temporalen unteren lris- 
quadranten. Bei einer Entfernung von 3 Zoll zwischen Hornhautpol 
und Magnetspitze fiog der Splitter mit einem plötzlichen Ruck durch die alte 
Hornhautwunde hindurch gegen die Magnetspitze, ein Stückchen Iris mit sich 
reissend, während der Rest derselben — bis auf ein kleines dreieckiges Stück 
— losgerissen und in die Wunde hineingezogen wurde. Ausgang: Verlust 
des Sehvermögens durch Netzhaut-Ablösung und begleitende Degenerations- 
processe. ` 
2) Glaucoma malignum, von W. H. Searles (Oshkosh). 

Die vom Verf. mitgeteilten Fälle — von denen der erste, ein im An- 
schluss an eine schwere Erkältungsschädlichkeit aufgetretenes akutes entzünd- 
liches Glaukom, durch Paracentese nach 10 Tagen mit voller Sehkraft geheilt 
war — sind keineswegs „malign“ zu nennen. Im übrigen wird man seinen 
Lobeshymnus auf die Heilwirkung des Atropins beim Glaukom zum min- 
desten mit der grössten Vorsicht aufnehmen. 


3) Eine Modification bei der Verkürzung der Augenmuskeln mit Br- 
haltung ihrer Sehnen, von Suker (Chicago). 
Modification der 1874 von Noyes auf der Jahresversammlung der Americ. 
Ophthalmol. Sec. empfohlenen Methode. 


Juli. 
1) Eine neue Modification des Irrigators für die vordere Kammer, 
von Lippinsott (Pittsburgh). 
Modification eines früher vom Verf. beschriebenen Instrumentes. Ab- 


bildung. 


-- 140 — 


2) Anomalien des Refractionszustandes und Muskel-Gleichgewichtes 
als Ursache der Migräne, von Shoemaker (St. Louis). 


3) Die Verschlechterung der Sehkraft während der Schulzeit, von 
Sayer (London). 
Vgl. Bericht über den Internationalen Congress für Schulhygiene in 
Nürnberg, 1904. 


4) Ueber sympathische Amblyopie, von Prof. Nuel (Liège). 
Uebersetzung aus dem Bulletin de l'académie royale de Médecine de 
la Belgique. 


— 


August. 
1) Neuritis optica, vorgetäuscht durch unregelmässigen Hornhaut- 
Astigmatismus, von Burnett (Washington). 

Die Möglichkeit, dass doch eine Neuroretinitis bestanden hat, giebt Verf. 
zu (vorausgegangene schwere Krankheit), sieht aber in der Besserung des 
Seh-Vermögens bei Anwendung des stenopäischen Loches eine für seine An- 
nahme hinreichende Stütze. 


2) Atropin gegen Eserin beim Glaucom, von W. H. Searles (Oshkosh). 
Folgende Beobachtung bildete den ‚ersten Schritt“ zu der neuen An- 
schauung des Verf.’s. Eine 64jährige Dame „mit Neigung zu Glaucom“ 
vertrug 10 Tage lang Atropin ausgezeichnet. Dann plötzlich akutes ent- 
zündliches Glaucom, das trotz Iridectomie zur Erblindung führte. Seine Frage- 
stellung ist nun: Wieso hat die Dame Atropin in den ersten Tagen so gut 
(sic!) vertragen? Die ,,weiteren Schritte“ sind ganz ähnlich. Loeser. 


IV. The Ophthalmoscope. 1904. Juli. 
Zwei bemerkenswerthe Fälle von melanotischem Sarcom der Con- 
junctiva, von R. W. Doyne (Oxford). 

Eigenthümlich in diesen beiden Fällen war, dass ausser der eigentlichen 
pigmentirten Geschwulst noch eine breite Zone pigmentirter Conjunctiva ohne 
jeden Zusammenhang mit jener vorhanden war, und dass in einem Falle nach 
der operativen Entfernung der Neubildung (und ihrer wiederholten Recidive) 
jene pigmentirte Bindehautpartie von selbst verschwand. 


August. 
Ein tödtlicher Fall von Bindehaut-Diphtherie, von Sydney Stephenson. 
Ob der Exitus bei diesem 9 Monate alten, früher an Brechdurchfall er- 
krankten, zur Zeit des Augenleidens „in sehr vernachlässigtem Zustande“ 
befindlichen Kindes wirklich der Bindehaut-Diphtherie, bezw. der durch diese 
bedingten Toxämie zugeschrieben werden darf? 


September. 


1) I. Markhaltige Nervenfasern, die über ein grosses Gebiet des Funds 
sich ausbreiten mit Einschluss der Macula. 


- 141 — 


2) DO. Flecken markhaltiger Nervenfasern ohne Zusammenhang mit 
der Papille. von Hawthorne (Aberdeen). 
Abbildungen. 


3) Operative Behandlung von Entropion und Trichiasis, von W. Barret 
und F. Oer (Melbourne). 
Modification einer von Barret 1896 in Ophthalmic Review beschriebenen 
Methode. 


October. 
Ein Fall von angeborener Wortblindheit, von James Hinshelwood. 


Vgl. Sitzungsbericht der Jahresversammlung der British med. Assoc. 
(Oxford, 1904, 29. Juli). 


V. The Ophthalmic Record. Vol. XIII. 1904. Mai. 

1) Zwei seltene Augen-Affectionen bei Nervenleiden, von Wilkinson 

(Washington). 

1. L&hmung der äusseren Aeste des Oculomotorius in Folge übermässigen 
Nicotingebrauchs. Heilung durch Abstinenz, Galvanisation, JK. 

2. Mitbewegung des rechten Oberlides (Hebung) beim Oeffuen des Mundes, 
Kauen u. s. w. in Folge angeborener Nervenverbindung der Kaumuskeln und 
des M. levator palpebr. 


2) Subconjunctivale Dermo-Lipome, von Johnston (Baltimore). 

Sıe sind charakterisirt durch ihren Gehalt an Hautbestandteilen: Papillen, 
Epithel-Inseln, Haarfollikeln, Talgdrüsen, Blutgefässen, und sind stets an- 
geboren. 


3) Glaucom-Iridectomie und die unmittelbare Nachbehandlung, von 
Hale (Chicago). 
Soll nach der Operation Eserin oder Atropin gebraucht werden? Verf. 
ist gegen die Anwendung beider. (Die Frage muss wohl in jedem einzelnen 
Falle entschieden werden. Ref.) 


4) Papillom der Conjunctiva, von Johnston (Baltimore). 
Kurzer Bericht über einen Fall. 


5) Ein Fall von Methyl-Alkohol-Amblyopie, von Wilder (Chicago). 

Bei einem 33jährigen Trinker war ganz akut im Anschluss an eine 
Intoxication mit Methyl-Alkohol, den er bei seiner Arbeit brauchte und eines 
Tages in Folge eines Unbehagens getrunken hatte, eine schwere Seh-Störung 
aufgetreten. Ausgang: beiderseitige Atrophia n. opt. SR = 0, L = Finger 
in 1 Fuss. 


6) Ein Fall von Iritis tuberculosa mit Luft-Injectionen in die vordere 
Kammer behandelt, von Heath (Chicago). 
Verf. sah in einem — allerdings schon fortgeschrittenen — Falle keinen 
Erfolg der im Ganzen viermal wiederholten Injectionen. 


7) Ueber einen Fall von congenitalem Exophthalmus in Folge einer 


— 142 —- 


Orbital-Blutung, gefolgt von metastatischer Chorioiditis, von Veasey 
(Philadelphia). 
Die Eitererreger sind wahrscheinlich vom Nabel her eingedrungen. 


8) Einseitiger Exophthalmus bei Morbus Basedowli, von Posey und 
Swindells (Philadelphia). 
Kurzer Bericht über einen Fall. 


Juni. 
1) Zur Bestimmung des Heterophorie, von Schild (Baltimore). 
Detaillirte Beschreibung der Methode an der Hand von 6 Abbildungen. 


2) Herrn Worth’s Ansicht über das Trainiren der Augenmuskeln, von 
Wells (Boston). 
Bezieht sich auf die in seinem eben erschienenen Buche „Squint“ ge- 
gebenen Ausführungen. 


3) Ein Fall von Exophthalmus des linken Auges ohne nachweisbare 
Ursache, von Swasey (Worcester). 
Besserung nach 3monatlichem Bestehen. 


4) Vorübergehende monoouläre Blindheit, von Jamieson (Wellington). 
Bei einem 84jährigen Arbeiter treten oftmals kurzdauernde (2—5 Min.) 
Anfälle von Blindheit des rechten Auges auf. Verf. konnte während eines 
solchen Anfalles den Augenhintergrund beobachten und feststellen, wie zu- 
erst die Central-Arterie blutleer wurde, sich in einen weissen Streifen ver- 
wandelte, dann ebenso die Vene mit ihren Verzweiguugen, die Papille und 
die Retina. 
5) Ein Fall von Netzhaut-Ablösung, der sofort der Behandlung wich, 
von Fish (New Orleans). 
Es handelte sich um einen serösen Erguss unter der Netzhaut im An- 
schluss an eine Entzündung des linken Sinus frontalis. Nach 2 Tagen Heilung 
durch Sondirung und Drainage des Sinus. 


Juli. 
1) Ein einfaches Instrument zur Prüfung der latenten Convergenz- 
kraft, von Stevenson (Ohio). 


2) Bericht über einen Fall von doppelseitiger Dislocation der Linse 
in die vordere Kammer, von Woodruff (Jolliet). 


3) Ein Fall von dreifacher Ruptur der Aderhaut, von Lewis (St. Paul). 


August. 
1) Traumatische Dislocation der Thränendrüse mit Fremdkörper in 
der Orbita, von Jackson (Denver). 


2) Partielle Fixation des Bulbus zur Verbesserung des Sehvermögens 
in gewissen Fällen von Nystagmus, von Colburn (Chicago). 
Bericht über drei Fälle, in denen es Verf. gelang, durch Fixation des 


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M. rect. externus an die Orbitalfascie bezw. Wand, den Nystagmus und die 
Sehstörung wesentlich herabzumindern. Genaue Beschreibung der Methode 
an der Hand zweier Abbildungen. 





3) Vergleichende Studie des normalen und subnormalen Farbensinns 
in Bezug auf das Erkennen von Signal-Lichtern, von Frank (Chicago). 
Die Studien des Verf.’s berücksichtigen nur praktische Gesichtspunkte 
bez. der Anwendung der farbigen Signal-Lichter im Eisenbahndienste und 
der Prüfung der Eisenbahn-Angestellten bezüglich ihres Farbensinns. Für 
die Signal-Farben empfiehlt er auf Grund vergleichender Studien „Nel’s 
Signal-Glas“ (J. C. Baird, Boston), das die grösste Licht-Durchlässigkeit mit 
der grössten Reinheit verbinde. Bei der Farbensinn-Prüfung reicht die am 
meisten geübte Holmgren’sche Methode nicht aus, da auf diese Weise 
die ,,chromatische Myopie‘‘ (Erkennen der Farben nur in kurzen Distanzen) 
unentdeckt bliebe. Es sei vielmehr eine die praktischen Verhältnisse mög- 
lichst nachahmende Untersuchungs-Methode (im Freien, grosse Enfernung u. s. w.) 
erforderlich. 
4) Eine neue Röhre sur Einführung in den Thränen-Canal, die den 
Thrinen-Abfiuss wiederherstellt, von Wamsley (Philadelphia). 

Abbildung des Instruments und genaue Beschreibung seiner Einführung 
in den Thränen-Canal u. s. w. 

5) Polypen im unteren Thränen-Canälchen, von Libby (Denver). 

Bei einer 40jähr. Frau waren mehrfache Anfälle von Schwellung und 
Röthung des inneren unteren Lidwinkels aufgetreten, die durch Polypen des 
Thränen-Canälchens bedingt waren. Nach Schlitzung und Entfernung der 
neun kleinen Polypen, von denen einer zwar aus dem Thränen-Punkte hervor- 
gewuchert war, dauernde Heilung. 


6) Ein Fall von Anisocorie, von Steele (Princeton). 

Bei einem 18jähr. Mädchen, das seit Jahren an heftigen linksseitigen 
Kopfschmerzen litt und eben einen Anfall von „Grippe‘‘ überstanden hatte, 
war im unmittelbaren Anschluss an diese eine linksseitige absolute Pupillen- 
Starre mit Mydriasis unter Schmerzen im Auge und in der Orbital-Gegend 
entstanden. Netzhaut und Opticus sehr blass, Venen etwas überfüllt. Nach 
Entfernung eines in der Nase entdeckten von der mittleren Muschel aus- 
gehenden Gewächses Rückgang aller Störungen zur Norm. Verf. nimmt ent- 
weder eine reflectorische Einwirkung durch den Trigeminus-Reiz oder eine 
Intoxication des Opticus und Oculomotorius durch die Grippe-Infection an. 
(Ref. hält beides für höchst unwahrscheinlich, ohne aber bei der Dürftigkeit 
der Kranken-Geschichte eine andere Deutung geben zu können.) 


7) Dionin in der Augenheilkunde, von Bulson (Fort Wayne). 


September. 
1) Einige Bemerkungen über Glaucom, von A. White (Richmond). 








2) Lipom des Musc. rectus externus, von Wood (Chicago). 
An der Unterfläche des — bei einem 5monatl. Kinde an der Ansatz- 
stelle des M. rec. ext. sitzenden — Tumors wurden mikroskopisch gestreifte 


— 144 __ 


Muskelfasern nachgewiesen. Verf. glaubt, dass das Lipom aus der Sehnen- 
scheide des Muskels seinen Ursprung genommen habe. 


3) Hysterie oder Dissimulation? von Friedmann (Colorado Springs). 

Es handelt sich um ein 11jähr. Mädchen mit stark herabgesetzter Seh- 
schärfe, die durch Vorsetzen von einander compensirenden +- und — Gläsern 
auf 1 gesteigert werden konnte. 


4) Ueber die Beziehung zwischen Presbyopie und Accommodation. 
Eine einfache Formel, von Eaton (San Francisco). Loeser. 


VI. Annali di Ottalmologia. 1904. Vol. XXXIII. Fasc. 1—2. 
1) Ueber Keratitis filamentosa, von Bardellı. 

Beschreibung eines Falles in Folge von Kalkverbrennung. Die zahl- 
reichen Fäden wurden theils mit dem Cornealmikroskop, theils histologisch 
untersucht. Verf. kommt zu der Ansicht, dass die Drehung der Fäden 
mechanisch in Folge des Lidschlages und der Augenbewegungen eintritt, 
und nicht bloss eine Folge des Zellenwachsthums in die Länge ist, wie 
Nuel wollte. Literatur-Angabe. 


2) Ulcus cornese mit Hypopyon durch Bacillus coli, von de Be- 
rardinis. 

Ein durch Peitschenhieb entstandenes Ulcus cornesae führte in 3 Tagen 
zur Panophthalmitis. Verf. wies in Kulturen das Bacterium coli nach, sowie 
anatomisch in der Cornea des, exenterirten Auges. Impfung auf Kaninchen- 
cornea ergab mehr oder weniger schwere Keratitis, bei welcher namentlich 
charakteristisch eine sehr starke Anschwellung der Cornea in der Umgebung 
des eigentlichen Herdes war, wobei die Lamellen und Fibrillen der Cornea 
durch fibrinöses Exsudat stark auseinandergedrängt wurden. Die Anhäufung 
der Bakterien fand sich weniger in den ulcerirten Theilen der Cornea als in 
der Umgebung ausgesprochen, namentlich fand sich meist in der Tiefe der 
Cornea bis nahe der Descemet starke Entwicklung von Bakterien, ohne dass 
Verf. je einen Durchbruch der Descemet constatiren konnte. Er plädirt da- 
her auch für Entstehung des Hypopyon aus der Iris. Literatur-Angabe. 


3) Neuroma spurium des Nervus infraorbitalis, von Marchetti. 
Vgl. Centralbl. f. Augenheilk. 1902, RB 414. 


4) Künstlicher Abortus wegen schwerer Augenkrankheit, von Del- 

zoppo und Soli. 

3&8jährige Frau mit hochgradiger Kurzsichtigkeit hatte während ihrer 
dritten Schwangerschaft Verschlechterung ihrer Sehkraft erlitten. Später 
traten mit der Menstruation öfter Verschlimmerungen ein. Bei der vierten 
Schwangerschaft wurde das rechte Auge durch schnell entstehende Netzhaut- 
ablösung blind. Später bemerkte Patientin wiederum um die Zeit der Men- 
struationen Sehstörungen im linken Auge. Bei der fünften Schwangerschaft 
trat in diesem von Chorioditis heimgesuchten Auge im 3. Monat Abnahme 
der Sehschärfe ein, welche auf frischer Entzündung beruhte und in der 
nächsten Zeit gegen den Termin der Katamenien sich noch stärker aussprach. 
Die Verft. leiteten nach gewissenhafter allseitiger Untersuchung des Falles im 


— 15 - 


6. Monat die künstliche Frühgeburt ein und constatirten darauf, dass die 
Sehschärfe des linken Auges von ?"/,,, auf 7°/,, stieg. 


5) Acetylenlampe für Augenärzte, von Fortunsati. 
6) Plexiformes Neurofibrom des Oberlides und der Orbita, von 

Frugiele. 

Klinische und anatomische Beschreibung eines Falles mit Zusammen- 
stellung von 27 in der Literatur zu findenden Fallen. (Billroth 1869 bis 
Snell 1903.) 

7) Galvanocaustische Behandlung des Keratoconus, von Scalinci. 

Verf. beschreibt eine Anzahl einschlägiger Fälle, welche in der Klinik 
von de Vincentiis operirt wurden. Bei Cauterisation der Basis des Kerato- 
conus trat wohl Abflachung des Centrums, aber später wieder Vorwölbung 
desselben ein. Verf. empfiehlt, immer die am meisten ektatische Partie an- 
zugreifen, eventuell auch mehrmals in Zwischenräumen zu cauterisiren und 
alsdann auch die Cornea an einer Stelle mit dem Galvanocauter zu perforiren, 
um eine Narbe zu setzen, welche die ganze Dicke der Cornea einnimmt. 

8) Congenitale Ophthalmoplegia externa, von Motolese. 

Nach kurzer Zusammenstellung der seit 1872 (Schröder) bis 1902 
(Pechin) veröffentlichten Fälle bringt Verf. die Beschreibung zweier eigenen 
Beobachtungen. Ein Arbeiter und dessen 11jährige Tochter litten an dieser 
Lähmung, ein zweites Kind brachte denselben Fehler zur Welt, starb aber 
in zartem Alter. Von den mitunter beschuldigten ätivlogischen Momenten, 
Tuberculose, Alkoholismus, Syphilis, könnte letztere möglicher Weise ira Falle 
des Verfassers im Spiele sein. 


8) Echinococcus orbitae, von Colucci. 
Beschreibung von drei eigenen Fällen mit ausführlicher Bibliographie 
von Schmidt 1801 bis Cabant 1903. 


Fasc. 8—4. 
1) Bakteriologische Untersuchungen der Conjunctiva bei Star-Operirten, 
von Bossalino. 

Verf. stellt die Literatur über Bakteriologie des Conjunctivalsacks über- 
sichtlich zusamnıen und berichtet über seine Experimente an Star-Operirten. 
Er machte am 1. oder 2. Tage nach der Operation mit dem Inhalte des 
Conjunctivalsacks Kulturen und fand namentlich Staphylokokken, welche aber 
als nicht virulent sich erwiesen. Es gelang ihm jedoch, denselben mittels 
Impfung auf Meerschweinchen ı Schste Virulenz wiederzugeben. Bei seinen 
Impfungen fand Verf. auch, dass die Augengewebe durchaus nicht resistenter 
gegen Infection sind, als das Unterhaut-Bindegewebe oder der Peritonealsack. 


3) Die fötalen Thränenwege des Menschen, von Monesi. Mit Literatur 
angabe. 

Bei Föten von etwas über 2 Monaten vereinigen sich die 2 Thränen- 
kanälchen in einen gemeinsamen Gang. Dieser zeigt sich bei etwas älteren 
Föten vergrössert, so dass im 4.—6. Monat dieser gemeinsame Gang mitunter 
die Grösse des obern Abschnittes des Thränensacks erreicht. Die Communi- 

10 


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cationsöffnung mit dem Thränensack befindet sich stets am vordern Theil der 
äusseren Wand des letzteren und ist stets viel enger als die Höhle selbst. 
In manchen Fällen fehlt diese Vergrösserung des obigen Ganges und reprä- 
sentirt alsdann dieser einen einfachen Kanal. Mitunter ist auch nur der dem 
Thränensack angrenzende Theil diešes Kanals dilatirt, der Anfangstheil aber 
eng. Letzterer Zustand ist im späteren Fötalleben und bei Neugeborenen 
der normale, indem die Thränenkanälchen sich in einem von vorn nach 
hinten abgeplatteten Kanal vereinigen, welcher sich im weiteren Verlaufe zu 
einer unregelmässigen, mit dem Thränensack communicirenden Höhle aus- 
weitet. Ob beim Erwachsenen die Thränenkanälchen einzeln in den Thränen- 
sack münden oder zuvor sich vereinigen, darüber differiren die Angaben. 
An der Einmündungsstelle erweitert sich stets der Thränensack und diese 
Erweiterung scheinen einzelne Autoren als Theil des Sacks, andre als das 
vereinigte Lumen der Canaliculi anzusprechen. Eine andre Controverse be- 
steht über die Existenz einer Klappe an der Einmündungsstelle der Kanälchen 
in den Sack. Verf. meint, dass nach Tartuferi eine bestehende Klappe als 
Ueberrest des Septum zu betrachten ist, welches im Fötalleben den Thränen- 
sack von der oben erwähnten Höhle scheidet, zu welcher sich die Canaliculi 
vereinigen. 

Betrefis des Thränensacks bespricht Verf. dessen obere und auch untere 
Duplicität und erklärt die Valvula Krause am untern Ende des Thränensacks 
aus der untern Duplicität. 

Der Thränennasenkanal kann ım Fötus sehr verschieden entwickelt, sein 
Lumen kann sehr unregelmässig sein, indem sich Divertikel, auch Duplicität, 
zeigen. Das untere Ende des Kanals erweitert sich mit dem Alter des Fötus 
und schliesslich atrophirt die Wand, so dass eine Oeffnung nach der Nasen- 
schleimhaut hin entsteht. Diese entsteht aber öfters nicht am Endpunkte 
des Kanals, sondern seitlich, indem der Kanal wie bei verschiedenen Thieren, 
sich eine Strecke blind fortsetzt. 

3) Cataracta traumatica durch Verletzung der hinteren Kapsel, von 
Chiari. 

Mittheilung eines Falles bei einem 14jährigen Knaben, welcher durch 
Stoss gegen das rechte Auge eine indirecte Berstung der hinteren Kapsel mit 
allmählichem Austritt von Linsenmassen gegen den Glaskörper hin davontrug. 
Nach spontaner Resorption der Linse betrug Sehschärfe mit + 13,0 D fast !,. 





4) Erklärung eines entoptischen Phänomens bei starken Exspirationen, 
von Bietti. 

Die Photopsien bei starkem Husten oder Niesen, welche Hess (1401) 
auf Blutstauung in der Venae corticosae zurückführte, wurden vom Vert. 
genau analysirt und localisirt. Er maass überdies die Entfernung der Wirbel- 
venen von der Fovea und untereinander und fand, dass die Ansicht von 
Hess sich bestätigte. 

5) Die Granula des Hornhaut-kpithels während der Wundheilung, 
von Colombo. 

Verf. färbte bei Fröschen nach Arnold durch Einführung eines Körnchens 
Neutralroth in den Conjunctivalsack die Granula des Hornhautepithels und 
beobachtete alle Präparate ganz frisch in physiologischer Kochsalzlösung. 
Durch Fixationsfliissigkeiten, auch Formol wird die Färbung zerstört. Wäh- 


— 147 — 


rend der Wundheilung werden die Granula der benachbarten Epithelzellen 
stärker färbbar, ihre Zahl und Grösse nimmt zu und sie häufen sich zu 
maulbeerartigen Massen, auch zu tropfenartigen runden Conglomeraten zu- 
sammen. Diese Veränderungen treten bereits !/, Stunde nach einer Ver- 
letzung ein, erreichen ihr Maximum nach 2—3 Stunden, und bleiben darauf 
unverändert etwa 60 Tage. Alsdann treten allmählich wieder die normalen 
Verhältnisse der Granula ein. 


6) Die elastischen Fasern der Cornea, von Tartuferi. 

Auszug aus der in v. Gräfe’s Archiv f. Ophthalm. 1903 erschienenen 
Arbeit desselben Autors. 

Fasc. 5. 

1) Die Granula des Hornhaut-Epithels, von Colombo. Fortsetzung. 

Dass die Granula des Hornhaut-Epithels indifferente Bildungen seien, wie 
Zanier im Allgemeinen für die fuchsinophilen Granula von Altmann 
supponirt hat, ist dadurch widerlegt, dass sie constante und dauernde Modi- 
ticationen erleiden bei Verletzungen der Cornea. Dieselben stellen auch keine 
Reserve von Nährmaterial dar, da das Ernährungsbedürfniss der ganzen 
Cornea ein sehr limitirtes ist. Auch sind sie nicht elementare vitale Ein- 
heiten (Bioblasten) im Sinne von Maggi und Altmann, da gerade in einiger 
Entfernung von der Wunde, wo die stärkste Zellvermehrung stattfindet, die 
Granula nicht die angegebenen Veränderungen zeigen, hingegen die Granula 
in den nächst der Wunde gelegenen, nicht der Mitose fähigen, geschädigten 
Epithelzellen ihre Umwandlungen erleiden. Dieselben sind vielmehr modi- 
ficirte Plasmosomen im Sinne von Arnoid. Verf. fand sie meist ringförmig 
um den Kern angeordnet, was auf ihre Entstehung aus Protoplasmafäden 
hindentet. Sie sind Produkte des cellulären Metabolisınus und erleiden auch 
weiterhin chemische und morphologische Veränderungen. 


2) Hornhautgeschwür durch Streptothrix, von de Berardinis. 

Bei Impfungen von Streptothrix-Kulturen auf Kaninchen-Augen erfolgt 
bei intactem Epithel gar keine Reaction. Nach Epithelial-Verletzungen im 
Conjunctivalsack rufen wenig virulente Kulturen leichte Conjunctivitis hervor, 
virulente aber in 24—36 Stunden den Tod des Thieres durch Allgemein- 
Infection bei geringer localer Reaction. Nach oberflächlichen Stichverletzungen 
der Cornea haften die Pilze daselbst und bewirken kleine Infiltrate, welche 
nach 2—3 Tagen confluiren, schliesslich ein Ulcus mit Hypopyon bilden. 
Immer aber erfolgte alsbald Rückgang der Entzündung und Ausgang in 
Heilung mit mehr oder weniger ausgebreitetem Leucoma, welches eventuell 
adhärens war. Fast nie erfolgte Panophthalmitis. Mikroskopisch wies er 
die Pilze zwischen den Corneal-Lamellen nach, namentlich mit Gram’scher 
Färbung, welche Doppelfärbung zulässt. Verf. hat bei menschlichem Ulcus 
corneae bereits 3 Formen von Streptothrix gefunden und wird darüber 
nächstens berichten. 


3) Die serösen Cysten der Uebergangsfalten, von Capolongo. 
Beschreibung von 4 Fällen mit anatomischer Untersuchung. Drei dieser 
Cysten sind nach dem Verf. aus Henle’schen Drüsen hervorgegangen. Sie 
zeigten klinisch mässige Dimensionen, dünne Wandungen, Adhärenz an die 
Conjunctiva, durchsichtigen Inhalt und anatomisch die Merkmale jener 
10 * 


— 148 | 


Drüsen sowohl in der Wandung und dem auskleidenden Epithel wie im 
Stroma, in welches sie eingelagert waren. Constant war das Cylinderepithel 
hyalin entartet, was wohl die Ursache vom Stillstand des Wachsthums der 
Cysten ist. Verf. fand auch zahlreiche kleine Cysten neben den grossen und 
erklärt sie für beginnende Ektasie einer Henle’schen Drüse. Ihre Zwischen- 
wände waren in Folge der Compression und Dehnung zum Theil durch- 
brochen, so dass sie untereinander communicirten. Der 4. Fall betraf die 
cystische Dilatation des Ausführungsganges einer Krause’schen Drüse, wo- 
für die bedeutende Grösse der Cyste, wie der Bau der Wandung charakte- 
ristisch war. Das Epithel war aus cylindrischem, durch den Druck des 
Inhalts zu cubischem geworden. Peschel. 


Vermischtes. 


1) Am 18. März 1905 verstarb zu Kiew Prof. Chodin, der verdiente 
Begründer der russischen augenärztlichen Zeitschrift (Westnik Ophthalmologi:). 
Lange Kränklichkeit hat leider seine Schaffenskraft gehemmt. Seine Freund- 
lichkeit ist uns noch vom Congress zu Moskau in guter und bleibender Er- 
innerung. 

2) Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg 1905. Die 
diesjährige Zusammenkunit findet in Heidelberg am 3., 4. und 5. August statt. 


3) An die Mitglieder der Ophthalmologischen Gesellschaft. Bei der 
diesjährigen Versammlung der Ophthalmologischen Gesellschaft hat durch 
Wahl die Zuerkennung der Graefe-Medaille zu erfolgen. 


4) 77. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in 
Meran 24.—30. September 1905. Der unterzeichnete Vorstand der Ab- 
theilung für Augenheilkunde giebt sich die Ehre, Sie zu den Verhandlungen 
der Abtheilung während der 77. Versammlung Deutscher Naturforscher ung 
Aerzte in Meran, die vom 24. bis 30. September 1905 stattfinden soll, er- 
gebenst einzuladen. Wir bitten, Vorträge und Demonstrationen — nament- 
lich solche, die hier grössere Vorbereitungen erfordern — wenn möglich bis 
zum 15. Mai bei dem mitunterzeichneten Dr. Karl Bär, Meran, Moserhaus, 
anmelden zu wollen. Die Einführenden: Dr. Bär, Meran. Dr. Bernheimwer, 
Univ.-Prof., Innsbruck, Decan der med. Facultät. Die Schriftführer: Dr. 
Wopfner, Innsbruck. Dr. Wachtler, Bozen. 

5) Dr. Nesnamow ist zum ordentl. Professor der Augenheilkunde in 
Warschau ernannt worden. 

6) Prof. O. Parisotti in Rom hat ein neues Monatsblatt der Augen- 
heilkunde begründet: Rivista Italiana di Ottalmologia. (Redaction Piazza 
Paganica 50, Roma.) 

7) Aus dem 35. Jahresbericht von H. Knapp’s New York ophthalmic 
and aural Institute (N.Y., 1905) ersehen wir mit Freuden, dass ein neues, 
vortrefflich gelegenes Prachtgebäude für 2 Millionen Mark errichtet werden 
sol. Möge der thatkräftige und jugendfrische Begründer, der bisher 
288845 Kranke daselbst behandelt hat, mit ungeschwächter Kraft das neue 
Gebäude einweihen und weiter leiten! 

8) Die Zeitschrift „The ophthalmoscope“ beklagt sich im Maihett d. J., 
S. 265, über „a somewhat flagrant infringement of the elementary rules of 


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literary etiquette“, begangen im Ophth. Review. Aber 4 Seiten vorher, 
nämlich auf S. 261, seines eigenen Heftes steht das folgende: Professor 
Hirschberg undertook, in the course of a lecture delivered before general 
practitioners to discuss... (thd trachoma). His audience must have gained 
most useful knowledge from listening him. The ophthalmic surgeon, however, 
will hardly find anything new or striking in the pamphlet. How could it 
be otherwise, as long as a lecturer on trachoma is unable to dispel the last 
uncertainety of diagnosis by announcing the discovery of the long-wished-for 
microorganism ...? Der Referent, dessen Name der Wissenschaft fremd 
blieb, hat nicht mich beurtheilt, sondern sich verurtheilt. Wenn ich in 
officiellem Auftrag praktischen Aerzten Unterweisung in der Körner- 
krankheit ertheile, so hat kein Augenarzt das Recht, in diesem Vortrag 
Neues und Ueberraschendes finden zu wollen. Darüber zu spötteln, dass auch 
ich den Trachom-Erreger nicht gefunden, steht Niemand zu, — nicht einmal 
demjenigen, der fähig wäre, diese Entdeckung zu machen. In der Wissen- 
schaft werden befangene Richter kurzer Hand abgelehnt. 


Bibliographie. 


1) Ein Beitrag zur Casuistik des pulsirenden Exophthalmus 
von Dr. F.L. Plenk, Extern-Arzt an der Brünner Landeskranken-Anstalt. 
(Wiener med. Presse. 1905. Nr. 10.) Verletzung durch einen Baumstamm 
an der linken Kopfseite mit nachfolgender 4wöchentlicher Bewusstlosigkeit 
und den bekannten Symptomen des pulsirenden Exophthalmus. Angenommen 
wird eine Basisfractur und ein Aneurysma arteriovenosum, dadurch bedingt, 
dass ein beim Bruche losgelöster Knochensplitter die Carotis interna im Sinus 
cavernosum verletzt hatte, 

2) Ueber die kosmetischen Operationen in der Augenheil- 
kunde, von Doc. Dr. M. Sachs in Wien. (Wiener med. Presse. 1905. 
Nr. 11.) Von den kosmetischen Augen-Öperationen werden die Beseitigung 
entstellender Anomalien der Weite der Lidspalte durch die Ptosis-Opera- ' 
tionen nach Motais und Hess, durch Excisionen von Hautfalten bei Ptosis 
adiposa und bei Blepharochalasis, durch Lidspalten-Erweiterung bei Blepharo- 
phimosis erörtert und die Maassnahmen angegeben, die bei Lidspalten-Ver- 
engerung in Folge von Kleinheit des Augapfels vorgenommen werden sollen, 
endlich werden besprochen die Tarsoraphie bei Lagophthalmus, die verschie- 
denen Formen von Lidplastik, die Ectropium-, Entropium-, Trichiasis-Opera- 
tionen, die Schiel Operation, die Neurotomia optico-ciliaris, die Evisceratio 
bulbi und endlich die Titowirung der Hornhaut. 

3) Akute toxische Entzündung beider Sehnerven, von Stabsarzt 
Dr. M. Kos in Przemysl. (Wiener med. Wochenschr. 1905. Nr. 11.) 
Akute Entzündung der Sehnerven nach einem Excess im Rauchen und Trinken 
bei einem Nichtraucher und Nichttrinker; nach einigen Wochen vollständige 
Heilung. 

4) Radium und Auge, von Primarius Dr. Emil Bock. (Allgem. 
Wiener med. Zeitung. 1905. Nr. 9—12.) Zusammenfassender Bericht über 
alles bisher Bekanntgewordene betrefis des Radium und dessen Wirkung 
auf das Auge. 

5) Indirecte Verletzung des S'phincter iridis, subluxatio 
lentis und Cataracta corticalis anterior durch Contusio bulbi 


150 — 


mit einem Fechtsäbel, von Regimentsarzt Dr. Heinrich Frachtmann. 
(Wiener med. Wochenschr. 1905. Nr. 10.) Der Fall bietet Interesse dar 
wegen des seltenen Befundes einer indirecten EE des Sphincter iridis 
und einer Contusions-Cataract. 

6) Ueber entoptische Wahrnehmung des eigenen Blutkreis- 
laufes und ihre Bedeutung in der Lehre von den Gesichts-Hallu- 
cinationen, von Prof. A. Pick in Prag. (Wiener klin. Wochenschrift. 
1905. Nr. 7) Wahrnehmung des eigenen Blutkreislaufes bei einem an 
Opticus-Atrophie erblindeten Tabetiker. Es wird angenommen, dass noch 
ein Rest functionsfähigen Nervengewebes in den optischen Nerven vorhanden 
sein müsse und dass das Fehlen jeder objectiven optischen Sinnes-Empfindung 
in Folge der Opticus-Atrophie das Hervortreten der entoptischen Erscheinung 
veranlasst habe. 

7) Vermag ein Trauma eine auf constitutioneller Basis be- 
ruhende Augen-Entzündung auszulösen? von Dr. Perlia in Crefeld. 
(Wiener med. Blätter. 1905. Nr. 9.) Die Möglichkeit, dass ein Trauma 
an Ort und Stelle einen sogenannten dyskrasischen Process zum Ausbruche 
bringen kann, wird vom Verf. zugegeben und zugestanden, dass auch eine 
Hornhautverletzung eine Keratitis parenchymatosa erzeugen könne Auch 
für andre traumatische Einwirkungen seien unzweideutige Beispiele bekannt. 

8) Zur Aetiologie der Pinguecula und des Pterygium, von 
Doc. Dr. A. Sachsalber in Graz. (Wiener klin. Wochenschr. 1905. Nr. 8 
und 9.) Für viele Fälle von chronischen Katarrhen mit Lidspaltenfleck und 
Pterygium fand Verf. als ursächliches Moment die Lanugo-Härchen, die den 
halbmondförmigen, inneren Augenwinkel nasal von den Thränenpunkten aus- 
kleiden. Eine Begünstigung erfahren die durch dieselben bedingten Reiz- 
Erscheinungen durch die bei Einwirkung äusserer Schädlichkeiten eintretende 
Schutzstellung des Auges, wobei eine Verengerung der Lidspalte und eine 
Einwärtsrollung des Hautrandes in der Gegend der Thränenbucht stattfindet. 
Hat sich bereits ein Pterygium entwickelt, so schwindet die Pinguecula, 
indem sie zum Aufbau des ersteren verwendet wird, und durch Zerrung 
von Seiten des Pterygiums wird die Bucht im inneren Winkel seichter, Jie 
schädliche Wirkung der scheuernden Haare eine grössere. Die Reizzustände 
werden dauernde, das Pterygium kommt nicht zum Stillstande und zeigt ein 
unbegrenztes Wachsthum. Recidive sind auch bei operirtem Pterygium 
unausbleiblich. 

9) Ueber unsre heutigen Kenntnisse der Ernährung und Er- 
nährungs-Störungen der Linse, von Primararzt Dr. E. Zirm in 
Olmütz. (Wiener klin. Wochenschrift. 1905. Nr. 12.) Besprechung der 
neueren Arbeiten über die Ursachen der Star-Bildung. Schenkl. 

10) Ueber Grün- und Violettsehen bei Tabes dorsalis, von 
Dr. L. Bregman. (Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. XXVI. 1904. Nach 
einem Referat im Neurolog. Centralbl. 1905 Nr. 1). Der 36jährige luetische 
Patient zeigt seit 3—4 Jahren Erscheinungen von Tabes mit Herabsetzung 
der Sehkraft, Einengung des Gesichtsfeldes und Opticus-Atrophie. Seit einiger 
Zeit bemerkt der Kranke, dass er überall grüne oder violette Farben sieht, 
und zwar tritt das Grün schärfer hervor. Auf hellen Gegenständen sind die 
Farben deutlicher. Nach der Ansicht des Verf.’s handelt es sich um eine 
Reizerscheinung von Seiten der peripherischen Opticus-Fasern. 

11) Ueber Convergenz-Krampfe bei Tabes dorsalis von Dr. Hans 
Curschmann. (Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 1.) An einem Tabiker 


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fand Verf. bei leicht veränderter Licht-Reaction und intacter Convergenz- 
Reaktion der differenten, nicht miotischen Pupillen, bei normalem Fundus 
und entsprechender Sehschärfe: 1. eine leichte doppelseitige Abducens-Parese; 
2. einen leichten, häufiger horizontalen, selten rotatorischen Nystagmus, nur 
bei Endstellungen, r. >1.; 3. eine bei intendirter Convergenz sofort mit 
abnormer Leichtigkeit eintretende und mit abnormer Toleranz ertragene, extreme 
Convergenz-Stellung; und 4. vor alleın einen bei Blickrichtung nach links und 
rechts (r. > L) nach oben und oben-innen auftretenden Convergenz-Krampf 
des jeweilig abducirten Auges, bezw. beider nach oben gerichteten Augen 
mit gleichzeitiger Verengerung der Pupillen. 

12) Die Echinococcus-Krankheit des Auges, von Prof. R. Greeff. 
(Berl. klin. Wochenschrift. 1905. Nr. 4.) In den beiden sicher gestellten 
Fallen von Echinococcus im Innern des Auges, die von Werner und Griffith 
veröffentlicht sind, war die Cyste einfach, enthielt keine Tochter-Zellen und 
füllte den ganzen Raum des Auges hinter der Linse aus. 

13) Ueber die Augen-Symptome bei der progressiven Paralyse, 
von A. Joffroy. (Arch. de neurolog. XVII. 1904. Mai. Nach einem Referat 
im Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 2.) Von 227 Paralytikern zeigten 212 
abnormen Augen-Befund. In 87°/, fand sich Ungleichheit der Pupillen, 
in 75 °/, reflectorische Pupillen-Starre. Störungen in den äusseren Augen- 
muskeln wurden in 17°/, beobachtet, während der Augen-Hintergrund in 
12°,, pathologische Veränderungen zeigte. 

14) Heilung eines Falles von primärer Bindehaut-Tuberculose, 
von Dr. G. Gutmann. (Berliner med. Gesellschaft 11. I. 1905.) Vortr. 
stellt ein 1’/,jähriges Kind vor, bei dem die primäre Bindehaut-Tubereulose 
durch die Holländer’sche Heissluft-Behandlung geheilt, und die Allgemein- 
Infektion, soweit sich dies nach einjähriger Beobachtung beurtheilen lässt, 
verhütet ist 

15) Heilung zweier Fälle von Exophthalmus bilateralis und 
eines Falles von Chorea durch Entfernung der adenoiden Vege- 
tationen, von Sanitätsrath Dr. B. Holz. (Berliner klin. Wochenschrift. 
1905. Nr. 4.) Verf. kommt am Ende seiner Arbeit zu folgenden Schlüssen: 
1. Exophthalmus, sofern er nicht eine protrusio bulbi aus mechanischer Ursache 
ist, rechtfertigt auch als einziges Symptom die Diagnose des Morbus Basedowii. 
2. Morbus Basedowii ist in seinen verschiedenen Variationen eine Vergiftung 
des Central-Nervensystems durch abnorme innere Secretion. 3. Adenoide 
Vegetationen, Epilepsie und Chorea konnen Morbus Basedowii hervorrufen. 
4. Durch Entfernung der adenoiden Vegetationen können Morbus Basedowii, 
Epilepsie und Chorea geheilt werden. 

16) Struma und Cataract, von Prof. Dr. A. Vossius. (Zeitschrift 
f. klin. Medicin 55. Bd.) Von 28 Struma-Patientinnen waren 22 mit einer 
beiderseitigen, 6 mit einer einseitigen Cataract behaftet. Die Form des 
Stares ist eine auffallende. Die Cataract betrifft besonders in den präsenilen 
Fällen hauptsächlich die Kernzone und die perinucleären Schichten, während 
die äusserste Rinde ganz ungetrübt bleibt oder nur einzelne Trübungen auf- 
weist. In allen 28 Fällen fehlte Zucker, Eiweiss wurde nur in einem Fülle 
gefunden, so dass die Star-Bildung wohl sicher auf das Struma zurück- 
zuführen ist. 

17) Zur Frage der Thränensack-Exstirpation, von 
Dr. H. v Hymmen in Tübingen. (Inaug.-Diss.. Tübingen 1904.) In der 
Universitäts-Augenklinik wurden in den Jahren 1899—1904 im ganzen 


— 152 — 


171 Thränensack-Exstirpationen vorgenommen. In 84,2"/, war der Erfolg 
ein guter, Wundheilung per primam mit Ausgang in eine glatte, feste Narbe 
und Unmöglichkeit, aus den Thränenröhrchen noch irgendwelches Secret 
auszudrücken. Verf. empfiehlt die Thränensack-Exstirpation als einen gerade 
für die arbeitende Klasse segensreichen Eingriff. 

18) Ueber Sehnerven-Atrophie bei Tabes dorsalis, von Nicolai. 
(Charité Annalen XXVIII. 1904. Nach einem Referat im Neurol. Centralbl. 
1905. Nr. 1). Von den 18 in der Charite beobachteten Patienten mit Opticus- 
Atrophie zeigten 11 reflectorische Pupillen-Starre, 2 träge Licht-Reaction, 
9 Pupillen-Differenz, 8 Entrundung der Pupillen. Die Einengung des Gesichts- 
feldes begann meist temporalwärts. In 7 Fällen waren die durch die Seh- 
nerven-Atrophie bedingten Störungen die ersten tabischen Symptome. 

Fritz Mendel. 

19) Westnik Ophthalmologii. März—April 1905. M. Blago- 
weschensky: Tenotomie nach Panas. E. Lasareff: Zur Diagnostik der 
Augenmuskel-Lihmungen mittels Doppelbildern. P. Tschistjakoff: Primäre 
Sehnervengeschwulst (Glio-Myxom). R. Katz: Die gelbe Salbe bei Conj. 
contagiosa. W. Lokteff: Ein seltener Fall von patholog. Astigmatismus. 
Referate. Sitzungsbericht der St. Petersburger Ophthalmologischen Gesell- 
schaft. Russische ophthalmologische Bibliographie. Zusatz: D. Tolmatscheff. 
Bericht über 5jährige oculistische Thätigkeit im Bezirk Glatvort. Prof. 
Chodin aus Kiew ist am 8. März gestorben. — Mai—Juni 1905. Prof. 
Chodin +, von Prof. Schimanowsky. Dr. Maslenikow: Ueber tägliche 
Schwankungen des intraocularen Druckes bei Glaucom. Prof. Agababow: 
Zur Modification der Entropium-Operation. Dr. R. Katz: Zur Frage über 
das Sehen in Zerstreuungskreisen. Dr. Popow: Ein Fall von Melanosarcom 
der Choroidea. Dr. Kassel: Ein Fall von Glioma retinae. Referate. 
Sitzungsberichte. Ophthalmologische Gesellschaft in Kiew. Ophthalmo- 
logische Chronik. 

20) Ueber Pupillen-Reaction bei Lidschluss, von Carl Aenstoots. 
(Inaug.-Dissert. Giessen. 1904.) Die zuerst von A. v. Graefe beschriebene 
Lidschluss-Reaction zerfällt in zwei Arten, und zwar Verengerung beim 
Schliessen der Lider (Orbicularis-Schluss) und solche bei Spannung der Lider, 
die vom Untersucher gewaltsam offen gehalten werden (Orbicularis-Spannungs- 
Reaction). Jede Art zeigt 2 Modi: a. noch weitere Verengerung; b. sofortige 
Erweiterung nach Aufhören der Orbicularis-Contraction (Antal). Die Reaction 
wird beim Gesunden meist durch die Lichtreaction verdeckt, ist desbalb bei 
lichtstarren Pupillen am besten und häufigsten zu beobachten, kommt auch 
consensuell vor, wie in des Verf. zweitem Fall. Letzterer Umstand lässt die 
Erklärung der Pupillen-Verengerung durch Blutstauung in der Iris sehr un- 
wahrscheinlich werden. Dagegen ist sie als eine Mitbewegung anzusehen und 
hat ihren anatomischen Grund in einer durch viele klinische Thatsachen 
postulirten, wahrscheinlich nucleären Verbindung zwischen Augenfacialis und 
Oculomotorius. 

21) Pupillen-Prüfung und Pupillen-Reaction, von Donath. 
(Monatsschrift f. Psychiatrie u. Neurologie. Bd. XVl. Ergänzungheft.) 
Verf. bringt nach einer Erörterung der Pupillen-Prüfung eine Zusammen- 
fassung besonders der klinischen Resultate der Pupillen-Forschung mit Be- 
rücksichtigung eines grossen Theiles der Literatur. Die anatomischen Ver- 
hältnisse werden nur kurz berücksichtigt. Das Lichtreflex-Centrum im 
Halsmark hält er nicht für erwiesen. Die Lidschluss-Reaction ist eine physio- 


— 1593 — 


logische Synergie zwischen Orbicularis und Sphinkter iridis und wird beim 
Gesunden meist durch die Lichtreaction verdeckt. Für die sogen. myotonische 
Reaction schlägt Verf. den Namen Bradykorie = Pupillenträgheit vor. Die 
genauer studirte Schmerzreaction besteht in einer langsamen Erweiterung, 
plötzlichen starken Verengerung, erneuten Erweiterung und langsamer Ver- 
engerung. Die Erweiterung bei Lichteinfall (= paradoxe Reaction) wurde bei 
luetischer Meningitis und Atrophie, Paralyse, tuberculöser Meningitis und 
traumatischer Neurose beobachtet. Eine tabische, event. Jahre hindurch be- 
obachtete Starre kann wieder schwinden (intermittirende Starre). Beim 
Katheterisiren der Tuba Eustachii wurden einmal oscillatorische Bewegungen 
beobachtet. Pupillendifferenz ist vielfach ohne Bedeutung, dagegen Differenz 
der Reaction stets pathologisch. Die Arbeit enthält eine Menge interessanter 
Einzelheiten aus diesem den Neurologen und Ophthalmologen gemein- 
samen Gebiet. 

22) Ueber die Behandlung des Trachoms, von Dr. R. Deutsch- 
mann. (Die Medicinische Woche. 1904. Nr. 19 u. 20.) Nach einleitenden 
Bemerkungen über Begriff und Verlauf bespricht Verf. zunächst die Behand- 
lung des akuten Trachoms. Kalte Kali permanganat-Umschläge und Ein- 
pudern von Jodoform, bei Eitersecretion ausserdem 3°/, Argentum-Pinselungen 
bezw. zum Selbstanwenden 10°/, Protargol. Nach Aufhören der Secretion 
wird 4°/, Borax mit Sublimat 1:10000 eingeträufelt und zurückgebliebene 
Körner galvanokaustisch zerstört. Chronisches Trachom wird mit Kupferstift 
oder Cuprocitrol behandelt, event. tritt die Caustik oder Sublimat-Abreibung 
in ihr Recht, auch beide combinirt. Sind die Körner schon in das sulzige 
Stadium übergegangen, so wird die Rollpincette und der Expressor ange- 
wandt. Verf. verwendet zu demselben Zwecke den scharfen Löffel. Im 
dritten, Narben-Stadium, kommt man oft damit aus; aber bei schweren Fällen 
und in Trachomgegenden mit der ständigen Gefahr der Reinfection muss 
man zur Excision der Uebergangsfalte greifen oder zur Ausschälung des 
Tarsus unter Schonung der Bindehaut. Die Heilung des Pannus muss oft 
durch Gefäss-Zerschneidung unterstützt werden, auch ein Versuch mit 
Jequiritol ist gestattet. Trichiasis ist nur operativ zu behandeln, die Eiterung 
des Thränensackes durch Exstirpation. Zum Schluss wird die individuelle 
und allgemeine Prophylaxe kurz gestreift. Koerber. 

23) Das klinische Bild der associirten Blicklähmung und seine 
Bedeutung für die topische Diagnostik, von Dr. A. Bielschowsky. 
(Münchener med. Wochenschr. 1903. Nr. 39.) Bei Lähmung der willkür- 
lichen Seitenwendung des Blickes konnte die Differentialdiagnose zwischen 
supranuclearer und nuclearer (bezw. peripherer) Lähmung bisher nur am 
Rectus internus gestellt werden, da dieser sowohl der Seitenwendung wie 
der Convergenz fähig ist. Für den Rectus externus fügt Verf. eine neue 
Untersuchungsmethode zum gleichen Zwecke hinzu, die Prüfung der reflecto- 
rischen Erregbarkeit durch passive Kopfbewegungen bei Fixation eines fest- 
stehenden Objectes. Wenn z. B. bei dieser Untersuchung eine associirte Links- 
wendung des Blickes möglich ıst, während die willkürliche Linkswendung nicht 
gelingt, darf mit Sicherheit auf eine supranucleare Natur der Lähmung ge- 
schlossen werden. Ferner empfiehlt Verf. zur Analyse von Störungen der 
willkürlichen Seitenbewegung des Blickes die Untersuchung mit einem 
langsam aus der Medianebene seitwärts bewegten Objecte. So wäre es oft 
möglich, seitliche Excursionen zu erzielen, die bei directer Auftorderung zur 
Fixation seitlicher Objecte unmöglich sind. 


s EE xt: 


24) Doppelseitige schwere Sehstörung nach starkem Blut- 
verlust, von Depöne. (Schles. Gesellsch. f. vaterländ. Kultur. Sitzung v. 
26. Juni 1903.) Beiderseitiger Sehnervenschwund nach mehrfachen Blut- 
verlusten (bis zu 1 Liter). In der Literatur 100—150 Fälle mit nur 8°, 
Heilungen. 

25) Die Augen-Entzündung der Neugeborenen und der Gono- 
coccus, von Dr. Fritz Schanz. (Deutsche med. Wochenschr. 1903. Nr. 45.) 
In der gemeinsamen Sitzung der dermatologischen und ophthalmologischen 
Section der Karlsbader Naturforscher-Versammlung machte Verf. auf die 
Widersprüche aufmerksam, die neuere Forschungen in die Aetiologie der 
Augeneiterung Neugeborener getragen haben. Verschiedene Autoren, besonders 
Groenouw, haben gezeigt, dass nur bei einem Theil dieser Fälle sich 
Gonokokken im Eiter finden. Ja es giebt sogar schwere typische Fälle 
ohne und ganz leichte Entzündungen mit Gonokokken. Dem stünde gegen- 
über die klinische Erfahrung, die ein wohlumgrenztes Krankheitsbild we- 
schaffen hat und die Erfahrung der Dermatologen, die an der absoluten 
Constanz des Gonococcus bei jedem Tripper der Harnröhre festhalten. Eine 
Erklärung dieser Widersprüche weiss Verf. nicht zu geben. 

26) Die scheinbare Vergrösserung der Sonne und des Mondes 
am Horizont, von Prof. Dr. Reimann. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol 
d. Sinnesorg. 1902. Heft 1 u. 3.) Nach einer umfangreichen einleitenden 
Darstellung der Geschichte dieses Problems schildert Verf. seine Versuche, 
die sich sowohl auf Schätzung von Sonne und Mond, sowie andrer Objecte, 
Papierscheiben, paralleler Linien u. s. w. im Zenith und am Horizont beziehen. 
Verf. kommt zum Resultat, dass die scheinbare Vergrösserung am Horizont 
auf unsrer Grössenschätzung ihres Abstandes von uns beruht. Diese Täuschung 
aber wiederum auf der scheinbaren Himmelsfliche, d. h. auf der Art, wie 
uns das Himmelsgewölbe erscheint. Verf. stellte auch hierüber Versuche an 
und kam zu dem Resultat, dass von ihm und vielen andren Personen über- 
einstimmend die Mitte dieses Gewölbes, d. h. ein Punkt, der vom Zenith 
und Horizont gleichweit entfernt sei, auf eine Höhe geschätzt wurde, deren 
Elevationswinkel etwa 22" betrug. Dem würde entsprechen, dass der hori- 
zontale Durchmesser des Himmelsgewölbes ungefähr 3!/, Mal so gross sei 
als seine Höhe. Auf Grund von Versuchen bestimmt Verf. den horizontalen 
Radius des Horizontes zu etwa 60 Kilometer; mithin die scheinbare Höhe 
des Zenith zu 17 Kilometer. 

27) Squint, its causes, pathology and treatment, by Claud 
Worth, F.R.C.S. (1903. 229 Seiten.) Wie nahezu alle, die über Schielen 
geschrieben haben, beginnt Verf. mit dem Hinweis auf die schlechten Resul- 
tate der üblichen Therapie. Seine eigenen Erfahrungen beruhen auf 
2337 Schielenden. Im (Gregensatz zu vielen deutschen Fachgenossen predigt 
er die möglichst frühe Behandlung schielender Kinder. Oft hat er noch vor 
Vollendung des ersten Lebensjahres Brillen verordnet! Im Allgemeinen 
zeigt Verf. sowohl bei Besprechung der Untersuchung, wie bei der Behand- 
lung Nichtachtung für deutsche und französische Autoren, während er deren 
Methoden oder Apparate oft in umständlichen bezw. fehlerhaften Modificationen 
als seine eigenen beschreibt. Man vergleiche z. B. das vom Verf. angegebene 
Deviometer (8.92) zur Messung des Schielwinkels mit der Hirschberg’schen 
Perimetermethode, die Verf. S. 96 ohne den Autor zu nennen, anführt. Die 
Darstellung der Behandlung bringt nichts Neues oder der Erwähnung Werthes. 

Crzellitzer. 


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155 - 


28) XXIX. Wanderversammlung der südwestdeutschen Neuro- 
logen und Irrenärzte in Baden-Baden am 28. und 29. Mai 1904. 
(Nach einem Referat im Neurol. Centralbl. 1904. Nr. 18.) Axenfeld (Frei- 
burg): Traumatische reflectorische Pupillenstarre. Nach der Ansicht des Vortr. 
ist die Möglichkeit einer typischen reflectorischen Pupillenstarre nach Trauma, 
die bisher bestritten wurde, nicht abzulehnen. v. Hoffmann (Baden-Baden) 
stellt einen Fall von doppelseitiger Facialis-Parese vor und zeigt, wie beim 
Herabsinken des unteren Lides nach Excision eines entsprechend grösseren 
Stückes der Conjunctiva eine Hebung des Lides durch Anlegung einer Sutur 
mit dem Ausstichspunkt durch die Caruncula lacrimalis ausgeführt werden kann. 

29) Augenstörungen bei Hysterie und Neurasthenie, von Ward 
A.Holden. (Nach einem Referat in Fortschritte der Medicin. 1904. Nr. 26.) 
Die functionellen Augenstörungen bei Neurasthenie und Hysterie haben nicht 
immer etwas Charakteristisches für die eine oder andere. Subjective Klagen 
sind Schmerz, Trübungen oder helle Flecke vor den Augen. Intolge von Er- 
schlaffung der Accommodationsmuskeln kann nach längerem Lesen Druck- 
schrift verschwinden oder doppelt erscheinen, weil die Convergenz nicht auf- 
recht erhalten werden kann. Ein Krampf in einigen Muskeln führt zur 
Diplopie, welche mitunter eine wirkliche Lähmung vortäuschen kann. Die 
unoculare Diplopie ist diagnostisch wichtig. Die charakteristischsten Störungen 
sind Gesichtsfeld-Anomalien, während die Sehschärfe gewöhnlich normal ist. 

30) Ueber die Thrinen, von Prof. Th. Axenfeld. (Naturforschende 
Gesellschaft in Freiburg i. Br. Nach einem Referate in der Deutschen med. 
Wochenschr. 1904. Nr. 19.) Den Grund dafür, dass Neugeborene nicht zu 
weinen vermögen, verlegt Verf. in die noch mangelhafte Ausbildung der 
nervösen Centralorgane. Er betont ferner, dass im Blut enthaltene Schutz- 
stoffe nicht ohne weiteres in die Thränen übergehen. Wenn nach Exstirpation 
des Thränensacks sich das Thränen ganz allmählich verliert, so liegt das 
nicht an einer sich anschliessenden Atrophie der Drüse, sondern an der ge- 
ringeren Reizung nach Beseitigung des Thränensack-Catarrhs. 

3l) Aerztlicher Verein zu Hamburg. Sitzung vom 5. April 1904. 
Ueber die Entstehung und klinische Bedeutung der Stauungs- 
papille, von Liebrecht. (Nach einem Referat im Neurol. Centralbl. 1904. 
Nr. 14.) Die Ursache der Vortreibung und Verbreiterung der Papille ist 
nach Vortr. die Folge einer Lymphstauung im Nerven. Die Trepanation 
ohne Entfernung der die Entzündung hervorrutenden Ursache fühıt nicht zur 
Heilung. Deutschmann vertritt wie bisher die entzündliche Theorie und 
fügt noch hinzu, dass auch bei uncomplicirten intracraniellen Blutungen 
Stauungspapillen vorkämen, was er früher geleugnet hatte. 

32) Ueber Glioma retinae mit Knötchen-Bildung auf der Iris, 
von Theodor Mohr. (Inaug.-Diss. Berlin 1904.) 

33) Ueber Gesichtsfeld-Ermüdung, von Karl Kroner. (Inaug.- 
Diss. Berlin 1904.) Verf. kommt zu folgenden Hauptresultaten: 1. In den Fällen, 
wo das Gesichtsfeld, nach der gewöhnlichen Methode untersucht, nicht ermüd- 
bar war, gelang es auch durch körperliche Anstrengung nicht oder nur ın 
gerrngem Maasse, Gesichtsfeld-Einschränkung und weitere Ermüdung hervor- 
zurufen. 2. Bei Personen mit ermüdbarem Gesichtsfeld zeigte sich nach der 
Arbeit eine concentrische Einschränkung mit weiterer, meist rascher als vorher 
verlaufender Ermiidbarkeit. 3. Nach !/,—?/ Stunde zeigte sich schon eine 
Erholungs-Ausdehnung, die nach der Peripherie zuerst schneller, dann lang- 
samer vor sich ging. Die Feststellung von Gesichtsfeld-Ermüdung giebt uns 


— 156 — 


mittels einer einfachen Methode ein ungefähres Bild der psychischen Leistungs- 
fähigkeit der betreffenden Person und gehört, namentlich für die Unfalls- 
begutachtung, zu einer vollständigen neurologischen Untersuchung. 

34) Beiträge zur Histologie der Thränendrüse und zur Lehre 
von den Secretgranula, Habilitationsschrift von Dr. Bruno Fleischer. 
(Tübingen 1904.) Verf. theilt seine Arbeit in 4 Abschnitte ein: 1. All- 
gemeiner Bau der Drüse und Ausführungsgänge; 2. Secretkapillaren; 3. Central- 
körper; 4. Secretgranula. Bei seinen Untersuchungen ist er von der Thränen- 
drüse des Rindes ausgegangen und hat gefunden, dass ein wesentlicher Unter- 
schied zwischen dieser und der Thränendrüse des Menschen besteht, welche 
letztere sich als eine rein tubulöse Drüse darstellt. Ueber die weiteren Unter- 
suchungsresultate muss im Original nachgelesen werden. 

35) Ueber Netzhaut-Ablösung mit besonderer Berücksichtigung 
der Wieder-Anlegung derselben. Klinisch-statistische Mitthei- 
lungen, von Herrmann Spanner. (Inaug.-Diss. Breslau 1904.) Die Zahl 
der Heilung von Netzhaut-Ablösung betrug bei den 200 vorgekommenen 
Fällen der Breslauer Universitäts-Augenklinik 12 = 6°/,, bei den unter den 
Privat-Patienten von Uhthoff vorgekomemnen 93 Fällen 10 = 10,3 ®;.. 
Beide Klassen zusammen geben 7,5 °/, Heilung. Zwei der Fälle von Uhthoff 
sind von Hirschberg, einer von Stölting operirt und behandelt. 

386) Zur Therapie der Netzhaut-Abhebung unter besonderer 
Berücksichtigung der Skleralresection zur Heilung derselben, von 
Dr. Paul Schultz. (Therapeutische Monatshefte 1904. October.) Verf. hat 
bei einer Patientin mit Netzhaut-Ablösung in Folge von hochgradiger Myopie 
zusammen mit Dr. Müller aus Wien die von diesem angegebene Operations- 
methode ausgeführt. Durch Resection eines Skleralstücks wird der Fassungs- 
raum und die Entspannung der Innenhäute des Auges verringert, damit diese 
sich ihrer Unterlage wieder nähern können. Die Operation brachte eine 
Besserung in der Sehkraft, die Netzhaut hatte sich auf eine weitere Strecke 
wieder angelegt, jedoch war es zu ringförmigen hinteren Synechien und 
Trübungen der vorderen Corticalis gekommen. 

37) Ueber Veränderungen des Augenhintergrundes bei Lepra, 
von Dr. J. Rubert. (Mittheilungen aus der Augenklinik in Jurjew, heraus- 
gegeben von Prof. Ewetzky, Berlin 1905, S. Karger.) Die Erkran- 
kungen des Augenhintergrundes äussern sich in Alterationen der Gefäss- 
und der Netzhaut, der Retinalgefässe, des Sehnerven und des Glaskörpers. 
Die gefundenen Veränderungen des Augenhintergrundes sind für Lepra nicht 
charakteristisch, da Chorioiditis disseminata, Retinitis pigmentosa atypica, 
Erkrankungen der Retinalgefässe, des Sehnerven mit Trübungen des Glas- 
körpers auch bei anderen AllgemeinErkrankungen vorkommen. Nur das Auf- 
treten der kleinen Flecke in der Retina (Retinitis circumscripta) betrachtet. 
Verf. als ein typisches Zeichen für die Lepra. 

38) Tonometrische Untersuchungen an gesunden und kranken 
Augen, von Dr. Adolf Engelmann. (Ebenda.) Verf. sucht mit Hilfe des 
Maklakow schen Tonometers vornehmlich folgende Fragen zu beantworten: 
Die Abhängigkeit des Binnendrucks des Auges vom allgemeinen Blutdruck, das 
Verhalten des Intraoculardrucks während der Narkose und der Accommodation 
und den Einfluss des Sympathicus auf denselben. 

39) 1. Ein Beitrag zur Onkologie des Auges und seiner Adnexa. 
2. Einige weitere Beiträge zur Aniridia completa congenita bi- 
lateralis, von Dr. Theodor Werneke. (Ebenda.) Verf. beschreibt vier recht. 








157 — 


seltene Geschwiilste des Auges und seiner Adnexa, die alle aus dem Lymphgefiiss- 
System entstanden sind. Ausser einem Falle von Lymphangioma cavernosum 
gehören die anderen in die Gruppe der Endotheliome. In seiner zweiten 
Arbeit theilt der Verf. einen Fall von familiärer congenitaler Aniridie mit. 

40) Ueber Gesichtsfeld-Veränderungen nach Alkoholrausch, 
von Gerhard Hollmann. (Ebenda.) Bei den untersuchten 8 Patienten war die 
centrale Sehschärfe gewöhnlich etwas herabgesetzt. in allen Fällen waren die 
peripheren Grenzen des Gesichtsfeldes für Weiss und für verschiedene Farben 
mehr oder weniger stark concentrisch eingeengt, in 4 Fällen waren periphere 
Skotome nachzuweisen. 

41) Ueber Gesichtsfeld-Veränderungen nach Vergiftung mit 
Nitrobenzol und Stickstoff-Oydul, von Michail Lesülinsky. (Ebenda.) 
1. Die centrale Sehschärfe nimmt etwas ab. 2. Farbengrenzen des Gesichtstelds 
erweisen sich concentrisch eingeengt. 3. Relatives centrales Farbenskotom vor- 
handen. Fritz Mendel. 

42) Ueber die Beziehungen des jugendlichen Schwachsinns 
zum Sehorgan, von Gelpke (Vossius, Sammlungen aus dem Gebiete 
der Augenheilkunde. VI, 1; Halle, Marhold, 1904.) Verf. hat 385 schwach- 
begabte, 123 schwachsinnige und 70 idiotische Kinder untersucht, die nicht 
nur geistig, sondern zum grössten Theil auch körperlich defect waren (Sprach- 
störungen, Lähmungen, Missbildungen o a wl Nur 27,5°/, der Kinder 
besassen ein völlig tadelloses Seh-Organ. Es fanden sich auffallend viele 
Amblyopen (dem Grade des Schwachsinns umgekehrt proportional) und Hyper- 
metropen; wenige Myopen, aber zahlreiche Astigmatiker. Ferner zeigte sich 
eine grosse Anzahl mit acuten oder chronischen Entzündungen, bezw. deren 
Resten, mit Schielen und mit Missbildungen; auch der Farbensinn war in 
der Mehrzahl der Fälle abnorm. Bei den schwereren Formen des Schwach- 
sinns handelt es sich zumeist um angeborene Anomalien der Augen bei erb- 
lich Belasteten; bei den niedrigeren Graden haben sicher die Sehdefecte die 
angeborene Schwachsinns- Anlage erst allmählich manifest werden lassen, 
bezw. vermehrt. Eine entsprechende Behandlung kann bei diesen Gruppen 
bisher kaum geahnten Segen stiften. 

43) Die Erkrankungen der Augen bei Wurstvergiftung (Botu- 
lismus), von Ritzke. (Inaug.-Diss. Leipzig 1904; aus der Praxis des Herrn 
Prof. Dr. Grönouw, Breslau.) Verf. zieht seine Schlüsse aus 64 fremden, 
bereits veröffentlichten und zwei neuen eigenen Beobachtungen; in diesen trat 
das häufigste und prägnanteste Symptom der Vergiftung, die Accommodations- 
Lähmung, isoliert auf. Verf. nimmt mit Römer und Stein an, die Parese 
sei nuclearer Natur, sitze also im Oculomotorius-Kerngebiet und sei eine durch 
bestimmte Komponenten des Botulismus-Toxins bedingte Degeneration von 
Ganglienzellen in diesem Kerngebiete. Kurt Steindorff. 

44) Ein Fall von secundärer Syphilis mit schwerer Augen- 
Erkrankung, von George Pernet in London. (Berliner klin. Wochen- 
schrift. 1904. Nr. 37.) Die 28jährige luetische Frau bekam während der 
Behandlung mit Pil. Hydrarg. cum ferro Retinitis centralis luetica oculi dextri. 
Es wurden intramusculäre Injectionen von Hydrargyr. sozojodol. vorgenommen, 
während die Patientin irrthümlicher Weise die Pillen weiter nahm. Nach 
1!/, Monaten auf demselben Auge Hypopyon, ohne dass eine Injectionsstelle 
geeitert hätte. Energische locale und allgemeine Behandlung hatte guten 
Erfolg bis die wieder ambulant behandelte Frau einer Quacksalberin in die 
Hände fiel. Nach erneuter sachgemässer Behandlung bekam Patientin nach 


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einigen Monaten wieder gutes Sehen trotz der schweren Erkrankung und der 
starken Exsudation in den Glaskörper. 

45) Wichtiger Röntgen-Befund bei Schrotschuss in’s Auge. 
von Dr. Alban Köhler in Wiesbaden. (Berliner klin. Wochenschr. 1904. 
Nr. 34.) Verf. hat zum Nachweise, ob ein Schrotkorn im Bulbus oder ausser- 
halb desselben in der Orbita sitzt, schon länger das Verfahren in Gebrauch, 
bei einer zweiten Röntgen- Aufnahme mitten in der Exposionszeit die Blick- 
richtung wechseln zu lassen. Schrotkorn im Bulbus giebt dann 2 Schatten. 
Im mitgetheilten Falle gelang dies auch mit einer Distanz der beiden von 
8 mm. Trotzdem ergab der Spiegel völlig normalen Befund. Es wurde die 
Diagnose auf Schrot hinten in der Sclera gestellt und damit der scheinbare 
Widerspruch zwischen Spiegelbefund und Röntgen-Bild beseitigt. 

46) Ein Fall von pulsirendem Exophthalmus, von H. Sattler. 
(Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 26.) Bei einem 17jährigen 
Mädchen, das sich vor 10 Jahren mit dem oberen Orbitalrande gegen einen 
Strickknäuel-Becher gestossen hatte, entstand Exophthalmus mit Abducens- 
lihmung und rundlichen, geschwulstartigen Partien innen-oben und aussen- 
oben in der Orbita, welche pulsirten, schwirrten und sausten. Diese Er- 
scheinungen schwanden bei Compression der Carotis. Keine Bulbus- und 
Retinalgefässpulsation. Das zu Grunde liegende Aneurysma arteriovenosum 
(erweiterte Vena ophthalmica) wurde von einem Schnitt unter der Braue 
aus nach Unterbindung exstirpirt, worauf auch der laterale, nicht angegriffene 
Sack verschwand. 

47) Neuritis optica bei Paratyphus, von Dr. G. Flatau. (Mün- 
chener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 28.) Bei einer Kranken mit Para- 
typhus wurde beiderseits Neuritis optica festgestellt, die bald wieder zurück- 
ging, während die Pat. genas. Ebenso wie beim Typhus dürfte es sich beim 
Paratyphus um directe Toxinwirkung auf den Sehnerven handeln. 

48) Ueber Thurmschädel und Sehnerven-Atrophie, von Dr. Karl 
Velhagen in Chemnitz. (Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 31.) 
Thurmschädel übertreffen die normalen an Höhen-Ausdehnung, während sie an 
Breite und Länge zurückbleiben. Die wenig tiefe, mit einem weiten stehen- 
den — statt liegenden — Oval sich öffnende Orbita bedingt das Hervor- 
stehen der Augen. Zu den Sehnerven-Atrophien bei Schädelverbildungen 
stellt der Thurmschädel die grösste Zahl. Die Intelligenz ist meist normal 
Vortragender stellt drei Fälle vor, darunter einen im ersten Beginn be- 
obachteten, was bis jetzt erst ein Mal A. v. Graefe beschieden war. Bei 
dem 6 jährigen Kinde trat unter Kopfschmerzen und Sehschärfen-Verschlech- 
terung, jedoch ohne Fieber ein hochgradiger Exophthalmus, sowie colossale 
Stauungspapille auf, neben verschieden starker Lähmung beider Externi. 
Unter der Beobachtung entwickelte sich typische Atrophie nach Neuritis, 
während die übrigen Symptome schwanden. Die Kopfform hatte sich erst 
nach dem ersten Lebensjahre in Folge schwerer Rhachitis herausgebildet. Die 
Sehkraft stellt sich meist in verschiedenem Grade auf beiden Augen wieder 
her, wie auch die zwei andren Fälle zeigen. Die Aetiologie fällt mit der 
des Thurmschädels meist zusammen. Dieser ist meist angeboren, kann aber 
durch Rhachitis erworben werden. Die Heredität spielt beim angeborenen 
Thurmschidel eine Rolle. Der Befund abnorm enger Foramina optica mit 
Einklemmung der Sehnerven und die Annahme einer Pachy- oder Lepto- 
meningitis dürfte nicht zu verallgemeinern sein. Die Beobachtung der An- 
fangs-Symptome, Exophthalmus, Stauungspapille, Muskellihmung, führt zur 


— 159 


folgenden Hypothese. Die ‚physiologische Congestion‘‘ beim Knochen-Wachs- 
thum kann so intensiv werden, dass sie zu Exsudationen führt, besonders 
beim Thurmschidel. Denn hier ist das Wachsthum an bestimmten Stellen 
besonders excessiv, das Hauptwachsthum des Schädels findet vor dem 7. Jahre 
statt und an der Spitze der Orbita stösst eine ganze Reihe von Knochen 
zusammen. Koerber. 


49) Ein Beitrag zur Onkologie des Auges und seiner Adnexa, 
von Dr. Theodor Werncke. (Mittheil. aus der Augenklinik in Jurjew. 
1905. Heft 2.) Histologische Befunde von vier seltenen Tumoren, deren 
Gemeinsames ihr Ursprung aus dem Lymphgefäss-System ist. Es handelt 
sich im ersten Falle um ein nach sieben Jahren recidivirtes Lymph-Angioma 
cavernosum orbitae, das seine Entstehung mehr einer Ektasie als einer Hyper- 
plasie der Lymphräume verdankt. Von den übrigen drei Tumoren, die zu 
der Gruppe der Lymph-Angiosarkome oder besser Endotheliome gehören, war 
der eine am vordern Bulbus-Abschnitt localisirt und hatte seinen Ausgang 
vermuthlich vom Narbengewebe nach Ulcus oder Trauma genommen, wäh- 
rend die letzten beiden am untern Lide bezw. in der Gegend der Thränen- 
driise sassen und durch die Bildung ungewöhnlich grosser Hohlräume aus- 
gezeichnet sind. 


50) Einige Bemerkungen über Typen-Unterschiede unter den 
Farbentüchtigen, von Prof. W. Nagel. (Archiv f. Physiologie, 1904. 
S. 560.) Rayleigh und Donders haben zuerst darauf hingewiesen, dass 
auch unter den Farbentüchtigen besondere Typen vorkommen, welche von 
Hering in Parallele mit den Farbensystemen der Roth- und Grünblinden 
gesetzt und wie diese durch die ungleichmässige Licht-Absorption im Pigment 
der Macula erklärt wurden. Letztere Deutung wurde aber durch spätere 
Untersuchungen nicht bestätigt. Die Diagnose dieser anomalen trichro- 
matischen Systeme gelingt gut mit dem zur Diagnose der Farbenblindheit 
bestimmten Nagel’schen Apparat. Sie sind mindestens ebenso häufig wie 
die dichromatischen Systeme und verhalten sich in Bezug auf Vererbbarkeit 
und Bevorzugung des männlichen Geschlechts und der jüdischen Rasse ebenso, 
wie jene. Jedoch sind die beiden Typen bei den Trichromaten nicht so 
scharf abgegrenzt wie bei den Dichromaten. 


51) Doppelte Kreuzung der centripetalen Pupillen- und Lid- 
bahnen, von Dr. Georg Levinsohn. (Archiv f. Physiologie, 1904. 
S. 568.) Versuche an Kaninchen haben ergeben. dass der auf Belichtung 
erfolgende Blinzelreflex auf rein subcorticalem Wege zu Stande kommt. Der 
centripetale Theil dieser, sowie der Pupillenreflex-Bahn erleidet zunächst eine 
totale Kreuzung im Chiasma, ferner eine zweite, etwa in der Mitte des vor- 
deren Vierhügels unterhalb des Aquaeductus Sylvii. 


52) Ueber das Vorkommen von Sehpurpur im Fledermaus-Auge 
nebst Bemerkungen über den Zusammenhang zwischen Sehpurpur 
und Netzhautstäbchen, von Dr. Wilhelm Trendelenburg. (Archiv 
f. Physiol. 1904. Suppl. S.228.) Verf. vermochte bei einigen darauf noch nicht 
oder nicht genügend untersuchten Tbierarten (Ente, Igel, Fledermaus), deren 
Netzhaut Stäbchen besitzt, auch Sehpurpur der Erwartung entsprechend 
nachzuweisen, und liefert damit einen weiteren Beweis für den gesetzmässigen 
Zusammenhang zwischen Vorhandensein von Netzhautstäbchen und Sehpurpur- 
Bildung. Im menschlichen Auge fehlt zwar nach den Beobachtungen andrer 
Autoren der Sehpurpur in den Stäbchen nahe der Ora serrata in einer Zone 


160 


von 2—3mm Breite, doch ist hier an einen Rückbildungs-Process in der 
Netzhaut-Peripherie zu denken. Dass in der nächsten Nähe der menschlichen 
Macula lutea purpurfreie Stäbchen vorkommen sollen, ist noch nicht ein- 
wandsfrei erwiesen. 


53) Ueber Fixation im Di mmerungssehen, von Richard Simon. 
(Zeitschr. f. Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. 36.) Aus- 
gehend von der bekannten Thatsache, dass lichtschwache Punkte nicht cen- 
tral, sondern mit einem parafovealen Netzhautpunkt fixirt werden, hat Verf. 
die Lage dieses letzteren zur Fovea näher untersucht und gefunden, dass die 
Abweichung 1. bezüglich der Richtung von einem noch nicht ganz sicher 
zu bestimmenden Faktor, wahrscheinlich gewissen Verhältnissen des Augen- 
muskel-Systems; 2. bezüglich der Grösse der Ablenkung von der Helligkeit 
des Objects bezw. der Höhe der Adaptation abhängt. Eine vicariirende 
Macula bildet sich nicht aus. Echter Nystagmus ist nicht vorhanden, da- 
gegen tritt leicht ein gewisses Schwanken des fixirten Objects ein, indem die 
Schwierigkeit, einen schwach leuchtenden Punkt andauernd zu fixiren, zu 
leichten unbewussten Excursionen des Auges führt. 


54) Das elektromotorische Verhalten der Retina bei Eledone 
moschata, von Dr. H. Piper. (Archiv f. Physiologie. 1904. S. 458.) 
Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass die Augen der in der atmo- 
sphärischen Luft lebenden Thiere den herrschenden physikalischen Verhält- 
nissen in höchst vollkommener Weise angepasst sind, indem die Retina maxi- 
male Empfindlichkeit für den Theil des Sonnenspektrums zeigt, an dem das 
Energie-Maximum der gesammten Sonnenstrahlung gelegen ist (im Allgemeinen 
also für das Natriumgelb, nur bei Dunkel-Adaptation hat Gelbgrün den 
grössten Reizwerth). In Folge der Absorptionsfühigkeit des Wassers für gelbe 
und rothe Strahlen herrscht in erheblicherer Meerestiefe ein mehr bläuliches 
Licht vor. Durch die Methode der Actions-Strom-Messung zeigt Verf. bei 
Eledone moschata, einer für diese Untersuchung besonders geeigneten Cephalo- 
poden-Art, dass hier die Retina eine maximale Empfindlichkeit für blau- 
grüne Strahlen (500 uu Wellenlänge) hat; also ist eine interessante Anpassungs- 
Erscheinung an die besonderen physikalischen Bedingungen der Umgebung 
wenigstens für diese Species bewiesen. 

55) Zur Frage der paradoxen Pupillenerweiterung, vonDr. Georg 
Levinsohn. (Archiv für Physiologie. 1904. S. 475.) Kritische Be- 
sprechung der einschlägigen Arbeiten. Wie Verf. schon in früheren Publi- 
cationen dargelegt hat, beruht die paradoxe Pupillen-Erweiterung nach Re- 
section des Hals-Sympathicus bezw. Exstirpation des Ganglion cervicale supre- 
mum theils auf einer erhöhten Erregbarkeit des entnervten Dilatators, 
namentlich aber auf einer secundären Tonus-Herabsetzung des antagonistischen 
Sphincter iridis. 

56) Einige weitere Beiträge zur Aniridia completa congenita 
bilateralis, von Dr. Theodor Werncke. (Mittheil. aus der Augenklinik 
von Jurjew. 1905. Heft 2.) Mittheilung von vier klinisch beobachteten 
Fällen, von denen drei einer Familie angehörten. In einem Falle eine hoch- 
gradig geschrumpfte Cataract. Sonst nichts Neues. Bruns-Steglitz. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 





Verlag von Veit & Comp. in Leipzig. — Druck von METZGER & Wrrrie in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AuckE in München, Dr. Baxszr in Paris, Prot. 
Dr. BıauzacHzs in Graz, Dr. BaaıLzr in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Comm in Breslau, Doc. Dr. Cr. pu Bos-Rzyuonp in Berlin, Dr. CRZELLITzER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Eswmzer in Bern, Prof. Dr. C. GaLLENGA in Parma, Dr. GINSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpzızuzz in Budapest, Dr. Gorpon Nonkiız in Kopenhagen, Dr. Ham- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaowıs in Smyrna, Prof. H. Kuapr in 
New York, Prof. Dr. Krüczow in Moskau, Dr. Loxzszr in Berlin, Prof. Dr. Maanus in 
Breslau, Major F. P. Mayrmarp, I. M. S. Calcutta, Dr. F. MENDEL in Berlin, Dr. Moru in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PEerGens in Brüssel, Prof. Dr. PzscHkL in 
Frankfurt a. NM, Dr. Puxtscuzr in Klagenfurt, Dr. M. Raion in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Scuzsr in Oldenburg, Prof. Dr. ScuzuxL in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. 
Bro In Berlin, Dr. Best, in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





1905. Nennandzwanzigster Jahrgang. duni. 


Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber das Angiom der Aderhaut. Von Dr. 
Fehr, I. Assistent. — II. Eine kleine Abänderung des Hautschnittes bei der a 
rären Reseotion der äusseren Orbitalwand nach Krönlein. Zwei Operationsfälle. Von 
Dr. med. Albin Pihl, Marine-Stabsarzt in Gotenburg (Schweden). 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Mittheilungen aus der Augenklinik des 
Carolinischen Medico-Chirurgischen Instituts zu Stockhulm, von Dr. J. Widmark. — 
2) Ueber Trachom, histologische, ultramikroskopische und physiologisch-chemische 
Beiträge zur Entzündungslehre, von E. RachImann. — 3) Das Radium und die 
Radioactivität, von Paul Besson. — 4) Untersuchungen tiber die Pigmentirung der 
Netzhaat, von Dr. Camill Hirsch. 

Journal-Uebersicht. A.v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LX. 1. 

Bibliographie. Nr. 1—45. 





[Aus Herrn Geheimrath Hirschberg’s Augenheilanstalt. ] 


Ueber das Angiom der Aderhaut. 


Von Dr. Fehr, I. Assistent. 


Vortrag, gehalten am 18. Mai 1905 in der Sitzung der Berliner Opbthalm. Gesellschaft. 


M. H.! Die am Auge vorkommenden Angiome betreffen sowohl die 
Hilfsorgane des Augapfels, die Lider und die Orbita, als auch den Aug- 
apfel selbst. Während erstere relativ häufig vorkommen, gehören letztere 


zu den grössten Seltenheiten. Es ist das Angiom der Conjunctiva bulbi, 
11 


— 162 — 


das Angiom der Iris und das der Aderhaut. Vor einigen Monaten hatte 
ich die Ehre, an dieser Stelle einen Fall von primärem Angiom der Ader- 
haut vorzustellen. Ich erwähnte, dass bisher 25 Fälle dieser meist con- 
genitalen Tumoren beschrieben sind. Vom Angiom der Iris existiren nur 
2 einwandsfreie Fälle, der eine von SCHIRMER! beschriebene soll nach 
einem Trauma entstanden sein, der zweite von WoLFE? mitgetheilte 
betrifft einen 62jährigen Mann, bei dem der oft blutende Tumor 40 Jahre 
lang beobachtet wurde. In einem dritten Fall von WECKER? ist wohl die 
Excision, aber nicht die histologische Untersuchung gemacht; die Diagnose 
ist daher nicht sicher; es kann sich auch um ein Sarcom gehandelt haben. 
Vom Angiom der Aderhaut, das unser Thema heute darstellt, sind bisher 
9 Fälle bekannt. Sie sind beschrieben von JEnnINGs MıLLES*, LawForp§, 
SCHIESS GEMUSEUB®, GIULINI’, TAILoOR®, PanAs®, WAGENMANN!®, STEFFEN 1! 
und Kunro.!? Wahrscheinlich gehört zu diesen als 10. Fall noch der 
von NORDENSON!®, von dem es der Autor selbst unentschieden liess, ob er 
als Angiosarcom oder als reines Angiom aufzufassen sei. LAGBANGE führt 
ihn als Angiosarcom, WAGENMANN, GIuLmı und KuHLo sehen ihn als ein 
den ihrigen Fällen analoges Angiom an. Thatsächlich besteht die grösste 
Aehnlichkeit im ganzen Verhalten und auch ich möchte das Vorhandensein 
von etwas zahlreicheren spindelförmigen Elementen im Zwischengewebe 
nicht für so bedeutungsvoll halten, dass die Geschwulst unter die Saroome 
gerechnet werden müsse. 

Die Diagnose ist in allen Fällen erst bei der anatomischen Unter- 
suchung gestellt worden; zumal die Kranken sämmtlich zu einer Zeit zur 


! ScHißMER. Greifswald med. Beiträge, Bd. III. 

2? WorreE. Medical Times, 1880, p. 504. 

3 pe Wecker. Traité d’ophthalm., t. II, p. 356. Siehe auch Laeranes, Tumeurs 
de l'oeil, I. 

t Jennines MILLES. Naevus of the right temporal and orbital region; naevus 
of the chorioid. Transactions of ophthalm. society 1884. 

5 LawFoRD. Naevus of the left sìde of face, naevus of the chorioid. Ebenda 1885. 

° ScHIESS GEMUSEUS. Cavernöses Angiom der Chorioidea, v. Graefe’s Archiv f. 
Ophthalm. XXXI, 1885. 

? GıuLını. Ueber ein cavernöses Angiom der Aderhaut. Ebenda XXXVI, 1890. 

® Taitor. Angioma cavernoso delle coroide. Annali di Ottalmologia 1894. 

° Panas. Traité des maladies des yeux, 1894, I. 

10 WaGENMANN. Ueber ein cavernöses Angiom der Aderhaut mit ausgedehnter 
Teleangiectasie der Haut. - v. Graefe’s Arohiv f. Ophth., LI, 1900. 

11 STEFFEN. Ueber ein Angiom der Aderhaut mit ausgedehnter Verknöcherung 
bei Teleangiectasie des Gesichts. Klin. Monatsbl. f. Augenfeilk. XL, II, 1902. 

13 KuntLo. Ein Fall von cavernösem Aderhautangiom. Inaug.-Dissert. Greifs- 
wald 1904. 

18 Norprnson. Ein Fall von cavernösem ‘Aderhaut-Sarcom mit Knochenschale 
bei einem 11jahrigen Madchen. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XXXI, 1885. 


-= _ — u = pa 


— 168 — 


Beobachtung kamen, in der die Folge-Erscheinungen bereits Grade er- 
reicht hatten, die die Augenspiegel-Untersuchung unmöglich machten. 

Die Fälle haben unter einander grosse Aehnlichkeit und liefern ein 
charakteristisches Krankheitsbild: 

Das Angiom der Aderhaut scheint wie die Angiome so vieler andrer 
Organe wenigstens in der Anlage immer angeboren zu sein. 

Dafür spricht einmal, dass in den meisten Fällen schon in früher 
Kindheit oder in der Jugend eine Sehstérung des befallenen Auges fest- 
gestellt worden ist, ferner dass die Geschwulst mehrfach in abnorm kleinen 
Augapfeln gefunden wurde und schliesslich das in der Mehrzahl der Fälle 
combinirte Vorkommen mit Naevi vasculosf des Gesichtes. 

Von den 10 Patienten waren 6 männlichen und 4 weiblichen Ge- 
schlechts im Alter von 8—50 Jahren. Das erste Symptom war immer 
eine Sehstörung, die lange Jahre stationär blieb, bis sie mehr oder weniger 
schnelle Fortschritte machte durch Auftreten von Netzhaut-Ablösung, die 
Cataracta complicata nach sich zog. In diesem Zustande verharrte das 
Auge verschieden lange; schliesslich trat ein Reizzustand auf unter dem 
Bilde der Iridocyclitis oder des Secundärglaucoms, der früher oder später 
die Enucleation nöthig machte. 

In allen Fällen fand man einen flachen Tumor der Aderhaut, der 
sämmtliche Schichten betraf oder noch von der Suprachorioidea überzogen 
wurde. Es handelt sich fast in allen Fällen um reine cavernöse Angiome, 
nur in WAGENMANN’s Fall lag ein Angioma simplex vor. In der Hälfte 
der Fälle bedeckte eine dünne Knochenschale die Neubildung. Die Netz- 
haut war immer abgelöst und im Zustande schwerer Entartung, weiter 
fanden sich Zeichen von Iridooyclitis, Chorioiditis, Scleritis und die Folge- 
zustande des Glaucoms. 

Ich bin in der Lage heute über einen neuen Fall von cavernösem 
Aderhaut-Angiom zu berichten, der in Herrn Geheimrath HikscHBER@’s 
Anstalt zur Beobachtung und Operation gekommen ist. Die Berechtigung 
zu dieser Demonstration sehe ich nicht nur in der grossen Seltenheit dieser 
Affection, sondern auch ganz besonders in der Thatsache, dass unser Fall 
der erste ist, in dem schon 20 Jahre vor der Enucleation ein genauer 
ophthalmoskopischer Befand erhoben und durch lange Jahre hin- 
durch verfolgt worden ist. Die Diagnose Angiom konnte natürlich in 
unsrem Falle um so weniger gestellt werden, als zu der Zeit, in der der 
Kranke in Behandlung trat, erst 1 Fall von Aderhaut-Angiom bekannt 
geworden war; auch bestand kein Anhaltspunkt für die Annahme eines 
congenitalen Leidens. 

Unser Kranker ist ein jetzt 65jähriger Landwirth. Im März 1885 suchte 
er zum ersten Mal Prof. HirscuBerc’s Augenheilanstalt auf, da er seit 
o Monaten vor dem linken Auge einen Nebel bemerkte, der ganz allmäh- 
lich entstanden, sich mehr und mehr ausgebreitet hat. Mit grosser Be- 

11* 


— 164 — 


stimmtheit giebt er an, friher mit beiden Augen gleich gut gesehen zu 
haben. Er war nie augenleidend und auch sonst stets gesund. Für Lues 
oder Tuberculose besteht kein Anhalt, auch die Familien-Anamnese ist 
ohne Belang. 

Der im Jahre 1885 aufgenommene Befund war folgender: 

Das rechte Auge zeigt durchweg normale Verhältnisse. 

Das linke Auge ist reizlos, seine Spannung leicht vermindert. Die 
Sehschärfe ist herabgesetzt bis auf 15/C. Das Gesichtsfeld zeigt eine 
Einschränkung von oben bis auf 30° und ausserdem ein grosses centrales 
Scotom, das nur den Fixirpunkt freilässt. 

Fig. 1, die angefertigt wurde nach Skizzen von der Hand Herrn 





Fig. 1. Bild des Augengrundes, nach Skizzen angefertigt. 


Geheimrath HırscHBere’s und des damaligen Assistenten Dr. Ostwaup’s, 
mag Ihnen eine Vorstellung von dem ophthalmoskopischen Bilde geben. 
Man findet den Sehnerven normal. Das Centrum des Augengrundes 
nimmt eine flache, geschwulstartige Veränderung ein von grauweisser Farbe. 
Der horizontale Durchmesser beträgt 4—5 Pa., der verticale 3 Pa. Die 
Höhe wird, für die verschiedenen Stellen, auf 0,6—1,2 mm bestimmt. Der 
Tumor hat eine höckerige, stellenweise glitzernde Oberfläche, er setzt sich 
scheinbar aus weissen und grauen Knötchen zusammen, die ihm ein ge- 
tüpfeltes Aussehen geben. Nach dem Sehnerven zu besitzt die Geschwulst 
einen ziemlich steil abfallenden Rand, nach den andren Richtungen zu ist 


Digitized Dy NI U U Y 





— 165 — 


diese seichter, temporal verliert sie sich mit strahligen Ausläufern im Niveau 
der Netzhaut. Oben und unten umrandet die Anschwellung ein dunkler Saum, 
wie man ihn beim Aderhaut-Sarcoın als Pigmentkappe bezeichnet. Zwischen 
dem Sehnerven und dem nasalen Rande der Geschwulst ist eine eigenthüm- 
liche netzförmige Fältelung der Netzhaut sichtbar als Ausdruck einer mikro- 
skopisohen Abhebung; auch auf dem Tumor selbst schlottert stellenweise 
ein wenig die Netzhaut. Eine deutliche Netzhaut-Ablösung besteht in der 
unteren Peripherie. Die Diagnose lautete: gutartige (fibromatise?) Ge- 
schwulst der Aderhaut. Prof. Hızscasere fand Farbe und Form der 
Geschwulst durchaus abweichend von dem Bilde des Aderhaut-Sarcoms und 
konnte in Folge dessen zur Entfernung des immerhin noch einigermaassen 
sehkräftigen Auges sich nicht entschliessen. Die weitere Beobachtung be- 
stätigte die Richtigkeit dieser Diagnose. 

In den folgenden Jahren konnte ophthalmoskopisch ein langsames 
Wachsthum der Geschwulst, im Uebrigen aber ein unverändertes Verhalten 
constatirt werden. Die Sehschärfe hielt sich zwar auf IL, aber die Ge 
sichtsfeldbeschränkuug dehnte sich über die ganze obere Hälfte aus. So 
blieb der Zustand bis zum Jahre 1896; dann erfuhr die Sehschärfe plötz- 
lich eine weitere hochgradige Verschlechterung. Als Ursache dafür fand 
sich eine Ausbreitung der Netzhaut-Ablösung und Auftreten von Blutlachen 
auf der Netzhaut und im Glaskörper. Das Auge erkannte nur noch Finger 
auf 1 bis 2 Fuss, das Gesichtsfeld war zusammengeschrumpft auf einen engen 
Bezirk unten. Die centrale Geschwulstbildung war stark verschleiert und nur 
noch undeutlich zu erkennen, doch sah man, dass es daselbst zu Pigment- 
anhäufungen gekommen war. Allmählich erlosch die Sehkraft gänzlich, 
ohne dass sonst Beschwerden, Schmerzen oder entzündliche Zustände da- 
gewesen wären. Am 12. September v. J. nun befiel plötzlich das Auge 
ein heftiger Reizzustand mit grossen Schmerzen im Auge und Kopf und 
bestimmte unsern Kranken, sich unverzüglich wieder vorzustellen. 

Wir fanden das linke Auge heftig gereizt, den Druck stark gesteigert, 
die Hornhaut rauchig geträbt und gestichelt, die Vorderkammer vorhanden, 
die Pupille eng, unregelmässig und starr und hinter ihr die Cataracta 
complicata. 

In die sofort vorgeschlagene Enucleation willigte der Kranke 14 Tage 
später. Dieselbe wurde am 10. October unter localer Anästhesie zufallsfrei 
ausgeführt. 

Der enucleirte Augapfel hat normale Form und Grösse. Er wird in 
Formol gehärtet und durch einen Schnitt in der Horizontalebene in eine 
obere und untere Hälfte zerlegt. (Fig. 2.) Die Hornhaut, die Iris, die 
Vorderkammer zeigen makroskopisch normale Verhältnisse, die Linse ist 
getrübt, die Netzhaut hochgradig verändert; sie ist trichterförmig abgelöst 
und in mehrere Membranen und Stränge gespalten. Diese stehen einer- 
seits in Verbindung mit spinnegewebigen Häuten, die den reducirten Glas- 


— 166 — 


körperraum durchsetzen, andrerseits haben sie Adhäsionen mit der an- 
liegenden Aderhaut. Diese ist stellenweise verdünnt, stellenweise schwielig 
verändert und besonders im vorderen Abschnitt von einer krümligen, 
gelblichen Masse überlagert, die sich später als Zelldedritus erweist. Als 
bedeutungsvollster Befund wird in dem 
temporalen hinteren Theil eine flache, 
scheibenformige Geschwulst 
der Aderhaut entdeckt. Auf dem 
Durchschnitt erscheint sie als spin- 
delförmige Anschwellung der Ader- 
haut von blutrother Farbe. °/, der 
Geschwulst lagert in der oberen 
Bulbushälfte, !/, in der unteren. Sie 
beginnt nahe dem Sehnerven und 
erstreckt sich von da nach aussen 
mit einem Querdurchmesser von 12, 
einem Höhendurchmesser von 6 und 
einer Dicke von 3mm. Die Ge- 
schwulst ist überzogen von einer Membran, die durch fadenformige 
Adhäsion mit dem Netzhauttrichter Verbindung hat. 

Die obere Bulbushälfte wurde zur mikroskopischen Untersuchung ver- 
wendet, die Tbeile in Celloidin und Paraffin eingebettet und die Schnitte 
auf die verschiedensten Weisen gefärbt. Ein Theil der Präparate wurde 
in Herrn Dr. GmnsBERrG’s Laboratorium angefertigt. Für die gütige Unter- 
stützung sage ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank. 

Von den schweren histologischen Veränderungen, die besonders die 
Netzhaut und Aderhaut betreffen, sei hier nur das Wesentliche mitgetheilt. 

Die Geschwulst ist ein reines cavernöses Angiom. (Fig. 3a. 
Ein Maschenwerk von dünnen, zellarmen, bindegewebigen Balken umschliesst 
ein System von mannigfach gestalteten, strotzend mit Blut gefüllten Hohl- 
räumen, die mit einander communiciren und endotheliale Auskleidung 
besitzen. Sie stellt eine spindelformige Auftreibung der Aderbaut dar und 
betrifft alle ihre Schichten. Der Uebergang in den Tumor ist ziemlich 
unvermittelt, nur eine Gefäss-Stauung ist an der Grenze in der Aderbaut 
bemerkbar, wie man sie auch beim Aderhautsarcom sieht. In den Aus 
läufern der Geschwulst finden sich noch einige Gefässe mit normalen 
Wandungen. Die Neubildung ist überzogen von einer derbfibrösen Hülle 
(Fig. 3 5), die nach dem Sehnerven zu in eine Knochenspange (Fig. 3 c) 
übergeht. Dieselbe wurde, da sie nur 70,4 dick ist, erst beim Mikro- 
tomiren bemerkt und das Praparat daher nicht vorher entkalkt. Die Folge 
ist, dass die Schnitte an dieser Stelle etwas zerrissen sind. Unter der um- 
hüllenden Membran, sowie der Knochenplatte sind nur noch Bruchstücke 
der Lamina vitrea zu erkennen. Die übrige Aderhaut zeigt im Ganzen 





sey ACD 


eine atrophische Verdünnung, weiter Schwielenbildungen, frische Rund- 
zelleninfiltrate (Fig. 8 g) und schliesslich zahlreiche Drusen (Fig. 3 f). Die 
Iris und der Ciliarkörper weisen, abgesehen von vereinzelten Rundzellen- 
Infiltrationen, keine wesentlichen Veränderungen auf, dasselbe gilt von der 
Hornhaut; auch der Kammerwinkel zeigt normale Verhältnisse. 

Die Netzhaut ist am 
gröbsten verändert. An der 
Spitze des Trichters, nahe der 
Papille, ist sie sehr verdünnt, 
bald verbreitert sie sich, um 
dünne Membranen abzuspalten 
oder selbst wieder zu dünner 
Membran zu werden. Von 
Schichtung ist kaum noch 
etwas zu erkennen; hochgra- 
dige gliöse Wucherung, Va- 
cuolen-Bildung und Bildung 
grosser und kleiner Cysten, 
Austritt von Blut in das 
Gewebe und Einlagerung 
homogener Schollen, Pigment- 
anhäufungen und Infiltration 
mit Bundzellen bestimmen 
das histologische Bild. Die 
fadenformigen und membra- 
nösen Adhäsionen mit der 
Aderhaut finden sich mit 
Vorliebe an den Stellen der 
Schwielenbildungen und Rund- 
zellenherde der letzteren FE 
(Fig. 3 y). Nahe dem Seh- Fig.8. Schnitt aus dem oberen hinteren oberen 
nerven sitzt i dem . Ausläufer a Tumor. 5 og H H ne 6 Ee d den 
des Tumors ein knötchenähn- Tumor bedeckende abgespaltene Lage der Netz. 
liches Gebilde (Fig. 3 e) auf, nn e ne meer een ae 
das aus Zelldetritus und Chole- Aderhant' mit Rundzellen-Infiltration und Adhäsion 
stearinkrystallen besteht und mit Netzhaut, % episkleritische Rundzellen-Infil- 

, : tration im Muskelansatz. 
von einer mit der Netzhaut 
im Zusammenhang stehenden bindegewebigen Hülle umschlossen wird. 
Es scheint der Rest eines eingedickten subretinalen Exsudates zu sein. 
Makroskopisch schien das Knötchen der Geschwulst anzugehören. Der 
Oberfläche des Angioms lagert eine abgespaltene Lage der veränderten 
Netzhaut auf (Fig. 3 d), in der stellenweise dichte Pigmentanhäufungen 
zu Stande gekommen sind. 





— 168 — 


Der Sehnerv ist tief ausgehöhlt und bindegewebig entartet. In der 
Sklera finden sich ebenfalls einzelne frische Rundzellenherde mit Vorliebe 
um Gefässe herum, in der Episklera (Fig. 3 A) ebensolche Herde besonders 
in den Muskelansätzen. 

Die anatomische Diagnose lautet also: 

1. Cavernöses Angiom der Aderhaut mit Bildung einer Knochenschale 
an der Oberfläche. 

2. Alte Chorioiditis mit frischen Herden. 

3. Totale Ablösung und hochgradige Entartung der Netzhaut mit 
Blutungen und frischen Entzündungsherden. 

4. Skleritische und episkleritische Herde. 

5. Kesselfirmige Aushöhlung des Sehnerven. 

Im Wesentlichen hält sich unser Fall im Rahmen des vorhin skizzirten 
Krankheitsbildes: In der Aderhaut hat sich ein langsam wachsendes, flaches 
Angiom entwickelt, das allmählich Netzhautablösung und später Secundär- 
glaucom mit schweren degenerativen und entzündlichen Zuständen bewirkt 
hat. Zweifelhaft ist in unsrem Falle, dass der Tumor angeboren ist. Der 
Kranke giebt mit grosser Bestimmtheit an, früher mit beiden Augen gleich 
gut gesehen zu haben. Da die Geschwulst das Centrum des Auges betrifft, 
so hätte sie schon in kleinen Anfängen Störungen machen müssen, die ihm 
nicht hätten entgehen können. Immerhin ist die Möglichkeit nicht aus- 
zuschliessen, dass angeborene Varicositäten der Aderhaut bestanden haben, 
über denen die Netzhaut ihre normalen Functionen behalten hat. Jeden- 
falls konnte in der langen Zeit, in der der Tumor ophthalmoskopisch be- 
obachtet wurde, ein wenn auch langsames Wachsthum festgestellt werden. 
Dieses tritt auch beim Vergleich der ophthalmoskopischen Messung mit der 
des Präparates zu Tage. Wie in der Hälfte der Fälle der Literatur be- 
stand auch in dem unsrigen eine Verknöcherung auf der Oberfläche der 
Geschwulst. Die Frage nach der Herkunft derselben und danach, ob das 
Angiom als solches die Knochenbildung veranlasse, ist in den einzelnen 
Fällen mehrfach erörtert. WAGENMANnN sieht in ihr eine für den Charakter 
der Geschwulst nebensächliche Besonderheit. STEFFENs erklärt das häufige 
Vorkommen der Verknöcherung bei dieser Geschwulstform damit, dass das 
Angiom nichts weiter sei, als eine verbreiterte Choriocapillaris, die der 
Lieblingssitz für Verknöcherungen ist. Auch Kuaro neigt bei der auf- 
fallenden Häufigkeit dahin, dass das Angiom als solches selbst sich daran 
betheilige. Meines Erachtens hat auch für diese Fälle die Ansicht Herrn 
Prof. GrEEFF’s Gültigkeit, nach der Knochenbildungen in der Chorioidea 
Folgen vorangegangener langwieriger Entzündungen sind. Ich fand auch 
in einem Falle von Aderhautsarcom, der in Prof. HIRSCHBERG’s Augen- 
heilanstalt gelangte und sofort operirt wurde, und in dem ausgedehnte 
Nekrosen und entzündliche Zustände Platz gegriffen hatten, eine aus- 
gedehnte Verknöcherung der Aderhaut. Ein andrer Beobachter hatte in 


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— 169 


diesem Falle schon 14 Jahre vorher Netzhautablösung gefunden; es ist 
wahrscheinlich, dass diese bereits durch das Sarcom bedingt war.! 

Wenn Kuso gerade den Umstand anführt, dass die Aderhautsarcome 
keine besondere Neigung zur Verknöcherung zeigen, so liegt das eben 
daran, dass die Sarcome nur in den seltensten Fällen der Aderhaut die 
Zeit lassen zur Verknöcherung. 

Besonders auffallend sind in unsren Präparaten die frischen, entzünd- 
lichen Rundzellen-Infiltrationen in Episklera, Sklera, Aderhaut, Ciliarkörper 
und Netzhaut. Man möchte meinen, dass hier eine zweite Schädlichkeit 
hinzugekommen ist, die unabhängig von der Geschwulstbildung erst den 
Zustand schuf, der zur Enucleation führte. 

Von praktischer Bedeutung ist das in unsrem Fall beobachtete ophthal- 
moskopische Bild. Natürlich bin ich weit entfernt, nach dem einen Fall 
ein charakteristisches Augenspiegelbild des Aderhaut-Angioms geben zu wollen. 
Immerhin halte ich es für der Mühe werth, die Punkte hervorzuheben, 
durch die es sich von andren Affectionen der Aderhaut unterscheidet. 
Differentialdiagnostisch kommt der Solitér-Tuberkel und besonders das 
Aderhautsarcom in Betracht. Von ersterem vermag sich das Angiom leicht 
zu unterscheiden durch den langsamen Beginn, das lange, stationäre Ver- 
halten, das Fehlen von entzündlichen Begleit-Erscheinungen, und von 
Miliar-Tuberkeln in der Umgebung des Tumors. Mit dem Aderhautsaroom 
hat das Bild in unsrem Falle manches gemein: die langsame Entwicklung, 
das geschwulstartige Verhalten, die höckerige, unregelmässige Oberfläche 
und die scharfe, zum Theil pigmentirte Begrenzung. Fundamental ver- 
schieden aber ist die Farbe der Geschwulst. Beim Aderhautsarcom haben 
wir eine bräunliche oder bräunlich gelbe Farbe der Oberfläche, die bestreut 
ist mit schwarzen und braunen Flecken und Punkten und durch sichtbare 
Fragmente von Aderhautgefässen und Degenerationsherden der überlagernden 
Netzhaut ein buntes Aussehen erhält. Nur da ist die Oberfläche bläulich 
oder grau gefärbt, wo Exsudat zwischen Tumor und abgelöster Netzhaut 
lagert, was oft an den abhängigen Partien der Fall ist. Die Farbe der 
Oberfläche des Aderhaut-Angioms wird bestimmt durch die dichte fibröse 
Hülle, die die Geschwulst umschliesst, und ein Hindurchschimmern ver- 
hindert. Die Geschwulst erscheint daher nicht röthlich, wie man 
vermuthen könnte, sondern weiss oder bläulich weiss. 

Die Prognose scheint nach den Erfahrungen in den bisher bekannten 
Fällen absolut schlecht zu sein trotz des im onkologischen Sinne gutartigen 
Charakters der Geschwulst. Zu berücksichtigen bleibt aber, dass die Dia- 
gnose bisher nur bei der Autopsie gestellt worden ist; es ist also mög- 
lich, dass die erkannten Fälle nur die am ungünstigsten verlaufenen 
darstellen und nicht ausgeschlossen, dass das Angiom öfters gesehen, aber 


! Zum klinischen Bilde des Aderhautsarcoms. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. L, 3, 1900. 


= 


nicht diagnosticirt worden ist. Bei dem Studium der verschiedenen Skizzen 
des ophthalmoskopischen Bildes fiel mir die Aehnlichkeit auf mit einer 
intraocularen Geschwulst, die wir vor 4 Jahren zu beobachten Gelegenheit 
hatten und deren Deutung Schwierigkeit machte. (Fig. 4.) Die Geschwulst 
betraf das linke Auge eines Studenten, das schon seit frühester Kindheit 
schwachsichtig war. Das Auge erkannte noch Finger in 12 Fuss. 





Fig. 4. Ophthalmoskopisches Bild eines ähnlichen Falles von Tumor chorioideae. 


Der Tumor sitzt im oberen Quadranten des Augengrundes, er hat eine 
ovale Form und scharfe Begrenzung, ist 7—8 Pa lang, 5 Pa breit und 2,5 mm 
über dem Netzhaut-Niveau erhaben, die Farbe ist bläulich-weiss, nicht gleich- 
mässig, die Oberfläche wellig, Netzhautgefässe verzweigen sich auf ihr. Die 
Vena centr. ret. sup. ist stark erweitert und verschwindet auf eine Strecke 
in der Hülle der Geschwulst. Stellenweise schlottert die Netzhaut ein 
wenig auf dem Tumor. In seiner Umgebung bestehen Pigmentveränderungen. 

Der junge Mann blieb leider nur 211. Jahr in Beobachtung, innerhalb 
welcher Zeit sich das Bild nicht veränderte; dann verliess er Berlin und 
entschwand unsren Augen. Die Aehnlichkeit des ophthalmoskopischen Bildes 
mit dem in unsrem Falle ist nicht zu verkennen. Es wäre möglich, dass 








— 11 — 


auch in diesem ein Angiom der Aderhaut vorliegt. Natürlich ist das nur 
eine Vermuthung, und ich möchte damit nur dem Gedanken Ausdruck 
geben, dass vielleicht die Seltenheit des Angiom nicht so gross und die 
Prognose nicht so schlecht ist, als wir heute aus der spärlichen Literatur 
schliessen müssen. 


U. Eine kleine Abänderung des Hautschnittes bei der 
temporären Resection der äusseren Orbitalwand nach 
Kronlein. Zwei Operationsfalle. 

Von Dr. med. Albin Pihl, Marine-Stabsarzt in Gotenburg (Schweden). 


Anlässlich zweier Fälle, wo ich wegen retrobulbärer Tumore die tempo- 
rare Resection der äusseren Orbitalvand nach KröNnLEIN! unternehmen 
musste, erlaube ich mir, hier eine Abänderung des üblichen Hautschnittes, 
wozu die Umstände in diesen beiden Fällen geradezu einluden, und auch 
die kurz skizzirten Krankengeschichten mitzutheilen. Vielleicht kann diese 
Schnittführung unter ähnlichen Verhältnissen auch andren Collegen zu 
Gute kommen. | 

L. J. S., 60jähriger Arbeiter aus einer angrenzenden Provinz, suchte 
mich am 13. April 1903 auf. Seit 6 Monaten tritt sein rechtes Auge 
immer mehr hervor, seit 2 Wochen glaubt er auch schlechter zu sehen 
und leidet, wie nie zuvor, an Kopfschmerzen. 

Vis. oc. d. = 0,7; oc. sin. = 1,0. Rechts mässiger Exophthalmus, 
und Doppelbilder beim Blicke nach oben. Die ophthalmoskopische Unter- 
suchung zeigte einen leicht prominenten Sehnervenkopf und ziemlich breite, 
etwas geschlängelte Venen. Unter dem Orbitaldache war am Platze des 
M. levator palp. sup. ein fremdes Gebilde, etwa wie die Spitze eines Fingers, 
nicht ohne Schwierigkeit fühlbar. Die Palpation verursachte dem Patienten 
Schmerzen, und ich bekam einen schwachen Eindruck von Fluctuation im 
Tumor, so dass ich mit einer Spritze Punction machte, aber ohne Resultat. 
Diagnose: Tumor retrobulbaris. Da ich über die Richtigkeit der Diagnose 
nicht im Zweifel war, schlug ich ihm Operation vor, welche er aber auf- 
schieben wollte Ich verordnete daher Jodkallum, 3g täglich. Nach 
10 Tagen kehrte er wieder. Exophthalmus stärker, und der Kopfschmerzen 
wegen wollte er sich jeder Operation unterziehen, auch wenn das Auge 
geopfert werden musste. 

Am folgenden Tage schritt ich ohne Zögern zur Operation, welche 
eine einstündige Narkose erheischte.e Bei Erwägung der Schnittführung 
beachtete ich drei Umstände: erstens den langen Abstand zwischen der 


! Zur Pathologie und operativen Behandlung der Dermoidcysten der Orbita. 
Beitr. z. klin. Chirurgie IV, 1, 1887. 


— 12 — 


Stelle des KrönueEin’schen Schnittes und dem Platze, wo der Tumor 
palpabel war; zweitens, dass der äussere Orbitalrand sehr hervorragend war; 
und drittens, dass die Runzelung und Furchenbildung der Haut am äusseren 
Orbitalrand so ausgesprochen deutlich war, dass sie durch ihre innere 
circuläre und äussere radiäre Anordnung geradezu auf eine neue Schnitt- 
führung (auf dem Bilde nachträglich weiss gestrichelt) hinwies. Den beiden 
ersten Umständen zufolge glaubte ich mit: dem klassischen Schnitte nicht 
auszukommen, um den Tumor zu fassen und vollständig aus der Tiefe 
herauszuholen. Ich ‚machte also einen neuen Schnitt und zwar in zwei 
zusammenhängenden Theilen, einen orbitalen, welcher im äusseren Drittel 
der Augenbraue begann und dann mit nach innen-unten concaven Bogen 
gerade auf der äusseren Beinkante der Orbita nach unten zum Niveau des 
Jochbogens lief, und einen temporalen, welcher vom Endpunkte des vorigen 
Schnittes fast rechtwinkelig nach aussen abbog und der oberen Kante des 
Jochbogens in etwa vorhandener Hautfurche 2—3 cm folgte. Auf die 
sonstige Technik dieser immer mehr verwendeten Operation ist es unnöthig 
hier einzugehen. Der Zutritt zur Orbita wurde ein ganz vorzüglicher und 
der Tumor wurde am Platze des Lidhebers angetroffen. Er war von 
weicher, zum Theil schmieriger Consistenz und besonders in der Tiefe von 
den Muskeln und dem orbitalen Gewebe nicht zu trennen, weshalb ich 
mich, da ich vor der Operation die Zustimmung der Patienten zu einer 
eventuellen Entfernung des Auges bekommen hatte, zur Ausweidung der 
Orbita entschloss. Ich trennte mit der Scheere die äussere Lideommissur 
und beendigte in gewöhnlicher Weise diese tiefgreifende Operation. Kein 
Fieber und gutes Allgemeinbefinden. Nach sechs Tagen wurde der Ver- 
band gewechselt. Die Hautwunden waren schon geheilt und wenig be- 
merkbar; das Beinstück war nicht mehr beweglich. Nach 2 Wochen reiste 
Pat. nach Hause, nachdem er gelernt hatte, die granulirende, reichlich ab- 
sondernde Höhle täglich zu spülen. Nach einem halben Jahre erschien er 
wieder, war vollkommen zufrieden und wollte ein künstliches Auge be- 
kommen. Zu meinem Erstaunen fand ich einen vollständigen, obschon 
sehr kleinen Conjunctivalsack, welcher sogar eine kleine Prothese ohne 
Schwierigkeit beherbergen konnte. Kein Tumor war zu fühlen; die Ab- 
sonderung noch ziemlich reichlich. Er wurde nun photographirt (s. Figur), 
und reiste am folgenden Tage zurück. Seitdem habe ich ihn nicht mehr 
gesehen, bekam aber am 1. April 1905 einen Brief, worin er sich gesund 
und recidivfrei erklärte, nur dass das Tragen der Prothese die Secretion 
jedesmal vermehrte. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung des Tumors fand ich ein ge- 
fässreiches, kleinzelliges Sarcom, nach dessen radikaler Entfernung er also 
2 Jahre recidivfrei gewesen ist. 

Der zweite Fall betraf ein 10jähriges Mädchen aus einer andren 
Provinz, welches mich am 23. September 1904 besuchte. Sie war schon 


— 173 — 


am 24, August 1904 eines Tumors wegen operirt worden, welcher sich 
etwa 3 Monate früher durch Vortreiben ihres linken Auges bemerkbar ge- 
macht hatte. Die Operation war im Provinz-Krankenhaus vorgenommen 
worden, und am 3. September 1904 wurde sie entlassen. Trotz der Ope- 
ration trat das Auge immer mehr hervor, und es bestand bei meiner ersten 
Untersuchung eine erhebliche Dislocation nach vorne und. unten. Vis. oc. 
sin. = 0,7—0,8 (rechts normal). Das ophthalmoskopische Bild zeigte nur 
unbedeutend dilatirte Venen des 
Augenhintergrundes. Unmittelbar 
unterhalb der linken Augenbraue 
und parallel mit derselben streckt 
sich von ihrem äusseren Ende bis 
nahe an das innere eine Hautnarbe 
von der früheren Operation. Unter 
der Haut lässt sich eine halbweiche, 
ziemlich grosse und deutlich gelappte 
Geschwulst leicht palpiren, welche 
sich vom Platze der Thränendrüse 
bis über die Mittellinie des Augen- 
brauenrande erstreckte. Die körper- 
liche Untersuchung ergab übrigens 
nur Anämie, und die sehr beschleu- 
nigte Herzaction schrieb ich nur 
ihrer Angst vor einer Operation zu, zumal keine abnormen Geräusche zu 
hören waren. 

Da ich hier einen schnell anwachsenden, ziemlich grossen malignen 
Tumor erwartete, welcher bei der früher angewendeten Operationsmethode 
nicht recht zugänglich war, und deshalb wohl nicht vollständig entfernt 
werden konnte, dachte ich sogleich an den vorzüglichen Zutritt zur Tiefe 
der Orbita, welchen mir meine Abänderung des Hautschnittes bei der 
KRONLEIN’schen Operation schon bereitet hatte, und machte auch bei der 
Operation an demselben Abend gerade denselben Schnitt wie im vorigen 
Falle; ich verlängerte nur den oberen Schenkel desselben bis zur Mittel- 
linie des Augenbrauen-Randes ein klein wenig oberhalb der alten Narbe. 
Nach Resection und Umlegen des Knochenstückes wurde der Zutritt der 
denkbar beste. Der Tumor, welcher von der Thränendrüse auszugehen 
schien und sich zuerst nach innen unter dem Lidheber, dann nach hinten 
fast bis zum sehnigen Insertionsring der Muskeln erstreckte, hatte die 
Grösse und Form eines leicht gebogenen Daumens und wurde mit viel 
Zeit und Mühe in zwei Stückchen herauspräparirt. Schwere Quetschung 
und Anreissen des Lidhebers war dabei unvermeidlich, die andren Muskeln 
aber, sowie natürlich der Sehnerv und der Bulbus blieben vollkommen 
unbeschädigt. Ein langes Drän-Rohr wurde eingelegt, die Wunde sonst 





— 14 — 


vernäht. Temperatur 37,3° und 38,5%. Pulsfrequenz etwa 100; keine 
abnormen Herzgeräusche. Nach einigen Tagen wurde der Verband fort- 
genommen und, da keine Secretion, das Rohr entfernt. Beinstück noch 
nicht consolidirt, aber die Hautwunde geheilt und nur wenig bemerkbar. 
Collodiumverband. Am Abend des 11. Tages stieg die Temperatur auf 
40,7° und Pulsfrequenz auf 140; das linke Fussgelenk, sowie das linke 
Knie wurden schmerzhaft und schwollen ein wenig an. Feuchtwarmer 
Verband, Natr. salicyl. und Digitalis wurden verordnet. Nach 2 Tagen 
wurden die Gelenke schmerzfrei, aber an den Unterschenkeln zeigten sich 
einige wenige, an Erythema nodosum erinnernde, kleine subcutane Blut- 
beulen. Das Fieber schwankte zwischen 39° und 40°, die Pulsfrequenz 
zwischen 120—140, aber das Mädchen klagte nicht mehr über irgend 
welches Unbehagen und hatte ziemlich guten Appetit. Am 14. Tage holte 
es der Vater, obschon ich ihm die Gefahren vorstellte. Er gab hierauf an, 
dass das Mädchen nach seiner Entlassung aus dem Krankenhause manch- 
mal sehr fieberhaft gewesen wäre. Nach späterer Mittheilung lebte das 
Mädchen etwa 3 Wochen nach der Heimkehr. Vermuthlich hat sie schon 
vor meiner Operation eine rheumatische (vielleicht septische) Endocarditis 
gehabt. Die mikroskopische Untersuchung ergab mir eine Art Misch- 
geschwulst, indem in dem hauptsächlich aus Rundzellen und deutlichem 
Bindegewebsgerüst von meistens alveolärer Anordnung bestehenden Sarcom 
zahlreiche Querschnitte von Drüsengängen angetroffen wurden. 


Die Vortheile meiner geänderten Schnittführung gegenüber dem 
klassischen Schnitte dürften bei voraussichtlich grossen oder im medialen 
Theile der Orbita gelegenen Tumoren in dem noch weiteren und leich- 
teren Zutritt liegen, ferner in der Möglichkeit, den Schnitt in der 
Augenbraue, wenn nöthig, beliebig verlängern zu können, und zuletzt 
in den kosmetisch sehr günstigen Verhältnissen, indem die schmale, 
orbitale Hautnarbe sich oben in der Augenbraue verbirgt und aussen ge 
rade an der vorspringenden Beinkante nur wenig hervortritt, und der 
temporale Theil in einer wenigstens bei älteren Personen immer vorhandenen 
Hautfurche gar nicht auffällt. Das Umlegen des resecirten Beinstücke 
ist, da der temporale Hautschnitt und der untere Knochenschnitt zusammer- 
fallen sollen, ebenso leicht, wie nach dem klassischen Schnitt, besonders 
wenn die Haut oberhalb des oberen Knochenschnittes nach oben und aussen 
ein wenig unterminirt wird. 


Viele Modificationen, auch vom Hautschnitte, sind schon ersonnen 
worden, von denen ich hier nur einige, welche der meinigen ziemlich nahe 
stehen, erwähnen möchte. So hat z. B. SToKoLow! vom untern Ende des 
Kröntein’schen Schnittes längs dem Unterlide incidirt, und IspakL? von 


1 St. Petersburger med. Wochenschrift. 1898. Beil. Nr. 10. 
* Centralbl. f. Augenheilk. 1902, S. 108. 


— 15 — 


dessen oberen Ende längs dem Oberlide; GoLowın! führt den Schnitt mit 
der Concavität gegen die Augenhéhle und AXENFELD? den Orbitalrand entlang, 
von der Sutura zygomatico-frontalis zur Sutura zygomatico-maxillaris, zu 
welchem Schnitte er an beiden Enden zwei kleinere Entspannungs-Schnitte 
zufügt. 

Obschon der erste Act der Operation, ist der Hautschnitt eine Neben- 
sache, welche nur gewisse Forderungen erfüllen muss, erstens den leichten 
Zutritt zur Resectionsstelle und die Möglichkeit des Umlegens des Bein- 
stückes, zweitens einen ebenso leichten Zutritt zum späteren und eigent- 
lichen Operationsfeld, und drittens dass dabei für die temporäre Ernährung 
des resecirten Stückes gesorgt wird, während viertens eine so wenig als 
möglich entstellende und bemerkbare Narbe hinterlassen werden soll. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Mittheilungen aus der Augenklinik des Carolinischen Medico- 
Chirurgischen Instituts zu Stockholm. Herausgegeben von Dr. 
J. Widmark. 1905. Heft VII. 

Zur Kenntniss der Irismusculatur des Menschen; ihr Bau und ihre Ent- 
wicklung, von E. Forsmark. 

Verf. beginnt mit einer ausführlichen Literaturübersicht bis ins 17. Jahr- 
hundert zurückreichend. Er trennt die Arbeiten, welche der Bruch’schen 
Membran eigene Kerne zuschreiben und solche absprechen, kommt dann zum 
Zusammenhang zwischen Dilatator und Corpus ciliare und zwischen Dilatator 
und Sphinkter. 

Die eigenen Untersuchungen wurden an der Iris von 10 Erwachsenen, 
7 Kindern und 21 menschlichen Föten und zwar mit einer ganzen Reihe 
von Methoden ausgeführt. 

Die Resultate der mit grossem Fleisse ausgeführten umfangreichen 
(106 Seiten) Arbeit fasst Verf. am Schlusse zusammen. 

1. Der M. dilatator besteht grösstentheils aus einer einfachen Schicht 
epithelialer Muskelzellen, ausserdem aus einer geringen Zahl gewöhnlicher 
Muskelfasern, welch letztere meistens auf die Grenzpartien des Dilatator be- 
schränkt und nur selten radiäre verdickte Leisten bilden. Diese Balken haben 
wohl zur Beschreibung des Dilatator als eines aus gewöhnlichen glatten 
Muskelfasern geformten Gebildes geführt. 

2. Auf der hinteren Epithelschicht der Iris liegen die epithelialen 
Muskelzellen. Dazu kommen bei mehrschichtigen und ins Stroma sich senken- 
den Muskeln nach vorn gelegen die mesodermalen. 

3. Die epithelialen Dilatator-Zellen sind direct mit einander verbunden. 
Die mesodermalen zuweilen in bindegewebige „Membranellen‘ eingeschlossen. 

4. Die Myogliafibrillen (Benda) kommen ausser in der Peripherie der 
Zellen auch im Innern der contractilen Substanz vor. Sie umgeben auch 
den undifferenzirten Zell-Leib der epithelialen Dilatator-Zellen. 


1 Ophthalmologische Klinik. 1902. S. 241. 
? Deutsche med. Wochenschrift. 1902. Nr. 40. 


— 176 — 


5. Mit dem Sphinkter ist der Dilatator hauptsächlich durch eine Binde- 
gewebsschicht verbunden, die durch fibrilläre Beschaffenheit und Reichthum 
an dickwandigen Gefässen eine bedeutende Festigkeit erhält. Ausserdem 
bestehen zahlreiche, aber schwache musculöse Verbindungsfasern von radiärer 
oder tangentialer Richtung. Erstere gehören zum Dilatator, letztere zum 
Sphinkter. 

6. Der M. dilatator entwickelt sich im 6. bis 9. Fötalmonst aus 
dem vorderen Epithellager der hinteren Irisfläiche durch Umwandlung aus 
der cylindrischen Form in radiäre, spindelförmige unter Differenzirung in 
Myogliafibrillen (zuerst) und contractile Substanz (später). 

7. Der M. sphinkter entstammt hauptsächlich der vorderen und zum 
geringen Theil nahe der Pupille auch der hinteren Epithelschicht, und ent- 
wickelt sich im 4.— 9. Fötalmonat durch Auswachsen radiärer Muskelzellen 
schräg nach vorn aus dem verdickten Epithel. Der Zuwachs geschieht am 
&usseren Rande durch Anlagerung. Diese ursprünglich zahlreichen schrägen 
Muskelzüge bleiben nur zum Theil als Verbindungen zwischen Sphinkter und 
Dilatator bestehen. Koerber. 


2) Ueber Trachom, histologische, ultramikroskopische und physiolo- 
gisch-chemische Beiträge zur Entsündungslehre, von E. Raehlmanın. 
(Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilk. 62. Heft.) 

Im ersten Abschnitt der, wie schon der Titel andeutet, dreitheiligen 
Arbeit, wiederholt Verf. zunächst die Grundgedanken der unitarischen Lehre, 
deren Hauptvertreter er bekanntlich ist. Die Conjunct. follicularis ist eine 
abgeschwächte, in Folge geringer Follikelbildung nicht zu Schleimhautzerstö- 
rung und Narben führende Trachom-Form. Das Wesentliche am Trachom ist 
der Follikel. Dieser kann zwar resorbirt werden und spurlos verschwinden 
oder in Narbenbildung übergehen, sehr oft jedoch — häufiger als gewöhn- 
lich angenommen wird — ulcerirt der erweichte Follikel und entleert sich 
spontan. In die so entstandenen Defecte kann sich das Oberflächenepithel 
von den Rändern her einsenken, wuchert in der Tiefe weiter und bildet so 
die charakteristischen Epithelsprossen und -zapfen. Die viel umstrittenen 
Berlin-Iwanoff’schen Trachomdrüsen sind nach dem Verf. nichts anderes 
als ein weiteres Stadium dieses Processes, indem durch centrale Einschmelzung 
der Epithelzapfen drüsenartige Hohlräume entstehen. 

Der zweite Abschnitt enthält die Ergebnisse ausgedehnter ultramikro- 
skopischer Untersuchungen des Trachomsecrets. Es fanden sich: 

1. Lebhaft schwärmende Bakterien, die, obwohl morphologisch recht ver- 
schieden, als Entwicklungsphasen einer und derselben Gattung aufgefasst 
werden. Obwohl diese Mikroorganismen constant und in Réincultur ange- 
troffen wurden, will Verf. für ihre pathogenetische Bedeutung nichts präju- 
diciren, lässt auch die Frage nach einer etwaigen Identität mit dem Miiller’- 
schen ‚„Trachombacillus‘“ offen. 

2. Kleinste Protoplasmamassen mit Eigenbewegung, darunter offenbar 
abgestossene, mobil gewordene Theile der aus dem zerfallenen Follikel stam- 
menden Gewebszellen. Sie bleiben in feuchtwarmem Zustande auch ausserhalb 
des Gewebes längere Zeit am Leben und sind nach Form und Bewegung den 
Protozoen nicht unähnlich. 

3. Eine Menge grauer und gelber Kugeln, welche nur 0,1 u gross oder 
kleiner sind, in der Flüssigkeit hin und her hüpfen, aber keine eigentliche Eigen- 


—- 17° — 


bewegung haben. Sie finden sich im Secret, aber auch innerhalb der grossen 
Trachomzellen und innerhalb der unter 2. erwähnten ausgewanderten Proto- 
plasmamassen. - 

Die genannten drei Bestandtheile des Secrets sind das Wesentliche bei 
der Infection. An welchen von ihnen sich aber das Contagium knüpft, ver- 
mag Verf. noch nicht zu entscheiden. 

Im dritten Abschnitt, der als „Versuch einer physiologisch-chemischen 
Begründung der medikamentösen Therapie bei Trachom‘ bezeichnet wird, 
werden die verschiedenen Metallsalze, die in der Trachombehandlung eine 
Rolle spielen, unter Zuhilfenahme ultramikroskopischer Untersuchung auf 
ihren Werth und Unwerth besprochen und namentlich der Blaustift wegen 
seiner specifischen Wirkung auf die schleimbildenden Gewebe gerühmt. 

Bruns-Steglitz. 
3) Das Radium und die Radioactivität. Allgem. Eigenschaften und ärzt- 
liche Anwendungen, von Paul Besson. (Deutsche Ausgabe. Leipzig 1905. 
J. A. Barth.) 

Verf., der durch seine Stellung als Director der Société centrale des pro- 
duits chimiques in enger Fiihlung mit den Radiumstudien der letzten Jahre 
gestanden hat, wird durch sein Werkchen jedem Mediziner, der sich mit der 
therapeutischen Wirkung der Radiumstrahlen zu beschäftigen hat, das Ver, 
ständniss für die theoretischen Fragen dieses neuen Forschungsgebietes er- 
leichtern. Einer historischen Darstellung der Entdeckung der Becquerel-Strahlen 
und der radioactiven Elemente folgt eine auch für den Nichtfachmann leicht 
verständliche Auseinandersetzung der physikalischen Eigenschaften und Wir- 
kungen der Radiumstrahlen. Es werden dann die bisherigen Erfahrungen 
über die physiologischen und therapeutischen Wirkungen auf den thierischen 
und menschlichen Körper, die Resultate der Lupus- und Krebsbehandlung be- 
sprochen und in diesem Abschnitt auch die Angaben erwähnt, welche 
die schmerzstillende Wirkung radioactiver Pulver, Lösungen und Salben bei 
rheumatischer Iritis, traumatischer Iridocyelitis und epibulbären Carcinomen 
rühmen. Im Schlusscapitel werden die Hypothesen über die Natur der Ra- 
diumstrahlen erörtert und daran lesenswerthe Betrachtungen über die letzten 
Fragen des Natur-Erkennens geknüpft. Bruns-Steglitz. 


4) Untersuchungen über die Pigmentirung der Netzhaut, von Dr. 
Camill Hirsch. (Berlin 1905. S. Karger.) 

Verf. hat die der Pigmentepithel-Lage entstammende Netzhautpigmentirung 
zum Gegenstand einer eingehenden Monographie gemacht, indem er aus einer 
Reihe durch ihre klinischen und anatomischen Details recht interessanter Fülle, 
neue Thesen für die Pathogenese der primären Netzhautpigmentirung ab- 
strahirt. Sein Gedankengang ist folgender: die Normalität des Pigment- 
epithels ist bedingt durch die Intactheit der Aderhautcirculation. Jede 
Störung der letzteren bewirkt Ernährungsstörung und Degeneration des Pig- 
mentepithels. Acute Processe dieser Art, wie sie Wagenmann durch 
Durchschneidung der hinteren Cilisrarterien erzeugt hatte, waren klinisch 
bislang nicht beobachtet worden. Verf. theilt nun einen hierher gehörigen 
Fall mit, wo nach Contusion mit muthmaasslicher Zerreissung von hinteren 
Ciliararterien sich innerhalb von vier Wochen eine umschriebene typische 
Pigment-Entartung der Netzhaut ausbildete. Entsprechend beruht die gewöhn- 
lich als Retinitis pigmentosa bezeichnete chronische Pigmentdegeneration 

12 


— 118 — 


auf einer chronischen, zu Circulationsstörung führenden Erkrankung der 
Chorioidialgefässe (Sklerose), bedarf aber zu ihrem Zustandekommen auch 
noch gleichzeitiger und gleichartiger Veränderungen der Retinalgefüsse, da 
nur die in ihrer Ernährung gestörte Netzhaut einen Boden für die Pigment- 
einwucherung abgiebt. 

Plötzliche, absolute und dauernde Circulationsunterbrechung in der 
Arteria centralis oder einem ihrer Aeste hat ebenfalls Pigmententartung zur 
Folge. Als Beleg werden zwei Fälle angeführt, in denen directe traumatische 
Läsion des Gefässes durch einen intraocularen Eisensplitter dieses Krankheits- 
bild hervorgeruten hatte. Der eine derselben ist nebenbei dadurch merk- 
würdig, dass der seit 21 Jahren frei beweglich und nicht nennenswerth ab- 
gekapselt im Glaskörper verweilende Fremdkörper nicht zu dem durch 
E. v. Hippel gezeichneten Krankheitsbild der Siderosis bulbi geführt hatte, 
ja das Sehvermögen kaum beeinträchtigte. (War es auch wirklich ein Eisen- 
splitter? Dass die Natur des Fremdkörpers durch Sideroskop oder Magnet 
festgestellt wurde, wird nicht gesagt, und anamnestischen Angaben allein darf 
man bekanntlich nicht zu viel Werth beilegen. Ref.) Die Frage, warum nie 
bei Embolie der Centralarterie eine solche Pigmentdegeneration beobachtet 
wird, wird dahin beantwortet, dass ein Embolus nie zu einem absoluten und 
dauernden Verschluss, wie er erforderlich ist, führe. 

Zum Schluss wurden einige Fälle mitgetheilt, bei denen Bulbuscontu- 
sionen mehr oder weniger ausgedehnte Defectbildungen einer- und Wuche 
rungen andererseits des Pigmentepithels hervorriefen, die durch eine directe 
traumatische Zerreissung dieser Zellschicht erklärt werden. Einer dieser Fälle 
wies ausserdem das ophthalmoskopische Bild einer „Aderhautruptur‘ auf, 
welches nach fünf Jahren spurlos verschwunden war. Verf. knüpft daran 
Betrachtungen, die in dem Schlusse gipfeln: das, was man gewöhnlich Ader- 
hautruptur nennt, ist in Wirklichkeit ein Einriss des Pigmentepithels. Die 
weisse Farbe des Spaltraums beruht nicht auf einem Blossliegen der Sklera, 
sondern wird durch die abgehobene und sich vordrängende Glashaut erzeugt, 
die durch Reflexion und unregelmässige Brechung des Lichts das Sichtbar- 
werden der Aderhaut verhindert. Bruns-Steglitz. 


Journal- Uebersicht. 


I, A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LX. 1. 

1) Untersuchungen sur pathologischen Anatomie und sur Pathogenese 
des angeborenen Hydrophthalmus, von Dr. Wilh. Reis, Privatdocent 
und Assistenzarzt. (Aus der Königl. Universitäts-Augenklinik zu Bonn.) 

Sieben Fälle von reinem, genuinem Hydrophthalmus congenitus werden 
untersucht. Die Mittheilung der zahlreichen anatomischen Einzelheiten und 
der eingehenden kritischen Besprechung der bisherigen Anschauungen über 
die Ursachen des Hydrophthalmus congenitus würden hier zu weit führen. 

Verf. kommt zu dem Schlusse, dass, abgesehen von den bekannten Erscheı- 

nungen des kindlichen Glaucoms, die überall wiederkehren, die anatomischen 

Veränderungen, denen eine ätiologische Bedeutung zugeschrieben werden darf. 

keine Uebereinstimmung zeigen. Alle Veränderungen deuten aber darauf 

hin, dass die Verlegung der Filtrationswege in der Kammerbucht die wesent- 
liche Ursache des Hydrophthalmus darstellt. Keineswegs handelt es sich 
aber immer um die vielfach beschriebenen, zur Verlöthung der Kammerbucht 
führenden Gewebs-Veränderungen. Der Kammerwinkel kann ganz frei sein, 


— 19 — 


und man findet nur eine Obliteration des Schlemm’schen Venenplexus, die 
je nach dem wechselnden Befunde entweder als Endausgang eines chronisch 
entzündlichen Processes oder als eine angeborene Hemmungsbildung ange- 
sehen werden muss. Die angeborene Obliteration des Plexus Schlemmii kann 
die einzige anatomisch nachweisbare Veränderung im hydrophthalmischen 
Auge sein. 


2) Ueber eine Methode der Refractions-Bestimmung mittels dəs um- 
: gekehrten Bildes, von Dr. Rudolf Lohnstein in Berlin. 


Die schon früher beschriebene Methode beruht darauf, dass bei Be- 
wegungen der das umgekehrte Bild erzeugenden Convexlinse das Bild sich in 
gleicher Richtung mitbewegt. Die Excursionen sind grösser bei schwacher, 
kleiner bei starker Refraction. Bei Astigmatismus ist der Wechsel der Ex- 
cursionsgrösse in den verschiedenen Meridianen nachweisbar. 


Die Bezeichnung ‚‚parallaktische Verschiebung‘ ist nicht zutreffend. Das 
Wandern des Bildes beruht auf der prismatischen Wirkung der decentrirten 
Convexlinse, daher spricht man richtiger von „prismatischer Verschiebung“. 
Das ganze Verfahren bezeichnet Verf. als kinesiskopische Refractions- 
Bestimmung. 


Um die Bewegungen des Bildes besser beobachten zu können, hat man 
die Convexlinse mit einer Marke verseben. Richtiger ist es, die Marke in 
der dem Beobachter zugekehrten Brennebene der Linse anzubringen, und so 
hat Verf. seinen Apparat construirt. Bei Emmetropie und corrigirter Ame- 
tropie hörən die relativen Bewegungen zwischen Bild und Marke (Fadenkreuz) 
auf. So ist eine weitere Handhabe für die genauere Bestimmung der Ame- 
tropie gegeben. 


3) Ueber die Beeinflussung einer Lichtempfindung durch eine andre 
gleichzeitige Lichtempfindung, von Dr. Hugo Feilchenfeld und 
Dr. Leo Loeser in Berlin. (Aus der physikalischen Abtheilung des 
physiologischen Universitäts-Instituts zu Berlin.) 

Bei Helladaptation hemmen Lichtreize von gleicher Stärke, welche 
correspondirende Stellen beider Netzhäute treffen, sich gegenseitig. Es findet 
also keine Ausnutzung statt. Sind die Reize ungleich, was experimentell 
herbeigeführt werden kann, so hemmt der stärkere den schwächeren. Die 
Stärke des Reizes ist nicht von der absoluten Helligkeit abhängig, sondern 
von dem Contraste, mit dem er sich vom Grunde abhebt. So kann ein 
schwarzer Reiz einen weissen hemmen. Bei Dunkeladaptation findet eine 
vollständige Ausnutzung der Reize statt. Man darf daraus schliessen, dass 
die Hemmung bei der Helladaptation peripher und nicht central zu Stande 
kommt, d. h. physiologischer, nicht psychologischer Natur ist. Bei disparaten 
Reizen besteht bei Dunkel- und Helladaptation kein Unterschied. Für die 
Hemmung ist ausschliesslich die Stärke des Reizes maassgebend, und es kommt 
darauf an, wie stark der hemmende Reiz im Bewusstsein empfunden wird. 
Es handelt sich um einen psychologischen Vorgang, der rasch vorüberzu- 
gehen pflegt. 


4) Zur Begründung der Keratitis parenchymatosa annularis, von 
A. Vossius in Giessen. 
Verf. hält gegen Schirmer daran fest, dass die Keratitis annularis ein 
12* 


— 180 — 


besonderes Krankheitsbild darstellt und daher von der Keratitis disciformis 
getrennt werden muss. 


5) Zur Frage nach dem Wesen der progressiven Myopie, von Prot. 
Dr. O. Lange, Augenarzt am herzogl. Krankenhaus zu Braunschweig. 
Verf. fand bei 4 myopischen Augen die ganze Sklera auffallend arm an 

elastischen Fasern und glaubt, dass in dieser geringen Entwicklung der 

elastischen Fasern die Ursache der progressiven Myopie zu suchen ist. 


Die elastischen Fasern der Sklera fehlen im Fötus und sind bei Neu- 
geborenen nur spärlich entwickelt, ihre Ausbildung muss daher aus irgend 
einem Grunde im extrauterinen Leben unterbleiben. Dass es sich um secun- 
dären Schwund früher vorhandener elastischer Fasern handelt, ist unwahr- 
scheinlich. Bei einem 6jährigen Kinde enthielt die durch erworbenen Hydr- 
ophthalmus stark gedehnte Skleva reichliche elastische Fasern. 


Ein 49jähriger Mann hatte links hochgradige Myopie (30 mm Achsen- 
. länge), rechts Emmetropie (24mm Achsenläng). Beide Augen konnten 
untersucht werden, und es ergab sich, dass die Sklera des emmetropischen 
Auges zahlreiche feine elastische Fasern zeigte, während die Sklera des myo 
pischen Auges nur in den innersten Skleralschichten vereinzelte, ganz dünne 
elastische Fasern enthielt. 


6) Einiges über den Nachweis von intraocularen Eisensplittern durch 
ein verbessertes Sideroskop, sowie über die Einwirkung von andren 
Metallen auf die Magnetnadel, von Prof. Dr. E. Hertel, I. Assistent 
an der Augenklinik zu Jena. 


Verf. construirte ein mit Spiegelvorrichtung versehenes Sideroskop, 
welches im Princip dem Hirschberg’schen Instrumente ähnelt, aber feiner 
gearbeitet und daher empfindlicher ist. Versuche bestätigten das von Volk- 
mann entwickelte Gesetz, dass abgesehen natürlich von der Entfernung die 
Länge des Splitters von grösserem Einfluss auf die Ablenkung der Magnet- 
nadel ist, als das Gewicht. 


Ausser dem Eisen sind auch Nickel und Kobalt, sogenannte paramagne 
tische Körper, welche die Magnetnadel anziehen. Nickel wirkt deutlich auf 
die Nadel ein, etwa halb so stark wie Eisen. Wismut, Zinn, Zink, Blei, 
Kupfer sind diamagnetische Stoffe, welche die Nadel abstossen, so dass sich 
das Spiegelbild in umgekehrter Richtung auf dem Schirm bewegt. Alle 
diese Körper bewirken eine so deutliche Ablenkung der Nadel, dass der 
Apparat auch für den Nachweis von Schrotkörnern und Kupfersplittern ver- 
wendbar ist. 


Wichtig ist die Thatsache, dass das Handelskupfer und seine Legie- 
rungen: Messing, Bronze, Neusilber, stets Eisen enthalten, welches je nach 
seiner Menge mehr oder minder stark auf die Nadel einwirkt. Ist wenig 
Eisen im Kupfer, so wird die Nadel zunächst abgestossen, dann aber, nach- 
dem sich inzwischen das Eisen magnetisch gerichtet hat, angezogen, so dass 
der bei reinem Kupfer verkleinerte Annäherungs-Ausschlag vergrössert ist. 


E Leider reicht der Eisengehalt des Kupfers und seiner Legierungen nicht 
aus, um die Extraction mit dem Magneten zu ermöglichen. Auch der Riesen- 
magnet bewirkt nicht die geringste Ortsveränderung der Splitter. 


— 181 — 


7) Scrofulose und schlummernde Tuberculose in der Augenheilkunde, 
von Dr. M. Straub, Prof. der Augenheilkunde an der Universitat 
Amsterdam. 

Vor allem der Nachweis, dass die sogenannten scrofulösen Symptome 
und die fungösen Gelenk-Entzündungen auf Tuberculose beruhen, hat dahin 
geführt, den Scrofulose-Begriff ganz aufzugeben und die Scrofulose ohne 
Weiteres der Tuberculose zuzurechnen. Die Chirurgen sprechen nur noch 
von Tuberculose, dagegen wird der innere Kliniker wenig geneigt sein, das 
althergebrachte Krankheitsbild Scrofulose ganz zu verwerfen. Er wird sich 
aber damit einverstanden erklären können, dass man die Scrofulose als eine 
besondere, klinisch selbständige Form der Tuberculose ansieht und den Zu- 
sammenhang etwa so construirt. Von einem schlummernden Tuberculose- 
herde aus gelangen giftige Stoffe in den Kreislauf, welche die Widerstands- 
fähigkeit der Gewebe gegen äussere Schädlichkeiten herabsetzen. Die 
scrofulösen Erkrankungen werden also durch das Zusammenwirken von inneren 
und äusseren Ursachen hervorgerufen. 

Aus den übereinstimmenden Untersuchungen zahlreicher Forscher geht 
hervor, dass die Eczeme meistens parasitärer Natur sind (Staphylokokken). 
Abgesehen von der allgemeinen Toxinwirkung werden auch örtlich durch 
Maceration der Haut, besonders an den Lidern, Ohren, Oberlippe, günstige 
Bedingungen für die Ansiedelung der Kokken geschaffen. Am Augapfel 
selbst giebt vielleicht die in der Corneo-Scleralgrenze bestehende flache Rinne 
Veranlassung zur Ansammlung von Thränen, welche Kokken und Toxine 
enthalten. Diese Annahme würde erklären, dass die scrofulösen Augen- 
erkrankungen meistens am Limbus beginnen. 

Die versteckte Tuberculose hat sehr häufig ihren Sitz in den Bronchial- 
drüsen. Wir wissen aus zahlreichen Obductionen, dass in einer sehr grossen 
Anzahl von Fällen, sei es durch Absterben der Bacillen, sei es durch Ab- 
sperrung der Toxine, Heilung eintritt. Unter Umständen entwickelt sich 
ausgesprochene Tuberculose in mehr oder minder schwerer Form. 


8) Ein einfaches Exophthalmomseter, von Prof. Dr. E. Hertel, I. Assist. 
der Universitäts-Augenklinik zu Jena. 
Das von Zeiss angefertigte Instrument besitzt 2 Spiegel, in denen sich 
die Hornhautscheitel abbilden. Die Spiegelbilder fallen auf 2 Maassstäbe. 
Näheres vgl. im Original mit Abbildungen. Scheer. 


Bibliographie. 


1) Ueber die Rolle der Vererbung und der Disposition bei 
Augenkrankheiten, von Prof. C. Hess. (Medic. Klinik. 1905. Nr. 18.) 
Verf. greift aus dem grossen Gebiet der erblichen Anomalien des Sehorgans 
einzelne Gruppen zur weiteren Besprechung heraus: 1. Die auf mangelhaftem 
Verschluss der Augenblasenspalte beruhenden Colobom-Missbildungen. Als 
letzte Ursache dieser Hemmung hat Verf. schon vor Jahren einen persistiren- 
den und abnormer Weise während des Fötallebens nach dem Glaskörper zu 
vorwachsenden, mesodermalen Gewebszapfen angenommen, eine Ansicht, deren 
Richtigkeit durch die von E. v. Hippel vorgenommenen embryologischen 
Untersuchungen bestätigt wurde. 2. Bei vielen Starformen spielt die Ver- 
erbung eine grosse Rolle. Die Vermuthung des Verf.’s, dass manche der- 


— 182 — 


selben auf einer Störung in der Abschnürung des Linsenbläschens beruhen, 
stützt sich zwar auf eine Beobachtung an einem Hühnerembryo, hat indess 
noch nicht allgemeine Anerkennung gefunden. 3. Abnorme Refractions- 
zustände sind bekanntermaassen vielfach erblich. Während aber die Hyperopie 
und damit auch die Disposition für Strabismus als solche vererbt wird, ist 
der myopische Bau des Auges an sich nicht angeboren, sondern nur die ge- 
ringe Widerstandsfähigkeit der Sclera, welche die Disposition für jenen abgiebt. 
An 4. Stelle wird die „gittrige Hornhauttrübung‘‘ kurz erwähnt, welche ein 
vererbbares Degenerationsphänomen, keinen entzündlichen Process darstellt. 

2) Ueber die Betheiligung des Auges an der allgemeinen 
Amyloid-Degeneration, von Prof. M. B. Schmidt. (Centralbl. £. allg. 
Pathol. u. pathol. Anat. XVI. Nr. 2.) Bei generalisirter Erkrankung des 
Körpers an Amyloid giebt das dem Knorpel chemisch verwandte Gewebe der 
Cornea ebenso wenig wie dieser und die elastische Substanz eine Prädilections- 
stelle für die Absetzung der amyloiden Substanz ab. Dagegen fand sich in 
4 unter 7 darauf untersuchten Fällen amyloide Degeneration der Gefässwand 
im Gebiete der Ciliararterien, namentlich der hinteren. 

3) Zur Diagnose des Trachoms, von Dr. Junius. (Münchener 
med. Wochenschr. 1905. Nr. 16.) Verf. bekämpft nachdrücklichst die von 
Peters vor 2 Jahren aufgestellte, und neuerdings wiederholte Behauptung. 
dass der Begriff des Trachoms bisher viel zu eng gefasst sei und auf alle 
diejenigen Erkrankungen der Augenbindehaut ausgedehnt werden müsse, 
welche eine Zunahme des adenoiden Gewebes der Conjunctiva erkennen liessen, 
ferner dass eine Disposition erforderlich sei, um an Trachom zu erkranken. 
Verf. weist auf die Gefährlichkeit solcher unbewiesenen Hypothesen gerade 
jetzt, wo eine staatliche Trachombekämpfung in Angriff genommen sei, hin 
und präcisirt dem gegenüber seinen eigenen, auch sonst allgemein getheilten 
Standpunkt mit den Worten: „Nicht jede mit Körnerbildung einhergehende 
Krankheit ist Trachom, aber es giebt kein frisches Trachom ohne Körner- 
bildung.“ 

4) Ueber den Zusammenhang von abnormen Erscheinungen 
im Auge mit Symptomen im Gebiete des Vagus, von O. Rosen- 
bach. Münchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 13.) Hinweis auf den 
mehrfach beobachteten, durch den Vagus vermittelten Zusammenhang zwischen 
conjunctivaler Hyperämie namentlich der oberen Lider mit gewissen functio- 
nellen Störungen unter dem Bilde des nervösen Asthmas und der nervösen 
Dyspepsie. In einem Theil der Fälle, wo eine primäre, conjunctivale Reizung 
erst die andern Symptome auslöst, werden durch locale Eehandlung der 
Augen, event. Cocainisirung die ganzen Beschwerden beseitigt. Bei der 
zweiten Categorie von Fällen, bei denen die Augenaffection nur eine Theil- 
erscheinung der allgemeinen Störung ist, muss auch die Behandlung eine 
allgemeine sein. Auch das Flimmerscotom gehöre hierher, da in einer Reihe 
von Fällen locale Hyperämie der Conjunctiva und Nasenschleimhaut vorauf- 
gehe, wodurch Gelegenheit zu einer Coupirung des Anfalls durch Anwendung 
von Schnupf-Pulver gegeben sei. Bruns -Steglitz. 

5) Aus der Sitzung der Medic.-Naturw. Gesellschaft in Jena 
am 10. November 1904. (Deutsche med. Wochenschrift. 1905. Nr. 6.) 
a. Prof. Wagenmann, ‚Vorstellung eines Patienten mit Siderosis bulbi.“ 
Die Extraction des seit 5—6 Monaten im Auge befindlichen 1 mm langen 
Eisensplitters war erst nach Meridionalschnitt unter Anwendung des Riesen- 
magneten möglich. bh Derselbe. „Ueber recidivirende Erosionen der Cornea.“ 


— 183 — 


Allgemeine Besprechung des Krankheitsbildes an der Hand von 2 näher mit- 
getheilten typischen Fällen. Vortr. schliesst sich der Auffassung an, dass 
die Ursache der Anfälle in einer mangelhaften Haftbarkeit des Epithels und 
in mechanischen Insulten, besonders beim Oeffnen der Lider nach längerem 
Lidschluss zu suchen ist. 

6) Ueber die Rückbildung der Stauungspapille bei Hirn- 
tumor, von Dr. Germanus Flatau. (Münchener med. Wochenschr. 1905. 
Nr. 14.) Mittheilung eines Falles von Kleinhirntumor mit Stauungspapille, 
bei dem letztere wahrscheinlich in Folge mehrfacher Lumbalpunctionen völlig 
zurückging und sich erst kurz vor dem Tode von neuem bildete. 

7) Zur Lehre vom Erregungsvorgang im Sehorgan, von Prof. 
€C. Hess. (Pfliiger’s Archiv Bd. 107.) Polemische Erörterungen gegen 
Exner. Verf. kann dessen Angaben über das An- und Abklingen von Licht- 
empfindungen bei bewegtem Reizlichte nicht als richtig anerkennen, da die 
Versuche mit ruhendem Reizlichte angestellt, ihre Resultate also nicht obne 
Weiteres übertragbar sind. Verf. wehrt sich ferner gegen den Vorwurf, er 
habe die von Exner gefundenen Thatsachen kritisirt, ohne sie nachzuprüfen, 
und erklärt, er habe das nicht nöthig gehabt, da seine Einwände nicht den 
thatsichlichen Angaben Exner’s, sondern den von demselben daraus ge- 
zogenen Schlussfolgerungen gegolten hätten. 

8) Ueber physiologische Wirkung von Strahlen verschiedener 
Wellenlänge. II. Mittheilung von Prof. E. Hertel. (Zeitschr. f. allgem. 
Physiol. Bd. V.) Verf. fand bei seinen, an niederen Lebewesen angestellten 
Untersuchungen, dass die physiologische Wirkung der Strahlen nicht an 
bestimmte Spectralgebiete gebunden, sondern dass die strahlende Energie 
an sich das wirksame Princip ist. Die Wellenlänge ist insofern von Einfluss, 
als nach dem langwelligen Theil des Spectrums zu die Absorptionsfähigkeit 
der Strahlen durch die Organismen und damit auch der in Wirksamkeit 
tretende Theil der strahlenden Energie abnimmt. 

9) Die Augenheilkunde des praktischen Arztes, von Dr. 
Salzer. (Münchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 16.) Praktische Winke 
für den Nichtspecialisten bei der Behandlung von Augenkranken und Ab- 
grenzung des Gebietes, über das hinaus ein Specialarzt zugezogen werden 
muss. Zur näheren Besprechung gelangen Blennorrhoea neonatorum, Gliom, 
die phlyctänulären Erkrankungen, Myopie, Iritis, Glaucom und Augen- 
verletzungen. 

10) Ueber die Tagesbeleuchtung der Schulzimmer, von Med.- 
Rath Dr. M. Moritz. (Klin. Jahrb. 1905. Bd. XIV.) Mathematisch exacte 
Untersuchungen mit Hilfe eines zu diesem Zweck construirten Instrumentes 
haben zu einem Ergebniss geführt, welches überraschend genau mit den von 
Weber-Cohn und Förster auf gänzlich andrem Wege gefundenen Resultate 
übereinstimmt und aus dem die allgemeine Schlussfolgerung abgeleitet wird, 
dass nur das Vorhandensein eines freien Himmelsstücks von genügender 
Grösse einem Arbeitsplatz die zur Arbeit erforderliche Helligkeit ge- 
währleistet. 

11) Ueber die absolute Empfindlichkeit des Auges für Licht, 
von G. Grijns und A. K. Noyons. (Arch. f. Physiol. 1905. Heft 1.) Die 
Verff. fanden durch eine (zum Referat sich nicht eignende) Versuchsanordnung, 
dass an der Grenze des Sichtbaren nicht nur die Gesammtmenge der einge- 
führten Energie für das Zustandekommen eines Reizes maassgebend ist, son- 
dern auch die Zeit, während welcher die Energie zugeleitet wird, von 


— 184 — 


grösster Bedeutung ist. Es stellte sich heraus, dass das Optimum bei einer 
Beleuchtungsdauer von 2—8 Tausendstel Secunde liegt, eine Abweichung 
von dem Fechner’schen psycho-physischen Gesetz, deren Aufklärung den 
Verff. vorläufig noch nicht gelungen ist. 

12) Ueber die Bahnen des Pupillarreflexes, von Dr. Georg 
Levinsohn. (Medic. Klinik. 1905. Nr. 8.) Der auf diesem Gebiete ver- 
diente Verf. giebt hier eine trefflich orientirende, kritische Uebersicht über 
den jetzigen Stand der Frage nach dem Pupillencentrum. Bekanntlich hat 
Bernheimer, gestützt auf eingehende Untersuchungen, die kleinzelligen 
Mediankerne (Edinger-Westphal’sche Kerne) für den Sitz des Sphinkter- 
centrums erklärt, während Bach dieser Anschauung widerspricht und neuer- 
dings einen complicirten Mechanismus (ein Reflexcentrum über der Mitte der 
Rautengrube und zwei Hemmungscentren am Ende derselben) annimmt. Verf. 
hat sich auf Grund eigener Forschungen ganz entschieden der von Bern- 
heimer vertretenen Auffassung angeschlossen und glaubt die schon lange 
bestehende Controverse zwischen den beiden Gegnern endgültig zu Bern- 
heimer’s Gunsten entschieden zu haben. In Bezug auf die bisher noch 
nicht klargestellte centripetale Pupillenbahn hat Verf. auf experimentellem 
Wege festgestellt, dass dieselbe, wenigstens beim Kaninchen, ausser der totalen 
Kreuzung im Chiasma noch eine zweite unterhalb des Aquaeductus Sylvü 
entsprechend der Mitte des vorderen Vierhügels eingeht. 

13) Das corticale Sehfeld und seine Beziehungen zu den 
Augenmuskeln, von Prof. W. v. Bechterew. (Arch. f. Physiol 1905. 
Heft 1.) Vert, der seit langen Jahren mit experimenteller Erforschung der 
dem Sehorgan zugetheilten Rindenfelder beschäftigt ist, fasst die Resultate 
der von ihm und seinen Schülern meist in russischer Sprache veröffentlichten 
Arbeiten in klarer Darstellung zusammen und präcisirt namentlich seinen 
Standpunkt gegenüber den von Hitzig und H. Munk vertretenen Anschan- 
ungen. Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: Das der eigentlichen Licht- 
perception dienende sensible Sehcentrum befindet sich auf der medialen 
Fläche des Occipitallappens und zwar dient der vordere Abschnitt dem cen- 
tralen, der hintere dem peripheren Sehen. Doppelseitige Zerstörung führt 
zu dauernder Erblindung. Zweitens giebt es auf der &Kusseren Oberfläche 
des Hinterhauptlappens ein psychisches Sehcentrum, in dem die gewonnenen 
Seh-Eindrücke abgelagert und weiter verarbeitet werden. Es setzt sich wahr- 
scheinlich zusammen aus einem (proximalen) Gebiet für das centrale Sehen 
des contralateralen Auges und einem übrigen Abschnitt für das periphere 
Sehen der homonymen Seiten beider Netzhäute Abtragung dieser Rinden- 
partie führt zu entsprechender Sehstörung, die aber nicht dauernd ist, sondern 
sich bis zu einem gewissen Grade wieder ausgleicht, indem im Laufe der 
Zeit wahrscheinlich andre Rindenpartien dafür eintreten. Dass durch Reizung 
dieses psychischen Sehcentrums gewisse Bewegungen des Augapfels constant 
ausgelöst werden, hatte schon Munk gefunden und Verf. konnte es im 
Wesentlichen bestätigen. Munk’s Erklärung dieses Vorgangs (die Reizung 
rufe nur Licht-Erscheinungen hervor, die, wenn sie peripher liegen, den 
Bulbus secundär zu Einstell-Bewegungen behufs centraler Fixation der ver- 
meintlichen Lichtquelle veranlassen) wird vom Verf. jedoch verworfen und 
ein wirkliches motorisches Centrum angenommen, welches aber nicht will- 
kürliche, sondern nur unfreiwillige, reflectorische Bewegungen auslöst. End- 
lich wies Verf. im Bereich dieses psychischen Sehfeldes Centra fiir die 
Pupillenbewegungen und für die Accommodation nach, welche ebenfalls 


== 185 ee 


reflectorisch unter dem Einfluss optischer Bilder wirksam werden. Alle diese 
Centra treten bei dem normalen Sehact gleichzeitig in Function. Die Ver- 
suche sind meist an Hunden angestellt, haben aber in den wesentlichen 
Punkten auch für die Primaten Gültigkeit. Bruns-Steglitz. 

