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Full text of "Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. 1. Abt., Referate"

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UNIVERSITY  Of       I 

^  ^'""^    J  OWIVERSITY  OF  CALIFORNIA,  SA«  fttöö 

LA  JOLU,  CALlFORr^lA 


CENTRALBLATT 


fttr 


Bakteriologie,  Parasitenkunde  und  MektionskranklieiteiL 


Erste  Abteilnng.    62.  Band. 

Originale. 


CENTMLBLATT 


für 


Bakteriologie,  Parasiteoltunde 

und  Infektionskrankheiten. 


In  Verbindung  mit 
Geh.  Med.-Rat  Professor  Dr.  Loeffler 

in  Greifswald, 

Geh.  Med.-Bat  Professor  Dr.  R.  Pfeiffer 

in  Breslau 

und 

Geh.  Beg.-Rat  Professor  Dr.  M.  Braun 

in  Königsberg 
herausgegeben  von 

Geil.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  0.  Uiilworm,  und  Geii.  Reg.-Rat  Dr.  A.  Weber, 

Berlin  ßerlio-Lichterfelde 


Erste  Abteilung.    6*2.  Band. 

lelmniscli-liysieiiisclie  BaMeriolooe  ml  \m±  PnteQ^le. 
Originale. 

Mit  14  Tafeln  und  46  Abbildungen  Im  Texte. 


Jena, 

Verlag  von  Gustav  Fischer. 
1912. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2010 


http://www.archive.org/details/centralblattfr62jena 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  AbL  Orioinale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Ausgegeben  am  30.  Januar  1912. 


Nachdruck  verboten. 

Zur  Pathogenität  der  Tuberkelbacillentypen  bei  Mäusen. 

[Aus  dem  Hygienischen  Institut  der  Universität  Kiel  (Direktor: 
Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  B.  Fischer).] 

Von  Dr.  med.  Ernst  Peters, 

früher  Medizinalpraktikant  am  Untersuchungsamte  für  ansteckende  Krankheiten. 

Zur  Lehre  von  der  Verschiedenheit  der  Warmblüter- 
tuberkelbacillentypen  lieferte  Trommsdorff  einen  neuen  Beitrag 
mit  seiner  Verötfeutlichung  „Ueber  intravenöse  Impfungen  mit  Menschen- 
und  Rindertuberkelbacillen  bei  Mäusen"  (Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheits- 
amte. Bd.  32.  Heft  2).  Er  spritzte  weißen  Mäusen  —  Tieren,  die 
bisher  nur  selten  zu  Tuberkuloseversuchen  benutzt  wurden  —  in  die 
Schwanzvene  genau  abgemessene  Mengen  von  Tuberbacillenkulturen 
verschiedenen  Ursprungs  ein,  und  fand,  daß  Mäuse  für  Perlsucht- 
bacillen  viel  empfänglicher  sind  als  für  Bacillen  des 
Typus  human  US. 

Auf  Anregung  des  Herrn  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  B.  Fischer  habe 
ich  diese  Versuche  nachgeprüft. 

Ich  beschränkte  mich  hierbei  auf  die  Einheitsdosis  von  1  mg 
in  physiologischer  Kochsalzlösung  aufgeschwemmter  und  in  einem  Achat- 
mörser gut  verriebener  Kultur;  denn  es  kam  mir  nicht  darauf  an,  die 
Wirkung  verschieden  großer  Dosen  einer  Kultur  zu  studieren ;  ich 
wollte  vielmehr  nur  prüfen,  ob  eine  bestimmte  Dosis  von  Perlsucht- 
bacillen  sich  in  ihrer  Wirkung  anders  verhielten  als  eine  gleiche  Dosis 
Menschentuberkelbacillen.  Für  die  Identifizierung  einer  fraglichen  Kultur 
ist  dies  ja  ausreichend.  Andererseits  wurden  mit  dieser  Einheitsmenge 
von  1  mg  nicht  nur  eine  Maus,  sondern  eine  Serie  von  vier  Mäusen 
geimpft,  da  nach  den  Erfahrungen  von  Fränkel  und  Bau  mann  wesent- 
liche Unterschiede  in  der  Empfindlichkeit  der  einzelnen  Tiere  bestehen 
sollen,  was  aber  bei  meinen  Versuchen  nicht  der  Fall  war,  wie  sich  aus 
dem  Folgenden  ergibt.  Auch  Trommsdorff  hat  mit  jeder  Dosis  je 
4  Mäuse  infiziert  und  ziemlich  gleichmäßige  Ergebnisse  erzielt,  so  daß 
die  Maus  doch  wohl  als  ziemlich  zuverlässiges  Versuchstier  für  intra- 
venöse Einspritzung  von  Tuberkelbacillen  bezeichnet  werden  kann. 

Versuchsreihen  mit  Typus  bovinus. 

Von  Kultur  1  (Typus  bovinus)  wurde  je  1  mg  4  Mäusen  intra- 
venös injiziert.  Davon  starb  Maus  1  nach  37  Tagen,  2  nach  32,  3  nach  42, 
4  nach  38  Tagen.  Der  makroskopische  Befund  war  bei  allen  ziemlich 
gleichmäßig:  In  den  Lungen  sehr  zahlreiche  verkäste,  teilweise  konfluierte 
Tuberkel;  die  Milz  war  stark  vergrößert,  weich,  massenhaft  mit  sehr 
kleinen  Tuberkeln  durchsetzt. 

Von  Kultur  2  (Typus  bovinus)  wurden  mit  je  1  mg  3  Mäuse 
infiziert.  Alle  drei  gingen  spontan  nach  4,  4V2  und  7  Wochen  ein.  Der 
Sektionsbefund  war  dem  der  ersten  Versuchsreihe  entsprechend. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   1/2.  1 


2  Centralbl,  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Versuchsreihen  mit  Typus  humanus. 

Von  Kultur  3  (Typus  humanus)  wurde  je  1  mg  3  Mäusen  intra- 
venös injiziert.  Davon  wurde  eine  nach  8,  zwei  nach  9  Wochen  getötet. 
Bei  der  Sektion  wurden  in  den  Lungen,  ebenso  in  der  Milz,  weniger  in 
der  Leber,  vereinzelte  Tuberkel  gefunden. 

Mit  Kultur  4  (Typus  humanus)  wurden  in  derselben  Weise 
4  Mäuse  infiziert,  die  alle  nach  9  Wochen  getötet  wurden.  Der  makro- 
skopische Befund  entsprach  im  allgemeinen  dem  der  3.  Serie,  doch  waren 
die  Tuberkel  in  der  Lunge  etwas  zahlreicher,  die  infiltrierten  Partieen 
etwas  größer.  Leber  und  Milz  zeigten  keine  nennenswerten  Unterschiede 
gegen  die  Befunde  der  3.  Serie. 

Von  allen  Tieren  wurden  Lungen,  Leber  und  Milz  mikroskopisch  in 
Schnitten  untersucht.  Auch  hier  zeigten  sich  wesentliche  Unterschiede 
zwischen  den  zwei  ersten  und  den  zwei  letzten  Versuchsreihen  entsprechend 
dem  schon  oben  geschilderten  makroskopischen  Befund.  Bei  Serie  3 
und  4  zeigte  sich  in  den  Lungen  mäßig  starke  Tuberkelbildung  ohne 
Verkäsung.  Größere  Teile  der  Lungen  waren  überhaupt  frei  von  patho- 
logischen Veränderungen.  In  Milz  und  Leber  fanden  sich  nur  vereinzelte 
nicht  verkäste  Tuberkel.  Ganz  anders  war  das  Bild  bei  den 
Tieren  der  Serien  1  und  2:  Tuberkel  in  viel  größerer  Anzahl,  viel- 
fach verkäst,  teilweise  zu  größeren  Herden  konfluiert,  hauptsächlich  in 
den  Lungen,  weniger  in  Leber  und  Milz.  Auch  der  Tuberkelbacillen- 
befund  zeigte  bemerkenswerte  Unterschiede.  Während  er  sich  bei  den 
Tieren  der  Serie  3  und  4,  entsprechend  dem  histologischen  Befund,  in 
mäßigen  Grenzen  hielt,  waren  in  den  Organen  der  mit  Rindertuberkel- 
bacillen  geimpften  Tiere  der  Serie  1  und  2,  namentlich  in  den  Lungen, 
sehr  große  Mengen  von  Tuberkelbacillen  vorhanden,  so  daß  die  Lungen 
wirklich,  wie  Trommsdorff  sagt,  „vollgepfropft"  mit  Bacillen  er- 
schienen. 

Meine  Untersuchungen  bestätigen  also  die  Angaben 
Trommsdorffs.  Es  zeigte  sich  aufs  deutlichste,  daß  die  2  Stämme 
des  Typus  bovinus  erheblich  virulenter  für  Mäuse  waren,  als  die  beiden 
Stämme  des  Typus  humanus.  Die  mit  1  mg  Rindertuberkelbacillen  ge- 
impften Mäuse  starben  alle  spätestens  7  Wochen  nach  der  Injektion  an 
einer  ausgebreiteten  Tuberkulose  der  Lunge,  Leber  und  Milz.  Ueberall 
waren  Tuberkelbacillen  in  großer  Menge  nachweisbar.  Hingegen  zeigten 
die  mit  Menschentuberkelbacillen  geimpften  Tiere  nach  8 — 9  Wochen  nur 
geringe  Veränderungen  in  den  Lungen,  während  Leber  und  Milz  fast 
ganz  frei  von  tuberkulösen  Veränderungen  waren.  Dementsprechend  war 
auch  die  Menge  der  Tuberkelbacillen  in  den  Organen  gering.  Keines  von 
diesen  Tieren  war  spontan  eingegangen. 

Wir  haben  also  durch  intravenöse  Einverleibung  von  1  mg  einer 
fraglichen  Tuberkelbacillenkultur  in  die  Schwanz vene  einer  Maus 
ein  weiteres  Mittel  zur  Differentialdiagnose  zwischen  Typus  humanus  und 
Typus  bovinus,  das  auf  Grund  der  oben  beschriebenen  Versuche  wohl 
als  ziemlich  zuverlässig  bezeichnet  werden  kann,  durch  welches  jedoch 
die  übrigen  älteren  Methoden  (Kultur,  Kaninchen,  Rind  usw.)  natürlich 
nicht  überflüssig  geworden  sind. 

Es  soll  vielmehr  nur  eine  Ergänzung  dieser  sein,  und  man  wird 
sich  stets  an  die  Mahnung  Webers  halten  müssen,  daß  es  nicht  an- 
gängig ist.  auf  Grund  eines  einzigen  Unterscheidungsmerkmales  die 
Diagnose  Typus  humanus  oder  bovinus  zu  stellen. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Paesageu  durch  graue  Ratten  etc. 


Nachdruck  verboten. 

Der  Einfluss  der  Passagen  durch   graue  Ratten  (Mus 
decumanus)  auf  die  Virulenz  des  Bacillus  Danysz. 

[Aus  dem  landwirtsch.-bakteriol.  Laboratorium  des  Ackerbauministeriums 
zu  St.  Petersburg  (Direktor:  M,  G.  Tartakow  sky).] 

Von  S.  S.  Mereshkowsky. 

Mit  5  Textfiguren. 

Die  ersten  Mitteilungen  von  Danysz  über  einen  Bacillus,  der  sich 
zur  Vertilgung  der  Ratten  eigne,  erschienen  im  Jahre  1893  und  1895^). 
In  diesen  Mitteilungen  sagt  er,  daß  es  ihm  gelungen  sei,  aus  Feldmäusen, 
die  an  einer  in  Frankreich  spontan  aufgetretenen  Epizootie  krepiert 
waren,  einen  sich  nach  Gram  färbenden  Bacillus  zu  iso- 
lieren. Dieser  Bacillus  besaß  anfänglich  nur  deutlich  ausgesprochene 
pathogene  Eigenschaften  Mäusen  gegenüber,  nach  einer  Reihe  von  Pas- 
sagen durch  die  großen  Nager  wurde  er  jedoch  auch  für  Ratten  virulent. 

Nach  Danysz'  Angaben  erwies  sich  der  von  ihm  isolierte  Ba- 
cillus so  wirksam  zur  Vertilgung  der  im  Freien  lebenden  Ratten  und 
Mäuse,  daß  er  beschloß,  sich  mit  dem  Vertrieb  der  Kulturen  desselben 
zu  befassen.  Die  zur  Vertilgung  von  Mäusen  bestimmte  Kultur  gab  er 
unter  der  Bezeichnung  Virus  1  aus  und  die  zur  Rattenvertilgung  ge- 
eignete unter  der  Bezeichnung  Virus  2. 

Im  Jahre  1900  erschien  ein  weiterer  Aufsatz  von  Danysz,  der 
derselben  Frage  gewidmet  war  ^).  Danysz  beginnt  ihn  mit  einer  Ueber- 
sicht  derjenigen  Bacillen,  die  von  verschiedenen  Autoren  zum  Kampf 
gegen  die  schädlichen  Nager  vorgeschlagen  worden  waren  und  sagt,  daß 
sie  alle  in  praktischer  Hinsicht  wenig  geeignet  seien,  denn  die  Wirkungs- 
sphäre einer  jeden  derselben  sei  zu  beschränkt.  So  sei  der  Loefflersche 
Mäusetyphusbacillus  deutlich  pathogen  nur  Haus-  und  Feldmäusen  gegen- 
über, der  Las  er  sehe  Bacillus  nur  für  Feldmäuse,  der  Meresh- 
kowsky sehe  Bacillus  nur  für  Zieselmäuse,  der  Issatschenkosche 
Bacillus  nur  für  weiße  Ratten^);   zu   einer  erfolgreichen  Vertilgung  der 


1)  Danysz,  Jean,  Emploi  des  cultures  artificielles  de  microbes  pathogen  es  ä  la 
destruction  des  rongeurs  (carapagnols  et  mulots)  en  grande  culture.  (Compt.  rend.  de 
l'Acad.  d.  Scienc.  T.  117.  1893.  p.  869.) 

Derselbe,  Maladies  contagieuses  des  animaux  nuisibles.  (Extr.  des  Annai.  de 
la  Science  agronom.  T.  1.  1895.) 

2)  Danysz,  J.,  Un  microbe  pathogfene  pour  les  rats  (Mus  decumanus  et 
Mus  ratus)  et  son  application  ä  la  destruction  de  ces  animaux.  (Ann.  de  l'Instit. 
Pasteur.  T.  40.  1900.  p.  193.) 

3)  Die  Meinung  Danysz',  daß  der  von  mir  isolierte  Bacillus  nur  für  Zieselmäuse 
pathogen  wäre,  beruht  auf  einem  Irrtum.  Schon  aus  der  Ueberschrift  meines  Artikels, 
auf  den  er  Bezug  nimmt:  Ein  aus  Zieselmäusen  ausgeschiedener  und  zur  Vertilgung 
von  Feld-  resp.  Hausmäusen  geeigneter  Bacillus  (Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  17. 
1895.  p.  472)  ist  zu  ersehen,  daß  in  ihm  die  Rede  ist  von  den  pathogenen  Eigenschaften 
dieses  Bacillus  für  Feld-  und  Hausmäuse;  über  seine  Virulenz  den  Zieselmäusen  gegen- 
über konnte  ich  mir  damals  noch  keine  bestimmten  Schlüsse  gestatten,  da  ich  darüber 
noch  nicht  über  genügende  Daten  verfügte. 

Ebenso  unbegründet  ist  die  Annahme  Danysz',  daß  der  Issatschenkosche 
Bacillus  nur  für  weiße  Ratten  pathogen  sei.  Der  Irrtum  ist  wohl  dadurch  entstanden, 
daß  Issatschenko  in  seiner  vorläufigen  Mitteilung,  auf  welche  Danysz  sich  beruft 
(B.  Issatschenko,  Ueber  einen  neuen  für  Ratten  pathogenen  Bacillus.  Vorlauf. 
Mitteil.  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  23.  1898.  p.  873),  nicht  darauf  hinweist,  ob 

1* 


4  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Nager  wäre  es,  seiner  Meinung  nach,  aber  notwendig,  eine  Kultur  zu 
besitzen,  die  gleichzeitig  auf  ihre  verschiedenen  Vertreter  wirke.  In  der 
Voraussetzung,  daß  sich  eine  solche  Kultur  auf  künstlichem  Wege  ge- 
winnen ließe,  indem  man  die  Virulenz  eines  der  mäusetötenden  Mikro- 
organismen verstärke,  unternahm  Danysz  dahingehende  Versuche.  Er 
wählte  zu  ihnen  einen  Bacillus,  den  er  mit  folgenden  Worten  charak- 
terisiert: „Un  coccobacille,  presentant  l'ensemble  des  caracteres  du  B. 
coli  et  ressemblant  en  celä  au  bacille  de  Loeffler,  isole  par  moi 
d'une  epidemie  spontanee  des  campagnoles."  Ganz  zufällig  und  erst 
2  Jahre  später  erscheint  in  der  Presse  ein  Privatbrief  Danysz',  aus 
dem  wir  erfahren,  daß  der  von  ihm  zu  diesen  Versuchen  ausgewählte 
Bacillus  nichts  gemein  hat  mit  dem,  über  den  er  in  den  Jahren  1893 
—95  berichtet  hatte.  Er  schreibt  in  diesem  Brief:  „Le  microbe  que  je 
cultive  en  ce  moment  et  depuis  quelques  annees  dejä,  ne  prend  pas  le 
Gram.  J'avais  ä  un  moment  donnee  un  microbe,  qui  prenait  le  Gram, 
mais  comme  il  a  perdu  assez  rapidement  sa  virulence,  je  Tai  abandonnö 
depuis  longtemps.  Je  n'ai  pas  insiste  sur  ce  point  dans  mes  publi- 
cations  ulterieurs,  parceque  la  question  me  semblait  de  peu  d'impor- 
tance"  ^). 

Anfänglich  zeichnete  sich  dieser  Bacillus  nur  durch  eine  schwache 
Wirkung  auf  graue  Ratten  (Mus  decumanus)  aus:  Von  10  per  os 
infizierten  Ratten  krepierten  nur  2  oder  3,  die  übrigen  erkrankten  ent- 
weder überhaupt  nicht,  oder  wenn  sie  erkrankten,  so  genasen  sie  bald 
wieder.  Um  seine  Virulenz  zu  erhöhen,  beabsichtigte  Danysz,  die 
Methode  der  Passagen  durch  Ratten  zu  benutzen.  Doch  es  erwies  sich, 
daß  die  Virulenz  des  Bacillus  nach  solchen  Passagen  nicht  nur 
nicht  zunahm,  sondern  schnell  schwächer  wurde  und  zum 
Schluß  sogar  ganz  schwand,  unabhängig  davon,  ob  die  Ratten 
per  OS  oder  subkutan  infiziert  wurden.  Am  häufigsten  verlor  der  Ba- 
cillus seine  Virulenz  nach  der  10.  oder  12.  Passage,  bisweilen  aber 
schon  nach  der  5.  oder  noch  früher,  dabei  war  es  ganz  einerlei,  ob  er 
in  den  Pausen  zwischen  den  Passagen  auf  Bouillon  oder  Agar  kultiviert 
wurde  oder  unmittelbar  von  Ratte  auf  Ratte  übertragen  wurde. 

Zur  Erklärung  dieser  eigentümlichen  Erscheinung  sprach  Danysz 
die  Vermutung  aus,  daß  sein  Bacillus  sich  nur  mit  Mühe  den  ver- 
änderten Lebensbedingungen  anzupassen  vermag.  Indem  der  Bacillus 
es  bei  den  Passagen,  bei  Infektion  per  os,  lernt,  sich  im  Darmtraktus 
zu  entwickeln,  verliert  er  die  Fähigkeit,  sich  im  Blute  zu  vermehren  und 
wird  hierdurch  unschädlich  für  Ratten,  da  er  seine  vernichtende  Wirkung 
auf  diese  nur  dann  zeigen  kann,  wenn  er  ins  Blut  gelangt. 

Auf  Grund  dieser  Erwägungen  begann  der  erwähnte  Autor  folgende 
komplizierte  Methode  anzuwenden,  um  die  Virulenz  seines  Bacillus  zu 
vergrößern.  Er  infiziert  eine  Maus  per  os  mit  einer  solchen  Kultur, 
von  welcher  Mäuse  in  4—5  Tagen  krepieren.  Am  folgenden  Tage  tötet 
er  die  Maus  und  macht  mit  dem  Herzblut   eine   Aussaat   auf  Bouillon. 


68  flieh  um  weiße  oder  graue  Ratten  handle.  Daß  Issatschenko  seinen  Bacillus  aus 
grauen  Ratten  isolierte,  und  daß  der  Bacillus  gerade  für  diese  pathoeen  ist,  ist  aus 
einer  späteren  Arbeit  erHichtlith  (B.  Issatschenko,  Untersuchungen  mit  dem  für 
Ratten  pathogonen  Bacillus.  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  31.  1902.  p.  26),  die 
2  Jahre  nach  dem  Aufsatz  von   Danysz  erschienen  ist. 

1)  ürimm,  Max,  Vergleichende  Untersuchungen  über  den  Bacillus  Danysz 
und  über  einen  neuen  für  Ratten  pathogenen  Mikroben.  (Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  31.  1902.  p.  286.) 


Mereshkowsky ,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  5 

Nach  24-stündigein  Verweilen  im  Tiiermostaten  impft  er  mit  dieser 
Bouillon  frische  Bouillon,  die  er  dann  in  Ampullen  gießt,  die  bis  zum 
Rande  gefüllt  werden ;  die  Ampullen  stellt  er  wieder  in  den  Thermo- 
staten. Bei  den  ersten  Anzeichen  des  Wachstums  der  Bacillen  in  den 
Ampullen  entfernt  er  sie  aus  dem  Thermostaten  und  bewahrt  sie  bei 
Zimmertemperatur  auf;  am  4.  oder  5.  Tage  überträgt  er  die  in  den 
Ampullen  entwickelten  Kulturen  in  Kollodiumsäcke  und  versenkt  diese 
in  die  Bauchhöhle  von  Ratten.  Nach  24 — 36  Stunden  holt  er  die  Kol- 
lodiumsäcke wieder  heraus  und  sät  ihren  Inhalt  von  neuem  auf  Bouillon 
aus.  Nach  24-stündigem  Stehen  im  Thermostaten  überimpft  er  von 
dieser  Bouillon  wieder  auf  frische  Bouillon,  die  er  wieder  in  Ampullen 
füllt,  und  aus  diesen  Ampullen  macht  er  eine  Aussaat  auf  Agar.  Die 
auf  dem  Agar  sich  entwickelnde  Kultur  schüttelt  er  mit  Wasser  durch, 
durchtränkt  mit  diesem  Wasser  Brot  oder  Getreidekörner  und  gibt  diese 
dann  Mäusen  zu  fressen.  Nach  24  Stunden  tötet  er  die  Mäuse,  gewinnt 
aus  ihrem  Blute  eine  Kultur,  mit  welcher  er  von  neuem  das  ganze,  oben 
beschriebene  Verfahren  wiederholt,  und  das  mehrere  Male.  Nach  den 
Angaben  von  Danysz  wird  nach  3— Smaliger  Wiederholung  dieser 
Prozedur  die  Kultur,  die  in  4 — 5  Tagen  Mäuse  tötete,  so  virulent,  daß 
sie  sie  schon  nach  36 — 40  Stunden  tötet. 

Nachdem  er  dieses  Resultat  erzielt  hat,  bedient  sich  der  erwähnte 
Autor  zu  weiteren  Passagen  anstatt  der  Mäuse  weißer  Ratten,  und  zwar 
zuerst  junger,  die  nicht  älter  wie  1 — IV2  Monate  sind,  dann  immer 
älterer  und  älterer  und  zum  Schluß  grauer  Ratten, 

Kulturen  des  Bacillus  mit  einer  auf  diese  Weise  gesteigerten  Virulenz 
verlieren  dieselbe  nach  den  Beobachtungen  von  Danysz  im  Verlaufe 
mehrerer  Monate  nicht,  wenn  man  sie  vor  Luftzutritt  bewahrt  und  im 
Dunkeln  stehen  läßt.  Bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  bleibt  die  Virulenz 
der  Agarkulturen  1 — 2  Monate  unverändert  bestehen,  die  Virulenz  der 
Bouillonkulturen  dagegen  schwindet  schnell^). 

Aber  auch  die  allervirulentesten  Kulturen  verbürgen,  nach  den  An- 
gaben Danysz',  nicht  einen  sicheren  Erfolg  bei  der  Rattenvertilgung, 
denn  es  finden  sich  unter  den  Ratten,  seiner  Ansicht  nach,  nicht  nur 
einzelne  Individuen,  sondern  ganze  Rassen,  die  eine  Immunität  gegen 
seinen  Bacillus  besitzen. 

Mit  einer  Nachprüfung  der  Danysz  sehen  Untersuchungen  befaßten 
sich  Kister  und  Koettgen,  Krausz,  Bronstein,  Kolle,  Abel, 
Klein  und  Williams,  Rosenau,  Markl,  Wiener,  Wainstein, 
Mühlens,  Dahm  und  Fürst  u.  a. 

Kister  und  Koettgen^)  führten  ihre  Versuche  mit  einer  Kultur  aus,  die  sie 
von  Danysz  selbst  erhielten.  Sie  fanden,  daß  die  letztere  alle  Ratten  ohne  Ausnahme, 
die  zu  den  Versuchen  verwandt  wurden,  in  5 — 7  Tagen  nach  der  Infektion  tötete. 
Nach  ihren  Beobachtungen  schwindet  die  Virulenz  des  Bacillus 
schnell  bei  Passagen  durch  Ratten.  Sie  gaben  gesunden  Ratten  von  den  Ka- 
davern der  an  den  Folgen  der  Infektion  krepierten  Ratten  zu  fressen,  und  konnten  sich 
überzeugen,  daß  auch  auf  diesem  Wege  die  Seuche  übertragen  wurde.  Bouillonkulturen, 
die   sie   im   Zimmer   bei   einer  Temperatvir  von   10 — 23"   aufbewahrten,   verloren   ihre 

1)  Danysz  benutzte  als  Nährboden  bei  seinen  Versuchen  Bouillon  aus  Pferde- 
fleisch, der  zur  Neutrahsierung  der  Säuren,  die  sich  beim  Wachstum  des  Bacillus  in 
der  Bouillon  bilden,  etwas  Kreide  zugesetzt  wurde.  Auf  die  Notwendigkeit  der  Neu- 
tralisierung dieser  Säuren  lenkt  Danysz  besonders  die  Aufmerksamkeit,  weil  er  glaubt, 
daß  die  Säuren,  wenn  sie  in  ungebundenem  Zustande  bleiben,  eine  Abschwächung  der 
Virulenz  des  Bacillus  bewirken. 

2)  Kister,  J.,  u.  Koettgen,  P.,  üeber  die  von  Danysz  gefundenen,  für  Ratten 
pathogenen  Bacillen.     (Dtsche  med.  Wochenschr.  Jahrg.  27.  1901.  p.  275.) 


Q  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Virulenz  schon  nach  einem  Monat;  Kulturen  auf  Agar  bewiesen  unter  den  gleichen 
Umständen  eine  etwas  größere  Widerstandsfähigkeit.  Auf  Katzen,  Hunde,  Meer- 
schweinchen und  kleine  Vögel  zeigte  der  Bacillus,  nach  ihren  Worten,  keine  Wirkung. 

Auf  (irund  dieser  Beobachtungen  halten  Kister  und  Koettgen  die  Kul- 
turen des  Danyszschen  Bacillus  für  durchaus  geeignet  zum  Kampfe 
gegen  die  Ratten. 

Krausz')  stellte  seine  Versuche  unter  folgenden  Umständen  an:  Er  setzte  die 
Ratten  in  einen  durch  eine  Querwand  in  zwei  Abteilungen  geteilten  Käfig;  in  einer 
Abteilung  brachte  er  19  Ratten  unter,  in  der  anderen  nur  eine,  der  er  Brot  vorsetzte, 
da«  mit  (1er  Kultur  durchtränkt  war.  Am  4.  Tage  nach  ßegmn  des  Versuches  entfernte 
er  die  Querwand,  infolgedessen  befanden  sich  nun  die  infizierte  und  die  gesunden 
Ratten  vereint  in  einem  Raum.  Nach  8  Tagen  krepierte  eine  der  gesunden  Ratten  und 
nach  ihr,  bis  zum  Ablauf  von  16  Tagen,  noch  8.  Die  infizierte  Ratte  fiel  am  11.  Tage. 
Bei  keiner  von  ihnen  fand  der  Autor  weder  irgendwelche  krankhafte  Veränderungen  in 
den  Organen,  noch  auch  den  Danyszschen  Bacillus.  Von  den  übrigen  10  Ratten 
krepierten  noch  weitere  8  im  Verlaufe  der  folgenden  15  Tage,  während  2  gesund  blieben. 
Krausz  wiederholte  den  Versuch,  aber  mit  dem  Unterschiede,  daß  er  die  abgesondert 
gehaltene  infizierte  Ratte  die  ganze  Zeit  über  isolierte.  Sie  krepierte  nach  10  Tagen, 
und  bald  nach  ihr  fielen  auch  alle  die  nicht  infizierten  19  Ratten,  die  sich  in  der 
anderen  Abteilung  des  Käfigs  befanden.  Die  Obduktion  und  die  bakteriologische  Unter- 
suchung der  Gefallenen  ergab  die  gleichen  negativen  Resultate,  wie  beim  vorhergehenden 
Versuch.  Eine  derartige  große  Sterblichkeit  seiner  Ratten  erklärt 
Krausz  nicht  durch  die  vernichtende  Wirkung  des  Bacillus,  sondern 
durch  die  Einflüsse  der  Gefangenschaft. 

Bei  Infektion  einer  Kanalisationsröhre  auf  einer  großen  Fabrik  erhielt  derselbe 
Autor  Resultate,  von  denen  er  sagt:  „Das  Brot  wurde  aufgefressen,  ohne  daß  man 
nachher  mehr  Rattenkadaver  gefunden  hätte,  als  unter  normalen  Verhältnissen." 

Nach  seinen  Versicherungen  erwiesen  sich  die  Kulturen  dieses  Bacillus  Haus- 
tieren gegenüber  als  vollkommen  unschädlich. 

Bronstein^)  nahm  seine  Versuche  an  60  Ratten  vor,  und  beobachtete  bei  ihnen 
den  Eintritt  des  Todes  am  2.-35.,  am  häufigsten  am  4. — 8.  Tage  nach  der  Infektion. 
In  den  Organen  und  dem  Blute  der  gefallenen  Tiere  fand  er  beständig  eine  Reinkultur 
des  Danyszschen  Bacillus;  im  Blute  fanden  sich  weniger  Stäbchen  als  in  den  Organen. 
Bei  Ratten,  die  2—3  Tage  nach  der  Infektion  krepiert  waren,  wurden  Bacillen  weder 
im  Blut  des  Herzens  noch  in  den  Organen  gefunden.  Nach  seinen  Beobachtungen  in- 
fizierten sich  die  gesunden  Ratten  beim  Anfressen  der  gefallenen,  aber  der  Tod  erfolgte 
bei  ihnen  später  als  bei  den  unmittelbar  mit  der  Kultur  infizierten,  und  der  aus  ihren 
Organen  isolierte  Bacillus  zeichnete  sich  durch  geringere  Virulenz  aus. 

Als  Ursache  der  Abschwächung  der  Virulenz  des  Bacillus  sieht  Bron  stein  die 
saure  Reaktion  sowohl  des  Magensaftes,  wie  auch  des  Nährbodens  an ;  deshalb  empfiehlt 
er,  als  Nährboden  Agar  von  stark  alkalischer  Reaktion  zu  verwenden  und  die  Emulsion 
aus  der  Kultur,  die  zur  Infektion  der  Ratten  dienen  soll,  mit  einer  gesättigten  Soda- 
lösung zuzubereiten. 

In  Uebereinstimmung  mit  Danysz  gibt  Bronstein  die  Möglichkeit  zu,  daß  es 
unter  den  Ratten  Rassen  gibt,  die  eine  ungleiche  Empfänglichkeit  diesem  Bacillus  gegen- 
über haben.  Auf  Haustiere  zeigt  der  Bacillus,  nach  Angaben  des  Autors,  sowohl  bei 
der  Infektion  mittels  der  Nahrung,  wie  auch  bei  subkutanen  Injektionen,  nicht  die  ge- 
ringste Wirkung. 

Auf  Grund  dieser  Ergebnisse  kommt  Bronstein  zu  dem  Schluß, 
daß  die  von  ihm  erprobten  Kulturen  sich  durchau  s  zur  Vernichtung 
der  Ratten  eignen. 

Kollo")  stellte  seine  Versuche  mit  einer  ihm  von  D  a  n  y  s  z  selbst  zugewandten 
Kultur  an.  Um  ihre  Virulenz  zu  erhalten ,  unterwarf  er  sie  derselben  komplizierten 
Prozedur  der  Durchführung  durch  Tiere  und  Nährböden,  wie  sie  von  dem  letztgenannten 
Autor  angegeben  worden  ist.  Er  stellte  seine  Untersuchungen  an  60  Ratten  an,  unter 
denen  es  graue,  weiße  und  bunte  gab.  Er  setzte  sie,  je  10  Stück  zusammen,  in  Käfige 
und  fütterte  sie  nur  mit  in  Kultur  getränktem  Brot,  nach  24  Stunden  jedoch  setzte  er 
ihnen  ihr  gewöhnliches  Futter  vor.  Um  die  Chancen  der  Infektion  zu  vergrößern,  ent- 
fernte or  aus  <len  Käfigen  nicht  die  Kadaver  der  gefallenen  Ratten,  in  der  Voraussetzung, 
daß  auch  sie  von  den  überlebenden  Ratten  gefressen  werden  würden. 

1)  Krausz,  Arthur,    Erfahrungen  über  den  Bacillus  Danysz.     (Ibid.  p.  351.) 

2)  Bronstein,  J.,  Zur  Frage  der  Rattenvertilgung  mittels  des  Danysz -Bacillus. 
(Ibid.  p.  'Ü7.)  ^ 

3l  Kollo,  W.,  Bericht  über  die  Tätigkeit  in  der  zu  Studien  über  die  Pest  ein- 
gerichteten Station  für  Infektionskrankheiten  1899—1900.  (Zeitschr.  f.  Hve.  Bd.  36. 
1901.  p.  413.)  '  ^ 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  " 

Kolle  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  sich  selbst  durch  wiederholte 
Infektionen  nicht  mehr  als  60  Proz.  Todesfälle  erzielen  lassen.  Nach 
seinen  Beobachtungen  kann  die  Infektion  auf  gesunde  Ratten  durch 
Fressen  der  Kadaver  der  durch  Wirkung  des  Bacillus  getöteten 
übertragen  werden,  jedoch  nur  im  Verlaufe  einer  geringen  Reihe  von 
Passagen.  Indem  Kolle  diese  beschränkte  Tätigkeit  der  Seuche  zur  Ausbreitung 
mit  dem  Umstände  vergleicht,  daß  es  zur  Erzielung  irgendwie  bemerkenswerterer  Resul- 
tate nötig  ist,  die  Ratten  mit  großen  Mengen  die  Kultur  zu  infizieren,  kommt  er  zu 
dem  Schluß,  daß  man  keinen  Grund  hat,  den  Kulturen  einen  Vorzug  vor  chemischen 
Giften  zu  geben. 

Abel')  stellte  seine  Versuche  gleichfalls  mit  ihm  von  Danysz  zugesandten  Kul- 
turen an.  Um  die  Virulenz  des  Bacillus  durch  Ueberirapfungen  nicht  abzuschwächen, 
wandte  er  die  Kultur  daher  bei  den  Versuchen  im  Original  an.  Er  fand,  daß  weiße 
und  graue  Ratten  durch  ihre  Wirkung  am  ö.— 12.  Tage  nach  der  Infektion  zugrunde 
gingen.  Um  festzustellen,  ob  die  Seuche  sich  beim  Fressen  der  gefallenen  auf  gesunde 
Ratten  überträgt,  entnahm  er  den  Kadavern  der  krepierten  Ratten  die  Leber  und  Milz 
und  verfütterte  sie  gesunden.  Es  erwies  sich,  daß  die  Seuche  auf  diese  Weise  über- 
tragen wurde,  aber  nur  im  Verlaufe  von  6  Passagen. 

Bei  Versuchen,  die  Abel  an  im  Freien  lebenden  Ratten  anstellte,  erhielt  er  Resul- 
tate, welche  er  geneigt  ist,  als  günstige  anzusehen,  obgleich  er  darüber  seine  Verwunde- 
rung ausdrückt,  daß  es  ihm  meistenteils  nicht  gelang,  Rattenkadaver  in  den  infizierten 
Behausungen  zu  finden. 

Nach  seinen  Beobachtungen  erzielt  man  um  so  günstigere  Resultate  mit  den  Kul- 
turen, je  größer  die  Menge  der  verausgabten  Kultur  an  dem  betreffenden  Punkte  ist. 
Im  allgemeinen  hält  Abel  sie  zur  Vertilgung  der  Ratten  für  geeignet,  er 
glaubt  aber,  daß  der  Anwendungsmodus  noch  eine  weitere  Aus- 
arbeitung erheischt. 

Klein  und  Williams^)  beobachteten  bei  Infektion  grauer  Ratten  per  os  mit 
den  Kulturen  des  Danyszschen  Bacillus  nur  eine  Mortalität  von  33  Proz.  In  der 
Annahme,  daß  sie  dadurch  mehr  befriedigende  Resultate  erhalten  würden,  versuchten  sie 
den  Ratten  als  Nahrung  Mäuse  zu  geben,  die  infolge  subkutaner  Einspritzungen  mit 
dem  Bacillus  krepiert  waren,  doch  es  erwies  sich,  daß  unter  diesen  Umständen  die  Ratten 
überhaupt  nicht  eingingen.  Außerdem  machten  die  Autoren  noch  einen  Versuch  mit 
Infizierung  von  Ratten  in  einem  Londoner  Paokhaus,  aber  gleichfais  ohne  jeden  Erfolg. 

Sich  auf  diese  Ergebnisse  stützend,  halten  Klein  und  Williams 
die  Kulturen  des  Bacillus  Danysz  für  seiner  Bestimmung  nicht  ent- 
sprechend und  die  entgegengesetzten  Schlußfolgerungen  Kister  undKoettgens 
erklären  sie  damit,  daß  diese  Untersucher  zu  ihren  Versuchen  frisch  gefangene  Ratten 
verwandten,  unter  denen  immer  nach  Klein  und  Williams'  Versicherungen,  ganz 
unabhängig  von  irgendwelchen  Infektionen,  im  Verlaufe  der  ersten  7  —  10  Tage  eine 
Mortalität  von  gegen  25  Proz.  beobachtet  wird. 

Rosenau^j  stellte  seine  Versuche  mit  Kulturen  an,  die  er  aus  dem  Institut 
Pasteur  in  Paris  erhielt*).  Alles  in  allem  infizierte  er  115  Ratten,  von  denen  8  „nor- 
wegische" und  die  übrigen  weiße  und  graue  Ratten  (M.  decumauus)  waren.  Nach 
seinen  Beobachtungen  befindet  sich  die  vernichtende  Wirkung  des  Bacillus 
in  direkter  Abhängigkeit  von  der  Menge  der  Kultur,  die  in  den  Darm 
der  Ratten  eingeführt  wird.  So  infizierte  er  bei  einem  Versuch  27  Ratten  durch 
Verfütterung  einer  großen  Quantität  der  Kultur  —  alle  diese  Ratten  gingen  im  Verlauf 
einer  Woche  zugrunde,  in  einem  anderen  Falle  infizierte  er  dagegen  70  Ratten  mit 
einer  kleinen  Menge  Kultur  —  von  ihnen  fielen  nur  7.     Er  fand,   daß    Ratten,   die 


1)  Abel,  Rudolf,  Versuche  über  die  Verwendbarkeit  des  Bacillus  Danysz 
zur  Vertilgung  von  Ratten.    (Dtsche  med.  Wochenschr.  Jahrg.  27.  1901.  p   869.) 

2)  Klein,  E.  u.  Williams,  Herbert,  Experiments  with  the  Danysz  rat 
bacillus.    (The  Lancet.  1901-  Vol.  IL  79.  p.  440.) 

3)  Rosenau,  M.  J. ,  An  inverstigation  of  a  pathogenic  microbe  (B.  typhi 
muri  um  Danysz)  applied  to  the  destruction  of  rats.  (Bull.  No.  5.  of  the  hygien.  Labo- 
ratory  U.  S.  Marine  Hospital  Service.  Washington  1901.) 

4)  Er  nennt  sie  „Danyszs  Virus  No.  2"  und  sagt,  daß  er  aus  ihnen  einen  gram- 
negativen Bacillus  isoliert  habe,  welcher  nach  dem  Charakter  seines  Wachstums  auf 
Nährböden  der  Gruppe  der  Coli-Typhusbacillus  zugezählt  werden  müsse;  dabei  bezieht 
er  sich  auf  die  Arbeit  von  Danysz  vom  Jahre  1900.  Da  aber  Danysz  unter  der  Be- 
zeichnung Virus  No  2  einen  Bacillus  versandte,  der  sich  nach  Gram  färbt,  so  bleibt 
es  unbekannt,  ob  Rosenau  der  aus  Paris  erhalteneu  Kultur  eigenmächtig  die  Bezeich- 
nung Virus  No.  2  beilegte,  oder  ob  Danysz  unter  die«em  Namen  zwei  verschiedene 
Mikroorganismen  versandte. 


^  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

glücklich  eine  Infektion  überstanden  haben,  selbst  wenn  sie  durch 
eine  avirulente  oder  durch  eine  kleine  Dose  einer  virulenten  Kultur 
hervorgerufen  worden  war,  unempfänglich  für  weitere  Infektionen 
werden.  In  alten  Bouillonkulturen  treten,  seinen  Worten  nach,  Toxine  auf,  die  bei 
Einführung  in  den  Darm  von  Mäusen  und  Ratten  bei  diesen  Unwohlsein  hervorrufen 
und  ihnen  Immunität  verleihen. 

Eine  Uebertraguiig  der  öeuche  von  Ratte  zu  Ratte  durch  Fressen  der  Kadaver 
der   durch  Einwirkung  des   Bacillus  gefallenen  Genossen    konnte  er  nicht  konstatieren. 

Bei  der  Obduktion  von  an  der  Infektion  eingegangenen  Ratten  fand  er  eine  Ent- 
zündung des  Dünndarmes,  eine  Schwellung  der  Pe versehen  Plaques,  eine  Entzündung 
und  Hepatisation  der  Lungen  und  bisweilen  Infarkte  in  ihnen. 

Das  Resultat  seiner  Untersuchung  faßt  Rosen  au  dahin  zusammen,  daß  dem 
Charakter  ihrer  Wirkung  nach  sich  die  Kulturen  des  Danyszschen  Bacillus  wenig  von 
chemischen  Giften  unterscheiden,  indem  die  von  diesem  Bacillus  verursachte  Erkrankung 
nicht  auf  Ratten  übergeht,  die  kein  infektiöses  Material  gefressen  haben.  Als  negative 
Eigenschaften  bezeichnet  er  die  Fähigkeit  der  Kulturen,  unter  gewissen  Bedingungen 
Ratten  eine  Immunität  zu  verleihen,  als  positive  —  ihre  Unschädlicheit  für  Menschen 
und   Haustiere. 

Rosenau  bezweifelt  indessen,  daß  diese  Kulturen  irgendeine 
praktische  Bedeutung  gewinnen  könnten,  da  selbst  bei  Labora- 
toriumsversuchen, mit  Ratten,  die  in  Käfigen  infiziert  wurden,  d.  h. 
unter  Bedingungen,  bei  welchen  man  diese  Tiere  veranlassen  kann, 
beliebig  große  Mengen  des  Inf ektionsmaterials  zu  fressen,  es  ihm  nur 
bei  4ü  von  115  gelang,  den  Tod  hervorzurufen. 

Mar  kl*)  beobachtete  bei  Ratten,  denen  er  Kulturen  des  Danyszschen  Bacillus 
mit  der  Nahrung  verabreichte,  das  Eintreten  der  ersten  Krankheitserscheinungen 
48  Stunden  und  den  Tod  7 — 9  Tagen  nach  der  Infektion.  In  den  Organen  der  Ge- 
fallenen, besonders  im  Herzblute,  gelang  es  ihm,  nur  eine  geringe  Zahl  von  Stäbchen 
nachzuweisen,  so  daß  bisweilen,  wenn  zur  Aussaat  zu  wenig  Blut  genommen  wurde,  der 
Nährboden  steril  blieb.  Er  fand,  daß  die  Seuche  auf  gesunde  Ratten  beim 
Fressen  der  Kadaver  der  an  der  Infektion  mit  der  Kultur  Gefallenen, 
übertragen  wurde,  jedoch  nur  im  Verlaufe  von  drei  Passagen.  Dabei 
trat  der  Tod  bei  solchen  Ratten  später  ein,  als  bei  Ratten,  die  unmittelbar  mit  der 
Kultur  infiziert  worden  waren.  Die  Abschwächung  der  Infektiosität  der  Kadaver  er- 
klärt Autor  dadurch,  daß  der  Danyszsche  Bacillus  sich  vorwiegend  im  Darmkanal 
lokalisiert,  infolgedessen  gehen  die  Ratten  eher  infolge  einer  Intoxikation  zugrunde,  als 
infolge  einer  Infektion.  Zur  Bestätigung  dieser  Ansicht  beruft  er  sich  auf  die  Toxizität 
von  Filtraten  der  Bouillonkulturen  des  Bacülus  auf  Ratten  bei  Einführung  per  os. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Mar  kl  verlieren  Bouillonkulturen  selbst  bei  Ab- 
schluß von  Sauerstoff  schnell  ihre  Virulenz;  Agarkulturen  bleiben  etwas  länger  viru- 
lent. Er  versichert,  daß  nach  einer  einmaligen  Passage  durch  die  Bauchhöhle  eines 
Kaninchens  im  Kollodiumsack  eine  avirulente  Rasse  des  Bacillus  wieder  von  neuem 
virulent  wird. 

Im  allgemeinen  kommt  Markl  zu  dem  Schluß,  daß  die  von  ihm  unter- 
suchten Kulturen  für  Vertilgung  von  Ratten  geeignet  sind,  und  daß 
sie  infolge  ihrer  Unschädlichkeit  für  Menschen  und  Haustiere  vor 
chemischen  Giften  den  Vorzug  verdienen. 

Wiener^)  beobachtete  bei  mit  Kulturen,  die  er  von  Danysz  er- 
halten hatte,  infizierten  Ratten  den  Eintritt  des  Todes  erst  nach  4  bis 
6  Wochen,  und  auch  dann,  wie  er  meint,  eher  infolge  einer  Intoxi- 
kation, als  einer  Infektion,  da  er  in  den  Organen  der  gefallenen  überhaupt  keine 
Danyszschen  Bacillen  fand  oder  nur  in  ganz  geringer  Menge.  Beim  Versuch, 
die  Virulenz  des  gesamten  Mikroorganismus  durch  die  Methode  der 
Tierpassagen  zu  verstärken,  erhielt  er  negative  Resultate.  Nach  seinen 
Versicherungen  läßt  sich  dieses  Ziel  erreichen  durch  Passagen  der  Bacillen  durch 
alkalisch  gemachte  rohe  Hühnereier.  Wiener  sagt,  daß  es  ihm  bei  Befolgen  dieser 
letztgenannten  Methode  gelang,  eine  avirulente  Rasse  des  Bacillus  in  eine  solche  zu 
verändern,  welche  Ratten  in  5—7  Tagen  tötete. 

Bei  der  Obduktion  fand  dieser  Autor  bei  allen  bei  seinen  Versuchen  krepierten  Ratten 
eine  Hyperämie   und   bisweilen  eine  Hepatisation   der  Lungen.    Nach  seinen  Beobach- 

1)  Markl,  Gottlieb,  Ueber  die  Bedeutung  des  Danyszschen  Bacillus  bei  der 
Rattenvertilgung.    (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  31.  1902.  p.  202.) 

2)  Wiener,  E.,  Ueber  den  Bacillus  Danysz,  (München,  med.  Wochenschr. 
1902.  p.  401.)  -  Die  Mäuse-  und  Rattenplage.  (Zeitschr.  f.  d.  landwirtschaftl.  Versuchs- 
wesen in  Oesterr.  Jahrg.  5.  H.  9.  1902.  p.  1009.) 


I 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  9 

tungen,  bei  Wachstum  des  Bacillus  auf  Gelatine,  .,wird  Gelatine,  selbst  wenn  derselben 
geringe  Mengen  von  Agar  zugesetzt  sind,  peptonisiert"'. 

Oetinger*)  versuchte  die  Methode  Wieners  zur  Verstärkung  der  Virulenz 
einiger  Kulturen  des  Danyszschen  Bacillus  anzuwenden.  Er  hatte  die  Kulturen  aus 
drei  verschiedenen  Quellen  erhalten,  darunter  auch  von  Wiener  selbst,  aber  mit  keiner 
derselben  gelang  es  ihm,  befriedigende  Resultate  zu  erzielen. 

Wainstein'-)  gibt  an,  daß  er  eine  ganze  Reihe  von  Methoden  zur  Verstärkung 
der  Virulenz  der  Danyszschen  Bacillen  ausprobiert,  und  daß  er  ihn  zu  diesem  Zwecke 
auf  stark  alkalischem  Agar  kultiviert  habe,  dann  durch  die  Bauchhöhle  von  Meer- 
schweinchen in  KoUodiumsäckchen  durchgeführt  und  die  Wien  ersehe  Methode  ange- 
wandt habe  und  ähnliches.  Von  all  diesen  Methoden  hält  er  die  Durchführung  des 
Bacillus  durch  die  Bauchhöhle  von  Meerschweinchen  in  KoUodiumsäckchen  für  die 
wirksamste.  Aber  da  die  auf  diese  Weise  verstärkte  Kultur  seine  Ratten  sogar  bei  sub- 
kutanen Injektionen  nicht  tötete,  so  entschloß  er  sich,  über  den  Grad  ihrer  Virulenz 
nur  nach  äußeren  Anzeichen  bei  den  infizierten  Tieren  zu  urteilen.  Er  nahm  an,  daß 
die  Virulenz  des  Bacillus  sich  verstärkt  habe,  wenn  die  Versuchstiere  nach  der  Ein- 
spritzung niedergeschlagen  aussahen,  Nahrung  verweigerten  etc.  Diese  Symptome 
konnten  aber,  wie  er  richtig  bemerkt,  bei  ihnen  auch  als  Resultat  der  öchmerz- 
empfindungen  sich  einstellen  und  folglich  keine  Beziehung  zur  Wirkung  des  Bacillus 
selbst  haben. 

Alle  seine  Versuche  führte  Wainstein  an  4  grauen  und  4  weißen  Ratten  und 
4  grauen  und  4  weißen  Mäusen  aus.  Um  sie  zum  Fressen  des  mit  der  Kultur  durch- 
tränkten Brotes  zu  bringen,  ließ  er  sie  bis  zum  Versuch  3—5  Tage  hungern.  Das 
Ergebnis  war,  daß  von  allen  diesen  8  Ratten  und  8  Mäusen  nur  eine 
weiße  Maus  krepierte,  am  2.  Tage  nach  der  Infektion  per  os,  und  auch 
diese,  wie  er  glaubt,  ganz  unabhängig  von  der  Wirkung  des  Bacillus 
Danysz,  dessen  Anwesenheit  in  den  Organen  es  ihm  nachzuweisen  nicht  gelang. 

Mühlens,  Dahin  und  Fürst')  unternahmen  ihre  Versuche  mit  einer  Kultur 
des  Danyszschen  Bacillus,  die  sie  bei  einer  Berliner  Firma  erstanden.  Vor  Beginn 
der  Versuche  machten  sie  mit  dieser  Kultur  eine  Aussaat  auf  Drigalski  schem  Agar 
und  überimpften  aus  den  auf  ihm  sich  entwickelnden  blauen  Kolonieen  auf  gewöhn- 
lichem Agar,  auf  dem  sie  fortfuhren,  die  folgenden  Generationen  zu  züchten.  Bei 
grauen,  per  os  infizierten  Ratten  beobachteten  sie  gegen  50  Proz.  Sterblichkeit,  bei 
weißen  (zahmen  Ratten)  gegen  90  Proz.  Die  grauen  gingen  am  3. — 10.  Tage  ein,  die 
weißen  am  3. — 21.  Tage  nach  der  Infektion. 

Die  Autoren  setzten  drei  gesunden  Ratten  Kadaver  von  an  der  Infektion  mit  dem 
Bacillus  krepierten  vor  und  fanden,  daß  die  Seuche  auf  sie  übertragen  wurde. 

Bei  der  Obduktion  der  Gefallenen  beobachteten  sie  eine  mehr  oder  weniger  stark 
ausgeprägte  Enteritis,  Schwellung  der  Pey  er  sehen  Plaques,  Vergrößerung  von  Leber 
und  Milz  (bei  verzögertem  Verlauf  der  Krankheit  ließen  sich  in  beiden  Organen,  nach 
ihren  Angaben,  kleine  Knötchen  bis  von  Stecknadelkopfgröße  nachweisen,  in  der  Leber 
gar  bis  von  Linsengröße),  Hyperämie  der  Lungen,  kleine  Blutaustritte  an  den  Pleuren, 
geringe  Exsudate  in  Brust-  und  Bauchhöhle,  und,  nicht  selten,  Vergrößerung  der  Hais- 
und Mesenterialdrüsen.  Ueber  die  Resultate  der  bakteriologischen  Untersuchung  dieser 
Ratten  sagen  sie  folgendes:  „Soweit  eine  kulturelle  Untersuchung  möglich  war,  gelang 
meist  der  Nachweis  der  Bakterien  in  den  Organen,  mitunter  auch  im  Darm." 

Außerdem  erprobten  die  Autoren  die  Wirkung  des  Bacillus  auf  Meerschweinchen, 
Katzen,  junge  Hunde,  Hammel,  Rmder,  Affen,  Hühner,  Tauben  und  Gänse,  indem  sie 
ihnen  mit  der  Nahrung  Emulsionen  gaben,  die  aus  Agarkulturen  zubereitet  worden 
waren ;  große  Tiere  erhielten  bis  zu  einer  vollen  Kultur.  Auf  die  Infektion  reagierten 
nur  ein  Hammel  und  zwei  Affen,  bei  ihnen  ließ  sich  eine  Temperatursteigerung  und 
Durchfall  beobachten.  Einer  der  Affen  ging  ein  und  im  Eiter  aus  einer  Mesenterial- 
drüse  wurde  der  Danyszsche  Bacillus  gefunden. 

Auf  Grund  dieser  Untersuchungsergebnisse  kommen  die  Autoren  zu  dem 
Schlüsse,  daß  in  praktischer  Beziehung  die  Bedeutung  der  von  ihnen 
geprüften  Kulturen  nicht  sehr  groß  sei,  da  von  grauen  Ratten,  selbst 
bei  Laboratoriumsversuchen,  nur  50  —  60  Proz.  krepierten.     Im  Hinblick 


1)  Oetinger,  M. ,  Ueber  die  Wien  ersehe  Methode  zur  Virulenzsteigerung  der 
Danysz- Bacillen.    (München,   med.    Wochenschr.  Jahrg.  50.   I.  Hälfte.    1003.  p.  324.) 

2)  Wainstein,  E. ,  Ueber  die  Bedeutung  des  Bacillus  von  Danysz  bei  der 
Vertilgung  der  Ratten.     (Wjestnik  Obtschestwennoi  Gigieny.  1904.  p.  1126.)    [Russisch.] 

3)  Mühlens,  Dahm  u.  Fürst,  Untersuchungen  über  Bakterien  der  Enter  i- 
ditis-Gruppe  (Typus  Gärtner  und  Typus  Flügge)  insbesondere  über  die  sogenannten 
„Fleischvergiftungserreger"  und  „Rattenschädlinge".  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
Bd.  48.  1909.  p.  23.) 


10  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

aber  darauf,  daß  die  Kulturen,  nach  ihren  Beobachtungen,  für  einige  Tiere  nicht  ganz 
ungefährlich  sind,  raten  sie,  bei  praktischer  Verwendung  derselben  gewisse  Vorsichts- 
maßregeln zu  beobachten. 

Aus  der  angeführten  Literaturübersicht  sehen  wir,  daß  es,  trotz 
vielfacher  Untersuchungen,  noch  lange  nicht  als  endgültig  entschieden 
angesehen  werden  kann,  ob  der  Danyszsche  Bacillus  sich  zur  Ratten- 
vertilgung eignet  oder  nicht.  Zur  regelrechten  Entscheidung  der  Frage 
wäre  es  nötig,  bei  den  Versuchen  Kulturen  von  maximaler  Virulenz  zu 
verwenden ;  bisher  kennen  wir  aber  weder  eine  Methode  zur  Gewinnung 
solcher  Kulturen,  noch  verstehen  wir  es  sogar,  dieselben  auf  unseren 
Nährböden  oder  auf  andere  Weise  so  zu  züchten,  daß  sie  keine  Ab- 
schwächung  erfahren. 

In  Anbetracht  der  ungenügenden  Durcharbeitung  und  in  Anbetracht 
der  praktischen  Bedeutung  der  Frage  beschloß  ich,  auch  meinerseits  den 
Versuch  zu  machen,  mich  in  ihr  zu  orientieren. 

Entsprechend  den  oben  erwähnten  Gründen  hielt  ich  es  für  not- 
wendig, mit  dem  Auffinden  einer  Methode  zur  Verstärkung  der  Virulenz 
des  Danysz sehen  Bacillus  bis  zu  maximaler  Stärke  zu  beginnen;  da 
es  aber  zur  Verstärkung  der  Virulenz  anderer  pathogener  Bakterien 
gewöhnlich  genügt,  sie  durch  empfängliche  Tiere  hindurchzuführen,  so 
schien  es  mir  von  Interesse,  vor  allem  die  Richtigkeit  der 
Angaben  derjenigen  Autoren  zu  prüfen,  die  sagen,  daß 
die  Virulenz  des  Danyszschen  Bacillus  nach  Passagen 
durch  Ratten  sich  nicht  nur  nicht  verstärke,  sondern 
schnell  abnähme  und   zum  Schluß   vollkommen   schwände. 

Die  Anordnung  meiner  Versuche  war  folgende:  Zu  den  Passagen 
verwandte  ich  eine  Kultur,  die  ihren  Anfang  von  einer  Agarkultur  des 
Bacillusvirus  Danysz  nahm,  das  ich  aus  dem  Pariser  Laboratoire  des 
vaccins  Pasteur  erhalten  hatte  ^). 

Ich  ließ  die  Kultur  ausschließlich  durch  graue  Ratten  (M.  decuman  us) 
durchpassieren,  die  ich  per  os  infizierte. 

Die  zu  den  Passagen  erforderlichen  Tiere  wurden  ins  Laboratorium 
aus  verschiedenen  Bezirken  Petersburgs  geschafft,  und  vor  Ausführung 
des  Experimentes  einige  Zeit  in  Quarantäne  gehalten. 

Die  Infektion  der  Ratten  konnte  durch  Verfütterung  der  Organe 
der  gefallenen  Ratten  der  vorhergehenden  Passage  erreicht  werden,  oder 
durch  Verfütterung  einer  Kultur,  die  aus  diesen  Organen  gezüchtet  war. 
Der  erstere  Modus  mußte  als  der  zweckentsprechendere  erscheinen,  da 
bei  seiner  Anwendung  die  Gefahr  einer  künstlichen  Abschwächung  des 
Bacillus  beim  Passieren  der  Nährböden  vermieden  wird.  Da  diese  Methode 
aber  1)  nicht  die  Möglichkeit  der  Dosierung  der  Anzahl  der  Bacillen  an 
die  Hand  gibt,  die  bei  Jeder  Passage  in  den  Darm  der  Ratte  eingeführt 
wird  (die  Anzahl  der  Bacillen  in  den  Organen  der  Ratten  kann  eine 
ganz  ungleiche  sein)  und  2)  es  keine  Möglichkeit  gab,  einen  unbegrenzten 
Vorrat  von  Infektionsmaterial  zur  Verfügung  zu  haben  (besonders,  wenn 
man  als  Infektionsmaterial  Herzblut  benutzen  will),  so  gab  ich  es  auf, 
nach  dieser  Methode  vorzugehen,  und  infizierte  die  Ratten  mit  Kulturen, 
die  ich  aus  den  Organen  züchtete. 

Um  die  Bacillen  nicht  zu  komplizierten  Wachstumsverhältnissen 
außerhalb  des  tierischen  Organismus  auszusetzen,  benutzte  ich  in  einigen 
Versuchen  die  aus  den  Organen  entwickelten  Kulturen  bei  der  Infizierung 


1)  Laboratoire  des  vaccins  Pasteur.  Paris  5,  rue  St.  Armand. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  H 

der  Ratten  ohne  vorhergehende  Reinzüchtung;  da  aber  in  die  Organe 
noch  bei  Lebzeiten  der  Ratte  oder  gleich  nach  ihrem  Tode  fremde 
Bakterien  eindringen  konnten  und  da  diese  Bakterien  sich  den  Danysz- 
schen  beigesellen  und  so  oder  anders  auf  den  regelrechten  Gang  der 
Passagen  einwirken  konnten,  so  wandte  ich  in  einer  anderen  Reihe  von 
Versuchen  zur  Infizierung  der  Ratten  Kulturen  an,  die  vorher  durch 
das  Plattenverfahren  reingezüchtet  worden  waren. 

Um  endlich,  wenn  auch  nicht  auszuschließen,  so  doch  wenigstens 
den  Einfluß  des  Nährbodens  auf  den  Gang  der  Passagen  festzustellen, 
kultivierte  ich  in  einer  Reihe  von  Versuchen  in  den  Zwischenräumen 
zwischen  den  Passagen  die  Bacillen  außer  der  Bouillon  ^)  auch  in  einem 
besonderen  Dekokt,  in  welchem,  wie  wir  in  kurzem  hoffen  nachweisen 
zu  können,  der  Danyszsche  Bacillus  seine  Virulenz  bedeutend  länger 
bewahrte  als  in  Bouillon. 

In  der  Annahme,  daß  in  den  Organen  der  krepierten  Ratten,  ent- 
sprechend den  Angaben  der  Autoren,  sich  nur  eine  kleine  Anzahl  der 
Stäbchen  findet,  übertrug  ich  bei  der  Obduktion  1  ccm  große  Stückchen 
der  Leber  und  der  Milz  und  alles  im  Herzen  sich  befindende  Blut  in 
Probiergläschen  mit  10—13  ccm  Bouillon  oder  dem  erwähnten  Dekokt. 
Nach  24-stündigem  Verweilen  im  Thermostaten  wurde  die  in  den  Probier- 
gläschen entwickelte  Kultur  entsprechend  den  Bedingungen  des  Versuches 
verwandt,  d.  h.  entweder  direkt  zur  Infizierung  der  Ratte  benutzt  oder 
es  wurde  vorher  durch  Plattenverfahren  auf  Gelatine  eine  Reinkultur 
des  Bacillus  gezüchtet.  Wenn  der  Bacillus  zwischen  zwei  Tierpassagen 
im  Dekokt  kultiviert  werden  sollte,  so  wurde  die  Gelatine  für  die  Platten 
mit  dem  Dekokt  präpariert,  wenn  aber  in  Bouillon  kultiviert  werden 
sollte,  so  wurde  die  Gelatine  mit  Bouillon  hergestellt. 

Von  den  Kulturen  wurden  vor  ihrer  Passage  durch  Ratten  zur 
Kontrolle  Aussaaten  auf  schrägem  Agar  oder  Gelatine  gemacht,  oder 
mit  ihnen  das  Plattenverfahren  auf  Gelatine  angestellt.  Zu  diesen  Aus- 
saaten und  Platten  benutzte  ich  Agar  und  Gelatine,  die  mit  Bouillon 
präpariert  worden  waren  ^). 

Die  zu  den  Experimenten  ausgewählten  Ratten  setzte  ich  einige 
Minuten  vor  Beginn  des  Versuches  jede  einzeln  in  einen  besonderen 
Käfig,  weil  nur  unter  diesen  Bedingungen  es  möglich  ist,  die  Schwer- 
kranken vor  Angenagtwerden  durch  die  Genossen  zu  schützen,  und  darauf 
zu  achten,  daß  alle  Ratten  das  ganze  für  sie  bestimmte  Infektions- 
material auffressen. 

Zur  Infizierung  gab  ich  jeder  Ratte  10  ccm  Kultur.  Diese  Dosis 
wurde  in  den  Futternapf  gegossen  und  mit  Hilfe  eines  Glasstäbchens 
mit  der  doppelten  Gewichtsmenge  Roggenmehl  zu  einem  dicken  Teig 
vermengt,  der  mit  dem  Napf  in  den  Käfig  gestellt  wurde. 


1)  Zur  Bereitung  der  Bouillon  nahm  ich  auf  100  ccm  Wasser 

1,0  g  Pepton  sicc.  Witte 

1,0  „  Extr.  caruis  Liebig 

0,5  „  Kochsalz 
Die  Reaktion  der  Bouillon  wurde  mit  einer  10-proz.  Sodalösung  zu  einer  schwach 
alkalischen   gemacht.    Ueber  die  Methode  der  Bereitung  des  Dekoktes  werden   wir  in 
einer  besonderen  Arbeit  berichten,  die  der  Beschreibung  der  Eigenschaften  dieses  Nähr- 
bodens gewidmet  ist. 

2)  Im  Anfang  machte  ich  die  Kontrollaussaaten  entweder  auf  Agar  oder  Gelatine, 
aber  bald  zeigte  es  sich,  daß  auf  letzterer  eine  Beimengung  von  anderen  Bakterien  zum 
Danyszschen  Bacillus  bedeutend  leichter  zu  erkennen  war,  ich  benutzte  daher  in  der 
Folge  bei  meinen  weiteren  Versuchen  nur  noch  Gelatine. 


12 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


TabeUe  No.  1. 
Plan    der   Versuche    mit    Passagen    des   Danyszschen    Bacillus    durch 

graue  Ratten. 
I.  Gruppe  der  Versuche:  Die  Infizierung  der  Ratten  wird  mit  Kulturen  aus- 
geführt, die  unmittelbar  aus  den  Organen  gewonnen  wurden. 


Serie  APB  der  Versuche. 
Passagen  dienen  Bouillonkulturen. 


Als  Material  zu  den 


Serie  AD  der  Ver- 
suche. Als  Material  zu 
den  Passagen  dienen  Kul- 
turen in  dem  Dekokt. 

Es  wird  vollkommen 
ebenso  verfahren  wie  in 
§  a-§  c  der  Serie  APB, 
aber  statt  der  Bouillon  wird 
der  Dekokt  verwandt  und 
umgekehrt. 


Verfahren,  um  diese  Kulturen  zu  erhalten: 

§  a.  Leber-  und  Milzstücke  und  das  Herzblut  von 
Ratten  der  vorhergehenden  Passage  werden  in  Probier- 
gläschen mit  Bouillon  und  mit  dem  Dekokt  getan  ^). 

§  b.  Aus  den  Probiergläschen  §  a  werden  nach  24- 
stündigem  Verweilen  im  Thermostaten  Kontrollaussaaten 
auf  schrägem  Agar  oder  Gelatine  gemacht,  darauf  erhalten 
von  ihrem  Inhalt: 

Ratte  No.  1  10  ccm  Bouillon,  geimpft  mit  einem  Stück 
Leber ; 

Ratte  No.  2  ebensoviel  Bouillon,  "geimpft  mit  einem 
Stück  Milz; 

Ratte  No.  3  10  ccm  Dekokt,  geimpft  mit  einem  Stück 
Leber: 

Ratte  No.  4  ebensoviel  Dekokt,  geimpft  mit  einem 
Stück  Milz. 

§  c.  Von  den  Organen  der  Ratte  No.  1  oder  2  §  b 
werden  nach  ihrem  Tode  Aussaaten  entsprechend  §  a  ge- 
macht, darauf  wird  entsprechend  §  b  und  §  c  verfahren  usw. 

IL  Gruppe  der  Versuche:    Die  Infizieruug  der  Ratten   wird   mit  Kulturen 
ausgeführt,  die  vorher  durch  das  Platten  verfahren  reingezüchtet  worden  sind. 


Serie  BPB  der  Versuche.     Als  Material  für  die 
Passagen  dient  eine  Reinkultur  des  Bacillus  in   Bouillon. 


Verfahren,  um  diese  Kulturen  zu  erhalten: 

§  a'.  Man  verfährt  wie  in  §  a  der  Serie  APB  der 
Versuche. 

§  b'  Aus  den  Kulturen,  die  sich  in  den  Probier- 
gläschen §  a'  nach  24-6tündigem  Verweilen  im  Thermo- 
staten entwickelt  haben,  stellt  man  Platten  an :  aus  den 
Bouillonkulturen  in  Gelatine  mit  Bouillon,  aus  den  Kul- 
turen in  dem  Dekokt  in  Gelatine  mit  dem  Dekokt. 

§  c'.  Aus  den  in  den  Schälchen  §  b'  sich  entwickeln- 
den Kolonieen  werden  Aussaaten  gemacht:  aus  der  Bouillon- 
gelatine in  Probiergläschen  mit  Bouillon,  aus  der  Gelatine 
mit  Dekokt  —  in  Probiergläschen  mit  Dekokt. 

§  d'.  Nach  24-stündigem  Verweilen  im  Thermostaten 
werden  erst  aus  den  Reagensgläschen  §  c'  Kontrollaussaaten 
auf  schrägem  Agar  oder  Gelatine  gemacht,  worauf  von 
ihrem  Inhalt  erhalten: 

Ratte  No.  1  10  ccm  reiner  Kultur  in  Bouillon, 
„        „    2  idem, 

„        „    3  10  ccm  reiner  Kultur  im  Dekokt, 
„        ,,    4  idem. 

§  e'.  Aus  dem  Kadaver  der  Ratte  No.  1  oder  No.  2 
§  d'  werden  nach  ihrem  Tode  Aussaaten  entsprechend  §  a' 
gemacht,  worauf  man  verfährt  wie  in  §  a',  §  b',  §  c/,  §  d'  usw. 


Serie  BD  der  Ver- 
suche. Als  Material  für 
die  Passagen  dient  eine 
Reinkultur  des  Bacillus  in 
dem  Dekokt. 

Man  verfährt  voll- 
kommen ebenso  wie  in  §  a' 
— §  e'  der  Serie  BPB  der 
Versuche .  aber  anstatt 
Bouillon  benutzt  man  den 
Dekokt  und  umgekehrt. 


1)  In  den  Versuchsserien  mit  Bouillonkulturen  wurden  die  Aussaaten  aus  den 
Organen  außer  in  die  Bouillon  auch  noch  in  dem  Dekokt  gemacht,  und  in  den  Ver- 
sucnsserien  mit  dem  Dekokt  in  Bouillon  —  zu  genauerem  Studium  der  Eigenschaften 
des  Dekoktes.    Zu  gleichem  Zweck  wurden  die  sich  aus  diesen  Aussaaten  entwickelnden 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  13 

Alle  Teigstücke,  die  von  den  Ratten  während  des  Fressens  über  den 
Boden  verstreut  wurden  und  in  den  Untersatz  gefallen  waren,  wurden 
sorgfältig  gesammelt  und  von  neuem  in  den  Futternapf  gelegt. 

Gewöhnlich  waren  die  Ratten  mit  dem  Teig  schon  am  nächsten 
Morgen  fertig,  bisweilen  auch  erst  nach  1 — 2  Tagen,  und  erst  dann 
erhielten  sie  ihr  gewöhnliches  Futter,   das  in  Buchweizengrütze  bestand. 

Um  einer  Verwesung  der  Kadaver  vorzubeugen,  wurden  die  am 
Tage  krepierten  Ratten  sofort  nach  dem  Tode  obduziert,  während  die 
in  der  Nacht  gefallenen  einige  Stunden  bis  zur  Obduktion  in  der  Kälte 
aufbewahrt  wurden. 

Der  Plan  meiner  Untersuchungen  und  der  Modus  ihrer  Ausführung 
sind  in  Tabelle  No.  1  dargestellt. 

Während  der  Arbeit  mußten  in  den  Details  dieses  Planes  kleine 
Abänderungen  vorgenommen  werden,  deren  Wesen  sich  aus  den  An- 
merkungen in  den  weiterhin  angeführten  Tabellen  ergibt. 

Bei  dem  Studium  der  von  uns  erzielten  Resultate  sehen  wir  (Tabelle 
No.  3-16,  No.  18—25,  No.  27—32,  No.  34-38),  daß  von  1002  infizierten 
Ratten  927  krepiert  und  75  am  Leben  geblieben  sind  ^).  Einige  von 
ersteren  gingen  nach  mehr  oder  weniger  langer  Zeit  zugrunde,  die  Mehr- 
zahl jedoch  in  den  ersten  16  Tagen  nach  der  Infektion  (Tabelle  No.  39, 
No.  40,  No.  41,  No.  42  und  Taf.  1,  2,  3,  4). 


Kulturen  zu  Infizierung  der  Ratten  der  nächsten  Passage  verwandt  (s.  §  b  Ratte  No.  3, 
No.  4  und  §  d'  Ratte  No.  3,  No.  4).  Die  Ergebnisse  dieser  ergänzenden  Aussaaten  und 
Infizierungen  werden  in  dieser  Arbeit  in  extenso  gegeben,  in  Anbetracht  ihrer  Bedeutung 
zur  Klärung  der  Frage  der  Ursachen,  die  die  Unterbrechung  der  Passagen  hervorrufen. 
1)  Die  getöteten,  die  zum  zweiten  Male  infizierten,  eine  entlaufene  und  eine  durch 
ein  Versehen  überhaupt  nicht  infizierte  Ratte  wurden  zu  den  am  Leben  gebliebenen 
gezählt. 

Anmerkungen  zu  Tabelle  No.  2  (p.  14). 

1)  Eine  Ratte  fiel  am  9.,  die  zweite  am  10.,  die  dritte  am  37.  Tage;  die  vierte 
blieb  am  Leben  (wurde  getötet  am  44.  Tage  nach  der  Infektion).  Weitere  Passagen 
wurden  nicht  ausgeführt. 

2)  Eine  Ratte  fiel  am  12.  Tage,  die  übrigen  blieben  am  Leben  (getötet  wurden: 
zwei  am  40.  Tage,  eine  am  92.  Tage  nach  der  Infizierung).  Weitere  Passagen 
wurden  nicht  ausgeführt. 

3)  Zwei  Ratten  fielen  am  8.,  eine  am  11.  Tage;  die  vierte  blieb  am  Leben  (getötet 
am  58.  Tage  nach  der  Infektion).   Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

4)  Eine  fiel  am  11.,  die  zweite  am  17.  Tage,  die  dritte  am  40.  Tage.  Weitere 
Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

5)  Die  Ratten  fielen  am  6.,  7.,  9.  und  10.  Tage.  Weitere  Passagen  wurden 
nicht  ausgeführt. 

6)  Eine  fiel  am  7.,  eine  andere  am  57.,  die  dritte  am  235.  Tage.  Weitere  Pas- 
sagen wurden  nicht  ausgeführt. 

7)  Die  Ratten  fielen  am  2.,  6.,  8.  und  9.  Tage.  Weitere  Passagen  wurden 
nicht  ausgeführt. 

8)  Die  Ratten  fielen  am  3.,  4.  und  8.  Tage.  Weitere  Passagen  wurden 
nicht  ausgeführt. 

9)  Eine  fiel  am  10.,  die  zweite  am  15.,  die  dritte  am  57.  Tage.  Weitere  Pas- 
sagen wurden  nicht  ausgeführt. 

10)  Drei  fielen  am  4.,  eine  am  18.  Tage.  Weitere  Passagen  wurden  nicht 
ausgeführt. 

11)  Die  Passagen  werden  fortgesetzt. 


14 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


NO  der  Tabelle  No.  2. 

Passage   Genealogische  Verbindung  der  Passagen  der  Serie  APB  der  Versuche. 


2 
s 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

U 

16 

16 

17 

18 

19 
20 

21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 


Vers. 

I 


Vers.  23 Vers.  22 

I  I 

,,      26 „      24 


311) Vers.    32 


Vers.  37  2) 


Vers.  47  8) 


Vers.  50 


53 
57 
64 
75 

81 


Vers.  89 Vers. 


Vers. 


Vers.    94 


130 Vers.    99 

I  I 

138 „      106 

I  I 

166  6) „      109 

I 
„      117 


Vers.  146  6) Vers.  143  .  Vers.  137 

I  I 
„      154  .       ,,      144 


162  8) 


158  7) 


Vers.  100 
I 

104 
I 
107 

111 

114 

125 

134 


95 
103 
129*) 


Vers.  140 Vers. 

I 


Vers.  151 Vers.  149 

I ^ 

„   160  ...  . 


147 
1551 


167 
169 
175 
18t 
187 
192 
197 
201 


Vers.  219 Vers.  207 


226 
I 
232  .   „ 

238  .   ,, 
I 
249  .   „ 

25811)  „ 


Vers.  218 


226 

230 

I 

236 
I 

244 
I 

251 


Vers.  214 
I 

222 
/ 

234 
1 

240 
I 
„        247  . 


264  11) 


Vers.  159  .  Vers.  164  lo) 
166 
168 
174 
182 
188 
194 
199 
206 
212 
215 
224 
233 
239 
250 
259  1« ) 


•  •     „   26011) 
1>-11)  s.  p.  13. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


15 


TabeUe  No.  3. 
Serie  ÄPB  der  Versuche. 


OJ.    . 

«  O   - 


I  nf  ek  tionsm  aterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


*•    ai    O 

's  S  *" 

fe    »    4) 

a"  ' — ■  Ui 
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E  Sc 


g  ^  'S    Fremde  Bakterien 

S  -  'S  I   wurden  gefunden 
£  £  Ö  I  +  (X)  oder  keine  0 


a^ 


1  Vers.  4 
r    R.  170 


Vers.  7 
R.  205 


\  Vers.  11 
R.  234 

1  Vers.  14 
r    R.  263 

l  Vers.  17 
j    R.  '298 

1  Vers.  18 
r   R.  337 


Vers.  20 
R.  357 


Vers.  22 
R.  382 


Vers.  24 
R.  396 


Vers.  32 
R.  433 


Vers.  39 

R.  467 


Vers.  41 
R.  488 


Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Müz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Müz 
Leber 

Milz 
Leber 

Müz 
Leber 

Milz 

Leber 

Milz 
Leber 

Mik 
Leber 

Milz 
Leber 

Müz 
Leber 

Milz 

Leber 
Milz 

Leber 
Milz 

Leber 
Müz 

Leber 

Milz 

Leber 
Milz 


n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 

n  Bouillon 

m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 

n  Bouillon 

im  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 

n  Bouillon 
m  Dekokt 


Og 

2 

2 

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7 

11 
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7 

10 
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7 
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9 
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nach  der  Infektion) 


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1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


16 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Infektionematerial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 


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573 
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602 
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635 
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683 

684 
685 

706 

707 

708 
709 

765 

766 

767 
768 
7112 
793 
794 
795 
796 
797 
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830 

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832 
833 
834 
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877 
878 

893 

894 
895 
896 


Vers.  46 
R.  513 


1  Vers.  50 
I    R.  554 

1  Vers.  53 
(    R.  572 


Vers.  57 
R.  602 


Vers.  64 
R.  633 


Vers.  75 
R.  683 


Vers.  81 
R.  707 


/Vers.  89 
R.  706 


Vers.  94 
}  R.  794 


IVers.   100 
(    R.  831 


Vers.   104 
'    R   875 


Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 

Leber 
Milz 
Leber 

Milz 
Leber 
Milz 

Leber 

Milz 

Leber 
Milz 

Leber 

Milz 

Leber 

Milz 

Leber 

Milz 
Herzblut 

Leber 

Milz 
Herzblut 

Leber 

Milz 
Herzblut 

Leber 

Milz 
Herzblut 

Milz 
Herzblut 

Milz 
Herzblut 

Herzblut 

Milz 

Herzblut 

Milz 


I  in  Bouillon 
'  im  Dekokt 
in  Bouillon 
im  Dekokt 
in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 
/  in  Bouillon 
>  im  Dekokt 
;  in  Bouillon 

im  Dekokt 
in  Bouillon 

im  Dekokt 

\  in  Bouillon 
im  Dekokt 


in  Bouillon 


>  im   Dekokt 


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Og 

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14 
14 
14 
14 
15 
15 
15 
15 
16 
16 
16 
16 
17 
17 

17 
17 
18 


10 
6 

9 

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10 

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7 
7 
7 
7 
4 
7 
16 


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nicht 
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Og 


nicht 


Og 
Og 


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Og 

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Og 

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Og 


Blieb  am  Leben  (getötet  am  39. 

nach  der  Infektion) 

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Blieb  am  Leben  (nochmals 

fiziert) 


Tage 


18 

12 

18 

6 

18 

12 

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19 

10 

19 

9 

19 

11 

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12 

20 

7 

20 

13 

20 

10 

21 

6 

21 

6 

21 

6 

21 

5 

21 

6 

21 

6 

22 

12 

22 

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6 

22 

6 

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5 

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6 

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16 

23 

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Og 


Og 

Og 

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Og 

Og 

Og 

Og 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


17 


;§< 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Batte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 


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§  ^.H 

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Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


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111 


114 


125 


I  Vers.  111 
f   R.  909 


134 
140 

149 

159 

166 
168 


909 

910  1  Vers.  107 

911  f  R.  893 
912 
923 
924 
925 
926 

1000 


1001 

1002 
1003 
1004 
1005 
1036 
1037 
1038 

10G4 

1065 

1066 
1103 
1104 
1105 
1139 

1140 

1141 
1142 
1170 
1171 
1172 

1173 

1182 

1183 


,Vers.  114 
R.  924 


iVers,  125 
f  R.  1000 


.Vers.  134 
'  R.  1038 


IVers.   140 
(  R.  1064 


Vers.  149 
R.  1104 


IVers.   159 
f  R.  1139 


^Vers.   166 
f  R.  1171 


1184 
1185 

174  1210 

1211  I  Vers.  168 
^  „!?  R.  1185 
1212 

1213' 

182  12581 

^^^^jVers.  174 


1260 
1261! 


R.  1211 


Herzblut 

Milz 
Herzblut 

Milz 
Herzblut 

Milz 
Herzblut 

Milz 
Leber 

Milz 

Herzblut 

Leber 

Milz 

Herzblut 

Herzblut 

Milz 

Leber 

Herzblut 

Leber 

Milz 
Herzblut 
Milz 
Leber        j 

Abimpfung  \ 
aus  Bouillon  I 
mit  Herzblut  / 

Orig.- Kultur  J 

Abimpfung   \ 
aus    Bouillon  | 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 


in  Bouillon 
im  Dekokt 
in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 
in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 


Og 


+g 
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Og 


25 
25 
25 
25 
26 
26 
26 
26 
27 

27 

27 
27 
27 

27 
28 
28 
28 

29 

29 

29 
30 
30 
30 
31 

31 

31 
31 
32 
32 
32 

32 

33 

33 

33 
33 
34 

34 

34 
34 

35 
35 
35 
35 


3 

6 

8 

6 

90 

10 

26 

9 

6 


14 

70 

5 


10 

79 

14 

11 

164 

6 


7 
8 
3 
7 
15 


16 
11 

6 

6 

60 

10 


vergr. 


nicht 
vergr. 
nicht 
vergr. 


nicht 
vergr. 


nicht 
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nicht 
vergr. 


nicht 
vergr. 


Og 

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Og 


Og 

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Og 

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11 

12 

6 

115 

10 

Am  Leben  am  172 


Og 


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Og 
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Og 

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Og 


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Og 

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Og 

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Og 


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Og 

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Og 


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Og 

+g 

Og 


Infektion 


Off 

St 

Tage  nach  der 


1)  In  Bouillon.  2)  Im  Dekokt. 

3)  In  Bouillon  eine  Gelatine  schwach  verflüssigende  Bakterienkolonie. 

4)  In  Leber  und  Milz  (Bouillon)  je  eine  Gelatine  verflüssigende  Kolonie. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  1/2.  2 


18 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


25 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert; 


B    1  ' 


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1  o  ^ 


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Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


73  XI 
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18811282 
,1283 

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194  1306 

1307 

130S 

1309 

199  1326 
Il327 

11328 

11329 

206  |1358 
1359 
|1360 
11361 

212  1386 
1387 
11388 
|l389 

215  11402 

1403 
1404 


Vers.  182 
R.  1258 


Vers.  118 
i  R.  1284 


Abimpfung 
aus    Bouillon  ,  . 
mit  Herzblut     iQ  Bouillon 
Orig. -Kultur] 


Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 


Vers.  194 


Abimpfung 
x^    ,  ^,.  i^us   Bouillon 
R.  1308    mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 


iVers.   199 
R.  1328 


IVers.  206 
R.  1361 


224 


233 


239 


1405 

1438 
1439 
1440 

1441 

1474 

1475 
1476 
1477 

1501 

1502 

1503 


1504 

25011551 

11552 

1553 
1554 


Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig. -Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 


AT         Ol  Ol  Abimpfung 
Vers.  212  aus   Bouillon 
{  R.  1387    mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 


Vers.  215 
R.  1405 


IVers.  224 
(  R.  1441 


Vers.  233 
R.  1474 


Vers.  239 
R.  1502 


Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 


Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Og 


11    I  vergr.     Og       Og     i    Og 
Am  Leben  am  163.  Tage  nach  der 
Infektion 
Oe    I    Og 


vergr. 
nicht 
vergr. 


+g^) 


Og*) 

Og 

+g^) 


Og') 
Og 


Og 


+gM 


Og*) 
Og 

+g 
Og 


36 
36 

36 
36 
37 

37 

37 

37 

38 
38 
38 

38 

39 
39 
39 
39 
40 
40 
40 
40 
41 

41 
41 

41 
42 
42 
42 

42 

43 
43 
43 
43 

44 

44  - 

44    Am  Leben  am  78.  Tage  nach  der 
Infektion 


9 
82 

6 

5 

5 

6 

16 
13 

8 

11 

8 

7 

8 

4 
13 

7 
69 
12 
Am  Leben  am  113. 


Og 

8t 
Og 


Og 


Og 


Og 
Og 

st 


60 
37 


6 
5 
8 
3 

12 


Infektion 
nicht  j    Og 

vergr.    +g 


Tage  nach  der 


St 
Og^) 


Og 


+g')' 


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Og 


V 


+g 
+g') 


+g 


St 
Og 

Og 

Og 


st 

Og 


Og 


44 
45 

45 

45 
45 


6 

vergr. 

Og 

Og     1 

5 

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» 

6 

+g 

+g^) 

Og») 

0 

» 

Og 

Og 

1       5 

)i 

>) 

Og 

Og 


st 


1)  In  Bouillon. 

2)  In  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


19 


Infektionsmaterial 


o 

aM 

SS 

-§1 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


1606 
1607 
1608 

1609 


385 

386 
387 
388 
399 

400 
401 
402 
429 
430 
431 
432 


459 

460 
461 

462 


,Vers.  250 
'  R.  1554 


In  welchem 

,  ,  Nährmittel 

Aus  welchem  kultiviert 
Organ       i 


Abimpfung 

aus   BouiUon 

mit  Milz 


in  Bouillon 


Og 


46 
46 
46 

46 


2  S  fe 
M  s  o) 

>^>  o 


E  So 


Fremde  Bakterien 

wurden   gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


vergr. 


Og 
Og') 


Die  Passagen  werden  weitergeführt. 

Tabelle  No.  4. 
Serie  APB  der  Versuche. 


Vers.  20 
R.  358 


Vers.  23 
R.  385 


Vers.  25 
R.  309 


Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 


in  Bouillon 
im  Dekokt 
in  BouiUon 
im  Dekokt 
in  Bouillon 

im  Dekokt 


OP 


+  P 
OP 
+P 


8 

8 

8 

8 

9 

9 

9 

9 

10 

10 

10 

10 


5 

5 

10 

8 

6 

10 

5 

5 

9 

37 

10 


vergr. 

>) 
nicht 
vergr. 


nicht 
vergr. 


+g 


OP 

Oa 
+P 

dp 

OP 
Oa 

+g 

I» 

Og 


:S 


03 


+  g- 

Og 


Og 


OP 

Oa 

+P 

I» 

+P 
OP 
Oa 


Oa 


St 


Vers.  24 
R.  395 


Blieb  am  Leben  (getötet  am 
44.  Tage  nach  der  Infektion) 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  5. 
Serie  APB  der  Versuche. 

Blieb  am  Leben  (getötet  am 
92.  Tage  nach  der  Infektion) 
12  I  nicht  j  Og  I  +P  i 
Blieb  am  Leben  (getötet  am 
40.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb  am  Leben  (getötet  am 
40.  Tage  nach  der  Infektion) 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Leber 

Milz 
Leber 

Milz 


+g 

10  1 

in 

Bouillon 

1 

10  1 

Og 

10  i 

im 

Dekokt 

>i 

10 

TabeUe  No.  6. 
Serie  APB  der  Versuche. 


523 

Leber 

;  in  Bouillon 

Og 

14 

524 

Vers.  46 

Milz 

+g 

14 

525 

526 

[   R.  514 

Leber 
Milz 

I 

>  im  Dekokt 

Og 

14 
14 

11     i  vergr.  I  |  j    Og 

Blieb  am  Leben  (getötet  am 

53.  Tage  nach  der  Infektion) 
8     I  vergr.  1  I  |    Og 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  7. 
Serie  APB  der  Versuche. 


761 
762 

763 
764 


Vers.  81 
R.  706 


Leber 
Milz 

Leber 
Milz 


in  Bouillon 


im  Dekokt 


+g 

20 

Blieb  am  Leben  (noch 

Og 

20 

11 

vergr. 

+g 

+g 

20 
20 

17 
64 

nicht 

» 

+g 

Og 

+g 


Og') 


Og 

+g 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


2* 


20 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


^  a 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Batte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 


<V   (U  C 

fc  <u  S 

oj    Sm  ^ 

So  « 


a>  O 


CS 

P' 
<s 
bü 


T3 


OD  «    »- 

1-1  h  *> 

4)  *■   '-' 

1^  g?t^ 


Fremde  Bakterien 

wurden   gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


OJ    IS3 


95 


103 


129 


798 

7 

800 

801 
802 
803 

867 

868 
869 

870 

871 

872 

1018 

1019 

1020 


Vers.  88 
R.  762 


Vers.  95 
R.  800 


IVers.   103 
(    R.  869 


Leber 
Milz 

Herzblut 

Leber 

Milz 

Herzblut 

Leber 

Milz 

Herzblut 

Leber 

Milz 

Herzblut 

Herzblut 

Milz 

Leber 


in  Bouillon 


im  Dekokt 


in  Bouillon 


im  Dekokt 


in  Bouillon 


+g 

Og 
+g 


+g 


+g 


21 

21 

21 

21 
21 
21 

22 

22 
22 
22 
22 
22 
23 
23 
23 


13 
17 


vergr. 
nicht 

vergr. 


+g 


Off 


+g 
+g^) 


Os 


Blieb  am  Leben  (nochmals  infiziert) 


7 
6 

8 

5 

5 

5 

10 

40 

17 

11 


vergr. 

Og^) 

+g') 

Og 

Og 

)) 

nicht 

1) 

n 

vergr. 

Og 

Og 

+g 

Og 
Og 


Xg 


98 


817 


818 


819 

820 

821 

822 

130  ;i021 

1022 

1023 

138  1056 

11057 

11058 

1059 

156  1127 

1128 

,1129 

1130 


Vers.  89 
R.  765 


1  Vers.  98 
R.  817 

Ivers.  130 
(  R.  1021 


IVers.  138 
I  R.  1059 


99 


823 
8Si 

825 
826 
827 
828 


Vers.  94 
R.  792 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  8. 
Serie  APB  der  Versuche. 

Leber 

Milz 

Herzblut 
Leber 
Milz 
Herzblut 
Herzblut 
Milz 
Leber 
Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut  \ 
Orig.- Kultur  ' 
Abimpfung    . 
aus   Bouillon     .     ^     -n 
mit  Herzblut     '°  Bouillon 
Orig. -Kultur^ 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

TabeUe  No.  9. 

Serie  APB  der  Versuche. 

Leber 

Milz 

Herzblut 

Leber 

Milz 

Herzblut 


+g 

in  Bouillon 

Og 

» 

im  Dekokt 

)> 

in  Bouillon 

Xg 

ög 

in  Bouillon 

21 

10 

21 

22 

21 

76 

21 

8 

21 

22 

21 

6 

22 

8 

22 

120 

22 

58 

23 

16 

23 

10 

23 

149 

23 

6 

24 

10 

24 

7 

24 

9 

24 

6   1 

vergr. 

XgM 

Xg^) 

Og^) 

Og^) 

nicht 

OgM 

Og') 

+g') 

+g') 

)) 

Og 

Og 

vergr. 

+g 

+g 

„ 

Og 

Og 

nicht 

+g 

+g 

vergr. 

)> 

» 

nicht 

Og 

Og 

» 

+g 

+g 

>> 

Og 

Og 

vergr. 

nicht 

vergr. 

)) 

)) 

)> 

Og 

22 

7 

vergr. 

Og 

Og 

in  Bouillon 

22 

4 

Og 

22 

11 

)> 

+g 

Og 

22 

10 

Og 

im  Dekokt 

22 

54 

nicht 

+g 

+g 

22 

6 

vergr. 

Og 

Og 

1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 

3)  Sehr  wenige  Kolonieen  von  Gelatine  verflüssigenden  Bakterien. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


21 


<0 

ja 

[nfektionsmaterial 

-s-g 

gll 

Fremde  Bakterien 

g 

0) 

> 

'S 

ö 

Im  Material  wa 

+  (X)  oder  keir 

fremde  Bakteri 

a  a 

rt-Süd 

wurc 

en  gefi 
)  oder 

inden 

BS 

Sein  Ursprung 

In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 

CS    V 

ß  o 
.  <u 

Wie  viel  Tagen 
Infektion  erf( 
der  Tod  der  ] 

Die  Peyersd 
Plaques  waren 
größert  oder  i 

+  (X 

ceine  0 

Von 

welcher 

Ratte 

Aus  welchem 
Organ 

-§1 

'Ö  n3 

h- 1 

1      a 

106 

887 

Leber 

(  in  Bouillon 

1 

Og 

23 

7 

vergr. 

+g^) 

Og 

Og 

888 

Vers.  99 

Milz 

>) 

23 

11 

nicht 

Og 

889 

R.  824 

Herzblut 

t» 

23 

12 

vergr. 

Og 

890 
891 

Leber 
Milz 

[  im  Dekokt 

23 
23 

11 

7 

11 
11 

11 

892 

Herzblut 

jj 

23 

5 

11 

»1 

109 

901 

902 

Vers.  106 

Milz 
Herzblut 

\  in  Bouillon 

24 
24 

14 
9 

nicht 
vergr. 

Og 

Og 

903 
904 

'   R.  888 

Milz 
Herzblut 

\  im  Dekokt 

1) 
II 

24 
24 

5 
5 

II 

+g 

II 

117 

939 

Milz 

] 

" 

25 

9 

nicht 

Og^) 

Ogr 

+g*) 

>  in  BouUon 

+g') 

Og*) 

940 

Vers.  109 

Herzblut 

1 

11 

25 

75 

11 

Og 

Og 

St 

941 

R.  901 

Milz 

/ 
\ 

25 

8 

Xg^) 

Xg^) 

Og 

\  im  Dekokt 

11 

'* 

Og^) 

V 

942 

Herzblut 

j 

11 

25 

92 

11 

Og 

st 

137 

1052 

] 

Herzblut 

1 

+  g 

26 

18 

vergr. 

>i 

11 

2^ 

1053 

1054 

1  Vers.  117 
(    R.  939 

Milz 
Leber 

>  in  Bouillon 

Og 

+g 

26 
26 

4 
69 

11 
nicht 

+g^) 

>i 
+g 

Og 

St 

Og^; 

144 

1087 

Herzblut 

>  in  Bouillon 

Og 

27 

10 

vergr. 

Og 

Og 

9.^ 

1088 
1089 

Vers.  137 
R.  1053 

Milz 
Leber 

27 
27 

10 
16 

" 

+g 

4-g^) 

+g^) 

Og 

Og'^) 

+g') 

11 

11 

Og'') 

Og^) 

" 

158 

1135 

Abimpfung 

1 

11 

28 

8 

„ 

Og 

Og 

II 

1136 

Vers.  144 

aus  Bouillon 

>  in  BouiUon 

>1 

28 

2 

nicht 

+g 

+g 

II 

1137 

(  R.  1087 

mit  Herzblut 

11 

28 

6 

vergr. 

Og 

Og 

11 

1138 

J 

Orig.-Kultur 

J 

11 

28 

9 

II 

II 

>l 

11 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


143 


154 


162 


1084 

1085 
1086 
1121 

1122 

1123 
1155 
1156 

1157 


Vers.  117 
R.  941 


Vers.  143 
'  R.  1084 


Vers.  154 
R.  1121 


TabeUe  No.  10. 
Serie  APB  der  Versuche. 


Herzblut 

Milz 

Leber 

Herzblut 

Milz 

Leber 

Herzblut 

Milz 

Leber 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Og 

26 

8 

Xg 

26 

121 

Xg 

26 

166 

Og 

27 

11 

y} 

27 

10 

27 

86 

28 

4 

28 

3 

» 

28 

8 

vergr. 
nicht 

2^ 

St 

Og 

st 

11 
vergr. 

nicht 

11 

Og 

+g 

Og 

II 

ög 

+g^) 

II 
vergr. 

ög 

11 

" 

Og^) 

+g*) 

+g*) 

Og») 

22 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  No.  11. 
Serie  APB  der  Versuche. 


1- 

=  o 

CS    u 

Infektionsmaterial 

Im  Material  waren 

+  (X)  oder  keine  0 

fremde  Bakterien 

G   CS 

«  c 

03    o 
n,  «+- 
^  C 

Mi 

Wieviel  Tage  nach  d. 
Infektion  erfolgte 
der  Tod  der  Ratte 

Die  Pey  ersehen 
Plaques  waren  ver- 
größert oder  nicht 

Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 

> 

13 
Ö 

Sein  Ursprung 

In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 

Von 

welcher 

Satte 

Aus  welchem 
Organ 

'Ö  TZ 

1— 1 

Im  Blute 

des 
Herzens 

146 

1094 
1095 
1096 

Vers.  117 
R.  941 

Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 
Abimpfung 
aus  Bouillon 

mit  Milz 

Abimpfung 

aus  Bouillon 

mit  Leber 

in  Bouillon 

Xg 

Og 

Xg 

26 
26 
26 

57 

7 

235 

nicht 
vergr. 
nicht 

+g 

Og 

+g 

+g 

Og 

+g 

St 

Og 

St 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


147 
155 


119711  Vers.  134 


1098 
1124 

1125 
112b 


/   R.  1036 

I  Ver=s.  147 
f  R.  1097 


Milz 

Leber 

Herzblut 

Milz 
Leber 


Tabelle  No.  12. 
Serie  APB  der  Versuche. 

>  in  Bouillon 


in  Bouillon 


Xg 

Og 

29 
29 
30 

4 

7 
57 

+g 

30 

10 

+g 

30 

15 

vergr. 

»> 
nicht 

vergr. 


+g 

Og 

+g 

+g') 


Og^) 
Og 


St 

+g 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Tabelle  No.  13. 
Serie  APB  der  Versuche. 


151 
160 

167 

169 
175 
181 


1180 

1181 

1186 
1187 
1188 
1189 

1214 


Vers.  140     Herzblut 
R.  1065  I        Milz 
I       Leber 
Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.-Kultur 


Vers.  151 
■  R.  1111 


^r        -.^^    Abimpfung 
Vers   160  aus  Bouillon 
K.  114b   n,it  Herzblut 
Orig.-Kultur 

Abimpfung 
Vers.  1(57  aus  Bouillon 
R.  1178  i^'t  Herzblut 
Orig.-Kultur 

Abimpfung 
aus  Bouillon 

R    1188  i™^*  Herzblut 
Orig.-Kultur 


Vers.  169 


Vers.  175 
•  R.  1214 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut!  Mn  Bouillon 
Orig.-Kultur  jj 


Og 

30 

8 

+g 

3ü 

9 

+g 

30 

14 

Og 

31 

10 

31 

7 

31 

10 

31 

7 

32 

5 

)> 

32 

5 

32 

7 

32 

4 

„ 

33 

8 

33 

100 

33 

6 

33 

9 

34 

9 

34 

14 

34 

123 

34 

16 

35 

10 

35 

7 

35 

16 

35 

9 

vergr. 

Og 

Og 

nicht 

vergr. 

II 

11 

» 

i> 

>i 

+gM 
Og^) 

Xg^) 

+g 

Og^) 

1) 

+g 

Og 

» 

St 

St 

)> 

Og 

Og 

>» 

II 

II 

n 

+g 

Og^) 

+g*) 

» 

Og 

Og 

nicht 

+g 

+g 

)) 

II 

Og 

vergr. 

II 

n 

,, 

II 

II 

nicht 

II 

II 

vergr. 

II 

„ 

1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten 


etc. 


23 


Xi 

u 

'S 

s 

C3_ 

=  o 

OD 

o-^ 

y' 

a> 

> 

^s: 

9i 

«&i 

~ 

-n  q; 

Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 
Rattte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 


Ol   „  ö 

C  <u  <ü 

^  »-  oä 
So 

'S  * 

•-1   + 


C   OS 

*  c 

c3  « 
CO  bc 
CO  -ir 

08   O 


_ö  **  ij 

'S  W)^ 

n  «4-1  '^ 

«  «  fe^ 
bC  Ji 
,«  a'^ 

■  —  G  <u 


-«  ^  e 


m  5  "i) 


a-  tx 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


►3-^ 


cQ  Ja 
a    a 


187 


192 


197 


201 


207 


214 


222 


234 


240 


247 


1278 
1279 
1280 
1281 

1298 

1299 

1300! 
1301 
1318 
1319 

1320 

1321 
1338 

1339 
1340 

1341 

1362 
1363 

1364 

1365 
1398 
1399 

1400 

1401 
1430 

1431 
1432 

1433 

1478 
1479 
1480 
1481 
1505 
1506 
1507 
1508 
1536 
1537 
1538 
1539 


Vers.  181 
•  R.  1255 


Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.- Kultur 


Abimpfung 
.Vers.  187  aus  Bouillon 
R.  1278   mit  Herzblut 


Vers.  192 
'  R.  1299 


Vers.  197 
R.  1320 


Vers.  201 
•  R.  1338 


Vers.  207 
R.  1364 


Vers.  214 
R.  1400 


Vers.  222 
'  R.  1433 


Vera.  234 
■  R.  1481 


Vers.  240 
R.  1507  I 


Abimpfung 
aus  Bouillon  i 
mit  Herzblut! 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Orig.-Kultur  J 
Abimpfung  ' 
aus  Bouillon  j 
mit  Herzblut  l  iQ  Bouillon 


Orig.-Kultur 

Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig.-Kultur  ■ 
Abimpfung   • 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig.-Kultur  - 

Abimpfung 
aus  Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig.-Kultur 

Abimpfung   \ 
aus  Bouillon  I 
mit  Herzblut  f  ^^  BouiUon 
Orig.-Kultur  J 

Abimpfung    \ 
aus  Bouillon      . 
mit  Herzblut  f  lo  Bomllon 
Orig.-Kultur  J 

Abimpfung  ^ 
aus  Bouillon  1  .     -r,     -^^ 
mit  Herzblut     >°ß0"^^0° 
Orig.-Kultur  J 


in  BouilioD 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Og 


+g') 
Og 


+g 


Og 


36 
36 
36 
36 

37 

37 
37 
37 
38 
38 

38 

38 
39 
39 
39 

39 

40 
40 

40 

40 
41 
41 

41 

41 
42 

42 
42 

42 

43 
43 
43 
43 
44 
44 
44 
44 
45 
45 
45 
45 


6 

11 

9 

8 

12 

6 

7 

9 

12 

12 


9 

6 

12 

19 

14 

23 
14 


15 
25 
12 


11 
Am 

44 
11 

11 

45 
8 
8 
6 
5 
3 
4 
4 

15 
4 
4 
4 


vergr. 


nicht 
vergr. 


nicht 

>> 
vergr. 


Og 


Og 


OgM 


+g') 
Og 


+g*) 


Og^) 


+g'l 

Og^) 

+g 

Og 
H-g") 

Og 

tS 
Og 

+g') 


+g') 


Og^) 
Og 

+g') 


Og-^) 
Og 

Og 

+g') 


Og 

Og 


Off 

Og 


ogr 

Og 
Og 
Og 

st 

Og 

+g 

Og 

+gV)_ 
Og*) 


Og*)    Og*) 

^  +g       +L 

Leben  am  105.  Tage 
der  Infektion 


vergr. 

Og 

Og 

>> 

)) 

nicht 
vergr. 

+g^) 

II 
»» 

)> 

Og*) 
Og 

Og 

Og 

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M 

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» 

n 

>> 

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>> 

ög 

Og 

St 
Og 


\ 

nach 

St 
Og 

Og 

St 
Og 

ög 

Og 

ög 

Og 

st 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 

3)  Eine  Gelatine  verflüssigende  Bakterienkolonie. 


24 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  12. 


jn 

ja 

a]_< 

o 

3 

U 

V  o 

> 

^  2 

OhPh 

o! 

TS 

<ü  £ 

-o  § 

O 

r^"^ 

5z; 

Ä 

254 

1575 

1576 

1577 

1578 

InfektioDsmatenal 


Sein  Ursprung 


Von 
welcher 
Ratte 


[Vers.  247 
R.  1538 


Aus  welchem 
Organ 


Abimpfung 

aus   Bouillon 

mit  Milz 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


£  «  § 

fe  0)    O) 

-3  -^ 

a  t^  <a 

»-H  + 


in  Bouillon 


Og 


oaä 


46 
46 
46 

46 


13    tJDtS 
.03    c    - 

r-i  o— ! 


dJ    u 

OS« 


vergr. 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


C  J 
t— 1*^ 


Og 


Am  Leben  am  51.  Tage  nach  der 
Infektion 

Og^) 


17 


vergr. 


+g 


Die  Passagen  werden  weitergeführt. 

Tabelle  No.  14. 
Serie  APB  der  Versuche. 


+g"') 


164 


219 


226 


232 


238 


249 


258 


1162 
1163 
1164 
1165 


1418' 
1419 
1420 
1421 

1446 

1447 
1448 

14491 

1470 

1471 
1472 

1473 


1497 

1498 
1499 

1500 

1547 

1548 

1549 

1550 
1602 
1603 
1604 
1605 


in  Bouillon 


I  Abimpfung  I 

[Vers.  149iaus   Bouillon 

R.  1103  |mit  Herzblut 

'  jOrig.- Kulturl 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

TabeUe  No.  15. 
Serie  APB  der  Versuche. 


Og 

31 

18 

vergr. 

31 

4 

)) 

31 

4 

i> 

)) 

31 

4 

>> 

Og   I    Og 


Vers    201   abimpfung 
T>    ioQQ    aus   Bouillon 
-"•  '■'^^^   mit  Herzblut 


[Vers.  219 
r  R.  1421 


Vers.  226 
R.  1448 


Vers.  232 
R.  1470 


[Vers.  238 
f  R.  1499 


iVers.  249 
I  R.  1547 


Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig. -Kultur 

Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig.  -  Kultur 


Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig. -Kultur 


in  Bouillon 


in  BouiUon 


>  in  Bouillon 


>  in  Bouillon 


Abimpfung  1 
aus  Bouillon  / 
mit  Herzblut  1 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Og 

40 

6 

40 

40 

40 

6 

» 

40 

7 

)) 

41 

14 

41 

4 

41 

4 

>> 

41 

3 

)> 

42 

8 

42 

40 

J» 

42 

73 

)) 

42 

32 

» 

43 

6 

43 

7 

)> 

43 

4 

>I 

43 

6 

44 

8 

)> 

44 

8 

J> 

44 

10 

44 

8 

45 

3 

45 

8 

45 

7 

)' 

45 

5 

vergr. 
nicht 

Og 

Og 

vergr. 

» 

II 

)> 

Og») 

II 

Og») 

» 
nicht 

Og 

+g') 

Og 

vergr. 

+g 

Og 

»I 

»I 
11 

+g') 

»> 
nicht 

Og') 
Og 

vergr. 

+g') 

11 
II 

Og^) 

Og') 

+g 

Og 

>» 

+g*) 

Og 

» 

Og») 

1) 

" 

+g') 

Og 

" 

»> 
» 

» 

»I 

+gM 

Og") 
Og 

>1 

II 
11 
)l 
I) 

II 

II 

II 

Die  Passagen  werden  weitergeführt. 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


25 


Tabelle  No.  16. 
Serie  APß  der  Versuche. 


ija 


218 


225 


230 


236 


244 


251 


260 


1414 
1415 

1416 
1417 
1442 
1443 

1444 

1445 

1462 
1463 

1464 

1465 
1489 
1490 
1491 
1492 
1521 
1522 
1523 

1524 

1555 
1556 

1557 

1558 

1610 
1611 
1612 
1613 


Infektion^material 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


^Ve^s.  207 
\  R.  1363 


IVers.  218 
r  R.  1417 


Vers.  225 
R.  1443 


[Vers.  230 
(  R.  1463 


,Vers.   236 
f  R.  1491 


.Vers.  244 
i  R.  1521 


[Vers.   251 
f  R.  1556 


Aus  welchem 
Orofan 


In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 


iJ-i 

^    V    « 

5   «-    03 

C  «02 


Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 

Orig. -Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig. -Kulturil 

Abimpfung  i"j 
aus   Bouillon  I 
mit  Herzblut:  >  m 
Orig.  -  Kultur  I 

Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 


Abimpfung 
aus    Bouillon 
mit  Herzblut 
Orig.  -  Kultur 

Abimpfung 
aus   Bouillon 
mit  Herzblut 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


BouiUon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


OD    bC 

oä  o 


©Cd 


Og 


cd  oPh 

03  a^ 


QU  öo 


41 
41 

41 
41 
42 

42 
42 

42 

43 

43 

43 

43 
44 
44 
44 
44 
45 
45 
45 

45 

46 
46 
46 

46 

47 
47 
47 
47 


8 
11 


7 
18 

4 
10 


78 
5 

5 

7 
7 

14 
6 
8 
5 
6 


<o 


« 


<o 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


a^ 


vergr. 


nicht 
vergr. 


Og 
+g 
Og 


+g^ 


Og'^) 
Og 

+g^) 


Og^) 


J2  N 


m 

a 

9   S 


Og 

+g^) 


og-^) 


+g^) 


Og') 


Og 


Og 

St 
Og 

Og 


St 
Og 

Og 


Og 

Og 
Og 

Og 


Am  Leben  am  74.  Tage  nach  der 

Infektion 
Am  Leben  am  74.  Tage  nach  der 

Infektion 

11     I  vergr.  1   Og    |    Og    1    Og 

6    I      „     I     „    I      „     I    Og 

Am  Leben  am  58.  Tage  nach  der 

Infektion 
Am  Leben  am  58.  Tage  nach  der 

Infektion 


vergr. 

Og 

Og 

>> 

»> 

)) 

I) 

» 

;> 

)) 

)j 

i> 

Og 


Die  Passagen  werden  weitergeführt. 


1)  In  BouiUon.  2)  Im  Dekokt. 

Die  Bedeutung  der  bei  den  Tabellen  No.  3  —  45  angewandten  Zeichen: 

g   bedeutet  eine  Kontrollaussaat  auf  schräger  Gelatine. 

Si         „  „  r,  r     schrägem  Agar. 

P         „         Platten  verfahren  auf  Gelatine. 

St       „         daß  die  Bouillon  oder  der  Dekokt  steril  blieb. 

+  „  daß  neben  Danyszschen  die  Gelatine  verflüssigende  fremde  Bakterien - 
arten  gefunden  wurden. 

X  n  daß  neben  Danyszschen  die  Gelatine  nicht  verflüssigende  fremde 
Bakterienarten  gefunden  wurden. 

0         „         den  Befund  einer  Reinkultur  des  D  a  n  y  s  z  sehen  Bacillus. 

No.  der  Ratten,  die  mit  fettgedruckter  Schrift  bezeichnet  sind,  sind  die- 
jenigen, von  denen  das  Material  zur  folgenden  Passage  genommen  wurde. 


26 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  No.  17. 
No.  der               Genealogische  Verbindune  der  Passagen   der  Serie  BPB 
rassage  der  Versuche. 

1    Vers.  2 Vers.     27 


2 
3 

4 
5 
6 
7 
« 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 


6. 
9. 

15  ') 


38 
45 
51 


Vers.  60 Vers.  66 

I  I 

M  73 „71 

I       . 

„  85  ...  .  Vers.  82  .  .  .  •  .  . 

I  I      

„  96.  .  .  . 


.  Vers.  79 


120  . 

127  . 
135  ») 


92  »)  .  Vers.  90 
I 


101 
118 
128 
142 
152 
183 


Vers.  87 


Vers.  93 

I 
„   105 

I 
„   110 

I 
.      121 

I 
.   126 

I 
.   136 


Vers.  97  ♦) 


190  .  Vers.  148 


200 

'211, 

221  . 
229  . 
242. 
248. 
256« 


161  . 

I 
179. 

185. 

191  . 

198. 

205  . 

213  . 

223  . 

235  . 

245  . 

I 
252«) 


.  Vers,  145 


Vers.  173  . 
178 
186 
195 
202 
208 
217 
227 
237 
246 
253«) 


Vers.  157  *) 


1)  Alle  blieben  am  Leben  (getötet  am  63.-105.  Tage  nach  der  Infektion). 

2)  Zwei    Ratten    krepierten    am   6.,    die   dritte   am    9..    die   vierte    am    12.    Tage 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

3)  Eine  krepierte  am  6    die  zweite  am  §.,  die  dritte  am  9.,  die  vierte  am  11.  Taee 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

4)  Eine  krepierte  am  tHx,   eine  zweite  am  163.,  die  dritte  am  85.  Tage,  die  vierte 
blieb  am  Leben.     VVeitere  Pas.sagen  wurden  nich  t  ausgeführt 

im  -i^  Eine  krepierte  am  65.,  die  zweite  am    79.,  die  dritte  am  109.,  die  vierte  am 
110.  läge.     Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 
6)  Die  Passagen  wurden  weitergeführt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  27 


Tabelle  No.  18. 
Serie  BPB  der  Versuche. 


s3^ 

«=   O 

SS 

a 

<» 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 
welcher 
Batte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


ao 


c  L2ja 


&  <u  S 


03 , — ,-a 

a  I  '«-■ 


a>  "o  o 


c  * 


I  CO    bC 


o)  ja 


--  'S  ~ 


§  t*  ü 

'S   Ö    H 

(1,  Sc 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


=5  0 


a    « 


154 

155 
186 

187 
188 
189 
226 

227 
228 
229 
290 

291 

292 

293 


\  Serie  40 
/    R.  141 

\   Vers.  2 
j    R.  154 

l   Vers.  6 
(    R.  186 


Vers.  9 
R.  226 


Leber 


in  Bouillon 
in  Bouillon 
im  Dekokt 
in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 
im  Dekokt 


Oa 


OP 


vergr. 


OP 

+P 

Oa 


+P 

+  P 

Oa 


Oa 


"  )7  J» 

Blieb  am  Leben  (getötet  am 
105.  Tage  nach  der  Infektion) 

Blieb  am  Leben  (getötet  am 
64.  Tage  nach  der  Infektion) 

Blieb  am  Leben  (getötet  am 
64,  Tage  nach   der  Infektion) 

BUeb  am  Leben  (getötet  am 
63.  Tage  nach  der  Infektion) 


407 
408 

409 
410 
463 
464 
465 
466 
503 
504 
505 
506 
561 
562 
563 
564 
641 
642 
643 
644 
662 
663 
664 
665 
698 
699 
700 
701 


I  Vers.  21 
I    R.  379 
(Serie   BD 
Ider  Vers. 

I  Vers.  27 
I    R.  408 


Vers.  38 
R.  463 


Vers.  45 
R.  504 


Vers.  51 
R.  561 


Vers.  66 
R.  642 


Vers.  71 
R.  662 


Milz 


Leber 


Milz 


Leber 


Tabelle  No.  19. 
ierie  BPB  der  Versuche. 

i  in  Bouillon 
J  im  Dekokt 
I  in  Bouillon 
i  im  Dekokt 

in  BouiUon 

im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 

in  BouiUon 

im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 


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OP 

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Og 


28 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 
welcher 
Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


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Fremde  Bakterien 

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Vers.  79 
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173 


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1090 


.  Vers.  93 

R.  791 


Vers.  105 
R.  881 


Vers.  110 
R.  906 


Vers.   121 
R.  955 


Vers.   126 
r  R.  1008 


Vers.   136 
^  R.  1046 


1091 

1091^ 
1093 
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1205 


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Herzblut 

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in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 
in  Bouillon 

im  Dekokt 

in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 
in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 

in  Bouillon 
in  Bouillon 


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9 

9 

9 

9 

9 

9 

9 

10 

10 

10 

10 

10 

10 

10 

10 

11 

11 
11 
11 

12 
12 
12 
12 
13 
13 
13 
13 
14 
14 
14 

14 

15 

15 
15 
15 
16 
16 
16 

16 

17 
17 
17 
17 


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8 
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11 
7 
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3 
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5 

14 

13 
9 

43 
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am  Leben  (nochmals  infiziert) 
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6 
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1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


29 


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Von 

welcher 

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Aus  welchem 
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1  R.  1312 

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in  Bouillon 

20 
20 

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21 

6 

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JJ 

1371 
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1  R.  1344 

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21 

9 
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1411 
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1  R.  1373 

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JJ 

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22 
22 

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JJ 

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23 
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5 

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JJ 

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6 

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24 

6 

Og 

Og 

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1494 

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» 

1 

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24 

Am  Leben  am  86.  Tage  nach  der 
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1495 

R.  1452 

JJ 

24 

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Og 

Og 

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24 

5 

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26 

5 

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•  in  Bouillon 

26 

Am  Leben  am  51.  ' 

Tage  nach  der 

R.  1534 

Infektion 

1574 

1 
JJ 

JJ 

26 

5 

vergr. 

Og 

1   Og 

OP 

Die 


Passagen  wurden  weitergeführt. 

Tabelle  No.  20. 
lerie  BPB  der  Versuche. 


60 


73 


619 
620 

621 
622 
670 
671 
672 
673 


Vers.  51 
R.  562 


Vers.  60 
R.  620 


Milz 


in  Bouillon 

Og 

5 

13 

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5 

7 

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im  Dekokt 

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15 

nicht 

5 

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6 

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15 

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im  Dekokt 

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6 

6 

12 

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Og 

Og 


Og 


1)  In  Bouillon, 

2)  Im  Dekokt. 


30 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


22 
%  2 


«=   O 
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Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

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Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


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wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


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739 
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811 

812 


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9.51 

1010 

1011 

1012 
1013 
1040 
1041 
1042 
1043 


iVers.  73 
R.  671 


Vers.  85 
R.  738 


Vers.  96 
R.  812 


IVers.   120 
949 


R. 


Ivers.    127 
(  R.  1010 


Vers.  71 
R.  663 


Vers.  82 
f   R.  711 


Vers.  79 
R.  699 


Vers.  90 
R.  769 


Milz 

» 

)) 

>) 

Herzblut 

>> 
II 

Milz 

1) 

Herzblut 

MUz 

»I 
Herzblut 


in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 

im  Dekokt 
in  Bouillon 

in  Bouillon 
in  Bouillon 


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10 

10 
10 
11 
11 
11 
11 


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II 

II 

11 

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II 

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12 

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Og 

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II 

II 

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6 

II 

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11 

OP 

OP 

OP 

OP 

St 
Og 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  21. 
Serie  BPB  der  Versuche. 

}in  Bouillon 

I  im  Dekokt 

I  in  Bouillon 

>  im  Dekokt 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  22. 
Serie  BPB  der  Versuche. 


Og 

7 

13 

vergr. 

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+p 

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12 

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7 

7 

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11 

8 

9 

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Og 

8 

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Og 

Milz 


Herzblut 


in  Bouillon 
im  Dekokt 

in  Bouillon 


Og 

8 

7 

vergr.  i 

8 

Blieb  am  Lebei 

8 

6 

nicht 

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12 

vergr. 
nicht 

9 

2 

9 

3 

vergr. 

9 

8 

11 

9 

7 

11 

Og 
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OP 

Og 
OP 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


31 


^ 

1_ 

Infektionsmaterial 

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1^ 

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Fremde  Bakterien 

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wurden  gefunden 

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1 

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Sein  Ursprung 

In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 

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+  (X)  oder  keine  0 

Von 

welcher 

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Aus  welchem 
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Og 

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Herzblut 

\  im  Dekokt 

9 
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7 
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856 

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9 

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118 

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Milz 

.  in  Bouillon 

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10 

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152 

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183 

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Herzblut 

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14 

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f) 

)) 

OP 

1264 

IVers.  152 

jj 

}  in  Bouillon 

?) 

14 

8 

)) 

)) 

>) 

OP 

1265 

1  R.  1115 

» 

)> 

14 

121 

»> 

Og^) 

OP^) 

St 

+g') 

Og') 

190 

1290 

>> 

^ 

»» 

15 

99 

)> 

st 

St 

II 

1291 

1292 

Ivers.   183 
[  R.  1264 

>  in  Bouillon 

ff 

15 
15 

9 
52 

nicht 

Og») 

Og 

1) 

OP 

Og 

1293 

j) 

» 

15 

34 

)) 

+g 

ts 

II 

200 

1334 

)) 

1 

)) 

16 

12 

vergr. 

Og 

Og 

OP 

1335 
1336 

Ivers.  190 
(  R.  1291 

>  in  Bouillon 

16 
16 

7 
14 

)) 
>) 

>> 

)> 

^ 

1337 

j 

)f 

J 

}) 

16 

7 

1) 

>I 

,, 

211 

1382 

>j 

)) 

17 

10 

)> 

>> 

)> 

OP 

1383 
1384 

Vers.  200 
f  R.  1337 

.  in  Bouillon 

17 
17 

7 
61 

st 

+g 

st 

Og 

st 

1385 

}) 

J 

)i 

17 

8 

>) 

Og 

Og 

OP 

221 

1426 

ff 

>j 

18 

12 

nicht 

)» 

11 

OP 

1427 

ff 

] 

rj 

18 

5 

vergr. 

)> 

>» 

Og 

1428 

Ivers.  211 
[  R.  1385 

)) 

l  in  Bouillon 

» 

18 

5 

>) 

Og^) 

II 

OP 

M'' 

1429 

ji 

7) 

18 

12 

)> 

,, 

OP 

229 

1458 

fj 

\ 

>f 

19 

6 

>) 

>» 

„ 

OP 

1459 

] 

19 

41 

yy 

)} 

II 

St 

1460 

1  Vers.  221 
r  R.  1428 

)) 

\  in  Bouillon 

)> 

19 

2 

)> 

Og^) 

+g') 

II 

•' 

1461 

• 

» 

■ 

» 

19 

13 

)i 

+g 

+g 

OP 

1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 

3)  Grampositive  Stäbchen. 


32 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


1 

1 

Infektionsmaterial 

gi  «  dj 

j3  fr-e 

5  >•  o 

Fremde  Bakterien 

o-n 

Im  Material  wa 

+  (X)  oder  keir 

fremde  Bakter 

a  * 

Wieviel  Tage  nac 
Infektion  erfolj 
der  Tod  der  Ra 

wurden  gefunden 
+  (X)  oder  keine  0 

> 

TS 

6 
55 

Z 

Sein  Ursprung 

In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 

faß 

Die  Peyersci 
Plaques  waren 
gröfeert  oder  i 

Von 

welcher 

Ratte 

Aus  welchem 
Organ 

.5^ 

l-H 

Im  Blut 

des 
Herzens 

242 

1513 

\  Vers.  229 
1  R.  1458 

Herzblut 

}  in  Bouillon 

Og 

20 

4 

vergr. 

Ok 

Og 

St 

1514 

1515 

•n 

20 
20 

5 

7 

11 

>i 

>» 

OP 

OP 

1516 

20 

Am  Leben  am  74.  Tage  nach 

der  Infektion 

248 

1543 

•n 

21 

11 

vergr. 

Og 

Og 

OP 

1514 

21 

8 

OP 

1545 

1  Vers.  242 

R.  1514 

in  Bouillon 

n 

21 

5 

n 

+g*) 

+g^) 

OP 

Og^) 

+  g'') 

1546 

21 

Am 

Jeben  am  59.  Tage  nach 

der  Infektion 

256 

1594 

\  Vers.  248 
1  R.  1544 

\ 

n 

22 

13 

vergr. 

Og 

Og 

Og 

1596 

\  in  Bouillon 
1 

•n 

22 
22 

7 
11 

n 

n 

1597 

n 

22 

7 

n 

n 

1» 

Die  Passagen  wurden  weitergeführt. 


97 


813 

814 
815 
816 


Vers.  87 
'  R.  749 


Tabelle  No.  23. 
Serie  PBP  der  Versuche. 


Milz 


in  Bouillon 


im  Dekokt 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Og 


66 
163 

85 


Blieb  am  Leben  (nochmals 
infiziert) 


nicht 


St 


St 


St 


Tabelle  No.  24. 
Serie  BPB  der  Versuche. 


148  1099 

1100 
1101 


161 


179 


185 


1102 
1151 
11. ö2 
1153 

1154 

1242 

1243 

1244 
1245 
1270 
1271 
1272 
1273 


Vers.  136 
R.  1047 


Vers.  148 
R.  1099 


Vers.  161 
R.  1153 


Vers.  179 
R.  1243 


Herzblut 


•  in  Bouillon 


I, 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


in  Bouillon 


Og 

15 

8 

15 

47 

15 

22 

15 

25 

16 

9 

16 

10 

16 

8 

16 

7 

17 

11 

17 

5 

17 

7 

17 

9 

18 

7 

18 

27 

18 

6 

18 

4 

vergr. 
nicht 


vergr. 


nicht 
vergr. 


Og 

» 
)> 
>> 

Og') 

+g') 

Og 
Og^) 

+g') 

Og 

11 

I) 

)l 

1) 

)) 

II 

+g') 

II 

1' 

+g 

Og 

Og^) 
Og 

±^ 

Og 

)> 

II 

II 

11 

»I 

II 

»» 

II 

OP 

st 

OP 

OP 


OP 

OP 


st 

OP 
OP 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


33 


u 
CS-- 

] 

nfektionsmaterial 

£  »  g 

«ja 

!r;  >  o 

Fremde  Bakterien 

ä 

-"o 

CÜ    (-    OS 

a  S 

fl>    m    t< 

^0    -S 

ja      c 

wurden  gefunden 
+  (X)  oder  keine  0 

> 

5  p 

Sein  Ursprung 

o  fl  ■= 

tc    O)    t< 

^  t-  £ 

6 

Von 

welcher 

Ratte 

Au»  welchem 
Organ 

In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 

rt  o 

int: 

«i 

55 

CS  a^ 

^&  o 
Oh  tu  — 

5^ 

>-H 

3.      = 

191 

1294 

Herzblut 

Og 

19 

12 

vergr. 

+g^) 

+g 

OP») 

Og') 

+g*) 

1295 

Vers.  185 
R.  1273 

)) 

in 

Bouillon 

>> 

19 

12 

99 

Og 

Og') 

OP 

+g') 

12% 

» 

99 

19 

7 

9) 

„ 

Og 

OP 

1297 

>) 

)9 

19 

9 

" 

Og') 

OgM 

OP 

+g') 

+g*) 

198 

1322 

)) 

9' 

20 

5 

99 

Og 

Og 

99 

1323 

VpTia     1Q1 

jj 

«9 

20 

14 

nicht 

99 

st 

1324  }  R.  1296 

>) 

>  in 

Bouillon 

20 

5 

vergr. 

99 

OP 

1325 

j) 

99 

20 

61 

99 

„ 

,, 

st 

205 

1354 

) 

)) 

■' 

99 

21 

5 

'9 

J9 

OP 

Og 

1355 

1356 

Vers.  198 
'  R.  1324 

pn 

Bouillon 

19 

21 
21 

4 
5 

J) 
91 

+  g') 

Og 

+g 

OP 

Og*) 

+g 

OP 

1357 

; 

)) 

1 

99 

21 

61 

" 

Xg')     st 
Og*); 

st 

213 

1394 

1  Vers.  205 

t; 

»in 

99 

22 

4 

99 

Og        Og 

OP 

1395 

>) 

Bouillon 

99 

22 

9 

99                       " 

Og 

1396 

(  R.  1355 

» 

( 

•9 

22 

11 

9) 

+g  !   +g 

st 

1397 

)i 

99 

22 

7 

)9 

Og   1    Og 

OP 

223 

1434 

>j 

99 

23 

6 

99 

19                       )' 

OP 

1435 

Vers.  213 

j» 

in 

Bouillon 

99 

23 

6 

)9 

+g    +g 

OP^) 

+g*) 

1436 

R.  1394 

79 

99 

23 

Am  J 

^eben  am  102.  Tage 

nach 

der  Infektion 

1437 

)I 

99 

23 

36 

vergr. 

+g 

+g 

St 

235 

1482 

(  Vers.  223 

) 

24 

11 

OP 

1483 

J» 

in 

Bouillon 

99 

24 

3 

ög 

ög 

'9 

14S4 

(  R.  1434 

)l 

1 

24 

2 

+  g 

+g 

st 

1485 

JJ 

f 

99 

24 

10 

Og 

Og 

99 

OP 

245 

1528 
1529 
1530 

)  Vers.  235 
R.  1485 

)) 
99 

]' 

Bouillon 

99 
9> 
99 

25 

25 
25 

5 

27 
7 

st 

OP 

1531 

}> 

F 

99 

25 

5 

99 

st 

252 

1567 

-. 

9) 

]9 

26 

8 

,, 

OP 

1568 

„ 

26 

3 

nicht 

OP 

St 

156'J 

.Vers.  245 

>  in 

Bouillon 

99 

26 

Am 

Leben  am  51.  Tage 

nach 

R.  1530 

der  Infektion 

1570 

- 

„ 

99 

26 

8 

vergr. 

Og 

Og 

OP 

Die  Passagen  wurden  weitergeführt. 


157 


1131 
1132 
1133 
1134 


JVers.  145 
R.  1090 


Tabelle  No.  25. 
Serie  BPB  der  Versuche. 


Herzblut 


in  Bouillon 


Og 

16 

65 

vergr. 
nicht 

Og 

St 

16 

79 

99 

Og 

16 

109 

99 

M 

16 

110 

99 

99 

St 

1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62. 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Heft  1/2. 


St 
Og 

st 


34 


Centralbl.  f.  Hakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  No.  26. 
Die  genealogische  Verbindung  der  Passagen  der  Serie  AD 
No.  der  der  Versuche. 

Passagen 


Vers.  1 Vers.    2s 

'  i ,35 


40 


Vers.  29«) 


42 

48 


Vere.  12*)  .    .    •  .    Vers.  13*)    .  Vers.  55 Vers.  52 


ei'')    .     Vers.   56 
,      62 


9 
10 
11 
12 
13 


(LS 
74 
78 
8-1 
113' 


Vers.  58 
63 
69 
70 
77 


Tabelle  No.  27. 
Serie  AD  der  Versuche. 


'S 

3 

J3 

=   O 
9}    O 

Infektionsmaterial 

Im  Material  waren 

+  (X)  oder  keine  0 

fremde  Bakterien 

C    08 

tß 

C8    « 

00  — 

08    O 
^'^ 

Wieviel  Tage  nach  d. 

Infektion  erfolgte 

der  Tod  der  Ratten 

Die  Peyerschen 
Plaques  waren  ver- 
größert oder  nicht 

Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 

> 

Sein  Ursprung 

In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 

6 

Von 

welcher 

Ratte 

Aus 

welchem 

Organ 

1« 
1— (^ 

l-H 

^    i 

1 
3 

161 

152 
153 
150 
158 
159 

1  Serie  40 
1   R.  141 

\  Vers.  1 
/   R.  151 

Leber 

Milz 

Herzblut 

Leber 

Leber 

Milz 

2  im  Dekokt 

in  Bouillon 
>  im  Dekokt 

Oa 

1) 

1 
1 
1 
1 

2 
2 

2 
8 
29 
11 
6 
5 

nicht 

vergr. 
nicht 
vergr. 

Oa 

Og 

Oa 

Oa 

Oa 

Og 
» 
Oa 

St 
OP 
St 

9ß 

Oa 
St 

n  Blieben  am  Leben  (getötet  am  50.  Tage  nach  der  Infektion), 
2)  Blieben  am  Leben  (getötet  am  34.  Tage  nach  der  Infektion). 
3*  Eine  krepierte  am  21.  Tage.     Eine  zweite  blieb  am  Leben  (getötet  am  42.  Tage 
nach   der    Infektion).     Von    den    mit    Bouillonkulturen    infizierten    krepierte   eine    am 
29.  Tage,  eine  zweite  blieb  am  Leben  (getötet  am  42.  Tage  nach  der  Infektion).     Wei- 
tere Pa.S8agen  wurden  nicht  ausgeführt. 

4)  Eine  blieb  am  Leben  (nicht  infiziert).  Eine  zweite  fiel  am  68.  Tage.  Von  den 
mit  Bouillonkulturen  infizierten  krepierte  eine  am  11.,  eine  andere  am  12.  Tage,  Wei- 
tere Pa.s sagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

5)  Eine  blieb  am  Leberi  (nochmale  infiziert).  Eine  zweite  krepierte  am  31.  Tage. 
Von  den  mit  Bouillonkulturen  infizierten  krepierte  eine  am  8.,  eine  weitere  am  12.  Tage. 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

6)  Eine  krepierte  am  9.  Tage.  Eine  zweite  blieb  am  Leben  (getötet  am  45.  Tage 
nach  der  Infektion).  Von  den  mit  Bouillonkulturen  infizierten  blieben  alle  beide  am 
liCben  (getötet  am  45.  Tage  nach  der  Infektion).  Weitere  Passagen  wurden 
nicht  ausgeführt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


35 


C   o 


O^Ph 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


Aus 

welchem 

Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


o 


2  fe  =« 


o  * 
lu  a 

Oh   c 

Im     tu 

-0-9 

.'S 
oaä 
5C 


-O    0) 

ja  ■" 


03  -So 
>  « 


??  >  ^ 


Ol  '^ 

an 


<u 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


172 

173 

170 
171 
206 
207 

208 
209 
224 

225 

222 
223 
244 

245 

242 

243 


254 
255 
256 
257 


413 
414 

415 
416 
451 
452 
453 
454 
473 
474 
475 
476 
491 
492 
493 
494 


Vers.  3 
R.  158 


Vers.  4 
R.  172 


Vers.  7 
R.  207 


Vers.  8 
R.  225 


Vers.  8 
R.  224 


.  Vers.  23 
\    R.  388 
Serie  APB 
'  der  Vers. 

1  Vers.  28 
I    R.  414 

]  Vers.  35 
f   R.  452 


Vers.  40 
R.  474 


Leber 
Milz 

Leber 
Milz 
Leber 
Milz 
Leber 
Milz 
Leber 

Milz 

Leber 
Milz 
Leber 

Milz 

Leber 

Milz 


Leber 
Milz 

Leber 
Milz 


Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 


im  Dekokt 

in  Bouillon 
im  Dekokt 
in  Bouillon 

j-  im  Dekokt 

\  in  Bouillon 

im  Dekokt 


in  Bouillon 


Oa 


+  g 
+g 
Og 


7      vergr.     Oa       Oa 
Blieb  am  Leben  (nochmals  in- 
fiziert) 

7 

9     ,r     "     "    op 

4 

3       nicht      Og        Og        St 

5 

6 

Oa 

St 

5  .         Og  '     "  Og 

10 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 

50.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 

50.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 

50.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 

50.  Tage  nach  der  Infektion) 


vergr. 

Og 

Og 

)i 
nicht 
vergr. 

OP 

Oa 

Og 

+P 

Os') 

+  P 

Og') 

Oa 

+S') 

Tabelle  No.  28. 
Serie  AD  der  Versuche. 


Oa 

6 

im  Dekokt 

>) 

6 

+P 

6 

in  Bouillon 

+  P 

6 

Blieb    am    Leben    (getötet    am 

34.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 

34.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb    am    Leben    (gelötet    am 

34.  Tage  nach  der  Infektion) 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 

34.  Tage  nach  der  Infektion) 


Tabelle  No.  29. 
Serie  AD  der  Versuche. 

m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 
m  Dekokt 
n  Bouillon 


+p 

1 

6 

vergr. 

Oa 

+p 

1 

7 

UP 

OP 

+p 

1 

0 

Oa 

Oa 

+p 

1 

9 

» 

» 

ÜP 

2 

6 

Og 

2 

5 

OP 

OP 

)) 

2 

8 

Og 

Og 

2 

5 

3 

6 

+P 

+p 

)) 

3 

7 

Og 

Og 

»> 

3 

13 

+g 

+g 

3 

9 

Og 

Og 

Og 

4 

33 

nicht 

+g 

)> 

4 

13 

vergr. 

» 

Og 

4 

1 

?«) 

st 

St 

1» 

4 

8 

vergr. 

+g 

Oa 


Og 


St 


1)  In  Bouillon. 


2)  Im  Dekokt.  3)  Nicht  vermerkt  im  Sektionsprotokoll. 

3* 


36 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


1- 

Infektionsmaterial 

«    cr>    C 

»3  a  ** 

-6  «  « 

s  >  « 

Fremde  Bakterien 

o 

s 

c~ 

06  .S-r 
t»-  (u  r. 

a  CS 

cu  od 

wurden  gefunden 

> 

ö 

II 

u 

Sein  Ursprung 

In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 

Im  Material  \ 

+  (X)  oder  k 

fremde  Bakt< 

cS    9) 

3  o 

Wieviel  Tagen 
Infektion  erf 
der  Tod  der 

Die  Peyersc 
Plaques   warei 
gröfeert  oder 

4-  (X)  oder  keine  0 

Von 

welcher 

Ratte 

Aus 

welchem 

Organ 

^-1 

|i3 

l-H 

2     « 

Isi 
a   tä 

48 

527 

\ 

Leber 

i  im  Dekokt 

Og 

5 

10 

vergr. 

i^ 

t^ 

528 

\  Vers.  42 

Milz 

)i 

5 

6 

Og 

Og 

529 
530 

j    R.  492 

Leber 
Milz 

>  in  Bouillon 

)) 

5 
5 

10 
9 

Og 

Og 

52 

565 
566 

1  Vers.  48 

Leber 
Milz 

1  im  Dekokt 

>) 

6 
6 

8 
8 

2s 

Og 

» 

567 
568 

j    R.  528 

Leber 
Milz 

\  in  Bouillon 

6 
6 

9 
12 

>> 

56 

597 

598 

(  Vers.  52 

Leber 
Milz 

\  im  Dekokt 
J  in  Bouillon 

)i 

7 

7 

7 
9 

Og 

}> 

599 
600 

j    R.  566 

Leber 
Milz 

7 
7 

7 
10 

62 

625 

626 

1  Vers.  56 

Leber 
Milz 

\  im  Dekokt 

>> 

8 
8 

4 

7 

+g 

Og 

627 
628 

R.  597 

Leber 
Milz 

\  in  Bouillon 

8 
8 

6 

14 

>i 

68 

650 

Leber 

;  im  Dekokt 

+g 

9 

Blieb  am  Leben  (nochmals  in- 

fiziert) 

651 

Vers.  62 

Milz 

1 

+g 

9 

8      vergr.     Og       Og         Og 

652 

R.  625 

Leber 

J  in  Bouillon 

+g 

9 

7 

653 

Milz 

+g 

9 

Blieb  am  Leben   (nochmals  in- 
fiziert) 
11     1  vergr.  |    Og   j     Og    |     Og 

74 

678 

Leber 

) 
1 

Og 

10 

679 

Milz 

}  im  Dekokt 

}t 

10 

Blieb  am   Leben   (nochmals  in- 

680 

Vers.  68 
R.  651 

Leber 

1 

}} 

10 

fiziert) 
Blieb  am  Leben  (nochmals  in- 

> in  Bouillon 

fiziert) 

681 

Milz 

1 

>> 

10 

30      nicht  |  +g  1    Og        Og 

78 

694 

Leber 

1 

)) 

11 

8      vergr.  1    Og   |      „ 

695 

Vers.  74 

Milz 

im  Dekokt 

)) 

11 

Blieb  am  Leben  (nochmals  in- 
fiziert) 

696 

R.  678 

Leber 

1 

,, 

11 

11     1  vergr.  1    Og    |     Og    |     Og 

697 

Milz 

in  Bouillon 

>) 

11 

Blieb  am  Leben  (nochmals  in- 
fiziert) 

84 

734 

1  Vers.  78 

Leber 

>  im  Dekokt 

M 

12 

46 

nicht 

Og 

Og 

St») 

735 

Milz 

12 

53 

)i 

+g 

Og 

st 

736 

1    R.  694 

Leber 

1  in  Bouillon 

>) 

12 

9 

vergr. 

+g 

+g 

ts 

737 

) 

Milz 

)) 

12 

9 

>> 

H 

+g 

Og 

113 

917 

Leber 

l  im  Dekokt 

)) 

13 

68 

nicht 

+g') 

Og 

St 

Os") 

918 

,  Vers.  84 
R.  734 

Milz 

1 

St 

13 

Nicht  infiziert;  "blieb  am  Leben 

919 
92ü 

Leber 
Milz 

>  in  Bouillon 

Og 

13 
13 

12 
11 

nicht 
vergr. 

Og 

+s 

Og 

Og 

» 

Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  30. 
Serie  AD  der  Versuche. 


583 

584 

585 
586 


Vers.  48 
R.  527 


Leber 
Milz 

Leber 

Milz 


im  Dekokt 


in  Bouillon 


+g 
+g 

6 
6 

+g 

6 

+g 

6 

9     I  vergr.  |  +g  |  +g    | 
Blieb  am   Leben   (nochmals  in- 
fiziert) 
Blieb    am    Leben    (getötet    am 
48.  Tage  nach  der  Infektion) 
13     I  vergr.  I  |  ]     Üg 


1)  Es  war  wenig  Blut  im  Probierglas.  2)  Im  Dekokt.  3)  In  Bouillon. 


Mereshkoweky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  37 


s3_ 

°o 
<u  o 

■h     r- 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


621 

622 

623 
624 


605 
606 

607 
608 
629 

630 

631 
632 

654 

655 
656 
657 
658 
659 
660 
661 
690 
691 

692 
693 
744 

745 

746 

747 


Vers.  55 
R.  583 


Aus  welchem 
Organ 


Vers.  52 
R.  565 


Vers.  58 
R.  606 


Vers.  63 
R.  630 


Vers.  69 
R.  654 


Vers.  70 
R.  658 


Vers.  77 
R.  690 


Leber 
Milz 

Leber 

Milz 


In  welchem 

Nährmittel 

kultiviert 


im  Dekokt 
in  Bouillon 


c  L2j3 


u  a 

O    4) 

a 


CS    V 
CO    bc 


a+^ 


X 


^^ 


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Ph  oü  -tf 


S  »^ 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


öS 


3         fl 


21     I  nicht  I  +g  1    +g    I     Og 
Blieb  am  Leben  (getötet  am  42.  Tage 

nach  der  Infektion) 

Blieb  am  Leben  (getötet  am  42. Tage 

nach  der  Infektion) 

29     i  nicht  |  1  |    Og 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Leber 
Milz 

Leber 
Milz 

Leber 

Milz 
Leber 
Milz 

Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 
Leber 

Milz 

Leber 
Milz 

Leber 
Milz 

Leber 
Milz 


Tabelle  No.  31. 
erie  AD  der  Versuche. 

im  Dekokt 
in  Bouillon 


im  Dekokt 


h 


in  Bouillon 


im 
in 
im 
in 


Dekokt 
Bouillon 

Dekokt 
Bouillon 


im  Dekokt 


in  Bouillon 


im  Dekokt 


in  Bouillon 


Og 

7 

7 

>) 

7 

1) 

V 

>> 

8 

8 

8 

)> 

8 

+K 

9 

)) 

9 

» 

9 

>> 

9 

10 

10 

10 

» 

10 

11 

»> 

11 

n 

11 

11 

12 

)) 

12 

)> 

12 

M 

12 

vergr. 


Og 


Og 


Og 


Blieb  am  Leben  (getötet  am  40.  Tage 
nach  der  Infektion) 

8  ,  vergr.  1  +g  j    +g   1 

9  nicht  I  1    Og     I 
Blieb  am  Leben  (getötet  am  40.  Tage 

nach  der  Infektion) 


5 
14 
35 

5 
11 

7 

7 

14 
15 


vergr. 
nicht 

+g 

+g 

vergr. 
nicht 

+g 

)> 

vergr. 

+g 

Og 

eb  am 

Leben 

(nochm 

Og 

St 
Og 


.+g 


infiziert) 


vergr. 


+g 


15 
13 

Blieb  am  Leben 


+g 
»> 

St 
(nochmals 


Og 

St 


22 


infiziert) 
vergr.  1  +g  1    +g 
nicht  I    Og    I     Og 


Og 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


421 
422 

423 

424 


Vers.  23 
R.  387 
Serie  APB 
der  Ver- 
suche 


Leber 
Milz 

Leber 

Milz 


Tabelle  No.  32. 
Serie  AD  der  Versuche. 


im  Dekokt 

+  P 

1 

1 

» 

1 

in  Bouillon 

» 

1 

9     I  vergr.  |   OP   |  | 

Blieb  am  Leben  (getötet  am  45.  Tage 

nach  der  Infektion) 
Blieb  am  Leben  (getötet  am  45.  Tage 

nach  der  Infektion) 
Blieb  am  Leben  (getötet  am  45.  Tage 

nach  der  Infektion) 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


38 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  No.  33. 
No.  der            Die  genealogische  Verbindung  der  Passagen  der  Serie 
Passage                                                 BD  der  Versuche. 
1 Vers.   2 


2 
3 

4 
.5 
6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 


6 
10 
16 
19 
21 
26 
36 
44 
49 


Vers.  59  *) Vers.  65 

I 

„   72 

I 

,   80 

I 
,   91 

I 

„  ia2 


Vers.  108 Vers.  112 

115  .  .  ^ 


122  . 
131  . 
139  . 
153  . 
165  . 
171  . 
180. 
186  . 
196. 
203  . 
209  . 
216 

.  .   „  228") 
l)-5)  s.  p.  39. 


.  Vers.  123 


\'ers.  116  . 

I  I 

„  124 132 ') 


133 
141 
150 
163 

184 


Vors.  193  .  .  Vers.  204«) 
I 
,.  210 

„  '  220 

I 
„  231 

I 
„  243»; 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


39 


Anmerkungen  zu  Tabelle  No.  33  (p.  38). 

1)  Blieben  am  Leben  (wurden  getötet  am  42.  Tage  nach  der  Infektion).  Von  den 
mit  Bouillon kulturen  infizierten  blieb  eine  am  Leben  (getötet  am  42.  Tage  p.  inf.),  eine 
zweite  krepierte  am  31.  Tage.      Weitere   Passagen    wurden  nicht  ausgeführt. 

2)  Eine  fiel  am  4.,  eine  zweite  am  6.,  eine  dritte  am  7.,  eine  vierte  am  9.  Tage. 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

3)  Eine  fiel  am  6.,  eine  zweite  am  7.,  eine  dritte  am  8.,  eine  vierte  am  9.  Tage. 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

4^  Die  Infektion  wurde  mit  einem  Bacillus  ausgeführt,  welcher,  wie  es  sich  erwies, 
auf  gefärbten  Nährböden  wuchs  wie  das  B.  coli. 

5)  Eine  fiel  am  3.,  eine  zweite  am  7.,  eine  dritte  am  8.,  eine  vierte  am  49.  Tage. 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 

Tabelle  No.  34. 
Serie  BD  der  Versuche. 


^  ö 

a>  o 


Infektionematerial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


^  dJ  <X) 
CS  »-  CS 

5 -SM 


^  va 


iJ-a 


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Z, 


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Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


II 

1— ('^ 

OP 

OP 

Og 

OP 

Oa 

)> 

OP 
OP 

Og 

Oa 

10 


16 


19 


21 


26 


36 


44 


156 
167 

158 
159 
190 
191 
192 
193 
230 
231 
232 
238 
294 

295 

296 
297 
341 
342 
343 
344 
377 
378 
379 
380 
403 
404 
405 
406 
455 
456 
457 
458 
499 
5ü0 
50 1 
502 


Serie  40 
R.  141 


Vers.  2 
R.  157 


Vers.  6 
R.  190 


Vers.  10 
R.  231 


Vers.  16 
R.  295 


Vers.  19 
R.  341 


Vers.  21 
R.  378 


Vers.  26 
R.  404 


Vers.  36 
R.  455 


Leber 


Herzblut 
Leber 


Milz 


Leber 


im  Dekokt 

in  Bouillon 

:   im  Dekokt 

>  in  Bouillon 
\  im  Dekokt 
;  in  Bouillon 

>  im  Dekokt 

>  in  Bouillon 

>  im  Dekokt 

>  in  Bouillon 
I  im  Dekokt 

!'•  in  Bouillon 
im  Dekokt 

>  in  Bouillon 

iim  Dekokt 
in  BouUlon 
i  im  Dekokt 

>  in  Bouillon 


Oa 


Oa 

)) 
OP 


Oa 


Og 


Oa 


OP 


27       nicht 

5      vergr. 

7 

9 

5 

6 

6 

4 

9 

5 

7 

8 

Blieb  am  Leben  (|^ 
84.  Tage  nach  der 

(5 

9 
16 

8 

7 

18 
25 

8 

7 

6 
11 

7 

4 

8 
18 

6 

9 

5 

7 

7 

5 

8 


Oa 
OP 


etötet  am 
Infektion) 


Oa 

>» 

St 
Oa 

II 
OP 


vergr. 

OP 

OP 

» 

Oa 

Oa 

»» 

OP 

OP 

nicht 

+P 

OP 

Oa 

Oa 

>) 

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vergr. 

+  P 

OP 

OP 

OP 

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Og 

Og 

>» 

OP 

OP 

Oa 

Oa 

>> 

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OP 

OP 

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Oa 

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Og 

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>> 

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Og 

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Og 


Oa 

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St 

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St  i 

Oa 
Og 


40 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


ja 

ja 

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§ 

Is 

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13 

InfektioDsmaterial 


Sein  Ursprung 


Aus  welchem 
Organ       , 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


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Fremde  Bakterien 
wurden  gefunden 


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3      c 
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Vers.  44 
R.  499 


Vers.  49 
R.  548 


Milz 


im 
in 


Dekokt 
Bouillon 


im  Dekokt 


in  Bouillon 


10 
10 
10 
10 
11 


Blieb  am  Leben  (getötet  am 
42.  Tage  nach  der  Infektion) 
I  11         Blieb  am  Leben  (getötet  am 
42.  Tage  nach  der  Infektion) 
11       31      vergr.  +g    i    Og 

11        Blieb  am  Leben  (getötet  am 
42.  Tage  nach  der  Infektion) 
Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


21 

11 

12 

8 


nicht 
vergr. 


OP 
+P 

Og 


Og 


Tabelle  No.  35. 

Serie  BD  dei 

Versuch 

e. 

65 

637 

638 

Vers.  49 

Milz 

im  Dekokt 

Og 

11 
11 

6 
15 

639 
640 

(    R.  547 

in  Bouillon 

77 

11 
11 

11 
12 

72 

666 

667 

.  Vers.  65 

im  Dekokt 

12 
12 

7 
6 

668  (    R.  637 

669  J 

>> 

}7 

1  in  Bouillon 

12 
12 

Blieb 

13 

80 

702) 

703  { Vers.  72 

>> 

im  Dekokt 

99 

13 
13 

22 
10 

704 
705 

R.  666 

I» 

in  Bouillon 

>> 

13 
13 

9 

7 

91 

773 

Leber 

1 

jy 

14 

39 

774 
775 
776 
777 

Vers.  80 
R.  703 

» 

\  im  Dekokt 
1 

14 
14 
14 

14 

Blieb 

8 
Blieb 

778 

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>  in  Bouillon 

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14 

13 

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14 

11 

102 

857 

Milz 

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15 

9 

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15 

11 

859 

Herzblut 

>  im  Dekokt 

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15 

7 

860 

861 

Vers.  91 
R.  776 

Müz 

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15 
15 

6 

8 

862 
863 

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Herzblut 

in  Bouillon 

» 

15 
15 

4 
6 

864 

» 

J 

15 

3 

108 

897 

Milz 

16 

7 

898  l  Vers.   102 

899  (    R.  860 

im  Dekokt 

16 
16 

7 
8 

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J 

16 

7 

115 

P27 

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17 

90 

928  Vers.  108 

929  R.  899 

>> 
Herzblut 

im  Dekokt 

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17 

17 

37 

8 

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J 

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17 

17 

1)  In  Bouillon. 

2)  I 

Ti  Dekokt. 

vergr. 
nicht 

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vergr. 


am  Leben  (nochmals  infiziert) 


vergr. 


nicht 


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Og 


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i  am  Leben  (nochmals  infiziert) 


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II 
II 

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Og 

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11 

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II 

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II 

OP 


OP 


Og 


OP 

Og 

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OP 

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Mereshkowsky ,  Der  Einfluß  der  Pissagen  durch  graue  Ratten  etc.  41 


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Infektionsmaterial 

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wurden  gefunden 

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Sein 

Ursprung 

In  welchem 

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Aus  welchem 
Organ 

Nährmittel 
kultiviert 

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982 

Milz 

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Og 

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981 

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18 
18 

12 
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J 

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18 

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19 

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1026 

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i   R.  984 

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l  im  Dekokt 

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19 
19 

2 

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OP 

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Milz 

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OP 

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13 

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15 

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153 

1117 

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R.  1061 

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165 

1166 

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22 

9 

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1167 
1168 

.Vers.  153 
R.  1119 

}  im  Dekokt 
J 

22 
22 

3 

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Og 

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22 

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1194 

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23 

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1195 

1196 

Vers.  165 
1  R.  1168 

im  Dekokt 

23 
23 

5 
5 

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OP 

OP 

1197 

J 

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J 

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23 

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Og 

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1246 

24 

6 

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1247 
1248 

Vers.  171 
R.  1195 

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im  Dekokt 

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24 
24 

4 

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25 

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1287 
1288 

Vers.  180 
(  R.  1249 

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im  Dekokt 

25 
25 

15 
5 

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vergr. 

1) 

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1289 

J 

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J 

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25 

5 

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196 

1314 

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j 

93 

26 

4 

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+g 

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1315 
1316 

Vers.  189 
f  R.  1286 

)> 

l  im  Dekokt 

»I 

26 
26 

4 
8 

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Og 

Og 

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1317 

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J 

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26 

4 

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203 

1346 

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27 

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1347 

27 

33 

Og  •) 

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St 

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1348 

Vers.  196 
'  R.  1317 

») 

:  im  Dekokt 

)< 

27 

8 

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+g 

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OP 

OP') 

1349 

27 

8 

+gM 

OP 

>' 

» 

" 

Og^) 

1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


42 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


1_ 


o 


InfektioDsmaterial 


Sein  UrspruDg 


Von 
welcher 
Hatte 


Aus  welchem 
Organ 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


£  s.i 

fc  V    V 

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Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


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^^1— I 


cS 


1374 
1375 

1376 
1377 
1406 

1407 
1408 
1409 

1454 

1455 

1456 

1457  J 


Og 


■Yf'^-203i     Herzblut 
K.  1346  ' 


Vers.  209         uih 
•  R.  1377 


Vers.  216 
R.  1406 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


28 

28 

28 
28 
29 
29 
29 
29 

30 

30 

30 

30 


6 
4 

10 
4 
5 

15 
5 
8 

4 
6 

7 
9 


vergr. 


Og 
+g 
Og 


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Og 

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Og 
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OP 

Og 


+g') 


Og 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Tabelle  No.  36. 
Serie  BD  der  Versuche. 


913 
914 

915 
916 
931 
932 
933 

934 

990 
991 
992 
993 
1032 

1033 
1034 

ia35 

1068 
1069 

1070 

1071 
1106 

1107 

1108 
1109 


.Vers.  102 
R.  860 


Vers.  112 
R.  914 


Vers.  116 
R.  934 


.Vers.  124 
R.  993 


,Vers.  133 
R.  1035 


Vers.  141 
■  R.  1070 


Herzblut 


»lilz 


Herzblut 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


Og 

16 

49 

16 

6 

16 

14 

16 

5 

17 

115 

17 

10 

)J 

17 

139 

jy 

17 

8 

18 

10 

18 

77 

18 

74 

18 

6 

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19 

4 

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19 

3 

19 

8 

19 

8 

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20 

8 

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20 

41 

20 

3 

20 

10 

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21 

6 

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21 

8 

21 

9 

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21 

7 

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Og 

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+gM 

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vergr. 

Og 

OP 

OP 

» 

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nicht 

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St 

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>» 

Og 

OP 

vergr. 

OP 

j» 

OP 

Og») 

+P') 

i> 

OP 

»> 

)l 

11  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 

3)  Viel  Blut. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


43 


163 


184 


193 


210 


220 


231 


243 


123 


132 


1158 
1159 

1160 

1161 
1266 

1267 

1268 
1269 

1302 

1303 
1304 

1305 

1378 

1379 
1380 
1381 
1422 

1423 
1424 
1425 
1466 
1467 
1468 
1469 
1517 
1518 
1519 
1520 


986 

987 

988 

980 

1028 

1029 

1030 

1031 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

welcher 

Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


Vers.  150 
R.  1106 


Vers.  163 
R.  1160 


Vers.  184 
R.  1267 


Vers.  193 
R.  1305 


\Vers.  210 
(  R.  1381 

]  Vers.  220 
r  R.  1422 

\  Vers.  231 
j  R.  1468 


Vers.  112 
'   R.  915 


Vers.  123 
'   R.  986 


Herzblut 


In  welchem 

ISährraittel 

kultiviert 


^  a>  <v 
«3  t,  ci 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


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.  o 


22 
22 

22 
22 
23 

23 

23 
23 

24 

24 
24 

24 

25 

25 
25 
25 

26 
26 
26 
26 
27 
27 
27 
27 
28 
28 
28 
28 


TS 
>    Ol 

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7 
5 

7 
5 
5 

10 
16 


tc  a>  L, 
•-  H  S 


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Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


I— I  l-H 


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+g') 


Og 

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Og 


+g 

Og 


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nicht  j   Og 
Am  Leben  am  190.  Tage 
der  Infektion 
Og^ 


73 


98 


nicht 


vergr. 


Og 

St 


+g') 

Am  Leben  am  151.  Tage 

der  Infektion 
19     I  nicht  I    Og    I    Og    I 
Am  Leben  am  123.  Tage 
der  Infektion 

9 
15 

6 

6 

9 

6 

7 

7 
50 

5 

7 

6 

8 

9 

7 


vergr. 

Og 

Og 

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Og 

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Og 

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Og 
OP 

OP 

OP 
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OP 

St 
nach 

+  g 

St 

nach 

OP 

nach 

OP 

OP 
OP 

OP 


st 

OP 

OP 


Weitere  Passagen  wurden  nicht  ausgeführt. 


Tabelle  No.  37. 
Serie  BD  der  Versuche. 


Herzblut 


im  Dekokt 


im  Dekokt 


Weitere 


Og 

17 
17 

5 
11 

vergr. 
nicht 

Og») 

Og 

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17 
17 

13 
93 

vergr. 
nicht 

Sl 

18 
18 
18 

7 
3 
8 

vergr. 

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Og 

18 

49 

>5 

Og 

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den  nie 

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sgefüh 

rt. 

OP 

OP 


st 

Og 
Og") 
St''') 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 

3)  Eine  Kolonie  (des  Danyszschen  Bacillus)  in  der  Bouillonimpfung. 


44 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


204 


SS 


XP^ 


1350 
1351 
1352 

1358 


Tabelle  No.  38. 
Serie  BD  der  Versuche. 


Infektionsmaterial 


Sein  Ursprung 


Von 

weicher 

Ratte 


Aus  welchem 
Organ 


Herzblut 


Vers.  184 
R.  1167 


In  welchem 
Nährmittel 
kultiviert 


T3   ü 


im  Dekokt 


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24 
24 

24 


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130 
58 
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nicht 


Fremde  Bakterien 

wurden  gefunden 

+  (X)  oder  keine  0 


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St 


St 


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Tage 


am  Leben  am  134. 

nach  der  Infektion 

nicht  I    Gelatine  verflüs- 

I  sigende  Bakterien 


Tabelle  No.  39. 

Der  Zeitpunkt  des  Eintrittes  des  Todes  bei  den  Ratten  der  Serie  APB 

der  Versuche  (cf.  auch  die  Kurve  auf  der  Taf.  No.  1). 

Am      2.  Tage  nach  der  Infektion  krepierten       1  Ratte 
3.       „         .        .  „  „  10  Ratten 


4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
1.5. 
16. 
17. 
18. 
19. 
22. 
23. 
25. 
26. 
32. 
37. 
40. 
44. 
45. 
54. 
57. 
58. 
60. 
64. 
69. 
70. 
73. 
75. 
76. 
78. 


25 

35 

56 

46 

41 

29 

29 

27 

14 

5 

9 

4 

8 

5 

3 

1 

2 

1 

1 

1 

1 

2 

3 

1 

1 

1 

2 

1 

2 

1 

2 

1 
1 
1 
1 
1 


1)  Auf  gefärbten  Nährböden  ist  das  Wachstum  identisch  dem  des  B.  coli. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


45 


Am 


79.  Tage  na 

ch  der  Infe 

ktiou  krepierten 

Ratte 

82.      , 

86.      , 

90.      , 

92.      , 

100.      , 

115.      , 

120.      , 

121.      , 

123.      , 

149.      , 

164.      , 

166.      , 

235.      , 

in  Summa  389  krepierte  Ratten. 


Tabelle  No.  40. 

Der  Zeitpunkt  des  Eintrittes  des  Todes  bei  den  Ratten  der  Serie  BPß 

der  Versuche  (cf.  auch  die  Kurve  auf  Taf.  No.  2). 

Am      2.  Tage  nach  der  Infektion  krepierten      4  Ratten 
„        3. 


4. 
5. 
6. 
7. 
8. 
9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

17. 

22. 

25. 

27. 

32. 

33. 

34. 

36. 

41. 

43. 

45. 

47. 

49. 

52. 

56. 

61. 

65. 

66. 

79. 

85. 

93. 

99. 
108. 
109. 
110. 
121. 
123. 
163. 


14 

38 

30 

31 

30 

20 

9 

16 

14 

11 

4 

3 

3 

2 


in  Summa  268  krepierte  Ratten. 


46 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


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1  Ratten 

1       „ 

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TabeUe  No.  41. 
Der  Zeitpunkt  des  Eintrittes  des  Todes   bei  den  Ratten  der  Serie  AD 
der  Versuche  (cf.  auch  die  Kurve  auf  Taf.  No.  3). 
Am      1.  Tage  nach  der  Infektion  krepierten      1  Ratte 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
21. 
22. 
29. 
30. 
31. 
33. 
35. 
46. 
53. 

in  Summa    87  krepierte  Ratten. 

Tabelle  No.  42. 
Der  Zeitpunkt  des  Eintrittes  des  Todes   bei  den  Ratten   der  Serie  BD 

der  Versuche  (cf.  auch  die  Kurve  auf  Taf.  No.  4). 
Am      2.  Tage  nach  der  Infektion  krepierten      1  Ratte 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 
21. 
22. 
25. 
27. 
31. 
33. 
37. 
39. 
41. 
49. 
50. 
58. 
73. 


6  Ratten 

12 

18 

22 

29 

25 

14 

6 

6 

4 

4 

1 

5 

2 

1 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

2 

1 

2 

1 

Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


47 


Am 


74. 

77. 

90. 

93. 

98. 
115. 
130. 
132. 
139. 


Tage  nach  der  Infektion  krepierten 


Ratte 


a 
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in  8umma  183  krepierte  Ratten. 


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Tage  nach  der  Infektion  krepierten  die  Ratten 


48 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


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welchem  Tage  nach  der  Infektion  krepierten  die  Ratten 


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welchem  Tage  nach  der  Infektion  krepierten  die  Ratten 

Fig.  3.     Kurve,  den  Zeitpunkt  des  Eintrittes  des  Todes  der  Ratten  der  Serie  AD 
der  Versuche  darstellend. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


49 


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welchem  Tage  nach  der  Infektion  krepierten  die  Ratten 

Fig.  4.  Kurve,  den  Zeitpunkt  des  Eintrittes  des  Todes  der  Ratten  der  Serie  BD 
der  Versuche  darstellend. 

Die  Obduktion  und  die  bakteriologische  Untersuchung  der  gefallenen 
Ratten  zeigten  im  allgemeinen  folgendes  Bild.  Bei  Ratten,  die  bis  zum 
16.  Tage  eingegangen  waren,  beobachtete  man  eine  starke  Hyperämie 
des  Magens  und  Darmes  (der  Inhalt  derselben  enthielt  Beimengungen 
von  Blut)  und  Schwellung  der  Beyer  sehen  Plaques^);  der  Bacillus  fand 
sich  in  der  Leber,  der  Milz  und  in  dem  Blute  des  Herzens.  Bei  Ratten, 
die  nach  16  Tagen  krepiert  waren,  traten  die  krankhaften  Veränderungen 
mehr  und  mehr  zurück,  und  waren  um  so  schwächer  ausgedrückt,  je 
länger  die  Ratten  am  Leben  geblieben  waren.  (Am  schnellsten  schwand 
bei  ihnen  die  Schwellung  der  Beyer  sehen  Plaques.)  Die  bakterio- 
logische Untersuchung  der  Organe  dieser  Ratten  gab  dieselben  Resultate 
wie  bei  den  Ratten,  die  bis  zum  16.  Tage  krepiert  waren,  aber  nicht 
selten  ließ  sich  beobachten,  daß  der  Bacillus  aus  dem  Blute  des  Herzens 
geschwunden  war,  oder  außerdem  auch  noch  aus  Leber  und  Milz 
(Tabelle  No.  43). 


1)  Wie  wir  gesehen  haben,  erwähnen  einige  Autoren  unter  den  charakteristischen 
Symptomen  bei  mit  dem  Danyszschen  Bacillus  infizierten  Ratten  Hyperämie  und 
Hepatisation  der  Lungen.  Das  eine  wie  das  andere  habe  auch  ich  beobachtet,  aber  als 
absolut  selbständiges  Leiden,  das  auch  bei  Ratten  vorkam,  die  mit  dem  Danyszschen 
Bacillus  in  keine  Berührung  gekommen  waren. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Hcft  1/2.  4 


50 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc   I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  No.  43. 

Resultate  der  Untersuchung   der  Ratten,   die  nach   16  Tagen   nach   der 

Infektion  krepiert  waren. 


!     No.  der 
Ratten  nach 
dem 
Protokoll 

Wieviel  Tage 

nach  der 

Infektion 

]  erfolgte  der 

Tod  der 

Ratte 

Die  Peyer- 

Fremde  Bakterien  wurden 

Serie  der 

No.  der 
Versuche 

schen  Plaques 
waren  ver- 
größert oder 
nicht 

gefunden  +(X)  oder  nicht  0 

Versuche 

In  der 
Leber 

Inderi^^^ßl"^« 
"^^'^^    1  Herfens 

APB 

17 

299 

17 

nicht 

Ca 

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1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


51 


Serie  der 

No.  der 

No.  der 
Ratten  nach 

Wieviel  Tage 
nach  der 
Infektion 

Die  Peyer- 
schen  Plaques 

Fremde  Bakterien  wurden 
gefunden  +( X)  oder  nicht  0 

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Versuche 

dem 
Protokoll 

erfolgte  der 

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1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


4* 


52 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Serie  der 

No.  der 
Versuche 

No.  der 

Ratten  nach 

dem 

Protokoll 

Wieviel  Tage 

nach  der 

Infektion 

erfolgte  der 

Tod  der 

Batte 

Die  Peyer- 
schen  Plaques 

waren  ver- 
größert oder 
nicht 

Fremde  Bakterien  wurden 
gefunden  -f(X)  oder  nicht  0 

Versuche 

In  der 
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In  der 
Milz 

Im  Blute 

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Wie  aus  den  Tabellen  No.  2,  17,  26  und  33  zu  ersehen  ist,  war 
die  Anzahl  der  Passagen,  die  es  uns  auszuführen  gelang, 
durchaus  nicht  gleich.  In  einigen  Fällen  war  sie  verhältnismäßig 
groß,  so  gelang  es  uns 

in  der  Serie  APB  der  Versuche  47  Passagen, 
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auszuführen,  wobei  die  Virulenz  des  Bacillus  zum  Schluß  der  Passagen 
eine  gleich  starke  war,  wie  am  Anfang,  und  es  war  kein  Grund  zu  der 
Annahme  vorhanden,  daß  sie  bei  weiterer  Fortführung  der  Passagen 
schwinden  würde,  es  sei  denn  infolge  irgendwelcher  äußerer  Ursachen. 
In  anderen  Fällen  riß  der  Faden  der  Passagen  schnell  ab,  weil  die  Ratten, 
durch  die  die  Kultur  passierte,  auf  die  Infektion  schwach  oder  gar  nicht 


1)  In  Bouillon. 

2)  Im  Dekokt. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc. 


53 


reagierten  und  nicht  zum  gewöhnlichen  Termin  eingingen.  So  brachen 
z.  B.  die  Passagen  im  Versuch  12  und  13  der  Serie  AD  (Tab.  No.  27 
und  No.  28)  nach  der  6.  Durchführung  des  Bacillus  durch  die  Ratten 
ab,  im  Versuch  61  der  Serie  AD  (Tab.  No.  30)  nach  der  7.  Durchführung 
•usw.  Der  Ursachen,  die  solche  Schwankungen  der  ver- 
derblichen Wirkung  des  Bacillus  und,  dementsprechend,  die 
Unterbrechungen  in  den  Passagen  hervorrufen,  gibt  es, 
allem  Anschein  nach,  mehrere.  Eine  von  diesen,  wenn  auch  lange 
nicht  die  häufigste,  wie  man  denken  konnte,  war  die,  daß  sich  unter 
den  infizierten  Ratten  immune  Individuen  befanden. 

Die  Möglichkeit  der  Immunität  der  Ratten  dem  uns  interessierenden 
Bacillus  gegenüber  ergibt  sich  aus  folgendem : 

Im  Beginn  der  Arbeit,  als  ich  es  zum  ersten  Male  mit  Ratten  zu 
tun  bekam,  die  an  den  Folgen  der  Infektion  nicht  krepierten,  wollte  ich 

TabeUe  No.  44. 
Die  Resultate  der  Untersuchung  der  getöteten  Ratten. 


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Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


mich  davon  überzeugen,  ob  es  ihnen  nicht  vielleicht  doch,  ungeachtet 
aller  ergriffenen  Maßregeln,  gelang,  das  Fressen  des  infizierenden  Teiges 
zu  vermeiden.  Zu  diesem  Zweck  wurden  einige  dieser  Ratten  zwecks 
bakteriologischer  Untersuchung  getötet,  andere  nochmals  infiziert. 

Die  bakteriologische  Untersuchung  der  getöteten  erwies  (cf.  Tab.  No.  44) 
in  ihren  Organen  die  Gegenwart  des  D an ysz sehen  Bacillus,  während 
bei  Kontrolltieren,  nicht  nur  grauen,  sondern  auch  weißen  ^)  Ratten,  die 
Seite  an  Seite  in  den  Käfigen  mit  den  infizierten  sich  befanden,  aber 
mit  dem  Futter  keine  Kultur  erhalten  hatten,  diese  Organe  sich  als  steril 
erwiesen,  folglich  konnte  kein  Zweifel  bestehen,  daß  die  nach  der  In- 
fektion am  Leben  gebliebenen  Ratten  von  dem  infizierenden  Teig  ge- 
fressen hatten. 

Eine  nochmalige  Infektion  solcher  Ratten,  die,  wie  Kontroll  versuche 
zeigten,  mit  einer  vollkommen  virulenten  Kultur  ausgeführt  wurde,  gab 
Resultate,  die  in  der  Tabelle  No.  45  dargestellt  sind. 

Tabelle  No.  45. 
Die  Resultate  der  wiederholten  Impfung  der  Ratten. 


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Bei  Vergleich  dieser  Resultate  mit  denen,  die  erhalten  wurden  bei 
der  Untersuchung  der  getöteten  Ratten  (Tabelle  No.  44)  und  derjenigen 
Ratten,  die  nach  dem  16.  Tage  krepiert  waren  (Tabelle  No.  48),  sehen 
wir,  daß  zwischen  allen  diesen  keine  prinzipiellen  Unterschiede  bestehen ; 
es    folgt    daraus,    daß    die    Ratten    auf    die   wiederholte   Infektion    nicht 

1)  Weiße  Ratten  halten  einige  Autoren  für  empfänglicher  für  den  Danyszschen 
Bacillus  als  graue. 

2)  Hepatisation  der  Lungen. 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  55 

reagierten  oder,  mit  anderen  Worten,  daß  sie  dem  Bacillus  Danysz 
gegenüber  immun  waren  ^). 

Es  ist  möglich,  daß  sie  erst  nach  der  ersten  Infektion  immun  wurden, 
ebenso  wie  ich  dies  im  Jahre  1893  bei  Hausmäusen  dem  Lö ff  1er sehen 
Mäusetyphusbacillus -)  gegenüber  beobachten  kohnte;  es  ist  aber  auch 
möglich,  daß,  wenn  auch  nicht  alle,  so  doch  einige  von  ihnen  schon 
während  ihres  Lebens  in  der  Freiheit  sich  immunisiert  hatten,  während 
einer  natürlichen  oder  künstlichen  Rattenepizootie,  die  durch  diesen 
Bacillus  hervorgerufen  worden  war. 

Am  Vorkommen  derartiger  natürlicher  Epizootieen  werden  wir  wohl 
kaum  zweifeln  dürfen,  da  ja  während  einer  solchen  dieser  Bacillus  von 
Danysz  isoliert  worden  ist.  Die  Notwendigkeit,  mit  künstlichen  Epi- 
zootieen zu  rechnen,  und  folglich  auch  mit  dem  Einschleppen  ins  Labora- 
torium künstlich  infizierter  oder  immunisierter  Ratten,  ergibt  sich  aus 
folgendem  Beispiel :  Im  Anfang  dieser  Untersuchungen  begann  sich  in 
einem  Laboratoriumsvorrat  an  grauen  Ratten  eine  bedeutende  Sterblich- 
keit bemerkbar  zu  machen,  wobei  die  Krankheitssymptome  vollkommen 
denen  glichen,  die  gewöhnlich  bei  Ratten  bei  Infektion  mit  dem  Danysz- 
schen  Bacillus  beobachtet  werden.  Die  bakteriologische  Untersuchung 
der  gefallenen  ließ  bei  ihnen  in  der  Leber,  der  Milz  und  dem  Blut  des 
Herzens  einen  Bacillus  nachweisen,  der  nach  Art  des  Wachstums  auf 
Nährböden  dem  Danysz  sehen  Bacillus  sehr  ähnlich  schien.  Da  die 
ins  Laboratorium  eingelieferten  Ratten  registriert  werden,  so  fiel  es  nicht 
schwer,   die  Herkunft  der  erkrankten  festzustellen. 

Es  erwies  sich,  daß  sie  aus  einem  kaufmännischen  Geschäft  stammten, 
in  dem  man  vor  nicht  langer  Zeit  ein  Rattengift  angewandt  hatte,  das 
bei  einem  Drogisten  gekauft  worden  war.  Auf  den  Namen  dieses  Giftes 
hatte  der  Geschäftsinhaber,  der  uns  die  Ratten  verkaufte,  nicht  acht 
gegeben,  und  glaubte,  es  handele  sich  um  irgendein  chemisches  Gift. 
Die  von  uns  angestellten  Nachforschungen  ergaben  jedoch,  daß  das  Mittel 
nichts  anderes  gewesen  war,  als  eine  Kultur  des  Danysz  sehen  Bacillus. 

Da  die  erkrankten  Ratten  sich  noch  in  Quarantäne  befanden  und 
die  Seuche  noch  nicht  auf  andere  Käfige  mit  Ratten  Vorräten  übergegriffen 
hatte,  so  hatte  der  oben  beschriebene  Zufall  keinen  Einfiuß  auf  meine 
Versuche,  aber  es  zeigt  auf  das  deutlichste,  daß  das  Einschleppen 
nicht  nur  infizierter,  sondern  mehr  oder  wenigerstark 
immunisierter  Tiere  ins  Laboratorium  durchaus  mög- 
lich ist^). 


1)  Das  Vorhandensein  einer  Immunität  für  Bacillenarten,  die  dem  Danysz  sehen 
sehr  nahe  stehen  (wenn  sie  nicht  mit  ihm  identisch  sind),  erkennen  Trautmann  und 
Mezin  cescu  an  (Trautmann,  Bakterien  der  Paratyphusgruppe  als  Rattenschädlinge 
und  Rattenvertilger,  Ztschr.  f.  Hyg.  Bd.  54.  1906.  p.  104),  die  ihre  Versuche  mit  dem 
Bacillus  von  Dun  bar  ausführten,  und  Xylander,  der  die  seinen  mit  dem  Bacillus 
von  Ratin  ausführte  (Xylander,  Der  Ratin bacillus  als  Vertilgungsmittel,  Arb.  a.  d. 
K.  Gesundheitsamt,  Bd.  28,  1908,  Heft  1 ;  ferner  Ratin  I  und  II,  sowie  über  die  Stellung 
des  Ratinbacillus  zur  Gärtner- Gruppe,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  52. 
1909.  p.  455). 

2)  Mereshkowsky,  S.,  Ueber  die  Virulenz  des  Löfflerschen  Mäusetyphus- 
bacillus.  (Arch.  d.  Veterinärkunde  [russisch].  1894,  Juli  u.  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Bd.  16. 
1894.  p.  612.)  Interessant  ist  es,  daß  auch  bei  den  auf  diese  Weise  immunisierten 
Mäusen  im  Verlaufe  einer  sehr  langen  Zeit  in  der  Leber  und  Milz  sich  Lö  ff  1er  sehe 
Bacillen  nachweisen  ließen. 

3)  Um  eine  Wiederholung  ähnlicher  Fälle  zu  vermeiden,  benutzte  ich  seitdem  zu 
den  Versuchen  nur  solche  Ratten,  die  in  Gebäuden  gefangen  worden  waren,  in  denen 
nie  Kulturen  zu  Vergiftungszwecken  angewandt  worden  waren. 


56  Centraibl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Eine  zweite  und  wahrscheinlich  die  häufigste  Ursache  der 
Unterbrechung  der  Passagen  stellten  die  Bakterien  dar, 
die  sich  dem  Danyszschen  Bacillus  zugesellten  bei 
seinem  Passieren  durch  die  Ratten  und  die  eine  Abnahme 
oder  sogar  völliges  Schwintlen  seiner  Virulenz  verur- 
sachen (cf.  No.  ;}-16,  No.  18—25,  No.  27-32,  No.  34—38  -  die 
Resultate  der  bakteriologischen  Untersuchung  der  krepierten  Ratten). 
Unter  diesen  Bakterien  fanden  sich  die  Repräsentanten  der  allerver- 
schiedensten  Bakterienarten,  vorwiegend  Gelatine  verflüssigende,  seltener 
Gelatine  nicht  verflüssigende  Stäbchen,  Kokken  und  Streptokokken  (nicht 
selten  gelang  es,  sie  aus  Rattenkadavern  zu  züchten,  die  bereits  wenige 
Minuten  nach  dem  Tode  seziert  worden  waren). 

Zu  unterscheiden,  welche  dieser  Bakterien,  in  welchem  Grade  und 
unter  welchen  Umständen  sie  eine  Abschwächung  der  tödlichen  Wirkung 
des  Danyszschen  Bacillus  hervorrufen  können,  das  ist  mir  noch  nicht 
gelungen;  aber  daß  eine  Abschwächung  stattfand,  geht  aus 
folgenden  Beispielen  hervor: 

Beispiel  1.  Im  Versuch  31  der  Serie  APß  (Tabelle  Xo.  4)  wurden  2  Ratten  mit 
Material  infiziert,  das  eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  enthielt;  beide  fielen 
zum  gewöhnlichen  Termin  (die  eine  am  9.,  die  andere  am  10.  Tage  nach  der  Infektion). 
Die  2  anderen  wurden  mit  einem  Material  infiziert,  in  dem  neben  Danyszschen  Bacillen 
fremde  Bakterien  fanden.  Von  diesen  fiel  die  eine  am  37.  Tage  nach  der  Infektion, 
die  andere  blieb  am  Leben  (getötet  am  44.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  2.  Im  Versuch  37  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  5)  wurden  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien 
befanden,  die  sich  im  Dekokt  nicht  entwickelten.  Von  allen  4  Ratten  krepierte  nur 
eine  (am  12.  Tage  nach  der  Infektion),  die  übrigen  blieben  am  Leben  (wurden  getötet 
am  40. — 92.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  3.  Im  Versuch  47  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  6)  wurden  3  Ratten 
mit  Material  infiziert,  das  eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  enthielt.  Alle 
3  fielen  zum  gewöhnlichen  Termin  (am  8. — 11.  Tage  nach  der  Infektion).  Die  4.  Ratte 
wurde  mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde 
Bakterien  befanden.     Sie  blieb  am  Leben  (getötet  am  53.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  4.  Im  Versuch  88  der  Serie  APB  (Tabelle  7)  wurde  eine  von  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  das  eine  Reinkultur  von  Bacillus  Danysz  enthielt,  die  drei 
anderen  mit  Material,  in  dem  neben  Danyszschen  Bacillen  fremde  Bakterien  sich 
fanden.  Die  mit  der  Reinkultur  infizierte  Ratte  starb  am  11.  Tage,  von  den  3  anderen, 
die  mit  einer  Kultur  infiziert  worden  waren,  die  neben  den  Danyszschen  Bacillen 
fremde  Bakterien  enthielten,  krepierte  die  eine  am  17.,  die  zweite  am  64.  Tage  und  die 
dritte  blieb  am  Leben  (nochmals  infiziert  am  20.  Tage  nach  der  ersten  Infektion,  krepierte 
hierauf  am  193.  Tage). 

Beispiel  5.  Im  Versuch  129  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  7)  wurden  2  von 
3  Ratten  mit  Material  infiziert,  das  eine  Reinkultur  von  Danyszschen  Bacillen  ent- 
hielt. Eine  fiel  am  11.  Tage,  die  zweite  am  17.  Tage  nach  der  Infektion.  Die  dritte 
Ratte  wurde  mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  fremde 
Bakterien  befanden.     Sie  krepierte  am  40.  Tage. 

Beispiel  6.  Im  Versuch  130  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  8)  wurde  eine  von 
3  Ratten  mit  Material  infiziert,  das  eine  Kultur  des  Danyszschen  Bacillus  enthielt. 
Sie  fiel  am  8.  Tage  nach  der  Infektion.  Die  beiden  anderen  wurden  mit  Material  infi- 
ziert, in  dem  sich  außer  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  befanden. 
Die  eine  von  ihnen  krepierte  am  58.  Tage,  die  andere  am  120.  Tage  nach  der  Infektion. 

Beispiel  i.  Im  Versuch  137  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  9)  wurde  eine  von 
3  Ratten  mit  Material  infiziert,  das  eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  ent- 
hielt. Sie  krepierte  am  4.  Tage  nach  der  Infektion.  Die  beiden  anderen  wurden  mit 
Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien 
fanden.     Die  eine  fiel  am  18.,  die  andere  am  60.  Tage  nach  der  Infektion. 

Beispiel  8.  Im  Versuch  143  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  10)  wurde  eine  von 
3  Ratten  mit  Material  infiziert,  das  eine  Reinkultur  von  Danyszschen  Bacillen  ent- 
hielt. Sie  krepierte  am  8.  Tage  nach  der  Infektion.  Die  beiden  anderen  wurden  mit 
Material  infiziert,  in  dem  sich  außer  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien 
befanden.     Von  ihnen  fiel  die  eine  am  121.,  die  andere  am  166.  Tage  nach  der  Infektion. 


I 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  57 

Beispiel  9.  Im  Versuch  146  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  11)  wurde  eine  von 
3  Ratten  mit  Material  infiziert,  das  eine  Kultur  des  Danyszschen  Bacillus  enthielt. 
Sie  krepierte  am  7.  Tage  nach  der  Infektion.  Die  beiden  anderen  wurden  mit  Material 
infiziert,  in  dem  außer  Danyszschen  Bacillen  sich  noch  fremde  Bakterien  befanden. 
Von  ihnen  fiel  eine  am  57.,  die  andere  am  235.  Tage  nach  der  Infektion. 

Beispiel  10.  Im  Versuch  12  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  27)  wurden  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  fremde  Bakterien 
fanden  (in  Bouillon  nicht  nachgewiesen);  nicht  eine  von  ihnen  krepierte  (wurden  getötet 
am  50.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  11.  Im  Versuch  13  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  28)  wurden  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  dem  Danyszschen  Bacillus  auch  fremde 
Bakterien  fanden  (im  Dekokt  nicht  nachgewiesen);  nicht  eine  von  ihnen  krepierte  (ge- 
tötet am  34.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  12.  Im  Versuch  68  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  2'J)  wurden  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  außer  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien 
fanden.  2  von  ihnen  krepierten  am  gewöhnlichen  Termin  (am  7.  und  8.  Tage  nach  der 
Infektion),  2  blieben  am  Leben  (eine  von  ihnen  wurde  nochmals  infiziert  am  41.  Tage 
nach  der  ersten  Infektion  und  fiel  dann  am  75.  Tage,  die  zweite  wurde  am  55.  Tage 
nach  der  ersten  Infektion  nochmals  infiziert  und  krepierte  dann  am  12().  Tage). 

Beispiel  13.  Im  Versuch  55  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  30)  wurden  4  Ratten 
mit  xMaterial  infiziert,  das  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  enthielt. 
2  von  ihnen  krepierten  zum  gewöhnlichen  Termin  (am  9. — 13.  Tage),  2  blieben  am 
Leben  (eine  wurde  getötet  48  Tage  nach  der  Infektion,  die  zweite  wurde  nochmals 
infiziert  am  63.  Tage  nach  der  ersten  Infektion  und  krepierte  sodann  am  9.  Tage). 

Beispiel  14.  Im  Versuche  61  der  Serie  AD  (Taoelle  No.  30)  wurden  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  in  dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien 
befanden.  2  von  ihnen  krepierten,  die  eine  am  21.  Tage,  die  andere  am  29.  Tage  nach 
der  Infektion,  und  2  blieben  am  Leben  (getötet  am  42.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  15.  Im  Versuch  29  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  32)  wurden  4  Ratten 
mit  Material  infiziert,  das  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  enthielt; 
eine  von  ihnen  krepierte  am  9.  Tage  nach  der  Infektion,  die  3  übrigen  blieben  am  Leben 
(getötet  am  45.  Tage  nach  der  Infektion). 

In  den  oben  angeführten  Beispielen  ließ  sich  eine  Abschwächung 
der  tödlichen  Wirkung  des  Danyszschen  Bacillus  beob- 
achten bei  Infektion  von  Ratten  mit  einem  Material,  in  dem  sich  dieser 
Bacillus  gemischt  mit  fremden  Bakterien  fand.  Eine  gleiche  Abschwächung 
konnte  man  in  den  Fällen  beobachten,  in  denen  zur  Infi- 
zierung der  Ratten  eine  unzweifelhafte  Reinkultur  des 
Bacillus  verwendet  wurde,  die  aber  aus  einem  Material 
gewonnen  worden  war,  das  fremde  Bakterien  enthielt. 
So  in 

Beispiel  16.  Im  Versuch  15  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  18)  wurden  4  Ratten 
mit  einer  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  infiziert,  die  durch  Plattenverfahren 
aus  der  Leber  (der  Ratte  226  des  Versuches  9)  gewonnen  worden  war,  in  welcher  (Leber) 
sich  neben  Danysz- Bacillen  auch  fremde  Bakterien  befanden.  Keine  der  mit  dieser 
Kultur  infizierten  Ratten  krepierte  (getötet  am  63. — 105.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  17.  Im  Versuch  93  der  Serie  BPß  (Tabelle  No.  19)  wurden  2  Ratten 
(No.  784  und  785)  mit  einer  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  infiziert,  die  durch 
Plattenverfahren  aus  der  Milz  (Bouillon,  Ratte  No.  748  des  Versuches  87)  gewonnen 
war,  in  der  (Milz)  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  fanden. 
Die  eine  der  Ratten  krepierte  am  13.  Tage  nach  der  Infektion,  die  andere  blieb  am 
Leben  (nochmals  infiziert  am  45.  Tage  nach  der  ersten  Infektion,  fiel  darauf  am 
31.  Tage). 

Beispiel  18.  Im  Versuch  59  der  Serie  BD  (Tabelle  No.  34)  wurden  4  Ratten 
mit  einer  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  infiziert,  die  durch  Platten  verfahren 
aus  der  Milz  (Ratte  No.  548  des  Versuches  49)  gewonnen  war,  in  der  (Milz)  neben  dem 
erwähnten  Bacillus  sich  auch  fremde  Bakterien  fanden.  Es  krepierte  nur  eine  dieser 
Ratten  und  erst  am  31.  Tage  nach  der  Infektion,  während  die  3  übrigen  alle  am  Leben 
blieben  (getötet  am  42.  Tage  nach  der  Infektion). 

Bisweilen  erwies  sich  die  Virulenz  des  Danyszschen  Bacillus 
abgeschwächt,  ungeachtet  dessen,  daß  die  fremden  Bakterien  sich 
bei  den  Ratten  nicnt  in  dem  Organ  fanden,  aus  dem  die  Reinkultur 
gewonnen  wurde,  sondern  nur  in  irgendeinem  anderen  Organ. 


58  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  1/2. 

Beispiel  19.  Im  Versuch  90  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  22)  wurde  zur  Passage 
eine  Reinkultrr  des  Danyszschen  Bacillus  benutzt,  die  aus  der  Milz  der  Ratte  No.  699 
des  Versuches  79  (Tabelle  No.  19)  gewonnen  war.  Fremde  Bakterien  wurden  bei  ihr 
nur  in  der  Leber  gefunden.  Eine  der  Ratten  des  Versuches  90,  die  mit  einer  Bouillon- 
kultur infiziert  worden  war,  krepierte  zum  gewöhnlichen  Zeitpunkt,  die  anderen  blieben 
am  Ijcben. 

Beispiel  20.  Im  Versuch  148  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  24)  wurde  zur  Passage 
eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  angewandt,  die  aus  dem  Herzblut  der 
Ratte  No.  1047  des  Versuches  IS6  (Tabelle  No.  19)  gewonnen  war.  Fremde  Bakterien 
wurden  bei  ihr  nur  in  der  Leber  gefunden  (in  Bouillon).  Eine  der  Ratten  des  Ver- 
suches 148,  die  mit  Bouillonkultur  infiziert  wurde,  fiel  am  8.  Tage,  die  zweite  am  22., 
die  dritte  am  2b.,  und  die  vierte  am  47.  Tage  nach  der  Infektion. 

Beispiel  21.  Im  Versuch  157  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  25)  wurde  zur  Passage 
eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  verwandt,  die  aus  dem  Herzblut  der 
Ratte  No.  1090  des  Versuches  14.Ö  (Tabelle  No.  19)  gewonnen  war.  Fremde  Bakterien 
wurden  bei  ihr  in  der  Leber  gefunden  (im  Dekokt)  und  in  der  Milz  (in  Bouillon  und 
im  Dekokt).  Die  Ratten  des  Versuches  157  krepierten  am  65.,  79.,  109.  und  HO.  Tage 
nach  der  Infektion.'» 

In  einzelnen  Fällen  indessen  machte  sich  die  Gegen- 
wart fremder  Bakterien  durch  nichts  bemerkbar,  so  z.  B. 
im  Versuch  28  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  29).  War  eine  solche  Ab- 
weichung von  der  gewöhnlichen  Regel  von  besonderen  Eigenschaften  der 
dem  Danyszschen  Bacillus  beigemengten  Bakterien  abhängig  oder  von 
anderen  Ursachen,  bleibt  bis  auf  weiteres  ungeklärt. 

Manchmal  konnte  man  im  Gegenteil  beobachten,  daß 
der  Tod  bei  den  Ratten  bedeutend  später  als  gewöhnlich 
eintrat,  obgleich  das  Infektions material,  das  zur  An- 
wendung gekommen  war,  eine  Reinkultur  des  Danysz- 
schen Bacillus  darstellte,  was  Kontrollimpfungen  auf 
Gelatine  bewiesen. 

Diese  Abschwächung  der  tödlichen  Wirkung  des  in- 
fektiösen Materials  hing,  sofern  sie  nicht  durch  eine  Immunität 
der  Ratten  bedingt  war,  offenbar  gleichfalls  von  einer  Bei- 
mengung fremder  Bakterien  zum  Danyszschen  Bacillus 
ab,  wenn  sich  diese  Beimengung  auch  nicht  erkennen 
ließ,  sei  es  daß  die  Bakterien  sich  nicht  entwickelten, 
oder  sei  es  daß  sie  sich  auf  den  gewöhnlichen  Nähr- 
böden in  der  Art  ihres  Wachstums  in  nichts  von  den 
Danyszschen  Bacillen  unterschieden. 

Daß  fremde  Bakterien  infolge  Nichtwachsens  bei  den  Kontroll- 
impfungen unerkannt  bleiben  konnten,  lehrt  folgende  Beobachtung^): 

In  mehrere  Probiergläschen  mit  Bouillon  und  Dekokt  wurde  je  eiue  Oese  Rein- 
kultur außer  von  dem  Danyszschen  noch  von  einem  anderen  Bacillus  übertragen, 
welcher  aus  dem  Herzblut  der  Ratte  No.  1294  des  Versuches  191  (Tabelle  No.  24)  ge- 
züchtet worden  war  und  welcher  sich  vom  Danyszschen  Bacillus  dadurch  unterschied, 
daß  er  Gelatine  verflüssigte  und  auf  ihr  Kolonieen  von  gelber  Farbe  gab.  Nach  24- 
stündigem  Verweilen  im  Thermostaten  wurde  aus  dem  Inhalt  eines  jeden  der  Probier- 
gläschen eine  Kontrollaussaat  auf  .schräge  Gelatine  gemacht.  Die  Untersuchung  der 
Aussaaten  (die  Beobachtungen  zogen  sich  über  einen  Monat  hin)  erwies,  daß  bei  Aus- 
saaten aus  dem  Dekokt  sich  Kolonieen  beider  Arten  Mikroorganismen  entwickelten;  bei 
Aus.saaten  aus  Bouillon  fehlten  Kolonieen  des  Pigmentbacillus  ganz  oder  waren  nur  in 
geringer  Zahl  vorhanden  (2—10  Kolonieen  in  jedem  Gläschen).  Da  aber  Kontroll- 
verouche  zeigten,  daß  der  Pigmentbacillus  in  Reinkultur  auf  Bouillon  gut  wuehs,  so 
muß  sein  Zurückbleiben    im  Wachstum   in    unserem  Versuche   auf   einen    hemmenden 

1)  Da  die  sich  den  Danyszschen  beigesellenden  Bacillen  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  zu  den  Vertretern  der  Darmflora  gehörten,  so  ist  es  auch  möglich,  daß  es  unter 
ihnen  Arten  gab,  zu  deren  Entwickelung  die  Bedingungen  unserer  Versuche  durchaus 
ungeeignet  waren. 


Mereshkowsky ,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  59 

Einfluß  von  seilen  des  Danyszschen  Bacillus  zurückgeführt  werden.  Auf  Grund 
dieser  Befunde  naußten  wir  erwarten,  daß,  wenn  bei  der  bakteriologischen  Untersuchung 
der  Ratte  No.  1294  —  aus  welcher  der  Pignicntbacillus  gezüchtet  wurde  —  die  Im- 
pfungen aus  den  Organen  ausschließlich  in  Bouillon  gemacht  worden  wären,  so  wäre 
der  Bacillus  nicht  entdeckt  worden.  Und  in  der  Tat,  wie  die  Tabelle  No.  24  zeigt, 
wurde  er  nur  im  Dekokt  gefunden. 

Als  Beispiel  dafür,  daß  unter  den  fremden  Bakterien  Arten  vor- 
kommen konnten,  welche  nach  dem  Charakter  ihres  Wachstums  auf 
Gelatine  sich  in  nichts  von  dem  Danyszschen  Bacillus  unterschieden, 
kann  der  Versuch  204  der  Serie  BD  (Tabelle  No.  38)  dienen.  Zur  In- 
fizierung der  Ratte  bei  diesem  Versuch  wurde  durch 
Plattenverfahren  eine  Reinkultur  eines  Bacillus  gewon- 
nen, der  sich,  dem  Charakter  seines  Wachstums  auf  Gela- 
tine nach,  durch  nichts  von  dem  Bacillus  Danysz  unter- 
schied, aber  in  Kulturen  auf  gefärbten  Nährböden  die- 
selben Veränderungen  hervorrief  wie  das  Bact.  coli. 

Daß  fremde  Bakterien  in  der  Tat  Unterbrechungen 
der  Passagen  hervorrufen  konnten,  ist  aus  folgenden 
Beispielen  zu  ersehen: 

Beispiel  22.  Im  Versuch  37  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  5)  wurde  zur  Passage 
Material  von  der  Ratte  No.  395  des  Versuches  24  (Tabelle  No.  3)  genommen,  in  dem 
sich  neben  Danyszschen  Bacillen  fremde  Bakterien  befanden.  Nur  1  der  mit  diesem 
Material  infizierten  Ratten  krepierte  (am  12.  Tage  nach  der  Infektion),  die  übrigen  blieben 
am  Leben.  Von  demselben  Versuch  24,  aber  von  einer  anderen  Ratte,  stammte  das 
Material  zur  Infizierung  der  Ratten  des  Versuches  32  (Tabelle  No.  3);  in  den  Organen 
dieser  Ratte  fanden  sich  Reinkulturen  des  Danyszschen  Bacillus.  Alle  Ratten  dieses 
Versuches  fielen  im  normalen  Zeitraum  (am  5. — 9.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  2  3.  Im  Versuch  47  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  6)  wurde  zur  Passage 
Material  aus  der  Ratte  No.  514  des  Versuches  4tJ  (Tabelle  No.  3)  genommen,  in  welchem 
neben  Danyszschen  Bacillen  sich  auch  fremde  Bakterien  fanden.  1  mit  Bouillon- 
kultur infizierte  Ratte  krepierte  zum  normalen  Termin  (am  10.  Tage  nach  der  Infektion), 
die  2.  blieb  am  Leben.  Von  demselben  Versuch  46,  aber  aus  einer  anderen  Ratte,  in 
den  Organen  welcher  sich  Reinkultur  von  Danyszschen  Bacillen  fand,  stammte 
das  Material  zur  Infektion  der  Ratten  des  Versuches  50  (Tabelle  No.  3).  Alle  Ratten 
dieses  Versuches  fielen  zum  normalen  Termin  (am  4. — 10.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  24.  Im  Versuch  98  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  8)  wurde  das  Material 
zur  Passage  von  der  Ratte  No.  765  des  Versuches  89  (Tabelle  No.  3)  genommen,  in 
welchem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  fremde  Bakterien  fanden.  1  mit  Bouillon- 
kultur infizierte  Ratte  krepierte  zum  normalen  Termin  (am  11.  Tage  nach  der  Infektion), 
die  2.  am  22.,  die  3.  am  76.  Tage  nach  der  Infektion.  Von  demselben  Versuche  89, 
aber  von  einer  anderen  Ratte,  in  den  Organen  welch  letzterer  eine  Reinkultur  von 
Danyszschen  Bacillen  sich  fand,  stammte  das  Material  zur  Infektion  der  Ratten  des 
Versuches  94  (Tabelle  No.  3).  Alle  Ratten  dieses  Versuches  krepierten  innerhalb  des 
normalen  Zeitraums  (am  5. — 6.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  25.  Im  Versuch  143  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  10)  wurde  zur  Passage 
das  Material  von  der  Ratte  No.  941  des  Versuches  117  (Tabelle  No.  9)  genommen,  in 
welchem  sich  außer  den  Danyszschen  Bacillen  auch  noch  fremde  Bakterien  fanden. 
1  mit  Bouillonkulturen  mfizierte  Ratte  des  Versuches  143  krepierte  zur  normalen  Zeit 
(am  8.  Tage  nach  der  Infektion),  von  den  beiden  anderen  aber  krepierte  1  am  121.  Tage, 
die  andere  am  166.  Tage  nach  der  Infektion.  Von  demselben  Versuch  117  (Tabelle 
No.  9),  aber  von  einer  anderen  Ratte,  in  deren  Organen  sich  gleichfalls  fremde  Bak- 
terien fanden,  stammte  das  Material  zur  Infektion  der  Ratten  des  Versuches  137 
(Tabelle  No.  9).  Die  1.  von  ihnen  fiel  zur  gewöhnlichen  Zeit  (am  4.  Tage  nach  der 
Infektion),  die  zweite  am  18.,  die  3.  am  69.  Tage  nach  der  Infektion. 

Beispiel  2  6.  Von  derselben  Ratte  941  des  Versuches  117,  wie  im  vorigen  Bei- 
spiel, wurde  das  Material  zur  Infizierung  der  Ratten  des  Versuches  146  der  Serie  APB 
(Tabelle  No.  11)  gewonnen;  1  von  ihnen  krepierte  zur  gewöhnlichen  Zeit  (am  7.  Tage 
nach  der  Infektion),  die  2.  am  57.,  die  3.  erst  am  235.  Tage  nach  der  Infektion. 

Beispiel  27.  Im  Versuch  12  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  27)  wurde  zur  Passage 
Material  von  der  Ratte  No.  225  des  Versuches  8  (Tabelle  No.  27)  genommen,  in  welchem 
sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  fanden.  Keine  dieser  Ratten 
krepierte  und  der  Faden  der  Passagen  war  damit  abgerissen. 


60  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Beispiel  28.  Im  Ver.-*uch  13  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  28)  wurde  das  Material 
zur  Passage  von  der  Ratte  No.  224  des  Versuches  8  (Tabelle  No.  27)  genommen,  in 
dem  sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  fanden.  Keine  der 
Ratten  krepierte  und  "der  Faden  der  Passagen  erwies  sich  gleichfalls  hiermit  als  ab- 
gerissen. 

Beispiel  29.  Im  Versuch  55  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  30)  wurde  Material 
zur  Passage  von  der  Ratte  No.  527  des  Versuches  48  (Tabelle  No.  29)  genommen,  in 
welchem  sich  außer  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien  befanden.  1  der 
Ratten,  die  mit  Dekoktkultur  infiziert  wurde,  krepierte  zum  gewöhnlichen  Termin  (am 
9.  Tage  nach  der  Infektion),  1  andere  blieb  am  Leben.  Von  demselben  Versuch  48 
(Tabelle  No.  29),  aber  von  1  anderen  Ratte,  in  deren  Organen  eine  Reinkultur  des 
Danyszschen  Bacillus  sich  fand,  wurde  das  Material  zur  Infizierung  der  Ratten  des 
Versuches  52  (Tabelle  No.  29)  genommen.  Alle  Ratten  dieses  Versuches  fielen  zur  ge- 
wöhnlichen Zeit  (am  8.— 12.  Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  30.  Im  Versuch  29  der  Serie  AD  (Tabelle  No.  32)  wurde  das  Material 
zur  Passage  der  Ratte  No.  387  des  Versuches  23  der  Serie  APB  (Tabelle  No.  4)  ent- 
nommen ;  im  Material  fanden  sich  außer  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bak- 
terien. 1  der  Ratten ,  die  mit  Dekoktkultur  infiziert  worden  war.  krepierte  zur  ge- 
wöhnlichen Zeit,  die  andere  blieb  am  Leben.  Von  demselben  Versuch  23  der  Serie  APB 
(Tabelle  No.  4),  aber  von  einer  anderen  Ratte,  in  deren  Organen  eine  Reinkultur  von 
Danyszschen  Bacillen  vorhanden  war,  wurde  das  ]\Iaterial  zur  Infizierung  der  Ratten 
des  Versuches  25  (Tabelle  No.  4)  genommen;  alle  Ratten  dieses  Versuches  krepierten 
zur  gewöhnlichen  Zeit. 

Beispiel  31.  Im  Versuch  90  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  22)  wurde  zur  Passage 
eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  von  der  Ratte  No.  699  des  Versuches  79 
(Tabelle  No.  19)  durch  Plattenverfahren  gewonnen ;  in  den  Organen  dieser  Ratte  fanden 
sich  neben  Danyszschen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien.  1  der  Ratten  des  Ver- 
suches 90,  die  mit  Bouillonkultur  infiziert  wurde,  krepierte  zum  gewöhnlichen  Termin, 
die  andere  blieb  am  Leben.  Von  demselben  Versuch  79  (Tabelle  No.  19),  aber  von 
einer  anderen  Ratte,  in  deren  Organen  sich  eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus 
fand,  wurde  das  Material  zur  Infektion  der  Ratten  des  Versuches  87  gewonnen  (Tabelle 
No.  19).  Alle  Ratten  dieses  Versuches  krepierten  zur  gewöhnlichen  Zeit  (am  5. — 14. 
Tage  nach  der  Infektion). 

Beispiel  3  2.  Im  Versuch  148  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  24)  wurde  eine  Rein- 
kultur des  Danyszschen  Bacillus  von  der  Ratte  No.  1047  des  Versuches  136  (Tabelle 
No.  19)  durch  Platten  verfahren  gewonnen;  in  den  Organen  dieser  Ratte  fanden  sich 
außer  Danysz'  Bacillus  auch  fremde  Bakterien.  1  der  mit  Bouillonkultur  infizierten 
Ratten  krepierte  am  8.,  die  2.  am  22.,  die  3.  am  25.  und  die  4.  am  47.  Tage  nach  der 
Infektion.  Von  demselben  Versuch  136  (Tabelle  No.  19),  aber  von  einer  anderen  Ratte, 
in  deren  Organen  sich  eine  Reinkultur  des  Danyszschen  Bacillus  befand,  stammte 
das  Material  zur  Infizierung  der  Ratten  des  Versuches  145  (Tabelle  No.  19).  Alle 
Ratten  dieses  Versuches  krepierten  in  dem  gewöhnlichen  Zeitraum  (am  6. — 10.  Tage 
nach  der  Infektion). 

Beispiel  3  3.  Im  Versuch  157  der  Serie  BPB  (Tabelle  No.  25)  wurde  eine  Rein- 
kultur des  Danyszschen  Bacillus  von  der  Ratte  No.  1090  des  Versuches  145  (Tabelle 
No.  19)  durch  Platten  verfahren  gewonnen ;  in  den  Organen  dieser  Ratt«  fanden  sich 
neben  diesen  Bacillen  auch  fremde  Bakterien.  Die  Ratten  krepierten  am  65.,  79.,  109. 
und  HO.  Tage  nach  der  Infektion.  Vom  selben  Versuch  145  (Tabelle  No.  19),  aber  von 
einer  anderen  Ratte,  in  deren  Organen  eine  Reinkultur  Danyszscher  Bacillen  vor- 
handen war,  wurde  das  Material  zur  Infektion  der  Ratten  des  Versuches  173  (Tabelle 
No.  19)  genommen.  Alle  diese  Ratten  fielen  zur  gewöhnlichen  Zeit  (am  5. — 11.  Tage 
nach  der  Infektion). 

Beispiel  34.  Im  Versuch  59  der  Serie  BD  (Tabelle  No.  .34)  wurde  eine  Rein- 
kultur zur  Passage  von  der  Ratte  No.  .548  des  Versuches  49  (Tabelle  No.  34)  durch 
Platten  verfahren  gewonnen;  in  den  Organen  dieser  Ratte  fanden  sich  neben  Danysz- 
schen Bacillen  auch  fremde  Bakterien.  Keine  der  mit  Dekoktkultur  infizierten  Ratten 
krepierte.  Vom  selben  Versuch  49  (Tabelle  No.  34),  aber  von  einer  anderen  Ratte,  in 
deren  Organen  sich  eine  Reinkultur  von  Danyszschen  Bacillen  befand,  stammte  das 
Material  zur  Infektion  der  Ratten  des  Versuches  65  (Tabelle  No.  35);  alle  Ratten  dieses 
Versuches  krepierten  zum  gewöhnlichen  Termin   (am  6. — 15.  Tage  nach  der  Infektion), 

Schließlich  hatte  auch  auf  den  Gang  der  Passagen  das 
Nährmittel,  auf  dem  der  Bacillus  kultiviert  wurde, 
einigen  Einfluß,  teilweise  auch  der  Zustand  der  Kultur 
selbst,  d.  h.  ob  sie  vor  ihrer  Anwendung  einer  Reinzüch- 
tung   mit    dem  Platten  verfahren    unterworfen  wurde    oder 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  ßl 

nicht.  Wenn  man  als  Kriterium  zur  Beurteilung  des  Einflusses  dieser 
beiden  Momente  das  Prozent  der  Mortalität  in  den  verschiedenen  Serien 
der  Versuche  nimmt  und  statuiert,  daß  nur  die  Ratten,  die  in  den  ersten 
16  Tagen  nach  der  Injektion  fielen,  durch  die  unmittelbare  Wirkung  des 
Bacillus  zugrunde  gingen,  so  zeigt  sich,  daß 

in  der  Serie  APB  der  Versuche  83  Proz.  Sterblichkeit  beobachtet  wurden, 
7,     »       »     BPß    ).  )»  B2      „  „  „  „ 

,,     „       ,,      AD      „  „  67      „  „  „  ,. 

d.  h.  die  größte  Mortalität  kam  in  den  Serien  zur  Beobachtung,  in  denen 
zur  Infektion  der  Ratten  eine  Bouillonkultur  verwandt  wurde,  dagegen 
zeigte  die  Anwendung  von  durch  das  Plattenverfahren  reingezüchteter 
Kultur  einen  Einfluß  auf  die  Sterblichkeit,  im  Sinne  einer  Vergrößerung 
derselben  nur  in  den  Serien,  in  denen  das  Dekokt  zur  Anwendung  kam. 

Die  schwächere  Wirkung  der  Dekoktkultur  im  Vergleich  zur  Bouillon- 
kultur erschien  auf  den  ersten  Blick  wenig  verständlich  im  Hinblick  auf 
die  oben  beschriebenen  Vorzüge  des  Dekoktes  vor  der  Bouillon.  Als 
aber  eine  Zählung  der  Kolonieen  vorgenommen  wurde,  die  sich  auf 
Platten  aus  der  gleichen  Menge  Bouillon  und  Dekokt  Kulturen  des 
Bacillus  entwickelten,  so  erwies  es  sich,  daß  aus  dem  letzteren  3mal 
weniger  Kolonieen  sich  entwickelten  als  aus  den  ersteren.  Folglich  hing 
die  schwächere  Wirkung  der  Dekoktkulturen  nicht  von  ihrer  geringeren 
Virulenz  ab,  sondern  davon,  daß  die  mit  dieser  Kultur  infizierten  Ratten 
eine  3mal  geringere  Quantität  von  Infektionsmaterial  erhielten,  als  die 
Ratten,  die  mit  Bouillonkulturen  infiziert  wurden. 

Aus  dem  oben  Gesagten  sehen  wir,  daß  eine  erfolgreiche  Durch- 
führung der  Passagen  erschwert  wird  durch: 

1)  das  Vorhandensein  einer  Immunität, 

2)  den  Einfluß  fremder  Bakterien,  die  sich  dem  Danysz sehen 
Bacillus  zugesellen, 

3)  nicht  genügend  große  Dosen  des  Infektionsstoffes,  der  in  den 
Darmtraktus  der  Ratten  gelangt. 

Deswegen  würden  wir  zu  ungehinderter  Durchführung 
der  Passagen  die  Beobachtung  folgender  Regeln  empfehlen: 

§  1.  Die  zu  den  Passagen  bestimmten  Ratten  sollen 
aus  solchen  Orten  stammen,  in  denen  sie  bestimmt  nicht 
mit  Danyszschen  Bacillen  in  Berührung  gekommen  sein 
können  ^). 

§  2.  Vor  der  Infektion  müssen  sie  wenigstens  3  bis 
4  Wochen  in  Quarantäne  gehalten  werden.  In  dieser  ganzen 
Zeit  darf  unter  ihnen  kein  Todesfall  vorgekommen  sein,  bei  dem  sich 
in  Leber  und  Milz,  noch  mehr  aber  im  Herzblut,  Bacillen  der  Para- 
typhusgruppe  finden. 

§  3.     Bei  jeder  Passage  werden  gleichzeitig  4  Ratten  infiziert. 

§  4.  Sie  werden  einige  Minuten  vor  der  Infektion  einzeln  je  eine 
in  einen  Käfig  gesetzt  2). 

1)  Augenscheinlich  sind  Ratten,  die  in  Schlachthäusern  oder  nahe  denselben  ge- 
fangen worden  sind,  ebensowenig  geeignet  für  Passagen. 

2)  Da  zur  Durchführung  dieser  Maßregel  ein  großer  Vorrat  von  teueren  Käfigen 
nötig  ist,  so  würde  ich  empfehlen,  die  Ratten  während  des  Versuches  in  Fallen  zu 
halten,  wie  sie  auf  der  Fig.  5  dargestellt  sind;  man  kann  sie  fertig  kaufen,  und  sie  sind 
viel  billiger  als  die  gewöhnlichen  Käfige.  Zu  den  Rattenfallen  müssen  eiserne  gestrichene 
Untersätze  (Fig.  5a)  aus  Eisenblech  und  zwei  gebogene,  dicke,  verzinnte  Drähte  bestellt 
werden,  welche  als  Stützen  dienen  (Fig.  5b).     Die  Fallen  kann  man  auch  zum  Fangen 


62 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


"•'■  §5.  Die  Kulturen  für  die  Passagen  dürfen  nur  aus 
vollkommen  frischen  Rattenkadavern  gewonnen  werden, 
von  Ratten,  die  nicht  früher  als  am  4.  und  nicht  später  als  am  16.  Tage 
nach  der  Infektion  krepiert  sind. 

§  6.  Aus  der  Leber  und  der  Milz  solcher  Ratten  werden  Stücke 
von  nicht  weniger  wie  1  ccm  genommen  und  aus  dem  Herzen  alles  Blut 
und  in  Probiergläschen  mit  Bouillon  übertragen,  die  in  den  Thermostaten 
bei  38  <>  C  gestellt  werden  i). 

§  7.  Nach  24  Stunden  werden  aus  diesen  Probiergläschen  Kontroll- 
impfungen auf  der  schrägen,  schwach  alkalischen  Gelatine  gemacht'^), 
worauf  die  Gläschen  an  einen  kühlen,  dunklen  Ort  gebracht  werden. 


Fig.  5.  Rattenfalle,  die  einen  Käfig  ersetzt:  a  eiserner,  mit  Oelfarbe  gestrichener 
Untersatz  aus  Eisenblech;  b  Stützen  aus  gebogenem,  dickem,  verzinntem  Draht;  c  Täfel- 
chen mit  der  Nummer  der  Ratte. 


§8.  Wenn  im  Verlaufe  von  10  Tagen  in  keinem  der 
Gläschen  mit  der  Kontrollaussaat  Kolonieen  fremder 
Bakterien  sich  zeigen,  so  überimi)ft  man  aus  der  Bouillon, 
die  mit  dem  Herzblut  geimpft  war  (§  6),  in  vier  andere  Probier- 
gläschen mit  schwach  alkalischer  Bouillon  (vorausgesetzt,  daß  die  Kultur 
durch  4  Ratten  passieren  soll),  die  in  den  Thermostaten  gestellt  werden  ^). 

§  9.  Nach  24-stündigem  Verweilen  im  Thermostaten  werden  aus 
diesen  Probiergläschen  Kontrollimpfungen  auf  schräge  Gelatine  ge- 
macht und 

§  10  dann  nimmt  man  10  ccm  von  der  in  der  Bouillon  entwickelten 
Kultur,  die  mit  einem  Glasstäbchen  mit  der  doppelten  Gewichtsmenge 
Roggenmehl  zu  einem  dicken  Teig  verrührt  werden'*). 

der  Ratten  benutzen,  die  zu  den  Passaoren  dienen  sollen.  Nach  jedem  Fan^  muß  die 
Falle  sorgfällig  gewaschen  werden  mit  heißem  Wasser  und  Seife,  da  sonst  die  Ratten 
sich  bald  vor  ihnen  scheuen.  Zur  Desinfektion  und  Reinigung  sind  die  Fallen  ca. 
'/»  Stunde  in  strömendem  Dampf  zu  belassen  oder  */^  Stunde  lang  in  einem  Gefäß  mit 
Wasser  zu  kochen,  worauf  sie  mit  Bürsten  aus  Walfischbarten  gereinigt  werden. 

1)  Ueber  die  Zusammensetzung  der  Bouillon  cf.  p.  11.  Sie  muß  schwach  alkalisch 
sein,  weil  in  saurer  der  Bacillus  nur  sehr  schlecht  oder  überhaupt  nicht  wächst. 

2)  Ich  empfehle  zu  Impfungen  Gelatine,  da  sich  auf  ihr  leichter  die  Beimengung 
fremder  (meist  Gelatine  verflüssigender)  Bakterien  erkennen  läßt. 

3)  Als  Material  zu  den  Passagen  ist  es  vorteilhafter,  das  Blut  aus  dem  Herzen 
zu  benutzen,  weil  in  ihm  fremde  Bakterien  bedeutenil  seltener  angetroffen  werden  als 
in  Leber  und  Milz. 

4)  Um  die  abgemessene  Dosis  der  Kultur  vor  überflüssigen  Verlusten  zu  bewahren, 
ist  es  besser,  die  Teigbereitung  in  derselben  Futterschale  vorzunehmen,  die  in  den  Käfig 


Mereshkowsky,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  etc.  63 

§  11.  Diesen  Teigklumpen  (§  10)  stellt  man  in  den  Käfig,  in  den 
man  gleichzeitig  auch  Wasser  stellt. 

§  12.  Alle  während  des  Fressens  von  den  Ratten  ver- 
streuten Teigstücke  werden  sorgfältig  aufgesammelt  von 
dem  Boden  des  Käfigs  und  von  dem  Untersatz,  und  wieder 
in  den  Futter napf  gelegt^). 

§  13.  Ihr  gewöhnliches  Futter  erhalten  die  Ratten 
erst  dann  wieder,  wenn  sie  allen  Teig  aufgefressen  haben. 

§  14.  Es  ist  unumgänglich  notwendig,  wenigstens  dreimal  täglich 
eine  Besichtigung  der  infizierten  Ratten  vorzunehmen.  Eine  besondere 
Aufmerksamkeit  ist  denen  von  ihnen  zuzuwenden,  die  matt  zu  sein 
scheinen,  mit  halbgeschlossenen  Augen  dasitzen,  mit  zerzausten  Haaren, 
und  schwach  auf  äußere  Reize  reagieren. 

§  15,  Werden  gefallene  entdeckt,  so  werden  sie  sofort  seziert,  ist 
das  nicht  angängig,  so  werden  die  Kadaver  aus  dem  Käfig  entfernt  und 
auf  Eis  aufbewahrt. 

Bei  der  Obduktion  verfährt  man  nach  §  6. 

Wenn  man  wünscht,  zu  den  Passagen  Reinkulturen  des  Danysz- 
schen  Bacillus,  die  durch  Plattenverfahren  gewonnen  worden  sind,  zu 
verwenden,  so  verfährt  man  folgendermaßen : 

J^  16.  Aus  Bouillon,  in  die  Herzblut  ausgesät  worden  ist  (§  6  und 
§  7),  macht  man  eine  Kontrollimpfung  und  stellt  noch  Platten  auf 
Gelatine  an. 

§  17.  Wenn  nach  5—6  Tagen  in  den  P  etri- Schalen  sich  eine 
Reinkultur  des  D an ysz sehen  Bacillus  entwickelt,  so  macht  man  von 
einer  der  typischen  Kolonieen  eine  Abinipfung  in  ein  Probiergläschen 
mit  Bouillon  und  stellt  das  Probiergläschen  in  den  Thermostaten. 

§  18.  Nach  24  Stunden  macht  man  aus  dem  Probiergläschen  Aus- 
saaten auf  Farbnährböden  zwecks  Feststellung  der  Art  des  Wachstums 
des  aus  den  Schälchen  isolierten  Bacillus,  und  dann  bewahrt  man  das 
Probiergläschen  mit  der  Bouillonkultur  an  einem  kühlen,  dunklen  Orte 
auf  bis  zu  dem  weiter   unten  angegebenen  Termin. 

§  19.  Wenn  nach  Ablauf  von  wenigstens  10  Tagen  in  keinem  der 
Gläschen  mit  Kontrollimpfungen  (§  16)  fremde  Bakterien  sich  gezeigt 
haben  und  die  Farbnährböden  (§  18)  alle  die  Veränderungen  zeigen, 
welche  für  das  Wachstum  des  Danysz sehen  Bacillus  als  charakteristisch 
gelten,  so  überimpft  man  aus  den  Reagensgläschen  §  17  in  4  andere 
Gläschen  mit  Bouillon,  mit  denen  man  nach  §  8  und  den  folgenden 
verfährt. 

Die  Reagensgläschen  mit  dem  Grundmaterial,  aus 
denen  dieAbimpfungen  zu  der  Infektion  der  Ratten  ge- 
macht werden,  müssen  aufbewahrt  werden,  damit  man.  wenn 
eine  der  Passagen  sich  als  erfolglos  erweisen  sollte,  sie  mit  Hilfe  von 
Ueberimpfungen  aus  diesen  Gläschen  wiederholen  kann. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  es  bei  einer  Wiederholung  der 
Passage  nötig  ist,  jedesmal  frische  Ratten  zu  nehmen. 

Bei  der  Beobachtung  der  oben  angegebenen  Regeln  können  wir  die 
Zahl   der  Passagen   des  Danysz  sehen  Bacillus   durch  Ratten  nach  Be- 


gebracht wird  und  dabei  ein  Glasstäbchen  zu  verwenden,  von  dem  sich  der  Teig  leicht 
abstreifen  läßt. 

1)  Es  ist  sehr  wichtig,  daß  in  dem  Räume,  in  dem  sich  die  Versuchsratten  befinden, 
keine  frei  herumlaufenden  Mäuse  oder  Ratten  vorkommen,  da  der  infizierende  Teig  sonst 
von  ihnen  aufgefressen  werden  und  der  Untersucher  so  zu  Fehlschlüssen  kommen  könnte. 


64  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

lieben  vergrößern.  Aber,  wie  dieses  aus  unseren  Versuchen 
zu  ersehen  ist,  die  Passagen  sind  zur  Erhaltung  der 
Virulenz  des  Bacillus  auf  gleicher  Höhe  wenig  geeignet, 
weil  seine  Virulenz  unter  dem  Einfluß  fremder,  in  die  Organe  der  in- 
fizierten Ratten  eindringender  Bacillen  sich  unerwartet  plötzlich  ver- 
ringern oder  selbst  vollkommen  schwinden  kann. 

Indem  wir  die  von  uns  gewonnenen  Daten  resümieren,  kommen  wir 
zu  folgenden 

Allgemeinen  Schlüssen: 

1)  Der  Danyszsche  Bacillus  besitzt  ohne  Frage  bei  In- 
fektion per  OS  pathogene  Eigen  Schäften  für  die  graue  Ratte 
(Mus  decumanus).  In  unseren  Versuchen,  die  mit  Kulturen  an- 
gestellt wurden,  die  bei  weitem  nicht  immer  die  maximale  Virulenz 
besaßen,  rief  er  unter  ihnen  bis  83  Proz.  Sterblichkeit  ^j  hervor. 

2)  Zu  Passagen  durch  Ratten  verhält  sich  dieser 
Bacillus  ebenso  wie  auch  andere  pathogene  Mikroorga- 
nismen. Wenn  seine  Virulenz  auch  bisweilen  nach  solchen 
abnimmt,  so  hängt  dieses  nicht  von  irgendwelchen  inneren 
Eigenschaften  des  Bacillus  selbst  ab,  von  denen  Danysz 
spricht,  sondern  ausschließlich  vom  Einfluß  fremder  in  die 
Organe  der  infizierten  Ratten  eindringender  Bakterien  ab^), 

3)  In  Hinsicht  auf  das  in  §  2  Gesagte  kann  man  sich  zur  Be- 
wahrung der  Virulenz  des  Danyszschen  Bacillus  der 
Passagen  bedienen,  aber  diese  Methode  erfordert  große 
Vorsicht  und  ist  nicht  zuverlässig. 


'Nachdruck  verboten. 

Die  Beeinflussung  der  Virulenz  des  Bacillus  Danysz 
durch  fortlaufende  Ueberimpfungen  in  Bouillon. 

[Aus  dem  landwirtschaftl. -bakteriologischen  Laboratorium  des  Ackerbau- 
ministeriums in  St.  Petersburg  (Direktor:  M.  G.  Tartako  w  sky).J 

Von  S.  S.  Mereshkowsky. 

Wir  besitzen  bis  heute  noch  keine  einwandfreie  und  einfache  Methode 
zur  Erhaltung  der  Virulenz  des  Bacillus  Danysz,  und  deshalb  sind 
kleine  Laboratorien,  welche  sich  mit  Gewinnung  seiner  Massenkulturen 
beschäftigen,  gezwungen,  entweder  das  für  sie  erforderliche  Aussaat- 
material periodisch  aus  irgendeinem  zentralen  Institute  zu  beziehen,  oder 

1)  Dieser  Prozentsatz  ist  niedriger  als  der  faktische,  schon  deshalb,  weil  bei  seiner 
Berechnung  die  nach  dem  16.  Tage  nach  der  Infektion  gefallenen  Ratten  außer  acht 
gelassen  worden  sind. 

2)  An  anderem  Ort  werden  wir  sehen,  daß  auch  bei  Passagen,  die  durch  Ein- 
spritzung von  Kulturen  des  Danyszschen  Bacillus  in  die  Bauchhöhle  ausgeführt 
wurden,  seine  Virulenz  sich  abschwächen  oder  sogar  ganz  schwinden  kann  unter  dem 
Einfluß  der  gleichen  Ursachen. 


Mereshkowsky,  Die  Beeinflussung  der  Virulenz  des  Bacillus  Danysz  etc.      g5 

aber  sich  mit  dem  Material  zu  begnüjien,  welches  sie  vorrätig  haben 
und  dessen  Lebensfähigkeit  sie  durch  fortlaufende  Ueberimpfungen  aus 
einem  Reagensglase  ins  andere  im  Laufe  einer  Reihe  von  Generationen 
aufrecht  erhalten. 

Da  durch  derartige  Ueberimpfungen  die  Virulenz  vieler  pathogener 
Bakterien  mehr  oder  weniger  geschädigt  wird,  so  schien  es  mir  inter- 
essant, festzustellen,  ob  nicht  auch  die  Virulenz  des  Bacillus  Danysz 
hierdurch  beeinflußt  wird. 

Meine  Untersuchungen  nahm  ich  mit  einer  Kultur  vor,  welche  nach 
dem  Gelatineplattenverfahren  aus  einer  Agarkultur  des  „Virus  Danysz'' 
isoliert  worden  war.  Letztere  stammte  aus  dem  „Laboratoire  des  vaccins 
Pasteur"  in  Paris. 

Wie  durch  Kontrollversuche,  welche  sofort  nach  Isolierung  der  Rein- 
kultur aus  den  Gelatineplatten  vorgenommen  wurden,  nachgewiesen 
werden  konnte,  tötete  sie  graue  Ratten  (Mus  decumanus)  bei  Ver- 
fütterung  in  einem  normalen  Zeitabschnitt  (nach  7 — 16  Tagen)  ^). 

Als  Nährboden  zur  Kultur  des  Bacillus  bei  Ueberimpfungen  wählte 
ich  Bouillon,  weil  diese  in  der  Technik  der  Anfertigung  von  Massen- 
kulturen zum  Zwecke  der  Mäuse-  und  Rattenvertilgung  vor  sonstigen 
Nährmedien  zweifellose  Vorzüge  aufzuweisen  hat,  und  weil  folglich  das 
Studium  ihrer  I]igenschaften  vom  praktischen  Standpunkte  aus  am 
wichtigsten  ist. 

Zu  der  Bereitung  der  Bouillonl.nahm  ich  auf  1(X)  ccm  gewöhnlichen 
Leitungswassers 

1  g  Pepton  sicc.  W^  i  1 1  e , 
1  „  Extr.  carnis  Liebig, 
0,5  g  Kochsalz. 

Die  Reaktion  stellte  ich  durch  Sodalösung  schwach  alkalisch  ein, 
wobei  Lackmuspapier  als  Indikator  diente.  In  die  Reagensgläschen,  in 
welchen  die  Ueberimpfungen  vorgenommen  wurden,  füllte  ich  je  10  bis 
13  ccm  dieser  Bouillon  ein. 

Da  es  leicht  geschehen  konnte,  daß  in  den  oberflächlichen  und  den 
tieferen  Bouillonschichten  für  die  Anfrechterhaltung  der  Virulenz  des 
Bacillus  durchaus  nicht  gleiche  Bedingungen  bestanden,  so  wurde,  um 
eine  künstliche  Auslese  irgendeiner  Rasse  des  Bacillus  zu  vermeiden, 
vor  jeder  Ueberimpfung  die  im  Reagensglase  gezüchtete  Kultur  energisch 
umgeschütelt. 

In  den  meisten  Fällen  führte  ich  die  Ueberimpfungen  alltäglich  aus, 
worauf  die  frisch  infizierten  Reagensgläschen  in  den  Brütschrank  bei 
SS''  C  kamen.  Mußte  jedoch  zwischen  zwei  Ueberimpfungen  eine  Unter- 
brechung eintreten,  welche  gewöhnlich  nicht  mehr  wie  2—3  Tage  dauerte, 
so  wurden  —  um  das  Verweilen  des  Bacillus  in  einem  Medium,  welches 
mit  den  Produkten  seiner  Lebenstätigkeit  gesättigt  war,  zu  verkürzen  — 
die  frisch  infizierten  Reagensgläschen  sofort  nach  der  Aussaat  in  einen 
kühlen,  dunklen  Raum  gebracht,  in  welchem  die  Entwickelung  der 
Bacillen  entweder  gar  nicht  oder  jedenfalls  sehr  langsam  vor  sich  ging; 
in  den  Brütschrank  wurden  sie  24  Stunden  vor  Ablauf  der  Unter- 
brechung gestellt. 

Um  die  Virulenzschwankungen  des  Bacillus  unter  Einwirkung  von 
Ueberimpfungen  beurteilen  zu  können,   verfütterte  ich  von  Zeit  zu  Zeit 


1)  Vgl.  Mereshkowsky,  S.  S.,   Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten 
auf  die  Virulenz  des  Bacillus  Danysz.     (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  62.  p.  3.) 