14) Bemerkungen zur Behandlung der Kurzsichtigkeit, von 
Schmidt-Rimpler. (Ophthalmol. Klinik. 1904. Nr. 16.) Verf. theilt 
sowohl in der Frage der Brillencorrection der Myopie, als der Myopie-Opera- 
tion mehr die Ansicht Hirschberg’s, als die Sattler’s. Er hält es für 
übertrieben, wenn selbst Kurzsichtige von 0,75 Dioptr. angehalten werden 
sollen, beständig die corrigirende Brille zu tragen, da dieser Zwang zu 
schwerer Asthenopie und Neuralgie führen kann. Bei Myopie über 2 Dioptr. 
hält auch er es für richtig, falls Sehschärfe und Accommodation gut sind, 
vollcorrigirende Gläser immer tragen zu lassen. Bezüglich der Myopie- 
Operation haben den Verf. eigene und fremde Resultate sehr pessimistisch 
gemacht. Für ihn unterliegt es keinem Zweifel, dass mehr hoch- 
gradig kurzsichtige Augen nach der Fukala-Operation zu Grunde 
gehen, als ohne dieselbe. Er operirt nie mehr das zweite Auge und 
das erste nur, wenn durch Brillentragen keine entsprechenden Existenz- 
bedingungen zu erreichen sind. 

15) Ueber die Behandlung der glaucomatösen Augen-Entzün- 
dung mit besonderer Berücksichtigung des Operations-Verfahrens, 
von Dr. Friedrich Heisrath. Nach dem Tode des Verfassers mit einem 
Vorwort herausgegeben von Dr. Leo Pollnow. I. Auflage. (Leipzig, 
1905. Verlag von Joh. Ambr. Barth.) Die kleine Schrift redet dem hohen 
Werth und den glänzenden unfehlbaren Erfolgen der Heisrath’schen Tarsal- 
excision das Wort. Es wird der Weg geschildert, auf dem Verf. zu diesem 
Operations-Verfahren gelangt ist und die Indication fiir seine Anwendung und 
die Ausführung dargestellt. Eine volle Beurtheilung des Werthes dieser 
Methode mag sich nur der erlauben, der in einer mit Trachom verseuchten 
Gegend seine Erfahrungen gesammelt hat. Verf. hat die Operation nicht 
weniger als 10 000 Mal ausgeführt. Wir sind so selten zu dieser Operation 
gezwungen, dass demgemäss unsre Erfahrungen nur kleine sind. Daraus 
kann man aber auch ersehen, dass in Gegenden, in denen das Trachom nicht 
endemisch ist, man für gewöhnlich mit friedlicheren Methoden zum Ziele 
kommt; auch wenn diese eine längere Zeit in Anspruch nehmen, so mögen 
sie doch denen vorzuziehen sein, die in einer so ausgedehnten (dewebs-Ent- 
fernung bestehen. Fehr. 

16) Zur Behandlung inficirter Bulbus-Wunden, von Prof. Dr. 
P. Silex in Berlin. (Aerztiiche Sachverständigen-Zeitung. 1905. Nr. 1.) 
Bei Hornhautabscess nach Verletzung richtet Verf. zunächst seine Aufmerk- 
samkeit auf den Thränensack. Besteht eine Dacryocystitis, so wird der 
Thränensack entweder exstirpirt, oder von aussen gespalten und tamponirt. 
Der Abscess wird mit der Glühschlinge ausgebrannt event. bis zur Perfo- 
ration. Ist das Hypopyon gross, so wird der Brennung eine Punction der 
Vorderkammer nachgeschickt. Von dem Einbringen einer antiseptischen 
Flüssigkeit hat Verf. keinen Nutzen gesehen. Bei beginnender Sepsis nach 
perforirenden Skleralwunden sieht Verf. nur in energischem Vorgehen die 
Möglichkeit einer Rettung: Eingehen mit spitzem Paquelin-Brenner tief in 
den Glaskörper und Vernichten der infiltrirten Partie. Gelegentlich sah er 
danach gute Resultate, meist freilich geht das Auge zu Grunde, sei es, dass 
wegen Panophthalmie oder schleichender Iridocyclitis, die mit sympathischer 


— 186 — 


Ophthalmie droht, die Enucleation nöthig wird, sei es, dass die Bildung von 
Glaskörpersträngen zu sekundärer Netzhaut-Ablösung führt. Bei perforirenden 
Hornbautwunden mit Verletzung der Iris und Linse ist der Irisvorfall abzu- 
tragen, der Linsenbrei herauszulassen und gegebenen Falls die infiltrirten 
Wundränder zu brennen. ' Verf. empfiehlt ferner subconjunctivale Injectionen 
aus Sublimat oder Hydrarg. oxycyanat. Ist die Infection bei einer Star-Operation 
geschehen, so wird nach Bildung eines Bindehautlappens mit Spatel oder 
Lanze die Wunde geöffnet und das Kammerwasser und das Hypopyon ab- 
gelassen; dann wird sofort mit der Glibschlinge alles infiltrirt aussehende 
Hornhautgewebe ausgebrannt. Verf. bringt sodann pulverisirtes Jodoform 
mittels eines Troikarts in die Vorderkammer. Subconjunctivale Injectionen, 
Atropin-Einträufelungen, feuchte Verbände und auch energische Schmierkur 
kénnen als unterstiitzende therapeutische Maassnahmen versucht werden. 

17) Zur Kenntniss der subconjunctivalen lipomatösen Tumoren, 
von Dr. med. Gustav Ahlström in Gotenburg. (Beitrige z. Augenheil- 
kunde, herausgeg. von Prof. Dr. R. Deutschmann. 1904. 61. Heft.) Die 
congenitalen Fettgeschwülste am Auge sind meist teratofde Tumoren; ausser 
dem wechselnden Fettgehalt können sie charakteristische Bestandtheile der 
äusseren Haut zeigen, Epidermis, Haare, Drüsen u. s. w. Selten fand man 
Knorpel und ausserordentlich selten Knochen. Solch’ einen seltenen Fall 
von subconjunctivalem Lipom mit Knochenbildung beobachtete Verf. bei einem 
17 Jahre alten Mädchen. Der Tumor, der schon in frühester Kindheit be- 
merkt und in letzter Zeit grösser geworden war, sass oben aussen zwischen 
Musc. rect. ext. und sup. Seine Maasse waren 15:8:5. Die bedeckende 
Conjunctiva hatte ein normales Aussehen, ausgenommen in der Mitte des 
Tumors, die ein 2 mm breites, hautähnliches Querband umspannte. Die 
Entfernung geschah durch ovale Umschneidung. Der Tumor setzte sich in 
der Hauptmasse aus Fettgewebe zusammen, das eine glatte Knochenlamelle 
umschloss. Den Ueberzug bildete normal beschaffene Conjunctiva bis auf die 
erwähnte Partie, wo er epidermisartigen Charakter mit zahlreichen acinösen 
Drüsen zeigte. Eine Erklärung für das Vorkommen von Knochen in diesen 
Lipodermoiden vermag Verf. nicht zu geben. In einem 2. Fall, der einen 
21jährigen Mann betraf, bestand der Tumor ausschliesslich aus Fettgewebe. 
Er war erst im vorgeschrittenen Alter bemerkt, zeigte sonst aber ein dem 
ersten ähnliches klinisches Bild. Der Fall beweist das Vorkommen von 
reinen subconjunctivalen Lipomen. 

18) Ueber knötchenförmige Hornhaut-Degeneration, von 
R. Deutschmann in Hamburg. Die in letzter Zeit mehrfach beschriebenen 
Krankheitsbilder der gittrigen und der knötchenförmigen Hornhaut-Trübung, 
sowie der familiären fleckigen Hornhaut-Entartung werden als verschiedene 
Abarten derselben Krankheit anerkannt. Verf. verfügt über zwei Beobach- 
tungen, die in einer Reihe von Einzelheiten mit dem Fuchs’schen Typus 
der knötchenförmigen Hornhaut-Erkrankung identisch sind, in andren Punkten 
aber doch wieder dann beträchtlich abweichen. Er betrachtet sie daher als 
Fälle einer 4. Varietät. Es handelt sich in beiden Fällen ‚um eine doppel- 
seitige, knotenförmige Hornhaut-Erkrankung progressiver Natur, ohne wesent- 
liche Entzündungs-Erscheinungen bei zwei Frauen‘, bei denen sich ein ätio- 
logisches Moment weder local, noch in der Allgemein-Constitution begründet, 
nachweisen liess. Ebenso ist von einer Augen-Erkrankung andrer Mitglieder 
der beiden Familien nichts bekannt. Die Entstehung der Affection fällt bei 
der einen Pat. in der Jugendzeit mit erheblicher Verschlimmerung im Be- 


oe e 


ginn der 40er Jahre, bei der andren aber in das reifere Alter in das 50. 
bezw. 60. Jahr. Bei beiden war das klinische Bild, so weit es den aus- 
gebildeten Process betrifft, ein congruentes: graue, diffuse Trübung der oberen 
Hornhautbälfte bis zum Rande, Bildung prominenter runder, weisslicher 
Knötchen, die später zum Theil verschmelzen, mit grober Unebenheit der 
Oberfläche, langsames, wie es scheint, unaufhaltsames Fortschreiten der Er- 
krankung; auch die mässige Ptosis fand sich bei beiden als höchst charak- 
teristische Begleit-Erscheinung. Von ganz hervorragendem Interesse war die 
Beobachtung der Entstehung dieser eigenthümlichen Affection an dem rechten 
Auge der ersten Patientin. Hier sah man als erstes merkbares Zeichen der 
Erkrankung eine Hornhaut-Facettirung von oben her mit parenchymatösen, 
welligen Trübungsstreifen und einem nach unten, nach der Pupille bin sich 
verschiebenden, graulich getrübten und von runden Knötchen infiltrirten 
Rande. Die spätere Hauptausbildung der prominirenden Knötchen zeigte sich 
freilich nur im Lidspaltenbezirke, vielleicht weil in der oberen Hornhaut- 
partie der Liddruck der Vorwölbung entgegenwirkt; dementsprechend liessen 
sich bei der zweiten Patientin in der sonst gleichmässig grauen Trübung der 
oberen Hälfte der linken Cornea deutlich einige grössere, runde, gesättigte 
Trübungsflecke constatiren.“ Dem Fehlen des Nachweises eines familiären 
Auftretens in seinen Fällen, sowie denen der Literatur legt Verf. eine grössere 
Bedeutung bei, als mir berechtigt erscheint; er hält es daher auch nicht für 
angebracht, in die ganze Krankheitsgruppe, wie Referent es vorgeschlagen 
hat, die Bezeichnung familiär zu verwenden. Meines Erachtens schliesst das 
Fehlen des Nachweises ein familiäres Auftreten noch nicht aus, da gewöhnlich 
nur über eine beschränkte Zahl der Angehörigen Genügendes in Erfahrung 
gebracht werden kann. Auch weiss man nie, ob ein vereinzelter Fall nicht 
Nachkommen haben wird, die befallen werden, also ob er vereinzelt bleiben 
wird. Aber auch wenn das Vorkommen vereinzelter Fälle bewiesen würde, 
so nimmt das der Krankheit nicht den auffallenden familiären Charakter, der 
verdient, im Krankheitsnamen zum Ausdruck gebracht zu werden, gerade so, 
wie es bei der sogen. hereditären Ataxie geschieht, bei welcher ebenso oft 
vereinzeltes als familiäres Auftreten beobachtet wird. Aus diessm Grunde 
halte ich die Trennung der Krankheitsgruppe in familiäre und nicht familiäre, 
wie es vom Verf. geschieht, nicht für begründet, sondern nur für geeignet, 
das Krankheitsbild unnöthig zu compliciren. Fehr. 
19 Weitere Bemerkungen zur Trachomfrage und zur Therapie 
chronischer Conjunctival-Erkrankungen, von Prof. A. Peters in 
Rostock. (Münchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 1.) Verf. sucht durch 
weitere Ausführungen seine schon früher geäusserte Auffassung von der 
pathologischen Anatomie des Trachoms zu stützen, die mehrfachen Wider- 
spruch erfahren hat. Nach Verf.’s Dafürhalten liegt das Wesentliche des 
Trachomprocesses in einer erheblichen Zunahme oder Neubildung 
adenoiden Gewebes, weil nur dieses der Träger des Vernarbungsprocesses 
ist, während der Follikel, dem bisher eine übertriebene Werthschätzung zu 
Theil wurde, als solcher eine für den weiteren Verlauf des Processes un- 
wesentliche Erscheinung darstellt. Seine Resorption wird eben durch die 
Entwicklung des adenoiden Gewebes verhindert oder verzögert, während er 
ohne diese Einwirkung die Tendenz besitzt, mehr oder weniger rasch zu ver- 
schwinden. Die diagnostischen Anschauungen müssen sich damit auf’s Gründ- 
lichste ändern. Er schlägt vor, bei der Diagnose sich nicht mit der makro- 
skopischen Betrachtung der erkrankten Schleimhaut zu begnügen, sondern 


— 188 -- 


dieser die mikroskopische Untersuchung des durch Entfernung des adenoïden 
Gewebes gewonnenen Materials zu Grunde zu legen. Die Möglichkeit eines 
einheitlichen Erregers wird nicht in Abrede gestellt; die vielgestaltigen Ver- 
hältnisse beim Trachom können aber auch ohne die Annahme einer solchen 
erklärt werden. Jedenfalls wird im Gegensatz zu Axenfeld die Dispo- 
sition gegenüber der Bedeutung der Infection in den Vordergrund 
gekehrt, nämlich die Disposition zur Entwicklung adenořden Gewebes. 
Daraus ergeben sich natürlich bedeutungsvolle Folgerungen für die Aus- 
breitung und die Prophylaxe des Trachoms. Eine Consequenz dieser An- 
schauung ist auch das Heilverfahren des Verf.'s, das in Abschaben der 
Schleimhaut und Entfernung des adenoiden Gewebes besteht. Diese Methode 
bringt er auch in solchen Fällen von chronischen Conjunctival-Erkrankungen 
zur Anwendung, welche eine Zunahme des adenoiden Gewebes erkennen lassen. 

20) Ueber intraoculare Geschwülste (Sarcoma chorioideae, 
Glioma retinae). Klinischer Vortrag von H. Schmidt-Rimpler, Prot. 
in Halle a. S. (Wiener klinisch-therapeut. Wochenschr. 1904. Juni.) Die 
erste der vorgestellten Patienten des Verf.’s ist eine 39jährige Frau, bei der 
sich ohne bekannte Ursache eine Netzhaut-Ablösung links entwickelt hatte. 
Leichte Spannungsvermehrung, sowie Fehlen von Myopie erweckten Verdacht 
auf Aderhautsarcom. Diesen bestärkte das positive Resultat der Sonden- 
betastung und der Skleraldurchleuchtung mit der Sachs’schen Lampe, zwei 
Methoden, die bei der Diagnose des Chorioideal-Sarcoms warm empfohlen 
werden. Ob die Autopsie später die Diagnose bestätigt hat, wird nicht ge- 
sagt. Verf. hatte innerhalb 18 Jahre in Göttingen und Halle 23 Fälle von 
Aderhautsarcom in stationärer Behandlung. Ueber diese ist von Heinrich 
in seiner Dissertation berichtet. 19 Mal wurde die Enucleation, einmal die 
Exenteration gemacht. Von 17 Fällen sind Nachrichten über den weiteren 
Verlauf da; 5 Mal sind Metastasen aufgetreten, das sind 29°). 13 Fälle 
konnten länger als 5 Jahre verfolgt werden; unter diesen kamen 6 Todes- 
fälle vor, Es war also eine definitive Heilung in 54°/, der Fille wahr- 
scheinlich. Der zweite vorgestellte Fall ist ein 1'/,jähriges Kind mit Glioma 
retinae Verf. behandelte 27 Fälle von Gliom, die ebenfalls in der erwähnten 
Dissertation bearbeitet wurden. Das jüngste Kind zählte 5 Monate, das 
älteste noch nicht 7 Jahre, 21 waren nicht über 4 Jahre alt. In 2 Fallen 
war die Erkrankung doppelseitig. Auch bei doppelseitigem Gliom operirt 
Verf. möglichst frühzeitig. Die Nachfragen ergaben, dass 11 Kinder ge- 
storben waren; in 12 Fällen ist die Heilungsdauer durch 5°/ —13'!/, Jahre 
verfolgt. | 

21) Zur Casuistik der Netzhautgliome, Inaugural-Dissertation, von 
Max Plaut. (Giessen, 1904.) Im Verlauf von 25 Jahren kamen in der 
Giessener Klinik unter 68 223 poliklinischen Patienten 17 Fälle von Gliom 
vor. 10 wurden mit Enucleation behandelt, die übrigen 7 kamen nicht zur 
Aufnahme. Das älteste Kind der 17 Fälle war 8 Jahre alt, das jüngste 
6 Wochen. 7 Mal war die Erkrankung doppelseitig. Nur zwei der er- 
krankten Bulbi befanden sich im ersten Stadium der Erkrankung, die übrigen 
waren bereits in das des Secundärglaucoms übergetreten. 6 Bulbi zeigten 
schon extrabulbäre Wucherung. Von den 10 klinisch behandelten Fällen ist 
nur noch einer am Leben, die übrigen 9 starben mehr oder minder kurze 
Zeit nach der Enucleation, bezw. Exenteration, und zwar war die kürzeste 
Zeit 2 Monate, die längste 5!/, Jahr. 

22) Zur Kenntniss der epithelialen Thränendrüsen-Tumoren, 


— 189 — 


von Walter Schulze. (Beilageheft z. Jahrg. 1903 d. klin. Monatsbl. für 
Augenheilk. Autorreferat aus d. Deutschen Medicinal-Zeitung. 1904. Decbr.) 
Bei einer 57jährigen Frau hatte sich innerhalb °*/, Jahren eine Geschwulst 
der Thränendrüse entwickelt. Der Augapfel war nach innen und unten 
verdrängt. Die Entfernung geschah auf die Krönlein’sche Methode. Diffe- 
rentialdiagnostisch kommen Endotheliom und Carcinom in Frage. Für letzteres 
spricht 1) der Nachweis des directen Ueberganges von Drüsen- in Tumor- 
gewebe, 2) das Bestehen einer deutlichen Basilar-Membran, und 8) das Fehlen 
von rothen Blutkörperchen in den Zellschläuchen, sowie das Vorhandensein 
von Lymphspalten zwischen Tumor-Zellsträngen und -schläuchen. 

23) Vortäuschung von Myopie bei Schulkindern, von Dr. 
W. Feilchenfeld, Augenarzt in Charlottenburg. (Deutsche med. Wochen- 
schrift. 1904. October.) Den Schulärzten begegnet es öfters, dass Schul- 
kinder, besonders Mädchen, eine Myopie vorschützen, wo die objective 
Refractionsbestimmung Emmetropie ergiebt. „Der Wunsch, eine Brille zu 
tragen, sich dadurch interessant zu machen und mehr noch, die besondere 
Aufmerksamkeit der Lehrer auf sich zu lenken, ist wohl der Grund zu dieser 
Vortäuschung einer Myopie. Es gehört das entschieden hinein in das grosse 
- Gebiet der Hysterie...“ Die Heilung ist stets durch Suggestion mehr oder 
minder leicht zu erzielen. 

24) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. Sitzung vom. 
4. Februar 1904. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Juli.) Herr 
A.v. Hippel: Ueber den Nutzen der Tuberculin-Behandlung bei 
der Tuberculose des Auges. Im Laufe von 10!/, Jahren hat Vortr. 
23 Fälle von Tuberculose der Iris, des Corpus ciliare und der Cornea, 1 der 
Sklera und 3 der Conjunctiva ausschliesslich mit Tuberculin-Injectionen be- 
handelt; in den ersten Fällen benutzte er noch das alte, später mit besserem 
Erfolg das neue. Tuberculin T.R. Von grösster Wichtigkeit für die Er- 
reichung einer dauernden Heilung ist es, das Tuberculin lange genug anzu- 
wenden. Die Behandlungsdauer betrug in den schwersten Fällen 4—6 Monate. 
In 10 Fällen gelang es ihm, auf diese Weise die Augen, die der Enucleation 
verfallen schienen, zu erhalten; 2 Mal mit Erhaltung des Lichtscheins, 8 Mal 
mit Wiedererlangung von Sehschärfe, die in 3 Fällen sogar 0,5—0,8 betrug. 
dauernde Heilung wurde nachgewiesen in 5 Fällen set OI, 7, 5, 4 und 
3 Jahren, in 2 Fällen seit 2 Jahren und 1 Fall seit '/, Jahr. 

25) Verein der Aerzte Düsseldorfs. Sitzung vom 9. Mai 1904. 
(Deutsche med. Wochenschr. 1904. October) Herr Mellinghof demon- 
strirt makroskopische Glycerin-Gelatine-Präparate von pathologisch veränderten 
Augen. Das Verfahren ist im Wesentlichen das von Priestley-Smith nach 
der Modification von Blessig. Es ermöglicht eine besonders klare Darstel- 
lung der inneren Gebilde bei den in Formol gehärteten Augen. Fehr. 

26) Ueber Veränderungen des Augen-Hintergrundes bei Lepra, 
von Dr. J. Rubert. (Mittheil. aus der Augenklinik in Jurjew. 1905. Heft 2.) 
Werthvolle Mittheilungen über genaue, an 202 Leprakranken ausgeführte 
ophthalmoskopische Untersuchungen. Verf. konnte in 47 Fällen, die vor- 
wiegend der tuberösen Forın angehörten, Augenhintergrunds-Veränderunger 
constatiren, deren lepröse Natur ihm nicht zweifelhaft erscheint. Als Haupt- 
typen werden unterschieden: eine Chorioiditis disseminata des vorderen Fun- 
dus-Abschnittes; eine atypische Retinitis pigmentosa, wie sie sonst besonders 
bei hereditärer Lues zur Beobachtung kommt, ferner endarteriitische und 
endophlebitische Processe an den Netzhaut-Gefiissen, und endlich eine eigen- 


— 190 — 


artige Retinitisform in Gestalt disseminirter graugelber Pünktchen, in denen 
Verf. miliare Leprome vermuthet. : 

27) Tonometrische Untersuchungen an gesunden und kranken 
Augen, von Dr. A. Engelmann. (Mittheilungen aus der Augenklinik in 
Jurjew. 1905. Heft 2.) Verf. hat mit dem Maklakow’schen Tonoıneter 
zahlreiche Augendruck-Messungen angestellt, durch die er die Angaben 
früherer Forscher meist bestätigen konnte, aber in einigen Punkten ab- 
weichende Resultate erhielt. Hervorzuheben ist, dass dem Verf. der bündige 
Nachweis gelang, dass die bei Accommodations-Anspannung beobachtete Er- 
höhung des Augendrucks nicht der Contraction des Ciliarmuskels zuzuschreiben, 
sondern lediglich auf Rechnung der gleichzeitig stattfindenden Convergenz- 
Anstrengung zu setzen ist. — Das physiologische Pupillenspiel ist ohne Ein- 
fluss auf den intraocularen Druck. — Durch Messung bei verschiedenen 
Augenkrankheiten wurden Zahlenwerthe für klinisch schon bekannte That- 
sachen ermittelt, z. B. für die Druckherabsetzung bei Hornhautleiden, nament- 
lich wenn sie mit Epithel-Schädigung einhergehen, und für die Drucksteigerung 
bei vorderen und hinteren Synechien. 

28) Die Ehrlich’sche Seitenketten-Theorie und ihre Bedeu- 
tung für die medicinischen Wissenschaften, von Dr. Paul Römer 
in Würzburg. (Wien 1904. 455 Seiten.) In einem stattlichen Bande giebt 
uns Verf. eine eingehende und ungemein klar geschriebene Darstellung dieser 
schwierigen Materie. Unter dem Gesichtspunkt der Ehrlich’schen Theorie 
werden zunächst die Ergebnisse der Antitoxin- und Hämolysin-Forschung 
und die Lehre von der Bakterien-Immunität besprochen. Es folgen die 
übrigen Zytotoxine, wie Spermatoxin, Neurotoxin u. s. w., dann die Agglu- 
tinine und Präcipitine Zum Schluss wird die praktische Bedeutung der 
Seitenketten-Theorie für die einzelnen medicinischen Specialwissenschaften 
erörtert. In dem der Ophthalmologie gewidmeten Kapitel berichtet Verf. 
über die Resultate seiner eigenen Forschungen auf diesem Gebiete. Das 
Jequiritol-Serum und das Pneumokokken-Serum gegen Ulcus serpens werden 
eingehender besprochen, das hämolytische Serum gegen Hämophthalmus, 
sowie die neuesten auf Grund der Seitenketten-Theorie gegen die Ciliarnerven- 
Theorie der sympathischen Ophthalmie erhobenen Einwände nur kurz gestreift. 

Bruns-Steglitz. 

29) Ein Fall von Lähmung des rechten Obliquus superior 
mit contralateralen Parästhesien der linken Gesichtshälfte, er- 
worbenem cerebralem Nystagmus und Schwindel-Erscheinungen. 
Ausgang in Heilung, von Dr. Vollert in Leipzig. (Münchener med. 
Wochenschr. 1904. Nr. 45.) Verf. sucht den Herd der Erkrankung in 
einer syphilitischen gummösen Infiltration an einer Stelle, die in und um 
den Trochleariskern herum liegt und eine Verbreitung in das dorsale Längs- 
bündel erfährt. In engere Concurrenz käme Polioencephalitis haemorrhagica 
und Meningitis, auf dem Boden der Lues entstanden. 

30) Die Augensymptome bei der Myasthenie, von Dr. Alfred 
Bielschowsky. (Münchener med. Wochenschr. 1904. Nr. 51.) Voeröffent- 

"lichung der Krankengeschichte einer 17jähr. Patientin mit Myasthenie und 
einer 50jährigen mit einer congenitalen Ophthalmoplegie. 

31) Doppelte Perforation eines Augapfels (vordere und hintere 
Wand) mit einer Häkelnadel. Günstige Heilung, von Dr. Feilke. 
(Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden, Sitzung vom 8. October 
1904.) Nach Entfernung der Nadel bei der 8jährigen Patientin heilte die 


-— 191 — 


schwere Verletzung reactionslos. Es entstand ausser einem peripher gelegenen 
Netzhaut-Aderhautdefect und einer kleinen pigmentirten Skleralnarbe mit 
angrenzendem, sehr kleinen Iriscolobom keine weitere Beschädigung und 
Patient behielt auf dem verletzten Auge volle Sehschärfe. 

32) Bedingen Eiterungen der Nasen-Nebenhöhlen eine Ein- 
engung des Gesichtsfeldes? von Dr. Henrici und Dr. Haeffner aus 
Rostock. (Münchener med. Wochenschr. 1904. Nr. 49.) Nach den Unter- 
suchungen der Verff. glauben dieselben mit Sicherheit behaupten zu dürfen, 
dass selbst lange bestehende Nebenhöhlen-Eiterungen an sich nicht im Stande 
sind, Gesichtsfeld-Einschränkungen herbeizuführen. 

33) Zum Studium der traumatischen Neurose. Ein Fall von 
Kurzsichtigkeit in Folge von Accommodationskrampf, von Dr. 
de Mets. (Annales delaSociété de Médecine de Gand. 1904. Vol. LXXXIV.) 
An dem beschriebenen Falle zeigt sich, dass der Accommodationskrampf die 
Folge einer Verletzung sein kann, und dass er allein geniigt die Diagnose 
auf traumatische Neurose zu stellen. 

34) Zur Kenntniss der Cyklopen-Augen, von cand. med. Rafael 
van Oye. (Ebenda.) Beschreibung des Cyklopen-Auges einer Katze und 
eines Schweines. 

85) Aerztlicher Verein zu Niirnberg. Sitzung vom 18. August 
1904. Koch berichtet über operativ geheilte Fälle von Orbitalphlegmone, 
während Alexander einen durch Operation geheilten Fall von Orbital- 
phlegmone nach Furunkel vorstellt. 

86) Ueber Augenhintergrunds-Befunde bei multipler Sklerose 
und Arteriosklerose, von Rosenfeld. (Unterelsässischer Aerzteverein in 
Strassburg. Sitzung vom 29. October 1904.) Verf. beschreibt einen Fall 
von multipler Sklerose mit doppelseitiger Stauungspapille. Die Stauungs- 
papille bei der multiplen Sklerose ist nicht der Ausdruck einer allgemeinen 
Hirndrucksteigerung, sondern sie hat eine rein locale Ursache. Je näher ein 
Herd der Papille liegt, um so günstiger sind die Bedingungen für das Zu- 
standekommen von Stauungs-Erscheinungen. In einem zweiten Falle führte 
die Arteriosklerose der Carotis zu Schädigung des Sehnerven. 

37) Zur Kasuistik der Krinlein’schen temporären Resection 
der temporalen Orbitalwand, von Vossius. (Medic. Gesellschaft in 
Giessen. 21. Juni 1904.) Der Vortr. hat in 3 Fällen zu diagnostischen 
Zwecken wegen eines fraglichen Orbitaltumors die Krönlein’sche Operation 
gemacht, ohne einen Tumor zu finden. In allen Fällen war der Heilungs- 
verlauf normal und der kosmetische Effect ein guter. 

38) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur in 
Breslau. Sitzung vom 24. Juni 1904. Uhthoff: a. Ueber Kerato- 
malacie mit Xerose der Conjunctiva und Hemeralopie bei Er- 
wachsenen. Gute Ernährung nach der Aufnahme besserte den Zustand 
erheblich. b. Ueber einen forensisch bemerkenswerthen Fall von 
sympathischer Ophthalmie. Eine Inunctionskur ohne Enucleation des 
verletzten Auges führte allmählich zur Besserung auf beiden Augen. Paul: 
a. Schussverletzung der linken Orbitalgegend und des linken Auges. b. De- 
monstration zweier Geschwister mit Nystagmus bei monocularem Sehen, 
Fehlen des Nystagmus bei binocularer Fixation. 

39) Aerztlicher Verein in Hamburg. Sitzung vom 14. Juni 1904. 
Franke bespricht die Möglichkeit der Erkennung retrobulbärer Erkrankungen 
durch das Röntgenbild. Er zeigt eine Platte, welche Veränderungen der 


— 192 — 


Orbita bei der Barlow’schen Krankheit aufweist. Die Röntgenaufnahme bei 
einem einjährigen Kinde ergab einen dunklen Schatten im Bereiche der Orbita 
und in Theilen der Öberlider, der wohl auf Blutungen zurückgeführt 
werden muss. | 

40) Ein Fall von beiderseitiger hochgradiger Sehnerven- 
entzündung (Papillitis) nach Warzenfortsatz-Operation bei 
Mittelohr-Eiterung mit Ausgang in vollständige Rückbildung, 
von Amandus Meuche. (Inaug.-Dissert. Giessen. 1904.) 

41) Ueber die Beziehungen der Phlegmonen und Fistelbil- 
dungen in der Gegend des Thränensackes zu den Nebenhöhlen- 
Eiterungen der Nase, von Hugo Hammer. (Inaugural-Dissertation. 
Rostock. 1904.) Von den 26 Fällen von Phlegmonen und Fistelbildungen 
der Thränensackgegend waren 14 ohne nachweisbare Nebenhöhlen-Erkrankungen 
und 12 mit positivem Befunde. Was die Behandlung anbetrifft, so bleibt 
das Wichtigste bei diesen Erkrankungen, fiir einen ausgiebigen Abfluss auch 
des Thriinensackeiters nach der Nase hin Sorge zu tragen. Durch dieses 
conservative Verfahren kann die Thränensack-Exstirpation so viel als möglich 
umgangen werden. 

42) Beitrag zur Kenntniss der auf multiple Sklerose ver- 
dächtigen Sehnerven-Erkrankungen, von Ernst Ebeling. (Inaug.- 
Dissertat. Rostock. 1904.) Nach den Erfahrungen, die in der Rostocker 
Universitäts-Augenklinik gemacht wurden, kann in Fällen von scheinbar 
gänzlich abgelaufenen Neuritiden noch nach Monaten eine spontane Besserung 
eintreten. Bezüglich der Behandlung verdienen Schwitzkur und gelegent- 
liche Blut-Entziehungen vermittelst des Heurteloup’schen Blutegels 
den Vorzug. 

43) Ueber die Operations-Resultate der mit inneren Augen- 
krankheiten complicirten Cataracten, von Curt Berger. (Inaugural- 
Dissertation. Strassburg. 1904.) 

44) Ein Fall von Retractions-Bewegung des Auges, von Dr. 
A. Schapringer. (New Yorker med. Monatsschrift. 1904. Nr. 9.) Es 
handelt sich um eine 30jährige Frau mit Retractions-Bewegung des rechten 
Auges, das nach aussen nicht iiber die Mittellinie hinaus bewegt werden 
kann, da wohl der Musculus rectus externus in einen sehnigen Strang um- 
gewandelt ist. Bei jedesmaliger Adductions-Bewegung des rechten Auges 
erfolgt eine eigenthiimliche Retraction des Bulbus. Nach Ansicht des Verf.'s 
handelt es sich um eine paradoxe Co-Innervation mit dem Charakter einer 
angestrebten Substitution. 

45) Ein weiterer Fall von Retractions-Bewegung des Auges, 
von Dr. A.Schapringer. (Ebenda. Nr. 8.) Bei einem 10jähr. Mädchen 
ist die Abductionsfähigkeit des linken Auges vollständig aufgehoben. Wird 
das gesunde Auge verdeckt, dann kann das linke auch in horizontaler Rich- 
tung zur Adduction gebracht werden und dabei erfolgt die Retractions- 
Bewegung des Bulbus mit bedeutender Verengerung der Lidspalte. Vert. 
erklärt sich diese Erscheinung durch die Annahme einer paradoxen Co-Inner- 
vation mit. dem Charakter der angestrebten Substitution. Fritz Mendel. 





Um Einsendung von Separatabdriicken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiftbauerdamm). 


Verlag von Vert & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzorr & Wirrie in Leipzig. 


Centralblatt 


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AUGENHEILKUNDE. 


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Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AuczE in München, Dr. BERGER in Paris, Prot. 
Dr. BRNBACHER in Gras, Dr. Beamter in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
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New York, Prof. Dr. Krttcxow in Moskau, Dr. Lorser in Berlin, Prof. Dr. Maenus in 
Breslau, Major F. P. MArnano, I. M. 8. Caleutta, Dr. F. Meuper in Berlin, Dr. Moru in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. Pergens in Brüssel, Prof. Dr. PxscHzL in 
Frankfurt a. M., Dr. Portscuer in Klagenfurt, Dr. M. Rerow in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. ScHzer in Oldenburg, Prof. Dr. ScuzsKL in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. 
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Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 
Juli. 


1905. l Neunundzwanzigster Jahrgang. 














Inhalt: Original-Mittheilung. Die Hemmung der von Schnitt-Narben ausgehenden 
Vereiterung des Augapfels. Von J. Hirschberg. 

Gesellschaftsberichte. 1) Medicinische ee der schlesischen Gesellschaft fir 
vaterländische Cultur, Breslau. — 2) Gesellschaft der Charite-Aerzte. — 3) Aerztlicher 
Verein in Nürnberg. — 4) Rostocker Aerzteverein. — 5) Verein St. Petersburger Aerzte. 
— 6) Ophthalmological society of the United Kingdom. 

Journal-Uebersicht. I) Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 
1905. März—April. — II. The Annals of Ophthalmology. 1904. Juli—October und 
1905. Januar. — lIL British Medical Journal. 1904. December u. 1905. Januar— April. 
— IV. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases. 1904. September—October. — V. The 
Ophthalmic Review. 1904. October—December und 1905. Januar—April. — VI. Oph- 
thalmology. 1904. October und 1905. Januar. — VII. The American Journal of 
Ophthalmology. 1905. Janaar—Marz. — VIII. The Ophthalmic Record. 1904. October 
—December und 1905. Januar—Marz. — IX. The Ophthalmoscope. 1904. November 
—December und 1905. Januar—Mai. — X, Recueil d’ophtalmologie. 1904. October— 
December und 1905. Januar. 

Bibliographie. Nr. 1—37. 





Die Hemmung der von Schnitt-Narben ausgehenden 
Vereiterung des Augapfels. 
Von J. Hirschberg. 
Dass Vereiterung von Schnitt-Narben noch lange Zeit nach regelrechter 


Operation eintreten und das Auge zerstören kann, ist allgemein bekannt, 


namentlich seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts von der Operation des 
13 


— 194 — 


Iris-Einbindens, die deshalb auch bald wieder von der Bildflache ver- 
schwunden ist. 

Heutzutage weiss man, dass Infection einer undichten Stelle der Narbe 
die eigentliche Ursache dieser gefahrlichen Vereiterung abgiebt. CystoIde 
Narben sind besonders gefährdet. Aber undichte Stellen können auch in 
anscheinend ganz soliden Narben vorhanden sein und gelegentlich den 
Eiter-Erregern einen günstigen Boden darbieten. 


Wenn wir nun bei der Ausführung unsrer Operationen und bei der 
Heilung derselben alles aufbieten, um eine feste und dauerhafte Vernarbung 
zu erzielen; so werden derartige Fälle uns nur selten begegnen, aber ganz 
werden sie doch nicht ausbleiben, weil mitunter erst längere Zeit, selbst 
etliche Jahre nach der Operation, die Ursachen der cysto/den Vernarbung 
auftreten und die Veranlassungen zu der Infection sich ausbilden. 


Da wir also das Entstehen dieser Vereiterung nicht ganz verhüten 
können, so müssen wir die entstandene zu hemmen suchen. Hier gilt eines, 
die Stunde ist kostbar; nichts bringt die verlorene zurück. Leider werden 
wir hierin von den Kranken nicht unterstützt, die öfters erst erscheinen, 
wenn das befallene Auge fast schon verloren ist. 


Hilfreich ist ein Verfahren, das von vornherein vernünftig erscheint 
und durch die Erfahrung bewährt worden: was von septischen Stoffen den 
Geweben des Auges fest eingelagert ist, wird durch den glühenden Draht 
sorgsam ausgebrannt; was frei beweglich ist, aus dem Auge herausgezogen. 
Durch zwei Fälle, von denen ich den einen vor 16 Jahren, den zweiten 
vor kurzem zu operiren Gelegenheit fand, möchte ich das Gesagte er- 
läutern. 


1) Eine 42jähr. aus einer Star-Familie — ihre sämmtlichen Geschwister 
sind von Star befallen und übrigens alle erfolgreich operirt worden, — kam 
am 6. Mai 1884 zu mir mit beginnendem, aber rasch zunehmendem Star auf 
beiden Augen. Am 20. August 1884 wurde von mir das rechte Auge, am 
21. Juli 1885 das linke Auge zufallsfrei (mit gleichzeitiger Iridectomie) 
nach oben extrahirt. Der Schnitt streicht hart am durchsichtigen Bande 
der Hornhaut vorbei und kann nicht als besonders peripher bezeichnet 
werden. Keine Spur von Iris-Einheilung oder cystofder Narbe. Optisches 
Bild vollkommen. Rechts, mit +9D, S=1; links, mit +55D, S=!;j;; 
jedoch wurde auch links feinste Schrift gelesen. 

Im Jahre 1889 wurde auf dem linken Auge in der Mitte der Wund- 
Narbe eine wenig ausgedehnte cystolde Narbe beobachtet, oder vielmehr 
eine blinde Fistel der Vorderkammer. Ich hatte die Absicht, dieselbe 
mit dem Glüh-Draht auszubrennen; doch mochte die Frau nicht darauf 
eingehen, da sie keinerlei Beschwerden empfand. 


Am 5. Juli 1889 erschien sie mit gereiztem, linken Auge. Dasselbe 
war empfindlich und geröthet und zeigte einen Blut-Erguss in dem blasigen 


— 19 — 


Theil der Bindehaut über der blinden Fistel. Ich verband das Auge, ver- 
mochte aber die Kranke nicht zum Bleiben zu bewegen. 

Am Abend des folgenden Tages kehrte sie wieder. Das Auge sah 
verloren aus. Die Bindehaut ist geröthet und absondernd. 
Ein gequollener Eiterpfropf infiltrirt die sonst blasige Stelle 
(1, Fig. 1), die angrenzende Partie der Hornhaut ist eitrig 
infiltrirt, eine weisse Eiter-Haut (3) füllt die Pupille, eine 
blutige Eiter-Absetzung (4) bedeckt den Boden der Vorder- 
kammer. Fig. ı 

Die Sehkraft ist geschwunden, bis auf Lichtschein. 

Sofort schritt ich zur Operation. Die Vorderfläche des Augapfels und 
der ganze Bindehaut-Sack wird mit dünner Sublimat-Lösung (1:5000) aus- 
gespült, Cocafn reichlich eingeträufelt, die Lider sanft auseinander gehalten, 
der Augapfel mit einer Pincette, nicht weit von der blasigen Stelle, gefasst 
und die letztere, sowie der weissliche Theil der Hornhaut gründlich mit 
dem Glüh-Draht ausgebrannt, der Grund der Hornhaut-Vertiefung mit der 
Lanze durchstossen, der Stich mit der Scheere bis auf 5—6 mm erweitert, 
mit der Iris-Pincette sowohl die Eiterhaut als auch das blutige Gerinnsel 
herausgezogen. Jodoform-Aufstreuung, leichter Verband; Chloralhydrat. Die 
Nacht war gut. | 

Am folgenden Tage sieht das Auge gerettet aus. Der Brandschorf 
ist rein, die Vorderkammer frei von Eiter; die Gesammt-Pupille von zarter 
Ausschwitzung bedeckt, ihr unterer Theil von bräunlicher Masse ausgefüllt. 
Bindehaut geröthet und leicht geschwollen, aber frei von Absonderung. Das 
Auge hat wieder einige Sehkraft! Uebrigens besteht jetzt auf beiden Augen 
ein Thränensack-Leiden, das bei den Star-Operationen vor fünf und vor 
vier Jahren weder zu beobachten gewesen, noch unliebsam sich geltend ge- 
macht hatte. 

Am 9. Juli 1889 beginnt die Pupillen-Ausschwitzung sich zu lösen; 
am 13. Juli ist die Auflösung vollendet. Hinter der Pupille sieht man 
eine äusserst zarte Haut, die an der Wundgegend haftet und im vordersten 
Theil des Glaskörpers bis gegen den unteren Pupillen-Rand herabhängt, 
übrigens mit dem Augenspiegel durchleuchtbar erscheint. Also hatte die 
Infection doch immerhin schon eine Wirkung auf den Glaskörper entfaltet. 

Am 26. Juli 1889 ist die Sehkraft des linken Auges, das so schwer 
erkrankt gewesen, genau so gut, wie zuvor, nämlich mit +6D.S=!/, bis !/, 
für die Fernsicht. 

Am 29. Juli 1889 erfolgte die Entlassung. — Am 13. März 1905 ist 
das rechte Auge optisch und chirurgisch vollkommen und hat S=1 
mit +9D. Das linke Auge hat mit 5,5 D S = 5. bei gutem G.F. Das 
linke Auge ist optisch ganz gut, Augen-Grund auch bequem sichtbar. 
Hinter der Pupillen-Ebene befindet sich ein äusserst feines Häutchen, das 


bei fucaler Beleuchtung als zartestes, bräunliches Chagrin, aus Pünktchen 
Eh 





— 196 — 


und Fäserchen locker gewebt, erscheint und mittels des Augen-Spiegels gut 
durchleuchtbar ist. 

(Die Kranke kam, weil, in Folge von Herz-Vergrösserung und Albu- 
minurie, äusserst feine Blutungen in der Netzhaut beider Augen sich ge- 
bildet hatten, die zwar das Sehen nur wenig störten, aber immerhin der 
aufmerksamen Frau deutlich geworden waren.) 

2) Ein 61jähriger, sehr ungeschickter Mann, der schon seit 8 Jahren 
mit der angeborenen vorderen Scheiteltrübung,! Kurzsichtigkeit und Glotz- 
äugigkeit beobachtet worden, wird, nachdem der rechtseitige Star reif ge- 
worden und der linke erheblich vorgeschritten, 6 Wochen nach präpara- 
torischer oberer Iridectomie des rechten Auges, am 27 Januar 1904, rechts 
zufallsfrei extrahirt, binnen 30 Secunden, ? mittels eines ein gutes Drittel des 
oberen Hornhaut-Umfanges umfassenden, genau dem Hornhaut-Rande sich 
anschliessenden Lappenschnittes. Die Heilung erfolgte völlig reizlos.. Das 
Auge erlangte S = 5/, (mit + 6 D sph. = +4D cyl, 65° n). 

Ich sah den Mann etliche Monate später. Seine Sehkraft war weit 
besser, als sie in den letzten zehn Jahren vor der Operation gewesen; das 
Auge reizlos, die Narbe des Starschnitts völlig glatt. 

Am 22. April 1905 trat Schmerz und Sehstörung auf dem operirten 
Auge auf. Obwohl der Mann zu den gebildeten und studirten gehörte, 
wartete er doch 24 Stunden, bis er sich meldete und drei weitere Stunden, 
bis er in die Anstalt kam, Sonntag, den 23. April 1905, Vormittag 11'/, Chr. 
Das Auge sieht fast wie verloren aus. Dasselbe ist lebhaft entzündet. In 
der Wund-Narbe sitzt eine eitrige Infiltration, 
in der Ausdehnung von einigen Millimetern, und 
zwar am lateralen Ende des mittleren Drittels. 
Von hier aus ist eine Eitersenkung längs der 
Hinterwand der Hornhaut erfolgt, erst schmal, 
dann von der Mitte der Hornhaut aus sich 
verbreiternd, bis sie das untere Viertel der 
Vorderkammer vollkommen ausfüllt. Die 
Pupille ist durch eine Fibrin-Haut verlegt. 
(Vgl. Fig. 2). 

Sofort wird zur Operation geschritten. Sperrer wird nicht eingelegt, 
wegen des Glotz-Auges. Holocain reichlich. Hierauf die ganze Eiter-In- 
filtration mit dem Glüh-Draht ausgebrannt, bis eine Spur Kammerwasser 
absickert. Doch bleibt die Vorderkammer erhalten. Sodann wird unten 
am Hornhaut-Rand mit kleiner Lanze ein Schnitt von 4 mm ausgeführt, 
die gekrümmte Iris-Pincette eingeführt, das Eiter-Gerinnsel erfasst und 
langsam herausgezogen. Mit dem dicken Gerinnsel kommt eine zarte 





Fig. 2. 


ı Vgl. meine Einführung in die Augenheilkunde II, 1, S. 164. 
3 Vom Einstich des Star-Messers bis zum Austritt der Linse. Einer der Assi- 
stenten ist mit dieser Messung und der der Star-Breite und Dicke betraut. 


— 197 — 


Fibrin-Haut im Ganzen heraus, welche Iris und Pupille bedeckt hatte. 
Das Auge, das vor wenigen Minuten verloren aussah, sieht jetzt gerettet 
aus. Jodoform auf die gebrannte Stelle; leichter, genähter Verband. Aber 
der erfahrene Wund-Arzt hütet sich in einem solchen Fall zunächst noch 
vor einer sicheren Vorhersage: alles hängt davon ab, ob die Infeotion bereits 
die Vorderkammer überschritten und die tiefen Theile, namentlich den 
Glaskörper ergriffen hat. | 

Nach sechs Stunden war kein Eiter in der Vorderkammer, hingegen 
deckt wieder Fibrin-Ausschwitzung die Gesammt-Pupille. Deshalb Abends 
Atropin vor dem neuen Verband, ebenso Nachts um 1 Uhr und am folgenden 
Morgen um 8 Uhr. 

Am 24. April 1905, 22 Stunden nach der Operation, besteht keine 
Chemosis, nur Röthung der Augapfel-Bindehaut und leichte Anschwellung 
derselben. Die Pupille ist weit, die Hornhaut leicht rauchig, aber nicht eitrig 
getrübt. Kein Hypopyon. Die gebrannte Stelle, nach Cocaln-Einträufelung 
- mit befeuchteter Verbandwatte abgetupft, sieht rein aus. Jodoform, Gitter, 
Aufsitzen. Schon am Nachmittag dieses Tages beginnt die Pupille dem 
Atropin nachzugeben: die Ausschwitzungshaut hat sich vom lateralen Co- 
lobom-Schenkel getrennt. | 

Am 29. April 1905 wird bei tiefer Vorderkammer punktförmige Fistel an 
der Stelle der Brennung beobachtet. Atropin und leichter Verband für 3 Tage. 

Am 1. Mai 1905 ist die Fistel geschlossen. Hornhaut leicht rauchig. 
Druck aber hoch. Deshalb Atropin fortgelassen. Gitter. 

Am 3. Mai 1905 tritt gleichzeitig mit starkem Schnupfen 
Chemosis auf.! Bei oberflächlicher Betrachtung sieht es schlimm aus. 
Genauere Untersuchung des Auges selber zeigt, dass es gut steht: Hornhaut 
nur leicht rauchig, Wund-Narbe normal, der periphere Randstreifen der 
Gesammt-Pupille gut durchleuchtbar. 

Am 10. Mai 1905 ist die Chemosis fort, die Pupille gut EES 
Das Auge erkennt die Uhr. 

Am 20. Mai 1905, vier Wochen nach der Aufnahme, wird der Krauke 
entlassen. 

Die in stetem Ansteigen begriffene Sehkraft erreichte bald ?/,, m (mit 
+ 6 D sph. © + 6 D cyl.) Am 7. Juni 1905 sieht das Auge so aus wie 
ein nach normaler Star-Operation geheiltes.. Allerdings ist die Linsen- 
Kapsel trüber, als vor dem Anfall, und der Hornhaut-Astigmatismus erhöht 
(von 6 D invers. auf 9 D). 

Nachtrag während der Correctur: Am 3. Juli ist die Sehkraft 
mit Starglas = °/,,, und der normale Augengrund gut zu erkennen. 








1 Das habe ich auch nach der Star-Ausziehung etliche Male beobachtet mit 
glücklichem Ausgang. 


— 198 — 


Gesellschaftsberichte. 


1) Medicinische Section der schlesischen Gesellschaft für vaterlän- 
dische Cultur, Breslau. (Nach einem Referat in der Berliner klin. 
Wochenschrift, 1905, Nr. 9.) 


Sitzung vom 10. Februar 1905. 


1) Paul: Metastatisch-gonorrhoische Augen-Affection. 

Gonokokken wurden in dem Eiter des Bindehautsackes nicht gefunden. 

2) E. Jacoby: a. Ein Fall von einseitigem Weinen. 

b. Ueber Tuberculin-Behandlung bei intraocularer Tuber- 
culose. 

Mittelstarke Iristuberculose und starke Glaskörper-Trübungen wurden 
durch eine Injectionskur mit Tuberculin geheilt. 

3) Wernicke: Zur Therapie der Netzhaut-Ablösung. 

Thierexperimente mit Glaskörper-Injectionen nach Deutschmann. 

4) Doehler: Verlust des Auges durch Vaccine-Infection 
der Cornea. Fritz Mendel. 


2) Gesellschaft der Charité-Aerate. (Nach einem Referat in der Berliner 
klin. Wochenschr., 1905, Nr. 9.) 


Sitzung vom 2. Februar 1905. 


1) Greeff: Exstirpation retrobulbärer Tumoren mit Erhal- 
tung des Bulbus. 

Vortr. spricht sich für die von Knapp angegebene Operation aus, 
während er von der Krönlein’schen Operation nur mangelhafte Resultate 
gehabt hat. 

Lidcarcinom dnrch Licht geheilt. 

In 8 Sitzungen wird die ganze ulcerirende Fläche, die mit Röntgen- 
strahlen belichtet wird, in ein weisses, hartes Narbengewebe verwandelt, und . 
so eine vollständige Heilung des Cancroids herbeigeführt. 

2) Thorner: Ueber die Operation hochgradiger Kurz: 
sichtig keit. 

Vortr. tritt fiir Vollcorrection der Myopie ein und will die Operation 
nur für ganz seltene Fälle reservirt lassen. 

3) Wiesinger: Ueber die Behandlung des Trachoms. 

Vortr. empfiehlt das von Dr. Likiernik in Lodz angegebene Verfahren 
bei der Behandlung des Trachoms, welches in einer Massage der Schleimhaut 
mittels einer an einem Glasstibchen befestigten glatten Kugel besteht. Die 
Massage wird combinirt mit Pinselungen von 6°/, Jodvasogen. 

Fritz Mendel. 


3) Aerstlicher Verein in Niirnberg. (Nach einem Referat in der Deutschen 
med. Wochenschrift, 1905, Nr. 16.) 


Sitzung vom 2. Februar 1905. 


1) Giulini demonstrirt eine 63jährige Frau mit Melanosarcom der 
linken Orbita. 


— 19 — 


2) Alexander: a. Bei schwerer Contusionsverletzung des Auges (völlige 
Zerreissung des Oberlides, flächenhafte Netzhautblutung) wurde guter Erfolg 
durch sofortige exacte Naht erzielt. 

b. Wird ein 28jähriger Patient mit recidivirender linksseitiger Oculo- 
motoriusläihmung vorgestellt. Fritz Mendel. 


4) Rostocker Aersteverein. (Nach einem Referat in der Münchener med, 
Wochenschrift, 1905, Nr. 3.) 


Sitzung vom 12. November 1904. 


Peters berichtet über die Ergebnisse der Nasen-Untersuchungen bei 
24 Fällen von Phlegmonen und Fistelbildung in der Thränensackgegend. 

In der Hälfte der Fälle wurde eine Nebenhöhlen-Erkrankung festgestellt, 
so dass neben der örtlichen (Spaltung der Stricturen an der Einmiindungs- 
stelle des Thränensacks in den Thränennasengang) auch die intranasale Be- 
handlung streng durchgeführt werden muss. 

Robert spricht über zwei den Augenarzt interessirende Alkaloide. 
(Isophysostigmin und Skopolamin.) Fritz Mendel. 


5) Verein St. Petersburger Aerzte. (St. Petersburger med. Wochenschrift, 

1905, Nr. 9.) 

Blessig spricht im Verein St. Petersburger Aerzte im Anschluss an 
die Demonstration einiger Operirter über die Operation des Schichtstars, bei 
der heutzutage als Normalverfahren die Beseitigung der partiell getrübten 
Linse mit Erhaltung einer normalen, runden und frei beweglichen Pupille 
gilt. Als obere Grenze für die Indication zur Operation des Schichtstars 
erkennt Vortr. eine Sehschärfe von etwa 0,8—0,4 an. Als untere Alters- 
grenze giebt Vortr. das Alter von 7—8 Jahren an und räth, stets beide 
Augen zu operiren, um ihnen die Vortheile des binocularen Sehens zu 
gewähren. ! Fritz Mendel. 


6) Ophthalmological society of the United Kingdom. 


Sitzung vom 26. Januar 1905. 


Fergus berichtet über einen Fall von maligner Erkrankung der Con- 
junctiva. Bei einem 9jährigen Mädchen entwickelten sich auf der Conjunctiva 
bulbi einige Excrescenzen, ähnlich wie bei Frühjahrskatarrh. Nach Probe- 
excision und mikroskopischer Untersuchung, die die Wahrscheinlichkeits- 
diagnose „Sarcom“ ergab, wurde in Folge schnellen Wachsthums die Aus- 
räumung der Orbita gemacht. Trotzdem schnelles Recidiv, Betheiligung des 
Gebirns, Tod. 

Lawson sprach über die Behandlung der Hornhautgeschwüre 
mit Chinin. Er hat in den letzten 4 Jahren mit bestem Erfolge eine 
1°, Chinin-Sulphat-Lösung benutzt, in der Weise, dass 4—5 Mal täglich 


1 Ich kann mich mit allen drei Sätzen nicht ganz einverstanden erklären. 1) Ks 
kommt nicht bloss darauf an, welche Reihe gelesen wird, sondern wie sie erkannt 
wird. 2) Man muss manchmal vor dem 7. Jahre operiren. 3) Bei Kindern, welche 
erst lesen lernen sollen, ist es mitunter recht vortheilhaft, auf dem einen Auge die 
Linse zu beseitigen, auf dem andren eine kleine Iridectomie zu verrichten, damit das 
letztere ohne Starglas lesen lernen kann. H. 


— 200 — 


5 Minuten dauernde Augenbäder und daneben noch Irrigationen mit der 
Lösung gemacht wurden. 

Worth macht von Neuem den Vorschlag, die Prismen nach der Anzahl 
der Grade, um die das Licht abgelenkt wird, zu benennen. 

Wood berichtet über einen Fall von Netzhaut-Ablösung mit auffallend 
starker Verdickung, Schwellung und Schlängelung der Gefässe. 

Werner zeigte die Abbildung eines Falles von schwerer Neuroretinitis 
bei einem anämischen Mädchen mit zweifelhafter Zuckerreaction. 


Sitzung vom 9. Februar 1905. 


Stevenson berichtet über einen Fall von Exostose der Orbita, die 
aus dem Sinus frontalis ihren Ursprung nahm. Erfolgreiche Operation. 


Ogilvy berichtet ebenfalls über einen Fall von Exostose der Orbita, 
die dadurch interessant war, dass sie mit 2 Stielen von der inneren Orbital- 
wand ausging und durch den Druck auf den Bulbus Myopie und Aderhaut- 
veränderungen hervorgerufen haben sollte. 


Wray spricht über die Behandlung der Tabak-Amblyopie. Von 
dem Gedanken ausgehend, dass die Amblyopie auf der Sättigung des Blutes 
mit dem Tabak-Alkaloid beruhe, und dieses in Wasser leicht löslich sei, 
lässt er die betreffenden Patienten sehr viel Wasser trinken und körperliche 
Bewegungen machen. 

Treacher Collins und Battar sprechen über einen Fall von Neuro- 
Fibrom des Augapfels und seiner Anhänge. Er betrifft ein 14jähr. Mädchen 
mit rechtsseitigem Buphthalmus und starker Ödematöser Schwellung und 
Verdickung des Oberlides. Die anatomische Untersuchung ergab, dass es sich 
um eine congenitale Elephantiasis mit einem plexiformen Neurom handelte. 
Die Ciliarnerven zeigten eine congenitale Fibromatosis, der Uvealtractus eine 
allgemeine Hyperplasie. 


Sitzung vom 9. März 1905. (Klinischer Abend.) 


Chatterton stellt eine 38jähr. Frau mit Argyrose der Conjunctiva 
vor, die aber nicht durch medicamentöse Behandlung, sondern durch ihre 
Beschäftigung — sie hatte viel mit Silbersalzen zu thun — bedingt war. 


Blair: Fall von Retinitis proliferans. 

Ogilvy: Pemphigus der Conjunctiva. (Trübung der Corneae und 
Schrumpfung der Conjunctivae.) 

Lawson und Parsons: Fall von Sarcom der Chorioidea, das bereits 
staphylomartig die Sklera vorwölbte. 

Halliburton: 9monatliches Kind, bei dem die Blickbewegung nach 
unten auf dem linken in normaler Weise ausgeführt wurde, rechts dagegen 
fehlte. Das Auge wurde vielmehr nach oben-aussen eingestellt und leicht 
retrahirt. Es handelt sich wohl um einen Defect des Rectus inferior, viel- 
leicht auch des Obliquus superior. 

Wray: Vorstellung eines nach seiner Methode (s. oben) geheilten Falles 
von Tabaks-Amblyopie. 


— 201 —- 


Journal-Uebersicht. 


l. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. März. 
1) Das Jequiritol, von Dr. Seefelder, 

Verf. theilt seine Erfahrungen über die Anwendung des Jequiritol, die 
er an 29 Augen von 21 Personen gemacht hat, mit. Nach seiner Ansicht 
soll die Jequiritol-Behandlung immer eine klinische sein. Nur ausnahmsweise 
kann ein Auge ambulatorisch behandelt werden. Die Dosirbarkeit des Mittels 
steht ausser Zweifel. Individuelle Schwankungen in der Reaction sind selbst- 
verständlich. Die Eigenschaft absoluter Ungefährlichkeit kann man ihm nicht 
zuerkennen, da es auch bei vorsichtiger Anwendung Dacryocystitis und Horn- 
hautgeschwüre erzeugen kann. Es ist deshalb contraindicirt bei Erkrankungen 
der Thränenwege und geschwürigen, sowie mit Neigung zu Geschwürsbildung 
einhergehenden Processen der Hornhaut, umsomehr, als das Serum jede 
Schädlichkeit nicht gut zu machen vermag. Die Frage der klinischen Ver- 
werthbarkeit des Serums ist noch nicht endgültig entschieden. Die Behand- 
lungsdauer ist abhängig von der Zahl der Ophthalmien und den eventuellen 
Complicationen. Bei glattem Verlauf dürften für eine Ophthalmie durch- 
schnittlich 8 Tage zu rechnen sein. Die Immunität wird selten eine Kürzung 
bedingen, da sie nur ausnahmsweise innerhalb der ersten 3 Wochen einzutreten 
scheint. Eine intensive Ophthalmie gewährleistet einen besseren Erfolg als 
schwächere Reactionen, doch kann man auch mit diesen Erfolg erzielen. 
Einen Einfluss des Jequiritol auf den Trachomfollikel ist nach den bisherigen 
Erfahrungen nicht auszuschliessen. Seine Eigenschaft als Hornhaut-Aufhellungs- 
mittel ist unbestritten, es ist hierin den sonst gebräuchlichen überlegen. 
Trotzdem ist es nur anzuwenden, wenn diese versagt haben und besondere 
Gründe zu weiteren Aufhellungsversuchen drängen. Den Verlauf der inter- 
stitiellen Keratitis vermag es nicht zu kürzen. Unbedingt indieirt ist es nur 
bei altem Pannus trachomatosus., bei frischem Pannus hat die übliche Be- 
handlung vorauszugehen. 


2) Die Operation des totalen Symblepharons beider Lider zur Bildung 
einer Höhle für das Glasauge, von Dr. Grunert. 
Verf. berichtet über 4 Fälle von totalem Symbləpharon beider Lider, 
welche mit gutem Erfolg operirt worden sind, und zwar theils unter An- 
wendung von Epidermis-Transplantation. 


3) Ueber Fornixbildung mit gestütztem Epidermis-Lappen, von 
A. Gullstrand. 

Verf. hat die Operation von May, die Fornixbildung bei Symblepharon 
wesentlich modificirt. Er hat vor allen das Ziel vor Augen gehabt, nicht 
nur durch möglichst kräftige Stütze das Festhalten des Lappens an der Stelle 
der zu bildenden Fornix zu sichern, sondern auch durch vollkommenes Durch- 
trennen der Narbenmasse, so dass kein einziger Faden von narbigem Binde- 
gewebe mehr um den neuen Fornix herum geht, einer nachträglichen 
Schrumpfung vorzubeugen. Ersteres hat er durch Anwendung eines einzigen 
grossen Lappens, der um die Prothese herum mit der Wundfliche nach 
aussen genäht wird, und durch temporäre Vernähung der Lidspalte erreicht, 
letzteres durch so tiefes Hineingehen mit dem Messer, bis derselbe ganz frei 
ohne merklichen Widerstand in der Orbita bewegt werden kann. An den 
Enden des Schnittes ist hierbei, wenn nur ein Fornix zu bilden ist, besonders 


— 202 __ 


darauf zu achten, dass kein Faden narbigen Bindegewebes den künftigen 
Stumpftheil mit dem künftigen Palpebraltheil verbinden darf. Ist dies der 
Fall, muss der Schnitt, so weit nöthig, verlängert werden, eventuell mit 
Umschneiden des künftigen Stumpfes. 


4) Ueber die Verwendung Thiersch’scher Hautlappen bei der Ope- 
ration des Symblepharon totale, von F.C. Hotz. | 
Verf. berichtet über seine Erfahrung über Verwendung Thiersch’scher 
Hautlappen bei der Operation des Symblepharon totale. 


5) Zur Pathogenese der Cataract, von Th. Leber. 

Nach den Ausführungen des Verf.’s ergiebt sich, dass Peters keiner 
von seinen neuen Anschauungen über die Pathogenese der Cataract, die er 
für wesentliche Fortschritte hält, einen hinreichenden Grad der Sicherheit zu 
geben vermocht hat, dass im Gegentheil vieles davon unbewiesen, manches 
unhaltbar, einzelnes von ihm selbst schon zurückgenommen ist. 


6) Zur Diagnostik des pulsirenden Exophthalmus, von Dr. Braun- 
schweig. 

Verf. berichtet tiber einen Fall von pulsirendem Exophthalmus, der nach 
einem Schläfenschuss entstanden war. Bei der Röntgenaufnahme fand sich 
das Geschoss in der mittleren Schidelgrube. Dieselbe wurde durch die 
Compression der Carotis communis günstig beeinflusst. Gleichzeitig weist 
Verf. auf den Werth der Auscultation bei der Diagnose des pulsirenden 
Exophthalmus hin und giebt sphygmographische Darstellungen des Orbital- 
pulses dabei. 





7) Experimentelle Untersuchungen über die resorbirende Eigenschaft 
des Dionin, von S. H. McKee. 

Um die resorbirende Wirkung des Dionin zu prüfen, injicirte Vert 
chinesische Tusche in die vordere Augenkammer des Hundes, der Katze und 
des Kaninchens. Später wurde eine 10°/, Dioninlösung in das Auge ge 
triufelt. Bei den Kaninchen trat danach keine Chemose auf, wohl aber bei 
den Hunden und Katzen. Bezüglich der Resorption von Tusche aus der 
vorderen Kammer war beim Kaninchen, bei dem keine Chemose eintrat, kein 
resorbirender Einfluss des Dionin festzustellen, wohl aber beim Hund und 
der Katze. Auch die bei dem Hunde entstandene tiefe Trübung der Cornea 
wurde durch das Dionin aufgehellt. 


8) Ueber periphere Hornhautektasie, von Hans Lauber. 
Verf. berichtet über 3 Fälle von peripherer Hornhautektasie, die wahr- 
scheinlich auf einen chronisch entzündlichen Process zurückzuführen sind. 


April. 
1) Beitrag zur Pathologie und Pathogenese der Stauungspapille, von 
Dr. Kampherstein. 

Unter 200 Füllen von Stauungspapille lag in 134 Hirntumor zu Grunde, 
in 27 Lues cerebri, 9 Tuberculose, 7 Hirnabscess, 3 Hydrocephalus, 2 Menin- 
gitis, 3 Nephritis, 1 Nephritis mit Bleivergiftung, 2 Anämie, 2 Cysticercus, 
2 Sinusthrombose, 1 Knochennarbe, 4 Schädelmissbildung und 4 unsichere 
Diagnose. In den meisten Fällen war eine Gesichtsfeld-Veränderung nach- 
weisbar und zwar 72 Mal eine Vergrösserung des blinden Fleckes, 16 Mal 


— 203 — 


concentrische Einengung und 25 Mal Amaurose. Von den 200 Stauungs- 
papillen waren 150 frische Stauungspapillen, 27 zeigten einen leichten Ueber- 
gang in Atrophie und 23 waren ganz atrophisch. Unter den 184 Fallen 
von Stauungspapille in Folge von Hirntumor waren in 68 Fällen der Process 
ein frischer, in 41 Fällen älteren Datum und in 25 Fällen war Atrophie 
vorhanden. Unter den 23 Stauungspapillen in Folge von Lues handelte es 
sich 8 Mal um gummöse Meningitis und 15 Mal um anderweitige syphilitische 
Hirnaffectionen. 21 Mal war die Stauungspapille frisch. (Fortsetzung folgt.) 


2) Zur Tarsoplastik nach Biidinger, von A. Birch-Hirschfeld. 

Verf. berichtet über 5 Fälle, wo die Tarsoplastik nach Büdinger aus- 
geführt war. Das Wesentliche dieser Methode besteht darin, den exstirpirten 
Tarsaltheil des Lides durch einen Hautknorpellappen aus der Ohrmuschel zu 
ersetzen. Hierbei kommen besonders Fälle von Lidtumoren, die entweder 
von der Conjunctiva tarsi ausgehen oder secundär den Tarsus in Mitleiden- 
schaft gezogen haben, in Betracht. 


3) Ein neues Operationsverfahren bei Keratoconus, von Dr. Stoewer. 

Verf. trägt zunächst die Spitze des Keratoconus ab. Der so geschaffene 
flache Defect wird durch einen Conjunctivallappen gedeckt, in der Art, dass 
ein 5 mm breiter Lappen aus der Conjunctiva dem halben Umfang der 
Cornea entsprechend genommen. Oben und unten bleibt der Lappen am 
Hornhautrand im Zusammenhang mit der Conjunctiva Alsdann wird der 
Lappen als breite Brücke von oben nach unten über die Hornhaut und ihren 
Defect geschoben. Nach 4 Wochen wird der Bindehautlappen abgetragen. 
Die Wölbung der Hornhaut wurde danach wieder normal, nur fand sich an 
der Stelle des Conus eine kleine Macula. 


4) Zur operativen Behandlung des Schichtstares, von Fritz Ask. 

Die Iridectomie ist bei Schichtstar am Platze, wenn die kiinstliche Er- 
weiterung der Pupille und der stenoptische Spalt das Sehvermigen zu einem 
in gewöhnlichen Lebensberufen einigermaassen genügenden verbessert. Bei 
gleichzeitigem Vorkommen von hochgradiger Myopie und Schichtstar ist es 
zweckmässig, die Linse auf einer Seite zu entfernen. Ist die Linsentrübung 
von solchem Umfange, dass die oben erwähnten Bedingungen fiir die In- 
dectomie nicht erfüllt werden können, ist die Linsen-Entfernung durch Dis- 
cision oder Ertraction am Platze. 


6) Zur Casuistik der metastatischen Aderhautkrebse, von Th. Gelpke. 

Bei einer 5ljährigen Frau entwickelte sich in den ersten zwanziger 
Lebensjahren ein Struma, welches bis zum 80. Lebensjahre allmählich an 
Grösse zunahm, dann aber stationär blieb. Erst etwa 20 Jahre später mit 
dem Beginn des Klimacteriums begann der Umfang der Struma wieder zuzu- 
nehmen und zwar unter dem Einfluss einer carcinomatösen Degeneration. 
Im Anschluss an diese Veränderung erfolgte kurz darauf eine Metastase in 
die Lungen und in das linke Auge, die im Status glaucomatosus zur Er- 
blindung und Enucleation führt. Sechs Wochen nach der Enucleation 
erfolgte der Exitus letalis, ohne dass das andre Auge carcinomatös erkrankte. 


8) Ein epithelialer Tumor der Iris, vom hinteren Pigmentepithel 
ausgehend, von W. Stock. 


— 204 —- 


Bei einem an ausgedehnter Tuberculose der Lunge zu Grunde ge 
gangenen Manne fand sich am rechten Auge auf der Hinterfläche der Iris ein 
aufsitzender kleiner Tumor, den Verf. als papilläres Epitheliom bezeichnete. 


7) Zur Onkologie der Conjunctiva palpebralis, von H. v. Hymmen. 
Beschreibung eines Lymphangioma cavernosum; von der Conjunctiva des 
unteren Lides ausgehend, und eines Rundzellensarcoms der Conjunctiva tarsi. 


— 


II. The Annals of Ophthalmology. 1904. Juli. 
1) Ein verbesserter Maassstab zur Bestimmung der Muskelinsufli- 
cieneen, von Bailey in Waterloo. 
Abbildung und genaue Beschreibung. 





2) Ein Fall von doppelseitiger Vergrösserung der Thränendrüsen, 
von Shoemaker in Philadelphia. 
Bei einer 19jährigen Negerin besteht die Veränderung in demselben 
Zustand seit fast 5 Jahren, nur durch die Entstellung (Schwellung und 
Ptosis) störend. 





3) Mikrophthalmus und congenitales Ankyloblepharon. Zwei Fälle, 
von Snyder in Toledo. 
4) Lähmung der Aufwärtsbewegung der Augen, von Posey in Philadelphia 
Im ersten Fall bestand neben der Blutlähmung nach oben — auch für 
jedes Auge allein — noch ein Fehlen der Convergenz, während die seitlichen 
Augenbewegungen (auch der Interni) intact waren. Im zweiten war im 
Anschluss an eine 6 Monate vorausgegangene Hemiplegie eine Blicklähmung 
nach oben aufgetreten; die übrigen Augenbewegungen, auch die Convergenz 
waren erhalten. Dabei bestand Pupillendifferenz und träge Lichtreaction. 
5) Pemphigus der Conjunctiva. Bericht über einen Fall, von Brown 
in Philadelphia. 


6) Beobachtungen über die Pathologie der Linse, von Thomson 
in New York. 

7) Historische Notiz betreffs des Chiasma opticum und einzelne 
Punkte bezüglich des monoculären und binoculären Sehens, von 
Marquez in Madrid. 

Sucht Taylor ein Verdienst zwischen Newton und Johannes Müller 
zuzuschreiben. Doch hätte er Ptolemaeus (150 n. Chr.) berücksichtigen können. 

Vgl. Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum, S. 163. 








8) Ueber die Trepanation der Sklera bei schmershafter Glaucom- 
Blindheit, von Fröhlich ın Berlin. 
Uebersetzung aus Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Mai 1904. 


9) Amblyopie durch Sehnerven-Erkrankung. Behandlung durch sub- 
cutane Strychnin-Injectionen, von Roosa. 
Bericht über 9 Fälle toxischer Sehnerven-Erkrankung. 





— 205 — 


October. 
1) Pigmentstreifen in der Macula beider Augen, von Jennings in 

St. Louis. 

Bei einem 12jährigen Knaben mit sonst durchaus normalen Augen 
fanden sich im Grund beider Augen in der Maculagegend braunrothe, unter- 
halb der Netzhautgefässe liegende Pigmentstreifen. 2 Abbildungen. In 
ähnlichen, von Frost und Holden beschriebenen Fällen war ein Trauma 
vorhergegangen und die Affection als Ausgangsstadium von Hämorrhagien 
betrachtet. Davon war hier keine Rede. 


2) Die genaue Messung der primären und secundären Ablenkung bei 
Lähmungen nebst Bemerkungen über das regelmässige Vorkommen 
der Secundär-Ablenkung bei congenitalen Lähmungen, von Duane 
in New York. 

Die Messung geschieht in der Weise, dass die Ablenkung durch Prismen 
ausgeglichen wird, die einmal vor das gelähmte, dann vor das gesunde Auge 
gesetzt werden. Aus der Differenz der jemals nöthigen Prismen kann durch 
die Grösse der Schiel-Ablenkung geschlossen werden. 6 Krankengeschichten 
erläutern das Verfahren und seine Vorzüge. 


3) Verletzungen der Iris nebst Bericht über einen Fall von Irido- | 
dialyse mit vollkommener Wiederanlegung der Iris, von Sisson 
in Keskuk (Iova). 

4) Pseudoneuroepithelioma der Retina mit Steigerung des intra- 
oculären Druckes. Bericht über einen Fall, von Ball in St. Louis. 


5) Die Aufnahme medicinischer Entdeckungen, von Gould in Philadelphia. 





6) Haab’s Riesenmagnet, das beste Mittel zur Extraction von Stahl- 
und Eisensplittern, die durch die Cornea in den Glaskörper ein- 
gedrungen sind, von Weill in Pittsburgh. 

Verf. scheint die Literatur über diesen Gegenstand und die zahlreichen 
viel besseren Resultate, die andre mit dem Hirschberg’schen Magneten 
erzielt haben, nicht zu kennen. Auch das Sideroskop scheint er nicht zu kennen. 


7) Mikrocornes ohne Mikrophthalmus. Bericht über einen Fall, von 
Govery in Burlington. 
Daneben bestanden symmetrische Colobome der Iris und Chorioidea. 


8) Die Erziehung der Blinden mit besonderer Berücksichtigung des 
Gebrauchs des Moon’schen Alphabets, von Moon in Philadelphia. 
Vereinfachte Buchstaben in erhabener Arbeit. 


9) Ein Fall von einseitiger Retinitis pigmentosa, von Moon in Philadelphia. 

Betrifft einen 11jährigen Knaben, der 8 Jahre vor der Feststellung der 
linksseitigen Retinitis pigmentosa noch einen ganz normalen Fundus beider 
Augen gezeigt habe. 


—- 206 — 


10) Ein Schema sur subjectiven Pupillenmessung, voo Cooke in 
Washington. 
Zahlreiche Figuren und Formeln zur Erläuterung. 


11) Die Frage der Cycloplegie und latenten Hypermetropie, von 
de Beck in Seattle (Washington). 

Auf Grund seiner Erfahrungen von 1000 Fällen verschiedengradiger 
Hypermetropie giebt Verf. den Rath, immer unter Anwendung von Atropin 
die Gesammthypermetropie zu bestimmen und zu corrigiren. 

12) Bin Fall von traumatischer, bitemporaler Hemianopsie mit hemi- 
anopischer Pupillenreaction, von Lange in Braunschweig, übersetzt 
von Fischer. 

Vgl. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Mai 1904. 


1905. Januar. | 
1) Die directe Wirkung von Medicamenten auf die äusseren Augen- 
muskeln. Vorläufige Bemerkungen, von Oliver und Hoyt in 
Philadelphia. 

Kurze Mittheilungen über die Methodik ihrer an Fröschen, Ferkeln, 
Kaninchen und Hunden angestellten Experimente und die Angaben, dass eine 
deutliche Einwirkung erzielt wurde, die nicht nur von der Menge und Con- 
centration der angewandten Chemikalien, sondern auch von dem Charakter 
und Zustand des jeweils gereizten Muskels abhing. 


2) Hintere Corticalcataract traumatischen Ursprungs, von Koller 
in New York. 

Betrifft einen 26jähr. jungen Mann, der eine perforirende Hornhaut- 
verletzung durch ein gegenfiiegendes Stück Holz erlitten hatte. Gleich nach 
der Verletzung wurde die hintere Polarcataract constatirt, die auch 5 Jahre 
später noch in derselben Weise vorhanden war. 


3) Beitrag zur Technik der May’schen Operation des totalen Symble- 
pharon, von Natanson in Moskau. Uebersetzung. 


4) Einfluss der Schule auf das Auge und die Wirbelsäule, von Lieb- 
reich in Paris. Uebersetzung. 


5) Der Charlatan-Augenarzt John Taylor, von Frank in Chicago. 


6) Beobachtungen über Dionin, von Steele in Battle Creek. 

Verf. fand es besonders wirksam bei den verschiedenartigen Hornhaut- 
trübungen nach frischer Keratitis und bei Blutungen (traumatischen) in die 
Conjunctiva und vordern Kammer. 

7) Sogenannte Gummata des Ciliarkörpers, von Weill in Pittsburg. 

Kurze Mittheilung über 2 Fälle. 








8) Entfernung der Linse bei hoher Myopie, von Bruns in New Orleans. 
Vgl. den Bericht über den internat. Ophthalm.-Congress in Luzern. 


— 207 — 


9) Behandlung der Infectionen nach Star-Operationen, von Bourgeois 
in Rheims. Uebersetzung. 


10) Hornhautserreissung mit Eindringen der Cilien in die vordere 
Kammer.  Ocolusio pupillae. 4 Operationen. Heilung, von 
Bedell in Albany. BEN ` 

11) Die Beziehungen der Ophthalmologie su andren Zweigen der 
Wissenschaft, von Jackson in Denver. 


12) Eine Operation gegen Entropion des Unterlides, von Ball in 
St. Louis. 6 Figuren. 
13) Bericht über 4 Fälle von Sympathectomie, von Henderson in 
St. Louis. 
Verf. empfiehlt die Operation für das einfache chronische Glaucom, sie 
muss aber doppelseitig und möglichst frühzeitig nach Feststellung der Dia- 
gnose gemacht werden. 


14) Tenonitis rheumatica, von Heath in Indianopolis. 
Schneller Rückgang der schweren Erscheinungen (starke Lidschwellung, 
Chemosis, Exophthalmus u. s. w.) unter Salicylbehandlung. Loeser. 


III. British Medical Journal. 1904. December. 
Wiederkehr der Sehkraft in einem amblyopischen Auge, von Jelly. 

Bei einem l4jährigen Mädchen, dessen linkes Auge enuclefrt werden 
musste, war das rechte amblyopisch und hatte bei der ersten Untersuchung 
S = °/,,, nachdem unter Atropin das vollcorrigirende Glas (+ 8 sph. © + 3 cyl.) 
verordnet war. Im Laufe von 8 Monaten S = 1. 


1905. Januar. 
1) Die Ursachen, Symptome und Complicationen der Nebenhöhlen- 
Erkrankungen in ihren Beziehungen zu Allgemeinleiden, besonders 
Augen- und Ohrenleiden, von Moritz in London. 


2) Nasen-Krankheiten in ihren Beziehungen zu pathologischen Zu- 
ständen andrer Organe, von Bronner. 





Februar. 


Der Hornhautrefiex als die beste Controlle bei der Narkose, von 
Gardner in London. 





März. 
Einige praktische Gesichtspunkte der Conjunctival-Bacteriologie, 
von Fergus. 

Verf. hält die sorgsame Untersuchung des Conjunctival-Secretes vor 
Operationen für sehr wichtig und sieht in dem Vorhandensein grösserer 
Mengen pathogener Mikroorganismen eine Contra-Indication zur Vornahme 
der Operation. Auch für die Art der Behandlung giebt der Nachweis be- 
stimmter Infectionserreger gelegentlich wichtige Fingerzeige. 


— 208 


April. 
Der Hornhautreflex bei der Narkose, von Thomas in London. 
Loeser. 


IV. Journal of eye, ear and throat diseases. 1904. September —October. 
1) Ein Fall von Retinitis proliferans, von James Caroll in Baltimore. 

Ausführliche Mittheilung eines Falles, wo im Anschluss an Hämor- 
rhagien die Retinitis proliferans entstanden war. Interessant war die Be- 
obachtung, dass z. Zt. der Menstruation neue Blutungen in der Netzhaut 
auftraten. 
2) Keratitis interstitialis, von Lamb in Washington. 

Verf. handelt auf 1!/, Seitchen dieses Thema ab und giebt seinen Fach- 
genossen gute Lehren und Ermahnungen zu einer individuelleren Behandlung 
jedes einzelnen Falles. 


V. The Ophthalmic Review. 1904. October. 
Ein Fall von Parinaud’s Conjunctivitis mit bakteriologischer Unter- 
suchung, von Stirling und MacCrae. 

„Parinaud’s Conjunctivitis’ (Lymphom der Conjunctiva) ist charak- 
terisirt durch das Auftreten von Granulationen und folliculären Gebilden aut 
der Conjunctiva palpepralis, die schnell wachsen und von einer Anschwellung 
der präauricularen, inframaxillaren und cervicalen Drüsen begleitet sind. 
Häufig ist Temperatursteigerung beobachtet. Die Drüsen können in Eite- 
rung übergehen. 

Verf. berichtet über einen solchen Fall, wo zuerst die Diagnose 
„TIrachom‘‘ gestellt wurde, bis erst mit dem Auftreten des Fiebers und der 
Drüsenschwellungen der Fall richtig aufgefasst wurde. Im Augensecret 
wurden den Klebs-Löffler’schen Bacillen ähnliche gefunden, dagegen fehlten 
diese Eitererreger in den vereiterten Drüsen. 


November. 
1) Bemerkungen über Fälle von pulsirendem Exophthalmus, von 
Usher in Aberdeen. 

1. Rechtsseitiger, traumatischer, pulsirender Exophthalmus; Unterbin- 
dung der äusseren und inneren Carotis. Tod nach 2 Tagen. Sectionsbefund 
zeigte eine breite Oeffnung der Carotis interna in den Sinus cavernosus. 

2. Linksseitiger spontaner, pulsirender Exophthalmus. Unterbindung. 
Heilung. 

3. Linksseitiger traumatischer, pulsirender Exophthalmus; SEET 
der Carotis communis. Heilung. 

2) Die gegenwärtigen Ansichten über den Ursprung des Glaskörpers, 
von Cirincione in Genua. 


December. 
1) Weitere Untersuchungen über Accommodation, von Grossmann 
Vgl. Bericht über die Jahresversammlung der Brit. med. Assoc. in Oxford. 


2) Stereoskopische Behandlung des Schielens, von Fergus in Glasgow. 


— 209 — 


3) Die gegenwärtigen Ansichten über den Ursprung des Glaskörpers, 
von Cirincione in Genua. 
Fortsetzung aus dem vorigen Heft. 


1905. Januar. 


1) Keratitis profunda, von Spicer. 
Vgl. British med. Associat. Oxford 1904. 


2) Die gegenwärtigen Ansichten über den Ursprung des Glaskörpers, 
von Cirincione in Genua. Uebersetzung. 


Februar. 
1) Ueber die Durchleuchtbarkeit der Sklera, von Swanzy in Dublin. 
Beschreibung des von Leber 4m Jahre 1902 angegebenen Instrumentes, 
seiner Anwendungsweise und zweier Fille, wo es die Diagnose einer intra- 
ocularen Geschwulst bestätigte. 


2) Methyl-Alkohol-Amblyopie, von Stirling in Montreal. 
Kurze Mittheilung eines Falles. 


Marz. 
1) Retinitis punctata albescens, von Pascheff in Sofia. 

Mittheilung eines typischen Falles, der einen 14jährigen Knaben mit 
Lues hereditaria betrifft. Durch Schmierkur Besserung der Nachtblindheit, 
des Gesichtsfeldes und auch Verkleinerung und Verminderung der weissen 
Herdchen. 


2) Ein neues Iridotomie-Instrument, von Parkiff in Sofia. 
Abbildung. 





-— gem 


3) Eine Operation zur Beseitigung des Entropium senile, von Mc Mil- 
lan in Glasgow. 

Nach Spaltung des äusseren Lidwinkels und Verlängerung des Schnittes 
nach aussen wird ein mit der Spitze nach unten gerichtetes dreieckiges Stück 
Haut ausgeschnitten und durch die bei der Vernähung des Defectes ein- 
tretende Auswärtsziehung der Haut das Lid und die Wimpern richtig gestellt. 


April. 

Grosshirn-Geschwulst mit Halbblindheit, von Wharton in Cambridge. 

Betrifft ein 23jähriges Mädchen, das die typischen Allgemein-Erschei- 
nungen der Hirndrucksteigerung und sonst nur noch eine unvollständige 
linksseitige Halbblindheit darbot. Bei der Section fand sich eine die vorderen 
*/, der unteren beiden Temporal-Windungen und die entsprechende Partie 
der Occipito-Temporal-Windung einnehmende, tief ins Mark hineinreichende 
Geschwulst, die sich als Gliom erwies. Loeser. 


VI. Ophthalmology. 1904. October. 
1) Die Folgen von Augen-Anomalien, von Schoen in Dresden. 
Auszug aus dem Buche des Verf.’s ,,Functionskrankheiten des Auges“. 
Wiesbaden 1900. 


14 


— 210 — 


23) Die pathologischen Resultate der Rechtsäugigkeit und Linksäugig- 
keit, von Gould in Philadelphia. 
Vgl. Americ. Ophth. Soc. Juli 1904. 








3) Hysterische Asthenopie, von Fish in New Orleans. 
Mittheilung von 6 Krankengeschichten. 


4) Zucker-Sals-Einspritsungen unter die Bindehaut, von Webster 
Fox in Philadelphia. 
Verf. fand die Einspritzungen besonders wirksam bei Glaskörper- 
Trübungen, interstitieller Keratitis und Hornhauttrübungen. Sein Recept ist: 
Sodii sacharali qu. V (od. X od. XV) Aq. dest. 5 1. 


5) Tarsoraphie, von Hale in Chicago. ' 
Vgl. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juni 1904. 


6) Akute Dacryoadenitis, von Snell in Rochester. 
Bericht über 2 (ganz typische) Fälle. 


7) Die Beziehungen swischen Erkrankungen des Auges und der 
Zähne, von Reber in Philadelphia. (Sammelreferat.) 


1905. Januar. 
1) Congenitale Wort-Blindheit, von Bruner in Cleveland. 
Bericht über einen Fall, der einen 9jährigen Knaben betrifft und Zu 
sammenstellung der 14 in der Literatur bekannten Fälle. 





2) Binoculares Binfachsehen und die Hypothese des „dominirenden“ 

Auges, von Friedenberg in New York. 

Kritik der von Gould (vgl. Ophthalmology Oct. 1904) aufgestellten Theorie. 
3) Fälle von Netzhaut-Ablösung, von Greenwood in Boston. 

2 in myopischen Augen, 3 bei Aderhauttumoren, 1 bei Schwanger- 
schaftsnephritis, 1 Fall sogen. idiopathischer Ablösung. 





4) Bericht über vergleichende Untersuchuugen der im Eisenbahn- 
signaldienst gebrauchten farbigen Gläser, von Black in Milwaukee 
Photometrische und spectrophot :metrische Untersuchungen. Feststellung 
der Entfernungen, in denen die Farbe der verschiedenartigen Signallichter 
verschwindet. Zahlreiche Tabellen, Figuren und Curven. 


5) Verbesserte Wollproben zur Entdeckung des subnormalen Farben- 
sinns. „Farbenblindheit“, von Oliver in Philadelphia. 
Modification der im Jahre 1893 vom Verf. angegebenen Combination 
von Wollproben. 


6) Die medico-legalen Beziehungen zwischen Augenverletzungen und 
Pensions- und Versicherungs-Raten und ein wissenschaftlicher 
Plan zur Abschätzung des Verlustes der Erwerbsfähigkeit, von 
Würdemann in Milwaukee. 

Vgl. den Bericht über den X. internat. Ophthalm.-Congress in Luzern. 


— 211 — 


April. 
1) Epitheliom des Lides. Entfernung durch Operation und X-Strahlen- 
behandlung, von Snyder in Toledo. 


2) Ueber die Peritomie bei diffuser „Corneitis“ und andren Horn- 
hautaffectionen, von Snell in Sheffield. 
Die Operation hat sich dem Verf. in über 200 Fällen bewährt, indem 
insbesondere der Krankheitsverlauf abgekürzt und eine schnellere und voll- 
ständigere Aufhellung der Hornhaut erreicht wird als ohne Operation, 


3) Sarcom der Orbita. Bericht über 4 Fälle, von Belt in Washington. 

Im 1. Falle ging die Neubildung vom Unterlid aus, im 2. — einem 
Osteosarcom — handelte es sich um eine Metastase, der 3. nahm im Aug- 
apfel, der 4. in der Orbita seinen Ursprung. 


4) Blephantiasis des Oberlids, von Harlan und Johnston in Baltimore. 
Betrifft ein 14jähriges Mädchen. Guter Erfolg durch Operation. 


5) Die Frage der Iridectomie beim Glaucoma simplex, von Cheney 
in Boston. 

Bei der meistens sehr langsamen Progression des Leidens, das aber 
schliesslich doch zur vollkommenen Erblindung führt, hält Verf. das Lebens- 
alter des betr. Patienten für einen sehr wichtigen Factor zur Entscheidung 
der Frage, ob eine Iridectomie empfehlenswerth ist oder nicht. 


6) Intraoculäre Tuberculose. Bericht über 2 Fälle, von Posey in 
Philadelphia. 
Im 1. Falle Tuberculose der Iris. 
Im 2. Falle Tuberculose der Aderhaut. In beiden Fällen Enucleation. 
Bericht über die mikroskopische Untersuchung. 


7) Bemerkungen SES Molluscum contagiosum, von Oppenheimer 
in Berlin. . 
Verf. meint, ge Molluscum contagiosum, ähnlich wie Trachom und 
andre Krankheiten, in manchen Gegenden häufig, in andren selten oder gar 
nicht vorkämen. Mittheilung eines Falles. 


8) Die Behandlung der eitrigen Infection des Augapfels, von Ramsay 
in Glasgow. Loeser. 


VIL. The American Journal of Ophthalmology. 1905. Januar. 

1) I. Vorkommen des Bacillus pneumoniae in einem Fall von Con- 
junctivitis; II. des Bacillus pyocyaneus in einem Fall von Con- 
junctivitis; III. (Blank, Cartridge) Schussverletzung des Auges, 
Panophthalmie. (Bacillus subtilis ?), von G. Derby. 





2) Complicationen nach Star-Extraction bei Glaucom, von Goux 
in Detroit. 

Es handelt sich um einen Fall, wo gleich nach Anlegung des Hornhaut- 

14 * 


— 212 — 


schnittes in Folge des stark gesteigerten intraocularen Druckes Linse und 

ein grosser Theil des Glaskörpers ausgepresst wurde. 

3) Bemerkungen über die Nothwendigkeit einer sorgfältigen A- und 
Antisepsis vor, während und nach den bulbuseröffnenden Ope- 
rationen, von Fryer in Cansas City. 


Februar. 

1) Eine neue Serie von Signalzeichen zur Prüfung des Sehvermögens 
bei Eisenbahn-Angestellten, von Black in Milwaukee. 

2) Bemerkung über die Anwendung des Dionin, von Hood in 
Indianapolıs. 


3) Einige bemerkenswerthe Fälle von Amblyopie, von Moore in 
Hantington. 
Es handelt sich um 3 Fälle von hysterischer Amblyopie (Anaesthesia retinae). 


4) Kaffee-Amblyopie, von Bulson in Fort Wayne. 

Bericht über 2 Fälle. Im ersten konnte objectiv nur eine starke con- 
centrische Einengung des Gesichtsfeldes für alle Farben, im zweiten daneben 
noch eine temporale Abblassung nachgewiesen werden. Skotome fehlten in 
beiden Fällen. Heilung durch Abstinenz, Strychnin und Pilocarpin. Nach 
einem Recidiv im 2. Falle konnte ein kleines centrales Skotom nachgewiesen 
werden. Verf. meint selbst, dass das vielleicht auch schon früher und auch 
im ersten Falle bei sorgfältigerer Untersuchung möglich gewesen sein dürfte. 
Verf. konnte an sich selbst nach sehr reichlichem, für 2 Wochen fortgesetzten 
Kaffeegenuss, gleichfalls Einengung des Gesichtsfeldes beobachten. 


März. 
1) Die Anwendung reiner Salpetersäure bei der Behandlung von 

Augenleiden, von Bullard in Pawnee City. 

Verf. empfiehlt auf Grund seiner 20jährigen Erfahrungen bei der Be- 
handlung von Hornhautgeschwüren, auch gelegentlich für die Nachbehand- 
lung von Pterygien, an Stelle der Galvanokaustik die Anwendung der 
Salpetersäure, 


2) Weitere Erfahrungen in der Behandlung des Keratoconus, von 
Bradfield ın La Crosse. 
Bericht über 4 Fälle. Nichts Neues. 


3) Das wirkliche Princip bei der Construction von Sehproben, von 
Randall in Philadelphia. 

4) Einige Bemerkungen über die Technik der Mules’schen Operation, 
die Behandlung der Thiers’schen Lappen und die Vorlagerung 
der Mm. recti, von Weeks in New York. 

ad 1. betrifft ein modificirte Nahtanlegung, durch die die Sklera (nach 

Einlegung der Glas-, Gold- oder Silberkugel) fester und dauerhafter ver- 

einigt wird. 


— 213 — 


ad 2. Kunstgriff, um die Faltenbildung und das Zusammenrollen der zu 
transplantirenden Hautlappen zu vermeiden. 

ad 8. Verfahren des Verf.’s bei der Vorlagerung der Musculi recti, das 
an der Hand einer Abbildung erläutert wird. 


6) Hautverfärbung durch Argyrol, von Post in St. Louis. 

Im Anschluss an eine Argyrol-Injection in eine frisch operirte Chalazion- 
wunde war eine schwarzbraune Verfärbung des ganzen Oberlides aufgetreten. 
Besserung und vollkommene Heilung durch Jodkali Injektionen in die wieder- 
geöffnete Wunde. Auch innerliche Jod-Verabreichung. 


6) Neue Klammern zur Fixation des Lides bei Tarsus-Operationen, 
von Ewing in St. Louis. 


VIII. The Ophthalmic Record. 1904. October. 
1) Notshautblutung als erste Manifestation in einem Falle von Dia- 
betes mellitus, von Nagel in San Francisco. © 


2) Ein Fall von Fremdkörper in der Orbita mit Eindringen in die 
Schädelhöhle, von Morrow in Canton (Ohio). 

Bei der Explosion eines Flintenlaufs war ein 43mm langes Stück in 
die Orbita eingedrungen, hatte die obere und innere Orbitalwand fracturirt 
und war mit dem einen Ende in die mittlere Schädelgrube eingedrungen. 
Heilung nach Enucleation des vollkommen desorganisirten Bulbus und sorg- 
fältiger Drainage. I 


3) Glaucom oder primäre Opticus-AtrophieP von White in Richmond. 

In einem zweifelhaften Fall, wo nur das eine Auge betroffen war, das 
S— ?%),, und eine Gesichtsfeld-Einschränkung oben und innen zeigte, hat 
Verf. unter Strychnin- und Phosphor-Behandlung Sehschärfe auf ?°/,, und 
das Gesichtsfeld sich erweitern sehen. Trotzdem hat er später eine Iridectomie 
gemacht (wie mir scheint, ohne jeden Grund. Ref.) mit dem Effect, dass die 
Besserung wieder verschwand und der ursprüngliche Zustand wieder eintrat. 


4) Eine neue Thränensack-Spritze, von Kirkendall in Ithaka. 


6) Ectropion, durch Excision des Tarsus gebessert. Bericht über 
einen Fall, von Thos. Faith in Chicago. 

Es handelte sich um ein Narben-Ectropion nach einer Risswunde des 
oberen Lides. Nach mehrfachen erfolglosen Operations-Versuchen (Adams) 
wurde durch Excision des Tarsus, von dem nur ein schmaler Streifen längs 
des Lidrandes stehen blieb, ein gutes Resultat erzielt. 


6) Ein paar Worte über die „Tecking‘‘-Operation (Verkürzung) der 
geraden Augenmuskeln, von Valk in New York. 


November. 
1) Europäische Augenkliniken, von Brawley in Chicago. 


— 214 — 


2) Carbolstiure- und Ammoniak-Verbrennungen des Auges, von Edw. 
Stieren in Pittsburg. 

Es werden 3 Fälle der ersten, 4 der zweiten Categorie mitgetheilt, die 
deutlich beweisen, wie viel schlechter die Prognose bei Ammoniak-Verätzungen 
ist — auch bei Anfangs nicht sehr bedrohlichen Erscheinungen — als bei 
Carbol-Verbrennungen, die gewöhnlich einen günstigen Ausgang nehmen. 


3) Drei Fälle von Frühjahrs-Katarrh, von Nils Remmen in Chicago. 
Kurze Mittheilung dreier Fälle ohne besonderes Interesse. 


December. 

1) Gliom des Pons mit Augen-Symptomen und Sections-Bericht bei 
einem 7jährigen Kind, von Wood in Chicago. 

Neben den Allgemein-Symptomen des Tumor cerebri wurde an den 
Augen festgestellt: Lähmung beider rechten und des linken &usseren Rectus, 
Mydriasis bei erhaltener Reaction auf Licht und Convergenz. Stauungspapille. 
Die übrige Symptomatologie fehlt, es scheint aber eine Localdiagnose intra 
vitam nicht gestellt worden zu sein, die nach dem Sectionsbefund sehr wohl 
möglich schien. 

2) Tuberculose der Aderhaut; Perforation der Sklera; Ausbreitung 
nach hinten mit Betheiligung des N. opticus. Histologische und 
bakteriologische Untersuchung, von Schweinitz und Shumway 
in Philadelphia. | 

Es handelte sich um einen Conglomerat-Tuberkel der Aderhaut bei einem 
4jähr., an allgemeiner Tuberculose gestorbenen Kinde. Die Diagnose wurde 
sowohl durch die mikroskopische Untersuchung, wie durch Impfversuche auf 
ein Kaninchen-Auge bestätigt. 


3) Ein Fall von Kopf-Tetanus nach einer Contusions-Wunde des 
äusseren Canthus, von.Ramsay in Glasgow. 

Im Anschluss an eine — durch einen Stockschlag hervorgerufene — 
eitertnde Wunde am äusseren Augenwinkel entwickelte sich zunächst ein 
deutlicher Trismus, zu dem später Krämpfe in der Hals-, Kehlkopf- und 
Schlund-Musculatur hinzutraten. Alles nur auf der einen, der Wunde ent 
sprechenden Seite. Es bestand ferner eine Steigerung der Sehnenphänomene. 
Im eitrigen Secret wurden Tetanus-Bacillen nachgewiesen. Heilung durch 
Antitetanus-Serum. (Im Ganzen 150ccm bei 7maliger Anwendung.) (Die 
strenge Localisation der Krampf-Erscheinungen lässt die Diagnose wohl als 
etwas zweifelhaft erscheinen. D. Ref.) 

4) Die combinirte Behandlung bei Augen-Erkrankungen, besonders 
denen des Uvealtractus, von Burnham in Toronto. 

Verf. erläutert die Wirksamkeit seiner (? Ref.) Methode — d. i. die 
Combination von Jod und Quecksilber innerlich mit subcutaner Anwendung 
von Pilocarpin — durch die Mittheilung einer Reihe entsprechender Krank- 
heitsfälle (sympathische Ophthalmie, rheumatische, syphilitische Uveitis, 
albuminurische Neuroretinitis u. s. w.). 








5) Bericht über einen Fall von Glaucom mit Operation und einem 
unbeabsichtigten Resultat, von M’Allister in Ridgway. 


— 215 — 


Es war ein brückenförmiger Streifen des Pupillargebiets der Iris stehen 
geblieben, was in Folge starker Blutung bei der Operation erst nach einigen 
Tagen festgestellt wurde Verf. glaubt dieses durch einen Zufall erlangte 
Resultat als eine Verbesserung der Methode für die Glaucom-Iridectomie 
empfehlen zu dürfen. Loeser. 


1905. Januar. 

1) Augenverletsung darch Partikelchen eines Copier-Stiftes, die in 
den Conjunotivalsack gelangten. Bericht über 2 Fälle, von Morri- 
son in Louisville. 

Ausser starker Schwellung der Lider und Conjunctivae mit Thränen 
und Lichtscheu eine tiefblaue Verfärbung, die neben Lidhaut und Conjunc- 
tiva auch das Hornhautepithel betraf, Sehschärfe gleich Fingerzählen. Im 
weiteren Verlauf kam es in dem einen Falle zu einem Hornhautgeschwiir 
und Narbenpterygium. 

2) Eine kurze Bemerkung über die relative Virulenz der verschieden 
gefärbten Kolonien ohromogener Bakterien, von Oliver in Philadelphia. 


Augeninstrumente. 3 neue Modelle, von Beard in Chicago. 
1) Ein Scalpell. 2) Ein Blepharostat. 3) Eine Lidpincette. 


3 


ww 


4) Operative Behandlung der Myopie, von Donovan in Pe 
Kurze Mittheilung eines operirten Falles. 


5) Drei Fälle von Parinaud’s Conjunctivitis, von Ellet in Memphis. 


6) Exophthalmus und Sphenoidal-Abscess, von Würdemann in 
Milwaukee. 
Kurzer Bericht über einen Fall. 


Februar. 
1) Ein Fall von bilateraler hysterischer Amaurose, von Pfingst in 
Louisville. 


2) Bericht tiber einen Fall von Papillom der Caruncula lacrymalis, 
von Veasey in Philadelphia. 


3) Penetrirende Schussverletzungen des Augapfels, von Brox in 
Evansville. 
Bericht über 3 Fälle. 


4) Bericht über einen Fall von Leucosarcom der Aderhaut mit 
secundärer Betheiligung des Ciliarkörpers, von Veasey in Philadelphia. 
Die Hauptmasse des Tumors bestand aus Spindelzellen, während der 

vorderste Abschnitt den Charakter eines Endothelioms zeigte. 


6) Ophthelmia nodosa, von Würdemann in Milwaukee. 

Verf. berichtet über 2 Fälle, in denen die Entzündung zwar nicht durch 
Raupenhaare, sondern einmal durch einen Bienenstachel, das zweite Mal 
durch ein Grashüpferhaar hervorgerufen war, die aber doch in jene Kate- 


— 216 - 


gorie gehören. Die Entfernung der betreffenden Fremdkörper beseitigte 
schnell die ziemlich schweren Entzündungs-Erscheinungen. 


— 


März. 
1) Ueber die Beziehungen von Nasen-Erkrankungen zu Trübungen 
des Glaskörpers, von Patterson in Colorado Springs. 

Verf. hat in den letzten 2 Jahren die Nase in allen Fällen von Glas- 
körpertrübungen und die Augen der Fälle von chronischen Nasen-A ffectionen 
untersucht. Unter diesen 25 Fälien zeigten 16 Glaskörpertrübungen, 2 zahl- 
reiche Punkte auf der hinteren Linsenkapsel, 7 keine Abweichungen von der 
Norm. Verf. hält es für sehr wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang 
zwischen den Glaskörper-Trübungen und der Erkrankung der mittleren 
Nasengänge besteht. 


2) Schussverletsung der Orbita. Posttraumatisches Delirium. Ent- 
fernung der Kugel mit Erhaltung des Bulbus, von Posey in 
Philadelphia. 

3) Neue Modiflcationen einiger Operationen am Auge und seinen 
Adnexa, von Thomson in New York. 

Betreffen die Vorlagerung, Exstirpation des Thrinensacks und die 

Mules’sche Operation. 


4) Fractur des Orbital-Bodens, von Keiper in La Fayette. 

Die Fractur — entstanden beim Fussballspiel durch das Gegenrennen 
eines Mitspielers gegen die rechte Wangengegend, ging durch die Austritts- 
stelle des II. Trigeminusastes und hatte vorübergehende Anästhesie im Gefolge. 


5) Die Schwangschraube des Gewehres in der Ophthalmologie und 
Chirurgie, von Gifford in Omaha. 
Mittheilung eines eigenen Falles und Literatur-Uebersicht. 


IX. The Ophthalmoscope. 1904. November. 
1) Neue Errungenschaften der augenirstlichen Therapie, ven 
A. Darier in Paris. | 


2) Einige Hilfsmittel der Star-Extraction, von Maddox in Bournemouth. 
Fixation des Bindehautlappens. Fortdauernde Antisepsis nach der Er- 

traction. Heisse und kalte Umschläge nach der Discission. Massage zur 

Unterstützung der localen Anästhesie. Verschiedenartige Bemerkungen. 


3) Ein Vorschlag zur schnellen Entfernung feiner nach innen 
wachsender Wimpern, von Johnson in London. 
Verf. empfiehlt, um das Entschlüpfen der feinen Härchen aus der Cilien- 
pincette zu vermeiden, ein wenig Wachs oder Harz an die Arme der Pincette 
zu bringen und zu erhitzen. 





December. 


1) Neue Errungenschaften der augenärstlichen Therapie, von Darier 
in Paris. 


- AT = 


3) Alte und neue Heilmittel in der Ophthalmologie, von Menzies 
in Rochdale. 
Ist für Silber-Nitrat und gegen die Ersatz-Mittel. 


3) Dislocation des Augapfels bei einem Mops-Hund, von Snell in 
Sheffield. 
Die Reposition gelang leicht, nachdem die den nach vorn dislocirten 
Bulbus umklammernden Lider mit Schielhaken emporgehalten wurden. - 


1905. Januar. 
1) Neue Errungenschaften der augenärztlichen Therapie, von Dariıer 
in Paris. (Fortsetzung.) 
2) Hydatid-Cyste in der vorderen Kammer, von Evans in Sydney. 
Entfernung der frei beweglichen Cyste durch Operation. (Soll ein un- 
entwickelter Echinococcus gewesen sein, doch kann man daran zweifeln.) 


_ 8) Die Volloorrection der Myopie, von Ernst Clarke in London. 
Verf. spricht sich auf Grund seiner über 20 Jahre sich erstreckenden 
Erfahrungen für die Vollcorrection aus. 


4) Traumatische Keratitis bei Neugeborenen, von Sydney Stephenson 
in London. 
Bericht über zwei Fälle. (Zangen-Entbindung.)! 


Februar. 
1) Einige praktische Bemerkungen über Magnet-Operationen, von 
Hirschberg in Berlin. 
Vgl. British med. Assoc. Oxford, Juli 1904. 





2) Ueber die richtige Anwendung des Riesen-Magneten, von Haab 
in Zürich. 


3) Der Elektro-Magnet in der Augenheilkunde, von Snell in Sheffield. ? 


März. 

1) Die praktische Anwendung und der relative Werth der zur Unter- 
suchung der Augenmuskeln gebrauchten Instrumente, von Duane 
in New York. 

Vgl. Sect. of Ophthalm. of the Coll. of Phys. of Philadelphia. 


2) Ueber einen verbesserten Apparat zur Photographie des Augen- 
hintergrundes, demonstrirt auf dem letzten Congress in Luzern von 
Prof. Dimmer, von Johnson in London. 

Uebersetzung der Dimmer’schen Mittheilungen. 


1 Vgl. die erschöpfende Arbeit von Bruno Wolff (Beitr. z. Augenheilk., 1905). 
2 Auf diese drei Arbeiten werden wir noch zurückkommen. 


— 218 —- 


3) Neue Errungenschaften der augenärstlichen Therapie, von Darier 
in Paris. 


4) Aethylchlorid bei Augen-Operationen. Bericht über einen Todes- 
fall, von Hird in Birmingham. 


April. 
1) Betinitis albuminurica in einem Fall von Nephritis parenchyma- 
tosa bei einem Kind, von Carpenter in London. 


3) Die neuritische Form der Retinitis albuminurica, von Ballantyne 
in Glasgow. 


Mai. 
1) Ueber 5 Fälle von familiärer Hornhaut-Degeneration, von Doyne 
und Stephenson. 
Fälle, die in die von Haab, Dimmer, Fehr (aus Hirschberg’s 
Praxis) beschriebene Kategorie familiärer Hornhautdegeneration gehören. 


2) Einseitige Ptosis und Lidödem; Trombose des Sinus cavernosus 
im Verlaufe von Scharlach, von Werner in Dublin. Loeser. 


X. Recueil d’ophtalmologie. 1904. October —December. 1905. Januar. 
1) Das directe Sehen, von Poullain. 


2) Ueber Cataracta saturnina, von Grilli 

Mittheilung von 3 Fällen von Kernstar in relativ jugendlichem Alter. 
Alle drei Patienten hatten viel mit Bleifarben zu thun. Verf. ist der An- 
sicht, dass auch hier, wie er es für den Altersstar annimmt, eine Insuffcienz 
der Nieren als Ursache anzunehmen ist Bei dieser werden im Blute grössere 
Mengen molecularer Bestandtheile zurückgehalten, wodurch das Blut und 
auch die Augenflüssigkeiten einen grösseren osmotischen Druck erhalten als 
der Norın entspricht. Hierdurch komme es zur Entwässerung der Linse 
und indirect zur Bildung von Cataract. 


3) Nachruf auf Prof. Tillaux, von Beauvois. 


4) Der Thränensack, von Tillaux. 


5) Die Behandlung der Infection nach der Star-Operation, von 
Bourgeois, 
Verf. empfiehlt auf Grund von eigenen guten Resultaten die subcon- 
junctivalen Injectionen von Quecksilbercyanür. 








6) Klinische Mittheilung, von Beauvois. 
Ein Fall von Irisgumnia, der durch Inunctionscur schnell geheilt wurde. 
7) Seltene Complication des Zoster ophthalmicus, von Strzeminski. 
Im Verlauf eines Herpes zoster zeigte die Hornhaut das Bild einer 
parenchymatösen Entzündung bei völliger Anästhesie und Herabsetzung des 





— 219 —- 


intraocularen Druckes. Bereits nach 2 Monaten waren die Verhältnisse 
wieder normal geworden. 
8) Congenitale Retinitis punctuata albescens, von Galezowski (Jean). 
Das hervorstechendste Symptom war die congenitale Hemeralopie. 
Letztere zeigt bald den ophthalmoskopischen Befund einer Retinitis pigmen- 
tosa, bald den einer Retinitis albescens, oder erscheint unter dem Bilde einer 
Atrophia gyrata der Retina. Die Ursache dürfte in einer primären Schädigung 
der Gefässe der Choriocapillaris zu suchen sein. 


8) Bemerkungen über den intraocularen Cysticercus, von Chaveg. 
Der Fall stammt aus Mexico. Der subretinale Cysticercus wurde durch 
einen Meridionalschnitt extrabirt und das Auge in gutem Zustande erhalten. 


10) Nebenwirkung des Adrenalins, von Bouchart. Moll. 


Bibliographie. 


1) Die Skiaskopie-Theorie vom Standpunkte der geometrischen 
Optik, der Ophtalmoskopie und entoptischen Wahrnehmung 
(Entoptische Skiaskopie-Theorie), von Dr. Hugo Wolff. (Berlin 1905, 
C. S. Karger.) Die zu kurzem Referat nicht geeignete kleine Monographie 
ist VTP REGAS polemischen Inhalts und gegen A. Gleichen gerichtet. 

Bruns-Steglitz. 


2) Weitere Bemerkungen zur Trachomfrage und zur Therapie 
chronischer Conjunctival-Erkrankungen, von Prof. A. Peters in 
Rostock. (Münchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 1.) Es erscheint Verf. 
noch keineswegs bewiesen, dass ein einheitlicher Krankheits-Erreger das 
Trachom hervorruft, und deshalb muss eben der Begriff der Disposition zu 
Hilfe genommen werden, und zwar einer Disposition zur Entwicklung oder 
Vermehrung des adenoiden Gewebes in der Bindehaut. Auf Grund von Er- 
fahrungen empfiehlt Verf. zur Bekämpfung aller derjenigen Formen von 
Bindehaut-Erkrankungen, welche eine Vermehrung des adenoiden Gewebes 
erkennen lassen, die von ihm angegebene Methode der Abschabung der 
Schleimhaut, verbunden mit der Anwendung der Knapp’schen Rollpincette. 


3) Argentum eitricum, Itrol Credé pro oculis bei Augen- 
krankheiten. Für praktische Aerzte, von Dr. F. R. v. Arlt in Wien. 
(Aerztliche Central-Zeitung. 1905. Nr 3.) Bei richtiger Dosirung des Itrols, 
das wie photographisches Papier behandelt werden muss, kann Verf. dasselbe 
auf das beste empfehlen. Er wendet es an (stets nur in Pulverform) vor 
allem bei Conjunctivitis blennorrhoica neonatorum et adultorum, bei prophy- 
laktischer Desinfection der Augen der Neugeborenen, bei Con). follicul. acuta 
et chronica, bei Trachom, bei Conj. diphtherica und bei Hornhautgeschwüren. 


4) Ueber den Heilungsprocess bei perforirenden Schnitt- 
wunden der Hornhaut, von Dr. A. Weinstein. (Archiv f. Augenheil- 
kunde, Bd. 48, 1. Nach einem Referat in der Deutschen Med.-Zeitung 
1905. Nr. 23.) Nach perforirenden Schnittwunden der Hornhaut findet die 
Regeneration der einzelnen Schichten nicht gleichzeitig statt. Zuerst regenerirt 


20 — 


sich das Epithel, dann die Substantia propria und zuletzt die Descemet’sche 
Haut, die sich vollständig wieder herstellt. 


5) Ueber Transplantation der Cornea und andrer Gewebe, von 
Ribbert. (Medicinische Gesellschaft in Göttingen. 1. December 1904.) Die 
Hornhaut-Transplantation steht insofern in Uebereinstimmung mit derjenigen 
andrer Gewebe, als auch bei ihr die biologisch wichtigen Elemente, die 
Zellen, untergehen. 

6) Ueber Abrasio corneae, von Dr. Franz Heilborn. (Wochen- 
schrift für Therapie und Hygiene des Auges. 1905. Nr. 29.) Verf. fasst 
seine Ausführungen zum Schlusse in Folgendem zusammen: 1) Die Abrasio 
corneae zur Verbesserung der Sehschärfe ist indicirt bei allen den Fällen, wo 
die Trübung einen abgeschlosseneh Process darstellt und in den oberen 
Lamellen der Hornhaut ihren Sitz hat. 2) Die Abrasio corneae mit nach- 
folgender Massage ist ein werthvolles Mittel gegen Recidive von Entzündungen 
in älteren Hornhautnarben. 

7) Sind mit Tinte verunreinigte Verletzungen des Auges be- 
sonders gefährlich? von Dr. Haass. (Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene 
des Auges. 1905. Nr. 18.) Die vom Verf. mitgetheilten beiden Fälle von 
Tinten-Verletzung sprechen für die Ungefährlichkeit der mit Tinte verun- 
reinigten Wunden des Auges und lassen eine möglichst conservative Therapie 
als berechtigt erscheinen. 

8) Subconjunctivale Ruptur der Sklera, von Dr. Brunetiére. 
(l’Ophtalmologie provinciale. 1905. Nr. 12.) Im Anschluss an einen be- 
obachteten Fall bespricht Verf. eingehend das Zustandekommen, die Prognose 
und die Therapie der subconjunctivalen Ruptur der Sklera. 


9) Warnung vor dem uneingeschränkten Gebrauche von Adre- 
nalin bei Glaucom, von Dr. A. Senn in Wyl. (Wochenschr. f. Therapie 
u. Hygiene des Auges. 1905. Nr. 17.) Verf. hat in 2 Fällen von Glaucom 
die verderbliche Wirkung des Adrenalins, welches sowohl rein als in Ver- 
bindung mit Eserin gegeben wurde, beobachtet und warnt davor, Combina- 
tionen von Adrenalin mit Mioticis zu verschreiben und den Patienten für 
längeren Gebrauch mitzugeben. 

10) Ueber gonorrhoische, metastatische Iritis, von Johannes 
Lehmann. (Inaug.-Dissertat. Berlin, 1905.) Verf. veröffentlicht aus der 
Königl. Charité 10 Krankengeschichten, bei denen es sich um zweifelsfreie 
Fälle von Iritis gonorrhoica metastatica handelt. 

11) Iritis blenorrhoica (& reduites), von Dr. Gendron. (l’Oph- 
talmologie provinciale. 1905. Nr. 1.) Die Gonokokken-Infection kann im 
Organismus fortbestehen, auch wenn jede Spur von Urethritis verschwunden 
ist, und kann so eine Iritis hervorrufen, ähnlich wie rheumatische und syphi- 
litische Infectionen. 

12) Ein Fall von Dacryoadenitis chronica. Behandlung mit 
Vibrations-Massage. Heilung, von Dr. J. Dreyfuss in Kaiserslautern. 
(Münchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 2.) Verf. räth in Fällen von 
chronischer Schwellung der Thränendrüse, als auch in allen Fällen von in- 
ditferenten Hypertrophien und Tumoren, wo keine Gegenanzeige besteht, die 
Vibrationsmassage zu versuchen. . 

13) I. Bemerkungen zu der Arbeit „Ueber die Abhängigkeit 
der Pupillarreaction von Ort und Ausdehnung der gereizten 
Netzhautfläche“, von Dr. Hugo Wolff. II. Erwiderung auf die 


— 221 — 


vorstehenden Bemerkungen, von Dr. G. Abelsdorff und H. Feilchen- 
feld. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XXXVI.) Wolff meint 
zuerst eine Abnahme der Reflexempfindlichkeit der Netzhaut vom Centrum 
nach der Peripherie mit Hilfe des elektrischen Augenspiegels nachgewiesen 
zu haben. In der Erwiderung wird ihm vorgehalten, dass im Jahre 1876 
Aubert, 1879 Fick schon eine um so stärkere Verengerung der Pupille 
beobachtet haben, je näher der Fovea centralis der Lichtreiz lag. 

14) Ein Fall von halbseitiger Lähmung mit conjugirter 
Deviation des Kopfes und der Augen bei einer von Geburt an 
Blinden, von Dejerine und Roussy. (Revue neurologique. 1905. Nr. 8.) 
Verff. glauben weder an die Lehre der rein sensorischen Genese der conju- 
girten Deviation, noch an ein einheitliches Centrum fiir Kopf- und Augen- 
bewegungen, weil auch Fälle von dissociirter Deviation bekannt sind. 

15) Fall von angeborener totaler Farbenblindheit nebst Be- 
merkungen über die Function der Stäbchen und Zapfen, von 
J. Bjerrum. (Hospitalstidende. 1904. Nr. 47.) 

16) Ueber die Pathogenese der Stauungspapille, von Dr. 
Alfred Sänger in Hamburg. (Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 8.) In der 
Arbeit, die schon anlässlich der Naturforscher-Versanmlung zu Breslau 
referirt wurde, wird besonders hervorgehoben, dass das wesentliche Moment 
für das Zustandekommen der Stauungspapille in einer Steigerung des intra- 
craniellen Druckes liegt. 

17) Ein Fall von symmetrischer Sklerose der Occipital- 
lappen, von Marchand. (Nouv. Icon. de la Salpétr. 1908. Nr. 2. Nach 
einem Referat im Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 7.) Verf. schliesst sich 
auf Grund des beobachteten Falles Violet an, welcher sagt, dass die Ver- 
minderung der Sehschärfe, das Aufhören und Verschwinden jeglicher Licht- 
und Farben-Wahrnehmung nur verschiedene Grade des Verlaufes ein und 
derselben Läsion darstellen, also im vorliegenden Falle durch einen sich über 
mindestens 5 Jahre hindurch erstreckenden Verlauf. 

18) Zur Frage über das Wesen der sogen. „Stauungspapille‘, 
von Albert Adamkiewicz in Wien. (Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 5.) 
Verf. hält an seiner Auffassung fest, dass die Erscheinungen der sogen. 
„Stauungspapille‘‘ in entzündlichen Processen im Sehnervenapparat und nicht 
in Stauungsvorgängen an demselben ihren Grund haben. Die Versuche des 
Vert es haben ergeben, dass künstliche Drucksteigerungen im Schädel bei 
Thieren niemals zu einer „Stauungspapille“, sondern regelmässig nur zu 
Stauungen in den Venen der Cborioidea führen. 

19) Opticusatrophie in Folge von Metrorrhagie, von Galle- 
maerts. (Policlin. 1904. Nr. 28. Nach einem Referat in der Deutschen 
med. Zeitung. 1905. Nr. 23.) Bei einer 43jährigen Frau trat 4 Tage nach 
einer starken Gebärmutter-Blutung auf beiden Augen in Folge von Oedem 
mit nachfolgender Atrophie des Sehnerven Herabsetzung der Sehschärte, links 
bis zur einfachen Lichtempfindung auf. In 25"/, der Fülle treten die Seh- 
störungen sofort ein, in 20°/, erst nach Verlauf von 12 Stunden und in 
der Hältte der Fälle nach 3—6, manchmal sogar nach 18—21 Tagen. Die 
Prognose ist immer ernst, besonders wenn die Amblyopie einige Wochen 
andauert. 

20) Conjugirte Deviation des Koptes und der Augen mit 
gleichseitiger Halbblindheit. Sensorischer Ursprung, von 
H. Dufour. (Revue neurologique. 1904. Nr. 7.) 


— 299 — 


21) Angioneurosen der Retina, von Privatdocent Dr. Braunstein 
in Charkow. (Wratschobn. Gazette. 1904. Nr. 43. Nach einem Referat in 
der Deutschen med. Zeitung. 1905. Nr.23.) Verf. gelangt bei der Er- 
örterung der Physiopathologie der Angioneurosen zu dem Schluss, dass an 
der Entstehung derselben auch das Gehirn, d. h. das vasomotorische Centrum 
derselben, sowie die peripherischen Vasomotoren des Auges (Sympathicus) 
theilnehmen. Diese Angioneurosen lenken die Aufmerksamkeit des Arztes 
auf diejenigen Organe, die der Ausgangspunkt derartiger Erkrankungen sind. 


22) Ein Fall von Mitbewegung eines ptotischen Augenlides 
bei Kaubewegungen, von L. Pick. (Verein f. wissenschaftl. Heilkunde in 
Königsberg i. Pr. Sitzung v. 19. December 1904.) 


23) Sehschärfe und Refractions-Bestimmungen vom prak- 
tischen Standpunkte des Truppenarztes, von Dr. Siegfried Ber- 
kovsky. (Wien, 1905.) Die Arbeit giebt in knapper, übersichtlicher Form 
Anleitung für die verschiedenen Untersuchungsmethoden und behandelt in 
einem besonderen Kapitel ausführlicher die für einen Militärarzt so wichtigeu 
Simulationsproben. 

24) Die klinisch wichtigsten Punkte der Perimetrie, mit be- 
sonderer Berücksichtigung der traumatischen Neurose, von Dr. 
L. Wolffberg in Breslau. (Archiv f. Augenheilk., Bd. 47, 4.) Die trau- 
matische Neurose besteht in abnormer Ermüdbarkeit nicht der Netzhaut, 
sondern des neuropathischen Apparats einschliesslich seiner cerebralen Centren. 


25) Die Verwendung blauer Gläser bei der Untersuchung mit 
künstlichem Licht nebst Beschreibung eines einfachen Apparstes 
zur praktischen Prüfung des Farbensinnes, von Dr. Paul Erd- 
mann, Assistent der Univers.-Augenklinik in Rostock. (Münchener med. 
Wochenschrift. 1905. Nr. 4.) 

26) Schulärztliche Thätigkeit und Augen-Untersuchungen. 
von Dr. M. Radziejewski. (Zeitschrift f. ärztl. Fortbildung. 1905. Nr. 5.) 
Die dringende und so wichtige Frage über die Thätigkeit der Schulärzte 
und speciell der Schulaugenärzte wird in der vorliegenden Abhandlung vom 
Verf. behandelt, und die „Skizze betr. Schulaugenärzte‘“, die der städtischen 
Schuldeputation zur Prüfung vorgelegt wurde, am Schlusse der Arbeit ver- 
öffentlicht. Fritz Mendel. 

27) Auge und Epilepsie. Die Augen der Epileptischen in den 
Anstalten Hochweitzschen und Kleinwachau, von Prof. Dr. Schoen und 
Dr. M. Thorey. (Archiv f. Psychiatrie. Bd. 39, Heft 3.) Verff. fanden bei 
einem sehr grossen Prozentsatz von Epileptischen eine Reihe von meist un- 
oder untercorrigirten Refractions- und Gleichgewichtsstörungen, die auch bet 
Nichtepileptischen Kopfschmerzen, Schwindel u. s. w. verursachen müssen, 
während Erscheinungen, die Folge von Hirnleiden sein könnten, durchweg 
fehlten. Da die Möglichkeit eines Zusammenhanges zwischen diesen Fehlern 
und Epilepsie nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen ist, so wird 
möglichst baldige und genaue Correction empfohlen, wodurch jedenfalls die 
dadurch bedingten nervösen Störungen fortfallen. 

28) Zur Prophylaxe der Recidive bei Erosionen der Horu- 
haut, von Hugo Feilchenfeld in Berlin. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. 
Nr. 11.) Verf. sieht den Grund des leichten Recidivirens nicht aseptisch durch 
Verletzung gesetzter Hornhaut-Erosionen in der primären durch den ver- 
letzenden Körper gesetzten Infection, da die secundäre (Bindehaut, Aussen- 


—- 223 — 


welt) nach den Erfahrungen bei F.K.-Entfernungen sehr selten ist, aus- 
genommen Thränensackleiden. Deshalb ist als Therapie ausser der bekannten 
(Verband, Atropin u. s. w.) Kauterisiren (meist mit zurückbleibender Macula) 
oder Auskratzen unter Führung der Fluorescinfärbung zu empfehlen. Letzteres 
ist natürlich bei Thränensackleiden ausgeschlossen. 

29) Weitere Bemerkungen über Behandlung des Trachoms 
mit Radium, von Geh. Med. Rath Prof. Dr. Hermann Cohn in Breslau. 
(Berl. klin. Wochenschr. 1905. Nr. 8.) . Verf. brachte Trachom- und audere 
Follikel durch Behandlung mit 0,001 Radium tuto cito et jucunde zum 
Schwinden und fordert zu weiteren Versuchen auf, .da das Verfahren völlig 
gefahrlos für das Auge ist. 

30) Ueber die Beziehungen der während der Geburt ent- 
stehenden Retinalblutungen des Kindes zur Pathogenese des 
Glioma retinae, von Dr. Eugen. Wehrli, Augenarzt in Frauenfeld. 
(Corr.-Blatt f. schweizer Aerzte 1905. Nr. 2.) Die Genese des Glioms lässt 
sich ableiten von persistirendem Embryonalgewebe, welches durch schädigende 
Einflüsse, am häufigsten traumatische Zerreissung und Blutung der Netzhaut 
bei der Geburt in Wucherung versetzt wird. Dafür spricht die Häufigkeit 
der Netzhautblutungen in der Geburt, die Häufigkeitscurve des Glioms mit 
dem Hinaufschnellen zum Maximum am Ende des 1. Jahres, das familiäre 
Auftreten, das beiderseitige Auftreten, das Auftreten im Auge derselben 
Seite in einer Familie. Bei drohendem familiärem Auftreten kann durch 
prophylaktische Maassregeln (künstliche Frühgeburt bei engem Becken u. s. w.) 
das Entstehen des Tumors hintangehalten werden. 

31) Ueber die Wirkung des Alkohols auf die Veränderung der 
Pupillenreaction, von Dr. Heinrich Vogt. (Berl. klin. Wochenschr. 1905). 
Nr. 12.) Beim Gesunden bleibt die Pupillenreaction auch in der hochgradigsten 
akuten Alkoholvergiftung intact im Gegensatz zu den übrigen Reflexen, 
während chronische Alkoholiker dauernd Veränderungen von Weite und 
Reaction der Pupille aufweisen. Dagegen zeigt ein Theil von Menschen nach 
Alkohol mit angeborener oder erworbener Minderwerthigkeit des Central- 
nervensystems auch deutliche Veränderung der Pupillenreflexe. Diese Ver- 
änderungen laufen parallel mit Veränderungen der Psyche und sind deshalb 
als Maassstab zu benutzen. Sie sind der Ausdruck einer allgemeinen 
cerebralen Hemmung, die sowohl die Psyche, als auch die körperliche 
Sphäre betrifft. Verf. gab 40 ccm Arrak oder Rum in Wasser bei Idioten 
und Degenerirten und prüfte die Pupillenreaction. Zu !/, der Fälle trat Ver- 
änderung der Reaction auf und zwar grösstentheils im Sinne einer trägeren 
Reaction. In einem Falle reagirten beide Pupillen ungleich auf Licht. 
Accommodationsreaction blieb unverändert. Nur der positive Ausfall hat 
Wert und zwar für die psychiatrische Diagnose. 

32) Praktische Ergebnisse aus dem Gebiete der Augen- 
heilkunde, Entstehung und Behandlung der Kurzsichtigkeit, von 
Dr. Helbron. (Berl. klin. Wochenschr. 1905. Nr.12.) Naharbeit führt durch 
Wirkung der Abwärts- und Einwärtswender — nicht durch Contraction des 
Accommodationsmuskels — zu Drucksteigerung im hinteren Bulbusabschnitt, 
die bei dazukommender Veranlagung: Schwäche der Sklera, Fehlen der 
elastischen Fasern, zur Dehnung führt. Man unterscheidet zwischen Conus- 
myopie und Staphylommyopie. Erstere ist meist erworben, Schulmyopie, 
letztere meist angeboren und vielfach excessiv. Ausser der hygienischen 
Prophylaxe verlangt Verf. Vollcorrection für Ferne und Nähe. Untercorrection 


— 224 


führt für die Ferne zum Blinzeln, für die Nähe zur Concurrenz zwischen 
Convergenz- und Divergenzimpuls. Aus den angeführten Statistiken einer 
Reihe von Kliniken geht hervor, dass ein grösserer Prozentsatz der voll- 
corrigirten Myopieen stationär blieb, als der Unter- oder Nichtcorrigirten. 


33) Zur Röntgenlocalisation ocularer Fremdkörper, von 
Dr. Holth, Augenarzt in Christiania. (Fortschritte auf dem Gebiete der 
Röntgenstrahlen. Bd. 8.) Verf. fixirt am oberen und unteren Hornhautrand 
je ein 2mm grosses bleiernes Knöpfchen mit 2 Löchern durch Bindehaut- 
naht, fixirt den Kopf durch Kinnstütze und Zubeissenlassen auf festgeschraubten 
Spatel, das Auge durch Fixiren eines Objects seitens des gesunden Auges. 
Eine occipito-frontale — Platte genau parallel der Frontalebene — und eine 
bitemporale Aufnahme — Platte parallel der Medianebene — ermöglichen 
genauste Localisation, zu deren Vereinfachung eine Bleikugel mit eingeritzter 
Hornhaut (= Bulbus) und ein Satz von Ringen dient, deren lichte Weite 
nach der jedesmal auf der Platte gefundenen Distanz von Fremdkörperschatten 
und Marke — nach Abzug von 10°/, auf Kosten der Vergrösserung — 
gewählt und auf die Bleikugel aufgelegt wird. 


34) Zur Prüfung der Lichtreaction der Pupillen, von Dr. Otto 
Veraguth in Zürich. (Neurol. Centralblatt 1905. Nr. 8.) Verf. prüft mit 
einem elektrischen Taschenlämpchen, das er mit Sammellinse, Irisblende und 
für bes. Zwecke mit Trichteraufsatz versehen hat, wobei der Zeigefinger die 
Blende, der Mittelfinger den Contact besorgt. Unabhängigkeit von der 
Adaptation der Netzhaut durch variiren der Lichtmenge, Ausschalten 
thermischer, acustischer u. s. w. Reize, Möglichkeit, das ganze Gesicht zu 
betrachten, die Einfallsrichtung beliebig zu variiren und die Reaction mehreren 
zugleich zu demonstriren, sind die Vortheile des Instrumentes. 


35) Ein Fall von sensorischer Ataxie der Augenmuskeln, 
von Dr. Hugo Feilchenfeld in Berlin. (Zeitschr. f. klin. Medizin. Bd. 56. 
Heft 3 u. 4.) Ein Tabiker konnte unter Fixiren eines Objectes alle Augen- 
bewegungen prompt ausführen, forderte man ihn aber auf z. B. ‚nach rechts“ 
zu sehen, so verfiel er in starken Convergenzkrampf. Die Störung liegt auf 
dem centripetalen Theil der Bahn. Da nach Ausschalten eines Fixations- 
objectes die kinästhetische Empfindung bei dem Patienten nicht genügt, ihn 
über die Stellung seiner Augen zu orientiren, so verfallen sie in die ge- 
wohnteste coordinirte Bewegung, die Convergenz. Koerber. 

36) Rechtsseitiger pulsirender Exophthalmus. Ligatur der 
rechten Carotis communis und der linken Carotis interna. Ge- 
legentlicher Unfall. Heilung, von Oliver in Philadelphia. (New York. 
med. Journ. and Philad. med. Journ. 1904. April.) Der rechtsseitige pul- 
sirende Exophthalmus, durch eine Schussverletzung entstanden, kam, nachdem 
sowohl die rechte Carotis communis wie die linke Carotis interna ohne 
dauernden Erfolg unterbunden waren, gelegentlich einer zufälligen Collision 
des Patienten — fast 2 Jahre nach der 2. Unterbindung — mit einem Spiel- 
kameraden spontan zur Heilung. 

37) Kurzer Bericht über die Behandlung der Conjunctivitis 
gonorrhoica, von Oliver. (Therapeutic Review. 1904. Januar.) 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbanerdamm). 





Verlag von Veir & Comp. in Leipzig. — Druck von Mstzorr & Wrrrie in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AnczeE in München, Dr. Breur in Paris, Prot. 
Dr. BıeusacHzer in Graz, Dr. Baaıter in I,ondon, Dr. BRuns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Comm in Breslau, Doc. Dr. CL. pop Bom-Reruonp in Berlin, Dr. CRZELLITEER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Ewmert in Berv, Prof. Dr. C. GaLLENGA in Parma, Dr. GINSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GorLpzızuz& in Budapest, Dr. Gorpon Norrie in Kopenhagen, Dr. HAm- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Isstaomis in Smyrna, Prof. H. Kuarr in 
New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. Loxsz& in Berlin, Prof. Dr. Maanus in 
Breslau, Major F. P. Maynarp, IM. 8. Calcutta, Dr. F. MenpeL in Berlin, Dr. Mor in 
Berlin, Dr. Nzururges in Nürnberg, Dr. Psnaens in Maeseyck, Prof. Dr. PescHzL in 
Frankfurt a. M., Dr. Puntscuher in Klagenfurt, Dr. M. RsıcH in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Souzzr in Oldenburg, Prof. Dr. SchenkL in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. 
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Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu begiehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





1905. Nennundzwanzigster Jahrgang. August. 





Inhalt: Original-Mitthellung. Zur Pathogenese des Spasmus nutans. Von Dr. 
A. Schapringer. 

Neue Bücher. 

Geseilschaftsberichte. Ophthalmologische Gesellschaft in Wien. 

Reterate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Abriss der augenärztlichen Therapie von 
Scrini. — 2) Ueber die Beziehungen zwischen Augenleiden und Erkrankungen der 
weiblichen Geschlechtsorgane, von E. Berger und R. Loewy. 

Journal-Uebersicht. I) A. v. Gracfe’s Archiv für Ophthalmologie. LX, 2. — 
ll. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. Mai. — III. Archiv 
für Augenheilkunde. LI, 1905. Heft 8. — IV. Zeitschrift für Augenheilkunde. 1905. 
Bd. XII, Heft 5—6 u. Erganzungsheft. 

Bibliographie. Nr. 1—23. 








Zur Pathogenese des Spasmus nutans. 
Von Dr. A. Sehapringer. 


Seit Bekanntmachung von Caruuk’s! Versuch, bei Spasmus nutans 
durch Verdecken der Augen die Kopfbewegungen zu inhibiren, konnte es 
als ausgemacht angesehen werden, dass es sich bei diesem Symptomen- 
complex im Allgemeinen um eine abnorme Irradiation der Blickrich- 
tungs-Intentivon dieneuden Bewegungsimpulse handle, dass der Spasmus 
nutans eine optogene Wurzel habe. Erweitert wurde dann die Basis für 


I Archives of Pediatrics, 1890. 
15 


— 226 


diese Anschauung durch Raupnitz’! Bericht über eine verhaltnissmassig 
betrachtliche Reihenfolge von Beobachtungen, wo, neben hier nicht weiter 
zu erörternden inneren Bedingungen (Rachitis), der fortgesetzte Aufenthalt 
in dunklen Wohnräumen die auffallendste und wichtigste äussere Bedingung 
zur Entstehung des Spasmus nutans bildete. Nach Rauonıtz’ Darstellung 
findet sich in dem dunkeln Wohnraum an irgend einer Stelle ein heller 
Fleck, welcher den Blick des Kindes anzieht. Das fortgesetzte Anstarren, 
oft genug in von vornherein unbequemer Lage, führt zur Ermüdung des 
dem Blickrichtungs-Impuls dienenden neuro-musculären Apparates, und als 
Folge dieser Ermüdung treten dann die Nick- oder Schüttelbewegungen des 
Kopfes und der Nystagmus auf. 


Die Anschauung von RAupnıtz, dass bei dazu disponirten Individuen 
in frühem Kindesalter der fortgesetzte Aufenthalt in dunklen Wohnräumen 
und das Anstarren eines hellen Fleckes das auslösende Moment beim Zu- 
standekommen des Spasmus nutans darstellt, scheint mir über allen Zweifel 
festbegründet. Nur mit der Aufstellung der Ermüdung (durch ununter- 
brochenes Hinstarren) als postulirten Bindeglieds zwischen der Gelegenheits- 
ursache, des Aufenthalts im dunkeln Wohnraum, und der Endwirkung, dem 
Auftreten des Spasmus nutans, kann ich mich nicht befreunden. Von den 
vielen Gründen, welche dagegen sprechen, dass die Ermüdung als irgendwie 
nennenswerther Factor hier in Betracht komme, will ich an dieser Stelle 
nur das auffallend häufige Vorkommen von einseitigem Nystagmus bei 
Spasmus nutans anführen. Mit der Ermüdungstheorie ist dieses Vorkommen 
im denkbar grellsten Widerspruch. 


Ich will nun im Folgenden darzulegen versuchen, dass das Bindeglied 
ganz wo anders steckt, als in der Ermüdung. Durch meine Darlegung 
hofte ich, die GAıLL£k-Raupnıtz’schen empirischen Ausführungen gleichsam 
mit einem theoretischen Schlussstein zu versehen und ihnen damit eine 
endgültige Abrundung zu verleihen. 


Vorerst sei daran erinnert, dass, wo immer bei Fällen von echten 
Spasmus nutans der anatomische Bau des Augapfels von fachmännisch- 
ophthalmologischer Seite, also insbesondere auch mit Hilfe des Augen, 
Spiegels, untersucht wurde, ausnahmslos normale Verhältnisse constatirt 
wurden. 


Wie verhalten sich nun die Reizbarkeitsverhältnisse der verschiedenen 
Bezirke einer normalen Netzhaut, wenn das Auge, längere Zeit im 
Dunkeln gehalten, seine Aufmerksamkeit auf einen hellen Fleck von 
nicht zu grosser Ausdehnung und von mässiger Lichtstärke richtet? Was 
lehrt uns darüber die Physiologie? 


1 R. W. Raopnitz, Zur Lehre vom Spasmus nutans. (Jahrb. f. Kinderheilkunde, 
45. Bd., 1897.) 


— RT — 


Hören wir W. NAGEL:?!: „Je nachdem das Bild des schwachleuchten- 
den Fleckes auf foveale oder nichtfoveale Netzhaut-Theile fällt, nimmt seine 
Helligkeit ab oder zu; im ersteren Falle kann es sogar leicht völlig 
verschwinden. Aber auch im rein indirecten Sehen ändert sich die 
Helligkeit wesentlich, sobald man den Fleck genau beobachtet; im Dämme- 
rungssehen ist die Ermüdbarkeit noch grösser als im Tages- 
sehen, und eine schwache Lichtquelle, die man im indirecten 
Sehen mit ruhigem Blicke beobachtet, wird nach wenigen Se- 
cunden schon merklich dunkler. Die kleinste Blickschwankung 
lässt die Helligkeit wieder auf die alte Höhe gehen.“ 

Soweit NAGEL. 

Die im Dunkeln gehaltenen Kinder, mit deren Erkrankung wir uns 
hier beschäftigen, werden also den hellen Fleck, der ihre Aufmerksamkeit 
` erregt, genauer sehen, wenn sie sein Bild nicht auf die Fovea selbst, sondern 
auf einen angrenzenden Bezirk der Netzhaut fallen lassen, ihn, wie man 
sich ausdrückt, excentrisch fixiren. Auf die Fovea selbst geworfen, würde 
die Perception des Bildes jedenfalls eine geringerwerthige sein, unter Um- 
ständen würde sie ganz gleich Null werden. Soll aber die subjective Hellig- 
keit des excentrisch aufgefangenen Bildes andauern, so muss mit der auf- 
fangenden Stelle ziemlich rasch gewechselt werden. Eine labile excen- 
trische Fixation wird also unter den obwaltenden Umständen dem 
Zwecke des Deutlichsehens am Besten dienen; und wir müssen annehmen, 
dass diese labile excentrische Fixation, vom Kinde zuerst instinctiv und 
ad hoc ausgeführt, nach und nach durch unaufhörliche Wiederholung sich 
zur Zwangs-Association, zur sogenannten „Gewohnheit“ ausbildet. Die Kopf- 
bewegungen und der Nystagmus ergänzen sich gegenseitig für den Zweck 
der Labilität der Sehaxe und sind als klinisch gleichwerthig anzusehen. 

Man gewinnt an Kürze des Ausdrucks, wenn man sagt, — was aber 
nur im symbolischen Sinne zu nehmen ist, — es habe sich im Gehirn ein 
Centrum für labile excentrische Fixation gebildet. Bringt man das Kind 
nach Wochen oder Monaten wieder ans Tageslicht, so ist die Situation 
ähnlich wie in GorTHE’s Zauberlehrling, und es dauert eine nicht un- 
beträchtlich lange Zeit, bis die bei Hell-Adaptation des Auges völlig zweck- 
losen Kopf- und Augenbewegungen sich wieder verlieren. Nach überein- 
stimmendem Bericht der verschiedensten Beobachter geht die Sache aber 
ausnahmslos in endgültige Genesung aus. 

Das Auftreten von einseitigem Nystagmus bei Spasmus nutans ist nun 
folgendermaassen aufzufassen: Im frühesten Lebensalter geschieht es leicht, 
dass von den zwei physikalisch gleichwerthigen Netzhautbildern das eine 


ı W. NaceL, Ueber CuArPENTIeR’s Entdeckung der N -Strahlung des lebenden 
Körpers. — Verhandlungen der Berliner Ophthalmologischen Gesellschaft. Sitzung 
vom 18. Februar 1904. (Centralbl. f. Augenlieilk.. 1905, Februar, S. 50.) 

15* 


— 228 — 


nicht zur Perception gelangt, von der Psyche gleichsam unterdrückt wird, 
wie dies u. A. die klinische Analyse des im Kindesalter auftretenden 
typischen Strabismus convergens concomitans klar erweist. Bei unseren 
Kindern nun, wo günstige innere und äussere Vorbedingungen zur Aus- 
bildung des Spasmus nutans vorhanden sind, wird es häufig vorkommen, 
dass der centrale Auffassungsapparat, die Psyche, das Netzhautbild nur des 
einen Auges, z. B. des linken, seiner Aufmerksamkeit würdigt, das des 
rechten aber vernachlässigt. In Folge dessen werden die vom Centrum aus- 
gehenden Impulse zur labilen excentrischen Fixation auch nur dem linken 
Auge zugehen. In dem betreffenden Lebensalter gilt das Gesetz von der 
gleichmässigen motorischen Innervation der beiden Augen noch nicht in 
seiner ganzen Strenge, und es wird sich ein einseitiger Nystagmus ausbilden 
können, entweder so, dass nur das linke Auge zittert oder dass dieses 
stärker zittert als das andere. Wo also bei Spasmus nutans einseitiger 
Nystagmus auftritt, da ist — so paradox es auch klingen mag, — das 
allein oder vorzugsweise zitternde Auge als das „fixirende‘“ aufzufassen, als 
dasjenige, dessen Netzhautbild percipirt und psychisch verwerthet wird. 

Eine Stütze dieser Auffassung finde ich in einer von HERMANN 
SCHWARZ! an einern zehnmonatlichen Kinde mit einseitigem Nystagmus ge- 
machten Beobachtung. Das linke war das hanptsächlich zitternde Auge, 
es oscillirte beständig und ziemlich ausgiebig; am rechten sah man auch 
Zuckungen auftreten, sie waren ab r wenig ergiebig und durch grössere 
Zeit-Intervalle getrennt. Wurde dieses Kind aus dem Hintergrunde des 
Zimmers an das helle Fenster gebracht, so behielt es beide Augen ruhig 
offen, fuhr aber mit dem linken Händchen vor das Gesicht, um das Auge 
derselben Seite zu verdecken. Es wollte sich offenbar des zu starken Licht- 
eindrucks erwehren. Das Oscilliren des Bulbus wirkte hier wie ein Multi- 
plicator des Helligkeitsreizes, daher das Unbehagen des Kindes. Die Hellig- 
keit war an und für sich nicht stark genug, um in einem ruhig stehenden 
Bulbus ein Gefühl des Unbehagens zu erwecken. Das Benehmen des Kindes 
bewies also, dass es mit der linken Retina percipirte. Ein binocularer Seh- 
act war aber hier sicher ausgeschlossen, denn ein solcher ware hier gleich- 
bedeutend mit einer continuirlichen Perception in verschiedenem Sinne 
oscillirender Doppelbilder, die — es bestand nämlich auch noch ein Höhen- 
unterschied der Hornhäute — auch noch in verschiedenem Niveau sich 
bewegten. Es wurde also nur ein Auge zur Perception verwendet und wie 
die Beobachtung des Verhaltens des Kindes am Fenster bewies, war das 
percipirende Auge (also das „fixirende“) eben das stärker zitternde 
Auge. 

Bei Spasmus nutans tritt gelegentlich neben dem Nystagmus, durch 


1 Wissensch. Zusanmenkunft Deutscher Aerzte in New York vom 27. Mai 1904. 
(N. Y. Med. Monatsschr., October 1904, S. 451.) 


— 229 — 


Krampf eines geraden oder schiefen Bulbusmuskels ein transitorischer 
Strabismus ein. Am nächsten liegend ist es, diesen Muskelkrampf als eine, 
keiner weitern Regel unterworfene „Mitbewegung“ anzusehen. Ich kann 
aber nicht umhin, zu bemerken, dass dort, wo der binoculäre Sehact auf- 
gehoben ist und seine Wiederherstellung zur Zeit etwa auch nicht wünschens- 
werth wäre, eine strabotische Ablenkung einen gewissen Zweck erfüllen 
kann, indem bei dieser Stellung des Augapfels eine etwa aufkeimende 
Tendenz zur Wiederherstellung des binoculären Sehacts leichter unterdrückt 
werden kann. 

Von mehreren Beobachtern wird angegeben, dass beim Festhalten des 
Kopfes der Nystagmus an Intensität zunimmt. Um dies zu erklären, kann 
man annehmen, dass das vorhin genannte Centrum für labile excentrische 
Fixation zwei Untercentren hat, eines für die Kopf- und das andere für 
die Augenschwingungen, welche beide zusammen ein gewisses Maass von 
Winkelbewegung der Sehaxe auszulösen haben. Kann das eine Unter- 
centrum aus irgend welchem Grunde seine Quote nicht liefern, so tritt das 
andere durch erhöhte Thätigkeit vicariirend ein. Wer diese Erklärung als 
zu phantastisch aJehnt, den möchte ich hiermit aufgefordert haben, einc 
andere Erklärung, etwa auf Grund der Annahme der Ermüdung des Blick- 
richtapparates aufzustellen. 

Für den aufmerksamen Leser wohl überflüssig, möchte ich am Schlusse 
dieser Skizze doch nicht unterlassen, zu betonen, dass wo in den voran- 
stehenden Zeilen von Nystagmus die Rede war, es sich immer nur um den 
den Spasmus nutans begleitenden Nystagmus handelte, nicht um den 
Nystagmus im Allgemeinen. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


+1, u. 2. Graefe-Saemisch, A) 92. bis 96. Lieferung: Pathologie 
und Therapie des Linsensystems, von C. Hess, Prof. in Würzburg. 

B) 97. bis 99. Lieferung: Geschichte der Augenheilkunde bei den 
Arabern, von J. Hirschberg, Prof. in Berlin. 

3. Geschichte der Augenheilkunde, von C. Horstmann in Berlin. 
(Sonder-Abdruck aus dem Handbuch der Geschichte d. Med., herausg. von 
M. Neuburger und J. Pagel) ‚Die meisten Daten vorstehender Arbeit“, 
sagt Verf., „Sind dem vorzüglichen Werke von A. Hirsch (Leipzig 1877) 
entnommen.“ Von Interesse sind die Lebensbeschreibungen etlicher Fach- 
genossen aus der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts. 

4. Bilder für stereoskopische Uebungen zum Gebrauch für Schielende, 
von Dr. med. C. Dahlfeld, Augenarzt in Riga. 28 Tafeln. 5. Auflage. 
Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke, 1905. Dass das Schielen der 
Kinder durch Einübung des Gradsehens behandelt werden müsse, wussten 


— 230 — 


schon die Alten, die Griechen wie die Araber. ,,Diese Behandlung durch 
Kunstgriffe ist nicht leicht zu nehmen; man hat auch Erfolge damit,“ — 
so heisst es bei l'abarı (2. Hälfte des X. Jahrh. u. Z.) in den hippokra- 
tischen Behandlungen, IV c. 28. Aber erst das Stereoskop hat sich uns 
als passendes Werkzeug für diese Behandlung bewährt. Von allen Tafeln, 
die zu stereoskopischen Uebungen hergestellt worden sind, gehören die von 
Dahlfeld mit zu den brauchbarsten, durch Genauigkeit der Ausführung und 
Reichhaltigkeit des Stoffs. Das weiss Jeder, der verschiedene versucht hat. 


5. Tafeln zur Untersuchung des Gesichtsfeld-Centrums vermittelst des 
Stereoskops, von Ernst Haitz, Augenarzt in Mainz. Wiesbaden, J. F. Berg- 
mann, 1905. 

Das zweite Auge, welches natürlich genügende Sehschärfe haben muss, 
wird zum Fixiren benutzt; mit kleinen Marken wird das Skotom (im Be- 
reich von 0—10°) genau festgestellt. Der Apparat ist recht nützlich. Dass 
aber die bisherigen Resultate „äusserst mangelhaft‘ gewesen, und dass man 
„bei progressiver Natur des Leidens verschiedene, zeitlich nur wenig aus- 
einander liegende Aufnahmen mit Sicherheit nicht vergleichen konnte“, ver- 
mag ich auf Grund meiner recht zahlreichen Erfahrungen nicht zu be- 
stätigen. 

6. Encyklopädie der Augenheilkunde, herausg. von Prof. Dr. O. Schwarz 
in Leipzig. Leipzig, F. C. W. Vogel. 12. Lieferung. v Von Limbus bis 
Nachstar-Operation. 


*7. Contribution à l'étude des lésions oculaires dans les malformations 
craniennes specialement dans l’oxycephalie, par André Patry, Docteur en 
médecine. Avec sept figures et huit planches. Paris, G. Jacques, 1905 (1338). 


8. The ophthalmic Year-Book f. 1905, by Edward Jackson, A. M, 
M. D., and George de Schweinitz, A. M., M. D., of Philadelphia, Pa. 
Denver, 1905. (319 Bi 

Dieses Werk müssen wir mit Freuden begrüssen. Es ist das einzige, 
das in englischer Sprache erscheint und wird hoffentlich die Literatur-Un- 
kenntniss, die wir in manchen englischen Veröffentlichungen beklagen, all- 
mählich aus der Welt schaffen. Aber auch für uns, die wir des Nagel- 
v. Michel’schen Jahresberichts uns erfreuen, ist das Jahrbuch werthvoll: 
es ist vollständig, geordnet, gerecht. 


9) Leitfaden zum Augenspiegelkurs, von Dr, Fritz Salzer, Privat- 
docent an der Universität München. München 1905, J. F. Lehmann’s Verlag. 
(107 S.) Verf. hat sich bemüht, diejenigen Thatsachen möglichst knapp 
zusammenzustellen, deren Kenntniss dem Studirenden zur richtigen Aus- 
nützung des Augenspiegels nöthig ist. „Mathematische Formeln bedeuten 
nur für den, der damit zu arbeiten gewohnt ist, eine Erleichterung.“ Aber 
hier gilt das alte Wort des Eukleides.! 

*10. Tumors of the cerebellum, by Charles K. Mills, Charles 
H. Frazier, George de Schweinitz, T. H. Weisenburg, Edward 
Lodholz. Reprinted from the New York med. Journ. and Philadelphia med. 
Journ. Febr. 11 u. 18, 1902. New York 1905. (179 Bi 

Auf diese interessante Zusammenstellung werden wir noch zurück- 
kommen. 


_Y Mn sivaı Booclixyy arganòv èni yewuergiav. Es giebt keine Heerstrasse 
zur Geometrie. 


— 231 — 


*11. Das Schularztwesen in Deutschland. Bericht über die Ergebnisse 
einer Umfrage bei den grösseren Städten des doutschen Reiches, von Hofruth 
Dr. med. Paul Schubert in Nürnberg. Hamburg und Leipzig, Leopold Voss, 
1905. (168 S) — Sein Schwanenlied! 

12. Verhandlungen der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft in den 
Jahren 1893—1904. Herausgegeben von dem Vorstand der Gesellschaft. 
Mit zahlreichen Figuren. Leipzig, Verlag von Veit & Comp., 1905. 

Diese Verhandlungen sind im Centralbl. f. Augenheilk. erschienen. Die 
Zusammenstellung ist von Interesse. Einige nachträgliche Zusätze sind 
hinzugefügt. 

13. Die arabischen Augenärzte, nach den Quellen bearbeitet von 
J. Hirschberg, J. Lippert und E. Mittwoch. Zweiter Theil. ‘Ammar, 
Halifa, Saläh ad-din, aus arabischen Handschriften, übersetzt und erläutert 
von J. Hirschberg, J. Lippert und E. Mittwoch. Leipzig, Veit & Comp., 
1905. (262 S., Schluss des Werks.) 

*14. Ophthalmic Neuro-Myology, by C. G. Savage, M. D., Nashville 
Te., Prof. of Ophth. in Vanderbilt Un., 1905, 221 S. 

Auf dieses bemerkenswerthe Buch werden wir noch zurückkommen. 


Gesellschaftsberichte. 
Ophthalmologische Gesellschaft in Wien. Bericht von Prof. Elschnig. 


Sitzung vom 5. April 1905. 


1) Topolansky stellt einen Fall von angeblich vorher totalem Sy mble- 
pharon des rechten Auges nach Kalkverätzung vor, den er nach Operation 
gleichartiger Verhältnisse am linken Auge am 10. November 1903 in der 
ophthalmologischen Gesellschaft gezeigt hatte. (Siehe Bericht dieses Central- 
blattes März 1904.) Das Symblepharon war durch L. Müller am rechten 
Auge gelöst und vom Vortr. eine Prothese (Stens Composition) eingelegt 
worden. Oberer Bindehaut-Sack wie vor der Operation, frei, unterer an der 
inneren Extremität zum kleinen Theil hergestellt. 

Meller hat einige Patienten nach der Topolansky’schen Methode 
operiert, niemals weder bei vorhandenem Bulbus noch nach Enucleation 
irgend einen Dauererfolg erzielt. 

Tertsch führt an, dass er durch die Topolansky’sche Prothese bei 
frischen Kalkverätzungen gute Resultate erzielt habe. 


2) Tertsch demonstrirt eine Patientin aus der Klinik Fuchs’, welche 
wegen schwerer tuberculöser Iridocyclitis des rechten Auges mit Knötchen- 
bildung zuerst auf andre Weise vergeblich behandelt worden war, dann mit 
kleinen Tuberkulin-Injectionen vollständig zur Heilung gekommen. 

Hanke hat gleichfalls an der Klinik Fuchs’ zwei Fälle von Iristuber- 
culose unter Tuberkulin-Injectionen heilen gesehen. 

Klein kann sich der Meinung nicht verschliessen, dass man vielleicht 
wegen des „post hoc ergo propter hoc“ den 'Tuberkulin-Injectionen in diesen 
Fällen Heilkraft beimesse. 

3) Meissner demonstrirt aus der Poliklinik von Prof. Klein eine 37 jähr. 
Patientin, bei welcher es in Folge von Nebenhöhlen-Erkrankung zu schweren 


— 232 — 


Sehstörungen (Neuritis retrobulbaris) kam, welche auf Behandlung des Grund- 
leidens schliesslich vollständig zurückging. 


Ueber eine Bemerkung in der Demonstration, dass zuerst nur bei stark 
nach rechts gewendetem Blick Formensehen bestand, entspinnt sich eine rege 
Discussion, an der Sachs, Meller, Klein, Hanke, Gesang, Salzmann, 
Müller und Elschnig teilnehmen. 


4. Meller demonstrirt einen Fall von schwerster, einem alten Trachom 
ähnlicher Bindehaut-Entzündung mit einem eigenthümlichen, neugebildetem 
Pannus ähnlichen Gewebe an der Hornhaut-Oberfläche bei einem an Leukämie 
lymphatica leidenden Manne. Im Secrete Bacterium coli in Reinkulturen; 
ebenso in einem Stiickchen Gewebe. 


Müller hält den Fall für ein schweres altes Trachom, wogegen Meller 
einwendet, dass keine Spur von Narbenbildung vorhanden sei. 


5. v. Reuss hält den angekündigten Vortrag über Flimmer-Skotom. 
(Erscheint demnächst ausführlich). 


Elschnig bemerkt, dass nach seiner Beobachtung an zwei Anfällen von 
hemianopischem Flimmer-Skotom, welche er selbst erlitten, die subjectiven 
Gesichts-Wahrnehmungen so ungeheuer variabel und dabei der Zustand so 
quälend sei, dass von einer genauen Beobachtung während des Anfalles wohl 
nicht die Rede sein könne. Nach Elschnig’s Beobachtung wird Flimmer- 
Skotom offenbar bei hierzu disponirten Personen durch Blendung häufig hervor- 
gerufen, sogar hemianopisches Flimmer-Skotom jener Seite, von welcher 
grelles Licht eingefallen. Verdauungs-Störungen, insbesonders Obstipation, 
scheinen in der Aetiologie eine grosse Rolle zu spielen. 


Sitzung vom 10. Mai 1905. 


1) v. Reuss ergänzt seine Mitteilungen über das Flimmer-Skotom 
(vorige Sitzung) durch Beobachtungen über subjective Gesichts-Wahrnehmungen 
(Phosphene) im farbigen Gesichtsfelde. 


2. Klein demonstrirt einen vor 2 Jahren am rechten Auge von ihm 
an Cataracta senilis operierten Kranken, der dieses Auge an Inridocyclitis 
suppurativa verloren, und innerhalb von 2 Monaten am linken Auge an 
sympathischer Iridocyclitis erkrankt war. Nach Ausbruch derselben Enu- 
cleation des rechten blinden Auges. Die sympathische Iridocyelitis heilte mit 
recht gutem Sehvermögen, doch besteht neuritische Atrophie der Sehnerven, 
nach Ansicht des Vortr. beginnendes Glaucom. Vortr. schliesst, dass diese 
vielen Seiten als werthlos angegebene Enucleation des sympathisirenden Auges 
nach Ausbruch der sympathischen Entzündung am andern Auge doch noch 
von grossem Werthe sei. 


3. Elschnig hält seinen angekündigten Vortrag: ,„Ueberdieelastischen 
Fasern in der Sklera myopischer Augen.“ 

Lange hat (Graefe, Archiv LX. 1 p. 120) auf Grund der Unter- 
suchung der Sklera einiger weniger myopischer Augen und einiger emetro- 
pischer Augen die Hypothese aufgestellt, dass die Myopie durch ein an- 
seborenes Fehlen der elastischen Fasern in der Sklera bedingt sei. Elschniz 
hat auf Grund dessen seine Praeparate myopischer Bulbi, bei deren histo- 
logischer Untersuchung er fast immer eine grosse Anzahl von Schnitten auf 
elastische Fasern gefärbt hatte, revidirt. Es lagen ihm vor: 20 Augen mit 
intra vitam bestimmter Myopie von 2 bis über 80 D, zwei hochgradig myopisch 


— 233 — 


geformte Bulbi unbekannter Refraktion, 7 Bulbi mit myopischer Refraktion 
und Kolobombildung am Sehnerveneintritt und unregelmässiger staphylom- 
artiger Ektasie nach oben, nach unten oder innen vom Sehnerven. Zum 
Vergleich zog er die Schnitte von 20 emetropischen und hypermetropischen 
Augen heran. Daraus ergiebt sich Folgendes. 

Die elastischen Fasern in denselben folgen in ihrer Anordnung immer 
der Anordnung der Bindegewebs-Biindel. Die Sklera des normalen Auges 
zeigt häußg nur in einzelnen Theilen ausgesprochen lamelläre Structur, 
. während gewöhnlich eine strohmattenartige Durchflechtung der Bindegewebs- 
Bündel vorherrscht. Nur in letzteren Fällen ist die Zahl der auch bei 
flüchtiger Beobachtung sichtbaren elastischen Fasern eine sehr reichliche. Bei 
lamellärer Structur erscheinen sie vorerst enorm spärlich und sind erst bei 
bestimmter Beleuchtung u. dergl. deutlicher in grösserer Zahl wahrnehmbar. 
Die Sklera des myopischen Auges zeigt ausserordentlich häufig lamelläre 
Structur, obwohl man bei genauerer Untersuchung in sehr vielen solchen 
Fällen sieht, dass de facto Strohmattentypus mit besondrer Streckung der 
meridionalen und besondrer Verdiinnung der quer und schriig verlaufenden 
Bündel vorliegt. Auf den ersten Blick kann man also leicht der Täuschung 
unterliegen, als ob die Sklera arm an elastischen Fasern wäre. Bei genauerer 
Untersuchung konnte Elschnig aber feststellen, dass in jedem der unter- 
suchten myopischen Bulbi elastische Fasern in der Sklera sowohl in den am 
wenigsten als in den am stärksten verdünnten Parthieen nachweisbar sind, dass 
ihre Zahl an einigen auch hochgradigst myopischen Bulbis eine ausserordent- 
lich reichliche ist, und niemals wesentlich hinter den faserärmeren Skleren 
emetropischer Augen zurücksteht. Speciell auch im Bereiche um den Seh- 
nerveneintritt, wo normaliter die Zahl und Dicke der elastischen Fasern 
eine besonders grosse ist, wurden auch in jenen Fällen, in denen die den 
Zwischenscheidenraum abschliessenden Skeralparthieen ganz enorm verdünnt 
waren, ebenso zahlreiche und dicke elastische Fasern vorgefunden, wie am 
normalen Auge. Lange’s Hypothese ist somit unhaltbar geworden. 

8. Zum Schlusse projieirt Elschnig eine Serie von Diapositiven nach 
mikrophotographischen Aufnahmen verschiedenster Praeparate zur normalen 
und pathologischen Histologie des Auges, deren Katalog nunmehr bei der Firma 
Lechner, Wien am Graben 33, zu beziehen ist. 


Sitzung vom 7. Juni 1905. 


I. D. Barany (Klinik Hofrath Pollitzer) hält den angekündigten Vor- 
trag über den vom Ohre ausgelösten Nystagmus. Verf. hat an über 
100 Personen, normal Hörenden, Ohrenkranken, Taubstummen, durch Aus- 
spritzen des äusseren Gehörganges mit Wasser Nystagmus hervorgerufen, 
und ist hierbei zu folgenden Resultaten gekommen. 


1. Bei Benützung von Wasser unter der Körpertemparatur tritt ein 
nıch der Gegenseite gerichteter, fast rein rotatorischer Nystagmus auf, am 
stärksten beim Blick nach der nicht ausgespritzten Seite; bei Benützung von 
Wasser über Körpertemperatur fast rein rotatorischer Nystagmus, der zur 
ausgespritzten Seite gerichtet ist und beim Blick dahin am stärksten ist. 
Dies findet nur statt, wenn Patient den Kopf aufrecht hält. 

Neigt man den Kopf des Patienten auf die nieht ausgespritzte Seite, so 
tritt im ersten Falle ein zur ausgespritzten Seite gerichteter horizontaler 
Nystagmus, im letzteren Falle ein zur nicht ausgespritzten Seite gerichteter 


— 234 — 


horizontaler Nystagmus auf, der erst beim Aufrichten des Kopfes oder Nei- 
gung auf die ausgespritzte Seite dem vorher beschriebenen rotatorischen Ny- 
stagmus Platz macht. 

2. Bei Verwendung von körperwarmem Wasser tritt kein Nystagmus auf. 


3. Der sub 1 beschriebene Nystagmus lässt sich von jedem Ohre aus, 
dessen Bogengänge intact sind, auslösen; jedoch ist bei intactem Trommelfell 
die Latenzzeit eine grössere und sind grössere Temperatur-Unterschiede nöthig. 
Bei freiliegender Labyrinthwand tritt Nystagmus schon bei geringen Tempe- 
raturdifferenzen — in einzelnen Fällen schon 1 Grad — und nach Latenz- 
zeit von 5—10” auf. Mit 12 und 50 Grad ist Verf. aber immer ausgekommen. 
Dauer des Nystagmus 2—3 Minuten. 

4. Bei zerstörtem Bogengangsapparat lässt sich von dem betreffenden 
Ohre kein Nystagmus auslösen, wohl aber in vorher beschriebener Weise vom 
gesunden Ohre aus. 

5. Der Nystagmus ist gewöhnlich mit Schwindel und Gleichgewichts- 
störungen verbunden, mitunter auch mit Uebelkeiten, Ohnmacht, Erbrechen. 
All dies kann aber auch fehlen. 

6. Bei ausgesprochener Gleichsgewichts-Störung fallen die Patienten um, 
die Fallrichtung ist ganz bestimmt, und stimmt im Allgemeinen mit den bei 
Erkrankungen des Vestibular-Apparates beobachteten überein. 

Bezüglich der Erklärung der Phänomene hält Verf. es für wahrschein- 
lich, dass die Erwärmung bezw. Abkühlung des Labyrinth-Inhaltes als Reiz 
auf die Nervenendstellen wirkt. | 

Elschnig fragt, ob es gepriift worden sei, wie sich der Nystagmus bei 
Verschluss eines Auges verhalte. Es sei ja sehr bekannt, dass in vielen 
Fallen bei Nystagmus beider Augen derselbe an einem Auge sofort sistire, 
sobald das zweite Auge bedeckt gehalten werde, und dass andererseits oft 
nur Nystagmus an einem Auge auftrete, wenn das zweite bedeckt werde. 

v. Frankl-Hochwart weist darauf hin, dass auch beim Menidre’schen 
Symptomencomplex starke Temperaturreize die Anfälle auslösen können. 

II. F. Zimmermann berichtet über sechs Fälle von bitemporaler He- 
minnopie bei Kranken mit tabischen Symptomen. In zwei Fällen nur war 
Tabes zweifelhaft. In sämmtlichen Fällen war der Spiegelbefund von dem 
der typischen tabischen Atrophie abweichend, ebenso der Krankheitsverlauf. 
Der Vortragende bezeichnet diese Fälle als Abweichungen des Bildes der ta- 
bischen Sehnerven-Atrophie, deren er mehrere speciell aufzählt; darunter neu- 
ritische Atrophie, retrobulbäre Neuritis, Central-Scotom, bitemporale Hemian- 
opie u. 8. w. Die Kenntniss dieser Fälle sei besonders therapeutisch von 
Wichtigkeit. 

A. Schüler berichtet anschliessend über den in der December-Sitzung 
1903 demonstrirten Fall von bitemporaler Hemianopie. Die Röntgen-Unter- 
suchung ergiebt jetzt eine hochgradige Verbreiterung und Vertiefung der 
Sella turcica, also wohl Tumor in der Hypophysengegend. 

v. Frankl-Hochwart berichtet über einen Fall von homonymer He- 
mianopie bei einem Tabiker, wahrscheinlich Combination luetischer Affection 
mit Tabes. 

Combinationen von luetischen Nerven-Symptomen mit tabetischen (meta- 
Juetischen) seien nicht selten. 

Elschnig constatirt, dass es wohl allgemein bekannt sei, dass bei Tabes 


— 235 — 


ausser dem typischen Bilde der typisch verlaufenden tabischen Sehnerven- 
Atrophie Sehnerven-Erkrankungen andrer Art, so neuritische Atrophie, retro- 
bulbire Neuritis u. s. f. vorkommen, die natürlich therapeutisch und besonders 
prognostisch scharf von der erstgenannten Form von Sehnerven-Erkrankung 
zu trennen seien. Insofern müsse man also den Ausführungen des Vortr. 
zustimmen. Es gehe aber keineswegs an, diese Formen von Sehnerven -Er- 
krankungen als Abweichungen der tabischen Sehnerven-Atrophie zu be- 
zeichnen, wie dies Zimmermann eingangs seines Vortrages gethan. 

H. Lauber meint, dass es sich bei den vorgezeichneten Gesichtsfeldern 
überhaupt nicht um Hemianopie, sondern um unregelmässig confluirende sec- 
torenförmige Defecte handle, wie sie bei Sehnerven-Atrophie verschiedenster 
Ursache vorkommen. 

L. Müller bezweifelt überdies bei mehreren Patienten die Diagnose 
Tabes. 


Sitzung vom 5. Juli 1905. 


H. Lauber demonstrirt zwei Fälle gelungener Extraction von Kupfer- 
splittern aus dem Glaskörper (aus der Klinik Schnabel). 


IH. Leopold Müller demonstrirt: 1. Ein Kind im Alter von 2 Jahren 
mit congenitaler Ptosis. Rechts ist die Ptosis unvollständig. Es wird eine 
Vorlagerung des Levator vorgenommen werden. Links war die Ptosis eine 
vollständige. Es wurde folgende Operation ausgeführt: 

Die Haut des oberen Lides wurde durch einen horizontalen Schnitt 
durchtrennt, der so lang ist wie die Lidspalte. Er liegt ungefähr in der 
Mitte zwischen Augenbraue und Lidrand. Sodann wurde von diesem Sehnitt 
aus, in gleicher Weise wie bei Panas’ Ptosisoperation, die Haut bis in die 
Gegend der Augenbraue unterminirt, sodann ein Hautschnitt von gleicher 
Länge durch die Augenbraue gemacht. Ebenso wird aussen und innen von 
den beiden Enden des ersten Schnittes je ein verticaler Schnitt abwärts ge- 
macht und die Haut des Lides so weit nach unten zu einem Lappen ab- 
präparirt, bis sich der obere Rand des Lappens in den Schnitt in der Augen- 
braue hineinziehen lässt. Dort wird er durch Nähte so befestigt, dass man 
den Hautschnitt darüber wieder vereinigen kann. Es ist jetzt die Lidhaut 
verkürzt und ein grosser Theil dieser Lidhaut von einer Brücke gedeckt. 
Das Folgende ist nun das Wesentliche: Gegenüber dem unteren Rand der 
Brücke wird an 8 bis 4 Stellen die Lidhaut in der Ausdehnung von etwa 
1 mm eingeschnitten. In Folge der Spannung der Haut entstehen so 3 bis 
4 kleine Defecte in der Lidhaut. Mit diesen Defecten werden die gegenüber 
liegenden Stellen des Randes der Hautbrücke verniht. 

Der Vortheil dieser Vernähung ist folgender: Im Laufe der Zeit dehnt 
sich die verkürzte Lidhaut aus. Die Brücke dagegen verkürzt sich nach und 
nach durch die auf der Hinterfläche entstehende Narbe. — In Folge der 
Vernähung zieht dann die Brücke den Lidrand um das hinauf, um was er 
durch Dehnung der Lidhaut herunterdrückt. 

Auf diese Weise ist der Nachtheil der Panas’schen Operation aus- 
geglichen, darin bestehend, dass der Erfolg kurz nach der Operation aus- 
gezeichnet ist, während nach Jahren nur noch eine nabelförmige Einziehung 
der Haut unter der Mitte der Augenbraue von der verschwundenen Pracht 
zeugt. 
Müller betont, dass erst 4 Monate seit der Operation verflossen sind, 
weshalb er den Patienten nach einem Jahre wieder vorstellen will. Er bittet, 


— BE — 


es mögen dann die Anwesenden, die über vor langer Zeit operirte Ptosis- 
fälle verfügen, sie dann ebenfalls vorzustellen, damit man zur Wahl einer 
Methode aus eigener Anschauung gelangen könne. 


2. demonstrirt Dr. Müller einen Patienten, der einen hochgradigen 
Keratoconus rechts hatte. Visus war mit — 12 D °/,,. Müller hat eine 
einzige Einspritzung von etwa !/, Tropfen einer Sublimatlösung 1:1000 in 
die Spitze des Keratoconus gemacht und diese genügte zur vollständigen Hei- 
lung. Bevor die Einspritzung gemacht wurde, wurde (nach Elschnig) mit 
der Glühschlinge eine Furche vom äusseren, unteren Limbus bis nahe zur 
Hornhautmitte gebrannt, um der Gefässentwicklung eine bestimmte Bahn 
anzuweisen. Sodann wurde die Mitte der Hornhaut tätowirt. Um einen 
scharfen Rand der tätowirten Stelle zu erzielen, benutzt Müller einen ein- 
fachen Trepan ohne Uhrwerk, mit dem er, bevor er tätowirt, einen ring- 
förmigen Schnitt in die Hornhaut oberflächlich anlegt. Zum Schlusse wurde 
Patient nach innen iridectomirt. Patient hat jetzt, mit dem Ophthalmometer 
gemessen, einen Astigmatismus von 3D nach der Regel, gar keinen unregel- 
miissigen Astigmatismus und sieht mit dem Cylinderglas °/,,. Die Narbe hat 
wohl sehr grosse Festigkeit. 

Auf eine Anfrage des Dr. Heller, wann man erkenne, ob genug ein- 
gespritzt ist, sagt Dr. Miiller, dass man dies sofort sehe, weil das Gebiet, 
in welches das Sublimat dringt; sofort trüb wird. Man dürfe nicht weiter 
spritzen, als man undurchsichtig zu machen beabsichtigt. Natürlich genüge 
nicht immer bloss eine Injection. 

8. stellt Dr. Müller 3 Patienten vor, die wegen Netzhaut-Abhebung bei 
hochgradiger Myopie von ihm nach seiner Methode (Excision eines halb- 
mondförmigen Sklerallappens) operirt wurden. Auch liest er den Bericht eines 
Arztes über einen vierten von ihm operirten Fall vor. 

Da hierüber eine ausführliche Mittheilung demnächst erfolgt, soll nur 
ganz kurz referirt werden: 

I. Patient operirt vor 2 Jahren. Vor der Operation Lichtempfindung. 
Alter der Abhebung 8 Jahre. Jetzt Fingerzählen in 4 m, Gesichtsfeld normal. 
Abhebung vollständig geheilt. 

II. Patientin operirt vor 2 Jahren. Rechts Amaurose. Links Cataracta 
complicata seit einem Jahre. Netzhaut-Abhebung. Projection nach unten. 

Zuerst wurde die Cataracta operirt. Nach der Cataracta-Operation 
Fingerziihlen nach unten. Abhebung mit dem Spiegel nachzuweisen. Sodann 
wurde die Resection der Sklera gemacht. Jetzt weist die Netzhaut fort- 
schreitende Degeneration auf, liegt aber an, bis auf eine kleine Blase, die 
kaum !/, der Papille gross ist, und eine zweite Stelle unten in der Gegend 
der Ora serrata, die mehr einer Falte überschüssiger Netzhaut gleicht. Nur 
Lichtschein und normale Projection. Finger werden nicht gezählt. 

Ill. Ein Patient operirt rechts vor 2 Jahren. Links Amaurose ooch 
Abhebung. Vor der Operation rechts Fingerzählen in 1m. Jetzt bei 3D Hm 
Fingerzählen in 3 m. Glaskörpertrübungen. Netzhaut liegt überall an. Ge 
sichtsfeld normal. 

Müller betont, dass er gar keinen Grund habe, an der Operation etwas 
zu ändern. Nie ist ihm auch nur der geringste Zufall zugestossen. Der 
Verlauf der Operation war in allen Fällen typisch. Trotzdem hat er, damit 
mehr Augenärzte die Operation ausführen als bisher, die Operation verein- 
fachen wollen. Dies ist möglich, wenn man die Sklera nicht resecirt, 


— 237 — 


sondern nur einen Skleralschnitt macht und die Ränder über- 
einander schiebt. 


Der IV. Patient wurde so vor 4 Monaten operirt. Starke, intrabulbäre 
Blutung. Vor der Operation Projection von Licht ganz unsicher. Jetzt 
Fingerzählen in 1 m. Netzhaut liegt überall an. Gesichtsfeld normal. Ueber- 
all im Glaskörper noch viel Blut, das sich jetzt eben langsam resorbirt. 


Ein V. Fall wurde ebenso mit Verschiebung der Wundränder vor zwei 
Monaten operirt. Jetzt ist der Glaskörper mit Blut erfüllt wie im Falle 4, 
aber die Projection, die früher mangelhaft war, ist jetzt schon normal. 
Dieser Fall scheint ganz wie der vorhergehende zu verlaufen. Die Spannung 
aller operirten Augen ist normal. 


III. Groyer hält seinen angekündigten Vortrag: Zur Anatomie des 
M. levator palpeprae superioris des Menschen. 


Der M. levator palp. sup. besteht aus quergestreifter und glatter Mus- 
kulatur. Der grössere Antheil des Muskels besteht aus quergestreifter Mus- 
kulatur, der vordere glatte Antheil des Levator ist der bis nun als selb- 
ständig beschriebene M. tarsalis superior. In der vorderen Hälfte des quer- 
gestreiften Levatorantheils kommen zwischen feinen Muskelbündeln fibröse 
Fasern hervor, die gegen das Lid zu dichter werden und eine zusammen- 
hängende Bindegewebslamelle, die Sehne des M. levator palpebrae sup., bilden. 
Die histologische Beschaffenheit der Levatorsehne entspricht keineswegs der 
anderer Muskelsehne. Bei dem M. levator gehen nur wenige Fasern der 
oberflächlichen Muskelschichte in die Sehne über; diese selbst setzt sich aus 
mehr locker aneinandergereihten Bindegewebsbündel zusammen; zwischen 
diesen sieht man sogar an Stellen, denen die sehnige Beschaffenheit nicht 
abzusprechen ist, z. B. in der Gegend zwischen Fornix und oberen Rand des 
Tarsus, isolirt stehende quergestreifte Muskelfasern. 


Im Lide vereinigt sich die Levatorsehne 8—10 mm vom Lidrande ent- 
fernt mit der Fascia palpebralis (tarso-orbitalis). Die Bindegewebslamellen 
beider setzen sich innig miteinander verschlungen zwischen dem M. orbicularis 
oculi und dem Tarsus superior bis zum Lidrande fort. Beide breiten sich 
im Lide vom medialen bis zum lateralen Augen-Winke] aus. Es ist unmig- 
lich ım Tarsaltheile des Lides zu entscheiden, welche von den Bindegewebs- 
bündeln der vereinigten Levatorsehne und Fascia palpebralis zu ersterer oder 
zu letztrer zu rechnen sind. Die Ausläufer der Bindegewebsbündel der 
Levatorsehne und der Fascia palpebralis durchdringen einerseits nach vorne 
und unten die Bündel des M. orbicularis palp. oculi und verlieren sich im 
subcutanen Gewebe des Lides, andrerseits gehen sie an der ganzen Vorder- 
fläche des Tarsus, ohne bestimmte Regel und ohne sich an einen be- 
stimmten Punkt oder Linie der Vorderfläche des Tarsus zu 
halten, in das Gewebe desselben über. 


Der Uebergang der quergestreiften in die glatte Muskulatur erfolgt 
über und etwas hinter dem Fornix conjunctivae, indem zwischen den quer- 
gestreiften Muskeltasern allmählich Gruppen von glatter Muskulatur auftreten. 
Diese sind im weiteren Verlaufe in das Lid in mehreren Schichten angeordnet, 
aus der oberflächlichsten dieser Schichten bezieht die Sehne des Levator fort- 
während neue Sehnenfasern. Die glatte Muskulatur des Levator inserirt im 
obern Rand des Tarsus mittelst fibroelastischer Sehnen. 


Die Sehne des M. levator palp. sup. breitet sich vom medialen bis zum 


— 238 — 


lateralen Augen-Winkel aus und nimmt an diesen Stellen theil an der 
Bildung der Fascienzipfel des M. rectus medialis und M. rectus lateralis. 


Ebenso wie die Sehne des M. levator breitet sich auch sein glatter An- 
theil vom medialen bis zum lateralen Augen-Winkel aus, indem es daselbst 
einerseits in den M. palpebralis medialis, andrerseits in den M. palpebralis 
lateralis übergeht. In der Umgebung der accessorischen Thränendrüse sendet 
der glatte Muskel-Theil des Levator starke Muskel-Bündel auch hinter dem 
Fornix in die Conjunctiva bulbi und hüllt daher die accessorische Thränen- 
Drüse von vorn und hinten her ein. 


Königstein weist darauf hin, dass die interessanten Untersuchungen 
Groyer’s besondre Beachtung verdienen, und dass auch er schon vor 
mehreren Jahren betont habe, dass der Levator keine distinkte Sehnen- 
insertion am Tarsus besitze. 


Elschnig führt, um die Beweiskraft der Untersuchungen des Vortr. 
zu stützen, an, dass diese Untersuchungen schon vor mehreren Jahren, als 
es noch keinen Streit Wolff contra Elschnig gab, im anatomischen 
Institute des Hofrath Toldt ausgeführt worden sind, und dass er erst nach- 
träglich hiervon Kenntniss bekommen habe. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Abriss der augenärztlichen Therapie, von Scrini. Mit einem Vor- 
wort von Prof. de Lapersonne. (Paris, G. Steinheil. 1904.) 


Das Buch ist dem Andenken von Photinos Panas gewidmet, der dem 
Verf. besonders zugethan war. Es giebt einen klaren und erschöpfenden 
Ueberblick über die an der Augenklinik des Hötel Dieu geübte Behandlungs- 
art, zu der Panas den Grundstein legte, wie denn der Geist des verstor- 
benen Meisters auch lebhaft aus diesem trefflichen Buche zu uns spricht. 
Es herrscht im Hötel Dieu, wie Ref. aus eigener Anschauung erfahren, eine 
Exactheit, Sauberkeit und Gewissenhaftigkeit, wie wir sie nur bewundern können. 
Der deutsche Leser wird in Verf.’s Buch wesentlich Neues nicht finden. Immer- 
hin ist es ausserordentlich anregend und interessant nachzuforschen, worin 
die französischen Fachgenossen anders oder ebenso denken wie ihre östlichen 
Nachbarn. Puncto Asepsie und Antisepsis sind wir einer Anschauung. Verf. 
hat 1898 die ölige Lösung der Tropfwässer vorgeschlagen, die er natürlich 
in seinem Buche lebhaft vertheidigt. Als bestes Desinficiens empfiehlt er 
Hydrargyrum bijodatum 1,0:20000,0 (Panas); dem Liter werden 20,0 g 
90 "7, Alkohol zugesetzt. Das beste Mittel zur allgemeinen Narkose ist Chloro- 
form, das er auch zur Magnetoperation gebraucht, ebenso wie zur Iridektomie 
bei Glaucoma acutum, zur Enucleation, Schieloperation u. s. w. Die Schä- 
digung des Hornhautepithels bei Cocain-Anästhesie beruht, wie Verf. mit 
Berger annimmt, auf einer durch Aufhebung des Lidreflexes beruhenden 
Austrocknung. Keins der Ersatzmittel des Cocain ist diesem gleichwerthig. 
am nächsten kommt ihm noch das Holocain und Akoin, vielleicht auch 
das jiingste Aniistheticum: Stovain. Sublimat-Pinselung (1:500—200) ist 
in der Trachombehandlung erfolgreich, ebenso Ichthyolsalbe. Naphthol g 
(0,1—0,5: 1000,0) wird gegen eiternde Bindehaut-Entzündungen benutzt. Arg. 


239 — 


nitr. ist in jeder Hinsicht dem Protargol überlegen, il est le médicament de 
choix, .. . c'est à lui que l'on a et que l’on doit avoir recours. Die Jequi- 
rity-Therapie verwirft der nunmehrige Landsmann Weckers nicht ohne Wei- 
teres. Kein Mydriaticum kommt dem Atropin gleich, Eserin-Miosis macht es 
verschwinden, aber das Umgekehrte ist nicht der Fall. Oelige Eserin-Lösungen 
geben zur Bildung von Rubreserin keinen Anlass. Subconjunctivale NaCl- 
Einspritzungen sind von vorzüglichem Erfolge bei Netzhautablösung. Den 
skrupellosen Adrenalin-Gebrauch verwirft Verf. Dionin löst sich nach seinen 
Versuchen nicht in Oel. Die sog. offene Wundbehandlung nach Operationen 
empfiehlt der französische Fachgenosse nicht. 

Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, dass Verf. die therapeu- 
tischen Neuerungen auch der letzten Zeit in den Kreis seiner so lehrreichen 
Betrachtungen zieht. Kurt Steindorff. 


2) Ueber die Beziehungen zwischen Augenleiden und Erkrankungen 
der weiblichen Geschlechtsorgane, von E. Berger und R. Loewy. 
(Paris, Felix Alcan. 1905.) 

Das Buch ist von Werth sowohl für den Augenarzt wie auch für den 
Frauenarzt. Unter thunlichst lückenloser Benutzung der umfangreichen Lite- 
ratur und mit Heranziehung zahlreicher eigener Beobachtungen geben die 
Verff. ein anschauliches Bild von dem oft unterschätzten und doch so häu- 
firen Zusammenhang zwischen Frauenleiden und Augenerkrankungen. Nicht 
nur krankhafte Processe können zwischen Geschlechtsorganen und Auge des 
Weibes Beziehungen herstellen, auch die normale Menstruation, die zufalls- 
freie Schwangerschaft, die ohne Kunsthülfe beendete Entbindung, das Geschäft 
des Stillens, — kurz alle doch in physiologische Breiten fallenden Functionen 
des weiblichen Geschlechts-Apparates können auf alle Theile des Sehorgans 
zurückwirken. Mehr oder weniger ernste Folgen sind das Resultat dieser 
genital bedingten Augenkrankheiten. Die Verff. gehen vielleicht vielfach in 
der Deutung der Fälle zu weit, die sie auf organische Frauenleiden zurück- 
führen, während es sich um hysterische Augenaffectionen handelt. Sie stehen 
auf sehr modernem Standpunkt, wenn sie eine grosse Anzahl der hierher 
gehörigen Affectionen dadurch auf die genitale Genese zurückzuführen suchen, 
dass sie Toxinwirkungen annehmen; die Erscheinungen der Menstruationen 
sind Erscheinungen einer Auto-Intoxication; die Neuritis optica mit centralem 
Scotom, so ähnlich der bei Alkohol- und Nicotinvergiftung auftretenden Ent- 
zündung des Sehnerven, beweist diese Behauptung ebenso wie die häufigen 
menstruellen Lähmungen des Oculomotorius, Facialis u. s. w., oder die reti- 
nalen Blutungen während der Periode. Auch die Sehnerven-Entzündung wäh- 
rend des Stillens ist toxischer Natur, ebenso kommt für eine Reihe von Seh- 
störungen nach Gebärmutter-Blutungen diese Entstehung in Betracht. Der 
Abschnitt über „die Gefahren der Entbindung für das Auge des Kindes“ ist 
etwas stiefmütterlich behandelt worden; dieses Thema hat B. Wolff in der Fest- 
schrift für J. Hirschberg ungleich besser bearbeitet. Dieser Mangel ver- 
kleinert aber kaum den Werth des vorliegendes Buches, von dem, wie ver- 
lautet, eine deutsche Ausgabe vorbereitet wird. Kurt Steindorff. 


— 240 — 


Journal-Uebersicht. 


I. A. v. Graefe’s Archiv fir Ophthalmologie. LX. 2. 
1) Die Pathogenese der Cataracte senilis vom Standpunkt der Serum- 
forschung. 

L Der Altersstar als Cytotoxinwirkung und das Gesetz der 
Cytotoxinretention durch die sekretorischen Apparate des Auges. 

Il. Die Ernährung der Linse nach der Receptoren-Theorie 
und der Nachweis des Receptoren-Aufbaues des Linsen-Proto- 
plasmas, von Dr. Paul Römer, Privatdocent und I. Assistent der Uni- 
versitäts-Augenklinik zu Würzburg. (Aus der genannten Klinik.) 

Nach einem eingehenden Ueberblick über die bisherigen Anschauungen 
entwickelt Verf. seine Hypothese über die Entstehung und das Wesen der 
Cataracta senilis. Bei der grossen Verschiedenheit der einzelnen Starformen 
muss mit der Möglichkeit einer verschiedenen Aetiologie gerechnet werden. 
Verf. betont, dass seine Hypothese sich nur auf die Cataracta senilis und 
zwar auf den subkapsulären Rindenstar bezieht. Diese Form zeigt eine ge 
wisse Aehnlichkeit mit der Massage-, Naphthalin- und Blitzcataract, bei 
denen, wie Hess vermuthet, das Absterben der Linsen-Epithelien die Trübung 
verursacht. Junge Rindenfasern sind ja nichts anderes als wachsende kern- 
haltige Zellen. Daher hat Hess darauf hingewiesen, dass bei dem sub- 
kapsulären Rindenstar vielleicht Schädlichkeiten im Spiele sind, welche von 
aussen in die Linse eindringen und die Epithelien der Vorderkapsel zum 
Absterben bringen, worauf dann die Trübung der Fasern erfolgt, Welcher 
Art sind die Schädlichkeiten? „Wenn man die Ergebnisse der Immunitäts- 
forschung beherrscht und dann offenen Auges die Erscheinung der Cataracta 
senilis verfolgt, so muss man unwillkürlich auf den Gedanken kommen, dass 
es sich bei den Veränderungen am Linsenepithel und an den Linsenfasern 
um cytotoxische Processe handeln könnte.‘ In der Einwirkung eines Proto- 
plasmagiftes auf die Linse ist die Ursache der Cataract zu erblicken. 


Die allerverschiedensten eytotoxischen Substanzen können, wie wir wissen, 
im menschlichen Organismus neugebildet und in vermehrter Weise im Serum 
angehäuft sein. Es ist daher sehr wohl möglich, dass bei der regressiven 
Metamorphose des Organismus im Alter Antikörper im Blute frei werden, 
welche zu einem wichtigen Bestandtheile des Linsen-Protoplasmas eine speci- 
fische Affinität besitzen und durch Verbindung mit den entsprechenden 
` Receptoren des Linsen-Protoplasmas die Linsenzellen ebenso schädigen wie 
die Verankerung der specifischen Cytotoxine die Blutzelle. Erforderlich ist, 
dass die Antikérper von den Secretions-Organen nicht zurückgehalten werden. 

Die Theorie wird gestiitzt durch die Thatsache, dass das Blutserum 
specifische Zellgifte gegen Zellen der eigenen Species enthalten kann, und 
dass solche Isocytotoxine auch im menschlichen Serum nachgewiesen sind. 
Im Allgemeinen findet dieser Vorgang zweckmässiger Weise nicht statt, 
doch können die Regulierungs-Vorrichtungen gegen die Antikörper-Bildung 
bei Resorption des eigenen Zellmaterials versagen. 

Bei der Entstehung der Cataract muss es sich um lentotoxische Stoffe 
im Serum handeln. 

Die Cytotoxine werden möglichst lange von Linse und Glaskörper fern- 
gehalten; sie vermögen die secretorischen Gefüsswandungen und Epithellager 
für gewöhnlich nicht zu durchdringen, und erst, wenn diese im alternden 


— 241 — 


Auge durchgängig geworden sind, ist der Zutritt der Cytotoxine zur Linse 

möglich. 

Soll eine specifische Cytotoxinwirkung in der Linse eintreten, so 
müssen correspondirende Receptoren im Protoplasma-Molekül vorhanden sein. 

Da alle diese Bedingungen erfüllt sein müssen, so erklärt sich, dass 
nur ein Bruchtheil der Menschen an Cataract erkrankt. 

Die Störung der osmotischen Verhältnisse tritt erst secundär ein, das 
Primäre ist die Verankerung der complexen Cytotoxine. 

Verf. verweist dann auf bekannte klinische Erscheinungen und auf eine 
Reihe von experimentell gefundenen Thatsachen, welche beide die neue 
Theorie zu stützen geeignet sind. 

Alle Körper vom Amboceptorenbau mit 2 functionell verschiedenen 
Haptophoren Gruppen werden unter physiologischen Verhältnissen nicht durch 
die Gefässwand und das Epithellager der Ciliarfortsätze hindurchgelassen. 
In den Eiweisskörpern des normalen Kammerwassers fehlen daher die Recep- 
toren dritter Ordnung und die auf sie eingestellten Complemente, während 
nicht cytotoxische Stoffe, wie Receptoren zweiter Ordnung in Gestalt von 
Agglutininen vorhanden sein können. 

Die neue Hypothese kann nur zutreffend sein, wenn sicher nachgewiesen 
ist, dass die Bestandtheile der Linse principiell einer Antikörperwirkung 
zugänglich sind. Der Beweis ist erbracht, wenn es gelingt, Antikörper 
bindende Receptoren in der Linse nachzuweisen. In der That ergaben die 
eingehend mitgetheilten Versuche des Verf.s, dass für einfache Toxine 
specifische bindende Receptoren in der Linse vorhanden sind und dass das 
Linsen-Protoplasma zugleich eine starke Affinität für die eventuell im Serum 
enthaltenen Stoffe besitzt, deren Wirkung in der Complement-Function bei 
der H&ämolyse als toxische erkennbar ist. 

Diese experimentellen Thatsachen ermöglichen uns die Vorstellung, dass 
es nur geringer Veränderungen in dem die Linse umgebenden Serum bedarf, 
um eventuell eine toxische Wirkung auf das Linsenprotoplasma auszulösen, 
und eröffnen zugleich die Aussicht auf eine tiefere Kenntniss der Vorgänge, 
welche bei der Ernährung der Linse eine Rolle spielen. 

2) Ueber der Mikro- und Makrogyrie des Gehirns analoge Ent- 
wioklungsstörungen der Retina; mit Besprechung der Epithel- 
rosetten und der Pathogenese des Glioms, von Dr. Eugen Wehrli, 
Augenarzt in Frauenfeld. 

Bei einem 2jährigen Kinde, welches an akuter Gastro-Enteritis starb, 
fand sich im linken Bulbus nach unten von der Papille, diese etwas deckend, 
eine 1!/, P.D. grosse runde Geschwulst, welche in vivo als silbergraue 
Hervorwölbung sichtbar gewesen war. Sie hatte ihren Sitz in der abnorm 
dünnen Netzhaut und bestand aus marklosen Nervenfasern, sowie aus eigen- 
artigen der Netzhaut sonst fremden Zellen von gestrecktem Bau mit ovalen 
Kernen. Im Gehirn fanden sich gewissermaassen als Analogon zu der theils 
verdünnten, theils in der Nervenfaserschicht verdickten Retina mikrogyrische 
Windungen und makrogyrisch prominente Theile. 

Das Kind war ein Zwillingskind, das zweite Kind ganz gesund. Verf. 
glaubt, dass bei der geringen Fruchtwassermenge, welche festgestellt war, 
und der Zwillings-Schwangerschaft die Halsgefässe des Fötus comprimirt 
wurden, und dass dadurch eine Art. von Unter-Ernährung zu Stande kam. 

Möglicherweise können die hin und wieder intra partum erfolgenden 

16 


— A — 


Verletzungen und Blutungen der Retina zur Gliombildung Veranlassung 
geben. Neuroglioma retinae traumaticum wäre ein passender Name. 

Die bekannten Rosetten entstehen bei Mikrophthalmus durch Faltung 
der Netzhaut; man sieht sie auch bei Netzhaut-Ablösung, Retinitis proliferans, 
Chorioidea-Retinitis._ Wirkliche Gliomrosetten können dadurch zu Stande 
kommen, dass Gliomzellen wieder epithelialen Charakter annehmen. 


3) Ueber Pigmentirung und Wucherung der Netzhaut-Neuroglis, 
von Prof. Dr. E. Kriickmann, I. Assistent an der Universitäts-Augen- 
klinik in Leipzig. (Aus der genannten Klinik.) 

„Die normale retinale Neuroglia stellt im Allgemeinen ein grossfiguriges, 
scharf umrissenes Bild dar, als dessen Hauptmerkmal das Vorhandensein von 
flächenhaften gliösen Gefässverkleidungen — perivasculären Grenzhäuten — 
‚hervortritt, welche sowohl mit den Spinnzellen, als auch mit den Müller’- 
schen Stützfasern, und daher untereinander, sowie mit der Limitans interna 
und der Membrana reticularis (Limitans externa) in allerengster Verbindung 
stehen. Es stellt also das gesammte retinale Neurogliagewebe eine einheit- 
lich zusammenhängende Masse dar.“ Näheres und Zeichnungen siehe Original. 


4) Ueber die Verwendung photographisch verkleinerter Leseproben 
zur Bestimmung der Sehschärfe in der Nähe, von Dr. med. K.Bjerke, 
Augenarzt in Linköping. 

Nur wenn man auch die Refraction bestimmen will, ist eine grössere 
Entfernung der Probebuchstaben erforderlich, dagegen kann die Bestimmung 
der absoluten Sehschärfe ebenso gut in kleiner, wie in grösserer Entfernung 
geschehen. Verf. stellte für den Zweck photographisch verkleinerte Opto- 
typen-Skalen her, mit denen auch eine Sehschärfe, die kleiner als !/,, ist, 
gemessen werden kann. 

Sehr brauchbar sind auch leicht herstellbare stereoskopische Lesestücke, 
in deren beiden Hälften einzelne Buchstaben oder Buchstabengruppen fehlen, 
so dass die Worte erst: nach binocularer Verschmelzung der beiden Bilder 
vollständig erscheinen. Ist die optische Einstellung des Stereoskops variabel 
und fallen die Gläser mit dem vorderen Brennpunkt der Augen zusammen, 
so kann der Apparat für die Bestimmung der Refraction und der Sehschärfe 
dienen und zugleich auch für die Entlarvung von Simulation. Scheer. 


II. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. Mai. 

1) Ein Beitrag zur Kenntniss der Diplobacillen-Geschwüre der 
Cornea nebst Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit der 
Diplobacillen gegen Austrocknung in Secreten, von Paul Erdmann. 

Unter 342 Fällen von Diplobacillen-Conjunctivitis der Rostocker Klinik 
beobachtete Verf. 30 Hornhaut-Affectionen. Hiervon wurden 18 einer ein- 
gehenden bakteriologischen Untersuchung unterworten. Es zeigte sich hierbei 
mehrfach, dass die obertlächlichen Geschwürslagen vollkommen frei von Bak- 
terien waren, und dass ihr Nachweis nur nach Herausbeförderung der tiefsten 

Schichten des Ulcus gelang. Unter den untersuchten Fällen fanden sich acht 

mit kleineren und grösseren Randgeschwüren der Cornea, in welchen sechs 

Mal typische Diplobacillen nachgewiesen werden konnten bei gleichzeitigem 

Vorhandensein dieser Bacillen im Conjunctivalsack. In acht weiteren Fällen 

lagen mehr oder weniger bösartige, mit Hypopyon und Iritis einhergehende 





— 248 -- 


Geschwüre vor, welche zum Theil Aussehen und Charakter des Ulcus serpens 
zeigten und eine entsprechende Therapie erforderten. Hierbei wurden die 
Morax-Axenfeld’schen Diplobacillen 7 Mal in Reinkultur gefunden. 

In den meisten Fällen kam hierbei die Uebertragung durch Finger oder 
Gebrauchsgegenstände in Frage. Ausserdem liess sich aber nachweisen, dass 
die Diplobacillen im eingetrockneten Conjunctivalsecret bis 14 Tage keim- 
fähig bleiben konnten. Auch im Nasenschleim waren häufig Diplobacillen 
nachweisbar. Dieselben können leicht durch Taschentücher, Finger u. s. w. 
beim Auswischen der Augen direct in den Bindehautsack gebracht werden. 
Demnach ist anzunehmen, dass die Diplobacillen gelegentlich im Conjunctival- 
sack als harmlose Schmarotzer leben und nur bei bestehender Disposition 
eine Entzündung auslösen. 





2) Ein Beitrag zur Kenntniss optico-oiliarer Gefässe, von Braune. 

Es fand sich ein von der Papille zur Macula-Seite hinziehendes, ungefähr 
1!/, Venen breites Gefäss von hellerer Farbe als die Retinalvenen, etwas 
dunkler als die Retinalarterien. Dasselbe tauchte am temporalen Rande der 
Papille scharf aus der Tiefe hervor und ergoss sein Blut in die Vena cen- 
tralis retinae. 


3) Beitrag zur Pathologie und Pathogenese der Stauungspapille, von 
Kampherstein. (Fortsetzung.) 

Unter den 200 Stauungspapillen wurde die Diagnose 9 Mal auf Tuber- 
culose des Gehirns gestellt und zwar 8 Mal auf Solitärtuberkel und 1 Mal 
auf Meningitis tuberculosa chronica, 7 Mal auf Gehirnabscess, 2 Mal Me- 
ningitis serosa und Hydrocephalie, 3 Mal auf Nephritis, 2 Mal auf Anämie, 
2 Mal auf Cysticercus cerebri und 2 Mal auf Sinusthrombose. (Schluss folgt.) 


4) Beitrag sur Lehre von der bitemporalen Hemianopsie, von 
Pankstat. 
Bericht über 3 Fälle. In einem Falle war die Ursache eine Cyste, im 
zweiten wahrscheinlich ein Gliom. 


5) Zur Pathogenese der Cataract, von A. Peters. 
Entgegnung auf die Einwände von Leber. (Vgl. Aprilheft.) 


6) Trauma als Veranlassung einer constitutionellen Augen-Erkran- 
kung, von Guillery. 

Im Anschluss an die Erwähnung eines Falles, wo nach einem Trauma 
eine parenchymatöse Keratitis auftrat, ist Verf. der Ansicht, dass ein Zu- 
sammenhang zwischen einem Trauma und einer nachfolgenden constitutionellen 
Augen-Erkrankung möglich ist, sogar in dem Sinne, dass nicht nur das ver- 
letzte, sondern auch das andre Auge in Mitleidenschaft gezogen werden kann. 


7) Intrasklerale Nervenschleifen, von Groenouw. 

Verf. fand eine Schleifenbildung eines Nerven in der Sklera; es handelte 
sich nicht um einen die Lederhaut von aussen perforirenden Nerven, sondern 
um einen Ciliarnerven. 


16° 


` 


-. 244 — - 


8) Ueber einen Fall von Gummigeschwulst des Opticus hinter der 
Papille und von Chorioiditis gummosa, von Stock. 
Beschreibung eines Falles. 


9) Benignes, stationäres, tumorartiges Gebilde des Augengrundes, 
von J. Mauch. 

Es handelt sich um einen 18jährigen Patienten, der seit 7 Jahren be- 
obachtet wurde. Auf der sonst normalen Papille fand sich eine bläulich- 
weisse, glänzende Bindegewebs-Auflagerung, in der Maculagegend ein intensiv 
schwarzer, rundlicher Herd, welcher von einem verwaschenen, ungleichmässig 
helleren Hofe und einzelnen feineren Pigmentirungen umgeben war; 3 Papillen- 
durchmesser temporal hiervon ein tumorartiges Gebilde, das horizontal fort- 
ziehend bis an’die Grenze des sichtbaren Augenhintergrundes reichte. Das- 
selbe war von grau-weisser Farbe, erschien durchaus solide und unbeweglich, 
war von Netzhaut bedeckt und mit mehr oder weniger starken schwarzen 
Pigmentirungen, sowie einzelnen weissen, atrophischen Fleckchen versehen. 
Im Wesentlichen ist der Befund im Laufe von 7 Jahren derselbe geblieben. 
Vermuthlich hat der Process in der Aderhaut seinen Anfang genommen und 
hat die Netzhaut erst secundär in Mitleidenschaft gezogen. 

10) Kasuistischer Beitrag zur Wirkung des Druckverbandes bei 

Netshaut-Ablosung, von Karl Wessely. 

Verf. berichtet über einen Fall von sog. myopischer Netzhaut-Ablösung, 
die ungefähr ?/, des ganzen Augen-Hintergrundes einnahm und eine 42jähr. 
Dame betraf, dieselbe wurde durch wiederholte Anwendung eines festen 
Druckverbandes dauernd geheilt. 





— 


11) Ein Fall von Iridocyclitis während eines Keuchhustens, von 

Panos D. Chronis. 

Bei einem °/, Jahre alten Müllerskind, das an starkem Keuchhusten 
litt, trat eine heftige Iridocyclitis des rechten Auges auf, in Folge deren 
dasselbe erblindete. Verf. ist der Ansicht, dass der Process durch eine 
Embolie der Capillaren hervorgerufen wurde, die durch Keuchhustengift oder 
durch andre Mikroorganismen entstanden war. 

12) Zur Vorlagerung bei paralytischem Schielen, von Ohm. 

Es handelte sich um 3 Fälle von Lähmung des Rectus externus, wo 
durch Vorlagerung des gelähmten Muskels Heilung erzielt wurde. In einem 
Falle von partieller Oculomotorius-Lähmung wurde der Internus vorgelagert, 
und in einem Falle von isolirter Lähmung des Rectus superior dieser Muskel. 
Auch bei diesen Fällen war der Erfolg ein zufriedenstellender. 


III. Archiv für Augenheilkunde. LI, 1905. Heft 3. 
16) Weitere Untersuchungen zur Physiologie des Formensinnes, von 

Dr. Guillery, Oberstabsarzt in Köln. 

An einer grossen Reihe von Beispielen zeigt Verf., dass verschiedene 
Momente für die richtige Deutung der Netzhautbilder nicht weniger in Be 
tracht kommen, als ihre Dimensionen. Er macht auf regelmässig wieder- 
kehrende Verhältnisse aufmerksam, welche die Deutung von Formen erleichtern. 
Die praktische Bedeutung der Untersuchungen liege in der Verwerfung der 


— 245 —- 


Snellen’schen Sehproben zur Prüfung des Sehvermögens, da der Formen- 
sinn bei der Erkennung eine grosse Rolle spielt. Die Messung der Sehkraft 
durch Erkennen von Punkten ist solchen Nebeneinflüssen nicht ausgesetzt. 


17) Ueber die pathologisch-anatomischen Veränderungen der Zonula 
Zinni, von Doc. Dr. A. Bednarski. (Univ.-Augenklinik in Lemberg.) 
Verf. stellt Literatur zusammen und bringt einige Untersuchungen. 

Er findet, dass in pathologischen Zuständen die einzelnen Zonulafasern dicker 

werden, sich schwächer färben, hyalin entarten. Daneben findet sich Ver- 

fliissigung der Fasern in serösem Exsudate. Bei Staphylomen entspricht die 

Atrophie der Zonula der Atrophie des Ciliarkörpers. 


18) Ein Fall von Ulous corneae durch Infection mit Bacillus pyo- 
cyaneus, von Dr. Szczybalski. (Univ.-Augenklinik in Würzburg.) 
Der Verlauf war, im Gegensatz zu den bekannten Fällen, nach Kauteri- 
sation gut. 


19) Die Histologie der Caruncula lacrymalis des Menschen, von Dr. 
Enslin. (Univ.-Augenklinik in Erlangen.) 
Verf. beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Befunde von primitiven 
alveolären Schleimdrüsen des Epithels, die er für ein Charakteristicum der 
normalen Caruncula lacrymalıs erklärt. 


20) u. 21) Das mortale Pupillenphänomen nebst weiteren Beobuch- 
tungen über Veränderungen am menschlichen und thierischen 
Leichenauge. Eine forensisch-oculistische Studie, von Dr. Albrand. 
(Irrenanstalt Sachsenberg.) 

Beim Menschen findet eine prämortale Pupillen-Erweiterung statt, die 
durch die plötzliche Blut-Entleerung aus den Irisgefässen bei der Erlahmung 
des Herzens zu erklären ist. Unmittelbar nach dem Tode beginnt fast 
immer eine Pupillen-Verengerung durch die Todtenstarre des Sphinkters. 
Das Phänomen verläuft unabhängig von der Todesursache und ist deshalb 
forensisch nicht zu verwerthen. Verf. geht dann auf Veränderungen der 
einzelnen Augentheile nach dem Tode ein. Erwähnenswerth ist, dass er im 
Gegensatze zu Merkel fand, dass in situ nach dem Tode die Linse sich 
zunächst am Rande trübt, später erst der Kern. 

Beobachtungen am Thiere, die ähnliche Ergebnisse wie beim Menschen 
hatten, sind angeschlossen. 


22) Ueber eine bisher nicht beschriebene Missbildung der Iris (En- 
tropion iridis), von Dr. Enslin. (Univ.-Augenklinik in Erlangen.) 
Das untersuchte Auge wies neben andren angeborenen Veränderungen 
eine Einstülpung der Iris auf, die Verf. auf Entzündungsvorgänge in der 
Fötalzeit zurückführt. 


23) Hämolysin-Injection bei recidivirender Glaskörper-Blutung, von 
Prof. Elschnig in Wien. 
Bericht über einen Fall von Glaskörper-Blutung, bei dem Hämolysin 
(Römer) angewendet wurde. Der Erfolg war schlecht. Als Nebenwirkung 
sah Verf. Drucksteigerung, plastische Iridoeyclitis, Nekrose des Glaskörpers 


_. 948 _. 


und der Netzhaut. Er empfiehlt trotzdem weitere Versuche mit stark ver- 
diinnten (1:10) Lésungen. 


24) Vergleichende Messungen der Weite der direct und der consen- 
suell reagirenden Pupille, von Priv.-Doc. Dr. Abelsdorff und Dr. 

H. Piper. (Physiol. Institut in Berlin.) 

Verff. phetographirten die ungleich beleuchteten Pupillen mit einer für 
stereoskopische Aufnahmen construirten Camera. Es ergab sich mit Sicher- 
heit, dass Pupillen, die bei gleicher Belichtung oder Verdunkelung gleich 
weit waren, bei einseitiger Belichtung ungleiche Weite annehmen, indem die 
belichtete Pupille die engere wird. Demnach ist die Verknüpfung der 
Functionen beider Pupillen durch die nervösen Bahnen keine ganz feste, es 
hat jede Iris etwas Spielraum zu selbständiger Bewegung. Bei Diagnosen 
pathologischer Pupillendifferenz muss stets eine ungleiche Belichtung ausge- 
schlossen werden können. 

25) Ueber Linsenbildchen, die durch Spiegelung am Kerne der nor- 
malen Linse entstehen, von Prof. Hess in Würzburg. 

Es wurde bisher angenommen, dass im normalen Auge der Brechungs- 
index der Linse von der Rinde nach dem Centrum ganz allmählich zunehme. 
Verf. fand, dass für gesunde Augen jenseits des 20.—25. Jahres das nicht 
zutrifft. Vielmehr erfolgt der Uebergang vom Rinden- zum Kern-Index mehr 
sprungweise, so dass an der normalen Kernperipherie deutlich sichtbare 
Spiegelbilder entstehen. Verf. nennt diese Bilder „Kernbildchen‘“. Er zeigt, 
wie das erste und zweite Purkinje’sche Bild bei näher erörterter Versuchs- 
anordnung in je ein Rindenbild und Kernbild zerfallen. 

Die auf der bisherigen Anschauung fussenden Ansichten über erworbene 
Alters-Hypermetropie müssen geändert werden. 


26) Bemerkungen zur Untersuchung auf centrales Skotom, von Prof. 
Dr. Hess in Würzburg. 
Polemische Erörterung, in der Einwendungen, die gegen die Methode 
vom Verf. wiederholt waren, zurückgewiesen werden. 


27) Sitsungsberichte der Ophthalmologischen Section der British 
Medical Association su Oxford. Juli 1904. Spiro. 


1V. Zeitschrift für Augenheilkunde. 1905. Bd. XII, Heft 5. 
1) Ein Beitrag zu den dem Diphtheriebacillus ähnlichen Stäbchen 
des Conjunctivalsackes, von Dr. Rud. Tertsch in Wien. (Aus dem 

k. k. Serotherap. Institut in Wien.) 

Bei den Versuchen, echte Diphtheriebacillen und Pseudo-Diphthene 
bacillen zu unterscheiden, hatte man geglaubt, in der Agglutination ein 
sicheres Mittel zur Differentialdiagnose zu besitzen, da ein durch Immunis- 
rung mittels Diphtheriebacillen gewonnenes Serum und Diphtheriebacillen ın 
hohen Werthen agglutiniren sollte. Verf. fand diese Agglutination bei 5 von 
23 diplitherieähnlichen Stämmen, die aus normaler Conjunctiva gezüchtet 
waren. Er sieht diese als echte, aber ungiftige Diphtheriebacillen an. Sie 
wachsen etwas schwächer, als der virulente Bacillus, geben einen theilweise 
positiven Ausfall der Neisser’schen Doppelfärbung und produciren in gè 


— 247 — 


ringerem Grade Säure als die echten Diphtheriestämme. Ob diese ungiftigen 
Bacillen giftig werden können, also eine Diphtherie ohne Infection von 
aussen entstehen kann, bleibt eine offene Frage. 
2) Pupillenverhältnisse beim Neugeborenen, von Dr. Bartels, Assist. 
der Univ.-Augenklinik in Marburg. 
Bei 26 männlichen, 13 weiblichen Säuglingen bis zum Alter von 
10 Tagen fand Verf. die mittlere Pupillenweite bei heller Gasglühlampe 
2,5 bis 3,25 mm, meist etwas unter 3 mm. Die grösste Verengung betrug 
1,5 mm, die maximale Weite 5 mm. Die Reaction erfolgte prompt. Bei 
Atropin betrug die maximale Weite 5,5 mm. 


3) Ueber die Abnahme der Pupillarrefiex-Empfindlichkeit der Nets- 
haut vom Centrum nach der Peripherie, von Dr. Hugo Wolff 
in Berlin. | 

Polemische Erörterung, in der die Priorität für das Erkennen der Ab- 
nahme der Pupillarreflex-Empfindlichkeit vom Centrum nach der Peripherie 
in Anspruch genommen wird. 


4) Zur Sideroskopie, von Dr. Perlmann. (Augenklinik von Dr. Gutmann.) 
Vorrichtung, das Sideroskop von Asmus zur Ablesung mit unbewaff- 
netem Auge zu benutzen. 


Heft 6. 
1) Das Verhalten der Pupillen bei der Convergenz und Accommo- 
dation, von Prof. Dr. Bach in Marburg. 

Bei Personen unter 25 Jahren trat die Pupillenverengerung bei An- 
nähung des Fixationsobjectes auf 40 cm ein. Bei älteren erst bei 30 cm. 
Die Verengerung nahm bis zur Annäherung auf 10 cm zu. Die Amplitude 
schwankte zwischen JI. und °/, mm. Eine relativ grosse Amplitude be- 
obachtete Verf. häufig bei der reflectorischen Pupillenstarre, bis 2,5 mm mit 
prompten Einsetzen und Ablaufen. 

Verf. wird weitere Beobachtungen auf breiterer Basis veröffentlichen. 


2) Ueber Ergebnisse von Augenspiegel-Untersuchungen an Geistes- 
kranken mit besonderer Berücksichtigung der congenitelen Ano- 
malien, von Dr. A. Pilcez, Vorstand der k. k. psychiatr. Klinik in Wien 
und Prof. Dr. Wintersteiner. 

An einem Material von 717 Fällen von Geistesstörungen überprüften 
die Verff. die bisherigen Veröffentlichungen. Im Allgemeinen ergab sich 
eine gute Uebereinstimmung zwischen Augenbefund und Psychosen in der 
Richtung, dass bei den Psychosen, welche auf Degeneration beruhen, bezw. 
bei erblich belasteten Individuen sich vornehmlich zu entwickeln pflegen, 
sich auch im Augenhintergrunde relativ viel häufiger angeborene Anomalien 
fanden, von denen die Mehrzahl als Degenerationszeichen gedeutet werden 
kann, als bei den andren Geisteskrankheiten, bei welchen Heredität keine 
Rolle spielt. 

Die an sich interessanten Einzelbefunde, die sich naturgemäss nicht, 
scharf gliedern und mit bestimmten Krankheitsbildern in Verbindung bringen 
lassen, sind eingehend besprochen und statistisch zusammengestellt. 


— 248 - 


3) Ueber das Sehenlernen blindgeborener und später mit Erfolg 
operirter Menschen, von Dr. Fritz Schanz in Dresden. 

Bei einem 6jährigen Patienten, dessen Cataracta membranacea vom Veri. 
durchschnitten wurde, konnte der allmähliche Uebergang der Erkennung der 
Gegenstände vom Tastsinn auf das Gesicht verfolgt werden. Verf. erzählt 
Einzelheiten. Die auffallende Verstandesbesserung ist vielmehr auf die acht- 
samere Umgebung, als auf das Sehenlernen zurückzuführen. 

4) Erfahrungen aus dem Gebiete der Chirurgie der oberen Neben- 
höhlen der Nase mit besonderer Berücksichtigung der postopera- 
tiven Augenmuskelstörungen, von Prof. K. Grunert. (Univ.-Ohren- 
klinik in Halle.) 

Vert. führt eine Modification der Killian’schen Methode ein. In Ueber- 
einstimmung mit Killian bezweckt er er die Bildung einer einheitlichen 
grossen Operationshöhle aus den oberen Nasen-Nebenhöhlen. Eine sofortige 
Verkleinerung der Höhle wird dadurch angestrebt, dass man dem peribulbären 
Fettgewebe ein Hineindrängen in die grosse Operationshöhle ermöglicht. Auf 
eine breite Communication nach der Nase hin zwecks Drainage wird gesehen. 

Im Gegensatz zu Killian, der aus kosmetischen Gründen den oberen 
Rand der Orbita stehen lässt, entfernt Verf. auch diesen, selbst noch die 
vordere Hälfte der medialen Orbitalwand. Es zeigte sich, dass das radicalere 
Vorgehen bessere kosmetische Erfolge zeitigt. 

Es folgen Krankengescliichten der sieben operirten Fälle von schwerer 
Sinuitis frontalis chronica exulcerans atque abscedens, die sämmtlich guten 
Erfolg hatten. 





Erganzungsheft. 
1) Zur intraocularen Desinfection mit besonderer Berücksichtigung 
des Jodoforms, von Priv.-Doc. Dr. Kraus in Marburg. 

Von verschiedenen Seiten war die Einführung von Jodoform in Form 
von Pulver, Stäbchen, Plättchen in das Auge zur intraocularen Desinfection 
mit dem Ueberschwang, der die Anpreisung neuer medikamentöser Vorgehen 
meist begleitet, empfohlen worden. Verf. weist zunächst darauf hin, das 
der Glaube an die desinficirende Kraft des Jodoforms an sich ins Wanken 
gekommen ist. Er experimentirte an Kaninchen und Hunden und kommt 
zu dem Ergebniss: Die intraoculare Jodoform-Desinfection bringt 
keinen Nutzen, kann aber schaden. Auf tuberculöse Infection hatte 
das Jodoform keinen günstigen Einfluss. Nutzen verspricht bei Augen- 
Infection Einführung grosser Mengen von Jod und Quecksilber in den Körper. 
Verf. empfiehlt wiederholte Punction der Vorderkammer angelegentlich. Ist 
die Panophthalmie ausgebrochen, so bleibt neben ausgedehnten Incisionen in 
den Bulbus nur die Exenteratio bulbi. 

2) Pathologie der Cilien (Abschnitt II), von Priv.-Doc. Dr. Herzog. 
(Univ.-Augenklinik in Berlin.) 

Die Arbeit geht in erschöpfender Weise auf Details bei Erkrankungen 
der Cilien ein. Interessant sind Vermuthungen, die Verf. aus einer kleinen 
Zahl von Untersuchungen bei Trachom gewinnt. Die chronische Entzündung 
der Conjunctiva verursacht hier eine chronische Hyperämie des ganzen Lides 
und in deren Folge eine Erweichung der Hornschichten der Oberhaut auch 
in der Gegend der Follikelmündungen. Durch den verringerten Widerstand 


— 249 — 


erfolgt eine ınassenhafte Einwanderung von Haarbalgmilben in die Follikel 
der Cilien. In die dadurch erweiterten Haarspalten dringen die Trachom- 
erreger und bewirken Entzündungen, die denen der Conjunctiva gleichen. 
Die Distichiasis bei Trachom beruht aut einer abnorm starken Epithel- 
proliferation und hieraus resultirender primärer Neubildung von Haarfollikeln. 


3) Die bei Erkrankungen der Meningen beobachteten Erscheinungen 
mit specieller Berücksichtigung der ocularen Symptome, von 
A. Nacht. (Univ.-Augenklinik in Marburg.) 

In Verfolg der von Bach inaugurirten Arbeiten beschäftigt sich Verf. 
zunächst mit der Cerebrospinal-Meningitis. Von den ocularen Symptomen bei der 
Meningitis cerebrospinalis epidemica verzeichnet er als häufigstes Iridochorioiditis; 
ausnahmsweise tritt Pantophthalmie ein. Das Verhalten der Pupillen ist 
wechselnd. Neuritis optica ist selten. Muskellähmungen sind selten. Bei 
der einfachen eitrigen Meningitis sind Muskellähmungen häufig, ebenso 
Pupillenstörungen, die aber nichts Einheitliches haben. Ueber die Häufigkeit 
der Betheiligung des Sehnerven sind die Anschauungen verschieden. Bei 
Meningitis serosa und verwandten Zuständen lässt sich ebenfalls kein be- 
stimmter Typus des Pupillenverhaltens aufstellen, Abducenslähmungen sind 
häufig, Augenhintergrunds-Veränderungen häufiger als bei alleu andren 
meningealen Erkrankungen. 

Bei der Meningitis tuberculosa werden oft zu Beginn Differenzen der 
Pupillen beobachtet; die letzteren werden im Verlaufe gewöhnlich mydriatisch 
und starr. Augenmuskel-Lähmungen sind öfter beobachtet und zwar mehr 
Oculomotorius- als Abducenslihmungen. 

Im Augenhintergrund sind Tuberkel der Chorioidea selten, ebenso Neu- 
ritis optica, Stauungspapillen, Atrophie. 

Bei Meningitis syphilitica sind die Pupillen-Erscheinungen ungleich, 
Augenmuskel-Lähmungen, und zwar ganz überwiegend Oculomotorius-Läh- 
mungen, sehr häufig, ebenso Erkrankungen des Sehnerven. 

Wenig ausgesprochene Symptome finden sich bei Pachymeningitis 
hämorrhagica interna. 

Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf diffuse Neubildungen an den Hirn- 
häuten, die sich von den eigentlichen Hirngeschwülsten unterscheiden. Die 
ocularen Symptome sind verschieden. 

4) Keratitis punctata und Glaucom, von Dr. B. May. (Augenklinik des 
Geheimrath Hirschberf)) 

Verf. bespricht eine eigenartige Glaucomform, die bisher nur von 
Hirschberg mitgetheilt ist. Es handelt sich um ein chronisch-entzünd- 
liches Glaucom, das von seröser Iritis oder Irido-Cyclitis eingeleitet und 
begleitet wird. Die Symptome dieser serösen Entzündung sind meist nur 
Punctirung der Hornhaut. 

In dem Material Geheimrath Hirschberg’s — 250000 Patienten — 
fanden sich nur 9 solche Fälle, sämmtlich Frauen. Verf. geht auf die 
Formen der Keratitis punctata ein, wie sie Hirschberg in seiner „Ein- 
führung in die Augenheilkunde“ festgelegt hat. Es können danach die 
Fälle unterschieden werden als Keratitis punctata profunda und Glaucom 
(Keratoiritis glaucomatosa) und als Descemet-Beschliige und Glaucom (Cyclitis 
glaucomatosa). Beide Gruppen beginnen im Gegensatz zur Iritis glaucomatosa 
mit nur geringen Reiz-Erscheinungen. Die Gefässhaut-Entzündung, die nur 





250 — 


so geringe Symptome macht, kann nicht der alleinige Grund des Glaucoms 
sein, das bald in den Vordergrund tritt. Es muss vielmehr angenommen 
werden, dass ein und dieselbe Ursache die Blutcirculation beeinflusst und 
zu Entzündung des Ciliarkörpers wie zum Glaucom führt. Die Behandlung 
richtet sich nach der Schwere des Auftretens des Glaucoms. Meist genügen 
Miotica, die Prognose wird durch das Alter der Patienten, Widerstands- 
fähigkeit des Organismus beeinflusst. Spiro. 


Bibliographie. 


1) Ueber die Wichtigkeit der Erkennung von Augenkrank- 
heiten, von X. Galezowski. (Le progrös med., XVIII, 50.) Vorlesung 
zum Beginn des Semesters, die zu emsigem Studium der Ophthalmologie 
wegen der Bedeutung der Disciplin für die allgemeine Medicin ermahnt. 

2) Weitere Mittheilungen über Bindehaut-Transplantation, 
von Hartmann. (Inaug.-Dis. Tübingen 1904.) „Eine grosse Anzahl von 
Augen verdankt der Anwendung des in Rede stehenden Verfahrens nicht 
bloss die Erhaltung der Form, sondern auch in vielen Fällen die Erhaltung 
eines erheblichen Theiles der Function‘. Verf. berichtet über 25 complicirte 
durchbohrende Verletzungen. Peinlichst genaue Entfernung aller zwischen den 
Wundlippen eingeklemmten Gewebstheile und etwa eingedrungener Fremd- 
körper hat der Kuhnt’schen Operation stets vorauszugehen; auch in Bezug 
auf die etwa mitverletzte Linse ist nach den üblichen Grundsätzen zu ver- 
fahren. Auf Hornhautnähte wird stets verzichtet, dagegen ist oberflächliches 
Vernähen der Lederhaut-Wunden oft nicht zu umgehen. Je früher nach der 
Verletzung die Kranken zur Operation kommen, um so besser ist das Resultat. 
Von den 25 kamen 11 Fälle schon inficirt, von denen 2 noch zu retten 
waren. 

3) Impfungen mit Cytorhyctes luis an n Kaninchenaugen, von 
Walter Schulze. (Med. Klinik. 1905. Nr. 19.) Die Impfungen geschahen 
in die Iris hinein, das Impfmaterial entstammte Primär-Sklerosen, der Nieren- 
substanz von an der Iris geimpften Kaninchen und dem Blute von Patienten 
mit florider Syphilis. Ein Theil der Thiere starb; stets fand sich in ihrem 
Blute, in Nieren oder Milz der durch John Siegel’s Arbeiten bekannte 
Parasit. In der Iris kam es bei den Impfthieren an der Impfstelle zu knöt- 
chenförmigen Verdickungen; der Cytorhyctes luis liess sich mikroskopisch in 
allen Fällen nachweisen. 

4) Iridochorioiditis gonorrhoica, von X. Galezowski. (Le pro- 
grès méd. 7. Jan. 1905.) Ausgehend von dem Falle eines 37 Jahre alten 
Patienten, der 3 Mal theils mit Orchi-Epididymitis und Polyarthritis compli- 
cirten, theils uncomplicirten Tripper hatte und beim 83. Anfall eine schwere 
Iritis bekam, bespricht Verf. die im Verlaufe der Gonorrhoe auftretenden 
Augenstérungen: Iritis, Iridocyclitis, Iridochorioiditis, Neuritis optica, Neuro- 
retinitis. Weder das Krankheitsbild, noch der Verlauf oder die Prognose 
bieten etwas für die gonorrhoische Herkunft dieser Erkrankungen Typisches, 
sie sind aber nicht gar so selten und bei jedem schweren, mit Gelenk-Ent- 
zündungen complicirten Tripper zu fürchten. Es bleibt unentschieden, ob der- 
artige Fülle auf besonders grosse Virulenz der Pilze oder eine durch schlechten 
Allgemeinzustand erleichterte Ueberschwemmung des Organismus mit den 
Bakterien oder ihren Giften zurückzuführen ist, 


— 1 — 


5) Ueber den Einfluss von Temperatur und Jahreszeit auf 
den Ausbruch des akuten primären Glaucom-Anfalls (nach dem 
Material der Klinik), von Bauer. (Inaug.-Diss.. Tübingen.) Bauer, der 
für seine Untersuchungen unter 446 an entzündlichem Glaucom Erkrankten 
162 Personen mit 186 Anf&llen verwendete, kommt zu demselben Ergebniss 
wie Ref. in seiner dasselbe Thema behandelnden Arbeit aus Prof. Hirsch- 
berg’s Klinik (vgl. Deutsche med. Wochenschr. 1902. Nr. 14): der akute 
Anfall des Glaucoma inflammatorium ist eine vornehmlich in Winter auftre- 
tende Krankheit. In Tübingen vertheilten sich die Anfälle folgendermaassen 
auf die einzelnen Monate: 


Januar . . . Mä Jul. As ee a a ot, re OS 


Februar ...... 18 August . ...... 18 

März. . ..... . 19 September . . . . . . 10 

April e, 10 October . . . . ... 2I 

May 4. oe  « a « & OTE November . . . . . . 18 

Juni. ....... 9 December ...... 2I 
Summa: 186. 


Also auch dieser Beobachter findet das Maximum im Januar, das Minimum 
im Juni. Für 133 Fälle konnte Verf. das Datum des Anfallstages zweifellos 
festhalten. Einzelheiten über das Verhalten der Temperatur des Anfallstages 
zum Monatsmittel, zur Temperatur des vorhergehenden Tages u. s. w. sind 
im Original nachzulesen. Verf. kommt zu dem Resultat: „Die Annahme 
Steindorff’s eines unmittelbaren directen Einflusses der Temperatur scheint 
mir so lange nicht gerechtfertigt, als nicht andre Beziehungen des häufigeren 
Auftretens des akuten Glaucomanfalls in der kälteren Jahreszeit, speciell zu der 
Morbidität überhaupt, klargelegt sind. 

6) Ueber den Einfluss der Jahreszeit und Wärme auf die An- 
fälle von entzündlichem Glaucom, von Knop. (Aus der böhmischen 
Augenklinik der Abtheilung des Prof. Dr. Deyl.) Verf. geht auf die Arbeit 
des Ref. zurück, in der Ref. die Häufigkeit akuter primärer Glaucomaniälle 
ın der kalten und ihre Seltenheit in der warmen Jahreszeit nachgewiesen und 
den Versuch gemacht hatte, diese seltsame Thatsache auf meteorologische und 
dadurch bedingte somatische Einflüsse (Blutdruck) zurückzuführen. In der 
Klinik von Prof. Deyl wurden von 1895 bis 1904 im Ganzen 75012 Fälle 
behandelt, darunter 57 primäre, acute, inflammatorische Glaucome, und 
zwar im 


Januar 8 = 14,03 %, Juli . 0= 0°), 
Februar . 7 = 12,28 ,, August. . . 8 = 5,26 „ 
Marz . 7 = 12,28 ,, September . . 4 = 7,01,, 
April . 5 = 10,52 ,, October . 5 = 10,52 ,, 
Mai. 4 = 7,01 ,, ' November 5 = 10,26,, 
Juni 1= 175 „ | December 8 = 14,08 „ 


(ienauere meteorologische Feststellungen hat Verf. nicht vorgenommen, da es 
ihm anscheinend nicht möglich war, die Anfallstage genau zu bestimmen. 
Verf. weist mm einer zweiten Tabelle nach, dass das Glaucom eine Krank- 
heit der späteren Lebensjahre und bei Frauen viel häufiger ist als bei Män- 
nern (40 : 17). 
7) Retinitis pigmentosa und Glaucom, von Schmidhäuser. 
(Inaug.-Diss. Tübingen 1904.) Von 180 Patienten mit typischer Pigment- 


— 252 — 


Entartung der Netzhaut erkrankten 5 = 28 °/, an Glaucom; die Zahl der 
bisher veröffentlichten Fälle erhöht sich damit auf 20. Bei 16 liess sich 
das Geschlecht feststellen: es waren 10 Männer (62,5 °/,) und 6 Frauen 
(37,5 °/,). Während Glaucom vor dem 41. Jahre nur in 12,34 °/, aller 
Fälle in Tübingen beobachtet wird, erkrankten von den zugleich an Retinitis 
pigmentosa Leidenden 6 = 37,5 °/, vor dem 41. Jahre an Glaucom. An 
akuter Drucksteigerung litten 2, an entzündlichem Gl. 4, 6 an GIL. simplex. 
4 an chronischem Glaucom; bei 4 Kranken fehlen nähere Angaben. Ein Mal 
waren die Eltern blutsverwandt, 6 Mal litten die Geschwister an Retinitis 
pigmentosa; bei einer Familie hatten alle 5 Kinder die Entartung der Retina, 
2 gleichzeitig Glaucoma inflammatorium. Retinitis pigmentosa disponirt zu 
Glaucom, zwischen beiden Krankheiten besteht ein innerer, aber noch nicht 
näher bekannter Zusammenhang. 

8) Die Messung der Pupillengrösse und Zeit-Bestimmung der 
Licht-Reaktion der Pupillen bei einzelnen Psychosen und Nerven- 
Krankheiten, von Alfred Fuchs. (Jahrbücher für Psychiatrie und 
Neurologie, Bd. XXIV. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1904.) Eine 
kritische Würdigung der bisher geübten Methoden der Pupillometrie und 
der Zeit-Bestimmung der Licht-Reaktion hat Verf. zu der Ueberzeugung ge 
bracht, dass die Photographie die relativ konstantesten Werthe ergibt. Nach 
seiner eignen Methode betrefis deren Einzelheiten im Uebrigen auf das On- 
ginal verwiesen werden muss, hat Verf. 93 Fälle verschiedener Psychosen 
und Nerven-Krankheiten untersucht; die Photogramme sind in der Mona 
graphie reproducirt. Bei Amentia, acuten Psychosen, Hallucinationszuständen, 
Degeneration und psychischer Minderwerthigkeit liess sich ein gesetzmässiges 
Verhalten der Pupille nicht nachweisen. Bei Manie scheint die Reaktion 
etwas träge zu sein, bei Melancholie wechselt sie. Im Gegensatz zu Neur- 
asthenischen und Epileptikern haben Hysterische langsamere, trägere Pupillen- 
Reaktion, eine Thatsache, die differential-diagnostisch von Werth sein dürfte. 
Reflectorische Starre im hysterischen Anfall konnte Verf. nicht konstatiren. 
Neurastheniker haben sehr schnelle, prompte Reaktion; die sog. Unruhe-Be- 
wegungen (Laquer) sind durch genaue Adaptation und sorgfältige Controle 
der Fixation fast ganz auszuschalten. Epileptiker fallen sowohl durch be 
sonders grosse Lebhaftigkeit wie auch durch bedeutende Exkursionsweite 
auf. Säufer haben Pupillen von mittlerer Grösse und subnormale Ge 
schwindigkeit der Reaktion. Am bedeutendsten ist die Verlangsamung bei 
Tabes und progressiver Paralyse; wirkliche paradoxe Licht-Reaktion ist un- 
gemein selten. Den Beschluss der Arbeit machen Untersuchungen über 
einige centrale Nervenleiden, über multiple Sklerose, Tetanie und Morphinis- 
mus und ihr Verhältniss zu Umfang und Dauer des Pupillenspiels. 

9) Untersuchungen über Betheiligung der Netzhaut und 
andrer Organe bei Retinitis albuminurica, von Opin und Rochon- 
Duvigneaud. (Journ. de Physiol. et de Pathol. gen. Nov. 1903). An der 
Hand von 5 genauen makroskopischen und mikroskopischen Untersuchungen 
kommen die Verff. zu der Ansicht, dass die Bedeutung von Gefässveränderungen 
für das Zustandekommen der Retinitis albuminurica durchaus unsicher ist, 
dass es sich vielmehr um eine toxische Affektion, als um eine Ernährungs 
Störung handelt. Trotz ihrer verschiednen Erscheinungsformen ist aber die 
Erkrankung als eine einheitliche aufzufassen. 

10) Die Pathogenese der Retinitis albuminurica, von Opin 
und Rochon-Duvigneaud. (Ebenda). Nephritis und Retinitis albuminu- 


— 258 — 


rica sind nicht koordinirte, auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführende 
Erkrankungen, vielmehr ist die Retinitis abhängig vom Erkrankungsprocess 
in den Nieren. 


11) Ueber direkte Verletzung des Opticus durch Querschüsse 
der Orbita, von Günzler. (Inaug.-Diss., Tübingen 1904.) Sechs Fälle, 
ausnahmslos Selbstmörder, von denen keiner starb, einer beiderseits völlig, 
2 beinah und 3 einseitig erblindeten. Verf. fügt noch 22 einschlägige Fälle 
aus der Literatur an. Da er diese aber unvollständig studirt zu haben 
scheint, hat seine Zusammenstellung nur geringen Werth. 


12) Zur Kasuistik der indirekten Verletzung des Sehnerven, 
von Hoffmann. (Inaug.-Diss., Tübingen, 1904.) Zusammenstellung von 
15 Fällen, von denen 10 durch Kopf-Verletzungen entstanden waren; alle 
Fülle betrafen Männer. Mit einer Ausnahme kam es stets zu Atrophie des 
Sehnerven, die Amblyopie oder noch öfter Amaurose im Gefolge hatte; bei 
einem Patienten wurde das eine Auge durch Sehnerven-Atrophie blind, auf 
dem andern trat temporale Hemianopsie auf, also handelte es sich um ein 
Trauma des Chiasma mit alleiniger Erhaltung des einen ungekreuzten Bündels. 
Intervaginale Blutungen sind anzunehmen in 3 Fällen, von denen der eine 
das Bild doppelseitiger Stauungspapille (Heilung!), die beiden andern einen 
an Embolia A. centr. ret. erinnernden Befund boten. Einmal machte sich die 
Abblassung der Papille schon nach 6 Tagen ophthalmoskopisch geltend. Drei 
Mal wird Exophthalmus, 1 Mal Enophthalmus erwähnt. 


13) Beitrag zur Kasuistik und Statistik der Augenschuss- 
Verletzungen, von Otto Peiper. (Inaug.-Diss. Berlin 1905.) Die 
Dissertation bringt die vom 1. Juli 1902 in der Berliner Kgl. Universitäts- 
augenklinik beobachteten Schussverletzungen des Auges, die in 4 Gruppen 
geordnet sind: Schrotkugel-Schiisse, Explosion von Zündhütchen, Patronen 
u. s. w. und Explosion von Pulver und Dynamit. Verf. betont den Werth 
des Röntgenbildes bei Kugelschüssen, das oft ausschlaggebend wird für 
Diagnose und Therapie. 


14) Ueber die im Baugewerbe vorkommenden Augen-Ver- 
letzungen, von Pfannmüller. (Inaug.-Diss., Giessen 1904.) Verf. hat die 
vom 1. April 1890 bis 1. März 1904 in der Giessener Universitäts-Augen- 
Klinik klinisch und poliklinisch beobachteten 540 Fille von Augen-Ver- 
letzungen im Bau-Gewerbe bearbeitet, dabei aber die Schlosser nicht berück- 
sichtigt. Die meisten Verletzten standen im 20.—30. Lebensjahre (150 = 
27,8°/,). Steinstücke und Stahlsplitter verletzten 209 Kranke (= 88,7°/,). 
Mörtel und Kalk 153 (= 28,3°/,), dagegen treten die andern Ursachen er- 
heblich zurück. Maurer und Steinhauer (228 = 42,2°/, bez. 101 = 18,7°/,) 
sind vornehmlich gefährdet. Das Vorwiegen der rechts- oder linksseitigen 
Verletzung ist bei verschiedenen Berufen verschieden. Verletzungen durch 
Fremdkörper (249 = 46,1°/,) und Kalk-Verätzungen (153 = 28,3°/,) sind 
die häufigsten. 82°/, der (stationären) Patienten hatten S= <!/,,. Unter 
70 klinisch behandelten Fällen von Fremdkörper-Verletzungen waren 26 mit 
Perforation, 2 Splitter (Stein und Eisen) sassen im Glaskörper und ver- 
nichteten das Auge, 2 in der Retina ebenfalls, (ein eiserner, erfolgloser 
Magnetversuch,) die Hälfte der 26 Perforationen waren durch Wundstar 
komplicirt. Verloren gingen 5 = 23,1°/, und 6 = 23,1°/, behielten S = 
< "ie Von 20 Contusionen waren 6 mit Ruptur verbunden (davon 
4 Enukleationen = 66,7°/,), von 12 Explosions-Traumen kam es bei 7 zur 


— 254 - 


Perforation. Von 50 verätzten Augen behielten 20°/,S nur < tho, 8 = 
1/,—1 = 16 Fälle Ulcus serpens (80 Fälle) beeinträchtigt die Sehschärfe 
immer mehr oder minder. 

15) Erfolgreiche Extraction von Kupfersplittern aus dem 
Auge, von Brekle. (Kasuistische Mittheilungen aus dem Material der 
Klinik. Inaug.-Diss., Tiibingen 1904.) Unter 44 durch Zündhütchen ver- 
letzten Augen (42 Männer, 2 Frauen; 12 im ersten, 9 im zweiten Lebens- 
jahrzehnt) wurden 7 durch Extraction der Fremdkörper gerettet. Sie sassen 
theils in der Hornhaut, so dass sie in die vordere Kammer hineinragten, 
theils in der Iris, der Linse oder dem Glaskérper. Die beiden Fälle in 
denen der Splitter aus dem Glaskörper durch Meridionalschnitt entfernt 
wurde, sind lesenswerth; ein Mal hinterblieb eine befriedigende S, das 
andere Mal trat Netzhaut-Ablösung ein, aber es gelang wenigstens, die Form 
des Bulbus dauernd zu erhalten. Eine Entfernung der Splitter unter Con- 
trole mit dem Augen-Spiegel misslang. 

16) Zur Siderosis bulbi nebst Bericht über 38 Magnet-Opera- 
tionen,von Andressen. (Inaug.-Diss., Giessen 1903.) Die 38 Operationen fallen 
in die Jahre 1891—1903. Die ersten 9 verliefen erfolglos, weil mit unzu- 
länglichen Instrumenten gearbeitet werden musste. Von 29 mit Hirsch- 
berg’s Magneten Operirten hatten 6 den Splitter im vorderen Bulbus- 
Abschnitt, 23 im Glaskörper. Was die ersteren angeht, so misslang die 
Operation nur 1 Mal, weil es sich um einen Steinsplitter handelte! Die 
Giessener Klinik besass leider kein Sideroskop. Von den 23 Glaskörper- 
fallen wurden 12 von dem Splitter befreit und zwar waren 2 darunter mit 
bereits eingetretener Verrostung, bei denen jedoch nach der Magnet-Operation 
S sich besserte. Den ausserordentlichen Werth der Sideroskopie beweisen 
die erfolglosen Operationen. Es wurde eben vielfach eingegangen, ohne dass 
man sicher war, einen intraocularen Fremdkörper oder gar einen solchen 
aus Eisen vor sich zu haben. Der Mangel dieses Instrumentes erklärt auch 
den Zweifel, der bei einem Falle darüber herrschte, ob ein eingedrungener 
Splitter sich in dem verrosteten Bulbus nicht völlig aufgelöst habe. Ein 
Mal lag ein kupferner, 1 Mal gar kein Fremdkörper vor. Von 21 Opera- 
tionen also gelangen 12 = 57,1°/,. Die S war im Allgemeinen recht be 
friedigend, nur einmal trat Netzhautabhebung ein; man brauchte keinen Bulbus 
zu entfernen, und nie wurde eine dem Hirschberg’schen Magneten oft 
fälschlich vorgeworfene Spätinfektion beobachtet. Verf. kommt zu dem 
Schlusse, „nach den in der Giessener Klinik gemachten Erfahrungen ist die 
Magnet-Öperation geeignet, eine grosse Zahl von verletzten Augen zu retten, 
deren Erhaltung mit keinem andern Instrumente möglich gewesen wäre, 
während die totalen Misserfolge sich grösstentheils aus den begleitenden 
Neben-Umständen selbst erklären.“ Ein Vergleich der mit Hirschberg’s 
und der mit Haab-Schlössers Methode operirten Fälle scheine zu Gunsten 
der letztern zu sprechen, doch sei, wie Verf. mit Recht betont, eine end- 
giltige Beantwortung der Frage noch unmöglich. Die Richtigkeit der Be 
hauptung Haab’s, sein Instrument fördere auch Splitter mit unbekanntem 
Sitze zu Tage, bestreitet Verf. entschieden. Von 846 aus der Literatur 
gesammelten Fällen, die nach Hirschberg operirt wurden, hatten 224 = 
64,7°/, Erfolg und zwar 79 davon = 35,2°/, mit S = 1 — lux mässige 
S hatten 15,6°/,, 20,9°/, (46 Kranke) behielten einen äusserlich normalen 
Bulbus, 57 Augen (25,4°/,) gingen zu Grunde. Chloroform-Narcose hält 
Verf. nicht fiir néthig, locale Anaesthesie geniigt meistentheils. In den weit- 


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— 255 —- 


aus meisten Fällen führt die Hirschberg’sche Operation zu günstigen Er- 
gebnissen; dagegen scheint nach des Verf. Meinung Haabs Verfahren nicht 
werthlos. Die überaus fleissige Arbeit verdient jedenfalls den Preis, mit dem 
sie gekrönt worden ist. 

17) Die Augen-Verletzungen in der Tübinger Klinik in den 
Jahren 1901 und 1902, von Schüz. (Inaug.-Diss. Tübingen 1903.) Die 
Arbeit schliesst sich den entsprechenden Berichten von Rosenberg über die 
Jahre 1896 bis 1899, und von Hartmann über das Jahr 1900 an (vgl. 
Centralbl. für prakt. Augenheilk. XXVI, S. 352). Unter den von 1901 bis 
1902 behandelten Personen waren 1151 = 11,05°/, frisch Verletzte: 85,23 °/, 
Männer (981) und 14,77 °/, (170) Frauen; die meisten Männer wurden im 
dritten Lebensjahrzehnt, die meisten Frauen im zweiten verletzt. Angehörige 
der landwirthschaftlichen Berufe leiden ebenso wie Steinhauer und Stein- 
klopfer viel an Ulcus cornese serpens, Schlosser und Metallarbeiter kommen 
zumeist mit Hornhautfremdkörpern. Aus dem casuistischen Theile der Arbeit 
sei Folgendes erwähnt: lag bei Ulcus corn. serp. gleichzeitig Dacryocysto- 
Blennorrhoe vor, so wurde der Thränensack entfernt; Kalt’sche Spülungen 
thaten gute Dienste bei der Therapie des Hornhautgeschwürs. Auffallend 
häufig kommen in der Tübinger Klinik Verletzungen durch Kuhhornstoss 
zur Beobachtung (21, davon 13 Erblindungen). Intraoculare Fremdkörper 
werden 41 aufgeführt, davon waren 34 hinter der Linse, und zwar 21 eiserne. 
Magneterfolg 6 Mal, 5 Mal Verlust des Auges trotz erfolgreicher Entfernung 
des Splitters; 4 Mal bestand bereits Verrostung, so dass man das Auge nicht 
operirte; 3 erfolglose Magnetversuche; 3 septische Infectionen, durch den 
Splitter bedingt. 

18) Bericht über die Wirksamkeit der Universitäts-Augen- ` 
klinik in Tübingen in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. De- 
cember 1903, von Lonhard. (Inaug.-Diss. Tübingen 1904.) Verf. setzt 
die Berichte von Brüning (1876 bis 1901, vgl. Centralbl. für Augenheilk., 
1908, S. 126), Haussmann (1901) und Hoegg (1902, vgl. Centralbl. für 
Augenheilk., 1904, S. 319) fort. Das verarbeitete Material bezieht sich auf 
5298 Augenkranke (3202 — 60,44 °/, Männer und 2906 = 39,56 °/, Frauen), 
von denen 1203 stationär zur Neuaufnahme kamen. Die grösste Kranken- 
zahl, was das Alter angeht, hat das Lustrum vom 16 bis 20. Lebensjahre, 
und zwar für beide Geschlechter, die geringste das vom 46. bis 50 Jahre 
reichende. Aus den Angaben über die Morbidität in der stationären Klinik 
ergiebt sich die überwiegende Häufigkeit der Erkrankungen des Linsen- 
Systems (19,87 °/,, 323 Operationen) und der Cornea (17,18 °/,); Glaucom 
und Erkrankungen der Iris betreffen Frauen häufiger als Männer, besonders 
trifft dies aber für die Bindehautleiden zu. Ambulant wurden 2530 Männer 
(61,78°/, und 1565 (38,22 /,) Frauen behandelt. 

19) Zur Casuistik des Nystagmus, von Brinitzer. (Inaug.-Diss. 
Leipzig 1904.) Unter Leitung von Hermann Cohn hat Verf. 120 Zög- 
linge und Hospitanten der Breslauer Provinzial -Blinden -Unterrichtsanstalt 
untersucht. Er unterscheidet drei Nystagmusformen: a) langsame, ungleich- 
artige Bewegungen, bi nystagmusähnliche Zuckungen und c) eigentlichen 
Nystagmus bezw. Nystagmus im engeren Sinne. Nur 30 von den 120 Fällen 
hatten gar keine unwillkürlichen Augenbewegungen, 25 davon waren zu einer 
Zeit erblindet, wo sie schon zu fixiren geübt waren: aber Verf. fand 10 Pa- 
tienten, die, obwohl sie im späteren Alter beiderseits erblindeten, dennoch 
Nystagmus aufwiesen, oder wenigstens unwillkürliche Zuckungen. Weder 


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— 256 -—- 


Graefe noch Leber erwähnen, dass Nystagmus bei Pigmententartung der 
Netzhaut vorkommt. Verf. berichtet über 9 derartige Fälle. Von den 33 
früh erblindeten mit echtem Augenzittern sind 15 (= 50 °/,) Blennorrhoiker, 
die alle nicht besonders lebhafte Schwingungen aufwiesen, 12 hatten unwill- 
kürliche Augenbewegungen. Bemerkenswerth sind 2 Fälle von Mikrophthal- 
mus congenitus (bezw. Anophthalmus) und ein Fall von einseitigem Nystag- 
mus, der aus Cohn’s Privatpraxis mitgetheilt wird. 

20) Die Jod-Oelein der Augenheilkunde, von Terlinck. (Brüssel 
1904.) Die beste Art der Darreichung von Jod-Präparaten ist die subcutane 
Einspritzung von Jod-Oelen (Jodipin und Lipiodol). Spritzt man nicht mehr 
als 5 ccm ein, so tritt kein nennenswerther Schmerz danach auf. Das Jod 
wird im Urin ausgeschieden und zwar vom 2. bis 5. Tage an, in schnell 
steigendem, dann aber monatelang gleichem Verhältnis. Ernstere Vergif- 
tungs-Erscheinungen treten nicht auf. Indicirt ist diese Medication bei ter- 
tiärer, langsam sich entwickelnder und bei angeborener Syphilis, bei Scro- 
phulose und bei Arteriosklerose; bei Fällen von Syphilis im primären und 
secundären Stadium ist die subcutane Darreichung der Jod-Oele erfolglos. 
Für subconjunctivale Einspritzung eignen sich Jod-Oele ihrer schwereren Re- 
sorption wegen weniger, obwohl sie derartig gegeben bei verschiedenen Krank- 
heits-Processen gut wirkten. Man giebt in 5 bis 10 Sitzungen im Ganzen 
25 bis 30 g. Ihrer guten therapeutischen Erfolge halber sind die Jod-Oele 
nicht allein dann angezeigt, wenn gegen Jod bei der üblichen Darreichung 
sich eine Idiosyncrasie herausstellte. 

21) Ein Beitrag zür intraocularen Anwendung des Jodoforms 
bei intraocularen Eiterungen, von Frank. (Inaug.-Diss. Giessen 1904). 
Von 7 in den Jahren 1901—1904 derartig behandelten Augen-Verletzungen 
sind 3 Fälle, bei denen der Glaskörper primär verletzt worden war, erfolg- 
los geblieben: wegen drohender sympathischer Augen-Entzündung ohne Pant- 
ophthalmie musste die Enucleation bez. Exenteration vorgenommen werden. 
Bei den 3 andren Fällen, in denen die intraoculare Eiterung nach Hornhaut- 
Verletzungen eintrat (der 4. Fall war zur Zeit der Publication der Arbeit 
noch in Behandlung), wurde 1 Mal das Auge mit S = !/., erhalten, 1 Mal 
erblindete es mit erhaltener Arbeitsrähigkeit des Kranken, 1 Mal war man 
zur Exenteration wegen drohender Pantophthalmie gezwungen. 

Kurt Steindorff. 

22) Die Einführung der Leseproben in die Augenheilkunde 
von Dr. Ed. Pergens in Maeseyck (Belgien). (Janus, August 1905, 
S. 419—437.) Eine sehr interessante Studie, welche u. A. die von mir im 
Centralbl. f. Augenheilk. 1894, S. 320, erwähnten, so selten gewordenen 
Schriftproben von H. Küchler (Darmstadt 1893) in extenso wiedergiebt. 

23) Samuel Sharp, der erste Wundarzt, der den Schnitt zur Star- 
Ausziehung mit einem einzigen Messer ausführte. Eine Biographie und ge- 
schichtliche Skizze von Alwin A. Hubbel, M. D., Ph. D., Buffalo. (Medi- 
cal Libr. et hist. April 1904.) Dr.Faye hat ein solches Messer 1752 er- 
sonnen, am 11. Juni 1753 damit operirt. Sharp hat mit dem von ibm 
erfundenen Messer am 7. April 1753 seine erste Operation ausgeführt. H. 





Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 


Verlag von Verr & Compr. in Leipzig. — Druck von Merzezr & Wırrie in Leipzig. 


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Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


o Herausgegeben von | | 
prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AncxE in München, Dr. BERGER in Paris, Prot. 
Dr. BIRNBACHER in Gras, Dr, Bang in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Comm in Breslau, Doc. Dr. Ci. op Boıs-Rzyuonn in Berlin, Dr. CRZELLITZER 
in Berlin, Prof. Dr. E. EmxzrT in Bern, Prof. Dr. C. QGaLLENGA in Parma, Dr. GINSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLDSIEHER in Budapest, Dr. Gorpon Norrie in Kopenhagen, Dr. Hax- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Hossrmaun in Berlin, Dr. Issıaomıs in Smyrna, Prof. H. Kuape in 
New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. Loxser in Berlin, Prof. Dr. Maauus in 
Breslau, Major F. P. Marnanp, I. M.S. Caleutta, Dr. F. MenDEL in Berlin, Dr. MoLL in 
Berlin, Dr. Neusungz& in Nürnberg, Dr. Perazus in Maeseyck, Prof. Dr. PsscHuL in 
Frankfurt a. M., Dr. Pourtacuer in Klagenfurt, Dr. M. Raion in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Scuzz in Oldenburg, Prof. Dr. ScuzsuKL in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. 
Srıro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 











1905. Neunundzwanzigster Jahrgang. September. 








Inhalt: Nekrologe: Carl Schweigger und Joseph Brettauer. 

Original-Mittheilung. Die Magnet-Operation bei Kindern. Von J. Hirschberg. 

Kiinische Beobachtung. Ein Fall von traumatischem Glaucom. Von Dr. Emil 
Brand in Augsburg. 

Neue instrumente, Medicamente u. $. w. Doppel-Linse. Nach Dr. Koerber. 


Neue Bücher. 
Journal-Uebersicht. I. Zeitschrift für Augenheilkunde. 1905. Bd. XIII, Heft 1—4. 


— II. Die Ophthalmologische Klinik. 1905. Nr. 3-8. — III. Recueil d’ophtalmologie. 
1905. Februar— April. — 1V. Revue générale d’ophtalmologie. 1905. Januar— April. — 
V. Archives d’ophtalmologie. 1905. Januar— April. 

Vermischtes. Nr. 1—3. 

Bibliographie. Nr. 1-11. 












Carl Schweigger, 


geboren zu Halle a. S. am 29. October 1830, 
gestorben zu Berlin am 24. August 1905. 





Joseph Brettaner, 


geboren zu Ancona am 8. December 1835, 
gestorben zu Triest am 11. Juni 1905. 


DEES ee 
ON A) M o E 





— 258 — 


Carl Schweigger. 


ALBRECHT V. GRAEFE, der Begründer der modernen Augenheilkunde, 
hatte einerseits, wie König Artus, seine Tafelrunde, an welcher er seinen 
Jugendfreunden (WALDAU, EwErs, ARNDT, MicHAELIS) bequeme Sitze ein- 
räumte; andrerseits suchte und fand er solche Gehilfen, welche an dem 
Ausbau der Fachwissenschaft rüstig mitzuarbeiten entschlossen und befähist 
waren, wie R. LrEBREICH, ZEHENDER, ALBRECHT GRAEFE, HORNER, 
SCHWEIGGER, LEBER U. A. 

CARL SCHWEIGGER, der, als Sohn des bekannten Prof. der Physik 
JOHANN SALOMON CHRISTOPH SCHWEIGGER in Halle, eine gründliche Vor- 
bildung genossen, in Erlangen und Halle studirt, an letztgenannter Uni- 
versität von 1852—1855 als Assistent des berühmten KRUKENBERG Kurse 
in der Auskultation und Perkussion ertheilt, dann zu Würzburg unter 
H. Mütter mit dem Studium der mikroskopischen Anatomie des Auges 
sich beschäftigt hatte, wurde 1857 von A. v. GRAEFE als Assistent in seiner 
Klinik angestellt. Wenn wir A. v. GrAEFE’s grosse Begeisterung! für die 
mikroskopische und pathologische Forschung berücksichtigen, so werden wir 
es wohl begreifen, dass er gern die Gelegenheit ergriff, die klinische Be- 
obachtung, in der er selber Meister war, mit Hilfe eines so vorgebildeten 
Assistenten, wie CARL SCHWEIGGER, durch die mikroskopische Forschung 
aufzuklären und die neue Welt, welche der Augenspiegel von H. HELM- 
HOLTZ uns erschlossen, durch unermüdliche Forschung der Wissenschaft zu 
unterwerfen. 

Als Frucht der gemeinschaftlichen Arbeit von A. v. GRAEFE und 
C. ScHWEIGGER begrüssen wir die Beiträge zur anatomischen Klinik der 
Augenkrankheiten?, welche einerseits für den weiteren Fortschritt der 
Wissenschaft vorbildlich geworden, andrerseits noch heute? für den wissen- 
schaftlichen Arzt höchst lehrreiche Thatsachen enthalten. Die behandelten 
Gegenstände sind die folgenden: 1. Verletzung-Star aus chronischer Ader- 
haut-Eutzündung durch Metall-Splitterin der Linse. 2. Eitrige Iridochorioititis 
nach Verletzung. 3. Ektatische Chorioiditis mit Skleral-Staphylom und Aus- 


YA. v. GRAEFE gehörte 1855, als Professor. zu den eifrigsten Hörern von 
R. Vircnow. Der letztere hat uns (in seiner Cellularpathologie, IV. Autl., 1871, 
S. 379) mitgetlieilt, wie überrascht und gerührt er selber gewesen, als er in einem 
Exemplar der Cellularpathologie aus v. GrRAFFE’s Nachlass die von dessen Hand ge- 
schriebenen Notizen fand, in denen er den Gang von VırcHow’s Vorträgen für sich 
verzeichnet hatte. 

? Archiv fiir Ophthalmologie, VI, 1, 116—169 und VI, 2, 254-294, 1860. 

5 Aber wie wird diese klassische Literatur vernachlässigt! Beispiele an dieser 
Stelle anzufihren, muss ich mir versagen. 


— 259 — 


höhlung des Sehnerven-Eintritts. 4. Glaucoma absolutum. 5. Pantophthalmie. 
6. Eitrige Iridochoriolditis mit sympathischer Iritis des andren Auges. 
7. Netzhaut-Entartung in Folge von diffuser Nieren-Entzündung. 

Die anatomischen Untersuchungen, welche C. SCHWEIGGER aus dem 
Material der v. Grarre’schen Klinik selbständig veröffentlicht hat!, be- 
treffen die folgenden Gegenstände: 8. Untersuchungen über pigmentirte 
Netzhaut. 9. Vorläufige Bemerkungen über den anatomischen Befund bei 
Aderhaut-Entzindung. 10. Eitrige Iridochoriotditis, totale Netzhautablösung, 
Star- und Kapselstar-Bildung. 11. Abgelaufenes Glaukom, Pigmentirung der 
Netzhaut. 12. Ueber die Amblyopie bei Nierenleiden. 13. Ueber die 
Ganglienzellen und blassen Nerven der Aderhaut. 14. Fall von intraocularer 
Geschwulst durch Netzhaut-Entartung. 15. Ueber die Entstehung des | 
Kapsel-Stares. 16. Zur pathologischen Anatomie der Aderhaut. Neben der 
grossen Fülle des Stoffes müssen wir die Nüchternheit der Beobachtung, die 
Klarheit der Darstellung und die — Kürze? bewundern. 

Die zweite Art der Thatigkeit, welche C. ScHwEIGGER in A. v. GRAEFE’S 
Klinik zufiel, war die Durchführung der Augenspiegelkurse, — damals 
weit schwieriger wegen der Neuheit des Gegenstandes, als heute, wo wir 
dreissig bis vierzig Jahre lang fast täglich die Handhabung des Spiegels 
geübt, und die Jüngeren auf unsren Schultern stehen; damals auch weit 
gewichtiger, als heute, weil in Deutschland Professuren für Augenheilkunde 
noch nicht gegründet waren, und neben den deutschen Aerzten auch die 
ausländischen zum Studium der neuen Lehre nach Berlin zusammenströmten. 
Der Lehrer der Augenspiegelkunst konnte am Ende der fünfziger und im 
Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auf ein brauchbares 
Lehrbuch sich nicht gut stützen, viel weniger ein solches seinen Schülern 
zum Nachstudium empfehlen. Die bahnbrechende Arbeit von HELMHOLTZ 
aus dem Jahre 1851 musste er ja gründlich studiren, ebenso die Zusatz- 
schriften von RÜTE und Coccıus aus dem Jahre 1852 und 54, die Tafeln 
von Ep. JÄGER aus dem Jahre 1855 und 56, die einzelnen Archiv-Artikel, 
den ersten Versuch einer systematischen Darstellung, den R. LIEBREICH 
1856 und 57 in der französischen Ausgabe von NMAckexzıe’s Lehrbuch 
veröffentlicht hatte, und das Buch von ADOLF ZANDER über den Augen- 
spiegel, namentlich die 2. Auflage vom Jahre 1862. 

Aber im Wesentlichen musste er selber an das Natur-Object heran- 
treten und den spröden Stoff bemeistern lernen, bis er Klarheit gewonnen 


! Archiv für Ophthalmologie, V, 1, 96—111, 1859; V, 2, 216—240, 1859; VI, 2, 
295—319, 1860; VI, 2, 310—323, 1860; VI, 2, 824—883, 1860; VIII, 1, 227—238, 
1861; IX, 1, 192—206, 1863. 

? Manche jüngere Forscher glauben für die Darstellung einer Untersuchung, die 
sie für neu halten, mit weniger als 200 Druckseiten nicht auskommen zu können. 

® Die Artikel von Rysa und Baper, die Bücher von ScuavexsureG (van TRIGUT) 
aus dem Jahre 1859 und von FoLtın (1858 und 1863) konnte er nur wenig brauchen. 

177 


— 260 — 


und eine fassliche Darstellung, einen bündigen Lehrvortrag sich angeeignet. 
So erwuchsen die Vorlesungen über den Gebrauch des Augen- 
spiegels von Dr. C. ScHWEIGGER, Privatdozent in Berlin, die 1864 er- 
schienen sind und uns allen, die wir noch leben und thätig sind, die erste 
Grundlage in dieser schwierigen Kunst gegeben haben. Das Buch enthält 
nur 141 ‚Seiten, lediglich optische und anatomische Figuren, keine Augen- 
spiegelbilder; ist aber doch sehr gehaltreich. Nach 30 Jahren (1895) hat 
auf des Verfassers Wunsch sein Schüler R. GREEFF dasselbe wieder heraus- 
gegeben und zu dem neueren Standpunkt des Wissens fortgeführt. Durch 
ScHWEIGGER’s Arbeit sind die späteren Lehrbücher (von MAuTHNER 1868, 
von DiMMER 1887, von Lorına 1886), Grundrisse, Einführungen, Atlanten 
ganz wesentlich erleichtert worden. 

Auf die Lehr- folgten die Wanderjahre. Im Jahre 1864 verliess 
SCHWEIGGER die Klinik A. v. GRAEFE’s mit dem Professor-Titel und unter- 
nahm grössere wissenschaftliche Reisen nach Utrecht und nach London; von 
da ging er nach New-York!, gab aber den Plan, sich dort eine Praxis zu 
gründen, bald wieder auf und kehrte nach Berlin zurück, wo er sich als 
praktischer Augenarzt bethätigte. Aber schon im Jahre 1868 wurde er als 
ausserordentlicher Professor der Augenheilkunde nach Göttingen berufen und 
im Jahre 1871 als Nachfolger seines Lehrers A. v. GRAEFE zurückgeholt, 
zuerst als ausserordentlicher Professor, vom Jahre 1873 ab als ordentlicher; 
1885 wurde er durch den Titel eines Geheimen Medicinalrathes aus- 
gezeichnet. | 

Zunachst musste er sich allerdings mit der Charité-Abtheilung, die 
A. v. GRAEFE neben seiner weit grösseren Privatklinik verwaltet hatte, und 
einer davon getrennten Poliklinik begnügen. Erst 1881 wurde in dem neu- 
gebauten Klinikum der Ziegelstrasse eine selbständige Universitäts-Augen- 
klinik mit Poliklinik für ihn eingerichtet, während die Charite-Abtheilung 
für den Universitäts-Unterricht geschlossen ward.? 

Dort in der Ziegelstrasse wirkte C. SCHWEIGGER als Arzt, Wundarzt 
und Lehrer nahezu zwanzig Jahre, bis zunehmende Kränklichkeit ibn zwang, 
im Anfang des Jahres 1900 in den Ruhestand zu treten. 

Seine Meisterjahre umfassen also die Zeit eines Lebensalters, von 
1868— 1900; sie sind dadurch gekennzeichnet, dass an Stelle der anatomischen 
Untersuchungen, die wir erwähnt, und der optischen (über den Augenspiegel, 


I Seine Falırt über den Ozean ist verewigt in den Transactions of the American 
Ophthalmological Society, die bis zam heutigen Tage unter den Ehrenmitgliedern 
der Gesellschaft führen: Dr. C. Scuweisser, Berlin, Prussia. Die Gründung des 
Deutschen Reiches ist spurlos an dieser Liste vorübergegangen. 

? Die Gründung einer zweiten Universitäts-Augenklinik in der Charité wurde 
bereits 1881 von einigen der hervorragendsten Mitglieder der Facultät in Aussicht ge- 
nommen; sie stiess aber auf Hindernisse, bis man 20 Jahre später endlich einsah, dass 
Berlin auf diesem Gebiet nicht länger hinter Wien zurückstehen dürfe. 


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über Astigmatismus)! Veröffentlichungen über praktische Augen- 
heilkunde traten. Seine wichtigste Leistung ist das Handbuch der 
Augenheilkunde, das 1871 erschien und später bis 1885 noch fünf Auf- 
lagen erlebt hat. 


Dieses, eines der ersten Lehrbücher der modernen Augenheilkunde, 
entsprach einem wahren Bedürfniss. Wir müssen uns daran erinnern, dass 
ALBRECHT V. GRAEFE in seinem so unermüdlichen Streben nach weiterem 
Ausbau der Wissenschaft sich nie zur Abfassung eines Lehrbuches der 
Augenheilkunde entschliessen konnte, und dass ein trauriges Verhängniss 
den Einzigen schon im 43. Lebensjahre dahinrafitee Während unsrer 
Studienzeit hatten wir kein brauchbares Lehrbuch der Augenheilkunde. 
Die trefflichen vorophthalmoskopischen Werke, das von ARLT (1851 bis 
1856) und die französische Ausgabe von MackenziE (1856—1857), waren 
für Anfänger nicht verwerthbar, so lehrreich sie auch noch heute dem 
Fortgeschrittenen erscheinen. Mit einem aus Wehmuth und Theilnahme 
gemischten Gefühl durchblättere ich noch manchmal die Ophthalmiatrik von 
SCHAUENBURG aus dem Jahre 1865, die ich als Student, und das Lehrbuch 
der Augenheilkunde von STELLwAG in Wien aus dem Jahre 1867, das ich 
als Assistent zu benutzen pflegte, die ich beide mit sehr zahlreichen Frage- 
und Ausrufungszeichen sowie mit vielen, mitunter nicht sehr schmeichel- 
haften Randbemerkungen geziert habe. ((rüsseren Nutzen zog ich aller- 
dings aus Wecker’s Traité des maladies des yeux, II. Ausg., Paris 1867; 
sowie aus SOELBERG WELLS’ Treatise on the diseases of the eye, London 
1869. Beide Werke sind A. v. GRAEFE gewidmet. Aber für die Mehrzahl 
der deutschen Studenten und Aerzte waren beide nicht geeignet). 


Da trat SCHwEIGGER mit seinem Werke in die Lücke und gab mit 
der ihm eigenen Klarheit und Bündigkeit eine Uebersicht dessen, was die 
neue Forschung geleistet. Ich will übrigens offen gestehen (oder wieder- 
holen), — denn den Todten sind wir Wahrheit schuldig, wie den Lebenden 
und uns selber?, — dass die Therapie in diesem Buche etwas zu kurz 
gekommen ist und dass auf diesem (rebiete die heutigen Lehrbücher von 
SCHMIDT-RINPLER und Fucas u. A.’ grundsätzlich dem von SCHWEIGGER 
vorzuziehen sind. 

Von andren selbständigen Veröffentlichungen SCHWEIGGER’S seien noch 
die folgenden erwähnt: 


! Arch. f. Ophth., IX, 1, 178—191, 1863. 

2 Das ist mein Grundsatz. Die alte Regel „de mortuis nil nisi bene‘, die 
übrigens meist falsch übersetzt wird, denn sie geht zurück auf Sulon’s Gesetz 
xwlvwy toy re rpsute Seng ayogever, genügt ebenso wenig, wie VOLTATRE’S 
Höflichkeit: ,On doit des égards aux vivants, on ne doit aux morts que la vérité.“ 

3 Das grosse Handbuch von GRAEFE-SAEMISCH, die gemeinsame Arbeit eines 
ganzen Kollegium deutscher Fachgenossen, soll nur ergänzend hier genannt werden. 


eee, 282 a= 


IIL, Ueber Glaukom, 1878; IV. Klinische Untersuchungen über das 
Schielen 1881; V. Rede zur Enthüllung des GRAEFE-Denkmals am 
22. Mai 1882, 

Bezüglich der letzteren möchte ich hervorheben: SCHWEIGGER gehörte 
nicht zu denjenigen, die auf die Worte des Meisters schwören. Eher 
möchte ich meinen, dass er seinem grossen Vorgänger nicht immer völlig 
gerecht geworden. 

Ferner gehören hierher: f 

VI. Ueber den Zusammenhang der Augenheilkunde mit den andren 
Gebieten der Medicin, 1885; VII. Glaukom und Sehnervenleiden, 1891; 
VIII. Sehproben, 1895; IX. Die Erfolge der Schieloperation, 1895. 

In die Redaction der deutschen Ausgabe von Knapp’s Archiv der 
Augenheilkunde, dem ich 1879 — 1881 die jetzige Form gegeben, trat 
C. SCHWEIGGER 1882 ein und veröffentlichte darin die folgenden Arbeiten: 
17 und 18). Zur Embolie der Arteria centralis retinae, XI, 4, 444-441, 
1882 (vergl. XLIII, 3, 1901); 19) Beobachtungen über Netzhautablösung 
XII, 1, 52—61, 1883; 20 und 21) Mittheilungen aus der Praxis, XII], 
2/3, 244—249 (Erschütterung der Sehnerven, Blasenbildung auf der Binde- 
haut); 22) Ueber Resection des Sehnerven, XV, 1, 50—68, 1885. Die zur 
Vermeidung der Enukleation eines schwerverletzten und zerstörten Aug- 
apfels ersonnene Methode der Durchschneidung des Sehnerven hinter dem 
Augapfel suchte SCHWEIGGER durch ausgiebige Ausschneidung des Seh- 
nerven zu verbessern. Aber beide Verfahren sind wieder aufgegeben wurden, 
da zur Vermeidung der sympathischen Augen-Entzündung und Erblindung 
lediglich die rechtzeitige Entfernung des durch Verletzung zerstörten Aug- 
apfels ein sicheres Verfahren darstellt. 

Zu SCHWEIGGER’S wichtigsten Arbeiten gehören noch: 23, 24) Ueber 
Star und Nachstar-Operationen, die Rückkehr zum Lappenschnitt (Archiv 
f. Augenheilk., XVII, 2,125—157 und XVIII, 2, 143—152, 1887 und 1888). 
Hieran schliesst sich 25) SchwEIGGErR: Referat über Star-Operation, auf 
dem 7. internationalen Ophthalmologenkongress. Heidelberg 1881.! 


Auf diesem Gebiet ist dem Verewigten ein grosses Verdienst 
zuzusprechen: er hat, im Gegensatze zu manchen deutschen Professoren, 
welche niemals von GrRAEFE’s, mit Iridektomie kombinirter Alterstar-Aus- 
ziehung abzuweichen warten, kühn und erfolgreich den Weg zum klassischen 
Lappenschnitt zurückgewiesen, womit ich selber für alle reinen und einfachen 
Fälle stets vollkommen einverstanden gewesen. 

Gedenken wir noch der folgenden im A. f. A. veröffentlichten Arbeiten: 
26) Vordere Synechie ohne Perforation der Hornhaut, XVII, 4, 403— 406; 
27) Ein handliches Perimeter, XIX, 4, 469—471; 28) Ueber die Refractions- 
bestimmung durch die Beleuchtungsprobe, AX, 4, 442—447, 1890. In 


! Bericht, S. 135—152. 





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der Berliner klinischen Wochenschrift bezw. in den Verh. d. Berl. med. 
Gesellschaft! hat ScHwEIGGER die folgenden Vorträge veröffentlicht: 
29) Das Gesetz der identischen Netzhautpunkte und die Lehre vom Schielen, 
II, 1, 18; 30) Demonstration eines neuen Perimeters, 1V, 2, 158; 31) Ueber 
Aethernarkuse, V, 1, 18; 32) Ueber Iridotomie, VI, 1, 36; 33) Ueber 
Glaukom, IX, 1, 29; 34) Cocain bei Augenoperationen, XVI, 1, 50; 2, 17; 
35) Ueber Enucleation und Exenteration, XVII, 1, 172; 2,222; 36) Ueber 
Extraction unreifer Stare, XXI, 1, 148; 37) Ueber operative Beseitigung 
hochgradiger Kurzsichtigkeit, XXIV, 1, 110, 1893. 

So hat SCHWEIGGER bis in sein Greisenalter unermüdlich und erfolg- 
reich in der Wissenschaft weitergearbeitet. Unter allgemeiner Betheiligung 
der Aerzte wurde in der neu eingerichteten Augenklinik das Freudenfest 
der Aufstellung seiner Bronzebüste und der seines Vorgängers A. v. GRAEFE 
gefeiert, und das ernste Trauerfest seiner Bestattung? am 28. August d. J. 

CARL SCHWEIGGER war in seiner Blütezeit ein ganz ausgezeichneter 
Operateur. Das habe ich in zahlreichen Fällen selber beobachtet. Das 
schilderte mir einst O. BECKER, als er aus der Ziegelstrasse zu mir kam, 
mit den Worten: „Ich wünschte wohl, die Operation der Sehnervenaus- 
schneidung so schnell und so elegant ausführen zu SE als ich sie 
soeben von SCHWEIGGER gesehen,“ 

SCHWEIGGER war auch ein guter Lehrer und hat Schule gebildet. 
HORSTMANN, SILEX, GREEFF, ABELSDORFF, seine früheren Assistenten, 
nennen sich mit Stolz seine Schüler. Sein Vortrag war klar und beredt. 
Allerdings den Zauber der Rede, der seinem Vorgänger A. v. GRAEFE eigen 
gewesen, vermochte er nicht zu erreichen. 

„Denn wer wagte mit Göttern den Kampf? und wer mit dem Finen? 
Doch Homeride zu sein, auch nur als letzter, ist schön.“ 

CARL SCHWEIGGER war ein Schüler: v. GRAEFE’s, und gewiss nicht 
der letzte. Sein Andenken wird in der Geschichte der Wissenschaft fort- 
leben. J. HIRSCHBERG. 


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Joseph Brettauer 


ist in Ancona als Sohn eines aus Vorarlberg (Hohenems) eingewanderten 
Kaufmanns am 8. Dezember 1835 geboren. Seine Mittelschulbildung erwarb 
er sich in St. Gallen und Feldkirch. Die medicinischen Studien machte 
er in Prag und Wien. Er war ein Lieblingsschüler Apır’s. Nach der 


1 Gegenüber der Berliner ophth. Gesellschaft, die 1893 von Prof. BURCHARDT 
begriindet worden, hat er sich ablehnend verhalten. 

* Dass aber von den Tausenden. denen er durch Operation das Licht wieder. 
gegeben, kein Einziger in der Trauerkapelle zu sehen war, ist eine betrübende 
Thatsache, die allerdings den gereiften Arzt in seiner Pflichterfüllung nicht irre 
machen kann. 


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Promotion ging er nach Berlin zu v. GRAEFE, dann einige Zeit nach Utrecht 
(zu Donpers) und nach Paris. Ueberall widmete er sich ausschliesslich 
der Ophthalmologie, am längsten war er bei v. GRAEFE. Unterdessen 
waren seine Eltern und seine Schwester nach Triest übersiedelt. Das ver- 
anlasste ihn, sich gleichfalls in Triest niederzulassen (1861). Er lebte 
daselbst in gemeinschaftlichem Haushalt mit seinen Eltern und dann, seit 
1884, mit seiner Schwester und deren Gatten. Kurze Zeit nach seiner 
Niederlassung wurde er mit der vorläufigen Leitung der Augenabtheilung 
des städtischen Krankenhauses betraut und zwei Jahre darauf zum Primar- 
arzt ernannt. Er hat die Augenabtheilung und später als langjähriger 
Präsident des Aerzte-Collegiums das grosse städtische Krankenhaus vollständig 
und mustergültig neu reorganisirt. Er wurde bald von der Regierung in 
den k. k. küstenländischen Sanitätsrath berufen und verblieb in demselben 
bis zu seinem Tode. Vor etwa 10 Jahren wurde er zum Vicepräsidenten 
desselben ernannt. Er gründete die Triester Aerztegesellschaft und war ihr 
langjähriger Vorsitzender. Als er vor einem Jahre seine Stelle als Primar- 
arzt niederlegte, wurde er zum Ehrenmitglied der Aerztegesellschaft gewählt. 

BrETTAUER hat sich nach seiner 1857 mit STEINACH angefertigten 
Untersuchung über die Epithelialzellen des Dünndarms (Sitzungs-Berichte 
der k. k. Acad.) litterarisch leider kaum bethätigt. Seine Krankenhaus- 
berichte, die er eingeführt, sind allerdings hervorragende statistische 
Arbeiten. Er war ein ausgezeichneter Diagnostiker und operirte bis zuletzt 
mit besonderer Sicherheit und Eleganz. Seine Erfolge waren ausgezeichnete. 
Von seiner umfassenden, gründlichen Litteraturkenntniss, seiner scharfen 
und gesunden Kritik hat er auf den Congressen, die er regelmössig be- 
suchte, genügende Proben gegeben. 

In den letzten 20 Jahren seines Lebens hat er, ohne die Ophtlalmo- 
logie mit ihren Fortschritten im Geringsten zu vernachlässigen, auch künst- 
lerische Neigungen gepflegt. Seine Sammlungen medieinischer Stiche 
und Medaillen gehören zu den besten und vollständigsten: die mit soviel 
Liebe und Arbeit gesammelten Schätze werden als Ganzes erhalten bleiben. 
Die Heidelberger augenärztliche Gesellschaft, für die er so viel gethan, hat 
ihn dauernd durch Wahl in den Vorstand geehrt. 

Diejenigen, welche das Glück hatten, diesen edlen und hochbedeutenden 
Mann, der Schärfe des Verstandes mit Wärme des Herzens in glücklichster 
Mischung vereinigte, näher kennen zu lernen, werden ihm stets ein ehren- 
volles Gedenken bewahren. Mir war er ein Freund, länger als ein 
Menschenalter; ich verdanke ihm viel! Nicht bloss gerechte Anerkennung, 
sondern auch gedeihlichen Rath verstand er zu spenden. J. HIRSCHBERG. 


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Die Magnet-Operation bei Kindern. 
Von J. Hirschberg. 


Das älteste Kapitel über Augenkrankheiten der Kinder, von Räzi!, 
hat für uns zwar nur noch geschichtlichen Werth; aber es enthält doch 
einen recht brauchbaren Satz: „Wenn den Kindern etwas von den ge- 
wöhnlichen Augenleiden zustösst, so wird es mit den dafür allgemein 
empfohlenen Mitteln, jedoch in gemilderter Gabe behandelt.“ 

Unser Kanon für dieses Gebiet „die Krankheiten des Auges im Kindes- 
Alter von Fr. Horner und J. von MicHEL“?, erwähnt ganz richtig die 
Thatsache, dass einem Kinde, welches beim Schmieden zusieht, Eisensplitter 
in’s Augen-Innere eindringen können, bis in den Glaskörper oder bis in 
die Netzhaut. Aber Einzelbeobachtungen werden nicht angeführt, über 
Behandlung wird nichts mitgetheilt, — wohl in richtiger Würdigung des 
von uns an die Spitze gestellten Grundsatzes. 

Die casuistische Literatur über Magmet-Operation enthält nur 
wenige Fälle’, welche Kinder betreffen. Ich selber habe in den letzten 
acht Jahren fünf Fälle der Art operirt und bei diesen doch einige Be- 
sonderheiten bezüglich der Diagnose und Bebandlung beobachtet, welche 
natürlich in dem Charakter des Kindes wurzeln und wohl eine kurze 
Erwähnung verdienen, damit derjenige, welcher einen solchen seltenen Fall 
beobachtet, rascher und bequemer init demselben fertig werden kann. 

1) Am 3. Januar 1904 flog dem 9jähr. Pförtner-Sohn O. S. von den 
beiden Hämmern, mit denen sein Bruder spielte, ein Splitter in sein linkes 
Auge. Dieses entzündete sich danach. 

Am 6. Januar 1904 wurde der Knabe von seinem Vater in eine 
Augenklinik gebracht, am 11. und am 12. Januar wurden daselbst Magnet- 
versuche vorgenommen, die jedoch wegen der grossen Unruhe des kleinen 
Burschen erfolglos blieben. 

Am 13. Januar 1904, Nachmittags 2!/, Uhr, also elf Tage nach der 
Verletzung, wurde mir der Knabe von seinem Vater gebracht. Das rechte 
Auge ist gesund. Das linke zeigt Reizung, sowie Röthung rings um die 
Hornhaut; besitzt aber noch ziemlich gute Sehkraft (fast H, In der 
Hornhaut sitzt, nahe dem Nasenrande derselben, eine schräg gerichtete 
Narbe von 2!/, mm Länge, dahinter ein Riss im Schliessmuskel der Regen- 
bogenhaut, ein Trübungs-Schlauch, welcher die Linse durchsetzt; dazu 
kommt dichte bläuliche Trübung im Glaskörper. Fibrin-Fäden sind in der 








1 Geschichte der Augenheilkunde bei den Arabern, S.188. (Graefe-Saemisch 
II. Auti., Bd. XIII.) 

? Handb. der Kinderkrankheiten von C. GERHARDT, V, 2, 1889, S. 631. 

® Krückow, Wjestnik Ophth. December 1884. (Vgl. Elektromagnet in der Augen- 
heilkunde, 1885, S. 143.) SCHMIDT-RIMPLER hat auch einige Fälle veröffentlicht. 


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Pupille sichtbar. Sideroskopie positiv. Aber Localisirung ist unmöglich, 
da der Knabe sich wie eine Wildkatze gebardet. Dies macht auch 
eine genauere Spiegelung unmöglich. Es muss unentschieden bleiben, ob 
der Splitter, den ich nicht zu sehen bekomme, unten im Glaskörper sitzt 
oder in der Netzhaut haftet. 

Sofort schreite ich zur Operation, da ohne diese das Auge ver- 
loren ist. Besteht bereits exudative Iritis, so ist Aufschub, selbst um einen 
Tag, nicht unbedenklich. Aber zunächst scheint die Operation unmöglich. 
Drei Männer vermögen den Kopf des Knaben nicht zu fixiren. 
Sogleich wird die Allgemein-Betäubung durch BiırLLrorTa’s Mischung 
eingeleitet. Hierbei erfolgt heftiges Erbrechen, da der Knabe zu Mittag 
gegessen. Nachdem wir dieses überstanden, und die Betäubung hinreichend 
tief geworden; wird die Spitze des Riesenmagneten an die Hornhaut-Narbe 
gebracht, — vergeblich; an den unteren Lederhautsaum und von da ein 
wenig gegen den Aequator hin, — vergeblich. Jetzt wird die Spitze 
aussen-unten an den Lederhautsaum gelegt: sofort hüpft der Splitter 
um die Regenbogenhaut herum und fällt nach aussen-unten in die 
Kammerbucht. 

Nunmehr wird die Betäubung vertieft, am unteren Rande der Horn- 
haut ein Lanzenschnitt angelegt, der kleine Handmagnet mit kleiner Spitze 
eingeführt, — der Splitter folgt sofort. 

Derselbe ist 2 mm lang, 1,5 mm breit und wiegt 5 mg. 

Am folgenden Tage, 14. Januar 1904, ist das Auge nicht gereizt, 
aber noch weich; Vorderkammer gebildet; Pupille mittelweit und rund, 
gut durchleuchtbar. Aber nach unten zu ist noch der bläuliche Reflex 
sichtbar. 

Am 25. Januar 1904 ist der letztere erheblich vermindert. Am 
14. Februar 1904 hat das operirte Auge mit + 1 Di schon wieder S = 8. 
Trübungschlauch der Linse unverändert. Glaskörper rein. Innen unten 
in der Peripherie des Augengrundes ist eine zarte Herd-Erkrankung 
sichtbar. Am 16. Februar 1904 wird der verletzte Knabe aus der Anstalt 
entlassen. 

Am 20. April 1904 sieht man innen-unten im Augengrund einen 
scheckigen Herd, dessen Grenze nicht zu erreichen ist. Ist es der 
frühere Fremdkörper-Sitz oder eine Prall-Stelle? Ich glaube, das letztere 
ist anzunehmen, da die Einwirkung auf den äusseren-unteren Hornhaut- 
rand den Fremdkörper gefördert hat. Am 6. Februar 1905, also etwa ein 
Jahr nach der Operation, hat das verletzte Auge mit +1 Di cyl. — 
S= °/,, bei normalem Gesichtsfeld. Die kleine keilfürmige Linsentrübung, 
welche der durchfliegende Splitter erzeugte, hat keine Fortschritte gemacht. 
Die Herd-Erkrankung des Augengrundes ist unverändert. 

Das Bemerkenswerthe an diesem Fall ist die zwingende 
Nothwendigkeit der Allgemein-Betäubung. 


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2) Der 9jähr. H. J. hielt am 25. Juni 1897 eine aufrecht stehende 
Kiste, die ein Mann nagelte: plötzlich, als dieser zuschlug, fühlte der 
Knabe, dass etwas in sein rechtes Auge flog, und dass die Sehkraft dieses 
Auges fort war. Erst nach drei Tagen, am 23. Juni, brachte der Vater 
seinen Sohn zu einem Augenarzt, der jenen sofort zu mir sendete. 

Das verletzte Auge, das noch S < ®/,, besitzt, ist reizlos, zeigt eine 
kleine, kaum über 1,5 mm lange Narbe in der Hornhaut, nahe ihrer Mitte, 
jedoch etwas schläfenwärts und oben, dahinter einen Riss im Schliessmuskel . 
der Regenbogenhaut, daneben eine Synechie; ferner eine lange dreieckige 
Wunde der vorderen Linsenkapsel und schon ziemlich vorgeschrittene 
Linsentrübung, so dass der Einblick in’s Augen-Innere uns versagt 
blieb. Merkwürdiger Weise war die Sideroskopie negativ; doch 
war der Junge nicht ordentlich an die Magnet-Nadel heranzubringen. 

Sofort Operation, unter Cocain-Einträufelung. Die Spitze des Riesen- 
Magneten wurde zunächst innen-unten auf die Lederhaut gesetzt, da in dem 
entsprechenden Quadranten des Augapfels der Splitter zu sitzen schien, — 
vergeblich. Sofort wurde die Spitze aussen-unten an die Lederhaut gelegt. 
Jetzt trat Schmerz auf. Die Spitze wurde gegen den Hornhaut-Rand vor- 
geschoben: man bemerkte Vorwölbung der Regenbogenhaut an der ent- 
sprechenden Stelle. Die Spitze wurde endlich dem oberen Hornhaut-Rande 
genähert: der Splitter schoss in die Vorderkammer und fiel auf ihren 
Boden. Jetzt Lanzenschnitt am äusseren-unteren Hornhaut-Rande und 
Eingehen mit dem mittleren, gekrümmten Ansatz des Hand-Magneten, 
welcher den Splitter sofort herausbrachte. Der letztere gehört zu den 
kleinen, ist rundlich, etwa °/, mm gross und 2,1 mg schwer. Der 9jahr. 
Junge war vernünftig und hielt besser, als mancher Erwachsene Die 
einzige Abweichung hatte also darin bestanden, dass bei dem Kinde 
der Versuch der Sideroskopie erfolglos gewesen, während sie bei einem 
Erwachsenen unter gleichen Umständen einen Ausschlag geliefert hätte. 
Aber das ganze klinische Bild sprach so deutlich für Anwesenheit von 
Eisen im Augen-Innern, dass man sofort zur Operation schreiten konnte. 

Die Wunde heilte reizlos. Langsam erfolgte pilzförmige Vorquellung 
der vom Fremdkörper durchschlagenen Linse in die Vorderkammer hinein. 
Atropin wurde nur mässig eingeträufelt, Pupille mittelweit. 

Am 14. Juli war das Auge noch reizlos, Befinden gut. Am 15. Juli 
Morgens klagte der Knabe über Uebelkeit und Kopfschmerz; der Augapfel 
ist steinhart. 

Unter Chloroform-Betäubung (5 g, Tropfen-Verfahren) wird die ge- 
quollene Linse mittels eines Lanzenschnitts herausgezogen. 

Reizlose Heilung. Da die Aufsaugung der Linsen-Reste stockt, wird 
2. August 1897 noch, unter Cocain-Einträufelung, eine Discission nach- 
geschickt. Die Pupille wird bald klar. Das Auge erlangt (mit + 10 Di 
© + 2 Di cyl. 75° t.) S = 5/,. Aussen-unten in der Peripherie des 


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Augengrundes ist ein pigmentirter Herd sichtbar, der als Fremdkörper-Sitz 
oder Prall-Stelle aufgefasst werden muss. 

Am 3. December 1899, also nach mehr als zwei Jahren, habe ich den 
Jungen zum letzten Mal gesehen und dauernde Heilung festgestellt. 

3) Der 15jahrige Real-Schiler P. H. aus einem Vorort bearbeitete 
am 31. August 1900 einen eisernen Tonnen-Reifen mit dem Hammer, um 
sich das Spielzeug einer Wasserkunst zu bauen, als er plötzlich eine Ver- 
. letzung des linken Auges verspürte. Zuerst schenkte er derselben keine 
Beachtung; als er aber bald merkte, dass die Sehkraft des verletzten Auges 
abnahm, fuhr er zu einem Berliner Augenarzt, der ihn sofort in meine 
Anstalt sandte, woselbst P. H. 2 Stunden nach der Verletzung eintraf. 

Ich selber war gerade zum internationalen Congress nach Paris ver- 
reist. Mein erster Assistent, Herr Dr. FEHR, vollführte sogleich die 
Operation. 

Das linke Auge war geröthet, aber noch sehkraftig, (S = */,,.) Am 
nasalen Lederhautsaum sitzt eine kleine, aber klaffende Wunde, halb in 
der Leder-, halb in der Hornhaut, mit einer Glaskérper-Perle. In der 
Iris-Wurzel ein rundliches Loch von 2 mm Durchmesser. Auf der Hinter- 
fläche der Hornhaut daselbst eine zarte Blutschicht, auf der Iris einige 
Blutflöckchen. Pupille längsoval und etwas grösser, als links. Blutflöckchen 
im Glaskörper, Augengrund etwas verschleiert. Ungefähr 5 P (= 7,5 mm) 
schläfenwärts vom Rande des Sehnerven-Eintritts und etwa 3 P (= 4,5 mm) 
tiefer sitzt eine wagrechte, langgestreckte, dicke Blutung auf der Netzhaut 
und lässt einen weissbläulichen Körper durchschimmern. 

Sideroskupie giebt mässigen Ausschlag an der Eingangspforte, aussen 
und aussen-unten überall maximalen. 

Da unser ScaLösser’scher Magnet gerade zur Umarbeitung behufs 
Anschlusses an die städtische Leitung bei Herrn HırscahMAnN sich befindet, 
müssen wir bei diesem mit seinem Riesen-Magneten operiren. Es wird 
geplant, den Splitter durch die noch offene Verletzungswunde herauszuleiten. 
Die Tüzck’sche Hülse wird auf den Pol des Riesen-Magneten aufgeschraubt 
und ihr andres Ende auf die Eingangspforte aufgesetzt. Dieser Apparat er- 
weist sich als ganz unpraktisch. Der Verletzte giebt Schmerz an, aus 
der Wunde kommt blutige Flüssigkeit, in der Vorderkammer bildet sich 
ein kleines Hyphaema; aber der Fremdkörper wird nicht gefördert. Jetzt 
wird der Pol des mit halber Kraft geladenen Riesen-Magneten der Wunde 
genähert. Sofort wölbt sich die Iris unten vor; langsam wird der Splitter 
über den Pupillen-Rand in die Vorderkammer geleitet und fällt auf ihren 
Boden herab, sowie das Auge von dem Magneten entfernt wird. Jetzt 
Lanzenschnitt am unteren Horuhaut-Rande und Einführung des Hand- 
magneten, welcher den Splitter sogleich herausbefördert. Die Iris, welche 
vorgetreten war, wird mit dem Spatel zurückgebracht. Nach Einträufelung 
von Physostigmin-Lösung und Reibung mit dem unteren Lid wird die 


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Pupille eng und central. Das Auge wird verbunden, der Verletzte in die 
Anstalt gefahren, zu Bett gebracht und frisch verbunden. Der Splitter 
misst 4 x 2x 2 mm und wiegt 12 mg, gehört also schon zu den mittel- 
grossen. 

Die Heilung erfolgte reizlos, aber die von dem eindringenden Splitter 
durchschlagene Linse beginnt sich zu trüben und zu quellen. | 

Am 18. September 1900 entfernte ich, unter Cocain-Einträufelung, 
aus einem Lanzenschnitt die gequollene Linse, und zwar mit grösster 
Vorsicht, da ja der Fremdkörper die hintere Linsenkapsel durchschlagen 
hatte. Operation regelmässig, Heilung reizlos. Am 23. October 1900 wurde 
der Kranke in befriedigendem Zustand entlassen. Das verletzte Auge hatte 
am 3. November 1900 mit +7 Dis © + 2 D cyl. --S=/,, und am 
5. Januar 1901 mit + 9 Dis. bereits S = °/,. An der Stelle des Fremd- 
körpersitzes ist ein umschriebener pigmentirter Herd sichtbar. 

Am 18. December 1901 klagte der Verletzte, dass er am Abend zuvor 
nach einem dreistündigen Spaziergang Rothsehen mit dem linken Auge 
bemerkte Diese Erscheinung schwand bald. 

Aber allmählich nahm das Sehen des linken Auges etwas ab, am 
7. Juli 1903 auf 1 am 4. April 1904 sogar auf !/,, durch Bildung eines 
feinen Nachstars. 

Deshalb 6. April 1904 Discission. Danach wurde S = °/, mit 
+ 9Di. (Das rechte Auge hat die gleiche Sehschärfe, mit — 4,5 Di.) 

Der frühere Sitz des Splitters stellt jetzt einen länglich-ovalen, hell- 
rosa gefärbten Herd mit einzelnen Pigment-Pünktchen dar. 

Dieser Fall weicht in seinem Verlauf kaum ab von denjenigen, die 
wir bei jugendlichen Arbeitern beobachten. Aber immerhin handelt es sich 
um einen Schüler, der bei einem Spielwerk sein Auge verletzt hat. 

4) Am Sonntag Vormittag, den 5. Februar 1905, wird die 10jahrige 
M. H. gebracht, die 2 Tage zuvor in der Werkstatt eines Klempners beim 
Zusehen eine Verletzung des linken Auges erlitten. 

Das Auge ist bis auf Lichtschein erblindet. Eine wagrechte, ver- 
harschte Hornhaut-Wunde sitzt vor dem unteren Theil des mittelweiten 
Pupillen-Gebietes. Die Linse ist getrübt, namentlich in der hinteren Rinde, 
während die Kern-Gegend noch durchscheinend geblieben. Hinter der Linse 
sieht man (vom blossen Auge schon) im Glaskörper einen mittelgrossen 
Splitter, der, was ja die Regel bildet, messinggelb erscheint; es ist 
aber Eisen, wie die Magnet-Nadel nachweist. 

Sofort, nachdem der Vater herbeigeholt worden und seine Einwilligung 
gegeben, wird zur Operation geschritten. Dieselbe ist durch die Un- 
ruhe des Kindes recht erschwert und wird ganz und gar mit dem 
Handmagneten vollendet. 

Nach Cocain-Einträufelung und Einlegen eines kleinen (für Kinder 
bestimmten) Sperrers wird mein grösserer Handmagnet mit dickstem An- 


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satz an die Wunde gelegt. Nach etwa 2 Minuten schiesst der Splitter 
durch die Linse in die Vorderkammer hinein. Eine kleine Lanze mit ab- 
gerundeter Spitze war zur Erweiterung der Wunde hergerichtet worden; 
doch wirkte dieses Instrument wegen Schlaffheit des Augapfels nicht be- 
friedigend, so dass ein kleiner Scheerenschnitt nothwendig wurde. Das 
kleine Ende des Hand-Magneten holte den Splitter sofort. Die \Vunde 
klaffte ein wenig, doch trat kein Glaskörper aus. 

Der Splitter mass 2,5 x 1,5 x 1,5mm und wog 3 mg. 

Die Heilung erfolgte reizlus, allerdings mit Anlöthung der Iris; die 
Linse löste sich allmählich. Am 8. April 1905 war S=°/,, mit + 12 D. 
(Lösung der vorderen Verwachsung und vielleicht auch Discission ist an- 
gezeigt und verspricht noch weitere Verbesserung der Sehkraft.) 

5) Am 6. September 1899 wurde mir der 9jahrige B. R. aus der 
Provinz von seinem Vater gebracht. Vor 2 Jahren hatte er beim Hämmern 
eine Verletzung seines rechten Auges erlitten. Er wurde in seiner Vaterstadt 
3 Mal operirt; in einer andren Stadt 6 Mal. Ueber die Art dieser neun 
Operationen konnte ich nichts genaueres erfahren; doch schienen mir Narben 
von einem oder mehreren Lederhautschnitten vorhanden zu sein. Das 
Auge ist blind und seit 3 Wochen gereizt und schmerzhaft. 

Das Auge zeigt einen dicken Nachstar in Gestalt eines ausgespannten 
Felles. Noch Spur rothen Reflexes. Doch ist nur noch schläfen wärts 
schwacher Lichtschein nachweisbar. Keine Verrostung. 

Das Sideroskop zeigt innen-unten grossen Ausschlag. 

Der Vater wünscht dringend Erhaltung des Augapfels. Somit be- 
schliesse ich einen Versuch mit dem Riesen-Magneten. Ein solcher war 
damals (1899) bei mir noch nicht aufgestellt. Der Knabe wird zu Herrn 
HirscHmMann gebracht. Die Spitze des Riesen-Magneten wird in die rich- 
tige Kraft-Linie gebracht, d. h. nach der inneren-unteren Seite des Aug- 
apfels, nicht unmittelbar bis an den letzteren. Augenblicklich schreit 
der Junge auf und bleibt schreiend bis zum Verband. (Leider war es un- 
möglich in der Werkstatt Chloroform anzuwenden!) Blut erscheint in der 
Vorderkammer und ein schwarzer Splitter, der sich in der Iris festhakt. 
Vorsichtiger Hornhautschnitt und Einführung des Hand-Magneten. Der 
Fremdkörper folgt nicht. Ohne Fixation des Augapfels hebe ich mit der 
Linken die Lider ab, führe langsam den Augapfel in die Nähe des grossen 
Magneten: in ziemlicher Entfernung von demselben schiesst der Fremd- 
körper hervor, au der Spitze einer dreieckigen Iris-Falte. Diese schneide 
ich mit einem Scheerenschlag hart an der Hornhautwunde ab. Letztere 
ist glatt. 

Keine Spur von Glaskörper sichtbar, nur ein Defect unten in der 
Regenbogenhaut und ein wenig Blut in der Vorderkammer. 

Der Fremdkörper gehört zu den mittelgrossen, er ist schwarz und 
wiegt 25 mg. 


e - m TE "` M o l a l 


— 271 — 


Die Heilung erfolgt reizlos. Die Schmerzen sind wie fortgeblasen. 
Am 19. November 1899 wird der Verletzte im befriedigenden Zustand ent- 
lassen. Natürlich ist das Auge blind, wie es vor der Ausziehung des 
Splitters gewesen. 

Ungefähr zwei Jahre später, am 5. Januar 1902 wird mir der jetzt 
12jährige Knabe wieder gebracht, da er öfters an Anfällen von Entzündung 
des verletzten Auges leidet; doch pflegt unter kühlen Umschlägen die Ent- 
zündung binnen zwei Tagen zu schwinden. Ich finde das linke Auge völlig 
gesund; das rechte blind, aber reizlos, von normaler Spannung. Unten 
sitzt in der Iris eine weisse Narbe; die Pupille ist durch weisse Trübung 
verlegt. 

Aber am 1. Norember 1904 trat eine stärkere Entzündung des ver- 
letzten Auges auf, mit lebhafteren Schmerzen: weshalb der Kranke am 
4. November 1904 mir von dem Vater wieder gebracht wurde. Das linke 
Auge ist gesund. Das rechte blind, stark gereizt und auch gespannt. Am 
Boden der Vorderkammer sitzt ein weiss-gelbes Narbengewebe, mit dem 
die Schenkel des Ausschnitts der atrophischen, schmutzig braunen Iris ver- 
wachsen sind. Die kleine, senkrecht ovale Pupille reagirt nur indirect. 
Hinter der Pupille ist eine gelblich weisse Masse sichtbar. Am 6. November 
1904 erfolgte eine kleine Spontan-Blutung auf den Boden der Vorder- 
kammer. Da die Reizung nicht abnahm, wurde am 8. November 1904 die 
Enucleation des blinden, entarteten Augapfels vorgenommen. 

Am 8. December 1904 konnte ich mich überzeugen, dass das linke 
Auge gesund geblieben. Am 31. August 1905 erhielt ich die schriftliche 
Nachricht, dass alles in bester Ordnung sei. 

Am 9. November 1904 wurde der herausgenommene Augapfel, nach- 
dem er 24" in Formol gelegen, durch einen Sagittal-Schnitt in zwei Hälften 
zerlegt. Meinem Assistenten, Herrn Dr. KÖRBER, verdanke ich die bei- 
stehende Abbildung. Nach unten (mehr medial) sieht man einen rund- 
lichen, ganz scharf begrenzten Defect der Aderhaut und des Strahlen- 
körpers: wer die Geschichte unsres Falles nicht kennt, möchte denselben 
für ein angeborenes Kolobom der Aderhaut halten! Die Netzhaut ist 
trichterförmig abgelöst und heftet sich mit verschmälertem Halse an den 
Nachstar. 

Herrn Collegen GinsßBErG verdanke ich die folgende eingehende Be- 
schreibung des Praparates: 

„B. R. Enucleation 8. November 1904. Rechtes Auge. Sagittal 
durchschnitten, in Formol erhalten: 

Netzhaut bis zur Ora in der Weise abgelöst, dass sie als ein mit 
mehreren bis erbsengrossen, aber länglichen Blasen besetzter Straug vom 
Sehnerveneintritt gerade nach vorn zieht und hier in die Frontalebene un- 
biegt. An der Ora ist die Anheftungsstelle von einem etwa 1 mm breiten, 
tiefschwarzem Saum eingefasst. Im unteren Quadranten findet sich 


— 272 — 


ein nach hinten bis fast zum Aequator reichender im Ganzen kreisrunder, 
etwa 7,5 mm Durchmesser haltender Defect der Aderhaut, welcher 
vorn noch in den Ciliarkörper hinein reicht und sich in der Mitte mit 
einem kleinen zungenförmigen Fortsatz noch etwas weiter in das Corpus 
hineinzuschieben scheint. Der Rand des Loches ist nicht mit der Unter- 





| lage verwachsen, steht vielmehr 2—3 mm weit von dieser ab; nur in der 
Mitte vorn in der Ciliarkörper-Gegend ist von einem solchen Rand nichts 
‚zu sehen, hier setzt sich der frontal gelegene Theil der Retina an den 
Defect an. Der Grund des Defects sieht aus wie Sklera, zeigt aber einige 
unregelmässige braune Flecke. 

Linse nicht zu sehen. 

Es zeigen sich nun an drei Stellen des Auges Narben. 

1) Eine schief die Cornea vom unteren Limbus her durchziehende, 
schmale, gradlinige Narbe, deren Ende in der Descemetis etwa 4°/, mm vor 
dem Lig. pect. liegt. (Offenbar die Lanzenschnitt-Narbe vom 7. Sep- 
tember 1399.) 

2) Eine mächtige schwielige Narbenmasse durchsetzt oder vielmehr 
ersetzt die Sklera am vorderen Theil des runden Loches und 
über dem Corp. cil. im unteren Quadranten bis zum Lig. pect. hin. 
Die tiefsten Schichten der Narbe sind stellenweise locker, gefässreich; in 
dieser Form erstreckt sie sich unter dem deutlich erkennbaren Lig. pect. 
tief in den Ciliarmuskel hinein, der hier (im unteren Quadranten) sowie 
die Iris (diese im Kolobomgebiet mit dem stehen gebliebenen Stumpf s. u.) 
bis auf 4mm weit mit dem narbigen Gewebe bezw. einer schmalen der 
Descemetis aufgelagerten Schicht hornhautähnlichen Gewebes verwachsen 
ist. In dem schwieligen Theil dieser Narbenmasse liegen bis weit nach 





— 273 — 


hinten über dem Ciliarkörper Theile der Descemetis; ob es sich um 
ganz abgetrennte Fetzen oder nur um umgeschlagene Ränder eines unregel- 
mässigen Loches handelt, ist nicht sicher zu entscheiden. Auch mitten 
im Ciliarmuskel liegt ein, hier wohl sicher ganz abgerissener, zusammen- 
gerollter Fetzen der Descemetis in dem erwähnten lockeren Binde- 
gewebe. — In der mittleren Partie der derben skleralen Narbenmasse, 
welche sich durch den ganz unregelmässigen Verlauf der Lamellen vom 
Lederhautgewebe unterscheidet, findet sich eine etwas verzweigte Epithel- 
insel, wohl traumatisch (bezw. operativ) verlagertes Bindehaut-Epithel. 


3) Oben-innen findet sich in der Pars plana des Ciliarkörpers 
eine vollständige, etwa °/, mm breite Continuitätstrennung, die durch derbes 
Narbengewebe ausgefüllt wird; darüber ist die Sklera undeutlich narbig. 
Mit dieser Schwiele ist die Netzhaut verwachsen. (Eingangspforte des 
Fremdkörpers?) 

Der Grund des Defectes ist von zellarmem, gefässlosem, hier und da 
pigmentirtem, etwas höckrigem Narbengewebe bedeckt. | 


Vom hinteren Theil des Ciliarkörpers scheint in der Mitte des unteren 
Quadranten, entsprechend dem mikroskopisch sichtbaren zungenförmigen 
Fortsatz des Loches, ein Stück zu fehlen; hier ist das Corp. cil., dessen 
Structur dabei auffallend wenig verändert ist, zu einem klumpigen 
Gebilde verzogen und mit der Skleralnarbe verwachsen. Seitlich davon 
steht dann der hintere Rand des Corpus etwas von der Sklera bezw. der 
Narbenmasse ab. Die Retina ist unmittelbar hinter dem hinteren Rand 
der Ciliarkörpermasse mit der Narbenmasse verwachsen. 


Kine cyclitische Schwarte ist nicht vorhanden. Nur die Vorderfläche 
der abgelösten Retina ist von Bindegewebe in den mittleren Theilen über- 
zogen, welches wohl dem veränderten Starkörper entspricht. Zwischen diesem 
und den Linsenresten (s. u.) etwas homogen geronnene Flüssigkeit. — Das 
gefärbte und ungefärbte Ciliarepithel ist hochgradig in Strängen gewuchert, 
so dass ein adenomartiges Bild zu Stande kommt. Der oben erwähnte 
schwarze Saum ist durch solche pigmentirten Wucherungen entstanden. — 
Auf dem Ciliarkörper etwas frisches und älteres Blut. 


Die Iris ist im Defectgebiet, woselbst nur ein kurzer, plumper, aber 
den Sphinkter enthaltender Theil steht, sowie seitlich davon mit der narbigen 
Sklera und der Cornea bis auf fast 4mm verwachsen, aber nur im unteren 
Quadranten. Die Verwachsung ist nicht überall gleichmässig fest, zeigt 
vielmehr eine kleine Spalte, welche von tiefschwarzem Pigment austapezirt 
wird. — Der Kammerwinkel ist ausserhalb des Coloboms und seiner Um- 
gebung überall frei, der Can.-Schl. meist deutlich. Irisgewebe ziemlich 
zellreich, stellenweise zellige Neubildung auf der Vorderfäche. Unten nahe 
der Wurzel Pigmenteinscheidung von Irisgefässen. 


Von der Linse finden sich nur Reste zwischen den Kapselblättern, 
18 


— 24 — 


Bläschenzellen und Epithelwucherungen, wie beim sogen. dünnhäutigen 
Nachstar. Stellenweise Kalkablagerung. 


Retina hochgradig entartet. Die Blasen sind zum Theil aus Falten- 
verklebungen, theils aus intraretinalen Blutungen entstanden. 


Aderhaut im Ganzen atrophisch, mit Drusen. Unbedeutende klein- 
zellige Infiltration findet sich nur unten am Uebergang in den Ciliarkorper 
und ganz am vorderen Rande des Defects. 


Eisenreaction ist positiv: 1) an der abgelösten Retina; 

2) vorn streckenweise am Pigmentepithel; 

3) intensiv an den ungefärbten Wucherungen des Ciliarepithels; 

4) ebenso an dem die Rückseite des Ciliarkörperstumpfes unten über- 
ziehenden Epithel. 


Der Sitz des Fremdkörpers ist wohl unten im Corpus ciliare in der 
Gegend der aus lockerem Bindegewebe bestehenden intramusculären Narbe 
anzunehmen. Die sklerale Narbenmasse verdankt ihre Entstehung, wie die 
weit verlagerten mehrfachen Fetzen der Descemetis zeigen, wohl mehr- 
fachen Eingriffen.“ 


Dieser Fall konnte ja, da das verletzte Auge bereits erblindet und in 
Folge der neun vergeblichen Operationen entartet in meine Behandlung ge- 
langte, keinen wirklichen Erfolg liefern. Der Fremdkörper wurde glücklich 
herausgezogen; die drohende Enucleation vorläufig verschoben — wenigstens 
für 5 Jahre, vom 9. bis zum 14. Lebensjahre des Verletzten, so dass die 
Knochen der Orbita in ihrem Wachsthum nicht gebemmt wurden: aber 
schliesslich konnte die Enucleation doch nicht vermieden werden. 

Höchst beachtenswerth ist die Defectbildung in der Aderhaut, 
welche der Riesen-Magnet bei eröffnetem Augapfel bewirkt hat. 
Davon legt die Literatur ja auch sonst Zeugniss ab; besonders bemerkens- 
werth ist der Fall von RısLey, wo die ganze Iris herausgerissen wurde; 
noch mehr Fälle verdanke ich der mündlichen Unterhaltung mit Collegen 
aus Europa und Amerika. Jecenfalls habe ich es mir selber zum Grund- 
satz gemacht und andren anempfohlen, bei eröffnetem Augapfel stets nur 
den Hand-Magneten zu verwenden. 


Werfe ich also einen Rückblick auf die fünf Magnet-Operationen bei 
Kindern, so ist der Fremdkörper jedes Mal und ohne Schwierigkeit ge- 
kommen. Die vier Fälle, welche mit frischer Verletzung in Behandlung 
gelangten, einige Stunden, einige oder mehrere Tage nach dem Eindringen 
des Splitters, sind sämmtlich gut geheilt, drei mit fast voller, der vierte mit 
hefriedigender Sehkraft. Dabei war bei drei von den vier Fällen die Linse 
so schwer verletzt, dass sie sich vollständig trübte und beseitigt, bezw. zur 
Auflösung gebracht werden musste; nur in einem dieser 4 Fälle ist es 
bei einem umschriebenen, nicht störenden Trübungschlauch in der 
Linse verblieben. 


— 275 — 


Dass in dem fünften und letzten Fall die Magnet-Operation nicht 
über das Niveau eines gerechtfertigten Versuches sich erheben konnte; dass 
sie die Enucleation nur für 5 Jahre aufzuschieben, nicht dauernd auszu- 
schliessen im Stande war; das lag an den anatomischen Verhältnissen des 
in Folge von 9 bereits vorher verrichteten Operationen unheilbar entarteten 
Augapfels. 


Klinische Beobachtungen. 


Ein Fall von traumatischem Glaucom. 


Von Dr. Emil Brand in Augsburg. 

Während entzündliche Zustände der Hornhaut insbesondere mit Bläschen- 
bildung häufiger nach oberflächlichen Verletzungen dieses Gebildes beschrieben 
werden, gehört das Auftreten eines typischen Glaucoms nach verhältnissmässig 
unbedeutender Wunde doch zu den Seltenheiten, weshalb ich mich veranlasst 
sehe, nachstehenden Fall zu veröffentlichen. 

Am 28. Mai 1904 stellte sich der 30jährige Former F. mir vor mit der 
Angabe, ‚es sei ihm ein Körnchen Gussstaub beim Behauen eines Gussstückes 


COD 


Vill 





VI 
Gesichtsfeld am 27. August 1904. 


ins rechte Auge geflogen, in Folge dessen er lebhafte Schmerzen auf diesem 
Auge empfinde.“ 
Das rechte Auge zeigte ciliare Injection und im unteren Abschnitte der 
Hornhaut, ungefähr in der Mitte zwischen Centrum und unterem Rande der- 
18* 


— 276 — 


selben, eine lineare, ca. 2 mm lange, senkrecht stehende, anscheinend nicht 
perforirende Wunde mit graulich verfärbten Rändern. Mit der Lupe sind 
einige kleine, schwarze Gussstaubkörnchen in der Wunde sichtbar. 

Da auf antiseptische Reinigung der Wunde und Einstreichen einer Subli- 
matsalbe die lebhafte Reizung des Auges nicht nachliess, wurde am andren 
Tage ein Tropfen eines Mydriaticums (ob Atropin oder Scopolamin ist mir 
nicht mehr erinnerlich,) eingeträufelt. Nach anfänglicher Besserung traten 
jedoch nach einigen Tagen wieder sehr heftige Schmerzen auf und trübte 
sich unter Auftreten stärkerer ciliarer Injection die ganze Hornhaut des er- 
krankten Auges mehr und mehr, so dass die Iris gar nicht mehr sichtbar 
war. Diese Trübung war. anscheinend nur auf die Epithelschicht beschränkt 
und liess sich mittels der Hirschberg’schen Lupe in lauter kleine Bläschen 
auflösen. Da der Kranke auf die erste Einträufelung wesentliche Linderung 


Vi 





Gesichtsfeld am 21. Mai 1905. 


verspürt hatte und eine Wiederholung dringend wünschte, nahm ich keinen 
Anstand, ihm zu willfahren. Da mir jedoch eine ganz leichte Härte des 
Augapfels auffiel, träufelte ich diesmal Scopolamin ein, ohne besonderen Er- 
folg zu erzielen. Die intensiven, gegen die Stirn ausstrahlenden Schmerzen 
und die Röthung der Conjunctiva nahmen eher zu, als ab und wurden ver- 
geblich durch Phenacetin und feuchtwarme Umschläge bekämpft. Auch eine 
Auskratzung der Wunde unter möglichster Entfernung der schwarzen Staub- 
körner war ohne Erfolg. Nur Chininpulver erzielten wesentliche Linderung 
der Schmerzen. 

Nach mehrtägiger Behandlung hellte sich die Hornhaut auf und wurde 
ganz durchsichtig, die Schmerzen liessen nach und die Pupille war vollständig 


erweitert und kreisrund, die schon vorher wahrgenommene Härte des Aug- 
apfels hatte jedoch zugenommen und das Gesichtsfeld zeigte sich nasal be- 
schränkt. Auch zeigte der Augenspiegel bei ganz klaren Medien deutliche 
Excavation mit weisslicher Verfirbung der Pupille. Die Sehschärfe war 
mit convex 2,5 D = 1 der vorhandenen Hypermetropie entsprechend. Es 
wurde nun Eserin eingeträufelt, worauf sich die Pupille allmählich ver- 
engerte und die Tension nachliess, — kurz das Auge der Heilung entgegen- 
zugehen schien, als Ende Juni die Trübung der Hornhaut unter Zunahme 
der Schmerzen ganz plötzlich wieder erschien. Diesmal waren in der Um- 
gebung der Narbe der Verletzung grössere Bläschen vorhanden, sonst war das 
Bild der Hornhauttrübung dasselbe, wie beim ersten Anfall. Unter fort- 
gesetzter Eserinbehandlung besserte sich dieser Rückfall ziemlich rasch und 
glaubte ich schon den Patienten als geheilt entlassen zu können, als die 
Pupille unter Zunahme des Augendruckes und der Schmerzen plötzlich wieder 
stark erweitert und starr erschien und die Hornhaut mit trüber Bläschen- 
schicht überzogen wurde. Derselbe Vorgang wiederholte sich noch zwei Mal, 
wobei die Excavation der Papille immer gleich blieb, ein Halo glaucoma- 
tosus sich entwickelte, das Gesichtsfeld immer kleiner wurde und die Seh- 
schärfe abzunehmen begann. 

Ich entschloss mich deshalb zur Iridectomie, nach deren Ausführung am 
30. Juli die Rückfälle ausblieben und das Auge allmählich normale Tension 
annahm, so dass Patient Ende August mit S = 5/,, und eingeschrinktem 
Gesichtsfelde entlassen werden konnte. 

Eine am 21. Mai 1905 vorgenommene Untersuchung zeigte dieselbe Seh- 
schirfe und ähnliches Gesichtsfeld. 

Wenn auch schon einmaliges Einträufeln eines Mydriaticums einen 
glaucomatösen Anfall auszulösen vermag, so dürfte dies im vorliegenden 
Falle nicht die Ursache sein, da — abgesehen von dem noch jugendlichen 
Alter des Patienten — die entzündlichen Erscheinungen schon vor der ersten 
Anwendung des Mydriaticums vorhanden waren und trotz späteren, länger 
fortgesetzten Einträufelns von Scopolamin zuriickgingen. Die späteren glau- 
comatösen Anfälle traten sogar auf, nachdem das Auge ganz blass und 
weich geworden war und fortgesetzt unter Eserinbehandlung stand. Da ich 
dem Patienten am 8. und 15. Mai je einen Eisensplitter aus der Hornhaut 
entfernt hatte, ohne dass entzündliche Zufälle eingetreten wären, hätte ich 
einen zu Glaucom disponirenden Zustand des Auges doch wohl damals erkannt. 

Die Druckerscheinungen waren anfänglich ganz minimal ausgesprochen 
und leicht zu übersehen. Ich möchte deshalb zu bedenken geben, ob nicht 
bei Bläschenbildung der Hornhaut nach Verletzungen öfters, als angenommen 
wird, ein leichter glaucomatöser Zustand des Auges zu Grunde liegt. 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 


Doppel-Linse. 