Erete  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   1/2.  5 


6ß  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

grauen  Ratten  (Mus  decumanus)  die  zurzeit  im  Brütschrank  stehende 
Kultur,  Die  Methodik,  deren  ich  mich  bei  derartigen  Verfütterungs- 
versuchen  (sowie  bei  bakteriologischer  Untersuchung  der  zugrunde  ge- 
gangenen Tiere)  bediente,  unterschied  sich  durch  nichts  von  derjenigen, 
welche  bereits  an  anderer  Stelle  ^)  von  mir  genau  beschrieben  worden 
ist,  und  deshalb  sehe  ich  hier  von  einer  neuen  Besprechung  derselben  ab. 
Da  das  Verhalten  des  Bacillus  gegen  Ueberimpfungen  durch  zu- 
fällige Eigenschaften  des  zum  Versuch  dienenden  Stammes  hervorgerufen 
sein  konnte,  so  wiederholte  ich,  um  etwaige  Fehlschlüsse  zu  beseitigen, 
meine  Untersuchungen  mit  einem  anderen  Stamme,  welcher  nach  dem 
Plattenverfahren  aus  einer  zweiten  Agarkultur  des  sogenannten  V'irus 
Danysz  isoliert  worden  war;  diese  letztere  hatte  ich  zu  diesem  Zwecke 

1  Jahr  später  wie  die  erste  aus  demselben  Pariser  Vaccinelaboratoriura 
bezogen. 

Mit  dem  ersten  Stamme  habe  ich  etwa  600  Ueberimpfungen.  welche 

2  Jahre  in  Anspruch  nahmen,  mit  dem  zweiten  ca.  3(X)  Ueberimpfungen, 
welche  1  Jahr  dauerten,  vorgenommen. 

Die  Ergebnisse,  welche  ich  sowohl  mit  dem  einen,  als  auch  mit  dem 
anderen  Stamme  erzielen  konnte,  waren  im  allgemeinen  identische  und 
lassen  sich  in  folgendem  zusammenfassen: 

1)  Ratten,  welche  mit  einer  der  ersten  hundert  Generationen  des 
auf  Bouillon  überimpften  Bacillus  gefüttert  worden  waren,  gingen  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  in  einer  gewöhnlichen  Frist  zugrunde  (meist  nicht 
später  als  16  Tage  nach  der  Infektion). 

2)  Von  denjenigen  Tieren,  welche  mit  der  100.-200.  Generation 
infiziert  wurden,  starben  einige  nach  Ablauf  einer  gewöhnlichen  Frist, 
bei  anderen  jedoch  trat  der  Tod  mit  einiger  Verspätung  ein.  Derartig 
verspätete  Todesfälle  kamen  um  so  häufiger  vor,  je  öfter  die  Kultur, 
welche  zur  Infektion  der  Ratten  diente,  übergeimpft  worden  war. 

3)  Ratten,  denen  eine  Kultur,  welche  200 — öOOmal  übergeimpft 
worden  war,  verfüttert  wurde,  starben  in  der  Regel  nicht  früher  als 
1 — 5  Monate  nach  der  Infektion. 

4)  Bei  Ratten  des  Punktes  1,  sowie  bei  vielen  Ratten  des  Punktes  2 
konnte  bei  der  Sektion  Vergrößerung  der  Pey  er  sehen  Plaques  beob- 
achtet werden;  der  Bacillus  Danysz  fand  sich  in  Leber,  Milz  und 
Herzblut. 

5)  Bei  den  Ratten  des  Punktes  3  und  bei  einigen  Tieren  des 
Punktes  2  fehlte  die  Vergrößerung  der  Pey  er  sehen  Plaques;  der  Ba- 
cillus Danysz  fand  sich  in  Leber  und  Milz;  aus  dem  Herzblut  jedoch 
konnte  er  nicht  ausgeschieden  werden.  Wurden  die  Ratten  des  Punktes  3 
lange  vor  Eintritt  des  Todes,  z,  B,  1—2  Wochen  nach  der  Infektion  mit 
Chloroform  getötet  und  seziert,  so  erwiesen  sich  bei  ihnen  die  Pey  er- 
sehen Plaques  stark  vergrößert,  der  Bacillus  Danysz  war  in  Leber 
und  Milz  enthalten,  während  das  Herzblut  steril  war. 

6)  In  den  Organen  von  Ratten,  welche  im  Laufe  der  oben  beschrie- 
benen Untersuchungen  infiziert  wurden,  fanden  sich  neben  dem  Ba- 
cillus Danysz  nicht  selten  auch  sonstige  Bakterien.  Das  Vorhanden- 
sein dieser  Bakterien  stand  durchaus  in  keiner  Beziehung  zur  Anzahl 
der  Ueberimpfungen,  welchen  die  zur  Infektion  der  Ratten  angewandte 
Kultur  unterworfen  worden  war. 

7)  Zugleich   mit   dem  Anwachsen   der   Zahl   der  Generationen   ver- 

1)  1.  c. 


Mereshkowsky,  Die  Beeinflussung  der  Virulenz  des  Bacillus  Danysz  etc.      67 

änderte   sich   auch   der  Charakter   des  Bacillenwachstums   in    der  Nähr- 
bouillon merklich: 

a)  Die  Bouillon,  welche  mit  Bacillen  der  ersten,  virulenteren  Gene- 
rationen infiziert  worden  war,  zeigte  nur  schwache  Trübung;  an  ihrer 
Oberfläche  sah  man  entweder  gar  kein  Häutchen,  oder  wenn  es  sich 
dennoch  entwickelte,  so  besaß  es  die  Gestalt  eines  kaum  merkbaren, 
wandständigen  Ringes;  am  Boden  des  Reagensglases  befand  sich  ein 
spärlicher  weißer  Bodensatz ,  welcher  sich  beim  Schütteln  sofort  in 
Trübung  umwandelte. 

b)  In  der  Bouillon,  welche  mit  Bacillen  späterer  Generationen,  die 
jedoch  noch  gut  ausgeprägte  Virulenz  besaßen,  verimpft  worden  war, 
war  die  Trübung  bedeutend  stärker  als  in  der  Bouillon  des  Punktes  a, 
an  ihrer  Oberfläche  entwickelte  sich  ein  grauer,  zusammenhängender, 
sehr  dünner,  mattglänzender  Ueberzug,  welcher  beim  Schütteln  in  kleine 
Teilchen  zerfiel,  wobei  letztere  in  der  Flüssigkeit  lange  Zeit  über  nicht 
zu  Boden  fielen  und  an  den  Wänden  des  Reagensglases  emporglitten. 
Am  Boden  des  letzteren  befand  sich  ein  ziemlich  großer,  weißer  Boden- 
satz, welcher  beim  Schütteln  sofort  in  Trübung  überging. 

c)  In  der  Bouillon,  welche  mit  noch  späteren  Generationen,  deren 
Virulenz  bereits  stark  verändert  war,  infiziert  wurde,  entwickelte  sich 
eine  unbedeutende  Trübung,  während  das  Häutchen  an  der  Oberfläche 
denselben  Charakter  zeigte  wie  im  vorhergehenden  Falle,  jedoch  mit 
dem  Unterschiede,  daß  es  dicker  war  und  bei  leichtem  Schütteln  eine 
trübe  Wolke,  welche  sich  in  der  Flüssigkeit  rasch  zerstreute,  abschied. 
Am  Boden  des  Reagensglases  befand  sich  ein  ziemlich  großer,  weißer 
Bodensatz,  welcher  beim  Schütteln  als  feste,  große,  weiße  Klümpchen 
von  unregelmäßiger  Form,  die  nicht  leicht  in  Trübung  übergingen,  empor- 
stiegen. 

Die  eben  beschriebenen  Wachstumseigenschaften  der  virulenten  und 
der  avirulenten  Bacillenrasse  konnten  in  Abhängigkeit  von  zufälligen 
Schwankungen  im  Bestand  und  der  Reaktion  des  Nährbodens  variieren, 
jedoch  ließ  sich  in  keinem  Falle  beobachten,  daß  die  stark  virulente 
Rasse  sich  nach  demselben  Typus  entwickelte,  wie  die  avirulente  oder 
umgekehrt.  Der  Wachstumscharakter  des  Bacillus  stand  also  zu  dem 
Virulenzgrade  in  einer  bestimmten  Beziehung. 

Aus  dem  Erwähnten  ersehen  wir,  daß  bei  fortlaufenden  Ueber- 
impfuugen  in  Bouillon  die  Eigenschaften  des  Bacillus  Danysz  be- 
stimmte Veränderungen  erfahren :  Je  mehr  die  Anzahl  der  üeber- 
impfungen  anwuchs,  desto  geringer  wurde  seine  Virulenz,  während  seine 
Tätigkeit,  sich  in  der  Bouillon  zu  entwickeln,  im  Gegenteil  immer  mehr 
zunahm ;  mit  anderen  Worten  off'enbarte  unter  den  Bedingungen  unserer 
Versuche  der  Bacillus  die  Neigung,  sich  aus  einem  Parasiten  in  einen 
Saprophyten  umzuwandeln. 

Man  könnte  denken,  daß  die  Ursache  dieser  Veränderung  seiner 
Eigenschaften  in  der  großen  Anzahl  von  Ueberimpfungen,  während 
welcher  eine  künstliche  Auslese  der  Saprophytenrasse  des  Bacillus  statt- 
fand, liegt,  und  daß  der  chemische  Bestand  des  Nährbodens,  in  welchem 
die  Ueberimpfungen  vorgenommen  wurden,  hierbei  keine  wesentliche 
Rolle  spielte;  jedoch  kann  diese  Voraussetzung  wohl  kaum  als  zutreff'end 
anerkannt  werden,  denn  bei  ganz  ähnlichen  Versuchsbedingungen,  welche 
jedoch  in  einem  Nährboden,  dessen  chemischer  Bestand  von  demjenigen 
der  Bouillon  bedeutend  abwich  —  einem  besonderen  Dekokt,  welches 
an   anderer   Stelle   von   mir   genau   besprochen   werden   wird  —  vorge- 


68  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Dommen  wurden,  erwies  sich  die  Virulenz  des  Bacillus  als  durchaus 
nicht  abgeschwächt.  Man  muß  folglich  zugeben,  daß  in  der  Bouillon 
eine  oder  auch  mehrere  uns  fürs  erste  noch  unbekannte  Substanzen 
enthalten  sind  (oder  gebildet  werden),  welche  die  Virulenz  des  Bacillus 
Danysz  beeinträchtigen. 

Um  die  negativen  Eigenschaften  der  Bouillon  zu  beseitigen,  können 
wir  sie  in  der  Laboratoriumspraxis  mit  Erfolg  durch  das  eben  erwähnte 
Dekokt  ersetzen,  bei  Anfertigung  von  Massenkulturen  ist  jedoch  dieser 
Ersatz  unvorteilhaft,  weil  sich  im  Dekokt  dreimal  weniger  Bacillen  ent- 
wickeln als  in  der  Bouillon ,  und  bei  Ratten ,  welche  mit  in  diesem 
Dekokt  angelegten  Kulturen  infiziert  werden,  die  Sterblichkeit  eine  be- 
deutend geringere  ist,  wie  bei  denjenigen,  welchen  eine  Bouillonkultur 
einverleibt  worden  war^). 

Leider  kennen  wir,  abgesehen  von  dem  Dekokt,  keine  sonstigen 
passenden  Nährmedien,  welche  für  die  Anfertigung  von  Massenkulturen 
des  Bacillus  Danysz  geeignet  wären,  weshalb  wir  fürs  erste  ge- 
zwungen sind,  Bouillon  zu  diesem  Zwecke  zu  benutzen;  um  jedoch  nach 
Möglichkeit  ihre  schädlichen  Eigenschaften  abzuschwächen,  müssen  wir 
bei  ihrer  Anwendung  folgende  Vorsichtsmaßregeln  treffen: 

1)  Zur  Aussaat  in  Blechbüchsen  mit  Bouillon,  die  zur  Anfertigung 
von  Massenkulturen  des  Bacillus  bestimmt  sind,  muß  man  ausschließlich 
ganz  frisches  Aussaatmaterial,  dessen  Virulenz  eben  erst  nachgeprüft 
worden  ist,  benutzen. 

2)  Wird  die  Aussaat  nicht  mit  der  Platinöse,  sondern  mit  bedeu- 
tenderen Portionen  der  Bouillonkultur  vorgenommen,  was  viel  vorteil- 
hafter ist,  so  muß  in  jede  Blechbüchse  um  so  mehr  Kultur  eingeführt 
werden,  je  mehr  Bouillon  sie  fassen  kann  (etwa  1  —  2  ccm  Kultur  pro 
1  1  Bouillon). 

3)  Es  darf  kein  Aussaatmaterial  benutzt  werden,  welches  mehrmals 
übergeimpft  worden  war.  Je  häufiger  dieses  Material  angefrischt  wird, 
desto  eher  kann  man  erwarten,  daß  man  eine  sicher  virulente  Kultur 
des  Bacillus  erhalten  wird. 

Alles  oben  Angegebene  berechtigt  zu  folgenden 

Schlußfolgerungen: 

1)  Die  Virulenz  des  Bacillus  Danysz  wird  bei  andauernden, 
fortlaufenden  Ueberimpfungen  in  Bouillon  stark  beeinträchtigt. 

2)  Diese  Virulenzverminderung  wird  durch  das  Vorhandensein  von 
uns  bis  jetzt  noch  unbekannten  chemischen  Substanzen  in  der  Bouillon, 
welche  entweder  einen  Bestandteil  derselben  bilden  oder  aber  sich 
während  der  Entwickelung  des  Bacillus  in  derselben  bilden,  bedingt. 

3)  Je  größer  die  Anzahl  der  oben  genannten  Ueberimpfungen  ist, 
desto  mehr  vermindert  sich  die  Virulenz  des  Bacillus  und  verändert 
sich  auch  der  Charakter  seines  Wachstums  auf  Bouillon. 

4)  Kulturen,  deren  Virulenz  durch  andauernde  Ueberimpfungen  be- 
deutend abgeschwächt  ist,  töten  Ratten  nur  im  Verlauf  von  sehr  langer 
Frist,  wobei  der  Krankheitsprozeß  bei  Ratten,  die  mit  derartigen  Kulturen 
infiziert  worden  sind,  die  Neigung  offenbart,   in  Genesung  überzugehen. 

1)  Mereshkowsky,  S.  S.,  1.  c. 


Mereöhkowskv,  Trautmannsches  Verfahren  zur  Virulenzsteigerung  etc.        69 


Nachdruck  verholen. 

Ueto  die  Anwendung  des  Trautmannschen  Verfahrens 
zur  Virulenzsteigerung  des  Bacillus  Danysz. 

[Aus  dem  landwirtschaftl.-bakteriolofiischen  Laboratorium  des  Ackerbau- 
ministeriums zu  St.  Petersburg  (Direktor:  M.  G.  Tartako wsky).J 
Von  S.  S.  Mercshkowsky. 

In  der  vorhergehenden  Arbeit  i)  konnte  ich  feststellen,  daß  man 
sich  bei  der  Steigerung  resp.  Erhaltung  der  Virulenz  des  Bacillus 
Danysz  nicht  unbedingt  auf  die  Rattenpassage  verlassen  darf,  und  das 
zwar  nicht  infolge  besonderer  Eigenschaften  dieses  Bacillus,  wie  man 
bisher  annahm,  sondern  infolge  der  Herabsetzung  seiner  Virulenz  durch 
anderweitige,  sich  ihm  im  Rattenkörper  beimengende  Bakterien.  Der 
Versuch,  andere  Tiere  zur  Passage  zu  benutzen,  ergab  ein  ebenso  un- 
günstiges Resultat,  und  zwar  vollkommen  unabhängig  davon,  ob  die 
Kultur  den  Tieren  durch  Verfütterung,  subkutan  oder  intraperitoneal 
eingeführt  wurde.  Daraus  folgte  die  Notwendigkeit,  zwecks  Virulenz- 
steigerung des  genannten  Bacillus  nach  Methoden  zu  suchen,  die  nicht 
mit  Tierpassagen  verbunden  sind. 

Auf  der  Suche  nach  solchen  Methoden  verweilte  ich  unter  anderem 
auch  bei  der  von  Traut  mann  zur  Virulenzsteigerung  des  Bacillus 
Dun  bar  vorgeschlagenen. 

Die  Umstände,  durch  die  Trautmann  zur  Ausarbeitung  dieser 
Methode  geführt  wurde,  erhellen  aus  folgendem: 

In  den  Jahren  1904  und  1905  beobachtete  Prof.  Dun  bar,  Vor- 
stand des  hygienischen  Instituts  in  Hamburg,  bei  seinem  Laboratoriums- 
vorrat an  weißen  und  grauen  Ratten  wiederholt  spontan  auttretende 
Seuchen,  die  durch  ein  und  denselben  Bacillus  verursacht  waren.  Von 
der  Voraussetzung  ausgehend,  daß  dieser  Bacillus  bei  der  Vertilgung 
freilebender  Ratten  von  Nutzen  sein  könne,  empfahl  Dun  bar  zuerst, 
Skrodzki  und  dann  Trautmann  ein  eingehenderes  Studium  dieses 
Bacillus  und  womöglich  die  Ausarbeitung  einer  Methode  zur  Steigerung 
seiner  durch  Fortzüchtung  auf  den  gewöhnlichen  Nährböden  rasch 
schwindenden  Virulenz. 

Die  Untersuchungen  Skrodzkis  und  Trautmanns 2)  ergaben, 
daß  der  von  Dun  bar  isolierte  Bacillus  sowohl  nach  dem  Charakter  des 
Wachstums  auf  den  Nährböden,  als  auch  seiner  Wirkung  auf  Ratten 
und  dem  Verhältnis  zu  agglutinierenden  Seris  der  Paratyphusgruppe 
beizuzählen  und  daß  er  dem  Bacillus  Danysz  nahe  verwandt  ist. 
Skrodzkis  Versuch,  seine  Virulenz  durch  Meerschweinchen-,  Tauben-, 
Mäuse-  und  Rattenpassagen  zu  steigern,  blieb  erfolglos.  Von  der  An- 
nahme ausgehend,  daß  der  Bacillus  Dunbar  mit  dem  Gartn  er- 
sehen Enteritidis- Bacillus  identisch  sei,  beschloß  dann  Trau  t mann, 
zu  untersuchen,  ob  sich  seine  Virulenz  nicht  durch  fortlaufende  Ueber- 
impfungen  auf  rohem  Fleisch  steigern  ließe.    Die  dabei  erhaltenen  Resul- 

1)  Mereshkowsky,  S.  S.,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue  Ratten  (M. 
decumanus)   auf  die  Virulenz  des  Bacillus  Danysz.     (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  1. 

"^"2)  Trau?mann,  H.,   Bakterien  der  Paratyphusgruppe  als  Rattenechädlinge  und 
Rattenvertilger.    (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  54.  1906.  p.  104.) 


70  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

täte  fielen  zur  Befriedigung  von  Trautniann  aus,  doch  zog  er  es  vor, 
das  Fleisch,  das  nach  seinen  Angaben  öfters  anderweitige  Bakterien  ent- 
hielt, durch  Agar  zu  ersetzen,  das  mit  Taubenblut  benetzt  war.  Traut- 
mann behauptet,  daß  nach  7 — 12maliger,  mit  Intervallen  von  24  bis 
48  Stunden  vorgenommener  Ueberimpfung  eine  avirulente  Bacillusrasse 
ihre  Virulenz  wiedererhalten  habe. 

Da  das  Trautmann  sehe  Verfahren  keine  Tierpassagen  forderte, 
so  interessierte  es  mich,  festzustellen,  ob  es  nicht  auch  zur  Virulenz- 
steigerung des  Bacillus  Danysz  zu  gebrauchen  sei,  der  ja,  nach  den 
Untersuchungen  der  genannten  Autoren,  dem  Bacillus  Dunbar  nahe 
verwandt  ist. 

Meine  Versuche  wurden  mit  einer  Kultur  angestellt,  deren  Virulenz 
zuvor  durch  fortlaufende  Ueberimpfun gen  auf  Bouillon  geschwächt  war  V). 
Durch  Kontrollversuche  wurde  festgestellt,  daß  nach  Verfütterung  dieser 
Kultur  der  Tod  der  Ratten  nicht  vor  30  Tagen  eintrat. 

Die  Ueberimpfung  dieser  Kultur  auf  Taubenblutagar  wurde  entweder 
täglich  oder  über  einen  Tag  ausgeführt;  die  Entwickelung  des  Bacillus 
vollzog  sich  inzwischen  im  Thermostaten  bei  38^  C. 

Da  Traut  mann  bei  seinem  Verfahren  auf  die  Wirkung  des  Blutes 
besonderes  Gewicht  legt,  so  wurde  sorgsam  darauf  geachtet,  daß  die 
jedesmalige  Ueberimpfung  von  der  Oberfläche  des  Blutes  und  nicht  des 
unbenetzten  Agars  vorgenommen  wurde. 

Zur  Bestimmung  der  infolge  der  Ueberimpfungen  eintretenden  Ver- 
änderungen in  der  Virulenz  des  Bacillus  infizierte  ich  von  Zeit  zu  Zeit 
mit  der  jeweiligen  Generation  auf  dem  Blutagar  graue  Ratten  per  os 
(gewöhnlich  geschah  das  jeweils  mit  der  7.  resp.  10.,  manchmal  jedoch 
auch  mit  der  4.  Generation).  Ich  benutzte  dazu  4  oder  10  Ratten,  und 
zwar  ausschließlich  solche,  die  zuvor  eine  mindestens  zweiwöchige  Qua- 
rantäne durchgemacht  hatten.  Während  des  Versuches  wurden  diese 
Ratten  einzeln  in  Käfigen  gehalten. 

Da  die  Wirkung  der  verfütterten  Kultur  nicht  bloß  durch  den  Grad 
ihrer  Virulenz,  sondern  auch  durch  ihre  in  den  Darmkanal  des  Tieres 
gelangende  Quantität  bestimmt  wird,  so  schien  es  mir  im  Interesse  der 
Beweiskraft  der  Ergebnisse  geboten,  zur  Verfütterung  stets  die  gleiche 
Dosis  zu  verwenden,  und  zwar  eine  solche,  die  bei  gewöhnlicher  Virulenz 
des  Bacillus  den  Tod  der  Ratten  nicht  später  als  nach  16  Tagen  nach 
erfolgter  Infektion  bedingen  würde.  Die  Blutagarkulturen  als  Infektions- 
material schienen  mir  zu  einer  solchen  Dosierung  ungeeignet,  und  ich 
entschied  mich  statt  dessen  für  Bouillonkulturen.  Letztere  wurden  in 
der  Weise  gewonnen,  daß  die  auf  ihre  Virulenz  zu  prüfende  Blutagar- 
generation  in  mehrere  Reagensgläser  mit  schwach  alkalischer  Bouillon 
abgeimpft  wurde.  Nach  24-stündiger  Bebrütung  bei  38°  C  wurden  davon 
jeder  Ratte  10  ccm  beigebracht,  das  ist  eine  Quantität,  die  nach  meinen 
früheren  Versuchen  bei  mittlerer  Virulenz  des  Bacillus  vollkommen  aus- 
reicht, um  den  Tod  der  Ratten  innerhalb  des  angegebenen  Zeitraums 
herbeizuführen. 

Das  Verfütterungsverfahren  sowohl  als  die  Maßnahmen,  die  getroffen 
wurden,  um  die  Aufnahme  der  ganzen  jeweils  dazu  bestimmten  Menge 
des  Infektionsmaterials   seitens   der   einzelnen  Ratten   mit  Bestimmtheit 


1)  Mereshko wisky ,  S.  S.,  Die  Beeinflussung  der  Virulenz  des  Bacillus  Da- 
nysz durch  fortlaufende  Ueberimpfungen  in  Bouillon.  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
Bd.  62.  p.  64.) 


Mereshkowsky,  Trautmannsches  Verfahren  zur  Virulenzsteigerung  etc.        71 

ZU  gewährleisten,  waren  die  gleichen,  wie  die  von  mir  bereits  früher 
beschriebenen  ^). 

Um  die  Reinheit  der  zur  Infektion  der  Ratten  benutzten  Kultur  zu 
kontrollieren,  wurde  von  der  auf  ihre  Virulenz  zu  prüfenden  Bacillus- 
generation  gleichzeitig  mit  der  Abimpfung  auf  Bouillon  auch  auf  Agar 
nach  Endo,  nach  Conradi-Drigalski  und  auf  schräg  erstarrte, 
schwach  alkalische  Gelatine  abgeimpft.  Vor  der  Verfütterung  an  die 
Ratten  wurde  die  Bouillonkultur  ebenso  abgeimpft. 

Bei  der  Obduktion  und  der  bakteriologischen  Untersuchung  der 
verendeten  Tiere  bediente  ich  mich  derselben  Methodik,  wie  in  meinen 
vorhergehenden  Arbeiten  über  den  Bacillus  Danysz. 

Um  jeden  Zweifel  zu  beseitigen,  habe  ich  meine  Versuche  nochmals 
mit  einer  Kultur  wiederholt,  deren  Virulenz  ebenfalls  durch  Ueber- 
irapfungen  in  Bouillon  geschwächt  war. 

In  der  ersten  Versuchsreihe  wurden  von  mir  25,  in  der  zweiten 
30  Ueberimpfungen  auf  Blutagar  ausgeführt,  und  obschon  sie  ihrer  An- 
zahl nach  die  betreffenden  Trautmanns  weit  übersteigen,  konnte  ich 
dabei  keine  Steigerung  der  Virulenz  der  zum  Versuche  benutzten  Kultur 
konstatieren. 

Es  muß  also  gefolgert  werden,  daß  das  Traut  mann- 
sche  Verfahren  zur  Steigerung  der  Virulenz  des  Bacillus 
Danysz  ungeeignet  ist. 

Diese  Schlußfolgerung  kann  aber  nicht  überraschen,  da,  wie  aus 
einem  aufmerksamen  Studium  des  von  Trautmann  mitgeteilten  Tat- 
sachenmaterials und  seines  Gedankenganges  erhellt,  daß  dieser  Autor 
sich  bei  seiner  Untersuchung  einer  von  Beginn  an  vollvirulenten  Kultur 
bedient  hat  (vgl.  die  Tabelle  auf  p.  124  seiner  Arbeit)  und  eigentlich 
das  Ziel  verfolgte,  eine  Kultur  zu  erhalten,  die  bei  einer  beliebig  wieder- 
holten Rattenpassage  bestehen  würde.  So  sagt  Trautmann  auf  p.  120 
bei  der  Beschreibung  der  Ergebnisse,  die  durch  den  Ersatz  der  Ueber- 
impfungen auf  rohes  Fleisch  und  durch  Ueberimpfungen  auf  Blutagar 
erhalten  wurden :  „Es  stellte  hiernach  die  Abänderung  in  der  Tat  noch 
eine  Verbesserung  der  Methode  dar,  sowohl  hinsichtlich  ihrer  sicheren 
und  bequemen  Handhabung,  wie  hinsichtlich  der  Wirkung,  Denn  Ver- 
nichtung der  Ratten  bis  ins  6.,  ja  8.  Glied  ist  ein  erstaunlicher  Erfolg." 

Dagegen  erhellt  aus  meinen  früheren  Untersuchungen  ^),  daß  die 
Kontinuität  der  Passagen,  wenigstens  beim  Bacillus  Danysz,  nicht 
durch  die  Virulenz  seiner  Kulturen  bedingt  wird,  sondern  durch  den 
Umstand,  ob  sich  ihm  im  Rattenkörper  anderweitige  Bakterien  beigesellen 
oder  nicht. 

Schi  ußfolgerung. 

Das  Trautmannsche  Verfahren  muß  als  zur  Virulenz - 
Steigerung  des  Bacillus  Danysz  ungeeignet  betrachtet 
werden. 


1)  Mereshkowsky,   S.  fe.,   Der  Einfluß  der  Passagen  etc.     (Centralbl.  f.  Bakt. 
Abt.  1.  Orig.  Bd.  62.  p.  3.) 

2)  1.  c. 


72  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1,2. 


Nachdruck  verholen. 

Raticide  —  Azoa. 

[Aus  dem  landwirtsch.-bakteriol.  Laboratorium  des  Ackerbauministeriums 
zu  St.  Petersburg.     Direktor:  M.  G.  Tartako  wsky]. 

Von  S.  S.  Mercshkowsky. 

Die  Verwüstungen,  welche  von  Mäusen  und  Ratten  in  Rußland  an- 
gerichtet werden,  umfassen  ungeheure  Flächen,  die  nicht  selten  Hunderte, 
ja  Tausende  von  Kilometern  von  den  Orten  entfernt  liegen,  an  denen 
Massenkulturen  von  mause-  und  rattentötenden  Bakterien  hergestellt 
werden.  Deshalb  wäre  es  äußerst  erwünscht,  den  Versand  der  genannten 
Kulturen  nach  Möglichkeit  zu  verbilligen.  In  der  Annahme,  daß  dieses 
sich  am  besten  durch  das  Versenden  von  Kulturen  in  trockenem  Zu- 
stande erreichen  ließe,  stellte  ich  im  Jahre  1908  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen an,  die  den  Zweck  verfolgten,  das  Verhalten  der  mause-  und 
rattentötenden  Bakterien  zur  Austrocknung  festzustellen,  besonders  nach 
Zusatz  solcher  Stoffe,  die  die  Stäbchen  vor  gänzlicher  Austrocknung 
schützen. 

Zu  meinem  Bedauern  konnte  ich  diese  Versuche  nicht  zu  Ende 
führen,  da  ich  genötigt  war,  mich  anderen  unaufschiebbaren  Arbeiten 
zuzuwenden.  Laut  den  damals  von  mir  erhaltenen  Resultaten  mußte  ich 
aber  annehmen,  daß  die  Kulturen  der  genannten  Bakterien  sich  zum 
Versenden  in  trockenem  Zustande  nicht  eignen.  Denn  1)  bewahren  sie 
ihre  Lebensfähigkeit  nach  dem  Austrocknen  nur  verhältnismäßig  kurze 
Zeit  und  2)  vermindert  sich  schnell  in  ihnen  die  Anzahl  der  am  Leben 
gebliebenen  Stäbchen,  so  daß  ihre  mause-  und  rattentötende  Eigenschaft 
bald  sich  vermindert  und  schließlich  ganz  verschwindet. 

Aus  oben  Gesagtem  wird  das  Interesse  begreiflich,  mit  dem  ich 
mich  der  Untersuchung  der  Trockenkulturen  zuwandte,  die  von  der 
amerikanischen  Firma  Parke,  Davis  &  Co.  unter  der  Bezeichnung 
Raticide  für  England  und  Azoa  für  Amerika  in  den  Handel  gebracht 
werden. 

Da  die  Einfuhr  dieser  Kulturen  nach  Rußland  nicht  gestattet  ist,  so 
mußte  ich  mich  zu  ihrer  Erlangung  an  die  Vertreter  der  Firma  in  London 
und  St.  Petersburg  wenden,  denen  ich  für  kostenlose  Zustellung  der- 
selben meinen  aufrichtigen  Dank  ausspreche. 

Das  aus  London  erhaltene  Raticide  stellte  ein  vollständig  trockenes, 
grobkörniges  Pulver  von  grauer  Farbe  dar.  Es  war  in  Gläschen  mit 
etwa  30  g  Inhalt  gefüllt,  die  mit  Kork  verschlossen  waren.  Die  Korken 
waren  mit  Paraffin  überzogen  und  mit  Pergament  verbunden.  Das 
Paraffin  auf  dem  Kork  und  das  Papier  waren  unverletzt,  woraus  zu 
schließen  ist,  daß  die  Fläsciichen  bei  der  Zollhesichtigung  nicht  geöffnet 
worden  waren  und  ihr  Inhalt  keiner  Verunreinigung  ausgesetzt  war. 
Auf  den  an  den  Fläschchen  befindlichen  Etiketts  war  folgende  Aufschrift: 
„Raticide  —  a  potent  disease  producing  virus  for  the  destruction  of  rats, 
mice  and  field  mice.  Ilarmless  to  human  beings,  also  to  dogs,  cats, 
fowls  etc." 

In  dem  die  Sendung  begleitenden  Schreiben  hieß  es,  daß  das  Rati- 
cide ein  Gemisch  von  getrockneter  Reinkultur  eines  rattentötenden 
Bacillus  mit  grob  gemahlenem  Hafer  darstellt.    Den  Namen  des  Bacillus 


Mereshkowsky ,  Raticide  —  Azoa.  73 

gab  die  Firma  nicht  an,  wies  jedoch  darauf  hin,  daß  es  ein  kurzes  Stäb- 
chen darstelle,  welches  bei  Ausstrichpräparaten  aus  dem  Gewebe  von 
Tieren  bipolar  sich  färbe;  daß  es  keine  Sporen  bilde,  sich  gut  auf  Agar 
und  Bouillon  entwickele  (nach  den  Versicherungen  der  Firma  tritt  eine 
Trübung  der  Bouillon  —  beim  Optimum  der  Entwickelung  bei  22  bis 
26°  C  ~  schon  2 — 3  Stunden  nach  der  Aussaat  ein),  und  daß  es  bei 
Ratten  nach  Infektion  derselben  per  os  eine  hämorrhagische  Enteritidis 
hervorrufe,  die  von  Nekrose  der  Schleimhaut  des  Darmkanals  und  Ver- 
größerung der  Milz  (fast  auf  das  Doppelte)  begleitet  sei. 

Nach  dem  Erhalten  des  Raticide  aus  London  schritt  ich  sofort  zu 
seiner  Untersuchung. 

Eine  mit  unbewaffnetem  Auge  ausgeführte  Besichtigung  des  Pulvers 
wies  nichts  Besonderes  auf;  es  hatte  das  Aussehen  eines  grobgemahlenen 
Mehles,  ohne  sichtbare  fremde  Beimengungen.  Eine  mikroskopische 
Untersuchung  ohne  Färbung  —  im  Hängetropfen  — ,  wie  auch  nach 
Färbung  mit  Anilinfarben,  erwies  die  Anwesenheit  einer  nur  sehr  kleinen 
Zahl  unbeweglicher  Stäbchen,  die  sich  fast  ohne  Ausnahme  nach  Gram 
färbten. 

Zur  Bestimmung  der  im  Pulver  befindlichen  Bakterien  übertrug  ich, 
unter  Beobachtung  aller  nötigen  Kautelen,  zu  je  1  g  desselben  in  Probier- 
gläschen mit  10 — 12  ccm  schwach  alkalischer  Bouillon,  und  aus  dieser 
Bouillon,  die  vorher  kräftig  durchgeschüttelt  wurde,  machte  ich  Impfungen 
(je  1  Oese)  auf  Agar  Endo,  Agar  Conradi-Drigalski  und  Platten- 
kulturen auf  Gelatine. 

Auf  Agar  entwickelte  sich  nach  20-stündiger  Bebrütung  bei  38"  C 
nur  eine  kleine  Anzahl  von  Kolonieen  —  weiße  auf  Agar  Endo  und 
blaue  auf  Agar  Conradi-Drigalski.  Auf  den  Platten  mit  Gelatine 
waren  gleichfalls  nur  sehr  wenige  Kolonieen  sichtbar.  Einige  von  ihnen 
verflüssigten  die  Gelatine,  andere  nicht;  die  einen  waren  pigmentiert, 
die  anderen  nicht.  Kolonieen  vom  Typus  des  Coli- Typhus  waren  nur 
sehr  spärlich  vertreten.  Von  diesen  letzteren  wurden  Abimpfungen  ge- 
macht und  mit  den  hierdurch  erhaltenen  Reinkulturen  verschiedene  ge- 
färbte wie  ungefärbte  Nährböden  besät.  Die  Beobachtungen  zeigten, 
daß  die  auf  diese  Weise  isolierten  Bakterien ,  dem  Charakter  ihres 
Wachstums  auf  den  Nährböden  nach,  in  nichts  voneinander  sich  unter- 
schieden und  mit  dem  Bacillus  Danysz  identisch  waren. 

Gleichzeitig  mit  den  mikroskopischen  und  bakteriologischen  Unter- 
suchungen des  Raticide  prüfte  ich  auch  die  Wirkung  des  Präparates 
auf  graue  Ratten  (Mus  decumanus). 

Leider  gibt  die  Firma  die  Minimaldosis  des  Präparates  nicht  an, 
die  nach  Einführung  per  os  bei  Ratten  eine  unbedingt  mit  dem  Tode 
endende  Erkrankung  hervorruft.  In  ihrem  Begleitschreiben  sagt  sie,  daß 
zur  Infektion  dieser  Nager  der  Inhalt  eines  Gläschens  —  also  30  g  — 
mit  1  Pfd.  trocknen  Mehles  vermengt  wird.  Das  so  erhaltene  Gemisch 
wird  an  Stellen,  wo  sich  die  Ratten  finden,  ausgestellt.  Aber  auf  wieviel 
Ratten  oder  für  einen  wie  großen  Raum  diese  Portion  reicht,  teilt  die 
Firma  nicht  mit.  Infolgedessen  beschloß  ich,  die  Dosis  nach  meiner 
Einsicht  zu  bestimmen.  Da  aber  meine  oben  erwähnten  Versuche  ge- 
zeigt haben,  daß  die  rattentötenden  Bakterien  eine  lang  andauernde 
Austrocknung  nicht  vertragen,  so  blieb  ich  bei  großen  Dosen  stehen 
und  gab: 

2  Ratten  zu    6  g  Raticide 
8        „       „    10  „ 
4        ,       „    12  „ 


74 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  No.  1. 
Die  Resultate  der  Wirkung  der  Raticide  auf  graue  Ratten*). 


Vi 

.a-2 

to 

In  Aussaaten 

c 

'S 

3   O 

a  o 

auf  Gelatine 

Agar  Endo 

Agar 
Conradi- 

s 

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TabeUe  No.  2. 

Resultate  der  Untersuchung  derjenigen  Ratten,   die  am   35.  Tage   nach 

der  Infektion  getötet  wurden. 


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1)  Erläuterung  der  Zeichen  in  den  Tabellen  No.  1  u.  No.  2. 
St  bedeutet,  daß  die  Aussaaten  von  den  Organen  sich  als  steril  erwiesen. 
O  bedeutet,  daß  in  den  Aussaaten  aus  den  Organen  außer  D  a  n  y  s  z  sehen  keine  anderen 

Bacillen  gefunden  wurden. 
-f  bedeutet,  daß  in  den  Aussaaten  aus  den  Organen  neben  Danyszschen  auch  andere 

Bakterien  sich  fanden. 
W  bedeutet,    daß  in  den  Aussaaten  aus  den  Organen  auf  Agar  Endo   sich   nur  weiße 

Kolon ieen  entwickelten. 
W  +  R  bedeutet,  daß  in  den  Aussaaten   aus  den  Organen   auf  Agar  Endo  eich   neben 

weißen  auch  rote  Kolonieen  entwickelten. 
B  bedeutet,  daß  in   den  Aussaaten   aus  den  Organen   auf  Agar  Conradi-Drigalski 

sich  nur  blaue  Kolonieen  entwickelten. 


Mereshko  wsky  ,  Raticide  —  Azoa.  75 

Um  sicher  zu  sein,  daß  eine  jede  dieser  Ratten  die  ganze  für  sie 
bestimmte  Menge  des  Infektionsmaterials  auffresse,  verteilte  ich  dieselben 
während  des  Versuches  jede  einzeln,  d.  h.  je  eine  Ratte  in  einen  Kätig. 

Wie  wir  oben  gesehen,  gibt  die  Firma  nicht  den  Namen  des  Bacillus 
an,  den  sie  zur  Herstellung  des  Raticide  benutzt.  Es  entsteht  daher 
die  Frage,  wovon  soll  man  sich  bei  der  Erkennung  der  an  den  Folgen 
der  Infektion  mit  dem  Präparat  gefallenen  Ratten  leiten  lassen?  Da  in 
den  Kulturen  aus  Raticide  stets  Kolonieen  vom  Typus  des  Coli- 
typhus  sich  befanden  und  die  aus  diesen  Kolonieen  isolierten  Bakterien, 
dem  Charakter  ihres  Wachstums  auf  verschiedenen  Nährböden  nach  zu 
urteilen,  in  nichts  von  dem  D  an ysz sehen  Bacillus  sich  unterschieden, 
so  hielt  ich  mich  für  berechtigt,  in  diesem  Falle  dieselben  Kriterien  an- 
zuwenden, wie  bei  meinen  Untersuchungen  mit  dem  Danysz  sehen 
Bacillus.  Dementsprechend  übertrug  ich  bei  der  bakteriologischen  Unter- 
suchung der  Kadaver  der  Ratten  1  ccm  große  Stücke  von  Leber  und 
Milz  sowie  das  gesamte  Herzblut  in  Reagensgläschen  mit  10—12  ccm 
schwach  alkalischer  Bouillon,  genau  so  wie  in  den  Versuchen  mit  dem 
Danysz  sehen  Bacillus.  Nach  24-stündigem  Stehen  der  Reagensgläschen 
im  Brutschrank  bei  38"  C  machte  ich  aus  denen  von  ihnen,  in  welchen 
die  Bouillon  sich  getrübt  hatte,  Aussaaten  1)  auf  Agar  Endo,  2)  auf 
Agar  Conradi-Drigalski  und  3)  auf  schräg  erstarrter,  schwach 
alkalischer  Gelatine.  In  dem  Falle,  wo  im  Reagensglas  keine  Trübung 
der  Bouillon  auch  nach  48-stündigem  Stehen  im  Thermostaten  erfolgte, 
nahm  ich  an,  daß  die  zur  Aussaat  benutzten  Organe  steril  waren. 

Wie  wir  an  anderer  Stelle  gesehen  haben  ^),  krepieren  die  mit  viru- 
lenten Kulturen  des  Danysz  sehen  Bacillus  gefütterten  Ratten  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  im  Laufe  der  ersten  16  Tage  nach  der  Infektion. 
Deshalb  hielt  ich  es  auch  in  den  Versuchen  mit  Raticide  für  über- 
flüssig, die  Beobachtung  an  ihnen  über  85  Tage  auszudehnen.  Alle  bis 
zu  diesem  Termin  am  Leben  gebliebenen  Ratten  tötete  ich  mit  Chloroform 
und  sezierte  sie. 

Die  von  mir  mit  dem  Raticide  erhaltenen  Resultate  sind  in  den 
Tabellen  No.  1  und  2  dargestellt. 

Aus  diesen  Tabellen  ersehen  wir,  daß  von  14  der  Infektion  unter- 
worfenen Ratten  8  gefallen  sind,  und  daß  nur  bei  2  von  den  letzteren 
(die  Ratten  No.  12  und  No.  13)  deutliche  Hinweise  vorhanden  waren, 
daß  ihr  Tod  durch  die  Wirkung  des  Raticide  erfolgt  war.  Bei  den 
am  Leben  gebliebenen  Ratten  (Tabelle  No.  2)  und  bei  den  23  Tage  nach 
der  Infektion  zugrunde  gegangenen  dagegen  fehlten  Dan  ysz  sehe  Bacillen 
entweder  in  der  Leber  oder  in  der  Milz,  oder  sogar  in  diesen  beiden 
Organen,  was  allem  Anscheine  nach  als  Hinweis  auf  einen  allmählichen 
Uebergang  des  Krankheitsprozesses  bei  den  erwähnten  Tieren  in  Genesung 
und  folglich  auf  das  Eintreten  einer  Immunität  diente. 

Schlußfolgerung. 

Auf  Grund  unserer  Untersuchungsergebnisse  müssen 
wirschließen,  daßdasPräparatder  Firma  Parke,  Davis  &  Co., 
Raticide  oder  Azoa  genannt,  nicht  als  zur  Rattenvertilgung 
geeignet  angesehen  werden  kann. 


1)  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  62.  p.  3. 


76  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Nachdrtick  verboten. 

Zur  Kenntnis  der  anaeroben  Bakterien  der  MnndhöUe. 

[Aus  der  Kaiser!,  chirurgischen  Universitätsklinik  Kyoto.  Japan 

(Prof.  H.  Ito).] 

Von  Dr.  Y.  Ozaki,  Assistenten  der  Klinik. 

Unter  den  Mikroorganismen,  welche  in  der  Mundhöhle  in  normalen 
oder  auch  pathologischen  Zuständen  hospitieren  und  früher  wegen  der 
Unmöglichkeit  ihrer  Kultivierung  auf  künstlichen  Nährböden  allgemein 
als  obligat  parasitische  angenommen  wurden,  gibt  es  schon  einige  Bak- 
terien ,  die  von  einzelnen  Forschern  mit  Erfolg  reinkultiviert  worden 
sind.  Unter  ihnen  lenkt  kein  anderer  Mikrobe  so  große  Aufmerksamkeit 
auf  sich,  als  der  Bacillus  fusiformis.  Dieser  letztere  —  auch  spieß- 
förmiger Bacillus,  Stinkgasspieß,  Bacillus  hastilis  etc.  genannt  — 
wurde  außer  in  der  normalen  Mundhöhle  bei  manchen,  stets  mit  einer 
mehr  oder  weniger  ausgeprägten  Fötidität  einhergehenden  Krankheits- 
prozessen gefunden,  wie  Angina  und  Stomatitis  ulcerosa,  Noma,  Noso- 
comialgangrän ,  Lungenbrand,  Appendicitis  usw.,  häufig  mit  feinen 
Spirochäten  zusammen,  ohne  daß  jedoch  die  fusiformen  Bacillen  dieser 
verschiedenen  Herkunft  stets  miteinander  identifiziert  worden  sind.  Die 
einschlägigen  klinischen  Mitteilungen  sind  recht  zahlreich.  Da  sie  aber 
in  den  Referaten  von  Beitzke  und  Babes  zusammengestellt  sind, 
so  gehen  wir  hier  darauf  nicht  ein. 

Was  das  biologische  Verhalten  dieser  fusiformen  Bacillen  angeht, 
so  glückte  es  zuerst  1898  Veillon  und  Zuber,  dieselben  aus  dem 
fötiden  Eiter  von  Appendicitis  rein  zu  kultivieren  und  die  genaueren 
Eigenschaften  derselben  festzustellen.  Danach  wurden  sie  auch  von 
Lewkowicz,  Eller  mann,  Mühlens  und  Hart  mann,  Rodella, 
Leiner,  Runeberg,  Repaci,  Ghon  und  Mucha,  Kaspar  und 
Kern  reingezüchtet.  Dies  hat  offenbar  dazu  beigetragen,  die  Patho- 
genese von  verschiedenen  fötiden  Krankheitsprozessen  immer  mehr  auf- 
zuklären. Indessen  lauten  die  darüber  gemachten  Angaben  von  einzelnen 
Autoren  teilweise  sehr  widersprechend;  sie  stehen  manchmal  einander 
gerade  diametral  gegenüber. 

Neuerdings  haben  wir  bei  Gelegenheit  der  Kulturversuche  mit  dem 
Zahnbelag  eines  gesunden  Individuums  einen  morphologisch  zur  Gruppe 
der  fusiformen  Bacillen  gehörigen  Mikroorganismus  isoliert,  und  da  das 
Studium  dieser  Bakteriengruppe,  wie  eben  angedeutet,  noch  nicht  end- 
gültig abgeschlossen  ist,  so  sei  uns  gestattet,  im  folgenden  über  unseren 
Bacillus  zu  berichten. 

Der  von  uns  gezüchtete  fusiforme  Bacillus  ist  sowohl  in  seiner 
Größe,  als  in  seiner  Gestalt,  je  nach  dem  Alter  der  Kulturen  und  den 
Arten  der  Nährböden  sehr  verschieden  und  selbst  in  demselben  Nähr- 
medium zuweilen  ziemlich  ungleichmäßig.  Der  Bacillus  ist  im  allge- 
meinen in  festen  Nährböden  viel  größer  als  in  Üüssigen  Substraten, 
indem  er  in  den  ersteren  unter  Umständen  als  langer  Faden  auftritt, 
während  er  in  den  letzteren  zunächst  regelmäßig  gestaltet  ist  und  erst 
später  zum  Faden  auswächst. 

In  40  Stunden  alten  Zuckeragarstichkulturen  ist  der  Bacillus  meistens 
typisch  geformt,  wenn  auch  der  Größenunterschied  desselben  sich  schon 


Ozaki,  Zur  Kenütnis  der  anaeroben  Bakterien  der  Mundhöhle.  77 

als  mäßig  bedeutend  erweist.  Er  ist  0,4 — 1,0  /<  breit  und  3,6—20,0  in 
lang.  Die  Enden  sind  fast  immer  zugespitzt.  Häufig  ist  der  Leib,  be- 
sonders bei  längeren  Individuen,  in  der  mittleren  Partie  verschmälert, 
seltener  mit  einer  mehr  oder  weniger  deutlichen  Schnürfurche  daselbst 
versehen,  ja  sogar  fast  vollständig  durchgetrennt,  so  daß  zwei  in  ihren 
freien  Enden  zugespitzte  Individuen  mit  ihren  abgerundeten  Enden  dicht 
aneinander  liegen.  Das  einzelne  Glied  dieses  Bacillenpaares  kann  in 
seltenen  Fällen  isoliert  auftreten,  dann  hat  man  ein  keulenförmiges  Ge- 
bilde vor  sich.  Die  kürzeren  Individuen  sind  weniger  breit,  meistens 
gerade  und  selten  gebogen,  die  längeren  dagegen  häufig  mehr  oder 
weniger  deutlich  gekrümmt  oder  leicht  geschlängelt. 

In  10  Tage  alten  Zuckeragarkulturen  findet  man  außer  der  Spindel- 
form zahlreiche  mittellange  Fäden,  deren  Enden  häufig  abgerundet  oder 
etwas  konisch  sind.     Sehr  lange  Fäden  fehlen  in  der  Regel. 

Eine  besonders  lange  Fadenform  ist  in  nicht  sehr  jungen  aufliegen- 
den Kolonieen  auf  Zuckeragar  zu  sehen.  Zwar  sind  hier  kurze  und 
kleine  Spindelbacillen  nachweisbar,  doch  treten  sie  ganz  in  den  Hinter- 
grund im  Vergleich  zu  den  längeren  Fäden.  Die  Länge  der  letzteren 
beträgt  meistens  20—50  f.i.  Solche  längere  Fäden  sind  häufig  ge- 
schlängelt oder  verschlungen.  Sie  sind  im  allgemeinen  beinahe  gleich 
dick,  nur  stellenweise  leicht  verschmälert. 

Sowohl  in  jungen  Organbouillon-  als  auch  in  Kartoifelbouillon- 
kulturen  nach  Ori-Wrzosek  ist  der  Bacillus  meistens  ziemlich  klein 
(3,0—5,0  /<  lang  und  0,4 — 0,6  /^t  breit);  längere  und  dickere  Individuen 
sind  ausnahmsweise  vorhanden.  Die  Form  ist  regelmäßig,  mit  stets 
scharf  zugespitzten  Enden.  Eine  analoge  Form  findet  man  auch  bei 
8-tägiger  Zuckerbouillonkultur  in  Wasserstoffatmosphäre;  hier  sind  aus- 
schließlich kürzere  Formen  zu  konstatieren,  die  meistens  4,0—7,0//  lang 
sind  und  teilweise  durch  regellose  Vereinigung  Kristallnadel-  oder 
Büschelform  zeigen. 

Im  hängenden  Tropfen  und  auch  in  einer  Glaskapillare  sieht  der 
Mikroorganismus,  vor  allem  bei  jüngeren  Kulturen,  ganz  strukturlos  aus; 
bei  etwas  älteren  Kulturen  kann  man  hingegen  sehr  häufig  im  Leibe 
1 — 2,  zuweilen  noch  mehr  runde  Kügelchen  nachweisen,  welche  stärker 
lichtbrechen  als  das  sonstige  Protoplasma  und  je  nach  der  Einstellung 
des  Mikroskops  bald  heller,  bald  dunkler  erscheinen.  Der  Mikroorga- 
nismus zeigt  eine  mäßig  lebhafte  Molekularbewegung,  ist  aber  nicht 
eigenbeweglich. 

Der  Bacillus  ist  mit  verschiedenen  Farblösungen  ziemlich  gut  zu 
färben,  wenn  man  dieselben  genügend  lange  auf  ihn  einwirken  läßt.  Die 
Färbung  ist  bei  jüngeren,  kleinen  Formen  sehr  schön  und  gleichmäßig, 
bei  älteren  Individuen  dagegen  stets  mehr  oder  weniger  ungleichmäßig. 
Mit  verdünntem  Karbolfuchsin  erfolgt  eine  genügende  Färbung  binnen 
1  Minute.  Auch  die  Färbung  mit  Gentianaviolett  oder  Loefflers 
Methylenblau  erweist  sich  als  gut.  Mit  der  Giemsa sehen  Lösung  erhält 
man  nach  V2  Stunde  schöne  Präparate,  in  welchen  das  Protoplasma  hell- 
bläulichrot  oder  hellrötlich  gefärbt  ist.  Die  Gram  sehe  Methode  ist 
sowohl  bei  jüngeren,  als  auch  älteren  Bakterien  stets  nicht  anzuwenden, 
ebenso  wird  der  Bacillus  durch  die  Claudiussche  Modifikation  der 
Gram  sehen  Methode  entfärbt.  Wie  oben  angegeben,  sieht  man  in  den 
Bakterienleibern  häutig  1 — 2,  zuweilen  mehr,  mit  verschiedenen  Anilin- 
farben intensiv  färbbare,  runde,  kokkenähnliche  Körnchen.  Sie  liegen  in 
längeren  Fäden  regelmäßig  voneinander  entfernt.     Bei  kleinen,  jüngeren 


78  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Individuen  fehlen  sie  in  der  Regel.  In  flüssigen  Nährmedien  sind  sie 
erst  dann  nachweisbar,  wenn  die  Kulturen  ein  wenig  älter  werden.  Diese 
Körnchen  färben  sich  mit  Fuchsin  intensiv  rot,  mit  Methylenblau  tief 
blau  und  mit  der  Giemsaschen  Lösung  dunkel  rötlich.  Wenn  man  die 
Lugo Ische  Lösung  3 — 5  Minuten  lang  auf  die  Bacillen  einwirken  läßt, 
so  färbt  sich  das  Protoplasma  blaß  bräunlichgelb,  während  die  Körnchen 
völlig  ungefärbt  bleiben.  Nie  ist  eine  dunkelbräunliche  oder  blaue 
Färbung  des  Bakterienleibes  dabei  zu  konstatieren. 

In  allen  älteren  Kulturen  ist  die  Färbung  der  meisten  Individuen 
fast  stets  ungleichmäßig  und  die  Bakterienleiber  sehen  etwas  streifig 
aus,  indem  im  Innern  derselben  kurze,  unregelmäßig  zylindrisch  ge- 
staltete Strecken  mit  langen,  blaß  gefärbten  Teilen  abwechseln. 

Den  besonderen  Involutionsformen  begegnet  man  bei  sehr  alten 
Agarstrich-  oder  Kartoffelbouillonkulturen.  Die  Bakterienleiber  nehmen 
dabei  den  Farbstoff  nur  schwierig  und  unregelmäßig  auf,  und  das  Proto- 
plasma zeigt  ein  scholliges,  grobkörniges  Aussehen.  Hier  und  da  sind 
die  fast  immer  sehr  langen  Fäden  kolbig  angeschwollen,  wo  das  Proto- 
plasma besonders  unregelmäßig  gefärbt  ist. 

Durch  die  Methode  Loefflers  gelingt  es  nicht,  Geißeln  zu  finden. 
Ebenso  wird  in  verschiedenen  Nährböden  keine  Sporenbildung  nach- 
gewiesen. 

Der  gezüchtete  Mikroorganismus  ist  ein  obligater  Anaerobe.  Er 
wächst  gewöhnlich  in  passenden  Nährböden  nur  unter  strengem  Ab- 
schluß des  Luftsauerstoffs.  Auf  Kartoffeln,  eiweißfreien  Substraten  und 
in  Peptonwasser  bleibt  stets  jedes  Wachstum  aus.  Freilich  wächst  der 
Bacillus  in  Organ-  und  Kartoffelbouillon  auf  aerobe  Weise  sehr  schnell 
und  üppig.  Die  Entwickelung  findet  nur  bei  Bruttemperatur  statt,  nie 
bei  einer  niedrigeren.  Der  Serumzusatz  begünstigt  bei  unserem  Stamm 
das  Wachstum  gar  nicht,  so  daß  der  Bacillus  nicht  serophil  ist.  Anders 
wirkt  der  Traubenzucker;  der  Bacillus  kann  z.  B.  durch  Zuckerzusatz 
in  solchen  Agarnährböden  zur  üppigen  Entwickelung  gebracht  werden, 
in  welchen  er  sonst  nie  fortzukommen  scheint.  Das  Aehnliche  geschieht, 
wenn  auch  in  etwas  schwächerem  Grade,  durch  den  Zusatz  von  den 
übrigen  Zuckerarten. 

Der  Bacillus  gedeiht  am  besten  in  neutral  oder  ganz  schwach 
alkalisch  reagierenden  Nährmedien. 

Ascites-Zuckeragarstichkulturen  (1  : 3)  in  hoher  Schicht  ohne  Ueber- 
schichtung  zeigen  nach  24  Stunden  bei  37  °  C  ein  gutes  Wachstum  ent- 
lang dem  Stichkanal,  die  oberste  IV2  cm  lange  Strecke  desselben  aus- 
genommen. Geschieht  der  Stich  mittels  einer  Platinöse,  so  wird  ein 
breites,  dünnes  Band  gebildet.  In  der  Mitte  desselben  findet  man  einen 
weißlichen,  scholligen,  nicht  durchscheinenden  Streifen,  dessen  beide 
seitliche  Zonen  wolkig-flockig  aussehen,  blaßbräunlich  durchscheinen  und 
mit  vielen,  ganz  kleinen  Pünktchen  durchsetzt  sind.  Auch  die  Stich- 
kulturen mittels  einer  Platinnadel  zeigen  ein  recht  üppiges  Wachstum 
schon  nach  24  Stunden  bei  Bruttemperatur.  Die  Stichlinie  ist  dick, 
fadenförmig  und  häufig  unregelmäßig  konturiert. 

Stichkulturen  in  1-proz.  Traubenzucker;) gar  decken  sich  mit  den 
eben  erwähnten  Ascites-Zuckeragarkulturen  fast  vollkommen.  In  den 
mittels  der  dicken  Platinnadel  gemachten  Stichkulturen  ist  die  Ent- 
wickelung schon  nach  12  Stunden  deutlich  nachweisbar;  sie  zeigen  nach 
weiteren  12  Stunden  ein  dickes,  fadenartiges  Wachstum  längs  des  Impf- 
stiches. 


Ozaki,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben  Bakterien  der  Mundhöhle.  79 

Auch  im  gewöhnlichen  Nähragar  ist  ein  gutes  Wachstum  des  Bacillus 
nachzuweisen.  Das  Aussehen  ist  den  Stichkulturen  im  Zuckeragar  ganz 
gleich.  Nur  ist  das  Wachstum  hier  etwas  langsamer  und  schwächer  als 
im  letzteren. 

In  Zuckeragar-Schüttelkulturen  findet  man  bei  dichter  Aussaat  nach 
24  Stunden  zahlreiche,  kaum  sichtbare  Pünktchen,  die  sich  1  cm  unter- 
halb der  Oberfläche  entwickeln.  Nach  weiteren  24  Stunden  sind  die 
größeren  Kolonieen  fast  V2  "im  groß,  während  noch  zahlreiche  kleinere 
Pünktchen  daneben  sich  befinden.  Bei  schwacher  Vergrößerung  sind 
die  kleineren  Kolonieen  meistens  rundlich,  zuweilen  oval,  beinahe  glatt- 
randig,  und  lassen  in  sich  in  der  Regel  einen  exzentrisch  gelegenen, 
dunklen,  etwas  rauh  aussehenden  Teil  wahrnehmen,  woraus  kurze,  fein- 
zackige oder  filzige  Ausläufer  hervorgehen;  die  übrigen  Teile  sind  blaß- 
bräunlich durchscheinend  und  fein  granuliert.  Die  größeren  Kolonieen 
sind  linsenförmig.  In  der  Flächenansicht  sind  dieselben  rund,  glatt- 
randig,  ausnahmsweise  mit  einigen  seichten  Einkerbungen  versehen. 
Darin  findet  man  häufig  einen  dunkleren,  nicht  scharf  begrenzten,  oft 
etwas  exzentrisch  gelegenen  Kern ;  die  übrigen  Partieen  sind  feinkörnig, 
bräunlichgelb,  nach  der  Peripherie  zu  immer  mehr  durchscheinend  und 
lassen  in  sich  undeutliche,  fleckige  Figuren  erkennen.  In  einfallendem 
Licht  und  bei  schwacher  Vergrößerung  ist  die  zentrale  Partie  kreide- 
weiß, während  die  periphere  fleckig  grau  ist  und  leicht  muschelartig 
irisiert.  In  der  Seitenansicht  sind  diese  größeren  Kolonieen  wetzstein- 
förmig.  Niemals  konstatiert  man  in  Schüttelkulturen  Gasbildung,  auch 
dann  nicht,  wenn  die  Aussaat  eine  sehr  dichte  ist. 

In  dünneu  Aussaaten  liegen  die  einzelnen  Kolonieen  weit  von- 
einander entfernt  und  sind  nach  4  Tagen  ca.  1  mm  groß,  weiß  und 
linsenförmig.  Alle  Kolonieen  haben  gleiche  Gestalt  und  sind  beinahe 
gleichgroß.  Das  mikroskopische  Verhalten  derselben  ist  dem  der  oben- 
genannten größeren  Kolonieen  völlig  gleich. 

Auf  der  Oberfläche  von  1-proz.  Zuckeragar  wächst  der  Bacillus 
unter  Wasserstoffatmosphäre  anfangs  in  Form  der  Streptokokkenkolo- 
nieen.  Die  Kolonieen  sind  tautropfenartig.  V2 — 1  ^^  groß,  rund, 
kugelig  erhaben,  grauweiß  und  saftig  glänzend.  Bei  Lupenvergrößerung 
sind  sie  kreisrund,  glattrandig,  etwas  blaßbräunlich  durchscheinend.  Nach 
8  Tagen  sind  sie  bei  etwas  dichterer  Entwickelung  1 — IV2  mm  groß, 
bei  weit  voneinander  entfernt  liegender  Entwickelung  zuweilen  2  mm 
groß,  rund,  grauweißlich,  saftig  glänzend  und  etwas  durchscheinend.  Im 
Zentrum  befindet  sich  zuweilen  ein  weißlicher,  kugelig  erhabener  Punkt. 
Bei  Lupenbetrachtung  sind  die  Kolonieen  rund,  meistens  mit  1 — 2  kon- 
zentrischen Ringen  versehen ;  die  Ränder  sind  entweder  glatt  oder  fein 
gezackt.  Die  direkte  Umgebung  des  dunkleren  Kernes  sieht  etwas  heller 
aus  und  stößt  mit  einem  undeutlich  zackigen  Ringe  an  die  wieder  etwas 
dunklere  Peripherie.  Im  einfallenden  Licht  ist  das  Zentrum  weiß,  wäh- 
rend die  übrigen,  im  allgemeinen  grau  aussehenden  Teile  mit  vielen 
weißen,  scholligen  Fleckchen  behaftet  sind.  Das  Kondenswasser  bleibt 
beinahe  klar  und  bildet  nach  3  Tagen  einen  mäßig  dicken,  weißlichen 
Bodensatz.  Nach  8  Tagen  tapeziert  derselbe  die  Agarfläche,  die  unter 
der  Flüssigkeitsebene  liegt,  ist  dick,  schollig  und  zerfällt  beim  Schütteln 
zu  unzähligen  Partikelchen.     Das  Wasser  wird  dabei  diffus  getrübt. 

Auf  den  Platten  mit  Traubenzuckeragar  in  Wasserstoffatmosphäre 
kommen  kleine  aufliegende  Kolonieen  erst  nach  5 — 6  Tagen  bei  Brut- 
temperatur zum  Vorschein.     Sie  sind  in  8-tägigen  Kulturen  noch  kaum 


80  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

1  mm  groß,  grauweißlich,  tautropfenartig,  etwas  kugelig  erhaben  und 
feucht  glänzend.  Bei  schwacher  Vergrößerung  sind  sie  rund  oder  rund- 
lich, glattrandig  und  meistens  in  der  Mitte  mit  einem  Ursprungskern 
versehen.  Sie  sind  blaß  bräunlichgelb,  in  der  Randzone  sehr  fein  granu- 
liert, im  zentralen  Teile  dagegen  ziemlich  grob  gekörnt;  in  der  ersteren 
mehr  durchscheinend  als  im  letzteren.  Die  Kolonieen  werden  später 
noch  größer  und  erreichen  eine  Größe  von  etwa  IV2  ^^^^  im  Durch- 
messer. Die  tiefliegenden  Kolonieen  kommen  einige  Tage  früher  als 
die  aufliegenden  zur  Entwickelung  und  verhalten  sich  beinahe  wie  die- 
selben in  Schüttelkulturen. 

In  1-proz.  Zuckerbouillon  in  WasserstoflFatmosphäre  entwickelt  sich 
der  Bacillus  nicht  sehr  gut,  und  nach  8  Tagen  wird  bei  37  °  C  eine 
geringe  Menge  von  weißlichem,  membranösem  und  etwas  sprödem  Boden- 
satz gebildet,  während  die  Flüssigkeit  stets  klar  bleibt.  Beim  Schütteln 
zerfällt  der  Bodensatz  zu  kleineren  Partikelchen,  so  daß  die  Flüssigkeit 
dadurch  nur  wenig  trüb  wird. 

Auch  in  1-proz.  Zuckergelatinekulturen,  die,  mit  Agar  überschichtet, 
bei  37  °  C  gehalten  werden,  bildet  sich  nach  5  Tagen  ein  geringer  Boden- 
satz; die  Gelatine  bleibt  stets  klar  und  erstarrt  rasch  und  fest,  wenn 
man  sie  ins  kalte  Wasser  taucht. 

Der  Mikroorganismus  wird  in  Peptonwasser  oder  in  eiweißfreier 
Flüssigkeit  trotz  der  geeigneten  Reaktion  der  Substrate  und  dem  strengen 
Luftabschlüsse  niemals  zur  Entwickelung  gebracht,  ebensowenig  auf 
Kartoffeln  in  Wasserstoffatmosphäre. 

Ohne  Luftabschluß  bemerkt  man  in  Organbouillonkulturen  nach 
48  Stunden  bei  Bruttemperatur  eine  leichte  schwärzliche  Verfärbung  der 
Organstückchen  und  einen  deutlich  unangenehmen  Geruch.  Die  Bouillon 
bleibt  dabei  beinahe  unverändert,  und  Gasentwickelung  ist  niemals  zu 
beobachten. 

Auch  in  Kartoffelstückchenbouillon  ist  der  Bacillus  imstande,  sich 
auf  aerobe  Weise  sehr  üppig  zu  entwickeln.  Nach  48  Stunden  bei  37 ''C 
erfolgt  gutes  Wachstum,  welches  sich  durch  einen  starken,  eigentümlichen 
Gestank  und  einen  flockig-wolkigen  oder  zuweilen  watteähnlichen,  weißen 
Bodensatz  verrät.  Die  Kartoffelstückchen  erleiden  dabei  keine  sichtbaren 
Veränderungen.  Nach  6  Tagen  wird  der  Bodensatz  ziemlich  reichlich 
und  die  Flüssigkeit  leicht  diffus  getrübt.  Beim  Schütteln  zerteilt  sich 
der  Bodensatz  teils  in  kleinere  Partikelchen,  teils  zur  diffusen  Trübung. 

Sowohl  in  Ascitesboiiillon  (1:3)  als  auch  in  reiner  Ascitesflüssigkeit 
ist  das  Wachstum  des  Bacillus  bei  freiem  Luftzutritt  sehr  gering.  Die 
Flüssigkeit  bleibt  stets  vollständig  klar,  und  am  Gefäßboden  bildet  sich 
eine  ganz  geringe  Menge  von  flockigen  Niederschlägen. 

Der  Bacillus  wächst  in  Kohlensäureatmosphäre  gar  nicht  oder  nur 
äußerst  dürftig. 

Der  Bacillus  produziert  in  allen  Kulturen  einen  fauligen  Riechstoff, 
so  daß  er  recht  unangenehmen  Geruch  verbreitet.  Dieser  wird,  wenig- 
stens teilweise,  durch  seine  Schwefelwasserstoff-  und  Indolbildung  be- 
dingt, welche  sich  leicht  in  Kulturen  nachweisen  läßt. 

Die  Stichkultur  in  Zuckeragar,  welchem  Bleiazetat  zugesetzt  ist, 
zeigt  schon  nach  24  Stunden  in  der  unteren  Hälfte  des  Nährsubstrates 
eine  diffuse,  ganz  schwach  bräunliche  Verfärbung  desselben,  welche 
später  etwas  zunimmt.  Am  4.  Tage  wird  ein  bräunlich  gefärbter  Hof 
um  den  Stichkanal  herum  gebildet.  Nach  10 — 1*2  Tagen  ist  fast  die 
ganze  Stichlinie  von  einem  bräunlich-schwarzen,  über  1  mm  breiten  Hof 


Ozaki,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben  Bakterien  der  Mundhöhle.  31 

umgeben,  welcher  nur  an  der  obersten,  ca.  IV2  imdi  langen  Strecke  der- 
selben fehlt. 

Ebenso  wird  Indol  sowohl  in  Zuckerbouillonkulturen  in  WasserstoflF- 
atmosphäre  als  in  Organbouillon-  oder  Kartoffelbouillonkulturen  früh- 
zeitig und  reichlich  gebildet.  Dasselbe  ist  in  Kartoffelbouillon  schon 
binnen  12  Stunden  spurweise  produziert,  und  nach  48  Stunden  erhält 
man  bei  37°  C  eine  sehr  intensive  Reaktion  desselben. 

In  den  Traubenzucker,  Milchzucker,  Fruchtzucker,  Rohrzucker, 
Maltose,  Dextrin.  Glyzerin,  Mannit,  Harnstoff  etc.  enthaltenden  Nähr- 
medien finden  niemals  Gärungsvorgänge  statt.  Die  Agarkulturen  mit 
Lackmustinktur  werden  von  unten  her  ziemlich  rapid  entfärbt,  wenn  die 
Entwickelung  anfängt.  Endlich  sieht  man  im  Blutagar  keine  hämo- 
lytische Erscheinung  auftreten. 

Unser  Bacillus  fusiformis  ist  bis  zur  15.  Generation  lebens- 
fähig gewesen,  und  in  der  5. — 7.  Generation  hat  er  sich  nach  26  Tagen 
bei  Bruttemperatur  als  noch  mäßig  gut  übertragbar  erwiesen.  Nach  der 
10.  Generation  ist  seine  Lebensfähigkeit  ziemlich  plötzlich  abgeschwächt 
worden,  so  daß  er  in  der  13.  Generation  schon  nach  5  Tagen  bei  37°  C 
nicht  weiter  zu  überimpfen  war. 

Der  Bacillus  hat  sich  in  seiner  4. — 7.  Generation  bei  subkutaner 
und  intraperitonealer  Einverleibung  für  Kaninchen,  Meerschweinchen  und 
Mäuse  stets  als  nicht  pathogen  erwiesen.  Einem  Meerschweinchen  wurde 
das  linke  Hinterbein  künstlich  frakturiert  und  zwischen  die  Fragmente 
eine  ganze  Menge  von  Bakterienmaterial  injiziert;  die  Knochenbrüche 
sind  ganz  normal  verlaufen,  ohne  Eiterung,  Gasbildung,  Nekrotisierung 
u.  dgl. 

Fassen  wir  das  oben  Gesagte  hier  kurz  zusammen,  so  zeigt  der  von 
uns  isolierte  Stamm  folgende  Eigenschaften:  Er  ist  ein  dünner,  gerader 
oder  leicht  gekrümmter  Bacillus  mit  scharf  zugespitzten  Enden.  Er 
zeigt  je  nach  den  Verschiedenheiten  der  Nährböden  eine  ziemlich  starke 
Polymorphie.  Im  allgemeinen  ist  er  in  jüngeren  und  flüssigen  Nähr- 
substraten kürzer  und  dünner,  in  älteren  und  festen  dagegen  etwas 
länger  und  dicker.  Er  bildet  besonders  auf  der  Oberfläche  des  Agars 
nach  mehreren  Tagen  zahlreiche  Fäden  von  verschiedener,  häufig  be- 
trächtlicher Länge,  die  wellen-  und  peitschenförmig  aussehen  und  zu 
Knäueln  verschlungen  sein  können.  Die  Enden  der  Fäden  sind  häufig 
abgerundet  und  nicht  zugespitzt.  Die  Färbung  geschieht  bei  jüngeren 
Individuen  in  flüssigen  Kulturen  gut  und  gleichmäßig,  bei  sonstigen 
hingegen  ungleichmäßig,  indem  in  den  Leibern  der  Bakterien  einige, 
mehr  oder  weniger  rundliche,  stark  färbbare  Partieen  nachweisbar  sind 
und  die  übrigen  Teile  derselben  den  Farbstoff  nur  schlecht  annehmen. 
Nach  Gram  ist  der  Bacillus  nicht  färbbar.  Er  zeigt  keine  Eigen- 
bewegung, bildet  keine  Sporen  und  v^^ächst  nur  bei  Bruttemperatur  unter 
streng  anaeroben  Bedingungen.  Er  bildet  in  Agar  ohne  Serumzusatz 
anfangs  punktförmige,  später  linsenförmige  Kolonieen.  Auf  der  Ober- 
fläche des  Zuckeragars  etc.  zeigen  sich  runde,  etwas  kugelig  erhabene 
Kolonieen,  welche  später  über  2  mm  groß  werden.  Die  Bouillon  wird 
nicht  merklich  getrübt,  die  Gelatine  nicht  verflüssigt,  und  in  Milch,  auf 
Kartoffeln  etc.  erfolgt  überhaupt  kein  Wachstum.  Alle  Kulturen  ver- 
breiten einen  intensiv  fötiden  Geruch.  Er  bildet  Schwefelwasserstoff  und 
Indol  ziemlich  reichlich,  bewirkt  hingegen  keine  Gasentvvickelung.  Auch 
Säurebildung  wird   in  verschiedenen  Nährböden   nicht  konstatiert.     Für 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Ucft  1/2.  6 


32  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Mäuse,  Meerschweinchen  und  Kaninchen  ist  der  Bacillus  so  gut  wie  nicht 
pathogen. 

Alle  Stämme  von  Bacillus  fusiformis,  welche  von  den  ein- 
gangs angegebenen  Autoren  reinkultiviert  sind,  haben  zwar  vor  allem 
in  ihrer  Gestalt  eine  große  Aehnlichkeit,  doch  weichen  die  meisten  von 
ihnen  in  wichtigen  Eigenschaften  weit  voneinander  ab.  Der  auffallendste 
Unterschied  ist  wohl  der,  daß  die  einen  nur  auf  serunihaltigen  oder 
natives  Eiweiß  enthaltenden  Nährböden  fortkommen  können,  während  es 
bei  den  anderen  nicht  der  Fall  ist.  Nach  dem  Kriterium  kann  man 
verschiedene  Stämme  in  2  Arten  teilen,  eine  serophile  und  eine  nicht 
serophile.  Bezüglich  der  Eigenbewegung  des  Bacillus  fusiformis 
und  seines  Verhaltens  gegenüber  der  Gram  sehen  Methode  stimmen  die 
Angaben  derjenigen  Autoren,  welche  denselben  reinkultiviert  haben, 
darin  übereiu ,  daß  derselbe  ein  nicht  eigenbeweglicher  und  gram- 
unbeständiger Mikroorganismus  sei. 

Daß  die  spindelförmigen  Bakterien  schon  in  der  Mundhöhle  gesunder 
Menschen  zu  finden  sind,  ist  bekannt.  Ob  diese  normalerweise  vor- 
kommenden Bakterien  wirklich  verschiedene  krankhafte  Prozesse  für  sich 
allein  oder  im  Verein  mit  anderen  Mikroben  hervorzurufen  imstande 
sind,  bleibt  noch  völlig  unentschieden.  Soweit  wir  wissen,  sind  die  fusi- 
formen  Bacillen  aus  der  Mundhöhle  gesunder  Menschen  bisher  nur  4mal 
reinkultiviert  worden,  nämlich  von  Mühlens,  Eilermann,  Rodella 
und  von  Repaci.  Selbst  diese  wenigen  Stämme  desselben  Fundortes 
stimmen  hinsichtlich  ihres  kulturellen  und  biologischen  Verhaltens  gar 
nicht  miteinander  überein.  Der  auffallendste  Unterschied  unter  ihren 
Eigenschaften  bezieht  sich,  wie  oben  gesagt,  auf  ihr  Bedürfnis  von 
nativem  Eiweiß  und  ihre  pathogene  Wirkung.  V^'^ährend  der  Stamm  von 
Mühlens  und  Ell  er  mann  serophil  war,  erwies  sich  der  von  Rodella 
und  Repaci  als  nicht  serophil,  und  wieder:  während  der  Bacillus  von 
Mühlens  für  Versuchstiere  fast  harmlos  erschien,  war  der  von  Repaci 
ziemlich  stark  pathogen. 

Was  nun  die  Identität  der  spießförmigen  Bacillen  der  Mundhöhle 
in  normalen  und  pathologischen  Zuständen  anbelangt,  so  sind  die  An- 
sichten der  einzelnen  Autoren  zurzeit  noch  geteilt.  Eller  mann  kommt 
zu  dem  Schlüsse,  daß  sich  kulturell  kein  Unterschied  nachweisen  lasse 
zwischen  den  Spindelbacillen,  die  in  der  Mundhöhle  gesunder  Menschen 
hospitieren,  und  denjenigen,  die  bei  krankhaften  Prozessen  angetroffen 
werden.  Rodella  bemerkt  hingegen:  ,, Leider  weist  der  Bacillus 
fusiformis  auch  in  Reinkultur  einen  so  großen  Formenreichtum  auf, 
daß  eine  Identifizierung  durch  die  Prüfung  seiner  morphologischen  Eigen- 
tümlichkeiten nicht  leicht  wird.  Ferner  gibt  es  sicher  auch  noch  andere 
Arten,  die  morphologisch  mit  dem  Bacillus  fusiformis  ein  Ganzes 
bilden,  bei  eingehender  kultureller  und  biologischer  Untersuchung  aber 
von  ihm  geschieden  werden  müssen."  Auch  Repaci  äußert  sich  darüber, 
wie  folgt:  „II  est  vraisemblable  d'admettre  que  dans  la  grande  quantite 
de  microbes  qui  constituent  la  flore  bacterienne  de  la  bouche  de  l'homme 
puissent  se  trouver  plusieurs  varietös  de  bacilles,  aft'ectant  l'aspect  du 
fusiforme."  Dies  stimmt  durchaus  mit  unserer  Ansicht  überein.  Wir 
können  tatsächlich  den  von  uns  gezüchteten  Bacillus  mit  keinem  der 
bisher  beschriebenen  Stämme  als  völlig  identisch  ansehen,  obschon  er 
mit  einigen  von  ihnen  mehrere  Eigenschaften  gemein  hat.  So  unter- 
scheidet sich  unser  Mikroorganismus  von  dem  von  Ell  er  mann,  Ghon 
und  Mucha,    Kaspar   und  Kern,   Mühlens   u.  a.   dadurch,   daß   er 


Ozaki,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben  Bakterien  der  Mundhöhle.  f^3 

gar  nicht  serophil  ist.  Ferner  ist  er  mit  dem  Repaci sehen  ersten  und 
zweiten  Stamm  nicht  identisch,  da  bei  ihm  weder  Säurebildung  noch 
pathogene  Wirkung  zu  konstatieren  ist.  Ebenso  weicht  er  von  dem 
Bacillus  Rodellas  ab,  indem  er  keine  Gasbildung  entfaltet,  und  von 
dem  Runebergs,  indem  er  für  Tiere  ganz  harmlos  ist.  Endlich  kann 
der  Bacillus  V  eil  Ions  und  Zubers  sowohl  bei  37"  als  auch  bei  22°  C 
gut  gedeihen,  während  unser  Mikroorganismus  nur  bei  Bruttemperatur 
wächst. 

Wie  bereits  angegeben,  gibt  es  unter  den  als  fusiforrae  Bacillen 
bezeichneten  Mikroorganismen  mehrere  Arten  resp.  Unterarten,  die  in 
ihren  kulturellen  und  biologischen  Eigenschaften  mehr  oder  weniger 
voneinander  abweichen.  Die  bisher  kulturell  untersuchten  Stämme  be- 
sitzen aber  außer  ihren  morphologischen  Eigentümlichkeiten  noch  mehrere 
gemeinsame  Eigenschaften.  So  sind  sie  ausnahmslos  obligat  anaerob, 
gramunbeständig  und  nicht  eigenbeweglich.  Sie  werden  fast  stets  bei 
ifötiden  Krankheitsprozessen,  im  stinkenden  Zahnbelag  etc.  angetroffen, 
und  ihre  Kulturen  selbst  sind  mehr  oder  weniger  übelriechend.  Außerdem 
wachsen  sie  alle  nur  bei  Bruttemperatur,  wenn  man  vom  Bacillus  Veil- 
lons  und  Zubers  absieht.  Somit  halten  wir  es  für  berechtigt,  diese 
Bacillen  verschiedener  Herkunft  in  eine  eng  geschlossene  Gruppe  zu 
reihen,  wenn  wir  dieselben  auch  miteinander  nicht  identifizieren  können. 
Was  nun  die  sonstigen  eigenbeweglichen  oder  grambeständigen  Stämme 
u.  dgi.  angeht,  so  wissen  wir  zurzeit  nichts  Sicheres  darüber;  erst  eine 
genauere  Untersuchung  wird    uns   lehren,   wohin   sie  eigentlich  gehören. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchten  wir  über  einen  anderen,  streng  an- 
aeroben Mikroorganismus  berichten,  den  wir  ebenfalls  aus  dem  Zahn- 
belag eines  gesunden  Menschen  isoliert  haben. 

Dieser  Mikroorganismus  stellt  einen  recht  kleinen  Micrococcus  dar, 
dessen  Durchmesser  meistens  nur  0,3—0,4  /<  beträgt.  Er  bildet  in  ver- 
schiedenen Kulturen,  auch  im  Abszeßeiter  der  Tiere,  teils  größere  und 
kleinere  Haufen,  teils  Diplo-  und  Monokokken,  und  seltenerweise  ganz 
kurze  Ketten  von  3—5  Gliedern.  Der  einzelne  Coccus  ist  in  der  Regel 
rund,  zuweilen  etwas  abgeplattet,  besonders  bei  Diplokokkenformen. 
Seine  Größe  ist  gewöhnlich,  insbesondere  in  jüngeren  Kulturen  fast  völlig 
gleich,  in  älteren  etwas  ungleich,  aber  stark  abweichende  Involutions- 
formen findet  man  niemals. 

Im  hängenden  Tropfen  oder  in  einer  Glaskapillare  ist  er  ebenfalls 
in  Haufen,  in  Diplokokken  etc.  angeordnet  und  zeigt  eine  ziemlich  leb- 
hafte Molekular-,  aber  keine  Eigenbewegung. 

Er  ist  mit  gewöhnlichen  Anilinfarben  meistens  binnen  2  Minuten 
ziemlich  gut  färbbar.  Sowohl  die  Gram  sehe  Methode,  als  auch  die 
Claudiussche  Modifikation  derselben  ist  für  ihn  nicht  anwendbar. 

Er  ist  ein  obligater  Anaerobe  und  wächst  gewöhnlich  nur  unter 
strengem  Luftabschluß.  Das  Wachstum  erfolgt  in  gewöhnlichem  Nähr- 
agar,  Zuckeragar  etc.  sehr  gut,  auch  üppig  auf  aerobe  Weise  in  Organ- 
und  Kartoffelbouillon.  Auf  Kartoffeln  scheint  er  nur  elend  fortzukommen; 
in  Pepton  Wasser  oder  in  der  eiweißfreien  Lösung  nach  Uschinsky  tritt 
keine  Entwickelung  auf,  auch  dann  nicht,  wenn  diesen  Substraten  Trauben- 
zucker zugesetzt  ist.  Die  geeignetste  Temperatur  für  seine  Entwickelung 
liegt  etwa  bei  37 '^  C,  jedoch  kann  man  noch  bei  22°  C  ein  dürftiges 
Wachstum  nachweisen,  unter  20°  C  aber  nicht  mehr.  Der  Mikroorga- 
nismus wächst  am  üppigsten  bei  neutraler  oder  ganz  schwach  alkalischer 
Reaktion   der   Nährsubstrate.     Das   Wachstum    wird    durch    den   Zusatz 


34  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

von   Traubenzucker   sehr   begünstigt,    von   sonstigen   Kohlehydraten   ein 
wenig. 

Stichkulturen  im  1-proz.  Traubenzuckeragar  zeigen  nach  24  Stunden 
bei  37  ^  C  ein  mäßig  gutes  Wachstum  entlang  dem  Impfstiche,  anfangs 
in  Form  eines  homogen  aussehenden,  weißlichen  Fadens  ohne  seitliche 
Zweige  etc.  Später  entstehen  neben  dem  Stichkanal  zahlreiche,  kurze 
Ausstülpungen  und  Pünktchen.  Bei  Lupenvergrößerung  ist  die  Stich- 
linie fein  granuliert  und  ein  wenig  blaßbräunlich  durchscheinend.  Schon 
nach  18,  spätestens  30  Stunden  werden  zunächst  neben  dem  Impfstiche 
hier  und  da  Gasbläschen  produziert,  und  später  wird  der  Agar  dadurch 
mehrfach  zerklüftet.  Häufig  sammelt  sich  eine  trübe  Flüssigkeit  auf  der 
Oberfläche  des  Nährsubstrates. 

Stichkulturen  im  gewöhnlichen  Nähragar  zeigen  ein  dem  vorigen 
sehr  ähnliches  Wachstum  mit  fadenförmigem,  weißlichem  Stichkanal  etc. 
Nur  fehlt  dabei  die  Gasbildung  beinahe  vollkommen  oder  tritt  nur  wenig 
auf  und  das  Wachstum  scheint  hier  etwas  schlechter  zu  sein  als  im 
Zuckeragar. 

Schüttelkulturen  im  Nähragar  zeigen  in  der  Tiefe  desselben  nach 
18  Stunden  bei  Bruttemperatur  viele  kleine,  kaum  sichtbare,  oder  ein 
wenig  größere,  weißliche  Pünktchen.  Bei  schwacher  Vergrößerung  sind 
die  größeren  Kolonieen  rund  oder  rundlich,  häutig  stumpfeckig,  glatt- 
randig  und  etwas  blaßbräunlichgelb  durchscheinend.  Nach  48  Stunden 
messen  sie  ca.  V2  nim  im  Durchmesser,  daneben  bemerkt  man  noch  viele 
kleinere  Kolonieen.  Bei  schwacher  Vergrößerung  sind  sie  rund,  rundlich, 
oval,  kartenherzförmig,  stumpf  dreieckig  etc.,  scharf  konturiert,  sehr  fein 
granuliert  und  etwas  blaßbräunlichgelb  durchscheinend.  In  weiteren 
2  Tagen  werden  sie  noch  etwas  größer,  danach  scheint  das  Wachstum 
völlig  aufzuhören. 

In  Schüttelkulturen  im  1-proz.  Zuckeragar  ist  das  Wachstum  sehr 
üppig,  und  die  Kolonieen  sind  ganz  wie  die  in  den  eben  erwähnten 
Nähragarkulturen.  Nur  wird  die  Untersuchung  derselben  später  wegen 
der  reichlichen  Gasbildung  stark  erschwert. 

Auf  Zuckeragar  in  Wasserstoffatmosphäre  erhält  man  erst  nach 
4  Tagen  bei  37  °  C  ganz  kleine,  grauweiße  Pünktchen,  die  sich  allmählich 
vergrößern.  Das  Kondenswasser  ist  klar  und  besitzt  eine  geringe  Menge 
von  weißlichem  Bodensatz.  Nach  8  Tagen  sind  bei  37"  C  die  Kolonieen 
ungleich  groß ;  sie  stehen  meistens  isoliert,  sehen  grauweißlich,  tautropfen- 
artig aus  und  ähneln  somit  etwa  den  Streptokokkenkolonieen.  Die  klei- 
neren Kolonieen  sind  mit  bloßem  Auge  kaum  erkennbar,  die  größeren 
messen  ca.  V2  ^^  ^^  Durchmesser.  Die  letzteren  sind  rund,  etwas 
kugelig  erhaben,  grauweiß,  ziemlich  stark  durchscheinend  und  saftig 
glänzend.  Bei  Lupenbetrachtung  sind  sie  hellbräunlich  durchscheinend, 
mit  leicht  unebenen  Rändern,  häufig  dunkler  aussehendem  Zentrum  und 
1 — 2  konzentrischen,  nicht  sehr  deutlichen  Kreislinien  versehen.  Das 
Kondenswasser  ist  beinahe  klar  und  enthält  eine  ziemlich  große  Menge 
von  weißlichem,  schollig-körnigem  Bodensatz,  der  beim  Umschütteln  eine 
diffuse  Trübung  der  Flüssigkeit  mit  körnigen  Flocken  hervorruft. 

Auch  auf  Agar  ohne  Zuckerzusatz  erfolgt  in  Wasserstoffatmosphäre 
eine  beinahe  gleiche  Entwickelung  des  Mikroorganismus. 

In  der  Fleischbrühe  mit  Iproz.  Traubenzucker  bemerkt  man  in 
Wasserstoffatmosphäre  eine  mäßige  Gasbildung  und  nach  4  Tagen  einen 
geringen  weißlichen  Bodensatz.  Nach  8  Tagen  wird  der  letztere  noch 
etwas  reichlicher,  überschreitet  jedoch   nie   die   Kuppe   der  Eprouvette. 


Ozaki,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben  Bakterien  der  Mundhöhle.  35 

Er  ist  leicht  gelblichweiß,  staubig-körnig  und  zerfällt  beim  Schütteln  zu 
kleineren  Partikelchen,  ohne  die  Flüssigkeit  dadurch  besonders  stark 
zu  trüben. 

Ein  ähnliches  Bild  zeigt  die  Zuckergelatinekultur,  welche  mit  Agar 
überschichtet  ist.  In  der  bei  'M^  C  gehaltenen  verflüssigten  Gelatine 
bildet  sich  nach  48  Stunden  eine  geringe  Menge  von  gelblichweißem, 
körnigem  Bodensatz,  Die  Gelatine  wird  nicht  getrübt  und  beim  Erkalten 
wieder  rasch  zur  Erstarrung  gebracht.  Zwischen  dem  überschichteten 
Agar  und  der  darunter  liegenden  Gelatine  sammeln  sich  die  produzierten 
Gasbläschen,  deren  Menge  nach  vollendeter  Entwicklung  dem  Volum  nach 
etwa  dem  Zehntel  der  Gelatine  entspricht. 

In  Milch  tritt  geringes  Wachstum  mit  einigen  Gasbläschen  auf, 
keine  Gerinnung  ist  dabei  konstatierbar. 

Auf  Kartoffeln,  die  unter  Wasserstoffatmosphäre  gehalten  werden, 
kann  zwar  makroskopisch  kein  Wachstum  erkannt  werden,  doch  zeigen 
Abstreifpräparate  zweifellos,  daß  der  Mikroorganismus  sich  daselbst 
vermehrt. 

Eine  üppige  Entwickelung  erhält  man  in  Organbouillon  nach  24  Stunden 
bei  37  '^  C.  Die  Organstückchen  werden  nach  2  Tagen  ein  wenig  schwärz- 
lich verfärbt,  und  die  Bouillon  trübt  sich  häufig  ganz  leicht.  Auch  in 
Kartoftelbouiilon  wächst  der  Mikroorganismus  sehr  gut,  und  nach 
12  Stunden  tritt  bei  Bruttemperatur  eine  deutliche  Gasbildung  auf, 
welche  darauf  ziemlich  intensiv  wird  und  über  2  Tage  lang  dauert.  Die 
Bouillon  wird  leicht  diffus  getrübt,  während  die  Kartoffelstückchen  äußer- 
lich stets  unverändert  bleiben. 

Der  Mikroorganismus  entwickelt  sich  in  Kohlensäureatmosphäre  nur 
sehr  elend.  Auf  Zuckeragar  bilden  sich  nach  4  Tagen  meist  kaum  sicht- 
bare, grauweiße  Kolonieen,  welche  später  nur  wenig  größer  werden.  Bei 
Lupenvergrößerung  sind  sie  rundlich,  etwas  kugelig  erhaben  und  feucht- 
glänzend.   Das  Kondenswasser  bleibt  klar  und  bildet  keinen   Bodensatz. 

Alle  Kulturen  sind  stets  nicht  stinkend.  Weder  Indol  noch  Schwefel- 
wasserstoff wird  konstatiert.  Wie  oben  mehrmals  erwähnt,  ist  die  Gas- 
bildung in  verschiedenen  Nährböden  eine  recht  hervorstechende  Eigen- 
schaft. Im  Gärungskolben,  welcher  Zuckerbouillon  mit  Organ-  oder 
Kartoffelstückchen  enthält,  fängt  die  Gasbildung  schon  nach  3  Stunden 
an  und  erreicht  nach  etwa  18  Stunden  ihre  maximale  Intensität,  um  dann 
wieder  allmählich  schwächer  zu  werden ;  nach  60  Stunden  hört  dieselbe 
in  der  Regel  vollkommen  auf.  Diese  Gasbildung  geschieht  außer  in 
traubenzuckerhaltigen  noch  in  den  Laktose,  Maltose,  Lävulose,  Rohr- 
zucker, Dextrin,  Glyzerin,  Stärke,  Mannit  etc.  enthaltenden  Nährmedien. 
Die  Säurebildung  ist  hingegen  in  allen  diesen  Substanzen  nicht  nach- 
zuweisen. Agar  mit  Lackmustinktur  wird  von  unten  her  ziemlich  schnell 
entfärbt.  Eine  hämolytische  Erscheinung  beobachtet  man  bei  den  Kul- 
turen im  Blutagar  nicht. 

Die  Lebensfähigkeit  des  Mikroorganismus  in  Nährböden  ist  keine 
große,  indem  dieselbe  in  der  7.  Generation  auf  Zuckeragarstichkulturen 
bei  37*^  C  etwa  15—20  Tage  dauert.  In  weiteren  Generationen  wird 
dieselbe  allmählich  noch  kürzer,  und  endlich  in  der  12.  Generation  er- 
weist sich  der  Mikroorganismus  nur  4—5  Tage  lang  auskeimfähig. 

Tierversuche  sind  im  ganzen  bei  6  Mäusen,  1  Meerschweinchen 
und  3  Kaninchen  vorgenommen  worden.  Eine  ganze  Agarstichkultur 
der  6.  Generation  wurde  in  1  ccm  Bouillon  aufgeschwemmt  und  0,1  — 
0,7  ccm  davon  den  Mäusen  subkutan  injiziert.  Nach  5  Tagen  traten  bei  allen 


86  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Tieren,  je  nach  der  Dosis  des  injizierten  Bakterienmaterials,  linsen-  bis 
erbsengroße,  derbe  Anschwellungen  an  den  Impfstellen  auf.  Die  größeren 
Anschwellungen  erwiesen  sich  durch  Inzision  als  gut  abgekapselte  Abszesse 
mit  dickem,  gelblichweißem,  nicht  stinkendem  Eiter.  Im  Eiter  wurde 
der  Mikroorganismus  sowohl  mikroskopisch  als  kulturell  reichlich,  und 
zwar  in  Reinkultur,  nachgewiesen.  Einige  Anschwellungen  wurden  später 
noch  etwas  größer  und  gleichzeitig  ein  wenig  weicher,  aber  nach  weiteren 
10  — 12  Tagen  schien  das  Virus  im  Eiter  vollkommen  abzusterben,  indem 
die  später  vorgenommene  bakteriologische  Untersuchung  desselben  negativ 
ausfiel.  Die  kleineren  Anschwellungen,  die  durch  Injektion  von  ge- 
ringeren Dosen  (0,1 — 0,2  ccm)  hervorgerufen  wurden,  verschwanden 
später  von  selbst.  Eine  Maus,  bei  der  0,3  ccm  von  Material  intraperi- 
toneal einverleibt  wurde,  starb  nach  13  Tagen  an  zunehmender  Schwäche. 
Die  Obduktion  ergab  nichts  Abnormes.  Der  Mikroorganismus  war  weder 
in  der  Peritonealtiiissigkeit,  noch  im  Herzblut  zu  finden.  Einem  Meer- 
schweinchen wurde  0,7  ccm  von  demselben  Material  subkutan  injiziert. 
Nach  5  Tagen  bildete  sich  ein  erbsengroßes,  derbes  Infiltrat,  welches 
nach  weiteren  5  Tagen  zeigefingerkuppengroß  wurde.  Durch  Inzision 
wurde  ein  dicker,  gelblichweißer,  nicht  stinkender  Eiter  entleert,  in  dem 
Staphylococcus  spärlich  zu  finden  war.  Bei  Kaninchen  entstehen 
nach  subkutaner  Einverleibung  von  Bakterienmaterial  erbsengroße,  derbe 
Infiltrate,  die  später  spontan  zu  verschwinden  pflegen.  Ebenso  verläuft 
die  subkutane  Infektion  der  Kaninchen  mit  dem  bakterienhaltigen  Abszeß- 
eiter einer  Maus.  Nur  einmal  hat  man  nach  Injektion  des  Bakterien- 
materials einen  kaum  erbsengroßen  Abszeß  im  Ohrlappen  beobachtet 
und  im  Eiter  den  Mikroorganismus  nachgewiesen. 

Fassen  wir  das  oben  Gesagte  kurz  zusammen,  so  zeigt  der  Mikro- 
organismus folgende  Eigenschaften:  Er  ist  ein  kleiner  Staphylo- 
coccus, der  nur  unter  streng  anaeroben  Bedingungen  wächst;  er  bildet 
in  Kulturen  und  auch  im  Eiter  größere  oder  kleinere  Haufen,  daneben 
Mono-  und  Diplokokken.  Er  ist  gramnegativ,  nicht  eigenbeweglich, 
wächst  rapid  bei  Bruttemperatur,  viel  langsamer  bei  22"  C.  Die  Kolonieen 
im  Agar  sind  rund,  rundlich  oder  höckerig,  etwas  blaßbräunlichgelb 
durchscheinend  und  sehr  fein  granuliert.  Auf  der  Agarfläche  strepto- 
kokkenähnliches Wachstum.  In  allen  Nährböden  mit  Kohlehydraten  etc. 
bildet  er  reichlich  Gas,  ohne  dabei  die  Reaktion  derselben  zu  ändern. 
Die  Gelatine  wird  nicht  verflüssigt.  Die  sämtlichen  Kulturen  sind  nicht 
übelriechend,  indem  weder  Schwefelwasserstoff",  noch  Indol  produziert 
wird.  Für  Mäuse,  Meerschweinchen  und  Kaninchen  ist  der  Mikroorganis- 
mus nicht  sehr  pathogen  und  verursacht  bei  ihnen  ab  und  zu  eine  sub- 
kutane Abszeßbildung. 

Wie  leicht  aus  den  oben  geschilderten  morphologischen  und  kultu- 
rellen Eigenschaften  ersichtlich  ist,  weist  unser  Mikroorganismus  mit 
dem  Staphylococcus  parvulus  und  auch  mit  dem  Micrococcus 
gazogenes  alcalescens  anaerob  ins  die  größte  Aehnlichkeit  auf. 
Der  Staphylococcus  parvulus  wurde  zuerst  von  Veillon  und 
Zuber  aus  dem  fötiden  Eiter  der  Appendicitis  reinkultiviert,  danach 
von  Guillemot  bei  Lungengangrän,  von  Gott  et  und  Jungano  bei 
Harnapparatinfektionen,  von  Rist  bei  chronischer  Mittelohreiterung,  von 
Lein  er  bei  septischer  Diphtherie,  von  Hey  de  bei  akuter  Osteomyelitis 
des  Oberschenkelknochenkopfes  und  von  einigen  anderen  Autoren  ge- 
funden. Er  ist  nach  Veillon  und  Zuber  ein  sehr  kleiner,  unbeweg- 
licher, obligat  anaerober  und  gramnegativer  Coccus,  der  sowohl  im  Eiter 


Ozaki,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben  Bakterien  der  M^ii4h6hlflEFERE$8CE      y 

V         ■  ■    -  -^X    /  ' 

als  in  Kulturen  kleine  Haufen  bildet  und  daneben  sic\aIs  Mono-  und  ^^^ 
Diplococcus  zeigt.  Er  wächst  in  Zuckergelatine  als  Meine,  braune,  x>> 
körnige  Kolonieen,  welche  die  Gelatine  nicht  verflüssigen.  Im  Zucker- 
agar  bildet  er  bei  37 «  C  gelbe,  ziemlich  große  Kolonieen.  Er  wächst 
rapid  bei  Bruttemperatur,  viel  langsamer  bei  22^0,  bildet  im  Zucker- 
agar  reichlich  Gas  und  verbreitet  Gestank.  Die  Bouillon  wird  rasch 
getrübt  mit  einem  feinen  Niederschlage.  Er  ist  für  Meerschweinchen  und 
Kaninchen  pathogen.  ..       u  • 

Der  Micrococcus  gazogenes  alcalescens  anaeroDius 
wurde  1901  von  Lewkowicz  entdeckt.  Er  ist  ein  obligat  anaerober, 
kleiner,  gramnegativer  Staphylococcus,  den  der  Autor  aus  der  Mund- 
höhle von  Säuglingen  isolierte.  Dieser  Mikroorganismus  wächst  nur  bei 
37°  C,  bildet  im  Agar  rundliche,  linsenförmige  oder  unregelmäßig  ge- 
staltete grauliche  Kolonieen,  die  später  mehr  opak,  bräunlich  und  höckerig 
werden'  Die  aufliegenden  Kolonieen  sind  rund,  kuppenartig  erhaben, 
etwas  grau,  sehr  durchscheinend  und  tautropfenartig.  Bouillon  wird 
betrübt  mit  langsamer  Bildung  eines  staubigen  Bodensatzes.  Milch  wird 
nicht  koaguliert.  Auf  Kartoffeln  entsteht  eine  dünne,  farblose,  durch- 
sichtige EntWickelung  der  Mikroben.  Die  Nährböden  bleiben  stets 
alkalisch.  Der  Mikroorganismus  produziert  ebenso  wie  der  unsrige  m 
zuckerhaltigen  Nährmedien  eine  mäßig  reichliche  Menge  von  nicht 
stinkendem  Gas.  Er  ist  für  Tiere  nicht  sehr  pathogen.  Mäuse  werden 
zuweilen  dadurch  getötet;  Meerschweinchen  bleiben  hingegen  völlig  un- 
beinflußt  und  bei  Kaninchen  entsteht  ein  leichtes  entzündliches  Oedem 
mit  nach'heriger  Induration  an  den  Impfstellen.  Zwar  erkennt  Lewko- 
wicz die  nahe  Verwandtschaft  seines  Mikroorganismus  mit  den  Staphylo- 
coccus parvulus  an,  doch  will  er  die  beiden  miteinander  nicht  identi- 
fizieren, da  derselbe  ein  wenig  größer  ist  als  der  Staphylococcus 
parvulus  und  nur  bei  37  »  C  wächst,  die  Kolonieen  zuweilen  sehr  groß 
sind  das  produzierte  Gas  nicht  stinkt,  die  Reaktion  der  Lackmusnahr- 
böden  keine  Veränderung  zeigt  etc.  Autoren  wie  J  u  n  g  a  n  o ,  D i  s  t  a  s  o  u.  a. 
behaupten  hingegen  die  Identität  dieser  beiden  Bakterienarten. 

Was  nun  unseren  Mikroorganismus  angeht,  so  stimmt  er  einerseits 
mit  dem  Staphylococcus  parvulus  in  fast  allen  Punkten  uberem 
Der  einzige  auffallende  Unterschied  zwischen  den  beiden  bezieht  sich  auf 
die  Gestankbildung  in  Kulturen;  der  Staphylococcus  parvulus 
verbreitet  einen  fötiden  Geruch,  während  der  unserige  besondere  Riech- 
stoffe nicht  bildet.  Andererseits  weist  unser  Mikroorganismus  mit  dem 
von  Lewkowicz  eine  große  Aehnlichkeit  auf,  wenn  auch  sein  kulturelles 
und  biologisches  Verhalten  in  einigen  Punkten  von  dem  des  letzteren 
deutlich  abweicht,  namentlich  wächst  er,  im  Gegensatz  zum  Lewko- 
wiczschen  Mikroorganismus,  der  nur  bei  Bruttemperatur  gedeihen  kann, 
auch  bei  niedrigeren  Temperaturen.  Somit  kommen  wir  zu  dem  Schluß, 
daß  diese  3  Staphylokokkenstämme  miteinander  sehr  nahe  verwandte 
Arten  sind.  Leider  haben  wir,  wie  bei  den  fusiformen  Bacillen  zurzeit 
noch  keine  Kriterien,  die  Identität  oder  Nichtidentität  dieser  Mikroorga- 
nismen mit  Sicherheit  feststellen  zu  können. 

Literatur. 

l)Babes,    V.,    Spindelförmige    Bacillen.     {Kolle    u.    Wassermann,    Handb.    d. 

pathogen.  Mikroorgan.  I.  Ergänzungsbd.  1907.  p.  2  <1.) 
2)  beitzke,  H.,   Ueber  die  fusiformen   BaciUen.    (Centralbl.  f.   Bakt.   Abt.   1.    itet. 

Bd.  35.  1904.  p.  1.) 


S8  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

3)  Cottet,  J. ,  Recherches  bact^riologiques  8ur  les  8Uppuration8  pöriur^thralee.  [Inaug.- 
Di68.]  Paris  1899.  Ref.  in  Rist. 

4)  Ellerraann,  V.,  Ueber  die  Kultur  der  fusiformen  Bacillen.  (Centralbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  Bd.  37.  1904.  p.  729.) 

5)  — ,  Einige  Fälle  von  bakterieller  Nekrose  beim  Menschen.  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  38.  1905.  p.  283.) 

6)  — ,  Zur  Kenntnis  der  Spindelbacillen.    (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  5ö.  1907.  p.  453.) 

7)  Ghon,  A.  u.  Mucha,  V.,  Zur  Aetiologie  der  pyämischen  Prozesse.  (Centralbl. 
f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  49.  1909.  p.  493.) 

8)  Guillemot,  L. ,  Recherches  sur  la  gangrfene  pulmonaire.    [Inaug.-Diss.]  Paris  1899. 

9)  Heyde,  M. ,  Ueber  Infektionen  mit  anaeroben  Bakterien.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis 
anaerober  Staphylokokken  und  des  Bacillus  funduliformis.  (Beitr.  z.  klin. 
Chir.  Bd.  68.  1910.  p.  642.) 

10)  Jungano,  M.  u.  Distaso,  A. .  Les  anaörobies.     Paris  1910. 

11)  Kaspar,  F.  u.  Kern,  W. ,  Weitere  Beiträge  zur  Aetiologie  der  pyämischen  Prozesse. 
(Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  55.  1910.  p.  97.) 

12)  Lein  er,  K. ,  Ueber  anaerobe  Bakterien  bei  Diphtherie.  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  43.  1907.  p.  7.) 

13)  Lewkowi  cz  ,  X. ,  Recherches  8ur  la  flore  microbienne  de  la  bouche  des  nourrissons. 
(Archiv,  de  m^d.  exp^rim.  et  d'anat.  pathol.  S^r.  1.  T.  13.  1901.  p.  633.) 

14)  — ,  Sur  les  cultures  pures  du  fuso-bacille,  agent  infectieux  des  inflammations 
suppuröes  de  la  cavite  buccale.  (Przeglad  lekarski.  1903.  p.  197 ;  Ref.  in  Bull,  de 
ri  nstit.  Pasteur.  T.  1.  1903.  p.  825.) 

15)  — ,  Ueber  die  Reinkultur  des  fusiformen  Bacillus.  (Centralbl.^^f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
Bd.  41.  1906.  p.  153.) 

16)  M  ü  h  1  e  n  s ,  P. ,  Ueber  Züchtung  von  Zahnspirochäten  und  fusiformen  Bacillen  auf 
künstlichen  (festen)  Nährböden.  Vorläufige  Mitteilung.  (Dtsche  med.  Wochenschr. 
1906.  p.  797.) 

17)  —  u.  Hartmann,  M.,  Kultur  des  Bacillus  fusiformis  und  der  Spiro- 
chaeta  dentium  sowie  Tierversuche  mit  diesen.  (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  55.  1906. 
p.  81.) 

18)  Repaci,  G. ,  Contribution  ä  l'ötude  de  la  flore  microbienne  ana^robie  de  la  bouche 
de  l'homme  ä  l'^tat  normal  et  pathologique.  1.  Sur  un  bacille  rappelant  par  ses 
caractferes  le  B.  fusiforme  de  Vincent.  (Compt.  rend.  hebdom.  d.  s^anc.  et  m^m. 
Soc.  de  Biologie.  Ann^e  61.  1909.  T.  1.  p.  591.) 

19)  — ,  Contribution  ä  l'^tude  de  la  flore  bacterienne  anaerobie  de  la  bouche  de  l'homme, 
ä  r^tat  normal  et  pathologique.  3.  Isolement  et  culture  du  Bac.  fusiforme  de 
Vincent.  (Compt.  rend.  hebdom.  d.  s^anc.  et  m4m.  Soc.  de  Biologie.  Annöe  61. 
1909.  T.  1.  p.  860.) 

20)  Rist,  E. ,  Neue  Methoden  und  neue  Ergebnisse  im  Gebiete  der  bakteriologischen 
Untersuchung  gangränöser  und  fötider  Eiterungen.  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Bd.  30.  1901.  p.  287.) 

21)  Rodella,  A. ,  Ueber  anaerobe  Mundbakterien  und  ihre  Bedeutung.  I.  Mitteilung. 
(Arch.  f.  Hyg.  Bd.  53.  1905.  p.  329.) 

22)  Runeberg,  B.,  Studien  über  die  bei  peritonealen  Infektionen  appendikulären  Ur- 
sprungs vorkommenden  sauerstofftoleranten,  sowie  obligat  anaeroben  Bakterien- 
formen etc.  (Arbeit,  a.  d.  pathol.  Instit.  d.  Univers.  Helsingfors.  Bd.  2.  1908.  Zit. 
nach  Ghon  u.  Mucha.) 

23)  Veillon  u.  Zuber,  Recherches  sur  quelques  microbes  strictement  ana^robies  et 
leur  röle  en  pathologie.  (Archiv,  de  m^d.  expörim.  et  d'anat.  patholog.  S^r.  I.  T.  10. 
1898.  p.  517.) 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.  39 


'Nachdntck  verboten. 

Untersuchungen  am  Hund  über  den  Einfluss  infizierter 
Milcli  auf  das  Bakterienwachstum  im  Verdauungstraktus, 

speziell  im  Magen. 

[Aus  dem  Kaiserin-Auguste- Victoria-Haiis  zur  Bekämpfung  der 

Säuglingssterblichkeit  im  Deutschen  Reiche 

(Dirigent:  Prof.  Dr.  Längs tein).J 

Von  Dr.  Hanssen  aus  Kiel. 

Die  ersten,  welche  den  in  der  Kuhmilch  enthaltenden  Mikroorganis- 
men die  Entstehung  der  Verdauungsstörungen  der  Säuglinge  zuschrieben, 
waren  Bednar,  der  schon  1850  die  diarrhoischen  Entleerungen  der 
Säuglinge  mit  gärender  Milch  verglich,  später  Hessling  (1866)  und 
Meissner  (1878). 

Escherich  und  Flügge  betonten  dann,  daß  die  bakteriellen 
Produkte  neben  den  Bakterien  für  die  Zersetzung  der  Milch  besonders 
in  Betracht  kommen.  Als  der  für  die  Säuglingsernährung  wichtigste 
Punkt  galt,  daß  die  Kuhmilch,  vom  Moment  des  Verlassens  des  Euters 
an,  einer  Zersetzung  durch  Spaltpilze  unterworfen  ist,  welche  durch  ihre 
Stoifwechselprodukte  und  Gifte  als  Erreger  der  überwiegenden  Zahl 
akuter  Verdauungsstörungen  anzusehen  seien. 

Escherich  unternahm  schon  1889  Experimente,  indem  er  junge 
Hunde  mit  im  Brutschrank  gehaltener  Milch  fütterte;  einer  derselben 
ging  unter  choleraartigen  Erscheinungen  zugrunde.  Die  gleiche,  bei 
niedriger  Temperatur  aufbewahrte  Milch  wurde  ohne  Schaden  vertragen. 

Nach  Cnopf  steigt  die  Zahl  der  Keime  in  der  Milch  bei  Brutofen- 
temperatur in  4  Stunden  auf  das  215-fache,  im  Keller  nur  auf  das 
8-fache. 

Allerdings  kann  auch  bei  niedriger  Temperatur  die  Entwickelung 
der  Keime  eine  sehr  reichliche  werden,  wenn  die  Zeit  vom  Melken  bis 
zum  Verbrauch  lange  genug  ist. 

Außer  den  im  Sommer  der  Vermehrung  günstigeren  Bedingungen 
sollte  auch  die  von  Scholl  und  Schierbeck  beobachtete  Virulenz- 
steigerung der  gärungsfähigen  Bakterien  im  Sommer  die  höhere  Giftigkeit 
erklären. 

Neuerdings  scheint  die  bakterielle  Theorie,  obwohl  ihr  noch  die 
Mehrzahl  der  Aerzte  anhängt,  an  Geltung  zu  verlieren.  Der  Grund  ist 
zweifellos,  daß  strikte  Beweise  für  diese  Theorie  bis  jetzt  fehlen.  Selbst 
Czerny  und  Keller  behaupten,  daß  irgendein  Beweis  fehle,  wonach 
in  der  Milch  enthaltene  Bakterien  beim  Säugling  eine  Krankheit  hervor- 
rufen könnten,  sie  sind  aber  doch  der  Meinung,  daß  die  große  Morbidität 
und  Mortalität  der  künstlich  genährten  Kinder  vorwiegend  die  Folge 
der  Nahrungszersetzung  ist.  Sie  nehmen  dabei  vor  allem  eine  exogene 
Zersetzung  des  Fettes  der  Milch  an,  aus  dem  sich  schädliche  Säuren 
entwickeln  sollen,  während  die  aus  dem  Milchzucker  entstehenden  Säuren 
(nach  den  Erfahrungen  mit  Buttermilch)  unschädlich  sein  sollen. 

Nach  Heubner  befinden  sich  die  Toxine,  die  sich  in  der  zersetzten 
Milch  der  Sommertage  bilden  und  die  Vergiftung  des  Säuglings  bewirken 
sollen,   vorderhand  noch   im  Bereiche   der  Vermutung;   die  einzigen   im 


90  CeDtralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.'.Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Tierexperiment  als  giftig  erwiesenen  Bakterien  sind  die  peptonisierenden 
Bakterien  von  Flügge  und  seinen  Schülern,  die  freilich  von  Heubner, 
Escherich,  Marfan,  Weber  u.a.  nur  sehr  selten  gefunden  wurden, 
wahrscheinlich,  da  sie  sich  nur  bei  Ausschluß  anderer  Bakterien  genügend 
entwickeln  können. 

Auch  Lief  mann  spricht  sich  gegen  die  Zersetzung  der  Milch  als 
Ursache  für  die  Darmkatarrhe  der  Säuglinge  aus.  Bei  einer  großen  Zahl 
der  in  Halle  verstorbenen  Kinder  war  die  zersetzte  Milch  sicherlich  nicht 
die  Todesursache.  Lief  mann  hält  die  Milchzersetzungstheorie  nicht 
für  so  gut  fundiert,  wie  es  auf  den  ersten  Blick  wohl  scheinen  könnte, 
da  die  experimentellen  Grundlagen  vollkommen  fehlen. 

Rietschel,  der  zuletzt  die  große  in  Betracht  kommende  Literatur 
kritisch  bearbeitet  hat,  äußert  sich  folgendermaßen:  „Solange  eine  solche 
giftige  Milch  nicht  wenigstens  tierexperimentell  einwandsfrei  erwiesen  ist, 
sollten  wir  nicht  mit  diesem  unbewiesenen  Begriff  in  Theorie  und  Praxis 
hausieren  gehen.  Wenn  man  bedenkt,  mit  welcher  Selbstverständlichkeit 
heute  von  den  durch  Bakterien  gelieferten  Giften  und  Toxinen  der 
Sommermilch  gesprochen  wird,  ohne  daß  experimentell  ein  sicherer 
Beweis  vorliegt,  so  wird  man  zugeben,  daß  die  Frage  der  exogen  durch 
Bakterien  zersetzten  und  daher  giftigen  Milch  noch  nicht  diskutabel  ist." 

Viel  weniger  studiert  wurde  bis  jetzt  die  Frage,  ob  und  welche 
Mengen  schädlicher  Produkte  bei  der  Vermehrung  der 
Bakterien  im  Mageiidarnikaiial  entstehen.  Die  Unterscheidung  der 
exogenen  und  endogenen  Bildung  ist  deshalb  wichtig,  weil  sie  von  Einfluß 
auf  unsere  Maßnahmen  zur  Bekämpfung  der  Säuglingssterblichkeit  sein 
muß.  Die  im  Magen  und  Darm  einsetzende  Vermehrung  der  Bak- 
terien und  ihrer  Produkte  braucht  ja  nicht  nur  von  der  Milchverunreinigung, 
sondern  könnte  auch  von  der  Ueberfütterung  und  falschen  Mischung  ab- 
hängen. Durch  die  Vermehrung  oder  Verbesserung  des  Nährbodens  im 
Magen  und  Darm  könnte  die  Vermehrung  der  Bakterien  daselbst  aus- 
gelöst werden,  es  würde  sich  im  letzteren  Falle  um  eine  Chymusinfektion 
(Es  eher  ich)  aus  alimentärer  Ursache  handeln  können. 

Mehrere  Forscher  haben  in  den  Stühlen  der  im  Sommer  erkrankten 
Kinder  nach  Bakterien  und  deren  Stoffwechselprodukten  gesucht.  Fink  ei- 
st ein  sah  bei  Verfütterung  von  Stühlen  toxisch  erkrankter  Kinder  an 
junge  Ziegen  das  Eintreten  eines  langsam  unaufhaltsam  fortschreitenden 
Marasmus,  der  zum  Tode  mit  negativem  anatomischen  Befund  führte. 
Bei  Verfütterung  von  anderen  Säuglingsstühlen  war  das  nicht  zu  be- 
obachten. 

Czerny  sammelte  vor  längerer  Zeit  eine  große  Anzahl  von  Stühlen 
kranker  Kinder  mit  Chloroform wasser,  filtrierte  und  benutzte  das  Filtrat 
so  oder  nach  dem  Eindampfen  zu  intravenösen  Injektionen  bei  Kaninchen. 
Niemals  zeigte  sich  eine  Giftwirkung.  Gegen  diese  Experimente  wird 
mit  Recht  geltend  gemacht,  daß  das  Eindampfen  die  Gifte  zerstört. 

Baginsky  hält  die  Sommerdiarrhöe  der  Kinder  für  die  Wirkung 
saprogener  Bakterien,  welche  zunächst  imstande  sind,  aus  den  in  der 
Nahrung  vorhandenen  Eiweißkörpern  giftige  peptonartige  Körper  zu 
bilden. 

Auch  die  Bakterienvermehrung  im  Magen  ist  in  neuerer 
Zeit  im  Hinblick  auf  ihre  Bedeutung  für  die  akuten  Verdauungsstörungen 
im  Tierexperiment  von  Tobler  und  Krayer  untersucht  worden.    Ihre 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.  91 

Versuche  sind  besonders  interessant,  weil  sie  den  maßgebenden  Einfluß 
der  unzweckmäßigen  Dosierung  und  Nahrungspausen  auf  die  Chymus- 
infektion  beleuchten.  Tob  1er  und  Krayer  zählten  die  Bakterien  im 
Kern  des  Magenkoagulunis  bei  Katzen,  welche  in  Abständen  von  %  bis 
1  Stunde  Milch  zu  trinken  bekamen.  Bei  einer  solchen  Ueberfütterung 
bheb  der  Kern  des  Mageninhaltes  viele  Stunden  lang  unverdaut;  jede 
neue  Portion  umlagerte  den  noch  vorhandenen  Rest  des  Koagulums. 
Die  Bakterien  hatten  sich  darin  fast  ebenso  vermehrt,  wie  sie  sich  im 
Brutschrank  zu  vermehren  pflegen.  Die  Untersucher  halten  es  für 
denkbar,  daß  durch  unzweckmäßige  Ernährungsweise  eine  ähnliche 
Nahrungsretention  und  Bakterienwucherung  beim  Säugling  vorkommen 
und  pathogen  wirken  kann.  Die  chemische  Untersuchung  solcher  Milch- 
kerne aus  dem  Magen  ergab  ziemlich  hohe  Mengen  flüchtiger  Fett- 
säuren; Fäulnisprodukte  waren  nicht  nachweisbar. 

Nach  Bahrdt,  Edelstein,  Langstein  und  Weide  ist  der 
Kernpunkt  der  Frage  der,  daß  man  einmal  systematisch  bei  allen  frischen 
anamnestisch  und  klinisch  gut  beobachteten  akuten  Verdauungsstörungen 
nicht  nur  die  Zusammensetzung  und  Dosierung  der  Nahrung,  sondern 
auch  die  Bakteriologie  bzw.  Toxikologie  derselben  an  einem  großen 
Material  untersuchen  sollte.  Solche  Untersuchungen  liegen  bisher  kaum 
vor;  sie  allein  würden  erst  den  zwingenden  Beweis  für  oder  gegen  eine 
der  genannten  Ursachen  liefern  können.  Es  wird  im  Kaiserin-Auguste- 
Victoria-Hause  durch  tägliche  bakteriologische  Milchuntersuchungen  ver- 
sucht, einen  etwaigen  Zusammenhang  zwischen  Milchzersetzung  und 
Dyspepsie  vor  allem  die  Häufigkeit  dieses  Zusammenhanges  festzustellen. 
Solche  Untersuchungen  sind  der  wichtigste  Weg  zur  Entscheidung  dieser 
fundamentalen  Frage  in  der  Bekämpfung  der  Säuglingssterblichkeit.  Er 
kann  aber  erst  durch  jahrelange  mühsame  Beobachtungen  zum  Ziele 
führen,  schon  deshalb,  weil  solche  zufälligen  Zersetzungen  gerade  da, 
wo  man  sie  untersuchen  könnte,  sehr  selten  vorkommen. 

Unterdessen  erscheint  es  lohnend,  auch  experimentell  dem  Problem 
der  infizierten  Milch  nachzugehen.  Solche  experimentelle  Untersuchungen 
werden  gegenwärtig  im  Kaiserin-Auguste-Victoria-Hause  zur  Bekämpfung 
der  Säuglingssterblichkeit  auf  breiter  Basis  und  nach  verschiedenen 
Richtungen  ausgeführt.  Vor  allem  beschäftigen  sie  sich  mit  der  Be- 
deutung der  flüchtigen  Säuren  in  der  zersetzten  Milch  sowohl  als  auch 
im  Magen  und  Darm  für  die  akuten  Verdauungsstörungen  des  Säuglings. 
Die  flüchtigen  Säuren  (und  die  niederen  Oxysäuren)  sind  Zersetzungs- 
produkte, die  sich  regelmäßig  in  verdorbener  Milch  finden  und  anderer- 
seits nachgewiesenermaßen  Erscheinungen  von  akuten  Verdauungs- 
störungen, deren  Studium  ja  zunächst  interessiert,  bewirken  können. 
Diese  Untersuchungen  betreffen  gleichzeitig  die  toxikologische,  chemische 
und  bakteriologische  Seite  der  Frage.  Sie  werden  im  Zusammenhange 
in  der  Zeitschrift  für  Kinderheilkunde  veröffentlicht. 

Ich  habe  bei  dem  Teil  der  Versuche,  wo  mit  Reinkulturen  infizierte 
Milch  an  Hunde  verfüttert  wurde,  die  bakteriologischen  Untersuchungen, 
und  zwar  in  Nahrung,  Magen  und  Darm  übernommen.  Dabei  wurde 
besonderer  Wert  auf  die  Keimzählung  gelegt,  da  es  auf  einen  Vergleich 
der  Keimzahl  zwischen  Nahrung  und  Chymus  ankam.  Außer  den  Unter- 
suchungen von  Tobler  und  Krayer,  die  aber  Ueberfütterungen  und 
nicht  Milchinfektionen  betrafen,  liegen  solche  Untersuchungen  quantitativer 
Art  wenigstens  mit  Milch  meines  Wissens  nicht  vor.  Das  Thema  der 
Untersuchungen,   soweit  sie  hier   publiziert   werden,   lautete   also:    „Ist 


92  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt,  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

die  Zahl  und  Qualität  der  Bakterien  im  Magen  und  Darm 
abhängig  von  der  bakteriellen  Infektion  der  Milch  vor 
der  Aufnahme?"  Daneben  bringen  die  Versuche  einige  Beiträge  zum 
Studium  der  Milchbakteriologie  außerhalb  des  Organismus  und  zur 
Bakteriologie  wichtiger  Darmbakterien  des  Säuglings.  Außerdem  bildeten 
sie  einen  Teil  der  anderenorts  ^)  publizierten  Untersuchungen  über  die 
Bildung  flüchtiger  Säuren  im  Magen  und  Darm  und  die  pathogene  Be- 
deutung derselben. 

Ich  wurde  für  diese  Versuche  vorbereitet  durch  Studien  an  der 
bakteriologischen  Abteilung  der  Versuchsstation  für  Molkereiwesen  in 
Kiel  (Vorstand:  Prof.  Weigmann,  erster  Assistent:  Dr.  Wolff).  Ich 
erhielt  auch  von  dort  eine  Reihe  von  Kulturen,  wofür  ich  noch  an  dieser 
Stelle  danke.  Herrn  Oberarzt  Dr.  Bahr  dt  bin  ich  für  manchen  wert- 
vollen Rat  bei  Anfertigung  der  Arbeit  dankbar. 

Wahl  der  Bakterienarten. 

Es  wurden  verschiedene  Gruppen  von  Milchbakterien  verwendet. 
Das  Bacterium  acidi  lactici  (Hüppe)  aus  historischem  Interesse; 
der  Bacillus  aerogenes  wegen  der  Wichtigkeit  und  Häufigkeit  dieses 
Organismus  in  der  Milch;  weiterhin  die  Sporenbildner,  die  zuerst  von 
Flügge,  dann  besonders  von  Weber  untersucht  wurden,  wie  Bacillus 
mycoides  und  subtilis,  der  Bacillus  mesentericus  und  be- 
sonders der  giftige  Bacillus  Flügge  No.  VII,  der  oft  untersucht  und 
ebenso  oft  in  der  Milch  vermißt  wurde.  Weil  dieser  Bacillus  giftige 
Produkte  bilden  soll,  erschien  ein  Versuch  mit  demselben  besonders 
lohnend. 

Das  Bacterium  coli  wurde  2mal  gewählt  wegen  seiner  Wichtigkeit 
für  die  Darmverdauung.  Sterile  Milch  durfte  zum  Schlüsse  bei  einem 
Versuche  nicht  fehlen,  weil  sie  eine  so  große  Rolle  in  der  Ernährung 
der  Säuglinge  spielt  und  ihr  Verhalten  im  Magendarmkanal  besonders 
interessieren  mußte. 

Ich  wählte  meine  Bakterien  für  die  Infektion  der  Milch  teils  wegen 
ihrer  Bedeutung  für  die  Milchbakteriologie,  teils  wegen  ihrer  patho- 
genetischen Bedeutung.  Dann  wurde  ein  durch  seine  Farbstoffbildung 
bemerkenswerter  gelegentlicher  Milchbewohner  aus  methodischen  Gründen 
untersucht.  Weiterhin  der  Acidophilus,  der  als  naher  V-erwandter 
des  B.  bifidus  besonders  für  den  Kinderarzt  interessant  ist;  er  ver- 
leugnete auch  mir  nicht  seinen  großen  Polymorphismus.  Wegen  des 
Interesses,  das  sie  in  der  Milchwirtschaft  bewiesen,  habe  ich  den  Coccus 
lactis  viscosi  und  das  leider  wenig  beachtete  und  bekannte  alkali- 
bildende Kurzstäbchen,  sowie  einen  Aerogenes  mit  durch  ümzüchtung 
angenommenen  Rübengeschmack  untersucht. 

Versuehsanordnung. 

Die  Versuche  wurden  so  ausgeführt,  daß  3mal  im  Autoklaven  steri- 
lisierte, dann  infizierte  Milch  (nach  Stunden  bzw.  Tagen)  an  Hunde  ver- 
füttert wurde,  die  24  Stunden  lang  gehungert  hatten.  Die  Hunde  wurden 
durch  intrakardiale  Chloroforminjektion  getötet,  und  zwar  stets  2  Stunden 
nach  der  Fütterung,  da  es  hauptsächlich  auf  die  Vermehrung  der  Bak- 
terien und  flüchtigen  Säuren  im  Magen  und  auf  der  Höhe  einer  physio- 
logischen Verdauungszeit   ankam.     Das  Koagulum   wurde  gewogen    und 


1)  Zeitechr.  f.  Kinderheillc,  Orig.  Bd.  1.  1912. 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.  93 

bakteriologisch  untersucht.  Bei  den  letzten  Versuchen  wurde  auch  der 
Inhalt  des  Dünn-  und  Dickdarms  bakteriologisch  analysiert,  ferner  auch 
die  Zahl  der  Keime  in  den  Verdünnungen  gezählt.  Bei  den  ersten  5  Ver- 
suchen ist  die  Keimzahl  das  Mittel  aus  den  3  Verdünnungen  1  :  10, 
1  :  1000  und  1  :  10  000. 

Gegen  die  Versuche  läßt  sich  vielleicht  geltend  machen,  daß  sie  an 
Hunden  angestellt  sind,  aber  leider  kann  man  mit  verhältnismäßig  so 
unbekanntem  Material,  wie  die  Milchbacillen  in  medizinischer  Beziehung 
es  sind,  nicht  an  Säuglingen  ohne  Gefahr  arbeiten.  Gerade  bei  Ver- 
suchen mit  Reinkulturen  mußte  eventuell  mit  stärkerer  Wirkung  gerechnet 
werden  als  bei  spontaner  Milchzersetzung.  Dann  könnte  man  gegen  die 
Versuche  einwenden,  daß  ich  zuweilen  eine  so  große  Dosis  zur  In- 
fektion benutzte,  wie  sie  in  Wirklichkeit  selten  vorkommt.  Dies  geschah, 
weil  es  hauptsächlich  auf  ein  positives  Resultat  (vermehrtes  Bakterien- 
wachstum, vermehrte  Säurebildung)  ankam.  Durch  die  hohe  Dosis  war 
allerdings  die  Keimzählung  erschwert  und  überhaupt  nur  in  hohen  Ver- 
dünnungen möglich,  wodurch  wieder  die  Genauigkeit  der  Zählung  litt. 
Dies  sind  aber  Fehler,  die  wohl  jedem  bakteriologischen  Experiment  an- 
haften. Weiterhin  hätte  ich  lieber  mit  steril  gewonnener  als  durch  Hitze 
sterilisierter  Milch  als  Ausgangsmaterial  gearbeitet.  Erstere  ist  aber  sehr 
schwer  zu  beschaffen. 

Die  Hunde  wurden  nach  2  Stunden  getötet,  da  es  hauptsächlich  auf 
die  Vermehrung  der  Bakterien  und  flüchtigen  Fettsäuren  im  Magen, 
und  zwar  auf  der  Höhe  einer  physiologischen  Verdauungszeit  ankam  und 
mit  Rücksicht  auf  die  chemische  Bestimmung  flüchtiger  Säuren.  Natürlich 
konnten  noch  nicht  alle  Erscheinungen  der  Infektion  oder  Intoxikation 
an  den  gefütterten  Hunden  nach  2  Stunden  erwartet  werden. 

Die  Milch  wurde  meist  mit  der  24  Stunden  alten  Kultur  des  be- 
treffenden Bacillus  infiziert  und  blieb  bei  Zimmertemperatur  24  Stunden 
gut  verschlossen  stehen. 

Der  Magen,  Dünn-  und  Dickdarm  wurden  in  toto  entleert  und  mit 
sterilen  Instrumenten  an  einer  abgebrannten  Stelle  Proben  (abgemessene 
Mengen)  von  dem  Inhalt  entnommen.  Aus  dem  Magen  wurde  die  Probe 
dem  Koagulum  entnommen.  Wenn  der  Inhalt  nicht  flüssig  war,  wurde 
in  einer  sterilen  Reibschale  der  Inhalt  mit  sterilem  Wasser  verrieben. 
Um  ein  Uebertreten  aus  einem  Darmteil  in  den  anderen  zu  verhüten, 
wurden  vor  dem  Herausnehmen  Klemmen  an  der  Grenze  des  Abschnittes 
angelegt. 

Die  Milch  des  Stalles  im  Kaiserin- Auguste- Victoria- 
Hause  enthielt  in  den  Monaten  des  Jahres  1910  im  Durchschnitt 
6000  Keime.  Oft  nur  450  oder  600  Keime  im  Kubikzentimeter  Vollmilch, 
dazwischen  auch  einmal  6800.  Die  Milch  enthielt  fast  stets  Mesen- 
tericus,  meist  mit  Sporen.  Dieses  Bakterium  war  bei  einem  Stall- 
versuch auch  an  den  Schwanzhaaren  der  Kühe  gefunden,  weniger  im 
Kuhkot,  fast  immer  in  der  Milch.  Der  Mesentericus  erwies  sich  als 
sehr  resistent. 

Literatur. 

Baginsky,  Sommerdiarrhöe,  Kuhmilchernährung  und  Milchsterilisierung.  (Berlin,  klin. 
Wochenschr.  1894.  No.  43  u.  44.) 

Bahrdt,  Zur  Pathogenese  der  Verdauungs-  und  Ernährungsstörungen  des  Säuglings, 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  organischen  Säuren.  (Verhandl.  d.  Gesellsch.  f. 
Kinderheilk.  1910.) 

Bahrdt,  Edelstein,  Langstein,  Weide,  Ueber  die  Pathogenese  der  Verdauungs- 
störungen im  Säuglingsalter.     (Zeitschr.  f.  Kinderheilk.  Bd.  1.  H.  2.) 


94  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Cnopf,   Quantitative  Untersuchungen  der  Spaltpilze  in  der  Kuhmilch.    (VerhaodL  d. 

7.  Versamml.  d.  Gesellsch.  f.  Kinderheilk.  1889.  p.  100.) 
Czernv -Keller,  Des  Kindes  Ernährung.     Enterale  Infektionen.     Bd.  2.  Abt  7. 
Escherich,  Beitrag  zur  Pathogenese  der  bakteriellen  Magen-  und  Darmerkrankungen 

im   Säuglingsalter.     (Verhandl.   d.  7.   Versamml.   d.   Gesellech.   f.  Kinderheilk.   1889. 

p.  108.) 
,    Die   akuten   Verdauungsstörungen   im   Säuglingsalter.     (Dtsche  Klinik.    Bd.   7. 

p.  126.) 

,  Wien.  med.  Presse.  1889. 

,  Normale   Milchverdauung   des   Säughngs.    (Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  27.  1888. 

p.  100.) 
Finkelstein,  Die  Waisensäuglinge  Berlins.     1903. 
Flügge.  Zeitschr.  f.  Hvg.  Bd.  17.  1894.  p.  272. 
Heubner,  Lehrb.  d.  Kinderheilk.  Bd.  1.  p.  66,  146. 
Liefmann,  Die  Bedeutung  sozialer  Momente  für  die  Säuglingssterblichkeit.    (Zeitschr. 

f.  Hyg.  Bd.  62.  1909.  p.  199.) 
Rietschel,  Die  Sommersterblichkeit  der  Säuglinge.    (Ergebn.  d.  inn.  Med.  u.  Kinder- 
heilk. Bd.  6;  daselbst  die  neueste  und  vollständigste  Zusammenstellung  der  Literatur 

über  die   Sommersterblichkeit.)     Ueber  die  bakterielle  Theorie  bes.  p.  397—414  und 

p.  451—456. 
Salge,  Der  Dünndarmkatarrh  des  Säuglings.  Leipzig  1906.    Einführung  in  die  moderne 

Kinderheilkunde.  Berlin  1909. 
Sittler,    Die  wichtigsten   Bakterientypen  der  Darmflora   beim   Säugling.     Würzburg 

1909. 
Tissier,  Recherches  sur  la  flore  intestinale  normale   et  pathologique  du  nourrisson. 

Paris  1900. 
Tobler.  Verdauung  der  Milch  im  Magen.    (Ergebn.  d.  inn.  Med.  u.  Kinderheilk.  Bd.  1. 

p.  425.)     (Versuche  von  Tobler  u.  Krayer.) 
Vgl.  auch  die  Literatur  unter  den  einzelnen  Bakterien  und  am  Schluß. 

Zu  den  Versuchen  wurden  folgende  Bakterien  benutzt: 

1)  Bacillus  acidophilus  (Finkelstein)  p.  94,  2)  Bacterium  acidi  lactici 
(Hüppe)  p.  97,  3)  Bacterium  lactis  aerogenes  (Escherich)  p.  99,  4)  Bacterium 
lactis  aerogenes  (aus  Rübeninfus)  p.  99,  5)  Alkali  bildendes  Kurzstäbchen  (Wolff) 
p.  101,  6)  Sporenbildner  aus  der  Gruppe  der  Heu-  und  Kartoffelbacillen  p.  102,  7)  Bac- 
terium coli,  geringes  Wachstum,  p.  103,  8)  Bacterium  coli,  starkes  Wachstum, 
p.  103,  9)  Bacillus  Flügge  No.  Vll  p.  106,  10)  Bacillus  mesentericus  fuscus 
(Flügge)  p.  108,  11)  Bacillus  mycoides  (Flügge)  p.  109,  12)  Coccus  lactis  vis- 
cosi  (Gruber)  p.  110,  13)  Bacillus  subtilis  (Ehrenberg)  p.  111,  14)  Bacterium 
violaceum  Schröter  p.  112,  15)  Sterile  Milch  p.  113. 

I.  Bacillus  acidophilus  (Finkelstein). 

Hund  IX.  Gewicht  9620  g.  Bekommt  250  ccm  Milch.  Die  Milch 
war  infiziert  mit  einer  8  Tage  alten  Kultur  des  Acidophilus  in  1-proz. 
Eisessigbouillon.  Die  infizierte  Milch  enthielt  18  Stunden  nach  der  Infektion 
mit  der  Acidophil  us- Kultur  durchschnittlich  IVs  Millionen  Keime 
des  Acidophilus.  Im  Mageninhalt,  der  81  g  wog,  hatten  sich  die 
Keime  auf  durchschnittlich  1,9  Millionen  vermehrt.  Die  Vermehrung  der 
Keimzahl  des  Acidophilus  im  Magen  stand  im  Gegensatz  zu  dem 
Verhalten  anderer  Keime  und  den  folgenden  Versuchen.  Anscheinend 
sagte  der  saure  Mageninhalt  dem  Acidophilus  sehr  gut  als  Nährboden 
zu.  (Nach  42  Stunden  bildete  der  Acidophilus  die  Hälfe  aller  Keime 
im  Koagulum,  nach  abermals  42  Stunden  hatte  der  Acidophilus  alle 
anderen  Keime  im  Koagulum  überwuchert.) 

Der  Dünndarm  enthielt  über  50  Millionen  Keime.  Im  Ileum  fand 
sich  der  Acidophilus  in  sehr  verminderter  Zahl  wieder,  hier  kamen 
10000  Acidophilus- Keime  auf  38  Millionen  Keime  überhaupt. 

Das  Colon  enthielt  fast  75  Millionen  Keime.  Hier  fand  sich  der 
Acidophilus  nicht  wieder. 

Wegen  des  Interesses,  das  dem  Acidophilus  besonders  in  der 
Kinderheilkunde  entgegengebracht  wird,  erscheint   mir  das  Wachsen  des 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  fililch  auf  das  Bakterienwachätum  etc.  95 

Acidophilus  im  Magen  erwähnenswert,  es  steht  im  Gegensatz  zu  den 
meisten  meiner  anderen  Resultate. 

Zu  den  Versuchen  wurde  ein  dem  Milzbrandbacillus  in  Kultur  und 
hängenden  Tropfen  sehr  ähnlicher  Acidophilus  benutzt.  Der  aus  dem 
Koagulum  gezüchtete  Acidophilus  wuchs  in  milzbrandähnlichen 
Kulturen,  der  Rand  der  Kolonie  zeigt  zarte  Lockenform.  Im  hängenden 
Tropfen  zeigte  sich  der  Acidophilus  als  ein  großes  langes  Stäbchens. 
Im  Ausstrich  lagen  die  Stäbchen  mosaikartig,  indem  stets  die  Lücke 
zwischen  zwei  Bakterien  der  Mitte  einer  gegenüberliegenden  entsprach. 
Oft  lagen  Haufen  von  Bakterien  in  gedrehter  Zopfform  in  großen  Haufen 
vereinigt.  Es  hatten  sich  zahlreiche  Körnchen  gebildet,  die  teils  frei, 
teils  in  den  Bacillen  lagen.  Manchmal  hatten  die  Bakterien  ausgesprochene 
Bambusform  und  ähnelten  in  jeder  Beziehung  in  Form  und  Kolonie  dem 
Milzbrand.  Die  Kolonie  lag  tief  im  Agar  drin.  An  der  Oberfläche  war 
die  Kolonie  nur  klein,  bildete  ein  porzellanartiges  glänzendes  Tröpfchen. 
Die  Sporenfärbung  nach  Möller  war  positiv  für  die  Körnchen.  Die 
Chromsäure  mußte  2  Minuten  einwirken.  Schon  am  ersten  Tage  hatte 
es  den  Anschein,  als  ob  im  Koagulum  der  Acidophilus  fast  die 
Hälfte  der  Keime  ausmachte,  da  er  in  zahlreichen  baumartigen  Ver- 
zweigungen als  zarte  Trübung  fast  die  Hälfte  der  Platte  bedeckte. 
Manche  stärker  gewachsenen  Kolonieen  des  Acidophilus  bildeten  in 
der  Trübung  dunklere  Inseln  und  oft  schienen  von  diesen  Inseln  die 
zartverzweigten  Aeste  auszugehen.  Nach  42  Stunden  waren  die  Acido- 
philus-Keime  noch  mehr  gewachsen  und  machten  die  Hälfte  aller 
Keime  aus.  Nach  abermals  42  Stunden  bedeckte  der  Acidophilus 
fast  die  ganze  Platte,  so  daß  es  den  Anschein  hatte,  als  ob  der  Acido- 
philus die  anderen  Keime  überwuchert  hatte,  bzw.  daß  die  kleinen 
Kolonieen  ebenfalls  Ac  idophilus- Kolonieen  gewesen  waren,  die  durch 
ihr  spärliches  Wachstum  andere  Kolonieen  von  Mikroorganismen  vor- 
täuschten. 

Die  Kolonieen  aus  dem  Ileum  waren  denen  aus  dem  Koagulum  ge- 
züchteten durchaus  ähnlich,  auch  im  Ausstrich  und  im  hängenden  Tropfen. 
Sonst  wog  im  Ileum  ein  lebhaft  bewegliches  Kurzstäbchen  vor,  das  gram- 
negativ  war,  und  Milchzuckeragar  in  der  Schüttelkultur  stark  durch  Gas- 
bildung zerriß.  —  B.  coli. 

Nach  8  Tagen  war  der  Rest  der  bei  Zimmertemperatur  stehenden 
Acidophilus- Milch  braungelb  geworden  und  zeigte  leicht  faden,  säuer- 
lichen Geruch.  Nach  der  Ueberimpfung  wuchs  er  sehr  gut  aerob,  auf 
schrägem  Kreideagar  sehr  üppig  auf  der  Oberfläche.  Der  Bacillus 
acidophilus  ist  ein  dünnes  Stäbchen,  unbeweglich,  nach  Gram  färb- 
bar. Ist  fakultativ  anaerob,  Bruttemperatur  mit  Zuckerbouillon  wird 
bevorzugt;  schwache  Säurebildung,  keine  Milchkoagulation. 

Ich  habe  das  Verhalten  des  von  mir  benutzten  Acidophilus  bei  dieser  Gelegen- 
heit ausführlicher  studiert  und  mit  den  Angaben  in  der  Literatur  verglichen : 

Finkelstein  verwandte  zu  seiner  Isolierung  2-proz.  Traubenzuckerbouillon,  die 
mit  5  Tropfen  einer  10-proz.  Essiglösung  auf  etwa  5  ccm  Bouillon  angesäuert  war. 

Moro  fand  ihn  auch  im  Mageninhalt  der  Säuglinge  sowie  in  Frauenmilch. 
Nach  Weiss  ist  der  Acidophilus  nicht  nur  säureliebend,  er  ist  auch  selbst  ein 
starker  Säurebildner  und  Gaserzeuger.  Weiss  sagt  im  Gegensatz  zu  Lehmann  und 
Neumann,  daß  der  Bacillus  Milch  zur  Gerinnung  bringt  und  Zucker  unter  Gas- 
bildung zur  Vergärung.  Er  akkommodiert  sich  dem  Säuregrad.  Es  ist  gleichgültig,  ob 
Mineral-  oder  andere  Säure  zugesetzt  wird. 

Rodella  fand  oft  actinomycesartige  Verzweigungen,  nach  seiner  Abbildung  würde 
ich  einen  Aktinomyceten  annehmen.  Er  züchtete  den  Acidophilus  sogar  auf  stark 
alkalischen  Nährböden,  ich  fand  ihn  sehr  gut  wachsend  auf  Agar  mit  Schlemm  kreide. 


96  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62,  Heft  1/2. 

Bodella  betont  den  großen  Polymorphismus  des  Organismus.  Er  nennt  ihn  in  letzter 
Zeit  Azotophaguß  ramificatus  und  identifiziert  ihn  mit  dem  Bacillus  bifidus 
und  dem  Boa s-Oppl  ersehen  Anaerobion  III. 

Nach  Latzeis  Arbeit  scheinen  sie  alle  einer  Bakteriengruppe  mit  variablem  Ver- 
halten gegenüber  dem  Sauerstoff  angehörig  zu  sein. 

Weiss  züchtete  den  Acidophilus  aus  Säuglingsstuhl,  sowohl  mit  Brustmilch, 
wie  mit  Kuhmilch  oder  Mehlabkochung  genährter  Kinder. 

Cipollina  hält  ebenfalls  die  verschiedenen  Vertreter  des  Brustmilchstuhles  für 
identisch. 

Moro  weist  ihm  einen  Anteil  bei  der  Gerinnung  der  Kuhmilch  zu,  während  er 
Frauenmilch  nicht  zur  Gerinnung  zu  bringen  vermag.  Diesem  Verhalten  wurde  von 
mehreren  Seiten  eine  wohl  übertriebene  Bedeutung  beigemessen  (Fischl,  Biedert). 
Von  Moro  und  Escherich  wurde  dem  Bacillus  acidophilus  eine  ätiologische 
Hauptrolle  bei  der  Entstehung  des  mit  akuter  Toxikose  einhergehenden  Enterokatarrhs 
beigemessen  (blaue  Baciliose). 

Cahn  fand  den  Acidophilus  auch  in  einem  Bruststuhl,  allerdings  nicht  so 
reichlich  wie  im  Kuhmilchstuhl.  Er  betont  die  Symbiose  von  Bifidus  und  Acido- 
philus. 

Salge  fand  0,5-proz.  Traubenzucker  als  die  beste  Konzentration  für  sein  Wachs- 
tum. Er  soll  einen  Anteil  bai  allen  Darmkrankheiten  des  Säuglings,  insbesondere  beim 
toxischen  Enterokatarrh  haben.  Dagegen  konnte  im  Tierversuch  eine  Pathogenität  nicht 
festgestellt  werden. 

Nach  Sittler  liegt  noch  eine  andere  Erklärung  der  Es  eher  ich  sehen,  Moro  sehen 
und  der  Sal gesehen  Resultate  nahe:  „Bei  den  Untersuchungen  der  eenannten  Autoren 
kamen  hauptsächlich  aerobe  Kulturverfahren,  sogar  auf  speziellen,  nur  für  die  Züchtung 
einer  einzelnen  ßakterienart  geeigneten  (säurehaltigen)  Nährböden  zur  Anwendung.  Es 
liegt  hier  also  noch  die  Möglichkeit  vor,  daß  das  Wachstum  des  B.  acidophilus  in 
den  Kulturen  eine  elektive  Züchtung  eines  —  auch  sonst  im  Stuhle  —  in  geringerer 
Zahl  sich  findenden  Bakteriums  war,  und  daß  die  im  mikroskopischen  Ausstrichpräparate 
(aus  dem  Stuhle)  sichtbaren  grampositiven  (blauen)  Stäbchen  andere  Bacillen  waren. 

Tis 8 i er  hält  den  Bacillus  für  eine  Zwischenstufe  zwischen  den  fakultativen  und 
strikten  Anaeroben. 

Moro  züchtete  in  letzter  Zeit  den  Acidophilus  auf  saurer  Bierwürzenbouillon. 
Er  fand  ihn  auch  in  den  Stuhlentleerungen  älterer  Säuglinge,  nicht  in  der  Luft,  dem 
Nasenschleim,  der  Haut  der  Säuglinge,  nicht  im  Stuhle  Erwachsener.  Er  gibt  in  letzter 
Zeit  ebenfalls  eine  nahe  Verwandtschaft  der  saure  Nährboden  liebenden  Bakterien  des 
Säuglingsstuhles  zu. 

Cahn  fand  den  Acidophilus  immer  in  den  Organen  darmkranker  Säuglinge, 
zuweilen  auch  in  dem  sofort  steril  entnommenen  Herzblut, 

Blühdorn  unterscheidet  im  Gegensatz  zu  Rode  Ha  und  Cipollina  den  Acido- 
philus vom  Bifidus  streng,  besonders  auf  Grund  der  Komplementbindung  beider 
Bakterien. 

Auf  Grund  meiner  Untersuchungen  kann  ich  mit  Rodeila  den 
großen  Polymorphismus  der  Bakterien  des  Säuglingsstuhles  bestätigen. 
Ich  habe  außer  dem  Acidophilus  mit  dem  Bifidus  in  anaerober 
Kultur  nach  Burri  viel  gearbeitet  und  selten  oder  nie  den  Bifidus 
rein  erhalten,  immer  ähnliche,  aber  auch  stark  metamorphosierende  Bak- 
terien daneben  gefunden.  Ebenso  scheint  der  Acidophilus  sehr  zu 
wechseln  in  Form  seiner  Kolonieen  und  seinem  Aussehen  im  mikro- 
skopischen Bilde;  ich  sah  auch  hanteiförmige  Auftreibungen.  Daneben 
Körnchenbildung  mit  positiver  Sporenfärbung.  Ich  fand  den  Acido- 
philus sehr  dem  Milzbrand  ähnlich  in  Form  der  Kolonieen  und  dem 
Ausstrich.  Er  war  ebenso  wie  der  Bifidus  stets  grampositiv.  Sein 
Säurebildungsvermögen  schien  nach  der  Passage  des  Magens  verloren 
gegangen  zu  sein,  während  er  im  sauren  Mageninhalt  sich  noch  anderen 
Bakterien  gegenüber  vermehrt  hatte,  so  daß  er  wohl  durch  seine  Säure- 
produktion sogar  nach  einigen  Tagen  die  anderen  im  Koagulum  ent- 
haltenen Bakterien  überwuchert  und  zum  Absterben  gebracht  hatte. 

Im  Ileum  hatte  er  sich  teils  gehalten,  teils  war  er  zugrunde  ge- 
gangen. 

Im  Colon  fand  er  sich  nicht  wieder. 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc. 


97 


Auch  pathogen  schien  er  für  den  Hund  nicht  zu  sein.     Auch  nahm 
der  Hund  die  Milch  anstandslos. 

Tabelle  1. 
Versuch   mit  Bacillus  acidophilus. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  com 

nach   18  Stunden 

nach  42  Stunden 

Verdünnung       1 :  100 

1 :  1000 

1 :  10  000 

1:100 

1:1000 

1:10000 

1:100  000 

Infizierte 
Milch 

1171000 

919  000 

2  000000 

1 260  000 

unzählbar 

unzählbar 

Mageninhalt 
(Koagulum) 

1550000 
(davon  V4 
Acidoph.) 

2  270000 
(davon 
63  000 

Acidoph.) 

5  040000 

1710000 
(davon  Vj 
Acidoph.) 

2  724  000 

9  450000 

Dünndarm- 
inhalt 

62  190  000 

(kein 
Acidoph.) 

38  400000 
(davon 
10000 

Acidoph.) 

76  545  000 

37100000 

61740000 

Coloninhalt 

unzählbar 

76  345  000 

73  450  000 

unzählbar 

75  600000 

104  000000 

Alle  Kulturen  auf  Essigagarplatten  in  allen  Verdünnungen  steril. 

Literatur  zum  Bacillus  acidophilus. 

Blühdorn,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  72.  H.  6. 

Cahn,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  ßd.  30.  p.  721. 

Cipollina,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Bd.  32.  p.  576. 

Finkeist  ein,  Dtsche  med.  Wochenschr.  1900.  No.  16. 

Lehmann-Neumann,  Bakteriolog.  Diagnostik.  Bd.  2.  p.  294. 

Moro,  Morpholog.  Untersuchungen.  Berlin  1905. 

— ,  Wien.  klin.  Wochenschr.  1900.  No.  5. 

— ,  Ueber  den  B.  acidophilus.     (Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  52.  p.  38.) 

Passini,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  78.  p.  284. 

Rodella,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Bd.  29.  p.  294. 

Salge,  Akuter  Dünndarmkatarrh,  p.  .34. 

— ,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  59.  1904.  p.  322. 

Sittler,  Die  wichtigsten  Bakterien  typen  der  Darmflora  beim  Säugling.  Würzburg 
1909. 

Tissier,  Recherches.  Acidophilus.  p.  99. 

Weiss,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  1.  Orig.  Bd.  36.  p.  18. 

G  u  n  d  o  b  i  n ,  Die  Besonderheiten  des  Kindesalters,  p.  326.  Konnte  nicht  mehr  berück- 
sichtigt werden. 

II.  Bacterium  acidi  lactici  (Hüppe). 

Hund  I.  Gewicht  6040  g.  Hungerzeit  20  Stunden.  Erhielt  200  g 
einer  mit  einer  6  Tage  alten  Kultur  (in  Bouillon)  des  B.  acidi  lactici 
Hüppe  infizierten  Milch.  Er  trank  die  Milch  nicht  von  selber,  sondern 
mußte  mit  der  Schlundsonde  gefüttert  werden.  Die  Milch  enthielt  204 
Millionen  Keime  im  Kubikzentimeter. 

Die  Kultur  war  stark  fadenziehend;  besonders  auf  Kartoffeln  bildete 
das  Bacterium  Hüppe  stark  schleimiges  Wachstum.  Das  Bakterium 
erwies  sich  stets  als  gramnegativ.  In  der  Tiefe  des  Agars  bildete  das 
Bakterium  kleinere  runde  Kolonieen  als  auf  der  Oberfläche.  Nach 
8  Tagen  wurde  die  infizierte  Milch  noch  einmal  untersucht,  sie  war  noch 
nicht  geronnen,  aber  stark  fadenziehend,  sie  haftete  stark  am  Glaskolben. 
Sie  enthielt  jetzt  400  Millionen  Keime,  und  zwar  wuchsen  jetzt  meist 
große  porzellanartige  Kolonieen  des  Bacterium  Hüppe.  Obgleich  ich 
mir  der  nahen  Verwandtschaft  des  Bacterium  acidi  lactici  Hüppe 
mit  dem  Bacterium   lactis   aerogenes  wohl   bewußt   bin,   ist   der 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   1/2.  7 


98  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Hüppesche  Organismus  doch  für  einen  eigenen  Versuch  benutzt  worden; 
die  Originalkultur  wurde  von  Kral  bezogen  und  hatte  besonders  auf 
Kartoifeln  stark  fadenziehende  Eigenschaften. 

Der  Mageninhalt  bestand  aus  einem  in  der  Hauptsache  flüssigen 
Inhalt  mit  viel  Kaseinbröckeln.    Das  Gewicht  desselben  betrug  50  g. 

Im  Koagulum  fanden  sich  20 Millionen  Keime,  das  Bacterium  Hüppe 
etwa  zu  -/g  der  Keime.  Es  wuchsen  hier  also  viel  weniger  Keime  aus 
dem  Koagulum  als  aus  der  infizierten  Milch.  Aus  dem  Koagulum  wurde 
in  der  Hauptsache  das  Bacterium  Hüppe  isoliert,  kenntlich  an  der 
fehlenden  Gram -Färbung  und  an  der  Lagerung  zu  zweien,  ähnlich  wie 
er  in  der  infizierten  Milch  gefunden  wurde.  Daneben  fanden  sich  linsen- 
förmige Kolonieen,  die  aus  Kokken  bestanden  und  leicht  gelblich  gefärbt 
waren.  Drittens  fanden  sich  kleine  runde  Kolonieen ,  die  von  einem 
kleineren  gramnegativen  Stäbchen  gebildet  wurden. 

Weigraann  (p.  332)  teilt  das  Bacterium  Hüppe  einerseits  der  Gruppe  der  Milch- 
säurebakterien zu,  und  zwar  zusammen  mit  dem  B.  pneumoniae  Friedländer.  In 
den  späteren  Abschnitten  stellt  er  Aerogenes  und  Coli  zusammen  und  bemerkt: 
„Die  Ueber^änge  der  Coli- Aerogenes-Bakterien  zu  den  Milchsäurebakterien  sind  so 
zahlreich,  daß  sich  eine  Grenze  nicht  angeben  läßt."  Auf  Grund  mündlicher  Mit- 
teilungen glaube  ich,  daß  Weigmann  an  der  Trennung  des  Bacterium  Hüppe 
vom  Aerogenes  doch  festhält. 

Hüppe  beschrieb  1884  zuerst  den  von  ihm  entdeckten  Bacillus  in  sauer  ge- 
wordener Kuhmilch.  Er  zerlegt  den  Milchzucker  der  Milch  und  ebenso  den  Zucker  der 
künstlichen  Nährböden  unter  Bildung  von  Milchsäure.  Er  züchtete  seinen  Bacillus  auf 
zuckerhaltiger  Nährgelatine. 

Cipollina  erhielt  ihn  aus  Kot  in  essigsaurer  Bouillon.  Nach  seiner  Beschreibung 
ist  er  kurz,  gegen  die  Enden  lanzettförmig  ausgehend,  gewöhnlich  zu  zweien  vereinigt 
und  so  eingekapselt,  daß  er  zuweilen  das  charakteristische  Aussehen  eines  großen 
Diplococcus  annimmt.  Der  Autor  trennt  ihn  strenge  vom  Aerogenes,  weil  er  in 
Traubenzuckerbouillon  kein  Gas  entwickelt  und  die  Färbung  nach  der  Gram  sehen 
Methode  aushält. 

Lehm  ann  und  Neuman  n  geben  von  dem  Bacterium  Hüppe  ein  wechselndes 
Verhalten  der  Gram -Färbung  gegenüber  an,  dadurch  erklären  sich  wohl  auch  die 
verschiedenen  Befunde  der  Autoren. 

Ich  habe  mit  einem  Bacterium  Hüppe  gearbeitet,  das  ebenso  wie  der  Aero- 
genes stets  gramnegativ  war  und  kaum  Gas  oildete.  Ueber  das  Verhalten  aller 
Milchbakterien  bei  der  Verdauung  der  Milch  ist  nach  Horowitz  bemerkenswert,  daß 
man  im  Dünndarm  eine  gewisse  Vermehrung  derjenigen  Bakterien  konstatieren  kann, 
welche  auf  die  betreffenden  Nahrungsstoffe  eine  besondere  chemische  Wirkung  aus- 
zuüben pflegen,  so  z.  B.  B.  acidi  lactici  bei  Milchverdauung.  „Es  ist  auffallend, 
daß  „B.  lacticis",  dem  wir  in  der  ersten  Versuchsreihe  nicht  überall  begegneten,  nach 
Milchfütterung  in  allen  Dünndarmabschnitten  nachweisbar  wird." 

Auf  Grund  meines  Versuches  glaube  ich,  daß  eine  das  Bacterium 
Hüppe  in  größerer  Zahl  enthaltende  Milch  sich  durch  den  Geruch  be- 
merklich macht.  Der  Hund  nahm  die  Milch  nicht  von  selbst,  sondern 
mußte  sondiert  werden.  Pathogene  Eigenschaften  schienen  dem  Bac- 
terium Hüppe  nicht  eigen  zu  sein.  Im  Koagulum  war  das 
Bacterium  Hüppe  auf  Vio  der  Keime  vermindert.  Es  fand 
sich  daneben  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus. 

Tabelle  2. 
Versuch  mit  Bacterium  acidi  lactici  (Hüppe). 

Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  1  ccm 
I      nach  8  Tagen 


Infizierte  Milch  204  000000  400000000 


Mageninhalt  (Koagulum)  20000000 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.  99 

Literatur  zniu  B.  acidi  lactici  Hüppe. 

Cipollina,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  33.  p.  557. 

Horowitz,    Ueber  die  Bakterien   des  Verdauungstraktus   beim   Hunde.    (Zeitschr.  f. 

physiol.  Chetn.  Bd.  52.  p.  95.) 
Hüppe,  Mitteil.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamt.  Bd.  2.  1884. 
— ,  Dtsche  med.  Wochenschr.  1884.  p.  778. 
Lehmann-Neu  mann,  p.  294.  Bd.  2. 
Weigmann.  Handbuch  d.  Milchkunde  (Sommerfeld),  p.  332. 

III.  B.  aerogenes  (aus  ßübeninfas  gezüchtet). 

Hund  V.  Gewicht  5,7  kg.  Er  erhielt  200  ccm  einer  sterilen  Milch, 
die  infiziert  war  mit  einer  zweimal  in  einem  sterilen  Steckrübeninfus 
umgezüchteten  Kultur  des  Aerogenes,  sie  hatte  deutlichen  Rüben- 
geruch. Die  Milch  roch  ebenfalls  stark  aromatisch.  Sie  enthielt  410 
Millionen  Keime. 

Das  Koagulum  war  eine  feste  Masse,  es  wog  58  g,  es  enthielt 
fast  keine  Flüssigkeit. 

Im  Koagulum  fand  sich  der  Aerogenes  in  der  Zahl  von  16,6 
Millionen  Keimen  neben  21,7  Millionen  anderen,  in  Summe  38,3  Millionen 
Keime. 

In  das  Duodenum  war  deutlich  nach  2  Stunden  Milch  (zu  erkennen 
an  dem  Milchkoagulum)  übergetreten.  Es  ist  dies  das  einzige  Mal,  daß 
ich  beim  Hunde  2  Stunden  nach  der  Fütterung  milchiges  Koagulum  im 
Duodenum  fand. 

IV.  B.  aerogenes  2. 

Hund  II.  Gewicht  4550  g.  Erhielt  200  g  Milch  nach  20  Stunden 
Hungerzeit,  welche  mit  einer  2  Tage  alten  A  erogenes-Kultur  in 
Bouillon  infiziert  war.     Sie  enthielt  45  Millionen  Keime  desselben. 

Die  infizierte  Milch  war  nach  3  Tagen  stark  geronnen  und  in  zwei 
Teile  geschieden,  sie  enthielt  oben  Käse  in  großen  Flocken,  unten  eine 
gelbliche  Flüssigkeit.  Der  Geruch  war  fade  und  leicht  sauer.  Nach 
8  Tagen  hatten  sich  die  Keime  in  der  infizierten  Milch  noch  um  das 
Doppelte  vermehrt. 

Der  Mageninhalt  wog  49  g,  er  war  zur  Hauptsache  flüssig  und 
enthielt  viel  Kaseingerinnsel,  daneben  einzelne  unverdaute  Knorpelstücke. 

Im  Koagulum  fanden  sich  11  Millionen  Keime,  die  zu  ^/g  dem 
Aerogenes  angehörten.  In  Gelatine  und  Agar,  besonders  mit  Zucker, 
wurde  schon  im  Stich  stark  Gas  gebildet. 

Außer  dem  Aerogenes  waren  aus  dem  Koagulum  kleinere  hirse- 
korngroße Kolonieen  gewachsen,  die  ganz  dicke,  auch  meist  zu  zweien 
gelagerte  Stäbchen  enthielten,  die  Aehnlichkeit  mit  dem  Aerogenes 
hatten,  wenn  sie  auch  ihn  an  Größe  übertrafen,  off'enbar  tiefe  Aerogenes- 
Kolonieen. 

In  den  3  Versuchen  mit  dem  Hüppe  und  dem  Aerogenes  war 
die  K  e  i  m  z  a  h  1  in  der  Milch  sehr  hoch,  die  Bacillen  hatten  sich  an- 
scheinend stark  vermehrt.  Im  Koagulum  waren  sie  sehr  an  Zahl 
vermindert,  meist  um  Vio  der  Keime  der  infizierten  Milch, 
im  letzten  Versuch  um  ^/^  herabgesetzt. 

Die  Milch  mit  dem  Bacterium  acidi  lactici  Hüppe  wurde  von 
dem  Hund  verweigert,  obwohl  er  1  Tag  gehungert  hatte. 

Die  Ueberimpfung  des  Aerogenes  auf  Rübeninfuß  ergab  deut- 
lichen Rübengeruch,  hatte  aber  sonst  nichts  Auffälliges,  der  Hund  trank 

7* 


100  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

sie  ohne  Widerstreben.    Auffallend  war  in  diesem  Versuch  das  schnelle 
Uebertreten  vom  Koaguhim  in  das  Duodenum. 

Der  einfache  Aerogen  es-Versuch  bot  keine  Besonderheiten  dar. 
Diese  Varietät  bildete  sehr  stark  Gas  in  Gelatine,  sowie  Agarnährböden 
im  Stich,  auch  ohne  daß  eine  Schüttelkultur  angelegt  war.  Irgendwelche 
akut-pathologischen  Erscheinungen  bewirkten  beide  Arten  von  Aerogenes 
beim  Hunde  nicht.  Bei  dem  Aerogenes  mit  Rübengeruch  hatten  sich 
die  Keime  in  der  Milch  entweder  schlechter  vermehrt  oder  es  kam  dies 
von  der  starken  Verdünnung  der  Kultur  im  Rübeninfus. 

Die  nahe  Verwandtschaft  des  Bacterium  acidi  iactici  Hüppe  mit  dem 
Aerogenes  wurde  schon  erwähnt.  Bei  Lafar  äußert  sich  W  ei  gm  an  n  wieder  in 
trennendem  Sinne,  indem  er  das  Bacterium  Hüppe  stark  säurend  und  die  Milch 
zum  Gerinnen  bringend  und  eine  wenig  gasbildende  Varietät  nennt  im  Gegensatz  zum 
stark  gasbildenden  und  schwach  säurenden  Aerogenes.  Meine  beiden  Kulturen  boten 
beide  Unterschiede  ebenfalls  sehr  deutlich  dar. 

Lehmann-Neu  man  n  bezeichnen  das  Bacterium  Hüppe  und  den  Aero- 
genes als  identisch  (cf.  Kruse  und  Schröder).  Auch  Tissier  betrachtet  den 
Aerogenes  nicht  als  verschieden  vom  Bacterium  Hüppe.  Ebenso  Wurtz  und 
Leudet,  Denys  und  Martin.  Morelle  de  Louvain  und  Macaigne  identi- 
fizieren sogar  Aerogenes  und  Coli. 

Grimbert  und  Legros  identifizieren  den  Aerogenes  mit  dem  Pneumonie- 
bacillus  von  Friedländer. 

Weiss  hält  beide  Varietäten  für  verschieden,  da  er  verschiedene  (auch  kulturell) 
Arten  aus  dem  Darmkanal  des  Erwachsenen  zutage  förderte,  die  alle  Milch  zu  vergären 
vermochten. 

Cipollina  leugnet  das  Vorkommen  des  Aerogenes  beim  Erwachsenen.  Er 
trennt  beide  Abarten.  Nach  diesem  Autor  soll  der  Aerogenes  2  gramnegativ  sein, 
erzeugt  er  mit  Gasentwickelung  die  Gärung  des  Traubenzuckers. 

Freudenreich  stellte  fest,  daß  der  Aerogenes  bei  der  Passage  des  Futters 
im  Verdauungskanal  verloren  geht,  er  war  im  Kot  der  Kühe  nicht  zu  finden. 

Nach  Escherich  ist  der  Aerogenes  der  spezifisch  gasbildende  Mikroorganismus 
im  Säuglingsdarm.     Er  nennt  ihn  „Darmmilchsäurebacillus'*. 

Baginsky  hält  ihn  für  einen  Bacillus  aceticus,  weil  er  mehr  Essigsäure  als 
Milchsäure  entwickelt. 

Escherich  betont  wieder  die  Trennung  beider  Bakterien  und  das  Schwergewicht 
beruht  auf  der  unbedingten  Notwendigkeit  der  Sauerstoffzufuhr  beim  Hüppeschen 
Mikroorganismus  im  Gegensatz  zur  Möglichkeit  der  anaeroben  Vermehrung  des 
E  scher i  ch sehen  Bacillus  in  Milch,  Milchzucker  und  Traubenzuckerlösungen  unter 
Entwickelung  von  CO^  und  H,  d.  h.  unter  Gasbildung. 

Manche  Varietäten  des  Aerogenes  machen  nach  Weigmann  und  Harrison 
die  Milch  bitter,  der  Aerogenes  ist  also  wohl  nicht  ganz  harmlos. 

Der  Aerogenes  soll  nicht  ganz  harmlos  sein,  von  Booker  wurde  er  als  pa- 
thogen angesehen  bei  Cholera  infantum,  und  bei  Gastroduodenalkatarrh. 

Der  Aerogenes  wurde  auch  therapeutisch  zu  verwerten  versucht,  indem 
Escherich  im  Jahre  1900  durch  seinen  Schüler  Brudzinsky  an  Säuglinge  junge 
Kulturen  von  B.  lact.  aerogenes  verfüttern  ließ,  in  der  Absicht,  durch  eine  reich- 
liche Zufuhr  dieses  Gärungserregers  im  gegebenen  Falle  den  Proteus  aus  dem  Darm 
zu  verdrängen.  Seine  Versuche  waren  von  dem  gewünschten  Erfolg  begleitet;  er  soll 
von  den  Sekreten  nicht  wesentlich  alteriert  werden,  was  mit  meinem  Versuch  am  Hund 
nicht  im  Einklang  steht,  da  er  schon  im  Koagulum  sehr  an  Zahl  abgenommen   hatte. 

Tabelle  3. 
Versuch  mit  Bacillus  aerogenes  (aus  Rübeninfus). 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  1  com 


Infizierte  Milch  45  000000 


Mageninhalt  (Koagulum)  11 000  000 

I  (davon  73  Aerogenes) 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterienwachstum  etc.         IQI 

Tabelle  4. 
Versuch  mit  Bacillus  aerogenes. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  1  ccm 


Infizierte  Milch 


410000000 


Mageninhalt  (Koagulum)     i  38  300000 

I  (davon  ca.  */?  Aerogenes) 

Literatur  zum  Aerogenes. 

Cipollina,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  32.  p.  580. 

Escherich,  Die  Darmbakterien  der  Neugeborenen.     (Fortschr.  d.  Med.   Bd.  3.   1885. 

No.  lö.) 
V.  Emden,   Ueber  die  Bildungsstätte  der  agglutinierenden  Substanzen  des   Bacillus 

aerogenes.    (Zeitschr.  f.  Hyg.  1899.  p.  12.) 
Moro,  Natürliche  Darmdesinfektion.    (Naturforscher- Vers.  Stuttgart  1906.) 
Sittler,  1.  c.  p.  47. 
Tissier,  Recherches.  p.  25,  79,  167. 

Weigmann,  Lafar,  Techn.  Mykologie,  p.  85,  147;  Literatur  p.  108. 
— ,  (Sommerfeld)  343.  p.  347  (Rübeninfus). 
Wolff,  Bakterieuflora  der  frischen  Milch,  p.  69. 

V.  AlkaliMldendes  Kurzstäbchen. 

Hund  XIV,  Gewicht  4380  g.  Die  Kultur  war  von  einer  älteren 
Agarstichkultur  von  der  Oberfläche  des  Stiches  in  Bouillon  überimpft, 
diese  Kultur  war  1  Tag  alt.  Die  Kultur  enthielt  31,5  Millionen  Keime, 
die  Milch  142  Millionen  Keime  im  Durchschnitt,  die  Keime  hatten  sich 
also  enorm  vermehrt  in  derselben. 

Der  Hund  trank  die  Milch  nicht  freiwillig,  sondern  erhielt  250  g 
davon  per  Schlundsonde. 

Der  Mageninhalt  wog  93  g,  war  zu  Vi  fest,  zu  Vi  trübe  Flüssigkeit. 
Er  enthielt  in  der  größten  Ueberzahl  das  Kurzstäbchen,  nur  ganz  wenig 
kreisrunde  Kolonieen  enthielten  größere  unbewegliche  Stäbchen  =  Aero- 
genes. Im  Koagulum  war  die  Keimzahl  auf  38  Millionen  (im  Durch- 
schnitt) Keime  vermindert,  d.  h.  auf  reichlich  Ys  der  Keime  der  in- 
fizierten Milch. 

Im  Duodenum  waren  sehr  wenig  Keime,  erheblich  weniger  als 
im  Koagulum,  Im  Duodenum  fanden  sich  zwei  verschiedene  Sarcinen, 
eine  größere,  oft  zu  vieren  gelagerte,  und  eine  kleinere.  Das  Duodenum 
war  ohne  Inhalt,  enthielt  nur  Schleim. 

Der  Dünndarm  enthielt  (in  der  Mitte  desselben)  weniger  Keime 
als  das  Koagulum;  im  Durchschnitt  34  Millionen.  Darunter 
B.  coli  und  Sarcina. 

Im  Coecum  war  die  Keimzahl  sehr  viel  größer;  85  Millionen  im 
Durchschnitt,  fast  ausschließlich  bewegliche  Kurzstäbchen  —  Coli. 

Nach  4  Tagen  war  sowohl  auf  den  Platten  aus  Milch,  wie  aus  dem 
Magendarmkanal,  die  Keimzahl  sehr  vermehrt. 

Das  alkalibildende  Kurzstäbchen  ist  nach  A.  Wolff  ausgezeichnet  durch  die 
Größe  seiner  Kolonieen,  hat  abgerundete  Ecken,  bildet  niemals  Gas  und  läßt  Milch  un- 
verändert, ist  unbeweglich,  streng  aerob,  was  ich  für  besonders  charakteristisch  halte; 
besonders  in  der  Stichkultur  ist  das  Wachstum  unter  streng  aeroben  Verhältnissen  auf- 
fallend, zumal  wenn  man  in  flüssigen  Agar  impft,  dann  wächst  das  Bakterium  am 
besten  an  den  Wänden  des  Glases,  die  noch  eben  von  dem  Agar  benetzt  smd,  später 
wächst  es  auf  der  Oberfläche  des  erstarrten  Agars  in  dicker  Schicht.  In  Schüttel- 
kultur bildet  das  Kurzstäbchen  kein  Gas.  Agarstichkulturen  zeigen  mit  Phenol phthalein- 
lösung  deutliche  Rötung.    Die  Kulturen  bUden  Riechstoffe,  besonders  Trimethylamin. 


102 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  5. 
Versuche  mit  alkalibildendem  Kurzs täbcben. 


Zahl  der  Keime  in  1 
nach  24  Stunden 

g  bzw.  ccm 

nach  4  Tagen 

Verdünnung 

1:1000 

1:10000         1:100000 

1:1000 

1:10000 

l:    KOCCO 

Kultur 
Milch  (sterile) 

Infiz.  Milch 

39  123  000 
1  Oese  steril 

62  370000 

23  940000 

2  Oesen  einzelne 
Mesentericus 

170  000000 

11000000 
52920000 

65  205  000 

47  000000 

56  700000 

Magen 
Duodenum 
Deum 
Coecum 

17  766  000 

1  625  000 

10  080000 

39  690000 

64  225  000 
6  300  000 
6  300  000 

74  300  000 

63  000  000 

6  300000 

6  300  (X)0 

141200000 

14  175  000 

1512  000 

19  845  000 

45  927  000 

96  490000 
5300000     8000000 
7  560000   13  600000 
130  400  000[  176  400  000 

Milchhygienisch  scheint  das  alkalibildende  Kurzstäbchen  nicht  ganz 
harmlos  zu  sein,  der  Hund  wollte  die  damit  infizierte  Milch  nicht  von 
selber  nehmen,  sondern  mußte  erst  mit  der  Sonde  gefüttert  werden. 
Aber  im  Koagulum  war  die  Keimzahl  vermindert,  das  Kurzstäbchen 
vorwiegend.  Im  Duodenum  war  die  Keimzahl  noch  mehr  vermindert, 
in  den  unteren  Darmabschnitten  dagegen  sehr  groß.  Das  Alkalibildungs- 
vermögen scheint  im  Magen  verloren  gegangen  zu  sein. 

Pathogen  innerhalb  2  Stunden  scheint  es  nicht  zu  sein,  der  Hund 
hatte  keinen  Durchfall. 

Wolff ,  A.,  Zur  Kenntnis  der  Veränderungen  in  der  Bakterienflora  der  frischen  Milch 
während  des  sogenannten  Inkubationsstadiums.  (Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  II. 
Bd.  20.  1911.) 

—  Milchwirtschaftliche  Bakteriologie.    (1.  c.  Bd.  28.  1911.  H.  16/19. 

Löhnis,  Zur  Kenntnis  und  Aenderung  der  in  Milch  und  Molkereiprodukten  vor- 
kommenden Bakterien.    (Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  II.  Bd.  29.  1911.  S.  331. 

—  Landwirtschaftl.  Bakteriologie. 

VI.  Sporenbildner  aus  der  Grruppe  der  Heu-  und  Kartoffelbacillen. 

Hund  XIII.  Gewicht  4820  g.  Trinkt  200  g  Milch  von  selbst.  Die 
Milch  war  infiziert  mit  einer  aus  pasteurisierter  Milch  gewonnenen 
Sporenbildnerkultur.  Die  Kultur  enthielt  630000  Keime.  Die  Milch 
stand  nach  der  Infektion  5  Stunden  im  Brutschrank.  Die  Milch  ent- 
hielt fast  2  Millionen  Keime,  sie  war  also  ein  guter  Nährboden  gewesen. 

Ein  Koagulum  fehlte,  der  Inhalt  des  Magens  betrug  nur  18  g,  er 
war  dünnflüssig  und  braun,  teils  gelb,  enthielt  einzelne  braune  Blut- 
flecken. Der  Mageninhalt  enthielt  sehr  wenig  Keime,  den  Sporenbildner 
in  der  Mehrzahl.  Nur  4600  Keime  im  Durchschnitt,  davon  ^/g  Sporen- 
bildner, 6  Proteus  mit  baumförmigem  Wachstum  der  Kolonieen. 

Das  Duodenum  hatte  wenig  Inhalt,  enthielt  aber  viele  Band- 
würmer. Es  enthielt  fast  2000000  Keime  im  Kubikzentimeter,  darunter 
4(XX)  Proteus  in  großen  baumartigen  Kolonieen. 

Der  Dünndarm  enthielt  nur  wenig  gelbgrüne  Flüssigkeit,  sehr 
wenig  Keime,  nur  67000,  weniger  als  im  Duodenum.  Der  Inhalt  wurde 
Vg  m  vom  Pylorus  entfernt  entnommen.  Es  fand  sich  fast  nur  B.  coli 
darin. 

Das  Colon  enthielt  wenig  Keime  im  Vergleich  zu  den  anderen 
Versuchen,  im  Durchschnitt  8  Millionen,  fast  ausschließlich  Coli. 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterienwachstum  etc.  103 


Die  Platte  aus  der  zur  Infektion  benutzten  Kultur  hatte  den  Sporen- 
bildner nur  in  verkümmerter  Form  gezeigt,  während  eine  andere  Platte 
von  demselben  Ausgangsmaterial  sehr  schönes  Wachstum  zeigte. 

Tabelle  ö. 
Versuche  mit  Sporenbildnern. 


Kultur 
Infizierte  Milch 


Magen 

Duodenum 
Dünndarm 
Colon 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 


1:100 


8200,  davon  7600 
Sporenbildner 


1:1000  1:10000 


630000 
1  953  000 


1000 

187  000 
54  000 
7  560000 


steril 

200  000 
80000 
10  800  000 


7  484  000 

Wie  bekannt,  gelten  die  sporenbildenden  Bacillen  aus  der  Gruppe  der  Heu-  und 
Kartoffelbacillen  sowohl  als  sehr  resistent  ihrer  Sporenbildung  wegen,  wie  auch  als 
gefährliche  Bewohner  in  der  sterilisierten  Milch.  In  der  frischen,  d.  h.  ungekochten, 
Milch  kommen  die  Sporenbildner  nach  A.  Wolff  nicht  zur  Entwicklung,  erst  in  der 
sterilisierten  Milch  gelangen  sie  zur  Vermehrung  und  bilden  schädliche  Stoffwechsel- 
produkte. In  der  frischen  Milch  werden  sie  von  anderen  Bakterien,  zumal  den  gewöhn- 
lichen Milchsäurebakterien,  niedergehalten. 

Mein  Versuchshund  trank  die  Milch  anstandslos.  Trotz  der  Sporen- 
bildung war  der  Bacillus  aber  wenig  resistent  im  Magen,  die  Keimzahl 
des  Mageninhalts  war  sehr  vermindert.  Unter  den  Keimen  wog  aller- 
dings der  Sporenbildner  zu  ^s  vor.  Ebenfalls  fanden  sich  im  Ileum 
auffallend  wenig  Keime,  ebenso  im  Colon ;  vielleicht  hatte  in  beiden 
Darmabschnitten  der  Sporenbildner  dem  Wachstum  der  anderen  Mikro- 
organismen doch  Eintrag  getan,  besonders  dem  B.  coli. 

Akut  pathogen  schien  der  Sporenbildner  nicht  gewesen  zu  sein 
(außer  der  geringen  Blutbeimengung  im  Koagulum  ?). 

VII.  Bacterium  coli  I  (schwaches  Wachstum). 

Hund  III.  12500  g  schwer.  Die  Milch  wurde  infiziert  mit  einer 
2  Tage  alten  Bouillonkultur  des  B.  coli.  Die  Milch  hatte  10  Millionen 
Keime  enthalten,  24  Stunden  nach  der  Infektion.  Sie  roch  etwas  fade, 
jedoch  trank  der  Hund  400  g  davon. 

Der  Mageninhalt  wog  93  g,  er  war  ziemlich  flüssig,  ohne  Brocken, 
gleichmäßig  flockig,  das  Koagulum  enthielt  3  Millionen  Keime.  Aus  dem 
Koagulum  wurden  fast  ausschließlich  unregelmäßig  gerundete  Kolonieen, 
die  außen  einen  hellen  Rand  zeigten,  gezüchtet.  Sie  enthielten  lebhaft 
bewegliche  gramnegative  Stäbchen.  Daneben  fanden  sich  in  der  Minder- 
zahl grampositive  große  Diplokokken. 

Der  Dünndarminhalt  war  stark  gelb  gefärbt.  Der  Dickdarm 
schiefrig,  teilweise  bräunlich. 

VIII.  Bacterium  coli  II  (starkes  Wachstum). 

Das  zu  dem  ersten  Versuch  benutzte  B.  coli  erwies  sich  als  nicht 
gut  verimpfbar,  es  bildete  sehr  wenig  Gas.  auch  hatten  sich  die  Keime 
in  der  Milch  wenig  vermehrt. 

Es  wurde  zu  diesem  zweiten  Versuch  deshalb  ein  üppig  wachsen- 
der Coli- Stamm  benutzt. 

Hund  X.  4700  g  schwer.  Erhält  250  g  einer  sterilen  Milch,  die 
mit   einer  24   Stunden   alten   Bouillonkultur    eines    lebhaft    beweglichen 


104  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

B.  coli  infiziert  war.  Nach  der  Infektion  enthielt  die  Milch  (24  Stunden 
nachher)  270  Millionen  Keime,  nach  6  Tagen  sogar  600  Millionen.  Der 
Hund  trank  die  Milch  gut.  Nach  2  Stunden  getötet.  In  der  Agone 
entleerte  der  Hund  etwa  50  g  gallig-braunen,  teils  dick-,  teils  dünn- 
flüssigen Stuhl. 

Der  Mageninhalt  wog  68  g,  war  zur  Hälfte  fest,  zur  Hälfte 
flüssig,  sah  gelblich-bräunlich  aus.  Er  enthielt  im  Durchschnitt  18  Millionen 
Keime,  die  Keime  hatten  also  sehr  abgenommen,  davon  waren  nur  reich- 
lich 1  Million  Coli  als  tropfenförmige  kreisrunde  Kolonieen  gewachsen. 

Das  Ileum  enthielt  wenig  galligen  schleimigen  Inhalt.  Etwa 
148  Millionen  Keime,  also  relativ  viel  in  dem  allerdings  spärlichen  In- 
halt, das  Verhältnis  des  Coli  unter  denselben  zu  prüfen  hatte  keinen 
Zweck. 

Das  Colon  enthielt  im  Durchschnitt  18  Millionen  Keime,  also 
wahrscheinlich  noch  keine  aus  der  Milch  stammenden  Coli,  da  die  Zahl 
derselben  nicht  auffallend  groß  war  im  Vergleich  zu  anderen  Versuchen. 

Die  Platten  von  diarrhoischem  Stuhl  enthielten  etwa  50  Millionen 
Keime,  also  bedeutend  mehr,  als  im  Colon  vorhanden  waren.  Der  Stuhl 
dürfte  wohl  noch  nicht  von  der  Milchnahrung  stammen. 

Der  Coli  im  Mageninhalt  war  lebhaft  beweglich,  bildete  in  Milch- 
zuckeragar  stark  Gas,  war  immer  gramnegativ. 

Außerdem  fand  sich  der  Aerogenes  als  etwas  größeres  Kurz- 
stäbchen in  kleineren  Kolonieen  auf  der  Platte  gewachsen,  doch  bildete 
er  kaum  Gas  in  der  Milchzucker-Agar-Schüttelkultur. 

Der  spärliche  Inhalt  im  Ileum  enthielt  fast  nur  Coli,  in  ganz 
kleinen  Kolonieen  lebhaft  bewegliche  Kurzstäbchen  und  außerdem  sehr 
lange  und  sehr  große  Stäbchen,  die  ein  ausgesprochen  aerobes  Wachs- 
tum zeigten,  da  sie  fast  nur  an  der  Oberfläche  des  Agarröhrchens 
gewachsen  waren. 

Im  Colon  war  Coli  überwiegend,  daneben  Mesentericus  als  breite 
dicke  Stäbchen  mit  dunkleren  Enden  und  Sporen  in  der  Mitte  vorhanden. 
Daneben  dieselben  aeroben  langen  Stäbchen  wie  im  Ileum.  Dazwischen 
einzelne  große  Diplokokken  und  wenig  große  spießförmige  Stäbchen, 
die  auch  Horowitz  beim  Hund  fand. 

Das  Resultat  beider  Versuche  ist  folgendes:  Beim  ersten  Versuch 
wegen  des  geringen  Wachstums  keine  erhebliche  Vermehrung  in  der 
Milch;  Abnahme  im  Koagulum  auf  ^'^  der  Keime.  Beim  zweiten  Ver- 
such enorme  Vermehrung  in  der  Milch  als  gutem  Nährboden  (noch 
stärkere  Vermehrung  nach  6  Tagen).  Im  ersten  Versuch  kaum  Einfluß 
auf  das  Befinden  des  Hundes,  die  schieferige  Verfärbung  des  Colon 
war  chronischer  Natur,  nicht  akut  entstanden.  Beim  zweiten  Versuch 
in  der  Agone  Durchfall.  Im  Magen  die  Keime  sehr  vermindert  auf  7i5 
der  Zahl  der  eingeführten.  Im  Ileum  etwas  vermehrt,  im  Colon  wenig 
Keime,  im  diarrhoischen  Stuhl  wieder  mehr  Keime.  Das  Ileum  enthielt 
etwas  galligen  Schleim,  etwas  mehr  als  normal.  Das  B.  coli  muß 
besonders  auf  Grund  des  zweiten  Versuches  als  wenig  resistent  an- 
gesehen werden,  da  es  im  Magen  schon  nach  2  Stunden  zu  99  Proz. 
verloren  ging. 

Verfütterungsversuche  mit  B.  coli  beschrieb  Escherich  (1885).  Baginsky 
hatte  schon  regelmäßig  das  B.  coli  bei  Cholera  infantum  gefunden. 

C.  Jensen  fütterte  aus  dem  Darminhalt  von  Ruhrkälbern  gezüchtete  Coli  an 
junge  Kälber,  dieselben  starben  nach  1 — 3  Tagen  (I8'.i2). 

(Diese  Epidemie  von  weißer  Ruhr  bei  Kälbern  erwähnt  auch  Heubner.) 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc. 


105 


Die  Milch  ist  ein  ausgezeichneter  Nährboden  für  das  B.  coli,  er  koaguliert  die- 
selbe bei  Bruttemperatur  nach  2 — 3  Tagen  unter  Säure-  und  Gasbildung  und  zwar 
C O.^  > H.  Auch  in  sterilem  Urin  wurde  von  Ali-Krogiuseine  lebhafte  Entwickelung 
des  B.  coli  beobachtet. 

Bienstock  führte  die  antiputride  Fähigkeit  der  rohen  Milch  auf  das  stetige 
Vorhandensein  der  C  o  1  i  bakterien  in  der  Milch  zurück. 

Milchdiät  vermindert  die  Virulenz  des  B.  coli  bedeutend  (Valagussa).  Sion  und 
Nagel  betonen  die  eventuelle  Pathogenität  des  B.  coli,  wenn  er  im  Trinkwasser  vor- 
handen ist. 

Die  pathogene  Wirkung  mancher  Coli -Arten  bei  Zufuhr  in  der  Nahrung  ist 
durch  zahllose  Beispiele  erwiesen. 

Auch  Euterentzündungen  bei  Kühen  können  durch  B.  coli  bewirkt  werden. 

Für  die  Hygiene  der  Milch  ist  die  Tatsache  nicht  unwichtig,  daß  nach  Rüben- 
fütterung Coli- Bakterien  im  Kuhkot  nahezu  ausschließlich  auftreten. 

Nach  Szegö  soll  sich  der  Aerogenes  vom  C o  1  i  hauptsächlich  durch  den  Indol- 
mangel  unterscheiden,  Szegö  sah  aber  die  Indolbildung  2mal  bei  der  Untersuchung 
des  Mekonium. 

Tabelle  7. 
Versuche  mit  wenig  wachsendem  Colistamm. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 
1      nach  24  Stunden 


Milch 


10  350  000 


Mageninhalt 


3  215  000 


Tabelle  8. 
Versuche  mit  stark  wachsendem  Colistamm. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 
nach  24  Stunden                     |           nach  6  Tagen 

Verdünnung 

1:100 

1:1000 

1:10000 

1:1000 

1:10000 

Infizierte  Milch 

unzählbar 

261136000 

283  500000 

128205000 

595  350000 

Magen 

Dünndarm 
Colon 
Diarrhoischer  Stuhl 

3  827  000 
unzählbar 

32  344  000 

48900000 

8  568000 

18711000 

17100  000 

etwa  1  Mi  11. 

Coli 

249  000000 
28  250000 
79  380  000 

55  565  000 

unzählbar 

14  855  400 
79  380000 

130400000 

748440000 
28  350000 

Die  Kultur  behielt  die  abweichende  Eigenschaft  auch  bei  mehrfachen  Kultivierungen 
konstant. 

Das  normale  Serum  junger  Individuen  weist  nach  Pfaundler  weniger  häufig 
Agglutination  auf.  „Einzig  die  Agglutination  mit  dem  Krankenserum  auf  dem  aus 
dem  Kranken  gezüchteten  Coli- Stamm  gibt  bezüglich  der  Aetiologie  brauchbare  Re- 
sultate." 

Sittler  fand  bei  akutem  Enterokatarrh  der  Kinder  den  B.  perfringens  öfter 
in  Mischkulturen  mit  dem  B.  coli. 

Nach  Horowitz  gedeiht  der  Proteus  neben  dem  B.  coli  gut,  ohne  daß  beide 
sich  gegenseitig  schaden. 

Nach  Moro  wirkt  das  B.  coli  dagegen  entwickelungshemmend  auf  Ruhr  und 
Typhusstämme,  ebenso  auf  Prodigiosus  (Horowitz). 

Nach  Moro  erscheint  als  erste  Bakterienart  das  B.  coli  commune  im  Mekonium, 
es  wandert  dort  per  anum  und  per  os  ein, 

Cozzolino  bezeichnet  die  Frauenmilch  als  keinen  sehr  günstigen  Nährboden 
für  das  B.  coli. 

Ueberhnpft  man  normalen  Brustmilchstuhl  in  gewöhnlicher  Weise,  so  erhält 
man  immer  B.  coli  in  Reinkultur  oder  häufiger  in  Gesellschaft  intestinaler  Diplokokken, 
die  bei  der  Fortführung  der  Impfung  leicht  eliminiert  werden  können  (Moro). 

Nach  Moro  setzt  bereits  im  Duodenum  eine  beschränkte  Vegetation  der  Coli - 
Gruppe  ein   (B.  coli  commune  und  B.  lactis   aerogenes),  die  sich  im  Verlaufe 


106  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

des  oberen  Dünndarmanteiles  mäßig  vermehren.  Im  Magen  des  Hundes  konnte 
Horowitz  das  B.  coli  nie  nachweisen,  stets  aber  in  allen  Dünndarmabschnitten;  dies 
kann  ich  bestätigen. 

Die  Literatur  über  das  ß.  coli  ist  eine  ganz  enorme.  Hier  können  nur  die  An- 
gaben über  seine  Pathogenität  und  besonders  sein  Verhalten  im  Darm  des  Kindes  und 
in  der  Milch  berührt  werden.  Eine  gute  Uebersicht  über  die  Literatur  geben  uns 
Kissling  (1893),  Gilbert  und  Birch- Hirschfeld,  eine  kürzere  Kolle-Hetsch. 

Literatur  za  Bacteriam  coli. 

Abba,  F.,  Hyg.  Rundsch.  Bd.  6.  p.  286. 

Baginsky,  Berlin,  klin.  Wochenschr.  1888.  p.  996. 

Czerny  ü.  Moser,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  1894. 

Cozzoiino,  Arch,  f.  Kinderheilk.  Bd.  32.  1901.  p.  211. 

Fischl,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  1894.  p.  288. 

Heubner,  Lehrbuch.  L  p.  141. 

Horowitz,  Zeitschr.  f.  physioi.  Chem.  Bd.  52.  p.  95. 

Kolle-Hetsch,  Experimentelle  Bakteriologie.  19.  Vorlesung. 

Kiessling,  Hyg.  Rundsch.  1893.  p.  724. 

Kraus-Levadi ti,  Immuuitätsforschung.  Bd.  2.  p.  673  (von  Volk). 

Moro,  Morphologische  Untersuchungen,  p.  20. 

Rehn,  Hvg.  Rundsch.  p.  984. 

Sittler,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  II.  Bd.  17.  1908.  p.  145. 

Schild,  Zeitschr.  f.  Hvg.  Bd.  19. 

Smith,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  25.  1899.  p.  689. 

Schmidt,  Alexander,  Wien.  khn.  Wochenschr.  1892.  No.  45. 

Sion  u.  Nagel,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  32. 

Rossi-Doria,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Bd.  12.  1892. 

Tissier,  Recherches.  p.  26. 

Uhlenhuth,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  26.  p.  476. 

Valagussa,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  24.  1898.  p.  750. 

Wyss,  Verhandl.  d.  üesellsch.  f.  Kinderheilk.  1889. 

IX.  Bacillus  Flügge  \o.  VII. 

Hund  VII,  Gewicht  4900  g,  Mischrasse,  jung.  Zeigt  Spuren  über- 
standener  Rhachitis.  Die  Milch,  175  g,  war  mit  einer  8  Tage  alten 
Bouillonkultur  des  Bacillus  Flügge  No.  VII  infiziert.  Sie  zeigte  ein 
zartes  Häutchen,  das  vor  der  Infektion  der  Milch  mit  der  Platinnadel 
durch  Verreiben  am  Glase  verteilt  wurde.  Die  Milch  enthielt  nach 
1  Tage  reichlich  4  Millionen  Keime  im  Durchschnitt. 

Der  Mageninhalt  enthielt  fast  600000  Keime.  Er  wog  50  g, 
enthielt  meist  dickflüssige  Massen,  ziemlich  viel  Glas,  sehr  viel  Schleim. 
Es  waren  alle  anderen  Keime  außer  dem  Bacillus  Flügge  No.  VII 
verschwunden. 

Der  Ileuminhalt  wog  36  g,  war  dünnflüssig,  braungallig.  Es 
wurde  1  m  vom  Pylorus  die  Probe  von  1  ccm  entnommen  und  Platten 
davon  gegossen.  Sie  enthielten  ebenfalls  nur  den  Bacillus  Flügge 
No.  VII.  Die  Keimzahl  war  nicht  sehr  groß,  nur  reichlich,  1,85  Millionen 
Keime. 

Der  Inhalt  des  Dickdarms  wog  25  g,  war  gallig,  roch  stark,  war 
dünnflüssig,  so  daß  der  Hund  wahrscheinlich  sehr  bald  dünne  Ent- 
leerungen bekommen  hätte.  Die  Keimzahl  betrug  über  19  Millionen 
Keime.  Der  Bacillus  Flügge  kam  noch  in  geringer  Menge  auch  im 
Colon  vor.  was  entschieden  für  eine  beschleunigte  Peristaltik  spricht, 
daneben  hauptsächlich  Coli.  Nach  10  Tagen  hatten  sich  auf  den  Platten 
aus  Mageninhalt  die  Keime  etwas  vermehrt.  Es  fand  sich  nur  der 
Bacillus  F'lügge.  Auch  die  Platten  aus  dem  Ileuminhalt  wurden 
nach  10  Tagen  noch  einmal  gezählt.  Die  Keimzahl  war  ziemlich  un- 
verändert. Auch  jetzt  wurde  Bacillus  Flügge  allein,  keine  anderen 
Keime  dazwischen  gefunden. 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterienwachstum  etc.  107 

Nach  dem  Resultat  meiner  Untersuchungen  kann  ich  die  Flug  ge- 
sehen Befunde  bestätigen.  Der  Hund  hatte  im  Magen  schon  2  Stunden 
nach  der  Fütterung  sehr  viel  Schleim,  ziemlich  viel  Gas.  Er  hätte,  aus 
dem  dünnen,  stark  galligen  Dickdarminhalt  zu  schließen,  nach  kurzer 
Zeit  Durchfall  bekommen.  Aber  auch  in  anderer  Weise  bestätigt  sich 
die  starke  Giftigkeit  des  Bacillus  Flügge  No.  VII,  der  alle  Keime 
im  Magen,  ja  noch  im  Ileum  vollkommen  überwuchert  hatte.  Im  Colon 
hatte  das  Bacterium  coli  allerdings  sich  seiner  zunächst  noch  er- 
wehren können. 

Der  Bacillus  Flügge  No.  VII  scheint  um  so  gefährlicher  zu 
sein,  als  auch  ein  mit  scharfem  Geschmackssinn  begabter  Hund  die 
Giftigkeit  der  mit  ihm  infizierten  Milch  nicht  bemerkte,  mein  Versuchs- 
hund trank  die  Milch  ohne  Bedenken,  er  ließ  nur  den  letzten  Rest  von 
25  g  stehen. 

Flügge  wies  zuerst  darauf  hin,  daß  die  den  Sterilisationsprozeß  überlebenden 
Keime  der  Kuhmilch  nicht  als  gleichgültig  zu  betrachten  seien.  3  der  von  ihm  unter- 
suchten Bacillen  hatten  sogar  sehr  giftige  Eigenschaften.  Die  Keinkultur  in  Milch  rief 
nach  der  Fütterung  an  Versuchstiere  schwere  Vergiftungserscheinungen  hervor  und 
führte  beim  Verfüttern   an  junge  Hunde  profuse,   zum  Teil    tödliche  Diarrhöen  herbei. 

Lübbert  untersuchte  den  Flüggeschen  Bacillus  I.  Er  fand,  daß  1—2  ccm 
24-8tündiger  Milchkultur  genügten,  um  ein  Meerschweinchen  in  kurzer  Zeit  zu  töten. 
Diese  Arbeiten  von  Flügge  und  Lübbert  hatten  zur  Folge,  daß  die  Bakterien  der 
sterilisierten  Milch  die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise  auf  eich  zogen.  Man  hat  sich 
daran  gemacht,  die  Fütterungsversuche  nachzuprüfen  und  nach  P'lüggeschen  Bakterien 
in  Milch  und  Öäuglingsstühlen  zu  suchen. 

Weber  rechnet  die  Flüggeschen  Bacillen  zu  den  Heubacillen.  Sie  dürften  dem 
Säuglingsorganismus,  wenn  sie  in  der  Aetiologie  der  Darmkrankheiten  des  Säuglings 
eine  Rolle  spielen,  wohl  weniger  durch  die  Giftigkeit  ihrer  Bakterienleiber  als  durch 
ihre  Fähigkeit,  rasch  und  energisch  Eiweiß  zur  Fäulnis  zu  bringen,  gefährlich  werden. 

Nach  Lübbert   ist  das  Toxin   übrigens  an  den  Körper  der  Bakterien  gebunden. 

Spiegelberg  suchte  in  der  Kinderklinik  Escherichs  in  Graz  in  den  Säug- 
lingsstühlen nach  diesem  P'lüg gesehen  Bakterium.  Er  fand  nur  ein  einziges  Mal  eine 
einzige  große  Kolonie  mit  Strahlenkranz. 

Dagegen  fanden  sich  bei  allen  mit  Kuhmilch  genährten  Kindern  proteolytische 
Bakterien  in  den  Faeces,  bei  gesunden  Kindern  zwar  selten,  bei  Magendarmkrankheiten 
dagegen  beherrschten  sie  häufig  die  ganze  Darmflora  und  es  entsprach  im  allgemeinen 
die  Menge  der  Bakterien  der  Schwere  des  Falles.  Alle  Kinder,  bei  welchen  die  proteo- 
lytischen Bakterien  gefunden  wurden,  waren  atrophisch.  Fütterungsversuche,  die 
Spiegelberg  anstellte,  ergaben  ein  negatives  Resultat.  Ebenso  gelang  es  Watjoff 
in  der  Heubn  ersehen  Klinik  nicht,  bei  Fütterungs versuchen  ein  Resultat  zu  erreichen, 
er  untersuchte  Kaninchen,  Hund  und  Meerschweinchen.  In  der  Handelsmilch  der 
Stadt  Halle  wurden  nach  Ulrichs  die  Flüggeschen  Bakterien  vermißt,  die  von  ihm 
isolierten  Bakterien  zeigten  anderes  Wachstum  als  die  Flüggeschen,  und  Fütterungs- 
versuche an  Hunde  erwiesen  sich  als  erfolglos. 

Kalischer  untersuchte  die  biologischen  Eigenschaften  der  Flüggeschen  Bak- 
terien der  zweiten  Gruppe,  in  der  mit  den  Bakterien  geimpften  Milch  trat  eine  Abnahnae 
des  Milchzuckers  ein,  und  zwar  durch  die  Lebenstätigkeit  der  Bakterien,  es  war  ein 
großes  Stäbchen  mit  Faltenbildung  auf  Agar.  Dieses  Verhalten  zeigten  meine  Kulturen 
auch  sehr  ausgeprägt. 

Der  Flüggesche  Bacillus  ist  aerob. 

Flügge  beobachtete  nach  der  Fütterung  an  Hunde  profuse  Diarrhöen,  die  auf- 
hörten, wenn  die  Hunde  keine  infizierte  Milch  mehr  erhielten.  Flügge  beschreibt 
mittelständige  Sporen  in  den  Bacillen.  Gelatine  wird  rasch  verflüssigt.  Auf  Agar  im 
Strich  bildet  sich  eine  weiße,  trockene,  sehr  faltige  Haut.  Auf  Bouillon  eine  graue  Haut. 
Auch  auf  Kartoffeln  grauweiße,  stark  gefaltete,  üppige  Haut,  ebenso  auf  Blutserum. 
Milch  zeigt  nach  24  Stunden  starke  Serumzone,  wird  energisch  peptonisiert. 

Durch  2-stündiges  Kochen  wird  der  Bacillus  nicht  getötet. 

Weigmann  hält  den  Bacillus  Flügge  für  identisch  mit  dem  Bacillus 
longus  Matz.  Er  beschreibt  ebenfalls  die  große,  stark  gefaltete  Haut,  die  später  bräun- 
lich wird. 


108 


Centralbl.  f.  Bakt  etc.  I.  Abt.  Onginale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  9. 
Versuche  mit  Bacillus  Flügge  N  o.  VII. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 
nach  18  Stunden               l                   nach  10  Tagen 

Verdünnung 

1:100 

1:1000 

1:10000 

1 :  100             1 :  1000 

1:10000 

Infizierte  Milch 

1398  600 

7  880  000 

3400000 

Mageninhalt 

Ueum 

Colon 

225  70U 
nur  P'lügge 

404  000 
nur  Flügge 

unzählbar 

1052  000 

2  016000 

28  350000 

480000 

3130000 

10805  000 

74  000 

ein  konfluieren- 
der Rasen 

256  000 
ein  Rasen 

510000 
2200000 

Wegen  seiner  nahen  Verwandtschaft  mit  dem  Bac.  Flügge  No.  VII 
folgt  jetzt  ein  Versuch  mit  dem  Mesentericus  fuscus. 

Literatur  zum  Bac.  Flügge  No.  VII. 
Flügge,  Aufgaben  und  Leistungen  der  Milchsterilisierung.    (Zeitschr.  f.  flyg.  Bd.  17. 

p.  272.) 
Heubner,  Lehrb.  d.  Kinderheilk.  Bd.  1.  p.  150. 
Kali  scher,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  30.  1900.  p.  1. 
Lübbert,   Ueber  die  Natur  der  Giftwirkung  peptonisierender  Bakterien.    (Zeitschr.  f. 

Hyg.  Bd.  22.  18G9. 
Ti ssier,  Recherches. 
Ulrichs,  [Diss.]  Halle  1898. 
Watjoff,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  46.  1898. 
Weber,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamt.  Bd.  17.  p.  108. 
Weigmann,  (Sommerfeld),  p.  368. 

X.  Bacillus  mesentericus  fuscus. 

Hund  VI,  mittelgroß,  4900  g  schwer.  Erhält  200  g  einer  Milch, 
welche  mit  einer  24  Stunden  alten  Kultur  des  Mesentericus  in 
Bouillon  infiziert  war.  In  der  Milch  waren  etwa  6  Millionen  Keime. 
(In  der  Milch  hatten  sich  die  Keime  nach  2  Tagen  vermehrt.) 

Der  Mageninhalt  wog  50  g,  enthielt  einzelne  Brocken,  war  im  ganzen 
gelblich,  dünnflüssig  und  schleimig.  Nach  5  Tagen  war  im  Koagulum 
von  dem  Mesentericus  nur  eine  einzige  spärliche  Kolonie  gewachsen. 
Außerdem  fanden  sich  im  Koagulum  in  Ketten  gelagerte  Kokken,  einige 
Actinomyceten  von  schalig-kreidiger  Struktur,  sowie  dicke,  unbewegliche 
Stäbchen.  Im  Koagulum  waren  im  ganzen  etwas  über  6  Millionen  Keime, 
meist  Aerogenes. 

Im  Duodenum,  6cm  vom  Magen  entfernt,  fand  sich  kein  Mesen- 
tericus. Der  Inhalt  des  Duodenum  war  an  dieser  Stelle  dünnschleimig, 
gallig,  zeigte  keine  Spuren  von  Milch.  Gelatineplatten  vom  Koagulum 
angelegt,  zeigten  nach  8  Tagen  starke  Verflüssigung  um  die  Mehrzahl 
der  Kolonieen. 

Im  Ileum  fanden  sich  zur  Hauptsache  gramnegative,  bewegliche 
Kurzstäbchen,  die  Milchzuckeragar  in  der  Schüttelkultur  stark  zerrissen. 
Im  Ileum  fanden  sich  einzelne  Mesentericus- Keime,  von  welchen 
es  zweifelhaft  sein  mußte,  ob  sie  aus  der  infizierten  Milch  kamen.  Der 
Inhalt  des  Ileum  genügte  nicht  zur  quantitativen  Untersuchung.  In  einer 
Platinöse  des  Inhalts  waren  4  Mesentericus- Kolonieen  enthalten. 
Auff'allend  war  die  geringe  Resistenz  des  Mesentericus  gegen  den 
Magensaft,  trotz  seiner  Sporenbildung  ging  er  im  Magen  schnell  zugrunde, 
schon  im  Duodenum  fehlte  er. 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc. 


109 


Dem  Mesentericus  fuscus  scheint  nach  meinen  Untersuchungen 
keine  Pathogenität  innezu wohnen,  er  war  schon  im  Koagulum  fast  ver- 
schwunden, nur  eine  spärliche  Kolonie  sichtbar.  Im  Ueum  wurde  er 
dagegen  in  größerer  Menge  gefunden,  doch  kommt  er  dort  normalerweise 
auch  vor.  Bekanntlich  peptonisiert  unter  alkalischer  Reaktion  der 
Mesentericus   Milch,  die  zuvor  meist  koaguliert  ist. 

Ueber  die  Pathogenität  des  Mesentericus  ist  wenig  bekannt. 

Tabelle  10. 
Versuche  mit  Mesentericus. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 
nach  1  Tag                            |            nach  2  Tagen 

1 :  100                1 :  1000 

1 :  10  000            1 :  100 

1:1000 

Infizierte  Milch 

1776  000 

10  395  000 

7  056000 

Magen 
Ileum 

2  835  000 
1  Oese 
4  Mesentericus 

15  498000 

11970000        2116  800 

Weigmann  (Sommerfeld),  p.  361. 
—  (Lafar),  p.  197. 

XI.  Bacillus  mycoides. 

Hund  XII,  4390  g  schwer.  Erhält  200  g  einer  mit  dem  Bacillus 
mycoides  infizierten  (aus  Bouillonkultur)  Milch  mit  der  Schlundsonde, 
da  er  die  Milch  allein  nicht  trinken  will.  Er  erbrach  nach  IV2  Stunden 
etwa  100  ccm  grüngelb  gefärbte  Milch.  Die  infizierte  Milch  stand 
20  Stunden  bei  Bruttemperatur,  sie  enthielt  reichlich  4  Millionen  Keime. 

Der  Mageninhalt  enthielt  3,5  Millionen  Keime,  darunter  5000 
Mycoides. 

Ein  Koagulum  war  nicht  vorhanden,  der  Inhalt  des  Magens  war 
flüssig,  er  wog  79  g.  Neben  wenigen  Mycoides  fand  sich  fast  aus- 
schließlich Aerogenes,  plumpe  Stäbchen,  die  Milchzuckeragar  in  der 
Schüttelkultur  stark  zerrissen.  Das  Erbrochene  enthielt  einige  bräun- 
liche Blutgerinnsel  und  4  Mycoides -Keime  (mit  zahlreichen  Sporen) 
im  Kubikzentimeter.  Im  ganzen  fanden  sich  66  Millionen  Keime  im 
Kubikzentimeter.  Eine  Gelatineplatte  vom  Erbrochenen  war  nach  8  Tagen 
stark  verflüssigt. 

Im  Duodenum  war  wenig  Inhalt,  so  daß  nur  ein  Abstrich  gemacht 
werden  konnte.  Es  fand  sich  darin  Mycoides,  daneben  einzelne  kleine 
Kokkenkolonieen  von  Wetzsteinform.  Eine  Gelatineplatte  des  Ausstrichs 
war  nach  8  Tagen  nicht  verflüssigt. 

Das  Ileum  enthielt  etwa  4  Millionen  Keime. 

Das  Colon  13  Millionen  Keime. 

Der  Inhalt  des  Colon  bestand  fast  ganz  aus  Coli.  Gelatineplatten 
vom  Koagulum  wurden  ebenfalls  nach  8  Tagen  verflüssigt. 

Auf  Grund  meiner  Untersuchungen  muß  ich  dem  Bac.  mycoides 
eine  gewisse  akut  pathogene  Wirkung  zuschreiben,  allerdings  stand  die 
Milch  ziemlich  lange  bei  Bruttemperatur.  Zunächst  erbrach  der  Hund 
nach  IV2  Stunden  grüngelb  gefärbte  Milch.  Er  hatte  schon  vorher  die 
Milch  nicht  freiwillig  nehmen  wollen.  Das  Erbrochene  enthielt  leichte 
Blutbeimengung.  Der  Mycoides  war  bis  in  das  Ileum  zu  verfolgen,  im 
Colon  fehlte  er.  Im  Koagulum  hatte  sich  die  Keimzahl  auff"allend  wenig 
vermindert,  der  Mycoides  war  dagegen  ziemlich  stark  darin  zugrunde 
gegangen  und  erwies  sich  als  ziemlich  wenig  resistent. 


110 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  (52.  Heft  1/2. 


Emraerling  fand  bei  einem  Laboratoriumsversuch  in  gärendem,  frischem  Grase 
neben  anderen  Pilzen  den  Bacillus  mycoides;  er  ist  geneigt,  dem  Organismus  eine 
Rolle  nicht  bloß  bei  der  Eiweißzersetzung,  sondern  auch  bei  der  Milchsäurebildung  zu- 
zuschreiben. 

Nach  Weigmann  ruft  der  Bacillus  mycoides  einen  eigenartigen  dumpfigen 
bis  schimmeligen  Erdgeruch  hervor,  der  sich  auch  der  Butter  mitteilt. 

Weigmann  äußert  sich  nicht  über  seine  Giftigkeit,  er  gibt  ihn  nur  als  häufigen 
Milchbewohner  an. 

Literatur  zu  Bac.  mycoides. 

Emmerling  (Lafar),  p.  335. 
Weigmann  (Lafarj,  p.  218. 
—  (Sommerfeld),  p.  361. 

Tabelle  11. 
Versuche  mit  Bacillus  mvcoides. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 

nach  3  Tagen 

Agar 

Gelatine 

Verdünnung 

1:100              1:1000 

1:10000 

1:100000 

Kultur 
Infizierte  Milch 

unzählbar 

40  320000 
3  969  000 

11340000 
4410000 

nicht  verflüssigt 

Mageninhalt^) 

1  554  OUO 
5000  Mycoides 

5  400  000 
30000  Mycoides 

900  000 
verflüssigt 

Ileum 

4  540000 

3  400  000 

18  600  000 
nicht  verflüssigt 

Erbrochenes 

72  420000 

42  210000 

34  500  000 
verflüssigt 

Colon 

9  410000 

16  920000 

25  500000 
nicht  verflüssigt 

XII.  Coccus  lactis  viscosi  (Grruber). 

Hund  VIII,  8200  g. 

Der  Hund  erhielt  250  g  einer  Milch,  die  mit  einer  24  Stunden 
alten  Kultur  des  Coccus  lactis  viscosi  in  Bouillon  infiziert  war. 
Die  Milch  enthielt  29000  Keime.  Nach  6  Tagen  100000.  Das  Wachs- 
tum in  Milch  war  also  ziemlich  gering. 

Der  Mageninhalt  wog  125  g,  war  flüssig,  schleimig,  enthielt 
ziemlich  große  Kaseinklumpen.  Das  Koagulum  enthielt  im  Durchschnitt 
283  000  Keime.  Der  Coccus  lactis  viscosi  wurde  im  Koagulum 
nicht  wieder  gefunden. 

Im  Ileum  fanden  sich  1  m  vom  Pylorus  entfernt  1100  Keime,  viele 
Bandwurmglieder.     Ebenfalls  kein  Coccus  lactis  viscosi. 

Im  Colon  fanden  sich  2  Millionen  Keime. 

Die  zur  Infektion  benutzte  Reinkultur  erwies  sich  nach  8  Tagen  als 
sehr  verändert,  es  fanden  sich  fast  keine  Kokken  mehr,  sondern  nur 
noch  kurze  Stäbchen.  Vor  der  Infektion  zeigte  die  Reinkultur  einen 
kleinen  Coccus,  der  ab  und  zu  in  Reihen  lag.  Die  Kolonieen  auf  Agar 
waren  sehr  wenig  lichtbrechend,  graugelb,  flach.  Die  Milch  war  kaum 
fadenziehend  gewesen,  sondern  nur  stark  schleimig  geronnen,  sie  zeigte 
ein  klares  Serum,  zur  Hälfte  festes  Koagulum.  Das  untersuchte  Material 
war  aus  dem  Serum  der  Milch  genommen  worden. 


1)  V2  Stunde  vorher  Erbrechen  1 


Hanseen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc. 


111 


Guillebeau  beschreibt  12  verschiedene  Organismen,  die  Milch  schleimig  und 
fadenziehend  machen.  Eine  Schädlichkeit  dieser  Mikroorganismen  für  Menschen  oder 
Tiere  ist  noch  nicht  nachgewiesen.  Alle  diese  Organismen  gelangen  erst  nach  dem 
Melken  durch  Verunreinigung  in  die  Milch. 

Zu  meinen  Versuchen  wurde  der  Coccus  lactis  vi scosi  (Gruber) 
benutzt.  Er  erwies  sich  als  nicht  akut  pathogen,  wenig  resistent,  da  er 
im  Koagulum  nach  2  Stunden  nicht  mehr  vorhanden  war,  im  Ileuminhalt 
fehlte  er  ebenfalls.  Die  Zahl  der  Keime  war  allerdings,  sowohl  in  der 
Milch,  wie  im  Koagulum,  besonders  aber  im  lleum  gering. 

Literatur  zn  Coccus  lactis^viscosi. 

Weigmann  (Sommerfeld),  p.  379. 

Guillebeau,  Schweiz.  Arch.  f.  Tierheilk.  1892.  Heft  3  u.  4. 

König,  Nahrungs-  und  Genußmittel.  Bd.  T.  p.  244. 

Tabelle  12. 
Versuche  mit  Coccus  lactis  viscosi. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 
nach  1  Tag                       |                  nach  6  Tagen 

Verdünnung 

1:100 

1:1000 

1:10000         1:100 

1:1000      1:10000 

Infizierte  Milch 

28  900 

100  800  ! 

Mageninhalt 

Dünndarm 

Colon 

442  000 

1100 

2  324  700 

126000 
steril 

9  135  000 

770000         672  000 

10  000           50  400 

1260000      2128  000 

1112000     6116000 

41000          70000 

8317  000  i  2  900000 

XIII.  Bacillus  subtilis. 

Hund  IV,  11 100  g.  Der  Hund  erhielt  325  g  einer  Milch,  die  mit 
einer  24  Stunden  alten  Kultur  des  Bac.  subtilis  infiziert  war.  Die 
Milch  enthielt  unzählbar  viele  Subtilis-Keime.  Die  ganze  Platte  war 
von  stark  Ausläufer  bildenden  Kolonieen  bedeckt.  Die  Milch  begann 
nach  24  Stunden  zu  gerinnen,  nach  48  Stunden  war  sie  stark  geronnen 
und  roch  sauer. 

Magen  stark  gefüllt.  Gewicht  des  Mageninhalts  168  g.  Meist 
flüssiger  Inhalt  mit  Flocken,  daneben  2  walnußgroße  Koagula.  Der 
Dünndarm  zeigte  stark  wallartig  geschwollene  Plaques.  Der  Dick- 
darm enthielt  schokoladenbraunen  Inhalt,  die  Schleimhaut  desselben  war 
stark  gewulstet.  Der  Hund  bekam  in  der  Agone  dünnen  Stuhl.  Im 
Koagulum  aus  dem  Magen  fanden  sich  fast  nur  kreisende,  weiße  Kolonieen 
des  Aerogenes,  nur  200000  Keime,  kern  sicherer  Subtilis. 

Der  Dünndarminhalt  wog  179  g,  enthielt  viel  Schleim. 

Ardoin  betrachtet  den  Subtilis  ebenso  wie  den  Mesentericus  als  pathogen. 
Ebenfalls  Spiegel  berg.  Bei  Heufütterung  ist  der  Subtilis  neben  Coli  der  häufigste 
Bewohner  des  Kuhkotes. 

Bei  unserem  Versuch  war  auffallend,  daß  der  Hund  geschwollene 
Plaques  im  lleum  hatte.  Der  Dickdarm  enthielt  schokoladenbraunen 
Inhalt.  In  der  Agone  bestand  Durchfall.  Im  Koagulum  war  der  Sub- 
tilis nicht  zu  finden.  Ebenso  nicht  in  den  anderen  Darmpartieen.  Die 
Keimzahl  war  im  Koagulum  stark  vermindert.  Es  scheint  mir  nicht 
erlaubt,  auf  eine  akute  giftige  Wirkung  aus  diesem  einen  Versuch  zu 
schließen;  es  ist  aber  immerhin  möglich,  daß  die  Produkte  des  Bacillus 
giftig  gewirkt  haben.  Die  Kultur  war  erst  einen  Tag  alt,  deshalb  hatte 
der  Bac.  subtilis  noch  keine  Sporen  gebildet  und  war  wenig  resistent. 


112  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Literatur  zum  Snbtilis. 

Kayser,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  38.  1902.  p.  241. 
Tissier,  Recherches.  p.  170. 
Weigmann  (Lafar),  p.  191. 

Tabelle  13. 
Versuche  mit  dem  Bacillus  subtilis. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 


Verdünnung 

1:1000 

1  :  10  000 

1 :  100  000 

Infizierte  Milch 

1  großer  Basen 

1  großer  Basen 

Mageninhalt 

200  OOU 
kein  Subtilis 

250000 

XIV.  Bactcrium  violaceum  Schröter. 

Hund  XI.  Gewicht  2220  g.  Erhält  200  g  einer  Milch,  die  mit 
einer  10  Tage  alten  Milchkultur  des  Bacterium  violaceum  infiziert 
und  die  tief  violett  gefärbt  war.  Die  Milch  enthielt  im  Durchschnitt 
reichlich  7  Millionen  Keime,  die  alle  eine  trockene  häutige  Oberfläche 
bildeten.  Die  tiefliegenden  Kolonieen  zeigten  eine  zackige  Umrandung. 
Nach  6  Tagen  hatten  sich  die  Keime  um  das  Doppelte  vermehrt.  Die 
infizierte  Milch  bekam  nach  3  Tagen  an  der  Oberfläche  einen  blauen 
Rand,  nach  8  Tagen  war  sie  ganz  blau  mit  vielen  großen  violetten 
Fetzen  darin. 

Der  Mageninhalt  wog  73  g,  war  zu  Vi  dickflüssig  und  enthielt 
wenig  Flüssigkeit.  In  der  Verdünnung  1 :  10  waren  besonders  schöne, 
große,  baumartig  verzweigte  Rasen  gewachsen,  innerhalb  dieser  ließen 
sich  150  000  kleine,  zackige  Keime  nachweisen.  Nur  der  10.  Teil  der 
Keime,  abgesehen  von  den  Rasen,  war  als  B.  violaceum  noch  zu 
erkennen  durch  ein  kleines  blaues  Tröpfchen  auf  der  Mitte  der  Kolonieen, 
das  aber  erst  nach  9  Tagen  sichtbar  und  nicht  bei  allen  Kolonieen  deutlich 
war.  Die  Verdünnung  1 :  100  beherrschten  große  baumartige  Rasen,  die 
polypenartige  Auswüchse  mit  zarten  Fransen  am  Rande  zeigten.  Sie 
enthielten  mittellange  und  kürzere  Stäbchen,  mit  Lücken  darin ;  obwohl 
diese  Bakterien  aus  dem  baumartigen  Rasen  den  Violaceum- Kolonieen 
aus  der  infizierten  Milch  sehr  ähnlich  waren,  wurde  Gelatine  durch  sie 
verflüssigt,  aber  nicht  blau.  Die  Originalkultur  verflüssigte  die  Gelatine 
und  färbte  sie  schön  violett  an  der  Oberfläche  des  Stichkanals.  Von 
den  baumartigen  Kolonieen  infizierte  Milch  begann  erst  nach  4  Tagen 
zu  gerinnen,  wurde  aber  nicht  blau.  Außer  den  zweifelhaften  Viola- 
ceum-Kolonieen  fanden  sich  nur  wenig  wetzsteinartige  Kokkenkolonieen 
im  Koagulum. 

Im  Duodenum  fand  sich  kaum  Inhalt,  nur  Darmschleim,  darin 
sehr  wenig  Keime,  nur  reichlich  60  000.  Nur  eine  der  Kolonieen  hatte 
das  Aussehen  der  Violaceu  m- Kolonieen,  enthielt  grampositive  plumpe 
Stäbchen  mit  Lücken,  doch  wurde  damit  infizierte  Milch  nicht  blau,  ge- 
rann erst  nach  6  Tagen.  Gelatine  wurde  ebenfalls  nicht  blau,  aber  fort- 
schreitend verflüssigt. 

Der  Dünndarm,  Im  vom  Pylorus  entfernt,  hatte  nur  wenig  stark 
flüssig-gelblichen  Inhalt.  Er  enthielt  im  Durchschnitt  über  50  Millionen 
Keime.  Er  enthielt  große  haarförmig  ausgebreitete  Kolonieen,  daneben 
viele  Coli  (bewegliche  Kurzstäbchen,  in  Milchzucker-Agar-Schüttelkultur 
starke   Gasbildung).     Daneben    kleine    wetzsteinförmige   Kolonieen.    Mit 


Haussen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Baisterien Wachstum  etc. 


113 


dem  Ileuminhalt  infizierte  Milch  war  nach  4  Tagen  stark  geronnen,  aber 
nicht  blau. 

Das  Colon  enthielt  viel  dünnflüssigen  Inhalt,  viel  Gas.  Die  Keim- 
zahl war  sehr  groß.  Mit  dem  Coloninhalt  infizierte  Milch  war  nach 
1  Tage  stark  geronnen,  aber  nicht  blau. 

Das  Bacterium  violaceum  war  bei  dem  Versuch  im  Darmkanal 
schwer  nachzuweisen,  da  es  anscheinend  seine  Eigenschaft  verloren  hatte, 
infizierte  Milch  blau  zu  färben  und  nur  an  der  Form  seiner  Kolonieen 
zu  erkennen  war.     Es  scheint  nicht  akut  pathogen  zu  sein. 

Ueber  das  Bacterium  violaceum  findet  sich  schon  1887  eine  genaue  Zu- 
sammenstellung von  Loeffler.  M Osler,  Hoffmann,  Erdmann,  Neelsen, 
Hüppe  haben  hauptsächlich  über  dieses  Bakterium  gearbeitet. 

Nach  W  ei  gm  an  n  färbt  das  Bacterium  violaceum  (Schröter),  welchem  das 
Bacterium  janthinum  (Zopf),  Bacillus  violaceus  (Lauren tius)  usw.  sehr  ähnlich 
zu  sein  scheinen,  die  meist  flüssig  bleibende  ganze  Milch  oder  wenigstens  den  Rahm 
violett. 

Das  Bacterium  violaceum  (Schröter)  ist  kein  eigentlicher  Miichbewohner, 
sondern  eine  Wasserbakterie,  tritt  allerdings  auch  gelegentlich  in  der  Milch  auf. 

Eine  andere  von  Hüppe  beobachtete,  aber  nicht  näher  beschriebene  Art  macht 
nur  auf  saurer  Milch,  speziell  auf  Rahm  violette  bis  schwarzblaue  Flecke. 

Literatur  zu  Bacterium  violaceum. 

Loeffler,  Bakterien  der  Milch.    (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1887.  p.  607.) 
Löhnis,  Landwirtschaft!.  Bakteriologie,  p.  235. 
Lehmann-Neumann,  Bd.  1.  Taf.  31. 
Weigmann  (Lafar),  p.  206. 

(Sommerfeld),  p.  374. 

Zangemeister,    Kurze  Mitteilungen  über  Bakterien  der  blauen  Milch.     (Centralbl.  f. 
Bakt.  etc.  Bd.  18.  No.  11.) 

Tabelle  14. 
Versuche  mit  dem  Bacterium  violaceum. 


Zahl  der  Keime  in  1  g 
nach  1  Tage 

bzw.  ccm 

nach  6  Tagen 

Verdünnung 

1:100 

1:1000 

1:10000 

1:10000 

1:100000 

Infizierte  Milch 

4158000 

3  800000 

6  600000 

13  200000 

Mageninhalt 

Duodenum 
Dünndarm 
Colon 

157  300 

500 
28  350  000 
unzählbar 

210  000 
davon    16000 
Violaceum 

20000 

65  025  000 

277  830  000 

100000 

73  820  000 

456  000000 

1060000 

400000 

XV.  sterile  Milch. 

Hund  XIV.  Gewicht  3300  g.  Erhält  200  g  einer  sterilen  Milch,  die 
er  freiwillig  trank.  Das  Koagulum  war  fast  ganz  fest,  wog  73  g.  Es 
enthielt  keine  Keime,  alle  Platten  blieben  steril.  Das  Ileum  enthielt 
sehr  wenig  Keime,  im  Durchschnitt  130  000,  ebenso  enthielt  das  Duo- 
denum teils  keine,  teils  sehr  wenig  Keime,  das  Colon  dagegen  recht 
viele  Keime. 

Nach  meinem  einen  Versuche  scheint  eine  intensive  Sterilisation  der 
Milch  doch  die  Zahl  der  Keime  wenigstens  im  Magen  etwas  zu  beeinflussen. 
In  dem  Hundeversuche  war  die  Keimzahl  im  Ileum  sehr  gering,  im 
Koagulum  und  Duodenum  fehlten  sogar  die  Keime  ganz.  Auf  die  Zahl 
der  Keime  im  Colon  war  die  sterile  Milch  natürlich  ohne  Einfluß  schon 
wegen  der  Kürze  des  V^ersuches.     Vielleicht  ist   dieses  Verhalten    nicht 

Erste  Abt.  Ori^.  Bd.  62.  Heft  1/2.  8 


114 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


ohne  Bedeutung  für  die  Verdauung  steriler  Milch  im  Säuglingsdarm. 
Daß  eine  gewöhnlich  abgekochte  Milch  auch  bereits  im  Magen  wieder 
keimreich  wird,  ist  allerdings  wohl  die  Regel,  wie  übrigens  auch  Ver- 
suche, die  im  Laboratorium  des  Kaisenn-Auguste-Victoria-Hauses  von 
Dr.  Munker  angestellt  wurden,  zeigen. 

Eberle  gibt  an,  daß  die  Zahl  der  Bakterien  im  Säuglings  stuhl  nicht  abhängig 
ist  von  den  in  der  Nahrung  enthaltenen  Arten  und  Mengen  der  Spaltpilze,  „sie  ist 
auch  bei  den  mit  steriler  oder  nahezu  steriler  Milch  genährter  Säuglinge  eine  ganz 
enorme". 

Diese  Tatsache  ist  auch  aus  vielen  klinischen  und  experimentellen 
Untersuchungen  bekannt. 

Literattir  zu  steriler  Milch. 

Eberle,  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Bd.  19.  1896.  p.  2. 

Tabelle  15. 
Versuche  mit  steriler  Milch. 