Nach Dr. Koerber. 


Die Doppel-Linse vereinigt in einer ovalen Fassung die beiden zur seit- 
lichen Beleuchtung des Auges und zur Untersuchung mit dem Augenspiegel 
im umgekehrten Bilde nöthigen Convexlinsen von 13,0 und 20,0 Dioptrien. 

Sie bietet den Vortheil, dass man statt zweier Linsen nur das eine 


— 278 — 


Instrument nöthig hat. Dadurch wird das Wechseln zwischen beiden ledig- 
lich durch eine Verschiebung des Instruments vor dem untersuchten Auge 
ermöglicht. Das bei Verwendung von zwei gleich oder ähnlich gefassten 


Linsengrösse 36 mm 
oder 40 mm 





Linsen so hiiufige Verwechseln und das Weglegen der einen zwecks Ergreifen 
der anderen fällt durch das neue Instrument fort. Auch das gegenseitige 
Reiben und Verkratzen von zwei in einer Tasche getragenen Linsen ist hin- 
fort unmöglich, während andrerseits das neue Instrument bequem in jeder 
Westentasche Platz hat. (Verfertiger: Dörffel und Färber, Berlin.) 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


*1. E. Espérandien, Signacula medicorum oculariorum, Paris 1905, 
E. Leroux. 

*2. R. Coulomb, l'oeil artificiel, Paris 1905, J. B. Bailliére. 

3. Graefe-Saemisch, II, 100. Lieferung. Die augenärztlichen Heil- 
mittel von H. Snellen jun., Prof. in Utrecht. 

4. Oogheelkundige Verslagen en bijbladen Nr. 46, Utrecht 1905. 

5. Kroll, Die Alterthumswissenschaft, 1905. Griechische Medizin, 
von Prof. Max Wellmann in Potsdam. (S. 144—1583.) 

Die Geschichte der Augenheilkunde bei den Griechen muss nothwendiger 
Weise Philologisches enthalten. Dieses können viele Aerzte nicht selb- 
ständig nachprüfen; darum mag ihnen das Urtheil der Philologen von Werth 
sein. In obigem Werk heisst es: ,,Dann erschienen fast gleichzeitig! zwei 
grössere Werke, welche ein Specialgebiet, die Geschichte der Augenheilkunde, 
zum Gegenstand haben: von Magnus und von J. Hirschberg. Das Buch 
von Magnus? kenne ich nicht; die Geschichte der Augenheilkunde von 
Hirschberg darf als eine abschliessende Leistung bezeichnet werden. Es 
ist die reife Frucht der ein halbes Menschenalter umfassenden Arbeiten des 
bekannten Berliner Ophthalmologen, durch tief gegründete Sachkenntniss und 





ı Das Buch von Hirschberg erschien 1899, das von Magnus 1901. 
? Eine philologische Kritik dieses Werkes hat Prof. Kalbfleisch in den Klin. 
Mon.-Bl. XL, I, 8. 530 geliefert. 





— 219 — 


liebevolles Versenken in die Schriften der Alten gleich ausgezeichnet; dass 
der von Hirschberg aus Oribasius, Aetius, Paulus von Aegina reconstruirte 
Kanon der Augenheilkunde von dem Herophiler Demosthenes (1. Jahrh. 
n. Chr.) herrührt, hat neuerdings M. Wellmann gezeigt. Die für einen 
Mediziner ganz ungewöhnliche Beherrschung der griechischen Sprache hat 
Hirschberg in seiner auf der Editio princeps beruhenden Ausgabe des 
7. Buches des Aetius in glänzender Weise bewiesen.‘ 


Journal-Uebersicht. 


I. Zeitschrift für Augenheilkunde. Band XIII. 1905. Heft 1 
1) Zur Anatomie des Dilatator pupillae, von Dr. K. Münch. (Univ.- 
Augenklinik in Berlin.) 
Verf. hat gefunden, dass die verzweigten Pigmentzellen im Stroma der 
Uvea muskulärer Natur sind, und folgert, dass dieses Netz der Dilatator 
pupillae ist. 


2) Einige Fälle von Pigment-Neubildung auf der Vorderfläche der 
Iris, von Dr. Manzutto in Triest. 
Die 4 Fälle des Verf.’s betrafen amaurotische Augen mit herabgesetzter 
Tension, von denen drei sicher ein Trauma erlitten hatten. Anatomische 
Befunde fehlen. 


8) Ueber Miss-Erfolge der intraocularen Jodoform-Desinfection, von 

Dr. P. Cohn. (Augenklinik von Prof. Dr. Silex.) 

Bei zwei Fallen von Infection bei Alterstar-Operation, einem bei Schicht- 
star-Operation und einem Falle von Infection bei LEisensplitter-Verletzung 
wurden Jodoformplättchen in die Augen eingeführt. Es ergaben sich nur 
Miss-Erfolge. Drei Augen mussten enucleirt werden, da sym- 
pathische Entzündung eintrat, einmal resultirte Phthisis bulbi. Auch 
bei einem mit Jodoform intraocular behandelten Falle von Iristuberculose 
stellte sich kein Erfolg ein. 


4) Traumatische Spät-Ablösung der Netzhaut, von Dr. Cramer in 
Cottbus. 

Verf. theilt einen Fall mit, bei dem erst 5 Wochen nach Verletzung 
durch stumpfe Gewalt die Netzhaut-Ablösung subjective Erscheinungen ver- 
ursachte. Er nimmt einen feinen Netzhautriss an, der erst spät durch einen 
serösen Erguss erweitert wurde. 


Heft 2. 
l) Einiges über den primären Hornhautkegel, von Prof. Dr. Wicher- 
kiewicz in Krakau. 

Verf. glaubt, dass es sich um trophische Störungen handelt, welche 
gerade die Mitte der Hornhaut, die meist am dünnsten ist, der Veränderung 
preisgiebt. Meist liegt der Conus neben der Mitte, wofür Verf. eine Er- 
klärung nicht weiss. Therapeutisch spricht er sich für das von Hirsch- 
berg eingeführte Anglühen der Kegelspitze bis zur leichten Einziehung mit 
kleinen Modificationen aus. Es folgt Bericht über 7 Fälle. 


— 280 — 


2) Ueber Star-Extraction bei wesentlich eingeengtem Bindehautsacke, 
von Prof. Kuhnt in Königsberg. 
Verf. operirt bei eingeengtem Bindehautsacke subconjunctival nach unten 
nach Desmarres und Hasner, sorgt für Ausspülung des Kapselsackes und 
Wundschutz durch einen kleinen Bindehautlappen. 


3) Weitere experimentelle und klinische Untersuchungen über den 
schädlichen Einfluss von künstlichen Anilinfarben auf das Auge, 
von Dr. A. Vogt. (Univ.-Augenklinik in Basel.) 

Durch zahlreiche Versuche (70 Farbstoffe) an Kaninchen-Augen fand 
Verf., dass basische Anilinfarben schädlich auf die Conjunctiva wirken, 
während die sauren keine oder sehr geringe Reiz-Erscheinungen machen. 
Der Unterschied in der Wirkung beruht darauf, dass basische Farbstoffe 
in die Zelle weit leichter eindringen als saure, ferner zu dem Zellkern eine 
grosse chemische Verwandtschuft besitzen, während dies für die sauren Farb- 
stoffe nicht gilt. 

Therapeutische Versuche ergaben am Kaninchenauge, dass durch Spülung 
des Conjunctivalsackes mit 5—10°/, Tanninlösung die Giftigkeit aller Anilin- 
farben ganz oder zum grössten Theil aufgehoben wird. 


4) Zwei Fälle seltener congenitaler Irisanomalien, von Dr. Gilbert. 
(Universitäts-Augenklinik in Bonn.) 
Ein Fall von einseitiger partieller Irideremie, ein Fall von multiplen 
Einkerbungen des Pupillarrandes der Iris. 


5) Eine Missbildung des Auges, bedingt durch ein amniotisches Band, 
bei einem menschlichen Embryo aus dem vierten Monat, von Dr. 
Matys. (Anatomisches Institut des Prof. Janosik in Prag.) 


Heft 3. 
1) Ueber die Beziehungen des Trigeminus zur Pupille und zum 
Ganglion ciliare, von Prof. Dr. Bach und Prof. Dr. Meyer in Marburg. 

Verff. fanden, dass beim Kaninchen die Fasern des Trigeminus, welche 
die Pupille zu verengern vermögen, nicht in Beziehungen zum Ganglion 
ciliare treten. Wahrscheinlich sendet der Trigeminus direct motorische 
Fasern zum Sphinkter pupillae. 

2) Ueber eine hereditäre Macula-Affection. Beitrag zur Vererbungs- 
lehre, von Priv.-Doc. Dr. Best in Giessen. 

Bei 8 Personen aus der gleichen Familie sah Verf. eine Macula-Affection 
in Form eines hellröthlichen, runden, scharf begrenzten Herdes stets unter- 
halb der Fovea oder einer abgelaufenen centralen Chorioiditis mit markhaltigen 
Nervenfasern. Verwandten-Ehen waren nicht vorhanden. Die Erklärung ist 
in einer in inneren Ursachen der Keimanlage begründeten Bildungsstörung 
zu suchen. 


3) Zur Behandlung der Blennorrhoe neonatorum. Ein paar Worte 
zur Ehrenrettung des Protargols, von Dr. Pfalz ın Düsseldorf. 
Das Protargol muss frisch und auf kaltem Wege hergestellt sein, um 
wirksam zu sein, auch muss es öfters angewandt werden. 
Verf. lässt zunächst eine 5°’, Protargol-Lösung vier Mal täglich ein- 


— 281 — 


träufeln und erst nach Aufhören der eitrigen Absonderung aussetzen. Vom 
8. Tage an wird 2 Mal täglich statt der 5°/, eine 10°/, Lösung benutzt. 
Daneben werden die Augen alle 1!/, bis 2 Stunden sanft aber gründlich 
mit einer Kalipermanganicum-Lösung 0,1:150,0 ausgespült. 
Diese Behandlung ergab sehr gute Erfolge. 


4) Ein Fall von Braunfärbung der Hornhaut durch Chrom, von Dr. 

Koll. (Univ.-Augenklinik in Berlin.) 

In Verf.’s Falle bestand in der Lidspaltenzone ein Hornhautgeschwür 
mit braungefärbten Rändern. Ursache war das Wischen des Auges mit in 
Chromsiurelisung getauchten Lappen. Da Chrom das Gewebe zerstört und 
unlösliche Reductionsproducte zurücklässt, ist die Prognose ungünstig. 


5) Experimentelle Untersuchungen über den Werth des sogenannten 
Credö’schen Tropfen, von Tada Urata, Aerztin aus Japan. (Univ.- 
Augenklinik. Med.-hygien. Institut in Marburg.) 

Beim Vergleich von 1°/, Argent. acetic., 1°/, Argent. nitr., 2°/, Argent. 
nitr, 1/,°/, Zinc. sulf. in ihrer Wirkung auf verschiedene Bakterien, die in 
Kaninchenaugen gebracht waren, fand sich, dass 2°/, Argent. nitr. am 
kräftigsten wirkt, naturgemäss auch am meisten reizt. Eine 1°/, Arg. 
nitr.-Lösung ist am meisten zu empfehlen, da sie neben Gonokokken und 
Pneumokokken auch die häufig vorkommenden Staphylokokken abtödtet. 


6) Ueber Pupillenreflexcentren und Pupillenbahnen, von Prof. Bach 
in Marburg. 
Besprechung neuerer Arbeiten auf diesen Gebiete, in der Verf. seine 
bekannten Anschauungen vertritt. 


Heft 4. 

1) Anatomischer Befund bei ophthalmoskopisch sichtbaren mark- 

haltigen Nervenfasern der Netzhaut, von Prof. v. Michel in Berlin. 

Bei einem wegen Sarcoms enucleirten Auge, das ophthalmoskopisch 
markhaltige Nervenfasern gezeigt hatte, fand Verf., dass die markhaltigen 
Nervenfasern scharf an der hinteren Begrenzung der Lamina cribrosa auf- 
hörten und dass die Nervenfasern bei ihrem Durchtritt durch die Lamina 
cribr. bis auf eine Stelle marklos blieben. Die Oberfläche der Papille zeigte 
in ihrer ganzen Ausdebnung markhaltige Nervenfasern, die scharf gegen den 
marklosen Theil der Papille abgegrenzt waren. Temporal war die mark- 
haltige Nervenfaserschicht dick und reichte abnehmend weit in die Peripherie. 
Die Fasern waren mit einander verflochten. Sie lagen der Ganglienzellen- 
schicht der Netzhaut dicht an. Die Ausdehnung der temporalen markhaltigen 
Schicht betrug 8mm, ihre Dicke entsprechend dem Papillarrande Imm, während 
die Dicke einer marklosen Nervenfaserschicht 0,5 mm vom Sehnerven-Rande 
0,2 mm beträgt. 


2) Zur Wirkung des Adrenalins auf Pupille und Augendruck, von 
Dr. K. Wessely in Berlin. 

Verf. fand, dass nur die Menge des in den Conjunctivalsack eingeführten 
Adrenalins dafür ausschlaggebend ist, ob man eine Mydriasis und Abnahme 
der Tension erhält ‚oder nicht. Die üblichen 1°/ „Lösungen haben diese 
Wirkung nicht, vielmehr erst in subconjunctivalen Injectionen oder bei Ein- 


— 282 — 


träufelung in höherer Dosis. Bei allen Nebennieren-Präparaten handelt es 

sich um dasselbe wirksame Princip. 

3) Eine kurze Notiz zur Bakteriologie des Trachoms, von Prof. Pfeiffer 
und Prof. Kuhnt in Königsberg. 

Die Versuche ergaben, dass der normale Bindehautsack durch Filtrate, 
die aus trachomatösen Uebergangsfalten gewonnen werden, nicht trachomatös 
infieirt wird. Die Annahme, dass kleinste Mikroben, die mit dem Mikroskop 
nicht wahrnehmbar sind, als Erreger anzusprechen sind, ist sehr unwahr- 
scheinlich. 

4) Die knötchenförmige Hornhauttrübung (Groenouw), eine primäre, 
isolirte, chronische, tuberoulöse Erkrankung der vorderen Schichten 
der Cornes — Lupus corneae —, von Dr. E. Wehrli in Frauenfeld. 

Verf. belegt seine Anschauungen mit allgemeinen Erörterungen, Schlüssen 
aus Krankengeschichten und mikroskopischen Befunden. (?) Spiro. 


II. Die Ophthalmologische Klinik. 1905. Nr. 8—8. 
1) Strabismus convergens intermittens, von Hähnle. 

Mittheilung von zwei Fällen. Der eingehender beobachtete erste Fall 
ist neben dem durch Brille und Atropin nicht beeinflussten streng inter- 
mittirenden Wechsel — jeden zweiten Tag besteht starker Strabismus con- 
vergens — merkwürdig durch das Fehlen von Doppelbildern an den Schiel- 
tagen, trotz guten binocularen und stereoscopischen Sehvermögens. Das 
während einer fieberhaften Erkrankung bestehende constante Schielen lässt 
vielleicht darauf schliessen, dass Muskelgleichgewicht bei Schielstellung be- 
steht und dass binoculares Sehen nur erreicht wird durch einen im Interesse 
des binocularen Sehactes erfolgenden streng periodischen Divergenz-Impuls. 
Es wäre aber auch umgekehrt denkbar, dass das bei binocularer Fixation 
bessere Muskelgleichgewicht gestört wurde durch einen intermittirend auf- 
tretenden, eventuell auf hysterischer Basis beruhenden centralen Reiz, welcher 
einen Krampfzustand beider Interni oder auch des linken Internus allein aus- 
löst, nur dass unter der Einwirkung der Temperatursteigerung dieser sonst 
nur intermittirend auftretende Reiz constant einwirkte. 


2) Die Keratitis punctata, von Jocgs. 


3) Heilung eines Thrinensackcarcinoms durch Rontgenstrahlen, von 
Guibert und Guériteau. 

Obgleich das Auge selbst nicht völlig vor der Bestrahlung geschützt 
werden konnte, hat es keinerlei Schaden genommen. Die auftretende starke 
Dermatitis betrachten Verf. als Heilfactor, indem erst nach heftiger Ver- 
brennung eine definitive Heilung eintrat. Das kosmetische Resultat ist ein 
sehr gutes. Nach 6 Monaten ist Patient recidivfrei. 


4) Praktische Winke, von Schubert. 

1) Bewegliche Beleuchtungslinse. Zur Entfernung von Fremdkörpern 
bei fehlender Assistenz ist eine Linse gut zu verwenden, an deren Grif- 
plättchen ein Stück biegsamer Kupferdraht angelötet ist, dessen freies Ende 


— 983 — 


am den Zeigefinger der linken Hand gewickelt wird, wodurch die Linse jede 
gewünschte Stellung erhalten kann. 

2) Vereinfachung der Anel’schen Spritze. Die Vereinfachung besteht 
darin, dass auf die Canüle ein einfaches Gummiröhrchen eines Augentropf- 
glases festgebunden wird. Die Canüle ist dadurch sehr leicht und im Stande, 
jeder Bewegung des Patienten zu folgen. 

3) Mittel zur Entfernung von Höllensteinflecken von Händen und Kleidung: 


Sublimat. 
Kal. bromat. aa 1,0 
Aq. dest. 50,0. 


5) Der hysterische Nystagmus, von Santos Fernandez. 
40 jährige Frau mit angeblich hysterischer Hemiplegie. Noch 4 Jahre 
nach diesem Anfall sieht man leichtes Oscilliren der Augen. 


6) Ein Fall von hysterischem Nystagmus, von Delneuville. 

Hier erscheint die Diagnose „Hysterie“ sicherer. Als Complicationen be- 
standen Lähmung des rechten Externus sowie rechtsseitige homonyme Hemi- 
anopsie. Nach einigen Wochen trat Heilung ein. 


7) Doppelseitige gonorrhoische Iritis, von Baylac. 
Gleichzeitig bestanden multiple Gelenkmetastasen, functionelle Herz- 
störungen und leichte pleuritische Symptome. Das Augenleiden wurde geheilt. 
Moll. 


IlI. Recueil d’Ophtalmologie. 1905. Februar— April. 
1) Septische Ophthalmie und eitrige Hepatitis bei einem Falle von 
endemischer Diarrhoee, von Houdart. 
Der aus dem Auge entleerte Eiter zeigte im Wesentlichen Staphylo- und 
Streptokokken. Bacterium coli wurde nicht gefunden. Der aus dem Leber- 
abscess entleerte Eiter war steril. 


2) Bemerkung iiber swei Fille von traumatischer Augenmuskel- 
Lähmung, von Roche. 


3) Neue Indication fiir das Arecolin, von Santos-Fernandez. 
Arecolin, der Alcaloid der Areca-Nuss, gehört zu den Mioticis. Eine den 
Augendruck herabsetzende Wirkung scheint ihm nicht zuzukommen. Nichts 
desto weniger beweist es sich in Fällen von Ectasie der Hornhaut, Staphy- 
lomen und Buphthalmus als nützlich. Dagegen ist es bei Glaucom contra- 
indicirt, da Atrophie des Bulbus nach seiner Anwendung beobachtet worden ist. 


4) Zur Umkehrung des Netzhautbildes bei den Vertebraten, von 
Constantin. 

Verf. hat bei einem Fall von Netzhautablösung folgende interessante 
Beobachtung gemacht. Die Netzhaut war oben eingerissen und mit ihrer 
oberen Hälfte über die untere anliegende herabgeklappt, so dass also die 
äusseren Schichten nach innen zu liegen kamen. Während einiger Tage be- 
stand nun auf diesem Auge Doppeltsehen und zwar stand das zweite Bild um 
180° gegen das erste gedreht und bewegte sich bei Bewegungen des Objects 
in entgegengesetzter Richtung. Offenbar wurde das von der abgelösten, aber 


— 284 — 


noch empfindlichen Netzhaut, deren Stäbchenschicht nach vorn lag, percipirte 
Bild wie in früherer Zeit projicirt. 

Die hieran geknüpften theoretischen Folgerungen sind im Original nach- 
zulesen. 


5) Keratitis neuroparalytica, von J. Galezowski. 


6) Trepanation und Gehirnpunction bei Gehirn-Affectionen, von Yvert. 

Die Trepanation mit nachfolgenden wiederholten Gehirnpunctionen wurde 
bei einem in extremis befindlichen Patienten ausgefiihrt, der im Anschluss 
an eine Influenza alle Erscheinungen des Hirndrucks darbot. Als Compli- 
cationen bestanden Entzündungen der Tenon’schen Kapsel und des Mittelohrs. 
Vier Monate nach der Operation starb Patient unter wieder auftretenden 
Hirndrucksymptomen. 


7) Geheilte postmeningitische Stauungspapille, von Courtellemont 
und J. Galezowski. Moll. 


IV. Revue générale d’Ophtalmologie. 1905. Januar— April. 
1) Zwei Fälle von Verknöcherung der Linse, von Roure. 

In diesen beiden Fällen wie in den meisten in der Litteratur mit- 
getheilten ist die Verknöcherung nicht auf die Linse beschränkt, sondern hat 
auch in der Aderhaut ihren Sitz. Man muss annehmen, das ihr Ausgangs- 
punkt immer die Aderhaut ist. 


—m nn E ma 


2) Operationsmaske für den Mund, d.h. für den Mund des Operateurs, 


von Truc. | 
Eine mehrfache Lage von Mull ist an zwei Ohrbügeln montirt und soll 
das Sprechen bei der Operation gefahrlos machen. Moll. 


V. Archives d’Ophtalmologie. 1905. Januar— April. 
1) Eine neue Operation an den Augenmuskeln: Die Muskelverlingerung, 
von Landolt. 

Verf. schlägt für veraltete Fälle von Convergenzschielen statt der be- 
liebten Tenotomie, die er bekanntlich principiell verwirft, eine Verlängerung 
des Internus vor. Letztere wird dadurch erreicht, dass der Muskel entweder 
treppenförmig oder durch einen schiefen Sehnitt getrennt wird und beide Theile 
nach angemessener Verschiebung wieder durch Nähte vereinigt werden. Durch 
diese Operation wird dem Muskel die Fähigkeit der Abrollung vom Augapfel 
erhalten, welche durch die Tenotomie unter allen Umständen geschwächt wird. 


2) Doppelseitige unvollständige Hemianopsie mit Erhaltung des macu- 
laren Bezirkes in Folge eines Schläfenschusses, von van Duyse. 
Der Patient verliess die Klinik mit !/, Sehschärfe. Ueber den Weg, 
den das Geschoss innerhalb des Gehirns genommen, werden theoretische Ueber- 
legungen angestellt. 


3) Einige klinische Bemerkungen über Hemianopsie, von Poulard. 

Mittheilung eines Falles von Hemiachromatopsie und eines Falles von 
Hemianopsie, in dem ausnahmsweise auch das centrale Sehen verloren ge- 
gangen war. 


— 285 — 


4) Untersuchungen über den arteriellen Druck bei Glaucom, von 
Frenkel. 

Von 15 Fällen von Glaucom aller Arten zeigten 14 durch sphygmo- 
manometrische Messungen erhöhten arteriellen Blutdruck. Die Durchgängig- 
keit der Nieren war gleichfalls eine gesteigerte, indem Methylenblau im Ver- 
gleich zu den an Alterstar erblindeten Patienten viel schneller ausgeschieden 
wurde. Möglicherweise eröffnen sich hier gewisse therapeutische Versuche. 
Dass jedoch bei der fraglichen Krankheit noch andere pathogenetische Factoren 
mitsprechen, hält Verf. für zweifellos. 


5) Intraoculare Ausspülung bei der Star-Operation, von Lagrange 
und Aubaret. 

Das hierzu construirte Instrument ist eine Spritze, die vermittels einer 
getheilten und hinter dem Stempel zurückführenden Canüle gestattet zugleich 
zu spritzen und anzusaugen. Die Ausspülungen sind mit sogen. künstlichen 
Kammerwasser gemacht, das nach der Analyse von Schmeyr zusammen- 
gesetzt, nur aus einer Lösung von anorganischen Salzen besteht, während 
auf die Eiweiss- und Extractionsstoffe keine Rücksicht genommen worden ist. 
Das Verfahren bringt keinerlei Nachtheil und hat sich bei Fällen von weichen 
oder traumatischen Staren oft bewährt. 


6) Einige Bemerkungen über primären Keratoconus, von Wicher- 
kiewicz. 

Verf. spricht sich im Allgemeinen für die Cauterisation ohne Perforation 
aus und giebt der Modification von Elschnig den Vorzug, welche die ver- 
schorfte Spitze des Keratoconus durch eine oberflächlich cauterisirte Linie 
mit dem Hornhautrande verbinde. Hierdurch entwickeln sich die Blut- 
gefisse schneller längs der verbrannten Linie vom Hornhautrande her und 
consolidiren die Spitze des Conus am besten. 

Im Uebrigen hat Verf. auch mit der Tätowirung und der Iridectomie 
gute Resultate erzielt. 


7) Bedeutung der Cytotoxine in der Pathologie des Auges und im 
besonderen in der Pathogenese der sympathischen Ophthalmie, von 
Golovine. 

Verf. hat sich folgende Idee über das Zustandekommen der sympathischen 
Ophthalmie gebildet: Wird ein Auge, namentlich in der Ciliar-Region, verletzt; 
so kommt es, mit oder ohne Hilfe von Bakterien, zu einer Destruction von 
Zellen des Ciliar-Kérpers, deren Resorption zur Bildung von_ ,,Cytotoxinen‘ 
im Blutkreislauf fiihrt. Diese Toxine gelangen mit dem Blute in das andere 
Auge und wirken hier specifisch auf den Ciliar-Körper. 

Um diese Theorie zu stützen bat Verf. folgende Versuche gemacht: Er 
spritzte eine Emulsion von Ciliar-Kérper und Iris in die Bauchhöhle von 
Kaninchen. Das Serum solcher Kaninchen, die öfter Injectionen erhalten 
hatten, wurde Hunden in den Glaskörper und die Vorderkammer, sowie 
andrerseits in den Blutstrom gebracht. Strenge Asepsis wurde beobachtet. 

Die Augen, welche direct geimpft worden waren, zeigten pericorneale 
Injection, Beschläge der Hornhaut-Hinterfläche, Exsudat in der Vorderkammer 
und Iritis. Die mikroskopische Untersuchung ergab ausser obigen Erschei- 
nungen eine Schwellung der Zellen des Cihar-Kérpers mit Vacuolisirung. 

Wurde das Serum des Kaninchens dem Hunde in die Blutbahn gebracht, 


-- 286 —- 


so erschien das Auge des letzteren makroskopisch normal. Die mikroskopische 
Untersuchung jedoch ergab lediglich im Corpus ciliare localisirte Läsionen. 
Ausser Schwellung der Zellen trat namentlich eine Entfürbung der Pigment- 
schicht zu Tage. 

Verf. schliesst aus seinen Versuchen, dass der Thierkörper fähig ist, in 
seinem Serum ein für das Corpus ciliare specifisches Cytotoxin zu bilden. 
Dass er die Pathogenese der sympathischen Ophthalmie hierdurch erklärt hat, 
will er selbst nicht behaupten. Auch bei andren Augenleiden wie Initis, 
Choroiditis, dürften nach seiner Ansicht die Cytotoxine eine Rolle spielen. 
Es käme nur darauf an, die betreffenden Antikörper zu entdecken. 


8) Gummata der Hornhaut, von Vinsonneau. 

Es handelt sich um einen Fall von diffuser Keratitis mit circumskripten 
gelblichen Infiltraten, die als Gummata angesprochen werden. Eine mikro- 
skopische Untersuchung hat nicht stattgefunden. 


9) Giebt es eine gonorrhoische IritisP von D. Lapersonne. 

Verf. ist auf Grund von klinischen und bakteriologischen Ueberlegungen 
geneigt, an der Existenz dieser specifischen, durch Gonokokken hervorrufbaren 
Krankheit zu zweifeln. 


10) Beitrag zur Lehre vom Leukosarcom des Ciliarkörpers, von 
Moissonnier. 


11) Fremdkörper der Augenhöhle, von Debéve. 

Im ersten Falle handelte es sich um ein Stück Horn von 2cm Länge, 
das durch einen Hufschlag in die Orbita eines Knaben gelangt war; im 
zweiten um ein Stück geplatzten Flintenlaufes. Beide Fülle heilten mit voller 
Sehschiirfe. 


— ee be mn 


12) Bemerkungen über Fremdkörper des Auges, von Cassimatis. 
13) Behandlung des schweren Blepharospasmus durch eine spino- 
faciale Anastomose, von Abadie und Cunéo. 
Die Technik der Operation muss im Original nachgelesen werden. 





14) Veränderungen des Hornhaut-Astigmatismus mit dem Alter, von 

Lagrange. 

15) Die Iridotomie bei der Star-Operation, von Pascheff. 

Verf. empfiehlt die mit einem eigenen Instrument ausgeführte Iridotomie 
anstatt der Iridectomie. Erstere ist schmerzhafter und giebt gelegentlich zu 
stärkeren Blutungen Anlass. Für den vollständigen Austritt der Linse giebt 
die Iridotomie genügenden Raum und die optischen Verhältnisse sind nach 
der Heilung bessere, als nach Verrichtung einer Iridectomie. Moll 





Vermischtes. 


1) Der a. o. Prof. Dr. E. v. Grosz ist zum 6. ordentl. Professor für 
Augenheilkunde an der Universität Budapest ernannt worden. 


we OE eu. 


2) Die v. Graefe-Medaille ist Herrn Prof. E. Hering verliehen. Wir 
gratuliren der Heidelberger Gesellschaft. 

3) Die ungarische augenärztliche Gesellschaft hielt ihre erste Sitzung 
am 11. und 12. Juni 1905 zu Budapest. 





Bibliographie. 


1) Ursachen und Verhütung der Kurzsichtigkeit, von Dr. 
L. Hirsch in Berlin. (Medic. Blatter. 1905. Nr. 23.) Verf. bezeichnet als 
oberste Devise betreffs Prophylaxe der Myopie: Beschränkung der Nahearbeit; 
Fortschritte der Myopie nach der Schulzeit werden verhütet durch Voll- 
correction. 

2) Zur Aetiologie der Pinguecula und des Pterygiums II, 
von Prof. Dr. Adolf Sachsalber in Graz. (Wiener klin. Wochenschrift. 
1905. Nr. 29.) Entgegnung auf die Einwürfe, die dem Verf. gegen seinen 
Versuch, das Zustandekommen der Pinguecula und des Pterygiums zu erklären, 
(Wiener klin. Wochenschr. Nr. 8 und 9) gemacht wurden nebst Anführung 
einer grösseren Anzahl einschlägiger Beobachtungen. 

3) Beitrag zur Kasuistik des einseitigen Nystagmus, von 
Regimentsarzt Dr. Heinrich Frachtmann. (Wiener klin. Rundschau. 
1905. Nr. 26.) Bei einem Rekruten fand sich folgender abnormer Befund: 
Sind beide Augen geöffnet, so wird ruhig fixirt; erst nach einigen Minuten 
tritt geringes Zittern des rechten Bulbus auf; beim Verdecken des rechten 
Bulbus wird in allen Richtungen ruhig fixirt; verdeckt man hingegen das 
linke Auge, so tritt bei Fixation sofort horizontaler Nystagmus auf. Schein- 
bewegungen der Objecte werden nicht angegeben. Das Auge zeigt keine 
Abnormit&ét. Sehschärfe des rechten Auges = '/,,, des linken Auges °/,. 
Hereditäre Verhältnisse die denkbar besten; weder Nerven- noch Augenleiden 
vorhanden gewesen; keine Öhrenaffection. 

4) Die elastischen Fasern in der Sklera myopischer Augen, 
von Prof. Dr. Elschnig in Wien. (Wiener klin. Rundschau. 1905. Nr. 29.) 
Verf. weist nach, dass Lange’s Hypothese, die Myopie beruhe auf einem 
angeborenen Mangel der Sklera an elastischen Fasern, vollständig unbegründet 
Sei, er konnte sich bei seinen Untersuchungen überzeugen, dass bezüglich 
der elastischen Fasern in der Sklera das myopische Auge mit dem emme- 
tropischen übereinstimmt. Die Sklera des myopischen Auges ist nur im 
Staphylom-Bereiche wesentlich dünner, als der Verdünnung einer ursprüng- 
lich normal dicken Sklera bei der Verlängerung der Augenachse ent- 
sprechen würde. 

5) Ueber Augenmuskel-Rheumatismus, von Dr. Carl Pichler, 
Vorstand der inneren Abtheilung des Landeskrankenhauses zu Klagenfurt. 
(Wiener klin. Wochenschrift. 1905. Nr. 14.) Unter 160 Kranken mit 
akutem Gelenk-Rheumatismus waren 4 Kranke mit Augenmuskel-Rheuma- 
tismus, — Knotenbildung kam nicht vor; die Schwellung war stets eine flache, 
die Röthung, diffus nicht scharf begrenzt, von der Cornea durch eine breite 
blasse Zone getrennt. Druckempfindlichkeit war an den Sehnen ausge- 
sprochen. 

6) Kriegs-Oculisten, von Dr. Moritz Teich, k. u. k. Regimentsarzt. 
(Allgem. militär-ärztliche Zeitung. Beilage zur Wiener med. Presse. 1905. 
Nr. 19.) Das Verlangen nach systemisirten Kriegs-Oculisten ist sowohl vom 


— 288 — 


Standpunkte des Verwundeten, als auch von jenem des kriegführenden Staates 
berechtigt; die Realisirung dieses Antrages wird keinen besonderen organisa- 
torischen Schwierigkeiten begegnen. 

7) Ein Fall von angeblich nach einer Öhrfeige aufgetretenen 
Iritis und dessen gerichtsärztliche Begutachtung, von Regiments- 
arzt Dr. H. Frachtmann in Jaroslau. (Wiener med. Wochenschrift. 1905. 
Nr. 20.) In dem vorliegenden Falle wurde die Iritis mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit als eine traumatische bezeichnet. Der Befund konnte erst 
10 Tage nach stattgefundener Verletzung aufgenommen werden; über den 
Augenbefund aus der Zeit der Einreihung des Mannes lag nichts vor. 

Schenkl. 

8) Die natürlichen Pigmentflecke und die Pigmenttum oren 
der Bindehaut, von Ulbrich. (Aus der k. k. Deutschen Universitits- 
Augenklinik in Prag. — Zeitschr. f. Heilkde., Abth. f. Chirurgie. Wien- 
Leipzig 1904, Wilh. Braumiiller.) An eine Besprechung der Pigmentflecke 
und der Naevi conjunctivae, über deren Natur auch Verf. zu keinem end- 
giltigen Urtheil kommt, schliesst sich eine eingehende Abhandlung über die 
„Malignen Tumoren“. Sie werden in Rücksicht auf ihren Ursprungsort 
(besondere Häufigkeit am Limbus), Grösse, Form (Stielbildung sehr selten), 
Farbe, Aetiologie (congenitale Pigmentflecke und angeborene Geschwiilste 
geben selten Anlass zu ihrer Entstehung), besprochen. Traumen sind eben- 
falls nur selten von Bedeutung auf die Entwicklung von Geschwülsten. Das 
Fortschreiten geschieht am häufigsten der Fläche nach, nur sehr selten in 
die Tiefe. Verf. berichtet dann genau über einen Fall von „Naevustumor‘“. 
Frauen erkranken häufiger an melanotischen Bindehauttumoren als Männer. 
Prädestinirt ist das 6. Lebensjahrzehnt. Die Prognose ist relativ gut. 

Kurt Steindorff. 

9) Casuistischer Beitrag zur Kenntniss des Herpes zoster 
ophthalmicus, von Leopold. Inaug.-Diss. Tiibingen 1904.) Mittheilung 
eines Falles, der die Nn. supraorbitalis, supra- und infratrochlearis und fron- 
talis rechts betraf, und eine durch Iritis und Lähmung des Levator palpe- 
brae superioris complicirte Hornhautaffection aufwies. Der Fall bildet eine 
Bestätigung des sog. Hutchinson’schen Gesetzes, dass nur bei Erkrankung des 
N. nasociliaris auch das Auge miterkrankt. Kurt Steindortf. 

10) Lähmung der äusseren Augenmuskeln bei Morbus Base- 
dowii. Bericht über einen Fall, von William Posey. (Americ. Journ. 
of the med. Sciences. 1904. Juli.) Es handelte sich um eine Lähmung 
des M. rect. ext., sup., infer., und Obliqu. infer. des linken Auges. 

11) Zur Differenzirung des Diphtherie-, Xerose- und Pseudo- 
diphtherie-Bacillus mittels der His’schen Serum-Wasser-Fermen- 
tation, von Knapp. (The Journ. of med. Research. XII. Nr. 4.) Bei 
dem Experimentiren mit den verschiedenartigen Zuckerlösungen hat sich 
herausgestellt, dass es sich bei dem Fehlen der Fermentation auf jeder Lösung 
um Pseudodiphtherie-Bacillus handelt, bei Fermentirung der Saccharose um 
Xerosebacillus, bei Fermentirung von Dextrin um den echten Diphtherie- 
Bacillus. Loeser. 


Um Einsendung von Separatabdrticken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 


Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzozr & Wrrrio in Leipzig. 


Centralblatt 


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AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Auck& in München, Dr. Buneze in Paris, Prot. 
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Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





1905. Neunundzwanzigster Jahrgang. October. 





Inhalt: Original-Mitthellungen. I. Hydrophthalmus, Glaukom und Iridectomie. 
Von Prof. Dr. Schoen in Leipzig. — II. Ein weiterer Beitrag zur Casuistik des Epi- 
tarsus. Von Dr. A. Schapringer. — III. Pigmentflecke der Hornbaut. Von Dr. L. Steiner 
in Soerabaya (Java). 

Neue Bücher. 

Geselischaftsberichte. Berliner Ophthalmologische Gesellschaft. 

Referate, UVebersetzungen, Auszüge. Die Local-Anästhesie, ihre wissenschaftlichen 
Grundlagen und praktische Anwendung, von Dr. med. Heinrich Braun. 

Journal-Uebersicht. I. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 
1905. Juni—September. — II. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des Auges. 
1905. Nr. 80—48. — III. La clinique ophtalmologique. 1905. Nr. 2—8. — IV. Annales 
d’oculistique. 1905. Januar—April. 

Vermischtes. Nr. 1—5. 

Bibliographie. Nr. 1—24. 





I. Hydrophthalmus, Glaukom und Iridectomie. 
Von Prof. Dr. Schoen in Leipzig. 


In der jüngsten Ophthalmolugen-Versammlung ist eine neue Operation 
gegen das Glaukom empfohlen worden. Zu meinem grossen Erstaunen 
blieb die Entrüstung der Vertheidiger der Iridektomie, vor Allem diejenige 
LEBER’s, aus, die mir seiner Zeit, als ich anatomisch nachwies, dass die 
Iridektomie Glaukom nicht heile und nicht heilen kann, so gewaltig ent- 
gegentrat. Wer nicht genau hinsah, konnte wirklich das Niederstimmen 


durch die Mehrheit mit einer Widerlegung verwechseln. 
19 


— 290 — 


Ist jetzt die Iridektomie nicht mehr das sichere Heilmittel, dessen 
Wirksamkeit anzuzweifeln Ketzerei ist, dass man nach einem anderen sucht? 

Die neue Operation bringt zwar ebenso wenig Heilung, indessen muss 
man den Zweifel an der Iridektomie, welcher schon in dem blossen Auf- 
tauchen und Besprechen jener liegt, als Fortschritt begrüssen. Die glau- 
komatösen anatomischen Veränderungen können nur verhütet und durch 
Beseitigung der Ursache aufgehalten werden, wegzuwischen vermag sie keine 
Operation irgend welcher Art. 

Bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich eines Falles, wo die Iridektomie 
ein Auge 25 Jahre erhielt, freilich nicht durch den Irisausschnitt, sondern 
auf andere Weise. Immerhin kann ich zur Abwechselung als Vertheidiger 
der jetzt schnöde verlassenen Iridektomie auftreten. 

Es handelte sich um einen Fall von Hydrophthalmus congenitus. Ich 
operirte den vierjährigen Knaben vor 25 Jahren beiderseits zuerst mittelst 





Fig. 1. 
l geschrumpfte Linse. kæ Linsenkapsel. Hornhaut doppelt 
so gross wie die normale. 


Iridektomie nach unten wegen der schweren Zugänglichkeit des oberen 
Hornhautrandes. Beide Iridektomien gelangen tadellos. Trotzdem schritt 
die Krankheit fort. Beiderseits wurde einige Jahre später die Iridektomie 
nach oben ausgeführt. Rechts war die Heilung vorzüglich, links dagegen 
bildete sich eine cystoide Narbe. Nach langem Schwanken, ob ich sie 
anstechen sollte, unterliess ich dies glücklicherweise, gewitzigt durch einen 
Fall, wo ich als Honrner’s Assistent bei einer Frau mit Glaukom die 
Bindehautblase öffnete. Darnach trat zwar richtige Vernarbung ein, aber 
die Frau schob mir die Schuld der allmählichen Verschlechterung des 
einzigen ihr gebliebenen, schon sehr schlechten Auges zu, das andere 
war vorher an Glaukom erblindet. 

In unserem Falle von Buphthalmus ging trotz Iridektomie auf beiden 
Augen das Leiden seinen Lauf unbeschadet weiter. Die Augen wurden 


— 291 — 


grösser, der Sehnerv höhlte sich aus, der Ciliarkörperring erweiterte sich. 
Die Augen hatten eine Myopie von 10D; der Knabe konnte lesen und 
schreiben. In den Irisausschnitten sah man den Ciliarkörperwinkel, die 
Zonulafasern und die Linsenkapsel. Allmählich löste sich die Linse von 
der Kapsel, schrumpfte und rückte nach oben. Der Process verlief auf 
dem rechten Auge mit den zwei vorzüglichen Iridektomien viel 
schneller, so dass dieses Auge im zehnten Lebensjahre des Knaben 
erblindet war. Dann traten darin noch Glaskörperflocken auf, die den Ein- 
blick verwehrten. 

Das linke Auge macht augenscheinlich denselben Weg, aber viel lang- 
samer. Es sieht jetzt noch, 20 Jahre nach Erblindung des rechten, und 
vermag Druckschrift zu lesen. Ganz genaue 
Sehprifang wurde als zwecklos, um den 
Kranken nicht zu beunruhigen, unterlassen. 

Es besteht jetzt Emmetropie, da an der Linse 
vorbeigesehen wird. Auch hier sind Flocken 
und Verflüssigung des Glaskörpers vorhanden. 
Der verschiedene Verlauf und die Erhaltung 
des Sehvermögens bis heute beruht zweifellos 
auf der cystoiden Vernarbung. Die Biude- 
hautblase hat eine ausserordentliche Grösse. 
Der Inhalt beträgt fast so viel wie der des 
Auges selbst und gewiss so viel wie der eines 
gewöhnlichen Auges. Man bekommt jedes Mal 
aufs Neue einen Schreck, wenn man den _ Fig. 2. 
Fall nach längerer Zeit wieder sicht. eee gan 
8 ell w durch Auge und Bindehautblase. 

Die Grösse der Blase wächst anscheinend 
stetig. Das Lid zurückzuziehen habe ich schon seit vielen Jahren vermieden, 
um die Blase nicht zu sprengen. Das besorgte vor zwei Jahren der Kranke 
selbst durch einen unfreiwilligen Stoss gegen eine Thirklinke. Der erste 
Blick auf das obere Lid lehrte das Fehlen der Blase, dass diese darunter 
zerplatzt war. Ich rechne mir zum besonderen Verdienst an, dass ich 
nichts am Auge unternahm, es nicht einmal Öffnen liess. Verband und 
Bettruhe waren Alles. Die einzige Möglichkeit zeitweiliger Erhaltung des 
Sehvermögens bestand ja in der Wiederherstellung der Bindehautblase, 
Diese ist in der That erfolgt, und das Auge befindet sich wieder in dem 
Zustande wie vor dem Stoss. 

Die Blase bildet ein Sicherheitsventil dafür, dass der auf der Sclera 
lastende Druck nicht zu hoch wird. Meine, an anderem Orte ausgesprochene 
Vermuthung geht dahin, dass der Hydrophthalmus herrührt von angeborenem 
Fehlen der Meridionalfasern des Ciliarmuskels, weshalb der Augendruck nicht 
wie im normalen Auge von diesen elastisch aufgefangen wird, sondern 
unmittelbar gegen die unelastische Lederhaut anprallt 

19* 


— 292 — 


Der Fall giebt eine Lehre, wie man bei Glaukom-Augen, wo es bereits 
zu spät ist zum Verhüten oder Aufhalten, die Erblindung vielleicht noch 
hinausschieben könnte. Es wäre ein Corneoscleralschnitt zn machen, dessen 
Vernarbung zu hindern und darüber eine Bindehautblase herzustellen. 

Ich habe mir vorgenommen, zukünftig dergestalt zu verfahren. 


[Aus der Augenabtheilung des Deutschen Dispensary in New York.] 


II. Ein weiterer Beitrag zur Casuistik des Epitarsus. 
Von Dr. A. Sehapringer. 


Im Maihefte des Centralbl. f. pr. Augenheilk. veröffentlichte ich’ drei 
neue Fälle von Epitarsus, wovon zwei (IX und X) Mutter und Tochter 
betrafen. Bei der achtjährigen Tochter (Fall IX) war an der Hinterfläche des 
rechten Oberlides ein ausgeprägter dreieckiger Epitarsus in Form der Lid- 
bindehautschürze vorhanden, wie ich sie seiner Zeit in meiner ersten 
Mittheilung über diesen Gegenstand? eingehend beschrieben hatte. Bei der 
Mutter (Fall X, Frau Jetta Simon) betraf die vorgefundene Missbildung 
das linke Oberlid. Es war hier aber keine Falten- oder Wulstbildung zu 
sehen, sondern nur eine den Tarsus seiner ganzen Höhe nach durchsetzende, 
gerade verlaufende dünne Narbenlinie, welche augenscheinlich als der Aus- 
druck eines intrauterin geheilten Tarsuscoluboms aufzufassen ist. Es war 
offenbar in der frühen Embryonalperiode ein schmaler und steiler Epitarsus 
vorhanden gewesen, der sich früh genug zurückgebildet hatte, so dass das 
durch ihn verursachte Tarsuscolobom noch Zeit hatte, zuzuheilen. 

Ich bin heute schon wieder in der Lage, über einen Fall zu berichten, 
bei welchem der Befund ein ähnlicher war wie bei Frau Jetta Simon. 
Den in meinen betreffenden früheren Mittheilungen aufgezählten 11 selbst- 
benpachteten Beispielen von Epitarsus reiht sich dieser Fall als zwölfter an. 

Fall XII. — Mendel Nagelberg, 21 Jahre alt, Zuschneider, aus 
Galizien nach New-York eingewandert, stellt sich den 12. August 1905 vor 
und klagt über ein unbehagliches Gefühl in seinem linken Auge, das ihn 
seit 6 Tagen belästigt. Mit Hülfe von seitlicher Beleuchtung entdeckt 
man ein der Hornhaut anhaftendes feines Staubkörnchen, dessen Entfernung 
den Beschwerden des Patienten ohne Weiteres ein Ende macht. 

Vor Anwendung der seitlichen Beleuchtung waren, wie dies die Routine 
der Untersuchung mit sich bringt, beide Oberlider umgeklappt worden. 





! Ueber Varietäten des Epitarsus. 1905. S. 131. 

3 Die angeborene Schürze der Lidbindehaut — eine bisher noch nicht beschriebene, 
typische Missbildung des menschlichen Auges. (Zeitschr. f. Augenh., 1899, Bd. II, S. 41.) 
Enthält die Beschreibung meiner ersten acht Fälle. 


— 293 — 


Die Bindehautfläche des rechten Oberlides erwies sich dabei als vollkommen 
normal mit Ausnahme eines weisslichen Körnchens auf der Höhe des oberen 
(am umgeklappten Lide: unteren) Tarsusrandes, temporalwärts von der Mitte. 
Die Natur dieses Körnchens, ob angeboren oder erworben, muss dahingestellt 
bleiben. Der Tarsus des linken Oberlides erscheint durch einen nahezu 
senkrecht verlaufenden, etwa 1-5™™ breiten weisslichen, wie narbig aus- 
sehenden Streifen in zwei etwas ungleiche seitliche Hälften getheilt. Das 
dem Wimpersaume entsprechende Ende des Streifens liegt etwas temporal- 
wärts von der Mitte; das obere (am umgeklappten Lide: untere) Ende 
entspricht genau der Mitte. Der Wimpernsaum selbst ist vollständig 
normal und zeigt insbesondere keine Spur einer Einkerbung, die Reihe der 
Mündungen der Mrrsom’schen Drüsen ist ununterbrochen. Dem Streifen 
entsprechend ist das Gewebe des Tarsus weicher und weniger elastisch, die 
bedeckende Schleimhaut aber anscheinend unverändert. 

Diesen Befund am linken Oberlid spreche ich nun gleich dem bei 
Frau Jetta Simon erhobenen als den Ausdruck eines intrauterin geheilten 
Tarsuscoloboms an. 

Auf meine Aufforderung führte mir Patient eine Woche später seinen 
42 jährigen Vater Abraham N. zu. Bei diesem war an beiden Augen eine 
Hypermetropie von 1-25D festzustellen, für welche ihm entsprechende 
Convexgläser verordnet wurden. Sonst fand sich nichts Abnormes, insbe- 
sondere nichts an einen Epitarsus Erinnerndes,. | 

Die Augen der Mutter zu untersuchen habe ich vorläufig noch nicht 
Gelegenheit gehabt. Nach Augabe des Sohnes sollen sie normal sein. 

Es geschieht im Dienste der bequemeren Uebersichtlichkeit, wenn ich 
Fälle wie X und XII, bei welchen nur die Fussspur eines Fpitarsus zu 
erkennen, der eigentliche Epitarsus selbst aber gar nicht mehr vorhanden 
ist, kurzer Hand zu den Epitarsusfällen rechne und sie, nicht in einer 
besonderen Rubrik unterbringe. 


III. Pigmentflecke der Hornhaut. 


Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java). 


Pigmentflecke der Bindehaut sind hier viel häufiger, als in Europa, und 
gehören zu den täglichen Vorkommnissen. Dagegen sind Pigmentflecke der 
Hornhaut auch hier bei der dunkelfarbigen Bevölkerung eine grosse Selten- 
heit. In dem pigmentarmen Europa dürften sie kaum vorkommen. Soweit 
ich aus der, allerdings lückenhaften Literatur die ich hier zur Hand habe, 
sehen kann, hat man sie noch nicht beschrieben. Ich habe zwei Mal 
Pigmenttlecke der Hornhaut bei Javanen beobachtet. 

Im ersten Falle, den ich vor 12 Jahren sah, fand sich bei einem jungen 


— 294 — 


Manne, auf dem Corneoscleralrande des linken Auges, innen unten ein 
rundlicher Naevus pigmentosus von etwa 1!/,mm Durchmesser. Daneben 
etwa 1!/,mm Schläfen- und aufwärts von diesem Naevus, in vollem durch- 
sichtigem Hornhautgewebe ein ganz kleines braunschwarzes Fleckchen von 
höchstens !/, mm Durchmesser. Die Hornhaut war überall glatt und übrigens 
normal. Es bestand bloss Trachom des Oberlides.. Noch sei erwähnt, dass 
auf demselben Auge ein drittes kleines Pigmentmal auf der Augapfelbinde- 
haut, 4mm nasen- und aufwärts vom Hornhautrande sass. 

Der zweite Fall, den ich in den letzten ‘Wochen beobachtete, ist 
Folgender: 

Hady Hassim, etwa 30 Jahre alter Javane. Auf der Haut des Ge- 
sichtes auffallend viele Pigmentmale. Auf beiden Augen Trachom. Beider- 





seits ist die Bindehaut geröthet, verdickt, mit Körnern und papillomatösen 
Wucherungen durchsetzt und sondert eitrigen Schleim ab; die Hornhaut 
halb durchsichtig, weisslich unregelmässig trachomatös getrübt. Mehrfach 
ziehen feine Gefässe zu den stärker getrübten Partien, ohne dass es aber 
zu einem eigentlichen Pannus gekommen wäre. Auf dem inneren Drittel 
der linken Hornhaut ein scharf hervortretender, unregelmässig runder 
Pigmentfleck von etwa 4mm Durchmesser. (In der Abbildung ist 
derselbe lange nicht so auffallend, als er in Wirklichkeit war.) Die 
Grenze desselben fällt nach innen zusammen mit dem Corneoscleralrande, 
nur an einer Stelle überschreitet er denselben in der Ausdehnung von einem 
halben Millimeter. Bei näherer Betrachtung besteht er aus einer Gruppe 
confluirender kleiner Flecken, die am Rande heller als in der Mitte sind, 
wodurch die Farbe ungleichmässig dunkel und der Rand gezähnt erscheint. 
Ausserdem sieht man in nächster Nähe dieses Randes ganz kleine schwarze 
Fleckchen, ohne directen Zusammenhang mit dem Hauptfleck und auf der 


— 295 — 


Augapfelbindehaut, etwa 2mm vom Hornhautfleck entfernt, ein kleines 
stecknadelkopfgrosses Pigmentmal, dessen Farbe und Aussehen durchaus 
dem des Hornhautfleckes entspricht und dessen Zugehörigkeit zu diesem 
durch mehrere kleine Fleckchen, die sich zwischen beiden befinden, wahr- 
scheinlich gemacht wird. Der Farbstoff findet sich bereits in den obersten 
Schichten der Hornhaut; ob auch in den tieferen, ist wegen der gesättigten 
Farbe nicht zu sehen. Es bestehen nirgends Narben von Verletzungen 
oder Stichelungen, kein Pterygium, das den Farbstoff von der Bindehaut 
hätte hinüberziehen können, keine Synechie, die auf eine Herkunft des 
Pigments aus der Iris wiese. Die Hornhaut ist anscheinend überall gleich 
dick, die vordere Kammer von normaler Tiefe. | 

Um einige Einsicht in die Structur dieses Hornhautfleckes zu erhalten, 
wurde ein winziges, flach keilförmiges Stück von der Oberfläche desselben 
mit dem Staarmesser entfernt und unter das Mikroskop gelegt. Nach Ent- 
fernung desselben war der Boden der so gesetzten Wunde noch dunkelbraun. 
Das Präparat enthält also bloss die oberste Schicht des Fleckes. Auch war 
es zu klein, um in Schnitte zerlegt zu werden, und kann deshalb auf manche 
Fragen keine Auskunft gegeben werden. Der Befund war Folgender: So weit 
ersichtlich besteht es bloss aus Epithelzellen und Pigment. Die Umrisse 
der Epithelzellen sind am dünnen Rande, wo bloss die oberflächlichste 
Schicht vorhanden ist, deutlich. An dieser Stelle ist eine pigmentfreie 
Randzone, woraus erhellt, dass die oberste Epithelschicht von Farbstoff frei 
geblieben ist. Nach innen zu, sowie das Präparat dicker wird, tritt massen- 
haft schwarzbrauner Farbstoff auf, zwischen welchem die Epithelzellen nur 
hie und da noch zu erkennen sind. Der Farbstoff findet sich in sehr mannig- 
faltiger Anordnung. Theils ist er als feinere und gröbere, unregelmässige 
Körner und Schollen durch das ganze Gewebe zerstreut, wobei er sich je- 
doch oft genug an den Rändern der Zellen zu schwarzen Strichen gruppirt. 
Manchmal scheint er sich in Rundzellen angehäuft zu haben. Vielfach 
drängen sich die Körner und Klumpen zu wolkenähnlichen Gebilden zu- 
sammen. Weiter sieht man lange, oft verästelte bald sehr feine, bald 
dickere Striche das Gesichtsfeld auf weite Strecken hindurchziehen. Endlich 
finden sich vielfach sternförmige Pigmentzellen, in welchen oft ein pigment- 
freier Kern zu erkennen ist und die lange, oft verzweigte Fortsätze in ver- 
schiedene Richtungen aussenden und mit den eben beschriebenen Gebilden 
ein wirres Durcheinander bilden. 

So lückenhaft die durch das Mikroskop gegebenen Aufschlüsse auch 
sind, so erhellt doch aus denselben, dass das Pigment in der Cornea selbst 
sitzt und mit den Elementen derselben eng gewoben ist, dass es sich also 
nicht um ein durch Tatowirung, Pterygium oder Synechien erzeugtes 
Kunstproduct handelt. 

Auffallend ist die Aussage des Mannes, der schwarze Fleck sei erst in 
den letzten Jahren sichtbar geworden. Ich habe darauf aufmerksam ge- 


— 296 — 


macht, dass das Trachom häufig bei Malayen eigenthümliche, von den ge- 
wöhnlichen Naevis zu unterscheidende Pigmentflecke der Bindehaut erzeugt, 
bezw. früher kaum oder gar nicht sichtbare Pigmenthäufchen zur Wucherung 
und zur Bildung von grossen schwarzen Flecken anregt.! Es wäre denkbar, 
dass wir es hier mit einem solchen Trachomfleck zu thun haben. Bei der 
nahen histologischen und entwicklungsgeschichtlichen Verwandtschaft zwischen 
Hornhaut und Bindehaut wäre es ja nicht befremdend, wenn die schwarzen 
Flecke, welche das Trachom so häufig auf dieses erzeugt, gelegentlich auch 
ein Mal auf jener angetroffen würden. Diese Deutung scheint mir aber 
nicht die richtige, weil die Trachomflecke ausschliesslich auf der Lidbinde- 
haut vorkommen und die Augapfelbindehaut vermeiden. Ich glaube, dass 
der Fleck ein angeborenes Pigmentmal ist, aber unbeachtet blieb, solange 
die Hornhaut gesund und durchsichtig war und seine Farbe mit derjenigen 
der darunterliegenden ebenfalls dunkelbraunen Iris zusammenfloss. Erst 
nachdem das Trachom die Hornhaut milchig getrübt und so für den nöthigen 
Contrast gesorgt hatte, wurde sich der Mann seines Fleckes bewusst. 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


*1) Anatomie und Physiologie der optischen Bahnen und 
Centren. Ein Handbuch für Nerven- u. Augenärzte von Dr. H. Wilbrand 
(Augenarzt) und Dr. A. Saenger (Nervenarzt) in Hamburg. Mit zahlreichen 
Abbildungen im Text und 26 Tafeln. 

Dritter Band, I. Abtheilung der Neurologie des Auges. Wiesbaden, Verlag 
von J. F. Bergmann. 1904. | 

*2) Handbuch der Physiologie des Menschen in vier Bänden. 
Herausgegeben von W. Nagel in Berlin. Vierter Band. Physiologie des 
Nerven- und Muskelsystems. Erste Hälfte mit 68 eingedruckten Abbildungen. 
Braunschweig, Verlag von Friedrich Vieweg u. Sohn. 1905. 

3) Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte im 
Gebiete der Ophthalmologie. Herausgegeben von Dr. Julius v. Michel. 
85. Jahrgang. Bericht für das Jahr 1904. Erste Hälfte. Tübingen 1905. 

*4u.5) Sammlung zwangloser Abhandlungen. Herausgegeben 
von Prof. Dr. A. Vossius, IV, 3. 

Die locale Anästhesie in der Augenheilkunde von Prof. Dr. Best 
in Giessen. 

Ueber das Lymphom bezw. Lymphadenom der Lider und de 
Orbita von W. Rückel, approb. Arzt in Giessen. Halle 1906. 

1 Ueber das Vorkommen von Pigment in der Conjunctiva der Malayen. Genees- 
kundig Tijdschrift van Nederlandsch Jndie Dell XXXIII, afl. 1, 1893 und Ueber er 
worbene Piymenttlecke in der Bindehaut der Malayen, Centralbl. für prakt. Augen- 
heilkunde Juli 1898. 


= 297 — 


Gesellschaftsberichte. 
Berliner Ophthalmologische Gesellschaft. 


Sitzung vom 19. Januar 1905. 


Vors.: v. Michel. Schriftf.: Wertheim. 


1. Herr Braune: Krankenvorstellung. (Doppelseitige symmetrische 
optico-ciliare Vene.) 


2. Herr Roth: Demonstration eines zum Messen des Astig- 
matismus eingerichteten Keratoskops. (Veröffentlicht im Januarheft 
des Centralbl f. Augenheilk., 1905.) 


8. Herr Heinrichsdorff (a. G.): Die Adaptionsstörung bei 
Hemeralopie und das Verhalten des Ringscotoms. (Vergl Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 60.) 


4. Herr Schultz-Zehden: a) Einseitige Stauungspapille durch 
Hirngeschwulst. 


Vortr. berichtet über einen Fall aus den städtischen Siechenanstalten 
Berlins, bei dem die Allgemeindiagnose zwischen Lues cerebrospinalis uud 
tumor cerebri schwankte. Der ophthalmoskopische Befund war rechts: ein- 
fache Sehnervenatrophie, links: Stauungspapille im atrophischen Stadium. 


Vortr. schloss sich der Diagnose tumor cerebri an. Es trieb ihn folgende 
Ueberlegung dazu: die Stauungspapille wird am häufigsten durch einen 
tumor hervorgerufen. Ein solcher kann aber nicht allein zur Stauung führen, 
sondern auch direct durch Druck Hirntheile und Nerven zu Grunde richten. 
Angenommen, dass ein Tumor vorliegt, so musste derselbe in der rechten 
Schädelhälfte liegen und den rechten Opticus comprimirt zur Atrophie ge- 
bracht haben. 


Die Section des Falles ergab ein Cholesteatom der Schädelbasis, welches 
in den rechten Ventrikel hineingewuchert war und Corpus striatum und 
Thalamus opticus gänzlich zum Schwund gebracht hatte. Ferner war durch 
die Geschwulst der rechte Nr. opticus gleich nach der Kreuzung direct zer- 
quetscht worden. 

Durch die Zerquetschung des rechten Nr. optic. erklärt Vortr. die ein- 
fache Atrophie rechterseits (Compressionsatrophie). Die Stauungspapille linker- 
seits dagegen führt er auf die allgemeine Druckerhöhung im Schädelinneren 
zurück. 

In dem Falle liegt also eine Doppelwirkung des Cholesteatoms vor. Es 
zerquetschte rechterseits den Nr. opt. und führte zur absteigenden einfachen 
Atrophie, während es links durch Erhöhung des allgemeinen intracraniellen 
Drucks zur Stauungspapille Veranlassung gab. 


Der Fall steht in seiner Art einzig da und liefert einen Beitrag zur 
Genese einseitiger Stauungspapille. 
b) Allerkleinstes Aderhautsarcom. 


Vortr. fand bei der Section am hinteren Augenpol eine kleine verdickte, 
schmutziggrau gefärbte Stelle der Aderhaut. Die microskopische Untersuchung 
ergab, dass es sich um Aderhautsarcom handelte. Vortr. hat weder in der 


— 298 — 


Litteratur noch unter den 30 Fällen, die er bearbeitete, einen so winzigen 
Tumor gefunden, der so deutlich Entstehung und Propagation erkennen 
lies. Er misst 2 mm im längsten Durchmesser und hat eine Verdickung der 
Aderhaut um nur 0,3 mm verursacht. Er besteht aus grossen Spindelzellen 
und homogener Zwischensubstanz, zeigt stellenweise einen deutlich alveolären 
Bau und ist unpigmentiert. Die Entstehungsschicht ist die Schicht der 
grösseren Gefüsse. Die Propagation findet in der Suprachorioidea statt. Die 
letzten Geschwulstzellen sind deutlich zu zählen, die Venen an den Rand- 
partieen enthalten Geschwulstmaterial. Interessant ist die Umwucherung der 
Ciliarnerven durch Geschwulstzellen. Als matrix der Geschwulstzellen konnte 
Vortr. die pigmentirten Stromazellen nachweisen. 

Was Winzigkeit und Deutlichkeit anbetrifft, mit der Entwicklung und 
Propagation zu erkennen ist, sucht der Fall seines Gleichen. 

5. Herr J. Hirschberg: a) Eisensplitter in der Linse. (Ver- 
öffentlicht im Februarheft des Centralbl. f. Augenheilk. 1905.) 

b) Krankenvorstellung (Eingeheilter Splitter in der Netzhaut). 


Sitzung vom 16. Februar 1905. 


Vors.: v. Michel. Schriftf.: Wertheim. 


1. Herr J. Hirschberg: Krankenvorstellung (Magnet-Operation). 

2) Herr v. Michel: Ueber amyloide Degeneration der Augen- 
gefässe (mit Demonstration mikroskopischer Präparate). 

3. Herr Münch (a. G.): Ueber die Innervation der Stromazellen 
der Iris. (Veröffentlicht im Augustheft der Zeitschr. f. Augenheilk. 1905.) 


Sitzung vom 16. März 1905. 


Vors.: Greeff. Schriftf.: Wertheim. 


1. Vorstandswahl. Der bisherige Vorstand wird durch Zuruf wieder- 
gewählt. 
2. Herr Pollack: Krankenvorstellung (Mikulicz’sche Krankheit). 


Sitzung vom 18. Mai 1905. 


Vors.: v. Michel. Schriftf.: Wertheim. 


1. Herr Schultz-Zehden: Die chronische herdförmige Chorio- 
Retinitis tuberculosa. 


Vortr. teilt einen klinisch und anatomisch beobachteten Fall einer Herd- 
erkrankung der Aderhaut mit, in welchem ausser der tuberculösen Aderhaut- 
erkrankung kein andrer tuberculöser Herd im ganzen Organismmus gefunden 
wurde. Der Fall betrifft einen 73jährigen Mann, der an Broncho-Pneumonie 
gestorben und zur Section gekommen war. Vortr. tritt an der Hand dieses 
und andrer von ihm beobachteter Fälle für die Anschauung ein, dass 

1. die herdförmige chronische Chorio-Retinitis tuberculosa als selbständiges 

Leiden auftreten kann, 

2. man in einer Reihe von Fällen fehlgehen dürfte, wenn man die Diagnose 
von dem positiven Ergebniss der Allgemeinuntersuchung abhängig macht. 

3. diese Form der chronischen Aderhauttuberculose überaus gutartig ver- 
laufen kann. 


— 299 — 


Zum Beweis des ersten Punktes zieht er seine nicht nur klinisch, sondern 
anatomisch beobachteten Fälle heran, in denen keine andre tuberculöse Er- 
krankung bestand als die Aderhauterkrankung. 


Die Diagnose will er zunächst aus den ophthalmoskopischen Ver- 
änderungen gestellt wissen. Die tuberkulösen chorioiditischen Herde sind an- 
fänglich gelbweiss oder rosagelb, ihre Begrenzung ist eine verwischte, sie 
sind wenig oder gar nicht erhaben. Der stärkere erhabene Knoten wird oft 
von einem Pigmentsaum umgeben. Pigment wird, nicht selten in Klumpen, 
in der Mitte der Herde festgehalten. In späterer Zeit erscheint die Aderhaut 
auf weitere Strecken verfärbt. Innerhalb der verftirbten Zone erscheinen 
rundliche gelbe Stellen mit Pigmentanhäufung. Dieser von H. v. Michel ge- 
gebenen Beschreibung fügt Vortr. hinzu, dass der Pigmentsaum überaus zart 
und das Pigment öfters in feinen Linien erscheint, die nichts anderes be- 
deuten, als die Trennungslinien zweier Tuberkel, die miteinander confluirt 
sind. Vortr. geht auf die anatomischen Veränderungen ein, welche das 
ophthalmoskopische Bild der Aderhautherde verschiedenen Ursprungs beein- 
flussen. Er hebt die Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten der einzelnen 
Herde hervor. Er kommt zu dem Schlusse, dass in manchen Fällen das 
ophthalmoskopische Bild des Augenherdes bei der chronischen Aderhaut- 
tuberculose von dem Herde anderen Ursprungs schwer zu unterscheiden ist. 
Die Allgemeinuntersuchung soll deshalb immer vorgenommen werden. Wenn 
die Allgemeinuntersuchung negativ ausfällt, so ist die Tuberculose als genetisches 
Moment trotzdem in Rücksicht zu ziehen. Denn die Chorio-Retinitis disse- 
minata fuberculosa chronica kann als selbständiges Leiden auftreten. Tritt 
sie als selbständige Affection auf, dann kann sie überaus gutartig verlaufen. 
In den Fällen von Schultz hat sie jahrelang bestanden, ohne zum Unter- 
gang des Auges, ohne zu Metastasen in anderen Organen zu führen, ja ohne 
locale Entzündungserscheinungen zu machen. 

Vortr. berichtet noch über einen von ihm beobachteten Fall, in dem die 
tuberculöse Aderhautveränderung zuerst festgestellt und später erst (!/, Jahr) 
eine Lungentuberculose ausbrach. In dem Falle, es handelte sich um Myopia 
excessiva, war die Krankheitsursache zuerst auf die Myopia bezogen. 

Vortr. spricht zum Schluss über die anatomischen Veränderungen der 
herdförmigen Chorio-Retinitis tuberculosa und demonstrirt sehr instruktive 
Bilder. 

2. Herr Fehr: Ueber das Angiom der Aderhaut. (Veröffentlicht 
im Juniheft des Centralbl. f. Augenheilk. 1905.) 

3. Herr v. Pflugk (Dresden) a. G.: Zur Technik der Schiel- 
operation. 

4. Herr H. Feilchenfeld: Ueber das Sehen mit Cylinder- 
gläsern. 


Sitzung vom 22. Juni 1905. 


Vors.: Greeff. Schriftf.: Wertheim. 


L Herr Türk: Krankenvorstellung. 


Vortr. stellt einen 6 jährigen Patienten vor, der vor 2 Tagen wegen 
stationären Kernstars am linken Auge einer Discission unterworfen wurde. 
Jetzt liegt in der Vorderkammer der durch den Druck der quellenden Linsen- 
massen ausgestossene fast unversehrte Kern. Vortr. führt diese ungewöhnliche 


— 300 — 


Ausstossung des Kerns in toto, die in der gleichen Weise vor einigen 
Wochen auch auf dem andren Auge einige Tage nach der Discission vor 
sich ging, auf eine besondere Resistenz des Kerns oder auf seine ungewöhnlich 
lockere Verbindung mit der Rinde zurück. 

2. Herr Greeff: Zur Pathologie des Glaskörpers. 

3. Herr Paderstein: Ueber intraoculäre, tuberculöse Granu- 
lationsgeschwülste (mit Demonstrationen). i 

Bei einem 3jährigen Mädchen mit grossen Lymphomata colli bot das 
rechte Auge neben Erscheinungen von Glaucom das Bild des amaurot. Katzen- 
auges. Die klinische Diagnose musste zwischen Glioma retinae und Irido- 
Chorioideal-Exsudat im Zweifel bleiben. Die Section des enuclefrten Auges 
ergab die Umwandlung des praepapillären Theiles der abgelösten Netzhaut in 
eine grosse tuberculöse, riesenzellenreiche Granulationsgeschwulst. Auch die 
vorderen Netzhauttheile erwiesen sich mit zahlreichen Tuberkeln infiltrirt, 
während die Aderhaut in geringerem Grade, Iris und Ciliar-Körper keine 
tuberculösen Erscheinungen darboten. Dieser, wie einige andere Fälle in 
der Literatur sind als primäre Netzhauttuberculose aufzufassen. 

Bei einem 2'/,jährigen Mädchen, das an Bronchitis und Cervical-Drüsen- 
schwellungen litt, war die Iris des linken Auges in ein mit zahlreichen 
Tuberkelknötchen besetztes Granulationsgewebe umgewandelt. Die Behandlung 
mit TR.-Injectionen nach v. Hippel musste nach Erreichung der Dosis von 
!/, mgr. wegen bedrohlicher Allgemein-Erscheinungen (Fieber, Nachtschweisse, 
Appetitverlust) aufgegeben werden. !/, Jahr nach Beendigung der Therapie 
wurde die Enucleation unvermeidlich. Die Section des Auges ergab, dass 
die Iris in eine, die ganze Vorderkammer ausfüllende, dem Durchbruch nahe, 
tuberculöse Granulationsgeschwulst mit zahlreichen Tuberkeln und Ver- 
käsungen umgewandelt war. — Der Bazillen-Nachweis gelang weder in diesen 
beiden, noch in einem dritten Fall von durchgebrochener Aderhauttuberculose 
bei einem an Hoden-, Drüsen- und multipler Knochentuberculose leidenden 
Knaben. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Die Localanästhesie, ihre wissenschaftlichen Grundlagen und prak- 
tische Anwendung. Ein Hand- und Lehrbuch, von Dr. med. Heinrich 
Braun, chirurg. Oberarzt am Diakonissenhaus und Docent an der Uni- 
versität Leipzig. (Leipzig, 1905, Joh. Ambrosius Barth.) 


Im vorliegenden Buche stellt sich Verf. (jetzt a o Professor) die Auf- 
gabe, unsre gegenwärtigen Kenntnisse der Localanästhesie, die in den letzten 
Jahren grosse Erweiterungen und Fortschritte erfahren haben, so zusammen- 
zutussen, dass es jedem Arzt möglich ist, von der Localanästhesie in seinem 
Wirkungskreise in ausgedehntem Maasse zum Nutzen seiner Kranken Gebrauch 
zu machen. Die Lösung dieser sehr zeitgemässen Aufgabe ist dem Verf. vor- 
trefflich gelungen. Einen Theil des Inhaltes bilden die in mehreren Arbeiten 
veröffentlichten Ergebnisse der Untersuchungen des Verf. über die wissen- 
schaftlichen Grundlagen der Localanästhesie, auf der einen Seite mannigtfach 
ergiinzt und erweitert, auf der anderen Seite des Unwesentlichen entledigt 
und verkiirzt. Die Entwicklung der verschiedenen Methoden der Local, 
anästhesie ist objectiv und übersichtlich geschildert. 


— 801 — 


Um die praktische Anwendung der Localanästhesie so darzustellen, 
dass dem Leser das Studium vieler Einzelarbeiten und die Nothwendigkeit 
längerer Erfahrung erspart bleibt, ist hierfür die Form einer auf die Local- 
anästhesie zugeschnittenen, mit zahlreichen Abbildungen versehenen Operations- 
lehre gewählt: Die Technik der Localanästhesie ist für das ganze Gebiet der 
Chirurgie erschöpfend und sehr anschaulich dargestellt. Auch ihre Anwen- 
dung in den Specialfächern hat ausgiebige Berücksichtigung gefunden. Für 
das Gebiet der Augenheilkunde wurden dem Verf. vom Referenten auf 
Grund seiner Erfahrungen einige Unterlagen gegeben, im Uebrigen wurde 
die einschlägige ophthalmologische Literatur vom Verf. mit sehr guter und 
sachlicher Kritik verwerthet. Schon die früheren Arbeiten des Verte auf 
dem Gebiete der Localanästhesie, besonders sein eingehendes Studium der 
combinirten Wirkung des Suprarenins und der Localanästhetica, hatten auch 
für die Weiterentwicklung der Localanästhesie in der Augenheilkunde, in der 
das Suprarenin (bezw. Adrenalin) bekanntlich zuerst Anwendung gefunden 
hatte, eine fruchtbare Rückwirkung, indem vor Allem durch die Untersuchungen 
des Verf.’s auch für diese Weiterentwicklung eine sichere wissenschaftliche 
Grundlage geschaffen wurde. Ref. hat schon aus den früheren Arbeiten des 
Verf.’s grossen Nutzen für die Erweiterung und Verbesserung der Anästhesie 
bei Augenoperationen gezogen; die nun in dem Buche vorliegende Zusammen- 
fassung des ganzen Gebietes macht es jetzt jedem Arzt leicht, in seinem Ge- 
biet die Localanästhesie erfolgreich und individualisirend anzuwenden. 


Für Jeden, der die Localanästhesie in ihrer gegenwärtigen Entwicklung 
kennen und wirklich beherrschen will, und sei es auch nur für ein Special- 
gebiet, ist das Studium des Braun’schen Buches geradezu nothwendig. Das 
Buch liesst sich sehr angenehm, auch in den rein theoretischen Theilen. Die 
Literatur ist übersichtlich und erschöpfend angegeben, soweit das heutzutage 
bei einem so umfangreichen Gebiete durchführbar ist. Ein ausführliches Sach- 
register und Autorenregister sorgen für bequemes Nachschlagen. 

Schwarz. 


Journal- Uebersicht. 


I. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. Juni. 
1) Die pathologische Histologie der Parinaud’schen Conjunctivitis, 
von F. H. Verhoeff und G. S. Derby. 


Verff. geben den Bericht über den histologischen Befund eines von ihnen 
untersuchten Falles von Parinaud’scher Conjunctivitis. Die Veränderungen 
bestanden wesentlich aus deutlicher Zellnekrose im subconjunctivalen Gewebe 
bei ausgedehnter Infiltration des letzteren mit Iymphoiden und phagocitären 
Zellen. Dazu kam eine chronisch entzündliche Reaction der tieferen Gewebe, 
die zum Process der Organisation und Production von neuem Bindegewebe 
führte. Die Parinaud’sche Conjunctivitis hat keine Beziehung zu dem 
Lymphom der Conjunctiva der Erwachsenen, mit welchem sie auch klinisch 
oder histologisch wenig oder keine Aehnlichkeit hat. Die Krankheiten, mit 
welcher sie am leichtesten zu verwechseln wäre, sind Trachom oder Tuber- 
culose der Conjunctiva. 


— 3802 — 


2) Ein forensisch interessanter Fall von hereditirer Neuritis optica 

(Leber), von Victor Hanke. ` 

Ein 21 jähriger Arbeiter, der öfters die noch nicht gekühltenDampf- 
kessel zu reinigen hatte, bemerkte schon seit längerer Zeit, wenn er 
nach Beendigung seiner Arbeit an die kalte Luft kam, ein Flimmern vor 
seinen Augen. Als er wieder die Reinigung eines nicht ausgekühlten Kessels 
vornahm, wurde er in fast bewusstlosem Zustande herausgeholt. Zu Bewusst- 
sein gekommen, fiel ihm sofort eine beträchtliche Abnahme seines Sehverinögens 
auf. Dasselbe sank immer mehr, so dass er seine Arbeit aussetzen musste. 
Das Sehvermögen war auf Fingerzählen herabgesetzt, und es fand sich eine 
retrobulbire Neuritis. Eine Besserung trat nicht ein. Das Leiden wurde 
auf eine Berufsbeschädigung in Folge der unvermittelt eingetretenen Tempe- 
raturdifferenz zurückgeführt und dem Patienten eine Unfallrente bewilligt.’ 

Nach 1!/, Jahren stellte sich der Bruder des Patienten vor, der ebenfalls seit 
einiger Zeit eine Abnahme seines Sehvermögens bemerkt habe, der sich aber 
nicht denselben Schädlichkeiten ausgesetzt hatte. Auch hier handelte es sich 
um eine akute retrobulbäre Neuritis beiderseits. Verf. ist nun der Ansicht. 
dass die bei dem ersten Patienten schlummernde, ererbte Disposition durch 
die erlittene Schädlichkeit aus ihrer Latenz heraustrat und die schwere Er- 
krankung der Sehnerven veranlasste. 


3) Ueber den Ringabscess der Cornea und seine Bedeutung, von 
Victor Hanke. 

Der Ringabscess der Cornea ist eine infectidse Erkrankung, die in einer 
Nekrose der centralen Hornhauttheile mit umgebender ringférmiger Infection 
besteht. Er entsteht hauptsächlich nach Verletzungen der Hornhaut, er kann 
jedoch auch auf metastatischem Wege entstehen; er ist somit exo- und endo- 
genen Ursprunges. Die Ursache des Ringabscesses sind Toxine der Mikro- 
organismen, die in der Vorderkammer zu üppigem Wachsthum gelangen und 
die Nekrose des Hornhautcentrums bewirken. Durch die Experimente des 
Verf.’s ist festgestellt, dass der von ihm gefundene Bacillus, der morpho- und 
biologisch dem Bacillus proteus fluorescens nahesteht, ihn hervorruft, wenn 
er mit der Hornhaut in Contact kommt. 


4) Beitrag zur Pathologie und Pathogenese der Stauungspapille, von 
Dr. Kampherstein. 

Verf. bespricht die Stauungspapille bei Schädelmissbildung und Knochen- 
narbe. Bei 42 Fällen von Schädelmissbildung fand sich zwei Mal doppelte 
Neuroretinitis, zwei Mal einseitige Stauungspapille, postneuritische Atrophie 
auf dem zweiten Auge und 36 Mal postneuritische Atrophie. Der Schluss 
der Arbeit bildet die Beschreibung der Versuche, die Stauungspapille experi- 
mentell zu erzeugen. 


6) Einige Beobachtungen über die Farbensinn-Störungen im Netshaut- 
centrum bei retrobulbärer Neuritis, von Wilibald Nagel. 

Verf. konnte bei einem Falle von erworbener Farbenstörung in Folge retro- 
bulbärer Neuritis feststellen, dass es sich um kein Farbensystem handelt, das mit 
einem der bekannten drei dichromatischen Systeme: Rothblindheit (Protanopie), 
Grünblindheit (Deuteranopie) oder Violettblindheit (Tritanopie) identisch wäre. 


! Mit Recht, — trotz der folgenden. H. 


— 303 — 


6) Ueber das subjective Sehen farbiger Flecke im Gesichtsfeld als 
pathologische und physiologisohe Farbenerscheinung, von Richard 
Hilbert. 


7) Zar Heilung der Verrostung des Augapfels, von Ehrenfried 
Cramer. 

Verf. beschrieb 1902 einen Fall, in dem eine schwere Verrostung des 
Augapfels nach Ausziehung der den Eisensplitter enthaltenden Starlinse schein- 
bar völlig geheilt war. Nach 3 Jahren zeigte sich die Netzhaut nach unten 
aussen fächerförmig abgehoben. Hieraus erhellt, dass die eigentliche Ver- 
färbung der Augenhäute wohl an die Anwesenheit der Ursache einer solchen, 
des Eisensplitters, und der durch Oxydirung erzeugten farbigen Substanzen 
gebunden ist, dagegen die Einwirkung auf die Netzhaut noch lange besteht, 
so dass Entartung und Ablösung derselben noch Jahre lang nach Entfernung 
des Splitters auftreten kann. 


Juli. 
1) Ueber ein neues Heilverfahren bei der Behandlung des pulsiren- 
den Exophthalmus, von H. Sattler. 

Bei einem 17jähr. Mädchen, das vor 10 Jahren in der Gegend des oberen 
Augenhöhlenrandes der linken Seite einen heftigen Stoss erlitten hatte, zeigte sich 
ein ausgesprochener pulsirender Exophthalmus. Von einem dem unteren Rande 
der Augenbraue folgenden Schnitt aus wurde der pulsirende Sack blossgelegt 
und in die Orbita nach rückwärts verfolgt. Nun wurde der aneurysmatische 
Sack möglichst weit nach hinten doppelt unterbunden und das davor liegende 
Stück resecirt. Die Wand des ausgeschnittenen Antheils zeigte sich stark 
verdickt. Nachdem nun Raum geschaffen war, gelang es, weiter hinten eine 
Unterbindung der Vena ophthalmica superior zu machen. Die Wunde wurde 
durch die Naht geschlossen. Die Heilung erfolgte vollständig. 


2) Eine radicale Operation zur Heilung der Trichiasis und des En- 
tropium beider Lider, von Panos D. Chronis. 

Zunächst führt Verf. die Kantoplastik aus, alsdann macht er parallel 
mit dem Lidrand 2—8 mm von ihm entfernt am Angulus internus, nahe 
am Thränenpunkt anfangend, einen Hautschnitt, welcher bis zum äusseren 
Lidwinkel reicht und in der Kantoplastik ausläuft. Jetzt präparirt er die 
Haut nach oben bis der ganze Musculus palpebralis zu Gesicht liegt, fasst 
sämmtliche Fasern desselben und schneidet dieselben mit der Scheere ab, so 
dass der Tarsus frei hegt. Von dem verdickten Tarsus trägt er so viel ab, 
bis der nachfühlende Finger keine Rauhigkeiten mehr daran wahrnimmt. 
Alsdann legt er 8 bis 9 Nähte, 3 für die Kautoplastik und 5 bis 6 für das 
Lid. Die Nähte werden, von aussen des Cilienrandes beginnend, zur Fascia 
tarso-orbitalis geführt und zwar so, dass sie an der Fascia horizontal zu liegen 
kommen. Nach Knüpfung derselben wird ein intermarginaler Schnitt hinter 
den Cilien ausgeführt. 


8) Ueber Neubildung von Bindegewebe an der Hinterfläche der 
Hornhaut, von Rolf Bartels. 
Verf. fand in vier Fällen eine derbe Auflagerung auf der Membrana 
Descemeti, die man nach Structur ihrer Fasern, der Form ihrer Kerne als 
eine Art von Bindegewebe ansehen muss. In den drei letzten Fällen sehen 


— 304 — 


sich die Auflagerungen sehr ähnlich, ihr Hauptcharakteristicum ist die auf- 
fallende Kernarmuth, in dem ersten Falle dagegen scheiden sich zwei Schichten 
scharf von einander ab, eine derbere nahe der Membrana Descemeti gelegene 
und kernreichere nahe der vorderen Kammer. In den drei letzten Fällen hatte 
vorher eine Perforation der Membrana Descemeti nach früherem Hornhaut 
geschwür bestanden, in dem ersteren dagegen fand sich eine spontan ent- 
standene Iridocyclitis ohne Perforation der Descemetis. Es ist möglich, dass 
es sich hier um die Organisation eines Exsudates auf Grund der Veränderungen 
seiner eigenen Zellen handelte. 

4) Zur Prognose und Therapie der Conjunctival- Tuberculose, von 

W. Gilbert. 

Sattler theilt die Conjunctival-Tuberculose in vier Gruppen, das tuber- 
culöse Geschwür nach Analogie der Schleimhaut-Tuberculose, kleine, oft Fol- 
likeln ähnliche Tuberkelknötchen, hahnkammartige Wucherungen und Lupus 
conjunctivae. In der Bonner Augenklinik wurden von zwei Patienten mit Con- 
junctival-Tuberculose der eine einer ein- bis mehrmonatlichen Behandlung unter- 
zogen. Dieselbe war durchweg eine operative, häuflg verbunden mit Galvano- 
kaustik, ein Mal letztere allein; vor und nach den Eingriffen kamen anti- 
bakterielle Mittel, in erster Linie Jodoform als Pulver zur Anwendung. Bei 
drei Fällen, die zur ersten Gruppe gehörten, wurde in allen hierdurch eine 
Dauerheilung, bei 4 der zweiten zwei Mal erhebliche Besserung und zwei Mal 
kein Erfolg, bei 3 der dritten ein Mal Dauerheilung, zwei Mal dauernd er- 
hebliche Besserung, und bei 9 Fällen der vierten ein Mal voraussichtliche Dauer- 
heilung, vier Mal erhebliche Besserung und vier Mal kein Dauererfolg beobachtet. 


5) Ein Fall von doppelseitiger Netshaut-Ablösung mit Drucksteigerung 
bei Retinitis albuminurica gravidarum, von K. Scherenberg. 

Bei einer 84j&hrigen Frau, die im 7. Monat schwanger war, fand sich 
beiderseits eine ausgebreitete Retinitis albuminurica. Einige Tage später zeigte 
sich beiderseits eine ausgedehnte Netzbaut-Abhebung, dabei war die Spannung 
des Bulbus erhöht. Angesichts bedrohlicher Erscheinungen seitens des All- 
gemeinbefindens musste die künstliche Entbindung vorgenommen werden, nach 
der wenige Tage später die Patientin starb. 

Nach der Ansicht des Verf.’s ist bei der mit Retinitis complicirten 
Nieren-Entziindung Schwangerer die möglichst baldige Unterbrechung der 
Schwangerschaft vorzunehmen, was im vorliegenden Falle jedenfalls zu spät 
erfolgt ist. 


6) Neuere Fortschritte in Bifokalgläsern, von E. H. Oppenheimer. 

Verf. beschreibt ein Glas mit Doppelfocus, das aus einer innen liegenden 
planconvexen Componente besteht, an der unten ein Ausschliff angebracht ist, 
welcher mit einer genau adaptirten Flintglas-Linse ausgefüllt ist; aussen wird 
dann die betreffende periskopische Componente aufgekittet. Der Baseler Op- 
tiker Striibin hat folgendes Glas angegeben: In ein roh geschliffenes Glas 
wird eine stark gekriimmte concave Fläche von 15 mm Durchmesser an- 
geschliffen und eine Convex-Linse von höherem Brechungsindex in diesen Aus- 
schliff hinein gekittet. Hierauf werden die beiden Glasflächen fertig geschliffen 
und die Innenfläiche mit der entsprechenden sphärisch-cylindrischen oder 
torischen Krümmung versehen. 


— 305 — 


7) Hin Fall einseitiger Neuritis retrobulbaris bei recidivirendem Em- 
pyem der Oberkieferhéhle, von Albin Pihl. 
Verf. berichtet über einen Fall von linksseitiger retrobulbirer Neuritis. 
Dabei bestand ein Empyema bullae ethmoidalis et sinus maxillaris sin. Nach 
Beseitigung des letzteren ging auch die Neuritis zurück. 


8) Zelloidin-Trookenmethode, von S. Wolfram. 

Die Objecte werden am besten in Zenker’scher Lösung fixirt, kommen 
nach entsprechender Alkoholhärtung aus absolutem Alkohol in möglichst 
wasserfreies Zelloidin von dünner Consistenz, das man allmählich eindicken 
lässt. Hat das Zelloidin eine Consistenz erreicht, dass es beim Schräghalten 
keine Neigung zum Fliessen mehr zeigt, so setzt man das Object Chloroform- 
dämpfen aus, wodurch eine sehr schnelle Härtung des Zelloidins erreicht wird. 

August. 
1) Beitrag sur Klinik der Sehnerven-Erkrankungen in Folge von 
Gefäss-Atheromathose, von B. Stölting. 

Verf. beschreibt zunächst zwei Fälle, welche auf Atheromatose der Ge- 
fässe zurückzuführen sind. Der Verlauf war ein langwieriger, es dauerte 6, 
bezw. 10 Jahre bis der Exitus eintrat. In beiden bestand eine doppelseitige 
Parese des Abducentes, die sich allmählich verschlechterte. Auf Grund der 
ophthalmoskopischen Untersuchung wurde zunächst die Diagnose Tumor cerebri 
gestellt, an der einen Papille war eine wirkliche Schwellung nachweisbar, 
während die andere einfach neuritisch erschien. Die Gesichtsfelder zeigten 
nur eine periphere Einschränkung. Bei der Section fand sich in dem einen 
Falle ausgesprochene Arterio-Sclerose, kein Tumor. 

In den beiden anderen Fällen handelte es sich um zwei in den fünfziger 
Jahren stehende Patienten, von denen der eine sicher, der andere wahrschein- 
lich luetisch war. Sie litten beide an wiederholten Schlaganfällen. Es be- 
stand ausgesprochene Neuritis optica mit erheblicher Stauung in den Gefüssen 
und kleineren radıären Blutungen. Muskellähmungen waren nicht vorhanden. 
Auffallend war der Verlust der normalen, weichen Rundung der Gefässe. 
Sie erschienen im ophthalmoskopischen Bild, wie von einem ungeschickten 
Zeichner dargestellt. Die Neuritis schritt sehr langsam fort, das centrale 
Sehen blieb lange Zeit erträglich und erst spät trat concentrische Einengung 
des Gesichtsfeldes ein. Zu eigentlicher Atrophie kam es nicht. Auch in 
diesen Fällen war Atheromatose der Grund der Krankheit. 

2) Frühablösung der Netzhaut bei Sarcom der Chorioidea, von 

J. H. Parsons. 

Verf. berichtet über 8 Fälle von Früh-Ablösung der Netzhaut bei Sarcom 
der Chorioidea. Dieselbe tritt früher auf, als man nach gewöhnlicher Be- 
schreibung der Lehrbücher annehmen sollte. Sie zeigt sich stets als seichte 
serése Ablösung über der unteren Hemisphäre. Die Ablösung ist häufig 
durch eine Zone, in der die Retina anliegt, von dem Tumor getrennt. Dies 
ist ständig der Fall, wenn der Tumor in der oberen Hemisphäre gelegen ist. 
Deshalb ist es in allen Fällen von anscheinend uncomplicirter Netzhaut- 
Ablösung von der grössten Bedeutung, sorgfältigst nach einem Tumor zu 
fahnden durch vollständige Gesichtsfeld-Untersuchung, durch eingehende oph- 
thalmoskopische Untersuchung und zwar bei maximal erweiterter Pupille in 
schräger Blickrichtung. 

Ben 20 


— 306 — 


3) Ueber das Diplobacillen-Geschwür der Hornhaut, von Dr. Stoewer. 

Unter 93 Fällen infectiöser Hornhautprocesse fand Verf. 32 Diplobacillen- 
geschwüre. Anfänglich weist die Hornhaut hierbei eine meist central oder 
paracentral gelegene oft nur minimale punktförmige grau infiltrirte Stelle 
auf. Aus diesem Anfangsstadium pflegt sich in wenigen Tagen das typische 
Diplobacillen-Geschwür zu entwickeln. Dies Auge ist heftig injicirt, die Horn- 
haut zeigt ein scheibenförmiges Geschwür von einigen Millimeter Durchmesser, 
dessen Boden von einer grauglasigen, manchmal als Propf abhebbaren Masse 
bedeckt ist. Der Rand ist häufig leicht erhaben, hin und wieder unterminirt. 
Stets ist die Hornhaut in der Umgebung des Geschwürs in ihrer Transparenz 
verändert. Als Begleit-Erscheinung ist in den meisten Fällen eine Diplo- 
bacillen-Conjunctivitis nachzuweisen. Die Prognose der Ulcus diplobacillare 
ıst wesentlich günstiger, wie die der Ulcus serpens. Totalverluste des Auges 
beobachtete Verf. dabei gar nicht. Bei der Therapie genügt neben einem 
Mydriaticum in Anwendung !/, bis 1°/, Zinc. sulf. Lösung. Versagt diese 
Behandlung, so ist die Galvanokaustik am Platze. Der Erreger der genannten 
Fälle ist zweifellos der Diplobacillus. In der Regel sind es kleine Verletzungen, 
durch welche die Bacillen in die Hornhaut dringen. 


4) Allerkleinstes Aderhautsarcom, von P. Schultz in Zehden. 

Der Tumor stammte von einer Leiche aus der städtischen Siechenanstalt: 
zu Berlin. Der Sitz lag ganz in der Nähe des hinteren Augenpols. Die 
Geschwulst maass im längsten Durchmesser 2 mm und war 0,3mm dick. Die 
Entstehungsschicht derselben war die Schicht der grösseren Gefässe der 
Chorioidea; sie erwies sich als ein grossspindelzelliges Sarcom. 


5) Ein Beitrag sur Kenntniss der Genese einseitiger Stauungspapille, 
von P. Schultz in Zehden. 

Bei einem Patienten mit Hirntumor bestand rechts einfache Opticus- 
atrophie, links Papillitis. Es fand sich ein Cholesteatom, das den rechten 
Tractus opticus zerstört hatte, der rechte Sehnerv war unmittelbar am 
Chiasma zerquetscht, wodurch die Opticusatrophie des rechten Auges erklärt, 
während die Papillitis des linken Auges auf die Steigerung des intracraniellen 
Druckes zurückzuführen ist. 

6) Zur Kenntniss der isolirten Dehissenzen der Membrana Descemeti, 
von Th. Axenfeld. 

Verf. berichtet über Dehiszenzen und Faltungen an der Membrana 
Descemeti bei sogen. Megalokornea (abortiver Hydrophthalmus), sowie über 
akute Exacerbationen des Keratoconus durch Spontanruptur der Membrana 
Descemeti. 

September. 
1) Die Sklerose der Kornea, von J. Meller. 

In erblindeten Augen kommt es gelegentlich zu einer im Laufe von 
Jahren ganz langsam sich entwickelnden Hornhauttriibung, welche die ganze 
Kornea gleichmässig befällt und sich durch ihre intensiv weisse Farbe aus- 
zeichnet. Die Veränderung der Hornhaut entwickelt sich ohne alle Reiz- 
erscheinungen des Auges. Verf. hatte Gelegenheit zwei Fälle solcher Horn- 
hautsklerose, wo die Enucleation aus anderen Gründen ausgeführt war, 


— 307 — 


anatomisch zu untersuchen. In dem einen Falle wurde die weisse Farbe 
durch eine derbe Bindegewebsschicht erzeugt, die sich zwischen Hornhaut- 
epithel und Bowman’scher Membran entwickelt hatte. Im zweiten Falle 
hatte das Endothel grössere Veränderungen erlitten, es war durch einen 
Erguss von der Membrana Descemeti abgehoten, und hatte vielfach Defecte. 
Es vermochte alsdann nicht mehr den zersetzenden Einfluss des Humor aqueus 
vom Hornhautparenchym abzuhalten. So kam es zur Quellung zunächst der 
tiefsten, später auch der weiter vorn gelegenen Hornhautschichten, mit 
folgender Auflösung der Hornhautlamellen. 








2) Ueber die akuten eitrigen Bindehaut-Entsündungen in Aegypten, 
von M. Meyerhof. (Wird besonders referirt.) 

3) Experimentelle Untersuchungen über die Infection von Hornhaut- 
wunden durch Speichel, von G. Hotta. 

= Verf. machte seine Untersuchungen an Kaninchen, Katzen und Mäusen, 

ond benutzte den Speichel von Individuen verschiedenen Alters und Standes. 

In der Hornhaut des Versuchsauges wurden künstlich Wunden angelegt, und 

zwar nicht perforirende, in Form von Erosionen und von Taschen, und perforirende 

Wunden. Der Speichel wurde in die Wunden eingerieben. Das Resultat 

bei 90 Versuchen war stets negativ bei 30 perforirenden Schnittwunden, ein 

einziges Mal positiv bei 30 Erosionen und stets positiv bei 30 Taschenwunden. 


4) Impfungen mit Lues-Material an Kaninchen-Augen, von Walter 

Schulze. 

Als Impfmaterial diente theils frisches Luesgewebe, und zwar ganz fein 
zerschnittene, nicht ulcerirte Initialsklerosen, Blut von einem Luetiker und 
conservirter Impfstoff, fein zerschnittenes Condylomgewebe, mit Glycerin und 
destillirtem Wasser verrieben. Nachdem die erste, durch die Operation er- 
zeugte, Wundreaction nach zwei Tagen im Wesentlichen verschwunden war, 
begann am dritten Tage die Injection, besonders nach der Impfstelle hin, 
wieder stärker zu werden, die Cornea trübte sich etwas, ebenso das Kammer- 
wasser, die Pupille verengerte sich und die Iris wurde hyperämisch. Im 
Laufe der nächsten Tage begannen sich dort kleine Verdickungen zu bilden. 
Nach 14 Tagen begann sich der Process am Auge auf die Iris-Impfstelle zu 
localisiren, die Pupille wurde weiter, die Knötchen in der Iris setzten sich 
schärfer ab, verloren ihren röthlichen Ton und wurden mehr grau. Die 
Thiere bekamen zum Theil an den Lippen Rhagaden, Ulcerationen auf der 
Haut und starken Haarausfall. 


5) Ein Lidsperrer, von Leopold Müller. 
Der Sperrer ist so construirt, dass man ihn entfernen kann, ohne die 
zusammengepressten Lider öffnen zu müssen. 





6) Ueber eine mit Hilfe des stenopäischen Loches zu beobachtende 
Accommodationserschoinung, von Dr. Weinhold. 


7) Ueber das epibulbäre Leukosarcom, von Georg F. Cosmettatos. 
Verf. beschreibt ein Leukosarcom der Conjunctiva bulbi, das nur aus 
Rundzellen gebildet war und sich in Folge eines localen Trauma entwickelt 
hatte. Horstmann. 
20° 





~~ 308 


II. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des Auges. 1905. Nr. 30 u. 31. 
1) Rückbildung eines primären (progressiven) Keratokonus durch sub- 
conjunctivale Injectionen, von Dr. A. Senn. 

Angeregt durch eine Arbeit Deschamp’s aus Grenoble: Modifications 
des courbures de la cornée sous l'influence des injections sousconjonctivales, 
leur action sur l'astigmatisme, — versuchte Verf. mit gutem Erfolge die Me 
thode der zahlreichen, gehäuften subconjunctivalen Kochsalzinjectionen bei 
einem Fall von fortschreitendem Keratokonus. 





2) Ueber Augenheilanstaltsberichte und Diagnosenregister für Augen- 
ärste, von H. Cohn. 

Von der Erfahrung ausgehend, welche Schwierigkeiten er selbst als 
Assistent Förster’s zu überwinden hatte, um aus 10000 Krankengeschichter. 
einige wenige zusammengehörige Fälle herauszuziehen, theilt Verf. ein ausser- 
ordentlich praktisches und übersichtlich geordnetes Schema eines Diagnosen- 
registers mit. Sehr dankenswerth ist der Hinweis, dass Abzüge dieses Re- 
gisters bei der Verlagsbuchhandlung (Steinkopf u. Springer, Dresden) käuflich 
zu haben sind (10 Stück zum Preise von 1 Mark.) 


Nr. 32, 


3) Verbesserte Augenschutsbinde für ambulante Behandlung, von 
Dr. Wolffberg. 


ee ee 


Nr. 35 u. 36. 
4) Sammelreferat tiber Cataract, von Dr. Uhlemann. 


Uebersetzt aus der neueren amerikanischen Literatur (Ophthalmology, 
April 1905.) 


. Nr. 36 u. 87. 
5) Anthropologisches aus Siid-Tunesien, von Dr. R. Narbeshuber 
in Stax. Mitgetheilt von Dr. F.R.v. Arlt in Wien. 

Trachom ist so verbreitet, dass in diesen Gegenden — es handelt sich 
um die weiten Steppen im Süden von Tunis — nur wenige Eingeborene 
davon verschont bleiben. Jede Maassnahme, die Infection zu verhüten, fehlt. 
vielmehr sind viele Ansteckungsmöglichkeiten geradezu künstlich herbeigeführt. 
„So leben oft ganze Familien in einer kleinen Kammer, die Mutter beschmutzt 
mit der Secretion ihrer kranken Augen schon die Kleinen, deren Sehorgane 
von zahllosen Fliegen belagert sind, die in Folge von Stumpfheit nie weg- 
gejagt werden“. Auch Osborne, Hor, Hirschberg schrieben den Fliegen 
eine wichtige Rolle zu für die Verbreitung des Trachoms. ‚Insbesondere die 
Waschungen vor den Moscheen, wo viele Hunderte nach einander mit dem- 
selben Wasser sich Hände und Gesicht benetzen“ sind der Verbreitung des 
Trachoms günstig. „Frauen und auch Männer schwärzen sich mit hhé: 
(Antimon) gegenseitig die Lidränder“. Eine besondere Art von Therapie hat 
sich ausgebildet. ‚Gegen Pannus und zur Aufhellung von Narben streut 
man aus Perlen und ähnlichen Substanzen hergestellte Pulver ein, die das 
Auge sehr stark reizen‘. 


mn, Estate pre Ei, EEE Eee Zn ET rau SEE CE PT EEE EEE TREE EEE = 


— 309 — 


Nr. 40. 
6) Erinnerungen an gemeinsam mit Prof. v. Mikulicz gemachte schul- 
hygienische Beobachtungen, von H. Cohn. 

Verf. konnte zusammen mit v. Mikulicz in einer Wiener Schule Be- 
obachtungen anstellen, betreffend den Einfluss der Schräg- bezw. Steilschrift 
auf die Körperhaltung der Schulkinder; von Mikulicz bestätigte die von 
Verf. (in Aussee 1880) gemachte Beobachtung, dass wirklich wie mit einem 
Zauberschlage die Klasse bei Schrägschrift nach vorn stürzt, so dass im Durch- 
schnitt die Haltung der Kinder bei Steilschrift eine weit bessere ist als bei 
Schriyschrift. 

Nr. 42. 
7) Schwarse Augenbinden, von Dr. Kauffmann-Ulm. 


Nr, 43. 
8) Zur Indication und Dosirung des Morphins, von Dr. Sommer- 
Niedermendig. C. Hamburger. 


III. La clinique ophtalmologique. 1905. Nr. 2—8. 
1) Neue, nicht schmershafte Silbersalze und ihre Ueberlegenheit tiber 
das caustische Argentum intr., von Darier. | 

Verf. lobt ganz besonders das organische Silbersalz Argyrol, welches 
30°/, metallisches Silber enthält, vorzüglich wirkt und selbst in sehr con- 
centrirter Form (20°/,) keinerlei Schmerz oder Aetzung verursacht. 

2) Quecksilberinjectionen und die sog. parasyphilitischen Affectionen, 
von Abadie. 

Nach Erörterung des obigen Themas stellt Verf. den Satz auf, dass 
wenn man ein Leiden vor sich hat, das durch einen der bekannten und sicht- 
baren Bacillen — Tuberculose, Lepra, Diphtherie — hervorgerufen wird, 
das Quecksilber keinen Einfluss auf den Verlauf hat. Handelt es sich dagegen 
um Affectionen, deren Erreger wir noch nicht kennen — Syphilis, Trachom, 
sympathische Ophthalmie —, so sind Quecksilberinjectionen sehr wirksam. 


8) Anwendung des Diploscops, von Jocqs und Bourdeaux. 


4) Mechanotherapie des Strabismus durch das Diploscop von Rémy, 
von Bourdeaux. 


5) Profuse Glaskörperblutung bei einem l18jährigen Jüngling. Schnelle 
und völlige Heilung durch subconrjunctivale Injectionen von Jod- 
jodür, von Speville. 

In diesem Falle und in einigen Fällen von excessiver Myopie mit Ader- 
haut-Veränderungen haben sich die von Sourdille angegebenen Injectionen 
gut bewährt. Einen Nachtheil bilden die starken Schmerzen. 

6) Die Wirkung der subconjunctivalen Injectionen von 3°/, Kochsalz- 
lösung, von Moissonnier. 

Verf. giebt bei infectiösen Leiden dem Kochsalz den Vorzug vor Queck- 
silbercyanür. 


— 310 — 


7) Doppelseitige parenchymatöse Keratitis bei acquirirter Lues, von 
Anargyros. 


8) Syphilitische Ulceration der Hornhaut, von Trantas. 

Neben einer papulösen Iritis bestand gegenüber einer grossen Irispapel 
ein Hornhautgeschwür, das ohne Verband unter specifischer Behandlung in 
einigen Tagen heilte. Verf. hält das Geschwür für ein specifisches. 


9) Sehstörung durch Ermüdung, von Santos-Fernandez. 

Mittheilung von drei Fällen, in denen die Sehstörung nach angestrengter 
Arbeit in Nebelsehen bestand. Objectiv war der Befund im Wesentlichen 
normal. Heilung trat nach Enthaltung von der Arbeit ein. — Verf. ist der 
Ansicht, dass eine Alteration des Sehpurpurs die Ursache der Sehstörung ist. 


10) Ein Fall von intermittirenden Thränen bei Facialislähmung, von 
Micas. 
11) Heilwirkungen des Radium, von Darier (Fortsetzung). Moll. 


IV. Annales d’Oculistique. 1905. Januar— April. 
1) Experimentelle Untersuchungen fiber die Filtration von Sals- und 
Eiweisslösungen durch die Vorderkammer und ihre Rolle bei der 
Entstehung des Glaucoms, von Troncoso. 


2) Ueber die Heilbarkeit der Siderosis, von Rogman. 

Bekanntlich tritt bei Anwesenheit eines Eisenstückes in der Linse die 
Verrostung des Auges nicht so schnell ein, als wenn der Fremdkörper sich 
im Glaswörper befindet. Immerhin war in dem vorliegenden Falle, in dem 
sich der Fremdkörper 8 Jahre in der Linse gehalten hatte, eine deutliche 
Verfärbung der Iris eingetreten. 

Nach Extraction mit dem Magneten änderte sich die Rostfarbe der Iris 
sehr bald wieder in die normale, wie sie die Regenbogenhaut des anderen 
Auges darbot. Uebrigens wurde nach Operation der Cataract S = 1j, erzielt. 








3) Geschichte eines Epithelioms des Lides, von Trousseau. 

Der Fall ist deshalb instructiv, weil bei der messerscheuen Patientin 
verschiedene Methoden angewandt wurden, welche stets zu einer Vernarbung 
führten, ein Wiederauftreten des Ulcus aber nicht verhüten konnten. Wäre 
die Patientin von verschiedenen Aerzten mit den verschiedenen Methoden 
behandelt worden, so würde jeder seiner Methode das Wort reden. 

Die angewandten Mittel waren: 

1. gewöhnliche Antisepsis, 

2. Methylenblau, 

3. Arsen, 

4. Röntgen-Strahlen. 

Erst durch die endgültige Exstirpation trat Heilung ein. 

4) Papillom der Conjunctiva bulbi auf die Hornhaut übergreifend, 
von Cosmettatos. 


— 311 — 


5) Perimeter-Photometer, von Polack. 

Der Apparat ist construirt worden, um die Functionen der Netzhaut in 
ihren verschiedenen Theilen bequem studiren zu können. Es ist weisses und 
verschiedenes, monochromatisches Licht in verschiedener Intensität anzuwenden. 


6) Glaucom und Sklerotomie, von Dianoux. 


7) Untersuchung über das Gliom der Netzhaut, von Ascunce. 

Verf. will den Namen Glioma retinse nur für diejenigen Tumoren der 
Netzhaut reservirt wissen, welche aus Neuroglia zusammengesetzt sind. Die 
histologische Charakteristik ist in der stärkeren oder geringeren Menge der 
Deiters’schen Zellen und in der Gegenwart von Gliafasern zu suchen und 
nicht in der Gruppirung der Tumoren-Elemente. 

Die späte Entwicklung der embryonalen Neurogliazellen erklärt zur Zeit 
am besten die Histogenese des Glioms Die für letzteres gefundenen ver- 
schiedenen Namen, wie Gl. exo- und endophytum, Gliosarcom, Neuroepithe- 
liom u.s.w. bezeichnen lediglich anatomische Formen, haben aber keine pro- 
gnostische oder klinische Bedeutung. Diese hängt lediglich ab von der möglichst 
frühen und vollständigen Exstirpation. 


8) Bemerkung über dən socialen Werth verletzter Augen, von 
Deschamps. 


9) Cyanose der Netshiute bei einem Fall von Verengerung der Pul- 
monal-Arterie ohne allgemeine Cyanose, von Babinski und Toufesco. 
Der Fall ist bemerkenswerth durch den Mangel der allgemeinen Cyanose. 
Venenpuls bestand nicht. 


10) Ein Fall von Cataract-Bildung durch elektrische Entladung, von 
°”  Dubrières und Bargy. 

Der Strom hatte eine Spannung von 20,000 Volt. Ausser äusseren Ver- 
brennungen der rechten Körperhälfte zeigte Patient in seiner rechten Linse 
subcapsuläre punkt- und strichförmige Trübungen. 

Was die Trübungen bewirkt hat, ist nur hypothetisch zu sagen. In 
Frage kommt die chemische Wirkung des Stromes, ferner seine zerstörende 
Wirkung. Auch Störungen in der Bluteirculation können als Ursache an- 
gesehen werden. Ganz von der Hand zu weisen ist auch nicht eine direct 
traumatische Einwirkung, wodurch die Linse erschüttert wurde. 








11) Metallischer Fremdkörper der Linse. Magnet-Extraction und 
Heilung ohne Bildung eines Cataract, von Morax. 


12) Neue Versuche, den Star ohne Operation zu heilen, von de Wecker. 
Es handelt sich in der vorliegenden Mitteilung um folgende drei Punkte: 
1. die Entwicklung der Cataract zu verhindern, 
2. ihren Fortschritt aufzuhalten, 
3. die Linsentrübungen zu verringern bezw. gänzlich verschwinden zu 
assen. 
Bezüglich des ersten Punktes ist, eine genaue Untersuchung des Urins 
auf Urate und Zucker die Hauptbedingung. Gewisse Fälle von intermittiren- 


— 312 — 


dem Diabetes bei arthritischen Arteriosklerotikern beweisen, dass mit dem 
Zurückgehen des Zuckers auch die Sehschärfe sich wieder hebt. 

Bezüglich des zweiten Punktes wird auf die Arbeit von Badal auf- 
merksam gemacht, der durch Augen-Tropfen und Bäder mit einer Jodkalium- 
Lösung einen Stillstand in der Cataract-Entwicklung beobachtet haben will. 
Jedoch kommen derartige Remissionen im Fortschreiten des Stars bekanntlich 
auch ohne jede Behandlung vor. 

Bezüglich des dritten Punktes kommt das Verfahren von Verderau in 
Betracht, der in einem Falle durch subcapsuläre Injectionen von Jodkalium- 
Lösung eine Besserung erzielte. 

Verf. ist selbst der Ansicht, dass alle diese Versuche zu wenig zahlreich 
sind um Schlüsse zuzulassen. Immerhin möchte er zur Nachprüfung anregen. 


13) Wiederherstellung der Netshaut-Circulation durch Anastomosen 
nach Verlegung der Central-Arterie, von Gonin. 








14) Paralacrymale tuberculöse Neubildung, von Chappe. 
Der Ausgangspunkt der Neubildung war die Nasenschleimhaut. 





15) Bemerkungen über Steinbildung in den Thränenkanälchen, von 

Morax. 

16) Bemerkung über die Wirkung des Antipyrins bei Opticus- Atrophie, 
von Valude. 

Im Anschluss an eine frühere Veröffentlichung will Verf. in vorliegen- 
der Mittheilung die Indication der Antipyrin-Therapie präcisiren. Er hat 
lediglich bei einer Form der Atrophie eine günstige Beeinflussung gesehen, 
nämlich bei der descendirenden Atrophie, wie sie nach akuten Gehirn- 
Krankheiten beobachtet wird. Er rath in solchen Fällen zu subcutanen 
Injectionen mit folgender Lösung: 


Aq. dest. 50,0 
Antipyrin 25,0 
Cocain 0,25. 


Jeden zweiten Tag eine Injection von 2ccm unter die Riickenhaut. 


17) Trockene überhitste Luft in der Augenheilkunde, von Ostwalt. 

Verf. hat einen eigenen Apparat angegeben, um überhitzte Luft auf 
das Auge bequem wirken zu lassen. Nicht nur bei Erkrankungen der Lider, 
sondern auch bei verschiedenen Formen der Keratitis und Cyelitis hat sich 
diese Therapie bewährt. 





ee SH 


18) Glaucom und Sklerotomie, von Abadie. 





189) Ueber eine typische Erkrankung, welche durch Neuritis optica 
und Schädeldeformität charakterisirt ist, von Patry. 

In Uebereinstimmung mit früheren (deutschen) Autoren stellt Verf. einen 
Typus fest, der durch Spitzkopf (Turmschädel) und Neuritis optica mit folgender 
Atrophie charakterisirt wird. In der Mehrzahl der Fälle sind die Patienten 
männlichen Geschlechts. Die Schädelmissbildung vollzieht sich in den ersten 
Lebensmonaten und kommt zu Stande durch eine vorzeitige Verknöcherung der 


eum mn un „el | Fe e wt. A ` weien, O t; 


— $813 -- 


Coronar- und oft auch der Sagittal-Naht. Das Leiden des Sehnerven beginnt 
meist als Stauungspapille in den ersten 5 Lebensjahren. Manchmal bleibt 
ein Rest von Sehvermögen erhalten. (Vgl. Centralbl. f. Augenheilk. 1883, 
Januar und 1885, S. 25.) 
20) Die Tuberculose der Conjunctivitis, von Villard. 

Nicht beendet. Moll. 





Vermischtes. 
1) Wilhelm H. Hess, 


geb. am 25. Juni 1831 zu Giessen, 
gest. am 27. August 1905 in Gonsenheim bei Mainz. 


Wilhelm Hess entstammte einer ärztlichen Familie. Sein Urgrossvater 
miitterlicherseits war der Physikus und Leibarzt Balser zu Darmstadt, dessen 
Sohn G. F. W. Balser von 1804—1846 Prof. in Giessen und ein beriihmter 
Augenarzt. In dieser heimatlichen Universität vollendete Wilhelm Hess 
seine Studien, nachdem er auch in Würzburg ein Jahr zugebracht hat; unter- 
nahm dann Studienreisen nach Prag, Wien und Berlin; hier wurde er von 
dem Zauber der Persönlichkeit A. v. Graefe’s angezogen, zu dessen grössten 
Verehrern und besten Freunden er immer zählte, und für die Augenheilkunde 
gewonnen. Im Jahre 1857 liess er sich in Mainz als Augenarzt nieder und 
entfaltete eine segensreiche Thitigkeit. Die Liebe seiner Mitbürger erwarb 
er sich in hohem Maasse. Der Charakter als Geh. Med.-Rath wurde ihm 
verliehen. Am höchsten schätzte er das Ehren-Anmt eines Schrifttührers der 
Heidelberger Ophth. Gesellschaft, das er von der Gründung der Gesellschaft 
an bekleidete und mit grösster Liebe und Treue verwaltete, bis im Jahre 1901 
das hereinbrechende Alter ihn zwang, das Anıt niederzulegen und auch der 
Praxis zu entsagen. Seine Freude im Alter war der wachsende Ruhm seines 
Sohnes, auf den er, wie Philipp auf Alexander, nur mit grösserer Zärt- 
lichkeit, blickte. Jeder Besucher der Heidelberger Versammlungen hat Wil- 


helm Hess kennen und — lieben gelernt. Mir wird er so in steter Er- 
innerung bleiben, wie ich ihn vor nahezu 40 Jahren kennen gelernt, — ein 
stattlicher, schöner Mann, eine harmonische Persönlichkeit. 

2) Paul Schubert, 


geb. am 17. Januar 1849 in Neisse, 
gest. am 21. August 1905 in Nürnberg. 


Paul Schubert, der Sohn eines Landwirthes, studirte in Breslau, 
Berlin, Würzburg und erhielt 1876 seine Approbation als Arzt. Entscheidend 
fiir ihn war, dass er sofort danach eine Assistenz bei Herrmann Cohn in 
Breslau erhielt, der seinen Studien auch die Richtung gab. 1879 liess er 
sich in Nürnberg als Augen- und Öhrenarzt nieder und wirkte hier erfolg- 
reich bis zum Anfang d. J., wo eine schmerzhafte Darm-Erkrankung ihn auf 
das Krankenlager warf, von dem ihn am 21. August ein sanfter Tod erlöste. 
1880 veröffentlichte Schubert, aus den Krankentagebüchern seines Lehrers, 
ein verdienstvolles Buch „über die syphilitischen Krankheiten des Auges“, 
das zwischen dem älteren Werke von Lawrence (13530) und dem neueren 
von Alexander (1889 und 1895) rühmlich die Mitte behauptet. Er hat noch 


— 314 — 


einige andre Abhandlungen veröffentlicht: 1880, Amaurose bei Bleivergiftung; 
1881, Retinitis luetica; 1884, Blepharospasmus, 1887; über Pigment-Punkte 
auf der Vorderkapsel, und iiber Distichiasis. Seine eigentliche Lebens-Arbeit 
galt der Gesundheits-Lehre, besonders der des Auges. Die Frage der Steil- 
schrift, der Einrichtung des ersten Schul-Hygiene-Congresses (1904 zu Nürn- 
berg), die Schularzt-Frage beschäftigten ihn dauernd. Er hat auch bei der 
Schaffung des medicin-geschichtlichen Kabinets im Germanischen Museum zu 
Nürnberg eifrigst mitgewirkt. Deutschland kann darauf stolz sein, auch in 
kleineren Städten, fern von den Universitäten, so tüchtige Vertreter des 
Sonderfaches zu besitzen. 


3) Dr. Ph. Henry Mules, Jahre lang Augenarzt in Manchester, be- 
kannt durch seine Einführung der Glaskugel in den eviscerirten Augavfel und 
durch seine Draht-Operation gegen Ptosis, ist am 1. September d. J. im Alter 
von 62 Jahren plötzlich verstorben. Er war ein ebenso tüchtiger wie liebens- 
würdiger Mann, wie Jeder weiss, der ihm näher treten konnte. 

4) XV. Congrés International de Médecine, Lisbonne, 19. a 
26. Avril 1906. Section XI. (Ophthalmologie.) 

Rapports officiels. 1. La myopie et ses traitements. Rapporteurs: Prof. 
C. Hess, Würzburg. Dr. J. de Mello Vianna, Lisbonne. Prof. 
WG H Uhthoft, Breslau. 

2. Tuberculose oculaire. Rapporteurs: Prof. F. de Lapersonne, Paris. 
Dr. Edward Treacher Collins, Londres. 

8. Blépharoplastie. Rapporteurs: Prof. Oscar Eversbusch, München. 
Prof. Giuseppe Cirincione, Palermo. 

4. Serotherapie en Ophthalmologie. Rapporteurs: Prof. Th. Axenfeld. 
Freiburg i/B. Dr. Valude, Paris. 

5. Sur la cataracte secondaire; causes et interventions. Rapporteur: 
Prof. N. Manolescu, Bucarest. 

6. Les manifestations morbides de nature générale sur des yeux operes 
de la cataracte, les précautions à prendre pour les prévenir et leur traitement. 
Rapporteur: Prof. Bolesl. Wicherkiewicz, Cracovie. 

Communications annoncées. 1. Prof. Bolesl. Wicherkiewicz (Cracovie): 
Retinitis punctata albescens. ` 

2. Dr. Frederico Meyer (Lisbonne): Die Blindheit in Portugal. 

5) Rivisti di Tiflologia! e di igiene oculare, diretta dal Dott. Al- 
fonso Neuschüler. Roma, Agosto, I Nr. 1. Wir begrüssen diese neue Farh- 
schrift des ja auch bei uns so wohlbekannten Herausgebers. 

Die erste Nummer enthält, aus der Feder von A. Neuschüler, eine 
Abhandlung ‚über die Blindheit und den Blinden in Italien“. 

Der Schlusssatz der Einführungsworte von Prof. Francesco Pomretti 
verdient wörtliche Anführung: Alleviare le altrui sofferenze & un dovere ed 
un conforto, ma nessun dovere è più urgente e nessun conforto è più intimo 
di quello che terge lagrime da occhi chiusi alla luce. 





Bibliographie. 
1) Beiträge zur Physiologie und Anatomie des Cephalopoden- 


auges, von C. Hess. (Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 109.) Verf. hatte 
schon 1902 nachgewiesen, dass ein bereits früher in der Netzhaut des 


! Von rugidog, blind. 


Er EEE ër e 


= o ie m A er 


315 - - 


CGephalopodenauges entdeckter roter Farbstoff lichtempfindlich sei und dem 
Sehpurpur der Wirbelthiere nahestehe. Die vorliegende Arbeit berichtet über 
weitere darüber angestellte Untersuchungen. Erschwert wurden sie besonders 
durch die Anwesenheit von Pigment in der Stäbchenschicht selbst, sodass 
der rote Farbstoff oft durch besondere Kunstgriffe, z. B. Triibung der Netz- 
haut durch Formol sichtbar gemacht werden musste. Verhältnismässig günstige 
Objecte waren die Augen von Loligo. Bei einigen Arten, ausgesprochenen 
Dunkelthieren, welche die Fähigkeit besitzen, schon bei mässiger Beleuchtung 
ihre Pupillen vollständig zu verschliessen, fand sich der Sehpurpur, auch 
wenn die Thicre vor dem Tode belichtet waren. Während der Farbstoff ziem- 
lich resistent gegenüber der Fäulniss ist, wird er durch höhere Temperaturen 
(50— 60°) rasch gebleicht. Der zweite Theil der Arbeit enthält Untersuchungen 
über die phototrope Pigmentwanderung im Cephalopodenauge Unter dem 
Einfluss der Belichtung findet innerhalb der Stäbchenschicht eine Pigment- 
wanderung in vitraler Richtung statt, b#i Lichtabschluss entsprechend eine 
Rückwanderung des Pigments. Die Schnelligkeit dieser Processe ist bei den 
verschiedenen Species sehr verschieden. Makroskopisch verräth sich die Pig- 
mentwanderung durch die wechselnde Farbe der Netzhaut. Dabei pflegt sich ein 
die Netzhaut halbirender horizontaler Streifen durch seine abweichende 
Färbung bemerkbar zu machen, die er gewissen Besonderheiten in dem zeit- 
lichen Ablauf der Pigmentwanderung verdankt. Vermuthlich steilt er eine 
Zone des besten Sehens dar. 

2) Ueber einige Analogien zwischen der optischen und 
statischen Orientierung, von Dr. Em. Rädl. (Arch. f. Physiol. 1905. 
S. 279.) Auf Grund einfacher Versuche wird nachgewiesen, dass zwischen 
unserer ÖOrientirung zur Schwerkraft und derjenigen zum Lichtstrahl mehr- 
fache Analogien existieren und zwar: 1. Wie sich durch eine auf unser 
inneres Ohr wirkende Centrifugalkraft infolge der veränderten ÖOrientirung 
zur Schwerkraft auch unsere Orientierung im optischen Raume verändert, so 
verändert sich auch umgekehrt unsere Orientirung zur Schwerkraft infolge 
einer primären Veränderung der optischen Orientierung. 2. Das Aubert’sche 
Phänomen, wo bei geneigtem Kopfe eine objective Verticale im sonst dunklen 
Raume im entgegengesetzten Sinne geneigt erscheint, kann ebenfalls umgekehrt 
werden: eine geneigte Linie im Gesichtsfelde bewirkt, dass die Verticale 
ebenfalls geneigt zu sein scheint. 3. Als eine Störung der optischen Orien- 
tierung lassen sich alle geometrisch-optischen Tituschungen auffassen, indem 
fiir alle der Satz gilt, dass der subjective Raum um einen optisch gegebenen 
Punkt oder um eine Linie zusammenschrumpft. 4. Die Plateau-Oppel’sche 
Erscheinung ist eine locale Schwindelerscheinung im Gesichtsfelde und ist in 
allem den ‚wahren‘ Schwindelerscheinungen ähnlich. Also giebt die That- 
sache des Schwindels eine weitere Analogie zwischen der Orientirung zur 
Schwerkraft und derjenigen zum Licht. 

3) Der Einfluss der Hirnrinde auf die Thränen-, Schweiss- 
und Harnabsonderung, von Prof. W. v. Bechterew. (Arch. f. Physiol. 
1905. S. 297.) Verf. fand durch Versuche an Hunden im medialen 
Theil des vorderen und hinteren Abschnittes des Gyrus sigmoideus ein 
corticales Centrum für die Thränensecretion, welches gleichzeitig auf den 
Gefüssapparat und auf den secretorischen Zellenapparat der Thränendrüse 
Einfluss ausübt. Ferner wies Verf. in der inneren Hälfte des vorderen Ab- 
schnittes des Gyrus sigmoideus Centren für die Schweiss- und Harnabsonderung 
vorzugsweise auf der contralateralen Seite nach. 


— 316 — 


4) Zur Kroenlein’schen Operation, von Dr. Josef Helbron. 
(Berlin 1905 bei S. Karger.) Verf. hat das seit der 1900 erschienenen 
zusammenfassenden Arbeit von Domela-Nieuwenhuis in der Literatur 
niedergelegte Material gesichtet und kritisch verwerthet. Während 
Domela’s Publication 44 Fälle von Kroenlein’scher Resection umfasste, 
hat Verf. weitere 61 gesammelt und ihnen noch 15 noch nicht veröffentlichte 
Fälle hinzugefügt, die meist in der Berliner Universitäts-Augenklinik operirt 
worden sınd. Die Krankengeschichten werden, zweckmässig gruppirt, sämmt- 
lich im Auszug wiedergegeben. Das Ergebniss ist im wesentlichen folgendes: 
Die Kroenlein’sche Operation ist an sich als ein technisch leichter und 
ungefährlicher Eingriff anzusehen. Die Erhaltung des Bulbus wird fast in 
allen Fällen erzielt. Mit Ausnahme natürlich der Sehnerventumoren wird 
auch die Sehschärfe meist erhalten, häufig sogar gebessert. Fast immer 
bleiben aber mehr oder weniger schwere Muskelstörungen zurück. Der durch 
die Operation erzielte Zugang zum hinteren Theil der Orbita ist selbst bei 
sehr grossen retrobulbären Tumoren, bei temporalem Sitz derselben stets 
hinreichend gross, um eine sorgfältige Exstirpation zu ermöglichen; bei nasalem 
Sitz aber meist nicht genügend. Die Anwendung der Kroenlein’schen 
Resection empfiehlt sich bei Cysten, Kavernomen, grossen 'Thränendrüsen- 
tumoren, langsam wachsenden soliden Orbitaltumoren, bei allen Geschwülsten 
der Selınerven und seiner Scheiden, eventuell auch bei Fremdkörpern in der 
Orbita, Circulationstörungen und weit nach hinten liegenden Orbitalwand- 
erkrankungen, schliesslich noch zu diagnostischen Zwecken. Auch bei 
dringenden Operationen am hinteren Bulbus-Ende könnte man sie anwenden. 
Bei ausgesprochen malignen Geschwülsten, besonders im jugendlichen Alter, 
ist stets von vornherein die Exenteration als das sicherste Mittel gegen Recidive 
anzuwenden. Bei weit nach vorn gelegenen, gut abgrenzbaren Krankheits- 
herden ist die einfache Exstirpation von vorne her als der leichtere Eingriff 
der temporären Resection vorzuziehen. — In der Einleitung werden die mit 
der Kroenlein’schen Operation konkurrirenden Methoden, die zum Theil nur 
Modificationen derselben darstellen, eingeliend erörtert. 

5) Kroenleins Orbitalresection zur Behandlung retrobulbärer 
Geschwülste und Entzündungen, von Th. Axenfeld. (Münch. med. 
Wochenschr. 1905. Nr. 23.) Warme Empfehlung des Kroenlein’schen Ver- 
fahrens zur Entfernung abgegrenzter retrobulbirer Geschwiilste, sowie tiefer 
vom Siebbein oder Keilbein ausgehender Orbitalentziindungen. Die alte 
Knapp’sche Methode, Sehnerventumoren von vorn nach Tenotomie des Rectus 
internus zu exstirpiren, ist weniger vortheilhaft, da diagnostische Irrthümer 
möglich sind. Selbst von vorn palpable Orbitalgeschwülste können, sobald 
sie weiter nach hinten sich fortsetzen, die temporäre Resection erforderlich 
machen. 

6) Ueber solitäre Tuberculose der Aderhaut, von Th. Axenteld. 
(Mediz. Klin. 1905. Nr. 16.) Mittheilung eines Falles, bei dem der am 
hinteren Pul gelegene flache Tumor den Sehnerveneintritt vollständig zerstört 
hatte und bereits extrabulbär gewuchert war. Verf. empfiehlt auch in Fallen 
von gleichzeitiger sonstiger Tuberculose das erkrankte Auge zu enucleiren, 
vorausgesetzt dass das Sehvermögen erloschen ıst und namentlich, wenn der 
Tumor in der Nähe des Sehnerveneintritts localisirt ist und das Leben durch 
drohendes Uebergreifen auf die Meningen geführdet. Bei äquatorialem Sitz 
und mehr oder weniger erhaltenem Sehvermögen ist conservative Behandlung 
unter Anwendung von Tuberculin angezeigt. 


—- 310 — 


7) Die Spitresultate der Myopieoperation nach dem Materiale 
der Rostocker Universitits-Augenklinik. (Inaug.-Diss. von Georg 
Marx. Rostock 1905.) Bei den zur Verfügung stehenden 65 Fällen wurde 
im ganzen 10 Mal, also bei 15,4°/, Netzhautablösung beobachtet und zwar 
vertheilen sich die Fälle folgendermassen auf die einzelnen Operateure: Berlin: 
10 Operationen — 3 Mal Ablösung; Axenfeld: 43 Operationen — 7 Mal Ab- 
lösung; Peters: 11 Operationen — bisher keine Ablösung, aber zu kurze, im 
Maximum 3!/, jährige Beobachtungsdauer. Diese Zahlen sind wesentlich höher 
als bei den bisherigen Statistiken und die Ablösungen sind zum Theil sicherlich 
der Operation zur Last zu legen, denn bei nicht operierten, hochgradig 
myopischen Augen tritt Netzhautablösung nach A. v. Hippel nur in 6,5°/, 
der Fälle ein. Verf. will trotzdem die Fukala’sche Operation nicht gänzlich 
verwerfen angesichts des grossen Nutzens, den die überwiegende Mehrzalıl 
der Operierten davon hat; um so mehr müsse man durch geeignete Operations- 
technik die Gefahren des Eingriffs einzuschränken suchen. Vor allem sind 
zu tiefe Incisionen der Linse mit Verletzung der hinteren Kapsel zu ver- 
meiden, da sie leicht zu Glaskörper-Vorfall in die vordere Kammer führen. 
Die Anzahl der Extractionen mit der Lanze ıst thunlichst einzuschränken, 
während die besonders gefährlichen Nachstar-Discissionen, die auch bei bester 
Operationstechnik nicht ganz zu umgehen sein werden, möglichst schonend 
ausgeführt werden müssen. 

8) The importance of general therapeutics in the treatment 
of ocular diseases. An Adress delivered in the Section of Ophthalmology 
of the American Medical Association 1904 by A. Maitland Ramsay. (Glasgow 
1905.) Eindringliche Mahnung, nicht über der Fülle von specialistischen 
therapeutischen Massnahmen, die wir der modernen Wissenschaft verdanken, 
die Allgemeinbehandlung des Körpers zu vernachlässigen. In allgemein ge- 
haltenen lesenswerten Betrachtungen weist Verf. u. a. auf die grosse Be- 
deutung einer rationellen Ernährung für den Verlauf mancher meist nur 
local behandelter Augenleiden hin, wobei namentlich die scrophulösen Augen- 
affectionen eine besonders anschauliche Schilderung erfahren. 

9) Ueber denGang derRückbildung hemianopischer Störungen 
nach paralytischen Anfällen, von Prof. Dr. A. Pick. (Deutsche med. 
Wochenschr. 1905. Nr. 39.) Den Ausgangspunkt der Betrachtungen bildet 
die häufig zu betrachtende Erscheinung, dass, während das von aussen in die 
ausgefallenen Gesichtsfeldhälften gebrachte Object eine Reaction in Form von 
Blickwendung erzielt, eine solche ausbleibt, wenn es durch den verticalen 
Meridian in jene hinübergeführt wird. Die Erklärung für dieses Phänomen kann 
entweder dadurch gegeben sein, dass die Wiederherstellung des hemianopischen 
(sesichtsfelddefectes von aussen nach innen sich vollzieht, wofür auch andere 
Erscheinungen sprechen; oder es berubt darauf, dass während einer bestimmten 
Phase des Abklingens der Hemianopsie die unwillkürliche Fixation wieder- 
gekehrt ist, während die willkürliche noch fehlt, d. h. dass der subcorticale 
Mechanismus dem corticalen in der Restitution vorangeht. Vielleicht, und 
Verf. hält dies für das wahrscheinlichste, sind beide Faktoren gemeinsam 
wirksam. 

10) Ueber den Einfluss von Anomalien und Erkrankungen 
des Sehorganes auf die Mal-Technik, von Emil Berger, Paris. 
(Münchn. kunsttechn. Bl. 1905 Nr. 13—16.) Wie Verf. selbst einleitend 
bemerkt, kann die Abhandlung nur in grossen Grundzügen ihrem Titel ge- 
recht werden, und soll mehr anregend zu weiteren Forschungen wirken. 


— 318 — 


Dass uncorrigirte myopische Augen besser zur Miniatur- als zur Landschafts- 
malerei befähigen, ist leicht verständlich. Interessant ist aber der Rath, den 
Verf. den Landschaftsmalern moderner Richtung giebt, sich, wenn nicht schon 
Kurzsichtigkeit besteht, durch schwache Convexgläser künstlich myopisch zu 
machen, um dadurch im Stande zu sein, die störenden Details gegenüber 
dem Allgemeineindruck leichter zu vernachlässigen. — Astigmatismus soll sich 
bei den Bildern des Engländers Turner durch entsprechende Verzerrungen 
bemerkbar machen. Ref. will diese Logik nicht recht einleuchten. Wenn 
es auch richtig ist, dass ein Astigmatiker Bäume z. B. in die Länge gezogen 
erblickt, so wird er sie darum doch nicht in dieser fehlerhaften Form malen, 
denn bei Betrachten seines Bildes müsste er sie dann ja in doppelt so starker 
Verzerrung seben und so auf einen Irrtum aufmerksam werden. Das Gleiche 
gilt von der sphärischen Aberration, deren Erscheinungen Verf. nicht selten 
in Bildern wiedergefunden haben will. — Während man vielfach die Ansicht 
aussprechen hört, dass die der Wirklichkeit gar nicht entsprechende Farben- 
gebung gewisser Maler vielleicht auf Dichromasie zurückzuführen ist, meint 
Verf., dass diese Anomalie die Ausübung des Malerberufes überhaupt un- 
möglich mache. Dagegen sei die bei hochbetagten Malern manchmal deutlich 
abnehmende Farbenpracht ihrer Gemälde oft durch Altersveränderungen der 
Linse (Kernsclerose, Starbildung) zu erklären. Aehnlich würden Sehnerven- 
erkrankungen mit Abnahme der Farbenperception wirken. Störungen des 
binocularen Sehactes endlich müssen das Reliefsehen erschweren und auch in 
den Bildern durch mangelhafte Plastik zum Ausdruck kommen. 

11) Myopie-Operation und Netzhautablösung, von A. v. Hippel. 
(Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 26.) Verf. sucht die Einwände, die 
Schmidt-Rimpler und namentlich Hirschberg gegen die Myopie-Operation 
erhoben haben, auf Grund statistischen Materials zu widerlegen. Nach seinen 
Erfahrungen sind die postoperativen Netzhautablösungen meist nicht der 
Operation selbst, sondern der Myopie zur Last. zu legen. Dagegen ist auch 
Verf. der Ansicht, dass die Fukala’sche Operation eine ganz besonders 
strenge Indications-Stellung verlangt. 

12) Ueberdiedurch Tuberculose bedingten pseudoleukämischen 
Erkrankungen und ihre Behandlung mit Neu-Tuberculin. Unter 
Mittheilung eines mit Iristuberculose complicirten Falles, von Dr. O. Rennert. 
(Deutsch. med. Wochenschr. 1905. Nr. 23.) Bei einem Falle, der klinisch 
durchaus unter dem Bilde einer Pseudoleukämie verlief, stellte sich eine 
Irıtis mit Knötchenbildung ein, die als tuberculös gedeutet wurde. Der 
Erfolg einer Tuberculinbehandlung bewies nicht nur die Richtigkeit dieser 
Diagnose, sondern zeigte ausserdem, dass die „pseudoleukämischen‘‘ Ver- 
änderungen ebenfalls tuberculöser Natur waren. Bruns (Steglitz.) 

13) Was lehrt uns die neueste bayrische Blindenstatistik? 
von Dr. Fritz Salzer in München: (Münchener med. Wochenschr. 1905. 
Nr. 28.) Besprechung der Arbeit Anton Schaidler’s, Lehrer am Kgl. 
Central-Blindeninstitut in München. Die Statistik lehrt, dass eine Abnahme 
der Erblindungsziffer durch Blennorrhoe nicht eingetreten ist. Diese That- 
sache beweist, dass die Crede&’sche Prophylaxe nicht genügt. Die Majorität 
der Blennorrhoe-Blinden geht überhaupt nicht aus den Gebärhäusern oder 
Privathäusern hervor, sondern aus den ärmeren Volksschichten, insbesondere 
aus den unehelich Geborenen. Gerade hier liege die Hauptschuld aber viel- 
fach „in einer unglaublichen Böswilligkeit der Hebammen, die trotz aller 
amtlichen und nicht amtlichen Verwarnungen vielfach direct die Leute ab- 


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halten zum Arzt zu gehen‘‘. Verf. hat in 10jahriger Thätigkeit in München 
eine ganze Reihe solcher Fille erlebt. Er schliesst mit einem Hinweise, den 
in ganz ähnlicher Weise schon früher H. Cohn gegeben hat: „Eine gesetz- 
liche Verpflichtung der Hebammen zur Meldung aller Blennorrhoe-Fälle und 
eine weniger conservative Behandlung sympathie-gefährlicher Augen sind die 
wichtigsten Desiderate, die sich aus der bayerischen Blindenstatistik ergeben. 
Eine fortgesetzte Aufklärung des Publikums über hygienische und prophylak- 
tische Fragen muss das Uebrige thun“. 

14) Brillencorrection und Brillenfassung, von Dr. Hugo 
Feilchenfeld in Berlin. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 28.) Verf. 
macht auf die Bedeutung aufmerksam, welche dem Gestell der Brille zukommt, 
besonders bei Cylindergläsern. Diese hätten eine stereoskopische Nebenwirkung, 
welche störend wirkt, aber durch gute Centrirung und geringen Glasabstand 
(vom Auge) behoben werden kann. Verf. verweist auf die Schrift Oppen- 
heimer’s Theorie und Praxis der Augengläser, Berlin 1904. C. Hamburger. 

15) Eigenartige Selbstcorrection eines einseitigen Astigma- 
tismus myopicus, von Wernicke (Deutsche Militäürärztl. Zeitschrift. 1905. 
Nr. 5.) 55 jähriger Stellmacher, der an myopischem Astigmatismus des 
rechten Auges leidet (horizontaler Meridian — 8,0 D, verticaler Meridian 
—6,0D), wodurch die Sehschärfe auf Fingerzähler in 5m vermindert ist, 
erzielt durch eigenartiges Hilfsmittel fast normales Sehvermögen. Er windet 
sich einen Strick schräg um den Kopf, so dass der derbe Knoten auf das 
Oberlid drückt und nur eine schmale Lidspalte frei lässt. Der verticale, durch 
den Druck noch stärker brechend gewordene Meridian wird dadurch ausgeschaltet, 
während der horizontale nahezu emmetropisch geworden ist. Fürst. 

16) Klinische und histologische Studie des Verhaltens der 
Augen in einem Falle von Kleinhirntumor bei einem nieren- 
kranken Individuum, von Oliver. Der Fall ist bemerkenswerth, inso- 
fern der Hirntumor erst bei der Autopsie gefunden wurde. 

17) Eine einfache, genaue und schnelle Methode zur Locali- 
sation von Fremdkörpern im Auge, von H. Halen. (Journ. of the 
Americ. med. Assoc. 1904. Mai.) Loeser. 

18) Ueber Aderhautrupturen, von Dr. Johannes Ohm. (Inaug. 
Dissert. Giessen 1905.) Verf. hat mit grossem Fleisse 316 Fälle von Ader- 
hautruptur aus der Literatur zusammengetragen und fügt 5 Fülle aus dem 
Giessener Material hinzu. Die Risse sind meist indirect, seltener direct ent- 
standen und in wenigen Fällen auch, ohne dass die Gewalt den Bulbus selbst 
traf. Dementsprechend haben sie ihren Sitz meistens in der hinteren Bulbus- 
hälfte, die temporale Partie bevorzugend. Die typische Form ist die Sichel, 
dann als nächsthäufige der radiäre Riss. Die Anzahl kann 5 und mehr be- 
tragen. Nur in einem kleinen Bruchtheil ist die Netzhaut zugleich geborsten, 
meist am gleichen Ort. Die Prognose quoad visum ist im Ganzen nicht sehr 
günstig, was zum Theil von Nebenverletzungen abhängt. Von den eigenen 
Fällen sind zwei grosse Seltenheiten. In dem einen war die Convexitiit des 
Risses gegen die Papille gerichtet, in dem andren umkreist der Hauptriss 
die Macula ohne in sich geschlossen zu sein. 

19) Ein Fall von Erblindung nach Atoxyl-Injection bei 
Lichen ruber planus, von Dr. W. Bornemann. (Münch. med. Woch. 
1905. Nr. 22.) Nach mehrwöchentlichen Atoxyl-Injectionen (27 g; es ist 
ein Arsen-Priiparat,) wegen Lichen ruber planus trat bei einer 58 jährigen 
ausser Gehirnstörungen und Parästhesien in den Füssen allmähliche Ver- 


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schlechterung der Sehkraft ein, die zur fast völligen Erblindung führte unter 
dem ophthalm. Bilde der Sehnerven-Atrophie. Verhältnissmässig gut waren 
die Pupillenreflexe erhalten. 

20) Ueber einen Falll von Poliomyelitis anterior acuta mit 
oculo-pupilliren Symptomen, von Dr. Arthur Clopatt. (Deutsche 
med. Woch. 1905. Nr. 39.) Bei akuter Poliomyelitis anterior fand sich 
links Ptosis und Miosis, bei ausgiebigerer Lichtreaction dieser Pupille gegen- 
über der rechten. Hand in Hand mit der Besserung der Armlähmung ver- 
schwand allmählich die Pup.-Differenz, die Ptosis blieb in geringem Grale 
bestehen. Diese Sympathicus-Störung wird auf eine Affection des Centrum 
ciliospinale zurückgeführt, von welchem die Fasern hauptsächlich durch den 
ersten Dorsalnerven zum ersten Brustganglion des S. und durch die Ansa 
Vieussenii zum letzten Halsganglion verlaufen. 

21) Die Augenheilkunde im Mittelalter und ihre Entwick- 
lung im 19. Jahrhundert. Akad. Festrede von Prof. Vossius. Giessen. 
Nach einleitenden Bemerkungen über Häufigkeit und Ursachen der Erblin- 
dung und über die ophthalmologische Ausbildung der Aerzte wirft Verf. 
einen Ueberblick über die Entwicklung der Augenheilkunde von Bartisch 
bis heute. Besonders betont er den Aufschwung im vorigen Jahrhundert 
und die Kämpfe um Trennung von der Chirurgie und Gründung eigener 
Professuren und Kliniken. 

22) Ueber einen unter dem Bilde einer Ophthalmoplegia 
externa verlaufenden Fall von traumatischer Hysterie, von Prof. 
Dr. A. Westphal. (Deutsche med. Woch. 1905. Nr. 22.) Ein Bergarbeiter 
erkrankte nach Kopftrauma an Neurose. Ausser einer Reihe nervöser Stö- 
rungen fand sich eine beiderseitige Ophtlialmoplegia externa (Levator und 
Iris frei), die bei genauer Beobachtung sich nicht als constant erwies, son- 
dern unter Umständen — besonders Ablenkung der Aufmerksamkeit — bald 
ganz, bald theilweise verschwand. Psychische, durch die Vorstellung be 
dingte, besonders unter dem Einflusse der Aufmerksamkeit entstehende 
Innervationsstörungen bilden die Grundlage dieser abnormen, durch Contrac- 
turzustände hervorgerufenen Beweglichkeitsverhiltnisse. 

23) Ueber Local-Anästhesie, von E. Impens, (Deutsche med. 
Woch. 1905. Nr. 29.) Verf. hat Alypin pharmakologisch geprüft und 
kommt zu dem Schluss: „dass das Alypın ein neutral reagirendes, im Wasser 
leicht lösliches Local-Anästheticum ist, welches, bei mindestens gleicher Inten- 
sität der Wirkung, vor dem Cocain den Vorzug hat, bedeutend weniger 
gittig zu sein, keine Mydriase, keine Accommodations-Stérungen und keine 
Gefiissverengerung hervorzurufen.‘“ K oer ber. 

24) Westnik Ophthalmologii. Juli—August 1905. Kazauroff; 
In Procenten ausgedriickte Verminderung der Arbeitsfihigkeit in Folge von 
Augenverletzungen. — Braunstein; Die Angioneurosen der Netzhautgetässe. 


— Ginsburg: Ueber die Cysten der Plica semilunaris. — Gurfinkel: 
3 Fälle von Melanosis oculi. — Rudin: Eine Schutzbrille. — Berger: 
Zur Casuistik der Schusswunden des Auges. — Referate. — Sitzungs- 


berichte: Bericht der Ophthalmologischen Gesellschaft in Kiew. — Ophthal- 
mologische Chronik. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin N W. 26 Schifibauerdamm) 


Verlag von Veır & Comp. in Leipzig. — Druck von METZGER & Wrrria in Leipzig. 





Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AnckE in München, Dr. Brrger in Paris, Pret. 
Dr. BırnacHer in Graz, Dr. Braiter in London, Dr. Bruns in Steglitz, Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Cous in Breslau, Doc. Dr. Cr. op Boıs-Rzyuonn in Berlin, Dr. CRZELLITzER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Emmzrt in Bern, Prof. Dr. C. GaLLenca in Parma, Dr. GINSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpzızazr in Budapest, Dr. GorDon NoBRIE in Kopenhagen, Dr. Ham- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issısonis in Smyroa, Prof. H. Knapp in 
New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. Logser in Berlin, Prof. Dr. Maunvs in 
Breslau, Major F. P. Maynann, I. M. S. Calcutta, Dr. F. MENDEL in Berlin, Dr. MoLL in 
Berlin, Dr. NgusBuragrR in Nürnberg, Dr. PerarNs in Maeseyck, Prof. Dr. PEsCHEL in 
Frankfurt a. M., Dr. PurTscHeR in Klagenfurt, Dr. M. RgIcH in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. ScureR in Oldenburg, Prof. Dr. ScREsKL in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. 
Srıro in Berlin, Dr. STIEL In Köln, 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 








1905. a Neunundzwanzigster Jahrgang. November. 








Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Zur Kenntniss der Erkrankungen der Karunkel. 
Von Dr. Emil Bock, Primarius in Laibach. — II. Ein Fall von tuberkulösem Glaukom. 
Von J. Hirschberg und $. Ginsberg. 

Klinische Beobachtungen. I. Zur Diagnose des Aderhaut-Sarcom. Von J. Hirsch- 
berg. — II. Ueber zweizeitigen Kreuzschnitt zur Iris- und Kapsel-Zerschneidung. Von 
J. Hirschberg. — III. Erfolg einer seltenen Schiel-Operation, nach 32 Jahren be- 
obachtet. Von J. Hirschberg. 

Neue Bücher. 

Gesellschaftsberichte. 1) Berliner Ophthalmologische Gesellschaft. — 2) Ophthal- 
mological society of the United Kingdom. — 3) The British med. Association. Section 
of Ophthalmology. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Metall-Splitter im Auge, von G. EÈ. 
de Sch'weinitz, — 2) Beitrag zur Lelire von den Augenkrankheiten bei Schädel- 
missbildungen, zumal bei Oxycephalen, von Patry. — 3) Anatomie und Physiologie 
der optischen Bahnen und Centren, von Dr. H. Wilbrand und Dr. A. Saenger. 

Journal-Uebersicht. I) A. v. Graefe’s Archiv für Ophthalwologie. LX, 3. — 
II. Ophthalmic Review. 1905. Mai—August. — Ill. British med. Journal. 1905. Juli. 

Vermischtes. Nr. 1—3. 

Bibliographie. Nr. 1—11. 





I. Zur Kenntniss der Erkrankungen der Karunkel. 
Von Dr. Emil Bock, Primarius in Laibach. 


1. Sarcoma melanodes carunculae. 


Franz R., 24 Jahre alt, Grundbesitzer, bemerkt seit einigen Monaten 
im innern Winkel des linken Auges ein braunes Pünktchen, welches stetig 


grösser wird. 
21 


— 322 — 


Die linke Karunkel ist dunkelroth und mässig vergrüssert, so dass sie 
aus dem hufeisenförmigen Ausschnitt des innern Augenwinkels deutlich 
hervorragt. Auf ihrer freiliegenden Kuppe sitzt unverrückbar ein grau- 
braunes Gebilde von dem Aussehen des Flügels eines Kerbthieres und der 
Grösse eines Hirsekorns. 

Dies war die einzige krankhafte Veränderung im ganzen Körper des 
kräftigen, gesunden Mannes. 

Die mit einem Hakchen hervorgezogene Karunkel wurde mit einem 
Scheerenschlage leicht entfernt. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass die obere Hälfte der 
Karunkel von einem keilf6rmig eingeschobenen melanotischen Rundzellen- 
sarkom eingenommen war. Von Einzelheiten des Befundes will ich nur 
erwähnen, dass die ganze Karunkel von Rundzellen dicht durchsetzt war. 
Die Talgdrüsen in der Nachbarschaft der Neubildung waren sehr gross, 
besonders auffallend aber waren stark vergrösserte Schweissdrisen mit 
hyalin verquollenen, theils hohen, theils etwas abgeflachten Zellen. 


2. Granuloma carunculae. 


Josef M., 29 Jahre alt, Feldarbeiter, kam in meine Sprechstunde mit 
der Angabe, er bemerke seit beiläufig zwei Wochen das Wachsen einer 
rothen Geschwulst im innern Winkel des linken Auges. 

Im linken nasenseitigen Lidwinkel sass eine fast erbsengrosse, schmutzig- 
rothe, kleinhöckerige Geschwulst, umgeben von eingetrocknetem Schleim 
und Eiter. Die Bindehaut war geröthet und sonderte reichlich ab, die 
halbmondförmige Falte war geschwollen. Als ich die Geschwulst mit 
einem Häkchen vorzog, wobei sie stark blutete, sah ich, dass sie theils auf 
der Karunkel, theils auf der halbmondfoérmigen Falte sass. Der Aus- 
schneidung mit der Scheere folgte reichliche Blutung. 

Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass die Geschwulst aus 
Wundwärzchen bestand. 

Weder dieser Befund, noch der klinische gaben einen Anhaltspunkt 
über die Entstehung und Ursache dieser Bildung von Wundwärzchen. 
Erst ein unmittelbar darauf auf meiner Abtheilung aufgenommener Fall, 
den ich als dritten in dieser Reihe beschreiben will, klärte den zweiten. 


3. Granuloma carunculae circum corpus alienum. 


Lorenz L., 42 Jahre alt, Grundbesitzer, suchte im Spitale Heilung 
einer Geschwulst, die seit einigen Wochen im innern Winkel des linken 
Auges wuchs. 

Die linke Karunkel war stark gerdthet und etwas geschwollen. Aus 
ihrem oberen Rande erhebt sich eine kleine erbsengrosse an der Oberfläche 
geschwürig zerfallene, fleischrothe, kleinhöckerige Geschwulst. Die halbmond- 
formige Falte ist dunkelroth, wulstförmig. 


— 323 —- 


Nach Abtragung der Geschwulst sammt eines Stückes der halbmond- 
formigen Falte mit der Scheere kam zwischen Karunkel und halbmond- 
formiger Falte eine kraterformige mit zerfallenem Gewebe ausgefüllte 
Oeffnung zum Vorschein. Die Suche nach einem Fremdkörper daselbst 
war vergeblich. 

Die Untersuchung der Geschwulst zeigte, dass sie aus Wundwärzchen 
bestand. 

Drei Wochen später kam der Mann wieder und sagte, es belästige 
ihn im linken inneren Augenwinkel fast ununterbrochen ein stechendes 
Gefühl. Ich fand nun aus der oben erwähnten kraterförmigen Oeffnung 
die Spitze einer Getreidegranne hervorstehen. Sie liess sich leicht heraus- 
ziehen und war 12 mm lang. 

Der Fall 3 klärt den Fall 2. Gewiss war auch bei diesem ein 
Fremdkörper eingedrungen gewesen, der sich aber von selbst ausgestossen 
hatte. 


I. Ein Fall von tuberkulösem Glaukom. 
Klinische Darstellung von J. Hirschberg, mikroskopische Beschreibung von 8S. Ginsberg. 


I. 


Ueber die wahre Ursache der selbständigen Drucksteigerung ist bisher 
eine Einigung noch nicht erzielt worden, wohl darum, weil es thatsächlich 
verschiedene Arten mit verschiedenen Ursachen giebt, wenn gleich ein 
Moment, die Verengerung und schliessliche Verödung der Kammerbucht, 
wegen seiner Häufigkeit und wegen der Wichtigkeit seiner Folgen, mit Recht 
in den Vordergrund gestellt wird. Namentlich finde ich in der Gruppe der 
chronischen Drucksteigerung gewisse, wenn gleich seltene Fälle, die durch 
eine besondere, im Zustand des Gesammt-Organismus beruhende Ur- 
sache sich auszeichnen und dem wissenschaftlichen Heilkünstler auch ganz 
besondere Aufgaben auferlegen. Hierher gehört das specifische Glaukom, 
dessen Ursache eben die Lues darstellt, über das ich schon seit einer langen 
Reihe von Jahren einzelne Thatsachen gesammelt habe und demnächst 
den Fachgenossen vorzulegen beabsichtige. Hierher gehört das tuber- 
kulöse Glaukom, von dem kürzlich ein augenfälliges Beispiel in meine 
Beobachtung gelangt ist. 

Am 13. Mai d. J. kam eine 36jährige, schmächtige Frau in meine 
Privat-Sprechstunde und machte mir die folgenden hichst bemerkenswerthen 
Mittheilungen. 

Vor 3 Jahren wurde Lungenleiden bei ihr festgestellt, und die Be- 
handlung mit Einspritzungen von Zimmt-Säure unter die Haut eingeleitet. 
Nach 75 Einspritzungen beobachtete sie ein bewegliches Gewebe ror dem 
rechten Auge. Deshalb brach sie die Behandlung ab und befragte Augen- 

21* 


— 324 — 


ärzte. Diese erklärten das Augenleiden für harmlos und verordneten Jod- 
kali. Ein homoeopathischer Augenarzt behandelte sie mit Elektrisiren und 
Massage des Auges, was ihr nicht gut bekam. Nach Fussbädern und Um- 
schlägen auf das Auge besserte sich ihr Zustand, sie sah kein Gewebe 
ınehr, sondern nur eine Perlenschnur und schwarze Punkte. 


Vor einem Jahr wurde sie von Rippenfell-Entzindung befallen 
und lag mehrere Wochen zu Bett. Als sie sich zu erholen begann, fand 
sie die Sehkraft des rechten Auges etwas geschwächt. 


Im December 1904 sah sie plötzlich eines Abends einen Regenbogen 
um die offene Flamme. Diese Erscheinung schwand binnen einer Stunde, 
wiederholt sich aber seitdem in unregelimässigen Zwischenräumen und ist 
mit Nebelsehen verbunden. 


Der nunmehr befragte Augenarzt verordnete Pilocarpin-Einträuflung 
und empfahl Operation. Seit einigen Wochen hat sie die Einträuflung von 
Pilocarpin aufgegeben. Der Kopfschmerz hat durch Sauerstoff-Einathmung 
aufgehört. 

Die Sehprüfung ergab mit + 0,5 Di. sph. links °/,, rechts fast ®/,. 
Gesichtsfeld beiderseits völlig normal, auch die Farbenfelder. Das rechte 
Auge las mit + 0,5 Di. Sn. 12/,’ in 10” etwas mühsamer, als das linke. 


Bei der objektiven Untersuchung ist das linke Auge vollig un- 
verandert. 

Das rechte Auge zeigt deutliche Spannungs-Erhöhung, leichte Erweite- 
rung der Pupille, seichte treppenformige Aushöhlung des Sehnerven. 
Arterien-Puls bei leichtem Anlegen des Fingers an den Augapfel, Sehr 
wichtiges lehrt die Lupen-Untersuchung bei seitlicher Beleuchtung. Der 
periphere Theil der Regenbogenhaut ist etwas angeschwollen, so dass die 
Kammerbucht verengt erscheint. In der Grenzlinie zwischen grossem und 
kleinem Kreis sind Blutgefässe sichtbar, welche Stücke einer Kreislinie dar- 
stellen und in Stroma-Bündel eingebettet erscheinen. 


Die Kranke erklärte mir, als ich ihr die Nothwendigkeit der Opera- 
tion auseinandersetzte, sie wolle noch einige Wochen warten; sie müsse sich 
erst durch Aufenthalt auf dem Lande kräftigen. So erhielt sie Physostigmin- 
Einträuflung. 


Erst am 2. September 1905 kehrte sie wieder, körperlich wohl ge- 
kräftigt, jedoch mit etwas geschwächtem Auge. Zwar vermochte dasselbe 
mit + 0,5 Di. noch S = ®/, bis ®/, aufzuweisen; aber die. Accommodation 
war gelähmt: mit + 0,5 las das linke Auge nur Sn. 3!/, in 9” und 
brauchte + 2 Di., um Sn. UL zu erkennen. Die Pupille war weit (5mm, 
gegen 3!/,mm auf dem gesunden Auge) und völlig starr. Das Gesichts- 
feld noch nicht eingeengt, aber der Sehnerven-Eintritt in der ganzen Breite 
ausgehöhlt, die Blutadern der Netzhaut stark erweitert. Der Druck sehr 
hoch. Die Regenbogenhaut, wie zuvor, nur dass auch im kleinen Kreis 


ee oe wë rf, 


— 325 — 


Blutgefässe sichtbar geworden, sowohl speichenförmige wie kreisförmige 
Stücke. l 

Physostigmin-Einträuflung beseitigt die Accommodations-Lähmung, die 
Pupille lässt sich aber dadurch nicht vollständig verengen. Da wegen der 
hohen Spannung des Augapfels Allgemein-Betäubung zur Iridectomie mir 
räthlich schien, bat ich Herrn Prof. Max. MionaeLıs um eine Unter- 
suchung der Kranken und erhielt am 3. September 1905 von ihm das 
folgende Schreiben: 

„Frau X. leidet an beiderseitiger Lungenspitzen-Infiltration tuberkulöser 
Natur. Hinten rechts besteht eine handbreite pleuritische Schwarte von 
der 9. Rippe an abwärts. Am Herzen hört man ein leises systolisches 
Geräusch, das wohl accidenteller Natur ist. Bei einer reinen oder ge- 
mischten Aether-Narcose ist eine Verschlimmerung des Lungenbefundes 
nicht auszuschliessen. Das Herzgeräusch halte ich nicht für wesentlich.“ 


In Beziehung auf dieses wichtige Schreiben des Herrn Collegen 
Mic#AELIıs möchte ich bemerken, dass ich in den sehr vielen Hunderten 
von Allgemein-Betäubung mit der BiuLrorm’schen Mischung, die ich seit 
einer Reihe von Jahren ausschliesslich anwende, und nach der Tropfen- 
Methode, nicht ein einziges Mal die unangenehmen Nebenwirkungen der 
reinen Aether-Betäubung, nämlich die scheinbare Erstickungsgefahr, das 
Lungenrasseln, die Speichel-Absonderung, beobachtet habe; und darum ent- 
schlossen war, als die Kranke am 25. September 1905 zur Aufnahme ge- 
langte, die Operation doch unter Allgemein-Betäubung vorzunehmen. Aber 
die am 27. September Vormittag der Operation voraufgeschickte Morphium- 
Einspritzung unter die Haut hatte sofort so unangenehme Folgen, (Uebel- 
keit, Erbrechen, vollkommene Abgeschlagenheit, Puls-Schwäche,) dass ich 
die Operation vertagte und die Allgemein-Betäubung verwarf. 