Zahl  der  Keime  in  1  g  bzw.  ccm 
nach  1  Tage                  j                      nach  9  Tagen 

Verdünnung 

1:1000 

1:10000 

1:100000 

1:1000 

1:10000 

1:100000 

Milch 

steril 

steril 

steril 

1  Mesentericus, 

1  Sarcine  aus 

der  Luft 

steril 

Mageninhalt 
Duodenum 
Ileum 
Colon 

steril 

240000 
39  690000 

steril 

40  000 
189  000000 

steril 

100000 
231800000 

steril 
4  000 
390000 

30000 

50000 

187  000000 

252  000000 

Die  Hauptresultate  meiner  Versuche  in  bezug  auf  die  ein- 
zelnen Bakterien  sind  folgende: 

Es  fand  sich  2  Stunden  nach  der  Verfütterung  der  meistens  sehr 
keimreichen,  mit  Reinkulturen  infizierten  Milch  folgender  Befund  im 
Magen-  und  Darmtraktus  des  getöteten  Hundes : 

1)  Acidophilus.  In  der  Milch  kein  starkes  Wachstum,  dagegen 
im  Mageninhalt  die  Keimzahl  etwas  vermehrt.  Im  Ileum  noch  einige 
Acidophilus-Kolonieen  gefunden  (bei  der  zweiten  Verimpfung  auf 
Essigsäureagar  kein  Wachstum).  Im  Koagulum  wiegt  der  Acidophilus 
vor.     Keine  akute  Pathogenität. 

2)  Bacillus  acidi  lactici  (Hüppe).  In  der  Milch  mittelstarkes 
Wachstum,  im  Mageninhalt  auf  Vio  vermindert.  Zu  -/s  der  Hüppesche 
Bacillus.  Infizierte  Milch  vom  Hund  verweigert.  Keine  akute  pathogene 
Wirkung. 

3)  Bacillus  aerogenes.  Aus  Rübeninfus.  Keine  akute  patho- 
gene Wirkung.  In  der  Milch  enorm  viel  Keime,  im  Mageninhalt  auf  Vio 
vermindert,  fast  die  Hälfte  der  Keime  Aerogenes.  Ungeronnene  Milch 
im  Duodenum  nach  2  Stunden.     Keine  akute  pathogene  Wirkung. 

4)  Bacillus  aerogenes.  In  der  Milch  mittelviele  Keime,  im 
Koagulum  auf  V4  vermindert,  davon  Vs  Aerogenes.  Keine  akute 
pathogene  Wirkung. 


Hanesen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.  115 

5)  Alkali  bildendes  Kurzstäbchen.  Milch  nicht  freiwillig 
vom  Hund  genommen.  Keimzahl  in  der  Milch  enorm  vermehrt.  Im 
Mageninhalt  auf  über  Vs  vermindert,  vorwiegend  Kurzstäbchen.  Im 
Ileum  weniger  Keime  als  im  Mageninhalt.  Im  Coecum  sehr  viele  Keime. 
Keine  Pathogenität. 

6)  Sporenbildner  aus  der  Gruppe  der  Heu-  und  Kartoffel- 
bacillen.  Wenig  Keime  in  der  Milch,  sehr  wenig  im  Mageninhalt.  Davon 
Vs  sporenbildende  Bacillen.  Im  Duodenum  Keimzahl  etwas  vermehrt. 
Im  Ileum  sehr  wenig  Keime,  ebenfalls  im  Colon. 

7)  Bacterium  coli  schwacher  Stamm.  In  der  Milch  stark 
vermehrt,  im  Mageninhalt  auf  Vs  vermindert.  Meist  aber  Coli  erhalten 
geblieben. 

8)  Bacterium  coli  starker  Stamm.  Sehr  starke  Vermehrung 
in  der  Milch,  Im  Koagulum  auf  V5  vermindert.  Davon  nur  ^/g  Coli. 
Im  Ileum  sehr  viele  Keime.  Im  Colon  ziemlich  wenige,  im  diarrhoischen 
Stuhl  sehr  viele  Keime.     Leichter  Durchfall, 

9)  Bacillus  Flügge  No.  VII.  In  der  Milch  mittelstark  ver- 
mehrt. Im  Mageninhalt  auf  Vv  vermindert,  hat  alle  anderen  Keime 
überwuchert.  Im  Ileum  wenig  Keime,  nur  der  Bacillus  Flügge. 
Im  Colon  ziemlich  viele  Keime.  Akut  pathogen.  Schleim  im  Magen 
und  Darm,  dünner  Dickdarminhalt,  der  offenbar  zu  Durchfall  geführt 
hätte. 

10)  Bacillus  mesentericus  fuscus.  In  der  Milch  ziemlich 
stark  vermehrt,  im  Mageninhalt  dieselbe  Keimzahl,  darunter  sehr  wenig 
Mesentericus,  Im  Duodenum  schon  fehlend.  Keine  akute  Patho- 
genität. 

11)  Bacillus  mycoides.  In  der  Milch  mittelviele  Keime,  Im 
Mageninhalt  etwas  verminderte  Keimzahl  (infolge  des  Erbrechens?),  nur 
Vv  davon  Mycoides,  im  Erbrochenen  sehr  viele  Keime,  Im  Ileum 
wenig  Keime.  Im  Duodenum  und  Ileum  wird  noch  der  Mycoides  ge- 
funden.    Pathogenität:  der  Hund  hatte  Erbrechen. 

12)  Coccus  lactis  viscosi.  In  der  Milch  schwach  gewachsen. 
Im  Mageninhalt  mehr  Keime  als  in  der  Milch.  Im  Ileum  sehr  wenig 
Keime,  ebenso  im  Colon.  Die  fadenziehende  Eigenschaft  ging  im  Magen 
verloren. 

13)  Bacillus  subtilis.  Sehr  starkes  Wachstum  in  der  Milch. 
Im  Mageninhalt  Keimzahl  sehr  vermindert,  meist  Aerogenes,  kein 
Subtilis.     Pathogenität:  in  der  Agone  Durchfall. 

14)  Bacterium  violaceum.  In  der  Milch  ziemlich  stark  ver- 
mehrt. Im  Mageninhalt  auf  Vio  vermindert.  Im  Ileum  sehr  viele  Keime, 
ebenso  im  Colon. 

15)  Sterile  Milch.  Im  Mageninhalt  und  Duodenum  keine  Keime, 
im  Ileum  sehr  wenige,  dagegen  im  Colon  enorm  viel  Keime. 


116 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Tabelle  16. 


Milch, 
infizierte 

Mageninhalt 

Im  Magen 
(Koagulum) 
vorwiegend 

Dünndarm 
(lleum) 

Colon 

Bemerkungen 

Bacillus  aci- 
dophil  u  s 
(Finkeistein) 

IV«     Mil- 
lionen 

1,9  MiU.,  fast 
ausschließ- 
Uch    Acido- 
philus 

20   MiUionen 

Acidophilus 

38  Millionen, 
10  000    Aci- 
dophilus 

40       MU- 
Uonen 

Keine  akute  pathogen« 
Wirkung. 

Bacteri  u  m 
acidi  lactici 
(Hüppe) 

20,4    Mil- 
üonen 

7s  Hüppe 

Müch    verweigert,    per'' 
Sonde  gegeben,  keine 
akute  pathogene  Wir- 
kung.                           1 

Nach  2  Stunden  unge-' 
ronnene  Milch  im  Duo- 
denum.    Keine  akute 
pathogene  Wirkung. 

Bacterium 
aerogenes 
(aus  Rüben- 
infus) 

410     Mil- 
honen 

38,3Millionen 

davon  16,6 
Millionen 
Aerogenes 

Bacterium 
aerogenes 

45       Mil- 
lionen 

11    Millionen 

7s  davon 
Aerogenes 

Keine  akute  pathogene 
Wirkung.                       f 

Alkali  bildendes 
Kurzstäbchen 
(Wolff) 

Per  Sonde 
142,5 
Milüon. 

38  Millionen, 
vorwiegend 
Kurzstäb- 
chen 

34  MiUionen 

Coecum 
85     Mil- 
lionen 

Milch  verweigert.    Per 
Sonde.  Duodenum.  3,8 
Millionen.  Keine  akute 
pathogene  Wirkung. 

Sporenbild     aus 
aer  Gruppe  der 
Heubacillen 

2  MiU. 

4600,        sehr 
vermindert 

Va  davon  Spo- 
renbUdner 

67  000 

8  MiU. 

Duodenum  200000,  da- 
rin 4000  Proteus. 

Bacteriu  m 
coli    schwach 

10      Mil- 
honen 

3  Millionen 

meist  Coli 

Keine  akute  pathogene 
Wirkung, 

Bacterium 
coli,     starker 
Stamm 

270     Mil- 
lionen 

18  MilUonen, 
sehr  vermin- 
dert 

davon  Vis  Coli 

148  MiUionen 

18  MiU., 
einzelne 
Spieße 

Leichter     Durch- 
fall, im  Stuhl  50  Mil-| 
lionen. 

Bacillus 
Flügge     No. 
VII 

4  Mill. 

60  000.     Nur 
Flügge 

nur  Flügge 

1,85    Million. 
Nur  Flügge 

19  MiU., 
einige 
Flügge 
dabei 

Schleim    im   Mageni 
Dünner  Stuhl. 

Bacillus  mes- 
entericus 

6  MiU. 

6  Millionen 

kaum  Mesen- 
tericus 

Keine  akute  pathogene 
Wirkung. 

f  uscus 

Bacillus   my- 
coides 

4  Mill. 

3,5  Millionen 
(Erbrechen!) 

davon      5000 
Mycoides 

4  Millionen, 
wenig     My- 
coides 

20       Mil- 
lionen 

Müch  verweigert.    Er-' 
brechen.      Im    Er-i 
brochenen  66  Mül.      ; 

Coccus  lactis 
vis  cos  i  (Gru- 
ber) 

29  000 

auf  283  000 
vermehrt 

6000,   nach  6 
Tagen  80  000 

2  MiU. 

Bacillus  sub- 
tilis 

unzählbar 

200000 

kein  Subtilis, 
meist  Aero- 
genes 

In  der  Agone  Durch- 
fall.    Dünndarm- 
reizung. 

Bacterium 
vi  olaceum 
(Schröter) 

7  Million. 

150000    und 
großer  Rasen 

davon  V,o 
Violaceum 

50  Millionen 

357     MU- 
lionen 

Keine  akute  pathogene 
Wirkung.   Duodenum 

42  000. 

Sterile  Milch 

steril 

steril 

130000 

223     Mil- 
lionen 

Duodenum,  sehr  wenig 
Keime. 

Aus  den  Tabellen  No.  16  und  17  ergibt  sich  eine  Uebersicht  über 
die  Hauptresultate  meiner  Versuche.  Die  Tabelle  No.  16  enthält  die 
Keimzahlen,   und   zwar  in  der  infizierten  Milch,  im  Mageninhalt,   die  in 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc. 


117 


Tabelle  17. 
Der  Mageninhalt  (Koagulum  +  Flüssigkeit)  wog  bei  verschiedenen  Versuchen   (immer 
2  Stunden  nach  Verfütterung  der  Milch) : 


Bacillus 

Eingeführte 
Milchmenge 

Gewicht  des 
Magen- 
inhaltes 

Magen- 
inhalt 
Nahrung 

Beschaffenheit 
des  Mageninhaltes 

1)  Bacillus      acido- 
philus  Fmkelstein 

250  g 

81  g 

V. 

Flüssig,  viel  Kaseinkoa- 
gulum,  viel  Schleim. 

2)  Bacterium     acidi 
lactici  Hüppe 

per  Schlund- 
sonde 200  g 

50  „ 

V4 

Hauptsächlich  flüssig, 
viel  Kaseingerinnsel. 

3)  Bact.   aerogenes 
Escherich  aus  Rüben - 
intus 

200  g 

49  „ 

V. 

Fast  keine  Flüssigkeit. 

4)  Bact.  aerogenes 

200  „ 

58  „ 

V4 

Hauptsächlich  flüssig, 
viel  Kaseingerinnsel, 
einzel.  Knorpelstücke. 

5)  Alkali  bildendes  Kurz- 
stäbchen A.  Wolff 

per  Schlund- 
sonde 250  g 

93  „ 

+  V3 

Zu  7^  fest,  zu  7*  trübe 
Flüssigkeit. 

6)  Sporenbildner  aus  der 
Gruppe  der  Heubacillen 

200  g 

18  „ 

Vn 

Dünnflüssig,  braun, 
einzelne  Blutflecke. 

7)  Bact.    coli ,    schwa- 
cher Stamm 

400  „ 

93  „ 

V4 

Ziemlich  flüssig,  ohne 
Brocken,  gleichmäßig 
flockig. 

8)  Bact.  coli,  mit  star- 
kem Wachstum 

250  „ 

68  „ 

+  V3 

Zur  Hälfte  fest,  zur 
Hälfte  flüssig. 

9)  Bacillus     Flügge 
VII 

175  „ 

50  „ 

Va 

Meist  dickflüssige  Mas- 
sen. 

10)  Bacillus  mesente- 
ricus 

200  „ 

50  „ 

% 

Einzelne  Brocken,  im 
ganzen  gelblich-dünn- 
flüssig, schleimig. 

11)  Bacillus  mycoides 

per  Sonde 
200  g 

79  „ 

-% 

Kein  Koagulum.  Inhalt 
flüssig. 

12)  Coccus  lactis  vis- 
cosi 

250  „ 

125  „ 

V. 

Flüssig,  schleimig- 

13)  Bacillus  subtilis 

325  „ 

168  „ 

V, 

Meist  flüssiger  Inhalt 
mit  Flocken,  2  wal- 
nußgroße Koagula. 

14)  Bacterium    viola- 
ceum 

200,, 

73  „ 

-Vs 

Zu  ^4  dickflüssig,  wenig 
Flüssigkeit. 

15)  Sterile  Milch 

200  „ 

73  „ 

Vs 

Fast  ganz  fest. 

diesem   überwiegenden 


dann 


die   Keimzahlen 
Ferner  Notizen 


im  Dünndarm 
über  die  Koa- 


Bakterien, 
(in  der  Regel  im  Ileum)  und  im  Colon 
gulation  der  Milch  im  Magen  und  über  eventuelle  pathologische  Wir- 
kungen, soweit  solche  überhaupt  innerhalb  der  Versuchsdauer  von 
2  Stunden  eingetreten  war. 

Die  Tabelle  No.  17  bringt  noch  Angaben  über  das  Verhältnis  des 
nach  2  Stunden  sich  wiederfindenden  Mageninhaltes  zu  der  eingeführten 
Nahrung. 

Das  Hauptresultat  in  bakteriologischer  Beziehung 
war,  daß  trotz  der  fast  stets  sehr  reichlichen  Zufuhr  von 
Bakterien  in  der  Milch  die  Keimzahl  meistens  sehr  ver- 
mindert war. 


118  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Die  antibakterielle  Kraft  des  Magens  ist  ja  bekannt  und  durch  zahl- 
reiche Versuche  bewiesen,  wenn  auch  über  den  Grad  dieser  Bakterien- 
abtötung die  Ansichten  noch  verschieden  sind.  Die  speziell  für  den 
SäugHng  in  Betracht  kommenden  Tatsachen  sind  von  Uffenheimer 
(Ergebn.  d,  inn.  Med.  u.  Kinderheilk.  Bd.  2.  1908.  p.  322)  zusammen 
gestellt.  Das  wirksame  Prinzip  ist  die  Salzsäure.  Nach  Stern  entfaltet 
die  Salzsäure  allerdings  ihre  desinfizierende  Wirkung  nur  so  lange,  als 
die  motorische  Tätigkeit  des  Magens  erhalten  ist.  Die  Zersetzung  des 
Traubenzuckers  durch  das  Bact.  acidi  lactici  zur  Milchsäure  z.  B. 
wird  bereits  durch  Salzsäure  von  0,01 — 0,02  Proz.  verlangsamt  von 
0,07 — 0,08  Proz.  vollkommen  aufgehoben.  (Nach  Sieber,  Cohn  und 
Hirsch  fei  d.)  Wichtig  sind  ferner  Untersuchungen  von  Moro,  nach 
dem  pathogene  Bakterien  nach  dem  Durchtritt  durch  den  Magen  ab- 
sterben. Uffenheimer  dagegen,  der  eben  diese  Verhältnisse  an  neu- 
geborenen Tieren  geprüft  hat,  kam  zu  einem  entgegengesetzten  Resultat. 
Er  sah  insbesondere  den  sporenfreien  Milzbrandbacillus  unbeschädigt 
den  Magen  und  den  Darm  seiner  ganzen  Länge  nach  passieren.  Nach 
Uffenheimer  dürfte  entscheidend  wohl  die  zugeführte  Menge  der 
Bakterien  sein.  „Was  unter  den  Verhältnissen  des  Alltags  von  Mikroben 
in  den  Säuglingsmagen  gelangt,  mag  bei  normalen  Sektionsverhältnissen 
im  allgemeinen  wohl  abgetötet  werden."  Aber  auch  Uffenheimer 
hält  es  für  möglich,  daß  durch  Stagnation  eine  Vermehrung  der  Bakterien 
im  Magen  leicht  und  sehr  reichlich  vor  sich  gehen  kann,  wie  das  Tob  1er 
und  Krayer  ja  im  Tierversuch  gezeigt  haben. 

Im  Mageninhalt  ist  die  Salzsäure  gewiß  etwas  entwickelungshemmend, 
auf  die  Entwickelung  der  Bakterienflora  im  Darme  ist  sie  aber  ohne 
jeden  Einfluß  (R.  Schütz). 

Speziell  beim  Hund  wissen  wir  aus  den  Untersuchungen  von  E.  S. 
London,  daß  der  Magensaft  beim  gesunden  Tier  bakterizid  wirkt, 
während  kranke  Hunde  einen  Magensaft  sezernieren,  welcher  für  Bak- 
terien einen  ausgezeichneten  Nährboden  abgibt. 

Miller,  Knisl,  Dallemagne  sprechen  sich  ebenfalls  für  die 
Bakterizidie  des  Magensaftes  aus.  „Auf  der  Höhe  der  Verdauung  muß 
der  Magensaft  eine  wenn  auch  nur  beschränkte  bakterizide  Wirkung 
zugesprochen  werden.  Ein  Teil  der  eingeführten  Bakterien  wird  im 
Magen  in  seinen  Lebenseigenschaften  abgeschwächt." 

Wollen  wir  unsere  Versuche  mit  den  vorliegenden  Untersuchungen 
in  Beziehung  bringen,  so  haben  wir  dabei  vor  allen  Dingen  immer  zu 
berücksichtigen,  daß  bei  ihnen  die  Tiere  bereits  nach  2  Stunden  getötet 
wurden,  also  nur  das,  was  innerhalb  dieser  Zeit  im  Magen  geschah, 
festgestellt  werden  konnte,  pathologische  Wirkungen  also  nur  dann,  wenn 
sie  sehr  akut  waren,  zur  Beobachtung  kommen  konnten.  Wirkungen 
auf  den  Darm  waren  überhaupt  nur  zu  erwarten,  wenn  eine  sehr  akute 
Beschleunigung  der  Peristaltik,  durch  welche  Bakterien  rasch  in  die 
tieferen  Darmabschnitte  gelangten,  ausgelöst  wurde.  Unsere  Versuchs- 
anordnung sollte  eben  insbesondere  die  akuten  Wirkungen  einer  in- 
fizierten Milch  erkennen  lassen  und  waren  bestimmt,  insbesondere  die 
Bildung  flüchtiger  Säuren  im  Magen  und  deren  eventuelle  W^irkung  auf 
die  Darmperistaltik  zu  untersuchen,  worüber  an  anderer  Stelle  ver- 
öffentlicht werden  wird.  Die  hier  besonders  zu  besprechenden  bakterio- 
logischen Verhältnisse  sind  aber  auch  als  solche  interessant. 

Es  zeigt  sich,  daß  beim  Hund  nach  Verfütterung  von 
Milch    in    mittleren    Quanten,    die   aber    meist    sehr   große 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterienwachstum  etc.  119 

Mengen  Bakterien  enthielt,  die  antibakterielle  Kraft 
des  Magens  meist  sofort  und  kräftig  einsetzt.  Die  Versuche 
sprechen  nicht  gegen  die  Versuche  von  Tobler  und  Krayer,  die  in 
ganz  anderer  Weise  gewonnen  wurden.  Diese  Autoren  überfütterten 
ihre  Versuchstiere  absichtlich  durch  zahlreiche,  rasch  aufeinanderfolgende 
Mahlzeiten  und  untersuchten  den  infolgedessen  stagnierenden,  und  im 
Zentrum  des  Koagulums  dem  sauren  Magensaft  stundenlang  gar  nicht 
zugänglichen  Teil  des  Mageninhalts.  Hier  fanden  sie  eine  enorme  Ver- 
mehrung der  Bakterien.  Wir  dagegen  wollten  sehen,  ob  schon  während 
einer  normalen  Verdauung  eine,  wenn  auch  nicht  so  enorme,  so  doch 
erkennbare  Vermehrung  der  Bakterien  stattfindet,  welche  die  Bildung 
der  flüchtigen  Säuren  oder  anderer  Gifte  im  Magen  erklären  könnte. 

Eine  solche  Vermehrung  der  Bakterien  fanden  wir  nun,  obwohl  die 
Aussaat  in  der  Nahrung  meist  eine  sehr  reichliche  war,  in  den  meisten  Ver- 
suchen nicht.  Dies  Resultat  stimmt  mit  der  Auffassung  von 
der  schützenden  Wirkung  des  Magensaftes,  besonders  der 
Salzsäure,  bei  normalen  Ernährungs-,  Sekretions-  und 
motorischen  Verhältnissen  überein.  Diese  Untersuchungen 
mit  infizierter  Milch  sind  deshalb  nicht  überflüssig,  weil  bei  dem  ab- 
weichenden Verlauf  der  Milchverdauung  besonders  der  festen  Gerinnung 
der  Kuhmilch,  nicht  ohne  weiteres  die  rasche  Durchdringung  des  Koa- 
gulums mit  Magensaft  angenommen  werden  konnte.  W^ie  Tabelle  No.  17 
zeigt,  war  bei  unseren  Versuchen  2  Stunden  nach  der  Fütterung  der 
mäßigen  Milchmengen  meistens  ein  großer  Teil  des  Mageninhaltes  flüssig 
oder  doch  nicht  fest.  Die  Reaktion  des  Mageninhaltes  war  bei  allen 
Versuchen,  außer  No.  11,  wo  Erbrechen  und  pathogene  Wirkung  statt- 
gefunden hatten,  sauer,  freie  Salzsäure  fehlte  aber.  Bei  Versuch  11  war 
die  Reaktion  neutral. 

Eine  außerordentlich  große  Vermehrung  der  Bakterien  im  Magen- 
inhalt war  vielleicht  insofern  nicht  zu  erwarten,  als  die  Bakterien  ja 
hierzu  nur  2  Stunden  Zeit  hatten.  Immerhin  wäre  eine  Vermehrung 
um  ein  Vielfaches  möglich  gewesen,  da  diese  Zeit  bei  günstigen  Be- 
dingungen zu  einer  solchen  Vermehrung  an  sich  genügt  (Buchner, 
F  ick  er  u.  a.). 

Da  nun  aber  meistens  eine  deutliche  Verminderung  eintrat,  so 
müssen  bei  der  Verdauung  von  infizierter  Milch,  normale  Magen- 
funktionen vorausgesetzt,  in  der  Regel  selbst  außerordentlich 
große  Mengen  der  verschiedensten  Milchbakterienarten 
rasch  im  Magen  abgetötet  werden,  sei  es  durch  die  Magensäure 
des  Magensaftes,  sei  es  durch  die  schädliche  Wirkung  der  raschen 
Milieu-  (Konzentrations-  und  Reaktions-)änderung. 

Nun  fanden  wir  aber  in  einzelnen  Versuchen  ein  anderes  Verhalten 
der  Bakterien.  Bei  einigen  Versuchen,  besonders  mit  stark 
säurebildenden  Bakterien,  war  die  Keimzahl  vermehrt, 
und  zwar  beim  Acidophilus,  der  offenbar  an  dieser  Vermehrung 
selbst  wesentlich  beteiligt  war,  und  beim  Coccus  lactis  viscosi,  bei 
dem  allerdings  dieser  nicht  wieder  aus  dem  Koagulum  gezüchtet  wurde. 
Wir  dürfen  wohl  annehmen,  daß  auch  beim  Bacillus  mycoides,  der 
ebenfalls  Säure  bildet  und  Gärung  bewirkt,  im  Magen  eine  Vermehrung 
von  Bakterien  stattgefunden  hat,  wie  besonders  die  hohe  Keimzahl  im 
Erbrochenen  zeigt.  Nach  den  Ergebnissen  der  Kultur  war  freilich  auch 
diese  Vermehrung  nicht  auf  den  Mycoides,  sondern  auf  andere  Ba- 
cillen zurückzuführen.    In  dem  nicht  erbrochenen  Rest  des  Mageninhalts 


120  iCentralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

wurde  nach  2  Stunden  hauptsächlich  Aerogenes,  also  auch  ein 
Säurebildner  gefunden,  der  hauptsächlich  im  Magen  sich  vermehrt  haben 
mußte.  Eine  Verminderung  der  Keimzahl  war  schließlich  auch  beim 
Versuch  mit  dem  Bacillus  mesentericus  nicht  eingetreten.  Da 
dieser  Bacillus  sich  hier  so  gut  wie  überhaupt  nicht  wieder  fand,  müssen 
andere  Bakterienarten  sich  vermehrt  haben. 

Zweifellos  hatten  die  Bakterien,  die  sich  vermehrten,  im  Magen 
günstige  Lebensbedingungen  gefunden,  und  zwar  nur  zum  geringsten 
Teil  die  verfütterten  Arten,  meist  andere.  Es  ist  wohl  anzunehmen, 
daß  die  vorher  erfolgte  Veränderung  der  Milch  durch  die  Infektion  den 
nachher  sich  vermehrenden  Bakterien  nicht  geschadet,  sondern  wahr- 
scheinlich den  Nährboden  vorbereitet  hat.  Die  selbst  säurebildenden 
Bakterien  fanden  wahrscheinlich  in  dem  sauren  Chymus  eine  ihnen  zu- 
sagende Reaktion.  Das  ist  besonders  beim  Acidophilus  verständlich 
und  entspricht  seinen  bekannten  biologischen  Eigenschaften.  Offenbar 
schadet  diesem  an  Säure  gewöhnten  Bacillus  auch  die  Salzsäure  des 
Magens  weniger  als  anderen  Bacillen. 

Auffallen  mußte  es  allerdings,  daß  bei  beiden  Versuchen  mit  Aero- 
genes-Arten  die  Keimzahl  im  Mageninhalt  abgenommen  hatte,  da  doch 
gerade  der  Aerogenes  im  Magen  des  Hundes  vorkommt,  gleichfalls 
ein  Säurebildner  ist  und  beim  Säugling  ebenso  wie  beim  jungen  Hund 
ein  obligater  Dünndarmbacillus  ist.  Auch  war  er  offenbar  beim  My- 
coides-  und  beim  Subtilis- Versuch  spontan  gewachsen.  Man  muß 
wohl  annehmen,  daß  dieser  Bacillus  doch  gegen  Salzsäure  etwas  empfind- 
licher ist  und  nur  im  Inneren  großer  Koagula  sich  im  Magen  vermehren 
kann,  so  daß  bei  normaler  Magenverdauung  die  großen  mit  der  Nahrung 
eingeführten  Mengen  von  Bakterien  sich  zunächst  in  den  ersten  2  Stunden 
stark  vermindern.  Aehnlich  dürfte  der  Vorgang  beim  Bacterium  acidi 
lactici  sein. 

Wir  sehen  also,  daß  auch  in  den  Versuchen,  wo  die  Keimzahl  sich 
nicht  verminderte  oder  sich  gar  vermehrte,  die  eingeführte  Keiraart  nicht 
oder  nur  wenig  an  der  Vermehrung  beteiligt  war,  daß  vielmehr  andere 
aus  Mund  und  Magen  stammende  Bakterien  sich  vermehrt  hatten. 

Andererseits  zeigen  diese  3 — 4  Versuche,  daß  zweifellos,  selbst  bei 
vorher  normal  funktionierendem  Magen  und  selbst  ohne  Stagnation,  etwa 
infolge  von  Ueberfütterung,  schon  im  Laufe  von  2  Stunden,  also  während 
einer  normalen  Verdauungszeit,  sich  Bakterien  vermehren  können,  so 
daß  sie  im  Magen  ähnliche  biochemische  Wirkungen  entfalten  dürften, 
wie  in  einer  Reinkultur,  die  eingeführt  würde.  Die  Menge  der  ein- 
geführten Bacillen,  also  die  Keimzahl  der  Nahrung,  scheint  dabei  aber 
nur  so  weit  mitzuwirken,  als  sie  für  gewisse,  schon  im  Organismus  vor- 
handene Bakterien  das  Nährmedium  vorbereiten,  vielleicht  durch  ihre 
Säurebildung.  Nicht  dagegen  scheint  die  Art  der  Nahrungsinfektion 
maßgebend  für  die  Magenflora  zu  sein,  wenn  eine  Vermehrung  der 
Bakterien  stattfindet.  Vielmehr  erscheinen  auf  jeden  Fall  von  einer  mit 
Reinkultur  infizierten  Milch  stets  enorme  Mengen  im  Magen  abzusterben. 

Zu  berücksichtigen  ist  hierbei  allerdings  noch,  daß  ja  durch  die 
Magensekrete  eine  beträchtliche  Verdünnung  des  Chymus  stattfindet, 
durch  welche  auch  die  Keimzahl  relativ  geringer  erscheinen  muß.  Diese 
Verdünnung  kann  aber  nur  einen  Unterschied  etwa  um  die  Hälfte  bis 
um  ein  Drittel  ausmachen. 

Bei  einigen  Bakterien,  die  sich  bereits  nach  2  Stunden  in  relativ 
größerer  Menge  im  Darm  finden,  z.  B.  beim  Bacillus  Flügge  No.  VII, 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.  121 

ist  auch  eine  Vermehrung  im  Magen  wahrscheinlich,  obwohl  die  Keim- 
zahl dort  verringert  erscheint.  Hier  dürfte  infolge  der  beschleunigten 
Peristaltik  eine  große  Menge  von  Bakterien  bereits  aus  dem  Magen  in 
den  Darm  weiterbefördert  worden  sein. 

Bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  unserer  Versuche  hatte  die  Keim- 
zahl im  Magen  abgenommen,  der  Grad  dieser  Abnahme  war  recht  ver- 
schieden; manche  waren  nur  auf  ein  Viertel  bis  die  Hälfte  vermindert, 
die  meisten  bis  auf  den  10.  Teil  oder  noch  weniger.  Auch  die  Sporen- 
bildner, Mj'coides,  Subtilis  und  Mesentericus,  fanden  sich  im 
Mageninhalt  nur  in  geringer  Menge  wieder,  während  der  Flügge  No.  VII 
und  der  Sporenbildner  aus  der  Gruppe  der  Heu-  und  Kartoflfelbacillen 
sich  in  etwas  größerer  Menge  erhalten  hatten.  Daß  sonst  gerade  Sporen 
dem  Magensaft  länger  widerstehen,  ist  experimentell  erwiesen.  Aber 
die  Resistenz  der  Sporen  braucht  ja  natürlich  nicht  mit  einer  sofortigen 
Vermehrung  im  Magen  verknüpft  zu  sein ;  es  ist  vielmehr  gut  möglich, 
daß  auch  solche  Bakterien,  deren  Sporen  den  Magen  lebend  passieren, 
im  Magen  selbst  keine  günstigen  Lebensbedingungen  finden.  Uebrigens 
verhielten  sich  die  untersuchten  Sporenbildner  in  ihrer  Abnahme  ver- 
schieden. 

Da  in  unseren  Versuchen  stets  Reinkulturen  verwendet  wurden  und 
der  leere  Magen  zwar  verschiedene  Arten,  jedoch  meist  nur  sehr  wenig 
Keime  enthält,  müssen  überall  da,  wo  nach  2  Stunden  nur  noch  ein  Teil 
der  Magenbakterien  denen  der  infizierten  Milch  entsprach,  andere  Keim- 
arten, die  aus  Mund  und  Magen  stammten,  sich  vermehrt  haben.  Eine 
solche  Vermehrung  hat  in  allen  unseren  Versuchen  stattgefunden.  Sie 
ist  der  Ausdruck  der  Tendenz  zu  einer  natürlichen,  dem  Individuum 
wie  dem  Nährmedium  entsprechenden  Chymustiora.  Wir  sehen,  daß 
selbst,  wenn  die  Nahrung  außerordentlich  reich  an  einer  Bakterienart 
in  Reinkultur  war,  im  Magen  sofort  die  Bakterien  der  Nahrung  abnehmen 
und  die  des  Organismus  zunehmen,  selbst  wenn  die  Nahrung  mit  einem 
für  sie  charakteristischen  Keim,  in  diesem  Falle  Milchbakterien,  infiziert 
ist.  Offenbar  sind  viele  der  im  Verdauungskanal  vorhandenen  Keime 
den  Bedingungen  im  Magenchymus  besser  angepaßt,  als  die  der  Milch 
angepaßten  Milchbakterien,  obwohl  erstere  ja  gleichfalls  in  ein  neues 
Nährmedium  gelangen.  Die  Vermehrung  der  Chymusbakterien  wird  in- 
direkt durch  das  Absterben  der  Nahrungsbakterien  gefördert,  denn  be- 
kanntlich spielt  bei  allen  diesen  Vorgängen  die  Wirkung  der  Bakterien 
aufeinander  mit. 

Die  natürliche  Bakterien flora  des  Hundemagens  und  Darms  ist  von  Horowitz 
an  Fistelhunden,  und  zwar  auch  bei  Milchnahrung,  studiert  worden  und  interessiert  uns 
hier  nicht  weiter;  dagegen  ist  es  für  unser  Problem  intere^ssant,  daß  insofern  doch  eine 
Abhängigkeit  vom  >iährmedium  gefunden  wurde,  als  der  Bacillus  lacticus,  der 
sonst  nicht  überall  vorkam,  nach  Milchfütterung  in  allen  Dünndarmabschnitten  nach- 
wei.-<bar  wurde.  Horowitz  hat  übrigens  auch,  wie  viele  andere  Autoren,  einen  Versuch 
mit  Verfütterung  von  Reinkulturen  (Prodigiosus,  aber  nicht  in  Milch)  vorgenommen, 
der  ebenfalls  eine  Verminderung  der  Keime  im  Magen  ergab.  Horowitz  erörtert  ferner 
die  Ursachen  der  Abtötung  eingeführter  Keime  und  untersuchte  sie  speziell  durch  Ver- 
suche am  Hund.  Er  fand,  daß  nur  reiner  Magensaft  die  Bakterien  abtötet,  nicht  da- 
gegen die  als  Acidalbumin  gebundene  Salzsäure,  wie  eine  Prüfung  mit  der  aus  dem 
Pylorus  stammenden  Flüssigkeit  ergab. 

Die  Keimzahl  des  Verdauungskanals  beim  Hund  wurde  von  Horowitz,  aller- 
dings auf  andere  Weise  als  von  uns,  bestimmt.  Horowitz  arbeitete  mit  den  Pawlow- 
schen  Hunden,  und  es  standen  ihm  solche  mit  Fisteln  aller  Magen- und  Darmabschnitte 
zur  Verfügung.  Die  Untersuchungen  nach  Verfütterung  nicht  infizierter  Milch  ergaben 
in  1  ccm  Verdauungsbrei 


122  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

im  Magen  25  000  Keime 

im  Duodenum  25  000        „ 

1  m  vom  Pylorus        175  000        „ 

Ende  des  Dünndarms  475  000        „ 
Leider  ist  nicht  angegeben,  wie  lange  nach  der  Fütterung  die  Entnahme  vorgenommen 
wurde.    Die  Menge  vergrößert  sich  gegen  das  anale  Darmende  hin.    Ich   fand   bei  der 
Verfütteruug  steriler  Milch 

im  Magen  keine  Bakterien 

im  Duodenum  keine  oder  sehr  wenig 

im  Ileum  130  000 

im  Colon  123  000000 
Die  Zahl  im  Colon  dürfte  bei  meinen  Versuchen  nicht  abhängig  von  der  IVlilchfütteruug 
sein.  Die  Zahl  für  das  Ileum  entspricht  ungefähr  denen  von  Horowitz.  Die  Zahlen 
im  Magen  unterscheiden  sich  bei  steriler  Milch,  wir  möchten  aber  aus  diesem  einen 
Versuch  keine  bindenden  Schlüsse  auf  einen  zwingenden  Zusammenhang  zwischen  Milch- 
sterilisation und  Keimarmut  des  Magens  ziehen.  Bei  Verfütterung  nicht  infizierter,  aber 
auch  nicht  sterilisierter  Milch  wurden  von  M  unk  er  in  Versuchen,  die  ebenfalls  im 
Laboratorium  des  Kaiserin-Auguste- Victoria-Hauses  angestellt  wurden,  meistens  erhebliche 
Mengen  von  Bakterien  nach  2  Stunden  gefunden ,  was  ja  auch  mit  dem  spontanen 
Wachstum  nicht  aus  der  Milch  stammender  Keime  im  Einklang  steht.  Im  Duodenum 
war  bei  unseren  Versuchen  mit  infizierter  Milch  die  Keimzahl  meist  geringer  als  im 
Magen;  wir  fanden  im  Magen  bis  10 000 000  Keime,  im  Duodenum  nur  1000 000  Keime 
im  Durchschnitt.  Bekanntlich  findet  man  oft  das  Duodenum  fast  steril.  Das  Ileum 
enthielt  40  000000  Keime  im  Durchschnitt,  das  Colon  80000000.  Im  Coecuminhalte 
wurden  in  einem  Falle  85  000  000  Keime  gefunden.  Die  Keimzahl  war  also  im  Dick- 
darm sehr  hoch.  Jedoch  sollen  diese  Kemizahlen  des  Dickdarms  hier  nur  angeführt 
werden,  ohne  daß  Schlüsse  auf  eine  Wirkung  der  infizierten  Milch  daraus  gezogen 
werden.  Auch  im  Erbrochenen  in  einem  Falle  und  im  diarrhoischen  Stuhl  war  die 
Keimzahl  natürlich  sehr  hoch,  und  zwar  in  den  betreffenden  Fällen  größer  als  im  ent- 
sprechenden Magen-  bzw.  Darminhalt.  Im  Colon  fand  sich  fast  niemals  ein  aus  der 
Milch  stammendes  Bakterium  nach  den  2  Stunden  wieder.  Es  ist  natürlich  nicht  aus- 
geschlossen, daß  bei  einer  längeren  Versuchsdauer  namentlich  die  auf  die  Peristaltik 
beschleunigend  wirkenden  Bakterienarten  sich  auch  im  Colon,  wenn  auch  in  verringerter 
Menge,  wiedergefunden  hätten. 

Unsere  Versuche  können  auch  die  Beobachtung  über  die  Verdauung 
der  Milch  im  Magen  überhaupt  vermehren.  Wir  konnten  auch  bei  der 
Fütterung  infizierter  Milch  das  besonders  von  Tob  1er  und  Bogen 
konstatierte  getrennte  Uebertreten  von  Molke  und  Koagulum  aus  dem 
Magen  in  den  Darm  konstatieren.  Wir  haben  nur  in  einem  Versuch 
scheinbar  unveränderte,  d.  h.  nicht  vollständig  ausgelabte  Milch  im 
Duodenum  angetroffen.  Auch  wir  sahen  wie  Tob  1er  im  Magen  einen 
scheinbar  geringen  Inhalt.  Tob  1er  fand  von  der  eingeführten  Milch 
(185  g)  nach  ''U  Stunden  noch  28,6  Proz.  (mit  bloß  19,8  Proz.  des  ein- 
geführten Milchzuckers).  Ich  fand  nach  2  Stunden  meist  nur  Vs  des  ein- 
geführten Volumens  (6mal),  5mal  V^-  ^ni^l  V21  liual  Vn-  Von  diesem 
Volumen  bestand  natürlich  noch  ein  beträchtlicher  Teil  aus  Magen- 
sekreten. Da  das  Volumen  einen  ungefähren  Schluß  auf  das  Schicksal 
der  Molke  gestattet,  muß  also  auch  bei  unseren  Versuchen  mit  infizierter 
Milch  der  Magen  sein  Sortierungsvermögen  besessen  haben,  d.  h.  die 
Molke  zum  größten  Teil  getrennt  und  vor  dem  Koagulum  in  den  Darm 
entleert  haben.  Es  wäre  von  Interesse,  festzustellen,  ob  mit  dem  größeren 
Volumen  auch  die  größere  Menge  der  Bakterien,  abgetöteter  und  lebens- 
fähiger, den  Magen  im  Beginn  der  Verdauung  verlassen,  oder  ob  sie 
größtenteils  im  Koagulum  verbleiben.  Durch  Versuche  am  Duodenal- 
fistelhund  könnte  man  dieser  Frage  näherkommen. 

Wir  haben  bis  jetzt  entsprechend  dem  Programm  unserer  Versuche 
hauptsächlich  die  bakteriellen  Vorgänge  im  Magen  berücksichtigt.  Wir 
haben  auch  im  Darm  nicht  in  allen  Versuchen  die  Keime  gezählt.  So- 
weit unsere  Versuche  Schlüsse  gestatten,  scheint  bei  einer  2-stündigen 
Versuchsdauer   die   Keimzahl    im   größten   Teil   des   Darmes    überhaupt 


Haussen,  Einfluß  iufizierter  Milch  auf  das  Bakterienwachstum  etc.  123 

noch  nicht  unter  der  Herrschaft  der  eingeführten  Nahrung  zu  stehen. 
Nach  Versuchen  von  Bahr  dt  und  Bamberg,  die  gleichzeitig  im  Labora- 
torium des  Kaiserin- Auguste- Victoria- Hauses  über  die  Peristaltik  bei 
Milchverdauung  nach  der  Cannon  sehen  Röntgenmethode  vorgenommen 
wurden,  befindet  sich  die  Hauptmenge  des  Chymus  bei  Hunden  nach 
Fütterung  mit  100—120  g  Milch  nach  2  Stunden  noch  nicht  im  Dünn- 
darm, nach  1  Stunde  sind  zuerst  größere  Mengen  im  Dünndarm  zu  sehen, 
nach  2^4  Stunden  befindet  sich  die  Hauptmenge  erst  im  Jejunum,  nach 
4  Stunden  die  Hauptmenge  im  Heum.  In  den  Dickdarm  tritt  der  Chymus 
durchschnittlich  nach  4  Stunden  ein.  Allerdings  wäre  es  möglich,  daß 
die  Molke  und  mit  dieser  eventuell  ein  großer  Teil  der  Bakterien  schon 
vor  dieser  Zeit,  also  vor  der  Hauptmasse  des  breiigen  Chymus,  rasch 
in  den  oberen  Dünndarm  gelangt.  Doch  dürfte  gerade  die  Molke  rasch 
resorbiert  werden  und  somit  sich  gar  nicht  über  den  ganzen  Dünndarm 
verteilen.  Anders  kann  es  sein,  wenn  Pylorusschluß  und  Darmperistaltik 
abnorm  verlaufen,  sei  es  durch  einen  Reiz  der  infizierten  Nahrung,  sei 
es  aus  anderen  Ursachen.  Bei  mangelhaft  reguliertem  Pylorusschluß  und 
sehr  beschleunigter  Darmperistaltik  ist  es  sehr  wohl  denkbar,  daß  schon 
nach  V2 — 1  Stunde  die  Molke  oder  der  Chymus  mit  den  aus  der  Nahrung 
stammenden  Bakterien  auch  in  die  unteren  Darmabschnitte  gelangen. 
Durch  eine  solche  massenhafte  und  plötzliche  Invasion  könnte  dann  auch 
im  ganzen  Darm  vielleicht  eine  enorme  Vermehrung  der  bei  normaler 
Peristaltik  sonst  unschädlichen  Bakterienarten  im  Dünn-  und  Dickdarm 
stattfinden,  und  so  zu  einer  schon  durch  die  Quantität  der  fremden  Keime 
schädlichen  Chymusinfektion  führen.  Auf  diese  Weise  müssen  wir  uns 
wohl  manche  ganz  akuten  Gastroenteritiden  infektiöser  Natur  er- 
klären. Hierher  gehören  wohl  viele  akute  bakterielle  Nahrungsmittel- 
vergiftungen mit  großen  Mengen  nicht  sehr  virulenter  Bakterien.  Ob 
dann  die  Bakterien  die  Darmmotilität  zuerst  gestört  haben  oder  indi- 
viduelle vielleicht  nervöse  Störungen  oder  eine  hinzutretende  Ueber- 
fütterung,  ist  im  einzelnen  Fall  schwer  zu  entscheiden.  Bei  den  Massen- 
vergiftungen vieler  Menschen  durch  vergiftete  Nahrung  müssen  wir 
natürlich  in  den  Bakterien  bzw.  ihren  Produkten  die  erste  Ursache  der 
beschleunigten  Peristaltik  suchen.  Die  Wirkung  der  giftigen  Flügge- 
schen  Milchbakterien  im  Tierversuch  haben  wir  uns  ähnlich  vorzustellen. 
Schon  im  Magen  wird  die  Peristaltik  beschleunigt,  und  dadurch  werden, 
wenn  kein  Erbrechen  eintritt,  die  Bakterien  rasch  über  den  ganzen  Darm 
verbreitet,  in  dem  sie  günstige  Bedingungen  zur  Vermehrung  finden.  Wir 
fanden  in  unserem  Versuch  den  Flug  gesehen  Bacillus  bereits  nach 
2  Stunden  im  Dünndarm  überwiegend  und  auch  schon  im  Colon,  zu 
einer  Zeit,  in  der  normalerweise  der  Chymus  noch  nicht  bis  zum  Dick- 
darm gedrungen  ist,  ja  sich  noch  nicht  einmal  normalerweise  die  Haupt- 
menge desselben  im  Dünndarm  befindet.  Wahrscheinlich  war  bei  dem 
starkwachsenden  Coli- Stamm  eine  ähnlich  bescheunigte  Peristaltik  ein- 
getreten, die  zu  einer  raschen  Verbreitung  im  ganzen  Darm  und  zu  dem 
Durchfall  geführt  hatte. 

Es  ist  nun  bemerkenswert,  daß  die  beschleunigte  Peristaltik, 
die  zu  einer  raschen  Infektion  des  ganzen  Darmes  mit  dem  Bacillus 
der  Nahrung  führen  muß,  nicht  jedesmal  dann  eintritt,  wenn 
Bacillen  im  Magen  günstige  Vermehrungsbedingungen 
finden.  So  hatten  wir  offenbar  beim  A  cid  ophil  u  s- Versuch  und  bei 
den  übrigen  Versuchen,  in  denen  die  Keimzahl  im  Magen  vermehrt  war 
(Coccus   lactis   viscosi,   mycoides,   mesentericus),   keine  be- 


124  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  (32.  Heft  1/2. 

sclileunigte  Peristaltik,  die  die  Keime  rascher  in  den  Darm  bringt.  Nur 
trat  beim  Mycoides  Erbrechen  auf,  was  vielleicht  darauf  hinweist,  daß 
hier  doch  eine  pathogene  Wirkung  eintrat,  die,  wenn  das  Erbrechen 
nicht  eingetreten  wäre,  auch  zu  beschleunigter  Darmperistaltik  geführt 
hätte. 

Wir  sehen  umgekehrt,  daß  die  Keimzahl  bei  Flügge  No.  VII  und 
dem  stark  wachsenden  Coli,  welche  zu  beschleunigter  Darmperistaltik 
führten,  im  Magen  nicht  erhöht  war,  vielleicht  allerdings  infolge  einer 
raschen  Entleerung  in  den  Darm. 

Fragen  wir  uns  also,  ob  aus  unseren  Versuchen  ein  Zusammenhang 
zwischen  infizierter  Nahrung  und  Bakterienvermehrung  im  Magen  einer- 
seits und  zwischen  dieser  und  akuter  Verdauungsstörung  andererseits 
zu  erschließen  ist,  so  müssen  wir  konstatieren,  daß,  wenn  überhaupt 
Milchbakterien  in  ganz  akuter  Weise  (2  Stunden)  eine  Darmstörung 
auslösen,  es  sich  offenbar  nicht  um  diejenigen  Arten  handelt,  die  sich 
bei  der  normalen  Milchverdauung  im  Magenkoagulum  rasch  und  stark 
vermehren,  sondern  um  solche,  die  auch  ohne  eine  solche  Vermehrung 
im  Magen  rasch  zu  einer  beschleunigten  Darmperistaltik  und  -reizung 
führen  und  sich,  solange  keine  Entleerung  des  Darmes  stattfindet,  im 
Darm  vermehren.  Jedoch  soll  dieser  Schluß  nur  als  vorsichtiger  Hin- 
weis geäußert  werden. 

Unsere  Versuche  waren  ja  nicht  angestellt,  um  die  Wirkung  auf 
den  Darm  zu  studieren,  und  es  würden  noch  weiterer  Versuche,  ins- 
besondere auch  von  längerer  Dauer  und  mit  geringeren  Bakterienmengen, 
bedürfen,  um  bei  diesen  auf  den  Darm  pathogenen  Arten  sicher  fest- 
zustellen, ob  sie  sich  im  Magen  vermehren. 

Andererseits  handelt  es  sich  bei  diesen  Formen  akuter  Verdauungs- 
störungen, die  ja  wohl  ganz  bakteriologisch  bekannten  Beobachtungen 
von  Gastroenteritiden  durch  verdorbene  Nahrung  bei  Erwachsenen  ent- 
sprechen, offenbar  nicht  um  diejenigen  Vorgänge,  welche  den  häufigen 
akuten  Djspepsieen   und  Enterokatarrhen   des  Säuglings   entsprechen  ^). 

Die  akuten  Dyspepsieen  des  Säuglings  sind  so  häufig  und  diese 
besonderen  Formen  einer  Milchverderbnis  anscheinend  so  selten,  daß 
wir  mit  ihnen  bis  jetzt  wohl  immer  nur  einzelne  Ausnahmefälle  akuter 
Verdauungsstörungen  erklären  können. 

Eine  unsaubere  und  ungenügend  sterilisierte  Milch  fällt,  auch  im 
Haushalt,  so  überwiegend  häufig  den  bekannten  Milchsäurebildnern  an- 
heim,  daß,  wenn  man  den  Bakterien  eine  pathogene  Mitwirkung  überhaupt 
zusprechen  will,  man  diese  in  erster  Linie  berücksichtigen  muß  oder  auf 
die  erst  im  Magen  sich  vermehrenden  Bakterien  zurückgreifen  muß. 

Daß  eine  natürlich  saure  Milch,  normale  Dosierung  vorausgesetzt, 
in  der  Regel  nicht  zu  Dyspepsieen  führt,  ist  für  den  Erwachsenen  und 
durch  die  Erfahrungen  mit  Buttermilch  und  auch  anderan  Milchgärungs- 
produkten auch  für  den  Säugling  unwahrscheinlich  gemacht. 


1)  Warum,  das  hat  u.  a.  Rietschcl  in  seiner  „Sommersterblichkeit"  p.  402  und 
403  ausführlich  enirlert.  Der  wichtigste  Grund  ist  wohl  der,  daß  wir  kein  epidemisches 
Auftreten  der  Erkrankungsformeu,  wie  bei  einer  Heischvergiftung,  bei  Erwachsenen 
beobachten;  auch  wurde  fast  noch  niemals  bei  den  typischen  Dyspopsieen  und  akuten 
Enterokatarrhen  (nicht  Enterit.  foll.)  des  Säuglings  aus  derselben  Mdch,  die  der  Säug- 
ling bekommen  halte,  ein  Bacillus  gezüchtet,  der  im  Tierversuch  sich  etwa  so  verhielt, 
wie  der  Flüggesche  Bacillus  oder  pathogene  Coli- Arten,  (iärtnersche  Bacillen  etc. 
—  Insbesondere  hat  man  das  Bacteriura  coli,  das  zuweilen  akut  pathogen  wirken 
kann,  nur  selten  in  größereu  Mengen  in  verdorbener  Milch  gefunden,  noch  seltener 
Paratyphus  und  andere  ähnliche  Bacillen. 


Hanssen,  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das  Bakterien  Wachstum  etc.         125 

Inwieweit  die  erst  im  Magen  sich  vermehrenden  Bakterien  an  der 
Entstehung  akuter  Verdauungsstörungen  mitwirken,  ist  die  nächste  Auf- 
gabe experimenteller  Forschung.  Durch  die  schönen  Untersuchungen 
Toblers  und  Krayers  ist  für  diese  der  Weg  gewiesen.  Sie  zeigen, 
daß  dazu  die  Ueberfütterung  in  erster  Linie  gewisse  Vorbedingungen 
schafft,  nämlich  einen  günstigen  Nährboden  infolge  Stagnation  im  Magen. 

Unsere  Untersuchungen  am  Hund  zeigen,  daß  bei  normaler  Ver- 
dauung dieser  günstige  Nährboden  für  die  meisten  Bakterien  der  Milch 
im  Magen  nicht  vorhanden  ist,  daß  aber  zuweilen  auch  ohne  Ueber- 
fütterung eine  Bakterienvermehrung  stattfindet,  nur  daß  daran  meist  die 
mit  der  Milch  eingeführten  Keimarten  gar  nicht  oder  nur  wenig  be- 
teiligt sind. 

Literatur. 

Uffenheimer,  Ergebn,  d.  inn.  Med.  u.  Kinderheilk.  Bd.  3.  1908.  p.  322. 

Stern,  Ueber  innere  Sekretion.  (Festschr.  f.  von  Leyden  1902,  zit.  nach  Uffen- 
heimer, 1.  c.) 

Sieber,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  Bd.  19.  1879.  p.  433. 

Cohn,  F.  O.,  Ueber  die  Einwirkung  des  künstlichen  Magensaftes  auf  Essigsäure-  und 
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Hirsch feld,  Ueber  die  Einwirkung  des  künstlichen  Magensaftes  auf  Essigsäure-  und 
Milchsäuregärung.     (Pflügers  Arch.  Bd.  47.  1889.  p.  510.) 

Moro,  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Kinderheilk.  auf  der  Meraner  Naturforscherversamm- 
lung 1905.     Wiesbaden  (Bergmann)  1906. 

Uffenheimer,  ebenda. 

Schütz,  R.,  Berlin,  klin.  Wochenschr.  1900.  No.  25. 

— ,  Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  7.  1901.  p.  48. 

Tobler  u.  Krayer,  1.  c. 

London ,  E.  S., 

Miller,  Knisl,  Dallemagne;  Miller,  Demonstration  von  Bacillen  der  Mund- 
höhle (ütsche  med.  Wochenschr.  1885.  No.  9)  und  über  einige  gasbildende  Spaltpilze 
des  Verdauungstraktus  (Dtsche  med.  Wochenschr.  1885.  No.  8). 

Buchner,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Bd.  2.  p.  1. 

F  ick  er,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Bd.  23.  p.  1059. 

Horowitz,  Zeitschr.  f.  physiolog.  Chem.  Bd.  52.  1907.  p.  95. 

Ballin,  Magentätigkeit  des  dyspeptischen  Säuglings.     [Dissert.]     Berlin  1899. 

Bahrdt  u.  Bamberg,  Zeitschr.  f.  Kinderheilk.  (ürig.) ;  noch  nicht  veröffentlicht. 

Rietschel,  Die  Sommersterblichkeit  der  Säughnge.  (Ergebn.  d.  inn.  Med.  u.  Kinder- 
heilk. Bd.  6.  1911.  p.  397-414  u.  451—456.) 

Zusammenfassung. 

Es  wurden  Hunde  mit  Milch  (einmal  200—400  g)  gefüttert,  die  mit 
verschiedenen  Milchbakterien  in  Reinkultur  infiziert  war.  Die  Milch 
enthielt  meist  enorme  Mengen  von  Bakterien.  Nach  2  Stunden  wurden 
die  Hunde  getötet  und  im  Magen  Keimzahl  und  Magenflora  untersucht. 
Daneben  wurden  auch  die  einzelnen  Abschnitte  des  Darmes  untersucht 
und  auf  eventuelle  pathogene  Wirkungen,  soweit  sie  innerhalb  2  Stunden 
eintraten,  geachtet. 

Die  Keimzahl  im  Magen  war  in  den  meisten  Versuchen  trotz  Zufuhr 
enormer  Mengen  von  Bakterien  sehr  vermindert,  meist  auf  ein  Zehntel 
oder  weniger.  Bei  normaler  Dosierung  der  Nahrung  und  normalem 
Ablauf  der  Magenverdauung  findet  also  im  Koagulum  meist  keine  so 
starke  Bakterien  Vermehrung  statt,  wie  sie  von  Tobler  und  Krayer 
bei  Ueberfütterung  und  Stagnation  im  Magenkoagulum  im  Tierversuch 
gefunden  wurde. 


126  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

In  einigen  Versuchen,  besonders  solchen  mit  Säurebildnern,  war  die 
Keimzahl  im  Magen  nicht  vermindert,  zum  Teil  etwas  erhöht.  Jedoch 
waren  an  dieser  Bakterienvermehrung  die  eingeführten  Keimarten  gar 
nicht  oder  nur  zu  einem  Bruchteil  beteiligt.  Es  hatten  sich  vielmehr 
hauptsächlich  andere,  offenbar  im  Magen  (oder  im  Munde)  schon  vor- 
handene Bakterien  vermehrt.  Möglicherweise  war  aber  durch  die  In- 
fektion der  Milch  für  diese  Magenbakterien  der  Nährboden  schon  vor- 
bereitet. 

Bei  den  Versuchen,  in  denen  die  Keimzahl  im  Mageninhalt  erhöht 
oder  nicht  vermindert  war,  zeigte  sich  keine  Beschleunigung  der  Peri- 
staltik oder  leicht  erkennbare  Störung  der  Verdauung.  Ebensowenig 
bei  den  anderen  Versuchen,  außer  bei  zweien. 

Eine  akute  Verdauungsstörung  bewirkten  von  den  untersuchten 
Bakterienarten  nur  der  Bacillus  Flügge  No.  VII  und  ein  stark 
wachsender  Coli- Stamm,  also  solche  Bakterienarten,  von  denen  es 
bereits  bekannt  ist,  daß  sie,  in  genügender  Menge  per  os  zugeführt, 
akute  Gastroenteritiden  herbeiführen  können.  Bei  diesen  war  eine 
Peristaltikbeschleunigung  nachzuweisen  (außerdem  bewirkte  eine  Milch 
mit  Bacillus  mycoides  Erbrechen).  Auffallenderweise  war  bei  diesen 
Versuchen  die  Keimzahl  im  Magen  nicht  hoch  (beschleunigte  Peristaltik? 
Erbrechen?). 

Die  Bildung  des  Koagulums  im  Magen  war  bei  Fütterung  infizierter 
Milch  zum  Teil  weniger  fest  als  normal.  Die  Verdauung  der  Milch  und 
die  getrennte  Entleerung  von  Molke  und  Koagulum  in  den  Darm  schien 
aber  meist  ungestört  zu  sein. 


Hochdruck  verboten. 

Der  Erreger  der  Aleppobeule  und  seine  Kultur. 

[Aus  dem  Gulhane-Fortbildungskrankenhause  in  Stambul  (Direktor 
Prof.  Wieting  Pascha)]. 

Von  Dr.  ßeschad  Risa  und  Dr.  Mustafa. 

Mit  1  Tafel. 

Der  uns  seit  der  Entdeckung  W  rights  bekannte  Parasit  der  Aleppo- 
beule ist  ein  kleines  Protozoon,  das  dem  der  Kala-azar  ähnelt.  Wir  hatten 
Gelegenheit,  diesen  Parasiten  gleichzeitig  an  3  Patienten  zu  studieren 
und  schließlich  zu  kultivieren. 

Der  erste  Fall  betrat  einen  jungen  Kurden  aus  dem  Irakgebiete  (Mesopotamien), 
wo  er  sich  auch  infiziert  hatte.  Zwölf  Beulen  fanden  sich  in  dem  Gesicht,  und  10  bis 
15  je  an  den  Armen,  Händen,  Beinen  und  Füßen.  Außerdem  zeigt  er  noch  in  diesen 
Gegenden  einige  bronzefarbene,  rundliche  Flecken,  auf  denen  die  Haut  sonst  gesund 
und  ohne  Naroen  war.  Er  erzählte,  solche  Flecken  entfärbten  sich  langsam  und  ver- 
schwänden später  spurlos. 

Der  zweite  Patient  war  ebenfalls  ein  15-jährigcr  Kurde  aus  derselben  Gegend. 
Er  hatte  im  Gesicht  und  an  den  Extremitäten  6  Beulen  und  einige  bronzefarbene  Flecke 
wie  der  erste. 


Risa  u.  Mustafa,  Der  Erreger  der  Aleppobeule  und  seine  Kultur.  127 

Der  dritte  Fall  betraf  einen  jungen  Kollegen  aus  Bagdad,  der  am  Fußrücken  eine 
linsengroße,  rötliche  Papel  aufwies.  Er  sagte,  daß  dies  eine  einmonatige,  neugebildete 
Aleppobeule  sei,  was  auch  durch  den  Befund  spezifischer  Protozoen  erhärtet  wurde. 

Die  Stets  gefundenen  Protozoen  sind  Zellschmarotzer,  die  sich  nur 
in  den  großen  einkernigen  Zellen  finden,  mit  denen  die  Cutis  infiltriert 
ist,  und  zwar  finden  sie  sich  nur  in  der  Beule  selbst,  nicht  aber  in  der 
Umgebung.  Die  Zellen  bilden  in  der  Cutis  große  Haufen  oder  sind 
zerstreut  gelagert.  Eine  solche  Zelle  enthält  5—10—150  Parasiten,  und 
durch  das  Zusammenkommen  von  so  vielen  Parasiten  bilden  sich  im 
Zellprotoplasma  manchmal  1  bis  2  große  Vakuolen,  die  bald  mit  den 
Parasiten  gefüllt  sind,  bald  leer  erscheinen.  Extracellulär  finden  sich 
nirgends  freie  Protozoen,  auch  nicht  in  den  Gefäßen,  Lymphknoten, 
Endothelien  usw.  In  intakten  Beulen  haben  wir  bisweilen  auch  einzelne 
mehrkernige  Zellen  gefunden,  die  4  bis  6  Protozoen  enthielten.  In 
sekundär  infizierten  und  vereiterten  Beulen  finden  sich  deren  viele.  Die 
histologischen  Einzelheiten  sind  sehr  anschaulich  von  Dr.  Reinhardt 
geschildert  (s.  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  67.  1908). 

Wir  haben  in  jedem  Stadium  von  Beulen  3  verschiedene  Parasiten- 
formen gefunden,  die  eine  ist  kurz  oval,  an  beiden  Enden  spitz,  diese 
Form  ist' die  häufigste;  die  zweite  Form  ist  lang  spindelförmig,  die  dritte 
birnenförmig;  diese  findet  sich  am  seltensten.  Die  Größe  aller  dieser 
Formen  beträgt  V5  bis  ^{4  von  der  eines  roten  Blutkörperchens.  Außer- 
dem fanden  sich,  besonders  in  der  jungen  Beule  des  Arztes,  zahlreiche 
rotgefärbte,  nicht  granulierte,  runde  Gebilde,  die  Aehnlichkeit  mit  Blut- 
plättchen hatten ;  einzelne  davon  zeigten  eine  dünne,  blaugefärbte  Proto- 
plasmaschicht, manche  trugen  auch  dunkelrot  gefärbte,  aber  nicht  wie  die 
Blepharoblasten  scharf  begrenzte  Punkte. 

Von  diesen  Gebilden  trafen  wir  auch  2—5  in  den  Makrophagen, 
allein  oder  mit  Protozoen  gemischt. 

Das  Material  zu  den  Ausstrichpräparaten  läßt  sich  durch  einen  kleinen 
Einschnitt  in  die  Beulen  und  Abschabung  mit  der  Messerspitze  reichlich 
gewinnen.  Die  Präparate  wurden  durch  absoluten  Alkohol  fixiert  und 
mit  Giemsa-Lösung  oder  mit  Romano  wsky- Schill  in  gschem  Me- 
thylenblau-Eosingemisch  gefärbt.  Letztere  Färbung  gibt  besonders  schöne 
Bilder.  Die  innere  Struktur  aller  3  Formen  ist  dieselbe  (cf.  auch  Rein- 
hardt): Der  nach  Romanowsky  gefärbte  Parasit  zeigt  einen  granu- 
lierten, roten  Hauptkern  (Makronukleus)  und  einen  tiefroten,  kleinen 
Blepharoblasten  (Mikronukleus).  Das  Protoplasma  wird  hellblau,  und 
zeigt  bei  manchen  eine  mehr  oder  weniger  große  Vakuole.  Der  Haupt- 
kern liegt  manchmal  in  der  Mitte,  sie  ganz  ausfüllend,  manchmal  zieht 
er  sich  ganz  an  das  Ende  zurück,  seltener  wird  er  bandförmig  gestaltet. 
Die  Blepharoblasten  sind  meistens  stäbchenförmig,  bei  stärkerer  Ver- 
größerung meist  dreieckig,  selten  rundlich.  Manchmal  finden  die  Ble- 
pharoblasten sich  in  der  Nähe  des  Kernes,  manchmal  sind  sie  wieder 
etwas  weiter  davon  entfernt.  Im  oder  am  Hauptkern  sieht  man  manch- 
mal ein  deutliches,  tiefgefärbtes  Karyosom  (Chromatinkern). 

In  frischen  Präparaten  sind  die  Protozoen  natürlich  größer  als  in 
gefärbten.  Karyosom  (Chromatinkern)  und  Blepharoblast  stellen  sich  als 
dunkelgrünliche,  lichtbrechende  Punkte  dar.  Im  frischen  Präparat  zeigen 
die  Parasiten  bisweilen  eine  geringe  Bewegung,  und  es  gelang  uns  auch 
einmal,  an  einem  lebhafter  beweglichen  Parasiten  eine  Geißel  zu  finden. 

Unter  den  spindelförmigen  Protozoen  finden  sich  nun  viele  in  Längs- 
teilung  begriffene   Individuen;   wir   beobachteten    bis   10  Parasiten,   die 


128  Centralbl.  f.  Bakr.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

wegen  rasch  aufeinanderfolgender  Längsteilung  sich  noch  nicht  getrennt 
hatten.  Die  Teilung  beginnt  am  Blepharoblasten,  dann  teilt  sich  der 
Hauptkern  und  das  Protoplasma  mit.  Die  Vermehrung  findet  innerhalb 
der  Gewebszellen  statt  und  ist  manchmal  so  stark,  daß  die  ganze  Zelle 
von  neugebildeten  Parasiten  ausgefüllt  ist.  Es  scheint  dann  auch  der 
Kern  nicht  frei  zu  bleiben. 

Wir  haben  zweimal  mehrfach  Teilungen  gesehen :  Bei  der  ersten 
Form  war  der  Parasit  rund  und  groß  geworden  und  hatte  sich  in  3 
Parasiten  geteilt,  wobei  die  Blepharoblasten  rundlich-oval  wurden ;  bei 
der  anderen  Form  war  der  Parasit  rosettenförmig  in  5  Parasiten  ge- 
teilt, von  denen  4  je  einen  Blepharoblasten  aufwiesen,  einer  ihn  ver- 
missen ließ. 

Eine  intakte  Beule  öifneten  wir  mit  einer  Messerspitze,  entnahmen 
ihr  Material  und  ließen  sie  vernarben.  Nach  einer  Woche  öffneten  wir 
diese  Narben  von  neuem,  und  machten  neue  Ausstriche.  In  den  ersteren 
Präparaten  fanden  sich  in  einem  Gesichtsfeld  10 — 50  Parasiten,  in  den 
zweiten  200—500,  und  zwar  meist  spindelförmig  in  Teilungslage.  An 
einer  Stelle  fanden  sich  Haufen  von  100  —  300  Parasiten,  eine  intra- 
organische Reinkultur. 

Von  dieser  Beule  und  von  einer  anderen,  noch  unberührten  machten 
wir  Kulturversuche,  und  zwar  in  Kaninchenblutagar-Kondenswasser,  das 
Nicolle  für  Kala-azar  verwandt  hatte.  Die  Kulturen  blieben  in  Zimmer- 
temperatur bei  20—30  Grad  stehen.  Nach  10  Tagen  waren  in  4  von 
8  Röhrchen  Kulturen  gewachsen,  und  zwar  von  der  oben  erwähnten,  an- 
geschnittenen Beule.  Es  fanden  sich  etwa  2—3  Parasiten  im  Gesichts- 
felde des  frischen  Präparates,  6— 8mal  größer  als  die  Formen  im  Gewebe. 
Sie  sind  spindel-  bis  birnförmig,  länger  oder  kürzer  gewachsen,  jede  mit 
einer  beweglichen  Geißel  versehen.  Die  Parasiten  bewegen  sich  mit 
ihren  Körpern  und  Geißeln  stark  wie  Trypanosomen  und  verschwinden 
schnell  aus  dem  Gesichtsfeld.  In  den  frischen  Präparaten  sieht  man  bei 
den  etwas  zur  Ruhe  gekommenen  Parasiten  dunkelgrünliche,  licht- 
brechende Blepharoblasten  und  Karj'osomen  (Chromatinkörnchen),  alveo- 
lares Protoplasma  und  deutliches  Periplast.  In  dieser  Kultur  haben  wir 
auch  Vermehrung  durch  Längsteilung  gefunden,  z.  B.  hingen  5  spindel- 
förmige, eben  vermehrte  Parasiten  mit  ihrem  hinteren  Ende  noch  zu- 
sammen, während  das  vordere  freie  Ende  mit  den  Geißeln  sich  bewegte. 
Außerdem  sahen  wir  zweimal  rundliche,  cystenähnliche  Gebilde  von  der 
Größe  roter  Blutkörperchen,  und  aus  diesen  Cysten  traten  unter  unseren 
Augen  nacheinander  3  spindelförmige  Parasiten  heraus  und  bewegten 
sich  mit  ihren  Geißeln  und  Körpern,  während  das  Ende  noch  an  der 
Cyste  hing. 

Mit  Giem  sa-Lösung  färben  diese  Kulturformen  sich  gut,  aber  die 
Geißeln  bleiben  selbst  nach  24  Stunden  noch  ungefärbt.  Nach  Roma- 
nowsky-Schilling  färben  sich  Parasiten  und  Geißeln  sehr  deutlich, 
das  Protoplasma  wird  blau  und  ist  übersät  mit  feineren  oder  gröberen, 
metachromatischen  Körnchen.  Bei  längerer  Färbung  wird  auch  das 
Periplast  blaßrötlich.  Der  Hauptkern  liegt  bei  diesen  Formen  in  der 
Mitte  oder  nahe  dem  freien  Ende.  Die  Geißeln  gehen  von  den  Blepharo- 
blasten ab  ohne  flimmernde  Membran.  Auch  hier  findet  sich  bisweilen 
multiple  Vermehrung. 

Der  Vergleich  der  Parasiten  der  Aleppobeule  mit  denen  der  Kala- 
azar  zeigt  nahe  Verwandtschaft,  doch  fanden  wir  bei  letzteren  keine 
spindelförmigen   Exemplare.     Kala-azar   und  Piroplasma  canis-Kul- 


Centralblatt  für  Bakteriologie  Abt.f.Orig.ßd.  62. 


R.Risa  u.Mustafa,Aleppobeule. 


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Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena,.  Lith  Anst.v.JohannesArndtjJena. 


Plehn,  Eine  neue  Karpfenkrankheit  und  ihr  Erreger  etc.  129 

turen.  von  denen  wir  Präparate  zum  Vergleich  hatten,   zeigen  ebenfalls 
viele  Aehnlichkeit. 

Zusammen  mit  Prof  Eschref  machten  wir  an  dem  ersten  Pat.  eine 
intravenöse  Salvarsaninjektion  von  0,45  g  Salvarsan  ohne  Erfolg.  Nach- 
her machten  wir  lokal  in  die  Beulen  Atoxyl-,  Salvarsan-  und  Chinin- 
einspritzungen, ebenfalls  ohne  Erfolg.  Es  scheint,  als  ob  die  Makro- 
phagen die  Parasiten  in  ihren  Leibern  schützten.  Das  einzige  Behand- 
lungsmittel besteht  darin,  die  Beulen  nicht  zu  berühren  und  sie  durch 
Sauberhaltung  vor  sekundärer  Infektion  zu  schützen.  Sie  heilen  dann 
glatt  und  ohne  Narbenbildung. 

Tafelerklärung. 

Fig.  1.  a  Parasitenhaltige  Zelle,  b  Vermehrung  der  spindelförmigen  Parasiten  in 
der  Zelle,  c  parasitenhaltiger  Leukocyt.    Verschiedene  Formen  des  Protozoon. 

Fig.  2.  a  Birnförmig,  b  Oval,  c  spindelförmig,  d,  e,  f  Längsteilung  des  spindel- 
förmigen, g,  h  in  Trennung,  i,  j  Vermehrung  des  spindelförmigen,  k  Multipelverraehrung, 
1  Multipelvermehrung  als  Eosettenform,  m  runde  Gebilde. 

Fig.  3.     Kulturformen  in  frischen  Präparaten,  A,  ß  cystenähnliche  Gebilde. 

Fig.  4.  Kulturformen,  gefärbt  nach  ßom an owsky-iSchilling.  a  Längsteilung, 
B  Multipelteilung.    Zeiss  \\.^  Okul.  3. 


Nachdruck  verboten. 

Eine  neue  Karpfenkrankheit  und  ihr  Erreger: 
Branchiomyces  sanguinis. 

[Aus  der  Kgl.  Bayr.  Biolog.  Versuchsstation  für  Fischerei  in  München.] 
Von  Dr.  Marianne  Plehn. 

Mit  1  Tafel. 

In  der  Fischpathologie  spielen  die  Pilze  eine  recht  bedeutende  Rolle; 
als  Ektoparasiten  sind  sie  eine  längst  bekannte  und  sehr  verbreitete 
Erscheinung;  mit  einer  Ausnahme  [Achlya  Hoferi  Harz  ^)]  be- 
schränken sich  die  Ektoparasiten  zunächst  auf  die  obersten  Hautschichten, 
und  greifen  erst,  wenn  diese  zerstört  sind,  die  darunter  liegenden  an, 
bleiben  also  stets  mit  dem  umgebenden  Wasser  in  Berührung.  Nur 
Achlya  Hoferi  dringt  weiter  in  die  Tiefe,  aber  auch  höchstens  bis 
ins  Unterhautgewebe,  nicht  bis  in  die  Muskulatur ;  auch  sie  hat  ihre 
Hauptentfaltung  auf  der  Oberfläche. 

Nur  ein  einziger  endoparasitisch  lebender  Pilz  war  bisher  bei  Fischen 
bekannt,  der  in  Heft  1  des  59.  Bandes  dieser  Zeitschrift  behandelte 
Ichthyophonus  Hoferi,  der  Erreger  der  sogenannten  Taumelkrank- 
heit der  Salmoniden. 

Als  zweiten  haben  wir  nun  einen  ganz  abweichenden  Organismus 
zu  beschreiben,  der  im  Sommer  191]  in  der  Biologischen  Versuchs- 
station in  München  beobachtet  wurde. 

Es  ist  der  Erreger  einer  sehr  wohlcharakterisierten,  epidemischen 
Krankheit,  von  der  wir  annehmen  müssen,  daß  sie  in  diesem  Sommer 
zum   erstenmal   auftrat.    Jedenfalls  ist  sie  früher  nie  zur  Untersuchung 


1)  Harz,  Achlya  Hoferi  Harz,  eine  neue  Saprolegniacee  auf  lebenden  Fischen. 
(AUgem.  Fischereiztg.  1906.  No.  17.) 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   1/2.  9 


130  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

gekommen,  und  sie  ist  zu  merkwürdig,  und  ihre  Ursache  fällt  zu  leicht 
in   die  Augen,   als   daß  man  glauben  könnte,  sie  sei  übersehen  worden. 

Die  Krankheit  wurde  im  August  im  Laufe  von  kaum  3  Wochen  in 
Thüringen,  Schlesien  und  im  Lübeckischen  festgestellt,  also  in  weit  aus- 
einander liegenden  Gegenden  Deutschlands,  in  drei  Anstalten,  die  durch- 
aus nicht  miteinander  in  Verbindung  stehen.  Später  ist  uns  kein  Fall 
gemeldet  worden.  Es  liegt  somit  die  Annahme  wohl  nicht  fern,  daß 
die  abnorme  Hitze  dieses  Sommers  und  speziell  jener  Wochen,  dem 
Parasiten  die  Stätte  bereitet  hat  und  seiner  Vermehrung  günstig  war; 
doch  ist  es  wohl  besser,  in  Anbetracht  der  geringen  Zahl  der  bisherigen 
Fälle,  einstweilen  mit  Hypothesen  zurückhaltend  zu  sein. 

Die  Krankheit  betraf  bis  jetzt  stets  nur  Karpfen  und  Schleien ;  sie 
trat  so  plötzlich  auf  und  richtete  so  erschreckende  Verheerungen  an, 
daß  sie  als  die  gefährlichste  aller  Fischseuchen  angesehen  werden  darf; 
wenige  Tage  nach  ihrem  Ausbruch  war  in  dem  betroffenen  Teich  nur 
noch  ein  kleiner  Teil  des  Besatzes  übrig.  Aber  so  schnell  sie  gekommen 
war,  so  schnell  erlosch  sie  auch  wieder  —  zu  schnell,  als  daß  ihr  Studium 
in  l3efriedigender  Weise  hätte  durchgeführt  werden  können.  Als  das 
Wesen  und  die  Bedeutung  der  Seuche  in  der  Hauptsache  klar  geworden 
war,  gab  es  kein  lebendes  Material  mehr  zu  ihrer  gründlichen  Er- 
forschung; alles  Infizierte  war  tot,  die  wenigen  Ueberlebenden  in  den 
betroffenen  Teichen  waren  gesund.  So  konnten  keine  Uebertragungs- 
versuche  ausgeführt  werden ;  und  da  die  künstliche  Züchtung  zunächst 
mißlang  und  für  weitere  Experimente  das  Material  fehlte,  bleibt  in  dieser 
Richtung  noch  alles  zu  tun. 

Zur  Untersuchung  kamen  zahlreiche,  etwas  verfaulte  tote  und  ein 
einziger  lebender  Karpfen ;  letzterer  war  unschätzbar  als  Beweis,  daß 
es  sich  nicht  etwa  um  eine  postmortale  Parasitenwucherung  handelte. 
Die  Verbreitung  der  Schmarotzer  war  in  allen  Objekten  die  gleiche  und 
alle  wiesen  die  gleichen  Stadien  auf,  was  bei  dem  raschen  Verlauf  der 
Krankheit  nicht  wundernehmen  darf. 

Was  das  Verhalten  der  kranken  Fische  vor  dem  Ende  betrifft,  so 
erfuhr  man  von  den  Besitzern  übereinstimmend,  daß  sie  matt  und 
apathisch  geworden  wären,  daß  dieser  Zustand  sich  im  Laufe  eines  oder 
zweier  Tage  immer  stärker  akzentuiert  hätte,  bis  die  Fische  regungslos 
auf  dem  Rücken  schwammen  und  dann  bald  darauf  verendeten.  Zuerst 
gingen  die  jungen  Fische  ein;  ihrer  besseren  Widerstandskraft  ent- 
sprechend kamen  die  größeren  später  heran ;  aber  auch  die  größten 
blieben  nicht  verschont. 

An  den  Toten  fiel  bei  genauerer  äußerer  Inspektion  sofort  die  Be- 
schaffenheit der  Kiemen  auf,  die  nicht  gleichmäßig  frischrot  waren, 
sondern  ein  schmutzig-fleckiges  Aussehen  hatten,  teils  weißlich  und  teils 
bräunlich  waren,  einigermaßen  ähnlich  wie  bei  gewissen  Vergiftungen 
(Schwefelsäure).  Während  aber  bei  Schwefelsäurevergiftung  eine  starke 
ungleichmäßige  Schleimabsonderung  die  Ursache  des  fleckigen  Aussehens 
darstellt,  findet  man  bei  dieser  Krankheit  keinerlei  Auflagerungen  auf 
der  Kieme;  die  hellen  Stellen  erscheinen  so,  weil  sie  kein  Blut  ent- 
halten ;  in  den  dunklen  dagegen  hat  sich  das  Blut  gestaut;  die  Zirkulation 
ist  unterbrochen,  und  die  Hemmung  des  Blutkreislaufes  in  den  Kiemen 
ist  die  direkte  Todesursache.  Das  Mikroskop  zeigt  beim  ersten  Blick, 
worauf  die  Störung  beruht:  die  Kiemen  sind  vollständig  durch- 
wachsen mit  Pilzmycelien,  welche  auf  die  Blutgefäße  be- 
schränkt bleiben.    Man  sieht  die  feinen,  vielfach  verzweigten  Hyphen, 


Plehn,  Eine  neue  Karpfenkrankheit  und  ihr  Erreger  etc.  ]31 

die  sich  umwinden  und  durchflechten  in  den  größeren  Gefäßen  des 
Kiemenbogens,  der  Arterie  sowohl  wie  der  Vene,  sie  erfüllen  das  zu- 
und  abführende  Gefäß  des  Kiemenblättchens,  die  dem  Knorpclstützstab 
parallel  verlaufen,  und  sie  durchwuchern  die  Gefäßschicht  der  respira- 
torischen Fältchen.  Die  Fig.  1,  welche  einen  Längsschnitt  durch  ein 
Kiemenblättchen  darstellt,  zeigt  die  starke  Ausbreitung  im  zuführenden 
Gefäß  des  Blättchens,  das  durch  die  Pilzvegetation  ganz  verlegt  ist, 
und  ihr  Eindringen  in  die  mittlere  Schicht  (die  Gefäßschicht)  der  respira- 
torischen Fältchen,  die  hier  natürlich  senkrecht  durchschnitten  sind. 

In  Fig.  2  ist  ein  isoliertes,  respiratorisches  Fältchen  dargestellt,  von 
der  Fläche  gesehen ;  bei  der  Präparation  hat  sich  das  einschichtige 
Epithel,  welches  das  Fältchen  auf  beiden  Flächen  bekleidet,  abgelöst, 
so  daß  die  dünne  Gefäßschicht  frei  daliegt,  und  die  verzweigten  Pilz- 
schläuche, die  sich  in  ihr  ausbreiten,  klar  zu  erkennen  sind.  Es  ist  ein 
besonders  stark  infiziertes  Fältchen. 

So  verstopfte  Partien  der  Kieme  erscheinen  dem  unbewaff"neten 
Auge  weißlich,  da  sie  fast  kein  Blut  enthalten ;  daß  die  Atmung  dabei 
schließlich  unmöglich  wird  und  der  Fisch  zugrunde  gehen  muß,  ist 
selbstverständlich. 

Die  Reaktion  des  Gewebes  auf  die  Parasiteninvasion  ist  erstaunlich 
gering  —  vielleicht  weil  der  Pilz  nicht  eigentlich  ins  Gewebe  eindringt, 
sondern  im  Lumen  der  Gefäße  bleibt.  Eine  ganz  leichte  Verdickung 
der  Fältchen,  hie  und  da  eine  sehr  unbedeutende  Hämorrhagie  —  das 
ist  alles.  Ob  eine  Toxinbildung  stattfindet,  kann  nicht  entschieden 
werden ;  möglich  ist  es,  daß  die  große  Mattigkeit  der  Kranken  auf  eine 
solche  zu  beziehen  ist  und  nicht  nur  auf  ungenügende  Atmung. 

Nur  in  den  feinsten  Kapillaren,  d.  h.  nur  in  der  Gefäßschicht  der 
respiratorischen  Fältchen,  sind  die  Wände  so  dünn,  daß  die  Pilze  sie 
durchdringen  hönnen ;  alle  übrigen  Gefäßwände  bedeuten  für  sie  eine 
unüberwindliche  Schranke.  Es  sind  Blutparasiten  im  strengsten  Sinne. 
Wo  sie  einmal  —  sei  es  indem  sie  das  Epithel  der  Fältchen  durch- 
wachsen oder  infolge  einer  Verletzung  dieser  überaus  zarten  Gebilde  — 
an  die  Oberfläche  gelangen,  sistiert  das  Wachstum  sofort.  Die  vegetativen 
Stadien  können  offenbar  im  Wasser  nicht  leben. 

Mit  den  Sporen  wird  das  anders  sein ;  daß  diese  im  Wasser  sich 
zeitweise  halten  können,  ist  wohl  sicher,  denn  die  Infektion  muß  durch 
das  Wasser  erfolgen.  Wie  sie  vor  sich  geht,  wissen  wir  noch  nicht. 
Es  bestehen  zwei  Möglichkeiten :  entweder  setzen  sich  die  Sporen  außen 
auf  der  Kieme  fest,  durchwachsen  das  zarte  Epithel  der  respiratorischen 
Fältchen,  gelangen  in  die  Gefäßschicht  derselben,  wo  sie  sich  im  sauer- 
stoffreichen Blut  in  dem  ihnen  angemessenen  Medium  befinden  und  leb- 
haft vermehren  können.  Letzteres  geschieht  besonders  in  den  größeren 
zu-  und  abführenden  Gefäßen  des  Kiemenblättchens  (Fig.  1)  und  auch 
des  Kiemenbogens;  von  dort  aus  wachsen  sie  dann  wieder  zentrifugal 
und  dringen  in  andere  Blättchen  und  in  andere  Fältchen  ein.  Daß 
Wachstum  in  beiden  Richtungen  erfolgt,  kann  man  deutlich  erkennen, 
wenn  man  Stadien  wie  Fig.  3  betrachtet,  wo  in  einem  Mycelfaden  die 
Sporenbildung  beginnt,  wo  man  also  sieht,  welches  Ende  das  jüngere, 
welches  das  ältere  ist.  Oder  aber:  die  Pilzsporen  werden  mit  der 
Nahrung  aufgenommen,  gelangen  durch  die  Darmwand  in  die  Lymph- 
gefäße und  von  dort  aus  ins  Blut.  Man  müßte  dann  annehmen,  daß  sie 
im  Körper  nicht  auskeimen  können,  und  daß  nur  die  in  die  Kiemen 
verschleppten  Sporen  sich  weiterentwickeln,  weil  nur  dort  so  viel  Sauer- 

9* 


132  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Stoff  vorhanden  ist,  wie  sie  für  ihr  Wachstum  nun  einmal  zu  brauchen 
scheinen. 

Daß  sie  dies  für  Pilze  sehr  auffällige  Sauerstoffbedürfnis  besitzen, 
darf  man  daraus  schließen,  daß  sie  noch  niemals  im  Blut  des  Herzens 
oder  des  Gehirns  oder  eines  anderen,  den  Kiemen  benachbarten  Organs 
gefunden  wurden,  wohin  sie  unfehlbar  gelegentlich  gelangen  müssen, 
gleichviel  ob  sie  zentripetal  oder  zentrifugal  vordringen. 

Zunächst  erscheint  die  Annahme,  daß  die  Infektion  von  außen 
kommt,  als  die  wahrscheinlichere;  doch  hätten  wir  für  die  zentrifugale 
Ausbreitung  ein  Analogon  in  der  anderen  Endomykose,  der  Taumel- 
krankheit der  Salmoniden.  Hier  haben  neueste  Versuche  (nach  einer 
mündlichen  Mitteilung  von  Neresheimer,  Wien)  ergeben,  daß  man 
durch  Fütterung  mit  Organen  kranker  Fische  Allgemeininfektion  er- 
zielen kann.  Die  Sporen  müssen  also  die  Darmwand  passieren  und 
nach  Festsetzung  in  den  Organen  auswachsen  können. 

Ohne  Experimente  wird  sich  die  Frage  nach  der  Eingangspforte 
nicht  lösen  lassen ;  solche  sollen,  sobald  einmal  wieder  neues  Material 
vorliegt,  in  Angriff  genommen  werden.  Für  die  Prophylaxe  ist  es 
natürlich  von  ausschlaggebender  Bedeutung,  auf  welchem  Wege  die  In- 
fektion erfolgt. 

Die  Pilzfäden  stellen  vielfach  verzweigte,  völlig  septenlose  Schläuche 
von  8 — 30  fi  Durchmesser  dar.  Im  vegetativen  Zustand  pflegen  sie 
dünn  zu  sein,  können  aber  auch  da  einen  größeren  Durchmesser  erreichen. 
Wenn  die  Sporenbildung  angeht  (Fig.  3).  nimmt  die  Dicke  häufig  zu. 
Die  jungen  Mycelien  zeigen  ein  Syncytium  mit  sehr  zahlreichen  kleinen 
Kernen  (2—3  u  Durchmesser).  Dieselben  sind  recht  schwer  färbbar; 
ganz  deutlich  lassen  sie  sich  nur  mit  Eisenhämatoxylin  machen:  da  er- 
scheinen sie  im  Schnitt  sichelförmig,  denn  das  Chromatin  ist  ganz  der 
Kernwand  angelagert,  und  zwar  größtenteils  einer  Hälfte  derselben.  Dies 
ist  natürlich  ein  Kunstprodukt,  das  auf  die  Fixierung  bezogen  werden 
muß;  im  Leben  sind  die  Kerne  nicht  zu  sehen,  vitale  Färbung  gelingt 
nicht ;  es  läßt  sich  über  ihre  Beschaffenheit  nichts  aussagen.  Das 
Plasma  der  Pilzfäden  ist  auf  diesem  Stadium  nicht  ganz  homogen,  ent- 
hält aber  keine  definierbaren  Einschlüsse. 

Hier  und  da  präsentieren  sich  die  Kerne  in  den  jungen  Pilz- 
schläuchen auch  anders,  so  wie  in  Fig.  4;  ein  deutlicher  Nucleolus  in- 
mitten einer  ungefärbten  (Kernsaft?)  Zone  und  die  ganze  Wand  gleich- 
mäßig gefärbt. 

Aus  dieser  wie  aus  jener  Beschaffenheit  kann  der  Pilz  zur  Sporen- 
bildung übergehen.  Als  Sporen  wird  man  die  Zellen  auffassen  dürfen, 
die  auf  weite  Strecken  hin  die  Pilzschläuche  füllen  (Fig.  1,  2,  3  s;)).  Sie 
entstehen,  indem  sich  um  jeden  Kern  herum  eine  Portion  Protoplasma 
abgrenzt;  anfangs  ist  die  Grenze  unscharf,  markiert  sich  aber  dann  deut- 
licher; schließlich  bildet  sich  eine  Membran.  Septenbildung  findet  nicht 
einmal  hier,  beim  Uebergang  der  Bildung  von  Fortpflanzungszellen  statt, 
was  doch  sonst  bei  Pilzen  die  Regel  ist. 

In  den  jungen  Pilzsporen  sieht  man  in  manchen  Regionen  nur 
einen  Kern ;  in  anderen  finden  sich  fast  durchgehends  zwei,  aber  auch 
mehr  Kerne.  Es  können  6,  8  und  mehr  auftreten,  die  dann  ent- 
sprechend kleiner  sind  (Fig.  3). 

Vielleicht  darf  man  diese  vielkernigen  Zellen  als  —  leider  nicht 
beobachteten !  —  Uebergang  zu  einem  anderen  Bilde  auffassen,  das  sehr 
häufig  zu  sehen  ist.    Da  erscheinen  die  —  allerdings  beträchtlich  größeren 


Plehn,  Eine  neue  Karpfen  krank  hei  t  und  ihr  Erreger  etc.  133 

—  Zellen  ganz  erfüllt  von  feinst  verteiltem  Chromatin,  ein  individuali- 
sierter Kern  ist  nicht  vorhanden.  Vielleicht  führt  der  Zerfall  der  Kerne 
schließlich  zu  dieser  völligen  Zerstäubung  des  Chromatins   in    der  Zelle. 

Was  diese  Zellen  (Fig.  5),  die  nicht  etwa  nach  Degeneration  aus- 
sehen, sondern  in  ihrer  Gleichmäßigkeit  und  Häufigkeit  einen  völlig 
normalen  Eindruck  machen,  bedeuten,  kann  ich  nicht  einmal  ver- 
mutungsweise sagen.  Auch  möchte  ich  durchaus  nicht  behaupten,  daß 
sie  auf  dem  angedeuteten  Wege  aus  einkernigen  Zellen  hervorgehen; 
ihre  Entstehungsgeschichte  ist  vorläufig  noch  dunkel. 

Ein  sehr  auffallendes  Bild  muß  noch  besprochen  werden,  das  nicht 
in  jedem  Schnitt,  aber  doch  auch  nicht  gerade  gar  zu  selten  angetroffen 
wird. 

Man  beobachtet  zuweilen  in  der  Umgebung  der  Zellen  mit  zer- 
stäubtem Chromatin  Schwärme  kleiner  Gebilde  etwa  von  der  Größe 
kleiner  Kokken,  die  aber  sicher  keine  Bakterien  sind  (Fig.  6).  Sie  be- 
stehen nur  aus  Kern,  in  welchem  das  Chromatin  kappenartig  angeordnet 
ist.  Die  Körperchen  bilden  den  Inhalt  weiterer  Schläuche,  welche  stets 
anderen  Pilzschläuchen  eng  anliegen,  sie  anscheinend  umwinden.  In- 
mitten dieser  kleinen  Kerne  triift  man  hier  und  da  die  eben  charak- 
terisierten großen  Zellen  mit  fein  verteiltem  Chromatin. 

Ueber  die  Entwickelüng  dieser  Körperchen  ins  klare  zu  kommen, 
ist  mir  nicht  gelungen. 

Ich  würde  kaum  zögern,  sie  für  Pilzspermatozoiten  zu  halten,  wenn 
man  je  etwas  erblickte,  was  einer  weiblichen  Geschlechtszelle  ähnlich 
sähe.  Das  ist  nirgends  der  Fall ;  besonders  sind  die  Zellen  mit  zer- 
stäubtem Chromatin,  in  deren  Nähe  die  fraglichen  Gebilde  ausschließ- 
lich anzutreffen  sind,  ganz  anders  beschaffen  als  Pilz-Oogonien.  Ich 
kann  ihre  Bedeutung  einstweilen  nicht  erklären,  und  man  muß  die  Mög- 
lichkeit ins  Auge  fassen,  daß  sie  nicht  in  den  Entwickelungszyklus  der 
Kiemenpilze  gehören,  sondern  Organismen  eigener  Art  sind  —  vielleicht 
Parasiten  der  Kiemenpilze.  Sie  finden  sich  stets  an  den  Enden  der 
respiratorischen  Fältchen ,  sind  also  wohl  noch  extremer  sauerstoff- 
liebend als  die  Pilze  selbst. 

Ueber  die  systematische  Stellung  der  Kiemenpilze  läßt  sich,  da 
nichts  über  ihre  Fortpflanzung  bekannt  ist,  einstweilen  wenig  sagen. 
Ihr  ganz  septenloses  Mycel  weist  sie  zu  den  Phycomyceten,  vielleicht 
in  die  Nähe  der  Saprolegnien,  doch  muß  die  Frage  offen  gelassen 
werden. 

Ich  nenne  den  gefährlichen  Parasiten  Branchiomyces  sanguinis. 

Fig'orenerklärang'. 

bl  =  Stamm  des  Kiemenblättchens. 
jst  =  jüngstes  Stadium   des  Pilzes. 
psch  =  Pilzschläuche;  verschiedene  Entwickelungsstadien. 
7-f  =  senkrechte  Schnitte  durch  die  respiratorischen  Fältchen. 
sp  =  Sporen. 
spb  =  Sporenbildungsregion. 

Fig.  1.  Längsschnitt  durch  ein  Stück  eines  infizierten  Kiemenblättchens.  In  der 
Mitte  ist  der  Stamm  des  aufsteigenden  Gefäßes  ganz  von  Pilzfäden  in  verschiedenen 
Stadien  der  Entwickelüng  erfüllt;  sie  strahlen  seitlich  in  die  respiratorischen  Fältchen 
aus,  auf  deren  (Tefäßschicht  sie  beschränkt  bleiben.  —  Bis  auf  wenige  Körperchen  ist 
das  Blut  verdrängt.  (Das  Gewebe  der  Kieme  ist  schematisch  gezeichnet,  die  Pilz- 
echläuche  sind  genau  ausgeführt.) 

Fig.  2.  Isoliertes  respiratorisches  Fältchen  flach  ausgebreitet  (kein  Schnitt !).  Das 
Epithel  ist   bei  der  Präparation  abgefallen   bis  auf  den  Rand  oben  rechts,  wo  man   ea 


134  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  1/2. 

erkennt;  die  Gefäßschicht  liegt  frei  da,  sie  ist  von  Pilzfäden  aller  Stadien  durch- 
wachsen. 

Fig.  3.  Junger  Pilzfaden,  teils  von  einem  Syncytium  erfüllt,  teils  (älteres  Sta- 
dium) in  Sporenbildung. 

Fig.  4.     Junger  Pilzfaden,  Kerne  mit  Nucleolus. 

Fig.  5.     Pilzfaden,  Zellen  mit  fein  zerstäubtem  Chromatin  enthaltend. 

Fig.  ö.  Schwärme  kleiner  Kerne  (Sporozoiten  ?  Parasiten  ?)  umgeben  die  Zellen 
mit  zerstäubtem  Chromatin. 


Nachdruck  verboten. 

Notiz  zur  Aetiologie  der  Psoriasis  vulgaris. 

Von  S.  Y.  Prowazek  (Hamburg). 
Mit  2  Textfiguren. 

Die  Annahme,  daß  Psoriasis  vulgaris  auf  eine  parasitäre  Ursache 
zurückzuführen  ist,  gewinnt  seit  den  Untersuchungen  von  Lipschütz 
(1910)  mehr  Anhänger,  während  früher  unter  den  ätiologischen  Momenten 
mit  Vorliebe  dyskrasische  Leiden,  Intoxikationen  verschiedener  Art  sowie 
Heredität  angeführt  worden  sind.  Vor  lännger  Zeit  hatte  bereits  Las sar 
auf  die  Möglichkeit  einer  Psoriasisübertragung  auf  Kaninchen  hingewiesen, 
die  nach  einer  Einreibung  mit  Psoriasisschuppen  eine  ähnliche,  wenn 
auch  nicht  identische,  Aifektion  erworben  haben. 

Thimm  neigt  gleichfalls  der  Annahme  von  parasitären  Einflüssen 
zu,  die  nur  gelegentlich  bei  einer  irgendwie  gegebenen  Prädisposition 
zur  Geltung  kommen  und  wenige  oder  gar  keine  den  Organismus  irgend- 
wie schädigende  StoflFwechselprodukte  liefern.  Wie  bereits  erwähnt,  hatte 
zuerst  1910  Lipschütz  in  Psoriasisausstrichen  nach  Löffler  färb- 
bare, V4  /'  große,  rote  bis  mattrote,  scharf  konturierte  Körperchen  — 
Strongyloplasmen  —  die  teilweise  hanteiförmige  Teilungsformen 
zeigten,  beschrieben.  J.  Seilei  (1910)  fand  ähnliche,  wenn  auch  nicht 
identische  ovoide  Körperchen  im  Retebrei  und  den  tieferen  Hautschichten. 

In  Tg.  Morawa  (Deli,  Sumatra)  hatte  ich  im  Hospital  der  Senembah- 
Maatschappij  beim  Dr.  W.  Schüffner  Gelegenheit,  2  Psoriasisfälle 
genauer  zu  untersuchen. 

Psoriasis  vulgaris  ist  aus  den  Tropen  bereits  längere  Zeit  bekannt, 
wenn  sie  auch  in  der  letzten  Zeit  erst  ausdrücklich  namhaft  gemacht 
worden  ist.  In  Sumatra  ist  sie  von  Schüffner  und  Ba ermann 
beobachtet  worden,  aus  Java  beschreibt  Kaijscr  (1907)  bei  Inländern 
und  Chinesen  einige  Fälle. 

Entgegen  den  Angaben  von  Gjorgjevic  und  Pavnik,  die  eine 
positive  W  asser  m  an  n- Reaktion  bei  Psoriasis  vulgaris  nachweisen 
koonten,  fiel  in  den  Fällen  von  Schüffner  nach  dessen  Untersuchungen 
die  W  ass  er  m  an  n -Reaktion  negativ  aus.  Der  eine  Psoriasisfall  wurde 
mit  Salvarsan  behandelt,  ohne  daß  während  der  Beobachtungszeit  das 
klinische  Bild  eine  wesentliche  Aenderung  erfahren  hätte. 

Nach  gründlicher  Säuberung  der  Haut  mit  Benzin  und  Alkohol 
wurden  die  obersten  Hautschuppen  abgelöst,  von  dem  vordringenden 
Serum  Klatsch-  und  Abstrichpräparate  angefertigt  und  sowohl  nach 
Giemsa  als  auch  nach  Löffler  gefärbt. 

Neben  den  Körperchen  von  Lipschütz,  die  mir  aus  eigener  An- 
schauung  aus  den  Originalpräparaten  des  Autors  bekannt  sind  und  die 


Centralblatt  für  Bakteriologie  Abt.  1.  Ort(j.  Bd.  62.         Plehn,  Eine  neue  KarpfenhraiiLlieit . 


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Verlag  von  Oiistav  Fischer  in  Jena. 


Prowazek,  Notiz  zur  Aetiologie  der  Psoriasis  vulgaris. 


135 


ich  in  beiden  Fällen  immer  beobachten  konnte,  wurden  in  dem  einen 
Fall  spärliche,  im  Ausstrichpräparat  sehr  distribuierte,  kleine,  mattrot 
gefärbte,  um  3  u  in  der  Länge  schwankende  Spirochäten  gesehen. 

Dieselben  Gebilde  wurden  auch  im  nativen  Präparat  als  blaßblau- 
gelarbte  Fädchen  nach  der  Brillantkresylmethode  dargestellt.  In  den 
nach  Giern sa  tingierten  Präparaten  sind  sie  schwerer  sichtbar.  In  den 
Löffler- Präparaten  wurden  an  einzelnen  Formen  Periplastanhänge,  Peri- 
plastaussackungen    und    Einrollungen    beobachtet,    alles    morphologische 


/ 


Fig.  1. 


Details,  die  aus  der  Spirochätenmorphologie  be- 
kannt sind  nur  verschieden  gedeutet  werden. 
Nach  einmaliger  Salvarsanbehandlung  wurden  die 
Spirochäten  an  Zahl  zwar  verringert,  konnten 
aber  trotzdem  noch  nachgewiesen  werden. 

Fig.  1.  Die  typischen  Formen  eines  Löffler -Präpa- 
rates wurden  ausgesucht  und  nebeneinander  gezeichnet. 
a  Periplastandeutung.  b  üesenbildung.  c  Periplastanhänge. 
Okul.  12  Homog.  Iramers.  2  mm.  Zeichen apparat. 

Fig.  2.  Am  5.  Tag  nach  der  Salvarsaninjektion.  Vergr. 
wie  Fig.  1. 


Fig.  2. 


Was  für  eine  Bedeutung  diesem  Befund  zukommt,  läßt  sich  auf 
Grund  eines  so  spärlichen  Materials  gar  nicht  ausmachen.  —  Die  Fest- 
stellung derart  kleiner  Spirochäten  forderte  aber  in  besonderer  Weise 
mein  Interesse  heraus,  da  einige  Autoren,  wie  Adrian,  Bourdilion 
und  Polotebnoff,  sowie  Li  pm  an -Wulf,  die  Psoriasis  außerdem 
zu  einer  besonderen  polyartikulären  Gelenkerkrankung  ohne  Herzkompli- 
kationen in  Beziehung  setzen  und  ich  seit  längerer  Zeit  den  Erreger  des 
akuten  Gelenkrheumatismus  unter  Spirochäten,  die  durch  die  Tonsillen 
ihren  Weg  in  den  Organismus  finden,  vermutet  habe. 


136  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  12. 

Der  Beginn  der  rheumatischen  Beschwerden  mit  Anginen,  sowie 
die  für  Spirochätosen  charakteristische  gewisse  Periodizität  wären  im 
Sinne  einer  derartigen  Annalinie  gleichfalls  anzuführen. 

Literatur. 

Adrian,   C,   Ueber  Arthropathia  paoriatica.    (Mitt.  a.  d.  ürenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir. 

Bd.  11.  1903.) 
Kai] s er,  J.  D.,  Psoriasis  vulgaris  in  de  tropen.    (Geneesk.  Tijdschr.  v.  Nederlandsch- 

Indie.  Deel.  XLVII.  1907.) 
Lip  man- Wulf,  Zur  Frage   der  Beziehungen   zu  Psoriasis  und  Gelenkrheumatismus. 

(Dermatol.  Zeitschr.  BdT  10.  1903.) 
Lipschütz,  \Vien.  klin.  Wochenschr.  1910.  No.  26. 
Seilei,  J.,  Wien.  klin.  Wochenschr.  1910.   No.  29. 
Thiram,    Psoriasis    der    Haut    und    Schleimhaut   etc.     (Monatsh.    f.    prakt.   Dermatol. 

Bd.  39.  1904.) 


Nachdruck  verboten. 

On  tlie  occurrence  of  Thelohania  and  Prowazekia  in 

Antliomyid  flies. 

[Protozoological  Laboratory,  Lister  Institute,  London.] 
By  J.  S.  Diinkerly,  B.  Sc,  London, 

With  1  Plate. 
I.  Thelohania  ovata. 

In  searching  flies  for  flagellate  parasites,  I  found  in  one  an  infection 
of  small  spores  in  groups,  and  resembling  superficially  yeast-like  bodies 
which  are  sonietimes  present  in  flies'  intestines.  The  fly,  Hom  alomyia 
scalaris,  was  not  one  of  those  which  I  was  specially  examining,  but 
was  an  odd  capture,  and  for  that  reason  I  did  not  pay  much  attention 
to  it  at  the  tiine.  A  smear  of  the  teased-up  rectum  was  fixed  in  osmic 
vapour  and  stained  with  Giern  sa,  but  it  was  not  until  some  time 
afterwards  that  I  examined  the  slide,  when  it  was  seen  that  the  spores 
were  those  of  a  Microsporidian,  and  I  have  to  thank  Dr.  Woodcock 
for  his  kind  assistance  in  directing  me  to  the  literature  on  the    subject. 

Isolated  meronts  were  found,  containiug  one,  two,  four  or  more 
nuclei  (figs.  1 — 5),  and  some  of  these  are  apparently  budding  off  uni- 
nucleate  bodies  (flg.  2),  which  may  become  either  meronts  or  possibly 
sporonts.  Exactly  similar  bodies  are  described  by  Perrin  (8)  for 
Pleistophora  periplanetae  and  by  Stempeil  (11  and  12)  for 
Pleis  tophora  (Thelohania)  m  ülleri,  while  S  hi  wa  go  (14)  states 
that  young  pansporoblasts  (sporonts)  in  PI.  periplanet  ae  may  bud  in 
the  same  way.  The  sporonts  each  form  eight  spores  (sporoblasts)  which 
can  be  seen  in  various  stages  of  development  (flgs.  6  and  7),  but  the 
early  divisions  are  not  clear  in  this  material.  Each  spore  has  at  first 
an  almost  colourless  cytoplasm  and  a  mass  of  material  at  either  end 
which  stains  red  with  Giemsa.  It  is  seen  early  how'ever,  that  one  of 
these  masses  is  purplish  red,  while  the  other  is  a  brighter  red  colour 
(fig.  6).  It  is  unfortunate  that  only  G  iem  sa -stained  material  was 
available,  as  probably  the  spore  is  developed  froni  a  pansporoblast  as 
is  well  described  for  Thelohania  giardi  by  M  ercier  (G);  but  during 
certain  stages   in   the  development   of  spores  in   Th.   chaetogastris 


Dunkerly,  Occurrence  of  Thelohania  and  Prowazekia  in  Anthorayid  flies.     137 

the  nuclei  are  terminal  according  to  Schröder  (10),  and  probably  the 
bright  red  nuclear  material  (fig.  7)  fornis  the  „Amöboidkerne"  and  the 
pink  vacuole  is  the  polar  capsule.  The  larger  spores  are  about  6  //  to 
7  (.1  long  and  are  niore  elliptical  than  ovoid  in  shape,  but  besides  these 
there  are  a  fevv  groups  of  small  spores  (fig.  8),  which  are  about  4  1.1 
long,  and  may  represent  microspores,  in  which  case  the  larger  ones  must 
be  termed  macrospores.  P  e  r  r  i  n  ,  who  worked  with  PI.  periplanetae 
(8)  described  two  kinds  of  trophozoite  and  spores  in  Pleistophora, 
but  thought  that  the  smaller  forms  belonged  to  an  undescribed  species, 
but  microspores  and  macrospores  have  been  described  in  several  Micro- 
sporidia;  in  Pleistophora  mirandellae  by  Vaney  and  Conte 
(15),  in  PI.  elegans  by  Auerbach  (la),  in  Thelohania  janus 
and  in  Gurleya  legeri  by  Hesse  (3  and  4),  inTh.  chaetogastris 
by  Schröder  (10),  and  in  Glugea  varians  by  Leger  (5).  It  seems 
likely  therefore  that  the  two  kinds  of  spores  found  (figs.  7  and  8)  re- 
present macrospores  and  microspores  of  the  same  organism. 

The  material  allows  of  no  more  than  a  record  of  the  occurrence  of 
this  Microsporidian,  which  I  name  Thelohania  ovata  in  an  Anthomyid 
fly.  Besides  the  Thelohania  found  by  Hesse  (3)  in  Tanypus, 
species  of  Glugea  have  been  described  also  as  parasitic  in  Diptera; 
e.  g.,  in  S i m  u  1  i u m  0 r  n a t u m  larva  by  Leger  (5).  Vosseier  in 
1897  (16)  described  what  may  have  been  the  trophozoite  stage  of  a 
Microsporidian  infecting  Musca  (Calliphora)  vomitoria  and  Sarco- 
phaga  carnaria  with  fatal  results,  but  apparently  he  did  not  see  the 
äctual  spores. 

Flu  (2)  has  published  a  description  of  a  parasite  in  houseflies  which 
seems  to  resemble  in  many  of  its  stages  the  organism  described  above. 
The  spores,  of  which  eight  are  formed  in  a  cyst,  do  not  appear  to 
possess  a  polar  capsule,  and  Flu  classes  the  organism  discovered  by 
him  as  a  Schizogregarine,  naming  itOctosporea  muscae  domesti- 
cae.  A  point  of  considerable  theoretical  interest  is  the  rather  striking 
resemblance  which  the  trophozoites,  especially  when  budding  (figs.  2 
and  3),  bear  to  Prowazek 's  figures  (9,  fig.  7j)  of  parthenogenesis  in 
Herpetomonas  muscae  domesticae,  and  Flu  has  pointed  out 
that  the  same  may  be  said  of  stages  in  his  Octosporea.  It  certainly 
seems  probable  that  stages  of  some  Sporozoan  parasite  have  been  in- 
cluded  by  Prowazek  in  the  life-history  of  Herpetomonas. 

Ghatton  and  Krempf  have  recently  ^)  described  two  parasites 
from  Drosophila  confusa,  which  they  identify  with  Octosporea 
Flu,  one  with  eight  spores,  0.  muscae  domesticae  Flu,  and  one 
with  a  Single  spore  in  sporont,  0.  monospora  Chatton  and  Krempf. 
They  object  to  the  Classification  of  Microsporidia  based  on  the  number 
of  spores  in  each  sporont,  owing  to  the  variability  of  this  character,  but 
on  their  own  showing,  uothing  is  to  be  gained  by  founding  a  genus 
Octosporea  with  no  character  of  distinction  from  Thelohania. 
I  have  retained  therefore  the  provisionally  effective  generic  name  of 
Thelohania  for  this  Microsporidian  with  sporont  containing  eight 
spores  each  with  one  polar  capsule. 

1)  Bull,  de  la  80c.  Zool.  de  France.  T.  36.  1911.  p.  172—179.  Text  fig. 


138  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


II.  Prowazekia  sp. 

In  one  fly,  Homalomyia  canicularis,  which  I  examined  for 
Leptomonas,  the  rectum  coutained  numerous  flagellates  resembling 
Bodo,  with  one  anterior  and  one  posterior  flagellum.  Sniears  were  made 
and  stained  with  G  i  e  m  s  a  after  osmic  vapour,  and  iron  haematoxylin 
after  Schaudinn's  Sublimate  alcohol,  and  in  examination  showed,  that 
the  Bodo  possessed  a  large  deeply  staining  body  situate  near  the  base 
of  the  flagella  (figs.  9 — 13).  With  Giern  sa  the  large  nucleus  stained 
distinctly  red,  while  the  elongated  body  at  the  base  of  the  flagella  takes 
on  a  very  dark  lilac  or  purple  colour.  Besides  these  bodies,  chromatic 
granules  are  constantly  present,  and  vacuoles  are  seen  in  some  cases. 
The  specimens  stained  with  iron  haematoxylin  similarly  show  a  very 
clear  vesicular  nucleus  with  a  large  karyosome,  a  darkly  staining  elongated 
body  at  the  base  of  the  flagella  and  numerous  irregulär  staining  granules. 
The  length  of  the  iron  haematoxylin  specimens  is  about  6  //,  but  those 
fixed  with  osmic  vapour  and  stained  with  Giemsa  are  larger  and  seem 
to  be  flattened  out.  No  clear  division  stages  are  to  be  found,  and  the 
basal  granules  of  the  flagella  are  not  obvious. 

It  would  seem  that  this  organism  is  a  form  of  Prowazekia 
discovered  by  Hartmann  and  Chagas  (4)  in  a  culture  of  human 
faeces  in  Brazil,  and  also  found  free-living  by  Nägler  (7),  and  in  the 
human  intestine  by  Mathis  and  Leger  (6).  Alexeieff  (1)  has  ob- 
jected  to  the  creation  of  a  new  genus,  asserting  that  Prowazekia  is 
really  Bodo,  and  that  the  chromatic  mass  at  the  base  of,  the  flagella 
is  not  nuclear  in  structure  or  behaviour,  and  at  the  same  time  he  says 
of  Hart  mann 's  group,  the  Binucleata.  "C'est  un  groupement 
purement  theorique  et  Hartmann  a  tort  de  vouloir  l'introduire  en 
systematique."  In  a  later  paper  (2)  however,  he  describes  the  behaviour 
of  the  body  at  the  base  of  the  flagellum,  in  an  organism  identified  by 
him  as  Bodo  caudatus,  at  the  time  of  division  as  resembling  a 
nucleus  in  process  of  division  and  this  view  must  be  taken  as  modifying 
his  previous  Statements  regarding  the  non-nuclear  character  of  this  body 
in  Prowazekia,  although  he  himself  persists  in  regarding  Prowa- 
zekia as  a  nomen  nudum.  A  typical  Bodo,  according  to  Prowazek 
(9),  may  have  such  a  body,  but  he  did  not  consider  it  nuclear  in  cha- 
racter, naming  it  simply  „Geißelsäckchen".  At  present  therefore,  the 
distinction  between  Bodo  and  Prowazekia  is  somewhat  uncertain  in 
character,  and  it  is  possible  that  many  organism s  previously  described 
as  Bodo  will  ultimately  prove  to  be  Prowazekia. 


The  rarity  of  these  two  parasites  of  flies  described  above  seems  to 
point  to  a  casual  infection,  due  to  the  well  known  propensity  of  flies  to 
settle  ou  auy  decomposing  material,  and  it  may  be  as  well  to  reniember 
in  this  connection  that  Microsporidia  found  in  Stegomyia  were 
stated  to  be  the  connected  with  yellow  fever,  though  this  has  been  denied 
by  later  workers,  while  at  least  two  species  of  Prowazekia  are  found 
in  human  faeces. 

September,  1911. 


Ccntralhlatt  RirBahlvriolotjU'  Abt.  I.  (hu/.  Bd  62 


J,  S.  Dunkerlv,  Thelohunia  and  Prowa^eiia. 


.).  S.  0.  del. 


Verlan  von  Giislav  Fischer  uiJciia 


.-  i>/eise,Lith.,Jena. 


Dunkerly,  Occurrence  of  Thelohania  and  Prowazekia  in  Anthomyid  flies.     139 


Reference. 

1.  Thelohania. 

1)  Auerbach,  Die  Cnidosporidien.  Leipzig  1910.  (Contains  a  valuable  bibliography 
to  which  I  am  much  indebted.) 

la)  — ,  Zwei  neue  Cnidosporidien  aus  cyprinoiden  Fischen.  (Zool.  Anz.  Bd.  36.  1910. 
p.  440.) 

2)  Flu,  Studien  über  die  im  Darm  der  Stubenfliege  Musca  domestica  vor- 
kommenden protozoären  Gebilde.  (Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  57.  1911. 
p.  522.) 

3)  Hesse,  Sur  la  pr^sence  de  Microsporidies  du  genre  Thelohania  chez  les  la- 
sectes.     (Compt.  Rend.  Acad.  Scienc.  T.  137.  1903.  p.  418.) 

4)  — ,  Sur  une  nouvelle  microsporidie  t^trasporee  du  genre  Gurleya.  (Compt.  Band. 
Soc.  Biol.  T.  55.  1903.  p.  495.) 

5)  Leger,  Sur  une  nouvelle  Myxosporidie  de  la  famille  des  Glug^id^es.  (Compt. 
Rend.  Acad.  Scienc.  T.  125.  1897.  p.  260.) 

6)  Mercier,  Sur  la  developpement  et  la  structure  des  spores  de  Thelohania 
giardi.     (Compt.  Rend.  Acad.  Scienc.  T.  146.  1908.  p.  33. 

7)  Minchin,  Sporozoa.    (Lankesters  Treatise  on  Zoology.  London  1903.) 

8)  Perrin,  Observations  on  the  structure  and  life-history  of  Pleistophora  peri- 
planetae.  (Quarterly  Journ.  Microsc.  Science.  Vol.  49.  1906.)  [Preliminary  note.] 
(Proc.  Cambridge  Phil.  Soc.  Vol.  13.  p.  204.) 

9)  Prowazek,  Die  Entwickelung  von  Herpetomonas.  (Arbeit,  a.  d.  Kaiserl.  Ge- 
sundheitsamt. Bd.  20.  1904.  p.  410. 

10)  Schröder,  Thelohania  chaetogastris,   eine   neue  in  Chaetogaster  dia- 
phanus  schmarotzende  Mikrosporidienart.     (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  14.  p.  119.) 

11)  Stempell,  Zur  Entwickelung  von  Pleistophora  Mülleri.    (Zool.  Anz.  Bd.  24. 
1901.  p.  157.) 

12)  — .   Ueber   Thelohania   Mülleri.     (Zool.   Jahrb.   Abt.   f.   Anat.    Bd.   16.    1902. 
p.  235.) 

13)  — ,  Zur  Morphologie  der  Mikrosporidien.    (Zool.  Anz.  Bd.  35.  1910.  p.  801.) 

14)  Shiwago,  Ueber  Vermehrung  bei   Pleistophora  periplanetae.    (Zool.  Anz. 
Bd.  34.  1909.  p.  647.) 

15j  Vaney  and  Conte,  Sur  une  nouvelle  Microsporidie,  Pleistophora  mirandel- 

lae.    (Compt.  Rend.  Acad.  Scienc.  T.  133.  1901.) 
16)  Vosseier,   Ueber  eine  seltsame  Infektionskrankheit  bei   Fliegen.    (Jahresber.  d. 

Ver.  vattrl.  Naturk.  in  Württemberg.  Bd.  53.  1897.  p.  242.) 

II.  Prowazekia. 

1)  Alexeieff,  Sur  quelques  points  de  la  structure  des  "Binucl^ates"  de  Hartmann. 
(Compt.  Rend.  Soc.  Biol.  T.  69.  1910.  p.  532.) 

2)  — ,  Sur  la  morphologie  et  la  division  de  Boda  caudatus  (Duj.)  Stein.  (Compt. 
Rend.  Soc.  Biol.  T.  70.  1911.  p.  130.) 

3)  — ,   Sur  les   Flagell^s  intestinaux  des  poissons   marms.     (Arch.  Zool.  expör.   T.  6. 

4)  Hartmann  u.  Chagas,  Flagellaten-Studien.  (Mem.  d.  Inst.  Oswaldo  Cruz.  T.  2. 
1910.  p.  64.) 

5)  Hart  mann  u.  Jollos,  Die  Flagellatenordnung  Binucleata.  (Arch.  f.  Protistenk. 
Bd.  19.  1910.  p.  81.) 

6)  Mathis  et  Leger,  Sur  un  Flagell^,  Prowazekia  Weinbergi  n.  sp.,  fr^quem- 
ment  observe  dans  les  selles  de  l'Homme.  (Bull.  Soc.  m^d.  chir.  de  lUndo-Chine. 
T.  1.  9  oct.  1910  [Abs.  in  Bull.  Inst.  Past.  T.  9.  1911.  p.  198].) 

7)  Nägler,  Prowazekia  parva  n.  sp.     (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  21.  1910.  p.  111.) 

8)  Parker,  Beyer  and  Pothier,  A  study  of  the  etiology  of  yellow  fever.  (Yellow 
Fever  Inst.  No.  1.  Bull.  No.  13.  March  1903.) 

9)  Prowazek,  Flagellatenstudien.    (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  2.  1903.  p.  195.) 

Ezplauation  of  fig-ares. 

All  figures  were  outlined  with  the  aid  of  Abbes  Drawing  Apparatus. 
I.  Thelohania  ovata. 
Fig.  1.    Trophozoite  (meront)  with  five  nuclear  masses.    X  2000. 
Fig.  2.  „  „        budding  off  uni-nucleate  bodies.    X  2000. 

Fig.  3.  „  „  „  „  „  „         X  1250. 

Fig.  4.     Binucleate  meront,  with  nuclei  again  dividing.    X  2000. 


140  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Fig.  5.     Meront  or  (?)  sporont,  with  four  nuclei.    X  2000. 

Fig.  6.    Eight  developing   sporoblasts ,    scattered   owing   to    bursting   of  sporont 
wall.     X  1000. 

Fig.  7.    Eight  inacrospores  in  sporont.    X  l''^f>0. 
Fig.  8.    Group  of  microspores.    X  1000. 

II.  Prowazekia  sp. 
Fig.  9.      Prowazekia  sp.  —  Osmic  vapour-G i  e m s a.    X  2000. 
Fig.  10.  „  „  ,.  .,  „  X  2000. 

Fig.  11.  „  „  „  „  „  X  2000. 

Fig.  12.  „  „    Corr.-alc-Iron  haem.    X  2000. 

Fig.  13.  „  „  „  „         „         X  2000. 


Nachdruck  verboten. 

Die  Blutparasiten  des  Maulwurfes. 

[Aus  dem  Kaiserl.  Institut  für  experimentelle  Medizin  zu  St.  Petersburg 
(Abteilung  A.  A.  Wlad  irairof  f).] 

Von  K.  Wrublewski. 

Mit  1  Tafel. 

Im  Jahre  1845  beobachtete  D.  Gros  in  Rußland  als  erster  kleine, 
wurmähnliche  Parasiten  im  Blute  des  Maulwurfes,  die  selbst  bei  400- 
facher  Vergrößerung  als  winzige  Gebilde  erkenntlich  waren.  Es  ist  nicht 
unwahrscheinlich,  daß  es  sich  dabei  um  Trypanosomen  gehandelt  hat. 

Im  Jahre  1905  beobachtete  S.  F.  Petrie  in  England  Parasiten  im 
Blute  des  Maulwurfes,  die  er  als  Trypanosomen  erkannte  und  mit  den 
Rattentrypanosomen  identifizierte.  Eine  Verimpfung  der  von  ihm  ge- 
fundenen Trypanosomen   auf  Ratten   ergab   aber   ein  negatives  Resultat. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Petrie  scheinen  die  Trypanosomen 
beim  Maulwurf  nicht  selten  angetroffen  zu  werden,  denn  unter  20  von 
ihm  untersuchten  Maulwürfen  wurden  sie  bei  6  bzw.  bei  30  Proz.  der- 
selben gefunden. 

Im  selben  Jahre  beschrieb  Graham  Smith  in  England  einen 
Hämoparasiten  des  Maulwurfes  von  stäbchenförmiger  Gestalt,  der  in  den 
Bluterythrocyten  gelagert  war,  und  J.  D.  Thompson  (England)  fand 
im  gleichen  Blute  außer  den  bereits  oben  erwähnten  Parasiten  eine 
weitere  Form  von  plättchenförmiger  Gestalt  und  intracorpuskulärer 
Lagerung. 

Diesen  Parasiten  fand  er  bei  2  von  14  Maulwürfen,  und  zwar  beide 
Male  in  Symbiose  mit  Trypanosomen. 

Die  der  Beschreibung  von  Thompson  beigegebenen,  nichtfarbigen 
Abbildungen  lassen  nur  eine  schwache  Vorstellung  von  der  Morphologie 
der  eben  erwähnten  Parasiten  gewinnen. 

Die  spärlichen  Literaturangaben,  die  sich  wesentlich  auf  Befunde 
in  England  beziehen  und  die  wenig  demonstrativen  Abbildungen  der 
plättchenförmigen  Parasiten  in  der  Arbeit  von  Thompson  veranlassen 
mich,  meine  hämoparasitologischen  Beobachtungen  am  Maulwurf  in 
Rußland  kurz  wiederzugeben  und  eine  farbige  Tafel  der  Beschreibung 
beizulegen. 

Wie  auch  aus  der  Tafel  ersichtlich  ist,  gelingt  es  bei  gewissen 
Variationen  in  der  Färbetechnik  (Giemsa  und  Leishman),  Bilder 
zu   erzielen,   die   manche  Einzelheiten   der  Parasiten   deutlich  zum  Vor- 


leiitmlblaURiiBakterinlogie  Abt.  I.  Om/.  Bd.öZ  K.  Wnihleicski.  Blutparasiten  des  Maulwurfes. 


\iMlau  '.•1)11  Ciiislöv  Fischer  m.li^iL 


--.  'i'.'use.L-JK.Jcrith. 


Wrublewski,  Die  ßlutparasiten  des  Maulwurfes.  141 

schein   bringen  und  für  das  morphologische  Studium  der  Parasiten  von 
Interesse  sind. 

Die  raikrometrischen  Untersuchungen  ergaben  für  das  Maulwurf- 
Trypanosoma  folgende  Werte: 

Länge:  Maximum  33,5  i-i,  Minimum  27    ^/,  Durchschnitt  30  // 
Breite:  „  7      „  „  4.5  „  „  6  „ 

Im  mikroskopischen  Bilde  erscheint  das  T  r  y  p  a  n  o  s  o  m  a  als  zartes, 
flaches  und  geschmeidiges  Gebilde.  Der  Protoplasmaleib  zeigt  eine  fein 
angedeutete  Querstreifung.  Innerhalb  der  Querstreifung  finden  sich 
chromatinähnliche  Granula  von  verschiedener  Größe,  die,  wie  es  bei 
passiven  Bewegungen  des  Protoplasmaleibes  in  Erscheinung  tritt,  eine 
gewisse  Lokomotion  aufweisen. 

Der  verhältnismäßig  kleine  Kern  des  Trypanosoma  liegt  meist 
exzentrisch,  und  zwar  näher  zum  vorderen  Ende  am  Rande  des  Try- 
panosoma-Leibes.  An  gefärbten  Präparaten  weist  der  Kern  eine  un- 
gleichmäßige Färbung  auf. 

Im  hinteren  Teil  des  Tryp an o so ma- Leibes  ist  das  kleine,  runde, 
intensiv  färbbare  Centrosoma  gelegen,  von  dem  aus  eine  kurze,  4,5  f.i 
messende  Geißel  ausgeht.  Diese  zieht  sich  zuerst  in  Form  eines  faden- 
förmigen Gebildes  (bei  Giemsa-Färbung  rot)  längs  des  Protoplasmaleibes 
hin  und  endet  mit  einer  kleinen,  knopfförmigen  Auftreibung. 

Bei  sorgfältiger  Beobachtung  kann  man  feststellen,  daß  der  Anfang 
der  Geißel,  in  Form  des  am  Rande  des  Protoplasmas  sich  hinziehenden 
Fadens  keineswegs  innerhalb  des  Protoplasmas  gelegen  ist  oder  direkt 
an  dasselbe  sich  anschließt.  Vielmehr  verbindet  Protoplasma  und  Geißel 
ein  enger,  kaum  0,2  fx  breiter  Streifen  von  rosa  Farben  ton  (Giemsa- 
Färbung),  der  am  ehesten  als  undulierende  Membran  angesprochen  wer- 
den kann. 

Nichtsdestoweniger  kann  behauptet  werden,  daß  das  Maulwurf- 
Trypanosoma  einer  eigentlichen  undulierenden  Membran  entbehrt 
und  daß  die  Fortbewegungen  des  Parasiten  durch  wellenartige  Rand- 
bewegungen des  Protoplasmas  und  durch  Geißelbewegungen  in  der  Rich- 
tung des  Geißelendes  zustande  kommen.  Der  hintere,  sich  stark  ver- 
jüngende Parasitenteil  läuft  in  ein  spitzes,  ausgezogenes  Ende  aus. 

Die  Zahl  der  im  Blute  anzutreffenden  Parasiten  ist  recht  klein,  und 
bedarf  es  des  öfteren  einer  sorgfältigen  Durchmusterung  des  Präparates, 
um  auf  vereinzelte  Trypanosomen  zu  stoßen. 

Abweichungen  von  der  eben  beschriebenen  Form  sind  bei  der  aus- 
gesprochenen Subtilität  der  Parasiten  nicht  selten  anzutreffen  und  zum 
Teil  wenigstens  als  Artefakte  zu  betrachten. 

Bezüglich  der  plättchenförmigen  Parasiten  ist  eine  genaue  morpho- 
logische Beschreibung  um  so  schwieriger,  als  ihr  Bau  ein  recht  kom- 
plizierter ist  und  auch  die  Form  eine  sehr  verschiedene  sein  kann.  Selbst 
die  topographische  Lage  der  einzelnen  Teile  ist  großen  Schwankungen 
unterworfen  und  macht  eine  Deutung  ihrer  funktionellen  Rolle  äußerst 
schwierig. 

Der  plättchenförmige  Parasit  ist  wesentlich  größer  als  die  roten 
Blutkörperchen  des  Maulwurfes.  Seine  Form  ist  von  Natur  aus  an- 
scheinend oval.  Auf  den  üblichen  Ausstrichpräparaten  hängt  seine 
Form  wesentlich  von  den  ihn  umgebenden  Erythrocyten  ab. 

Die  Hauptmasse  des  Parasiten  stellt  das  Protoplasma  dar,  welches 
bei  Giemsa-Färbung  einen  hellblauen,  bei  Leish  man -Färbung  einen 
leicht  violetten  Ton  annimmt. 


142  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

In  der  Längsrichtung  des  Parasiten  zieht  sich  ein  leicht  gebogener 
Streifen  hin,  der  an  gefärbten  Präparaten  durch  eine  ausgebliebene 
Tinktion  in  Erscheinung  tritt  und  der  von  uns  als  kanalähnliches  Ge- 
bilde angesprochen  wird.  Entweder  zieht  der  Streifen  durch  die  Mitte 
des  Parasitenleibes,  oder  er  ist  näher  an  der  Peripherie  gelegen.  Oefters 
sind  kleine,  sich  vom  Streifen  absondernde  Abzweigungen  vorhanden, 
die  zum  Rande  des  Parasiten  ziehen  und  an  den  Ausführungsgang 
mancher  Protisten  erinnern.  Der  Kern  des  Parasiten  liegt  innerhalb 
desjenigen  Protoplasmateiles,  der  von  dem  bogenförmigen  Streifen  um- 
säumt wird.  Seine  Form  ist  unregelmäßig  und  seine  Masse  nicht  kom- 
pakt. Vielmehr  erscheint  der  Kern  gewissermaßen  von  der  Proto- 
plasmasubstanz durchwirkt  zu  sein. 

Sowohl  im  Kerne  als  auch  im  Protoplasma  sind  Granula  vorhanden, 
die  sich  dunkel  färben  und  an  Chromatingranula  erinnern. 

Der  ganze  Leib  des  Parasiten  ist  von  einem  hellen,  schwach  färb- 
baren, homogenen,  engen  Hof  (Leish  man -Färbung)  umgeben,  dessen 
Farbenton  stark  an  das  Protoplasma  der  roten  Blutkörperchen  erinnert. 
Dieser  Umstand  veranlaßte  auch  Thompson,  den  plättchenförmigen 
Parasiten  als  einen  intracellulären  zu  betrachten  und  den  ihn  umgeben- 
den Hof  für  die  Reste  des  mit  dem  Parasiten  infizierten  Erythrocyten 
zu  halten.  Nichtsdestoweniger,  und  das  möchten  wir  besonders  unter- 
streichen, ist  es  weder  Thompson  noch  uns  gelungen,  den  Moment 
des  Eindringens  des  Parasiten  in  das  rote  Blutkörperchen  zu  beobachten, 
oder  seine  Entwickelung  in  Er3'throcyten  zu  verfolgen. 

Es  sei  noch  hinzugefügt,  daß  der  besagte  Hof  den  Parasiten  keines- 
wegs allseitig  gleichmäßig  umgibt.  An  manchen  Stellen  ist  der  Hof 
breit  und  deutlich  wahrnehmbar,  an  anderen  Stellen  wieder  bis  auf  einen 
kaum  sichtbaren  Rest  reduziert  und  des  öfteren  überhaupt  nicht  nach- 
weisbar. 

Eine  allseitige  Umschließung  des  Parasiten  durch  den  Hof  kommt, 
wie  wir  uns  überzeugen  konnten,  überhaupt  nie  zustande. 

Bei  Umlagerung  des  Parasiten  durch  rote  Blutkörperchen  finden 
sich  meist  Ausläufer  dieses  Hofes,  die  in  mannigfaltigster  Weise  die 
zwischen  den  Erythrocyten  liegenden  Lücken  ausfüllen  und  nicht  selten 
in  die  Umgebung  des  Parasiten  ausstrahlen. 

Ueber  das  Wesen  und  die  funktionelle  Bedeutung  des  Hofes  läßt 
sich  vor  der  Hand  schwer  etwas  sagen.  So  gut  er  einerseits  als  Rest  eines 
roten  Blutkörperchens  aufgefaßt  werden  kann,  so  gut  kann  er  anderer- 
seits auch  als  zum  Parasiten  zugehörig  gedeutet  und  z.  B.  als  un- 
dulierende  Membran  angesehen  werden. 

Im  Protoplasmaleib  des  Parasiten  finden  sich  vielfach  kleine,  runde, 
vakuolenähnliche  Gebilde,  die  stark  lichtbrechend  sind  und  die  trotz 
Anwendung  der  verschiedensten  Färbemethoden  stets  ungefärbt  blieben. 
Ob  diese  Gebilde  mit  richtigen  Vakuolen  identifiziert  werden  können 
oder  wie  weit  ihre  Existenz  mit  Sekretionsvorgängen  in  Verbindung 
steht,  ist  eine  offene  Frage,  obwohl  die  letztere  Annahme  ziemlich  viel 
W^ahrscheinliches  für  sich  hat. 

Was  die  Häufigkeit  der  plättchenförmigen  Parasiten  anlangt,  so 
fanden  sie  sich  in  unseren  Fällen  viel  häufiger  vor,  als  die  Trypano- 
somen. Fast  in  jedem  Gesichtsfelde  konnte  ein  plättchenförmiger  Parasit 
beobachtet  werden. 

Der  Umstand,  daß  das  Trypanosom a  mit  dem  plättchenförmigen 
Parasiten    in    den    von   uns   untersuchten   Fällen   stets   vergesellschaftet 


Schöppler  u.  Krüger,  Zur  Unterscheidungsfrage  von  A.  canis  u.  A.  felis.    143 

war,  wirft  die  Frage  auf,  ob  es  sich  um  eine  Symbiose  der  beiden 
Parasiten  handelt,  oder  ob  wir  es  mit  zwei  nahe  verwandten  Formen 
des  Parasiten  zu  tun  haben. 

Irgendwelche  Anhaltspunkte  zur  Losung  dieser  Frage  hat  das 
morphologische  Studium  der  Präparate  nicht  ergeben. 

Teilungsformen  konnten  nur  in  einem  einzigen  Falle  beobachtet 
werden,   und   zwar   beim    plättchenförmigen    Parasiten  (Anfangsstadium). 

Was  das  Verhalten  der  Parasiten  zu  den  Farbstoffen  anlangt,  so  ist 
zur  färberischen  Darstellung  der  Trypanosomen  eine  schwache  Giemsa- 
Färbung  am  geeignetsten,  während  die  plättchenförmigen  Parasiten  nur 
bei  starker  Ueberfärbung  mit  Le  is  h  man -Lösung  deutlich  in  Er- 
scheinung treten.  Mit  ein  und  derselben  Methode  beide  Parasitenarten 
gleichzeitig  gut  zu  färben  ist,  wie  unsere  zahlreichen  diesbezüglichen 
Versuche  ergeben  haben,  nicht  angängig. 

Um  die  für  die  Darstellung  der  Parasiten  notwendige  Färbungs- 
intensität bildlich  darzustellen,  ist  in  beiden  Fällen  ein  Leukocyt  als 
Testobjekt  mit  entsprechender  Färbung  zur  Darstellung  gebracht. 

Die  obigen  Befunde  sind  erhoben  worden  an  zwei  Maulwürfen  in 
dem  Wald  von  Bjelowesch,  und  zwar  in  einem  Falle  an  einem  frisch 
gefallenen  Maulwurf,  im  zweiten  an  einem  lebenden. 

Bei  zahlreichen  Blutuntersuchungen  an  Maulwürfen,  die  wir  später 
in  St.  Petersburg  durchführten,  fanden  wir  das  Maulwurf-Trypano- 
soma  in  keinem  einzigen  Falle,  den  stäbchenförmigen  Parasiten  nur 
einmal. 

Die  kurz  wiedergegebenen  Befunde  scheinen  uns  von  einem  gewissen 
Interesse  zu  sein  und  zu  weiteren  Studien  aufzufordern,  speziell  auf 
dem  Gebiete  der  Symbiose  von  Trypanosomen  und  anderen  Parasiten 
und  auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Protistenmorphologie. 

Literatur. 

1)  Gros,  D.,  Observations  et  inductions  microscopiques  sur  quelques  parasites.    (Bull, 
de  la  Soc.  Imp^r.  des  Naturalistes  de  Moscou.  T.  18.  1845.  p.  424.) 

2)  Petrie,  G.  F.,  Observations  relating  to  the  structure  and  geographica!  distribution 
of  certaia  Trypanosomes.     (Journ.  of  Hyg.  Vol.  5.  p.  191.) 

3)  Graham-Smith,    A    new  form    of  parasite  found   in  the   red  blood  corpuscles 
of  moles.     (Joura.  of  Hyg.  Vol.  V.  p.  453.) 

4)  Thompson,  J.  D.,   Blood  parasites  of  the  mole,    including  a  new  form  of  intra- 
corpusculare  Parasite.    (Journ.  of  Hyg.  Vol.  6.  p.  574 — 579.) 


Nachdruck  verholen. 

Zur  Unterscheiduiigsfrage  von  Ascaris  canis  und 
A.  felis  (Ascaris  canis  s.  mystax). 

Von  Dr.  Herrmaiin  Schöppler  und  Dr.  Paul  Krüger. 

Durch  ältere  wie  neuere  Publikationen  ist  mit  Sicherheit  festgestellt 
worden,  daß  außer  dem  allbekannten  Parasiten  des  Menschen,  dem  Spul- 
wurm (Ascaris  lumbricoides),  noch  eine  weitere  Ascaris -Form 
vorkommt,  die  vor  allen  anderen  Unterschieden  vorzugsweise  durch  ihre 
geringere  Größe  vor  dem  gewöhnlichen  Spulwurm  auffällt.  Diese  relative 
Kleinheit  des  in  Frage  stehenden  Parasiten  gab  auch,  soweit  die  Bei- 
spiele in  der  Literatur  sich  dahin  verfolgen  lassen,  die  Ursache  ab,  daß 


144  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

dieser  A  scaris-Form  von  selten  der  Aerzte  weitere  Beachtung  ge- 
schenkt wurde  und  dieselbe  durch  Untersuchung  und  Beschreibung  zur 
allgemeinen  Kenntnis  gelangte.  Es  ist  dies  auch  ganz  natürlich,  denn 
die  genauere  Untersuchung  eines  solchen  Fundexemplares,  wie  z.  B.  auf 
die  Gestaltung  seines  Kopfendes  usw.  wird  zumeist  bei  dem  praktischen 
Arzte  fortfallen  müssen,  da  ihm  hierzu  in  erster  Linie  die  nötigen  In- 
strumente fehlen  werden. 

Die  Untersuchung  dieser  kleineren  Art  von  Ascaris  hat  nun  aber 
dort,  wo  sie  erfolgte,  m  der  weitaus  größeren  Zahl  in  solchen  Fällen  zur 
Feststellung  von  Ascaris  mystax  beim  Menschen  geführt. 

Ascaris  mystax  wurde  bis  in  die  neueste  Zeit  als  eine  Para- 
sitenform aufgefaßt,  die  bei  dem  Hund  und  der  Katze  in  gleicher  Weise 
vorkommen.  P  ei  per  z.  B.  schreibt  von  ihm:  „Außer  dem  Ascaris 
lumbricoides  ist  auch  der  Ascaris  mystax  Zeder,  der  Katzen- 
oder Hundespulwurm,  gelegentlich  beim  Menschen  gefunden  worden." 
Kitt  sagt  in  der  2.  Auflage  seines  Lehrbuches:  „Hunde  und  Katzen 
haben  denselben  Spulwurm,  Ascaris  mystax,  der  nur  beim  Hunde 
etwas  größer  wird  und  früher  als  besondere  Species  angesehen,  als 
Ascaris  marginata  Bezeichnung  fand."  Solche  Beispiele  aus  der 
Literatur  ließen  sich  noch  weiter  anführen,  doch  mögen  diese  als  Beweis 
dafür  genügen,  daß  unter  der  Bezeichnung  Ascaris  mystax  sowohl 
der  Hunde-  als  auch  der  Katzenspulwurm  verstanden  wurde.  Durch 
eine  größere  Reihe  von  Untersuchungen  und  an  Nematoden  angestellten 
Versuchen  kam  nun  in  neuester  Zeit  Glaue  zu  dem  Ergebnis,  daß  der 
Name  Ascaris  mystax  für  die  beim  Hunde  und  der  Katze  vor- 
kommende Parasitenform  nicht  zu  Recht  bestehe.  Die  anatomischen 
und  histologischen  Unterschiede  in  der  Flügelform,  dem  Flügelquer- 
schnitt, der  Cuticula  usw.  führten  zur  Sonderung  in  der  Mystax- 
Gruppe,  so  daß  Glaue  dieselbe  in  die  Typen:  Ascaris  felis  und 
Ascaris  canis  teilt. 

Nachdem  vor  kurzem  in  diesem  Blatte  (Bd.  58,  1911,  Heft  6,  p.  567 
u.  568)  über  einen  neuen  Fall  von  Ascaris  mystax  beim  Menschen 
berichtet  werden  konnte,  lag  uns  daran,  die  aus  dieser  Beobachtung 
noch  vorhandenen  Exemplare  daraufhin  zu  untersuchen,  ob  sie  die  von 
Glaue  angegebenen  Merkmale  zeigen  und  somit  in  die  neue  Systematik 
eingegliedert  werden  könnten. 

Es  standen  insgesamt  noch  21  Tiere  zur  Verfügung,  von  denen 
sich  14  als  Männchen  und  6  Stück  als  Weibchen  erwiesen.  Die  große 
Zahl  von  Männchen  gegenüber  den  Weibchen  ist  einigermaßen  auf- 
fallend, da  alle  Autoren  die  relative  Seltenheit  hervorheben  und  bei 
Glaue  sich  sogar  der  Satz  findet:  „Stets  überwiegen  die  Weibchen,  zum 
Teil  fanden  sich  nur  solche  vor." 

Die  Längenmaße  der  einzelnen  Individuen  ergaben  folgende  Zahlen : 


Männcher 

1 

Weibchen 

32    55 

65 

42    95 

4ö   56 

66 

42 

47   56 

70 

68 

50   57 

74 

72 

55   61 

93 

Es  handelte  sich  also  um  relativ  kleine  Exemplare,  da  Glaue  in 
seinen  Beiträgen  zur  Systematik  der  Nematoden  die  Länge  des  S  bei 
Ascaris  canis  auf  120.00  mm,  des  $  auf  220,00  mm.  die  Länge  des 
S  bei  Ascaris  felis  auf  60,00  mm,   die  des  ?  auf  120,00  mm  angibt. 


Schöppler  u.  Krüger,  Zur  Unterecheidungsfrage  von  A.  canis  u.  A.  felis.     145 

Für  die  Dicke  der  einzelnen  Tiere  wollen  wir  von  einer  Angabe  ab- 
sehen, weil  sie  gleichfalls  keine  absolute  Gültigkeit  besitzen  dürfte,  um 
so  weniger,  als  die  Untersuchung  der  Tiere  am  konservierten  Material 
vorgenommen  werden  mußte,  wodurch  eine  Schrumpfung  und  auch  eine 
seitliche  Abplattung  durch  das  Beieinanderliegen  im  Glase  nicht  ver- 
hindert werden  konnte.  Aus  denselben  Gründen  können  auch  keine 
Angaben  über  den  Bau  der  Cuticula  und  ihrer  Schichten  oder  den  der 
Flügel  gemacht  werden.  Die  Ringe  der  Rindenschicht  glichen  aber 
durchaus  denen,  die  Glaue  für  Ascaris  canis  angibt,  und  verweisen 
wir  auf  die  in  der  Zeitschr.  f.  wissensch.  Zool.  Bd.  9.  Fig.  4  B.  p.  564 
daselbst  gegebene  Abbildung. 

Das  Kopfende  der  Tiere  war  durch  die  Konservierung  leicht  ein- 
gerollt, doch  konnte  die  Form  der  Flügel  gut  unterschieden  werden. 
Dabei  ergab  sich,  daß  bei  sämtlichen  Tieren,  Männchen  wie  Weibchen, 
eine  typische  Form  der  Kopfflügel,  wie  sie  Glaue  für  Ascaris  canis 
und  Ascaris  felis  aufstellt,  nicht  festgestellt  werden  konnte,  sondern 
daß  alle  Uebergänge  zwischen  den  Flügelformen,  die  Glaue  für  Ascaris 
canis  und  Ascaris  felis  im  Zool.  Anz.,  Bd.  35,  in  Fig.  lA  und  E, 
p.  748  abgebildet  hat,  vorgefunden  wurden.  Ob  diese  Uebergänge  auch  im 
histologischen  Bau  der  Flügel  wiederkehren,  konnte,  wie  schon  erwähnt, 
nicht  sichergestellt  werden.  Die  Untersuchung  ergab  aber  mit  Bestimmt- 
heit, daß  die  Flügelform  nicht  zur  Unterscheidung  von  Ascaris  canis 
und  A.  felis  dienen  kann. 

Was  nun  das  Körperende  anbelangt,  so  trat  dabei  gleichfalls  ein 
merkwürdiges  und  den  Angaben  Gl  au  es  widersprechendes  Verhalten 
zutage.  Es  zeigten  sämtliche  Weibchen  ein  fast  gerades,  nicht  ein- 
gerolltes, und  ein  nicht  nach  dem  After  eingeknicktes  Körperende,  so 
wie  es  für  Ascaris  canis  angegeben  wird.  Ganz  anders  war  es  bei 
den  Männchen.  Bei  ihnen  war  der  Schwanzteil  stets  mehr  oder  weniger 
eingerollt  und  vor  allem  nach  dem  After  deutlich  eingeknickt.  (Siehe 
Glaue,  Zool.  Anz.  Bd.  35.  1910.  Fig.  5  E.  p.  752.) 

Dieses  äußere  Verhalten  würde  für  Ascaris  felis  sprechen,  wenn 
nicht  Anordnung  und  Zahl  der  Papillen:  4  ventral,  3  dorsal,  gemäß  den 
Angaben  Gl  au  es  die  Tiere  als  Ascaris  canis  erkennen  ließen. 

Daß  diese  Einknickungen  künstlich  hervorgerufen  seien,  können  wir 
nicht  glauben,  da  man  sonst  irgendwelche  starke  Falten  am  Präparat 
bemerken  müßte,  und  diese  dann  auch  bei  den  Weibchen  wahrzunehmen 
gewesen  sein  müßten ,  nachdem  auch  die  Weibchen  aus  dem  Darm- 
traktus  desselben  Individuums  stammten  und  mit  den  Männchen  zu- 
sammen konserviert  wurden. 

Die  Form  der  Spicula  entspricht  gleichfalls  denen  von  Ascaris 
canis. 

Es  handelt  sich  nach  den  vorliegenden  Untersuchungen  in  diesem 
einen  Falle  des  Vorkommens  von  Ascaris  mystax  beim  Menschen 
um  die  Subspecies  A.  canis  Werner. 

Ob  Ascaris  canis  Werner  und  Ascaris  felis  Göze  zwei  scharf 
getrennte  Arten  sind,  ist  zweifelhaft.  Sie  mögen  weit  eher  nur  zwei 
extreme  Formen  einer  und  derselben  Species  darstellen.  Uebrigens 
weist  Glaue  selbst  in  einer  seiner  Arbeiten  (Zool.  Anz.  Bd.  35.  1910. 
p.  756/57)  darauf  hin,  daß  die  verschiedenen  Formen  der  Mystax- 
Gruppe  überhaupt  noch  nicht  scharf  genug  geschieden  sind  und  zweifel- 
los Uebergänge  vorhanden  sind. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  1/2.  10 


146  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Literatur. 

Glaue,  H.,  Zur  Unterscheidung  von  Ascaris  felis  (Ascaris  canis  s.  mystax). 
(Zool.  Anz.  Bd.  33.  1909.) 

— ,  Beiträge  zur  Systematik  der  Nematoden.    (Zool.  Anz.  Bd.  35.  1910.) 

— ,  Beiträge  zu  einer  Monographie  der  Nematodenspecies  Ascaris  felis  und  Ascaris 
canis.     (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  Bd.  95.  1910.) 

Kitt,  Th.,  Lehrbuch  d.  patholog.  Anatomie  d.  Haussäugetiere.  Bd.  2.  2.  Aufl.  Stutt- 
gart 1901. 

Peiper,  E.,  Nematodes,  Fadenwürmer.  (Die  Deutsche  Klinik  am  Eingange  d.  20. 
Jahrhund.  Bd.  2.  Berlin-Wien  1903.) 

8chöppler,  H.,  lieber  das  Vorkommen  von  Ascaris  mystax  R.  beim  Menschen, 
nebst  einem  kasuistischen  Beitrage.     (Wien.  klin.  Rundsch.  1908.) 

— ,  lieber  Ascaris  mystax  R.  beim  Menschen.  (Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  58.  1911.) 


Ifachdruck  verboten. 

Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  normalen  und 
im  allergischen  Organismus  0- 

[Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium   des  k.  und  k.  Militärsanitäts- 
komitees in  Wien.j 

Von  Priv.-Doz.  Dr.  R.  Doerr  und  R.  Pick. 

Mit  2  Figuren. 

Die  anaphylaktischen  Krankheitserscheinungen,  speziell  der  experi- 
mentelle Shock,  sind  zweifellos  Immunitätsphänomene,  deren  letzte  Ur- 
sache nur  in  einer  Reaktion  zwischen  Eiweißantigenen  und  ihren  Anti- 
körpern gesucht  werden  kann.  Daß  diese  Reaktion  zur  Noxe  für  den 
Tierkörper  wird,  in  welchem  sie  abläuft,  erklärt  man  nach  der  allgemein 
herrschenden  Ansicht  so,  daß  bei  der  gegenseitigen  Einwirkung  von 
Antigen  und  Antikörper  (Ambozeptor  +  Komplement)  neue  giftige  Sub- 
stanzen entstehen,  die  eine  akute  Intoxikation  des  Organismus  be- 
wirken. Ob  der  anaphylaktische  Symptomenkomplex  nur  als  Vergiftung 
im  engeren  Sinne  gedeutet  werden  kann,  und  ob  nicht  auch  andere 
Möglichkeiten  bestehen,  wurde  fast  gar  nicht  in  Diskussion  gezogen, 
obzwar  schon  das  vorliegende  Tatsachenmaterial  ausreichte,  um  Bedenken 
gegen  die  Richtigkeit  einer  aprioristischen  Auffassung  zu  erwecken. 
Man  erhob  vielmehr  die  Idee  der  Vergiftung  zum  leitenden  Prinzip  einer 
Arbeitsrichtung,  deren  Bestreben  darin  gipfelte,  das  „anaphylaktische 
Gift"  in  vitro  aus  jenen  Komponenten  darzustellen,  die  für  seine  hypo- 
thetische Bildung  im  lebenden  Tiere  in  Betracht  kommen,  und  suchte 
auf  diesem  Wege  zu  bestimmten  Vorstellungen  über  seine  chemischen 
Charaktere,  über  seine  Matrix  und  den  Mechanismus  seiner  Entstehung 
zu  gelangen. 

Als  Resultat  der  ungemein  extensiven  Bearbeitung  dieses  Problems 
ergab  sich  der  Schluß,  daß  das  „anaphylaktische  Gift"  als  ein  pepton- 
artiges  Eiweißderivat  anzusehen  sei,  welches  aus  der  fermentativen  Zer- 
legung nativer  ungiftiger  Proteine  in  der  Blutbahn  oder  in  den  Geweben 
hervorgeht,  ein  Prozeß,  den  man  mit  dem  Schlagworte  der  parente- 
ralen Verdauung  bezeichnet  hat.    Da  nun  die  Anaphylaxie  auf  einer 

1)  Ausgeführt  mit  teilweiser  Benützung  der  Mittel  der  Tr e n kl e- Stiftung  für  das 
Jahr  1911. 


Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  Organismus.       147 

Reaktion  zwischen  Eiweißantigen  und  Antikörper  beruhen  muß,  so  folgerte 
man  weiter,  daß  eben  diese  Reaktion  als  peptischer  Abbau  verläuft,  der 
hochgiftige  intermediäre  Spaltprodukte  liefert;  die  Rolle  des  verdauenden 
Fermentes  schrieb  man  dem  Komplement  zu.  Diese  Thesen  halten  die 
meisten  Autoren,  welche  in  der  letzten  Zeit  zur  Erforschung  der  Eiweiß- 
allergie beigetragen  haben,  für  sichergestellt  (Friedemann,  Fried- 
berger,  Biedl,  Kraus,  H.Pfeiffer,  Weichardt,  Schitten- 
helm,  Vaughan  u.  v.  a.)  und  die  bestehenden  Divergenzen  betreffen 
relativ  unwesentliche  Details.  In  Anbetracht  dieser  prinzipiellen  Ueber- 
einstimmung  muß  es  um  so  mehr  befremden,  daß  gerade  die  wichtigste 
Frage,  die  sich  als  nächste  Konsequenz  aus  der  Theorie  der  parenteralen 
Eiweißverdauung  ergibt,  noch  als  ungelöst  zu  betrachten  ist,  die  Frage 
nämlich,  welcher  Eiweißkörper  durch  seinen  Zerfall  zur  Quelle  des  „ana- 
phylaktischen  Giftes"  wird. 

Kehrt  man  zum  Ausgangspunkt  der  Anaphylaxieforschung  zurück, 
zum  aktiv  anaphylaktischen  Experiment,  so  existieren  in  diesem  Falle, 
wie  ohne  weiteres  klar,  überhaupt  nur  zwei  Eiweißarten,  in  denen  wir 
die  Matrix  des  supponierten  toxischen  Abbauproduktes  suchen  können ; 
das  eigene  Eiweiß  des  Versuchstieres  oder  das  reinjizierte,  den  Shock 
auslösende,  blutfremde  Eiweißantigen. 

Die  erste  der  beiden  Möglichkeiten  soll  uns  hier  nicht  weiter  be- 
schäftigen ;  Versuche,  die  sich  in  mehrfacher  Richtung  bewegten,  werden 
an  anderer  Stelle  Gelegenheit  geben,  dieser  Spezialfrage  näherzutreten 
und  zu  erörtern,  ob  das  eigene  Körpereiweiß  beim  Ablauf  von  Antigen- 
Antikörperreaktionen  pathogene  Funktionen  erwerben  kann  und  ob  dieser 
Prozeß  als  Abbau  zu  toxischen  Derivaten  infolge  von  Komplementwirkung, 
als  parenterale  Verdauung   durch   das  Komplement  erklärt  werden  darf. 

Die  Wahrscheinlichkeit,  daß  sich  eventuelle  fermentative  Fähigkeiten 
komplexer  Antikörper  (Ambozeptoren  und  Komplemente)  gegen  das 
Eiweiß  kehren,  an  dem  sie  selbst  haften,  wenn  sie  mit  einem  Antigen 
abreagieren  können,  ist  übrigens  nur  gering.  Viel  natürlicher  ist  es, 
wenn  man  schon  an  der  parenteralen  Verdauungstheorie  festhält,  die 
Giftquelle  im  Abbau  des  Antigens  zu  suchen;  ist  es  ja  doch  das  Antigen, 
welches  bei  der  Hämo-  und  Bakteriolyse,  also  bei  der  Beeinflussung  durch 
Ambozeptor  und  Komplement,  sinnfällige  und  tiefgreifende  Veränderungen 
erleidet,  wenn  freilich  auch  keine  Berechtigung  besteht,  dieselben  als 
Verdauung,  als  chemischen  Abbau  zu  qualifizieren.  Die  Vorgänge  bei 
der  Cytolyse  gaben  bekanntlich  auch  die  Veranlassung,  die  Entstehung 
des  wirksamen  Giftes  bei  der  Anaphylaxie  gegen  Erythrocyten  und  Bak- 
terien durch  einfache  Auflösung  dieser  Zellen  und  das  Freiwerden  prä- 
formierter Endotoxine  erfolgen  zu  lassen  (R.  Pfeiffer,  Wolff- 
Eisner,  Weichardt  u.  a.).  Mit  der  Entdeckung  der  Allergie  gegen 
gelöste,  primär  ungiftige  Eiweißkörper  (artfremdes  Serum)  mußte  diese 
Vorstellung  fallen;  man  nahm  daher  an,  daß  das  Gift  nicht  vorgebildet 
sei,  sondern  neu  entsteht,  ließ  es  aber  nach  wie  vor  aus  dem  Antigen 
hervorgehen,  und  zwar  auch  im  Falle  zelliger  Antigene  nicht  durch  bloße 
Lyse,  sondern,  wie  schon  erwähnt,  durch  chemische  Zersetzung  infolge 
verdauender  Einflüsse  des  Komplements, 

Das  anaphylaktische  Gift  als  Antigenderivat  ist  auch  heute  noch  die 
dominierende  Hypothese;  sie  wird  in  ihrer  reinsten  Form  von  Fried- 
berger  vertreten,  der  sich  ja  mit  der  vitro-Darstellung  der  „Anaphyla- 
toxine"  am  meisten  beschäftigt  hat,  fand  aber  auch  mit  gewissen  Modifi- 
kationen Anhänger  in  Neufeld,  Dold,  Vaughan  u.  a. 

10* 


148  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Ist  das  Antigen  tatsächlich  die  Quelle  des  vermeintlichen  Giftes,  so 
müßten  zwei  unmittelbare  Folgerungen  zutreffen,  welche  sich  aus  dieser 
Prämisse  ergeben : 

1)  Eingespritztes  Antigen  müßte  im  anaphylaktischen  Shock  bei 
allen  Tierarten  rascher  abgebaut  werden,  daher  schneller  verschwinden, 
als  bei  normalen  Kontrollen  gleicher  Art. 

2)  Die  verschiedene  Intensität,  mit  welcher  differente  Tierspecies 
auf  wiederholte  Zufuhr  desselben  Eiweißantigens  reagieren,  könnte  nur 
aufgefaßt  werden  als  eine  verschiedene  Empfindlichkeit  gegen  das  „ana- 
ph)iaktische  Gift",  wie  das  von  Seite  Friedbergers  auch  geschah. 
Danach  wäre  das  hochempfindliche  Meerschweinchen  so  beschaffen,  daß 
geringe  Dosen  Gift,  die  durch  den  Abbau  minimaler  Antigenquantitäten 
geliefert  werden,  schon  schwere  Störungen  und  Exitus  bedingen,  während 
das  viel  resistentere  Kaninchen  auch  bei  Berücksichtigung  des  Körper- 
gewichtes ungleich  größere  Giftmengen  benötigt,  um  schwer  geschädigt 
zu  werden,  Giftmengen,  die  nur  aus  dem  Umsatz  größerer  Antigendosen 
hervorgehen  könnten,  konform  der  Tatsache,  daß  man  bei  solchen  gegen 
Anaphylaxie  wenig  empfindlichen  Tieren  viel  Antigen  reinjizieren  muß, 
um  bei  der  Probe  schwere  Symptome  zu  erzielen,  während  beim  hyper- 
sensiblen Meerschweinchen  Milligramme  von  spezifischem  Eiweiß  genügen, 
um  Exitus  in  wenigen  Minuten  zu  erzeugen.  Vom  Standpunkte  der  Hypo- 
these einer  Vergiftung  durch  Antigenderivate  ließe  sich  also  bei  ausge- 
prägtem Shock  wenig  empfindlicher  Tiere  ein  besonders  intensiver  Antigen- 
abbau  erwarten,  der  im  raschen  Verschwinden  des  Antigens  gegenüber 
nicht  vorbehandelten  Tieren  gleicher  Art  seinen  Ausdruck  finden  müßte. 

Damit  beschäftigen  sich  die  vorliegenden  Untersuchungen,  die  zum 
Teil  allerdings  bereits  bekannte  Verhältnisse  streifen,  die  aber  hier  doch 
in  anderem  Zusammenhang  betrachtet  werden  und  zu  neuen  Ergebnissen 
führten,  was  ihre  Mitteilung  rechtfertigen  mag. 

Es  wurde  allergischen  Kaninchen  und  Meerschweinchen  sowie  gleich 
schweren  unvorbehandelten  Kontrollen  Pferdeserum  injiziert,  und  zwar 
nicht  normales,  sondern  Choleraagglutinin.  In  verschiedenen  Zeitinter- 
vallen wurden  Aderlässe  ausgeführt  und  in  den  abgeschiedenen  Sera 
bestimmt: 

a)  Der  Gehalt  an  Pferdeeiweiß  (präzipitabler  Substanz)  mit  Hilfe 
präzipitierender  Antipferdesera  von  Kaninchen. 

Auf  die  direkte  Bestimmung  des  anaphylaktischen  Antigens  durch 
Prüfung  der  sensibilisierenden  Fähigkeit  der  einzelnen  Aderlaßsera  fiir 
resp.  gegen  Pferdeeiweiß  wurde  verzichtet,  da  hier  besondere,  kompli- 
zierte Verhältnisse  zu  obwalten  scheinen,  die  den  Rückschluß  auf  vor- 
handene Antigenreste  erschweren  (vgl.  die  Arbeiten  von  Benjamin  und 
Witzinger).  Außerdem  besteht  ja  heute  kein  Zweifel  mehr,  daß 
präzipitable  Substanz  und  Anaphylaktogen  identisch  sind;  wenn  auch 
diese  beiden  Funktionen  des  Eiweißantigens  durch  verschiedene  Methoden 
nachgewiesen  werden,  so  ist  es  daher  doch  zulässig,  sich  zu  ver- 
gleichenden Messungen  über  anaphylaktisches  Antigen  der  Präzipi- 
tation zu  bedienen. 

Es  wurde  nur  das  Verschwinden  der  präzipitablen  Substanz  aus  dem 
kreisenden  Blute  studiert,  trotzdem  wir  durch  Lukhardt  und  Becht, 
Vaughan,  Cumming  und  McGlumphy  wissen,  daß  Eiweißantigene 
sehr  bald  nach  der  Zufuhr  in  die  Gewebe  übertreten  und  dort  nach- 
weisbar werden,  daß  daher  das  Manko  in  der  Zirkulation  nicht  ohne 
weiteres   als  Verbrauch   zu   deuten   ist.     Hier  kam  es  aber  nur  auf  den 


Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  Organismus.      ]49 

Vergleich  zwischen  normalem  und  allergischem  Tier  an,  und  es  ist  klar, 
daß  jede  Differenz  des  Abbaues  sich  in  der  auf  das  Blut  entfallenden 
Antigenquote  widerspiegeln  mußte. 

Ferner  sei  ausdrücklich  betont,  daß  wir  aus  den  gewonnenen  Resul- 
taten nur  den  Schluß  zogen,  daß  erhaltene  präzipitable  Sub- 
stanz gegen  den  Abbau  von  Antigen  spricht,  daß  aber  aus 
dem  Minus  an  präzipitabler  Substanz  keine  weitere  Folgerung  hin- 
sichtlich seiner  Gründe  abgeleitet  wurde. 

b)  Zweitens  wurde  bei  jedem  Aderlaßserum  austitriert  die  aggluti- 
nierende Fähigkeit  für  Choleravibrionen.  Nach  der  Ansicht  zahlreicher 
Autoren  stehen  die  Immunkörper,  speziell  die  am  häufigsten  untersuchten 
Agglutinine,  mit  der  präzipitablen  Substanz  der  Sera,  in  denen  sie  vor- 
kommen, in  engstem  Verbände,  oder  sind  sogar  mit  bestimmten  Anteilen 
der  letzteren  identisch ;  es  war  daher  zu  erwarten,  daß  die  parallele  Be- 
stimmung von  Agglutinin  und  präzipitablem  Eiweiß  im  kreisenden  Blute 
normaler  und  allergischer  Tiere,  denen  man  heterologes  agglutinierendes 
Serum  injiziert  hatte,  neue  Beiträge  zu  dieser  Frage  liefern  würde.  Bevor 
wir  auf  die  in  dieser  Richtung  erzielten  Ergebnisse  eingehen  und  sie 
einer  Diskussion  unterziehen,  seien  die  Versuche  in  extenso  wieder- 
gegeben. 

In  technischer  Hinsicht  sei  nur  bemerkt,  daß  wir  bestrebt  waren, 
innerhalb  jedes  Versuches  den  agglutinierenden  Titer  des  Immunserums 
und  den  Gehalt  an  präzipitablem  Eiweiß  (gemessen  nach  der  Uhlen- 
huth sehen  Methode)  von  vornherein  möglichst  gleich  zu  machen.  Wurde 
also  z.  B.  ein  Pferdeserum  gewählt,  welches  in  der  Menge  von  0,5  mg 
Choleravibrionen  gerade  noch  agglutinierte,  so  wurde  zur  Messung  des 
präzipitablen  Eiweißantigens  ein  Antipferdeserum  vom  Kaninchen  benützt, 
welches  annähernd  gerade  noch  eine  Lösung  von  0,5  mg  dieses  Pferde- 
serums präzipitierte.  Durch  diese  Maßnahme  war  der  Gehalt  an  präzi- 
pitabler Substanz  und  Agglutinin  bei  Beginn  der  einzelnen  Reihen- 
experimente gleich  gesetzt,  natürlich  rein  willkürlich,  durch  Benützung 
von  Pferdepräzipitinen  einer  bestimmten  Wirkungsgrenze. 

A.  Kaninchen. 
I. 
Kaninchen   No.   336   und   No.  152   hatten   das   gleiche   Körpergewicht    (4500  g). 
No.  152  war  normal,  No.  336  mit  Pferdeserum  vorbehandelt,  und  zwar  nach  folgendem 
Schema : 

16.  Dez.  1910  5,0  Normalpferdeserum  intravenös 
19.     „        „     2,0 
22.     „        „     2,0 
Am  15.  Jan.,  also  24  Tage  nach  dem  bei  No.  336  die  letzte  Antigeninjektion  ausgeführt 
worden  war,   erhielten  beide  Tiere  eine  intravenöse  Einspritzung  von  je  5,0  ccm  agglu- 
tinierenden Choleraserums  vom  Pferde.    Dieses  Choleraserum   agglutinierte  in  der  Ver- 
dünnung von  1 :  6400  Choleravibrionen  (Stamm  Petersburg)  eben  noch  komplett. 

In  regelmäßigen  Intervallen  nach  diesem  Eingriff  wurden  aus  der  Ohrvene  je 
20  ccm  Blut  entnommen,  und  zwar  gemäß  der  nebenstehenden  Tabelle: 

1.  Aderlaß  nach      5  Minuten  (konnte  bei  No.  336  nicht  ausgeführt  werden) 


2. 

jy 

,         1  Stunde 

3. 

,j 

,         6  Stunden 

4. 

,       12 

5. 

,       ^4 

6. 

,       48        „ 

7. 

,       96 

8. 

,      144        „ 

Der  erste  Aderlaß  war  bei  No.  336,  dem  gegen  Pferdeserum  allergischen  Kaninchen, 
nicht  zu  bewerkstelligen,  da  trotz  aller  Bemühungen  aus  der  durchtrennten  Ohrvene  nur 
wenige  Tropfen  abflössen.    Das  Tier  hatte  nach  der  Injektion  von  5,0  agglutinierenden 


150  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Pferdeserums  einen  intensiven  Shock  bekommen,  litt  an  intensiver  Dyspnoe,  lag 
somnolent  am  Bauche,  und  die  Unmöglichkeit,  aus  dem  anämischen  Löffel  Blut  abzu- 
zapfen, war  wohl  auf  den  gesunkenen  Blutdruck  infolge  der  Erweiterung  der  Gefäße  der 
Baucheingeweide  zu  beziehen.  Nach  einer  Stunde  hatte  sich  das  Kaninchen  etwas, 
wenn  auch  nicht  vollständig,  erholt  und  der  zweite  Aderlaß  gelang  nach  vorheriger 
Hyperämisierung  des  Löffels  durch  Abreiben  mit  Xylol. 

Das  von  jedem  Aderlaß  gewonnene  Serum  wurde  in  der  Weise  verarbeitet,  daß 
Verdünnungen  desselben  mit  NaCl  hergestellt  und  in  einer  Serie  je  0,5  ccm  jeder  Ver- 
dünnung mit  0,5  ccm  einer  Aufschwemmung  von  Choleravibrionen  (1  Agarkultur  in 
10  ccm)  vermengt  wurde.    Ablesung  nach  2  Stunden  bei  37"  C. 

In  einer  zweiten  Serie  wurde  je  0,5  ccm  derselben  Verdünnungen  mit  0,5  ccm 
NaCl  gemischt  und  dann  0,1  ccm  eines  Antipferdeserums  vom  Kaninchen  (No.  26) 
hinzugesetzt,  welches  gerade  in  einer  6400-facnen  Verdünnung  des  agglutinierenden 
Pferdeserums  einen  Niederschlag  erzeugte. 

+  +  +  +  bedeutet  bei  der  Agglutination  komplette  Ausfällung  der  Bakterien  mit 
völliger  Klärung  der  überstehenden  Flüssigkeit,  bei  der  Präzipitation  starken  Nieder- 
schlag ; 

+  -f  +  bei  der  Agglutination  Ausfällung  mit  leichter  Trübung  der  Flüssigkeit,  bei 
der  Präzipitation  spärlicheren  Niederschlag; 

-|-+  bei  der  Agglutination  Ausfällung  mit  starker  fortbestehender  Trübung,  bei 
der  Präzipitation  Bildung  grober,  mit  freiem  Auge  sichtbarer  Flocken; 

+  Spur  Agglutination,  feinste,  nur  mit  der  Lupe  wahrzunehmende  Flöckchen. 

1.  Aderlaß  (5  Minuten). 


Kaninchen  336  (allergisch) 

Kaninchen  152 

(normal) 

[ünnung 

'      Präzipitables  Eiweiß 

Agglutinin 

Präzipitables  Eiweiß 

Agglutinin 

20 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

100 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

200 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

300 

+  +  + 

+  +  + 

400 

+  + 

+  + 

500 

0 

0 

600 

0 

0 

2.  Ad 

erlaß  (1  Stunde). 

20 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

40 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

80 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

100 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

120 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

140 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

180 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  +  + 

200 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

220 

+  + 

+  + 

+  + 

+  + 

240 

+  + 

+  + 

+  + 

+  + 

260 

+  + 

+  + 

+  + 

+  + 

280 

+ 

+  + 

+  + 

+  + 

300 

e 

+ 

+  + 

+  + 

400 

e 

e 

e 

0 

600 

e 

e 

0 

0 

S.  Ad 

erlaß  (6  Stunden). 

40 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

80 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

100 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

120 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  +  + 

+  +  + 

140 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

180 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

200 

+  + 

+  + 

++ 

+  + 

220 

+ 

+ 

+  + 

+  + 

240 

e 

+ 

+ 

+ 

280 

0 

e 

0 

0 

300 

0 

e 

0 

0 

Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  Organismus.       151 


4.  Aderlaß  (12  Stunden). 


Verdünnung 

Kaninchen  336  (allergisch) 

Kaninchen  152 

(normal 

Präzipitables  Eiweiß 

Agglutinin 

Präzipitables  Eiweiß 

Agglutinin 

20 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

40 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

60 

+  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

80 

+ 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

100 

0 

+  +  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

120 

e 

+  + 

+  + 

+  +  + 

140 

e 

+ 

+ 

+  + 

180 

e 

+ 

0 

+ 

200 

e 

0 

0 

0 

5. 

Ad 

erlaß  (24  Stunden). 

20 

+  +  +  + 

+  +  +  4 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

40 

+  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

60 

e 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

80 

e 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

100 

e 

+  + 

+  + 

+  + 

120 

e 

0 

0 

+  + 

140 

e 

0 

0 

+ 

160 

e 

0 

0 

+ 

180 

0 

0 

0 

+ 

200 

e 

0 

0 

0 

6. 

Ad 

erlaß  (48  Stunden). 

10 

+  + 

+  +  +  + 

+  +  + 

+  +  +  + 

20 

+ 

+  +  +  + 

+  +  + 

+  +  +  + 

40 

0 

+  + 

+  + 

+  +  + 

60 

e 

+ 

+ 

+  +  + 

80 

0 

0 

+ 

+  + 

100 

e 

0 

0 

0 

7. 

Ad 

erlaß  (96  Stunden). 

2 

e 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

4 

e 

+  +  + 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

6 

e 

+ 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

8 

e 

0 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

10 

e 

0 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

20 

0 

0 

+  +  +  + 

+  +  +  + 

28 

e 

0 

+  +  +  + 

+  +  + 

32 

0 

0 

+  + 

+  + 

36 

e 

0 

+ 

+ 

40 

0 

0 

0 

+ 

44 

0 

0 

0 

0 

8. 

Ad 

erlaß  (144  Stunden). 

2 

0 

+ 

+  +  +  + 

+  +  + 

4 

0 

0 

+  +  +  + 

+  + 

6 

0 

0 

+  +  +  + 

+ 

8 

0 

0 

+  +  +  + 

+ 

10 

0 

0 

+  +  +  + 

0 

20 

0 

0 

+  +  +  + 

0 

30 

0 

0 

+ 

0 

40 

0 

0 

0 

0 

Trägt  man  die  Zeit  als  Abszisse  auf,  die  erhaltenen  Werte  als  Ordinaten,  wobei 
es  sich  empfiehlt,  der  Sicherheit  halber  den  Reaktionsausfall  ++  und  nicht  +  als 
Grenze  zu  betrachten,  so  werden  die  Verhältnisse  übersichtlich,  wie  die  graphische  Dar- 
stellung in  Fig.  1  lehrt.  Die  ausgezogenen  Linien  entsprechen  dem  normalen  Kanin- 
chen 152,  die  gestrichelten  dem  allergischen  No.  336,  die  dickeren  Linien  zeigen  bei 
beiden  Tieren  das  Verhalten  des  präzipitablen  Pferdeeiweißes,  die  dünnen  markieren 
das  Verschwinden  des  Agglutinins. 


152 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 






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äSS 

3« 

3«a 

MO 

340 

320 

320 

300 

300 

230 

\ 

280 

260 

V'A 

260 

240 

240 

- 

220 

\ 

SO 

o 

200 

\\ 

200 

t- 

180 
160 

180 
162 
140 

i20 
100 

\ 

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120 
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80 

60 

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80 
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.  i::L. 

0                |i: 

1 24                     1 36                     1  4«                    1  60                     1  72 

1  84                   1  96                   1 108                  [  120                 |  132          144 

Fig.  1. 

II. 

Ein  ganz  analoges  Resultat  ergab  ein  zweiter,  unter  ähnlichen  Verhältnissen  aus- 
geführter Versuch  an  den  Kaninchen  439  und  492. 

492  war  normal;  439  bekam  am  10.,  13.  und  16.  April  1911  je  2,0  Normalpferde- 
eerum  intravenös. 

Am  17.  Mai  wurde  beiden  Tieren  je  10  ccm  agglutinierendes  Choleraserum  vom 
Pferde  in  eine  Ohrvene  injiziert,  worauf  439  mit  heftigem  Shock,  Dyspnoe,  Kotabgang, 
Urinentleerung  reagierte  und  aus  der  Ohrvene  nach  5  Minuten  kein  Blut  gab.  Wie  im 
ersten  Versuche  glückte  dies  erst  nach  1  Stunde. 

Das  eingespritzte  Choleraagglutinin  hatte  folgenden  Titer: 


Verdünnung : 

200 

+  +  +  + 

800 

+  +  +  + 

1600 

+  +  +  + 

3  200 

+  +  + 

6400 

+ 

12  800 

e 

Das  zum  Nachweis  des  präzipitablen  Pferdeeiweißes  benützte  Antipferdeserum 
(von  Kaninchen  442)  reagierte  mit  diesem  agglutinierenden  Serum  etwas  stärker: 

200  +  +  +  + 

400  +  +  +  + 

800  +  +  +  + 

1600  +  +  +  + 

3  200  +  +  + 

6  400  + 

12  800  Trübung 

25  600  e 
80  daß  hier  die  Maßmethode  des  Agglutinins  auf  die  der  präzipitablen  Substanz  weniger 
scharf  eingestellt  war. 

Die  Resultate  lassen  sich  an  der  Hand  der  ausführlichen  Wiedergabe  des  1.  Ver- 
suches aus  der  Fig.  2  ohne  weiteres  ablesen. 

Wie  man  sieht,  differieren  die  Kurven  für  präzipitables  Pferdeeiweiß 
bei  allergischen  und  normalen  Kaninchen  speziell  in  den  ersten  Tagen 
nur  wenig,  trotzdem  die  allergischen  Tiere  einen  intensiven  Shock  erlitten 
hatten  und  einer  relativ  unempfänglichen  Species  angehören,  so  daß  man 
einen  besonders  hochgradigen  Abbau  von  Antigen  zu  anaphylaktischem 
Gift,  ein  Abstürzen  ihrer  Eiweißlinie  zur  Abszisse  annehmen  sollte.     Die 


Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  Organismus.       153 


Unterschiede  markieren  sich 
erst  im  weiteren  Verlaufe 
deutlicher;  insbesondere 
verschwindet  das  präzipi- 
table  Eiweiß  um  den  3.  Tag 
aus  dem  anaphylaktischen 
Organismus,  während  es  im 
normalen  bis  zum  9.  Tag 
nachweisbar  bleibt,  was 
wohl  auf  die  früher  ein- 
setzende Bildung  des  Anti- 
körpers gegen  Pferdeeiweiß 
zu  beziehen  ist,  der  mit 
dem  noch  kreisenden  Anti- 
gen abreagiert.  Daß  alle 
Antigene,  wenn  sie  mit 
ihren  Antikörpern  reagie- 
ren, partiell  oder  total  ver- 
schwinden, d.  h.  den  Anti- 
gencharakter  verlieren,  ist 
ja  beknnnt,  ohne  daß  man 
über  den  Grund  im  klaren 
wäre:  Ob  es  sich  um  eine 
Synthese,  einen  Abbau,  eine 
elektrische  Entladung  han- 
delt, ist  derzeit  ungewiß. 

Man  könnte  sich  nun 
sagen,  die  anaphylaktischen 
Vorgänge  beruhen  doch  auf 
Antigen  -Antikörperreaktio- 
nen, es  muß  daher  im  Shock 
Antigen  verschwinden,  da 
es  auf  Antikörper  stoßen 
muß,  wenn  auch  dieses  Ver- 
schwinden kein  Abbau  im 
allgemeinen  und  kein  pep- 
tischer  im  besonderen  ist. 
Das  ist  natürlich  richtig 
und  dementsprechend  hal.- 
ten  sich  auch  die  Werte  bei 
den  allergischen  Kaninchen 
schon  in  den  ersten  Stunden 
etwas  unter  den  beim  nor- 
malen Tiere  ermittelten. 
Man  hat  es  aber  in  der 
Hand,  dieses  stärkere  Ver- 
schwinden von  Antigen 
beim  allergischen  Tiere  ein- 
zuschränken, wenn  man  ihm 

das  Antigen  in  einer  Periode  injiziert,  in  welcher  das  Blut  keinen  Eiweiß- 
antikörper enthält,  die  aktive  üeberempfindlichkeit  aber  fortbesteht.  Das 
geschah  in  den  vorliegenden  Versuchen,  in  denen  die  Einspritzung  von 
(agglutinierendem)  Pferdeserum   erst  ausgeführt  wurde,   wenn   aus   dem 


154  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Serum  der  allergischen  Kaninchen  jede  Spur  von  Pferdepräzipitin  ver- 
schwunden war.  Man  kann  dann  intensiven  Shock  hervorrufen,  trotzdem 
ein  so  geringes  Plus  an  Eiweißantigen  im  Vergleich  zur  Norm  ver- 
schwindet, daß  ein  Umsatz  zu  größeren  Giftmengen  unwahrscheinlich  wird. 
Noch  eindeutiger  sind  die  Versuche  am  Meerschweinchen  (s.  weiter  unten). 

Was  das  Verhalten  der  Choleraagglutinine  zur  präzipitablen  Substanz 
des  Pferdeserums  anbelangt,  so  wäre  darüber  folgendes  zu  bemerken : 

Landsteiner  und  Präsek  haben  in  sehr  exakter  Art  nach- 
gewiesen, daß  die  normalen  Hämagglutinine  als  präzipitable  Substanzen, 
also  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  als  Eiweißkörper  anzusehen  sind.  Sie 
reinigten  Agglutininlösungen  (Rinderserum)  durch  Adsorption  mit  agglu- 
tinablen  Erythrocyten,  Waschen  der  letzteren  auf  der  Zentrifuge,  Auf- 
spalten der  Blutkörperchen-Agglutininverbindung  durch  Erwärmen  auf 
46— 48*^  und  Entfernung  der  Erythrocyten;  durch  zweimalige  Vornahme 
dieses  Prozesses  resultierten  im  immunchemischen  Sinne  völlig  reine 
Agglutininlösungen,  aus  welchen  das  Agglutinin  und 
gleichzeitig  mit  ihm  die  präzipitable  Substanz  (Rinder- 
eiweiß) durch  Pferdeery throcyten  vollständig  und  spezi- 
fisch adsorbiert  wurde. 

Ueber  Bakterienimmunagglutinine  liegen  Untersuchungen  von  Kraus 
und  Pfibram,  v.  Eisler  und  Tsuru,  Landsteiner  und  Präsek 
vor,  denen  zufolge  beim  Ausflocken  verdünnter  Agglutinine  dieser  Kate- 
gorie durch  ein  entsprechendes  Präzipitin  die  Agglutinine  unwirksam, 
also  nicht  nur  passiv  mitgerissen  werden,  sondern  in  die  Reaktion  ebenso 
wie  die  präzipitable  Substanz  eingehen.  Der  Versuch  gelingt  aber  nach 
den  übereinstimmenden  Erfahrungen  der  genannten  Autoren  nicht  immer; 
verschiedene  Präzipitinsera  beeinflußten,  selbst  wenn  sie  den  gleichen 
Titer  hatten,  die  agglutinierende  Wirkung  desselben  Immunserums  ver- 
schieden, das  eine  brachte  sie  zum  Verschwinden,  ein  zweites  schwächte 
sie  ab,  ein  drittes  hatte  keine  Aenderung  oder  gar  eine  Verstärkung  zur 
Folge.  Trotz  dieser  Inkonstanz  der  Fällbarkeit  der  Bakterienimmun- 
agglutinine mit  dem  präzipitablen  Eiweiß  des  betreifenden  Immunserums 
halten  Landsteiner  und  Präsek  doch  auch  hier  die  Identität  beider 
Stoffe  für  höchstwahrscheinlich  und  nehmen,  um  den  ungleichen  Ausfall 
der  eben  erwähnten  Versuche  zu  erklären,  an,  daß  in  jedem  Serum  ver- 
schiedene präzipitable  Substanzen  vorhanden  sind,  auf  welche  verschiedene 
Präzipitinsera  auch  bei  gleichem  Titer  nicht  in  gleicher  Weise  einwirken; 
es  wäre  dann  verständlich,  warum  das  Agglutinin  durch  ein  bestimmtes 
Präzipitin  ausgeflockt  wird,  durch  ein  anderes  nicht,  umsomehr  als 
Land  Steiner  und  Präsek  durch  ihre  Methode  der  gereinigten  Agglu- 
tininlösungen nachwiesen,  daß  das  ganze  in  einem  Serum  enthaltene 
Typhusagglutinin  nicht  mehr  als  Vso  des  Gesamtgehaltes  des  Serums  an 
präzipitabler  Substanz  betrug. 

Land  Steiner  und  Präsek  beschäftigen  sich  auch  mit  den  ver- 
schiedenen Einwänden,  welche  gegen  die  Eiweißnatur  der  Immunstoffe 
bisher  vorgebracht  wurden,  und  finden,  daß  denselben  keine  genügende 
Beweiskraft  zugesprochen  werden  kann.  Sie  gehen  dabei  auf  eine  von 
Römer  und  Much  beobachtete  Erscheinung  ein,  die  uns  hier  besonders 
interessiert,  daß  nämlich  bei  gewissen  Formen  der  passiven  Immunisierung 
der  injizierte  Immunkörper  nachweisbar  bleibt,  während  die  präzipitable 
Substanz  des  injizierten  Serums  zu  verschwinden  scheint. 

Um  dieses  Phänomen  zu  erklären,  ziehen  sie  ihre  eigenen  vitro- 
Experimente  heran,  welche  zeigen,  daß  durch  Erwärmen  einer  Mischung 


Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Irumunsera  im  Organismus.       155 

von  agglutinierendem  Pferdeserum  (Bakterienimmunagglutinin  für  Typhus- 
bacillen)  und  fremdartigem  Blutserum  (vom  Kaninchen  oder  Hammel) 
das  Agglutinationsvermögeu  erhalten  bleibt,  während  die  Fällbarkeit  des 
Pferdeeiweißes  durch  ein  korrespondierendes  Präzipitin  abnimmt.  Da 
Kontrollen  ergaben,  daß  weder  das  Erwärmen,  noch  der  Zusatz  des 
fremdartigen  Serums  allein  die  Abnahme  der  Präzipitabilität  verschuldet, 
so  denken  sie  sich  den  Vorgang  so,  daß  sich  beim  Erwärmen  des  Serum- 
gemisches die  Eiweißteilchen  beider  Komponenten  zu  größeren  Komplexen 
aneinanderlagern,  wodurch  die  Präzipitinwirkung,  die  auf  ein  Eiweiß 
bestimmter  Art  eingestellt  ist,  eine  Störung  erfährt,  während  die  Agglu- 
tininwirkung  des  einen  Eiweißes  erhalten  bleibt.  Aehnliche  Verände- 
rungen könnten  sich  auch  im  Tierkörper  nach  Injektion  heterologer 
Immunsera  vollziehen,  was  allerdings  erst  experimentell  erwiesen  werden 
müßte.  Jedenfalls  aber  gehe  aus  den  Reagensglasversuchen  hervor,  daß 
ein  Fehlen  der  Präzipitierbarkeit  bei  Erhaltenbleiben  spezifischer  Anti- 
körperwirkung nach  passiver  Immunisierung  mit  heterologem  Serum  nicht 
als  Beweis  gegen  die  Eiweißnatur  der  Antikörper  angesehen  werden  könne. 

Gehen  wir  nun  zu  den  Ergebnissen  unserer  Versuche  über,  so  zeigt 
sich  bei  den  vier  benützten  Kaninchen  ein  ganz  übereinstimmendes 
und  allem  Anscheine  nach  gesetzmäßiges  Verhalten,  welches  noch  da- 
durch an  Wert  gewinnt,  daß  agglutinierende  Kraft  und  Fällbarkeit  des 
spezifischen  Eiweißes  in  dem  injizierten  heterologen  Immunserum,  wie 
bereits  erwähnt,  gleich  eingestellt  worden  waren. 

In  der  ersten  Phase  (bis  zur  6.  Stunde  nach  der  Injektion)  fällt  das 
Agglutinin  ebenso  ab  wie  das  präzipitable  Pferdeeiweiß  sowohl  bei  den 
normalen  als  bei  den  allergischen  Kaninchen. 

In  der  zweiten  Phase  bleibt  in  beiden  Fällen  (normaler  und  aller- 
gischer Organismus)  das  Agglutinin  besser  erhalten,  das  präzipitable 
Eiweiß  verschwindet  ungleich  rascher.  Die  Dauer  dieser  Phase  erstreckte 
sich  von  der  6.  bis  zur  24,   48.  Stunde,   in  2  Fällen   bis   zum  4.  Tage. 

Bei  den  allergischen  Tieren  währte  diese  Periode  des  langsameren 
Absinkens  des  Agglutinins  im  Verhältnis  zur  präzipitablen  Substanz  bis 
zum  völligen  Verschwinden  beider  aus  der  Zirkulation,  wobei  schließlich 
ein  kurzes  Stadium  resultierte,  in  welchem  nur  mehr  Agglutinin,  aber 
kein  präzipitables  Eiweiß  nachweisbar  war. 

Bei  den  normalen  Kaninchen  schloß  sich  eine  dritte  längere  Phase  an 
die  zweite  an,  in  welcher  die  beiden  Funktionen  des  injizierten  heterologen 
Immunserums  gerade  das  umgekehrte  Verhalten  darboten.  Das  präzipi- 
table Eiweiß  blieb  fortbestehen,  das  Agglutinin  war  nicht  mehr  wirksam. 

Im  ganzen  war  also  eine  so  weitgehende  Parallele  von  Agglutinin 
und  präzipitablem  Eiweiß  zu  konstatieren,  daß  auch  wir  einer  Identi- 
fizierung beider  zustimmen  möchten.  Die  Erklärung,  welche  Land- 
steiner  und  Präsek  für  das  Fortbestehen  von  Agglutinin  bei  partiellem 
oder  totalem  Schwunde  der  präzipitablen  Stoffe  der  Immunsera  geben, 
scheint  uns  dagegen  insofern  nicht  ganz  zutreffend,  als  man  bei  den 
normalen  Kaninchen  zuerst  dieses,  von  der  96.  Stunde  an  aber  das  ent- 
gegengesetzte Verhalten  wahrnehmen  konnte.  Unsere  Resultate  erscheinen 
übrigens  schon  verständlich,  wenn  man  1)  mit  Kraus  und  Pfibram 
annimmt,  daß  das  injizierte  Immunserum  verschiedene  präzipitable  Sub- 
stanzen enthielt,  2)  berücksichtigt,  daß  nach  Landsteiner  und  Präsek 
die  Agglutinine  nur  einen  kleinen  Bruchteil  der  gesamten  präzipitablen 
Substanz  des  Serums  bilden.  Dann  schwinden  eben  diejenigen  Anteile 
der  letzteren,  welche  mit  dem  Agglutinin  identisch  sind,  in  der  zweiten 


156  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Phase  langsamer,  bei  normalen  Tieren  von  der  96.  Stunde  an  schneller, 
als  der  Rest,  der  zum  Agglutinin  keine  Beziehung  hat. 

Die  Differenz  zwischen  normalen  und  allergischen  Kaninchen  würde 
in  der  terminalen  Phase  darauf  hindeuten,  daß  auch  zwischen  den  Prä- 
zipitinen (Eiweißantikörpern),  welche  im  Tiere  entstehen,  und  durch  ihr 
Abreagieren  mit  dem  kreisenden  Eiweißantigen  das  Verschwinden  des 
letzteren  und  des  Agglutinins  bedingen,  verschieden  sind,  d.  h,  daß  die 
stärkeren  Präzipitine,  die  sich  im  allergischen  Individuum  bilden,  nicht 
nur  quantitativ  von  den  schwächeren,  die  nach  einer  einzigen  Antigen- 
injektion  entstehen,  differieren,  sondern  auch  qualitativ,  wie  das  Land- 
steiner und  Präsek  auf  Grund  ihrer  Versuche  gleichfalls  annehmen. 

B.  Meerschweinchen. 

Eine  Serie  Meerschweinchen  wurde  am  1.  Nov.  1911  mit  0,1  Pferde- 
serum subkutan  sensibilisiert. 

Am  16.  Nov.  waren  die  Tiere  hochgradig  anaphylaktisch,  indem 
0,06  ccm  Pferdeserum  intravenös  akuten  Exitus  hervorrief. 

Das  Serum  der  Tiere  enthielt  um  diese  Zeit  nur  wenig  oder  kein 
Präzipitin,  da  0,1  ccm  in  10-fach  verdünntem  Pferdeserum  keinen  Nieder- 
schlag hervorrief.  Auch  vermochten  1,0  ccm  nicht,  normale  Meer- 
schweinchen gegen  Pferdeserum  passiv  tödlich  zu  präparieren. 

An  diesem  Tage  wurde  bei  diesen  Tieren  agglutinierendes  Cholera- 
serum vom  Pferde  (Titer  1  :  3000)  in  die  Peritonealhöhle  injiziert,  worauf 
nach  ca.  V2  Stunde  Somnolenz  eintrat,  Abgang  von  Kot  und  Urin,  und 
die  Tiere  auf  der  Seite  lagen.  Gleichzeitig  erhielten  auch  normale  Kon- 
trollen von  demselben  Körpergewicht  dieselbe  Dosis  Pferdeagglutinine 
intraperitoneal  und  blieben  vollkommen  reaktionslos. 

Nach  verschiedenen  Zeitintervallen  wurden  je  ein  anaphylaktisches 
Tier  und  eine  Kontrolle  durch  Entbluten  getötet,  wobei  von  den  im 
Shock  stehenden  aus  der  Cruralis  kein  Blut  zu  erhalten  war,  so  daß  zur 
Punktion  des  Herzens  geschritten  werden  mußte.  Erst  nach  6  Stunden 
gelang  die  Blutentnahme  aus  der  Schenkelarterie. 

In  jedem  Aderlaßserum  wurde  der  agglutinierende  Titer  und  der 
Gehalt  an  präzipitablem  Pferdeeiweiß,  letzterer  mit  einem  Präzipitin  vom 
Kaninchen,  bestimmt,  welches  3000-fach  verdünntes  Pferdeserum  eben 
noch  ausflockte. 

1.  Versuch. 

Injektion  von  1,2  ccm  agglutinierendem  Choleraserum  vom  Pferde. 

Entblutet  nach  1  Stunde. 

,^     ,..  Allergisch  Normal 

Verdünnung       Präzipitables  Eiweiß      Agglutinin       Präzipitables  Eiweiß       Agglutinin 

25  +  +  +  +  +  +  +  +  ö  e 

50  ++  ++  ^  ^ 

100  e  e  e  e 

Nach  1  Stunde  war  also  beim  normalen  Tier  weder  Agglutinin,  noch  präzipitables 
Eiweiß  im  zirkulierenden  Blute,  während  beim  anaphylaktischen  Tiere  reichliche  und 
gleiche  Mengen  beider  Wirkungen  im  zirkulierenden  Blute  auftraten. 

2.  Versuch. 

Injektion  von  1,6  ccm  Pferdeagglutinin. 
Entblutet  nach  2  Stunden. 


25 

+  -f  +  H- 

4--f-f  + 

-f  +  -|- 

+  +  -{ 

50 

-f-|--f 

-F-f  +  -f 

-I-  + 

+  -I- 

100 

-1--1- 

+  +  + 

-1- 

e 

200 

+ 

+ 

0 

e 

300 

e 

e 

0 

e 

Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  Organismus.       157 

3.  Versuch. 
Injektion  von  1,6  com  Pferdeagglutinin. 

Entblutet  nach  27.2  Stunden. 
Allergisch  Normal 

Verdünnung       PräzipitablesEiweiß       Aggiutinin       Präzipitables  Eiweiß       Agglutinin 

25  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  + 

50  +  +  +  +  +  +  +  +  ++  +  + 

100  +  +  +  +  +  +  +  +                       +  Spur 

200  +  +  +  +  +  +                        »                            « 

300  ++                        ++                          «                            * 

400  +  «  •  ^ 

500  ^  ö  e  e 

4.  Versuch. 

Injektion  von  1,0  ccm  Pferdeagglutinin. 
Entblutet  nach  6  Stunden. 

50  +  +  +  +  +  +  +  +  ++  +  +  + 

100                         +  +  +  +  +  +  «  +  + 

150                         e  ++  e  e 

200                       e  e  e  e 

5.  Versuch. 

Injektion  von  1,5  ccm  Pferdeagglutinin. 
Entblutet  nach  6  Stunden. 

50  +  +  +  +  +  +  +  +  ^  +  +  + 

100  +  +  +  +  +  +  Ö  ^ 

150  e  ++  »  ^ 

200  e  e  e  e 

6.  Versuch. 

Injektion  von  2,0  ccm  Pferdeagglutinin. 
Entblutet  nach  6  Stunden. 

50  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  + 

100  +  +  +  +  +  +  +                       +                         +  +  + 

150  ++                       +  +  +                         *                            + 

200  e                        e                        e                        e 

Die  anaphylaktischen  Meerschweincheo  wurden  nicht  intravenös, 
sondern  intraperitoneal  reinjiziert,  weil  im  ersteren  Falle  bekanntlich 
minimale  Serummengen  genügen,  um  akuten  Exitus  herbeizuführen; 
wäre  daher  kein  Minus  an  präzipitabler  Substanz  gegenüber  der  Norm 
vorhanden,  so  könnte  man  denken,  daß  schon  der  Abbau  eines  nicht 
nachweisbaren  Quantums  zu  „Gift"  den  Tod  veranlaßt  hat.  Injiziert 
man  aber  präparierte  Meerschweinchen  intraperitoneal,  so  wirken  erst 
große  Dosen  (mehrere  Kubikzentimeter)  letal;  kleinere,  1—3  ccm,  er- 
zeugen nur  einen  Shock,  die  Erscheinungen  verlaufen  in  jedem  Falle 
protrahiert  und  treten  erst  nach  einer  mehrere  Minuten  bis  V-,  Stunde 
betragenden  Inkubation  auf. 

Stellt  man  sich  auf  den  Boden  der  Hypothese,  daß  der  anaphylak- 
tische  Shock  eine  Vergiftung  durch  Abbauprodukte  ist,  die  aus  dem 
reinjizierten  Antigen  durch  die  verdauenden  Einflüsse  von  Ambozeptor 
-j-  Komplement  entstehen,  so  müßte  man  annehmen,  daß  sich  bei  intra- 
peritonealer Injektion  die  supponierten  Gifte  zwar  in  der  Bauchhöhle 
bilden,  wo  ja  Ambozeptor  und  Komplement  disponibel  sind,  daß  man 
aber  deshalb  größerer  Antigen-,  daher  auch  größerer  Giftmengen  benötigt, 
wie  bei  der  intravenösen  Probe,  weil  das  „anaphylaktische  Gift"  vom 
Peritoneum  aus  nur  in  minimalen  Mengen  zur  Resorption  kommt.  Für 
jeden  Fall  müßte  man  bei  intraperitonealer  Injektion  den  Abbau  großer 
Antigenmengen  erwarten. 


158  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Das  ist  nun,  wie  unsere  Versuche  zeigen,  und  wie  auch  H.  Pfeiffer 
fand,  nicht  der  Fall. 

Wir  finden  im  Gegenteil,  gleichgültig,  ob  wir  die  anaphylaktischen 
Tiere  1,  2,  2V2  oder  6  Stunden  nach  der  intraperitonealen  Reinjektion 
töten,  daß  ihr  Blut  stets  größere  Mengen  an  intakter  präzipitabler  Sub- 
stanz enthält,  als  das  gleich  schwerer  normaler  Kontrollen.  Dieser  Unter- 
schied markiert  sich  besonders  stark  in  den  ersten  Stunden,  um  sich 
dann  später  auszugleichen,  allerdings  für  Pferdeeiweiß  nicht  vollständig, 
da  er  auch  nach  6  Stunden  in  drei  Versuchen  deutlich  hervortrat.  Für 
andere  Eiweißarten  scheinen  andere  Gesetze  zu  bestehen ,  wie  aus 
folgendem  Experiment  erhellt, 

7.  Versuch. 
Ein  normales  und  ein  gegen  Kauinchenserum  hochanaphylaktisches  Meerschwein- 
chen erhalten  je  2  ccm  Choleraagglutinin  vom  Kaninchen.    Beide  werden  nach  6  Stuudeu 
entblutet  und  der  Titer  des  Agglutinins  bestimmt. 

Verdünnung             Allergisch  Normal 

50                       +-I-  +  +  +-1-  +  + 

100                       -l--f  +  +  +  +  -I-  + 

150                        +  +  +  +  +  + 

200                         +  +  +  -I-  +  + 

300                         -I-  I-+  +  +  + 

400                          -1--I-  +  + 

600                            -f-  -I- 

800                           Sp.  Sp. 

Hier  war  die  Differenz  also  nach  6  Stunden  ausgeglichen.  Jeden- 
falls läßt  sich  aber  nirgends  ein  beschleunigter  Antigenabbau,  sondern 
nur  eine  raschere  Resorption  unveränderten  Antigens  bei  anaphylak- 
tischen und  intraperitoneal  reinjizierten  Meerschweinchen  gegenüber  der 
Norm  feststellen.  Es  scheint  demnach  nicht  das  Abreagieren  von  Antigen, 
Ambozeptor  und  Komplement  in  der  Peritonealhöhle  und  ein  dabei  ent- 
stehendes Gift  die  Symptome  auszulösen,  sondern  die  Verhältnisse  dürften 
sich  so  gestalten,  daß  das  Antigen  zunächst  in  die  Blutbahn  in  un- 
verändertem Zustande  gelangt  und  daß  erst  dort  seine  Reaktion  mit 
Antikörper  pathogen  wird.  Diese  Auffassung  würde  auch  die  verlängerte 
Inkubation  der  krankhaften  Erscheinungen  und  die  Tatsache  erklären, 
warum  man  bei  demselben  Grade  von  Anaphylaxie  so  unverhältnismäßig 
viel  mehr  Antigen  braucht,  um  von  der  Subcutis  oder  vom  Peritoneum 
aus  schwerere  Störungen  hervorzurufen,  als  von  der  Blutbahn.  Subkutan 
oder  intraperitoneal  injiziertes  Antigen  ruft  zwar  auch  Schädigungen  der 
direkt  getroffenen  Zellen  hervor  (lokale  Anaphylaxie),  welche  aber  offenbar 
nicht  in  einem  allgemeinen  Shock  ihren  Ausdruck  finden  können;  nur 
der  Antigenüberschuß,  der  in  das  Blut  übertritt  und  dort  noch  Anti- 
körper findet,  vermag  in  letzterer  Richtung  zu  wirken.  Bei  direkter 
Einspritzung  von  Antigen  in  das  Gehirn  (Besredka,  Friedberge r) 
reichen  dieselben  Mengen  aus,  um  akuten  Exitus  zu  erzeugen,  wie  bei 
intravenöser  Applikation,  weil  hier  die  in  loco  sich  abspielenden  Vor- 
gänge lebenswichtige  Elemente  in  Mitleidenschaft  ziehen,  vielleicht  gerade 
jene,  die  auch  bei  der  intravenösen  Probe  zunächst  und  zumeist  alteriert 
werden  (Besredka,  Riebet,  Belin,  Achard  und  Flandin). 

Das  Agglutinin  zeigte  auch  bei  Meerschweinchen  dasselbe  Verhalten 
wie  das  präzipitable  Eiweiß  des  Serums,  an  welches  es  gebunden  war, 
vor  allem  trat  es  beim  allergischen  Tiere  rascher  aus  dem  Peritoneum 
in  die  Zirkulation  als  beim  normalen.  Im  einzelnen  waren  kleine  Diffe- 
renzen  vorhanden,   indem    in   den  Versuchen  2   und   3   scheinbar   mehr 


Doerr  u.  Pick,  Das  Verhalten  heterologer  Immunsera  im  Organismus.       159 

präzipitables  Eiweiß,  in  4—6  mehr  Agglutinin  resorbiert  wurde,  was 
nicht  gegen  die  (partielle)  Identität  beider  "Substanzen  spricht,  sondern 
in  dem  oben  erläuterten  Sinne  erklärt  werden  kann. 

Zusammenfassung. 

1)  Weder  bei  dem  hochempfindlichen  Meerschweinchen,  noch  bei 
den  gegen  Anaphylaxie  relativ  wenig  empfindlichen  Kaninchen  läßt  sich 
im  anaphylaktischen  Shock  bei  bestimmten  Versuchsbedingungen  ein 
erhöhtes  Verschwinden  von  Antigen  gegenüber  der  Norm  konstatieren. 
Dadurch  wird  ein  Abbau  von  Antigen  zu  einem  Gift  als  Ursache  der 
anaphylaktischen  Phänomene  unwahrscheinlich. 

2)  Bei  anaphylaktischen  Meerschweinchen  wird  intraperitoneal  in- 
jiziertes Antigen  viel  rascher  und  in  größeren  Mengen  in  die  Zirkulation 
aufgenommen,  als  bei  normalen. 

3)  Der  anaphylaktische  Shock  von  Meerschweinchen  bei  intraperi- 
tonealer und  subkutaner  Antigenreinjektion  läßt  sich  nicht  durch  ein  in 
loco  injectionis  gebildetes  und  dann  resorbiertes  Gift  erklären,  sondern 
durch  die  Reaktion  des  in  das  Blut  aufgenommenen  Antigenüberschusses 
mit  dort  vorhandenem  Antikörper.  Daher  die  Notwendigkeit  der  In- 
jektion größerer  Antigenmengen  bei  diesen  Applikationsmethoden  und 
die  Tatsache  der  verlängerten,  der  (beschleunigten)  Antigenresorption 
entsprechenden  Inkubation. 

4)  Das  Verhalten  des  Bakterienimmunagglutinins  und  der  präzipi- 
tablen  Substanz  heterologer  Immunsera  im  Blute  normaler  und  aller- 
gischer Tiere  liefern  eine  Bestätigung  der  von  anderer  Seite  behaupteten 
Eiweißnatur  der  Immunstoffe.  Die  beobachteten  Differenzen  können  auf 
einer  Vielheit  der  präzipitablen  Substanzen  beruhen,  auf  welche  ver- 
schiedene Präzipitine  verschieden  einwirken  (Kraus  und  Pfibram, 
Landsteiner  und  Präsek),  sowie  auf  der  Tatsache,  daß  die  Agglu- 
tinine  nicht  mit  der  gesamten  präzipitablen  Substanz  des  betreffenden 
Serums  identisch  sind,  sondern  nur  einen  sehr  geringen  Bruchteil  der- 
selben betragen  (Landsteiner  und  Präsek). 

Literatur. 

Literatur  über  Anaphylaxie  ist  aus  den  Referaten  von  Friederaann  und 
Schittenhelm  in  dem  Jahresbericht  über  die  Ergebnisse  der  Immunitätsforschung. 
Bd.  6.  1911  zu  entnehmen. 

Landsteiner  u.  Präsek,  Zeltschr.  f.  Im  raun. -Forsch.  Bd.  10.  1911.  Heft  1/2. 

Kraus  u.  Pfibram,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  39.  1905. 

V.  Eisler  u.  Tsuru,  Zeitschr.  f.  Immun. -Forsch.  Bd.  ö.  1910. 

Ueber  das  Verschwinden  passiv  einverleibter  Immunkörper  vgl.  Madsen,  Fest- 
schrift z.  Eröffn.  d.  Seruminstit.  in  Kopenhagen  1902;  Jörgensen  u.  Madsen, 
ebenda;  Madsen,  Handb.  d.  Techn.  u.  Method.  d.  Immun.-Forsch.  von  Kraus- 
Levaditi.  Bd.  2. 


160  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  die  Bildung  spezifischer  Antikörper  bei  mit  Nukleo- 
proteid  syphilitischer  Organe  behandelten  Kaninchen. 

[Aus  der  Kgl.  Universitätskinderklinik  zu  Palermo 
(Direktor:  Prof.  R.  Jemma).] 

Vorläufige  Mitteilung. 

VonljDr.  O.  Di  Cristina  und  Dr.  M.  Cipolla. 

Wir  verötfentlichen  hier  die  ersten  Untersuchungen  über  diesen 
Gegenstand,  indem  wir  uns  vorbehalten,  später  die  definitiven  und  voll- 
ständigen Resultate  unserer  Experimente  mitzuteilen. 

Wir  haben  versuchen  wollen,  ob  es  möglich  wäre,  bei  Kaninchen  einen 
spezifischen  Ambozeptor  zu  erhalten,  ohne  sie  mit  Syphilis  zu  infizieren, 
durch  Behandlung  mit  nicht  infizierendem  syphilitischen  Material. 

Zu  dem  Zwecke  bedienten  wir  uns  eines  aus  Leber  und  Milz  von 
syphilitischen  Neugeborenen  gewonnenen  Nukleoproteids.  Diese  Organe 
wurden  sorgfältig  zerrieben  und  vom  Blut  befreit,  mit  Natriumkarbonat 
0,5  Proz.  versetzt,  mit  Chloroform  gesättigt  und  48  Stunden  lang  bei 
37°  gehalten. 

Darauf  wurde  filtriert  und  das  klare  Filtrat  mit  stark  verdünnter 
Essigsäure  ausgefällt.  Das  wiederholt  mit  angesäuertem  Wasser  aus- 
gewaschene Filtrat  wurde  neuerdings  in  Natriumkarbonat  in  derselben 
Verdünnung  gelöst,  und  durch  dreimaliges  Wiederholen  des  Verfahrens 
gelang  es  so,  ein  von  fremden  Albuminoiden  ziemlich  reines  Produkt  zu 
erhalten.  Das  zuletzt  erhaltene  Präzipitat  wurde  sorgfältig  mit  an- 
gesäuertem Wasser  ausgewaschen  und  bei  Zimmertemperatur  über 
Schwefelsäure  getrocknet.  Es  wurde  so  eine  durch  rötliche  Splitter  ge- 
bildete Substanz  erhalten,  welche  in  sehr  schwacher  alkalischer  Lösung 
leicht  in  Lösung  gingen. 

Mit  dieser  Substanz  wurden  die  Untersuchungen  angestellt,  über  die 
wir  kurz  berichten. 

Wir  behandelten  3  Kaninchen  mit  endovenösen  Injektionen  der 
Substanz  in  0,5-proz.  Natriumkarbonatlösung.  Im  ganzen  wurden  jedes- 
mal ca.  0,01  g  injiziert,  nichtsdestoweniger  ging  bei  der  zweiten  Injektion 
ein  Kaninchen  zugrunde. 

Die  zwei  übrigen  Kaninchen  blieben  am  Leben,  und  nach  10  Tagen 
wurde  in  dem  Blutserum  die  Anwesenheit  eines  spezifischen  Ambozeptors 
nachgewiesen.  Bei  diesen  Kaninchen  wurden  späterhin  weitere  In- 
jektionen intraperitoneal  vorgenommen,  ohne  daß  sie  irgendeinen  Schaden 
davon  gehabt  hätten.  Als  Antigen  wurde  das  alkoholische  Extrakt  vom 
Meerschweinchenherzen  verwendet.  Nicht  verwendet  haben  wir  das 
wässerige  Extrakt  der  Leber  syphilitischer  Neugeborenen,  um  die  auf  der 
unvermeidlichen  Anwesenheit  von  anderen  Proteiden,  welche  zusammen 
mit  dem  Nukleoproteid  injiziert  werden,  beruhende  Fehlerquelle  zu  ver- 
meiden. Mit  demselben  experimentellen  System  war  es  bereits  einem 
von  uns  gelungen,  bei  Hunden  die  Bildung  eines  spezifischen  Ambo- 
zeptors durch  Einspritzung  eines  aus  Leber  und  Milz  von  mit  mensch- 
licher Leishmania  infizierten  Hunden  gewonnenen  Nukleoproteids  zu 
erhalten.  In  diesem  Fall  wurde  als  Antigen  das  Milzpulver  eines  an 
diesem  Leiden  gestorbenen  Kindes  verwendet. 


De  Gasperi,  La  „Phase  negative"  de  Wright  etc.  161 

Die  Ablenkung  des  Komplements  war  in  den  untersuchten  Fällen 
eine  vollständige  und  den  ganzen  Zeitraum  der  Injektionen  hindurch 
persistierend. 

Die  Tiere  wurden  sukzessiv  mit  intraperitonealen  Injektionen  be- 
handelt, und  es  konnte  stets  die  Anwesenheit  eines  spezifischen  Ambo- 
zeptors  beobachtet  werden.  Weitere  Tiere  haben  wir  in  der  gleichen 
Weise  behandelt,  und  wir  warten  nun  die  Resultate  der  endocornealen 
und  scrotalen  Impfungen  mit  syphilitischem  Virus  ab,  um  festzustellen, 
ob  diese  Tiere  auf  das  genannte  Virus  mit  Immunitätserscheinungen 
reagieren. 


Nachdruck  verholen. 

La  „Phase  negative"  de  Wright 
dans  la  vaccination  antityphique  des  jeunes  lapins. 

[Travail  du  Laboratoire   de  M'".  le  Prof.  E.  Metchnikoff  ä  l'Institut 

Pasteur  de  Paris.] 

Par  le  Dr.  Federico  De  (xasperi. 

Avec  2  Figures. 

On  sait  que  l'introduction  des  bacilles  typhiques  dans  l'intimite  de 
l'organisme  des  animaux  de  laboratoire  amöne  bien  une  infection  mortelle 
generalisee,  mais  qui  ne  presente  pas  les  caract^res  essentiels  de  la 
fiövre  typhoide  de  l'homme  avec  ses  lesions  du  tube  digestif ;  on  sait  de 
plus  que  les  animaux  sont  susceptibles  d'etre  vaccines  contre  cette  in- 
fection experimentale. 

Les  cobayes  et  les  lapins  se  pretant  facilement  ä  la  vaccination 
antityphique  et  ä  la  verification  de  l'immunite  contre  l'infection  due  au 
bacille  d'Eberth,  ils  peuvent  nous  fournir  d'utiles  renseignements  qui 
contribuent,  en  meme  temps  que  d'autres  faits,  ä  nous  renseigner 
exactement  sur  la  valeur  des  vaccins  antityphiques. 

De  nombreux  auteurs  ont  etudie  les  modifications  biologiques  du 
serum  des  animaux  et  de  l'homme  injectes  avec  les  divers  antig^nes 
typhiques  qui  ont  ete  prepares  jusqu'ici. 

II  resulte  de  ces  travaux  que  dans  l'organisme  des  vaccinös  on  decMe, 
quoique  en  proportions  variables,  la  prösence  des  differents  anticorps  de- 
fensifs:  agglutinine,  precipitine,  lysine,  sensibilisatrice,  stimuline,  Opsonine. 

Wright  le  premier,  s'est  attache  ä  l'etude  de  ces  anticorps.  C'est 
en  se  fondant  sur  leur  presence  qu'il  a  generalise  dans  la  suite  l'emploi 
de  la  vaccination  antityphique  chez  l'homme. 

Pour  ce  qui  nous  Interesse  particuliörement,  nous  devons  rappeler 
que  dans  la  fiSvre  typhoide  d'apr^s  Leishman,  les  stimulines  et,  selon 
Wright,  Harrison,  Achard  et  Foix,  etc.,  les  Opsonines  sont 
augmentees;  elles  sont  specifiques. 

Richard son,  Hektoen,Weaver  etTunniclif,  Cevey,  etc., 
semblent  accorder  peu  d'importance  ä  l'evaluation  des  Opsonines  en 
tant  que  temoins  du  degre  de  l'immunitö  vaccinale. 

Sur  l'initation  de  M*",  le  Prof.  Metchnikoff,  nous  avons  etudiö 
la  vaccination  antityphique  sur  les  jeunes  lapins,  en  particulier  le  pouvoir 
opsonique  de  leur  s6rum  sanguin,  et  la  phase  negative  consecutive  aux 
inoculations. 

Eiste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Hcft  1/2.  11 


162  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

Nos  experiences  ont  porte  sur  quatre  lots  de  jeunes  lapins,  com- 
poses  chacun  de  trois  sujets,  dont  deux  ont  ete  soumis  aux  inoculations 
de  vaccin  antityphique,  le  troisi^me  etant  garde  comme  temoin. 

Dhs  le  Premier  jour  apr^s  la  premiöre  injection  de  vaccin  nous 
avons  suivi  le  cours  des  proprietes  opsoniques  chez  les  deux  lapins 
trait^s  et  le  temoin,  normal. 

Nous  nous  sommes  servi  d'un  vaccin  prepare  par  nous  meme  d'aprös 
la  proc6d6  de  Pfeiffer  et  Kolle:  Des  cultures  de  24  heures  de  bacille 
typhique  H,  virulent,  sur  gelose  inclinee,  furent  emulsionnees  dans  45  c.c. 
d'eau  physiologique ;  l'ömulsion  fut  chautfee  ä60°C,  pendant  une  heure 
un  quart,  puis,  apres  addition  d'une  tr&s  faible  quantite  d'acide  phenique, 
eile  fut  ä  nouveau  chauffee  a  60^  C,  pendant  une  demi-heure. 

Un  centimetre  cube  de  ce  vaccin  correspond  ä  2  anses  de  2  milli- 
grammes  de  culture  fraiche. 

Les  lapins  ont  reQu  sous  la  peau  trois  doses  successives,  avec  les 
quantites  suivantes:  1  c.c,  la  premiere  fois,  2  c.c,  la  deuxieme,  3  c.c,  la 
troisieme,  dans  des  delais  de  temps  variables  suivant  l'apparition  et 
Tölevation  du  pouvoir  et  de  l'index  opsonique,  ainsi  que  Ton  peut  le 
relever  dans  quelques  unes  des  experiences  relatees  ensuite. 

Nous  devons  ajouter  que  nous  n'attendions  pas  pour  inoculer  soit 
la  deuxieme  ou  la  troisieme  dose  que  la  courbe  opsonique  flechit  spon- 
tanement,  nous  injections  les  doses  suivantes  aussitot  que  l'indice  opso- 
nique nous  paraissait  eleve  d'une  facjon  notable:  Cela  dans  le  but  de 
voir  s'il  etait  possible  de  gagner  du  temps  et  d'abreger  ainsi  la  periode 
vaccinale  tout  en  aboutissant  ä  une  immunite  solide.  Ce  fait  nous 
parait  avoir  son  importance. 

Une  fois  vaccines  les  animaux  ont  rcQU  dans  le  peritoine  ^/lo  d'une 
culture  et  toute  une  culture  entifere  de  24  heures,  sur  gelose,  de  bacilles 
typhiques  H,  emulsionnee  dans  de  l'eau  physiologique. 

Notre  bacille  typhique  etait  tres  virulent;  Vio  d'une  culture  tuaient 
les   cobayes  de  350  grammes  environs,  dans  un  delais  de  14 — 24  heures. 

Mais  de  ce  que  les  animaux  de  laboratoire  n'ont  qu'une  faible 
receptivite  pour  le  bacille  d'Eberth,  il  semble  difficile  de  conclure, 
des  effets  produits  chez  eux  par  la  vaccination  antityphique,  ä  ceux 
qu'on  peut  attendre,  chez  l'homme,  de  la  meme  vaccination.  L'animal 
pourra  d'autant  mieux  resister  ä  l'inoculation  d'epreuve  qu'il  est  facile 
ä  immuniser. 

C'est  pourquoi,  ä  l'aide  de  la  technique  nouvelle  indiquee  par 
Vincent  nous  avons  soumi  nos  lapins  vaccines  contre  le  bacille 
d'Eberth  et  les  temoins  ä  un  mode  d'infection  tel  qu'il  amenät,  d'une 
maniere  constante,  la  mort  des  temoins,  non  vaccines,  Ceux-ci  ont 
succombe  ä  une  generalisation  du  bacille  typhique  dans  le  sang  et  les 
organes,  y  compris  l'intestin. 

Voici  comment  nous  avons  procede:  Les  lapins  vaccines  et  les 
temoins  recevaient  sous  la  peau  5  c.c,  d'une  Solution  hypertonique  ä 
10°/o  de  chlorure  de  sodium  et  tout  de  suite  apres  dans  la  peritoine 
une  Emulsion  de  bacilles  typhiques  dans  les  doses  indiquöes  ci-dessus 
(Vio  et  ^7io  d'une  culture). 

Nous  avons  employe  cette  meme  technique  pour  infecter  quatre 
cobayes;  nous  avons  obtenu  les  memes  rösultats  satisfaisants.  Ces 
animaux  ont  succombe  dans  un  delai  de  14 — 24  heures,  presentaut  ä 
l'autopsie  une  pöritonite  typhique  classique;  le  bacille  d'Eberth  a  etö 
rencontrö  dans  le  sang,  les  organes  et  le  contenu  de  l'intestin. 


De  Gasperi,  La  „Phase  negative"  de  Wright  etc. 


163 


Nous  allons  maintenant  donner  d'une  fagon  detaillee,  deux  de  nos 
experieuces  de  vaccinations  antityphique  de  jeunes  lapins,  pratiqu^es  sous 
le  contröle  de  la  methodc  opsonique. 

C'est  aiusi  que  nous  avons  pratique  ropsono-röaction  suivant  la 
technique  indiquee  par  "Wright  dans  son  livre:  Studies  on  immuni- 
sation,  toutefois  en  tenant  compte  des  remarques  faites  sur  la  methode 
par  Coppelli,  c'est -ä-dire  que  nous  avons  toujours  attendu,  pour 
essayer  les  serums  des  animaux  vaccinös  et  des  temoins,  que  six  heures 
se  soient  ecoulees  apres  la  prelevement  du  sang. 

Cette  precaution  ne  nous  a  pas  paru  inutile,  car,  ainsi  que  Coppelli 
l'a  releve,  le  pouvoir  opsonique  du  serum  normal,  faible  aussitöt  apr^s 
l'extraction ,  va  progressivement  et  rapidement  en  augmentant  pro- 
portionnellement  au  temps  pendant  lequel  il  reste  en  contacte  avec  le 
caillot  sanguin,  et  cela  jusqu'ä  la  cinquieme  heure;  il  demeure  invariable 
jusqu'ä  la  septi^me  et  diminue  ensuite. 

Les  leucocytes  utilises  etaient  toujours  empruntes  k  un  animal  neuf 
de  la  meme  espece  que  les  animaux  vaccines.  Les  emulsions  micro- 
biennes  etaient  faites  autant  que  possible  de  meme  concentration. 

Les  tubes  de  Wright  restaient  ä  l'etuve  ä  37 ^^  C,  pendant  15  mi- 
nutes,  pour  laccomplissement  de  l'acte  phagocytaire ;  puis  ils  etaient 
aussitöt  plonges  dans  de  l'eau  froide  ä  fin  d'arreter  immediatement  ce 
phenomene  biologique. 

Pour  l'evaluation  du  pouvoir  opsonique  et  la  deterraination  de  l'indice 
opsonique  nous  avons  fait  le  compte  des  microbes  phagocytes  par  50 
leucocytes. 

Exemple. 

Exp^rience  No.  3. 

31  aoüt  1911. 

Les  lapins  No.  61  (1480  g)  et  62  (1580  g)  re§oivent  sous  la  peau  chacun  1  c.  c.  de 

vaccin  antityphique  de  Pfeiffer  et  Kelle;  1  c. c,  de  ce  vaccin  correspond  ä  2  anses 

de  culture  fraiche. 

Le  lapin  No.  1,  pesant  1400  g  est  gardö  comme  t^moin. 

1  Septem  bre. 

Lapins  Pouvoir  opsonique  Indice  opsonique 

No.  61      bact^ries     78 :  50  polynuclöaires  =    1,56  0,92 

„    62  „  71:50  „  =   1,42  0,83 

„      1  „  86:50  „  =    1,72  ] 

2  septembre. 

Lapins  Pouvoir  opsonique  Indice  opsonique 

No.  61      bactöries    58 :  50  polynucl^aires  =    1,16  0,74 

„    62  „  53:. 50  „  =    1,06  0,67 

„      1  „  78:50  „  =    1,56  1 

3  septembre. 

Lapins  Pouvoir  opsonique  Indice  opsonique 

No.  61       bact^ries    96 :  50  polynucl^aires   -    1,92  0,64 

„    62  „  85:50  „  =    1,70  0,57 

„1  „148:50  „  =   2,96  1 

4  septembre. 

Lapins  Pouvoir  opsonique  Indice  opsonique 

No.  61       bact^ries  312 :  50  polynucl^aires  =   6,60  2,47 

„    62  „         241:50  „  =   4,82  1,91 

„      1  „         126:50  „  =-   2,52  1 

5  septembre. 

Lapins  Pouvoir  opsonique    Indice  opsonique 

No.  61       bact^ries  526:50  polynucl^aires  =11,24  4,19 

„    62  „         493:50  „  =   9,86  3,67 

„      1  „         134:50  „  =   2,68  1 

Les  lapins  No.  61  et  62  rejoivent  sous  la  peau  la  seconde  injection  de  2  c.c,  de 
vaccin  antityphique  de  Pfeiffer  et  Kolle.  jl* 


164 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


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3 

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5 

6 

7 

8 

9 

10          11 

12 

C!ourbe  opsonique  dans  la  vaccination  antityphique  des  jeunes  lapins. 
Lapin  No.  61.     Lapin  No.  62.    x  Injections  vaccinales. 


6  Septem  bre. 
Pouvoir  opsonique 

bact^ries  109  :  50  polynucl^aires  =   2,18 
103:50  „  =   2,06 

115:50  „  =   2,30 

7  septembre. 
Pouvoir  opsonique. 

bact^ries    84  :  50  polynucl^aires  =    1,68 
81:50  „  --=   1,62 

96:50  „  =    1,92 

8  septembre. 
Pouvoir  opsonique 

bact^ries  252  :  50  leucocytes  =  5,40 

231 :  50         „  =  4,62 

50         „  =  1,56 

9  septembre. 
Pouvoir  opsonique 

;  50  leucocytes  =  8,28 
:  50         „  =  7,20 

:  50         „  =  1,70 

Les    lapins  viennent  r^inject^s  une  troisifeme  fois  sous 
vaccin  antityphique  de  Pfeiffer  et  KoUe. 

10  septembre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  61      bact^ries    80  :  50  leucocytes  =  1,60 

„    62  „  78 :  50         „  =  1,56 

1  „  84:50         „  =1,68 


Lapins 

No.  61 

„    62 

„      1 

Lapins 

No.  61 

„    62 

,,      1 

Lapins 

No.  61 

„    62 

„      1 

Lapins 
No.61 
»  62 
1 


78; 


bact^ries  414; 
351 

85 


Indice  opsonique 
1,94 
0,89 
1 

Indice  opsonique 

0,87 
0,84 
1 

Indice  opsonique 
3,23 
2,96 
1 

Indice  opsonique 
4,86 
4,12 
1 
la  peau  avec  3  c.c, 


Indice  opsonique 
0,95 
0,92 
1 


de 


De  Gasperi,  La  „Phase  negative"  de  Wright  etc. 


165 


Lapins 

No.  61 
„  62 
„      1 

Lapins 

No.  61 
„  62 
„      1 


93 


bactöries  382 ; 

348: 

68; 


Indice  opsonique 

3,75 
1 

Indice  opsonique 
5,01 
5,11 
1 


11  septerabre. 
Pouvoir  opsonique 

bactöries  391 :  50  leucocytes  =  7,82 

349 :  50         „  =  6,98 

50         „  =  1,86 

12  septerabre. 
Pouvoir  opsonique 

;  50  leucocytes  =  7,64 
;  50         „  ==  6,96 

;  50         „  =  1,36 

14  septerabre. 
Les  lapins  No.  61  et  62  ainsi  que  deux  autres  normaux  de  möme  poids  environ, 
que  les  deux  vaccinös,  regoivent  d'abord  sous  la  peau  5  c.  c,  de  Solution  hypertonique 
de  NaCl   ä   10  "Z,,  et  tout  de  suite  aprfes  dans  le  p^ritoine  '/lo  d'une  culture  sur  g^lose, 
de  24  heures,  de  bacille  typhique  H,  delayee  dans  de  l'eau  physiologique. 

16  septerabre. 

Le  matin  ä  9  heures  les  deux  lapins  t^moins  sont  morts.  A.  l'autopsie  les  cavitös 
peritoneales  renferment  de  la  s^rosit^  louche  et  quelques  flocons  de  fibrine;  rate,  foie 
et  reins  tum^fies,  congestionn^s;  l'intestin  grele  est  forteraent  congestionn(5  et  contient 
un  liquide  sereux-sanguinolent. 

Le  bacille  d'Eberth  est  isol^,  ä  l'aide  de  la  g^lose  de  Drigalski,  du  sang,  des 
organes  et  du  contenu  intestinal.    Les  lapins  vaccinfe  ont  resist^  aux  injections  d'^preuves. 

Exp^rience  No.  4. 
17  septerabre  1911. 
Les  lapins  No.  63   et  64   (820  et  950  grammes)  re^oivent  sous  la  peau  1  c  c.  de 
vaccin  antityphique  de  Pfeiffer  et  Kolle. 

Le  lapin  No.  1  (1200  g)  est  gardö  corarae  tömoin. 

18  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^ries  93:50  polynucl^aires  =  1,80 

„    64  „         97 :  50  „  =  1,94 

„      1  „       108 :  50  „  =  2,16 

19  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^ries  82:50  polynucl^aires  =  1,65 

„    64  „         90:50  „  =  1,80 

„      1  „       125 :  50  „  =  2,50 

20  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^ries  67:50  polynucl^aires  =  1,34 

„    64  „         72 :  50  „  =  1,44 

„      1  „       114 :  50  „  =  2,28 

21  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^ries  180 :  50  leucocytes  =  3,60 

„    64  „        226 ;  .50  „  =  4,52 

„      1  „  17 :  50  „  =  1,94 

22  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^ries  442  :  50  leucocytes  =    8,84 

„    64  „        512:50  „  =  10,24 

„       1  „         105:50  „  =2,10 

Les  lapins  No.  63  et  64  rejoivent  sous  la  peau  une  seconde  dose  de  vaccin  anti- 
typhique de  Pfeiffer  et  Kolle  avec  la  quantit^  de  2  c.  c. 

23  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^ries    90:50  leucocytes  =  1,80 

„    64  „         106:, 50  „  =  2,12 

„      1  „         118:50  „  =2,36 

24  septerabre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bact^riee    80;. 50  leucocytes  =  1,60 

„    64  „  85:50  „  =  1,70 

„      1  „         103 :  50  „  =  2,06 


Indice  opsonique 

o,m 

0,89 
1 

Indice  opsonique 
0,65 
0,72 
1 

Indice  opsonique 
0,58 
0.63 
1 

Indice  opsonique 

1,85 
2,32 
1 


Indice  opsonique 
4,23 

4,87 
1 


Indice  opsonique 
0,86 
0,89 
1 

Indice  opsonique 

0,77 
0,82 
1 


166 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  l,/2. 