Am 29. September 1905 wird nach reichlicher Einträuflung erst von 
Holocain, dann von Cocain! eine breite und periphere Iridectomie ver- 
richtet. Blutung gering. Augapfel gut entspannt. Die Heilung erfolgte 
regelrecht. Regenbogensehen trat in der Anstalt nicht mehr auf. 


Am 21. October 1905 ist der operirte Augapfel völlig reizlos, wiewohl 
noch etwas härtlich. Die Iris-Ausschneidung breit und regelrecht. Horn- 
haut klar, bis auf einige bräunliche Punkte im unteren Abschnitt, die man 
bei seitlicher Beleuchtung mit der Lupe zu erkennen vermag. 


Der grosse Kreis der Iris unten noch erhaben, mit einigen kleinen, 
jedoch schon von blossem Auge sichtbaren weissen Flecken, die aber nicht 
etwa Tuberkel, sondern Gruben darstellen; und mit Blutgefässen, sowohl 


! Ich wende diese beiden Mittel zusammen zur örtlichen Betäubung an. Die 
oben erwähnte Reihenfolge schien zweckmässiger, da die durch Physostigmin glücklich 
ein wenig verengerte Pupille nicht erst durch Cocain wieder erweitert werden sollte. 


— 826 — 


im grossen wie im kleinen Kreise, speichenförmigen wie mehr kreisförmigen ! 
Gesichtsfeld normal. Mit — 2,5 Di.? cyl. (5° s.) S = 5,. 

Da in dem vorliegenden Fall die Veränderung der Iris mir die Ur- 
sache des Glaukom darzustellen, und die Tuberkulose dabei eine wichtige 
Rolle zu spielen schien; so hob ich das ausgeschnittene Iris-Stückchen 
sorgfältig auf und ersuchte Herrn Collegen GINSBERG, dasselbe mikroskopisch 
prüfen zu wollen. 


II. 


Das in Formol gelegte Iris-Stückchen war gefaltet, so dass es eine 
Ausbreitung und makroskopische Orientirung nicht gestattete. Es wurde 
nach der üblichen Weiterbehandlung in Paraffin eingebettet und dabei so 
aufgestellt, dass senkrecht zur Längsrichtung der Falte geschnitten werden 
konnte. 

Die mikroskopische Tatui der 10u dicken Schnitte zeigte, dass 
die Iris in der Sphinktergegend auf das 5—6fache verdickt war. Diese 
Verdickung ging allmählich in die normale Partie über, so dass eine scharf 
abgesetzte Prominenz nicht bestand. In diesem Theil war das Irisgewebe 
durch eine ziemlich zellreiche, platt-knotenförmige Neubildung ersetzt, 
welche hinten bis an den Sphinkter reichte, während sie von der Vorder- 
fläche überall durch eine Schicht des präformirten Gewebes getrennt blieb 
(vgl. Fig. 1). 

Unter den Zellen der Neubildung, von denen meist nur die Kerne 
zu sehen waren, liessen sich folgende unterscheiden: 

1) in grosser Menge epitheloide Zellen mit meist einem, seltener 
mehrfachem grossen, ovalen oder nierenförmigen, meist mit deutlichem Kern- 
körperchen versehenem Kern; viele von diesen zeigen sehr bizarre Formen, 
erscheinen wurstförmig oder gefaltet. Sie sind alle durch ihre Grösse und 
die geringere Färbbarkeit von Leukucytenkernen leicht zu unterscheiden; 

2) in geringerer Menge spindlige und unregelmässig rundliche 
Bindegewebszellen; 

3) ziemlich zahlreiche Leukocyten, die meisten einkernig, aber auch 
nicht wenige polynucleär. Die intensiv gefärbten Kerne der letzteren 
weisen starke Verziehungen auf; 


4) in geringer Zahl meist sehr grusse Riesenzellen (vgl. Fig. 1), 
viele von LaneHans’schem Typus mit Ausläufern und wandständigen 


1 Nach diesem objectiven Befund ist die Prognose zweifelhaft. 

? Vor der Operation hatte die Hornhaut des rechten kranken Auges Ast. + 1,2 
(bei senkrechter Achıse) und r, = 7,83. Nach der Operation war Ast.. = — 2,4 (20° s.), 
r = 1,3. Die Veränderung der Hornhautkrümmung (dr = — 0,5) erklärt vollständig 
das Hervortreten des totalen Astigmatismus im Betrage von 2,5 D, da Jr = 0,1 einer 
Ametropie von 0,6 entspricht. (r, ist fast unverändert geblieben, = 7,758). 


— 327 — 


Kernen. Letztere sind manchmal enorm zahlreich, in einer Riesenzelle 
habe ich über 50 Kerne gezählt. Das Protoplasma enthält kleine Vacuolen, 
aber kein Pigment wie sonst meist in den Riesenzellen der Uvea; letztere 
ist allerdings hier überhaupt sehr pigmentarm; 





Riesenzellenhaltige Partie nahe dem Pupillenrand, der nach links hin liegt. 
Sph. Sphincter. P. Rest der Pigmentschicht, die zum grössten Theil abgelöst ist. 
Hamatoxylin, Eosin. — Zeiss Oc. I, Obj. DD. — V. = 250. 


5) endlich zeigen sich ziemlich viele Kerne verschiedenster Grösse 
in verschiedenen Stadien der Entartung und des Zerfalls begriffen 
(Pyknose, Schrumpfung, Zerfall in hyperchromatische Kügelchen und 
Bröckel u. 8. w.). 

Alle diese Elemente liegen in regelloser Weise verstreut in einem 
Stroma, welches im Wesentlichen aus einem zarten, nach v. Greson roth 
gefärbten Netzwerk besteht und welches dem präformirten bindegewebigen 
Reticulum der übrigen Iris entspricht (Fig. 2). Ferner finden sich im All- 
gemeinen spärliche, nur stellenweise etwas reichlichere Capillaren, sowie die 
Reste präformirter Irisgefässe. Letztere unterliegen innerhalb jener Ge- 
websneubildung einer einfachen Degeneration, indem das Lumen unter 
Endothelverlust collabirt oder durch die umgebende zellige Wucherung 
comprimirt, das Gefäss in einen aus faserigem Bindegewebe bestehenden 
Strang umgewandelt wird, dessen Fasern mit dem erwähnten Reticulum 
zusammenhängen. Nur ganz vereinzelt trifft man auf ein Gefäss mit 
leichter Vermehrung der Wandzellen. 


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Digitized by N 





— 3828 — 


Ausserdem sieht man in den Maschen des Netzes eine zarte, schwach 
färbbare, homogene oder auch stellenweise feinkörnige, hier und da etwas 





Fig. 2. 
Bindegewebiges Reticulum und zwei Gefässreste in der Neubildung. 
Hämatoxylin, v. Gieson. — Zeiss Comp. Oc. 4, Apochr. 8 mm. — V. = 333. 


klumpige Masse, welche wohl als Gerinnungsproduct einer eiweiss- 
armen Flüssigkeit anzusprechen ist. 

Verkäsung fehlt vollständig. 

Die Untersuchung auf Tuberkelbacillen ergab an 52 Schnitten ein 
negatives Resultat. 

Die übrige Iris weist ziemlich reichlich netzförmiges Bindegewebe auf 
und zeigt sehr wenig Stromapigment. Das vordere Endothel und die Zellen 
der subendothelialen Schicht sind stellenweise etwas vermehrt, ab und zu 
finden sich auch hier dicht unter der Oberfläche der Iris einige weite 
Capillaren. Sonst ist nichts besonderes zu bemerken, entzündliche Ver- 
änderungen sind hier nicht zu constatiren. 

Es handelt sich danach um ein aus namentlich epitheloiden 
Zellen bestehendes, riesenzellenhaltiges, vielfach Kerndegene- 
ration aufweisendes, gefässarmes Granulations-Gewebe, eine ent- 
zündliche Gewebsneubildung in der sonst nicht veränderten Iris. 

Aetiologisch kommt in erster Linie Tuberkulose oder Lues in Frage. 
Die Differentialdiagnose ist schwierig. Typische Tuberkel fehlen durchaus, 
Verkäsung ist nicht vorhanden, Tuberkelbacillen wurden nicht gefunden. 
Bei einem Gummi wiederum müsste man andere Gefässveränderungen er- 
warten. Für Tuberkulose gegen Lues spricht nach der Meinung Herrn 
Prof. Benpa’s, der die Güte hatte, einige Präparate durchzusehen, die 
grosse Menge der epitheloiden Zellen; bei so kleinen Gummata, wie das 
vorliegende Präparat eines vorstellen würde, sind diese den andren Binde- 
gewebszellen und namentlich den Leukocyten gegenüber viel spärlicher. 

Bei Fremdkörpertuberkulose oder sympathischer Iritis habe ich ähnliche 
Bilder gesehen; doch kommt beides hier ja nicht in Frage. 


— 329 — 


Nach dem anatomischen Befund kann ich also nur sagen, dass von 
den uns bisher bekannten Processen Tuberkulose oder Lues, höchst- 
wahrscheinlich erstere, vorliegt. Eine sichere Entscheidung ist 
aber beim Fehlen typischer Tuberkel, der Verkäsung und des Bacillen- 
nachweises nicht zu fällen. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Zur Diagnose des Aderhaut-Sarcom. 
Von J. Hirschberg. 


Sowohl die allgemeine Erfahrung mit bösartigen Geschwülsten als auch 
die besondere mit dem Sarcom der Aderhaut! beweist zur Genüge, dass die 
Erfolge der Ausrottung um so besser werden, je frühzeitiger die Operation 
gemacht werden konnte. Dazu ist aber sichere Diagnose unerlässlich. Auf 
diesem Gebiet haben die Durchleuchtungs-Verfahren? grosse Wichtigkeit, sei 
es zur Ergänzung, sei es zum Ersatz der Augenspiegelung. 

Neben den Instrumenten zur Durchleuchtung des Auges von Lange, 
A.R.v. Reuss’, Th. Lebert, John Weeks°, neben dem Roentgen-Bild 8, 
welche bei verminderter oder aufgehobener Durchsichtigkeit des erkrankten 
Augapfels ihre Brauchbarkeit entfalten, vermag in geeigneten Fällen von an- 
scheinend genügender oder leidlicher Durchsichtigkeit, wo aber doch die ge- 
wöhnliche Augenspiegel-Untersuchung und seitliche Beleuchtung nicht gleich 
ein einwandfreies Ergebniss liefern, eine Steigerung der Intensität der Licht- 
quelle’, ein einfaches Hineinleuchten mit einer kräftigen elek- 
trischen Lampe die Entscheidung abgeben. Einen derartigen Fall will ich 
im Folgenden beschreiben. 

Am 6. Januar 1903 kam ein 58jühriger Uhrmacher mit Klagen über 
sein linkes Auge. Körperlich gesund, bis auf Nervosität: seit 4—6 Jahren 
leidet er mehr an Reissen in Armen und Beinen, an Stirnkopfschmerz und 
Schlaflosigkeit. 

Vor einem Jahre beobachtete er, wenn er ins Helle sah, einen Schimmer 
vor dem rechten Auge. Dieser bildete sich allmählich zu einem Dreieck aus, 
das von oben her sich herabsenkte. Dann kam Herabsetzung der Sehkraft des 
rechten Auges im Dunklen, ferner feurige Ringe und Blitze, endlich stärkere 
Herabsetzung der Sehkraft in den letzten 4 Wochen, während ein grünlicher 
Schleier von oben her sich herabsenkte. Der Mann ist ganz gesund, abgesehen 
von dem Augenleiden. Das linke Auge ist in jeder Beziehung normal 
Ten a 
1904 SEN meine Beitr. zur Prognose des Aderhaut-Sarcom, Centralbl. f. Augenheilk. 

* Vel. J. Hirschberg, Klin. Monatsbl. 1868, S. 164. 

* 1888 und später. 

* Heidelberger Ophthalm.-Congress 1902, S. 319. 

® Ophth. Section der American med. Assoc. Portland, Or., Juli 1905. 

°H irschberg und Grummach, Centralbl. f. Augenheilk., 1900, October- Heft. 


"Ehe bequeme elektrische Lampen uns zur Verfügung standen, benutzte ich 


wohl auch den Sonnenstrahl, z.B. zur Auffindung eines Eisensplitters im getrübten 
Glaskörper., 


— 830 — 


(S = °/,, Gesichtsfeld n.).. Das rechte hat nur S= !/, und starke Gesichts- 
feld-Einschränkung, so dass hauptsächlich nur ein Theil des äusseren-unteren 
Quadranten erhalten ist (Fig. 1). Der linke Augapfel ist reizlos; seine Spannung 





nicht erhöht, eher um eine Spur verringert. Die linke Pupille ist ein wenig 
weiter, als die rechte, und auch ein wenig träger. Nach künstlicher Er- 
weiterung der Pupille sieht man an der Grenze ihres lateralen Drittels die 
wohlbekannte, leicht gekrümmte Linie, welche den geschwulstbergenden, nicht 
gut zu erleuchtenden Theil das Hintergrundes von 
een dem übrigen rothglänzenden Theile scharf abgrenzt 
>. I (Fig. 2). In unserem Falle ist diese Trennungs- 
e ie Linie fast senkrecht. Benutzt man, um stärkere 
Beleuchtung zu gewinnen, einen Hoblspiegel; so 
glänzt der Randsaum dieses Buckels röthlich, aber 
nicht so irisirend, wie bei Cysticercus. 

Im umgekehrten Bilde, mit + 20, ist der Seh- 
nerven-Eintritt deutlich sichtbar, nicht von irgend 
u welchen Glaskörper-Trübungen verdeckt, und normal. 

Fig 2. Scheinbar nasenwärts, d. h. in Wirklichkeit schläfen- 

wärts, vom Sehnerven-Eintritt (s. Fig. 38, u. B. des 

l. A.) zeigt sich eine bläuliche, ziemlich prall ge- 

spannte, grosse Erhebung (E), deren obere, rundliche Begrenzung nach oben 
zu erreichen ist, und hinter welcher eine schwärzliche Erhebung, wie der 








— 3 — 


Fuss einer Geschwulst, soeben sichtbar wird. Jenseits dieser Erhebung nach 
oben, d.h. in Wirklichkeit nach unten, sieht man gewöhnliche, faltige Netz- 
haut-Ablösung (f). 

Verfolgt man aber die Erhebung nach innen-unten (d. h. in Wirklichkeit 
nach aussen-oben); so kommt man auf eine dunkelgelbe oder briiunliche Masse, 
welche der abgehobenen Netzhaut enger sich anschmiegt und den eigentlichen 
oder Haupt-Theil der Geschwulst-Bildung darstellt. 





Das Studium dieser briiunlichen Masse mittelst des aufrechten Bildes ist 
schwierig. Schon besser gelingt es, wenn man einen lichtstarken Spiegel 
benutzt; noch besser bei seitlicher Beleuchtung. Aber ganz plastisch tritt 
ein gelbbrauner, solider Knoten zu Tage, aussen-oben, ziemlich weit nach 
vorn, wenn der Beobachter von der Nasenseite her mittelst einer elektrischen 
Lampe ein helles Lichtstrahlenbündel in die völlig erweiterte Pupille hinein- 
sendet und die von der Oberfläche des Knoten zurückgeworfenen Strahlen von 
der Schläfenseite her mit dem eigenen Auge auffüngt. Dieses Verfahren ist, 
wenn ausführbar, jeder Durchleuchtung der Lederhaut und jedem Roentgen- 
Bilde vorzuziehen. Man erkennt auf der leicht unregelmässigen Oberfläche 
der Geschwulst schwarze Fleckchen und Blutgefässe. 

Bei der ersten Besichtigung war die Diagnose gesichert. 10 Tage lang 
wurde dem Kranken Jodkali, zu seiner Beruhigung, innerlich verabreicht. 


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— 832 — 


Als dadurch keine Aenderung bewirkt wurde, vollführte ich am 16. Januar 
1908, unter Cocain, die Ausschneidung des Augaptels und eines daran haften- 
den Stiickchens vom Sehnerven. Heilung normal. Der Kranke stellte sich 
regelmässig wieder vor und wurde stets gesund befunden, zum letzten Male am 
30. August 1905, d.h. 2 Jahre 7!/, Monate nach der Entfernung des Augapfels. 

Tags nach der Enucleation wurde der in Formol angehärtete Aug- 
apfel in der äquatorialen Ebene durchschnitten. Die treffliche Abbildung des 
Präparates (Fig. 4) verdanke ich meinem ersten Assistenten, Hrn. Dr. O. Fehr. 





Fig. 4. 


Man findet ein grosses, dunkles Aderhaut-Sarcom, das schläfenwärts etwa 
3 mm vom Sehnerven-Eintritt beginnt und nach vorn bis in den Ciliar-Körper 
sich erstreckt. Die Netzhaut bedeckt und umschliesst diese Geschwulst. Unter- 
halb der letzteren ist die Netzhaut durch Exsudat, das in Formol geronnen, 
in Gestalt eines gefalteten Buckels abgehoben. 

Am 29. September 1905 erhielt ich von Hrn. Collegen Ginsberg die 
folgende Beschreibung des Präparates, wofür ich ihm zu Dank verpflichtet bin: 

„Grosser, knotiger fast die äussere Bulbushälfte einnehmender, vom 
Ciliar-Körper bis ca. 3mm vom Opticus reichender Tumor. 

Sarcom, grösstentheils aus ungefärbten Spindelzellen bestehend, zwischen 
denen Züge von Chromataphoren. Der eigentliche Ciliar-Körper ist vom Tumor 
nur abgedrängt, nicht selbst ergriffen. Die Geschwulst sitzt der Sklera fest 
auf, deren oberflächlichste Lamellen in minimaler Ausdehnung von ihr durch- 
setzt sind. Gefässe und Nerven sind, soweit sichtbar, frei von Tumor. 

Trotz der Grösse der Geschwulst ist der Kammerwinkel, entsprechend 
dem klinisch festgestellten Fehlen des Glaucoms, ganz normal; 
ebenso der Canal. Schlemmi. Im Giliarkörper-Bindegewebe theils um- 
schriebene, theils diffuse endzündliche kleinzellige Infiltration.‘ 


II. Ueber zweizeitigen Kreuzschnitt zur Iris- 
und Kapsel-Zerschneidung.! 


Von J. Hirschberg. 


1. Am 30. October 1899 kam eine 58jährige und erklärte mir, dass 
sie auf ihrem linken Auge wegen Star-Bildung 8 Mal operirt worden, ohne 





u -- 


! Für diejenigen, welche nicht aufbören, nach fremden Namen zu lechzen: Irido- 
capsulotomia bitemporea cruciata. 





r 


—— 888 — 


Erfolg, und zwar jedes Mal unter Aether-Betäubung, die ihr immer ausser- 
ordentlich schlecht bekommen sei: 25. Februar 1897 Vor-Operation; 28. Februar 
1897 Haupt-Operation (Star-Ausziehung); October und November 1897, 
Januar und März 1898 je eine Nachstar-Operation. Jetzt nehme auch auf 
dem rechten Auge die Sehkraft ab; deshalb bäte sie um Operation des linken, 
aber ohne Allgemein-Betäubung, die ihr mehr Schrecken einflösse, als die 
Operation selber. 


Ich fand eine, abgesehen von den Augen, ganz gesunde, allerdings sehr 
aufgeregte und vielgesprächige Frau; auf dem rechten Auge beginnenden Star 
(S = !/,), auf dem linken einen dicken, weissen Kapselstar (S = !/,,): und 
erklärte ihr, dass ich zunächst das linke Auge nicht anrühren würde, da die 
Sehkraft des rechten noch genüge. Natürlich war der Fall wenig einladend, 
da die acht erfolglosen Operationen von einem ausgezeichneten Fachgenossen 
verrichtet worden. Nach all’ den Iris-Aus- und -Zerschneidungen war als 
Scheidewand zwischen vorderer und hinterer Augenkammer eine straffe, dicke, 
weisse, bindegewebige Haut zurückgeblieben, ‘die nur in der Gegend der 
Pupillen-Mitte etwas weniger dick zu sein scheint und bei starker Bestrahlung 
etwas durchscheinend sich darstellt. 


Nach etwa einem Jahre kehrte die Kranke wieder. Sie hatte wegen 
weiterer Abnahme der Sehkraft des rechten Auges in ihrer Heimath nach 
Verordnung eines dortigen Augenarztes regelmässig Atropin ins rechte Auge 
geträufelt, aber dann Drücken und Beschwerden verspürt. Rechts Finger in 2m; 
links in 0,2 m, also ungefähr S = 0,014. Jetzt kann man den Bitten der 
Kranken nicht widerstehen. Wegen ihrer wohl begründeten, auf besonderer 
Empfindlichkeit beruhenden Scheu vor Allgemein-Betäubung wird, unter 
Cocain-Einträuflung, mit haarscharfem Knapp’schen Messerchen der Kapsel 
ein wagerechter Schnitt beigebracht, am 5. October 1900. Am folgen- 
den Tage ist der Spalt deutlich sichtbar, wiewohl recht schmal; am 10. October 
1900 scheint derselbe etwas breiter geworden zu sein; am 12. October 1900 
ist (mit + 10D) S=1/,,. Dabei bleibt es zunächst. Der Spalt wird nicht 
weiter, Sehschärfe hebt sich nicht. Deshalb wird am 16. October 1900 ein 
senkrechter Schnitt, wieder mit Knapp’schem Messer, unter Holocain-Ein- 
träuflung, nachgeschickt: die harte Kapseltrübung knirscht beim Einschneiden, 
der zweite Schnitt beginnt oberhalb des ersten und wird bis zu ihm hinab- 
geführt. Jetzt ist in der Mitte der Scheidewand eine viereckige (trapez- 
förmige Oeffnung gebildet, Sehkraft verbessert. Bereits am 24. October 1900 
ist (mit +11D) S=?/,; mit +16D wird feiner Druck (Sn 2!/,’ in 8”) 
gelesen. Am 25. October 1900 wird die Kranke entlassen. Noch im Laufe 
der nächsten Wochen erreicht das Auge S=!/, für die Ferne. 


Im Jahre 1902 kehrte die Kranke wieder und bat um Operation des 
rechten Auges. Die Star-Ausziehung verlief und heilte zufallsfrei. 


Am 20. September 1904 hatte sie für die Ferne mit den verordneten 
Gläsern rechts S = °/,, links = /.. 

2. Am 22. September 1900 kam zu mir eine 59jährige Frau aus dem 
Auslande Sie war früher gesund und sehkräftig gewesen. Seit 10 Jahren 
besucht sie alljährlich Marienbad, wegen Beleibtheit. 

Im März 1897 wurde sie von rechtseitiger Gesichtslähmung befallen, welche 
bald wieder heilte. Im Juli 1899 wurde !/,°/, Zucker in ihrem Urine ge- 
funden, seitdem nie wieder. Seit März d. J. bemerkt sie Abnahme der Seh- 
kraft auf dem linken Auge. 


— 334 — 

Rechts S = °/, (mit + 1D); links 5/,,. Links besteht hinterer Rinden- 
Star. Urin frei. 

Am 17. August 1905 kehrte sie wieder. 

Am 2. November 1903 ist ihr in ıhrer Heimath von einem ausgezeichneten 
Augenarzte der Star des linken Auges ausgezogen worden, wonach Ent- 
zundung auftrat. 

Rechts (mit + 1D) S = °/,,, links (mit + 11 D) Finger in 2m. Gesichts- 
feld anscheinend normal. Urin frei. 

Rechts hinterer Rinden-Star, in der Scheitelgegend, sehr störend. Links 
breite, corneale Star-Schnittnarbe, dicker Nach-Star, Pupille ganz nach oben 
gezogen. Beide Augen sind thränig: vom inneren Augenwinkel beider Augen 
rieseln kleine Thränenbäche herab. 

Nach dem Probeverband zeigt sich das linke Auge nicht ganz sauber: 
am Verbandläppchen leicht grünliche Färbung: jedoch ist eitriges Thränen- 
sackleiden nicht nachweisbar. Auch kneift sie stark, trotz reichlicher Holocain- 
Einträuflung, beim probeweisen Einlegen des Sperrers. Deshalb zunächst 
Vorbehandlung mit reinigenden Umschlägen von verdünntem Blei-Essig. 

Wegen des schlechten Haltens der höchst ungeschickten Kranken, der 
nicht völligen Reinheit des Bindehautsackes und der straffen Emporziehung 
der Regenbogenhaut wird die nothwendige Pupillen-Bildung nicht mittelst 
Iris-Ausschneidung nach unten, sondern mittelst Iris- und Kapsel-Zer- 
schneidung im wagrechten Durchmesser beschlossen und am 21. August 1905 
unter Cocain- und Holocain-Einträuflung zufallsfrei ausgeführt. Das schmale 
Star-Messer (A. v. Griife’s) wird dicht unterhalb des wagrechten Hornhaut- 
Meridians am Schläfen-Rande der Hornhaut eingestochen, bald in die Iris 
hinein und hinter derselben wagrecht fortgeführt, etwa 4—5 mm vom Ein- 
stich in die Iris wieder ausgestochen, am nasalen Hornhaut-Rande ausgestochen 
und etwas vorgeschoben, dann zurück in die Vorderkammer gezogen, die 
Schneide nach vorn gewendet, und so die Durchschneidung der Iris-Breite 
vollendet, und das Messer ausgezogen. Der Iris-Schnitt klafft sofort, ohne 
jede Blutung. Man sieht sofort bei elektrischer Beleuchtung, dass ausser der 
[ris noch die verdickte Kapsel hinter derselben mit durchschnitten ist; am 
unteren Rande der neugebildeten Pupille erscheint ein weisslicher Saum. 
Wir haben also eine Iris-Zerschneidung nach Wenzel an einem nach Star- 
Ausziehung mit Pupillen-Sperre behafteten Auge ausgeführt. Sehschärfe 
wurde gebessert. Reizung trat niemals auf. Aber die schön aussehende, 
viel versprechende neugebildete Pupille, die übrigens etwas mehr nasenwärts 
belegen war, als wir eigentlich beabsichtigt hatten, hat sich am 4. September 
1905 schon so ziemlich wieder geschlossen; wie es scheint, durch Quellung 
des. zurückgebliebenen Krystall-Wulstes. Deshalb ist zweite Operation noth- 
wendig. Ein kurzes, schmales Star-Messer wird genommen, (Baby-Graefe, 
von Dr. Wilson in Bridgeport, Conn., dem ich für gefüllige Ueberlassung 
des recht brauchbaren Instrumentes zu Dank verpflichtet bin,) nach gründ- 
licher Einträuflung von Cocaïn und Holocaïn und Reinigung des Bindehaut- 
sackes die Augapfel-Bindehaut nasenwärts gefasst, das Messer im senkrechten 
Meridian unten, etwa entsprechend dem unteren Rande einer mittelweiten 
Pupille durch die Hornhaut gestochen, bis über den oberen Rand der durch 
die frühere Star-Ausziehung emporgezogenen, natürlichen Pupille empor ge- 
führt, und durch eine einzige Hebel-Bewegung ein nahezu senkrechter Schnitt 
der Iris beigebracht bis hinein in die untere von uns geschaffene künstliche 
Pupille und das Messer sofort ausgezogen. Der Schnitt klafft sogleich recht 


— 335 -- 


ausgiebig, indem nasenwärts ein trapez-förmiger Iris-Lappen sich zurückzieht. 
Eine grosse centrale Pupille ist gebildet, und zwar ohne jede Blutung, 
wegen der Schärfe des Messers. Reizlose Heilung. Am 17. September 
1905 hat das operirte Auge S=°/,, (mit + 12D, noch etwas besser mit 
+11DZ+3D ceyl—). Die Ophthalmometrie ergiebt — 8 Di Hornhaut- 
Astigmatismus. Sehnerv mit dem Augenspiegel bequem sichtbar. (Uebrigens 
hat die ganze Hornhaut, in Folge der nach der Star-Ausziehung aufgetretenen 
Entzündung, eine zarte Trübung zurückbehalten.) Somit sieht das operirte 
Auge, das nur schlechte Aussichten zu bieten schien, besser, als das nicht 
operirte, und genügend für die Kranke. Am 26. September wurde sie ent- 
lassen. 


III. Erfolg einer seltnen Schiel-Operation, nach 32 Jahren beobachtet. 
Von J. Hirschberg. 


Am 27. Februar 1873 kam eine 22jährige Hofschauspielerin von auswärts 
bei mir zur Aufnahme. Seit frühester Kindheit schielt sie und hat auf der 
Bühne eine durchaus schiefe Kopfhaltung sich angewöhnt. Der Kopf wird 
um die senkrechte Achse stark nach rechts gedreht, so dass man vom Gesicht 
nur ein halbes (linksseitiges) Profil zu sehen bekommt. Für die Primärstellung 
schielt das rechte Auge nach innen-unten. Bedeckt man dasselbe, so bleibt 
das linke unverrückt stehen, weil es eben fixirte. Bedeckt man das linke, 
so geht das rechte um 11/,—2”’! nach aussen und um 1—1'/,”” nach oben, 
und zwar langsam: man sieht deutlich, wie der Mittelpunkt der Hornhaut 
in schräger Richtung nach aussen-oben geht. Das rechte Auge zeigt eine 
bedeutende Beweglichkeits-Beschränkung nach aussen (um 2”); beim 
Versuch der Auswärtsdrehung schwankt dasselbe nach oben und nach unten. 
Ob der äussere Muskel fehlt, lässt sich nicht ermitteln. Doppelsehen hat 
nie bestanden und lässt sich auch jetzt nicht künstlich (durch rothes Glas, 
Prisma, oder beides) hervorrufen. Dabei liest jedes Auge für sich feine Schrift. 
Somit ist hier die schiefe Kopfhaltung nicht eingeführt worden, um 
Doppeltsehen zu vermeiden; sondern um das schmerzhafte Gefühl von Spannung 
zu beseitigen, das mit allen Abductions-Bewegungen des rechten Auges stets 
verbunden ist, auch bei Verdecken des linken Auges. 

Hiernach schien es mir angezeigt, nach Durchschneidung des inneren 
Graden den vorsichtigen Versuch einer Vorlagerung des äusseren zu machen: 
man darf sich allerdings nicht verhehlen, dass derselbe vielleicht nicht auf- 
zufinden, oder dass er sehr atrophisch sein mag. Gelingt die Vornähung, 
so ist der &ussere Grade dabei ein wenig nach unten zu verlagern, um 
gleichzeitig die Tieterstellung des rechten Auges nach Möglichkeit auszugleichen. 
(Man muss auch darauf gefasst sein, später vielleicht noch die Sehne der 
unteren Graden auf dem rechten Auge theilweise zu durchschneiden, und zwar 
die innere Hälfte, oder auf dem linken Auge nach den inneren Graden 
zurückzulagern.) 

Am 8. April 1873 schreite ich zur Operation. In tiefer Chloroform- 
Betäubung wird die.Sehne des inneren Graden vom rechten Auge getrennt, 
die Bindehautwunde durch eine nur leicht angezogene Naht verkleinert; dann 


! Ich habe die Krankengeschichte, sowie ich sie, ganz von meiner Hand ge- 
schrieben, in meinen Büchern fand, unverändert wiedergegeben: nur den Styl verbessert. 


— 836 — 


der äussere Grade vorgelagert. Die Sehne der letzteren ist auf '/, oder 1/, 
ihrer natürlichen Breite verschmälert, platt, asbest-artig glänzend: sie wird mit 
dem Schielhaken gefangen, nachdem die Bindehaut ausgiebig von der Vorder- 
fläche des Augapfels abpräparirt worden; und nunmehr, was recht mühsam 
war, zwei Nähte dicht hinter einander durch die Sehne geführt — neben 
einander hätten sie keinen Raum gefunden, — hierauf die Anheftung der 
Sehne getrennt, der Muskel mittelst der beiden Fäden festgehalten. Jetzt 
zeigt sich, dass die untere Seite des Muskelbauches durch straffe Bindegewebs- 
Fasern, die förmlich ein Band bilden und nach unten ziehen, an den Aug- 
apfel geheftet ist. Diese falsche Anheftung wird getrennt und der unnmehr 
gelockerte Muskel mittelst der beiden Nähte nach vorn gelagert, in der 
üblichen Weise, so dass die eine Naht oberhalb des oberen Hornhautscheitels, 
die andere unterhalb des unteren durch die Augapfel-Bindehaut gestochen wird. 

Der Erfolg war überraschend. Die Kopfhaltung war vollkommen normal 
geworden. Für mittlere Blickrichtungen bestand fast richtige Einstellung. 
Nur eine Spur von Tieferstand des rechten Auges um (!/,—'/,’’) war gelegent- 
lich, jedoch nicht immer, und nur bei sorgfältiger Fixationsprobe nachweisbar. 
Die Abduction des rechten Auges ist wesentlich erweitert und gar nicht mehr 
unangenehm. Die Operirte erklärt, dass sie wie neugeboren sei. 

Natürlich, an den Grenzen des gemeinschaftlichen Blickfeldes besteht 
Schielen, an der rechten Grenze nach einwärts. an der linken nach auswärts, 
in leichtem Grade. 

Am 6. August 1873 stehen die Augen für mittlere Blickrichtungen voll- 
kommen ein. Ein Laie sieht nicht, dass Schielen besteht: und darauf kommt 
es unserer Operirten an. Beim Blick nach rechts hinüber tritt Einwärts- 
Schielen hervor, besonders an der Grenze des Blickfeldes; während das Aus- 
wärts-Schielen nach links hinüber fast ganz geschwunden ist. 

Die Operirte kann ihren Beruf verfolgen. 

Am 29. Mai 1876 wird befriedigender Erfolg festgestellt. 

Am 26. August 1905, also nach mehr als 32 Jahren, stellt sie sich 
wieder vor, — lediglich weil sie mit dem linken Auge ein dunkles Pünktchen 
beobachtet. Wir sind Beide alt geworden, sie aber erklärt, dass sie stets 
mit der Stellung ihrer Augen zufrieden gewesen; nie Beschwerden empfunden 
und nie über Doppeltsehen zu klagen gehabt. Die Stellung der Augen ist 
sehr befriedigend, sie stehen fast ein. Die Fixationsprobe ergiebt dynamisches 
Auswärts-Schielen leichtesten Grades. Die Adduction des rechten Auges ist 
betriedigend, die Abduction etwas beschränkt. 

Uebrigens fehlt den Augen nichts besonderes. Das rechte hat Seh- 
kraft °/,, (mit + 10D), das linke ®/,, (mit + 11/,D). 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


1. Von Thesaurus linguae latinae ed. auct.et cons. Acad. quinque 
Germanicarum liegt jetzt der erste Band (1900—1905, von A bis Amyzon) 
gedruckt und gebunden, d. h. benutzbar, vor, — ein wunderbares Werk, ohne 
Gleichen. Nehmen wir ein Wort, das unser Fach betrifft, z. B. albugo; so 
habe ich mir in meinem Hand-Exemplar meines Wörterbuchs der Augenheil- 
kunde angemerkt: albugo oculi, Plin., Vulg. Im Thesaurus finden wir nicht 


— 837 — 


nur die Stellen aus Plinius, die übrigens schon in den neueren Ausgaben 
dieses Schriftstellers gesammelt worden, sondern auch aus Marcell., Apulej., 
Placit. med., den Thierärzten (Pelagon., Veget., Chiron), bei denen es eine 
andre Bedeutung hat, aus der Vulgata und den früheren lateinischen Ueber- 
setzungen der Bibel. | 

2. P. Vegeti Renati digestorum artis mulomedicinae liber ed. E. Lom- 
matzsch, 1908, Teubner. 

Ich habe darauf hingewiesen, dass wir bei den alten Thier-Aerzten 
manche gute Beobachtung finden. (Vgl. Geschichte d. Augenheilk. bei den 
Arabern, 8.18.) Aber, wenn gleich diese neue Ausgabe des P. Veget. Renat. bei 
weitem die bisher gewöhnlich benutzte von Gesner (Bipont. 1787) überragt, — 
die Augenkrankheiten der Pferde hat Veget. einfach aus „Chiron“ abgeschrieben, 
wie ich bereits im Centralbl. f. Augenheilk. 1902, S. 85, bei Besprechung 
von Claudii Hermeri mulomed. ed. E. Oder (1901) hervorgehoben habe. 

*3. Graefe-Saemisch, II. Aufl., 101. Lief. Grundzüge der Lehre 
vom Lichtsinn, von E. Hering, Professor in Leipzig. 

*4. Skiaskopy and its practical application to the study of refraction 
by Edward Jackson, A. M., M. D., Prof. of Ophth. in the Univ. of Colo- 
rado, 4. edition, Denver Col., 1905. Auf diese wichtige Schrift werden wir 
bald zurückkommen. 

5. Moderne Therapie von Dr. O. Dornblüth, Leipzig 1906. So 
manchem Fachgenossen dürfte die Durchsicht dieses kurzen und inhaltreichen 
Buches von Nutzen für seine Sonderthätigkeit sein. 

6. Arabian Ophthalmology. Prof. J. Hirschberg, Berlin, Germany. 
Adress by special invitation before the Section of the American Med. Assoc. 
of the Portland session, July 11—14, 1905. (The Journal of the American 
med. Ass., Vol. XLV, Nr. 16, Oct. 14, 1905, S. 1127—1131.) 


Gesellschaftsberichte. 
1) Berliner Ophthalmologische Gesellschaft. | 


Sitzung vom 19. October 1905. 


Vors.: v. Michel. Schriftf.: Wertheim. 


1. Herr v. Michel: Nachruf für Carl Schweigger. | 

2. Herr Hamburger: Krankenvorstellung, (Sichtbare, ausgezogene Ciliar: 
Fortsätze bei geschrumpfter Linse). 

3. Herr Perlmann (a. G.): Das Refraktiometer. (Bereits in der 
Berl. Klin. Wochenschrift abgedruckt.) 


4. Herr Seeligsohn: Demonstration eines Falles von Primär- 
Affekt des Augenlides. 

Der 25 jährige Arbeiter W. P., welcher bis dahin stets gesund gewesen 
war, bemerkte Mitte August eine Rötung und Schwellung des linken unteren 
Augenlides. Die Schwellung nahm in den nächsten Wochen erheblich zu, 
das Auge begann zu thränen und zu eitern. Einige Wochen später stellten 
sich an der Eichel seines Penis und am Scrotum Ausschlag ein: dieser ver- 
breitete sich bald auch über den ganzen Körper und veranlasste den Patienten, 
als auch das Gesicht ergriffen wurde, sich am 4. Oct. in die Station für 

22 


338 


Haut- und Geschlechts-Krankheiten im städtischen Obdach (Dir. Arzt: San. 
Rat Dr. Wechselmann) aufnehmen zu lassen. 

Hier zeigte der Patient, ein mittelgrosser, kräftiger junger Mann, auf 
der Haut des Kopfes, des Rumpfes und der Extremitäten ein gross-papulöses 
Syphilid, Papeln auf dem Penis und dem Scrotum. Im rechten unteren 
Hypogastrium eine sehr grosse, strahlige von der Spina ant. sup. ausgehende 
Narbe (Brandwunde) in der Haut der Schenkelbeuge, die faltig verzerrt ıst. 
Die Haut dieser Falten stark gerötet, erodirt und zum Teil mit nässenden 
Papeln bedeckt. 

Das linke untere Augenlid ist stark gerötet, geschwollen und derb in- 
filtrirt, so dass es die Grösse einer kleinen Pflaume hat und in Folge seiner 
Schwere etwa 4 mm vom Bulbus entfernt herabhängt. Die äussere Oberfläche 
ist erodirt, zum Teil mit gelblichen, fest anhaftenden Krusten versehen, zum 
Teil sind ganz dünne Epithel-Inseln auf dem röthlichen Grunde sichtbar. Die 
Conjuctiva palp. ist stark geschwollen und besonders im äusseren Drittel 
wulstförmig hervorgewölbt, Die Wimpern fehlen auf dem erkrankten Lide. 
Aus der Lidspalte kommt schleimig eitriges Secret. Die ganze Infiltration 
ist elastisch, mässig hart anzufühlen. 

Der Augen-Hintergrund ist normal. Die linke Parotideal-Drüse ist 
kleinwallnussgross geschwollen, ebenso die Submaxillar-Drüsen links stärker 
als rechts. 

Es handelt sich demnach um eine Sclerose des linken unteren Augenlides, 
welche den Primär-Affect ın diesem Falle bildet. 

Während im Jahre 1876 von Michel den Primär Affect an den Lidern 
im Allgemeinen für sehr selten erklärt, da wenig Gelegenheit zu einer Ueber- 
tragung hier gegeben sei, berichtet Alexander 1889 schon über 65 Fälle. 
In den letzten Jahrzehnten mehrten sich die Beobachtungen so, dass Groenouw 
bereits ein wohlcharacterisirtes Krankheitsbild auf Grund von 209 Fällen in 
der zweiten Auflage des Gräfe-Sämisch’schen Handbuches zu geben im 
Stande ist. 

Bezüglich der Aetiologie pflegen die Lidschanker durch Küssen auf das 
Auge zu entstehen, ferner durch Traumen, z. B durch Kratzen mit dem 
Fingernagel eines syphilitischen Kindes, durch Biss seitens eines Luetikers, 
Waschen mit demselben Handtuch u.s. w. In diesem Falle konnte die Ur- 
sache nicht nachgewiesen werden. 

In einzelnen Fällen, wie in dem von Helbronn im Jahre 1898, trat 
späterhin eine Erkrankung des Augen-Innern ein (Iridocyclitis, Neuritis 
optica u. s. w.). Hier war bisher das Auge normal. 

5. Herr Greeff: Trematoden im Auge. 

6. Herr v. Michel berichtet über den klinischen Verlauf und den 
pathologisch -anatomischen Befund in einem innerhalb 6 Tage tötlich ver- 
laufenen Tetanus-Fall. Es hatte eine Verletzung der linken Augen-Gegend 
durch einen 1!/, cm dicken Bambus-Stock bei einem 16 jährigen Burschen 
stattgefunden. Es fand sich links ein hochgradiger Exophthalmus, Sugillation 
der Haut des oberen und unteren Lides und unterhalb des unteren Hornhaut- 
Randes eine 2 cm lange, die Skleral-Bindehaut durchtrennende Wunde. Pupille 
weit, reaktionslos, Sehnerven -Papille sehr blass, Gefässe der Netzhaut faden- 
dünn; auf der Papille eine Blutung und die Fovea centralis als rother Punkt 
sichtbar; Erblindung, ausserdem Erbrechen und Puls 52. Innerhalb 6 Tage 
Exitus letalis. Unter heftigen Kopfschmerzen Zunahme der Exophthalmus. 
Nacken-Steifigkeit, Kieferklemme. Die Diagnose schwankt zwischen Tetanus 


ën mm wm, gg, e En Ein Et Me iaa 





- 339 
und Meningitis. Bei der Exenteratio orbitae fand ich ein störendes Stück 
Holz an der Spitze der Augenhöhlen -Pyramide in der nächsten Nähe des 
Foramen opticum; bezw. scheint es in der Fissura orbitalis super. eingeklemmt 
gewesen zu sein. Das Orbital-Dach wurde teilweise entfernt und dabei die 
Dura normal befunden. Tags darnach deutlicher Tetanus, Lumbalpunktion 
und Einspritzung von Behring’schem Serum in den Dural-Sack. Plötzlicher 
Tod. Die Section ergab hinsichtlich des Gehirns nur eine starke Hyperämie 
der Meningen. Der exentirte Orbital-Inhalt zeigte pathologisch-anatomisch 
l. eine Blutung in dem Tenon’schen Raum und das Orbital-Zellgewebe; 
2. ein eitriges Exsudat in den Subarachnoideal-Räumen des Sehnerven mit 
Beteiligung der Pia-Fortsätze (eitrige Leptomeningitis) und 3. als Ursache 
des ophth. Bildes eines Verschlusses des Stammes der Arteria centralis eine 
Ablösung der Intima mit Zusammenfaltung, demnach die Folgen eines Quer- 
risses oder Querschnittes eines Stammes der Arteria centralis. Die näheren 
Verhältnisse in Bezug auf den pathologisch-anatomischen Befund des exente- 
cirten Orbital-Inhaltes sollen an einem andren Orte beschrieben werden. Die 
entsprechenden Präparate wurden durch Wandprojection demonstrirt. 

7. Herr v. Michel: Demonstration von Präparaten von einem 
wegen Glaucoma absolutum entfernten Auge. 


2) Ophthalmological society of the United Kingdom. 


Sitzung vom 4. Mai 1905. 


Buchanan berichtet über 2 Fälle von Geburtsverletzungen der Horn- 
haut, die sich als strichförmige Trübungen darstellten. 


Buchanan spricht über den Conus myopicus und zeigt, dass in 
manchen Fällen nicht nur eine Dehnung der Ader-Haut, sondern eine Neu- 
bildung von fibro-cellulärem Gewebe bestehe. 


Sinclair berichtet über Bjerrum’s Methode der Gesichtsfeld-Prüfung, 
die besonders mit Rücksicht auf die Diagnose des Glancoms wertvoll wäre. 


Arthur Ballantine beschreibt den mikroskopischen Befund eines 7 
oder 8 Monate alten Foetus mit fast vollkommen erhaltener Pupillar- 
Membran. 


Taylor berichtet über einen Fall von pulsirendem Exophthalmus bei 
einem 55 jährigen Patienten (traumat. Ursprungs). Vollkommene und dauernde 
Heilung durch Carotis-Unterbindung. 


Sitzung vom 7. Juli 1905. 


Cruise berichtet über eine 24 jähr. Patientin mit ,,microphthalmic cyst“ 
der Orbita. Die Differential-Diagnose war nicht leicht gegenüber Meningocele. 
Pathol.-anat. war von Interesse die freie Communication zwischen Augapfel 
und Cyste. 

Snell bericht über einen Fall von sympathischer Ophthalmie, 
wo sowohl das sympathisirende wie auch das sympathisirte Auge normale 
Sehkraft wiedererlangten. Im Anschluss daran teilt er frühere, zum Teil 
schon veröffentlichte (Transactions 1882) Erfahrungen mit, 


Snell berichtet über das Vorkommen von Gliom bei mehr als einem 
Mitglied derselben Familie. Der Fall betrifft einen 2'/, jährigen Knaben, 


os) 


340 


dessen Schwesterchen an doppelseitigem Gliom operirt und zu Grunde ge- 
gangen war, mit gleichfalls doppelseitigem Gliom. Enucleation beider Bulbi. 


Mayou spricht über Tuberculose der Iris mit Spontanruptur 
der Linsen-Kapsel im Anschluss an einen interessanten Fall, der einen 
3 jährigen, kurz vorher an tuberculöser Dactylitis leıdenden Knaben betrifft. 
Als besonders interessante Punkte bezeichnet Vortr. die Art und Weise, wie 
die tuberculösen Massen die Hornhaut infiltrirten, die Spontanruptur der Linsen- 
Kapsel, die Natur der Exsudation in der Netzhaut und die allgemeine Neigung 
zur Verrarbung. | 


3) The British med. Association. Section of Ophthalmology. 


Bemerkungen über einen Fall von Emmetropie, bei dem 
störende lokale und Allgemein-Symptome durch den Gebrauch 
eines Glases (— 1D sph. © — 1,0 cyl.) beseitigt wurden von Ad. Bronner. 


Nach dem Hinweis auf die wunderbaren Erfolge, die von mancher Seite, 
besonders amerikanischen Augen-Aerzten, bei allen möglichen Störungen von 
Seiten des Nerven-Systems (Chorea) durch die Verordnung von Gläsern erzielt 
wurden, berichtet Vortr. über einen Fall, wo derselbe Effekt durch ein ganz 
verkehrtes Glas erreicht wurde. Hier muss also ein psychischer Faktor mit- 
gewirkt haben. Vortr. räth zur Vorsicht bei der Beurtheilung entsprechen- 
der Fälle. 


Discussion über intra-oculare Tuberculose. 


1. Walter H. Jessop leugnet nach seinen Erfahrungen das Vorkonnnen 
einer primären intra-ocularen Tuberculose. 

Bei Miliar-Tuberculose werden in 50 °/, der Fälle Tuberkel der Aderhaut 
durch die Section festgestellt, in 30—85°/, schon durch den Augen-Spiegel 


intra vitam. 


Ueber die Wirkung des Tuberkulin in diagnostischer wie therapeutischer 
Beziehung hat er nur geringe Erfahrungen. Enucleation des erkrankten 
Bulbus sei nur ın Ausnahme-Fällen angezeigt. Bei miliarer Tuberculose hat 
er niemals Glaskörper-Trübungen gesehen. 


Bei der Untersuchung von 119 Fällen chronischer Lungen-Tuberculose 
haben sich in 11 Fällen, d. i. 9°/,, Aderhaut-Veränderungen gefunden. 


2. Hess teilt seine Erfahrungen über Tuberkulin, besonders mit Rück- 
sicht auf seinen diagnostischen Wert, mit. (Vgl. die Veröffentlichung von 
Dr. Brückner.) 

3. Stern spricht dem Tuberkulin ausschliesslich diagnostischen Wert zu. 

4. Thompson berichtet über einen Fall, wo 3 Wochen nach der wegen 
heftiger Schmerzen vorgenommenen Enucleation der Tod an tuberculöser 
Meningitis eintrat. 

5. Shaw berichtet über einen ähnlichen Fall mit schliesslichem Ausgang 
in Heilung. 

6. Beaumont macht eine Mitteilung, wo möglicher Weise eine phlyk- 
taenuläres Geschwür die Eingangspforte für den Tuberculose-Bacillus ge 
bildet hat. 

7. Horsley und 8. Harman sprechen über das ophthalmoskopische 
Aussehen der bei chronischer Chorioidal-Tuberculose vorkommenden Ader- 


— 341 — 


haut-Veränderungen und die Möglichkeit ihrer Unterscheidung gegenüber 
andren Affectionen. 


Discussion über Capsel-Complicationen nach der Star-Ex- 
traktion. 


1. Treacher Collins klassificirt die Complicationen in zwei Hauptgruppen: 

a) solche, die durch Adhaesion der Kapsel an die Extractions-Wunde, 

b) solche, die durch die mit diesen in Zusammenhang stehenden Trü- 
bungen bedingt sind. 

An der Discussion beteiligten sich Bronner, Thompson, Stern, Berry. 


Ueber die Flüssigkeitsfiltration des unter dem Einfluss von 
Eserin und Atropin stehenden Auges von Henderson. 


„Wenn der Blutdruck (die Experimente wurden an Katzen angestellt) 
und damit der intraoculare Druck konstant blieb, blieb der Druck in beiden 
Augen — sowohl dem eserinisirten wie dem atropinisirten — derselbe, aber 
bei künstlich gesteigertem Druck war die Filtrations-Menge stets grösser, als 
in dem Auge mit der verengerten Pupille.“‘ 


Ueber falsches Heufieber von Harman. 


Vortr. hat Fälle von ,Heufieber‘“‘, die lange Zeit als solche galten und 
behandelt wurden, durch Correction der vorhandenen Refractions-Anomalie 
(Astigmatismus) dauernd geheilt. Es habe sich also nur um Reflex- Er- 
scheinungen von Seiten des Trigeminus gehandelt. 


Elektrische Behandlung des Trachoms von Harman. 


Vortr. hat keine günstigen Erfolge gesehen, auch nicht mit Röntgen- 
oder Radium-Strahlen. 


Congenitaler Mangel des M. dilatator pupillae von Grossmann. 


Betrifft ein 5!/,jähriges Mädchen, bei dem beiderseits die Pupille im 
oberen inneren Iris-Gebiete, excentrisch gelagert und auf einen ovalen, schmalen, 
von oben aussen nach innen unten gerichteten Spalt reducirt ist. Die Linse 
scheint links ganz zu fehlen, rechts in rudimentärer Form noch erhalten zu 
sein. Im Uebrigen scheinen die Augen bis auf einen Nystagmus ganz normal 
zu sein. Aus dem Verhalten der Pupillen gegenüber Atropin u. s. w. glaubt 
Vortr. auf ein Fehlen des Dilatators schliessen zu können. 

Keratoconus und Heissluft-Cauterisation von Grossmann. 

Empfehlung des Holländer’schen Heissluft-Apparates, der in ent- 
sprechender Weise für die Application an der Hornhaut modificirt ist. Die 
auch ausserhalb der Kegel-Spitze auftretenden Trübungen, die durch Aus- 
trocknung des Epithels bedingt sind, pflegen schnell vorüberzugehen. 

Ein Fall von anscheinend toxischer Amblyopie nach Influenza 
von Shaw. 


Ueber den Einfluss adenoider Vegetationen und andrer Ano- 
malien des Nasen-Rachenraums auf einige Augen-Affectionen 
von Stern. 

Vortr. empfiehlt bei allen Fällen phlyktaenulärer, scrophulöser und 
eczematöser Augen-Entzündung eine Untersuchung des Nasen-Rachenraums 
vornehmen zu lassen, da hier oft die Ursache der Augen-Affection gelegen sei. 


Entwicklung der Blepharoplastik von H. Benson. 
Vortrag ausschliesslich referirenden Inhalts. 


se 84 ee 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Metallic foreign bodies within the eye and their removal, 
being a clinical account of 26 operations of this character, 
by G. E. de Schweinitz, A.M., M.D., Philadelphia. 

Verf. berichtet über 26 von ihm ausgeführte Magnet-OÖperationen. Der 
Splitter sass 1 Mal in der Vorderkammer, 1 Mal in der Linse, 6 Mal im 
Ciliarkörper, 9 Mal in der Aequatorialgegend und 9 Mal im hinteren Abschnitt 
des Auges. Das Endresultat war: 8 Mal Enucleation, 2 Mal Phthisis bulbi, 
5 Mal Erhaltung des Lichtscheines, 1 Mal S = Fingerzählen und 10 Mal 
S = °/,, — °/,. In diesen 10 erfolgreichen Fällen sass der Splitter 1 Mal in 
der Vorderkammer, 1 Mal in der Linse, 3 Mal im Ciliarkörper, 1 Mal in der 
Aequatorialgegend und 4 Mal im hinteren Abschnitt. Ein Fall, der ursprüng- 
lich eine Sehschärfe von ®/,, hatte, wurde später noch von Netzhaut-Ablösung 
betroffen; in den Fällen, in denen Finger gezählt wurden oder der Licht- 
schein gut war, hätte durch Nachoperation die Sehschärfe noch gebessert 
werden können. Von den beiden Fällen mit Phthisis bulbi war der eine 
schon mit inficirter Wunde und Iritis gekommen; nur die schnelle Extraction 
des Splitters und Einführen von Jodoformstäbchen in die Vorderkammer 
hatte die Sepsis abgeschnitten; in dem andern war es nach der Extraction 
zu einer intraocularen Blutung gekommen. Die Enucleation bzw. die Evis- 
ceration geschah entweder sofort im Anschluss an die Magnet-Operation oder 
später, um einen gereizten Stumpf zu entfernen oder sympathische Ophthalmie 
zu vermeiden. 

Die Zeitdauer, die verstrichen war zwischen Verletzung und Operation, 
war 3 Mal 2—12 Stunden, 7 Mal 24 Stunden, 3 Mal 3—12 Tage, 1 Mal 
3 Wochen, 1 Mal 5 Wochen, 2 Mal 2 Monate, 2 Mal 6 Monate und 1 Mal 
18 Jahre; in diesem letzten Falle musste man die Enuclestion unmittelbar 
der Extraction des Splitters nachfolgen lassen. Sichtbar war der Fremdkörper 
1 Mal in der Vorderkammer, 1 Mal im Kammerwinkel bei teilweise bestehender 
Einbettung im Ciliarkörper und 1 Mal ophthalmoskopisch im Augengrunde. 

15 Mal geschah die Lokalisation durch Röntgenstrahlen. 

In 13 Fällen wurde die Spitze des Hirschbergschen Handmagneten 
in den Glaskörper eingesenkt; von diesen sind 7 als Erfolge zu registriren. 
In 6 der 26 Fälle wurde an der Stelle des Fremdkörper-Sitzes ein Scleral- 
schnitt gemacht und diesem die Spitze des Sweet’schen Magneten genähert; 
alle 6 Fälle wurden zur Heilung geführt. In 7 Fällen wurde mit dem 
Riesenmagneten der Splitter in die Vorderkammer gezogen mit dem Resultat 
von 5 Erfolgen und 2 Verlusten. Die Methode, auf dem vorher genau lokali- 
sirten Splitter einzuschneiden und die Spitze des Magneten an die Wunde zu 
bringen, ohne sie einzuführen, empfiehlt Verf. auf's Wärmste; er hält sie in 
vielen Fällen für ebenso schonend, ja schonender, als die, bei welcher auf 
langem Wege der Splitter um die Linse herum in die Vorderkammer gezogen 
wird. Jedoch giebt er zu, dass die Zahl seiner Fälle zu klein ist, um eine 
Regel aufstellen zu können. Von Fall zu Fall muss entschieden werden. 

Der Wert der genauen Lokalisation durch Röntgenstrahlen wird ge- 
bührend gewürdigt. Die Radiographie war fast in sämmtlichen Fällen positiv. 
Es sind stets drei Autnahmen gemacht, von oben, von vorn und von der 
Seite; durch sie wird der Sitz des Splitters auf’s Genaueste bestimmt. 

Leider sind die Photographien nicht mit zum Abdruck gekommen, son- 


343 


dern nur schematische Skizzen des Augapfels und des Splitters; wenn diesen 
an Klarheit erstere auch nur einigermaassen entsprechen, so wollen wir dem 
Verf. seine grossen Leistungen in der Radiographie des Auges gern zu- 
gestehen. Allerdings waren in den Füllen des Verf. die Splitter nicht sehr 
fein. Der kleinste, über dessen Gewicht berichtet ist, wiegt 5 mg, die 
meisten sind schwerer als 20 mg. Merkwürdiger Weise findet sich in keinem 
Falle eine Notiz über das Sideroskop und seine Anwendung. 

Verf. resumiert in folgender Weise seine Resultate: Heilung mit guter 
Sehschärfe 38,4°/,, Verlust 30,8°/,; Heilung in Fällen, in denen durch nach- 
trägliche Operation noch bessere Sehschärfe sich hätte erzielen lassen 23°/,; 
Phthisis bulbi 7,7°/,. Fehr. 


2) Beitrag zur Lehre von den Augenkrankheiten bei Schädelmiss- 
bildungen, zumal bei Oxycephalen, von Patry. (Paris, G. Jaques. 1905). 
Offenbar haben die französischen Fachgenossen die Frage vom Zusammen- 
hang zwischen Augenleiden und Schädelmissbildungen bisher weniger be- 
achtet als die deutschen!; wenigstens überwiegen in dem der vorliegenden 
Arbeit beigefügten Literaturverzeichniss bei weitem deutsche Veröffentlichungen. 
Hauptsymptome sind Schädelmissbildung und Opticusaffeetionen (meist doppel- 
seitige, gutartige Stauungspapille bezw. Neuritis optica 7 Mal beobachtet und 
neuritische Atrophie, die bisher in 43 Fällen beobachtet wurde, wozu 10 eigene 
Beobachtungen des Verf. kommen; auch sie verläuft relativ günstig). Dazu 
kommen Exophthalmus (36 Mal unter 64 Fällen), die aber nicht auf myopischem 
Bau des Bulbus beruht, sondern auf anatomischen Veränderungen der Orbita. 
34 Kranke zeigten Strabismus divergens (ex amblyopia); auch Störungen 
der Motilität, Anomalien in der Weite der Lidspalte, Nystagmus werden be- 
obachtet. Die Schädelmissbildung, die in derlei Fällen existirt, ist die des 
„Thurmschädels‘“; sie ist durch vorzeitige, vollkommene oder theilweise Synostose 
der Sutura coronaria und häufig auch der Sagittalnaht gekennzeichnet. An 
functionellen Störungen kommen Kopfschmerzen und Krämpfe vor. Die In- 
telligenz ist meist normal, oft sogar hervorragend. Die Schädeldiformität 
tritt gewöhnlich im ersten Lebensjahre auf; die Neuritis optica beginnt gleich- 
falls in früher Jugend, oft erkrankt das eine Auge mehrere Jahre vor dem 
andern. Für die Entstehung des Symptomenkomplexes scheinen Hirnhaut- 
affectionen wichtig zu sein. Der Thurmschädel ist zuweilen auch von Netz- 
hautveränderungen (Pigmententartung), Linsentrübungen, Motilitäts-Störungen 
(s. o.) und Neuritis optica tarda begleitet; selten kommt er ohne andre Ano- 
malien vor. 

Im zweiten Theile seiner Arbeit behandelt Verf. die pathologische Ana- 
tomie; er hat eingehende Schädelmessungen angestellt, doch muss deren Er- 
gebnis in der Originalarbeit nachgesehen werden, weil es für ein kurzes 
Referat ungeeignet ist. 

Für die Pathogenese zieht Verf. die Theorien von Virchow-Hirsch- 
berg (Meningitis, die zu vorzeitiger Synostoge der Schädelknochen und zu 
Neuritis optica bezw. neuritischer Atrophie führt,) und die von Frieden- 
wald heran (vorübergehende intracranielle Drucksteigerung infolge vorzeitiger 
Verwachsung der Schiidelknochen). Ob nun die Schideldifformitét auf der 
Synostose beruht oder ob beide Erscheinungen neben einander hergehen und 








ı Vgl. Centralbl. f. Augenheilk., 1853, Januarheft, 1585 3.25 u.a.2.0. 


— 844 


auf congestiven Zuständen beruhen, in beiden Fällen kann man als letzte Ur- 
sache eine Infection der Dura mater annehmen. 


Den Beschluss der Arbeit macht eine Zusammenstellung der bisher ver- 
öffentlichten 58 Fälle, denen sich 17 eigene Beobachtungen anschliessen. 
Kurt Steindorff. 


3) Anatomie und Physiologie der optischen Bahnen und Centren. 
Ein Handbuch für Nerven- und Augenärzte, von Dr. H. Wilbrand und 
Dr. A. Saenger, Dritter Band, I. Abth. der „Neurologie des Auges‘. 
(Wiesbaden 1904 bei J. F. Bergmann.) 


Von dem gross angelegten Werk der bekannten Hamburger Autoren ist 
ein weiterer Band erschienen, der den bisherigen an Form und Inhalt in 
keiner Weise nachsteht. Die Darstellung ist von meisterhafter Klarheit, was 
bei den Schwierigkeiten, die in der Natur des behandelten Gegenstandes 
liegen, doppelt anerkennenswerth ist, und das Buch namentlich für den Kliniker 
so brauchbar macht. Der umfangreiche Stoff ist erschöpfend bearbeitet und 
bei den vielen noch zur Discussion stehenden Fragen kommen alle An- 
schauungen zu ihrem Recht. Im Gegensatz zu der sonst in anatomischen 
und physiologischen Handbüchern gebräuchlichen Darstellungsweise nehn:en 
die Verff. beständig Bezug auf klinische Beobachtungen und suchen auch 
nicht selten noch strittige Punkte mit Hülfe geeigneter Krankengeschichten 
zu klären. Beispielsweise sind die Verff. auf diesem Wege zu teilweise neuen 
Anschauungen über die Function der primären Opticuscentren gekommen. Sie 
bringen das Corpus geniculatum externum zu den Adaptationsverhältnissen 
der Netzhaut, die vorderen Vierhügel zur Regulirung der Pupillenbewegungen 
in nahe Beziehungen. Das Pulvinar endlich wird als der Ort angesehen, von 
dem aus die Bewegung anästhetischer Körpertheile durch Vermittlung des 
Gesichtsinnes ermöglicht wird, dessen Function es also zu verdanken ist, 
dass das Romberg’sche Phänomen bei offenen Augen ausbleibt. 


In dem der Physiologie der Farbenwahrnehmung gewidmeten Kapitel 
stehen die Verff. auf dem Boden der Heringschen Theorie, können dagegen 
die v. Kries’sche Theorie der Stäbchen- und Zapfenfunctionen nicht ohne 
weiteres anerkennen, da bei totaler Farbenblindheit ein centrales Skotom 
erwiesenermaassen nicht immer vorhanden ist. 


In dem Streit der Empiristen und Nativisten über das Zustandekommen 
der richtigen Projection der Netzhautbilder in dem Raum scheinen klinische 
Ertahrungen den Nativisten Recht zu geben. 


Ueber den feineren Bau des Chiasmas haben die Verff. eingehende ana- 
tomische Studien an 15 Fällen von einseitiger Sehnervenatrophie angestellt, 
die nicht nur die Partialkreuzung bestätigt, sondern auch manche den Faser- 
verlauf betreflende neue Einzelheiten ergeben haben. — Ref. muss sich auf 
wenige Beispiele beschränken; bei eigener Lectüre des Buches wird man am 
besten eine Vorstellung von dem bekommen, was die Verff. in langjähriger 
Arbeit auf diesem Gebiet geleistet haben. Bruns (Steglitz). 


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345 


Journal-Uebersicht. 


I, A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LX. 3. 

1) Das Melanosarkom des Uvealtractus in seinen verschiedenen Er- 
scheinungsformen. Eine pathologisch-anatomische Studie, von Dr. 
Franz Schieck, Privatdocent und Oberarzt der Königl. Universitäts- 
Augenklinik zu Göttingen. 

Die bisher als verschiedene Geschwulstarten angesehenen Sarkome der 
Uvea entsprechen alle einer Geschwulstform, dem Melanosarkom in seinen 
verschiedenen Stadien. Das erste Stadium ist das unpigmentirte Rundzellen- 
sarkom. Dazu gehören auch die als Angiosarkom, Peritheliom, Endotheliom 
und selbst als Glioma retinae der Erwachsenen bezeichnete Geschwülste. Das 
zweite Stadium ist das unpigmentirte Spindelzellen-Sarkom, dem als drittes 
Stadium das pigmentirte Spindelzellen-Sarkom und weiter das ausgebildete 
Melanosarkom folgt. 

Die Entstehung der Geschwülste entspricht der Entwicklungsgeschichte 
der Chorioidea, deren Zellen bis zum 7. Monat embryonale Bindegewebszellen 
darstellen. Eine Anzahl Zellen bilden sprossenartige Ausläufer und nehmen 
spindel- oder sternförmige Gestalt an. Erst nach dieser Umwandlung sind 
sie befähigt, Pigment aufzunehmen. 

Entfärbt man ein Melanosarkom, so gewinnt man ein unpigmentirtes 
Spindelzellen-Sarkom. 

Die Möglichkeit, dass aus den fixen ungefärbten Zellen der Uvea und 
den Zellen der Gefässwandungen weisse Sarkonıe entstehen, muss zugegeben 
werden, indessen ist noch kein derartiger Tumor einwandfrei beschrieben 
worden. 

2) Ein Fall von bleibenden ausgedehnten Veränderungen der beiden 
Maculae durch directes Sonnenlicht, von Dr. E. Zirm in Olmiitz. 

Ein schwachsinniger Knabe, welcher Ende Mai Vormittags die Augen 
einige Zeit direct auf die Sonne gerichtet hatte, bemerkte am nächsten Tage 
Abnahme des Sehvermögens. Untersuchung am 1. December. Rechts Seh- 
schärfe = Fingerzählen auf 3m; links Sehschärfe = Fingerzählen auf 3!/, m. 
Jäger 22, excentrische Fixation, Peripherie des Gesichtsfelds frei, kleine abso- 
lute Skotome fast central. Augenspiegel: beiderseits befinden sich in der 
Gegend der Macula ovale, etwa 1!/, P.D. im horizontalen, 1 P. D. im verti- 
calen Durchmesser grosse Herde, welche mässig pigmentirt sind und von 
einem mehrfach unterbrochenen, stark pigmentirten Rande begrenzt werden. 
Im Bereiche der Herde sieht man glänzende Stippchen und gelbliche 
kleine Flecke. | 

Das Sehvermögen hob sich auf rechts: Finger zählen 5 m; links: Finger 
zählen 5 m. Rechts: Jüger 11, links Jäger 12 einzelne Worte suchend. 
Augengrund unverändert. 

3) Die Störungen der Adaptation und des Gesichtsfeldes bei Heme- 
ralopie, von Dr. Paul Heinrichsdorff, Assistent der Hirschberg’- 
schen Klinik. (Aus der Augenklinik des Herrn Geh.-Rath Prof. Hirsch- 
berg und dem physiol. Institut der Univers. Berlin, Abtheilungsvorsteher 
Prof. Nagel.) 

Untersuchungen nach der von Piper angegebenen Methode. (Zeitschr. 


- 346 —- 


für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, Bd. XXXI.) Bei hell- 
adaptirten Versuchspersonen wurde von Zeit zu Zeit in absoluter Dunkelheit 
bestimmt, welche Lichtmenge das adaptirte Auge noch eben wahrnehmen 
konnte. Die Endwerthe der Empfindlichkeit schwanken innerhalb weiter 
individueller Grenzen. Bei graphischer Darstellung der Werthe zeigt die 
Kurve ein flaches Anfangsstück, ein steiles Mittelstück und ein flaches 
Endstück. 

Bei der grossen Verschiedenheit der Empfindlichkeit gestattet das Maass 
der Empfindlichkeit an sich keinen Schluss auf Hemeralopie. Personen, 
welche ohne Zweifel hemeralopisch sind und in den Augen Veränderungen 
zeigen, welche erfahrungsgemäss Hemeralopie hervorrufen, können hohe Em- 
pfindlichkeit besitzen. Man muss annehmen, dass sie vor der Erkrankung 
noch viel höher war. Charakteristisch ist bei Hemeralopie die Form der 
Kurve. Das Anfangsstück gleicht der Norm, dann folgt aber nicht der steile, 
sondern ein geringer Anstieg, Festhalten dieser Höhe und dann ein noch- 
maliger Anstieg. Die Adaptation ist wie bei normalen Augen in 40 bis 
60 Minuten beendet. In einem Falle von idiopathischer Hemeralopie fand 
Verf. eine starke Verlangsamung der Adaptation, die übliche Zeit wurde 
etwa um das Dreifache überschritten. 


Bei binocularem Sehen findet normaler Weise eine Addition der Em- 
pfindlichkeitswerthe beider Augen statt. Wird nur ein Auge hemeralopisch, 
so sinkt die binoculare Empfindlichkeit. 


Das Ringskotom ist die typische Gesichtsfeldstörung für alle auf Er- 
krankung des Stäbchenapparats beruhende Formen von Hemeralopie, die 
concentrische Einengung des Gesichtsfeldes kommt erst secundär zu Stande. 


4) Anatomische Untersuchungen über angeborene Cataract, zugleich 
ein Beitrag zur Kenntniss einer neuen Missbildung der Linse, 
von Prof. Eugen v. Hippel in Heidelberg. (Aus der Univers.-Augen- 
klinik zu Heidelberg.) 


Verf. beobachtete in sechs mikrophthalmischen, mit Colobom behafteten 
Augen neugeborener Kaninchen, dass im unteren Theile der Linse die Fasern einen 
senkrecht gegen die Norm gerichteten Verlauf zeigten. Dieses Verhalten fand 
sich nur dann, wenn die Entwicklung des Glaskörpers ausgeblieben war und die 
Linsen fast die ganze Bulbushöhle ausfüllten. Vielleicht ist unter diesen 
Verhältnissen die am Ausweichen verhinderte Linse der Einwirkung der 
Mesodermleiste mehr ausgesetzt. Man kann sich vorstellen, dass die Meso- 
dermleiste einen Reiz ausübt, welcher zur Bildung eines an der Hinterfläche 
der Linse aufsteigenden Epithelstreifens führt. Wachsen die Zellen des 
Streifens zu Fasern aus, so werden sie die normale Richtung einschlagen. 


Bei stärzkerem Reize kann es, wie in einem Falle festgestellt wurde, 
durch Proliferation der Epithelien zur Bildung eines Kapselstars kommen. 
Ausserdem zeigten die Linsen einen ausgesprochenen Ringwulst, wie er ähn- 
lich von Rabl bei Reptilien und Vögeln gefunden wurde. An beiden Seiten 
der Leiste verläuft ein Wulst von vorn nach hinten und die Fasern der 
Wülste erfahren eine Drehung bis zu 90°. 

Bei Mikrophthalmus mit und ohne Colobom ist meistens Cataract vor- 
handen. Die vorliegenden Fälle, bei denen es sich um Neugeborene handelte, 
zeigen, wie rasch sich eine Cataract entwickelt. Da die Linsen eine ansehn- 
liche Grösse erreicht hatten, so kann die Ernährungsstörung nicht sehr früh 


347 - 


begonnen haben, und so bleiben für die Ausbildung der Cataract mit theil- 
weiser Verflüssigung der Linse höchstens 14 Tage. 

Der Ringwulst ist bisher bei Kaninchen noch nicht beschrieben worden. 
5) Membrane pupillaris persistens Corneae adhaerens, von Prof. Eugen 

v. Hippel in Heidelberg. (Aus der Univers.-Augenklinik zu Heidelberg.) 

Drei Tage altes ausgetragenes Kind mit doppelseitigem Mikrophthalmus, 
Colobom, Irideremie, Cataract und andren Bildungsfehlern. Eine vom linken 
Auge gewonnene Schnittserie ergab: unten Iriscolobom und gefässreiches 
Mesodermgewebe, von dem ein in dicker Scheide eingeschlossenes Gefäss zur 
Hinterfläche der Hornhaut zieht, mit derselben verwächst und dann annähernd 
rechtwinkelig umbiegend durch die vordere Kammer zur Pupillenmembran 
verläuft. 

In diesem Falle wird man annehmen müssen, dass die Trennung der 
gemeinsamen Anlage von Hornhaut und Pupillenmembran ausblieb. 

6) Ein Versuch über Accommodation und intraocularem Druck am 
überlebenden Kinderauge, von Dr. L. Heine in Breslau. 

Das wegen eines epibulbären Tumors enucleirte Kinderauge wurde un- 
mittelbar nach der Operation zwischen zwei ringförmige Electroden gelagert 
und in der Aequatorgegend durch einen kleinen Lappenschnitt geöffnet, so 
dass sich eine Glaskörperperle stellte. Refraction und Accommodation waren 
in vivo bestimmt worden. Bei Reizung durch den faradischen Strom trat, 
wie die objective Refractionsbestimmung zeigte, starke Accommodation ganz 
wie beim lebenden Auge ein. Die Höhe des intraocularen Drucks ist dem- 
nach ohne wesentliche Bedeutung für die Spannung der Zonula. 





7) Notiz betreffend die Querschnittsform der Netzhautstäbchen, von 
Dr. L. Heine in Breslau. 

Die Querschnitte der Zapfen sind in der Fovea sechseckig, in der Macula 
polygonal und rund, am Aequator elliptisch (Schrägschnitte?), die Quer- 
schnitte der Stäbchen in der Macula rund und am Aequator sechseckig. Die 
sechseckige Form kann daher schwerlich artefact sein. 

8) Ueber Pigmentirung und Wucherung der Netzhautneuroglia, von 
Prof. Dr. E. Kriickmann, I. Assistent an der Universitäts-Augenklinik 
in Leipzig. 

Verf. erinnert zunächst an das Ergebniss seiner früheren Arbeiten: Alle 
diejenigen Fasern, Fäserchen und Protoplasmabestandtheile, welche mit der 
Limitans interna oder mit der Limitans perivascularis oder mit der Limitans 
superficialis und ihrer Fortsetzung — der Membrana reticularis — im directen 
oryanischen Zusammenhange stehen, müssen als Glia-Eiemente angesprochen 
werden. | 

Freie Fasern sind im Neurogliagewebe nicht mit Sicherheit nachzuweisen; 
wo das Protoplasma zu fehlen scheint, hat es wahrscheinlich nur eine starke 
Reduction erfahren. 

Die Pigmentirung der Neuroglia schwankt zwischen isolirten Körnern 
und grösseren geballten Massen. Freies Pigment giebt es in den ectodermalen 
Netzhautbestandtheilen nicht, stets ist das Pigment an den Gefiissapparat 
oder an das Protoplasma der Gliazellen gebunden. 

Bei chronischen Erkrankungen ist das Eindringen der Epithelzellen in 


348 — 


die Retina erschwert, weil die äusseren Körner lange Zeit widerstandsfähig 
bleiben und nach ihrem etwaigen Schwunde die entstehende Lücke durch 
Gliagewebe ausgefüllt wird. Die Pigmentirung erfolgt durch Vermittlung 
des; gewucherten Gliaprotoplasma, welches mit den Pigmentepithelien in Ver- 
bindung steht und ebenso wie es phagocytisch wirkt, auch Pigment aufzu, 
nehmen und weiter zu befördern vermag. In einem Falle von sog. Retinitis 
pigmentosa fand sich an Stelle eines innerhalb der gliös substituirten Netz- 
haut liegenden knolligen Masse nach der Depigmentirung eine 5- und eine 
6kernige Zelle, welche durch Fortsätze untereinander und mit dem benach- 
barten Gliagewebe in Verbindung standen. - 

Ref. betont, dass er nur einige wesentliche Punkte aus den Schlus- 
bemerkungen des Verf.’s herausgegriffen habe. Die zahlreichen Einzelheiten 
der umfangreichen mit 38 Abbildungen ausgestatteten Arbeit lassen sich 
nicht kurz zusammenfassen. 

9) Weitere Untersuchungen über das Coloboma sclero-chorioidese, 
von Dr. F. Mannhardt, Oberarzt der Augenabtheilung des Allgemeinen 
Krankenhauses Hamburg-Eppendorf. 

Verf. fand bei den bisher von ihm untersuchten und beschriebenen 
Colobom-Augen das innere Blatt der primären Augenblase stets geschlossen. 
Im Bereiche des Coloboms fehlten Chorioidea und innere Lagen der Sklera 
während die Netzhaut in continuirlicher Lage das Colobom überzog und den 
äusseren Sklerallagen anlag. Neuere Untersuchungen, Mikrophthalmus mit 
Cyste, bestätigten die Befunde v. Hippel’s. Die primäre Augenblase war 
nicht geschlossen, im 'Bereiche das Coloboms lag Mesodermgewebe und die 
Retina zeigte perverse Lagerung. 

v. Hippel hat schon darauf hingewiesen, dass unter Umständen beide 
Blätter der Augenblase des Colobom continuirlich überziehen können, glaubt 
aber, dass es sehr selten vorkommt. Dagegen ist Verf. der Ansicht, dass 
dies Verhalten der Retina nicht die Ausnahme, sondern die Regel darstellt. 

Näheres, besonders die anatomischen Einzelheiten, siehe Original. 








10) Kasuistische Beiträge zur sympathischen Ophthalmie nebst 
einigen pathologisch-anatomischen Untersuchungen, von Dr. med. 
Albin Pihl, Marinestabsarzt in Gotenburg (Schweden). 

Die Krankengeschichten der 9 Fälle bestätigen die bekannte Thatsache, 
dass operative Eingriffe bei der sympathischen Ophthalmie nicht günstig . 
wirken. 

Nach dem anatomischen Befunde und der Eisenreaction war in einem 
Falle wahrscheinlich ein kleiner Eisensplitter durch Sklera und Iriswurzel 
in die Linse gedrungen, zur Zeit der Untersuchung aber bereits resorbirt. 

Verf. enucleirt nach Ausbruch der sympathischen Ophthalmie das erst 
erkrankte Auge auch dann, wenn es noch etwas Sehvermögen besitzt, und 
hält die Unterlassung der Enucleation für nicht vereinbar mit der bakteriellen 
Theorie der sympathischen Ophthalmie. 


11) Zur Frage der elastischen Fasern in der Sklera hochgradig 
myopischer Augen, von Dr. med. A. Birch-Hirschfeld, Privatdorent 
und Assistent der Universitäts-Augenheilanstalt zu Leipzig. 

Vert, kann die Lange’schen Befunde nicht bestätigen. Präparate, welche 
in „Müller“ fixirt und in Celloidin geschnitten sind, zeigen das elastische 


E El 


— 


349 -— 


Fasernetz nur bei vorsichtiger Färbung. Dadurch kann leicht eine Täuschung 
unterlaufen. Die besten Bilder geben feine Paraffinschnitte nach Fixirung 
in Zenker’scher Lösung. 

Auch in der Sklera von Embryonen im 5. Monat fanden sich elastische 
Fasern und zwar durchaus nicht spärlich. 


12) Die structurlosen Augenmembranen im Ultramikroskop, von Prof. 

Dr. Max Peschel, Augenarzt in Frankfurt a. M. 

Die M. Bowman und M. Descemeti zeigen faserige Structur, letztere 
mehr als erstere. Vordere und hintere Linsenkapsel sind bei Erwachsenen 
(und auch beim Pferde) structurlos, während bei Neugeborenen ein feines 
Maschennetz sichtbar ist. In der Zonula erkennt man bei Erwachsenen, 
Neugeborenen und Pferden ein feines Netz von meistens länglichen Maschen. 

Scheer. 


IT. Ophthalmic Review. 1905. Mai. 
Ueber Keratitis disciformis mit Bericht eines Falles, von Posey in 
Philadelphia. 
Der Fall betrifft einen 40jährigen Herrn. Es werden nach einander 


beide Augen betroffen, ganz in der Art, wie es Fuchs in seinen Lehrbuche 
abgebildet hat. 


Juni. 
Frühzeitige Netshaut-Ablösung in Fällen von Sarcom der Aderhaut, 
von Parsons. 

Verf. hat durch seine anatomischen Untersuchungen an über 50 Fallen 
von beginnendem Aderhautsarcom festgestellt, dass sich sehr häufig Netzhaut- 
ablösungen, ganz unabhängig von dem Sitz des Tumors und ohne Zusammen- 
hang mit dieser localen Abhebung der Retina, finden, die ihren Sitz meist 
in der unteren Netzhautperipherie haben. Verf. sieht als Ursache dieser sub- 
retinalen Exsudation einen durch den als Fremdkörper wirkenden Tumor 
hervorgerufenen Reizzustand an. Die klinische Würdigung dieser Befunde 
ergiebt sich von selbst. 


Juli. 
1) Ein Fall von Akromegalie, von Kerry. 

Betrifft einen 50 jährigen Herrn, bei dem Verf. Atrophie der Sehnerven 
und bitemporale Hemianopsie feststellte. Es bot auch im Uebrigen charakte- 
ristische Zeichen der Akromegulie, am wenigsten von Seiten des Knochen- 
systems. 


2) Ein brauchbares Instrument zur schnellen Retinoskopie, von 
Thomson. 
Besonders für Massen-Untersuchungen geeignet. (Abbildung.) 


August. 
Orbital-Sarcom. Krönlein’s Operation, von Lukis. 
Der walnussgrosss Tumor konnte nach Erheben des Oberlids deutlich 
zwischen dem nach vorn und unten verdringten Bulbus und Orbitaldach 
gefühlt werden. Der Tumor wurde nach der Krönlein’schen Methode ent- 


350 —- 


fernt. Dabei wurde der Canthus externus geschont (und so eine Communi- 
cation der Wunde mit dem Conjunctivalsack vermieden), und ebenso auch 
die Augenmuskeln. Bei der mikroskopischen Untersuchung ergab sich: 
Spindelzellensarcom. Loeser. 





III. British med. Journal. 1905. Juli. 

Indirecte Opticus-Verletzungen, von Jameson Evans (Birm). 

Mittheilung von 5 Fallen, wo im Anschluss an mehr oder weniger 
starke Traumen (Stoss, Fall u. s. w.) des äusseren Processus angularis des 
Stirnbeins Sehstörungen auftraten, denen bei anfangs normalem Augen- 
hintergrund nach einigen Wochen Sehnerven - Atrophie folgte. Im 
weiteren Verlauf trat eine erhebliche, meist vollkommene Wiederherstellung 
der centralen Sehschärfe auf und nur Gesichtsfeld-Beschränkungen blieben 
zurück. Es kann sich in diesen Fällen entweder um Fracturen durch das 
Foramen opticum, Zerreissung des Nerven durch einen abgesprengten Knochen- 
splitter, Blutungen in den Sehnerven oder seine Scheide, oder eine umschriebene 
Contusion des Sehnerven handeln. Verf. nimmt das letztere an und meint. 
dass die partielle Schädigung des Sehnerven durch Contrecoup zu Stande käme. 

Loeser. 





Vermischtes. 


1) Rudolf Albert Kölliker, geb. zu Zürich am 6. Juli 1817, gest. 
zu Würzburg am 2. November 1905. Jeder von uns, auch wer nicht das 
Glück hatte, Kölliker’s Schüler zu sein, hat von ihm gelernt. Sein Hand- 
buch der Gewebelehre, seine Entwicklungsgeschichte fehlen in keiner ärztlichen 
Bücher-Sammlung. Er hat zum Ausbau der Zellenlehre ganz wesentlich 
mit beigetragen. 

2) Zu Centralbl. f. Augenheilk. 1905, S. 306, Nr. 6, ist hinzuzufügen, 
dass im Centralbl. f. Augenheilk. 1885, S. 27, bereits die im Verlauf de 
echten Keratoconus öfters eintretende, akute Trübung der Spitze auf Zer- 
reissung der Descemetis oder ihres Epithels zurückgeführt worden ist. 

3) Auf meine Bemerkung, Centralbl. f. Augenheilk. 1905, S. 148, Nr. 8, 
erwidert der Referent in Ophthalmoscope, November-Heft 1905, S. 588, dass 
er es so nicht gemeint; aber dann hätte er nicht so schreiben sollen. 
In der Literatur gilt eben das alte Wort: O0 yeroagya, yerpapa. 


Bibliographie. 

1) Behandlung der Keratitis purulenta mit Kollargol, von 
de Lapersonne. (La semaine med. 1905. Mai.) Die Behandlung verdient 
der mit Arg. nitr. vorgezogen zu werden. Das Kollargol bildet keinen Nieder- 
schlag in dem Defekt der Hornhaut und begünstigt die Entstehung sehr feiner 
Narben. Das gilt fiir Hornhaut-Abscesse, fiir das Ulcus corn. serpens, Hypo- 
pyonkeratitis, inficirte Cornea-Scleralwunden und die Hornhaut-Affectionen bei 
gonorrhoischer und diphtheritischer Bindehaut-Entziindung. Das Mittel ver- 
ursacht keinen Schmerz und beseitigt Photophobie und Schmerzen sofort. Man 
gebraucht das Mittel bis zur Beendigung der Vernarbung. Der 2—3maligen 
Einträuflung von Kollargol !/,, geht Reinigung bezw. Galvanocaustik des 
Geschwürs voraus, ev. Spaltung und Sondirung des Thränensacks und Ein- 
spritzung von Kollargol !/,, in die Thränenwege, nöthigenfalls Exstirpatio 


— 351 — 


sacci lacrimalis. Bei grossen, fortschreitenden Geschwüren wird, neben Atropin 
und Cocain, Kollargol (alle 2—3 Stunden) eingeträufelt, ev. gebrannt oder 
nach Saemisch operirt. | 

2) Zur Casuistik der Augenverletzungen, von Koslowski. 
(Wratschebnaje Gazetta Juli 1905; ref. nach Deutsche Med. Zeitung 1905, 
Nr. 64.) Subconjunctivale Scleralruptur durch Kuhhorn-Stos. Der Glas- 
körper bildete eine von der Bindehaut des Augapfels bedeckte rundliche Blase, 
die eröffnet wurde; der vorgefallene Glaskörper wurde abgetragen, die Wunde 
aber weder vernäht noch verbunden, und der Patient — nach Hause ge- 
schickt. Da er sich nicht wieder vorgestellt hat, nimmt Verf. reactionslose 
Heilung an.! 

3) Klinischer Beitrag zur Lehre von den markhaltigen 
Nervenfasern in der Netzhaut, vonTerwelp. (Inaug.-Diss. Giessen 1905.) 
Von 50364 Kranken der Giessener Klinik (August 1890 bis 1. Januar 1905) 
hatten 122 markhaltige Nervenfasern (1:413). Bei 16 Fällen lagen sie 
ausserhalb der Papille; 81 Männern stehen 41 Frauen gegenüber. Die Ano- 
malie betraf 36 Mal das rechte, 61 Mal das linke Auge, 25 Mal beide Augen. 
Sie war öfter von andern Augen-Störungen begleitet (Astigmatismus, Strabis- 
mus, Atrophis n. opt., Star u.s. w.), die Sehschärfe war 45 Mal = 1, sonst 
kleiner als 1; aber in *j, der Fälle mit subnormaler Sehschärfe lagen zu 
ihrer Erklärung andre Augen-Anomalien vor, nur in !/, der Fälle bedingte 
die fragliche Missbildung das schlechte Sehen. Fünf Fälle werden genauer 
mitgetheilt: einer mit einer persistirenden A. hyaloides und Pupillarfaden, 
einer mit doppelseitigem Vorkommen der markhaltigen Nervenfasern, einer 
mit gleichzeitiger Opticus-Atrophie, zwei, in denen zwischen Papille und 
markigen Nervenfasern kein Zusammenhang bestand. 

4) Ueber den Schutz des Auges bei radiotherapeutischer Be- 
handlung seiner Nachbarorgane, von van Duyse und de Nobele. 
(Annales de la Soc. de Med. de Gand 1905; 2. Band.) Bleiplatten sind nicht 
ausreichend. Bestrahlt man die Lider, so läuft man bei ungenügender Be- 
deckung des vorderen Augapfelabschnittes Gefahr, sowohl hier wie in der 
Tiefe schwere Erkrankungen hervorzurufen (Keratitis, Iritis, Cyclitis, Atrophia 
n. opt.). Nach Birch-Hirschfeld soll man daher nur kurz dauernde Be- 
strahlungen bei weiter Entfernung der Röhre vornehmen und Metallplatten 
zwischen Lid und Bulbus bringen (Desmarres’, Knapp’s oder Snellen’s 
Sperrer) Den Verff. scheint dies Verfahren unzulänglich, sie benutzen 
Schalen aus Email, die sich der unempfindlich gemachten Augapfeloberfläche 
anschmiegen, ähnlich künstlichen Augen, und haben gute Resultate. 

5) Die erste Hülfe bei Verletzungen des Auges, von M. Teich. 
(Med. Klinik 1905, Nr. 26). Oft muss der praktische Arzt die erste Hülfe 
bei Augenverletzungen leisten, die weitere Behandlung soll er stets dem 
Specialisten überlassen.? 

6) Die Augenheilkunde des praktischen Arztes, von Salzer. 
(München 1905. J. F. Lehmann.) Alle intraocularen Erkrankungen, die 
nur mit Hülfe des Augenspiegels diagnostiziert werden können, soll der 
praktische Arzt dem Specialisten überweisen; aber die mit Durchleuchtung 





! Es ist aber nicht unmöglich, dass sogar das 2. Auge durch sympathische Ent- 
zändung erblindet. H. 

® Damit bin ich nicht einverstanden; es ist auch nicht durchführbar. Die prak- 
tischen Aerzte müssen in der Augenheilkunde besser ausgebildet werden. H. 


— 852 


und seitlicher Beleuchtung festzustellenden Erkrankungen des vorderen Ang: 
apfel-Abschnittes muss such der praktische Arzt erkennen und behandelt 
können. Dieser Standpunkt Salzer’s ist durchaus zu billigen. Warum über- 
geht Verf. die hygienischen Massnahmen zur Bekämpfung der Myopie. für 
deren Vollcorrection er eintritt, warum das Trachom, warum die Notwendig- 
keit der schleunigen Extraction intraoculfrer Eisensplitter?! 

7) Ueber die hereditären Verhältnisse bei Buphthalmus, von 
Zahn. (Inaug.-Diss. Tübingen 1904.) Unter 73 zumeist jugendlichen Kranken 
war 51 Mal die Krankheit doppelseitig, 22 Mal einseitig; 43 männlichen 
stehen 30 weibliche Individuen gegenüber (sonst ist Glaucom bei Frauen 
hiufiger!), fast ausnahmslos war das Leiden angeboren. Blutverwandtschaft 
war sicher in 7 Fällen (9,59°/,), wahrscheinlich in 1 Fall, sicher nicht vor- 
handen in 54 Fällen, wahrscheinlich nicht ın 2 Fällen. Directe ungleichartige 
Vererbung 0 Mal. Directe ungleichartige Vererbung 2 Mal. Indirecte 
gleichartige Vererbung 1 Mal. Indirecte ungleichartige Vererbung 0 Mal 
Collaterale Vererbung 5 Mal (2Mal 3, 3 Mal 2 Geschwister), sicher 2 Mal 
wahrscheinlich; je 1 Mal waren auch Geschwisterkinder und Geschwister- 
kindeskinder an Buphthalmus erkrankt. 

8) Klinisch-statistischer Bericht über 1122 Enucleationen des 
Augapfels,von Weinhardt. (Inaug.-Diss. Tübingen 1905). Die meisten Kranken 
befanden sich in klinischer Behandlung; die fast stets in Chloroformnarkos 
vorgenommene Operation hatte nie üble Folgen und verlief stets zufallsfre. 
Männer überwiegen (756 Fälle). 3 Mal wurden beide Augen ausgeschält 
Tumoren machten 71 Mal die Operation nöthig (1 doppelseitiges, aber nur 
einseitig operirtes Gliom unter 20 Gliomen überhaupt). In 1 Falle primären 
absoluten Glaucoms (im Ganzen 86 Augen) mussten beide Augen entfernt 
werden. Intraoculare Blutungen nach Bulbusoperationen machte 6 Mal die 
Operation nöthig (2 Mal Iridectomia antiglaucomatosa, 4 Mal Extractio cat» 
ractae senilis); Verletzungen 656 Mal (531 Männer), darunter 71 intraoculare 
Fremdkörper (34 Eisen- bezw. Stahlsplitter, wovon 32 vor der Erfindung 
der Magnet-Operation). 

9) Zur Trachomfrage, von Peters. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1905, Nr. 24). Polemik gegen Junius, der die vom Verf. in früheren 
Arbeiten vertretene Ansicht über die Bedeutung des adenoiden Gewebes bei 
einfacher und bei trachomatöser Bindehautentzündung angegriffen hatte. 

Kurt Steindorff. 

10) Varicelle der Hornhaut, von Dr. E. H. Oppenheimer. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1905. Nr. 21.) Verf. sah ein Varicellen-Bläschen auf der 
Hornhaut bei mächtigen Reiz-Erscheinungen, das unter Atropin, Xeroform- 
salbe und Borsäure-Waschungen glatt heilte. Koerber. 

11) Westnik Ophthalmologii. September— October 1905. Prof. 
Golowin: Geschwülste der Sehnerven und ihre operative Behandlung 
(II. patholog. Anatomie). — J. Kasass: Tct. Jodi bei Ulcera corneae. — 
J. Ginsburg: Leucoma epibulbar. — Referate. — Sitzungsberichte: 
Ophthalmologischer Verein zu Odessa. — Ophthalmologische Chronik. 


! Es ist eben unthunlich, eine Kunst, wie die unsre, theilweise lebren zu 
wollen. H, 


Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Msrzesr & Wrrtia in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AuckE in München, Dr. Bazezz in Paris, Prof. 
Dr. Bransacume in Gras, Dr. Bramey in London, Dr. Bauus in Steglits, Geb. Med.-Rath 
Prof. Dr. H. Comu in Breslau, Doe. Dr. CL. pv Bom-Ruymonp in Berlin, Dr. CRZELLITZER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Exomerr in Bern, Prof. Dr. C. GaLLENGA in Parma, Dr. GimsBERe 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpzızuzz in Budapest, Dr. Gorpon Norriz in Kopenhagen, Dr. Hax- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıeonwıs in Smyrna, Prof. H. Kuarr in 
New York, Prof. Dr. Krüczow in Moskau, Dr. Loxszr in Berlin, Prof. Dr. Magnus in 
Breslau, Major F. P. Marsanp, L M.S. Caleutta, Dr. F. Munpmu in Berlin, Dr. Mort in 
Berlin, Dr. Nzupunazz in Nürnberg, Dr. Desom in Maeseyck, Prof. Dr. PzsoHEL in 
Frankfort a. M., Dr. Puntscuur in Klagenfurt, Dr. M. Raton in Petersburg, Med.-Rath 
Dr. Scuxzzr in Oldenburg, Prof. Dr. Scumwxy in Prag, Prof. Dr. Scuowars in Leipzig, Dr. 
Srmo in Berlin, Dr. SrtıeL in Köln. . l 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


1905. Neunundzwanzigster Jahrgang. December. 





Inhalt: Original-Mittheilung. Ein Fall von Pemphigus der Bindehaut. Von 
Dr. Koerber, klin. Assistent. 

Klinische Beobachtungen. Ein Fall von Parinaud’scher Conjunctivitis. Von Dr. 
L. Caspar in Mülheim a. Rh. 

Gesellschaftsberichte. 1) Berliner Ophthalmologische Gesellschaft. — 2) Schlesische 
Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 3) Aerztlicher Verein in Danzig. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Bericht über die Vollcorrection der Myopie, 
von Bourgeois. — 2) Anthropologisches aus Süd-Tunesien, von Narbeshuber. — 
3) Ueber kleine Rupturen an der Corneoskleralgrenze, von Prof. E. Fuchs in Wien. 

Journal-Uebersicht. I) A. v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. LXI, 1. — 
II. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. October. — 
III. Archives d’Ophtalmologie. 1905. Mai—September. — IV. Annales d’Oculistique. 
1905. Mai— August. — V. Recueil d’Ophtalmologie. 1905. Mai— August. 

Vermischtes. 

Bibliographie. Nr. 1— 35. 


[Aus Herrn Geh.-Rath Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt.) 


Ein Fall von Pemphigus der Bindehaut. 


(Nach einem in der Sitzung der Berliner Ophth. Gesellschaft vom 16. November 1905 
gehaltenen Vortrage.) 


Von Dr. Koerber, klinischem Assistenten. 


M. H.! Den Fall von Pemphigus der Bindehaut, den ich mir heute 
erlaube Ihnen vorzustellen, verdanke ich der besonderen Liebenswirdigkeit 


des Herrn Collegen Sonauscua. Dieser hat den Patienten über 2 Jahre 
23 


— 354 — 


lang behandelt und beobachtet und sandte ihn jüngst in die Poliklinik des 
Herrn Geh.-Rath Hırscasere, um dessen Ansicht zu hören, ob zur Zeit 
eine Operation in Frage komme. Für die freundliche Ueberlassung des 
Falles zur Vorstellung danke ich Herrn Collegen SoHALSCOHA bestens. 

Die Krankengeschichte ist folgende: 

R. Z. 50 Jahre, Kassenbeamter, war früher stets gesund, ist seit 
24 Jahren verheirathet, hat 9 gesunde lebende Kinder; 5 sind todt, kein 
Abort. Frau ist gesund. l 


1902 Infection, 2 Tage später Anschwellung der Glans, !/, Jahr später 
Ulcus genitale, das vom Arzte für Lues erklärt und behandelt wurde. 
7 Inunctions-Kuren zu 80 g, 18 Schwefelbäder und 12 Injectionen hat Patient 
seit jener Zeit bekommen. 


1903 erkrankten die Augen unter Erscheinungen von Entzündung der 
Lider- und Bindehäute. Seit 1 Jahre müssen die Wimpern regelmässig 
entfernt werden. 

1904 Iritis links. Schmierkur. 


Seit !/, Jahr treten oft Blasen im Gaumen und an der Glans auf. 
Sonst nie Ausschlag am Körper. 


Ende 1904 hat er wegen Zuckerkrankheit und Nierenleiden im 
Krankenhaus gelegen. Erstere besserte sich, während letzteres schlimmer 
wurde. 

Befund. Die Lider sind von aussen im Wesentlichen normal, können 
aber nur ungenügend geöffnet werden; und zwar ist das linke Auge stärker 
betheiligt, als das rechte. Die Bindehäute sind düster roth, feucht, mit 
weisslichen verdickten Partieen um den Limbus und nahe der Plica. Beim 
Abziehen findet man die Ausdehnung der unteren Uebergangsfalten durch 
zahlreiche strangartige Bindehautfalten beträchtlich verengt, so dass links 
unten der Lidrand schon mit dem Bulbus ziemlich eng verbunden ist. 
Die obere Uebergangsfalte ist beiderseits noch fast völlig unbetheiligt. In 
den Lidwinkeln, besonders den inneren, sind bereits beträchtliche Ver- 
wachsungen auch der Lider mit einander eingetreten. Die linke Hornhaut 
von sulzig weisslichen Partieen wallartig umgeben und mit ihren Randtheilen 
in dieselben einbezogen. Abgesehen hiervon sind beide Hornhäute klar. 
Pupillen reagiren normal. Links findet sich auf der Linsenkapsel der Rest 
einer gerissenen Synechie. Sehkraft rechts mit — 0,75 Di = 5/, fast, links 
mit -1Di=°/,. Gesichtsfelder normal, Hintergrund ebenso. 

Die Beweglichkeit der Augen nicht merklich beschränkt. 

Auf dem Gaumen finden sich auf geröthetem Grunde mehrere weisse 
runde Flecke. Vor 3 Wochen hat auch auf der Glans neben der Urethral- 
mündung eine linsengrosse Blase bestanden. 

Betreffs des Allgemeinzustandes hatte Herr College FREUDENTHAL die 
Liebenswürdigkeit mir mitzutheilen, dass zur Zeit 1,65°/, Zucker und 2°. 


or 


— 855 — 


Eiweiss, kein Aceton ausgeschieden werde, und dass der Allgemeinzustand 
bis auf hin und wieder auftretende Schwindelanfälle ein guter ist. 

M. H.! Ob die Infection 1902 eine luetische war, ist irrelevant. 
Denn die energische antiluetische Behandlung hat keinerlei Hautausschlag 
aufkommen lassen und der beim Erwachsenen äusserst seltene luetische 
Pemphigus stellt die schwerste Form eines solchen dar. Auch ist das Auf- 
treten der Blasen über 2 Jahre nach der (fraglichen) Infeotion im negativen 
Sinne beweisend. 

Wir haben vielmehr einen typischen Pemphigus der Bindehaut und 
vulgaren Pemphigus an Haut und Schleimhaut vor uns. Ersterer ist sehr 
selten, erst auf 21000 Augenkranke kommt ein Fall. In °/, der Fälle ist 
gleichzeitig die Haut, in der Hälfte eine andere Schleimhaut ergriffen. In 
ı/, der Fälle findet sich Blasenbildung nur an der Conjunctiva, in den 
übrigen nur die Schrumpfung derselben ohne jede Blasenbildung. Für 
diese letztere der vier Kategorieen will Percens, der die Literatur von 
1800—1900 in einer Monographie vereinigt hat, den Namen essentielle 
Schrumpfung beibehalten. 

Letztere ist vielfach die einzige krankhafte Erscheinung und wurde 
schon von A. v. GRÄFE so bezeichnet. | 

Die Blasen auf Haut und Schleimhaut können vor oder nach der 
Augenerkrankung auftreten, letzteres trat in unserem Falle ein. 

Der Pemphigus der Bindehaut ist fast stets doppelseitig, wenn auch 
oft Jahre vergehen bis das zweite Auge befallen wird. Die Krankheit be- 
trifft die Bindehaut und das dicht unter ihr liegende Bindegewebe in Ge- 
stalt von Blasen oder croupösen Stellen. Der Ort des stärksten Befallenseins 
ist nach v. MıcHeu die untere Uebergangsfalte und die Gegend der Plica 
und Carunkel. Die in späteren Stadien zu findende Vertrocknung fehlt bei 
unserem Patienten noch völlig. 

Falsche Wimpernstellung kommt einmal durch Einstülpung der Lider, 
durch die Bindehautverkürzung, daun durch Verlagerung des Haarbodens 
durch Tiefgreifen des Processes, wie in unserem Falle. 

Die Betheiligung der Hornhaut ist eine primäre nur selten und dann 
durch Blasenbildung auf derselben. Sonst ist sie bedingt durch das 
Scheuern von Wimpern und Lidrand und kann zur Bildung pterygium- 
ähnlicher Ueberzüge, Verschwärung, Perforation mit allen ihren Folgen bis 
zur Panophthalmie führen. 

Differentialdiagnostisch kommen Diphtherie, Verätzungen und Ver- 
brennungen, die ganz ähnliche Bilder hervorrufen, nach der Anamnese nicht 
in Betracht. Wohl aber das Trachom. Da lassen sich folgende Haupt- 
unterschiede anführen. Bei Trachom überwiegt die Narbenbildung über die 
Bildung von strangartigen Falten. Dann pflegt die Hornhaut recht früh 
pannös zu erkranken. Die obere Uebergangsfalte ist dabei stets eher und 
mehr betheiligt, wie die untere, eine starke Veränderung des Tarsus müsste 

23* 


— 3856 — 


nach so langem Bestehen vorhanden sein. Auch hätte wohl Trachom, das 
eine solche Bindehautschrumpfung gemacht hat, bereits zu Xeruse geführt. 
Alles dies trifft nicht zu. Es sind keine Narben da, keine Tarsusverdickung, 
keine Follikel, kein Pannus, die obere Uebergangsfalte ist fast ganz frei. 
Dagegen ist Verwachsung der Lider mit der Carunkel und unter einander 
vorhanden, was bei Trachom in der Form wohl nicht vorkommt. 

. Die Aetiologie des Pemphigus ist trotz zahlreicher bakteriologischer 
Untersuchungen noch ganz dunkel. 

Die Therapie ist daher eine symptomatische, die Zahl der versuchten 
äusseren und inneren Mittel eine grosse. Nothwendig werdende plastische 
Operation hat man mit gestielten Hautlappen, Turerson’schen Läppchen, 
Präputium, Conjunctiva von Kaninchen und Vaginalschleimhaut versucht, 
mit wechselndem Erfolg. 

Die Prognose der Erkrankung ist meist eine ungünstige. In unserem 
Falle scheint sie bei der sehr geringen Betheiligung nur der linken Horn- 
haut nach dem langen Bestehen der Krankheit eine verhältnissmässig zute 
zu sein. 

Die Literatur ist gesammelt in Devorwg, Pemphigus des Auges, 
Berlin 1901 und in GRAEFE-SAEMISCH 2. Aufl. (Groenouw) Bd. XI. S. 206ff 
und (Saemisch) Bd. V. S. 578 ff. 


Klinische Beobachtungen. 


Bin Fall von Parinaud’scher Conjunctivitis. 
Von Dr. L. Caspar in Mülheim a. Rhein. 


In neuerer Zeit beginnt die Parinaud’sche Conjunctivitis ein allgemeineres 
Interesse zu erregen.! Die Zahl einschlägiger Beobachtungen ist aber noch 
sehr gering. Das veranlasst mich, einen Fall mitzutheilen, den ich vor neun 
Jahren längere Zeit in Behandlung gehabt, und dessen Natur ich damals 
nicht erkannt habe. Ich hielt ihn ganz anfangs für Diphtherie, dann für 
ein ungewöhnliches Trachom, aber schon frühzeitig schöpfte ich Verdacht 
auf eine thierische Infection, auf Aktinomykose. Es gelang mir jedoch nicht, 
weder anamnestisch etwas in dieser Richtung Verwerthbares herauszubringen, 
noch in den verschiedenen, wiederholt — freilich mit sehr unvollkommenen 
Mitteln — untersuchten Sekreten Strahlenpilze zu finden. Erst nachdem der 
Fall erledigt war, erfuhr ich von der Parinaud’schen Mittheilung durch 
ein Referat; ich erkannte aus diesem alsbald, dass es sich bei meinem Falle 
ohne Zweifel um ein in den Rahmen des dort aufgestellten Krankheitsbildes 
hineingehörendes Leiden gehandelt hatte. 

Patientin war ein 6jähriges Mädchen, Elisabeth M., das ich zum eısten 
Male am 21. December 1896 untersuchte. Das Kind, früher gesund, kürz- 


! Literatur-Angaben u. s. w. bei Scholz, Archiv f. Augenheilkunde LIII, S. 40 
und Goldzieher, Centralbl. f. Augenheilk. 1905, 5. 1. 





— 857 — 


lich an Keuchhusten erkrankt, litt seit 14 Tagen an einer mumpsartigen 
Anschwellung auf der rechten Gesichtsseite. Vor etwa 8 Tagen hatte sich 
dazu Röthung und Thränen auf dem rechten Auge gesellt. Was jetzt be- 
sonders auffiel, war eine ödematöse Anschwellung der lebhaft gerötheten, 
von kleinen Blutaustritten durchsetzten Augapfelbindehaut. Die Lidbindehaut 
erschien weniger geröthet. Unterhalb der Hornhaut fand sich eine längs- 
ovale, etwa 5 mm lange, bis zur Uebergangsfalte hinab reichende, scharf be- 
grenzte, schneeweisse Membran von diphtherischem Charakter, fest im Gewebe 
haftend. Die Hornhaut erwies sich als durchaus klar und spiegelnd. In der 
rechten Parotisgegend bestand eine diffuse feste Anschwellung, auf deren 
Höhe eine mässig verdickte, empfindliche Lymphdrüse. 


Da am folgenden Tage die Diphtherie-Einlagerung sich vergrössert zeigte, 
überdies auch oberhalb derselben eine ziemlich dicke, milchweisse, aber weiche 
und abziehbare Membran auf der Augapfel-Bindehaut sich gebildet hatte, so 
wurde Patientin in das Krankenhaus aufgenommen und dort mit Serum- 
Injection behandelt. Oertlich kamen Auswaschungen mit einer dünnen 
Sublimatlösung zur Verwendung. 


Am 25. December erschien die ganze Conjunctiva bulbi grauröthlich 
gesprenkelt und mit fetzigen, dünnen, abziehbaren Häutchen bedeckt. Das 
diphtherische Exsudat war erheblich eingeschmolzen. In der unteren Ueber- 
gangsfalte bemerkte man 12 bis 15 wenig hervorragende, grau durchscheinende, 
grobe Follikel. Dabei bestand reichliche dünnflüssige Absonderung. 


Während im Laufe der folgenden Tage die Membranen sich verloren, 
die Augapfel-Bindehaut überhaupt wieder ein mehr normales Aussehen an- 
nahm, bildeten sich nun auch in der oberen Uebergangsfalte mit erstaun- 
licher Schnelligkeit massenhafte, weiche, schmutziggraue Follikel, daneben 
trat eine zunehmende Schwellung des Papillarkörpers in den der Uebergangs- 
falte benachbarten Theilen der Lidbindehaut auf: ganz das Bild eines akuten 
Trachoms. Gleichzeitig stellte sich unter dem rechten Kieferwinkel eine um- 
fangreiche Lymphdrüsenschwellung ein, und — was das Merkwürdigste — 
zwischen jenem und dem äusseren Winkel des rechten Auges bildete sich, 
neben dem schon anfänglich vorhandenen Knoten in der Parotisgegend, eine 
ganze Kette fester Infiltrate in der Haut und im Unterhautzellgewebe, fort- 
schreitend von unten nach oben, aus. Anfänglich farblos, dann von lividem 
Ton, erweichten diese allmählich zum grössten Theil und resorbirten sich; 
einige mussten incidirt werden, wobei sich Eiter entleerte. 


Bald bemerkte man nun auch aın rechten Oberlide eine zunehmende 
Röthung und Schwellung, derart, dass das bis dahin ziemlich frei bewegliche 
Lid nur noch mit Anstrengung wenige Millimeter weit gehoben werden 
konnte. Schläfenwärts war im Lide ein fester Knoten zu fühlen. Diese 
Veränderungen bildeten sich gegen die Mitte Februar 1897 aus. Um die- 
selbe Zeit kam es auch, während die Uebergangsfalten, namentlich die obere, 
beim Ectropioniren als dicke, mattgrau- und rothgesprenkelte körnige Wülste 
vorsprangen, auf der Hornhaut zum Auftreten kleiner Geschwüre, zumeist 
in der Nähe des unteren Randes. Sie zeigten übrigens eine grosse Heilungs- 
tendenz, keines von ihnen nahm eine erhebliche Ausdehnung an. 

Die Zahl der Infiltrate im oberen Augenlide vermehrte sich ziemlich 
rasch auf vier bis fünf. Sie reichten bis zur Gegend dicht oberhalb des 
inneren Augenwinkels. Der am meisten schläfenwärts gelegene Knoten wuchs 
fast zu Haselnussgrösse an. Er musste am 8. März geöffnet werden, wobei 


— 358 — 


sich eine recht erhebliche Menge dicken Eiters entleerte. ' Ein kleinerer per. 
forirte von selbst; die andren, ganz unbedeutenden, kamen 'spontan zum 
Verschwinden. Die Absonderung aus dem grossen Knoten hielt längere Zeit 
an. Bei Druck entleerte sich hier später stets ziemlich viel dünnflüssiger, 
mit Luftbläschen vermischter Eiter. Die Fistel lag auf der Höhe oner ` 
flachen, haselnussgrossen, fest anzufühlenden Verdickung, die sich bis unter 
die Schläfenpartie des Orbitaldaches verfolgen liess. Auf dem Knochen war 
sie nicht verschieblich. Es schien, als stehe sie im Zusammenhang mit der 
Thränendrüse, ein Eindruck, der sich noch dadurch verstärkte, dass öfters 
mit dem Eiter ein gewisses Quantum klarer Flüssigkeit hervorquoll- Die 
Fistel schloss sich Ende März. Die Verdickung des Lides ging zusehends 
zurück; nur oben aussen blieb noch lange eine leichte, auf dem Knochen 
nicht verschiebbare Härte zu fühlen. 

Inzwischen hatte auch die Bindehaut-Affection bei einer ziemlich in- 
differenten Behandlung — Auswaschen mit dünner Sublimatlösung und 
Airolsalbe — einen wesentlichen Rückgang erfahren. Noch Ende Juni 
erschien zwar die Lidbindehaut etwas rauh und geröthet, aber von den 
massenhaften, groben Follikeln war zu jener Zeit keine Spur mehr vorhanden. 
Die Hornhaut war in der Mitte klar, nur in den Randpartien von einzelnen 
Flecken durchsetzt. 

Hartnäckiger als die Lid-Infiltrate erwiesen sich die Abscesse, welche 
sich vom Kieferwinkel aus auf der rechten Gesichtsseite bis zum Auge hin 
etablirt hatten. Noch am 5. Mai 1897 musste ein grösserer Abscess unter 
dem Kieferwinkel eröffnet werden, und es dauerte bis Anfang Juli, bis alle, 
zum Theil mit Hinterlassung eingezogener unregelmässiger Narben, ge 
heilt waren. 

Längere Zeit verlor ich Patientin aus dem Gesicht. Am 10. März 1898 
wurde sie mir neuerdings vorgestellt, weil seit einigen Tagen Absonderung 
aus beiden Augen bemerkt worden war. Ich fand einen leichten Bindehaut- 
katarrh, rechts ein paar randständige Hornhautflecken, keine Narben in der 
Bindehaut, auch keine Verdickung des Lides mehr, nur in dessen äusserer 
Hälfte eine kaum bemerkbare Hautnarbe Die Abscesse hatten eine Reihe 
kleiner, strahliger, theilweise mit papillösen Auswüchsen versehener Narben 
hinterlassen, die sich vom rechten Kieferwinkel bis zum Auge hinzog. Nahe 
am äusseren Augenwinkel fand sich noch in der Haut ein haselnussgrosser, 
flacher, wenig verschieblicher Knoten von gelblicher Farbe. 

Einen Monat später brach auf beiden Augen eine heftige secernirende 
phiyctänuläre Bindehaut-Entzündung aus mit Betheiligung der Hornhaut. 
Einige Maculae blieben von dieser zurück. Der eben erwähnte Knoten hatte 
sich inzwischen bereits resorbirt. 

Ich habe dann die Patientin am 27. Juni 1904 noch einmal zu unter- 
suchen Gelegenheit gehabt. Die Narben, welche sich auf der rechten Gesichts 
seite aneinander reihen, erscheinen merklich abgeflacht und im Ganzen wenig 
auffallend. Beiderseits finden sich einige lichte Hornhautflecken. Die Binde 
haut ist normal. Die Sehschärfe beträgt rechts ®/.., mit — 1,0 cyl. senkr,, 
links °/, mit — 0,75 cyl. 45° temp. 


— 359 — 


Gesellschaftsberichte. 
1) Berliner Ophthalmologische Gesellschaft, 1905. 


Sitzung vom 16. November 1905. 
Vors.: v. Michel. Schriftf.: Wertheim. 


1. Herr Hugo Feilchenfeld: Krankenvorstellung. 


Der 22jährige Patient ist vor 3 Tagen überfahren und mit dem Kopfe 
gegen das Pflaster gefallen. 6 Stunden bewusstlos, profuses Bluten aus der 
linken Nase. Bei dem Erwachen konnte er links nicht sehen. Er giebt eine 
centrale Sehschärfe von Finger in 2!/, Meter zu. Da der ophthalmoskopische 
Befund, insbesondere die Papille, normal ist, könnte man an Simulation denken, 
wenn ihm nicht ein Symptom zu Hilfe käme, welches bei dem immerhin 
erheblichen Reste von Sehkraft gar nicht zu erwarten ist: absolute Auf- 
hebung der pupillaren Reflex-Empfindlichkeit (bei Belichtung des linken Auges 
weder directe noch consensuelle, bei Belichtung des rechten sowohl directe 
als consensuelle Reaction). Diese Fälle bilden ebenso wie ihr Gegensatz, er- 
haltene R.-E. bei Amaurose, einen Beweis für die Existenz besonderer centri- 
petaler Pupillenfasern im Sehnerv. Das Gesichtsfeld zeigt bei erhaltenem 
centralen Farbensinn normale Aussengrenzen oben und innen, eine bis auf 10° 
bezw. an den Fixirpunkt reichende Einengung aussen und unten. Dies deutet 
auf eine mechanische Compression des Sehnerven durch einen Knochensplitter 
oder wahrscheinlich eine Blutung hin. Also bestätigt unser Fall die An- 
nahme Schirmer’s nicht, dass die dicken Pupillarfasern gegen solche Com- 
pression widerstandsfähiger sind als die dünnen Sehfasern. 


2. Herr Pollack: Krankenvorstellung (Fall von Myxödem mit Seh- 
nerven-Atrophie). 

Vortr. demonstrirt ein 9jähriges Mädchen, das seit seinem 6. Lebens- 
jahre erkrankte und an welchem er erst die Diagnose auf Myxödem stellte. 
Das Kind fing vor 3 Jahren an schlechter zu sehen und wurde wegen doppel- 
seitiger Opticus-Atrophie 3 Jahre lang an verschiedenen Stellen, aber 
vergeblich, behandelt. Als es Ende October in die Behandlung des Vortr. 
kam, hatte ee RS = Handbewegung, LS = 0. Es wog 96 Pfd.! Die sofort 
eingeleitete Thyreoidin-Therapie hatte ausserordentlichen Erfolg: Bereits 
nach 8 Wochen war RS = !/,,, Farben werden fast durchwegs prompt er- 
kannt, das Kind vermag sich selbst auf belebten Strassen sicher zu bewegen. 
— Das Gewicht ist um 18 Pfd. geringer (78 Pfd.), die vorher unförmig dicke 
Zunge ist normal, Kopfschmerzen und Erbrechen sind geschwunden, das Kind 
fühlt sich völlig wohl. 


8. Herr Schultz-Zehden: a) Zerstörung beider Augen durch 
Fliegenlarven (Musca vomitoria). 


Vortr. wurde im October d. J. in das Kreiskrankenhaus Zossen zu einer 
Patientin gerufen, die, vom offenen Felde aufgelesen, wimmelnd von Maden 
gleich einem leblosen Aas, von der Ortspolizei eingeliefert war. Das rechte 
Ohr war zerstört. Die Nackenhaut wies einen tiefgreifenden Defect auf. 
Der Augenbefund war folgender: Die Lider zeigten zahlreiche Exkoriationen, 
waren missig geschwollen, aber hart. Aus der Lidspalte quoll ein eitrig- 
schleimiges Secret. Aus den Thränenpunkten liess sich keine Flüssigkeit 


— 360 — 


ausdrücken. Die Bindehäute waren graurot verfärbt und verdickt. Frische 
Larvengänge waren nicht mehr zu sehen. Die rechte Hornhaut fehlte bis 
auf einen geringen, stark infiltrirten Saum. Die Iris lag frei. Die Linse 
fehlte. Das Sehloch wurde durch eine schmierige klebrige Masse ausgefüllt. 
Der ganze Bulbus erschien kollabirt und bewegungslos. Bei der Exenteration 
wurde eine lebende Fliegenlarve im Corpus vitreum gefunden. Der linke 
Bulbus wurde enuclefrt. Er wies ein grosses, nur den nasalen Theil der 
Hornhaut verschonendes Ulcus mit unregelmissigen, stark infiltrirten und 
zerrissenen Rändern auf, in das Linse und Iris eingeschwemmt waren. 

Die Patientin erholte sich wieder. Sie entpuppte sich als arge Land- 
streicherin. Ganz plötzlich trat nach einigen Wochen der Tod ein. Die 
anatomische Diagnose lautete: Myocarditis, Cirrhosis hepatis et Arteriosclerosis. 
Die Larven waren die der Schmeissfliege: Musca vomitoria. Sie sind kegel- 
fSrmig, weiss. Vorderes Ende verjüngt, mit zwei Stacheln versehen, die eine 
pfeilartige Figur trennt. Hinteres Ende abgestutzt, enthält zwei braune 
Pigmentplatten. Im ganzen 11 Segmente. Die Schmeissfliegenlarven sind 
als Schädlinge des Auges noch nicht beobachtet worden. Vortr. giebt eine 
Eintheilung der Diopteren: 

I. Muscida und Fliegen. 

1. Sarcophaga = Fleischfliege. 

2. Musca = Gemeinfliege (Stubenfliege, Stallfliege, Schmeissfliege, 
Aasfliege, Lucilia hominivorax). 

3. Anthomyia = Blumenfliege. 


II. Oestridae = Bies- oder Dasselfliege.. Dermatobia hypoderma. 


Beobachtet wurden bei Augen-Affectionen: Sarcophaga, Lucilia homini- 
vorax Tachinaria, Hypoderma-Dermatobia. Die Zerstörung der beiden Augen 
durch Fliegenlarven und zwar durch Sarcophaga ist nur einmal in den 
letzten 100 Jahren von Cloquet 1824 in Frankreich gesehen. Die Zer- 
störungen in seinem Falle schreibt Vortr. den mit bohrenden Instrumenten 
versehenen Larven in allererster Linie, dann dem macerirenden Einflusse des 
Bindehautsecretes und der Lebensprodukte der Larven zu. Erleichtert sei 
den Larven das Zerstörungswerk durch die schlechten Ernährungsverhältnisse 
der Patientin. Vortr. demonstrirt die Larven. | 


b) Kankroid der Augenhöhlengegend. 


Vortr. zeigt zwei Patientinnen im Alter von 79 und 86 Jahren mit sehr 
weit vorgeschrittenem Carcinom der Orbita In einem Falle war es vor 
41/, Jahren am Canthus externus, im andren vor 15 Jahren, im Oberlid des 
linken Auges entstanden. Im letzteren waren Metastasen in den Submazillar- 
drüsen vorhanden. In beiden war die ganze linke Orbita in eine Geschwiirs- 
‚Bäche verwandelt, deren Inhalt ein stark deformirter, phthisischer Bulbus 
bildete. Die Gesichtsöffnung der Orbita war durch Usur der knöchernen 
Wandungen bedeutend erweitert. In dem einen Falle bestand ein Loch an 
der unteren Geschwürsfläche, das ins Antrum Highmori, und eins an der 
medialen Geschwürsfläche, welches ins Cavum pharyngonasale führte. 

Von den Randpartien beider Ulcera hatte Vortr. mikroskopische Pr3- 
parate aufgestellt, an denen man deutlich sah, wie vom Rete Malpighi aus 
Epithelzapfen in die Tiefe drangen und Krebsknoten bildeten. 


4. Herr Koerber: Ueber Pemphigus. (Vgl. die Original-Mittheilung 
in diesem Dec.-Heft des Centralbl. f. Augenheilk.) 


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= rm re e. — 


— 861 — 


5. Herr Rosenthal: Die Brillen als Infectionsträger und In- 
fectionsschutz. 

6. Herr J. Hirschberg und Herr S. Ginsberg: Ein Fall von 
tuberkulösem Glaucom. (Der Vortrag ist bereits im November-Heft des 
Centralbl. f. Augenheilk., S. 8323 bis 329, veröffentlicht worden.) 

7. Herr Kowalewski: Ueber Primär-Affect am Lid mit De- 
monstration von Spirochaeten. 

Die Diagnose der extragenitalen Sklerosen in den frühen Stadien ist un- 
gemein schwierig; Irrthümer können bei den im Gesicht gelegenen, besonders 
am Auge und dessen Schutzorganen, wegen der Gefahr einer Beeinträchtigung 
in der späteren Functionsfähigkeit verhängnissvoll werden. Gegenüber ähn- 
lichen Krankheitsbildern, Hordeolum, Chalazion, Vaccinepustel, Lupus, Tuber- 
kulose, Diphtherie, Cancroid und Gumma ist das zuyerlässigste pathognomische 
Hilfsmittel in differentialdiagnostischer Beziehung die oft recht beträchtliche 
indolente Schwellung der benachbarten Lymphdrüsen, besonders der Prä- 
auriculardriisen. Nicht selten kann jedoch erst das Auftreten von Secundär- 
Erscheinungen und der Erfolg einer Quecksilberbehandlung den: Ausschlag 

eben. 

S Vortr. räth in zweifelhaften Fällen eine Untersuchung auf Spirochaete ` 
pallida vorzunehmen, wenn auch über die Stellung derselben zur Aetiologie 
der Syphilis trotz der sehr zahlreichen günstigen Mittheilungen zur Zeit noch 
keine einheitliche Auffassung herrscht. Er selbst hat als erster bei einem 
Primär-Affect am Oberlid einer 18jährigen Virgo — von Lippen- und Finger- 
sklerosen lagen bereits diesbezügliche Mittheilungen vor — massenhaft Spiro- 
chaeten nach dem Typus der von Schaudinn und Hoffmann beschriebenen 
an der Initialsklerose, nach Ausbruch des Exanthems solche auch an den 
Papeln des Stamms und der Genitalgegend nachweisen können. Die Prüfung 
des aus den Präauricular- und Cervicaldrüsen gewonnenen Saftes hatte ein 
negatives Ergebniss. Eine 3 Tage nach eingeleiteter Injectionskur wiederholte 
Untersuchung der primären sowohl wie der secundären syphilitischen Producte 
fiel gleichfalls negativ aus. 

An der Hand eigener mikroskopischer Präparate und einer Reihe 
von Schaudinn und Hoffmann für diesen Zweck freundlichst zur 
Verfügung gestellter Photogramme demonstrirt Vortr. im Anschluss 
an mitgetheilten Fall den typischen Bau der Spirochaete pallida, wobei er 
besonderes Gewicht legt auf ihre differentialdiagnostischen Merkmale in Bezug 
auf Dicke, Art und Zahl der Windungen, Grad und Nüance der Färbung, 
Beschaffenheit der Enden — Pallida spitz auslaufend in eine dünne zarte 
Geissel — gegenüber den verwandten Formen. Von letzteren wurden 
gleichfalls vermittelst des Epidiaskops wohlgelungene, bei 1900facher Ver- 
grösserung aufgenommene Mikrophotographien folgender Typen ver- 
anschaulicht: 

Spirochaete refringens, Spirochaeta aus Papillomen und ulcerirten Car- 
cinomen, Sp. dentium, Sp. Angina Vincenti und Sp. anserina. 


2) Schlesische Gesellschaft fiir vaterlindische Cultur. (Deutsche med. 
Wochenschr. 1905. Mai.) 


Sitzung vom 10. Februar 19085. 


Temporale Hemianopsie mit trophischen Störungen des 
Körpers, von Uhthoff. 


— 362 — 


Als Ursache der Störungen werden bei dem vorgestellten Kinde Hypo- 
physis-Veränderungen angenommen. 


O. Meyer sah bei Filix mas fast völlige beiderseitige Erblindung. 


Hermann Cohn stellt einen durch Radium völlig geheilten Trachom- 
fall vor. 


Paul stellt einen jungen Mann mit metastatisch gonorrhoischer Oph- 
thalmie vor. 


Jakoby zeigt eine Patientin mit einseitigem Weinen bei rechtsseitiger 
Facialislahmung nach Trigeminus-Operation. 


Derselbe berichtet tiber gute Erfolge mit Alt-Tuberculin. 


Wernicke hat ungünstige Erfahrungen gemacht mit Kaninchen-Glas- 
kérper-Injection nach Deutschmann. 


Döler berichtet "über Hornhaut-Verletzung bei einem Arzte durch 
Springen des Vaccine-Röhrchens. Die Vaccine-Infection führte zum Verlust 
des Auges. Pat. hatte sich erst spät in Behandlung gegeben. Koerber. 


3) Aerstlicher Verein in Danzig. 


Sitzung vom 16. März 1905. 


Helmbold bespricht die Bestimmung des Augenbrech-Zustandes mit 
der Schattenprobe, rühmt die Methode als eine leicht erlernbare!, schnelle, 
ausserausserordentlich sichere und überall ausführbare und empfiehlt sie be 
sonders dem Praktiker. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Bericht über die Vollcorrestion der Myopie, von Bourgeois. 
(Paris 1905.) 

Auf die Tagesordnung ihrer diesjährigen Versammlung hat die fran- 
zösische Gesellschaft für Ophthalmologie zur Debatte die Frage über die 
Volleorrection der Myopie gestellt und zum Referenten Bourgeois (Reims) 
ernannt. Sein umfangreicher Bericht stützt sich nun auf 21 Arbeiten aus 
aller Herren Länder (eine Reihe von wichtigen Arbeiten vermisst Ref.) und 
auf eine an alle Mitglieder der Gesellschaft gerichtete Umfrage, die freilich 
nur von wenigen eingehender beantwortet wurde. 

Hauptursache der Entstehung und des Fortschreitens der Myopie ist 
das Uebermaass von Convergenz bei Nahearbeit. Vollcorrection ist Verord- 
nung eines dem Grad der Kurzsichtigkeit tunlichst nahe kommenden Glases 
für die Nähe und die Ferne, das subjectiv und objectiv möglichst exact be 
stimmt werden muss. Die Vollcorrection hemmt das Fortschreiten der 
Myopie, zumal der Arbeitsmyopie; ob auch der perniciösen, ist noch nicht 


! Hiermit vergleiche man die Worte eines Meisters wie Edward Jackson: Exact 
skiascopy is only possible after much practice, with care to work out the correct 
result in each case. (Skiascopy, 4. edition, 1905, Denver Col., S. 111.) 


mo ee ee Se le 


— 368 — 


bewiesen. Junge Myopen geringen Grades corrigire man sofort aus; ältere 
und zumal solche mit hoher Myopie allmählich. Auch Myopie <1D soll 
auscorrigirt werden. Vollcorrection bei Myopie bis 6 D wird zumal bei 
jungen Individuen, die schon Gläser getragen haben, angenehm empfunden, 
bei Myopie > 6 D muss man schon eher stufenweise vorgehen. Bei M> 12D 
muss man von Fall zu Fall urteilen, ebenso bei Anisometropie. Die Be- 
stimmung der Diopterien-Zahl geschieht am besten skiaskopisch. Auch der 
kleinste Grad von Astigmatismus ist auszucorrigiren; zur Feststellung des 
Astigmatismus braucht man das Ophthalmometer. Bei Insufficienz der Con- 
vergenz sind die Gläser zu decentriren. Schulkinder sollen nur grosse runde 
oder elliptische Gläser in Brillengestellen tragen. Die hygienischen Forde- 
rungen sind im Uebrigen streng zu befolgen. Vor allem muss bei der 
Nahearbeit das Auge 30—40 cm vom Arbeitsgegenstand abgerückt bleiben. 
Die Berücksichtigung des allgemeinen Körperzustandes darf nicht vergessen 
werden. Je früher ein Myop EECH wird, um so besser ist es.! 
Kurt Steindorff. 


2) Anthropologisches aus Süd-Tunesien, von Narbeshuber. (Bd. XXIV, 


der 3. Folge 4. Bd. der ,,Mittheilungen der Anthropologischen Gesell- 
schaft in Wien‘.) 


Aus den interessanten Beobachtungen, die Verf. in einer vier Jahre 
langen ärztlichen Thätigkeit in Sfax sammeln konnte, seien folgende das 
Gebiet der Augenheilkunde berührenden Thatsachen hier wiedergegeben. 

Das wichtigste der jene Landstriche heimsuchenden Augenleiden ist das 
Trachom, das fast alle Eingeborenen, zumal die Stadtaraber, aber auch die 
Nomaden befällt, die Neger aber beinahe ganz verschont. 98°/, aller Augen- 
kranken leiden an Trachom, was durch den mangelhaften Reinlichkeitssinn 
der Bevölkerung erklärt wird. Die sulzige und narbige Form ist häufiger 
als die körnige; alle Complicationen, wie Pannus, Trichiasis, Distichiasis, 
Entropium, Blepharophimosis, Xerophthalmus sind häufig. Die Therapie be- 
steht in Einträufeln von Citronensaft, Touchiren mit Alaun oder Kupfer, 
Massage. Epilation geschieht mit einer brauchbaren vom Schmidt her- 
gestellten Cilienpinzette, die die Beduinenweiber mit ihrem Schmucke an 
silbernen Spangen bei sich tragen, während bei den Männern der Barbier 
als Ergänzung der Toilette schief stehende Wimpern ausreisst. Operativ 
sind Abschnüren und Ausschneiden einer Lidfalte im Schwange, Methoden, 
die sehr schmerzhaft und unzureichend sind. 


Ebenso wichtig ist die Ophthalmio purulenta epidemica, remed genannt, 
die zumal in der Zeit der feuchten Hitze (August bis Anfang November) 
auftritt. In den meisten Fällen endet sie durch Hornhautcomplicationen 
mit Erblindung, zumal die Eingeborenen das Auge fest zu verbinden pflegen. 
Die Krankheit wird durch Fliegen weitergeschleppt und durch Arg.-Pri- 
parate am besten bekämpft; Verf. glaubt, dass diese Ophthalmie Napoleons 
Heere einst heimgesucht und zur Bezeichnung des Trachoms als ägyptische 
Augen-Krankheit geführt habe. 


ı Nach Bourgeois. Dass der Herausgeber auf Grund seiner Erfahrungen zu 
etwas andren Ueberzeugungen gelangt ist, hat er in seiner „Behandlung der Kurz- 
sichtigkeit“ ausführlich erörtert. 


- 864 — 


_ Phlykt&nen sind selten. Blenorrhoea neonatorum mag häufig sein, wird 
aber selten beobachtet, da kleine Kinder nicht zum Arzt gebracht werden. 
Sehr häufig sind Pterygien, Xerosis und Symblepharon (s. 0.). 


Obwohl Thränensack-Eiterungen selten sind, werden Hypopyon-Keratitiden 
oft beobachtet. Keratomalacie, Keratitis neuroparalytica und K. parenchy- 
matosa kommen nie, bezw. selten, Hornhautgeschwüre aber ungemein häufig 
vor; die restirenden Narben suchen die Araber mit einem gepulverten, aus 
Mekka bezogenen Stein zu massiren, zwecks Aufhellung, aber meist umsonst. 
Staphylome sind sehr oft zu sehen, sie werden vom Barbier mit einem Messer- 
schnitt abgetragen und mit Zwirn und Nähnadel geschlossen! Die Cornea ist 
oft sehr gross bis 13 mm und hat eine zumal bei Negern vorzügliche 
Heilungstendenz. — Uveal-Leiden, auch solche syphilitischen Ursprungs, sind 
sehr häufig, sympathische Ophthalmie, Pantophthalmie und vor allem ihr 
Ausgang in Phthisis bulbi, Glaucoma chron. und vor allem Gl. secundarium 
ebenfalls. — Unter 6000—7000 augenkranken Eingeborenen sah Verf. nur 
25—26 Stare, von 500 Augenoperationen waren nur 19 Extractionen, die 
alle überreife Alterstare betrafen. 

Myopie ist sehr selten. Hypermetropie besonders bei Beduinen sehr häufig. 


Obwohl ihr Farbensinn gesund ist, trennen die Eingeborenen blau und 
dunkel nur unsicher: das Meer ist ihnen „schwarz“, ein Apfelschimmel 
azrak = blau. 

Augen-Hintergrundsleiden kommen selten zur Beobachtung. 

Strabismus ist sehr häufig, wird aber nur sehr selten operirt. 


Blepharitiden kommen ungemein oft vor, ebenso wie Hordeola, Chalazia. 
Ek- und Entropium, Distichiasis, Trichiasis, Verdickung und amyloide De- 
generation des Tarsus sind häufige Folgen des Trachoms. Kurt Steindorff 


3) Ueber kleine Rupturen an der Corneoskleralgrenze, von Prof. 
E. Fachs in Wien. (Wiener klin. Wochenschrift 1905 Nr. 38.) 


An der Hand von 17 Fällen von kleinen Rupturen an der Corneo- 
skleralgrenze eigener Beobachtung, erklärt Verf. das Zustandekommen der- 
selben. Bei denselben handelt es sich nicht um direkte Durchtrennung der 
Augenhüllen, sondern um eine Berstung von innen heraus. Die Rupturen 
besitzen höchstens eine Länge von 2—4 mm. Der vordere sichtbare Rand 
des kleinen Risses liegt entweder sehr nahe am Limbus oder im Limbus 
selbst oder sogar zum Theil schon in der durchsichtigen Cornea; dadurch 
erklärt sich, dass in keinem Falle die Conjunctiva über der Ruptur ganz 
unzerrissen ist. 

Die Lage des Risses ist im Ganzen concentrisch zum Hornhautrande, 
und wie bei typischen Skleralrupturen fast immer nach oben oder innen; die 
Iris fëllt, wenn auch in kleinem Umfange, regelmässig vor; auf der Höhe 
des Vorfalles ist die Bindehaut eingerissen. Die Pupille erscheint nach der 
dem Vorfalle entsprechenden Seite verzogen; eine Ablösung der Iris vom 
Ciliarkörper an der Riss-Stelle scheint nicht vorzukommen. Die Verletzungen 
der inneren Theile sind gegenüber denjenigen, die bei gewöhnlichen Skleral- 
rupturen beobachtet werden, geringfügig: kleines Hyphäma, mitunter radiäre 
Einrisse an der Iris, theilweise Ablösung der Iris vom Ciliarrande. Nicht 
selten kommen an der Stelle des Hornhautrisses Zerreissung der Zonula 
und wahrscheinlich auch solche an der Peripherie der Linsenkapsel vor. 


SE a BEE EEE ee 


m m beim m ee RE EEE EEE nn A 


— 365 — . 


Meist kommt es nach einigen Wochen zu Linsentrübung. Der Grund 
liegt wohl in der plötzlichen Anspannung der Zonula im Momente des 
Stosses. Auch Glaskörpertrübungen, höchstwahrscheinlich durch Blutaus- 
tritt in den Glaskörper bedingt, können vorkommen. In einem Falle 
hat Verf. einen Aderhautriss, in einem anderen Falle Netzhauttrübung (in 
der Art, wie solche bei Contusionen des Auges zuerst von Berlin beschrieben 
wurde,) beobachtet. Die Art der Verletzung ist bei den Rissen an der Horn- 
bautgrenze dieselbe wie bei typischen Skleralrupturen, nämlich Contusionen 
des Auges (Anfliegen eines grösseren Fremdkörpers, Stoss mit dem Horne 
einer Kuh, Schläge gegen das Auge u. s. w.). Verhältnissmässig häufig findet 
sich diese Gattung von Verletzung bei jüngeren Leuten. 

Die Prognose ist im Ganzen gut, — Infection scheint selten vorzu- 
kommen. Die Therapie besteht in sofortiger sorgfältiger Ausschneidung des 
Irisvorfalles und zwar vorerst in Lösung der Verklebung der vorgefallenen 
Iris mit den Wundrändern, dann Vorziehen und Abschneiden der Iris, hierauf 
Reposition der in der Wunde zurückgebliebenen Iris. Eine Vernähung der 
Wundränder ist zu vermeiden, die Anlegung einer Bindehautnaht jedoch zu 
empfehlen. Dass die in Rede stehenden Wunden als Folge der Berstung, 
somit von innen nach aussen entstanden, aufzufassen sind, geht aus Folgendem 
hervor: Die Art der Verletzung ist dieselbe wie bei den typischen Skleral- 
rupturen, nämlich Contusion des Auges; trotz der Verschiedenheit der Ver- 
letzung in den einzelnen Fällen verhält sich doch die Ruptur an der Horn- 
bautgrenze in typischer Weise, wie die gewöhnliche Skleralruptur; die Zer- 
reissung ist manchmal von Veränderungen begleitet, welche man nur in 
Folge von Contusionen sieht; die Risse liegen verhältnissmässig häufig an 
dem, durch das obere Lid geschützten oberen Hornhautrande, und doch fand 
sich in keinem der vom Verf. beobachteten Fällen Zeichen von Verletzung 
am oberen Lide. Lineare Wunden mit glatten Wundrändern, wie sie bei 
diesen Verletzungen beobachtet werden, können nie durch Eindringen rauher 
Körper bedingt werden. Gegen das Eindringen solcher Fremdkörper sprechen 
auch die geringen Veränderungen im Augeninnern und die Seltenheit der 
Infektion des Auges. Zur Erklärung des Mechanismus der Verletzung zieht 
Verf. die plötzliche Erhöhung des intraoculären Druckes, durch den hinzu- 
kommenden Busseren Druck, heran. 

„Wenn die Höhe des gesteigerten Binnen-Druckes die Festigkeit der 
Bulbuskapsel übersteigt, so berstet diese und zwar, wenn sie nicht in allen 
ihren Theilen gleich fest ist, an ihrer schwächsten Stelle und das ist die 
Corneoskleralgrenze; hier ist der Schlemm’sche Canal ın die hintere Fläche der 
Corneosklera eingegraben; hier hören die innersten Lamellen der Sklera 
plötzlich auf. An dieser Stelle beginnt also die Einreissung und zwar zer- 
reisst zuerst das zarte Gewebe des Lig. pectin., welches die hintere Wand 
des Schlemm’schen Canals bildet. Geht der Riss von hier aus nach der Ober- 
fläche weiter, so folgt er am leichtesten jener Linie entlang, welchen die 
mit dem Schlemm’schen Canal communicirenden vorderen Ciliar-Gefässe der 
Sklera durchsetzen und dadurch deren Festigkeit beeinträchtigen. Diese 
Linie verläuft schräg nach der Peripherie, immer mehr von der Hornhaut- 
grenze sich entfernend, so dass sie die Oberfläche der Sklera erst einige 
Millimeter hinter dieser erreicht. Folgt ein Riss dieser Linie, so entspricht 
er der Lage. und Richtung der gewöhnlichen Skleralrupturen. Wenn da- 
gegen der Riss auf kürzerem Wege, also senkrecht, die Bulbuswand durch- 
setzt. so kommt er knapp hinter dem Limbus an die Oberfläche; für jene 


— 366 — 


Fälle, wo der Riss äusserlich am Limbus selbst, oder gar an dessen Rand 
liegt, muss angenommen werden, dass der Riss bei seinem Verlaufe von 
hinten nach vorn, gleichzeitig schräg gegen die Hornhautmitte zu, seinen 
Weg durch die Hornhaut genommen hat. Warum der Riss bald mehr senk- 
recht, bald mehr in der einen oder anderen Richtung, schräg die Augen- 
hülle durchsetzt, ist gegenwärtig noch nicht zu erklären.“ Schenkl. 


Journal-Uebersicht. 


I, A. v. uraefe’s Archiv f. Ophthalmologie. LXI. 1. 

1) Anatomische Untersuchungen tiber Gefiss-Erkrankungen im Ge- 
biete der Arteria und Vena oentralis retinse und ihre Folgen für 
die Circulation mit besonderer Berücksichtigung des sogenannten 
hämorrhagischen Infarctes der Netzhaut, von Dr. Clemens Harms, 
Assistent in Tübingen, früher Volontär-Arzt in Breslau. (Aus den Uni- 
versitäts-Augenkliniken in Breslau und Tübingen.) Habilitationsschrift. 

Der umfangreichen Arbeit liegt in erster Linie die eingehende Unter- 
suchung von 12 Augen zu Grunde, welche dem Verf. mit den Kranken- 
geschichten zur Verfügung standen. Alle Fälle waren mit Glaucom complicirt. 
2 verliefen: ursprünglich unter dem Bilde der sog. Embolie, 7 unter dem 
Bilde der Retinitis haemorrhagica, 3 kamen mit intraocularen Blutungen und 
Drucksteigerung zur Beobachtung. 

Von besonderer Wichtigkeit ist die Untersuchungstechnik. Längsschnitte 
geben keinen ausreichenden Ueberblick über die Veränderungen der Wandung, 
über die Fornı des Embolus oder Thrombus und über ihre Beziehungen zur 
Wandung. Nur durch Serien von Querschnitten und die Reconstruction der 
Längsschnitte aus den Querschnitten gewinnt man ein klares Bild der 
Verhältnisse. 

Ausser seinen eigrenen Beobachtungen giebt Verf. eine erschöpfende Zu- 
sammenstellung aller einschlägigen, in der Literatur zerstreuten Fälle, deren 
klinischer Verlauf und anatomischer Befund so eingehend mitgetheilt werden, 
dass der Leser der kritischen Verwerthung der Einzelfälle zu folgen 
vermag. 

Bekanntlich sind schon bald nach der Veröffentlichung des ersten klassi- 
schen Falles von Embolia art. centr. retin. durch v. Graefe (1859) Zweifel 
aufgetaucht, ob das klinische Bild immer auf Embolie beruhe. Eine grössere 
Reihe von Beobachtungen zeigt, dass in der That die Verstopfung der Arterie 
meist auf andre Weise zu Stande kommt. Anatomisch ist die embolische 
Natur des Leidens bisher in keinem Falle sicher erwiesen. Verf. hält auch 
den v. Graefe’schen Fall für zweifelhaft. Man verfügte damals nicht über 
die feinen anatomischen Untersuchungsmethoden, welche heute als unerlässlich 
gelten. Der Sammelname „Embolie der Centralarterie“ hat jedenfalls keine 
Berechtigung mehr und wird besser durch „Thrombose‘‘ oder noch allgemeiner 
durch „plötzlicher Verschluss der Centralarterie‘ ersetzt. 

Der Verschluss kommt häufig durch die Folgezustände der Endartenitis 
proliferans zu Stande. Entweder ist die entzündliche Wucherung an sich 
ausreichend, um das Lumen zu verlegen, oder es kommt stromabwärts von 
der verengten Stelle zu secundärer Thrombose, wodurch das plötzliche Auf- 
treten der Sehstörung sich ungezwungen erklärt. Schwieriger ist die Er- 


— 367 — 


klärung, wenn nur Intimawucherung bestebt. Die anatomischen Verhiltnisse 
dieser Fälle sind noch nicht ganz sicher gestellt. 

Ist das Arterienlumen verengt, so wird es um so leichter zur Thromben- 
bildung kommen, wenn auch das Lumen der Vena centralis zum Theil ver- 
legt und in Folge dessen eine Stromverlangsamung eingetreten ist. Ferner 
kann es sich um marantische Thrombose handeln. 

Einzeln wurde die Verlegung des Lumens durch kalkhaltige Gebilde 
bewirkt; doch steht noch nicht fest, ob sie als Embolie angeschwemmt 
wurden und die Endarteriitis verursachten, oder ob sie als Endproduct einer 
Endarteriitis anzusehen sind. 

Endlich sind Fälle beobachtet, in denen trotz des sausgesprochenen 
klinischen Bildes bei der Section ein Arterienverschluss nicht gefunden wurde. 
Die meisten Fälle sind unzulänglich untersucht. Da aber auch in einem 
sehr sorgsam untersuchten Falle der Befund negativ war, so muss man an- 
nehmen, dass der Verschluss gelegentlich einmal weiter zurückliegen kann. 
In der Regel bewirkt Verschluss der Art. ophthalmica keine Unterbrechung 
der Netzhaut-Circulation, die Unterbrechung wird nur dann erfolgen, wenn 
die collateralen Verbindungen mit benachbarten Gefässgebieten mangel- 
haft sind. 

Echte Retinitis haemorrhagica, hervorgerufen durch diffuse entzündliche 
Erkrankung der Netzhautgefässe, kommt vor, ist aber selten. Meistens han- 
delt es sich um Thrombose oder Vena centralis. Die Thrombose kann auf 
marantischer Basis, vielleicht zugleich auf Grund leichter Localveränderungen 
entstehen. In anderen Fällen findet sich primäre Endo- und Mesophlebitis, 
deren Producte ebenso, wie bei den Arterien, entweder für sich ausreichen, 
um das Lumen zu verlegen; oder, bevor ein vollständiger Verschluss erfolgt 
stromabwärts von der verengten Stelle, vielleicht im noch normal weiten 
Lumen, die Bildung eines Thrombus veranlassen. 

@Je nachdem, ob die Netzhautvenen sklerosirt sind oder nicht, werden sie 
verengt oder verbreitert und geschlängelt erscheinen. Im letzteren Falle 
kommt es zu mächtigeren Blutherden, im ersteren zu feineren punktförmigen 
und streifigen Blutungen. Die Arterien sind stets verengt. Besteht hoch- 
gradige Herzschwäche und kein vollständiger Verschluss durch einen maran- 
tischen Thrombus, oder sind ausreichende Nebenbahnen vorhanden; so können 
Blutungen ausbleiben. 

Thrombose der Centralvene complicirt sich nicht selten mit Glaucom. 


3) Zur Kenntniss der Augentuberculose bei Rind und Schwein, von 
"Dr. Carl Manleitner, Thierarzt in Berlin. (Aus der Universitäts- 
Augenklinik in Leipzig.) 
KIIINach einem Ueberblick über die bisherige Literatur giebt Verf. das 
Resultat der pathologisch-anatomischen Untersuchungen von 14 Fällen von 
Augentuberculose bei Rindern und Schweinen. Das Material stammte von 
Thieren, welche auf dem Leipziger Schlachthofe wegen hochgradiger allge- 
meiner Tuberculose vom Consum ausgeschlossen werden mussten. 
Tuberculose ist bei Rind und Schwein häufig, bei andren Hausthieren 
selten. Von 200 tuberculösen Rindern litten 5°/,, von 250 tuberculösen 
Schweinen 1,6 °/, an Augentuberculose. Weibliche Thiere erkranken viel 
häufiger, als männliche. Die erkrankten Rinder sind meistens 5 bis 10 Jahre 
alt; die Schweine höchstens 1 Jahr. Verf. glaubt die Ursache des Alters- 
unterschiedes darin zu sehen, dass die Schweine der tuberculösen Infection 


— 868 — 


rascher erliegen als die Rinder. (Schweine werden meistens gegen Ende des 
ersten Lebensjahres geschlachtet. Ref.) 

Tuberculose der Conjunctiva, bei Papageien häufig, ist bei grösseren 
Hausthieren unbekannt. 

Ektogene Infection des Bulbus ist nicht beobachtet; die Infections 
erreger gelangen in den Blut- und Lymphgefässen ins Auge, und daher 
kommt es, dass die ersten Krankheits-Erscheinungen fast immer in der Uvea 
auftreten. 

Akute Miliartuberculose der mittleren und äusseren Aderhautschichten 
fand Verf. nur einmal in Gestalt von perivasculären Infiltraten, die auf 
lymphogene Infection hindeuteten. 

Die gewöhnliche Form der chronischen Tuberculose ist beim Thier der 
Einzelherd in Gestalt des echten Conglomerat-Tuberkels, der sich aus rund- 
lichen Zellherden zusammensetzt, die häufig um mehr oder minder gut er- 
haltene Gefässe gruppirt sind. Die weitere Ausbreitung findet vorwiegend 
nach der Netzhaut hin statt, die allerdings ziemlich lange Widerstand zu 
leisten pflegt. Besonders scheint das Tapetum das Vordringen nach innen 
zu erschweren. 

Die umschriebene Geschwulstbildung ist beim Rinde selten, beim Schweine 
die am häufigsten vorkommende Form. Beginnt die Erkrankung in den 
inneren oder mittleren Aderhautschichten, so erfolgt die weitere Entwicklung 
nach dem Augeninnern hin; beginnt sie in den äusseren Schichten, so pflegt 
das Fortschreiten nach der Lederhaut hin stattzufinden, an der dann Aus 
buchtungen sichtbar werden. Neben den Tumoren finden sich zerstreute 
Knötchen. 

Ciliarkörper-Tuberculose wird nicht oft beobachtet doch kann im Corpus 
ciliare die erste Ansiedelung der Infections-Erreger stattfinden. Auch hier 
giebt es grössere Tumoren neben kleinen Knötchen. Häufig erkrankt der 
Ciliarkörper secundär von den benachbarten Uvealtheilen her. 

In der Iris tritt die Tuberculose einzeln in Gestalt der Knötchen-Iritis 
auf; häufiger sehen wir die tuberculöse Granulationsgeschwulst, welche von 
den inneren Schichten auszugehen und trotz starken Wachsthums die vorderen 
Irisschichten nicht zu durchbrechen pflegt. Um das nekrotische Centrum 
liegt in der Regel eine dünne Zellschicht mit zahlreichen Rieenzellen. 

Die Sklera wird häufig ergriffen. Nach Zerstörung der Suprachorioides 
wird sie eingeschmolzen und in ausgebreitetes tuberculöses Gewebe verwandelt; 
oder die Infectionserreger dringen in den Scheiden der Nerven und Gefässe 
vor und bilden in der Lederhaut Nester, welche mit dem ursprünglichen 
Herde in keinem directen Zusammenhange stehen. 

Die Hornhaut-Tuberculose tritt nur secundär auf und zwar entweder 
als Keratitis interstitialis oder als wirkliche Keratitis tuberculosa unter Bil- 
dung von Knötchen und Granulationen, welche zur Verschwärung führen. 

In der Netzhaut finden sich secundär entzündliche Erscheinungen oder 
multiple Knötchen, die vorwiegend in den äusseren und mittleren Schichten 
in entzündlichem Gewebe gelegen sind. Einmal handelte es sich um eine 
Art”von Tumor, der den primären Aderhautherd an Grösse übertraf. Häufiger 
sieht man in den inneren Schichten die Entwicklung eines membranösen 
Granulationsgewebes, welches sich nach Zerstörung der Limitans interna im 
Glaskörper ausbreitet, indessen weder Knötchen noch Riesenzellen enthält. 

Linse und Glaskérper werden nur passiv in den tuberculösen Process 
hineingezogen. Besonders bei der Erkrankung des Ciliarkérpers dringen 


— 369 — 


tuberculise Wuchernngen in den Glaskörper ein und bilden hier gelbliche, 
breiartige oder mehr käsige Massen, die unter Umständen den ganzen Glas- 
körper verdrängen. Schliesslich folgt Atrophia bulbi. 

Die Aderhaut-Tuberculose, die mehr als die Hälfte der Fälle ausmacht, 
kann bei Abwesenheit entzündlicher Erscheinungen lange Zeit unbemerkt 
bleiben... Am vorderen Bulbusabschnitte, besonders an der Iris, tritt rasch 
Entzündung auf, welche die Aufmerksamkeit auf die Augen lenkt. Die 
Dauer der Erkrankung schwankt innerhalb ziemlich weiter Grenzen: man sieht 
hochgradige Atrophie nach 2 Jahren, mächtige extrabulbäre Wucherungen 
nach 5—6 Wochen. Ausgang in Atrophie ist die Regel. Selten sind beide 
Augen erkrankt; wenn es vorkommt, so liegt stets zwischen der Erkrankung 


des ersten und des zweiten Auges ein Zeitraum von mehreren Wochen bis 
Monaten. 


3) Ueber ein tumor-ähnliches Gebilde in einer leeren Augenhöhle. 
Pathologisch-histologische Untersuchung, von Dr. med. Albin Pihl, 
Marine-Stabsarzt in Gothenburg (Schweden). 

Einem 17jährigen wurde das linke Auge durch ein Stück Blech tief 
durchschnitten. Phthisis bulbi, Enucleation ohne Störung. Etwa 3 Jahre 
später fand Verf. in der Conjunctiva eine annähernd kugelige Geschwulst 
von 3 mm Durchmesser, die wie eine dickwandige, mit Blut gefüllte Cyste 
aussah. Sie bestand aus Granulationsgewebe mit zahlreichen Riesenzellen, 
welche grössere und kleinere Fremdkörper einschlossen. Die überwiegende 
Mehrzahl der Fremdkörper waren runde Körnchen, die Eisenreaction zeigten. 
Ausserdem fanden sich noch spärliche andre Fremdkörper, meistens grösser, 
als die Körnchen; zum Theil aber auch ziemlich klein, langgestreckt, scharf- 
eckig, dunkel und nicht färbbar. Einzelne Cholestearinkrystalle. 

Verf. giebt folgende Deutung. Durch das Blechstück wurde eine Blutung 
gesetzt und etwas Schmutz eingeführt. Es erfolgte Einkapselung, die Schmutz- 
partikelchen bewirkten Bildung von Granulationsgewebe und Riesenzellen, als 
Rest des Blut-Ergusses blieb eisenhaltiges Pigment und Cholestearin zurück. 
Ob von dem Blech Eisenstückchen abgelagert wurden, bleibt zweifelhaft, da 
sie chemisch von hämatogenen Eisen nicht zu scheiden sind. 


4) Zur neuesten Theorie der progressiven Kurssichtigkeit von Prof. 


Lange, von G. Hosch, Assistent der Berner EES DIE 
(Prof. Siegrist.) 


5) Die elastischen Fasern in der Sklera myopischer Augen, von Prof. 

A. Elschnig in Wien. 

Beide Verff. fanden bei ihren Untersuchungen die Lange’schen Angaben 
nicht bestätigt und betonen, wie andre vor ihnen, das „launenhafte‘“ Ver, 
halten der elastischen Fasern gegenüber Tinctionsmitteln, wodurch leicht 
Täuschungen entstehen können. 

Elschnig hebt noch einen andren Punkt hervor. Die elastischen Fasern 
schliessen sich in ihrer Vertheilung den Bindegewebsbündeln eng an (Propo- 
pento). Vorwiegend in den mittleren Lagen der lateralen Skleralhälfte 
findet sich neben der verbreiteten und in der medialen Hälfte deutlich aus- 
gesprochenen strohmattenähnlichen Verflechtung der Fasern eine ‚lamelläre‘ 
Structur. Man sieht auf Meridionalschnitten längs getroffene Bündel und 
dazwischen rechtwinkelig zu ihnen verlaufende Bündel mit (im Querschnitt) 

24 


— 3810 — 


punktförmigen elastischen Fasern. Die Zahl der elastischen Fasern kann 
dadurch klein erscheinen, doch gelingt bei Aufmerksamkeit in besonders gut 
gefärbten Schnitten mit Hülfe schräger Beleuchtung u. s. w. fast immer der 
Nachweis, dass die elastischen Fasern durchaus nicht spärlich sind. Gerade 
“ in höhergradig myopischen Augen ist dieses Verhalten besonders ausgeprägt, 
so dass gerade hier die Sklera am leichtesten arm an elastischen Fasern er- 
scheinen kann. 

Elschnig betont noch, dass nach seinen Messungen die Sklera im 
Staphylom-Bereiche myopischer Augen dünner ist, als der Verdünnung einer 
normalen Sklera bei Verlängerung der Bulbusaxe entsprechen würde. 

Scheer. 


II. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1905. October. 
1) Ueber Hornhaut-Veränderungen im kindlichen Auge in Folge von 
Drucksteigerung, von Dr. Seefelder. 

Gelegentlich der anatomischen und klinischen Untersuchung einer grösseren 
Anzahl von Augen mit Hydrophthalmus congenitus konnte Verf. die Be- 
obachtung von Wintersteiner bestätigen, dass die Bowman’sche Membran 
an verschiedenen Punkten bald nahe am Limbus, bald mehr gegen das 
Centrum der Cornea gelegen, in wechselnder, aber nie bedeutender Ausdeh- 
nung fehlt. Die oberflächlichen Hornhautschichten waren zuweilen bei der 
Zerreissung mitbetroffen. In allen seinen 9 Fällen fand Verf. Zerreissungen 
der Descemetis bezw. deren Residuen, Spaltungen dagegen nirgends. Ver- 
änderungen der Krümmungs- und Wölbungsverhältnisse liessen sich überall 
nachweisen, und zwar war die Cornea nicht stärker gewölbt, sondern 
abgeflacht. 