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25 

26 

27 

28 

29 

Courbe  opsonique  dans  la  vaccination  antityphique  des  jeunes  lapins. 
Lapin  No.  63.    Lapin  No.  64.    x  Injections  vaccinales. 


25  septembre. 
Lapins  Pouvoir  opsonique 
No.  63      bactöries  311 :  50  leucocytes  =  6,22 

„    64  „        410 :  50  „  ==  8,20 

„      1  „        122 :  50  „  =  2,44 

26  septembre. 
Pouvoir  opsonique 

bactöries  383  :  50  leucocytes  =  7,66 
850 :  50  „  =  8,08 

97  :  50  „  =  1,94 

et  64  re§oivent  sous  la  peau   3  c. 


Lapins 

No.  63 

»    64 

„      1 

Les  lapins  No.  63 

de  Pfeiffer  et  Kolle. 


Lapins 

No.  63 

„    64 

„      1 

Lapins 

No.  63 

„    64 

,,      1 

Lapins 

No.  63 

„    64 

„      1 


bactdries 


bact^ries 


bact^ries 


357 :  50 
416 :  50 
103 :  50 


498 :  50 

544 :  50 

95  :  50 


27  septembre. 

Pouvoir  opsonique 
leucocytes  =  1,60 
=  1,65 
=-•  1,7-4 

28  septembre. 

Pouvoir  opsonique 
leucocytes  =  7,14 
=  8,32 
=  2,00 

29  septembre. 

Pouvoir  opsonique 
leucocytes  =    9,96 
=  10,88 
=-    1,90 


Indice  opsonique 

2,54 
3,36 
1 

Indice  opsonique 
3,94 
4,16 
1 
c,  de  vaccin  antityphique 


Indice  opsonique 
0,90 
0,93 
1 

Indice  opsonique 
3,46 
4 
1 

Indice  opsonique 
5,24 
5,72 
1 


De  Gasperi,  La  „Phase  negative"  de  Wright  etc.  167 

30  septembre. 

Lee  lapins  No.  63  et  64  ainsi  que  deux  lapins  normaux  du  poids  de  730  et 
800  grammes  refoivent  d'abord  sous  la  peau  6  c.  c.  d'eau  salöe  ä  10 "/«  et  aussitöt  dans 
le  p^ritoine  une  culture  entifere  de  24  heures,  sur  gölose,  de  bacille  typnique  U,  delayee 
dans  de  l'eau  physiologique. 

1  octobre. 

Dans  l'aprfes-midi  un  lapin  temoin  est  trouv6  mort.  Ä  l'autopsiö  on  rencontre  les 
lösions  d'une  peritonite  grave,  a  bacille  d'Eberth. 

Le  deuxifeme  t^moin  est  trouvö  mort  le  jour  suivant;  autopsie,  on  remarque  les 
lesions  anatomo-pathologiques  de  la  septicemie  eberthienne. 

Ä  l'aide  de  la  gölose  de  Drigalski,  on  isole  le  bacille  typhique,  du  sang,  des 
organes  et  du  contenu  intestinal  de  ces  deux  lapins. 

Les  lapins  vaccin^s  ont  surväcu  aux  injections  d'^preuve. 

Nos  experiences  montrent  donc  que  chez  les  jeunes  lapins  (de  800 
ä  1000  gr.)  l'inoculation  souscutanee  de  vaccin  antityphique  de  Pfeiffer 
et  Kolle  amene,  d'une  fagon  constante,  une  diminution  du  pouvoir 
opsonique  (phase  negative)  de  leur  sang,  toujours  suivie  par  une  aug- 
mentation  rapide  et  considerable  si  les  doses  injectees  sont  appropri^es. 

La  phase  negative  qui  suit  la  preniiere  injection  de  vaccin,  et  qui 
dure  un  temps  variable  de  deux  et  quattre  jours,  reparait  ä  l'occasion 
de  la  deuxieme  et  de  la  troisiöme  injection ;  mais  dans  ces  deux  derniers 
cas  eile  dure  moins  longtemps  et  eile  est  moins  accentuee,  ainsi  que  le 
montrent  les  courbes  opsoniques  que  nous  donnons  dans  les  tableaux 
ci-joints. 

Dans  la  vaccination  antityphique  des  jeunes  lapins  le  degre  du 
pouvoir  opsonique  semble  etre  proportionnel  au  degre  de  Tiinmunite 
par  eux  acquise. 

Paris,  octobre  1911. 

Bibliographie. 

Wright  and  Douglas,  Proceed.  of  the  Roy.  See.  London.  Vol.  74.  1905. 

The  Lancet.  1905. 

Leishman,  Harrison,  Sniallman  and  Tulloch,  Journ.  Hyg.  Cambridge.  1905. 

Hektoen  and  Ruediger,  The  Journ.  of  infect.  Dis.  Vol.  2.  No.  1. 

Petit  et  Breton,  Compt.  rend.  Soc.  ßiol.  1906. 

Harrison,  W.  S.,  Journ.  of  the  Roy.  Army  Med.  Corps.  1907. 

Richardson,  M.  W.,  Amer.  Journ.  med.  Scienc.  Vol.  131.  1908. 

Achard  et  Foix,  Compt.  rend.  Soc.  ßiol.  1909. 

Wright,  Studies  on  Iramunisation.  London  1909. 

Coppeli,  Opsonismo  e  fagocitismo.  Parma  1909. 

Vincent,  Compt.  rend.  Acad.  Science.  Paris.  T.  150.  1910. 


168  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  1/2. 


Nachdruck  verboten. 

Untersuchungen  über  arzneifeste  Mikroorganismen. 

II. 
Können  Spironemen^)  (Spirochäten)  arsenfest  werden? 

[Aus  dem  Georg-Speyerhaus  in  Frankfurt  a./M.  (Direktor: 
Exz.  Wirkl.  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Ehrlich).] 

Von  Dr.  Richard  Oonder, 

Assistenten  am  Georg-Speyerhaus  in  Frankfurt  a.  M. 

Von  ganz  besonderer  Bedeutung  in  der  Chemotherapie  ist  die  von 
Ehrlich  und  seinen  Mitarbeitern  erzielte  Arzneifestigkeit  verschiedener 
Mikroorganismen  geworden.  Da  bereits  Ehrlich  den  Mechanismus 
dieser  Arzneifestigkeit  in  vielen  bekannt  gewordenen  Vorträgen  zur 
Geniige  erklärt  hat,  so  soll  nur  zur  näheren  Erläuterung  vorliegender 
Studien  auf  eine  Gruppe  der  arsen festen  Parasiten  eingegangen  werden, 
da  sich  gerade  in  den  letzten  Jahren  die  Arsenpräparate  als  diejenigen 
erwiesen,  welche  die  trypanoziden  und  spirilliziden  Eigenschaften  in 
hervorragendem  Maße  besitzen. 

Werden  beispielsweise  mit  Trypanosomen  infizierte  Mäuse  mit  einem 
Arsenpräparat,  Arsenophenylglyzin  oder  Salvarsan,  in  der  Weise  be- 
handelt, daß  man  eine  weit  unter  der  heilenden  Dosis  liegende  Dosis 
injiziert,  so  verschwinden  für  geraume  Zeit  die  Trypanosomen  aus  dem 
Blute,  um  aber  nach  gewisser  Zeit  wieder  zum  Vorschein  zu  kommen. 
Man  kann  dann  dieses  Rezidiv  ebenso  wieder  behandeln  und  die  Trypano- 
somen zum  Verschwinden  bringen.  Hat  man  dann  die  auf  diese  Weise 
wiederholt  hervorgerufenen  Rezidive  mit  derartigen  ungenügenden  Dosen, 
die  auch  allmählich  gesteigert  werden  können,  behandelt,  so  tritt  sehr 
bald  eine  Unempfindlichkeit  gegen  das  Arsenpräparat  auf,  eine  Festigkeit, 
die  sich  auch  vererbt  und  erst,  wie  ich  dies  für  einen  arsenfesten 
Trypanosoma  Le wisi-Stamm  habe  nachweisen  können,  durch  die 
Befruchtung  im  natürlichen  Ueberträger  verloren  gehen  kann.  Selbst 
eine  weit  über  der  Heildosis  liegende  Dosis  (Dosis  tolerata)  vermag 
einmal  arsenfest  gewordene  Trypanosomen   nicht  mehr   zu   beeinflussen. 

So  haben  Ehrlich  und  seine  Mitarbeiter  im  Laufe  der  letzten  Jahre 
auf  diese  und  andere  Weise  arzneifeste  Stämme  erhalten  können,  die 
gegen  eine  Reihe  stark  trypanozider  Präparate  absolute  Festigkeit  be- 
saßen.    Ehrlich  erklärt  diese  Festigkeit  in  der  Weise,   daß  er  in   dem 


1)  Nach  neueren  morphologischen  Untersuchungen  hat  sich  herausgestellt,  daß  die  als 
Spirillen  oder  als  Spirochäten  bezeichneten  Organismen  häufig  mit  Unrecht  diese  Genus- 
namen tragen.  Spirillen  sind  starre,  mit  Membran  umgebene  Bakterien,  die  sich 
vermittelst  selten-  oder  polständiger  Geißeln  fortbewegen.  Spirochäten 
sind  stark  flexible,  nackte  Organismen,  meist  freilebend,  die  sich  durch  einen 
einheitlichen  Achsenstab,  der  im  Innern  des  Organismus  verläuft, 
auszeichnen.  Sie  besitzen  keine  eigentlichen  Bewegungsorganellen  wie  undulierende 
Membran  oder  Geißeln.  Daher  ist  mit  vollem  Recht,  dem  Beispiel  von  Gross  folgend, 
der  schon  früher  aufgestellte  Genusnaraen  „Spironema"  für  die  pathogenen  und 
anderen  harmlosen  spirillenähnlichen  Formen  zu  akzeptieren,  da  für  die  pathogenen 
Formen  weder  die  Morphologie  des  Spirillenorganismus  noch  des  eigentlichen  Spirochäten- 
körpers zutrifft.  Unsere  pathogenen  Formen  sind  flexibel,  besitzen  keine  starre 
Membran.  Sie  sind  auch  nicht  nackt,  sondern  sind  von  einem  fibrillären  Peri- 
p last  eingehüllt.  Nach  Gross  fehlt  derselbe,  und  nur  eine  feine  kontraktile 
Membran  ist  dem  Körper  aufgelagert  (Crista). 


Gonder,  Untersuchungen  über  arzneifeste  Mikroorganismen.  II.  169 

Parasitenkörper  für  die  verschiedenen  ArzneistoflFe,  die  eine  so  aus- 
geprägte parasitizide  Wirkung  besitzen,  besondere  Chemozeptoren  an- 
niinmt,  deren  Avidität  eine  starke  Verminderung  erfahren  hat,  und  die 
somit  der  Therapie  schwer  zugänglich  sind.  Es  sind  in  dem  Parasiten 
typische  Gruppierungen  vorhanden,  die  den  Arzneistoff  verankern  können, 
und  zwar  ist  hierbei  von  besonderer  Wichtigkeit,  daß  verschiedene 
Rezeptoren  gleichzeitig  einen  Arzneistotf  festhalten  können.  Für  die 
Trypanosomen  seien  hier  der  Arsenozeptor  und  der  Azetikozeptor,  für 
die  Spironemen  (Spirochäten)  der  Amidooxyzeptor  und  Jodozeptor  er- 
wähnt. Gerade  in  diesem  wichtigen  Prinzip  des  vielfachen  Festlegens 
in  dem  Parasiten  wurde  der  Weg  gegeben,  durch  Nebengruppierungen 
spezifische,  therapeutische  Mittel  zu  bekommen  (Ehrlich).  Auf  diese 
Weise  konnten  Ehrlich  und  seine  bewährten  Mitarbeiter  zu  einem  so 
wichtigen  Präparat,   wie  dem  Dioxydiamidoarsenobenzol  (606),   gelangen. 

Auf  Grund  soeben  nur  ganz  kurz  wiedergegebener  Prinzipien 
Ehrlichs  war  es  von  besonderem  Interesse,  die  Spironemen  (Spiro- 
chäten) hinsichtlich  ihrer  Festigkeit  zu  prüfen.  Schon  vor  längerer  Zeit 
wurden  deshalb  auch  auf  Anregung  des  Direktors  des  Georg- Speyer- 
hauses,  Exz.  Ehrlich,  in  dieser  Richtung  Versuche  angestellt,  die  auch 
zu  einem  in  gewisser  Beziehung  positiven  Ergebnis  führten,  als  z.  B. 
Spir.  gallinarum  gegen  eine  Dosis  von  0,0070  pro  Kilogramm  Sal- 
varsan  fest  gemacht  werden  konnte.  Hata  und  Mar gu lies,  welche 
diese  Versuche  ausführten,  erreichten  damals  dagegen  noch  keine  Festig- 
keit mit  Spir.  recurrentis. 

Mar  gu  lies  kommt  daher  auch  in  ihrem  Vortrag  auf  der  82.  Ver- 
sammlung für  Naturforscher  und  Aerzte  in  Königsberg  zu  dem  Schlüsse, 
daß  eine  Therapia  sterilisans  magna  wohl  bei  den  Trypanosomen 
vollständig  zur  Geltung  kommt  und  eine  Arsenfestigkeit  bei  diesem 
Parasiten  sehr  schnell  und  leicht  erzielt  werden  kann,  während  bei 
Spirillenerkrankungen  mit  gleichem  Erfolg  und  ohne  Gefahr  auch  eine 
Therapia  sterilisans  fractionata  zur  Anwendung  kommen  kann, 
die  jedesmal  einen  Teil  der  Parasiten  abzutöten  vermag  bis  zur  Sterili- 
sierung des  Körpers. 

Eine  Bestätigung  dieser  im  vergangenen  Jahre  veröffentlichten  Unter- 
suchungen von  Marguli  es  und  Hata  geben  die  experimentellen  Unter- 
suchungen über  die  Arsenfestigkeit  der  Spirochäten  von  M.  Rother- 
mundt  und  J.  Dale.  Offenbar  ist  beiden  Autoren  bei  der  kolossalen 
Fülle  von  Publikationen  über  Salvarsan  und  seine  Wirkung  etc.  die  Unter- 
suchung von  Marguli  ÖS  aus  dem  Georg-Speyerhaus  entgangen,  da  ich 
sie  nicht  in  ihrer  Publikation  erwähnt  finde.  Auch  Rothermundt  und 
Dale  konnten  bei  den  Hühnerspironemen  keine  Arsenfestigkeit  erzielen 
trotz  2  V2 -monatlicher  Behandlung  mit  Atoxyl.  Auch  dem  Salvarsan 
gegenüber  waren  die  Spironemen  durchaus  widerstandslos.  Beide  Autoren 
konnten  nur  den  einzigen  Einfluß  der  Virulenzschwächung,  welchen  aber 
auch  schon  Mar  gu  lies  hatte  feststellen  können,  bemerken.  Durch  die 
andauernde  Arsenbehandlung  wurde  die  Mortalität  der  behandelten 
Hühner  im  Gegensatz  zu  den  Kontrollhühnern  herabgesetzt. 

Im  Georg-Speyerhaus  wurden  die  bereits  von  Hata  und  Marguli  es 
begonnenen  Arbeiten  über  Arsenfestigkeit  der  Spironemen  später  wieder 
von  neuem  auf  Veranlassung  von  Exz.  Ehrlich  in  Angriff  genommen. 
Es  stellte  sich  dabei  heraus,  daß  auch  bei  den  Spironemen  eine 
Arsenfestigkeit  erreicht  werden  kann.  Allerdings  muß  hier 
ganz  besonders  hervorgehoben  werden,  daß  diese  Tatsache  absolut 


170  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

keine  praktische  Bedeutung  besitzt,  und  der  mühevolle 
Weg  und  die  Zeitaufwendung  in  gar  keinem  Verhältnis 
stehen  zu  dem  einfachen  Weg,  arsen feste  Trypanosomen 
zu  erlangen. 

Für  den  im  Laboratorium  therapeutisch  Arbeitenden  hat  natürlich 
eine  Arsenfestigkeit  der  Spironemen  besonderes  Interesse  theoretischer 
Natur.  Daß  eine  Salvarsanfestigkeit  so  außerordentlich  schwer  zustande 
kommt,  hat  wohl  seinen  Grund  in  der  organischen  Beschaffenheit  der 
Spironemen.  Nach  Untersuchungen  von  Schellack  u.  a.  und  nach 
neueren  Arbeiten  von  Gross,  Zuelzer  und  mir  entfernen  sich  diese 
Mikroorganismen  doch  sehr  wesentlich  von  den  Trypanosomen,  mit  welchen 
man  sie  seit  Schaudinns  Entdeckung  des  Syphiliserregers  zusammen- 
stellte, oder  welchen  man  sie  angliedern  wollte.  Sowohl  die  Oberflächen- 
strukturen als  auch  die  Innenstrukturen  des  Plasmas  und  des  Chroma- 
tins  der  Spironemen  sind  so  grundverschieden  von  Trypanosomen,  daß 
kaum  eine  engere  Verwandtschaft  zwischen  beiden  aufrecht  erhalten 
werden  kann.  Es  ist  daher  auch  nicht  verwunderlich,  wenn  sich  Try- 
panosomen und  Spironemen  chemotherapeutisch  nicht  ganz  gleich  ver- 
halten. 

Das  Material,  welches  für  uns  in  Betracht  kam,  waren  mit  russischen 
Recurrensspironemen  infizierte  Mäuse  und  mit  Spir.  gallinarum  infi- 
zierte Hühner  und  Reisvögel,  Will  man  bei  diesen  Spironemen  Arsen- 
festigkeit erlangen,  so  muß  man  mit  ganz  minimalen  Dosen,  die  weit 
unter  der  Heildosis  liegen,  zu  Anfang  injizieren.  Nur  ganz  langsam,  wie 
später  Tabellen  veranschaulichen  werden,  kann  man  diese  Dosen  steigern 
und  zur  Heildosis  gelangen,  welcher  die  Spironemen  nicht  mehr  weichen. 
Man  kann  noch  ebenso  langsam  die  Dosen  weiter  steigern  und  schließlich 
zur  Dosis  tolerata  gelangen,  die  wir  auch  tatsächlich  für  die  Recurrens- 
spironemen erreicht  haben. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Hata  verträgt  eine  Maus  Salvarsan 
in  einer  Verdünnung  von  1:300  1  ccm  pro  20  g.  Die  Dosis  cura- 
tiva  ist  für  Spir.  recurrentis  1  ccm  einer  Verdünnung  von  1:800 
pro  20  g  Gewicht.  Das  sind  die  beiden  sicheren  Grenzen.  Es  kommt 
natürlich  auch  vor,  daß  kleinere  Dosen  Heilwirkung  haben  und  daß 
gelegentlich  eine  Maus  auch  mehr  als  1  ccm  einer  Verdünnung  von 
1:300  resp.  auch  1  ccm  einer  Verdünnung  von  1:250  verträgt.  Die  im 
letzten  Jahr  hergestellten  Präparate  von  Salvarsan  übertreffen  an  Güte 
noch  die  älteren  Präparate,  indem  eine  Maus  auch  noch  recht  gut  1  ccm 
einer  Verdünnung  von  1:200  pro  20  g  verträgt.  Diese  Dosen  verstehen 
sich  auf  subkutane  Injektionen. 

Die  Salvarsanfestigkeit  wurde  nun  in  der  Weise  erzielt,  daß  mit  Ver- 
dünnungen von  1 :4000  resp.  1 :4500  begonnen  wurde,  und  zwar  zu  Beginn 
der  Infektion  injiziert,  also  gewöhnlich  am  ersten  Tage  nach  intraperi- 
tonealer Verimpfung  des  Spironemenmaterials.  Man  tut  gut,  gleich  zu 
Anfang  mehrere  Mäuse  zu  gleicher  Zeit  mit  verschieden  starken  Ver- 
dünnungen von  Salvarsan  zu  behandeln :  z.  B.  mit  1  :  4000,  1  :  4500, 
1  :  3500. 

Folgende  Tabellen  sollen  in  Kürze  die  Methode  veranschaulichen, 
die  angewandt  wurde,  um  eine  Festigkeit  zu  erzielen. 

Auf  diese  Weise  gelangten  wir  allmähhch  höher  und  erzielten  zum 
Schluß  eine  Festigkeit  gegen  eine  Dosis  von  1  ccm  einer 
Verdünnung  von  1  :240  pro  20  g  Gewicht.  Damit  war  gleich- 
sam  die  Toxizitätsdosis   erreicht.     Denn   dieselbe   beträgt  für  die  Maus, 


Gonder,  Untersuchungen  über  arzneifeste  Mikroorganismen.  II. 


171 


wie  gesagt,   1:200-1:250   pro   20  g  Gewicht.     Um   diese   Festigkeit  zu 
erreichen,  waren  im  ganzen  ca.  100  Passagen  nötig. 

Tabelle  1. 
Die  Mäuse  wurden  mit  je  0,2  ccm  einer  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  lOmal 
verdünnten  Blutaufschwemmung  mit  Spironemen  intraperitoneal  infiziert. 
AThiir  &  o  c 

1.  Tag        +       w.  1 :  4000  1  ccm        +     w.  1 :  3500  1  ccm         +     s.  w.  Kontrolle 

2.  „  +  pro  20  g  +        pro  20  g  +  + 

3.  „        ++  ++  +  +  + 

4.  „       +  +  +  +  +  +  +  +  + 

abgeimpft  auf  drei  neue  Mäuse 


Maus  a 

1. 

Tag        +       w.  1 :  8500  1  ccm 

2. 

+  +        pro  20  g 

3. 

„       +  +  + 

4. 

„     +  +  +  + 

b  c 

+     w.  1  ccm  1  :  3000        +    Kontrolle 
+        pro  20  g  +  + 

+  +  +  +  +  tot 

+  +  + 
i 

abgeimpft  auf  drei  neue  Mäuse  etc. 
Es  ist  gut,  mit  Kontrollen  hierbei  zu  arbeiten,  da  es  öfters  vorkommt,  daß  bei  der 
Behandlung  der  weiteren  Passagen  mit  Salvarsan  die  Dosierung  gelegentlich  zu  stark 
gesteigert  wird,  wodurch  die  Mäuse  ihre  Infektion  verlieren  können.  Man  ist  dann  ge- 
zwungen, die  ganze  Prozedur  zu  wiederholen.  Beispielsweise  hat  man,  wie  die  folgende 
kleine  Tabelle  zeigt,  schon  eine  Festigkeit  von  1:600  pro  20  g  Gewicht  erreicht,  und 
will  nun  noch  steigern,  so  könnte  es  vorkommen,  daß  bei  der  nächsten  Dosierung  von 
1:500,  1:550  und  1:525  die  Spironemen  verschwinden.  Ohne  Kontrollen  wäre  man 
gezwungen,  von  vom  wieder  anzufangen. 

Tabelle  2. 

Die  Mäuse  wurden  infiziert  wie  oben. 

Maus  a  Spironemen  fest  gegen  eine  Dosis  von  1 :  600  pro  20  g  Gewicht 
+     w.  1:600 
+  + 
+  +  + 
i 
abgeimpft  auf  vier  neue  Mäuse 


I.Tag    +  w.  1:500  1  ccm 

2.  „      +      pro  20  g 

3.  „     - 


b  c 

4      1 :  525  1  ccm        + 
—        pro  20  g  — 


1 :  550   1  ccm 
pro  20  g 


d  Kontrolle 

+  — 

+  + 

+  +  + 

abgeimpft  auf  vier 
neue  Mäuse 


I.Tag 

2.  „ 

3.  „ 

4.  „ 


a 

+  w.  1 :  550  1  ccm 
—      pro  20  g 


b 

+     w.  1 : 575 

+         1  ccm    pro 

+  +      20  g 


+  +  + 

i 
abgeimpft  auf  neue  Mäuse  etc 


c 

d  Kontrolle 

+     w.  1:590 

+     w. 

+         1  ccm   pro 

+ 

+  +      20  g 

+  +  + 

1-  +  + 

+  +  + 

Die  Festigkeit  war  sogar  so  stark,  daß  man  gleichzeitig  mit  der 
intraperitonealen  Verimpfung  von  einer  Passage   zur   anderen  Salvarsan 


172  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

subkutan  iojizieren  konnte.  Hiermit  ist  also  bewiesen,  daß 
auch  bei  den  Recurrensspironemen  eine  Festigkeit  gegen 
Salvarsan  durch  ganz  allmähliche  Gewöhnung  erzielt 
werden  kann. 

Weit  schwieriger  gestalten  sich  die  Verhältnisse  bei  Spir.  ga Ul- 
nar um.  Während  wir  bei  Spir.  recurrentis  mit  100  Passagen  eine 
Festigkeitsdosis  erreichen  konnten,  welche  der  Toxizitätsdosis  gleich- 
kommt, gelangten  wir  bei  Spir.  gallinarum  erst  mit  100  Passagen 
auf  eine  Dosis  von  0,015  pro  Kilogramm,  die  noch  weit  von  der 
Dosis  tolerata  entfernt  liegt.  Die  Dosis  tolerata  beträgt  für 
Hühner  im  allgemeinen  0,25  pro  Kilogramm,  und  die  Dosis  cura- 
tiva  0,0025  pro  Kilogramm.  Erst  nach  190  Passagen  waren  wir  soweit, 
daß  die  Dosis  curativa  um  das  ca.  10-fache  übertroffen  wurde.  Denn 
die  Spironemen  wurden  dann  erst  von  einer  Dosis,  die  über  0,02  pro 
Kilogramm  liegt,  abgetötet.  Die  Hühnerspironemen  setzen  dem  Sal- 
varsan eben  viel  geringeren  Widerstand  entgegen,  so  daß  man  gezwungen 
ist,  nur  äußerst  langsam  mit  den  Salvarsandosen  zu  steigern.  Daher 
benötigt  man  auch  eine  weit  größere  Anzahl  Passagen. 

Auch  mit  den  Verdünnungen  kann  man  nur  langsam  steigern.  Am 
besten  wählt  man  zu  Anfang  sehr  starke  Verdünnungen  wie  1:5000.  Hat 
man  mit  dieser  Verdünnung  allmählich  eine  gewisse  Festigkeit  erreicht, 
so  geht  man  langsam  mit  stärkeren  Lösungen  vor,  wie  1 :4500,  1 :4000  etc. 
Mit  jeder  Verdünnung  steigert  man  allmählich  auch  die  Salvarsanmenge. 
Auch  hierbei  sind  ebenso  Kontrollen  nötig,  wie  bei  den  Recurrensspiro- 
nemen.    Unsere  Kontrollen  wurden  auf  Reisvögel  und  Hühner  gehalten. 

Um  bei  den  Hühnerspironemen  eine  Salvarsanfestigkeit  zu  erreichen, 
ist  es  nötig,  mit  einer  sehr  weit  unter  der  Dosis  curativa  liegenden 
Dosis  zu  beginnen.  Es  wurde  mit  einer  Verdünnung  von  1:5000  be- 
gonnen und  0,0005  pro  Kilogramm  injiziert.  Die  Dosen  wurden  ganz 
allmählich  um  0,0001  gesteigert.  Auf  diese  Weise  kann  man  auf  0,0015 
pro  Kilogramm  mit  einer  Verdünnung  von  1:5000  gelangen.  Bei  den 
weiteren  Passagen  wurde  die  Verdünnung  konzentrierter  angewandt 
(1 :  4000).  Die  Dosen  konnten  bei  dieser  Verdünnung  bis  0,003  pro 
Kilogramm  gesteigert  werden,  womit  also  schon  die  Dosis  curativa 
überschritten  wurde.  Mit  stärkeren  Lösungen  erreichten  wir  dann 
schließlich  0,0045  pro  Kilogramm  (Verdünnung  1 :  2000). 

Während  zu  Anfang  das  Salvarsan  bei  stärkeren  Infektionen  wie  bei 
„+"  und  „H — h"  Infektionen,  bei  welcher  im  mikroskopischen  Gesichts- 
feld ca.  5 — 10  oder  15  Spironemen  nachgewiesen  werden,  injiziert  wurde, 
wurde  jetzt  versucht,  schon  gleich  zu  Beginn  der  Krankheit,  wenn  über- 
haupt die  ersten  Spironemen  im  Blut  auftraten,  zu  injizieren.  Immer 
von  dem  Huhn,  deren  Spironemen  dem  Salvarsan  gegenüber  unempfind- 
lich waren,  wurde  auf  weitere  Hühner  abgeimpft.  Mit  einer  Verdünnung 
von  1 :  1000,  die  ja  allgemein  in  der  Therapie  der  Hühnerspironemose 
angewandt  wird,  wurde  eine  Festigkeit  von  0,022  pro  Kilogramm  erzielt, 
in  einzelnen  Fällen  war  bereits  eine  Festigkeit  von  0,025  pro  Kilogramm 
vorhanden. 

Gerade  aus  dieser  Tabelle  geht  deutlich  hervor,  wie  nötig  Kontrollen 
sind,  da  sowohl  gelegentlich  zu  schnell  gesteigert  wird,  als  auch  sich 
einmal  ein  Huhn  als  immun  zeigen  könnte  ^). 


1)  Pockenkranke  Hühner  erwiesen  sich  in  größerer  Zahl  als  gesunde  und  normale 
Hühner  gegen  die  Spironemen  als  immun. 


Gonder,  Untersuchungen  über  arzneifeste  Mikroorganismen.  IL 


173 


Tabelle  III. 

j^"?A  r'°t'"^™"^^^^'"  ^°^'^iert  mit  3  ccm  einer  mit  physiologischer  Kochsalzlöaune 
um  das  lU- fache  verdünnte  Blutaufschweramung  mitSpironemagallinarum 


I 


Huhn  a 

1.  Tag      +     0,0009  pro  Kilo- 

2.  „      ++      gramm  1:5000 

3.  „    +  +  + 
abgeimpft 


b 

+ 
+  + 
+  + 


0,0009    pro   Kilo- 
gramm 1 :  5000 


Tag     + 

„      ++    0,0008  pro  Kilo- 
„    +  +  +    gramm  1 :  5000 


b 

+ 
+  +    0,00075  pro  Kilo- 
+  +  +    gramm  1  :  5000 

y 

abgeimpft  etc. 


85.-89.  Passage. 
Huhn,  wie  oben  infiziert. 
a 

1.  Tag      +      w. 

2.  „      +  + 

3.  „    +  +  + 


86.  Passage. 


+      w.  0,0136  pro  Kilo- 
.    .       gramm  1 :  1000 
+  +  + 


+  + 


c  Kontrolle,   Reisvogei 

+ 

+  + 

+  +  +  + 


c  Kontrolle,  Reisvogel 

+ 

+  + 
+  +  + 


c  Kontrolle,   Reisvogel 

+ 

+  + 

+  +  +  + 


abgeimpft 


1.  Tag      + 

2.  „      +  + 

3.  „    +  +  + 


87.  Passage. 


+      w.  0,1375  pro  Kilo- 
+  +      gramm  1 :  1000 
+  +  + 

abgeimpft 


c  Kontrolle,  Reisvogel 

+ 

+  + 

+  +  + 


1.  Tag  +  w 


2.  „    +w. 

3.  „    +w. 


38.  Passage  ohne  Sal- 
varsanbehandlung 


I.Tag 

2.  „ 

3.  „ 

4.  „ 


+  w.  0,014  pro  Kilo- 
+  w.  gramm  1 :  1000 
+  w. 

i 
abgeimpft  auf  Reisvogel 
1 
+      w. 

+  + 
+  +  + 

i 
89.  Passage,  abgeimpft  auf  Hühner. 

b 
+      w.  +      w.  0,0135  pro  KUo- 

+  +       gramm  1 :  1000 

+  +  +  + 

+++  +++ 

I 
abgeimpft  etc. 


c  Kontrolle,  Reisvogel 

+ 

+  + 

+  +  + 

Abgeimpft  auf  Reisvogel  89  c 


c  Kontrolle,  Reisvogel 

+ 

+  + 

+  +  + 

tot 


Also  auch  bei  den  Hühnerspironemen  kann,  wie  das  be- 
sprochene Experiment  zeigt,  und  wie  die  Tabelle  demonstriert,  eine 
Festigkeit  gegen  Salvarsan   erzielt  werden.     Was  die  Morta- 


174  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 

lität  der  Hühner  betrifft,  so  ist  dieselbe  in  der  Tat  etwas  herabgesetzt. 
Man  kann  aber  diese  Virulenzschwächung  bald  wieder  durch  Reisvogel- 
passagen auf  die  ursprüngliche  Stärke  bringen,  ohne  daß  die  Spironemen 
ihre  Festigkeit  verlieren.  Die  Spironemen  werden  durch  die  dauernde 
Behandlung  zweifellos  etwas  geschwächt,  auch  werden  immerhin  eine 
größere  Anzahl  von  weniger  widerstandsfähigen  Spironemen  durch  das 
Salvarsan  abgetötet,  so  daß  das  Huhn  weniger  durch  die  Krankheit  zu 
leiden  hat. 

Es  muß  hier  nochmals  hervorgehoben  werden,  daß  diese 
mühevoll  aufgezwungene  Festigkeit  der  Spironemen 
gegen  Salvarsan  in  keiner  Weise  irgendwelche  prak- 
tische Bedeutung  besitzt.  10  bis  20malige  Injektionen 
werden  niemals  irgendeine  Festigkeit  bewirken  können. 
Auch  ist  ja  eine  solche  fraktionierte  Behandlung  in  der 
Praxis  ausgeschlossen.  Bei  Recurrens  genügen  bekannt- 
lich sehr  geringe  Dosen  mit  nur  einmaliger  Einspritzung, 
ebenso  bei  Hühnerspironemose.  Bei  Frambösie  genügt 
auch  eine  einmalige  Dosis,  um  die  Krankheit  zu  heilen. 
Und  in  der  Luestherapie  werden  auch  nur  2,  3  und  aus- 
nahm s  weise  4  Inj  ektionen  gemacht,  die  für  eine  Festig- 
keit vollständig  ungenügend  wären.  Auch  werden  diese 
Injektionen  in  verhältnismäßig  kurzen  Zwischenräumen 
ausgeführt.  Es  besteht  demnach  absolut  keine  Gefahr, 
wenn  fraktionierte  Dosen  injiziert  werden.  Eine  Sterili- 
satio  magna  fractionata  ist  daher  durchaus  möglich. 


Nachdruck  verboten. 

Die  ünterscheiduDg  von  lebenden  und  toten  Bakterien 
durch  die  Färbung. 

[Aus  dem  Hygienischen  Institut  der  Universität  Berlin  (Direktor: 
Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  C.  Flügge).] 

Von  Stabsarzt  Dr.  Heinrich  Iiayser. 

Im  Juni  1909  gab  G.  Proca^)  in  der  Societe  de  Biologie  (de  Paris) 
ein  Färbeverfahren  an,  mit  dem  es  gelingen  sollte,  lebende  Bakterien 
von  toten  zu  unterscheiden.  Die  Bedeutung  eines  derartigen  Erkennungs- 
mittels für  gewisse  Fälle  der  bakteriologisch-diagnostischen  Praxis,  sowie 
ihre  theoretische  Wichtigkeit  liegen  auf  der  Hand,  und  es  muß  daher 
Wunder  nehmen,  daß  über  eine  kritische  Nachprüfung  der  Methode 
bisher  nichts  bekannt  geworden  ist. 

Nach  Proca  nehmen  mit  Methylenblau  gefärbte  Bakterien,  welche 
vorher  durch  Hitze  oder  Chemikalien  abgetötet  wurden,  bei  einer  Nach- 
behandlung mit  verdünntem  Karbolfuchsin  (1 :  10),  im  Gegensatz  zu 
lebenden  Spaltpilzen  eine  rote  Färbung  an ;  das  Karbolfuchsin  soll  nur 
kurz  (rapidement)  einwirken.  Natürlich  muß  die  Fixierung  des  Prä- 
parates sehr  vorsichtig  und  schonend  (ä  une  chaleur  moderne)  erfolgt 
sein.    Es   wird  auch   ein  Farbgemisch   angegeben,   mit   welchem  die 

1)  Proca,  G.,  Sur  une  coioration  diff^rente  des  bact.  raortes.  (Corapt.  rend.  d.  I. 
80C.  d.  biol.  T.  66.  1009.  p.  148.) 


Kays  er,  Zur  Unterscheidung  von  lebenden  und  toten  Bakterien  etc.         175 

Identifizierung  toter  Bakterien  besonders  einfach  sein  soll:  8  ccm  Ziehl- 
scher  Fuchsinlösung  in  ICK)  ccm  destilliertem  Wasser,  gemischt  mit 
100  ccm  Löfflerschem  Methylenblau ;  muß  mindestens  24  Stunden  vor 
der  Benutzung  offen  stehen  bleiben.  Wird  ein  Trockenpräparat  damit 
1  Minute  lang  behandelt,  alsdann  gespült,  getrocknet  und  eingebettet, 
so    sieht   man  die  lebenden  Mikrobien  blau,    und  tote  rot  gefärbt. 

Ich  habe  nun  Procas  Verfahren  bei  verschiedenen  Staphylo- 
kokken, sowie  Coli-  und  Typhusbakterien  angewendet.  Diese 
Keime  wurden  durch  feuchte  Hitze  (60—90"  C),  oder  in  70-proz.  Alkohol, 
in  Karbolsäure  (3  Proz.),  Sublimatlösung  (1  Prom.)  oder  Chloroform  ab- 
getötet und  dann  gefärbt.  —  Mit  gewissen  Einschränkungen  kann 
ich  zugeben,  daß  in  der  Tat  ein  färberischer  Unterschied  zwischen 
lebendem  und  totem  Material  besteht,  indessen  ist  er  nicht  immer 
eklatant.  Insbesondere  dürfen  bestimmte  Vorsichtsmaßregeln  nicht  unter- 
lassen werden. 

Bei  meinen  Versuchen  wurden  stets  auf  dem  gleichen  Objektträger 
bzw.  Deckgläschen  folgende  Proben  untergebracht:  1)  Lebende  Stäbchen- 
bakterien, 2)  abgetötete  (Kontrollkulturversuch!);  mehrfach  aber  auch 
3)  junge  entwickelungsfähige  und  4)  tote  Mikrokokken,  beides  getrennt 
und  gemischt.  Die  lebenden  Keime  entstammten  ca.  12-stündigem, 
üppigem  Agar-Rasen,  die  abgetöteten  waren  auf  dem  gleichen  Nährboden 
gewachsen. 

Ich  habe  der  getrennten  Färbung  mit  Methylenblau  und  Karbol- 
fuchsin den  Vorzug  gegeben,  da  ^ie  sicherer  als  manche  Farbgemische 
den  Unterschied  von  rot  und  blau  zur  Geltung  bringt. 

Dichte  Bakterienausstriche  eignen  sich  wenig  zur  Färbung,  da  in 
solchen,  auch  wenn  es  sich  um  tote  Keime  handelt,  das  Karbolfuchsin 
meist  ungenügend,  d.  h.  zu  spät  zur  Wirkung  kommt. 

Färbt  man  richtig  vorbereitete  Präparate  nicht  sehr  flüchtig  mit 
der  dünnen  Zieh  Ischen  Lösung  nach,  so  tingieren  sich  lebende  wie 
tote  Bakterien  gleichmäßig  rot!  In  dieser  Hinsicht  waren  die  Staphylo- 
kokken durchweg  besonders  empfindlich. 

Werden  Bakterien  durch  langsam  wirkende  Mittel  nach  und 
nach  in  ihrer  Lebenskraft  geschädigt,  so  läßt  sich  die  gesteigerte 
Fuchsin-Tingierbarkeit  unter  Umständen  schon  vor  dem 
eingetretenen  Zelle ntod  konstatieren.  —  So  legte  ich  z.  B.  eine 
Anzahl  frische  lufttrockene  Staphylococcus  aureus-  und  Bact. 
typhi- Ausstriche  in  Chloroform  (Doppelschale,  Zimmertemperatur). 
Nach  24  Stunden  gediehen  die  abgeimpften  Staphylokokken  auf  Schräg- 
agar  noch  ziemlich  gut,  Bact.  typhi  aber  war  abgetötet.  Um  diese 
Zeit  färbten  sich  die  einen  Tag  in  Chloroform  gehaltenen  Traubenkokken, 
nach  Proca  behandelt,  schon  rot,  ebenso  wie  die  nicht  mehr  ver- 
mehrungsfähigen Typhusbacillen.  Erst  24  Stunden  später  erwiesen  sich 
die  Staphylokokken  des  Chloroformbades  tot. 

Ausstriche  von  mehrere  Tage  altem  Rasen  des  Bact.  typhi 
oder  coli  commune  liefern  eine  sehr  prägnante  Färbung:  wir  finden 
intensiv  rote  Stäbchen  zwischen  einer  größeren  Zahl  von  blauen,  erstere 
nicht  selten  auffällig  kräftiger  als  die  letzteren  tingiert,  sowie  schlanker 
in  der  Form,  schärfer  in  den  Umrissen.  Nach  den  bisherigen  Versuchen 
muß  angenommen  werden,  daß  diese  roten  Elemente  geschwächter 
Vitalität,  oder  tot  sind. 

Fasse  ich  meine  Beobachtungen  kurz  zusammen,  so  empfiehlt  sich 
folgende  Technik:    Dünnen   Ausstrich   kurz   und   gelinde   (nach   Luft- 


176 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  1/2. 


trocknung)  erwärmen,  ca.  2 — 3  Minuten  mit  Methylenblau  färben,  vor- 
sichtige Wasserspülung  durch  Tauchen.  Ohne  vorheriges  Trocknen,  da- 
nach 2mal  Eintauchen  in  Vio  Karbolfuchsin,  um  die  Methylenblau-  und 
Wasser-Reste  wegzuspülen.  Dann  unter  leichter  Bewegung  des  Präpa- 
rates wenige  Sekunden  Färben  mit  Vio  Karbolfuchsin ;  durchschnittlich 
genügen  5 — 10  Sekunden,  nach  Art  und  Dicke  des  Ausstriches  bedarf 
es  unter  Umständen  einiger  Sekunden  mehr.  Kontrolle:  Zur  Prüfung, 
ob  richtig  verfahren  wurde,  müssen  der  gleichen  Färbeprozedur  notorisch 
tote  und  auch  lebende  Bakterien  unterworfen  werden,  d.  h.  auf  dem 
gleichen  Objektträger,  welcher  mit  den  Keimausstrichen  unbekannter 
Vitalität  beschickt  worden  ist. 

Alles  in  allem  dürfte  die  Bedeutung  der  Procaschen 
Methode  für  die  klinisch-bakteriologische  Praxis  wegen 
der  umständlichen  Kautelen  und  der  trotzdem  verblei- 
benden Unsicherheiten  nicht  groß  sein.  —  Als  neues  Hilfs- 
mittel zur  Vertiefung  und  Detaillierung  morphologischer  und 
biologischer  Forschungen  wird  sie  dagegen  wohl  noch  eine  Rolle 
spielen. 


Die  Redaktion  des  „Centralhlatts  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde"  richtet 
an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige  Wünsche  um  Lieferung  von 
besonderen  Abdrücken  ihrer  Aufsätxe  entweder  bei  der  Einsendung  der  Abhandlungen 
an  die  Redaktton  auf  das  Manuskript  schreiben  xu  wollen  oder  spätestens  nach 
Empfang  der  ersten  Korrekturabxüge  direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer 
in  Jena,  gelangen  tu  lassen 


Inhalt. 


De  Gasperi,  Federico,  La  „Phase  nega- 
tive" de  Wright  dans  la  vaccination 
antityphique  des  jeunes   lapins,  p.  161. 

Di  Cxistina,  G.  u.  CipoUa,  M.,  lieber 
die  Bildung  spezifischer  Antikörper  bei 
mit  Nukleoproteid  syphilitischer  Organe 
behandelten  Kaninchen,  p.  160. 

Doerr,  R.  u.  Pick,  K..,  Das  Verhalten 
heterologer  Immunsera  im  normalen  und 
im  allergischen  Organismus,  p.  146. 

Dankerly,  J.  S.,  On  the  occurrence  of 
Thelohania  and  Prowazekia  in 
Anthomyid  flies,  p.  136. 

Gonder,  Richard,  Untersuchungen  über 
arzneifeste  Mikroorganismen.  IL,  p  168. 

Hanssen,  Untersuchungen  am  Hund  über 
den  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das 
Bakterien  Wachstum  im  Verdauungs- 
traktuB,  speziell  im  Magen,  p.  89. 

Eayser,  Heinrich,  Die  Unterscheidung 
von  lebenden  und  toten  Bakterien  durch 
die  Färbung,  p.   174. 

Mereshkowsky,  S.  S.,  Der  Einfluß  der 
Passagen  durch  graue  Ratten  (Mus 
decumanus)  auf  die  Virulenz  des 
Bacillus  Danysz,  p.  3. 


Mereshkowsky,  S.  S.,  Die  Beeinflussung 
der  Virulenz  des  Bacillus  Danysz 
durch  fortlaufende  Ueberimpfungen  in 
Bouillon,  p.  64. 

,  Ueber  die  Anwendung  des  Traut- 
mann sehen  Verfahrens  zur  Virulenz- 
steigerung des  Bacillus  Danysz, 
p.  69. 

—  — ,  Raticide  —  Azoa,  p.  72. 

Ozaki,  T.,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben 
Bakterien  der  Mundhöhle,  p.  76. 

Peters,  Ernst,  Zur  Pathogenität  der 
Tuberkelbacillentypen  bei  Mäusen,  p.  1. 

Plehn,  Marianne*,  Eine  neue  Karpfen- 
krankheit und  ihr  Erreger:  Branchio- 
myces  sanguinis,  p.  129. 

V.  Prowazek,  S. ,  Notiz  zur  Aetiologie 
der  Psoriasis  vulgaris,  p.  134. 

Risa,  Reschad  u.  Mustafa,  Der  Erreger 
der  Aleppobeule  und  seine  Kultur,  p.  126. 

Schöppler,  Herrmann  u.  Krüg^er,  Paul, 
Zur  Unterscheidungs frage  von  Ascaris 
canis  und  A.  felis  (Ascaris  canis 
s.  mystax),  p.  143. 

Wrnblewski,  K.,  Die  Blutparasiten  des 
Maulwurfes,  p.  140. 


Frommaonsehc  Bachdrocker«!  (Hermann  Fohle)  in  Jena. 


> 


Adolf  Salomonsolm-Stiftung. 

Aus  der  Adolf  Salomonsohn- Stiftung,  welche  den  Zweck  hat, 
„Beihilfen  zu  gewähren  behufs  Förderung  wichtiger 
Arbeiten  auf  den  Gebieten  der  Naturwissenschaften  (ein- 
schließlich Biologie  und  Medizin)  durch  hervorragend 
tüchtige  Kräfte,  denen  für  die  längere  Dauer  der  For- 
schung genügende  Mittel  nicht  zur  Verfügung  stehen", 
sind  stiftungsgemäß  bis  zu  2250  M,  zur  Verwendung  verfügbar. 

Bewerbungen  sind  bis  zum  1.  März  1912  schriftlich  an  den  Ministerial- 
direktor Dr.  Schmidt  in  Berlin,  Wilhelmstraße  68,  mit  der  Aufschrift 
Adolf  Salomonsohn-Stiftuiigssache  zu  richten. 

Berlin,  den  16.  Januar  1912. 

Das  Kuratoriam. 

Dr.  Schmidt,  Adolf  Salomonsohn,  Dr.  Orth, 

Ministerialdirektor.  Rechtsaüwalt  und  Notar  a.  D.  Geheimer  Medizinalrat, 

Professor. 


Centrall]l.f.eal(l8tc.l.  Abt  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Ausgegeben  am  20.  Februar  1912. 

Nachdruck  verboten. 

üeber  Kapselbildung  der  Milzbrandbacillen  bei  der 
Züchtung  auf  Schrägagar. 

Von  H.  Kodama, 

Vorsteher  der  bakteriologischen  Abteilung  an  der  Städtischen  Hygienischen  Unter- 
suchungsanstalt zu  Tokio  (Direktor:  Prof.  Toyaraa), 
z.  Z.  am  Institut  für  Hygiene  und  Bakteriologie  der  Universität  Straßburg  i.  E. 
(Direktor:  Geheirarat  Prof.  Dr.  Uhlenhuth). 

Mit  2  Figuren. 

Während  nach  älterer  Auffassung  die  Milzbrandbacillen  ihre  Kapseln 
nur  im  Tierkörper  bilden,  haben  neuere  Forschungen  ergeben,  daß  die 
Kapsel  sich  auch  im  Serum  außerhalb  des  Tierkörpers  bilden  kann. 
Einige  Forscher  haben  sogar  über  Kapselbildung  bei  Züchtung  der 
Bacillen  auf  festen  Nährböden  berichtet,  aber  ihre  Angaben  haben  nicht 
überzeugend  gewirkt  und  keine  allgemeine  Anerkennung  gefunden.  Ich 
habe  mich  seit  einigen  Jahren  ebenfalls  speziell  mit  dieser  Frage  befaßt 
und  mit  Bestimmtheit  auf  verschiedenen  festen  Nährböden  (z.  B.  Schräg- 
agar, erstarrtem  Hühnereiweiß,  Schrägserum  etc.)  Kapselbildung  bei 
Milzbrandbacillen  beobachtet. 

lieber  diese  Versuche  und  Beobachtungen  werde  ich  an  anderer 
Stelle  eingehender  berichten ;  hier  möchte  ich  mich  nur  kurz  über  Kapsel- 
bildung der  Milzbrandbacillen  auf  dem  Schrägagar  äußern. 

Zunächst  habe  ich  unzählige  Male  vergeblich  versucht,  die  Milzbrand- 
bacillen durch  Kultur  auf  dem  gewöhnlichen  Schrägagar  bei  37  '^  C  oder 
unter  anderen  Bedingungen  (höhere  Temperatur  und  kürzere  Dauer  der 
Kultur)  zur  Bildung  von  Kapseln  zu  bringen.  Es  gelang  aber  auf  diese 
Weise  nie,  eine  Kapsel  nachzuweisen. 

Ich  hielt  es  deswegen  damals  ebenfalls  für  ganz  unmöglich,  bei 
Züchtung  von  Milzbrandbacillen  auf  Schrägagar  eine  Kapselbildung  zu 
erhalten.  Als  ich  aber  zufällig  einmal  die  Milzbrandbacillen  auf  er- 
starrtem Hühnereiweiß  kultivierte,  fand  ich,  daß  die  Bacillen  alle  über- 
raschenderweise Kapseln  gebildet  hatten.  Ich  habe  darum  weitere  ge- 
nauere Untersuchungen  angestellt,  ob  und  unter  welchen  Bedingungen 
die  Milzbrandbacillen  auf  dem  Hühnereiweißagar  Kapseln  bilden.  Das 
Ergebnis  war  folgendes  (s.  Tabelle  p.  178). 

Aus  dieser  Tabelle  ergibt  sich,  daß  starke  Kapselbildung  eintritt, 
wenn  man  die  Milzbrandbacillen  auf  dem  reinen  Hühnereiweißnährboden 
züchtet,  ebenso  bilden  sich  noch  Kapseln  auf  2 — 4-fach  verdünntem, 
gekochtem  Hühnereiweißagar;  wenn  man  aber  den  Verdünnungsgrad 
weiter  erhöht,  so  sind  die  Milzbrandbacillen  nicht  mehr  fähig.  Kapseln 
zu  bilden. 

Was  die  Ursache  dieser  Erscheinung,  daß  die  Milzbrandbacillen  auf 
dem  erstarrten  Hühnereiweiß  Kapseln  bilden,  betrifft,  so  bin  ich  zu  der 
Ansicht  gelangt,  daß  wahrscheinlich  das  Eiweiß  und  die  besondere 
Alkali  tat  des  Hühnereiweißes  zusammen  die  Kapselbildung  bedingen. 
Deshalb  habe  ich  die  Alkalität  des  Hühnereiweißes  mit  Phenolphthalein- 
lösung  als  Indikator  untersucht  und  gefunden,  daß  sie  etwa  dem  200- 
fachen  der  Normal- Sodalösung  entspricht. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  3/4.  12 


178 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


Die  Kapselbildung  und  das  Wachstum  der  Milzbrandbacillen 
auf  Hühnerei  weiß-Agarnährböden. 


Herstellung  des  Nähr- 
bodens 


Man  setzt  eine  be- 
stimmte Menge  steril 
entnommenen  Hühner- 
eiweißes zu  dem  flüs- 
sigen ,  fertigen  Agar ; 
diese  Mischung  wird 
gekocht,  dann  läßt 
man  sie  in  schräg  ge- 
stellten Röhrchen  er- 
starren 


Reaktion 

des 

Agars 


Verhältnis 
von  Hühner- 
eiweiß zur 
A  garmenge 


schwach 
alkalisch 


schwach 
sauer 


Wachstum 
(nach  24  St. 


minimal 

üppig 
minimal 


Mikroskopischer  Befund 
(nach  24  St.) 


Form  der  Bacillen  Kapsel 


kurze  Ketten 

)>  >» 

lange  Ketten 

I)  >) 

kurze  Ketten 

)>  )) 

lange  Ketten 


+  + 

+ 


Man  mischt  eine  be- 
stimmte Menge  Hüh- 
nereiweiß, welcnes  steril 
entnommen  wird ,  zu 
dem  flüssigen  Agar  bei 
einer  Temperatur  von 
40—50"  C;  diese  Mi- 
schung läßt  man  ohne 
zu  kochen  ebenfalls 
erstarren 


schwach 
alkalisch 


schwach 
sauer 


minimal  bis  0 
minimal 


minimal  bis  0 
minimal 


Involutionsform 

)) 

einzeln  oder  je 

zwei  verbunden 

dgl. 

)' 

Involutionsform 

>) 

einzeln  oder  je 

zwei  verbunden 

dgl. 


Kon- 
trolle 


minimal 


kurze  Ketten 


uppig 


lange  Ketten 


+ 
+  -I- 


gekochte  Hüh- 
uereiweißplatte 

schwach  alkali- 
scher Agar 

schwach  saurer 
Agar 

Als  ich  darauf  die  Alkalität  des  gewöhnlichen  Agars  bis  zu  an- 
nähernd dem  gleichen  Grade  erhöhte  und  darauf  die  Milzbrandbacillen 
züchtete,  konnte  ich  bei  vielen  Bacillen  ebenfalls  die  Kapseln  nachweisen. 
Meine  Beobachtungen  lassen  sich  folgendermaßen  zusammenfassen: 

1)  Züchtet  man  den  Milzbrandbacillus  auf  schwach  saurem  Schräg- 
agar,  so  kommen  äußerst  selten  kapseltragende  Bacillen  zur  Beob- 
achtung. 

2)  Nach  24-stündiger  Kultivierung  auf  dem  schwach  alkalischen 
Agar  lassen  sich  kapseltragende  Milzbrandbacillen  nur  bei  einigen  nach- 
weisen ;  doch  ist  ihre  Zahl  noch  sehr  gering. 

'6)  Wenn  man  aber  die  Milzbrandbacillen  auf  dem  stark  alkalischen 
Agar  (dessen  Alkalität  der  1(X)— 4(X)-fachen  Normal-Sodalösung  ent- 
spricht —  die  2(X)-fache  Alkalität  ist  die  beste)  kultiviert,  so  sieht  man 
schon  nach  18 — 24  Stunden  sehr  viele  eingekapselte  Bacillen  in  jedem 
Gesichtsfeld;  daneben  finden  sich  aber  auch  Bacillen  ohne  Kapseln. 

Auf  den  drei  genannten  Arten  des  Nährbodens  wachsen  die  Milz- 
brandbacillen bei  makroskopischer  Beobachtung  mit  ziemlich  gleich- 
mäßiger Ueppigkeit,  so  daß  sie  in  der  Entwickelung  keine  Unterschiede 
zu   zeigen   scheinen.     Doch  wenn  man  genauer   beobachtet,   so   bemerkt 


Kodama,  Ueber  Kapselbildung  der  Milzbrandbacillen  etc. 


179 


Fig.  1.    Milzbrandbacillen,  gewachsen  auf  stark  alka- 
lischem Agar,  20  Std.  bei  37".    Johnesche  Färbung. 


man  auf  dem  zuletzt  genannten  Nährboden,  daß  der  Bacillenbelag  nicht 
glänzend,  sondern  matt  und  sehr  viel  zäher  als  der  auf  den  beiden 
anderen  Nährböden  ge- 
wachsene ist.  Außerdem 
sei  bemerkt:  Wenn  man 
die  Milzbrandbacillen 
1  Tag  bei  37  «  C  auf  dem 
gewöhnlichen  Schrägagar 
kultiviert  und  dann  nach 
mehrtägigem  Stehenlas- 
sen bei  Zimmertempe- 
ratur auf  den  drei  oben 
genannten  Nährboden- 
arten fortzüchtet,  so  ge- 
deihen sie  auf  dem  ge- 
wöhnlichen, schwach  al- 
kalischen Agar  sehr  gut, 
dagegen  gedeihen  sie 
wenig  oder  gar  nicht  auf 
dem  schwach  sauren  und 
stark  alkalischen  Agar. 

Ich  habe  meinen 
stark  alkalischen  Agar 
auf  folgende  Weise  her- 
gestellt :  Man  verdünnt 
in  einem  kleinen  Kolben 
5  ccm  flüssigen  Agar 
mit  45  ccm  Aq.  dest., 
kocht  diese  Mischung 
mehrere  Minuten  lang 
über  der  Flamme,  fügt 
dazu  0,1  ccm  Phenol- 
phthaleinlösung  (0,5  g 
Phenolphthalein  gelöst 
in  100  ccm  Alkohol)  und 
titriert  mit  10-proz.  Soda- 
lösung bis  zu  deutlicher 
Hellrotfärbung  der  Flüs- 
sigkeit. 

Durch  meine  Unter- 
suchungen glaube  ich, 
festgestellt  zu  haben,  daß 
es  1)  von  der  Reaktion 
des  Schrägagars  ab- 
hängt, ob  das  Milzbrand 
Stäbchen  Kapseln  bildet 
oder  nicht  und  2)  eine 
Beimischung  von  Serum 
das  Phänomen  der  Kap- 
selbildung wesentlich 
mitbedingt.  Streicht  man  nämlich  das  auf  dem  alkalischen  Schrägagar 
gewachsene  Material  mit  einem  Tröpfchen  Serum  irgendwelcher  Tiere 
(Rind,   Pferd,   Kaninchen,   Huhn    etc.)   auf  dem  Deckglas  aus,   so  erhält 

12* 


Fig.  2.    Milzbrandbacillen,  gewachsen   auf  stark  alka- 
lischem Agar,  20  Std.  bei  37 ".  l'ärbung  mit  Methylenblau. 


180  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

man  ein  sehr  schönes  Kapselbild,  wenn  mau  nach  der  John  eschen 
oder  Rä  bieger  sehen  Kapselfärbemethode  färbt.  Die  schönste  Kapsel- 
färbung erhält  man,  wenn  man  das  auf  Hühnereiweiß  bzw.  Hühner- 
eiweißagar  gewachsene  Milzbrandmaterial  (24-stündige  Kultur)  mit 
1  Tropfen  Serum  mischt,  ausstreicht  und  nach  der  John  eschen  oder 
Räbiegerschen  Kapselfärbemethode  färbt.  Färbt  man  dasselbe  Material 
mit  Loefflers  Methylenblaulösung,  so  färben  sich  Kapsel  und  Bacillen- 
leib  gleichmäßig  blau,  und  zwischen  beiden  kann  eine  Differenz  nicht 
deutlich  erkannt  werden.  Doch  wenn  man  genauer  beobachtet,  so  zeigt 
sich  folgende  Differenz :  Innerhalb  der  mattblau  gefärbten  Kapseln  be- 
findet sich  der  tiefer  blau  gefärbte  Bacillenleib,  die  Peripherie  der  Kapsel 
erscheint  dunkelschwarz  und  verschwommen.  Die  zwei  und  mehr  Bacillen 
einschließenden  Kapseln  erscheinen  an  den  Stellen,  wo  je  zwei  Bacillen 
einander  genähert  liegen,  ausgebuchtet,  wie  aus  beifolgender  Zeichnung 
ersichtlich  ist.  Merkwürdigerweise  findet  man  neben  kapselbesitzenden 
Stäbchen  in  demselben  Gesichtsfeld  auch  solche  ohne  Kapseln. 


Nachdruck   verholen. 

Le  Streptobacterium  foetidum,  agent  pathogene 
nouveau  de  rhomme. 

Par  les  docteurs  Leon  Jaequ^  et  Fernand  Masay,  Bruxelles. 

Notre  attention  avait  ete  attiree  par  M.  Hubert  Kufferath,  assi- 
stant  ä  rinstitut  Pasteur,  sur  un  bacille  tr^s  petit  et  qu'on  retrouvait  en 
quantite  extremement  abondante  dans  les  crachats  envoyes  aux  fins  d'ana- 
lyse  ä  rinstitut  Pasteur  de  Bruxelles  par  le  Dr.  Th.  Poodt  de  Ternath. 

Les  caractöres  de  culture  du  bacille  et  son  action  energique  sur  les 
animaux  de  laboratoire  nous  deciderent  ä  le  rechercher  systematiquement. 
Nous  le  decouvrimes  dans  differents  crachats,  dans  du  liquide  pleural, 
dans  du  liquide  de  meningite,  dans  un  abces  periuterin  et  dans  d  autres 
affections  encore  dont  nous  donnerons  plus  loin  la  description.  L'interet 
de  notre  bacille  nous  paraissant  ainsi  nettement  etabli,  nous  avons  voulu 
en  faire  une  etude  plus  detaill^e. 

Caractöres  morphologiques. 

Aspect  microscopique.  Notre  microbe  est  un  petit  bacille 
court,  ä  extremitös  arrondies  ou,  plus  exactement,  un  coccobacille.  II 
est  trös  mobile  et  ne  forme  pas  de  spores.  Dans  les  cultures  en  bouillon 
il  se  groupe  en  chainettes  parfois  tres  longues.  Son  aspect  rappeile 
beaucoup  celui  du  microbe  pesteux. 

Coloration.  II  se  colore  facilement  par  toutes  les  couleurs  basiques 
d'aniline;  il  ne  prend  pas  le  Gram.  Quand  on  fait  soigneusement  les 
colorations  avec  des  Solutions  faibles,  il  se  colore  surtout  aux  extrömites 
et  presente  l'aspect  en  navette. 

Caracteres  des  cultures. 

Gonditions  de  culture.    Notre  bacille  se  cultive  ä  partir  de  10''. 

La  tempörature  optima  est  vers  37*^.    II  est  aerobie  facultatif:  on  obtient 

des  cultures  abondantes,  meme  en  recouvrant  d'une  couche  de  gelose  la 

surface  ensemencöe.    Toutes  les  cultures  d^gagent  une  odeur  tr^s  fetide. 


Jacqu^  et  Maeay,  Le  Btreptobacterium  foetidum  etc.  181 

Cette  particularit6  et  l'aspect  du  microbe  nous  ont  d6termin6s  a  l'appeler 
Streptobacterium  foetidum. 

Bouillon:  A  37"^,  au  bout  de  quelques  heures,  apparait  un  trouble 
qui  devient  de  plus  en  plus  intense.  II  se  produit  un  precipitö  con- 
siderable  dans  le  fond  du  tube,  mais  le  bouillon  reste  trouble. 

Bouillon  glycose:  Dans  ce  milieu,  il  y  a  dögagement  trfes 
abondant  de  gaz.     II  en  est  de  meme  pour  le  bouillon  maitose. 

Lait:  Developpement  rapide  sans  coagulation. 

Serum:  Developpement  rapide,  comme  dans  le  bouillon. 

Gelose:  C'est  sur  gelose  que  se  produisent  les  plus  belies  cultures. 
Nous  ensemeuQons  dans  Teau  de  condensation  et,  le  lendemain,  le  microbe 
a  envahi  toute  la  surface  du  milieu  de  culture,  oü  il  apparait  sous  forme 
d'une  couche  epaisse  et  continue.  Quand  le  developpement  devient 
visible,  toute  la  surface  est  dejä  recouverte  d'une  Vegetation  confluente 
et  ä  aucun  moment  on  ne  peut  trouver  de  colonies  isolees.  Cette 
propri^te  d'envahir  en  couche  continue  toute  la  surface  des  milieux 
solides  est  tres  remarquable;  eile  parait  speciale  ä  ce  microbe. 

Gelose  maltosee:  Developpement  rapide,  mais  un  peu  plus  lent 
que  sur  gelose  ordinaire. 

Gelose  sang:  Developpement  rapide  comme  sur  gelose;  hemolyse. 

Gelatine:  Developpement  tr^s  rapide  le  long  de  la  piqüre.  Liqu6- 
faction  en  doigt  de  gant  et  qui  est  bientot  complMe. 

Pomme  de  terre:  Developpement  rapide  recouvrant  toute  la 
surface. 

S6rum  solidifie:  Un  point  quelconque  etant  ensemenc6,  la  surface 
se  recouvre  rapidement  d'une  couche  cremense  constitu6e  par  les  bacilles, 
dont  on  ne  trouve  pas  de  colonies  separees.  Le  microbe  se  döveloppe 
rapidement  en  profondeur  et  liquefie  sans  tarder  le  serum. 

Recherche  et  diagnostic. 
L'isolement  du  Streptobacterium  foetidum  se  fait  avec  la 
plus  grande  facilite.  On  ensemence  une  petite  quantit6  du  produit  ä 
examiner  dans  l'eau  de  condensation  d'un  tube  de  gelose.  Le  Strepto- 
bacterium se  developpant  tres  vite,  on  preleve  un  peu  de  la  culture 
qui,  au  bout  de  12  heures,  a  atteint  la  partie  la  plus  elev6e  de  la  surface 
libre.  On  recommence  ainsi  l'ensemencement  et,  en  deux  ou  trois  fois, 
on  obtient  des  cultures  pures. 

Maladie  experi mentale. 

Rat  blanc.  Tous  les  animaux  de  laboratoire  prennent  egalement 
bien  l'infection  par  Streptobacterium  foetidum;  nous  l'avons  sur- 
tout  6tudiee  chez  le  rat  blanc. 

Inoculation  sous-cutanee.  Une  culture  de  24  heures  sur  tube 
de  g61ose  en  biseau,  diluee  dans  dix  centim^tres  cubes  de  Solution  physio- 
logique  tue  le  rat  ä  la  dose  d'un  centimetre  cube.  La  mort  peut  arriver 
de  fagon  tres  differente.  Si  le  microbe  est  virulent,  il  passe  tres  rapide- 
ment dans  le  sang  et  determine  une  septicemie  mortelle  en  quelques 
heures.  Dans  d'autres  cas,  il  determine  un  abces  qui  reste  localis^  et 
peut  guerir  ou  bien  entraine  la  mort  par  cachexie  apr^s  un  temps 
assez  long. 

Inoculation  intra-peritoneale.  Les  injections  intra-p6ri- 
toneales  sont  plus  severes  que  les  injections  sous-cutan6es.  Elles  pro- 
duisent ou  bien  une  septicemie  ou  bien  une  peritonite  qui  peut  se 
localiser  et  s'enkyster.     Dans  ce  cas,  la  maladie  peut  sommeiller  pendant 


182  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

un  temps  assez  long  et  Tanimal  garde  toutes  les  apparences  de  la  sante; 
puis  brusquement  la  maladie  se  reveille  et  I'animal  succombe.  A  l'autopsie 
on  trouve,  dans  les  cas  de  septicömie,  l'aspect  ordinaire  de  l'infection 
rapide.  Le  pöritoine  est  congestionn^  et  la  cavitö  peritoneale  est  remplie 
d'un  liquide  louche.  La  rate  est  volumineuse  et  sa  substance  est 
diftiuente  et  gorgöe  de  sang.  Le  foie  a  des  lesions  de  degenerescence 
rapide.  Les  reins  sont  congestionnes.  Les  plövres  et  le  pericarde  con- 
tiennent  generalement  une  quantite  notable  de  liquide.  Les  poumons 
sont  congestionnes.  Le  sang  renferme  une  quantite  trhs  considerable 
de  bacilles.  Dans  les  cas  chroniques,  on  trouve  dans  le  peritoine  des 
petits  abces  localises  et  bien  circonscrits.  Les  lesions  principales  sont: 
La  pleuresie,  qui  est  ä  peu  pres  constante  et  se  traduit  par  un  exsudat 
abondant  et  un  depot  de  fibrine;  la  pericardite:  epaississement  des 
feuillets  et  exsudat;  des  noyaux  de  bronchopneumonie.  On  retrouve  le 
microbe  en  grande  abondance  dans  le  pus  peritoneal  et  dans  les  exsudats 
pleuretique  et  pericardique. 

Lapin.  L'infection,  chez  le  lapin,  affecte  tres  sensiblement  la  meme 
allure  que  chez  le  rat  blanc.  Nous  avons  cependant  observe  un  beau 
cas  de  maladie  chronique  dont  l'allure  presentait  quelques  particularites 
interessantes. 

Nous  avions  injecte  dans  un  but  de  vaccination,  sous  la  peau  d'un 
lapin,  des  cultures  en  bouillon  attenuees.  L'attenuation  avait  ete  obtenue 
en  recouvrant  le  bouillon  avec  du  toluol  et  en  le  laissant  plusieurs  jours 
en  contact  avec  lui.  Nous  avions  injecte  successivement  un,  puis  deux, 
puis  cinq  et  enfin  dix  centimetres  cubes  de  bouillon.  Le  lapin,  qui  avait 
d'abord  assez  fortement  maigri,  s'etait  bien  remis,  quand  brusquement 
11  fut  pris  de  paralysie  de  tout  le  train  posterieur.  En  meme  temps,  il 
^tait  trhs  oppresse  et  son  etat  general  etait  trös  mauvais.  Ces  symptomes 
s'etaient  presentes  un  mois  aprös  la  derni^re  injection.  Nous  croyons 
k  une  maladie  intercurrente  et  independante  du  Streptobacterium, 
mais  I'animal  mourut  apres  un  coma  de  quelques  heures  et  nous  trouvämes 
ä  l'autopsie  les  lesions  ordinaires  de  pleuresie  et  de  pericardite  et  une 
tres  grande  quantite  de  bacilles  dans  les  exsudats.  Nous  avons  observe 
plusieurs  fois  l'action  paralysante  du  microbe. 

Cobaye.  Les  deux  modes  d'infection  presentent  beaucoup  d'analogie 
avec  Celles  des  deux  especes  precedentes.  Nous  avons  pu  voir,  dans 
certains  cas.  les  microbes  passer  dans  le  sang  avec  une  rapidite  extra- 
ordinaire.  Trois  quarts  d'heure  apr^s  l'injection  intra-peritoneale,  certains 
animaux  etaient  tres  gravement  atteints  et  l'ensemencement  d'une  goutte 
de  leur  sang  donnait  des  cultures  positives. 

Souris  blanche.  Cet  animal  est  tr^s  receptif,  comme  les  autres 
animaux  de  laboratoire.  Nous  avons  etudie  sur  cette  espece  la  per- 
möabilitö  du  placenta  ä  notre  bacille.  Nous  avons  injecte  dans  le 
p6ritoine  d'une  femelle  gravide  une  goutte  d'une  culture  tres  abondante. 
Au  bout  de  quelques  heures  I'animal  etait  trös  malade;  nous  l'avons 
rapidement  tue  par  le  chloroforme.  Le  sang  de  la  mhie  et  celui  des 
six  embryons  que  contenait  la  matrice  donna  des  cultures  pures  du 
microbe.     Le  liquide  amniotique  et  l'urine  en  contenaient  aussi. 

Proprietes  biologiques. 
Vitalite  et  virulence. 

Vitalite.  Le  Streptobacterium  foetidum  reste  longtemps 
vivant.    Nous  avons  expose  pendant  plus  d'un  an  sur  le  rebord  de  notre 


Jacque  et  Masay,  Le  Streptobacterium  foetidum  etc.  183 

fenetre  des  cultures  sur  gelose  et  aprös  ce  temps  les  röensemencements 
^taient  encore  positifs. 

Nous  avons  pu  clessecher  des  filtrats  de  culture  sans  les  detruire. 
En  milieu  humide,  les  microbes  sont  tues  en  une  demi-heure  ä  58 '\ 

Virulence.  Tous  les  echantillons  que  nous  avons  recueillis  etaient 
virulents.  Un  crachat  renfermant  des  bacilles  et  qui  fut  introduit  dans 
le  peritoine  determina  une  atfection  chronique  par  Streptobacterium 
avec  pullulation  dans  tous  les  liquides  d'exsudat.  Mais  on  peut  augmenter 
beaucoup  la  virulence  par  des  passages  successifs  et  nous  sommes  arrives 
ä  obtenir  des  cultures  extraordinairement  virulentes  aprös  dix  passages 
chez  le  rat. 

L'attenuation  de  la  virulence  se  produit  par  les  moyens  classiques: 
Vieilles  cultures,  cultures  mises  au  contact  du  toluol  pendant  un  temps 
insuffisant  pour  les  tuer,  cultures  dessechees,  etc. 

Toxine. 

Nous  avons  pu  rapidement  nous  rendre  compte  que  notre  microbe 
produisait  une  toxine  trös  active.     Nous  avons  essaye  d'en  faire  Tetude. 

Pour  la  preparer  nous  avons  fait  des  cultures  de  huit  jours  en 
bouillon  Peptone,  identique  ä  celui  qui  sert  ä  preparer  la  toxine  diph- 
törique. 

Apres  ce  temps,  la  culture  est  recouverte  d'une  couche  de  toluol  et 
plusieurs  fois  par  jour  eile  est  mise  en  contact  plus  immediat  avec 
l'antiseptique  par  une  agitation  energique.  Quand  les  reensemencements 
sont  negatifs,  la  culture  est  filtree.     La  preparation  est  terminee. 

Action  sur  les  animaux. 

Lapin.  Une  injection  sous-cutanee  de  10  c.  c.  suffit  pour  tuer  le 
lapin.  La  mort  arrive  generalement  en  quelques  heures.  Si  eile  n'est 
pas  survenue  au  bout  de  24  heures,  Tanimal  a  le  plus  souvent  de  grandes 
chances  de  longue  survie.  L'injection  repetee  ä  courts  intervalles  d'une 
quantite  de  toxine  trop  minirae  pour  determiner  la  mort  produit,  au  bout 
d'un  temps  plus  ou  moins  long,  une  cachexie  profonde  qui  tinit  par 
determiner  la  mort. 

Parfois  on  voit  apparaitre  la  paralysie  de  l'arriere  train,  dont  nous 
avons  dejä  parle. 

L'injection  intra^peritoneale  est  un  peu  plus  active  que  l'injection 
sous-cutanee. 

L'injection  intra-veineuse  est  beaucoup  plus  active.  Une  seule  dose 
d'un  demi-centimetre  cube  de  toxine  suffit  ä  tuer  un  gros  lapin.  La 
mort  arrive  dans  les  vingt-quatre  heures,  sans  autre  Symptome  qu'une 
stupeur  profonde  dans  laquelle  l'animal  reste  plonge.  II  n'y  a  pas  de 
convulsions. 

L'injection  intra-cerebrale  d'un  dixieme  de  centimetre  cube  determine 
une  tetanie  generalisee  qui  persiste  jusqu'ä  la  mort,  c'est-ä-dire  pendant 
quelques  heures. 

Le  cobaye,  le  rat,  la  souris  sont  trhs  sensibles  ä  l'action  de  la 
toxine. 

Vaccination. 

La  vaccination  des  animaux  de  laboratoire  est  possible.  Nous  l'avons 
surtout  etudiee  sur  le  rat  blanc. 

Quand  on  injecte  une  quantite  de  microbes  trop  faible  pour  deter- 
miner la  mort,  on  voit  parfois  une  maladie  chronique  qui  s'etablit  apr^s 


184  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

un  temps  plus  ou  moins  long  et  qui  finit  par  empörter  ranimal.  Parfois, 
lanimal  semble  giieri,  mais  Texperience  demontre  que  le  Strepto- 
bacterium  foetidum  peut  vivre  tr^s  longtemps  sans  d^terminer  de 
symptomes  et  se  reveiller  brusquement  pour  une  raison  quelconque. 
Cependant,  on  observe  que  quand  un  rat  a  Supporte  une  premi^re  dose 
de  culture,  il  en  faut  une  quantit^  trös  considerable  pour  determiner  la 
mort  par  septicemie.  II  y  a  donc  une  certaine  vaccination  qui  s'est 
etablie.  Mais  l'injection  de  cultures  Vivantes  est  un  mauvais  moyen  pour 
produire  Timmunisation,  en  raison  de  la  faculte  (signalee  plus  haut)  que 
le  microbe  possMe  de  pouvoir  se  reveiller  ä  longue  ^cheance.  C'est 
ainsi  que  toute  une  sehe  de  rats  que  nous  considerions  comme  immunis6s 
par  des  doses  croissantes  de  culture  et  qui  n'ataient  plus  regu  d'inocu- 
lation  depuis  un  temps  assez  long  (plusieurs  semaines),  furent  empörtes 
par  le  reveil  des  microbes  au  d^but  de  l'hiver,  quant  les  premiers  froids 
les  avaient  mis  dans  des  conditions  d'inferiorite. 

Pour  produire  une  vaccination  reelle,  nous  nous  sommes  adressös 
aux  cultures  tuees  et  nous  sommes  arrives,  par  des  injections  repetees  ä 
des  intervalles  assez  espaces,  ä  donner  une  immuuisation  bien  caracteris6e. 

Parfois,  la  repetition  d'injections  de  cultures  tuees  sous  le  peau  amöne 
la  formation  de  vastes  abces  anaphylactiques  qu'il  est  difficile  de  prevoir. 
Nous  avons  surtout  observe  ce  phenomene  chez  le  lapin.  Dans  un  cas 
notamment,  nous  avions  injecte  une  demi-culture  sur  gelose  emulsionnee 
dans  une  Solution  physiologique  et  tuee  par  la  chaleur  ä  58".  Une 
seconde  injection  determina  un  abces  qui  envahit  toute  la  paroi  abdomi- 
nale et  finit  par  ulcerer  la  peau  \).  Apres  un  temps  assez  long,  l'animal 
succomba  ä  la  cachexie.  L'abces  etait  forme  par  un  pus  tres  dur,  con- 
crete  et  qui  devait  etre  disseque  au  scalpel. 

Dans  la  plupart  des  cas  cependant  ces  accidents  ne  se  produisent 
pas  et  les  injections  sont  suivies  d'autant  moins  de  reaction  que  les 
precedentes  ont  ete  plus  nombreuses. 

Dans  ces  cas,  le  serum  des  animaux  acquiert  des  proprietes  immuni- 
santes  qu'il  est  facile  de  mettre  en  lumi^re: 

1"  II  agglutine  fortement  une  emulsion  des  microbes  en  Solution 
physiologique ; 

2°  il  donne  de  fagon  nette  la  reaction  de  Bordet-Gengou  (de- 
viation  du  complement); 

3"  il  empeche  le  developpement  des  bacilles. 

Serotherapie. 

Nous  avons  tente  de  preparer  des  serum s  immunisants  contre  les 
bacilles  et  contre  la  toxine. 

Le  Premier  est  prepare  comme  nous  venons  de  le  dire  en  injectant 
des  cultures  tuees  ä  des  lapins.  Le  serum  ainsi  produit,  bien  qu'il 
poss^de  les  proprietes  immunisantes  que  nous  avons  exposees,  ne  parait 
pas   avoir    une  action   bien   nette   au   point  de  vue  curatif  ou  preventif. 

Le  serum  antitoxique  se  prepare  en  injectant  ä  des  lapins  des  doses 
progressivement  croissantes  de  toxines  filtrees.  II  est  necessaire  de 
proceder  avec  prudence.  II  faut  que  les  animaux  soient  röguliörement 
peses.  Si  on  continue  les  injections  pendant  que  la  courbe  du  poids 
flechit  on  risque  beaucoup  de  determiner  une  cachexie  qui  empörte  assez 
rapidement   l'animal.     En   faisant   les   injections   avec   circonspection   on 

On  le  sait,  des  ph^nom^nes  fort  analoguee  s'obeervent  chez  le  lapin,  lorsqu'on  in- 
jecte pour  le  seconde  ou  la  trolBifeme  fois  des  bacilles  tuberculeux  tu^. 


Jacqu^  et  Masay,  Le  Streptobacterium  foetidura  etc.  185 

parvient  ä  faire  supporter  au  lapin  des  doses  considerables  de  toxine. 
On  arrive  ainsi  ä  doter  son  seruin  de  proprietes  nettement  antitoxiques. 
Le  serum  neutralise  in  vitro  de  fortes  doses  de  poison,  Cependant,  son 
action  preventive  et  curative  ne  nous  a  pas  paru  manifeste. 

Manifestations  cliniques. 
Nous  noterons  briövement  dans  ce  chapitre  l'observation  des  malades 
dans  les  crachats  ou  les  humeurs  desquels  il  a  ete  possible  de  retrouver 
le  Streptobacterium  foetidum. 

1"  Une  femmede  30  ans.  M^decin  traitant:  le  D'  Poodt,  de  Thernath.  SymptAmes: 
ceux  de  la  tuberculose  pulmonaire  au  debut.  Examen  des  crachats :  quelques  formes 
anornaales  de  bacille  de  Koch,  associ^s  ä  un  semis  extrßmement  abondant  de  Strepto- 
bacterium foetidum.  Nous  avons  eu  loccasion  de  faire  des  examens  de  crachats 
ä  plusieurs  mois  d'intervalle.  Dans  les  derniers  examens,  les  bacilles  de  Koch  avaient 
disparus,  tandis  que  le  Streptobacterium  persistait. 

2"  Jeune  homme  de  20  ans.  Mödecin  traitant:  le  D'  Spitaels,  de  Lembecq-lez- 
Hal.  Symptömes:  tuberculose  pulmonaire  au  d^but.  Nous  n'avons  pas  de  renseigne- 
ments  sur  Devolution  ult6rieure  de  la  maladie.  Examen  des  crachats :  bacilles  de  Koch 
rares;  Streptobacterium  abondants. 

3"  et  4"  Gas  analogues. 

Dans  ces  quatre  premiers  cas,  le  microbe  n'a  evidemment  pas  une  importance 
manifeste.  Cependant,  nous  pouvons  voir  qu'il  s'associe  volontiers  au  bacille  de  Koch 
et  qu'il  est  trfes  persistant. 

5"  Femme  de  35  ans.  Höpital  St  Jean.  Entr^e  pour  abc^s  du  cul  de  sac  de 
Douglas.  Dans  le  pus  qui  s'^coule  aprfes  incision,  on  trouve  une  quantilö  extreme- 
ment  abondante  de  Streptobacterium  foetidum.  L'ensemencement  sur  g^lose 
donne  des  cultures  pures.  La  gu^rison  de  la  femme  s'opöre  dans  de  bonnes  conditions. 
Nous  n'avons  pas  eu  l'occasion  de  nous  procurer  du  sang  de  la  malade  pour  Studier 
les  propri^täs  de  son  s6rum,  comme  nous  l'aurions  desir^. 

6°  Homme  de  50  atis.  Höpital  St  Jean.  Tuberculose  pulmonaire  avancäe  ayant 
determine  une  pleuresie  purulente.  Dans  le  liquide  pleural,  nous  trouvons  le  bacille 
tuberculeux,  le  bacille  pyocyanique  et  le  Streptobacterium.  Le  s^rum  du  malade, 
recueilli  par  saignee  au  pli  du  coude  donne  les  r^actions  d'agglutination  et  de  fixation 
du  complement. 

Les  deux  cas  prec^dents  montrent  clairement  que  notre  bacille  joue  un  role  im- 
portant  en  pathologie  humaine. 

Dans  le  premier  cas,  il  determine  ä  lui  seul  une  infection  importante.  Dans  le 
second  cas,  on  decfele  dans  l'organisme  la  production  des  reactions  de  defense  habituelles 
contre  les   microbes  virulents. 

7"  Dans  une  autopsie  de  meningite  tuberculeuse,  nous  avons  trouv^  le  microbe 
dans  le  liquide  cephalo-rachidien.  Maiheureusement,  l'ouverture  du  canal  rachidien 
n'avait  pas  6te  faite  avec  les  precautions  d'asepsie  d^sirables  et  nous  ne  pouvons  pas 
admettre  sans  r^serves  cette  obiservation  qui  d^noterait  une  interessante  association  du 
bacille  de  Koch  et  du  Streptobacterium  dans  la  meningite. 

8"  Le  D'  Terlinck  a  decrit  une  conjunctivite  pseudo-membraneuse  survenue  aprfes 
Operation  de  cataracte.  Cette  conjonctivite,  qui  eut  une  aliure  tres  benigne,  etait  produite 
par  un  petit  coccobacille  qu'on  retrouvait  en  grande  abondance  dans  les  fausses  nieni- 
branes  oü  il  se  irouvait  en  culture  pure.  Un  ächantillon  de  ce  microbe,  qui  nous  fut 
montre  par  le  D"^  Terlinck,  nous  permit  de  l'identifier  avec  le  Streptobacterium 
f  oetidu  m. 

9"  M"^  Bord  et  a  retrouvö  dans  des  selles  choleriformes  un  petit  bacille  que  nous 
avons  reconnu  etre  du  Streptobacterium  foetidum. 

10"  Le  D"^  Cohen  a  oien  voulu  nous  communiquer  qu'il  avait  retrouv(?  notre 
microbe  comme  agent  d'une  pleurd-<ie  mortelle  chez  un  enfaut  de  1' Höpital  St  Pierre. 
Dans  ce  cas  le  D'  Cohen  a  pu  d^raontrer  dans  le  sörum  des  proprietes  agglutinantes 
et  d^viatrices  du  complement  vis-ä-vis  de  notre  microbe. 

11°  Une  autre  Observation  du  D'  Cohen  auquel  nous  empruntons  la  descriptions 
qui  suit. 

Un  homme  de  27  ans  est  pris  brusquement  de  violentes  douleurs  abdominales, 
surtout  du  cöte  droit.  Deux  jours  aprös  il  est  admis  ä  l'Höpital  dans  le  Service  du 
D'  Van  Engelen  qui  pose  le  diagnostic  d'appendicite.  ün  trouve,  k  Top^ration,  un 
peu  de  s^rosite  purulente  dans  le  petit  bassin  ;  appendectomie.  Le  malade  se  retablit 
peu  ä  peu;  mais  10  jours  aprfes  sa  sortie  de  l'Höpital,  qu'il  avait  quitt^  gu^ri  (trois 
semaines  aprfes  l'operation),  il  demande  ä  rentrer  pour  des  points  de  cöt^  ä  droite.    A 


186  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

l'examen  ou  constate  une  pleur(5sie  droite;  la  ponction  ramfene  du  pus;  le  malade  subit 
Top^ration  de  l'empy&me;  on  enlfeve  trois  cotes;  la  mort  survient  quelques  heures  aprfes 
l'intervention. 

Autopsie.  L'abcfes  pleural  communiquait  par  un  petit  trajet  fistuleux  avec  une 
vaste  poche  purulente  sous  phr^niyue  recouvrant  toute  la  face  sup^ro-ant^rieure  du  foie. 
Cette  poche  etait  elle-meme  en  relation  avec  un  petit  ulcfere  si^geant  au  niveau  du 
duod^num. 

Examen  bact^riologique.  Le  pus  pr^lev^  au  moment  de  l'op^ration  de 
l'empyfeme  avait  une  odeur  trfes  f^tide  et  coutenait  a  l'ätat  presque  pur  une  quantit^ 
Enorme  de  petita  bacilles  se  d^colorant  par  le  Gram  qui  ont  pu  ötre  identifi^s  avec  le 
Streptobacterium  foetidura.  II  y  avait  trfes  peu  de  leucocytes  et  de  rares  bacilles 
longs  prenant  le  Gram  et  qui  n'ont  pu  ötre  identifi^s. 

Le  lendemain,  ä  l'autopsie,  quelques  centimetres  cubes  de  sang  furent  pr^lev^s 
dans  le  ventricule  gauche.  Le  serum,  chauff^  ä  5(3",  agglutinait  trhs  fortement  et  in- 
stantanöment  ä  la  dilution  de  Vioi  '/«o'  Vao  ^^  Vioo  ^^  culture  sur  gelose  dmulsionn^e 
dans  de  l'eau  physiologique,  du  microbe  isol^e  dans  le  cas  relatd  plus  haut  (1 "). 

Deux  autres  s^rums  provenant  l'un  d'un  cadavre,  l'autre  d'un  malade  atteint  de 
fiövre  typhoide,  n'avaient  aucune  actiou  agglutinante  sur  le  microbe. 

La  recherche  de  la  r^action  de  fixation  n'a  donne,  dans  ce  cas,  aucun  r&ultat, 
I'alexine  etant  absorb^e  par  les  microbes,  en  pr6sence  de  serum  normal. 

Ces  differentes  observations  demontrenl  que  le  Streptobacterium 
foetidum  joue  en  pathologie  humaine  un  röle  important,  sur  lequel 
il  est  necessaire  d'attirer  l'attention. 

Dans  tous  les  cas  qui  nous  ont  ete  soumis,  nous  avons  pu  identifier 
les  echantillons,  par  des  caracteres  de  culture  et  par  la  reaction  de 
Bordet-Gengou. 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  einen  neuen  pathogenen  Anaeroben  aus  menscb- 

licbem  Eiter  (Coccobacterium  mucosum 

anaerobicum  n.  sp.). 

[Aus  dem  Hygiene-Institut  der  Universität  Zürich 
(Leiter:  Prof.  Dr.  W.  Silberschmidt).] 

Von   Dr.   R.   Klinger,    Assistenten   am   Institut. 
Mit  1  Tafel  und  1  Figur. 

In  einem  Fall  von  Hirnabszeß  bei  einem  seit  längerer  Zeit  an 
Bronchiektasie  leidenden  Patienten  gelang  es  mir,  einen  Mikroorganismus 
zu  isolieren,  der,  soweit  ich  die  Literatur  daraufhin  untersuchen  konnte, 
noch  nicht  näher  bekannt  ist.  Für  die  Zusendung  des  Materials  sowie 
für  die  Aufgabe  der  folgenden  Einzelheiten  des  Krankheitsverlaufes  bin 
ich  Herrn  Dr.  Ph.  Schönholzer,  Chefarzt  der  chirurgischen  Abteilung 
des  Spitals  in  La  Chaux  de  Fonds,  zu  besonderem  Dank  verpflichtet. 

Pat.  K.,  56-jähr.  Mann,  leidet  seit  2  Jahren  an  Husten  und  Auswurf.  2ö.  Jan.  1911 
Eintritt  ins  Spital,  reichlicher,  übelriechender  Auswurf. 

15.  Febr.  beginnt  Patient  zu  fiebern.     Dämpfung  links  hinten  über  der  Lunge. 

10.  März.  Nach  Rippenresektion  wird  ein  Empyem  eröffnet  und  eine  nicht  sehr 
große  Menge  übelriechenden  Eiters  entleert.  Der  Geruch  ist  gleich  dem  des  Auswurfes. 
Abfall  des  Fiebers.     Der  Auswurf  bleibt  bestehen. 

24. — 26.  März  treten  plötzlich  Anfälle  Jackson  scher  Epilepsie  auf. 

29.  März.  Operative  Eröffnung  eines  hühnereigroßen  subkortikalen  Abszesses  der 
linken  Hemisphäre.  Der  grünliche,  dicke  Eiter  hatte  wieder  den  üblen  Geruch  des 
Auswurfes. 

5.  April.    Tod  infolge  Meningitis. 


Klinger,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Anaeroben  aus  menschl.  Eiter.      187 

Bei  der  Autopsie  fanden  sich  Verwachsungen  der  linken  Lunge  mit  der  Pleura; 
zahlreiche  Bronchiektasieen  mit  eitrigem  Inhalt.  Die  Umgebung  des  Hirnabszessee 
nekrotisch.     Im  Centrum  semiovale  ein  zweiter  erbsengroßer  Abszeß. 

Zur  Untersuchung  gelangte  nur  Eiter,  der  bei  der  Operation  aus 
dem  Hirnabszeß  entnommen  wurde.  Sputum  konnten  wir  nicht  mehr 
erhalten.  Auffallend  war  der  sehr  intensive,  käsige  Geruch.  Im  Aus- 
strichpräparat fanden  sich  stark  zerfallene,  meist  poljnukleäre  Leukocyten; 
feine  granmegative  Kokken  in  ungewöhnlich  großer  Menge,  meist  in 
Haufen  gelagert  (Taf.  I,  Fig.  1).  Daneben  waren  ganz  vereinzelt  gram- 
negative  Stäbchen  mit  spitzen  Enden  vorhanden  (Spieße).  Andere  Mikro- 
organismen fehlten. 

Für  die  kulturelle  Untersuchung  wurde  der  von  Gasperi  und 
Savini  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I,  Orig.  Bd.  58.  p.  248)  angegebene 
Anaerobenagar  mit  einem  Zusatz  von  1 :  10  sterilem  Rinderserum,  flüssige 
Gelatine   mit   und   ohne   Serumzusatz,   ferner  Zuckerbouillon  verwendet. 

Die  kulturelle  Untersuchung  ergab : 

Serumagar  (anaerob  nach  Liborius):  Kein  Wachstum  auf  der  Oberfläche.  In 
der  Tiefe  (unter  Freibleiben  der  sauerstoffhaltigen  Zone)  nach  3  Tagen  starkes  Wachs- 
tum, Trübung  des  Mährbodens,  Gasbildung.  Die  Eöhrchen  strömen  einen  scharfen, 
käsigen  Geruch  aus.  Bei  Entnahme  von  Material  ziehen  sich  schleimige  Fäden.  Die 
Hauptmasse  der  gewachsenen  Mikroorganismen  besteht  ans  den  schon  im  Eiter  ge- 
fundenen Kokken.  Daneben  finden  sich  viel  spärlicher  die  Spieße,  die  zum  Teil  längere 
Fäden  bilden. 

In  den  in  Serumagar  angelegten  Verdünnungen  bildeten  sich  nach  1  Woche  gut 
isolierte  Kolonieen  von  linsenförmiger  Gestalt  aus;  sie  enthielten  die  kokkenähnlichen 
Mikroorganismen  in  Reinkultur.  Von  den  Spießen  konnte  ich  in  Agar  keine  Reinkultur 
erzielen. 

Gelatine,  mit  Serumzusatz,  bei  37"  C  gehalten:  Durch  den  Serumzusatz  fällt  ein 
flockiger  Niederschlag  aus,  der  sich  allmählich  senkt.  In  ihm  waren  nach  3  Tagen 
einzelne  weißliche  Flocken  zu  sehen,  welche  aus  den  Spießen  anscheinend  in  Reinkultur 
bestanden.  Dieselben  waren  sehr  fein  und  spitz,  nadeiförmig;  oft  zu  längeren  Fäden 
vereinigt. 

Es  ist  die  Tatsache,  daß  sich  in  dieser  Kultur  die  kokkenähnlichen  Bakterien  nicht 
fanden,  um  so  merkwürdiger,  als  dieselben  in  diesem  Nährboden  sehr  gut  wuchsen, 
wenn  ich  den  Stamm  nach  seiner  Reinzüchtung  darin  überimpfte. 

Traubenzuckerbouillon  mit  Serumzusatz:  Die  Bouillon  bleibt  vollkommen  klar.  Am 
Boden  des  Röhrchens  nach  3  Tagen  ein  ziemlich  reichlicher  Bodensatz  von  unregelmäßig 
geballten,  weißlichen  Massen,  der  aus  Spießen  und  Kokken  besteht.  Die  gleiche  Art  des 
Wachstums  in  Bouillon  habe  ich  auch  in  anderen  Fällen  beobachtet,  wenn  Spieße 
(B.  fusiforme)  mit  anderen  Bakterien  zusammen  üppig  wachsen. 

Es  war  somit  gelungen,  durch  Anwendung  verschiedener  Nährböden 
von  den  ersten  Kulturen  aus  die  beiden  im  Eiter  vorhandenen  Mikro- 
organismen zu  isolieren.  Die  weiteren  Angaben  beziehen  sich  auf  die 
so  erhaltenen  Reinkulturen. 

Tierversuche. 

Tierpathogenität:  0,4  ccm  des  ursprünglichen  Eiters  wurde 
einer  Maus  subkutan  injiziert.  Es  entwickelte  sich  nach  5  Tagen  ein 
erbsengroßer  Abszeß,  dessen  grünlicher  Eiter  sich  vom  Ausgangsmaterial 
nur  durch  die  relativ  größere  Zahl  der  Spieße  unterschied.  Die  Haut 
über  demselben  wurde  in  den  folgenden  Tagen  zu  einer  harten  Borke, 
unter  welcher  die  Eiterung  mit  Bildung  einer  strahligen  Narbe  ausheilte. 
Mit  dem  am  5.  Tage  durch  Punktion  entnommenen  Eiter  dieses  Abszesses 
wurde  eine  zweite  Maus  geimpft,  welche  in  ganz  gleicher  Weise  er- 
krankte; ferner  ein  Meerschweinchen,  ebenfalls  subkutan,  welches  nach 
5  Tagen  an  einer  unter  genauer  geschilderten,  ausgedehnten  Phlegmone 
der  Bauchdecken  starb.  Im  Ausstrich  die  gleichen  Mikroorganismen, 
daneben  auch  grobe,  grampositive  Kokken  (Verunreinigung). 


188  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Coccobacterium  mucosum  anaerobicum  d.  sp. 
Morphologie:  Im  Eiter  des  Ausgangsmaterials  fast  nur  in  Kokken- 
form durchschnittlich  0,4 /<  groß  (Taf.  I,  Fig.  1);  sehr  häufig  sind  Diplo- 
kokken in  allen  Stadien  der  Teilung.  Eine  Anordnung  zu  Ketten  ist 
stellenweise  angedeutet,  meist  liegen  sie  ungeordnet  in  größeren  oder 
kleineren  Haufen.  Ebenso  verhielten  sie  sich  im  Eiter  der  mit  dem  ur- 
sprünglichen Material  geimpften  Tiere.  In  späteren  Tierversuchen  mit 
dem  reingezüchteten  Stamm  nahmen  sie  oft  die  Form  von  kurzen 
Stäbchen  an,  die  1 — 1,5 — 2  /li  lang  werden.  Vereinzelt  fanden  sich  solche 
auch  im  ersten  Eiter;  sie  sind  an  manchen  Stellen  des  Ausstrichpräparates 
zahlreicher  als  an  anderen  und  liegen  meist  parallel  in  kleinen  Gruppen 
beisammen.  Es  gibt  alle  Uebergänge  zwischen  völlig  runden  und  den 
länglichen  Formen.  Auch  in  den  Reinkulturen  sind  Stäbchenformen 
häufig. 

Eine  andere,  noch  stärkere  Formveränderung 
<^^    konnte    ich    in    zuckerhaltigen    Nährböden    beob- 
achten.     Es    kommt    darin    zur    Ausbildung    von 
Blähformen,    die   durch    ihre   Größe    und    abwei- 
chende Färbung   auffallen.     Die  ganze  Zelle  wird 
_       oval  oder  wurstförmig,  der  färbbare,  plasmatische 
Teil    liegt    an    einem    Pole    (die    langgestreckten 
Formen  haben  an  beiden  Enden  gefärbte  Punkte). 
«       <>  ~  In  Länge  und  Breite  übertreff"en  diese  Blähformen 

J I    %  ^_    V  flie   normalen   um  ein  Vielfaches  (Dicke  V2  — 1  /", 

»      <r      ^    W>       Länge   bis    zu    6  /n    und    darüber).      Die    neben- 
b  stehende    Zeichnung    gibt    einige    der    häufigsten 

Formen  wieder  (siehe  auch  Taf.  I,  Fig.  2). 
Diese  Blähung  ist  verursacht  durch  Glykogenanhäufungim  Bakterien- 
leib, wie  sich  durch  die  Jodreaktion  nachweisen  läßt  (Braunfärbung  durch 
Lugo Ische  Lösung).  Bei  Färbung  mit  Karbolfuchsin  erscheinen  die 
Mikroorganismen  in  einen  gut  färbbaren,  plasmatischen  und  einen  wenig 
färbbaren,  glykogenreichen  Teil  differenziert. 

Kulturen  mit  derartig  deformierten  Bakterien  kann  man  gut  weiter 
überimpfen,  sie  haben  auch  ihre  Tierpathogenität  nicht  eingebüßt.  Doch 
kann  dies  dadurch  bedingt  sein,  daß  sich  stets  normale  Formen  neben 
den  geblähten  finden.  Ich  kann  daher  nicht  sagen,  wie  weit  diese  Er- 
scheinung als  Degeneration  aufzufassen  ist.  Am  stärksten  war  sie  bei 
den  ersten  Kulturen  ausgesprochen.  Nach  längerem  Weiterzüchten  in 
zuckerhaltigem  Milieu  nahmen  die  Blähformen  sehr  an  Zahl  ab,  so  daß 
nur  noch  vereinzelte  unter  den  normalen  Kokken-  oder  Stäbchenformen 
vorkommen.  Es  scheint  also,  daß  die  Bakterien  sich  an  den  ungewohnten 
Zuckergehalt  des  Nährmateriis  angepaßt  haben. 

In  Bouillonkulturen  fand  ich  öfters  Anordnung  in  Ketten.  Wie 
Fig.  1  b  zeigt,  sind  dieselben  von  Streptokokkenketten  sehr  verschieden, 
gleichen  eher  hintereinanderliegenden  Hefezellen  oder  Ketten  von  Oedem- 
bacillen. 

Die  Färbung  ist  am  stärksten  mit  Karbolfuchsin  oder  Gentianaviolett, 
schlecht  mit  Löfflerschem  Methylenblau.  Nach  Gram  tritt  stets  Ent- 
färbung ein. 

Bewegungsvermögen  konnte  ich  nie  nachweisen.  Im  Ausstrich  des 
Eiters  sind  die  Kokken  von  einem  hellen  Hof  umgeben,  was  auf  An- 
wesenheit einer  Schleimhülle  hindeutet. 


Klinger,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Anaeroben  aus  menschl.  Eiter.      189 

Kulturelles  Verhalten:  Wachstum  nur  bei  37"  und  bei  Serumzusatz 
zu  den  gewöhnlichen  Nährniedien ;  nur  anaerob,  ohne  daß  der  Luft- 
abschluß streng  durchgeführt  werden  muß,  in  Serumbouillon  auch  ohne 
Sauerstoftabschluß  am  Grunde  des  Röhrchens,  im  Agarstich  manchmal 
Wachstum  bis  wenige  Millimeter  unter  der  Oberfläche.  Alle  Kulturen 
strömen  einen  intensiven  Käsegeruch  aus.  Die  ßakterienmasse  ist  stets 
fadenziehend  (auch  Bouillon  der  Bodensatz).  Gasbildung  trat  anfangs 
stärker,  später  schwach  auch  in  nicht  zuckerhaltigen  Nährböden  (Gelatine) 
auf.  In  Zuckerbouillon  wird  reichlich  Indol  gebildet;  da  Indolbildung 
bei  gleichzeitiger  Vergärung  von  Zucker  nicht  stattfindet,  so  spricht 
auch  dies  dafür,  daß  beträchtlichere  Mengen  zuckerspaltender  Fermente 
in  dem  beschriebenen  Mikroorganismus  nicht  gebildet  werden,  die  geringe 
Gasbildung  somit  durch  Zersetzung  anderer  Stoffe  bedingt  ist. 

Serumagar.  Auf  der  Oberfläche  konnte  ich  anaerob  kein  Wachs- 
tum erzielen.  In  der  Tiefe  bei  Impfung  von  nur  ganz  wenigen  Keimen 
einzelne  linsenförmige,  scharf  begrenzte  Kolonieen,  die  im  Verlauf  von 
6—8  Tagen  4  mm  Durchmesser  erreichen.  Im  Agarstich  ist  der  Stich- 
kanal ganz  besetzt  mit  solchen  ineinander  gedrängten,  ungleich  großen 
Linsenkolonieen,  die  alle  mit  ihrem  großen  Durchmesser  vertikal  stehen. 

In  Gelatine  mit  Serumzusatz  gutes  Wachstum  als  schleimiger 
Bodensatz ;  schon  nach  wenigen  Tagen  wird  dieselbe  dünnflüssig  und 
erstarrt  in  der  Kälte  nicht  mehr. 

Die  Milch  wird  im  Verlauf  von  4—9  Tagen  nach  vorhergehender 
Gerinnung  peptonisiert.  Ohne  Serumzusatz  erfolgt  Wachstum  nur  selten 
und  nach  sehr  reichlicher  Impfung. 

In  Bouillon  (mit  und  ohne  Zucker,  doch  Serumzusatz)  entsteht  zu- 
nächst ein  Bodensatz,  später  Trübung  des  ganzen  Röhrchens. 

Erstarrtes  Rinderserum  wird  nicht  aufgelöst. 

In  allen  flüssigen  Nährböden  reichliche  Indolbildung  (Ehrlich  sehe 
Probe). 

Ebenso  wird  stets  SHg  gebildet. 

In  den  Kulturen  bleiben  die  Bakterien  ziemlich  lange  am  Leben; 
aus  einer  Serumagarkultur  war  nach  5  Wochen,  während  welcher  dieselbe 
14  Tage  im  Brutschrank,  dann  im  Dunkeln  bei  Zimmertemperatur  ge- 
standen hatte,  noch  Ueberimpfung  erfolgreich. 

Versuche  mit  Reinkulturen  :  War  die  injizierte  Bakterienmenge  nicht 
zu  klein,  so  gehen  die  Tiere  (Meerschweinchen,  Kaninchen,  Mäuse)  nach 
3 — 5  Tagen  an  einer  ausgedehnten  Phlegmone  zugrunde.  Voraussetzung 
ist  subkutane  Infektion ;  intraperitoneal  wurden  in  mehreren  Versuchen 
Dosen  ohne  alle  Erkrankung  vertragen,  die  gleichzeitig  subkutan  geimpfte 
Kontrolltiere  sicher  töteten.  Auch  intravenös  injiziert  rief  eine  sehr 
dichte  Bouillonkultur,  bei  einem  Kaninchen  keine  Krankheitserscheinungen 
hervor. 

Der  Verlauf  der  subkutanen  Infektion  ist  folgender:  Nach  24  Stunden 
ist  um  die  Injektionsstelle  (Bauchseite)  eine  weiche,  ödematöse,  wenig 
entzündliche  Schwellung  ausgebildet,  die  sich  weiter  ausdehnt,  so  daß 
am  3.  Tage  die  ganze  Bauchseite  des  Tieres  davon  ergriffen  ist.  Die 
Haut  hängt  wie  ein  mit  Flüssigkeit  gefüllter  Sack  zwischen  den  Extremi- 
täten und  liegt  dem  Boden  auf.  Eine  besondere  Schmerzhaftigkeit  besteht 
nicht,  auch  sind  die  Tiere  verhältnismäßig  wenig  in  ihrem  Allgemein- 
befinden gestört.  Sie  verhalten  sich  zwar  ruhig,  fressen  aber  noch  und 
machen  nicht  den  Eindruck  schwer  kranker  Tiere.  Am  letzten  Krank- 
heitstage läßt  sich  oft  die  Epidermis  in  Stücken  von  der  graugrünen  Cutis 


190  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  3/4.  ^j 

Über  dem  verjauchenden  Eiterherde  abziehen.  Die  Sektion  ergibt  eine 
die  ganze  Ventralseite  einnehmende,  auf  Hals  und  Extremitäten  über- 
greifende eitrig -hämorrhagische  Entzündung  der  Subcutis  und  des 
zwischen  den  Muskeln  gelegenen  Bindegewebes,  mit  stellenweisen  An- 
sammlungen größerer  Mengen  einer  braunroten,  meist  käsig  riechenden 
Jauche.  Diese  Veränderungen  reichen  bis  hart  an  das  Peritoneum,  lassen 
dieses  selbst  aber  vollkommen  intakt:  auch  im  Abdomen  sind  keine 
pathologischen  Veränderungen  bemerkbar.  Die  Organe  der  Bauch-  und 
Brusthöhle  sind  ebenfalls  nicht  verändert  [in  einem  Falle  (Kaninchen) 
wies  die  Pleura  vereinzelte  Blutungen  aufj.  Im  Ausstrich  und  kulturell 
lassen  sich  die  injizierten  Mikroorganismen  in  sehr  großer  Menge  im 
Eiter  nachweisen.  Es  besteht  eine  äußerst  lebhafte  Phagocytose  durch 
polynukleäre  Leukocyten ;  in  vielen  Zellen  ist  nur  noch  der  Kern  erhalten, 
das  Protoplasma  ganz  von  dicht  gedrängten  Bakterien  ersetzt.  Das  Blut 
war  immer  steril.  Gegen  Ende  kommt  es  öfters  zu  Sekundärinfektionen, 
so  daß  Streptokokken,  grampositive,  plumpe  Stäbchen  und  andere  Mikro- 
organismen neben  den  injizierten  im  Eiter  angetroffen  werden.  Auf  den 
Krankheitsverlauf  waren  sie  ohne  Einfluß. 

Ist  die  infizierende  Dosis  zu  gering  oder  die  verwendete  Kultur 
älter,  so  lokalisiert  sich  der  Prozeß  in  den  ersten  Tagen ;  es  kommt 
dann  zur  Ausbildung  eines  kleineren  oder  größeren  Abszesses,  der  sich 
abkapselt  und  sehr  langsam  zurückbildet.  Durch  Punktion  läßt  sich 
darin  Eiter  nachweisen,  der  mikro-  und  makroskopisch  dem  des  ursprüng- 
lichen Gehirnabszesses  gleicht  (die  Spieße  fehlen  natürlich).  Aus  einem 
derartigen,  zu  langsamer  Rückbildung  gekommenen  subkutanen  Abszeß 
konnte  ich  6  Wochen  nach  der  Impfung  kulturell  die  geimpften  Mikro- 
organismen wiedergewinnen. 

Die  zur  tödlichen  Infektion  erforderliche  Bakterienmenge  läßt  sich 
wegen  des  ungleichen  Wachstums  nicht  genau  angeben.  2  Oesen  einer 
Serumagarstichkultur  genügten  noch  nicht.  Meist  habe  ich  ^U  —  ^/o  ccm 
einer  dichten  Bouillon-  oder  Gelatinekultur  verwendet  (ca.  8  Tage  alt). 
Der  Eiter  infizierter  Tiere  rief  meist  schon  in  Mengen  von  0,1 — 0,2  ccm 
eine  letale  Erkrankung  hervor. 

Zusammenfassung:  Nach  dieser  Beschreibung  handelt  es  sich  um 
einen  meist  in  Kokkenform,  hier  und  da  in  Form  von  Kurzstäbchen 
auftretenden  Mikroorganismus,  welcher  in  den  gewöhnlichen  Nährböden 
nicht,  nach  Serumzusatz  gut  anaerob  gedeiht.  In  der  Tiefe  des  Serum- 
agars  bildet  er  linsenförmige  Kolonieen.  Für  alle  Kulturen  charakte- 
ristisch ist  die  deutlich  fadenziehende  Beschaffenheit  und  ein  stark  käsiger 
Geruch,  ferner  die  reichliche  Bildung  von  Indol  und  SHg  sowie  eines 
peptonisierenden  Fermentes.  Nach  subkutaner,  nicht  aber  intraperi- 
tonealer oder  intravenöser  Injektion  gehen  kleinere  Versuchstiere  an  aus- 
gedehnter hämorrhagisch-eitriger  Entzündung  des  Unterhautzellgewebes 
nach  3-5  Tagen  zugrunde.  An  der  Injektionsstelle  bildet  sich  eine 
Schwellung  (Sack)  mit  dünnflüssigem,  sehr  übelriechendem  Eiter.  Der 
Mikroorganismus  wurde  aus  einem  metastatischen  Hirnabszeß  bei  Bronchi- 
ektasie  isoliert. 

Bacterium  fusiforme. 
Die  im  ursprünglichen  Eiter  in  weit  geringerer  Menge  vorhandenen 
Spieße  gehören  in  die  Gruppe  des  schon  von  vielen  Autoren  beschriebenen 
Bacterium  fusiforme.  Es  sind  gramnegative  Stäbchen  von  5 — 1  /n 
Länge  mit  zugespitzten  Enden.  In  den  Kulturen,  seltener  im  Eiter  (bei 
einigen  Tierversuchen)  bilden  sie  neben  Stäbchen  auch  lange  Fäden,  die 


Klinger,   Untersuchungen  über  menschliche  Aktinomykose.  191 

gerade  oder  auch  gewunden,  peitschenschnurartig  verschlungen  sind 
(Taf.,  Fig.  3).  Auch  sie  wachsen  in  zuckerhaltigen  Nährböden  als  Bläh- 
fornien  (Glykogeneinlagerung),  wodurch  die  bekannten  Spindelformen 
entstehen,  nach  denen  die  Gruppe  benannt  ist.  Eine  Abnahme  dieser 
Blähung  durch  längeres  Züchten  in  zuckerhaltigen  Nährmedien  ist  nicht 
merkbar  gewesen,  dagegen  wohl,  wenn  man  sie  wieder  in  zuckerfreies 
Milieu  überträgt.  Während  die  Blähformen  1—2//  breit  sind,  kann  man 
in  der  zuckerfreien  Gelatine  (mit  Serumzusatz)  ganz  schmale,  nadelspitze 
Formen  erzielen  (Taf.  I,  Fig.  4). 

Auch  die  übrigen  von  Ghon  und  Mucha  für  diese  Gruppe  auf- 
gestellten Merkmale  waren  bei  dem  von  mir  isolierten  Stamm  vorhanden : 
Streng  anaerobes  Wachstum,  nur  bei  37 ".  Höchst  unangenehmer  Geruch, 
der  bei  längerer  Züchtung  allerdings  stark  abnahm.  Serum  wird  nicht 
verflüssigt. 

Fehlende  Tierpathogenität :  Größere  Mengen  einer  Bouillonkultur 
wurden  von  Meerschweinchen  subkutan  ohne  stärkere  Reaktion  ver- 
tragen. Im  Gegensatz  zu  dem  von  Ghon  beschriebenen  Stamm  bildete 
der  vorliegende  deutlich  Indol  (Ehrlich sehe  Probe).  Schwache  SHg- 
Bildung.  Keine  Vergärung  des  Traubenzuckers.  Serumzusatz  zu  den 
Nährmedien  war  erforderlich. 


Nachdruck  verboten. 

Untersucliungeii  über  menschliclie  Aktinomykose. 

[Aus    dem    Hygiene-Institut  der   Universität  Zürich    (Leiter:    Professor 

Dr.   Silber  Schmidt).] 

Von  Dr.  R.  Klinger,  Assistenten  am  Institut. 
Mit  1  Tafel. 

Die  folgenden  Untersuchungen  betreffen  7  Fälle  von  Aktinomykose, 
in  welchen  die  im  Eiter  vorhandenen  Drusen  neben  Actinomyces 
noch  andere  Bakterien  enthielten.  Außerhalb  der  Drusen  fanden  sich 
im  Eiter  keine  Mikroorganismen.  Die  gefundenen  Arten  sind  zum  Teil 
als  normale  Bewohner  der  Mundhöhle  bekannt.  Daneben  konnte  in 
einer  Reihe  von  Fällen  eine  noch  nicht  beschriebene  Art  isoliert  und 
näher  untersucht  werden.  Es  dürften  somit  Fälle  einer  Symbiose  von 
Mundbakterien  mit  Aktinomyceten  vorliegen,  wobei  wohl  die  letzteren 
die  hauptsächlich  pathogenen  Keime  waren.  Ob  durch  das  Hinzukommen 
der  anderen  Mikroorganismen  die  Pathogenität  der  Aktinomyceten  erhöht 
wurde,  läßt  sich  kaum  sagen,  da  der  Verlauf  der  Aktinomykose,  auch 
wenn  sie  als  Reininfektion  auftritt,  bekanntlich  ein  sehr  verschiedener 
sein  kann. 

Das  Material  und  die  klinischen  Angaben  verdanken  wir  zum  Teil 
der  chirurgischen  Universitätsklinik  resp.  Poliklinik  (Prof.  Sauer- 
bruch). Ich  hin  speziell  Herrn  Assistenten  Dr.  Brodsky  zu  beson- 
derem Dank  verpflichtet. 

Es  folgt  zunächst  die  Beschreibung  zweier  sehr  ähnlicher  Fälle,  in 
welchen  der  aktinomykotische  Herd  in  der  Kiefergegend  lokalisiert  war. 


192  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Fall  I. 

Bl.,  30-jähr.  Coiffeurgehilfe,  erkrankte  im  August  1910  an  einer  schmerzhaften 
Schwellung  der  rechten  Submaxillargegend.  Auf  Anraten  eines  Arztes  wurden  Um- 
schläge gemacht.  Nach  1  Woche  soll  der  Abszeß  nachts  im  Schlafe  in  den  Rachen 
durchgebrochen  sein.  Patient  mußte  „viel  hinunterschlucken"  und  merkte  am  anderen 
Tage  einen  sehr  üblen  Geruch  aus  dem  Munde.  Gleichzeitig  fühlte  er  sich  viel  besser, 
Spannung  und  Schmerzen  ließen  nach.  Nach  einigen  Wochen  erneuerte  sich  die  ent- 
zündliche, harte  Schwellung  am  Kieferwinkel.  Ambulatorische  Spitalsbehandluug.  In- 
zision,  Entleerung  einiger  Kubikzentimeter  Eiter  (Probe  I).  Später  wurden  nochmals 
mehrere  Inzisionen  seitlich  und  vorn  am  Halse  gemacht.  Patient  blieb  dann  von 
November — Februar  aus,  hat  sich  in  der  Zwischenzeit  mehrmals  selbst  Abszesse  aus- 
gedrückt. Ende  Februar  wieder  im  Spital,  Ausdehnung  und  Charakter  des  Prozesses 
wie  im  Herbst.  Abermalige  Inzision  (Eiterprobe  II).  Ende  März  Auskratzung  einer 
infiltrierten  Stelle  (bakteriologischer  Befund  negativ). 

Im  Mai  entleerte  sich  Patient  wieder  selbständig  einen  Herd,  im  Juni— Juli  bestand 
ein  linsengroßer  Abszeß  ganz  oberflächlich  weiter  hinten  am  Halse  (Infektion  von  außen  ?), 
der  von  einer  ringförmigen  Furche  umgeben  war  (Eiterprobe  III).  Gleichzeitig  besteht 
jetzt  im  Juli  noch  eine  harte,  schmerzhafte  Schwellung  ziemlich  tief  unter  dem  Unter- 
kieferwinkel. 

Trotz  des  Weiterbestehens  der  Erkrankung  ist  das  Allgemeinbefinden  des  Patienten 
ein  sehr  gutes. 

Die  Eiterproben  I  und  II  gaben  einen  vollkommen  identischen  Be- 
fund: kein  auffallender  Geruch,  polynukleäre  wohlerhaltene  Leukocyten ; 
die  Drusen  sind  von  einem  dichten  Leukocytenmantel  eingehüllt,  lassen 
sich  davon  leicht  trennen,  so  daß  ein  sandkorngroßes,  hartes  Korn  von 
V2  — 1  mm  Durchmesser  isoliert  werden  kann.  Geschieht  dies  in  Wasser, 
so  sieht  man  an  vielen  Körnern  eine  Rinde  von  stark  lichtbrechenden 
Keulen.  Doch  finden  sich  in  demselben  Eiter  auch  Drusen,  die  keine 
Keulenbildung  aufweisen.  Im  Schnitt  hebt  sich  bei  Kontrastfärbung 
(Giemsa)  die  Zone  der  sehr  ungleich  langen,  meist  zu  Büscheln  bei- 
sammenstehenden Keulen  gut  von  der  dunklen  Bakterienmasse  im  Innern 
des  Kornes  ab.  Fehlen  die  Keulen,  so  sieht  man  dagegen  die  Actin 0 - 
myces -Fäden  gewunden  und  verzweigt  oft  weit  zwischen  die  Leuko- 
cyten hineinwuchern  (Taf.  II,  Fig.  1).  Unter  dieser  Randschicht  liegt  zu- 
nächst eine  dichtgepreßte  Masse  ineinander  verflochtener  Actin 0 - 
myces- Fäden;  nach  innen  löst  sich  dieselbe  in  vereinzelte  Fäden  auf. 
zwischen  welchen  die  anderen  gramnegativen  Bakterien  liegen ;  letztere 
ließen  sich  im  Schnitt  leider  nicht  differenzieren. 

Ausstrich  des  frischen  Eiters:  ungleichmäßig  dicke,  oft  diskontinuier- 
lich gefärbte  Ac ti n 0 myces- Fäden  ;  kleine  gramnegative  Kokken, 
einzeln,  zu  zweien  oder  in  Haufen. 

Ferner  zarte,  5 — 7  /ti  lange  Stäbchen  mit  stumpf  zugespitzten  Enden, 
gerade  oder  häufiger  gebogen,  geschwungen,  manchmal  aufgeringelt.  Sie 
sind  0,5 — 0,6  //  breit,  sind  meist  ganz  schwach  wellig  bewegt,  jedoch 
ohne  wirkliche  Windungen,  wie  bei  Spirochäten  (Taf.  II,  Fig.  7).  In  den 
Kulturen,  die  ohne  Serumzusatz  angelegt  wurden,  sind  diese  Formen 
schnell  verschwunden.  Möglicherweise  sind  sie  mit  den  in  den  Kulturen 
sehr  reichlich  gewachsenen  Stäbchen  der  B.  fusi  form  e- Gruppe  iden- 
tisch. Wäre  dies  nicht  der  Fall,  so  würden  sie  eine  eigene  Art  vorstellen, 
welche  ich  auf  Grund  ihrer  Gestalt,  der  relativ  schwachen  Färbbarkeit 
und  der  Schwierigkeit  ihrer  Züchtung  den  Spirochäten  nahesteilen  möchte. 

Neben  ihnen  waren  kürzere,  gestreckte  Stäbchen  von  ungleicher 
Länge  mit  teils  spitzen,  teils  stumpferen  Enden  zu  finden.  Zwischen 
diesen  anscheinend  starren  und  den  elastischen,  geschwungenen  Formen 
kommen  Uebergangstypen  vor. 

Die  relative  Menge  der  einzelnen  Arten  schwankt  in  den  ver- 
schiedenen  Körnern.     Die   Aktinomyceten    fehlen   nie;    sie   bilden   stets 


Klinger,  Untersuchungen  über  menschliche  Aktinomykose.  193 

das  (lichte  Randgellecht  der  Druse.  Im  Innern  überwiegen  bald  die 
Kokken,  so  daß  nur  wenige  Stäbchen  zu  finden  sind,  bald  die  spiro- 
chätenähnlichen Stäbchen,  zwischen  denen  nur  vereinzelte  Kokken  liegen. 
Die  dritte,  10  Monate  nach  Beginn  der  Erkrankung  untersuchte 
Eiterprobe  enthielt  die  gleichen  Drusen  wie  die  ersten.  Im  Ausstrich 
fehlten  die  längeren,  geschwungenen  Stäbchen.  Neben  den  Actin o- 
myces- Fäden  waren  die  gramnegativen  Kokken  vorhanden,  die  viel- 
fach die  Form  kurzer,  zarter  Stäbchen  annahmen  (0,6  —  1,5  /<  lang). 

Fall  II. 
Z.,  14-jähr.  Knabe,  erkrankte  an  einer  schmerzhaften  Schwellung  der  rechten  Wange, 
die  vom  Arzte  von  außen  eröffnet  wurde.  Etwa  8  Tage  später  kommt  Patient  in  ISpitals- 
behandlung.  Durch  die  Inzisionswunde  über  der  Fossa  can.  entleert  sich  namentlich 
auf  leichten  Druck  dünnflüssiger,  grünlicher  Eiter,  der  zahlreiche  gelbe  Körnchen  ent- 
hält (erstes  Untersuchuugsmaterial).  Der  Prozeß  blieb  durch  einige  Monate  bestehen 
und  heilte  dann  aus.  Eine  zweite  Eiterprobe  mit  gleichem  Befund  wurde  4  Wochen  nach 
der  ersten  untersucht. 

Die  Drusen  zeigten  denselben  Bau  wie  die  im  ersten  Fall  be- 
schriebenen, doch  waren  Keulen  nicht  nachweisbar. 

Im  Ausstrich  finden  sich  Actin  omyces- Fäden  (Taf.  II,  Fig.  2), 
die  negativen  Kokken  und  Kurzstäbchen  mit  ihren  Zwischenformen,  die 
schon  im  ersten  Falle  beschriebenen  geschwungenen  Stäbchen  außerdem 
sehr  zarte  Spirochäten  von  3—10  //  Länge  mit  2—5  ziemlich  tiefen 
Windungen  (Taf.  II,  Fig.  6);  dieselben  dürften  mit  Sp.  dentium  iden- 
tisch sein.  Sie  fanden  sich  nur  in  einer  geringen  Anzahl  Körner  der 
beiden  Proben. 

In  einigen  wenigen  Körnern  waren  grampositive,  feine  Kokken,  die 
in  Kulturen  auch  kurze  Ketten  bildeten  und  anaerob  mit  den  anderen 
Bakterien  gut  wuchsen.     Ich  habe  dieselben  nicht  weiter  verfolgt. 

Kulturen :  Da  Fall  I  und  II  sich  kulturell  ganz  gleich  verhielten, 
bezieht  sich  das  Folgende  auf  beide  Fälle: 

1)  Schrägagar,  aerob:  Wachstum  nur  im  Kondenswasser,  daselbst  wie  in  Zucker- 
bouillon. 

2)  Agar,  anaerob:  Einzelne  Körner  wurden  in  den  noch  flüssigen  Agar  gebracht, 
mit  der  Oese  zerdrückt  und  die  Stücke  möglichst  in  die  Tiefe  geschoben.  Dieselben 
wuchsen  in  den  folgenden  3 — 4  Tagen  zu  knolligen,  weißlichen  Massen  von  2 — 3  mm 
Durchmesser  heran,  neben  kleineren  Kolonieen,  die  sich  zerstreut  im  Agar  ausbilden. 
Letztere  enthielten  öfters  nur  die  negativen  Kokken  und  Kurzstäbchen ,  oder  waren 
Misch  kolonieen  dieser  mit  Spießen  und  Actinomyces;  in  den  groben,  zuerst  erwähnten 
Kolonieen  überwiegen  dagegen  meist  die  Actinomyces- Fäden,  welche  auch  die  große 
Härte  dieser  KuoUen  bedingen.  Nach  1 — 2maliger  Ueberimpfung  in  tiefem  Agar  gelang 
es  stets,  die  Aktinomyceten  rein  zu  erhalten,  da  die  anderen  Elemente  schnell  darin 
verschwinden.  Solange  ihnen  noch  reichlich  Kokken  beigemischt  sind ,  wachsen  die 
Actinomyces- Kolonieen  auch  nahe  der  Oberfläche  des  Agars,  nach  der  Reinzüchtung 
nur  noch  anaerob. 

3)  Traubenzuckerbouillon :  Am  Grunde  des  vollkommen  klar  bleibenden  Röhrchens 
entwickelt  sich  nach  1 — 8  Tagen  eine  grobkörnige,  krümelige  Masse,  die  zunächst  fast 
ausschließlich  Spieße  und  die  Kokken(-Stäbchen)  enthält.  Erst  einige  Tage  später  nehmen 
die  Aktinomyceten  an  Zahl  zu,  kenntlich  auch  schon  makroskopisch  durch  das  Auftreten 
weißer  Knollen  in  der  inzwischen  lockerer  gewordenen,  grauen  Bakterienmasse.  Gas- 
bildung war  nicht  zu  bemerken. 

4)  Gelatine  (bei  37°):  In  diesem  für  die  Züchtung  anaerober  Bakterien  sehr  ge- 
eigneten Nährboden  wuchs  am  Grunde  des  Röhrchens  als  grauer,  flockiger  Bodensatz 
ein  Gemisch  der  3  Bakterien  formen,  in  dem  bald  die  Aktinomyceten  an  Menge  über- 
wogen. Die  Spieße  wachsen  darin  schlechter  als  in  Zuckerbouillon.  Längs  der  Wand 
des  im  ganzen  nicht  getrübten  Röhrchens  haften  Flocken  desselben  Bakteriengeraenges. 
Oben,  unmittelbar  unter  der  Oberfläche  der  Gelatine  bilden  die  gramnegativen  Kokken 
die  für  sie  charakteristischen  Kolonieen  in  Form  von  zahlreichen,  punktförmigen 
Scheibchen,  die  fest  an  der  Glaswand  sitzen,  während  die  flüssige  Gelatine  selbst  frei 
von  Bakterien  ist.    Diese  Scheibchen    sind  anfangs  hell,   werden  bald   trüb,  grauweiß, 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  3y4.  13 


194  Ceotralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

und  sind  bei  60-facher  Vergrößerung  eine  feinkörnige,  glattrandige  Masse;  sie  bestehen 
fast  immer  rein  aus  den  Kokken;  in  älteren  Kulturen  enthalten  sie  öfters  auch 
Actinomyces- Stäbchen;  sie  sitzen  in  einer  etwa  1  cm  breiten  Zone  nahe  der  Ober- 
fläche am  dichtesten,  fast  immer  aber  auch  über  dem  Niveau  der  Gelatme  an  den 
Stellen  der  Glaswand,  die  nur  gelegentlich  benetzt  wurden.  Sie  lassen  sich  von  dieser 
Kultur  aus  auf  Schrägagar  rein  weiterzüchten. 

Ueber  die  Eigenheiten  jeder  der  drei  durch  die  oben  geschilderten 
Kulturverfahren  isolierten  und  später  reingezüchteten  Arten  wird  weiter 
unten  im  Zusammenhange  berichtet. 

Im  Anschluß  an  diese  beiden  Fälle  möchte  ich  zunächst  kurz  die  Resul- 
tate der  Untersuchung  eines  weiteren  ganz  ähnlichen  geben,  bei  dem  die 
Züchtung  der  betreffenden  Bakterien  nicht  gelang,  so  daß  ich  nicht  sagen 
kann,  wie  weit  dieselben  mit  den  Arten  der  ersten  Fälle  identisch  waren. 

Fall  III. 

ß.  R.,  45- jähr.  Mann.  Schon  vor  6  Jahren  eine  Eiterung  an  der  linken  Halsseite, 
die  nach  Inzision  ausheilte  (?);  vor  2  Jahren  bildete  sich  an  derselben  Stelle  ein  Ge- 
schwür, dessen  Umgebung  hart  infiltriert  war.  Im  März  1911  traten  neuerlich  Ge- 
schwüre an  der  gleichen  Stelle  auf.  Eine  Inzision  ergab  einige  Kubikzentimeter  körn- 
chenhaltigen  Eiters  (Untersuchungsmaterial).  In  den  nächsten  Wochen  entstanden  auf 
dem  hart  infiltrierten  Boden  haselnußgroße,  wulstige,  harte  Wucherungen,  die  keine 
größeren  Eiteransammlungen  enthielten.  Sie  wurden  mit  dem  scharfen  Löffel  entfernt; 
in  ihnen  waren  außer  groben  Haufenkokken  keine  Mikroorganismen  nachweisbar. 

Der  eingesandte  Eiter  war  dünnflüssig,  die  Leukocyten  zum  Teil  zerfallen.  Ver- 
einzelte Diplokokken  fanden  sich  frei  zwischen  den  Zellen.  Die  Drusen  sind  rundlich- 
oval, entleeren  auf  Druck  unter  dem  Deckglas  eine  feinkörnige  Bakterien masse,  während 
die  festere  Rindenschicht  in  einzelne  Schollen  zerbricht.  Keine  Keulen bildung,  die 
Actinomyces -Fäden  endigen  unverdickt  am  Rande  der  Druse  (Taf.  II,  Fig.  3). 

Ausstrich:  Grampositive  Fäden  der  Actinomyces,  etwas  weniger  verzweigt  als 
in  den  früheren  Fällen  und  wie  immer  stellenweise  in  Körnchen  sich  auflösend.  Ferner 
grampositive,  feine  Kokken  zu  zweien  oder  in  kleinen  Haufen;  derbe,  nur  wenig  spitze 
gramnegative  Stäbchen;  die  schon  oben  beschriebenen,  vielleicht  den  Spirochäten  nahe- 
stehenden Stäbchen;  schließlich  sehr  feine,  flachwellige  Spirochäten,  die  in  manchen 
Drusen  so  zahlreich  waren,  daß  sie  große  Pakete  bilden. 

In  den  Kulturen  entwickelten  sich  nur  grampositive  Kokken.  In  einem  Agar- 
röhrchen  kam  es  wohl  zu  Wachstum  einer  Mischkolonie,  in  der  sich  neben  Spießen  und 
Spirochäten  hauptsächlich  Actinomyces  vorfand.  Eine  weitere  Ueberimpfung  ergab 
Actinomyces  als  Diphtheriebacillen-ähnliche  Form  schon  ziemlich  rein.  Dann  aber  ging 
die  Kultur  aus  unbekannter  Ursache  nicht  mehr  an. 

Noch  in  zwei  weiteren  Fällen  konnte  ich  das  gemeinsame  Vorkommen 
der  bei  I  und  II  beschriebenen  Kokken  mit  Actinomyces  beobachten: 

Fall  IV. 
Gh.,  21-jähr.  Mädchen,  sonst  vollkommen  gesund,  erkrankt  plötzlich  an  einer 
Schwellung  der  rechten  Submaxillargegend.  Im  Verlaufe  von  4  Wochen  bildete  sich 
ein  bretthart  infiltrierter  Tumor  aus,  der  in  der  Mitte  mehrere  fluktuierende,  vorgewölbte 
Stellen  aufwies,  die  durch  harte  Stränge  voneinander  getrennt  waren.  Nach  6  Wochen 
durch  Punktion  gewonnener  Eiter  bildet  das  Untersuchungsmaterial.  Nach  Spaltung 
und  IK-Behandlung  scheint  der  Prozeß  zurückzugehen.  Einige  kariöse  Zähne  im  be- 
treffenden Unterkiefer  können  der  Ausgangspunkt  der  Infektion  gewesen  sein. 

Der  mit  viel  Blut  vermengte  Eiter  enthielt  gelbbräunliche  Körnchen, 
die  eine  gut  ausgebildete  Keulenschicht  aufwiesen.  Manche  Drusen 
bestanden  aus  einzelnen  zusammengebackenen  Schollen,  die  allseitig  von 
Keulen  begrenzt  waren,  so  daß  auch  das  Innere  der  Druse  viele  Keulen 
enthielt.  Am  Rand  ragten  einzelne  Keulen  weit  vor  und  erreichten  eine 
Länge  von  25  in,  eine  Breite  von  5  in. 

Ausstrich :  Gut  erhaltene  polynukleäre  Leukocyten.  Keine  freien 
Bakterien.  Die  Drusen  bestehen  aus  den  gestreckten  oder  gewundenen, 
ungleichmäßig  gefärbten  Actinom  yces-Fäden,  welche  oft  auf  längere 
Strecken  in  ungleich  große  Körnchen  zerfallen.  Neben  diesen  wieder 
gramnegative  Diplokokken  und  Uebergangsformen  von  diesen  zu  Stäbchen. 


Klinger,  Untersuchungen  über  menschliche  Aktinomykose.  195 

Diese  Stäbchen    sind   schlank    und   schwanken    in    ihrer  Länge   zwischen 
0,8  /<  (Uebergangsformen  zu  den  Kokken)  bis  2,0  //. 
Die  Reinzüchtung  der  beiden  Arten  gelang  leicht. 

Im  Agar  wuchsen  sehr  viele  punktförmige  Kolonieen,  bis  an  die  Überfläche  reichend, 
nur  aus  den  äußerst  feinen  Kokken  bestehend;  tiefer  liegen  gröbere  Kolonieen,  die 
Aktinomykosefäden  und  die  negativen  Elemente  (Stäbchen  und  Kokken)  enthielten.  In 
einem  Röhrchen  einige  Gasblasen. 

In  Gelatine  wuchsen  am  Rande  des  Röhrchens  in  der  schon  beschriebenen  Weise 
Hunderte  von  ganz  feinen  Kokkenkolonieen;  in  der  Tiefe  größere  Mischkolonieen  mit 
Actinomyces;  letztere  in  der  für  die  Gelatinekultur  charakteristischen  Diphtherie- 
bacillenforra. 

Aehnlich  war  die  Kultur  in  Zuckerbouillon ;  auch  hier  wurde  die  Glaswand  von 
unzähligen  punktförmigen  Kokkenkolonieen  besetzt.  Am  Grunde  des  Röhrchens  lagen 
einige  Knollen,  die  nach  8  Tagen  größer  und  sehr  hart  wurden;  sie  bestanden  zum 
großen  Teil  aus  den  langen,  welligen  Actinomyces- Fäden,  denen  noch  Coccobacillen 
beigemischt  waren.  In  den  ersten  Tagen  schwache  Gasbildung,  die  bei  Weiterüberimpfung 
nicht  mehr  auftrat. 

Auf  einen  Schrägagar  übertragen,  wächst  dieses  Gemisch  ganz  gut  auch  aerob  zu 
warzigen,  bräunlichen  Kolonieen,  die  Aktinomykose  nimmt  dabei  die  Kurzstäbchen  form 
an.  JDie  inzwischen  in  Zuckerbouillon  reingezüchtete  Aktinomykose  wuchs  aber  auch 
allein  auf  Schrägagar  aerob,  wobei  kleine  weiße  Scheibchen  mit  etwas  aufgeworfenen 
Rändern  entstanden. 

Ein  anderer  ähnlicher  Fall  (V)  betrifft  eine  tödlich  verlaufene 
chronische  Aktinomykose  der  Lunge  und  der  Thoraxwand.  Frühere 
Untersuchungen  hatten  anscheinend  nur  Actinomyces  ohne  andere 
Bakterien  ergeben.  Bei  einer  kurz  vor  dem  Tode  entnommenen  Eiter- 
probe aus  der  Brustwand  wuchsen  in  der  Gelatinekultur  neben  Actino- 
myces sehr  reichlich  die  charakteristischen  Coccobacillenkolonieen.  Eine 
"Weiterzüchtung  derselben  gelang  mir  damals  noch  nicht. 

Bevor  ich  die  in  den  vorhergehenden  Fällen  beschriebenen  Mikro- 
organismen, soweit  deren  Isolierung  und  Reinzüchtung  gelang,  etwas 
eingehender  charakterisiere,  will  ich  noch  zwei  weitere  Fälle  von  Sym- 
biose anderer  Bakterien  mit  Actinomyces  besprechen: 

Fall  VI. 
Ac,  28-jähr.  Bahnarbeiter,  wurde  zuerst  wegen  Appendicitis  operiert.  Bald  darauf 
entstand  in  der  Gegend  des  Operationsnarbe  eine  schmerzhafte,  handtellergroße,  derbe 
Infiltration,  die  unter  der  verschieblichen  normalen  Haut  in  der  BauchdecKe  lag.  Sie 
wurde  inzidiert  und  grünlicher  Eiter  entleert,  der  leider  nicht  näher  untersucht  wurde. 
Der  Prozeß  blieb  trotz  noch  mehrmals  wiederholter  Inzision  bestehen.  Eine  spätere 
Probe  wurde  uns  eingesandt  und  bestand  in  leukocytenhaltigem  Blut,  in  dem  vereinzelte 
Eiterflocken  mit  deutlichen  Ac  tinomyces-Körnern  waren.  Die  Erkrankung  griff  all- 
mählich immer  weiter  um  sich,  führte  zu  zahlreichen  Abszessen  in  der  Peritonealhöhle. 
Kurz  vor  dem  Tode  (4  Monate  nach  Beginn  der  Krankheit)  konnte  ein  Erguß  in  der 
rechten  Pleurahöhle  festgestellt  werden.  Bei  der  Autopsie  erwies  sich  ein  großer  Teil 
der  Leber  von  kleineren  actinomykotischen  Herden  durchsetzt.  Ein  größerer  Abszeß 
der  Leber  war  in  die  Pleurahöhle  durchgebrochen ;  diese  war  ganz  von  einem  fibrinös- 
eitrigen  Exsudat  erfüllt. 

Das  erste  Untersuchungsmaterial  war  stark  mit  Blut  vermengter 
Eiter  von  einer  der  Abszeßspaltungen  aus  den  Bauchdecken.  Auch  hier 
konnte  ich  frei  keine  Mikroorganismen  nachweisen,  dagegen  sehr  zahl- 
reiche Drusen,  die  zum  Teil  leicht  in  kleinere,  allseitig  geschlossene 
Körner  zerfielen.  Keulen  fanden  sich  an  manchen  Drusen  in  großer 
Menge,  an  anderen  waren  nur  vereinzelte  sehr  große  Keulen  ausge- 
bildet, bei  den  meisten  fehlten  sie  überhaupt. 

Der  Ausstrich  ergab  schön  verzweigte  Actinomyces- Fäden,  ferner 
eine  große  Menge  gramnegativer,  sehr  verschieden  geformter  Bakterien, 
meist  Stäbchen,  teils  fein  und  zu  Fäden  verbunden,  teils  plumper,  mit 
polarer  Färbung  etc.;    außerdem   nicht   sehr  zahlreiche   Spirochäten   mit 

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196  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

sehr  engen  Windungen  (5 — 7)  neben  anderen,  nur  flach  und  wenig  ge- 
wellten, wohl  artverschiedenen  Formen. 

In  den  Kulturen  erfolgte  nur  anaerob  Wachstum.  Die  Actinorayces  konnte 
leicht  aus  verschiedenen  Nährmedien  isoliert  werden.  Von  den  gramnegativen  Elementen 
wuchs  in  Serumbouilion  als  krümeliger  Bodensatz  ein  Gemisch,  in  dem  sich  Ötrepto- 
bacillen,  ferner  Stäbchen  verschiedener  Dimensionen,  sowie  noch  spärliche,  flach  ge- 
wundene Spriochäten  fanden.  Später  kamen  noch  Ac t in omyc es- Stäbchen  zur  Ent- 
wickelung.  In  Serumagar  konnte  ich  noch  andere,  gramnegative  Stäbchen  isolieren,  die 
kugelige,  fein  strahlige  Kolonieen  von  1 — 2  mm  Größe  bildeten. 

Die  meisten  dieser  Kolonieen  gingen  nach  Ueberimpfung  nicht  mehr  an,  mit  Aus- 
nahme einiger  Stämme  negativer  Stäbchen;  einer  derselben  war  ein  typisches  B.  fusi- 
forme,  während  andere  mehr  plumpe,  sehr  pleomorphe,  abgerundete  Stäbchen  ent- 
hielten, die  auch  in  der  Agarkultur  (Stich  ohne  Serumzusatz)  etwas  derbere,  knollige 
Kolonieen  bildeten. 

Der  bei  der  Sektion  entnommene  Eiter  bot  ein  ganz  anderes  Bild, 
da  inzwischen  noch  andere  Mikroorganismen,  B.  coli,  Kokken,  Pyo- 
cyaneus,  hinzugekommen  waren.  In  allen  Herden,  auch  im  Pleura- 
exsudat, fanden  sich  wohl  noch  Drusen  mit  ähnlichem  Befund  wie  bei 
der  ersten  Untersuchung  (Spirochäten,  allerdings  nur  vereinzelt).  Da- 
neben aber  waren  Actinomyces  und  die  anderen  Bakterien  jetzt  auch 
frei  in  großer  Menge  im  Eiter,  Actinomyces  in  Form  von  schlanken 
Stäbchen,  während  Fäden  frei  nur  spärlich  .waren. 

Die  Kulturen  ergaben  keinen  bemerkenswerten  Befund ;  die  zahlreichen  anderen 
Bakterien  überwucherten  in  den  meisten  Kulturen.  In  einem  Agarröhrchen  wuchsen 
gut  isolierte  Kolonieen  von  negativen  Stäbchen  in  Form  durchkreuzter  Linsen,  in  deren 
Zentrum  Actinomyces  als  schlanke  Stäbchen,  in  anderen  Kolonieen  als  geschlängelte 
Fäden  sich  vorfand. 

Fall  VII.  Es  handelt  sich  um  einen  poliklinisch  behandelten  Abs- 
zeß der  Inguinalgegend,  der  inzidiert  wurde.  Angaben  über  den 
weiteren  Verlauf  fehlen,  da  Patient  sich  nicht  mehr  einfand. 

Der  Eiter  enthielt  reichlich  Drusen,  die  durch  ihre  ganz  besonders 
feste  Konsistenz  auffielen.  Im  Ausstrich  Actin  omyces-Fäden,  die 
zum  Teil  aus  kürzeren  Stäbchen  sich  zusammensetzten.  Gramnegative 
spitze,  starre  Stäbchen  von  4 — 6  n  Länge,  ferner  plumpere,  negative 
Stäbchen  mit  stumpfen  Enden  und  von  sehr  wechselnder  Länge  (2 — 6  /.i) ; 
ferner  negative  Kokken,  meist  Diploformen. 

In  den  Kulturen  wuchs  im  Kondenswasser  eines  Schrägagars  um  ein  dort  halb 
zerdrücktes  Korn  eine  dichte,  graue  Masse  von  zäher  Konsistenz ;  diese  bestand  fast  rein 
aus  sehr  scharf  zugespitzten,  schlanken  Stäbchen,  die  auch  längere  Fäden  bildeten. 
Daneben  einzelne  negative  Kokken  und  Actinomyces  -  Fäden.  Das  fast  gleiche  Bild 
gab  ein  Präparat  aus  dem  ziemlich  zähen  Bodensatz  einer  Bouillonkultur.  Im  anaeroben 
Agar  entwickelten  sich  die  Spieße  ebenfalls  gut  als  sehr  zahlreiche,  punktförmige  Kolo- 
nieen ;  da  in  diesem  Nährboden  Zucker  war,  fanden  sich  typische  Blähformen.  In  den 
Verdünnungsröhrchen  bildeten  sich  (auch  ohne  Serumzusatz  zum  Agar)  nach  8 — 10  Tagen 
linsenförmige  Kolonieen,  welche  die  Spieße  in  Reinkultur  enthielten. 

Es  gelang  leicht,  die  Actinomyces  und  diese  Spieße  reinzuzüchten ,  da  die 
anfangs  vorhandenen  negativen  Kokken  bei  weiterer  Uebetragung  verschwanden.  Meine 
Erwartung,  daß  es  die  in  mehreren  vorhergehenden  Fällen  isolierte  Art  sein  werde,  wurde 
durch  die  Kultur  nicht  bestätigt.  —  Die  Spieße  wuchsen  nach  mehrmaliger  Uebertragung 
in  gewöhnlichem  Agar  nicht  mehr  gut,  weshalb  ich  sie  wie  die  anderen  B.  fusiforme- 
Stämme  in  Serumagar  weiterimpfe. 

Im  Anhang  sei  noch  ein  Fall  einer  Periostitis  des  Unterkiefers  erwähnt,  in 
welchem  Actinomyces  keine  typischen  Drusen  bildete,  sondern  im  Eiter  weiche, 
gelbliche  Klümpchen  von  rahmiger  Konsistenz,  1 — 3  mm  groß,  auftraten.  Diese  be- 
standen nur  aus  Bakterien,  enthielten  keine  Leukocyten.  Wieder  waren  neben  Actino- 
myces sehr  viele  anaerobe  Mikroorganismen,  gramnegative  Spieße  (darunter  die  ge- 
schwungenen Formen  wie  in  Fall  I  und  II),  negative  Kokken  und  Spirochäten  vor- 
handen. Es  fehlte  aber  diesen  Bakterie nmassen  jede  Ordnung,  namentlich  das  sonst 
immer  beobachtete  Randgeflecht  der  Actinomyces.  Letztere  hatte  hauptsächlich  die 
Form   isolierter,   schlanker  Stäbchen,  längere  Fäden   fehlten.    Die  gleichen  Mikroorga- 


Klinger,  Untersuchungen  über  menschliche  Aktinomykose.  197 

nisraen  waren   auch   frei   im  Eiter  anzutreffen.     Der  daraus  isolierte  Actinomyces- 
Stamra  war  anaerob  und  serophil. 

Zusammenstellung  der  gemeinsam  mit  Actinomyces  im  Innern 
der  Drusen  gefundenen  Bakterien  (die  in  Klammer  stehenden  konnten 
nicht  gezüchtet  werden): 

Fall  I.  Bact.  fusiforme,  Bact.  actinomycetem  comitans  (geschwungene 
Stäbchen). 

Fall  II.  Bact.  fusiforme,  Bact.  actinomycetem  comitans  (Spirochäten, 
geschwungene  Stäbchen). 

Fall  III.  Grampositive  Kokken  (geschwungene  Stäbchen,  Spirochäten,  Bact.  fusi- 
forme?). 

Fall  IV.     Bact.  actinomycetem  comitans. 

Fall  V.     Bact.  actinomycetem  comitans. 

Fall  VI.    Zahlreiche  anaerobe  Stäbchen,  darunter  Bact.  fusiforme. 

Fall  VII.     Bact.  fusiforme  (graranegative  Kokken,  Spirochäten). 

In  allen  7  Fällen  gelang  die  Isolierung  und  Weiterzüchtung  der 
Aktinomyceten  leicht.  Alle  Stämme  gehören  dem  von  Wolff- Israel 
beschriebenen  Typus  an,  der  sich  durch  vorwiegend  anaerobes  Wachstum 
charakterisiert.  Einzelne  meiner  Stämme  wuchsen  entweder  nur  an- 
aerob (I,  II,  VII),  andere  konnten  sofort  (IV,  VI)  oder  nach  längerer 
Züchtung  unter  anaeroben  Bedingungen  (V)  auch  aerob  zum  Wachstum 
gebracht  werden.  Sie  bilden  dann  auf  Schrägagar  im  Verlaufe  von 
10—14  Tagen  weiße  Scheibchen  mit  leicht  aufgeworfenem  Rand,  die 
einige  Millimeter  Durchmesser  erreichen,  in  der  Agariläche  wohl  einen 
Eindruck  machen,  aber  nicht  wie  die  aerob  wachsenden  Aktinom3'ceten 
vom  Typus  Boström  in  den  Nährboden  hineinwachsen.  Nach  mehr- 
maligem Ueberimpfeu  gingen  mir  diese  aerob  gezüchteten  Stämme  immer 
schlechter  und  nicht  mehr  an,  während  die  gleichzeitig  anaerob  weiter- 
gezüchteten Parallelstämme  gut  wuchsen.  Auch  wenn  man  sie  unter 
anaeroben  Bedingungen  auf  der  Agarfläche  (B  u  rri- Röhrchen,  Pyro- 
gallussäure)  zum  Wachsen  bringt,    haften    sie   nicht   fest  im  Nährboden. 

Morphologisch  zeigten  die  Stämme  nichts  Auffallendes.  Im  Eiter 
bilden  sie  verzweigte,  ungleichmäßig  gefärbte  Fäden  (Taf.  II,  Fig.  2),  in 
den  festen  Nährböden  meist  nur  wenig  verzweigte,  längere  Stäbchen 
(Taf.,  Fig.  5),  die  sehr  oft  wellige  Krümmungen  aufwiesen  und  sich 
T-förmig  durch  seitliches  Auswachsen  der  Stäbchen  teilten  (Taf.  II, 
Fig.  4)1).  In  der  flüssigen  Gelatine  (37^)  nehmen  sie  dagegen  Kurz- 
stäbchenform an  und  sind  dann  Diphtherie-  oder  Pseudodiphtheriebacillen 
zum  Teil  sehr  ähnlich  (Taf.  II.  Fig.  8,  9).  Sie  wachsen  in  diesem  Nähr- 
boden als  krümeliger  oder  kleinknolliger  Bodensatz.  In  Agar  sind  die 
weißlichen  Knollen  manchmal  so  hart,  daß  sie  mit  dem  Draht  fast  nicht 
zerdrückt  werden  können. 

Wiederholte  Versuche  über  Tierpathogenität,  die  teils  mit  frischem 
Eiter,  teils  mit  großen  Dosen  Kulturmaterial  an  Kaninchen  und  Meer- 
schweinchen gemacht  wurden,  führten  stets  zu  negativen  Ergebnissen. 
Bei  einem  Kaninchen  entstand  nach  subkutaner  Injektion  ein  kleinhasel- 
nußgroßer,  harter  Tumor,  indem  nach  einer  Woche  die  Bakterien  wohl 
nachweisbar,  aber  nicht  mehr  kultivierbar  waren.  Der  Tumor  bildete 
sich  in  einigen  Wochen  allmählich  zurück. 

Da  die  beschriebenen  Fälle  in  unserem  Institute  im  Laufe  eines 
Jahres  zur  Untersuchung  kamen '-'),  während  wir  gleichzeitig  nur  zwei  Fälle 


1)  Zum  Studium  der  Verzweigungsart  eignet  sich  die  Züchtung  auf  der  Agarplatte 
mit  aufgelegtem  großen  Deckglas.  Einzelne  Stämme  (I,  II)  bildeten  reichverzweigte 
Bäumchen. 

2)  Nachtrag.     Seit  Drucklegung  dieser  Arbeit  hatten  wir  Gelegenheit,  noch  drei 


198  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

reiner  Aktinomykose  beobachteten,  so  entsteht  die  Frage,  ob  derartige 
Mischinfektionen  tatsächlich  so  häufig  vorkommen,  als  dies  aus  dieser 
Zusammenstellung  hervorgehen  würde.  Weitere,  auch  anderorts  anzu- 
stellende Beobachtungen  werden  hierüber  ein  Urteil  erlauben.  In  der 
Literatur  habe  ich  über  ein  derartiges  Vorkommen  fremder  Bakterien 
im  Innern  der  Drusen  nichts  gefunden. 

Die  in  den  Phallen  t,  II,  VII  isolierten  Stämme  des  Bact.  fusi- 
forme  unterscheiden  sich  morphologisch  und  kulturell  nicht  von  den 
bereits  von  anderen  Autoren  beschriebenen.  Einzelne  (I,  II)  konnte 
ich  lange  ohne  Serumzusatz  bei  gutem  Wachstum  erhalten;  schließlich 
mußte  ich  sie  aber  doch,  da  die  Wachstumsintensität  merklich  abnahm, 
im  Serumagarstich  weiterzüchten.  Der  Stamm  Fall  VIII  wuchs  ohne 
Serum  nicht.  Im  übrigen  gilt  das  in  der  vorhergehenden  Arbeit  über 
den  dort  isolierten  Stamm  Gesagte  auch  von  diesen  Stämmen  (Tat'.  I. 
Fig.  5,  6). 

Die  in  den  Fällen  I,  II,  V,  VI  isolierten  gramnegativen  Kokken- 
stäbchen gehören  einer  noch  nicht  beschriebenen  Art  an.  Ich  lasse 
daher  eine  genaue  Zusammenstellung  der  morphologischen  und  kultu- 
rellen Eigenheiten  folgen  und  schlage  für  dieselben  den  nachstehenden 
Namen  vor. 

Bacterium  actinomycetem  comitans  n.  sp. 

Dieser  Mikroorganismus  wurde  4mal  in  Aktinomykosefällen  im 
Innern  der  Drusen,  teils  allein  neben  Actinomyces,  teils  mit  anderen 
Bakterien  angetroffen  und  isoliert. 

Im  Ausstrich  hat  er  meist  die  Form  zarter  Kokken,  die  einzeln 
oder  als  Diploformen  in  verschieden  großer  Menge  zwischen  den  anderen 
Bakterien  liegen.  Da  auch  in  den  Kulturen  (Gelatine)  die  Kokkenform 
häufiger  als  die  Stäbchenform  ist  (Taf.  I,  Fig.  7),  hielt  ich  den  Mikro- 
organismus zunächst  für  einen  Coccus.  Später  fand  ich  öfter  in  den 
Reinkulturen  Kurzstäbchen  und  Formen,  die  zwischen  Kokken-  und 
Stäbchenform  standen.  Ich  dachte  zunächst  an  eine  Verunreinigung. 
Die  genaue  Prüfung  der  Stämme  zeigte  aber,  daß  dieselben  rein  waren 
und  daß  der  vorliegende  Mikroorganismus  tatsächlich  in  beiden  Formen 
auftritt,  nämlich  als  deutlich  ausgeprägter  Dip  lo  coccus  (Taf.  I,  Fig.  7) 
oder  als  verschieden  langes,  zartes  Stäbchen.  Der  Durchmesser  der 
Kokken  beträgt  etwa  0,6 — 0,8  ,«,  die  Länge  der  Stäbchen  1,0 — 1,5  //. 
Beide  Typen  sind  durch  alle  möglichen  Zwischenformen  als  zusammen- 
gehörig erwiesen  (Taf.  I,  Fig.  8).  Die  Stäbchenform  tritt  in  der  Agar- 
kultur  häutiger  als  in  Gelatine  oder  Bouillon  auf.    Nach  Abimpfung  von 


weitere  ganz  ähnliche  Fälle  zu  beobachten.  Der  erste  war  eine  in  der  seitlichen  Thorax- 
wand lokalisierte  Aktinomykose,  bei  welcher  die  Drusen  neben  typischen  Actino- 
myces sehr  zarte,  gramnegative  Spieße  und  wieder  Bact.  actinom.  comitans 
enthielten.  Im  zweiten  Fall,  einer  Lungen-Thoraxaktinomykose,  trat  Actinomyces 
mehr  in  Form  längerer,  schwach  gekrümmter  Stäbchen  auf;  daneben  fanden  sich  auch 
unverzweigte  Fäden.  Von  anderen  Bakterien  waren  im  Innern  der  ziemlich  harten 
Drusen  gramnegative  Stäbchen  und  Spieße,  grarapositive  Kokken  und  Spirochäten 
(Sp.  dentium  und  buccalis)  vorhanden.  In  diesem  Fall  waren  in  dem  aus  einer 
Thoraxfistel  entleerten  P2iter  auch  frei  grampositive  Kokken  und  vereinzelte  andere 
Mikroorganismen  nachweisbar.  Der  dritte  Fall  betraf  einen  aktinomykotischen  Herd 
am  Kieferwinkel.  Keine  freien  Bakterien,  in  den  Drusen  und  Kulturen  neben  Actino- 
myces Spieße,  grarapositive  und  -negative  Kokken.  Es  scheint  hiermit  für  unser 
Untersuchungsmaterial  (Ostschweiz)  erwiesen,  daß  diese  Mischinfektionen  von  Actino- 
myces mit  anderen,  hauptsächlich  anaeroben  Bakterien  häufiger  sind  als  die  Rein- 
infektionen. 


Klinger,  Untersuchungen  über  menschliche  Aktinomykose.  199 

einer  nur  Kokken  enthaltenden  Gelatinekolonie  bekommt  man  nach 
1— 2maliger  Uebertragung  auf  Agar  mehr  in  die  Länge  gezogene  Kokken- 
formen, zwischen  denen  einzelne  längere  Stäbchen  vorkommen.  In 
Gelatine  nähern  sich  solche  Stämme  wieder  der  Kokkenform.  Beide 
Typen  sind  nicht  fixiert,  sondern  gehen  ohne  strenge  Gesetzmäßigkeit 
ineinander  über. 

Eigenbewegung  fehlt.  Im  Ausstrich  aus  Eiter  oder  (manchmal) 
von  der  Agarkultur  (Kondenswasser)  sind  die  einzelnen  Bakterien  durch 
eine  ungefärbte  Zone  voneinander  getrennt,  also  wohl  von  Schleimhüllen 
umgeben. 

Die  Färbbarkeit  ist  gut  mit  Karbolfuchsin,  schlecht  mit  Methylen- 
blau.   Nach  Gram  tritt  stets  Entfärbung  ein. 

Kulturelles  Verhalten:  Charakteristisch  ist  das  Wachstum  in  der 
flüssigen  Gelatine  bei  37°.  Schon  1 — 2  Tage  nach  dem  Einbringen  und 
Zerdrücken  der  Actin  om  yces-Drusen  entstehen  längs  der  Glaswand 
isolierte,  punktförmige  Kolonieen,  die  am  zahlreichsten  in  der  Nähe  der 
Oberfläche  sitzen,  ja  auch  darüber  frei  an  der  Luft  an  den  Teilen  des 
Röhrchens,  die  nur  gelegentlich  mit  Gelatine  benetzt  wurden.  Nicht 
selten  sind  einige  Hunderte  solcher  Kolonieen  unter  und  über  der  Ober- 
fläche zusammengedrängt.  Je  zahlreicher,  desto  kleiner  bleiben  sie;  sie 
können  aber  auch  nach  mehreren  Tagen  zu  einer  Gesamtmasse  zu- 
sammenfließen, die  als  grauweißlicher  Ring  an  und  über  der  Oberfläche 
liegt.  Eie  Gelatine  selbst  bleibt  dabei  vollständig  klar,  die  Kolonieen 
entwickeln  sich  nur  an  der  Glaswand.  Zuerst  durchsichtig,  werden  sie 
später  opake,  weißgraue  Scheibchen  von  V2~~l  iwni  Durchmesser,  die 
unter  dem  Mikroskope  glattrandig  und  feinkörnig  erscheinen.  Sie  lassen 
sich  leicht  mit  der  Drahtspitze  in  toto  vom  Glase  abheben,  aber  nur 
schwer  zerteilen,  da  sie  in  sich  sehr  zähe  zusammenhängen.  Ganz  un- 
möglich wäre  es  zum  Beispiel,  eine  gleichmäßige  Aufschwemmung  zu 
machen.  In  den  tieferen  Schichten  der  Gelatine  und  am  Boden  des 
Röhrchens  entwickeln  sich  auch  einzelne  mehrkörnig-flockige  Kolonieen, 
die  nur  lose  an  der  Glaswand  anliegen. 

Auf  Schrägagar  bilden  sie  an  Streptokokken  erinnernde  helle, 
durchsichtige  Tröpfchen,  die  nur  72 — 1  ^i^i"  Durchmesser  erreichen;  das 
Kondenswasser  trübt  sich  leicht  und  wird  später  meist  schleimig,  ähn- 
lich einer  dünnen  Gallerte.  Die  erste  Uebertragung  aus  Gelatine  auf 
Agar  gibt  meist  nur  schwaches  Wachstum  (auch  später  braucht  es  Aus- 
streichen von  viel  Kulturmaterial  auf  die  Agarfläche,  um  gutes  Wachs- 
tum zu  bekommen) ;  oft  entwickelt  sich  nur  dort,  wo  größere  Flocken 
der  zähen  Gelatinekolonieen  liegen  blieben,  eine  graue  Masse  von  ge- 
ringer Ausdehnung.  Allmählich  wachsen  sie  besser,  geben  aber  nie 
einen  zusammenhängenden  Rasen,  mit  Ausnahme  der  dem  Kondens- 
wasser benachbarten,  sehr  feuchten  Teile  der  Agarfläche.  Die  Einzel- 
kolonie weist  wieder  die  zähe  Konsistenz  auf.  Kokken-  und  Stäbchen- 
formen sind  häufig  gemischt  in  derselben  Kolonie. 

Im  Stich  erfolgt  Wachstum  auch  in  der  Tiefe.  Bei  den  Isolier- 
versuchen aus  dem  ursprünglichen  Eiter  entwickelten  sich  öfters  in  der 
Tiefe  des  Zuckeragars  wohlisolierte,  rundliche  Kolonieen  von  bis  1  mm 
Größe,  weche  die  Kokkenform  in  Reinkultur  enthielten.  Von  hier  aus 
gelang  die  Weiterimpfung  jedoch  nur  schlecht. 

In  der  Bouillon  wachsen  sie  ähnlich  wie  in  Gelatine  an  der  Glas- 
wand als  kleine,  trübe  Kolonieen.    Die  Bouillon  bleibt  vollkommen  klar. 

Auf  Kartoftel  und  in  Milch  konnte  ich  sie  nicht  zum  Wachsen  bringen. 


200  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Bei  22 '^  wachsen  sie  nicht. 

Sie  sind  in  den  Kulturen  ziemlich  haltbar.  Agar-  und  Gelatine- 
kulturen bleiben  bis  4  Wochen  überimpfbar. 

Pathogenität :  Im  Tierversuch  zeigten  sie  keine  Pathogenität.  Dichte 
Aufschwemmungen  einer  Agarkultur  riefen  subkutan  bei  Mäusen  keine 
Erscheinungen  kervor. 

Es  handelt  sich  somit  um  ein  in  Kokken-  oder  Stäbchenform  auf- 
tretendes gramnegatives  Bakterium,  das  unbeweglich  ist,  nur  bei  Brut- 
temperatur wächst,  kleine,  rundliche,  zähe  Kolonieen  bildet,  die  in 
flüssigen  Nährmedien  nahe  der  Oberfläche  an  der  Glaswand  zu  sitzen 
pflegen.     Für  kleinere  Versuchstiere  waren  Reinkulturen  nicht  pathogen. 

Tafelerklärung. 
Tafel  I. 

Fig  1.  Coccobacteriura  mucos.  anaerob..  Ausstrich  des  ursprünglichen 
Eiters.    1:600.    Kokkenformen.    Schleimhüllen. 

Fig.  2.     Dgl.,  Blähforraen  aus  Zuckerserumbouillon.     1:570. 

Fig.  3.  Bact.  fusiforme,  lange,  durchschlungene  Fäden  aus  Zuckerbouillon. 
1:600.     (Fall  K.) 

Fig.  4.  Dgl.,  schlanke,  spitze  Stäbchen  aus  der  Gelatine.  1 :  600.  Die  Kulturen 
No.  3  und  4  wurden  mit  demselben  Material  gleichzeitig  angelegt. 

Fig.  5.     Dgl.,  Blähformen  aus  Zuckerbouillon.    1:570.    (Fall  II.)    Fuchsinfärbung. 

Fig.  6.     Dgl.,  Spießformen  aus  Bouillon  ohne  Zucker.     1:570.     (Fall  II.) 

Fig.  7.     Bact.  actinomycetum  comitans,  Kokken  aus  Gelatine.     1:600. 

Fig.  8.    Dgl.,  Uebergangsformen  und  -Stäbchen  aus  Agarreinkultur.     1:600. 

Tafel  II. 

Fig.  1.  Actinomyces.  Schnitt  durch  eine  Druse.  Anilin-Gentianafärbung  1:460. 
Fall  I. 

Fig.  2.  Dgl.  verzweigte  Fäden.  Ausstrich  einer  Druse.  Gram -Färbung  1:460. 
FaU  II. 

Fig.  3.    Druse,  frisch.    1 :  60.     Fall  III. 

Fig.  4.  Actinomyces  und  B.  fusiforme  aus  einer  Agarkultur.  T-förmige 
Teilungen  der  Actinomyces-Fäden.     1:710.     Fall  I. 

Fig.  5.  Actinomyces.  Reinkultur  aus  Agar;  welüge,  zum  Teil  verzweigte 
Formen.     1 :  460.     Fall  I. 

Fig.  6.  Ausstrich  einer  Druse.  Fall  II.  Kokken,  Spieße,  geschwungene  Stäbchen 
und  Spirochäten.     1 :  600. 

Fig.  7.  Dgl.  Fall  IL  Geschwungene  Stäbchen  und  Bact.  actinomycetem 
comitans.    (Kokken  form.)     1:600. 

Fig.  8.  Actinomyces.  Reinkultur  aus  Gelatine.  Diphtheriebacillenähnliche 
Formen.     1:710.     Fall  II. 

Fig.  9.    Dgl.  plumpere  Stäbchen  aus  Gelatine.     1 :  600.    Fall  I. 


Nachdrtick  verboten. 

Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei 
Dorschen  an  der  Südküste  Schwedens. 

Von  Prof.  Arvid  M.  Berj^iuaii,  Stockholm. 

Mit  2  Tafeln. 

Den  14.  Oktober  1910  erhielt  ich  vom  Fischereiintendanten  Dr. 
Nordqvist  in  Lund  die  Mitteilung  von  einer  an  der  Südküste  Schönens 
auftretenden  Augenkrankheit  des  Dorsches,  Gadus  morrhua  L. ;  der- 
selbe fragte  mich  zugleich,  ob  ich  geneigt  wäre,  das  Material,  das  man 
mir  senden  wolle,  zu  untersuchen.     Da  aber  der  Ort,  wo  die  Krankheit 


CenfraJhlatt  für  Bakteriologie  Abt.  I.  Orig.  Bd.  62. 

Kllnr/er,  Anarrohen-Stiidirn  und  Menschliche  Aktinomyko.se.    Taf. 


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Verlag  von  (Gustav  Fischer  in  Jena. 


Berg m an  ,  Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dorschen  etc.  201 

auftrat,  nicht  weit  von  Malniö,  wo  ich  zu  der  Zeit  wohnte,  entfernt  war, 
hielt  ich  es  für  angebrachter,  selbst  dahin  zu  reisen,  um  genaue  Er- 
kundigungen einzuholen  und  das  Material,  das  ich  erhalten  könnte, 
während  es  noch  frisch  war,  einer  vorbereitenden  Untersuchung  zu  unter- 
ziehen. Schon  am  folgenden  Tage  reiste  ich  also  nach  Oestra  Torp,  der 
dem  Fischerdorfe  Smyge,  der  südlichsten  Ortschaft  Schwedens,  am 
nächsten  gelegenen  Eisenbahnstation.  Dr.  Nordqvist  hatte  die  Güte 
gehabt,  meine  Ankunft  dort  vorher  anzuzeigen.  Infolgedessen  hatte  sich 
der  Fischereiaufseher  des  betreffenden  Reviers,  C.  M.  Nilsson,  zu 
meinem  Empfang  eingefunden.  Er  hatte  3  kranke  Dorsche  aufgehoben, 
die  in  der  letztverflossenen  Nacht  gefangen  worden  waren.  Es  waren 
dies  die  einzigen  kranken  Dorsche,  die  man  in  jener  Nacht  gefangen 
hatte.  Der  Fischfang  war  nämlich  sehr  schlecht  geraten  infolge  zu  hellen 
Mondscheins. 

Die  ersten  Dorsche  werden  an  dieser  Küste  im  September  gefangen, 
und  zwar  zufällig  in  Aalreusen  („Hommor")  in  verhältnismäßig  seichtem 
Wasser  nahe  am  Strande  bis  auf  8  Klaftern  (14  m)  Tiefe.  Später  werden 
die  Dorsche  in  tieferem  Wasser  im  Netz  gefangen,  und  dieser  Fang  hört 
gewöhnlich  im  Mai  auf. 

Nach  der  obengenannten  Nacht  hörte  der  Dorschfang  wegen  un- 
günstigen Wetters  eine  Zeitlang  auf.  Als  er  wieder  aufgenommen  wurde, 
waren  die  Aalreusen  ans  Land  genommen,  und  es  wurde  ausschließlich 
mit  Netzen  gefischt.  Die  Temperatur  des  Wassers  war  auch  bedeutend 
gefallen.  Es  wurden  keine  kranken  Dorsche  mehr  gefangen.  Das  Material, 
das  mir  zur  Verfügung  stand,  besteht  also  nur  aus  den  3  oben  genannten 
Dorschen.   Die  Bearbeitung  des  Materials  wird  weiter  unten  beschrieben. 

lieber  das  Auftreten  und  die  Verbreitung  der  Augenkrankheit  be- 
richteten der  Fischereiaufseher   und  einige  Fischer  in  Smyge  folgendes: 

Die  ersten  von  der  Augenkrankheit  befallenen  Dorsche  seien  Mitte 
September  bei  dem  Fischerdorfe  Bedinge  gefangen  worden;  einige  Tage 
später  seien  auch  solche  bei  den  3,5  resp.  8  km  westlich  davon  gelegenen 
Fischerdörfern  Smyge  und  Böske  gefangen  worden.  Bei  meinem  Besuche 
am  15.  Oktober  hatte  die  Krankheit  dieselbe  Verbreitung,  d.  h.  sie  trat 
längs  einer  15  km  langen  Küstenstrecke  zwischen  den  Städten  Ystad 
und  Trälleborg  auf.  Seit  Menschengedenken  sei  keine  solche  Krankheit 
in  jener  Gegend  beobachtet  worden.  In  anderen  Fischerdörfern  in  Schonen 
ist  sie  laut  späterer  Mitteilung  Dr.  Nordqvists  unbekannt.  —  Neulich 
hat  Dr.  Filip  Trybom,  Chef  des  Fischereiwesens  in  Schweden,  mir 
mündlich  mitgeteilt,  daß  er  am  12.  Juli  1911  bei  einem  mit  Trawl  von 
95  m  Tiefe  in  der  Ostsee  nördlich  von  Bornholm  gemachten  großen 
Dorschfang  etwa  16  Proz.  der  gefangenen  Fische  von  dieser  Krankheit 
ergriffen  gefunden  habe. 

Die  Krankheit  sei  ebenso  oft  bei  kleinen  als  bei  großen  Dorschen 
vorgekommen.  Man  habe  kranke  Fische  im  Gewichte  von  2  kg,  aber 
auch  solche  im  Gewichte  von  nur  0,15  kg  gefangen.  Im  frühen  Stadium 
der  Krankheit  sei  die  Hornhaut  des  ergriffenen  Auges  grau  und  un- 
durchsichtig gewesen,  später  sei  sie  zerfallen  und  das  Auge  sei  ganz 
zerstört  worden.  Am  häufigsten  seien  beide  Augen  angegriff"en  gewesen, 
aber  es  sei  auch  vorgekommen,  daß  der  Krankheitsprozeß  in  denselben 
verschiedenartig  weit  vorgeschritten  war.  Die  Krankheit  schien  sich  im 
vergangenen  Monat  verbreitet  zu  haben.  Aus  diesen  Umständen  schloß 
man,  daß  sie  ansteckend  sein  müsse.  Ungefähr  10  Proz.  der  in  der 
letzten  Woche  in  Aalreusen  nahe  dem  Strande  gefangenen  Dorsche  seien 


202  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

ergriffen  gewesen.  In  tiefem  Wasser  habe  man  auch  einige,  aber  nur 
verhältnismäßig  wenige  solche  im  Netz  gefangen.  Wahrscheinlich  hatten 
die  blinden  Fische  sich  nahe  ans  Land  begeben,  um  Nahrung  zu  finden. 
Die  da  in  großer  Menge  lebenden  kleinen  Krebstiere  waren  ohne  Zweifel 
leichter  zu  fangen  als  die  Heringe,  die  in  größerer  Entfernung  vom  Lande 
die  hauptsächlichste  Nahrung  hätten  sein  sollen.  Nahrung  in  genügender 
Menge  haben  sie  sich  wohl  doch  nicht  verschaffen  können.  Da  aber  die 
gefangenen  kranken  Dorsche  nicht  besonders  mager  gewesen  waren,  auch 
nicht,  wenn  beide  Augen  zerstört  waren,  dürfte  man  mit  Recht  annehmen 
können,  daß  die  Krankheit  einen  recht  schnellen  Verlauf  hat. 

Betreffend  die  Ursache  des  Auftretens  der  Krankheit  sprach  der 
Fischereiaufseher  Nilsson  die  Vermutung  aus,  daß  dieselbe  in  der  Ver- 
unreinigung des  Wassers  durch  die  beim  Bauen  der  großen  Fährbetten 
in  Trälleborg  ausgeführte  Baggerarbeit  zu  suchen  sei.  Das  Wasser  längs 
der  Küste  sah  damals  fast  wie  Kalkmilch  aus,  und  der  Tang  am  Strande 
wurde  mit  einer  Lage  Kalk  überzogen.  Da  dies  aber  das  letzte  Mal  im 
Winter  vorher,  also  Vi  Jahr  früher,  eintraf,  kann  man  im  vorliegenden 
Falle  diesem  Umstand  wahrscheinlich  keine  Bedeutung  beimessen. 

Kranke  Fische  waren  nicht  verkauft  worden.  Diejenigen,  die  ge- 
fangen worden  waren,  hatte  man  getötet  und  ins  Wasser  geworfen.  — 
Die  Fischer  pflegen  kranke  oder  beschädigte  Fische  nicht  zu  verwerten. 
—  Man  hatte  sie  nicht  ans  Land  bringen  wollen  aus  Furcht,  daß  die 
Kinder  angesteckt  und  augenkrank  werden  könnten,  wenn  sie  mit  den- 
selben in  Berührung  kämen.  Es  ist  zwar  wahrscheinlich,  daß  ein  An- 
steckungsstoff die  Ursache  der  Krankheit  der  Dorsche  war,  diese  Furcht 
schien  aber  demnach  unbegründet,  wenn  man  die  im  Verhältnis  zur 
Körpertemperatur  des  Menschen  niedrige  Temperatur,  bei  der  er  lebte, 
in  Betracht  zieht.  Die  ungefähre  Durchschnittstemperatur  des  Meer- 
wassers war  nämlich  am  15.  September  am  Strande  17  "^  und  bei  14  m 
Tiefe  15 «,  am  15.  Oktober  am  Strande  12 »  und  bei  14  m  Tiefe  13 '\ 
Ich  meinte  daher,  den  Aufseher  N  i  1  s  s  o  n  damit  beauftragen  zu  können, 
den  Fischern  mitzuteilen,  daß  sie  ohne  Gefahr  die  kranken  Fische,  die 
sie  etwa  fangen  würden,  ans  Land  bringen  könnten,  sowie  daß  sie  die 
Fische  durch  Vergraben  unschädlich  machen  sollten,  um  die  Möglichkeit 
der  Verbreitung  der  Krankheit  einigermaßen  zu  verringern. 

Die  genannten  3  kranken  Dorsche,  die  ich  erhielt,  waren  erst  vor 
einigen  Stunden  gefangen  und  in  feuchtem  Tang  kalt  aufbewahrt  worden. 
Alle  3  waren  W^eibchen  mit  wenig  entwickelten  Eierstöcken.  Es  war 
noch  nicht  die  Laichzeit.  Keiner  der  3  Fische  war  besonders  mager. 
Die  Dorsche  wurden  ohne  Verzug  untersucht,  und  es  w^urden  Platten- 
kulturen auf  Gelatine,  sowohl  aerobe  als  anaerobe,  aus  dem  Herzblute 
und  aus  den  kranken  Augen  angelegt.  Die  Köpfe  wurden  dann  kon- 
serviert, um  nebst  den  erzielten  Kulturen  nach  meiner  Ankunft  zu  Hause 
näher  untersucht  zu  werden. 

Dorsch  ]  ,  25  cm  lang.  Der  Magen  und  der  Rachen  waren  mit  Krebstieren, 
Gammarus  und  Mysis,  gefüllt.  In  den  Därmen  fand  sich  eine  Menge  Würmer. 
Echinorrhynchus  acus  Kud.').  Das  linke  Auge  war  normal,  das  rechte  einge- 
sunken. Anstatt  der  Cornea  fand  sich  ein  großes  rundes  Loch  mit  einem  dicken,  grauen, 
zum  Teil  aus  der  Sclera,  zum  Teil  aus  Cornearesten  gebildeten  Rande.  Aus  dem  Innern 
des  Auges  ragte  eine  grau,  schwarzgrün  und  blutrot  marmorierte  Gewebsmasse,  deren 
Oberfläche  im  Zerfall  oegriffen  war,  hervor.  Linse  und  Glaskörper  fehlten.  Von  der 
Iris  waren  nur  einige  Reste  vorhanden.  Als  der  Bulbus  euukleiert  wurde,  wurde  Oedem 
in  der  Umgebung  gefunden.     Der  Durchmesser  des  Bulbus  hatte  eine  Länge  bedeutend 

1)  Artbestimmung  von  Prof.  Wallengren,  Land. 


Bergman,  Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dorschen  etc.  203 

unter  der  nornoalen,  und  zwar  nur  8  mui.  Von  den  untersuchten  Fällen  war  dieser 
der  am  weitesten  vorgeschrittene. 

Mikroskopie.  Die  das  Auge  füllende  Gewebsmasse  enthielt  vereinzelte,  2,4  ^  lange, 
gramnegative  Stäbchen. 

In  Flattenkulturen,  die  aus  derselben  angelegt  worden  waren,  nachdem  das  Auge 
in  Alkohol  eingetaucht  und  dieser  weggebrannt  worden  war,  wuchsen  fast  ausschließlich 
Kolonieen  solcher  Stäbchen  aus.  Ein  Kulturstamm  von  denselben  wird  im  folgenden 
Dorsch  1  bezeichnet. 

Kulturen  aus  dem  Herzblute  blieben  steril. 

Dorsch  2,  35  cm  lang.  Der  Magen  und  die  Därme  waren  leer.  Beide  Augen 
waren  angegriffen  (Fig.  1).  Das  linke  stand  etwas  über  den  Orbitalrand  hervor  und 
war  außen  von  einer  etwas  nach  außen  gerichteten,  1 — 2  mm  breiten,  dunkelgrüngrauen 
Hautfalte  umgeben.  Innerhalb  dieser  war  ein  schmaler  grauroter  Rand  der  Conjunctiva 
zu  sehen,  und  in  der  Mitte  befanden  sich  grauweiße  Gewebsreste,  die  zerstörte  Cornea. 
Als  diese  auf  die  Seite  gebracht  wurden,  sah  man  darunter  die  ebenfalls  zerfallene  Iris 
und  im  Zentrum  die  Linse,  von  Exsudat  umgeben,  beweglich,  dem  Ausfallen  nahe,  aber 
nicht  trüb.  —  Auf  dem  Bilde  ist  sie  weiß,  weil  das  Präparat  fixiert  war. 

Mikroskopie:  Das  Exsudat  zwischen  der  Iris  und  der  Linse  enthielt  leicht  ge- 
krümmte, 1,5 — 3  [JL  lange  und  0,5  .a  breite  Stäbchen.  Sie  waren  gramnegativ,  lagen 
gewöhnlich  vereinzelt,  aber  auch  zu  zweien  vereinigt.  Außerdem  wurden  fadenähnliche 
Bacillen,   vielmal  länger  als  jene,  aber  von  derselben  Breite  wie  sie,   spärlich  gefunden. 

Mit  Material  vom  Exsudat  neben  der  Iris  angelegte  Plattenkulturen  enthielten  fast 
ausschließlich  Kolonieen  eines  Vibrio.     Kulturstamm  Dorsch  2  a. 

Auf  der  rechten  Seite  hatte  die  Krankheit  ein  etwas  vorgeschritteneres  Stadium 
erreicht.  Das  Auge  war  eingesunken.  Die  Cornea  war  ganz  und  gar  zerstört,  und  an 
deren  Stelle  war  eine  6  X  •i  ™ni  große,  von  einem  grauen  angeschwollenen  Rande  um- 
gebene Oeffnung  zu  sehen.  Die  Linse  war  ausgefallen  und  am  Hintergrunde  des  Auges 
sah  man  eine  schwarze  und  graue  Gewebsmasse.  Bei  einem  Schnitte  durch  das  Auge 
stellte  es  sich  heraus,  daß  eine  bedeutende  Extravasat-  und  Exsudatbildung  zwischen 
der  Sclera  und  der  Chorioidea  entstanden  war,  wodurch  diese  letztere  zum  größten  Teil 
losgelassen  hatte  und  in  das  Innere  des  Auges  hineingedrückt  worden  war,  während  sie 
an  der  Papilla  optica  festsaß.  In  dem  auf  diese  Weise  gebildeten  Trichter  fanden  sich 
E.este  der  Retina,  Exsudat  und  Blut  (Fig.  3). 

Mikroskopie:  Ein  Präparat  von  dem  Exsudat  unter  dem  angeschwollenen  Wund- 
rand enthielt  leicht  gekrümmte,  gramnegative  Stäbchen  in  einer  Größe  von  2,5X0,5  ,a. 
In  Schnitten  für  mikroskopische  Untersuchung,  die  mit  verdünntem  Karbolfucnsin  ge- 
färbt worden  waren,  wurden  diese  Stäbchen  auch  in  dem  Gewebe  neben  dem  infiltrierten 
Wundrand  der  Sclera  beobachtet,  auch  fanden  sie  sich  im  Exsudate  zu  beiden  Seiten 
der  Chorioidea.  Die  bedeutenden  Extravasate  zwischen  dieser  und  der  Sclera  waren 
anscheinend  durch  Platzen  des  da  befindlichen  Rete  mirabile,  der  sog.  Chorioidealdrüse, 
entstanden. 

Plattenkulturen  mit  Material  aus  dem  Innern  dieses  Auges  enthielten  ausschheß- 
lich  Kolonieen  eines  Vibrio.    Der  Stamm  wird  Dorsch  2  b  bezeichnet. 

Kulturen  aus  dem  Herzblute  blieben  steril. 

Dorsch  3,  34  cm  lang.  Im  Magen  lag  ein  kleiner  Hering,  sonst  war  keine 
Spur  von  irgendeinem  Nahrungsmittel  im  Darmkanal  zu  finden.  Einige  Parasiten, 
Echinorrhynchus  acus  Rud.,  wurden  im  hinteren  Teil  des  Darmes  beobachtet. 
Auch  dieser  Dorsch  war  auf  beiden  Augen  blind  (Fig.  2).  Das  linke  Auge  hatte  un- 
gefähr dasselbe  Aussehen  wie  das  rechte  des  Dorsches  2,  es  war  aber  nicht  so  tief  ein- 
gesunken. Anstatt  der  Cornea  war  ein  1,5X1  cm  großes  Loch  mit  einem  abgerundeten 
grauen  Rande  und  in  diesem  Loch  ein  graues  zerfallenes  Gewebe,  sowie  ein  kleines 
Blutkoagulum  zu  sehen.  Als  die  Masse  in  die  Höhe  gehoben  wurde,  kam  der  unebene, 
zum  Teil  schwarze,  zum  Teil  blutrote  Rand  der  Iris  zum  Vorschein.  Linse  und  Glas- 
körper fehlten.  Im  Hintergrunde  des  Auges  waren  ein  grauschwarzes  Gewebe  und  eine 
dünne,  graue,  zum  größten  Teil  lose  Haut,  die  zerstörte  Retina,  zu  sehen. 

Mikroskopie:  Die  genannte  Gewebsmasse  enthielt  leicht  gekrümmte,  gramnegative 
Stäbchen. 

In  Platten kulturen  aus  derselben  entwickelten  sich  hauptsächlich  Kolonieen  eines 
gramnegativen  Vibrio.    Kulturstamm   Dorsch  3  a. 

Das  rechte  Auge  zeigte  ein  frühes  Entwickelungsstadium  der  Krankheit.  Das 
Auge  hatte  eine  normale  Größe  und  Form.  Die  nächste  Umgebung  war  etwas  ödematös 
und  an  einer  Stelle  hellrot.  Die  Cornea  hatte  eine  milchweiße  P'arbe  und  war  in  ihrem 
peripheren  Teile  glatt  und  glänzend.  Ein  1,5X03  cm  großer  Teil  in  der  Mitte  hatte 
eine  unebene,  fast  wollige  Überfläche  und  ragte  über  den  anderen  Teil,  von  welchem 
er  auch  durch  eine  mehr  oder  weniger  deutlich  hervortretende  Spalte  getrennt  war, 
hervor.  Er  hatte  also  den  Charakter  eines  Sequesters.  Als  er  in  die  Höhe  gehoben 
wurde,  kam  der  schwartige  graue  Wundrand  der  Cornea  zum  Vorschein.    Die  Cornea 


204  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

war  aber  nur  an  einer  Stelle  von  geringer  Größe  völlig  perforiert.  Die  innerste  Schicht 
war  noch  zum  größten  Teil  nicht  zerfallen,  sondern  lag  als  ein  äußerst  dünnes  Häutchen 
auf  dem  Boden  der  Wunde.  An  einem  Schnitt  durch  das  Auge  wurde  beobachtet,  daß 
der  aus  Sequester  bestehende  Teil  der  Cornea  von  anormaler  Dicke  war,  daß  die  Linse 
von  Exsudat  umgeben  war  und  daß  die  Retina  von  der  Chorioidea  und  diese  von  der 
Sclera  losgelöst  war  (Fig.  4). 

Mikroskopie:  Präparate  von  der  Innenseite  des  Wundrandes  enthielten  kurze,  etwas 
gebogene,  gramnegative  Stäbchen.  Diese  wurden  auch  im  Sequester  gefunden,  in  welchem 
außerdem  Saprolegnia -Fäden  vorkamen.  In  Schnitten  für  die  mikroskopische  Unter- 
suchung wurden  die  gebogenen  Stäbchen  in  dem  infiltrierten  Wundrand  beobachtet. 

Plattenkulturen  wurden  aus  Material  sowohl  von  der  Innenseite  des  Cornearandes 
als  auch  vom  Sequester  angelegt.  In  den  ersteren  entwickelten  sich  fast  ausschUeßlich 
Kolonieen  eines  Vibrio,  Kulturstamm  Dorsch  3  b.  In  den  letzteren  fand  sich  auch 
eine  große  Anzahl  solcher  Kolonieen,  Kulturstamm  Dorsch  3c,  und  außerdem  schnell 
auswachsende,  fadenähnliche  Zellen.  In  einer  Gelatinestichkultur  aus  dem  Sequester 
hatte  sich  schon  nach  24  Stunden  auf  der  Oberfläche  ein  Netz  von  zentimeterlangen 
Fäden  entwickelt,  die  an  dem  Glase  hinaufwuchsen.  In  dem  Substrate  wuchs  dagegen 
nur  der  Vibrio. 

Kulturen  aus  dem  Herzblute  blieben  steril. 

Aus  dem  ältesten  Falle  war  also  ein  Stäbchen,  aus  den  übrigen  aber 
Vibrionen  rein  gezüchtet  worden.  Diese  hatten  große  Aehnlichkeit  mit 
dem  Vibrio  anguillarum^),  dem  Ansteckungsstoff  bei  der  roten 
Beulenkrankheit  des  Aals,  weshalb  dieser  Vibrio  als  Vergleichungs- 
material bei  der  Untersuchung  der  aus  Dorschen  reingezüchteten  Stämme 
mitgenommen  wurde.  Der  mir  zu  Gebote  stehende  Stamm  war  aber 
vor  nahezu  2  Jahren  reingezüchtet  worden  und  hatte,  wie  es  bei  allen 
Laboratorienkulturen  oft  der  Fall  ist,  gewisse  Veränderungen  erlitten. 
Die  Bakterien  waren  also  weniger  gebogen,  länger  und  weniger  virulent 
als  sonst.  —  Die  nur  im  letzten  Falle  auftretenden  Saprolegniae 
wurden  nicht  näher  untersucht.  Es  liegt  auch  kein  Grund  zu  dem  Ver- 
dachte vor,  daß  diese  die  Krankheit  hätten  verursachen  können,  um  so 
weniger,  als  sie  nur  im  Sequester,  also  in  totem  Gewebe,  gefunden 
wurden. 

Folgende  7  Kulturstämme  wurden  also  Gegenstände  der  Unter- 
suchung: Dorsch  1,  gerades  Stäbchen  mit  abgerundeten  Enden,  im 
Gewebe  2,4  X  0,8  ,*<,  in  3  Tage  alter  Agarkultur  1,5  X  0,8  //. 

Dorsch  2a  und  2b,  Dorsch  3a,  b  und  c,  Vibrionen,  im  Ge- 
webe sehr  leicht  gebogen,  1 — 2  (.i  lang  und  0,5  u  dick ;  in  3  Tage  alten 
Agarkulturen  deutliche  Vibrio -Form,  Länge  1,5—1,8;«,  Dicke 0,6 — 0,8  ,w  ; 
Verbände  von  höchstens  4  Gliedern  wurden  sowohl  in  dem  angegriffenen 
Organe  als  in  Kultur  beobachtet  (Fig.  5). 

Vibrio  anguillarum,  in  Agarkultur  länger  und  gerader  als  die 
vorigen ;  Größe  2  X  0,8  (x. 

Die  Messungen  sind  an  Präparaten  im  hängenden  Tropfen  aus- 
geführt worden. 

Alle  oben  genannten  Bakterien  sind  beweglich,  nicht  sporenbildend, 
gramnegativ  und  besitzen  die  Fähigkeit,  Gelatine  zu  verflüssigen.  Sie 
wachsen  gut  auf  gewöhnlichen  Substraten  bei  Zimmertemperatur,  aber 
auch,  obwohl  langsamer,  bei  +4°  oder  -\~?>1^C  Auch  anaerob  können 
sie  sich  entwickeln. 

Die  Agarkulturen  sind  wenig  charakteristisch.  Das  Stäbchen  bildet 
einen  feuchteren  Ueberzug,  die  Vibrionenstämme  bilden  dagegen  einen 
trockeneren,  grauen.  Bouillon  und  Peptonwasser  werden  von  sämtlichen 
getrübt,  und  mit  Ausnahme  des  Stäbchens  bilden  sie  nach  3 — 4  Tagen 
bei    Zimmertemperatur    ein    Oberflächenhäutchen    auf  jenem    Substrate. 

1)  Bergman,  Die  rote  Beulenkrankheit  des  Aals,  (Ber.  a.  d.  K.  ßayr.  Biolog. 
Vereuchsstat.  München.  Bd.  2.  1909.) 


Bergman,  Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dorschen  etc.  205 

Auf  Peptonwasser  entsteht  auch  ein  äußerst  dünnes  Oberflächenhäutchen 
in  Kulturen  der  Stämme  2a,  3b  und  3c.  Die  Bouillonkulturen  haben 
Kloaken  geruch. 

In  Bouillon  von  Cibils  Fleischextrakt,  versetzt  mit  verschiedenen 
Zuckerarten,  Laktose,  Saccharose,  Glykose  oder  Maltose,  wird  vom 
Stamme  Dorsch  1  weder  Gas  noch  Säure  gebildet.  Die  5  Vibrionen- 
stämme vom  Dorsch  können  dagegen  diese  Zuckerarten  unter  Bildung 
von  Säure,  aber  ohne  Gasbildung  vergären.  Was  den  Vibrio  an- 
guillarum  betrifft,  so  konnte  er  Laktose  nicht  vergären,  verhielt  sich 
aber  sonst  wie  die  übrigen  Vibrionen.  Dies  stimmt  nicht  mit  dem 
Resultate  früherer  Gärungsversuche  mit  diesem  Vibrio  überein,  bei 
denen  ich  keine  Zersetzung  der  genannten  Zuckerarten  habe  nachweisen 
können.  Die  damals  verwendeten  Kulturen  waren  aber  kurz  vorher 
reingezüchtet  und  wuchsen  schlecht  in  Cibils  Bouillon,  während  der 
jetzt  verwendete  Stamm  kräftig  wuchs. 

Milch  wurde  weder  vom  Stamme  Dorsch  1,  noch  vom  Vibrio 
anguillarum  verändert,  wurde  aber  leicht  sauer  und  koagulierte  durch 
Einwirkung  der  Dorschvibrionen. 

Keiner  der  untersuchten  Stämme  bildete  Schwefelwasserstoff  in  der 
Gelatinekultur,  auch  konnte  keine  Proteinochrombildung  in  3-proz.  Pepton- 
wasser nachgewiesen  werden. 

Kulturen  in  Bouillon  oder  Peptonwasser  wurden  nicht  rot- durch 
Zusatz  von  Schwefelsäure.  Sie  gaben  also  nicht  die  Nitrosoindolreaktion. 
Die  Indolreaktion  gaben  sie  dagegen  alle,  sei  es  daß  die  Proben  nach 
Kitasato-Salkowski  oder  nach  Ehrlich  ausgeführt  wurden.  Im 
letzteren  Falle  war  die  Stärke  der  Rotfärbung  in  den  verschiedenen 
Kulturen  sehr  verschieden.  Am  wenigsten  ausgeprägt  war  sie  in  den 
Kulturen  von  Dorsch  1  und  dem  Vibrio  anguillarum. 

Die  Reduktionsfähigkeit  der  Stämme  wurde  auch  untersucht  durch 
anaerobe  Züchtung  in  Gelatine,  versetzt  mit  indigodisulfonsaurem  Natron 
im  Verhältnis  0,1  :  100.  Die  Vibrionen  hatten  keinen  Einfluß  auf  das 
Substrat,  vom  Stäbchen  wurde  dieses  dagegen  entfärbt. 

Die  5  Vibrionenstämme  von  Dorschen  stimmten  also  sowohl  morpho- 
logisch als  kulturell  miteinander  vollkommen  überein.  Der  Vibrio 
anguillarum  unterschied  sich  von  diesen  nur  dadurch,  daß  er  Laktose 
nicht  vergären  konnte.  Die  aus  Dorsch  1  reingezüchteten  Bakterien 
nahmen  dagegen  eine  Sonderstellung  ein,  und  zwar  in  ihrer  Eigenschaft 
als  Bacillen,  durch  ihre  Reduktionsfähigkeit  und  ihre  Unfähigkeit,  die 
oben  genannten  4  Zuckerarten  zu  vergären. 

Tierversuche. 

Es  bot  anfangs  gewisse  Schwierigkeiten,  die  in  diesem  Falle  wichtig- 
sten Versuchstiere,  Dorsche  und  Aale,  anzuschaffen  und  einen  für  ihre 
Aufbewahrung  geeigneten  Ort  zu  finden.  Es  wurden  inzwischen  folgende 
Versuche  mit  dem  Vibrio-Stamm  3b  vorgenommen:  2  Tage  alte  Agar- 
kulturen  wurden  in  physiologischer  Kochsalzlösung  aufgeschwemmt,  so 
daß  diese  stark  getrübt  wurde.  Mit  diesem  Material  wurden  die  nach- 
stehend verzeichneten  Tiere  geimpft,  und  zwar  in  der  Weise,  mit  den 
Dosen  und  den  Resultaten,  die  bei  einem  jeden  von  ihnen  angegeben 
sind. 

Bei  den  als  überlebend  bezeichneten  Tieren  sind  auch  keine  Krank- 
heitszeichen konstatiert  worden.  —  Die  Temperatur  des  Wassers  in  den 
Aquarien  war  durchschnittlich  10  ^ 


206 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


Kaninchen             1  intravenös  0,5  ccm 

„                      2  intraperitoneal  1  ,, 

Meerschweinchen  1              „  1  „ 

„                2  subkutan  1  „ 

Maus                      1  intraperitoneal  0,5  „ 


Karpfen 


Plötze 


2  intraperitoneal 

3  subkutan 

0,5  „ 
0,5     „ 

4 

1 

2 

3 

4  intraperitoneal 

5 

6 

1  subkutan 

0,5  „ 
0,25  „ 
0,25  „ 
0,25  „ 
0,25  „ 
0,25  „ 
0,25  „ 
0,25    „ 

2  in    die    vordere 

einige 

Augenkammer 

Tropfen 

überlebt 


f  nach   12  Tagen,   Kulturen   aus  dem 

Herzblute  und   aus  der   Bauchhöhle 

steril 
überlebt 
t  nach   11   Tagen,  Kulturen   aus   dem 

Herzblute   und   aus  der  Bauchhöhle 

steril 
überlebt 


Krebse 


1 — 3  subkutan 


einige 
Tropfen 


nach  3  Tagen  war  die  Hornhaut  grau 
und  am  Rande  ödematös ;  im  Zentrum 
Epitheldefekt,  von  einem  weißen  Rand 
umgeben,  nach  5  Tagen  Perforation; 
das  Loch  war  ca.  3  mm  im  Durch- 
messer und  hatte  einen  angeschwoU. 
Rand;  die  Linse  war  herausgefallen, 
und  die  Augen  waren  eingesunken ; 
die  Krankheit  hatte  sich  an  beiden 
Seiten  gleich  entwickelt 

t  nach  12  Stunden,  vereinzelte  Vibrionen 
im  Blute 


Versuche  mit  Dorschen. 

Erst  Anfang  Dezember  gelang  es  mir,  eine  genügende  Anzahl  leben- 
der Dorsche  zu  einem  vergleichenden  Versuche  zu  erhalten.  Sie  wurden 
in  einen  Fischkasten  gebracht,  und  dieser  wurde  im  Malmöer  Hafen 
verankert.  Die  Temperatur  des  Wassers  war  ca.  +4°  C,  also  bedeutend 
niedriger  als  beim  spontanen  Auftreten  der  Krankheit,  weshalb  zu  er- 
warten war,  daß  sie  sich  beim  Versuche  relativ  langsam  entwickeln 
werde.  Das  Material  bestand  aus  2  Tage  alten  Agarkulturen,  auf- 
geschwemmt in  physiologischer  Kochsalzlösung.  2  Dorsche  wurden  mit 
jedem  Kulturstamm  geimpft.  Ein  paar  Tropfen  wurden  an  der  linken 
Seite  in  den  Glaskörper  und  an  der  rechten  intracorneal  unter  die  leicht 
verschiebbare  Conjunctivallage  eingespritzt.  Die  Beobachtungszeit  konnte 
sich  aus  besonderen  Gründen  nur  über  14  Tage  erstrecken. 

Die  Cornea  der  in  den  Glaskörper  geimpften  Augen  wurde 
schon  am  2.  Tage  grau  und  undurchsichtig,  dann  wurde  sie  ödematös 
und  schwoll  über  den  Orbitalrand  hinaus.  Das  Oedem  ging  nach  einigen 
Tagen  zurück.  Bei  den  5  Dorschen,  die  mit  den  aus  den  Augen  rein- 
gezüchteten Vibrionenstämmen  geimpft  worden  waren,  fing  dann,  mit 
einer  Ausnahme,  die  Cornea  an  zu  zerfallen  :  zuletzt  trat  Perforation  ein, 
wobei  die  trübe  Linse  und  der  ganz  zerstörte  Glaskörper  herausflossen. 
Bei  den  mit  Stamm  I  und  den  mit  dem  Vibrio  anguillarum  ge- 
impften Dorschen,  sowie  bei  einem  von  den  mit  dem  Stamm  3c  geimpften 
kam  es  während  der  Beobachtungszeit  nicht  zur  Perforation,  die  Sektion 
wies  aber  PanOphthalmitis  auf.  Ein  mit  dem  Stamm  2a  geimpfter  Dorsch 
starb  nach  13  Tagen.  Die  Schleimhaut  des  Mastdarms  war  rot  und  vor- 
gefallen.   Das  Blut  enthielt  Vibrionen. 

An    den    intracorneal    geimpften    Augen   war    die    Cornea   oder 


Bergman,  Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dorschen  etc.  207 

vielmehr  ihre  Conjunctivalschicht  schon  am  2,  Tage  trüb.  Später 
wurde  sie  von  Exsudat  stark  gespannt  und  von  dem  darunterliegenden, 
noch  durchsichtigen  Teil  der  Cornea  abgehoben  (Fig.  6).  Dann  wurde 
das  Exsudat  allmählich  resorbiert,  und  die  Conjunctivalschicht  hing 
schlaff,  wie  ein  Säckchen,  herunter.  An  den  mit  Stamm  1  und  dem 
Vibrio  a  n  g  u  i  1 1  a  r  u  m  geimpften  Dorschen  war  sie  nicht  so  ausgespannt 
gewesen  wie  an  den  anderen,  und  die  Krankheit  schien  bei  ihnen  zurück- 
zugehen. An  den  übrigen  dagegen  begann  erst  der  äußere  und  dann 
der  innere  Teil  der  Cornea  zu  zerfallen,  wonach  die  Linse  und  der  Glas- 
körper, die  noch  durchsichtig  waren,  herausgedrängt  wurden  und  Pan- 
ophthalmitis  eintrat  (Fig.  7).  An  einem  mit  dem  Stamm  3a  geimpften 
Dorsche  trat  keine  Perforation  des  inneren  Teiles  der  Cornea  ein. 

Der  Kontrolle  wegen  wurden  2  Dorsche  mit  dem  trüben  Hafenwasser 
geimpft.  Mehrere  Tropfen  wurden  an  einer  Seite  in  den  Glaskörper, 
an  der  anderen  in  die  Cornea  eingespritzt.  Die  Augen  zeigten  keine 
merkbare  Reaktion  dagegen.     Die  Cornea  blieb  klar. 

Ein  Dorsch  wurde  subkutan  und  ein  anderer  intraperitoneal  mit 
dem  Stamm  3b  geimpft.  Beide  überlebten.  Die  Beobachtungszeit  dürfte 
jedoch  im  Verhältnis  zu  der  niedrigen  Temperatur  des  Wassers  zu  kurz 
gewesen  sein,  um  aus  dem  Resultate  einen  sicheren  Schluß  ziehen  zu 
können. 

Versuche  mit  Aalen. 

Eine  Serie  Aale  wurde  subkutan,  eine  andere  intraokular  mit  Auf- 
schwemmungen der  verschiedenen  Kulturstämme  geimpft.  Die  Temperatur 
des  Wassers  war  +  9  '^  C. 

Von  jener  Serie  starben  die  mit  Vibrionen  geimpften  6  Aale  nach 
4—16  Tagen.  Am  längsten  lebte  der  mit  dem  Vibrio  anguillarum 
geimpfte.  Bei  der  Sektion  dieser  Aale  wurde  beobachtet,  daß  die  Hant 
rotfleckig  war,  und  zwar  vor  allem  an  der  Impfstelle,  um  den  Anus  und 
an  den  Flossen.  Die  Impfstelle  war  nach  8 — 10  Tagen  angeschwollen 
und  fluktuierend,  es  hatte  sich  ein  Geschwür  gebildet,  das  nach  12  bis 
16  Tagen  aufbrach.  Die  Muskulatur  um  das  Geschwür  war  rot  und 
serös  durchfeuchtet,  und  es  wurden  an  dem  parietalen  Peritoneum  und 
an  dem  Peritonealüberzug  der  in  der  Nähe  liegenden  Organe  rote  Flecke 
beobachtet.  Bei  allen  fanden  sich  Vibrionen  im  Blute.  —  Der  Aal  da- 
gegen, der  mit  dem  Stamm  I  geimpft  worden  war,  reagierte  wenig  da- 
gegen und  überstand  die  Infektion. 

Die  zweite  Versuchsserie  bestand,  wie  gesagt,  aus  intraokular  ge- 
impften Aalen.  In  dieser  Serie  zeigten  auch  die  Vibrionenstämme  aus 
den  Dorschen  und  der  Vibrio  anguillarum  die  gleiche  Wirkung. 
Die  Cornea  wurde  schon  am  2.  Tage  trübe,  dann  wurde  sie  dunkel- 
blaugrau, völlig  undurchsichtig,  das  Auge  wurde  stark  gespannt,  und 
die  Haut  in  der  Umgebung  wurde  rot  und  schwoll  an.  Zuletzt  ent- 
standen Epitheldefekte  an  der  Cornea.  Zur  Perforation  kam  es  nicht 
in  den  3  Wochen,  während  welcher  ich  die  Aale  beobachtete,  die  Augen 
waren  aber  von  Panophthalmitis  zerstört.  —  Die  Cornea  des  mit  Stamm  I 
geimpften  Aals  wurde  am  2.  Tage  etwas  trüb;  dann  wurde  sie  schnell 
wieder  klar,  und  bei  Sektion  nach  2  Wochen  schien  das  Auge  normal 
zu  sein. 

Versuche  mit  Plötzen. 

Auch  an  Plötzen  wurden  Versuche  mit  den  verschiedenen  Kultur- 
stämmen in  zwei  Serien  vorgenommen.  Das  Material,  das,  wie  in  den 
vorigen   Fällen,    aus    einer   Aufschwemmung  2-tägiger   Agarkulturen   in. 


208  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

physiologischer  Kochsalzlösung  bestand ,  wurde  den  Versuchstieren  in 
einem  Falle  intraperitoneal,  im  anderen  Falle  intraokular  injiziert.  Die 
Temperatur  des  Wassers  war  -)-8^  C. 

Die  fünf  Vibrionenstämme  aus  den  Dorschen  besaßen,  intraperitoneal 
eingeführt,  die  Fähigkeit,  Plötzen  in  2 — 10  Tagen  zu  töten.  Der 
Stamm  1  und  der  Vibrio  anguillarum  töteten  sie  auch  in  10  Tagen. 
Das  Sektionsbild  war  bei  allen  dasselbe.  Die  Bauchhöhle  war  stark 
gespannt,  besonders  um  die  Analötfnung;  die  Haut  war  hier  rot,  und 
die  Schuppen  waren  an  derselben  Stelle  gespreizt.  In  einigen  Fällen 
war  die  Schleimhaut  des  Mastdarms  inüammiert  und  vorgefallen.  Die 
Bauchhöhle  enthielt  eine  rötliche,  trübe  Flüssigkeit.  Das  Blut  enthielt 
die  betreftenden  Bakterien. 

Die  intraokular  geimpften  Plötzen  bekamen  Panophthalmitis,  die 
nach  8 — 21  Tagen,  jedoch  in  zwei  Fällen  nicht,  Perforation  der  Cornea 
herbeiführte.  Der  Stamm  1  führte  nämlich  keine  Perforation  herbei,  und 
der- Stamm  2  a  verursachte  den  Tod  in  6  Tagen,  ehe  noch  Perforation 
eingetreten  war. 

Bei  diesen  vergleichenden  Versuchen  mit  Dorschen,  Aalen  und 
Plötzen  hatten  die  aus  den  Augen  der  Dorsche  reingezüchteten  Vibrionen- 
stämme sich  im  wesentlichen  gleich  verhalten,  mit  der  Ausnahme,  daß 
der  Stamm  2  a  virulenter  war  als  die  übrigen.  Wenn  sie  Dorschen 
intracorneal  einverleibt  wurden,  riefen  sie  ein  Krankheitsbild  hervor,  das 
dem  bei  den  spontan  kranken  Dorschen  beobachteten  ziemlich  ähnlich 
war.  Der  Vibrio  anguillarum  verhielt  sich  auch  so,  jedoch  war  er 
als  alte  Laboratoriumskultur  weniger  virulent.  Bei  Dorschen  trat  also 
bei  intracornealer  Impfung  während  der  recht  kurzen  Beobachtungszeit 
keine  Perforation  ein.  Wenn  die  Vibrionen  aus  den  Dorschen  Aalen 
subkutan  einverleibt  wurden,  wurden  diese  von  der  roten  Beulenkrank- 
heit befallen,  wie  bei  Impfung  mit  dem  Vibrio  anguillarum.  Die 
ersteren  waren  sogar  virulenter  für  Aale  als  der  letztere.  Alle  riefen, 
wenn  sie  Plötzen  intraokular  einverleibt  wurden,  Panophthalmitis  und 
Perforation  der  Cornea  hervor. 

Der  Stamm  I  (die  Stäbchen)  war  dagegen  nicht  virulent  für  Aale 
und  für  Plötzen  weniger  virulent  als  die  Vibrionenstämme,  Dorschen 
gegenüber  verhielt  er  sich  aber  wie  diese  Stämme. 

Agglutinationsversuche. 

Zur  Herstellung  agglutinierender  Sera  wurden  zwei  Kaninchen  mit 
lebenden ,  in  physiologischer  Kochsalzlösung  aufgeschwemmten  Agar- 
kulturen  des  Vibrio  -  Stammes  3b  intravenös  behandelt.  Sie  erhielten 
das  erste  Mal  0,5  ccm  der  Aufschwemmung  und  dann  alle  4  Tage  eine 
doppelt  so  große  Dosis  wie  die  nächst  vorhergehende.  Die  letzte  Dosis 
wurde  am  20.  Tage  gegeben.  Am  5.  Tage  danach  wurde  das  Blut  ab- 
gezapft. Die  erhaltenen  Sera  hatten  einen  Agglutinationstiter  von 
1:10000  bzw.  1:1000. 

Bei  den  folgenden  Versuchen  kamen  Aufschwemmungen  in  physio- 
logischer Kochsalzlösung  von  3-tägigen,  bei  Zimmertemperatur  ge- 
wachsenen Agarkulturen  zur  Verwendung. 

Um  die  erforderliche  Dauer  der  Beobachtungszeit  einigermaßen 
bestimmen  zu  können,  wurden  2  Serien  von  Verdünnungen  desjenigen 
Serums  hergestellt,  das  den  höchten  Titer  hatte,  das  homologe  Antigen 
wurde  zugesetzt,  und  eine  der  Serien  wurde  im  Zimmer  (18*^)  aufgestellt 
und  die  andere  in  den  Thermostaten  (37*^)  eingestellt;  dann  wurden  sie 


Bergman,  Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dorschen  etc.  209 


in  bestimmten  Zeitintervallen  beobachtet.  Es  stellte  sich  dabei  heraus, 
daß  bei  37°  die  Reaktion  schon  nach  2V4  Stunden,  bei  18°  aber  erst 
nach  3  Stunden  abgeschlossen  war.  In  den  Hauptversuchen  blieben  die 
Proben  27^  Stunden  im  Thermostaten  stehen,  dann  wurden  sie  heraus- 
genommen, und  das  Resultat  wurde  abgelesen.  Dann  wurden  sie  bei 
Zimmertemperatur  bis  zum  folgenden  Tage  aufbewahrt  und  dann  wieder 
untersucht.    Es  trat  keine  Veränderung  des  Resultats  ein. 

Kaninchenserum,  dem  Stamm  3b  homolog. 
AgglutinationPtiter  1  :  10000. 


Serumverdünnungen 

-sl** 

Kulturstamm 

„ 

„ 

s 

0 

^»1 

^c« 

;^^ 

:^= 

=^ 

^0. 

^ 

^ 

0 

0 

•d  012 

Dorsch  I  (Bacillus) 

— 

— 

— 

— 



















2a  (Vibrio) 

+ 

+ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

,:        2  b         „ 

+ 

+ 

T 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

„       3a        „ 

+ 

+ 

T 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

,.       3b 

+ 

+ 

+ 

+ 

-r 

+ 

+ 

+     + 

+ 

+ 

— 

— 

„       3c 

+ 

+ 

— 

— 

— 

— 

— 

—     — 

— 

— 

— 

— 

Vibrio  anguillarum 

+ 

+ 

— 

— 

— 

~ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Das  in  dem  oben  angeführten  Versuche  geprüfte  Serum  hatte, 
wie  zu  erwarten  war,  keine  aggutinierende  Wirkung  auf  den  aus  dem 
Dorsch  1  reingezüchteten  Bacillus,  wohl  aber  auf  die  Vibrionen  aus  den 
beiden  anderen  Dorschen  und  auf  den  Vibrio  anguillarum.  Eigen- 
tümlich ist  es,  daß  der  Grenzwert  des  homologen  Stammes  und  die- 
jenigen der  übrigen  aus  den  Dorschen  reingezüchteten  Vibrionen  so 
weit  voneinander  entfernt  liegen,  und  daß  diese  Vibrionen  nicht  in 
höheren  Verdünnungen  als  der  Vibrio  anguillarum  agglutiniert 
werden. 

Derselbe  Versuch  wurde  mit  dem  Serum,  dessen  Titer  1  :  1000,  also 
nur  Vio  ^on  dem  des  vorigen,  war,  wiederholt.  Das  Resultat  war 
jedoch  betreffend  die  übrigen  Stämme  dasselbe  wie  im  vorigen  Versuche. 

Darauf  wurde  mit  dem  Vibrio- Stamm  2b  in  derselben  Weise  wie 
vorher  ein  neues  agglutinierendes  Serum  hergestellt.  Bei  Prüfung  der 
Wirkung  desselben  auf  die  verschiedenen  Versuchsstämme  wurde  folgendes 
Resultat  erzielt: 

Kanin  chenseru  m  ,  dem  Stamm  2b  homolog. 
Agglutinationstiter  1  :  SCXX). 


Serumverdünnungen 

Ti-^^ 

Kulturstamm 

0 

•-^ 

0 
0 

0 

0 

« 

1 

0 
0 

0 

1 

0       0 
s      § 

UOOOI/ 

0008/ 
/l 

Physi 

Kochs 

lösun 

Dorsch  1  (Bacillus) 
„       2a  (Vibrio) 
,.       2  b        „ 
„       3  a        „ 
„       3  b        „ 
,.       3  c        „ 

Vibrio  anguillarum 

-1- 
+ 

+ 

+ 

-1- 
T 
± 

-1- 
+ 

+ 
+ 

+ 
-f- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 
-t- 

-f 
-1- 

-1- 
-1- 

— 

— 

Der  Stamm  3a  ist  also  in  einer  ebenso  starken  Serumverdünnung 
wie  der  homologe  Stamm  agglutiniert  worden  und  dürfte  mit  diesem 
identisch  sein.  Die  übrigen  Vibrionen  sind  in  den  Verdünnungen  1:20 
und    1 :  50  agglutiniert   worden.     Da   keiner   der   Vibrionenstämme  von 

Erste  Abt.  Ong.  Bd.  62.  Hcft  3/4.  14 


210  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

gewöhnlichem  Kaninchenserum  agglutiniert  worden  ist,  dürfte  diese  Er- 
scheinung als  Gruppenreaktion  aufzufassen  sein.  Dasselbe  gilt  auch  von 
den  heterologen  Vibrionenstämmen  im  vorigen  Agglutinationsversuche. 
Die  Richtigkeit  hiervon  wird  durch  folgenden  Versuch  bestätigt. 

Ein  dem  Stamm  3  b  homologes  Serum  wurde  mit  diesem  Stamm 
behandelt,  bis  alles  Agglutinin  für  denselben  ausgefällt  war.  Es  zeigte 
sich  dann,  daß  es  auch  die  Fähigkeit  verloren  hatte,  die  übrigen  Vibrionen- 
stämme zu  agglutinieren. 

Später  habe  ich  die  Wirkung  der  beiden  oben  genannten  Sera  auf 
einen  aus  einem  im  Archipel  von  Provinz  Södermanland  gefangenen  Hecht 
reingezüchteten  Vibrio  geprüft.  Der  Hecht  hatte  an  Zahnfleischent- 
zündung und  dadurch  entstandener  Blutinfektion  gelitten.  Dieser 
Vibrio  hat  sich  als  für  mehrere  Fische  pathogen  erwiesen  und  ver- 
hält sich  sowohl  morphologisch  als  kulturell  ganz  wie  die  aus  Dorschen 
reingezüchteten  Vibrionen.  Es  stellte  sich  bei  wiederholten  Versuchen 
heraus,  daß  er  von  den  beiden  Seris  ebenso  hoch  wie  die  homologen 
Stämme  agglutiniert  wurde.  In  den  Kontrollröhrchen  mit  physio- 
logischer Kochsalzlösung  und  mit  normalem  Kaninchenserum  entstand 
keine  Agglutination. 

Eine  alte  Laboratoriumskultur  des  Vibrio  D  un bar,  die  ich  seiner- 
zeit von  Prof.  Forssman  in  Lund  erhalten  hatte,  wurde  von  dem 
dem  Stamm  2b  homologen  Serum  in  der  Verdünnung  1  :  100  und  von 
dem  dem  Stamm  3  b  homologen  in  der  Verdünnung  1:50  agglutiniert. 
Hierbei  ist  aber  zu  bemerken,  daß  diese  Kultur  in  der  Verdünnung 
1  :  20  auch  von  normalem  Kaninchenserum  agglutiniert  wurde. 

Zusammenfassung. 

In  den  Monaten  September  und  Oktober  des  Jahres  1910  trat  an 
der  Südküste  Schwedens  zwischen  den  Städten  Ystad  und  Trälleborg 
bei  Dorschen  eine  sichtbar  ansteckende  Augenkrankheit  auf.  Ungefähr 
10  Proz.  aller  nahe  am  Land  gefangenen  Dorsche  waren  ergriffen. 
Bei  Dorschen,  die  in  tieferem  Wasser  gefangen  worden  waren,  wurde 
die  Krankheit  auch,  obwohl  nicht  so  häufig,  beobachtet.  Meistens  waren 
beide  Augen  angegriffen,  aber  die  Krankheit  konnte  in  den  Augen  ein 
und  desselben  Fisches  verschiedenartig  weit  vorgeschritten  sein.  Die 
Krankheit  äußerte  sich  zuerst  dadurch,  daß  die  Cornea  getrübt  wurde, 
wonach  diese  einem  schnell  vorschreitenden ,  allgemeinen  Zerfallen, 
Keratomalacie,  verfiel,  das  mit  der  Bildung  einer  großen,  in  das  Innere 
des  Auges  führenden  Oeffnung  und  mit  Panophthalmitis  nebst  deren 
weiteren  Folgen :  Herausdrängen  der  Linse  und  des  Glaskörpers,  Ab- 
lösung der  Retina  usw.,  endete. 

3  Fälle  wurden  bakteriologisch  untersucht.  Aus  2  von  diesen,  die 
beide  doppelseitig  waren,  wurden  mehrere  Vibrionenstämme  und  aus 
dem  3.  ein  Bacillus  reingezüchtet.  Sowohl  der  Bacillus  als  die  Vibrionen 
waren  beweglich,  gramnegativ  und  fakultativ  anaerob.  Sie  wuchsen  am 
besten  bei  Zimmertemperatur,  bildeten  keine  Sporen  und  besaßen  die 
Fähigkeit,  Gelatine  zu  verflüssigen.  Kulturen  in  Peptonwasser  gaben 
Indolreaktion,  aber  weder  Nitrosoindol-  noch  Proteinochromreaktion. 
Die  Vibrionen  besaßen  Reduktionsfähigkeit,  sowie  die  Fähigkeit,  Dextrose, 


Bergman,  Eine  ansteckende  Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dorschen  etc.  211 

Maltose,  Laktose  und  Saccharose,  jedoch  ohne  Gasbildung,  zu  vergären, 
welche  Eigenschaften  der  Bacillus  nicht  besaß.  Ein  Stamm  des  Vibrio 
anguillarum  verhielt  sich  wie  die  übrigen  Vibrionenstämme,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  daß  er  Laktose  nicht  vergären  konnte. 

Die  genannten  aus  Dorschen  reingezüchteten  Vibrionenstämme,  die 
sich,  soweit  es  sich  aus  der  Untersuchung  ergab,  als  morphologisch  und 
kulturell  miteinander  identisch  erwiesen,  und  der  Vibrio  anguillarum 
verhielten  sich  auch  bei  Tierversuchen  im  wesentlichen  gleich.  Dorschen 
intracorneal  eingeführt,  riefen  sie  ein  Krankheitsbild  hervor,  das  in 
hohem  Grade  dem  beim  spontanen  Auftreten  der  Krankheit  beobachteten 
Bilde  glich.  Auch  der  Bacillus  verursachte,  intracorneal  eingeführt, 
dieselbe  Krankheit.  Man  hat  also  Grund,  anzunehmen,  daß  der  aus  den 
Dorschen  reingezüchtete  Vibrio  ätiologische  Bedeutung  für  die  be- 
treffende Augenkrankheit  hat.  Ob  eine  solche  auch  dem  aus  einem 
weit  vorgeschrittenen  Falle  reingezüchteten  Bacillus  zukommt,  ist  un- 
gewiß. Dasselbe  Krankheitsbild  würde  in  dem  Falle  auch  durch  In- 
fektion mit  einer  jeden  von  den  beiden  verschiedenen  Bakterien  spontan 
erzeugt  werden  können,  was  sich  leicht  denken  läßt,  da  sie  mehrere 
wichtige  biologische  Eigenschaften  miteinander  gemein  haben.  Das 
LTntersuchungsmaterial  hat  nicht  genügt,  um  dies  eingehend  untersuchen 
zu  können. 

Durch  subkutane  Impfung  auf  Aale  mit  dem  Dorschvibrio  konnte 
die  rote  Beulenkrankheit  erzeugt  werden.  —  Das  Stäbchen  war  für  Aale 
nicht  pathogen. 

Der  Dorschvibrio  ist  ferner  pathogen  für  Plötzen  und  Krebse;  für 
Karpfen,  Kaninchen  und  Meerschweinchen  ist  er  dagegen  nicht  pathogen. 
Mäuse  können  nach  Impfung  mit  großen  Dosen,  wahrscheinlich  an  In- 
toxikation, sterben. 

Sera,  die  die  Fähigkeit  besaßen,  die  Dorschvibriouen  zu  agglutinieren, 
ließen  sich  mit  Leichtigkeit  durch  intravenöse  Behandlung  von  Kaninchen 
mit  Kulturen  dieser  Vibrionen  herstellen.  Mit  zwei  solchen  mit  ver- 
schiedenen Stämmen  hergestellten  Seris  wurden  die  Vibrionen  aus  den 
Dorschen,  der  Vibrio  anguillarum  und  ein  aus  einem  von  Zahn- 
fleischentzündung angegriffenen  Hecht  reingezüchteter  Vibrio,  welch 
letzterer  sich  weder  morphologisch  noch  durch  Kultur  von  den  erst- 
genannten unterscheiden  ließ,  geprüft.  Alle  erwiesen  sich  auch  bei  dieser 
Untersuchung  als  ein  und  derselben  Gruppe  angehörig,  aber  verschiedene 
Stämme  waren  sogar  unter  den  aus  Dorschen  reingezüchteten  V^ibrionen 
zu  unterscheiden ,  welche  bei  der  früheren  Untersuchung  identisch 
schienen. 

Es  scheint  also  in  der  Natur  eine  Gruppe  für  Fische  pathogener 
Vibrionen  vorzukommen,  von  welchen  ich  die  oben  genannten,  bei  der  roten 
Beulenkrankheit  des  Aals,  Keratomalacie  beim  Dorsch  und  Zahnfleisch- 
entzündung beim  Hecht  in  Frage   kommenden  Vertreter   studiert  habe. 

14* 


212  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Fig'urenerkläruug'. 

Fig.  1.  Kopf  eines  Dorsches.  Keratoniaiacie.  Fall  2.  Die  Cornea  beider  Augen 
ganz  zerstört;  Panophthalmitis.  Die  Linse  des  linken  Auges  ist  noch  da,  die  des 
rechten  ist  herausgefallen.     Formalinfixierung. 

Fig.  2.  Kopf  eines  Dorsches.  Keratomalacie.  Fall  3.  An  der  rechten  Seite  ist 
die  Cornea  im  Zerfallen  begriffen.  Die  Demarkationslinie  deutlich.  An  der  linken  Seite 
ist  die  Cornea  zerstört;  Panophthalmitis.     Formalinfixierung. 

Fig.  3.  Schnitt  durch  das  rechte  von  den  in  Fig.  1  abgebildeten  Augen  */i- 
o  Wundrand  der  Sclera  und  Conjunctiva.  b  Exsudat,  Blut  und  Teile  der  Retina, 
c  Chorioidea  und  Iris,  d  Blut  (die  dunklen  Partien  und  Exsudat  zwischen  der  Chorioidea 
und  der  Sclera.    e  Teile  der  „Chorioideadrüse".    /  Sclera.    g  N.  opticus. 

Fig.  4.  Schnitt  durch  das  rechte  von  den  in  Fig.  2.  abgebildeten  Augen  '/i- 
o  Sequester,  b  Linse,  c  Glaskörper,  d  Retina,  e  Chorioidea.  /Chorioideadrüse  und 
Exsudat,     g  Sclera.     h  N.  opticus. 

Fig.  5.  Vibrio  aus  dem  Auge  eines  von  Keratomalacie  angegriffenen  Dorsches. 
Dreitägige  Agarkultur.  Präparat  im  hängenden  Tropfen.  Leitz,  Oelimm.  \\^,  Ok.  4, 
Tubuslänge  170  mm. 

Fig.  6.  Kopf  eines  mit  einem  aus  dem  Fall  3  reingezüchteten  Vibrio  intracorneal 
infizierten  Dorsches.  6  Tage  nach  der  Infektion.  Temperatur  des  Wassers  4".  Frisches 
Präparat. 

Fig.  7.  Kopf  eines  mit  einem  aus  dem  Fall  2  reingezüchteten  Vibrio  intracorneal 
infizierten  Dorsches.  12  Tage  nach  der  Infektion.  Temperatur  des  Wassers  4".  Frisches 
Präparat. 


Nachdruck  verboten. 

Italienisclie  Austernzüclitung  und  Darmkranklieiteii'). 

Von  Dr.  Ito  Bandi.  Dozenten  für  Hygiene  in  Neapel. 

Die  Austernindustrie  entstand  in  Italien  und  wurde  in  großem 
Maße  von  den  Römern  gepflegt,  welche  die  appetitlichen  Mollusken 
liebten  und  ihnen  außer  den  vielen  anderen  Tugenden  eine  ausge- 
sprochene aphroditische  Wirkung  zuschrieben.  Aber,  wie  so  manches 
andere,  geriet  mit  der  Zeit  auch  dieser  Zweig  der  Nationalindustrie  bei 
uns  in  Verfall,  und  heute  findet  man  keine  Spur  mehr  von  der  alten 
Blüte,  selbst  nicht  in  dem  See  von  Lucrino,  der  sich  auf  der  Straße 
von  Cumä  bei  Neapel  in  der  Nähe  der  Thermen  Neros  befindet,  und 
welcher  der  berühmteste  römische  Austernzuchtplatz  war,  und  jetzt  zu 
einem  elenden  Salzwasserteich  geworden  ist,  welcher  für  das  Leben  und 
Gedeihen  der  Mollusken  durchaus  ungeeignet  ist,  während  die  Austern- 
zucht im  Ausland  begonnen  wurde  und  sich  sehr  rasch  verbreitete. 
Obwohl  in  diesen  letzten  Jahren  diese  Industrie  auch  bei  uns  wieder 
zu  Ehren  gekommen  ist,  so  sind  wir  doch  noch  sehr  weit  von  dem  Ent- 
wicklungsgrad entfernt,  den  sie  in  Frankreich,  in  Belgien,  in  Holland 
und  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  erreicht  hat.  Immerhin 
ist  es  uns  wenigstens  hierin  gelungen,  die  ausländische  Konkurrenz  von 
unseren  Märkten  zu  entfernen,  welche  einstmals,  besonders  in  Nord- 
italien, von  den  Produkten  der  französischen  Austernbänke  von  Arcachon 
bei  Bordeaux  überflutet  wurden.  In  der  Tat  versehen  augenblicklich 
die  Austernzüchtereien  von  Spezia  und  in  kleinem  Maße  die  von  Venedig 
und  Chioggia  ganz  Norditalien  und  einen  Teil  von  Mittelitalien,  während 
die  Fischzuchtplätze  vom  Fusaro  und  von  Taranto  ihre  Produkte  nach 
Süditalien  ergießen,  wo  der  Verbrauch  von  Meeresfrüchten  ein  viel 
größerer  als  in  Nord-  und  Mittelitalien  ist. 

1)  Ins  Deutsche  übertragen  von  Dr.  med.  K.  Rühl,  Turin. 


Centralblatt  für  Bakierioloyir  Abt.  I.  Orig.  Bd.  62. 

Bergman,  Anstechende  Augenkrankheit  bei  Dorschen.    Taf.  1. 


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Verlag  von  Gustav  JbMscher  in  Jena. 


Bandi,  Italienische  Austernzüchtung  und  Darmkrankheiten.  213 

Die  vor  kurzem  aufgetretene  Choleraepidemie  hat  unter  anderem 
die  Streitfrage  von  der  Wichtigkeit,  welche  die  Austern  und  die  anderen 
Meeresfrüchte  als  Ueberträger  von  infektiösen  Darmkrankheiten  haben 
können,  von  neuem  aufgeworfen.  Tatsächlich  handelt  es  sich  um 
etwas,  was  seit  langer  Zeit  die  Epidemiologen  interessiert,  und  neuer- 
dings haben  sich  diese  in  Amerika,  in  England  und  besonders  in 
Frankreich  damit  beschäftigt.  In  letzterem  Lande  hat  eine  zu  diesem 
Zwecke  von  der  Medizinischen  Akademie  in  Paris  ernannte  Kommis- 
sion von  Biologen  eingehende  Untersuchungen  über  die  Frage  aus- 
geführt, die  wirklichen  Gefahren,  die  damit  verbunden  sind,  hervor- 
gehoben und  die  zweckmäßigsten  Mittel  angegeben,  um  diesen  Ge- 
fahren vorzubeugen.  Da  ich  mich  auch  selbst  bereits  früher  dafür 
interessiert  habe  und  mich  auch  noch  gegenwärtig  gerade  mit  diesem 
wichtigen  Zweig  der  industriellen  Hygiene  beschäftige,  halte  ich  es  für 
nicht  unnützlich,  alles,  was  hierin  Wahres  und  was  Uebertriebenes  ist, 
bekannt  zu  machen,  und  zu  erörtern,  welche  Rolle  mau  dem  Verbrauch 
der  Meeresfrüchte  bei  der  Verbreitung  der  Darmkrankheiten  zuschreiben 
muß  in  bezug  auf  die  Zuchtmethoden  und  die  Modalitäten ,  wie  sie 
besonders  in  unserem  Laude  beim  Verkauf  von  MeeresmoUuskeu  und 
besonders  solcher,  die  für  gewöhnlich  roh  gegessen  werden,  im  Gebrauch 
sind. 

Wenn  wir  einen  kurz  zusammenfassenden  Blick  dem  Berichte 
geben,  welcher  von  der  obengenannten  Ivommission  der  Medizinischen 
Akademie  in  Paris  vorgelegt  wurde,  welche  Kommission,  nachdem  sie 
mit  großer  Sorgfalt  klinische  und  epidemiologische,  historische  Daten 
gesammelt  hatte,  ein  Schema  von  Maßnahmen  formulierte,  welche  geeignet 
sind,  die  Uebelstände,  die  von  dem  Verbrauch  der  rohen  Mollusken  her- 
rühren, zu  vermeiden,  können  wir  uns  überzeugen,  daß  im  allgemeinen 
diese  Uebelstände  wirklich  existieren  und  daß  man  ihnen  nur  teilweise 
und  nicht  vollständig  vorbeugen  kann,  infolge  einer  Reihe  von  Umständen, 
welche  bewirken,  daß  einige  einschränkende  Maßnahmen  in  der  Theorie 
vorzüglich  wären,  aber  praktisch  unausführbar  sind.  Die  französische 
Kommission  sah  von  den  Uebelständen,  welche  durch  den  Gebrauch  der 
nicht  mehr  frischen  Meeresfrüchte  entstehen  können,  und  welche  dieselbe 
Entstehungsweise  und  so  ziemlich  dieselbe  Bedeutung  haben  wie  die 
Magenstörungen,  welche  der  Genuß  von  der  Zersetzung  anheimgefallenem 
Fleisch  im  allgemeinen  hervorruft,  ab,  und  sammelte  in  einer  sorgfältigen 
historischen  Zusammenstellung  alle  Fälle  von  Krankheitserscheinungen, 
welche  ihre  Entstehung  dem  Genuß  von  Mollusken,  in  frischem  und 
rohem  Zustande,  verdanken.  Diese  Uebelstände  kann  man  in  zwei  ge- 
trennte Gruppen  einteilen :  klinisch  bestimmte  Krankheiten  und  un- 
bestimmte Magendarmstörungen.  Die  erste  Gruppe  umfaßt  den  Typhus, 
die  paratyphischen  Affektionen,  die  Dysenterie,  die  Cholera;  in  der 
zweiten  Gruppe  werden  diejenigen  krankhaften  Erscheinungen  aufge- 
nommen, welche  wenige  Stunden  nach  dem  Genuß  roher  Mollusken 
plötzlich  auftreten,  und  bei  welchen  ein  Inkubationsstadium  fehlt,  so  daß 
der  Symptomenkomplex  den  Anschein  von  wirklichen  Vergiftungen  mit 
Erscheinungen  seitens  des  Verdauungsapparates  und  oft  auch  des  Nerven- 
systems hat.  Auf  diese  zweiten  krankhaften  Erscheinungen,  welche  von 
verschiedener  Intensität  und  mehr  oder  weniger  vorübergehend  sein 
können,  folgt  nicht  selten  in  einem  Abstand  von  einigen  Tagen  das  Auf- 
treten einer  der  klinisch  genau  bestimmten  Krankheiten. 

Um  die  Entstehung  der  Erscheinungen,  hauptsächlich  des  toxischen 


214  Centralbl.  f.  Rakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Typus,  zu  erklären,  welche  kurze  Zeit  nach  dem  Genuß  roher  Mol- 
lusken plötzlich  auftreten,  wurden  verschiedene,  mehr  oder  minder 
unwahrscheinliche  Hypothesen  aufgestellt.  Es  ist  behauptet  worden, 
und  es  ist  eine  in  Laienkreisen  sehr  verbreitete  Meinung,  daß  die 
Austern  und  die  Miesmuscheln  (Mytilus  edulis,  volkstümlich  Wasser- 
wanze) in  der  Laichzeit  und  auch  wenn  sie  voll  Larven  sind  und  ein 
milchfarbiges  Aussehen  haben,  giftig  sind;  es  ist  behauptet  worden, 
daß  die  Austern  in  den  Monaten,  die  ein  r  enthalten,  leichter  schäd- 
lich sind;  daß  die  Meeresfrüchte  im  allgemeinen  Vergiftungen  durch 
Kupfersalze  verursachen  können ,  wenn  man  sie  von  den  Kielen  der 
Schiffe  loslöst  oder  wenn  sie  von  der  sogenannten  grünen  Leuko- 
cytose  befallen  sind,  ein  vermutlicher  krankhafter  Zustand,  verbunden 
mit  einem  veränderten  Metabolismus,  durch  welchen  eine  abnorme 
Quantität  von  Kupfer  in  den  Zellen  der  Mollusken  aufgestapelt  wird. 
Jedoch  hält  keine  von  diesen  Vermutungen  einer  ernsten  und  ge- 
wissenhaften Kritik  Stand ,  und  die  Tatsachen  haben  nunmehr  die 
logische  Annahme  völlig  bestätigt,  daß  nicht  nur  die  Fälle  von  Infektionen, 
sondern  auch  die  Vergiftungserscheinungen,  welche  nach  dem  Genuß 
roher  und  frischer  Mollusken  auftreten,  ausschließlich  bakteriellen  Ur- 
sprunges sind;  die  einzige  Ausnahme  hierzu  bilden  die  Fälle  von  Nessel- 
fieber, welche  besonders  durch  den  Genuß  von  Miesmuscheln  verursacht 
werden,  und  nach  der  Meinung  einiger  Autoren  auf  die  Einwirkung  des 
Giftes  der  Actiniae  (Seeanemonen)  zurückzuführen  sind,  welche  in  Ge- 
meinschaft mit  den  Mollusken  leben  und  in  das  in  den  Muscheln  ent- 
haltene Wasser  eindringen  können. 

Es  ist  jedoch  als  wahrscheinlicher  anzunehmen,  daß  es  sich  in  diesem 
Falle  vielmehr  um  eine  ähnliche  Erscheinung  handelt,  wie  man  sie  bei 
einigen  Personen  infolge  des  Genusses  von  Fischen,  Erdbeeren  u.  a.  m. 
beobachtet,  und  daß  hierbei  eine  ganz  besondere  individuelle  Idiosynkrasie 
die  Hauptrolle  spielt.  In  letzter  Ana])'^se  können  wir  also  beschließen, 
daß  die  Gefahren,  welche  die  Meeresfrüchte,  wenn  sie  frisch  und  roh 
verzehrt  werden,  für  das  öffentliche  Wohlbefinden  darbieten,  direkt  mit 
der  Beschaffenheit  des  Milieus,  in  dem  die  Tiere  leben,  und  mit  den 
Manipulationen  zusammenhängen,  denen  diese  von  den  Händlern  unter- 
worfen werden.  In  wenigen  Worten  ausgedrückt,  handelt  es  sich  um 
die  Gefahr  einer  Verunreinigung  des  Wassers  in  den  Zucht-  und  Ernte- 
teichen und  in  den  Molluskeuniederlagen,  und  des  Wassers,  mit  welchem 
die  Kleinhändler  die  Mollusken  selbst  zu  erfrischen  pflegen.  Was  die 
Zuchtteiche  anbelangt,  so  ist  zu  bemerken,  daß  im  allgemeinen  die  größere 
oder  kleinere  Gefahr  ihrer  Verunreinigung  von  besonderen,  sozusagen 
technisch-ökonomischen  Umständen  abhängt,  welche  mit  ihrer  Oertlich- 
keit  zusammenhängen.  In  der  Tat,  neben  der  Notwendigkeit,  die  Austern- 
bänke in  der  Nähe  von  bewohnten  Zentren  anzulegen,  und  zwar  aus 
Handelsgründen  (Leichtigkeit  der  Verschickung,  größere  Verkaufsmög- 
lichkeit), finden  wir  einen  besonderen  Umstand  technischer  Art,  welcher 
dazu  beiträgt,  die  Möglichkeit  einer  Verunreinigung  des  Wassers  der 
Molluskenzuchtplätze  zu  steigern.  In  der  Tat  weiß  jedermann,  der  sich 
nur  ein  wenig  mit  Austernzüchtung  befaßt  hat,  daß  es  besonders  bei 
uns  nicht  zweckmäßig  ist,  die  Austernbänke  an  den  Ufern  des  offenen 
Meeres  anzulegen ;  daraus  ergibt  sich  die  Notwendigkeit,  geschütztere 
Stellen  zu  suchen  und  die  Zuchtteiche  entweder  in  der  Nähe  von  Häfen 
anzulegen,  in  welchem  Falle  die  Möglichkeit  einer  Verunreinigung  durch 
die   Abfälle   der   benachbarten    bewohnten    Ortschaften   und   der   Schiffe 


Bandi,  Italienische  Austernzüchtung  und  Darmkrankheiten.  215 

vorliegt,  oder  sie  in  Gewässern  anzulegen,  welche  mit  dem  Meere  in 
Verbindung  stehen.  Und  da  es  für  das  Gedeihen  der  Austernindustrie 
erforderlich  ist,  daß  die  Mollusken  und  besonders  die  Austern  in  Wasser 
gezüchtet  werden,  welches  einen  bestimmten  Grad  von  Salzhaltigkeit 
beibehält,  so  ist  es  unbedingt  notwendig,  da  es  ferner  aus  mehreren 
Gründen  nicht  leicht  ist,  die  Verbindungen  zwischen  dem  Meer  und  den 
Zuchtplätzen  fortwährend  durchgängig  zu  erhalten,  ihnen  eine  gewisse 
Menge  Süßwasser  beizumischen,  um  die  Zunahme  der  Salzhaltigkeit  zu 
vermeiden,  besonders  in  den  Sommermonaten,  die  fortwährende  Ver- 
dunstung des  Wassers  zur  Folge  haben.  Möge  nun  dieses  Wasser  von 
Abflüssen  oder  von  Süßwasserströmen  herkommen,  immer  wird  es  eine 
mehr  oder  weniger  große  Quantität  von  Abfällen  aus  dem  tierischen 
Leben  mitbringen.  Diese  Verunreinigungsquellen  spielen  im  allgemeinen 
auch  bei  den  Lagerteichen  eine  Rolle;  dazu  trägt  auch  die  Tatsache  bei, 
daß  man,  um  die  Qualität  der  Austern  zu  verbessern  und  somit  ihren 
W^ert  zu  steigern,  diese  Mollusken  in  Meereswasser  unterhält,  welches 
mit  reichlichem  Süßwasser  gemischt  ist.  Die  englischen  Austern,  welche 
an  der  Mündung  der  Themse  gehalten  werden,  stellen  ein  beweiskräftiges 
Beispiel  hiervon  dar. 

Was  die  Manipulationen  anbetrifft,  denen  die  Mollusken  unterworfen 
werden,  nachdem  sie  aus  den  Zucht-  und  Aufbewahrungsteichen  ent- 
nommen wurden,  ehe  sie  verzehrt  werden,  so  genügt  es,  die  Tatsache 
anzuführen,  daß  die  sogenannten  Ostricari  (Austernhändler)  im  all- 
gemeinen die  geöffneten  Austern  mit  W^asser,  welches  sie  aus  Bequem- 
lichkeit am  Strande  und  oft  in  der  Nähe  der  Ausmündung  irgendeiner 
Kloake  schöpfen,  zu  begießen  und  auszuspülen  pflegen.  Bemerkenswert 
ist  ferner  die  Tatsache,  daß  die  Ostricari  den  Austern  das  Meer  zu 
wechseln  pflegen,  wie  sie  sagen,  und  zwar  dadurch,  daß  sie  das  Wasser, 
welches  in  den  Schalen  (Klappen)  enthalten  ist,  austrinken  und  durch 
anderes  Salzwasser  ersetzen,  welches  sie  meistens  in  der  oben  beschriebenen 
Weise  schöpfen !  Eine  weitere  verwerfliche  Gewohnheit  ist  diejenige, 
welche  im  allgemeinen  in  großen  Hotels  herrscht,  in  denen  man  die 
Meeresfrüchte  geöffnet  und  auf  einer  Eisschicht  ausgebreitet  zu  servieren 
pflegt.  Mit  dieser  Methode,  welche  die  gastronomischen  Eigenschaften 
der  Mollusken  nicht  verbessert,  erleichtert  man  ihre  Beschmutzung  durch 
die  Keime,  welche  oft  massenhaft  in  dem  Schlamm  vorhanden  sind,  der 
die  Außenseite  der  Schale  bedeckt,  welche  selten  gebürstet  und  gewaschen 
wird,  wie  man  es  tun  müßte,  ehe  man  die  Mollusken  öffnet.  Außerdem 
muß  man  auch  noch  in  Erwägung  ziehen,  daß  die  gefrorenen  Mollusken 
nur  schlecht  auf  den  Anreiz  reagieren,  den  man  auf  sie  ausübt  (gewöhn- 
lich dadurch,  daß  man  Zitronensaft  über  sie  tröpfelt),  um  sich  zu  ver- 
gewissern, ob  sie  frisch  sind  oder  nicht.  Um  nun  zu  den  hygienischen 
Verhältnissen  der  Zucht-  und  Aufbewahrungsteiche  der  Meeresfrüchte 
zurückzukehren,  d.  h.  der  Oertlichkeiten,  wo  die  amtliche  Kontrolle 
zwecks  Schützung  der  öffentlichen  Hygiene  leichter  ausgeübt  werden 
kann,  indem  wir  auf  die  bedeutendsten  italienischen  Austernzüchtungs- 
plätze einen  raschen  Blick  werfen,  können  wir  uns  leicht  überzeugen, 
daß  im  allgemeinen  diese  Oertlichkeiten  sich  durchaus  nicht  unter  lobens- 
werten Verhältnissen  befinden.  In  der  Tat  sehen  wir,  wie  man  in  den 
sogenannten  venetianischen  „Tälern"  und  in  den  Kanälen  der  Lagune, 
welche  mit  denselben  in  direkter  Verbindung  stehen,  die  Auster  auf 
dem  schlammigen  Grunde,  wo  sich  die  Auswürfe  des  städtischen  Lebens 
aufhäufen,  gelagert  hält.     In  Spezia,  wo  der  Naturforscher  und  Austern- 


216  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  ö2.  Heft  3/4. 

Züchter  Carazzi  die  Molluskenzüchtung  nach  der  tarentinischen  Methode 
einführte,  wo  die  Mollusken  an  pergolari  hängen,  sind  die  Verhältnisse 
ohne  Zweifel  besser,  obwohl  man  nicht  behaupten  kann,  daß  jede  Ursache 
einer  möglichen  Beschmutzung  gänzlich  beseitigt  sei.  Am  Fusarosee, 
einem  höchst  wichtigen  Austernzuchtplatz,  kann  man  in  Anbetracht  der 
besonderen  Lage  des  Sees,  entfernt  von  wichtigen  Bevölkerungszentren, 
sagen,  daß  die  Milieuverhältnisse  relativ  gute  sind ;  nur  wäre  es  zweck- 
mäßig, mit  Sicherheit  festzustellen,  ob  unter  besonderen  zeitlichen  Be- 
dingungen, besonders  unter  dem  Einfluß  der  Flut  oder  der  dem  Ufer 
parallel  laufenden  Meeresströmungen  dem  Wasser  des  Sees  durch  den 
Verbindungskanal  mit  dem  Meere  Verunreinigungen  aus  dem  großen 
Ab  wässersam  melkanal  von  Cumä  zugeführt  werden  können,  welcher  die 
Abfälle  eines  Teils  von  Neapel  ins  Meer  befördert.  Uebrigens  scheint 
dies  nicht  sehr  wahrscheinlich,  wenn  man  in  Betracht  zieht,  daß  die 
Ausmündung  dieses  Sammelkanals  sich  über  1  km  weit  von  der  Ein- 
mündung des  Verbindungskanals  zwischen  dem  Meer  und  dem  Fusaro- 
see entfernt  befindet.  In  vielleicht  besseren  Verhältnissen  als  der  Fusaro- 
see befindet  sich  der  neu  in  Mare  morto  angelegte  Molluskenzuchtteich, 
auf  dem  Cumanischen  Strande,  wo  die  Austern  und  die  Miesmuscheln 
in  sehr  rationeller  Weise  nach  tarentinischer  Methode  an  einem  Orte 
gezüchtet  werden,  welcher  in  hygienischer  Hinsicht  eine  gute  Garantie 
gewährt,  dadurch,  daß  er  sich  weit  entfernt  von  den  Bevölkerungszentren 
befindet,  und  weil  zwei  kurze  und  sehr  tiefe  Verbindungskanäle  mit  dem 
Meer  das  Wasser  des  Teiches  in  fortwährender  Bewegung  erhalten  und 
es  immerfort  erneuern,  und  dafür  sorgen,  daß  das  Verunreinigungs- 
material, welches  zufälligerweise  hineingelangen  könnte,  verdünnt  wird. 
Ohne  die  verschiedenen  Fischteiche  und  Lagerplätze  alle  zu  nennen, 
welche  an  den  Mittelmeer-  und  Adriatischen  Küsten  der  Halbinsel  ent- 
lang und  in  den  Häfen  unserer  Inseln  verstreut  liegen  und  sich  größten- 
teils in  jämmerlichen  hygienischen  Zuständen  befinden,  wollen  wir  sehen, 
auf  welcher  Weise  das  Kleine  Meer  von  Tarauto,  welches  der  größte 
Austernzuchtplatz  von  Italien  ist,  den  hygienischen  Anforderungen  ent- 
spricht. Die  Beschreibung,  die  Carazzi  in  seinem  schätzenswerten 
kurzgefaßten  Lehrbuch  über  Austern-  und  Miesmuschelnzüchtung  liefert, 
kann  meines  Erachtens  genügen,  um  uns  ein  genaues  Urteil  hierüber 
bilden  zu  können. 

Der  Grund  des  Kleinen  Meeres  —  schreibt  Carazzi  —  wird  von 
einem  schwarzen,  weichen,  stinkigen  Schlamm  gebildet,  welcher  um  so 
mehr  mit  organischen  Substanzen  verunreinigt  ist,  als  wir  uns  der  Stadt 
nähern.  Auf  der  Strecke,  welche  zwischen  den  beiden  Kanälen  liegt  und 
die  sich  gerade  den  Häusern  des  ärmeren  Stadtteiles  gegenüber  befindet, 
besteht  der  Schlamm  des  Meeresgrundes  aus  den  Exkrementen  der  Be- 
völkerung. Man  muß  hierbei  bemerken,  daß  die  Stadt  keine  Kloaken 
und  keine  Abtritte  hat,  und  daß  der  ganze  Unrat  jeden  Morgen  an  den 
Strand  gebracht  und  in  das  Kleine  Meer  geworfen  wird.  Und  als  ob 
dies  nicht  genügte,  ist  die  topographische  Lage  der  Stadt  eine  derartige, 
daß,  während  der  Teil,  der  nach  der  Seite  des  Großen  Meeres  gelegen 
ist  und  gleichzeitig  der  reinlichste  ist,  am  höchsten  steht  und  fast  eben 
ist,  der  ganze  Teil  am  Kleinen  Meer  eine  starke  Neigung  nach  diesem 
Meere  zu  hat,  so  daß  der  Regen  das  besorgt,  was  die  Menschen  nicht 
tun.  In  wenigen  Worten  ist  das  Kleine  Meer  die  ständige  Kloake  von 
30000  Einwohnern!" 

„Zum  Glück  —  fährt  Carazzi  fort  —  dienen  die  natürlichen  Ver- 


Bandi,  Italienische  Austernzüchtung  und  Darmkrankheiten.  217 

hältnisse,  welche  einen  fortwährenden  Austausch  zwischen  dem  Wasser 
des  Kleinen  und  dem  des  Großen  Meeres  erzeugen,  wenigstens  teilweise 
dazu,  so  viel  Lässigkeit  der  Behörden  und  so  viel  Schmutzerei  der  Ein- 
wohner zu  mildern/' 

Aber  die  große  UnVerhältnismäßigkeit  zwischen  Ursachen  und 
Wirkungen  darf  man  nicht  nur  auf  den  fortwährenden  Austausch  des 
schmutzigen  mit  dem  relativ  reinen  Wasser  und  auf  die  dadurch  be- 
wirkte Verdünnung  des  Verunreinigungsmaterials  zurückführen ;  andere 
Faktoren  tragen  zu  der  relativen  Reinigung  des  Wassers  bei,  und  zwar 
in  erster  Linie  die  sterilisierende  Wirkung  des  Sonnenlichtes  und  die 
Erscheinung  der  Sedimentierung,  durch  welche  die  verunreinigenden 
Substanzen  und  mit  ihnen  die  pathogenen  Keime  sich  auf  den  Grund 
zu  legen  streben.  Außerdem  eignet  sich  das  Meerwasser  wegen  seiner 
chemischen  Zusammensetzung  schlecht  zur  Vermehrung  der  Keime  und 
ganz  besonders  der  menschenparasitären  Keime. 

Außer  diesen  wichtigen  Faktoren  einer  Reinigung  des  Milieus  muß 
man  ein  weiteres  Moment  von  größtem  Interesse  in  Betracht  ziehen, 
und  zwar  ist  dies  der  emsige  Prozeß  von  Selbstreinigung,  welcher  sich 
im  Innern  der  Auster  und  der  Mollusken  im  allgemeinen  abspielt.  Es 
ist  ja  eine  bekannte  Sache,  daß  im  Innern  der  Mollusken  eine  sehr 
rasche  Zerstörung  der  Bakterien  erfolgt,  denen  es  gelungen  ist,  da  hinein 
zu  dringen;  ob  dieser  reinigende  Prozeß  durch  die  Einwirkung  der  Ver- 
dauungssäfte hervorgerufen  wird,  wie  Degiaxa  behauptet,  oder  ob  es 
das  Resultat  einer  wahren  und  echten  Schutzphagocytose  ist,  wie  Pel- 
seneer,  Chatin,  De  Bruyne  usw.  glauben,  braucht  hier  nicht  er- 
örtert zu  werden ;  die  Tatsache  wurde  mehrmals  durch  Versuche  nach- 
gewiesen und  kann  als  sichergestellt  gelten.  Ich  habe  bereits  1897,  als 
ich  den  Verlauf  einer  Typhusepidemie  in  Messina  und  seine  Beziehungen 
zu  dem  Genuß  von  aus  den  Seen  von  Ganzirri  herstammenden  Mollusken 
erforschte,  an  die  wichtige  Rolle  gedacht,  welche  dieser  aktive  bakterio- 
lytische  Prozeß  bei  der  Entstehung  jener  Darmkrankheiten  von  nicht 
gut  definiertem  Typus  spielen  könnte,  welche  nach  dem  Genuß  frischer 
Mollusken  plötzlich  ohne  Inkubationszeit  auftreten,  und  nicht  den  kli- 
nischen Symptomenkomplex  des  Botulismus  aufweisen,  aber  als  wahre 
und  echte  Vergiftungen  durch  bakterielle  Produkte  zu  betrachten  sind. 
Auf  diese  Vergiftungserscheinungen  folgt  zuweilen  der  Ausbruch  eines 
typhus-,  paratj'phus-  oder  dysenterieartigen  oder  einer  choleraartigen 
Krankheit.  Daraus  schloß  ich,  daß  man,  wenn  man  Mollusken  genießt, 
die  aus  verunreinigtem  Wasser  herstammen,  nicht  nur  pathogene  Keime, 
welche  fast  immer  von  menschlichen  Dejektionen  herstammen,  sondern 
auch  die  bereits  erzeugten  Bakteriengifte  und  besonders  jene  toxischen 
Stoffe  einführt,  welche  in  der  Bakterienzelle  enthalten  sind  und  durch 
diesen  bakteriolytischen  Vorgang  frei  werden.  Diesen  besonderen  Me- 
chanismus zog  ich  auch  zur  Erklärung  jener  Fälle  von  stürmisch  auf- 
tretender und  sofort  tödlich  verlaufender  Cholera  heran,  welche  während 
der  letzten  Choleraepidemie  in  Neapel  infolge  des  Genusses  von  Austern 
nicht  selten  beobachtet  wurden.  Der  Ausbruch  der  Krankheitserschei- 
nungen kurz  nach  der  Infektion  der  Mollusken  und  der  charakteristische 
pathologisch-anatomische  Befund  in  diesen  Fällen  sprechen  deutlich  für 
die  Wirkung  eines  Bakteriengiftes,  welches  in  nicht  geringer  Quantität 
eingeführt  worden  war.  Man  dürfte  zwar  annehmen,  daß  bei  dem  aktiven 
und  steter  Wasserwechsel  im  Innern  der  Auster  die  Produkte  des  Zer- 
falls der  Bakterienzelle,   wenn  dte  Bakterien  selbst  im  Innern  der  Mol- 


218  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

lusken  nur  dem  Schicksal  von  Fremdkörpern  ausgesetzt  wären,  rasch 
ausgeschieden  werden :  ich  habe  mich  aber  durch  Versuche,  bei  denen 
ich  die  Austern  lange  Zeit  in  filtriertem  Meerwasser  hielt,  welches  also 
frei  von  jener  unendlichen  Zahl  von  Mikroorganismen  war,  welche  die 
natürliche  Nahrung  der  Auster  bilden,  überzeugen  können,  daß  diese 
die  Bakterien,  welche  künstlich  dem  Wasser,  in  dem  sie  lebt,  zugefügt 
wird,  als  Nahrungsmaterial  ausnützt.  Es  handelt  sich  also  in  diesem 
Falle  nicht  mehr  um  eine  Schutzphagocytose  und  eine  Expression  der 
Bestandteile  der  Bakterienzellen,  sondern  um  einen  Verdauungsprozeß 
und  eine  darauffolgende  Assimilation  der  genannten  Elemente.  Bei  den 
Prozessen  von  Proteolysis  und  Proteosynthesis,  welche  die  Phasen  des 
Verdauungsprozesses  bilden,  die  dem  intraorganischeu  Assimilations-  und 
Fixierungsprozeß  vorangehen,  erfährt  ein  großer  Teil  der  Bestandteile 
der  Bakterienzellen  keine  tiefgehenden  Veränderungen,  wenigstens  soweit 
es  sich  um  ihre  Antigeneigenschaften  handelt.  Die  genannten  Bestand- 
teile gehen  durch  das  Blutplasma  oder,  wie  Carazzi  behauptet,  durch 
die  Amöbocyten  hindurch  in  die  Gewebe  der  Mollusken  über  und  werden 
zu  einem  wesentlichen  Bestandteil  des  Körpers  derselben.  Ich  konnte 
durch  mikro-biochemische  Reaktionen  das  Vorhandensein  von  bakteriellen 
Stoffen  mit  antigener  Wirkung,  besonders  in  der  Leber,  nachweisen, 
welche  das  Zentralwerkzeug  des  tierischen  Metabolismus  darstellt  und 
bei  den  Austern  ohne  Zweifel  neben  einer  schützenden  auch  eine  ab- 
sorbierende Funktion  besitzt.  Diese  giftigen  Stoffe  sind  auch  nicht 
immer  für  die  Mollusken  selbst  unschädlich,  und  ich  glaube,  daß  die  von 
Coste,  Ryder  und  Herd  mann  als  Zeichen  eines  veränderten  Meta- 
bolismus beschriebene  Leberkrankheit  der  Auster  auf  die  degenerative 
Wirkung  einiger  bakterieller  Endotoxine  zurückzuführen  ist,  welche 
bekanntlich  eine  ausgesprochene  steatogene  Wirkung  auf  die  Leberzelle 
der  höheren  Organismen  besitzen.  Die  Resultate  dieser  meiner  Versuche 
habe  ich  vor  kurzem  in  der  Toskanischen  Gesellschaft  für  Hygiene  mit- 
geteilt. 

Jeder,  der  sich  mit  mikrobiologischen  Studien  beschäftigt,  wird  wohl 
die  praktische  Bedeutung  dieser  Ansammlung  und  Retention  von  patho- 
genen  Keimen  im  Verdauungsapparat  der  eßbaren  Mollusken  und  von 
Bakteriengiften  in  den  Geweben  derselben  einsehen,  besonders  wenn  es 
sich  um  Mollusken  handelt,  die  von  Züchtungsplätzen  herstammen,  welche 
fortwährend  der  Gefahr  einer  Verunreinigung  ausgesetzt  sind,  wie  es 
eben  in  dem  Kleinen  Meer  von  Taranto  der  Fall  ist,  und  besonders  in 
der  Zone,  welche  sich  näher  am  Ufer  befindet. 

In  diesen  Fällen  würde  also  die  bakteriolytische  Tätigkeit  nicht  zu 
einem  Selbstreinigungsprozeß  führen ,  sondern  den  Mollusken  giftige 
Eigenschaften  verleihen. 

Zum  Schluß,  wenn  man  von  den  rein  wissenschaftlichen  Fragen  ab- 
sieht, muß  man  zugeben,  daß,  obwohl  eine  Menge  günstiger  Faktoren 
die  Möglichkeiten  von  Uebelständen,  welche  durch  den  Verbrauch  roher 
Mollusken  entstehen  können,  bedeutend  verringern,  diese  Uebelstände 
im  praktischen  Falle  doch  wirklich  vorhanden  sind,  und  unter  gewissen 
Umständen  eine  ernste  Gefahr  für  die  öffentliche  Gesundheit  darstellen 
können. 

Welches  sind  nun  die  Mittel,  die  man  gegen  solche  Uebelstände  an- 
wenden muß?  Ich  glaube,  daß  die  wichtigste  Maßregel  darin  besteht, 
daß  man  die  Mollusken  soweit  wie  möglich  vor  der  Verunreinigung 
durch  menschliche  Dejektionen  schützt. 


Distaso,  Sur  la  putr^faction  de  la  paroi  intestinale  de  i'horame.  219 

Es  ist  wohl  wahr,  daß  man,  um  diesen  Zweck  zu  erreichen,  vor  allen 
Dingen  einen  großen  Teil  der  Molluskenzuchtteiche  und  besonders  der 
Aufbewahrungsteiche,  die  in  Italien  existieren  und  auf  deren  mögliche 
Verunreinigung  man  großes  Gewicht  legen  muß,  abschaffen  müßte,  da 
die  Mollusken,  welche  in  den  Kleinhandel  kommen,  fast  immer  direkt 
aus  diesen  Lagerteichen  herstammen,  in  denen  die  Reinigung  der  Mollusken 
geschehen  sollte.  Ein  solche  Maßnahme  würde  offenbar  auf  enorme 
Widerstände  stoßen,  da  man  das,  was  an  bestimmten  Ortschaften  aus- 
geführt werden  kann,  ohne  große  Verstimmung  zu  erwecken,  trotzdem 
es  den  Schein  einer  bedrückenden  Maßnahme  hat  —  wie  es  z.  B,  in 
Neapel  geschehen  ist,  wo  die  Mollusken-Lagerteiche,  welche  sich  in  dem 
kleinen  Hafen  von  Santa  Lucia  befanden,  zerstört  worden  sind  -  sicher- 
lich nicht  mit  demselben  Resultat  au  anderen  Oertlichkeiten  bewerk- 
stelligen kann,  wo  die  Molluskenzüchterei  eine  der  wichtigsten,  wenn 
nicht  die  wichtigste  Lokalindustrie  darstellt.  Den  klarsten  Beweis  dafür 
liefert  uns  die  Tatsache,  daß  vor  kurzem  in  Taranto  die  Sanitätsbehörde 
durch  die  Macht  der  Umstände  gezwungen  wurde,  die  Meeresfrüchte  als 
eßbar  zu  erklären,  welche  von  dem  Mare  piccolo  herstammen,  der  sich, 
wie  ich  bereits  sagte,  in  einem  weit  unheilvolleren  Zustand  befindet  als 
der  kleine  Hafen  von  Santa  Lucia.  Und  doch  handelt  es  sich  um  eine 
für  die  öffentliche  Hygiene  höchst  wichtige  Frage,  und  es  ist  notwendig, 
daß  endgültige  und  gerechte  Maßnahmen  getroffen  werden.  Andererseits 
muß  ich  zugeben,  daß  es  in  diesem  wie  in  vielen  anderen  Fällen  viel 
leichter  ist,  den  Schaden  anzugeben,  als  ein  wirksames  Mittel  dagegen 
vorzuschlagen,  weshalb  ich  mich  darauf  beschränken  muß,  zu  sagen : 
„provideant  consules". 

Auf  alle  Fälle  wird  jedermann  einsehen,  welchen  Nutzen  die  end- 
gültige Anordnung  der  Austernindustrie  auf  rationellen  Grundlagen 
haben  könnte,  nicht  nur  hinsichtlich  der  öffentlichen  Hygiene,  sondern 
auch  im  Interesse  der  Molluskenzüchter  selbst,  deren  Ertrag  sicher  ganz 
bedeutend  zunehmen  würde,  wenn  einmal  der  Zweifel  und  das'Mißtrauen 
beseitigt  würden,  die  man  augenblicklich,  wenn  auch  die  Größe  der 
Gefahr  übertreibend,  diesem  wichtigen  Zweig  der  Nationalindustrie  ent- 
gegenbringt. 

Neapel,  7.  April  1911. 


Nachdruck  verboten. 

Sur  la  putrefaction  de  la  paroi  intestinale  de  rhomme. 

[Travail  du  Laboratoire  de  M'".  Metchnikoff.] 
Par  A.  Distaso-Londres. 
P''"  Partie. 
Le  but  de  ce  travail  est,  d'etablir  avant  tout  la  marche  d'une  putre- 
faction de  la  paroi  intestinale  et  quelles   sont  les   espöces   microbiennes 
actives  dans  ce  processus.     Apr^s  avoir  6tabli  ces  faits,  il  est  tout  ä  fait 
utile  de  s'occuper  de  l'action  des   differentes   substances   sur  cette  flore 
microbieune.     Ces  resultats  ferent  l'objet  d'un  autre  travail. 

Nous  avons  insiste  en  particulier  sur  les  Sucres,  car  les  produits 
de  leur  transformation  sous  l'action  de  quelques  microbes  de  la  flore 
intestinale  normale,  peuvent   empecher   le   developpement  des   microbes 


220  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

de  la  putrefaction.     La  flore   de   l'enfant   au   sein   maternel  en   presente 
un  exemple  typique. 

Nous  pourrions  passer  sous  silence  les  travaux  qui  se  sont  occupös 
de  la  putrefaction  de  la  paroi  intestinale,  mais  pour  etre  complet  nous 
croyons  utile  d'en  donner  un  bref  resume. 

Le  premier  travail  que  nous  connaissions  sur  ce  sujet  est  celui  de  Stoecken  et 
Strassmann').  Ces  auteurs  donnent  des  microbes  isol^s  des  caractferes  insuffisants, 
de  Porte  que  nous  ne  pouvons  tirer  aucune  conclusion  de  leur  travail. 

Esmarch^)  quoiqu'il  employät  bien  la  m^thode  pour  l'isolement  des  anaerobies 
trouve  trfes  rarement  le  vibrion  septique  dans  cette  putrefaction. 

Kühne')  arrive  ä  cette  conclusion  que  le  bacille  proteus  a  le  röle  predonoinant 
dans  la  putrefaction,  tandis  que  les  autres  microbes  jouent  un  röle  accidentel. 

Beck*)  d^crit  dans  cette  putrefaction  le  Bac.  coli,  le  Bac.  saprogenes,  le 
Bac.  fluorescens  un  bacille  semblable  äcelui  de  Toedfeme  maligne,  le  Proteus  vul- 
garis et  le  Zenkeri. 

Lösener*)  signale  comme  microbes  qui  se  trouvent  dans  les  organes  en  putre- 
faction le  Bac.  proteus,  le  Bacterium  fluorescens  liquefaciens  et  d'autres 
microbes  qui  lui  rappellent  le  bac.  typhiqne. 

Ensuite  c'est  Dallemagne®)  qui  attribue  un  röle  predominant  aux  microbes 
anaerobies  facultatifs  dans  la  putrefaction  de  l'iutestin. 

Malvoz")  pense  que  le  bacille  coli  est  le  microbe  capable  d'engendrer  la  putre- 
faction et  nie  aux  anaerobies  un  röle  quelconque  dans  ce  processus. 

C'est  en  resume  l'bistoire  actuellement  connue  de  la  question.  Mais  arrive  ä  ce 
point  nous  ne  pouvons  pas  passer  sous  silence  les  principaux  travaux  sur  la  putre- 
faction en  general,  car  ils  nous  sont  indispensables  pour  la  comprehension  de  nos  con- 
clusions. 

Pasteur  indique  que  le  röle  predominant  dans  la  putrefaction  etait  du  aux 
anaerobies  du  type  du  vibrion  septique.     II  sut  d'emblee  en  voir  le  röle  preponderant. 

Mais  une  autre  ecole  admettait  (Hauser,  Kühne,  Foä  et  Bonome,  Carbone 
etc.)  que  le  Bac.  proteus  devaient  egalement  jouer  un  röle. 

Bienstock,  reprenant  ses  travaux  sur  les  microbes  intestinaux,  vit  que  les 
microbes  ä  baguette  de  tambour  n'etaient  pas,  comme  il  l'avait  cru,  des  anaerobies 
facultatifs,  mais  des  anaerobies  stricts.  II  les  decrit  ä  nouveau  et  deraontre  leur  röle 
preponderant  dans  les  processus  putrides.  II  sut  voir  le  röle  empechant  de  certains 
microbes  qu'il  attribuait  ä  une  force  misterieuse  «force  antagoniste». 

Avec  des  raethodes  tout  ä  fait  nouvelles  Tissier  et  Martelly^)  etudient  de 
nouveau  dans  un  travail  devenu  classique,  la  putrefaction  de  la  viande  de  boucherie, 
reprennent  ces  travaux  et  confirment  dans  les  grandes  lignes  les  faits  enonces  par 
Bienstock.  Ils  voient  egalement  que  le  röle  principal  etait  du  aux  anaerobies  et 
precisent  dans  quelles  conditions  certains  microbes  pouvaient  empecher  l'action  de  ces 
putrefiants.  Ils  etablissent  en  outre  que  cette  putrefaction  passe  par  deux  etapes:  La 
premi^re  caracterisee  par  la  presence  des  ferments  mixtes  proteolytiques  et  peptolytiques, 
qui  detruisent  les  sucres  et  attaquent  l'albumine,  detruisent  les  proteoses  et  engendrent 
de  l'NHj,  capable  de  neutraliser  et  alcaliniser  le  milieu.  La  seconde  est  la  phase  des 
ferments  purs,  proteolytiques  et  peptolytiques,  qui  achfevent  l'attaque  de  l'albumine  et 
de  ses  derives  ultimes. 

Salus*)  s'occupe  de  la  definition  de  la  putrefaction.  L'auteur  trouve  dans  les 
produits  de  metabolisme  de  ces  microbes  anaerobies  Findol,  le  scatol,  le  phenol,  l'acide 
butyrique  etc.  ce  qui  l'amfene  ä  refuter  l'aftirmation  de  Bienstock  qui  soutenait  que 
ces  substances  n'existent  pas  dans  la  putrefaction.  Tissier  et  Mar  teil  y'")  etaient  arnve 
precedemment  ä  la  möme  conclusion. 

1)  Stoecken  u.  Strassmann,  Bakterien  bei  der  Leichen fäulnis.  (Zeitschr.  f. 
Medizinalbeamte.  1888.) 

2)  Esmarch,  Das  Schicksal  der  pathogenen  Mikroorganismen  im  toten  Körper. 
(Zeitschr.  f.  Hyg.  1889.) 

3)  Kühne,  Morphologische  Beiträge  zur  Leichenfäulnis.    (Arch.  f.  Hyg.  1891.) 

4)  Beck,  Arb.  a.  d.  patholog.-anat.  Instit.  Tübingen.  1891. 

5)  Lösener,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamtes  Bd.  12.  Heft  2. 

6)  Dalleraagne,  Contribution  ä  Tätude  des  microbes  du  tube  gastro-intestinal 
des  cadavres.    Bruxelles  1894. 

7)  Malvoz,  De  la  putrefaction.    Bruxelles  1898. 

8)  Tissier  et  Martellv,  Ann.  Int<t.  Pasteur.  1903. 

9)  Salus,  Zur  Biologie  der  Fäulnis.    (Arch.  f.  Hyg.  Bd.  51.  1904.) 
10)  Tissier  et  Martelly,  1.  c. 


Distaso,  Sur  la  putr^faction  de  la  paroi  intestinale  de  l'homme.  221 

Sarauel  Ulrich')  confirme  aussi  ce  rösultat  que  lea  anaerobies  fönt  la  putre- 
faction  et  au  fond  la  marche  de  cette  putr^faction  est  la  möme  que  Celle  qui  avait  ^t6 
d^crite  par  T  i  s  s  i  e  r  et  M  a  r  t  e  1 1  y. 

De  Gasperis-)  Studie  la  putröfaction  de  la  pintade.  Cet  auteur  ne  voit  que  les 
möraes  choses  vues  par  Tissier  et  Martelly  et  il  se  rallie  aux  rfeultat  de  ces  auteurs. 
Enfin  derniferemeut  Lange  et  Poppe -^j  n'ont  pu  jaraais  trouver  des  anaerobies  dans 
la  putr^faction  de  la  viande  et  ils  nient  leur  existence  et  leur  röle. 

Pour  6tre  coraplet  nous  devons  citer  les  travaux  de  Falloise''),  de  Roger*),  de 
Roger  et  Garnier*'),  lesquels  se  sont  oceupös  de  la  toxicit^  de  l'extrait  de  la  paroi 
intestinale  et  des  selles  et  enfin  Dold')  qui  s'est  occup^  de  la  toxicite  des  differents 
organes. 

Les  microbes  que  nous  avons  rencontr^s,  sont  connus,  exception  faite  pour  un 
staphylocoque  et  pour  un  petit  bacille  Gram-positif  qui  correspond  par  ses  caractferes 
au  Bac.  foetidus  albus  decrit  avant  nous  par  Choukiewietch'^).  Ce  staphylo- 
coque que  nous  avons  trouvö,  est  un  anaerobie  facultatif.  II  est  deux  fois  plus  grand 
que  le  Staphylococcus  albus.  II  se  röunit  en  amas  ou  en  diplocoque.  II  a  tous 
les  caractferes  du  Staphylococcus  albus  sauf  qu'il  ne  raodifie  ni  la  g^latine  ni 
le  lait. 

Nous  consiclerons  desormais  comme  resolue  la  question.  de  savoir 
si  les  anaerobies  jouent  un  röle  important  dans  la  putrefaction  de  la 
viande  et  de  l'intestin,  Sans  eux  en  effet,  aucun  processus  de  putre- 
faction n'est  possible.  Mais  comme  on  le  verra  dans  la  suite  de  nos  ob- 
servations  il  faut  donuer  la  juste  place  soit  aux  microbes  aerobies,  soit 
aux  facultatifs  anaerobies,  soit  aux  anaerobies  stricts. 

La  technique  suivie  est  une  des  plus  simples.  Le  morceau  de 
l'intestin  qui  nous  arrivait  de  la  salle  d'autopsie  etait  li^  aux  deux 
extremites  et  porte  ä  l'etuve  ou  ä  la  temperature  de  la  chambre  dans 
une  boite  de  Petri  sous  une  clocche.  Nous  cherchions  toujours  ä 
maintenir  l'objet  humide. 

Les  Processus  de  putrefaction  sont  les  memes  soit  ä  37.*^,  soit  ä  la 
temperature  de  la  chambre,  sauf  que  dans  ce  dernier  cas  ils  marchent 
beaucoup  plus  lentement.  Nous  aurions  voulu  donner  un  tableau  de  la 
distribution  des  microbes  dans  les  differents  segments  de  l'intestin,  mais, 
malheureusement,  quand  la  piece  nous  arrivait,  les  premi^res  phases  de 
la  putrefaction  etaient  dejä  accomplies. 

Nos  observations,  qui  portent  sur  un  grand  nombre  d'intestins,  nous 
ont  indique  que  la  marche  d'une  putrefaction  est  la  meme  dans  tous  les 
Segments  de  l'intestin.  Ainsi,  quand  nous  parlerons  de  la  marche  de  la 
putrefaction,  nous  entendrons  nous  reporter  soit  ä  l'estomac,  soit  au  je- 
junum,  soit  ä  l'ileon,  soit  au  gros  intestin. 

Pourtant  nous  voulons  etablir,  comme  bien  distincts  deux  processus 
qui  s'accomplissent  dans  la  putrefaction  de  la  paroi  intestinale.  II  y  a 
d'uu  cote  les  processus  qui  se  fönt  en  presence  du  Bac.  proteus  et 
du  Bac.  pyocyanique  et  ceux  qui  se  fond  en  leur  absence. 

Nous  devons  ajouter  que  nos  etudes  se  sont  portees  plus  parti- 
culierement  sur  des  inlestins  d'enfants.  Quoique  les  processus  soient 
les  memes   que  chez  l'adulte,   il  faut  cependant  reconnaitre  que  certains 

1)  Ulrich,  Samuel,  Ueber  den  Bakterien gehalt  des  Fischfleisches.  (Zeitschr. 
f.  Hyg.  Bd.  ö3.  1906.) 

2)  De  Gasperi,  Rendic.  d.  R.  Accad.  di  scienz.  di  Torino.  1910. 

3)  Lange  u.  Poppe,  Ueber  den  Einfluß  des  Stickstoffes  auf  die  Haltbarkeit  des 
Fleisches,  nebst  Beiträgen  zur  Bakteriologie  der  Fleischfäulnis.  (Arb.  a.  d.  Kaiserl. 
Gesundheitsamte.  Bd.  33.  1910.) 

4)  Falloise,  Arch.  Intern,  de  Physiol.  1007. 

5)  Roger,  Soc.  de  Biol.  25.  7.  et  7.  11.  1908. 

6)  Roger  et  Garnier,  Soc.  de  Biol.  14.  3.,  4.  4.  et  28.  5.  1908. 

7)  Dold,  Zeitschr.  f.  Immun.  Teil  I.  Bd.  10.  1911. 

8)  Choukiewietch,  Ann.  Inst.  Pasteur.  1911.  No.  3. 


222  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

microbes  de  l'adulte  ne  se  prösentent  jamais  daus  im  intestin  d'enfant. 
En  outre  nous  avons  eu,  gräce  ä  la  bienveilance  de  M*"  Metchnikoff, 
trois  intestins  de  chimpanses,  infectes  avec  le  Bac.  proteus,  qui  ont 
et6  pour  nous  extremement  interessants. 

La  technique  pour  l'isolement  et  la  determination  des  especes  micro- 
biennes  etait  la  technique  habituelle  pour  les  recherches  des  microbes 
aerobies  et  anaerobies.  De  plus  nous  avons  employe  des  milieux  speciaux: 
Bouillon  acetique  ä  1  ''/o,  bouillon  ordinaire  avec  des  cubes  de  blanc  d'oeuf, 
gelatine,  lait,  eau  physiologique  avec  des  morceaux  de  pomnies  de  terre. 
Milieux  extremement  precieux  pour  l'etude  des  Processus  de  la  putre- 
faction. 

Avant  de  decrire  la  marche  d'une  putrefaction,  nous  tenons  ä  etablir 
d'abord,  que  nous  appelons  un  microbe  actif  dans  un  momeut  donnö, 
quand  il  est  predominant  et  ä  l'etat  vegetatif.  Nous  disons  cela  parce 
que,  en  effet,  certains  auteurs  ont  demontre  dans  la  putrefaction  la 
presence,  par  exemple,  du  Bac.  perfringens  qui  se  trouvait  a  cöte 
du  Bac.  putrificus  mais  il  est  certain  que  ces  Perfringens  n'ont 
6te  isoles  qu'ä  l'aide  de  la  methode  des  spores  ou  bien  s'il  existe  dans  la 
preparation  des  batonnets  que  lui  ressembient,  ils  appartiennent  certaine 
ment  au  Bac.  mesentericus. 

Marche  de  la  putrefaction. 

Nous  döcrirons  successivemeut  la  putrefaction  d'un  intestin  d'une 
vieille  femme  de  82  ans,  d'un  enfant  de  14  mois  et  d'un  enfant  de 
19  mois. 

La  putrefaction  de  l'intestin  de  la  vieille  femme  etait  faite  dans  les 
meilleurs  conditions.  Cette  femme  etait  m orte  en  24  h.  d'une  pneumonie 
et  l'autopsie  a  ete  faite  14  h.  apres  le  deces.  Etant  donne  qu'elle  etait 
une  constipee,  nous  avons  choisi  pour  nos  experiences  son  coecum.  En 
effet,  tandis  que  la  flore  des  selles  etait  formee  de  rares  microbes  Gram- 
positifs  et  d'une  quantite  innombrable  de  spores,  celle  du  coecum  etait 
au  contraire  riebe  en  Bac.  bifidus,  en  Bac.  acetogene  «  et  ß^)  il  y 
avait  des  Coccis  de  taille  petite,  moyenue  et  grande,  l'enterocoque, 
des  microbes  en  baguette  de  tambour^),  le  Bac.  perfringens,  le 
Bac.  sporogenes  de  Metchnikoff  ä  l'etat  vegetatif.  En  outre  la 
flore  Gram -negative  etait  abondante,  tandis  que  dans  les  selles  eile  faisait 
presque  defaut.  II  y  avait  en  outre  beaucoup  de  spores.  La  reaction 
etait  neutre  au  tournesol,  l'odeur  de  scatol  etait  caracteristique.  J'ai 
porte  le  coecum  ä  l'etuve.  Apres  deux  jcurs  le  Bac.  bifidus  a  com- 
pl&tement  disparu,  les  acetogönes  sont  tres  rares.  On  voit  un  phenomöne 
trös  remarquable:  Le  Bact.  coli  deveuir  le  microbe  predominant,  les 
Coccis  diminues  on  en  voit  sur  la  preparation  irhs  rarement.  quelques- 
uns  par-ci  par-lä. 

Aussi  on  voit  en  grande  quantite  le  Bac.  sporogenes  dans  sa 
forme  caracteristique  en  tonneau,  quelques  Clements  du  Bac.  putrificus 
de  Bienstock-Tissier  et  des  microbes  en  baguette  de  lambour  qui 
appartiennent  au  Rode  IIa  III   et  au  Bac.  gazogenes   parvus^)  et 


1)  Distaso,  Sur  les  microbes  acido-tol^rants  de  la  flore  intestinale.    (Centralbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  ßd.  59.  1911.) 

2)  Quand  on  voit  sur  les  preparation  un  microbe  en  baguette  de  tambour  on  n'a 

()as  le  droit  de  dire  qu'il  est  ie  Bacillus  putrificus,   car   ils  y  a  le  Rodella  III, 
e  Bac.  gazogenes  parvus,  etc.,  qui  lui  ressembient  extremement. 

3)  ChouKiewietch,  1.  c. 


Distaso,  Sur  la  putr^faction  de  la  paroi  intestinale  de  rhomme.  223 

ses  Varietes.  II  est  trös  facile  alors  de  distinguer  ces  microbes,  car  ils 
ont  acquis  des  spores,  et  leur  forme  caracteristique,  L'odeur  est  egale- 
ment  changee.  On  sent  l'acide  butyrique  tr^s  fortement.  Apr^s  5  jours 
la  reaction  est  devenue  nettement  alcaline.  Le  tableau  de  la  flore  est 
complötement  change.  Le  Bac.  sporogenes,  le  Rodel  la  III  et  ses 
Varietes,  le  Bac.  gazogenes  ne  se  prösentent  qu'en  de  tr^s  rares 
exemplaires  et  ceux  qui  sur-vivent  se  colorent  tr^s  mal  avec  le  Gram. 
Tout  iudique,  donc,  que  leur  activite  döcline.  Pourtant  ils  se  presen- 
tent  encore  sous  forme  de  spores.  En  ce  moment  il  se  developpe  un 
microbe  nouveau  le  Bac.  putrificus  coagulans^j  en  quelques 
exemplaires  qu'on  trouve  par-ci  par-lä  sur  la  preparation.  Le  bacille 
coli  est  encore  le  microbe  predominant,  on  trouve  des  Coccis,  mais 
en  quantite  tr^s  petite.  L'odeur  butyrique  se  fait  toujours  plus  in- 
teuse  et  insoutenable.  Apres  9  jours  il  y  a  encore  un  changement 
dans  le  tableau  de  la  flore.  Le  microbe  predominant  n'est  plus  le  Bac. 
coli,  mais  un  microbe  en  baguette  de  tambour,  le  Bac.  putrificus 
coagulans.  A  cöte  on  trouve  des  Coccis.  Dans  cette  periode  il  y 
a  deux  faits  importants,  la  disparition  du  Bac.  coli  et  de  tous  les 
autres  microbes  qui  ä  eux  seuls  pouvent  faire  une  putrefaction  (sporo- 
genes etc.)  et  la  reduction  de  la  flore  ä  un  seul  microbe,  le  Bac. 
putrificus  coagulans,  car  les  Coccis  sout  en  si  petite  quantite 
qu'ils  ne  peuvent  pas  jouer  un  role  important.  L'odeur  est  nauseabonde, 
quoique  l'odeur  butyrique  est  predominante.  Ensuite  la  flore  reste  pour 
quelque  temps  la  meme,  c'est-ä-dire:  Formee  du  Bac.  putrificus 
coagulans  et  de  coccis  qui  appartiennent  aux  Streptococcus 
intestinalis  et  aux  staphylocoque  liquefaciens.  La  putrefaction  se 
serait  arretee  ä  ce  point  lä,  comme  il  se  passe  ordinairement,  quand  le 
morceau  n'est  pas  souille  exterieurement.  Mais  souvent  le  morceau  est 
souille  et  apres  cette  phase  des  autres  microbes  pullulent  ä  la  surface 
du  morceau,  tandis  que  les  autres  accomplissent  leur  oeuvre  en  dedans, 
c'est  le  Bac.  foetidus  albus  et  le  Bac.  subtilis.  L'odeur  change 
tout  d'abord.  Au  lieu  de  cette  odeur  penetrante  et  desagreable  d'acide 
butyrique  on  sent  une  odeur  tres  prononcee  de  NH3. 

Cette  flore:  Bac.  putrificus  coagulans,  Coccis,  Bac. 
foetidus  albus  et  Bac.  subtilis  restent  longtemps  ainsi  sans 
detruire  le  morceau,  mais  en  le  rendant  comme  un  parchemin  qui  meme 
apres  longtemps  n'est  pas  dissout  complötement  devenant  une  masse 
noiratre. 

En  resume  une  putrefaction  de  la  paroi  intestinale  de  l'homme 
adulte  passe  par  3  etapes  distinctes : 

1)  La  phase  de  reduction  de  la  flore  intestinale,  c'est-ä-dire  celle 
de  la  disparition  des  microbes  delicats  ä  biologie  normale  et  pullulation 
du  Bac.  coli.  La  flore  prend  l'aspect  tout  ä  fait  special  que  nous  avons 
decrit.  Dans  cette  phase  le  milieu  devient  extremement  alcalin,  l'odeur 
de  scatol  se  change  en  celui  d'acide  butyrique. 

2)  Phase  des  ferments  anaerobies  oü  l'unique  microbe  actif  est  le 
Bac.  putrificus  coagulans.     On  trouve  k  cöte  de  rares  coccis. 

3)  Phase  des  ferments  aerobies  ou  phase  ammoniacale.  Dans  cette 
phase  se  developpent  les  microbes  aerobies  stricts  qui  transforment  les 
produits  complexes  en  produits  trös  simples  et  operent  la  desintegration 
totale  de  la  paroi  intestinale. 

1)  Distaso,  Sur  les  microbes  proteolytiques  des  la  flore  intestinale  de  l'homme 
et  des  animaux.    (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  ßd.  59.  1911.) 


224  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Les  phases  que  nous  avons  etudiees  in  vitro  doivent  etre  les 
meines  que  Celles  qui  se  passent  dans  la  uature. 

Putrefaction  de  la  paroi  intestinale  chez  un  entant  de 
14  mois,  mort  de  diarrhee  ä  Bac.  proteus. 

La  flore  est  faite  de  tr^s  peu  de  microbes  differents.  La  röaction 
est  neutre,  Sur  les  preparations  la  tlore  G  ram -positive  est  la  pre- 
dominaute.  On  voit  de  rares  coccis  de  grande  et  de  petite  taille,  des 
acetogene  et  une  grande  quantite  de  Bac.  bifidus.  La  tlore  Gram- 
negative  est  aussi  assez  abondante  eile  est  composee  en  grande  partie 
de  Bac.  coli  et  de  Bac.  proteus,  mais  au  contraire  les  spores  du 
Bac.  per  fr  in  gen  s  semblent  etre  absentes.  Petit  ä  petit  apr^s  öjours 
la  reaction  tente  ä  devenir  alcaline.  La  flore  subit  le  changement  cor- 
respondant  ä  la  phase  de  reduction,  mais  il  n'y  a  pas  la  poussee  ni  du 
Bac.  sporogenes,  ni  du  Bac.  perfringens,  ni  du  Bac.  putri- 
ficus  Bienstock-Tissier.  Apres  9  jours  la  reaction  devient  nettement 
alcaline.  La  flore  Gram -negative  est  celle  qui  domine  entierement  dans 
les  preparations;  on  voit  tres  rarement  quelques  diplocoques  Gram- 
positifs.  Les  especes  dans  ce  moment  sont  reduites  ä  trois  le  Bac. 
proteus,  le  Bac.  coli  et  quelques  Coccis.  Apres  13  jours  l'odeur 
est  desagreable  insoutenable.  II  y  a  un  melange  d'odeur  d  acide  buty- 
rique  et  de  putrefaction.  Dans  ce  moment  commencent  ä  apparaitre  des 
microbes  ä  baguette  de  tambour,  mais  on  les  voit  encore  en  nombre 
tres  rare. 

Apr^s  20  jours  leBac.  putrificus  coagulans  domine.  A  cöte 
de  lui  on  voit  quelques  microbes  Gram-negatifs  et  de  tres  rares 
Coccis.  Dans  ce  temps  de  l'apparition  et  du  developpement  extra- 
ordinaire  du  Bac.  putrificus  coagulans,  l'odeur  butyrique  est 
encore  plus  remarquable.  A  cette  epoque  l'ensemencement  du  Bac. 
coli  est  toujours  negatif.  Dös  ce  moment  on  voit,  donc,  que  ces  deux 
microbes  ont  une  vie  incompatible  Tun  avec  l'autre.  II  est  certain  que 
les  produits  de  metabolisme  de  Tun  sont  nuisibles  ä  la  vie  de  l'autre. 
Apres  un  mois  et  14  jours  le  Bac.  putrificus  coagulans  com- 
mence  ä  perdre  son  activite  vegetative,  car  il  prend  le  Gram  par  la 
place  seulement  et  il  donue  une  grande  quantite  de  spores.  Puis  les 
microbes  diminuent  de  nombre.  Leur  activite  somble  flechir,  on  voit  ä 
cöte  d'une  debäcle  microbienne,  des  bätonnets  Gram-negatifs  qui  sont 
des  Bac.  proteus  et  quelques  rares  Coccis. 

Apres  3  mois  et  20  jours  les  choses  restent  ä  peu  pres  dans  cet 
etat.  Mais  pourtant  l'attaque  de  la  paroi  intestinale  se  continue 
jusqu'ä  sa  dissolution  coraplöte.  II  se  forme  une  bouillie  horriblement 
putride  qui  laisse  emaner  une  odeur  caracteristique  de  NHg  et  d'acide 
butyrique.  La  reaction  est  extremement  alcaline  les  microbes  existants 
sont  le  Bac.  proteus,  le  staphylocoque  et  quelques  Bac.  putri- 
ficus coagulans.  Le  resultat  est  le  meine  dans  les  putrefactions 
avec  le  Bac.  pyocyanique. 

Cette  etude  est  interessante  ä  plusieurs  points  de  vue.  Tout  d'abord 
nous  avons  pu  etablir  la  marche  d'une  putrefaction  ä  Bac.  proteus 
qui  reste  active  jusqu'ä  la  tin  de  la  putrefaction,  et  il  est  capable  d'operer 
la  dissolution  complete  de  la  paroi  intestinale.  Ce  fait  a  ete  observe 
seulement  avec  l'intestin  des  enfants,  l'intestin  de  l'adulte  en  presence 
de  Bac.  proteus  ne  se  dissout  jamais.  II  est  une  Observation  que  nous 
avons  faite  constamment  que  l'intestin  de  l'adulte  contient  une  grande 
quantite   de   graisse.     Les   microbes    anaerobies   de   la   putrefaction    qui 


Distaso,  Sur  la  putr^faction  de  la  paroi  intestinale  de  l'honime.  225 

d'apres  les  observations  de  Tissier  etMartelly^)  söcrötent  une  lipase 
Uhs  active,  attaqueraient  avec  une  vigueur  tout  ä  fait  reniar([uable  cette 
substance  qui  est  transformee  en  un  liquide  huileux  qui  baigne  le 
morceau.  Or,  cette  substance  serait  capable  d'arreter  une  putrefaction. 
En  effet,  apr^s  qu'une  putrefaction  de  morceau  d'intestin  est  arrivee 
ä  l'apogee  du  processus  putrefactif  nous  avons  j'ete  le  liquide  huileux, 
lav6  la  piece  et  remis  encore  ä  l'etuve.  Le  resultat  etait  que,  le  morceau 
ne  sentait  plus  l'acide  butyrique,  mais  au  contraire  la  putrefaction  typique. 
Pourtant  les  parois  sont  restees  intactes  aussi  cette  fois.  Ce  fait  de  la 
resistence  de  la  paroi  intestinale  aux  microbes  les  plus  puissants  de  la 
putrefaction  nous  reste  inconnu. 

Putrefaction  de  la  paroi  intestinale  d'un  enfant  de 
19  mois,  faite  a  la  temperature  de  la  chambre. 

La  flore  du  gros  intestin  est  tres  variee.  Elle  presente  l'aspect 
decrit  par  Tissier 2).  Apres  8  jours  la  preniiere  phase  est  dejä  com- 
pletement  etablie.  Au  debut  meme  proliferation  du  Bac.  coli  et  dispa- 
rition  des  microbes  de  la  flore  intestinale.  II  y  a  quelques  rares  Bac. 
perfringens  ä  l'etat  vegetatif. 

Mais  apr^s  14  jours,  il  y  a  l'apparition  du  Bac.  putrificus 
Bienstock-Tissier  en  quelques  exemplaires  seulement.  Ce  microbe 
se  substitue  graduellement  au  für  et  ä  mesure  que  le  Bac.  coli  dispa- 
rait,  comme  d'ailleurs  cela  se  passe  dans  toutes  les  putrefactions  etudiees. 
Apres  1  mois  et  8  jours  le  Bac.  coli  a  en  eftet  disparu  et  le  Bac. 
putrificus  (Bienstock-Tissier)  en  est  le  microbe  predominant.  A  cöte 
on  voit  de  rares  coccis.  Cette  putrefaction  continue  ä  marcher  ainsi 
sans  que  le  Bac.  putrificus  coagulans  ait  le  temps  d'apparaitre 
et  de  developper  son  activite.  Les  parois  de  cet  intestin  ne  sont  pas 
dissoutes. 

Les  conclusions  qui  se  degagent  de  nos  observations,  nous  les  pou- 
vons  resumer  ainsi:  Des  3  types  de  putrefaction  ötudiee  la  premiere  et 
la  deuxieme  se  sont  faites  avec  le  concours  des  microbes  aerobies  stricts 
ou  facultatifs,  qui  sont  capables  d'achever  le  processus  de  desintegration. 
C'est-ä-dire  il  y  a  besoin  pour  l'accomplissement  des  processus  de 
desintegration  de  ferments  qui  donnent  des  produits  simples  comme 
NH3,  H,  COo. 

Dans  cette  categorie  de  microbes  on  doit  inclure  aussi  le  Bac. 
subtilis  qui  comme  nous  verrons  dans  la  II  partie  de  ce  travail  est 
capable  d'achever  cette  transformation,  car  les  anaerobies  les  plus  puis- 
sants ä  eux  seuls  ne  sont  pas  capables  d'accomplir  le  processus.  Mais 
pourtant  la  desintegration  complete  de  la  paroi  intestinale  en  presence 
du  Bac.  Proteus,  de  Bac.  pyocyanique  ou  de  microbes  du  groupe 
subtilis  dans  nos  experiences  se  faisaient  seulement  quand  il  s'agissait 
d'intestins  d'enfant  ou  de  chimpanses.  Jamals  il  ne  nous  est  arrive 
d'observer  la  meme  phenomene  avec  l'intestin  de  l'adulte,  quoique  le 
Bac.  Proteus  fut  present.  La  presence  de  ce  liquide  huileux  qui, 
comme  nous  l'avons  montre,  se  forme  gräce  ä  l'action  des  lipases  secre- 
tees  par  les  microbes  anaerobies,  ne  peut  non  plus  nous  expliquer  ce 
fait,  car,  nous  avons  vu  aussi  qu'en  enlevant  rette  huile,  la  paroi  in- 
testinale reste  pendant  longtemps  sans  etre  touchee. 

La  Siöme  putrefaction  nous  montre  un  fait  d'interet  capital,  ä  savoir, 
la   Substitution    des    microbes   de    la   putrefaction.     En   effet,   ici   nous 

1)  loc.  cit. 

2)  Tissier,  Ann.  Inst.  Pasteur.  1908. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62  Hcft  3/4.  15 


226  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

avons  vu  que  le  Bac.  putrificus  coagulans  n'apparaissait  pas  et 
etait  substitue  par  le  Bac.  putrificus  (Bienstock-Tissier).  En  autre 
fait  important  se  degage,  ä  savoir  que  les  microbes  anaerobies  les  plus 
puissants  ne  sout  pas  capable  de  dissoudre  la  paroi  intestinale. 

II  est  encore  un  fait  digne  de  remarque  pour  l'etude  de  la  flore 
intestinale  que  tant  qu'existe  le  Bac.  coli,  le  Bac.  putrificus  n'est 
jamais  capable  de  developper  son  action.  C'est  seulement  plus  tard, 
quand  le  Bac.  coli  est  mort  qu'il  developpe  toute  son  activite.  Ce  fait 
du  reste,  on  l'observe  aussi  in  vitro  quand  on  met  une  parcelle  de 
selles  dans  un  tube  de  bouillon  blanc  d'oeuf.  Nous  verrons  aussi  dans 
la  II  partie  de  ce  travail  quelle  est  l'explication  de  ce  fait  tres  im- 
portant. Constatation  de  haute  interet  car  ainsi  un  organe  sans  defense 
comme  le  gros  intestin,  se  trouve  ä  l'abri  des  mefaits  qui  pourraient 
resulter  de  la  stase  intestinale.  Nous  avons  etablie  trois  phases,  par 
lesquelies  passe  la  putrefaction  intestinale: 

1)  Phase  de  reduction  de  la  flore  intestinale  qui  prend  un  aspect 
tout  ä  fait  special.  Le  Bac.  coli  est  le  microbe  predominant,  de 
rares  Coccis,  de  rares  Rodella  III  et  Bac.  gazogenes  et  des 
especes  putrefiantes  comme  le  Bac.  perfringens  le  Bac.  sporo- 
genes  Metschnikoff  et  le  Bac.  putrificus  Bienstock-Tissier. 
Dans  cette  phase  le  milieu  devient  alcalin,  l'odeur  de  scatol  se  change 
en  celui  d'acide  butyrique. 

Dans  la  putrefaction  de  la  paroi  intestinale  des  enfants  la  flore  est 
encore  plus  reduite;  car  le  Bac.  sporogenes  Metschnikoff  et  le  Bac. 
putrificus  Bienstock-Tissier  ne  se  presentent  pas,  quand  la  putrefaction 
se  fait  avec  le  Bac.  putrificus  coagulans. 

2)  Phase  des  ferments  anaerobies  stricts:  (Bac.  putrificus  co- 
agulans et  rarement  du  Bac.  putrificus  Bienstock-Tissier)  oü  ce 
dernier  est  l'unique  microbe  actif.  On  trouve  ä  cöte  quelques  rares 
Coccis  qui  ne  prennent  aucune  partie  ä  ce  processus,  mais  qui  peuvent 
resister  aux  poisons  secretes  par  les  microbes  de  la  putrefaction.  Aussi 
dans  les  putrefaction s  äBac.  proteus,  ce  dernier  est  toujours  prä- 
sente dans  cette  phase. 

3)  Phase  des  ferments  aerobies  ou  phase  ammoniacale  dans  laquelle 
la  desintegrations  de  la  maliere  albuminoide  se  poursuite  jusqu'ä  la 
formation  d'ammoniaque.  Ces  3  phases  doivent  aussi  etre  Celles  qui 
se  fönt  dans  la  nature,  oü  il  y  a  un  mutualisme  des  plus  raffines  entre 
les  ferments  ä  biochimisme  different. 

Entre  outre  le  Bac.  perfringens  ne  joue  aucun  röle  dans  la 
putrefaction  de  la  paroi  intestinale.  La  biologie  de  ce  microbe  nous  dit, 
qu'il  doit  en  etre  ainsi.  On  sait  en  efi'et,  tout  d'abord,  que  ce  micro- 
organisme  est  un  faible  ferment  des  albumines,  on  sait  en  outre  que 
mis  dans  un  milieu  alcalin,  il  commence  ä  vegeter,  mais  ne  tarde  pas 
ä  donner  des  spores,  II  aime  au  contraire  le  milieu  acide,  comme  nous 
le  montrerons   dans  les  essais  de  transformation  de  la  flore  intestinale. 

II  y  a  pourtant  un  fait  inexpliqu6  pour  nous:  pourquoi  ces  microbes 
se  succ^dent-ils  ainsi?  On  a  fait  deux  hypotheses:  1)  qu'ils  disparaient 
parce  que  la  nourriture  pour  eux  n'existe  plus,  2)  que  Tun  prepare  le 
milieu  de  l'autre.  On  ne  saurait  soutenir  ni  l'une  ni  l'autre  de  ces 
hypotheses  par  des  arguments  vraiment  scientifiques.  La  premiere  hypo- 
th^se  ne  tient  pas  devant  ce  fait  que  le  Bac.  coli  ne  resiste  pas  k  la 
poussee  du  Bac.  putrificus,  avec  lequel  il  pourrait  former  cependant 
le  plus  bei  exemple  de  mutualisme,  car  le  Bac.  putrificus  determine 


Distaso,  Sur  la  putröfaction  de  la  paroi  intestinale  de  rhomme.  227 

une  d6composition  des  albumines,  dont  le  Bac.  coli  peiit  trös  bien  se 
suffire  et  largenient. 

La  derniere  hypothöse  est  aussi  faible,  que  la  premiöie.  On  ne 
peut  l'admettre  en  effet,  quand  on  sait  qu'en  detruisant  par  la  chaleur 
le  Bac.  coli  dans  un  tube,  les  microbes  de  la  putrefaction  poussent 
d'emblee  et  en  plus  dans  le  meme  tube  le  milieu  depuis  le  commence 
ment  est  tres  alcalin,  il  y  a  donc  ici  vraisemblablement  une  loi  qui 
regit  leur  apparition. 

II  est  un  fait  bien  etabli,  cependant,  dans  la  putrefaction,  c'est  que 
chaque  raicrobe  qui  prend  part  ä  ce  processus  suive  dans  la  poussee 
la  meme  evolution.  Des  que  nous  avous  aflfaire  au  fond  ä  2  microbes, 
le  Bac.  coli  et  le  Bac.  putrificus  coagulans,  comme  c'est  le  cas  de 
la  putrefaction  de  la  paroi  intestinale  de  l'enfant,  cette  seniplicite  nous 
permet  quelques  considerations. 

Nous  voyons,  en  effet,  constamment  ce  fait  que  deux  microbes  se 
succedent  et  que  Tun  devient  actif  ä  son  tour  quand  l'autre  a  disparu. 
Pourquoi  Tun  disparait-ilV  pourquoi  l'autre  attend-il  cette  disparition 
pour  devenir  actif?  II  est  certain  comme  nous  le  demontrerons  dans 
la  2^^™^  partie  de  ce  travail,  que  les  produits  secretes  par  le  Bac. 
coli  doivent  etre  capables  d'empecher  le  developpement  du  Bac.  putri- 
ficus coagulans.  Ce  fait  du  reste  est  tres  simple  ä  verifier.  On 
ensemence  deux  tubes  bouillon  blanc  d'oeuf  avec  des  selles,  on  chauffe 
Tun  deux  ä  60"  pendant  1  b.,  l'autre  n'est  pas  chauflPe.  On  observe,  en 
effet,  que  dans  le  tube  chauffe  la  Proteolyse  commence  vite,  tandis  que 
dans  l'autre  eile  se  fait  attendre  jusqu'ä  la  disparition  du  Bac.  coli, 
ou  bien  eile  ne  se  fait  jamais.  Mais,  fait  tres  important,  il  y  a  dans  ce 
dernier  cas  aussi  des  microbes  de  la  putrefaction.  Ce  fait  nous  fait 
penser  que  en  effet  le  Bac.  coli  par  ses  produits  est  capable  d'empecher 
le  developpement  des  microbes  proteolytiques  ou  tout  au  moins  de 
neutraliser  leur  diastase.  Ces  produits,  pourtant,  ne  sont  pas  capables 
d'arreter  une  putrefaction. 

Mais  pourquoi  le  Bac.  coli  meurt-il?  II  est  une  loi  generale  dans 
le  monde  des  bacteries  que  les  microbes  sont  tues  par  les  produits, 
qu'ils  donnent,  loi  generale  en  biologie  du  reste  ^).  Aussi  dans  la  putr6- 
dans  la  putrefaction  le  Bac.  coli,  comme  dans  un  tube  de  culture,  se 
tue  probablement  par  les  produits  de  son  metabolisme  et  le  Bac. 
putrificus  peut  ainsi  deployer  son  activite. 

II  est  une  autre  queslion  qu'il  est  necessaire  de  discuter  ici:  qu'est- 
ce  qu'on  doit  compreudre  par  esp^ces  putrefiantes,  quelles  sont  ces 
esp^ces  dans  la  putrefaction  de  la  paroi  intestinale?  Qu'est  ce  que 
signifie  putrefaction?  Si  nous  prenons  par  exemple  le  pouvoir  de  dis- 
solution  que  chaque  microbe  peut  exercer  vis-ä-vis  de  la  paroi  in- 
testinale; nous  avons  vu  qu'aucun  des  anaerobies  les  plus  puissants 
n'est  capable  d'operer  tel  i)rocessus  et  que  seulement  la  succession  de 
microbes  ä  biochimie  differente  peuvent  l'operer  et  pourtant  ils  sont 
des  putrefiants.  Si  nous  nous  attachons,  comme  ont  fait  plusieurs 
auteurs,  ä  döfinir  la  putrefaction  par  l'odeur  mauvaise,  nous  avons  vu 
que  des  le  debut  l'odeur  etait  nauseabonde  et  nous  serons  oblige  d'ad- 
mettre  le  Bac.  coli,  le  streptocoque,  le  Rodella  III,  le  staphylo- 
coque  blanc  et  ses  varietes,  le  Bac.  proteus,  pyocyanique,  le  Bac. 
mesentericus,    le    Bac.    perfringens,    le    Bac.    sporogenes, 

1)  Un  autre  exemple  en  est  le  Bac,  perfringens.  Ce  microbe  se  tue  dans  les 
milieuz  sucrös  par  l'acide  butyrique,  qu'il  donne. 


228  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

le  Bac.  putrificus  (Bienstock-Tissier-Metschnikoff)  et  notre  Bac. 
putrificus  coagulans  sont  chacun  ä  leur  tour  des  raicrobes 
putrefiants.  Ainsi  Salus  (loc.  cit.)  dans  son  etude  definit  la  putre- 
faction  «la  decomposition  par  les  microbes  anaerobies  des 
substances  albuminoides  qui  laissent  apres  elles  des 
produits  de  haute  composition  moleculaire.  Les  produits 
gazeux  de  ces  microbes  sentent  tres  mauvais.  Les  Pro- 
cessus de  putr6faction  se  terminent  laissant  des  parties 
non  decomposees  resistantes  et  en  grande  quantite».  Si 
cette  döfinition  repondait  ä  ce  qui  se  passe  dans  la  nature,  il  n'y  aurait 
plus  de  transformation  de  l'azote,  et  la  terre  ne  serait  plus  fertile  et 
nous  ne  pourrions  plus  vivre.  Mais  ce  qui  est  plus  interessant,  c'est 
que  Salus  meme  admet  dans  la  putrefaction  des  vegetaux  (Verwesung) 
que  la  substance  organique  disparait  entierement.  Je  ne  saurais  com- 
prendre  cette  distinction.  En  effet,  la  substance  organique  des  cadavres 
disparait  corapletement,  comme  disparait  la  substance  organique  d'une 
plante.  Nous  avons  montre  aussi  que  dans  la  putrefaction  de  la  paroi 
intestinale  il  y  a  la  reduction  par  l'oeuvre  des  anaerobies  facultatifs  en 
Corps  simple  comme  le  NHg  que  nous  pouvons  constater  avec  nos  sens. 
Donc  il  existe  vraiment  trois  etapes,  telles  que  nous  les  avons  döcrites. 
et  ces  etapes  correspondent  ä  ce  qui  se  passe  dans  la  nature,  soit  chez 
les  vegetaux  soit  chez  les  animaux.  Les  differents  processus  en  question 
sont  faits  par  des  microbes  differents  qui  aboutissent  finalement  aux 
memes  resultats.  Un  exemple  typique  c'est  la  putrefaction  du  lait.  II 
s'agit  ici  d'albumine  animale  et  la  putrefaction  ne  se  fait  pas  comme 
pour  la  viande. 

Dans  les  processus  de  la  putrefaction  il  y  a  donc  des  especes  qui 
sont  propres  ä  certaines  periodes  et  leur  produits  sont  repris  et  detruits 
par  d'autres  especes.  II  se  degage  par  consequent  de  ce  que  nous 
venons  d'exposer  qu'il  y  a  des  especes  qui  concourent  a  faire  la  putre- 
faction, mais  chacune  d'elle  n'est  pas  capable  de  faire  toute  seule  une 
putrefaction  complete.  Ainsi  nous  sommes  oblige  de  tenir  comme  bien 
distincts  les  processus  qui  s'accomplissent  en  culture  pure  dans  nos 
milieux  artificiels,  et  ce  qui  se  passe  dans  la  nature. 

C'est  un  fait  que  chacun  peut  observer  que  la  phase  du  Bac. 
putrificus  coagulans  est  marquee  dans  la  decomposition  de  l'intestin 
par  la  production  de  l'acide  butyrique,  tandis  que  le  meme  microbe  en 
culture  pure  et  dans  les  milieux  de  fibrine  ou  avec  les  cubes  de  blanc 
d'oeuf  cuit,  ne  donnent  jamais  cette  odeur. 

La  flore  que  nous  venons  de  voir  dans  la  putrefaction  de  la  paroi  in- 
testinale, nous  rappelle  ce  que  nous  avons  vu  dans  la  flore  du  meconium. 
Cette  flore  qui  s'installe  des  le  debut  de  la  vie  reste  ainsi  pendant  toute 
la  vie  de  l'homme.  Cette  flore  ne  quittera  jamais  l'intestin  humain, 
eile  est  comme  un  h^ritage  que  l'intestin  humain  regoit  de  l'ambient 
oü  il  commence  ä  vivre.  L'idee  en  effet  d'une  flore  fon  damentale- 
obligatoire  doit  se  reduire  ä  cette  conception  si  on  veut  rester  dans 
la  verite,  car  nous  avons  vu  dans  les  pages  precedentes  qu'elle  ne  dis- 
paraissait  jamais.  La  flore  fluctuante  est  celle  que  nous  pouvons  ä 
notre  aise  peut-etre  changer,  reduire  ou  detruire,  tandis  que  cette  flore 
de  la  putrefaction  est  celle  qui  est  en  meilleur  symbiose,  avec  les  sucs 
intestinaux.  Elle  ne  craignent  ni  l'alcalinite,  ni  l'acidite  moderne,  meme 
si  l'acidite  est  tr^s  grande  cette  flore  se  reduit  ä  une  vie  latente,  sans 
perdre  jamais   le   pouvoir   de   se   dövelopper,   quand   l'occasion   lui  sera 


Debono,  On  sorae  anaerobical  bacteria  of  the  normal  human  intestine.       229 

favorable.  Les  autres  microbes  que  nous  retrouvons,  ont  au  contraire 
une  biologie  et  uue  adaption  tout  a  fait  speciales,  ils  ne  sont  pas  si 
faciles  ä  contenter  comme  ceux  de  la  flore  de  la  putrefaction. 

C'est  Sans  doute  parce  qu'ils  trouvent  ici  reunies  toutes  les  meilleures 
conditions  voulues  de  leur  existence  que  ces  microbes  de  la  putrefaction 
normale  de  l'intestin  ont  une  vitalite  si  persistante  et  comme  il  fallait 
s'y  attendre  c'est  avec  ces  memes  microbes  que  nous  introduisons  dans 
notre  organisme  des  la  naissance  que  s'operera  la  putrefaction  de  la 
paroi  intestinale. 


Nachdruck  verboten. 

On  some  anaerobical  bacteria  of  the  normal  human 

intestine  0. 

[From  the  Bacteriological  Department  of  the  Royal  Institute  of 
Public  Health  London.] 

By  P.  Debono,  M.  D.,  Malta,  D.  P.  H. 

With  G  figures. 

Until  comparatively  recent  times  the  bacterial  flora  of  the  intestine 
has  received  little  attention,  and  its  importance  as  a  factor  of  health 
and  disease  has  hardly  beeu  recognized. 

This  is  no  doubt  due  to  want  of  knowledge   as   to   its   composition. 

After  Escherich,  the  first  one  to  study  seriously  the  intestinal 
bacteria  was  Tissier,  who  in  1900  published  his  classical  work  on  the 
flora  of  infants  and  young  children. 

With  Tissier,  Rodella,  Bienstock,  Klein,  and  Metchni- 
koff  made  it  the  subject  of  some  of  their  studies. 

The  subject,  however,  is  far  from  being  exhausted.  Through  the 
kindness  of  Dr.  Distaso  of  the  Royal  Institute  of  Public  Health  I  have 
been  enabled  to  study  several  anaerobes  isolated  by  him  on  ditferent 
occasions  from  faeces;  of  these  I  have  chosen  the  following  which  I 
believe  to  be  of  some  interest  as  the  subject  of  my  communication. 

I  need  not  dwell  on  the  methods  employed  for  Isolation  and  culti- 
vation ,  for  the  usual  technique  was  followed.  The  organisms  to  be 
described  belong  to  the  following  classes: 

1)  Proteolytic  Bacilli. 

2)  Peptolytic  Bacilli. 

I.  Proteolytic  Bacilli. 

Bacillus  sporogenes  coagulans. 

This  organism  appears  as  straight  rods  about  the  size  of  B.  an- 
thracis,  with  rounded  ends,  very  regulär  in  shape  and  showin g,  in 
young  cultures,  a  striking  uniformity  in  size.  It  does  not  form  chains, 
is  slightly  motile,  and  gram  positive. 

It  spores  readily  in  all  media,  the  spores  are  oval  and  occupy  almost 
half  the  length  of  the  Bacillus;  generally  they  are  subterminal  but  some 
are   median.     They  give  rise   to  a  well  marked  bulging  of  the   bacillary 


1)  Paper  read  before  the  Coneress  of  the  Royal  Institute  of  Public  Health  io 
Dublin. 


230  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

body,  the   median  spores  causing  the  Bacillus  to  assume  the  shape  of 
a  Clostridium. 

Growth    takes    place    only    under    strictly 
jo  anaerobic   conditions.      In    deep    glucose    agar 

^    ^      (/ (/       y^       colonies  appear  as   small  yellowish   dots.     As 

these   grow   larger   the    central   part    becomes 


A    ^-;^  dense  opaque   and  assumes  a  spherical   shape; 

(/    £^        the  peripheral  part  is  much  less  dense  and  has 


/  ^ 


.  ^  no   well   defined   niargin.     If  the   colonies   are 

Q  V  ^      not   too  crowded  they  may  reach  2—3  mm   in 

^  diameter.     Old  colonies  have  a  decided  brown 

tint.     Microscopically  the   central  part   is  quite 
opaque  while  the  peripheral   is   very   granulär 
and  without  any  detinite  margin. 
Fig.  1.  The  medium  is  fissured  by  gas  but  remains 

Bac.  sporogenes  coagulans.      clear.     The   bacillus   grows  well   both   in  piain 

and  in  sugar  gelatine,  rapidly  inducing  lique- 
faction  and  turbidity  of  the  medium.  Growth  ceases  at  about  one  third 
of  an  inch  from  the  top.  The  cultures  give  off  a  nasty  smell  of  putre- 
faction  and  spores  are  very  abundant. 

In  broth  it  gives  rise  to  a  uniform  turbidity,  cooked  white  of  egg 
both  in  broth  and  in  saline  Solution  is  vigorously  attacked  and  dissolved 
completely  in  3—4  days. 

Milk  after  24  hours  incubation  is  turned  into  a  solid  clot  and  a 
small  quantity  of  clear  serum,  the  clot  is  subsequently  acted  upon  and 
dissolved  from  without  inwards  so  that  it  appears  smaller  and  smaller 
without  losing  its  shape. 

It  ferments  glucose  with  production  of  acid  and  gas,  having  a  rancid 
smell  of  butyric  acid  but  it  does  not  act  upon  other  sugars. 

Biologically  and  culturally  this  organism  approaches  the  Bac.  bi- 
fermentans  sporogenes  described  by  Tissier,  but  is  not  quite 
identical  with  it.  It  differs  slightly  in  the  shape  of  the  colonies,  the 
shape  of  the  spores,  and  above  all  in  milk  culture.  It  is  sharply 
diiferentiated  from  the  members  of  the  Tetanus  group  by  the  size  and 
shape  of  the  spores,  these  organisms  almost  always  showing  the  charac- 
teristic  drumstick  form,  it  also  differs  from  these  in  the  way  it  acts  upon 
milk  and  in  liquifying  gelatine  much  more  quickly. 

The  shape  of  the  spores  and  the  appearance  of  these  colonies  are 
rather  similar  to  those  of  Clostridium  foetidum  described  by 
Liborius  and  Sanfelice,  but  this  organism  gives  rise  to  a  great 
deal  of  gas,  a  property  which  is  not  shared  by  the  Bacillus  described 
above,  several  strains  of  the  Clostridium  have  been  isolated  and 
described,  thus  Lüderitz  described  one  under  the  name  of  B.  magnus 
liquefaciens,  while  Gärstner  described  6  others  having  slightly 
ditferent  characters.  These  authors,  however,  do  not  give  a  sufficiently 
detailed  description  to  enable  one  to  differentiate  clearly  between  the 
Bacillus  described  by  them  and  the  one  described  above ^). 

I  therefore  believe  that  this  is  an  organism  hitherto  undescribed, 
closely  allied  to  the  B.  bifermentans  sporogenes  and  propose  to 
call  it  B.  sporogenes  coagulans.    D i s t a s o -)  has  described  several 


1")  Jungano  et  Dietaso,  Les  anaerobies.    Paris  1910. 

2)  Distaso,  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  1.  Orig.  Bd.  59.  1911.  p.  97. 


Debono,  On  some  anaerobical  bacteria  of  the  normal  human  intestine.       231 

varieties  belonging  to  this  group,  but  the  above  organism  is  distinct 
from  them  all. 

Bacillus  putrificus  ovalaris. 

This  second  organism,  belonging  to  the  class  of  proteolytic  Bacilli 
was  isolated  for  the  first  time  from  putrid  meat,  but  subsequently 
Distaso  has  come  across  it  in  faeces.  It  usually  presents  itself  as 
straight  or  curved  rods,  rather  smaller  than  the  Bacillus  of  Welch 
(3 — 4  ,«X6— 8  /<)  with  rounded  ends.  Its  size, 
however,  is  rather  variable,  long  and  short  as  . 

well   as   Short    chains  0,4—8   eleuients    being  |      -^    '^ 

frequently  met  with.  Q  \ 

It  is   mobile   and   stains   by   Gram.     It  ^       (\        f    "^ 

forms    spores    in    all    media,    the    spores    are  y^         1       ' 

oval    and    are    attached    to    the    ends    of    the      /  J 

bacilli.     In  gelatine  cultures   free  oval  spores  y     P 

are  to  be  met  with.  '^  ^  ^ 

Its   colonies   in   deep    glucose   agar   have  t  "^  ^  — ^=» 

the  following  characters:  At  first  they  appear  h      *=''^ 

as   small  points,  just   evident   after  24  hours'  Fig.  2. 

incubation,   after  48  hours   they   have   grown         ß^^.  putrificus  ovalaris. 
and  assumed  the  shape  of  small  spheres,  some 

are  very  coherent  and  can  be  nioved  about  the  medium  with  the  point 
of  the  pipette;  on  the  third  day  the  colonies  are  still  larger  and  have 
acquired  a  brownish  tint,  they  appear  surrounded  by  a  narrow  zone 
of  granules  which  in  some  cases  form  a  well  marked  areola  round  the 
colony. 

Microscopically  they  are  quite  opaque  granulär,  and  without  a  definite 
margin.  No  colonies  are  found  within  \  inch  from  the  top  showing 
that  the  Bacillus  is  a  strict  anaerobe,  gas  formation  is  very  scanty. 

In  gelatine  it  grows  both  at  37  and  at  22^  C;  liquefaction  is  cora- 
plete  within  3  days,  the  medium  is  uniformly  clouded,  more  so  in  the 
sugar  than  in  the  piain  gelatine,  but  in  both  the  turbidity  does  not 
extend  beyond  \  inch  from  the  top.  After  some  time  the  medium 
clears  up  somewhat  and  a  slimy  deposit  is  formed  at  the  bottom  of  the 
tube;  spores  are  very  abundant  in  this  sediment.  White  of  egg  is  slowly 
attacked  and  rendered  translucent  before  being  dissolved.  The  cultures 
develop  a  nasty  small  of  putrefaction.  It  grows  in  peptone  broth  giving 
rise  to  a  uniform  cloud  but  no  indol. 

Milk  is  very  slowly  acted  upon,  it  is  rendered  acid  and  peptonized 
without  being  coagulated.     The  process  occupies  4 — 6  days. 

Of  sugars  it  attacks  glucose  and  lactose,  producing  acid  and  very 
little  gas,  smelling  both  of  butyric  acid  and  of  skatol,  it  produces  some 
acid  from  cane-sugar  but  does  not  act  upon  dulcite. 

Both  morphologically  and  culturally  this  Bacillus  approaches  the 
Bac.  putrificus  (Bienstock)  but  differs  from  it  in  some  particulars, 
thus  it  acts  much  more  readily  upon  sugars  and  gelatine;  and,  what  I 
believe  to  be  rather  important  the  spores  are  almost  always  oval  and 
not  round  like  those  of  the  Bac.  putrificus.  I  am  therefore  inclined 
to  think  that  this  Bacillus  is  a  variety  of  Bac.  putrificus  with 
oval  spores. 

The  following  4  micro-organisms  belong  to  the  classe  of 


232  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

II.  Peptolytic  Bacilli. 

Bacillus  fissus. 
This  is  the  first  organism,  belonging  to  this  group.  It  was  isolated 
from  faeces  obtained  from  the  artificial  anus  of  a  child  operated  upon 
for  enlerostoniy.  It  is  a  rod  shaped  organism  of  variable  size,  usually 
with  rounded  ends  but  sometimes  with  Square  ends,  curved  forms,  fila- 
ments  and  chains  are  common  even  in  recent  cultures,  while  some  of 
the  bacilli  exhibit  a  beaded  appearance.     It  is  gram  positive  and  motile. 

It  readily  sporulates  in  all  media,  the 
spores  are  small  oval,  usually  subterminal  and 
but  slightly  deform  the  Bacillus.  Occasion- 
ally  the  longer  bacilli  are  seen  to  contain 
2  spores,  one  near  each  end.  This  organism 
grows  anaerobically.  In  deep  glucose  agar  the 
colonies  are  white  small  and  circular;  there  is 
some  gas  formation  and  the  medium  is  clear. 
Microscopically  they  appear  very  granulär, 
almost  opaque,  white  and  surrounded  by  a 
narrow  zone  of  granules. 

It   grows   on   gelatine   both  at  37  and  at 

Fig.  3.  22^  C  without  liquefying  it.    At  37«  C  it  grows 

Bac.  fissus.  as  a  white  deposit  at  the  bottom  of  the  tube, 

the   medium   remaining   clear;    at  22°  C   the 

colonies  appear  as  small  brownish  dots,  which  under  the  microscope  are 

seen  to  be  circular,  yellowish  browu  opaque  and  with  well  defined  margins. 

There  is  some  production  of  gas  in  the  sugar  gelatine. 

In  peptone  broth  it  produces  a  uniform  turbidity  and  no  indol. 
White  of  egg  is  not  acted  upon.  It  coagulates  milk  after  3  days  in- 
cubation,  with  production  of  well  marked  acidity. 

Of  sugars  it  attacks  glucose,  producing  acid  and  gas  in  quantity,  it 
also  ferments  lactose  and  Saccharose,  producing  acid  only.  All  the  cul- 
tures smell  strongly  of  butyric  acid. 

Bacillus  anaerobicus  alcaligenes. 

That   is  another  microbe,  isolated  from  faeces;  it  has  the  following 

characters:    in    culture    it  appears  as   sleuder    rods   with   rounded  ends, 

rather  variable  in  size  and  shape.     It  occurs  either  isolated  or  in  short 

chains   or   in   groups   of  twos  or  threes,   it  is  not  mobile  and  stains  by 

Gram.     Spores   are   found   in   all  media,   the   spores   being  round  and 

usually   terminal.    No   growth   takes  place  in  the 

CL  presence  of  oxygen.     Its  colonies  in  deep  glucose 

-  agar   are   large   irregulär   spherical   or   lenticular, 


I   """2^     °      /      when  not   too  crowded   they  may  reach  2 — 3  mm 
— ""^    9        '        in  diameter,  microscopically  they  appear  granulär, 
^        J    J J  ^        dull  white  with  irregulär  but  well  defined  margins. 


"^    \  /       ^yy  There   is  some  gas   formation  but  no  clouding  of 

/^/       '^'^NJl  the  medium. 

y      ?   ,r^  I  It  grows  on  gelatine,  both  piain  and  sugared, 

-    '    ^*^  at  37  *'  C.     It  forms  a  granulär  precipitate  at  the 

^  bottom    of  the   tube,  at  22"^  C  it  forms   colonies 


Fig.  4.  similar  to  those  of  agar  but  much  less  dense.    It 

Bac.  anaerob,  alcaligenes.      produces  SOme  gas  in  sugar  gelatine. 


Debono,  On  some  anaerobical  bacteria  of  the  normal  human  intestine.      233 

It  thrives  well  both  in  piain  and  in  sugar  broth,  producing  a  uni- 
form turbidity  and  a  large  quantity  of  indol.  The  cultures  have  a  very 
nasty  sniell  which  recalls  that  of  the  intestine  on  P.  M.  examination,  due 
no  doubt  to  the  production  of  valerianic  acid  and  similar  bodies. 

It  acts  upon  milk,  subsequently  precipitating  the  casein,  and  render- 
ing  the  milk  alkaline,  leaving  a  yellowish  sligthly  opalescent  super- 
natant  serum. 

It  ferments  glucose  and  lactose  with  production  of  acid  and  gas  in 
small  quantity,  but  does  not  act  upon  Saccharose  or  dulcite.  The  foul 
smelling  gases  seem  to  be  produced  not  from  its  actiou  on  sugars  but 
on  peptones   for  the  odour  is  equally  well  marked   in  sugar-free  media. 

This  organism  closely  approaches  the  Bacillus  III  of  Rodella, 
it  differs  from  this  species,  however.  in  the  shape  of  the  colonies  and  in 
its  action  upon  milk;  moreover,  the  rods  are  thicker.  It  also  ditfers 
from  the  varieties  of  the  Bacillus  of  Rodella  described  but  Tis- 
sier;  in  fact  the  variety  described  byTi ssier  does  not  produce  Indol, 
while  the  Bacillus  described  above  produces  this  substance  in  large 
quantities. 

Bacillus   tortuosus. 

From  faeces  we  have  obtained  auother  bacillus,  having  the  following 
morphological  and  biological  characters.  In  cultures  this  organisms  appears 
as  straight  rods  with  rounded  ends  which  vary  slightly  in  size;  usually 
they  are  about  the  size  of  the  Diphtheria  bacillus ;  sometimes  they  seem 
to  assume  a  diphtheroid  disposition  and  long  chains  are  common, 
especially  in  agar  and  broth  culture. 

It  does  not  form  spores  and  its  vitality  is  limited.  It  is  not  motile 
but  retains  the  Gram  stain. 

This  bacillus  is  rather  difficult  to  cultivate, 
it  is  a  strict  anaerobe ;  in  fact  in  deep  glucose 
agar  growth  ceases  at  one  inch  from  the  top. 
In  this  medium  the  colonies  are  small,  ir- 
regulär greyish  white  and  translucent.  Through 
the  microscope  they  are  seen  to  be  white 
granulär  with  very  irregulär  ill-defined  mar- 
gins.  There  is  very  little  gas  formation  and 
the  medium  is  clear. 

It  does  not  grow  on  piain  gelatine.  On 
sugar  gelatine  at  37  *'  it  forms  a  white  granulär 
deposit  at  the  bottom  of  the  tube,  at  22  ^  the 
growth  is  extremely  slow  and  scanty,  in  stab  Fig.  5. 

culture   it    forms    a    delicate    line    of   growth  Bac.  tortuosus. 

along  the  track  of  the  needle,  white  in  colour 

with  granules  and  small  masses  here  and  there ;  microscopically  this 
growth  is  found  to  be  raade  up  of  threads  disposed  parallel  to  each 
other,  with  tangled  masses  corresponding  to  the  granules.  It  does  not 
liquefy  the  gelatine. 

In  broth  it  produces  an  uniform  turbidity,  it  does  not  attack  white 
of  egg,  and  acidifies  milk  without  clotting  it. 

Of  sugars  it  acts  upon  glucose,  lactose,  and  Saccharose  producing 
acid  and  gas  in  small  quantity. 


234  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Bacillus  regularis  filiformis. 

The  fourth  organism  of  this  class  is  commonly  met  with  in  faeces, 
it  is  difficult  to  isolate  in  the  ordinary  way,  its  Isolation  is  easy  if  a 
medium    consisting   of  potato   in  an   inorganic  Solution  be  made  use  of. 

It  appears  as  very  long  filaraents,  some  reaching  30— 40/<  in  length, 
straigh  or  irregularly  curved.  It  varies  slightly  in  thickness,  usually  it 
is  0.5—0.8  1.1.  It  is  nou  motile  and  gram  positive.  Spores  are  met 
with,  they  are  very  small,  round  and  situate  in  the  substance  of  the 
Bacillus.  Every  element  usually  has  one  or  two,  although  the  very 
long  threads  may  have  even  three  spores,  which  are  occasionally  terminal. 

In  deep  agar  cultures  growth  occurs  almost  up  to  the  surface,  thus 

showing  that   the   organism   is  not  a  strict  anaerobe,   although   it   does 

not   grow   on   ordinary  agar   slopes.     Its   colonies,   which   appear  within 

24  hours,   are  small,   irregulär,  greyisch  white  and  translucent  and  may 

be   compared   to   little   flakes   of  loose  cotton  wool.     There  is  some  gas 

formation.     Microscopically  they  appear  like  a  mass   of  granules,   much 

denser  at  the  centre  with  very  ill  defined  margins. 

/  In  deep  gelatine  at  22"  the  colonies  are  apparent 

'   ]     I  in  48  hours.     They  have   the   same  characters   as 

'     /   j  those   on   agar   but   are    smaller    and   much    less 

/       \      y  dense.      There    is    some    gas   production    in    the 

/   11  ^     sugar  gelatine   but   none   in   the   piain,   where  it 

/      I  <^        grows  rather  more  slowly.    It  does  not  liquefy  the 

/         '  medium. 

Fig.  6.  In    broth    it   forms   an    uniform    turbidity,    it 

Bac.  regularis  filiformis.     does  not  attack  white  of  egg.     Milk  is   rendered 
acid  but  is  not  changed  any  further. 

It  attacks  glucose  and  lactose,  producing  acid  and  gas  and  some 
acid  from  Saccharose  and  dulcite  acid  but  in  starch  remains  unchanged. 

In  potatoe  in  inorganic  Solution  it  grows  as  a  fluffy  deposit.  It 
gives  rise  to  the  production  of  some  acid  and  gas  in  very  small  quantities 
and  does  not  break  up  the  potato. 

These  four  organisms  have  not  as  far  as  I  know  been  described, 
the  first  two  approach  the  group  of  the  Bac.  III  of  ßodella,  while 
the  last  two  do  not  fall  within  any  definite  group. 

In  the  description  given,  I  have  taken  into  accouut  the  morpho- 
logical  and  biological  characters;  these,  taken  together,  are  quite  sufficient 
to  establish  the  individuality  of  a  new  species;  where  however  the 
organisms  differed  only  in  one  respect  from  described  organisms,  I  have 
considered  these  as  varieties. 

I  have  here  simply  attempted  to  work  out  the  morphological  and 
biological  characters  of  organism.  I  do  not  propose  to  deal  with  the 
role  they  play  in  the  intesinal  flora.     This  I  leave  for  others. 

In  conclusion,  I  beg  to  thank  Drs.  Distaso  and  Rajchman, 
Demonstrators  of  Bacteriology  in  The  Institute,  for  their  kind  encourage- 
ment  and  help. 


Nagy,  lieber  das  Sklerom.  235 


Nachdruck  verholen. 

Ueber  das  Sklerom'). 

[Aus   der   internen  Klinik  der  Königl.  ungar.  Franz-Josef-Universität  in 
Kolozsvär  (Direktor:  Hofrat  Prof.  Dr.  Sigismund  v.  Purjesz).] 

Von  Dr.  S.  Nagy,  Assistenten. 

Die  ersten  Beschreiber  (Hebra  und  Kaposi)  des  Skleroms  hielten 
dasselbe  für  eine  in  die  Gruppe  der  Sarkome  gehörige  Veränderung. 
Anfangs  war  es  nur  auf  der  Nase  und  Oberlippe  bekannt,  weshalb  Hebra 
diese  Krankheit  als  Rhinosklerom  bezeichnete.  Mehrere  Autoren  betonten, 
daßd  as  Rhinosklerom  nichts  anderes,  als  eine  Form  der  Lues  sei  (VVein- 
lechner,  Pitha,  Hofmokl  usw.),  bis  Hebra  und  Kaposi  be- 
wiesen, daß  es  mit  Lues  in  keinem  Zusammenhang  steht.  Geher, 
Heb  ras  damaliger  Assistent,  betonte  zuerst  auf  Grund  genauer  histo- 
logischer Untersuchungen,  daß  diese  Krankheit  ein  chronischer  entzünd- 
licher Prozeß  sei. 

In  der  Klinik  Billroths  wurde  das  Sklerom  öfter  auf  operativem 
Wege  entfernt,  von  dem  Standpunkte  ausgehend,  daß  die  Erkrankung 
neoplasmatischer  Natur  sei.  Auf  Grund  in  dieser  Richtung  vorgenom- 
mener Untersuchungen  beschrieb  Mikulicz,  Billroths  damaliger 
Assistent,  genau  die  im  Laufe  der  Entwickelung  des  Skleroms  wahr- 
nehmbaren Zellveränderungen.  Frisch  sah  zuerst  in  den  sogenannten 
.Mikulicz sehen  Zellen  das  Bakterium  des  Skleroms:  die  erste  Rein- 
kultur verdankten  wir  dagegen  Co  rnil  undAlvarez.  Siebeschrieben 
zuerst  die  schleimige  Kapsel  des  Bakteriums.  Pal  tauf  und  Eiseis- 
berg versuchten  —  jedoch  ohne  Erfolg  —  das  Sklerom  auf  Tiere  zu 
übertragen. 

Während  sich  die  Kenntnis  der  Histologie  des  Rhinoskleroms  fort- 
während entwickelte  und  die  Forscher  (Geber,  Mikulicz,  Pelliszari, 
Frisch,  Marschalko,  Schridde)  in  verhältnismäßig  kurzer  Zeit 
zu  einem  dem  heutigen  histologischen  Verfahren  entsprechenden ,  in 
jeder  Beziehung  aufgeklärten  modernen  histologischen  Bilde  gelangten, 
sind  die  Meinungen  über  die  Aetiologie  und  Pathogenese  des  Rhino- 
skleroms noch  heute  verschieden.  Die  Literatur  des  Skleroms  charak- 
terisiert der  Umstand,  daß,  obwohl  das  Bacterium  scleromatis 
(Frisch)  im  Nasensekret  und  sogar  in  den  erkrankten  Geweben  (Zellen) 
stets  zu  finden  ist,  dennoch  die  zum  erstenmal  von  Pal  tauf  betonte 
Anschauung,  „daß  der  Sklerombacillus  als  eine  in  allen  Energieen  (Re- 
sistenz der  Kulturen,  Zersetzungen  und  chemische  Prozesse,  Pathogenität, 
Entwickelung  von  Agglutininen)  dauernd  herabgesetzte  Form  des  ,Fried- 
1  ander  sehen  Bacillus'  zu  betrachten  wäre",  immer  von  neuem  Ver- 
treter findet. 

Klinisches  Bild.  Das  Sklerom  ist  eine  chronisch  verlaufende 
Entzündung,  welche  primär  meistens  an  der  Nase  aufzutreten  pflegt,  sie 
kann  jedoch  an  beliebiger  Stelle  der  oberen  Luftwege  erscheinen.  Des- 
halb ist  es  richtiger,  die  Krankheit  als  Sklerom  und  nur  ihre  auf  die 
Nase  sich  beschränkende  Form  als  Rhinosklerom  zu  bezeichnen.  Am 
häufigsten  tritt  sie  im  2.  und  3.  Dezennium  auf,  kann  aber  vom  12.  bis 


1)  Vorgetragen  in  der  Sitzung  des  „Erdölyi  Muzeum  Egylet"  am  27.  Mai  1911. 


236  Centralbl.  f.fßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3,4. 

50.  Jahre,  sozusagen  in  jedem  Alter,  auftreten;  Vende  sah  sogar  das 
Sklerom  bei  einem  2-jährigen  Kinde.  Das  Skleroni  ward  hauptsächlich 
an  armen  mit  Ackerbau  und  V^iehzucht  sich  befassenden  Individuen  be- 
obachtet. Nicht  selten  ist  es  eine  gemeinsame  Erkrankung  mehrerer 
Geschwister  oder  von  Eltern  und  ihren  Kindern. 

Das  Rhinosklerom  beginnt,  nach  Aussage  der  Kranken,  in  der 
Form  eines  chronischen  Schnupfens  mit  reichlichem  Sekret  und  Krusten. 
Manchmal  ist  das  Sekret  von  etwas  unangenehmem  Geruch,  aber  nicht 
übermäßig  putrid.  Später  ist  das  Atmen  durch  die  Nase  gehindert,  was 
die  unebene,  dicke  und  straflFe  Quellung  der  Nasenschleimhaut  bewirkt. 
Oft  erhalten  wir  bei  rhinoskopischer  Untersuchung  das  Bild  der  Rhinitis 
atrophica.  Die  Infiltration  der  Schleimhaut  kann  in  Form  umschriebener 
Knoten  oder  diffus  auftreten;  diese  entwickeln  sich  anfangs  im  vorderen 
Teil  der  Nasenhöhle  oder  noch  öfter  im  Nasenrachenraum.  V^on  der 
vorderen  Nasenöffnung  breitet  sie  sich  auf  die  Oberlippe,  Nasenflügel 
und  von  hier  manchmal  auch  auf  die  Stirne  aus.  Es  erheben  sich  linseu- 
bis  kirschkerngroße  kugelige  Prominenzen,  die  zuerst  rötlich  und  weich 
sind,  mit  einer  glatten  Oberfläche;  später  werden  sie  knorpelhart,  all- 
mählich blasser,  und  in  ihrer  Mitte  zeigt  sich  eine  weißliche  Vertiefung : 
mit  dem  beginnt  die  Vernarbung  und  Schrumpfung,  wodurch  beträcht- 
liche Verengungen  und  Veränderungen  zustande  kommen.  Manchmal 
ist  die  Nasenöffnung  gänzlich  zusammengewachsen;  diesenfalls  ist  die 
Nasenwurzel  gewöhnlich  sehr  breit  und  die  Spitze  kolbig  verdickt.  Sie 
kann  auch  auf  die  Nebenhöhlen  der  Nase,  Tränengänge,  Rachen  und 
tiefere  Luftwege  übergreifen. 

Chiari  machte  zuerst  darauf  aufmerksam,  daß  jene  Rhinoscleromata,. 
welche  im  vorderen  Teil  der  Nase  sind  und  auswärts  auf  die  Haut  über- 
greifen, nicht  von  so  bösartigem  Charakter  sind  als  jene,  welche  sich 
gegen  den  Rachenraum  ausbreiten. 

Die  klinische  Diagnose  des  Rhinoskleroms  wird  von  der  Lokalisation, 
vom  langsamen  Verlauf,  von  der  auffallenden  Härte  und  von  jenem  Um- 
stände aufgestellt,  daß  zumeist  kein  Substanzverlust  vorhanden  ist.  Das 
beiderseitige  Auftreten  spricht  gegen  ein  Neoplasma  und  meistens  auch 
gegen  Lues.  Allein  bei  oberflächlicher  Betrachtung  wäre  es  mit  dem 
Rhinophyma  zu  verwechseln. 

Bei  dem  Pharyngoscleroma  klagen  die  Kranken  anfangs  über 
ein  auf  den  Rachen  lokalisiertes  Trockenheitsgefühl.  Häutig  verbreitet 
sich  der  Prozeß  von  der  Nase  nach  abwärts,  er  kann  hier  aber  auch 
primär  auftreten,  und  zwar  wieder  in  Form  von  Knoten  oder  diffus; 
ersteres  ist  eine  häufigere  Erscheinung.  Die  Knoten  können  auf  den 
seitlichen  Rachenwänden,  Gaumensegel  oder  Gaumenbögen  usw.  sitzen. 
Das  Rachenskierom  hat  eine  größere  Tendenz  zum  Schrumpfen  als  das 
Rhinosklerom.  Infolge  der  Schrumpfung  bilden  sich  auch  hier  narben- 
ähnliche Stränge  und  Falten,  die  auch  hier  zu  Mißbildungen  und  Ver- 
engerungen führen.  Das  Gaumensegel  ist  oft  so  sehr  zurückgezogen, 
daß  man  den  Nasenrachenraum  nicht  untersuchen  kann.  Das  Zäpfchen 
ist  meistens  zugrunde  gegangen.  Bei  Ausbreitung  auf  die  Rachenbögen 
hindert  es  die  Bewegungen  der  Zunge,  wenn  es  auf  das  Gesicht  über- 
greift, hindert  es  die  Kieferbewegungen ;  es  verursacht  also  Störungen 
im  Sprechen,  Kauen,  Schlucken;  Schwerhörigkeit  und  Ohrensausen  sind 
manchmal  Begleiterscheinungen.  Den  luetischen  Granulomen  gegenüber 
können  wir  auch  hier  bemerken,  daß  die  Defekte  beim  Sklerom  mäßiger 
sind. 


Nagy,  Ueber  das  Sklerom.  237 

Das  Laryngosklerom  ist  sehr  selten  primär.  Gewöhnlich  ist 
das  subglottische  Gebiet  intiltriert,  und  es  ist  charakteristisch,  daß  der 
Prozeß  auch  hier  meistens  beiderseitig  ist;  nach  oben  breitet  er  sich 
auf  die  Plicae  aryepiglotticae  und  Epiglottis,  nach  unten  auf  die  Trachea 
und  Bronchien  aus.  Es  bilden  sich  blasse,  rötliche,  solide  Knötchen,  die 
nicht  ulzerieren,  sondern  schrumpfen,  und  dadurch  zu  einer  Verengung 
führen.  Die  Kranken  klagen  anfangs  über  Heiserkeit  und  Husten,  was 
das  zu  Schorfen  eingetrocknete  Sekret  verursacht.  Die  Schorfe  sind  von 
sehr  üblem  Geruch.  Später,  wenn  schon  Schrumpfung  vorhanden  ist, 
tritt  die  Dyspnoe  immer  mehr  in  den  Vordergrund.  Auch  für  das 
Laryngosklerom  ist  im  Gegensatz  zur  Lues  charakteristisch,  daß  der 
Defekt  geringer  ist. 

Im  Anfang  wurden  Fälle  bekannt  gemacht,  in  denen  das  Sklerom 
auf  die  Hirnbasis  übergriff;  diese  basieren  aber  wahrscheinlich  auf  un- 
richtiger Diagnose.  Schon  Kaposi  hat  die  Aufmerksamkeit  darauf  ge- 
lenkt, daß  das  Sklerom,  obwohl  es  maligner  Natur  ist,  keine  Metastasen 
bildet.  Röna  hat  5  Fälle  bekannt  gemacht,  in  denen  die  regionären 
Lymphdrüsen  beträchtlich  vergrößert  waren.  Wohl  bezweifelten  einzelne, 
dalä  die  Drüsen  zum  Krankheitsbild  des  Skleroms  gehören ;  auf  Grund 
der  histologischen  Untersuchungen  von  Huber  und  Kraus  können  wir 
das  jedoch  für  bewiesen  betrachten. 

In  der  internen  Universitätsklinik  zu  Kolozsvär  konnten  wir  in  den 
letzten  Monaten  zu  gleicher  Zeit  4  an  Sklerom  erkrankte  Individuen 
beobachten,  aus  deren  Krankheitsgeschichten  folgendes  kurz  erwähnt 
werden  kann. 

1.  R.  E.,  18-jährige  Kranke.  Aufgenommen  am  15.  Dezember  1910.  Mehrere  Jahre 
hindurch  war  sie  in  Rumänien  bedienstet,  und  schon  dort  begann  ihre  Krankheit.  Sie 
ist  angeblich  vor  4  Jahren  auf  ihre  Nase  gefallen,  wovon  die  Nase  anschwoll;  nachher 
bildete  sich  ein  kleines  Wimmerl,  welches  seither  fortwährend  wächst.  Vor  einem  Jahre 
wurde  ein  Stück  aus  der  sich  unter  ihrer  Nase  befindlichen  Geschwulst  entfernt;  seither 
ist  jene  wieder  gewachsen.  Ihre  Nase  ist  etwas  verbreitert,  die  Nasenflügel  dick,  straff, 
die  rechte  Nasenöffnung  etwas  verengt.  Unter  der  linken  Nasenöffuung,  auf  der  Oberlippe, 
hebt  sich  ein  haselnußgroßer,  livider,  knorpelharter,  kugeliger  Knoten  empor,  über 
welchem  sich  die  Haul  abschuppt.  In  beiden  Nasenhöhlen  sind  dicke  knorpelharte 
Muscheln.  In  die  Nase  kann  man  nicht  gut  hineinsehen.  Nasenatmung  erschwert. 
Im  Rachen  und  Kehlkopf  nichts  Abnormes.  Am  3.  April  1911  verließ  Patientin  die 
Klinik.  Im  folgenden  habe  ich  das  Blut  dieser  Kranken  und  die  von  ihr  gewonnenen 
Bakterien  mit  I  bezeichnet. 

2.  Frau  R.  G.,  ö5-jährige  Kranke.  Aufgenommen  am  22.  Dezember  1910.  Vor 
4  Jahren  wurde  ihr  mit  der  Faust  auf  die  Nase  geschlagen,  bald  bildete  sich  in  der 
hnken  Nase  eine  Wunde,  die  nicht  verheilte,  die  Nase  ist  geschwollen,  zu  gleicher  Zeit 
wurde  auch  die  Oberlippe  hart  und  unbeweglich.  Seit  einem  Jahre  kann  sie  nicht  durch 
die  Nase  atmen.  In  letzterer  Zeit  ist  sowohl  die  Nase  wie  die  Oberlippe  schmerzhaft. 
Die  Nasenspitze  ist  rölhch,  kolbig  verdickt,  knorpelhart.  Beide  Nasenlöcher  sind  ver- 
stopft. Die  Oberlippe  entstellt,  geschrumpft,  auf  ihr  sind  narbige  Erhebungen  und 
Falten  zu  sehen,  sie  ist  ebenfalls  verdickt,  und  im  ganzen  von  knorpeliger  Härte.  Die 
Mitte  der  Oberlippe,  dem  Philtrum  entsprechend,  erhebt  sich  mehr,  ist  von  höckeriger 
Oberfläche,  ohne  Epithel,  leicht  blutend.  Ihr  Mund  ist  kaum  zwei  Finger  breit.  Der 
weiche  Gaumen  ist  ebenfalls  geschrumpft.  Die  Uvula  verschwunden.  Das  Schlucken 
ungestört.  Im  Kehlkopf  keine  Abweichung.  Die  Veränderungen  während  ihres  hiesigen 
Aufenthaltes  will  ich  später  erwähnen.  Die  Kranke  und  die  von  ihr  gewonnenen  Bak- 
terien habe  ich  im  folgenden  mit  II  bezeichnet. 

3.  L.  J.,  21-jährig,  ledig.  Aufgenommen  am  9.  Februar  1911.  Seit  3  Jahren  be- 
merkt er,  daß  er  durch  die  Nase  schwerer  atn)et.  In  der  Nacht  wird  er  oft  durch  Er- 
stickungsgefühl geweckt;  seit  jener  Zeit  hustet  er  viel,  kann  aber  nur  .schwer  Sputum 
entleeren  und  hat  ein  Gefühl,  als  ob  in  seiner  Kehle  etwas  stecken  gehlieben  wäre.  Seit 
2  Monaten  kann  er  wegen  seiner  erschwerten  Atmung  nicht  arbeiten.  Die  Nase  ist 
breiter,  Nasenflügel  dick,  etwas  härter.  In  der  Nase  vertrocknete  Schorfe  und  grau- 
gelbes, dickflüssiges  Sekret.  Die  Nasenmuscheln  sind  nicht  breiter.  Der  rückwärtige 
freie  Rand  des  Septums  ist  verdickt.    Nasenatmung  ein  wenig  erschwert.    In  der  Sub- 


238  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

glottisregion  sind  auf  beiden  Seiten  mit  den  Stimmbändern  parallel  verlaufende  hellere 
Falten  von  grauweißer  Farbe,  welche  einen  sich  nach  unten  trichterförmig  verengenden 
Spalt  frei  lat^sen,  der  an  seiner  tiefsten  Stelle  einen  Durchmesser  von  nur  wenigen  Milli- 
metern besitzt.  Stenotisches  Atmen  (laryngoskopischer  Befund  von  Prof.  Gäman). 
Im  folgenden  sind  das  Blut  des  Kranken  und  die  von  ihm  gewonnenen  Bakterien  mit 
III  bezeichnet. 

4.  Frau  B.  J.,  28-jährig.  Aufgenommen  am  22.  März  1911.  Betreffs  ihrer  Krank- 
heit teilt  sie  mit,  daß  vor  2  Monaten  ihre  Nase  angeschwollen  ist  und  seither  atmet  sie 
schwer.  Ihre  Nase  ist  dicker,  geschwollen  und  härter.  Unter  der  rechten  Nasenöffnung 
befindet  sich  em  erbsengroßes,  rötliches,  rundliches  Gebilde,  das  mit  normalem  Epithel 
bekleidet  ist.  Nasenmuscheln  sind  dick,  starr,  leicht  blutend.  Nasenatraung  ist  erschwert. 
In  beide  Nasenhöhlen  kann  man  nur  bis  1'/,  cm  tief  hineinsehen.  Im  Rachen  sind 
narbige,  weißliche  Flecken.  Die  Uvula  geschrumpft.  Gaumensegel  narbige  verändert, 
geschrumpft,  ein  wenig  in  die  Höhe  gezogen;  bei  Phonation  weicfit  es  kaum  aus.  Die 
Kranke  spricht  näselnd.  Schlucken  frei.  Im  Kehlkopf  nichts  Abnormes.  Seit  ö  Mo- 
naten gravid.  Im  Harn  beim  Untergießen  mit  Salpetersäure  1  mm  breiter  Eiweißring. 
Verließ  am  26.  April  1911  das  Krankenhaus  ungeheilt.  Das  Blut  der  Kranken  wurde 
mit  IV  bezeichnet. 

Bei  allen  vier  Kranken  fiel  die  B  o  r  d  e  t  -  W  a  s  s  e  r  m  a  n  n  sehe 
Syphilisreaktion  negativ  aus. 

Histologische  Untersuchung:  In  der  Histologie  des  Skle- 
roms  ist  das  Bekanntwerden  der  Mikuliczschen  Zellen  von 
größter  Wichtigkeit,  weil  deren  spezifisches  Verhalten  eine  sichere  Stütze 
zur  Differentialdiagnose  bietet.  Ohne  daß  ich  das  histologische  Bild 
dieser  Zellen  detaillieren  wollte,  will  ich  nur  erwähnen,  daß  für  die 
Mikuliczschen  Zellen  unter  anderem  charakteristisch  ist,  daß  in  ihnen 
das  Bakterium  des  Skleroms  in  großer  Menge  zu  finden  ist.  Dieser 
Umstand  ist  nicht  nur  der  Diagnose  wegen,  sondern  —  wie  schon  er- 
wähnt —  auch  von  jenem  Standpunkte  aus  wichtig,  daß,  wenn  wir  das 
Bakterium  mit  den  spezifischen  Gewebselementen  dieser  Krankheit  in 
so  engem  Zusammenhange  sehen,  wir  uns  mit  der  Voraussetzung,  daß 
dieses  Bakterium  vielleicht  mit  einem  banalen,  bei  vielen  chronischen 
Schnupfen,  auch  in  der  Milch,  Harn,  auf  Schleimhäuten  mancher  Tiere 
vorkommenden  Bakterium  identisch  sei,  kaum  zufrieden  geben  können. 
Die  Mikuliczschen  Zellen  finden  wir  immer  im  skleromatischen  Ge- 
webe, so  auch  diese  Bakterien.  Röna  und  Huber  haben  zuerst  die 
Aufmerksamkeit  auf  die  regionären  Lymphdrüsen  gelenkt,  und  darauf 
hingewiesen,  daß  in  diesen  die  Mikuliczschen  Zellen  nicht  nachzuweisen 
sind.  Daß  aber  die  Sklerombakterien  anwesend  waren,  wurde  dadurch 
bewiesen,  daß  von  einer  mit  genauer  Sterilität  auf  Glyzerinagar  gebrachten 
Drüse  die  Bakterien  sich  in  kurzer  Zeit  vermehrten,  was  im  wesentlichen 
auch  von  Kraus  bestätigt  wurde.  Für  die  regionären  Lymphdrüsen 
können  also  die  Mikuliczschen  Zellen  nicht  mehr  als  charakteristisch 
betrachtet  werden. 

Von  unseren  Fällen  waren  die  mit  I  und  II  bezeichneten  histologisch 
untersucht  mit  typischem  Befund. 

Morphologische  Untersuchungen  des  Blutes:  Bezüglich 
des  hämatologischen  Bildes  des  Skleroms  fand  ich  in  der  Literatur  keine 
Angaben.  In  nativen  Präparaten  habe  ich  rote  Blutkörperchen  von 
normaler  Größe  und  Form  gesehen,  die  genügend  pigmentiert  waren.  Die 
Blutplättchen  waren  in  allen  vier  Fällen  ein  wenig  vermehrt.  Die  Zahl 
der  roten  Blutkörperchen  war  zwischen  4200000—4  800000,  der  Hämo- 
globingehalt (Fleisch  1- Mi  escher)  schwankte  zwischen  12 — 14,6  Proz. 
Es  war  also  keine,  oder  nur  sehr  geringe  Anämie  vorhanden.  Die  Zahl 
der  weißen  Blutkörperchen  war  zwischen  52(X) — 9600,  Die  verschiedenen 
Gattungen  der  weißen  Blutzellen  zeigten  folgende  Verteilung: 


Nagy,  lieber  das  Sklerom. 


239 


Tabelle  I. 

I 

II 

III 

IV 

Proz. 

abs. 
Zahl 

P'oz.     1^-, 

Proz. 

abs. 
Zahl 

Proz. 

abs. 
Zahl 

Leu  kocyten  zahl 
Neutrophii  poij'forme Zellen 
Basophil  poly forme  Zellen 
Eosinophil  pölyforme  Zellen 
Monocyten 
Neutr.'  Myelocyten 
Neutr.  Metamyelocyten 
Kleine  Lymphocyten 
Zellentrü'mmer 

61,51 

4"60 
9,85 

3,68 

19,33 

1,01 

9500 
5844 

0 

437 

936 

0 

350 
1837 

0 

68,34 

4,21 

9,64 

4,21 

12,09 

1,49 

5200 
3534 

0 

219 

501 

0 

219 

629 

0 

64,94 

6,79 
13,99 

1,37 
12,90 

7200 
4674 

0 

488 
1007 

0 

100 

928 

0 

72,30 
0,10 
2,85 
8,24 

1,93 
14,66 

9600 

6940 

9 

273 

791 

0 

185 
1407 

0 

Im  Blutbilde  finden  wir  also  keine  größere  Abweichung  vom  Nor- 
malen, allein  die  größere  Zahl  der  eosinophilen  polyformen  Zellen  ist 
aufifallend,  und  insofern  wir  bei  150—200  eosinophile  Zellen  schon  von 
Eosinophilie  sprechen,  und  die  Prozentzahl  der  eosinophilen  Zellen  unter 
normalen  Verhältnissen  niemals  über  4  Proz.  steigt,  ist  die  Annahme 
einer  Eosinophilie  in  unserem  Falle  vollkommen  be- 
rechtigt. Obwohl  in  unserem  vierten  Falle  die  Prozentzahl  der  eosino- 
philen Zellen  normal  ist,  können  wir  teils  die  mäßige  Leukocytose,  teils 
die  Gravidität  als  Grund  derselben  anführen,  da  die  Gravidität  für  die 
Entwickelung  der  Eosinophilie  als  störender  Umstand  gelten  konnte. 
Die  vier  Fälle  berechtigen  aber  noch  nicht,  die  Eosinophilie  als  für  das 
Sklerom  charakteristisch  zu  betrachten.  Unerwähnt  wollten  wir 
unseren  Befund  ja  doch  nicht  lassen,  denn  wenn  es  sich  ergäbe,  daß 
das  Blutbild  stets  ein  solches  wäre,  so  könnte  dieser  als  Stütze  der 
klinischen  Diagnose  verwertet  werden.  Der  Grund  der  Eosinophilie  ist 
kein  einheitlicher,  und  wahrscheinlich  eine,  bei  Einwirkung  gewisser 
chemischer  Stoffe  auftretende  elektive  Reaktion  der  eosinophilen  Zellen 
des  Knochemarks ;  nebenbei  wollen  wir  aber  nicht  gegen  die  extra- 
medulläre eosinophile  Zellenbindung  Stellung  nehmen.  Was  immer  auch 
bei  Sklerom  die  Eosinophilie  hervorruft,  so  ist  so  viel  sicher,  daß  ihr 
ständiger  Befund  dafür  spricht,  daß  das  Sklerom  außer  der  lokalen  Ent- 
zündung auf  den  ganzen  Organismus  wirkende  Stoffe  in  den  Blutkreis- 
lauf befördert.  Ich  halte  es  für  bemerkenswert,  daß  auch  im  sklero- 
matischen  Gewebe  acidophile  Klümpchen  beschrieben  wurden ,  die 
sogenannten  Russeischen  Körper,  welche,  was  nicht  unmöglich  ist, 
in  irgendeinem  Zusammenhange  mit  der  Eosinophilie  stehen  könnten. 

Bakteriologische  Untersuchungen:  Die  Krankheitsursache 
des  Skleroms  ist,  nach  unseren  heutigen  Kenntnissen,  dasBacterium 
scleromatis  (Frisch).  Es  ist  verhältnismäßig  leicht  aus  dem  Nasen- 
sekret der  Skleromkranken  sowie  aus  dem  Rachen  und  der  Kehle  zu 
züchten.  Die  Reinkultur  ist  leicht  aus  einem  steril  herausgeschnittenen 
skleromatischen  Gewebe  zu  gewinnen.  Auf  den  allgemein  gebrauchten 
Nährböden  entwickelt  es  sich  leicht  und  reichlich;  seine  Länge  ist  ver- 
schieden; es  ist  im  allgemeinen  2—3f.i  lang,  0,8«  breit,  von  Stäbchen- 
form, mit  abgerundeten  Enden,  nicht  beweglich,  allein  oder  zu  zweien 
sichtbar.  Frisch  gezüchtet,  oder  bei  Tierimpfung  hat  es  eine  Kapsel;  bei 
mehreren  Ueberimpfungen  kann  es  aber  auch  die  Kapsel  verlieren.  Nach 
einigen  Forschern  (Dittrich,  Zagari)  wäre  es  grampositiv,  andere 
bestreiten   dies ;   wir   selbst  haben   es   für  negativ  befunden.     Auf  Agar 


240  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.gAbt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

bildet  es  durchscheinende,  grauliche  oder  gelblichweiße,  spiegelnde  Kolo- 
nieen  mit  scharfer,  glatter  Grenze;  in  gestochener  Gelatinekultur  ent- 
wickelt es  sich  in  Nagelform,  ist  graulich  durchscheinend,  weniger  weiß 
als  das  Bact.  pneumoniae.  Beim  Ablösen  bildet  es  einen  klebenden, 
sich  ziehenden  Faden.  In  Bouillon  ist  es  gleichmäßig  trüb;  auf  der 
Oberfläche  bildet  sich  beinahe  immer  eine  Membran;  nach  2  —  4  Tagen 
ist  es  schon  ein  wenig  schleimig,  dickflüssiger,  von  einer  graulichweißen 
Membran  bedeckt,  die  sich  beim  Schütteln  schwer  löst.  Auf  Kartoff"el 
wächst  es  lebhaft,  mit  glänzender,  feuchter,  ein  bischen  unebener  Ober- 
fläche. Manche  beschreiben  es  als  gasbildend,  andere  bestreiten  dies.  Nach 
Paltauf  koaguliert  es  die  Milch,  Abel  und  nach  ihm  andere,  haben  das 
Gegenteil  davon  wahrgenommen.  Sulima  bewies,  daß  es  sich  bei  41  °  C 
schlecht  entwickelt  und  bei  42^  C  beinahe  gänzlich  seine  Entwicklungs- 
fähigkeit verliert.  Das  Bact.  scleromatis  ist  also  ein  bewegungs- 
loses, Gelatine  nicht  verflüssigendes,  pigmentfreies,  kapseliges  Stäbchen. 
Clairmont  gibt  folgende  Einteilung  der  in  diese  Gruppe  gehörigen 
Bakterien : 

Bacterium  mucosum  capsulatum. 

I.  Typus. 

1.  Species:  F'riedländer ,  Abel- Löwenberg  a-  und  yS- Varietät. 

2.  Species:  Fasching. 

3.  Species:  Frisch,  Faltauf -Eis  elsberg  (Bact.  scleromatis). 

II.  Typus. 

1.  Species:  Pfeiffer. 

2.  Species:  o- Varietät  Esche  rieb;  y?-Varietät  (Bact.  coli  immobile)  Wilde. 

Alle  diese  Bakterien  zeigen  in  ihrem  morphologischen  und  kultu- 
rellen Verhalten  ein  zum  größten  Teil  gleiches  Verhalten.  Babes  fand 
bei  20  Proz.  der  von  ihm  untersuchten  gesunden  Individuen  im  Nasen- 
sekret ähnliche  Kapselbakterien,  bei  chronischen  Katarrhen  bekam  er  sie 
in  50  Proz.  der  Fälle.  Auf  Grund  dieser  Angaben  betont  er,  daß  die 
streng  wissenschaftliche  Grundlage,  womit  man  dieselben  unterscheiden 
könnte,  fehlt.  De  Simon i  fand  beim  Menschen  öfter  Kapselbakterien, 
hauptsächlich  bei  Nasenkatarrhen,  ferner  auf  normalen  tierischen  Schleim- 
häuten. Wolf  und  Abel  fanden  Friedlände  r  sehe  Bakterien  im 
Harn,  Clairmont  in  zwei  Fällen  von  Cystitis,  Sachs  in  einem  Fall 
von  Pyonephrosis.  In  neuester  Zeit  hatte  Clairmont  in  einer,  jeden 
Zweig  der  bakteriologischen  Untersuchungsmethoden  enthaltenden  Ver- 
suchsreihe die  zwischen  diesen  Bakterien  wahrnehmbaren  Unterschiede 
geprüft.  Das  Resultat  seiner  Untersuchungen  besteht  darin,  daß  das 
Bact.  scleromatis  den  übrigen  Kapselbakterien  gegenüber  durch 
größere  Säureproduktion  und  Zuckerspaltung,  ferner  eine  für  Tiere 
mindere  Pathogenität  charakterisiert  ist. 

Wir  benützten  zu  den  Versuchen,  die  im  folgenden  beschrieben  sind, 
folgende  Bakterien : 

In  allen  4  Fällen  ist  es  gelungen,  das  Bact.  scleromatis  teils  aus 
der  Nase,  teils  aus  dem  Rachen  zu  züchten ;  das  kulturelle  Verhalten 
habe  ich  aber  nur  bei  den  von  den  mit  I  und  II  bezeichneten  Kranken 
gezüchteten,  wie  auch  an  einem  Kräl sehen  Stamme  studiert.  Ferner 
habe  ich  einen  von  Kral  bezogenen  Bact.  pn  eum  oniae  (Friedländer), 
einen  Bact.  ozaenae  (Abel)  und  einen  Bact.  lactis  aerogenes 
(Escherich)-Stamm  untersucht.  Unter  diesen,  auf  verschiedenen  Nährböden 
gezüchteten  Bakterien  fand  ich  keinen  wesentlichen  Unterschied.  Die  von 
Goldzieher  und  Neuber  erwähnte  intensivere  Trübung  der  Bouillon, 


Nagy,  üeber  das  Sklerom.  241 

welche  mit  Friedländerschen  Bakterien  geimpft  wurde,  fand  ich  niclit 
so  beständig,  daß  ich  sie  für  charakteristisch  iialten  könnte.  Die  von 
Clairmont  und  Russ  als  differenzierende  Methode  empfohlene  Säure- 
bildung habe  ich  nicht  untersucht,  weil  seither  mehrere  Forscher  deren 
beständiges  Vorhandensein  bestritten.  Nina  Antonoff  betont  ent- 
schieden, daß  weder  dasBact.  scleromatis,  noch  dasBact.  pneu- 
moniae Säure  bildet.  Zuckerspaltung,  Bildung  von  Indol  und  Kreatinin 
sind  ebenfalls  keine  beständigen  Eigentümlichkeiten  der  Kapseibakterien. 

Tierimpfung:  Kaposi,  Wolkovitsch,  Rydy  gier,  Paltauf 
waren  bestrebt,  am  Meerschweinchen,  Kaninchen,  Hunde  skleromatische 
Veränderungen  hervorzurufen,  jedoch  ohne  Erfolg.  Stepanow  konnte 
manchmal  bei  Meerschweinchen,  denen  er  in  die  Augenkammern  Sklerom- 
kulturen  impfte,  ähnliche  Veränderungen  hervorrufen,  wie  wir  sie  bei 
Menschen  sehen.  Kraus  beschreibt  solche  —  an  weißen  Mäusen  ge- 
machte Experimente  —  wo  er  typische  Veränderungen  mit  Mikulicz- 
schen  Zellen  und  in  diesen  Zellen  Bakterien  gefunden  hat.  Aus  letzterer 
Zeit  erwähnen  Goldzieher  uud  Neuber  solche  Versuche,  die,  wie 
bei  den  meisten  Forschern,  von  negativem  Erfolg  waren.  Wir  versuchten, 
Kaninchen  und  Meerschweinchen  mit  24-stündiger  Kultur,  mit  Nasen- 
sekret der  Kranken  und  ausgeschnittenen  Granulationen  immer  in  die 
Nase  zu  impfen ;  es  entstand  aber  selbst  nach  Monaten  nicht  die 
mindeste  lokale  Veränderung.  Clairmonts  Beobachtung,  daß  das 
Fr i  edländ  ersehe  Bakterium  bei  Mäusen  und  Meerschweinchen  Septi- 
kämie  verursacht,  während  das  Bact.  scleromatis  weniger  pathogen 
ist,  bestreiten  andere,  da  sie  auch  mit  dem  Bact.  scleromatis  all- 
gemeine Infektion   erhielten ;   solche  Experimente  führten  wir  nicht  aus. 

Agglutination:  Das  Resultat  der  bezüglich  der  Agglutination 
angestellten  Experimente  von  Kraus  ist,  daß  das  Serum  des  gegen 
Sklerom  immunisierten  Tieres  das  Bact.  scleromatis  agglutinierte, 
das  Bact.  pneumoniae  dagegen  nicht:  das  Serum  des  gegen  Pneu- 
monie immunisierten  Tieres  aber  agglutinierte  sowohl  das  Bakterium 
des  Skleroms,  als  auch  das  der  Pneumonie.  Diese  Versuche  bestätigt 
in  allem  Donath.  Clairmont  bekam  nur  in  starker  Konzentration 
eine  Agglutination,  in  diesem  Falle  bekam  er  jene  nicht  nur  bei  homo- 
logen, sondern  auch  bei  heterologen  Stämmen,  obwohl  bei  den  letzteren 
nicht  so  lebhaft.  Pal  tauf  hat  die  Idee  aufgeworfen,  daß  nicht  der 
Mangel  an  Agglutininen  die  Agglutination  verhindere,  sondern  daß  die 
Kapsel  das  Agglutinin  nicht  bis  zum  Körper  des  Bakteriums  durchläßt. 
Porges  empfahl  eine  recht  komplizierte  Methode,  wodurch  eine  hydro- 
lytische Zersetzung  der  Kapsel  möglich  ist,  und  mittels  dieser  Methode 
strebten  Porges  und  Eisler,  die  Kapselbakterien  voneinander  zu 
trennen.  Bertarelli  und  Streit  fanden  diese  Methode  für  ungelegen. 
Streit  will  dasselbe,  nämlich  kapsellose  Bakterien,  dadurch  erhalten, 
daß  er  sie  auf  Kartoflfelagar  bei  niederer  Temperatur  züchtet.  Solche 
Agglutinationsversuche  habe  ich  zu  wiederholten  Malen  angestellt,  sowohl 
mit  Immunseruui,  als  auch  mit  dem  Serum  unserer  Kranken.  Agglu- 
tination bekam  ich  aber  immer  nur  bei  stärkerer  Konzentration,  und 
wenn  die  Anwesenheit  der  Agglutinine  auch  nachweisbar  war,  so  waren 
die  homologen  Agglutinine  doch  niemals  in  größerer  Menge  vorhanden 
als  die  heterologen. 

Erben  trachtete,  spezifische  Aggressine,  Porges  und  Eisler 
Präzipitine  nachzuweisen,  ohne  aber  von  einem  brauchbaren  Resultate 
berichten  zu  können. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  3/4.  16 


242  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Komplementbindung:  Ballner  und  Reibmayer  haben  die 
getötete  Kultur  der  Kapselbakterien  Tieren  injiziert,  und  hofften,  mit 
dem  damit  gewonnenen  Inimunserum  Komplementbiudung  zu  erreichen. 
Es  ist  ihnen  auch  gelungen,  eine  vollständige  Komplementbindung  zu 
erzielen,  jedoch  nicht  nur  mit  dem  aus  homologen,  sondern  auch  mit 
dem  aus  heterologen  Bakterien  erzeugten  Antigen.  Sie  gewannen  Gruppen- 
reaktionen, bei  denen  jedoch  so  viel  Unterschied  vorhanden  war,  daß  die 
Reaktion  mit  homologen  Stämmen  ausgesprochener  war,  so  daß  sie  auch 
bei  größerer  Verdünnung  Komplementbindung  erhielten.  Goldzieher 
und  Neuber  suchten  im  Serum  der  Skleromkranken  Antikörper  nach- 
zuweisen. Als  Antigen  benutzten  sie  ein  aus  Skleroinkulturen  erzeugtes 
Extrakt.  Als  Kontrolle  wiederholten  sie  ihre  Versuche  mit  einem  aus 
Friedlän  der  sehen  Bakterien  gewonnenen  Antigen.  Ihr  Resultat  war 
vollständige  Bindung  mit  dem  homologen  Antigen,  während  mit  dem 
heterologen  vollkommene  Hämolyse  zustande  gekommen  ist.  Von  ähn- 
lichem Erfolg  war  der  Versuch  mit  dem  Immunserum,  welches  sie  durch 
Einspritzung  lebender  Kulturen  in  die  Vene  vom  Kaninchen  gewonnen 
haben;  das  Resultat  haben  sie  aber  auch  jetzt  nur  mit  dem  Bact. 
pneumoniae  verglichen.  Galli-Valerio  arbeitete  mit  mehreren 
Kontrollen  (aus  dem  Bact.  pneumoniae,  B.  ozaenae  (Abel)  usw. 
wurden  die  Antigene  erzeugt);  er  äußert  sich  schon  nicht  so  günstig; 
in  seinen  Versuchen  erhielt  er  Komplementbindung,  obwohl  in  geringerem 
Maße,  mit  dem  Blute  seiner  beiden  Kranken,  wenn  er  es  mit  einem 
Ozaena-Antigen  vereinigte.  In  einem  ferneren  Falle,  wenn  er  es  mit 
einem  Pn  eum  onie- Antigen  oder  mit  einem  solchen,  welches  aus 
Kapselbakterien  eines  an  Rhinitis  Erkrankten  hergestellt  war,  zusammen 
brachte.  Ja,  er  behauptet  sogar  in  einer  neueren  Abhandlung,  auf 
Grund  ausgebreiteterer  biologischer  und  serologischer  Untersuchungen, 
daß  die  Bakterien  des  Skleroms  der  Pneumonie  und  Ozaena  identisch 
sind.  Nebenbei  betrachtet  aber  auch  er  diese  Bakterien  als  Krankheits- 
ursache des  Skleroms,  was  in  dieser  Beleuchtung  mindestens  inkonsequent 
scheint,  denn  nach  unseren  heutigen  Kenntnissen  können  wir  uns  schwer 
vorstellen,  daß  ein  und  dasselbe  Bakterium,  welches  in  einem  Falle  in 
der  Nase  als  harmloser  Schmarotzer  lebt,  im  anderen  Falle  schwer  heil- 
bare Erkrankungen  verursachen  könnte,  in  einem  Falle  eine  Hypertrophie 
der  Nasenschleimhaut  und  übelriechendes  Nasensekret,  das  andere  Mal 
eine  Atrophie  der  Nasenschleimhaut  verursacht,  das  ferner  unter  den 
erwähnten  Verhältnissen  häufig  vorkommt,  und  dennoch  in  seltenen  Fällen 
und  scheinbar  nur  in  gewissen  Gegenden  (Rußland,  Galizien,  Rumänien, 
Ungarn,  Schweiz)  der  Grund  einer  von  den  vorigen  ganz  abweichenden, 
mit  charakteristischen  Gewebsveränderungen  auftretenden,  schweren, 
sozusagen  unaufhaltsam  fortschreitenden  Krankheit  sein  sollte. 

Bezüglich  der  komplementablenkenden  Stoife  haben  auch  wir  viel- 
fache Versuche  angestellt.  Zu  diesem  Zwecke  haben  auch  wir  mehrere 
Antigene  bereitet,  und  zwar  haben  wir  sowohl  aus  den  Bakterien,  wie 
auch  aus  dem  herausgeschnittenen  skleromatischen  Gewebe  wässerige 
und  alkoholische  Lösungen  hergestellt.  Als  bestes  hat  sich  das  folgender- 
weise hergestellte  Antigen  erwiesen:  Die  eintägige,  schiefe  Glyzerin- 
Agarkultur  haben  wir  mit  5  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung  ver- 
dünnt, nachher  eine  halbe  Stunde  bei  80"  C,  dann  zweimal  24  Stunden 
lang  bei  37"  C  Wärme  aufbewahrt.  Wir  haben  aus  dreierlei  Sklerom- 
stämmen  Antigene  hergestellt,  und  zwar  aus  einem  Kral  sehen  und  aus 
den  mit  I  und  II  bezeichneten  Stämmen  unserer  Kranken:  diese  Antigene 


Nagy,  lieber  das  Sklerom. 


243 


sind  in  der  Tabelle  mit  Sn,  S  I,  S  II  bezeichnet.  Ferner  hatten  wir  ein 
auf  ähnliche  Weise  hergestelltes  Antigen  aus  dem  Bact.  pneumoniae, 
Bact.  ozaenae  und  Bact.  lactis  aerogenes,  welche  im  folgenden 
mit  P,  0,  L  bezeichnet  sind.  Unser  Antigen  haben  wir  vor  der  Ver- 
wendung titriert,  d.  h.  festgestellt,  in  welchem  Maße  es  ohne  Hinzugabe 
des  Antikörpers  bindet,  somit  konnten  wir  der  Forderung,  welche  schon 
Wassermann  bei  Erzeugung  des  syphilitischen  Antigens  betonte,  daß 
das  Antigen  in  zweifacher,  möglicherweise  aber  auch  in  vierfacher  Dosis 
die  Komplementbindung  nicht  verhindere,  entsprechen.  Unsere  auf  solche 
Art  hergestellten  Antigene  hatten,  bei  Zugabe  einer  Dosis  von  0,40  ccm 
zum  hämolytischen  System,  vollständige  Hämolyse  zur  Folge,  bei  einer 
Dosis  von  0,80  ccm  zeigten  die  Antigene  des  Skleroms  und  der  Pneu- 
monie eine  geringe,  die  übrigen  aber  gar  keine  Hemmung.  Zu  jedem 
Versuche  haben  wir  den  zweifachen  Titer  des  am  selben  Tage  titrierten 
Komplementes  genommen.  Unser  hämolytisches  System  war  eine  2,5-proz. 
rote  Blutkörperchensuspension  des  Ptindes,  zu  welchem  wir  den  dreifachen 
Titer  eines  gegen  Rindsblut  immunisierten  Kaninchenserums  gegeben 
haben.  Die  Sera  habe  ich  V^  Stunde  lang  bei  56^  C  inaktiviert.  Bei 
der  Ausführung  der  Reaktion  wurden  immer  hinreichende  Antigen-  und 
Serumkontrollen  angestellt.  Bei  den  mehrmals  wiederholten  Versuchen 
habe  ich  immer  auch  das  Serum  von  Gesunden,  resp.  von  an  einer 
anderen  Krankheit  Erkrankten  eingereiht.  Insgesamt  habe  ich  10  solcher 
Sera  untersucht,  darunter  das  Serum  zweier  an  Ozaena  Erkrankten; 
diese  werde  ich  im  folgenden  mit  E  bezeichnen.  Das  Serum  letzterer 
10  Individuen  ergab  einstimmig  mit  jedem  Antigen  Hämolyse,  wenn  hier 
und  da  auch  eine  kleine  Hemmung  vorhanden  war,  so  war  sie  doch  ver- 
schwindend gering.  Von  den  Skleromkranken  standen  anfangs  nur  zwei 
unter   meiner   Beobachtung,    bei    diesen    wiederholte   ich    mehrmals    die 

Tabelle  II. 
Die  untersuchten  Sera. 


Antigen     I  Serum  ^r?/^ 


ment 


S.  I 


S.  II 


E, 


E, 


0,20  S  I 
0,10  S  I 


13 
14 


0,15 
0,15 


0,15 
0,30 


2  Titer 
dgl. 


3 
4 

0,20  S  11 
0,10  S  II 

0,15 
0,15 

2  Titer 
1     dgl. 

5 
6 

0,20  S  K. 
0,10  S  K. 

0,15 
0,15 

!  2  Titer 
dgl. 

7 
8 

0,20  P 
0,10  P 

0,15 
0,15 

2  Titer 
dgl. 

9 
10 

0,20  L 
0,10  L 

0,15 
0,15 

2  Titer 
,    dgl. 

11 
12 

0,20  0 
0,10  0 

0,15 
0,15 

2  Titer 
1     dgl. 

a 

s 

a 

>. 

r. 

7; 

32 

^- 

2  Titer 

dgl. 


So 


HO 


minimal 


+  -t-  +  4--t- 
+  +  -h  +  + 


+  +  +  +  + 
-!-  +  +  +  + 


minimal 


4-  +  -I-H-  + 


-I--I--1--H-I- 
-f  +  +  -l--f- 


-1--I-  +  +  + 
+  -1-  +  +  + 


+  +  -I-     H-  +  +  -1-  + 
+  +  +  +  I  +  +  +  +  + 


+  +  +  +  + 
+  -I-  +  -I-  + 


+  +  +  + 
-I-4-  +  +- 


I4-  +  -I--I-  +  I  +  -1-  +  +  -I- 
I  +  +  +  -I-  +  H--I-  +  +  -1- 


+  +  +  +  + 
-I-  +  +  +  + 


-I-  +  -I-  +  + 
+  +  -f--|--l- 


+  +  +  -I--I- 
+  +  +  +  + 


minimal 


!  +  +  +  +  + 

|  +  4--f-  +  -f 


+  +  +  +  +  -l--f-  +  -l-  +  |  +  H--l-  +  + 
+  -1-  +  +  +  +  +  +  +  +  I-I-  +  +  +  + 


+  +  +  +  + 
+  +  +  -I--I- 


-t-  +  +  -l--f- 
+  +  +  -I-H- 


komplette  Hemmung;  +  +  +  +  +  =  komplette  Hämolyse. 


le-« 


244  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Reaktion  derart,  daß  ich  entweder  die  Menge  des  Serums  oder  des 
Antigens  variiert  habe.  Bei  diesen  Versuchen  ergab  sich  immer  eine 
Hemmung  mit  dem  Skleromantigen,  aber  beinahe  in  ähnlichem  Maße 
zeigte  sich  solche  auch  mit  jenem  Antigen,  das  aus  dem  Bact.  ozaenae 
hergestellt  wurde.  Dagegen  erhielt  ich  mit  den  übrigen  Antigenen  voll- 
kommene Hämoljse.  Bezüglich  dieser  Versuche  gibt  folgende  Tabelle 
Aufschluß.  Das  mit  E,  bezeichnete  Serum  ist  von  einem  an  Lues,  das 
mit  Eg  bezeichnete  Serum  von  einem  an  Ozaena  erkrankten  Individuum 
(Tabelle  II). 

Später  meldeten  sich  die  mit  S  III  und  S  IV  bezeichneten  Kranken 
an  unserer  Klinik,  von  denen  das  Serum  des  mit  S  III  bezeichneten 
Kranken  gut  ausgesprochen  —  im  selben  Sinne  —  die  Reaktion  ergab, 
wie  die  vorherigen ;  aber  das  Serum  der  mit  S  IV  bezeichneten  Kranken 
gab  mit  dem  Sklerom-  wie  auch  Ozaena- Antigen  sozusagen  vollkommene 
Hämolyse,  obwohl  ihre  Krankheit,  vom  klinischen  Standpunkte,  ganz 
typisch  war.  Die  Bakterien  des  Sklerom s  konnte  man  aus  der  Nase 
züchten,  so  daß  die  Diagnose  ohne  Zweifel  festzustellen  war,  trotzdem 
wir  bei  der  Kranken  keine  histologische  Untersuchung  vornehmen  konnten, 
da  sie  sich  gegen  jeden  chirurgischen  Eingriff  verwahrte,  daß  bei  ihr 
Rhino-  und  Pharyngosklerom  vorhanden  ist.  Es  ist  nicht  unmöglich, 
daß  in  diesem  Falle  die  Bildung  der  Antikörper  durch  die  Gravidität 
verhindert  wurde. 

Schon  G  alli-Valerio  hat  in  seinen  2  Fällen  darauf  hingewiesen, 
daß  das  Verhalten  der  Sera  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ziemlich  ver- 
schieden sein  kann ;  noch  auffallender  war  die  Abweichung  in  meinem 
mit  S  IV  bezeichneten  Falle.  An  den  oben  erwähnten  Untersuchungen 
von  Goldzieher  und  Neuber  ist  zu  bemängeln,  daß  sie  ihre  Ver- 
suche bloß  auf  Pneumonie  beschränkten  und  die  übrigen  Kapselbakterien 
nicht  berücksichtigten ;  hätten  sie  das  getan,  so  würden  sie  sich  wahr- 
scheinlich reservierter  über  die  Brauchbarkeit  der  Komplementbindung 
beim  Unterscheiden  dieser  Bakterien  geäußert  haben.  Hier  muß  ich 
noch  erwähnen,  daß  ich  bei  mehrmaligem  Wiederholen  dieser  Reaktionen 
manchmal  auch  mit  dem  Pneumonie- Antigen  partielle  Hemmung  erhielt, 
niemals  aber  so  ausgesprochen,  wie  mit  dem  Sklerom-  oder  Ozaena- 
Antigen.  Erwähnen  will  ich  nur  noch,  daß,  während  das  Serum  der 
Kranken  an  einem  sterilen,  dunklen,  kühlen  Ort  aufbewahrt,  bezüglich 
des  Resultates  bei  der  Komplementbindung  selbst  nach  Monaten  keinen 
Unterschied  zeigte,  das  Antigen  (wässerige  Lösung)  länger  als  1  bis 
2  Monate  selbst  bei  0°  C  nicht  zu  bewahren  war. 

Ferner  habe  ich  noch  versucht,  Antikörper  herzustellen.  Zu 
diesem  Zwecke  habe  ich  die  oben  erwähnten  Antigene  verwendet.  Des- 
halb benutzte  ich  im  folgenden  zur  Bezeichnung  der  Immunsera  die- 
selben Buchstaben,  die  ich  oben  bei  den  entsprechenden  Antigenen 
benutzt  habe.  Kaninchen  habe  ich  in  der  Zwischenzeit  von  6—8  Tagen 
1  bzw.  2  ccm  der  oben  erwähnten  Antigene  unter  die  Haut  injiziert, 
und  wiederholte  diese  Injektionen  dreimal.  Da  ich  als  Resultat  dieser 
Injektionen  Gruppenreaktionen  erhielt,  d.h.  daß  mit  heterologen  Antigenen 
ähnliche  Hemmung  wie  mit  homologen  erzielt  wurde,  versuchte  ich  den 
Zeitpunkt  zu  bestimmen,  wo  die  Antigenbildung  schon  begonnen  hat, 
aber  noch  nicht  so  weit  fortgeschritten  ist,  daß  sie  Gruppenreaktionen 
gegeben  hätte,  wie  wir  bei  anderen  Bakterien  (z.  B.  Typhus)  Ana- 
logieen  kennen.    Bei  diesen  Versuchen,  welche  aus  einmaliger  subkutaner 


Nagy,  Ueber  das  Sklerom. 


245 


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246  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Injektion  von  1  com  Antigen  bestanden,  nahm  ich  4—8  Tage  nach  der 
Injektion  Blut  und  versuchte  damit  die  Komplementbindung.  Das  Er- 
gebnis war,  daß  nach  4  Tagen  die  Hemmung  zwar  geringer  war,  sich 
jedoch  keine  Regelmäßigkeit  in  der  Komplementbiudung  zeigte.  Das 
um  8  Tage  später  genommene  Immunserum  gab  jedoch  beinahe  mit 
jedem  Antigen  vollkommene  Hemmung;  die  Bildung  der  Antikörper  er- 
reichte also  zu  dieser  Zeit  schon  ihren  Höhepunkt.  Der  Gang  meiner 
in  dieser  Richtung  ausgeführten  Versuche  ergibt  sich  aus  der  beigefügten 
Tabelle  (Tabelle  III). 

Bei  denselben  Reaktionen  ergeben  sämtliche  Antigenkontrollen  voll- 
ständige Hämolyse, 

Erwähnenswert  halte  ich  es,  daß  wir  von  dreimal  geimpften  Tieren 
3  Monate  später  wieder  Blut  entnommen  und  mit  demselben  sämtliche 
Reaktionen  wiederholt  haben,  wobei  sich  dann  ergab,  daß  beinahe  alle 
vollständige  Hämolyse  zeigten. 

Meiostagminreaktion.  Im  vorigen  Jahre  erschien  von  Ascoli 
eine  kurze  Mitteilung  über  das  von  ihm  Meiostagminreaktion  genannte 
Verfahren,  der  in  kurzer  Zeit  mehrere  Mitteilungen,  teils  von  ihm,  teils 
von  seinem  Assistenten  Izar  folgten,  in  denen  sie  ausführen,  daß  sie 
diese  Reaktion  bei  Typhus,  malignen  Tumoren,  Tuberkulose.  Ankylo- 
stomum  und  Echin  ococcus- Krankheiten  sozusagen  in  allen  Fällen 
für  spezifisch  gefunden  haben,  und  sie  folglich  für  ein  sicheres  differential- 
diagnostisches Verfahren  halten.  Dieses  Verfahren  haben  wir  zur  Dif- 
ferenzierung des  Skleroms  zu  benutzen  versucht. 

Nach  Ascolis  Beschreibung  habe  ich  mehrere  Antigene  aus  dem 
Bact.  scleromatis  und  ausgeschnittenem  Granulationsgewebe  sowohl 
in  Alkohol,  wie  auch  in  Aether  gelöst,  hergestellt.  Ebensolche  Antigene 
stellte  ich  aus  den  übrigen  Kapselbakterien  her.  Wenn  diese  Antigene 
mit  den  Seris  zusammengebracht  w-erden,  fand  ich  in  der  Tropfenzahl 
nur  minimale  Abweichungen  (stalagmometrische  Bestimmung),  und 
nebenbei  ergaben  sich  ebenso  große  Ablenkungen,  wenn  zum  Serum  des 
Scleromkranken  nicht  homologes,  sondern  heterologes  Antigen  gegeben 
wurde.  Wenn  ich  dagegen  zum  Serum  eines  an  einer  anderen  Krank- 
heit erkrankten  Individuums  (z.  B,  Typhus,  Carcinoma)  Scleromantigen 
gab,  so  war  wohl  die  Verminderung  der  Oberflächenspannung  etwas 
geringer  als  mit  dem  spezifischen  Antigen,  die  Differenz  war  aber  nicht 
so  auffallend,  wie  sie  von  Ascoli  angegeben  wurde.  Uebrigens  muß 
ich  erwähnen,  daß  ich  auch  bei  anderen  Krankheiten,  so  bei  Tumoren, 
Typhus,  nicht  immer  so  große  Abw'eichung  gefunden  habe  wie  Ascoli. 
Darüber  will  ich  jedoch  nicht  endgültig  urteilen,  denn  wenn  ich  auch 
streng  nach  A  s  c  o  1  i  s  Vorschrift  vorzugehen  bestrebt  war,  so  ist  es  doch 
nicht  unmöglich,  daß  die  Antigene  nicht  ganz  entsprechend  waren.  Auch 
Ascoli  erwähnt,  daß  seine  Antigene  nicht  immer  gelungen  sind. 

Auf  Grund  des  oben  Gesagten  können  wir,  abgesehen  von  den 
histologischen  Untersuchungen,  unter  den  hier  angeführten  Verfahren 
besonders  die  Komplementbindung  als  solche  betrachten,  welche  bei  der 
klinischen  Diagnose  des  Skleroms  bis  zu  einem  gewissen  Grade  einen 
Anhaltspunkt  bietet,  und  zwar  in  der  von  Gold  zieher  und  Neuber 
zuerst  empfohlenen  Weise,  d.  h.  mit  dem  Serum  des  Kranken.  Dagegen 
können  wir  die  Behauptung  bestätigen,  daß  die  Kapselbakterien,  speziell 
das  Bact.  scleromatis,  von  den  übrigen  Kapselbakterien  auf  diesem 
Wege  voneinander  zu  unterscheiden  wären.  Zur  Aufklärung  der  Aetio- 
logie  hat  diese  Reaktion  insofern  beigetragen,  daß,  obwohl  es  auch  nicht 


Nagy,  Ueber  das  Sklerom.  247 

gelungen  ist,  die  einzelnen  Kapselbakterien  voneinander  zu  unter- 
scheiden, sie  es  ohne  Zweifel  bewiesen  hat,  daß  die  Kapselbakterien,  und 
speziell  das  aus  dem  skleroniatischen  Granulations^ewebe  gezüchtete 
Bact.  scleromatis,  als  Antigen  wirkt  dem  im  Blute  des  Kranken 
befindlichen  Antikörper  gegenüber,  was  wir  anders  als  auf  dem  Wege 
des  ätiologischen  Zusammenhanges  nicht  erklären  können.  Nebenbei 
bestätigt  der  Ausweis  von  Antikörpern  im  Blutserum ,  wie  auch  die 
Veränderung  des  Blutbildes  entschieden  eine  auf  den  ganzen  Körper 
einwirkende  Infektion,  welche  aber  nur  lokale  Veränderungen  bewirkt, 
da  die  Ansiedlung  der  Bakterien  und  ihre  Entwickelung  lokalisiert  ist, 
während  die  Produkte  dieser  Bakterien,  wie  es  scheint,  den  ganzen 
Organismus  überschwemmen  und  beeinflussen. 

Therapie.  Zum  Schlüsse  will  ich  meine  Erfahrungen  bezüglich 
der  Therapie  mitteilen. 

In  der  Therapie  des  Skleroras  dominierte  lange  Zeit  die  operative  Entfernung  des 
erkrankten  Gebietes.  Dieses  Verfahren  hatte  seine  Berechtigung,  denn  wenn  auch  keine 
eutschiedene  Heilung  erreicht  wurde,  so  konnte  doch  die  Verbreitung  der  Krankheit 
und  hauptsächlich  die  mit  der  Narbenbildung  einhergehenden  hochgradigen  Verenge- 
rungen und  Mißbildungen  in  gewissem  Maße  hintangehalten  werden.  Schon  Kaposi 
teilt  einen  Fall  mit,  wo  nach  mehrmaligem  Entfernen  der  Rezidive  vollständige  Heilung 
eingetreten  war.  Es  müßte  aber  in  der  Behandlung  die  erste  Periode  der  Krankheit, 
•die  der  Infiltration,  von  der  zweiten,  narben bildenden  Periode  unterschieden  werden. 
Während  man  mit  chirurgischen  Eingriffen  in  der  ersten  Periode  ein  ausgesprochenes 
Resultat  erzielen  konnte,  stellten  sich  dem  in  der  zweiten  Periode  große  Schwierigkeiten 
entgegen.  In  der  zweiten  Periode  wendete  Schrötter  die  Dehnung  methodisch  mit 
ziemlichem  Erfolg  an,  so  daß  C'hiari  die  Dehnung  als  souveräne  Therapie  des  Skleroms 
betrachtete. 

Auch  medikamentöses  Eingreifen  wurde  versucht;  so  verwendete  Wickham  Arsen- 
injektionen, nachher  Jodkali,  jedoch  ohne  Erfolg.  In  neuester  Zeit  wird  oft  Fibrolysin, 
aber  wohl  ohne  irgendwelche  auffallende  Erfolge,  angewendet. 

Rydygier  versuchte  im  Jahre  1902  zum  erstenmal  die  Behandlung  mit  Röntgen- 
strahlen und  erzielte  hierdurch  bedeutende  Besserung  der  Svmptome.  Das  wurde 
anfangs  skeptisch  aufgenommen,  teils  weil  die  Röntgentherapie  lange  Zeit  in  Anspruch 
nimmt,  und  es  leicht  möglich  ist,  daß  diese  Therapie  in  den  betreffenden  Fällen  nicht 
lange  genug  angewendet  wurde,  teils  weil  wiederholt  auch  spontane  Besserungen  be- 
obachtet wurden.  So  erwähnt  Kaposi  einen  Kranken,  bei  dem  sich  ohne  jeden  Ein- 
griff Besserung  zeigte;  so  ist  es  auch  erklärlich,  daß  Rydygiers  Erfolge  eine  Zeitlang 
nicht  genug  gewürdigt  wurden.  Aber  seit  Rydygier  über  14  mit  Röntgenstrahlen 
behandelte  Fälle  —  und  darunter  über  manche  seit  einigen  Jahren  geheilte  —  berichtete, 
werden  immer  mehr  mit  Röntgenbehandlung  geheilte  Fälle  mitgeteilt,  so  von  Gott- 
stein,  Ranzi,  Freund  ,  Mayer,  Stern  etc.  Pollitzer  behandelte  seinen  Kranken 
ohne  Erfolg  mit  Röntgenstrahlen.  Ballin  erreichte  nur  Besserung  mit  Röntgenstrahlen 
bei  einem  oberflächlichen,  am  vorderen  Teil  der  Nase  und  auf  der  Oberlippe  sich  be- 
findlichen Sklerom.  Während  Rydygier  schon  in  seiner  ersten  Mitteilung  Be>serung 
bei  einem  Laryngosklerom  erwähnt  und  dies  durch  seine  späteren  Erfahrungen  be- 
kräftigt, und  während  Bohac  ähnliche  Erfolge  mitteilt,  spricht  Fittig  nur  von  geringer 
Besserung,  und  hält  es  nicht  für  wahrscheinlich,  daß  in  Fällen,  wo  die  Strahlen  in  eine 
solche  Tiefe  dringen  müssen,  Erfolge  zu  erzielen  wären. 

Schrötter  und  Kahler  haben  mit  Radium  guten  Erfolg  erzielt,  und  fanden  es 
auch  deshalb  für  vorteilhafter  als  die  Röntgenstrahlen,  weil  es  in  die  Nase,  den  Rachen 
und  die  Kehle  zu  bringen  ist. 

Die  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  und  des  Radiums  äußert  sich  nicht  nur  durch 
Zerstörung  des  Granulationsgewebes  und  Aufweichung  von  Narben,  sondern  sie  ver- 
mindern auch,  wie  das  Schrötter  erwähnt,  die  Lebensfähigkeit  der  Bakterien.  Daß 
«8  doch  so  lange  Zeit  erfordert,  bis  bei  Anwendung  der  Röntgentherapie  ein  Erfolg  zu 
erzielen  ist,  mag  seinen  Grund  in  der  geringen  Radiosensibilität  der  betreffenden  Ge- 
bilde haben.  Heilung  wurde  nur  nach  mehreren  Monaten,  selbst  nach  '. — 1  Jahre 
langer  Kur  erzielt;  doch  traten  Besserungen  selbst  nach  Monaten  auch  in  solcnen  Fällen 
ein,  deren  Behandlung  nur  einige  Wochen  dauerte. 

Von  unseren  Kranken  war  die  mit  I  bezeichnete  schon  vor  1'  ,  Jahren  in  der 
Klinik;  damals  wurde  der  unter  ihrer  Nase  befindliche  haselnußgroße,  kuglige  sklero- 
matische  Knoten   von  Prof.  Giimän   entfernt;   sobald   die  Wunde  verheilte,  entfernte 


248  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

sich  die  Kranke.    Als  sie  zurückkehrte,  war  an  derselben  Stelle,  wo  vorher  der  Knoten 
ausgeschnitten  wurde,  ein  etwas  größerer  Knoten. 

Bei  unseren  Kranken,  da  andere  die  medikamentöse  Anwendung  desArsens  emp- 
fohlen haben,  haben  wir  uns  durch  intravenöse  Darreichung  von  Salvarsan  in  dieser 
Richtung  orientieren  wollen.  Die  mit  I,  II  und  III  bezeichneten  Kranken  erhielten 
0,30  g  Salvarsan  in  200  ccm  hypotonischer  Kochsalzlösung  gelöst,  was  sie  gut  ertragen 
haben ;  nur  der  mit  III  bezeichnete  Kranke  hatte  einige  Stunden  mäßige  Temperatur- 
erhöhung.    Besserung  zeigte  sich  aber  bei  keinem. 

Alle  vier  Kranken  habe  ich  kürzere  oder  längere  Zeit  mit  Röntgenstrahlen  be- 
handelt. Die  ganz  oberflächlich  gelegenen  skleromatischen  Knoten  der  mit  I  und  II 
bezeichneten  Kranken  habe  ich  wöchentlich  zweimal  10 — 15  Minuten  lang  in  einer 
Entfernung  von  20  cm  mit  einer  ßauerschen  Röhre  (ö  We)  exponiert.  Da  ich  damit 
selbst  nach  einmonatiger  Behandlung  keinen  Erfolg  erzielte,  begann  ich  eine  energischere 
Kur  (nach  gehörigem  Schutz  der  gesunden  Gebiete),  und  zwar  ließ  ich  dem  erkrankten 
Gebiete  auf  einmal  eine  Erythemdosis  zukommen.  Da  die  Messung  der  Dosis  der 
Röntgenstrahlen  heute  noch  nicht  ganz  verläßlich  ist,  habe  ich  mich  von  der  Menge 
der  angewendeten  Strahlung  mittelst  der  von  Walter  gegebenen  empirischen  Tabelle 
mit  der  Bestimmung  der  Milliampere-Sekunden  orientiert.  Während  eines  Monates 
bekamen  unsere  Kranken  je  in  einem  Sitz  zwei  Erythemdosen,  nach  welchen  sich  nur 
geringere  Reaktionen  (gerötete  Haut,  Jucken,  Schuppen  der  Haut),  aber  keine  wesent- 
lichere Besserung  gezeigt  hat.  Die  mit  I  bezeichnete  Kranke  entfernte  sich  inzwischea 
ungeheilt  aus  der  Klinik.  Die  mit  II  bezeichnete  Kranke  exponiere  ich  seither  wöchent- 
lich zweimal  mit  einer  harten  (8 — 10  We)  M  ü  1 1er  sehen  Röhre  mit  Strahlenfilter  (Stanniol) 
von  25  cm  Entfernung  je  eine  Stunde,  beiläufig  seit  8  Wochen,  unter  Schutz  der  ge- 
sunden Gebiete.  Zurzeit  ist  ihre  Nase  etwas  weicher,  wesentlich  kleiner  und  nicht  So- 
rot; die  Epithelbekleidung  der  unter  der  Nase  liegenden  exkoriierten  Gebiete  hat  be- 
gonnen ;  die  Oberlippe  ist  dünner,  weicher. 

Bei  den  mit  III  und  IV  bezeichneten  Fällen  ist  das  Sklerom  tief.  Deshalb  be- 
handelte ich  es  von  Anfang  an  mit  einer  harten  Röhre,  Strahlenfilter,  wöchentlich 
zweimal,  zeitweise  mit  längeren  Pausen.  Der  mit  III  bezeichnete  Kranke  atmete  schon 
in  der  3. — 4.  Woche  etwas  leichter,  er  war  nicht  dyspnoetisch,  seine  Stimme  war  klarer; 
zurzeit,  nach  2^/g-monatiger  Behandlung,  fühlt  er  sich  subjektiv  viel  besser,  so  daß  er 
als  Tagelöhner  mit  Gartenarbeit  sein  Brot  verdient,  obwohl  der  laryngoskopische  Befund 
nicht  viele  Besserung  zeigt.  Die  mit  JV  bezeichnete  Kranke  stand  2  Wochen  lang 
unter  Röntgenbehandlung,  worauf  sie  sich  ungeheilt  entfernte. 

Im  Zusammenhang  mit  der  Röntgentherapie  will  ich  noch  erwähnen,  daß  ich 
beiläufig  nach  6-wöchentlicher  Behandlung  die  Komplementbindung  wiederholt  habe,  und 
ebenso,  wie  Goldzieher  und  Neuber  mitteilen,  weniger  ausgesprochene  Bindung 
erhielt,  was  darauf  hinzuweisen  scheint,  daß  sich  während  der  Röntgenisierung  die- 
Bildung  der  Antikörper  verminderte. 

Solange  wir  über  ein  wirkungsvolleres  und  sicherer  spezifisches  Verfahren  (z.  B. 
Serumbehandlung)  nicht  verfügen,  müssen  wir  auf  die  Prophylaxe  größtes  Gewicht  legen. 
Die  Betonung  der  Prophylaxe  ist  um  so  wichtiger,  da  in  neuester  Zeit  gerade  in  Ungarn, 
ähnlich  in  Rußland,  Amerika,  Ostpreußen,  die  Zahl  der  Skleromfälle  zunimmt.  Obwohl 
sie  sich  noch  in  geringer  Zahl  melden,  zeigen  sie  sich  nicht  zerstreut,  sondern  in 
einzelnen  Inseln ,  was  alles  auf  das  ansteckende  Wesen  der  Krankheit  hindeutet. 
Schrott  er  betonte  mehrmals  die  Notwendigkeit,  die  Skleromafälle  anzumelden,  in 
Evidenz  zu  halten  und  sie  zeitweise  vom  behördlichen  Arzt  untersuchen  zu  lassen. 
Die  Behörde  sollte  darauf  achten,  daß  sich  die  Skleromatischen  mit  ihren  Mitbewohnern 
nicht  berühren  (separates  Zimmer,  eigene  Kleider,  Entfernen  der  Kinder  aus  dem 
Schlafzimmer  ihrer  Eltern  usw.).  Natürlich  soll  die  Separierung  nicht  so  streng  sein 
wie  z.  B.  bei  Lepra,  da  die  Gefahr  der  Ansteckung  viel  geringer  ist.  Schrötters 
Proposition  eignete  sich  die  15.  Sektion  des  XVI.  internationalen  Kongresses  an  und 
faßte  den  Beschluß,  daß  sich  zum  Studium  dieser  Frage  eine  beständige  Kommission 
bildet,  deren  Aufgabe  unter  anderen  die  wäre,  die  Aufmerksamkeit  der  Behörden  auf 
diese  Frage  zu  lenken. 

Literatur. 

Abel,  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Bd.  13.  1893.  p.  161. 

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250  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri, 
kultiviert  im  Blutegel. 

[Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  im  Kindlein  Jesu-Hospital 

zu  Warschau.] 

Von  Leon  Earwaeki. 

Mit  1  Tafel. 

In  einer  gemeinsam  mit  Szokalski  unternommenen  Arbeit  über 
die  Kultur  der  Recurrensspirochäten  in  Blutegeln  hatten  wir  die  Absicht, 
zu  ermitteln,  wie  lange  die  Spirochäten  in  Blutegeln  leben  können, 
welche  Umstände  die  Lebensdauer  im  günstigen  oder  ungünstigen 
Sinne  beeinflussen,  wie  groß  die  Virulenz  der  Spirochäten  ist,  und 
schließlich,  wie  sie  sich  im  Organismus  des  Blutegels  verteilen.  Die 
Ergebnisse  dieser  Untersuchungen  wurden  in  der  „Gazeta  Lekarska"  im 
Jahre  1910  und  in  den  ..Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  biologie"  im  gleichen 
Jahre  veröffentlicht.  Die  gegenwärtige  Arbeit  ist  ein  Versuch  der  Syste- 
matisierung des  morphologischen  Materials,  das  wir  in  den  vorher- 
gehenden Untersuchungen  erhalten  hatten,  welches  aus  über  400  mikro- 
skopischen Präparaten  besteht,  die  von  Blutegeln  oder  von  Kranken, 
denen  die  Blutegel  appliziert  worden  waren,  erhalten  wurden.  Die 
Präparate  wurden  in  absolutem  Alkohol  fixiert  und  in  einer  schwachen 
Gi  em  sa-Lösung  während  24  Stunden  gefärbt. 

Zunächst  richtete  ich  meine  Aufmerksamkeit  auf  die  Veränderungen, 
denen  die  Bestandteile  des  Blutes  während  ihres  Aufenthaltes  im  Blut- 
egel unterworfen  sind,  und  zwar  um  die  kleinen  Produkte  der  Hämolyse 
von  den  zytologischen  Veränderungen  der  Spirillen,  ihren  Involutions- 
oder eventuellen  Evolutionsformen  unterscheiden  zu  können. 

Die  roten  Blutkörperchen  können  in  dieser  Hinsicht  keine  Zweifel 
erregen.  In  Blutegeln,  die  von  sekundären  Infektionen  frei  sind,  kann  man 
bis  50  Tage  lang  gut  erhaltene  Erythrocyten  vorfinden.  Zwischen  dem 
20.  und  40.  Tage  nimmt  ihre  Färbbarkeit  ab.  In  Blutegeln,  in  deren 
Intestinaltraktus  Mikroben  einer  sekundären  Infektion  enthalten  sind, 
zerfallen  die  Erythrocyten  viel  früher  und  lassen  sich  nicht  differenzieren. 

Die  weißen  Blutkörperchen  degenerieren  schon  nach  2—3  Tagen. 
Das  Protoplasma  wird  glasig,  der  Kern  verliert  seine  fadenförmige 
Struktur  und  erhält  pyknotische  Eigenschaften.  In  dieser  Gestalt  bleiben 
sie  ziemlich  lange  erhalten.  Später  zerfällt  der  Kern  in  mehrere  stark 
gefärbte  Kugeln,  die  nach  außen  ausgestoßen  werden.  Manchmal  trennt 
sich  so  eine  Kugel  zusammen  mit  einem  Teile  des  glasigen  Protoplasmas 
ab  und  täuscht  ein  protozoenartiges  Gebilde  vor.  In  einigen  Fällen 
wurden  während  2  Tagen  mehrkernige  Leukocyten  gefunden,  die  im 
Protoplasma  wenig  veränderte  Spirillen  enthielten.  Augenscheinlich  hatte 
die  Phagocytose  schon  im  Blute  des  Kranken  stattgefunden,  aber  die 
Verhältnisse  im  Intestinaltraktus  des  Blutegels  verlangsamten  den  Zerfall 
der  Spirillen  um  ein  Bedeutendes. 

Die  degenerativen  Veränderungen  der  Blutplättchen  lassen  sich  schon 
sehr  früh,  nach  Verlauf  einer  Stunde,  beobachten.  Sie  ballen  sich  zu- 
sammen, und  die  Konturen  der  einzelnen  Plättchen  verschwinden  völlig. 
Die   Agglomerate   nehmen   eine   rosa-violette   Färbung   an   und  bestehen 


Karwacki,  lieber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  251 

aus  minimaleu,  unterbrochenen  Fädeu,  Körnchen  und  formlosen  Partikeln. 
In  den  mittleren  Partieen  der  Agglomerate  differenzieren  sich  dunkel- 
violette Körnchen  von  regelmäßigen  Konturen  und  von  verschiedener 
Größe,  vom  kleinen  Pünktchen  bis  zum  großen  Staphy  1  ococcus. 
Einzelne  Plättchen  bilden  ebenfalls  Körnchen.  In  großen  degenerierten 
Plättchen  entsteht  gelegentlich  eine  interessante  Differenzierung  beim 
Färben  ;  der  periphere  Teil  wird  hellrosa,  der  mittlere  dunkelviolett,  in 
Gestalt  eines  vollkommenen  Kernes.  Die  Beurteilung  solcher  Gebilde  ist 
sehr  schwierig.  Ihre  Entstehung  klärt  sich  auf,  wenn  wir  das  Blut 
einige  Stunden  nach  der  Fütterung  des  Blutegels  untersuchen.  Wir 
finden  dann  eine  ganze  Kette  von  Uebergangsformen  von  typischen 
Plättchen  bis  zu  pseudoparasitären  Gebilden.  In  dieser  Hinsicht  waren 
mir  Blutegel,  die  mit  spirilleufreiem  Menschenblut  gefüttert  waren,  von 
großem  Nutzen.  Es  ist  noch  zu  beachten,  daß  im  Endstadium  des 
Paroxysmus  im  Blute  der  Kranken  ein  kolossales  Anwachsen  der  Blut- 
plättchenzahl stattfindet.  Da  die  Blutegel  hauptsächlich  in  diesem  Stadium 
gefüttert  wurden,  waren  die  Präparate  überaus  reich  an  Körnchen  und  ver- 
schiedenen anderen  Produkten  der  regressiven  Metamorphose  der  Plätt- 
chen. Ein  Maximum  von  Körnchen  enthielten  die  Präparate  zwischen 
dem  1.  und  dem  4.  Tag  nach  der  Fütterung.  Die  meisten  Körnchen 
findet  man  in  den  Plättchenagglomeraten  und  in  ihrer  Nähe;  mit  einzelnen 
Körnchen  ist  das  ganze  Präparat  übersät.  Wenn  Körner  von  kleinen 
Dimensionen  dem  Körper  der  Spirillen  anliegen  oder  auf  demselben 
liegen,  ist  es  sehr  schwer,  zu  entscheiden,  ob  das  Körnchen  ein  Derivat 
der  Spirochäte  oder  ein  Fremdkörper  ist.  Andere  Produkte  des  Blut- 
plättchenzerfalles, die  den  Spirillen  anliegen,  stellen  einer  richtigen  Be- 
urteilung keine  Schwierigkeiten  entgegen.  Wenn  man  eine  Serie  von 
Präparaten,  die  vom  gleichen  Blutegel  stammen,  in  bezug  auf  die 
Körnchenzahl  miteinander  vergleicht,  so  bemerkt  man  im  Laufe  der  Zeit 
eine  allmähliche  Abnahme  derselben,  bis  sie  zuletzt  gänzlich  verschwinden. 
Die  alten  Körner  färben  sich  oft  metachromatisch-hellblau. 

Bei  der  Untersuchung  des  vom  Blutegel  im  flüssigen  Zustande  er- 
haltenen Blutes  habe  ich  bei  der  Mehrzahl  der  Blutegel  sehr  interessante 
Gebilde  entdeckt.  Es  waren  gerade  oder  gebogene,  an  den  Enden  zu- 
gespitzte Fäden  von  einer  Länge  von  5 — 15  /<  und  einer  Dicke  von 
0,5 — 3  u.  Diese  Fäden  erinnerten  ihrem  Aussehen  nach  an  verdickte, 
spindelförmige  Bacillen.  Sehr  oft  waren  die  Enden  der  Fäden  gespalten, 
gelegentlich  auf  eine  größere  Länge  hin,  was  den  Eindruck  machte,  als 
ob  dem  größeren  Faden  ein  kleinerer  anliege.  Nach  mehrstündiger 
Färbung  nach  Giern  sa  erhielten  sie  eine  hellrosa  Farbe,  die  nach 
24  Stunden  in  eine  violettrosa  Nuance  überging. 

Die  Fäden,  besonders  die  einzelnen,  machen  ihrer  Form  nach  den 
Eindruck  organisierter  Gebilde,  nichtsdestoweniger  zeigen  sie,  trotz 
ziemlich  großer  Dimensionen,  nach  der  Färbung  keinen  zellenartigen  Bau. 
Sie  setzen  sich  aus  einzelnen  Fädchen  von  verschiedener  Dicke  zusammen, 
die,  häufig  unterbrochen  oder  mit  Verdickungen  versehen,  parallel  der 
Längsachse  verlaufen.  Gelegentlich  sind  die  Unterbrechungen  in  den 
inneren  Fädchen  so  häufig,  daß  das  ganze  Gebilde  wie  ein  auf  phan- 
tastische Weise  zusammengeballtes  Konglomerat  von  Körnchen  und 
Stäbchen  aussieht.  Selten  trifft  man  gleichmäßig  gefärbte  Gebilde,  die 
an  die  fadenartigen  Formen  der  Bakterien  erinnern.  Ihrer  Lage  nach 
sind  diese  Gebilde  meist  zusammengeballt,  mit  speichenförmiger  Ver- 
teilung  oder    mit    einem    formlosen    zentralen   Teil   und    einer    deutlich 


252  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

fädigen  Peripherie.  Die  Enden  der  Fäden  sind  meist  leicht  gebogen  und 
immer  zugespitzt.  Daneben  trifft  man  große  Agglomerate  knäuelförmig 
verwickelter  Fäden,  ähnlich  den  Pilzfäden.  Ein  solches  Netz  enthält  oft 
eine  beträchtliche  Anzahl  Blutkörperchen.  Im  Laufe  der  Zeit  verwandeln 
sich  diese  Agglomerate  in  eine  amorphe  Masse  von  Körnern  und  kurzen 
Fäden.  Die  Blutegel,  die  diese  Gebilde  enthielten ,  zeigten  eine  ver- 
ringerte Lebensfähigkeit.  Nach  jeder  Blutentnahme  bluteten  sie  reichlich 
ins  Wasser,  in  welchem  ich  weiße  Partikelchen,  die  den  oben  be- 
schriebenen nach  Aussehen  und  Färbbarkeit  analog  waren,  finden  konnte. 
Die  Herkunft  dieser  Gebilde  ist  mir  unklar  geblieben ;  dem  Aussehen 
nach  erinnern  sie  sowohl  an  die  Knäuel  zerfallender  Spirochäten,  wie 
auch  an  die  Agglomerate  der  Blutplättcheuzerfallsprodukte.  Die  einzelneu 
Gebilde  aber,  besonders  im  ungefärbten  Zustande,  zeigen  keine  Ver- 
wandtschaft weder  mit  den  Spirillen  noch  mit  den  Blutplättchen." 

Die  morphologische  Untersuchung  hatte  in  erster  Linie  den  Zweck, 
die  Frage  zu  beantworten,  ob  die  Spirochäten  im  Blutegel  sich  bloß  am 
Leben  erhalten,  oder  sich  auch  vermehren.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel, 
daß  in  einigen  Insektenarten  die  Spirillen  sich  vermehren  und  sehr 
lange  leben  können.  Bei  Oruithodorus  moubata  fand  Koch  einige 
Zeit  nach  der  Fütterung  ganze  Knäuel  von  Spirillen  in  den  Ovarien. 
Möllers  hat  experimentell  nachgewiesen,  daß  dieses  Insekt  noch  andert- 
halb Jahre  nach  der  letzten  Fütterung  mit  infiziertem  Blut  die  Fähigkeit 
besitzt,  Affen  durch  Biß  zu  infizieren,  also  lebende  Spirillen  enthält. 
Der  gleiche  Autor  hat  festgestellt,  daß  die  Spirillen  von  den  Eltern  auf 
die  Nachkommen  übergehen;  bei  seinen  Versuchen  konnte  nicht  nur  die 
erste,  sondern  auch  die  zweite  Generation  von  Ornithodorus,  die 
von  infizierten  Insekten  abstammte,  bei  Affen  das  Rückfallfieber  hervor- 
rufen. Die  Ansichten  der  Forscher  über  die  Rolle  der  Wanzen  in  dieser 
Angelegenheit  gehen  noch  weit  auseinander.  Klodnickij  behauptet 
auf  Grund  von  Untersuchungen,  die  an  30  Wanzen  durchgeführt  wurden, 
daß  die  Spirillen  in  den  Wanzen  sich  nicht  nur  vermehren,  sondern  auch 
in  andere  Entwickelungsformen  übergehen  können,  wenn  die  Wanzen 
von  Zeit  zu  Zeit  mit  frischem  Mäuseblut  gefüttert  werden.  Die  Dauer 
der  Lebensfähigkeit  der  Spirochäten  in  der  Wanze  bestimmt  Klodnickij 
auf  30  Tage.  Mackie  beobachtete  lebende  Spirillen  in  der  Wanze  bis 
zum  7.  Tage;  sie  hielten  sich  im  oberen  Teil  des  Intestinaltraktus  auf; 
über  die  Vermehrung  derselben  teilt  er  nichts  mit.  Nuttall  stellt  die 
Möglichkeit  der  Vermehrung  der  Spirochäten  in  der  Wanze  in  Frage, 
und  die  diesbezüglichen  Gebilde  auf  den  Photogrammen  von  Klodnickij 
hält  er  für  Wanzenspermatozoen.  Nach  seiner  Meinung  lebten  die 
Spirillen  bei  einer  Temperatur  von  12^  in  der  Wanze  bis  5  Tage  lang, 
in  den  Wanzen  dagegen,  die  im  Brutofen  bei  20—24*^  gehalten  werden, 
reduziert  sich  ihre  Lebensdauer  auf  ein  Dutzend  Stunden.  Tiktin, 
der  zuerst  sich  mit  dieser  Frage  beschäftigt  hat,  behauptet,  daß  unter 
gewöhnlichen  Umständen  die  Spirochäten  in  der  Wanze  nicht  viel  länger 
als  3  Tage  am  Leben  bleiben.  Ich  bin  in  der  Lage,  auf  Grund  meiner 
Untersuchungen,  zu  bestätigen,  daß  im  allgemeinen  die  Spirochäten  in 
der  Wanze  ihre  typische  Gestalt  nur  während  einer  relativ  kurzen  Zeit 
beibehalten.  Danach  findet  eine  Umwandlung  derselben  in  typische 
körnchen-  und  stäbchenartige  Gebilde  statt,  die  ich  für  Evolutions- 
formen halte. 

Viel  günstigere  Verhältnisse  für  die  Beibehaltung  ihrer  typischen 
Gestalt   finden   die  Spirochäten   in  den  Läusen.     Serge  nt  und  Foley 


Karwacki,  Ueber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  253 

sandten  einige  Läuse  von  Recurrenskrauken  von  Algier  nach  Paris.  Es 
gelang,  mit  dem  Inhalt  einer  Laus  einen  Affen  zu  infizieren,  obwohl  die 
Läuse  6  Tage  unterwegs  waren.  Mackie  präparierte  infizierte  Läuse, 
und  stellte  dabei  fest,  daß  die  Spirochäten  hauptsächlich  sich  in»  Magen 
aufhalten.  Ihre  Zahl  wächst  allmählich  und  nach  3  Tagen  erreichte  sie 
ein  Maximum.  Dann  bilden  die  Spirillen  Knäuel  und  Häufchen,  und 
später  nimmt  ihre  Zahl  allmählich  ab.  Aehnlich  wie  bei  Ornithodorus 
gelangen  die  Spirochäten  in  der  Laus  in  die  Ovarien,  wo  sie  sich  in 
kurze  Gebilde  von  kaum  2  /n  Länge  verwandeln. 

Die  Untersuchungen  von  Schellack  und  Manteuffel  haben  er- 
geben, daß  die  Spirochäten  auch  in  Läusen  und  Flöhen,  die  auf  experi- 
mentell infizierten  Ratten  leben,  sich  vorfinden.  Jedoch  berichten  beide 
Forscher  nichts  über  ihre  weiteren  Schicksale. 

In  allen  diesen  Arbeiten  wird  die  Vermehrung  der  Spirochäten  vom 
epidemiologischen  Standpunkte  aus  behandelt.  Dieser  Standpunkt  hat 
mit  dem  Charakter  meiner  Untersuchungen  nichts  gemein,  da  die  Blut- 
egel in  der  Epidemiologie  des  Rückfallfiebers  gar  keine  Rolle  spielen. 
Die  obigen  Arbeiten  habe  ich  ausschließlich  aus  dem  Grunde  zitiert, 
weil  sie  deutlich  auf  die  Möglichkeit  der  Fortpflanzung  der  Spirochäten 
unter  bestimmten  Verhältnissen  im  Organismus  von  Insekten  hinweisen. 
Als  ein  die  Entwickelung  begünstigender  Umstand  wird  unter  anderem 
die  niedrige  Temperatur  der  Umgebung  angegeben. 

Aus  den  gemeinsam  mit  dem  Kollegen  Szokalski  durchgeführten 
Untersuchungen  ergibt  sich,  daß  die  anfänglich  im  Intestinaltraktus  des 
Blutegels  befindlichen  Spirochäten  nachträglich  in  die  inneren  Organe  aus- 
wandern und  sich  um  und  in  den  inneren  Drüsen  lagern.  Die  Zahl  der 
Spirochäten  im  Intestinaltraktus  bildet  kaum  einen  kleinen  Bruchteil 
derjenigen,  die  sich  im  Mesenchym  des  Blutegels  befinden.  Sie  bilden 
um  die  Organe  herum  ganze  Knäuel  und  kompakte  Haufen.  Diese  Tat- 
sache ist  ein  Beweis,  daß  die  Spirochäten  sich  im  Körper  der  Blutegel 
sehr  energisch  vermehren  können.  Die  Silberpräparate,  in  denen  wir 
diese  Bilder  entdeckten,  erlauben  uns  aber  nicht,  weitere  Schlüsse  über 
den  Mechanismus  der  Vermehrung  zu  ziehen.  Die  Eigentümlichkeiten 
dieses  Vorganges  erhellen  erst  aus  der  Untersuchung  der  vom  Blutegel 
gewonnenen  Blutpräparate,   die   die  Untersuchung   der  Gewebe  ergänzt. 

Schon  die  Zählung  der  Spirochäten  auf  den  Präparaten  in  den  Fällen, 
wo  das  Blut  systematisch  in  ein-  oder  zweitägigen  Zwischenräumen  ent- 
nommen wurde,  zeigt,  daß  die  Zahl  der  Spirochäten  im  Intestinaltraktus 
durch  zwei  Momente  reguliert  wird,  das  Absterben  und  das  Nachwachsen. 
Die  durchschnittliche  Spirochätenzahl  im  Gesichtsfeld  beim  gleichen  Blut- 
egel beträgt  z.  B.  an  einem  Tage  5,  am  anderen  V2'  am  dritten  3, 
am  vierten  6  usw.  Bei  graphischer  Darstellung  der  Zählresultate  er- 
hält man  eine  Kurve  von  wellenförmigem  Charakter,  deren  höchster  Punkt 
manchmal  auf  den  1.,  manchmal  auf  den  7.  oder  11.  Tag  entfällt,  seltener 
finden  wir  zwei  oder  mehr  solcher  Höhepunkte,  worauf  die  Kurve  (in 
den  Fällen,  wo  keine  Verunreinigung  stattgefunden)  langsam  bis  zur 
Horizontalen  abfällt.  Die  Untersuchung  der  gefärbten  Präparate  erklärt 
die  Ursache  dieser  Schwankungen,  da  sie  an  manchen  Tagen  viele  im 
Zerfall  begriffene  Gebilde,  an  anderen  wiederum  Teilungsvorgänge  auf- 
weist. 

In  meiner  vorhergehenden  Arbeit  über  die  Morphologie  der  Spiro- 
chaeta Obermeieri  hatte  ich  die  Tatsache  der  Vermehrung  der  Re- 
currensspirochäten  durch  Längsteilung  völlig  in  Zweifel  gezogen.    Meine 


254  Ceotralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Ansicht  basierte  ausschließlich  auf  der  Untersuchung  infizierten  Menschen- 
blutes. 

In  70  Fällen  von  Rückfallfieber,  in  denen  das  Blut  systematisch  in 
verschiedenen  Stadien  der  Krankheit  entnommen  wurde,  gelang  es  mir 
kein  einziges  Mal,  Bilder  zu  beobachten,  die  für  die  Längsteilung  sprachen. 
Die  gegabelten  Formen  der  Obermeierschen  Spirochäte  im 
Menschenblut  gehören  zu  den  größten  Seltenheiten,  wogegen  die  langen 
Gebilde  mit  einem  dünnen  spirillenlosen  Bäudchen  in  der  Mitte  zu  den 
gewöhnlichen  Erscheinungen  gehören.  Ziemlich  oft  triff't  man  auch  lange 
Fäden,  in  denen  alle  paar  Segmente  Einschnürungen  sich  befinden,  und 
die  als  Resultat  einer  multiplen  Teilung  beschrieben  worden  sind.  Aehn- 
liche,  ganz  kurze  Gebilde,  die  infolge  einer  mehrfachen  Querteilung  der 
Mutterzelle  entstanden  sind,  fand  ich  fast  ausschließlich  im  Parenchym 
der  Milz  beim  Menschen  in  2  Fällen  mittels  der  Versilberungsmethode. 
Die  Länge  solcher  Gebilde  betrug  2 — 4  ,«.  Solche  Bilder  sprechen  un- 
zweifelhaft für  die  Fortpflanzung  der  Spirochäten  im  Menschenblut, 
hauptsächlich  durch  Querteilung.  Es  kann  gegenwärtig  noch  nicht  mit 
Bestimmtheit  behauptet  werden,  ob  die  Art  der  Vermehrung  im  mensch- 
lichen Organismus  auch  die  einzige  ist.  Die  Verfechter  der  Längsteilung 
der  Spirochäten  sind  der  Meinung,  daß  auch  die  Doppelformen  mit  der 
dünnen  mittleren  Verbindungszoue  infolge  einer  schnellen  Längsteilung 
entstanden  sind,  wobei  das  Ende  eine  Zeitlang  ungeteilt  bleibt.  Wenn 
dann  die  beiden  Spirochäten  sich  auseinanderbiegen  und  in  der  Längs- 
richtung hintereinander  liegen,  erhalten  wir  den  falschen  Eindruck  einer 
Querteilung. 

Das  Beobachtungsergebnis  am  menschlichen  Blut  und  an  den  Or- 
ganen bestätigt  eine  solche  Annahme  keineswegs.  Trotz  der  Schnellig- 
keit des  Teilungsaktes,  welche  die  Erfassung  der  einzelnen  Phasen  der 
Erscheinung  erschwert,  müßte  es  dennoch  gelegentlich  gelingen,  diese 
Zwischenstadien  zu  beobachten,  wenn  man  eine  große  Zahl  von  Präpa- 
raten, die  von  verschiedenen  Kranken  in  verschiedenen  Stadien  der  Krank- 
heit stammen,  durchmustert.  Ich  für  meinen  Teil  habe  ähnliche  Formen 
niemals  angetroffen.  In  Blutegeln  dagegen  existiert  die  Längsteilung 
unzweifelhaft  und  man  kann  ihr  in  verschiedenen  Entwickelungsstadien 
begegnen. 

Der  Teilungsprozeß  erinnert  hierbei  auch  an  die  Teilung  der  Spiro  - 
chaeta  Duttoni  bei  der  Maus,  die  von  Mayer  beschrieben  worden 
ist,  und  die  Teilung  der  Spirochaeta  pallida,  wie  sie  von  Krzy- 
sztalowicz  und  Siedlecki  angegeben  wurde. 

Die  Teilung  beginnt  zwischen  dem  3.  und  7.  Tage  des  Aufenthaltes 
im  Blutegel.  Der  Unterschied  in  bezug  auf  die  Zeit  hängt  wahrschein- 
lich von  bestimmten  Eigenschaften,  die  von  den  einzelnen  Individuen 
erworben  sind,  und  von  ihrem  Alter  ab.  Den  Teilungsformen  begegnet 
man  während  der  Dauer  einiger  Tage.  Im  Anfangsstadium  werden  die 
Spirochäten  kürzer  und  nehmen  an  Dicke  zu,  so  daß  ihr  Durchmesser 
um  das  2— 3-fache  den  normalen  übersteigt.  Im  Zusammenhang  mit 
der  Verdickung  des  ganzen  Körpers  steht  die  Bildung  von  Körnchen  in 
einigen  der  Spirochäten.  Die  Körnchen  entstehen  manchmal  im  zentralen 
Teile,  manchmal  an  den  Polen.  Gewöhnlich  entsteht  in  der  Spirochäte 
nur  ein  exzentrisch  gelegenes  Körnchen  von  größeren  Dimensionen 
als  der  Durchmesser  des  Körpers.  Die  Körnchen  färben  sich  dunkel- 
violett und  stellen  wahrscheinlich  einen  Vorrat  von  Chromatin  dar,  der 
für  den  Teilungsakt  bestimmt  ist.     Der  Verdickung  unterliegt  nicht  der 


Karwacki,  Ueber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  255 

ganze  Körper  des  Parasiten,  sondern  eine  gewisse  Anzahl  von  Segmenten, 
gewöhnlich  der  mittlere  Abschnitt.  Diese  Erscheinung  ist  jedoch  nicht 
beständig,  da  außer  den  mittleren  Windungen  auch  eine  von  den  peri- 
pheren oder  auch  die  Endsegmente  sich  verdicken.  Die  nächste  Etappe 
im  Teilungsprozeß  bildet  die  Zweiteilung  einiger  verdickter  Abschnitte, 
infolge  dessen  ein  Teil  der  Spirochäte  doppelte  Konturen  erhält.  Die 
geteilten  Segmente  behalten  die  korkzieherförmige  Gestalt  der  Si)irochäte 
bei,  verlaufen  jedoch  nicht  ganz  parallel,  was  ihnen  das  Aussehen  von 
Halbmonden  oder  in  die  Länge  gezogenen  Ringen  verleiht.  Die  Teilung 
der  verdickten  Abschnitte  tritt  in  einer  gewissen  Reihenfolge  auf,  vom 
mittleren  Teil  nach  den  Enden  zu  oder  umgekehrt.  Das  Bild  der  Spiro- 
chäte in  dieser  Phase  stellt  sich  wie  folgt  dar:  Nach  einer  Reihe  von 
Endwindungen  von  normaler  Dicke  folgen  1,  2  oder  3  Doppelwindungen, 
weiter  einige  einfache  verdickte  Windungen,  worauf  wieder  einfache  dünne 
Endwindungen  folgen. 

Das  quantitative  Verhältnis  der  verdickten  Windungen  zu  den  ver- 
doppelten kann  sehr  verschieden  sein;  ich  habe  jedoch  kein  einziges  Mal 
eine  vollständige  Trennung  des  inneren  Teiles  der  Spirochäte  bei  Er- 
haltung einfacher  Enden  im  Sinne  Mayers  gesehen.  Gewöhnlich  folgte 
nach  der  oben  beschriebenen  Phase  die  gabelförmige  Teilung  eines  der 
Enden  in  größerer  oder  geringerer  Ausdehnung.  Diese  Form  werde  ich 
der  Bequemlichkeit  halber  die  offene  Teilung  nennen,  im  Gegensatz  zu 
der  vorhergehenden  Phase,  die  ich  die  geschlossene  Teilung  nenne.  Die 
vollständig  getrennten  Enden  der  Spirochäte  können  sich  gegenseitig 
umflechten  und  so  Ringe  bilden;  in  anderen  Fällen,  indem  sie  einander 
auf  gewisse  Entfernung  hin  anliegen,  machen  sie  den  Eindruck  noch  nicht 
getrennter,  verdickter  Abschnitte.  Bei  genügender  Uebung  macht  die 
Unterscheidung  der  Bilder  im  Stadium  der  offenen  Teilung  von  den 
Bildern  der  geschlossenen  Teilung  keine  Schwierigkeiten ;  die  doppelten 
Segmente,  die  durch  Kreuzung  oder  Umflechtung  der  Enden  entstanden 
sind,  haben  ein  rundes,  nicht  halbmondförmiges  Aussehen;  die  dicken 
Abschnitte,  welche  durch  Zusammentreffen  der  getrennten  Enden  ent- 
standen sind,  unterscheiden  sich  von  den  Verdickungen  in  der  geschlossenen 
Teilung  dadurch,  daß  sie  keinen  symmetrischen  wellenförmigen  Verlauf 
haben. 

Die  Bilder  der  schon  weit  fortgeschrittenen  offenen  Teilung  besitzen 
für  mich  einen  geringeren  objektiven  Wert  für  die  Bestimmung  der  Art 
der  Teilung.  In  vielen  Fällen  ist  es  unmöglich,  das  Bild  der  vollendeten 
Teilung  vom  einfachen  Anliegen  zweier  Spirochäten  auf  geringe  Ent- 
fernung hin  zu  unterscheiden,  wenn  sie  gleiche  Länge  besitzen.  Die 
Symmetrie  oder  Asymmetrie  kann  für  die  Differenzierung  keine  größere 
Bedeutung  beanspruchen.  Weiter,  wenn  man  vom  Standpunkte  der 
Längsteilungstheorie  einen  Faden  aus  zwei  Spirochäten  als  das  Resultat 
einer  Drehung  um  180  "^  von  2  soeben  geteilten,  aber  noch  zusammen- 
hängenden Spirochäten  ansehen  kann,  so  können  vom  Standpunkte  der 
Querteilung  die  V-Formen  ebensogut  als  das  Resultat  der  Drehung  von 
2  Spirochäten  an  der  Teilungsstelle  erklärt  werden.  Sogar  die  gabel- 
förmigen Gestalten  mit  einer  kurzen  Basis  können  theoretisch  aus  der 
Querteilung  abgeleitet  werden,  wenn  außer  der  Drehung  an  der  Ver- 
bindungsstelle eine  Superposition  der  beiden  Hälften  auf  kurze  Distanz 
stattfindet. 

Aus  diesen  Gründen  habe  ich  das  Vorhandensein  der  Längsteilung 
ausschließlich  auf  Grund  der  Bilder  der  geschlossenen  und  offenen  Teilung 


256  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

im  Anfangsstadium  diagnostiziert.  Die  durch  Längsteilung  entstandenen 
Spirochäten  charakterisieren  sich  durch  ihren  dünnereu  Durchmesser  als 
normal,  jedoch  ist  der  Unterschied,  dank  der  vorhergehenden  Verdickung, 
sehr  gering.  Relativ  selten  trifft  man  Spirochäten  mit  einem  außer- 
ordentlich dünnen  Körper.  Ich  fand  sie  gewöhnlich  in  dem  auf  die 
Längsteilung  folgenden  Stadium.  Sie  färben  sich  anders  wie  gewöhnlich, 
und  zwar  rosaviolett  mit  einem  Uebergewicht  von  rosa.  Solche  Gebilde 
sah  ich  auch  auf  künstlichen  Nährböden  im  Stadium  der  verminderten 
Lebensfähigkeit  der  Spirochäten. 

Als  Folgen  der  Querteilung  sah  ich  die  doppelten  Spirochätenfäden 
an,  wenn  ich  auf  den  Präparaten  die  Formen  der  geschlossenen  Längs- 
teilung gar  nicht  antraf,  sowie  die  Fäden,  die  aus  3  Spirochäten  be- 
standen. Der  Faden,  der  die  einzelnen  Individuen  verbindet,  ist  dünner 
als  der  übrige  Körper,  besitzt  keine  Windungen  und  nimmt  eine  Farbe 
an,  die  zwischen  violett  und  blau  die  Mittelstellung  einnimmt.  Solche 
Formen  fand  ich  am  1.  oder  2.  Tage  nach  der  Fütterung  des  Blutegels 
sowie  einige  Tage  nach  der  Längsteilung.  Ich  gebe  gern  zu,  daß  ein 
solches  Kriterium  für  die  Differentiation  der  Teilungsformen  keinen  An- 
spruch auf  Genauigkeit  machen  kann,  um  jedoch  die  Klassifikation  auf 
eine  möglichst  objektive  Grundlage  zu  stützen,  mußte  ich  nach  mor- 
phologischen Eigenschaften  suchen,  welche  mit  annähernder  Wahrschein- 
lichkeit die  für  die  unmittelbare  Beobachtung  fast  unzugängUchen,  aber 
in  bezug  auf  die  endgültigen  Ergebnisse  ganz  identischen  Erscheinungen 
abzugrenzen  erlauben. 

Die  Existenzbedingungen  in  einem  in  chemischer,  thermischer  und 
biologischer  Hinsicht  andersartigen  Medium  blieben  nicht  ohne  Einfluß  auf 
die  Morphologie  der  Spirochäten.  Als  das  wichtigste  von  diesen  Mo- 
menten betrachte  ich  das  letzte.  Die  ständige  Reaktion  des  infizierten 
menschlichen  Organismus  in  Gestalt  der  Antikörper  und  der  Phagocytose 
ruft  eine  beispiellos  schnelle  Vernichtung  der  Parasiten  hervor  und  nötigt 
sie,  eine  andere  Form  anzunehmen,  in  welcher  sie  erfolgreicher  den 
schädlichen  Einwirkungen  des  Organismus  widerstehen  und  aus  welcher 
sie  auf  dem  Wege  der  Evolution  ihre  ursprüngliche  Form  wieder  an- 
nehmen können.  In  den  Blutegeln  existiert  dieses  Moment  gar  nicht. 
Dies  ist  ein  für  das  Studium  des  Parasiten  vom  Zeitpunkt  seiner  Ent- 
stehung bis  zu  seinem  „physiologischen"  Tod  sehr  günstiger  Umstand. 
Als  zweiten  günstigen  Umstand  betrachte  ich  die  niedrige  Temperatur 
des  Mediums,  infolge  deren  sich  alle  Lebenserscheinungen  der  Spirochäten 
in  einem  bedeutend  verlangsamten  Tempo  abwickeln. 

Nach  mehrtägigem  Aufenthalt  im  Blutegel  verlieren  die  Spirochäten 
ihre  willkürliche  Bewegungsfähigkeit.  Dieser  Verlust  rührt  nicht  von 
der  niedrigen  Temperatur  des  Mediums  her,  wie  aus  meinen  Unter- 
suchungen an  künstlichen  Spirochätenkulturen  hervorgeht;  auf  flüssigem 
Nährsubstrat  bei  37  °  werden  sie  nach  3 — 4  Tagen  ebenfalls  unbeweglich. 
Dies  ist  nicht  eine  Erscheinung  der  eintretenden  Degeneration,  da  die 
unbeweglichen  Spirochäten  sich  vermehren  können,  wie  ich  schon  oben 
beschrieben  habe,  dagegen  weisen  die  zweifellos  degenerierten  Spirochäten 
(nach  Behandlung  mit  lytischem  Serum)  in  Gestalt  von  Fäden  mit  rosen- 
kranzförmigen Verdickungen  eine  Zeitlang  sehr  energische  Bewegungen 
auf.  Die  unbeweglichen  Spirochäten  unterscheiden  sich  auch  durch  andere 
Eigentümlichkeiten  von  den  im  Blute  der  Kranken  befindlichen  Spiro- 
chäten. Die  0 b er meier sehen  Spirochäten  stellen  sich  im  Blut  in  der 
ersten  Hälfte  des  Paroxysmus  als  Fäden  ohne  ständige  Windungen  dar. 


Karwacki,  üeber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  257 

Die  Windungen  der  fixierten  und  gefärbten  Gebilde  sind  flach,  breit  und 
unregelmäßig.  In  den  Blutegeln  dagegen  erhalten  die  Spirochäten  zahl- 
reiche, ständige,  gleichmäßige  und  tiefe  Windungen.  Die  Spirochäte 
macht  den  Eindruck  eines  erstarrten  Gebildes;  bei  der  Molekular- 
bewegung der  Flüssigkeit  wird  ihre  Ortsveränderung  weder  von  einer 
Zusammenziehung  noch  Ausdehnung  der  Windungen  begleitet.  Ein 
solches  Gebilde  sieht  wie  eine  vergrößerte  Kopie  der  Spirochaeta 
pallida  aus.  Die  Veränderungen  im  Aussehen  dieses  Typus  hängen 
ausschließlich  von  Teiluugsvorgängen  oder  Degenerationserscheinungen  ab. 

Der  Bau  der  unbeweglichen  Gestalten  mit  regelmäßigen  Windungen 
ist  mehr  einheitlich,  als  der  Bau  der  im  Menschenblut  befindlichen  Spiro- 
chäten. Bei  diesen  letzteren  trifft  man  relativ  häufig  im  Körper  achro- 
matische, einheitliche  oder  gespaltene,  Unterbrechungen,  so  daß  die 
Spirochäte  an  dieser  Stelle  eine  doppelte  Kontur  hat.  Solche  Unter- 
brechungen bei  den  Spirochäten  im  Blutegel  gehören  zu  den  Seltenheiten, 
und  kommen  ausschließlich  bei  den  Gebilden  vor,  die  noch  keine  festen 
und  regelmäßigen  Windungen  erbalten  haben.  Ich  glaube,  daß  in  bezug 
auf  die  Spirochäten  des  Riickfallfiebers  die  Ansicht  von  Krzy stalo wicz 
und  Siedlecki  angewandt  werden  kann,  welche  an  der  Spirochaeta 
pallida  beobachteten,  daß  die  achromatischen  Zwischenräume  vornehm- 
lich in  den  gerade  gerichteten,  windungsloseu  Abschnitten  anzutreffen 
sind.  Die  Geradestreckung  des  Körpers  kann  aber  stattfinden,  wenn  an 
der  betreffenden  Stelle  eine  steife  Unterlage,  als  welche  man  die  Kern- 
substanz ansieht,  fehlt.  Daraus  folgt,  daß  die  Lagerung  und  Verteilung 
der  Kernsubstanz  sich  im  äußeren  Aussehen  der  Spirochäte,  speziell  in 
ihrer  Korkzieherform,  bemerkbar  macht.  Je  regelmäßiger  und  beständiger 
diese  Gestaltung  ist,  desto  seltener  können  wir  der  unterbrochenen  Ver- 
teilung des  Chromatins  begegnen. 

Spirochäten  mit  regelmäßigen  Windungen  bilden  die  große  Mehrzahl 
der  im  Blutegel  anzutreffenden  Formen.  Außer  ihnen  begegnet  man  in 
den  Anfangsstadien  der  Züchtung  Exemplaren  vom  gewöhnlichen  mensch- 
lichen Typus,  zusammengerollten  Spirochäten  und  solchen  mit  Oesen. 
Neben  der  häufigsten  Lagerung,  nämlich  einzeln,  können  sie  sich  in 
Bänder  und  Knäuel  gruppieren. 

Aus  den  Arbeiten  betreffend  die  Morphologie  der  Spirochaeta 
pallida  wissen  wir,  daß  dieser  Parasit  sein  Aussehen  in  ziemlich  weiten 
Grenzen  ändern  kann.  Einige  seiner  Gestalten  werden  (vielleicht  ohne 
genügenden  Grund)  als  Folgen  der  Degeneration  angesehen,  andere  als 
Depressions-,  Dauer-  oder  Evolutionsformen,  Im  Laufe  der  Zeit  können 
gewisse  Einzelheiten  dieser  Anschauungen  bedeutende  Umwandlungen 
erfahren,  der  Grundgedanke  jedoch,  daß  die  Aenderung  im  Aussehen  den 
Unterschieden  in  der  Funktion  oder  im  Entwickelungswerte  entsprechen 
muß,  gewinnt  unzweifelhaft  eine  immer  wachsende  Zahl  tatsächlicher 
Unterlagen.  A  priori  kann  man  von  den  Recurrensspirochäten  viele 
morphologische  Abänderungen  erwarten,  welche  infolge  der  intensiven 
und  periodischen  Reaktion  des  Organismus  sich  schnell  den  veränderlichen 
Verhältnissen  des  Mediums  anpassen  müssen.  Indem  wir  die  Blutegel 
mit  Blut  von  verschiedenen  Stadien  der  Krankheit  fütterten,  haben  wir 
in  dieselben  Spirochäten  von  verschiedener  W'ertigkeit  und  verschiedener 
Dynamik  eingeführt,  alte,  junge,  normale  und  geschwächte,  sich  zur 
Teilung  vorbereitende  und  in  Teilung  begriffene,  in  Umwandlung  befind- 
liche und  umgewandelte,  einzelne  und  zusammengeflochtene  —  und  was 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  3/4.  17 


258  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

daraus  folgt  —  ihrem  Aussehen  nach  stark  voneinander  abweichende. 
Eine  jede  dieser  verschieden  wertigen  Gestalten  geht  im  Organismus  des 
Blutegels  ihre  weiteren  Wege,  abhängig  von  ihrer  Bestimmung  und  der 
Entwickelungsphase,  in  welcher  sie  sich  befindet,  allerdings  mit  den- 
jenigen Modifikationen,  welche  aus  den  veränderten  Verhältnissen  des 
Mediums  entspringen.  Diese  neuen  Verhältnisse  sind  derart,  daß  sie 
einer  erheblicheren  Differenzierung  der  Spirochäten  nicht  günstig  sind. 
Die  Spirochäten  erreichen  einen  ausgesprochen  korkzieherförmigen  Typus, 
vermehren  sich  und  gehen  unter.  Einen  Kampf  um  die  Erhaltung  des 
Lebens  gibt  es  hier  nicht,  folgUch  auch  keine  Notwendigkeit  zur  Mobili- 
sierung der  Mechanismen,  welche  im  infizierten  menschlichen  Organismus 
vermittelst  der  äußeren  Umwandlung  dem  Parasiten  die  Erhaltung  sichern. 
Die  Konkurrenz  anderer  Mikroorganismen  bei  Verunreinigung  des  Darm- 
kanals des  Blutegels  durch  dieselben  macht  das  Milieu  für  die  Ent- 
wickelung  der  Spirochäten  unbrauchbar.  In  einer  solchen  Konkurrenz 
können  sie  sich  nicht  vermittelst  morphologischer  Veränderungen  anpassen 
und  sterben  aus.  Wenn  wir  auf  Grund  der  Analogie  mit  der  Klassi- 
fikation der  Formen  der  Spirochaetapallida  eine  ähnliche  Einteilung 
bei  der  Spirochaeta  Obermeieri  durchführen  wollten,  so  könnten 
wir  2  Gruppen  von  Formen  bilden,  steife  Spirochäten,  Typus  des  Blut- 
egels, und  schlaffe  Spirochäten,  Typus  des  Menschen.  Der  erstere  Typus 
zeigt  eine  große  Beständigkeit  in  seinem  Aussehen.  Die  Unterschiede 
in  der  Länge  und  Dicke  des  Körpers,  in  der  Gestaltung  der  Windungen 
halten  sich  innerhalb  der  Grenzen  individueller  Schwankungen.  Die 
Spirochäte  stellt  sich  in  dieser  Gestalt  als  ganz  ausgereift  und  in  völligem 
morphologischen  Gleichgewicht  befindlich  dar.  Der  zweite  Typus  charak- 
terisiert sich  durch  seinen  bedeutenden  Polymorphismus;  einmal  stellt 
er  sich  dar  als  gekrümmter  Faden,  ganz  ohne  schraubenförmige  Win- 
dungen, oder  aber  er  nähert  sich  dem  ersten  Typus,  einzig  mit  dem 
Unterschiede,  daß  die  Windungen  nicht  steif  sind,  sondern  sich  bei  der 
Bewegung  zusammen-  und  auseinanderziehen ;  manchmal  hat  er  das 
Aussehen  eines  Stabes,  manchmal  einer  Uhrfeder,  bildet  geschlossene 
Ringe  oder  absonderliche  Schleifen.  Gewisse  Einzelheiten  des  inneren 
Baues  sind  ebenfalls  ziemlich  veränderlich;  der  Chromatinstab  kann  gleich- 
mäßig sein  oder  er  ist  an  bestimmten  Stellen  unterbrochen,  wobei  das 
Chromatin  sich  in  2  Teile,  manchmal  in  5 — 6  Stücke  teilt  (Mayer).  Die 
chromatinlosen  Stellen  haben  eine  Dicke,  die  dem  Durchmesser  der 
Spirochäte  entspricht,  oder  sie  sind  verdickt  und  mit  doppelten  Konturen. 
Die  Chromatinmasse  kann  an  bestimmten  Stellen  zusammenfließen  und 
so  Körner  bilden,  schließlich  kann  die  ganze  Spirochäte  multiplen  Ver- 
dickungen unterliegen,  ähnlich  einem  Streptokokkenfaden.  Diese  Ver- 
schiedenheit der  Gestalt  und  des  Baues  hängt  von  der  Anpassung  der 
Spirochäte  im  Kampfe  um  das  Leben  ab.  Der  Parasit  verliert,  durch 
die  Schutzkräfte  des  Organismus  bedroht,  sein  typisches  Aussehen,  und 
nimmt  eine  Gestalt  an,  die  ihm  die  größte  Sicherheit  garantiert.  In 
bestimmten  Stadien  des  Anwachsens  der  spezifischen  Antikörper  geht 
die  Anpassung  so  weit,  daß  der  Parasit,  die  Spirochätengestalt  verlierend, 
sich  in  ein  Körnchen  oder  Stäbchen  verwandelt.  Ich  glaube,  daß  diese 
Anschauung  auch  auf  die  Morphologie  der  Spirochaeta  pallida 
übertragen  werden  kann,  jedoch  mit  der  Einschränkung,  daß  der  Inten- 
sitätsgrad der  Abwehr  des  Organismus  bzw.  die  Bildung  der  Schutzstoffe 
und  die  Phagocytose  unvergleichlich  schwächer  sind  als  beim  Rückfall- 
fieber.    Diese  Tatsache  entscheidet  darüber,  daß  die  regelmäßigen  Kork- 


Karwacki,  lieber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  259 

Zieherspirochäten  bei  Lues  die  gewöhnliche  Form  bilden.  Das  Auftreten 
atypischer  Gestalten,  schlaifer  und  anderer,  ist  ein  Ausdruck  der  An- 
passung der  Spirochäte  an  die  veränderten  Existenzbedingungen,  welche 
durch  die  anfangenden,  wenn  auch  ungenügenden  Abwehrbestrebungen 
hervorgerufen  worden  sind. 

In  denjenigen  Fällen,  wo  die  Blutegel  kurze  Zeit  vor  dem  Abfall 
der  Temperatur  gefüttert  wurden,  stellte  sich  ein  großer  Teil  der  Spiro- 
chäten durch  mehrere  Tage  hindurch  in  Gestalt  von  absonderlich  zu- 
sammengewickelten Fäden  dar.  Die  Zahl  der  zusammengewickelten  In- 
dividuen war  gewöhnlich  während  der  3  ersten  Tage  am  größten,  und 
verminderte  sich  allmählich.  Der  späteste  Zeitpunkt,  nach  welchem  ich 
die  zusammengerollten  Gebilde  nicht  mehr  fand,  war  der  17.  Tag,  ge- 
wöhnlich aber  verschwanden  sie  zwischen  dem  7.  und  12.  Tage.  Die 
zusammengerollten  Gestalten  kann  man  in  2  Gruppen  einteilen :  Spiro- 
chäten mit  zusammengerolltem  Teil  des  Körpers  —  ein  oder  mehrere 
Abschnitte  —  und  völlig  zusammengerollte  Spirochäten.  Obwohl  diese 
beiden  Typen  ständig  nebeneinander  angetroffen  werden,  scheint  es  mir, 
daß  der  Mechanismus  ihrer  Entstehung  und  vielleicht  das  Wesen  ihrer 
Erscheinung  bei  beiden  Arten  verschieden  ist.  Was  die  Bildung  einer 
Oese  auf  der  Spirochäte  anbetrifft,  so  spielt  in  dieser  Erscheinung  das 
rein  mechanische  Moment  eine  große  Rolle. 

Bei  der  Untersuchung  der  Spirochätenbewegungen  im  Blute  Kranker 
bemerkte  ich,  daß  vor  der  Krisis  bei  einigen  Spirochäten  eine  Dissoziation 
der  Bewegungen  in  verschiedenen  Teilen  des  Körpers  stattfindet.  Ge- 
wöhnlich besteht  so  eine  Spirochäte  aus  2  Teilen,  die  sich  ungleichartig 
bewegen.  Dies  betrifft  in  gleichem  Maße  die  Dreh-,  Pendel-  und  Kon- 
traktionsbewegungen. Sehr  häufig  ist  die  Bewegung  der  einen  Hälfte 
zu  schwach,  um  eine  Fortbewegung  der  ganzen  Spirochäte  hervorzurufen. 
Wir  erhalten  dann  den  Eindruck,  daß  die  Spirochäte  aus  2  Teilen  besteht, 
einem  steifen  unbeweglichen  und  einem  schlaffen  beweglichen,  die  sich, 
von  der  Verbindungsstelle  ausgehend,  nach  verschiedenen  Richtungen 
krümmen,  ähnlich  einer  Peitsche  am  Stiele.  Nach  einigen  Sekunden 
werden  die  Rollen  vertauscht.  \Vährend  dieser  Bewegungen,  die  durch 
die  eine  Hälfte  des  Körpers  ohne  Ortsveränderung  ausgeführt  werden, 
entstehen  günstige  Bedingungen  zur  Bildung  von  Schleifen  und  Oesen. 
Es  erscheint  mir  sehr  plausibel,  daß  die  Dissoziation  der  Bewegungen 
mit  gewissen  Eigenschaften  des  inneren  Baues  in  Verbindung  steht,  und 
zwar  mit  der  Anwesenheit  der  chromatinlosen  Stellen ,  an  denen  die 
Bewegung  abbricht.  Daneben  ist  es  für  die  Bildung  der  Schleife  not- 
wendig, daß  der  Spirochätenkörper  sich  durch  Weichheit  und  Nach- 
giebigkeit auszeichnet.  Diese  Eigenschaften  besitzen  die  menschlichen 
Spirochäten  in  hervorragendem  Maße,  und  außerdem  noch  die  Klebrigkeit 
des  Körpers,  welche  verursacht,  daß  die  während  der  Bewegung  ent- 
stehenden Veränderungen  in  der  Lagerung  des  Fadens  sich  durch  das 
Zusammenkleben  der  anliegenden  oder  gekreuzten  Körperabschnitte 
fixiert.  Die  Gestalt  der  auf  diese  Weise  entstandenen  Schleife  ist  rund 
oder  oval.  Eine  ständige  Lokalisation  besitzen  die  Schleifen  nicht; 
manchmal  entstehen  sie  gerade  in  der  Mitte  des  Körpers,  manchmal  an 
den  Endabschnitten,  wobei  das  kurze  Ende  direkt  neben  der  Schleife 
vorragt,  oder  mit  ihr  verschmilzt  und  so  verschwindet.  Es  kommt  auch 
vor,  daß  die  Endabschnitte  sich  umbiegen,  ohne  sich  mit  dem  übrigen 
Körper  zu  kreuzen,  und  einer  von  den  Segmenten  der  Oese  verklebt 
sich  mit  dem  nächstliegenden  Abschnitt  des  Körpers.     Neben   einfachen 

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260  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3  4. 

Schleifeu  trifft  man  auch  multiple;  manchmal  verwandelt  sich  der  ganze 
Körjter  der  Spirochäte  in  eine  Reihe  von  Schleifen. 

Die  Dicke  der  Schleife  entspricht  im  allgemeinen  dem  Durchmesser 
des  betreffenden  Abschnittes  der  Spirochäte.  Die  einzelnen  Teile  der 
Schleife  sind  von  ungleicher  Dicke.  Manchmal  hängen  die  Unterschiede 
von  dem  Zusammenfließen  eines  Teiles  der  Schleife  mit  einem  Körper- 
abschnitt ab,  manchmal  aber  bildet  sich  an  dem  Umfang  ganz  spontan 
an  einer  Stelle  eine  ziemlich  bedeutende  Verdickung.  Die  Färbbarkeit 
der  Schleife  ist  verschieden  und  hängt  vom  Alter  ab:  in  den  Anfangs- 
stadien ist  sie  die  gleiche  wie  beim  übrigen  Körper,  dann  nimmt  sie  ab, 
schließlich  färbt  sich  die  Schleife  hellblau  oder  grau.  Dieser  Umstand 
zeigt,  daß  im  Verhältnis  zur  übrigen  Spirochäte  die  Schleife  eine  Art 
Fremdkörper  ist,  welcher  mit  der  Zeit  abstirbt.  Irgendwelche  Anzeichen 
von  Entwickelung  zeigen  die  Schleifen,  meiner  Ansicht  nach,  nicht.  Die 
Bildung  der  Schleife  hat  keinen  sichtbaren  Einfluß  auf  die  Verminderung 
der  vitalen  Eigenschaften  der  Spirochäte,  und  hindert  sie  nicht  an  der 
Erreichung  des  starren  Endtypus  mit  regelmäßigen  Windungen. 

Dem  Typus  völlig  zusammengerollter  Spirochäten,  von  mir  als 
..Uhrfederform''  bezeichnet,  begegnet  man  bei  fast  allen  Abarten  der 
Spirochäten.  Perrin  beobachtete  das  Zusammenrollen  an  lebenden 
Individuen  der  Spirochaeta  Balbiani,  beschrieb  die  einzelnen 
Etappen  dieser  Erscheinung,  und  stellte  fest,  daß  sie  zur  Entstehung 
eingekapselter  Gebilde  führt.  Krzystalo wicz  und  Siedlecki  be- 
urteilen diese  Erscheinung  auf  gleiche  Weise  bei  der  Spirochaeta 
pallida.  Prowazek  beschrieb  die  zusammengerollten  Formen  bei 
den  Hühnerspirochäten,  den  Spirochäten  der  Mundhöhle,  der  Spiro- 
chaeta pallida  und  betrachtet  sie  als  Dauerformen.  Ich  sah  die 
Uhrfederformen  bei  dickeren  Spirochäten  im  Eiter  in  einem  Falle  akuter 
Entzündung  der  Highmor eschen  Höhle.  Am  letzten  Tage  vor  dem 
völligen  Verschwinden  nahm  die  Mehrzahl  der  Spirochäten  die  Gestalt 
von  Uhrfedern  und  geschlossenen  Ringen  an. 

Was  speziell  die  Parasiten  des  Rückfallfiebers  anbetrifft,  so  wurden 
bei  den  Spirochäten  von  Dutton  die  zusammengerollten  Formen  durch 
Breinl  und  King  hörn  in  der  Leber  und  Milz  entdeckt.  Die  Gebilde 
hatten  das  Aussehen  von  Ringen  von  V4  ^^^  Größe  eines  roten  Blut- 
körperchens, und  besaßen  eine  deutliche,  färbbare  Kapsel.  Der  Ring 
färbte  sich  dunkelrot.  und  der  Raum  zwischen  der  Kapsel  und  dem 
Körper  war  mit  einer  feinkörnigen  Masse  ausgefüllt.  Levaditi  und 
Manouelian  trafen  die  zusammengerollten  Gestalten  hauptsächhch  in 
den  Phagocyten.  oder  auch  in  exsudativen  Herden,  und  betrachten  das 
Zusammenrollen  als  eine  Degenerationserscheinung.  Die  Bildung  von 
Ringformen  geht  in  weiteren  Stadien  in  körnigen  Zerfall  über.  Schellack 
sah  ebenfalls  die  zusammengerollten  Formen  in  den  Kapillaren  neben 
Zerfallsprodukten  und  Gebilden,  die  er  als  degenerierte  ansah.  Mayer 
fand  die  zusammengerollten  Spirochäten  hauptsächlich  in  der  Leber  am 
Ende  des  Anfalles  oder  gleich  nach  dem  Anfall.  Die  Mehrzahl  dieser 
Gebilde  war  frei.  In  gewissen  Fällen  schien  es  ihm,  daß  die  zusammen- 
gerollte Spirochäte  eine  Kapsel  besitzt.  Die  Endprodukte  des  Zusammen- 
rollens verraten  auf  den  ersten  Blick  keine  Verwandtschaft  mit  der 
Spirochäte,  erst  eine  Kette  von  Uebergangsformen  klärt  ihren  Ursprung 
auf.  Mayer  hält  sie  für  Dauerformen.  Bei  dem  europäischen  Rückfall- 
fieber wurden  solche  Gebilde  von  mir  im  Blute  Kranker  und  in  den 
Organen  gefunden.     Krzystalo  wicz  und  Siedlecki  stellten  auf  dem 


Karwacki,  Ueber  die  Moq)hologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  261 

Wege  der  Impfung  an  Affen  fest,  daß  die  zusammengerollten  Ober- 
m  ei  er  sehen  Spirochäten  weder  an  ihrer  Vitalität,  noch  an  ihrer  Virulenz 
etwas  eingebüßt  haben. 