2) Die histologischen Veränderungen des Auges bei der Keratitis 

disciformis, von J. Meller. f 

Die Keratitis disciformis findet sich bei Personen im mittleren Lebens- 
alter und tritt häufig nach leichten Epitheldefecten auf. Sie charakterisirt 
sich durch eine zarte graue Scheibe, welche ziemlich die Mitte der Hornhaut 
einnimmt und durch einen intensiven grauen Rand scharf gegen die durch- 
sichtigen Randtheile der Hornhaut sich abgrenzt. Die Oberfläche der Horn- 
haut ist darüber matt und unempfindlich. Im Verlaufe der Krankheit, welche 
gewöhnlich einige Monate währt, kommt es häufig zu kleinen Ulcerationen, 
und es bleibt meist eine ziemlich starke Trübung zurück. Verf. hatte die 
Gelegenheit einen solchen Fall anatomisch zu untersuchen. Er konnte folgende 
für die Krankheit charakteristische Thatsachen feststellen: Es handelt sich 
um einen wohlumschriebenen Krankheitsheitsherd, der zweifellos durch eine 
Infection zu Stande kam. Die übrige Hornhaut ist mit Ausnahme geringer 
secundärer Veränderungen gesund. Die Erkrankung besteht in einer ent- 
zündlichen Infiltration, welche von der in der Oberfläche gelegenen Infections- 
stelle aus in das umgebende Hornhautparenchym gleichmässig nach allen 
Richtungen, auch in die Tiefe fortschreitet und dadurch einen scheibenförmigen 
Herd mit stärker saturirtem Rande erzeugt. Diese Tendenz, sich der Fläche 
und Tiefe nach auszubreiten, verschwindet rasch, indem sehr bald eine totale 
Nekrose des Infiltrates und wohl auch der darin befindlichen Krankheits- 
erreger eintritt. Die bakteriologische Untersuchung dieses Falles sowohl intra 
vitam als im Schnitte war negativ geblieben. 


— 871 — 


3) Beiträge zur Serumtherapie des Ulcus corneae serpens, von 
L. Paul. 

In 4 Fällen von Ulcus serpens, bei denen grosse Serumdosen, 80 ccm 
und mehr injicirt worden waren, war der Erfolg ein günstiger. Bei weiteren 
5 Fallen wurde nur Airol, Atropin, feuchter Verband und Sondirung des 
Thränen-Nasenganges angewandt; auch hier war der Erfolg ein guter. 


4) Melanosis des rechten Auges (Cornea, Conjunctiva und Iris) und 
multiple, melanotische, epibulbäre Neubildungen des linken Auges 
(der Cornea und des Limbus conjunctivalis), von M. Menacho. 

Bei einem 41 jihrigen Bicker fanden sich am Susseren Theile des linken 

Corneoskleralrandes zwei prominente Knoten von röthlich-schwarzer Farbe. 
Dieselben wurden galvanokaustisch zerstört. Es handelte sich um melanotische 
Spindelzellen-Sarcom. Nach zwei Jahren hatten sich wieder neue Pigment- 
herde gebildet, die am unteren Theil der Hornhaut lagerten, welche ebeufalls 
galvanokaustisch entfernt wurden. 8 Monate später wurden 3 weitere frisch 
aufgetretene Knoten mit dem Galvanokauter zerstört. Nach °/, Jahren er- 
schien am oberen inneren Theil der Cornea 1 mm vom Rande ein bläschen- 
förmiger Herd, der 4 Moate später operirt wurde. Auch in der Cornea des 
rechten Auges zeigten sich einige kleine Pigmentherde In der Iris beider- 
seits bestanden auch einige Pigmentherde. 


— 


6) Apoplexia sanguinis retinae (v. Michel) oder sogenannte Retinitis 
haemorrhagica nach Unfall, von Hillemanns und Pfalz. 

Bei einem 42jährigen Arbeiter trat nach einer Contusion der Umgebung 
des linken Auges das Bild schwerster Stauung im Gebiete der Vena centralis 
retinae auf, Verwaschensein der Papilla nervi optici, Ischämie der Arterien, 
ausgedehnte Blutungen auf der Papille und dem Augenhintergrund. Das 
Sehvermögen war auf Fingerzählen in 8—4 m herabgesetzt. Der Augen- 
spiegelbefund blieb 4 Monate derselbe. Nach 10 Monaten fand sich fast 
vollständige Restitutio ad integrum. Die Sehschärfe betrug °/,,. Es handelte 
sich wahrscheinlich um eine allmählich zunehmende Blutung in der Sehnerven- 
scheide aus einer Fissur des Canalis opticus. 


6) Ein Fall von traumatischer Erkrankung der Macula lutea, von 
G. W. Wisselink. 
Nach einem Falle vom Pferde traten auf beiden Augen paracentrale 
Skotome auf, die Verf. auf Risse in der Netzhaut zurückführt. 
Horstmann. 


WI. Archives d’Ophtalmologie. 1905. Mai— September. 
1) Gumma der Hornhaut, von Terson. 

Es handelte sich um eine 22jährige Patientin mit hereditärer Lues, die 
bereits eine parenchymatöse Keratitis durchgemacht hatte Nach 
4 Jahren zeigte sie sich mit dem in Rede stehenden Leiden, das mit einer 
heftigen Iritis complicirt war. Jodbehandlung hatte nur einen vorübergehenden 
Erfolg. Erst intramusculäre Calomel-Injectionen brachten die Geschwulst, die 
zu ulceriren drohte, zur Resorption. 


24° 


so B cx 


2) Ein neues Augensymptom der Basedow’schen Krankheit, von 

Teillais. 

Das vom Verf. öfter beobachtete Symptom besteht in einer abnormen 
Pigmentirung der Lider, in Form eines braunen Fleckes, der ohne Unter- 
brechung die ganze Lidhaut bedeckt, an der Kante der Orbita abschneidet 
und niemals auf die Bindehaut übergreift. 


3) Ueber den Mechanismus der Accommodation und ein neues Ver- 
fahren zur Messung der Krümmung der Vorderfläche der Linse, 
von Bertin-Sans und Gaguiére. 

Zum Referat nicht geeignet. 


4) Ueber Dacryocystitis im Gefolge der Radicalcur der Entzündung 
des Sinus maxillaris, von Leblond. 

An zwei Beobachtungen zeigt Verf., dass die Operation von Caldwell- 
Luc zur Radical-Behandlung der Entzündung des Sinus maxillaris die unteren 
Thränenwege verlegen kann. In der That bedingen die anatomischen Ver- 
hältnisse eine sehr leicht eintretende Verletzung des Nasenendes des Canalis 
nasolacrymalis bei der in Rede stehenden Operation. 


5) Doppelseitige Encephalocele des inneren Orbitalwinkels, von 

Rohmer. 

Bei dem Kinde von 8 Monaten bestehen die beiden symmetrischen 
Tumoren seit der Geburt. Auf Druck sind sie weder schmerzhaft noch ver- 
kleinern sie sich. Erst bei der Operation wurde die Diagnose gestellt. 
Während die eine Seite ohne Zufall heilte, trat nach dem Eingriff auf der 
andern eine Meningitis hinzu, der das Kind erlag. 


6) Tuberoulöse Tarsitis, von Rollet. 

Die subjectiven Beschwerden sind die der Ptosis, hervorgerufen durch 
die Hyperplasie des Lides. Die anatomische Untersuchung ergab typische 
Tuberkel mit Riesenzellen. Heilung erfolgte nach Auskratzung und Brennung. 


7) Akute Dakryoadenitis, von Wicherkiewicz. 

Die akuten Entzündungen der Thränendrüse lassen sich vom ätiologischen 
Standpunkt in 2 Formen sondern. Die eine wird hervorgerufen durch ein 
Trauma mechanischer, chemischer oder thermischer Art oder durch locale 
Infection. Diese Form ist einseitig und endet meist mit Vereiterung. Die 
zweite Form ist die Folge allgemeiner Infection nach Influenza, Malaria, 
Masern, Gonorrhoe und event. secundärer Syphilis. Sie ist oft mit einer 
Entzündung der Speicheldrüsen combinirt und endet meist in Resolution der 
Entzündung. 

8) Das Stovain, von Scrini. 

Eine 4°), Lösung giebt vollständige Anästhesie der Horn- und Bindehaut, 
ohne jede Schädigung des Hornhautepithels. Injectionen erweisen sich bei 
Weitem ungiftiger, als solche mit Cocain. 

9) Miliare Abscesse in der Hornhautnarbe nach Star-Operation, von 

Terrien. 

Verf. beobachtete bei Hunden in den ersten Tagen nach der Hornhaut- 


— 3873 — 


durchschneidung im neugebildeten Epithel miliare Ansammlungen von Leuco- 
cyten, mit andern Worten kleinste Abscesse. Diese sind am 10. Tage ver- 
schwunden. Wenn auch die Asepsis beim Menschen leichter zu handhaben 
ist, als beim Hunde, so sind solche kleinste Abscesse .möglicher Weise auch 
beim Menscben vorhanden, nur Mangels geeigneter Untersuchungsobjecte bisber 
nicht festgestellt. Immerhin können sie bei geeignetem Boden den Ausgangs- 
punkt zur allgemeinen Vereiterung geben. 


10) Das Auge der Anencephalen, von Cosmettatos. 

Bei der Untersuchung eines Anencephalen ergab sich, dass hauptsächlich 
die nervösen Partien des Auges betroffen sind. Die Ganglienzellenschicht 
der Netzhaut ist unvollständig ausgebildet, und im Sehnerven ist das nervöse 
Gewebe durch Bindegewebe ersetzt. Auffallend ist die starke Vascularisation 
des ganzen Organs. 


ıl) Insufficienz der Convergenz, von Landolt. 


12) Hyalines Lymphom der Conjunctiva bulbi, durch Röntgenstrahlen 
geheilt, von van Duyse. 
Ein bemerkenswerther Fall. 


12) Verbesserung der Augenprothese durch Transplantation eines 

Kaninchen-Auges, von Lagrange. 

Bei der Enucleation werden die 4 geraden Augenmuskeln angeschlungen 
und die Blutung wird möglichst vollständig gestillt. Sodann wird ein 
aseptisch enucleirtes Auge eines jungen Kaninchens in die Tenon’sche Kapsel 
gepflanzt, mit den 4 geraden Muskeln verbunden und die Conjunctiva darüber 
genäht. Nach längerer Zeit noch tragen die Patienten, wie die beigegebenen 
Bilder beweisen, einen immerhin leidlichen Stumpf. 


13) Ueber klinische und pathologische Anatomie eines Falles von 
verkalktem Cysticercus der Orbita, von Pascheff. 
Der operativ entfernte cystische Tumor ergab die Wahrscheinlichkeits- 
diagnose ,,verkalkter Cysticercus‘.. Seit Beginn der Krankheit bestand 
Neuritis optica. 


14) Akromegalie und bitemporale Hemianopsie, von de Lapersonne. 

Die Mittheilung des Falles ist deshalb lehrreich, weil sie beweist, wie 
wichtig die Untersuchung des Gesichtsfeldes, die oft unterlassen wird, in 
zweifelhaften Fällen von Akromegalie sein kann. Auch hier wurde die ge- 
naue Diagnose erst nach Entdeckung der Hemianopsie gestellt. Wenn man 
bedenkt, dass in über 40 Füllen von Akromegalie die Hypophyse vergrössert 
bezw. in narbiger Form entartet gefunden worden ist; so sollte man sich des 
Hilfsmittels der Gesichtsfeld-Untersuchung in derartigen Fällen stets bedienen. 


15) Verletsungen der Augen durch Unfälle bei der Arbeit, von Baudry. 
Verf. theilt eine Reihe von Fällen von Simulation und Aggravation mit. 








16) Congenitale Dacryocystitis, von Péchin. 
Die oft unter dem Bilde einer Pseudoblennorrhoea neonatorum ver- 


— 314 — 


laufende Affection ist der Therapie sehr zugänglich. Injectionen und Cathe- 
terismus fiihren meist schnell zur Heilung. 


17) Ansteckung mit Trachom, von Poulard. 
Eine Reihe von Personen erkrankte durch Benutzung desselben Handtuches. 


18) Epibulbirer Tumor mit Schaumsellen, von van Duyse. 
Es handelt sich um ein Endotheliom, dessen Elemente eine schaumige 
Structur des Protuplasma zeigen. 


19) Melanosarcom der Iris, von Poulard. 


20) Ueber traumatischen Enophthalmus und seine Pathogenese, von 

Bistis. 

Verf. ist Anhänger der Theorie von Schapringer, nach welcher eine 
Lähmung des Sympathicus die Ursache des Enophthalmus darstellt. Die 
Folge der Sympathicuslähmung ist eine Lähmung des Müller’schen Muskels, 
wodurch die Capacität der Orbita vergrössert wird, so dass der Bulbus tiefer 
in dieser eingebettet liegt. 


21) Primäres Lymphosarcom der orbitelen Thrinendriise mit ana- 
tomischer Untersuchung, von Gendron und Servel. Moll 


- 


IV. Annales d’Oculistique. 1905. Mai— August. 
1) Nekrolog auf Parinaud und de Vincentiis. 


2) Die von Baron Adolf von Rothschild gestiftete Augenklinik, von 
Trousseau. 

Die grossartige augenärztliche Stiftung, die den Namen ihres Gründers 
trägt, enthält 62 Betten in mehreren Pavillons, die für septische und asep- 
tische Fälle getrennt sind. Originell sind die für blennorrhoische Säuglinge 
mit ihren Müttern eingerichteten Behälter. 


3) Ueber die Filtration des Auges und ihre Rolle in der Pathogenese 
des Glaucom, von Leber. 
Die Bemerkungen beziehen sich auf eine Arbeit von Troncoso im 
Januarheft der Annales d’Oculistique. 


4) Zur Lehre von der sklerosirenden parenchymatösen Keratitis 
wahrscheinlich tuberculöser Natur, von Chesneau. 

Therapeutisch empfiehlt Verf. die von Koster angegebenen subconjunc- 
tivalen Luft-Injectionen. Es werden 1—4 cem durch Watte filtrirter Luft 
injicirt. Das Verfahren ist nicht schmerzhaft, und die Luft wird in einigen 
Tagen resorbirt. 

5) Ueber traumatische Myopie, von Frenkel. 

Je nach der Intensität des Trauma und der Widerstandsfähigkeit der 
Augenhäute giebt es eine ganze Reihe von Alterationen des Sehorgans, welche 
sich alle mehr oder weniger mit einer erhöhten Refraction combiniren können. 
Jıatztere ist am besten in folgende 4 Gruppen einzutheilen: 


— 875 — 


1) Spastische Myopie. 

2) Myopie durch Erschlaffung der Zonula. 

3) Myopie nach Luxation oder Subluxation der Linse. 
4) Axenmyopie. 

Die spastische Myopie wird namentlich auf neuropathischer Grundlage 
beobachtet. Ihr Heilmittel ist das Atropin. 

Letzteres wirkt natürlich nicht bei der zweiten Art von traumatischer 
Myopie, die durch Erschlaffung bezw. Zerreissung der Zonula bedingt ist. 
Hier findet sich oft Mydriasis und Accommodationslähmung. Die Prognose 
ist ungünstig. 

Die dritte Gruppe ist häufig mit den bekannten übrigen traumatischen 
Symptomen, wie Hyphima, Abreissung der Iris u. s. w.  complicirt und neigt 
zur Drucksteigerung. 

Bei der vierten Gruppe spielt jedenfalls eine Se das Trauma gesetzte 
Entzündung des hinteren Bulbussegmentes die Hauptrolle. Hier kommt es 
öfter zu sehr malignen Formen der Myopie. 


6) Der Ursprung des Vorurtheils gegen Brillen, von Sulzer. 

Das Vorurtheil gegen das Tragen von Brillen ist ein sehr altes. Schon 
vor 200 Jahren eiferten die Aerzte gegen die die Brillen verschreibenden 
und liefernden Optiker und hatten das Publicum auf ihrer Seite. Dazu kam 
ein auf falschen Voraussetzungen beruhender Aufsatz von Sichel. In neuerer 
Zeit gilt das Tragen von Brillen als Mangel an Eleganz und häufig, nament- 
lich für Convexgläser, als Zeichen vorgerückten Alters. 


7) Ophthalmia nodosa, von Valude. 

Im vorliegenden Falle fanden sich, wie in andern, als Ursache die Haare 
der Kiefernspinner-Raupe; vermöge der eigenthümlich angeordneten Grannen 
des Haares vermag dieses ins Hornhaut-Epithel einzuwandern. 


8) Ueber angebliche Heilung der Cataract ohne Operation, von Cazalis. 


9) Radiotherapie der Canoroide, von Valude. 

Verf. ist der Ansicht, dass die Radiotherapie häufig versagt, wenn es 
sich um Tumoren handelt, die nach der chirurgischen Entfernung recidiviren. 
Da man dieses vorher nicht wissen kann, sollte man zunächst keine Zeit mit 
der conservativen Behandlung verlieren, sondern möglichst ausgiebig operiren. 


10) Tuberculose der Bindehaut, von Villard. (Schluss.) 
Verf. empfiehlt als beste Behandlung die chirurgische, bezw. die 
Cauterisation. 


11) Zwei Fälle von traumatischer Infection des Auges durch einen 
anaéroben Bacillus, von Chaillous. 
In beiden Fällen fand sich der Bacillus perfringens in Rein-Kultur. 
Namentlich in der Choriocapillarıs und in dem entzündlichen Exsudat fanden 
sich reichlich die Krankheitserreger. 


12) Schwierigkeiten der Diagnose der syphilitischen Natur der Iritis, 
von Aubineau. 


— 376 — 
18) Glaucom-Iridectomie und Massage des Auges, von Wicherkiewicz. 

Verf. will durch Augenmassage, die sich der Iridectomie gegen Glaucom 
anschliesst, erreichen, dass die Narbe sich nicht zu schnell und fest schliesst, ' 
sondern als Filter bestehen bleibt. 

Im Anschluss hieran empfiehlt er bei einfachem Glaucom statt der reinen 
Miotica eine Mischung von Eserin, Pilocarpin und Cocain als in vielen Fällen 
therapeutisch wirksamer. — Als ätiologischer Factor kommt bekanntlich bei 
Glaucom oft Arteriosklerose in Betracht. Letztere ist gelegentlich ein Zeichen 
einer vorhergegangenen Lues, so dass eine specifische Kur oft sehr günstig 
wirkt. Moll. 


V. Recueil d’Ophtalmologie. 1905. Mai—August. 
1) Entzündung des orbitalen Zeilgewebes und eitrige Dakryoadenitis, 
von Antonelli. 

Der Fall wurde im Anschluss an eine Mittelohr-Entzündung nach Influenza 
bei einem Kinde von 11 Monaten beobachtet. Von der Paukenhöhle bahnt 
sich die Infection durch die Glaser’sche Spalte und die Sutura petro-tym- 
panica, welche bei so jungen Kindern noch ziemlich offen ist, ihren Weg 
bis zur Fossa pterygo-maxillaris und von da durch die Fissura spheno- 
maxillaris zur Augenhöhle. 


2) Recidivirende Scleritis, von Golesceano. 


3) Entwicklung der Amaurose bei Tabes, von J. Galezowski. 

Verf. macht bei seiner Studie den Unterschied zwischen Blindheit und 
Amaurose. Erstere ist vorhanden, wenn das Auge nur noch quantitative 
Licht-Empfindung hat; letztere, wenn auch diese erloschen ist. Die Entwicklung 
von ersterer zur letzteren ist meist eine relativ sehr schnelle. 


4) Irido-chorioiditis gonorrhoica, von Galezowski. 

Die Erfahrung lehrt, dass Augen-Complicationen namentlich dann zu 
fürchten sind, wenn ein gonorrhoischer Gelenkrheumatismus besteht. Nament- 
lich sind es recidivirende Iritiden, Glaskörperflocken und lange andauernde 
Skleritiden, welche an diese Aetiologie zu denken Veranlassung geben. 


5) Doppeltes Colobom beider Regenbogenhäute, von J. Galezowski. 


6) Atmotherapie der Augen, von Golesceano. 

Viele das äussere Segment des Bulbus betreffende Affectionen sind 
mittels des vom Verf. angegebenen Apparates einer rationellen Therapie mit 
heisser Luft zugänglich. 40—45° werden ohne Belästigung und Schaden 
ertragen. 


7) Seltene Formen von syphilitischen Affectionen der Hornhaut, von 
Antonelli und Benedetti. 
Nicht beendet. 

8) Operation des totalen Symblepharon des Oberlids, von Mazet. 
Der Augapfel wurde erhalten. Die Transplantation geschah nach 

Ollier-Thiersch. Moll. 


— 81 — 


Vermischtes. 


Wir werden um die Mittheilung gebeten, dass ein Werk über die Er- 
forschung der Erblichkeit des Albinismus beim Menschen in Angrift ge- 
nommen worden ist von Prof. Karl Pearson, F. R. S. University College, 
London (England), unter Mitwirkung der Herren E. Nettleship, Hindhead, 
Haslemere (England) und Dr. E. Stainer (Arzt an der Abtheilung für 
Hautkrankheiten im St. Thomas-Hospital) 60 Wimpole Street W. London 
(England), und dass Mittheilungen in Verbindung mit obigem Gegenstande, 
sei es in positiver oder negativer Form, mit grösstem Danke von einem 
der obengenannten Herren entgegengenommen werden. Die Forscher wünschen 
viele Fälle von Albinismus — vollständigen oder unvollständigen, allgemeinen 
oder theilweisen —, zu sammeln, wo die Familiengeschichte des Albino- 
Patienten in ein, zwei oder drei Generationen zurück verfolgt werden kann. 
Auch sollten das Geschlecht, die vorherrschende Farbe der Haare und Augen 
von möglichst vielen Verwandten und Vorfahren des Kranken angegeben 
werden; ebenso, wer von diesen Personen Albino war, und alle Fälle von 
Heirathen unter Blutsverwandten. Fülle von Augen-Albinismus bei Personen 
mit gescheckter Haut geboren (am leichtesten unter den dunkeln Rassen zu 
bemerken) werden auch werthvoll sein, wenn auch ohne Familiengeschichte; 
— erworbenes Leukoderma natürlich ausgeschlossen. 


Bibliographie. 


1) Beitrag zu den Verletzungen der Seh-Organe bei Schläfen- 
schüssen, von Regiments-Arzt Dr. Josef Pollack. (Wiener med. Wochen- 
schrift. 1905. Nr. 86—40.) Vier Fälle von Schläfenschüssen (Selbstmord- 
Versuche) hat der Verf. auf der Klinik des Prof. Dr. Deyl in Prag zu be- 
obachten und zu behandeln Gelegenheit gehabt. Alle Fälle kamen erst längere 
Zeit nach stattgefundener Verletzung in klinische Behandlung; die Verletzung 
fand bei allen von der rechten Schläfengegend aus statt, und zwar in drei 
Fallen mit 7mm, in einem Falle mit 11mm kalibrigem Revolver. Bei drei 
Fallen war das rechte Auge durch Zerreissung des Sehnerven sofort dauernd 
erblindet, das linke hochgradig amblyopisch. Im vierten Falle blieb das Seh- 
vermögen des linken Auges vollkommen erhalten, das rechte Auge war amblyopisch 
und erblindete nach Ablauf von 8 Tagen vollständig. Von den drei früher 
genannten Fällen ging das Sehvermögen bei einem Falle innerhalb 60 Tagen 
verloren, während bei den beiden andren Fällen bis jetzt mit den erhaltenen 
Gesichtsfeldtheilen gesehen wird. In drei Fällen war anfangs starke Vor- 
treibung beider Bulbi und Schwellung der Lider vorhanden, nur in einem 
Falle war die Vortreibung auf einen Augapfel beschränkt. Verf. legt ein 
grosses Gewicht auf das Verhalten des Gesichtsfeldes. — Bei Verlust eines 
Theiles des Gesichtsfeldes kann durch die Gesichtsfeld-Aufnahme sicher gestellt 
werden, welcher Retinal-Antheil und welches Nervensegment verletzt wurde. 
In einem der von Verf. beobachteten Fällen konnte auf diese Weise nach- 
gewiesen werden, dass die Läsion des Nerven nicht durch das Geschoss, 
sondern wahrscheinlich durch einen Splitter des Processus clinoideus, somit 
intercraniell, erfolgt war. In prognostischer Beziehung ist das Verhalten der 
Farben in den erhaltenen Theilen des Sehfeldes von entscheidender Wichtig- 
keit. Concentrische Einengungen (wie sie bei Brüchen des Opticuskanals 


us BUS, = 


beobachtet werden) geben, quoad vitam, selbst bei ziemlich gut erhaltener 
Sehschärfe in der ersten Zeit, fast in allen Fällen eine ungünstige Prognose. 


2) Das Radium in der Trachomtherapie, von Dr. M. Falta in 
Szeged. (Wiener med. Wochenschrift. 1905. Nr. 31.) Massage der ganzen 
erkrankten Bindehaut mit dem abgerundeten Ende eines Glasröhrchens, das 
l mg Radiumbromid enthält (3 Fälle). Gegenüber dem von Cohn angegebenen 
Verfahren soll die Behandlungsart des Verf.’s den Vortheil bieten, der 
rascheren Beseitigung der Trachomkörner und der Aufsaugung der tracho- 
matösen Infiltration der Schleimhaut; die behandelten Fälle zeigten, dass das 
Radium auch ausserhalb der Berührungsstelle wirksam ist, und dass durch 
die Radiummassage nicht allein die trachomatöse Bindehaut gebessert wird, 
sondern auch der Pannus eine Rückbildung erfährt. 


3) Zur Kenntniss des Morbus Basedowii, von Dr. Ludwig Stein, 
Chefarzt des Sanatoriums in Purkersdorf bei Wien. (Wiener med. Wochen- 
schrift. 1905. Nr. 48.) Verf. schliesst sich denjenigen an, die den Morbus 
Basedowii als eine toxische Erkrankung in Folge einer bestimmten Form von 
Degeneration der Schilddrüse auffassen. Diese Auffassung findet eine Stütze 
an der günstigen Wirkung des Antithyreoidin-Serums. Er empfiehlt mit der 
Dosirung des Serums nur successive bis zu jener Höhe anzusteigen, nach der 
sich eine entschiedene Wirkung wahrnehmen lässt. Als weniger bekannte 
Symptome des Morbus Basedowii erwähnt er: Oedeme der Augenlider, die 
der Protrusion der Bulbi vorangehen, und Diplopie. Ausserdem hat er in 
einem Falle neben starkem Speichelfluss eine gesteigerte Sekretion der Ge- 
schlechtsdriisen beobachtet. 

4) Ein Fall von geheiltem Tetanus traumaticus nach Pfäh- 
lungsverletzung der Orbita, von Dr. Eugen Grünfeld in Saaz. (Prager 
med. Wochenschrift. 1905. Nr. 48.) Bei einem Sturze während des Reifen- 
spieles drang einem 7jährigen Knaben ein Holzstück durch die rechte Nasen- 
höhle und von da aus durch das Dach der linken Nasenhöhle in die linke 
Orbita. Die nachfolgenden Symptome waren derartig geringfügige, dass erst 
9 Tage nach der Verletzung der Ausbruch tetanischer Symptome die Auf- 
merksamkeit auf ein vorangegangenes Trauma lenkte Nach Entfernung des 
Fremdkörpers trat noch eine weitere Steigerung der tetanischen Symptome, 
jedoch ohne beträchtliche Temperatursteigerung ein. Der Knabe genas. Der 
Augenbefund war ein vollkommen normaler geworden. 

5) Isolirte Lähmung eines Musculus rectus internus als 
Seitenwender, von Dr. Oskar Fischer, Assistenten der deutschen psychia- 
trischen Klinik in Prag. (Prager med. Wochenschrift. 1905. Nr. 49.) Bei 
einem wahrscheinlich an multipler Sklerose leidenden 42jährigen Patienten 
fand sich eine kurze Zeit andauernde isolirte Lähmung des Internus als 
Seitenwender, ohne Mitbetheiligung des Rectus externus der Gegenseite. Eine 


vorübergehende Schädigung der Kernregion dieses Muskels wurde angenommen. 
Schenkl. 


6) Verletzungen desAuges durch Kupfer- und Messingsplitter, 
von Hornstein. (Inaug.-Diss. Tübingen 1905.) Bericht über 65 zum Theil 
schon in Breckle’s Inauguraldissertation (1904) mitgetheilte Fälle. Be- 
merkenswerth sind 3 Fälle, in denen es gelang, den im Glaskörper sitzenden 
Fremdkörper durch einen Meridionalschnitt zu entbinden. Einmal blieb 
dauernd S = PI: einmal blieb der Bulbus in seiner Form erhalten, nur der 
dritte Augapfel wurde phthisisch. Immer lag der Splitter in einer Abscess- 


— 379 - - 


bildung. Die Extraction sollte vor der primären Enucleation stets versucht 
werden. 


7) Ueber den Einfluss der Resection des Halssympathicus auf 
die Vernarbung von Augapfelwunden, von Kraisselsky. (These de 
Lausanne. 1905.) Durchtrennung oder Lähmung des N. sympathicus cervi- 
calis macht am Auge Miosis, Enophthalmus, Verengerung der Lidspalte, 
Circulationsstörungen und locale Temperatur-Erhöhung, sowie Verminderung 
des intraocularen Druckes. Die Ernährung des Augapfels leidet (das Volumen 
des betreffenden Bulbus sinkt.) Klinische und experimentelle Beobachtungen 
zeigten als Ausdruck dieser Ernährungsstörung verzögerte Vernarbung von 
Augapfelwunden, zumal solcher der Bindehaut und andrer gefässreicher Gewebe, 
weniger solcher der Hornhaut. Operationen an Augen, auf deren Seite der 
Halssympathicus in entsprechender Weise gelitten hat, sind wegen drohender 
Blutungen gefährlich. Die Sympathektomie begünstigt nicht die durch Ein- 
führung von Naphthalin ins Augen-Innere gesetzten Störungen. 

Kurt Steindorff. 


8) Ueber den centralen Seh-Act, von S. Exner. (Wissenschaft). 
Beilage zum 17. Jahresbericht [1904] d. philosoph. Gesellsch. an der Univer- 
sität zu Wien. Nach einem Referat im Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 18.) 
Der Vortrag versucht eine Erklärung der eigenthümlichen, von Hitzig ge- 
fundenen Thatsache, dass einmal Zerstörung ganz verschiedener Rindentheile 
einer Hemisphire Hemiamblyopie von wesentlich stets dem gleichen Typus 
veranlasst, und des ferneren, dass eine nach längerer Zeit wieder verschwundene 
Hemiamblyopie auch dann nicht wiederkehrt, wenn eine zweite, für sich allein 
diese Störung verursachende Stelle nachträglich zerstört wird. 


9) Einseitige Herd-Erkrankung des Seh-Hügels, von Reich. 
(Allgem. Zeitschrift f. Psychiatr. 1905. Nach einem Referat in d. Fortschritten 
der Medicin. 1905. Nr. 15.) 42jähriger Mann mit rechtsseitiger Lähmung. 
Doppelseitige Ptosis allmählich zunehmend; doppelseitige Lähmung der Auf- 
wärtsbewegung der Bulbi, zunehmende Lähmung der Convergenz, träge 
Reaction der Pupillen. Die Section ergab gelbe Erweichung in der linken 
hinteren Sehhügelgegend.. Die Hauptbedeutung des Falles liegt in den 
Störungen der Augen-Innervation, die wahrscheinlich auf die Mitbetheiligung 
der vordersten Theile des linken Vierhügels zu beziehen sind. 


10) Zur Behandlung des Glaucoms, von Prof. Silex. (Zeitschrift 
f. ärztl. Fortb. 1905. Nr. 6. Nach einem Referat in Fortschritte der Medicin. 
1905. Nr. 22.) Verf. bespricht nur die entzündliche Form des grünen Stars 
und ist kein allzu begeisterter Anhänger der rein medicamentösen Glaucom- 
therapie, da hierdurch sehr häufig die Aussicht, durch Operation noch günstige 
Dauerresultate und leidliches Sehvermögen zu erhalten, vereitelt wird. Treten 
nach der Operation erneut Glaucom-Anfälle ein, so kommt neben Eserin 
Anwendung von Jodkali, Massage des Bulbus durch die geschlossenen Lider 
in Betracht. | 

11) Das Eumydrin als pupillenerweiterndes Mittel, von Féjér. 
(Heilkunde 1905. Nr. 8. Nach einem Referat in d. Fortschritten der Medicin 
1905. Nr. 22.) Zu Untersuchungszwecken und bei Krankheiten der Horn- 
haut, die das Eumydrin günstig beeinflusst, wurde das Mittel in 2°,, Lösung 
bei Entzündungen der Regenbogenhaut in 5°/, angewandt. Keine schädlichen 
Nebenwirkungen, keine localen Erscheinungen, die Erweiterung ist innerhalb 
24 Stunden vollkommen geschwunden. 


— 3880 — 


12) Subconjunctivale Lufteinblasungen gegen Keratitis scle- 
rotica tuberculosa, von Chesneau, Nantes. (La semaine médicale 
1905. Nr. 27. Nach einem Referat ind. Fortschritten der Medicin 1905. Nr. 22.) 
Mit der Pravazspritze, deren Nadel man vorher in einem Wattebausch steckt, 
wird 1—4 ccm Luft injicirt. Das Verfahren ist schmerzlos und lieferte in 
vier Fällen befriedigende Resultate. 

13) Bericht über vier Fälle von Exophthalmus, von Matthias 
Maerz. (Inaug.-Dissert. Giessen 1905.) Vier interessante Fälle, die in 
den beiden letzten Jahren in der Giessener Augen-Klinik beobachtet wurden. 
Der zuerst beschriebene zeigt intermittierenden Exophthalmus. 

14) Weitere Beiträge zur Natur des sogen. Supraorbital- 
reflexes, von Carl Hudovernig. (Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 16.) 
Nach den Erfahrungen des Verf. kommt als Reizstelle in erster Reihe der 
M. frontalis in seiner ganzen Ausdehnung in Betracht, ausserdem konnte 
der Reiz durch Beklopfen der Nasenwurzel, bis zum inneren Augenwinkel 
reichend, und des Jochbogens, speciell seiner medialen Hälfte, hervorgerufen 
werden. In vier Fällen von Entfernung des Ganglion Gasseri, wo jede Lei- 
tung im Trigeminus ausgeschlossen ist, war das Weiterbestehen des „Supra- 
orbitalreflexes‘‘ nachweisbar, woraus Verf. schliesst, dass das als ‚Supra- 
orbitalreflex‘‘ bezeichnete Phänomen kein Reflex sein kann, sondern ausschliess- 
lich aus der unmittelbaren Ausbreitung des mechanischen Reizes zu erklären ist. 

15) Einiges über den Zusammenhang zwischen inneren Krank- 
heiten und Augenerkrankungen, von Felix Hiring. (Inaug.-Dissert. 
1905. Berlin.) Verf. bespricht die krankhaften Erscheinungen, die bei All- 
gemeinerkrankungen an den verschiedenen Theilen des menschlichen Auges 
auftreten. 

16) Ueber eine rasch entstandene Hirngeschwulst, von Licht- 
heim. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 5. Nach einem Referat im 
Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 17.) Bei dem 27 j&thrigen Patienten, der mit 
Symptomen eines Gehirntumors erkrankte, fand sich doppelseitige Stauungs- 
papille und rechtseitige Hemianopsie. Réntgenaufnahme zeigte Schatten, 
der von der linken Stirnhöhle sich in die linke vordere Schädelgrube er- 
streckte. Bei der von Garré vorgenommenen Operation wurde die Exstir- 
pation eines subcorticalen Sarcoms ausgeführt. Nach der Operation vorüber- 
gehende aphasische Störungen, keine optische Aphasie. 

17) Was haben wir von einer staatlichen Trachombekämpfung 
zu erwarten? von Prof. Dr. Greeff. (Berl. klin. Wochenschrift 1905. 
Nr. 32.) Die Versorgung der Bevölkerung mit fliessendem Wasser und der 
Einfluss der Tätigkeit tüchtiger Augenärzte, wie es die Erfolge am Rhein 
gelehrt haben, spielen in der Trachombehandlung einen wichtigen Factor. 

18) Die Synergie von Accomodation und Pupillenreaction, 
von E. Wlotska. (Pflüger’s Archiv CVII. S. 174. Nach einem Referat 
im Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 12.) Während die Abhängigkeit der 
Pupillenweite von der Convergenz seit langer Zeit feststeht, ist die Ab- 
hängigkeit der Pupillen-Weite von der Accomodation noch zweifelhaft. Verf. 
hat theils die älteren Versuche Vervoort’s wiederholt, theils eine besondere 
Methode neu angewendet und gefunden, dass Accomodation und Pupillen- 
Weite ganz unabhängig voneinander sind. 

19) Zwei Fälle von angeborener Parese des Musculus rectus 
inferior durch Operation geheilt, von Dr. G. Gutmann. (Berl. klin. 
Wochenschr. 1905. Nr. 33.) Verf. berichtet über zwei Patienten mit an- 


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geborener isolirter Lähmung des Musculus rectus inferior. Durch eine Vor- 
nähung der Sehne des gelähmten Muskels wurde in beiden Fällen ein günstiges 
Resultat erzielt. 

20) Ein Fall von syphilitischam Gumma des Auges, von 
Dr. Achilles D. Tzimas. (La Grece medicale 1905. Nr. 10.) Bei einer 
20 jährigen Patientin tritt zwei Jahre nach der Infection am linken Auge 
ein von der Sklera ausgehender Tumor auf, der nach 25 Jod-Injectionen 
vollständig verschwindet, ohne irgendwelche anderen syphilitischen Erschei- 
nungen zu hinterlassen. 

21) Ein Fall von besonderer Lage der markhaltigen Nerven- 
fasern in der Netzhaut, von Dr. G. F. Cosmetattos. (La Grece 
médicale 1905. Nr. 15—16.) Bei einer 48jährigen Patientin finden sich 
im rechten Auge nach innen unten von der Papille, einen Papillen-Durch- 
messer entfernt, markhaltige Neorvenfasern, die von der Popul durch normales 
Netzhautgewebe getrennt sind. 

22) Zur Aetiologie der Cataracta zonularis, von Dr. A. Lezenius. 
(St. Petersburger med. Wochenschr. 1905. Nr. 20 u. 21.) Nach einer um- 
fangreichen Zusammenfassung der Ansichten der verschiedenen Autoren über 
die Entstehung des Schichtstars, geht Verf. zu seinen eigenen Beobachtungen 
über. Bei vier Patienten mit Schichtstar liegen die Angaben vor, dass das 
Sehvermögen nach einem Fall auf den Kopf in der Kindheit schlecht ge- 
worden sei, und Verf. führt diese Verschlechterung auf den mechanischen 
Insult zurück. Er vergleicht diese Fälle mit den drei von Hirschberg 
veröffentlichten, in denen die Kinder mit Schichtstar zur Welt kamen und 
dabei unter Eklampsie der Mutter geboren wurden, während die drei 
anderen Kinder derselben Mutter, die unter normalen Verhältnissen geboren 
wurden, keinen Schichtstar hatten. Die Schlussfolgerungen, die Verf. aus 
seinen Erfahrungen zieht, sind folgende: 1. Cataracta zonularis kann an- 
geboren sein, ist aber in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle in den ersten 
Lebensjahren erworben. 2. Rhachitis spielt bei der Entstehung der Catar. 
zonularis eine unleugbare Rolle, aber nicht die Rhachitis als solche, sondern 
die durch sie hervorgerufenen Krämpfe. 

23) Ueber zwei Fälle von Glioma retinae mit Besonderheiten, 
von Joseph Wirth. (Inaug.-Dissert. 1905. Berlin.) Im ersten Falle handelt 
es sich um ein angeborenes Gliom bei einem sechs Monate alten Kinde, das 
schon am dritten Lebenstage bemerkt wurde, im zweiten um ein Gliom mit 
frühzeitiger Dissemination bei einem 1°/, jährigen Mädchen. In beiden Fällen 
Enucleation, ohne dass in der Folgezeit Recidive auftraten. 

24) Fremdkörper im oberen Bindehautsack während 22 Jahren, 
von Dr. Sewe. (L’Ophtalmolog. provinciale 1905. Nr. 4.) An der Stelle 
im oberen Bindehautsack, wo vor 22 Jahren ein Stück Stricknadel ins Auge 
gedrungen war, hatte sich bei der jetzt 29jährigen Patientin eine kleine 
Geschwulst entwickelt ohne irgend welche Reizerscheinungen. Der kleine, 
etwa 2 cm lange, schwarze Fremdkörper wird aufs leichteste aus dem Binde- 
hautsack entfernt. Fritz Mendel. 

25) Der Einfluss der Volleorrection auf die Progression der 
Myopie nach dem Material der Klinik, von Weigelin. (Inaug.-Diss. 
Tübingen 1905.) Verf. bearbeitet 714 mindestens 2 Jahre lang beobachtete 
Fälle von Kurzsichtigkeit. Von den dauernd für die Nähe und Ferne voll 
corrigirten Myopen zeigten nur 8 (10,3°/,) Progressionen, während bei 70 
(89,7°/,) die Myopie stationär blieb; bei den für die Ferne voll, für die 


— 3882 — 


Nähe Untercorrigirten war das Verhältnis 22:7 (75,9°/,: 24,1 °/,): Voll- 
correction für die Ferne, keine fiir die Nahe 89:42 (48,1°/,:51,9°/,; ge 
ringe Untercorrection > 2,5 D 65:95 (40,6 %/,:59,4°/,), starke < 2,5 D 
52:67 (43,6°/,:56,4°/,), keine Correction 58:51 (53,2°/,:46,8°/,). Die 
höheren stationären Myopien gehören den späteren Lebensjahren an (< 6,0 D), 
die geringeren stationären (> 6,0 D) dem jugendlichen Alter, in dem auch 
die progressiven Myopien < 6,0 D überwiegen; die stationären Fälle dagegen 
sind erst vom 21. Jahre an in der Ueberzahl (unter Ausschluss der Voll- 
correction!) bezw. vom 16. Jahre, wenn man die Vollcorrigirten mitrechnet. 
Vollcorrigirte haben zumal mit zunehmendem Alter mehr Tendenz zum Still- 
stand als zum Fortschreiten, Uebercorrection schadet nichts. Die Vollcorri- 
girten gehören vornehmlich den „gebildeten‘‘, also viel naharbeitenden Be- 
rufen an. Erst Myopen > 12,0 D vertragen starke Concavgläser nicht dauernd. 
Bis zum 15. Jahre blieben von den nicht voll Corrigirten 35 stationär, 
109 waren progredient; im 16.—20. Jahre waren 60 stationär, 62 pro- 
gredient, — also immerhin ein deutlicher Einfluss der Vollcorrection auf den 
Stillstand der Myopie. Vollcorrigirte bis zum 15. Jahre wiesen 10 Mal Still- 
stand, 2 Mal Progression auf. In den Lebensjahren jenseits des 20., die so 
wie so geringere Tendenz zur Progression haben, ist die Vollcorrection 
mindestens nicht schädlich. — Bei 3 Patienten wies das eine vollcorrigirte 
Auge Stillstand, das andere untercorrigirte Fortschritt der Myopie auf, bei 
3 andren Myopen war aber das Verhältniss gerade umgekehrt. Verf. giebt 
zu, dass sein Material noch zu klein sei, um die Frage zu beant- 
worten, aber doch zeige, dass die Vollcorrection wesentlichen Einfluss auf 
die Progression der Kurzsichtigkeit ausübe. 

26) Weitere Erfahrungen über die Pneumokokken-Serum- 
therapie (Römer) des Ulcus corneae serpens, von Wanner. (Aus 
der Tübinger Universitäts-Augen-Klinik; Württ. Medic. Correspondenz-Blatt 
1905.) Bericht über 21 Fälle, die theils mit Serum allein, theils nach der 
Simultanmethode (abgetötete Pneumokokken-Culturen plus Serum) behandelt 
wurden und mit Ausnahme einiger von vornherein aussichtsloser Fülle gute 
Resultate ergaben. Allerdings wurde in der Mehrzahl der Fälle diese Therapie 
durch Galvanocaustik bezw. Exstirpation des Thränensacks unterstützt (!). 

Kurt Steindorff. 

27) Handbuch der Physiologie des Menschen, von W. Nagel. 
(IV. Band. Physiologie des Nerven- und Muskelsystems. Braunschweig 1905 
bei Vieweg.) In dem vierbiindigen Nagel’schen Handbuch ist A. Tscher- 
mak die Bearbeitung der Physiologie des Gehirns zugefallen. Der ge 
waltige Stoff wird auf 206 Seiten zusammengedrängt und die dabei wohl 
unvermeidliche sachlich-nüchterne Darstellung macht das Buch weniger zu 
zusammenhängender Lectüre als zum Nachschlagen geeignet. Die Abschnitte, 
welche die Beziehungen des Gehirns zum Sehorgan behandeln, kommen dabei 
recht schlecht weg und bieten eigentlich nicht mehr als eine kurze Aneinander- 
reihung von Einzelthatsachen, wie wir sie in den ophthalmologischen Special- 
werken ausführlicher und übersichtlicher zu finden gewohnt sind. 

28) L’oeil artificiel, par Dr. Robert Coulomb. (Paris 1905.) 
Verf., der einer Künstlerfamilie entstammt, die sich seit 70 Jahren mit der 
Herstellung künstlicher Augen befasst, und der auch selbst sich praktisch 
damit beschäftigt hat, ist, da er gleichzeitig Mediciner ist, hervorragend zur 
Abfassung dieser Monographie geeignet gewesen, welche die Augenprothese 
von technischer wie therapeutischer Seite mit gleicher Sachkenntniss beleuchtet. 


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Im ersten Abschnitt wird nach einer historischen Uebersicht das künstliche 
Auge selbst in seinen verschiedenen Abarten, seiner Herstellung und seinem 
kosmetischen und therapeutischen Nutzen besprochen. Bemerkenswerth ist, 
dass Verf. kein Freund der sogen. Reformaugen ist, und ihnen verschiedene 
Nachtheile beimisst. Der zweite Abschnitt enthält das, was vom Arzt bei der 
Auswahl einer Prothese zu beachten ist, sowohl in Hinsicht auf die zu er- 
strebende Aehnlichkeit mit dem andren Auge, als auch auf die besonderen 
Verhältnisse, die je nach der Art der voraufgegangenen Krankheiten oder 
Operationen in der Orbita vorhanden sind. Auch für briefliche Bestellung 
einer Prothese wird eine Anleitung gegeben. Der dritte Abschnitt endlich 
befasst sich mit der Handhabung des künstlichen Auges durch seinen Träger, 
mit: etwaigen durch seinen Gebrauch entstehenden Unzuträglichkeiten, und 
endlich mit der Wiederherstellung eines fehlenden Bindehautsacks durch 
plastische Operationen. Das Buch ist tadellos ausgestattet und mit einer 
grossen Zahl guter Abbildungen, meist Photographien, versehen. 
Bruns (Steglitz). 

29) Die Umgebung und die Anforderungen an das Sehen der 
Locomotivführer und Heizer, von Nelson Miles Black M.D., Mil- 
waukee., Wis. (The Journal of the American Medical. Association. Februar 
1905, Nr. 7.) Auf Grund eigener Erfahrungen, die er auf Fahrten auf 
Schnellzugslocomotiven gesammelt hat, schildert Verf. die Schwierigkeiten, 
mit denen das Maschinenpersonal bei der Ausübung seines verantwortungs- 
vollen Amtes zu kämpfen hat. Die Blendung der Feuerung, der Rauch der 
Maschine, die Geschwindigkeit der Fortbewegung, atmosphärische Einflüsse 
und Unebenheit des Geländes sind Momente, die die rechtzeitige Wahr- 
nehmung der optischen Signale auf’s Aeusserste erschweren, die aber bei dem 
heutigen Stande der Technik nicht aus der Welt geschafft werden können. 
Um so strenger muss daher darauf geachtet werden, dass nur Leute mit 
guter Sehschärfe, vollkommenem binocularem Sehact und gutem Farben- 
unterscheidungs-Vermögen zum Locomotiv-Fahrdienst zugelassen werden. In 
der strittigen Frage der Schutzbrillen entscheidet sich Verf., auf Grund ein- 
gehender Versuche, für solche. Als Farbe empfiehlt er hellgelb, das einen 
gewissen Schutz gegen die Blendung der Feuerung gewährt, ohne die Farben 
der Signale zu beeinflussen. 

30) Zusammentreffen vonSehnerven-Entzündung mitLähmung 
des Gesichtsnerven, von Edvard A. Shumway, B. S., M. D., Phila- 
delphia. (The Journal of the American Medical Association. Februar 1905, 
Nr. 6.) Bei einem 18jährigen anäťmischen Mädchen mit Menstruationsstörungen 
tritt im Anschluss an eine Erkältung rechtsseitige Gesichtslähmung auf. Die 
Beweglichkeit kehrt wieder zurück; es stellt sich aber bleibender Enophthal- 
mus der erkrankten Seite ein. Ein Jahr später wird bej der Patientin 
neuritische Sehnerven-Atrophie beider Augen festgestellt, mit erheblicher 
Herabsetzung des Sehvermögens und mit Einschränkung des Gesichtsfeldes. 
Das Zusammentreffen dieser beiden Affectionen ist sehr selten. Verf. hat in 
der Literatur nur 7 derartige Fülle gefunden. Häufiger ist das Auftreten 
einer Sehnerven-Entzündung bei Polyneuritis. Verf. schliesst nun aus dem 
Bestehen des Enophthalmus auf eine gleichzeitige Entzündung des Trigeminus 
und fasst das Krankheitsbild als Polyneuritis mit Neuritis optica auf, ver- 
ursacht durch eine — allerdings unbekannte — Infection. W, Mühsam. 

31) Weitere Erfahrungen mit der intraocularen Jodoform- 
Behandlung, von Otto Diehl. (Inaug.-Diss. Giessen 1905.) Nach ein- 


— 384 — 


gehender Würdigung der Literatur bringt Verf. 14 Fälle, in denen im Jahre 
1904 Jodoform-Plättchen in das Auge eingeführt wurden. Elf Fälle betrafen 
Ulcera serpentia. Mit Ausnahme von einem, der bereits mit Panophthalmie 
in Behandlung kam, wurde in allen günstige Wirkung gesehen, während in 
2 Fällen angewandtes Pneumococcen-Serum versagte. Bei einer perforirenden 
Verletzung, die schon 14 Tage zurücklag, konnte das in die Vorderkammer 
eingeführte Plättchen den Ausbruch der Panophthalmie nicht aufhalten. 
Zweimal wurde Jodoform in den Glaskörper eingeführt. Der erste Fall — 
Magnet-Operation mit Hirschberg’schem Handmagnet durch Skleralschnitt 
— endete in Phthisis bulbi und Enucleation. Der andere — perforirende 
inficirte Verletzung — fiihrte zur Heilung, reizloses abgeblasstes Auge mit 
Exsudat hinter der Linse. Demnach wird die Jodoform-Einführung in die 
Vorderkammer empfohlen in Fällen, wo andre Maassnahmen im Stiche lassen, 
weil sie dann noch gute Resultate liefern kann. 

32) Zur Behandlung der Heufieber-Conjunctivitis, von Prof 
Otto Schwarz. (Miinch. Med. Wochenschr. 1905. Nr. 22.) Verf. sah bei 
Ueberwiegen der Augen-Symptome gute Wirkung von Cocain 0,2 Sol. Adrenal. 
hydr. (1:1000)1,0 ad 10,0 aqua. Nasen-Benandlung soll daneben weiter 
fortgesetzt werden. 

33) Zur Behandlung des Heuschnupfens, von Dr. Ernst Ur- 
bantschitsch. (Ebenda.) Verf. massirt die Nasenschleimhaut mit besonders 
dazu modificirtem, elektrisch betriebenem Apparat. 

34) Ueber das Heufieber (Bostock’scher oder Sommer-Katarrh) 
in klinischer, aetiologischer und therapeutischer Beziehung, von 
Dr. Alfred Wolff. (Aus Festschrift, H. Senator gewidmet.) Verf. fasst 
seine Resultate zusammen: Wir haben im Pollantin und Graminon (Graminin) 
Präparate, welche beim Heufieber-Kranken die Wirkung des Pollenendotoxins 
abzuschwächen vermögen. Diese Abschwächung erfolgte gegenüber Pollen- 
endotoxin während und ausserhalb der eigentlichen Heufieber-Zeit. Die Wirkung 
ist eine günstigere, wenn die Präparate vor dem Eindringen des Pollenendo- 
toxins prophylaktisch zur Anwendung gelangen. Die Wirkung der Sera ist 
nicht etwa mit der eines antitoxischen in Parallele zu setzen. Eine befriedigende 
theoretische Erklärung der Wirkung des Serums fehlt zur Zeit noch. 

85) Die Cyclodialyse, eine neue Glaucom-Operation, von Priv. 
Doz. Dr. Heine. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 21.) Ausgehend 
von dem Zwecke andrer Glaucom-Operationen, den Kammerwinkel wieder 
durchgängig zu machen und von der Erklärung der Fuchs’schen Aderhaut- 
Ablösung durch Communication zwischen Vorderkammer und Suprachorio- 
idalraum hat Verf. in der Cyclodialyse eine neue Glaucom-Operation an- 
gegeben. Nach Abpripariren eines Bindehaut-Lappens macht er 4—5 mm 
vom Limbus einen zu diesem parallelen Schnitt langsam durch die Sklera. 
Durch ihn schiebt er den Irisspatel zwischen Sklera und Chorioidea nach 
vorn, durchstösst langsam das Lig. pectinatum, worauf die Spitze in der 
Kammerbucht erscheint. Abfluss von Kammerwasser wird, wenn erwünscht. 
durch leichtes Drehen erreicht. Bindehaut-Schlussnaht. Nach den Erfahrungen 
von 20 Operationen an blinden oder fast blinden Augen wird der Druck 
dauernd herabgesetzt und die Resultate sind ermutigend. Koerber. 





Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm) 


Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzozr & Wrrrio in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rat, in Berlin. | 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. AnckE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BırssacHzr in Graz, Dr. BraıLer in London, Dr. Bruns in Steglits, Geh. Med.-Rat 
Prof. Dr. H. Comm in Breslau, Doz. Dr. Cr. pu Bom-Rzyuonp in Berlin, Dr. CRZELLITzER 
in Berlin, Prof. Dr. E. Euusetr in Bern, Prof. Dr. C. GarLuuca in Parma, Dr. GINSBERG 
in Berlin, Prof. Dr. GoLpzızner in Budapest, Dr. Gorpom NoRRIz in Kopenhagen, Dr. Hau- 
BURGER in Berlin, Prof. Dr. Horstman in Berlin, Dr. Issıaowıs in Smyrna, Prof. H. Kuarr in 
New York, Prof. Dr. Krttcxnow in Moskau, Dr. Loser in Berlin, Prof. Dr. Maanus in 
Breslau, Major F. P. Maynanv, I. M.S. Caleutta, Dr. F. Mzupeu in Berlin, Dr. MoLL in 
Berlin, Dr. NzuBuraer in Nürnberg, Dr. Pzeazus in Maeseyck, Prof. Dr. PsscuzL in 
Frankfurt a. M., Dr. PuntscHhzr in Klagenfurt, Dr, M. Retce in Petersburg, Med.-Rat 
Dr. Scuzer in Oldenburg, Prof. Dr. ScuexkL in Prag, Prof. Dr. Scawars in Leipzig, Dr. 
Spro in Berlin, Dr. Srzınporyr in Berlin. Dr. STEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 




















Supplement zum Jahrgang 1905. | 








Inhalt: Geselischaftsberichte. (S. 386—396.) 1) Bericht über die 32. Ver- 
sammlung der ophthalmologischen Gesellschaft Heidelberg 1905. — 2) Aerztlicher 
Verein in Hamburg. — 3) Aerztlicher Verein in Niirnberg. — 4) Mittheilangen aus 
. der Gesellschaft praktischer Aerzte zu Riga. — 5) San Franziscoer Gesellschaft der 
Augen-, Ohren-, Nasen- und Hals-Aerzte. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. (S. 396—3897) Fortschritte in der Behandlung 
der Augen-Erkrankungen, von Prof. Dr. Königshöfer. 


Journal-Uebersicht. (S. 397—457.) I. Zeitschrift für Augenheilkunde. — 
II. Zehender’s Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. — UL Archiv für Augen- 
heilkunde. — IV. Die ophthalmologische Klinik. — V. L’Ophtalmologie provinciale. 
VI. La clinique ophtalmologique. — VII. Revue generale d’ophtalmologie. — Vlil. The 
Ophthalmoscope. — IX. The ophthalmic Record. — X. The American Journal of 
Ophthalmology. — XI. British Med. Journal. — XII. The Therapeutic Gazette. — 
XIU. The Post-Graduate. — XIV. The Journal of the American Medical Association. 
— XV. Bulletin of the Johns Hopkins Hospital — XVI. Westnik Oftalmologii. — 
XVII. Annali di Ottalmologia. — XVIII. 17. Congress der Italienischen Ophthalmo- 
logischen Gesellschaft Neapel. — XIX. Archivio di Ottalmologia von Angelucci. — 
XX. La Clinica oculistica. — XXI. Rivista Italiana di Oftalhuologia. Von Parisotti. 
XXII. Bollettino del? Ospedale Oftalmico Roma. — XXIII. Il Progresso oftalmologico 
(Prof. Addario) Palermo. 


Bibliographie. (S. 457—476.) Nr. 1—107. 
Uebersicht Über die Leistungen der Augenheilkunde im Jahre 1904. (S. 417—502.) 


— 386 — 


Gesellschaftsberichte. 


1) Bericht über die 32. Versammlung der ophthalmologischen Gesell- 
schaft Heidelberg 1905. Redig. durch A. Wagenmann, Jena. 
(Wiesbaden, J. F. Bergmann 1906.) 


Erste wissenschaftliche Sitzung, den 3. August 1905. 
Vors. Herr Landolt, Paris. 


I. Zur Therapie des Glaucoms. Erfahrungen mit der Cyclodialyse, 
von L. Heine (Breslau). 


Angeregt durch die Beobachtungen von Fuchs und Axenfeld über 
Aderhaut-Abhebungen nach Star-Operationen, hat Vortr. die dabei zufällig ge 
machten Verletzungen zu einer Methode ausgebildet. Er führt ein spatel- 
ähnliches Stilet 5—6mm vom Hornhautrand in eine durch eine gerade Lanze 
gesetzte bis auf den Ciliarmuskel reichende Wunde. Dann wird das Stilet 
hart an der Sklera vorgeschoben, bis es in der Vorderkammer erscheint und 
langsam zurückgezogen. Auf Grund von 26 Operationen bei verschiedenen 
Glaucomformen schliesst Vortr., dass diese Herstellung einer Communication 
zwischen Vorderkammer und Suprachorioidalraum den intraocularen Druck 
momentan oder innerhalb einiger Tage stark herabzusetzen im Stande ist, 
je nachdem man das Kammerwasser durch die sklerale Wunde abfliessen 
lässt. Der Erfolg scheint auch einzutreten, wenn mehrere Iridectomien oder 
Sklerotomien ohne genügenden Effect ausgeführt waren. Technisch ist die 
Operation leichter als eine schwierige Iridectomie. 

In der Discussion wendet sich Sattler dagegen, dass der Suprachorioidal- 
raum als Abflussweg eintreten könne. Er glaubt, dass die Druckverminderung 
dadurch zu Stande kommt, dass das Kammerwasser durch die in der Sklera 
gesetzte Narbe filtrirt. 


Uhthoff hat sich von der guten Wirkung der Operation überzeugt. 


Czermak betont, dass die Ablösung der Iriswurzel vom Lig. pectinatum ` 
bei der Operation günstig wirke. 


Axenfeld befürchtet Blutungen in die vordere Augenkammer. Er be- 
tont, dass Aderhaut-Abhebungen häufiger sind, als wir sie sehen. 


Fuchs glaubt, dass der Suprachorioidalraum bei der Circulation von 
Flüssigkeiten eine grosse Rolle spielt. 

Vortr. bemerkt abschliessend, dass die Beobachtungsdauer 4 Wochen bis 
6 Monate beträgt. Er befürchtet beim Vordringen des Stilets weder Ver- 
letzungen des Corpus ciliare noch des Schlemm’schen Canals. 


Il. Ueber latente Gleichgewichtsstörungen der Augen, von 
A. Bielschowsky (Leipzig). 

Entgegen der Anschauung, dass besonders die verticale Divergenz die 
Quelle für die verschiedenartigsten nervösen Erkrankungen sei, fand Vortr.. 
dass unter 400 Untersuchten mit Störungen des Muskelgleichgewichts nor- 
male und neuropathische Individuen gleich häufig waren. Auch erhebliche 
(Grade brauchen sich nicht fühlbar zu machen. 

III. Beitrag zur Technik der Schiel-Operationen, Vornähung 
und Zurticknihung, von v. Pflugk (Dresden). 

Vortr. berechnete, dass die Verändernng der Blicklinie um 5” der Orts- 


—- 887 — 


veränderung eines Punktes am Limbus corneae um 1,1 mm entspricht. Unter 
Benutzung eines Messinstrumentes, das die vorher berechneten Maasse ein- 
zustellen gestattet, näht Vortr. die Muskeln durch oberflächliche Skleralnähte 
vor. Er verlangt eine Vorbehandlung von 2 Jahren für Schiel-Operationen 
und übt eine sehr strenge Nachbehandlung. 


In der Discussion sprechen Halben, Bielschowsky, Sattler, Fuchs, 
Landolt. 


IV. Ueber Keratitis parenchymatosa, von Elschnig (Wien). 


Vortr. untersuchte die Augen eines bereditär syphilitischen Kindes, das 
links seit 7 Wochen, rechts seit 3 Wochen an Keratitis parenchymatosa litt. 
Die Hornhaut zeigte sich an einzelnen Stellen stark angeschwollen, das Epithel 
hochgradig atrophisch, nirgends abgeschilfert. Im Parenchym finden sich die 
Saftspalten erweitert, in ihnen Kerne aus Theilung von Hornhautkörperchen 
herrührend. Die Kerne zerfallen, die Lamellen dazwischen werden nekrotisch. 
Im tortgeschrittensten Stadium ziehen tiefe Gefässe durch das Gewebe, sie 
sind von Kernen fixer Hornhautkörperchen und von Rundzellen umlagert, 
die Lamellirung ist verloren gegangen. Die Reparation findet anscheinend 
ausschliesslich durch Proliferation der fixen Hornhautkörperchen statt: Die 
Erkrankung ist keine eigentlich syphilitische, beruht vielmehr auf Ernährungs- 
störungen. Diese hält Vortr. für die Folge einer pathologischen Beschaffen- 
heit der Gewebsiymphe, vielleicht durch Syphilis-Toxine verursacht. 

In der Discussion erklärt Axenfeld es für durchaus möglich, dass es 
sich um eine echt syphilitische Erkrankung handelt, da sich ebenso, wie 
Lepra-Bacillen, die unbekannten Lues-Erreger in der Cornea ansiedeln können. 

Birch-Hirschfeld betont, dass ähnliche Hornhaut-Veränderungen durch 
Bestrahlung mit ultraviolettem Licht eintreten können. 


V. Ophthalmoskopisches und Klinisches über die Neuroglia 
des Augenhintergrundes, von E. Krückmann (Leipzig). 


Embryologische Untersuchungen brachten das Ergebniss, dass die Anlage 
des peripheren Glia-Mantels beim Menschen bis zum Ansatz der Netzhaut- 
Schichten reicht und erst bei den Körnerreihen aufhört. Vortr. bringt 
Einzelheiten seiner Untersuchungen. Er glaube, dass sehr viele Hintergrunds- 
Retlexe von der Glia ausgehen. Bei ausgedehnten Verdichtungs-Vorgängen 
nimmt die Glia eine graue bis blänliche Färbung an. 

Die Gliazellen gehen pathologisch zahlreiche Veränderungen ein. An der 
Fettkörnchen-Zellbildung sind sie erheblich beteiligt. Diese erscheinen opb- 
thalmoskopisch als weisse Herde und sind als Begleit-Erscheinung der ver- 
schiedensten Grundkrankheiten als Folge von Gefüss-Veränderungen aufzufassen. 

In der Discussion fragt Bach nach dem Zustandekommen der Sternfigur 
in der Macula. Krückmann fand in solchen Fällen stets eine Arterio-Sclerose 
an den radiär gestellten Macula-Gefässen. Der radiären Stellung der Gefässe 
entspricht «die Lagerung. 


VI. Neues über Parasiten der Linse, von R. Greeff (Berlin). 


Die Larven verschiedener Saugwürmer können in den Linsen von Fischen 
Star hervorrufen. In stagnırendem Wasser sind verschiedentlich Star-Epidemien 
hervorgerufen worden. Vortr. sah auch in der Linse eines Fischers Trematoden 
als Ursache der Cataract. Die Larven waren (offenbar wie bei der Fisch-Er- 
krankung) mit den Excerementen von Möven in Wasser gelangt, das der Mann 
getrunken hatte. 


2a 


— 388 — 


VU. Ueber die Augensymptome bei epidemischer Genick- 
starre, von W. Uhthoff (Breslau). 


Bei der letzten Epidemie von Genickstarre in Oberschlesien mit sehr 
grosser Mortalität untersuchte Vortr. 110 Fälle, Heine 100 Fälle. 


Es fand sich unter den 110 Füllen des Vortr. Neuritis optica 17°;,, 
dabei nur 1 mal deutliche Prominenz, metastatische Ophthalmie 4 mal, Keratitis 
3 mal, Conjunctivitis 2 mal, einmal in Folge von Lagophthalmus. Augen- 
muskel-Lähmungen wurden 16 mal beobachtet, davon 8 mal an Abducens, 2 mal 
Ptosis, conjugirte Abweichung 5 mal, Pupillen-Anomalien in 12 Fällen, und 
zwar reflect. Pupillenstarre 5 mal, Lichtreaction stark herabgesetzt 8 mal, 
Differenz der Pupillen 3 mal. Nystagmus fand sich in 8 Fällen. In einigen 
Fällen blieben die Lidspalten weit offen, häufig bestand abnorm seltener Lid- 
schlag. 


Vortr. bespricht die einzelnen Symptome eingehend. 


In der Discussion bemerkt Axenfeld, dass er in einer Epidemie relativ 
oft metastatische Ophthalmie gefunden hatte. Nieden hatte in den Jahren 
1862/71 Augen-Erkrankungen als Abortiv-Form der Krankheit beobachtet, 
z. B. metastatische Ophthalmie bei geringen Allgemein-Erscheinungen. 


VII. Zur Kenntniss der Augen-Veränderungen bei Leukämie 
und Pseudo-Leukämie, von W. Stock (Freiburg i. Br.). 


Vortr. geht auf das klinische Bild der Allgemein-Erkrankungen ein und 
berichtet über einige Fälle mit auffallenden Augen-Symptomen. Dazu gehört 
eine eigentümliche gelbe Beschaffenheit des Augengrundes, symmetrische 
Blutungen mit grünweisser Verfärbung der Retina um die Blutungen herum. 
Ferner ein Fall mit doppelseitigem Exophthalmus bei Leukaemie, während 
der einseitige Exophthalmus im letzten Falle auf Pseudo-Leukaemie zurück- 
zuführen war. 


In der Discussion sprechen Fuchs und Elschnig. 


IX. Zur Diagnostik und Pathologie der Orbitaltumoren, von 
Birch-Hirschfeld (Leipzig). 

Vortr. weist darauf hin, dass Orbital-Erkrankungen vorkommen, die ganz 
das Bild von Tumoren hervorrufen. Die Unterscheidung kann unmöglich 
sein. In den 4 beobachteten Fällen war 2 mal eine disseminirte Lymphom»- 
tose der Orbita vorhanden. Es ist deshalb in allen zweifelhaften Fällen eine 
Allgemein-Behandlung mit Kat. jod. und Arsen nöthig, ehe man bei Fort- 
schreiten des Exophthalmus zur Krönlein’schen Operation schreitet. 


Zweite wissenschaftliche Sitzung, den 4. August 1905. 
Vors. Herr Greeff, Berlin. 


X. Weitere Erfahrungen über die Behandlung schwerer 
Tuberculose des Auges mit Tuberculin T.R., von A. v. Hippel sen. 
(Göttingen). 

Vortr. berichtet über 14 weitere Fälle von günstiger Erfahrung bei 
Tuberculin-Anwendung, wie er sie in seiner Veröffentlichung vom März 1904 
empfohlen hat. 

In der Discussion sprechen sich Sattler, Halben, Uhthoff, Czer- 
mak, Haab, Purtscher günstig über das Verfahren des Vortr. aus. 


— 389 — 


XI. Das einzige Mittel zur Bekämpfung der Schulkurzsichtig- 
keit, von K. Grunert (Bremen). 

Diese einzige Mittel besteht in weitgehender Einschränkung der Naharbeit» 
besonders in der Verschiebung des Lese- und Schreib-Unterrichtes vom 6. auf 
das 9. Lebensjahr. Diese Forderung ist auch ein Programmpunkt der Schul- 
reformen. 

In der Discussion weist Sattler auf die Bedeutung der Vererbung und 
die Wichtigkeit friihzeitiger Vollcorrection hin, Sigrist auf die Bedeutung 
des Astigmatismus. Es sprechen noch Goldzieher, Straub, Greeff, 
v. Grosz. 


XII. Ueber angeborenen Central- und Schichtstar, von 
E. v. Hippel jun. (Heidelberg). 


Es gelang Vortr. angeborenen Schicht- und Centralstar beim Kaninchen 
dadurch zu erhalten, dass er Röntgenstrahlen auf den Bauch der trächtigen 
Muttertiere einwirken liess. 

Bei gleicher Versuchsanordnung war die Wirkung verschieden, ebenso 
die Form der Cataract. Die Cataract entsteht dabei durch Aufquellen und an- 
schliessenden Zerfall der Fasern. Es ist somit bewiesen, dass ein Central- 
bezw. Schichtstar durch eine intrauterin auf die Linse einwirkende Schädlich- 
keit entstehen kann. 


XIII. Giebt es wirklich Leukosarkome des Uvealtractus, von 
F. Schieck (Göttingen). 

Vortr. verneint die Frage. Alle bisher bekannten Fälle sind nach seinen 
Ausführungen nur Melanosarkome im Frühstadium. 

In der Discussion sprechen Sattler und Fuchs sich dahin aus, dass 
diese Auffassung zu einseitig ist, Leber schliesst sich dem Vortr. im wesent- 
lichen an. 


XIV. Pathologisch-anatomischer Befund bei der von E. von 
Hippel beschriebenen sehr seltenen Augen-Erkrankung, von 
W. Czermak (Prag). 


Vortr. erinnert an einen 1903 durch v. Hippel in der ophth. Gesell- 
schaft beschriebenen Fall von seltener Netzhaut-Erkrankung, der identisch mit 
einem durch Goldzieher im Centralbl. f. pract. Augenh. 1899 mitgetheilten 
ist. Vortr. konnte die Bulbi anatomisch untersuchen und fand Angiomknoten 
mit Gefäss-Neubildung, echte energisch wuchernde Tumoren. 


XV. Vier Wochen anhaltende lebensgefährliche Blutung im 
Gefolge von Alters-Starausziehung, von H. Becker (Dresden). 


Der 70 jährige Pat. war gesund, ohne Herzfehler und Arteriosklerose. 
Unmittelbar nach Extraction eines reifen Stars ohne besondere Zwischenfälle 
trat eine Blutung ein, die auch nach Ausweidung des Augapfels nicht auf- 
hörte und erst nach 4 Wochen stand, als Merk’sche Gelatine in den Skleral- 
sack gegossen und dort fest geworden war. 

Als Ursache nimmt Vortr. eine beschränkte Arteriosklerose im Gebiete 
des Auges an. 

In der Discussion berichten Deutschmann, der die Enucleation empfiehlt, 
Fuchs, Purtscher, Eversbusch über ähnliche Blutungen. 


— 890 — 


XVI. Die Anwendung des Radiums in der Augen-Therapie, 
von A. Darier (Paris). 


Vortr. betont die schmerzstillende Eigenschaft des Radiums. Aut Epi- 
theliom, Lymphadenom, Trachom, Lupus, Frühjahrskatarrh wirkte es günstig. 

In der Discussion räth Uhthoff zur Vorsicht. Bei Trachom sah er 
einen Erfolg, doch handelte es sich vielleicht um einen Follicularkatarrh. 


da Gama Pinto sah einen Erfolg unter 6 Fällen von Trachom, doch 
2 mal heftige Reizung, die schmerzstillende Wirkung erprobte er bei einem 
Verletzungsfalle. 


Dritte wissenschaftliche Sitzung, den 5. August 1905. 


XVII. Ueber Aufhellung von Blei- und Kalktriibungen der 
Hornhaut, von M. zur Nedden (Bonn). 


Blei-Incrustationen der Cornea lassen sich auf chemischem Wege am 
besten durch weinsaures Ammonium aufhellen, doch nur kurz nach dem Zu- 
standekommen. | 

Bei Kalktrübungen ist auch nach längerem Bestehen Aufhellung durch 
dasselbe Mittel möglich. 


XVIII. Ueber die Entstehungsweise der Hornhaut- Tribungen 
durch Einwirkung von Aetzkalk, von H. E. Pagenstecher (Heidel- 
berg). 


Nach den Untersuchungen des Vortr. geht der Kalk bei Ver&tzuny mit 
mit einem organischen Bestandteile der Cornea, dem Collagen, eine Verbindung 
ein. Secundär ist eine Umsetzung in Calciumcarbonat innerhalb des Gewebs 
wahrscheinlich. 


In der Discussion bemerkt Fuchs, dass er in älteren Trübungen kohlen- 
sauren Kalk fand. 


XIX. Untersuchungen über den Stoffwechsel der Krystall- 
linse, von Alfred Leber (Heidelberg). 


Vermöge ihrer Zusammensetzung hat die Linse für gewisse Substanzen 
elective Eigenschaften. Es wird eine Substanz um so leichter aufgenommen, 
je kleiner das Volumen ihres Moleküls ist. Daneben dringen die Narcotica 
besonders leicht ein. 


In der Discussion spricht sich Römer gegen Schlüsse aus Versuchen 
mit abgestorbenen Linsen, wie sie Leber zum Theil machte, aus. 


XX. Ueber elective Functionen des Pigmentepithels und der 
Retina, von C. Hess und P. Römer (Würzburg). 


Aus den umfangreichen Versuchen berichtet Römer, dass die hämo- 
lytischen Wirkungeu der Normalsera in mannigfach electiver Weise vom 
Pigmentepithel und der Retina beeinflusst werden. 

Hess berichtet, dass im Meerschweinchen-Organismus nach Vorbehandlung 
mit Rindernetzhaut-Stäbchen Stoffe nachweisbar werden, die schädigend auf 
die Rinderstäbchen wirken, und zwar handelt es sich anscheinend um ein 
Stibchenlysin und ein Agglutinin. 

In der Discussion berichtet Rosenmeyer über einen Befund, aus dem 
hervorzugehen scheint, dass Eiter-Erreger, denen nur das Uvealblatt als Nähr- 
boden diente, derart in ihren Lebensbedingungen verändert werden, dass ihnen 


- $891 — 


specifische Beziehungen zum Uvealtractus einer entsprechenden Thiergattung 
zugesprochen werden müssen. Bestätigt sich dies Verhalten regelmässig, dann 
wäre die Frage nach der Entstehung der symp. Ophthalmie gelöst. 


XXI. Ueber die Filtration aus der vorderen Augenkammer. 
Nach gemeinschaftlich mit Herrn Dr. Pilzecker angestellten Untersuchungen, 
von Th. Leber (Heidelberg). 


Vortr. fand, dass die Temperatur von erheblichem Einfluss auf die Fil- 
tration des Auges ist. Sehr wesentlich ist der Spannungszustand für die 
Messung der Filtration mittelst Einlaufenlassens von Flüssigkeit (1°/, NaCl- 
Lösung); er muss daher auf constanter Höhe gehalten werden. Die Werte 
der Filtration scheinen sich nach dem neuen Verfahren etwas niedriger zu 
stellen als früher. Ein wichtiges Resultat der Untersuchungen ist es, dass 
das Auge mit einer andren Art von Elasticität begabt erscheint, ala man 
früher annahm. Es ist im Stande, sich ziemlich schnell Aenderungen seines 
Inhaltes anzupassen, ohne dass es zu Aenderungen des Augendruckes kommt. 
Es handelt sich wohl um Verbiegungen der Augenwand. Diese Biegsamkeit 
fehlt im höheren Lebensalter, das deshalb mehr zu Drucksteigerung dis- 
ponirt ist. 


XXII. Ueber die Aggressine der Pneumokokken in der Patho- 
logie des Ulcus serpens, von P. Römer (Würzburg). 


Als Aggressine werden nach dem Vorgange Bail’s Producte bezeichnet, 
welche von den Erregern der septikämischen Krankheiten am Ort ihrer ersten 
Ansiedelung im Körper erzeugt werden. Vortr. unterzog diese Aggressine 
bei den Pneumokokken eingehender Untersuchung, sie lösten schnelle Ge- 
schwiirbildung in der Cornea aus. Sie haben die Fähigkeit, Thiere activ zu 
immunisieren und zwar auch gegen fremde virulente Stämme. Damit ist die 
Einheit der aus den Ulcera serpentia stammenden Pneumokokken erwiesen 
und ihre Beeinflussung durch dasselbe Serum. Vortr. berichtet, dass eine 
Wertbestimmung des Serums in die Wege geleitet ist. 


In der Discussion berichtet Mayweg über gute Resultate mit der Serum- 
behandlung des Ulcus serpens. Die Heilung erfolgt mit geringer Trübung. 
Sattler sah in leichten Fällen Erfolge, die bei schweren Fällen ausblieben. 


XXIII. Die Tetanus-Infection des Auges, von H. Ulbrich (Prag). 


Vortr. beobachtete experimentell das Verhalten von Tetanusbacillen, die 
in Kaninchen-Augen gebracht wurden. Es zeigte sich, dass sie wie im üb- 
rigen Körper auch hier nur in Gemeinschaft mit saprophytischen Bacterien 
wachsen, bezw. besonderer Hilfsmittel, wie Fremdkörper in der Wunde, be- 
dürfen. Es traten leichte örtliche Veränderungen ein. Tetanus trat auch 
bei absichtlichen Verunreinigungen der Kultur nicht ein, nur einmal bei einer 
zufälligen Verunreinigung. Die Tetanusbacillen liessen sich noch § Wochen 
‘nach der Infection durch Kultur im Auge nachweisen. Das mikroskopische 
Verfahren ist zum Nachweis wenig aussichtsreich. 


In der Discussion weist Wagenmann auf einen Fall von Tetanus nach 
Orbital-Stichverletzung hin. 
XXIV. Ueber Lidplastik, von da Gama Pinto. 


Ectropium durch Pustula maligna kommt in Portugal häufig vor. Vortr. 
hat zur Plastik dabei das Verfahren mit stillosen Lappen aus der Innenseite 
des Oberschenkels bevorzugt und bei trocknem Verfahren mit trocknen In- 


— 392 — 


strumenten ohne Wundberieselung gute Resultate erhalten. Da die neue 
Haut wenig beweglich und geschmeidig wird, benutzt Vortr. Priputium, das 
nur den Nachteil der Nachdunkelung hat, aber geschmeidig bleibt. Fremde 
Haut wurde in zwei Versuchsfillen abgestossen. 

In der Discussion erwähnt Birch-Hirschfeld die Tarsoplastik nach 
Büdinger mit Verwendung von Ohrknorpel. Fuchs theilt mit, dass Stell- 
wag bereits Präputium verwendet hat. 


XXV. Ursachen und Behandlung progressiver Myopie, von 
E. Emmert (Bern). (Wegen Erkrankung nicht vorgetragen.) 


Das von Brücke als Contractor bulbi bezeichnete Meridionalfaser-System, 
das die Chorioidea umfasst, ist nach Vortr. von grösster Bedeutung für die 
Entstehung der Myopie. Eine angeborene oder erworbene Insufficienz dieser 
Fasern hat ein Nachgeben der hinteren Bulbusbälfte zur Folge. Schädlich 
wirkte durch Erhöhung des intraocularen Druckes, dem das Fasernnetz als 
Ausgleichvorrichtung entgegenwirkt, Convergenz, die bei Insufficienz der Fasern 
zur Bulbus-Verlängerung führt. 


In Consequenz dieser Anschauung empfiehlt Vortr. Vollcorrection der 
Myopie zur Vermeidung der Convergenz bei Annäherung und Eserineinträuf- 
lung zur Kräftigerspannung der Fasern. Atropin müsste schädlich wirken. 

Vortr. sah gute Erfolge. 


Erste Demonstrations-Sitzung, den 3. August 1905 nachm. 


Vors. Herr Peters, Rostock. 


I. Elschnig demonstrirt Präparate zu seinem Vortrage über Keratitis 
parenchymatosa. 

Deutschmann hat nach parench. Keratitis dauerndes Weit- und Starr- 
bleiben der Pupille auch nach nur einmaliger Atropineinträuflung gesehen. 
Vortr. führt dies auf die Degeneration des Sphinkters zurück. 


II. Krückmann: Demonstration zu seinem Vortrage. 


HI. Krückmann: Ueber einige Aderhaut-Verinderungen der 
Myopie. 

Die Folgezustände der Dehnung &ussern sich an den Gefässen zum Theil 
durch Obliteration wegen Verengerung der Blutsäulee In der Gegend der 
Macula tritt diese Obliteration und Umwandlung in zarte Bindegewebsstränge 
zuerst ein und bewirkt das ophthalmoskopische Bild der Lacksprünge und 
Blitzfiguren. 

In der Discussion bemerkt Heine, dass er als Ursache der „Lack- 
sprünge“ bei Myopie Dehiscensen der Lamina elastica fand. Krückmann 
hält diese Einrisse für Folge-Erscheinungen der beschriebenen Gefäss- 
veränderungen. i 


IV. W. Stock: Weitere Untersuchungen über hämatogene 
Tuberculose der Augen des Kaninchens. 


Durch Einbringen virulenter Tuberculose in die Blutbahn trat regel- 
mässig Iritis und Chorioiditis dissemin. auf. Auch eine tiefe Skleritis fand 
sich 1—1°;, Jahre nach Infection mit weniger virulentem Material. 

V. Stock demonstrirt Präparate eines vom hinteren Pigment- 
epithel der Iris ausgehenden gutartigen epithelialen Tumors. 


— 393 — 


Gutmann sah einen Iristumor, der wie ein Sarkom aussah, nach 
Schmierkur verschwinden. 


VI. v. Pflugk demonstrirt Instrumente zu seinem Vortrage. 


VII. u. VIII. Birch-Hirschfeld und Greeff demonstriren Priparate 
zu ihren Vorträgen. 


IX. C. Hess und Römer: Ueber experimentell erzeugtes 
Trachom beim Affen. 

Es gelang bei zwei Pavianen Trachom durch Impfung zu übertragen. 
Vortr. ziehen zunächst keine Schlüsse. 


X. Th. Axenfeld: 1) Cavernöse (lacunäre) Sehnervenatrophie 
und multiple Dehiscenzen der Sklera bei hochgradiger Myopie. 
(Nach gemeinsam mit Dr. Polatti (Mailand) vorgenommenen Untersuchungen.) 


Sehnervenatrophie bei hochgradiger Myopie ist nur von Hirschberg 
und Liebreich erwähnt. Vortr. kann Präparate einer Sehnervenatrophie 
bei Myopie > 80,0 D demonstriren. Das Auffallendste war neben Sklera- 
perforationen Liickenbildung im Sehnerven. Schnabel hat solche Cavernen- 
bildung im Sehnerven bei Glaukom gefunden und dessen Entstehung fiir 
sehr bedeutungsvoll erklärt, doch fand sich in des Vortr. Falle weder Druck- 
steigerung, noch Excavation. 


2) Demonstration der von Major Herbert (Bombay) bei Keratitis 
superficialis gefundenen intraepithelialen Bacillen. 


XI. Heine demonstrirt Plattenmodelle der menschlichen Fovea. 


XII. Bielschowsky (Leipzig) demonstrirt ein neues Stereoskop, 
das für die verschiedenen Lagen der Blicklinien einzustellen ist. 


XII. Birch-Hirschfeld (Leipzig) demonstrirt Präparate der Sklera 
hochgradig myopischer Augen (Färbung elastischer Fasern). 

Siegrist und Elschnig haben ebenfalls stets elastische Fasern in der 
Sklera myopischer Augen gefunden. 


XIV. Best (Giessen): Demonstration mikroskopischer Präparate von 
diabetischen Augen. Vortr. färbte mit Rücksicht auf Glykogengehalt. Das 
normale Auge ist frei von Glykogen, es enthält Glykogen bei Entzündung, 
Eiterung, Circulationsstörungen wie Glaukom, bei Geschwulst-Entwicklung 
und bei Wundheilung. Glykogen findet sich in der Iris, den Hornhaut- 
epithelien, der Netzhaut, dem Sehnerven. Bei Diabetes fiudet sich besonders 
in den Irispigmentepithelien Glykogen als Ausdruck einer weitgehenden 
Stoffwechselveränderung, doch ohne directe Beziehung zur diabetischen Cataract. 


XV. E. v. Hippel (Heidelberg) demonstrirt Präparate von Gliom und 
Mikrophthalmus. 


XVI. Wagenmann (Jena) demonstrirt Präparate 1) von Ulcus corneae 
perforatum mit beginnendem Linsenaustritt; 2) von traumatischer 
Cataract; 8) von Sarkom der Chorioidea mit starken Hämor- 
rhagien auf und in dem Tumor, sowie mit hämatogener Pıgmen- 
tirung des Opticus. 


XVII. Römer (Würzburg): Werthbestimmung des Pneumoe 
kokkenserum mit Demonstration von Thieren. 


— 3894 -- 


XVIII. Velhagen (Chemnitz): Demonstration von Präparaten mit 
Embolie der Arteria centralis retinae bei freigebliebenem Cilio- 
Retinagefäss. 


XIX. Grunert (Bremen) demonstrirt eine Vorrichtung zur Skoto- 
metrie mit unterbrochenem Strich. Das Auge stellt sein Skotom 
auf die Lücke in der Mitte des Striches und fixirt mit den peripheren 
Theilen der Retina. 2) Demonstration einer Probirbrille mit verstell- 
baren Bügeln. 


XX. Schnaudigel (Frankfurt a. M.) demonstrirt Neurofibrillen in 
den Retinalganglienzellen der Selachier. 


XXI. Schanz (Dresden) demonstrirt eine Spiegelvisir-Vorrichtung 
für altersweitsichtige Schützen. 


Zweite Demonstrationssitzung, den 4. August Nachmittag. 


Vors. Herr Rogman, Gent. 
XXII. M. zur Nedden (Bonn): Demonstration zu seinem Vortrage. 


XXIII. Czermak demonstrirt Priparate zu seinem Vortrage und von 
Pseudophakia fibrosa (fasrige Scheinlinse). 


XXIV. v. Hippel jun. (Heidelberg) demonstrirt Präparate zu seinem 
Vortrage. 


Gutmann frägt im Anschluss an einen Fall an, ob Linsentrübung 
durch Röntgenbestrahlung beobachtet ist. Treutler, Birch-Hirschfeld, 
v. Hippel verneinen dies. 


XXV. Raehlmann (Weimar): Ueber amyloide Degeneration der 
Lider und der Conjunctiva des Auges. 


Amyloide Degeneration kommt am Auge als rein locale Erscheinung 
ohne Störung des Allgemeinbefindens vor. Das Amyloid ist der Heilung 
fihig. Am Auge kann es von allen Theilen der Gewebe der Conjunctiva 
und der Lider ausgehen. Die Amyloidbildung erfolgt durch eine Umwand- 
lung des Eiweisses, welche durch ein neu zugetiihrtes als ein Ferment wirken- 
des Eiweissmolekül bewirkt wird. Vortr. bespricht die verschiedenen Stadien 
der Entartung. 


XXVI. Fleischer (Tübingen): a) Ueber familiäre Hornhaut- 
entartung. Ausführlich im Archiv f. Augenheilk. Band LII, Heft 4, 
vgl. Referat. b) Demonstration von mikroskopischen Präparaten der Thränen- 
drüse des Rindes. 


XXVII. v. Heuss (Heidelberg-Neuburg a. D.): Ein Fall von Spontan- 
ruptur der hinteren Linsenkapsel bei Glaskörper-Abscess im 
Anschluss an doppelt perforirende Eisensplitter-Verletzung mit 
Demonstration von Präparaten. 

Die Ruptur erfolgte spontan in Folge einer Mitwirkung der Bakterien 
und Eiterkörperchen. Die eitrige Exsudatmembran war der hinteren Kapsel 
dicht angelagert und konnte sie einschmelzen. 


XXVIII. Halben (Greifswald): Ein Differential-Refractometer 
zur Bestimmung der Brechungsindices optisch anhomogener Medien, speciell 
der menschlichen Linse. 


— 395 — 


XXIX. Schieck (Göttingen) demonstrirt ungewöhnlich grosse 
Wucherungen am Limbus bei Frühjahrskatarrh der Conjunctiva. 


XXX. Siegrist (Bern) demonstrirt Präparate von Elephantiasis 
mollis des linken oberen Lides sowie der Schläfen-Waugengegend und von 
Hydrophthalmus congenitus. Spiro. 


2) Aerztlicher Verein in Hamburg. (Neurolog. Centralbl. 1905. Nr. 22.) 


Sitzung vom 3. October 1905. 


Zwei neue Fälle vom Symptombild des Pseudotumor cerebri, 
von Nonne. 

Ein 26jähriger und ein 30jähriger Patient erkrankten plötzlich mit 
Kopfschmerzen, zeitweiligem Erbrechen, linksseitiger Hemiparese und Stauungs- 
papille. Nach wenigen Monaten vollkommene Heilung in beiden Fällen. 
Eine Diagnose kann Vortr. nicht stellen, speciell wendet er sich gegen die 
bequeme Annahme einer Syphilis. An der Discussion betheiligen sich 
Saenger, Boettiger, Umber, Deutschmann. 


3) Aerstlicher Verein in Nürnberg. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. 
Nr. 45.) 


Sitzung vom 7. September 1905. 
Alexander demonstrirt 2 Geschwister mit einseitigem Nystagmus, einen 
19jähr. Mann mit Arterien- und Capillarpuls der Netzhaut bei hochgradiger 


Mitral- und Aorten-Insufficienz und einen 33jährigen Mann mit ausgedehnter 
Anastomosenbildung der Retinalvenen auf beiden Augen. 


4) Mittheilungen aus der Gesellschaft praktischer Aerste zu Riga. 
(St. Petersburger med. Wochenschr.) 


Sitzung vom 2. Februar 1905. 


v. Krüdener stellt einen Fall von doppelseitiger Iristuberculose vor 
bei einem 16jährigen Mädchen, das an ausgedehnter Tuberculose der rechten 
Lunge leidet. 


Sitzung vom 2. März 1905. 


v. Krüdener spricht a) über Cysticerken im Gehirn; b) über 
Streptotrix-Erkrankung des Auges. 


6) Sen Franziscoer Gesellschaft der Augen-, Ohren-, Nasen- und 
Hals-Aerzte. (California State Journal of Medicine. December, 1905.) 


Sitzung vom December 1905. 


Powers stellte einen Patienten vor, dem eine rostige Niete in’s Auge 
eingedrungen war, die in der Sklera steckte. 

Southard domonstrirte einen Fall von Kalkverletzung, und einen Fall 
von Mikrophthalmus mit Cat. congen. 


— 396 — 


Powers zeigte einen Knaben, der nach der Panas’schen Methode an 
Sırabismus convergens operirt worden war. 

Cohn stellte ein 19jähriges Mädchen mit einseitigem Exophthalmus vor, 
der schon 10 Jahre lang bestehen soll und vermuthlich durch einen retro- 
bulbären Tumor bedingt ist. 

Barkan zeigte einen Fall von einseitigem Exophthalmus bei Morbus 
Basedowii. Loeser. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Fortschritte in der Behandlung der Augen-Erkrankungen, von 
Prof. Dr. Königshöfer in Stuttgart. (Deutsche med. Wochenschritt. 
1905. Nr. 50 u. 51.) 


Bedeutende Fortschritte sind nicht zu verzeichnen. Betreffs der Be- 
handlung der Myopie ist bemerkenswerth, dass eine grosse Reihe von Ophthal- 
mologen die Vollcorrection befürworten, ohne dass jedoch diese Frage schon 
hinreichend geklürt wäre. 

Die Localanästhesie wird immer mehr bei Thränensack-Exstirpationen, 
Enucleationen und Lidoperationen angewandt und zwar Acoin-Cocain, Cocaln- 
Adrenalin, letzteres als Eusemin in bestimmter Mischung in den Handel ge 
bracht, dann nach Cocainisirung der Bindehaut Injection von Schleich in 
die Tiefe der Orbita. 

Von den Ersatzmitteln für Cocain hat nur Alypin Brauchbarkeit 
erwiesen. 

Zur allgemeinen Narkose wird Chloräthyl empfohlen. Die Betäubung 
tritt obne wesentliche Excitation, Erbrechen oder sonstige Nebenwirkungen 
schnell ein und dauert 2—3 Minuten. Bei länger dauernden Operationen 
ist Fortsetzung mit Chloroform angebracht. 

Das innerliche Analgeticum Trigemin hat sich bei Ciliar- und Glaucom- 
Schmerzen gut bewährt. Von Silberpräparaten hat Protargol weiter Boden 
gefasst. Es muss kalt gelöst und frisch verwendet werden. Argt. colloidale 
soll sich als Lösung bei Blennorrhoe, ferner als Salbe, Waschung oder nur 
in Tablette bei äusseren infectiösen Erkrankungen bewährt haben. 


In Form von Credé scher Silbersalbe ist es zur Schmierkur verwandt 
worden. Statt Sublimat wird zur Desinfection Sublamin empfohlen, auch 
bei eitrıgem Bindehaut-Katarrh, Blennorrhoe, Trachom, Koch-Weeks-Hg. 
oxycyanat. hat auf dem Gebiet der subconjunctivalen Injectionen Sublimat 
vielfach verdrängt. 

Wasserstoffsuperoxyd wird bei Lidrand-Ekzem, Katarrh und Trachom 
verwandt. 

Nebennierenextract in zahlreichen Formen — anämisirend — wird 
Anästheticis, Mydriatieis und Mioticis zugesetzt, zeigt auch gute Wirkung 
bei Frühjahrskatarrh und Heufieber. 

Dionin als Lymphagogum hat sich bewährt bei Glaucoma acutum, Iritis, 
Ulcus, Exsudat in Kammer und Glaskörper und inneren Blutungen. Un- 
bestritten ist die analgesirende Wirkung bei schmerzhaften Affectionen des 
vorderen Buibus-Abschnittes und die authellende bei Hornhaut-Affectionen. 

Als mildes Antisepticum wird Aristol-Oel bei entzündlichen Lidaffectionen, 
Verbrennungen und Verätzungen verwandt. 





— 397 


Cuprocitro] ist ein milder Ersatz für den Blaustein bei Trachom. Ueber 
Jequiritol sind die Akten noch keineswegs geschlossen, die Wirkung ist un- 
gleichmässig und die Anwendung mit gewissen Gefahren verbunden, ausser- 
dem nur stationär zu machen. Atrop. methylobromatum ist als Ersatz für 
Euphthalmin verwendbar. Eumydrin zeigt wenig Wirkung auf die Accom- 
modation, aber gute auf die Pupille. 

Isophysostigmin soll schneller und länger wirken wie Phys. 

Als reizloses Salbenconstituens ist Fetron empfohlen. 


Subconjunctivale Injectionen von 2—10°/, Kochsalz, Hg. oxycyanat 
wurden bei einer Reihe innerer Augenkrankheiten, auch myopischen Macula- 
veränderungen, Keratoconus und Astigmatismus gemacht. Peschel hat 
15°;, Alkohol mit günstigem Erfolge injicirt. 

Von physikalischen Methoden ist Heissluft und Radium, von Serum- 
therapie die des Ulcus serpens und des Heufiebers (Pollantin) zu nennen. 

Die Indication zur Thränensack-Exstirpation ist bedeutend erweitert 
worden. SCH Koerber. 


Journal-Uebersicht. 


I. Zeitschrift für Augenheilkunde. 1905. Bd. XIII, Heft 5. 
1) Ueber epibulbire Carcinome, von Dr. Ischreyt in Libau. 

Bericht über zwei Fälle, von denen der erste das Rezidiv eines primären 
Conjunctival-Carcinoms darstellte, der zweite vom Lid ausgegangen war und 
den Bulbus secundär ergriffen hatte. 

In beiden Fällen wucherte die Geschwulst vom Lide aus auf die Sklera 
und Cornea und bildete auf ihnen eine gleichmässige Verdickung. 


Verf. stellt dazu 45 Fälle aus der Literatur zusammen. In !/, der 
Fälle hatte eine so hochgradige Tiefen-Ausdehnung des Tumors stattgefunden, 
dass eine Enucleation nothwendig wurde Die Zahl der Fälle ist zu gering 
und die Mittheilungen zu wenig ausführlich, um daraus sichere praktische 
Schlüsse auf die Nothwendigkeit der Enucleation ziehen zu können. Beim 
Sıtz des Tumors auf der Conjunctiva bulbi genügt eventuell eine blosse 
Excision, Sitz am Limbus und das Auftreten von Drüsen-Metastasen bedingen 
ausser bei ganz kleinen Geschwülsten Enucleation. 


2) Zwei Fälle von Coloboma nervi optici, von Dr. F. Ash. (Univers.- 
Augenklinik Berlin.) 

3) I. Ueber die Sehne des Musculus levator palpebrae superioris. 
II. Ueber meine Symblepharon-Operation mit Annăhung trans- 
plantirter Lappen an die Sehnen-Ausstrahlung des Rectus oculi 
superior auf das Oberlid bei Ptosis, von Dr. Hugo Wolff in Berlin. 

Verf. sieht seine Ansicht von der Existenz einer vor der Vorderfläche 
des Tarsus hinablauferden und auf letzterer fixirten Sehne des Levators nach 

Zusammenstellungen aus der Literatur als bestätigt an. Er polemisirt gegen 

Elschnig, der andrer Ansicht ist. Die Auseinandersetzungen über II. sind 

nur mit Hilfe der Abbildungen verständlich. 


— 398 -— 


Heft 6. 
1) Die Vereinheitlichung der Bestimmung der Sehschärfe, Von Dr. 

E. Landolt in Paris. 

Die Auseinandersetzungen des Verf.’s über die Unzweckmässigkeit der 
heutigen Sehschirfe-Bestimmung sind von früheren Veröffentlichungen her 
bekannt. Er bemüht sich unter eingehenden Ausführungen für eine Ver- 
einheitlichung der Bestimmung der Sehschärfe zu wirken. 

Dazu ist ein einheitliches Sebzeichen und die Annahme eines Einheits- 
gesichtswinkels erforderlich. Kein Object scheint sich dazu besser zu eignen, 
als die vom Verf. eingeführte unterbrochene eventuell zu einem Kreise ge- 
bogene Linie. 


3) Einwirkung neuer Desinficientien, besonders des Hydrargyrum 
oxycyanatum auf inficirte Instrumente, von Dr. B. Koehler. (Aus 
dem hygien. Institut und der Augenklinik Marburg.) 

Von Belang für die Praxis war die Beantwortung der Frage, ob das 
Hydrarg. oxycyan. im Stande ist eine sichere, schnelle Desinfection von In- 
strumenten herbeizuführen, ohne diese anzugreifen. Es ergab sich, dass die 
meist empfoblene 1: 1000 Lösung keine genügende antiseptische Kraft besitzt, 
diese erst bei 3—5°/, Concentrationen einsetzt. Dabei ist der Preis hoch. 
Ein Vorzug des Präparates ist der, dass gut polirte, rostfreie Instrumente 
nach Stigigem Liegen in 8—10°/, Lösungen keinen Rost zeigen und dass 
3—5°;, Concentrationen die Hände nicht angreifen. Formaldehyd und 
Acrolein waren wegen des stechenden Geruches und da sie die Instrumente 
sehr angreifen, nicht verwerthbar. 

3) Ein Fall von Tay-Sachs’scher amaurotischer familiärer Idiotie, von 
Dr. Eliasberg in Riga. 

Typischer Befund eines querovalen, hellrothen Fleckes (an Stelle der 
Fovea centralis), der von einer querovalen, hellweissen Zone umgeben war, 
bei einem jüdischen Kinde. 


Band XII. Erganzungsheft. 
Arbeiten aus der k. k. Universitäts- Augenklinik in Graz. 
1) Ueber eine der Keratitis nummularis nahestehende Hornhatt- 
entzündung, von Prof. Dimmer. 

In den vier Fällen handelt es sich um eine unter Schmerzen, Lichtscheu 
und Thrinenfluss, aber ohne Absonderung der Bindehaut beginnende Krank- 
heit, die zur Ausbildung eigenthümlicher Infiltrate in der Cornes führt. 
Diese liegen meist oberflächlich, greifen auch in die mittleren Schichten über 
und sind 1—1,5 mm gross. Die Begrenzung ist scharf, der Sitz in den 
mittleren Theilen der Cornea. Es kann zu Geschwürsbildung kommen. Die 
tieferen Theile des Auges werden nicht angegriffen, die Sehschärfe wird wenig 
beeinträchtigt. Der Verlauf ist ein schleppender. Im Gegensatz dazu ist 
bei der Keratitis nnmmularis die Betheiligung der Bindehaut wesentlich und 
der Verlauf des Leidens sehr rasch. 


2) Eine besondere Art persistirender Hornhaut-Veränderung (Falten- 
bildung) nach Keratitis parenchymatosa, von Prof. Dimmer. 
Eine nach Keratitis parenchymatosa zurückbleibende Veränderung der 


-— 399 — 


Cornea bestand in Faltenbildung in den tieferen Hornhautschichten. Verf. 
sucht sie zu erklären, indem er eine Vorwdlbung der hinteren verdickten 
Hornhautschichten während des Krankheitsprocesses annımmt und eine Falten- 
bildung beim Rückgang der Schwellung. 


3) Hornhaut - Veränderungen bei Geschwürsprocessen, von Prof. 
Sachsalber. 

Verf. suchte bei Kaninchen die Heilung von Hornhautgeschwüren während 
eines Zustandes der Unterernährung zu beobachten. Er theilt die Ergebnisse 
sehr eingehend mit. Von Interesse sind einige Feststellungen, die das nor- 
male Heilen von Geschwüren betreffen. So der Nachweis, dass die physi- 
kalischen Druckverhältnisse, unter denen die Hornhaut steht, einen sehr 
wesentlichen Einfluss auf die Form der Narbenelemente ausüben. Die Auf- 
hellung der Narben ist nach Aufsaugung resorbirbarer Bestandtheile der 
Geraderichtung der neugebildeten Hornhautlamellen zu verdanken, deren 
Unregelmässigkeit sie weniger durchscheinend machte. 


Die fixen Hornhautkörperchen spielen bei der Regeneration des Horn- 
hautparenchyms eine grössere Rolle, als gewöhnlich angenommen wird. 

Ferner glaubt Verf., dass die Keratomalacie nicht als einfache Folge der 
Unterernährung angesehen werden darf, vielmehr ist letztere nur ein Moment, 
welches den Verlauf des Geschwürs ungünstig beeinflusst. 


4) Bin Fall von Enkephalocele occipitalis mit anatomischer Unter- 
suchung des Sehnerven, von Prof. Sachsalber. 

Als Folge einer weitgediehenen Hypoplasie der primären Opticusganglien 
fand sich Aplasie des Sehnerven. Dazu trug auch Dehnung und Verlängerung 
der Augepstele bei, welche durch die räumliche Verlagerung bedingt war. 

Die Augen waren wohl gebildet, selbst die Netzhaut bis auf das Fehlen 
der Nervenfaser- und Ganglienzellenschicht normal entwickelt. 


5) Schussverletzung beider Sehnerven mit langdauernder Amaurose 
und schliesslich geringem peripheren Sehen, von Prof. Sachsalber. 


Das 3 Monate lanye Bestehen von Amaurose mit nachfolgender Wieder- 
herstellung eines kleinen peripheren Gesichtsfeldstückes, erklärt Verf. damit, 
dass der Sehnerv nur theilweise zerrissen war und intraneurale Blutungen 
den erhaltenen Sehnerventheil vorübergehend functionsunfähig machten. 


6) Schwund markhaltiger Nervenfasern in der Netzhaut bei entzünd- 
licher Atrophie des Sehnarven in Folge eines Tumor cerebri, von 
Prof. Sachsalber. 

7) Ein Erklärungsversuch der paradoxen Mitbewegungen zwischen 
Lid und Auge, von Dr. Blaschek, I. Assistent der Univers.-Augen- 
klinik Graz. 

In den beiden Fällen, die Verf. zu Grunde legt, trat, während die 
Ptosis im Rückgange war, bei Adduction des gelähmten Aures auffullende 
Erweiterung der Lidspalte und bei Abduction Verengerung derselben ein. 
Weiter fand bei Hebung der Blickebene nur eine Spur von Erweiterung 
statt, während bei Senkung die Lidspalte weit geötfnet erschien. In längeren 


-- 400 — 


Ausfiihrungen begriindet Verf. seine Ansicht, dass diese Erscheinungen als 
Steigerung physiologisch vorhandener Mitbewegungen bei Lähmungszuständen 
aufzufassen sind. 





8) Ueber senile Maculs-Veränderung bei Arteriosklerose, von Dr, 
Possek, Assistent der Universitäts-Augenklinik Graz. 


9) Bericht über 500 Cataract-Extractionen, von Dr. Blaschek. 


Bei der Vorbereitung der Patienten wird von Prof. Dimmer Werth 
auf Einträuflungen von Homatropin eine Stunde vor der Operation gelegt. 
Im Ganzen ist der Gang der übliche. Der Operateur trägt in letzter Zeit 
sehr viel: sterile Mütze, Mundschleier, der an einem Brillengestell be- 
festigt wird. 


Die Operation wurde als Norm ohne Iridectomie gemacht, zur Discission 
die Kapselpincette gebraucht, nöthigenfalls das Cystitom zu Hilfe genommen. 
Sobald die Linse in der Wunde erschien, wurde sie von den Assistenten mit 
dem scharfen Irishäkchen leicht angehakt und dann durch Zug und Druck 
entbunden. 

Das Herausstreifen der Linsenreste wurde mit dem Fingerkondom 
ausgeübt. 

Bei der Einstellung von Glaskörper bewährte sich das Reisinger’sche 
Doppelhäkchen als Tractionsinstrument glänzend. Die Nachbehandlung war 
offene Wundbehandlung, Anlegen des schwarz überzogenen Fuchs’schen 
Doppelgitters. 


Nachstar wurde möglichst früh, am 14. bis 20. Tage discindirt. 

Es wurden uncomplicirte Stare 374 ohne Iridectomie, 86 mit Iridectomie 
operirt, complicirte 25 mit, 5 ohne Iridectomie, 10 Linearextractionen. 

Wundinfection trat 2 Mal (0,4 °/,) ein. 


Von den 374 ohne Iridectomie operirten Fällen hatten 33 Irisprolapse. 
Die Ergebnisse für das Sehvermögen waren, soweit das Menschenmaterial 
das zuliess, gute. 


10) Ein Fall von corticaler Hemianopsie nach einem Trauma, von 
Dr. R. Possek. 
Es handelt sich um eine homonyme Hemianopsie, ausgehend von einer 
Verletzung des rechten Hinterhauptlappens. 


11) Ein Fall von seröser traumatischer Iriscyste mit raschem Wachs- 
thum, von Docent Dr. Blaschek. 


Band XIV, Heft 1. 
1) Die Entwicklungsgeschichte der glaucomatösen Excavation, von 

Prof. Dr. Schnabel in Wien. 

An der Hand von Mikrophotographien wendet sich Verf. gegen die 
Lehre von der Druck-Excavation des Sehnerven bei Glaucom. Nach seiner 
Ansicht ist Zerfall der Sehnervenfasern mit Entstehung von Höhlen in den 
Nervenfaserbündeln nach Resorption der Zerfallsmasse die früheste Verände- 
rung der Sehnerven im glaucomatös erkrankten Auge. Darauf sinkt das 
bindegewebige Gerüst des Sehnervenkopfes, das der Stütze durch die Nerven- 


401 — 


taserbündel beraubt ist, zusammen und schrumpft. Der Einsturz des Binde- 
gewebegerüstes, das nach Zerfall und Resorption des Nervenfaserparenchyms 
den ganzen Inhalt des Sclerotico-Chorioidealkanals ausmacht, erzeugt das Loch 
um Sehnervenende, die glaucomatöse Excavation. 

Damit erklärt Verf., dass dieselbe Form der Excavation bei normalem, 
wie bei erhöhtem Augendruck sich findet. 





2) Zur Anatomie des myopischen Auges, von Prof. J. Stilling in 
Strassburg. 


Das untersuchte myopische Auge zeigte normales Längemaass, normale 
Dicke der Sklera. Verf. vergleicht damit je ein gleich grosses hypermetro- 
pisches und emmetropisches Auge. Es sprechen ihm auch diese Befunde 
dafür, dass myopische Augen nichts weiter sind, als grosse normale Augen, 
die unter Muskeldruck am meisten in die Länge gewachsen sind. Der Grad 
der Hornhautkrümmung entscheidet, ob solche Augen myopisch werden oder 
hypermetropisch bleiben. Die Hornhautkrümmung schwankt in der Norm 
zwischen 7 und 9 mm, entsprechend einem Refractionsunterschiede von 
12 Dioptrien. Die Dicke der Sklera hat nach zahlreichen Messungen’ mit 
der Entwicklung der Myopie, wie sie durch Nahearbeit entsteht, nichts zu 
schaffen. 

3) Zwei Fälle von Xeroderma pigmentosum mit Tumorbildung an 
den Lidern, von Dr. Ichreyt in Libau. 

4) Kuhnt’s Knorpelausschälung in der Trachombehandlung, von Ober- 
stabsarzt Dr. Boldt. 

Bei den Spätstadien degenerirter Narbentrachome mit ihren zahlreichen 
Complicationen ist der Tarsus des Oberlides durch seine hartnäckige Beteiligung 
am Krankheitsprocesse schädlich. Kuhnt entfernt ihn dann unter Schonung der 
Bindehaut bis auf einen etwa 2!/, mm breiten Streifen am Lidrande. Die 
Technik des Verfahrens entspricht mit geringen Aenderungen den Veröffent- 
lichungen Kuhnt’s im Jahre 1897. Der Operationserfolg ist ein sehr er- 
freulicher, besonders gegenüber dem Pannus. 

Verf. wahrt Kuhnt die Priorität des Verfahrens. 


Heft 2. 
1) Ueber Blutgefisse des Auges bei Glaucom und über experimen- 
telles Glaucom durch Versperrung von vorderen Blutbahnen, von 
Dr. Bartels, Assistent der Univers.-Augenklinik Marburg. 


Verf. geht die Literatur durch und beschreibt drei eigene Fälle ein- 
gehend. Er kommt zu folgenden Schlüssen: ” 

Gefäss-Erkrankungen sind an Glaucom-Augen sehr häufig, sie gehen meist 
über den Rahmen von arteriosklerotiscben Veränderungen nicht hinaus und 
haben nichts Spezifisches, nichts für Glaucom Charakteristisches. 

Es giebt bei Glaucom unzweifelhatt primär entzündliche Gefässverände- 
rungen am vorderen Bulbus-Abschnitt und an den Centralgefässen des Opticus, 
doch können diese als Ausnahmen anzusehen sein. 

Die bisher an Glaucom-Augen gefundenen Gefässveränderungen bieten 
keinen zureichenden Grund für die Entstehung der Drucksteigerung. 

26 


— 402 


Experimentell gelang es Verf. bei Kaninchen und Hunden einen glaucom- 
“Ahnlichen Zustand durch Versperrung der vorderen Ciliarvenen zu erzeugen. 
Er durchschnitt die Conjunctiva und unterband die Muskeln. In einem Falle 
blieb der Augendruck über 5 Monate erhöht: es wurde dabei keine Sehnerven- 
excavation gefunden. 

2) Ueber die Innervation der Stromazellen der Iris, von Dr. Karl 
Münch in Berlin. (Universitäts-Augenklinik.) 

Verf. färbte die Iris einer Affenart (Macacus) nach einem der Bethe’: 
schen Molybdiunisirung ähnlichen Verfahren und erreichte übersichtliche 
Bilder der farbigen Nervenverzweigungen in den schwarzgefärbten Stroma- 
zellen. Er sieht in den Präparaten den Nachweis unmittelbarer Verbindung 
des Netzes der Stroma- und der Nerven-Zellen erbracht und zwar 1) in Form 
eines einfachen Contactes; 2) in Form von Apparaten, die den Taches mo- 
trices von Ranvier entsprechen, kegelförmigen Anschwellungen der Nerven- 
fasern, deren Basis dem Leibe oder einem Arme der Stromazellen aufsitzt; 
3) indem eine Ganglienzelle selbst den Endhügel bildet, wobei die Ganglien- 
zelle der Stromazelle wie das Schneckenhaus der Schnecke aufsitzt. 

3) Ueber eine Modification des umgekehrten Bildes und ihre Ver- 
wendung zur _ Refractionsbestimmung, von Dr. R. Cohnstein 
in Berlin. 

4) Dislocatio lentis spontanea als erbliche Krankheit, von Dr. A. Vogt, 
Assistent der Universitäts-Augenklinik Basel. 

In 15 Krankengeschichten berichtet Verf. über spontane Linsenluxation. 
die seit einem Jahrhundert in derselben Familie im spätern oder mittleren 
Lebensalter auftrat. 

Die Luxation war anscheinend unabhängig von einer Refractions-Anomalie. 
In der weiblichen Descendenz wurde keine Weitervererbung beobachtet. 


5) Zur Spätdiagnose traumatischer Netzhuutablösung, von Dr. Onken 
in Wilhelmshaven. 
Die Ablösung wurde erst über 4 Wochen nach dem Unfalle, als dessen 
Folge sie anzusehen ist, bemerkt. 


Band XIV, Heft 3 und 4. 
1) Die chronische, herdförmige Chorioretinitis tuberculosa, von Dr. 
Schultz-Zehden in Berlin. 

Vgl. Referat im Centralbl. f. Augenheilk. October 1905, S. 298. 

2) Die Entwicklung der Thränenableitungswege, von Dr. v. Matys ın 
Prag. (Anatomisches Institut von Prof. Janosik.) 

Eingehende Untersuchungen vom Ziesel-Embryon zeigten, dass die Anlage 
der Thrinenableitungswege bei dieser Säugethierart nicht am Boden der so- 
genannten Thränenturche entsteht, sondern an der Wand des Epiblastes des 
oberen inneren Randes vom Oberkiefer-Fortsatze an derselben Stelle, an 
welcher nach Born auch bei der Eidechse die Anlage der Thr&nenableitung 
ontsteht. 


— 403 — 


Die primäre Anlage ist klein und entspricht dem späteren Thränensack. 
Secundär entwickeln sich aus ihr die beiden Thränenkanälchen und der 
Thränengang. 

3) Traumatische Neurose und Unfallbegutachtung, von Prof. Dr. Bach 
in Marbury. 

Als Augensymptom bei der traumatischen Neurose sah Verf. öfters 
isolirte Muskelkrämpfe meist klonischer Art an der Musculatur des Bulbus 
und der Lider. Mehrmals sah er als Ausdruck einer trophischen Störung 
ein Ergrautsein der Augenbrauen und Cilien auf der Seite der Verletzung. 
Pupillen-Ungleichheit war häufig, doch ist sie ohne Reactionsstörung belanglos; 
verbunden mit Reactionsstörung deutet sie auf eine organische Läsion. Con- 
centrische Einengung des Gesichtsfeldes ist selten und wird in ihrer Bedeutung 
meist überschätzt. 

Verf. schlägt mittelhohe Renten vor, die eventuell heraufzusetzen sind. 
Die Herabsetzung der Renten nach einiger Zeit hält er für schädlich. 

4) Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen auf den Trachomfollikel, 
von Privatdocent Dr. Stargardt in Kiel. (Aus der Universitäts-Augen- 
klinik Königsberg.) 

Verf. sah an den unter Vorsichtsmaassregeln direct bestrahlten Ueber- 
gangsfalten eine Verkleinerung der Körner eintreten. Mikroskopisch fanden 
sich an den nach kurzer Zeit (16—30 Stunden) excidirten Stücken Schollen, 
die Verf. als Trümmer zu Grunde gegangener Kerne ansieht, Vermehrung 
der Phagocyten, der Villard’schen Riesenzellen, Abnahıne der Mitosen. 

Die praktische Bedeutung ist gering. 


Heft 5. 
1) Metastatische Aderhaut-Geschwulst bei vermuthlicher Hodzkin’- 
scher Krankheit, von Prof. v. Michel in Berlin. 

Der enucleirte Bulbus enthielt ein Aderhaut-Carcinom. Damit musste 
die Deutung der Geschwulstbildung im Mediastinum und der erkrankten 
Lymphdriisen als Pseudoleukimie fallen und die Diagnose auf Carcinom ge- 
stellt werden. 


3) Der Innenpol-Magnet. Eine neue Verwerthung des Elektromagnetismus 
zur Entfernung von Eisensplittern aus dem Auge, von Dr. Janitschek. 
(Aus der Baseler Universitäts- Augenklinik.) 

Der neue grosse Magnet von Klingelfuss soll vor den früheren den 
Vorzug haben, dass er die grosse Streuung der Kraftlinien vermeidet und 
das Operationsfeld nicht verdeckt. Er besteht aus einem ovalen Ringe von 
Kupferdrahtwindungen. Tritt der elektrische Strom durch dies Solenoid, so 
entsteht im Innern ein homogenes marmnetisches Feld. Ein hier gehaltener 
Eisenstift und jedes entgegengebrachte eiserne Object befindet sich hier in 
der Zone der grössten magnetischen Dichte und beide werden einander näher 
zu kommen suchen. Dies wird benutzt, indem der Kopf des Patienten in 
die Mitte des Solenoids gebracht wird und Eisenstifte von verschiedener 
Stärke dem Auge genihert werden. 

Nach den Krankengeschichten hat der Apparat die Vortheile und Fehler 
der Riesenmagneten. Instructiv ist ein Fall, in welchem der Fremdkörper 

26* 


— 404 — 


nicht entfernt werden konnte, da er sich unter der Magnetwirkung umkshrte 
und die Spitze immer fester in das Corpus ciliare und Sklera gebohrt wurde. 
Sonst wurden die Fremdkörper in die Vorderkammer geholt und von dort 
mit dem eingeführten Hirschberg’schen Magneten entfernt. 

Auf den Abbildungen erscheint das Verfahren nicht bequem, da der 
Kopf des Pat. tief in dem Ringe steckt und unbeweglich wird, das Auge 
nicht frei zugänglich ist und ein Offenhalten der Lider fast unmöglich wird. 
Verf. will dem durch geeignete Sperrlidhalter abhelfen und durch einen be- 
sonders zu construirenden Halter es ermöglichen, den Pat. unter der Ein- 
wirkung des Magneten zu Ende zu operiren, während bisher die Lage des 
Patienten dazu geändert und ein andrer Magnet benutzt werden musste. 


3) Die Beziehungen des Bacillus Müller zur Genese des Trachoms, 
von Dr. Luerssen. (Kgl. Hygien. Institut Königsberg.) 

Verf. fand, dass der von L. Müller beschriebene, influenzabacillus-ähn- 
liche Bacillus thatsächlich im Secret einer geringen Zalıl von Trachomfällen vor- 
kommt. Doch spricht nichts dafür, dass dieser Bacillus der Erreger des 
Trachoms sei. Er ist bei einfachen Bindehaut-Erkraukungen gefunden worden, 
ist bei Trachom selten, und Impfungen auf menschliche Conjunctiva ver- 
liefen negativ. 


4) Zur Trachomfrage, von Dr. Junius in Magdeburg. 

Verf. wendet sich gegen Peters, der als Wesentliches des Trachoms 
die Wucherung der adenoiden Schicht der Conjunctiva ansieht, die bei reich- 
licher Gewebsvermehrung zur Bildung von Granulis führen könne, aber 
nicht müsse. 


Heft 6. 
1) Histologische Untersuchungen der Conjunctivitis gonorrhoica neo- 
natorum, von Privatdocent Dr. Schridde in Marburg. 

Verf. konnte die Augen eines Kindes, das an Blennorrhoea neonatorum 
litt, anatomisch untersuchen. Die Schleimhaut der Lider zeigte sich stark 
belegt und durchsetzt mit neutrophilen Leucocyten. Am Conjunctival-Epithel 
zeigte sich zunächst Auflockerung des Epithelverbandes. An diesen Stellen 
sind die Leucocyten reichlich und grosse Mengen von Gonokokken vorbanden, 
die fast durchweg frei zwischen den Zellen liegen. In dem benachbarten 
normalen Epithel zeigen sich Kerntheilungsfiguren. 

In fortgeschrittenen Stadien treten Geschwüre mit schräg abfallenden 
Rändern auf. Auf deren Grund bildet sich Granulationsgewebe, welches zur 
Heilung mit kleinen Narben führt. | 


2) Zur Casuistik der intraocularen Tumoren, von Dr. P. Wagner. 

(Aus der Klinik des Prof. Fuchs in Wien.) 

Verf. beschreibt einen Fall von peripapillärem Sarcom der Chorioidea, 
das sehr früh diagnostieirt wurde, genauer und schliesst drei dem Haupttall 
ähnliche Fälle an. Sodann theilt er zwei Fülle von sogenanntem diffusem 
Sarcom der Chorioidea mit. 

Die Ursachen für das verschiedenartige Wachsthum des Sarcoms der 
Chorioidea lässt sich nicht ermitteln. Endlich berichtet er über einen Tumor 


— 405 — 


im Ciliarkörper, der sich als zufälliger Nebenbefund fand. Es war eine gut- 
artige Neubildung, vielleicht ein angeborenes Gebilde. 
3) Zur Wirkungsweise der Radiumbestrahlung auf die trachomatöse 
Bindehaut, von Dr. Thielemann. (Univers.-Augenklinik Königsberg.) 
Die Beobachtung von 6 Fällen ergab ein unzweifelhaftes Zurückgehen, 
bezw. Verschwinden der granulösen Affection nach Radiumbehandlung. Das 
Radium wurde in Form seines Bromsalzes in Menge von 2 mg in einem 
Glasröhrchen angewandt. Der Bulbus wurde durch eine stark bleihaltige 
Glasprothese geschützt und die ectropionirten Lider während 4 Wochen täg- 
lich 7—10 Minuten den Strahlen ausgesetzt. Bei einem der Fälle trat 
iritische Reizung trotz der Bedeckung des Bulbus auf. Die Erfolge er- 
muthigen zu weiteren Versuchen mit Modificationen des Verfahrens. Die 
anatomischen Untersuchungen der excidirten Uebergangsfalten bestätigten 
die Befunde. 
4) Ueber einen Hilfsapparat zur Behandlung des Trachoms mit 
Röntgenstrehlen, von Dr. Horniker und Dr. Romanin in Triest. 
Eine Vorrichtung, die Lider ectropionirt festzuhalten. 





6) Zur Kenntniss des Colobom der Macula lutea, vou Dr. Cosmetatos 
in Athen. 
Der mitgetheilte Fall unterstützt durch sein Aussehen, sowie durch 
choridesle Veränderungen, die ihn begleiten, die Ansicht, dass die Entwick- 
lungshemmung durch intrauterine Entzündung veranlasst ist. Spiro. 


ll. Zehender’s Klinische Mounateblätter für Augenheilkunde. 1905. November. 
1) Ueber Augen-Erkrenkungen durch Autointoxicationen, von Elschnig. 
Nach allgemeiner Besprechung der Autointoxicationen spricht Verf. die 
Ansicht aus, dass eine grosse Zahl von entzündlichen Erkrankungen der Corneo- 
Sklera und Uvea auf Autointoxicationen gastrointestinalen Ursprungs beruhen. 
So berichtet er über einen Fall von recidivirender, marginaler Geschwürs- 
bildung der Cornea. Erst nach einer Diätkur hörte dieselbe auf. Auch die 
schweren recidivirenden Skleritiden sind in der überwiegenden Mehrzahl durch 
Digestionsanomalien bedingt, ebenso gewisse Formen von chronisch verlaufen- 
der Iridocyclitis, sowie sehr häufig die recidivirende Iritis. 


2) Ueber amyloide Degeneration der Lider und Conjunctiva des 
Auges, von E. Raehlmann. 

Die Amyloidentartung am Auge kann von allen Theilen der Gewebe 
der Conjunctiva und der Lider ausgehen. Man hat Entartung des Binde- 
gewebes, der Lidmuskeln, des cutanen Hauttheils, endlich der Drüsen be- 
obachtet. Dieselbe kann sich auf jeden der genannten Gewebstheile 
beschränken, ohne die andren Theile der Adnexa zu ergreifen. Die Amyloid- 
bildung in den Geweben erfolgt durch eine Umwandlung, welche durch ein 
neu zugeführtes, als Ferment wirkendes Eiweissmolekül bewirkt wird. Das- 
selbe wandert wahrscheinlich als geformter Bestandtheil selbstthätig in’s 
ergriffene Gewebe hinein. Zuerst zeigt sich eine feine Körnerbildung, darauf 
kommt es zur Schollenbildung. 


-— 406 — 


3) Beitrag zur Kenntniss des Krankheitsbildes der Embolie der 
Arteria centralis retinae, nebst Bemerkungen über den Verlauf 
der Macularfasern im Sehnerven, von Velhagen. 

Verf. untersuchte das Auge eines 40jährigen Mannes mikroskopisch, das 
$ Monate vorher unter dem Bilde einer Embolie der Arteria centralis retinae 
erblindet war. An der Macula lutea waren Stäbchen und Zapfen überhaupt 
nicht mehr da, die betreffende Netzhautpartie war in Bindegewebe verwandelt, 
welches mit der Chorioidea verklebt war. In dem von der Nekrose be- 
troffenen Gebiete der Netzhaut liess sich keine Spur von Infarktbildung be 
merken. Der Embolus fand sich nicht in der Gegend der Lamina cribrosa, 
sondern weit mehr centralwärts. Im Sehnerv waren die Fasern in einer fast 
keilförmig gestalteten, peripher gelegenen Partie erhalten, während die übrigen 
Fasern zum allergrössten Theil ne waren. 

4) Zur Histologie der Irisperlen, von Rafael Silva. 

Einem 12jährigen Knaben war nach einer Verletzung der Hornhaut 
eine Cilie in die vordere Kammer gelangt. Dieselbe lag auf der Iris. Nach 
einem Jahre fand sich auf der Iris ein Gebilde von Gestalt und Glanz einer 
Perle und der Grösse einer halben Erbse. Dieses Gebilde wurde entfernt. 
Es liess sich nachweisen, dass das Irisgewebe bei der Entwicklung dieser 
Perle nur eine secundäre Rolle spielte, indem die Iris nur den Nährboden 
bildete, nicht aber mit Fasern ihres Parenchyms zur Bildung der Wand der 
Cyste beitrug, das Haar als solches nahm an der Entwicklung der Geschwulst 
keinen Anthbeil, es wurde nicht mehr weiter ernährt und von den die Ge- 
schwulst ausmachenden Epithelzellen vorgeschoben. Die Iris zeigte nicht die 
geringste Erscheinung einer Proliferation bezw. eines beginnenden Purch- 
wachsens der Epithelzellen, obwohl dieselben dem Irisgewebe direct autlagen. 


5) Zur Kenntniss der Trachomverbreitung (statistische Untersuchung 
in der ganzen Bevölkerung von Westmatama, einem Dorfe in 
Kynshu, Japan), von Toschima Kuwahara. 

Untersucht wurden 1301 Einwohner und 347 Familien. Von letzteren 
waren 312 (91°/,} erkrankt. Junge Leute, Knaben von 1—10 und Mädchen 
von 1—20 Jahren waren ziemlich häutig von der Erkrankung befallen, 
während in den andern Lebensjahrzehuten man keinen bestimmten Eiutluss 
des Alters auf die Häufigkeit der EE festzustellen vermochte. 

6) Zur Behandlung des pulsirenden Exophthalmus, vonG. Schwalbach. 

Bei einem 12jährigen Knaben. dem vor einem Jahr mit einer Strick- 
nadel in das linke Auge gestochen war, wobei die Nadel in die innere Hältte 
des oberen Lides in der Richtung nach der Nase eingedrungen war, hatte 
sich ein pulsirender Exophthalmus entwickelt. Da die Compression ertolglos 
war, wurde zunächst die Carotis communis unterbunden und darauf in der 
Orbita die fraglichen Gefüsse resecirt. Der Erfolg war ein guter. 

7) Ueber isolirte Verletzungen der äusseren Augenmuskeln, von 
C. Berger. 

Verf. berichtet über 6 Fälle von Verletzung der äusseren Augennuskel 
und zwar 2 des Rectus internus, 2 des Abducens, 1 des Rectus inferior 
und 1 des Trochlearis. 


— 407 


December. 

1) Klinische und anatomische Untersuchungen über die Wirkung des 

Radiums auf die trachomatése Bindehaut, von Birch-Hirschfeld. 

Unter 10 Fällen von zweifellosem Trachom konnte Verf. nach Bestrah- 
lung mit Radium deutliche Abtlachung und Schwund der Foilikel beobachten. 
Nur in einem Falle hielt dieser Effect der Bestrahlung mehrere Wochen an. 
In den übrigen 9 Fällen kam es nach Tagen oder Wochen zur Entstehung 
neuer Follikel auch an den bestrahlten Stellen. Von den behandelten Fällen 
war ein Vortheil der Radiumtherapie gegenüber andern sonst üblichen Be- 
handlungsmethoden nicht ersichtlich. Im Gegentheil mussten auch die viel. 
fach bestrahlten Conjunctiven nach monatelanger Radiumtherapie in andrer 
Weise behandelt werden. Nach den anatomischen Untersuchungen bietet der 
mit Radium bestrahlte Trachomfollikel die gleichen Veränderungen, wie sie 
Heinecke am normalen Lymphfollikel nach Radiumbestrahlung nachweisen 
konnte. Er theilt mit dem letzteren die Eigenschaft, dass er sehr schnell, 
aber nur vorübergehend auf die Bestrahlung reagirt. Für weitere radio- 
therapeutische Versuche beim Trachom ist zu empfehlen, nur solche Fälle - 
als geheilt anzusehen, bei denen es nach mehrmonatlicher Beobachtungsdauer 
auch längere Zeit nach Aussetzen der Bestrahlung nicht mehr zur Neubildung 
von Follikeln kommt. Vor der Verwendung starkwirkender Präparate bezw. 
zur langdauernden oder zu häufig wiederholten Bestrahlungen in der directen 
Nachbarschaft des ungeschützten Auges muss gewarnt werden. 
2) Cylindrom der orbitalen Thränendrüse, von Enrique B. Demaria. 

Es handelt sich um ein 4!/,cm langes und 3 cm breites Cylindrom der 
Tbränendrüse, das einer 33jährigen Frau exstirpirt wurde. 


8) Ueber angeborene entzündliche Ektopie der Pupille, von N.C. Jones. 
Verf. berichtet über einen Fall von angeborener Ektopie der Pupille 
nit Pupillarverschluss und secundäreın Hydrophthalmus. Der Verschluss der 
ektopischen Pupille muss auf eine abgelaufene intrauterine Entzündung der 
oberen Theile der Iris und des Ciliarkörpers zurückgeführt werden. 
4) Augen - Untersuchungen bei Schwangeren und Wöchnerinnen, 
von Polte. 

Verf. untersuchte im Ganzen 200 Schwangere, davon 177 auch nach 
der Entbindung. Unter diesen waren 178 gesund. Der Augenhintergrund 
war in der Regel normal. Die von Bosse s. Zt. festgestellten neuritis- 
ähnlichen Erscheinungen hat er nie gefunden. Bei 2 Fällen von Albuminurie 
mit Cylindern wurde ein Retinitis albuminurica constatirt, zwei andre Fülle 
mit chronischer interstitieller Nephritis zeigten eine Atrophia nervi optici 
nach früherer Retinitis albuminurica. 

5) Zur Frage der Keratitis disciformis, von A. Peters. 

Nach den Ausführungen des Verf.’s ist die Keratitis disciformis keine 
typische Erkrankung der Cornea, sondern nur eine der verschiedenen Er- 
scheinungsformen des Herpes cornene. 


8) Bemerkungen zum Vorkommen des Bacillus pyocyaneus am Auge, 
von Dr. A. Mac Nab. 
Hanke beschrieb einen Fall von Ringabscess der Cornea und züchtete 


== “408 = 


daraus einen bisher unbekannten Bacillus. Er bezeichnete denselben als eine 
Abart des ,,Bacillus proteus fiuorescens‘‘. Nach Verf. handelt es sich um 
den Bacillus pyocyaneus. 


7) Nachtrag zu der Arbeit tiber die Wirkung des Radiums auf die 
trachomatése Bindehaut, von Dr. Birch-Hirschfeld. 
Entgegnung auf Pardo. 


Beilageheft 1905. 
1) Sehstörung und Invalidenversicherungs- Gesetzgebung, von Dr. 
Groenouw. 

Nach den Ausführungen des Verf.’s liegt Erwerbsunfähigkeit im Sinne 
des Invaliden-Versicherungsgesetzes bei Berufsarten mit sehr geringen optisch- 
erwerblichen Ansprüchen für gewöhnlich erst vor, wenn die Sehschärfe des 
besseren Auges weniger als !/,, beträgt, eine allmähliche, nicht eine plötzliche 
Abnahme des Sehvrermögens vorausgesetzt. Dieser Grenzwerth gilt häufig 
auch bei nicht gar zu hochgradiger Myopie, selbst wenn keine corrigirende 
Brille getragen wird. Bei Berufsarten mit höheren optisch-erwerblichen An- 
sprüchen tritt in der Regel bei Herabsetzung der Sehschärfe auf !/, bis Le 
Berufsunfähigkeit und damit nicht selten auch Erwerbsunfäbigkeit im Sinne 
des Gesetzes ein. Nicht gar zu erhebliche Gesichtsfelddefecte, selbst Hemi- 
anopsie bedingen an und für sich gewöhnlich keine dauernde Invalidität, 
sondern nur im Anfang eine vorübergehende. Diese Grenzwerthe haben nicht 
absolute Geltung, da jeder einzelne Fall individuell, nicht schematisch be- 
urtheilt werden muss; insbesondere beziehen sie sich nur auf im Uebrigen 
gesunde und rüstige, nicht zu alte Personen. 


2) Das Ulcus corneae internum bei der syphilitischen Keratitis 
parenchymatosa, von W. Stock. 

Es handelt sich hier um zwei Bulbi, von welchen der eine an einer 
früheren schweren Keratitis parenchymatosa erkrankt ist, während beim 
andern ein vollständig abgeheilter Process vorliegt. In beiden Fällen sind 
Defecte in der Membrana Descemeti vorhanden. Bei der frischen Keratitis 
parenchymatosa sieht man ganz deutlich, wie von hinten her diese Membran 
arrodirt wird und nun durch mehrere Löcher, welche entstehen, die Leuko- 
cyten in das Parenchym der Hornhaut eindringen. Bei dem zweiten Fall 
ist die primäre Veränderung geheilt. Es war auch hier sicher ein Defect in 
der Descemeti vorhanden, einzelne Lamellen der Cornea sind zu Grunde ge- 
gangen, später hat sich in dem Defect Narbengewebe gebildet; in diesem 
Narbenrewebe wurden die gefalteten Reste der Descemeti eingebettet. Das 
Endothel hat sich neu gebildet und unter dem Endothel ist eine neue, dünne, 
glashäutige Membran entstanden. 


3) Ueber Tuberculose der Thränendrüse, von Wilhelm Plitt. 

Nach Besprechung der bis jetzt veröffentlichten Fälle von Tuberculose 
der Thränendrüse theilt Verf. einen selbst beobachteten Fall mit. Bei einem 
21jährigen, hereditär belasteten Dienstinädchen lässt sich eine Vergrösserung 
der heiderseitigen orbitalen Thränendrüsen teststellen, welche sich seit 5 Jahren 
entwickelt hat. Die vergrösserten Thränendrüsen wurden entfernt sowie der 


ET E 


rechte verdickte Thränensack. Bei der mikroskopischen Untersuchung liess 
sich feststellen, dass beide Affectionen tuberculöser Natur waren. 


4) Ueber die Aetiologie der Thränensack-Entzündungen bei Tuber- 
culose der Umgebung und über Dacryocystitis tuberculosa, von 
S. Shiba. 

Auf Grund der Beobachtung von 13 Fällen von Thränensack-Entzündung 
bei Tuberculose der Umgebung ist Verf. der Ansicht, dass unter dem Bilde 
der gewöhnlichen eitrigen Dacryocystitis wie unter dem der Phlegmone sich 
eine tuberculöse Entzündung des Thränensacks verbergen kann. Daraus muss 
man schliessen, dass tuberculöse Daeryocystitis häufiger ist, als gewöhnlich 
angenommen wird. Es ist das ein Grund mehr, bei den schweren chronischen 
Thränensack-Eiterungen in weitem Maass die Exstirpation des kranken '[hränen- 
sacks in Anwendung zu bringen. Weder in der Nase, noch sonst braucht 
sich bei Thrinensack-Tuberculose eine tuberculöse Veränderung zu finden. 
Solche Fälle von ‚‚primärer Thränensack-Tuberculose‘‘ sind nicht so selten. 
Sie werden nur oft nicht erkannt. Wahrscheinlich wird in manchen der- 
artigen Fällen der tuberculösen Infection der Boden bereitet durch eine ein- 
fache Dacryocystitis. Bei hartnäckigen Fillen von Dacryocystitis hat man 
immer auch an Tuberculose zu denken. Die bei Tuberculose der Gesichts- 
haut und der Nase, ja sogar die bei Tuberculose der Bindehaut auftretende 
Dacryocystitis ist in manchen Fällen nicht tuberculös, sondern einfach ent- 
ziindlich. Da in allen diesen Fillen eine conservative Therapie der Dacryo- 
cystitis ganz unzuverlissig ist, auch für das Allgemeinbefinden nicht unbe- 
denklich erscheint, so ist die Exstirpation des Thränensackes das einzig 
Richtige. Sie ist auch insofern von Bedeutung, als durch sie in manchen 
Fällen der Weiterverbreitung auf die Bindehaut am ehesten vorgebeugt wird. 
Da die klinische Diagnose der Thränensack-Tubereulose in vielen Fällen un- 
sicher ist, ist der Vorschlag von Morax zu beherzigen, den Eiter auf 
Tuberkelbacillen zu färben. 

5) Ueber congenitale epitheliale Bindehautxerose, von B. Agricola. 

Verf. berichtet über 2 Fälle seit der Geburt bestehender, scharf um- 
schriebener, gänzlich entzündungsfreier Bindehant-Veränderungen im äusseren 
Lidsp:ltenbezirk, die das typische Bild der Xerose darbieten. 


6) Endogene Misch-Infection des Auges mit Tuberculose und 
Pseudo- Diphtheriebacillen. Panophthalmitis tuberculosa, von 
E. B. Demaria. 

Auf Grund der Untersuchung eines Falles konnte Verf. nachweisen, dass 
eine endogene Tuberculose-Infection des Auges gelegentlich unter dem Bilde 
einer subcutanen Panophthalmitis verlaufen kann. Während bei de Lietto- 
Vollaro und Littge reine Tuberculose-Infectionen vorlagen, kam im vor- 
liegenden Falle eine Misch-Infection von Pseudo-Diphtheriebacillen in Betracht. 
Diese Bacillen waren an dem eitriven Charakter der Entzündung betheiligt. 
Vom Glaskörper aus können manche Bakterien der Diphtheriegruppe stark 
pathogen für das Auge wirken. Auch die filtrirten Kulturen erwiesen sich 
pathogen in dieser Hinsicht. Besonders eigenthümlich war nach Infection 
des Filtrats in den Glaskörper eine umfangreiche Ablösung des Epithels der 
vorderen Linsenkapsel. 


— 410 — 


7) Bemerkungen zu den Theorien des Aufrechtsehens, von C. Han- 


burger. 
Nach den Ausführungen des Verf’s ist die Stellung der Netzhautbilder 
Nebensache, mögen sie aufrecht stehen oder verkehrt — ein Falschsehen ist 


ebenso wenig denkbar, wie wir optisch etwa darüber informirt werden, dass 
die Erdaxe nicht senkrecht steht zur Ebene der Ekliptik, sondern schräg, 
obwohl dies eine entsprechende Schrigstellung der Netzhautbilder im Raume 
zur Folge haben muss. 


8) Ueber die Sehschärfe des menschlichen Auges, von J. v. Sıklössy. 

Die Arbeit lässt sich in kurzem Referat nicht wiedergeben. 

9) Beiträge sur Hemianopsie, von G. Lenz. 

Verf. berichtet über 92 Fälle von Hemianopsie. In 16 handelte es 
sich um eine bitemporale, in 76 um homonyme Hemianopsie Ein Fall von 
bitemporaler kam zur Autopsie. Hier fand sich eine Hyperplasie der Hypo- 
physis. In 14 von den 16 Füllen von bitemporaler Hemianopsie liess sich 
eine atrophische Verfärbung der Papille nachweisen. In einem Falle kam 
es nach kurzer Zeit zum Exitus letalis, in 2 Fällen trat während der Be 
obachtungszeit sehr allmählige Verschlechterung ein, in 2 weiteren Fällen 
bielt sich, nachdem der grösste Theil des Gesichtsfeldes ausgefallen war, der 
Rest mehrere Jahre hindurch constant, in allen übrigen Fällen war die Be 
obachtungsdauer nur eine kurze. 

Bei der homonymen Hemianopsie fand sich als Aetiologie in erster Linie 
Arteriosklerose, bei 43 unter 76 Fällen, alsdann Lues 9 Mal, 6 Mal handelte 
es sich wahrscheinlich um einen Tumor cerebri, in 5 Fällen um ein Trauma, 
in 2 um einen encephalitischen Process und in 2 war eine Intoxication an- 
zunehmen. Ein positiver ophthalmologischer Befund bestand in 16 von den 
76 Fällen, und zwar 5 Mal einfache atrophische Verfärbung der Papille, 
3 Mal neuritische Atrophie, 3 Mal Neuritis und 5 Mal Stauungspapille. Unter 
den 76 Fällen war in 68 Fällen die Pupillenreaction normal, in 2 Fällen 
bestand Tabes mit retiectorischer Pupillenstarre, in einem Hirnlues mit solcher, 
in einem war die Pupillenreaction sehr träge, in einem Falle von doppel- 
seitiger Tractus-Hemianopsie reagirte die Pupille des linken Auges sehr träge, 
in einem Falle von rechtsseitiger specifischer 'Tractus-Hemianopsie und Oculo- 
motoriusläihmung war die rechte Pupille absolut starr. Hemiopische Pupillen- 
reaction war 2 Mal zu finden; von den übrigen Gehirnnerven war 5 Mal der 
Oculomotorius, 2 Mal der Abducens, 4 Mal der Trigeminus, 14 Mal der 
Facialis und 5 Mal der Hypoglossus alterirt. 

Zum Exitus letalis kam es in 4 Fallen. Von 8 Fällen doppelseitiger 
homonymer Hemianopsie waren 4 durch Tractus-Affectionen mit Uebergreifen 
des Processes auf das Chiasma bezw. den andern Tractus bedingt; in 4 Fallen 
bestand eine doppelseitige corticale Läsion. Horstmann. 


Ill. Archiv tür Augenheilkunde. LI, 1905. Heft 1 u. 2. 

1) Ausbau der Serumtherapie des Ulcus serpens. Die Combination 
der activen mit der passiven Pneumokokken-Immunisirung, von 
Dr. P. Römer, Privatdocent in Würzburg. 

In ausgedehnten Erörterungen über die theoretischen Voraussetzungen, 
die zu seiner Serumtherapie führten und über die bisherigen praktischen Er- 


— 41 — 


fahrungen kommt Verf. zu sehr günstigen Schlüssen für den Werth des 
Verfahrens. Bei den Frühstadien des Ulcus serpens hat es sich schon bewährt 
und Verf. erwartet von der angeregten ausgedehnteren Prüfung auch für 
Spätstadien günstige Resultate. 


2) Ein doppelseitiges metastatisches Aderhautcarcinom mit rechts- 
seitiger Heilung einer auf beiden Augen bestandenen Netzhaut- 
ablösung, von Prof. Dr. J. Oeller in Erlangen. 

Von besonderem Interesse ist die Anlegung der Netzhaut nach Deutsch- 
mann’schen Durchschneidungen. Sie waren gemacht, da mit der Möglichkeit 
einer myopischen Ablösung gerechnet wurde. Die Anlegung erfolgte unter 
Bildung von Bindegewebszügen aus degenerirten Retinalepithelien, in denen 
Verf. das anatomische Substrat für die sog. Striae sieht. Die nach vorüber- 
gehender Besserung des Sehvermögens eingetretene Erblindung führt Verf. 
darauf zurück, dass auch nach erfolgter Anlegung der Netzhaut die Degene- 
ration der Pigmentepitbelien fortschritt und dadurch die Ernährung der 
percipirenden Elemente aufhörte. 


3) Ueber einige seltene bakteriologische Befunde beim Ulcus scerpens, 
von Privatdocent Dr. zur Nedden, Univers.-Augenklinik in Bonn. 
In den drei mitgetheilten typischen Fällen waren Pneumokokken nicht 
vorhanden. In zwei Fällen war die Infection durch Heubacillen bewirkt. 


4) Doppelte Perforation eines Augapfels (vordere und hintere Wand) 
durch Hikelnadel. Günstige Heilung mit voller Sehschärfe, von 
Dr. Feilke, Assistent an der Augenabth. des Johannstädter Stadtkranken- 
hauses in Dresden. 

5) Zur Theorie der Skiaskopie, von Dr. Borschke in Wien. 

Verf. hält keine der bestehenden Theorien für vollkommen richtig und 
bringt einige Abänderungen. Er eınpfiehlt das Skiaskop-Ophthalmometer von 
Wolff, hofft aber bald über einen weniger complicirten Apparat berichten 
zu können. 


6) Zur Tetanie-Cataract, von Dr. Zirm in Olmütz. 

In den 6 Fällen des Verte bestand gleichzeitig mit der Starbildung 
Haarausfall, Nagelnekrose nach Tetanie. Diese Ernährungsstörungen erscheinen 
als der Ausdruck einer schädigenden Toxinwirkung auf die Ernährungsorgane 
dieser verschiedenen epithelialen Gebilde, bei der die Krämpfe an den Händen 
wie im Ciliarmuskel nur eine begleitende, nicht eine ursächliche Rolle 
spielen dürften. 


7) Ein Beitrag zur Operationstechnik des mit Trichiasis complicirten 
Narbenentropiums, von Dr. Hochheim ın Berlin. 

Verf. verlegt den Intermarginalschnitt und spaltet den Tarsus seiner 
ganzen Länge nach 2 mm tief. Die betroffenen Meibom’schen Drüsen ver- 
öden meist. Weiter berichtet Verf. über eine zweckmässige Fadentührung 
bei der Snellen’schen Excision, die für Streckung des Knorpels und der 
Conjunctiva sorgt. 


- - 412 


8) Beitrag zur hyalinen Degeneration der Augapfelbindehaut, von 
Dr. Th. Battaban in Lemberg. 
Mittheilung eines Falles. 


9) Ueber die Entwicklungsanomalien der Regenbogenhaut, von Dr. 
Fejer in Budapest. 

Bericht über einen Fall von Ectropion uveae congenitum. Verf. glaubt 
eine neue Anschauung vorzubringen, seine Ausführungen decken sich jedoch 
mit denen der Hirschberg’schen Schule, wie er in einem späteren Nach- 
trag (Heft 4) anerkennt. 


10) Ueber Entstehung von Iriskammeroysten, von Dr. E. Wölfflin 
in Basel. 
Anatomische Untersuchung einer ausgedehnten traumatisch-serösen Iris- 
cyste, die von einer reinen lriscyste sich zur Iriskammercyste und Vorder- 
kammercyste entwickelt hatte. 


11) Sitzungsbericht der Englischen Ophthalmologischen Gesellschaft. 

12) Kritik der Hess’schen Bemerkungen, betreffend den Nachweis 
angeborener centraler Skotome (A. f. A. LI, 4), von Docent Dr. 
Heine in Breslau. 


Heft 3. 
13) Ueber Augenhintergrunds-Verinderungen bei inneren Krank- 
heiten, speciell bei animischen Zuständen, von Dr. A. Pagen- 
stecher, Assistent am Eppend. Krankenhaus zu Hamburg. 


1) Fälle von schwerer Chlorose mit Netzhautblutungen. Verf. beobachtete 
unter 246 Kranken mit reiner Chlorose 3 Mal Netzhautblutungen. Die bei 
Chlorose beschriebenen Befunde von Stauungspapille und Neuritis optica 
führt er auf vermehrten Druck in der Schädelhöhle zurück. 


2) Fälle von Retinaveränderungen nach Blutverlust. Die beobachteten 
Blutungen und weissen Flecke sind als Ernährungsstörung aufgefasst und 
nicht als Folge der Blutdruck-Veränderung. 


3) Fälle von Netzhauthlutunzen bei hämorrhagischer Diathese. 


14) Traumatische Iridodialysis (Subluxation der Linse, Fuchs’sche 
Abhebung des Ciliarkörpers und der Aderhaut, Blutpigment unter 
der Linsenkapsel), von Dr. Teich. (Univers.-Augenklinik Würzburg.) 

15) Zur Kenntniss des Zusammenhanges zwischen Erkrankungen der 
Nasennebenhöhlen und inneren Augen-Erkrankungen, von Dr. 
Fish in New Orleans. 

Bericht über 7 Fälle von Uveitis, deren Ursache Verf. in Nebenhöhlen- 
erkrankungen unzweifelhaft sieht. Auffallend ist in allen Fällen die Besserung 
der Augensymptome nach der Drainage der Sinus. Verf. geht auf Einwen- 
dungen, die gemacht werden könnten, ein und meint, dass bei sorgfältigerer 
Untersuchung der Nasennebenhöhlen, der in Rede stehende Zusammenhang 
bei Iritis, Gyelitis, Chorioiditis n. s. w. häufiger nachgewiesen werden könnte. 


413 — 


16) Fibrilläres Oedem der Netzhaut nach Contusion, von Dr. P. Friden- 
berg in New York. 

In dem mitgetheilten Falle war die Quetschung nicht stark genug, um 
ein Flächenödem im Sinne der Berlin’schen Trübung, wohl aber um in der 
Maculagegend eine seröse Durchtränkunge und nachfolgende trübe weissliche 
Schwellung der von dieser Stelle ausstrahlenden Nervenfasern hervorzuruten. 
17) Mittheilung über eine neue Anwendungsmethode von localer 

Anästhesie bei Operationen an dem Augapfel und an den Augen- 

lidern, mit besonderer Berücksichtigung der Operationen für 

Trachom, von Dr. J. Guttmann in New York. 

Verf. infiltrirt die Lider mit einer /,—1°;,, Cocainlösung. Schwierig 
ist die erste Injection, die im Fornix conj. über den mittelst Rollpincette 
doppelt umgedrehten Knorpel stattfindet. Besonders bewährte sich das Ver- 
fahren in 52 Fällen von Ausrollung der Trachomkörner, die dadurch sich 
deutlicher abheben. 


18) Das Verhalten der Pupillen nach intracranieller Opticus-Durch- 
schneidung, von Privatdocent Dr. Abelsdorff. 

Marenghi hatte in einer Veröffentlichung erklärt, dass nach intra- 
eranieller Durchschneidung des Sehnerven beim Kaninchen die Lichtreaction 
nicht aufgehoben war. Verf. fand bei der Nachprüfung die Lichtreaction 
stets erloschen. 

18) Zur Pathogenese der traumutischen Orbital-Erkrankungen (Em- 
physema orbitae, Hämorrhagie retrobulbaris, Enophthalmus 
traumaticus), von Dr. Cause. (Assist. der Univ.-Augenklin. Würzburg.) 
Der Mittheilung des Fülles von Enophthalmus traumaticus schliesst sich 

eine längere Erörterung von dessen Ursachen an. Die geringeren Grade 

entstehen durch eine Läsion der muskulären Fuscienbänder, bei den schwereren 

Fällen sind im Anschluss an die Zerreissung des Fascienapparates andre 

retrobulbäre Bestandtheile des Orbitalinhaltes mitverletzt oder entzündliche 

Erscheinungen, die zu einer Retraction durch Vernarbung führen, eingetreten. 





20) Ueber subconjunct. Kochsalz-Injectionen, von Dr. Beck. (Univers.- 

Augenklinik Würzburg.) 

Die Beobachtungen sprechen für günstige Wirkung bei Glaskörper- 
trübungen und frischer Chorioiditis centralis. Von 11 nicht mit Na-Cl-In- 
jection behandelten Fällen von Glaskörpertrübung zeigten 4 Besserung, unter 
den mit Injection behandelten 8 zeigten 7 Fälle Besserung. Unter 5 Fällen 
von Chorioiditis centralis, die ohne Injection behandelt waren, zeigten 2 ge- 
ringe Besserung, unter 14 mit Injection behandelten dagegen 10. 





21) Die Original-Artikel der Englischen Ausgube (Vol. XXXII, 

Heft 3, 4, 5). 

1) Die richtige Theilung und Fixation der Hautlappen bei 
der Operation gegen Narbenectropium zur Verhütung von Reci- 
diven, von F. C. Hotz in Chicago. 

2) Chronisches Empyem des Ethmoidal- und Frontal-Sinus mit 
Exophthalmus, Operation, Tod an Meningitis; Autopsie, von Arnold 
Knapp. 


dt = 


3) Y-förmiger Riss der Chorioidea in der Maculagegend mit 
Erhaltung von gutem Sehvermögen, von J. Mills in Baltimore. 


4) Ueber die Histologie der Keratitis bullosa bei glaukoma- 
tösen Augen, von de Schweinitz und Shumway in Philadelphia. 

5) Ein Prüfungsmittel für centralen Farbensinn, von Percy 
Fridenberg. 

Heft 4. 

1) Aplasie der Papille und Netzhautgefässe mit einer eigen- 
thümlichen Anomalie in der Macula bei sonst normalen Augen, von Duane 
in New York. 


2) Netzbautrosetten-Bildung von Neuroglia bei entzündlichen 
Processen, von Brown Pusey in Chicago. 

3) Cytotoxine und sympathische Ophthalmie, von Brown 
Pusey in Chicago. 

Die Injection einer Lösung, die aus dem vorderen Bulbusabschnitte von 
Hundenugen bestand, in die Peritonealhöhle einer Ziege wurde mehrfach 
wiederholt. Das Blutserum dieser Ziege einem Hunde injicirt brachte keine 
Veränderung gerenüber Serum einer normalen Ziege hervor. Damit ist die 
Frage, ob die Zellen eines degenerirten Auges die Bildung specifischer Cyto- 
toxine veranlassen könnten, welche im Blute circulirend die Zellen des Nach- 
narauges afficiren und die Veränderungen der sympathischen Ophthalmie 
hervorrufen könnten, nicht geklärt. 


4) Ueber neurasthenische und hysterische Asthenopie, von 
H. Gradle in Chicago. 


5) Beiderseitige Neuritis optica bei Keuchhusten, von Gamble 
in Chicago. 

6) Periskopische Linsen, von Percival in Cambridge. 

7) Polyp des unteren Thränenröhrchens, von Ayres in Cincinnati. 

8) Indicationen und Technik der Exstirpation des Thränen- 
sacks, von Arnold Knapp. 

Indicationen sind 1) chronisch purulente, andrer Behandlung trotzende 
Daeryoeystitis, 2) wiederbkolte Anfälle akuter Dacryocystitis mit Abscessbil- 


dung, 8) Erweiterung des Sackes, mag er ausdrückbar sein oder nicht, 
4) Thränensackfistel. 


9) Ueber die Geistesstörung, die sich gelegentlich bei Pa- 
tienten in Augenkliniken entwickelt, von Charles Kipp in Newark. 

Von 10 Fällen von Geistesstörung bei klinischen Patienten waren nu 
einem Patienten beide Augen verbunden, die Patienten waren in hellen 
Zimmern und nicht allein. Es handelt sich um eine Form von Melancholie, 
die auf Heimweh beruht und am schnellsten durch Rückkehr der Patienten 
nach Hause geheilt werden kann. 


Heft 5. 

1) Der Werth ophthalmoskopischer Untersuchungen bei der 
Ditferentialdiagnose zwischen Typhus und Miliartuberculose, 
von C. Loeb in St. Louis. 

Der Befund von Chorioideaivuberkeln entschied den Fall. 


-) Buphthalmus bei einem Patienten mit angeborener Dis- 
location der Linse. von F. W. Marlow in Syracuse. 


ae AIG =: 


Band LIl, Heft 4. 
22) Das Bell’sche Phänomen, von Dr. Fleischer, Privatdocent in 

Tübingen. 

Verf. beobachtete einen Fall, in dem das Bell’sche Phänomen — die 
Aufwärtsrollung des Bulbus beim Lidschluss und im Schlaf — sich in eine 
Abwärtsrollung verkehrte. Verf. schliesst sich der Auffassung Nagel’s, dass 
es sich um einen Reflexvorgang handelt an, denn bei der Aufwärtsrollung 
wäre in seinem Falle der Bulbus in eine ungünstige Lage gekommen, die 
Cornea hätte theilweise frei gelegen, theilweise unter den Höckern der granu- 
lirenden narbigen Conjunctiva. 

23) Durch Nasenkrankheiten verursachte Augenleiden, von Dr. Marc. 

Paunz in Budapest. 

Verf. beginnt mit einer Darstellung der topographischen Beziehungen 
zwischen der Augen- und den Nasenhöhlen und schliesst Mittheilungen von 
Fällen daran, die die Beziehungen zwischen Augen- und Nasen- bezw. Neben- 
höhlen-Erkrankungen erläutern. Die Fälle betreffen Thränensack-Eiterungen, 
Eiterung der Stirnhöhle mit Orbitalphlegmone, Sehnerven-Entziindung durch 
nasale Infection, Glaskörpertrübungen, die nach Eröffnung eines Empyems 
der Highmorshöhle sich aufhellten. | 


24) Ueber Linsenbildchen, die durch Spiegelung am Kerne der nor- 
malen Linse entstehen, von Dr. Schmidt, Assistent der Augenklinik 
der thierärztlichen Hochschule in Wien. 

Im Pferdeauge kommen auch unter normalen Verhältnissen ein zweites 
aufrechtes und ein zweites verkehrtes Linsenbildchen häufig, besonders bei 
älteren Pferden vor. 

25) Ein neuer Tonometer. — Tonometrie, von Prof. Schiötz in 
Christiania. 

Beschreibung eines neuen Apparates, der einfach ist und den Verf. in 
die Praxis einzutiihren hofft. 


26) Klinische Beobachtungen, von Dr. A. Briickner. (Aus der Wiirz- 
burger Universitäts-Augenklinik.) 

1) Eigenartiger ophthalmoskopischer Befund entsprechend dem Verlaufe 
des papillo-makulären Bündels. 

Der Befund ist besonders charakterisirt durch ein feinstreifiges Bündel, 
das von der blassen Papille zur Macula zieht. Aetiologisch ist der Fall 
unautgeklärt; es handelt sich um eine Degeneration des papillo-maculären 
Bündels, welches durch Bindegewebe ersetzt wurde. 

2) Zur Casuistik der sympathischen Ophthalmie. 

Der Fall ist seit 2 Jahren ohne Rücktall mit voller Sehschärfe geheilt. 

3) Einseitige Neuritis optica nach Gelenkrheumatismus. 


27) Ueber Pigmentirung des Sehnerven, von Prot. Ogawa aus Okayama. 
(Aus der Kgl. Augenklinik der Charite zu Berlin ) 
Verf. schliesst aus seinen Untersuchungen, dass bei Thieren eine normale 
Pigmentirung der Papille und des Sehnervenstammes häufig ist. Beim 
Menschen kommen histologisch im Gewebe der Lamina cribrosa vereinzelte 


416 


pigmentirte Bindegewebszellen vor. Mit dem Augenspiegel sieht man beim 
Menschen nicht selten Pigmentflecke auf der Papille von versprengten Pigment- 
flecken herrührend. Neben dieser angeborenen Anomalie giebt es eine patho- 
logische Pigmentirung des Sehnerven, die nach Blutungen auftritt und durch 
Blutpigment bedingt ist. 


Band LIII, Hett 1. 
1) Ein Fall von metastatischem Adeno-Carcinom des Ciliarkérpers, 
von Dr. Paul. (Univ.-Augenklinik Breslau.) 
Mittheilung eines Falles, von einem Magencarcinom ausgehend. 


2) Ueber die Wirkung des Alypin, eines neuen Anästheticums auf 
das Auge, von Privatdocent Dr. Hummelsheim in Bonn. 

Alypin ist nur halb so giftig wie Cocain, wirkt in 2°/, Lösung weder 
auf Accommodation, noch die Pupillenweite ein. Es kann wiederholt sterilisirt 
werden und schädigt das Hornhautepithel nicht. Auf die Einträuflung folgt 
leichtes Brennen von '/,—2 Minuten Dauer. 

3) Hydrophthalmus mit Knorpelbildung im Innern des Auges, Ectro- 
pium uveae und Netshautpigmentirung vom Glaskérperraum, von 
Dr. Seligsohn in Berlin. 

Mittheilung einer anatomischen Untersuchung. 


4) Ueber eine der Parinaud’schen Conjunctivitis ihnliche Bindehaut- 
erkrankung mit positivem bakteriolog. Befund, von Dr. K. Scholtz. 
(Universitäts-Augenklinik Würzburg.) 

Die Entwicklung von Wucherunsen der Bindehaut mit gleichzeitiger 
Erkrankung,der Präauriculardrüsen bezw. Halsdrüsen kennzeichneten Verf.’s 
Fall als Parinaud’sche Krankheit. In der Bindehaut und den Drüsenabscessen 
fand Verf. kurze Bacillen mit ausgesprochener Polfärbung, die er als die 
Erreger des Leidens ansieht. 

5) Erfolge und Kosten der Trachombehandlung in Ungarn, von Dr. 
K. Scholtz, I. Assistent der Univ.-Augenklinik Budapest. 