Es  ist  unmöglich,  dem  Schicksal  dieser  zusammengerollten  Formen 
beim  Menschen  nachzuspüren,  da  sie  kurz  vor  dem  Ende  des  Anfalles 
auftreten  und  zusammen  mit  den  anderen  Gestalten  schnell  aus  dem 
Blutkreislauf  verschwinden.  Es  schien  mir,  daß  die  Untersuchungen  an 
Blutegeln  diese  Lücke  in  gewissem  Maße  ausfüllen  würden.  Das  häutigste 
zusammengerollte  Gebilde,  das  man  bei  Kranken  antrifft,  hat  die  Gestalt 
einer  aus  mehreren  Touren  bestehenden  Uhrfeder.  Bei  den  Blutegeln 
traf  ich  nur  sehr  wenige  solcher  Gestalten.  In  Abhängigkeit  von  der 
Umwandlung  der  Spirochäten  im  Blutegel  in  starre  Korkzieherformen  ist 
auch  die  Form  der  zusammengerollten  Gebilde  anders  als  beim  Menschen. 
Indem  sie  sich  zusammenrollen,  behalten  die  Spirochäten  einen  Teil  der 
Windungen  bei  und  bilden  nicht  runde  oder  ovale  Ringe,  sondern  viel- 
eckige Sterne  mit  leicht  gekrümraten  Seiten.  Die  Gestalt  des  Sternes 
hängt  davon  ab,  ob  die  ganze  Spirochäte  sich  zusammenrollt,  oder  ob 
eines  von  den  Enden,  oder  beide  frei  bleiben.  Im  ersten  Falle  entsteht 
ein  Stern,  dessen  eine  Ecke  durch  die  Enden  der  Spirochäte  gebildet 
wird,  im  zweiten  —  häufigeren  —  ragen  eins  oder  beide  Enden  nach 
außen  vor,  oder  verlaufen  innerhalb  des  Sternes.  Gelegentlich  kleben 
die  Enden  auf  gewisse  Entfernung  hin  aneinander,  um  sich  dann  gabel- 
förmig zu  trennen.  Bei  einer  genügenden  Länge  der  Enden  können  in 
ihnen  Zusatzringe  entstehen.  Auf  diese  Weise  entstehen  sehr  komplizierte 
Bilder.  Die  Wandung  des  geschlossenen  Gebildes  ist  stets  einfach;  es 
ist  ziemlich  groß.  In  einigen  Fällen  traf  ich  unter  den  schlaffen  und 
übermäßig  dicken  Spirochäten  Gebilde,  die  in  Gestalt  einer  regelmäßigen 
8  verschlungen  waren.  Im  Laufe  der  Zeit  verwandeln  sich  die  ursprünglich 
fast  geometrischen  Konturen  des  Sternes  in  ovale  oder  runde;  als  Spuren 
der  Windungen  verbleiben  zahlreiche  Krümmungen  in  den  Wandungen. 
Die  letzteren  werden  dick  und  uneben.  Die  Verdickung  kann  auch  von 
einer  Verklebung  der  Wand  mit  den  freien  Enden  herrühren.  Manchmal 
bilden  sich  in  der  Wand  auch  körnchenartige  Verdickungen.  In  dieser 
Gestalt  erinnert  die  Spirochäte  an  die  Gebilde  von  Mayer,  die  in  der 
Mäuseleber  gefunden  werden  können.  Weiter  geht  die  Differenzierung 
nicht,  und  die  Gebilde  zerfallen. 

Das  Zusammenrollen  der  Spirochäten  findet  während  der  ersten  Tage 
des  Aufenthaltes  im  Blutegel  statt.  Es  ist  anzunehmen,  daß  in  diesen 
Fällen  ein  Teil  der  Spirochäten  schon  im  menschlichen  Organismus  die 
Umwandlungen,  welche  zu  diesem  Stadium  führen,  durchzumachen  an- 
fängt, da  Sterne  von  gleichem  Bau  ziemlich  häufig  auch  bei  Kranken 
gefunden  werden  können;  solche  Gestalten  findet  man  jedoch  beim 
Menschen  seltener  als  die  Uhrfederformen.  In  einigen  Fällen  trat  die 
Erscheinung  des  Zusammenrollens  im  Blutegel  zwischen  dem  10.  und 
17.  Tage  ein,  was  beweist,  daß  die  Neigung  zur  Bildung  von  Dauer- 
formen bei  den  Spirochäten  schon  im  Stadium  der  saprophytischen 
Existenz  entstehen  kann,  ganz  unabhängig  von  den  Abwehrbestre- 
bungen. Das  späte  Zusammenrollen  findet  in  Gestalt  vieleckiger  Figuren 
statt. 

In  denjenigen  Fällen,  wo  der  Blutegel  menschliche  Uhrfederformen 
oder  fertige  Ringe  enthaltendes  Blut  erhielt,  begegnete  man  neben  viel- 
eckigen Figuren  ganz  regelmäßigen  Ringen  in  verschiedenen  Entwicke- 
lungsstadien.     Bei    der   Bestimmung    der  Reihenfolge    der   ringförmigen 


262  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Umwandlungen  benutzte  ich  als  Grundlage  die  Verwandtschaft  des 
Gebildes  mit  einer  mehrfach  zusammengerollten  Uhrfederform. 

Die  Umwandlungen  in  den  Uhrfederformen  fangen  mit  dem  Zu- 
sammenfließen der  einzelnen  Touren  in  eine  an.  Diese  Erscheinung 
findet  allmählich  an  verschiedenen  Teilen  der  Peripherie  statt.  Es  ent- 
stehen dann  einheitliche  und  vollständig  geschlossene,  aber  an  einzelnen 
Abschnitten  konzentrisch  gespaltene  Ringe.  In  diesem  Stadium  ist  die 
Dicke  des  Ringes  ungleich;  einer  von  den  Abschnitten  ist  ständig  viel 
dicker  als  der  übrige  Körper  und  ist  gelegentlich  schnabelförmig.  Das 
innere  oder  äußere  Ende  der  Feder,  welcher  sich  nicht  mit  dem  übrigen 
Ring  vereinigt  hat,  verliert  seine  normale  Färbbarkeit,  wird  immer  dünner 
und  stirbt  ab.  Solche  dünne,  haarförmige  Gebilde,  ihrer  Verbindung  mit 
dem  Ring  beraubt  und  nach  innen  zu  liegend,  verleihen  ihm  das  Aus- 
sehen eines  unregelmäßigen  inneren  Baues,  Die  Tatsache  des  Ver- 
schmelzens  der  einzelnen  Touren  und  des  Abfallens  unverschmolzener 
Teile  beweist,  daß  wir  es  mit  einer  zweckmäßigen  Erscheinung  von  sehr 
kompliziertem  Mechanismus  zu  tun  haben.  Wenn  wir  uns  vergegen- 
wärtigen, daß  der  Körper  der  Spirochäte  aus  der  Chromatinsubstanz,  der 
Plasmasubstanz  und  der  Hülle  besteht,  so  müssen  zur  Bildung  der 
Wandung  eines  Ringes,  nehmen  wir  an,  aus  3  Uhrfedertouren,  die  einzelnen 
Bestandteile  dieser  Touren  einer  bedeutenden  Umgruppierung  unterliegen 
und  manche  von  ihnen,  wie  die  Schichten  der  Hülle,  einen  teilweisen 
Schwund.  Die  Grundlage  dieser  Erscheinung,  welche  zur  Bildung  neuer 
Gestalten  führt,  kann  auf  keinen  Fall  ein  Degenerationsvorgang  sein. 

Die  Größe  der  Ringe  im  oben  beschriebenen  Stadium  ist  gleich 
V2  — Vi  eines  Erythrocyten.  Im  Laufe  der  nächsten  Tage  trifft  man  Ringe 
von  bedeutend  kleineren  Dimensionen,  die  kaum  V4  eines  Erythrocyten 
erreichen,  und  noch  kleinere.  Indem  ich  sie  als  eine  weitere  Etappe 
der  vorhergehenden  betrachte,  muß  ich  sagen,  daß  die  Ringe  sich  zu- 
sammenziehen. Ihre  Wandungen  werden  sehr  dick  und  färben  sich 
intensiv  dunkelviolett.  Gelegentlich  hat  so  ein  Gebilde,  seine  kreisförmige 
Gestalt  beibehaltend,  eine  Unterbrechung  am  Umfange  auf  geringe  Distanz. 
Die  nächste  Etappe  in  der  Differenzierung  der  Ringe  bildet  das  Aus- 
füllen der  bisher  leeren  Mitte  mit  einer  Masse,  die  sich  entweder  gleich- 
mäßig blaßrosa  färbt,  oder  aus  kleinen,  rosa  gefärbten  Körnchen  besteht. 
Kaum  in  einigen  Fällen  fand  ich  einen  noch  höhereu  Grad  der  Diffe- 
renzierung; der  dicke,  dunkelviolette  Ring  mit  der  rosa  Masse  im  Innern 
war  von  einem  konzentrischen,  sehr  blassen,  rosigen  Nebel  in  Gestalt 
einer  Kapsel  umgeben.  In  einem  anderen  Falle  war  der  Ring  exzentrisch 
in  der  rosigen  Masse  gelagert.  Die  Größe  des  Ringes  mitsamt  der 
Kapsel  war  derjenigen  eines  roten  Blutkörperchens  gleich.  Eine  Art  von 
negativer  Kapsel,  welche  Mayer  bei  den  zusammengerollten,  aber  nicht 
zu  regelrechten  Ringen  ausgebildeten  Formen  vorfand,  erweckte  in  ihm 
gewisse  Zweifel,  aus  dem  Grunde,  weil  die  Spirochäte  noch  beweglich 
sein  und  durch  die  Bewegungen  den  hellen  Raum  um  sich  herum  er- 
zeugen konnte.  In  meinen  Bildern  stellt  die  nebelige,  rosige  Kapsel 
unzweifelhaft  einen  Bestandteil  des  Ringes  dar. 

Die  Parasiten  in  Gestalt  kleiner,  violetten  Ringe  fand  ich  bei  einzelnen 
Blutegeln  bis  zum  völligen  Verschwinden  der  Spirochätenformen.  Es 
charakterisieren  sich  demnach  diese  Gebilde  durch  ihre  außerordentliche 
Lebenszähigkeit.  In  dieser  Hinsicht  unterscheiden  sie  sich  bedeutend 
von  den  vieleckigen  Sternformen.  Ich  bin  der  Ansicht,  daß  der  Unter- 
schied durch  die  Verschiedenheiten  der  Entstehungsweise  beider  Formen 


Karwacki,  üeber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  263 

bedingt  ist.  Wahrscheinlich  nötigt  in  beiden  Fällen  das  gleiche  Bedürfnis 
die  Spirochäten  zur  Formänderung,  nur  ist  bei  der  Bildung  der  Stern- 
formen der  primäre  Reiz  nicht  stark  genug,  um  in  der  inneren  Struktur 
genügende  Veränderungen  hervorzurufen,  infolgedessen  kommt  die  Evo- 
lution der  Spirochäte  gleich  am  Anfang  zum  Stillstand,  und  es  entsteht 
ein  unvollendetes  Gebilde.  Eine  auch  relativ  geringe  Formänderung  muß 
in  den  Ernährungsverhältnissen  unvermeidliche  Veränderungen  hervor- 
rufen, welchen  der  innere  Bau  der  Spirochäten  nicht  entsjjrechend  an- 
gepaßt ist.  Ich  habe  oben  erwähnt,  daß  die  auf  dem  Spirochätenkörper 
gebildeten  Schleifen  sich  vom  übrigen  Körper  ablösen  und  infolge  der 
veränderten  Ernährungsverhältnisse  untergehen.  Das  gleiche  Schicksal 
ereilt  auch  den  ganzen  Parasiten,  wenn  der  Zusammenrollungsprozeß 
nicht  von  entsprechenden  Umgestaltungen  im  inneren  Bau  begleitet  wird. 
Anders  verhält  sich  die  Sache,  wenn  die  Zusammenrollung  normal  ver- 
läuft. Es  findet  dabei  eine  Reihe  innerer  Veränderungen  statt,  die  der 
neuen  Gestalt  die  entsprechenden  osmotischen  Verhältnisse  garantieren. 
Diese  Aenderuugen  könnte  man  bildlich  eine  Umschmelzung  der  Spiro- 
chäte in  einen  Ring  nennen.  Dank  derselben  ist  die  neue  Gestalt  völlig 
ihrer  neuen  Rolle  angepaßt;  welcher?  —  das  wissen  wir  nicht.  Auf 
keinen  Fall  jedoch  hat  diese  Rolle  eine  Verwandtschaft  mit  der  Degene- 
ration des  Individuums.  Die  Morphologie  des  Spirochätenzerfalles,  wovon 
weiter  unter  die  Rede  sein  wird,  hat  nichts  mit  der  Bildung  von  Ring- 
formen gemein.  Man  kann  annehmen,  daß  die  Ringe  eine  Dauerform 
sind,  welche  die  Spirochäten  in  den  Organen  zwischen  einem  Anfall  und 
dem  nächsten  annehmen,  und  aus  welcher  eine  neue,  gegen  Antikörper 
immunisierte  und  daher  zur  erneuten  Infektion  des  Blutkreislaufs  fähige 
Generation  hervorgeht.  Die  Untersuchung  der  Organe  von  in  diesem 
Stadium  gestorbenen  Recurrenskranken,  sowie  der  experimentell  infi- 
zierten Tiere  weist  keine  solche  Formen,  weder  in  großer  Zahl,  noch  gar 
ausschließlich  auf;  weiter  hat  kein  Forscher  die  Rückverwandlung  der 
Ringformen  in  Spirochäten  beobachtet.  Mit  einem  W'ort,  die  Feststellung 
des  Charakters  dieser  Formen  hat  bis  jetzt  die  Grenzen  von  mehr  oder 
weniger  wahrscheinlichen  Hypothesen  nicht  überschritten. 

Dicke,  ganz  windungslose,  oder  nur  mit  einer  rudimentären  Wellung 
versehene  Stäbe  habe  ich  in  Blutegeln  äußerst  selten  getroflFen.  Ich 
konnte  deswegen  nicht  ermitteln,  in  welcher  Verbindung  diese  Formen 
mit  den  2  Grundtypen  der  0  b  er  m  ei  er  sehen  Spirochäte  stehen,  und 
auch  nicht  ihr  weiteres  Schicksal.  Es  sind  Gebilde  von  der  annähernden 
Länge  gewöhnlicher  Spirochäten,  doch  viel  dicker  als  diese.  Der  Durch- 
messer verschiedener  Abschnitte  des  Körpers  sind  ungleich.  Im  mittleren 
Teile  des  Körpers  finden  sich  nicht  selten  ziemlich  große,  ganz  ungefärbte 
Unterbrechungen  vor.  Die  Enden  sind  gewöhnlich  dick,  abgerundet. 
Sie  nehmen  eine  dunkelviolette  Färbung  an.  Die  Existenz  dieser  Formen 
neben  den  Spirochäten  in  Blutegeln,  die  von  sekundären  Infektionen 
frei  sind,  berechtigt  mich  dazu ,  sie  als  eine  Abart  der  Spirochäten 
anzusehen.  Die  einzelnen  Individuen  besitzen  bei  ziemlich  großen 
Unterschieden  in  Länge  und  Form  übereinstimmende  Eigenschaften,  wie 
das  Fehlen  der  W^indungen,  was  uns  zur  Annahme  nötigt,  daß  das  in 
Ausbildung  begrilfene  Uebergangsformen  sind.  Verwandte  Gebilde  bei 
der  Spirochaeta  p a  1 1  i d  a  haben  Krzysztalowicz  und  Siedlecki 
vom  Typus  der  schlaifen,  sich  durch  Verlust  der  Windungen  und  Locke- 
rung des  inneren  Baues  charakterisierenden  Spirochäten  abgeleitet.  Diese 
Anschauung   kann   auch   auf  die  oben  beschriebenen  Gebilde  angewandt 


264  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

werden,  jedoch  mit  der  Einschränkung,  daß  die  bei  der  Spirochaeta 
pallida  beobachtete  Verklebung  der  Körperenden  hier  gar  keine  Rolle 
spielt.  Die  Verdickungen  bei  den  von  mir  beobachteten  Formen  ent- 
stehen ausschließlich  infolge  der  Konzentrierung  des  Körpers  an  be- 
stimmten Punkten  des  Stabes.  Die  Lockerung  des  inneren  Baues  ist 
nicht  sehr  deutlich  ausgeprägt,  da  die  Fäden  sich  durch  eine  gewisse 
Starrheit  auszeichneten  und  gerade  oder  leicht  gekrümmt  waren. 

Der  zweite  Typus  wirkungsloser  Fadenformen  hat  das  Aussehen 
dünner,  langer  Stäbe  mit  einem  oder  beiden  zugespitzten  Enden.  Die 
Stäbe  stehen  ihrem  Aussehen  nach  den  spindelförmigen  Bacillen  nahe, 
unterscheiden  sich  jedoch  von  ihnen  durch  ihre  mehr  gleichmäßige  Länge, 
durch  das  Fehlen  einer  konstanten,  bogenförmigen  Krümmung  des 
Körpers,  und  durch  eine  nur  wenig  deutliche  Verdickung  des  Mittelteiles. 
Ihre  enge  Verbindung  mit  den  Korkzieherformen  ist  aus  den  Uebergangs- 
formen  ersichtlich,  in  welchen  die  Hälfte  des  Fadens  typische  Windungen 
besitzt,  die  andere  Hälfte  ganz  gerade  ist.  Wenn  nicht  gewisse  Eigen- 
tümlichkeiten des  inneren  Baues  wären,  könnte  man  diese  Gebilde  als 
Uebergang  vom  schlaffen  (menschlichen)  Typus  zum  Typus  von  regel- 
mäßiger Korkzieherform  betrachten.  Diese  Fäden  besitzen  gewöhnlich  im 
Körper  eine  Reihe  von  Körnchen  von  etwas  größerem  Durchmesser  als 
der  Faden  selbst.  In  manchen  Fäden  sind  die  Körnchen  längs  des 
ganzen  Fadens  in  gewissen  regelmäßigen  Abständen  verteilt.  Ihre  Zahl 
kann  sich  bis  auf  8  belaufen.  Bei  anderen  wieder  trifft  man  kaum  2, 
oder  nur  1  Körnchen.  Ich  meine,  daß  die  Bildung  von  Körnchen  in 
geraden  Spirochäten  keine  zufällige  Erscheinung  ist,  sondern  eine  Eigen- 
tümlichkeit dieser  Existenzphase,  und  darum  betrachte  ich  die  ein-  oder 
zweikörnigen  Formen  als  die  in  diese  Phase  eintretenden,  die  mehr- 
körnigen Fäden  als  auf  der  höchsten  Stufe  der  Umwandlung  stehenden 
Gestalten.  Anfänglich  unterscheiden  sich  die  Körnchen  in  bezug  auf  die 
Färbbarkeit  nicht  vom  übrigen  Faden,  nachher  jedoch  findet  eine  Diffe- 
renzierung der  Bestandteile  des  Gebildes  in  dem  Sinne  statt,  daß  die 
Körnchen  eine  kräftige  violette  Farbe  oder  eine  mehr  rosige  Nuance 
annehmen,  während  der  übrige  Faden  eine  protoplasmatische,  blaue  Farbe 
erhält.  In  diesem  Stadium  der  Differenzierung  überwiegt  die  Quantität 
der  Protoplasmasubstanz  ganz  kolossal  das  Quantum  der  Kernsubstanz 
in  der  Parasitenzelle.  Der  Durchmesser  der  Körnchenkerne  ist  kleiner 
als  der  Durchmesser  der  Spirochäte. 

Solche  Formen  bei  der  Spirochaeta  pallida  werden  von 
Krzysztalowicz  und  Sied  leck  i  als  degenerative  Gebilde  beurteilt, 
die  ihr  Aussehen  der  Plasmolyse  verdanken.  Meiner  Ansicht  nach  stützt 
sich  diese  Anschauung  auf  keine  tatsächliche  Unterlage.  Im  allgemeinen 
hat  keiner  von  den  Forschern,  die  mit  der  Morphologie  der  Spirochäten 
befaßten,  seine  Aufmerksamkeit,  speziell  den  Erscheinungen  des  Absterbens 
geschenkt,  noch  genau  die  morphologischen  Aequivalente  dieser  Er- 
scheinung beschrieben.  Hier  und  da  findet  man  irgendwelche  unbedeutende 
Einzelheiten,  aber  im  allgemeinen  wird  diese  Frage  mit  Schweigen  über- 
gangen, als  ob  die  Sache  selbst  ganz  aufgeklärt  und  erschöpft  wäre. 
Die  Unbekanntschaft  mit  den  wesentlichen  Formen  der  Cytolyse  ist  die 
Ursache,  daß  sehr  viele  Forscher  eine  jede,  vom  klassischen  Typus  ab- 
weichende Gestalt  als  ein  Degenerationsprodukt  ansehen.  Die  Unkenntnis 
der  beschädigten  und  degenerierten  Formen  hat  die  Morphologie  der 
Spirochäten  um  den  peritrychealen  Geißelapparat  bereichert. 

Man  muß  zugeben,  daß,  was  die  Spirochaeta  pallida  anbetrifft, 


Karwacki,  lieber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  265 

die  experimentellen  Untersuchungen  über  ihre  Degeneration  nicht  zu  den 
leichten  Aufgaben  gehören.  Anders  verhält  es  sich  mit  den  Spirochäten 
des  Rückfallfiebers,  von  denen  man  jederzeit  eine  beliebige  Anzahl  zur 
Verfügung  haben  kann,  und  mit  welcher  es  relativ  leicht  ist,  die  ent- 
sprechenden Untersuchungen  durchzuführen.  Nun,  derartige  Gebilde 
habe  ich  bei  den  Ober  m  eier  sehen  Spirochäten,  sei  es  beim  spontanen 
Absterben,  sei  es  nach  Behandlung  mit  lytischem  Serum,  niemals  beob- 
achtet. Als  ich  mich  aber  mit  der  Kultur  von  Spirochäten  aus  der 
Mundhöhle  im  Speichel  befaßte,  sah  ich  nach  24-stündigem  Aufenthalt 
der  Mikroben  im  Brutofen  das  Auftreten  solcher  Gebilde  in  großer  Zahl. 
Da  die  Kultur  eine  gemischte  war,  kann  man  nicht  entscheiden,  ob  die 
Fäden  mit  so  interessanter  Anordnung  des  Chromatins  aus  den  Spiro- 
chäten oder  aus  den  spindelförmigen  Bacillen  entstehen.  Jedenfalls  hat 
die  Tatsache  Wert,  daß  nach  48  Stunden  aus  diesen  Formen  gegliederte, 
aus  einzelnen  Stäbchen  bestehende  Fäden  sich  bildeten.  Von  diesem 
Standpunkt  aus  die  Rolle  der  Spirochätenfäden  mit  differenzierten 
Chromatinanordnung  beleuchtend,  wäre  ich  geneigt,  diese  Formen  als 
Spirochäten ,  die  sich  zur  Segmentation  vorbereiten,  anzusehen.  Die 
Chromatinkörnchen  würden  von  diesem  Standpunkt  die  Anlage  des 
Kernapparates  für  die  zukünftigen  Stäbchen,  in  welche  der  Faden  zer- 
fallen soll,  bilden. 

Unter  gewöhnlichen  Umständen  haben  die  Spirochäten  während  der 
ganzen  Zeit  ihres  Aufenthaltes  im  Blutegel  keine  Neigung  zur  Bildung 
von  Agglomeraten ;  Häufchen  von  Spirochäten  fand  ich  nur  dann,  wenn 
die  Blutegel  kurz  vor  Abfall  der  Temperatur  gefüttert  wurden.  Die 
Präparate,  welche  vom  Blut  des  Kranken  während  der  Fütterung  gefertigt 
wurden,  beweisen,  daß  das  Zusammenballen  der  Spirochäten  schon  im 
infizierten  Organismus  selbst  stattfindet ;  im  Blutegel  setzt  sich  der  Vor- 
gang weiter  fort.  Gewöhnlich  trifft  man  die  Spirochätenhäufchen  in 
großer  Zahl  während  der  ersten  paar  Tage,  worauf  sie  spurlos  ver- 
schwinden. Neben  den  zusammengeballten  Spirochäten  trifft  man  auch 
einzelne  Exemplare  in  verschiedener  Zahl.  Kein  einziges  Mal  sah  ich, 
daß  einzelne  Spirochäten  während  ihres  Aufenthaltes  im  Blutegel  mit- 
einander verkleben  und  Häufchen  bilden.  Aus  diesem  Grunde  halte 
ich  die  Erscheinung  der  Agglutination  für  abhängig  von  der  Wirkung 
der  spezifischen  menschlichen  Antikörper,  welche  zusammen  mit  dem 
Blute  in  den  Darmtraktus  des  Blutegels  gelangen.  Die  einfachste  Form 
des  Zusammenlebens  bilden  die  Doppelexemplare.  Ihr  Aussehen  ist 
ganz  verschieden :  Wenn  sie  mit  den  Enden  zusammenkleben  und  in  der 
Mitte  voneinander  entfernt  sind,  so  haben  sie  die  Gestalt  einer  Spindel; 
im  anderen  Fall  sind  die  Enden  vereinigt  und  die  mittleren  Teile  um- 
flechten sich  gegenseitig;  gelegentlich  findet  die  Vereinigung  nur  in  den 
mittleren  Partien  statt  —  es  bildet  sich  dann  die  Gestalt  eines  unregel- 
mäßigen X.  Häufchen  von  mehreren  Individuen  haben  die  Anordnung 
von  Zöpfen.  Besen ;  schließlich  trifft  man  auch  größere  Häufchen,  ver- 
klebte und  verflochtene,  ganz  irreguläre. 

Das  Aussehen  der  Spirochäten  in  Häufchen  weist  bedeutende  Unter- 
schiede im  Vergleich  mit  dem  regelmäßigen  Typus  auf.  Die  morpho- 
logischen Veränderungen  hängen  davon  ab,  daß  sich  auf  den  Spirochäten 
neben  den  Agglutininen  auch  die  cytolytischen  Antikörper  verankert 
haben.  In  morphologischer  Hinsicht  verläuft  die  Cytolyse  ebenso  wie 
im  Serum  von  Rekonvaleszenten,  jedoch  in  einem  bedeutend  verlang- 
samten  Tempo,    dank    dem   man    Schritt    für   Schritt   die   Degeneration 


266  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

und  das  Absterben  der  Spirochäten  bis  zum  völligen  Zerfall  beobachten 
kann. 

Das  erste  sichtbare  Symptom  der  Cytolyse  ist  die  Schwellung  der 
Spirochäten  und  die  Glättuug  der  Windungen,  weswegen  das  ganze  Ge- 
bilde sich  seinem  Aussehen  nach  einem  gebogenen  Stabe  nähert.  Der 
Unterschied  zwischen  solchen  degenerierten  Gebilden  und  den  oben  be- 
schriebenen Stabformen  besteht  darin,  daß  wegen  der  Beschädigung  der 
Hülle  die  Spirochäten  die  Schärfe  ihrer  Umrisse  verlieren.  An  manchen 
Stellen  fehlt  die  Hülle  ganz,  au  anderen  wieder  steht  sie  vom  Körper 
auf  größere  oder  kleinere  Entfernung  ab  und  macht  den  Eindruck  von 
zierlichen  Härchen  verschiedener  Länge,  mit  welchen  der  Körper  der 
Spirochäte  in  unregelmäßigen  Abständen  übersät  ist.  Diese  Beschädigung 
der  Hüllen,  die  deutlich  auf  meinen  Präparaten  nach  Behandlung  mit 
cytolytischen  Substanzen  hervortritt,  hat  unter  anderen  Verhältnissen  zu 
Meinungsverschiedenheiten  bezüglich  des  Geißelapparates  bei  den  Spiro- 
chäten Veranlassung  gegeben. 

Borrel  unterwarf  Hühuerspirochäten  einer  wiederholten  energischen 
Zentrifugierung,  und  durch  Anwendung  der  Geißelfärbung  nach  Löffler 
entdeckte  er  Scharen  von  Härchen  längs  des  ganzen  Körpers,  manchmal 
auch  au  den  Polen.  Die  Geißeln  waren  immer  bündelweise  angeordnet. 
Die  Anwesenheit  eines  gleichen  Geißelapparates  entdeckte  Z  e  1 1  n  o  w  bei 
den  Spirochäten  des  Rückfallfiebers  mittels  der  Silberimprägnierungs- 
methode. Dagegen  betrachten  Prowazek,  Hartraann,  Breinl  und 
Kinghorn  die  von  Borrel  und  Zettnow  erhaltenen  Gebilde  für 
Kunstprodukte,  die  durch  mechanische  Beschädigung  der  Spirochätenhülle 
entstanden  sind.  Nach  den  Untersuchungen  von  Perrin  besitzt  die 
Spirochaeta  Balbiani  an  der  Körperoberfläche  eine  starre  Hülle 
(Periplast)  und  kontraktionsfähige  Längsfasern  (Myophane).  Bei  kleineren 
Spirochäten  als  den  0  b  er  m  ei  er  sehen  kann  man  dieses  Organ  nicht 
direkt  beobachten,  es  tritt  jedoch  bei  aufgequollenen  Individuen  hervor 
oder  bei  gewissen  Beschädigungen  des  Körpers,  wo  die  zerrissenen 
und  teilweise  vom  Protoplasma  abgetrennten  Myophane  einen  Geißel- 
apparat simulieren.  Mayer  stellte  fest,  daß  die  Anwesenheit  oder  das 
Fehlen  genau  von  der  Bereitungsart  des  Spirochätenpräparates  abhängt. 
Wenn  das  Material  zart  behandelt  wird  (kurze  Zentrifugierung  des  Blutes 
oder  Entnahme  der  Spirochäten  einem  spontanen  Bodensatz),  treten  die 
Geißeln  nach  dem  Silbern  gar  nicht  hervor:  wenn  dagegen  das  Blut 
mit  den  Spirochäten  einer  langdauernden  Zentrifugierung  unterliegt,  so 
enthält  das  Präparat  zahlreiche  behaarte  Formen,  wobei  manche  Geißeln 
sogar  Verzweigungen  besitzen  (eine  Erscheinung,  die  bei  echten  Geißeln 
nicht  vorkommt),  und  daneben  finden  sich  deutlich  beschädigte  und  ver- 
unstaltete Spirochäten.  Diese  Tatsache  bestätigt  Schellack.  Die 
schönsten  Gestalten  mit  Geißeln  erhielt  M  a  y  e  r ,  indem  er  die  Spiro- 
chäten von  Dutton  in  33-proz.  Alkohol  mazerierte. 

Meine  Beobachtungen  fügen  diesen  Tatsachen  noch  den  Umstand 
hinzu,  daß  nicht  nur  nach  mechanischer  Beschädigung,  sondern  auch 
nach  cytolytischer  Behandlung  Bilder  entstehen  können,  welche  die 
Existenz  eines  Peritrichealapparates  bei  Spirochäten  simulieren  können. 
Ich  stimme  vollständig  mit  denjenigen  Forschern  überein,  welche  be- 
haupten, daß  solche  pseudociliare  Gebilde  ausschließlich  bei  degenerierten 
oder  beschädigten  Spirochäten  vorkommen.  Die  Zartheit  der  Pseudo- 
cilien  auf  meinen  Präparaten  im  Vergleich  mit  den  Bildern  von  Borrel 
und  Zettnow    hängt    von    der  Färbemethode    ab.     Die  Färbung    nach 


Karwacki,  Ueber  die  Morphologie  der  Spirochaeta  Obermeieri  etc.  267 

Oiemsa  hat  jedoch  den  Vorteil,  daß  sie  deutlich  die  Degenerations- 
merkmale hervortreten  läßt,  das  Beizen  dagegen  verunstaltet  immer  die 
Spirochäten. 

Die  Färbbarkeit  der  veränderten  Spirochäten  wächst  ähnlich  wie  die- 
jenige der  pyknotischen  Zellkerne.  In  weiterer  Folge  sind  nicht  nur  die 
Konturen  verwischt  und  faserig,  sondern  auch  der  mittlere  Teil  des 
Körpers  zerfällt  der  Länge  nach  in  dünne  Fädchen.  Die  Längsfibrillen 
teilen  sich  in  kurze  Abschnitte  von  verschiedener  Länge  und  Dicke.  In 
diesem  Stadium  besteht  der  verdickte  Körper  der  Spirochäte,  der  kaum 
eine  Spur  seiner  ursprünghchen  Korkzieherform  beibehalten  hat,  aus 
einer  Reihe  lose  verbundener  kurzer  Stäbchen  und  formloser  Körnchen. 
In  den  Agglomeraten  solcher  Gebilde  verrät  sich  ihr  Ursprung  durch 
die  fadenförmige  Anordnung  der  peripheren  Teile.  Dieser  Detritus  ver- 
ändert allmählich  seine  chromophilen  Eigenschaften  und  nimmt  eine 
rosige  Färbung  mit  größerer  oder  geringerer  Beimischung  von  Violett 
an,  schließlich  zerfällt  er  in  kaum  noch  sichtbare  rosige  Pünktchen  und 
hört  auf,  sich  zu  differenzieren.  In  den  Endstadien  des  Zerfalles  bilden 
sich,  sowohl  in  einzelnen  Spirochäten  wie  in  den  Agglomeraten,  zahl- 
reiche Körnchen,  deren  Größe  nicht  viel  vom  Durchmesser  der  Spirochäte 
abweicht,  von  kugeliger  Gestalt  und  erhöhter  Färbbarkeit.  An  vielen 
einzelnen  Körnchen  hängen  noch  anfangs  Reste  der  rosigen  Masse, 
Residuen  des  Spirochätenzerfalles.  Die  Körnchen  unterliegen  nicht  der 
Cytolyse,  bleiben  im  Blutegel  sehr  lange  und  zeigen  in  dieser  Form 
keine  weiteren  Veränderungen.  Diese  Körnchen  („Punktgebilde")  be- 
trachte ich  als  die  eigentlichen  Dauerformen  der  Spirochäten.  In  einem 
Falle,  wo  der  Blutegel  mit  einem  an  solchen  Körnchen  reichen  Blute 
eines  Kranken  gefüttert  wurde,  deckte  ich  die  Anwesenheit  der  Körnchen 
auch  beim  Blutegel  auf,  aber  ich  bemerkte  keine  Anzeichen  von  Ver- 
mehrung oder  Formänderung.  Die  Körnchenbildung  während  der  Cyto- 
lyse der  Spirochäten  zeigt  eine  vollständige  Analogie  mit  der  Körnchen- 
bildung im  Verlauf  der  Trypanolyse.  Obwohl  es  einerseits  sehr  leicht 
ist,  zu  zeigen,  daß  das  Trypanosomen  in  Körnchenform  enthaltende  Blut 
eine  typische  Trypanosomiasis  bei  Versuchstieren  gibt,  ist  es  andererseits 
(außer  bei  Affen)  ganz  unmöglich,  die  Körnchen  in  Spirochäten  bei  Ver- 
suchstieren überzuführen,  da  die  letzteren  sogar  für  große  Quantitäten 
O  b  er  meier  scher  Spirochäten  unempfindlich  sind,  wie  ich  in  meinen 
vorhergehenden  Untersuchungen  festgestellt  habe. 

Die  Bedeutung  der  Körnchen  als  vegetativer  Formen  der  Spirochäten 
und  Kommabacillen  werde  ich  ausführlicher  in  einer  anderen  Arbeit  be- 
sprechen, gestützt  auf  entsprechendes  Tatsachenmaterial.  Die  bei  Blut- 
egeln erhaltenen  Ergebnisse  berechtigen  mich  nur  zur  Behauptung,  daß 
während  der  spezifischen  Cytolyse  ein  Teil  der  Spirochäten  vollständigem 
Zerfall  unterliegt,  aus  einem  anderen  Teil  entstehen  die  gegen  Antikörper 
immunen  Körnchengebilde.  Auf  den  Präparaten,  wo  die  cytolytische  Ein- 
wirkung zu  völligem  Zerfall  führende  Veränderungen  der  Spirochäten 
hervorrief,  fand  ich  niemals  in  erheblicherer  Anzahl  die  durch, andere 
Forscher  beschriebenen  Gebilde  als  Degenerationsformen,  obwohl  sie 
gerade  in  solchen  Fällen  zu  erwarten  sind.  Die  von  der  Cytolyse  betrof- 
fene Spirochäte  quillt  auf,  zerfällt  und  verwandelt  sich  in  einen  formlosen 
Detritus,  ohne  es  nötig  zu  haben,  sich  vor  dem  Tode  in  einen  Uhrfeder- 
ring oder  ein  Stäbchen  mit  körniger  Chromatinanordnung  zu  verwandeln. 

Identisch,  wenn  auch  viel  schneller,  verläuft  die  Cytolyse  in  natür- 
lichen Verhältnissen.     Kurz   vor   dem  Temperaturabfall   vereinigen   sich 


268  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

bei  vielen  Kranken  die  Spirochäten  unter  dem  Einfluß  des  Anwachsens 
der  Antikörper  zu  Häufchen,  um  darauf  in  formlose,  schwach  und  meta- 
chromatisch färbbare  Schollen  zu  zerfallen.  Hier  und  da  differenzieren 
sich  in  den  SchoUenagglomeraten  dunkelviolette  Körner.  Die  Geschwindig- 
keit, mit  welcher  dieser  Vorgang  im  Organismus  verläuft,  bringt  es  mit 
sich,  daß  die  Aufquellung  und  pyknotische  Färbung  der  Spirochäten  fast 
gar  nicht  hervortritt. 

Die  „physiologische"  Degeneration  der  Spirochäten  beobachtete  ich 
in  Blutegeln  viel  häufiger  als  die  Cytolyse,  denn  sogar  in  den  Fällen, 
wo  der  Darmtraktus  des  Blutegels  keine  sekundäre  Infektion  erlitten 
hatte,  starben  die  Spirochäten  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  ab.  In 
diesem  Stadium  zeigt  auch  die  Morphologie  der  Parasiten  keine  präpara- 
tiven  Veränderungen.  Die  Spirochäten  behalten  ihre  Korkzieherform, 
nur  werden  sie  bedeutend  dünner.  Die  Affinität  zu  Farbstoffen  wird 
schwächer;  nach  24-stündiger  Färbung  sind  die  Spirochäten  blaßrosa. 
Darauf  folgt  der  Zerfall  in  der  Querrichtung  in  einzelne  Abschnitte  mit 
1 — 2  Windungen,  die  Abschnitte  verwandeln  sich  in  formlose  Schollen, 
und  damit  schließt  der  Sterbeprozeß.  Eine  Bildung  von  Körnchen  auf 
Kosten  eines  Teiles  der  sterben  Spirochäten  habe  ich  in  diesen  Fällen 
nicht  beobachten  können.  So  stellt  sich  morphologisch  das  Degenerieren 
und  Sterben  der  Spirochäten  dar.  Wenn  wir  also  auf  dem  Boden  der 
Tatsachen  stehen  wollen,  so  können  wir  nur  die  im  Rahmen  dieser  Mor- 
phologie befindlichen  Formen  als  degenerierte  ansehen.  Alle  anderen 
sind  teils  Entwickelungsformen,  teils  Abarten  der  gewöhnlichen  in  funk- 
tioneller Hinsicht. 

Zusammenfassung. 

Bei  den  mit  spirochätenhaltigem  Blut  gefütterten  Blutegeln  geht  der 
größte  Teil  der  Parasiten  in  die  Organe  über  und  lokalisiert  sich  im 
Mesenchym ;  im  Darmtraktus  bleibt  nur  ein  relativ  kleiner  Teil. 

Die  Teilungsformen  der  Spirochäten,  die  wir  in  Blutegeln  treffen^ 
bieten  die  Merkmale  der  Längsteilung  dar. 

Die  Morphologie  der  in  Blutegeln  mit  sterilem  Darmtraktus  auf- 
tretenden Spirochätenformen  ist  ziemlich  vielseitig.  Die  Mehrzahl  der 
Parasiten  besitzt  starre,  ziemlich  regelmäßige  Windungen  und  ist  un- 
beweglich. Daneben  trifft  man  zusammgerollte  Formen,  ganz  oder  teil- 
weise in  Gestalt  von  Ringen  oder  Sternen,  sowie  mehr  oder  weniger 
gekrümmten  Fäden  mit  unterbrochener  Anordnung  des  Chromatins  und 
Körnchen. 

Die  morphologischen  Veränderungen  entsprechen  den  funktionellen 
und  Entwickelungsänderungen  des  Parasiten ;  es  bleibt  aber  im  Blutegel 
diese  Evolution  bei  den  Anfangsstadien  stehen. 

Im  Verlauf  des  physiologischen  Absterbeprozesses  oder  der  Cytolyse 
zeigt  die  Morphologie  der  Spirochäten  keine  solchen  Bilder. 

Tafelerklärnng. 

Schnitt  durch  Blutegel  (Silberfärbung),  a)  Darmlumen,  b)  Darmwand,  c)  Mes- 
enchym mit  Spirochätenknäueln. 


Ceniralblatt  für  Bakteriologie,  Abt.  I  Orig.  Bd.  62.        L.Karwackt,  SpirochaetA  Obermeieri. 


Karwacki  gez. 


Veriagvon  Gustav  Fischer  m  Jena..  LJÜtAnslv.  Johannes  Arndt,  Jena. 


V.  Prowazek,  Geschlechtsdimorphismus  der  Trypanosomen.  269 


Nachdruck  verboten. 

Studien  zur  Lehre  vom  Geschlechtsdimorphismus  der 
Trypanosomen'). 

[Aus  dem  Laboratorium    des  Hospitals  der  Seuembah  -  Maatschappij  Tg. 
Morawa,  Deli,  Sumatra  (Vorstand:  Dr.  W.  Schuf fner).j 

Von  S.  Y.  Prowazek,  Hamburg. 

Mit  2  Tafeln  und  6  Textfiguren. 

Ziemann  hat  im  Verlaufe  seiner  Studien  über  die  Morphologie 
und  Entwickelungsgeschichte  des  von  ihm  zuerst  beobachteten  Leuko- 
cytozoon  der  Athene  noctua^)  (Glaucidium  noctua  [Retz|) 
als  erster  der  Vorstellung,  daß  bei  den  Trypanosomen  eine  geschlecht- 
liche Differenzierung  mit  männlichen  und  weiblichen  Formen 
im  Entwickelungskreis  vorkommt,   in    klarer  Weise  Ausdruck   verliehen. 

In  der  Folgezeit  wählte  Schaudinn  nächst  der  Entwickelungs- 
geschichte des  Halteridium  (Trypanosoma)  noctuae  (Celli  und 
San  Feiice)  auch  das  Leukocytozoon  (Spirochaeta)  Ziemanni 
(Laveran)  zum  Ausgangspunkt  seiner  ursprünglich  auf  einer  sehr  breiten 
Basis  in  Angriff  genommenen  Trypanosomenstudien  und  machte  sie  zum 
Gegenstand  jener  allbekannten,  grundlegenden  und  ideenreichen  Trypauo- 
somenarbeit  ^),  die  zunächst  von  den  Nachuntersuchern  mit  Ausnahme 
von  Ed.  und  Et.  Sergent  eine  sofortige  Bestätigung  nicht  finden 
konnte,  worauf  man  unverzüglich  über  die  ,,blauroten  Phantasien"  den 
Stab  brach.  Einzelne  morphologische  Fragen  konnten  erst  1909  E.  Ber- 
liner und  Rosenbusch  bestätigen,  im  folgenden  Jahre  gelang  es 
schließlich  Martin  Mayer*),  die  Entwickelung  des  Halteridium  in 
den  wesentlichsten  und  wichtigsten  Punkten  im  Sinne  von  Schaudinn 
in  vollkommen  ein  wandsfreier  Weise  darzulegen.  Seine  Untersuchungen 
können  jetzt  nach  den  gegebenen  technischen  Angaben  von  jedermann 
ohne  sonderliche  Mühe  nachgeprüft  werden.  Außerdem  hat  Mayer  eine 
Weiterentwickelung  des  Leukocytozoon  in  Culex  pipiens  und 
Stegomyia  calopus  beobachtet,  und  zwar  sowohl  die  I3ildung  der 
großen  Ookineten  als  auch  das  spätere  Auftreten  von  großen  schlanken 
Flagellaten,  die  sich  nach  Art  von  Spirochäten  vorwärts  bewegten.  Dem- 
nach blieb  noch  das  Studium  der  wetzsteinförmigen  Leukocytozoen  im 
Wirbeltierblut  übrig. 

Da  eine  Entwickelungsgeschichte  der  freibeweglichen  Blut- 
trypanosomen  trotz  der  ausgedehnten  Untersuchungen  von  Koch,  Kleine, 
Taute,  D.  Bruce  u.  a.  noch  immer  von  verschiedenen  Seiten  ange- 
zweifelt und  das  Vorhandensein  eines  Geschlechtsdimorphismus 
bei  den  Trypanosomen,  den  ich  auch  für  Trypanosoma  Lewisi  1904/05 
behauptet  habe,  geleugnet  wird,  glaubte  ich  abermals  zu  dem  Studium 
der  Entwickelung  des  Ausgangsobjektes  der  Trypanosomenforschung, 
dem  „Leukocytozoon",  zurückkehren  zu  müssen. 

1)  Von  einer  Reise  nach  der  Südsee  und  Niederländisch-Indien  des  A.  Leber 
(Berlin)  und  S.  v.  Prowazek  (Hamburg). 

2)  H.  Ziem  ann,  lieber  Malaria  und  andere  Blutparasiten.  Jena  1898.  (Berl.  klin. 
Wochenschr.  1902;  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  38.  1905.  Heft  3.) 

3)  F.  Schaudinn,  Generations-  und  Wirts  Wechsel  bei  Trypanosoma  und 
Spirochaeta.    (Arb.  a.  d.  Kais.  Gesundheitsamt.  Bd.  20.  1904.  p.' 387.) 

4)  M.  Mayer,  Ueber  die  Entwickelung  von  Halteridium.  (Arch.  f.  Schiffs- 
u.  Tropenhyg.  Bd.  14.  1910;  ausführliche  Arbeit  Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  21.  1911.) 


270 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  T.  Abt,  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


Schüffner  hat  1906  Leukocytozoen  bei  den  Hühnern  in  Deli  (Ost- 
küste Sumatras)  beobachtet;  C.  Mathis  und  M.  Leger  ^)  haben  aus 
den  Hühnern  zwei  Leukocytozoon -Arten,  und  zwar  L.  caulleryi 
mit  einer  Periodizität  der  Geschlechtsfornien,  die  21—40  Tage  beträgt, 
sowie  L.  sabrazesi,  beschrieben.  Auf  die  Systematik  der  Leukocytozoen 
gedenke  ich  an  einer  anderen  Stelle  nach  Abschluß  meiner  Studien  ein- 
zugehen. Im  ganzen  ist  das  Blut  von  etwa  30  Hühnern  untersucht, 
von  14  Hühnern  sind  Ausstriche  und  Schnitte  aus  den  inneren  Organen 
angefertigt  worden. 

Zur  nächsten  Orientierung  über  die  gröbere  Zellanatomie  des  Leuko- 
cytozoon sei  hier  auf  die  ursprünglichen  schematischen  Zeichnungen  von 
Schaudinn  verwiesen  (Textfig.  1  a-c  $  Formen,  d,  e  (S  Formen). 


^ 

^i 


Fig.  1. 

In  den  ruhenden  Zellen  kann  man  besonders  bei  den  weiblichen 
Formen  eine  durch  größere  Avidität  zum  Giemsa- Farbstoff  ausgezeich- 
nete abgeschlossene  Zellpartie,  die  wir  der  Kürze  wegen  Entoso ma 
nennen  wollen,  nachweisen  —  es  wird  von  dem  wetzsteinförmigen 
Ectosoma,  das  seitlich  einen  sonderbaren,  flachgedrückten  Kern  in 
sich  birgt,  umfaßt. 

Im  Vogelorganismus  kommt  eine  Agamogonie  mit  zwei  Typen 
(Textfig.  2a— b,  c),   sowie  eine  Gamogonie  vor.     Die  Agamogonie  ist 

besonders  in  der  Lunge, 
dann  in  der  Milz,  seltener 
im  peripheren  Blut  beob- 
achtet worden.  Die  Aga- 
meten  stimmen  in  allen 
wesentlichen  Punkten  mit 
den  Formen  überein,  die 
G.  Keysselitz  und  M. 
Mayer    für   ein    Leuko- 


Fig.  2. 


1)  Mathis,  C.  et  Leger,  M.,  Leukocytozoon  d.  1.  poule.    Päriodicitö  des  formes 
sexyes  dans  le  sang.    (Compt.  rend.  iSoc.  Bioi.  T.  67.) 


V.  Prowazek,  Geechlechtsdimorphismus  der  Trypanosomen.  271 

cytozoon  aus  einem  ostafrikanischen  Perlhuhn  (Guttera  pucherani 
Hartl.)  im  Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  16.  1909  beschrieben  haben;  die  Schil- 
derungen der  jüngsten  Formen  von  den  beiden  Autoren  müßte  hier  ein- 
fach wortwörtlich  wiedergegeben  werden. 

Die  kleinsten  Agamonten  treten  in  der  Einzahl  in  oft  lympho- 
cytenähnlichen  Erythroblasten,  deren  Protoplasma  sich  noch  blau 
färbt,  auf.  Bereits  diese  kleinen  Formen  höhlen  den  Kern  der  Wirts- 
zelle in  höchst  charakteristischer  Weise  aus  und  unterscheiden  sich 
so  wesentlich  von  den  heranreifenden  Agamonten  des  zweiten 
Typus,  die  sich  dem  Kern  nur  anlegen  und  ihn  höchstens  einbuchten 
(Textfig.  2c,  Tafeltig.  3).  Die  Agamonten  erster  Art  sind  rundliche, 
selten  ovale  Plasmagebilde,  die  zentral  mehrere  zarte  Chromatin- 
körnchen  einschließen.  Oft  färbt  sich  ein  Korn  intensiver  als  die 
übrigen.  Das  Protoplasma  des  Parasiten  nimmt  in  allen  gut  gefärbten 
Präparaten  den  Farbenton  der  weiblichen  Zellen  an,  zuweilen  liegt 
nicht  weit  vom  Kern  eine  fetttropfenähnliche  Granulation ,  die  sonst 
nur  in  reifen  weiblichen  Gamonten  angetroffen  wird.  Das  Plasma  der 
Wirtszelle,  zumal  w^enn  es  sich  bereits  in  einem  schmutziggrauen  Häma- 
globinton  fingiert,  ist  meist  von  verschieden  großen  Vakuolen  durch- 
setzt, außerdem  treten  in  ihm  später  unregelmäßige  rote  Gebilde 
von  der  Art  der  Malariatüpfelung  auf;  stellenweise  färbt  sich  auch  die 
Zellmembran  rötlich.  Besonders  in  der  Lunge  teilen  sich  diese  Aga- 
monten in  zwei,  seltener  drei  oder  vier  Individuen,  die  aber 
jedesmal  für  sich  den  Kern  aushöhlen.  Es  kommen  auch  Doppel- 
infektionen vor,  in  diesem  Falle  buchten  die  Parasiten  den  Wirtszellkern 
von  verschiedenen  Seiten  aus.  Natürlicherweise  ist  eine  Doppel- 
infektion   vielfach  von  einer  späten  Teilung   nicht  zu  unterscheiden. 

Auffallend  ist,  daß  nicht  selten  nur  der  eine  Agamont  neben  seinem 
Kern  ein  blepharoblastartiges  Gebilde  führt.  Beim  weiteren 
Wachstum  deformieren  die  Parasiten  den  Kern  der  Wirtszelle,  die  eine 
Vergrößerung  erleidet,  nicht  unbedeutend,  und  zuweilen  ist  derselbe 
nach  der  einen  Seite  ausgezogen  und  gewellt  (Textfig.  2b,  Tafelfig.  2—5). 
Auch  freie  kleine  Agamonten  gelangten  in  Lungenausstrichen  zur  Be- 
obachtung; nicht  selten  besaßen  sie  neben  dem  Kern  einen  kleinen 
Nebenkern  (Blepharoblast). 

Die  späteren  Agamonten  des  zweiten  Typus  sind  keulenförmig 
gestaltet  (Textfig.  2  c,  Tafelfig.  3),  führen  einen  bläschenförmigen  Kern,  in 
dem  oft  ein  Karyosom  sichtbar  ist  —  vielfach  liegt  neben  diesem  Kern 
der  oben  erwähnte  Nebenkern.  Bis  jetzt  sind  sie  nur  in  der  Einzahl 
beobachtet  worden.  Auch  diese  Formen  treten  frei  außerhalb  der  Wirts- 
zellen auf.  Sie  dellen  den  Kern  des  auf  16—18  [x  vergrößerten  Erythro- 
cyten  nur  leicht  ein.  — 

Der  Parasitismus  der  ersteren  Agamonten  ist  von  einer  ganz  be- 
sonderen, mir  aus  der  Zellpathologie  bis  jetzt  nicht  bekannten  Art  —  es 
kommt  vor,  daß  der  Agamont,  der  sich  in  den  Wirtszellkern  eine  Höhle 
gegraben  und  ihn  halbmondförmig  umgestaltet  hatte,  sich  von  seinem 
Partner  samt  einem  Kernteil  und  etwas  Protoplasma  der 
Wirtszelle  entfern t,.  sich  abschnürt  und  in  eine  andere  Zelle  „ein- 
dringt"! Die  Bilder  sind  außerordentlich  überraschend,  die  wichtigsten 
Stadien  stellen  die  Tafelfig.  2—5  dar,  eine  weitere,  mit  farbigen  Ab- 
bildungen ausgestattete  Arbeit  soll  noch  weitere  Belege  bringen.  Es 
handelt  sich  hier  nicht  etwa  um  seltene  Vorkommnisse,  vielmehr  fand 
ich  wiederholt  in  der  Lunge  die  verschiedensten  Zwischenstadien  dieser 
eigenartigen  Zerteilung  der  Wirtszelle  durch  ihren  Parasiten. 


272  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

In  Fig.  2  kann  es  sich  nicht  etwa  um  eine  Phagocytose  handeln, 
da  die  Zelle  vergrößert  war  und  der  Parasit  den  Kern,  dessen  Chro- 
matin klumpenförmig  verändert  wurde,  ebenso  eindellte  und  aushöhlte 
wie  ein  normaler  Agomont.  Auch  war  um  den  Agamonten  keine  phago- 
cytäre  Vakuole  ausgebildet.  —  Es  liegt  hier  vermutlich  ein  Fall  von 
parasitärer  „Symbiose"^)  vor,  der  es  vielleicht  erklärlich  macht, 
warum  das  Hühnerleukocytozoon  trotz  reichlichsten  Vorkommens  im 
Blute  im  Gegensatz  zu  Proteoso ma  und  Halteridium  so  wenig 
oder  gar  nicht  pathogen  ist.  Die  Agamonten  vergrößern  die  Wirts- 
zelle, höhlen  den  Kern,  der  Veränderungen  unterliegt,  aus,  „agglome- 
rieren" mit  ihm  sehr  innig  und  treiben  durch  ihre  Vermehrung  in 
manchen  Fällen  die  Wirtszelle  zu  einer  Art  von  Zerteilung, 
während  sie  in  anderen  Fällen  dieselbe  verlassen.  Ja,  es  kann  der  Fall 
eintreten,  daß  sie  samt  dem  ersten  Kern  in  eine  andere  Zelle  sekundär 
eindringen  und  sie  in  gleicher  Weise  beeinflussen. 

Bei  der  Betrachtung  dieser  Art  von  „symbiotischem"  Parasitismus 
wird  unwillkürlich  die  Erinnerung  an  ältere  Annahmen  von  der  para- 
sitären Ursache  mancher  Neoplasmen,  die  man  seit  längerer  Zeit  ver- 
lassen hatte,  wachgerufen  —  warum  soll  es  nicht  auch  kleinste  Parasiten 
geben,  die  mit  dem  Plasma  innig  verschmelzen,  die  Zelle  zur  Wanderung 
und  atypischen  Teilung  —  zur  Sietastasenbildung  treiben?  — 

Wie  die  Eule,  so  beherbergt  auch  das  Huhn  zwei  Modifikationen 
eines  großen ,  am  freien  Vorderende  eigenartig  skalpellförmig  abge- 
stumpften Trypanosoma,  dessen  Periplast  deutlich  gerippt  ist.  Der 
Kern  ist  ziemlich  groß,  bläschenförmig  und  birgt  im  Innern  ein  mit 
Heidenhains  Eisenhämatoxylin  sehr  intensiv  sich  färbendes  Karyosom. 
Das  Hinterende  der  Trypanosomenzelle  ist  meist  tordiert  und  besitzt  eine 
kellenförmige  Vertiefung.  Die  am  häufigsten  auftretende  Form  (A) 
führt  ein  reservestoffreiches,  dunkelblau  färbbares  Protoplasma  mit 
einem  deutlichen  Bläschenkern.  Die  andere,  viel  seltenere  Form  (B) 
färbt  sich  mehr  lichtblau,  der  Kern  ist  etwas  aufgelockert.  Teilungs- 
stadien  sind  niemals  gefunden  worden. 

Es  kommen  ferner  besonders  in  Lungenausstrichen  kleine  Trypano- 
somen vom  Typus  A  vor,  und  einmal  wurde  ein  Trypanosoma,  das  nur 
die  Länge  eines  roten  Blutkörperchens  besaß  und  dem  Typus  B  an- 
gehörte, beobachtet.  Das  erwachsene  Trypanosoma  ist  ungefähr,  soweit 
ich  es  jetzt  mit  dem  Okularmikrometer  infolge  der  gedrehten  Gestalt 
messen  kann,  ca.  43  [x  lang.  Die  kleinen  Formen  färbten  sich  ebenso 
wie  die  erwachsenen  Agamonten.  Nicht  immer  konnten  diese  Trypano- 
somen im  peripheren  Blut  gefunden  werden.  —  In  einigen  Fällen  wurde 
in  der  zarten  Spitze  des  Trypanosoma  ein  kleines,  rot  färbbäres 
Korn  beobachtet,  mit  dem  sie  sich  an  die  Rotzellen  anlegten.  — 

Das  Auftreten  bzw.  Fehlen  der  Trypanosomen  im  peripheren  Blut- 
kreislauf der  Hühner  steht  anscheinend  in  einem  Parallelismus  mit 
dem  reichhaltigen  Erscheinen  der  bekannten  Leukocytozoen  in  der  Blut- 
bahn, dem  der  Charakter  einer  gewissen  Periodizität  nicht  abzusprechen  ist. 
Bei  einem  Huhn,  das  in  der  Lunge  eigenartige  Längsteilungsstadien  der 
Ruheformen  beherbergte,  ergab  eine  Parasitenzählung,  die  nach  der  für 
Hämatozoenstudien  sehr  zu  empfehlenden  Methode  von  Schüffner"^) 
vorgenommen  wurde,  folgende  Resultate: 

1)  Zweckmäßiger  wäre  es,   für  diesen  Vorgang  einen   neuen  Namen  zu  schaffen. 

2)  Schuf fner,  W.,  Einfache  Färbting  der  Leukocyten  in  der  Zählkammer  mit  Dif- 
ferenzierung der  einzelnen  Zellarten.  (Münch.  med.  Wochenschr.  Jahrg.  58.  1911.  p.  1451.) 


V.  Prowazek,  Geschlechtsdimorphisraus  der  Trypanosomen. 


273 


Tag 

Leukocytozoonzahl  pro  com 

Trypanosomenzahl  pro  ccm 

16.  VIII. 

3050 

nicht  gezählt 

17.  VIII. 

2900 

18.  VIII. 

2500 

19.  VIII. 

2900 

200 

20.  VIII. 

4700 

250 

21.  VIII. 

5250 

150 

22.  VIII. 

6450 

400 

23.  VIII. 

5250 

250 

24.  VIII. 

4800 

150 

25.  VIII. 

4550 

600 

26.  VIII. 

5500 

300 

27.  VIII. 

5000 

400 

28.  VIII. 

Getötet.     Vermehru 

ng  in  der  Lunge 

Hühner,  bei  denen  Leukocytozoen  von  der  bekannten  Form 
angetroffen  worden  sind,  hatten  immer,  wenn  auch  erst  nach  einer  Durch- 
musterung von  mehreren  Ausstrichen,  die  zu  verschiedenen  Zeiten 
angefertigt  worden  sind,   Trypanosomen  im  Blut  oder  in  der  Lunge.  — 

In  den  Ruheformen  (Gameten)  des  Leukocytozoon  sind  außer- 
dem folgende  Differenzierungen  beobachtet  worden,  die  für  einen  Zu- 
sammenhang mit  den  Trypanosomen  im  Sinne  von  Schaudinn  und 
Mayer  sprechen  würden: 

1)  Die  weiblichen  Leukocytozoen  färben  sich  ebenso  wie  die 
Trypanosomen  A. 

2)  Die  ruhende  erwachsene  Leukocytozoonzelle  besitzt,  wie  später 
auseinandergesetzt  wird,  eine  analog  strukturierte  Membran  wie  der 
Trypanosomenperiplast.  Vor  der  Befruchtung,  sobald  sich  um  das  ab- 
gerundete Entosoma  die  Ectosomamembran  abhebt,  bemerkt  man  in 
dieser  nach  Giemsa  rot  färbbaren  Hülle  fast  immer  eine  oft  S-artig 
gekrümmte  Linie  (Faden  der  undulierenden  Membranduplikatur?). 

3)  In  der  weiblichen  Zelle  kann  man  neben  dem  Hauptkern  oft 
mehr  oder  minder  nahe  einen  Nebenkern  (Blepharoplast)  nachweisen, 
der  sich  zuweilen  dem  Zentralkern  so  nähert,  daß  man  annehmen  muß, 
er  verschwinde  zeitweise  in  dessen  Inneren.  In  Eisenhämatoxylinpräpa- 
raten  haben  die  reifenden  weiblichen  Formen  neben  dem  Karysom  1  bis 
2  Nebenkerne,  deren  Teilprodukte  sich  oft  der  Membran  stark  nähern 
und  hier  anscheinend  ausgestoßen  werden.  Ruheformen,  die  sich  teilten, 
führten  zuweilen  in  jedem  Ectosomahorn  ein  analoges,  gleichfalls 
sich  teilendes  Gebilde,  das  zweimal  auch  in  einem  beweglichen  Try- 
panosoma  gesehen  wurde. 

Die  reife  weibliche  Zelle,  die  in  ihrer  Hülle  rotiert  und  mit  Brillant- 
kresylblau  rötlich  färbbare  Körnchen  abstößt,  besitzt  neben  dem  Haupt- 
kern einen  auch  während  des  Lebens  sichtbaren  Nebenkern  (Blepharo- 
plast).    (Vgl.  Beobachtungen  von  Ziem  an  n,    Luhe  und  Hart  mann.) 

4)  Uebergangsstadien  der  Trypanosomen  zu  Leukocytozoon  haben 
nächst  Schaudinn,  Ziemann  (Malaria-  und  andere  Blutparasiten, 
Taf.  III.  Fig.  30  u.  31)  und  M.  Mayer  (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  21. 
Taf,  23.  Fig.  51)  beobachtet.  In  den  Lungenausstrichen  habe  ich  sowohl 
noch  vollkommen  blau  gefärbte  Ruheformen  gefunden  als  auch  In- 
dividuen, die  entweder  nur  das  eine  oder  bereits  beide  Hörner  rot 
tingiert  besaßen. 

5)  In  einzelnen  Fällen  wurden  aus  Leukocytozoon  im  hängen- 
den Tropfen  unter  täglicher,  länger  dauernder  Kontrolle  zumeist  am 
dritten  Tage  Crithidienflagellaten,  die  sich  noch  vermehr- 
ten, bei  Zimmertemperatur  (26—29°  C)  gezüchtet. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  3/4.  18 


274 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62    Heft  3/4. 


Einer  Oese  parasitenhaltigen  Blutes  wurde  eine  Oese  Peptonwasser 
auf  einem  entfetteten,  in  der  Flamme  sterilisierten  Deckgläschen  hinzu- 
gefügt, das  Ganze  mittels  Pepton  und  Wachsumrandung  auf  einem 
hohlen  Objektträger  montiert  und  sofort  genau  am  verschiebbaren  Kreuz- 
tisch nach  eventuellen  freien  Trypanosomen  durchsucht.  Zur  weiteren 
Beobachtung  wurden  nur  leukocytozoonhaltige,  trypanosomenfreie  Prä- 
parate zurückbehalten.  Nicht  alle  Deckglaskulturen  lieferten  die  er- 
wähnten Flagellatenformen,  da  die  Ruhestadien  entweder  zu  reif  waren 
oder  sich  selbst  im  Ruhezustand  wie  in  der  Lunge  vermehrten. 

6)  Schließlich  sprechen  folgende  direkte,  allerdings  nicht  lückenlose 
Beobachtungen  für  die  oben  angedeutete  Annahme.  Wiederholt  wurden 
Trypanosomen  gesehen,  die  sich  mit  ihrem  Hinterende  an  Erythroblasten 
oder  junge  Blutkörperchen   anlegten,    und   in  einem  Falle  umfaßte 


Fig.  3.    a—f  verschiedene  ßewegungsstadien,  /  5  Uhr  30  Min.  abends,  g  nach  24  Std. 

(nur  diese  Figur  mit  Zeichenapparat  gez.,  Okul.  8).  —  a — g  dasselbe  Individuum, 

h  Trypanosoma  Blutkörper  umfassend. 

ein  Trypanosoma  ein  Blutkörperchen,  wobei  eine  Periplastfibrille 
abgelöst  wurde  und  peitschenförmig  herumflatterte  (Textfig.  3  h).  —  Ein- 
mal beobachtete  ich  in  einem  Präparat  aus  einem  Lungenausstrich  eine 
langsam  bewegliche  Form,  etwa  vom  Typus  der  „kurz geißeligen" 
Trypanosomen,  die  sehr  verbreitert  war  und  sich  an  einen  Erythro- 
blasten, der  bereits  Hämoglobin  enthielt,  anlegte.  Die  einzelnen  Be- 
wegungsphasen wurden  in  der  Fig.  3  a—f  skizziert;  nach  24  Stunden  war 
die  Zelle  abgestorben,  hatte  anscheinend  bereits  den  Kern  der  Rot- 
zelle, der  halbmondförmig  zusammengepreßt  war,  ,,auf genommen". 
Unter  dem  Periplast  war  auch  eine  Restschichte  vom  vereinnahmten 
Hämoglobin  feststellbar  (Fig.  3  g).  Leider  vollzog  sich  gerade  dieser 
Vorgang  zur  Nachtzeit  und  wurde  nicht  beobachtet. 

Auf  Grund  aller  dieser  Tatsachen  muß  man  für  das  Leukocyto- 
zoon  der  Hühner  in  Sumatra  die  Bezeichnung  „Leukocy tozoon'' 
fallen   lassen   und   vorläufig   den   Namen   „Trypanosoma"   akzep- 


V.  Prowazek,  Geschlechtsdiraorphismus  der  Trypanosomen.  275 

tieren.  Es  ist  eine  Trypanosomenzelle  mit  einer  intracellulären  Agamo- 
gonie,  die  durch  bewegliche  Stadien  mit  gametogenen  Ruheformen 
verknüpft  ist,  die  bereits  eine  sexuelle  Differenzierung  besitzen  und  nach 
der  Reifung  einer  Befruchtung  von  dem  Typus  Proteosoma -Ma- 
laria—Halteridiu  m  unterliegen.  Das  Leukocjtozoon  ist  kein 
Leukocytozoon,  das  in  Leukocyten  lebt,  vielmehr  wahrschein- 
lich nur  größtenteils  Erythrocytkerne  aufnimmt.    - 

Schreiten  wir  nun  zur  Betrachtung  der  altbekannten  Ruheformen 
vom  9-  und  d"-Typus,  die  heranreifend  sich  immer  mehr  in  ein  Ecto- 
soma  und  Entosoma  trennen. 

Eine  genaue  Untersuchung  belehrt  uns,  daß  beide  Zellbestandteile, 
so  heterogen  sie  anfangs  erscheinen,  mit  großer  Wahrscheinlich - 
keit  doch  zu  einer  Zelle  gehören.  Von  den  mannigfachen  Gründen 
mögen  hier  nur  die  wichtigsten  angeführt  werden : 

1)  Die  Entwickelungsgeschichte  dieser  Formen  zeigt,  daß  sie  ur- 
sprünglich noch  die  Trypanosomengestalt  haben,  sich  blau  wie  eine 
Trypanosomenzelle  färben,  und  daß  ihr  Protoplasma  die  später  so  different 
aussehenden  Ectosomaspitzen  noch  ausfüllt,  ja  in  ihnen  die  mit 
Sudan  gelbrot  färbbare  Fettgranula  produziert.  Nicht  selten  stößt 
man  bei  der  Durchmusterung  der  Präparate  auf  Uebergangsstadien,  die 
noch  ein  blau  färbbares  Hörn  besitzen,  während  die  andere  Ectosoma- 
spitze  sich  bereits  rot  tingiert.  Besonders  bei  den  sich  teilenden  Ruhe- 
formen findet  man  in  jedem  Ectosomahorn  ein  blepharoplastartiges 
Gebilde  (Textfig.  a,  c)  (Photogramm  10  u.  12). 

2)  Verschiedenen  Reagentien  (Säuren,  Alkali,  Saponin  und  Galle), 
sowie  sogenannten  Vitalfarbstoffen  (Brillantkresylblau,  Methylenblau, 
Neutralrot,  sowie  5-proz.  Methylenblau  -\-  5-proz.  Neutralrot)  gegenüber 
verhalten  sich  die  fraglichen  Leu  kocyto  zoon -Zellen  anders  als  die 
Metazoonzellen.  Bei  Zusatz  einer  Oese  von  1  Proz.  Natrium  bicarbonicum 
zu  dem  nativen  Präparat  werden  die  Ectosomaspitzen  zickzackartig  in 
sich  zusammenschrumpfend  oft  mit  einer  derartigen  Kraft  eingezogen, 
daß  die  eine  Seite  des  abgeflachten  seitlichen  Kernes  gefaltet  wird.  Im 
trockenen  Ausstrich  färben  sich  dann  die  Pole  der  Zelle  mit  Giemsas 
Eosinazur  lebhaft  rot.  Durch  Gallezusatz  werden  die  Rotzellen  unter 
„Agglomeration"  der  Kerne  etwas  früher  aufgelöst^)  als  die  Ga- 
monten,  in  denen  die  Granulationen  nur  frühzeitig  in  dem  gelösten 
Entoplasma  agglomerieren,  während  der  Periplast  als  eine  Art  von  Zell- 
schatten längere  Zeit  erhalten  bleibt. 

Noch  deutlicher  werden  die  Unterschiede  zwischen  Rotzellen  und 
dem  Leukocytozoonectosoma  bei  Zusatz  von  Saponin,  das  die  Rotzellen 
früher  auflöst,  während  das  Ectosoma  sich  etwas  streckt  und  sehr  deut- 
lich wird.  Die  Zellen  quellen  nicht  auf,  noch  blähen  sie  sich  in  irgend- 
einer Art,  vielmehr  bewahren  sie  ihre  wetzsteinförmige  Gestalt,  voraus- 
gesetzt, daß  sie  nicht  überreif  sind  und  vor  der  Befruchtung  stehen. 
Infolge  der  inneren  Entspannung  werden  sie  zuweilen  sehr  lang,  94—107//. 

3)  Nach  einer  intensiven  Giem  sa-Färbung  färben  sich  vielfach  an 
den  Spitzen  des  Ectosoma  zarte  „Kappenleisten"  oder  Verdickungen  rot, 
eine  Struktur,  die  an  den  Endothelzellen  etc.  nicht  vorkommt.  In  einigen 
Fällen  konnte  sowohl  am  lebenden  als  auch  am  fixierten  Objekt, 
stellenweise  besonders  an  den  Ectosomaspitzen,  eine  Leiste  oder  Linie 
beobachtet  werden,  die  nach  den  früheren  Ausführungen  vermutlich  dem 

1)  Durch  Tuschezusatz  kann  man  allerdings  noch  für  eine  Zeitlang  die  leere  Zell- 
membran als  zarte  Kontur  darstellen. 

18* 


276  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Randfaden  der  verbreiterten  undulierenden  Membran duplikatur  des  Try- 
panosoma  gleichzusetzen  ist.  Vielleicht  entspricht  die  von  Dutton, 
Todd  und  Tobey  beobachtete  „line"  des  Leukocytozoon  dieser 
Differenzierung. 

Allerdings  können  Anhänger  der  Erythrocytentheorie  hier  den  Einwand 
erheben,  daß  die  Erythrocyten  der  Vögel  im  normalen  lebenden  Zu- 
stand von  der  Seite  betrachtet  überhaupt  wetzsteinförmig^)  gestaltet  sind, 
und  daß  die  erwähnten  Strukturen  dem  Randfaden  derselben  entsprechen. 

4)  Nach  einer  nicht  zu  lange  dauernden  Vorbehandlung  mit  Saponin 
und  nachfolgender  Löffl  er -Färbung  kann  man  an  der  Ectosomen- 
membran  der  Länge  nach  eine  zarte  Membrans  treifun  g  feststellen, 
die  in  dieser  Art  Metazoenzellen  nicht  besitzen.  An  geeigneten,  nach 
Giern sa  oder  mit  Heidenhains  Eisenhämatoxylin  gefärbten  Zellen 
löst  sich  die  ganze  Oberflächenstruktur  in  jene  komplizierten  Felderungen 
auf,  die  den  Membranstrukturen  vieler  Protozoen  entsprechen,  und  deren 
Natur  zuerst  Bütschli  enthüllt  hatte. 

5)  In  nativen  Lungenausstrichen  wurde  einige  Male  eine 
zuckende  kontraktorische  Bewegung  der  Polhörner  beobachtet. 

6)  Im  Dunkelfeld  (Reicherts  Dunkelfeldapparat)  erscheint  die 
Membran  der  roten  Blutkörperchen  deutlich  goldgelbglänzend,  während 
die  Leukocytozoen  eine  bläulich-weiße  Membran  besitzen  und  etwa  so 
wie  absterbende  Surratrypanosomen  aussehen  —  die  Kerne  sind  nicht 
sichtbar,  dagegen  kommt  der  Granulation  ein  lebhafter  Eigenglanz  zu. 
Es  wäre  sehr  wünschenswert,  daß  systematische  Dunkelfelduntersuchungen 
in  diesem  Sinne  angestellt  würden,  vielleicht  wäre  man  dann  in  der 
Lage,  auf  das  Wärmeleitungsvermögen  der  Protoplasmen  einen  Schluß 
zu  ziehen,  da  der  Glanz  als  Totalreflexion  des  Lichtes  von  der  feinsten 
Struktur  der  Oberfläche  der  Substanz  abhängig  ist. 

7)  In  der  Lunge,  seltener  im  peripheren  Kreislauf,  sind  sog.  „Längs- 
teilungsstadien" der  Gamonten  wiederholt  beobachtet  worden,  wobei  sich 
die  Spitzen  des  Ectosoma  nicht  selten  zuerst  teilten.  Derartige 
Bilder  sind  besonders  in  Präparaten ,  die  mit  Saponin  behandeltem 
Material  entstammten,  und  die  dann  nach  Löffl  er  gefärbt  wurden, 
gesehen  worden. 

Ich  kann  mich  zunächst  nicht  mit  der  Idee  befreunden,  daß  Metazoen- 
zellen, die  unter  dem  Einfluß  einer  parasitären  „Symbiose"  stehen,  sich 
unter  dem  Bilde  einer  Protozoenlängsteilung  „vermehren"  würden 
(Textfig.  4  u.  5). 

Es  kommen  allerdings  auch  Bilder  vor,  die  man  mit  Sambon, 
Wenyon  u.  a.  als  Doppelinfektionen  (Textfig.  4  c,  h)  deuten 
kann,  andererseits  habe  ich  aber  in  feucht  fixierten  Präparaten  innige 
Zusammenhänge  des  Entosoma  (Fig.  4  a),  das  auf  gewissen  Vorstadien 
nur  einen  Kern  besaß,  gesehen,  sowie  Zellen  mit  so  charakteristischen 
freien  vier  Ectosomaspitzen  (Fig.  4  f),  die  schwerlich  auf  eine  Doppel- 
infektion  zurückzuführen  wären.  Einmal  gelangte  auch  ein  Teilungs- 
stadium mit  einer  $-Zelle,  zwei  d-Zellen  und  zwei  Erythrocytenkernen 
zur  Beobachtung.  Der  Versuch,  alle  diese  Stadien  als  Doppelinfektionen 
zu  erklären,  steht  auch  im  Widerspruch  zu  der  sich  steigernden 
enormen  Ueberschwemmung  des  Blutes  durch  Gamonten,  die  zuweilen 
ein  Huhn  allein  besitzt,  auch  müßte  man  dann  häufig  Zwischen- 
st adieu  finden,  was  nicht  der  Fall  ist. 

1)  Venzlaff,  üeber  die  Form  der  roten  Blutkörperchen  der  Vögel  etc.  (Zoolog. 
Alizeig.  Bd.  38.  1911.  No.  5/6.) 


V.  Prowazek,  Geschlechtsdimorphismus  der  Trypanosomen. 


277 


Die  ganze  Diskussion,  die  schließlich  dahin  geht,  ob  das  Ectosoma 
noch  Wirtszelle  oder  Parasit  ist,  wird  aber  gegenstandslos,  falls 
man  sich  die  „Symbiose"  bis  zu  einer  totalen  Durchdringung  oder  Ver- 


Ery^h^ozy^e^ke^n 


9  Form 


d  Form 


Fig.  4.    a—e  nach  Eisenhämatoxylin,  /  vital  gefärbt,  (j — l  Giemsaausstriche. 
Zeichen apparat,   OkuI.  6. 

einigung  beider  Zellen  erweitert  denkt,  wie 
es  auch  Ziemann  ursprünglich  angedeutet 
und  Doflein  bei  einer  Besprechung  der 
Ansichten  Schaudinns  in  seinem  Proto- 
zoenwerk teilweise  ausgeführt  hatte.  Warum 
ich  nicht  sogleich  diesen  Standpunkt  ein- 
genommen habe,  zumal  er  bei  der  Be- 
sprechung der  Agamonten  teilweise  akzep- 
tiert wurde,  geht  aus  den  oben  punktweise 
angeführten  Gründen  hervor  —  sie  beziehen 
sich  wesentlich  auf  die  sogenannte, ,Periplast- 
struktur"  des  Ectosoma,  die  mir  zunächst 
von  einer  Metazoenzelle  nicht  bekannt 
ist.  Auch  kann  ich  mich  jetzt  noch  nicht 
mit  der  Vorstellung   vertraut  machen,   daß  Fig.  5. 

eine  Metazoenzelle  unter  dem  Einfluß  einer 

Protozoennoxe  in  zwei,  drei  bis  vier  so  enorm  lange  Spitzen 
auswachsen  sollte,  Spitzen,  die  terminal  sogar  auf  fasern  können 
(Löffl  er -Präparat).  Auf  eine  weitere  Diskussion  der  möglichen 
Deutungen  möchte  ich  hier  nicht  eingehen,  da  jede  Deutung  als 
ökonomisch-ästhetische  Zuordnung  in  ein  Gedankenschema  schließlich 
nur  zeitlich  richtig  ist:  es  sei  nur  auf  diese  Schwierigkeiten  der  Auf- 


278  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  Ü2.  Heft  .^/4. 

fassung  verwiesen,   allein    weitere  vergleichende  Leukocytozoonstudien 
an  geeigneteren  Objekten  können  die  Frage  endgültig  lösen.  — 

Der  eigentümliche,  seitlich  zusammengedrückte  Kern  des  Parasiten, 
der  dem  Beobachter  zunächst  als  dunkel  gefärbtes  Gebilde  auffällt,  ist 
sicher  als  ein  Metazoenkern  aufzufassen,  der  in  dem  einen  Fall  von 
dem  beweglichen  Trypanosoma  aufgenommen,  im  Sinne  der 
anderen  Deutung  den  letzten  Rest  der  Metazoenzelle,  in  die  ein  Try- 
panosoma eingedrungen  ist  und  sie  ganz  ausfüllte,  darstellt.  Für  diese 
Auffassung  können  hauptsächlich  folgende  Gründe  namhaft  gemacht  werden : 

1)  Verstreicht  man  mittels  eines  Glasstabes  einen  kleinen  Tropfen 
einer  5-proz.  Methylenblau  +  5-proz.  Neutralrot-Lösung  in  NaCl  dünn  bis 
zum  Eintrocknen  über  die  Objektträgerfläche  und  setzt  sodann  einen 
Tropfen  parasitenhaltigen  Blutes  hinzu,  so  färbt  sich  unter  den  bekannten 
Bedingungen  der  Vitalfärbungen  der  fragliche  Kern  nach  einiger  Zeit 
dunkelviolett  im  Gegensatz  zu  dem  undeutlichen,  bläschenförmig  werdenden 
Protozoenkern  in  derselben  Weise  wie  der  Kern  eines  jungen  Erythro- 
cyten  oder  Erythroblasten.  Die  Kerne  der  reifen  Erythrocyten  nehmen 
eine  mehr  rötliche  Färbung  an.  Auch  Trockenausstriche,  die  in  Alkohol 
absolutus  fixiert  wurden,  kann  man  ähnlich  färben. 

Vitalfarbstoffen  gegenüber  verhält  sich  der  Kern  anders  als  der 
Protozoenkern.  In  Hämatoxylin-  und  Eisenhämatoxylinpräparaten  weist 
er  eine  Metazoenstruktur  auf,  d.  h.  er  besitzt  einen,  seltener  zwei 
nukleolenartige  Einschlüsse  und  eine  chromatische  N  etzs truk tu r,  die 
an  der  Parasitenseite  verdichtet  ist. 

2)  Bei  der  oben  erwähnten  „Län  gsteilung"  der  Gesamtzelle  legt 
er  ein  mehr  passives  Verhalten  an  den  Tag  und  wird  erst  sekundär 
von  der  Schnürfurche  der  Protozoenzelle  durchtrennt.  Er  kann  aber, 
trotzdem  er  bei  der  Reifung  und  Befruchtung  der  Geschlechtszellen  des 
Leukocytozoon  wie  ein  fremdes  Gebilde  behandelt  und  als  Fremd- 
körper abgestoßen  wird,  kein  vollkommen  abgestorbenes  „Zell- 
derivat" einer  Metazoenzelle  sein,  da  bei  den  periodisch  erfolgenden,  immer- 
hin zahlreichen  Längsteilungen  des  Leukocytozoon  die  Seitenkerne  bald 
größer,  bald  kleiner  sein  müßten,  was  durchaus  nicht  den  Tatsachen 
entspricht.  Dem  rätselhaften  fremden  Kern  in  der  Protisten- 
zelle  muß  demnach  doch  ein  gewisses  Eigenwachstum   zukommen. 

3)  In  einzelnen  Fällen  unterlag  der  Metazoenkern  einer  Karyorrhexis, 
ohne  daß  das  Entosoma  des  Parasiten  dabei  eine  Schädigung  aufzu- 
weisen hatte;  ebenso  konnte  sich  der  Kern  zur  Längsachse  des  ganzen 
Gebildes  der  Quere  nach  selbständig  teilen  und  so  eine  bedingte  Un- 
abhängigkeit dartun.     (Vgl.  auch  Photogramm  16.) 

Kehren  wir  nach  dieser  kritischen  Auseinandersetzung  zu  der  Be- 
trachtung des  weiteren  Entwickelungskreislaufes  des  Parasiten  in  seinem 
Wirt  zurück.  Die  erwachsenen  Gamonten,  die  durch  bewegliche  Zwischen- 
stadien mit  den  zwei  Agamontentypen  in  Zusammenhang  stehen,  unter- 
liegen längere  Zeit  einer  Vermehrung,  die  als  Längsteilung  gedeutet 
wurde,  und  die  für  die  Trypanosomennatur  des  Parasiten  spricht.  Auch 
die  Agamonten  entstammten  nicht  einer  malaria-proteosomaähnlichen 
Schizogonie,  die  bereits  Mayer  und  Wenyon  vergebens  gesucht  hatten, 
sondern  teilten  sich  meist  in  zwei,  seltener  in  drei,  am  allerseltensten 
in  vier  Individuen. 

Die  Photogramme  8  —  17  beziehen  sich  auf  diese  Phase  der  Ga- 
mogonie.  Auf  diese  Weise  vermehren  sich  sowohl  die  weiblichen  als 
auch  seltener  die  männlichen  Formen.  In  einigen  Fällen  konnte  aber 
eine  Teilung  festgestellt  werden,  deren  Produkte  nicht  gleichwertig 


V.  Prowazek,  Geschlechtsdimorphismus  der  Trypanosomen.  279 

waren,  vielmehr  besaß  der  eine  Partner  männliche,  der  andere  weib - 
liehe  Charaktere  (Photogramm  10,  11,  13,  15).  Die  weibliche  Zelle 
färbte  sich  nach  Giern  sa  dunkelblau  und  hatte  einen  bläschenförmigen 
Kern,  in  ihrem  Plasma  waren  überall  die  fettartigen  Tröpfchen  (alkohol- 
löslich, mit  Sudan  färbbar)  zerstreut.  Die  männliche  Zelle  färbte  sich 
blaßblau  und  führte  einen  unregelmäßigen,  zerteilten  Kern  (Photogramm 
13  u.  15).  Beide  Zellpartner  besaßen  bei  der  sehr  langsam  verlaufenden, 
nicht  zu  Ende  verfolgten  Teilung,  bei  der  nur  einmal  die  Ectosoma- 
spitzen  sich  in  Falten  kontraktorisch  zusammenlegten  und  sich  sodann 
wieder  streckten,  einen  verschiedenen  Stoffwechsel,  wie  Vitalfärbungen 
mit  dem  Neutralrot-Methylenblaugemisch  bewiesen  haben.  Die  weibliche 
Zelle  färbte  sich  in  diesem  Falle  dunkelblau,  während  der  männliche 
Parasit  auf  einem  Stadium  eine  rotbläuliche  Färbung  mit  aller  Deutlich- 
keit annahm;  die  Farbendiiferenzen  sind  nur  während  einer  kurzen 
Phase  der  Färbung  festzustellen,  und  es  ist  dazu  ein  andauerndes 
Verfolgen  des  stufenweise  eintretenden  Farbeneffektes  notwendig.  Da 
einige  dieser  Teilungsstadien  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  auf  einer 
Stufe  der  Reduktion  stehende  Individuen  (Textfig.  4  b,  c,  i)  betroften 
haben,  so  könnte  dieses  Teilungsphänomen  für  eine  mit  der  Zell- 
reduktion etwa  im  früheren  W  eism  an  n  sehen  Sinne  in  Zusammenhang 
stehende  Geschlechtsdifferenzierung  sprechen. 

Die  erwähnten  Stadien  scheinen  mir  aber  ein  Beweis  für  die  ur- 
sprüngliche Auffassung  der  gynandrischen  Natur  der  Trypanosomen- 
zelle  zu  sein ,  aus  der  weibliche  und  männliche  Formen  nach  ent- 
sprechenden Veränderungen  hervorgehen  können,  und  sprechen  für  die 
Anschauungen,  die  in  der  mehrfach  angefochtenen  Herpetomonas- 
Arbeit  und  später  im  Archiv  f.  Protistenkunde  1907  über  Sexualität  der 
Protozoen  niedergelegt  worden  sind.  — 

In  Eisenhämatoxylinpräparaten  wurde  außerdem  beobachtet,  daß  das 
Karyosom  des  weiblichen  Kernes  vor  der  Reifung  eine  winzige  Spindel 
von  der  Art  des  Plasmodiophora-  Kernes  bildet.  Auch  das  Karyosom 
des  männlichen  unterliegt  zunächst  ähnlichen  Veränderungen,  dann  löst 
sich  das  Chromatin  in  Form  einer  langgestreckten  „Spindel"  auf,  in 
deren  Verlauf  schließlich  8  undeutliche  Doppelkörner  auftreten  — 
die  Formbildner  der  Mikrogameten.  Die  Geißelung  derselben  findet 
in  der  bekannten  Weise  statt. 

Auch  eine  Parthenogenese  scheint  hier  wie  beim  Halte ridium  vor- 
zukommen ;  über  die  feineren  Kernteilungsbilder  konnte  ich  wegen  der 
schlechten  Chromatinfärbbarkeit  keine  richtige  Vor- 
stellung gewinnen.  Die  abgerundeten  Weibchen  teilen 
sich  in  zwei  Teile,  die  den  Erythrcytkern  in  der- 
selben Weise  wie  die  großen  Agamonten,  von  denen 
sie  zuweilen  schwer  zu  unterscheiden  sind,  verzerren 
(Textfig.  6). 

Der  Entwickelungskreis  des  „Huhnleukocytozoon" 
im  Vogelorganismus  stellt  sich  nach  den  bisherigen 
Ergebnissen  demnach  folgendermaßen  dar:  a)  Agamo- 
gonie   von    zwei    Typen;    Agamonten    verlassen  Fig.  6. 

zuweilen   entweder   die  Wirtszelle   oder   wandern   mit 
einem  Teil   derselben   noch  herum  und  dringen  in  andere  Zellen  ein. 
Die  Agamonten   höhlen    den    Wirtskern   aus.     b)   Freie   Formen,   die 
kleine  Trypanosomen  darstellen ;  c)  große  Trypanosomen ;  d)  Gamogonie. 
Parthenogenese  (?).  — 

Bei  den  „freien"  Trypanosomen  entfallen  größtenteils  die  geschlecht- 


280  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

liehen,  „symbiontischen"  Formen,  und  sie  beschränken  sich  auf  die  freien 
agamen  Stadien,  weshalb  die  bisexuelle  Entwickelung  wie  bei  den  para- 
sitischen Bodo,  Trichomonas,  Lamblia,  Entamoeba  so  selten 
erfolgt.  Dafür  treten  später  andere  Regulationen,  wie  Autogamien, 
Parthenogenesen,  Etheogenesen  etc.,  ein,  die  allerdings  jetzt  mit  Vor- 
liebe als  „Degenerations"-  und  Depressionsstadien  der  Zellen  erklärt 
werden.  Es  ist  aber  fraglich,  ob  es  überhaupt  so  viele  und  so  rasch  aus 
dem  Zelleben  allein  periodisch  hervorgehende  Depressionen  gibt 
[Küster^),  P.  Enriques-)],  oder  ob  sie  nicht  vielmehr  auf  die  Rech- 
nung der  „Stoffwechselprodukte"  eines  beengten  KulturmiUeus  zu  setzen 
sind.  Auf  die  Bedeutung  der  verschiedenen  Verjüngungsarten  der  Orga- 
nismen hat  E.  Schultz  3)  1908  aufmerksam  gemacht.  — 

Bezüglich  der  vom  Standpunkt  der  Entwickelungsphysiologie 
und  Zellbiologie  vielfach  diskutierten  Massenverhältnisse 
zwischen  Kern  und  Zellplasma  ergeben  sich  auch  aus  der  Unter- 
suchung der  Leukocytozoon- Biologie  einige  Gesichtspunkte,  Auf 
Grund  der  eingehenden  allbekannten  Untersuchungen  von  R.  Hertwig 
und  Boveri  wissen  wir,  daß  die  Chromosomenzahl  (Ch)  einerseits  dem 
Zellvolumen  (Vz),  andererseits  der  Kernoberfläche  (Fk)  proportional  ist. 
Sind  k  und  k^  die  entsprechenden  Konstanten,  so  gelangen  wir  zu  den 
Kernplasmagleichungen 

Ch  =-  Vz  k  und 

Ch  =  Fk  k.  oder 

Vz  _  kj^ 

Fk  ""  k 
Bei  den  am  häufigsten  und  am  längsten  im  Hühnerorganismus  vor- 
kommenden Leukocy tozoon-Formen,  den  Gamonten,  ist  in  beiden 
Formen  Vz  ziemlich  gleich;  der  Radius  der  weiblichen  Zelle,  auf  eine 
Kugel  reduziert,  beträgt  4,9 — 5,3  ^u,  ebenso  groß  war  er  durch- 
schnittlich bei  den  männlichen  Zellen.  Vz,  auf  r  =  5  /<  gerechnet, 
beträgt  523,3  für  beide  Zellen.  Dagegen  ist  der  Radius  des  Kernes^) 
der  weiblichen  Zelle  gleich  1,81 — 2,06  u,  der  Kernradius  der  männlichen 
Zelle  3,3  u.  Der  rechnerischen  Bequemlichkeit  wegen  nehmen  wir  r  des 
weiblichen  Kernes  =  2  /<,  des  männlichen  Kernes  =  3  /<  an.  Fk  des 
weiblichen  Zellkernes  =  50,24  und  Fk  des  männlichen  Zellkernes  =  112,04. 

Vz        523  3 

Die  Kernplasmarelation  für  die  weibliche  Zelle  =  ^  =  ^  '  ,   für  die 

männliche  Zelle  =        '   . 

1.  X  ^ 

Der  verteilte  Kern  der  männlichen  Zelle  mit  seiner  staubförmigen 
Chromatinverteilung  besitzt  fast  eine  doppelt  so  große  Kernoberfläche, 
als  die  weibliche  Zelle  bei  gleichem  Vz,  ohne  daß  beide  zunächst 
verschiedenen  Regulationen  anheimfallen  würden  —  beide  Zellen 
„teilen"  sich  höchstens  der  Länge  nach.  Vielleicht  unterliegen  die 
lang  ausgezogenen  spiralig  flachen  Zellformen  noch  anderen 
Kernplasmarelationsgesetzen  als  die  nahezu  runden  oder  sphärischen 
Zellen.    In    diesem   Sinne    sei    hier   zunächst   darauf   hingewiesen,    daß 

1)  Küster,  E.,  Vorträge  und  Aufsätze  über  Entwickelungsmethodik  der  Organismen. 
Beft  6.  1909.  p.  14. 

2)  Enriques,  P.,  Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  9.  1907.  p.  195. 

3)  Schultz,  E.,  Ueber  umkehrbare  Entwickelungsprozesse.  (Vorträge  und  Auf- 
sätze über  Entwickelungsmechanismus  der  Organismen.  Leipzig  [Engelmann]  1908.) 

4)  Die  Abrundung  der  Kerne  wurde  durch  Wasserzusatz  erzielt;  es  liegen  also 
den  Berechnungen  nicht  die  „natürlichen"  Verhältnisse  zuCTunde,  da  aber  der  Fehler 
überall  gleich  vorkommt,  kann  er  als  solcher  eliminiert  werden. 


V.  Prowazek,  Geachlechtadimorphismus  der  Trypanosomen.  281 

Trypanosomen  mit  einem  ungefähr  gleich  großen  Kern  (2  r  =  3,3  \l)  oft 
verschiedene  Zelldimensionen  besitzen  können,  z.  B.: 
„Hühnerleukocytozoon"  (Gamont)  57,8  ,u  lang,  5 — 6  ;j.  breit,  Kern  (2  r)  ^  3,3  ji. 
Trypanosoma  svnodontisA:  41  (x  lang,    1  u.  breit,  Kern  (2r)  =  3  .a. 

B:  41  |j.      „    2,5  PL     „         „     (2r)  =  3,5  ,a. 

„  „  Cc:40!J.       „    2,5  m-      ,,  .,     (2r)  =  3u. 

„  minasense  (n.  Carini):  30—35  |jl  lang,  4—6  ii  breit.  Kern  4  : 2  .■j..  — 

Aus  früheren  Untersuchungen  über  das  Protozoenplasma  geht  hervor, 
daß  es  eine  Flüssigkeit  ist,  die,  den  Gesetzen  der  Hydrodynamik  folgend, 
eine  Kugel-  oder  Tropfengestalt  annehmen  muß,  die  aber  unter 
dem  Zwange  von  polaren,  zentrodesmischen  Kräften  besonderer  formen  - 
gebender  Fibrillen  und  des  Randfadens  aufgegeben  und  mit  ver- 
schiedenen im  Räume  gerichteten  Begrenzungswerten  ausgestattet  wird. 
Wie  früher  mitgeteilt  wurde,  ist  der  Randfaden  für  ein  jedes  bewegliche 
Trypanosoma  gleichsam  „zu  lang"  und  faltet,  in  die  Try panosoma- 
zelle  des  Huhnes  eingespannt,  diese  regelmäßig  in  7  — 8  Wellen,  dagegen 
verleiht  er,  einmal  gestreckt,  dem  Trypanosoma  die  lange,  doppelt 
zugespitzte  Gestalt.  Das  Trypanosoma  ist  etwa  43  |i  lang,  die  Ruhe- 
form beträgt  44,6 — 66  [x,  die  meisten  Formen  ^)  sind  57,8  [i  lang.  Das 
Fibrillengitter  der  Trypanosoma- Zelle  steht  unter  der  Aegide  der 
Morphe,  durch  die  die  Protoplasmaflüssigkeit  nach  V.  Goldschmid  t -') 
in  eine  orientierte  Flüssigkeit  vom  Charakter  eines  spindelig  gleitenden 
Systems  umgewandelt  wird. 

Die  polare  Vektorialkraft  der  Morphe  hat  infolgedessen  einen  Zentral- 
druck  des  Protoplasmas  nach  der  folgenden  Formel  zu  überwinden: 

p  =  —^— -,  wobei  Oa  die  Oberflächenspannung  des  Wassers  oder  des 

Darminhaltes   der  Mücke  ist,   in  dem  sich  die  Ruheform  abrundet,   und 
Oe    die    Oberflächenspannung     des    Protoplasmas  =  Eiweiß     darstellt : 
2(0,082—0,059)      0,046      ^^,q,    ,,         , 
p  =  ^ — Tq~  ^^  l.'W  ^  0'^94  Atmosph. 

Durch  die  Morphe  wird  auch  der  Kern  der  Rotzelle,  der  durch- 
schnittlich ca.  3,8  [1  lang  ist,  in  der  weiblichen  Zelle  zu  5,8  [i,  in  der 
männlichen  Zelle  zuweilen  auf  7,4  jx  flachgedrückt  und  bei  reifen  weib- 
lichen Zellen  infolge  der  Zusamraenziehung  oft  in  einen  Ring  umgewan- 
delt, er  wird  dann  31,08  \l  lang  (1  =  2rx  =  9,9  X  3,14).  - 

Die  Fülle  von  morphologischen  Formen  selbst  innerhalb  eines  so 
beengten  Kreises,  wie  es  die  Trypanosomen  sind,  fordert  kategorisch 
nach  einem  durchsichtigen,  einfachen  Ausdruck,  den  wir  in  der  Tat  auf 
Grund  von  unseren  bisherigen  Beobachtungen  gewinnen  können. 

Bringt  man  die  morphogenetisch  gerichtete  Zellflüssigkeit  auf  ihre 
Ausgangsform,  eine  volumgleiche  Kugel  zurück,  so  drückt  in  befriedigender 
Weise  das  Verhältnis  der  größten  von  der  Morphe  diktierten  Begrenzungs- 
distanzen (Vm)  zu  dem  Radius  dieser  Kugel  (Vt)  eine  relative  Morphe- 
konstante  (Km)  aus. 

Die  Zellflüssigkeit  wird  je  nach  der  Art  auf  eine  volumgleiche  Kugel 
durch  Zusätze  von  passenden  Reagentien  (Alkali)  oder  Wasser  reduziert  — 
bei  unserem  Organismus  runden  sich  die  reifen  Zellen  auch  im  Präparat 

1)  Wurde  stets  nach  lebenden  Objekten  gemessen;  die  Messungen  sind  natür- 
lich von  der  Auffassung,  ob  die  Polhömer  zum  Trypanosoma  gehören  oder 
nicht,  abhängig  —  im  letzteren  Falle  sind  die  Parasiten  kleiner  und  die  Rechnungen 
ergeben  andere  Resultate. 

2)  Gold  Schmidt,  V.,  Ueber  das  Wesen  der  Kristalle.  (Annal.  d.  Naturphiloc 
ßd.  9.  1910.) 


282  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

nach  einiger  Zeit  von  selbst  ab,  eventuell  kann  man  den  Vorgang  durch 
Wasserzusätze  beschleunigen.  Nach  je  100  Messungen  beträgt  im  Durch- 
schnitt die  „Leukocytozoonzelle"  57,8  [i  in  der  Länge,  r  des  Zelltropfens. 
=  4,9—5,3  {X,  Vm  =  57,8  :  2 

^     _Vm         28,9        29      -„ 

Surratrypanosomen  (Sumatra)  sind  während  des  Lebens  19  {i,  gestreckt 

und  fixiert  24  {i  lang,   der  Plasmatropfen  (durch  Natriumbikarb.  1-proz. 

9  5q2) 
Zusatz)  im  Durchmesser  5  [a.     Km  =  — ^^  :=  3,8  (4,8).  — 

Sobald  dereinst  eine  größere  museale  Sammlung  derart  festgehaltener 
Morphephysiognomieen  angelegt  sein  wird,  werden  wir  vielleicht  in  der 
Lage  sein,  die  Promorphologie  der  Trypanosomenarten  tatsächlich  zu  „be- 
schreiben" und  ihre  Genese  zu  „verstehen",  zumal  wenn  noch  die  anzu- 
stellenden Untersuchungen  über  verschiedene  Reaktionsgeschwin- 
digkeiten und  Zellgrößen  bei  kalt-,  warmblütigen  und  winter- 
schlafenden Wirtstieren  (van't  Hoffs  Regel),  sowie  über  die  Geltung 
des  Quetel  et  sehen  Gesetzes,  die  Variation  und  Resistenz,  wie  si& 
durch  die  wichtigen  Untersuchungen  von  Ehrlich,  Morgenroth^ 
Halberstädter,  Rosenthal  und  R.  Neumann  angebahnt  worden 
sind,  ihre  Berücksichtigung  finden. 

Die  ausführliche  Arbeit  soll  im  Archiv  für  Protistenkunde  erscheinen^ 
wo  auch  die  Literatur,  die  mir  jetzt  nicht  vollständig  zugänglich 
ist,  berücksichtigt  wird.  Den  Herren  Dr.  W.  Schüffner  und  Dr.  W.  A. 
Kuenen  spreche  ich  für  mannigfache  Anregungen,  sowie  Herrn 
Schüffner  für  das  reichhaltige  Material  und  die  Herstellung  der  Mikro- 
photographieen  meinen  Dank  aus. 

Tg.  Morawa,  Oktober  1911. 

Nachtrag: 
Nach  Ablieferung  der  Arbeit  sind  folgende  Arbeiten  mir  in  Sumatra 
bereits  bekannt  geworden : 

1)  de  Haan,  J.,  Protozoen  in  het  bloed  von  Kippen.    (Geneeskundig 
Tijdschr.  v.  Nederl.  Indie.  1911.  No.  51.) 

2)  Gardamatis,   L.,   Haemamoeba  Zimmermanni   etc.  (Centralbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  60.  1911.  Heft  3/4). 

In  Europa  (Januar  1912)  erhielt  ich  Mathis,  C.  et  Leger,  A.  M., 
Recherches  de  Parasitologie  et  de  Pathologie  hum.  et  animal.  ä  Tonkin. 
1911.  Die  Resultate  dieser  Arbeiten  stimmen  miteinander  vielfach  über- 
ein, wenn  auch  die  Deutung  verschieden  ist. 

Tafelerklärnng'. 

Fig.  1 — 5.    Agamogonieausstriche.    G  i  e  m  s  a  -  P^ärbuDg. 

Fig.  1.    Zwei  Agaruonten,  den  Kern  eindellend. 

Fig.  2.  Drei  Agamonten,  von  denen  einer  die  Wirtszelle  zerteilt  und  mit  einem 
Kernanteil  sich  frei  macht. 

Fig.  3.  Ein  Agamont  ist  samt  einem  Erythroblastkern  sekundär  in  eine  zweite 
Zelle  eingedrungen;  unten  ein  Agamont  zweiter  Art,  oben  ein  reifer  abgerundeter 
Mikrogametocyt. 

Fig.  4  und  5.    Alte,  sich  teilende  Agamonten. 

Fig.  6.  Junger  Gametocyt  mit  Periplaststruktur ;  noch  keine  Sonderung  in  Ecto- 
und  Entosoma.    Feuchtes  Präparat.    Eisenhämatoxylin. 

Fig.  7.  Aelterer  Gametocyt,  rechts  bereits  ein  rot  gefärbtes  Ectosomahorn  diffe- 
renziert.    G  i  e  m  s  a  -  Färbung. 

Fig.  8 — 17.    Gamogonie.    Verschiedene  Vermehrungsstadien.    G  i  e  m  s  a  -  Färbung.. 

Fig.  10,  11,  13,  15  je  eine  weibliche  und  männliche  ZeUe.. 


Centralblatt  für  Bakteriologie  Abt.  L  Orig.  Bd.  62. 


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Fig.  1. 


Flg.  3. 


Fie.  2. 


Fig.  4. 


1 


Fig.  5. 


Fig.  (3. 


Verlag  von  Gustav  Fisclier  in  Jeua. 


V.  Prowazek,  Geschlechtsdimorph ismus  ehr  Trypanosomen.    Taf.  I. 


Fig. 


%  ^* 


•  # 


Fig.  9. 


Fiff.  8. 


Fig.  10. 


Fig.  11. 


Fig.  12. 


CmtralblaU  für  Baktcrioloyie  Abt.  I.   Oriij.  Bd.  (i2. 

V.  Proivazek,  Geschlechtsdimorphismus  der  Trypanosomen.    Taf.  II. 


M  • 


Ä 


Fiir.  13. 


Fig.  14. 


Fis.  15. 


-*:\ 


I 


« 


Fiir.  16. 


Fitr.  17. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Yakituoff  et  Stolnikoff,  Un  b^moparasite  nouveau  des  chauves-BOuris.    283 

Fig.  8,  9,  14,  17  weibliche  Zellen. 

Fig.  12,  16  männliche  Zellen.  Fig.  12,  10  und  8  in  den  Ectosomaspitzen  eigen- 
artige blepharoblastähnliche  Körper.  Fig.  l.ö.  Die  Gametocyten  sind  nahezu  reif  und 
haben  sich  bereits  abgerundet.  In  Fig.  l(i  nahm  der  Erythrocytkern  nicht  an  der 
Teilung  teil.  Letzte  Stadien  der  Teilung  bringt  Textfig.  5  und  Tafelfig.  17  zur  An- 
schauung. 

Fig.  1—5,  8—12,  16—16  Oelimmersion  1  :  12.  Projektionsokular  No.  2.  Balg- 
länge ca.  1000. 

Fig.  6,   7,  13—15  Apochromat  2  mm.    Projektionsokular  2.    Balglänge  ca.  1000. 


Nachdruck  verboten. 

Un  hemoparasite  nouveau  des  chauves-souris. 

Par  W.  L.  Yakimoff  (St.  Petersbourg),   W.  J.  Stolnikoff  (Tourkestan) 
et  Nina  Kohl-Yakimoff  (St.  Petersbourg). 

Avec  1  planche. 
I. 

Od  sait  que  A,  Dionisi  trouva,  en  1898,  trois  parasites  endo- 
globulaires  dans  les  sang  des  chauves-souris:  Polychromophilus 
murinus,  Polychromophilus  melaniferus  (parasites  ä  pigment) 
et  Achromaticus  vesperuginis  (parasite  sans  pigment). 

En  1907,  Vassal  signala  chez  une  chauve-souris  de  l'Annam 
V esper ugo  abramus,  un  parasite  nouveau  qu'il  appella  mono- 
s  0  m  a  et  qui  n'est  probablement  qu'une  variete  de  Polychromophilus 
melaniferus. 

Les  recherches  de  Dionisi  ont  ete  confirmees  par  plusieurs 
auteurs.  Berestneff,  Galli- Valerio,  Kisskalt,  Gonder,  Neu- 
mann et  nous-memes  avons  pu  retrouver  A  Chromat  icus  vesperu- 
ginis; Bowhil  etSchingarewa  ont  observe  Polychromophilus 
murinus. 

En  1908,  Tun  de  nous  a  fait,  dans  le  Tourkestan.  des  frottis  avec 
le  sang  peripherique  de  plus  de  50  chauves-souris,  dont  l'espece  mal- 
heureusement,  n'a  pu  etre  determinee  sur  place.  Deux  chauves-souris 
etaint  parasites.  L'une  d'entre  elles  avait  dans  les  sang  1' Achro- 
maticus vesperuginis  et  l'autre  avait  un  parasite  nouveau  qui  n'a 
pas  ete  decrit  jusqu'ici. 

Les  parasites  se  trouvaient  tantöt  dans  les  hematies,  tantöt  libres 
dans  le  plasma  sanguin.  Les  parasites  endoglobulaires  etaient  au  nombre 
de  2,  3,  4  et  5  et  de  forme  variable:  soit  ronde  (fig.  1,  2,  3,  4,  5,  10), 
soit  ovale  (fig.  8,  9,  11,  14),  et  se  rapprochant  alors  plus  ou  moins  de 
l'aspect  piriforme  (fig.  7,  15,  19),  soit  amoeboide  (fig.  16,  21,  22,  23). 
Les  dimensions  des  formes  rondes  ötaient  de  1 — 3  /.i ;  des  formes  ovales, 
de  2,5  ä  5  ;«  X  1,4—4  .« ;  les  formes  en  poire  avaient  2—3  /<  X  1,3  |« ; 
le  formes  amoeboüdes  pouvaient  avoir  jusqu'ä  5  //.  Dans  ce  dernier  cas, 
le  parasite  occupait  presque  toute  l'hematie,  dont  la  grandeur  etait  de 
de  5 — 7  /LI.  En  consequence,  on  ne  voyait  autour  du  parasite  que  tres 
peu  de  Protoplasma  globulaire. 

Les  parasites  extra-cellulaires  avaient  la  plupart  du  temps  l'aspect 
amoeboide  (fig.  24,  25,  26,  27,  29),  celui-ci  beaucoup  plus  net  et  beaucoup 
plus  caracteristique  que  dans  le  cas  des  parasites  endoglobulaire.  Ils 
pouvaient  aussi  etre  irreguli^rement  ronds  (fig.  30),  en  forme  de  poires 
(fig.  31)  ou  de  bätonnets  (fig.  22). 


284  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Les  formes  endoglobulaires  etaient  le  plus  souvent  rondes.  Elles 
out  un  noyau,  mais  le  uoyau  u'a  pas  toujours  la  meine  forme:  il  peut 
etre  punctiforme  et  contenir  un  granule  colore  d'une  maniere  plus 
intense  (fig.  1),  ou  arciforme  avec  2  granules  chromatophiles  aux  extremites 
(fig.  2,  3)  ou  encore  en  couronue,  avec,  ä  rinterieur,  des  granules 
chromatophiles  (fig.  4,  5). 

Parfois  les  formes  rondes  ont  plusieurs  noyaux  (fig.  10). 

Les  formes  ovales  sont  plus  grandes  que  les  formes  rondes.  Dans 
une  hematie,  on  en  trouve  1,  2  ou  3.  Daus  chaque  parasite,  on  peut 
trouver  1,  2  ou  3  noyaux.  Ceux-ci  se  presentent  sous  l'aspect  d'une 
masse  plus  ou  moins  homogene  (fig.  llj,  quelquefois  quadrangulaire 
(fig.  9)  ou  sous  forme  de  ligne,  de  couronne  (fig.  8,  14),  de  demi-cercle 
(fig.  7).  Dans  les  noyaux,  on  trouve  toujours,  au  nombre  de  1  ä  4,  des 
granules  colores  intensement.  Le  protoplasma  de  ces  formes  est  plus 
ou  moins  vacuolaire,  comme  spongieux.  II  peut  montrer  des  signes  de 
division. 

Les  formes  amoeboides  ont  plusieurs  noyaux  (de  6  ä  13).  Ces 
noyaux  peuvent  presenter  les  formes  diverses  que  nous  avons  decrites 
precedemment. 

Les  formes  en  poires  et  les  formes  voisines  sont  rares.  Elles  ont 
peu  de  ressemblance  avec  Piroplasma  bigeminum  et  elles  n'ont 
jamais  la  disposition  caracteristique  de  ce  dernier  parasite.  Nous  les 
avons  vues  au  nombre  de  3  ä  5  dans  une  hematie. 

Les  parasites  libres,  d'aspect  amoeboide,  contiennent  de  1  ä  12 
noyaux.  Les  parasites  qui  contiennent  beaucoup  de  noyaux  sont  aussi 
les  plus  gros.  Le  protoplasma  est  plus  intensement  colore  que  celui 
des  formes  endoglobulaires  analogues.  II  montre  parfois  des  signes  de 
division. 

Toutes  les  formes  que  nous  venons  de  decrire  presentent  cette  parti- 
cularite  importante :  elles  n'ont  pas  de  pigment. 

Les  hematies  parasitees  ne  paraissent  pas  souffrir  de  la  presence  du 
parasite.  Elles  ne  s'hypertrophient  pas,  alors  meme  que  le  parasite 
remplit  tout  le  globule  sanguin.  Neanmoins,  la  plupart  des  hematies 
presentent  un  6tat  plus  ou  moins  accentue  de  polychromatophilie.  On 
rencontre  des  normoblastes. 

Les  hematies  etaient  infectees  pour  plus  de  60  7o-  On  n'a  jamais 
rencontre  de  parasites  dans  les  leucocytes. 

II. 

En  nous  basant  sur  Tetude  des  formes  qui  se  rencontrent  sur  notre 
preparation,  nous  pensons  que  le  devoloppement  du  parasite  dans  le 
sang  circulant  s'effectue  de  la  fagon  suivante: 

Une  fois  que  le  parasite  a  penetre  dans  l'hematie,  le  noyau  commence 
par  se  diviser.  La  division  du  noyau  est  precedee  par  la  division  du 
nucleole  chromatique  qui  se  trouve  dans  le  reseau  achromatique ;  puis 
les  parties  du  noyau  qui  se  sont  divisees  s'eloignent,  reliees  tout  d'abord 
par  une  substance  achromatique  qui  finit  par  se  rorapre:  ou  obtient 
alors  2  noyaux. 

La  division  du  noyau  peut  s'effectuer  suivant  le  Processus  que  nous 
avons  observe  chez  Achromaticus  vesperuginis.  Tout  d'abord, 
dans  le  noyau  du  parasite  il  s'effectue  un  certaiu  phenomene,  gräce 
auquel  des  deux  bouts  du  noyau  sortent  deux  prolongements  chromatiques. 
Ces  derniers  s'arrondissent,  vont  ä  Tun  contre  l'uue  de  Tautre,  et  forment 


C^ntnilbUitt  fiir HahUrioltHjie  Abt  l.  (hu/  Hä  62 


WL  u  Nuia  Kohl  Yakunorf'. 

llemoparasitenourran  de^  chniinni-soiins 


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\rrlii(|  \oii  (ilistiis    I-  ist  licr  in. 


Yakimoff  et  Stolnikoff,  Un  h^moparapite  nouveau  des  chauves-souris.    285 

finalement  un  cercle  ou  une  couronne.  Daus  cette  couronue,  la  masse 
chromatique  se  trouve  d'abord  condeusee  eu  uu  seul  eudroit,  uotamment 
lä  d'oü  sont  sortis  les  prolongemeuts  chromatiques ;  puis  eile  eutre  en 
divisiou  et  les  produits  de  cette  division  se  dispersent  dans  la  substauce 
achromatique  de  la  couronne.  Celle-ci  se  brise  en  2  points  oppos6s  et 
separe  en  deux  portions  chacune  d'elles  se  contracte  et  devient  un  noyau. 
On  a  alors  un  parasite  avec  deux  noyaux.  La  division  du  protoplasme 
suit  Celle  du  noyau  et  l'on  a  finalement  2  parasites. 

La  formation  de  la  couronne  peut  aussi  s'expliquer  par  la  differencia- 
tion  d'une  vacuole  au  sein  du  noyau  qui  disloque  la  substance  nucleaire. 

Les  2  noyaux  formes  peuvent  ä  leur  tour  se  diviser,  et  on  aura  par 
la  suite  4  indivi-dus  et  plus. 

Parfois,  la  division  du  protoplasme  est  en  retard  sur  celle  du  noyau, 
et  l'on  peut  voir  dans  un  parasite  plusieurs  noyaux  isolös,  sans  aucun 
signe  de  division  du  protoplasma. 

La  reproduction  asexuee  ressemble  a  la  schizogonie  des  parasites 
de  la  malaria  humaine,  c'est  a  dire  que  le  noyau  paternel  se  divise, 
donne  naissance  ä  beaucoup  de  noyaux-fils  (12  et  davantage),  aprös  quoi 
le  protoplasme  commence  ä  se  diviser.  Malheureusement,  nous  n'avons 
pas  vu  la  fin  de  ce  phenomene  schizogonique;  mais  nous  avons  röussi 
ä   observer  la  penetration   du   parasite  libre   dans  les  hömaties  (fig.  1). 

Les  parasites  libres,  extracellulaires,  sont  sans  doute  mis  en  libertö 
apres  la  destruction  de  l'hematie.  Dans  le  dernier  cas,  la  division  du 
protoplasma  est  plus  nette. 

Tel  est,  ä  notre  avis,  bien  incompletement  etudiö,  il  est  vrai,  le  cycle 
de  developpement  de  notre  parasite. 

in. 

Le  parasite,  que  nous  avons  decrit,  est-il  vraiment  nouveau? 

Nous  avons  vu  plus  haut  que  les  diiferentes  especes  de  chauves- 
souris  presentent  4  genres  de  parasites  endoglobulaires:  Polychromo- 
philus  murinus,  Polychro  mophilus  melaniferus,  Plas- 
modium monosoma,  et  Achromaticus  vesperuginis.  Notre 
parasite  ne  rappeile  aucun  de  ces  parasites.  Par  l'abcence  de  pigment, 
il  differe  de  Polychromophilusmurinus,  de  Polychro  mophilus 
melaniferus  et  de  Plasmodium  monosoma.  D'autre  part  per- 
sonue  n'a  jusqu'ici  Signale  chez  Achromaticus  vesperuginis  des 
formes  analogues  ä  Celles  que  nous  avons  observes  chez  notre  parasite 
(par  ex.  les  formes  amoeboides)  et  inversement,  chez  notre  parasite,  nous 
n'avons  pas  observe  les  formes  si  caracteristiques  d'Achromaticus 
vesperuginis,  c'est-ä-dire  les  grandes  et  les  petites  formes  en  poire 
avec  leur  disposition  caracteristique. 

Notre  parasite  n'est  pas  non  plus  identique  aux  Plasmodiums  ren- 
contres  chez  d'autres  animaux :  Plasmodium  vivax  Grassi  et  Feletti, 
Plasmodium  malariae  Laverau  et  Plasmodium  praecox  Grassi 
et  Feletti,  de  homme;  Plasmodium  Kochi  Laveran,  Plasmodium 
p  i  t  h  e  c  i  Halberstädter  et  Prowazek,  Plasmodium  i  n  u  i  Halberstädter 
et  Prowazek,  Plasmodium  cynomolgi  Mayer,  Plasmodium 
brasilianum  Gonder  et  Berenberg,  du  singe;  et  Plasmodium 
Vassali  Laveran  de  l'ecureuil.  Tous  ces  parasites  contiennent  du  pig- 
ment absent  chez  notre  parasite. 

Neanmoins  nous  avons  observe  chez  notre  parasite  des  formes,  il 
est  vrai  sans  pigment,   mais  tr^s  semblables  ä  celles  des  Plasmodiums 


286  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

veritables  (p.  ex.,  les  formes  que  nous  avons  appelees  amoeboides).  Sous 
ce  rapport,  notre  parasite  se  rapproche  le  plus  du  Plasmodium  prae- 
cox. D'autre  part,  notre  parasite  presente  des  formes  qui  rappellent 
Celles  de  rAchromaticus  vesperuginis;  d'ailleurs,  comme  celui-ci, 
11  n'a  pas  de  pigment. 

Notre  parasite  fait  done,  en  quelque  sorte,  le  pont  entre  les  veri- 
tables Plasmodiums  et  l'Achromaticus  vesperuginis. 

Ce  raisonuement  est-il  justeV  Quelle  est,  en  realite,  la  place  de 
notre  parasite  dans  la  Classification? 

Si  nous  classons,  dans  l'ordre  phylogenetique,  les  parasites  endo- 
globulaires  proches  parents,  nous  avons  l'ordre  suivant: 

P  D'abord,  les  differents  Plasmodiums  ä  pigment: 

2"  puis,  l'Achromaticus  vesperuginis; 

3**  en  dernier  lieu,  les  piroplasmes, 

Insistons  un  peu  sur  l'Achromaticus  vesperuginis. 

Plusieurs  auteurs,  notamment  Gonder,  classait  ce  parasite  entre 
les  Plasmodiums  et  les  piroplasmes.  Dans  l'etude  que  nous  avons  con- 
sacree  ä  cette  question.  nous  avons  montre  que  ce  parasite  se  rapproche 
plutöt  des  piroplasmes  que  des  Plasmodiums  et  qu'il  est,  peut-etre,  un 
veritable  piroplasme. 

Cependant,  nous  ne  connaissons  pas  l'anneau  de  la  chaine  qui 
unirait  les  Plasmodiums  ä  pigment  aux  Plasmodiums  sans  pigment.  Le 
precipice  entre  ces  parasites  est  tres  grand.  II  nous  semble  que  notre 
parasite  comble  cette  lacune.  II  est  juste  au  milieu,  entre  les  Plas- 
modiums de  la  malaria  et  l'Achromaticus  vesperuginis  puisque 
il  presente  des  formes  propres  aux  uns  et  ä  l'autre. 

De  cette  fagon,  la  chaine  est  fermee: 

Plasmodium  -^  notre  parasite  ->  Achroraaticus  vesperu- 
ginis -*  piroplasmes. 

Nous  proposons  de  donner  ä  notre  parasite  le  nom  de  Plasmodium 
achr  omaticum. 

Nous  exprimons  ä  Mr.  le  Dr.  Go  n  der  notre  sincere  gratitude  pour 
ses  conseils  et  ses  indications  ^). 

Literatare. 

Berestneff,  cit.  Schiagarewa. 

Bowhil,   Note   on   hematazoa  observed  ia  a  bat  and   the  occurrence  of  Acanthia 

pipistrellus  Jenyns  in  South  Africa.    (Journ.  of  Hyg.  Vol.  6.  1906.) 
Dionisi,   Die  Malaria  einiger  Fledermausarten;   Moleschotts  Untersuchungen    zur 

Naturlehre  des   Menschen   und  der  Tiere  (Bd.  18.  H.  3 — 4);   La   malaria  di  alcune 

specie  di  pipistrelli  (Ann.  d'Ig.  sperim.  Vol.  9.  1899). 
Galli-Valerio,  Notes   de  parasitologie  et  de   technique   parasitolog.     (Centralbl.   f. 

Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  39.  1905.  p.  237.) 
Gonder,   Achromaticus    vesperuginis    Dionisi.     (Arb.  a.  d.   Kaiserl.  Gesund- 
heitsamt. Bd.  24.  1906.  H.  2.) 
—  u.  V.  Beren  berg-Hossler,   Untersuchungen   über  Malariaplasmodien   der  Affen. 

(Malaria.  Bd.  1.  1908  Okt.j 
Halberstädter    u.    Prowazek,    Untersuchungen    über   die    Malariaparasiten   der 

Affen.    (Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamt.  Bd.  26.  1907.) 
Kisskalt,  Blutparasiten  bei  Fledermäusen.    (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  40. 

1900.) 


1)  Sur  la  memo  präparation,  nous  avons  observ<5  un  exemplaire  du  trypanosome 
de  la  chauve-souris.  II  est  incontestable  qu'il  s'agit  la  du  trypanosome  qu'ont  vu  les 
autres  auteurs.  En  Russie,  l'existence  d'un  trypanosome  chez  les  chauve-souris  fut 
sign^e  lä  pour  la  premiöre  fois  par  nous. 


Livierato,  Neue  Untersuchungen  über  die  „Magensaftanaphylaxie".         287 

Kos  sei,   Ueber  einen  Malaria  ähnlichen  Blutpara-sitcn   bei  Affen.    (Zeitschr.   f.    Hyg. 

Bd.  32.  1899.) 
Neumann,   Ueber  die  Blutparasiten   von  Vesperugo  und  deren  Weiterentwicklung 

in  den  Milben  der  Fledermäuse.     (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  28.  1909.  H.  1.) 
Mayer,  Ueber  Malaria  beim  Affen.    (Med.  Klin.  1907.  No,  2.) 
Schingarewa,   Des  hömosporidies  des   chauves-souris.    (Arch.  d.  Scienc.  biolog.  St. 

Petersbourg.  T.  12.  1906.) 
Yakimoff,  Stolnikoff  etKohl-Yakimoff,  Contribution  ä  l'^tude  sur  1' Achro- 

maticus  vesperuginis  Dionisi.    (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  24.  1911.) 


Nachdruck  verholen. 

Neue  Untersucliuiigeii  über  die  „Magensaftanaphylaxie"'). 

[Aus  der  Medizinischen  Klinik  der  Kgl.  Universität  Genua 
(Vorst.:  Prof.  E.  Maragliano).] 

Von  Prof.  Spiro  Livierato. 

In  meinen  beiden  vorigen  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  habe 
ich  die  Gründe  dargelegt,  aus  denen  ich  die  anaphylaktische  Reaktion 
zur  Diagnose  des  Magencarcinoms  anwendete,  und  die  theoretischen  Be- 
trachtungen angeführt,  welche  mich  zu  der  Annahme  veranlaßten,  daß 
bei  Untersuchungen  über  die  Magenkrebsdiagnose  der  Magensaft  bessere 
Dienste  leisten  könne  als  das  Blutserum.  Dann  beschrieb  ich  eingehend 
die  Herkunft  der  verschiedenen  Magensäfte,  die  Technik  der  Herstellung 
derselben  und  der  Krebsextrakte,  die  Details  der  Vorbereitung  und 
Sensibilisierung  der  Tiere  usw. 

Aus  meinen  damaligen  Untersuchungen  zog  ich  folgende  Schluß- 
folgerungen : 

Daß  die  subdurale  Einspritzung  von  Magensaft  Magenkrebskranker 
auf  gesunde  Tiere  (Meerschweinchen)  eine  Giftwirkung  verschiedenen 
Grades  ausübt,  während  sie  bei  in  geeigneter  Weise  mit  wässerigem 
Mammacarcinomextrakt  vorbereiteten  Meerschweinchen  das  sofortige  Auf- 
treten ausgesprochener  Symptome  der  typischen  Anaphylaxie  hervorruft. 

Daß  die  subdurale  Einspritzung  von  Magensaft  normaler  oder  an 
Ulcus  pepticum  ventriculi  oder  an  einem  sonstwo  (Gebärmutter,  Backe) 
lokalisierten  Carcinom  leidender  Menschen  bei  gesunden  Tieren  keine 
Giftwirkung  ausübt  und  keine  Erscheinungen  der  Anaphylaxie  herbei- 
führt. 

Auf  Grund  der  bei  den  genannten  Untersuchungen  erhaltenen  Re- 
sultate machte  ich  die  Annahme,  daß  die  durch  den  Magensaft  der 
Magenkrebskranken  hervorgerufene  anaphylaktische  Reaktion  als  für  das 
Magencarcinom  streng  spezifisch  zu  betrachten  sei.  Ich  behielt  mir  vor, 
die  Untersuchungen  auf  diesem  Gebiete  fortzusetzen. 


In   gegenwärtiger  Arbeit  werde  ich  die  Resultate  berichten,   welche 
ich  bei  meinen  Untersuchungen  über  folgende  Gegenstände  erhalten  habe: 

1)  Ins  Deutsche  übertragen  von  Dr.  med.  K.  Bühl  (Turin). 


288  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


Wirkung    des    künstlichen   Magensaftes,    nachdem   dieser 
mit    Krebsgewebe    in    Berührung    gebracht    wurde    und    er 
denselben  verdaut  hatte,  auf  gesunde  und  auf  mit  Mamma- 
carcinomextrakt  vorbereitete  Meerschweinchen. 
Bei   diesen  Untersuchungen   habe   ich   infolge  der  Fäulnisvorgänge, 
welchen  der  normale  menschliche  Magensaft  rasch  anheimfällt,   wenn  er 
zwei  Tage  lang  in  Berührung  mit  dem  krebsigen  Gewebe  im  Brutschrank 
gehalten    wird,    an   Stelle    desselben    künstlichen   Magensaft    anwenden 
müssen,  dessen  Zusammensetzung  bekanntlich  folgende  ist : 
Pepsin  3,195 

Salzsäure  0,200 

Wasser  994,404 

Verschiedene  Salze  2,201 

1000,000 
Bei  diesen  Untersuchungen  bin  ich  folgendermaßen  vorgegangen: 
Ein  Brustdrüsenkrebs  wurde  unmittelbar  nach  der  operativen  Ex- 
stirpierung  vermittels  einer  sterilen  Schere  zerstückelt  und  in  einem 
sterilen  Mörser  fein  zerrieben.  Diesem  Brei  wurde  ein  künstlicher 
Magensaft,  im  Verhältnis  1  Krebsgewebe :  10  Magensaft  zugesetzt,  das 
Ganze  dann .  unter  zeitweiligem  Umrühren,  2  Tage  im  Thermostaten 
bei  37°  C  gehalten  und  schließlich  durch  steriles  Papier  filtriert. 

Experimente^). 

a)  Gesunde  Meerschweinchen  (10  Exemplare).  Subdurale  In- 
jektion von  ansteigenden  Dosen  von  Verdünnungen  (Vio — V2  ccm)  von 
künstlichem  Magensaft  +  Mammacarcinom. 

b)  Vorbereitete  Meerschweinchen  (12  Tiere).  Die  Vorbe- 
reitung geschah  durch  subkutane  Einspritzung  von  8 — 10  ccm  wässerigen 
Mammacarcinomemextraktes,  Der  Versuch  wurde  10 — 12  Tage  nach  der 
Brustdrüsenkrebsextrakteinspritzung  ausgeführt.  Diese  wurde  dann  in 
der  Dosis  von  3—4  ccm  wiederholt,  und  nach  24  Stunden  wurde  wieder 
der  Versuch  ausgeführt. 

Die  subdurale  Einspritzung  geschah  in  derselben  Weise  und  Dosis 
wie  bei  den  Meerschweinchen  a. 

Beobachtungen.  Bei  mehreren  der  gesunden  und  der  vorbe- 
reiteten Tiere ,  und  besonders  bei  diesen  (gesunde  4 :  10,  vorbereitete 
9 :  12)  beobachtete  man,  infolge  der  subduralen  Einspritzung  von  künst- 
lichem Magensaft  -|-  Mammacarcinom,  toxische  Erscheinungen,  bestehend 
in  mehr  oder  minder  ausgesprochener  allgemeiner  Abgeschlagenheit  und 
leichten  tonisch-klonischen  Krämpfen.  Diese  Erscheinungen  dauern  kurze 
Zeit,  und  die  Tiere  erholen  sich  nach  kurzem  vollständig. 

Bei  zwei  mit  Mammacarcinomextrakt  vorbereiteten  Meerschweinchen 
führte  die  subdurale  Einspritzung  von  1  ccm  künstlichem  Magensaft  + 
Mammacarcinom  den  Tod  in  weniger  als  24  Stunden  herbei.  Dagegen 
überlebten  zwei  gesunde  Meerschweinchen  die  subdurale  Injektion  einer 
gleichen  Dosis  des  gleichen  Präparates. 


1)  Bei  allen  Versuchen  wurde  das  Volumen  des  eingespritzten  Materials,  ungeachtet 
der  Verdünnung,  immer  auf  0,5  ccm  berechnet. 


Livierato,  Neue  Untersuchungen  über  die  „Mageneaftanaphylaxie".         289 

IL 
Wirkung  des  Magensaftes  eines  Individuums  mit  extra- 
stomachalem  (Pankreas-) Krebs  oder  von  anderen  Magen- 
krebskranken und  des  wässerigen  Mam  macarcinom - 
extraktes  auf  gesunde  und  auf  durch  Magensaft  des  er- 
wähnten Kranken  mit  extrastomachalem  (Pankreas-) Krebs 
vorbereitete  Meerschweinchen. 

Mit  dem  Magensaft  (ungefähr  200  com)  eines  Pankreascarcinora- 
kranken  mit  vollständig  unversehrtem  Magen  (wie  durch  die 
Autopsie  nachgewiesen  wurde)  wurden  18  Meerschweinchen  in  der  Weise 
behandelt,  daß  jedem  desselben  10  ccm  unter  die  Haut  eingeimpft  wurden. 
Der  Magensaft  wurde  durch  Ausleerung  des  Magens  ^4  Stunden  nach 
Verabreichung  eines  Probefrühstückes  (Ewald)  gewonnen,  dann  mit  der 
gleichen  Menge  physiologischer  Kochsalzlösung  verdünnt,  durch  Papier 
filtriert,  durch  Zusatz  einiger  Tropfen  einer  gesättigten  Natriumkarbonat- 
lösung neutralisiert  und  nach  Pukall  filtriert. 

Die  geimpften  Tiere  wurden  nach  11  Tagen  mit  dem  Magensaft 
desselben  Patienten,  mit  Magensaft  von  Magenkrebskranken  und  mit 
wässerigem  Mammacarcinomextrakt  geprüft. 

Versuche. 

a)  Gesunde  Meerschweinchen  (12  Tiere).  Die  subdurale  Ein- 
spritzung von  bis  zu  0,5  ccm  steigenden  Dosen  von  Magensaft  des 
Pankreaskrebskranken  rief  keine  bemerkenswerten  Erscheinungen  hervor. 

Die  subdurale  Injektion  von  0,25  ccm  und  von  0,5  ccm  Magensaft 
zweier  Magenkrebskranker  übt  eine  ausgesprochene  Giftwirkung  aus,  auf 
welche  jedoch  nicht  der  Tod  folgt. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  0,2  ccm  wässerigen  Brustdrüsenkrebs- 
extraktes  ruft  keine  toxischen  Erscheinungen  hervor;  dagegen  übt  derselbe 
Extrakt  in   der  Dosis  von  0,25  ccm  eine  leichte  toxische  Wirkung  aus. 

b)  Vorbereitete  Meerschweinchen  (18  Tiere).  Die  Vorbe- 
reitung geschah  durch  Einspritzung  von  Magensaft  eines  Bauchspeichel- 
drüsencarcinomkranken. 

Bei  4  dieser  Tiere  führte  die  subdurale  Einspritzung  von  weniger 
als  0,5  ccm  des  Magensaftes  desselben  Kranken  (Pankreascarcinom)  keine 
bemerkenswerten  Erscheinungen  hervor. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  0,5  ccm  desselben  Magensaftes  bei 
weiteren  4  Meerschweinchen  rief  Intoxikationserscheinungen  hervor,  be- 
stehend in  mehr  oder  minder  ausgesprochener  Abgeschlagenheit.  Die 
Tiere  erholten  sich  wieder,  wurden  dann  wieder  von  denselben  Sym- 
ptomen befallen  und  starben  schließlich,  und  zwar  3  innerhalb  24  Stunden 
und  1  innerhalb  48  Stunden  nach  der  Injektion. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  einer  gleichen  Dosis  von  Magensaft 
zweier  Magenkrebskranker  übte  bei  weiteren  4  Tieren  ebenfalls  eine 
sofortige  Giftwirkung  aus;  die  Tiere  erholten  sich  aber  rasch  und  über- 
lebten. 

Die  subdurale  Injektion  von  0,25  ccm  wässerigen  Mammacarcinom- 
extraktes  rief  bei  3  Meerschweinchen  leichte  Intoxikationserscheinungen 
hervor. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  0,5  ccm  desselben  Extraktes  führte 
hingegen  bei  3  weiteren  Tieren  recht  ausgesprochene  und  schwere  Ver- 
giftungssymptome herbei.    Die  Tiere  erholten  sich  aber  und  überlebten. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  3/4.  19 


290  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

III. 
Wirkung  des  Magensaftes  eines  Magenkrebskranken, 
desjenigen  eines  Magenulcuskranken,  desjenigen  eines 
normalen  Menschen  und  des  wässerigen  Ma mm acarcinom- 
extraktes  auf  gesunde  Meerschweinchen  und  auf  solche, 
die    mit    Magensaft    des    genannten     Magenkrebskranken 

vorbereitet  waren. 

Mit  dem  wie  bei  der  IL  Versuchsreihe  gewonnenen  und  präparierten 
Magensaft  (250  ccm)  eines  Magenkrebskranken,  bei  dem  die  Diagnose 
vor  der  Operation  sichergestellt  und  später  durch  die  Autopsie  bestätigt 
wurde,  wurden  24  Meerschweinchen  in  der  Weise  behandelt,  daß  jedem 
derselben  10  ccm  unter  die  Haut  eingespritzt  wurden. 

Diese  Tiere  wurden  nach  11  Tagen  mit  dem  Magensaft  desselben 
Kranken,  mit  demjenigen  eines  Magengeschwürkranken,  mit  dem  eines 
normalen  Individuums  und  mit  wässerigem  Mammacarcinomextrakt 
geprüft. 

Versuche. 

a)  Gesunde  Meerschweinchen  (15  Tiere). 

Bei  6  Tieren  traten  unmittelbar  nach  der  subduralen  Einspritzung 
von  0,25  ccm  und  von  0,5  ccm  vom  Magensaft  eines  Magencarcinom- 
kranken  keine  bemerkenswerten  Erscheinungen  hervor ;  die  Tiere  starben 
aber  nach  12—24  Stunden. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  0,5  ccm  vom  Magensaft  eines  Magen- 
ulcuskranken und  vom  Magensaft  eines  normalen  Menschen  (Epileptiker) 
rief,  abgesehen  von  einer  leichten  und  vorübergehenden  Abgeschlagen- 
heit, die  bei  einigen  Tieren  eintrat,  keine  bemerkenswerten  Erscheinungen 
hervor,  und  alle  injizierten  Tiere  überlebten. 

Die  subdurale  Injektion  von  0,125  ccm  wässerigen  Mammacarcinom- 
extraktes  war  wirkungslos.  Die  Einspritzung  von  0,134  ccm  desselben 
Extraktes  rief  leichte,  diejenige  von  0,25  ccm  des  wässerigen  Mamma- 
carcinomextraktes  ausgesprochene  V^ergiftungserscheinungen  hervor. 

b)  Vorbereitete  Meerschweinchen  (24  Tiere).  Vorbereitung 
mit  Magensaft  eines  Magenkrebskranken. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  0,25  resp.  0,5  ccm  Magensaft  eines 
Magenkrebskranken  (derselbe  Patient)  rief  bei  8  Meerschweinchen  nichts 
Bemerkenswertes  hervor.  Von  den  8  Tieren  starben  3  innerhalb  24  bis 
48  Stunden,  und  die  übrigen  5  überlebten. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  1  ccm  desselben  Magensaftes  rief 
bei  3  Meerschweinchen  sofort  schwere  Intoxikationssymptome  mit  aus- 
gesprochener Abgeschlagenheit  und  vollständige  Parese  hervor,  und  die 
Tiere  starben  8 — 10  Stunden  nach  der  Injektion. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  0,5  ccm  des  Magensaftes  eines 
Magenulcuskranken  führte  bei  3  Meerschweinchen  keine  bemerkenswerten 
Erscheinungen  herbei. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  Magensaft  eines  hinsichtlich  des 
Magens  normalen  Individuums  (Epileptiker)  rief  bei  weiteren  2  Meer- 
schweinchen ebenfalls  nichts  Bemerkenswertes  hervor. 

Nach  der  subduralen  Einspritzung  von  0,134  ccm  wässerigen  Mamma- 
carcinomextraktes  bei  4  Meerschweinchen  traten  leichte  anaphylaktische 
Erscheinungen  auf:  die  Tiere  zeigten  unmittelbar  nach  der  Einspritzung 
eine  starke  Abgeschlagenheit,  Parese,  fielen  auf  eine  Seite,  zeigten  einige 
leichte  Krämpfe,  erholten  sich  aber  rasch  und  überlebten. 


Livierato,  Neue  Untersuchungen  über  die  „Magenaaftanaphylaxie".         291 

Die  6  mit  0,25  ccm  wässerigen  Mammacarciuomextraktes  subdural 
inokulierten  Tiere  zeigten  schwere  Erscheinungen  der  Anaphylaxie:  Un- 
mittelbar nach  der  Einspritzung  trat  eine  starke  Abgeschlagenheit  und 
eine  vollständige  Parese  ein;  die  Tiere  lagen  regungslos  nieder,  zeigten 
nach  kurzer  Zeit  (6 — 8  Minuten)  allgemeine  Krämpfe,  standen  dann  auf, 
liefen  lebhaft  umher,  und  fielen  danach  wieder  einer  starken  Abgeschlagen- 
heit anheim.     Sie  erholten  sich  nach  einigen  Stunden  und  überlebten. 

IV. 
Wirkung  des    wässerigen   Mammacarcinomsextraktes    auf 
gesunde   und   auf  mit  post  mortem   entnommen em    Magen- 
saft eines  Magenkrebskranken  vorbereitete 
Meerschweinchen. 

Bei  diesen  Untersuchungen  habe  ich  erforscht,  ob  es  möglich  sei, 
Erscheinungen  der  Magensaftanaphylaxie  durch  post  mortem  entnommenen 
Magensaft  Magenkrebskrauker  hervorzurufen,  d.  h.  ob  der  Magensaft 
hinsichtlich  der  Anaphylaxie  nach  dem  Tode  seine  Wirkungsfähigkeit 
beibehält. 

Zu  diesem  Zweck  habe  ich  mit  dem  bei  der  (26  Stunden  nach  dem 
Tode  ausgeführten)  Autopsie  entnommenen  Magensaft  eines  an  einem 
typischen  Magencarcinom  (aus  der  nekroskopischen  Untersuchung  ergab 
sich  ein  blumenkohlartiges  Magencarcinom)  gestorbenen  Individuums, 
nachdem  ich  ihn  in  der  oben  angegebenen  Weise  präpariert  hatte, 
22  Meerschweinchen  in  der  Weise  behandelt,  daß  ich  ihnen  je  10  ccm 
des  Saftes  subkutan  einspritzte. 

Ich  habe  dann  diesen  Tieren  nach  11  Tagen  wässeriges  Mamma- 
carcinomextrakt  subdural  eingespritzt.  In  der  Zwischenzeit  waren  einige 
der  Tiere  gestorben. 

Versuche. 

Gesunde  Meerschweinchen  (8  Tiere). 

Bei  4  Meerschweinchen,  denen  eine  maximale  Dosis  von  0,5  ccm 
wässerigen  Mammacarcinomextraktes  subdural  eingespritzt  wurden,  trat 
nichts  Bemerkenswertes  ein. 

Vorbereitete  Meerschweinchen  (22  Tiere). 

Bei  4  Meerschweinchen  rief  die  subdurale  Einspritzung  von  Dosen 
unter  0,25  ccm  wässerigen  Mammacarcinomextraktes  keine  bemerkens- 
werten Erscheinungen  hervor. 

Bei  4  Meerschweinchen  rief  die  subdurale  Einspritzung  von  0,25  ccm 
desselben  Extraktes  das  sofortige  Auftreten  von  leichten  anaphylaktischen 
Erscheinungen  (Abgeschlagenheit,  Fallen  auf  eine  Seite,  allgemeine 
Krämpfe)  hervor:  Die  Tiere  erholten  sich  aber  nach  kurzer  Zeit  und 
überlebten. 

Die  bei  7  Meerschweinchen  ausgeführte  subdurale  Einspritzung  von 
0,5  ccm  wässerigen  Mammacarciuomextraktes  rief  bei  4  dieser  Tiere  — 
eins  derselben  zeigte  nur  eine  schwere  Abgeschlagenheit  —  die  Erschei- 
nungen einer  typischen  schweren  Anaphylaxie  hervor:  Diese  Tiere  fielen 
sofort  nach  der  Einspritzung  auf  eine  Seite  und  lagen  regungslos  danieder, 
nach  3 — 4  Minuten  zeigten  sie  starke  allgemeine  Konvulsionen.  Nachdem 
diese  aufgehört  hatten,  standen  sie  mit  großer  Mühe  wieder  auf,  liefen 
wie  toll  herum  und  stießen  an  die  Wand;  dann  erschienen  sie  sehr  ab- 
geschlagen, erholten  sich  aber  nach  einigen  Stunden  und  überlebten. 

Während  der  zwischen  der  Vorbereitungseinspritzung  und  dem  Tage 
der  anaphylaktischen  Probe   verlaufenen  Zeit   gingen  7  der  behandelten 

19* 


292  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Tiere  zugrunde:  Ich  konnte  infolgedessen  nicht,  wie  es  meine  Absicht 
war,  die  auf  diese  Weise  vorbereiteten  Tiere  mit  dem  Magensaft  des- 
selben Individuums  und  mit  demjenigen  anderer  Magenkrebskranken 
prüfen.  Andererseits  konnte  ich  nicht  die  Wirkung  des  post  mortem 
entnommenen  Magensaftes  auf  mit  Mammacarcinomextrakt  vorbereitete 
Tiere  in  bezug  auf  das  Auftreten  von  anaphylaktischen  Erscheinungen 
untersuchen,  weil  ich  zu  jener  Zeit  keine  vorbereiteten  Tiere  zur  Ver- 
fügung hatte.  Ich  behalte  mir  deshalb  vor,  später  wieder  auf  diese  Frage 
einzugehen. 

V. 
Wirkung  des  Magensaftes  eines  Magenkrebskranken,  des- 
jenigen  eines   Magenulcuskranken    und   desjenigen    eines 
normalen   Menschens    auf   gesunde    und    auf   solche  Meer- 
schweinchen, die  mit  wässerigem  Mammacarcinomextrakt 

vorbereitet  wurden. 

Diese  Versuche  stellen  eine  Wiederholung  der  ersten  Untersuchungen 
dar,  die  ich  über  die  ,,Magensaftanaphylaxie"  ausführte. 

Ich  habe  sie  zwecks  genauerer  Kontrolle  der  bereits  veröffentlichten 
Untersuchungen  und  derjenigen,  die  in  gegenwärtiger  Arbeit  berichte, 
ausgeführt.  Es  diente  mir  dazu  der  Magensaft  eines  Magenkrebs-  resp. 
Magenulcuskranken ;  die  Diagnose  wurde  bei  dem  ersten  durch  den 
Operations-  und  den  Obduktionsbefund  —  Pat.  starb  infolge  einer 
Bronchopneumonie  mit  zusammenfließenden  Herden  im  linken  Unter- 
lappen —  bei  dem  zweiten  nur  durch  den  Operationsbefund  bestätigt. 
Der  Magensaft  normaler  Menschen  wurde  mir  von  dem  bereits  erwähnten 
Epileptiker  geliefert. 

Die  Behandlung  der  Tiere  mit  wässerigem  Mammacarcinomextrakt 
war  diejenige,  welche  ich  als  langsame  reakutisierte  Behand- 
lung bezeichnete,  d.  h.  ich  habe  20  Meerschweinchen  je  8  ccm  jedes 
Extraktes  eingespritzt  und  24  Stunden  vor  der  Magensaftanaphylaxieprobe. 
d.  h.  10  Tage  nach  der  ersten  Einspritzung  jedem  Tier  4  ccm  desselben 
Mammacarcinomextraktes  injiziert. 

Versuche. 

Gesunde  Meerschweinchen  (14  Tiere). 

Die  subdurale  Injektion  von  nicht  0,25  ccm  überschreitenden  Dosen 
von  Magensaft  eines  Magencarcinomkranken  rief  keine  bemerkenswerten 
Erscheinungen  hervor.  Dasselbe  gilt  für  die  subdurale  Einspritzung  von 
nicht  1  ccm  überschreitenden  Dosen  von  Magensaft  eines  Magenulcus- 
kranken resp.  eines  normalen  Menschen  (Epileptikers). 

Die  subdurale  Einspritzung  von  Magensaft  eines  Magencarcinom- 
kranken führte  aber  schwere  Vergiftungserscheinungen  herbei ,  indem 
3  der  4  Tiere,  denen  0,25  ccm  eingeimpft  wurden,  in  weniger  als  24  Stunden 
starben  und  2  der  3  Tiere,  denen  0,167  ccm  eingespritzt  wurden,  eben- 
falls zugrunde  gingen. 

Vorbereitete  Meerschweinchen  (20  Tiere). 

Die  subdurale  Einspritzung  von  Dosen,  die  0,125  ccm  (minimale 
aktive  Dosis),  0,167,  0,25  des  Magensaftes  eines  Magencarcinomkranken 
entsprachen,  rief  bei  14  Meerschweinchen  das  sofortige  Auftreten  von 
mehr  oder  minder  schweren  anaphylaktischen  Erscheinungen  hervor. 
Nach  der  Einspritzung  fallen  die  einzelnen  Tiere  um,  sie  sind  ab- 
geschlagen, zeigen  ein  allgemeines  Zittern,  springen,  zeigen  allgemeine, 
besonders  in  den  Hinterextremitäten  lokalisierte  tonisch-klonische  Krämpfe. 


Livierato,  Neue  Untersuchungen  über  die  „Magensaftanaphylaxie".         293 

Die  Tiere   erholen   sich   rasch,   nach  6 — 8  Minuten,   sind   aber   sehr  ab- 
geschlagen  und  bewegen  sich  nicht,   selbst   wenn  sie  gestrichen  werden. 

Die  subdurale  Einspritzung  desselben  Magensaftes  übte  auch  eine 
starke  toxische  Wirkung  aus,  da  die  gesamten  Tiere  10 — 16  Stunden  nach 
der  Eispritzung  starben,  mit  Ausnahme  eines,  welches  erst  nach  ungefähr 
30  Stunden  zugrunde  ging. 

Die  bei  6  Meerschweinchen  ausgeführte  subdurale  Einspritzung  von 
nicht  0,5  ccm  überschreitenden  Dosen  von  normalem  Magensaft  und  von 
Magensaft  eines  Magenulcuskranken  rief  keine  bemerkenswerten  Erschei- 
nungen hervor. 

VI. 

Wirkung    von    altem    (4    Monate)    Magensaft    eines   Magen- 

carcinomkrauken    auf    mit    wässerigem    Mammacarcinom- 

extrakt  vorbereitete  Meerschweinchen. 

Ich  habe  bei  6  Meerschweinchen,  die  ich  in  der  in  Kapitel  V  an- 
gegebenen Weise  vorbereitet  hatte,  die  Wirkung  untersucht,  welche,  auf 
subduralem  Wege  eingeführt,  ein  Magensaft  ausübte,  der  von  einem 
Magenkrebskranken  (Diagnose  durch  Obduktion  bestätigt)  herstammte 
und,  nach  4  Monate  langem  Verweilen  im  Brutschrank,  vollständig  kon- 
serviert war. 

Versuche. 

Die  subdurale  Einspritzung  von  bis  zu  0,5  ccm  zunehmenden  Dosen 
dieses  alten  Magensaftes  führte  keine  anaphylaktischen  Erscheinungen 
herbei. 


Aus  der  Gesamtheit  dieser  Experimente  ergeben  sich  folgende  Tat- 
sachen : 

l)Daß  kün  stlicher  Magensaft,  wenn  er,  nachdemerrait 
Krebsgewebssaft  in  Berührung  gewesen  ist  und  die  Ver- 
dauung stattgefunden  hat,  gesunden  und  mit  Mamma- 
carcinomextrakt  vorbereiteten  Tieren  subdural  einge- 
spritzt wurde,  bei  den  einen  und  bei  den  anderen  toxische 
Erscheinungen  hervorrief,  während  er  bei  letzteren  keine 
anaphylaktischen  Symptome  herbeiführte. 

2)  Daß  der  Magensaft  von  Kranken  mit  extrastoma- 
chalem  Carcinom  (Pankreascarcinora),  gesunden  und  mit 
Magensaft  desselben  Fat.  vorbereiteten  Tieren  subdural 
eingespritzt,  bei  den  ersten  keine  bemerkenswerten  Er- 
scheinungen hervorrief,  bei  den  zweiten  hingegen  zwar 
eine  toxische  Wirkung  ausübte,  aber  keine  anaphylak- 
tischen Erscheinungen  hervorrief. 

Daß  der  Magensaft  zweier  Magencarcinomkranken 
auf  gesunde  und  auf  in  derselben  Weise  vorbereitete 
Tiere  nur  eine  starke  Giftwirkung  entfaltete. 

Daß  ebenso  der  wässerige  Mammacarcinomextrakt  bei 
gesunden  und  bei  in  der  genannten  Weise  vorbereiteten 
Tieren  toxische  Erscheinungen  verschiedenen  Grades 
hervorrief,  deren  Intensität  in  direktem  \'erhältnis  mit 
der  eingespritzten  Dosis  stand. 

3)  Daß  der  Magensaft  eines  Magencarcinomkranken, 
subdural   eingespritzt,   bei   gesunden   Tieren    und   bei  mit 


294  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

Magensaft  desselben  Kranken  vorbereiteten  Tieren  nur 
spät  eintretende  Vergiftungserscheinungen  herbeiführte, 
bestehend  im  Tode  der  Tiere.  Bemerkenswert  ist  hier  die  Tat- 
sache, daß  die  Vergiftungserscheinungen  bei  den  gesunden  Tieren  schwerer 
waren,  indem  alle  6  injizierten  Tiere  zugrunde  gingen,  während  von  den 
8  vorbereiteten  Tieren  nur  3  infolge  der  Einspritzung  starben  und  die 
übrigen  5  überlebten. 

Daß  der  Magensaft  eines  Magen  ulcuskranken  und 
derjenige  eines  hinsichtlich  des  Magens  normalen  Men- 
schens, subdural  eingespritzt,  sowohl  bei  gesunden  wie 
bei  vorbereiteten  Tieren  keine  bemerkenswerten  Er- 
scheinungen hervorriefen. 

Daß  der  wässerige  Mammacarcinomextrakt,  subdural 
eingeimpft,  bei  gesunden  Tieren  toxische  Erscheinungen 
herbeiführte,  bei  mit  Magensaft  eines  Magenkrebskranken 
vorbereiteten  Tieren  hingegen  das  Auftreten  deutlicher 
anaphylaktischer  Symptome  bewirkte. 

4)  Daß  der  wässerige  Mammacarcinomextrakt,  subdural 
eingespritzt,  bei  gesunden  Tieren  keine  bemerkenswerten 
Erscheinungen  hervorrief,  während  er  beiTieren,  diemit 
nach  dem  Tode  entnommenem  Magensaft  eines  Magen- 
car  cinomkr  ank  en  vorbereitet  waren,  das  Auftreten  ty- 
pischer anaphylaktischer  Erscheinungen  hervorrief. 

5)  Daß  der  Magensaft  eines  Magencarcinomkranken, 
subdural  eingespritzt,  bei  normalen  Meerschweinchen 
toxische  Spätsymptome  und  den  Tod  herbeiführte,  bei 
mit  wässerigem  Mammacarcinomextrakt  vorbereiteten 
Meerschweinchen  hingegen  das  sofortige  Auftreten  der 
Erscheinungen  der  typischen  Anaphylaxie  verursacht. 

Daß  derMagensaft  ein  e  s  Magenulcuskranken  undder- 
jenige  eines  normalen  Menschen,  subdural  eingespritzt, 
sowohl  bei  normalen  wie  bei  vorbereiteten  Tieren  keine 
bemerkenswerten  Erscheinungen  herbeiführte. 

6)  Daß  ein  alter  (4  Monate),  von  einem  Magenkrebs- 
kranken stammender  Magensaft,  subdural  eingespritzt, 
beimit  wässerigem  Mammacarcinomextr akt  vorbereiteten 
Meerschweinchen  keine  anaphylaktischen  Erscheinungen 
hervorrief,  während  er  im  frischen  Zustande  solche  herbei- 
geführt hatte. 

*  * 

* 

Die  Resultate  der  Untersuchungen,  die  ich  beschrieben  habe,  stimmen 
einerseits  vollständig  oder  aus  Analogie  mit  denjenigen  Untersuchungen 
überein,  die  ich  früher  ausführte  und  bereits  berichtete,  und  tragen  dazu 
bei,  zu  beweisen,  daß  die  Reaktion,  welche  sich  auf  das  Auftreten  von 
anaphylaktischen  Erscheinungen  bei  in  passender  Weise  vorbereiteten 
Tieren  infolge  der  Einspritzung  von  Magensaft  Magenkrebskranker  stützt, 
eine  für  den  Magenkrebs  spezifische  ist.  Andererseits  legen  die  be- 
schriebenen Resultate  einige  Betrachtungen  über  die  gegenwärtige  theo- 
retische Bedeutung  solcher  Untersuchungen  und  über  die  eventuelle 
künftige  praktische  Bedeutung  derselben  nahe. 

Die  Resultate  der  Untersuchungen,  über  welche  ich  im  Kapitel  V 
berichtete,    stehen   vollständig  im   Einklang   mit   denjenigen   der   ersten 


Livierato,  Neue  Untersuchungen  über  die  „ Magen saftanaphylaxie".         295 

Versuche,  die  ich  über  die  Ma^ensaftanaphylaxie  ausführte,  indem  sie 
beweisen,  daß  der  Magensaft  der  Magenkrebskranken,  im  Gegensatz  zu 
demjenigen  normaler  Menschen  und  Magenulcuskranker,  die  Eigenschaft 
besitzt,  das  Auftreten  der  Anaphylaxie  zu  bewirken,  sie  stehen  ferner 
mit  den  Resultaten  der  in  Kapitel  III  beschriebenen  Untersuchungen  im 
Einklang,  welche  beweisen,  daß  der  wässerige  Mammacarcinomextrakt 
bei  mit  Magensaft  Magencarcinomkranker  vorbereiteten  Meerschweinchen 
das  Auftreten  der  Anaphylaxie  hervorruft.  Dies  bestätigt  andererseits 
die  von  mir  bezüglich  des  Entstehungsmechanismus  der  von  mir  be- 
schriebenen besonderen  anaphylaktischen  Reaktion  aufgestellte  Hypothese» 
daß  diese  Reaktion  durch  die  Wirkung  entsteht,  welche  die  biochemischen 
Sekretionsprodukte  des  Neoplasmas  und  die  im  Magen  entstehenden 
Zerfallsprodukte  desselben  auf  Tiere  ausüben .  die  durch  ein  Gewebe 
oder  eine  ähnliche  Substanz  organischen  Ursprungs  (Mammacarcinom) 
sensibilisiert,  d.  h.  vorbereitet  wurden.  Bei  den  eben  erwähnten  Unter- 
suchungen zeigte  sich  ferner,  daß  der  Magensaft  Magenkrebskranker  bei 
mit  Mammacarcinomextrakt  vorbereiteten  Tieren  stärkere  anaphylaktische 
Erscheinungen  hervorrief,  als  was  im  umgekehrten  Falle  stattfand. 

Mit  meinen  früheren  Untersuchungen  stehen  ebenfalls  die  in  Kapitel  IV 
beschriebenen  Resultate  im  Einklang,  welche  beweisen,  daß  der  wässerige 
Mammacarcinomextrakt  deutliche  anaphylaktische  Erscheinungen  bei 
Tieren  hervorrief,  welche  durch  post  mortem  entnommenen  Magensaft 
Magenkrebskranker  vorbereitet  waren. 

Die  in  Kapitel  II  berichteten  Beobachtungen  stimmen  aus  Analogie 
mit  den  in  meiner  zweiten  Arbeit  berichteten  Ergebnissen  überein,  indem 
bei  mit  Magencarcinomextrakt  vorbereiteten  Tieren  der  Magensaft  Krebs- 
kranker mit  extrastomachaler  Lokalisierung  des  Krebses  keine  anaphy- 
laktischen Erscheinungen  hervorrief. 

Die  in  Kapitel  I  beschriebenen  Versuche,  welche  negativ  ausfielen, 
indem  der  künstliche  Magensaft,  nachdem  er  mit  Krebssaft  in  Berührung 
gewesen  und  Verdauung  eingetreten  war,  bei  mit  Mammacarcinomextrakt 
vorbereiteten  Tieren  keine  anaphylaktischen  Erscheinungen  hervorrief, 
haben  meiner  Ansicht  nach  eine  große  Bedeutung,  da  sie  die  Annahme 
nahe  legen,  daß  das  Auftreten  von  anaphylaktischen  Erscheinungen  bei 
solchen  Versuchen  nicht  als  eine  einfache  Erscheinung  einer  einfachen 
Verdauung  des  Gewebes  durch  den  Saft  nach  der  kurzdauernden  Be- 
rührung im  Thermostaten  zu  betrachten  ist,  sondern  daß  es  auf  andere 
viel  komplexere  und  höhere  Eigenschaften  zurückzuführen  ist,  welche 
dem  menschlichen  Magensaft  durch  die  spezifischen  Sekretionsprodukte 
des  Carcinoms  und  durch  die  Produkte  des  langsamen  Zerfalls  der  Er- 
zeugnisse des  Metabolismus  des  Carcinoms  verliehen  werden.  Einiger- 
maßen positive  Resultate  könnte  man  vielleicht  dadurch  erzielen,  daß 
man  die  Berührung  zwischen  dem  Magensaft  und  der  Geschwulst  (unter 
Vermeidung  der  Fäulnis)  länger  dauern  ließe,  oder  daß  man  durch  den 
künstlichen  Magensaft  an  Stelle  eines  Mammacarcinoms  ein  auf  operativem 
Wege  gewonnenes  Magencarcinom  verdauen  ließ. 

Aus  meinen  gegenwärtigen  Untersuchungen  ergeben  sich  ferner  noch, 
ebenso  wie  aus  den  früheren,  die  weiten  Grenzen,  innerhalb  welcher  in 
den  einzelnen  Fällen  und  bei  den  einzelnen  Individuen  die  minimalen 
aktiven  Dosen  des  Magensaftes  und  des  Mammacarcinomextraktes 
schwanken,  und  es  ergibt  sich  die  Notwendigkeit,  in  jedem  Einzelfalle 
die  Wirkungskraft  des  Versuchsmaterials  zu  prüfen. 

Die  Resultate  der  in  Kapitel  III  beschriebenen  Untersuchungen  be- 


296  Ceatralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  3/4. 

weisen,  daß,  währeud  der  Magensaft  eines  Magencarcinorakranken  bei 
den  Tieren,  die  mit  Magensaft  desselben  Patienten  vorbereitet  waren, 
keinerlei  anaphylaktische  Erscheinungen  herbeiführte,  derselbe  Magensaft 
sowohl  bei  den  gesunden  wie  bei  den  vorbereiteten  Tieren  toxische  Er- 
scheinungen hervorrief,  welche  mit  dem  Tode  endeten,  und  welche  bei  den 
normalen  stärker  als  bei  den  vorbereiteten  Tieren  waren,  was  vielleicht 
als  die  Folge  eines  gewissen  Grades  von  Immunisierung  gedeutet  werden 
könnte,  welche  der  Magensaft  bei  den  vorbereiteten  Tieren  erzeugt  hat. 

Die  Resultate  der  in  Kapitel  VI  berichteten  Untersuchungen  zeigen, 
daß  alter  (4  Monate)  Magensaft  Magenkrebskranker,  welcher  sich  im 
frischen  Zustande  in  anaphylaktischer  Beziehung  deutlich  aktiv  erwiesen 
hatte,  bei  in  derselben  Weise  mit  wässerigem  Mammacarcinomextrakt 
vorbereiteten  Meerschweinchen  keine  anaphylaktischen  Erscheinungen 
hervorrief.  Diese  Tatsache  ist  interessant,  weil  sie  zu  beweisen  scheint, 
daß  der  Magensaft,  wenn  er  veraltet,  jenes  besondere  Vermögen  verliert, 
die  Anaphylaxie  zu  erzeugen. 

Vorläufig  fehlt  es  mir  an  Daten  über  kürzere  Zeiträume.  Wie  dem 
auch  sei,  es  ist  sicher,  daß  dieser  Magensaft,  welcher  frisch  in  der 
minimalen  Dosis  von  1,166  ccm  deutliche  anaphylaktische  Erscheinungen 
hervorgerufen  hatte,  nach  4  Monaten  sich  selbst  in  der  Dosis  von 
0,5  ccm  ganz  inaktiv  erwies. 

Es  wird  infolgedessen  vielleicht  interessant  sein,  zu  ermitteln,  welches 
durchschnittlich  die  maximale  Dauer  der  Aktivität  eines  Magensaftes  in 
anaphylaktischer  Beziehung  ist. 

Die  Resultate  weiterer  Untersuchungen  über  die  Magensaftanaphylaxie, 
welche  ich  teils  ausgeführt  habe  und  teils  ausführen  werde,  werde  ich 
seinerzeit  berichten. 

Literatur. 

Livierato  Spiro,   La  anafilassia  da  succo  gastrico.    (Rif.  med.  1910.   No.  23  e  Cen- 

tralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  55.  1910.  Heft  6.) 
,  Ulteriori  ricerche  sulla  anafilassia  da  succo  gastrico.    (Rif.  med.  1910.  No.  -41  e 

Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  57.  1911.  Heft  5.) 


Nachdruck  verboten. 

Weitere  Versuche  über  Aggressinimmuiiisieruiig  gegen 

ßausclibraiid '). 

Von  Dr.  Otto  Schöbl,  Philadelphia.  Pa.,  U.  S.  A. 

In  einer  Mitteilung,  die  im  Centralbl.  f.  Bakteriol.,  Abt.  I,  Bd.  56, 
H.  3|4  erschien,  wurden  Versuche  veröffentlicht,  welche  folgende  Resultate 
ergaben : 

1)  Es  gelingt,  Meerschweinchen  mit  natürlichen  Aggressinen  gegen 
künstliche  Rauschbrandinfektion  zu  immunisieren. 

2)  Mit  Aggressin  immunisierte  Meerschweine  beherbergen  unter  Um- 
ständen noch  längere  Zeit  nach  der  Infektion  auf  der  Impfstelle  virulente 
Rauschbrandbacillen. 


1)  Diese  Arbeit  wurde  in  den  biologischen  Laboratorien  der  H.  K.  Mulford  Co. 
ausgeführt,  und  es  ist  meine  angenehme  Pflicht,  dem  Herrn  Direktor  Dr.  A.  P.  Hitchens 
meinen  besten  Dank  für  sein  freundliches  Entgegenkommen  auch  an  dieser  Steile  aus- 
zusprechen. 


Schöbl,  Weitere  Versuche  über  Aggreesiniramunisierung  gegen  Rauschbrand.  297 

3)  Solche  Tiere  sterben  nicht  an  der  Infektion,  sondern  sie  gehen 
an  typischer  Rauschbrandvergiftung  zu  einer  Zeit  ein,  wo  die  anti- 
infektiöse Immunität  noch  besteht. 

In  folgender  Arbeit  soll  über  weitere  Versuche  berichtet  werden, 
die  teilweise  an  Meerschweinchen,  teilweise  an  Rindern  durchgeführt 
wurden,  um  über  die  Natur  der  antiinfektiösen  Rauschbrandimmunität 
und  den  praktischen  Wert  der  Aggressinimpfung  Aufklärung  zu  erreichen. 

Die  Meerschweinchenversuche  eignen  sich  besonders  gut  für  die 
theoretische  Lösung  der  Frage  der  Rauschbrand-Infektion  und  -Immunität, 
weil  Meerschweinchen  für  Rauschbrand  gleichmälJig  empfänglich  sind 
und  die  Verschiedenheit  der  Infektion  und  Vergiftung  bei  ihnen  in 
höchst  auffallender  Weise  hervortritt.  Diese  Tatsache  wurde  schon  von 
Kitt  beobachtet  und  von  Grassberger  und  Schatten  fr  oh  hervor- 
gehoben, welche  letztgenannte  Autoren  darauf  aufmerksam  gemacht 
haben,  daß  die  antitoxische,  sowohl  aktive  wie  passive,  von  der  anti- 
infektiösen Immunität  unabhängig  ist,  und  sie  kommen  auf  Grund  ihrer 
zahlreichen  Versuche  zu  dem  Schlüsse,  „daß  ein  erworbener,  aller  Voraus- 
sicht nach  nicht  unbeträchtlicher  Giftschutz  gegen  den  natürlichen  Rausch- 
brand keine  ausreichende  Immunität  gewährt  und  auch  die  giftgefestigten 
Meerschweinchen  nicht  im  geringsten  gegenüber  einer  nochmaligen 
Rauschbrandinfektion  gefeit  seien".  Und  weiter,  „daß  es  zu  einer  aller- 
dings in  der  Regel  örtlich  beschränkten  Entwickelung  der  Keime  im 
Impfling  kommen  muß,  damit  der  Immuuisierungsetfekt  zustande  kommt". 
Da  nun  Bail  in  den  Aggressinen  ein  Mittel  gefunden  hat,  das  die  Ent- 
wickelung und  Vermehrung  der  Bakterien  auch  künstlich  zu  befördern  er- 
möglicht, und  es  ihm  auch  gelungen  ist,  mit  denselben  eine  Immunität  zu 
erzeugen,  die  gegen  die  Vermehrungskraft  der  virulenten  Bakterien  gerichtet 
ist,  und  dieselbe  aufhebt,  so  lag  der  Grund  nahe,  in  der  Aggressinimpfung 
eine  Methode  der  Bekämpfung  der  Rauschbrandinfektion  zu  suchen. 

Die  künstliche  Rauschbrandinfektion. 

Es  erscheint  von  gewisser  Wichtigkeit,  die  Verhältnisse  der  künst- 
lichen Rauschbrandinfektion  eingehend  zu  besprechen,  weil  verschiedene 
Rauschbrandstämme  große  Schwankungen  und  Verschiedenheiten  bezüg- 
lich ihrer  Virulenz  und  toxinbildenden  Eigenschaft  aufweisen.  Darum 
dürfte  folgende  Beschreibung,  die  sich  auf  unseren  Rauschbrandstamm 
bezieht,  in  vieler  Beziehung  zur  Erklärung  mancher  Angaben  in  dieser 
Arbeit  beitragen. 

Schon  bei  den  ersten  Versuchen  über  Aggressinimmunisierung  war 
es  auffallend,  daß  Meerschweinchen,  die  eine  Rauschbrandinfektion  über- 
lebt hatten,  keine  erhebliche  Immunität  zeigten.  Diese  Tatsache  wurde 
seitdem  oft  beobachtet,  und  sie  ist  auch  aus  unseren  Versuchen  ersichtlich. 

Es  ist  nicht  schwer,  eine  Erklärung  dafür  zu  finden,  wenn  man  die 
Mannigfaltigkeit  der  Rauschbrandinfektion  ins  Auge  faßt.  Injiziert  man 
nämlich  Meerschweinchen  subkutan  mit  virulentem  Rauschbrand,  so  gehen 
die  Tiere  in  der  Regel  an  akuter  Rauschbrandinfektion  ein  und  sterben 
in  wenigen  Stunden.  Handelte  es  sich  um  sporenhaltiges  Material,  so 
dauert  es  1 — 2  Tage,  ehe  sich  die  ersten  Symptome  zeigen.  Dann  aber 
geht  das  Tier  rasch  zugrunde.  An  der  Infektionsstelle  findet  man 
hämorrhagisches  Oedem,  welches  sich  weit  über  die  Grenze  der  Infektion 
verbreitet.  Die  im  Unterhautgewebe  enthaltene  Flüssigkeit  enthält  reich- 
lich Rauschbrandbacillen,  aber  keine  Leukocyten.  Auch  in  der  Bauch- 
höhle findet  man  häufig  leukocytenarmes  Exsudat,  welches  zahlreiche 
Rauschbrandbacillen  beherbergt. 


298  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 

In  anderen  Fällen  folgt  der  Infektion  ein  örtlicher,  rauschbrandiger 
Prozeß.  Das  Infiltrat,  welches  auch  hier,  wie  bei  der  akuten  Infektion, 
aus  hämorrhagischem  Oedem  besteht,  ist  ziemlich  scharf  abgegrenzt, 
zeigt  bald  nekrotische  Veränderungen  der  Haut  und  entleert  sich  in  ein 
paar  Tagen  nach  außen.  Es  entsteht  ein  Geschwür,  welches  unter  Narben- 
bildung heilt;  die  Tiere  überleben.  Weil  aber  das  gesamte  Infektions- 
material sich  nach  außen  entleert  hat,  ist  die  Möglichkeit  von  dessen 
Resorption  und  folglich  eine  Immunität  in  der  Regel  ausgeschlossen. 
Nicht  nur  die  Bakterien,  sondern  auch  alle  als  Antigen  wirkenden  Pro- 
dukte und  Bestandteile  der  Bakterien  werden  dadurch  dem  Tierkörper 
entzogen,  nur  um  den  Stall  mit  Rauschbrand  zu  verseuchen.  Dadurch 
erklärt  sich  auch  die  Beobachtung,  daß  Meerschweinchen  unter  solchen 
Umständen  nur  ausnahmsweise  an  chronischer  Vergiftung  eingehen. 

Ein  ganz  anderes  Bild  stellte  die  Infektion  dar,  wenn  Meerschweinchen 
mit  abgeschwächtem  Rauschbrandmateriale  oder  Kultur  infiziert  wurden. 
Das  Infiltrat,  welches  sich  an  der  Impfstelle  entwickelt,  reicht  kaum 
über  die  Grenze  der  ursprünglichen  Einspritzung  und  vereitert  in  kurzer 
Zeit.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Eiters  zeigt  viele  Leuko- 
cyten,  ziemlich  viele  Rauschbrandbacillen,  die  dem  Kulturtypus  ähneln, 
und  erhebliche  Phagocytose,  ein  Umstand,  der  bei  der  akuten  Rausch- 
brandinfektion nie  zur  Beobachtung  kommt. 

So  ein  vereitertes  Infiltrat  kann  auch  lange  bestehen,  und  die  Meer- 
schweinchen sterben  endlich  an  chronischer  Vergiftung,  welche  sich  durch 
Abmagerung,  Paralyse,  Haarausfall  etc.  äußert. 

Bei  Rindern  sind  die  Verhältnisse  gewissermaßen  anders.  Wie  aus 
dem  Protokoll  ersichtlich,  starben  die  Kontrollkälber  binnen  24  bis 
48  Stunden  an  akuter  Infektion.  Chronische,  durch  Rauschbrandbacillen 
verursachte  Abszesse,  welche  dem  dritten  Typus  der  künstlichen  Rausch- 
brandinfektion bei  Meerschweinchen  entsprechen,  wurden  auch  beobachtet, 
und  zwar  bei  aggressinimmunisierten  Kälbern  und  solchen,  die  mit  ab- 
geschwächtem Materiale  injiziert  waren.  Nur  sterben  die  Kälber,  welche 
ein  chronisches  Rauschbrandinfiltrat  aufweisen,  nicht  an  Vergiftung,  wie 
es  bei  den  Meerschweinchen  unter  denselben  Bedingungen  der  Fall  ist, 
und  zwar  höchst  wahrscheinlich  darum,  weil  die  Rinder  viel  leichter  als 
die  Meerschweinchen  gegen  das  Rauschbrandgift  immunisierbar  sind. 

Das  Rauschbran  daggressin. 
Zur  Gewinnung  des  Rauschbrandaggressins  eignen  sich  ältere  Meer- 
schweinchen besser  als  junge  Tiere,  denn  erstens  sind  die  ersteren 
empfänglicher  für  Rauschbrand  als  junge  Tiere,  und  dann  liefern  sie 
auch  mehr  Aggressin.  Es  gelingt,  ohne  Schwierigkeiten,  einige  Kubik- 
zentimeter Oedemflüssigkeit  zu  gewinnen,  nur  muß  man  das  Exsudat  so- 
bald als  möglich  nach  dem  Tode  steril  entnehmen.  Ist  das  infizierte 
Tier  schwer  krank  und  zeigt  es  auf  der  Impfstelle  eine  große,  mit 
hämorrhagischer  Flüssigkeit  gefüllte  Blase,  so  kann  diese  mit  einem 
kleinen  Troikart  entnommen  werden.  Wenn  man  die  Nadel  des  Troikarts 
in  die  noch  gesunde  Haut  einsticht  und  subkutan  in  die  Blase  einführt, 
kann  man  durch  leichte  Massage  fast  die  ganze  Oedemflüssigkeit  ent- 
nehmen, ehe  die  Blase  platzt.  Die  Einstichstelle  wird  mit  Jodoform- 
Kollodium  verklebt,  und  die  Blase  füllt  sich  eventuell  in  ein  paar  Stunden 
von  neuem,  so  daß  die  Prozedur  in  günstigen  Fällen  wiederholt  werden 
kann.  Es  empfiehlt  sich,  das  Exsudat  sofort  nach  der  Entnahme  durch 
feuchtes  Filtrierpapier  zu  filtrieren,  um  das  Fett  zu  entfernen,  das  auf 
der  Oberfläche   der  Oedemflüssigkeit   schwimmt  und  die  Bakterien  fest- 


Schöbl,  Weitere  Versuche  über  Aggressininimunisierung  gegen  Rauschbrand.  299 

hält.  Nach  tüchtigem  Zentrifugieren  wird  die  klare,  dunkelrote  Flüssig- 
keit abgegossen,  mit  Toluol  geschüttelt  und  auf  ihre  Sterilität  geprüft. 
Der  sicherste  und  schnellste  Weg  ist  der  Tierversuch,  denn  es  kommt 
häutig  vor,  daß  sich  das  Rauschbrandaggressin  im  anaerobischen  Kultur- 
verfahren steril  erweist  und  daß  trotzdem  das  Meerschweinchen  stirbt, 
welches  mit  0,5  ccm  Aggressin  injiziert  wurde,  an  Rauschbrand. 

Ich  habe  mich  bemüht,  durch  peritoneale  Infektion  größere  Mengen 
von  Aggressin  zu  gewinnen.  Es  ist  jedoch  nicht  gelungen,  die  Meer- 
schweinchen mit  einer  Kultur  intraperitoneal  zu  infizieren.  Bald  nach 
der  Einspritzung  der  Rauschbrandkultur  zeigt  die  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Bauchhöhle  starke  Phagocytose,  und  in  kurzer  Zeit  ver- 
schwinden die  Bakterien  vollständig.  Injiziert  man  aber  mit  Bouillon 
verdünnten  Rauschbrandsaft,  so  kommt  keine  oder  nur  spärliche  Phago- 
cytose zur  Beobachtung  und  das  Tier  stirbt  in  wenigen  Stunden  (12 — 24). 
In  der  Bauchhöhle  sowohl  wie  in  den  Pleuralhöhlen  findet  sich  seröse 
Flüssigkeit  mit  wenigen  Leukocyten  und  vielen  Rauschbrandbacillen. 
Doch  habe  ich  den  Eindruck  gehabt,  daß  das  Peritonealaggressin  bei 
Rauschbrand  nicht  so  gute  immunisatorische  Erfolge  zeigt  wie  das  Kutan- 
aggressin. 

Die  aggressive  Eigenschaft  des  sterilen  Rauschbrandsaftes  ist  zweifel- 
los aus  dem  Versuche  in  meiner  ersten  Mitteilung  ersichtlich.  Daß  der 
Rauschbrandsaft  auch  eine  infektionsbefördernde  Eigenschaft  besitzt, 
wird  dadurch  bewiesen,  daß  die  Einverleibung  solcher  Oedemflüssigkeit, 
welche  nur  vereinzelte  Rauschbrandbacillen  enthält,  also  eine  so  kleine 
Menge,  die  weder  mikroskopisch  noch  kulturell  nachweisbar  ist,  doch 
eine  Infektion  veranlassen  kann. 

Dann  ist  auch  die  Oedemflüssigkeit  imstande,  die  Leukocyten  in  der 
Bauchhöhle  fernzuhalten  und  die  Phagocytose  so  weit  zu  verhindern, 
daß  sich  die  Rauschbrandbacillen  vermehren  und  eine  Infektion  veran- 
lassen können. 

Es  handelt  sich  nun  beim  Rauschbrand  um  einen  Toxinbildner  und 
die  Oedemflüssigkeit  kann  unter  Umständen  auch  Gift  enthalten.  Für 
die  praktische  Anwendung  der  Aggressinimpfung  hat  dieser  Umstand 
kaum  eine  Bedeutung,  denn  die  Rinder  sind  gegen  Rauschbrandgift  leicht 
immunisierbar,  und  unsere  Aggressinproben,  die  von  verschiedenen  Tieren 
stammten,  haben  bei  Kälbern  nicht  einmal  eine  lokale  Reaktion  verursacht, 
trotzdem  sie  bei  Meerschweinchen  chronische  Vergiftung  hervorriefen. 

Für  das  Studium  der  Frage,  ob  das  Aggressin  mit  Toxin  identisch 
ist,  eignet  sich  der  RauschbrandlDacillus  besonders  gut.  Denn  es  wurde 
von  Grassberger  und  Schatten  froh  zweifellos  bewiesen,  daß  be- 
stimmte Rauschbrandstämme  in  vitro  starkes  Toxin  bilden  und  daß  die 
mit  Toxin  immunisierten  Tiere  sich  nicht  nur  giftfest  erweisen,  sondern 
auch  noch  antitoxisches  Serum  liefern.  Aus  meinen  Versuchen  ^)  geht 
hervor,  daß  es  Oedemflüssigkeiten  gibt,  die  kaum  als  toxisch  betrachtet 
werden  können,  denn  die  Tiere  vertragen  weit  größere  Mengen  solchen 
Aggressins,  als  die  zur  Immunisation  nötige  Dosis.  Und  doch  fördert 
dieser  Rauschbrandsaft  die  Infektion,  vermindert  die  Phagocytose  sowohl 
in  vitro  als  auch  im  Tierkörper,  wirkt  als  Antigen  und  ruft  eine  anti- 
infektiöse Immunität  hervor.  Mit  diesen  Feststellungen  wurde  den 
Erfordernissen  der  Aggressintheorie  genug  getan,  und  gefunden,  daß 
auch  bei  Rauschbrand  ein  Aggressin  vorkommt,  welches  biologisch 
vom  Toxin  verschieden  ist. 

1)  Centralbl.  f.  Bakteriol.  Abt.  1.  Orig.  Bd.  56.  H.  3/4. 


300 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


Versuche  an  Meerschweinchen. 

Tabelle  I. 

Immunisierung  mit  Peritonealaggressin. 


Meer-  Menge  des 

schweinchen     Peritoneal- 
No.  aggressins 


40 
41 
42 

43 
Kontrolle 


1,0  ccm 
1,0     „ 
0,5     ,. 
0,25   „ 


Infiziert 
subkutan  mit 


E.auschfleisch 


20  rag 

+ 

dgl. 

+ 

)) 

+ 

»» 

+ 

-f      1     akute  Rausch- 
I     -f      j    brand-Infektion 

Dieser  Versuch  bestätigt  die  bei  Besprechung  des  Rauschbrand- 
aggressins  erwähnte  Beobachtung,  daß  es  gelingt,  auch  mit  peritonealem 
Aggressin  Meerschweinchen  zu  immunisieren. 

TabeUe  II. 
Intraperitoneale  Immunisierung  mit  Kutanaggressin. 


Meer- 
schweinchen 
No. 

Menge  des 
Agress.  intra- 
peritoneal 

Infiziert 
subkutan  mit 

Menge 

Lebt 

Stirbt 

Anmerkung 

44 
45 
46 
47 
48 
Kontrolle 

0,5—1,0  ccm 
dgl. 

Rauschfleisch 

20  mg 
dgl. 

+ 
+ 
+ 
+ 

+ 
+ 
+ 

2  Wochen  gifttot 
4  Tagen)  i^f^ktion 

Dieser  Versuch  wurde  zu  folgendem  Zwecke  angestellt.  Es  blieb 
noch  immer  der  Einwand,  daß  dem  Aggressin  vereinzelte  Rauschbrand- 
bacillen  beigemischt  seien,  die  nach  der  Einspritzung  sich  im  Körper 
vermehren  und  eine  Immunität  zufolge  haben.  Man  kann  sich  jedoch 
leicht  davon  überzeugen,  daß  die  peritoneale  Infektion  bei  Rauschbrand 
nur  dann  gelingt,  wenn  irgendein  Mittel  mitinjiziert  wird,  welches  die 
Leukocyten  fernhält.  Damit  ist  den  Rauschbrandbacillen  Gelegenheit 
gegeben,  sich  zu  vermehren  und  sich  selbst  gegen  die  Abwehrkräfte 
des  Körpers  zu  schützen.  Dann  geht  aber  die  Vermehrung  so  rasch 
vor  sich,  daß  in  kurzer  Zeit  viele  Bacillen  in  der  Peritonealhöhle  mikro- 
skopisch nachweisbar  sind  und  das  Tier  binnen  24  Stunden  eingeht. 
Sind  aber  solche  Bedingungen  in  der  Bauchhöhle  nicht  gegeben,  ist 
auch  den  Rauschbrandbacillen  keine  Zeit  gegönnt,  sich  dieselben  mittels 
ihrer  Angriffsstoffe  günstig  einzurichten,  so  werden  sie  in  sehr 
kurzer  Zeit  durch  Phagocytose  vollständig  vernichtet  und  das  Tier  bleibt 
am  Leben.  Es  ist  nun  kaum  denkbar,  daß  das  kurze  Verweilen  von 
vereinzelten  Bakterien  im  Tierkörper  eine  Immunität  zur  Folge  hat. 

Unsere  Meerschweinchen  wurden  also  intraperitoneal  mit  Aggressin 
injiziert  und  ihre  Bauchhöhle  wurde  wiederholt  mikroskopisch  unter- 
sucht. Alle  Entnahmen  erwiesen  sich  steril,  denn  die  Ausstriche  zeigten 
nur  Leukocyten,  aber  keine  Bacillen. 

Die  Immunität  wurde  folglich  durch  Resorption  des  Aggressins 
erreicht  (s.  Tab.  p.  301). 

Aus  diesen  Versuchen  ist  der  Nachteil  ersichtlich,  der  allen  Im- 
munisierungsmethoden anhaftet,  wo  es  sich  um  Impfung  mit  abge- 
schwächten lebenden  Bakterien   handelt.     Entweder   sind   die   Bakterien 


Schob  1,  Weitere  Versuche  über  Aggressinimmunieierung  gegen  Rauschbrand.  301 


Tabelle  III. 
Immunisierung  mit  Lyoner  Vaccin. 


Meer- 
schweinchen 
No. 

Menge  des 
Lyoner  Vaccin 

Infiziert 
subkutan  mit 

Menge 

Lebt 

Stirbt 

Anmerkung 

49 
50 
51 
52 
Kontrolle 

•> 

)) 

10  mg 

10    „ 

20    „ 

20    „ 

3,0  ccm  Aggress. 

Rauschsaft 

3  Tropfen 

dg. 

+ 

+ 
+ 
+ 
+ 

+ 
+ 

24  Std.l 
18    „       Infek- 
24    „        tion 
18    „ 

18  Std.l  Infek- 
18    „    1    tion 

Tabelle  IV. 


Immunisierung  mit  Lyoner  V 

accin. 

Meer- 
schweinchen 

No. 

Menge  des 
Lyoner  Vaccin 

Resultat 

Infiziert 
subkutan  mit 

Menge 

■u 
-O 
u 
'■S 

Anmerkung 

53 

20  mg 

stirbt  in  3  Tagen 

Rauschfl. 

20  mg 

+ 

Rauschbrand 

54 

dgl. 

geschwollen 

» 

dgl. 

+ 

3  Tage 

55 

» 

»              1           >) 

)) 

+ 

2     „ 

56 

>) 

»                        » 

)) 

+ 

3     „ 

57 

i> 

>i 

+ 

2     „ 

Kontrolle 

2,0 ccm  Immun- 
serum 

» 

)i 

+ 

14  Tagen 
gifttot 

» 

— 

— 

» 

„ 

+ 

2  Tage 

»> 

— 

— 

„ 

'» 

+ 

2     „ 

nicht  genügend  oder  zu  sehr  abgeschwächt  und  die  Impfung  hat  im 
ersten  Falle  Impfverluste  zur  Folge,  im  zweiten  Falle  versagt  die  Im- 
munisierung. Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  es  kaum  möglich  ist,  die 
Dosierung  solchen  Impfstoffes  in  irgendeiner  Weise  zu  regulieren,  denn 
wie  es  bei  der  Lyoner  Methode  der  Fall  ist,  wird  mit  abgeschwächtem 
Rauschbrandfleische  geimpft,  wo  sich  infolgedessen  weder  die  Zahl  noch 
die  Virulenz  der  Bakterien  regulieren  läßt. 

Ferner  ist  der  Rauschbrandbacillus  ein  Sporenbildner,  ein  Umstand, 
der  die  Verhältnisse  noch  mehr  kompliziert. 

Zahlreiche  Versuche  wurden  angestellt,  um  Meerschweinchen  mit 
abgeschwächten  Kulturen  bzw.  Kulturfiltraten  zu  immunisieren,  aber  die 
Erfolge  waren  dieselben  wie  bei  der  Ljoner  Methode.  Eine  Anzahl  von 
Versuchstieren  starben  an  akuter  Infektion,  andere  an  chronischer  Ver- 
giftung und  die  übrig  gebliebenen  Tiere  wurden  keineswegs  bei  der 
folgenden  Infektion  mit  Rauschbrandsaft  immun  gefunden. 

Versuche  an  Kälbern. 
In  folgendem  soll  über  etliche  Versuche  an  Kälbern  berichtet  werden. 
Im  ganzen  wurden  samt  Kontrollen  7  Kälber  verbraucht.  Die  Tiere 
waren  gesunde,  einjährige  Kälber,  die  aus  den  östlichen  Staaten  Nord- 
amerikas stammten.  Die  Immunisierung  der  Rinder  mit  Rauschbrand- 
aggressin  wurde  durch  subkutane  bzw.  intravenöse  Injektion  bewirkt, 
während  die  Infektion  durch  intramuskuläre  Injektion  des  trockenen, 
virulenten  Rauschbrandfleisches  stattfand.  Nach  jeder  Injektion  sowohl 
des  Impfstoffes  wie  auch  des  Infektionsmaterials  wurde  die  Impfstelle 
sorgfältig  untersucht.  Zeigte  sich  irgendeine  Lokalveränderung,  so  wurde 
dieselbe  entweder  intra  vitam  oder  post  mortem  untersucht,  und  wurde 
dabei  besonders  darauf  geachtet,  ob  sich  in  den  erwähnten  Veränderungen 
lebende  Rauschbrandbacillen  vorfanden.  Außer  der  mikroskopischen  Unter- 


302 


Gentralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


suchung  und  Kulturanlage  wurde  das  Material  auf  erwachsene  Meer- 
schweinchen verimpft.  Soweit  wir  uns  an  unserem  beschränkten  Materiale 
überzeugen  konnten,  ruft  die  Injektion  des  Aggressins  bei  Kälbern  keine 
nennenswerte  Reaktion  hervor,  vorausgesetzt,  daß  es  sich  um  steriles 
Rinderaggressin  handelt.  Es  wurden  allmählich  während  der  Immuni- 
sation  bis  80  ccm  Aggressin  subkutan  und  10  ccm  intravenös  injiziert, 
ohne  irgendeine  allgemeine  oder  lokale  Reaktion  zu  bekommen. 

Es  muß  allerdings  betont  werden,  daß  wir  nur  mit  einem  einzigen 
Stamme  arbeiteten,  der,  wie  wir  uns  überzeugten,  nur  sehr  schwaches 
Toxin  bildete. 

Tabelle  V. 
Versuche  an  Kälbern. 


Kalb 
No. 


Menge  des 
Aggressins  subkutan 


Infiziert  intramuskulär 
mitRauschfleisch       nach 


Lebt 


Stirbt 


Anmerkung 


4 

5 

Kontrolle 


5,0  ccm 

Aggr.  No.  4 

5,0—10,0  ccm 

Aggr.  No.  5 


10  Wochen 


gleichzeitig 


+      akute  Rausch- 
brandinfektion 

Zu  diesem  Versuche  muß  folgendes  bemerkt  werden:  Das  Aggressin 
No.  4  war  eine  4  Monate  im  Eisschrank  mit  Toluol  aufbewahrte  Oedem- 
flüssigkeit,  die  von  einem  Rinde  stammte.  Ein  Kalb  wurde  mit  Rausch- 
brandfleisch infiziert  und  lieferte  über  3  1  Oedemflüssigkeit.  Dieselbe  wurde 
sofort  klar  zentrifugiert  und  in  der  oben  erwähnten  Weise  aufbewahrt. 
Unmittelbar  vor  der  Anwendung  wurde  das  Aggressin  durch  Berkefeld- 
Filter  filtriert  und  mittels  Kulturanlegen  und  Tierexperiment  steril  gefunden. 

Das  Aggressin  No.  5  wurde  sofort  nach  der  Entnahme  filtriert.  Wie 
aus  der  Tabelle  ersichtlich,  starb  das  Kontrolltier  in  48  Stunden  an 
typischer  Rauschbrandinfektion,  während  die  immunisierten  Kälber  No.  4 
und  No.  5  überlebten. 

10  Tage  nach  der  Infektion  wurden  die  Tiere  geschlachtet  und  die 
Infektionsstelle  anatomisch  und  bakteriologisch  untersucht.  Zwischen 
den  Hüftmuskeln  fand  man  einen  ziemlich  großen  Abszeß.  Mikroskopisch 
und  kulturell  konnten  Rauschbrandbacillen  nachgewiesen  werden.  Meer- 
schweinchen, an  welche  der  Eiter  verimpft  wurde,  starben  an  typischer, 
akuter  Rauschbrandinfeklion. 

Versuche  mit  Rauschbrandserum. 

Es  wurde  Rinder-  und  Meerschweinchenserum  zu  den  Versuchen 
verwendet. 

Die  Tiere  wurden  in  der  Weise  immunisiert,  daß  ihnen  steigende 
Mengen  des  homologen  Rauschbrandaggressins  in  7-tägigen  Intervallen 
subkutan  injiziert  wurden.  Die  Tiere  wurden  10  Tage  nach  der  letzten 
Aggressininjektion  verblutet  und  das  Serum  auf  seine  Schutzkraft  an 
Meerschweinchen  geprüft  (s.  Tab.  p.  303). 

Aus  allen  diesen  Versuchen  geht  hervor,  daß  die  Verhältnisse'  bei 
der  passiven  Rauschbrandimmunität  dieselben  sind  wie  beim  aktiven 
Immunzustande. 

Das  Serum  schützt  die  Tiere  in  der  Weise,  daß  die  Vermehrung 
der  Rauschbrandbacillen  aufgehoben  oder  vermindert  wird.  Die  mikro- 
skopische Untersuchung  der  Infektionsstelle  hat  gezeigt,  daß  die  Rausch- 
brandbacillen sich  eventuell  lokal  vermehren  können,   sich  aber  bald   in 


Schöbl,  Weitere  Versuche  über  Aggressinimmunisierung  gegen  Rauschbrand.  303 


Tabelle  VI.    Aderlaß  A. 
Prüfung  des  fmmunserums. 


Meer- 
schweinchen 

Menge  des 
Serums  intra- 
peritoneal 

Infiziert  mit 
Rauschbrandsaft 

Lebt 

Stirbt 

Anmerkung 

•      No. 

nach 

Menge 

58 

59 

60 

Kontrolle 

!} 
)> 

1,0  com 

dgl. 

24  Stunden 
dgl. 

)) 

2    Tropfen 

1 

■I'   :: 

1 

+ 

+ 

+ 

+ 
+ 
+ 

48  Stunden  akute  In- 
fektion 
5  Tagen  gifttot 

12  Stunden  1     ^^^^^ 
.Q        "        1  Infektion 

Tabelle  VII.    Aderlaß  B. 

Prüfung  des  Immunserums. 

Meer- 

Menge des 

Infiziert  subkutan 

schweinchen 

Serums  intra- 

mit Rauschbrandsaft 

Lebt 

Stirbt 

Anmerkung 

No. 

peritoneal 

Menge 

nach 

61 

1,0  ccm 

10  Tropfen 

24  Stunden 

+ 

62 

dgl. 

5 

dgl. 

+ 

63 

2 

+ 

64 

1 

+ 

65 

l'ö    :; 

+ 

Kontrolle 

+ 

32  Stunden  \ 

32        „              akute 

5 

+ 

2 

+ 

48        „           Infektion 
60        „ 

!> 

1 

+ 

>' 

Vs          ., 

+ 

Tabelle  VIII. 
Haltbarkeit  des  Immunserums. 


Meer- 
schweinchen 

Menge 
des  Serums 

intra- 
peritoneal 

V2  Stunde 

auf  56"  C 

erhitzt 

Frisch 

Infiziert  mit 
Rauschbrandsaft 

Lebt 

Stirbt 

An- 
merkung 

No. 

Menge 

nach 

66 
67 
68 
69 
Kontrolle 
«) 

1,0  ccm 
dgl. 

» 
•> 

+ 
+ 

- 

+ 
+ 

1    Tropfen 

;''    :: 

V5       ., 

24  Stunden 

dgl. 

•> 

u 
>' 

)) 

+ 

+ 
+ 
+ 

+ 
+ 

36  Stunden 
16       „ 

48       „ 

12       „ 
12       „ 

den  Kultlirtypus   umwandeln   und   das  Tier   (Meerschweinchen)   an  Ver- 
giftung stirbt. 

Weiter  wurde  beobachtet,  daß  der  Titer  des  Serums  während  der 
Behandlung  des  Tieres  mit  Rauschbrandaggressin  steigt,  und  zwar  sowohl 
was  den  Schutzwert  im  Tierversuch,  als  auch  den  Titer  im  Reagensglas- 
versuche anbelangt.  Inaktivierung  durch  Erhitzung  scheint  den  Schutz- 
wert des  Rauschbrandserums  herabzusetzen. 

Zusammenfassung. 

1)  Es  werden  weitere  Meerschweinchenversuche  über  Aggressin- 
immunisierung gegen  Rauschbrand  mitgeteilt. 

2)  Auch  bei  Rindern  ist  die  Aggressinimmunisierung  erfolgreich 
gelungen. 


304 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  3/4. 


3)  Die  interessante  und  epidemiologisch  wichtige  Beobachtung,  welche 
bei  immunisierten  Meerschweinchen  gemacht  wurde,  nämlich  die  Tat- 
sache, daß  virulente  Rauschbrandbacillen  sich  im  Körper  der  Immuntiere 
lange  Zeit  aufhalten  können,  ohne  ihre  Virulenz  für  normale  Tiere  ver- 
loren zu  haben,  wurde  auch  bei  Rindern  bestätigt. 

4)  Das  Serum  der  Aggressinimmuntiere  ist  imstande,  normale  Tiere 
gegen  Infektion  zu  schützen. 

5)  Die  Natur  der  übertragenen  Immunität  ist  im  großen  ganzen 
dieselbe  wie  die  bei  der  aktiven  Immunität.  Dieselbe  ist  nämlich  gegen 
die  Infektion  gerichtet. 

Für  praktische  Zwecke  kann  man  aus  unseren  Versuchen  folgende 
Schlüsse  ziehen: 

1)  Die  Aggressinimmunisierung  eignet  sich  ihrer  Harmlosigkeit  wegen 
für  praktische  Schutzimpfung,  denn  es  handelt  sich  bei  dieser  Methode 
um  einen  bakterienfreien,  ungiftigen  Impfstoff. 

2)  Folglich  sind  alle  Impfverluste  und  jede  Verseuchung  durch  Ba- 
cillenträger  ausgeschlossen ;  beides  Umstände,  die  bei  jeder  Methode,  wo 
lebende  Bakterien  zur  Immunisation  benützt  werden,  immer  als  drohende 
Gefahr  in  Betracht  kommen. 


Berichtigung 

zu  dem  Aufsatz :  „Notiz  zur  Aetiologie  der  Psoriasis  vulgaris" 
von  S.  V.  Prowazek. 

Die  Figur  1  in  der  Arbeit  von  S.  v.  Prowazek,  Zur 
Aetiologie  der  Psoriasis  vulgaris  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  62.  Heft  1/2  gehört  zu  einer  anderen  Arbeit: 
„Studien  zur  Lehre  vom  Geschlechtsdimorphismus  der  Try- 
panosomen" und  ist  infolge  eines  V^ersehens  an  einer  falschen 
Stelle  abgedruckt  worden.   Die  richtige  Abbildung  folgt  anbei: 

Fig.  1.  Spirochäten  aus  dem  Psoriasisausstrich ;  kombiniert 
aus  vielen  Gesichtsfeldern,  a  Periplastandeutung ,  b  Oesen- 
bildung,  c  Periplastanhänge.  Okul.  12,  homog.  1mm.  2  mm. 
Zeichenapparat. 


Inliait. 


Bandi,  Ivo,  Italienische  Austernzüchtung 
und  Darmkrankheiten,  p.  212. 

Bergman ,  Arvid  M..  Eine  ansteckende 
Augenkrankheit,  Keratoraalacie ,  bei 
Dorschen  an  der  Südküste  Schwedens, 
p.  200. 

Debono,  P.,  On  some  anaerobical  bacteria 
ot   the  normal  human   intestme,   p.  229. 

Distaso,  A. ,  Sur  la  putr^faction  de  la 
paroi  intestinale  de  l'homme,  p.  219. 

Jacquö,  Löou  et  Masay,  Fernand,  Le 
Streptobacterium  foetidura, 
agent  pathogfene  nouveau  de  l'homme, 
p.  180. 

Karwacki,  Leon,  üeber  die  Morphologie 
der  Spirochaeta  Obermeieri,  kul- 
tiviert im  Blutegel,  p.  250. 

Klinger,  Bi.,  Ueber  einen  neuen  patho- 
genen    Anaeroben     aus     menschlichem 


Eiter  (Coccobacterium  mucosum 
anaerobicum  n.  sp.),  p.  186. 

Elingfer,  B.,  Untersuchungen  über  mensch- 
liche Aktinomykose,  p.  191. 

Eodama,  H. ,  Ueber  Kapselbildung  der 
Alilzbrandbacillen  bei  der  Züchtung  auf 
Schrägagar,  p.  177. 

Livierato,  Spiro,  Neue  Untersuchungen 
über  die  „Magen^aftanaphylaxie",  p.  287. 

Nagy,  S.,  Ueber  das  Sklerom,  p.  2.35. 

V.  Prowazek,  S.,  Studien  zur  Lehre  vom 
Geschlechtsdimorphismus  der  Trypano- 
somen, p.  269. 

Schöbl,  Otto,  Weitere  Versuche  über 
Aggressinimmunisierung  gegen  Rausch- 
brand, p.  296. 

Takimoff,  W.  L.,  StolnikoflF,  W.  J.  et 
Kohl-TakimofT,  Nina,  Un  h^mopara- 
site  nouveau  des  chauves-souris,  p.  283. 


Frommannsche  Bachdruckerei  (Hermann  Fohle)  in  Jena. 


.fJaktetc.  I.Abi  Originale.  Bd. 62.  Hefts. 

Ausgegeben  am  2.  März  1912. 


Ifachdruck  verboten. 

üntersuchungeii  über  den  Fr aenke Ischen  Pneumo- 

coccusO. 

[Aus  dem  Istituto  per  lo  studio  delle  malattie  infettive 

(Vorstand:  Prof.  E.  Maragliano, 

Abteilungsvorsteher:  Prof.  A.  Bruschettini).] 

Von  Dozent  A.  Braschettini  und  Dr.  F.  Morelli. 

Es  kommt  Foä  und  seinen  Schülern  das  Verdienst  zu,  die  Möglich- 
keit einer  Antipneumokokkenvaccinierung  und  Antipneumokokkenserum- 
therapie  bei  experimentellen  Tierinfektionen  zuerst  nachgewiesen  zu  haben. 
Foä  und  seine  Schüler  Bordoni-Uffreduzzi,  Bonome,  Carbone 
und  Scabia  haben  zur  Vaccinierung  von  Kaninchen  verschiedenes 
Material,  d.  h.  kleine  Mengen  lebender  Kulturen  mit  steigender  Aktivität, 
die  löslichen  Produkte  von  Bouillonkulturen,  die  entsprechenden  Prä- 
zipitate,  und  schließlich  Extrakte  aus  Organen  von  durch  Pneumokokken- 
infektion  zum  Tode  geführten  Kaninchen  angewendet. 

Auch  andere  Autoren,  wie  Pane,  Mosny,  Emmerich,  Ack- 
harow,  Belfanti,  Neisser,  Centanni,  haben  sich  mit  Unter- 
suchungen über  die  Antipneumokokkenvaccinierung  und  -serumtherapie 
beschäftigt. 

Die  Resultate  der  verschiedenen  Autoren  stimmen  nicht  miteinander 
überein,  so  daß  die  Frage  nach  der  Antipneumokokkenvaccinierung  und 
-serumtherapie  bei  weitem  noch  nicht  als  endgültig  gelöst  betrachtet 
werden  kann. 

In  Italien  wurden  in  letzter  Zeit  Untersuchungen  auf  diesem  Gebiete 
von  Tizzoni,  Panichi  und  Porrini  ausgeführt. 

Eine  der  größten  Schwierigkeiten,  auf  welche  man  bei  dem  Versuch, 
ein  Tier  gegen  den  Fr aenkel sehen  Diplococcus  zu  immunisieren, 
stößt,  besteht  in  der  Unmöglichkeit,  das  spezifische  Toxin  von  den  Kultur- 
substraten oder  von  den  Organen,  die  man  zur  Immunisierung  benutzt, 
d.  h.  von  den  in  diesen  enthaltenen  Neben giftstoffen  zu  trennen,  so  daß 
sich  im  Organismus  des  zu  immunisierenden  Tieres  eine  derartige  Menge 
von  Giftstoffen  ansammelt,  daß  das  Tier  einem  fortschreitenden  Siechtum 
anheimfällt  und  oft  sogar  zugrunde  geht,  bevor  man  eine  spezifische 
antitoxische  Reaktion  erzielen  konnte. 

Foä  und  Centanni  haben  nachgewiesen,  daß,  wenn  man  Tieren 
mit  kurzen  Zeitabständen  aufeinanderfolgende  vaccinierende  Einspritzungen 
macht,  die  Tiere  einer  Toxikämie  erliegen,  indem  jede  neue  Einspritzung 
eine  Verminderung  des  durch  die  vorigen  Einspritzungen  herbeigeführten 
immunisierenden  Vermögens  zur  Folge  hat. 

Wir  haben  experimentelle  Untersuchungen  über  die  immunisierende 
Wirkung  ausgeführt,  welche  gegen  die  Infektion  mit  Fraenke Ischen 
Diplokokken  die  Einspritzung  von  Lungenextrakten  pneumokokken- 
septikämiekranker  Kaninchen  bei  Tieren  ausübt,  welche  einer  besonderen 
im  folgenden  zu  beschreibenden  Behandlung  unterzogen  wurden. 


1)  Ins  Deutsche  übertragen  von  Dr.  med.  K.  Rü hl -Turin. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  5.  20 


306  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Die  beim  Kaninchen  erhaltenen  Resultate  sind  derart,  daß  es  sieb 
lohnt,  sie  zu  berichten. 

Unsere  Methode  besteht  darin,  daß  dem  Kaninchen,  welches  das 
immunisierende  Material  liefern  soll,  entweder  vor  oder  zu  gleicher  Zeit 
mit  dem  Pneumococcus  eine  Substanz  eingespritzt  wird,  welche  im- 
stande ist,  eine  intensive  Leukocytose  hervorzurufen. 

Durch  wiederholte  Tierpassagen  (Kaninchen)  konnten  wir  einen  der- 
artig virulenten  Fraenk  eischen  Pneumococcus  erhalten,  daß 
Vioooooooo  ccm  des  septischen  Blutes  imstande  war,  ein  erwachsenes,  2  kg 
schweres  Kaninchen  in  weniger  als  24  Stunden  unter  dem  Bilde  einer 
schweren  Septikämie  zu  töten. 

Um  eine  starke  Leukocytose  bei  den  Kaninchen  herbeizuführen,  be- 
nutzten wir  das  Mellin's  food,  welches  besser  als  jede  andere  leuko- 
cytophile  Substanz  zu  diesem  Zwecke  dient. 

Die  Versuche  wurden  bei  zwei  Reihen  von  Tieren  ausgeführt.  Bei 
der  einen  wurden  2  ccm  einer  gesättigten  Mellin's  food -Emulsion 
intratracheal  eingespritzt  und  nach  einiger  Zeit  (5 — 10  Stunden)  eine  Ver- 
dünnung einer  Reinkultur  des  auf  erwähntem  Wege  virulent  gemachten 
Pneumococcus  intravenös  eingespritzt. 

Bei  der  anderen  Reihe  von  Tieren  geschahen  beide  Einspritzungen 
in  die  Trachea,  und  zwar  zu  gleicher  Zeit. 

Die  Tiere  starben  20 — 24  Stunden  nach  der  Inokulation. 

Unter  Befolgung  der  Maßregeln  der  strengsten  Asepsis  und  Anti- 
sepsis wurde  die  Pleurahöhle  eröffnet,  die  Lungen  herausgenommen  und  in 
einem  sterilen  Mörser  zusammen  mit  gewöhnlichem  oder  Glassand  zerrieben. 

Die  Lungen  der  Tiere,  denen  zuerst  das  Mellin's  food  in  die 
Trachea  und  dann  die  Pneumokokken  in  die  Randvene  des  Ohres  ein- 
geimpft wurden,  zeigten  stets  eine  heftigere  entzündliche  Reaktion  als 
die  Lungen  der  Kaninchen,  denen  beide  Einspritzungen  zu  gleicher  Zeit 
in  die  Trachea  gemacht  wurden  oder  denen  der  Pneumococcus  direkt 
in  das  Lungenparenchym  eingeimpft  wurde. 

Bei  den  ersteren  beobachtete  man  eine  sehr  starke  Leukocytose  und 
eine  geringere  Anzahl  von  Keimen  als  bei  letzteren. 

Dem  wässerigen  Lungenextrakt  wurde  zwecks  Sterilmachung  eine 
gleiche  Menge  5-prom.  Karbollösung  oder  Schwefeläthers  zugesetzt.  Wir 
hielten  das  Gemisch  24  Stunden  im  Brutofen,  filtrierten  es  durch  Papier 
und  setzten  zwecks  Konservierung  eine  kleine  Menge  Toluol  zu. 

Das  Lungenextrakt  der  Kaninchen  der  ersten  Reihe  (zuerst  intratracheale 
Einspritzung  von  leukocytophiler  Substanz,  nach  einigen  Stunden  intra- 
venöse Pneumokokkeneinspritzung)  erwies  sich  stets  als  das  wirksamste. 

Bei  Kaninchen,  denen  wir  die  auf  dem  beschriebenen  Wege  erhaltenen 
Lungenextrakte  subkutan  einspritzten,  fanden  wir  nach  einigen  Stunden 
eine  intensive  Leukocytose  mit  zahlreichen  eosinophilen  Polynukleierten 
(Färbung  nach  Jenner).  Diese  Leukocytose  stellte  bei  den  Tieren,  denen 
Lungenextrakt  der  Kaninchen  der  ersten  Reihe  eingespritzt  wurde,  einen 
konstanten  Befund  dar;  bei  den  mit  Extrakt  aus  Lungen  der  Kaninchen 
der  zweiten  Reihe  war  dieser  Befund  hingegen  nicht  konstant. 

Die  24  Stunden  nach  Behandlung  mit  Lungenextrakt  ausgeführte 
Einspritzung  von  Vioooooooo  ccm  der  Pneumokokkenkultur  hatte  bei  den 
Tieren,  die  eine  intensive  Leukocytose  gezeigt  hatten,  nicht  den  Tod  zur 
Folge,  oder  dieser  trat  sehr  spät  ein.  Aus  weiteren  Untersuchungen  hat 
sich  jedoch  ergeben,  daß  dieses  Verhältnis  zwischen  der  Leukocytose  und 
der  Immunisierung  kein  konstantes  ist. 


Bruschettini  u.  Morelli,  Untersuch,  üb.  d.  Fraenkelschen  PneumococcuB.    307 

Nach  diesen  Vorversuchen  haben  wir  zahlreiche  Experimente  in  der 
Weise  ausgeführt,  daß  wir  verschiedene  Mengen  (1 — 5  ccm)  Lungen- 
extraktes zu  gleicher  Zeit  mit  dem  Pneumococcus  oder  vor  diesem 
einimpften  und  versuchten,  Tiere  durch  während  einer  langen  Zeitperiode 
ausgeführte  wiederholte  Einspritzungen  zu  immunisieren.  Die  erhaltenen 
Resultate  waren  äußerst  befriedigend. 

Wir  konnten  auf  diesem  Wege  ungefähr  30  Kaninchen  immunisieren 
und  vor  dem  Tode  retten,  denen  Pneumokokken  in  Dosen  eingespritzt 
wurden,  welche  die  minimale  tödliche  Dosis  bedeutend  überschritten 
(bis  zum  10-fachen).  Die  Kaninchen  zeigten  nach  der  Pneumokokken- 
injektion  weder  eine  allgemeine  fieberhafte,  noch  eine  lokale  Reaktion. 
Die  überlebenden  Tiere  magerten  nicht  nur  nicht  ab,  sondern  nahmen 
sogar  an  Gewicht  zu. 

Die  besten  Resultate  im  Sinne  einer  sicheren  und  dauernden  Immu- 
nisierung erhielten  wir  in  den  Fällen,  wo  die  immunisierende  Behandlung 
vor  der  Pneumokokkeneinspritzung  ausgeführt  wurde.  Der  Zeitabstand 
zwischen  der  letzten  Lungenextrakteinspritzung  und  der  Pneumokokken- 
injektion  betrug  nicht  mehr  als  5 — 6  Tage. 

Neben  allen  Experimenten  wurden  Kontrollversuche  ausgeführt,  und 
zwar  wurden  hierzu  möglichst  Tiere  desselben  Alters  und  mit  demselben 
Gewicht  wie  die  Versuchskaninchen  benutzt.  Diese  Kontrollkaninchen 
starben  stets  innerhalb  20—24  Stunden. 

Wir  w^ollen  der  Kürze  halber  die  Protokolle  der  Versuche  nicht 
wiedergeben  und  uns  kurz  zusammenfassend  auf  die  Angabe  beschränken, 
daß  alle  Kaninchen,  denen  das  Lungenextrakt  vor  oder  zu  gleicher  Zeit 
mit  den  Pneumokokken  eingeimpft  wurde,  von  dem  Tode  gerettet  werden 
konnten,  keine  febrile  Reaktion  zeigten  und  keine  Erscheinungen  der 
Toxikämie  aufwiesen,  und  im  Laufe  mehrerer  Monate  bedeutend  an  Ge- 
wicht zunahmen. 

Wir  haben  versucht,  anstatt  die  Extrakte  mit  der  5-prom.  Karbol- 
lösung zu  behandeln,  sie  während  30  Minuten  bei  60"  C  zu  halten;  die 
Extrakte  zeigten  aber  in  diesem  Falle  eine  geringere  Wirksamkeit. 

Wir  haben  auch  Versuche  von  Immunisierung  auf  anderem  Wege 
angestellt;  zu  diesem  Zwecke  mischten  wir  eine  höchst  virulente  Kultur 
von  Pneumokokken  zu  gleichen  Teilen  mit  Schwefeläther  und  hielten 
dieses  Gemisch  24  Stunden  im  Thermostaten;  dann  wurden  mehreren 
Kaninchen  wiederholte  Einspritzungen  des  Gemisches  mit  kurzen  Zeit- 
abständen gemacht  und  die  Tiere  nach  einigen  Tagen  zur  Ader  gelassen. 
Wir  untersuchten,  ob  das  Blutserum  dieser  Tiere  eine  immunisierende 
Wirkung  besaß,  und  beobachteten,  daß  es  nur  eine  Verspätung  des 
Exitus  bewirkte,  aber  nicht  imstande  war,  die  Tiere  zu  retten. 

Wir  untersuchten  ferner  die  Wirkung,  welche  das  Blutserum  von 
Kaninchen,  die  längere  Zeit  hindurch  mit  subkutanen  Einspritzungen  von 
Pneumokokkenaggressin  behandelt  wurden,  auf  die  Pneumokokkeninfektion 
selbst  ausüben  kann.  Ein  positives  Resultat,  d.  h.  die  Vermeidung  des 
Todes  des  Tieres,  erhielten  wir  nur  in  den  Fällen,  wo  das  Tier  vor  der 
Einimpfung  der  Pneumokokkenkulturen  mehrere  Einspritzungen  des 
antiaggressinischen  Serums  bekam.  Wir  untersuchten  die  Wirkung, 
welche  das  Blutserum  von  Kaninchen,  weiche  periodischen  Einspritzungen 
des  erwähnten  Lungenextraktes  unterzogen  wurden,  auf  die  Pneumokokken- 
infektion ausübt.     Diese  Untersuchungen  teilten  wir  in  3  Reihen  ein : 

1)  Bei  einer  Reihe  von  Tieren  wurde  die  Behandlung  vor  der  Ein- 
spritzung von  Pneumokokken  ausgeführt. 

20* 


308  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  f.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

2)  Bei  einer  zweiten  Tierreihe  geschah  die  Behandlung  zu  gleicher 
Zeit  mit  der  Infektion. 

3)  Eine  dritte  Reihe  von  Tieren  wurde  nach  der  Inokulation  des 
Keimes  behandelt. 

Aus  zahlreichen  Versuchen  konnten  wir  schließen,  daß  das  Blutserum 
der  wiederholt  mit  Einspritzungen  von  Antipneumokokkenlungenextrakt 
behandelten  Kaninchen,  sowohl  wenn  es  vor  der  Einimpfung  des  Keimes 
wie  wenn  es  zu  gleicher  Zeit  mit  derselben  eingespritzt  wird,  eine  un- 
zweifelhafte immunisierende  Wirkung  ausübt,  während  dies  nicht  der 
Fall  ist,  wenn  die  Behandlung  nach  der  Einimpfung  des  Keimes  ge- 
schieht. 

Wir  haben  auch  versucht,  nach  dem  für  die  Kaninchen  beschriebenen 
Verfahren  ein  Lungenextrakt  von  Meerschweinchen  herzustellen,  zuweilen 
auch  ohne  Einspritzung  von  leukocytophiler  Substanz.  Dieses  Meer- 
schweinchenlungenextrakt hat  aber  eine  geringere  Wirksamkeit  als  der- 
jenige der  Kaninchen.  Es  wurde  hier  eine  nicht  konstante  Immuni- 
sierung erzielt. 

Wir  beobachteten  ferner,  daß,  wenn  eine  äußerst  virulente  Pneumo- 
kokkenkultur  24 — 72  Stunden  mit  unserem  Lungenextrakt  in  Berührung 
gehalten  und  dann  das  Ganze  in  den  Thermostaten  bei  37^  C  gestellt 
wurde,  der  Pneumococcus  allmählich  seine  Virulenz  bis  zum  gänz- 
lichen Verschwinden  einbüßte.  Kaninchen,  denen  enorme  Dosen  (2  ccm 
der  Blutkultur)  dieses  Pneumococcus  eingeimpft  wurden,  überlebten. 
Die  Abschwächung  der  Virulenz  war  desto  größer,  je  länger  der  Keim 
in  Berührung  mit  dem  Extrakt  gehalten  wurde. 

Diesbezüglich  wollen  wir  die  Versuche  Barloccos  über  die  immu- 
nisatorischen Eigenschaften  des  auf  Organextrakten  kultivierten  Diplo- 
coccus  erwähnen.  Dieser  Autor  untersuchte  das  biologische  Verhalten 
dieses  Keimes,  wenn  derselbe  in  ein  organisches  Milieu  gebracht  wird, 
welches  aus  dem  cellulären  Aggregat  der  verschiedenen  Organe  des  für 
den  Diplococcus  am  meisten  empfänglichen  Tieres  besteht,  und  be- 
obachtete, daß  der  Keim  je  nach  der  Dauer  seines  Aufenthaltes  in 
diesem  Milieu  verschiedene  Eigenschaften  annimmt.  Während  der  ersten 
Tage  des  Kontaktes  beobachtete  Barlocco  eine  bedeutende  Verspätung 
des  Eintretens  des  durch  die  Einimpfung  des  Keimes  bewirkten  Todes. 
Nach  einem  längeren  Verweilen  (19  Tage)  in  dem  Milieu  treten  bedeutende 
Mengen  immunisierender  Stoffe  auf,  so  daß  sogar  eine  vollständige  Immu- 
nisierung erzielt  werden  kann. 

Diese  Resultate  erfahren  eine  Bestätigung  sowohl  durch  unsere  Be- 
obachtungen, wie  durch  diejenigen  von  Brieger,  Kitasato,  Wasser- 
mann, Bartel,  Neumann,  Bitter,  Foä,  welche  in  den  ver- 
schiedenen Organen  bakterizide  Stoffe  eiweißartiger  Natur  nachgewiesen 
haben,  welche  die  Entwickelung  der  Keime,  die  mit  ihnen  in  Berührung 
gebracht  werden,  hemmen,  und  die  Virulenz  derselben  herabsetzen. 

Nachdem  wir  die  immunisierende  Wirkung  des  Lungenextraktes  bei 
Kaninchen  konstatiert  hatten,  lag  es  nahe,  zu  untersuchen,  ob  es  auch 
eine  kurative  Wirkung  besaß. 

Zu  diesem  Zweck  spritzten  wir  mehreren  Kaninchen  zuerst  eine 
tödliche  Dosis  Pneumokokken  und  nach  einigen  Stunden  das  Lungen- 
extrakt ein.  Kontrollkaninchen  bekamen  nur  die  erste  Einspritzung.  Die 
erhaltenen  Resultate  waren  nicht  konstant:  In  einigen  Fällen  trat  der 
Exitus  verspätet,  in  anderen  hingegen  sogar  verfrüht  (im  Vergleich  zu  den 
Kontrollen)  ein. 


Bruschettini  u.  Morelli,  Untersuch,  üb.  d.  Fraenkelechen  Pneumococcus.  309 

Bemerkenswert  ist  die  Tatsache,  daß  wir  nie  eine  wahre  und  echte 
Septikämie  beobachteten ;  in  vielen  Fällen  war  der  bakteriologische  Blut- 
befund sogar  negativ.  In  keinem  Fall  fanden  wir  die  Charaktere  der 
Infektionsmilz,  wie  sie  bei  Diplokokkenseptikämie  typisch  aufzutreten 
pflegen.  Aus  diesem  konstanten  Befund  haben  wir  geschlossen,  daß  der 
Tod  durch  Toxikämie  herbeigeführt  worden  war. 

Von  dieser  Auffassung  ausgehend,  haben  wir  untersucht,  wie  sich 
die  Tiere  verhielten,  wenn  man  neben  dem  Lungenextrakt  ein  antitoxisches 
Serum  einwirken  ließ,  welches  durch  Behandlung  von  Kaninchen  mit 
periodischen  Einspritzungen  von  Karbol-Pneumokokkenendotoxin  erhalten 
wurde.  Dieses  Endotoxin  wurde  folgendermaßen  hergestellt:  Wir  legten 
Pueumokokkenplattenkulturen  an,  setzten  20  ccm  5-prom.  Karbollösung 
zu,  lösten  mit  einem  sterilen  kleinen  Pinsel  den  Kulturbelag  ab,  schüttelten 
die  Verdünnung  einige  Zeit  in  einem  Fläschchen ,  um  sie  homogen 
zu  gestalten,  und  filtrierten  nach  einigen  Tagen  durch  Papier.  Das 
Filtrat  stellte  das  Endotoxin  dar. 

Durch  die  doppelte  Behandlung  mit  Lungenextrakt  und  antitoxischen 
Serum  konnten  wir  mehrere  Kaninchen  vor  dem  Tode  retten ;  dieselben 
magerten  weder  ab  noch  zeigten  irgendwelche  charakterischen  Symptome 
der  Toxikämie. 

Wir  untersuchten  auch,  ob  daß  Lecithin  eine  hemmende  Wirkung 
auf  das  in  der  soeben  angegebenen  Weise  hergestellte  Karbolpneumo- 
kokkenendotoxin  ausübt.  Nachdem  wir  die  für  das  Kaninchen  und  das 
Meerschweinchen  minimale  tödliche  Dosis  dieses  Endotoxins  ermittelt 
hatten,  beobachteten  wir,  daß,  wenn  das  Endotoxin  mit  wässerigen  Leci- 
thinaufschwemmungen  (1 :  50,  1 :  100)  zu  gleichen  Teilen  vereinigt  wird, 
die  Tiere  weit  höhere  Dosen  als  die  minimale  tödliche  vertragen,  an 
Gewicht  zunehmen  und  weder  reaktive  lokale  Erscheinungen  noch  Ver- 
änderungen der  Temperaturkurve  aufweisen. 

Wir  legten  Pueumokokkenplattenkulturen  an,  setzten  Emulsionen 
von  Lecithin  in  Methylalkohol  oder  in  physiologischer  Kochsalzlösung  zu, 
entfernten  mit  einem  Pinsel  den  Kulturrasen,  und  spritzten  den  Keim, 
nachdem  wir  ihn  einige  Tage  mit  den  genannten  Lecithinaufschwem- 
mungen  in  einem  Brutschrank  bei  37^  C  in  Berührung  gehalten  hatten, 
3  Kaninchen  in  der  Dosis  von  1  resp.  2  resp.  3  ccm  in  die  Randvene 
des  Ohres  ein  i).  Hierdurch  bezweckten  wir  den  Nachweis,  ob  das  Leci- 
thin einen  hemmenden  Einfluß  auf  den  Pneumococcus  ausübt. 

Wir  beobachteten,  daß  wenn  die  Einspritzung  entweder  sofort  oder 
innerhalb  der  ersten  24  Stunden  nach  dem  Zusatz  des  Lecithins  zu  der 
Pneumokokkenkultur  gemacht  wurde,  das  Tier  einer  Diplokokkenseptik- 
ämie erlag,  während,  wenn  die  Injektion  nach  2  Tagen  gemacht  wurde, 
der  Exitus  sehr  verspätet  erfolgte,  und  wenn  der  Kontakt  des  Diplo- 
coccus  mit  dem  Lecithin  mehr  als  7  Tage  dauerte,  das  Tier  selbst  bei 
Einspritzung  hoher  Dosen  des  Keimes  nicht  starb  und  keine  toxikämischen 
Erscheinungen  zeigte.  Wir  konnten  sogar  3  ccm  der  Blutpneumokokken- 
kultur  in  die  Ohrrandvene  des  Kaninchens  einimpfen,  ohne  Krankheits- 
erscheinungen zu  beobachten. 


1)  Der  italienische  Text  lautet  folgendermaßen  :  „Preparate  delle  culture  di  pneumo- 
cocco  SU  piastre,  unendo,  come  per  rendotossina,  emulsioni,  di  lecitinain  alcool  metilico 
o  in  soluzione  fisiologica,  e  prelevate  con  un  pennellino  sterile  le  patine  culturalli  dopo 
aver  tenuto  in  contatto  il  gernae  con  queste  emulsioni  di  lecitina  per  qualche  giorno 
al  termostato,  l'abbiamo  iniettate  nelle  dose  di  1—2 — 3  c.  c.  nella  vena  marginale  del- 
l'orecchio  di  tre  conigli. 


310  Ceatralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Wir  stellten  ferner  Diplokokkenaggressin  (gewonnen  aus  dein  Pleura- 
exsudat von  Kaninchen,  denen  Pneumokokken  und  Emulsionen  von 
m  eil  in 's  food  in  die  rechte  Pleurahöhle  eingespritzt  waren)  und  ein 
antiaggressinisches  Serum  (gewonnen  aus  einem  Tier,  das  wiederholt  mit 
Einspritzungen  von  Diplokokkenaggressin  behandelt  war)  her  und  unter- 
suchten die  Eigenschaften  desselben. 

Die  Kaninchen,  welche  mit  Pneumokokkenaggressin  behandelt  und 
nach  einigen  Tagen  mit  Pneumokokken  injiziert  wurden,  starben,  zu 
gleicher  Zeit  mit  den  Kontrollen,  unter  heftiger  Septikämie. 

Die  Kaninchen,  denen  ein  Gemisch  von  Aggressin  mit  Lungenextrakt 
nach  24  Stunden  eine  tödliche  Pneumokokkendosis  eingeimpft  wurden, 
gingen  ohne  Septikämie  zugrunde. 

Das  antiagressinische  Serum  zeigte  hingegen  eine  ausgesprochene, 
zwar  nur  präventive,  immunisierende  Wirkung. 

Die  Einspritzung  des  antiagressinischen  Serums  zusammen  mit  dem 
Lungenextrakt  zeigte  eine  etwas  geringere  Schutzwirkung,  als  die  In- 
jektion des  alleinigen  Serums. 

Durch  Vereinigung  des  Pneumokokkenaggressins  (2  ccm)  mit  dem 
antiaggressinischen  Serum  (5  ccm)  und  Einspritzung  dieses  Gemisches 
konnten  wir  Tiere  vor  dem  Tode  retten,  denen  tödliche  Pneumokokken- 
dosen  eingeimpft  wurden.  Ebenso  wurden  die  Tiere  gerettet,  die 
vor  der  Einspritzung  einer  tödlichen  Pneumokokkendosis  mit  einem 
Gemisch  von  Lungenextrakt  (2  ccm)  und  antiaggressinschem  Serum 
(5  ccm)  behandelt  wurden.  Diese  immunisierende  Wirkung  ist  jedoch, 
wie  erwähnt,  schwächer  als  diejenige,  welche  die  alleinige  Einspritzung 
von  antiaggressinischem  Serum  ausübt. 

Schließlich  haben  wir  untersucht,  auf  welche  Eigenschaften  die 
immunisierende  Wirkung  zurückzuführen  ist,  welche  das  in  oben  an- 
gegebener Weise  hergestellte  Lungenextrakt  und  das  Serum  von  Kanin- 
chen, die  mit  diesem  Extrakt  während  längerer  Zeit  behandelt  wurden, 
gegen  die  Diplokokkeninfektion  ausüben. 

Die  Resultate  waren,  kurz  zusammengefaßt,  folgende: 

1)  Wenn  man  das  Lungenextrakt  gewöhnlicher  Kulturbouillon  im 
Verhältnis  1:2,  1:3,  1:4  zusetzt  und  die  Bouillon  mit  Pneumokokken 
besät,  entwickelt  sich  der  Keim  nicht.  Danach  scheint  das  Extrakt  einen 
ausgesprochen  entwickelungshemmenden  Einfluß  auf  den  Pneunio- 
coccus  auszuüben.  Wenn  das  Lungenextrakt  der  Bouillon  in  sehr 
geringer  Menge  zugesetzt  wird,  kann  sich  der  Pneumococcus  zwar 
entwickeln,  büßt  aber  einen  großen  Teil  seiner  Virulenz  ein. 

2)  Wenn  man  den  Pneumococus  lange  Zeit  mit  dem  Lungenextrakt 
in  Berührung  hält,  erfolgt  eine  ausgesprochene  Bakteriolyse.  Mikro- 
skopisch untersucht,  erscheint  der  Keim  fast  pulverförmig. 

3)  Sowohl  das  Lungenextrakt  wie  das  Serum  weisen  gegenüber  dem 
Pneumococcus  weder  eine  präzipitierende,  noch  eine  agglutinierende 
Wirkung  auf. 

4)  Der  opsonische  Index  ist  verschieden,  je  nachdem  es  sich  um 
nach  der  gewöhnlichen  Methode  der  Karbolsäure  hergestelltes  oder  um 
während  30  Minuten  bei  ßO**  G  sterilisiertes  Extrakt  handelt.  Beide 
Extrakte  sind  reich  an  Opsoninen,  der  erste  aber  viel  reicher. 

Bei  3  Versuchen  erhielten  wir  folgende  Resultate: 


BruBchettini  u.  Morelli,  Untersuch,  üb.  d.  Fraenkelachen  Pneumococcus.   311 
Opsonischer  Index. 


Kontrollen 


Während  30  Minuten  auf|      Mit  Karbolsäure 
60"  C  erwärmter  Extrakt;  zubereiteter  Extrakt 


0,80  2,80  5,60 

1,40  3,60  5,10 

1  3,20  5,80 

5)  Das  Lungenextrakt  besitzt  eine  ausgesprochen  positive  Chemo- 
taxis gegen  die  Leukocyten.  Dieselben  haben  wir  folgendermaßen  unter- 
sucht: Wir  führten  unter  die  Haut  des  Rückens  von  Kaninchen  mit 
Lungenextrakt  gefüllte  und  zugeschmolzene  Glaskapillarröhrchen,  brachen 
sie  nach  ungefähr  48  Stunden  in  der  Mitte  durch  und  entfernten  sie  am 
nächsten  Tage.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  zerbrochenen 
Kapillarenden  konnten  wir  stets  zahlreiche  weiße  Blutzellen  nachweisen. 

6)  Sowohl  das  Lungenextrakt,  wie  das  Serum  der  mit  dem  Extrakt 
längere  Zeit  behandelten  Kaninchen  sind  reich  an  durch  Komplement- 
bindungsreaktion nachweisbaren  Sensibilisatoren. 

Bei  6  Versuchen,  die  wir  ausführten,  beobachteten  wir  eine  fast  totale 
Hemmung  der  Hämolyse,  während  bei  den  Kontrollen  die  Hämolyse  eine 
vollständige  war. 

Literatur. 

1)  Foä,  Sulla  immunitä  verso  il  diplococco  pneumonico.  (R.  Accad.  di  med.  di  Torino 
6  decembre  1890.) 

2)  —  e  Carbone,  Sulla  immunitä  verso  il  diplococco  pneumonico.  (Gazz.  med.  di 
Torino  1891.  Anno  42.  No.  1.) 

3) ,  Studi  sul  processo  pneumonico.   (Gaz.  med.  di  Torino.  1891.  Anno  42.  No.  15.) 

4)  —  e  Scabia,  Sulla  immunitä  e  sulla  terapia  della  polmonite. 

5)  Carbone,  Sulla  teoria  dell' infezione  da  pneumococco  e  sopra  una  nuovo  specie 
d' immunitä.    (Atti  della  R.  Accad.  delle  Scienze  di  Modena.  Ser.  3.  Vol.  4.  1902.) 

6)  Arckharow,  Recherches  sur  la  guerison  de  l'infection  pneumonique  chez  lapins 
au  moyen   du  s^rum  des  lapins   vaccines.    (Arch.  de  m^d.  expörim.  et  d'Anat.  path. 

1892.  T.  4.  p^  498.) 

7)  Pane,  Kicherche  sulla  immunizzazione  dei  conigli  contro  il  bacillo  setticolmico 
dello  sputo.    (Rivista  clinica  e  terapeutie.  1892.) 

8)  Mosny,  Recherches  exp^rimentales  sur  la  vaccination  contre  l'infection  pneumonique 
et  sur  sa  eu^rison.     fArch.  de  m6d.  exp^rim.  et  d'anat.  path.  1892.  T.  4.  p.  175.) 

9)  Emmerich  e  Jowitsky,  Die  künstliche  Erzeugung  von  Immunität  ^egen  croupöse 
Pneumonie  und  die  Heilung  dieser  Krankheit.  (München,  med.  Wochenschr.  1891. 
No.  32.  p.  552.) 

10)  Pane,  Sull'efficacia  del  siero  an ti pneumonico.    (Atti   della  R.   Accad.  medica  di 
Napoli.  1897.  p.  5,  6,  7.) 

11)  Centann i,  Sul  valore  immunizzante  dell'infiltrato  locale  nelle   malattie  infettive 
(pneumococcs  difterite).    (Gazz.  degli  Ospedali.  1897.  No.  106.) 

12)  Foä  e  Bonome,  Ueber  Schutzimpfungen.   (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  5.  1889.  p.  215.) 

13)  P  a  n  i  c  h  i ,    Ricerche    batteriologiche    intorno     ad    una    varietä    nevrotossica    dello 
pneumococco  di  Fränkel.    (Policlinico.  Sez.  pratica.  1901.  Fas.  19.) 

14)  Tizzoni  e  Panichi,  Ricerche  sopra  una  varietä  nevrotossica  dello  pneumococco 
di  Fränkel.    (Gazz.  degli  Osp.  e  delle  Cliniche.) 

15) ,  Alcune  ricerche  sieroterapiche  contro  lo  pneumococco  die  Fränkel.    (R.  Accad, 

deUe  Sc.  dell'Istit.  di  Bologna.  Rend.  Sed.  13  april  1902.) 
16) ,  Vaccinazione,  immunitä  e  sieroterapia  contro  lo  pneumococco  del  Fränkel. 

(R.  Accad.  delle  Sc.  dell'Istit.  di  Bologna.  25.  genuaio  1903.) 

17)  Livingood,  A. ,  Study  of  the  growth  of  bacteria  upon   media  made  from  animal 
Organs.    (Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  Bd.  23.  1898.  p.  981.) 

18)  Barlocco,    Sülle    proprietä   immunizzianti    del   diplococco   coltivato   su   estratto 
organico. 


312  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Nachdruck  verboten. 

Nachtrag  zur  Arbeit: 

Ueber  die  ätiologische  Bedeutung  des  Bordet sehen 

Keuchhustenbacillus  und  der  Versuch  einer  spezifischen 

Therapie  der  Pertussis 

von  St.  Bächer  und  V.  Menschikoff. 

Von  Dr.  Stephan  Bächer,  Wien. 

Bei  der  einleitenden  Besprechung  der  über  den  Keuchhustenbacillus 
erschienenen  Publikationen  war  uns  durch  ein  Versehen  die  Arbeit 
C.  Fraenkels  (München,  med.  Wochenschr.  1908.  No.  32.  p.  1683)  ent- 
gangen. Dieser  Autor  hat  als  erster  die  Angaben  von  Bordet  und 
Gengou  über  das  Vorkommen  und  die  Tierpathogenität  des  Bacillus 
bestätigt. 


Nachdruck  verboten. 

Infektionsversuche  mit  den  „Pleischvergiftern"  (Bacillus 
enteritidis  Gärtner  und  Bacillus  paratyphosus  B) 

heim  Geflügel. 

[Aus  dem  Institut  für  Seuchenlehre  der  Kgl.  Tierärztlichen  Hochschule 
zu  Stuttgart  (Vorstand:  Prof.  Dr.  Reinhardt).] 

Von  Tierarzt  Wilhelm  Reinholdt. 

I.  Einleitung. 

Bei  den  zahlreichen  gastro-intestinalen  Erkrankungen  des  Menschen 
nach  Fleischgenuß  spielen  die  Infektionen  und  Intoxikationen  durch 
die  Bakterien  der  Enteritis  Gärtner-  und  Paratyphus-B-Gruppe  eine 
bedeutende  Rolle.  lieber  die  Häufigkeit  dieser  Erkrankungen  lassen  sich 
keine  bestimmten  Angaben  machen,  doch  darf  man  dieselben  wohl  nicht 
zu  niedrig  einschätzen,  da  in  der  Literatur  nur  Massenerkrankungen,  nie- 
mals aber  Einzelfälle  von  Magen-  und  Darmerkrankungen  nach  Fleisch- 
genuß, die  nur  vorübergehender  Art  waren  und  jedenfalls,  zum  Teil 
wenigstens,  auf  Infektion  mit  den  ,,Fleischvergiftern"  zurückzuführen 
sind,  erwähnt  werden. 

Die  meisten  dieser  Gesundheitsstörungen  sind  nach  dem  Genüsse 
von  Fleisch  notgeschlachteter  und  kranker  Tiere,  besonders  Rinder, 
Kälber  und  Schweine  in  die  Erscheinung  getreten.  Doch  sollen  auch 
durch  den  Genuß  von  gepökeltem  Gänsefleisch  ähnliche  Erkrankungen 
veranlaßt  worden  sein. 

Spontane  Erkrankungen  des  Geflügels  an  Enteritis  Gärtner- 
oder Paratyphus-B-Infektionen  sind  zurzeit  noch  nicht  bekannt. 

Während  künstliche  Infektionsversuche  mit  den  beiden  Gruppen 
der  „Fleischvergifter"  bei  Laboratoriumstieren  und  größeren  Haus- 
tieren sich  öfters  in  der  Literatur  verzeichnet  finden,  sind  die  Angaben 
über  solche  beim  Geflügel  sehr  spärlich. 


Rein  hol  dt,  Infektionsversuche  mit  den  „Fleisch  vergiftern"  beim  GeflügeL   313 

II.  Literatur. 

Kutscher  und  Meinicke  (1)  stellten  Versuche  mit  Paratyphus  B  au 
2  Hühner  uud  2  Tauben  an.  Die  intramuskuläre  Injektion  von  1  Oese  Para- 
typhuskultur  erzeugte  bei  einer  Taube  in  eüiem  Fall  nach  4  Tagen  im  Brust- 
muskel einen  Abszeß,  der  jedoch  nach  seiner  spontanen  Entleerung  bald  abheilte. 
Im    übrigen   blieben    sämtliche   Tiere   vollständig   gesund. 

Vage  des  (2)  berichtet  über  bei  einer  Mehlspeisen  Vergiftung  von  ihm  isolierte 
Paratyphus-B-Bacüien,  welche  Tauben  nach  intravenöser  uud  intramuskulärer  In- 
jektion töteten.  Gärtner  (3)  stellte  mit  dem  bei  der  im  Mai  1888  in  Frankeu- 
hausen  a.  K.  vorgekommeneu  Fleischvergiftung  gezüchteten  Bacillus  folgende  Ver- 
suche an:  Ein  Huhn  uud  ein  Sperüng  wurden  ungefähr  8  Tage  lang  mit  Brot 
und  Kartoffeln  genährt,  welche  große  Mengen  der  Bacillen  enthielten,  uud  zwar  an- 
scheinend ohne  jeden  Schaden.  Ein  Sperling  ertrug  ein  Injektion  von  Gelatine- 
kultur  (2  Teilstriche  einer  Pravazschen  Spritze)  ohne  zu  erkranken;  ein  Ka- 
narienvogel indessen,  dem  eine  Platinöse  mit  Kultur  in  eine  Wunde  des  Brust- 
muskels gerieben  wurde,  starb  in  22  Stunden.  Von  3  Tauben,  welchen  zwei 
Teilstriche  einer  Aufschwemmung  in  den  Pectoraüs  maior  gespritzt  wurden,  starb 
eine  am  folgenden  Tage;  die  beiden  anderen  wurden  krank,  erholten  sich  aber  au- 
acheinend,  jedoch  ging  die  eine  derselben  6  Wochen  später  ein.  Im  Brustmuskel 
wurde  eine  Sequester  von  3  cm  Länge  und  1  cm  Durchmesser  gefunden ,  der  an 
einzelnen  Stellen  Nester  lebensfähiger  Bacillen  enthielt;  die  Kultur  erwies  sich  als 
die  eingeimpften  Bakterien.  5  Hühner,  in  gleicher  Weise  infiziert,  blieben  voll- 
ständig gesund;  ebenso  4  Hühner,  welche  mit  infiziertem  und  dann  gekochtem 
Fleisch    mehrere    Tage    hindurch    gefüttert    wurden. 

Hü  bener  (4)  findet,  daß  vom  Geflügel  die  Taube  der  intramuskulären  In- 
fektion gegenüber  sich  als  sehr  empfindlich  erweist.  Nach  Einspritzung  in  den 
Brustmuskel  trete  hier  eine  vollständige  Degeneration  der  Muskulatur  ein,  die 
schließlich    unter   vollständigem    Schwunde   des  Muskels   zum  Tode   führe. 

Dreves  (5)  schildert  einen  Fall  von  Uebertragung  von  Paratyphus  durch 
einen  Papageien  auf  Menschen.  Ein  bei  dem  Papagei  im  gleichen  Käfig  versandter 
Kakadu   wurde  jedoch   nicht   angesteckt. 

Nach  Kolle  und  Hetsch  (6)  ist  zwar  der  Paratyphusbacillus  im  Gegensatz 
zum  Typhusbacillus  für  manche  Tierarten  außerordentlich  pathogen,  Vögel  sind 
jedoch  völlig  refraktär. 

Bongert  (7)  erwähnt,  daß  kleine  Singvögel,  Tauben  und  Hühner,  sich  in 
den  Löffler  sehen  Infektionsversuchen  mit  Mäusetyphusbacillen  (nach  Hü  bener, 
Uhlenhuth  und  Böhme  u.  a.  einer  Untergruppe  der  Paratyphus-B-Gruppe) 
per  OS  unempfänglich  zeigten.  Infolge  der  subkutanen  Injektion  starben  die  ge- 
nannten Tierarten  mitunter  nach  2 — 3  Tagen.  Es  entwickelte  sich  an  der  Impf- 
stelle eine  ausgedehnte  speckige,  gelbliche  Infiltration,  welche  zu  nekrotischer  Ab- 
stoßung der  erkrankten  Partie  führte. 

Ueber  einen  vom  Paratyphus  B  nicht  unterscheidbaren  Bacillus,  der  bei  Papa- 
geien eine  kontagiöse  Enteritis  „Psittakose"'  hervorruft  und  auf  Menschen  übertrag- 
bar ist,  wie  schon  Ritter  (1879),  Palamidessi  (1895)  und  Gilbert  und  Four- 
nier  (1896)  nachgewiesen  haben,  berichtet  Nocard  (8).  Bei  intratrachealer,  intra- 
peritonealer und  endovenöser  Inokulation  desselben  verendeten  Papageien,  Hühner 
und   Tauben  in   weniger  als  48  Stunden. 

In  Rom  kamen  1899  nach  Einführung  von  Papageien  aus  Paraguay  mehrere 
Fälle  von   „Psittakose"   bei  Menschen   vor,   die  mit   dem  Tode  endeten. 

Tartakowsky  (9)  fand  in  Petersburg  bei  Sperlingen  einen  dem  Psittacose- 
bacillus  ähnlichen  Bacillus,  welcher  dieselben  in  10 — 12  Tagen  tötete.  Hühner  und 
Tauben  wurden  durch  Injektion  einer  Kultur  getötet.  Der  Fütterung  widerstanden 
sie.     Uebertragungen  auf  Menschen  kamen  nicht  vor. 

Böhme  (10)  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu   dem   Ergebnis: 

1)  Der  von  Nocard  entdeckte  Bacillus  der  Psittakose  gehört  nach  seinen 
morphologischen  und  kulturellen  und  nach  seinen  Immunitätsreaktionen  zu  der 
Hogcholera-(Paratyphus-B-)Gruppe.  2)  Als  sicher  zu  dieser  Gruppe  erwiesen  sind 
bisher  die  Bacillen  der  Schweinepest,  des  Mäusetyphus  und  des  Paratyphus  B. 
3)  Das  Psittakoseserum  wirkt  sowohl  im  Agglutinations-  als  im  Schutz  versuche 
vielseitiger  als  alle  anderen  Sera  dieser  Gruppe.  Es  empfiehlt  sich  daher  bei  Ver- 
suchen zur  Herstellung  von  Schutz-  und  Heilsera  dieser  Gruppe,  den  Psittakose- 
stamm    wegen   seiner    Rezeptorenüberlegenheit   zu  benutzen. 

Eckersdorff  (11)  faßt  das  Resultat  seiner  Versuche  in  folgendem  zusammen : 
Tauben  zeigen  ein  verschiedenes  Verhalten;  die  meisten  aus  Tieren  gezüchteten 
Stämme    der    Paratyphusgruppe   töten   Tauben   bei   intramuskulärer   Injektion,    aber 


314  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

alle  Stämme,  auch  die  scheinbar  avirulenten,  wachsen  im  Taubenmuskel  und  bringen 
ihn   schließlich   zur   Degeneration. 

Eckersdorff  berichtet  weiter  von  der  Untersuchung  zweier  bei  derselben 
Besitzerin  innerhalb  5  Tagen  verende1>en  Papageien.  Die  Untersuchung  des  einen 
ergab  nichts  Positives,  während  aus  dem  Herzblut  des  anderen  auf  Endo-  Platten 
reichlich  weiße  Kolonieen  wuchsen  von  der  Beschaffenheit  der  zur  Salmonella- 
Gruppe  gehörigen.  Das  Resultat  der  Prüfung  auf  morphologische  und  kulturelle 
Eigenschaften  stimmte  mit  dem  Ausfall  der  Tierversuche  und  der  Agglutinationen 
überein,  und  ergab  die  sichere  Zugehörigkeit  der  Stäbchen  zur  Paratyphus- (Hog- 
cholera-)Gruppe.  Von  den  Tierversuchen  war  nur  die  hohe  Vogelpathogenität  fc^ 
merkenswert,  und  E.  bezeichnet  den  gefundenen  Bacülus  entsprechend  dem  No- 
card sehen  als  Psittakosebacillus,  zumal  er  sich  dem  Nocard sehen  Stamm  analog 
verhielt  imd  durch  ein  mit  diesem  Stamm  hergestelltes  Serum  sehr  hoch  und  fast 
bis  zur  Titergrenze  agglutiniert  wurde. 

Seiffert  (12)  fmdet,  daß  Tauben  bei  intramuskulärer  Injektion  von  einigen 
Stämmen  der  Paratyphus-B-Gruppe  getötet  werden.  Auch  nicht  virulente  Stämme 
dieser  Gruppe  erzeugen  im  Brustmuskel  der  Tauben  nach  etwa  10 — 14  Tagen  eine 
eigenartige,  fettige  Degeneration,  ^/^o  ccm  einer  24-ßtündigen,  nicht  abgetöteten 
Bouillonkultur  wurde  einer  Taube  in  den  Brustmuskel  injiziert.  Nach  etwa  8  Tagen 
war  bei  der  Palpation  ein  deutlicher  Schwund  des  Muskels  fühlbar.  Dieser  Schwund 
schritt  derart  fort,  daß  nach  etwa  10 — 12  Tagen  kaum  noch  etwas  von  dem 
Muskel  zu  fühlen  war.  Die  Taube  starb  nach  18  Tagen,  wie  überhaupt  bei  allen 
virulenten  Stämmen  nach  15 — 18  Tagen  der  Tod  eintritt.  Versuche  mit  den  Bak- 
terien der  ganzen  Paratyphusgruppe  ergaben,  daß  nur  bei  den  typischen  Stämmen 
des    Paratyphus  B   diese   Muskeldegeneration   auftrat. 

Versuche  an  2  Hühnern  führt  Poppe  (13)  an.  Das  eine  erhielt  im  Ver- 
lauf von  2  Monaten  4mal  die  ganze  Ausbeute  von  je  einer  Agarstrichkultur  in 
Bouillon  aufgelöst,  und  zwar  in  Zwischenräumen  von  4  bzw.  12,  bzw.  44  Tagen. 
An  den  aiif  die  Fütterung  folgenden  Tagen  nahm  der  Kot,  mit  Ausnahme  der  Tage 
nach  der  ersten  Fütterung,  jedesmal  dünnbreüge,  teilweise  etwas  blutige  Beschaffen- 
heit an.  Paratyphusbacilien  ließen  sich  dann  jedesmal  während  der  ersten  2  Tage 
nach  der  Fütterung  in  des  Faeces  nachweisen.  An  der  Eischale  fanden  sich  die 
Bakterien  so  oft  und  so  lange,  als  der  Kot  sie  enthielt,  iu  den  Eiern  nie. 
2^/2  Monate  nach  der  letzten  Infektion  wTirde  das  Huhn,  das  nur  die  erwähnte 
Krankheitserscheinung  von  selten  des  Darmkanals  gezeigt  hatte,  getötet.  Der 
Nachweis  von  Paratyphusbacillen  in  Dünn-  und  Dickdarm  und  Gallenblase  fiel 
negativ  aus.  Das  Blutserum  agglutinierte  den  Bacillus  noch  in  einer  Verdünnung 
von    1 :  50. 

Das  andere  Huhn,  das  innerhalb  2^/2  Monaten  nur  zweimal  gefüttert  wurde, 
und  zwar  jedesmal  mit  dem  Ergebnis  einer  24-stündigen  Agarschrägkultur,  schied 
4  Tage  nach  der  zweiten  Fütterung  Paratyphusbacillen  aus.  Am  6.  Tage  wurde 
das  Tier  getötet.  Paratyphusbacillen  waren  im  Dünn-  und  Dickdarm,  jedoch  nicht 
in  der  Gallenblase  nachzuweisen.  Das  Blutserum  agglutinierte  den  zur  Fütterung 
verwendeten  Stamm  in  einer  Verdünnung  von  1:200. 

P.  zieht  aus  den  beiden  Versuchen  den  Schluß,  daß  Hühner-Paratyphusbacillen 
bei  Einverleibung  großer  Mengen  vorübergehend  mit  dem  Kote  ausscheiden.  Die 
Bakterien  können  etwa  6  Stunden  nach  der  Fütterung  in  den  Faeces  erscheinen 
und   nach   3 — 4   Tagen   wieder  daraus  verschwinden. 

Zwick  und  Weichel  (14)  hatten  schon  bei  früheren  Versuchen  gefunden, 
daß  Reinkulturen  von  Enteritisbacillen,  in  den  verhältnismäßig  großen  Mengen  von 
2 — 5  ccm  subkutan  an  Gänse  verimpft,  eine  Erkrankung  nicht  zur  Folge  hatten; 
sie  wählten  deshalb  größere  Virusmengen: 

1)  Eine  Gans  erhält  intravenös  9  Oesen  zu  je  5  mg  einer  24-stündigen  viru- 
lenten Agarkultur  des  Bac.  enteritidis  Gärtner.  Am  folgenden  Tage  ist  die 
Gans  ziemlich  munter,  nur  fällt  auf,  daß  sie  sich  häufiger  als  sonst  niedersetzt; 
den  3.  Tag  ist  sie  sichtlich  krank,  das  Gefieder  ist  struppig,  die  Flügel  sind 
gespreizt  imd  hängen  schlaff  zur  Seite.  Das  Tier  kann  sich  nur  mit  Mühe  auf- 
recht erhalten.  Es  setzt  häufig  einen  graugelben,  sehr  übelriechenden  Kot  ab,  der 
die  Umgebung  der  Kloake  beschmutzt.  Im  Kote  können  die  Bakterien  leicht 
nachgewiesen  werden.  Am  nächsten  Tag  versagt  das  Tier  das  Futter  vollständig, 
die  Temperatur  ist  auf  41,9  gesti^en.  Am  13.  Tage  nach  der  Impfung  verendet 
die  Gans.  Sektionsbefund:  Kadaver  abgemagert.  Leber  duukelbraunrot,  sehr  hyper- 
ämisch,  ebenso  Milz  und  Nieren.  Die  Gefäße  des  Magens  und  des  Darmkanals 
stark  injiziert.  Dünndarmschleimhaut  geschwollen,  stellenweise  von  starken  Blu- 
tungen durchsetzt.  Darminhalt  flüssig,  grau  bis  grünlich  gelb.  Die  ganze  Schleim- 
haut des  Blinddarms  ist  gelb,  trübe,  ohne  erkennbare  Struktur,  nekrotisch  und 
füllt  als  ein  ca.   10  cm  langes  und   0,8   cm   dickes,   aus  totem  Gewebe  bestehendes 


Reinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „ Fleisch vergift€rn''  beim  Geflügel.   315 

Bohr  das  Lumen  aus.  Auch  im  Grimm-  und  Mastdarm  ist  die  Schleimhaut  fnx 
vielen  tStellen  nekrotisch.  Gefäße  des  Herzens  stark  injiziert,  Muskel  graurot,  Blut 
gut   geronnen.    Linke  Lunge  hyperämisch. 

Im  Herzblut,  in  Lebei-,  Milz  und  Nieren  und  in  der  Muskulatur  sind  die 
Bakterien  zahlreich  zugegen. 

2)  Eine  zweite  Gans  erhält  von  derselben  Agarkultur  5  Oesen  in  den  linken 
Brustmuskel  injiziert.  Während  dreier  Tage  zeigt  das  Tier  nur  eine  erhöhte 
Schmerzhaftigkeit  an  der  Impfstelle,  vom  4.  Tage  ab  ist  graugelber,  übelriechender 
Durchfall  bemerkbar.  Die  Gans  erholt  sich  wieder  und  wird  am  20.  Tage  getötet. 
Die  Muskulatur  der  Impfstelle  ist  graugelb,  nekrotisch,  Leber  und  Milz  hyperämisch, 
die  verimpften  Bakterien  finden  sich  an  der  Impfstelle  und  im  Darmtraktuß  in 
großer    Menge.     Agglutinationstiter    1 :  1000. 

3)  Eine  Gans  wird  mit  5  Oesen  24-stündiger  virulenter  Agarkultur  endovenös 
geimpft  und  eine  Stunde  später  getötet.  Das  Fleisch  läßt  im  Ausstrich  viele  Ente- 
ritisbacillen   erkennen. 

Zwick  und  Weichel  folgern  aus  diesen  Versuchen,  daß  Gänse  zwar  für 
eine  Infektion  mit  Gär tner- Bacillen  empfänglich  sind  und  ihr  sogar  erliegen 
daß  aber  zu  einer  krankmachenden  Wirkung  eine  sehr  hohe  Dosis  selbst  dann 
erforderlich  ist,  wenn  die  Bakterien  in  die  Blutbahn  geimpft  werden.  Die  intra- 
muskuläre Impfung  mit  der  sehr  großen  Dosis  von  5  Oesen  einer  Agarkultur  löste 
nur    vorübergehende    unerhebliche    Krankheitserscheinungen    aus. 

Nach  Mühlens,  Dahm  und  Fürst  (15)  sind  die  sogenannten  Rattenschäd- 
linge: Bac.  Danysz,  Dunbar,  Ratin  Isatschenko  morphologisch,  kulturell 
und  biologisch  von  dem  Bac.  enteritidis  Gärtner  nicht  zu  unterscheiden. 
Fütterung  von  Agarkulturmaterial  an  Hühner,  Gänse  und  Tauben  ergab  ein  nega- 
tives Resultat.  Bei  einer  Gans,  die  6  Tage  nach  der  Infektion  getötet  wurde, 
konnten  im  Blute  keine,  jedoch  in  Herz,  Milz,  Leber,  Gallenblase  imd  Nieren 
Bakterien   nachgewiesen   werden. 

Grimm  (16)  berichtet,  daß  Hühner,  die  mit  Stückchen  von  inneren  Organen 
einer  am  selben  Tage  nach  Ratininfektion  eingegangenen  Ratte  gefüttert  wurden, 
verendeten;   aus  Leber   und  Milz  ließen  sich  Ratinkulturen   in   Reinkultur   züchten. 

Von  Bahr,  Raebiger  und  Grosso  (17)  wurden  Fütterungsversuche  mit 
Ratinkulturen  an  Enten,  Hühnern,  Tauben  und  Fasanen  angestellt,  welche  keine 
Gesundheitsstörungen   zeigten. 

Scharr  (18)  stellte  ebenfalls  die  Unschädlichkeit  des  Ratin  für  Hühner  und 
Tauben   fest. 

Xylander  (19)  spritzte  Tauben  5mal  je  5  ccm  der  gleichen  Reinkultur  in 
den  Kropf  ohne  Pathogenität  feststellen  zu  können. 

Bei  Untersuchung  von  gepökeltem  Gänsefleisch  haben  Mühlens,  Dahm 
und  Fürst  (4)  durch  Impfversuche  an  weißen  Mäusen  „Fleischvergifter"  nach- 
gewiesen.    Ueber  deren   Herkunft   stehen  sich   zwei  Ansichten   g^enüber: 

Mühlens,  Dahm  und  Fürst  fassen  das  Resultat  ihrer  Untersuchungen, 
wie  folgt,  zusammen:  „Bei  einer  größeren  Anzahl  von  Fütterungsversuchen  von 
weißen  Mäusen  mit  ungekochten,  gepökelten  oder  geräucherten,  zum  großen  Teil 
anscheinend  einwandfreien  Fleischarten  gingen  über  50  Proz.  der  gefütterten  Tiere 
ein.  Bei  der  Sektion  ließ  sich  meist  außer  charakteristischem  pathologisch-ana- 
tomischen Befund  fast  stets  Bakterien  von  Typus  I  (Flügge),  bzw.  Paratyphus  B, 
bzw.  Mäusetyphus)  oder  vom  Typus  enteritidis  II  (Gärtner)  meist  in  Rein- 
kultur nachweisen.  Aus  den  zur  Fütterung  verwendeten  Fleischsorten  war  es  nie 
gelungen,  die  genannten  Bakterien  direkt  zu  züchten.  Gleichwohl  glauben  wir, 
annehmen  zu  können,  daß  die  tödlichen  Infektionen  der  Versuchstiere  durch  Zu- 
führen der  betreffenden  Bakterien  mit  der  Nahrung  (Fleisch)  anscheinend  in  ge- 
ringen Mengen  zustande  gekommen  sind.  Wir  müssen  daraus  schließen,  daß  die 
betreffenden  Bakterien  auch  in  anscheinend  normalen  Fleischarten,  namentlich  in 
ungekochtem  Schweine-  und  Gänsepökelfleisch  vorkommen  und  —  wenn  nuch  für 
Menschen  unschädlich,  doch  eine  für  Mäuse  tödliche  Infektion  zu  veranlassen  ver- 
mögen. Findet  unter  gewissen  günstigen  Bedingungen  eine  Vermehrung  im  Fleisch 
statt,  bzw.  enthält  dieses  sehr  zahlreiche  Bakterien,  so  kann  es  zu  den  bekannten 
Fleischvergif tungserscheinungen    kommen." 

Im  Gegensatz  zu  diesen  Ausführungen  steht  das  Ergebnis  der  Versuche 
Zwicks  und  Weich  eis  (14),  welche  folgendes  feststellen: 

1)  Die  von  Mühlens,  Dahm  und  Fürst  aus  ihren  Fütterungs versuchen 
unter  Vorbehalt  abgeleitete  Folgerung,  daß  Bakterien  vom  Enteritis-  Typus  I 
(Flügge)  oder  vom  Enteritis-I^us  H  (Gärtner)  auch  in  anscheinend 
normalen  Fleischarten  namentlich  in  ungekochtem  Schweinefleisch  und  Gänsepökel- 
fleisch  vorkommen,   hat   durch   unsere  Untersuchungen   keine  Bestätigung   erfahren. 

2)  Zum  Nachweis  von  sogenannten  Fleischvergiftern  ist  der  Mäusefütterungs- 


316  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

versuch  ungeeignet,  weil  er  positive  Ergebnisse  vortäuschen  kann;  dies  ist  nament- 
lich bei  Verfütterung  von  gepökeltem   und  geräuchertem  Fleisch   der  Fall. 

3)  Im  Darm  anscheinend  gesunder  Mäuse  kommen  nicht  selten  Enteritis- 
bacillen  vor.  Unter  dem  Einfluß  schädigender  Momente,  wie  z.  B.  einseitiger 
Fleischfütterung,  können  Bakterien  aus  dem  Darm  in  das  Blut  und  hiermit  auch 
in  die  Organe  der  Brust-   und  Bauchhöhle  gelangen." 

Nachstehende  Versuche  wurden  auch  in  der  Absicht  gemacht,  vielleicht  einen 
Beitrag   zur  Aufklärung   dieser   Streitfrage  zu   liefern. 

III.  Eigene  Versuche. 

Vorbemerkungen:    Versuchsobjekte,   Material,    Impf-   und 
Agglutinationsmethodik. 
Zu   meinen   Untersuchungen   benutzte   ich   8   Hühner,    10   Tauben, 

3  Gänse  und  5  Enten,  lauter  Tiere,  welche  von  der  Infektion  nicht 
die  geringste  Gesundheitsstörung  zeigten. 

Die  Bac.  enteritidis  Gärtner  und  paratyphosi  B,  die  ich 
verwandte,  entnahm  ich  den  betreffenden  Stämmen  des  Instituts,  welches 
dieselben  seinerzeit  von  dem  Laboratorium  der  Landwirtschaftskammer 
in  Stettin  bezogen  hatte. 

Von  der  Virulenz  des  Materials  überzeugte  ich  mich  vor  meinen 
Versuchen  und  von  Zeit  zu  Zeit  im  Verlauf  derselben  durch  Verimpfung 
auf  Meerschweinchen  und  weiße  Mäuse,  welche  bei  subkutaner  Appli- 
kation jedesmal  innerhalb  24  Stunden  verendeten,  von  der  Reinheit 
der  Kulturen  durch  Verimpfung  auf  Drigalski- Agarplatten  und  durch 
mikroskopische  Präparate. 

Ausgehend  von  der  Ansicht  Schmitts  (4,  p.  82),  die  mit  der  von 
Mühlens,  Dahm  und  Fürst  (15,  p.  26)  übereinstimmt,  daß  die  Bak- 
terien der  beiden  Gruppen  infolge  der  Passage  durch  gewisse  Tier- 
species  an  Pathogenität  für  dieselben  gewinnen,  verwandte  ich  später- 
hin die  aus  den  verendeten  Versuchstieren  gezüchteten  Reinkulturen 
zur  Weiterverimpfung,  um  so  einen  für  Geflügel  möglichst  pathogenen 
Stamm  heranzuzüchten.  Die  Fütterungsinfektionen  stellte  ich  an,  teils 
ohne  daß  den  betreffenden  Tieren  das  Futter  entzogen  wurde,  teils 
schaltete  ich  als  prädisponierendes  Moment  für  eine  Infektion  eine  mehr- 
tägige Hungerkur,  sowohl  vor  als  auch  während  der  Darreichung  von 
infektiösem   Material   ein.     In   einem   Fall  benutzte   ich  auch   ein   erst 

4  Monate  altes  Hähnchen,  da  ich  in  der  Jugend  desselben  einen  die  In- 
fektion begünstigenden  Faktor  annahm. 

Zur  Abnahme  der  Temperaturen  ließ  ich  einen  kleinen  handlichen 
Maximum-Minimumthermometer,  der  Temperatursteigerungen  bis  zu 
450  C  anzeigte,  anfertigen. 

Als  Infektionsarten  kamen  in  Betracht:  die  endovenöse,  intraperi- 
toneale, subkutane  und  intramuskuläre  Impfung  und  die  Applikation 
per  OS. 

Für  meine  zu  den  Agglutinationen  nötigen  Bakterienaufschwem- 
mungen gebrauchte  ich  jeweils  Agarstrichkulturen  des  Stammes,  mit 
dem  auch  die  betreffenden  Versuchstiere  geimpft  waren. 

Die  Agglutination  führte  ich  folgendermaßen  aus :  Aus  einer  ober- 
flächlich gelegenen  Flügelvene  wurden  möglichst  steril  ca.  3 — 5  ccni 
Blut  entnommen  und  Serum  daraus  gewonnen;  dann  stellte  ich  mir 
eine  Verdünnung  desselben  im  Verhältnis  von  1 :  10  her,  and  zwar  da- 
durch, daß  ich  die  9-fache  Menge  physiologischer  Kochsalzlösung  hinzu- 
fügte. 

Mit   5   ccm   einer   i/o   Proz.    Karbol    enthaltenden   physiologischen 


Reinholdt,  Infektioneversuche  mit  den  „ Fleischvergif tern"  beim  Geflügel.   317 

Kochsalzlösung  schwemmte  ich  eine  24-stündige  Agarstrichkultur  der  in 
Betracht  kommenden  Bacillen  ab  und  filtrierte  die  Abschwemmung. 

In  eine  Reihe  kleiner  in  einem  passenden  Gestell  stehender  Reagenz- 
gläser füllte  ich  je  0,5  ccm  Kochsalzlösung,  nur  das  1.  Gläschen  blieb 
frei.  Dann  brachte  ich  in  Röhrchen  I  und  II  eine  je  0,5  ccm  des  ver- 
dünnten Serums.  In  Röhrchen  III  kommen  0,5  ccm  aus  II,  in  Röh- 
chen  IV  dann  0,5  ccm  aus  III  usw.,  wobei  jedesmal  der  Röhrcheninhalt 
gut  gemischt  und  die  Pipette  sorgfältig  ausgeblasen  wurde. 

So  enthielt  schließlich  jedes  Gläschen  0,5  der  Verdünnungen  1:10, 
1 :  20,  1 :  40  etc.  Als  Kontrolle  diente  ein  Röhrchen  ohne  Serum,  nur 
mit  0,5  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung. 

Dann  brachte  ich  in  jedes  Röhrchen  0,3  ccm  der  filtrierten  Bak- 
terienaufschwemmung und  ergänzte  den  Inhalt  auf  je  1  ccm  mittels 
Kochsalzlösung.  Die  Verdünnungszahlen  verdoppelten  sich  natürlich 
infolgedessen. 

Folgendes  Schema  dient  zur  Erläuterung: 


Röhrchen  No. 

I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

VII 

VIII 

Kochsalzlösung 

— 

0,5 

0,5 

0,5 

0,5 

0,5 

0,5 

0,5 

Serum  (1 :  10) 

0,5 

0,5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

aus  Röhrchen 

11 

— 

— 

0,5 

— 

— 

— 

— 

— 

jj           jj 

III 

— 

— 

— 

0,5 

— 

— 

— 

— 

n                        >» 

IV 

— 

— 

— 

— 

0,5 

— 

— 

— 

>5                          57 

V 

— 

— 

— 

— 

— 

0,5 

— 

— 

>?                         )J 

VI 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0,5 

— 

)J                         » 

VII 

0,5 
fort- 
gegossen 

Resultierende  Verdünnung  (n.  1:20  1:40  1:80  1:160  1:320  1:640  1:1280  Kon- 
Zusatz  d.  Aufschwemmung  trolle 
u.  Ergänzung  auf  1  ccm) 

Die  Röhrchen  wurden  dann  3  Stunden  im  Brutschrank  bei  37  o  C 
aufbewahrt,  dann  mit  bloßem  Auge  oder  schwacher  Lupenvergrößerung 
betrachtet  und  die  Agglutination  bestimmt. 

Kontrolle  VIII  mußte  homogen  bleiben,  die  Proben  deutliche  An- 
häufung agglutinierter  Bacillen  zeigen. 

A.  Versuche  mit  Bacillus  enteritidis  Gärtner, 
a)   Versuche   mit  Hühnern. 
Versuch    I. 
Einer   kräftigen,   ca.  2  Jahre  alten,   weißen   Henne,   deren   Serum   Gärtner- 
Bacillen   nicht  agglutinierte   (Verdünnung   1:20)  und   deren  Temperatur   rektal   ge- 
messen  40,8  0  C   betrug,   wurden  am   27.  VII.    1911   2   ccm   virulenter   24-stündiger 
Bouillonkultur    von    Bacillus   enteritidis    Gärtner    in    eine   oberflächlich    ge- 
legene Vene  des   linken  Flügels  steril  injiziert.    Am   nächsten   Tage   ist   das  Allge- 
meinbefinden  stark  gestört,   die  Futteraufnahme  vollständig  unterdrückt.    Das   Tier 
sitzt   matt  in  einer   Ecke  und   hat  starke   Diarrhöe   (gelblich-weißer   Kot).     Kamm 
und  Kehllappen  sind  blaß,  die  Augen  halb  geschlossen,   Temperatur  42,0°. 

Dieser  Zustand  hält  noch  2  Tage  lang  an,  dann  bessert  sich  das  Allgemein- 
befinden, auch  die  Temperatur  geht  auf  41,4°  zurück.  Am  6.  Tage  nach  der 
Impfimg  agglutiniert  das  Serum  noch  in  einer  Verdünnung  von  1:160.  Vom 
10.  Tage  an  ist  keine  augenscheinliche  Störung  mehr  vorhanden,  auch  die  Diarrhöe 
ist  verschwunden.  Am  23.  VIII.  1911,  dem  28.  Tage  nach  der  Injektion,  wird 
das  Huhn  getötet.  Sektionsbefund  negativ,  ebenso  die  mikroskopische  Unter- 
suchung von  Ausstrichen  aus  Herzblut,  Milz,  Leber,  Gallenblase  und  Muskulatur. 
Je  eine  Dr igalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit: 
Herzblut  ] 

Milz  \  Sämtliche  Platten  bleiben  nach  24-stündigem 

Leber        f      Aufenthalt  im  Brutschrank  steril 
Galle         J 


318  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Durch  ein  in  Bouillon  eingebrachtes  Stückchen  Muskulatur  wird  dieselbe  nach 
24-stündiger   Aufbewahrung  im   Brutschrank   nicht  getrübt. 

Demnach    waren   aucn    durch    Kulturversuche    keine    Bakterien    nachzuweisen. 

Versuch  2. 

Am  27.  VII.  1911  injizierte  ich  einem  schwarzweißen,  ca.  3-jährigeu  Huhne 
2  ccm  einer  24-stündigen  Bouillonkultur  von  Gär  tner- Bacillen  in  die  Bauch- 
höhle. Der  Agglutinationsversuch  vor  der  Infektion  war  negativ,  die  Temperatur 
40,7  0   c. 

In  den  nächsten  3  Tagen  reagierte  das  Tier  durch  Störung  im  Allgemein- 
befinden, Diarrhöe  und  Aufsteigen  der  Temperatur  auf  41,6.  Am  6.  Tage  ist  der 
frühere  Zustand  wieder  vorhanden,  die  Temperatur  auf  40,8  zurücl^egangen, 
Diarrhöe  nicht  mehr  zu  bemerken;  das  Serum  agglutiniert  in  einer  Verdünnung 
von   1:80. 

26  Tage  nach  der  Infektion  wird  die  Henne  getötet.    Sektionsbefund  negativ. 

Die  Ausstrichpräparate,  die  aus  Herzblut,  Muskulatur,  Milz  und  Gallenblase 
angefertigt  werden,  lassen  nur  in  den  beiden  letzten  Kurzstäbchen  mit  abge- 
rundeten Enden  vereinzelt  erkennen. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit: 
flerzblut,  bleibt  steril, 
Muskulatur,   bleibt  steril, 

Milz,    einzelne   punktförmige    blaue   Kolonieen, 
Gallenblase,    20  punktförmige   blaue   Kolonieen, 
1  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon,  keine  Trübung. 

In  den  aufgegangenen  Kolonieen  aus  Milz  und  Galle  können  Gärtner-  Ba- 
cillen in  Reinkultur  mikroskopisch  festgestellt  werden. 

Demnach  waren  27  Tage  post  infectionem  Bakterien  noch  in  der  Milz  und 
Gallenblase  nachzuweisen. 

Versuch  3. 

Als  Versuchstier  für  subkutane  Impfung  benutzte  ich  eine  rebhuhnfarbige 
3-jährige  Henne,  die  in  der  Mauser  befindlich  war  und  deren  Serum  ein  negatives 
Agglutmationsresultat  lieferte.    Die  Temperatur  betrug  40,7  o. 

Am  24.  VII.  1911  applizierte  ich  ihr  2  ccm  24-stündig6r  Bouillonkultur  von 
Gärtner- Bacillen  unter  die  Haut  der  Bauchdecke.  Am  nächsten  Tag  macht  sich 
eine  leichte  Mattigkeit  und  gestörte  Freßlust  bemerkbar.  Aus  den  Nasenlöchern 
fließt  seröses  Sekret.  Temperatur  41,0  o.  Am  25.  VII.  bietet  sich  dasselbe  Bild, 
nur  ist  der  Kot  heute  auch  verändert;  er  ist  hellgelb,  dünnbreiig  und  schleimig. 
Im  Verlauf  der  nächsten  Tage  bessert  sich  das  Allgemeinbefinden,  die  Temperatur 
kehrt  zur  Norm  zurück.  Am  8.  Tage  nach  der  Inejktion  agglutiniert  das  Serum 
Gärtner- Bacillen  in  einer  Verdünnung  von  1 : 640. 

Am  22.  Vni.  (ein  Monat  post  infect.)  wird  das  Tier  getötet.  Das  Serum  ag- 
glutiniert in  einer  Verdünnung  von  1 :  160.  Die  Sektion  läßt  keine  Veränderungen 
an  inneren  Organen  erkennen.  Mikroskopischer  Nachweis  von  Bakterien  in  Aus- 
strichen aus  denselben  gelingt  nicht. 

Je  eine   D  r  i  g  a  1  s  k  i  -  Agarplatte   wird   geimpft  mit 
Herzblut  | 

Leber  bleiben   steril 

Galle         J 

Ein   Stückchen  Muskulatur  in   Bouillon  —  keine  Trübung. 

Versuch   4. 

Ein  4  Monate  altes,  grauweißes  Hähnchen  wird  vom  4.  VIII.  1911  an,  nach- 
dem es  2  Tage  lang  gehungert  hat,  mit  der  Abschwemmung  einer  24-stündigen 
Agarstrichkultur  täglich  gefüttert.  Vom  6.  Tage  ab  erhält  es  jeweils  eine  24-stün- 
dige  Bouillonkultur  per  os.  Außer  einer  leichten  Diarrhöe  zeigen  sich  bis  zum 
15.  Tage  keine  krankhaften  Erscheinungen.  Von  diesem  Tage  an  verliert  das  Tier- 
chen seine  Munterkeit,  hat  blassen  Kamm  und  ebensolche  Kehllappen  \md  sträubt 
das  Gefieder.  Das  Serum  agglutiniert  Gärtner-  Bacillen  in  einer  Verdünnung  von 
1 :  40.  5  Tage  später,  nachdem  sich  das  Allgemeinbefinden  wieder  etwas  gebessert 
hat,  trotzdem  dieselbe  Dosis  Bacillen  täglich  weiter  gereicht  wird,  wird  das  Tier- 
chen 7  Stunden  nach  der  letzten  Fütterung  getötet. 

Sektionsbefund:  Leber  und  Milz  sind  stark  hyperämisch,  die  Darmgefäße  in- 
jiziert,  die  Dünndarmschleimhaut  höher  gerötet  als  die  des   anderen   Darms. 

In  Herzblut,  Milz,  Leber  und  Gallenolase  sind  abgerundete  Kurzstäbchen  durch 
das   Mikroskop  zu  finden. 


Beinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „Fleischvergiftern"  beim  Geflügel.   319 

Je    eine   Drigalski- Agarplatte    wird    geimpft   mit 
Herzblut    Zahlreiche  kleine  blaue  Koionieen 
Milz 

Galle  „  „  „ 

Leber  „  ,,  ,,  ,,       und  eine  ca.  markstückgroße  blaue  Kolonie 

Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  Trübung.  Im  hängenden  Tropfen 
zahlreich  bewegliche  Kurzstäbchen  zu  sehen.  Auf  einer  Drigalski-  Agarplatte 
bringen  einige  Tropfen  viele  kleine  blaue  Koionieen  hervor.  In  sämtlichen  Koio- 
nieen sind  Gärtner- Bacillen   in  Reinkultur  nachzuweisen. 

b)   Versuche  mit    Tauben. 

Versuch    5. 
Eine  1-jährige  graue  Feldtaube  erhält  am  25.   VII.   1911   ^/2  ccm  24-3tündige 
Bouillonkultur    von   Gärtner-  Bacillen    in   eine    Vene   des    rechten    Flügels    einge- 
spritzt.    20    Stunden    später    ist    das    Tierchen    verendet. 

Sektionsbefund:   Totenstarre  gut  ausgebildet.     Der  Schnabel  ist  halb   geöffnet, 
die  Zunge  mit  einer  gelbgrünlichen  Schleimmasse  bedeckt,  die  Umgebung  der  Kloake 
mit  Kot  beschmutzt;  das  Blut  ist  dunkelrot,  die   Farbe  der  Muskulatur  nicht  ver- 
ändert.    Die  Grefäße   des    Darmkanals  und   des  Herzens    sind   stark    injiziert.      Die 
Dünndarmschleimhaut  ist  geschwollen,  diffus  gerötet  und  zeigt  punktförmige  Hämor- 
rhagieen.   Der  Inhalt  des  Dünndarms  besteht  aus  einer  gelblichen,  glasig  schleimigen 
Masse.    Der  übrige  Darm  zeigt  das  Bild  eines  Katarrhs,  stark  schleimige  Einhüllung 
des  dickflüssigen  Inhalts.    Die  Leber  und  Müz  sind  hyperämisch,  ebenso  che  Nieren. 
Im  Mikroskop  lassen  sich  in  Herzblut,  Müz,  Leber  und  Muskulatur  Kurzstäb- 
chen nachweisen.     Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit 
Herzblut,   15  kleine  bl.  Koionieen, 
Milz,   zahlreiche  kleine  bL  Koionieen, 
Leber,   zahlreiche  kleine  bl.  Koionieen, 
Muskulatur,    zahlreiche    kleine    bl.    Koionieen. 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  Trübung.    Auf  einer  Drigalski- 
A^arplatte    gehen    aus    einigen    Tröpfchen   der    Bouillon   zahlreiche    typische    Koio- 
nieen   auf. 

In  allen  Koionieen  sind  G  ä  r  t  n  er  -  Bacillen  in  Reinkultur  zu   finden. 

Versuch    6. 

Am  5.  Vni.  1911  wird  einer  grauen,  ca.  3  Jahre  alten  Feldtaube  1  ccm 
24-stündiger  Bouillon  von  Gärtner-  Bacillen  mittels  P  r  a  v a  z -  Spritze  in  die 
Bauchhöhle  eingebracht.  6  Stunden  später  macht  das  Tier  einen  schwerkranken 
Eindruck.  Es  sitzt  mit  gesträubtem  Gefieder  teilnahmslos  in  einer  Ecke  seines  Käfigs 
und  verweigert  die  Nahrung.  Am  nächsten  Morgen,  also  etwa  20  Stunden  nach 
der   Impfung,  ist  es  verendet. 

Sektionsbefund:  Aus  den  Nasenlöchern  fließt  grünliches  seröses  Sekret. 
Kropf-  und  Bauchgegend  sind  grünlich  verfärbt,  die  Umgebung  der  Kloake  mit 
Kot    beschmutzt. 

Das  Blut  ist  dunkelrot,  die  Muskulatur  zeigt  keine  Veränderungen.  Die  Ge- 
fäße der  Bauchhöhle  und  des  Darmtraktus  sind  stark  injiziert,  ebenso  die  sicht- 
baren Gefäße  des  Herzens.  In  der  Bauchhöhle  findet  sich  serös-eitriges  Exsudat. 
Die  Dünndarmschleimhaut  ist  geschwollen,  diffus  gerötet  und  zeigt  Petechien  und 
Hämorrhagieen,  der  Inhalt  besteht  aus  einer  übelriechenden  glasig-schleimigen  gelb- 
grünen  Flüssigkeit,  welche  im   Dickdarm   etwas   dunkler   und   dickflüssiger   wird. 

Ausstriche  aus  Herzblut,  Milz,  Leber  und  Muskulatur  ergeben  die  Anwesen- 
heit  von   Bakterien. 

Je   eine  Drigalski- Agarplatte  wird   geimpft  mit 
Herzblut,   zahlreiche  kleine   blaue   Koionieen, 
Milz,   zahlreiche  kleine  blaue  Koionieen, 
Leber,   zahlreiche  kleine  blaue  Koionieen, 
Muskulatur,   11   kleine  blaue  Koionieen. 

Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  Trübung.  Aus  einigen  Tropfen 
gehen  auf  einer  Drigalski- Agarplatte  viele  blaue  Koionieen  auf. 

In   allen   Koionieen   Gär  tner- Bacillen   in  Reinkultur. 

Versuch    7. 
Einer  weißen,  ca.  2  Jahre  alten  Feldtaube  injizierte  ich  am  25.  VII.  1911  ^/o  ccm 
«ner    24-stündigen    Gärtner- Bacillenbouillonkultur    subkutan.      Tags    darauf    ist 
das  Allgemeinbefinden  stark  beeinträchtigt,  die  Futteraufnahme  gänzlich  sistiert,  der 


320  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Kot  dünnflüssig.  3  Tage  laug  hält  dieser  Zustand  an,  dann  tritt  Besserung  ein,  der 
Flügel,  an  dem  die  Injektion  gemacht  wuide,  hängt  schlaff  herab.  Die  Umgebung 
der  Injektionsstelle  ist  gelblich  und  ziemlich  hart  infiltriert.  Nach  und  nach  wird 
diese   Partie  nekrotisch   und  nach  etwa   14  Tagen  abgestoßen. 

Am  22.  VIII.  wird  die  Taube  getötet.    Agglutination  negativ,  ebenso  Sektions- 
befund   und   mikroskopische   Untersuchung. 

Je    eine   Drigalski- Agarplatte    wird    geimpft   mit 

Herzblut  "| 
MUz  >  steril 

Leber        j 
Ein   Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  keine  Trübung. 

Versuch  8. 
Eine  junge  braune  Feldtaube  erhält  am  29.  VIII.  1911  vormittags  ^/2  ccm 
einer  mit  3  ccm  Bouillon  abgeschwemmten  24-stündigen  Agarstrichkultur  in  den 
linken  Brustmuskel  eingeimpft.  Am  nächsten  Morgen  ist  das  Tierchen  verendet. 
Sektionsbefund:  Aus  den  Nasenlöchern  f Ließt  seröses  Sekret,  die  Umgebung 
der  Kloake  ist  beschmutzt.  Das  Blut  ist  gut  geronnen,  die  Muskulatur  der  Impf- 
stelle zeigt  Schwellung  und  seröse  Infiltration.  Das  Peritoneum  ist  entzündet» 
die  Gefäße  des  Gekröses  und  des  Herzens  sind  prall  gefüllt.  Leber  und  Milz 
hyperämisch.  Die  diffus  gerötete  Schleimhaut  des  Dünn(k.rms  ist  geschwollen  imd 
zeigt  zahlreiche  Hämorrhagieen.  Der  Inhalt  des  Darms  besteht  in  seinen  vorderen 
Partieen  aus  einer  hellgelben,  dünnflüssigen,  in  den  Endpartieen  aus  einer  dunkleren 
und   dickflüssigeren  M^sse. 

Das  Mikroskop  läßt  in  der  Muskulatur  der  Injektionsstelle,  in  Herzblut,  Müz 
und    Leber   zahlreiche   Bakterien   erkennen. 

Je    eine   Drigalski- Agarplatte    wird    geimpft    mit 

Herzblut,    die  ganze   Platte  zeigt   kleine   blaue  Kolonieen, 
Milz,    zahlreiche  kleine   blaue   Kolonieen, 
Leber,   zahlreiche  kleine   blaue  Kolonieen, 

Muskulatur  der  Impfstelle,  die  ganze  Platte  mit  blauen  Kolonieen  bedeckt. 
Ein   Stückchen  Muskulatur   in   BouiUon    —   diffuse  Trübung.     Im   hängenden 
Tröpfchen  unzählige,  bewegliche  Stäbchen ;  auf  einer  Drigalski-  Agarplatte  gehen 
aus   der   Bouillon   zahlreiche  kleine   blaue  Kolonieen  auf. 

In  allen  Kolonieen  gelingt  der   Nachweis  von  Reinkulturen   von   Enteritis- 
bacillen. 

Versuch  9. 
Eine  schwarze  Feldtaube  von  ca.  2  Jahren  erhält  vom  5.  VHI.  1911  ab  täg- 
lich die  Abschwemmung  einer  24-stündigen  Agarstrichkultur,  vom  16.  VIII.  ab  täg- 
lich eine  24-stündige  Bouillonkultur  von  Gärtner-  Bacillen  per  os.  Nach  einigen 
Gaben  verliert  das  Tierchen  an  Munterkeit  und  zeigt  leichte  Diarrhöe,  sonstige  Er- 
scheinungen sind  nicht  vorhanden.  Am  20.  Tage  der  Fütterung  wird  das  Tier- 
chen  getötet.     Agglutination   1 :  40. 

Die  Sektion  ergibt  nur  Injektion  der  Darmgefäße  und  Schwellung  der  Dünn- 
darmschleimhaut,   die   mit   glasig-schleimigem   Belag    ausgestattet   ist. 

In   keinem  der    untersuchten  Organe   sind  Bakterien  nachzuweisen. 
Je    eine   Drigalski- Agarplatte    wird    geimpft    mit 
Herzblut  1 

Milz  >  bleiben   steril 

Leber        ] 
Muskulatur  in  Bouillon  —  keine  Trübung. 

c)    Versuche   mit  Gänsen    und    Enten. 

Versuch  10. 
Einer  kräftigen,  ca.  ^/o  Jahr  alten  grauweißen  Gans,  deren  Serum  Gärtner- 
Bacillen  nicht  agglutinierte  und  deren  Körpertemperatur  40,3  °  betrug,  injizierte 
ich  am  6.  VHI.  1911  die  Abschwemmung  von  sechs  24-stündigen  Agarstrich- 
kulturen  in  eine  Vene  des  rechten  Flügels.  6  Stunden  später  bietet  das  Tier  den 
Anblick  eines  Schwerkranken.  Es  sitzt  apathisch  in  einer  Ecke,  die  Augen  ge- 
schlossen, die  Flügel  schlaff  herabhängend  und  duldet  jede  Berührung  ohne  aus 
zuweichen.  Die  Augen  tränen  stark,  die  Gegend  von  ihnen  bis  zum  Schnabel- 
ansatz ist  mit  eingetrocknetem  Sekret  bedeckt.  Die  Temperatur  ist  auf  42,2°  ge- 
stiegen. Am  nächsten  Morgen  hat  sich  das  Allgemeinbefinden  noch  mehr  ver- 
schlechtert,  die  Gans  sitzt  andauernd   nieder.     Von  Zeit   zu   Zeit  gehen  konvulsive 


Reinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „Fleisch vergiftem"  beim  Geflügel.  321 

Zuckungen   durch  den  ganzen  Körper.     Die  Freßlust  ist  vollständig  sistiert;  nach- 
mittags  3  Uhr,  30  iStunden  post  infect.,  verendet   das  Tier. 

Öektionsbef und :  Dei-  Kopf  ist  stark  nach  links  abgebogen,  die  Beine  an  den 
Leib  gezogen.  Die  Augen  sind  offen,  mit  Sekret  bedeckt,  das  sich  bis  zum  Schnabel 
ausbreitet.  Aus  Schnabel  und  Nasenlöchern  fließt  eine  grünlichgelbe  seröse  Flüssig- 
keit. Bei  Oeffnung  des  Kadavers  verbreitet  sich  ein  penetranter  Geruch.  Das 
Blut  ist  dunkelrot,  die  Muskelfarbe  unverändert.  Die  Gefäße  der  Unterhaut  sind 
zum  Teil  gefüllt,  die  des  Darmtraktus  und  des  Herzens  stark  injiziert.  In  der 
Bauchhöhle  findet  sich  seröses  Exsudat,  das  Peritoneum  ist  entzündet.  Milz 
und  Leber  sind  hyperämisch.  Die  Darmschlingen  sind  stellenweise  durch  Gase 
augeftrieben;  der  Dünndarm  hat  eine  stark  geschwollene,  diffus  gerötete  und  mit 
zahlreichen  Hämorrhagieen  versehene  Schleimhaut;  sein  Inhalt  besteht  aus  einer 
grünlich-gelben,  glasis-schleimigen  Flüssigkeit.  Die  Dünndarmfollikel  treten  als 
stecknadelkopfgroße,  weißliche  Erhebungen  hervor.  Der  Dickdarm  zeigt  nur  einen 
dünnflüssigen   Inhalt,  sonst  keine  Veränderungen. 

Im  Mikroskop  sind  Kurzstäbchen  in  Herzblut,  Milz,  Leber,  Gallenblase  und 
Muskulatur   zu   finden. 

Je  eine  Drigalski-  Agarplatte  vdrd  geimpft   mit 

Herzblut,  die  ganze  Platte  voll  blauer  Kolonieen, 

Milz,  zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 

Leber,   zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 

Galle,   zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 

Muskulatur,   zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen. 
Ein   Stückchen   Muskulatur   in   Bouillon    —   diffuse  Trübung.     Im   hängenden 
Tropfen  zahlreiche  bewegliche  Bakterien  zu  sehen.     Einige  Tropfen  auf  eine  D  r  i  - 
g  a  1  s  k  i  -  Agarplatte  gebracht,  bedecken   dieselbe   bis   zum  nächsten  Tage   vollständig 
mit   kleinen  blauen  Kolonieen. 

In  allen  Kolonieen  Gärtner-  Bacillen  in  Reinkultur. 

Versuch  11. 

Am  31.  VII.  1911  applizierte  ich  einer  2-jährigen  Ente  von  schmutzigbrauner 
Farbe,  nachdem  das  Serum  auf  seine  negative  Agglutinationsfähigkeit  für  Gärtner- 
Bacillen  geprüft  war,  die  Aufschwemmung  zweier  24-stündiger  Agarstrichkulturen 
üi  1  ccm  Bouillon  in  die  Bauchhöhle;  Temperatur  40,3 ".  Tags  darauf  ist  die  Ente 
zwar  munter,  verweigert  jedoch  die  Futteraufnahme  und  setzt  diarrhoischen  Kot 
ab;  Temperatur  41,4°.  Diese  Störung  hält  bis  zum  7.  VHI.  an,  dann  ist  die  Tem- 
peratur wieder  auf  40,5*^  zurückgegangen  und  die  Nahrungsaufnahme  normal.  Das 
Serum  agglutiniert  an  diesem  Tage  Gärtner- Bacillen  in  einer  Verdünnung  von 
1:320.  Die  Diarrhöe  ist  erst  am  15.  Tage  nach  der  Infektion  verschwunden. 
10  Tage  später  wird   das  Versuchstier   getötet.     Agglutination  1:160. 

Die  Sektion  ergibt  sero-fibrinöse  Peritonitis  und  fibrinöse  Gerinnsel  im  Cavum 
abdominis,  sonst  nichts  Pathologisches.  In  Herzblut,  Milz,  Leber  und  Galle  lassen 
sich  Bakterien  von  der  Form   der  verimpften  mikroskopisch  feststellen. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft   mit 
Herzblut,    20   stecknadelkopfgroße    blaue   Kolonieen, 
Milz,   26  stecknadelkopfgroße   blaue  Kolonieen, 
Leber,   12  stecknadelkopfgroße  blaue  Kolonieen, 
Galle,    1  ca.    pfennigstückgroße  und   mehrere   kleine    blaue   Kolonieen. 

Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  diffuse  Trübung.  Auf  einer  Dri- 
galski -  Agarplatte  gehen  aus  einigen  Tropfen  derselben  zahlreiche  blaue  Ko- 
lonieen  auf. 

Im  Mikroskope  lassen  sich  in  allen  blauen  Kolonieen  Gärtner-  Bacillen  nach- 
weisen. 

Versuch   12. 

Versuchstier:  Schwarzbraune,  ca.  1  Jahr  alte  kräftige  Ente,  Landrasse,  Tem- 
peratur 40,5 0.    Das  Serum  agglutiniert  Gär  tner- Bacillen  nicht. 

Am  3.  VHI.  1911  spritzte  ich  derselben  die  Abschwemmung  von  drei  24- 
stündigen  Agarstrichkulturen  in  ca.  2  ccm  Bouillon  subkutan  ein  und  massierte 
die  Stelle,  um  eine  raschere  Resorption  herbeizuführen  und  eine  Abszeßbildung 
zu  verhüten.  6  Stunden  später  zeigt  das  Tier  starke  Benommenheit,  sitzt  zu- 
sammengekauert in  seinem  Käfig,  zittert  und  verweigert  die  Nahrung.  Temperatur 
42,3°.  Am  nächsten  Tage  zeigen  sich  keine  solchen  starken  Depressionserschei- 
nungen mehr,  dagegen  ist  außerordentlich  sta,rker  Durchfall  von  weißlichem, 
glasigem,  übelriechendem  Kot  zu  bemerken.  Temperatur  41,6°.  Das  Allgemein- 
befinden bessert  sich  in  der  folgenden  Zeit  wieder,  jedoch  besteht  die  Diarrhöe  weiter. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  6.  21 


322 


CentralbL  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  b2.  Heft  5. 


Am  5.  Tage  nacli  der  Infektion  ist  die  Agglutination  negativ.  Am  16.  VIII.  zeigt  sich 
das  Allgemeinbefinden  plötzlich  verschlimmert.  Die  Ente  ist  abgemagert,  hat  starken 
Tränenfluß  und  Hegt  matt  axd  der  rechten  Seite.  Die  Schwäche  ist  derart,  daß  sich  das 
Tier  nicht  mehr  erheben  kann.  In  den  nächsten  Tagen  wird  es  noch  schwächer, 
nimmt  keine  Nahrung  mehr,  die  Temperatur  sinkt  auf  39,2''.  Klorüsch-tonische 
Krämpfe  treten  zuweilen  am  ganzen  Körper  ein,  zuweilen  nur  an  einzelnen  Muskel- 
partieen.  Am  24.  VUI.  verendet  das  Tier.  Sektionsbefund:  Der  Kadaver  ist 
stark  abgemagert,  die  Bauchseite  mit  Kot  beschmutzt.  Um  Augen-  und  Nasen- 
löcher dickes  eingetrocknetes  Sekret.  Das  Blut  ist  schlecht  geronnen,  die  Blut- 
bahnen der  Unterhaut  sind  leicht  gefüllt.  Am  Peritoneum  zahlreiche  Petechien. 
Die  Leber  läppen  sind  schon  in  Fäulnis  übergegangen.  Der  Dünndarm  zeigt  eine 
geschwollene  Schleimhaut  und  deutlich  hervortretende  Follikel.  Der  übrige  Darm 
zeigt  wenig  flüssigen  Inhalt  und  ist  stellenweise  durch  Gase  aufgetrieben.  An 
manchen  Partieen  ist  die  Schleimhaut  nekrotisch  und  in  Fetzen  abgestoßen;  die 
rechte  Lunge  ist  hypostatisch.  Ausstrichpräparate  aus  Herzblut,  Milz,  Leber  und 
Galle  zeigen  Kurzstäbchen. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit: 

Herzblut,   1  markstückgroße  und  ca.   25  kleine  blaue  Kolonieen, 

Milz,   zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 

Leber,  zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 

Galle,   zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen. 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  diffuse  Trübung. 
Im    hängenden   Tropfen   bewegliche   Kurzstäbchen    zu   sehen,  auf    einer    D  r  i  - 
g  a  I  s  k  i  -  Agarplatte    bringen    einige    Tropfen    zahlreiche    blaue    Kolonieen    hervor. 
In  allen  Kolonieen  Gärt  ner- Bacillen  in  Beinkultur  zu  finden. 

Versuch  13. 

Eine  schneeweiße,  ca.  2  Jahre  alte  Ente,  deren  Serum  G  ä  r  t  n  e  r-Bacillen  nicht 
agglutinierte,  wurde  zur  Infektion  per  os  benutzt.  Temperatur  40,4".  Dieselbe 
wurde  15  Tage  lang  je  mit  der  Ausbeute  zweier  24-stündigen  Gärtner-  Rouillon- 
kulturen  gefüttert,  zum  erstenmal  am  7.  VHI.  1911.  Nach  einigen  Tagen  war 
leichte  Störung  in  der  Munterkeit  und  schwache  Diarrhöe  vorhanden.  Tempe- 
ratur 41,1 0.  Bis  zum  23.  VHI.,  dem  Tage  der  Tötung,  war  keine  sonstige  Ver- 
änderung   im   Gesundheitszustand   eingetreten.     Agglutination    1 :  160. 

Sektionsbefund  bis  auf  Injektion  der  Darmgefäße  negativ.  Ebenso  die  mikro- 
skopische  Untersuchung. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit : 

Herzblut  ] 

^^"^  steril 

Leber        |  ^'^"^ 

Galle         J 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  keine  Trübung. 

Es  folgen  die  Tabellen  über  die  verschiedenen  Resultate. 

Tabelle  über  die  Versuchsreihe  mit  Bac.  enteritidis  Gärtner. 


FaU 


Versuchs- 
tier 


10 
11 
12 
13 


Huhn 


Hahn 
Taube 


Gans 
Ente 


Art  der  Infektion 


Endovenöse  Impfung 
Intraperitoneale  „ 
Subkutane  ,, 

Stomachikal 

Endovenöse  Impfung 
Intraperitoneale  „ 
Subkutane  „ 

Intramuskuläre  „ 
Stomachikal 

Endovenöse  Impfung 
Intraperitoneale  „ 
Subkutane  „ 

Stomachikal 


Tag  der 
Impfung 


27.  7.  1911 

27.  7. 

24.  7. 

4.  8. 


7. 


26, 

6.  8. 

30.  8. 


24.  8. 


1911 


Gretötet 
am 


Nachweis  von 
Bacillen 


23.  8.  1911 
22.  8. 

22.  8. 

24.  8. 


22.  8. 


25.  8. 


25.  8. 


Es  erlagen  der  Infektion  3  Tauben,  1  Gans  und  1 


23. 
Ente. 


Negativ 
Positiv 
Negativ 
Positiv 

Positiv 

Negativ 
Positiv 


Positiv 


Negativ 


Reinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „Fieischvergiftern"  beim  Geflügel.   323 


Tabelle  der  Agglutinationen 

tidis 

der  Versuchsreihe  mit  Bac.  enteri- 
Gärtner. 

Versuchstier  und 
Infektionsart 

Tag  der  Unter- 
suchung 

1:20 

1:40 

1:80 

1:160 

1:320 

1:640 

1 : 1280 

Huhn,  endovenös 

27.  7.  1911 
6  Tage  später 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

— 

Huhn,  intraperitoneal 

27.  7.  1911 
6  Tage  später 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

— 

— 

Huhn,  subkutan 

24.  7.  1911 
8  Tage  später 
30     „ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 

+ 

+ 

— 

Huhn,  stomachikal 

4.  8.  1911 
15  Tage  später 

+ 

+    1    -        - 

— 

— 

— 

Taube,  subkutan 

28  Tage  post  in- 
fectionem 

— 

— 

1 

— 

— 

Taube,  stomachikal 

20  Tage  post  in- 
fectionem 

+ 

+ 

—        — 

— 

— 

Oans,  endovenös 

Vor  der  Impfung 

— 

— 

-    1     - 

— 

— 

Ente,  intraperitoneal 

31.  7.  1911 
8  Tage  später 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 

— 

Ente,  subkutan 

3.  8.  1911           —    1    — 
5  Tage  später       —       — 

=  1  = 

— 

—          — 

Ente,  stomachikal 

7.  7.  1911 
15  Tage  später 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

B,  Versuche  mit  dem  Bac.   paratypliosus  B. 
a)  Versuche  mit  Hühnern. 

Versuch    14. 

Ein  sehr  kräftiger,  grauweißer,  3-jähriger  Hahu,  dessen  Serum  Paratyphus- 
B-Bacillen  nicht  agglutinierte  und  dessen  Temperatur  40,5°  betrug,  erhielt  am 
25.  Vni.  1911  die  Abschwemmung  zweier  virulenter  Agarstrichkulturen  von  Para- 
typhufl-B-Bacillen  in  1  ccm  Bouillon  in  eine  Vene  des  rechten  Flügels  injiziert. 
Arn  nächsten  Tage  ist  das  Tier  schwer  krank,  sitzt  in  einer  Ecke  seines  Käfigs 
mit  dunkelblau  verfärbtem  Kamm  und  verweigert  das  Futter.  Die  Faeces  sind 
wäßrig-dünn.     Temperatur  41,8°. 

Diese  Krankheitserscheinungen  zeigen  sich  noch  2  Tage  lang,  dann  bessert  sich 
der  Zustand  wieder.  Der  Hahn  wird  wieder  munter,  nimmt  Nahrung  auf,  der 
Kamm  nimmt  seine  natürliche  gesunde  Farbe  wieder  an ;  auch  die  Diarrhöe  ist 
nach  weiteren  2  Tagen  verschwunden.  Am  7.  Tage  agglutiniert  das  Serum  in  einer 
Verdünnung  von  1 :  160.  Die  Temperatur  ist  wieder  auf  40,8  °  zurückgegangen. 
Am  10.  Tage  post  infectionem  wird  das  Tier  getötet.  Der  Agglutinationstiter  be- 
trägt immer  noch   1 :  160. 

Die   Sektion  zeigt  nur   Veränderungen   im   Dünndarm:  dessen   Schleimhaut   ist 

feschwollen,  diffus  gerötet  und  mit  Hamorrhagieen  durchsetzt.  Der  Inhalt  des 
)ünndarmes  besteht  aus  einer  weißlich-gelben  Flüssigkeit,  Leber  und  Milz  sind 
nicht  verändert.  Der  mikroskopische  Nachweis  von  Bakterien  in  Herzblut,  Milz, 
Leber,   Galle  und  Muskulatur  gelingt   nicht. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird   geimpft  mit : 

Herzblut  | 

^^  \  =.tpril 

Leber        [  ^^^"^ 


Galle 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  keine  Trübung. 


21* 


324  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Versuch   15. 

Als  Versuchstier  für  intraperitoneaie  Impfung  kam  eine  2- jährige  gelbbraune 
Henne  zur  Verwendung.  Ihr  Serum  agglutinierte  Paratyphus-B-Bacillen  nicht. 
(Verdünnung   1:20.)    Ihre  Temperatur  betrug   40,6°. 

Am  25.  Vni.  spritzte  ich  derselben  die  Ausbeute  von  drei  24-stündigen  Agarstrich- 
kulturen,  in  1  ccm  Bouillon  suspendiert,  in  die  Bauchhöhle.  Tags  darauf  ist  eine  schwere 
Störung  im  Allgemeinbefinden  zu  bemerken.  Das  Huhn  sitzt  teilnahmslos  auf  dem 
Boden  und  nimmt  keine  Nahrung  auf.  Die  Benommenheit  ist  derart,  daß  das  Tier 
nicht  einmal  der  Berührung  ausweicht.  Der  Kot  ist  dünnflüssig,  Temperatur  auf 
42,2  gestiegen.  Noch  3  Tage  lang  sind  diese  Krankheitssymptome  I)emerkbar,  von 
da  an  erholt  sich  die  Henne  wieder.  Am  7.  Tage  agglutiniert  das  Serum  in  einer 
Verdünnung  von  1 :  320.  Die  Temperatur  ist  an  diesem  Tage  auf  41,5  o  zurück- 
gegangen. Am  4.  VIII.  wird  das  Huhn  getötet.  Agglutination  1:160.  Sektions- 
befund: In  der  Bauchhöhle  findet  sich  schmutzig-graues  serofibrinöses  Exsudat. 
Der  Muskelmagen  ist  durch  eine  ca.  0,5  cm  dicke  Bindegewebsschicht  mit  der 
Bauchdecke  verwachsen;  das  Peritoneum  zeigt  starke  Injektion  seiner  Gefäße, 
ebenso  das  Gekröse,  die  Schleimhaut  des  Dünndarms  ist  geschwollen  und  etwas 
gerötet,  Hämorrhagieen  sind  nicht  vorhanden,  ebenso  keine  Schwellung  von  Milz 
und    Leber. 

Im  Mikroskope  können  in  keinem  der  angefertigten  Präparate  Bakterien  ge- 
funden  werden. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit: 

Herzblut  ) 
Milz  l    ♦    •, 

Leber  «^«"^ 

Galle         i 

Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  keine  Trübung. 

Versuch  16. 

Am  24.  VII.  1911  injizierte  ich  einer  rebhuhnfarbigen  2- jährigen  Henne,  deren 
Serum  Paratyphus-B-Bacillen  nicht  agglutinierte,  subkutan  2  ccm  24-stündiger 
Bouillonkultur.  Die  Temperatur  vor  der  Impfung  betrug  40,7  **.  Eine  leichte 
Störung  im  Allgemeinbefinden  ist  die  Folge  am  nächsten  Tage.  Das  Futter  wird 
nur  in  geringer  Menge  aufgenommen;  der  Kot  ist  diarrhoisch  (von  grünlichgelber 
Farbe).  Ausid  er  Nase  ist  in  den  nächsten  2  Tagen  seröser  Ausfluß  zu  bemerken, 
der  am  3.  Ta^e  verschwunden  ist.  An  diesem  Tage  hat  sich  an  der  Injektionsstelle 
eine  etwa  haselnußgroße,  speckige,  gelbe  Infiltration  gebildet.  Diese  wird  mit 
der   Zeit  nekrotisch   und  fällt   nach  etwa  2   Wochen   ab. 

Am  28.  VIII.  ist  das  Tier  wieder  völlig  munter.  Am  7.  Tage  nach  der 
Impfung  agglutiniert  das  Serum  in  einer  Verdünnung  von  1:320,  am  17.  Tage  in 
einer  solchen  von  1 :  160.  Ebenso  am  32.  Tage.  An  diesem  wird  die  Henne 
getötet. 

Sektionsbefund  negativ,  ebenso  der  mikroskopische  Nachweis. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft   mit: 
Herzblut,    steril, 

Milz,  2  linsengroße  blaue  Kolonieen, 
Leber,    steril, 
Galle,   5  kleine  blaue  Kolonieen, 

Ein   Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  keine  Trübung. 

In  den  aufgegangenen  Kolonieen  lassen  sich  Paratyphusbacillen  in  Reinkultur 
nachweisen. 

Versuch   17. 

Um  die  Widerstandsfähigkeit  herabzusetzen  und  dadurch  eine  Infektion  per 
OS  eher  zu  ermöglichen,  wird  einem  rebhuhnfarbigen  3-jährigen  Huhne  4  Tage 
lang  das  Futter  entzogen,  das  Serum  des  Versuchstieres  agglutmiert  Paratyphus-B- 
Bacillen  nicht,  die  Temperatur  beträgt  40,5°.  Vom  5.  Tage  ab  (25.  VHI.  1911) 
erhält  die  Henne  täglich  die  Abschwemmung  von  drei  24-stündigen  Agarstrich- 
kulturen  in  Bouillon,  und  zwar  die  nächsten  4  Tage  lang  ohne  sonstige  Fütterung; 
daraufhin  macht  sich  starke  Diarrhöe  von  weißlich-gelbem  Kot  bemerkbar,  auch 
steigt  die  Temperatur  auf  41,5  o.  Nachdem  das  Tier  3  Tage  lang  wieder  Futter 
erhalten  hat,  verschwindet  der  Durchfall,  die  Temperatur  bleibt  jedoch  auf  ihrer 
Höhe,  10  Tage  nach  der  ersten  stomachikalen  Applikation  wird  das  Huhn  getötet. 
Am   6.  Tage  und  am   Tage  der  Tötung   beträgt   der  Agglutinationstiter   1:80. 

Außer   gelblich   weißem   Inhalt   des   Dünndarms   und  leichter   Schwellung   von 


Reinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „Fieischvergiftern"  beim  Geflügel.   325 

■dessen  Schleimhaut  läßt  die  Sektion   keine  Veränderung  erkennen.     Im   Mikroskop« 
lassen  sich    iu   keinem   der    Ausstriche  Bakterien  erkennen. 
Je  eine  D  r  i  g  a  I  s  k  i  -  Agarplatte  wird  geimpft   mit : 

Herzblut  | 

Galle         J 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  keine  Trübung. 

b)  Versuche  mit  Tauben. 

Versuch  18. 
Einer  hellbraunen  ca.  3  Monate  alten  Feldtaube  injizierte  ich  am  29.  VIII  1911 
1/2  ccm  einer  mit  3  ccm  Bouillon  abgeschwemmten  24-3tündigen  Agarstrichkultur 
in  eine  Vene  des  rechten  Flügels,  20  Stunden  später  liegt  das  Tierchen  tot  im 
Käfig.  Sektionsbefund:  Totenstarre  gut  ausgebildet,  Blut  gut  geronnen.  Bei  Oeff- 
nung  der  Bauchhöhle  fällt  sofort  die  starke  Injektion  der  Darmgefäße  in  die 
Augen.  In  der  Leber  sind  zahlreiche  (tuberkulöse)  Knötchen  zu  bemerken,  die 
Milzkapsel  schließt  einen  sie  fast  ganz  ausfüllenden  Klumpen  von  grauen  Knoten 
em.  Der  Dünndarm  hat  eine  stark  geschwollene  diffus  gerötete  und  mit  zahlreichen 
Petechien  ausgestattete  Schleimhaut.  Sein  Inhalt  bildet  eine  weißlich-gelbe  Flüssig- 
keit.    Die   Darmschlingen   sind   an   einigen   Stellen  aufgetrieben. 

In    Herzblut,   Milz,    Leber,    Niere    und   Muskulatur  lassen    sich    Kurzstäbchen 
mit  abgerundeten  Enden  im  Mikroskop  nachweisen. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit : 
Herzblut,  zahlreiche  blaue  Kolonieen, 

Milz,   fast  die  ganze  Platte   bedeckende  kleine  blaue   Kolonieen, 
Leber,  zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 
Niere,   ebenso, 
Muskulatur,  ebenso. 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  diffuse  Trübung. 
Im    hängenden   Tropfen    bewegliche   Bakterien    nachzuweisen.     Einige  Tropfen 
bringen    auf   einer    Drigalski- Agarplatte   zahlreiche    blaue   Kolonieen  hervor.    — 
In  allen  Kolonieen  lassen  sich  Paratyphusbacillen  in  Reinkultur    nachweisen. 

Versuch  19. 
Eine  graue  Feldtaube,  der  ich  am  25.  VHI.   1911  1  ccm  derselben  Abschwem- 
mung  wie   in   Versuch    14    intraperitoneal   einspritzte,  verendete    bis    zum    nächsten 
Morgen. 

Sektionsbefund:    Augen   und   Schnabel   halb    geöffnet,   aus  letzterem    und    den 
Nasenlöchern   fließt   seröses    Sekret.     Kloake    und   Umgebung  mit   Kot    beschmutzt. 
Die  Gefäße  der   Unterhaut  sind   gefüllt.     Die   Bauchhöhle   zeigt    serös-eitrigen 
Inhalt.     Die  Bauchserosa   zahlreiche   Petechien.     Die   Gefäße  des   Darmtraktus    und 
des    Herzens    treten    deutlich    hervor.      Die    Schleimhaut    des    Dünndarms    ist    ge- 
schwollen,  diffus  gerötet  und  zeigt   punkt-  und  strichförmige  Hämorrhagieen.     Der 
Dickdarm  bietet  ebenfalls  das  Bild  einer  Enteritis.    Der  Anfangsteil  des  Darmes  ist 
mit  einer  hellgelben,  die  Endpartie   mit  einer  mehr  dunkelgrünen,  dünnen  Flüssig- 
keit   angefüllt.     Milz    und    Leber    sind    hyperämisch.     Letztere    leicht    brüchig.    — 
In  sämtlichen  angefertigten  Ausstrichen  lassen  sich  Bakterien  nachweisen. 
Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft   mit : 
Herzblut,  zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 
Milz,   ebenso, 
Leber,   ebenso, 
Niere,    ebenso. 
Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  diffuse  Trübung. 
Die   Untersuchung  im   hängenden   Tropfen   zeigt  bewegliche  Stäbchen.     Einige 
Tropfen   erzeugen   auf   einer   D  rigalski- Agarplatte    viele   kleine  blaue   Kolonieen. 
In  allen  Kolonieen   Reinkulturen   von   Paratyphus-B-Bacillen. 

Versuch  2  0. 
Als  Impftier  für  subkutane  Inokulation  nahm  ich  eine  graue,  ca.  1  Jahr  alte 
Feldtaube.  Am  26.  VIII.  brachte  ich  derselben  1  ccm  der  in  den  beiden  vorher 
erwähnten  Versuchen  hergestellten  Abschwemmung  unter  die  Haut.  Einige  Stunden 
später  hat  das  Tierchen  seine  Munterkeit  völlig  eingebüßt,  kauert  sich  in  eine  Ecke 
seines  Käfigs  und  verweigert  die   Nahrung.     Am  nächsten   Morgen  ist   es  verendet. 


326  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

SeJctionsbefund:  Totenstarre  gut  ausgebildet.  Aus  Schnabel  und  Nasenlöchern 
seröser  Ausfluß.  In  der  Bauchhöhle  bietet  sich  das  Bild  einer  serösen  Peritonitis; 
alle  Gefäße  sind  prall  gefüllt.  Die  Düundarmschleimhaut  ist  stark  entzündet.  Der 
Dünndarminhalt  bildet  eine  weißlich-gelbe,  dünne  Flüssigkeit.  Der  übrige  Darm 
ist  an  manchen  Stellen  meteoristisch  aufgetrieben.    Leber  und  Milz  sind  hyperämisch. 

Im  Mikroskope  lassen  sich  in  Herzblut,  Milz,  Leber,  Niere  und  Muskulatur 
Kurzstäbchen  nachweisen. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit: 
Herzblut,   zahlreiche  kleine  blaue   Kolonieen, 
Milz,    ebenso, 
Leber,    ebenso, 
Niere,   ebenso. 

Ein   Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  diffuse  Trübung. 

Auf  einer  Drigalski-  Agarplatte  bringen  einige  Tropfen  zahlreiche  kleine 
blaue  Kolonieen  hervor. 

In  allen  Kolonieen  lassen  sich  Paratyphus-B-Bacillen  in  Reinkultur  nach- 
weisen. 

Versuch   21. 

Am  29.  Vni.  1911  injizierte  ich  einer  grauen,  ca.  3  Jahre  alten  Brieftaube 
1/2  ccm  einer  mit  3  ccm  abgeschwemmten  24-stündigen  Agarstrichkultur  in  den 
linken    Brustmuskel;  in   der   darauffolgenden    Nacht  verendete  das   Tierchen. 

Sektionsbefund:  Aus  Schnabel  und  Nase  seröser  Ausfluß.  Die  Umgebung 
der  Injektionsstelle  ist  geschwollen,  die  Muskulatur  derselben  serös  durchtränkt, 
das  Blut  ist  gut  geronnen,  die  Gefäße  der  Bauchhöhle,  des  Darmtraktus  und  des 
Herzens  sind  stark  injiziert,  Leber  und  Milz  hyperämisch.  Die  Dünndarmschleim- 
haut ist  geschwollen,  diffus  gerötet  und  zeigt  punkt-  und  strichförmige  Hämor- 
rhagieen.  Der  Inhalt  des  Dünndarms  ist  grünlichgelb  und  von  dünnflüssiger  Be- 
schaffenheit; der  übrige  Darm  bietet  keine  Veränderung;  die  Nieren  sind  grau 
verfärbt. 

In  Ausstrichen  aus  der  Impfstelle  sind  Bakterien  in  Reinkultur,  in  denen 
aus  Herzblut,  Milz,  Leber,  Niere  und  Muskulatur  zahlreiche  Bakterien  zu  er- 
kennen. 

Je  eine  Drigalski- Agarplatte  wird  geimpft  mit: 
Herzblut,   zahlreiche   kleine   blaue   Kolonieen, 
Milz,  ebenso, 
Leber,   ebenso, 
Niere,    ebenso. 

Ein   Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  starke  Trübung. 

Auf  einer  Drigalski-  Agarplatte  gehen  aus  einigen  Tropfen  zahlreiche 
kleine  blaue  Kolonieen  auf.  In  allen  Kolonieen  Reinkulturen  von  Bac.  Paratyphus  B 
nachzuweisen. 

Versuch  22. 

Um  zu  erproben,  welchen  Einfluß  die  durch  Entziehung  des  Futters  hervor- 
gerufene Schwächung  der  Widerstandsfähigkeit  auf  die  Infektionsmöglichkeit  habe, 
ließ  ich  eine  schwarze,  ca.  3  Jahre  alte  Brieftaube  5  Tage  vor  der  Fütterung 
mit  Paratyphus-B-Bouillonkulturen  und  2  Tage  während  derselben  hungern.  Vom 
28.  XI.  an  erhielt  die  Taube  täglich  eine  24-stündige  Bouillonkultur  von  Bacillen. 
Schon  bei  der  zweiten  Darreichung  macht  sich  eine  starke  Störung  im  Allgemein- 
befinden bemerkbar,  das  Tierchen  sitzt  völlig  teilnahmslos  mit  gesträubtem  Gefieder 
und  geschlossenen  Augen  in  einer  Ecke  seines  Käiigs,  vom  30.  VHI.  an  wird 
wieder  Futter  gereicht,  doch  nimmt  die  Taube  nur  ganz  wenig  auf.  Dieser  krank- 
hafte Zustand  hält  an;  am  2.  IX.  zeigt  das  Tierchen  große  Schwäche,  es  kann 
sich   nicht  mehr  erheben   und   verendet  in  derselben   Nacht. 

Sektionsbefund:  Der  Kadaver  ist  stark  abgemagert.  Aus  Schnabel  und  Nase 
seröser  Ausfluß ;  die  Umgebung  der  Kloake  mit  Kot  oeschmutzt.  Die  Brustmusku- 
latur ist  blutrot,  das  Blut  gut  geronnen,  das  Bauchfell  ist  stark  entzündet;  die  Ge- 
fäße des  Gekröses  und  des  Herzens  injiziert;  Leber  und  MUz  hyperämisch,  der 
Dünndarm  ist  mit  einer  mit  Blut  gemischten,  weißlich-gelben  Flüssigkeit  gefüllt. 
Seine  Schleimhaut  ist  geschwollen,  diffus  gerötet  und  mit  Hämorrnagieen  ver- 
sehen; auch  der  Dickdarm  bietet  das  Bild  einer  Enteritis  mit  dünnflüssigem 
Inhalt. 

Im   Mikroskop  sind  in  allen   Ausstrichen  Kurzstäbchen  zu   finden. 

Je  eine  Drigalski-  Agarplatte  wird  geimpft  mit 


Kein  hol  dt,  Infektionevereuche  mit  den  „  Fleisch  vergiftern"  beim  Geflügel.    327 

Herzblut,  zahlreiche  kleine  blaue  Kolooieen, 

Milz,  ebenso. 

Leber,   ebenso. 

Niere,   ebenso. 
Ein   Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon   —  diffuse  Trübung ;   auf  einer   D  r  i  - 
g  a  1  s  k  i  -  Agarplatte  ^ehen  aus   einigen   Tropfen    zahlreiche   typische  Kolonieen   auf. 
In    allen   Kolonieen    Reinkulturen    von    Paratyphus-B-Bacillen. 

c)  Versuche  mit  Gänsen  und  Enten. 

Versuch  23. 
Einer  1/2-jährigen  weißen  Gans,  deren  Serum  Paratyphus-B-Bacillen  nicht 
agglutinierte  und  deren  Temperatur  40,4'^  betrug,  injizierte  ich  am  25.  VIII.  1911 
imi  10  Uhr  vormittags  die  Abschwemmung  von  fünf  24-stündigen  Agarstrich- 
kulturen  in  2  ccm  Bouillon  Ln  eine  Vene  des  rechten  Flügels.  Eine  Stunde  später 
sitzt  das  Tier  in  seinem  Käfig,  den  Kopf  auf  den  Rücken  gelegt  und  die  Augen 
geschlossen,  gegen  Berührung  ist  es  völlig  unempfindlich,  ungefähr  6  Stunden 
nach  der  Infektion  tritt  starke  Diarrhöe  ein  (weißlicher,  schleimiger,  übelriechen- 
der Kot);  2  Tage  lang  hält  die  Benommenheit  an.  Auch  die  Temperatur  bleibt 
während  dieser  Zeit  auf  einer  Höhe  von  41,6  0.  Futter  wird  vollständig  versagt. 
Am  3.  Tage  ist  leichte  Besserung  zu  konstatieren.  Die  Gans  steht  zuweilen  auf 
imd  nimmt  auch  ab  und  zu  einen  Schnabel  voll  Futter.  Temperatur  geht  auf 
40,0"  zurück,  doch  dauert  der  starke  Durchfall  immer  noch  an.  Am  30.  VHI. 
ist  das  Tier  ziemlich  munter,  nur  sitzt  es  sehr  oft  nieder.  Die  Temperatur  ist 
auf  39,1  °  gesunken.  Tags  darauf,  dem  6.  Tage  nach  der  Impfung,  agglutiniert 
das  Serum  in  einer  Verdünnung  von  1:160,  die  Temperatur  geht  noch  weiter 
herab  auf  38,5 "  und  bleibt  auf  diesem  niederen  Punkte  bis  zum  5.  EK. ;  an  diesem 
Tag  hat  die  Diarrhöe  aufgehört  und  nun  nimmt  die  Temperatur  bis  zum  8.  IX. 
ihre  ursprüngliche  Höhe  wieder  an.  Mattigkeit  und  Schwäche,  die  sich  in  häufigem 
Niedersitzen  ausdrücken,  halten  jedoch  an.  Am  9.  IX.,  dem  15.  Tag  nach  der 
Infektion,    wird    die   Gans    getötet.     Agglutination    1:80. 

Der   Sektionsbefund  ist  n^ativ  bis   auf  eine  leichte  Rötung   der   Schleimhaut 
des   Dünndarms,   dessen    Inhalt   eine    dünne   Flüssigkeit  von    grünlich-gelber    Farbe 
darstellt.     Der  mikroskopische  Nachweis   von   Bakterien   gelingt  nirgends. 
Je  eine  Drigalski-  Agarplatte  wird  geimpft  mit 

Herzblut        7 

MUz 

Leber  >  steril 

Gallenblase 

Niere  f 

Ein    Stückchen   Muskulatur   in   Bouillon    —    keine  Trübung. 

Versuch  24. 

Einer  ebenfalls  1/2- jährigen  grauen  Grans  impfte  ich,  nachdem  der  Agglntinations- 
befund  n^ativ  ausgefallen  und  die  Temperatur  auf  40,3"  befunden  war,  am  25. 
VIII.  1911  die  Abschwemmung  von  fünf  24-stündigen  Agarstrichkulturen  in  2  ccm 
Bouillon  supendiert  in  die  Bauchhöhle.  2  Tage  ist  starke  Störung  im  Allgemein- 
befinden und  in  der  Futteraufnahme  zu  bemerken,  ebenso  Diarrhöe  von  glasigem, 
weißlichem  Kote,  Temperatur  41,0".  Am  28.  VHI.  nimmt  das  Tier  wieder  Nah- 
rung zu  sich  und  wird  wieder  munter,  der  Durchfall  hält  jedoch  an,  Temperatur 
sinkt  in  den  nächsten  Ta^en  auf  39,0"  und  kehrt  erst,  nachdem  die  Diarrhoe  ver- 
schwunden ist,  am  4.  iX.  auf  40,2"  zurück.  Am  6.  Tage  nach  der  Injektion 
agglutiniert  das  Serum  in  einer  Verdünnung  von  1:320.  Am  15.  tu  einer  solchen 
von    1 :  160.     An    diesem   Tage   erfolgt   die  Tötung   des    Tieres. 

Sektionsbefund:  In  der  Bauchhöhle  bietet  sich  das  Bild  einer  abgeheilten  Peri- 
tonitis: Der  Magen  und  der  linke  Leberlappen  sind  durch  eine  ungefähr  0,5  cm 
dicke  Bindegewebsschicht  mit  der  Bauchdecke  verwachsen.  Außer  einer  leichten  Rötung 
der  Dünndarmschleimhaut  ist  sonst  keine  Veränderung  zu  bemerken.  —  Der  mikro- 
skopische   Nachweiß   in    Ausstrichen    aus    verschiedenen    Organen   fällt    negativ    aus. 

Je  eine  Drigalski  -  Agarplatte  wird  geimpft  mit 

Herzblut  ) 

M"^  steril 

Leber         \  ^^^"^ 

Galle         I 
Ein    Stückchen   Muskulatur   in   Bouillon    —   keine  Trübung. 


328  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Versuch  25. 
Als  Versuchstier  für  subkutane  Impfung  ersah  ich  eine  schwere  weiße  Pe- 
kingente, ca.  2  Jahre  alt.  Ihr  Serum  agglutinierte  Paratyphus-B-Bacillen  nicht, 
die  Temperatur  betrug  40,4°.  Am  26.  VIII.  spritzte  ich  derselben  die  Ausbeute 
von  drei  24-stüudigen  Agarstriclikulturen  und  2  ccm  Bouillon  unter  die  Haut  der 
Bauchdecke  und  brachte  sie  durch  Massage  zur  rascheren  Resorption.  6  Stunden 
später  ist  die  Temperatur  auf  41,6  ^  angestiegen.  Das  Tier  liegt  mit  gespreizten 
Flügeln  auf  dem  Boden  und  weicht  der  Berührung  nicht  aus.  Am  nächsten  Morgen 
ist   es   verendet. 

Sektionsbefund:  Der  Kadaver  verbreitet  einen  üblen  Geruch,  die  Unterseite 
ist  völlig  mit  Kot  beschmutzt,  die  Augen  sind  mit  Sekret  verklebt.  Die  Bauch- 
decke ist  straff  angespannt,  in  der  Bauchhöhle  seröses  Exsudat,  die  Gefälle  des 
Darmes  und  des  Herzens  treten  stark  hervor,  der  Darm  ist  bereits  in  Fäulnis 
begriffen,  die  Dünndarmschleimhaut  ist  geschwollen,  diffus  gerötet  und  zeigt  zahl- 
reiche Hämorrhagieen.  Die  Follikel  des  Dünndarms  sind  deutlich  zu  sehen.  Sein 
Inhalt  besteht  aus  einer  grünüch-gelben  Flüssigkeit,  die  im  Dickdarm  etwas 
dunklere   Farbe  hat,   Leber  und   Milz   sind  hj^perämisch,   erstere   leicht   brüchig. 

In    den   mikroskopischen    Präparaten    aus    Herzblut,    Milz,   Leber,    Gallenblase 
und   Muskulatur  sind   überall  Kurzstäbchen   zu  erkennen. 
Je  eine  Drigalski-  Agarplatte  wird  geimpft   mit 
Herzblut,  zahlreiche  kleine  blaue  Kolouieeu, 
Milz,    ebenso, 
Leber,   ebenso, 
Galle,   ebenso. 
Ein   Stückchen   Muskulatur   in   Bouillon    —   starke  Trübung.     Einige   Tropfen 
erzeugen    auf    einer    Drigalski- Agarplatte    zahlreiche    blaue    Kolonieen. 

In  allen  Kolonieen  sind  Paratyphus-B-Bacillen  in  Reinkultur  nachzuweisen. 

Versuch  26. 

Eine  graue,  ca.  1/2  Jahr  alte  Ente,  deren  Serum  Paratyphus-B-Bacillen  nicht 
agglutinierte  und  deren  Temperatur  40,3"  betrug,  ließ  ich  2  Tage  lang  hungern,  dann' 
gab  ich  derselben  vom  26.  VHI.  an  täglich  drei  24-stündige  Bouillonkulturen 
per  OS.  Die  vier  ersten  Tage  dieser  Fütterung  mit  Bacillen  gab  ich  keine  Nahrung; 
bereits  am  29.  VIII.  reagiert  das  Tier  durch  starke  Diarrhöe  und  deutliche  Schwäche, 
es  sitzt  immer  auf  einer  Stelle.  Am  30.  VHI.  sinkt  die  Temperatur  auf  39,2 ". 
Die  Ente  üegt  andauernd  am  Boden,  nimmt  jedoch  ab  und  zu  Futter  auf,  Tags 
darauf  verschlimmert  sich  der  Zustand  noch  mehr.  Die  Temperatur  geht  auf  38,5  ° 
herab.     Am   Nachmittag   dieses   Tages    verendet   das  Tier. 

Sektionsbefund:  Totenstarre  gut  ausgebildet.  Die  Umgebung  der  Kloake  stark 
mit  Kot  beschmutzt.  In  der  Bauchhöhle  findet  sich  seröses  Exsudat,  das  Peri- 
toneum ist  entzündet,  die  Darmgefäße,  vor  allem  die  des  Dünndarms  sind  prall  ge- 
füllt. Leber  und  Milz  zeigen  keine  Veränderungen.  Der  Dünndarm  hat  eine  ge- 
schwollene, diffus  gerötete  und  mit  Hämorrhagieen  durchsetzte  Schleimhaut,  sein 
Inhalt  ist  eine  weißlich-gelbe  I'lüssigkeit. 

In  Ausstrichen  aus  Herzblut,  Milz,  Leber,  Gallenblase  und  Muskulatur  lassen 
sich   Kurzstäbchen  nachweisen. 

Je  eine  Drigalski-  Agarplatte  wird  geimpft   mit 
Herzblut,   zahlreiche  kleine  blaue   Kolonieen, 
Milz,   eine  etwa   talergroße  und   viele  kleine  blaue   Kolonieen, 
Leber,   zahlreiche  kleine  blaue  Kolonieen, 
Gallenblase,    zahlreiche   kleine   blaue    Kolonieen. 

Ein  Stückchen  Muskulatur  in  Bouillon  —  starke  Trübung.  Im  hängenden 
Tropfen  sind  unzählige  bewegliche  Bakterien  zu  erkennen,  einige  Tropfen  bringen 
auf    einer    Drigalski- Agarplatte    zahlreiche    typische     blaue    Kolonieen    hervor. 

In  allen  Kolonieen  lassen  sich  Paratyphus-B-Bacillen  in  Reinkultur  nach- 
weisen. 

Umstehend  folgen  die  Tabellen  der   Ergebnisse: 


Rein  hold  t,  lufektionsversuche  mit  den  „FleiBchvergiftern"  beim  Geflügel.   329 


Tabelle  über  die  Versuchsreihe  mit  Bac.  paratyphosus  B. 


Fall 

Versuchs- 
tier 

A  _*   1      T  *  iw.-^^        Tag  der    ,  Verendet 
Art  der  Infektion        T^f„rv^  >        o.^, 
[  Imprung          am 

Getötet 
am 

Nachweis  von 
Bacillen 

14 

Hahn 

Endovenöse  Impfung  25.  8.  1911 

4.  9.  1911 

Negativ 

15 

Huhn 

Intraperitoneale  „        25.  8. 

— 

4.  9. 

)) 

16 

>> 

Subkutane           „ 

24.  7. 

— 

26.  8. 

Positiv 
(Müz  u.  GaUe) 

17 

Btomachikal 

25.  8. 

— 

4.  9. 

Negativ 

18 

Taube 

Endovenöse  Impfunsr 

29.  8. 

30. 

8.  1911 

— 

Positiv 

rö 

Intraperitoneale  „ 

25.  8.           26. 

8. 

M 

20 

Subkutane           ,, 

26.  8. 

27. 

8. 

— 

21 

Intramuskuläre  „ 

29.  8. 

30. 

8. 

— 

22 

Stomachikal 

28.  8. 

2. 

9. 

— 

23 

Gans 

Endovenöse  Impfung 

— 

— 

9.  9.    ■ 

Negativ 

24 

)) 

Intraperitoneale  „ 

— 

— 

9.  9. 

» 

25     Ente 

Subkutane           „ 

— 

27. 

8. 

— 

Positiv 

26 

)) 

Stomachikal 

— 

1. 

9. 

— 

» 

Es  erlagen  der  Infektion  5  Tauben  und  2  Enten. 


Tabelle  der  Agglutinationen 

typ 

der  Vers 
hos  US  B. 

uchsreihe 

mit  B 

ac.  para- 

Versuchstier  und 
Infektionsart 

Tag  der  Unter- 
suchung 

1:20 

1:40 

1:80 

1:160 

1:320 

1:640 

1:1280 

Hahn,  endo  venös 

25.  8.  1911 
4  Tage  später 
10     „ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 

+ 

+ 
+ 

— 

— 

— 

Huhn,  intraperitoneal 

25.  8.  1911 
7  Tage  später 
10     „ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

— 

— 

— 

Huhn,  subkutan 

24.  7.  1911 
7  Tage  später 

11      „ 
32      „ 

+ 
+ 
+ 

+ 
+ 

^- 

+ 

+ 
+ 

+ 
+ 
+ 

+ 

— 

— 

Huhn,  stomachikal 

25.  8.  1911 
6  Tage  später 
10     „ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

— 

— 

- 

— 

Gans,  endovenös 

25.  8.  1911       !    — 
6  Tage  später       + 

15      „          „       1    + 

+ 

+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

Gans,  intraperitoneal 

2.5.  8.  1911       1    — 

6  Tage  später       + 

15     „          „           + 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+         -          - 

Ente,  subkutan 

26.  8.  1911          — 

— 

— 

_     1     _ 

I 

Ente,  stomachikal 


26.  8.  1911 


IV.  Ergebnisse  und  Schlußbetrachtungen. 

Aus  verstehenden  Versuchen  geht  hervor,  daß  von  dem  infizierten 
Geflügel  Hühner  am  wenigsten  empfindlich  waren,  denn  keines  der 
8  Versuchstiere  ging  an  den  Folgen  der  Impfungen  ein.  Nicht  einmal 
bei  endovenöser  Applikation  von  verhältnismäßig  sehr  großen  Mengen 
(die   Ausbeute   von    zwei    24-stündigen    Agarstrichkulturen)    war    eine 


330  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

tödliche  Wirkung  zu  erzielen;  nur  starke,  einige  Tage  anhaltende 
Störung  im  Allgemeinbefinden,  bestehend  in  Mattigkeit,  Sistierung  der 
Futteraufnahme,  Diarrhöe,  Temperatursteigerung  und  Bildung  von 
Agglutininen  im  Blute  war  die  Folge,  gerade  so  wie  bei  den  anderen 
Infektionsarten. 

Von  den  10  zu  Versuchen  benutzten  Tauben  verendeten  8,  gleich 
80  Proz.  Nur  die  unter  normalen  Fütterungsverhältnissen  mit  Bac. 
enteritidis  Gärtner  stomachikal  infizierte  Taube  (Versuch  9)  und 
die  mit  demselben  Bacillus  subkutan  geimpfte  (Versuch  7)  zeigte  sich 
refraktär,  letztere  wohl  deshalb,  weil  sich  an  der  Infektionsstelle  ein 
Abszeß  bildete,  viele  der  Bakterien  darin  abgekapselt  und  dadurch  am 
Eindringen  in  Blut-  und  Lymphbahnen  gehindert  wurden. 

Demnach  sind  Tauben  für  die  Bakterien  der  Gruppe  der  Fleisch- 
vergifter  verhältnismäßig  gut  empfänglich ;  es  ist  allerdings  zu  bedenken, 
daß  solche  Dosen  von  Infektionsmaterial  zur  Verwendung  kamen,  wie 
sie  bei  natürlicher  Infektion  kaum  oder  nur  ganz  ausnahmsweise  in 
Betracht  kommen  dürften. 

Enten  sind,  wie  aus  meinen  Versuchen  zu  schließen  ist,  sowohl 
für  Bac.  enteritidis  Gärtner  als  auch  für  Bac.  paratyphosus  B 
empfänglich,  doch  hängt  die  Einwirkung  von  der  individuellen  Kon- 
stitution, der  Virusmenge  und  der  Infektionsart  ab.  Bei  subkutaner 
Einverleibung  konnte  ich  mit  beiden  Bacillenarten  den  Tod  der  Ver- 
suchstiere herbeiführen,  während  bei  Verimpfung  in  die  Bauchhöhle 
das  betreffende  Tier  wohl  erkrankte,  sich  aber  nach  wenigen  Tagen 
wieder  erholte. 

Für  Gänse  war  der  Bac.  enteritidis  Gärtner  von  stärkerer 
Einwirkung  als  der  Bac.  paratyphosus  B.  Denn  die  mit  ersterer 
Bacillenart  geimpfte  Gans  verendete,  während  die  mit  letzterer  infi- 
zierten Gänse  am  Leben  blieben ;  vielleicht  läßt  sich  der  rasche  Tod 
der  Gans  in  Versuch  10  auch  darauf  zurückführen,  daß  in  diesem  Falle 
die  Bakterien,  die  zur  Verwendung  gelangten,  bereits  eine  zweifache 
Passage  durch  Geflügel,  nämlich  durch  2  Tauben  in  Versuch  5  und  6, 
gemacht  hatten  und  so  für  Geflügel  pathogener  geworden  waren. 

Im  ganzen  verendeten  von  den  28  Versuchstieren  12:  8  Tauben, 
3  Enten  und  1  Gans,  und  zwar  erlagen  der  endovenösen  Impfung 
2  Tauben  und  1  Gans,  der  intraperitonealen  2  Tauben,  der  sub- 
kutanen 1  Taube  und  2  Enten,  der  intramuskulären  2  Tauben,  der 
stomachikalen  1  Taube  und  1  Ente.  Letzterer  Infektionsart  aller- 
dings nur  nachdem  durch  Hunger  die  Körperkräfte  der  betreffenden 
Tiere  herabgesetzt  waren,  während  die  unter  normalen  Ernährungs- 
verhältnissen  stehende  Taube  und  Ente  am  Leben  blieben. 

Mit  Rücksicht  darauf,  daß  unter  Verhältnissen,  wie  sie  in  der  Natur 
liegen,  kaum  Gelegenheit  zu  einer  anderen  Infektion  als  der  stomachi- 
kalen geboten  sein  dürfte,  und  dann  auch  wohl  kaum  eine  Aufnahme 
solch  enormer  Mengen,  wie  der  von  mir  applizierten  Bakterien  vor- 
kommen dürfte,  ist  ein  Auftreten  von  Infektionen  mit  Bac.  enteri- 
tidis Gärtner  oder  Bac.  paratyphosus  B  in  seuchenhafter  Form 
beim  Geflügel  wohl  kaum  möglich,  zumal  dieses,  wie  aus  meinen  Ver- 
suchen zu  entnehmen  ist,  gegen  diese  beiden  Bacillenarten  ziemlich 
widerstandsfähig  ist.  In  der  Literatur  über  Geflügelseuchen  findet 
sich  nirgends  eine  durch  derartige  Bacillen  hervorgerufene  Seuche  vor. 

Es  könnten  nun  bei  meinen  Versuchen  Bedenken  dahingehend  er- 
hoben werden,  daß  als  Suspensionsmaterial  für  die  verimpften  Bakterien 


Reinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „ Fleisch vergif lern"  beim  Geflügel.   331 

Bouillon  verwendet  wurde,  und  diese  durch  ihren  Gehalt  an  heterogenem 
Eiweiß  die  Todesursache  gewesen  sein  könnte.  Um  diese  eventuellen 
Einwände  zu  entkräften,  möchte  ich  anführen:  1)  daß  trotz  der  Ein- 
verleibung von  Bouillon  bei  einer  großen  Anzahl  von  Versuchstieren, 
nämlich  bei  allen  Hühnern,  den  mit  Bac.  parat yphosus  B  geimpften 
Gänsen,  der  Ente  in  Versuch  11  und  der  Taube  in  Versuch  7  kein 
letaler  Ausgang  zu  verzeichnen  war ;  2)  füge  ich  das  Ergebnis  folgender 
Versuche  bei :  Von  2  Tauben  impfte  ich  die  eine  endovenös,  die 
andere  intraperitoneal,  und  zwar  je  mit  1  ccm  Bouillon;  beide  Impftiere 
blieben  vollständig  gesund.  Diese  beiden  Versuche  dürften  für  die  Un- 
schädlichkeit der  Bouillon  der  beste  Beweis  sein,  zumal  da  ich  bei  der 
endovenösen  Injektion  in  Versuch  5  und  18  nur  1/2  ccm  Bouillon  ge- 
brauchte. 

Bezüglich  des  Nachweises  der  einverleibten  Bakterien  längere  Zeit 
post  infectionem  bei  Tieren,  die  wieder  völlig  genesen  waren  und  dann 
getötet  wurden,  ist  folgendes  festzustellen: 

A.  Bei  der  Versuchsreihe  mit  Bac.  enteritidis  Gärtner:  In 
Fall  1  (Huhn  endovenös  geimpft)  waren  28  Tage  nach  der  Impfung 
weder  durch  das  Mikroskop,  noch  kulturell  Bakterien  nachzuweisen, 
ebenso  in  Fall  3  (Huhn  subkutan  geimpft),  dagegen  gelang  26  Tage 
post  infectionem  in  Fall  2  (Huhn  intraperitoneal  geimpft)  der  Nachweis 
von  Bakterien  in  Milz  und  Gallenblase  durch  Kultur.  In  Fall  4,  in  dem 
ein  4  Monate  alter  Hahn,  der  2  Tage  gehungert  hatte,  täglich  mit 
infektiösem  Material  gefüttert  und  7  Stunden  nach  der  letzten  Fütterung 
getötet  wurde,  konnten  in  aUen  Organen  und  in  der  Muskulatur  Bak- 
terien gefunden  werden.  Dagegen  gelang  bei  einer  ebenfalls  stomachikal 
infizierten  Taube  (9),  die  bei  normaler  Fütterung  20  Tage  lang  täglich 
Infektionsdosen  erhielt,  der  Nachweis  nicht,  ebenso  wie  bei  der  sub- 
kutan geimpften  in  Fall  7  26  Tage  nach  der  Impfung. 

In  Versuch  10  (Ente  intraperitoneal  geimpft)  war  der  Nachweis 
von  Bacillen  25  Tage  post  infectionem  in  allen  untersuchten  Organen 
und  in  der  Muskulatur  zu  erbringen.  In  Fall  13  (Ente)  waren  nach 
15  Tagen  in  keinem  der  untersuchten  Organe  Bakterien  nachweisbar, 
trotz  der  täglichen  Darreichung  von  zwei  24-stündigen  Bouillonkulturen 
bis  zum  Tage  vor  der  Tötung. 

B.  Bei  der  Versuchsreihe  mit  Bac.  paratyphos  B:  Bei  endo- 
venöser  und  intraperitonealer  Impfung  gelang  bei  Hühnern  CFall  14  und 
15)  10  Tage  nachher  und  bei  Gänsen  (Fall  22,  23  und  24)  15  Tage 
nachher  der  Nachweis  von  Bakterien  nicht  mehr,  auch  nicht  in  Fall  17 
(Huhn  stomachikal  infiziert)  nach  lO-tägiger  Fütterung  mit  Para- 
typhus-B-Bacillen. 

Dagegen  war  in  Versuch  16  (Huhn  subkutan  geimpft)  noch  nach 
32  Tagen  der  Nachweis  von  Bakterien  in  Milz  und  Gallenblase  möglich. 

Betrachtet  man  nun  das  Ergebnis  vorstehender  Zusammenstellung, 
so  läßt  sich  daraus  leicht  der  Schluß  ziehen,  daß  zwar  bei  manchen 
Tieren  (Fall  14  und  15,  23  und  24)  die  Ausscheidung  der  Bacillen  in 
der  verhältnismäßig  kurzen  Zeit  von  10 — 15  Tagen  erfolgt,  daß  aber 
andererseits  sich  in  einigen  Fällen  (2,  4,  10,  16)  noch  nach  einmonatlicher 
Frist  der  Nachweis  der  verimpften  Bakterien  erbringen  läßt.  Es  dürfte 
demnach  von  der  individuellen  Empfänglichkeit  und  Widerstandskraft 
abhängen,  ob  Infektionserreger  im  Organismus  zurückbleiben,  oder  ob 
alle  ausgeschieden  werden. 


332  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Bezugnehmend  nun  auf  die  Streitfrage  zwischen  Mühlens,  Dahm 
und  Fürst  und  Zwick  und  Weich  ei,  läßt  sich  auf  Grund  meiner 
Versuche  nicht  ganz  ausschließen,  daß  einmal  im  Fleisch  bzw.  in  den 
Organen  eines  Tieres,  das  nur  vorübergehend  mit  „Fleischvergiftern" 
infiziert  und  erkrankt,  bei  der  Schlachtung  aber  vollständig  gesund  war, 
die  Erreger  dieser  Vergiftungen  nachgewiesen  werden  können. 

Die  von  mir  angestellten  Fütterungsversuche  führen  mich  zu  der 
Ansicht,  daß  Magen  und  Darm  des  Geflügels  bei  normaler  Fütterung 
kaum  als  Eintrittspforte  für  eine  Allgemeininfektion  mit  letalem  Aus- 
gang in  Betracht  kommen  dürften,  daß  aber  Jugend  und  Inanition,  wohl 
aucn  Krankheit  oder  Kälte  Faktoren  darstellen,  welche  eine  die  In- 
fektion mit  Fleischvergiftern  begünstigende  Herabsetzung  der  Resistenz 
des  tierischen  Organismus  herbeiführen,  wie  dies  ja  auch  bei  anderen 
Infektionskrankheiten  zu  beobachten  ist. 

Bemerkenswert  ist  auch  das  Resultat  der  Untersuchungen  der  Sera 
auf  Agglutinine  vor  der  Infektion:  Bei  keinem  der  in  dieser  Hinsicht 
untersuchten  Tiere,  nämlich  8  Hühnern,  3  Gänsen  und  5  Enten, 
war  bei  einer  Verdünnung  der  Sera  im  Verhältnis  von  1 :  20  eine 
Agglutination  festzustellen,  und  zwar  weder  auf  Bac.  enteritidis 
Gärtner  noch  auf  Bac.  paratyphosus  B.  In  einem  Falle  (12)  unter- 
suchte ich  das  Serum  schon  am  5.  Tage  post  infectionem  ohne  jedoch 
Agglutination  zu  erzielen,  die  übrigen  Untersuchungen  bei  den  anderen 
Versuchstieren  führte  ich  jeweils  erst  6 — 10  Tage  nach  der  Impfung 
aus  und  konnte  dabei  immer  positive  Befunde  verzeichnen ;  zwei  Tat- 
sachen, welche  darauf  schließen  lassen,  daß  sich  die  Antikörper  un- 
gefähr erst  6 — 8  Tage  nach  der  Infektion  bildeten. 

Ueber  die  Dauer  des  Vorkommens  der  Agglutinine  im  Serum  meiner 
Versuchstiere  konnte  ich  deshalb  keine  Untersuchungen  anstellen,  weil 
ich  die  betreffenden  Tiere  spätestens  nach  einem  Monat  tötete,  um  in  den 
Organen  eventuell  noch  Bakterien  nachweisen  zu  können,  was  mir  ja 
auch  einigemal  gelang.  Aber  auch  in  den  Fällen,  in  denen  die  Tiere 
längst  wieder  gesund  waren,  und  keine  Bakterien  mehr  gefunden  wurden, 
ließen  sich  am  Tage  der  Tötung  im  Serum  noch  Agglutinine  feststellen. 

Den  höchsten  Agglutinationstiter  fand  ich  immer  6^8  Tage  nach 
der  Infektion,  bei  späteren  Untersuchungen  war  derselbe  entweder  gleich 
hoch  geblieben  oder  zurückgegangen  (Näheres  siehe  die  diesbezüglichen 
Tabellen).  Eigentümlich  ist,  daß  das  Serum  des  untersuchten  Geflügels 
nie  in  einer  stärkeren  Verdünnung  als  1 :  640  deutlich  agglutinierte, 
während  bei  Ziegen,  an  denen  zur  Zeit  meiner  Versuche  im  Institut 
für  Seuchenlehre  ebenfalls  Infektionen  mit  den  ,, Fleischvergiftern"  aus- 
geführt wurden,  noch  bei  einer  Verdünnung  von  1 :  4000  und  darüber 
Agglutination  erzielt  wurde.  Es  ist  dieser  Unterschied  wohl  darauf 
zurückzuführen,  daß  das  Geflügel  eine  größere  Indolenz  gegen  Bac. 
enteritidis  Gärtner  und  paratyphosus  B  besitzt  als  Ziegen. 

Uebereinstimmend  bei  allen  durch  die  Infektionen  verendeten  Tieren 
war  folgender  Sektionsbefund:  Starke  Injektion  der  Gefäße  der  Darm- 
traktus  und  des  Herzens;  schwere  Entzündung  der  Dünndarmschleim - 
haut;  dieselbe  war  jedesmal  geschwollen,  diffus  gerötet  und  mit  Hämor- 
rhagieen  durchsetzt.  Der  Inhalt  des  Dünndarms  war  immer  von  weiß- 
licher bis  grünlichgelber  Farbe.  Blutungen  ins  Lumen  waren  nur  in 
einem  Fall,  auf  den  ich  näher  zurückkommen  werde,  vorhanden.  Leber 
und  Milz  waren  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  hyperämisch.  Pathologische 
Veränderungen  in  der  Bauchhöhle  fanden  sich  vor  allem  bei  der  intra- 


Reinholdt,  Infektionsversuche  mit  den  „Fleischvergiftern"  beim  Geflügel.    333 

peritonealen  Impfung,  und  zwar  serofibrinöses  Exsudat;  in  Versuch  15 
und  24:  war  sogar  eine  Verwachsung  von  Magen  und  Leber  mit  der 
Bauchdecke  eingetreten.  Bei  den  anderen  Fällen  war  nur  in  einer  An- 
zahl von  Sektionen  seröse  Peritonitis  festzustellen. 

Im  Gegensatz  zu  Poppe  (13)  konnte  ich  bei  keinem  meiner  Ver- 
suchstiere blutige  Diarrhöe  feststellen ;  der  diarrhoische  Kot  war  meist 
von  wäßriger  Beschaffenheit  und  weißlicher  bis  gelblicher  Farbe.  Blut- 
beimischungen waren  nie  darin  zu  finden.  Nur  in  dem  bereits  ange- 
deuteten Fall  waren  Blutungen  ins  Lumen  des  Dünndarms  vorhanden, 
nämlich  in  Versuch  22  bei  der  Taube,  die  7  Tage  lang  gehungert  hatte 
und  der  Infektion  per  os  erlag. 

In  die  Verhältnisse  in  praxi  übersetzt,  dürften  die  Ergebnisse  meiner 
Untersuchungen  mich  wohl  zu  dem  Schlüsse  berechtigen,  daß  unter 
normalen  Verhältnissen  Hühner  sich  wohl  kaum  mit  Bac.  enteritidis 
Gärtner  oder  Bac.  paratyphosus  B  tödlich  infizieren,  daß  Tauben 
dagegen  einer  lebensgefährlichen  Infektion  eher  zugänglich  sind,  und 
daß  es  bei  ihnen  sowohl  als  auch  bei  Gänsen  und  Enten  von  der  indi- 
viduellen Konstitution  und  der  Infektionsart  abhängt,  ob  nur  eine  akute, 
mehr  oder  weniger  starke  Störung  im  Allgemeinbefinden  oder  eine 
lebensgefährliche  Erkrankung  die  Folge  ist.  Auf  alle  Fälle  sind  jedoch 
sehr  große  Mengen  virulenter  Bakterien  notwendig,  und  diese  auch  nur 
dann  wirksam,  wenn  durch  Unterernährung,  Krankheit  oder  Jugend 
die  Kräfte  des  tierischen  Organismus  herabgesetzt  sind. 

Schlußsätze. 

1)  Durch  die  Einverleibung  von  Bac.  enteritidis  Gärtner  oder 
Bac.  paratyphosus  B  auf  die  verschiedensten  Methoden  (endovenös, 
intraperitoneal,  subkutan,  intramuskulär,  stomachikal)  lassen  sich  bei 
Hühnern,  Tauben,  Gänsen  und  Enten  teils  vorübergehende,  teils  tödliche 
Erkrankungen  hervorrufen. 

2)  Am  ehesten  sind,  nach  meinen  Versuchen  zu  schließen,  Tauben 
einer  Infektion  zugänglich,  dann  folgen  Enten  und  Gänse ;  am  wider- 
standsfähigsten sind  Hüliner. 

3)  Vom  geringsten  Einfluß  auf  den  Gesundheitszustand  des  Ge- 
flügels ist  die  Applikation  per  os  unter  normalen  Fütterungsverhältnissen. 

4)  Zur  Infektion  sind  sehr  große  Mengen  von  Bakterien  notwendig. 

5)  Der  Nachweis  der  Bakterien  gelingt  immer,  wenn  die  Tiere  an 
der  Infektion  verenden.  Bei  Tötung  der  wieder  gesunden  Tiere  ist  das 
Gelingen  des  Nachweises  zweifelhaft. 

6)  Agglutinine  lassen  sich  im  Blut  vom  6.  Tage  post  infectionem  an 
nachweisen. 

Zum  Schlüsse  drängt  es  mich,  Herrn  Prof.  Dr.  Reinhardt  für  die 
liebenswürdige  Ueberweisung  der  Arbeit  sowie  für  das  derselben  jeder- 
zeit entgegengebrachte  Interesse  meinen  verbindlichsten  Dank  aus- 
zusprechen. 


334  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Literatur. 

1)  Kutscher    u.   Meinicke,   Vergleichende   Untersuchungen    über   Paratyphus-, 
Enteritis-  iind  Mäusetyphußbacillen.     (Zeitschr.  f.    Hyg.   Bd.  52.   1906.) 

2)  Vagedes,  Klin.  Jahrb.  1905.  H.  14  (n.  Vor.). 

3)  Gärtner,    lieber    die    Fleischvergiftung    in    Frankenhausen.     (Breslauer  ärztl. 
Zeitg.   1888.  p.  236  f.) 

4)  Hübener,    Fleischvergütungen    und    Paratyphusinfektionen,    ihre    Entdeckung 
und  Verhütung.    Wiesbaden   1910. 

5)  Dreves,    Zur   Aetiologie   des   Paratyphus  B.      (Zeitschr.   f.    Medizinalbeamte. 
1908.   No.  9.) 

6)  Kolle  u.  Hetsch,  Die  experimentelle  Bakteriologie  und   die  Infektionskrank- 
heiten.   Berlin  u.  Wien  1906.   (n.  Vor.) 

7)  Bongert,  Der  Mäusetyphus.  (Kolle  u. Wassermann,  Handb.  d.  pathogen. 
Mikroorg.   HI.   1903.) 

8)  Nocard    et    Leclainche,    Maladies    microbiennes    des    nimaux.      Edit.    3. 
Paris    1903. 

9)  Tartakowsky,  Enterite  septique  des  passereaux.    (Nocard  et  Leclainche, 
Maladies  microb.  [8].) 

10)  Böhme,  Zur  Charakterisierung  der  Hogcholeragruppe.  (Zeitschr.  f.  Hyg. 
Bd.  52.   1906.) 

11)  Eckersdorff,  Kasuistische  Beiträge  zum  Vorkommen  von  Bacillen  der 
Paratyphus  (Hogcholeragruppe).  (Arb.  a.  d.  kgl.  Instit.  f.  experün.  Ther.  zu 
FranMurt   a.  M.   1908.) 

12)  Seiffert,  Studien  zur  Salmonellagruppe,  Paratyphus-B-Gruppe.  (Zeitschr. 
f.  Hyg.  Bd.  63.   1909.) 

13)  Poppe,  Zur  Frage  der  Uebertragung  von  Krankheitserregern  durch  Hühner- 
eier. Zugleich  auch  Beitrag  zur  Bakteriologie  des  normalen  Eies.  (Arb.  a.  d. 
ßeichsgesundheitsamt.   1910.) 

14)  Zwick  u.  Weichel,  Zur  Frage  des  Vorkommens  von  sog.  Fleischgiften 
in  Pökelfleischwaren.     (Arb.  a.  d.  Reichsgesundheitsamt.    Bd.  33.   1910.  H.  2.) 

15)  Mühlens,  Dahm  u.  Fürst,  Untersuchungen  über  Bakterien  der  Enteritis- 
gruppe (Typus  Gärtner  u.  T.  Flügge),  insbesondere  über  die  sog.  „Fleisch- 
vergiftungserreger" und  die  sog.  „Ra,ttenschädlinge".  (Centralbl.  f.  ßakteriol. 
Abt.  I.   Orig.  Bd.  48.   1909.) 

16)  Grimm,  M.  D.,  Eine  neue  Seuche  der  Ratten.  (Bote  f.  öffentl.  Veterinär- 
wesen.  1905.  Nr.   7)  [Russisch.]   (n.  Vor.) 

17)  Bahr,  Raebiger,  Grosso,  Untersuchungen  über  den  Bac.  paratypho- 
sus  B,  der  Bac.  enteritidis  Gärtner  und  den  Ratinbacillus.  (Zeitschr. 
f.    Infektionskrankh.    d.    Haustiere.    Bd.  5.    1908/09.) 

18)  Vergleichende  Untersuchungen  über  Ratin  und  Fuchsol.  (Landwirtschaftl. 
Wochenschr.   f.   d.   Prov.   Sachsen.    1908.   No.  21.) 

19.  Xylander,  Der  Ratinbacillus  als  Rattenvertilgungsmittel.  (Arb.  a.  d.  KaiserL 
Cfeflundheitsamte.   Bd.  28.   1908.   H.  1.   (n.   Bahr,   Raebiger,  Grosso.) 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleisch  Vergiftungsbakterien  etc. 


335 


Nachdrtcck  verboten. 

Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  in  Fleisch 

und  Organen  Ton  Schlachttieren  auf  (xrund  systematischer  Unter- 
suchungen über  den  Verlauf  und  den  Mechanismus  der  Lifektion 
des  Tierkörpers  mit  Bakterien  der  Enteritis-  und  Paratyphusgruppe, 
sowie  des  Typhus ;  zugleich  ein  Beitrag  zum  Infektions-  und  Virulenz- 
problem der  Bakterien  auf  experimenteller  Basis  ^). 

[Aus  dem  Schlachthoflaboratorium  in  München  ^).] 

Von  Dr.  med.  vet.  Max  Müller,  Leiter  des  Laboratoriums. 

Die  folgenden  Ausführungen  enthalten  die  Ergebnisse  der  Unter- 
suchungen, die  ich  zur  Beantwortung  der  Frage  angestellt  habe,  welche 
Organe  die  bakteriologische  Fleischbeschau  beim  Vorliegen  von  Septik- 
ämieverdacht  in  erster  Linie  zu  untersuchen  hat.  Die  Fleischhygiene 
kann  ihrer  schwierigen  von  Ger  lach  (16)  treffend  dahin  formulierten 
Aufgabe:  „Unter  möglichster  Verwertung  des  Fleisches 
kranker  Tiere  die  Gesundheit  des  Menschen  zu  schützen" 
nur  dann  voll  nachkommen,  wenn  sie  der  Fleischbeurteilung  eine  exakte, 
von  theoretisch-philosophischen  Erwägungen  möglichst  freie  Auffassung 
des  lufektions-  und  Virulenzproblems  zugrunde  legt. 

Bei  meinen  Untersuchungen  ging  ich  von  der  Erwägung  aus,  daß 
die  bakteriologische  Ergänzungsbeschau  für  die  Praxis  nur  dann  Wert 
hat,  wenn  dieselbe  in  der  Lage  ist,  schnell  und  sicher  zu  ent- 
scheiden, ob  der  auf  Grund  der  makroskopischen  Untersuchung  geäußerte 
Septikämieverdacht  begründet  ist  oder  nicht.  Da  die  Fleischvergiftungen 
des  Menschen  durch  Bollinger  (1)  in  außerordentlich  nahe  Beziehungen 
zu  den  „septikämischen"  Krankheiten  der  Schlachttiere  gebracht  worden 
sind,  so  ist  die  Entscheidung  der  Frage,  ob  ein  Tier  auf  Grund  der 
Fleischbeschau  als  septikämisch  zu  betrachten  ist  oder  nicht,  für  den 
Tierarzt  häufig  eine  außerordentlich  verantwortungsvolle  und  schwierige 
Aufgabe  auch  aus  dem  Grunde,  als  die  herrschende  Unsicherheit  über  die 
fleischbeschauliche  Septikämiefrage  häufig  auch  zu  einem  Kollidieren  der 
sich  widerstrebenden  wirtschaftlichen  und  hygienischen  Interessen  führt. 

Die  Zahl  der  als  Septikämie  und  Pyämie  auf  Grund  der  Beschau 
gestellten  Diagnosen,  denen  zufolge  der  ganze  Tierkörper  als  „untauglich 
zum  Genuß"  erklärt  wurde,  betrug  nach  der  Fleischbeschaustatistik: 


Tiergattung 

1905 

1906 

1907 

1908 

1909 

1.  Pferde 

480 

491 

566 

566 

570 

2.  Rindvieh 

16  421 

15  490 

15  687 

16197 

16104 

3.  Schweine 

1677 

2  074 

2  094 

1919 

1821 

4.  Schafe 

291 

343 

297 

302 

260 

5.  Ziegen 

221 

273 

223 

141 

200 

6.  Hunde 

2 

— 

1 

— 

— 

Insgesamt 

19  092 

18  671 

18868 

19125 

18955 

Ich  habe  in  meiner  Arbeit  (2)  über  die  Beziehungen  der  Notschlach- 
tungen  zu    den   Fleischvergiftungen    und    das    Wesen    des    sogenannten 

1)  Habilitationsschrift. 

2)  Die  in  den  Jahren  1909   und   1910  angestellten  Versuche  sind   im  Institut  für 
Hygiene  und  Bakteriologie  an  der  Universität  Straßburg  ausgefiihrt  worden. 


336  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

septischen  Beschaubefundes  bereits  eingehend  dargelegt  und  gezeigt,  daß 
wir  es  bei  den  fleischbeschaulichen  Septikämiediagnosen 
in  der  allergrößten  Mehrzahl  der  Fälle  überhaupt  nicht 
mitdemVorliegenvonSeptikämieenim  bakteriologischen 
Sinne  des  Wortes,  sondern  in  der  Regel  mit  Saprämieen 
zutun  haben,  sofern  wir  unter  Septikämie  die  Allgemeininfektion 
des  Körpers  mit  einer  gleichen  Art  von  Bakterien  verstehen,  welche 
durch  den  Einbruch  dieser  Erreger  in  die  Blutbahn  unter  weiter- 
schreitender Vermehrung  daselbst  entstanden  ist,  und  wenn  wir  als 
Saprämie  die  Folgezustände  der  Wundinfektion  mit  den  ubiquitären 
vielartigen  saprophytischen  Bakterien  auffassen,  wobei  es  zu 
einer  Intoxikation  des  Körpers  durch  die  Produkte  der  saprophytischen 
Bakterien  kommt,  ohne  daß  die  Bakterien  hierbei  eine  allgemeine  Ver- 
breitung im  Körper  finden  müssen.  Ob  ein  pathologischer  Beschaubefund 
als  Septikämie  oder  Saprämie  anzusprechen  ist,  muß  aber  in  erster  Linie 
durch  eine  bakteriologische  Untersuchung  entschieden  werden.  Und 
diese  bakteriologische  Ergänzungsuntersuchung  ist  nicht 
nur  aus  hygienischen,  sondern  auch  aus  wirtschaftlichen 
Gründen  in  der  Fleischbeschau  nötig,  weil  die  Saprämie, 
hinsichtlich  der  Verwertung  solchen  Fleisches  zum  Genuß 
für  den  Menschen  in  vielen  Fällen  eine  günstigere  Be- 
urteilung erfahren  kann,  als  wenn  derartiges  Fleisch  auf 
Grund  des  Septikämieverdachts  allein  als  „untauglich 
zum  Genuß  für  den  Menschen"  begutachtet  wird. 

Es  liegt  daher  ein  Verkennen  des  Zweckes  und  der  Aufgaben  der 
bakteriologischen  Fleischbeschau  darin,  wenn  sich  dieselbe  lediglich  auf 
das  Suchen  nach  sogenannten  Fleischvergiftungsbakterien  kaprizieren  soll, 
weil  hierbei  das  für  den  Tierarzt  außerordentlich  wichtige  wirtschaft- 
liche Moment  außer  acht  gelassen  wird.  Ich  habe  auch  durch  meine 
Untersuchungen  über  die  Beziehungen  der  Notschlachtungen  zu  den 
Fleischvergiftungen  und  das  Wesen  des  sogenannten  septischen  Beschau- 
befundes bereits  dargetan,  daß  die  Möglichkeit  zur  Entstehung  von 
Fleischvergiftungen  auf  Grund  der  als  verdächtig  erachteten  Beschau- 
befunde allerseits  außerordentlich  überschätzt  worden  ist,  eben  weil 
wir  es  in  der  allergrößten  Mehrzahl  dieser  verdächtigen  Fälle  nicht  mit 
Septikämieen,  sondern  mit  Saprämieen  zu  tun  haben. 

Auf  Grund  der  unklaren  Vorstellungen  über  die  Natur  der  als 
Septikämie  und  Pyämie  gedeuteten  Beschaubefunde  resultierte  auch  eine 
merkliche  Unsicherheit  hinsichtlich  der  Anwendung  der  bakteriologischen 
Fleischuntersuchung  für  die  Zwecke  der  Praxis.  Weil  das  Suchen  nach 
den  Fleischvergiftungsbakterien  auch  in  den  als  verdächtig  erachteten 
Fällen  in  der  Regel  mißlang,  machte  sich  zur  Erklärung  dieses  nicht 
erwarteten  Untersuchungsergebnisses  ein  gewisser  Mystizismus  breit.  Man 
wähnte  eine  Latenz  der  Fleischvergiftungsbakterien  im  Muskel  (Con- 
rad!, 3),  sprach  von  „kryptogenetischer  Sepsis",  glaubte,  daß  Keime  der 
Paratyphusgruppe  sich  hauptsächlich  auf  dem  Fleische  notgeschlachteter 
Tiere  ansiedeln  würden  (Rommler,  4)  und  suchte  „das  Visier  dieser 
verkappten  Septikämieen"  durch  Anwendung  mehr  oder  weniger  umständ- 
licher technischer  Finessen  zu  lüften.  Hü  bener  (5)  vertritt  bezüglich 
der  Beobachtungen  über  intravital  erfogte  Infektionen  des  Fleisches  von 
Schlachttieren  mit  toxinbildenden  Enteritisbakterien  und  der  pathogenen 
Wirkungsweise  solchen  Fleisches  auf  den  Menschen,  wie  dies  bei  den 
Vergiftungen  von  Frankenhausen  und  Moorseele  der  Fall  war,  folgende 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc.  337 

Ansicht:  „Daß  nicht  noch  mehr  derartige  Beobachtungen  vorliegen,  liegt 
doch  lediglich  an  der  Gewohnheit  der  Menschen,  Schlachttleisch  erst 
1 — 2  Tage  hängen  zu  lassen  und  nicht  unmittelbar  nach  der  Schiachtung 
zu  genießen.  Wäre  das  nicht  der  Fall,  so  würden  wahrscheinlich  ähn- 
liche Beobachtungen,  wie  die  vorliegenden,  noch  mehrfach  gemacht 
worden  sein." 

Wir  sehen  aus  diesen  unklaren  Vorstellungen,  wie  wesenthch  für 
die  Klärung  der  ganzen  Fleischvergiftungsfrage  zunächst  einmal  klar- 
legende Untersuchungen  über  das  eigentliche  Wesen  des  „septischen" 
Beschaubefundes  bei  den  Schlachttieren  waren,  da  der  „septische"  Beschau- 
befund auf  Grund  der  Lehre  Bollingers  als  ein  für  die  Genese  von 
Fleischvergiftungen  außerordentlich  gefährlicher  und  stets  verdächtiger 
erachtet  wurde.  Erst  mit  der  Zurechnung  der  Mehrzahl  der 
verdächtigen  Fälle  zur  Saprämie  wurde  von  mir  die  zu- 
treffende Erklärung  für  die  relative  Seltenheit  der 
Fleischvergiftungen  trotz  der  hohen  Zahl  der  bisher  als 
Septikämie-  und  Pyämie  registrierten  Beschaubefunde 
gegeben.  Mit  dieser  Erkenntnis  hat  die  Fleisch  ver- 
giftungsfrage  für  die  Fleischb  eschau  eine  völlig  andere 
Bedeutung  als  bisher  erlangt. 

Das  Stellen  der  Saprämiediaguose  erfordert  vor  allem  die 
sichere  Exklusion  des  Septikämie  verdacht  es  auf  Grund  der  bakterio- 
logischen Untersuchung.  Wir  müssen  bei  dieser  Untersuchung  aber  nicht 
nur  wisstT,  „wie"  wir  technisch  vorzugehen  haben,  sondern  vor  allem 
auch  „was*',  d.  h.  welche  Organe  wir  zu  prüfen  haben,  um  ein  sicheres 
Urteil  fällen  zu  können.  Die  nach  dieser  Richtung  von  Autoren  gemachten 
Angaben  entbehren  einer  hinreichenden  wissenschaftlichen  Begründung, 
Bei  den  bakteriologisch  untersuchten  Fleischvergiftungsepidemieen  zeigte 
sich  zwar,  daß  —  sofern  sich  Bakterien  vorfanden  —  diese  in  der 
Muskulatur  in  großer  Zahl  enthalten  waren.  Der  negative  Untersuchungs- 
befund lediglich  eines  Muskelstückes  berechtigt  indessen  noch  nicht  zu 
der  Annahme,  daß  das  betreffende  Tier  überhaupt  nicht  mit  Fleischver- 
giftungsbakterien infiziert  ist,  weil  das  Eindringen  der  Bakteiien  in  die 
Muskulatur,  wie  ich  weiter  unten  darlegen  werde,  erst  den  Schlußstein 
der  septikämischen  Infektion  bildet.  Deshalb  vermag  auch  die 
bakteriologische  Untersuchung  von  Muskulatur  allein 
keine  sicher  zutreffende  Entscheidung  über  das  Vor- 
liegen einer  septikämischen  Infektion  oder  das  Freisein 
eines  Tierkörpers  von  einer  solchen  zu  fällen.  Die  Klärung 
der  Frage,  welche  Organe  wir  zu  einer  sicheren  Untersuchungsentscheidung 
über  das  etwaige  Vorliegen  einer  septikämischen  Infektion  zu  untersuchen 
haben,  war  daher  für  den  weiteren  Ausbau  der  bakteriologischen  Fleisch- 
untersuchung von  größter  Bedeutung.  Ich  habe  bereits  in  früheren 
Arbeiten  (6)  kurze  Angaben  über  die  Ergebnisse  der  nach  dieser  Richtung 
ausgeführten  Untersuchungen  gemacht,  ohne  jedoch  bislang  einer  Moti- 
vierung dieser  Angaben  näher  getreten  zu  sein.  —  Da  das  Ergebnis  der 
Muskeluntersuchung  meist  negativ  und  das  Auffinden  von  Fleischver- 
giftungsbakterien ein  seltenes  ist,  so  fehlte  der  bakteriologischen  Fleisch- 
untersuchung bei  der  Untersuchung  der  Muskulatur  allein  die  nötige 
Sicherheit  für  eine  wirklich  zutreffende  Entscheidung. 

Ich  suchte  deshalb  die  Frage  zu  beantworten,  welche 
Organe  des  Tierkörpers  in  erster  Linie  zu  untersuchen 
sind,   um  eine  Infektion  mit  Fleischvergiftungsbakterien 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  5.  22 


338  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

auch    während    der    Inkubationszeit    durch    die    bakterio- 
logische Untersuchung  festzustellen. 

Exakte  systematische  Untersuchungen  über  die  Art  und  Weise 
des  Fortschreitens  septikämischer  Infektionen  im  Tierkörper  liegen  meines 
Wissens  nicht  vor.  Das  Problem  der  Infektion  und  Virulenz  wurde  in 
der  Hauptsache  auf  theoretischer  Basis  zu  erklären  versucht.  Ich  er- 
wähne nach  dieser  Hinsicht  das  Werk  von  Laurent  (17)  und  die 
Baiische  Monographie  (18).  Die  Kenntnis  des  etappenmäßigen  Verlaufs 
der  Infektion  im  Tierkörper  selbst  erfuhr  hierbei  jedoch  keine  wesentliche 
Förderung.  —  Im  allgemeinen  lehnt  sich  die  herrschende  Vorstellung 
über  den  Infektionsmechanismus  an  die  Ergebnisse  der  experimentellen 
Blut-  und  Wundinfektion  an.  S  chim  melbusch  und  Rick  er  (7) 
zeigten,  daß  beim  Einbringen  größerer  Mengen  von  Bakterien  in  tiefe 
Gewebswunden  von  Tieren  eine  mehr  oder  weniger  große  Anzahl  der 
eingebrachten  Keime  nach  kurzer  Zeit  im  Blutkreislauf  erscheint  und  in 
den  Organen  nachweisbar  ist;  sie  zeigten  ferner,  daß  auch  Saprophyten 
von  der  W^unde  aus  in  die  inneren  Organe  aufgenommen  werden,  aus 
denselben  jedoch  schnell  wieder  verschwinden  und  nur  an  der  Impfstelle 
längere  Zeit  nachweisbar  bleiben.  Für  den  Infektionsmechanismus  machte 
sich  demzufolge  auch  bei  den  Septikämieen  eine  allgemein  verbreitete 
Ansicht  dahingehend  geltend,  daß  die  Infektionserreger  direkt  in  das 
Blut  übertreten.  Aus  den  weiteren  experimentellen  Befunden  über  die 
direkt  in  die  Blutbahn  eingebrachten  Bakterien  wurde  dann  weiterhin 
gefolgert,  daß  die  Bakterien  vom  Blute  in  die  Lymphbahnen  abgesogen, 
in  den  Lymphknoten  abfiltriert  und  zurückbehalten  wurden,  um  hier  durch 
biologische  Prozesse  nach  Möglichkeit  unschädlich  gemacht  zu  werden. 
Wenn  dieser  Verlauf  für  die  Wundinfektionen  auch  als  richtig  an- 
erkannt werden  muß,  so  läßt  sich  derselbe  doch  nicht  ohne  weiteres  auf 
jene  Infektionen  übertragen,  die  ohne  traumatische  Vorbedingung,  ins- 
besondere vom  Digestionstraktus  aus  entstehen.  Eine  Blutinfektion  bei 
alimentärer  Aufnahme  der  Erreger  läßt  sich  am  leichtesten  vom  Darm 
aus  durch  das  Eindringen  der  Bakterien  in  die  venösen  Darmgefäße, 
vorstellen.  Zahlreiche  Beobachtungen,  insbesondere  bei  der  Tuber- 
kulose, zeigen  jedoch,  daß  alimentäre  Infektionen  vor  allen  Dingen  in 
den  lymphatischen  Organen  des  Rachens  und  des  Darmkanales  beginnen. 
Ungeklärt  und  strittig  blieb  aber  der  etappenweise  weitere  Verlauf  der 
lymphatisch  einsetzenden  Infektion  um  so  mehr,  als  man  bei  diesem 
Infektionsmodus  in  Kollision  mit  der  Ansicht  von  der  physiologischen 
Bedeutung  der  Lymphknoten  des  Körpers  als  Filterapparate  geriet.  Zu 
Beginn  meiner  Versuche  bin  auch  ich  schulgemäß  mehr  von  der  An- 
nahme einer  direkten  Blutinfektion  ausgegangen,  so  daß  die  Untersuchung 
des  lymphatischen  Systems  zunächst  eine  gewisse  Vernachlässigung  erfuhr. 

Um  den  Mechanismus  der  Infektion  bei  alimentärer  Aufnahme  der 
Infektionserreger  etappenweise  verfolgen  zu  können,  wurde  bei  jeder 
Versuchsreihe  eine  Anzahl  von  Versuchstieren  gleichzeitig  und 
möglichst  gleichartig  per  os  infiziert,  in  aufsteigenden  Zeiten  von 
der  Injektion  ab  jeweils  ein  Tier  getötet  und  die  Organe  desselben  auf 
das  Vorhandensein  des  Infektionserregers  geprüft. 

Als  Infektionserreger  wurden  dem  Zweck  der  Untersuchungen  ent- 
sprechend Fleischvergiftungsbakterien  verwendet.  Diese  haben  für  Studien 
über  den  Infektionsmechanismus  zugleich  den  Vorzug,  daß  sie  sich  in 
den  Organen  bei  der  Verwendung  dilferenzierender  Nährboden  leicht 
und  sicher  nachweisen  lassen.   —  Als  Versuchstiere  Schlachttiere  selbst 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungebakterien  etc.  339 

ZU  verwenden,  war  mit  Rücksicht  auf  die  benötigte  Anzahl  der  Tiere 
ausgeschlossen.  Die  Verwendung  großer  Versuchstiere  war  auch  nicht 
vonnöten,  da  wir  in  den  weißen  Mäusen  außerordentlich  empfängliche 
Tiere  für  die  Infektionen  mit  Fleischvergiftungsbakterien  vom  Verdauungs- 
kanale  aus  besitzen.  Die  infolge  der  natürlichen  Empfänglichkeit  der 
weißen  Mäuse  gewonnenen  Ergebnisse  über  den  etappenweisen  Verlauf 
der  durch  Fleischvergiftungsbakterien  bedingten  Infektionen  lassen  sich 
daher  auch  direkt  auf  die  Schlachttiere  übertragen. 

Hinsichtlich  der  von  verschiedenen  Seiten  geäußerten  Bedenken 
gegen  die  Verwendung  weißer  Mäuse  zum  Nachweise  von  Fleischver- 
giftungsbakterien sei  hier  bemerkt,  daß  der  Mäusebestand  des  hygieni- 
schen Instituts  in  Straßburg  und  des  Schlachthoflaboratoriums  in  München 
ständig  seuchenfrei  war  und  daß  bei  der  häufig  zur  Kontrolle  in  der 
weiter  unten  beschriebenen  Weise  erfolgten  Untersuchung  des  Bestandes 
auf  etwaiges  Vorhandensein  von  Bakterien  der  Enterititis-  und  Para- 
typhusgruppe  nie  das  latente  Vorhandensein  derartiger  Keime  nach- 
gewiesen werden  konnte^). 

Die  Infektion  der  Mäuse  wurde  in  der  Mehrzahl  der  Versuchsreihen 
in  der  Weise  vollzogen,  daß  auf  den  Boden  eines  großen  Mäuseglases 
eine  Bakterienemulsion  ausgegossen  wurde,  in  der  die  Tiere  5 — 10  Min. 
lang  herumwaten  mußten.  Zur  Bewirkung  stärkerer  Infektionen  der 
Tiere  wurde  das  oben  mit  Watte  gedichtete  Gefäß  eventuell  noch  leicht 
geschüttelt.  Nachdem  das  Fell  der  Mäuse  von  der  Bakterienemulsion 
durchnäßt  worden  war,  wurde  in  das  Gefäß  in  so  reichlichem  Maße  Watte 
gebracht,  daß  die  Tiere  eine  trockene  Unterlage  hatten,  worauf  sofort 
das  Putzen  des  Haarkleides  begann,  so  daß  einige  Zeit  hindurch  ständig 
die  betreffenden  Bakterien  in  die  Mundhöhle  der  Tiere  gebracht  wurden. 
Nach  beendigtem  Putzen  wurden  die  Mäuse  in  ein  frisches  Glas  mit 
Körnerfutter  gebracht.  In  einigen  Versuchsreihen  wurde  den  Tieren 
Gerste,  die  mit  einer  Bacillenemulsion  angefeuchtet  war,  oder  infiziertes 
Fleisch  vorgelegt. 

Es  empfiehlt  sich,  den  Versuchsmäusen  kein  ständiges  Wasserbecken  in  die  Ver- 
suchskammer beizugeben,  weil  sich  bei  zu  feuchter  Ernährung  nach  meinen  Beobach- 
tungen zahlreiche  Proteus-Keime  im  Darme  ansiedeln,  die  oei  der  kulturellen  Ver- 
arbeitung des  Darminhaltes  durch  ihr  schnelles  Flächen  Wachstum  das  Aufgehen  von 
Kolonieen  der  verfütterten  Keimart  verhindern,  und  weil  fernerhin  bei  sehr  feuchter 
Nahrung  auch  das  Eindringen  saprophytischer  Keimarten  in  das  Körperinnere  zu  beob- 
achten ist. 

Die  zur  Sektion  und  Untersuchung  bestimmten  Tiere  werden  ver- 
mittels Chloroform  getötet  und  unmittelbar  nach  eingetretenem  Tode 
etwa  eine  Minute  lang  in  96-proz.  Alkohol  gelegt,  um  die  der  Oberfläche 
anhaftenden  Keime  zu  beseitigen. 

Nach  Eröffnung  des  Kadavers  wurden  die  zur  Prüfung  bestimmten 
Organe  mit  ständig  frisch  sterilisierten  Instrumenten  entnommen  und 
sofort  auf  Endosche  Fuchsinagarplatten  von  20  cm  Durchmesser  ge- 
bracht, woselbst  die  Organe  nach  eventuellem  Zerquetschen  des  Organ- 
parenchyms  vermittels  steriler  Glasspatel  möglichst  bis  zur  Homogeni- 
sierung ausgestrichen  wurden.  Zur  Sicherung  der  Frage,  ob  etwa  in 
Muskulatur  und  Blut  spärlich  vorhandene  Keime  durch  den  direkten 
Plattenausstrich  dem  Nachweise  entzogen  werden  könnten ,  wurde  in 
einer  Reihe  von  Untersuchungen  gleichzeitig  noch  die  Galleanreicherung 


1)  Ich  werde  meine  Ansicht  über  den  Wert  und  die  Brauchbarkeit  des  Mäuse- 
versuches für  Fleischuntersuchungen   in   einer  besonderen  Abhandlung  darlegen. 

22* 


340  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

dergestalt  eingeschoben,  daß  der  auf  der  Endo- Platte  ausgestrichene 
Muskel  24  Stunden  in  Galle  bei  37  °  gehalten  wurde,  ebenso  wie  das 
Herz,  nachdem  ein  großer  Blutstropfen  auf  die  Endo-  Platte  gebracht 
worden  war,  gleichfalls  in  Galle  verbracht  wurde.  Von  der  Galle  wurde 
dann  nach  24-stündigem  Verweilen  bei  37  ^^  abermals  eine  Endo -Platte 
angelegt.  Der  Plattenbefund  wurde  nach  24-stündigem  Verweilen  bei  37  ^ 
abgelesen.  —  Der  Inhalt  des  Dünn-,  Blind-,  Dickdarmes  und  Magens  wurde 
wegen  des  häufig  erfolgenden  Ueberwucherns  der  eingeführten  Bakterien 
durch  Coli-Arten  außer  auf  Fuchsinagar  auch  auf  Lentz- Tietzschen 
Malachitgrünagar,  der  nach  der  Klinger  sehen  Modifikation  bereitet  war, 
zwecks  Anreicherung  spärlich  vorhandener  Infektionskeime  und  Hemmung 
des  Coli- Wachstums  ausgestrichen.  Nach  24-stündigem  Verweilen  im 
Brutschrank  wurde  der  Malachitgrünplattenbelag  mit  physiologischer  Koch- 
salzlösung abgeschwemmt  und  eine  Oese  dieser  angereicherten  Bakterien- 
emulsion abermals  auf  zwei  Endo-Platten  ausgestrichen.  Die  in  den 
Tabellen  verzeichneten  Resultate  über  die  Prüfungen  des  Darminhaltes 
geben,  sofern  der  direkte  Endo- Plattenausstrich  negativ  hinsichtlich 
des  Auffindens  der  Infektionskeime  war,  den  Befund  vermittels  der  Ma- 
lachitgrünanreicherung wieder. 

Bei  der  Sektion  der  Tiere  empfiehlt  es  sich,  die  Organe  in  einer 
gewissen  Reihenfolge  dergestalt  zu  entnehmen,  daß  zunächst  jene  Organe 
entfernt  werden,  in  denen  die  Ablagerung  der  Keime  am  spätesten  er- 
folgt, und  daß  die  Organe,  deren  Entnahme  eine  Blutung  zur  Folge 
hat,  zuletzt  entfernt  werden.  —  Nach  Abpräparation  der  noch  schwach 
alkoholfeuchten  Haut  habe  ich  zunächst  die  zur  Prüfung  bestimmte 
Muskulatur  —  ein  Stück  der  Quadricepsmuskulatur  —  entnommen;  es 
folgen  dann  Kniefalten-,  obere  Hals-  und  Achsellymphknoten.  Nach  Er- 
öffnung der  Bauch-  und  Brusthöhle  wird  der  Darm  zur  Seite  geschlagen 
und  werden  die  Organe  in  folgender  Reihenfolge  entfernt:  Harnblase, 
Gallenblase,  Milz,  Niere,  Mesenteriallymphknoten,  Leber,  Lunge,  Herz, 
Magen,  Dünn-,  Blind-  und  Dickdarm.  Die  Gallenblase  läßt  sich  beim 
Fassen  derselben  mit  einer  feinen  Pinzette  direkt  von  der  Leber  ab- 
reißen. Bei  Entfernung  von  Nieren  und  Mesenterialknoten  entstehen 
zuweilen  Blutungen,  die  jedoch  hinsichtlich  des  Prüfungsergebnisses 
dieser  Organe  insofern  bedeutungslos  sind,  als  der  Blutbefund  gleich- 
zeitig besonders  mitermittelt  wird  und  dieser,  wie  die  Tabellen  zeigen, 
erst  spät  ein  positiver  wird. 

Bei  Beginn  der  Untersuchungen  —  Mitte  September  1909  —  war 
ich  im  Besitze  eines  Stammes  des  Bacillus  enteritidis  Gärtner, 
den  ich  Ende  Juli  1909  gelegentlich  der  Fleischvergif- 
tungsepidemie von  St.  Johann  i.  Eis.  aus  dem  Fleische  eines 
not  geschachteten  Ochsen  gezüchtet  hatte. 

Die  Versuchsreihe  I  wurde  in  der  Weise  angestellt,  daß  8  Mäuse 
Gerste  erhielten,  die  mit  einer  Abschwemmung  einer  4  Wochen  alten 
Agarkultur  und  einer  gleich  alten  Bouillonkultur  infiziert  war. 

In  den  ersten  Tagen  zeigen  die  Tiere  keinerlei  Krankheitserschei- 
nungen; vom  4.  Tage  ab  läßt  die  Munterkeit  nach;  am  S.Tage  sind  die 
noch  vorhandenen  3  Tiere  schwer  krank;  am  9.  Tage  sind  die  beiden 
letzten  Mäuse  eingegangen.  Untersucht  wurde  bei  jeder  Maus:  Musku- 
latur, Herzblut,  Milz,  Leber,  Galle,  Lungen,  Nieren,  Harnblase,  Mesen- 
teriallymphknoten, Dünn-,  Blind-  und  Dickdarm. 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungebakterien  etc. 


341 


Tabelle  I. 

Bacillus  enteritidie;    Stamm  St.  Johann;   6  Wochen    alt. 
14.  Sept.  1909.     Mittelstarke  Fütterungsinfektion. 


Versuchsbeginn : 


Zeit  der 

15^ 

a 

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Jniersuch- 
ung  mich 
erfolgter 
Infektion 

13 

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9      „ 

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++ 

+  +  + 

+  + 

Maus  tot  (t 

Das  Ergebnis  der  ersten  Versuchsreihe  läßt  zunächst  noch  kein 
klares  Bild  über  den  Verlauf  der  Infektion  gewinnen.  Im  Darmtraktus 
sind  die  alimentär  eingeführten  Bakterien  ständig  nachweisbar.  Nach 
24  Stunden  finden  sich  in  der  Milz  einige  Enteritisbakterien.  Nach 
2  Tagen  sind  die  Bakterien  in  der  Muskulatur,  im  Blut,  in  Milz,  Leber 
und  Lunge  vorhanden ,  und  verschwinden  gewissermaßen  aus  diesen 
Organen  wieder,  mit  Ausnahme  der  Milz,  die  sich  am  4.  Tage  wieder  in- 
fiziert erweist.  Ich  möchte  auf  diesen  Befund,  der  sich  in  ähnlicher 
Weise  in  den  Tabellen  II,  III  und  IV  wiederholt  —  insbesondere  was 
die  vorübergehende  Keimhaltigkeit  von  Blut  und  Muskulatur  anbelangt  — 
besonders  hinweisen,  ohne  zunächst  auf  eine  Erklärung  einzugehen.  Am 
6.  Tage  setzt  erneut  eine  Blutinfektion  ein ;  nur  Muskel,  Galle  und  Harn 
sind  noch  keimfrei.  Die  Generalisatien  des  Prozesses  ist  dann  am  8.  Tage 
eine  vollständige:  der  ganze  Tierkörper  ist  in  allen  untersuchten  Organen 
mit  den  Infektionserregern  überschwemmt;  das  Tier  selbst  erweist  sich 
vor  der  Tötung  sichtlich  als  schwer  krank  (gesträubtes  Haarkleid,  eitriger 
Bindehautkatarrh,  zusammengekauertes  Dahocken  ohne  Bewegungslust). 
Am  9.  Tage  sind  die  beiden  letzten  Mäuse  eingegangen.  Die  Untersuchung 
ergibt  denselben  Befund,  wie  am  8.  Krankheitstage. 

Das  eigenartige  Ergebnis,  daß  —  sofern  man  die  Ergebnisse  der 
Tabelle  I  alle  auf  den  Infektionsverlauf  bei  einem  Tier  überträgt  — 
bereits  nach  2  Tagen  jedoch  nur  vorübergehend  die  Infektionskeime 
im  Muskel,  Blut,  Milz,  Leber,  Lunge  und  den  Mesenterialknoten  nachweis- 
bar waren,  veranlaßte  mich,  den  Versuch  nochmals  zu  wiederholen. 

9  Mäuse  erhalten  Gerste,  die  mit  der  Abschwemmung  von  3  sechstägigen  Agar- 
schrägkulturen  infiziert  worden  ist.  8  Tage  nach  der  Infektion  stirbt  eine  der  übrig- 
bleibenden Mäuse;  eine  andere  ist  am  10.  Tage  schwer  krank;  eine  weitere  am  12.  Tage 
eingegangen.  Die  letzte  Maus  wird  am  30.  Tage  nach  der  Infektion  getötet,  ohne  daß 
dieselbe  bis  dahin  sichtlich  wahrnehmbare  Krankheitserscheinungen  gezeigt  hätte. 

Die  im  Vergleich  der  Tabelle  I  geringere  Nachweisbarkeit  der 
Enteritisbakterien  im  Darmkanale  ist  auf  den  bereits  oben  erwähnten 
Umstand  zurückzuführen,  daß  im  Darm  der  Mäuse  durch  Gewährung 
reichlicher  Flüssigkeit  zahlreiche  Proteus-  Bakterien  vorhanden 
waren,  die  bei  der  direkten  Aussaat  des  Darminhaltes  auf  Fuchsinagar 
das  Aufkommen  von  Enteritiskeimen  vielfach  überhaupt  verhinderten. 
In  diesen  Fällen  ermöglichte  die  Malachitgrünplattenanreicherung  den 
Nachweis  der  Infektionskeirae  noch,  doch  zeigte  sich  auch  hier,  daß  der 
starke  Proteu s- Reichtum   des  Darmes  hindernd  auf  eine  starke  Ver- 


342 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Tabelle  IL 

Bacillus  enteritidis;    Stamm   St.  Johann;   2   Monate  alt.     Versuchsbeginn : 
1.  Okt.  1909.     Mittelstarke  Fütterungsinfektion. 


Zeit  der 

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suchung nach 
erfolgter 

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0 

Maus  völlig 

munter 

mehrung  der  Enteritiskeime  im  Darmtraktus  eingewirkt  hat.  —  Das  Ein- 
dringen der  Keime  in  die  Organe  stimmt  im  wesentlichen  mit  dem  Be- 
fund der  Tabelle  I  überein.  Auch  hier  am  2.  Tage  das  vorübergehende, 
auffällige  Vorhandensein  vereinzelter  Keime  in  Muskel  und  Blut,  ferner 
in  Leber  und  Lunge.  Am  3.  Tage  sind  in  keinem  der  untersuchten 
Organe  Keime  nachweisbar;  am  4.  Tage  nur  in  den  Mesenteriallymph- 
knoten  und  am  6.  Tage  nur  in  der  Milz.  Die  am  8.  Tage  eingegangene, 
die  am  10.  Tage  krank  getötete  und  die  am  12,  Tage  eingegangene  Maus 
zeigen  die  der  Septikämie  typische  Generalisation  des  Infektionserregers 
in  allen  Organen.  Die  letzte  Maus  überstand  die  Infektion.  Von  ihren 
Organen  erwiesen  sich  nach  Tötung  der  Maus  am  30.  Tage  die  Mes- 
enterialknoten,  Milz.  Leber  und  Lunge  noch  keimhaltig;  im  Muskel,  Blut, 
Galle,  Niere,  Harn  und  auch  im  Darminhalte  waren  keine  Infektions- 
erreger mehr  nachweisbar. 

lieber  pathologisch-anatomische  Befunde  bei  der  Sektion  der  Tiere 
sei  kursorisch  mitgeteilt,  daß  vom  2.  Tage  ab  enteritische  Reizungs- 
erscheinungen nachweisbar  waren.  Der  Dünndarm  zeigte  bernsteingelben 
Inhalt,  verstärkte  Blutgefäßinjektionen  und  das  knopfförmige  Hervortreten 
der  gehäuften  Darmfollikel.  Der  Blinddarminhalt  war  vom  3.  Tage  ab  grau 
schmierig  weich.    Die  Konsistenz  der  Kotballen  des  Rectums  verringerte 

TabeUe  ni. 

Bacillus  enteritidis;  Stamm  St.  Johann.    2'/,,  Monate  alt.     Versuchsbeginn: 


Zeit  der 
Untersuchung 
nach  erfolgter 

Muskel 

Blut 

Hals- 
lymph- 
knoten 

Knio- 
falten- 
lymph- 

Mes- 
enterial- 
lymph- 

Milz 

Leber 

Infektion 

knoten 

knoten 

Kontrollmaus 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

ü 

24  Stunden 

0 

+ 

+ 

0 

-1- 

0 

0 

2  Tage 

-1- 

+ 

-I-  + 

-1--I- 

+  +  + 

4- 

+  4- 

3      „ 

0 

0 

+  + 

0 

0 

0 

0 

4       ,. 

0 

0 

+  + 

-1- 

-1- 

+ 

0 

5      „ 

0 

0 

-t-  + 

-1-4- 

4-  + 

+ 

-1- 

6      „ 

!| 

0 

+  + 

-f-  + 

4--I- 

-f4- 

+  + 

7       „ 

0 

-f 

+  + 

+  +  + 

4-  +  + 

+  + 

4-4- 

8      „ 

++ 

+  +  + 

+  -I-  + 

+  +  -I- 

4-4-4- 

+  +  + 

4-4-4- 

9      ,, 

+-f--f- 

+  +  + 

+  +  + 

-I-  +  -I- 

-I-4--1- 

4-4-4- 

4--h4- 

Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungabakterien  etc. 


343 


sich;  ihre  Farbe  wurde  hellbraun.  Blinddarm  und  Magen  zeigten  häutig 
Meteorismus.  Die  Milz  war  vom  6.  Tage  ab  stark  geschwollen,  die  Leber 
meist  brüchig  und  hellgelb.  Vom  4.  Tage  ab  zeigten  die  Mesenterial- 
knoten  starke  Schwellung.  Bei  den  eingegangenen  oder  krank  getöteten 
Tieren  waren  ferner  die  Kniet'alten-  und  Halslymphknoten  sinnlällig 
geschwollen.  Die  kulturelle  Untersuchung  dieser  geschwol- 
lenen Lymphknoten  ergab  das  Vorhandensein  zahlloser 
Keime,  so  daß  ich  mich  zur  Anstellung  weiterer  Versuchs- 
reihen entschloß,  in  denen  zunächst  die  Kniefalten-  und  oberen  Hals- 
lymphknoten ,  späterhin  auch  die  Achselknoten  ständig  mituntersucht 
wurden. 

Die  Infektion  der  Tiere  der  III.  Versuchsreihe  geschah  in  der  Weise,  daß  10  Mäuse 
15  Minuten  sich  in  einer  wässerigen  Abschwemmung  des  Belages  dreier  KoUescher 
Schalen  mit  dem  Bacillus  enteritidis  durchnässen  mußten.  —  Am  8.  Tage  sind 
die  drei  restierenden  Mäuse  sichtlich  krank;  am  9.  Tage  die  beiden  letzten  Tiere  ein- 
gegangen. 

Wenn  wir  in  der  Tabelle  III  die  Befunde  der  oberen  Hals-  und  Knie- 
faltenknoten außer  acht  lassen,  so  ergibt  auch  diese  Tabelle  im  wesent- 
lichen wieder  eine  üebereinstimmung  mit  den  Tabellen  I  und  II.  Auch 
hier  zeigt  sich  wieder  das  vorübergehende  Erscheinen 
von  Infektionskeimen  in  Blut  und  Muskulatur  nach  24  und 
48  Stunden  mit  darauffolgendem  Verschwinden  bis  zum 
7.,  bzw.  8.  Tage  nach  der  Infektion.  Durch  das  Hineinbeziehen 
der  Untersuchungsbefunde  der  oberen  Hals-  und  Knielaltenlymphknoten  in 
die  tabellarische  Darstellung  gewinnen  wir  jedoch  bereits  einen  wesent- 
lich klareren  Einblick  in  den  etappenmäßigen  Verlauf  der  Infektion. 
Infolge  des  in  den  beiden  ersten  Tabellen  nicht  registrierten  Unter- 
suchungsbefundes dieser  Lymphknoten  ist  der  Befund  des  3.  Tages  in 
beiden  Tabellen  in  allen  Organen  (ausschließlich  des  Darminhaltes)  ein 
negativer.  Die  Art  und  Weise  des  Fortschreitens  des  infektiösen  Pro- 
zesses läßt  sich  daher  aus  den  beiden  ersten  Tabellen  auch  noch  nicht 
recht  erkennen.  Wesentlich  deutlicher  tritt  dies  in  Tabelle  III  durch  das 
Einbeziehen  weiterer  Lymphknoten  in  den  Untersuchuugsplan  zutage. 
Hier  zeigt  sich  bereits,  daß  dem  lymphatischen  System 
eine  entscheidende  Rolle  hinsichtlich  der  Weiter  Ver- 
breitung des  infektiösen  Prozesses  zukommt.  Die  Infek- 
tion des  lymphatischen  Systems  ist  nicht  abhängig  von 
der   Blut  Infektion.      Die    eigentliche    zur   klinisch   kennt- 

TabeUe  III. 

20.  Okt.  1909.    Starke  Fütterungsinfektion. 


Galle 

Lunge 

Niere 

Harn 

Dünn- 
darm 

Blind- 
darm 

Dick- 
darm 

Bemerkungen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

0 

0 

+  + 

+  + 

-h-l- 

0 

-f- 

0 

0 

-f--|- 

+  + 

+  + 

0 

-i- 

0 

0 

+ 

+  + 

+ 

0 

-h 

0 

0 

+ 

+  + 

-I-  + 

-f- 

-h  + 

0 

0 

+ 

+  + 

+  -I- 

0 

0 

0 

•  0 

0 

+  + 

+  -f- 

0 

+  + 

+  + 

0 

+  +  + 

+  + 

+  + 

-I--I- 

+  + 

-I-- 

++ 

+  + 

+  -h 

-f  + 

Maus  krank 

+-h 

+  -f-  + 

+  + 

++ 

+  + 

-f--f--h 

+  -I- 

„      9  u.  10  t 

344 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


liehen  Erkrankung  führende  Blutinfektion  setzt  erst 
ein,  nachdem  die  Infektionserreger  zuvor  in  besonders 
starkem  Maße  das  lymphatische  System  befallen  haben. 

Alle  drei  Tabellen  zeigen  gemeinsam  die  eigenartige 
Erscheinung,  daß  bei  der  Aufnahme  einer  großen  Zahl 
von  Infektionskeimen  diese  in  den  beiden  ersten  Tagen 
vorübergehend  in  fast  allen  Organen  des  Körpers  ange- 
troffen werden  können,  mit  Ausnahme  der  Nieren,  dem 
Harn  und  der  Galle.  Diese  primäre  Generalisation  der 
Infektionserreger  während  des  Inkubationsstadiums  ver- 
läuft jedoch  für  den  Tierkörper  ziemlich  bedeutungslos, 
da  die  Infektion  durch  die  Schutzkräfte  des  Körpers 
wieder  überwunden  und  auf  das  lymphatische  System 
zurückgedrängt  wird.  Mit  der  vermehrten  Okkupierung 
des  lymphatischen  Systems  seitens  der  Infektions- 
erreger geht  auch  eine  vermehrte  Infektion  von  Milz  und 
Leber  einher,  und  erst  der  erneute  Einbruch  der  Infek- 
tionserreger in  die  Blutbahn,  nach  erfolgter  Brachlegung 
der  Schutzkräfte  des  Körpers,  führt  zur  wirksamen  Gene- 
ralisation, die  jetzt  auch  klinisch  in  Erscheinung  tritt. 
Nunmehr  werden  die  Infektionserreger  auch  in  der 
Niere,  im  Harn  und  in  der  Galle  als  Ex-  und  Sekrete 
des  Körpers  nachweisbar.  Mit  dem  Eintritt  der  zweiten 
Blutinfektion  werden  die  Mäuse  sichtlich  schwer  krank; 
und  auch  bei  den  Schlachttieren  dürfte  wohl  gleichfalls 
mit  diesem  Stadium  der  Infektion,  d.h.  mit  dem  Auftreten 
schwerer  Krankheitssymptome,  bedingt  durch  den  per- 
sistierenden Einbruch  der  Infektion  in  die  Blutbahn, 
der  Zeitpunkt  gegeben  sein,  in  welchem  zur  „Not- 
schlachtung"   des  Tieres  geschritten  wird. 

Der  vorübergehenden  ßlutinfektion  während  des  Inkubationsstadiums  dürfte  für 
die  Entstehungsmöglichkeit  von  Fleischvergiftungen  keine  praktische  Bedeutung  zuzu- 
messen sein,  da  der  Mangel  von  Krankheitssymptomen  während  dieses  Stadiums  eine 
Notschlachtung  in  diesem  Stadium  nicht  in  Frage  kommen  läßt. 

Zu  einer  weiteren  Versuchsreihe,  die  ich  anstellte,  wählte  ich  einen 
Repräsentanten  der  Paratyphusgruppe,  den  Bacillus  Aertryck.  Der- 
selbe war  mir  längere  Zeit  zuvor  von  Herrn  Professor  van  Ermengen 

Tabelle  IV. 

Bacillus   Aertryck.     Stamm  in  Virulenzabnahme  begriffen.    Versuchsbeginn: 


Zeit  der 

Hals- 
lymph- 
knoten 

Knie- 

Mes- 

Untersuchung 
nach  erfolgter 

Muskel 

Blut 

falten- 
lymph- 

enterial- 
lymph- 

Milz 

Leber 

Infektion 

knoten 

knoten 

24  Stunden 

0 

+  + 

0 

0 

0 

+  + 

+ 

2  Tage 

+  + 

+  +  + 

4-  + 

+  + 

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3      „ 

0 

0 

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+  +  + 

+  + 

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6      „ 

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+  +  + 

4-4-4- 

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+  + 

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4-  +  + 

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9      „ 

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+  +  + 

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4-4- 

10      „ 

0 

0 

+  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

4-4- 

14       „ 

+ 

+  4- 

+  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

4-  +  4- 

Müller,  Der  Nachweis  von  Fleisch vergiftuogäbakterien  etc. 


345 


überlassen  worden.  Während  der  Stamm  anfangs  eine  sehr  hohe  Viru- 
lenz besaß,  so  daß  Mäuse  bei  schwacher  Fütterungsinfektion  innerhalb 
von  5 — 6  Tagen  eingingen,  hatte  sich  die  Virulenz  des  Stammes  durch 
längere  Fortzüchtung  auf  Agar  merklich  vermindert. 

Um  bei  meinen  Versuchen  letal  verlaufende  Infektionen  zu  erhalten,  wurden  die 
Tiere  in  sehr  starkem  Maße  mit  dem  Infektionserreger  gefüttert,  dergestalt  daß  12  Mäuse 
mit  der  Abschwemmung  dreier  Kollescher  Schalen  von  20  cm  Durchmesser  in  Kontakt 

febracht  wurden.  Nachdem  die  Tiere  sich  15  Minuten  lang  mit  der  Emulsion  benäßt 
atten,  wurden  dieselben  auf  Watte  gebracht  und  denselben  nicht  infizierte  Gerste  vor- 
gelegt. Am  6.  Tage  ging  eine  Maus  ein,  am  9.  Tage  eine  weitere.  Die  am  10.  Tage 
getötete  vorletzte  Maus  war  sichtlich  krank,  die  letzte  am  14.  Tage  getötete  Maus  nur 
weniger  lebhaft. 

Die  sehr  stark  gewählte  alimentäre  Infektion  macht  sich  in  der  vor- 
stehenden Tabelle  durch  den  sehr  schnellen  und  reichlichen  Nachweis 
des  Infektionserregers  in  fast  allen  Organen  bemerkbar.  Nach  24  Stunden 
und  nach  2  Tagen  ist  abermals  eine  Blutinfektion  nachweisbar,  die  am 
3.  Tage  aussetzt  und  am  4.  Tage  wieder  in  Erscheinung  tritt.  Bei  der 
außerordentlich  starken  Nachweisbarkeit  der  Infektionserreger  im  Lymph- 
apparat, in  Milz  und  Leber  fällt  deren  Abwesenheit  in  den  untersuchten 
Drüsen  nach  24  Stunden  auf,  während  die  Erreger  in  Blut,  Milz,  Leber 
und  Lunge  nachweisbar  sind.  Auffallend  ist  ferner  im  Vergleich  mit  den 
vorhergehenden  Tabellen  das  verzögerte  Eingehen  der  Tiere  trotz  vor- 
handener Generalisation  und  Muskelinfektion;  was  wohl  auf  die  ver- 
ringerte Virulenz  des  Stammes  zurückzuführen  sein  dürfte.  Die  am 
10.  Tage  krank  getötete  Maus  zeigt  überraschenderweise  keine  nachweis- 
bare Blutinfektion,  dementsprechend  aber  auch  keine  Infektion  von  Niere, 
Harn  und  Galle. 

Auch  der  Sektionsbefund  bei  den  Tieren  deutete  auf  die  vorange- 
gangene, sehr  starke  Deglutitionsinfektion.  Vom  2.  Tage  ab  war  ein 
deutlicher,  später  noch  stärker  zutage  tretender  Milztumor  vorhanden. 
Vom  3.  Tage  ab  sind  die  Lymphknoten  merklich  geschwollen.  Die  Leber 
ist  am  4.  Tage  hellgelb,  mürbe  und  mit  kleinen  Hämorrhagien  durchsetzt. 
Am  7.  Tage  weist  die  Lunge  Hämorrhagien  auf;  auch  in  der  Subcutis 
sind  mehrfach  Blutungen  vorhanden.  Vom  2.  Tage  ab  bestehen  Er- 
scheinungen einer  katarrhalischen  Enteritis,  die  sich  am  7.  Tage  zu  denen 
einer  Enteritis  hämorrhagica  gesteigert  haben.  Am  8.  Tage  ist  hämor- 
rhagisches Peritonealexsudat  vorhanden.  Die  Follikel  in  der  Darmwand 
erscheinen   vom   4.  Tage   ab   stark   prominent.   —   Nur   bei  der  zuletzt, 

TabeUe  IV. 

8.  Nov.  1909.     Sehr  starke  Fütterungsinfektion. 


GaUe 

Lunge 

Niere 

Ham 

Dünn- 
darm 

Blind- 
darm 

Dick- 
darm 

Bemerkungen 

0 

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0 

0 

+  + 

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+  +  + 

+  + 

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+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  +  + 

+  + 

+  +  + 

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+  +  + 

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+ 

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n          t 

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„      krank 

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4- 

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0 

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4- 

346 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


nach  14  Tagen  getöteten  Maus  ließ  die  Sektion  weder  enteritische  Er- 
scheinungen, noch  einen  Milztumor  wahrnehmen ;  Milz,  Leber  und  Nieren 
waren  jedoch  auffallend  blaß.  Die  Lymphknoten  waren  noch  merklich 
geschwollen. 

Da  die  vorhergehende  Versuchsreihe  infolge  zu  starker  Bakterien- 
fütterung mir  den  Gang  der  Infektion  nicht  deutlich  genug  zur  Darstellung 
brachte,  wurde  die  folgende  Versuchsreihe  mit  einem  weniger  virulenten 
Bakterien  stamm  angestellt.  Der  verwendete  Bakterienstamm  wurde  von 
mir  2  Jahre  zuvor  aus  dem  Fleische  einer  notgeschlachteten  Kuh  gezüchtet 
und  besaß  damals  eine  sehr  hohe  Virulenz  für  Mäuse.  Bei  der  Weiter- 
züchtung machte  sich  eine  ständig  weiterschreitende  Virulenzabnahme 
bemerkbar.  Zur  Zeit  der  Versuchsanstellung  war  die  Virulenz  noch  der- 
gestalt, daß  bei  starker  Fütterungsinfektion  die  Tiere  nach  7  Tagen  septi- 
kämisch  eingingen,  während  schwache  Fütterungsinfektionen  von  den 
Mäusen  überstanden  wurden.  Der  Bakterienstamm  war  morphologisch 
und  kulturell  völlig  übereinstimmend  mit  dem  Bacillus  enteritidis 
Gärtner,  wurde  jedoch  vom  Gärtner- Serum  (Titer  1  :  50000)  bei  Ver- 
dünnungen über  1 :  100  nicht  agglutiniert.  Ich  bezeichne  daher  den  Stamm 
als  Bacillus  paraenteritidis. 

Mit  einer  schwachen  Emulsion  dieses  Bakterienstammes  (der  Belag  eines  Agar- 
schrägröhrchens  wurde  in  100  ccm  Wasser  aufgeschwemmt  und  hiermit  der  Boden  des 
Glases  befeuchtet)  blieben  14  Mäuse  2  Minuten  lang  in  Kontakt,  worauf  die  Tiere 
trocken  gesetzt  wurden.  Von  den  so  infizierten  Mäusen  erkrankte  keine.  Die  nach 
2,  3,  4  und  5  Wochen  vorhandenen  Tiere  sind  vollkommen  munter.  Zwei  gleichzeitig 
sehr  stark  infizierte  Mäuse  sind  am  7.  Tage  eingegangen.  Die  kulturelle  Prüfung  der 
Organe  dieser  Tiere  ergibt  allenthalben  das  massenhafte  Vorhandensein  des  Bacillus 
paraenteritidis. 

Tabelle  V. 

Bacillus  paraenteritidis;  Stamm  in  starker  Virulenzabnahme  begriffen.  Ver- 
suchsbeginn: 22.  Nov.  1909.     Schwache  Fütterungsinfektion. 


1       □ 

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2  Tage 

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+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Die  vorstehende  Tabelle  bringt  den  etappenmäßigen  Verlauf  einer 
schwachen  Fütterungsinfektion  sehr  instruktiv  zur  Darstellung.  Zu- 
nächst zeigt  die  Tabelle,  daß  bei  der  schwachen  Infektion 
ein  direkter  Uebertritt  der  Infektionserreger  in  die  Blut- 
bahn nicht  nachweisbar  ist  und  auch  nicht  stattgefunden 
haben  dürfte.  Dagegen  werden  die  Infektionserreger  zu- 
erst   im     lymphatischen     System     nachweisbar    und     ver- 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleisch  Vergiftungsbakterien  etc.  347 

mehren  sich  hier  dergestalt,  daß  das  lymphatische  System 
vom  7. —  14.  Tage  die  stärkste  Infektion  aufweist,  worauf 
in  der  3.-5.  Woche  ein  Abklingen  der  Infektion  wieder 
bemerkbar  wird.  Dieinfektion  setzthier  alsovom  Rachen 
und  Darmkanal  aus  im  lymphatischen  System  ein  und 
breitet  sich  in  demselben  dergestalt  aus,  daß  selbst 
solche  Lymphknoten  infiziert  werden  (Achsel-  und  Knie- 
faltenknoten), deren  Infektion  bei  alimentärer  Aufnahme 
der  Erreger  bisher  nur  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  für 
möglich  gehalten  wurde.  Die  Infektionserreger  bleiben  am  läng- 
sten nachweisbar  in  jenen  Lymphknoten,  die  dem  Atrium  infectionis  am 
nächsten  liegen  (obere  Hals-  und  Mesenterialknoten),  und  verschwinde 
am  schnellsten  wieder  in  jenen  Lymphknoten,  die  keine  direkten  Be- 
ziehungen zum  Verdauungstraktus  haben  (Achsel-  und  Kniefaltenknoten). 
Des  weiteren  sehen  wir  in  der  vorstehenden  Tabelle  Milz 
und  Leber  nach  Ablauf  der  ersten  Woche  infiziert,  und 
zwar  ohne  daß  eine  Blutinfektion  vorgelegen  hätte.  Die 
Befunde  derTabelle  lassen  hier  gar  keine  andere  Deutun  g 
zu,  als  daß  auch  diese  Infektionen  der  Milz  und  Leber  auf 
dem  Wege  der  Lymphbahnen  und  nicht  auf  dem  Wege  der 
Blutbahnen  erfolgt  sein  müssen.  Diese  Annahme  findet 
eine  weitere  Stütze  in  dem  Umstände,  daß  Milz  und  Leber 
in  jenem  Stadium  der  Infektion  sich  am  stärksten  keim- 
haltig  erweisen,  in  dem  auch  das  Lymphsystem  sich 
als  am  stärksten  infiziert  erweist.  Wir  haben  also  in  der 
vorstehenden  Tabelle  einen  reinen  Status  lymphaticus 
der  Infektion  vor  uns,  der  infolge  der  geringen  Virulenz 
der  Keime  nicht  auf  das  Blutgefäßsystem  übergreift.  Die 
Beschränkung  der  Infektion  auf  das  lymphatische  System 
läßt  hier  die  Infektion  latent,  ohne  das  Hervortreten 
klinischer  Erscheinungen,  verlaufen. 

Der  Sektionsbefund  bei  den  Tieren  dieser  Versuchsreihe  weist  in  den 
ersten  Wochen  katarrhalische  Reizungserscheinungen  am  Dünndarm,  vom 
7.  Tage  ab  auch  Lymphknotenschwellungen  und  Milztumor  auf.  In  den 
ersten  5  Tagen  fallen  weiterhin  Blutungen  im  subkutanen  Bindegewebe 
auf.  Die  nach  4  Wochen  getötete  Maus  läßt  nur  noch  eine  Schwellung 
des  Mesenteriallymphknotens  erkennen ;  der  Sektionsbefund  der  nach 
5  Wochen   getöteten  Maus   bietet  überhaupt  nichts  Auffälliges  mehr. 

Die  Ergebnisse  der  vorstehenden  systematischen  Untersuchungen 
über  das  Fortschreiten  des  Infektionsprozesses  im  Tierkörper  bei  alimen- 
tärer Aufnahme  von  Bakterien  der  Fleischvergiftungsgruppe  lassen  bereits 
die  eingangs  gestellte  Frage  beantworten,  welche  Organe  in  erster  Linie 
beim  Vorliegen  von  Septikämieverdacht  bei  der  Fleischbeschau  zu  unter- 
suchen sind.  Hierbei  soll  zunächst  der  allgemeine  Nachweis  von  zur 
Fleischvergiftungsgruppe  gehörigen  Bakterien  berücksichtigt  werden, 
während  die  Erörterung  der  Frage,  wie  der  Nachweis  dafür  zu  erbringen 
ist,  ob  ein  gefundener,  zur  Fleischvergiftungsgruppe  gehörender  Bakterien- 
stamm auch  wirklich  imstande  ist,  „Fleischvergiftung"  zu  erzeugen,  erst 
späterhin  erfolgen  soll. 

Die  bakteriologische  Untersuchung  von  Muskulatur 
allein  muß  also,  wie  die  vorstehenden  Tabellen  zeigen, 
zur  Beantwortung  der  Frage,  ob  eine  septikämische  In- 
fektion vorliegt,  als  unzureichend  angesehen  werden,  so- 


348 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt,  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


bald  der  Untersuchungsbefund  der  Muskulatur  ein  nega- 
tiver ist.  Denn  die  septikäraische  Infektion  der  Muskulatur  erfolgt 
erst  zuletzt.  Der  Muskel  als  solcher  kann  noch  frei  von  den 
Septikämieer regern  sein,  während  dieselben  bereits  eine 
Reihe  anderer  Organe  des  gleichen  Körpers  befallen 
haben.  Erst  mit  dem  Momente  der  Blutinfektion  erfolgt 
die  Generalisation  und  unmittelbar  hierauf  auch  die  In- 
fektion der  Muskulatur.  Der  wirksamen  Blutinfektion 
geht  aber  eine  Infektion  des  lymphatischen  Systems  als 
auch  gewisser  anderer  Organe,  insbesondere  Milz  und 
Leber,  voraus.  In  diesen  Organen  besitzt  der  Tierkörper 
Depots  für  die  Ablagerung  von  Septikämieerregern,  so 
daß  deren  Untersuchung  unbedingt  miterfolgen  muß, 
sobald  durch  die  bakteriologische  Untersuchung  der 
Verdacht  auf  das  Vorliegen  von  Septikämie  bzw.  einer 
septikämischen  Infektion  behoben  oder  bestätigt  werden 
soll.  Wir  können  aber  dann  auch  hiermit,  also  durch  die 
gleichzeitige  Untersuchung  von  Muskel,  Lymphknoten, 
Milz  und  Leber,  nicht  nur  dasVorliegeu  einer  Septikäm  ie 
nachweisen,  sondern  auch  die  septikämische  Infektion 
während  des  Inkubationsstadiums  oder  während  des 
Abklingens  derinfektion  feststellen.  Da  weiterhin  durch 
meine  Untersuchungen  dargetan  ist,  daß  wir  in  den 
Lymphknoten  Organe  besitzen,  die  uns  die  Infektion 
des  Tierkörpers  längst  zu  indizieren  vermögen,  bevor 
die  Muskulatur  selbst  Träger  der  Keime  wird,  so  ergibt 
sich  hieraus  auch,  daß  das  Verlangen,  für  die  Diagnose- 
stellung in  der  Praxis  den  Muskel  selbst  zuvor  noch 
einem  Anreicherungsverfahren  zu  unterziehen,  ganz  ent- 
schieden als  überflüssig  und  unnötig  zurückzuweisen 
ist,  daß  vielmehr  statt  der  Anreicherung  des  Muskels 
die  Untersuchung  von  Muskellymphknoten  zu  erfolgen 
hat.  Rüther  (14)  sagt  bezüglich  des  Anreicherungsverfahrens  sehr 
richtig:    „Wir   wollen  kein  Bild   von   dem,   was   aus   dem  Fleische  noch 


Tabelle  TL 

Bacillus  enteritidis;    Stamm    St.  Johann. 


7   Monate   alt.    Versuchsbeginn; 


Zeit  der  Unter- 

suchung nach 

Muskel 

erfolgter  In- 

direkt 

fektion 

24  Stunden 

0 

2  Tage 

0 

3      „ 

0 

0         V 

0 

6      „ 

0 

7       . 

0 

8      „ 

0 

10      „ 

0 

12      . 

0 

14      „ 

0 

21       „ 

0 

28      „ 

0 

23      , 

+  + 

Muskel 
ange- 
reichert 


Blut 

direkt 


Blut 
ange- 
reichert 


Hals- 
lymph- 
knoten 


Achsel- 
lymph- 
knoten 


Knie- 
falten- 
lymph- 
knoten 


Mesen- 
terial- 
lymph- 
knoten 


0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 

-I-  +  + 


0 
0 
0 
0 

-f 
+  + 

0 
0 
0 
0 
0 
0 

+  + 


0 

0          ! 

0 

0 

-f-l- 

0 

++ 

0       1 

++ 

0 

++ 

-f     ! 

++ 

+     ! 

++ 

0 

+  + 

0 

+  + 

++ 

-  + 

0 

+++ 

+    i 

+  + 

+ 

0 
0 
0 
0 
0 

-I- 

0 

+  +  -I- 
-f- 

+ 

+  +  4- 


0 

+  + 

-I-  + 

+  + 

+++ 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  + 

+  +  + 

+ 
+++ 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleiechvergiftungsbakterien  etc. 


349 


alles  werden  kann,  sondern  was  wirklich  ist".  Aber  selbst  wenn  die 
Anreicherung,  wie  dies  Conradi  geglückt  ist,  überraschenderweise  zur 
Fleischvergiftungsgruppe  gehörige  Bakterien  zutage  fördern  würde,  so 
wäre  durch  den  Bakterienfund  allein  noch  nicht  bewiesen,  daß  es  sich 
hier  um  ein  Fleisch  handelt,  dem  Fleischvergiftung  erzeugende  Eigen- 
schaften zukommen.  Ueberhaupt  wird  von  den  meisten  Autoren  dem 
Befund  irgendwelcher  als  Paratyphusbakterien  angesprochener  Bakterien 
eine  viel  zu  hahe  Bedeutung  für  die  Genese  der  Fleischvergiftungen 
zugesprochen. 

Zur  definitiven  Entscheidung  der  Frage,  ob  etwa  der  angereicherte 
Muskel  hinsichtlich  der  Nachweisbarkeit  von  Keimen  die  direkte  Prüfung 
der  Lymphdrüse  überholen  könnte,  habe  ich  in  einer  weiteren  Versuchs- 
reihe vergleichende  Untersuchungen  angestellt,  indem  ich  neben  direkten 
Prüfungen  von  Muskel  und  Blut  auf  ihren  Keimgehalt  diese  auch  noch 
einem  Anreicherungsverfahren  in  Galle  unterzog.  Zu  diesem 
Zwecke  wurde  das  Muskelstück  zunächst  direkt  auf  einer  Fuchsinagar- 
platte ausgestrichen,  sodann  das  gleiche  Muskelstück  in  ein  Röhrchen 
mit  Galle  geworfen,  dieses  24  Stunden  bei  ST**  C  gehalten  und  sodann 
von  der  Galle  1  Oese  auf  einer  Fuchsinagarplatte  ausgestrichen.  Von 
dem  Herzblut  wurde  1  Tropfen  auf  der  Agarplatte  direkt  ausgestrichen 
und  sodann  das  Herz  samt  dem  darin  noch  befindlichen  Blut  in  Galle 
verbracht,  die  dann  nach  24  Stunden  gleichfalls  wieder  auf  Anwesenheit 
von  Keimen  geprüft  wurde. 

Die  Versuchsreihe,  welche  zu  diesem  Zwecke  angestellt  wurde,  sollte 
weiterhin  die  Frage  beantworten,  wie  sich  der  Infektionsverlauf  gestaltet, 
sofern  die  Tiere  mit  keimhaltigem  Fleische  gefüttert  werden. 

14  Mäuse  erhalten  2  Tage  lang  ein'  Fleischstück  vorgelegt,  das  zuvor  mit  einer 
Emulsion  des  Bacillus  enteritidis  (Stamm  St.  Johann)  befeuchtet  und  24  Stunden 
bei  37*"  C  gehalten  worden  war.  Die  Prüfung  des  so  behandelten  Muskels 
ergab,  daß  derselbe  durch  und  durch  mit  Enteritiskeimen  durchsetzt 
war.  Von  den  Mäusen  ist  ein  Tier  am  7.  Tage  sichtb'ch  krank;  eine  Maus  geht  am 
16.  Tage  nach  der  Infektion  ein  und  wird  von  den  übrigen  Mäusen  zum  großen  Teil 
aufgefressen ,  so  daß  dieselbe  nicht  mehr  in  der  üblichen  Weise  untersucht  werden 
konnte.  Eine  weitere  Maus  stirbt  am  23.  Tage;  die  letzte  Maus  wird  am  28.  Tage 
getötet. 

TabeUe  VI. 

1.  März  1910.    Zweitägige  Fütterung  mit  postmortal  infiziertem  Fleisch. 


Milz 

Leber 

GaUe 

Lunge 

Niere 

Harn 

Dünn- 
darm 

Blind- 
darm 

Dick- 
darm 

Bemerkungen 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+  + 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+  + 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

++ 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

+  + 

+  + 

+  +  + 

++ 

0 

0 

0 

0 

+ 

+  + 

+  + 

+  +  + 

-n- 

+ 

+ 

+ 

0 

4- 

+  + 

+  + 

Maus  krank 

+  + 

+ 

0 

+ 

0 

0 

+ 

+  + 

-I-  + 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

++ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

+ 

+  + 

+  + 

+  + 

+ 

0 

+ 

0 

0 

+  4- 

+  + 

-1- 

++ 

+ 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+  + 

+ 

'    + 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  -1- 

+  + 

+++ 

1  ++ 

1 

+ 

++ 

1 

+  + 

+ 

+  + 

+  + 

+  + 

Maus  t 

350 


CentralbL  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Das  Ergebnis  der  vergleichenden  Prüfung  zwischen 
direktem  Muskelausstrich  und  angereichertem  Muskel- 
Galleausstrich  ist  ein  vollkommen  gleiches,  indem  allen 
n  egativen  Bef  un  den  der  dir  ekten  M  uskelprüfung  auchein 
gleiches  Resultat  bei  der  Galleanreicherung  entspricht. 
Die  Conradische  Annahme  eines  latenten  Vorkommens 
von  Bakterien  der  Paratyphusgruppe  in  der  Muskulatur 
kann  demzufolge  als  auch  auf  Grund  der  vorstehenden 
Darlegungen  über  den  Mechanismus  der  Infektion  nicht 
als  zutreffend  anerkannt  werden.  Das  mögliche  Vor- 
handensein spärlicher  Keime  in  der  Muskulatur  kann  bei 
der  Fleisch  Untersuchung  auch  nicht  übersehen  werden, 
sofern  gleichzeitig  Lymphknoten,  Milz  und  Leber  mit- 
untersucht werden,  die  ja  längst  einen  starken  Keim- 
gehalt aufz  u  weisen  haben,  bevor  die  Infektion  des  Mus- 
kels erfolgt.  Die  vergleichende  Blutuntersuchung  ergibt  nur  in  einem 
Falle  ein  nicht  übereinstimmendes  Resultat,  dergestalt,  daß  am  6.  Tage 
der  direkte  Blutausstrich  negativ,  der  angereicherte  dagegen  positiv  ist. 
Dem  Befunde  kommt  jedoch   keinerlei  praktische  Bedeutung  zu,   da  ja 

Tabelle  VII. 

Bacillus  enteritidis;    Stamm  St.  Johann.     12  Monate  alt,    Versuchsbeginn: 


Zeit  der  Unter- 

Hals- 
lymph- 
knoten 

Achsel- 
lymph- 
knoten 

Knie- 

Mesen- 

suchung  nach 
erfolgter  In- 
fektion 

Muskel 

Blut 

falten- 
lymph- 
knoten 

terial- 
lymph- 
knoten 

Milz 

Leber 

Kon  trollmaus 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

u 

24  Stunden 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

2  Tage 

0 

0 

+  -)--f- 

0 

0 

+  +  4- 

+  -h  + 

0 

3      . 

0 

0 

+++ 

0 

0 

0 

0 

0 

i     " 

0 

0 

+++ 

+  +  + 

-f +  + 

0 

Ü 

0 

6      „ 

0 

0 

+  -!-  + 

+  +  + 

-I-  +  + 

0 

+ 

+ 

7      „ 

0 

0 

+  +  + 

+  + 

+  +  + 

+  +  + 

+++ 

+  + 

9      „ 

0 

0 

+  +  + 

+ 

-I-  +  + 

+  + 

+++ 

+  + 

15      „ 

0 

+  + 

+  +  + 

+++ 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  + 

24      „ 

0 

0 

+  + 

+ 

+ 

+  -]-  + 

+  + 

+ 

40      „ 

0 

0 

+  + 

4- 

+ 

+  +  + 

+++ 

+ 

20      „ 

+ 

+  + 

+  + 

+  + 

+  + 

+  +  + 

+  -I-+ 

+  +  + 

die  Möglichkeit  besteht,  daß  vereinzelte  Keime  bei  direkter  Aussaat  auf 
Agar  nicht  zu  Kolonieen  angehen,  während  die  Gallezüchtung  die  Ver- 
mehrungsfähigkeit vereinzelter  Keime  sehr  günstig  beeinflußt.  Zin  gle  (8), 
der  unter  meiner  Leitung  im  Hygienischen  Institut  zu  Straßburg  die 
Untersuchungen  über  den  Verlauf  der  alimentären  Infektion  mit  Bakterien 
der  Fleischvergiftungsgruppe  fortgesetzt  hat,  fand  bei  71  verglei- 
chenden Muskeluntersuchungen  gleichfalls  stets  über- 
einstimmende Resultate  zwischen  der  direkten  Prüfung 
und  der  Prüfung  nach  Anreicherung  in  Galle.  Die  Mus- 
kulatur von  13  Tieren  erwies  sich  bei  beiden  Prüfungs- 
arten als  keimhaltig  und  bei  58Tieren  als  nicht  infiziert. 
Unsere  systematischen  Untersuchungen  über  den  Infek- 
tionsmechanismus zeigen  somit  infolge  der  ständig  über- 
einstimmenden Befunde  der  direkten  Muskelprüfung  und 
der  angereicherten  Muskelprüfung,  daß  den  Forderungen 
Conradis  und  Kubaners,  den  Muskel  anzureichern,  für  die 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc. 


351 


tierärztliche  Fleischuntersuchung  keine  Berechtigung 
zuerkannt  werden  kann.  Bei  den  gleichzeitig  geprüften  Blutproben 
der  71  Tiere  erwies  sich  die  direkte  Blutprüfung  in  32  Fällen,  die  An- 
reicherung in  Galle  in  35  Fällen  als  keimhaltig,  so  daß  sich  also  auch 
bei  Zingle  eine  geringe  Ueberlegenheit  der  Blutgalleanreicherung  gegen- 
über dem  direkten  Blutausstriche  geltend  macht.  Für  die  Fleischbeschau 
ist  die  bakteriologische  Blutuntersuchung  jedoch  bedeutungslos. 

Die  Tabelle  VI  zeigt  des  weiteren,  daß  sich  auch  hier  der  infektiöse 
Prozeß  vor  allem  auf  das  lymphatische  System  sowie  auf  Milz  und  Leber 
beschränkt,  während  nur  in  2  Fällen  eine  Generalisation  erfolgt.  Die 
Virulenz  des  Stammes,  der  7  Monate  zuvor  eine  schwere  Fleischver- 
giftungsepidemie verursacht  hatte,  ist  also  trotz  der  Züchtung  desselben 
in  Fleisch  keine  erhebliche  mehr  gewesen.  Ich  habe  dann,  nachdem  der 
Stamm  St.  Johann  1  Jahr  alt  geworden  war,  abermals  eine  Versuchs- 
reihe zur  Prüfung  des  noch  vorhandenen  Virulenzgrades  ausgeführt. 

Zn  diesem  Zwecke  kommen  11  Mäuse  in  Kontakt  mit  einer  mittelstarken  Emulsion 
des  Bacillus  enteritidis.  Von  den  Tieren  erweist  sich  eins  am  15.  Tage  als  krank ; 
eine  weiteres  geht  am  20.  Tage  ein.  Die  beiden  letzten  Mäuse  bleiben  ständig  munter 
und  werden  am  24.  und  40.  Tage  nach  der  Infektion  getötet. 


30.  Juli  1910. 


Tabelle  TU. 

Mittelstarke  Fütterungsinfektion. 


Galle 

Lunge 

Niere 

Harn 

Dünn- 
darm 

Bünd- 
darm 

Dick- 
darm 

Bemerkungen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

-I-  + 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+  -I- 

+  -1- 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

0 

++ 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+ 

++ 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+ 

++ 

0 

0 

0 

-1- 

+ 

+  + 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

Maus  krank 

0 

+ 

0 

0 

0 

+  + 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+  + 

+  + 

+  + 

++  + 

+++ 

Maus  t 

Die  Tabelle  VII  zeigt  im  wesentlichen  eine  Uebereinstimmung  mit 
der  Tabelle  VI.  Auch  hier  das  Prävalieren  der  Infektion  im  lympha- 
tischen System,  in  Milz  und  Leber. 

Bei  der  Prüfung  des  Stammes  St.  Johann  nach  2^/4  J  ahren 
war  es  mir  überhaupt  nicht  mehr  möglich,  Mäuse  durch 
eine  starke  Fütterungsinfektion  zu  Fall  zu  bringen.  Ein- 
zelne Mäuse  zeigten  nach  10 — 14  Tagen  kurze  Zeit  ein  etwas  gesträubtes 
Haarkleid  oder  blieben  vollkommen  munter.  Aus  diesen  Befunden 
darf  nicht  auf  eine  Immunität  bzw.  Resistenz  der  weißen 
Mäuse  gegenüber  dem  Bacillus  enteritidis  geschlossen 
werden.  Hier  wird  die  scheinbare  Immunität  der  Tiere 
nur  vorgetäuscht  durch  die  sehi' stark  gesunkene  Virulenz 
des  betreffenden  Stammes  infolge  der  kulturellen  Weiter- 
züchtung. Die  Virulenz  eines  Bakteriums,  das  wirklich 
imstande  ist,  Fleischvergiftung  zu  erzeugen,  setzt  sich 
aus   zwei  Komponenten  zusammen:    1)  dem  Infektionsver- 


352 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


mögen  und  2)  dem  Toxinbildungsvermögen.  Ich  habe  bei 
dem  Stamm  St.  Johann,  unmittelbar  nachdem  derselbe  die 
Epidemie  verursacht  hatte,  beobachten  können,  daß  da- 
mals das  Toxinbildungsvermögen  im  Tierversuche  an 
Mäusen  der  ausschlaggebendste  Faktor  war,  dergestalt, 
daß  die  Mäuse  bei  Fütterung  mit  dem  rohen  Fleischver- 
giftung erzeugenden  Fleisch  des  notgeschlachteten  Och- 
sen eingingen,  bevor  es  zurSeptikämie  —  zum  Uebertritt 
der  Infektionserreger  in  die  Blutbahn  kam.  Bei  der  kul- 
turellen Weiterzüchtung  geht  dieses  Toxinbildungsver- 
mögen ziemlich  schnell  zurück,  so  daß  das  Infektions- 
vermögen der  Bakterien  alsdann  in  den  Vordergrund 
tritt.  Das  Ueberstehen  der  Infektion  wird  dann  von  der  Fähigkeit  des 
tierischen  Organismus  abhängen,  die  seitens  der  Bakterien  noch  gebildeten 
Gifte  durch  die  Produktion  genügender  Mengen  von  Antistoflfen  zu 
neutralisieren.  Mit  dem  Zurückgehen  des  Toxinbildungs- 
vermögens  sinkt  auch  mehr  und  mehr  das  Infektionsver- 
mögen der  betreffenden  Bakterienart,  insbesondere  hin- 
sichtlich der  Fähigkeit  zur  Erzeugung  einer  Septikämie, 
Je  stärker  das  Giftbildungsvermögen  ist,  um  so  leichter  wird  die  Infektion 
zu  einer  septikämischen.  Parallel  mit  der  Inkonstanz  des  Giftbildungs- 
vermögens der  Bakterien  läuft  auch  das  Infektionsvermögen.  Aber 
selb  st  völlig  avirulent  gewor  dene  Bakterien  besitzen  noch 
ein  gewisses  Infektionsvermögen,  das  sich  aber  dann  auf 
das  Lymphsystem  beschränkt.  Eine  absolute  Avirulenz  patho- 
gener  Bakterien  dürfte  es  daher  kaum  geben ;  wir  sprechen  viel- 
mehr Bakterien  als  avirulent  an,  sobald  dieselben  nicht 
mehr  fähig  sind,  pathogen  zu  wirken,  selbst  wenn  den- 
selben noch  ein  gewisses  Infektionsvermögen  zukommt. 
Diese  Tatsache  wird  durch  die  Ergebnisse  der  beiden  folgenden  Versuchs- 
reihen demonstriert,  die  Zingle  unter  meiner  Leitung  ausgeführt  und 
die  derselbe  bereits  in  seiner  Dissertation  (8)  mitgeteilt  hat. 

10  Mäuse  werden  in  Kontakt  gebracht  mit  einer  schwachen  Emulsion  (Abschwem- 
mung eines  Agarstrichröhrchens  mit  10  com  Wasser)  eines  alten  Laboratoriumsstammes 
des  Bacillus  breslaviensis.  Während  der  Beobachtungszeit  zeigt  keines  der  Tiere 
ein  Nachlassen  der  Munterkeit. 

Tabelle  Vm. 

Bacillus  breslaviensis.  Schwache  Fütterungsinfektion.  Versuchsbeginn: 
28.  Juni  1910.     Alter  avirulenter  Laboratoriumsstamm. 


Zeit  der  Unter- 
suchung nach 

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sel- 
knoten 

alten- 
knoten 

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24  Stunden 

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ü 

0 

u 

0 

++ 

+  +  + 

Müller.  Der  Nachweis  von  Fleiechvergiftungsbakterien  etc. 


353 


In  einer  weiteren  Versuchsreihe  werden  10  Mäuse  zur  Deglutitionsaufnahme  von 
einer  schwachen  Emulsion  des  Bacillus  (enteri tidis)  Danysz  gezwungen.  Der 
4  Jahre  alte  Laboratoriumsstamm  hatte  sein  Virulenzvermögen  völlig  eingebüßt.  Auch 
bei  den  Tieren  dieser  Versuchsreihe  waren  während  der  Versuchsdauer  keinerlei  Zeichen 
einer  Erkrankung  zu  beobachten. 

TabeUe  IX. 

Bacillus  (enteritidis)  Danysz.  Schwache  Fütterungsinfektion.  Versuchs- 
beginn: 1.  Juli  1910.    Alter  avirulenter  Laboratoriumsstamm. 


Zeit  der 

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suchung 

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24  Std. 

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0 

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2  Tage 

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0 

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0 

0 

0 

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0 

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0 

0 

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0 

0 

0 

0 

+++ 

+++ 

+++ 

Die  beiden  vorstehenden  Tabellen  zeigen  uns  in  deutlichster  Weise, 
daß  auch  als  a virulent  angesprochene  Bakterienstämme, 
bzw.  solche  Bakterienstämme,  die  ihre  ehemalige  Viru- 
lenz eingebüßt  haben,  zwar  noch  ein  gewisses  Infektion  s- 
vermögen  besitzen,  daß  sich  aber  dann  die  ohne  Krank- 
heitserscheinungen und  unmerklich  verlaufende  Infek- 
tion fast  ausschließlich  auf  das  lymphatische  System 
beschränkt.  (Tabelle  YIII  zeigt  nur  einmal  am  10.  Tage  eine 
schwache  Infektion  der  Lunge ;  Tabelle  IX  nur  am  3.  Tage  eine  schwache 
Infektion  der  Leber.)  Der  in  den  Tabellen  VIII  und  IX  mit  aller  Deut- 
lichkeit zutage  tretende  Befund,  daß  die  Infektionserreger  nur  im  lympha- 
tischen System  nachweisbar  werden,  drängt  uns  mit  zwingender  Not- 
wendigkeit die  Schlußfolgerung  auf,  daß  bei  dem  gleichzeitig 
ständig  negativen  Blutuntersuchungsbefund  die  in  den 
Achsel-  und  Kniefaltenknoten  gefundenen  Keime  auch 
nur  auf  dem  Lymphwege  hierher  gelangt  sein  können. 
Ich  möchte  auf  diesen  Befund  um  so  nachdrücklicher 
hinweisen,  als  bislang  in  der  Fleischhygiene  die  Ansicht 
obgewaltet  hat,  daß  die  bakterielle  Infektion  dieser 
Lymphknoten  (abgesehen  von  Wundinfektionen)  nur  durch 
Vermittelung  des  Blutstromes  zustande  kommen  könne. 
Auf  die  Bedeutung  dieser  Darlegung  für  die  Beurteilung  des  Fleisches 
von  Schlachttieren  mit  tuberkulösen  Fleischdrüsen  habe  ich  bereits  an 
anderer  Stelle  (9)  hingewiesen. 

Auifallend  ist  in  den  Tabellen  VIII  und  IX  weiterhin  die  Erschei- 
nung, daß  der  Bacillus  breslaviensis  nie,  der  Bacillus  (ente- 
ritidis)  Danysz  nur  einmal  in  den  Mesenterialdrüsen 
nachweisbar  wurde.  Zingle  hat  in  den  15  Versuchsreihen,  die 
derselbe  angestellt  hat,  das  gleiche  Verhalten  bei  einem  Sui- 
pestif  er- Stamm,   zwei   vom   Menschen    stammenden    Para- 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  6.  23 


354 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


typhus-B-Stämmen  und  einen  Typhusstamm  feststellen 
können.  Der  Befund  ist  weiterhin  aus  dem  Grunde  be- 
sonders interessant,  weil  in  diesen  Versuchsreihen  die 
Keime  ständig  im  Darmtraktus  nachweisbar  waren  —  im 
Blind-  und  Dickdarm  meist  reichlich,  im  Dünndarm  allerdings  vielfach 
spärlich  oder  gar  nicht  —  so  daß  doch  immerhin  die  Möglichkeit  zur 
Infektion  der  Mesenteriallymphknoten  vorlag,  zumal  der  Dünndarm  auch 
in  diesen  Versuchsreihen  häutig  eine  katarrhalische  Reizung  nach  einigen 
Tagen  zeigte.  Dieses  Freibleiben  der  Mesenterialknoten 
bei  avirulent  gewordenen  oder  für  Mäuse  apathogenen 
Stämmen  (Typhus)  findet  darin  seine  Erklärung,  daß  die 
Infektionserreger  nur  bis  zu  den  Lymphfollikeln  des 
Darmes  vordringen.  Ich  habe  nämlich  bei  späteren  Versuchen  mit 
avirulenten  Stämmen,  die  häufig  geschwollenen  Beyer  sehen  Follikel- 
haufen  von  der  Serosa  aus  mit  einer  feinen  Schere  abgehoben,  ohne 
hierbei  das  Darmlumen  zu  eröffnen  und  die  FoUikelhaufen  dann  voll- 
gepfropft mit  den  Bakterien  gefunden,  während  die  Mesenterialknoten 
frei  geblieben  waren.  Aus  dem  Befund  einer  Bakterienart  in 
den    Mesenterialknoten    läßt    sich    daher    ein    Rückschluß 

TabeUe  X. 

Bacillus  (enteritidis)  Danysz.     Mittelstarke  Fütterungsinfektiou.    Versuchs- 


Zeit  d.  Unter- 
suchung nach 
erfolgter 
Infektion 


Muskel 

Blut 

0 

0 

0 

0 

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Hals- 
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knoten 


Achsel- 
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knoten 


Knie- 
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lymph- 
knoten 


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enterial- 
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knoten 


Milz 


Leber 


24  Stunden 

2  Tage 

3  „ 

4  „ 

5  „ 

6  ., 


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++  + 


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+  +  + 
+++ 
+  +  + 

+  +  + 


0 
0 

+  + 
+++ 
+  +  + 
+  +  + 


auf  eine  gewisse  Virulenz  der  gefundenen  Bakterienart 
schließen.  Dagegen  kann  dem  Befund  eines  zur  Para- 
typhus- oder  Enteritisgruppe  gehörigen  Bakteriums  aus 
dem  Dar  min  halte  ohne  gleichzeitige  weitere  Prüfung 
anderer  Organe,  insbesondere  der  Mesenterialknoten, 
oder  bei  Abwesenheit  desselben  in  anderen  Organen, 
keine  Bedeutung  für  die  Entstehungsmöglichkeit  von 
Fleischvergiftungen  zugeschrieben  werden.  Für  die  Be- 
urteilung eines  Bakteriums  auf  seine  Fähigkeit  „Fleisch- 
vergiftung" zu  erzeugen,  genügt  nicht  der  Nachweis  seiner 
Zugehörigkeit  zur  Paratyphus-  oder  Enteritis  gru  ppe, 
sondern  gehört,  wie  ich  dies  bereits  weiter  oben  aus- 
geführt habe,  auch  der  Nachweis  für  seine  Virulenz,  die 
bei  den  echten  Fleischvergiftungserregern  nicht  allein 
im  Infektions  vermögen,  sondern  vor  allem  auch  im  Toxin 
bildungsvermögen  besteht.  Da  es  fernerhin  durchaus 
nicht  feststehend  ist,  daß  die  Fleisch  Vergiftungsbak- 
terien alle  zur  Enteritis-  undParatyphusgruppe  gehören, 
so  ergibt  sich  für  die  präventive  Fleischuntersuchung, 
daß  jeder  septikämische  Befund  in  der  Muskulatur  die 
Verkehrsentziehung  solchen  Fleisches  erfordert  und  daß 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc. 


355 


derartige  Bakterien  als  Fleischvergifter  „verdächtig" 
sind,  sofern  die  Prüfung  ein  hohes  Infektions-  und  Toxi- 
zitätsver mögen  ergibt. 

Nachdem  ich  durch  die  vorstehenden  Untersuchungen  einen  auf 
realem  Boden  stehenden  und  von  hypothetischen  Begriffen  freien  Ein- 
blick in  den  Verlauf  und  den  Mechanismus  der  Infektion  mit  Bakterien 
der  Fleischvergiftungsgruppe  erlangt  hatte,  ging  mein  Bestreben  dahin, 
nochmals  eine  weitere  Versuchsreihe  mit  einem  voUviruleuten  Enteritis- 
stamm anzustellen,  da  in  den  ersten  Versuchsreihen  mit  dem  Stamm 
St.  Johann  keine  Lymphknoten  außer  den  Mesenteriallymphknoten  ständig 
untersucht  worden  waren.  Meine  Versuche,  die  gesunkene  Virulenz  des 
Stammes  St.  Johann  durch  aneinander  gekettete  Tierpassagen  von  neuem 
zu  steigern,  schlugen  fehl,  demzufolge  ich  mich  entschloß,  den  Ergebnissen 
des  avirulenten  Stammes  vom  Bacillus  (enteritidis)  Danysz  in 
Tabelle  IX  die  Ergebnisse  einer  Versuchsreihe  mit  einem  virulenten 
Stamm  des  Bacillus  (enteritidis)  Danysz  gegenüberzustellen. 

Zu  diesem  Zwecke  werden  7  Mäuse  mit  einer  Abschwemmung  von  2  Agarschräg- 
röhrchen  alimentär  infiziert.  Am  5.  Tage  erweisen  sich  die  drei  übrig  gebliebenen  Tiere 
als  krank;  am  6.  Tage  sind  die  beiden  letzten  Mäuse  eingegangen. 

TabeUe  X. 

beginn  12.  Dez.  1910.    Stamm  mit  voller  Virulenz. 


GaUe 

Lunge 

Niere 

Harn 

Magen 

Dünn- 
darm 

Blind- 
darm 

Dick- 
darm 

Bemerkungen 

0 

0 

0 

0 

+  +  + 

0 

+ 

+  + 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  +  + 

+  4- 

0 

+ 

+ 

0 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  + 

+  + 

+  +  + 

+  +  + 

+ 

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+  + 

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+  + 

+ 

+  +  + 

+  +  + 

+ 

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+  +  + 

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Maus  krank 

+++ 

+  +  + 

+  +  + 

+++ 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  + 

Maus  t 

Im  Gegensatz  zu  den  ersten  Versuchsreihen  kommt  in  der  Tabelle  X 
keine  vorübergehende  Infektien  des  Blutes  und  anderer  Organe  zum 
Ausdruck,  was  vielleicht  mit  dem  Umstände  zusammenhängen  mag,  daß 
in  den  ersten  Versuchen  mit  dem  Stamm  St.  Johann  sich  noch  ein 
stärkeres  Giftbildungsvermögen  dieses  Stammes  geltend  gemacht  hat. 
Die  Tabelle  zeigt  vom  3.  Tage  ab  ein  ungemein  heftiges  Fortschreiten 
der  Infektion  im  lymphatischen  System  sowie  das  alsbaldige  Uebertreten 
der  Keime  in  Milz,  Leber  und  Blut,  wobei  am  3.  Tage  der  Muskel  noch 
frei  bleibt.  Am  4.  Tage  hat  sich  bereits  die  Infektion  im  ganzen  Körper 
generalisiert,  so  daß  die  Tiere  vom  5.  Tage  ab  schwer  krank  und  am 
6.  Tage  der  Infektion  erlegen  sind.  Ein  Absterben  der  Bakterien  im 
Magen  ist  nicht  zu  beobachten. 

Wir  sehen  also,  daß  der  Nachweis  des  Vorliegens 
einer  Septikämie(=Generalisation  einer  septikämischen 
Infektion)  durch  die  bakteriologische  F  1  e  i  s  c  h  u  n  t  e  r - 
suchung  ohne  Schwierigkeit  zu  erbringen  ist,  weil  hier 
die  Untersuchung  aller  Organe,  insbesondere  auch  der 
Muskulatur,  das  Vorhandensein  zahlreicher,  gleicher 
Kolonieen  auf  den  Platten  ergibt.  —  Ich  habe  dann  auch  weiter- 
hin geprüft,  ob  der  Nachweis  der  septikämischen  Infektion 
eines  Kadavers   bei  längerem   uneröffneten    Liegenlassen 

23* 


356 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


desselben  durch  das  Ueberwuchern  von  Kadaverbacillen 
erschwert  wird.  Zu  diesem  Zwecke  ließ  ich  septikämisch  eingegangene 
Mäuse  uneröffnet  bis  zu  8  Tagen  im  Zimmer  bei  ca.  20"  und  bis  zu 
8  Wochen  im  Eisschrank  liegen.  Die  Untersuchung  der  Kadaver 
ergab  dann  jederzeit  in  Blut,  Muskulatur  und  den  Or- 
ganen der  Tiere  das  Vorhandensein  zahlloser  Keime  der 
verfütterten  Keimart,  dergestalt,  daß  der  Platteubefund  infolge 
des  NichtWachsens  anaerober  Keime  gewissermaßen  Reinkulturen  dar- 
bot^). Ein  Ueberwuchertwerden  der  Erreger  einer  septikämischen  In- 
fektion, so  daß  der  Nachweis  derselben  auf  Schwierigkeiten  stoßen  könnte, 
ist  daher  auch  bei  uneröffnet  liegen  bleibenden  Kadavern  der  Schlacht- 
tiere kaum  zu  erwarten.  Obschon  hier  infolge  der  langsameren  Ab- 
kühlung des  Kadavers  die  postmortale  Kadaverbacilleneinwanderung 
schneller  und  intensiver  als  bei  der  Maus  erfolgt,  so  schaltet  doch  die 
aerobe  Plattenkultur  die  Mehrzahl  etwa  vorhandener  Kadaverbacillen  wieder 
aus.  Daß  auch  die  postmortale  Außeninfektion  den  Nachweis  der  intra- 
vital erfolgten  septikämischen  Infektion  nicht  ernstlich  zu  beeinträchtigen 
vermag,  habe  ich  an  anderer  Stelle  (6)  bereits  dargelegt.  —  Weiterhin 
wird  aber  auch,  wie  aus  den  Tabellen  ersichtlich  ist,  in 
allen  Fällen  von  Septikämie verdacht  durch  die  Prüfung 
von  Muskulatur,  Lymphknoten,  Milz  und  Leber  fest- 
gestellt werden  können,  ob  eine  Infektion  mit  Bakterien 
der  Paratyphus-  oder  Gärtner- Gruppe  etwa  vorliegt  oder 
nicht. 

Die  vorstehenden  Untersuchungen  haben  ausschließlich  den  etappen- 
mäßigen Verlauf  der  Infektion  mit  Bakterien  der  Fleischvergiftungsgruppe 
dargelegt,  wie  sich  derselbe  bei  alimentärer  Aufnahme  der  Infektions- 
erreger vollzieht.  Ob  die  Fütterungsinfektion  in  jenen  Fällen,  die  Fleisch- 
vergiftungsepidemieen  bewirkt  haben,  die  Regel  war,  ist  ungewiß.  Es 
ist  vielmehr  auch  möglich ,  daß  derartige  Infektionen  von  Wunden 
ihren  Ausgang  genommen  haben.  Bei  der  W  undinfektion  liegen 
die  Verhältnisse  für  den  Nachweis  der  Infektionserreger 
aus  der  Gruppe  der  Fleischvergiftungsbakterien  noch 
wesentlich  günstiger  als  bei  der  alim  entären  Infektion, 
weil  selbst  solche  Stämme,  die  v  om  Dar  mtraktus  aus  kein 


Bacillus    enteritidis, 


Tabelle  XL 

Stamm     St.   Johann ; 


16    Monate    alt.      Subkutane 


Zeit  der  Unter- 
suchung nach 

Muskel 

Blut 

Rechter 
Hals- 
lymphknoten 

Linker 
Hals- 
lymphknoten 

Rechter 
Achsel- 
lymphknoten 

Qker 
iknoten 

Rechter 
Kniefalten- 
lymphknoten 

nker 

falten- 

iknoten 

"E  o 

S  a 

der  Infektion 

Li 

Ac 
lynap 

Li 

Knie 
lympl 

24  Stunden 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ 

0 

+ 

0 

24        „ 

0 

+  +  + 

0 

0 

+  + 

+ 

+  + 

+ 

0 

2  Tage 

0 

+++ 

+  + 

+  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+ 

2      „ 

+  + 

+  +  + 

+  + 

+  + 

+  +  + 

+  -f  + 

+  -f-l- 

+  +  + 

+  +  + 

3      „ 

+  + 

+  -h  + 

+  +  + 

++  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+++ 

4       „ 

+  +  + 

+  +  + 

+++ 

+-I-+ 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

+++ 

4       „ 
Kontrollmaus 

+++ 

0 

+  +  + 

0 

0 

+  +  + 

0 

+  +  + 
0 

+  +  + 
0 

-I-  +  + 
0 

-f  +  + 
0 

0 

1)  In  Weiterverfolgung  dieses  Befundes  stellte  Zingle  fest,  daß  durch  das  längere 
Verweilen  der   Bakterien  in  uneröffneten  Kadavern   eine  Virulenzsteigerung  ein- 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc. 


357 


oder  nur  ein  sehr  geringes  Infektionsverraögen  zeigen, 
bei  der  Wundinfektion,  wie  sich  dies  aus  den  nachstehen- 
den Tabellen  ergibt,  sehr  schnell  eine  generelle  Infek- 
tion zu  bewirken  vermögen.  Ich  habe  in  den  folgenden  Ver- 
suchen die  Wundinfektion  in  Form  subkutaner  Injektionen  gleicher 
Mengen  einer  schwachen  Bakterienemulsiou  ausgeführt.  Bei  diesen 
Versuchen  sollte  weiterhin  noch  ein  anderer  interessanter  Befund  er- 
hoben werden. 

Bei  der  Untersuchung  der  alimentär  infizierten  Tiere  wurde  häufig 
beobachtet,  daß  der  Dünndarm  anfangs  nur  spärliche  Keime  der  ver- 
wendeten Bakterienart  enthielt,  und  daß,  wie  der  Vergleich  des  direkt 
angelegten  Kulturausstriches  mit  dem  angereicherten  Kulturausstrich  er- 
gab, spärlich  vorhandene  Infektionserreger  von  anderen  Darmsaprophyten, 
insbesondere  Coli- Bakterien,  überwuchert  wurden.  In  jenen  Fällen, 
in  denen  die  Infektion  schließlich  zurSeptikämie  führte, 
änderte  sich  jedoch  der  Kulturbefund  aus  dem  Dünn- 
darminhalt dergestalt,  daß  nach  und  nach  ein  Zurück- 
treten der  Saprophyten  zugunsten  der  Infektionserreger 
bemerkbar  wurde,  bis  schließlich  der  Darminhalt  die 
Septikämieerreger,  nach  dem  Platte nbefund  geurteilt, 
geradezu  in  Reinkultur  enthielt.  Diese  Beobachtung 
legte  die  Vermutung  nahe,  daß  mit  dem  Eintreten  der 
Generalisation  ein  direktes  Auswandern  der  Keime  aus 
dem  Körperinnern  in  das  Darmlumen  stattfindet.  Aehnliche 
Erscheinungen  werden  ja  auch  bei  dem  Typhus  des  Menschen  beobachtet. 
Beim  subkutanen  Infektionsmodus  mußte  daher,  wenn  der  Befund 
richtig  gedeutet  war,  der  Darminhalt  dieser  Tiere  schließlich  die  In- 
fektionserreger enthalten.  Da  hier  eine  alimentäre  Infektion  des  Darm- 
inhaltes von  vornherein  ausgeschlossen  war,  so  konnten  also  die  im 
Darminhalt  anzutreffenden  Bakterien  nur  durch  Vermittelung  des  Säfte- 
stromes des  Körpers  hierher  gelangt  sein. 

Zur  Darlegung  des  Verlaufes  der  Wundinfektion  mit  Bakterien  der  Fleischver- 
giftungsgruppe und  des  Einwandems  der  Bakterien  aus  dem  Körper  in  das  Darmlumen 
erhielten  7  Mäuse  subkutan  je  0,25  ccm  einer  Emulsion  des  Bacillus  enteritidis, 
Stamm  St.  Johann,  die  durch  Abschwemmen  einer  Agarschrägkultur  mit  10  ccm  physio- 
logischer NaCl-Lösung  gewonnen  war. 


Infektion. 


Tabelle  XL 


MUz 

Leber 

Galle 

Lunge 

Niere 

Harn 

Magen 

Dünn- 
darm 

Bünd- 
darm 

Dick- 
darm 

Bemerkungen 

-f 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+  -I- 

+  +  + 

1.  Maus 

0 

0 

0 

-I-  +  -I- 

0          0 

0 

+  -f- 

+ 

-1- 

2.  Maus 

+  +  + 

-I-  +  -I- 

-1- 

+  + 

+ 

0 

++ 

+ 

0 

0 

1.  Maus 

+  +  + 

+  -I--I- 

0 

+  -I- 

+  +  + 

0 

0 

+  + 

-I-  + 

+  +  + 

2.  Maus 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  +  -h 

+  -f-  + 

++ 

+  +  -f 

+  +  +  \  +  +  + 

+  + 

+  +  + 

+  +  + 

+ 

-I-  +  -I- 

-h  +  + 

++ 

+  + 

+  +  +  1  +  +  + 

+  +  + 

Maus  T 

+  +  + 

+  +  + 

+  + 

+  +  + 

-f-  +  -l- 

+++ 

+  + 

-I-  +  -I-  +  +  + 

+  +  + 

Maus  t 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

u 

0 

tritt.  Auf  diese  Virulenzsteigerung  durch  die  natürliche  Anaerobiose  im  Kadaver  hin- 
sichtlich ihrer  Bedeutung  für  die  Genese  von  Fleischvergiftungen  als  auch  für  die  Nager- 
vertilgung werden  wir  später  zurückkommen. 


358 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Zur  Zeit  der  Versuchsanstellung  der  Tabelle  XI  war  der  Stamm 
St.  Johann  16  Monate  alt  und  seine  Virulenz  war  dergestalt 
gesunken,  daß  leichte  und  mittelstarke  Fütterungs- 
infektionen Mäuse  nicht  mehr  zu  Fall  brachten.  Wie  die 
vorstehende  Tabelle  zeigt,  besaß  der  gleiche  Stamm  bei 
subkutaner  Einführung  eine  ganz  wesentlich  höhere 
Virulenz  als  vom  Digestionstraktus  aus,  dergestalt,  daß 
bereits  nach  48  Stunden  eine  Generalisation  von  der  Wundinfektion  aus  im 
ganzen  Körper  Platz  griff  und  daß  die  Tiere  vom  3.  zum  4.  Tage  an 
den  Folgen  der  an  die  Wundinfektion  sich  anschließenden  Septikämie 
eingingen.  Hier  sehen  wir,  dem  Infektionsmodus  und  dem 
Ort  der  Infektion  entsprechend,    die  Bakterien  zuerst  in 

TabeUe  XII. 

Bacillus  morbificans  bovis,  18  Jahre  alter  Laboratoriumsstamm.    I  =  ali- 


Zeit  der 
Untersuchung 
nach  erfolgter 

Infektion 

Muskel 

Blut 

Hals- 
lymph- 
knoten 

Achsel- 
lymph- 
knoten 

Knie- 
falten- 
lymph- 
knoten 

Mesen- 
terial- 
lymph- 
knoten 

Milz 

Leber 

I 
24  Stunden 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

2  Tage 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

3      „ 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

8      . 