In drei meist von Deutschen und Serben bewohnten Bezirken Südungarns 
mit etwa 128000 Einwohnern war von 1883—1899 der Procentsatz der 
Trachomkranken von 4,5°/, auf 1,2°;, gesunken; 6 Jahre nach der ersten 
Untersuchung wurden 34,7°/, der Trachomkranken, nach weiteren 10 Jahren 
83,4°/, geheilt befunden, nur 4,3/, der geheilten Kranken erlitten Recidive. 

Verf. geht auf die Trachombehandlung nicht ein, erwähnt nur, dass die 
Spitalbehandlung in Ungarn nicht durchzuführen ist. Der Gesammtaufwand 
für die Trachombehandlung in ganz Ungarn beträgt jährlich 283510 M. 


6) Die stereosk. Nebenwirkung in symmetrischen Axen stehender 
Cylindergläser, von H. Feilchenfeld. 

Verf. bespricht die bekannte Erscheinung, nach der durch schräg sym- 
metrisch zu einander stehende Cylindergläser corrigirte Astigmatiker Flächen 
in einem Theil näher bezw. entfernter sehen und durch diese Nebenwirkung 
der Gläser erheblich gestört werden. Die Ursache findet er darin, dass die 
Cylindergliiser in den Hauptmeridianen verschieden grosse Bilder vermitteln 


se EEN e 


und geht zum Theil mit mathematischen Auseinandersetzungen näher auf die 
stereoskopische Wirkung ein. 

Es ergiebt sich die praktische Regel, Astigmatismus in symmetrischen 
Axen schwach zu corrigiren, wenn nöthig die Axen ein wenig zu drehen 
und zwar, wenn sie genau in 45° stehen, convexe zur Horizontalen, concave 
zur Vertikalen; wenn sie einer von beiden Richtungen näher liegen, nach 
derjenigen Richtung, der sie näher liegen. Besser ist es noch durch mög- 
lichste Annäherung und Centrirung zu wirken. 


7) Lineares Offenbleiben einer Extractionswunde in Gestalt eines 
Epithelspaltes, von Dr. A. Berka. (Univ.-Augenklinik Prag.) 

Der Fall stützt die Anschauung, dass die meisten Spät-Infectionen nach 
Bulbusverletzung oder Operationen nicht auf eine endogene Ursache zurück- 
zuführen sind, sondern eine Porosität der Narbe und secundäre Bakterien- 
einwanderung ihre Entstehung verursacht. 


8) Zur Symptomatologie des Flimmerskotoms nebst einigen Bemer- 
kungen iiber das Druckphosphen, von Prof. A. v. Reuss in Wien. 
Verf. berichtet eingehend über Beobachtungen, die er an sich selbst 
gemacht hat. 





Heft 2. 
9) Glasstückchen als Fremdkörper in dər Linse, von Prof. Dr. Laqueur 
in Strassburg i. E. 

Im ersten Falle war ein Glasstückchen 31/, Jahre ohne Reaction in 
der Linse geblieben, führte dann allmählich zu Cataract, im zweiten Falle 
sind 81/, Jahre seit der Einheilung des Glasstückchens in der Linse, ohne 
dass Trübung eintrat, verstrichen. Verf. nimmt an, dass auch hier Cataract 
eintreten wird, als Folge chemischer Veränderungen des Glases. 

Er theilt ferner je 2 Fälle mit, in denen Glasstückchen und Cilien 
reizlos in der Cornea einheilten. 

10) Drei Fälle von angeborener doppelseitiger Hornhauttrübung 
nebst Bemerkungen über die Aetiologie dieser Störung, von Dr. 
Seefelder. (Univ.-Augenklinik Leipzig.) 

Verf. neigt der Autfassung zu, dass die congenitale Hornhauttriibung 
in seinen Fällen auf eine fötale Entzündung des vorderen Uvealtractus mit 
Beteiligung der Hornhaut zurückzuführen ist. 


11) Studien zur Pathologie der Glaskörperfibrille, von Prof. R. Greeff 
in Berlin. 

Der normale Glaskörper enthält als feste Bestandtheile Fibrillen und 
Zellen. Letztere fasst Verf. als Wanderzellen, nicht als fixe aut, die sich 
bei pathologischen Zuständen durch Einwanderung vermehren. Der Haupt- 
bestandtheil des Glaskérpers, 98°/,, ist eine Flüssigkeit, die in ihren Eigen- 
schaften sehr dem Kammerwasser gleicht. 

Die Verflüssigung des Glaskörpers ist ein secundärer Vorgang, entstehend 
nach einer Schädigung des den Glaskörper ernährenden Theiles des Auges. 
In normalem Zustande ist die Mitte des Glaskörpers faserlirmer, daher flüssiger 
als die Peripherie, dieser Zustand nimmt mit den Jahren zu. 

27 


— 418 — 


Verf. beschäftigt sich eingehend mit der Glaskörperfibrille Sie ist in 
ausgewachsenem Zustande unveränderlich und nicht im Stande nachzuwachsen, 
sich neu zu bilden oder zu theilen. Es giebt demnach keine fibrilläre Ent- 
artung des Glaskörpers, die Theilungen oder Vermehrungen der Fibrillen zur 
Voraussetzung hat. Die einzige Veränderung, welche die Glaskörperfibrille 
eingeht, ist ihre Auflösung bei Ernährungsstörungen im Gebiete des Corpus 
ciliare und des Orbiculus ciliaris. 

Bei der sog. Organisation des Glaskörpers wucherte Neuroglia, Bindegewebe 
und Blutgefässe von den Gefässen der Retina und Chorioidea aus hinein. 


12) Noch einmal meine Skiaskopie-Theorie, von Dr. Hugo Wolff in Berlin. 
Polemische Erörterung, in der Verf. seine Skiaskopie-Theorie als un- 
widerlegt ansieht. 


13) Zur Erörterung der Sehschärfeprüfung, von Oberstabsarzt Dr. 
Guillery in Köln. 
Verf. wiederholt seine bekannten Ausführungen über die Sehschirfe- 
prüfung. Er führt eingehend aus, dass seine Prüfung mit einzelnen Punkten 
nicht vom Lichtsinn abhängig ist und die einzig brauchbare Methode darstelle. 


14) Ein Fall von Panophthalmie mit Gehirnabscess und tödtlicher 

Meningitis, von Dr. Reis in Lemberg. 

Der Fall zeigt, dass auch bei conservativer Behandlung der Panophthalmie 
eine tödtliche Meningitis eintreten kann, so dass die Enucleation nicht immer 
anzuschuldigen ist. 

15) Ein Fall von Echinokokken in der Orbita, von Dr. Treu in 

Spalato (Dalmatien). 

Die ganze Orbitalhöhle zeigte sich bei der Operation nach Krönlein 
von einem derb-elastischen Tumor erfüllt, der aus einer Reihe von Echino- 
kokkenblasen bestand. Es folgte Rückbildung des Exophthalmus, die Stau- 
ungspapille verschwand; bedeutende Besserung des Sehvermögens. 


16) Ueber die Beziehungen von diffusen Trübungen der lichtleitenden 
Mittel des Auges und unregelmässigem Astigmatismus zu Unter- 
schieden der Herabsetzung der Sehfähigkeit in verschiedenen 
Abständen gelegener Dinge, von Dr. J. Weidlich in Eger. 





17) Notiz über die Pigmentirung des Sehnerven bei Thieren, von 
Privatdocent Dr. Abelsdorff in Berlin. 
Bei einigen Thierarten (Krokodil) findet sich eine Pigmentirung des 
Sehnervenkoptes, während der Sehnerv sonst frei bleibt. 
18) Ueber einen Fall von Pseudocolobom der Iris oder Ectropium 
uveae congenitum, von Dr. Cosmettatos in Athen. 
Mittheilung zweier Fülle. Vert. schliesst sich in der Deutung Hirsch- 
berg an. 
Es tolgen Sitzungsberichte. 


— 419 — 


Heft 8 und 4. 
19) Zur patholog. Anatomie des papillo-macularen Btindels, von Prof. 
Hess in Würzburg. 


Bei einem Affen fand Verf. auf der temporalen Seite der Papille eine 
zarte grauweisse Masse, die sich gegen die Fovea erstreckte und der Netz- 
haut aufgelagert zu sein schien. Die mikroskopische Untersuchung ergab im 
temporalen Theile des Sehnerven starke Vermehrung der Neuroglis; die ent- 
artete Netzhaut zeigte starke Veränderungen des Pigmentepithels, ohne dass 
Auflagerungen vorhanden waren. 


Der Befund im Sehnerven ist ähnlich dem bei der Tabaks-Amblyopie 
beim Menschen beobachteten; Veränderungen des papillo-macularen Bündels 
sind bei solchen Erkrankungen beim Menschen neben der Sehnerven-Erkran- 
kung nur vereinzelt beobachtet. 


20) Ueber Netzhautpigmentirung nach Resectio optico-ciliarts beim 
Menschen, von Dr. Studer. (Univ.-Augenklinik Bern.) 


Verf. konnte ein Auge untersuchen, bei dem 14 Tage zuvor die Resectio 
optico-ciliaris gemacht war. Es fand sich hochgradige Atrophie der Netzhaut 
mit eigenthümlicher Pigment-Infiltration auf der temporalen Seite, als Folge 
der Durchschneidung der hinteren Ciliargefässe und zahlreicher vorderer 
temporaler Ciliargefiisse. Nasal waren die Veränderungen gering, da hier 
die Collateralen eine genügende Circulation hergestellt hatten. Die Pigment- 
klumpen fasst Verf. als vergrösserte phagocytische Pigmentzellen auf. 


21) Ein Epidermoid der Conjunctiva bulbi, von Dr. Ischreyt in Libau. 


22) Beiträge sum Krankheitsbilde und zur patholog. Histologie der 
Tarsitis trachomatosa, von Dr. Fejer in Budapest. 


In einem Falle von ungewöhnlich starker Erkrankung des Tarsus bei 
Trachom war der auffallendste mikroskopische Befund hyaline Degeneration 
des Tarsus. 


23) Bemerkungen über das Auge der neugeborenen Katze, im Be- 
sonderen die retinale Sehzellenschicht, von Privatdocent Dr. Abels- 
dorff in Berlin. 


Verf.’s Untersuchungen bestätigen, dass entgegen der herrschenden An- 
schauung im Auge der neugeborenen Katze central gut unterscheidbare 
Stäbchen und Zapten schon vorhanden sind. Die Lichtreaction der Pupille, 
die bei Annahme des Fehlens der percipirenden Elemente in der Retina der 
neugeborenen Katze auffallend war, ist so erklärt. 


24) Ueber familiäre Hornhaut-Entartung, von Dr. Fleischer, Assistent 
der Univ.-Augenklinik Tübingen. 

Verf. fasst die Erkrankungen der Hornhaut, die als gittrige Keratitis und 
als knötchenförmige Hornhauttrübuns beschrieben sind, zusammen und sieht 
in ihnen verschiedene nahe verwandte Formen einer Erkrankung, die als 
familiäre Hornhant-Entartung aufzufassen ist. 

Zur Stütze dieser Anschauung bringt er eine Zusammenstellung der 

SCH 


— 420 — 


Fälle aus der Tübinger Klinik, die zum Theil Bindeglieder zwischen den 
beiden Formen darstellen. 
Als ursächliches Moment ist mit Wahrscheinlichkeit Inzucht anzusehen. 


25) Beitrag zur Kenntniss des traumatischen Enophthalmus, von Dr. 
A. Birch-Hirschfeld, Privatdocent und Dr. Meltzer. (Univ.-Augen- 
klinik Leipzig.) 

Mittheilung von vier Fällen, bei denen Enophthalmus im Anschluss an 
eine schwere Gewalt-Einwirkung eintrat, die zur Fractur der Orbitalwand 
geführt hatte. 

Eine einheitliche Erklärung für die Entstehungsweise des Enophthalmus 
traumaticus giebt es nicht, es sind verschiedene Entstehungsursachen anzu- 
nehmen, vielleicht auch im Einzelfalle Zusammenwirken verschiedenartiger 
mechanischer oder nervöser Factoren. 


26) Zur Diagnose der ,,latenten Accommodationsparese‘“, von Prof. 

O. Schwarz in Leipzig. 

In seiner ,,Functionspriifung des Auges‘‘ hat Verf. ausgefiihrt, wie auch 
eine die latente Ciliarmuskel-Contraction nicht überschreitende Accommo- 
dationsparese festgestellt werden kann. Die Methoden, Priifung der relativen 
Accommodations- und Fusionsbreite oder der dem Accommodations-Impuls für 
eine bestimmte Entfernung zugeordneten Convergenz versagen, wenn gleich- 
zeitig eine Internusparese vorliegt. Verf. führt nun aus, wie hierbei bei 
einseitiger Accommodationsparese das Verhalten der andren Pupille Aufschluss 
geben kann, 


27) Die Originalartikel der Englischen Ausgabe Heft 1. 

1) Bericht über 312 Fälle von Cataract-Extraction mit An- 
legung einer kleinen peripheren Oeffnung in der Iris, von Beckles 
Chandler in Massachusetts. 

Verf. entfernt möglichst an der Iriswurzel ein Stiick von 1mm Durch- 
messer. In 8 von 312 Fällen entstand Glaskörperverlust, 4 Fälle von Iris- 
prolaps. Gewöhnlich legte Verf. die Oeffnung erst nach der Extraction an. 
4 Mal Verlust durch Eiterung, 67 Mal wurde Nachstar-Operation erforderlich. 
Die Sehschirfe-Resultate waren gut. 

2) Delirium nach Augenoperationen, von Finlay in Habana. 

Bei einer 66jährigen Patientin brach nach der Extraction, nach der 
beide Augen verbunden waren, Delirium aus. Die Urinmenge und Harn- 
stoffmenge war unter der Norm. Einige Wochen später wurde das andre 
Auge mit einseitigem Nachverband operirt, Heilung ohne Störung. 

3) Sarcom der Orbita durch X-Strahlen geheilt, von L. Webster 
Fox in Philadelphia. 

Heft 2. 

1) Diffuses Sarcom des Uvealtractus, von J. H. Parson. 

Kritische Uebersicht der bisher veröffentlichten Fälle. 

2) Epithelialcysten der Conjunctiva (Dermo-Epitheliom Pari- 
naud’s), von E.L.Oatmann in Brooklyn. 

Mittheilung eines Falles. 

3) Ein Cholestearinkrystalle enthaltendes Chorioidealsarcom 
mit ungewönlicher Ausbreitung, von Brown Pusey in Chicago. 


— 421 — 


Der Tumor breitete sich von einer Stelle im horizontalen Meridian 
zungenförmig bis zum ÖOpticus aus. 

4) a Osmotische Störungen als Ursache des Glaucoms. 

b. Experimentelle Linsentrübung und -aufhellung, von 
Brown Pusey in Chicago. 

Bericht über einige bekannte Versuche am todten Auge. 

5) Ein Fall von persistirendem Oedem des Augenlides durch 
Syphilis, von E. F. Syndacker. 

Sieben Jahre nach der Infection trat Lidödem auf, das Verf. als eine 
gummöse Infiltration oder syphilitische Tarsitis auffasst. Heilung durch 
specifische Behandlung. 

6) Ein Fall von primärem Sarcom des Ciliarkörpers, von 
J. W. Barret und F. Orr. Spiro. 


.- — 





IV. Die ophthalmologische Klinik. 1905. Nr. 19. 
Stilling’s Theorie und wie ihr Autor sie vertheidigt, von Dr. C. Ham- 
burger in Berlin. 
Auf Grund seiner eigenen Untersuchungen und unter Veröffentlichung 
der Zahlen des vom Verf. festgestellten Orbitalindices, wendet er sich in 
ziemlich scharfer Discussion gegen Stilling’s Theorie. 


Nr. 20. 
1) Ein Fall von metastatischer eitriger Tenonitis, yon Dr. A. Jocqs. 
Bei dem 73jährigen Patienten war im Verlaufe einer allgemeinen In- 
fection eine eitrige Tenonitis aufgetreten. Im Verlauf der Erkrankung war 
es zu einem Durchbruch des Eiters vor der Insertion des M. rect. sup. ge- 
kommen. Während die Augensymptome sich allmählich besserten, verschlim- 
merte sich der Allgemeinzustand, so dass der Exitus eintrat. 


2) Die combinirte transversale Keratotomie, von Dr. A. Chevallereau. 
“ Die Operation will einen Augenstumpf schaffen, der das künstliche Auge 
fast so ausgiebige Bewegungen ausführen lässt, wie das gesunde Während 
bei der Exenteratio bulbi der Augenstumpf immer weiter schrumpft, kommt 
bei der neuen Operation die Schrumpfung des Stumpfes zum Stillstand, so- 
bald die Hornhaut resorbirt ist. 
3) Ein Fall von intermittirendem Thränen bei Facialislähmung, ver- 
ursacht durch den oesophago-lacrimalen Reflex, von Dr. Micas. 
4) Ein Fall von Blepharospasmus, anscheinend in Folge des Durch- 
brechens eines Zahnes, von Dr. de Coopmann. 

Das 3jährige Kind hielt 5 Tage lang die Augen krampfhaft geschlossen, 
bis am Morgen des 6. Tages nach Incision des Zahnfleisches der erste Molaris 
durchbrach. 

5) Eine einfache Methode für die Operation gewisser Formen der 
Chalazien, von Dr. Antonellı. 
‘ Verf. räth zur intermarginalen Incision bei Chalazien des Unterlids, die 
in der Gegend der Uebergaigstalte oder an den Lidecken liegen. 


— 422 _- 


Nr. 21. 


Ein Fall von Dacryocystitis nach der Operation eines Empyems der 
Kieferhöhle, von R. Jocgs. 
Nr. 22. 
1) Ueber Verwendung der Berger’schen Binocular-Lupen in der 
Augenheilkunde, von Prof. Haltenhoff in Genf. 
Verf. benutzt seit 5 Jahren die Lupe und ist mit derselben äusserst 
zufrieden. 
2) Ein in 4 Tagen cupirter Fall von sohwerer Blenorrhopa adultorum, 
von Dr. A. Darier. 
Nach der physiologischen Ausspülung der Gewebsspalten durch 5°/, 
Dioninlösung wurde mehrmals 25";, Argollösung eingeträufelt und mit 
25°/, Protargol gepinselt. 


Nr, 23. 
Ueber die Sympathektomie bei Glaucom, von Dr. Ch. Abadie. 

In den drei veröffentlichten Fällen, in denen sowohl die Iridectomie, 
als auch alle andern Heilversuche vollkommen erfolglos geblieben waren, 
ergab die Exstirpation des Ganglion cervicale supremum des Nervus sym- 
pathicus ein gutes, anscheinend dauerndes Resultat. 





Nr. 24. 
Das Doyen’sche Antistaphylokokken-Serum bei Daoryooystitis, von 
Dr. A. Darier. 
Verf. hat in einzelnen Fällen gute Resultate von dem Serum gesehen. 
Fritz Mendel. 


V. L’Ophtalmologie provinciale 1905. Nr. 7. 
1) Traumatische Hysterie mit doppelseitiger vollständiger Erblindung, 
Contracturen und Anästhesien, von Dr. H. le Roux. 

Nach einem Eisenbahnunfall trat bei einer 36jührigen Patientin eine 
starke Hysterie auf. 5 Tage nach dem Unfalle vollständige Erblindung auf 
beiden Augen, und etwa 14 Tage später Contracturen des Rumpfes und der 
4 Extremitäten, verbunden mit Anästhesien. Bis auf einige unbedeutende 
hysterische Symptome wurde Patient im Laufe von 6 Monaten geheilt. 


2) Ein Fall von Phlegmone der Lider, ein Folgezustand eines sep- 
tischen Stichs des Handgelenks, von Dr. Lacaussade. 
Der 15jährige Patient stach sich mit dem Handgelenk an den Dornen 
der Pflanze Onanis spinosa, der Stich war septischer Natur und führte zu 
einer Lymphangitis in einem ganz entfernten Körpergebiet, den Lidern. 


Nr. 8. 
1) Der Muskel- und Sehnenapparat des Auges und der Orbita nach 
den Arbeiten von Dr. Motais, von Dr. F. Cosse. 


- - 428 = 


2) Gelbe Gläser und die Hyperästhesie der Netzhaut, von Dr. Motais 
Verf. hat gute Erfolge von ihrer Verwendung gesehen. 


Nr. 9. 
1) Ueber die präparatorische Iridectomie bei der Star-Operation, von 
Dr. Berard. 

Verf. spricht sich für die präparatorische Iridectomie bei der Star- 
Operation als das sicherste Verfahren zur Erreichung eines günstigen Resultats 
aus. Die Vortheile machen einige Vorwürfe zu nichte, die man der combi- 
nirten Extraction gemacht hat, besonders aber wird das Operationsfeld bei 
der eigentlichen Extraction nicht durch eine oft auftretende ausgiebige Blutung 
in Folge der Irisausschneidung verdeckt. 

2) Syphilitische Gummata der Bindehaut, von Dr. H. le Roux. 

Die Erkrankung wurde an einer 30jährigen Patientin beobachtet. Nach 
Anwendung von Quecksilber und Jod heilte das Gumma glatt mit Narben- 
bildung. 


3) Die Entfernung des Thränensacks, Vortheile und Indicationen, 
von Dr. Gendron. 
Verf. hat mm Verlaufe von 3 Jahren 35 Mal den Thränensack exstirpirt 
und stets die günstigsten Resultate erzielt. 


ee 


Nr. 10. 
Das Heft beschäftigt sich mit Standes-Interessen der Ophthalmologen, 
die von Dr. Cosse in einem Reterat zusammengefasst sind. 
Fritz Mendel. 


VI. La Clinique ophtalmologique. 1905. Nr, 18. 
1) Dacryocystitis als Folge-Erscheinung der Operation am Sinus 
maxillaris, von R. Jocqs. ` 
2) Optiousatrophie und Lähmung des rechten Internus des rechten 
Auges traumatischen Ursprungs, von Dr. H. le Roux. 


Nr. 19. 
Einige Bemerkungen über die chirurgische Behandlung des Schielens, 
von M. Sydney Stephenson. 
Die vom Verf. vorgeschlagene Methode besteht darin, die Sehne des 
Muskels zu verlängern, ohne seinen Ansatz an der Sklera zu berühren. 


Nr. 20. 
Die beiden ersten Arbeiten wurden schon aus Heft 23 (1905) der 
„Ophthalmologischen Klinik‘ reterirt. 


Muköse und multiple Fibrome der Lidbindehaut, von Dr. G. F. Cos- 
mettatos. 
Die Fibrome fanden sich bei einem 7jährigen Kinde; sie wurden mit 
der Scheere exstirpirt und dann wurde mit Höllenstein die Implantations- 
stelle geiitzt. 


== 424 -- 


Nr. 22. 
Ueber die Sklero-Keratitis im Anschluss an einen Fall mit unbe- 
stimmter Aetiologie. von R. Jocqs. 
Verf. empfiehlt zur Behandlung das Dionin. 


Nr. 23. 

1) Das Guajakol als Heilmittel in der Augenheilkunde, von Dr. 
A. Terson. 

Das Guajakol kann auf die vier folgenden Methoden angewandt werden 

1) local auf die Conjunctiva und den Augapfel; 

2) Inhalationen in die Nase; 

3) innerlich zum Einnehmen; 

4) Injectionen in die Gewebe. 


2) Contusion des Bulbus mit nachfolgender Amblyopie unà Ex- 
ophthalmus. 
Nr. 24. 
Betrachtungen über die Star-Operation, von Dr. Ch. Abadie. 

Unter mehr als 1000 Star-Operationen hat Verf. 4 Fälle mit Infection 
gehabt, davon in einer Woche 2 Patienten. Verf. schiebt die Schuld der 
Influenza zu, an der er damals gerade litt, durch deren Mikroben er beim 
vielen Sprechen die Bindehaut der Operirten inficirte. Die Iridectomie soll 
je nach dem einzelnen Fall ausgeführt oder fortgelassen werden. 

Fritz Mendel. 


VII. Revue générale d’ophtalmologie. 1905. Nr. 5—8. 
1) Malignes Oedem des Unterlids, von Moreau. 

Ein Pustel bestand nicht. Ebensowenig konnte die Eingangspforte des 
Erregers, der bakteriologisch nachgewiesen wurde, entdeckt werden. Thera- 
peutisch kommt in erster Linie die Cauterisation in weiter Ausdehnung in 
Betracht. Der Fall wurde geheilt. 


2) Sehproben in Complementärfarben, von Polack. 





3) Die Anwendung der binocularen Lupen in der Ophthalmologie, 
von Berger. 
4) Klinischer Pupillometer, von de Surel. 

Der Apparat besteht aus einem in einem Rahmen befindlichen gleich- 
schenklichen Dreieck aus Fäden mit der Basis nach unten. An der Seite 
des Rahmens ist die Skala in Millimetern angebracht. Durch Anlegen der 
convergirenden Tangenten an die Pupillarränder liest man direct die Breite 
der Pupille ab. Der Fehler ist geringer als !/,, mm. 


5) Aetiologie und Pathogenese mancher Arten von unregeimässigem 
Linsen-Astigmatismus, von Nuel. 
Verf. ist der Ansicht, dass manche Fälle von Linsen-Astigmatismus ihre 


— 425 — 


Ursache in dem Vorhandensein einer leichten Cataracta polaris anterior haben, 
wie eine solche nach Blennorrhoe der Neugeborenen beobachtet wird. Hierzu 
ist es nicht nöthig, dass eine Perforation der Hornhaut eingetreten war, 
sondern es genügt, dass eine Infiltration derselben bestanden hatte. Moll. 


VIII. The Ophthalmosoope. 1905. Juni. 
1) Geburtsverletzungen der Hornhaut, von Thomson und Buchanan 
in Glasgow. 

Die Verff. konnten bei dem relativ häufigen Vorkommen rhachitischer 
Becken in Glasgow in den letzten 2 Jahren 9 Fälle von Hornhautschädigungen 
während der Geburt beobachten. Nach diesen neuen und früheren Erfah- 
rungen unterscheiden die Verf. 1) eine diffuse, vorübergehende Trübung, 
2) eine dauernde Trübung von linsenförmiger Gestalt, bald horizontal, schräg, 
vertical, geradlinig oder bogenförmig verlaufend und über einen Theil oder 
die ganze Hornhaut sich erstreckend. Meistens finden sich mehrere Trübungen 
dieser Art zugleich. 

Beide Formen kommen auch combinirt vor. 

Die anatomische Grundlage der ersten Form ist ein Oedem der Cornea, 
während es bei der zweiten zu einer Ruptur der hinteren Lamina elastica 
mit späterer Bindegewebsbildung kommt. 

3) Neue Errungenschaften der augenärstlichen Therapie, von Darier 
in Paris. 

Analgetische Wirkungen des Radium und der radioactiven Substanzen. 
3) Embolie der Centralarterie der Netzhaut mit Wiederherstellung 

normaler Sehkraft, von Hay in Edinburg. 

Vorhandensein einer cilioretinalen Arterie, die die Blutzufuhr fiir die 
Macula besorgte, so dass schliesslich die Embolie nur eine starke concentrische 
Gesichtsfeld-Einengung bewirkte. 

4) Correction des Astigmstismus durch Drehung der Gläser, von 

Percival in Newcastle-Upon-Tyne. 

Die Correction des — meist inversen — Astigmatismus nach Star- 
Extraction kann in der Weise geschehen, dass die sphärischen Convex-Gläser 
um einen bestimmten Betrag um ihre horizontale Axe geneigt werden. In 
einer Tabelle wird die Schrägheit der Linsen in Beziehung zu ihrem sphä- 
rischen und cylindrischen Aequivalent angegeben. 


October. 
1) Eine Familie mit Irideremie, von Hamilton in Adelaide. 

5 Mitglieder derselben Familie zeigten diese Missbildung. Daneben be- 
standen noch andre Entwicklungs-Anomalien, so des Schädels, der Kiefer, des 
Gaumens u. s. w., und in allen Füllen handelt es sich um Mikrophthalmie; 
in einigen Fällen bestanden melır oder weniger weitgehende Linsentrübungen, 
Nystagmus, Colobom der rudimentären Iris u. s. w. 





2) Ist der Gebrauch des elektrischen Lichtes für das menschliche 
Auge schädlich? von Drake-Brockman. 
Kurze Mittheilung von 6 Fällen, wo conjunctivale und asthenopische 


— 426 — 


Beschwerden verschiedener Art aufgetreten waren und zwar, wie der Verf. 
meint, in Folge von Arbeiten bei elektrischem Lichte. Bei Vermeidung des 
selben und entsprechender Behandlung des conjunctivslen Reizzustandes 
schnelles Schwinden der Beschwerden. 
3) Ein Fall von Strabismus paralyticus in Folge von Fractur des 
Keilbeins, von Wainwright und Murray. 
Kopfverletzung zwischen den Putfern zweier Eisenbahnwagen. Danach 
Lähmung der Recti externi. 





November. 
1) Ein Fall von Kopftetanus nach einer Oontusions-Wunde des 
Canthus externus, von Ramsay in Glasgow. 


Bei einer 23jährigen Patientin war im Anschluss an eine Stockverletzung 
des rechten äusseren Lidwinkels ein localisirter, die Muskeln der rechten Ge 
sichtshälfte, sowie gelegentlich die Kau-, Pharynx- und -Larynx-Muskeln be- 
tallender Tetanus aufgetreten. In dem Wundsecret wurden Tetanus-Bacillen 
in grosser Zahl nachgewiesen. Heilung durch Antitetanus-Serum-Injectionen 
und Chloral in grossen Dosen. 


ee ee 





2) Entsiindliche Affection des Ganglion ciliare, verbunden mit retro- 
bulbärer Neuritis, von Hay. 


Bei einem 88jährigen, früher luetisch inficirten und an chronischem 
Rheumatismus leidenden Patienten war unter Schmerzen in der Augenhöhle 
plötzlich eine hochgradige Sehstörung, S < ?/,„, eingetreten. Pupille absolut 
starr. Partielle Anästhesie der Cornea. Fundus normal. Vom Gesichtsfeld 
nur noch ein Theil der temporalen Hälfte erhalten. Nach acht Tagen be- 
ginnende Besserung, nach drei Wochen complete Heilung. 


Verf. meint, dass eine entzündliche Affection des Ganglion ciliare vor- 
liege, die die angrenzende temporale Sehnervenpartie mitergrifien habe. Er 
hält aber selbst diese Diagnose für zweifelhaft. 

3) Ueber Alypin, ein neues Local-Anästheticum, 
von Stephenson in London. 

4) Alypin, ein neues Anästheticum, 
von Jacques in London. 

Die Erfahrungen des Verf.’s stimmen in allen Punkten mit denen der 
deutschen Autoren (Impens, v. Eicherer, Seeligsohn) überein. 


December. 
1) Ueber Meningitis nach Enucleatio bulbi, 
von Marshall in London. 


Verf. warnt davor, vereiterte Bulbi nicht sobald als möglich zu ent 
fernen, da sonst gelegentlich Meningitis eintreten könne. Er hält die Gefahr, 
dass von einem derartigen Eiterherd aus eine Infection der Meningen erfolgt, 
tür viel beachtenswerther, als die durch die Enucleation eines solchen Bulbus 
bedingte. Empfehlenswerther sei allerdings die Exenteration. 








— 424 — 


3) Einige ungewöhnliche Augenhintergrunds - Veränderungen, von 
Duane in New York. 

1) Schwarzer Fleck in der Macula bei Myopie. Zwei Fälle, im ersten 
centraler Fleck mit entsprechendem Scotom, im zweiten extramacularer Fleck 
mit relativ guter centraler Sehschärfe. 

2) Colobom der Netz- und Aderhaut. Betrifft die Macula lutea. Para- 
centrales Scotom. 

In einem 2. Falle sind Reste der Retina im Colobomgebiet nachweisbar. 

3) Colobom der Aderhaut, von dem ein fadenförmiges Gebilde in den 
Glaskörper sich erstreckt. 


IX. The ophthalmic Record. 1905. September. 
1) Prtifung des Muskelgleichgewichts bei der Bestimmung der Re- 
fraction, von Koyle in Hornellsville. 

Da in der Bevölkerung, aus der sich die Clientel des Verf.’s zusammen- 
setzt, eine unüberwindliche Abneigung gegen Mydriatica herrscht, sah er 
sich gezwungen, zur Feststellung der latenten Hypermetropie einen andren 
Weg einzuschlagen. Es gelang dem Verf. durch ein complicirtes Verfahren, 
das im Wesentlichen eine Prüfung des Muskelgleichgewichts ist, gewisse Be- 
ziehungen zwischen den Störungen derselben und der Refraction festzustellen. 
18 Fälle theilt er zur näheren Erläuterung mit. 


2) Drei ungewöhnliche klinische Beobachtungen, von Bruns in 
New Orleans. 
1) Veränderung des Astigmatismus durch ein Chalazion. 
Der Druck eines kleinen Chalazion am rechten Oberlide des Vert.’s hatte 
genügt, den Grad seines Astigmatismus vorübergehend zu beeinflussen. 


2) Contact-Keratitis nach Star-Extraction. 

In zwei Fällen war im Anschluss an eine Star-Extraction, nach der sich 
die vordere Kammer mehrere Tage lang nicht wieder herstellte, eine centrale, 
ziemlich grosse und dichte Trübung aufgetreten, die später spurlos wieder 
verschwand. Verf. führt sie auf den langdauernden Contact mit Resten der 
Linse und der Kapsel zurück. 


3) Vererbte und erworbene Syphilis bei demselben Patienten. 
Typische Veränderungen des Schüdels, Nase, Zähne u. s. w. neben frischem 
syphilitischem Exanthem und gummöser Iritis. 


8) Reactionslose Entfernung der Zinke einer Stahlgabel aus der 
Highmorshöble, die durch das linke Oberlid und den Augapfel 
hindurch gestossen und 14 Jahre an Ort und Stelle geblieben 
war, von Keiper. 


4) Ein Fall von Pseudopterygium und Symblepharon durch Thiersch’- 
sche Transplantation geheilt, von Murray in Minneapolis. 


5) Primäres Epitheliom der Hornhaut, von Brady in San Francisco. 
Bei einem 42jährigen Patienten war in der temporalen Hornhauthälfte, 
rings von klarer Hornhaut umgeben, ein mehrere Millimeter im Durchmesser 


— 428 — 


betragendes Knötchen entstanden. Die mikroskopische Untersuchung eines 
excidirten Stückchens ergab, dass es sich um ein „papilläres Epitheliom“ 
handelte. 


6) Vergleichende Anatomie des Auges, von Law in New-York. 
Referat. 
7) Indirecte Augenverletzung, von Eberhardt in Michigan. 
Schwere intraoculare Blutung und Luxation der Linse unter die Con- 
junctiva bulbi nach Stockschlag über den Schädel. Verf. nimmt an, dass die 
Blutung die Luxation bedingt habe. 


October. 
1) Pterygium, von Shastid in Harrisburg. 
Ausführliche Abhandlung über die Entstehung und Behandlung des 
Pterygium. 


2) Conjunctivitis vernalis bei den Negern, von Roy in Atlanta. 

Verf. hat 10 Fälle dieser Art bei Negern beobachtet; ın allen Fällen 
handelte es sich um die bulbäre Form (circumcorneale Wucherungen) ohne 
Betheiligung der Conjunctiva tarsi, abgesehen von leichter Hyperümie. In 
einem Falle waren diese Wucherungen so ausgedehnt, dass sie die Hornhaut 
überlagerten und nur einen kleinen Bezirk frei liessen. Gelegentlich konnte 
Verf. eine auffallende Pigmentirung der Lider, die er sonst nie gesehen, 
feststellen. 


3) Die Behandlung des Trachoms in der Kuhnt’schen Klinik in 
Königsberg, von Brawley in Chicago. 


November. 

1) Ueber die klinische Bedeutung der Morax-Axenfeld’schen Diplo 
Bacillen, von Gifford in Omaha. 

Referat der bekannten deutschen Arbeiten. 

2) Wiederherstellung der Sehkraft in einem nicht schielenden am- 
blyopischen Auge nach Verletzung seines Partners, von Emerson 
in Orange. 

Verf. hatte bei einer früheren Sehprüfung die Amblyopie einwandfrei 
festgestellt. 


3) Akute, nicht traumatische Uveitis, von Young in Burlington. 
Die Beobachtungen beziehen sich auf 6 Anfälle, die bei 3 Personen 
in den letzten 2 Jahren aufgetreten waren. 
4) Tödtliche Septicaemie in Folge von Ophthalmia neonatorum, vor 
Stevens in Denver. 
Nachdem die Augen-Affection schon vollkommen geheilt war, traten 
multiple Gelenkschwelluugen auf, Endocarditis und Exitus. 





— 429 — 


5) Bericht tiber einen Fall von congenitaler Corectopie mit Aphakie 
und einen Fall von congenitalem Leucom der Cornen, von Gratiot 
in Dubuque. 

Im ersten Falle bestand eine symmetrische Verlagerung der Pupillen 
nach unten, Aphakie, Glaskörpertrübungen und atrophische Herde in der 
Aderhaut. | 

Der zweite Fall betrifft ein im Uebrigen ganz normales Kind. Am 
zweiten Tage nach der Geburt wurde die Affection des rechten Auges bereits 
festgestellt: eine dichte, weisse, nahezu kreisrunde, den äusseren-oberen Horn- 
hautquadranten einnehmende Trübung ohne alle entzündlichen Erscheinungen. 
Im Uebrigen war das Auge normal. 

6) Sympathische Ophthalmie nach Panophthalmitis, von Würdemann 
Milwaukee. 

Die Panophthalmitis war nach einer Star-Extraction bei einem 41 j&hr. 
Patienten hinzugetreten. 4 Wochen später Erkrankung des zweiten an 
typischer sympathischer Iridocyclitis mit Ausgang in Erblindung. 


December. 
1) Ueber Augenverletzungen, von Black in Denver. 
2) Ein Fall von fast tödtlicher Vergiftung durch Homatropin-Ein- 
träufelung, von Hotz in Chicago. 

Bei einer 22jährigen Dame waren nach Einträutelung von 5 Tropfen 
einer 2°/, Homatropin-Lösung schwere Allgemein-Erscheinungen eingetreten; 
heftigste Kopfschmerzen, Uebelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Athem-Insuf- 
fiienz (so dass künstliche Athmung eingeleitet werden musste), die als 
Intoxications-Symptome in Folge einer hier vorliegenden Idiosyncrasie gegen 
Homatropin gedeutet wurden. 





3) Ueber die Wichtigkeit der Pupillengrésse bei der Skiaskopie, von 
| Jackson in Denver. 

Die Genauigkeit der Skiaskopie bängt von der Kleinheit und Helligkeit 
des beleuchteten Areals ab. Der unregelmässige Astigmatismus in der 
Peripherie einer erweiterten Pupille verwischt und vergrössert die beleuchtete 
Netzhautpartie. Es empfiehlt sich deshalb, die Skiaskopie an der nicht er- 
weiterten Pupille vorzunehmen, oder bei weiter Pupille durch nicht zu starke 
Verdunkelung des Untersuchungs-Raumes, oder durch Anregung der Accom- 
modation und Convergenz des Untersuchten, oder schliesslich durch Versetzen 
einer künstlichen Pupille (pupil stop) eine Verengerung der Pupille herbei- 
zuführen. Loeser. 


X. The American Journal of Ophthalmology. 1905. Mai. 
1) Ectopia lentis mit erhaltener Accommodationskraft, von Charles 
in St. Louis. 

In einem Fall von congenitaler, familiärer Ectopie der Linse nach unten 
war die Sehschärfe im Laufe von 3 Monaten mit dem die starke Hyper- 
metropie corrigirenden Glase (+ 18 D) von !5/ auf Ile gestiegen und 
mit demselben Glase wurde auch Jäger Nr. 1 in der Nähe gelesen, wobei 


— 430 — 


Lider und Brauen stark zusammengezogen wurden. Atropin hob die Fähig- 
keit zu lesen nicht auf. Die Krümmung der Hornhaut blieb unverändert. 


2) Doppelte radiale Zerreissung der Iris, von Ayres in Cincinnati. 

In Folge einer Schussverletzung, die das untere Lid traf, war im 
äusseren unteren Iris-Quadranten ein Stück der Regenbogenhaut herausgerissen 
worden, als ob eine regelrechte Iridectomie ausgeführt worden wäre. Das 
herausgerissene Stück lag zusammengeballt im Colobom-Gebiet. 


8) Bericht über verschiedene Augen-Erkrankungen, von Culbertson 
in Zanesville (Ohio). 

1) Congenitale Opticus-Atrophie. 

Die mitgetheilte, allerdings kurze, Krankengeschichte lässt die Deutung 
der Opticus-Atrophie als ,,congenitale‘‘ nicht sicher erscheinen. 

2) Einseitige gemischte Ophthalmoplegie. 

Betrifft alle Aeste des Oculomotorius und wird vom Verf. auf eine 
Neuritis des N. oculomotorius an der Basis eranii oder innerhalb der Orbita 
bezogen. 

3) Thrombose der Centralarterie der Retina. 

Durch energische Quecksilber- und Jod-Behandlung trat so weitgehende 
Besserung ein, dass die Patientin (das zweite Auge war starblind) allein auf 
der Strasse gehen und grosse Schrift lesen konnte. 


4) Bericht über einen Fall von doppeltem Linsencolobom, von Ayres 
in Cincinnati. 
Zufälliger Befund bei Gelegenheit einer in Mydriasis vorgenommenen 
Untersuchung. Verf. meint, dass solche uncomplicirte Fälle von Linsen- 
colobom häufiger vorkämen, aber oft der Beobachtung entgingen. 


Juni. 
1) Zwei Fälle von retrobulbärer Neuritis, von Gross in St. Louis. 

Im ersten Fall glaubt Vert, dass es sich um eine retrobulbäre Blutung 
gehandelt hat (Wechsel in der Lage des Skotoms, schnelle Verminderung 
seines Umfangs, rasche Besserung), im zweiten bestand daneben noch eine 
„Hyalitis“, wahrscheinlich auf luetischer Basıs. 


2) Ein Fall von Iridocyclitis albuminurica, von Semple in St. Lonis. 








3) Ein Fall von primärem intraduralen Tumor des Sehnerven, von 
Bennet. 

Der Tumor erstreckte sich, wie bei der Operation gefunden wurde, in 
das Foramen opticum hinein. Es gelang ihn vollkommen zu entfernen und 
den Sehnerven „nahe am Chiasma‘‘ abzureissen. Das gesunde Auge zeigte 
nach der Operation einen temporalen Gesichtsfelddefect, der zweifellos auf 
den Zug am Sehnerven bei der Operation zu beziehen war. Später war das 
(resichtsteld wieder ausgedehnter getunden worden. 








Juli. 


l1) Zwei Fälle von Iritis im Verlaufe der Bright’schen Krankheit, von 
Alt in St. Louis. 
Im ersten Falle, der einen 47jähr. Herrn betrifft, bestanden — wahr- 


— 431 — 


scheinlich als erstes Symptom des Nierenleidens — deutliche Veränderungen 
im Sinne einer Neuroretinitis albuminurica; später gesellte sich eine schwere 
exsudative IJridocyclitis hinzu, die in etwa 4 Wochen vollkommen heilte. 

Der zweite Fall, den Verf. mittheilt, hat nahezu den gleichen Charakter 
und Verlauf. 

2) Bemerkungen über einen Fall von Gumma des Sehnerven, von 
Alt in St. Louis. 

Bei einem auch in den übrigen Organen (Gehirn, Lunge, Herz) zahl- 
reiche Gummata aufweisenden Individuum fand sich bei der Section auch im 
l. N. opticus, etwa !/, Zoll nach vorn vom Chiasma, eine runde, etwa erbsen- 
grosse Anschwellung, die sich bei der mikroskopischen Untersuchung gleich- 
falls als Gumma erwies. 

3) Neue Versuche, Star ohne Operation zu heilen, von de Wecker in 
Paris. Uebersetzt von Arlt. 
(Vgl. Ann. d’Oculist., Marz 1905.) 
August. 
1) Ein Fall von Gumma des N. opticus hinter der Papille und 
Chorioiditis gummosa, von Stock in Freiburg. 
Uebersetzung von Alt aus Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 


2) Bine ungewöhnliche Form eines Exsudats in die vordere Kammer 
bei einer Iridocyolitis nach Star-Extraction, von Burnett in 
Washington. 

Es handelt sich um ein ‚„schwammiges‘‘ oder ,,gelatindses‘‘, die ganze 
Tiefe und Ausdehnung der vorderen Kammer einnehmendes Exsudat, das 
durch eine schnelle Resorptionsfühigkeit ausgezeichnet ist (2— 3 Tage bis 
eine Woche). 

Ausführliche (durch 7 Abbildungen illustrirte) Mittheilung eines solchen 
Falles, wo 10 Tage nach einer Star-Extraction eine schwer exsudative Irido- 
cyclitis des geschilderten Typus auftrat. Nach der dadurch nöthig ge- 
wordenen Iritomie erneuter Anfall der Iridocycelitis. Eine zweite Operation 
schaffte ein freies Pupillargebiet. Der Fall war insofern etwas ungewöhnlich, 
als das Exsudat nur sehr langsam sich vergrösserte und die vordere Kaınmer 
nur zum Theil austiillte. 

3) Epibulbäres Papillo-Epithelioma, von S.C. Ayres und W. Ayres. 

Bei einem ödjährigen Manne, bei dem im 18. Jahre eine anscheinend 
auf einem Pterygium nach einer Verletzung (durch Bauınzweig) entstandene 
kleine Geschwulst entfernt worden war und desgleichen ein später entstan- 
denes Recidiv, hatte sich im Laufe dər letzten Jahre an der gleichen Stelle 
ein neuer, in den letzten Wochen ziemlich schnell wachsender Tumor ent- 
wickelt, so dass er schliesslich die ganze Orbita austüllte und etwa 3!/, cm 
nach vorn hervorragte. (4 Abbildungen.) Die Obertliche der Geschwulst 
hatte blumenkohlartiges Aussehen. Exenteration der Orbita. Es handelte 
sch um ein von der nasalen Corneoskleral-Grenze ausgehendes, die ganze ` 
Cornea und Conjunctiva bulbi überdeckendes und zerstörendes Epitheliom. 
kin Jahr nach der Operation war der betretfende Patient noch gesund. 


Se 439 —- 


October. 
1) Das Säugethierauge, mit besonderer Berücksichtigung des Fundus, 
von Wood in Chicago. 

Ausschliesslich Referat der Arbeiten von Johnson und Head: ,,Obser- 
vations on the Ophthalmoscopic Appearences of the Eyes of the Order 
Primates‘‘ (1897) und ,,Contributions to the Comparative Anatomy of the 
Mammalian Eye, Chiefly based on Ophthalmoscopie Examination“ (1900). 
Siehe dieses Centralblatt 1901, 5. 325. 

2) Glaucoma juvenile simplex, verbunden mit Myasthenia gastrica 
und intestinalis, von Green in St. Louis. 

Bei einem 30jährigen Fräulein, das seit 6 Jahien auf dem linken Auge 
völlig erblindet war, fand sich beiderseits, links mehr als rechts, eine typische 
glaucomatöse Sehnerven-Excavation und Atrophie mit geringer Drucksteigerung 
sowie geringer Gesichtsfeld-Einschränkung des rechten Auges, die in der 
Folgezeit etwas zunahm. Im Uebrigen bestand chronische Obstipation in 
Folge Myasthenie des Magen-Darm-Kanals. Die erfolgreiche Behandlung 
dieses Leidens führte auch zu einer weitgehenden Besserung des rechten 
Auges, sowohl bezüglich der Sehschärfe, als des Gesichtsfeldes, was durch 
die locale Behandlung (Eserin) nicht gelungen war. Loeser. 


XI. British Medical Journal. 1905. October. 
Eine neue Operation für geringere Grade von Myopie, von Maddox 
in Bournemouth. 

Ein 16jähriger Herr, der in Folge eines geringen Uebermaasses seiner 
Myopie, die auf dem einen Auge noch stärker war, als auf dem andern, zum 
militärärztlichen Studium disqualificirt wurde, wollte vom Verf. unter allen 
Umständen seine Myopie verringert haben, um so in den Stand gesetzt zu 
werden, sein medizinisches Examen zu machen. Nachdem durch die zunächst 
eingeleitete Behandlung mit Druckmassage eine Herabsetzung der Myopie auf 
das gewünschte Maass erzielt war (Zahlen werden nicht angegeben! D. Ref.) 
dieser Erfolg aber schon nach !/, Jahre (in Folge grosser Anstrengung der 
Augen) wieder geschwunden war, entschloss sich Verf. zu einem operativen 
Eingriff, der eine Abflachung der Cornea, zuerst in dem einen Meridian und 
dann in dem dazu senkrechten bezweckte. Zunächst wurde der horizontale 
Meridian vorgenommen. 

Nach Bildung eines Conjunctival-Lappens, der über die Hornhaut zurück- 
geschlagen wurde, ging Verf. zwischen der zurückgeschlagenen Conjunctiva 
und Sklera mit einem Lanzenmesser in die vordere Kammer ein. Dann wurde 
der Schnitt mit einem geknöpften Messer nach oben und unten verlängert, 
die mehrfach vorgefallene Iris sorgsam reponirt und schliesslich der Con- 
junctival-Lappen mit einer ziemlich starken Zugwirkung angenäht. Nach 
2!/, Monaten die zweite Operation mit Starmesser und Anlegung des Schnitts 
nach unten. 4!/, Monate später bestand der Patient seine Prüfung. (Wie, wird 
nicht gesagt.) (Ueber ophthalmometrische Messungen, sowie die Ergebnisse 
der Sehprüfung wird nichts mitgetheilt. — Lädt nicht zur Nachahmung ein.) 


November. 
Entfernung von Eisen aus dem Augeninnern mittels des Elektro 
magneten, von Percival, Nichts Neues. 


— 433 — 


December. 
1) Ueber die Crystall-Linse beim Gesunden und bei Cataract, von 
Collins in London. 
Historischer Riickblick und Referat der jetzt giiltigen Anschauungen. 


2) Akutes Oedem der Lider und Bindehäute, von Mc.Kendrik in 
Glasgow. 

Verf. beobachtete bei einem 28jährigen, an Heufieber leidenden Patienten, 
dass nach der Einträufelung von Pollantin innerhalb der nächsten 10 Minuten 
eine intensive Schwellung der Lider und Bindehäute aufgetreten war. Drei 
ähnliche Anfälle waren schon früher vorgekommen, zwei ohne bekannte 
Ursache in frühem Lebensalter, der dritte nach einem kalten Bade des Ge- 
siehts und der Augen. Die Anfälle waren innerhalb weniger Stunden wieder 
geschwunden. Während für den letzten Anfall, bei dem auch Albuminurie (!) 
und eine schmerzhafte Anschwellung in der Testikelgegend bestand, möglicher 
Weise die Pollantin-Einträufelung verantwortlich gemacht werden kann, lässt 
Verf. die Deutung der früheren Anfälle dahingestellt. 


3) Bemerkungen über einen Fall von Netshaut-Ablösung, von Craig 
in Belfast. 

Heilung eines Falles von Netzhaut-Ablösung im oberen-inneren Quadranten 
eines myopischen Bulbus durch mehrfache Punctionen mit nachfolgender 
Cauterisation der Sklera, nachdem conservative Behandlung (Riickenlage, 
Schwitzen, subconjunctivale Injectionen) versagt hatte. Die Heilung war 
20 Monate nach Beendigung der Behandlung noch vollkommen. 

Jauuar 1906. 
Das dritte Augenlid, von Robertson in Durban. 

Verf. hat bei einem erwachsenen Indier die seltene Missbildung eines 
dritten Augenlides gesehen, das bei der Ruhelage der Augen etwa 2 mm 
unter dem unteren Rande des normalen rechten Oberlides hervorragte: es 
war von knorpelähnlicher Beschaffenheit und lag olıne Falten und Runzeln 
dem Bulbus dicht an. (Vgl. aber Schapringer, der verkannte Epitarsus, 
Centralbl. f. Augenheilk., 1906, S. 146. H.) 


XII. The Therapeutic Gazette. 1905. Januar. 
Die Entfernung von Fremdkörpern vom Augapfel und von der 
Innenfläche der Lider, von Stevenson in Ohio. 

Bezüglich der Entfernung von Fremdkörpern aus der Hornhaut macht 
Verf. darauf aufmerksam, dass gelegentlich von bereits vorher gemachten 
Entfernungsversuchen Aufrollungen des Epithels herrühren, die für den 
Fremdkörper selbst gehalten werden oder ihn verdecken. 

Zum Nachweis kleiner Hornhautepithel-Defecte u.s. w. empfiehlt er neben 
sorgsamer Bespiegelung die Fluorescin-Methode Im Uebrigen giebt Verf. 
sachverständige und für praktische Aerzte wertlivolle und wichtige Ver- 
haltungsmaassregeln für die Entfernung der verschiedenartigen Fremdkörper. 
Dass er bei Verletzungen mit ungelöschtem Kalk vor der Ausspülung mit 
Wasser warnt, und statt dessen ein Oel oder eine Zuckerlösung empfiehlt, 
entspricht nicht mehr den jetzt geläufigen Anschauungen. 


- 434 


Februar. 
Die Disgnostik und Behandlung der für den praktischen Arst wich- 
tigsten Augen-Affectionen. von Love in Philadelphia. 

So wichtig und lesenswerth die Ausführungen des Vert a, die sich ins- 
besondere mit der Differentialdiagnose zwischen Conjunctivitis, Iritis und 
Glaucom befassen. für den praktischen Arzt sind, für den sie auch bestimmt 
sind, so kann doch an dieser Stelle von einem Referate abgesehen werden. 





Mai. 
1) Die Diaphorese in der Behandlung der Augenkrankheiten, von 
Hansell. 

Verf. lässt im Gegensatz zu seinen früheren Angaben die Schwitzkuren 
ohne die Anwendung von Pilocarpin machen und beschränkt sıch auf heiss 
Bäder mit nachfolgenden Packungen. Für die gute Wirksamkeit der Kur. 
die er am liebsten im Hospital vornehmen lässt, führt er drei Kranken- 
geschichten (zwei von akuter, eine von chronischer Uveitis) an. 


2) Behandlung der sympathischen Ophthalmie. Ganz kurzes Referat 
einer Arbeit von Veasey. 
(Journ. of the Americ. Med. Associat., Januar 1905.) 


XIIL The Post-Graduate. 1905. Juli. ` 
Eia Beitrag zur Lehre vom Strabismus mit besonderer Berücksich- 
‚tigung der Panas’schen Operation. Eine Analyse von 225 Operationen 
an 120 Patienten, von Peck in New York. 

Verf. hat an 120 Patienten 225 Augen nach der Panas’schen Methode 
operirt, 15 Pat. an eınem Auge, 105 an beiden. In 110 Fällen handelte es 
sich um Strabismus convergens, in 10 um divergens. Der jüngste Pat. war 
2 Jahre und 4 Monate, der älteste 59 Jahre. Es folgen noch Angaben über 
den Schielwinkel, die Refraction der Augen und Einzelheiten des Operations- 
verlaufs. 

August. 
Bericht über 3 seltenere Krankheitsfälle, von Davis. 

1) Kleinzellises Sarcom der Orbita bei einem Kinde, mit tödtlıchem 
Ausgang. 

2) Verlust des Sehvermögens durch exsudative Chorioiditis nach Masern. 

3) Verlust des einen Auges durch exsudative Chorioiditis und durch prı- 
mire Opticus-Atrophie in dem andern Auge, nach Meningitis cerebrospinalis. 


XIV. Ihe Journal of the American Medical Association. 1905. October. 

Methyl-Alkohol-Amblyopie mit besonderer Berücksichtigung des 
Opticus. Bericht über einen Fall, von Navel in San Francisco. 

Verf. berichtet über einen Fall, bei dem schon in den letzten 3 Jahren 
vorübergehende, theils mehrere Stunden, theils Tage lang dauernde Seb- 
störungen aufgetreten waren. Im März 1904 war die Sehschärfe rechts ° .. 
links Finger in 65cm. Gesichtsfeld stark eingeengt. Ophthalmoskopisch: 
Atrophia n. opt. mit glaucomatiser Excavation nach oben. In der rechten 
Macula ein paar kleine runde Herdchen. Verf. machte beiderseits eine breita 


— 435 


Iridectomie. Danach zunächst geringe Besserung des linken Auges. Später 
erhebliche Verschlechterung. Doppelseitige Sympathectomie ohne wesentlichen 
Effect. Verf. glaubt, dass hier eine Complication von Glaucoma simplex mit 
chronischer Methyl-Alkohol-Amblyopie vorliegt. 


November. 
1) Die Aetiologie des pigmentirten Aderhautsarcom, von Hirschberg 
in Berlin. (Vorgetr. in der Sitzung Juli 1905, Portland Or.) 

Verf. berichtet über einen interessanten Fall eines mischzelligen, vor- 
wiegend rundzelligen Aderhautsarcom, dessen Zusammenhang mit einem an- 
geborenen Naevus pigmentosus durch die anatomisch-mikroskopische Unter- 
suchung erwiesen wurde Es zeigte sich nämlich, dass es aus der ihm 
entsprechenden Stelle des Corpus ciliare seinen Ursprung nahm. Verf. weist 
noch auf die Analogie der malignen Degeneration angeborener Pigment-Naevi 
der Haut und die gute Uebereinstimmung derartiger Fälle mit der Cohn- 
heim’schen Geschwulst-Theorie hin. 


2) Ein Fall von Melanosarcom der Aderhaut, von Taylor in 
Wilkesbarre. 
Tod ein Jahr nach der Enucleation durch Metastasen in der Leber. 


3) Entzündung des Auges durch Gonokokken-Toxin, von Swan-Bur- 
nett in Washington. 

Verf. bespricht die verschiedenen Formen der im Verlaufe einer Gonorrhoe 
gelegentlich vorkommenden Iritiden und Conjunctivitiden endogenen (meta- 
statischen) Ursprungs und weist auf die_Wichtigkeit ihrer Kenntniss hin, 
besonders auch für die Urologen, die geneigt sind, jede im Anschluss an eine 
Gonorrhoe auftretende entzündliche Augenaffection als gonorrhoische Con- 
junctivitis zu betrachten und zu behandeln.(?) Bezüglich der endogenen Con- 
junctivitis, die meist in sehr milder Form auftritt, ist das Ergebniss der 
bakteriologischen Untersuchung diagnostisch bestimmend. 


—_— 


XV. Bulletin of the Johus Hopkins Hospital. 1905. Sevtember. 
Ein Fall von erworbener Cyste der Conjunctiva, enthaltend ein em- 
bryonales, zahnähnliches Gebilde, von Stieren in Pittsburg. 

Bei einem 16jährigen Mädchen war vor 6 Jahren ein etwa stecknadel- 
kopfgrosses Knötchen aussen oben in der Conjunctiva bulbi aufgetreten, das 
in der letzten Zeit an Umfang zugenommen hat bis zu Bohnengrösse. Der 
kleine Tumor wurde excidirt und enthielt neben einer geringen Flüssigkeits- 
menge einen anscheinend gut entwickelten, schön weissen Schneidezahn. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab, dass es sich um ein aus embryonalem 
Knochengewebe zusaminengesetztes Gebilde handelte. 


December. 
Ein Fall von Sarcom des Auges mit besonderer Betheiligung des 

Ciliarkörpers, von Woolley in Mainla. 

Betrifft die mikroskopische Untersuchung eines Auges, das 2 Monate 
nach einer perforirenden Bambus-Stiel-Verletzung unter Schmerzen erblindet 
war und enucleirt werden musste. 

23 * 


— 436 — 


(Ob es sich hier wirklich um ein Sarcom und nicht etwa um entziind- 
liche Veränderungen gehandelt hat, wie sie von Emanuel in v. Graefe’s 
Archiv vor einigen Jahren beschrieben wurden? D. Ref.) 


XVl. Westnik Oftalmologii. 1905. Mai—Juni. 
Ueber tägliche Schwankungen des inneren Augendrucks beim Glaucom, 
von Maslennikow. e 
An 22 Glaucom-Augen wurde der Druck am Morgen höher, am Abend 
niedriger gefunden. Miotica oder ausgeführte Iridectomie beseitigen die 
Schwankungen nicht. 
Agababow giebt eine Modification der Entropium-Operation. 


— 


Juli— August. 
1) Die Herabsetzung der Arbeitsfähigkeit nach Verletsungen der 
Augen, ausgedrückt in Procenten, von Katzaurow. 





2) „Magazinbrille‘‘ als Schutsbrille, von Rudin. 
Verf. empfiehlt bei der Bearbeitung harten Materials sein eignes Modell 
als Schutzbrille, die er „Magazinbrille‘“ nennt. 





September— October. 
Jodtinctur bei Hornhautgeschwiiren, von Kasas. 
Mit einem Wattepinsel in Jodlésung getrinkt wird der Geschwürsboden 
ausgetupft, ohne dass das Jod auf das gesunde Hornhautepithel gelangt. 
Fritz Mendel. 





XVII. Annali di Ottalmologia. 1905. Fasc. 1—2. 

1) Daoryoadenitis suppurativa durch Gesichtsrose, von Moretti. 

Verf. beschreibt zunächst die anatomischen und topographischen Ver- 
hältnisse der Tränendrüsen, verbreitet sich ferner über die in der Literatur 
zu findenden Fälle von chronischer und akuter Dacryoadenitis und schildert 
eingehend einen eigenen Fall von suppurativer Dacryoadenitis. Da die 
Thränendrüse nicht über den Aequator des Augapfels nach hinten reicht, so 
kann Exophthalmus bei Dacryoadenitis nicht durch die Schwellung der Drüse, 
sondern nur durch Complicationen im Orbitalzellgewebe hervorgerufen werden. 
Im gegenwärtigen Falle trat überdies die Infection und phlegimenöse Ent- 
zündung zuerst in der Orbita auf und erst später die der Thränendrüse. 
Ausgiebige Literatur-Angabe. 


2) Knötchenförmige Keratitis, von Manzutto. 

Unter Angabe der wenigen bekannten Fälle dieser Krankheit, welche 
von Groenouw, Chevallereau, Krukow, Fuchs beschrieben sind, bringt 
Verf. die Schilderung eines bei einem 7UVjährigen beobachteten Falles. Das 
Centrum beider Hornhäute zeigte eine fleckige, obertlächliche Trübung mit 
rauher Oberfläche. 


3) Initialsklerose beider Lider des linken Auges, von Manzutto, 
Verf. bespricht neben seinem bei einer Akrobatin beobachteten Falle 
einen Teil der Literatur der Lidschanker. 


— 437 — 


4) Therapie der Hypotonie des Bulbus, von Magnani. 

Nach Zusammenstellung der Theorien über die Entstehung der Spannungs- 
verminderung des Augapfels beschreibt Verf. 5 Fälle, in welchen er galva- 
nische Reizung des Halssympathicus anwandte. 


5) Panophthalmitis durch Bacillus subtilis, von Polatti. 

Die bakteriologischen Untersuchungen des Verf.’s mit Experimenten an 
Kaninchen zeigen, dass der Bacillus subtilis im Glaskörper sich vorzüglich 
entwickelt und pathogen wirkt. Da in keinem Falle von Panopthalmitis 
durch Bacillus subtilis letzterer im Blute gefunden wurde, ist die Exenteratio 
bulbi als ungefährlich anzusehen. 


6) Eine neue Metall-Imprignation der Cornea, von Tartuferi. 

Die frische Cornea wird in nur 1°/, Sublimatlésung fixirt und verbleibt 
darin etwa 2 Stunden. Auswaschen in Wasser, Einlegen in eine 1°/, Lösung 
von Natrium hyposulfurosum, in welcher Argentum chloratum im Ueber- 
schub verrieben ist. Nach Hinzufügen einer Spur Thymol wird das gut 
verschlossene Gefäss im Thermostaten bei 20—80° 2 bis 4 Wochen oder 
länger gehalten, bis Probeschnitte den Eintritt der Reaction zeigen. Reich- 
liches Auswaschen, dann Alkohol, Einbetten in Celloidin. Die elastischen 
Fasern erscheinen tief schwarz, die Nerven braungelb, gelblich die fixen 
Hornhautzellen, ihre Kerne dunkelbraun. Die Ausläufer der Hornhaut- 
körperchen erscheinen bei dieser Methode in ihrer natürlichen Form, nämlich 
nicht gekriimmt, wie bei der ersten vom Verf. 1903 (Graefe’s Archiv f. Ophth.) 
angegebenen Impriignations-Methode, sondern geradlinig wie Degenklingen, 
welche schnell fadenföormig dünn werden und mit den Fortsätzen andrer 
Zellen Anastomosen eingehen. Bei der ersten Methode von 1903 werden die 
Fortsätze offenbar durch das Natr. hyposulfurosum zum Quellen gebracht. 
7) Paraffin-Injectionen in die Augengewebe, von Bolognesi. 

Vert injicirte bei Kaninchen Paraffin von 41—45° Schmelzpunkt in 
die Cornea, in die Vorderkammer oder in den zuvor exenterirten Bulbus. 
Im letztern Falle bilden sich allmählich bindegewebige Septa, welche die 
Paraftinmasse fragmentiren. Verf. constatirte dabei auch im retrobulbären 
Zellgewebe kleine Paraffinherde, von denen er vermuthet, dass sie in Folge 
von Perforation der Papille bei der Exenteration zu Stande kommen. Er 
constatirte nie eine locale chemische Wirkung des Paraffins. In der Cornea 
bilden sich durch Dissociation der Lamellen Zwischenriume. Die Vorder- 
Kammer wird durch die Injection ausgedehnt. Immer wird das Paraffin 
allmählich durch neugebildetes Bindegewebe eingekapselt. 

8) Primäres Carcinom der Cornea, von Gasparrini. 

Verf. bringt einen klinisch und mikroskopisch sichergestellten Fall von 
Careinom, welches nicht vom Limbus, sondern vom Epithel der Cornea selbst 
ausging. 


Di Die Pupillenbewegungen, von Ovio. 

Verf. sucht die Abhängigkeit der Pupillenweite von der Intensität des 
einfallenden liichtes mathematisch festzustellen und kommt zu dem Schlusse, 
dass der wirkliche Coetticient der Pupillen-Erweiterung umgekehrt. proportional 
der Lichtintensität ist. Die Variationen des Pupillarflächen-Inhaltes sind um- 


— 4388 — 


gekehrt proportional der Quadratwurzel der Lichtintensität. Die Pupillar- 
reaktion hängt in gewissen Grenzen von der Menge des Lichtes ab, welche 
die Retina trifft, wobei es gleichgültig ist, ob dieses Licht sich auf eine 
grössere oder kleinere Fläche der Retina verteilt. Derselbe Lichteindruck 
verursacht in centralen Retinalpartien stärkere Pupillarreaction, alsin peripheren. 





10) Necrolog über Prof. Graf Pietro Gradenigo, von Ovio. 


Fasc. 8—4. 
1) Subretinaler Cysticerous, von Scimemi. 

Verf. extrahirte in einem Falle den Parasiten mit Erhaltung einer ge- 
ringen Sehkraft. Er bespricht die Methoden der Localisation der Cysticercus- 
blase zwecks Ausführung der Operation. 

2) Die Thränensack-Erkrankungen, von Basso. 

Unter 41 exstirpirten Thränensäcken fand Verf. 9 mit Stenose ohne 
eigentlichen Verschluss, 3 mit Obliteration des obersten Theiles des Kanales 
und Durchgängigkeit unterhalb, 16 mit ÖObliteration des unteren Abschnittes 
des Kanales. Er giebt anatomische Details mit zahlreichen Abbildungen. 

3) Regeneration der Ciliarnerven nach der Neurectomia optico- 
ciliaris, von Bietti. 

Verf. verweist auf den von ihm beim Menschen beschriebenen Fali von 
Regeneration der Ciliarnerven (Graefe’s Archiv 1899)! und bringt die anato- 
mische Untersuchung von 8 Hunden, denen 9 und 28 Monate zuvor die 
Neurectomie gemacht worden war. Die Regeneration der Ciliarnerven im 
Innern des Auges nach der Neurectomie kann stattfinden oder auch voll- 
ständig fehlen. Es kann auch Regeneration eines ausges:hnittenen Nerven 
ın seiner ganzen Länge eintreten und zwar vom centralen Stumpfe nach der 
Peripherie hin. Die Nervenstimme, welche das retrobulbäre Neuron con- 
stituiren, können also in das Auge eindringen. Das Ganglion ciliare zeigte 
keine nennenswerthen Veränderungen und dies entspricht der an andern 
Nerven gemachten Erfahrung, dass die Degeneration im centralen Stumpfe 
nicht über die 2. und 3. Ranvier’sche Einschnürung geht. Eine vicariirende 
Regeneration von den Nervi ciliares anteriores aus konnte nicht nachgewiesen 
werden. Wahrscheinlich können letztere zur Wiederherstellung der Sensi- 
bilität der Cornea beitragen. 

4) Veränderungen der Hornhautkrümmung durch die Augenmuskeln, 
von Chiari. 

Unter reichlicher Literatur-Angabe kommt Verf. zu folgenden Resultaten 
an Astigmatikern. Die foreirte Action des Rectus externus oder internus 
verändert den Hornhautastigmatismus und zwar meist durch Aenderung der 
Krümmung sowohl im vertikalen wie im horizontalen Meridiane, immer aber 
im einen oder andren dieser Meridiane. Meist, ja fast constant tritt stärkere 
Krümmung im horizontalen, schwächere im vertikalen Meridiane auf. 

5) Studien über Dacryoadenitis, von Orlandini. 
Verf. beschreibt 14 eigene Fälle klinisch und meist auch histologisch. 


ı Vgl. aber Centralbl. f. Augenheilk. 1882, S. 111. H. 


— 439 — 


Die palpebrale Portion der Drüse (Rosenmüller’sche Drüse) erkrankt am 
häufigsten. Sie kann allein oder mit der orbitalen Portion (Glandula Galeni) ! 
entzündet sein. Nur in einem Falle war die letztere allein betroffen. Die 
subconjunctivale Portion (Krause’sche Drüsen) kann auch allein erkranken, 
mitunter auch tumultuarisch durch Eindringen infectiöser Keime von der 
Conjunctiva aus. Die Infection kann im Allgemeinen entweder auf dem 
Wege der Blutgefässe oder von den Ausführungsgängen der Drüse aus ge- 
schehen. Im ersteren Falle kann die Quelle der Infection in entfernten 
Organen oder auch in der Conjunctiva liegen. Trachom der Conjunctiva kann 
lings den Ausführungsgängen bis zur Driise als solches eindringen oder kann 
entzündliche Processe hervorrufen. Kulturen mit Gewebsstückchen der exstir- 
pirten erkrankten Thränendrüsen ergaben bei eitrigen Processen Staphylo- 
kokken, in einem Falle mit akuten eitrigen Entzündungen andrer Organe 
Diplokokken. Bei nicht suppurativen Formen waren die Kulturen steril, und 
Verf. neigt sich der Ansicht andrer Autoren zu, dass sowohl die Thränen- 
flüssigkeit wie das Parenchym der Thränendrüse der Entwicklung von Mikro- 
organismen nicht günstig sind. 
Fasc. 5—6. 

1) Plexiformes Neurom der Lider, von Scimemi. Mit 3 Abbildungen. 

Der angeborene Tumor der Haut des linken Oberlides war im Laufe 
der Jahre langsam in die Fläche gewachsen und wurde dem 13jähr. Mädchen 
erstirpirt. Er bestand aus reichlich-m Nervengewebe, welches in mehr oder 
weniger dieken Strängen mit lamellären Scheiden gruppirt war. Verf. konnte 
nirgends den Process der Neubildung von Nervenfasern nachweisen, wohl 
aber fand er Degeneration von Nervenfasern und grosse Massen fertig aus- 
gebildeter Nervenfasern. 

Verf. erwähnt noch kurz 2 andre Fälle von plexiformem Neurom des 
Gesichts und der Lider. Es folgt ausführliche Uebersicht der bereits be- 
kannten Fälle. 

2) Die spontane Luxation der Linse, von Casali. 

Beschreibung von 2 Fällen. 

3) Pathologische Anatomie der ohrönlächen eitrigen Choroiditis, von 

Santucci. 

Analyse eines Falles mit anatomischem Befunde. 





4) Paraffin-Injection gegen Entropion, von Moretti. 

Verf. injicirte Hartparaffin bei Thieren in’s Oberlid dicht über dem 
Lidrande, mit der Injectionscanüle an der Vorderfläche des Tarsus entlang 
gleitend zu dem Zwecke, theils durch mechanische Wirkung, theils durch 
leichte reactionäre Entzündung den Lidrand zu ectropioniren, was thatsäch- 
ım Laufe von 3 bis 4 Wochen eintrat. Er hofft, auf diese Versuche hin, 
Entropion durch Paratfin-Injection zu beseitigen. 

5) Die Angiome der Conjunctiva, von Carlini. 

Beschreibung eines kleinen polypösen, cavernösen Angioms der Conjunc- 

Den des Oberlides, welches nach der Exstirpation innerhalb 14 Tagen rapid 


' Galen kannte zwei Thranendriisen. Vgl. oben S. 206. H. 


— 440 — 


zur ursprünglichen Grösse wieder anwuchs. Der zweite Tumor fiel spontan 
ab und das Angiom reproducirte sich zum dritten Male, wonach die Öpera- 
tion Heilung erzielte. 


6) Blutcyste im Sinus frontalis, von Bossalino. 
Die anatomische Untersuchung ergab, dass die Cyste nicht epithelialer, 
noch parasitärer, sondern traumatischer Natur war. Literaturübersicht folgt. 


7) Die toxischen retrobulbären Neuritiden. Thesis von Palermo. 
Verf. giebt zunächst eine ausführliche, fleissige Besprechung der Literatur 
auf etwa 40 Seiten. Fortsetzung folgt. 


8) Echinococcus der Orbite, von Bardelli. 
Beschreibung einer eigenen Beobachtung mit reichlicher Literatur-Angabe. 


Fase. 7—8. 
1) Die toxischen retrobulbiren Neuritiden, von Palermo. 

Verf. experimentirte mit Santonin an Kaninchen, fand aber in den Seh- 
nervenbahnen nichts Pathologisches. Subcutane Jodoform-Injectionen (etwa 
0,3 g in Glycerin, alle 3—4 Tage bei Kaninchen) ergaben, ebenso wie Ein- 
verleibung von Anilinöl (direct in den Mund, bis 12 Tropfen alle 3—4 Tage) 
bei Kaninchen Vermehrung der Bindegewebskerne des Opticus ohne Bethei- 
ligung der Neuroglia. Die Nerventasern blieben intact. Die schwersten 
Alterationen hatte Intoxication mit Extract. Filicis (bis 1,20 g täglich bei 
Hunden, welche sich am empfindlichsten zeigen) zur Folge: Untergang der 
Nervenfasern, Bindegewebswucherung mit Kernvermehrung, Vacuolenbildung, 
Erweiterung der Blutgefässe mit H&morrhagien, Atrophie des Opticus. Die 
Ciliarnerven blieben dabei intact. 

Verf. giebt genaue Literaturübersicht von 1867—1904. 


2) Melanotisches, periostales Endotheliom der Orbita, von Bindi. 

In dem seltenen Tumor konnte Verf. die Wucherung der Blutgefäss- 
endothelien vielfach nachweisen. Das Pigment stammte nicht aus dem Aug- 
apfel, mit welchem der Tumor keine Verbindung hatte. 


3) Gliom der Netzhaut, von Ovıo. Mit 84 Abbildungen. 

Verf. giebt histologische Details über 10 Fälle von Glioma retinae und 
5 Fälle von Pseudoglioma, von denen 3 sich als Tuberculose der Choroidea 
erwiesen. 

4) Endotheliom des Nervus opticus, von Santucci. 

Beschreibung eines Falles, wo der Tumor aus dem Endothel der Pia- 
scheide des Opticus sich entwickelt und von da theils den Zwischenscheiden- 
raum, theils den Opticus ergriffen hatte. Der Opticus zeigte Vacuolen und 
zwar hat die Vacuolisation im Centrum des Nerven nahe den grossen Ge- 
fässen begonnen, indem die Nervenfasern durch perivasale Hämorrhagien 
zerstört wurden. 


5) Thigenol in der Augentherapie, von Fortunati. 
Das baktericide Vermögen des Thigenol gegen Sporen (Milzbrand) ist 


ao Ai ss 


schwach, wohl aber erwies es sich wirksam gegen Streptokokken, deren Ent- 
wicklung auf Agar es durchaus verbinderte. 

10°:, und stärkere Lösungen rufen im Auge Brennen hervor, während 
Salben bis 50°, weder Brennen noch Congestion verursachen. Das Medi- 
cament bewirkt Ischämie der Conjunctiva und Hypoästhesie der Conjunctiva 
und Cornea, welche bei Anwendung z. B. einer 5—10";, Salbe auch bis zu 
1 Stunde andauern kann. 

Verf. hatte gute Resultate bei Ekzem der Lider, bei Blepharitis ciliaris, 
sowohl seborrhoischer als ulcerativer, bei Ulcus corneae; weniger laistete das 
Medicament gegen Conjunctival-Erkrankungen. Verf. empfiehlt dasselbe ein- 
dringlich wegen seiner resolvirenden, anästhesirenden, antiseptischen und 
keratoplastischen Wirkung. 

6) Einige ophthalmologische Instrumente, von Magnani. 

Verf. modificirte etwas den Blepharostat von Mellinger, um das untere 
Lid sicherer zu fixiren. Zur Trennung von vorderen Synechien empfiehlt er 
eine kleine scharfe Sichel mit stumpter Spitze, gegen deren Schneide eine 
kleine convexe, bewegliche Scheide angedrückt wird. Zwecks einer Iridotomie 
ohne Entleerung des Kammerwassers construirte er eine kleine Sichel mit 
scharfer Spitze, welche in die Vorderkammer direct eingestossen wird. Ferner 
brachte er am Perimeter eine kleine elektrische Lampe mit Trockenelement 
an, welche mit den Tastobjecten beweglich ist. Endlich beschreibt er eine 
Lidpincette, welche nach Umdrehung des Oberlides die obere Uebergangs- 
falte sichtbar machen soll. 


! Fasc. 9—10. 
1) Farben- und Lichtsinn bei einigen Nervenkrankheiten, von 
Bertozzi. 

Bei Epilepsie fand Verf. den peripheren Farbensinn defect und zwar 
mehr für blau, als für roth, welches letztere meist die äusserste Grenze des 
Farbengesichtsfeldes einnimmt. Ferner besteht Ungleichheit des letzteren für 
beide Augen. Die centrale Farbenempfindung ist für violett alterirt, für 
.Toth und griin normal. Lichtsinn ist betreffs der untersten Wahrnehmbar- 
keitsschwelle gestört. 

Bei Dementia praecox besteht constant Verengerung des Farben- 
gesichtsfeldes und zwar am stärksten für roth, dessen Grenzlinie leichte Ein- 
biegungen zeigt. Central wird roth am schlechtesten, besser violett, normal 
griin percipirt. Lichtsinn normal. 

Progressive Paralyse: Concentrische Verengerung des Gesichtsfeldes 
für alle Farben, central normale Farbenempfindung, Lichtsinn normal. 


Neurasthenie: Farbengesichtsfelder verengt, mitunter in unregelmässiger 
Weise. Annäherung der Farbengrenzen unter einander mit constanter gegen- 
seitiger Kreuzung, welche meist zwischen roth und grün stattfindet. Empfin- 
dung für roth und violett ist central gestört, für grün normal. Lichtsinn 
normal. 

Hysterie: Farbengesichtsfelder verengt, für die verschiedenen Farben 
in verschiedenem Grade. Mitunter ist das Gesichtsfeld für grün grösser als 
normal. Centrale Farbenempfindung ist entweder für alle Farben oder nur 
für eine einzige herabgesetzt. Lichtsinn normal. 


EC E 


2) Die Transfixion der Iris, von Polatti. 
Verf. übte diese von Fuchs 1896 angegebene, von Bowman bereits 
1865 ähnlich ausgeführte Operation in verschiedenen Fällen mit Erfolg. 


3) Pathologisch-Anatomisches über die Aetsung der Cornea durch 
Glibhitze, von Ovio. 
Experimente an Hornhäuten von Warmbliitern und vom Frosche mit 
zahlreichen Abbildungen. 


Fasc. 11—12, 
1) Secundarglaucom bei Linsenluxation, von Moretti. 

Ein klinischer Fall. 

2) Untersuchungen über die Gegenwart von Haemolysin im Glas- 
körper und im Humor aqueus, von Gatti. 

Verf. machte Versuche dariiber, ob der Mangel der himolytischen Krait 
der intraoculären Flüssigkeiten des Ochsen vom Fehlen des ganzen Moleküls 
des Haemolysin oder vom Fehlen eines seiner beiden Bestandtheile: des Alexins 
oder des Sensibilisators herrührt und fand, dass mitunter allerdings beide Be- 
standtheile fehlen, mitunter aber nur der Sensibilisator, während kleine Quanti- 
täten Alexin sich vorfinden. Peschel. 


XVIII. 17. Congress der Italienischen Ophthalmologischen Gesellschaft. Neapel. 1903. 
October. 
1) Blepharochalasis, von de Berardinis. , 

Zwei Fälle wurden durch Excision einer Hautfalte des Oberlides geheilt. 
Histologisch war die Haut durch hochgradigen Mangel an elastischen Fasern 
ausgezeichnet, sowie durch Gefässdilatation. Verf. vermuthet, dass bei der 
Genese des Leidens das Gefässnervensystem betheiligt sei. In der Discussion 
erwähnt Scimemi einen Fall, wo häufige angioneurotische Anfälle statt- 
fanden. Anatomisch fehlten die Cutispapillen fast ganz, elastische Fasern 
waren verringert, Gefässe zeigten Dilatation, Thrombose mit Fehlen des End- 
othels, Hämorrhagien. Auch er vermuthet Einfluss des Nervensystems, ins- 
besondere wegen der trophischen Veränderungen. 


2) Ein Fall von suppurativer Choroiditis mit Meningitis, von Pes. 

Aus dem Glaskörper will Verf. eine Reinkultur von Staphylococcus 
albus erhalten haben, aus einem Chiasma-Abscess und dem meningitischen 
Exsudate bei der Autopsie Reinkultur von Streptococeus. 


3) Mucocele ethmoidalis, von Bellinzona. 

Ein seit zehn Jahren datirender Fall mit einem in die Orbita vorsprin- 
genden Sacke wurde von letzterer aus mit vollem Erfolge operirt. Die histo- 
logische Untersuchung der excidirten Wand zeigte Integrität des Epithels und 
subepitheliale schleimige Entartung. 


4) Mucocele der Stirnsinus, von di Santo. 
Ein operativ geheilter Fall mit Orbitalabscess. In der Discussion er- 
wähnt Scimemi einen Fall von Mucocele des Stirnsinus, welche in Eiterung 


— 443 — 


übergegangen war und von der Orbita aus geöffnet wurde. Die Heilung er- 
folgte erst, als die Communication mit der Nasenhöhle. wieder hergestellt 
wurde. u. 
5) Akutes angioneurotisches Oedem (Quincke’sche Krankheit), von 
Mazza. | 
Drei klinische Fälle mit Oedem der Conjunctiva palpebrarum und bulbi. 
Basso zweifelt, ob es sich nicht um Rhinitis handle und empfiehlt, die 
rhinoscopische Untersuchung in solchen Fällen nicht zu unterlassen. 
6) Orbitaltumoren, von Basso. 
Ein Fall von Sarcom, wo Exenteration der Orbita gemacht wurde. 








7) Bestimmung des <a nach Thomas Reid, von Reymond. 

In der Discussion hebt Petella hervor, dass das Taschen-Ophtbhal- 
mometer von Reid unbestreitbar Vorzüge vor dem Instrumente Javal- 
Schiötz besitzt. 

8) Die Gesichtslinie bei Keratoconus, von Reymond. 

Verf. fand mit dem Reid’schen Ophthalmometer, dass beim Nahesehen 
die Gesichtslinie nicht durch die Spitze des Conus geht, sondern senkrecht 
auf die nabelförmige Einsenkung gerichtet ist, so dass daselbst nach beiden 
Seiten hin bis auf etwa 3° Entfernung öfter kein Astigmatismus oder nur 
ein unbedeutender Grad desselben vorhanden ist. 

9) Kornealkriimmung nahe der Gesichtslinie, von Reymond. 

Die Kriimmung wird meist von der nasalen nach der temporalen Seite 

hin etwas stirker. 


10) Galvanocaustische Operation des Entropion, von Tornatola. 
Empfiehlt die Cauterisation des blossgelegten Tarsus. 





11) Einheitliche Pathogenese verschiedener Augenkrankheiten, von 
de Falco. 

Die sog. functionellen Augenkrankheiten sind Folge von Reflexen auf 
Vasomotoren uud auf Secretion. Die reflectorische Hyperämie kann zu Ent- 
zündung mit allen ihren Folgen führen. So sollen papilläre, folliculäre, ja 
trachomatöse Conjunctivitis entstehen (?). | Vasomotorische Neurosen des 
Plexus ciliaris, reflectorisch angeregt, sollen wahre Entzündungen in den ver- 
schiedenen Augengeweben verursachen. | 
12) Ectropion uveae congenitum, von Gallenga. 

Verf. classificirt folgende Formen: 

a) Uebergang der pars retinica iridis auf die vordere Insfliche, kann 
circular oder partiell sein. b) Zotten am Pupillarrande. Diese können am 
letzteren adhärent sein oder frei in der Vorderkammer schwimmen, oder 
endlich am Pupillarrande adhärente Cysten darstellen. c) Circuläre Hals- 
krause am Pupillarrande. (Hirschberg.) 

Von diesen Bildungsanomalien ist zu trennen das entzündliche congeni- 
tale Ectropion uveae, welches von v. Hippel z. B. bei Hydrophthalmus 
congen. beschrieben wurde. 





— 444 — 


Verf. bringt nun das Ectropion uveae mit der Persistenz des Sinus annu- 
laris Szili (Arch. f. Ophth. 52, 1902) nach der Geburt in Beziehung. Bei 
‚Föten vom Pferde konnte er die Entwicklung des Ectropion uveae verfolgen 
und constatirte, dass die Hohlräume der Zotten mit dem Zwischenraume der 
zwei Schichten der Pars retinica iridis, d. h. dem Sinus Szili zusammenhängen. 
Dass im menschlichen Foetus sich kein Ectropion uveae entwickelt, hat nach 
dem Verf. seinen Grund darin, dass der Sinus Szili obliterirt, ehe die Sphinkter- 
partie sich individualisirt. Beim Pferde hingegen und anderen Thieren ge- 
schieht die Differenzirung der Sphinkterzone vor der Obliteration des Sinus 
annularis. Die Persistenz des letzteren kann auch zu Iriscysten fiihren, welche 
gänzlich in der pars retinica iridis liegen. 


13) Einfluss der Saprophyten bei der Infection des Auges, von Bietti. 
Verf. experimentirte mit verschiedenen Saprophyten und fand, dass eine 
Infection bei Augenoperationen durch dieselben nur möglich wäre, wenn be- 
trächtliche Mengen eindringen würden, was ausgeschlossen ist. 
14) Bakteriologische Untersuchungen bei Kerato-Hypopyon, von Bietti. 
In zwei Fällen constatirte Verf. Bakterien, welche nur seltener zu Hy- 
popyon führen, einmal den Bacillus pyocyaneus, im zweiten Falle das Bac- 
terium coli. Bei Kaninchen bewirkte Einstich mit einer durch Bac. pyocy- 
aneus inficirten Nadel in die Cornea einen bald heilenden Abscess der Cornea, 
hingegen Einstich in die Vorderkammer Panophthalmitis. Der Fall mit Bact. 
coli verlief giinstig unter Zuriicklassung eines Leucoma non adhaerens. Ino- 
culation auf das Kaninchen blieb obne Erfolg, wahrscheinlich weil die Viru- 
lenz des Bact. coli in diesem Falle sehr gering war. 


15) Der Kampf gegen das Trachom, von Addario. 

Verf. empfiehlt, einen nationalen Congress zur Bekimpfung des Trachoms 
in Italien abzuhalten, um einheitliche Massregeln der Regierung empfehlen zu 
können. 

16) Die Entwicklung der Thränendrüse des Menschen, von Speciale. 

Verf. machte seine Untersuchungen an zehn Embryonen von 10 bis 
12 Wochen. Die erste Anlage der Drüse findet man am Ende der zehnten 
Woche, wo die Drüse von epitbelialen Knöpfen in der oberen Uebergangs- 
falte der Conjunctiva gebildet ist. Diese Knöpfe verlängern sich schnell zu 
Schnüren, welche anfänglich kein Lumen besitzen. Bei Embryonen von 37 
bis 40 mm theilen Mesodermzüge die ganze Drüsenanlage in einen äussern und 
innern Theil, welche sich alsbald zur palpebralen und orbitalen Portion der 
Drüse ditferenciren. 

17) Entwicklung der Thräcendrüse, von Falchı. 

(Giebt histologische Details für Kaninchen, Meerschweinchen, Schaf, Rind 
und Mensch. 

18) Concremente in den Canaliculi lacrymales, von Capellini. 

Bei einer 62jährigen Frau wurden aus dem untern Thränenkanilchen 
rechts mehrere Concremente ausgekratzt. Mikroskopisch konnte nicht entschieden 
werden, ob dieselben mikrobischen oder aktinomykotischen Ursprungs waren. 


—— Wë M 





EE EEN 
19) Die Osuterisation des Auges, von Ovio. 


230) Experimentelles über die Thränenwege, von Monesi. 

Verf. führte bei Kaninchen Sonden in die Thränenwege, machte Aus- 
kratzungen, Incisionen u.s. w. wie dieselben in der Behandlung der menschlichen 
Thränenwege geübt werden, um zu ersehen, welche Veränderungen im Thränen- 
canale danach auftreten. Schnittwunden wurden in 1 bis 2 Tagen mit Epi- 
thel überzogen, Sondirung war oft mit Verletzung der Schleimhaut ver- 
bunden, welche ebenfalls heilte, aber öfter Divertikel, welche mit Epithel 
ausgekleidet waren, zurücklies. Er empfiehlt, den Traumatismus bei allen 
Kurmethoden, welche auf Erhaltung des Thränencanals abzielen, so gering 
wie möglich zu gestalten. Cirincione erwähnt in der Discussion, dass er bei 
Todeställen, welche kurz nach operativen Eingriffen in die erkrankten Thränen- 
wege vorkamen, constatiren konnte, dass Schleimhautwunden sich nicht 
schnell, wie bei gesunder Schleimliaut, mit Epithel bedeckten, sondern erst 
nachdem Schwellung und Infiltration des Gewebes zurückgegangen waren. 


21) Sympathische Amblyopie, von Consiglio. 

Es handelt sich um eine Verletzung beider Augen, wo eine sichere Be- 
urtheilung, wie weit sympathische Augenentzündung im Spiele ist, ausge- 
schlossen ist. 





32) Operationsmethode für Blepharoptosis congenita, vun de Bono. 
Redner operirte in einem Falle nach einer Methode, welche die von 
Angelucci (cf. Ceutralblatt 1904, S. 430) mit der Vorlagerung nach Laper- 
sonne combinirte. 
In der Discussion hilt de Lieto Vollaro die Vorwürfe, welche der 
Methode Motais gemacht werden, fiir wenig begriindet, und meint, dass 
Misserfolge wegen der Schwierigkeit der Technik leicht eintreten können. 


23) Anwendung des Prismenapparates von Reymond, von Santucci. 

Reymond demonstrirte auf dem letzten internationalen Congresse zu 
Luzern einen aus zwei achromatischen Wollaston’schen Prismen bestehenden 
Apparat, welcher erlaubt, die Intensität jeden Lichtes von 1 bis auf O ab- 
zuschwächen. Der Apparat kann zur Untersuchung des Lichtsinnes der Re- 
tina benützt werden. 


24) Exstirpation des obersten Halsganglions, von Gasparrini. 
Kaninchen und Katzen eignen sich nicht fiir die Untersuchung der 
Nervendegeneration nach Exstirpation des Ganglions. Verf. operirte nur 
Hunde. Sämmtliche starben drei bis höchstens acht Monate nach der Exstir- 
pation unter den Erscheinungen hochgradiger Anämie, wobei die Blutmenge 
bis auf '/, der normalen reducirt sein kann, und die rothen Blutkörperchen 
von etwa 8 bis 9 Millionen (im normalen Hunde) auf 2 Millionen und weniger 
verringert sind. Die weissen Blutkörperchen bleiben ungeführ in unverän- 
derter Zahl, der Hämoglobingehalt des Blutes jedoch nimmt beträchtlich ab. 
Mikroskopisch sind die rothen Blutkörperchen bedeutend verkleinert und in 
den Leukocyten reichlich eosinophile Granulationen zu sehen. Bereits 14 Tage 
nach der Operation beginnen diese Veränderungen. Die Thiere sterben allein 
durch die Folgen der Exstirpation. Das oberste Ganglion der andern Halsseite 


446 


degenerirt allmählich ebenfalls. Ein Thier, welchem beiderseits das Ganglion 
entfernt wird, stirbt in kurzer Zeit. Neben alle«meiner Blässe der Schleim- 
häute beobachtete Redner auch Blässe der Papille mit Verengerung der Re- 
tinalarterien und Verschwinden der Venen, auch leichte Atrophia n. optie. 
Redner fand Lyınphzellen-Intiltration und Bindegewebs-Vermehrung in alien 
Hals- und den oberen sympathischen Brust-Ganglien beider Seiten mit Chro- 
matolyse in den Ganglienzellen. In den Optici wurden degenerirte Nerven- 
fasern constatirt. 

In der Discussion erklärt Cirincione, dass er alle die Resultate per- 
sönlich bestätigen kann. Lodato meint, dass die geringe Opticus-Atrophie 
nicht primär, sondern Folge der viel früher einsetzenden Entartung der Netz- 
haut-Ganglienzellen sei. 


25) Fötale Pathologie des Auges bei hereditärer Syphilis, von Falchi. 
Redner untersuchte die Augen von Embryonen und Foeten von 6,5 cın 

bis 32cm Länge in allen ihren Theilen und fand fast immer ausgebreitete 

schwere Alterationen. 

28) Aenderung der Hornhautkrümmung durch Contraction der Augen- 
muskeln, von Chiari. 





27) Photogruphie des Augenhintergrundes, von Bajardi. 


28) Dasselbe Thema, von Borghi. 





29) Behandlung des Keratoconus durch pericentrale Galvanocaustik, 
von de Bono. 


30) Die Empfindlichkeit der Bulbusoberfläche, von Bonamico. 

Untersuchungen über den Gefühlssinn der Cornea und Conjunctiva in 
gesunden und kranken Augen. Er fand auf der Cornea Mangel tactiler Em- 
pfindung, indem er nur Schmerz und thermische Empfindungen auslösen konnte. 
Die Conjunctiva bulbi hingegen hat auch tactile Empfindlichkeit, Die Resul- 
tate der betreffenden Untersuchungen von Frey, Nagel und Bonamico 
weichen in einzelnen Punkten von einander ab. 

31) Eine neue Form von Keratomycosis, von Baquis. 

Redner wies auf einem Hornhautgeschwüre Verticillium rubrum nach. 
de Bono erzählt in der Discussion, dass er in einem Hornhautgeschwür 
Mucor mucedo fand. Beide Fillle heilten unter sorgfältiger Behandlung. 
32) Die Kernung der Netzhuutzapfen, von Baquis. 

Redner konnte in einem Falle von hämorrhagischem Glaukom den Be- 
fund von Tartuferi und de Lieto Vollaro bestätigen, wonach die Kerne der 
Zapfen bei Netzhautödem nach aussen gedrängt werden und so in das innere 
Zaptenglied eintreten. Er meint, dass diese Kerne alsdann mitunter Karyo- 
kinesis zeigen. Lodato ist aber der Ansicht, dass es sich um pathologische 
Karyorhexis handle. 


33) Structur und Entwicklung des Lidrandes, von Contino. 
Eingehende mikroskopische Untersuchungen. Die Abplattung der Follikel 


— 447 -- 


der Cilien im Sagittaldurchmesser schreibt Redner der Action des Musculus 

Riolanus zu, da sie erst auftritt, wenn der Musculus orbicularis zu functio- 

niren beginnt. ER 

34) 200 Staroperationen mit englischem Hoeftpflasterverband, von 
Sbordone. Peschel. 


XIX. Archivio di Ottalmologia von Angelucci. 1905. Jan.—Febr. 
1) Beziehungen zwischen Functionen und Erkrankungen im Seh- 
organe, von Angelucci. 
2) Einfluss der Réntgenstrablen auf einige Augenkrankheiten, von 
Pardo. 


Gegen Trachom konnte Verf. entschiedene Wirkung feststellen, gewann 
aber kein definitives Urteil. Ein episcleritischer Knoten schwand mittelst 
Röntgen-Therapie, ebenso soll eine Scleritis sich etwas gebessert haben. 


In der Literaturangabe (Darier) verwechselt Verf. Radium- mit Röntgen- 
strahlen. 


3) Mikroben im Conjunctivalsacke bei offener Wundbehandlung, von 
de Lieta Vollaro. 

Nach Operationen nimmt die Menge der Mikroben im Conjunctivalsacke 
auch bei offener Wundbehandlung zu, freilich weniger, als unter einem 
Occlusivverbande. : 

Verf. beschreibt im Anhange einen grossen Bacillus similidiphthericus 
des Conjunctivalsackes, welcher chromogen ist, gelbe Colonien zeigt. 


März— April. 
4) Bestimmung der Refraction des Auges mit einem leuchtenden 

Punkte, von de Lieto Vollaro. 

Verf. versucht dieser Methode der Refractions-Bestimmung practische 
Brauchbarkeit zu geben. Die Arbeit ist im Laboratorium von Tscherning 
entstanden. 

5) Beitrag zum Studium des Ectropium uveae, von Gallenga. 

Verf. bespricht das functionelle Ectropium des Pupillarrandes, welches 
2. B. bei Miosis auftreten kann, ferner das pathologische Ectropium, welches 
entweder senil oder entzündlichen Ursprungs sein kann. 








6) Ein Fall von Dacryops, von Capolongo. 

Verf. beschreibt einen in wenigen Tagen entstandenen Fall von Ver- 
schluss des Thränendrüsenausführungsganges in Folge von infectiöser Ent- 
zündung, welche von der Conjunctiva ber sich ascendirend ausgebreitet hatte. 
Literaturnachweis. 


7) Eumydrin, von A. del Monte. 


— 448 


Mai— Juni. 
1) Beitrag zum Studium des Ectropium uveae, von Gallenga. 

Mit 2 Tafeln. 

Verf. bringt sehr sorgfiltige ma- und mikroskopische Untersuchungen 
über einige betreffende Fälle. Das entziindliche Ectropium uveae kommt in 
zwei Formen vor. deren eine Pigmentwucherung wit reichlichem iritischen 
Exsudate im Pupillargebiete zeigt, während bei der andern häufigeren Form 
sich Exsudat nur auf der Vorderfläche der Iris bildet. In beiden Formen ist 
die Sphinkterpartie der Iris zugleich durch die Entzündung ausgekehlt und 
evertirt. Die Ursache dieser Eversion, welche Knies und Andere in Narben- 
Contraction des entzündlich infiltnrten Gewebes der vorderen Irisfläche suchte, 
Fuchs hingegen in der Atrophie des Irisgewebes, scheint meist in beiden 
Faktoren zu liegen. Der Name Ectropium des Pupillarrandes ist zutreffender 
als Ectropium uveae. Verf. legt besonderes Gewicht darauf, dass bei den 
complieirten entzündlichen Prozessen, welche zu diesem Ectropium des Pu- 
pillarrandes Veranlassung geben, nicht nur ein passives Ectropioniren des 
Pigmentblattes durch Narbenzug stattfindet, sondern, dass zu der Eversion 
auch active Zellenproliferation der Pars iridica retinae beiträgt. 


2) Der Chalasion-Bacillus von Dey], von Bietti. 

Hala hat 1901 und 1903 wieder die Aufmerksamkeit auf die von 
seinem Lehrer Deyl 1893 beschriebenen Bacillen, welche er Corynebacterien 
nennt, gelenkt. Er hält sie für virulent und identisch mit den Xerose- 
Bacillen. 


Verf. machte zahlreiche mikroskopische, culturelle und experimentelle 
Untersuchungen über den Gegenstand und kam zu folgenden Schlüssen, dass 
der Xerose-Bacillus sich nicht constant in Chalazien, selbst nicht in frischen 
Fällen findet. Es ist nicht nachzuweisen, dass er die Ursache des Chalazion 
ist. Er befindet sich auch normaler Weise in den Meibom’schen Drüsen. 
Wenn er Ursache des Chalazion ist, so ist er es nicht in Folge seines Ge- 
haltes an diphtherischem Toxin, denn durch seine Inoculation entstehen kleine 
Tumoren auch bei Thieren, welche gegen Diphtheritis immunisirt sind. Die 
sog. experimentellen Chalazien lassen sich nicht nur durch Inoculation von 
Xerose-Bacillen, sondern auch von andern Saprophyten hervorrufen, indem 
letztere offenbar als Fremdkörper einen Reiz ausüben. 


8) Keratitis disciformis von Fuchs, von de Lieto Vollaro. 
Beschreibung einiger selbst beobachteter Fälle. 


Juli— August. 
1) Ueber Netzhaut-Ablösung, von Addario. 

Verf. ist der Ansicht, dass der Netzhaut-Ablösung meist Glaskörper- 
Abhebung vorhergeht (Gonin) und dass die consecutive Abhebung mit even- 
tueller Zerreissung der Netzhaut durch die Glaskörper-Fibrillen im Ciliartheile 
der Netzhaut bedingt wird, welche daselbst mit der Neuroglia der Retina in 
continuirlicher Verbindung sind. Wegen dieser normalen anatomischen Dis- 
position hängt daselbst der Glaskörper fester mit der Netzhaut zusaınmen, 
als an irgend einem andern Punkte. 


— 449 — 


2) Das Epithel der Zonula und seine senile Involution, von Addario. 
Die Fasern der Zonula sind protoplasmatische Ausbreitungen des cili- 
aren Epithels. Die senile Atrophie dieses Epithels mit Schrumpfung des 
Kernes und Verschwinden der protoplasmatischen, im normalen Zustande sich 
dachziegelförmig übereinanderlegenden Fortsätze, schliesslich complete Atrophie 
des Zellkörpers ist die Ursache der senilen Atrophie der Zonula. 
3) Retinitis proliferans, von Mobilio. 
Verf. meint, dass Syphilis Veranlassung zu dieser Erkrankung geben 
könne, dass also eine strenge Scheidung von Retinitis proliferans und syphi- 
litischen Retinalveränderungen nicht am Platze sei. 


4) Operation der Ptosis paralytica, von Bocchi. 
Verf. empfiehlt die Methode von Angelucci, nach welcher er vier Fälle 
mit befriedigendem Erfolge operirte. 





September— October. 
1) Traumatisohe Kataract, von Pardo. 

Verf. machte Versuche iiber Kapsel-Verletzungen, Zerreissung der Zonula 
und Traumatismen der Linse ohne Kapselverletzung. Er fand, dass in Folge 
dieser Traumen der Humor aqueus des betreffenden Auges nicht mehr iso- 
tonisch mit dem des unverletzten Auges ist. Er meint, dass öfter Linsen- 
tübungen auf osmotische Differenzen des Humor aqueus bei Traumen, also 
auf Ernährungsstörung der Linse, nicht auf directe Erschütterungen derselben 
zurückzuführen sind. 


2) Ophthalmoplegie, von Miceli. 
Mittheilung eines Falles. E 

3) Structur eines Sarcoma orbitae, von Ghirardelli. 
Beschreibung eines Lymphangioendothelioms der Orbita. 


November— December. 

1) Ursprung des intraoculären Druckes, von Bottazzi und Sturchio. 

Verff. bestimmten den Gefrierpunkt und die electrische Leitungsfähig- 
keit des Humor aqueus, des Corpus vitreum und des Blutserums verschie- 
dener Thiere. Beim Blute stellte sich heraus, dass dasselbe detibrinirt und 
oxygenirt werden muss, ehe man seinen osmotischen Druck bestimmt. Sein 
Gehalt an Kohlensäure hat viel höheren Einfluss auf seinen osmotischen Druck 
als auf die galvanische Leitungstähigkeit. Der osmotische Druck der Angen- 
medien ist höher, als der des oxygenirten Blutserums. Der osmotische Druck 
des Humor aqueus ist etwas höher, als der des Corpus vitreum, der der 
Thränen wiederum höher als der des Humor aqueus. Die galvanische 
Leitungsfähigkeit der Augenmedien ist so beträchtlich grösser, als die 
des Blutserums, dass der Unterschied nicht auf Rechnung des Eiweiss- 
Gehaltes des letzteren gesetzt werden kann. Der Glaskörper zeigt starke 
Variationen seiner galvanischen Leitungsfähigkeit und zwar, weil er organisirt 
ist und daher je nach der Stellung der Electroden zu seiner Structur ver- 
schiedenen Widerstand bietet. Er muss zerdriickt und filtrirt werden, um 
constante Werthe zu erhalten. 

29 


— 450 — 


Die Augenmedien können nach diesen Thatsachen nicht durch einfache 
Filtration entstehen, wie Leber für den Humor aqueus behauptet, sondern 
durch Secretion mit Hilfe von Epithelien u. s. w. Das Secretionsproduct des 
Epithels des Ciliarkörpers ist etwas concentrirter als der Humor aqueus, welcher 
bereits durch osmotische Aufnahme von etwas Wasser aus der Iris sich etwas 
verdünnt. 





2) „Ectropium uvese congenitum‘ und seine Besiehung zum Sinus 
anularis Ssili, von Gallenga. 

Ausführliche Arbeit mit Literaturangaben und 43 Abbildungen. 

3) Ueber einen Tinctions-Unterschied der belichteten und unbelich- 
teten Netzhaut, von Sgrosso. 

Unter Erwähnung der Arbeiten von Mann (1894), Lodato, Pergens 
(1896), Chiarini (1904) giebt Verf. einen constanten Unterschied der Fär- 
bung mit Triacid Ehrlich bei belichteten und unbelichteten Netzhäuten an. 
Bei Lichtfröschen färbt sich die Retina fast nur mit Fuchsin, während bei 
Dunkelfröschen die Körnerschichten Affinität zum Methylgrün haben, die 
übrigen Schichten Fuchsinfärbung annehmen. Verf. meint nicht, dass man 
auf Alkalinität oder Acidität der Schichten schliessen dürfe aus der Aufnahme 
von sauren oder basischen Farben, und widerspricht insofern der von Birn- 
bacher ausgesprochenen Meinung (Gräfe’s Archiv XL). 


4) Thigenol in der Augentherapie, von del Monte. 

Verf. hatte gute Resultate von 10°, Lösungen bei Dacryocysto- 
Blennorrhoe, Hornhaut-Entzündungen. Thigenolsalbe war sehr wirksam gegen 
Blepharitisformen. Peschel. 


XX. La Clinica oculistica. 1905. VI. 
1) Anatomie der Retinitis proliferans, von Cirincione. 

In einen Falle war ophthalmoskopisch hauptsächlich ein grosser Herd 
von chorioretinaler Atrophie im Hintergrunde zu sehen, innerhalb dessen eine 
blauweisse halbmondförmige Neubildung auffiel. Von deren Convexität gingen 
wiederum dicke Stränge aus. Verf. giebt den mikroskopischen Befund der 
Erkrankung und das Verhalten der neugebildeten fibrösen Masse gegen Farb- 
stoffe. Verf. discutirt 2 Fragen, ob das neugebildete Gewebe Produkt des 
Retinalgewebes sei (Gliosis) oder Bindegewebe und ob die überall vorhan- 
denen Hämorrhagien zur Aetiologie der Neubildung in Beziehung stehen. 
Er schliesst, dass das neugebildete Gewebe fibröser Natur ist. Die Haupt- 
masse der Neubildung geht von der Papille aus und zwar ausschliesslich von 
der Unigebung der grossen Gefässstämme und begleitet deran hauptsächliche 
Verzweigungen. Das neugebildete Gewebe liegt an der inneren Seite der 
Retina in den Schichten der Opticusfasern und der Ganglienzellen. Es be- 
steht Sklerose der Getfässe der Papille und Retina. In letzterer entwickeln 
sich zahlreiche Gefässe, die hauptsächlich unter dem neugebildeten fibrösen 
Gewebe liegen. Die Retina zeigt Gliose, die Choroidea und der N. opticus 
zeigen Atrophie Es existiren keine besonderen Veränderungen im Glaskörper, 
noch in der äquatorialen Zone der Retina. Die Hämorrhagien und glauco- 
matösen Erscheinungen sind nur Complicationen. Die Krankheit ist local, 
hängt nicht mit Allgemeinleiden zusammen. Sie rührt von irntirenden Sub- 
stanzen im Glaskérper her und verdient den Namen Retinitis proliferans. 


— 41 — 


2) Gonokokken-Irido-Choroiditis, von Galezowski. 
Anführung klinischer Fälle, welche Iris, Choroidea und Nervus opticus 
betreffen. Verf. giebt auch therapeutische Rathschläge. 


3) Zwei seltene Fälle okulärer Syphilis, von Magnani. 
Ein Fall von Retinitis syphilitica, ein andrer von Gumma-Papula im 
äussern-obern Irisquadranten mit Hypopyon. 


4) Glaucom durch Verlegung der Pupille durch die Linse, von 
Speciale-Cirincione. 

Da in solchen Fallen der Lymphstrom des Auges wegen der Verstopfung 
der Pupille verlegt ist, ist der Gebrauch der Miotica schädlich. Durch deren 
Wirkung adaptirt sich der Sphincter iridis um so inniger an die Linse und 
hindert so jede Filtration vom ödematösen Glaskörper her nach der Vorder- 
kammer. Der Gebrauch der Mydriadica ist vorzuziehen. 


5) Heredit&re Syphilis des Auges, von Carbone. 

Ein 38jähriges Individuum zeigte iiquatoriale Chorioretinitis, Strabismus 
divergens in Folge von Syphilis hereditaria, welche bis dahin latent geblieben 
war. Die Kur gab gute Resultate. 

6) Blepharoplastik, von Calderaro. 

Verf. bespricht die Methode mit torquirtem Lappen, mit Lappenver- 
schiebung, mit stiellosen Lappen, endlich die Bildung eines Lides mit Hilfe 
des zweiten (palpebro-palpebrale Methode), und beschreibt einige selbst- 
gemachte Operationen. 


7) Synechiotomia anterior, von Scionti. 

Empfiehlt das Synechiotom von Piccoli, bespricht die Indicationen der 
Operation, welche hauptsächlich prophylaktisch gegen Infectionsgefahr bei 
Leucoma adhaerens empfohlen wird. Er giebt eine Statistik der in der 
Universitätsklinik in Neapel gemachten derartigen Operationen. 


8) Chemische Aetzungen des Auges, von Ovio. | 

An Kaninchen wurden 4 Versuchsreihen angestellt: 1) Aetzung der 
Cornea mit Säuren, 2) mit Alkalien, 3) mit einigen andren viel gebrauchten 
Flüssigkeiten (Alkohol, Aether, Chloroform, Jodtinctur, Carbolsäurelösung), 
4) Injection von Lösungen, welche bei Augen-Operationen gebraucht werden, 
in die Vorderkammer. Die Säuren haben meist eine weniger tiefe Wirkung, 
als die Alkalien. Die Wirkung des Ammoniak zeigt sich erst nach einiger 
Zeit. Chloroform ist schädlicher als Aether und Alkohol, weniger schädlich 
als Jodtinktur. Durch Eindringen von Sublimat in die Vorderkammer bei 
Operationen kann Keratitis profunda hervorgerufen werden. 


9) Intermittirende Mydriasis durch Hysterie, von Carlini. 

Die intermittirende Mydriasis wird selten bei organischen Erkrankungen 
des Nervensystems, Öfter bei Neurosen und besonders bei Hysterie beobachtet, 
so dass mehrere Fülle von Heilung durch Suggestion vorhegen. Sie entsteht 
durch Reizung des Sympathicns von verschiedenen Punkten des Organismus 

297 


— 452 —- 


her. In einem Falle, welcher mit Lungentuberculose complicirt war, schloss 
Verf. die Möglichkeit aus, dass der Sympathicus durch tracheo-bronchiale 
Drüsenpakete beeinflusst sei und fand, dass Hysterie zu Grunde lag. 


10) Fall von bilateralem Anophthalmus, von Ovio. 


11) Das Trachom in Reggio Calabria, von Stilo und D’Ascola. 
Statistik der im dortigen Biirgerspital 1898—1904 behandelten Trachom- 

fälle und der bei der Rekrutirung in derselben Zeit wegen Trachom als 

dienstuntauglich erklärten Mannschaften. Prophylaktische Erwägungen. 


12) Therapeutische Anwendung der Glühhitze am Auge, von Ovio. 

Ausführliche Auseinandersetzungen über die Ansichten verschiedener 
Autoren betrefis der Anwendung der Glühhitze bei Erkrankungen des Auges 
und der Adnexa. 


13) Die Collyrien von Argent. nitr. und Zinc. sulfur., von Nerli. 
Rathschläge für die Praxis. Gallenga. 


XXI. Rivista Italiana di Oftalmologia. Von Parisotti. 1905. Anno I. 
1) Histologie eines Falles von Chinin-Amaurose, von Fortunati. 

Bei einem 59jährigen Malariakranken hatten 2 Injectionen von je 1}/, g 
Chininum hydrochloricum nach 8 Stunden Blindheit zur Folge, leichte 
Anästhesie der Cornea, hochgradige Blässe der Papille, Hintergrund blass 
gelbrosa. Strychnintherapie. Nach 8 Tagen Tod. Mikroskopisch fand sich 
der N. opticus normal und zeigten die Ganglienzellen der Retina Chromato- 
lyse, sonst keine charakteristischen Alterationen. Verf. bespricht die früheren 
experimentellen Arbeiten, welche nach ihm die Frage noch nicht gelöst haben. 


2) Keratoconus und Gravidität, von Valude. 

Besserung eines Falles durch Miotica. Verf. meint, dass der Zustand 
des Auges durch schnell aufeinanderfolgende Schwangerschaften sich ver- 
schlimmert hat in Folge der Schwächung des Organismus. 


3) Tuberculose der Thränendrüse, von Parisotti. 

Ein Fall aus der Klinik von Galezowski. Durch Verdrängung des 
Augapfels hatte sich lästige Diplopie eingestellt. Die erkrankte Drüse wurde 
exstirpirt und zeigte histologisch tubereulöse Infiltration. Verf. bezweifelt 
an einigen Fällen der Literatur die tuberculöse Natur und erklärt die Selten- 
heit der wahren Tuberculose der Thränendrüse aus der die Infection ab- 
schwächenden Eigenschaft der Thränen. 





4) Ruptur der Choroidea, von Lapersonne. Klinischer Vortrag. 


6) Nekrolog über Prof. Gayet, von Parisotti. 


6) Verletzung des Nervus opticus durch Schrotschuss, von van Duyse. 
Eintrittspforte des Schrotkornes am Ligam. palpebrale internum, Ex- 
ophthalmus, Uebelkeit und Erbrechen, absolute Amaurose, Ophthalmoscopie 


— 453 — 


negativ. Allmählig folgte Atrophie des Opticus. Mittels Röntgenstrahlen 
wurde das kleine Projectil nahe dem Foramen opticum localisirt. Verf. bringt 
darauf eine Statistik über Verletzungen des Opticus mit consekutiver Atrophie. 





7) Eine bisher nicht beschriebene Augen-Erkrankung nach Influenza, 
von Fortunati. 

Bei 3 Personen, unter denen der Verf., trat wenige Tage nach Ueber- 
stehen einer Influenza unter Schmerzen eine auf einen Abschnitt beschränkte 
pericorneale Injection mit Torpor der Pupille ein, welcher speciell in dem- 
selben Quadranten des Augapfels bemerkbar war. Dabei bestand Parese der 
Accommodation. — Atropin, Wärme, Aspirin, Pyramidon u.s.w. Heilung in 
wenigen Tagen, nur die Accommodations-Parese dauerte länger. Verf. meint, 
dass es sich um localisirte toxische Neuritis ciliaris handelt. 


8) Resection des Ganglion Gasseri, von Durante. 

Frau von 56 ‘Jahren mit Neuralgie des 2. und 3. Astes des Trigeminus 
seit 15 Jahren. Exstirpation des Ganglion Gasseri in 2 Akten nach der 
Methode von Poirier-Codivilla, wobei zugleich ein Stück des 1. Astes mit 
entfernt wurde. Eine leichte, am 2. Tage aufgetretene Keratitis heilte mit 
kleinem Hornhautflecke. Unempfindlichkeit der Cornea und Conjunctiva. 
Verf. empfiehlt, das Auge sorgfältig zu beschützen. 


8) Künstliche Reifung des Stares, von Businelli. 

Verf. rät in gewissen Fällen seniler Katarakt zwecks Reifung die directe 
Massage der Linse mittels eines silbernen Spatels, welcher durch eine kleine 
lineare Inzision im Limbus aussen unten eingeführt wird. 





10) Nekrolog von Parinaud, von Parisott1. 


11) Congenitaler tonischer Spasmus des Levator palpebrae, von 

Fortunati. 

Verf. bespricht zuerst die Literatur des acquirirten Spasmus und führt 
eine eigene Beobachtung dieser Art an, wo ätiologisch Gravidität. in Betracht 
kam. Congenital beobachtete er eine totale Retraction des linken Oberlides 
bei einem 12 jährigen Mädchen. Die Sclera war oberhalb der Cornea 4 mm 
hoch sichtbar. In der linken Körperhälfte war die tactile, thermische und 
Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt, auch bestand Hyposmie. Bei Senkung 
des Blickes folgte das linke Oberlid nur unvollständig. Im Schlafe und bei 
spontanem Lidschluss waren beide Augen gleich geschlossen, aber beim Wieder- 
öffnen nahm das Oberlid mit schnellender Bewegung seine primitive Stellung 
sofort ein. Dieser Fall erinnert an einen von Chevallereau und Challons 
(Annales d’oculistique 1903). 





12) Die Kernung der Zapfen, von Baquis (vgl. Congress von Neapel 1905). 


13) Traumatische Myopie, von Parisotti. 

Nach einem Betriebsunfalle klagte ein Arbeiter über Sehstörung, welche 
ein Arzt für progressive traumatische Myopie erklärt hatte. Verf. fand hoch- 
gradige Myopie mit Staphyloma posticum und 2 kleine himorrhagische Herd- 


— 454 — 


chen. Es handelte sich demnach um Verletzung eines bereits myopischen 
Auges. Auch die Zusammenstellung der Bibliographie zeigt, dass die sog. 
traumatische Myopie nicht existirt. 





14) Entwicklung der Thränendrüse, von Falchi. 


15) Fötele Syphilis des Auges, von Falchi (vgl. Congress von Neapel 
1905). Gallenga. 


XXII. Bollettino dell’ Ospedale Oftalmico di Roma. 1905. 
1) Klinischer Bericht fiir 1904, von Scellingo. 

Zahl der Kranken 1709. Aufgenommen in die Anstalt 506. Operationen 
in der Ambulanz 369 (wovon 66 Pterygien, 30 Entropion und Trichiasis, 
15 Ectropion), Operationen in der Klinik 273 (36 Enucleationen, 71 Cataract- 
extractionen, 39 Iridectomien). 


2) Adenom der Mollschen Drüsen, von Piccioni. 

Eine 40 jihrige Frau zeigt am innern Augenwinkel einen mandelgrossen 
Tumor. Exstirpation. Der Tumor war eine Cyste mit h&morrhagischem In- 
halte und papillärer Wand und war aus einer Mollschen Drüse hervorge- 
gangen. 


3) Prophylaxe des Trachoms, von Valenti. 


Besteht insbesondere auf der Notwendigkeit specieller Schulen für 
Trachomatise. 


4) Sympathische Ophthalmie durch ein atrophisches Auge nach 
20 Jahren, von Puccioni. 

In einem 1884 durch Panophthalmitis verlorenen Auge trat 1904 ohne 
Ursache Cyclitis auf. Das 2. Auge zeigte alsbald Photophobie, Thränen, peri- 
corneale Injection, S=!/,. Ophthalmoscopisch Neuritis optica. Microscopisch 
zeigte das enucleirte atrophische Auge im Innern frische Entzündung, ohne 
dass Mikro-Organismen gefunden wurden. Das 2. Auge kehrte zur Norm 
zurück und hatte nach wenigen Tagen wieder volle Sehschärfe. 


6) Hygiene des Auges in Haus und Schule, von Valenti. 
Besprechung von Trachom, Refraktions- und Accommodations-Anomalien 
der Kinder, Prophylaxe der Myopie, Korrektion des Astigmatismus. 








6) Statistik des Augenhospitals Torlonia für 1900—1905, von Rosselli. 

In der Ambulanz 4130 Patienten, aufgenommen 834. Staroperationen 
239, wovon 183 Extraktionen mit 2 Panophthalmitiden. Seltene Fälle waren 
ein Melanosarkom der Optieus-Scheiden und Echinococeus orbitae. 





7) Gilaskörperaffectionen, Klinischer Vortrag von Valude. 


8) Ophthalmologisches Institut A. Rothschild, von Debenedetti. 
Beschreibung des neuen Hospitals in Paris. 


— 455 —. 


9) Sehnenscheere, von Rosselli. 

Auf die Fläche gekrümmte Scheere, deren hintere Branche in einem 
stumpfen Schielhaken nach Graefe endigt. Dient für Strabotomie und 
Enucleation. 

10) Die Sonnenfinsterniss vom 30. VIII. 1905, von Maurizi. 

Allgemeines über die Erkrankungen der Augen von Personen, welche 
ohne Schutzmittel die Sonnenfinsterniss beobachteten. 


11) Extraction der Linse bei hoher Myopie, von Debenedetti. 

In der Klinik von Valude im Höpital Qinze-Vingts wurden in fünf- 
zehn Jahren 45 solcher Extractionen mit 2 nachfolgenden Netzhautablösungen 
gemacht. Valude fügt der Extraction sofort die Spaltung der Hinterkapsel 
hinzu. 


12) Jod-Oele in der Ophthalmiatrie, von Maurizi. 

Hypodermatische Injectionen von Jod-Oel gaben gute Resultate bei scro- 
phuldsen und syphilitischen Augen-A ffectionen. 
13) Traumatische Neurosen, von Valenti. 

Bei einer 40 jährigen Person, welche bei einem Eisenbahnunglück schwere 
Contusionen am Becken und Oberschenkel erlitt, stellte sich traumatische 
Neurose mit convergirendem Strabismus und Nystagmus oscillatorius ein, über- 
dies Verengerung und Inversion der Farbengesichtsfelder. Verf. giebt einen 
Ueberblick der wichtigsten Formen derartiger Neurosen mit oculären Ver, 
änderungen. 


14) Der Kampf gegen das Trachom, von Debenedetti. 
Ausser der Discussion in Congressen ist es nötig, dass die Regierung 
direct die betreffenden Studien begünstige. Gallenga. 


XXII. Il Progresso oftalmologico (Prof. Addario) Palermo. 1905. 1. Jahr. 
1) Bacteriologische Untersuchungen über Kerstitis fascicularis, von 
Addario. 

Unter 12 Fällen, wovon 9 typische Form zeigten, 3 dem Herpes corneae 
Stellwag entsprachen, war der bakteriologische Befund nur 1 Mal negativ, 
11 Mal liessen sich mehr oder weniger virulente Staphylococcen züchten. 

2) Ptosis-Operation, von Addario. 

Verf. operirte einen Fall nach Graefe-Leber, einen nach Angelucci 
mit gutem Resultate. 

3) Senile Involution des Corpus vitreum und seiner ciliaren Matrix, 
von Addario. 

Im senilen Auge entsteht in dem nicht pigmentirten Epithel der hintern 
Hälfte des Orbiculus ciliaris, welches die Matrix des Glaskdrpers ist, hydro- 
pische Rarificirung eines Theiles des Protoplasma’s mit Atrophie dieser Zellen. 
Infolge dessen schrumpfen und schwinden auch die protoplasmatischen Aus- 
breitungen der letzteren, d. h. die Fibrillen des (Glaskörpers. 





456 — 


4) Prophylaxe und Kur der Blennorrhoea neonatorum, von Addario. 

Verteidigt häufige Irrigationen mit sehr verdünnten antiseptischen Lö- 
sungen und wiederholte Instillationen von Höllensteinlösung 1—2°/,,. Verf. 
hatte hierbei, auch wenn bereits die Cornea beteiligt war, gute Resultate und 
erzielte fortschreitende Heilung. 


5) Sutur von diametralen Hornhautwunden, von Colio. 
Gutes Resultat ın 1 Falle. 


6) Epibulbäre Tumoren, von Lapersonne. Klinischer Vortrag. 

Stand der gegenwärtigen Kenntnisse von den Epitheliomen und Sarcomen 
besonders des Limbus mit besonderer Berücksichtigung der gemischten Formen 
von Epitheliomen mit Bindegewebs-Wucherung. Räth die Exstirpation ohne 
Enucleation, wenn irgend thunlich. 


7) Kampf gegen das Trachom, von Marchetti. 
In Berücksichtigung der schweren Verbreitung des Trachoms in Sicilien 
schlägt Verf. vor, speciell deshalb einen Congress zu berufen. 


8) Die Opticus-Atrophie in Folge von Erysipelas, von Addario. 

Verf. beobachtete 2 Fälle. Er suchte darauf experimentell die Frage 
zu lösen, ob es sich um primäre parenchymatöse Neuritis optica handele 
(Axenfeld, Uhthoff, Antonelli), oder um secundäre Atrophie nach 
Neuritis retrobulbaris. Er injieirte Kaninchen Toxi-Proteine des Streptococcus 
von Erysipelas und des Staphylococcus pyog. aureus. Obwohl die Kulturen 
sehr virulent waren, hatte Injection von 2 cem der filtrirten Bouillon-Kulturen 
an 4 aufeinanderfolgenden Tagen in die Tiefe der Orbita keine Sehnerven- 
erkrankung zur Folge. Verf. schliesst, dass die Toxi-Proteine nicht Neuritis 
optica hervorrufen können, sondern dass die Thrombophlebitis durch Strepto- 
coccen die Ursache aller schweren Complicationen des Erysipelas ist. Sie 
kann durch die Bahn der vena centralis posterior des Opticus von Kuhnt 
sich fortpflanzen. 

9) Spontane Elimination eines Eisendrahtes aus dem Auge nach 
30 Jahren, von Scalinci. 

Aus dem Leukoma adhaerens des seit 30 Jahren bis auf Lichtschein 
erblindeten Auges ragte ein metallischer Körper hervor. \it der Pincette 
wurde ein 8mm langer Eisendraht extrahirt, welcher durch Oxydation rosen- 
kranzförmig geworden war. Verf. meint, dass der Draht in der Nähe der 
Iris gelegen habe, ohne das Corpus ciliare zu berühren. 


10) Trichiasis-Operation nach Addario, von Spoto. 

Intermarginaler, 3 mm tiefer Schnitt in der ganzen Länge des Lides. 
2 verticale 2 mm tiefe Schnitte an den Enden des vorderen Blattes. Para- 
marginaler Schnitt auf der Vordertläche des Ludes, 6 mm vom freien Lid- 
rande entfernt, Haut und Orbicularis interessirend. Blosslegung des Tarsus 
vom letzten Schnitte aus bis an den freien Rand. Abtragung einiger tiefer 
Züge dəs Musculus orbicularis. Nähte nach Hotz-Panas, welche nach 
6 Tagen entternt werden. 


— 457 — 


11) Permanente oder temporäre Resection der Orbita bei retro- 
bulbären Tumoren, von Angelucci. 

In 2 Fällen wurde der vordere Rand der orbitalen Apophyse des Stirn- 
beines und 1,5 cm weit der vordere Rand der orbitalen Portion des Os 
malare wegen Tumoren in der äussern-obern Orbita entfernt. Bei einem 
tiefen Tumor orbitae wurde ein Hautschnitt vom Ende des Supercilium bis 
zur Basis der orbitalen Apophyse des Os malare (4 cm lang) gemacht. Von 
da ging ein zweiter 3 cm langer Schnitt längs dem oberen Rande der Apo- 
physis zygomatica. Abtrennung des Periostes. Die: gerade Säge wurde an 
der Basis des aufsteigenden Fortsatzes des Os malare längs einer Linie an- 
gesetzt, welche dem obern Theile des Jochbogens entspricht, so dass der 
aufsteigende Ast des Os malare abgesägt wurde. Die Spitze der Säge wurde 
etwa 6 mm tief eingeführt, so dass sie in der Orbita bis an die Sutur 
zwischen Os malare und Öberkieter reichte. Darauf wurde die Verbindung 
der orbitalen Apophyse des Os malare mit der des Stirnbeins durchsägt. 
Nach Ablösung der umgebenden Weichtheile wurde mittels einer Osteotom- 
pincette der zwischen den 2 Sägeschnitten liegende Knochen nach aussen 
umgelegt, das Auge nach innen gedrängt und so ein breiter Zugang zum 
retrobulbären Tumor geschaffen. welcher exstirpirt wurde. Der knöcherne 
Keil des Os malare wurde darauf reponirt, die Weichtheile unter Belassung 
eines Drainrohres genäht. 

12) Behandlung des Strabismus in Paris, von Samperi. 

Klinische Revue mit Empfehlung der stereoskopischen und orthoskopischen 

Uebungen. Die Vortheile des a von Remy werden besprochen. 


18) Operation der Trichiasis, von Tornabene. 

Das Lid wird mit 2 Fixations-Pincetten umgekehrt gehalten, der Rand- 
theil des Lides wird durchtrennt, indem das Messer 2—3 mm vom Lidrande 
entfernt auf der Conjunctivalseite eingestossen und in der intermarginalen 
Linie hinter den Cilien wieder ausgestochen wird. Darauf wird der Tarsus 
von der Cutisfliiche aus frei priparirt. Nähte werden erst durch Cutis und 
Muskel, dann durch Tarsus, endlich durch den oben erwähnten Randtheil 
des Lides gelegt, welcher somit auf den blossgelegten Tarsus angen&ht wird. 


14) Das Trachom in Sicilien, von Leone. 

Statistik der bei der Aushebung 1894 bis 1903 wegen Trachom als 
dienstuntauglich erklirten Mannschaften, welche 1,27 bis 2°/, der Rekruten 
betrugen. Unter sämmtlichen die Dienstuntauglichkeit bedingenden Krankheiten 
erreichte Trachom 5,60 bis 8,26 Si Es ist daher dringend nöthig, Abhülte 
zu schaffen. Gallenga. 


Bibliographie, 


1) Syphilis des Auges, von Terrien. (Paris, 1905, Steinheil.) 
Das Buch, von dem Dr. Kayer (Stuttgart) eine eben erschienene deutsche 
Uebersetzung angefertigt hat, ist übersichtlich. Die Vorbemerkungen 
über Anatomie und Untersuchungsmethoden sind etwas ausführlich 
gerathen. Es folgt naturgemäss die Besprechung der ocularen 


-- 458 — 


Symptome bei Lues congenita (praecox und tarda). Den breitesten Raum 
nimmt der Abschnitt über Lues acquisita ein, der natürlich zuerst den 
Primär-Affeet, dann das secundäre und schliesslich das tertiäre Stadium behan- 
delt und sich zuletzt mit den parasyphilitischen Manifestationen betasst. 
Zu loben ist die klare Darstellung der Augenmuskel-Lähmungen In 
der Therapie wird den intramuskulären Einspritzungen löslicher Hg-Verbin- 
dungen, vornehmlich des Hydrarg. bijodatum das Wort geredet. Auffallend 
sind, wie so oft in französischen Werken, das Uebergehen der deutschen 
Literatur und die mangelhaften Illustrationen. 


2) Zwei Fälle von Iriscyste, von Rieck. (Med. Gesellschaft in 
Göttingen, vgl. Deutsche med. Wochenschr. 1905, Nr. 44.) Unter 16 000 
untersuchten Augen die einzigen Fälle. Beide Male hatte eine durchbohrende 
Hornhaut-Verletzung die Ursache abgegeben. Die Entstehung wird nach 
Buhl-Rothmund’s Theorie (Implantationscysten) erklärt. 


3) Ueber die typische Pigmentdegeneration der Netzhaut 
an der Hand von 46 Fällen, von Stutzin. (Inaug.-Dissert. Giessen, 
1905.) Die 46 Fälle vertheilen sich auf 53000 Augenkranke (0,087 °;,,); 
auf 33 Männer kommen 13 Frauen (74,74°/,:28,26°/,). Consanguinität 
bestand 10 Mal = 21,74°/,. Directe und collaterale Hereäität war 8 Mal, 
indirecte 3 Mal vorhanden. Belastung des Individuums selbst: a) 5 Mal akute 
bezw. chronische Infections- oder Constitutionskrankheit, aber darunter keiner 
mit Lues; b) Geisteskrankheiten waren gleichfalls 5 Mal zu constatiren (Idiotie, 
Epilepsie, Demenz); c) 26 Mal bestanden andre Augenkrankheiten (12 Cata- 


f 


racte = 26°/,, 2 Glaucome = 4,35°/, u.s. w.). 


4) Beitrag zur Kenntniss der directen Sehnerven-Ver- 
letzungen, von Reichmann. (Inaug-Dissert. Jena, 1905.) Mittheilung 
zweier Fülle. In dem einen war eine Ofengabel in die linke Orbita einge- 
drungen, hatte die linke und rechte mediale Augenhöhlenwand durchbohrt 
und den rechten N. opt. in seinem gefässlosen Abschnitt zerrissen; Ausgang 
in Atrophie. In dem andern Falle hat eine Schirmspitze den Sebnerven 
zwischen dem Foramen optic. und der Eintrittsstelle der Centralgefässe durch- 
trennt. Literaturangaben fehlen. 


5) Klinisch-statistische Beiträge zur Lehre von der Kurz- 
sichtigkeit, von Otte. (Inaug.-Dissert. Giessen, 1905.) Verf. kommt auf 
Grund der von 1879—1899 in der Giessener Universitäts-Poliklinik beobach- 
teten 5715 Fülle von Kurzsichtigkeit zu folgenden Ergebnissen. Männlichen 
Geschlechts waren 4045 = 70,78°;,, weiblichen 1670 = 29,22"; ; diese 
grosse Differenz wird zum Theil durch die Eigenartigkeit des Materials er- 
klärt, das verhältnissmässig viele Schüler, Gymnasiasten und Studenten auf- 
weist. Was den Grad der Myopie angeht, so steht dieser im nmgekelhrten 
Verhältniss zur Zahl der Fälle Mit dem Alter nimmt auch die Häufigkeit 
der Myopie zu, das Maximum liegt zwischen dem 15.—30. Jahre. Die Be- 
theiligung beider Geschlechter an den einzelnen Myopiegraden und in den 
einzelnen Lebensabschnitten ergiebt Folgendes: Bei beiden Geschlechtern 
fällt die Myopie rapide bis zur 6. Dioptrie (etwas mehr Männer als Frauen), 
von da an überwiegen die Frauen erheblich. Fünf Dioptrien und mehr baben 
1215 = 21,26°/, der 5715 Myopen. Die Myopie unter 5 D. ist bei Männern 
3 Mal so häufig, als bei Frauen, sie ist als Arbeitsmyopie aufzufassen. Die 
hochgradige Kurzsichtigkeit befällt 7,78"', mehr Frauen, als Männer. Was 
die Häutigkeit in den einzelnen Lebensabschnitten für Männer und Frauen 


459 — 


getrennt angeht, so zeigt sich im 1. Decennium ein Ueberwiegen der Knaben, 
aber die höheren Grade der Myopie betreffen mehr Mädchen. Bis zum 
14. Jahre giebt es mehr kurzsichtige Mädchen (procentualiter), später 
kehrt sich das Verhältniss um, das Maximum im 15.— 20. Jahre mit 29,34 °;, 
überragt um 7°/, die Zahl der myopischen weiblichen Individuen. Bei einer 
Sonderung des Materials dem Berufe nach (mit Ausschluss der Frauen und 
Kinder) zeigt sich ein Ueberwiegen excessiver Myopie bei Landleuten, Gärt- 
nern, Förstern, Handwerkern ohne Nahearbeit, deren Durchschnittsmyopie 
3,47 D. bezw. 2,89 D. betrug, während die Schreiber, Maler, Kaufleute u.s. w. 
umfassende Gruppe 8,04 D. und die der akademisch Gebildeten 8,28 D. auf- 
weist. Von den Nichtnahe-Arbeitern haben 62,12°,, Myopie = 1,0 D., von 
den Nahe-Arbeitern kaum 85°',; bis etwa 9,0 D. überwiegen letztere, dann 
aber erstere. Complicationen fanden sich 1529 Mal, davon 72,43%, bei 
Nichtnahe-Arbeitern (Frauen bevorzugt!). Am häufigsten ist der Conus bezw. 
Staphyl. post. mit und ohne Chorioiditis (17,37°/, aller Myopien, 64,93, 
aller Complicationen), am seltensten Ablatio retinae (0,44 bezw. 1,63°/,). 
Bis zu 10 D. baben die Nahe-Arbeiter relativ öfter Complicationen. Mit dem 
Fortschreiten der Kurzsichtigkeit vermehrt sich die Gefahr der Compli- 
cationen. 

6) Experimentelle Untersuchung über die Veränderung der 
Thränendrüse nach Durchschneidung der Ausführungsgänge, von 
Seydewitz. (Inaug.-Dissert. Greifswald, 1905; vgl. auch v. Graefe’s Archiv 
Bd. 62, Heft 1.) Experimente an Kaninchen. Die Secretion wurde nach 
der von Schirmer angegebenen Methode mit durchfeuchteten Fliesspapier- 
streifen gemessen, die 5 Minuten im Bindehautsack gelegen hatten. Zwischen 
Durchtrennung der Ausführungsgänge und Entfernung der Drüse lagen Be- 
obachtungszeiten von !/, bis 11 Monaten. Je reichlicher eine Drüse ab- 
sondert, um so erheblicher sind ihre Veränderungen (Zugrundegehen der 
Drüsen-Epithelien und Wucherung des Bindegewebes). Offenbar füllen sich 
in Folge von Zersetzung des Sekretes nicht wieder die Zellen, die ihr Sekret 
ausgestossen haben. 

7) Ueber einen Fall von Tetanus nach Orbital-Stichver- 
letzung, von Lange. (Inaug.-Dissert. Jena, 1905.) Am 4. Tage nach 
dem Stich mit einer Stockspitze in die Orbita erste Anzeichen von Tetanus, 
am 10. Tage Exitus letalis trotz Antitoxin-Therapie. Es war in der Augen- 
höhle kein Fremdkörper zurückgeblieben. 

8) Ueber die hereditären Verhältnisse bei Buphthalmus, von 
Jahn. (Inaug.-Dissert. Tübingen, 1904.) Der Bericht umfasst 73 Fälle, 
die in der überwiegenden Mehrzahl die früheste Kindheit betreffen, meist 
doppelseitig sind und merkwürdiger Weise (im (Gegensatz zum primären 
Glaukom) mehr Männer als Frauen angehen. Blutverwandtschaft der Eltern 
lag sicher vor 7 Mal (9,59"/,), wahrscheinlich 1 Mal, sicher nicht 54 Mal, 
wahrscheinlich nicht 2 Mal, 2 Mal waren die verwandtschaftlichen Beziehungen 
unbekannt. Laqueur hat in 38,5°/, der Fälle Consanguinität der Eltern ge- 
funden. Directe gleichartige Vererbung fand Verf. nicht, wohl aber 2 Mal 
directe ungleichartige Vererbung; in einem Falle lag indirecte gleichartige 
Vererbung, kein Mal indirecte ungleichartige Vererbung vor; kollaterale Ver- 
erbung fand sich 5 Mal: 2 Mal litten 3, 3 Mal 2 Geschwister an Buphthal- 
mus; 2 Mal war sie wahrscheinlich. 

9; Ein Fall von Tuberculose der Bindehaut, von Hirsch. 
(Berliner klin. Wochenschr. 1905. Nr. 50.) Ein 11 Jahre altes Mädchen, 


~- 460 - 


das seit 5 Jahren an Thränen und Eiterung des rechten Auges leidet und 
bereits vielfach erfolglos behandelt wurde, zeigt auf der Conjunctiva palpebr. 
inferior ein Ulcus, sowie feine Hornhauttrübung: die regionären Lymphdrüsen 
sind nicht geschwollen. Keine Zeichen von Lues congenita, wohl aber Schall- 
verkürzung über der rechten Lungenspitze. Im Ausstrichpräparate fanden 
sich Bacillen, im histologischen Präparate Riesenzellen und Verkäsung. Verf. 
will keine 'Tuberculin-Kur beginnen, sondern lediglich den erkrankten Theil 
der Bindehaut herausschneiden, ein Verfahren, mit dem er bereits einmal 
Ertolg gehabt hat. 


10) Experimentelle und klinische Erfahrungen über Dionin 
als locales Resorbens und Analgeticum in der Augenheilkunde, 
von Axenfeld. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 47.) Während 
Hunde und Katzen sehr leicht Dionin-Dedeme bekommen, bleiben Kaninchen 
ganz frei davon; es beruht wohl mehr auf erhöhter Durchlässigkeit der Ge 
fässwandungen, als auf einer besondern lymphansaugenden Kraft des Dionins. 
Dem Mittel kommt sicher eine resorptionsbefördernde Wirkung zu, was sowohl 
das Thierexperiment, wie auch die klinische Erfahrung in Fällen von patho- 
logischen Beimengungen des Kamunerwassers. von Hornhauttriibungen us. w. 
beweisen (10°/, Lösung). Dionin wirkt schmerzstillend, ohne die Sensibilität 
der Cornea zu beeinflussen, lähmt also die tiefer gelegenen Nerven. Daher 
eignet sich als Ersatz des Cocain da, wo Schwierigkeiten für die Regeneration 
des Epithels bestehen (Erosionen, Herpes corneae febrilis). 


11) Alypin, ein neuer Cocatn-Ersatz, von Dr. Leo Jacobsohn 
in Berlin. (Wochenschr. f. Therapie und Hygiene des Auges, 1905, Nr. 52.) 


12) Alypin, ein neues Localanästheticum, von Dr. Rudolf 
Weil in Berlin. (Allgem. med. Centralzeitung, 1905, Nr. 36.) 


18) Ueber Alypin, einen neuen Cocain-Ersatz in der Augen- 
praxis, von Dr. O. Neustätter in München. (Münchener med. Wochenschr. 
1905, Nr. 42.) 


14) Ueber die Wirkung des Alypins, eines neuen Anästhe- 
ticums auf das Auge, von Dr. Ed. Hummelsheim in Bonn. (Arch. f. 
Augenheilk. 1905, Heft 1.) 


15) Ueber die Bedeutung des Alypins für die Augenheil- 
kunde, von Dr. H. Köllner in Berlin. (Berliner klin. Wochenschrift 
1905, Nr. 43.) 

16) Alypin, ein neues An&stheticum, von Heinrich Gelb. 
(Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) 


17) Alypin in der Augenheilkunde, Sammelreferat und eigene 
Beobachtungen, von Kurt Steindorff. (Aerztliche Praxis 1905, Nr. 24.) 
Alle Autoren sind sich darüber einig, dass Alypin in 2—5°/, starken 
Lösungen ein äusserst brauchbares und dem Cocain gleichwerthiges, locales 
Anästheticum ist. Das der Einträufelung folgende Brennen ist nicht sehr 
heftig, wenn auch heftiger, als das der Instillation von Cocain folgende. 
Alypin ruft eine Hyperämie hervor, die bei Operationen an blutüberfülltem 
Organ störend werden kann, aber durch Zusatz eines Nebennierenpräparates 
leicht zu bekämpfen ist, wodurch zudem die anästhesirende Kraft des Mittels 
noch gesteigert wird. Freilich sah Köllner durch die Combination beider 
Mittel eine Schädigung des Hornhautepithels auftreten, die aber nur in ganz 
wenigen Fällen (auch ohne Combination von Alypin mit Nebennierenpriipa- 


— 461 — 


raten) von andern Autoren gesehen wurde. Alle Autoren loben die absolute 
Ungiftigkeit des neuen Mittels, das in den therapeutisch zur Verwendung 
kommenden Mengen und Concentrationen frei ist von allen dem Cocain an- 
haftenden unangenehmen Eigenschaften; es beeinflusst also weder Pupillen- 
weite, noch Accommodation, noch intraocularen Druck, schädigt das Horn- 
hautepithel nicht und verändert die Weite der Lidspalte nicht, auch die 
Wundheilung verzögert es nicht.! Alypin lässt sich durch Kochen sterilisiren, 
ohne sich zu zersetzen, und neigt nicht zur Schimmelbildung. Man kann 
unter Alypin-Anästhesie am Augapfel alle Operationen, anch die ihn eröfinen- 
den, ohne irgend welche Störung vornehmen. Kurt Steindorff. 


18) Ueber Spätresultate der Myopie-Operation, von Fritz 
Huber. (Beitr. z. Augenheilk. 1905. 64. Heft.) Bericht aus der Züricher 
Klinik tiber 100 an 90 Personen ausgefiihrte Myopie-Operationen. Der un- 
mittelbare Effect der Operation war, dass bei den allermeisten Augen eine 
zum Theil recht beträchtliche Zunahme der Sehschärfe eintrat. Bei 75 Augen 
konnte nach einen Zeitraum von durchschnittlich etwa 5 Jahren eine Nach- 
untersuchung stattfinden, und es zeigte sich im Allgemeinen, dass der Visus 
noch eine weitere Besserung erfahren hatte; freilich war dafür in 8°;, der 
Fälle inzwischen Amaurose eingetreten (Netzhautablösung 4, Opticusatrophie 2, 
Glaucom 1, Infection 1 Fall). Von schwereren Folgezuständeu der Myopie 
wurden bei der Nachuntersuchung am operirten Auge neu entdeckt: bei 
11 Fällen Macula-Erkrankungen, bei 9 Fällen Glaskörper-Trübungen, bei 
9 Füllen Retinalblutungen, bei 5 Füllen Netzhaut-Ablösung. Die Visus- 
verminderung war bei den drei ersten der genannten Gruppen eine unerheb- 
liche und die Sehschärfe war meist immerhin noch besser, als vor der 
Operation geblieben. Von den 5 Augen mit Netzhaut-Ablösung hatte das 
eine ein Sehvermögen von !/,, behalten, die übrigen waren erblindet. 
Vergleichsweise wird bemerkt, dass an den nicht operirten Augen 
inzwischen kein Fall von Ablösung sich ereignet hatte, und dass 
auch die andren genannten Krankheiten sich bei den nicht operirten Augen 
in bedeutend geringerem Procentsatz eingestellt hatten, als bei den operirten. 
Eine weitere Zunahme der Myopie wurde bei 37 Augen constatirt. Es hat 
sich also herausgestellt, dass die Phakolyse nicht als ein Schutzmittel gegen 
das Fortschreiten der Myopie und gegen das Eintreten von Complicationen 
betrachtet werden kann. 


19) Ueber den Einfluss der Hornhaut-Tätowirung auf die 
Sehschärfe, von Dr. Mayeda in Nagoya (Japan). (Ebenda.) Warme Be- 
fürwortung dieses Verfahrens, welches dem Verf. bei 30 mitgetheilten Fällen 
auch hinsichtlich Verbesserung der Sehschärfe vorzügliche Resultate ergeben 
hat. Missliche Folge-Erscheinungen hat der Verf. nicht gesehen und die 
Färbung hielt sich meist Jahre lang unverändert. 


20) Ueber excessive Pigmentirungen am Menschenauge, von 
Dr. Albert Schein. (Ebenda.) Mittheilung von 4 Fällen, von welchen 
einer ein einfacher Naevus pigmentosus conjunctivae ist, während bei den 
übrigen die abnorme Pigmentirung die Sklera, Iris, Conjunctiva und Cho- 


! Ich habe in Myriaden von therapeutischen Anwendungen noch nie die geringste 
schädliche Wirkung des Cocain beobachtet. Es kommt ausschliesslich in 2°, Lösung 
bei mir zur Verwendung, seit 1884, und wird in geschlossener Flasche dureh strömen- 
den Dampf sterilisirt. H. 


— 462 — 


rioidea betrifft. In einem Fall erstreckt sich diese Anomalie auch noch tiber 
einen Theil der linken Gesichtshilfte. 

21) I. Haben Cicero, Plinius und Horatius an Trachom ge- 
litten? von Prof. Dr. H. Magnus. (Ebenda) II. Erwiderung auf 
Herrn Wegehaupt’s „Zusatz“ zu Trachom des Cicero, Horaz und 
Plinius, von Dr. Charles Fukala. (Ebenda.) III. Erwiderung auf 
obigen Artikel des Herrn Dr. Fukala, von Gymnasialdirector Prof. 
Wegehaupt. (Ebenda.) Polemische Erörterungen, welche sich auf die in 
Beiträge zur Augenheilkunde, Heft 63 erschienene Arbeit von Fukala: 
Trachom des Cicero, Plinius und Horatius beziehen. 


22) Die Retina-Elemente und die Dreifarbentheorie, von 
Gustav Fritsch. (Anhang z. d. Abhandl. d. kgl. preuss. Akademie der 
Wissensch. 1904.) Die Untersuchungen des Verf.’s führten zu der Annahme, 
dass es in der Retina des Auges Einrichtungen giebt, welche eine Sortirung 
des farbigen Lichtes nach der Dreifarbentheorie bewirken. Am sinntälligsten 
in dieser Beziehung sind die bekannten farbigen Oeltropfen in der Retina 
vieler Vögel. Ihre Farben stimmen in auffallender Weise mit denen des bei 
der Dreifarbenphotographie gebrauchten Farbentilter überein. Die anatomi- 
schen Beobachtungen am Vogelauge sprechen übrigens nicht dafür, dass die 
Zapfen ausschliesslich Farben, die Stäbchen nur Licht percipiren. Das Seh- 
roth der Retina dient als allgemeiner Sensibilisator für verschiedenfarbiges 
Licht und hat ebenfalls ein Analogon in dem bei der Dreifarbenphotographie 
benutzten Aethylroth, welches, der lichtempfindlichen Emulsion beigemischt, 
die Einwirkung des langwelligen Spectral-Endes steigert, die des kurzwelligen 
Endes abschwächt. Bruns (Steglitz). 


23) Betrachtungen aus der Klinik, von Frances Valk. (The 
Post Graduate. 1905. Nr. 9.) Verf. beschreibt den Gang der von ihm 
nach Wecker’scher Methode ausgeführten Star-Operation mit Nachbehandlüng, 
und demonstrirt einen Fall von Leucosarcom der Chorioidea. 

24) Zwei geheilte Fälle von Vergiftungs-Amblyopie, von 
Dr. B. H. John Roosa. (Ebenda Nr. 4.) Im ersten Falle handelte es sich 
um eine Alkohol-Vergiftung bei einem 27jühr. Patienten nach dem Genuss 
von mehr als 12 Glas Whisky. Auf beiden Augen kein Lichtschein. Nach 
4-wöchentlicher Behandlung konnte er mit einer Sehkraft #°/,, entlassen 
werden. Der zweite, 64jiihrige Patient, war 40 Jahre lang ein sehr starker 
Raucher gewesen. Die Sehkraft verschlechterte sich allmählich, bis Strychnin- 
Injectionen eine Besserung herbeiführten. 


25) Catarrhalische, follieuläre und gonorrhoische Conjunc- 
tivitis, von Prof. Frank van Fleet. (Ebenda Nr. 2.) Verf. bespricht die 
drei Arten von Conjunctivitis und beschäftigt sich hauptsächlich mit dem 
Trachom und der Blennorrhoe. Wie er selbst sagt, bringt die Arbeit 
nichts Neues, 


26) Ein Fall von einseitiger annulärer Skleritis mit patho- 
logvischem Befund, von H. John Roosa und Edward Oatman. 
(Ebenda Nr. 3.) Das amaurotische Auge mit weiss verfärbtem Sehnerven, 
tiefer Excavation, hohem Druck und einem Staphylom, das nach der tempo- 
ralen Seite der Sklera zunahm, wurde enucleirt, als die Vorderkammer eine 
ungewöhnliche Tiefe zeigte. 

27) Ein Fall von hoher Myopie mit Erfolg operirt, von Prof. 
Edward Peck. (Ebenda.) Von den fünf operirten Fällen veröffentlicht 


— 463 - 


Verf. nur einen ausführlich. 38jähriger Patient zählt ohne Gläser Finger in 
4—4!/, Fuss, mit — 17 Dioptrien hat er 2°/,,, Sehschärfe. Nach Ablauf 
von etwa 2 Monaten hat er auf dem operirten Auge ohne Gläser eine Seh- 
schirfe von ?°/,). 


28) Das Flimmerskotom oder vorübergehende functionelle 
Halbblindheit, von Charles J. Kipp. (Journal of the American Med. 
Association. 1905. Nr. 16.) Verf. bespricht den Zustand selbst, die Symptome 
und die Methode zur Prüfung des Gesichtsfeldes. Was die Häufigkeit der 
Anfälle betrifft, so lässt sich Bestiimmtes darüber nicht sagen. Verf. hat 
einen Patienten beobachtet, der im Laufe von 10 Jahren täglıch einen Anfall 
bekam, ein andrer während einer begrenzten Zeit sogar 2 Mal täglich. Die 
Anfälle sollen abnehmen, je älter der Patient wird. Während das Allgemein- 
befinden der Patienten in den meisten Fällen gut ist, findet sich als Aetio- 
logie des Flimmerskotoms in 99°/, Migräne. Therapeutisch ist wenig zu 
erreichen. Während des Anfalls absolute Ruhe in Rückenlage. 


29) Die Reklination der Linse, eine unter gewissen Be- 
dingungen zu rechtfertigende Operation, von F. T. Rogers. (Ebenda.) 
Vert. hat an 100 bekannte Ophthalmologen eine Umfrage, beziiglich des 
Werths der Reklination gesandt. Die 76 Antworten, die auf die Anfrage 
eingingen, und von denen sich die meisten gegen die Reklination aussprachen, 
werden in der vorliegenden Arbeit verdffentlicht. 


30) Die Achse des Astigmatismus, von J. Herbert Claiborne. 
(Ebenda, Nr. 5.) Nachdem Verf. an der Hand von schematischen Abbildungen 
den Astigmatismus im einzelnen Auge und darauf in beiden Augen be- 
sprochen hat, erläutert er die Unregelmässigkeiten, die sich im Gebiete des 
hypermetropischen und myopischen Astigmatismus finden, und zieht daraus 
eine Reihe von Schlussfolgerungen. 


31) Die Beziehung der Hornhautkrümmung zur Refraction 
des Auges, von Melville Black. (Ebenda.) 


32) Eine klinische Studie der Lepra ophthalmica mit einer 
Beschreibung von Fällen, die im Lepra-Hospital in Langarnes 
(Island) in den Jahren 1901 und 1904 beobachtet wurden, von 
Dr. Carl Grossmann. (British Medical Journal. 1906. Nr. 2349.) Der 
Beschreibung der Krankengeschichten der einzelnen Fälle, die den grössten 
Theil der Arbeit einnimmt, ist eine Tafel von 6 colorirten Porträts (3 männ- 
lichen und 3 weiblichen) beigefügt, welche ein anschauliches Bild von der 
Lepra tuberosa geben. 


33) Ueber syphilitische Gummata der Augenlider, von Dr. 
F. Narich. (Deutsche Medicinal-Zeitung. 1906. Nr. 8) Das Gumma der 
Augenlider zeigt 4 aufeinander folgende Perioden: 1) Stadium der Krudität; 
2) Stadium der Erweichung; 3) Stadium der Ulceration; 4) Stadium der 
Vernarbung. Differentialdiagnostisch ist zu unterscheiden Epitheliom, 
Schanker, Hordeolum, Chalazion, tuberculoser Lupus. Die Behandlung ist 
eine allgemeine und locale. 


34) Zur Behandlung der suppurativen Hornhautprocesse — 
Einiges über das Unguentum cupri citrici, von Dr. Strzeminski in 
Wilna. (Medicinische Woche. 1905. Nr. 38.) Das Hornhautgeschwür wird 
mit 50°/, Milchsäure geützt, was innerhalb einiger Tage wiederholt werden 
muss, Atropin wird eingeträufelt, Jodoform fein pulverisirt eingestäubt und 


464 — 


ein warmer Umschlag nebst Binde applicirt. Bei Geschwüren an der Peri- 
pherie der Hornhaut kann Atropin fortgelassen werden. Mit dem 10°, 
Unguentum cupri citrici hat Verf. bei trachomatösem Pannus glänzende 
Resultate erzielt. 


35) Die Diagnose des Glaukoms in der allgemeinen Praxis, 
von Stabsarzt Dr. Wiedemann. (Deutsche Medicinal-Zeitung. 1905. Nr. 84.) 
Die vorliegende Arbeit beschreibt in ausführlicher und anschaulicher Weise 
die Symptome und die functionellen Untersuchungs-Methoden bei den ver- 
schiedenen Glaukom-Arten, während ätiologische und therapeutische Gesichts- 
punkte nur insoweit berücksichtigt werden, als sie für die Stellung der 
Diagnose mit ins Gewicht fallen. 


36) Fälle von Neuritis optica bei intracraniellem Tumor, 
von Robert A. Fleming. (Review of neurology and psychiatry, 1904, 
August; nach einem Referat im Neurol. Centralbl. 1906, Nr.2) Die zwei 
vom Verf. beobachteten Fälle stützen die Theorie, dass ein von dem Tumor 
producirtes, durch die Lymphbahnen transportirtes Toxin die Neuritis hervor- 
ruft. Andrerseits erweisen seine Fälle die Ansicht, dass die Neuroglia aus 
zwei durchaus verschiedenen Elementen besteht, den neuroglialen und meso- 
glialen Zellen. 


37) Ein Fall von Migraine ophtalmoplégique, von C. Hudo- 
vernig. (Orvosi Hetilap., 1904, Nr. 7; nach einem Autoreferat 1m Neurol. 
Centralbl. 1905. Nr. 20.) Verf. nimmt bei der 21jähr. Patientin Hysterie 
und die von dieser unabhängige Migraine ophtalmoplegique an, welche 
letztere stets von einer typischen Supraorbitalis-Neuralgie eingeleitet wird. 
Die bei dem Migräneanfall aufgetretene Mitbetheiligung des linken Auges 
weist auf den fortschreitenden Charakter der Migräne hın. 


38) Intaktbleiben eines Bündels in den Tractus optici nach 
Sehnervenatrophie: „Das residuäre Bündel des Tractus opticus.“ 
. Das basale Opticusganglion und Seine Faserzüge, von P. Marie 
und A. Levi. (Revue neurolog. 1905. Nr. 10.) 


39) Migraine ophtalmique, Hemianopsie und vorübergehende 
Aphasie, Parese und Schwellung der Gesichtshälfte, Photophobie 
und Blinzelkrampf, von H. Meige. (Ebenda, Nr. 18.) 


40) Ein Fall von Migräne mit Ophthalmoplegie, von Jac. 
W. Russel. (Brit. med. Journ. 1903. Mai.) Migränefälle mit gleichzeitiger 
Oceulomotoriusläimung wiederholen sich bei dem 13jährigen Knaben alle 
2—4 Wochen. Alle medikamentöse Therapie wirkungslos. 


41) Ueber Migraine ophtalmoplégique, von Jenö Kollarits. 
(Deutsche Zeitschr. für Nervenheilk. 1904, XXVI; nach einem Reterat im 
Neurol Centralbl. 1905. Nr. 20.) Bei einem 17 jährigen Madchen bestehen 
seit dem 7. Lebensjahr periodenweise auftretende Anfälle von rechtsseitiger 
Hemicranie, die nach mehreren Tagen von Oculomotorius-Lihmung, Hyper- 
üsthesie im 1. Trigeminusast und später Amaurose des rechten Auges be- 
gleitet sind, welch letztere manchmal 3 Wochen andauert. 


42) Die Bedeutung der Lumbalpunction für die exsudative 
syphilitische Meningitis, von Prot. Dr. Kroenig. (Dermatalog. Cen- 
tralbl. 1905. Nr. 1.) In den beiden veröffentlichten Fällen, bei denen es 
sich um eine chronische seröse Meningitis mit Stauungspapille auf specitischer 
Basis handelt, ist nach Vornahme der Lumbalpunetion ein plötzlicher Rück- 


— 465 -— 


gang der meningitischen Erscheinungen erfolgt. wie er vorher trotz Anwen- 
dung grosser Dosen von Jod und Quecksilber nicht erzielt werden konnte. 
Beide Patienten wurden vollständig geheilt. 

43) Keratitis parenchymatosa bei der erworbenen Syphilis, 
von Dr. H. le Roux. (L’Ophtaimologie provinciale. 1905. Nr. 2.) Im 
Anschluss an einen Fall von parenchymatöser Keratitis bei Lues acquisita 
bespricht Verf. die verschiedenen Formen und Complicationen dieser Er- 
krankung. | 

44) Ein Fall von Ptosis nach der von Motais angegebenen 
Methode operirt, von M. A. Trantas. (Ebendai An der Hand eines 
operirten Falles empfiehlt Verf. aufs wärmste das Motais’sche Operations- 
verfahren, das darin besteht, den Levator palpebrae durch den Bectus superior 
u ersetzen. 

45) Die Anwendung des Antistaphylokokken-Serum von 
Dr. Doyen in der Augenheilkunde, von Dr. Bérard. (Ebenda, Nr. 3.) 
Verf. hat das Serum häufig, hauptsächlich bei eitrigem Thränensackleiden, 
angewendet und ist mit den Resultaten zufrieden. 

46) Die Vollcorrection in der Kurzsichtigkeit, von Dr. Gendron 
aus Lorient. (Ebenda.) Die vollständige oder fast vollständige Correction 
dient dazu, die Anstrengungen der Convergenz zu verringern, indem der Fern- 
punkt hinausgeschoben und so der Patient gezwungen wird in einer Ent- 
fernung von mindestens 33 cm zu arbeiten. Schwache Concavgläser werden 
für die Nahearbeit häufig schlecht vertragen, ebenso wie die sehr starken 
Concavgläser bei hohen Graden von Kurzsichtigkeit, die voll auscorrigiren 
sollen. 

47) Ueber einen Fall von intraocularer Blutung, von Dr. 
Chevalier. (Ebenda.) Bei einem 34jährigen Patienten fanden sich auf 
einem Auge 1) vollständige Atrophie des Opticus; 2) eine grosse Blutlache 
mit allen Veränderungen, die solche Blutungen durchmachen können; 3) ein 
Herd, der auf Retinitis proliferans zurückgeführt wird. 13 Monate vor der 
Netzhautblutung hatte Patient an Magenblutungen gelitten. 


48) Ueber die Correction bei Kurzsichtigkeit, von Dr. Au- 
gieras. (Ebenda, Nr. 5.) 1) Bei Kurzsichtigkeit von 3 Dioptrien und 
darunter volle Correction; 2) bei Kurzsichtigkeit höher als 3 Dioptrien, 
aber noch nicht hochgradig, bei Schülern keine Volleorrection, für Ferne 
und Nähe nicht stärker als 4 Dioptrien verordnen, im höheren Lebensalter 
kann die volle Correction verordnet werden 3) Bei Kurzsichtigkeit über 
8 Dioptrien wird die volle Correction weder für die Nähe, noch für die 
Ferne im Allgemeinen gut vertragen, da die Netzhautbilder zu klein werden 
in Folge der starken Concargläser. 

49) Ein Fall von primärem Lymphosarcom der Thränen- 
drüse mit mikroskopischem Befund, von Dr. Gendron und Servel. 
(Ebenda.) 

50) Ptosis und die Motais’sche Operation, von H. Dickson 
Bruns. (Ebenda, Nr 6.) Verf. hat die Motais’sche Operation in 5 Fällen 
mit günstigem Resultate ausgeführt. Fritz Mendel. 


51) Ueber familiäre amaurotische Idiotie, von Eliasberg. 
(St. Petersburger med. Wochenschrift. 1905. Nr. 12.) Mittheilung eines 
Falles der zuerst von Sachs-New York beschriebenen Krankheit mit den 

30 


466 $ 


typischen allgemeinen und ocularen Symptomen (Veränderungen in der Macula 
lutea beiderseits). Auch dieser Fall betrifft ein Kind jüdischer Abstammung; 
irgend welche ätiolorische Anhaltspunkte fehlen. 

52) Die „Fondation Ophtalmologique Adolphe de Rothschild‘, 
von Trousseau. (Parıs, 1905.) Der am 7. Februar 1900 verstorbene 
Baron Adolph Rethschild hat testamentarisch eine grössere Summe für 
die Errichtung eines zur Behandlung Augenkranker bestimmten Gebäudes 
ausgeworfen. Der Leiter dieser unlängst eröffneten Anstalt giebt ın dem 
vorliegenden, mit zahlreichen Illustrationen und Grundrissen geschmückten 
Hefte eine eingehende Schilderung ihrer innern und äussern Einrichtung. Es 
braucht wohl nicht betont zu werden, dass die nahe dem herrlichen Park 
des Buttes-Chaumont gelegene Klinik in jeder Beziehung mustergiltig und 
sehenswerth ist, dass alles, was moderne Technik erfunden hat, hier in 
weitestem Umfange verwendet wurde, so dass es nicht nur eine Lust ist, an 
einer solchen Musteranstalt ärztlich wirken zu dürfen, sondern auch für die 
Kranken das ominöse Wort „Krankenhaus“ viel von seinem Schrecken ver- 
lieren muss. Das mit 62 Betten ausgestattete Institut zerfällt in eine poli- 
klinische und eine klinische Abtheilung, in denen beiden eine strenge 
Scheidung zwischen septischer und aseptischer Station durchgeführt ist. Die 
Sprechstunden sind früh, Mittags und für Arbeiter auch Abends. Sowchl 
im Ambulatorium wie in der Klinik wird alle ärztliche Hilfe umsonst ge- 
leistet, „les malades payants ne peuvent étre regus 4 la Fondation‘‘.! 


53) Ophthalmologische Schnell-Diagnosen, von Trousseau. 
(Journal des praticiens. 1905. Nr. 20.) Einige dem Fachmann geliutive 
Fingerzeige, wie man aus Kopfhaltung, Gang, Blick, Klagen u. s. w. des 
Kranken auch ohne Untersuchung schon eine sichere Diagnose stellen kann. 


54) Zur Lehre von der persistirenden Pupillarmembran, von 
Zweig. (Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) Nach eingehenden theoretischen Er- 
örterungen über die Entstehung der Membrana pupillaris perseverans theilt 
Verf. mit, dass vom 1. April 1890 bis 15. Februar 1905 in der Giessener 
Universitätsklinik unter 52 324 Kranken 173 mit dieser Anomalie gefunden 
wurden, die in 30°/) mit Hypermetropie, in 27°, mit Emmetropie und in 

2°/, mit Astigmatismus vereinigt war. 


59) Kin Fall von Hypopyon-Keratitis bei einer durch den 
Bacillus Weeks erzeugten Conjunctivitis, von Terlinck. (La Cli- 
nique. 1905. November.) Am 4. Tage nach Ausbruch der Conjunctivitis 
zeigte sich das Geschwür. Im Bindehautsack waren reichlich Bacillen, im 
Grunde des (ieschwürs waren sie nur spärlich. Heilung mit S=°,, Die 
Betheiligung der Cornea wird auf Toxin-Wirkuug zurückgeführt. 


56) Hornhauttrübungen durch Faltungen der Bowman’schen 
Membran, von Weiche. (Inaug.-Diss. Greitswald, 1905.) Das Auge war 
nach Ausziehung des Altersstars phthisisch geworden. Die Faltung wird 
darauf zurückgeführt. dass die elastische Hornhaut sich der Schrumptung des 
hinteren Augapfel-Abschnitts anpasst und schliesslich, wenn sie nicht mehr 
nachgeben kann, zusammengepresst wird 


57) Paraftfin-Injectionen in menschliche Gewebe, von Kirschner. 
(Virchow’s Archiv. 1905. 182. Band.) Die Präparate ergaben folgendes: in 
einem EE artigen Gewebsstiick, bei dem es sich um subcutane Ein- 


‘Yen cm} felle jedem Paris besuchenden Fachgenossen, die Anstalt zu Lesichtigen. H. 


i a h 


- 46% 


verleibung von sog. weichem Paraffin handelte, war das Paraffin nicht mehr 
vorhanden; an den Stellen, wo es gelegen hat, fanden sich miissige Ansamm- 
lungen von (sog. Freindkörper-) Riesenzellen. Auf die nächste Umgebung 
wirkte das Paraffin als Entziindungsreiz. Da das Paraffin im Gewebe wandert, 
greitt die Entzündung auf die Nachbarschaft über. Das eingespritzte weiche 
Parafín wird weder abgekapselt, noch durchwachsen, sondern vollständig 
resorbirt. Bei der Resorption des kalten Paraffins fehlen alle entzündlichen 
Reactionen des umgebenden Gewebes, auch dieses heilt nicht ein, so dass 
auch dieser Art der Therapie keine besonders aussichtsvolle Zukunft beschieden 
zu sein scheint. 


58) Iritis tuberculosa, diagnosticirt und behandelt mit Koch’s 
Tubereculin, von Gamble und Brown. (Journ. of the Americ. med. Assoc. 
1905. October.) Günstiger Erfolg von Tuberculin T. R. bei einem zweifellos 
tuberculösen Falle von Iritis. Der Arbeit ist eine Zusammenstellung aller 
bisher veröffentlichten einschlägigen Fälle beigegeben. 


59) Der Frühjahrskatarrh bei uns, von Trantas. (Aus dem 
Hopital National Hellénique in Konstantinopel; vgl. Comptes Rendus du 
Club medical de Constantinople. 1905. Nr. 8.) Bisher galten Montevideo 
und Breslau für die Plätze, an denen der Frühjahrskatarrh am häufigsten 
ist; Verf. fand ihn jedoch in Konstantinopel noch häufiger, sah er ihn doch 
unter 12500 Augenkranken 92 Mal = 0,736°/,. Während in den Monaten 
October bis März nur 11 Kranke zur Behandlung kamen, stieg diese Ziffer 
in den warmen Monaten auf 81. Das männliche Geschlecht ist ungleich 
hiufiser betroffen (?), als das weibliche (86:6). Die Dauer erstreckt sich stets 
über mehrere Jahre (bis zu 14 Jahren) und ergreift am häufigsten die Binde- 
haut der Lider ebenso stark wie den Limbus. Verf. entdeckte in den 
Efflorescenzen kleine weissliche Punkte, die er für pathognomonisch hält. 
Sie erweisen sich mikroskopisch als degenerirte epitheliale Follikel, die im 
letzten Stadium der Degeneration cystische Hohlräume bilden. 


60) Die Augen der Theologie Studierenden in Tübingen, von 
Speidel. (Inaug.-Diss. Tübingen, 1905; vgl. Internat. Arch. f. Schulhyg. 
1905. Januar.) Untersucht wurden 566 Studenten (= 1132 Augen) der 
katholischen und evangelischen Theologie (310:256). Beinahe */, aller 
Augen, nämlich 62,1°/,, sind myopisch, 13,7°/, sind hypermetropisch, der 
Rest (24,3°/,) emmetropisch. 660 Augen waren isometrop, die übrigen 
anisometrop. Häufigkeit und Höhe der Myopie stehen zu einander ım um- 
gekehrten Verhältniss; die evangelischen Theologen sind häufiger myopisch 
und mehr von starker Myopie heimgesucht, als die katholischen. Von den 
562 Augen, deren Myopie durch keinerlei iutraoculare Complicationen er- 
schwert war, war Sehschärte niemals < */,,, in 66,4°/, aber > 5.; je 
höher die Kurzsichtigkeit, um so schlechter ist die Sehschiirfe. Sıchelbildung 
zeigten 521 Augen = 74,2°/). 105 Studenten waren astigmatisch und zwar 
7S doppelseitig; 148 Augen hatten normalen und 30 ,perversen“ Astig- 
ınatisnıus, am häufigsten war der doppelseitige normale, myopische Astig- 
matismus. Es schielten 16 Seminaristen (10 nach aussen). Umschriebene 
Hornhauttrübungen hatten 11 Fälle. Verf. giebt schliesslich noch Angaben 
über Heredität und über die Beziehungen zwischen Schädelbau, Pupille:- 
abstand und Retractionsanomalie. 

61) Ein Fall von Nekrose der Lider und des Orbitalinhaltes 
nach Trauma, von Schwarzbach. (Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) Lie 

3u ® 


— 468 — 


Nekrose war nach einer schweren Quetschung des Lides erfolgt, die sich 
Pat. in einem Anfall von Delirium tremens zugezogen hatte. Der Bulbus 
musste enucleirt werden, zeigte aber in seinem Innern keine Zeichen von 
Vereiterung, aber schwere Zerstörung seines Inhaltes (Blutungen, Abhebung 
von Ader- und Netzhaut, Zertrümmerung von Linse, Glaskörper u. s. w.). 
Ob eine primäre Zerstörung oder die Folge einer Thrombose vorliegt, lässt 
sich nicht mehr mit Sicherheit entscheiden. 


62) Ueber ein neues Schlafmittel: Isopral, von Mohilla, 
(Therap. Ratlıgeber Nr. 16, Beilage zu Nr. 4U der Aerztl. Central-Ztg. 1905.) 
Schou nach !/,—!, Stunde bewirken 0,5—1,0 g einen ruhigen, traumiosen 
Schlaf von 5—7 Stunden langer Dauer. Das Mittel ruft keine unange- 
nehmen Nebenwirkungen hervor, Angewöhnung tritt nicht auf. 


63) Die Bedeutung des Protargol für die Behandlung der 
gonorrhoischen Ophthalmie, von Hotz. (Medicine. 1905. Nr. 6.) Das 
Mittel hat die Vorzüge des Arg. nitr., ohne seine Nachtheile zu besitzen. 
Man massirt anfangs zweimal mit 20°/,, später einmal mit 10°;, Lösung 
die Bindehaut der Lider und der Uebergangsfalten und wird nach 2 Wochen 
schon die Behandlung abbrechen können. 


64) Jothion, ein neues Jodpr&äparatin der Behandlung innerer 
Krankheiten, von Habicht. (Przeglad Lekarski. 1905. Nr. 41.) Schon 
nach 1 Stunde lässt sich freies Jod in Harn und Speichel nachweisen; das 
Mittel macht keine localen Reizerscheinungen und ist völlig ungiftig, reizt 
nuch die Nieren nicht. Höchste Tagesdosis 4,0 g. Verf. sah gute Wirkung 
bei Gelenkrheumatismus und Pleura-Exsudat. 


65) Beitrag zur Aetiologie und Statistik der primären Iritis, 
von Ad. Gutmann. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 42.) 150 Fälle: 
a) ein Fall von primärer Iris tuberculose, ohne dass weitere Erscheinungen 
am Organismus vorhanden waren; b) 40 Fälle von Iritis, in denen der 
Allgemeinbefund wabrscheinliche oder sichere Tuberculose andrer Organe 
ergiebt. während eine andıre Aetiologie auszuschliessen ist; c) 8 Mal beruht 
die Iritis auf chronischer Nephritis und d) 20 Mal auf Störungen des Circu- 
lationsapparates; el von 47 Iritiden syphilitischen Ursprungs gehören 22 der 
Frühperiode an, 3 beruhten auf ererbter Lues; f) 4 Fälle von Tritis gonor- 
rhoica (3 Mal durch voraufgehenden Tripperrheumatismus complicirt): 
oi 5 Fälle von Iritis rheumatica; h) mehrere Ursachen lagen 6 Mal vor: 
i) 2 Mal bildete Chlorose die Ursache. -- Es waren 86 Männer und 
64 Frauen befallen; 28 Mal war die Entzündung doppelseitig; der älteste 
Patient war 69, der jüngste 11 Jahre alt. Tuberculöser Natur sind 27”, 
luetischer 31,3"/, der Fälle. 

66) Ein Fall von Retinitis chronica (Retinitis nach v. Hippel), 
von Haubold. (Inaug.-Diss. Jena, 1905.) Wagenmann hat den Fall be- 
veits 1895 in Heidelberg in der Discussion, die sich an v. Hippel’s Mit- 
theilungen anschloss, erwähnt. Mittlerweile bat sich Cataract und ein Staphy- 
loma sclerae ausgebildet, so dass das Auge erblindet ist. 


67) Ueber das Lymphom bezw. Lymphadenom der Lider und 
der Orbita, von Wilhelm Rückel. (Inaug.-Diss. Giessen, 1905; vgl. 
uuch Vossius’ Samml. zwang]. Abhandl., Marhold, Halle a. S. 1906. April.) 
Im Anschluss an die eigene Beobachtung eines Falles von einseitigem, ein- 
fachem Lymphom mit Cystenbildung stellt Verf. die einschlägigen Verötlent- 


ne i i be a = 


— 469 — 


lichungen zusammen. Er trennt einseitige und svinmetrische Lymphome der 
Orbita. Von jenen sind bisher fünf sichere Fälle veröffentlicht worden. Die 
symmetrischen zerfallen in 3 Gruppen: a) einfache Lymphadenome (6): 
b) leukämische Lymphome (8) und c) pseudoleukämische Lymphome (13). 


68) Ueber die im Jahre 1904 in der Universitäts-Augenklinik 
zu Jena beobachteten Fälle von Augenverletzungen, von Kunze. 
(Inaug.-Diss. Jena, 1405.) Von 715 klinisch behandelten Fällen betrafen 
160 Verletzungen (10% Männer, 52 Frauen) = 22,4°/,. Auch bei diesem 
Material zeigt sich das auffallende Hervortreten der Verletzungen im kind- 
lichen Alter, d. h. bis zum 14. Jahre (31 = 19,4°/,); Männer werden vor- 
nehmlich im 3., Frauen im 7. Lebensjabrzehnt (25 bez. 15) betroffen; bei 
Landleuten wird am häufigsten Ulcus serpens, bei Schlossern Perforatio bulbi 
beobachtet. Verf. bringt im Uebrigen eine Statistik der einzelnen zur Be- 
handlung gelangten Formen von Augenverletzungen, die besonders Bemerkens- 
werthes deswegen nicht enthält, weil die interessanteren Fälle in besonderen 
Dissertationen andrer Autoren besprochen wurden. 


69) Ueber einen Fall von linksseitiger, recidivirender Ab- 
ducens-Lähmung mit nachfolgender doppelseitiger Iritis und 
doppelseitiger Retinitis haemorrhagica, von Seele. (Inaug.-Diss. 
Jena, 1905.) Ein sehr interessanter Fall, der ein 12 Jahre altes Mädchen 
betrifft. Die erste Lähmung des N. abducens trat unter Schüttelfrost, 
Schnupfen und Kopfschmerzen auf. Nach 3!/, Jahren Rückfall der Parese 
und jetzt beiderseitige Iridocyclitis, Chorioiditis und Retinitis haemorrhagica 
mit Neigung zu Recidiven. Lues, Tuberculose oder eine akute Infections- 
krankheit kommen für die Entstehung der Erkrankung nicht in Frage; für 
die Iritis und Retinitis ist wohl derselbe ätiologische Faetor anzunehmen 
und zu beachten, dass zur Zeit des ersten Auftretens der beiden Processe 
eine Dysmenorrhoe bestand, die vielleicht zu einer Autointoxication Anlass 
gegeben hat. 

70) Die im Jahre 1904 in der Universitäts-Augenklinik zu 
Jena am Linsensystem vorgenommenen Operationen, von Balser. 
(Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) Von 95 Staren waren 75 senile, die stets mit 
schmaler Iridectomie operirt wurden; in der Regel wird nur das operirte 
Auge und zwar 7 Tage lang verbunden, jedoch dauert der Aufenthalt in 
der Klinik 3 Wochen. In !/, der Fälle wurde 5 Wochen bis 1 Jahr vorher 
iridectomirt. Sehschärfe war !/, und darüber 51 Mal, unter !;,, nur einmal. 
— 10 Stare bei Diabetes, 4 ältere traumatische, 3 complicirte (Glaukom. 
Atrophia n. opt., Iridocyclitis), 1 Cat. pol. post, 1 nacb Keratitis diffusa. 
--- 32 Discissionen (10 Nachstare, 13 zum Theil traumatische, 4 SE EE 
3 wegen Myopia excessiva). 

71) Bericht über die in der Giessener Augenklinik beobach- 
teten Fälle von Strabismus, mit besonderer Berücksichtigung 
des Strabismus convergens, von Ehmer. (Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) 
In 15 Jahren (1890—1904) wurden unter 52000 Augenkranken 776 mit 
Strabismus convergens beobachtet = 1,29°/,, von denen 663 uncomplicirt 
waren. Ein Unterschied der Geschlechter besteht nicht. Das linke Auge 
schielte etwas häufizer als das rechte. In %, der Fälle wurde die Stellungs- 
anomalie in den ersten drei Lebensjahren entdeckt. Heredität fand Verf. in 
39 Fällen. Bei Myopischen tritt das Einwärts-Schielen relativ spät auf. 
Doppelseitige Hypermetropie fand sich in 64°;,, doppelseitige Myopie in 


410 --- 


4°/ , doppelseitige Emmetropie in 15°/,, Anisometropie in 3°/, Die Hyper- 
metropie ist beiderseits gleich, bei Strabismus convergens monoc. in 41,6°,, 
bei alternirendem Schielen in 20,1°/,, ungleich bei diesem in 8,8°/,; das 
Schielauge ist bei Strabismus altern. das weniger übersichtige in 42°;,, das 
iibersichtigere in 25,3°/,.! Es sind besonders die geringen Grade von Hyper- 
metropie, bei denen Einwärts-Schielen vorkommt (+ 1,0 D= 27,0°!,)- 
Strabismus divergens wurde in 0,76°/, beobachtet, Strabismus sursum und 
Strabismus deorsum vergens in 0,0076°/,, Lähmungen und Insuffcienzen 
in 0,64°/,. Verf. führt 46 Fälle auf, in denen das Schielen von patho- 
logischer Kopfhaltung und Asymmetrie der Schädelbildung begleitet war. 
Zur Operation kamen 289 Fälle, von denen 115 (mit Correctionsbrille) nicht 
mehr; 75 anfangs nicht, wohl aber später; und 63 trotz der Operation 
schielten. Je früher operirt wird, um so besser ist der Erfolg; das 6. Jahr 
ist der günstigste Zeitpunkt. 


72) Ueber Therapie im Allgemeinen und die der Augen- 
krankheiten im Besonderen, von Galezowski. (Le Progrés méd. 
1905. Juli.) In geistreicher Form lässt der bekannte Pariser Ophthalmologe 
die Entwicklung der Therapie, von der symptomatischen bis zur pathogene- 
tischen unsrer Tage, an uns vorüberziehen, immer vom allgemeinen Stand- 
punkt auf das specielle Gebiet der Augenheilkunde verweisend. Und vor 
allem verweist er die Schüler, vor denen diese Abhandlung vorgetragen 
wurde, auf die höchste Aufgabe des Arztes, im Kranken stets den Menschen 
zu sehen, dessen Leiden wir lindern und heilen sollen. 


73) Ueber Fremdkörper-Verletzungen der vorderen Augen- 
kammer und Iris, von Bach. (Inaug.-Diss. Jena, 1905.) In allen fünf 
Fällen glückte die sofortige Entfernung der Fremdkörper, die sich als je ein 
Holz-, Stein-, Kupfer- und dreimal als Eisensplitter darstellten; bei letzteren 
leistete der Handmagnet gute Dienste. Die Sehschärfe war bei allen fünf 
Patienten vorzüglich. 


74) Die in der Universitäts-Augenklinik zu Jena im Jahre 
1904 ausgeführten Operationen, mit besonderer Berücksichtigung 
der Operationen am Thränensack, von Rasch. (Inaug.-Diss. Jena, 
1905.) Von 771 klinischen Kranken wurden an 354 insgesammt 526 Ope- 
rationen vorgenommen, die Mehrzahl unter localer, nur 55 unter allgemeiner 
Betiubung. Der Häufigkeit nach stehen an erster Stelle 92 Operationen an 
der Cornea, dann folgen 86 Linsen-Extractionen (85 Stare) und 80 Operationen 
an den Thriinenorganen, deren Indication und Technik genauer besprochen 
werden. Kurt Steindorff. 


75) Zur osteoplastischen Resection der äusseren Augen- 
höhlenwand, von Prof. Dr. W. Czermak. ‘(Deutsche med. Wochenschr. 
1905. Nr. 39 u. 40.) Verf. macht in bestimmten Fällen eine Modification 
der Krénlein-Operation. Er resecirt das Jochb:in scharf am Körper des 
Oberkiefers und bekommt dadurch ein Tivferliegen der unteren knöchernen 
Wundkante und dadurch bedingte grössere Excursionsfähigkeit der Instru. 
mente, im Ganzen einen mehr trichterförmigen Zugang zu der Tiefe der 
Orbita, während derselbe bei Krönlein ein mehr cylindrischer ist. Durch 
ausführliche mathematische Betrachtungen beweist Verf. diese Vortheile. 
Dabei ist die Modification nur wenig schwieriger auszuführen und nachzu- 





‘ Bei monoculärem Schielen ist das Schielauge meist das übersichtigere. 


== AN = 


behandeln, Die drei nach Kröulein-Czermak operirten Fälle von Orbital- 
tumoren werden ausführlich mitgetheilt. In allen dreien hat die Modification 
einen besseren Zugang geschaffen, wärend die Folgen keine schwereren waren, 
als bei der Original-Öperation. Deshalb ist bei Sitz des Tumors weit hinten, 
nasal, oder unten die Modification von Czermak vorzuziehen. 


76) Ueber Primuraffect am Lid mit Demonstration von Spiro- 
chaten, von Dr. Kowalewski. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 52.) 
Verf. beschreibt einen durch Kuss entstandenen Primäraffect am linken Ober- 
lid und Schwellung der Präauriculardrüse, Cervicaldrüsen und allgemeinem 
Exanthem bei einer 18jährigen Virgo. Heilung erfolgte unter einer Injec- 
tıonskur anfangs von Sublimat, dann von Salicyl-Quecksilber-Emulsion in die 
Glutäen. Die Präparate vom Lidgeschwür zeigten massenhaft Spirochaete 
pallida. 


77) Ueber eine neue biologische Wirkung der Röntgen- 
strahlen, von G. v. Hippel. (Sitzungsbericht des Naturhistorisch-medic. 
Vereins zu Heidelberg. Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 51.) Verf. 
hat durch Röntgenbestrahlung des Bauches trächtiger Kaninchen angeborenen 
Schicht- bezw. Centralstar erzeugt. 


78) Neue Operationsmethode bei Liddefecten und Ectropium 
durch freie Plastik aus der Ohrmuschel, von Dr. Elter und Dr. 
Haas. (Miinchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 88 und Nachtrag dazu 
ebenda Nr. 43.) Verff. berichten über Lidplastik mittels eines ungestielten 
Lappens aus dem Rande der Ohrmuschel. Der Lappen hat beiderseits Haut- 
überzug, ist durch einen Knorpel gestützt und so gegen stärkere Schrumpfung 
geschützt, also ein idealer Lid-Ersatz. Die Operation ist technisch einfach, 
der Erfolg war ein guter. Die Methode wurde zuerst für Nasenflügeldefecte 
von König, dann auf das Lid von Müller-Rostock angewandt. Ferner 
hat 1902 Büdinger, wie im Nachtrag berichtet wird, eine ähnliche Metlıode 
angegeben, aber nur Bindehaut und Knorpel durch Ohrlappen ersetzt und 
die äussere Haut durch gestielten Gesichtslappen. 


79) Weitere Erfahrungen über die Verwendung des Ohr- 
knorpels zum Ersatz von Liddefecten, von A. Birch-Hirschfeld. 
‚Münchener med. Wochenschr. 1905. Nr. 43.) Verf. beweist Büdinger’s 
Priorität und hat selbst schon mehrfach auf diese Weise operirt. Er be- 
schreibt eine zweite Serie eigener Fälle und geht auf die Technik der 
Büdinger’schen Operation und einige Modificationen etwas näher ein. 


80) Augen-Erkrankungen und gastro-intestinale Autointoxi- 
cation. Vorläufige Mittheilung von Fr. Groyer. (Münchener med, 
Wochenschrift. 1905. Nr. 39.) Verf. führt eine Reihe entzündlicher Augen- 
Erkrankungen von bisher unbekannter Aetiologie auf gustro intestinale Auto- 
intoxion zurück. Der Beweis krankhafter Fiiulnissprocesse wird durch 
Indicannachweis im Urin geführt. 

81) Augenbäder mit Lösungen von künstlichem Emser Salz, 
von Dr. Hesse. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 40.) Verf. ver- 
wendet 1", Lösung von Emser Salz unter Zuhülfenahme einer kleinen 
Augenbadewanne aus Glas als Erfrischungs- und Heilmittel bei chronischen 
Bindehautkatarrhen durch Berufsthätigkeit, die Staub und Fremdkörper leicht 
in die Bindehaut gelangen lassen, bei infectidsen Katarrhen, Hornhaut- 
geschwüren. Koerber. 


472 


82) Die Photographie des Augenhintergrundes, von Prof. Dr. 
Dimmer in Graz. (Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissensch. 145. 
CXIV. Bd., 8. u. 9. Heft.) Beschreibung des vom Verf. angegebenen Appa- 
rates zur Photographie des Augenhintergrundes. Derselbe ist nach dem 
Princip von Bagneris so construirt, dass 2 Objective derart zu einander 
gestellt sind, dass die Reflexe, die aus der zur Beleuchtung verwendeten 
Hältte der Pupille hervorkommen, nicht in das zweite Objectiv gelangen. 
Ueber die Zusammensetzung des Apparates ist das Original nachzulesen. 

Schenkl. 

83) Beiträge zur Casuistik und Prognose des Uvealsarkoms. 
von Rob. Grimbach. (Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) Verf. beschreibt vier 
Fälle von Aderhautsarkom und benutzt diese zusammen mit 11 andren. be 
reits veröffentlichten Fällen der Giessener Klinik, über die er weitere Nach- 
forschungen angestellt hat, zur Erörterung der Prognose des Uvealsarkoms. 
Bis auf einen Fall sind alle länger als 2 Jahre in Beobachtung. Von diesen 
14 Fällen ist in einem (also in 7”/,) Localrecidiv aufgetreten. In 4 Fällen 
ist eine Metastasen-Bildung in entfernten Organen mit Sicherheit, in 2 mit 
Wahrscheinlichkeit beobachtet (also 28,6 bezw. 48°/,). Von den ersteren 
4 Fällen war einer im ersten Stadium der Sarkom-Erkrankung, zwei im 
zweiten und einer im dritten zur Operation gekommen. Von 9 Fällen, die 
lünger als 5 Jahre in Beobachtung waren, sind 4 als vollständig geheilt. zu 
betrachten. Das wäre ein „Procentsatz‘‘ von 44,5 Dauerheilungen. 

84) Zur Casuistik der Chorioideal-Ablösungen nach Star- 
Operationen, von Anton Joseph Dützer. (Inaug.-Diss. Giessen, 1905.) 
Vossius sah an der Griessener Klinik unter 677 Star-Extractionen 3 Mal 
Aderhaut-Ablösung nach der Operation. In 2 Fällen war sie serös; man 
sah die Ursache für ihr Auftreten dann, dass entweder Kammerwasser nach 
Einriss der Iriswurzel unter die Aderhaut gesickert ist, oder dass eine Aus 
schwitzung aus den Aderhaut-Gefässen stattgefunden hat. Die Fälle waren 
insofern nicht normale, als im ersten nach Erweiterung des Starschnittes 
Glaskörper ausgeflossen war und in dem andern, der mit Erhaltung der 
runden Pupille operirt worden war, sich die Iris in die Wunde geklemmt 
hatte. Im 3. Fall war die Aderhaut-Ablösung durch eine Blutung bedingt. 
welche durch unruhiges Verhalten des Kranken während der ersten Nacht 
nach der Operation geschehen war. Wenn Fuchs die Aderhaut-Ablösung 
um so viel häufiger gesehen hat, so glaubt Verf. mit Axenfeld, dass diese 
Verschiedenheit nicht allein darauf beruht, dass Fuchs systematisch nach 
Aderhaut-Ablösung gesucht hat, sondern dass mehr noch der offenen WunJ- 
behandlung, die in Wien üblich, in Giessen verpönt ist, die Schuld an der 
häufigeren Beobachtung der Amotio chorioideae zuzuschreiben ist. 

85) Ueber einen Fall von Papillom der Cornea, von Georg 
Fischer. (Inaug.-Diss. Tübingen, 1905.) Bei einer 55 jähr. Bauersfrau hatte sich 
ein Jahr nach einer oberflächlichen Verletzung mit einer Aehre eine mächti;re 
epibulbäre blumenkohlartige Geschwulst entwickelt. Sie bedeckte die Horn- 
haut und die ganze Conj. bulbi und fiillte die ganze Lidspalte aus. Das Auge 
wurde enucleiert. Der Tumor zeigt unter Mikroskop eine ausgesprochen 
papillomatöse Struktur. Mit der überlagerten Conjunctiva ist er nicht fest 
verwachsen, wohl aber mit dem Limbus und der Hornhaut. Letztere hat. 
wie aus dem Verhalten der Bowman’schen Membran ersichtlich ist, an der 
Wucherung theilgenommen. Die tieferen Hornhautschichten aber sind frei 
geblieben und auch das Augeninnere zeigt keine Veränderungen. 


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— 473 — 


86) Zur Casuistik des Aderhautcarcinom, von Dr. Marbe in 
Berlin. (Deutsche med. Wochenschr. 1905. Nr. 27.) Dame in den vierziger 
Jabren: im April 1904 Bildung einer höckerigen Geschwulst in der r. Mamma; 
Exstirpation sammt dazu gehöriger Achseldriise. Kein Localrecidiv. Im Sep- 
tember 1904 Sehstörung R. Vortreibung und bläulich graue Verfärbung 
der Netzhaut innen oben von der Papille in einer Ausdehnung von 2 bis 
3 Papillarbreiten. Die Geschwulst umkränzten girlandenförmig angeordnete 
Pigmentpunkte. Schalenförmiges Wachstbum. Ende Semptember Erkrankung 
des linken Auges in ähnlicher Weise. Am 1. Januar 1905 Doppeltsehen 
in Folge Auftretens von Lähmung des rechten M. rect. intern. Ein Geschwulst- 
knoten im Muskel selbst wird angenommen. Zunehmende Kachexie bei 
Fühlbarsein von Metastasen am Beckenknochen und Darm. Mitte Januar 
Exitus letalis. Autopsie wurde nicht gestattet. 


87) Ueber familiäre amaurotische Idiotie, von Hr. Spielmeyer 
in Freiburg i./Br. (80. Wanderversammlung der Südwestdeutschen Neuro- 
logen und Irrenärzte in Baden-Baden am 27. und 28. Mai 1905. Berliner 
klin. Wochenschr. 1905. Nr. 34.) Verf. beobachtete vier Geschwister mit 
erworbener Idiotie, die mit Erblindung verlief. Nur das älteste Kind dieser 
Familie blieb gesund, nach dessen Geburt der Vater Lues acquirirt haben 
soll. Bei allen vier Kindern begann das Leiden in den ersten Jahren der 
zweiten Dentition mit epileptischen Anfällen, rascher Verblödung und schnell 
fortschreitender Erblindung unter dem Bilde der Retinitis pigmentosa. Die 
in einem Fall vorgenommene anatomische Untersuchung ergab diffuse Er- 
krankung des Centralnervensystems, die in der Rinde am meisten aus- 
gesprochen ist und besonders in einer eigenartigen Zellerkrankung besteht. 
Diskussion: Herr Stock hat drei der vier Geschwister ophthalmoskopisch 
untersucht und zweimal typische Retinitis pigmentosa und einmal sogenannte 
Retinitis pigmentosa sine pigmento festgestellt. Histologisch findet sich eine 
Degeneration der Retina, die hauptsächlich die Stäbchen- und Zapfenschicht 
betrifft, ferner Obliteration der Gefässe der Retina und Pigmenteinwanderung 
in die Scheiden. Die Chorioidea ist wenig betheiligt. Herr Schaffer resu- 
mirt seine bereits veröffentlichten Resultate bezüglich der Pathohistologie der 
amaurotischen Idiotje. 

88) Ueber Stovasin als locales Anästhetikum, von Oberarzt 
Dr. Schiff. Verf. berichtet über die in der chirurgischen Poliklinik der 
Charité in Berlin mit Stovain gemachten Erfahrungen, dem 1904 von 
Fourneau synthetisch dargestellten Anästhetikum. Seinen Ausführungen sind 
196 Fälle zu Grunde gelegt Die anästhetische Wirkung ist im Wesentlichen 
dieselbe wie beim Cocain Als Nachtheil wurde in einer Anzahl von Fällen 
eine stärkere Gewebs- und Gefässblutung beobachtet. Ein Vortheil im Ver- 
gleich zum Cocain ist die geringere Giftigkeit. Wegen der dadurch ermig- 
lichten höheren Dosierung und rascher eintretender Wirkung ist es daher be- 
sonders bei der Rückenmarksanästhesie zu empfehlen. Die Wirkung auf das 
Auge ist von Schiff nicht erprobt. 


89) Ueber Alypin, ein neues locales Anästhetikum, von Dr. 
W. Seeligsohn in Berlin. Verf. erprobte das von Impeus und Hofmann 
dargestellte neue Localanästhetikum aın Auge, sowohl am normalen als auch 
bei äusseren und intraoculären Operationen. Lösungen von 4—10”/, wurden 
benutzt. Er kommt zu einem günstigen Resultate und nennt das Alypın 
ein vorzügliches Anästhetikum für die augenärztliche Praxis, da es die gleiche 


= AIR =. 


anästhesirende Wirkung wie Cocain habe, aber weder Mydriasis, noch 
Accommodationsstörung, weder Druckerhöhung, noch Austrocknung der Horn- 
haut oder Intoxikation nach der Operation hervorrufe. 


90) Ueberblick tiber die Unfallkunde des Auges, von San.-Rath 
Dr. E. Kramer, Cottbus. (Zeitschr. für ärztl. Fortbildung 1905. Nr. 16 u. 17.) 
Verf. sucht in seinem Vortrage, den er in dem vom ,,Centralcomité fir 
das ärztliche Fortbildungswesen‘“ in Berlin veranstalteten Kurse: „Unfallheil- 
kunde in der ärztlichen Praxis“ gehalten hat, den Nichtaugenarzt mit den 
wesentlichsten Abschnitten der Unfallheilkunde des Auges bekannt zu machen. 
Der erste Theil behandelt den Gang der Untersuchung und die Darstellung 
der Befunde Der zweite und bedeutungsvollste Theil betrifft das Renten- 
wesen. Verf. wendet sich gegen die Leute, die sich einbilden, die Rente 
rein rechnerisch feststellen und damit einen höheren Grad von Gerechtigkeit 
erzielen zu können. Es ist unmöglich auf rein spekulativem Wege den un- 
merklichen Variationen gerecht zu werden, in denen an sich gleichartige Un- 
fallfolgen sich bei den einzelnen Individuen äussern. Es lässt sich unmöglich 
eine untere Grenze der Sehschärfe für die noch mögliche Arbeitsfähigkeit be- 
stimmen, da letztere noch von sehr vielen individuellen Factoren abhängig 
ist, wie Arbeitsgelegenheit, guter Wille, Intelligenz, Energie u. s.w. Zu 
dauernden Grundlagen aller Beurtheilungen gehören der Begriff der Con- 
currenzfähigkeit, die Erkenntniss des Umstandes, dass auch bei hohen An- 
sprüchen an das Sehen nicht die volle Sehschärfe nöthig ist und die Eintheilung 
der Berufsarten in solche mit höheren und solche mit geringeren optischen 
Ansprüchen. Wesentliche Fortschritte in der besseren Erkenntniss brachten 
die Statistiken über Lohnhöhe, die Augenverletzte später erzielten, ferner die 
Bestrebungen, die eine ganz besondere Berücksichtigung des Tiefenschätzungs- 
vermögens zur Beurtheilung der Arbeitsfähigkeit fordern. Im einzelnen be- 
spricht Verf. zunächst die Entschädigungsfrage bei einseitigen Störungen, 
dann bei den Fällen, in denen das andre Auge schon mangelhaft oder eben- 
falls verletzt ist. Es folgt sodann ein Capitel über die Simulation und ihre 
Entlarvung und zum Schluss ein solches über die Feststellung anderweitiger 
Uniallfolgen mit Hilfe der Augenheilkunde. 


91) Ueber familiäre fleckförmige Hornhautentartung, von 
Walter Spitta. (Inaug.-Diss. Tübingen, 1905.) Die jüngsten Veröffent- 
lichungen über diese Erkrankung und die ihr verwandten Formen veran- 
lassten auch an der Tübinger Klinik eine Zusammenstellung und genauere 
Durchsicht des diesbezüglichen Materials. Es wurde auch eine Untersuchung 
von Anverwandten der Erkrankten vorgenommen, sowie eine weitere Nach- 
forschung in der Heimath mehrerer Kranken. Das Resultat ist eine Casuistik, 
die Verf. uns vorlegt. Es sind 20 Fälle, die mehr oder weniger ausgeprägt 
das typische Bild der familiären fleckförmigen Hornhautentartung zeigen. 
Dieselben gehören acht Familien an und vertheilen sich über acht Ortschaften. 
Merkwürdiger Weise liegen letztere ohne Ausnahme auf der schwäbischen 
Alb. Sichere Anhaltspunkte für eine Aetiologie speciell für Lues oder 
Tuberculose konnten trotz darauf gerichteter Nachforschung nicht gefunden 
werden. Fehr. 


92) Ueber die gekernten Aussenglieder der Sehzellen. von 
Pes. (Streglio e C., Torino. 1905.) Verf. fand in einer normalen Retina 
des Menschen zahlreiche Kerne der Zapfen ın deren Basalgliedern. 


93) Opticus- und Netzhaut-Erkrankungen bei Allgemeinleiden, 


— 475 — 


von Orlandini. (Rivista Veneta di Sc. Med. 1905.) Verf. bespricht die 
Gehirn-Erkrankungen, Infections-Krankheiten, constitutionelle Krankheiten, 
Herz- und Nierenleiden. 


94) Protargol bei Augenleiden, von Pastore. (Bollettino delle 
cliniche. 1905.) Anwendung von 5—10°/,igen Lösungen. 


95) Diagnose der Augenmuskel-Paralysen, von Scimemi. (Atti 
d. R. Accad. Palermitana. 1905.) Verf. giebt auf einer Tafel eine Ueber- 
sicht über die physiologische Action der Augenmuskeln sowie über die 
Doppelbilder bei Paralysen. 


96) Nichtexistenz der Limitans interna, von Tornatola. (Atti 
della R. Accad. Palermitana. 1905.) Verf. bildet Präparate von Embryonen 
und jungen Wirbelthieren ab, aus denen ersichtlich ist, dass die Stützfasern 
der Retina direct mit den Fasern des Glaskörpers zusammenhängen. 


97) Elephantiasis und Pseudo-Elephantiasis der Lider, von 
Fruginele. (Giorn. internaz. di Sc. Med. 1905.) Ausführliche Be- 
sprechung aller Formen dieser Erkrankungen mit Zugrundelegen der in der 
allgemeinen Dermatologie für dieselben geltenden Eintheilungen. 


98) Structur der Cornea, von Pes. (Streglio e C., Torino. 1905.) 
Verf. suchte durch Zupf-Präparate gefürbter Hornhäute die feinsten elemen- 
taren Hornhaut-Fibrillen darzustellen. 


99) Suprarenin in der Augentherapie, von Bruno. (Gazz. degli 
ospedali. 1904.) 


100) Epibulbäres Endotheliom, von Fruginele. (Giorn. internaz. 
d. Sc. Med. 1905.) Beschreibung eines langsam verlaufenden Falles mit 
zwei Abbildungen. 


101) Primäres Sarcom des Lides, von Puccioni. (Bollett. d. R. 
Accad. Med. di Roma. 1905.) Beschreibung eines Falles mit mikroskopi- 
scher Untersuchung des Tumors. 


102) Echinococcus der Orbita, von Bardelli. (Atti d. R. Accad. 
di Siena. 1905.) Ein Fall wurde operativ geheilt. Nach breiter Incision 
am untern Orbitalrande wurden drei Tochtercysten von Haselnussgrösse 
herausbeférdert, darauf die Muttercyste mit scharfem Léffel stiickweise heraus- 
gekratzt. 


103) Primäre Tuberculose der Conjunctiva und des Tarsus, 
von Puccioni. (Bollett. d. R. Accad. Med. di Roma. 1905.) In einem 
Falle wurde durch partielle Exstirpation Besserung erzielt. 


104) Totale Ophthalmoplegie und Atrophia durch Trauma, 
von Puccioni. (Policlinico. 1905.) Durch Stoss einer Tabakspfeife am 
innern obern Otbitalrande linkerseits trat heftige Blutung mit Exophthalmus 
auf sowie Ophthalmoplegie. Letztere besserte sich, aber Opticusatrophile führte 
zu Erblindung des Auges. Es blieb fraglich, ob der Öpticus direct verletzt 
wurde. 

105) Orbital-Abscess durch Sinusitis, von Fortunati. (Atti 
della R. Clinica Oto-rino-laring. di Roma. 1905.) Drei Fälle wurden ope- 
rativ geheilt. 

106) Ophthalmoscopie und ophthalmologische Optik, Lehrbuch 
von Zandolo. (Napoli. 1905.) 314 Seiten. Besprechung der Ophthal- 
moscopie und der Ophthalmoscope, der subjectiven und objectiven Methoden 


=> 416. 22 


der Refractionsbestimmung des Astigmatismus, der Anomalien der Accommo- 
dation, der Perimetrie, der Simulation von Amblyopie, der Farbenblindheit. 
107) Die Keratocentese, von Albertotti. (Memorie d. R. Accad. 
di Sc. in Modena. 1905.) Galen kannte bereits die Regeneration des Humor 
aqueus nach Paracentese z. B. nach Verletzung. Codices des 15. Jahrhun- 
derts schrieben diese Regeneration dem Auflegen von Medicinalkräutern Coro- 
naria, Chelidonia zu. Nuck 1695 (de ductibus oculorum aquosis) experi- 
mentirte über die Regeneration des Humor aqueus und suchte seine chemi- 
sche Constitution zu erforschen. Verf. hält die Keratocentese für absolut 
ungefährlich und wendet sie klinisch vielfach in der täglichen Praxis an, so 
ın dem Anfangsstadium des Glaukoms, bei Myopia progressiva, und fast bei 
allen Augenleiden, gegen welche bereits Sperino-Reymond 1862 dieselbe 
empfohlen haben. Speciell indicirt hält er sie bei Asthenopia accommodativa 
und Accommodationsspasmus. Verf. übte die Operation täglich an Kaninchen 
aus und es gelang ihm, an einem Thiere 399 Puracentesen in ununter- 
brochener Reihe zu machen. Zwei andere Kaninchen wurden nach 195 und 
114 Paracentesen geopfert und untersucht. Fin Blepharostat wurde vom 
Verf. speciell construirt, um nicht nur die Lider zwecks der Operation zu 
öffnen, sondern auch die Nickhaut zurückzuhalten. Die Paracentesen wurden 
stets im horizontalen Meridiane etwa in der Mitte zwischen Hornhautscheitel 
und äusserem Cornealrande gemacht, nicht peripher, da alsdann leicht Iris- 
vorfall eintrat. In den Augen der drei oben erwähnten Versuchsthiere fand 
Verf. bei mikroskopischer Untersuchung keine Veränderungen entzündlicher 
Natur und schliesst daher, dass die wiederholten Paracentesen unschädlich 
sind und als curatives Mittel gegen zahlreiche Augenerkrankungen zu empfehlen 
sind. Die reiche Literaturangabe umfasst 200 Nummern, welche Verf. selbst 
eingesehen hat. Peschel. 


— 410 — 


Uebersicht über die Leistungen der Augenheilkunde im 
Jahre 1905. ` 


Anatomie des Auges: Moll (Festschrift f. Hirschberg): Einfache 
Methode zur Darstellung der Neuroglia und der Axencylinder im Sehnerven. 
-— Jacoby (Z. M.): Reichliche Ausstattung der Papille mit Gliagewebe. — 
Heine (Arch. f. Ophth.): Die Querschnitte der Netzhautzapfen sind in der 
Fovea sechseckig, in der Macula polygonal und rund, am Aequator elliptisch. 
Die Querschnitte der Stäbchen in der Macula rund, am Aequator sechseckig. 
— Vermes (Anat. Anzeiger) konnte an den Neurofibrillen der Retina keine 
Beobachtungen machen, welche für eine Continuität der Leitung von den 
Stäbchen und Zapfen bis zur Nervenfaserschicht sprechen würden. -- 
Zietschmann (Arch. f. mikrosk. Anatomie): Die Traubenkörner unserer 
Haussäugethiere — eine Bildung der Pars iridica retinae — bestehen aus 
pigmenthaltigen Epithelzellen, welche klare Flüssigkeit enthaltende Hohlräume 
umscheiden. — Nach Enslin (Arch. f. Augenheilk.) sind die primitiven 
alveolären Schleimdrüsen des Epithels als ein Charakteristicum der normalen 
Caruncula lacrym. zu betrachten. — Kondratiew (West. ophth.): Thränen- 
organe der Kaninchen. — Werneke (Z. M.): Im Thränensacke finden sich 
grössere und kleinere zusammengesetzte tubulöse Drüsen, einfache tubulöse 
Drüsen und Pseudodriisen (pathologisch). — Nach Wolff (Z. M.) besteht 
eine von der Vorderfluche des Tarsus herablaufende, und auf letzterer tixirte 
Sehne des Levator p. — Groyer (Bericht d. ophth. Gesellsch. in Wien) 
weist nach, dass sich die Levatorsehne im Vereine mit den Ausläufern der 
Fascia palpeb., ohne sich an eine bestimmte Linie der Vorderfliiche des Tarsus 
zu halten, inserirt. — Münch (Zeitschr. f. Augenheilk.): Das Stromazellen- 
netz der Uvea ist ein Muskelnetz; dieses Netz soll der Dilatator pup. sein. 
— Forsmark (Mitth. aus der Augenklinik Stockholm): Der M. dilatat der 
Iris besteht grösstentheils aus einer einfachen Schicht direct miteinander 
verbundener epithelialer Muskelzellen, und aus einer geringen Zahl gewöhn- 
licher Muskelfasern an den Grenzpartien des Dilatators. Verbindung mit 
dem Sphincter durch eine feste Bindegewebsschichte (Entwicklungszeit 6. bis 
9. Fötalmonat). — Tartuferi (Ann. d’Ottalm.): Eine neue Imprägnations- 
methode der Cornea. — Moot (Arch. f. Anat. u. Physiol.): Die conjunctivalen 
Lymphgefässe gehen am Lidrande in die Lidhaut Die abführenden gehen 
theils in die Parotis-, theils in die Submaxillargegend. 


Entwicklungsgeschichte und Missbildungen des Auges: Froriep 
(Arch. f. mikrosk. Anatomie): Ueber die Einstülpung der Augenblase — 
Lodato (Archiv. di ottalmı.): Das Vorkommen des elastischen Gewebes im 
fötalen Auge. — Treacher Collins (The Royal London ophth. Hosp. Rep.) 
bebt betrefis der Entwicklung der Accommodation der Linse hervor, dass im 
Fötalleben, wo der Ciliarkörper noch in Verbindung mit der Linse steht, die 
Linse rund ist; wächst der Ciliarkörper, so nımmt ihr lateraler Durchmesser 
beträchtlich zu, im Vergleiche zu dem antero-posterioren. — Cirincione (The 
ophth. Rey.): Gegenwärtiger Stand der Frage über den Ursprung des (rlaskörpers. 
— Matys (Zeitschr. f. Augenheilk.): Die Anlage der Thränenableitungswege 


478 


entsteht beim Ziesel, nicht am Boden der sog. 'Ihränenfurche, sondern an 
der Wand des Fpiblastes des oberen inneren Randes vom Öberkieferfortsatze, 
an derselben Stelle, an welcher bei der Eidechse die Anlage der Thriinen- 
ableitungswege entsteht. Die primäre Anla,e der Thränenableitungswege ist 
klein und entspricht dem späteren Thränensacke; secundär entwickeln sich 
aus ihr die beiden Thrömenkanälchen und der Thränengang. — Matys 
(Zeitschr. f. Augenheilk.): Missbildung eines Auges, bedingt durch ein 
amnivtisches Band (4 monatlicher Embryo). — Seefelder (Arch. f. Augenheilk.) : 
Cong. Cornealtrübungen sind meist Folge fötaler Entzündung des vorderen 
Uvealtractus mit Mitbetheiligung der Cornea. — Hippel (Arch. f. Ophth.;: 
Fall von Membr. pup. pers. Corneae adhaerens, der beweist, dass ein Zusam- 
menhang zwischen Cornea und pers. Pupillarınembrane auf ausgebliebener 
Trennung einer gemeinsamen Anlage beruhen kann. — Gilbert (Zeitschr. 
f. Augenheilk.): Einseitige part. Irideremie und Fall von Einkerbungen des 
Pupillarrandes. — Frank Lewin und E. Thompson (The ophth. Rev.): 
Irideremie mit Zonular-Cataracta. — Fejer (Arch. f. Augenheilk.): Part. 
superfic. angeborene Irideremie mit nachweisbarer Verdickung der Iris. — 
Enslin (Arch. f. Augenheilk): Einstülpung der Iris als Ausgang von Ent- 
zündungsvorgängen und Narbenbildung in der Fötalzeit nebst andren ange- 
borenen Veränderungen. — Nach Cosmettatos (Arch. f. Augenheilk.) stellen 
die sog. Pseudocolobome ein Ectropium uveae dar; die pigmentirte Schichte 
der Iris ist weitergewuchert, hat sich herumgeschlagen und hat die binde- 
gewebige Schichte ausgefüllt. — Jonet (Z. M.): Angeborene Ectopia pupillae 
auf entzündlicher Basis entstanden. — Harman (The Ophthalmosk.): Cong. 
bilaterale und symmetrische Verschiebung der Linsen. — Hippel (Arch. f. 
Ophth. und Anat. Anzeiger): An 6 wikrophthalmischen Kaninchenaugen mit 
Colobom war die Faserrichtung im unteren Theile der Linse eine von der 
Norm gänzlich abweichende, in der Hauptsache darauf senkrechte. Als tera- 
tolozisches Novum fand sich ein deutlicher Ringwulst bei der Linse — 
Mannhardt (A. f.O.) fand bei Colobom-Augen das innere Blatt der primären 
Augenblase stets geschlossen. Im Bereiche des Coloboms fehlten Chorioidea 
und innere Lagen der Sklera, während die Retina in der Colobomgegend 
erhalten war und den äusseren Sklerallagen anlag. — Hippel (A. f. O.): 
Kindlicher Mikrophthalmus mit Colobom nach uuten, gefässreichem Mesoderni- 
gewebe, von welchem ein in dicker Scheide eingeschlossenes Gefäss zur 
Hinterfläche der Cornea zieht, mit derselben verwächst, und dann umbiegeud 
durch die vordere Kammer zur Pupillarmembran gelangt. — Derselbe 
(A. £ O.): Zusammenvorkommen von Mikrophthalmus und zweifellosem 
Glioma retinae ist noch nicht einwandsfrei bewiesen. — Stirling (Ophth. 
Essays ab. and rew.): Mikrophthalmus, Membrana pup., vordere Synechie und 
angeborene centrale Cornealtrübung (26 jähr. Kranker). — Wehrli (A. f. O.): 
Die Rosetten des Mikrophthalmus und der Colobome hängen mit der Faltung 
der Netzhaut und ungleichem Wachsthum einzelner Schichten zusammen; sie 
treten gegen Ende der Fötalzeit auf und können weder Keime genannt 
werden, noch sind sie in Folge pathologischer Vorgänge entstanden, der 
Heterotopie grauer Substanz zu vergleichen. Typische Epithelrosetten bilden 
sich auch nach der Geburt durch pathologische Processe. — Schapringer 
‚Centralbl. f£ Augenheilk.) bespricht Variaeteten des Epitarsus (monströse 
und schattenhafte Formen). 

Physiologie des Auges: Bertin-Sans und Gaguiere (Arch. d’opht.): 
Ueber den Accommodationsmechanismus und das Messungsverfahren der 


-—— 479 


Krümmung der \orderfläche der Linse. — Wlotzke (Arch. f. Phys.): Accom- 
modation und Pupillenreaction sind unabhängig von einander. — Engel- 
mann (Mitth. aus der Augenklin. in Jurjew) führt den Nachweis, dass die 
bei Accommodationsanspannung beobachtete Steigerung des Augendruckes, 
nicht der Contraction des Ciliarmuskels zuzuschreiben ist, sondern lediglich 
auf Rechnung der gleichzeitig stattfinden Convergenzanstrengung zu setzen 
ist. — Heine (A. f. 0.) sucht am überlebenden Kinderauge nachzuweisen, 
dass das Accommodationsspiel auch bei aufgehobenem Intraoculardruck in 
natürlichem Umfange möglich ist, und dass auch unter diesen Verhältnissen 
der Glaskörper durch die Contraction des Ciliarmuskels keine Compression 
erfährt. — Hess (Arch. f. Augenheilk.): Bei gesunden Augen jenseits des 
20.—25. Jahres erfolgt der Uebergang von Rinden- zum Kern-Index nicht 
allmählich, sondern sprungweise, so dass an der normalen Kernperipherie 
deutliche Spiegelbilder entstehen. — Schmidt (Arch. f. Augenheilk.) hat auch 
im normalen Pferdeauge das zweite aufrechte und das zweite verkehrte Linsen- 
bildchen vorkommen sehen; mitunter sogar eine ganze Serie solcher Bildchen. 
— Bach-Meyer (Zeitschr. f. Augenheilk.): Beim Kaninchen sendet der 
Trigeminus wahrscheinlich motorische Fasern direct zum Sphincter pupillae. 
— Bartels (Zeitschr. f. Augenheilk.): Die mittlere Pupillenweite ist bei 
Neugeborenen bis zum 10. Tage 2,5—3,25 mm. Grösste Verengerung 1,5 mm, 
maximale Weite §mm. -- Bach (Zeitschr. f. Augenheilk.): Bei Personen 
unter 25 Jahren tritt Pupillenverengerung bei Annäherung des Fixations- 


objectes auf 40 cm ein — bei älteren erst bei 30 cm. Die Verengerung 
nimmt bis zur Annäherung auf 10cm zu. — Abelsdorff und Piper 


(Arch. f. Augenheilk.): Pupillen, die bei gleicher Belichtung gleich waren, 
werden bei einseitiger Belichtung ungleich. Die belichtete wird enger 
(photographische Aufnahme). — Basler (A. f. Phys.): Beim Uebergans von 
einer Farbe zur andern tritt Pupillenverengerung auf; bei Umkehrung muss 
aber nicht unbedingt Vergrösserung eintreten, sondern es kann auch wieder 
Verengerung zu Stande kommen. Grün und blau rief auf das hellere Roth 
folgend, starke andauernde Verengerung hervor. — Marbe (Arch. f. Phys.) 
beschreibt einen Projectionsapparat zur Untersuchung, ob die von einem 
isolirten Reiz erzeugte Empfindung ebenso hell erscheint, als diejenige, die 
entsteht. wenn derselbe Reiz mit zur Verschmelzung hinreichenden Geschwindig- 
keit periodisch wiederkehrt und durch lichtleere Intervalle periodisch unter- 
brochen wird. — Feilchenfeld und Loeser (Arch. f. Ophth.): Wenn Licht- 
reize correspondirende Stellen beider Netzhäute treffen, so werden sie bei 
Helladaption nie ganz ausgenützt, sondern sie hemmen sich gegenseitig. — 
Rádl (Arch. f. Phys.): Zwischen der Orientirung zur Schwerkraft und der- 
jenigen zum Lichtstrahl bestehen mehrfache Analogien. — Szily (Zeitschr. 
f. Psych. u. Phys.): Bei der Erscheinung, dass ruhende Objecte unter Um- 
ständen nach Anschauung einer wirklichen Bewegung, eine Scheinbewegung 
ausführen, handelt es sich nicht um Urtheilstäuschung, sondern um directe 
optische Bewegungsempfindungen, die als einfache primäre Sinneserregungen 
in Vorgängen des Centralorganes ihre Grundlage haben. — Heddäus (Arch. 
f. Nervenheilk. u. Psychiatrie): Bei refleetorischer Pupillenstarre, wobei die 
Oscillationen der Pupille zu fehlen pflegen, wird durch die Accommodation 
bei Nahearbeit der Sphincter pup. zur Contraction angeregt und die Pupille 
mit der Zeit eng. — Veraguth (Neurol. Centralbl.): Apparat zur genaueren 
Prüfung der Pupillen-Lichtreaction. — Ovio (Ann. di Ottalm.): Die Varia- 
tionen der Pupillentliche sind in Bezug auf eine Centralfläche proportional 


2.480 -- 


der Entfernung der Lichtquelle, und umgekehrt proportional der Quadrat- 
wurzel der Lichtstärke. — Grijns und Noyons (Arch. f. Anat. u. Phys.): 
Die Menge der für das Zustandekommen einer Lichtempfindung erforderliche 
Energie ist keine absolute Grösse, sondern die Zeit der Einwirkung. Mit der 
Beleuchtungsdauer nimmt die zur Auslösung einer Lichtempfindung noth- 
wendige Energiegrösse des Reizes ab. — Wölfflin (A. f. O.): Ein Einfluss 
des Alters auf den Lichtsinn des dunkeladaptirten Auges liegt nicht vor. 
Der Pigmentgehalt spielt beim Zustandekommen der Adaption eine gewisse 
Rolle. — Grijns und Noyons (Arch. f. Phys.) fanden, dass an der Grenze 
des Sichtbaren nicht nur die Gesammtmenge der eingeführten Energie für 
das Zustandekommen eines Reizes maassgebend ist, sondern dass auch die 
Zeit, während welcher die Energie zugeleitet wird, von grösster Bedeutung 
ist. — Watt (Arch. f. Phys.) weist nach, dass die Ansicht Martins, dass ein 
einmaliger Lichtreiz ebenso hell erscheint, wie derselbe Reiz, wenn er suc- 
cessive und periodisch auftritt uud durch lichtleere Zwischenr&ume plötzlich 
so lange unterbrochen wird, dass gerade eine constante Empfindung entsteht, 
keineswegs nothwendig zutreffen muss, obgleich sie zuerst gelegentlich zu- 
treffen kann. — Loeser (Festschrift f. Hirschberg) bestätigt das Ricco’sche 
Gesetz, dass das Produkt von Flächengrösse des Netzhautbildes und Licht- 
ıntensität eine constante Grösse ist. — Fick (Zeitschr. f. Psych. u. Phys.): 
Die Verlegung eines Netzhautbildes in die Aussenwelt wird nicht von der 
bestrahlten Sehzelle allein bewerkstelligt, sondern ist ein complicirter Vorgang, 
bei dem das ganze Gesichtsteld mitbenutzt wird. — Heine (A. f. O.): Die 
binoculare Wahrnehmung von Entfernungsunterschieden ist ein eintacher, 
eindeutiger, centripetaler Sinnesvorgang; die durch monokulare Betrachtung 
zu gewinnende Vorstellung solcher ist das Endglied einer aus gewissen Vor- 
aussetzungen und Bedingungen bestehende, zum grössten Theil automatisch 


ablaufenden Kette von sensorischen und motorischen Gliedern. — Nach Siven 
(Skandin. Arch. f. Phys.) sind die Zapfen der Netzhaut der rothgrün percı- 
pirende Apparat, die Stäbchen der blaugelb percipirende. — Augier 


(Zeitschr. f. Psych. u. Phys.) fand, dass in Bezug auf die Thatsache, dass farbige 
Lichter in der äussersten Netzhautperipherie farblos erscheinen, bei Deuter- 
anopen das Maximum der Peripheriewerthe nach dem rothen Ende des 
Spectrums zu verschieben ist (bei Protanopen nach dem griinen). — Busek 
(Zeitschr. f. Psych. u. Phys.) hat die von Nagel angegebenen farbigen Licht- 
filter so spectralphotometrisch bei Nernstlicht untersucht, dass er die Ex- 
tinctions-Coefticienten einer 1 cm dicken Schicht der verschiedenen Farb- 
lösungen bestimmte. — Gensen (Hospitalstid.): Durch mangelhaft centrirte, 
concave Brillen wird stereoskopisches Farbensehen erhalten, so dass blau 
näher erscheint als roth. — Nagel und Piper (Zeitschr. f. Psych. u. Phys.) 
constatiren auf Grund von Absorptionsbestimmungen au Sehpurpurlösungen, 
dass der Sehpurpur stets ohne Bildung von Sehrelb oder andren Farben- 


veränderungen abblasst,. — Stern (A. f. O.): Fixation des Sehpurpurs 
mittels Platinchlorid. — Hilbert (Centralbl. f. Augenheilk.): Violettsehen 
ist fast ausnahmslos als central bedingt aufzufassen. — Klein (Arch. f. 


Anat. u. Phys.) versucht verschiedene optische Phänomene, z. B. Druck- 
phosphene als Ausdruck eines Selbstleuchtens der Netzhaut darzustellen. — 
‘ Danilewsky (Wratsch): Die subjecetiven Gesichtsempfindungen, die entstehen, 
wenn man in starkem, abwechselndem Magnetfelde das Auge dem Radiator 
nähert, werden durch inducirte Wirkung im abwechselnden Magnettelde 
bedingt. — Guillery (Arch. f. Augenheilk.) zeigt, dass verschiedene Mo- 


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mente für die richtige Deutung von Netzhautbildern nicht weniger in Betraclıt 
kommen, als deren Dimensionen. Anstatt Snellens Sehproben, Punktproben. 
— Landolt (Z. f. A.) empfiehlt -als einheitliches Sehzeichen bei Sehschärfen- 
bestimmungen die unterbrochene, eventuell zu einem Kreise gebogene Linie. 
— Siklossy (Z. M.): Zur Sehschärfen-Maasseinheit sollte ein bedeutend 
kleinerer Sehschärfenwerth gewählt werden, als die zur Zeit allgemein ange- 
nommene Snellen’sche Einheit. - Augier (Zeitschr. f. Psych. u. Phys.): Die 
compensatorischen Rollungen des einen und des andern Auges sind der 
Richtung und Grösse nach stets völlig identisch. — Depene (Z. M): Das 
Tiefenwahrnehmungs-Vermögen ist am feinsten, wenn Längsaxe des Objectes 
und Sagittalaxe des Kopfes einander parallel sind. — Coburn (Arch. of 
Ophth.): Graphische Fixation der Bewegungen beider Augen mittels einer 
eigens construirten photographischen Camera. — Howe (Trans. americ. 
ophth.): Unter normalen Bedingungen braucht man zum Blinzeln 0,4 bis 
0,5 Secunden (photographische Messung). — Berger (Rev. gener. d’opht.) 
tritt für den Gebrauch der binocularen Lupe (binoculare Uhrmacher-Lupe) 
in der Augenheilkunde ein. — Nach Hudovernig (Neurol. Centralbl.) ist 
das Phänomen, das als Supraorbital-Retlex bezeichnet wird, kein Reflex, 
sondern erklärt sich ausschliesslich aus der unmittelbaren Ausbreitung des 
mechanischen Reizes: es besteht auch dann weiter, wenn das Ganglion Gasseri 
entfernt wird. — Blaschek (2. f. A.): Die paradoxen Mitbewegungen zwischen 
Lid und Auge sind aus physiologischen Mitbewegungen abzuleiten; ein andrer 
Theil solcher Bewegungen kann aus neu geschaffenen Bahnen stammen, die 
aus pathologischen Processen entstanden sind; die angeborenen Formen sind 
dadurch entstanden, dass solehe Bahnen. die sonst nur functionell benutzt 
werden, von vornherein benutzbare Wege sind. Aus den Kernen und corti- 
calen Centren lässt sich bis jetzt kein Anhaltspunkt für paradoxe Lid- 
bewegungen gewinnen. — Bechterew (Arch. f. Phys.): Das der eigentlichen 
Lichtperception dienende sensitive Sehcentrum befindet sich auf der medialen 
Fläche des Occipitallappens: der vordere Abschnitt für das centrale, der 
hintere fiir das periphere S-hen; ferner ist auf der äusseren Oberfläche des 
Hinterhauptlappens ein psychisches Sehcentrum, in dem die gewonnenen 
Seheindrücke abgelagert werden; durch Reizung dieses Centrums werden ge- 
wisse Augenbewegungen constant ausgelöst, und befinden sich daselbst auch 
Centra fiir die Pupillenbewegung und fiir die Accommodation. — Levin- 
sohn (Med. Klinik) tritt gegen Bach fiir die Ansicht Bernheimer’s ein, dass 
die kleinzelligen Mediankerne der Sitz des Sphinctercentrums sind. — Abels- 
dorff (A. f. A.) erhielt bei intrakranieller Opticusdurchschneidung nach 
Marenghi weite, starre Pupille der operirten Seite. — Bechterew (Arch. f. 
Phys.) fand im medialen Theile des vorderen und hinteren Abschnittes des 
Gyrus sigmoideus ein corticales Centrum für die 'T'hränensecretion, welches 
gleichzeitig auf den Gefässapparat und auf den secretischen Zellenapparat 
der Thränendrüse Einfluss ausübt. — Römer (A.f.O.): Die Linse besitzt Anti- 
körper bindende Receptoren. Gullstrand (A. f. O.) unterscheidet zwischen 
Macula centralis retinae und Macula lutea; letztere ist als solche, sowie in 
Bezug auf ihre Färbung eine Leichenerscheinung. — Dimmer (Sitzungsber. 
der kaiserl. Akademie der Wissensch.): Apparat zur Photographie des Augen- 
hintergrundes nach dem Princip Bagneri’s. Albrand (A. f. A.): Beim 
Menschen findet man prämortale Pupillen-Erweiterung; unmittelbar nach dem 
Tode Pupillenenge (Todtenstarre des Sphincters); Linse trübt sich nach dem 
Tode zunächst au Rande, später erst trübt sich der Kern. 





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Experimentelle Pathologie, pathologische Anatomie und Bakterio- 
logie des Auges: Hotta (Z. M.): Versuche über die Infection von Horn- 
hautwunden mit Speichel (negative Resultate). — Ovio (La clin. ocul.): 
Experimenteller Nachweis, dass die Kauterisation mit Säuren im Allgemeinen 
weniger schwer sind, als die mit Alkalien. -— Polatti (Ann. di Ottalm.) 
weist experimentell nach, dass die pathogene Wirkung des von der Erde 
herrtihrenden Bacillus subtilis nicht zu bezweifeln ist. --Sachsalber (Z. f. A.): 
Inanition beeinflusst den Verlauf von Geschwüren ungünstig, ohne die 
normalen Regenerations-Bestrebungen zu vereiteln. Die fixen Cornealkörper- 
chen, die den grössten Beitrag zur Narbenbildung liefern, entstehen, indem 
allein die Kerne sich vermehren und erst von den neuen Kernen das Proto- 
plasma gebildet wird. — Leber (A. f. O.) liefert durch Versuche mit 
verschiedenen anorganischen und organischen Substanzen Beiträge zur Frage 
über den Stoffwechsel der Linse. -- Peschel (A. f. O.): Vordere und hintere 
Linsenkapsel erscheinen ultramikroskopisch, structurlos, bei Neugeborenen ist 
ein feines Maschennetz sichtbar. — Leber (Bericht der ophthalm. Gesellsch.) 
weist nach, dass das Auge mit einer ganz andern Art von Elasticität begabt 
ist, als bisher angenommen wird. Dasselbe ist im Stande, sich innerhalb 
ziemlich kurzer Zeit in weitgehendem Maasse Aenderungen seines Inhaltes 
anzupassen, ohne dass es zu Aenderungen des Augendruckes zu kommen 
braucht. — Lohmann (A. f. A.) sucht die Entstehung der Commotio retinae 
durch Gewebsgegendehnung zu erklären. — Wehrli (A. f. O.): Reincorticale. 
mit hemianopischen Sehstörungen verknüptte Rindenläsionen sind bisher nicht 
beobachtet worden; alle positiven, aus reinen Rindenzerstörungen auf die enge 
Localisation der Sehsphäre, die inselförmige corticale Vertretung der Macula 
und die Projection der Retina auf die Grosshirnrinde gezogenen weitgehenden 
Schlüsse entbehren daher einer sicheren Begründung. — Seydowitz (A.f.O.): 
Nach Durchschneidung der Ausführungsgänge der Thränendrüse nehmen die 
durch das Zugrundegehen des Parenchyms der Drüse bedingten Bindegewebs- 
wucherungen immer mehr überhand, bis das Drüsengewebe durch Bindegewebe 
definitiv ersetzt wird. — Bietti (Ann. di Ott.): Das Ganglion ciliare hat 
sich in Fällen von Neurotomie o. c. unverändert erhalten. — Bolognesi 
(Ann. di Ottalm.) fand weder Phagocytose von Seiten des Organismus gegen 
das in die Augengewebe eingeführte Paraffin noch locale chemische Wirkung 
des Paraftins. Embolische Befunde fehlten. — Vogt (Z. f. A.): Basische 
Anilinfarben wirken schädlich auf das Auge; saure nicht. Erstere dringen 
leichter ın die Zelle und besitzen zu dem Zellkern eine grosse chemische 
Verwandtschaft (therapeutisch: Tanninausspülungen des Bindshautsackes). — 
MceKu (Z. M.): Sicherstellung der resorbirenden Wirkung des Dionin durch 
das Thierexperiment. — Kraus (Z. f. A.): Die intraoculare Jodoform-Des- 
infection bringt keinen Nutzen, kann aber schaden. — Terrier (Arch. 
d’Opht.) studierte am Thierauze den Heilungsvorgang nach Starwunden und 
fand hiiufig an dem neugebildeten Epithel der Cornealwunde miliare Abscess- 
chen. -- Rählmann (Z. M.): Die Kollagen-, die Hyalin- und die Amyloid- 
bildung in den Geweben erfolgt durch eine Umwandlung, welche durch neu- 
zugeführtes, als Ferment wirkendes Eiweissmolekül bewirkt wird. Der hinzu- 
tretende Stoff wandert als geformter Bestandtheil selbstthätig in das ergriffene 
Gewebe. Möglicherweise spielen auch Bakterien eine Rolle. — Fejér (A.f. A): 
Sichere mikrochemische Reaction der hyalinen Degeneration giebt es nicht: 
sicherste Zeichen sind die Gefässveränderungen. — Battaban (A. f. A.): In 
einem Falle: Hyalindezeneration der Bindehaut, besonders in den Gefässwänden : 


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spärlich auch zwischen den Bindegewebslagen (Vasculitis proliferans). — 
Schrédde (Z. f. A.): Bei Blennorrhoe neonatorum findet sich als erste Ver- 
änderung Auflockerung des Epithelverbandes mit Ansammlung von Leuko- 
cyten und Gonokokken, welch letztere zwischen den Epithelien bis an das 
subepitheliale Bindegewebe, das keine besonderen Veränderungen zeigt, ge- 
langen. Im weiteren Verlaufe: Geschwürsbildung und Zerstörung des ge- 
sammten Epithels. — Nach Fuss (Virchow’s Arch.) ist die Pinguecula ein 
unter ddematiser Quellung und geringer Zell-Infiltration erfolgende Zunahme 
des reticularen und fibrillären Bindegewebes. Später: Ablagerung einer 
homogenen Substanz mit hyaliner Quellung des Bindegewebes der Conjunctiva. 
Als Endproduct Auftritt einer elastoiden Substanz. — Stock (Z. M.): Fälle 
von angeborener luetischer Keratitis parenchymatosa im Centrum localisiert; 
in beiden Fällen Risse der Membrana Descemeti. — Meller (A. f. O.): Bei 
Keratis disciformis besteht entzündliche Infiltration, welche von der in der 
Oberfläche gelegenen Infectionsstelle aus nach der Fläche und Tiefe weiter 
greift und dadurch einen scheibenförmigen Herd erzeugt. — Endelmann 
(Zeitschr. f. Heilkunde) diagnosticirte nach bestimmten mikrochemischen 
Reactionen (Saffranin\, in Fällen von superficieller chronischer Keratitis, hyaline 
Entartung in der Cornea. — Meller (Z. M.): Bei Sklerose der Cornea er- 
blindeter Augen kommt es zur Entwicklung einer derben Bindegewebsschichte 
zwischen Epithel und Bowman’scher Membran, und Veränderungen des 
Endothels. — Bartels (Z. M.): Fall von Missbildung derben Bindegewebes 
an der Membrana Descemeti (Organisation von Exsudat auf Grund der Ver- 
änderungen der Endothelzellen). — Ulbrich (Zeitschr. f. Heilkunde): Rasch 
wachsender Pigmenttumor am inneren Limbus, von den inneren Hornhaut- 
schichten ausgehend, derbes Bindegewebsgeriiste, gefurchte spindelförmige 
und runde Zellen und freies Pigment. — Ischreyt (Z. f. A.): Zwei epi- 
bulbäre Carcinome: ein verhornender Plattenepithelkrebs, Recidiv eines primären 
Conjunctival-Carcinoms; und ein kleinzelliger, nicht verhornender Krebs, Recidiv 
eines Lidkrebses. — Berka (A. f. A.): Ein wegen Iridocyclitis nach Star- 
extraction enucleirtes Auge zeigte, dass die geringste Anheilung innerer 
Gewebstheile eine durchlässige Beschaffenheit der Narbe bewirken, und dass 
auf diese Weise auch der Epithelverschluss behindert werden kann. — 
Fuchs (A. f. O.): Aus dem Studium der feineren Anatomie der sympathi- 
sirenden Entzündung geht mit grosser Wahrscheinlichkeit die bakterielle 
Natur der sympathisirenden Entzündung hervor und kann sichergestellt werden, 
dass die Uebertragung nicht auf dem Wege des Sehnerven geschieht. Die 
Theorie der Metastasen durch den Blutstrom hat am meisten für sich. Das 
erst-erkrankte Auge zeigte als typisches Bild zumeist kleinzellige Infiltration, 
am stärksten in der Chorioidea, am geringsten in der Iris. Bakterien wurden 
nicht nachgewiesen. — Silva (Z. M.): Bei der Entwicklung der Perl- 
cysten der Iris spielt das Irisrewebe nur eine secundiire Rolle. Das Haar 
nimmt als solches an der Entstehung der Geschwulst keinen Antheil. — 
Michel (2. f. A.): Metastatisches Carcinom der Aderhaut bei primären 
Carcinom des Mediastinums. — Schieck (A. f. O.): Das erste Stadium des 
Melanosarkoms der Uvea ist das unpigmentirte Rundzellensarkom, das zweite 
das unpigmentirte Spindelzellensarkom. Das pigmentirte Spindelzellen- 
sarkom ist das dritte Stadium und geht dem Stadium des voll entwickelten 
Chromatophoroms unmittelbar voraus. — Parsons (Ophth. Rev.): Anatomisch 
konnte sichergestellt werden, dass bei beginnendem Aderhautsarkom häufig 
Netzhaut-Ablösungen nach unten, unabhängig von dem Sitz des Tumors, und 
31* 


= 484 —- 


ohne Zusammenhang mit dieser localen Abhebung der Retina vorkommen. — 
Oeller (A. f. A.): Wiederanlegung der abgehobenen Retina, trotz Weiter- 
wachsens eines metastatischen Aderhautsarkoms. — Birnbacher (Festschritt 
f. Hirschberg): Bei intraocularen Geschwiilsten kommt als drucksteigernd in 
Betracht: Verschluss des Kammerwinkels und Uebergreiten der Tumormassen 
auf die abführenden Venen. — Bartels (Z. f. A): Gefäss-Erkrankungen sind 
bei Glaukom-Augen häufig, haben aber nichts nur für Glaukom Charakte- 
ristisches. — Hirschberg (Centralbl. f. Augenheilk.): In einem glaukomatösen 
Auge mit verdächtiger Iris zeigte das herausgeschnittene Irisstückchen ein 
aus namentlich epitheloiden Zellen bestehendes, riesenzellenhaltiges, vielfach 
Kerndegeneration aufweisendes, gefissarmes Granulationsgewebe. Tuber- 
culose war sichergestellt. — Ooatmann (Arch. of Ophth.): Seröse 
Cyste an der hinteren Iristläche bei einem an Glaukom erblindeten Auge. — 
Schnabel (Z. f. A.): Die Existenz der Lamina cribrosa intraskleralis übt 
nicht den geringsten Einfluss auf Art, Localisation und Ausbreitung des Zer- 
störungsvorganges in den Sehnervenfasern des glaukomatösen Auges. Sie wird 
nur wie andre Theile des Bindegewebsgerüstes verändert. — Reis (A. f. O.): 
Constante pathologisch-anatomische Veränderungen sind bei Hydrophthalmus 
congenitus nicht vorhanden. Am constantesten: Verlegung der Filtrations- 
wege der Kammerbucht auf entzündlicher Grundlage oder durch Entwicklungs- 
hemmung. — Seefelder (A. f. O.) fand bei Hydrophthalmus congen. die 
Rowman’sche Membran stellenweise, aber nie in grosser Ausdehnung, 
fehlend; die oberflächlichen Hornhautschichten waren mitunter bei der Zer- 
reissung mit betroffen. — Bednarski (A. f. A.): In path. Zuständen werden 
die einzelnen Zonulafasern dicker, färben sich schwächer und unterliegen 
hyaliner Entartung. Daneben: Verflüssigung der Fasern in serösem Exsudat. 
Bei Staphylomen steht die Zonular-Atrophie im Zusammenhange mit der Ciliar- 
körper-Atrophie. — Greeff (A. f. A.): Eine Regeneration der Glaskörper- 
fibrille giebt es nicht, nur die Glaskörperflüssigkeit kann sich nen absondern. 
Die einzige Veründerung. welche die Glaskörperfibrille eingeht, ist ihre Auf- 
lösung bei Ernährungsstörungen im Gebiete des Corpus ciliare und Orbiculus 
ciliare. — Michel (Z. f. A.) fand bei anatomischer Untersuchung markhaltiger 
Nervenfasern dieselben an der hinteren Begrenzung der Lamina scharf auf- 
hérend und bei ihrem Durchtntte durch die Lamina bis auf eine Stelle 
marklos bleibend. Die Papillenoberfläche zeigte in ihrer ganzen Ausdehnung 
markhaltige Nervenfasern; die dichteste Anhäufung solcher Fasern zeigte die 
Grenze der Ganglienzellenschichte. — Cirineione (Festschrift f. Hirschberg): 
Bei Retinitis proliferans findet sich intraretinales, neugebildetes Gewebe, das 
die Opticusfaser- und Ganglienzellen-Schicht einnimmt; Netzhautgefässe skle- 
rosirt, Gefässneubildung, Stützfasern hypertrophisch: Proliferation des Neu- 
rilems und Atrophie der Nervenelemente. — Hirsch (Berlin, Karger): Die 
Normalitit des Pigmentepithels der Netzhaut ist bedingt durch die Intactheit 
der Aderhaut-Circulation. Jede Störung der letzteren bewirkt Ernährungs- 
störungen und Degeneration des Pigmentepithels. Die chronische Pigment- 
degeneration beruht auf einer chronischen, zu Circulationsstörungen führenden 
Erkrankung der Chorioidalgefässe mit gleichartigen Veränderungen der Retinal- 
gefässe. Jlötzliche absolute und dauernde Circulations-Unterbrechung in der 
Arteria centralis oder einem ihrer Aeste führt ebenfalls zur Pigment-Entartung. 
Aderhautrupturen sind in Wirklichkeit Einrisse des Pigmentepithels. — 
Krückmann (A. f.O.j: Alle Fasern und Protoplasma-Bestandtheile, welche 
nut der Limitans interna und Limitans perivascularis oder mit der Limitans 


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superficialis und ihrer Fortsetzung in directem organischen Zusammenhang 
stehen, müssen als Glia-Elemente angesprochen werden. — Velhagen (Z. M.): 
Anatomischer Befund eines Falles, der gegen die in neuerer Zeit verfochtene 
Ansicht, der zu Folge das klinische Bild der Embolie selten oder gar nicht 
von einem Embolus herrühren soll, spricht und Bedenken über das häufige 
Vorkommen von Infarktbildungen bei partieller Embolie erweckt — Harms 
(A. f. O.): Embolische Natur der Embolie art. retin. nicht erwiesen. Besser 
ist die Bezeichnung Thrombose oder plötzlicher Verschluss der Centralarterie. 
Verschluss häufiger durch Endarteriitis bedingt. Der Verschluss der A. ophth. 
ruft in der Regel keine Unterbrechung der Netzhaut-Circulation hervor; die- 
selbe erfolgt nur dann, wenn die collateralen Verbindungen mit benachbarten 
Gefiissgebieten mangelhait sind. Echte Retinitis haemorrhagica, hervor- 
gerufen durch diffuse entzündliche Erkrankung der Netzhautgefiisse, kommt 
vor, ist aber selten, meist handelt es sich um Thrombose der Vena centr. — 
Czermak (Bericht der ophth. Gesellsch.): Seltene Netzhaut-Erkrankung unter 
dem Bilde einer starken Erweiterung und Vergrösserung der Netzhautgefässe, 
und rothen, verschieden gestalteten Gebilden, in Zusammenhang mit den 
Gefiissen. Pathologisch-anatomisch fand sich ein Angiomknoten mit üppiger 
Neubildung von Gefässen (capillares Angiom). — Ascunce (Ann. d’oculist.): 
Die späte Entwicklung der Neurogliazellen erklärt zur Zeit am besten die 
Histogenese des Glioms. — Verhoeff (Trans. Amer. Ophth.): Terato-Neuroın 
von unpigmentirtem Epithel des ciliaren Theils der Retina, das die Structur 
einer embryonalen Netzhaut in verschiedenen Entwicklungsstufen zeigt. — 
Stiider (A. f. A.): In einem Falle von lurchschneidung siimmtlicher hinteren 
Ciliargefässe degenerirte nur die temporale Netzhauthälfte und liess hier Ein- 
wanderung der Pigmentepithelien erkennen. Der Grund der Nekrose der 
Netzhaut war durch eine Schädigung der Ciliararterien in Folge einer voran- 
gegangenen Tenotomie des Rectus externus. und ausgedehnter Ablösung der 
Conjunctiva bulbi gegeben. — Kampherstein (Z. M.): Unter 200 Fallen 
von Stauungspapille 134 Hirntumoren. — Schultz-Zehden (Z. M.): Doppel- 
wirkung eines Tumor cerebri, der den Sehnerven des einen Auges durch 
Zerquetschung zum Schwunde brachte und im zweiten Auge durch Steigerung 
des intracraniellen Druckes Papillitis erzeugte — Birch-Hirschfeld und 
Nobuo Inouye (A. f. O.): Die Thyreoidin-Amblyopie beruht nicht auf einer 
interstitiellen Neuritis, sondern auf einer primären Schädigung der Netzhaut- 
ganclienzellen mit secundärer Degeneration im Sehnerven. — Rückel (Vos- 
sius’ Sammlung) unterscheidet: symmetrische einfache Lymphadenome der 
Lider und der Orbita, symmetrische leukämische, symmetrisch pseudoleukäi- 
mische und einseitige Lymphadenome. — Peschel (Festschritt f. Hirschberg): 
Dermoidcyste im oberen Theile der Augenhöhle mit Verdickung der Wandungen 
durch lyınphangiocavernöses Gewebe; Mastzellen in der Cystenwand. —- Nach 
Polatti (Ann. di Ott.) ist die pathogene Wirkung des Bacillus subtilis ausser 
allem Zweifel. — Smith (Arch. of Ophth.) fand bei 65 Fällen infectiöser 
Conjunctivitis am häufigsten Staphylococcus und Pneumococcus, ausserdem 
Gonococeus, Diplobacillus (Morax-Axenfeld), Meningokokken und Streptokokken. 
— Derby (Americ. Journ. of Ophth.): Unter 150 Fillen von Conjunctivitis 
nur in einem Falle Bacillus pneumoniae; Bacillus pyocyaneus sehr selten. — 
Paul (Z. M.): Der Petit’sche Diplobacillus vermag die gleichen Conjunctival- 
processe auszuldsen, wie der Morax-Axenteld’sche Diplobacillus. — Chaillons 
(Ann. d’ocul.): 2 Fälle von traumatischer Infection des Bulbus durch einen 
anaëroben Mikroben mit nachfolgender Panophthalmitis. — Straub (A. f. O.): 


— 486 — 


Pathologische Mikroben finden sich im ekzematösen Auge in grösserer Zahl, 
als im normalen Auge; die oberflächliche Lage der Efflorescenzen spricht für 
den ektogenen Ursprung. — Stirling und MacCrac (The ophth. Rev.): Dem 
Klebs-Löffler’schen Bacillus ähnliche Mikroben bei Parinaud’scher Conjunctivitis. 


Eitererreger in den -vereiterten Drüsen fehlten. — Pfeifer und Kuhnt 
(2. f. A.): Der normale Bindehautsack wird durch Uebertragung von Filtraten 
aus trachomatösen Uebergangsfalten nicht inficirt. -- Luerssen (Z. f. A.) 


hat in einer geringen Anzahl von Trachomfällen den Miiller’schen Bacillus 
gefunden. Versuche ergaben, dass derselbe nicht der Trachom-Erreger ist. — 
Tada Urato (Z. f. A.) fand, das Crede’sche Verfahren betreffend, dass 1°, 
Argent. nitricum am meisten zu empfehlen ist, da es neben den Gonokokken 
und Pneumokokken auch die häufig vorkommenden Staphylokokken tödtet. 
— Knapp (Trans. Americ. Ophth. Soc.): Der Diphtheriebacillus erzeugt ein 
Medium, welches roth werdendes und coagulirendes Dextrin enthält, während 
die Saccharose unverändert ist. Der Xerosebacillus ruft Gährung und Säure- 
production in der Saccharose hervor, während Dextrin unverändert bleibt. 
Der Pseudodiphtherie-Bacillus afficirt keine der Zuckerarten. — Tertsch 
(Z. f. A.): Versuche mit Agglutinationsverfahren bei den dem Diphtherie- 
bacillus ähnlichen Stäbchen des Bindehautsackes. — Fergus (Brit. med. Journ.) 
befiirwortet die Untersuchung des Conjunctivalsecretes vor Operationen: 
grössere Mengen pathogener Mikroorganismen contraindiciren die Operation. 
— Lieto Vollaro (Ann. di Ott.): Bei Nachbehandlung von Operationswunden 
nach Czermak-Fuchs finden sich die gleichen Mikroben im Bindehautsack wie 
vor der Operation; ihre Vermehrung ist aber geringer, als bei der mit 
Schlussverband. — Römer (A.f. A.): Es ist zu erwarten, dass der mensch- 
liche Organismus bei Einverleibung der Pneumokokken-Bestandtheile viel 
schneller mit der Bildung von Schutzstoffen reagiren wird, als man bisher 
annimmt, und dass daher auch nach Beginn der Pneumokokken-Infection des 
Auges noch die active Immunisirung in einer Reihe von Fällen möglich 
werden kann. — Zur Nedden (A. f. A): Drei Fälle von typischem Ulcus 
serpens; nachweislich keine Pneumokokken-Infection. — Stoewer (Z. M.): 
Das Diplobacillengeschwür giebt eine günstigere Prognose, als das Ulcus 
serpens; Erreger zweifellos Diplobacillus. — Erdmann (Z.M.) fand bei Ge- 
schwüren der Hornbaut bei Diplobacillus-Conjunctivitis Bakterien nur in den 
tiefsten Schichten der Geschwüre; es konnte nachgewiesen werden, dass die 
Diplobacillen im eingetrockneten Conjunctivalsecret bis 14 Tage kein:fähig 
blieben. — Meller (Z. M.): Leprabacillen in den grauen Knötchen einer 
diffus getrübten Cornea eines Leprakranken. — Zur Nedden (A. f. O.): Der 
aus dem Kaninchenglaskörper nach Einspritzung von Blut eines an sym- 
pathischer Ophthalmie Erkrankten gezüchtete pseudodiphtherieähnliche Bacillus 
besitzt die Fähigkeit beim Kaninchen auf dem Wege der Blutbahnen eine 
heftige plastische Iridochorioiditis zu erzeugen, die in 3—4 Wochen wieder 
ausheilt. (Zuweilen kommt es auch zu Krankheitsprocessen in den inneren 
Organen.) — Nach Duclos (Ann. d’ocul.) handelt es sich bei postoperativer 
Infection meist um Pneuniokokkeıif und Streptokokken, die durch die Operations- 
wunde eindringen. — Bietti (Ann. di Ott.): Dem Xerobacillus kommt keine 
specifische Befähigung für die Erzeugung des Chalazion zu. — Ulbrich 
(Bericht der ophth. Ges.) konnte nachweisen, dass der saprophytische Charakter 
des Bacillus tetani, der in der Unmöglichkeit für sich allein im Körper zu 
wachsen zum Ausdrucke kommt, für das Auge ebenso gilt, wie für den 
übrigen Körper. 


— 487 


Therapie der Augenkrankheiten: Katz (West. ophth.): Guter Erfolg 
von gelber Salbe bei infectiöser akuter Conjunctivitis mit starker Secretion 
und Blutextravasaten. Bei Heufieber-Conjunctivitis hat Kuhnt (Deutsche med. 
Woch.) gute Erfolge von Anästhesin-Einstäubungen, Schwarz (Münch. med. 
Wochenschr.) von Cocain und Adrenalin’ gesehen. — Bei Blennorrhoe neona- 
torum empfehlen: Arlt (Aerztl. Centralzeitung) Itrol-Einstäubungen;, Wherry 
{La clin. opht.) Argyrol; Pfalz (Z. f. A.) Protargol, und zwar öfter des 
Tages applicirt. Letzteres empfehlen ausserdem Wray (Lancet); Snell (The 
ophthalmology); Mengier (The ophthalm.) und Greene (Med. Press. and Circ.). 
— Nach Salzer (Miinch. med. Wochenschr.) geht aus der neuesten bayerischen 
Blindeustatistik hervor, dass eine Abnahme der Erblindungen durch Blennorrhoe 
noch nicht eingetreten ist, dass daher die Crede’sche Prophylaxe nicht genügt. 
Was die Trachom-Behandlung anbelangt, so hebt Seefelder (Z. M.) hervor, 
dass Jequiritol auch den Trachomfollikel beeinflusst, dass dasselbe aber vor- 
wiegend als aufhellendes Mittel bei altem Pannus zu verwenden ist; ganz 
ungefährlich ist Jequiritol nicht. Für die ambulatorische Behandlung des 
Trachoms empfiehlt Greitz (Wojenno med. Journ.) das Ausquetschen der 
Körner mittels Pincette von Bellarminoff und den Expressor von Kuhnt. Mit 
der Wirkung der Röntgenstrahlen auf den Trachomfollikel beschäftigen sich 
Pardo-Ruggero (Ann. di Ottalm.), Stargardt (2. f. A.) und Wasutinsky 
(Wratsch). Letzterer hat mit diesem Verfahren nur Besserung des Trachoms, 
keine Heilung erzielt. Gute Ertolge der Radiumbehandlung hatten Cohn 
(Berliner klin. Wochenschr.); Falta (Wiener med. Wochenschr.); Thielemann 
(Z. f. A.). Letzterer war im Stande mikro- und makroskopisch den Einfluss 
des Radiums auf ausgeprägte Formen von Granulose nachzuweisen, dagegen 
sab Birch-Hirschfeld (Z. M.) keinen Vortheil dieser Behandlung gegenüber 
den üblichen Behandlungsmethoden. — Greetf (Berliner klin. Wochenschr.): 
Bei Bekämpfung des Trachoms ist von Seiten des Staates für fliessendes 
Wasser und Hebung der Cultur Sorge zu tragen. (Staatlich subventionirte 
Augenärzte!)! — Duyse (A. d’opht.) hat durch Röntgenstrahlen ein hyalines 
Lymphom der Conjunctiva zur Heilung gebracht. — Rothholz (Ther. Monats- 
hefte): Bei skrofulösen Augenentzündungen ist die Nase zu behandeln und 
das Sekret sorgfältig zu beseitigen. — Reuss (Allg. Wiener med. Ztg.) wendet 
bei Corneal-Erkrankungen zur (refässerweiterung Dionin in grossen Dosen 
nebst subconjunctivalen Kochsalz-Injectionen an. Auch Axenfeld (Deutsche 
med. Wochenschr.) empfiehlt Dionin besonders bei Hornhaut-Erkrankungen 
und Iritis. — Feilchenfeld (Deutsche med. Wochenschr.) berürwortet bei 
traumnatischen Cornealerosionen ausser den gebräuchlichen Mitteln Cauterisation 
oder Auskratzung. -- Kasass (West. vphth.) empfiehlt Jodtinetur bei Horn- 
nautgeschwiiren; Chesnesu (Ann. d’ocul.) subconjunctivale Luftinjectionen 
bei sklerosirender parenchymatöser Keratitis. Ueber günstige Erfolge der 
Collargol-Behandlung bei purulenter Keratitis berichten Lapersonne (La 
semaine méd.) und Vaucleroy (Ree. d’opht.). Gute Erfolge von Römer’s 
Serum hatten: Paul (A. f. O) und Wanner (Wiirttemb. med. Kom.-Blatt); 
unsichere Oliveres {La clin. opht.). Gegen Hornhauttrübungen emptehlen 
Steele (The Ann. of Ophth.) Dionin; Webster, Fox (‘The ophth. Rev.) Zocker, 
Salz-Einspritzung. — Zur Nedden (Ber. d. ophth. Gesellsch.) wendet zur 
Aufhellung von Blei-Inkrustationen und Kalktriibungen der Cornea weinsaures 
Ammonium an. —- Senn (Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges) befürwortet zahl- 
reiche subconjunctivale Kochsalz-Injeetionen bei Keratoconus. Bei Ektasien 


en en 


! Diese Forderungen hatte ich auch 1896 aufgestellt. H. 





— 488 — 


der Cornea, Staphylom und Buphthalmus verwendet Santos Fernandez 
(Die ophth. Klinik) Arecolin, ein Mioticum, das den Druck nicht herabsetzt. 
Bei hinteren Synechien empfiehlt Arlt (Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. d. Auges) 
Atropin, Salieyl und rasch darauf Dionin. Beide Mittel in Pulverform in 
den Bindehautsack gebracht. — Wicherkiewicz (Ann. d’ocul.) wendet 
Massage, anschliessend an die Glaukom-Iridectomie an, damit die Narbe sich 
nicht zu bald und zu fest schliesse, sondern als Filter bleibe. — Speville 
(La clin. opht.) sah gute Wirkung von subconjunctivalen Jodjodür-Injectionen 
bei Glaskörperblutungen. — Schlechte Erfolge hatte bei letzteren Elschnig 
(A. f. A.) von Hämolysin-Injectionen; es traten Drucksteigerung, plastische 
Iridocyclitis, Nekrose des Glaskörpers und der Netzhaut auf. — Beck (A. f. A.) 
tritt für Kochsalzinjectionen bei Glaskörpertrübungen und Chorioiditis centralis 
ein. -- Baudoin (La clin. opht.) wendet 15—-20"/, Kollargolsalbe bei post- 
operativer Panophthalmitis an. — Sattler (Deutsche med. Woch.) empfiehlt 
bei Netzhautablösung: consequente Rückenlage, keinen Druckverband, Anregung 
der Diurese, subconjunctivale Kochsalz-Injectionen 2—3 Monate hindurch, 
dann eventuell Skleralpunction. — Flatau (Münch. med. Woch.) sah zeit- 
weises Verschwinden der Stauungspapille in Folge von Hirntumor nach 
Lumbalpunction. — Valude (Ann. d’ocul.): Subcutane Injectionen von Anti- 
pyrin bei descendirender Atrophie nach akuten Gehirnkrankheiten. — Dor 
(Rev. gen. d’opbt.) empfiehlt gelbe Schutzgläser zur Verhütung der Schnee- 
blindheit und der dem Blitzschlag gleichenden Schädigungen des Auges. — 
Dreyfuss (Münch. med. Woch.) befürwortet Vibrationsmassage bei Dacryo- 
adenitis und allen Fällen von indifferenten Hypertrophien und Tumoren. — 
Darier (La clin. opht.) hat günstige Erfolge von subcutanen Injectionen von 
Antistaphylokokkenserum bei Dacryocystitis. — Randolph (Ophth. Record) 
sah nach Anwendung einer 8°/, Protargol-Lösung bei Blenn. sacc. lacrym., 


Trübung der ganzen Cornea eintreten. — Corner (Brit. med. Journ.) 
befürwortet bei Dacryocystitis die Bepinselung des vorderen Theiles der 
Nasenmuschel mit Jodtinktur. — Valude (Ann. d’oculist.) wendet hei 


bei Blepharospasmus, der nicht durch entzündliche Processe am Auge bedingt 
ist, tiefgehende Einspritzungen von Alkohol am Austritt des Facialis an. — 
Post (The Amer. Journ. of Ophth.) erhielt nach Argyrol-Injection in eine 
Chalazion-Wunde schwarzbraune Verfärbung des ganzen Oberlides. — Ost- 
walt (Ann. d’oculist.) empfiehlt trockene überhitzte Luft bei Lid-Erkrankungen 
und manchen Keratitis- und Cyelitis-Formen. — Golesceano (Rec. d’opht ) 
giebt einen Apparat zur Herstellung von Hitzehädern bei Augen-Erkrankuugen 
an. — Hesse (Deutsche med. Woch.) empfiehlt Augenbäder mit Emser Salz. 
Günstige Erfolge von Radium sahen bei Lidkrebs Kirchner (Die ophthalm. 
Klinik) und Rehns und Salmon (La clin. opht.). Gute Erfolge von Anti- 
tlıyreoidin-Serum bei Morbus Basedowii veröffentlichen Düsig (Münch. med. 
Woch.), Hempel (Münch. med. Woch.), Peters (Münch. med. Woch.), Stein 
(Wiener med. Woch.); Murray (Brit. med. Journ.) hat bei dieser Krankheit 
gute Erfolge von Rodagen, getrockneter Milch von Ziegen, deren Thyreoidea 
entfernt worden war. — Polya (Pester med. chirurg. Presse) empfiehlt uach 
Exenteration die Plombirung der Orbita mit Mosetig’s Jodofprmplombe. — 
Fox (A. f A. engl., Ausg.) heilte ein Orbitalsarkom mittels Röntgenstrahlen. 
Günstiges berichten über Alypin: Sicherer (Die ophth. Klinik), Jacobsohn 
(Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges), Impens (Deutsche med. Woch.), Hummels- 
heim (A. f. A.), Königshöfer (Deutsche med. Woch.), Neustätter (Münch. 
med. Woch.), Seifert (Deutsche med. Woch.), Stötzer (Deutsche med. Woch.), 


—- 489 — 


Jacques (The Ophthalmosk.), Landolt (Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges), 
Weil (Allg. med. Centralzeitung). Das Navocain empfehlen: Braun (Deutsche 
med. Woch.), Danielsen (Münch. med. Woch), Biberfeld (Med. Klinik). — 
Nach Köllner (Berliner klin. Woch.) ist dasselbe kein voller Ersatz für Cocafn, 
doch kann es neben Cocain seinen Platz in der Therapie finden. — Best 
(Vossius' Abh.) bezeichnet Cocain im Vereine mit Adrenalin als bestes locales 
Anästheticum. — Nach Wessely (Z. f. A.) bewirkten Adrenalin-Einträuflungen 
in gewöhnlicher Dosirung keine Mydriase und keine Abnahme der Tension. 
— Bouchardt (Rec. d’opht.) hat nach Cocain und Adrenalin mehrere Tage 
andauernde Mydriase und Cornealtrübung mit blasenförmiger Abhebung des 
Epithels beobachtet. — Senn (Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges) hält die 
Combination von Adrenalin und Miotieis für nicht ungefährlich. — Scrini 
(Arch. d’opht.), Wotkrenski (Fortschritte der Medicin) und Braun (Deutsche 
med. Woch.) berichten über die anästhesirende Wirkung des Stovatn. Das 
Yohimbin hält Sokoloff (West. ophth.) als Localanästheticum wegen starker 
Conjunctivalhyperämie, die es erzeugt, für nicht brauchbar. — Gwathmey 
(Med. Rec.) bespricht die Zerstäubungsanästhesie mittels eines eigenen Appa- 
rates. — Connes (Ophth. Essays ab. and rev.) und Church (Ophth. Essays 
ab. and rev.) bezeichnen das Dionin als gutes Analgeticum, das heilend auf 
das Lymphgeftisssystem wirkt und die Pupillen-Erweiterung unterstützt. — 
Nach Snyder (Journ. Amer. med. Assoc.) wirkt dasselbe durch Herabsetzung 
des Druckes und durch Oedembildung der Cornea. — Förster (Woch. f. 
Ther. u. Hyg. d. Auges) wendet Dionin in Verbindung mit Atropin an. — 
Darier (La clin. ophth.) befürwortet als empfehlenswertli das Argyrol. — 
Fortunati (Ann. di Ottalm.) das Thigenol bei Ekzem der Lider und bei 
Blepharitis, und Re (Arch. di Ottalm.) das Tachiol als Ersatz für Silbernitrate. 
— Cohn (Z. f. A.) berichtet über Misserfolge von Jodoform-Einführungen in 
inficirte Augen. — Veasey (Ophth. Essays ab. and rev.) sah günstige Erfolge 
von Thyreoid-Extract bei schweren Verbrennungen des Auges. Valofin erwies 
sich nach Flesch (Wiener med. Blätter) brauchbar bei Migräne ophthalmique. 
— Moissonier (La clin. opht.) zieht bei infectidsen Leiden Kochsalz-Injec- 
tionen solchen von Quecksilber vor. — Abadie (La clin. opht.) empfiehlt 
Quecksilber-Injectionen bei sogenannten parasyphilitischen Affectionen. Als 
locales Anästheticum befürwortet Guttmann (A. f. A.) kleine subconjunctivale 
Injectionen von Cocain-Chlornatrium in die Liderbindehaut. — Nach Valude 
(Ann. d’ocul.) versagt die Radiotherapie bei Tumoren, die nach chirurgischer 
Entfernung recidiviren. - Duyse und de Nobele (Ann. de Soc. de med. de 
Gand) empfehlen bei radiotherapeutischer Behandlung Schalen aus Email zum 
Schutz des Auges. — Klein (Wiener med. Woch.): Indicationen für die 
Adria-Therapie bei Augen-Erkrankungen. 

Augenoperationen: Snell (The ophth. Rev.) befürwortet die Peritomie 
als Aufhellungsmittel bei „Corneitis“ und Hornhaut-Affectionen überhaupt. — 
Kugel (A. f. ©.) tätowirt anstatt mit der Nadel mit dem Messer. — Nach 
M ageda (Beitr. z. Augenh.) bessert Tätowirung nicht allein das Aussehen, sondern 
auch das Sehvermögen. — Heilborn (Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges) hält 
die Abrasio corneae für indicirt bei allen Fällen von Trübungen der oberen 
Lamellen der Cornea, wofern der Process als abgeschlossen zu betrachten ist: 
auch beugt dieselbe recidivirenden Entzündungen in der Narbe vor. — 
Chevallereau (La clin. opht.) macht, um für die Prothese gute Stümpfe 
zu erhalten, eine transversale Keratotomie, reisst die Iris heraus und entbindet 
die Linse. — Stoewer (Z. M.) trägt bei Keratoconus die Spitze ab und 


— 490 — 


deckt den Defect mittels eines Conjunctival-Lappens. — Wicherkiewicz (Arch. 
d’opht.; empfiehlt bei primiirem Keratoconus die Cauterisation ohne Perforation 
mit der Modification Elschmg’s. — Stock (Z. M.) beobachtete bei der 
Punction der Vorderkammer wegen ringförmigem Pupillenverschluss eine 
napfkuchenartige Vorblähung der Iris. Nach Ausschneidung der Iris legte 
sich letztere wieder an ihre normale Stelle: es entstand nach Entleerung des 
Kammerwassers eine starke Secretion hinter der Iris, welche dieselbe nach 
vorn drängte. — Cheney (The ophth. Rev.): Die Frage, ob bei Glaukom 
simplex operirt werden soll oder nicht, entscheidet das Alter des Kranken. 
— Wicherkiewicz (Ann. d’ocul.): Bei entziindlichem Glaukom muss nach 
der Iridectomie massirt werden, um eine zu schnelle Verheilung der Wunde 
hintanzuhalten und eine filtrirende Narbe zu schaffen. — Dianoux (Ann. 
d’ocul.): Die Sklerotomie giebt gute Resultate, wenn sie su ausgefiihrt wird, 
dass sich eine Filtrationsnarbe bildet. — Haverkampf (Die ophth. Klinik) 
empfiehlt als einfachste Glaukom-Operation die Paracentese der Vorderkammer 
durch Galvanokaustik. — Cyclodialyse nennt Heine (Deutsche med. Woch.) 
eine neue Glaukom-Operation: die operative Herstellung einer künstlichen 
Communication zwischen Vorderkammer und Suprachorioidalraum. Bei Fällen 
von Glaukom, wo es schon zu spät ist, zum Verhüten und Aufhalten befür- 
wortet Schön (Centralbl. f. Augenheilk.) einen Cornealschnitt zu machen, 
dessen Vernarbung zu hindern und darüber eine Bindehautblase herzustellen. — 
Henderson (The Amer. Journ. of Ophth.) empfiehlt bei einfachen chronischem 
Glaukom die Sympathectomie doppelseitig und möglichst frühzeitig. — Bahr 
(Münch. med. Woch.): Star-Operation womöglich ohne Iridectomie; bei langsam 
reifendem Star: Maturation nach Förster ohne Iridectomie mit frühzeitiger 
Extraction. — Suker (Ophthalmology) verwendet den Kuhnt’schen Bindehaut- 
lappen zur Deckung der Extractionswunde. — Lagrange und Aubaret 
(Arch. d’opht.): Intraoculare Ausspülung nach Star-Operation mit künstlichem 
Kammerwasser. — Pascheff (Arch. d’opht.) empfiehlt für die Star-Operation 
anstatt Irideetomie die Iridotomie. — Beckler-Chandler (Arch. f. A. engl. 
Ausgabe) legt bei der Star-Extraction eine kleine peripherische Oeffnung in 
der Iris an. — Kuhnt (Z. f. A.) operirt bei wesentlich eingeengtem Binde- 
hautsack den Star subconjunctival nach unten. -—— Ask (Z. M.): Iridectomie bei 
Schichtstar nur dann angezeigt, wenn bei erweiterter Pupille und stenopäischer 
Spalte das Sehvermösen zu einem gewöhnlichen Lebensberuf nicht ausreicht. 
-— Hirschberg (Centralbl. f. Augenheilk.) hatte bei einem dicken Nachstar 
durch zweizeitigen Kreuzschnitt der Iris und Kapsel guten Erfolg. — Dor 
(Rev. général. Opht.) emptiehlt für Star-Operirte gewisse Sorten russgrauer 
Gläser, die die ultravioletten Strahlen abhalten. — Müller (Z. M.) 
hat einen Sperrelevateur construirt, der bei Schluss von selbst heraus- 
fällt. — Bei Stauungspapille durch Hirndruck empfehlen Ducarry und 
Guillot (La clin. opht.) die Trepanation. — Golowin (West. ophth.): Ope- 
rative Behandlung der Sehnervengeschwiilste. —- Bourdeaux (La clin. opht.) 
beschreibt eine Exenterationsmethode, bei welcher nur Cornea und Glaskirper 
entfernt, Iris und Linse belassen werden. In den Glaskörperraum spritzt er 
Hydr. oxycyan.-Lösung und schliesst die abpräparirte Bindehaut. — Hird 
(The ophthalmoscope) empfiehlt Aethylchloridnarkose selbst bei Enucleation 
und Evisceration. — Pihl (A. f. O.) enucleirt nach Ausbruch der sympath. 
Ophthalmie das ersterkrankte Auge auch dann, wenn es noch etwas Seh- 
vermögen besitzt, und hält die Unterlassung der Operation für nicht vereinhar 
mit der bakteriellen Theorie der sympath. Ophthalmie. — Lagrange (Arch. 


~~ 491 


d’opht.) befiirwortet die Einpflanzung eines Kaninchenauges in die Tenon’sche 
Kapsel zur besseren Anlegung eines kiinstlichen Auges. — Spratt (Arch. of 
Ophth.) näht Paraffinkugeln in die Tenon’sche Kapsel zu gleichem Zwecke. 
— Ulbrich (Die ophth. Klinik) hat pyämische Infection mit letalem Aus, 
gange nach Einlegung einer Müller’schen Interimsprothese (Enucleation wegen 
Sarcoma des Ciliarkörpers) gesehen. —- Terson (Ann. d’ocul.) giebt eine 
Enucleationsscheere zum Durchschneiden des Opticus an. — Sattler (Z. M.) 
unterbindet bei pulsirendem Exophthalmus den aneurysmatischen Sack, excidirt 
ein Stück und unterbindet hierauf die Vena ophth. superior. — Auch 
Schwalbach (Z. M.) empfiehlt zuerst den Varix aneurysmatismus in der 
Orbita zu reseciren, und erst, wenn der Erfolg ausbleibt, die Carotis-Unter- 
bindung vorzunehmen. — Axenfeld (Münch. med. Woch.): Empfehlung der 
Krönlein’schen Operation für Entfernung abgegrenzter retrobulbärer Ge- 
schwülste, sowie tiefer vom Siebbein und Keilbein ausgehenden Orbital- 
entzündungen. -- Pihl (Centralbl. f. Augenheilk.) hat den Hautschnitt bei 
der temporalen Resection der äusseren Orbitalwand so modificirt, dass er nun 
zwei Schnitte, einen orbitalen und einen temporalen vornimmt. — Ohm 
(Z. M.) hat gute Erfolge von der Vorlagerung bei paralytischem Schielen. — 
Thompson (Ophth. Rec.): Modification der Nahtanlegung bei Vorlagerung. — 
Landolt (Arch. d’opht.) schlägt für veraltete Fälle von Convergenzschielen 
die Verlängerung des Internus vor. — Antonelli (La clin. opht.): Inter- 
marginale Incision bei randständigem Unterlidchalazion. — Heisrath (Leipzig, 
Barth): Tarsal-Excision bei Trachom. — Faith (The Amer. Journ. of Ophth.): 
Excision des Tarsus bei Ektropium. — Hotz (Arch. f. A. engl. Ausg.): Die 
richtige Theilung und Fixation des Hautlappens bei der Operation gegen 
Narbenektropium zur Verhütung von Recidiven. — Lapersonne (Festschr. 
f. Hirschberg) hat die alte italienische Methode zur Bildung eines Lides aus 
Oberarmhaut bei Narbenektropium modificirt und init Erfolg angewendet. — 
Grünert (Z. M.) verpflanzt zur Bindehautsackbildung gestielte und ungestielte 
Lappen von Schleimhaut und Epidermis; er lässt die Lappen auf den ektro- 
pionirten Lidern anheilen. — Mittan (The ophth. Rev.): Operation des En- 
tropium senile mittels Auswärtsziehen der Haut. — Ball (The Ann, of Ophth.:: 
Operationsmethode gegen Entropium des Unterlides, — Hochheim (A. f. A.): 
Ersatz der Snellen’schen Excision bei Entropium-Operation durch eine be- 
sondere Art der Fadenführung bei der Naht. — Panos D. Chroni (Z. M.): 
Combinirtes Verfahren zur Heilung der Trichiasis und des Entropiuns; in 
der Hauptsache eine partielle Excision des Tarsus. — Moretti (Ann. di 
Ottalm.): Paraffin zur Heilung des Entropiums. — Braunstein (Westnik 
Ophth.): Ptosis-Operation nach Lapersonne, modificirt durch eine besondere 
Naht — Hotz (Z.M.): Verwendung Thiersch’scher Hautlappen bei Sym- 
blepharon-Öperation. — Birch-Hirschfeld (Z. M.) berichtet über Tarso- 
plastik (besonders bei Lidtumoren) mit Verwendung von Hautknorpel-Lappen 
aus der Ohrmuschel; ebenso Elter und Haass (Münch. med. Woch.), Müller 
(Bericht d. ophth. Gesellsch.) macht auf die schädlichen Folgen von Paraffin- 
Injectionen aufmerksam, sobald Paraffin in das Zellgewebe der Lider eindringt. 
-— Suker (Ophth. Essays ab. and rev.): Empfehlung von Kuhnt’s Conjunctival- 
lappen bei einer Anzahl von Augen-Erkrankungen und Verletzungen. — 
Hirschberg (Centralbl. f. Augenheilk.): Verhütung von Vereiterung d 
Bulbus bei cystoider Vernarbung nach Schnittwunden durch Ausbrennen mit 
glühendem Draht. 


— 492 — 


Krankheiten der Bindehaut: Fälle von Parinaud’scher Conjunctivitis 
veröffentlichen Ellet (The Journ. of Ophthalm.) 3 Fälle; Caspar (Centralbl. 
f. Augenheilk.) ein Fall mit Abscessen am Kieferwinkel; Griffin (The ophth. 
Rec.) ein Fall; keine Infection thierischen Ursprungs. — Scholtz (A. f. A.) 
eine der Parinaud’sehen ähnliche Conjunctivitis; der Mikroorganismus zeigte 
Aehnlichkeit mit dem Bacillus Gallinarum. — Nach Goldzieher (Centralbl. 
f, Augenh.) ist die Parinaud’sche Conjunctivitis nicht durch ein thierisches 
Contagium hervorgerufen, sondern ist infectiösen Ursprungs, aber nicht con- 
tagiös. Histologisch handelt es sich um hydropisches, netzförmiges Gewebe. 
Krankheitserreger nicht bekannt; Tuberkelbacillen sind nicht vorhanden. — 
Nach Verhoeff und Derby (Z. M.) hat diese Form der Conjunctivitis keine 
Beziehung zu dem Lymphoın der Conjunctiva Erwachsener, mit dem sie auch 
klinisch und histologisch wenig Aehnlichkeit hat. — Dimmer (Wiener klin. 
Woch.): Der Frühjahrskatarrh entsteht durch Einwirkung des Lichtes. (Heilung 
durch Abhaltung des Lichtes.) — ‚Christ (Beitr. z. Augenheilk.): Die Con- 
junctivitis cruposa ist als ein klinisch einheitliches Krankheitsbild aufzufassen. 
— Rählmann (Beitr. z. Augenheilk.): Die Conjunctivitis foll. ist nur eine 
milde Art von Trachom, da ein anatomischer Unterschied der Follikel nicht 
besteht. — Junius (Münchener med. Woch.): Nicht jede mit Körnerbildung 
einhergehende Krankheit ist Trachom; es giebt aber kein frisches Trachom 
ohne Körnerbildung. — Peters (Münchener med. Woch. und Z M.) sieht das 
Wesentliche des Trachomprocesses in einer erheblichen Zunahme der Neubil- 
dung adenoiden Gewebes; Disposition spielt eine bedeutendere Rolle, als In- 
fection. — Meyerhof (Z. M.): Die grösste Zahl der Erblindungen in Aegypten 
liefert nicht das Trachom, sondern die akute eitrige Bindehaut-Entzündung. 
— Narbeshuber-Arlt (Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges): In Südtunesien 
sind nur wenige Eingeborene von Trachom verschont. — Scholtz (A. f. A.): 
Procentsatz der Trachomkranken in den verseuchten Gegenden Ungarns ist 
in Folge behördlicher systematischer Bekämpfung von 4,5 auf 1,2 gesunken. 
— Stoner (Med. News) bespricht die strengen Maassregeln, die in New York 
gegen die Einschleppung des Trachoms durch Fremde gehandhabt werden. — 
Vıllard (Ann. d’ocul.): Das klinisch Wichtige über Conjunctivaltuberculose. 
— Sachsalber (Wiener klin. Woch.): Als Ursache für viele Fälle von 
chronischem Katarrh mit Pinguecula und Pterygium sind die Lanugohärchen, 
die den halbmondförmigen inneren Augenwinkel nasal von den Thränenquellen 
auskleiden, zu betrachten. — Schein (Beitr. z. Augenheilk.): Prominenter 
Pigmentfleck aus schwarzen confluirenden Pünktchen bestehend an der Conj. 
bulbi. — Ginsburg (West. Ophth.): Cysten der Plica semilunaris. — 
Körber (Centralbl. f. Augenheilk.): Der Pemphigus conj. ist fast stets doppel- 
seitig; betällt Bindehaut und das darunter liegende Bindegewebe in Gestalt 
von Blasen und cerupösen Stellen. Betheilieung der Cornea ist eine primäre. 
— Maklakow (West. Ophth.\: Unter 38000 Patienten nur 2 sog. Pemphigus 
conj.; Identität der Augenerkrankung mit Pemphigus ist zweifelhaft. — 
van Duyse (Festschrift f. Hirschberg): Xanthome (symmetrisch nasal und tem- 
poral) in der Lidspaltenzone der Conjunctiva bulbi mit charakteristischen 


xınthomatösen Zellen. — Cosmettatos (Ann. d’ocul.) sah aus einem Papillom 
der Conjuncetiva bulbi ein Epitheliom hervorgehen, welches auf die Cornea 
übererit. — Bock (Centralbl. f. Augenheilk.): Melanotisches Sarkom der 


Karunkel und Granuloma carunc. circum corp. alienum. 
Krankheiten der Hornhaut und Lederhaut: Nach Straub (A. f. O.) 
ist die Phlyctiine durch Infection von aussen bedingt. — Vossius (A. f. O.) 


— 493 — 


tritt für die Sonderstellung der Keratitis parenchymatosa in Ringform ein. 
— Guillery (Z. M.): Auftreten einer parenchymatösen Keratitis nach 
Trauma; Möglichkeit des Zusammenhanges zwischen Trauma und einer con- 
stitutionellen Augenerkrankung. — Dimmer (Z. f. A.) sah nach Keratitis 
parenchymatosa Faltenbildung in den tiefsten Hornhautlagen; die gefalteten 
Partien waren vollkommen durchsichtig. — Hanke (Z. M.): Der Ringabscess 
der Cornea kann exo- und endogenen Ursprungs sein; Ursache sind Toxine 
der Mikroorganismen, die in der Vorderkammer gedeihen und Nekrose des 
Hornhautcentrums bedingen. — Fleischer (A. f. A.): Es giebt eine familiäre 
Hornhauterkrankung, die in sehr mannigfaltiger Form auftritt, wobei aber 
wesentliche Merkmale gemeinsam sind. — Dimmer (Z. f. A.): Eine der 
Keratitis nummularis nahestehende Hornhautentzündung. Infiltrate meist in 
den mittleren Schichten mit Neigung zu confluiren; stellenweise zur Geschwürs- 
bildung neigend, schleppender Verlauf. — Antonelli und Benedetti 
(Ann. d’ocul.) erwähnen als seltene Formen von syphilitischen Hornhaut- 
erkrankungen: den Schanker, Plaques muqueuses der Cornea und 2 Formen 
von guimmöser Keratitis. — Noyon (Ned. Tijd. v. Geneesk.): Fall von pri- 
märer, bandförmiger Keratitis bei einem an Arteriosklerose Leidenden. Der 
Unterschied zwischen primärer und secundärer bandförmiger Keratitis besteht 
nur vom klinischen Standpunkt. — Lauber (Z. M.) beschreibt eine eigen- 
artige chronische, wahrscheinlich auf entzündlicher Basis entstehende, sehr 
langsam fortschreitende periphere Hornhautektasie, die hochgradigen Astig- 
matismus hervorruft. — Wicherkiewicz (Z. f. A. und Arch. d’opht.) glaubt, 
dass es sich bei dem primären Hornhautkegel um trophische Störungen 
handelt. — Steiner (Centralbl. f. Augenheilk.) hat bei Javanern nicht arti- 
ficielle Pigmentflecke der Hornhaut beobachtet — Wehrli (Z. f. A.) be- 
schreibt als Lupus corneae eine nicht vascularisirte, knötchenförmige, primäre, 
isolirte, chronische Erkrankung der oberflächlichen Schichten der Cornea. — 
Hirschberg und Ginsberg (Centralbl. f. Augenbeilk.) berichten über eine 
seltene Hornhautgeschwulst, die in die Gruppe der entzündlichen Pseudotumoren, 
die als Fibrome, Myxofibrome, Myxome beschrieben worden sind, gehört. 


Krankheiten der Linse und des Glaskörpers: Lezenius (Petersb. 
med. Woch.) bei Schichtstar spielt Rhachitis eine grosse Rolle, meist in den 
ersten Lebensjahren erworben. — Stein (Beitr. z Augenheilk.): Der ein- 
seitige Schichtstar kann bedingt sein durch mechanische Schädigung, oder er 
entwickelt sich secundär, indem sich an die zunächst getrübte Linse später 
normale Linsenfasern anlegen. -- Zirm (Wiener klin. Woch.) Fälle von 
Tetanie-Star mit trophischen Störungen an Haaren und Nägeln. Derselbe hebt 
weiter hervor (A. f. A.), dass möglicher Weise gerade diejenigen Tetanie-Fälle, 
die zu trophischen Störungen der Haut und ihrer Anhänge führen, vorzugs- 
weise zur Starbildung disponiren; die Krämpfe scheinen nur eine begleitende 
und keine ursiichliche Rolle zu spielen. — Roure (Rev. gener. d’opht.): Der 
Ausgangspunkt der Verknöcherung der Linse ist immer die Aderhaut. — 
Casali (Ann. di Ottalm.): Doppelseitige spontane Linsenluxation ohne Trauma; 
Arteriosklerose wird beschuldigt. — Vogt (Z.f. A.): Im mittleren und späteren 
Lebensalter auftretende spontane Linsenluxation in einer Familie seit etwa 
einem Jahrhundert vererbt. — Paton und Paramore (Lancet): Glaskörper- 
blutungen gesunder jugendlicher Personen gehen oft mit einer Steigerung der 
Blutgerinnbarkeit einher. 


— 494 — 


Krankheiten des Uvealtractus: Campbell (Lancet): Falle von Iritis 
in Folge starker Fäulniss-Erscheinungen im Munde. — Gutmann (Deutsche 
med. Woch.): Tuberculose stellt den höchsten Procentsatz, Lues und Gon- 
norrhoe den geringeren für primäre Iritis. -- Gendron (L’orht. provine.): 
Gonokokken-Infection kann im Organismus fortbestehen, wenn die Urethritis 
bereits geschwunden ist, und kann so Iritis erzeugen. — Lapersonne 
(Arch. d’opht.) bezweifelt die Existenz einer durch Gonokokken bedingten 
Iritis.s — Hiram Woods (The ophth. Rec.): Die einzige Prophylaxe gegen 
Recidiven der Iritis ıst die Vorbeugung der krankheitserregenden Ursachen: 
nützlich: continuirliche Anwendung von schwachen Mydriaticis. — Fehr 
(Festschrift f. Hirschberg) empfiehlt bei Iris-Sarkomen für gewöhnlich Enu- 
cleation; versuchsweise vorgenommene Iridectomie bei vorgeschrittenen Fällen 
nur schädlich. — Manzutto (2. f. A.): Fälle von Pigmentneubildung auf 
der Vorderfläche der Iris bei amaurotischen Augen mit herabgesetzter Tension 
nach Traumen. — Wölflin (A. f. A.): Perforirende Verletzung des Bulbus 
mit anomalem Verschluss der Sklera, Entwicklung zweier Kammercysten, die 
durch Einschmelzung der Trennungswand zu einer einfachen wurden; zuerst 
als reine Iriscyste. dann als Iriskammereyste und endlich als Vorderkammer- 
cyste. — Straub (Ned. Tijd. v. Geneesk.): Die Diagnose Cyclitis ist zu stellen, 
wenn alle angrenzenden Membranen Sklera, Cornea, Iris und Chorioidea ange- 
griffen sind. — Schulz-Zehden (Z.f. A.j: Die chronische herdförmige, 
tuberculöse Chorioretinitis kann als selbständiges Leiden auftreten und kann 
Jahre lang bestehen, ohne dass klinisch oder anatomisch eine andre tuberculöse 
Organ-Erkrankung nachweisbar wäre. — Fehr (Centralbl. f. Augenheilk.): 
Aderhaut-Angiome zeigen im Beginne langsamen Verlauf, längeres Stationär- 
bleiben. Mangel entzündlicher Begleit-Erscheinungen; sie haben eine höckerige 
Obertlaiche und in Folge ihrer dichten fibrösen Hülle nicht eine röthliche, 
sondern eine weisse oder bläulich weisse Farbe. — Schieck (A. f. O.): Die 
bisher als verschiedene Geschwulst-Arten angesehenen Sarkome der Uvea ent 
sprechen alle einer Geschwulsttorm, den Melanosarkom in seinen verschie- 
denen Stadien. 


Sympathische Erkrankungen: Brown Pusey (A. f. A. engl. Ausg.) 
glaubt, dass die Zellen eines degenerirten Auges die Bildung specifischer 
Cytotoxine veranlassen können, welche im Blute circulirend, die Zellen des 
Nachbarauges affieiren und die Veränderungen der sympathischen Ophthalmie 
hervorrufen. Eine ähnliche Theorie der Pathogenese der syinpathischen Er- 
krankung wird auch von Golowin (Wratsch) aufgestellt. — Pihl (A. f£. O): 
Fälle sympathischer Ophthalmie unter dem Bilde von reiner Papillitis, 
Papillitis mit Chorioretinitis, von Uveitis anterior und von Uveitis posterior; 
frühzeitige Enucleation, wenn auch bereits sympathische Erkrankung am 
zweiten Auge, und wenn auch das ersterkrankte Auge noch sieht. — Stein- 
dorft (Festschrift f. Hirschberg) ist für die Entfernung jedes einigermaassen 
verdächtigen Bulbus, dessen Sehvermögen nicht mehr nennenswerth ist. Die 
Morbidität der sympathischen Erkrankung wird durch die präventive Enu- 
cleıtion sehr herabgesetzt. — Schulin (The Ann. of Ophth.) hebt den Ein- 
tluss der Constitution auf Entstehung und Verlauf der sympathischen Ent- 
zündung hervor. 


Glaukom: Maslenikow (West. Ophth.): Der Tonus ist bei Glaukom 
wie bei normalem Auge Morgens höher als Abends; nur ist die Differenz 
viel grösser, als im normalen Auge. — Brown Pusey (A.f. A. engl. Ausg.: 


— 495 — 


Die Erklärung der primären Glaukom-Ursache ist in osmotischen Druck- 
schwankungen zu suchen. — Villard (Ann. d’ocul.): Das traumatische 
Glaukom ist an kein Lebensalter gebunden und kann durch die verschiedensten 
Traumaformen bedingt werden; häufig gehen intraoculäre Blutungen und 
Subluxationen der Linse voran. — May (Z. f. A.) beschreibt eine Form von 
chronischem entzündlichen Glaukom, die von seröser Iritis oder Iridocyelitis 
begleitet wird; meist findet sich nur Punktirung der Kornea. — Frenkel 
(Arch. d’opht.): Von 15 Glaukomfällen zeigten 14 durch sphygmomanometrische 
Messungen erhöhten arteriellen Blutdruck. — Schiötz (A. f. A.): Neuer 
Tonometer zum Nachweis von Druckschwankungen und zur Angabe ver- 
gleichbarer Werthe. 


Krankheiten der Netzhaut und des Sehnerven: Santos Fernandez 
(Arch. of Ophth.): Angeborene Netzhautablösung bei zwei Brüdern (3'/, und 
1!/, Monate). — Sattler (Klin. Vortrag): Die spontane Netzhautablösung 
bei hochgradiger Myopie hat in der Mehrzahl der Fälle ihren Grund in Ver- 
flüssigung des Glaskörpers in den centralen und hinteren Theilen, und einer 
gleichzeitigen Verdichtung in den vorderen Schichten. Bei Augenbewegungen 
wird dadurch ein Zug des Glaskörpers entstehen, der da am stärksten ist, 
wo dieser dichter und mit der inneren Augenhaut fester verbunden ist. — 
Best (Z. f. A.) 3 Fälle von angeborenen Macularaffectionen in einer Familie, 
in Form kleiner Herde, dieselbe Stelle betreffend. — Possek (Z. f. A.): 
Senile Macula-Affection, die als auf arteriosklerotischer Basıs entstanden, auf- 
zufassen ist. Nach Beobachtungen von Harms (Z. M.) kann der Verschluss 
der Vena centralis bedingt sein durch marantische Thrombose; durch Throm- 
bose jenseits einer verengerten Stelle in annähernd normal weiten Lumen, 
durch primäre Meso- und Endophlebitis; durch Thrombose, auf Grundlage 
einer vorher bestehenden Endophlebitis. — Braunstein (West. Ophth.): Die 
Angioneurosen der Netzhautgefisse. — Wehrli (Corr.-Blatt f. Schweizer 
Aerzte). Ableitung des Glioma Retinae von persistirendem Embryonalgewebe, 
welches durch schädigende Eintlüsse bei der Geburt in Wucherunz versetzt 
wird. — Parsans (Z. M.): Frühablösung der Netzhaut bei Sarkom der 
Chorioidea, diagnostisch sehr wichtig. — Ogawa (A. f. A.): Beim Menschen 
kommen nur vereinzelte pigmentirte Bindegewebszellen in der Lamina cribrosa 
vor: als angeborene Anomalie können Pigmentflecke an der Papille vor- 
kommen. Pathologische Pigmentirung beobachtet man nach Blutungen. — Die 
Steigerung des intracraniellen Druckes wird als Ursache der Stauungspapille 
hervorgehoben von Sänger (Neurolog. Centralbl.) und Reichardt (Deutsche 
Zeitschr. f. Nervenheilk.). Adaınkiewicz (Neurol. Centralbl.) sucht dagegen den 
Grund in entzündl. Processen im Sehnervenapparat. — Kampherstein (Z. M.) 
Stauungspapille bei Schädelmissbildungen und Knochennarbe. — Nagel (Z.M.): 
Bei einem Falle von Neuritis retrobulbaris konnte sichergestellt werden, dass die 
erworbene Farbenblindheit mit keinem der bekannten dichromatischen Systemen 
identisch war. — Hilbert (Z. M.) unterscheidet unter patholog. Farben- 
empfindungen solche, bei denen die subjectiv wahrgenommenen Farben das 
gauze Gesichtsfeld einnehmen, und solche, bei denen die Farbenempfindung 
in melır oder weniger scharf uwschriebenen Flecken auftritt. — Simon 
(Festschr. f. Hirschberg): Echte erworbene Violett-Blindheit ist ein werthvolles 
diagnostisches Hilfsmittel bei der Erkennung von Netzhaut-Erkrankungen. -- 
Heinrichsdorff (A. f. O.) stellte Untersuchungen der Adaption und des Ge- 
sichtsfeldes bei Hemeralopie nach Piper’s Methode an: charakteristisch ist bei 


— 496 — 


Hemeralopie die Form der Empfindlichkeitskurve. Das Antangsstück gleicht 
der Norm, dann folgt aber nicht der steile, sondern ein geringer Anstieg; 
Festhalten dieser Höhe und endlich neuerlicher Anstieg. Die Adaptionszeit 
stimmt annähernd mit der normalen überein. — Reuss (A. f. A.}: Auf ge 
färbtem Grunde erscheinen die Zackenlinien bei Flimmerskotom in der Gegen- 
farbe; ebenso verhalten sich säümmtliche Phosphene, die physiologischen sowohl, 
als das Druckphosphen und dessen Verwandte. — Lenz (Z. M.): Unter 
92 Fällen von Hemianopsie 16 bitemporale und 76 homonyme Hemianopsien, 
keine binasale. — Paukolat (Z. M.): 3 Fälle von bitemporaler Hemianopsie 
in Folge einer Cyste und eines Glioms: im 3. Falle fehlte der anatomische 
Befund. In allen Fällen keine Herdsymptome; einmal Albuminurie, zweimal 
Polyurie; häufige Schwankungen der Sshschärfe Mit Herabsetzung der Er- 
regbarkeit der leitenden Fasern wurde zuerst die Empfindlichkeit für Grün 
vermindert, schliesslich aufgehoben, dann folgten Roth und Blau. — Heine 
(Z. M.): In 90°, aller Fälle von congenitaler Amblyopie wird ein centrales 
Skotom beobachtet, dessen Ausdehnung der Sehschärfe entspricht. — Bulson 
The Amer. Journ. of Ophth.): Bei Kaffee-Amblyopie starke concentrische Ge- 


sichtsfeldeinengung. — Bornemann (Münchener med. Woch.): Amaurose 
durch Atoxylin-Injectionen (wegen Lichen ruber planus) hervorgerufen mit 
dem Bilde einer Sehnervenatrophie. — Birch-Hirschfeld und Nobus 


Inouye (A. f. O.): Die Thyreoidin-Amblyopie scheint nicht auf einer inter- 
stitiellen Neuritis, sondern auf einer primären Schädigung der Netzhaut- 
ganglienzellen mit secundärer Degeneration im Sehnerven zu beruhen. 


Motilitätestörungen: Pichler (Wiener klin. Woch.): Augenmuskel- 
rheumatismus; Muskelsebnen druckempfindlich, geschwollen. — Blago- 
weschensky (West. Ophth.): Gesichtsfeld bei Strabismus concomitans. — 
Hausmann (A. f. O.): Stereoskopische Bilder zur Uebung fiir Schielende. 
Alle Bilder geben bei binocularer Verschmelzung eine Anordnung in der 
Tiefendimension; irgend welche Anhaltspunkte zur Auslegung in die Tiefe 
bietet keines der Halbbilder. — Nach Schapringer (Centralbl. f. Augenheilk.) 
handelt es sich beim Spasmus nutans um labile excentrische Fixation, die 
sich nach und nach zur Zwangsassociation ausbildet. Die Kopfbewegungen 
und der Nystagmus ergänzen sich gegenseitig für den Zweck der Labilität 
der Sehaxe und sind als klinisch gleichwerthig anzusehen. 


Refractions- und Accommodations-Anomalien: Hay (Arch. of 
Öphth.) fand die Unterschiedsschwelle des Lichtsinns bei hochgradigen Refrae- 
tionsanomalien erhöht. — Dixon (The Ann. of Ophth.) machte auf die Schwierig- 
keiten aufmerksam, die die latente Hypermetropie bei Refractionsbestim- 
mungen mit sich bringt. — Frenkel (Ann. d’ocul.) zählt zu den traumatischen 
Refractionserhöhungen die spastische Myopie, Myopie durch Zonula-Erschlattung, 
Myopie durch Luxation oder Subluxation der Linse und Axenmyopie. — 
Katz (West. Ophth.) fand, dass bei Füllen bedeutender mit dem Spiegel 
controllirter Myopie das Sehvermögen ohne Gläser und mit denselben fast 
das gleiche war (Vermögen in Zerstreuungskreisen zu sehen). — Grunert 
(Bericht d. ophth. Gesellsch.): Es bedarf keiner pathol. Anlage um kurzsichtig 
zu werden; die Jugend ist die Disposition; behördlich festgelegtes Schutzalter 
für das kindliche Auge, um es vor den Gefahren der Schularbeit zu schützen, 
ist nothwendig. — Lange (A. f. O.) hält die von ihm -constatirte Armuth 
der Sklera an elastischen Fasern bei progressiver Myopie für einen primären 
angeborenen Zustand, der das Wesen der progressiven Myopie ausmacht. 


— 497 — 


Gegen diese Annahme kehren sich Elschnig (A. f. O. und Wiener klin. 
Rundschau), Bireh-Hirschfeld (A. f. O.) und Hosch (A. f. O.). — Auch 
nach Stilling (Z. f. A.) hat die Dicke der Sklera mit der Entwicklung der 
Myopie, wie sie durch Nahearbeit entsteht, nichts zu thun. Sie ist entweder 
normal oder sogar auffallend stark. Dagegen spricht Seggel (Münchener 
med. Woch.) von Mangel an elastischen Fasern und Fehlen der Ringportion 
des Ciliarmuskels, die zu progressiver, deletärer Myopie führen. — Die Voll- 
correction der Myopie befürworten: Vacher und Bailliat (Ann. d’ocul.), 
Pfalz!(Münch. med. Woch.), Hirsch (Wiener med. Blätter), Helbron (Berliner 
med. Woch.), Hansell (Ophth. Essays obst. and rev.), Emmert (Bericht der 
ophth. Gesellsch.), Clarke (The Ophthalmosc.). — Maddox (Brit. med. Journ.) 
tritt für eine neue Operation für geringe Grade von Kurzsichtigkeit (opera- 
tive Abflachung der Cornea) ein. — Nach Koslowsky (West. Ophth.) ist 
die Linearextraction bei hochgradiger Myopie indicirt, wenn bei vollkommener 
Correction das centrale Sehen den Patienten nicht befriedigt. — Huber 
(Beitr. z. Augenheilk.): Die Sehschärfe nach der Phakolyse, die sich in den 
meisten Fällen bessert, geht im Laufe der Jahre vielfach wieder zurück. — 
Auch schwerere Folgezustände der hochgradigen Myopie kommen im myo- 
pischen Auge nach der Operation vor. — Hippel (Deutsche med. Woch.): 
Die Netzhautablösungen nach Myopie-Operation sind nicht lediglich dem 
operativen Eingriff zur Last zu legen. — van der Borg (Nederl. Tijd. v. G.): 
Statistisches über Astigmatismus, — Schoute (Nederl. Tijd. v. G.): Ueber 
eine Eigenthümlichkeit des gemischt astigmatischen Auges in Bezug auf den 
sogen. emmetropischen Meridian zwischen dem hypermetropischen und myo- 
pischen Meridian. — Chiari (Ann. di Ottalm.): Die astigmatische Cornea 
ändert ihre statischen Eigenschaften mit der forcirten Drehung des Augapfels, 
sowohl nach innen, als nach aussen. — Lagrange (Arch. d’opht.) fand bei 
vielen Fällen von Astigmatismus hyp. während des Wachsthums eine Ab- 
nahme des Astigmatismus; bei myopischem Astigmatismus eine Zunahme. — 
Nuél (Rev. general. d’opht.) beobachtete 4 Fälle von Linsen-Astigmatismus in 
Folge von Bindehautblennorrboe. Roth (Centralbl. f. Augenheilk ) beschreibt ein 
Astigmoskop, eine kriimmbare Placido’sche Scheibe. — Feilchenfeld (A.f. A.): 
Die stereoskopische Nebenwirkung in symmetrischen Axen stehender Cylinder- 
gläser. — Percival (Ophthalmoscope) empfiehlt gegen Astigmatismus star- 
operirter Augen die Convexgläser uach vorne zu neigen. — Oppenheimer 
(2. M.): Neue Gläser mit Doppelfokus. — Herbst (Z. M.) unterscheidet 
zwischen Accommodations-Krampf und Accommodations-Anspannung. Bei 
letzterer macht sich die übermässige Contraction des Ciliarmuskels nur bei 
Sehprüfung geltend, nicht bei ophthalmoskopischer Untersuchung. — Ammon 
(Deutsche militärärztl. Zeitschr.): Accommodations-Krampf und Accommodations- 
Anspannung bei militärärztlichen Untersuchungen. — Polacks (Rev. gener. 
dopht.): Optotypen mit rothen und grünen Parallelstreifen in verschiedenen 
Stellungen zur Refractionsbestimmmung. — Bjerke (A. f. O.): Photographisch 
verkleinerte Leseproben zur Bestimmung der Sehschärfe in der Nähe (für 
hochgradige Myopen). — Borschke (A. f. A.): Zur Theorie der Skiaskopie. 
— Nach Lohnstein (Z. f. A.) lässt sich das umgekehrte Bild so modificiren, 
dass es auch zur Refractionsbestimmung ‘verwendet werden kann. — Ramsay 
(Ophthalmoscope): Modification von Worth’s Amblyoskop; stabil gemacht 
und mit Prismen anstatt Spiegeln versehen. 

Krankheiten der Lider: Herzog (Z. f. A.): Bei Trachom erfolgt 
durch chronische Hyperämie der Lider Erweichung der Hornschichten der 

32 





— 498 — 


Oberhaut auch in der Gegend der Follikelmündungen und hierauf massen- 
hafte Einwanderung von Haarbalgmilben in die Follikeln der Cilien. Durch. 
die erweiterten Haarspalten dringen die Trachom-Erreger ein und bewirken 
Entzündungen, die denen der Conjunctiva gleichen. — Oppenheimer (The 
ophth. Rev.): Molluscum contagiorum ist wie das Trachom in manchen 
Gegenden häufig, in andern selten, oder gar nicht vertreten. — Rollet 
Arch. d’opht.): Bei tuberculöser Tarsitis ist Ptosis durch Hyperplasie .des 
Lides hervorgerufen; anatomisch: Tuberkeln mit Riesenzellen. — Frieden- 
berg (The ophth. Rec.): Blepharospasmus bei Corneal- und Cilisrkörper- 
Erkrankungen hat mit Iris und Netzhaut nichts zu thun. 


Krankheiten der Thränenorgane: Wicherkiewicz (Arch. d’opht.): 
Es giebt zwei Formen von Thränendrüsen-Entzündung: durch Trauma oder 
locale Infection (einseitig abscedirend) bedingte und nach allgemeiner Infection 
(Influenza, Malaria, Masern u. s. w.) — Orlandini (Ann. di Ottalm.): Die 
Augenliddrüse besitzt eine grössere Prädisposition zur Erkrankung in Folge 
Fortpflanzung des Entzündungsprocesses längs der Gefässe oder Ausscheidungs- 
kanälchen. In einem Falle Morettis’ (Ann. di Ottalm.) ging bei Gesichts- 
erysipel die Cellulitis orbitae der Dacryoadenitis voran. Der Streptococcus 
ist auf lymphatischem Wege zu dem Thrinendriisengewebe gelangt. — Nach 
Cheinisse (Semaine médic.) liegt der Mikulicz’schen Krankheit eine exogene, 
von den Schleimhäuten auf die Ausführungsgänge der Drüse und schliesslich auf 
letztere selbst übergehende Infection zu Grunde. — van Duyse (Arch. ďd'opht ) 
glaubt, dass diese Erkrankung zu Fällen führen könne, die durch Hyperplasie 
der peripheren Drüsen und Milzschwellung charakterisirt sind. — Nach 
Goldzieher jun. (A. f. 0.) ist der Dacryops keine Retentionscyste, sondern, 
gleich der Ranula, eine Schleimcyste. — Gendron und Ser vel (Arch. d’opht.): 
Primäres Lymphosarkom der orbitalen Thränendrüss.e — Scrini (Arch. 
d’opht.): Luxationen der orbitalen Thränendrüse werden bedingt durch Ver- 
mehrung des Volumes der Drüse und Erschlaffung ihres Aufhängebandes. — 
Parisotti (Riv. ital. di Ottalm.): Tuberculose der Thränendrüse. — Plitt 
(Z. M.): Die Tuberculose der Thränendrüse tritt unter dem Bilde einer derb- 
elastischen, gegen die Orbita nicht abgrenzbaren Geschwulst auf; Verminderung 
der Thränenflüssigkeit; geringe Beschwerden; oft fehlen anderweitige Locali- 
sationen der Tuberculose. Zu diagnostischen Zwecken: Tuberculin-Injectionen. 
— Shiba (Z. M.): Tuberculöse Entzündungen können auch unter Erschei- 
nungen einer gewöhnlichen eitrigen Dakryocystitis und Phlegmone verlaufen. 
— Chappi (Ann. d’ocul.): Paralacrymale tuberculöse Neubildung von der 
Nasenschleimhaut ausgehend. — Morax (Ann. di ocul.): Bemerkungen über 
Steinbildungen in den Thränenkanälchen. — Basso (Ann. di Ottalm.): Bei 
Dacryocystitis finden sich am häufigsten in der Gegend des unteren Endes 
des Thriinennasenganges isolirte narbige Obliterationen (Untersuchung exstir- 
pirter ‘lhrinensicke). 

Krankheiten der Augenhdhle: Jocqs (La clin. opht.): Eitrige Teno- 
nitis kommt im Verlaufe von Infectionskrankheiten, sowie im Gefolge von 
Krankheiten des Urogenitalsystems vor. — Gutmann (Berliner ophthalm. 
Gesellschatt): Einseitiges entziindliches Oedem des Oberlides mit Druckempfind- 
lichkeit der Thränenbeingegend ist Frühsymptom bei vom Siebbeinempyem 
ausgehendem Orbitalabscess. — Kaiser (A. f. O.}: Fall von an Orbitalphleg- 
mone sich anscliliessender Thrombophlebitis, die sich nach dem Plexus ptery- 
goideus und ausserdem durch die Vena jugularis auf die Vena nasalis externa 


— 499 


fortgesetzt und Abscesse hervorgerufen hat und durch Uebergreifen auf die 
Nasen- und Rachenwand Eiterung erzeugte. — Uhthoff (Z. M.): Exophthal- 
musfille mit ‘hurmschidel und neuritischer Sehnervenatrophie. Neuritis 
wahrscheinlich Folge entzündlicher Vorgänge in der Opticusscheide oder tem- 
porärer intereranieller Drucksteigerung zur Zeit der frühzeitigen Verknöche- 
rung der Schädelnähte — Usher (The ophth. Rev.): Drei Fälle von puls. 
Exophthalmus; Unterbindung der Carotis; zwei Heilungen, ein Todesfall. — 
Johnston (The oplıth. Rec.): Exophthalmus durch Erkrankung der Ethmoidal- 
zellen und der Sinus frontalis. Heilung durch Drainage — Crawford 
(Lancet) und Borband (Lancet): Je ein Fall von Exophthalmus eines Auges, 
rasch zurückgehend, ohne irgend welche Schädigung. — Braunschweig 
(Z. M.): Bei Exophthalmus stets zu auscultiren, da Pulsation lange vorher 
zu hören, bevor sie fühlbar wird. — Bistis (A. d’opht.): Lähmung des 
Sympathicus ist Ursache des Enophthalmus; durch Lähmung des Müller’schen 
Muskels wird die Capacität der Orbita vergrössert, der Bulbus sinkt ein. -— 
Trillais (Arch. d’opht.) hebt als neues Augensymptom bei Morb. Basedowii 
abnorme Pigmentirung (brauner Fleck) am Lide hervor. — Snellen jun. 
(Ned. Tijd. v. Geneesk): Schwierigkeiten betrefis differentieller Diagnose bei 
Tumoren und Abscessen der Orbita. 


Augenkrankheiten in Beziehung zu Krankheiten der übrigen 
Organe: Paunz (A. f. A.): Von der Nasenhöhle aus können die Schutz- und 
Hülfsorgane der Augen, weiter derjenige Abschnitt des Opticus, der im. 
Canalis opticus liegt, und endlich der Tractus uvealis und die lichtbrechenden 
Medien erkranken. — Moritz (Brit. med. Journ.): Ursachen, Symptome und 
Complicationen der Nebenhöhlen-Erkrankungen in ihren Beziehungen zu 
Allgemeinleiden (besonders Augen. und Öhrenleiden.. — Fish (A. f. A.): 
Intraoculäre Veränderungen einfach mechanischer Natur, durch Einengung 
oder Verschluss des Canalis nasofrontalis in Folge von Congestions- oder Ent- 
zündungszuständen. — Patterson (The ophth. Rec.):;: Zusammenhang von 
Glaskörperblutungen mit Nasenkrankheiten. — de Lapersonne (Arch. d’opht.): 
Der oculäre Tortikollis ist bedingt durch congenitales oder in frühester Jugend 
acquirirtes Schielen. — Pagenstecher (A. f. A.): Augenhintergrunds-Ver- 
änderungen bei inneren Krankheiten, speciell bei anämischen Zuständen. — 
Elschnig (Z. M. und Wiener med. Woch.): Es ist vornehmlich der nervöse 
Apparat, Cornea-Sklera und Uvea, welche auf den Einfluss gastro-intestinaler 
Autointoxication reagiren. — Groyer (Münch. med. Woch.): Viele Augen- 
Erkrankungen, deren Ursachen nicht zu eruiren sind, beruhen auf gastro- 
intestinaler Autointoxication. — Fortunati (Riv. di Ottalm.): Fälle von 
cyclitischen Congestionen mit umschriebenen Herden nach Influenza. — 
Rubert (Mitth. aus der Augenklinik in Jurjew): Bei Lepra ist nur das Auf- 
treten kleiner Flecke in der Retina charakteristisch fiir das Allgemeinleiden. 
— Bichelsonne (Ann. d’ocul.): Bei Spitzentuberculose kann einseitige 
Mydriase vorkommen und beruht wahrscheinlich auf Reizung des Hals- 
sympathicus. — Galezowski (Le progr. méd.): Bei Gonorrhoe kann Iritis, 
Indocyelitis, Iridochorioiditis, Neuritis optica, Neuroretinitis zur Beobachtung 
kommen; ein für Gonorrhoe typisches Bild bieten diese Atfectionen nicht. — 
Stölting (Z. M.): Bei Patienten, bei denen specifische Infection oder Alkohol- 
missbrauch angenommen werden kann und die eine sehr langsam fortschreitende 
Nenritis, bei der das centrale Sehen sich lange erträglich hält, concentrische 
Gesichtsfeldeinengung erst später eintritt, zeigen, bei denen nebenbei körper- 

32° 


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liche Anstrengungen, Verschlechterung des Sehvermögens hervorrufen, hat 
man an Atheromatose zu denken. — Rosenbach (Münch. med. Woch.) weist 
auf den oft beobachteten, durch den Vagus vermittelten Zusammenhang 
zwischen conjunctivaler Hyperimie (der oberen Lider) und gewisser functio- 
nellen Störungen (nervösem Asthma und nervöser Dyspepsie) hin. — Nacht 
(Z. f. A.): Bei cerebrospinaler Meningitis am häufigsten Iridochonioiditis; aus- 
nahmsweise Panophthalmitis und Neuritis optica; selten Muskellähmungen: 
bei Meningitis tuberculosa häufig Differenzen der Pupillen im Beginne; später 
Mydriase, starre Pupillen, mitunter Augenmuskellähmungen; selten Chorioidal- 
tuberkel, Neuritis optica, Stauungspapille, Atrophie. Bei Meningitis syph. 
Augenmuskellähmungen häufig; ebenso Erkrankungen der Sehnerven. — 
Uhthoff (Bericht der ophth. Gesellsch.): Bei Genickstarre Neuritis optica, 
metastatische Ophthalmie, Keratitis, Conjunctivitis, Augenmuskellahmungen, 
Nystagmus, abnormes Klaffen der Lidspalte. — Nach Heine (Berl. klin. 
Woch.) sind Stauungspapille und corticale Sehstörungen bei dieser Erkrankung 
selten. — Dejerine und Ronsig (Rev. neurol.) fanden an einem Falle von 
linksseitiger Hemiplegie (nach Apoplexie), eine Jahre lang Erblindete betreffend, 
einen Beweis für die Unstichhaltigkeit der Lehre von der rein sensorischen 
Genese der konjugirten Deviation. — Curschmann (Neurol. Centralbl.): Bei 
einem Tabiker mit doppelseitiger Abducensparalyse kamen Convergenzkrämpfe 
mit gleichzeitiger Verengerung der Pupille vor. — Dupuy-Dutemps 
(Ann. d’ocul.) beobachtete sectorenförmige Atrophie des Irisgewebes bei Tabes 
. und allgemeiner Paralyse. — Pilez und Wintersteiner (2.f. A.): Bei 
Geisteskranken fanden sich am häufigsten angeborene Anomalien am Augen- 
grunde bei erblich belasteten Individuen. Die Mehrzahl dieser Anomalien 
konnten als Degenerationszeichen gedeutet werden. — Kipp (A. f. A. engl. 
Ausg.): Psychosen, die sich bei Patienten in Augenkliniken entwickeln, sind 
das Ergebniss der veränderten Umgebung und des zunehmenden Verlangens 
aus dieser fortzukommen. — Nach Gaussel (Rev. de Medicine) ist Paralyse 
der associirten Seitenbewegungen der Augen mit Erhaltensein der Convergenz 
und der Bewegungen der Augen nach oben und unten charakteristisch für eine 
Läsion des oberen Theiles der Brücke. — Schaffer (Neurol. Centralbl.) reiht die 
Tay-Sachs’sche amaurotische Idiotie jener Gruppe von Edinger’s Aufbrauchkrank- 
heiten zu, welche durch subnormale Veranlagung entstehen. — deLapersonne 
(A. d’opht.): Wichtigkeit der Gesichtsfeld-Untersuchung bei zweifelhaften 
Fällen von Akromegalie. — Gelpke (Z. M.): Carcinomatös entartete Struma 
mit Metastasen im linken Auge, Lunge, Pleura, Leber, Milz, Niere — 
Cutler (Arch. of ophth.): Metastatisches Carcinom der Iris und des Ciliar- 
körpers nach Eutfernung eines Mamma-Carcinoms. — Vogt (Berl. klin. Woch.): 
Idioten und Degenerirte zeigen bei akuter Alkoholvergiftung deutliche Ver- 
änderungen der Pupillenreflexe, meist tritt trägere Pupillenreaction auf: 
chronische Alkoholisten bieten gleiche Erscheinungen dar. — Holtmann 
(Mitth. aus der Augenklinik in Jurjew) fand bei Alkoholrausch centrale Seh- 
schärfe herabgesetzt, periphere Grenzen des Gesichtsfeldes für weiss und 
Farben concentrisch eingeengt. — Wood (New York med. Journ.) sah nach 
Vergiftung mit Holz-Alkohol Erblindung eintreten. — Orloff (West. Ophth.): 
Verhalten einiger Augengewebe zum Rabies-Gift. — Lesulinsky (Mitth. aus 
der Augenklinik in Jurjew): Bei Vergiftungen mit Nitrobenzol und Stickstoff- 
oxydul, Abnahme der centralen Sehschärfe, concentrische Einengung der 
Farbengrenzen des Gesichtsfeldes, relatives centrales Farbenskotom. — Polte 
(Z. M.) konnte die Annahme, dass bei Schwangerschaft häufig Augenhinter- 


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'grunds-Veränderungen vorkommen, nicht bestätigen. — Rohmer (Ann. d’ocul.) 
berichtet über einen Fall von Thrombose der Centralvene nach Paraftin- 
Injection wegen Sattelnase. — Uhthoff (Berl. klin. Woch.) über einen Fall 
von Embolie der Centralarterie mit gleicher Ursache. 


Verletzungen des Auges und Entozoen: Baudry (Arch: d’opht.): 
Verletzungen des Auges bei Arbeitern und die absichtliche Simulation: oder 
Aggravation. — Powell (The Ophthalmose.): Bei Verätzung der Conjuuctiva 
mit übermangansaurem Kali: starke Conjunctivitis, Lidschwellung, subcon- 
junctivale Blutungen, Chemosis. — Fuchs (Wiener klin. Woch.): Bei kleinen 
Rupturen an der Corneoskleralgrenze handelt es sich nicht um directe Durch- 
trennung der Augenhüllen, sondern um eine Berstung von innen heraus; die 
Art der Verletzung ist dieselbe, wie bei typischen Skleralrupturen. — 
Stephenson (Ophthalmoscope): Fast alle Fälle traumatischer Keratitis bei 
Neugeborenen waren Folge instrumenteller Entbindung. — Teich (A. f. A): 
Ausgedehnte Ablösung der Iris vom Ciliarkörper, theilweise mit Zurücklassung 
eines Irisstumpfes, theilweise mit vollständiger Ausreissung der Iris aus dem 
Ciliarmuskel; Blutung ın das Augeninnere bei intacten äusseren Bulbushüllen. 
— Laqueur (A. f. A.): Glassplitter in der Linse können lange Zeit ohne 
entzündliche Reaction verweilen; endlich kommt es durch chemische Verände- 
rungen, die das Glas eingeht, doch zur Total-Trübung der Linse. — Jameson 
Evans (Brit. med. Journ.): Partielle Schädigungen des Sehnerven nach Traumen 
in der Umgebung des Auges kommen durch Contrecoup zu Stande. — 
Birch-Hirschfeld und Metzer (A. f. A.): Der Begriff des traumatischen 
Enophthalmus umfasst verschiedene Entstehungsursachen wobei mehrere Factoren 
zugleich mitwirken. — Causi (A. f. A.): Drei traumatische Orbitalerkran- 
kungen: Emphyema orbitae, Haemorrhagia retrobulbaris, Enophthalmus trauma- 
ticus. — Mobilio (Ann. di Ottalm.): Die Schwere der Schuss-Verletzungen 
des Auges hängt vor allem von secundären Infectionen ab. — Pollack 
(Wiener med. Woch.): Bei Augenverletzungen durch Schläfenschüsse, Gesichts- 
feldaufnahme wichtig. — Bergmeister (Z. f. Heilk.): Stichverletzungen der 
Cornea mit Eisengallus-Tinte können eitrige Entzündung hervorrufen; Anilin- 
tinten sind in der Regel unschädlich. — Haas (Woch. f. Ther. u. Hyg. des 
Auges): Tintenverletzungen des Auges zeigten sich als ungefährlich. — Nach 
Bach (Z. f. A.) ist die Prognose der traumatischen Neurose im Allgemeinen 
ungünstig. — Purtscher (Festschr. f. Hirschberg): Zerschmetterungen des 
Bulbus fordern die sofortige Enucleation; subconjunctivale Rupturen sind 
günstiger zu beurtheilen. Die dem Schlemm’schen Kanal folgenden Berst- 
wunden gestatten eine bessere Prognose, als die weiter hinten direct gesetzten; 
Staphylombildung verschlechtert die Prognose nicht absolut. In allen Fallen 
von Augapfelberstung kann es zu endogener Infection kommen. — Mag- 
nani (Ann. di Ottalm.): Hypotonie des Auges nach Traumen oder intra- 
ocularen Entzündungen ist oft auf Lähmung des Sympathicus zurückzuführen. 
— Fleischer (A. f. A.) sah als eine Art von Reflexvorgang bei einem an 
traumatischem Lagophthalmus Leidenden das Bell’sche Phiinomen während 
der Beobachtungszeit von einer Aufwirts- in eine Abwärtsdrehung des Bulbus 
sich umwandeln und so zu einem definitiven werden. — Arnsheim (Med. 
chirurg. Centralbl.): Isolirte traumatische Lähmung des rechten Nervus abducens 
nach einem Sturze. — Berger (Z. M.): Vollständige Durchtrennung der 
Augenmuskeln durch Verletzung setzt andauernde Lähmungen sowie Uontrac- 
turen des Antagonisten; unvollständige heilen mit restitutio ad integrum. — 


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Wolff (Festschr. f. Hirschberg): Die häufigsten Verletzungen der Augen bei 
der Geburt kommen bei Zangengeburten, namentlich bei engen Becken zu 
Stande; besonders häufig bei den schwierigen Operationen bei noch hoch- 
stehendem Kopfe, fast niemals bei Kindern, die mit nachfolgendem Kopte 
geboren werden. — William Sweet (The ophth. Rec.): Prüfung des Ver- 
haltens der verschiedenen Stahlsorten gegen den Magnet. — Holth (Ann. 
d’ocul.): Radiographische Localisation von Frenıdkörpern des Auges und der 
Orbita mittels der Schatten zweier Indices aus Blei, die am oberen und 
unteren Cornealrande befestigt werden. — Pascheff (A.d’opht.): Ein 
cystischer Tumor der Orbita gab die Wahrscheinlichkeitsdiagnose: verkalkter 
Cysticercus. Es bestand Neuritis optica. — Bardelli (Ann. di Ottalm.): Bei 
Echinococcus der Orbita ermöglichte die Blutuntersuchung (Vermehrung 
weisser vielkerniger eosinophiler Körperchen) die Diagnose. Schenkl. 


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