0 

0 

+  + 

+ 

++ 

+  + 

+ 

+ 

14      „ 

ü 

0 

+  + 

0 

0 

++ 

Ü 

0 

30      „ 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

+ 

II 

2  Tage 

+++ 

+++ 

+  +  + 

++ 

+++ 

+  +  + 

++ 

+  +  + 

3       „ 

+  +  + 

+  +  + 

+  +  + 

++  + 

+++ 

++  + 

+  +  + 

+  +  + 

den  Achsel-  und  Kniefaltenlymphknoten  und  erst  später 
in  jenen  Lymphknoten,  die  bei  der  alimentären  Infektion 
die  Keime  zuerst  beherbergen.  Aber  bereits  nach  48  Stunden 
enthält  das  ganze  Lymphsystem  die  Keime  in  reichstem  Maße.  Bei  der 
Wundinfektion  sehen  wir  weiterhin  den  sehr  schnell  erfolgenden  Ueber- 
tritt  der  Keime  in  das  Blut  und  die  hieraus  resultierende  Generalisation. 
Es  ergibt  sich  demnach  für  die  bakteriologische  Fleisch- 
untersuchung, daß  auch  der  Nachweis  der  Bakterien  der 
Fl  eisch  ver  gi  ftuu  gsgr  uppe  ,  sofern  dieselben  auf  dem 
Wege  der  Wundinfektion  in  den  Körper  eingedrungen 
sein  sollten,  durch  die  Untersuchung  von  Äluskulatur, 
Lymphknoten,  Milz  und  Leber  mit  aller  Sicherheit  zu  er- 
bringen ist.  Die  Möglichkeit  des  Wundinfektionsmodus  besteht  wohl 
besonders  bei  neugeborenen  Kälbern,  als  auch  bei  den  Muttertieren  post 
partum. 

Fernerhin  gibt  uns  die  Tabelle  aber  auch  klaren  Auf- 
schluß darüber,  daß  das  massenhafte  Vorhandensein  der 
Infektionserreger  im  Darminhalte  alimentär  infizierter 
Tiere  beim  Einsetzen  der  Septikämie  nicht  nur  auf  einer 
Vermehrung  der  im  Darm  vorhandenen  Keime  beruht, 
sondern  daß  effektiv  ein  Einwandern  aus  dem  Säftestrom 
des  Körpers  in  das  Darmlumen  hinein  erfolgt.  Denn  da 
eine  alimentäre  Infektion  bei  den  Mäusen  der  Tabelle  XI  ausgeschlossen 
ist,  so  sind  die  bei  den  hier  registrierten  Tieren  im  Darmlumen  nach- 
gewiesenen Keime  des  Bacillus  enteritidis  aus  dem  Säftestrom  des- 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleisch  Vergiftungsbakterien  etc. 


359 


Körpers  in  den  Darminhalt  übergetreten.  Dieser  Uebertritt  der  Keime 
erfolgt  bei  Wundinfektionen,  gemäß  der  Tabelle,  sehr  bald ;  ganz  be- 
sonders deutlich  zeigt  sich  aber  auch  hier,  daß  beim  Einsetzen  der 
Generalisation  die  Septikämieerreger  die  saprophytische  Flora  des  Darm- 
inhaltes  völlig  zu  überwuchern  vermögen. 

Ich  habe  in  der  folgenden  Tabelle  XII  weiterhin  noch  Befunde 
gegenübergestellt,  wie  sich  dieselben  für  den  Bacillus  morbificans 
bovis  bei  starker  alimentärer  und  nicht  starker  subku- 
taner Infektion  ergeben. 

Zur  alimentären  Infektion  der  6  Mäuse  wurde  eine  Emulsion  des  Belages  zweier 
Koll escher  Schalen  benutzt;  die  beiden  subkutan  infizierten  Tiere  erhielten  0,25  ccm 
einer  24-8tündigen  BouiUonkultur. 

Tabelle  XII. 

mentäre  Infektion,  II  =  subkutane  Infektion. 


Galle 

Lunge 

Niere 

Harn 

Dünn- 
darm 

Blind- 
darm 

Dick- 

darm 

Bemerkungen 

0 

0 

0 

0 

+  +  + 

+  + 

+  + 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+  + 

0 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

0 

Ü 

0 

u 

+ 

-I-  + 

+ 

0 

0 

0 

0 

+  + 

+  + 

+  + 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

+  -f- 

++  + 

+  +  -h 

+  +  + 

+  + 

+  -I-  + 

+  + 

Maus  t 

+  + 

+++ 

+  +  + 

++  + 

+++ 

+  +  -I- 

+  +  -f 

Maus  t 

Der  Bacillus  morbificans  bovis  hatte,  als  er  im  Jahre  1892 
von  Prof.  Forst  er  aus  dem  Fleisch  einer  notgeschlachteten  Kuh  ge- 
züchtet worden  war,  bei  den  von  Basen  au  (15)  ausgeführten  Unter- 
suchungen eine  solche  Virulenz,  daß  derselbe  Mäuse,  Meerschweinchen 
und  Kälber  bei  alimentärer  Infektion  septikämisch  infizierte  und  zu  Fall 
brachte.  Aus  Leber,  Milz,  Nieren,  Mesenteriallj^mphknoten,  Lungen, 
Herzblut  und  Fleisch  konnte  Basen  au  die  verfütterten  Bacillen  in  großer 
Menge  wieder  herauszüchten.  Dieses  Virulenz  vermögen  bei  alimentärer 
Aufnahme  des  Bac.  morbificans  bovis  ist  im  Laufe  der  Jahre  so 
stark  gesunken,  daß  es  selbst  mit  den  stärksten  Fütterungsinfektionen 
nicht  mehr  möglich  war,  Mäuse  septikämisch  zu  infizieren.  Die  subkutane 
Infektion  mit  dem  gleichen  Stamme  ermöglicht  dagegen,  die  Tiere  leicht 
und  schnell  septikämisch  zu  Fall  zu  bringen.  Diese  Befunde  haben 
insofern  für  die  bakteriologische  Fleischuntersuchung 
eine  ganz  besondere  Bedeutung,  als  sie  klar  und  deut- 
lich zeigen,  daß  bei  fleisch  hygienischen  Untersuchungen 
der  Nachweis  für  eine  vermutete  Schädlichkeit  des 
Fleisches  als  auch  für  eine  vermutete  Pathogenität  von 
Fleischbakterien  in  allererster  Linie  durch  den  Fütterungs- 
versuch  zu  erbringen  ist.  Der  vielfach  beliebten  Beweis- 
führung, daß  keim  haltiges  Fleisch  aus  dem  Grunde  als 
gesundheitsschädlich  anzusehen  sei,  weil  die  parenterale 
Verimpfung  von  Fleischbakterien  sich  als  pathogen  für 
Versuchstiere  erweist,  kann  keine  Berechtigung  zu- 
erkannt werden,   weil   diese  Eigenschaft   zahlreichen,   im 


360  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Darm  Inhalte  gesunder  Menschen  und  Tiere  vorkommen- 
den Bakterien  anhaftet.  Auf  die  Verschiedenartigkeit  des  Patho- 
genitätsvermögens  reingezüchteter  Fleischbakterien  bei  alimentärer,  sub- 
kutaner und  intraperitonealer  Einverleibung  an  Versuchstiere  habe  ich 
durch  Metzger  (10)  in  einer  Abhandlung  über  Bakterien  im  Fleische 
notgeschlachteter  Tiere  bereits  hinweisen  lassen.  Metzger  prüfte  29 
von  mir  gesammelte  Bakterienstämme,  die  auf  der  Endo  platte  teils 
coliähnlich  (12  Stämme),  teils  paratyphusähnlich  (17  Stämme)  wuchsen. 
Keiner  der  Stämme  war  gelatineverflüssigend.  Die  Prüfung  der  Zuge- 
hörigkeit der  Stämme  zur  Enteritis-  und  Paratyphusgruppe  vermittels 
der  Agglutination  war  bei  allen  Stämmen  negativ.  Die  Fütterungsver- 
suche mit  den  Fleisch  proben,  denen  die  Bakterien  entstammten, 
waren  mit  einer  Ausnahme  (Bacillus  paraenteritidis)  negativ. 
Bei  der  Verwendung  von  Reinkulturen  gestaltete  sich  dagegen  die  Patho- 
genitätswirkung  der  29  Stämme  bei  Mäusen  folgendermaßen: 

Bei  der  Fütterung  der  Reinkulturen  waren  10  Stämme  pathogen  und  19  Stämme  apath. 

„      „    subkut.  Impfung  d.  Reinkult.       „       11        „  „  „  18         „  „ 

,.     „    intraper.       „         „         „  „      25       „  „  „  4 

In  allen  Applikationsweisen  „        6        „  „  ,,  4         ,,  „ 

Wir  sehen  aus  diesen  Befunden,  daß  für  die  Ent- 
scheidung der  Frage,  ob  ein  keimhaltiges  Fleisch  als 
„fleischvergiftungserzeugend"'  zu  erachten  ist,  dem 
Fütterungs versuch  mit  dem  Fleische  selbst  die  aus- 
schlaggebendste Bedeutung  beizumessen  ist. 

Bei  der  Durchmusterung  meiner  Tabellen  ist  es  augenfällig,  in  welch 
hervorragendem  Maße  gerade  die  Untersuchung  des  lymphatischen  Systems 
den  Nachweis  der  Infektion  eines  Körpers  mit  Bakterien  der  Enteritis - 
und  Paratyphusgruppe  ermöglicht.  Die  Frage,  ob  bei  alimentären  In- 
fektionen, die  zu  einer  Septikämie  führen  können,  ein  direktes  Einwandern 
der  Keime  in  die  Blutbahn  erfolgt,  lasse  ich  vorerst  unbeantwortet. 
Ganz  sicher  geht  aus  den  Tabellen  die  lymphatische 
Resorption  und  auch  eine  primäre  Ausbreitung  der  In- 
fektion im  lymphatischen  System  hervor.  Auch  hier  wird 
die  Frage,  wie  wir  uns  diese  Ausbreitung  anatomisch  und  physiologisch 
vorzustellen  haben,  in  ihrer  Beantwortung  vorerst  noch  umstritten  bleiben. 
Ich  möchte  hier  nur  der  Ansicht  Noetzels  (11)  beistimmen,  die  er  in 
seinen  Ausführungen  über  die  Bakterienresorption  auf  dem  Lymph-  und 
Blutwege  und  über  die  Bedeutung  der  Lymphdrüsen  für  dieselbe  zum 
Ausdrucke  bringt:  „Aber  wir  müssen  auch  zugeben,  daß  gerade  unsere 
bakteriologische  Anschauung  ofienbar  eine  zu  einseitige  Auffassung 
von  der  Bedeutung  und  Funktion  der  Lymphdrüsen  zu  sanktionieren 
vermöchte."  Die  Bakteriologie  hat  in  Anlehnung  an  die 
Phagocyten  theorie  den  lymphatischen  Apparaten  des 
Körpers  hauptsächlich  eine  infektions  ab  wehrende  Funk- 
tion zugeschrieben,  während  auf  Grund  der  vorstehenden 
experimentellen  Prüfungen  dem  Lymphsystem  für  voll- 
virulente Bakterien  ganz  zweifelsohne  eine  infektions- 
begünstigende  Funktion  zuerkannt  werden  muß. 

Die  für  die  bakteriologische  Fleisch  untersuch  ung 
äußerst  wichtige  Tatsache,  daß  man  bei  systematischen 
Untersuchungen  bakterielle  Infektionen  als  auf  das  lym- 
phatische System  beschränkt  darstellen  kann,  läßt  uns 
fernerhin  erkennen,  daß  wir  im  Lymphgefäßsystem  keines- 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc.  361 

wegs  eine  Vorrichtung  zu  sehen  haben,  deren  Infektion 
nur  sekundär  von  der  Blutbahn  aus  erfolgt.  Wir  sehen 
vielmehr  im  Gegenteil  aus  den  Tabellen  mit  aller  Deut- 
lichkeit, daß  dort,  wo  die  Virulenz  d  er  Inf  ektionser  reger 
noch  nicht  zu  sehr  gesunken  ist,  die  Infektion  zuerst  im 
lymphatischen  System  sich  ausbreitet,  dann  aufdie  großen 
Körperparenchyme  übergeht  und  zuletzt  das  Blut  und 
die  Muskulatur  ergreift.  Daß  hierbei  Milz  und  Leber 
gleichfalls  auf  dem  Lymphwege  und  unter  Ausschluß  des 
Blutweges  infiziert  werden  können,  diese  Möglichkeit 
muß  auf  Grund  der  in  den  Tabellen  niedergelegten  Be- 
funde unbedingt  zugegeben  werden.  Ich  habe  auch  vereinzelt 
feststellen  können,  daß  eine  Infektion  des  Knochenmarks  vor  der  Blut- 
infektion festzustellen  war,  was  aus  den  nahen  Beziehungen  des  myelo- 
ischen Systems  zum  lymphatischen  System  erklärlich  erscheint. 

Bei  dieser  Erkenntnis  des  Fortschreitens  eines  infektiösen  Prozesses 
auf  dem  Wege  der  Lymphbahnen  und  bei  der  experimentell  leicht  fest- 
stellbaren Tatsache,  daß  auch  Muskellymphknoten  durch  eine  primäre 
Ausbreitung  der  Erreger  im  Lymphgefäßsystera  infiziert  werden,  wird 
man  zu  der  Annahme  gedrängt,  daß  schließlich  von  den  Muskellymph- 
knoten aus  auch  auf  retrogradem  Wege  eine  Infektion  jener  Muskeln 
erfolgen  müsse,  die  das  Wurzelgebiet  dieser  Knoten  bilden.  Würde 
eine  retrograde  Infektion  des  Wurzelgebietes  eines  Muskellymphknotens 
von  diesem  aus  erfolgen,  dann  müßte  schließlich  auch  mit  der  Möglich- 
keit der  rückläufigen  Blutinfektion  aus  den  Lymphkapillaren  in  die  Blut- 
kapillaren des  Muskels  gerechnet  werden.  Ich  selbst  muß  gestehen,  daß 
mir  infolge  der  Erkenntnis  von  der  aktiven  Beteiligung  des  Lymph- 
systems an  der  Ausbreitung  eines  infektiösen  Prozesses  diese  Möglichkeit 
anfangs  gegeben  erschien .  daß  mich  aber  dann  die  Befunde  meiner 
Tabellen  doch  von  der  Unrichtigkeit  dieser  Ansicht  überzeugten.  Wäre 
nämlich  die  Möglichkeit  einer  retrograden  Infektion  der 
Muskulatur  von  den  Muskellymphknoten  aus  gegeben, 
dann  hätte  bei  den  zahlreichen  Versuchen,  die  ich  als 
auch  Zingle  angestellt  haben,  wenigstens  in  vereinzelten 
Fällen  eine  Infektion  des  Muskels  vor  der  Infektion  des 
Herzblutes  nachweisbar  sein  müssen.  Wir  haben  aber 
nicht  einen  einzigen  derartigen  Fall  unter  Hunderten 
von  Versuchen  feststellen  können.  Nie  konnte  der  Muskel 
früher  infiziert  gefunden  werden  als  das  Blut.  Dagegen 
zeigte  sich  das  Herzblut  gar  nicht  selten  keimhaltig, 
während  die  Muskulatur  noch  steril  war.  War  der  in- 
fektiöse Prozeß  aber  einmal  vom  Lymphgefäßsystem  auf 
das  Blutgefäßsystem  übergetreten,  dann  wurde  auch 
kurze  Zeit  nach  der  Blutinfektion  der  Muskel  durch  das 
Blut  infiziert.  Aus  dieser  ganz  konstanten  Erscheinung 
ergibt  sich  weiterhin  dann  aber  auch,  daß  die  zum  Wurzel- 
gebiet eines  Lymphknotens  gehörige  Muskulatur  nicht 
retrograd  von  diesem  aus  infiziert  wird,  obschon  der  Lymph- 
knoten selbst  in  den  Bereich  eines  primären  lymphogen  erfolgten 
Infektionsprozesses  bereits  einbezogen  ist.  Wir  sehen  also,  daß  sich 
der  infektiöse  Prozeß  im  lymphatischen  System  beim  Fehlen  von 
Zirkulationsstauungen  in  einer  ganz  bestimmten  Weise  fort- 
zupflanzen und  gegenüber  der  Muskulatur  abzugrenzen  pflegt,  und  zwar 


362  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

dergestalt,  daß  bei  alimentärer  Aufnahme  von  Bakterien 
eine  Infektion  der  Muskulatur  nur  hämatogen,  aber  nicht 
lymphogen  erfolgen  kann,  daß  aber  die  Muskellymph- 
knoten selbst  auf  dem  Wege  der  zwischen  zwei  Lymph- 
knoten bestehenden  Intermediärbahnen  infiziert  werden 
können,  wobei  die  Infektion  der  zuerst  ergriffenen 
Lymphknoten  immer  eine  Resorptionsinfektion  aus  den 
zugehörigen  Wurzelgebieten  (Verdauungskanal)  war. 

Hat  uns  die  Deutung  der  tabellarischen  Befunde  somit  zu  der  Er- 
kenntnis gebracht,  daß  die  Infektion  der  Muskulatur  selbst 
hämatogen  erfolgt,  so  drängt  sich  weiterhin  die  Frage 
auf,  wo  die  Infektion  des  Blutes  einsetzt,  sofern  sich  dieselbe 
an  den  Status  lymphaticus  eines  infektiösen  Prozesses 
anschließt.  Scheiden  wir  also  zunächst  noch  jene  Fälle  der  ersten 
Tabellen  (I — IV),  in  welchen  bereits  nach  24  und  48  Stunden  vorüber- 
gehend eine  Blutinfektion  vorlag,  aus,  so  sehen  wir  erst  dann  die 
Keime  in  die  Blutbahn  übertreten,  nachdem  der  in- 
fektiöse Prozeß  sich  allgemein  im  lymphatischen  System 
ausgebreitet  hat  und  nachdem  sich  Milz  und  Leber  gleich- 
falls als  stark  infiziert  erweisen.  Dieser  Befund  muß 
daher  die  Vermutung  nahelegen,  daß  der  Einbruch  der 
Infektion  in  die  Blutbahn,  sofern  sich  derselbe  im  An- 
schluß an  den  Status  lymphaticus  derinfektion  vollzieht, 
von  der  Milz  oder  Leber  ausgeht.  Welches  der  beiden  Organe 
bei  der  Blutinfektion  den  Ausschlag  gibt,  läßt  sich  aus  den  Tabellen 
nicht  erkennen.  Vom  rein  induktiven  Standpunkt  aus  muß  die  Milz  als 
das  Organ  aufgefaßt  werden,  in  welchen  das  Uebertreten  der  Infektion 
vom  lymphatischen  System  in  die  Blutbahn  sich  am  leichtesten  vollzieht, 
da  ja  in  diesen  Organen  die  lymphatischen  Anteile  gewissermaßen  in 
einem  Blutschwamm  eingebettet  sind. 

Blutinfektionen,  die  schließlich  vom  lymphatischen 
System  übergesprungen  sind,  werden  im  allgemeinen  bei 
solchen  Infektionserregern  zu  beobachten  sein,  die  eine 
besondere  Tendenz  zur  Lokalisation  im  lymphatischen 
System  an  und  für  sich  zeigen  (Tuberkulose,  Rotz).  Bei 
Bakterien  der  Paratyphus-  und  Enteritisgruppe  wird 
diese  Art  der  Blutinfektion  sich  nur  bei  solchen  Stämmen 
finden,  die  bereits  einen  Verlust  an  ihrem  Virulenz- 
vermögen erlitten  haben,  die  insbesondere  kein  Toxin- 
bildungsver mögen  besitzen  oder  dieses  eingebüßt  haben. 
Wir  finden  hierin  auch  die  Erklärung  für  die  Tatsache, 
weshalb  häufig  der  Genuß  von  Würsten  die  Paratyphus- 
keime  enthalten  oder  der  Genuß  von  Fleisch,  das  den 
Bacillus  suipestifer  enthält,  trotzdem  nicht  den  Sym- 
ptoraenkomplex  der  Fleischvergiftung  auslöst,  sondern 
entweder  gar  keine  klinischen  Symptome,  oder  höchstens 
Krankheitserscheinungen,  bei  welchen  die  enteritischen 
im  Vordergrunde  stehen.  Fernerhin  erklärt  das  Be- 
schränktbleiben einer  Infektion  auf  das  lymphatische 
System  auch  die  Fälle  der  sehr  leicht  oder  selbst  un- 
merklich  verlaufenden   Typhen   des   Menschen. 

In  jenen  Untersuchungsreihen,  in  denen  der  Stamm  St.  Johann  des 
Bacillus  enteritidis   noch  eine  höhere  Virulenz  zeigt,   oder  in  den 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleisch  Vergiftungsbakterien  etc.  363 

Fällen,  in  denen  ein  sich  bereits  merklich  machender  Rückgang  in  der 
Virulenz  durch  eine  verstärkte  Infektion  noch  kompensierbar  ist,  sehen 
wir  dagegen,  daß  hier  die  Infektion  keine  rein  lymphatische 
ist.  Ich  möchte  jedenfalls  die  Erscheinung  des  bei  viru- 
lenten Stämmen  vorübergehenden  Auftretens  der  Infek- 
tionserreger in  Blut  und  Muskulatur  am  1.  und  2.  Tage 
nichtalseineschnelleDurchwanderungdes  lymphatischen 
Systems  seitens  dieser  Keime  im  Sinne  Nötzels,  sondern 
als  einen  direkten  Eintritt  dieser  Keime  in  die  Blutbahn 
vom  Digestionstraktus  aus  auffassen.  Dieser  direkte  Ueber- 
trittvon  Infektionserregern  in  die  Blutbahn  scheint  durch 
eine  gewisse  Toxin  bildungsfähigkeit  der  Bakterien  be- 
günstigt zu  werden.  Die  mitToxinbildung  einhergehende 
Virulenz  von  Bakterien  fördert  den  direkten  lieber  tritt 
von  Infektionserregern  in  die  Blutbahn  durch  die  Lahm- 
legung jener  Schutzkräfte,  die  den  Eintritt  der  gleichen 
Infektionserreger  in  die  Blutbahn  ohne  Toxinbildungs- 
vermögen  erfolgreich  verhindern. 

Es  sei  hier  schon  bemerkt,  daß  der  vorübergehende,  aber  konstante  Nachweis  einer 
vorhandenen  Blutinfektion  im  Initialstadium  der  Infektion,  wie  er  aus  den  Tabellen  I 
bis  IV  ersichtlich  ist,  gleichzeitig  den  möglichen  Einwand  entkräftet,  daß  bei  den 
späteren  Versuchsreihen,  bei  welchen  sich  nur  Infektionen  des  lymphatischen  Svstemes 
nachweisen  lassen,  vielleicht  doch  ein  hämatogener  Ursprung  mit  in  Fragt  komme. 
Denn  wäre  ein  solcher  vorhanden  gewesen,  dann  hätte  sich  derselbe  auch  späterhin 
ebenso  sicher,  wie  in  den  ersten  Tabellen  nachweisen  lassen  müssen. 

Ich  habe  auch  die  Frage,  ob  ein  direkter  Uebertritt  von  In- 
fektionserregern in  die  Blutbahn  stattfinden  kann,  experimentell 
bearbeitet  und  bin  hierbei  von  folgenden  Erwägungen  ausgegangen. 

Falls  bei  alimentärer  Infektion  ein  direkter  Uebertritt  von  Krank- 
heitserregern in  die  Blutbahn  stattfindet,  so  wird  derselbe  in  erster 
Linie  in  die  Darmkapillaren  und  deren  venöse  Anfänge  hinein  erfolgen. 
Da  das  gesamte  venöse  Blut  des  Darmes  zur  Leber  geht,  so  müssen 
die  in  das  venöse  Darrablut  gelangten  Bakterien  zuerst  in  der  Leber 
nachweisbar  werden,  während  die  vom  Darmlumen  aus  in  das  lympha- 
tische System  gelangenden  Infektionserreger  nach  einer  gewissen  Zeit 
in  den  Mesenteriallymphknoteu  vorhanden  sein  müssen.  Des  weiteren 
Interesses  und  der  Kontrolle  halber  habe  ich  neben  Leber  und  Mesenterial- 
knoten  auch  ständig  das  Herzblut  und  die  Quadricepsmuskulatur  auf 
ihren  Keimgehalt  geprüft.  Zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  ein  direkter 
Uebertritt  von  Infektionserregern  in  die  Blutbahn  stattfinden  kann,  mußte 
natürlich  ein  Bakterium  mit  hoher  Virulenz  gewählt  werden.  Da  meine 
Stämme  des  Bacillus  (enteritidis)  Gärtner  (Stamm  Frankenhausen 
und  St.  Johann)  nach  dieser  Hinsicht  nicht  geeignet  waren,  so  wurde 
ein  virulenter  Stamm  des  Bacillus  enteritidis  Danysz  verwandt, 
von  dem  ein  Vorversuch  ergeben  hatte,  daß  Mäuse  mit  demselben  nach 
5 — 6  Tagen  zu  Fall  zu  bringen  sind.  Die  Versuchsanordnung  war  in 
der  Weise  gedacht,  daß  eine  Anzahl  von  Tieren  gleichzeitig  ziemlich 
stark  alimentär  infiziert  wurde,  daß  wenige  Minuten  nach  der  Aufnahme 
der  Keime  mit  der  Untersuchung  des  ersten  Tieres  begonnen  und  die 
Untersuchung  weiterer  Tiere  nach  kurzen  Zeitabschnitten  fortgeführt 
wurde.  Bei  dieser  Versuchsanordnung  war  noch  mit  der  Möglichkeit 
zu  rechnen,  daß  vielleicht  spärlich  vorhandene  Keime  bei  einer  direkten 
Plattenanlage  übersehen  werden  könnten.  Um  daher  bei  negativen 
Plattenbefunden   hierhin  zielenden  Einwänden   vorzubeugen,  bin  ich   bei 


364 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


der  Prüfung  der  Organe  dergestalt  vorgegangen,  daß  sämtliche  Organe 
unmittelbar  nach  ihrer  Entnahme  aus  dem  Tierkörper  noch  einer 
24-stündigen  Anreicherung  in  Galle  unterzogen  wurden  und  sodann  die 
Galle  auf  ihren  Keimgehalt  an  den  nachzuweisenden  Bakterien  geprüft 
wurde.  Daß  die  Entnahme  der  Organe  mit  allen  eine  Kontaktinfektion 
verhindernden  Kautelen  geschah,  ist  als  selbstverständlich  vorauszusetzen. 
Zunächst  wurde  die  Muskulatur  entnommen,  sodann  die  Mesenterial- 
knoten,  hierauf  das  Herz  und  zuletzt  die  Leber.  Die  Leber  wurde  fast 
ganz,  ausschließlich  der  Partie  an  der  Leberpforte  mit  den  Leberlymph- 
knoten, in  Rindergalle  angereichert. 

Beim  I.  Versuch  der  Tabelle  XIII  kommen  20  Mäuse  in  Kontakt  mit  einer 
Emulsion  des  Bacillus  (e uteri tidis)  Danysz,  die  durch  Abschwemmung  dreier 
Agarplatten  und  Hinzufügen  dreier  Bouillon  röhrchen  hergestellt  worden  war.  In  dieser 
Emulsion  sind  die  Mäuse  durch  gegenseitiges  Ueberkriechen  nach  5  Minuten  vollkommen 
äußerlich  durchnäßt,  worauf  den  Tieren  Watte  in  das  Gefäß  gegeben  wird,  um  hier- 
durch die  weitere  alimentäre  Aufnahme  der  Bakterien  durch  Putzen  seitens  der  Tiere 
zu  bewirken.  —  Die  beiden  letzten  Mäuse  sind  am  5.  Tage  sichtlich  krank;  die  letzte 
Maus  ist  am  6.  Tage  tot. 

Beim  II.  Versuch  werden  6  Mäuse  mit  einer  Emulsion  von  3  Agarschrägkulturen 
des  gleichen  Bakterienstammes  infiziert. 

Tabelle  XIU. 

I.  Versuch  sehr  starke  Infektion  mit  virulentem  Stamm  des  Bacillus  (enteritidis)  Danysz 
IL  Versuch  mittelstarke  Infektion  mit  virulentem  Stamm  des  Bacillus  (enteritidis)  Danysz 


Zeit  der   Unter- 
suchung nach 
erfolgter   Infekt. 

Muskel 

Blut 

Leber 

Mesenterial- 
lymphknoten 

Bemerkungen 

I.  Versuch 

10  Minuten 

0 

0 

0 

+ 

20 

0 

0 

+ 

+ 

30 

0 

0 

0 

0 

40 

0 

0 

+ 

+ 

50 

0 

0 

0 

+ 

1  Stunde 

0 

+ 

+ 

0 

2  Stunden 

0 

+ 

+ 

0 

3 

0 

0 

0 

+ 

4 

0 

0 

0 

0 

5         ,. 

0 

0 

-1- 

+ 

6 

0 

0 

+ 

+ 

9 

0 

0 

0 

+ 

10 

0 

+ 

0 

0 

12         „ 

0 

0 

+ 

+ 

24 

0 

+ 

+ 

0 

2  Tage 

+ 

-f 

+ 

+ 

3      „ 

+ 

+ 

+ 

0 

4      „ 

+ 

+ 

+ 

+ 

5      „ 

+ 

+ 

+ 

+ 

6      „ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Maus  t 

II.  Versuch 

DarmfoUikel 

10  Minuten 

0 

0 

0 

0 

0 

25 

0 

0 

0 

0 

0 

40 

0 

0 

0 

0 

+ 

60 

0 

0 

0 

0 

+ 

2  Stunden 

0 

+ 

+ 

0 

+ 

3 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

Wie  uns  die  vorstehende  Tabelle  XIII  zeigt,  findet  in  der  Tat  b  e  i 
virulenten  Bakterienstämmen  gleichzeitig  eine  hämato- 
geneund  lyraphogene  Resorption  der  Keime  statt;  und  zwar 
kann  das  Eindringen  der  Keime  nach  den  Befunden  aus  den  Mesenterial- 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc.  365 

lymphknoten  und  der  Leber  ziemlich  schnell  erfolgen,  da  die  Keime  bereits 
nach  10  Minuten  in  den  Mesenteriallymphknoten  und  nach  20  Minuten  in 
der  Leber  nachweisbar  waren.  Allerdings  ist  auch  gerade  im  Beginn  einer 
Infektion,  wie  die  Tabelle  zeigt,  mit  gewissen  individuellen  Verschieden- 
heit hinsichtlich  der  Schnelligkeit  der  Bakterieuresorption  zu  rechnen. 
Im  Herzblute  werden  die  Keime  zuerst  nach  1  und  2  Stunden,  dann 
nach  10  Stunden  und  von  24  Stunden  nach  erfolgter  Injektion  ab  ständig 
nachweisbar.  Der  Muskel  bleibt  bis  zum  2.  Tage  ständig  keimfrei.  Auch 
hier  sehen  wir  die  in  meinen  Tabellen  immer  wieder- 
kehrende Tatsache,  daß  die  Muskeliufektion  erst  dann 
erfolgt,  nachdem  die  Infektionserreger  endgültig  das 
Blutgefäßsystem  erstürmt  haben.  —  Das  überraschend  schnelle 
Eindringen  der  Infektionserreger  in  die  Mesenteriallymphknoten  ver- 
anlaßte  mich,  den  Beginn  des  Versuches  nochmals  zu  wiederholen.  In 
dieser  II.  Versuchsreihe  war  allerdings  die  Quantität  des  Infektions- 
materiales,  entsprechend  der  geringeren  Anzahl  der  Versuchstiere,  ge- 
ringer und  nach  dem  Ergebnis  der  Tabelle  die  Infektion  selbst  etwas 
schwächer,  da  hier  erst  nach  2  Stunden  Leber  und  Blut  und  nach 
3  Stunden  Mesenteriallymphknoten,  Leber  und  Blut  infiziert  waren.  — 
Ich  habe  bereits  weiter  oben  darauf  hingewiesen,  daß  wir  die  in  das 
lymphatische  System  vom  Darm  aus  eindringenden  Bakterien  zu  allererst 
in  den  Lymphfollikeln  des  Darmes  nachweisen  können.  In  der  Versuchs- 
reihe habe  ich  die  Prüfung  der  Darmfollikel  nicht  systematisch  durch- 
geführt, immerhin  aber  auch  hier  die  nach  4,  6,  9,  10,  12  und  24  Stunden 
mir  geschwollen  erschienenen  Follikel  bereits  infiziert  gefunden.  In  der 
Versuchsreihe  II  erweisen  sich  die  von  der  Serosa  her  abhebbaren 
Follikelpartien  nach  40  Minuten  als  infiziert,  während  die  ersten  Mesenterial- 
lymphknoten erst  nach  3  Stunden  als  keimhaltig  befunden  werden.  Neben 
der  lymphogenen  Infektion  läßt  der  Versuch  also  auch  das  direkt  er- 
folgende Uebertreten  virulenter  Keime  in  die  Blutbahn  erkennen. 

Die  Tabelle  XIII  läßt  sich  aber  nicht  zu  einem  Einwand  gegen  die 
von  mir  dargelegte  rein  lymphogene  Infektion  bei  geringerer  Virulenz 
der  Stämme  verwenden.  Der  Einw^and,  daß  in  jenen  Tabellen,  die  die 
lymphogene  Infektion  zum  Ausdruck  bringen,  vielleicht  innerhalb  der 
ersten  24  Stunden  ein  ähnliches  hämatogenes  und  lymphogenes  Ein- 
dringen der  Bakterien  stattgefunden  haben  könnte,  wie  dies  in  Tabelle  XIII 
zum  Ausdruck  kommt,  ist  zunächst  aus  dem  Grunde  hinfällig,  weil  ein 
derartiges  Eindringen  dann  auch  in  den  folgenden  Tagen  in  ähnlicher 
Weise,  wie  in  Tabelle  XIII,  hätte  nachweisbar  sein  müssen.  Fernerhin 
sei  hier  darauf  hingewiesen,  daß  bei  der  permanenten  Anwesenheit  der 
Infektionserreger  im  Magendarmkanal  den  Keimen  ständig  Gelegenheit 
geboten  war,  in  das  Blutgefäßsystem  direkt  einzudringen,  sofern  den 
Keimen  die  Fähigkeit  hierzu  anhaftete.  In  jenen  Fällen,  in  denen  eine 
Blutinfektion  erfolgte,  war  dieselbe  auch  nachweisbar.  Man  wird  daher 
wohl  kaum  den  in  den  negativen  Befunden  zum  Ausdruck  gelangenden 
Regelmäßigkeiten  mit  dem  Einwand  begegnen  können,  daß  nun  gerade 
immer  im  Zeitpunkte  der  Untersuchung  vielleicht  im  Blute  vorhanden 
gewesene  Keime  nicht  hätten  nachweisbar  sein  sollen.  Jede  Versuchs- 
reihe besitzt  eine  solche  Fülle  von  Kontrollen  in  sich  selbst,  daß  der  in 
den  Versuchsreihen  immer  wieder  zum  Durchbruch  gelangende  Rhythmus 
in  dem  etappenmäßigen  Ablauf  der  Infektion  auf  eine  unbedingte  Richtig- 
keit der  Befunde  schließen  läßt.  Um  die  Richtigkeit  meiner  Darlegungen 
über  das  Vorkommen  rein  lymphogener  Infektionen  vollends  zu  beweisen, 


366 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


habe  ich  in  einer  weiteren  Versuchsreihe  in  ähnlicher  Weise,  wie  in 
Tabelle  XIII,  den  avirulent  gewordenen  Stamm  St.  Johann  des  Bacillus 
enteritidis  daraufhin  geprüft,  ob  innerhalb  der  ersten  24  Stunden 
und  der  folgenden  Tage  neben  der  lymphogenen  Infektion  etwa  eine 
hämatogene  Infektion  nachweisbar  werden  würde. 

Der  zu  den  Versuchen  der  Tabelle  XIV  verwendete  Stamm  St.  Johann 
war  von  mir  anfangs  September  1909  in  steriles  nicht  inaktiviertes  Rinder- 
serum eingeimpft  worden,  in  der  Annahme,  hierdurch  die  Virulenz  des 
Stammes  vielleicht  länger  erhalten  zu  können.  Zeitweilige  Prüfungen 
hatten  jedoch  ergeben,  daß  der  Stamm  gerade  durch  das  Verweilen  in 
Rinderserum  ein  ziemlich  schnelles  Nachlassen  seiner  Virulenz  zeigte. 
Bei  einer  Prüfung  des  Stammes  anfangs  September  1911  —  also  nach 
zweijährigem  Verweilen  in  dem  ursprünglichen  Rinderserum  —  war  es 
nicht  mehr  möglich,  Mäuse  durch  Verfütterung  sehr  starker  Dosen 
irgendwie  gesundheitlich  zu  beeinträchtigen. 

Auch  in  Tabelle  XIV  wurden  sämtliche  Organe  der  Versuchstiere 
nach  ihrer  Entnahme  aus  den  vorerwähnten  Gründen  zunächst  24  Stunden 
in  Galle  angereichert, 

18  Mäuse  kommen  5  Minuten  lang  in  Kontabt  mit  einer  Emulsion  von  4  Agar- 
schrägkulturen  des  2  Jahre  alten  Stammes  St.  Johann  vom  Bacillus  enteritidis. 
Die  letzte  Maus  wurde  nach  4  Wochen  getötet  und  erwies  sich  während  dieser  Zeit 
ständig  munter. 

TabeUe  XIV. 
Mittelstarke  Infektion   mit  dem  Bac.   enteritidis;   Stamm  St.  Johann;  2  Jahre  alt. 


Zeit  der 
Untersuchung 
nach  erfolgter 

Infektion 


Mus- 
kel 


Blut 


r  1       JJarm-     a»  cs  ja 
^HfolHkel  J-g|- 


CS 

tu 


Milz 


Be- 
merkungen 


10  Minuten 

20 

30 

40 

50 

60 

2 

3 

4 


Stunden 


9 
12 

24 
2 
4 

5  „ 

6  „ 

4  Wochen 


Tage 


0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 

+ 

+ 
+ 
+ 

0 


Wenn  wir  die  vorstehende  Tabelle  XIV  zunächst  hinsichtlich  eines 
etwa  erfolgten  Uebertrittes  von  Keimen  des  avirulent  gewordenen  Stammes 
St.  Johann  in  die  Blutbahn  durchmustern,  so  finden  wir  hier,  im 
Gegensatz  zur  TabelleXIII,  daß  auch  nicht  in  einem  ein- 
zigen Falle  Leber,  Herzblut  und  Muskulatur  —  insbeson- 
dere nicht  in  den  ersten  24  Stunden  nach  der  Infektion 
—  die  verfütterten  Keime  aufweisen.  Wir  sehen  also  aus 
den  Befunden,  daß  ein  hoch  virulenter  Stamm  der  Enteritis- 
und  Paratyphusgruppe  direkt  in  die  Blutbahn  einzudringen 
vermag,  daß  ein  yiruleiiter  Stamm  vom  lymphatischen  System 


Müller,  Der  Nachweie  von  FleiBchvergiftungebakterien  etc.  367 

aus  in  die  Blutbahn  indirekt  eindringt  und  daß  ein  aviru- 
lenter  Stamm  eine  Blutinfektion  bei  alimentärer  Infek- 
tion nicht  mehr  zu  bewirken  vermag.  (Daß  ein  alimentär 
avirulenter  Stamm  bei  parenteraler  Einführung  noch  einen  deutlichen 
Virulenzgrad  zeigt,  habe  ich  weiter  oben  Tabelle  XI  und  XII  dargelegt.) 

Ein  avirulenter  Stamm  kann  jedoch  noch  nicht  als  infektionsunfähig 
betrachtet  werden,  da  demselben  immerhin  noch  ein  gewisses  Penetrations- 
vermögen in  das  lymphatische  System  zukommen  kann.  Ich  konnte  auf 
Grund  meiner  Erfahrung  bei  der  Versuchsreihe  der  Tabelle  XIV  von 
vornherein  annehmen,  daß  die  alimentär  eingeführten  Keime  vielleicht 
erst  spät,  oder  auch  gar  nicht  in  den  Mesenterialdrüsen  nachweisbar  sein 
werden.  Aus  diesem  Grunde  habe  ich  hier  die  Untersuchung  der  ge- 
häuften Darmfollikel  in  den  Untersuchungsplan  miteinbezogen.  Immerhin 
hat  mich  der  absolut  negative  Befund  in  den  Darmfollikeln  während  der 
ersten  24  Stunden  nach  der  Aufnahme  der  Keime  etwas  überrascht. 
Aus  der  Befürchtung  heraus,  daß  das  Bild,  das  die  Tabelle  über  die 
rein  lymphogene  Infektion  geben  sollte,  unklar  werden  könnte,  habe  ich 
vom  4.  Tage  ab  weiterhin  die  oberen  Hals-,  Achsel-  und  Kniefaltenlymph- 
knoten, sowie  die  Milz  mit  in  den  Untersuchungsplan  hineinbezogen.  — 
Wenn  wir  nun  die  Tabelle  XIV  nach  den  Befunden  lesen,  so  finden  wir, 
daß  die  Enteritiskeime  nach  2  Tagen  in  den  gehäuften  Darmfollikeln 
allein  nachweisbar  sind.  Am  4.  Tage  sind  die  Keime  von  hier  in  die 
Mesenterialknoten  vorgedrungen,  gleichzeitig  finden  wir  die  Keime 
auch  in  den  Hals-  und  Kniefaltenlymphknoten.  Am  5.  und  6.  Tage 
sind  die  Keime  in  allen  untersuchten  Lymphknoten,  und 
nur  in  diesen,  nachweisbar.  Die  letzte  der  vorhandenen,  infizierten 
Mäuse  habe  ich  4  Wochen  lang  leben  lassen,  um  zu  sehen,  ob  die  In- 
fektion vielleicht  vom  Lymphsystem  auf  das  Blutgefäßsystem  überspringt. 
Das  Verhalten  der  Maus  während  dieser  Zeit  gab  keine  Veranlassung 
zu  einer  derartigen  Vermutung.  Der  Untersuchungsbefund  zeigte  viel- 
mehr, daß  das  Tier  nach  Ablauf  von  4  W^ochen  die  Infektion  des  lym- 
phatischen Systems  vollkommen  überwunden  hatte. 

Es  kan  n  also  n  ach  all  diesen  Befunden  gar  kein  Zweifel 
mehr  darüber  bestehen,  daß  bei  gesunkener  Virulenz 
der  Enteritis-  und  Paratyphusbakterien  Infektionen 
lymphatisch  einsetzen  und  sich  im  lymphatischen 
System  verbreiten,  ohne  daß  hierbei  das  Blut  als  Träger 
der  Infektionskeime  irgendwie  in  Frage  kommt.  Für  die 
Fleischhygiene  ist  diese  Erkenntnis,  um  nochmals  darauf  hinzuweisen, 
bei  der  Frage  der  Beurteilung  des  Fleisches  tuberkulöser  Tiere  mit 
tuberkulösen  Fleischlymphknoten  von  allergrößter  Bedeutung,  da  uns 
hiermit  eine  Erklärung  für  die  längst  bekannte,  aber  ursächlich  um- 
strittene Tatsache  gegeben  wird,  daß  die  Muskulatur  tuberkulöser  Schlacht- 
tiere auch  bei  vorhandenem  tuberkulösen  Fleischlymphknoten  in  der 
allergrößten  Mehrzahl  der  Fälle  frei  von  Tuberkelbacillen  ist,  und  daß 
die  Muskulatur  nur  dann  als  tuberkelbacillenhaltig  befunden  wird,  wenn 
eben  die  Infektion  nicht  auf  das  Lymphsystem  beschränkt  geblieben  ist, 
sondern  eine  effektive  Generalisation,  d.  h.  eine  Verschleppung  der  Keime 
in  die  Muskulatur  nach  Einbruch  der  Infektion  in  die  Blutbahn,  statt- 
gefunden hat.  Das  auch  der  tuberkelbacillenhaltige  Muskel  durch  die 
lymphatische  Resorption  dieser  Keime  wieder  keimfrei  werden  kann, 
diese  Möglichkeit  stelle  ich  durch  das  Vorhergehende  nicht  in  Abrede. 
Der   bisher   übliche  Rückschluß   aber,   wonach    der  Befund   tuberkulöser 


368  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Herde  in  einem  Lymphknoten  ohne  weiteres  zu  der  Annahme  berechtigte, 
daß  nur  das  Blut  Träger  der  Infektionskeime  gewesen  sein  müsse, 
wird  auf  Grund  meiner  Befunde  über  den  etappenmäßigen  Verlauf  der 
Infektion  durch  langsam  infizierende  Bakterien,  bzw.  nicht  hochvirulente 
Bakterien  nicht  mehr  als  zutreffend  für  alle  Fälle  angesehen  werden  können. 
Bezüglich  weiterer  Ausführungen  über  diese  Frage  sei  auf  meine  Mit- 
teilungen in  der  Zeitschrift  für  Fleisch-  und  Milchhygiene  (9)  verwiesen. 

Das  Virulenzproblem  der  Bakterien  liegt  also  neben 
dem  Vermögen  der  Bildung  von  Giften  für  Septikämie- 
erreger  in  der  Fähigkeit,  direkt  eine  Blutinfektiou  oder 
indirekt  vom  Lymphsystem  aus  eine  Infektion  des  Blutes 
bewirken  zu  können.  Die  Erscheinung,  daß  alimentär 
avirulente  Bakterien  bei  parenteraler  Einführung  der- 
selben eine  pathogene  Wirkung  auslöst,  ist  in  erster 
Linie  auf  den  Umstand  zurückzuführen,  daß  die  paren- 
terale Einführung  der  Bakterien  den  Uebertritt  der- 
selben in  die  Blutbahn  vom  lymphatischen  System  aus 
sehr  erleichtert. 

Ich  habe  weiter  oben  auch  schon  darauf  hingewiesen,  daß  die  An- 
nahme einer  Immunität  der  Mäuse  gegen  tierpathogene  und  insbesondere 
fleischvergiftungserzeugeude  Enteritis-  und  Paratyphusstämme  bei  dem 
Fehlen  der  näheren  Kenntnis  über  die  Virulenz  eines  Stammes  vor- 
getäuscht werden  kann,  daß  aber  de  facto  die  scheinbare  Immunität  auf 
eine  gesunkene  Virulenz  des  Bakterienstammes  zurückzuführen  ist.  Aber 
auch  die  angeborene  Immunität,  die  Resistenz,  gewisser 
Tierarten  gegen  bestimmte  pathogene  Bakterien  ist  nicht 
gleichbedeutend  mit  einer  absoluten  ünempfänglichkeit 
dieserTierart  für  den  sonst  pathogenen  Mikroorganismus. 
So  erweist  sich  die  Maus  zwar  als  resistent  gegen  eine  alimentäre  In- 
fektion mit  virulenten  Typhusbakterien.  Diese  natürliche  Immunität 
besteht  nur  in  der  Unfähigkeit  der  Typhusbakterien,  bei  alimentärer 
Aufnahme  in  die  Blutbahn  der  Maus  einzudringen,  obschon  die  Typhus- 
bakterien auch  bei  der  Maus  eine  Infektion  des  lymphatischen  Systems 
zu  bewirken  vermögen.  Werden  mit  Typhusbakterien  alimentär  infizierte 
Mäuse  in  der  von  mir  angegebenen  Untersuchungsweise  gründlich  durch- 
geprüft, so  zeigt  sich,  wie  dies  in  der  Tabelle  XV  zum  Ausdruck  kommt, 
daß  Typhusbakterien  längere  Zeit  hindurch  im  lympha- 
tischen System  der  Maus  nachweisbar  bleiben.  Diese  Lokali- 
sierung  auf  das  lymphatische  System  bleibt  ohne  jeden  ungünstigen 
Einfluß  auf  den  Gesundheitszustand  der  Tiere.  Die  Tabelle  XV  ist  aber 
auch  noch  weiterhin  aus  dem  Grunde  besonders  interessant,  weil  der 
verwendete  Typhusstamm  nicht,  wie  es  auf  Grund  der  Tabelle  den  An- 
schein erweckt,  in  seiner  Virulenz  herabgesetzt,  sondern  vollvirulent 
war.  Der  Typhusstamm  war  frisch  aus  dem  Blute  eines  Typhuskranken 
gewonnen  und  bekundete  seine  Virulenz  bedauerlicherweise  noch  weiter- 
hin dadurch,  daß  er  bei  Anstellung  des  Versuches  Veranlassung  zu  einer 
Laboratoriumsinfektion  meines  früheren  Mitarbeiters  Dr.  Ziugle  gab. 
den  ich  mit  der  Ausführung  des  Versuches  betraut  hatte  und  der  einige 
Tage  nach  Beginn  des  Versuches  an  einer  Typhusinfektion  mit  alsbaldiger 
Nachweisbarkeit  der  Typhusbakterien  im  Blute  erkrankte.  Der  voll- 
virulente Stamm,  der  also  im  Mäusekörper  bei  starker  Infektion  nur  in 
das  lymphatische  System  einzudringen  vermochte,  führte  beim  Menschen, 
obschon  hier   nur   eine   spurweise  Aufnahme   der  Infektionskeime   statt- 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc. 


369 


gefunden  haben  konnte,  zu  einer  alsbaldigen  Blutinfektion.  Daß  aber 
auch  beim  Typhus  des  Menschen  neben  der  direkten  Blutinfektion  eine 
lymphogene  Infektion  einhergeht,  haben  M.B.Schmidt  (12),  E.  L e v y 
und  W.  Gaethgens  (13)  durch  ihre  Untersuchungen  über  die  Anwesen- 
heit von  Typhusbacillen  in  den  Lymphdrüsen  von  Typhusleichen  dargetan. 
Auch  beim  Typhus  des  Menschen  ist  von  ausschlaggebender  Bedeutung 
für  die  Schnelligkeit  des  Ausbruches  der  Krankheit  und  den  Verlauf 
derselben  —  sofern  keine  Komplikationen  entstehen  —  die  Art  und 
Weise,  in  welcher  die  Bakterien  in  das  Körperinnere  übertreten :  1)  ob 
dieselben  direkt  eine  Blutinfektion  zu  bewirken  vermögen.  2)  ob  die 
Bakterien  vom  lymphatischen  System  aus  in  die  Blutbahn  übertreten,  und 
3)  ob  die  Infektion  auf  das  lymphatische  System  ohne  Blutinfektion  be- 
schränkt bleibt. 

Die  in  Tabelle  XV  dargestellte  Versuchsreihe  wurde  in  der  Weise  ausgeführt,  daß 
10  Mäuse  in  Kontakt  mit  einer  Emulsion  auf  Agar  gezüchteter  Typhusbakterien  gebracht 
wurden.    Die  Tiere  blieben  während  der  30-tägigen  Versuchsdauer  ständig  munter. 

TabeUe  XV. 

Bacillus  typhi,  virulenter  Stamm,  frisch  aus  dem  Blute  eines  typhuskranken 
Menschen  gezüchtet. 


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vollvirulenter  Typhusbakterien  an  Mäuse  zwar  eine  Infektion  der  Tiere 
zur  Folge  hat,  daß  diese  Infektion  aber  infolge  der  Resistenz  der  Mäuse 
gegen  Typhus  auf  das  lymphatische  System  beschränkt  bleibt.  Den 
Fleischvergiftungsbakterien  gegenüber  erweisen  sich  die  Mäuse  dagegen 
als  hochempfänglich,  so  lange  diese  Bakterien  noch  ihre  volle  Virulenz 
besitzen. 

Wenn  wir  bei  der  prophylaktischen  Fleischunter- 
suchung, wie  dies  auf  Grund  meiner  Darlegungen  über 
den  Mechanismus  der  Infektion  hervorgeht,  zum  Zwecke 
des  Auffindens  von  Bakterien  der  Enteritis-  und  Para- 
typhusgruppe  den  Tierversuch  selbst  entbehren  können, 
so  dürfen  wir  uns  bei  etwaigem  kulturellen  Auffinden 
dieser  Bakterien  in  Organen  von  Schlachttiereu  noch 
nicht  in  dem  sicheren  Glauben  wähnen,  hiermit  die  Mög- 
lichkeit der  Entstehung  einer  Fleischvergiftungsepidemie 
verhindert  zu  haben.  Das  Punctum  saliens  hinsichtlich 
der  Genese  von  Fleischvergiftungen  auf  bakterieller 
Basis    liegt    nicht    in    dem    Nachweis    irgendwelcher    zur 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  5.  24 


370  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Enteritis-  oder  Paraty  phusgruppe  rechenbar  er  Bakterien 
durch  deren  Auffindung  auf  kulturellem  Wege,  sondern 
vor  allem  in  dem  Nachweis  der  Virulenz  derartiger  Keime. 
Ueber  das  Vorhandensein  der  Virulenz  verdächtiger 
Keime  kann  aber  nur  der  Tierversuch  entscheiden. 

Zusammenfassung. 

Eine  sichere  Entscheidung  über  das  Vorhandensein  einer  septik- 
ämischen  Infektion  oder  das  Freisein  eines  Tierkörpers  von  einer 
solchen  kann  durch  die  bakteriologische  Fleischuntersuchung  hinsichtlich 
der  Prophylaxe  der  Fleischvergiftungen  nur  auf  Grund  der  Kenntnis 
des  etappenmäßigen  Verlaufes  und  des  Mechanismus  septikämischer  In- 
fektionen erbracht  werden. 

Die  alleinige  Untersuchung  der  Muskulatur  von  Schlachttieren  ge- 
stattet bei  negativem  Untersuchungsbefund  nicht  den  gleichen  Rückschluß 
auf  das  Freisein  der  Organe  von  einer  septikämischen  Infektion. 

Die  bakteriologische  Fleischuntersuchung  vermag  mit  Sicherheit  die 
septikämische  Infektion  eines  Schlachttieres  zu  ermitteln,  sofern  außer 
der  Muskulatur  Mesenterial-  und  Fleischlymphknoten,  sowie  Milz  und 
Leber  untersucht  werden. 

Sofern  eine  Infektion  des  tierischen  Organismus  mit  Fleischver- 
giftungsbakterien zur  Muskelinfektion  führt,  erfolgt  diese  zuletzt,  nach- 
dem die  übrigen  Organe  und  das  Blut  zuvor  infiziert  worden  sind. 

Ein  direkter  Uebertritt  von  Infektionserregern  in  die  Blutbahn  er- 
folgt bei  alimentärer  Aufnahme  derselben  nur,  sofern  die  infizierenden 
Bakterien  eine  sehr  hohe  Virulenz  —  das  Virulenzmaximum  —  besitzen. 

Mit  der  hämatogenen  Infektion  des  Tierkörpers  läuft  parallel  eine 
lymphogene  Infektion,  von  der  Mund-Rachenhöhle  und  vom  Magendarm- 
kanal ausgehend. 

Bakterien,  welche  das  Virulenzmaximum  eingebüßt  haben,  vermögen 
in  der  Regel  keine  direkte  Blutinfektion  mehr  zu  bewirken.  Bakterien 
mit  verringerter  Virulenz  ebenso  wie  pathogene  langsam  infizierende 
Bakterien  dringen  zunächst  lymphogen  in  den  Tierkörper  ein  und  breiten 
sich  im  Lymphsystem  des  Körpers  aus. 

Bei  einer  Infektion  des  Tierkörpers  auf  dem  Wege  der  Lymphbahnen 
kann  die  Infektion  vom  Lymphsystem  auf  das  Blutsystem  überspringen, 
nachdem  die  Infektion  im  lymphatischen  System  eine  größere  Ausbreitung 
erlangt  hat  und  nachdem  Milz  und  Leber  einen  starken  Keimgehalt  auf- 
zuweisen haben. 

Milz  und  Leber  können  rein  lymphogen  infiziert  werden.  Die  in 
Milz  und  Leber  nachweisbaren  Keime  haben  daher  nicht  unbedingt  eine 
Blutinfektion  und  die  Annahme  der  Herkunft  dieser  Keime  aus  dem 
Blut  zur  Voraussetzung. 

Außer  den  Lymphknoten,  deren  Wurzelgebiet  der  Digestionstraktus 
bildet,  können  bei  alimentärer  Aufnahme  pathogener  Bakterien  auch  die 


Müller,  Der  Nachweis  von  Fleischvergiftungsbakterien  etc.  371 

Übrigen  Lymphknoten  der  Gewebe  und  der  Muskulatur  auf  lymphogenem 
Wege  infiziert  werden. 

Der  Befund  von  Bakterien  in  einem  Muskellymphknoten,  dessen 
zugehörige  Muskulatur  sich  als  nicht  infiziert  erweist,  ist  daher  nicht 
unbedingt  als  die  Folge  einer  Resorption  dieser  Bakterien  aus  der  zu 
seinem  Wurzelgebiet  gehörigen  Muskulatur  anzusehen. 

Eine  retrograde  Infektion  der  Muskulatur  durch  das  Wurzelgebiet 
des  zugehörigen  Lymphknotens  erfolgt  auch  dann  nicht,  wenn  dieser 
Lymphknoten  durch  eine  Intermediärbahn  von  einem  anderen  Lymph- 
knoten her  infiziert  worden  ist. 

Die  Infektion  der  Muskulatur  selbst  erfolgt  bei  alimentärer  Auf- 
nahme von  Infektionserregern  nur  hämatogen. 

Erst  nach  vollzogener  hämatogener  Infektion  der  Muskulatur  erfolgt 
die  Resorption  der  Erreger  in  das  Wurzelgebiet  des  zugehörigen  Muskel- 
lymphknotens. Hiermit  kann  es  zur  hämatogenen  Superinfektion  eines 
lymphogen  bereits  infizierten  Lymphknotens  kommen. 

Bei  der  Wundinfektion  mit  Bakterien  der  Fleischvergiftungsgruppe 
erfolgt  die  Ablagerung  der  Keime  zunächst  in  die  regionären  Lymph- 
knoten und  erst  zuletzt  in  die  Lymphknoten  des  Digestionstraktus,  sofern 
es  zu  einer  Allgemeininfektion  kommt. 

Alimentär  apathogene  Bakterien  der  Enteritis-  und  Paratyphusgruppe 
vermögen  bei  parenteralem  Eintritt  in  den  Tierkörper  septikämische  Blut- 
infektionen zu  bewirken. 

Fleischvergiftungsbakterien,  deren  Virulenz  so  stark  gesunken  ist, 
daß  die  alimentäre  Aufnahme  dieser  Bakterien  keinen  pathogenen  Efi"ekt 
mehr  auszulösen  vermag,  haben  noch  die  Fähigkeit,  eine  Infektion  des 
lymphatischen  Systems  zu  bewirken,  doch  greift  die  Infektion  von  hier 
aus  nicht  mehr  auf  das  Blutsystem  über. 

Die  Virulenz  echter  tier-  und  menschenparasitärer  Fleischvergiftungs- 
bakterien sinkt  bei  kultureller  Weiterzüchtung  derselben  dergestalt,  daß 
zunächst  das  Toxinbildungsvermögen  und  hierauf  das  Blutinfektionsver- 
mögen verschwindet. 

Saprophytär  vorkommende  Bakterien  der  Enteritis-  und  Paratyphus- 
gruppe können  auf  Grund  der  kulturellen  Eigenschaften  noch  nicht  als 
fähig  erachtet  werden,  fleischvergiftungserzeugend  zu  wirken. 

Durch  Untersuchung  der  Lymphknoten,  Milz  und  Leber  läßt  sich 
das  etwaige  Vorhandensein  als  Fleischvergiftungsbakterien  verdächtiger 
Keimarten  auch  feststellen,  bevor  die  Muskulatur  selbst  infiziert  ist  (In- 
kubationsstadium) oder  nachdem  die  Muskulatur  durch  das  Abklingen 
des  Blutinfektionsstadiums  wieder  bakterienfrei  geworden  ist. 

Lymphknoten,  Milz  und  Leber  bilden  daher  die  natürlichen  Anreiche- 
rungsorgane für  den  Nachweis  als  Fleischvergifter  verdächtiger  Bakterien. 

Eine  Latenz  von  Fleisch  Vergiftungsbakterien  in  der  Muskulatur  in- 
fizierter Tiere  läßt  sich  auf  Grund   systematischer  Untersuchungen   über 

24* 


372  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

den  Mechanismus  septikämischer  Infektionen  durch  Anreicherung  des 
latent  gedachten  Keiragehaltes  nicht  nachweisen. 

Die  Vornahme  eines  künstlichen  Anreicherungsverfahrens  zur  Prüfung 
von  Fleisch  auf  eine  etwaige  vorliegende  septikämische  Infektion  ist 
daher  bei  der  bakteriologischen  Untersuchung  von  Schlachttieren,  bei 
denen  die  Organe  vorliegen  —  abgesehen  von  dem  für  eine  alsbaldige 
Beurteilung  entstehenden  Zeitverlust  —  überflüssig  und  unnötig. 

Die  Ueberwucherung  einer  durch  Fleischvergiftungsbakterieu  septik- 
ämisch  infizierten  Muskulatur  durch  das  postmortale  Einwandern  von 
Saprophyten  vermag  sich  in  der  Zeit,  in  welcher  die  Beurteilung  des 
Fleisches  auf  seine  Konsumfähigkeit  zu  erfolgen  hat,  nicht  zu  vollziehen. 

In  Versuchsmäusen,  welche  durch  alimentäre  Aufnahme  von  Enteritis- 
bakterien eingegangen  waren,  ließen  sich  die  verfütterten  Keime  bei 
uneröffnetem  Liegenlassen  der  Kadaver  nach  8  Wochen  noch  in  großen 
Mengen  nachweisen. 

Mit  dem  Einsetzen  der  Generalisation  bei  septikämischen  Infektionen 
durch  Bakterien  der  Enteritis-  und  Paratyphusgruppe  erfolgt  ein  Aus- 
wandern der  Erreger  aus  dem  Körperinnern  in  das  Darmlumen,  welches 
in  dem  Maße  stattfinden  kann,  daß  die  Infektionserreger  die  Darmsapro- 
phyten  völlig  überwuchern. 

Der  kulturelle  Nachweis  eines  biologisch  zur  Enteritis-  oder  Para- 
typhusgruppe gehörigen  Bakteriums  in  einem  Schlachttiere  genügt  nicht, 
um  das  Fleisch  und  die  Organe  eines  solchen  Tieres  als  „fleischver- 
giftungserzeugend"  zu  betrachten. 

Der  Beweis  für  die  fieischvergiftungserzeugende  Eigenschaft  der- 
artigen Fleisches  ist  durch  dessen  Prüfung  auf  das  Vorhandensein  thermo- 
stabiler Gifte  und  durch  die  Prüfung  der  Bakterien  auf  deren  als  „fleisch- 
vergiftungserzeugend"  anzusehende  Virulenzfähigkeit  im  Tierfütterungs- 
versuch zu  erbringen. 

Literatur. 

1)  Bollinger,  Ueber  Fleischvergiftung,  intestinale  8epsis  und  Abdominaltyphus. 
(Vorträge  in  d.  Sitz  d.  Aerztl.  Vereins  München.  1880.) 

2)  Müller,  M.,  Ueber  die  Beziehungen  der  Notschlachtungen  zu  den  Fleischver- 
giftungen und  das  Wesen  des  sogenannten  septischen  Beschaubefundes.  (Zeitschr. 
f.  Infektionskrankh.  d.  Haustiere.  Bd.  8.  1910.  p.  237—307.) 

2  a)  — ,  Die  Bedeutung  der  bakteriologischen  Fleischuntersuchung  bei  der  Differential- 
diagnose zwischen  Septikämie  und  Saprämie.  (Berlin,  tierärztl.  Wochenschr.  1911. 
No.  18.) 

3)  Conradi,  Eine  neue  Methode  der  bakteriologischen  Fleischbeschau.  (Zeitschr.  f. 
Fleisch-  u.  Rülchhyg.  Jg.  19.  p.  341.) 

4)  Kern  ml  er,  Zur  Theorie  und  Praxis  der  bakteriologischen  Fleischbeschau.  (Zeitschr. 
f.  Fleisch-  u.  Milchhyg.  Jg.  20.  H.  4.) 

5)  Hübener,  Fleischvergiftungen  und  Paratyphusinfektionen,  ihre  Entstehung  und 
Verhütung.  Jena  1910. 

6)  Müller,  M.,  Ueber  das  Wesen  des  sogenannten  „septischen"  Beschaubefundes  bei 
den  Schlachttieren,  seine  Beziehung  zu  der  Entstehung  der  „Fleischvergiftung", 
sowie  über  die  Methodik  der  bakteriologischen  Fleischbeschau.  (Zeitschr.  f.  Fleisch- 
u.  Milchhyg.  Jg.  20.  H.  5.) 

7)  Schimmelbusch  und  Ricker,  Ueber  Bakterienresorption  frischer  Wunden. 
(Fortschr.  d.  Medizin.  Bd.  13.  1895.) 


Hu  ebner,  Eine  Trichiuoseepidemie.  373 

8)  Zingle,  M.,  Systematische  experimentelle  Untereuchungen  über  den  Verlauf  der 
alimentären  Infektion  durch  Bakterien  der  Fleischvergiftungsgruppe.  (Vet.-med. 
Dissert.).  Leipzig  1911. 

9)  Müller,  M,,  Erfolgt  die  Infektion  von  Milz  und  Leber,  sowie  der  Fleischlymph- 
knoten nur  auf  dem  Wege  der  ßlutbahn  ?  (Zeitschr.  f.  Fleisch-  u.  Milchhyg.  Bd.  22. 
p.  106.) 

9  a)  — ,  Eppur  si  muove !  Bemerkungen  zur  lymphogenen  Infektionsmöglichkeit.  (Ibid. 
Bd.  22.  p.  133.) 

10)  Metzger,  Ad.,  Ueber  Notschlachtungen  und  Bakterien  im  Fleische  notgeschlachteter 
Tiere,     (vet,  med.  Dissert.).  Bern  1909. 

11)  Nötzel,  W.,  Ueber  Bakterienresorption  auf  dem  Lymph-  und  Blutwege  und  über 
die  Bedeutung  der  Lymphdrüsen  für  dieselbe.  (Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  51. 1906.  p.  740.) 

12)  Schmidt,  M.  B.,  Ueoer  Typhus  abdominalis.    (Centralbl.  f.  allg.  Path.  u.  pathol. 
Anat.  Bd.  18.  1907.) 

13)  Levy,  E.  und  Gaethgens,  W.,    Ueber   die  Verbreitung   der  Typhusbacillen    in 
den  Lymphdrüsen  bei  Typhusleichen.  (Arb.  a.  d.  Kais.  Ges.-Amt.  Bd.  28.  1908.  p.  163.) 

14)  Rüther,  Bakteriologische  Fleischbeschau.  (Tierärztl.  Rundsch.  Jg.  16.  1910.  p.  174.) 

15)  ß^asenau,   Ueber   eme  im  Fleisch  gefundene  infektiöse  Bakterie.    (Arch.  f.  Hyg. 
Bd.  20.  1894.) 

16)  Gerlach,  Die  Fleischkost  des  Menschen.     1875. 

17)  Laurent,  E.,  Das  Virulenzproblem  der  pathogenen  Bakterien.    Jena  1910. 

18)  Bail,  O.,    Das   Problem   der    bakteriellen   Infektion.     (Bibliothek   med.   Monogr.) 
Leipzig  1911. 


I^achdrttck  verboten. 

Eine  Trichinoseepidemie. 

Von  Kreisarzt  Dr.  Huebner. 

Wer  sich  mit  der  Trichinose  näher  beschäftigt  hat,  weiß,  daß  die 
anscheinend  so  bekannte  Krankheit  noch  mancherlei  Rätsel  aufgibt, 
welche  um  so  schwerer  zu  lösen  sind,  als  die  Trichinose  des  Menschen 
heutzutage  überaus  selten  geworden  ist. 

Nachdem  ich  im  Vorjahre  Gelegenheit  hatte,  8  Fälle  zu  beobachten  i), 
fügte  es  sich,  daß  mir  auch  in  diesem  Jahre  eine  Anzahl  Trichinose- 
kranker zu  Gesicht  kam. 

Es  handelte  sich  um  eine  Epidemie  in  dem  Städtchen  Pinne  i.  P., 
welche  dadurch  entstanden  war,  daß  der  Fleischer  W.  daselbst  gewohnheits- 
mäßig Schweinefleisch  in  Verkehr  brachte,  welches  vorher  auf  Trichinen 
nicht  untersucht  war. 

Am  11.  Mai  wollte  W.  eine  4  Ztr.  schwere  Sau  nach  Berlin  ver- 
laden. Da  sie  aber  auf  dem  Transport  zum  Bahnhofe  Krankheits- 
symptome zeigte,  so  nahm  er  sie  wieder  nach  Hause,  schlachtete  das 
Tier  und  verarbeitete  das  Fleisch,  ohne  es  untersuchen  zu  lassen. 

Auch  die  Fälle  des  Vorjahres  waren  durch  Genuß  solchen,  vorher 
nicht  untersuchten  Fleisches  entstanden. 

Nur  schärfste  Kontrolle  der  Fleischereien  und  der  Amtsführung  der 
Trichinenschauer  werden  das  Publikum  vor  ähnlichen  Vorkommnissen 
schützen.  Daß  diese  Kontrolle  nicht  scharf  genug  sein  kann,  besonders 
der  Privatschlachthäuser  auf  dem  Lande,  zeigt  der  Umstand,  daß  ich 
gelegentlich  der  amtlichen  Revisionen  solcher  Schlächtereien  wiederholt 
auf  Trichinen  nicht  untersuchtes  Fleisch  im  Verkaufe  fand.  —  Für  den 
Regierungsbezirk    Posen    liegen    die    Verhältnisse    besonders    ungünstig 


1)  Huebner,  Beobachtungen  über  Trichinosis.    (Klin.  Jahrb.  Bd.  25.  1911.  p.  569 
-584.) 


374 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  L  Abt,  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


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2 

11 

18 

17 

+  vorhanden;  0  nicht  vorhanden;  — nicht  geprüft;  0+  einmal  vorhanden;  einmal 

insofern,  als  der  3.  Teil  sämtlicher,  in  Preußen  trichinös  befundener 
Schweine  von  diesem  Bezirke  gestellt  wird  ^j. 

Der  Fleischermeister  W.,  seine  2  Gesellen  und  ein  Lehrling  waren 
die  ersten  Erkrankten.  Sie  hatten,  wie  der  eine  Geselle  angab,  beim 
Wurstmachen  reichlich  von  dem  Wurstteige  gegessen. 

Mit  dem  Vertriebe  der  Fleisch  waren  trat  Ende  Mai  und  Anfang  Juni 
in  der  Stadt  Pinne  und  ihrer  Umgebung  eine  größere  Anzahl  von  Er- 
krankungen auf. 

In  Charlottenburg  starb  Anfang  Juni  eine  Person,  welche  sich  in 
Pinne  infiziert  hatte,  weiterhin  eine  Person  in  Posen,  welche  Fleisch  von 
W.  bezogen  hatte. 

Der  Fleischermeister  selbst  und  einer  seiner  Gesellen  erlagen  eben- 
falls ihrer  Infektion. 


1)  Busse,  Vorkommen  und  Verbreitung  der  Trichinen  im  Regierungsbezirk  Posen. 
(Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  52.  1909.  p.  369.) 


Huebner,  Eine  Trichinoseepidemie. 


375 


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Fälle. 


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Fälle. 


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46,7 
42,3! 


42,5 
16,7 
25,3 
39,1 
12,7 
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16,9 
11.7 


5.6 
15,3 
14,7 
11,8 
17,0 
32,9 
76,2 

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36,4 
45,9 


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0,0 
0,0 
0,0 


Arythmie 


syst.  Ger.  an  allen  Ostien 
syst.  Ger.  an  der  Herzspitze 
syst.  Ger.  über  allen  Ostien 


1.  Herzton  an  def  Spitze  unrein 
dgl. 

Angstgefühl  u.  Herzklopfen 


Arythmie 


6     9 
nicht. 

Nachdem  ich  Kenntnis  von  den  Erkrankungsfällen  erhalten  hatte, 
begab  ich  mich  am  10.  Juni  v.  J.  nach  Pinne  und  konnte  dort  22  leicht 
bis  schwerst  Kranke  sehen ,  hatte  auch  Gelegenheit ,  zwei  Sektionen 
auszuführen:  Die  Obduktion  der  Leiche  des  einen  Fleischergeselleu, 
14  Stunden  nach  dem  Tode,  sowie  die  gerichtliche  Sektion  des  Fleischer- 
meisters W.,  welche  allerdings  wegen  der  weit  vorgeschrittenen  Fäulnis 
ein  lediglich  gerichtliches  Interesse  hatte.  Es  zeigte  sich  hier  nämlich, 
daß,  trotzdem  im  Quetschpräparate  keine  Trichinen  mehr  zu  sehen  waren, 
solche  in  dem  mit  Formalin  behandelten  und  auf  die  übliche  Weise  zu 
Schnittpräparaten  verarbeiteten  und  gefärbten  Muskel  doch  noch  sich 
nachweisen  ließen. 

Auch  konnte  ich  feststellen,  daß  die  faulige  Muskelfaser,  sofern  sie 
trichinisiert  war,  die  den  trichinigen  Fasern  eigentümliche  Verwandtschaft 
zum  Hämatoxylin  bewahrt  hatte,  während  die  gesunde  Muskelfaser  bei 
der  Hämatoxylin-Eosinfärbung  bekanntlich  das  Eosin  stark  annimmt. 


376  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd   62.  Heft  5. 

Von  einer  lückenlosen  klinischen  Beobachtung  der  Kranken  kann 
allerdings,  da  die  Untersuchungen  zum  größten  Teile  im  Privathause 
vorgenommen  wurden  und  bei  der  Kürze  der  zur  Verfügung  stehenden 
Zeit,  nicht  die  Rede  sein. 

Um  längere  Krankengeschichten  zu  vermeiden  und  der  Uebersicht- 
lichkeit  wegen  gebe  ich  die  Beobachtungsresultate  der  22  Fälle  in  Tabellen- 
form. Anschließend  daran  die  markantesten  Punkte  des  Obduktions- 
protokolles  des  sezierten  Fleischergesellen  (Fall  2). 

Auszug  aus  dem  Obduktionsprotokolle  des  wahrscheinlich  Ende  der 
5.  Woche  nach  der  Infektion  Verstorbenen:  Bauch  etwas  aufgetrieben. 
Fettgewebe  dürftig,  ockergelb,  Brustmuskulatar  und  Rectus  sehr 
dünn,  braunrot,  feucht.  Im  kleinen  Becken  5  Eßlöffel  bernsteingelber, 
klarer  Flüssigkeit;  Leber  unter  dem  Rippenbogen  versteckt.  Dünn- 
und  Dickdarm  ziemlich  stark  aufgetrieben.  Dickdarm  grauweiß. 
Der  Dünndarm  zeigt  an  mehreren  Stellen  starke  Injektion  der  Gefäße. 
Diese  erstreckt  sich  auch  auf  den  zugehörigen  Abschnitt  des  Gekröses. 
Die  Serosa  spiegelt,  nirgends  Beläge.  Die  Gekrösdrüsen  allent- 
halben stark  vergrößert,  mit  markiger  Schnittfläche.  Milz  13,5:8:3  cm. 
Deutliche  Bälkchen-  und  Follikelzeichnung.  Nierenrinde  dunkelgrau- 
rot,  die  Papillen  tief  dunkelrot.  Dünndarmschleimhaut  von 
glasigem  Aussehen,  mit  überaus  reichlichen,  ausgebreiteten,  flächenhaften 
Blutungen,  am  stärksten  dort,  wo  schon  an  der  Außenfläche  der  Darm- 
schlinge Injektion  sichtbar  war.  In  der  Mitte  des  Jejunums  werden 
die  Blutungen  auf  eine  Strecke  von  20  cm  spärlich,  treten  dann  wieder 
stärker  auf.  Im  unteren  Jejunum  liegt  eine  Taeniasaginata.  In- 
halt des  oberen  Dünndarms  dünnflüssig  und  gelb,  des  unteren  dünn- 
breiig und  gelb.  Das  Coecum  zeigt  stärkste  Injektion  seiner  Schleim- 
haut und  Blutungen.  Das  Gleiche  an  zahlreichen  Stellen  des  Colon, 
auch  im  absteigenden  Teile. 

Im  Mesocolon  sigmoideum  sieht  man  mehrere  bis  linsengroße 
flache  Blutaustritte.  Oberfläche  und  Schnittfläche  der  Leber  blaßrot. 
Läppchenzeichnung  sehr  deutlich.  Im  linken  Brustfellraum  100  ccm 
trüb-rötlicher  Flüssigkeit,  desgleichen  im  rechten.  Größe  des  Herzens 
entsprechend.  Herzfleisch  derb,  linke  Kammer  1,5,  rechte  0,5  cm 
dick.  Herz  fleisch  hellbraun.  Linker  Lungenunterlappen  pneu- 
monisch. Ueber  der  Lungenoberfläche  auch  des  gesunden  Lappens 
zahlreiche  Blutungen  mit  dunklem  Zentrum  und  hellerem  Hof.  Dasselbe 
an  der  rechten  Lunge,  hier  Ober-  und  Unterlappen  pneumonisch, 
Mittellappen  frei.     Gehirn  bietet  nichts  Auffallendes. 

Für  Feststellung  des  Zeitpunktes  der  Erkrankung  nach  Genuß  des 
infektiösen  Materials  waren  die  meisten  Fälle  nicht  geeignet,  weil  fast 
alle  Erkrankten  ihr  Fleisch  gewohnheitsmäßig  von  W.  bezogen.  Die  zwei 
Fleischergesellen  sind  schwerkrank  geworden  etwa  1  Woche  nach  Genuß 
des  trichinösen  Fleisches.  Eine  Nähterin,  welche  von  W.  nicht  Fleisch 
bezog,  war  am  21.  und  24.  Mai  aushilfsweise  bei  einer  Familie  be- 
schäftigt, welche  Fleisch  von  W.  kaufte.     Sie  erkrankte  am  28.  Mai. 

In  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen  waren  Erscheinungen  von  selten 
des  Darmtraktus  zu  beobachten. 

Bei  7  Kranken  traten  Durchfälle  auf,  im  Falle  5  von  heftigstem 
Charakter,  so  daß  der  Kranke  Tag  und  Nacht  nicht  zur  Ruhe  kam 
[Kratz  1)    findet    unter    280    Fällen    118mal    Diarrhöen,    Nonne    und 


1)  Kratz,  Die  Trichiiienepidemie  zu  Hedersleben.    Leipzig  1866. 


Huebner,  Eine  Trichinoseepidemie.  377 

Höpfner^)  haben  in  ihren  47  Fällen  zunächst  stets  Magen darmerschei- 
nungen  gesehen].  Aber  auch  bei  Kranken,  welche  keine  Durchtälle  hatten, 
nahm  man  Störungen  im  Unterleibe  in  Form  von  nicht  geringem  Auf- 
getriebensein des  Abdomens  wahr.  Fall  3  hatte  eine  Darmblutung,  nicht 
bedeutend  zwar,  etwa  200  ccm.  Daß  solche  Blutungen  aber  auch  abun- 
dant,  lebensgefährlich  werden  können,  lehren  2  Fälle  der  Hed ers- 
ieh euer  Epidemie,  welche  an  Darmblutungen  zugrunde  gingen. 

Einzelne  Kranke  ließen  Störungen  seitens  des  Darmkanals  vermissen 
und  bei  wieder  anderen  waren  diese  Erscheinungen  flüchtig,  nur  in  den 
ersten  Tagen  nach  der  Infektion  vorhanden.  Der  zur  Obduktion  ge- 
kommene Kranke  hatte  die  Tage  vor  seinem  Tode  keine  Durchfälle,  ob- 
wohl der  Sektionsbefund  zeigte,  daß  die  Entzündung  des  Darmes  an 
Intensität  nichts  zu  wünschen  übrig  ließ. 

Es  ist  mir  nicht  gut  verständlich,  daß  in  den  vorliegenden  Sektions- 
befunden ähnliche  Entzündungen  des  Darmes  nur  selten  beschrieben 
werden.  Cohnheim'^),  welcher  gelegentlich  der  Hederslebener 
Epidemie  17  Trichinoseleichen  obduzierte,  erhob  nur  unbedeutende  Ver- 
änderungen am  Darme. 

„Die  Schleimhaut  des  Darmes  war  in  vielen  Fällen  durchgehends 
blaß ;  in  anderen  zeigten  sich  zirkumskripte  Abschnitte  kapillärer  Hyper- 
ämie von  meist  nur  unerheblicher  Ausdehnung,  und  nur  in  ganz  ver- 
einzelten Fällen  steigerte  sich  diese  fleckige  Hyperämie  zu  kleinen  hämor- 
rhagischen Beimengungen." 

Es  ist  mir  das  bei  dem  verhältnismäßig  großen  Material  um  so  ver- 
wunderlicher, als  ich  in  einem,  im  Vorjahre  sezierten  Fall  tödlicher 
Trichinose  den  gleichen  Befund  erhob,  wie  in  dem  jetzigen  ^).  —  üeber 
die  Art  des  Zustandekommens  der  intensiven  Entzündungserscheinungen 
im  Darme  geben  uns  Aufklärung  die  Arbeiten  Geisses^),  Cerfon- 
taines^),  Askanazys"),  Grahams"),  Stäubiis '^),  welche  zeigen, 
daß  die  Darmtrichine  nicht  frei  im  Lumen  liegt,  sondern  innige  Fühlung 
zu  der  Darmwand  nimmt,  in  die  Schleimhaut  eindringt.  Der  Leichen- 
befund ließ  nicht  vermissen  die  von  allen  Autoren  angegebene  starke 
Schwellung  der  Gekrösedrüsen.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der 
Leber  ergab  starke  fettige  Degeneration  und  reichliche  Entzündungsherde 
mit  eosinophilen  Zellen,  Befunde,  welche,  wie  die  anatomischen  Ergeb- 
nisse der  Untersuchungen  überhaupt,  noch  besonders  bearbeitet  werden. 

In  der  Zeit  des  Beginnes  der  Embryonenwanderung  fällt  das  Auf- 
treten eines  der  markantesten  Zeichen  der  Trichinose,  welches  auch  bei 
leichten  Fällen  nur  selten  vermißt  wurde,  des  Lidödems,  häufig  ver- 
gesellschaftet mit  Oedem  der  Umgebung  der  Augen,  zuweilen  des  ganzen 
Gesichtes,  so  daß  die  Kranken  mit  ihren  blassen,  gedunsenen  Gesichtern 

1)  Nonne  u.  Höpfner,  Klinisch-anatomische  Beiträge  zur  Pathologie  der  Tri- 
chinenkrankheit.   (Zeitchr.  f.  klin.  Med.  Bd.  15.  1889.  p.  455.) 

2)  Cohnheim,  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Trichinenkrankheit.  (Virchows 
Arch.  ßd.  36.  1866.  p.  161.) 

3)  Huebner,  Beobachtungen  über  Trichinose.    (Klin.  Jahrb.  Bd.  25.  1911.  p.  570.) 

4)  Geisse,  Zur  Frage  der  Trichinenwanderung.  (Dtscb.  Arch.  f.  kliu.  Äled. 
Bd.  55.  1896.  p.  150.) 

5)  Cerfontaine,  Contribution  ä  l'ötude  de  la  trichinöse.  (Arch.  de  ßiol.  T.  12. 
1893—94.  p.  125.) 

6)  Askanazv,  M. ,  Zur  Lehre  von  der  Trichinosis.  (Centralbl.  f.  Bakt.  Bd.  15. 
1894.  p.  225;  Arch.  f.  pathol.  Anat.  Bd.  141.  1895.  p.  42.) 

7)  Graham,  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Trichina  spiraiis.  (Arch.  f. 
mikrosk.  Anat.  etc.  Bd.  50.  1897.  p.  219.) 

8)  Ötäubli,  Trichinosis.  Monogr.  Wiesbaden  1909. 


378  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

an  hydropische  Nephritiker  erinnerten.  Kratz  ^)  verzeichnet  das  Lid- 
ödem in  280  Fällen  212mal,  Thompson^)  in  52  Fällen  41mal.  Bei 
meinen  22  Kranken  ist  es  ISraal  angegeben,  jedoch  war  bei  einigen,  als 
sie  in  meine  Beobachtung  kamen,  von  Oedemen  wenig  mehr  zu  sehen^ 
nur  erzählten  die  Patienten,  daß  sie  geschwollen  gewesen  seien. 

lieber  die  Entstehungsursache  des  Oedems  sind  die  verschiedensten 
Ansichten  laut  geworden,  zum  Teil  recht  sehr  gesuchte.  Ich  habe  den 
Eindruck,  als  ob  es  nichts  weiter  darstellt,  als  die  entzündliche  Reaktion 
auf  die  erste  Einwanderung  von  Trichinen  in  die  Augen-  und  miraische 
Muskulatur.  Wissen  wir  doch  von  entzündlichen  Prozessen  am  Auge 
und  Gesicht,  von  wie  starken  Schwellungen  sie  in  dem  lockeren  Gewebe 
begleitet  sind.  Dafür  spricht  meines  Erachtens  auch  der  Umstand,  daß 
bei  Frauen  mit  vollen  Gesichtern  und  bei  Kindern  das  Oedem  auffallend 
viel  stärker  war  und  länger  anhielt,  als  bei  männlichen  Personen  mit 
ihren  mehr  knochigen  Zügen. 

Es  sei  an  dieser  Stelle  der  Oedeme  der  Unterschenkel  gedacht,, 
welche  in  der  Hälfte  meiner  Fälle  deutlich,  zum  Teil  von  kolossalem 
Umfange  vorhanden  waren.  Auch  hier  handelt  es  sich  um  einen 
Körperteil,  welcher  bei  verhältnismäßig  geringen  entzündlichen  Erschei- 
nungen bereits  stärkere  Schwellung  zeigt.  Ich  möchte  auch  diese  Er- 
scheinung bei  Trichinose  lediglich  als  eine  Folge  der  in  der  Muskulatur 
sich  abspielenden  Entzündungsprozesse  auffassen.  Ich  glaube  nicht,  daß 
sie  irgendwie  zusammenhängt  mit  der  später  zu  behandelnden  Herz- 
störung. 

Einmal  wurden  sonstige  Stauungserscheinungen  an  den  Kranken 
nicht  wahrgenommen  und  zweitens  sah  ich  ein  einseitiges  Beinödem. 
Ein  schwerkrankes  Mädchen  hatte  einen  prall  geschwollenen  rechten 
Unterschenkel,  während  das  linke  Bein  keine  Spur  von  Oedem  aufwies. 

Im  übrigen  steht  dieser  Fall  nicht  vereinzelt  da,  da  ein  ähnlicher 
von  Finger^)  beschrieben  wird. 

In  14  Fällen  stellte  ich  eine  kräftige  Injektion  der  Augenbindehaut 
fest,  besonders  stark  im  Bereiche  des  Lidspaltes.  Damit  jedoch  nicht 
genug: 

5  Kranke  zeigten  Blutungen  unter  die  Bindehaut  von  ganz  bestimmter 
Form  und  bestimmter  Lokalisation.  Die  Ekchymosen  waren  stets  drei- 
eckig, die  Basis  des  Dreiecks  saß  am  Hornhautrande,  Sitz  der  Blutung 
war  der  äußere  Lidspalt.  Bei  3  Patienten  waren  die  Blutungen  sym- 
metrisch, an  beiden  Augen  vorhanden.  In  2  Fällen  war  je  ein  Auge 
betroffen.  Stäub li  hält  diese  Blutungen  „bedingt  durch  Verstopfung 
der  im  Randschlingennetz  scharf  umbiegenden  kleinsten  Arterien  durch 
Embryonen"  ^). 

T  h  0  m  p  s  0  n  5)  legt  auf  diese  Ekchymosen  als  diagnostisches  Moment 
besonderes  Gewicht:  „Symmetrische  zirkumskripte  Bindehautblutungen 
bei  einem  Kranken  ohne  Gefäßdegeneration  erwecken  den  Verdacht  auf 
Trichinose." 

Derselbe  Autor  sah  bei  Trichinose  auch  Retinaödem  in  der  Nähe 
des  Opticus  und  Hämorrhagieen   in  der  Maculagegend,  von  Zeit  zu  Zeit 

1)  Kratz,  Die  Trichinenepideraie  zu  Hedersleben.  Leipzig  1866. 

2)  Thompson,  A  clinical  study  of  fifty-two  sporadic  cases  etc.  (The  Amer. 
Journ.  of  med.  Scienc.  Vol.  140.  1910.  p.  157.) 

3)  Finger,  Trichinosis  mit  eigenartiger  Lokalisation.  (Virchows  Arch.  Bd.  137^ 
1894.  p.  376.) 

4)  Stäubli,  Trichinosis.  1909.  p.  88. 

5)  Thompson,  The  Amer.  Journ.  of  med.  Scienc.  Vol.  140.  1910.  p.  157. 


Hu  ebner,  Eine  Trichinoseepidemie.  379 

frisch    aufschießend,    Erscheinungen,    die    kaum   anders   erklärt   werden 
können,  als  durch  Embryonenembolien, 

Bronchitische  Erscheinungen  von  mäßiger  Schwere  hatte  ein  Schwer- 
kranker, bei  drei  anderen  waren  ausgedehnte  Lungenentzündungen  vor- 
handen. Es  kann  hier  nicht  entschieden  werden,  wie  weit  Embryonen- 
embolien die  Schuld  an  diesen  Pneumonieen  tragen.  Askanazy^)  hat 
gezeigt,  daß  in  den  Lungen  infizierter  Kaninchen  Embryonen  zu  finden 
sind,  und  zwar  fand  er  sie  im  Gebiete  von  hämorrhagischen  Herde  der 
Lunge.  Ich  selbst  habe  sowohl  bei  Kaninchen,  wie  beim  Schweine  nicht 
selten  Embryonen  innerhalb  der  Alveolen  angetroffen.  —  Auf  der  Pleura 
pulmonalis  des  Obduzierten  lagen  zahlreiche  Blutungen  von  auff"allender 
Form,  wie  Flohstiche  aussehend,  mit  dunklerem  Zentrum  und  hellerem 
Hofe. 

Genau  ebenso  aussehende  Hämorrhagieen  sah  ich  bei  trichinisierteo 
Kaninchen  und  Hunden. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Funde  von  Embryonen  in  Alveolen  wurde 
das  Sputum  eines  an  Pneumonie  erkrankten  Trichinösen  untersucht, 
jedoch  ohne  positives  Ergebnis.  Auch  eine  auffallende  Zahl  von  eosino- 
philen Zellen  im  Auswurf  konnte  nicht  festgestellt  werden. 

Die  Hälfte  der  Kranken  hatte  eine  mehr  oder  weniger  starke  Störung 
der  Herzaktion.  Sie  zeigten  einen  der  Temperatur  gar  nicht  entsprechen- 
den, hochfrequenten,  kleinen,  weichen  Puls.  Zwei  hatten  dabei  deutliche 
Arythmie,  ein  Schwerkranker  und  eine  sonst  ganz  leicht  befallene  Person. 
Verbreiterung  des  Herzens  war  nie  vorhanden.  5  Patienten  hatten  systo- 
lische Geräusche,  sämtlich  allerdings  waren  es  anämische,  zum  Teil  hoch- 
fiebernde Personen.  In  einem  Falle  beobachtete  ich  starkes  Angstgefühl 
und  Herzklopfen. 

Das  eigenartige  Verhalten  des  Pulses  war  von  durchaus  langer 
Dauer  und  blieb  auch  bei  Personen  noch  wahrnehmbar,  welche  entfiebert 
und  sonst  beschwerdenfrei  waren.  Man  mußte  notgedrungen  eine  Er- 
krankung des  Herzens  annehmen,  obwohl  allgemein  bekannt  ist,  daß  die 
Trichine  im  Herzmuskel  sich  nicht  fortentwickelt. 

Aus  seinen  Befunden  am  Meerschweinchen,  bei  dem  er  eine  eosino- 
phile Myocarditis  feststellte,  vermutete  Stäubli^),  daß  solche  auch  von 
anderen  Autoren  beschriebenen  Herzstörungen  ^)  des  Menschen  ihre  Ur- 
sache hätten  in  Entzündung  des  Herzmuskels.  In  der  Tat  habe  ich 
durch  die  Untersuchung  des  von  der  menschlichen  Leiche  gewonnenen 
Materials  feststellen  können,  daß  die  Herzstörungen  dieses  Falles  auf 
kolossal  reichlichen  myocarditischen  Herden  beruhten,  deren  Eigenart  die 
Beimischung  von  massenhaften  eosinophilen  Zellen  ist ;  zugleich  war  aus- 
gedehnter Untergang  von  Herzmuskelzellen  zu  konstatieren. 

Weitaus  im  Vordergrunde  der  Beschwerden  der  Kranken  stehen 
naturgemäß  diejenigen,  welche  durch  Ansiedelung  der  Trichinen  in  der 
Muskulatur  hervorgerufen  werden.  Sie  sind  in  ihrer  Intensität  außer- 
ordentlich verschieden,  schwanken  auch  nach  dem  Sitze  der  befallenen 
Muskelgruppen.  Von  unerheblicher  Druckempfindlichkeit  der  Muskeln 
alle  Uebergänge  bis  zur  schlimmsten  Schmerzhaftigkeit.    Die  schwersten 


1)  Askanazy,  M.,  Arch.  f.  path.  Anat.  Bd.  141.  1895.  p.  42. 

2)  Stäubli,  Trichinosis.  1909.  p.  206  u.  207. 

3)  Rupprecht,  Die  Trichinenkrankheit  im  Spiegel  der  Hettstädter  Epidemie  be- 
trachtet. Hettstädt  1864.  —  Kratz,  Die  Trichinenepidemie  zu  Hedersleben.  Leipzig 
1866.  —  Gaisböck,  Beobachtungen  über  Trichinose.  (Wien.  klin.  Wochenschr.  1909. 
p.  410.) 


380  Centralbl.  f.  Bakt,  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Fälle  zeigen  Steifigkeit  und  Unbenutzbarkeit  der  Muskulatur,  lagen 
stocksteif  da,  die  Arme  in  den  Ellenbogen  gebeugt,  die  Oberschenkel 
etwas  angezogen,  die  Wirbelsäule  starr,  den  Kopf  nach  hinten  gebeugt, 
so  daß  sie  an  Opisthotonus  erinnerten.  Sie  schrieen  vor  Schmerz,  wenn 
man  sie  aufsetzen  wollte,  baten,  man  möchte  sie  so  setzen,  daß  sie  die 
Beine  über  den  Bettrand  hängen  konnten.  Kontrakturen  der  Wirbel- 
säulen- und  Extremitätenmuskulatur  waren  in  3  Fällen  vorhanden,  sämt- 
lich schwerst  Kranken. 

Kontraktur  der  Kaumuskulatur  und  dadurch  bedingter  Trismus  war 
häufiger,  in  6  Fällen.  Eine  nicht  seltene  Erscheinung  war  auch  die 
durch  Befallensein  der  Kehlkopfmuskulatur  erzeugte  Heiserkeit  und  damit 
verbundener,  trockner,  kurzer  Husten.  In  6  Fällen  wurde  als  ausnehmend 
schmerzhaft  die  Bewegung  der  Augen  angegeben. 

Nachdem  Nonne^)  und  Hopf n er  das  Fehlen  der  Patellarreflexe 
bei  Trichinose  gezeigt  hatten  und  in  der  Tat  bei  zahlreichen  schweren 
Fällen  von  anderen  Autoren  dieser  Befund  bestätigt  wurde,  findet  man  es 
in  den  Lehrbüchern  nicht  selten  so  dargestellt,  als  ob  es  sich  dabei  um 
ein  ziemlich  konstantes  Symptom  der  Trichinose  handele.  Wenn  auch 
nicht  selten  vorhanden,  so  ist  es  anscheinend  nicht  einmal  bei  Schwer- 
kranken konstant,  viel  weniger  noch  bei  leichten  Fällen. 

Von  den  7  Schwerkranken  hatten  2  durchaus  normale  Reflexe,  sonst 
fehlten  sie  nur  noch  bei  einem  mittelschweren  Fall  und  einem  Leicht- 
kranken. —  Man  hat  nun  in  neuerer  Zeit  darauf  aufmerksam  gemacht, 
daß  das  Kern  ig  sehe  Phänomen  zugleich  mit  dem  Fehlen  der  Patellar- 
reflexe bei  Trichinose  vorkommen  kann.  In  der  Tat  sah  ich  bei 
3  Kranken  das  Unvermögen,  beim  Sitzen  die  Knie  durchzudrücken.  Ich 
glaube  jedoch,  daß  man  dieser  Ercheinung  Zwang  antut,  wenn  man  sie 
mit  dem  Namen  des  Kernigschen  Symptoms  bezeichnet.  Eine  zentrale 
Ursache  dürfte  bei  Trichinose  kaum  vorliegen.  Vielmehr  glaube  ich, 
daß  das  Anziehen  der  Beine  beim  Aufsetzen  lediglich  eine  Position 
des  Körpers  darstellt,  in  welcher  die  Kranken  am  wenigsten  unter 
Schmerzen  zu  leiden  haben.  Es  handelte  sich  in  diesen  3  Fällen  um 
Leute  mit  Kontrakturen,  welche  bei  geringen  Bewegungen  schon  äußerste 
Schmerzen  zu  haben  schienen.  Das  Fehlen  der  Patellarreflexe  erklärt 
meines  Erachtens  am  ungezwungensten  die  Ansicht  Stäubiis,  daß  es 
sich  dabei  um  eine  herabgesetzte  Anspruchsfähigkeit  der  Muskelfasern 
gegenüber  dem  von  den  motorischen  Nervenendigungen  ausgehenden 
Reize  handelt. 

Symptome  von  Seiten  der  Haut  waren  nur  wenige  zu  verzeichnen. 
Stärkere  Schweißausbrüche,  welche  von  einigen  als  charakteristisch  ge- 
schildert werden,  hatten  2  Kranke.  Bei  2  weiblichen  Kranken  trat 
Ende  der  3.  Woche  ein  feuerrotes  Exanthem  an  Händen,  Füßen  und 
Gesicht  auf,  welches  nach  24  Stunden  verschwand,  ohne  daß  Abschilfe- 
rung folgte. 

Regelmäßige  Harnuntersuchungen  konnten  nicht  vorgenommen  werden, 
immerhin  wurde  mehrmals  der  Urin  dreier  Schwerkranker  untersucht. 
Ein  Harn  hatte  einen  Hauch  Eiweiß,  die  beiden  anderen  Harne  waren 
stets  frei  von  Eiweiß,  auch  der  Urin  des  später  Obduzierten,  an  dessen 
Niere  starke  Veränderungen  wahrgenommen  wurden. 

Positive  Diazoreaktion  wurde  von  Stäubli'^)  in  allen  Fällen  gefunden. 


1)  Nonne  u.  Höpfner,  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  15.  1889.  p.  455. 

2)  Stäubli,  Trichinosis.  p.  91. 


Huebner,  Eine  Trichinoseepidemie.  381 

Geisböck^)  bestätigte  diesen  Befund.  Thompson  =*)  sagt,  er  habe 
häufig  positive  Diazoreaktion  erhalten,  also  wohl  nicht  immer. 

Bei  der  täglich  ausgeführten  Probe  von  4  Kranken  des  Vorjahres 
erhielt  ich  niemals  ein  positives  Ergebnis^).  Die  drei  Schwerkranken 
dieses  Jahres  zeigten  zunächst  keine  Diazoreaktion.  Ich  untersuchte 
schließlich  5  Tage  hintereinander  den  Harn  des  einen  dieser  Patienten 
und  erzielte  dabei  am  29.  Juni  eine  positive,  am  30.  Juni  und  1.  Juli 
eine  negative,  am  2.  und  3.  Juli  wiederum  eine  positive  Probe. 

Man  kann  also  die  Diazoreaktion  bei  Trichinose  bestenfalls  als  häufig, 
nicht  jedoch  als  regelmäßig  vorkommend  bezeichnen. 

Naturgemäß  wurde  in  einigen  Fällen  die  Muskelexzision  mit  positivem 
Trichinenfunde  ausgeführt. 

Nachdem  Stäubli^)  den  systematischen  Nachweis  erbracht  hatte, 
daß  die  Embryonenpropagation  auf  dem  Blutwege  vor  sich  geht,  konnte 
er  mit  Recht  den  Vorschlag  machen,  die  Diagnose  dadurch  zu  stellen, 
daß  man  im  Blute  der  Kranken  die  Embryonen  nachwies. 

Er  schlug  vor,  ein  Quantum  Blut  mit  3-proz.  Essigsäure  reichlich 
zu  versetzen  (wodurch  die  Erythrocyten  gelöst  werden),  und  die  Flüssig- 
keit zu  zentrifugieren.  Das  Zentrifugat  enthalte  dann  die  Leukocyten 
und  eventuell  vorhandene  Parasiten.  Es  gelang  mir  im  Vorjahre  im 
Venenblute  einer  schwerkranken  Frau  einen  Trichinenembryo  zu  finden  '"*). 
Ich  konnte  jedoch  dartun,  daß  die  Wahrscheinlichkeit,  auf  diese  Weise 
die  Parasiten  zu  finden,  immerhin  eine  ziemlich  geringe  bleibt  und  noch 
geringer  wird,  je  weiter  der  Untersuchungstermin  sich  vom  8.  Tage  nach 
der  Infektion  entfernt.  Untersuchungen,  welche  ich  mit  dem  Blute  dreier 
Schwerkranker,  wahrscheinlich  der  4.  Woche  nach  der  Infektion  anstellte, 
waren  trotz  größter  Mühe  ergebnislos. 

Immerhin  wird  es  interessant  sein,  in  vorkommenden  Fällen  das 
Blut  auf  Embryonen  zu  untersuchen.  Es  ist  jedoch  naturgemäß  das  Blut 
von  Arterien  und  Kapillaren  geeigneter  als  das  Venenblut  für  das  Auf- 
suchen der  Tiere.  Auch  scheint  es  mir  wünschenswert,  die  gesamte  ent- 
nommene Blutmenge  auf  eventuell  darin  enthaltene  Parasiten  zu  be- 
sichtigen und  schließlich  empfiehlt  sich  eine  Vereinfachung  des  durch 
Anwendung  der  Zentrifuge  etwas  komplizierten  Verfahrens.  Ich  habe 
zu  diesem  Zwecke  das  von  Low  und  FüUeborn^)  angegebene  Ver- 
fahren zum  Nachweis  der  Filarien  angewandt  und  habe  in  der  Tat  in 
dem  Herzblute  infizierter  Mäuse  der  3.  Woche  reichliche  Embryonen 
finden  können. 

Es  steht  nichts  im  W^ege,  dieses  einfache  Verfahren  in  gegebenem 
Falle  am  Krankenbette  zu  benutzen :  Blut  wird  in  dicker  Schicht  auf 
Objektträger  ausgestrichen.    Sobald  die  Blutschicht  lufttrocken  ist,  Hin- 

1)  Geisböck,  Beobachtungen  über  Trichinose.  (Wien.  khn.  Wochenschr.  1909. 
p.  410.) 

2)  Thompson,  The  Amer.  Joxirn.  of  med.  Scienc.  Vol.  140.  1910.  p.  157. 

3)  Huebner,  Klin.  Jahrb.  Bd.  25.  1911.  p.  572. 
4;)  Stäubli,  Trichinosis.  1909.  p.  43. 

5)  Huebner,  Beobachtungen  über  Trichinosis.    (Klin.  Jahrb.  Bd.  25.  1911.  p.  572.) 
*)  Der  gl«iche  Fund  ist  erwähnt  bei : 

Mercur  and  Barach,  A  case  of  trichinosis  etc.  (Arch.  of  internst.  Med.  1910. 
May  15;  Ref.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1910.  p.  1282.) 

Gross,  A  case  of  trichinosis.  (Arch.  of  internat.  Med.  1910.  Sept.  15;  Ref.  in 
Gentralbl.  f.  inn.  Med.  1911.  p.  624.) 

Herrick  und  Janeway,  Demonstration  of  the  Trichinella  etc.  (Arch.  of 
internat.  Med.  1909.  April  15;  Ref.  Gentralbl.  f.  inn.  Med.  1910.  p.  382.) 

6)  Scheube,  Die  Krankheiten  der  warmen  Länder.     1910.  p.  737. 


382  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

einstellen   in   destilliertes  Wasser,   in   welchem   der  Blutfarbstoff  ausge- 
laugt wird. 

Wenn  das  Präparat  farblos  geworden,  2  Minuten  Fixieren  in  ab- 
soluten Alkohol,  dann  minutenlanges  Färben  mit  Borax-Methjienblau, 
Abspülen  und  Untersuchen  des  Präparates  mit  schwacher  Vergrößerung. 
Wer  mit  der  Form  der  Embryonen  vertraut  ist,  kann  in  kurzer  Zeit  eine 
große  Reihe  von  Präparaten  durchsehen.  Die  tiefblau  gefärbten  Würm- 
chen fallen  ohne  weiteres  auf  dem  fast  farblosen  Untergründe,  welcher 
sonst  nur  noch  die  dunklen  Leukocytenkerne  zeigt,  auf. 

Ganz  besonderes  Interesse  hat  im  letzten  Jahrzehnte  die  Veränderung 
des  Blutbildes  bei  Trichinose  gewonnen,  nachdem  Thayer  und  Brown  ^) 
1897  zum  ersten  Male  auf  die  Vermehrung  der  eosinophilen  Zellen  bei 
dieser  Erkrankung  hingewiesen  hatten. 

Auf  Feststellung  der  absoluten  Leukocytenwerte  mußte  der  äußeren 
Umstände  wegen  verzichtet  werden.  Es  wurden  am  Krankenbette  nur 
Trockenpräparate  angefertigt,  welche  zu  Hause  ausgezählt  wurden.  Man 
kann  mit  später  zu  erwähnenden  Ausnahmen  eme  mehr  oder  minder 
starke  Leukocytose  voraussetzen. 

Zwei  Fälle  des  Vorjahres  hatten  16094  und  23000  Leukocyten, 
Thompson  sah  in  einem  Falle  sogar  40200.  Veränderungen  an  den 
Erythrocyten  wurden  nicht  gesehen,  deutlich  aber  war,  daß  die  längere 
Zeit  kranken  Personen  erheblich  anämisch  wurden,  was  sich  schon  an 
der  hellen  Färbung  der  den  Fingerbeeren  entnommenen  Blutstropfen 
ausprägte. 

Ausnahmslos  war  bei  den  Kranken  eine  starke,  bei  weitaus  den 
meisten  eine  immense  Vermehrung  der  Eosinophilen  vorhanden.  Die 
relativen  Prozentzahlen  der  Leukocyten  sind  in  der  Tabelle  enthalten. 
Keineswegs  stand  die  Stärke  der  Eosinophilie  immer  in  Beziehung  zu 
der  Schwere  der  Erkrankung.  Der  ganz  leichte  Fall  19,  ein  junger 
Mensch  mit  geringem  Lid-  und  Unterschenkelödem,  ohne  Patellarreflexe, 
aber  ohne  Muskelschmerzeu.  hatte  76,2  Proz.  grobgranulierte  Blutzellen. 

Bei  2  Kranken,  darunter  dem  schließlich  Verstorbenen,  machte  ich 
die  auch  von  anderer  Seite  geschilderte  Wahrnehmung,  daß  bei  hoch- 
gradiger Verschlechterung  des  Zustandes  resp.  kurz  vor  dem  Tode,  die 
vorher  reichlich  vorhandenen  Eosinophilen  bis  unter  die  Norm  zurück- 
gingen. Keineswegs  aber  entsprach  dieser  Verarmung  des  Blutes  an 
Azidophilen  auch  eine  solche  des  Gewebes.  Sowohl  Muskeln  wie  auch 
Knochenmark  enthielten  sie  in  reicher  Menge,  wie  die  Untersuchung  des 
Leicheumaterials  ergab.  —  Mit  dem  Eintritt  der  niedrigen  Werte  der 
eosinophilen  Zellen  zugleich  stellte  ich  an  beiden  Fällen  auch  eine  Ver- 
minderung der  Lymphocyten  fest,  und  schließlich  sah  ich  dabei  auch  eine 
exquisite  Leukopenie,  die  so  groß  war.  daß  man  im  Trockenpräparate 
nach  den  Leukocyten  direkt  suchen  mußte. 

Ein  Zufall  wollte  es,  daß  eine  an  Trichinose  erkrankte  Frau,  Fall  8, 
gebar:  ein  gesundes  ausgetragenes  Kind.  Ich  konnte  in  dem  Nabel- 
schnurblute eine,  fast  an  die  mütterlichen  Werte  heranreichende  Ver- 
mehrung der  Eosinophilen  nachweisen. 

Mütterliches  Blut: 

Polynukl.  75.9.  Mononukl.  11,2,  Eosin.  12.9. 

Nabelschnurblut : 

Polynukl.  43.7,  Mononukl.  46,3,  Eosin.  10,0. 


1)  Thayer  und  Brown,  Johns  Hopkins  Hosp.  Bullet.  April  1897. 


Braun,  lieber  das  Streptolysin.  333 

Stäubli^)  dagegen  hat  an  den  Jungen  trichinöser  Meerschweinchen 
eine  Vermehrung  der  Eosinophilen  nicht  feststellen  können. 

Ein  Eingehen  auf  die  Frage  der  Ursachen  der  Eosinophilie  bei 
Trichinose  geht  über  den  Rahmen  dieses  Aufsatzes  hinaus.  Ich  verweise 
insbesondere  auf  die  Arbeiten  von  Stäubli-)  auf  diesem  Gebiete. 
Diese  und  eigene  Untersuchungen  lassen  schließen,  daß  die  eosinophilen 
Zellen  diejenigen  Stellen  aufsuchen ,  an  welchen  gewisse  Stoffe  aus 
lebenden  oder  zerfallenden  Parasitenleibern  frei  werden.  Dieselben 
Stoffe,  durch  welche  die  Grobgranulierten  in  die  Nähe  der  Parasiten 
gelockt  werden,  müssen  auch  im  Blute  kreisen,  da  sich  die  vermehrte 
Bildung  der  Zellen  nicht  gut  anders  als  durch  Reizwirkung  auf  ihre 
Bildungsstätte,  das  Knochenmark,  erklären  läßt^j. 

Zum  Schlüsse  genüge  ich  der  angenehmen  Pflicht,  den  Kollegen, 
Herren  Dr.  Grob  ein  y  und  Dr.  Lust  in  Pinne,  welche  mir  für  meine 
Untersuchungen  das  liebenswürdigste  Entgegenkommen  zeigten,  den  ver- 
bindlichsten Dank  auszudrücken. 


Nachdrttck  verboten. 

Heber  das  Streptolysin. 

[Aus  dem  städtischen  hygienischen  Institut  zu  Frankfurt  a.  M.,  Direktor 
Prof.  M.  N  ei  SS  er.    (Bakteriol. -hygienische  Abteilung,  Dr.  H.  Braun).] 

Von  Dr.  H.  Braun. 

Seit  den  Untersuchungen  über  das  Staphylolysin  von  M.  Neisser 
und  Wechsberg  hat  man  den  blutlösenden  Bakteriengiften  und  ins- 
besondere auch  dem  Streptokokkenhämolysin  eine  größere  Aufmerksam- 
keit zugewandt.  Ist  doch  die  krankheitserregende  Wirkung  dieses  Blut- 
giftes bei  der  Streptokokkeninfektion  sicherlich  mitbeteiligt,  wofür  die 
schweren  Anämien,  wie  sie  nach  überstandener  Sepsis  zu  beobachten 
sind,  ein  beredtes  Zeugnis  geben.  Auch  vom  bakteriologisch-diagnosti- 
schen Standpunkte  aus  hat  die  Hämolyse  durch  Streptokokken  seit 
Schottmüllers  Untersuchungen  eine  große  Bedeutung  gewonnen. 
Die  Zahl  der  positiven  gemeinsamen  Merkmale  der  pathogenen  Strepto- 
kokken ist  leider  eine  viel  zu  geringe  und  die  serologischen  Methoden 
lassen  hier  im  Stiche. 

In  der  Literatur  finden  sich  über  das  Streptolysin  die  wider- 
sprechendsten Angaben.  Die  Mehrzahl  der  Autoren  (v.  Lingelsheim, 
Aronsohn,  Simon,  Schlesinger,  E.  Sachs)  konnte  im  allge- 
meinen kein  freies  filtrierbares  Lysin  nachweisen.  Und  so  findet 
sich  noch  in  der  jüngsten  Zusammenfassung  über  Bakterienhämatoxine 
von  Pf  ibram  und  W.  K.  Russ  (Handbuch  der  Technik  und  Methodik 
der  Immunitätsforschung,  Bd.  1)  der  Streptococcus  unter  denjenigen 
Bakterien  angeführt,  welche  in  Bouillonkulturen  keine  Hämotoxine  bilden. 


1)  Ötäubli,  Trichinosis.  p.  131—132. 

2)  Derselbe,  Klinische  u.  experimentelle  Unters,  über  Trichinosis  und  über  die 
Eosinophilie  im  allgemeinen.  (Dtsch.  Arch.  f.  kUn.  Med.  Bd.  85.  1905.  p.  28ö ;  München, 
med.  Wochenschr.  1905.  No.  43.) 

3)  Huebner,  Ueber  Eosinophilie  bei  Trichinose.  (Dtsch.  Arch.  f.  klin.  Med. 
ßd.  104.  1911.  p.  286.) 


384  Centralbl,  f.  ßakt.  eic.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Die  meisten  Autoreo,  die  das  blutlösende  Gift  der  Streptokokken 
untersuchten,  arbeiteten  entweder  mit  Bouillonkulturen  (z.  B.  Lubenau^ 
Schlesinger),  die  sie  von  den  Bakterien  gar  nicht  befreit  hatten,  oder 
mit  Zentrifugaten  (z,  B.  P.  Th.  Müller).  Auf  die  Einzelheiten  der 
Versuchsanordnung  dieser  Forscher  soll  an  dieser  Stelle  nicht  einge- 
gangen werden,  weil  solchen  Untersuchungen  eine  Beweiskraft  über  die 
Eigenschaften  des  Hämotoxins  schon  deshalb  nicht  zugesprochen  werden 
kann,  da  mit  nicht  sterilen  Flüssigkeiten  gearbeitet  wurde.  Die  ein- 
zigen, welche  ein  filtrables  Streptolysin  nachgewiesen  hatten,  waren 
Besredka  und  Landsteiner.  Wir  wollen  daher  auf  den  Inhalt 
dieser  Arbeiten  etwas  näher  eingehen. 

Besredka  hat  folgende  Vorschriften  für  die  Darstellung  des  Strepto- 
lysins gegeben: 

Mit  einigen  Tropfen  einer  24-stündigen  Ascitesbouillonkultur  infiziert 
man  subkutan  ein  Kaninchen.  Am  nächsten  Tag  entnimmt  man  mit 
einer  Pipette  das  Herzblut,  welches  aufgelöst  sein  muß,  und 
beimpft  mit  2 — 3  Tropfen  dieses  Blutes  ein  Röhrchen  auf  56^  erhitzten 
Kaninchenserums  oder  eine  Mischung  von  gleichen  Teilen  Kaninchen- 
und  Hammelserum.  Die  Kultur  wird  24  Stunden  bebrütet,  nachher  mit 
physiologischer  Kochsalzlösung  zur  Hälfte  verdünnt  und  durch  eine 
Chamberland-  Kerze  filtriert.  Mit  dieser  Methode  wurde  von  Bes- 
redka ein  einziger  Streptokokken  stamm,  der  Streptococcus  Mar- 
morek,  untersucht.  Nach  seinen  Angaben  würde  also  das  Streptolysin  dar- 
zustellen gelingen  nur  bei  Kaninchen-virulenten  Stämmen,  die  das  Blut 
aufgelöst  haben.  In  der  Literatur  konnten  wir  nur  eine  Publikation 
finden,  welche  Besredkas  Befunde  nachprüft  und  bestätigt.  Kern  er 
gelang  es,  hämolytisch  wirkende  Filtrate  aus  Kulturen  in  flüssigem  Blut- 
serum (2  Stämme)  zu  erhalten.  Die  hämolytische  Wirkung  der  Filtrate 
war  schwächer  als  diejenige  der  Kulturen  und  nicht  spezifisch  gegenüber 
einzelnen  Blutarten.  Die  Hämolyse  trat  nach  24  Stunden  ein.  Auch 
Simon  ist  es  einmal  gelungen,  ein  schwach  hämolytisches  Filtrat  zu 
erhalten.  2,0  ccm  seines  Filtrates  lösten  einen  Tropfen  Kaninchenblut 
in  24  Stunden  zum  Teil  auf. 

Landsteiner  hat  über  das  Streptolysin  eine  nur  wenige  Zeilen 
enthaltende  Mitteilung  gemacht.  Zur  Darstellung  des  Streptolysins  hält  er 
Tierpassagen  für  nötig,  weil  dann  die  Streptokokken  diffus  in  der  Bouillon 
wachsen  sollen.  Nach  Filtration  eintägiger  Bouillonkulturen  durch 
Papier  erhielt  er  Lösungen,  die  in  der  Menge  von  2  ccm  0,25—0.5  ccm 
5-proz.  Kaninchenblut  in  1—2  Stunden  bei  37"  auflösten.  Die  Wirkung 
der  R  e  i  c  h  e  1  -  Filtrate  war  mehr  als  auf  die  Hälfte  abgeschwächt.  Schle- 
singer und  E.  Sachs  hatten  mit  Filtraten  meist  negative  Resultate. 

Das  sind  die  wichtigsten  Angaben,  die  sich  über  die  Darstellung 
des  Streptolysins  in  der  Literatur  finden. 

Nach  vielen  Vorversuchen,  die  wir  nicht  im  einzelnen  wiedergeben 
wollen,  sind  wir  zu  der  nun  zu  schildernden  Methode  gekommen,  mit 
der  es  uns  gelang,  von  jedem  Streptococcus,  der  auf  der  Blut- 
platte sich  als  hämolytisch  erwies,  ein  filtrables  Lysin  zu  erhalten.  Es 
war  uns  deshalb  möglich,  Streptokokken  der  verschiedensten  Provenienz 
zu  untersuchen.  Es  kamen  über  40  Stämme  zur  Untersuchung,  welche 
aus  dem  Blut  von  Sepsisfällen  gezüchtet  wurden,  von  Scharlach,  aus 
Eiterungen  und  von  Anginen.  Wie  nun  gleich  hier  hervorgehoben 
sein  mag,  zeigte  das  Hämolysin  dieser  verschiedenen  Strepto- 
kokkenstämme keine  Differenzen. 


Braun,  üeber  das  Streptolysin.  3g5 

Wir  wollen  nun  unsere  Methodik  des  genaueren  schildern. 

Die  Darstellung  des  Streptolysins  und  seine  Eigen- 
schaften: Die  gewöhnliche  Nährbouillon  wird  mit  frischem  Kaninchen- 
serum im  Verhältnis  1:10  verdünnt  und  durch  Cham  berland-Kerze 
filtriert.  Wir  benutzten  mit  Vorteil  einen  von  Prof.  M.  Neisser  ange- 
gebenen Serum-Filtrierapparat  mit  innerer  Dampfdesinfektion,  der  von 
F.  &  M.  Lauten  seh  läger,  Frankfurt  a.  M.  zu  beziehen  ist.  Das 
Filtrat  wird  in  Röhrchen  zu  je  10  ccm  abgefüllt  und  V2  Stunde  im 
Wasserbade  auf  60"  erhitzt.  Die  Röhrchen  werden  dann  2  Tage  im 
Brutschrank  gelassen  und,  wenn  ihre  Sterilität  erwiesen  war,  bei  Zimmer- 
temperatur gehalten. 

Der  auf  der  Kaninchenblutplatte  hämolysierende  Streptococcus 
wird  zur  Darstellung  des  Lysins  von  festem  Nährboden  (Ascitesagar)  in 
reichlicher  Menge  (3  Oesen)  in  die  entsprechende  Nährbouillon  eingeimpft 
und  bei  37"  bebrütet.  Nur  solche  Streptokokken,  die  eine  große  Wachs- 
tumsenergie besitzen,  eignen  sich  zur  Darstellung  des  Streptolysins. 
Im  allgemeinen  wachsen  die  Streptokokken  in  diesem  Nährboden  sehr 
gut.  Am  geeignetsten  erwiesen  sich  uns  8  —  10-stündige 
Kulturen.  Nur  in  solchen  ist  das  Gift  in  reichlicher 
Menge  nachweisbar.  In  Uebereinstimmung  mit  zahlreichen  Autoren 
(v.  Lingelsheim,  Ar on söhn,  E.  Sachs)  hatten  wir  bei  unserne 
Untersuchungen  die  Erfahrung  gemacht,  daß  nach  24-stündigem  Wachs- 
tum meistens  kein  Hämolysin  im  Filtrate  nachzuweisen  ist.  Neben 
diesem  zeitlichen  Moment  bei  der  Darstellung  des  Giftes  ist  auf  die 
entsprechende  Nährlösung,  und  auf  die  zu  benutzende  Kerze  besonders 
zu  achten.  Wenn  es  uns  auch  in  vereinzelten  Fällen  gelang,  in  ge- 
wöhnlicher Bouillon  das  Hämolysin  in  geringen  Mengen  nachzuweisen 
(E.  Sachs,  Simon),  so  mißlang  dieser  Nachweis  in  den  allermeisten 
Fällen,  wiewohl  sich  die  Streptokokken  in  der  Kaninchenserumbouillon 
als  gute  Lysinbildner  erwiesen  haben.  Wir  würden  nicht  dazu  raten,  mit 
der  Menge  des  benutzten  Kaninchenserums  bei  der  Darstellung  der 
Nährlösung  herunterzugehen,  da  uns  entsprechende  Versuche  lehrten, 
daß  die  Wachstumsenergie  in  solchen  Fällen  genau  so  wie  in  der  ge- 
wöhnlichen Bouillon  eine  viel  geringere  ist,  als  in  der  von  uns  ange- 
gebenen Nährflüssigkeit,  was  natürlich  sich  dann  in  dem  verminderten 
Gehalt  an  Hämolysin  dokumentiert.  In  konzentriertem  Serum  wachsen 
die  Streptokokken  ebenfalls  weniger  üppig,  als  in  unserer  Nährlösung. 
Das  von  Besredka  angegebene  Verfahren  der  Streptolysindarstellung 
ist  aus  diesem  Grunde  als  nicht  sehr  geeignet  zu  bezeichnen. 

Für  die  Bildung  des  Giftes  ist  es  irrelevant,  ob  die  Streptokokken 
in  der  Kaninchenserumbouillon  diffus  oder  in  Form  eines  Bodensatzes 
wachsen. 

Pathogene  Streptokokken,  die  in  der  gewöhnlichen  Nährbouillon  nur 
in  seltensten  Fällen  diffuses  Wachstum  zeigen,  in  den  allermeisten  da- 
gegen in  Form  von  Körnern  verschiedener  Größe  und  Dichtigkeit,  die 
sich  in  der  schweren  oder  leichteren  Zerschüttelbarkeit  zeigt,  verhalten 
sich  in  der  Kaninchenserumbouillon  verschieden.  Am  häufigsten  sieht 
man  ein  diffuses  Wachstum.  Mikroskopisch  sieht  man  dann  neben 
sehr  zahlreichen  Diploformen  Ketten  verschiedener  Länge,  deren  Charakter 
nicht  so  ausgeprägt  ist,  wie  in  der  gewöhnlichen  Bouillon.  Auch  die 
Größe  der  einzelnen  Individuen  ist  nicht  dieselbe.  Man  sieht  in  der- 
selben Kette  manchmal  Keime  ganz  verschiedener  Dimensionen.  Be- 
sonders auffällig  sind  kugelförmig  aufgeblähte  Glieder  der  Kette,  Riesen- 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  5.  25 


386  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

kokken,  die  wohl  als  Vorstadien  der  Teilung  anzusehen  sind,  und  die 
man  in  der  gewöhnlichen  Bouillon,  wo  überhaupt  das  Korn  etwas  zarter 
zu  sein  scheint,  zu  beobachten  nicht  Gelegenheit  hat.  Es  gibt  aber 
Streptokokkenstämme,  die  auch  in  der  Kanincheuserumbouillon  als 
Sediment  wachsen  und  nicht  zum  diffusen  Wachstum  zu  bringen  sind. 
Aber  auch  solche  Stämme  eignen  sich  zur  Git'tdarstellung.  Irgendwelche 
Gesetzmäßigkeit  betreffs  der  Art  des  Wachstums  und  seiner  Herkunft 
konnten  wir  in  Uebereinstimmung  mit  den  Angaben  anderer  Autoren 
nicht  feststellen.  Wir  wollen  uns  nun  zu  dem  dritten  wichtigen  Punkt 
bei  der  Hämolysindarstellung  wenden,  nämlich  der  Kerzenfiltration. 
Nicht  alle  Kerzen  eignen  sich  dazu.  Wir  müssen  das  Miß- 
lingen der  Darstellung  des  Lysins  zum  Teil  diesem  Umstände  zu- 
schreiben. Das  Streptolysin  unterliegt  einer  starken  Absorption  und 
wird  von  dichten  Kerzen  sehr  stark  zurückgehalten.  Entsprechende 
Versuche,  die  wir  einerseits  mit  Zentrifugaten,  andererseits  mit  Filtraten 
der  Streptokokkenkultur  angestellt  haben,  zeigten  uns  eine  starke  Ab- 
schwächung  durch  die  Filtration  (Landsteiner).  Doch  glaubten  wir 
an  der  keimfreien  Kerzenfiltration  festhalten  zu  müssen,  da 
wir  gesellen  haben,  daß  die  Menge  der  Streptokokken,  die  nötig  ist,  um 
bei  Bruttemperatur  während  der  Versuchszeit  eine  Blutkörperchenauf- 
schwemmung zur  Auflösung  zu  bringen,  eine  sehr  geringe  zu  sein 
braucht,  so  daß  wir  großen  Fehlerquellen  ausgesetzt  wären,  wenn  wir 
uns  mit  Zentrifugaten  oder  Papierfiltraten  begnügten.  Und  wir  ver- 
zichteten auf  die  Zentrifugate  resp.  Papierfiltrate  um  so  lieber,  als  die 
mit  unserer  Methodik  dargestellten  Filtrate  viel  wirksamer  waren,  als 
die  von  Besredka  und  Landsteiner  beschriebenen. 

Besondere  Vorschriften  zu  machen,  ob  Chamberland-  oder 
Reich el- Kerzen  oder  dergleichen  verwendet  werden  sollen,  halten  wir 
nicht  für  nötig,  da  wir  uns  überzeugt  haben,  daß  jede  der  benutzten 
Kerzen  auf  ihre  Durchgängigkeit  vor  der  Sterilisation  zu  prüfen  ist. 

In  den  allermeisten  Fällen  bedienten  wir  uns  der  Re  ich  el- Kerzen. 
Diese  wurden  mit  Kochsalzlösung  oder  destilliertem  Wasser  geprüft  und 
nur  solche  in  Gebrauch  genommen,  welche  eine  rasche  Filtration  ge- 
statteten. Natürlich  haben  wir  das  Filtrat  zur  Kontrolle  stets  reichlich 
in  Kaninchenserumbouillon  verimpft  (je  1  ccm  Filtrat  in  2  Kaninchen- 
serumbouillonröhrchen),  und  2  Tage  im  Brutschrank  bei  37*^  bebrütet, 
und  nur  solche  Experimente  als  einwandfrei  betrachtet,  in  denen  die 
Sterilität  erwiesen  war,  was  in  der  überwiegenden  Zahl  zutraf.  Kurz 
zusammengefaßt,  hat  man  bei  der  Darstellung  des  Hämotoxins  der 
Streptokokken  auf  folgende  Punkte  zu  achten : 

1)  nur   frische  8 — 10-stündige  Kulturen  erwiesen  sich  als  gifthaltig, 

2)  die  Kultur  muß  üppig  gewachsen  sein,  wozu  einmal  eine  reich- 
liche Einsaat  nötig  ist  (es  ist  gleichgültig,  ob  der  Stamm  diffus  oder  als 
Sediment  wächst),  und  andererseits  muß  diese 

3)  in  eine  geeignete  Nährlösung  erfolgen,  als  welche  sich  Kanincheu- 
serumbouillon (1  :  10)  eignet; 

4)  die  Filtration  muß  rasch  vor  sich  gehen. 

Wir  haben  eine  große  Anzahl  von  pathogenen  Streptokokken  (Eiter-, 
Sepsis-,  Angina-,  Scharlachstreptokokken),  die  auf  der  Kaninchenblut- 
platte sich  als  gute  Hämolysinbildner  erwiesen  haben,  untersucht  und 
meistens  bei  Einhaltung  der  nötigen  Kautelen  das  Hämolysin  nachweisen 
können.  Dagegen  gelang  es  uns  nie  in  den  Kontrollversuchen,  wo  wir 
nicht-hämolysierende  Streptokokken  in  Kaninchenserumbouillon  verimpft 


1)  1,0    Lvsin 

■  + 

2)  0,5       '„ 

+ 

3)  0,25      „ 

+ 

4)  1,07,0  .. 

+ 

5)  0,5    „    „ 

+ 

6)  0,25  „   „ 

+ 

7)  0,1    „    „ 

+ 

8)  1,0  Lys.  V," 

56°  + 

9)- 

+ 

1319 

2030 

5555              3337 

k. 

k. 

k.                  k. 

k. 

k. 

k.                  k. 

k. 

k. 

k.                  k. 

k.  Schleier 

k. 

k.  Schleier    k. 

m. 

k. 

k.  Schleier     k. 

w. 

k. 

f.  k.                f.  k. 

0 

St. 

w.                  st. 

0 

e 

Kuppe            Zone 

e 

e 

e               e 

Braun,  Ueber  das  Streptolysin.  387 

haben   (7  Stämme),   ein  Blutgift   nachzuweisen.     Als  Paradigma  unserer 
V^ersuchsanordnung  diene  folgendes  Versuchsprotokoll : 

Tabelle  1. 
Je  fünf  Kaninchenserumbouillon-Röhrchen   von  Streptokokkenstämmen  No.  1319, 
2030,  5555,  3337,  8-8tündig,  durch  Reichel- Kerzen  filtriert  und  gegen  5-proz.,  zweimal 
gewaschenes  Kaninchen  blut  eingestellt. 

Resultat 

1319  2( 

+  0.5  Blut  +  0,5  NaCl-LösuQg 
„  +1,0  ., 
„  +1/^5  „ 
„  +0,5  „ 
„  +  1,0  „ 
„  +1,25  „ 
„  +1,4  „ 
„  +0,5  „ 
„     +  1,5     ,. 

Erklärung  der  Verkürzungen :  k.  =  komplett,  f.  k.  =  fast  komplett,  st.  =  stark, 
m.  =  mäßig,  w.  =  wenig,  Sp.  =  Spur,  Spch.  =  Spürchen,  k.  1.  D.  =  komplett  lösende 
Dosis. 

Zunächst  untersuchten  wir,  wie  sich  das  Streptolysin  den  Tempe- 
ratureinflüssen gegenüber  verhält.  Die  Angaben  über  die  Temperatur- 
einflüsse sind  sehr  verschieden.  Während  Besredka  eine  vollständige 
Inaktivierung  erst  nach  2-stündigem  Erhitzen  auf  70*^  feststellen  konnte, 
haben  andere  Autoren  (Schlesinger,  Kerner,  Landsteiner)  be- 
reits bei  56"  eine  Zerstörung  beobachten  können.  Da  aber  diese  Unter- 
suchungen stets  nur  an  Filtratlysinen  von  einem  Streptococcus  oder 
an  keirahaltigen  Kulturen  durchgeführt  worden  sind,  so  konnte  ihnen  eine 
allgemeine  Gültigkeit  nicht  zugesprochen  werden.  Unsere  Versuche 
lehrten  uns,  daß  eine  Erhitzung  auf  60*^  das  Blutgift  der  Streptokokken 
in  der  allergrößten  Mehrzahl  der  Fälle  innerhalb  einer  halben  Stunde 
zerstört.  In  vereinzelten  Fällen  konnten  wir  allerdings  beobachten,  daß 
die  Inaktivierung  bei  dieser  Temperatur  eine  unvollständige  war.  Die 
mehrfache  Untersuchung  eines  solchen  Streptococcus  zeigte  aber,  daß 
diese  Widerstandsfähigkeit  gegenüber  der  V2"Stündigen  Erhitzung  auf 
60^  keine  konstante  Eigenschaft  bestimmter  Streptokokkenstämme  ist 
und  auch  bei  einem  und  demselben  Stamm  variiert.  Im  allgemeinen 
kann  gesagt  werden,  daß  die  Inaktivierungstemperatur  des  Streptolysins 
bei  60  0  liegt. 

Wie  verhält  es  sich  protrahierten  niederen  Temperaturen  gegenüber? 
Besredka  hat  bereits  vergleichende  Versuche  über  den  Einfluß  von 
Brut-  und  Zimmertemperatur  auf  das  Streptolysin  Marmorek  angestellt. 
Er  kam  zu  dem  Resultat,  daß  mehrtägiges  Verweilen  bei  Bruttemperatur 
die  Wirksamkeit  vollständig  zerstört,  während  es  bei  Zimmertemperatur 
erst  nach  20  Tagen  vollständig  geschwunden  ist.  Landsteiner  ver- 
mutete gleichfalls  eine  große  Zersetzlichkeit. 

Wir  hatten  vergleichende  Versuche  mit  verschiedenartigen  Lysinen 
darüber  angestellt,  in  welchem  Maße  die  Abschwächung  erfolgt,  wenn 
die  Giftlösung  bei  Eistemperatur,  bei  Zimmer-  und  Bruttemperatur  auf- 
bewahrt wird. 

Das  Resultat  der  Versuche  zeigte  eine  geringe  Abschwächung  nach 
2  Stunden  bei  37  ^  eine  vollständige  Zerstörung  des  Giftes  nach  6  Stunden 
bei  dieser  Temperatur,  eine  starke  Abschwächung  in  derselben  Zeit  bei 
Zimmertemperatur  und  eine  sehr  geringe  Abschwächung  bei  Eistempe- 
ratur.  Doch  auch  bei  dieser  Temperatur  erfolgt  ein  allmähliches  Schwinden 

25* 


388  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

des  Streptolysins.  Es  erweist  sich  aber  auch  nach  einigen  Tagen  etwas 
wirksam.  Diese  leichte  Zerstörbarkeit  des  Giftes  bei  Brut- 
temperatur ist  natürlich  ein  starkes  Hindernis  für  die 
Konzentrierung  desselben. 

Wir  hatten  es  versucht,  durch  verschiedene  Kunstgriffe,  die  weiter 
unten  zum  Teil  besprochen  werden,  die  Lysinschädigung  zu  beseitigen, 
doch  gelangten  wir  nicht  zu  befriedigenden  Resultaten.  In  den  aller- 
meisten Fällen  konnten  wir  Gifte  darstellen,  von  denen  .0,25  ccm  oder 
0,1  ccm  die  komplettlösende  Dosis  war.  Zuweilen  zeigte  das  Gift  eine 
viel  stärkere  Wirksamkeit  (0,02  ccm).  Außer  der  großen  Empfind- 
lichkeit des  Streptolysins  ist  das  rasche  Aufhören  der  Ver- 
mehrung der  Streptokokken, auch  in  geeigneten  Nährböden, 
wie  uns  entsprechende  V^ersuche  lehrten,  die  Ursache  der  schweren 
Darstellbarkeit  des  Hämotoxins.  Diese  beim  Streptolysin  ge- 
fundenen Tatsachen  zeigen  uns,  daß  alle  Einzelheiten  beachtet  werden 
müssen,  wenn  man  die  Gifte  der  Bakterien  darstellen  will.  Es  wäre 
daher  wohl  möglich,  daß  die  hier  geschilderte  Methodik  auch  zur  Dar- 
stellung der  Gifte  anderer  Erreger,  wie  Milzbrand  etc.,  sich  eignen  könnte. 

Da  das  Gift  selbst  der  Temperatur  von  37  ^  gegenüber  eine  so 
starke  Labilität  zeigte,  so  haben  wir  vergleichende  Versuche  darüber 
angestellt,  ob  die  Wirksamkeit  des  Giftes  bei  Eistemperatur 
eine  stärkere  sein  wird,  als  bei  Bruttemperatur. 

Die  Versuche  zeigten  uns,  daß  sich  die  Giftwirkung  bei  sehr  extremen 
Temperaturen  als  gleich  stark  zeigt.  Der  Titer  des  Giftes  ist  bei  0^ 
und  37 '^  derselbe,  es  tritt  nur  bei  0"  eine  Verzögerung  im  Auftreten 
der  Hämolyse  ein.  Zu  bemerken  wäre,  daß  wir  bei  0"  starke  Aggluti- 
nationen der  Kaninchenblutkörperchen  durch  das  Streptolysin  beobachten 
konnten,  während  bei  37"  diese  Agglutination  zum  Unterschied  von 
Staphylolysin  nur  sehr  selten  zu  sehen  war.  Wir  versuchten  nun  fest- 
zustellen, ob  das  Streptolysin  primär  so  labil  ist,  oder  durch  die  Ein- 
wirkung anderer  Faktoren  (Säure,  Sauerstoff  etc.)  zerstört  wird. 

Manche  Autoren,  z.  B.  E.  Sachs,  haben  sich  mit  der  Frage  be- 
schäftigt, ob  der  Säuregehalt  der  Kulturen  mit  deren  Blutlösungs- 
vermögen im  Zusammenhange  steht.  Sie  kamen  zu  dem  Resultate,  daß 
die  Säurebildung  mit  der  Hämolysinbildung  nicht  zu  identifizieren  ist, 
da  trotz  starker  Säurebildung  die  blutlösende  Eigenschaft  vollständig 
fehlen  kann.  Auch  die  von  uns  zu  diesem  Zwecke  mit  Eilt  raten 
angestellten  Versuche  führten  zu  demselben  Ergebnis.  Durch  Neutrali- 
sierung mit  Normalnatronlauge  konnte  keine  Abschwächung  des  Hämo- 
lysingehaltes  der  Filtrate  beobachtet  werden.  Wohl  aber  lag  die  Möglich- 
keit einer  giftzerstörenden  Einwirkung  der  Säure  nahe.  Wir  haben  daher 
entsprechende  Versuche  angestellt,  die  uns  die  Einwirkung  von  schwachen 
und  starken  Salzsäuremengen  und  Natronlaugemengen  auf  das  Hämo- 
lysin zeigen  sollten.    Die  Versuchsanordnung  ergibt  sich  aus  folgendem 

Protokolle : 

Tabelle  2. 
Lysin  1319. 

Sterile  Kaninchenserumbouillon. 
Normalnatronlauge  und  Normalsalzsäure. 
I      4,5  Lysin  +0,5  n.  HCl       ^  ^^^^  ^..^^^nd.  Verweilen 

?TT  A^  tt"-     u  u      II      Tak  "  üfV       l    im    Eis   genau   neutrali- 

III  4,5  Kaninchenserumboudlon+0,5  „  HCl       \   ^.         ^J     ^^^  ^^-^^^^ 

V  1:?  Lysin  '■  :  'ol  ü  N^gP  I         ^^l^J^^  g^^racht 


1)  1,0    Füt 

r.  resp.  ster.  Boui 

2)  0,5       „ 

))        >i          >i 

3)  0,25     „ 

)l                  II                      M 

4)  0,1       „ 

»1                  )>                      M 

5)     -      „ 

>>                  »                       >' 

Das 

Hämolysin 

Resultat 

I 

11     III 

IV 

V 

k. 

k.      « 

0 

k. 

f.k. 

k.      0 

0 

k. 

8t. 

k.          0 

0 

k. 

W. 

f.k.    e 

t+ 

S.  St. 

e 

Braun,  lieber  das  Streptolysin.  389 

Einstellung 

.  +  0,5  NaCl-Lös.  +  0,5  Blut 

+  1,0  „         +  0,5     „ 

+ 1,25         „         +  0,5      „ 
+  1,4  „         +  0,5     „ 

+ 1,5  „         +  0,5      „ 

der  Streptokokken  zeigt  sich  auch 
gegenüber  der  mehrstündigen  Ein  wirkun  g  starker  Säure- 
und  Alkali  mengen  als  sehr  widerstandsfähig,  und  nur 
eine  relativ  geringe  Abschwächung  konnte  durch  die  Ein- 
wirkung der  Salzsäure  festgestellt  werden.  Wir  haben  des- 
halb noch  Versuche  darüber  angestellt,  ob  die  Empfindlichkeit  des  Giftes 
gegenüber  Temperaturen  bei  Säureanwesenheit  zunimmt  resp.  ob  man 
durch  Neutralisation  der  Säure,  die  durch  Streptokokken  produziert 
wurde,  die  Haltbarkeit  des  Giftes  bei  37^  und  bei  Zimmertemperatur 
«rhöhen  kann.  Ein  Protokoll  möge  unsere  Versuchsanordnung  veran- 
schaulichen. 

Tabelle  3. 

Lysin  5555,  Fiitrat  steril. 

Ursprüngliche  Reaktion    sauer,    ein  Teil  wird  mit  n.   NaOH    bis    zur   schwach. 
Alkalischen  Reaktion  neutralisiert. 

Versuchsanordnung  s.  Protokoll  No.  I. 

I.  Untersuchung  sofort  nach  der  Gewinnung. 


a)  Nicht  neutralisiert 

b)  Neutrahsiert 

1)     k. 

1)     k. 

2)     k. 

2)     k. 

3)     k. 

3)     k. 

4)     k.,   Schleier 

4)     k.,   Schleier 

5)  s.  St. 

5)  s.  St. 

6)     m. 

6)     m. 

7)     w. 

7)     w. 

8)      0 

8)      0 

II.   Die  Lysine  a)   und   b)   wurden   in 

den  Brutschrank  (37**)  gestellt  und  nach 

2  und  6  Stunden  untersucht. 

a)  nach  2  Stunden  37 "      b)  nach  2  Stunden  37  °      aj  u.  b)   nach  b  Stunden  37  " 

1)      k.,   Schi.                       1)      k. 

1)  1 

2)    s.  St.                              2)      k.,  Schi.                                2) 

3)      m.                                  3)    s.  8t. 

3) 

4)      w.                                  4)      w. 

4) 

■0 

5)  Spch.                               5)     Sp. 

5) 

6)      0                                 6)      0 

6) 

7)       0                                   7)       0 

7)J 

Das  Resultat  solcher  Versuche  war  folgendes: 

Nach  2-stündigem  Verweilen  bei  37  '^  konnte  man  manchmal  eine 
etwas  stärkere  Abschwächung  beobachten  im  nicht  neutralisierten  Fiitrat 
als  in  dem  mit  Natronlauge  neutralisierten.  Doch  nach  6-stündigem 
Bebrüten  war  das  Gift,  sowohl  im  neutralisierten,  wie  nicht  neutrali- 
sierten Filtrate  vollständig  verschwunden.  Durch  Züchtungen  unter 
anaeroben  Verhältnissen  überzeugten  wir  uns  davon,  daß  der  Sauerstoff 
der  Luft  an  der  Labilität  des  Streptolysins  keinen  Anteil  hat.  Es  sei 
noch  erwähnt,  daß  wir  auch  an  ein  gasförmiges  Produkt  der  Strepto- 
kokken mit  hämolytischen  Fähigkeiten  dachten  und  deshalb  durch 
Evakuieren  im  Exsikkator  die  Giftlösung  auf  die  etwaige  Verminderung 
ihrer  Blutkörperlösungseigenschaft  untersuchten.  Doch  durch  diese  Ver- 
suche konnte  keine  Verminderung  des  Hämolysingehaltes  nachgewiesen 
werden.    Entsprechende  Versuchsprotokolle  wiederzugeben  erübrigt  sich. 

Besredka  hat  aus  dem  Grunde,  daß  in  seinen  Kulturen  das  Gift 
früher  verschwand  als  in  den  Filtraten,  die  unter  gleichen  Bedingungen 


390  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

gehalten  wurden,  angenommen,  daß  die  Unwirksamkeit  der  Filtrate  älterer 
Kulturen  darin  ihren  Grund  haben  könnte,  daß  durch  die  Tätigkeit  der 
wachsenden  Bakterien  Hemmungskörper  entstehen,  welche  die  Giftwirkung 
aufheben.  Die  Versuche,  welche  wir  zur  Klärung  dieser  Frage  ange- 
stellt haben,  führten  zu  folgenden  Resultaten : 

In  Zentrifugalen  mehrere  Tage  alter  Kulturen  konnte  ein  Hemmungs- 
körper nachgewiesen  werden.  Die  nähere  Untersuchung  betr.  der  Thermo- 
resistenz  ergab,  daß  durch  Erhitzung  auf  60^  eine  geringe  Abschwächung, 
bei  80^  eine  stärkere,  aber  selbst  5  Minuten  langes  Erhitzen  auf  100^ 
reichte  nicht  aus,  um  den  Hemmungskörper  zu  zerstören. 

Wie  weiter  unten  gezeigt  werden  wird,  besitzt  das  Normal-Antilysin  des 
Kaninchenserums  dieselbe  Thermoresistenz.  Wir  müssen  daher  annehmen, 
daß  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  in  unseren  alten  Kulturen  den  Hera- 
mungsstoff  nicht  ein  Stoflfwechselprodukt  der  Bakterien,  sondern  das  Kanin- 
chenserum selbst  darstellt,  und  daß  seine  antilytische  Wirkung  in  frischen 
Kulturen  durch  die  Stärke  des  vorhandenen  Lysins  übertroffen  wird.  Wir 
konnten  also  keine  die  Empfindlichkeit  des  Hämotoxins  verursachenden 
sekundären  Faktoren  auffinden,  und  müssen  daher  die  große  Labilität  des 
Streptolysins  als  eine  primäre  Eigenschaft  dieses  Giftes  auffassen. 

Wir  wollen  nun  die  Empfindlichkeit  der  einzelnen  Blutarten  dem 
Streptolysin  gegenüber  besprechen.  Es  wurden  von  uns  Blutkörperchen 
von  Mensch,  Kaninchen,  Hammel,  Meerschweinchen,  Rind  und  Maus 
untersucht.  Es  zeigte  sich  eine  verschiedene  Empfindlichkeit  der 
Tierspecies.  Am  empfindlichsten  erwiesen  sich  die  Blutkörperchen  vom 
Kaninchen,  Mensch  und  Maus,  also  von  Organismen,  die  der  Infektion 
mit  Streptokokken  zugänglich  sind,  am  widerstandsfähigsten  zeigte  sich 
das  Meerschweinchen-  und  Hammelblut.  Auch  individuelle  Unterschiede 
der  Blutkörperchenarten  wurden  beobachtet.  Wir  benutzten  stets  5-proz. 
Aufschwemmungen  von  2mal  mit  Kochsalzlösung  gewaschenen  Blut- 
körperchen und  setzten  stets  V2  ccm  zu  den  einzelnen  Verdünnungen 
zu.  Wie  auf  der  Blutplatte,  so  ist  auch  im  Reagensglase 
die  Menge  der  zugesetzten  roten  Blutkörperchen  von  aus- 
schlaggebender Bedeutung,  denn  durch  einen  größeren  Blutkörperchen- 
zusatz wird  die  Wirksamkeit  des  Giftes  stark  herabgesetzt  oder  sogar 
vollständig  vereitelt.  Aus  unseren  Versuchen  über  die  verschiedene 
Empfindlichkeit  der  Erythrocyten  verschiedener  Tierarten  möge  folgender 

Versuch  dienen. 

Tabel  le  4. 
Lysin  3337,  Filtrat,  steril. 
Eingestellt  gegen 

5  Proz.  Menschenblut  1 

5      „     Meerschweinchenblut  >  2mal  gewaschen 
5       ,,      Kaninchenblut  j 

Versuchsanordnung  s.  Protokoll  No.  I. 

Kaninchen  blut        Menschenblut        Meerschweinchenblut 

k.  k. 

k.  k. 

k.,  Schi.  k! 

m.  st. 

Kuppe  Kuppe 

„  Zone 

In  diesem  Versuche  zeigten  die  Meerschweinchenervthrocyten  eine  größere  Empfind- 
lichkeit als  die  Menschenblutkörperchen.  In  anderen  Experimenten  konnte  man  das 
Umgekehrte  sehen. 


1) 

k. 

2) 

k. 

3) 

k. 

4) 

k. 

5) 

f.  k. 

6) 

m. 

7) 

w. 

8) 

e 

9) 

e 

Braun,  Ueber  das  Streptolysin.  391 

Wie  verhalten  sich  uun  die  Normalsera  gegenüber  dem  Hämotoxin? 
Besredka  hat  im  Menschen-,  Kaninchen-,  Hammelserum  kein  Antilysin 
gefunden.     Nur  im  Pferdeserum  konnte  er  es  nachweisen. 

In  den  Seris  von  Kaninchen  fanden  wir  ziemlich  reichliche  Mengen 
von  Antikörpern. 

Tabelle  5. 

Titration  der  Sera  von  norm.  Kaninchen  No.  380,  384  bei  gleichzeitigem  Lyein- 
und  Blutzusatz. 

Lysin  5555,  Filtrat,  steril. 

Imal  lösende  Dosis  0,25. 

Kan.  No.  380     Kan.  No.  384 
1 1  u,5  Lyoin  t-  0,5      Ser.  +  0,5  NaCl-Lösung  +  0,5  Blut    1)  e  1)  6 

2)  0,5       „    +  0,25       „    -f-  0,75  „  +  0,5    „      2)  e  2)  e 

3)  0,5       „     +  0,1         „    +  0,9  „  -I-  0,5     „      3)  0  3)  e 

4)  0,5       „     +  0,5  Vjo  „    +  0,5  „  +  0,5    „      4)       Spch.        4)         Sp. 

5)  0,5       „     -I-  0,25       „    +  0,75  „  +  0,5     „      5)  w.  5j  w. 

6)  0,5       „     +  0,1         „    +  0,9  „  +  0,5     „      6)  m.  6)  m. 

7)  0,5       „     +      —       „    +  0,0  „  +  0,5     „      7)  k.,  Scheier 

8)  —       „     +      —      „    -f0,5  „  +0,5    „      8)  e 

Was  die  Natur  dieses  Hemmungskörpers  anbetrifft,  so  wurden  folgende 
Versuche  angestellt:  Zunächst  sollte,  da  sich  der  Hemmungsstoif  als  ziem- 
lich thermoresistent  erwies,  die  Frage  beantwortet  werden,  ob  es  sich 
um  alkohollösliche  Stoffe  handelt:  Getrocknetes  Kaninchenserum  wurde 
mit  Alkohol  extrahiert,  der  Alkohol  abgedampft,  die  Lipoide  in  Koch- 
salzlösung emulsioniert  und  auf  Hemmungswirkung  untersucht.  Es  zeigte 
sich,  daß  während  des  Versuches  eine  Zeitlang  eine  deutliche  Hemmungs- 
wirkung wahrzunehmen  war,  die  aber  dann  vollständig  verschwand.  Die 
entsprechenden  Kontrollen  zeigten,  daß  dem  alkoholischen  Extrakt  selbst 
eine  ziemlich  starke  blutlösende  Eigenschaft  zukommt  und  wohl  auf  die 
Seifen  des  Normalserums  zurückgeführt  werden  muß.  Die  Experimente, 
die  über  die  etwaige  Wirkung  von  reinem  Lecithin  und  Cholestearin  auf 
das  Streptolysin  zeigen  sollten,  führten  zu  negativen  Resultaten.  Es 
ließ  sich  nicht  exakt  beweisen,  daß  der  Hemmungskörper  des  normalen 
Kaninchenserums  ein  lipoider  Stoff  wäre.  Bei  der  Untersuchung  dieses 
Hemmungskörpers  betreffs  seiner  Widerstandsfähigkeit  Temperaturen 
gegenüber  konnte  dasselbe  festgestellt  werden,  was  wir  über  den 
Hemmungskörper  alter  Kulturfiltrate  bereits  gesagt  haben.  Selbst  5  Min. 
langes  Kochen  zerstörte  den  Stoff  nicht  vollständig,  wenn  seine  Wirkung 
auch  erheblich  abgeschwächt  wurde. 

Der  normale  Antilysingehalt  des  Kaninchenserums  ließ  sich  in 
Uebereinstimmung  mit  Besredka  durch  intravenöse  Injektionen  nicht 
steigern. 

Im  Serum  anderer  Species  (Meerschweinchen,  Mensch,  Pferd)  wurde 
gleichfalls  ein  normaler  Antikörper  gefunden.  Uns  interessieren  ins- 
besondere die  Versuche,  welche  Immunsera  betreffen.  Wie  vergleichende, 
wiederholt  ausgeführte  Versuche  uns  zeigten,  enthalten  käufliche  Immun- 
sera (vom  Pferd)  im  allgemeinen  keinen  über  den  Normalwert  hinaus- 
gehenden Gehalt  an  Antilysin.  Einzelne  Serumproben  (Deutsch- 
mann, Menzer)  zeigten  sogar  einen  gegen  die  Norm  geringen  Gehalt 
an  Antikörpern.  Es  läßt  sich  natürlich  nicht  entscheiden,  ob  es  sich 
hierbei  um  Zufälligkeit  oder  um  die  Folge  der  Immunisierung  handelt. 
Das  gleiche  gilt  von  dem  gegenteiligen  Ergebnis  einer  geringen  Steige- 
rung des  Antilysins,  das  wir  mit  einem  Höchster  Serum  erhielten,  welches 
ja  durch  Injektion  von  Pferden  mit  Blutkulturen  hämolytischer  Strepto- 
kokken gewonnen  wird.  Wir  waren  bis  jetzt  nicht  in  der  Lage  zu  prüfen, 
ob  sich  diese  Methode  für  Titrierung   der  Streptokokkenantisera  eignet. 


392  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Tabelle  6. 
Titration  von  Immunseris. 
Lysin  von  Stamm  5555.     Filtrat  steril. 
2mal  1.  D.  =  0,25. 

1)  Antistreptokokkenserum  Höchst 

2)  „  Merck 

3)  „  Aronsohu 

4)  Normales  Pferdeserum 


H 

1)  0,25  Lysin  +  0,1     Ser.  +  l,15  Kslg.  +0,5  Blut 

öchst   Merck 
0            m. 

Aron-     Normales 
söhn      Pferdeser. 
St.         große  Kuppe, 
Agglut. 
,  Schleier          f.  k. 
k.            k.,  Schleier 
k.                   k. 

0                e 

2)0,25      „     +0,5Vio.,    +0,75     „     +0,5     „ 
3)0,25      „     +0,25     „    +1,0      ,.     +0,5     „ 
4)0,25      „     +0,1       „    +1,15     „     +0,5     „ 
5)0,25      „     +    -      „    +1,25     „     +0,5     „ 

6)  —        „     +  0,5      „    +1,0      „     +0,5     „ 

7)  —        „     +    —     ,.    +1,5      „     +0,5     ,. 

0           St.          k. 
w.         f.  k. 
m.  k.,  Schleier 

k. 

e    e.  Agglut. 

Einige  Versuche  sollten  uns  darüber  informieren,  ob  das  Hämotoxin 
ein  Leibesbestandteil  der  Streptokokken  ist. 

Oppenheimer  hatte  feststellen  können,  daß  das  Waschwasser 
frischer  Staphylokokkenagarkulturen  reichliche  Mengen  von  Staphylolysin 
enthält,  das  die  Eigenschaften  des  bekannten  Staphylolysins  der  Bouillon- 
kulturfiltrate  besitzt  (Inaktivierbarkeit,  Neutralisierbarkeit  mittels  spezi- 
fischen Antitoxins).  Wir  versuchten  daher  diese  einfache  und  rasche 
Methodik  zur  Darstellung  des  Streptolysins  anzuwenden.  Ascitesagar- 
K  olle -Schalen  wurden  mit  den  Stämmen,  die  sich  im  Filtrate  und  auf 
der  Kaninchenblutplatte  als  gut  hämolytisch  erwiesen  haben,  beimpft  und 
nach  24-stündigem  Wachstum  mit  10  ccra  Kochsalzlösung  abgeschwemmt. 
Das  Waschwasser  wurde  dann  in  gewöhnlicher  Weise  gegen  Kauinchen- 
blutkörperchen  eingestellt.  Wir  konnten  nur  Spuren  eines  Hämolysins 
nachweisen.  Die  abzentrifugierten  und  in  Kochsalzlösung  aufgeschwemmten 
Bakterien  wurden  dann  8  Stunden  im  Schüttelapparat  geschüttelt  und 
der  Extrakt  nach  der  Zentrifugation  der  Bakterien  nochmals  geprüft.  Auch 
dieser  erwies  sich  unwirksam.  Es  gelingt  also  auf  diese  Art  und  Weise 
nicht,  wirksame  Gifte  zu  gewinnen,  und  man  muß  daher  eine  Präformie- 
rung des  Giftes  in  Bakterienleibern,  wie  dies  z.  B.  von  Schlesinger 
angenommen  wird,  ablehnen. 

Die  Wirkung  des  Hämotoxins   im  Tierkörper. 

Besredka  hat  das  Streptolysin  seines  Stammes  an  Kaninchen  und 
Schafen  auf  seine  Giftigkeit  geprüft  und  konnte  keine  feststellien.  Kern  er 
fand  die  hämolytischen  Filtrate  in  Menge  von  0,5  ccm  für  kleine  Versuchs- 
tiere nicht  schädlich. 

Wir  haben  zahlreiche  Versuche  über  die  Giftwirkung  der  Lysine 
verschiedenartiger  Streptokokken  angestellt.  Intravenöse  Injektionen  von 
1,0  ccm  wurden  von  Mäusen  gut  vertragen,  5  ccm  Meerschweinchen 
intraperitoneal  eingespritzt  machten  keine  Erscheinungen. 

Bei  Kaninchen  erzielten  wir  schwankende  Resultate.  Es  gibt 
Filtrate  von  10-stündigen  Kulturen  einzelner  Strepto- 
kokkenstämme, die  nach  intravenöser  Injektion  von  5  ccm 
zweifellos  Gift  Wirkungen  ausüben.  Wir  haben  bei  unseren 
Versuchstieren  ähnliche  Erscheinungen  beobachtet,  wie  sie  von  den 
Streptokokkengiften  von  Marmorek,  v.  Lingelsheim,  Simon  u.  a. 
beschrieben  wurden.  Tiere  von  1000 — 1200  g  dienten  uns  als  Versuchs- 
objekte.    Einige  Stunden  nach  der   intravenösen  Gifteinspritzung  trat  in 


Braun,  Ueber  das  Streptolysin.  393 

solchen  Fällen  Diarrhöe  ein.  Eine  Reihe  solcher  Tiere  starb  bereits 
nach  24  Stunden.  Bei  der  Sektion  konnte  außer  aufgeblähtem  Darm 
nichts  Wesentliches  festgestellt  werden.  Das  Herzblut  war  geronnen  und 
das  Serum  war  nicht  hämoglobinhaltig.  Aus  dem  Herzblute  wurden 
Streptokokken  nicht  gezüchtet.  Andere  Tiere  zeigten  eine  von  Tag  zu 
Tag  zunehmende  Abmagerung  und  gingen  innerhalb  von  7—10  Tagen 
ein.    Andere  erholten  sich  vollständig. 

Irgendwelche  Konstanz  in  der  Wirkung  der  Streptokokkenfiltrate 
konnten  wir  nicht  nachweisen.  Unsere  Erfahrungen  lehrten  uns  außer- 
dem, daß.  wie  schon  Simon  vermutete,  die  Gift  Wirkung  dem 
Hämolysingehalt  nicht  parallel  geht,  da  sehr  starkeblut- 
lösende  Gifte  vom  Kaninchenorganismus  gut  vertragen 
werden. 

Zusammenfassung. 

1)  Auf  der  Blutplatte  hämolysierende  Streptokokken  produzieren  in 
einer  geeigneten  Nährbouillon  ein  filtrables  Hämotoxin,  das  nach  8  bis 
10-stündigem  Wachstum  am  reichlichsten  vorhanden  ist. 

Es  ist  sehr  labil  und  wird  durch  eine  V2-stündige  Erwärmung  auf 
60  0  zerstört.  Selbst  bei  Temperatur  von  37°  geht  es  innerhalb  von 
6  Stunden  zugrunde.  Starken  Säuren-  und  Alkalimengen  gegenüber  er- 
weist es  sich  aber  als  sehr  widerstandsfähig. 

2)  Das  Hämolysin  ist  kein  Leibesbestandteil  der  Streptokokken  und 
ist  als  ein  echtes  Sekretionsprodukt  aufzufassen. 

3)  Die  Hämotoxine  der  verschiedenen  Streptokokken  (Sepsis,  Schar- 
lach, Angina,  Eiter)  sind  identisch. 

4)  Fil träte  lO-stündiger  Kulturen  einzelner  Streptokokkenstämme 
sind  für  das  Kaninchen  giftig,  nicht  aber  für  Mäuse  und  Meerschweinchen. 

Dieses  Gift  ist  mit  dem  Hämotoxin  nicht  identisch. 

5)  Die  Blutkörperchen  der  verschiedenen  Tierarten  zeigen  dem 
Streptolysin  gegenüber  eine  verschiedene  Empfindlichkeit.  Am  empfind- 
lichsten sind  die  Erythrocyten  derjenigen  Organismen,  die  auch  der 
Streptokokkeninfektion  am  zugänglichsten  sind  (Kaninchen,  Maus,  Mensch). 

6)  Normales  Kaninchen-,  Meerschweinchen-,  Pferde-  und  Menschen- 
serum enthalten  Antilysine.  Beim  Kaninchen  ließ  sich  eine  Steigerung 
des  Normalantilysingehaltes  durch  Injektionen  vom  Streptolysin  nicht 
herbeiführen  ^). 

Frankfurt  a.  M.,  13.  Dez.  1911. 

Literatur. 

1)  Aronson,  Berlin,  klin.  Wochenschr.  Bd.  39,  1902, 

2)  Besredka,  Annal,  Instit.  Pasteur,  T,  15.  1901, 

3)  Kerner,  Centralbl.  f.  Bakt,  Abt.  I,  Orig.  Bd,  38.  1905. 

4)  Landsteiner,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Ref.  Bd.  42.  1909. 

5)  V.  Lingelsheim,  Kolle- Wassermann,  Handb.  d.  path,  Mikroorgan.  Bd. 3. 


1)  Während  der  Drucklegung  dieser  Publikation  erschien  eine  Mitteilung  von 
Fr.  Jupille  (Ann.  de  l'Inst.  Pasteur.  1911.  No.  12)  über  das  Streptolysin.  Er  hat 
mit  der  etwas  modifizierten  Methode  von  Besredka  33  Stämme  untersucht  und  ein 
filtrables  Lysin  gefunden.  Eine  genaue  Untersuchung  desselben  ist  nicht  durchgeführt 
worden. 


394  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

6)  Lubenau,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  40.  1905. 

7)  Müller,  P.  Th.,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  56.  1906. 

8)  Neisser,  M.  u.  Wechsberg,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  36. 

9)  Oppenheimer,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1911. 

10)  Pfibram,  Kolle- Wassermann  ,  Handb.  d.  path.  Mikroorgan.  Ergänzungsbd.  1. 
1910. 

11)  Sachs,  E.,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  63.  1909. 

12)  Schlesinger,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  44.  1903. 

13)  Schottmüller,  München,  med.  Wochenschr.  1903.  Heft  20/21. 

14)  Simon,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  35.  1904. 


Nachdruck  verboten. 

Beiträge  zum  sofortigen  Nachweis  von  Oxydations-  und 

ßeduktionswirkungen  der  Bakterien  auf  Grund  der  neuen 

Methode  von  W.  H.  Schnitze. 

(Centralbl.  für  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1910.  p.  543.) 

[Aus    dem    Pathologisch  -  Bakteriologischen    Institut    des    HerzQglichen 

Krankenhauses  zu  Braunschweig  (Leiter:  Prosektor  Dr.  med. 

W.  H.  Schultze).] 

Von  Dr.  med.  vet.  Greorg  Eramer, 

Direktor  der  Braunschweigischen  Allgemeinen  Viehvereicherungsgesellscliaft  a.  G. 

Inhaltsübersiclit. 

A.  Einleitung. 

B.  Bearbeitung  der  Aufgabe. 

I.  Oxydationswirkungen : 

1)  Prüfung  aller  zur  Verfügung  stehenden  Spaltpilze,  Algen pilze,  Fadenpilze  und 
Protozoen  auf  Oxydationswirkungen  und  Morphologie  derselben  nach  vitaler 
Färbung,  soweit  sie  Oxj^dationswirkungen  gezeigt  haben. 

2)  Untersuchungen  über  die  Beeinflussung  der  vorgenannten  Organismen  durch 
die  infolge  der  Oxydationswirkungen  eintretende  Blaufärbung: 

a)  Versuche  über   Weiterzüchtbarkeit   der   blaugefärbten   Organismen   durch 
üebertragung  auf  frische  Nährböden. 

b)  Beobachtungen  im  hängenden  Tropfen   über  die  weitere  Beweglichkeit  der 
Organismen  nach  vitaler  Färbung. 

c)  Impfversuche  über  das  Verhältnis  der  Virulenz  vitalgefärbter  zu  der  un- 
gefärbter Organismen  an  Versuchstieren. 

3)  Versuche  über  Vorbehandlung  der  Organismen  zwecks  eventueller  Schädigung 
des  reagierenden  Stoffes: 

a)  durch  Einwirkung  von  Chemikalien  und  hohen  Temperaturen, 

b)  durch  Züchtung  auf  verschiedenen  Nährböden. 

4)  Prüfung  der  infolge  einer  Vorbehandlung  die  Blaufärbung  nicht  mehr  gebenden 
Organismen : 

a)  auf  weitere  Wachstumsfähigkeit. 

b)  auf  pathogene  Eigenschaften  durch  Verimpfung  an  Versuchstiere. 
II.  Reduktionswirkungen : 

Prüfung  aller  unter  B.  I.  1)  aufgeführten  Organismen  auf  Reduktionswirkungen 
und  Morphologie  derselben,  soweit  sie  die  Reduktion  erkennen  lassen. 

C.  Gegenwärtige   Kenntnis   von   Oxydations-  und   Reduktionswirkungen   und    ihre  Er- 
klärung. 

D.  Kurze  Zusammenfassung  der  Untersuchungsergebnisse. 

E.  Literaturverzeichnis    über    Oxydationswirkungen    (ausführlich)    und    Reduktionswir- 
kungen (die  wichtigsten  Angaben). 

Einleitung. 

In  seiner  Arbeit  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1910. 
p.  542):  „lieber  eine  neue  Methode  zum  Nachweis  von  Oxydations-  und 
Reduktionswirkungen  der  Bakterien''  weist  W.  H.  Schultze  darauf  hin, 


Kram  er,  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  395 

daß  über  seine  als  vorläufige  Mitteilungen  zu  betrachtenden  Ergebnisse 
eingehendere  Untersuchungen  aus  seinem  Institut  erfolgen  würden. 
Diese  genauere  Bearbeitung  ist  liebenswürdigerweise  mir  übertragen 
worden,  und  ich  habe  mich  bemüht,  in  den  nachstehend  beschriebenen 
Untersuchungen  die  gestellte  Aufgabe  erschöpfend  zu  bearbeiten.  Die 
Methode  möchte  ich  nach  ihrem  Entdecker  benennen,  nachdem  ich  durch 
eingehendes  Studium  der  einschlägigen  Literatur  als  sicher  festgestellt 
zu  haben  glaube,  daß  die  Methode  bislang  speziell  in  der  von  W.  H. 
Schnitze  angegebenen  Form  noch  nicht  bekannt  war.  Die  von  mir  zu 
den  Versuchen  benutzten  Kulturen  stammen  teils  aus  dem  hiesigen 
Pathologisch- Bakteriologischen  Institut  des  Herzoglichen  Krankenhauses, 
teils  aus  der  Kultursammlung  der  hiesigen  Herzoglichen  Technischen 
Hochschule,  teils  habe  ich  sie  aus  dem  Hygienischen  Institut  der  König- 
lichen Tierärztlichen  Hochschule  in  Hannover  durch  liebenswürdige 
Bereitwilligkeit   des   Herrn   Geheimrats  Prof.  Dr.  Dam  mann   erhalten. 

Bearbeitung  der  Aufgabe. 

Bevor  ich  mit  der  Darlegung  der  einzelnen  Versuche  und  ihrer 
Ergebnisse  beginne,  sei  es  mir  gestattet,  vorher  kurz  die  zur  Unter- 
suchung erforderlichen  Lösungen  und  ihr  Herstellungsverfahren,  sowie 
die  Anfertigung  der  Reaktionsnährböden  zu  schildern.  Als  Reaktions- 
flüssigkeiten benutzte  ich  die  gleichen  Schultz  eschen  Lösungen,  die 
mir  liebenswürdigerweise  zur  Verfügung  gestellt  waren,  und  zwar : 

1)  Dimethylparaphenylendiaminchlorhydrat  (von  E.  Merck  bezogen) 
in  2-proz.  wässeriger  Lösung,  da  ich  mit  dieser  stärkeren  bessere  Re- 
sultate erhielt  als  mit  der  von  Schultze   empfohlenen  1-proz.  Lösung. 

2)  a-Naphthol  in  1-proz.  alkalischer  Lösung,  indem  1  g  a-Naphthol 
mit  100  ccm  Wasser  zum  Kochen  gebracht  werden.  Beim  Kochen  schmilzt 
das  a-Naphthol  unter  tropfenweisem  Zusatz  von  konzentrierter  NaOH 
und  geht  teils  in  Lösung  über,  teils  fällt  es  beim  Erkalten  wieder  aus. 
Die  über  dem  Ausgefallenen  stehende  Flüssigkeit  ist  verwendbar  nach 
weiterem  langsamen  tropfenweisen  Zusatz  von  NaOH,  bis  sie  ein  klares, 
fast  ungetrübtes,  leicht  bräunliches  Aussehen  zeigt. 

Von  beiden  Lösungen  wurde  eine  Mischung  zur  Herstellung  des 
Schultz  eschen  „Oxydaseagars"  hergestellt,  indem  zu  2  Teilen  Dime- 
thylparaphenylendiaminchlorhydratlösung  1  Teil  alkalische  a-Naphthol- 
lösung  hinzugesetzt  wurde.  Zu  beachten  ist  hier,  daß  die  Dimethyl- 
paraphenylendiaminlösung  stets  der  a-Naphthollösung  zuzusetzen  ist,  aber 
nie  umgekehrt,  da  sonst  die  Klarheit  des  Filtrates  leidet.  Der  hierbei 
entstehende  Niederschlag  wurde  durch  sorgfältiges  Filtrieren  entfernt 
und  1  Teil  klares  Filtrat  mit  3  Teilen  flüssig  gemachtem  Nähragar  (Ragit- 
agar  von  E.  Merck)  gemischt  und  zum  Erkalten  in  Petri-Schalen 
ausgegossen.  Dieser  Nährboden,  der  eine  gering  blaßgraublaue  P^arbe 
besitzt,  ist  zur  Untersuchung  von  Oxydationswirkungen  geeignet,  wird 
aber  zweckmäßig  vor  jedem  Versuch  erst  durch  Auftragen  eines  Oxydations- 
mittels auf  seine  Brauchbarkeit  geprüft,  wobei  an  der  Auftragsstelle 
sofort  eine  intensive  Blaufärbung  eintritt.  Bei  meinen  Versuchen  habe 
ich  diese  Probe  stets  mit  Ferricyankalium  vorgenommen.  Beim  Stehen 
an  der  Luft  verfärbt  sich  im  Verlauf  von  einigen  Stunden  der  Nähr- 
boden tief  dunkelblau,  weshalb  er  immer  frisch  zu  bereiten  ist.  Wird 
nun  auf  diesen  frisch  hergestellten  Nährboden  eine  möglichst  üppig  ge- 
wachsene Bakterienkultur,  die  Oxydationsw^irkungen  zeigt,  mit  einer 
Platinöse   aufgetragen,   so   beginnt   die  Kultur  in  ganz   kurzer  Zeit  sich 


396  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

energisch  dunkelblau  zu  färben,  indem  der  Farbstoff  durch  Sauerstoff- 
übertragung infolge  oxydativer  Synthese  aus  den  beiden  Substanzen  ge- 
bildet wird.  Die  Wirkung  der  Bakterien  ist  also  der  Einwirkung  eines 
Oxydationsmittels  gleich.  Diese  Farbwirkung  ist  aber  streng  auf  die 
Bakterienkultur  beschränkt  und  dringt  nicht  in  den  Nährboden  ein. 

In  folgenden  sind  nun  die  Untersuchungsergebnisse  bei  der  Prüfung 
der  einzelnen  Organismen  eingehend  beschrieben,  lieber  die  Nomen- 
klatur der  untersuchten  Organismen  möchte  ich  noch  bemerken,  daß  die 
Benennung  derselben  nach  der  von  Lehmann  und  Neumann  ge- 
gebenen Einteilung  erfolgt  ist,  um  bei  der  heutigen  vielfach  verschiedenen 
Benennungsweise  eine  Verwechslung  möglichst  zu  vermeiden.  Nach  der 
Prüfung  auf  dem  Oxydationsnährboden  wurde  sodann  von  dem  auf- 
getragenen blaugefärbten  oder  unverändert  gebliebenen  Material  eine 
Aufschwemmung  in  physiologischer  Kochsalzlösung  hergestellt  und  mit 
dieser  ein  Deckglaspräparat  (hängender  Tropfen)  angefertigt.  Mit  dem 
gleichen  aufgeschwemmten  Material  wurde  ebenfalls  ein  Deckglasausstrich 
mit  nachfolgender  Färbung  mit  gewöhnlichen  Farbstoffen,  meistens 
Safranin,  hergestellt.  Die  zur  Prüfung  gelangten  Kulturen  waren  am 
Tage  zuvor  als  Agarstrichkulturen  von  älteren  Reinkulturen  angelegt 
und  wurden  24  Stunden  bei  37  '^  C  im  Brutschrank  gezüchtet.  Diese 
Kulturen  wurden  dann  nach  dem  Versuch  bis  zum  folgenden  Tage 
aufbewahrt,  um  nochmals  zur  Nachprüfung  des  ersten  Ergebnisses  be- 
nutzt zu  werden.  Bei  der  Hauptprüfung  hatte  also  die  Kultur  ein  Alter 
von  24  Stunden  und  bei  der  Nachprüfung  ein  solches  von  48  Stunden. 
Wo  diese  Anordnung  einige  Male  wegen  schwerer  Züchtbarkeit  der  Or- 
ganismen nicht  innegehalten  werden  konnte,  sind  die  näheren  Angaben 
bei  den  betreffenden  Versuchen  besonders  vermerkt  worden.  Ich  möchte 
hier  gleich  allgemein  bemerken,  daß  abweichende  Ergebnisse  bei  der 
Nachprüfung  von  Ergebnissen  der  Hauptprüfung  bei  keinem  Bakterien- 
stamme beobachtet  wurden. 

Zunächst  sind  die  mir  zur  Verfügung  stehenden  Spaltpilze  einer 
Prüfung  unterzogen,  und  zwar  in  folgender  Reihenfolge: 

Schizomyceten  (Spaltpilze). 
I.  Coccaceen  (Kugelbakterien) : 

1)  Streptokokken. 

2)  Sarcinen. 

3;  Mikrokokken. 
iL  Bacteriaceen  ( Stäbchen bakterien): 

1)  Bakterien  (ohne  endogene  Sporen). 

2)  Bacilleu  (mit  endogenen  Sporen) : 
a)  aerobe,  b)  anaerobe. 

III.  Spirillaceea  (Schraubenbakterien;: 

1)  Vibrionen. 

2)  Spirillen. 

IV.  Actinomyceten : 

1)  Corynebakterien. 

2)  Mykobakterien. 

3)  Eigentliche  Actinomyceten. 

Sodann  sind  in  einigen  Exemplaren  untersucht  worden  die :  Phycomyceten  (Algen- 
pilze) und  Eumyceten  (Fadenpilze). 

Als  Anhang  sind  endlich  auch  einige  Versuche  mit  Protozoen  angestellt  worden, 
und  zwar: 

Protozoen  (Urtiere). 

1)  Rhizopoden  (Sarcodina). 

2)  Flagellaten  (Mastigophora). 

3)  Sporozoen. 

4)  Ciliaten. 


Kram  er,  Oxydations-  und  Reduktionawirkungen  der  Bakterien  etc.  397 

Spezielle  Untersuchungen. 

Die  Prüfung  der  Kokken  fiel  bei  allen  untersuchten  Exemplaren 
übereinstimmend  negativ  aus.  Es  konnten  selbst  nach  Verlauf  einer 
Stunde  keinerlei  Oxydationswirkungen  beobachtet  werden.  Auch  nach 
Aufschwemmung  in  Kochsalzlösung  zeigte  das  mikroskopische  Bild  im 
hängenden  Tropfen  die  Kokken  vollständig  ungefärbt  ohne  irgendwelche 
körnige  Elemente  im  Innern. 

I.  Die  Prüfung  der  Streptokokken  erstreckt  sich  auf: 

1)  Streptococcus  pyogenes,  4)  Str.  lanceolatus, 

2)  Str.  equi,  5)  Str.  acidi  lactici. 

3)  Str.  agalactiae, 

II.  Von  den  Sarcinen  wurden  geprüft: 

1)  Sarcina  tetragena.  4)  S.  aurantiaca, 

2)  S.  lutea,  5)  S.  rosea. 

3)  S.  flava, 

III.  Die  Prüfung  der  Mikrokokken  wurde  vorgenommen  an : 

1)  Micrococcus  ascoformans,  4)  M.  pyogenes  ß  citreus, 

2)  M.  pyogenes  a  aureus,  5)  M.  pyogenes  y  albus, 

3)  M.  mastitidisgangraenosae  ovijs,      6)  M.  roseus. 

Von  den  Bakteriaceen  habe  ich  zunächst  die  Bakterien  untersucht, 
und  zwar,  soweit  ich  sie  mir  beschaffen  konnte,  möglichst  in  der  von 
Lehmann  und  Neumann  angegebenen  Gruppierung. 

1.  Bacterium  influenzae. 

Die  Blutagarstrichkultur  zeigte  ein  nur  geringes  Wachstum.  Die  Kolonieen  waren 
ziemlich  klein  und  hatten  ein  helles  Aussehen.  Oxydationswirkungen  fehlten.  Im 
hängenden  Tropfen  wurden  unbewegliche,  winzige,  farblose  Kurzstäbchen  beobachtet. 
Der  mit  verdünntem  Karbolfuchsin  längere  Zeit  gefärbte  Deckglasausstrich  enthielt  die 
gleichen  Bakterienformen. 

Von  den  Erregern  der  Septicaemia  haemorrhagica  standen  mir  3  Vertreter  zur 
Verfügung  nämüch: 

Bacterium  suicidum,  der  Erreger  der  Schweineseuche, 

B.  multocidum,  für  verschiedene  Tiere  pathogen, 

B.  avicidum,  der  Erreger  der  Vögelseptikämie. 

2.  Bacterium  suicidum. 

Nach  Auftragung  der  Prüfungskultur  von  Glyzerinagar  zeigte  sich  nach  kurzer 
Zeit  eine  Blaufärbung  des  aufgetragenen  Materials.  Nach  Aufschwemmung  eines  Teiles 
der  gebläuten  Masse  in  Kochsalzlösung  und  Anfertigung  eines  hängenden  Tropfens 
konnte  man  beobachten,  daß  die  Blaufärbung  von  feinsten  kleinen  blauen  Körnern 
herrührte,  die  in  ziemlich  großer  Zahl  in  den  kleinen  Stäbchen  lagen.  Der  von  der 
gleichen  Aufschwemmung  hergestellte  und  mit  Safranin  gefärbte  Deckglasausstrich 
zeigte  die  Körner  nicht  mehr;  sie  waren  infolge  der  Farbstoff  ein  Wirkung  verschwunden. 
Nur  die  Pole  waren  stark  gefärbt,  so  daß  eine  wenig  oder  gar  nicht  gefärbte  Gürtelzone 
gebildet  wurde,  wodurch  an  Diplokokken  erinnernde  Gebilde  zustande  kamen. 
3.  Bacterium  multocidum. 

Das  Prüfungsergebnis  zeigte  trotz  verschiedener  Versuche  keine  deutlichen  Oxy- 
dationswirkungen. Es  dauerte  ziemlich  lange,  bis  eine  bläuliche  Verfärbung  einzutreten 
pflegte.  In  dem  aufgeschwemmten  Materiale  waren  nach  Herrichtung  des  hängenden 
Tropfens  in  einzelnen  Bakterien  wohl  vereinzelte  Körnchen  zu  beobachten,  die  sich  ganz 

fering  blau  gefärbt  hatten.   Ich  möchte  daher  das  Ergebnis  als  unbestimmt  bezeichnen. 
)er  vom  gleichen  Material  mit  Safranin   gefärbte  Ausstrich  wies  die  gleichen  Formen 
wie  die  Schweineseuchenerreger  auf. 

4.  Bacterium  avicidum. 
Hier  trat  ebenfalls  nach  Auftragung  der  Prüfungskultur  von  Glyzerinagar  eine 
dunkelblaue  Färbung  ein.    Die  mikroskopischen  BUder  des  hängenden  Tropfens  und  des 
Safraninausstriches  waren  denen  vom  Bact.  suicidum  als  gleich  zu  betrachten. 
5.  Bacterium  pseudotuberculosis  rodentium. 
Nach  Kulturauftragung  von   dem  Agarausstrich  trat  eine  langsame  Blaufärbung 
ein.    Im  hängenden  Tropfen   sah  man   kurze,  etwas   unförmige,   teils  scheinbar  beweg- 
liche, meist  jedoch  unbewegliche  einzelne  Stäbchen  und  kurze  Stäbchenketten,  die  kleine 
blaue  Körnchen  von  verschiedener  Größe  enthielten.   In  dem  mit  alkalischem  Methvlen- 


398  Centxalbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

blau  gefärbten  Ausstrich   waren   keine  Körnchen   mehr  sichtbar,   sondern  die  Stäbchen 
hatten  die  Farbe  gleichmäßig  angenommen. 

6.  Bacterium  pneumoniae. 
Die  Agarstrichkultur  zeigte  keine  Oxydationswirkungen.    Im  hängenden  Tropfen 
wurden   unbewegliche,   kurze,   farblose  Stäbchen    mit  runden   Enden   beobachtet.    Der 
Safraninausstrich  enthielt  gleiche  Formen. 

7.  Bacterium  typhi. 
Die  Agarstrichkultur  zeigte  nach  längerer  Zeit  geringe  Oxydationswirkungen.   Im 
hängenden  Tropfen  wurden  die  verschiedensten  Formen  von  langen  Fäden  und  kurzen 
Stäbchen  mit  lebhafter  Bewegung  gesehen,  die  spärlich  blaue  Körnchen  in  ihrem  Innern 
besaßen.     Der  Safraninausstrich  zeigte  gleiche  Formen  ohne  Körnchen. 
8.  Bacterium  dysenteriae  Shiga-Kruse  (Typus  I). 
Oxydationswirkungen  der  Agarstrichkultur  fehlten.   Im  hängenden  Tropfen  waren 
meist  abgerundete  Kurzstäbchen  mit  starker  Eigenbewegung  und  nur  sehr  wenige  Fäden 
oder  kürzere  Stäbchenketten  ohne  jegliche  Körnelung  vorhanden.    Im  Safraninausstrich 
waren  die  gleichen  Formen  zu  erkennen. 

9.  Bacterium  dysenteriae  Flexner  (Typus  II). 
Der  Prüfungsbefund  war  derselbe  wie  beim  Bacterium  dysenteriae  Shiga-Kruse. 

10.  Bacterium  enteritidis  Gärtner. 
Oxydationswirkungen  wurden  durch  die  Agarstrichkultur  nicht  hervorgerufen.  Die 
Bilder  des  hängenden  Tropfens   und  des  Safraninausstriches  waren   denen   des  Bact. 
dysenteriae  sehr  ähnlich. 

11.  Bacterium  cholerae  suum  (der  vermeintliche  Erreger  der  Schweinepest). 
Die  Agarstrichkultur  zeigte  mäßige  Oxydationswirkungen.   Im  hängenden  Tropfen 
waren  kurze  Stäbchen   mit  Eigenbewegung   und  kleinen   blauen  Körnchen   im  Innern 
sicitbar.     Der  Safraninausstrich  hatte  gleiche  Stäbchen  ohne  Körner. 
12.  Bacterium  typhi  murium. 
Auch  hier  wurde  von  der  Agarstrichkultur  eine  Oxydationswirkung  ausgeübt.   Im 
hängenden  Tropfen   und   im  Safraninausstrich  wurden  gleiche  Bilder  wie  beim  Bact. 
chol.  suum  beobachtet. 

13.  Bacterium  paratyphi  A  (Brion-Kayser). 
Oxydationswirkungen    wurden    durch    die   Agarstrichkultur   nicht    ausgelöst.     Im 
hängenden  Tropfen  erschienen  ungefärbte  Kurzstäbchen.   Der  Safraninausstrich  enthielt 
gleiche  Formen. 

14.  Bacterium  paratyphi  B  (Schottmüller). 
Die  Prüfung  ergab  ein  ganz  gleiches  Eesultat  wie  beim  Bact.  paratyphi  A. 

15.  Bacterium  coli. 
Hier  rief  die  Agarstrichkultur   Oxydationswirkungen   durch   Blaufärbung  hervor. 
Der  hängende  Tropfen  enthielt  viele  kurze,  lebhaft  bewegliche,  abgerundete  Stäbchen, 
die  mit  kleinsten   blauen   Körnchen   reichlich   angefüllt   waren.    Im    Safraninausstrich 
waren  dieselben  Formen  ohne  die  Körner  sichtbar. 

16.  Bacterium  vitulinura. 
Die  unangenehm   riechende  Agarstrichkultur  gab  keine  Oxydationswirkungen  zu 
erkennen.     Im  hängenden  Tropfen   waren   bewegliche,  ungefärbte  Kurzstäbchen   zu  be- 
obachten.   Der  Safraninausstrich  wies  gleiche  Formen  auf. 
17.  Bacterium  aceti  Hansen. 
Die  Prüfungskultur  von   10-proz.  Traubenzuckeragar  ergab  eine   deutliche  Oxy- 
dationswirkung.    Der  hängende  Tropfen  zeigte  unbewegliche,  mit  blauen  Körnchen  an- 
gefüllte Stäbchen.     Der  Safraninausstrich  enthielt  gleicne  Formen  ohne  Körnchen. 
18.   Bacterium  prodigiosum. 
Hier   wurden   von   der  Agarstrichkultur   intensive  Oxydationswirkungen   hervor- 

§erufen.     Im    hängenden    Tropfen    erschienen    ganz    kurze,    kokkenartige,    bewegliche 
täbchen,  die  reichlich  mit  blauen  Körnern  gespickt  waren.    Im  Safraninausstrich  waren 
die  Körner  in  den  gleichen  Bakterien  formen  nicht  mehr  sichtbar. 

19.  Bacterium  violaceum. 
Oxydationswirkungen  der  Agarstrichkultur  fehlten.   Im  hängenden  Tropfen  wurden 
meist   schmale,   abgerundete  Stäbchen   mit  windender  Bewegung  ohne  Körnerfärbung 
bemerkt.     Das  Bild  des  Safraninausstriches  hatte  em  gleiches  Aussehen. 

20.   Bacterium  pyocyaneum. 
Die  Agarstrichkultur  wies  eine  sehr  starke,  in  kurzer  Zeit  eintretende  Oxydations- 
wirkung auf.     Der  hängende  Tropfen  enthielt  zierliche,  sclilanke  Stäbchen  und  längere 
Fäden  mit  starker  Eigen bewegung,  die  mit  kleinen  blauen  Körnchen  prall  gefüllt  waren. 
Im  Safraninausstrich  wurden  sie  unsichtbar  durch  den  Farbstoff. 


Kram  er,  OxydationB-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  399 

21.  Bacterium  fluorescens  liquefaciens. 
Die  Oxydationswirkungen  der  Agarstrichkultur  waren  ebenso  stark  wie  beim  Bact. 
pyocyaneum.     Im    hängenden  Tropfen   waren   nur   bewegliche  Stäbchen,  aber  keine 
Fäden  zu  beobachten.  Die  Körnelung  war  auch  hier  sehr  stark.  Der  Safran inausstrich 
enthielt  in  gleichen  Formen  die  Körnchen  nicht  mehr. 

22.  Bacterium  fluorescens  non   liquefaciens. 
Oxydationswirkung  der  Agarstrichkultur  war  vorhanden.   Das  Bild  des  hängenden 
Tropfens'  enthielt  neben  sehr  langen  Fäden  schlanke,  lebhaft  bewegliche  Stäbchen  mit 
zahlreichen   blauen  Körnchen    im    Innern.     Der  Safraninausstrich   zeigte   die   gleichen 
Formen  ohne  Körner. 

23.   Bacterium  syncyaneum. 
Die  Agarstrichkultur  rief  intensive  Oxydation s Wirkungen   hervor.     Im  hängenden 
Tropfen  waren  kleine  bewegliche  Stäbchen  mit  vielen  blauen  Kömchen.     Im  Safranin- 
ausstrich wurden  gleiche  Formen  ohne  Kömer  beobachtet. 

24.  Bacterium  vulgare  (Proteus  vulgaris). 
Oxydationswirkungen  der  Agarstrichkultur  wurden  nicht  bemerkt.    Im  hängenden 
Tropfen   zeigten  sich   lange,  oft  gebogene  Fäden   und  schmale,  schlanke  Stäbchen  mit 
Eigenbewegung  ohne  Körnchen.    Ein  gleiches  Bild  ergab  der  Safraninausstrich. 
25.  Bacterium  murisepticum. 
Die  wenig  ergiebige  Agarstrichkultur  löste  geringe  Oxydationswirkungen  aus.   Der 
hängende  Tropfen  enthielt  kleine,  schlanke,  gebogene  und  gerade  Stäbchen  ohne  Eigen- 
bewegung, die  im  Innern  zahlreiche  blaue  Körnchen  aufwiesen.     Der  Safraninausstrich 
hatte  gleiche  Formen  ohne  Körner. 

26.  Bacterium  erysipelatos  suum   (B.  rhusi  opath  iae  Kitt). 
Das  Ergebnis  war  ganz  gleich  dem  des  Bact.  murisepticum,  so  daß  dieses  Bak- 
terium als  die  für  das  Schwein  pathogene  Form  des  vorstehenden  betrachtet  werden  kann. 
Aus  der  Gruppe  der  Bacillen  wurden  weiter  an  erster  Stelle  die  aerob  wachsenden 
in  der  nachstehenden  Reihenfolge  untersucht: 

1.  Bacillus  anthracis. 

Die  grauweißliche  Agarstrichkultur  rief  starke  Oxydationswirkungen  hervor.  Der 
hängende  Tropfen  enthielt  kurze,  bewegungslose,  große  Stäbchen,  häufig  zu  längeren 
und  kürzeren  Ketten  vereinigt.  Im  Innern  waren  sie  mit  blauen  Körnchen  verschiedener 
Größe  angefüllt.  Der  Safraninausstrich  nach  01t  zeigte  die  gleichen  Bacillenformen  mit 
einer  quittengelben  Kapsel  umgeben,  die  Körnelung  war  jedoch  unsichtbar  geworden. 

2.  Bacillus  mycoides. 

Der  üppige,  wurzelartige  Belag  der  Agarstrichkultur  ergab  gleichfalls  starke  Oxy- 
dation swirkungen.  Das  Bild  des  hängenden  Tropfens  enthielt  zahlreiche  große,  wenig 
bewegliche  Stäbchen,  oft  mit  ovalen  Sporen,  teils  sah  man  auch  einige  Fäden.  Die 
Bacillen  besaßen  im  Innern  viele  blaue  Kömchen.  Im  Safraninausstrich  waren  gleiche, 
aber  körnchenlose  Formen  zu  erkennen. 

3.  Bacillus  subtilis. 

Die  Prüfung  der  Agarstrichkultur  wies  intensive  Oxydationswirkungen  auf.  Im 
hängenden  Tropfen  erschienen  abgerundete,  dicke  Stäbchen  und  oft  längere  Stäbchen- 
ketten, die  teils  wegen  ungenauer  Begrenzung  der  einzelnen  Stäbchen  Fäden  glichen. 
Die  Bacillen  waren  lebhaft  beweglich  und  enthielten  im  Innern  außer  vereinzelten  hell- 
glänzenden Sporen  eine  Menge  blauer  Körnchen  verschiedener  Größe.  Das  Bild  des 
Safraninausstriches  besaß  gleiche  Formen  ohne  Körner. 

4.   Bacillus  megatherium. 

Die  Agarstrichkultur  löste  eine  starke  Oxydationswirkung  aus.  Im  hängenden 
Tropfen  wurden  große  Stäbchen  mit  geringer  Eigenbewegung,  oft  in  langen  Ketten  zu- 
sammenliegend, beobachtet.  Alle  Formen  hatten  im  Innern  sehr  zahlreiche,  verschieden 
große,  blaue  Körnchen.  Im  Safraninausstrich  waren  die  gleichen  Formen  sichtbar,  aber 
ohne  Körnelung. 

5.  Bacillus  vulgatus  (Bac.  mesentericus  vulgatus). 
Der  Agarausstrich  des  Kartoffelbacillus  zeigte  gleichfalls  starke  Oxydationswir- 
kungen. Der  hängende  Tropfen  ließ  oft  in  Form  langer  Fäden  angeordnete,  schlanke, 
bewegliche  Stäbchen  mit  zahlreichen  blauen  Körnchen  neben  vereinzelten  ovalen  bis 
rundlichen,  glänzenden  Sporen  erkennen.  Im  Safraninausstrich  wurden  die  gleichen 
Gebilde  ohne  blaue  Körnchen  festgestellt. 

6.  Bacillus  mesentericus  (Bac.  mesent.  fuscus). 
Auch  hier  ergab   die  Agarstrichkultur   bei   der  Prüfung   deutliche  Oxydationswir- 
kungen.    Die    mikroskopische    Besichtigung   ließ    im    hängenden   Tropfen    abgerundete, 
schlanke,  bewegliche  Stäbchen   mit  vielen    blauen  Körnern    und  oft  runden  Sporen  im 
Innern  erkennen.    Ein  gleiches  Bild  zeigte  ohne  Körnchen  der  Safraninausstrich. 


400  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Sodann  folgte  die  Untersuchung  von  folgenden  anaeroben  Bacillen : 
1.  Bacillus  tetan  i. 

Oxydationswirkungen  wurden  von  der  8-tägigen  anaeroben  Agarstrichkultur  nicht 
hervorgerufen.  Im  hängenden  Tropfen  waren  wenig  bewegliche,  farblose  Stäbchen  und 
Stäbchenketten,  oft  mit  endständigen  Sporea  in  einzelnen  kurzen  Stäbchen  vorhanden. 
Der  Safraninausstrich  wies  ein  gleiches  Bild  auf. 

2.  Bacillus  botulinus. 

Die  anaerobe  8-tägige  Strichkultur  von  alkalischem  Traubenzuckeragar  wies  keine 
Oxydationswirkungen  auf.  Der  hängende  Tropfen  zeigte  mäßig  bewegliche,  dicke,  farb- 
lose Stäbchen  mit  ovalen,  oft  endständigen  Sporen.  Das  Bild  des  Safraninausstriches 
hatte  gleiche  Formen. 

3.  Bacillus  oedematis  maligni. 

Die  8-tägige  anaerobe  Prüfungskultur  von  alkalischem  Traubenzuckeragar  zeigte 
keine  Oxydationswirkungen.  Im  hängenden  Tropfen  wurden  dicke,  farblose  Stäbchen, 
die  oft  zu  längeren  Fäden  ausgewachsen  waren  und  ziemlich  starke  Eigenbeweguog 
aufwiesen,  beobachtet.    Der  Safraninausstrich  ergab  gleiche  Bilder. 

4.  Bacillus  Chauvoei  (Bac.  sarcophysematos  bovis  Kitt). 

Nach  8-tägigem  Wachstum  ließ  die  anaerobe  Strichkultur  von  alkalischem  Trauben- 
zuckeragar keine  Oxydationswirkungen  erkennen.  Der  hängende  Tropfen  zeigte  beweg- 
liche, farblose  Stäbchen  mit  häufigen  mittelständigen,  vereinzelt  auch  endständigen 
Sporen.    Im  Safraninausstrich  waren  gleiche  Formen  zu  bemerken. 

5.  Bacillus  der  Bradsot  (Bac.  gastromycosis  ovis  Kitt). 

Die  anaerobe  8-tägige  Strichkultur  von  alkalischem  Traubenzuckeragar  zeigte  keine 
Oxydationswirkungen.  Im  hängenden  Tropfen  waren  an  Rauschbrand  erinnernde  Formen 
sichtbar.  Es  waren  farblose  Stäbchen  von  verschiedener  Länge  und  auch  vereinzelte 
längere  Fäden  zu  bemerken.  Große,  glänzende  Sporen  wurden  meist  mittelständig  und 
nur  ganz  vereinzelt  endständig  gesehen.  Das  Bild  des  Safraninausstriches  wies  die 
gleichen  Formen  auf. 

Als  Vertreter  der  Spirillaceen  wurden  weiter  die  Vibrionen  in  folgenden  Exem- 
plaren geprüft: 

1.  Vibrio  cholerae  (Spirillum  cholerae  Koch). 

Die  24-stündige  Agarstrichkultur  löste  intensive  Oxydationserscheinungen  aus.  Das 
Bild  des  hängenden  Tropfens  enthielt  stark  und  weniger  gekrümmte  Stäbchen,  deren 
Enden  in  verschiedenen  Ebenen  lagen.  Die  Bewegung  erfolgte  schraubenartig  und  sehr 
lebhaft.  Die  einzelnen  Vibrionen  enthielten  sehr  zahlreiche  blaue  Körnchen.  Der  mit 
stark  verdünnter  Karbolfuchsinlösung  gefärbte  Ausstrich  zeigte  ein  gleiches  Bild  ohne 
Körner. 

2.  Vibrio  Met schnikovii. 

Die  Kulturprüfung  des  Erregers  der  Vibrionenseptikämie  der  Hühner  hatte  ein 
gleiches  Ergebnis  wie  beim  Vibrio  cholerae.  Oxydationswirkungen  der  24-stündigen 
Agarstrichkultur  waren  deutlich  wahrzunehmen.  Die  einzelnen  Vibrionen  in  den  Bildern 
des  hängenden  Tropfens  und  des  Karbolfuchsinausstriches  schienen  oft  stärker  gekrümmt 
zu  sein  als  beim  Vibrio  cholerae. 

3.    Vibrio  Proteus  (Spirillum  Finkler  et  Prior). 

Die  24-8tündige  Agarstrichkultur  ergab  keine  Oxydationswirkungen.  Im  hängenden 
Tropfen  waren  gleiche,  meist  etwas  größere  Formen  als  beim  Vibrio  cholerae  vor- 
handen.   Auch  der  Karbolfuchsinausstrich  glich  dem  des  Vibrio  cholerae. 

Die  Untersuchung  der  Spirillen  geschah  an  2  Vertretern: 

1.  Spirillum  rubrum. 

Die  6-tägige  anaerobe  Agarstrichkultur  wies  keine  Oxydationswirkungen  auf.  Das 
Bild  des  hängenden  Tropfens  enthielt  korkzieherförmige,  spiralig  gewundene,  farblose 
Fäden  mit  geringer  Eigenbewegung.  Im  Safraninausstrich  waren  gleiche  Gebilde  zu 
beobachten. 

2.  Spirillum  undula. 

Die  24-stündige  dünne  Agarstrichkultur  rief  deutliche  Oxydationswirkungen  hervor. 
Bei  der  mikroskopischen  Besicntigung  im  hängenden  Tropfen  wurden  bewegliche,  ziem- 
lich starke,  spiralig  gewundene  Formen  gesehen,  die  im  Innern  zahlreiche  blaue  Körnchen 
enthielten.     Im  Safraninausstrich  war  em  gleiches  Bild  ohne  Körner  zu  bemerken. 

Als  Anhang  habe  ich  hier  eine  Prüfung  von  3  aeroben  Mikroben,  die  unter  an- 
aeroben Verhältnissen  gezüchtet  wurden,  und  einem  anaeroben  unter  aeroben  Beding- 
ungen gewachsenen  Mikroorganismus  angefügt: 

1.  Bacterium  pneumoniae. 

Bei  anaerober  Züchtung  gab  die  48-stündige  Agarstrichkultur  keine  Oxydations- 
wirkungen.    Der  übrige  Befund  war  der  gleiche  wie  beim  aeroben  Wachstum. 


Kramer,  Oxydations-  und  Reduktions Wirkungen  der  Bakterien  etc.  401 

2.  Bacterium  vulgare. 

Nach  48-8tündigem  anaeroben  Wachstum  rief  die  Agarstrichkultur  keine  Oxy- 
dationswirkungen hervor.  Die  übrigen  Ergebnisse  stimmten  mit  denen  des  aeroben 
Wachstums  überein. 

3.  Bacillus  anthracis. 

Die  anaerobe  48-stündige  Agarstrichkultur  gab  keine  Oxydationswirkungen  mehr 
zu  erkennen.  Die  Bilder  im  hängenden  Tropfen  und  im  Safraninausstrich  waren  denen 
bei  aerobem  Wachstum  gleich,  jedoch  ohne  die  blaue  Körnelung. 

4.  Spirillum  rubrum. 

Bei  aerobem  Wachstum  ergab  die  Agarstrichkultur  keine  deutliche  Oxydations- 
wirkung. Bei  gleichem  Aussehen  der  Formen  des  hängenden  Tropfens  wie  beim  an- 
aeroben Wachstum  waren  vereinzelte  blaue  Körnchen  zu  beobachten.  Im  Safranin- 
ausstrich waren  sie  nicht  mehr  sichtbar.  Auf  Grund  dieses  zweifelhaften  Befundes 
möchte  ich  dieses  Ergebnis  als  unbestimmt  bezeichnen. 

Von  der  Gruppe  der  Actinomyceten  prüfte  ich  zunächst  von  den  Corynebakterien : 
1.  Cory nebacterium  mallei  (Bac.  mallei  Kitt). 

Der  Glyzerinagarausstrich  rief  lebhafte  Oxydationswirkungen  hervor.  Das  mikro- 
skopische Bild  im  hängenden  Tropfen  zeigte  lange  verzweigte  Fäden  und  kürzere 
stäbcheuartige  Formen,  die  im  Innern  viele  blaue,  verschieden  große  Körner  aufwiesen. 
In  dem  mit  Karbolfuchsin  gefärbten  Ausstrich  waren  ähnliche  Gebilde  wie  im  hängen- 
den Tropfen  enthalten,  nur  traten  vereinzelt  körnchenartige  Formen  in  Erscheinung,  die 
aber  durch  Plasmolyse  hervorgerufen  zu  sein  scheinen,  vielleicht  auch  metachromatische 
Körnchenbildungen  von  Involutionsformen  sind. 

2.  Corynebacterium  diphtheriae  (Bac.  diphtheriae  Löffler). 

Auch  hier  löste  der  Glyzerinagarausstrich  Oxydalionswirkungen  aus.  Im  hängen- 
den Tropfen  waren  lange,  teils  gebogene,  teils  mehr  gerade  verlaufende  schlanke  Stäbchen 
zu  beobachten,  die  oft  an  einem,  häutig  auch  an  beiden  Enden  etwas  dicker  waren.  Im 
Innern  enthielten  sie  viele  blaue  Körnchen.  Nach  der  N  ei  ss  er  sehen  Färbung  ver- 
schwanden die  blauen  Körnchen,  dagegen  wurden  andere  endstäodige  metachromatische 
Körperchen  sichtbar,  die  aber  mit  den  blauen  nicht  identisch  sind. 

3.  Corynebacterium  der  Pyelonephritis  des  Kindes. 

Von  dem  Serumagarausstrich  wurden  nach  einiger  Zeit  geringe  Oxydationswir- 
kungen hervorgerufen.  Im  hängenden  Tropfen  waren  schlanke  sporenlose  Stäbchen 
und  Fäden  ähnlich  den  Pseudodiphtheriebacillen  vorhanden.  Im  Innern  hatten  sie 
zwar  vereinzelte  blaue  Körner,  jedoch  möchte  ich  das  Ergebnis  trotzdem  als  unbestimmt 
bezeichnen.  In  dem  nach  der  Gram  sehen  Methode  gefärbten  Deckglasausstrich  wurden 
gleiche  Formen  festgestellt. 

4.  Corynebacterium  pseudotuberculosis  ovis. 

Die  ebenfalls  48-stündige,  auf  Agar  nur  gering  gewachsene  Strichkultur  zeigte 
deutliche  Oxydations Wirkungen.  Im  Bild  des  hängenden  Tropfens  wurden  kleine,  zier- 
liche, unbewegliche  Stäbchen  und  vereinzelt  kürzere  Fäden  mit  vielen  blauen  Körnchen 
im  Innern  bemerkt.  Der  nach  Gram  gefärbte  Ausstrich  wies  gleiche  Formen  ohne  die 
Körner  auf.  Es  wurden  hier  auch  plasmolytische  Färbungsprodukte  festgestellt,  die 
aber  mit  den  blauen  Körnern  auch  nicht  identisch  sind. 

5.  Corynebacterium  necrophorum  (Bac.  diphtheriae  vitulorum). 

Nach  ü-tägigem  anaeroben  Wachstum  auf  Serumagar  wies  der  Ausstrich  keine 
Oxydationswirkungen  auf.  Der  hängende  Tropfen  enthielt  ganz  vereinzelt  kurze  Stäbchen, 
meist  längere,  gestreckt  und  bogig  verlaufende,  ungefärbte  Fäden.  Der  mit  Karbol- 
fuchsin gefärbte  Ausstrich  ergab  gleiche  Formen,  bei  denen  häufig  durch  Plasmolyse 
runde,  helle  Lücken  und  auch  vereinzelt  eine  Querstreifung  zu  beobachten  war. 

Weiter  unterzog  ich  die  Mykobakterien  in  folgender  Weise  einer  genauen  Prüfung. 
Die  zur  Untersuchung  verwendeten  Kulturmengen  wurden  nicht  direkt  auf  den  Prüfungs- 
nährboden aufgetragen,  da  dies  bei  der  bröckeligen  Konsistenz  derselben  nicht  gut 
möglich  war.  Es  wurde  zunächst  eine  Aufschwemmung  reichlicher  Kulturmengen  in 
physiologischer  Kochsalzlösung  hergestellt,  die  sodann  zentrifugiert  wurde.  Der  aus- 
geschleuderte Bodensatz  wurde  zur  Prüfung  benutzt.     Geprüft  wurden: 

1.  Mycobacterium  tuberculosis:  Typus  humanus. 

Der  10-tägige  Glyzerinagarausstrich  rief  deutliche  Oxydationswirkungen  hervor. 
Im  hängenden  Tropfen  zeigten  sich  schlanke,  dünne,  meist  etwas  gebogene  Stäbchen 
ohne  Eigenbewegung.  Im  Innern  enthielten  sie  zahlreiche  blaue  Körnchen.  In  dem 
nach  der  Methode  Ziehl-Gabbet  gefärbten  Ausstrich  waren  die  gleichen  Formen 
ohne  Körnelung  festzustellen. 

2.  Myobacterium  tuberculosis:  Typus  bovinus. 
Da.s  Ergebnis  der  Untersuchung  des  10-tägigen  Glyzerinagarausstriches  auf  Oxy- 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  5.  26 


402  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  61.  Heft  6. 

dationswirkungen    und  der  Befund   der  mikroskopischen  Prüfung   im  vitalen   und  ge- 
färbten Präparat  waren  die  gleichen  wie  beim  Typus  humanus. 

3.  Mycobacterium  tuberculosis:  Typus  gallinaceus. 

Hier  war  ein  Aufschwemmen  des  Prüfungsmaterials  nicht  erforderlich,  da  es  sich 
von  dem  6-tägigen  Glyzerinagarausstrich  infolge  seiner  weicheren  Konsistenz  gut  ab- 
nehmen ließ.  Es  wurden  deutliche  Oxydationswirkungen  festgestellt.  Die  übrigen 
mikroskopischen  Befunde  stimmten  mit  denen  des  Typus  humanus  überein. 

Den  Beschluß  der  Actinomyceten  bildete  die  Prüfung  von: 

1.  Actinomyces  bovis. 

Hier  wurde  gleichfalls  eine  Aufschwemmung  des  Strahlenpilzmaterials  von  dem 
10-tägigen  Agarausstrich  mit  nachfolgendem  Ausschleudern  hergestellt,  bevor  die  Prüfung 
vorgenommen  wurde.  Das  Ergebnis  waren  deutliche  Oxydationswirkungen  der  aus- 
geschleuderten Massen.  Im  hängenden  Tropfen  wurden  zahlreiche  längere  Fäden  ge- 
sehen, die  durch  Querteilung  in  kleinere  Stäbchen  von  längerer  oder  kürzerer  Aus- 
dehnung begrenzt  waren.  Dazwischen  zeigten  sich  viele  kolbige  Auftreibungen  an  Fäden 
und  ferner  häufig  sporoide  helle  Körner  in  und  frei  zwischen  den  Fäden.  Neben  diesen 
ungefärbten  Kömern  traten  noch  sehr  zahlreiche  blaugefärbte  Körnchen  hervor.  Die 
Färbung  des  Ausstriches  nach  Gram  enthielt  die  gleichen  Pilzformen,  zeigte  die  blauen 
Körnchen  aber  nicht  mehr. 

2.  Actinobacillus  Ligniferes. 

Der  24-stündige  Agarausstrich  ergab  deutliche  Oxydationswirkungen.  Im  Bilde 
des  hängenden  Tropfens  wurden  ziemlich  kleine  Stäbchen  und  vereinzelt  auch  kürzere 
Fäden  beobachtet,  die  kleine  blaue  Körnchen  im  Innern  enthielten.  Der  mit  Karbol- 
fuchsin gefärbte  Deckglasausstrich  hatte  gleiche  Gebilde  aufzuweisen. 

Im  Anschluß  an  die  Schizomyceten  wurden  die  Phycomyceten  oder  Algenpilze  in 
zwei  Exemplaren  untersucht,  nämlich  an  erster  Stelle  der  nach  Strasburger  zu  den 
Mucorineen  gehörige  Mucor  mucedo  und  zweitens  der  zu  den  Entomophthorineen 
gehörige  Empusa  Muscae,  ein  für  die  Stubenfliegen  bedeutsamer  Schimmelpilz.  Zur 
Anfertigung  des  hängenden  Tropfens  wurde  Glyzerin  benutzt,  da  sich  die  Pilze  mit 
Wasser  nicht  benetzen. 

1.  Mucor  mucedo. 

Die  24-stündige  Agarkultur  zeigte  auch  nach  längerer  Zeit  keine  deutlichen  Oxy- 
dationswirkungen. Im  hängenden  Glyzerintropfen  waren  in  den  Fäden  wohl  verschiedent- 
lich blaue  Körnchen  sichtbar,  aber  nach  dem  Befunde  mußte  ich  jedoch  das  Ergebnis 
als  unbestimmt  bezeichnen.    Ein  gefärbter  Ausstrich  wurde  nicht  angefertigt. 

2.  Empusa  Muscae. 

Auch  hier  führte  die  Prüfung  der  24-stündigen  Agarkultur  selbst  nach  längerer 
Zeit  zu  einem  unbestimmten  Ergebnis.  Der  hängende  Glyzerintropfen  wies  zwar  auch 
wieder  vereinzelt  blaue  Körner  auf,  das  Resultat  war  jedoch  als  unbestimmt  zu  bezeichnen. 

Den  Schluß  bildete  die  Untersuchung  der  mir  zur  Verfügung  stehenden  Eumyceten 
oder  Fadenpilze,  die  nach  Strasburger  in  folgende  Unterabteilungen  einzureihen  sind: 

Eumyceten  (Fadenpilze). 
I.  Ascomyceten  (Schlauchpilze), 
a)  Perisporiaceen. 
aa)  Erisipheen :  cc)  Saccharomyceten  : 

1)  Oidium  lactis.  1)  Saccharomyces  cerevisiae. 

bb)  Perisporieen  :  2)  S.  e  1 1  i  p  s  o  i  d  e  s. 

1)  Aspergillus  flavus.  3)  S.  albus. 

2)  A.  fumigatus.  4)  S.  albicans. 

3)  Penicillium  glaucum.  5)  S.  farciminosus. 

4)  Trichophyton  tonsurans.  6)  Monilia  Candida. 

5)  Achorion  Schönleinii. 

Alle  zur  Prüfung  gelangten  Pilze  wurden  nach  kurzem  Wachstum  auf  Nährböden 
zur  Untersuchung  auf  Oxydationswirkungen  benutzt.  Auch  hier  wurde  der  hängende 
Tropfen  wieder  aus  Glyzerin  hergestellt.  Zunächst  wurden  geprüft  die  Erysipheen  und 
Perisporieen : 

1.  Oidium  lactis. 

Die  Prüfung  des  Materials  ließ  deutliche  Oxydationswirkungen  erkennen.  Bei  der 
Besichtigung  im  nängenden  Glyzerintropfen  zeigten  sowohl  die  Mycelfäden  als  auch  die 
Sporenketten  im  Innern  zahlreiche  blaue  Körnchen.  Der  Ausstrich  mit  Safraninfärbung 
hatte  gleiche  körnerlose  Formen. 

2.  Aspergillus  flavus. 

Deutliche  Oxydationswirkungen  wurden  auch  nach  längerer  Zeit  nicht  ausgelöst. 
Bei  der  mikroskopischen  Betrachtung  im  hängenden  Glyzerintropfen  wurden  in  einigen 


Krämer,  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  403 

Mycelfäden    vereinzelte  blaue  Körner   gesehen,   der  Befund  ist  jedoch  trotzdem  als  un- 
bestimmt zu  bezeichnen. 

3.  Aspergillus  fumigatus. 

Die  Prüfung  dieses  für  Vögel  pathogenen  Pilzes  führte  ebenfalls  zu  einem  un- 
bestimmten Ergebnis,  da  ähnliche  Resultate  wie  beim  A.  flavus  erzielt  wurden. 

4.  Penicillium  glaucum. 

Oxydationswirkungen    konnten    mit  Sicherheit   nicht  festgestellt  werden.     In   den 
Mycelien  waren  bei  mikroskopischer  Untersuchung  einige  blaue  Körner  zu  beobachten, 
das  Ergebnis  konnte  aber  nur  als  unbestimmt  bezeichnet  werden. 
5.  Trichophyton  tonsurans. 

Die  Prüfungskultur  des  Herpeserregers  zeigte  gute  Oxydationswirkungen.  Das 
Bild  des  hängenden  NaCl-Tropfens  ließ  wenige  tädige,  teils  gegliederte  Mycelien  und 
sehr  zahlreiche  ovale  oder  runde,  glänzende  Sporen  und  Sporenketten  erkennen,  die  im 
Innern  blaue  Körnchen  besaßen.     Der  Safraninausstrich  enthielt  gleiche  Formen. 

6.  Achorion  Schönleinii. 

Das  Material  vom  Favus  ließ  deutliche  Oxydationswirkungeo  erkennen.  Im 
hängenden  NaCl-Tropfen  waren  gebogene,  verzweigte  und  unverzweigte  Fäden  zu  be- 
obachten, die  zahlreiche  blaue  Körnchen  im  Innern  aufwiesen.  Der  nach  Gram  ge- 
färbte Ausstrich  hatte  gleiche  Formen,  zeigte  aber  bei  gleichmäßiger  Färbung  des  Aus- 
strichmaterials die  vorher  beobachteten  blauen  Körnchen  nicht  mehr. 

Sodann  folgte  die  Prüfung  der  Saccharomyceten,  die  ebenfalls  auf  Agar  gezüchtet 
waren. 

1.  Saccharomyces  cerevisiae. 

Vom  aufgetragenen  Material  wurden  deutlich  Oxydationswirkungen  hervorgerufen. 
Im  hängenden  NaCl-Tropfen  zeigten  sich  ovale,  runde,  kernlose  Zellen,  die  im  Innern 
ein  bis  viele  blaue  Körnchen  von  verschiedenster  Größe  aufwiesen.  Manchmal  war  fast 
die  ganze  Zelle  durch  ein  großes  blaues  Korn  eingenommen.  Im  Safraninausstrich 
waren  unter  gleichmäßiger  Färbung  der  Zellen  die  Kornchen  nicht  mehr  sichtbar. 
2.   Saccharomyces  ellipsoides. 

Oxydationswirkungen  waren  deutlich  erkennbar.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
zeigte  äimliche  Bilder  wie  bei  der  Bierhefe. 

3.   Saccharomyces  albus. 

Das  Prüfungsergebnis  auf  Oxydationswirkungen  war  ebenfalls  positiv.    Der  mikro- 
skopische Befund  glich  dem  der  beiden  vorstehenden  Bier-  und  Weinhefen. 
4.   Saccharomyces   albicans. 

Dieser  pathogene  Soorpilz  wies  gleichfalls  starke  Oxydationswirkungen  auf.    Die 
mikroskopischen  Bilder  waren  denen  der  drei  vorgenannten  Hefen  sehr  ähnlich. 
5.   Saccharomyces   farciminosue. 

Dieser  zu  den  Hefen  gehörige  Erreger  des  Pseudorotzes  beim  Pferd  und  Rind 
zeigte  bei  der  Prüfung  lebhafte  Oxydationswirkungen.  Das  Ergebnis  der  mikroskopi- 
schen Untersuchung  war  dem  der  Bierhefe  ebenfalls  ähnlich. 

6.  Monilia  Candida. 

Durch  die  Prüfung  wurden  deutliche  Oxydationswirkungen  festgestellt.  Im  hängen- 
den Tropfen  zeigten  sich  die  verschiedensten  Formen  runder  bis  länglicher  Zellen,  die 
im  Innern  mit  vielen  blauen  Körnern  angefüllt  waren.  Im  Safraninausstrich  wurde  die 
Körnelung  nicht  mehr  beobachtet. 

Als  Anhang  zu  den  vorstehend  beschriebenen  Untersuchungen  wurde  noch  die 
Prüfung  einiger  Protozoen,  die  mir  zu  Gebote  standen,  auf  Oxydationswirkungen  aus- 
geführt. Die  im  nachstehenden  aufgestellte  Einteilung  dieser  untersuchten  Protozoen 
ist  nach  Hertwig  erfolgt.  Die  Prüfung  ist  bei  allen  Organismen  negativ  ausgefallen; 
blaugefärbte  Körnchen  wurden  bei  keinem  Individuum  festgestellt.  Auch  habe  ich  bei 
den  Protozoen  die  von  Dietrich  und  Liebermeister  abgegebene  Untersuchungs- 
methode, die  zu  prüfenden  Organismen  mit  den  Reaktionsflüssigkeiten  direkt  in  Ver- 
bindung zu  bringen,  benutzt,  aber  mit  einem  gleichen  negativen  Resultat.  Die  Prüfung 
erstreckte  sich  auf  nachstehende  Individuen : 

Protozoa  (Urtiere). 

I.  Klasse:  Rhizopoda.  III.  Klasse:  Sporozoa. 

a)  Amoebinea  a)  Coccidiaria 

1)  Amoeba  proteus  1)  Coccidium  cuniculi 

II.  Klasse:  Flagellata.  2)  C.  oviforme 

a)Autoflagellata  b)Haemosporidia 

1)  Euglena  viridis  1)  Piroplasma  bigeminum 

2)  Trypanosoma  equiperdum  c)  Sarcospor idia 

3)  Spirochaete  gallinarum  1)  Mieschersche  Schläuche 

26* 


404 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5, 


IV.  Klasse:  Ciliata, 

a)  Heterotricha 

1)  Balantidium  coli 

b)  Peritricha 

1)  Diplodinium  magii  Fior 

2)  D.  caudatum 

3)  EntodiDium  dentatum 

4)  Isotricha  prostoma 

5)  Dasytricha  ruminantium 

6)  ßütschlia  parva 

Am  Schlüsse  dieses  Prüfungsabschnittes  möchte  ich  noch  eine  kurze  Beschreibung 
der  bei  den  Oxydationswirkungen  auftretenden  blauen  Körnchen  anfügen.  Diese  wiesen 
verschiedene  Größenverhältnisse  auf,  indem  manche  fast  die  ganze  Breite  eines  Stäbchens 
ausfüllten,  während  andere  wieder  an  Umfang  bedeutend  kleiner  erschienen.  Die  großen 
Körnchen  hatten  meist  eine  rundliche,  kugelige  Gestalt  und  waren  in  den  Stäbchen 
axial  gelegen.  Die  kleineren  Körnchen  dagegen  waren  regellos  über  die  Stäbchen  ver- 
teilt, bald  wandständig,  bald  mittelständig  gelegen.  Die  großen  Körnchen  waren  oft  in 
solcher  Zahl  vorhanden,  daß  sie  in  längeren  Fäden  perlschnurartige  Ketten  bildeten, 
80  daß  man  bei  flüchtiger  Beobachtung  glauben  könnte,  Streptokokken  vor  sich  zu 
haben.  Ferner  konnte  ich  noch  beobachten,  daß  die  Körnchenbildung  besonders  stark 
in  kurzen,  einzelnen  Organismen  hervortrat,  während  im  gleichen  Präparate  längere 
Fäden  verhältnismäßig  wenige  Körnchen  aufzuweisen  hatten.  Endlich  habe  ich  auch 
beobachtet,  daß  in  älteren  Kulturen  die  Körner  größer  werden. 

Die  Tabelle  p.  405  u.  406  enthält  die  Ergebniszusammenstellung  aller  im  vorstehenden 
geprüften  Mikroorganismen.  Sie  ist  von  mir  am  Ende  dieses  Untersuchungsabschnittes 
aufgestellt  worden,  um  eine  gute  und  genaue  Uebersicht  über  die  festgelegten  Resultate 
zu  ermöglichen. 

Bei  Durchsicht  der  Tabelle  1  fällt  auf,  daß  die  Kokken,  anaeroben  Bakterien  und 
Protozoen  ausnahmslos  negativ  reagieren.  Bei  den  aeroben  Bakterien  dagegen  bemerkt 
man  große  und  kleine  Unterschiede,  selbst  zwischen  sehr  nahestehenden.  Es  besteht 
hier  keine  Gemeinsamkeit  oder  Gesetzmäßigkeit,  wie  die  Betrachtung  von  B  a  c  t.  typhi 
und  Bact.  paratyphi  sowie  Spir.  rubrum  und  Spir.  undula  lehrt.  Auch  beim 
Vergleich  der  übrigen  biologischen  Eigenschaften  läßt  sich  keine  besondere  Gruppierung 
herstellen,  so  daß  man  vielleicht  sagen  könnte,  die  Eigenschaft  der  Oxydation  besäßen 
nur  bewegliche  oder  gasbildende  Bakterien.  Die  Verhältnisse  der  Anaerobier  verdienen 
noch  dadurch  besonders  erwähnt  zu  werden,  daß  nicht  nur  die  normal  anaerob  wachsen- 
den Bakterien  negativ  reagieren,  sondern  daß  auch  andere,  künstlich  anaerob  gezüchtete 
Formen,  die  bei  aerobem  Wachstum  kräftig  oxydieren,  bei  dieser  aufgezwungenen  Form 
des  Wachstums  die  Oxydationsfähigkeit  vollständig  einbüßen.  Zwischen  dem  Bact. 
typhi  und  Bact.  paratyphi  sowie  zwischen  dem  Vibrio  cholerae  und  Vibrio 
Proteus  könnte  das  abweichende  Reaktionsergebnis  vielleicht  differentialdiagnostisch 
verwendet  werden,  doch  müßten  zuvor  noch  Untersuchungen  darüber  angestellt  werden, 
ob  bei  allen  Stämmen  das  gleiche  Verhalten  in  die  Erscheinung  tritt. 

Im  folgenden  Abschnitte  sind  Untersuchungen  angestellt  worden,  ob  durch  die 
Blaufärbung  der  Kultur  resp.  infolge  des  Auftretens  der  blauen  Körnchen  in  den 
Mikroben  Beeinflussungen  irgendwelcher  Art  stattgefunden  haben. 

Zu  diesem  Zweck  habe  ich  an  erster  Stelle  Versuche  darüber  angestellt,  ob  blau- 
gefärbte Mikroorganismen  bei  Uebertragung  auf  frische  Nährböden  die  Fähigkeit  zu 
weiterem  Wachstum  noch  besaßen,  oder  ob  sie  dieselbe  eingebüßt  hatten.  Hierbei  stellte 
ich  fest,  daß  diese  Fähigkeit  bei  keinem  der  geprüften  Stämme  verloren  gegangen  war, 
wie  aus  der  nachstehenden  Tabelle  ersichtlich  ist.    Untersucht  wurden : 


Stamm 

Prüfung  auf  Oxydations- 

Prüfung auf  frischem  Nähr- 

wirkungen zeigte: 

boden  zeigte  nach  2  Tagen: 

Bact.  pyocyaneum 

intensive 

Blaufärbung 

deutUches  Wachstum 

B.  fluof.  liquef. 

,, 

1)                                         M 

B.  syncyaneum 

,, 

Bacillus  anthracis 

,, 

B.  subtilis 

,, 

B.  megatherium 

i> 

Vibrio  cholerae 

Spirill.  undula 

,, 

Corj-neb.  mallei 

,, 

Oidium  lactis 

„ 

Sacchar.  cerevisiae 

„ 

S.  albus 

„ 

» 

Kram  er,  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  405 


Tabelle  1. 
Ergebn  iszusam  men  Stellung. 


Stamm 

Nähr- 
boden 

Kultur- 
alter 

Ergebnis  über 
Oxydationswirkungen 

Aussehen  im 

hängenden 

Tropfen 

Stärke 

Strept.  pyogenes 

Agar 

24  Std. 



negativ 

ungefärbt 

Str.  equi 

S-Agar 

dgl. 

— 

,, 

» 

Str.  agalactiae 

T-Agar 

„ 

— 

,, 

>) 

Str.  lanceolatus 

Agar 

!! 

— 

V 

)) 

Str.  acidi  lactici 

)> 

— 

)i 

Sarc.  tetragena 

Agar 

24  Std. 

— 

negativ 

ungefärbt 

S.  lutea 

., 

dgl. 

— 

j) 

,, 

S.  flava 

,, 

)i 

— 

)) 

1) 

S.  aurantiaca 

>> 

)) 

— 

)) 

I! 

S.  rosea 

„ 

— 

„ 

») 

Micr.  ascoformans 

Agar 

24  Std. 

— 

negativ 

ungefärbt 

M.  pyog.  a  aureus 

;> 

dgl. 

— 

)? 

)) 

M.  mast.  gangr.  ovis 

» 

jj 

— 

j> 

i> 

M.  pyog.  ß  citreus 

)) 

— 

1) 

)) 

M.  pyog.  Y  albus 

') 

— 

') 

)j 

M.  roseus 

„ 

„ 

— 

)) 

'! 

Bact.  influenzae 

B-Agar 

24  Std. 

— 

negativ 

ungefärbt 

gäörnt 

unoestimmt 

B.  suicidum 

G-Agar 

dgl. 

+  +  + 

positiv 
unbestimmt 

B.  multocidum 

j) 

)j 

— 

B.  a  V  i  c  i  d  u  m 

)) 

)) 

+  + 

positiv 

gekörnt 

B.  p  s  e  u  d  0 1  u  b.  r  o  d. 

Agar 

jj 

+ 

)) 

j, 

B.  pneumoniae 

)i 

!> 

— 

negativ 

ungefärbt 

B.  typhi 

)) 

>; 

+ 

positiv 

gekörnt 

B.  dysenteriae  I 

)) 

„ 

— 

negativ 

ungefärbt 

B.  dysenteriae  II 

)j 

'j 

— 

>) 

j, 

B.  enteri  tidis 

J9 

— 

7J 

j, 

B.  cholerae  suum 

>) 

>) 

+ 

positiv 

gekörnt 

B.  typhi  murium 

„ 

>) 

+ 

)> 

„ 

B.  Paratyphi  A 

>i 

•) 

— 

negativ 

ungefärbt 

B.  Paratyphi  B 

,, 

)) 

— 

v 

)) 

B.  coli 

j) 

)) 

+  + 

positiv 

gekörnt 

B.  vitulinum 

,, 

„ 

— 

negativ 

ungefärbt 

B.  aceti  Hansen 

T-Agar 

)7 

+  + 

positiv 

gekörnt 

B.  prodigiosus 

Agar 

>) 

+  +  + 

„ 

,, 

B.  violaceum 

,, 

„ 

— 

negativ 

ungefärbt 

B.  pyocyaneum 

„ 

t) 

+  4-  + 

positiv 

gekörnt 

B.  fluor.  liquef. 

)) 

>■> 

+  +  + 

)) 

)> 

B.  fluor.  non  liquef. 

)> 

)' 

+  +  + 

j> 

)) 

B.  syncyaneum 

)> 

)) 

+  +  + 

j) 

,, 

ß.  vulgare 

)) 

„ 

— 

negativ 

ungefärbt 

B.  murisepticum 

,, 

,, 

+ 

positiv 

gekörnt 

B.  erysipelatos  suum 

,. 

,, 

+ 

„ 

)) 

Bacill.  anthracis 

Agar 

24  Std. 

+  +  + 

positiv 

gekörnt 

B.  mycoides 

)> 

dgl. 

+  +  + 

u 

)) 

B.  subtilis 

') 

)> 

+  +  + 

J) 

>> 

B.  megatherium 

,, 

•) 

+  +  + 

)} 

B.  vulgatus 

,, 

)) 

+  +  + 

)) 

B.  mesentericus 

,, 

,, 

+  + 

,J 

j, 

B.  tetani 

T-Agar 

8  Tage 

negativ 

ungefärbt 

B.  botulinus 

,, 

dgl. 

— 

,, 

j) 

B.  oedem.  maligni 

j. 

— 

^j 

B.  Chauvoei 



B.  der  Bradsot 

„ 

,, 

— 

„ 

„ 

Vibrio  cholerae 

Agar 

24  Std. 

+  +  + 

positiv 

gekörnt 

V.  Metschnikovii 

,, 

dgl. 

+  +  + 

,, 

j, 

V.  Proteus 

j) 

» 

— 

negativ 

ungefärbt 

406 


Centralbl.  f.  Bakt,  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Stamm 


Nähr- 
boden 


Kultur- 
alter 


Ergebnis  über 
Oxydationswirkungen 


Stärke 


Aussehen  im 

hängenden 

Tropfen 


Spiril.  rubrum 
Sp.  undula 


Agar 


6  Tage 
24  Std. 


+  + 


negativ 
positiv 


ungefärbt 
gekörnt 


Bact.  pneumoniae 
B.  vulgare 
Bacill.  anthracis 

Spirill.  rubrum 


Agar 


48  Std. 
dgl. 


°T'1anaerob'{  S^" 


{suSls;.^^-b 


.}aei 


färbt 


1   unbe- 
\  stimmt 


Coryn.  malle i 
C.  diphtheriae 
C.  der  Pyelonephr. 
C.  pseudotub.  ovis 
C.  necrophorum 


G-Agar 

S-Agar 

Agar 

S-Agar 


48  Std. 
dgl. 


6  Tage 


+  +  + 
+  + 

+  + 


positiv 

)l 

unbestimmt 
positiv 
negativ 


gekörnt 

11 

unbestimmt 

gekörnt 

ungefärbt 


Mycobac.  tub.  hom. 
M.  tub.  bov. 
M.  tub.  ffallin. 


G-Aarar 


10  Tage  I   +  + 
dgl.      I   +- 

+  + 


positiv 


gekörnt 


Actinomyces  bovis 
Actinobacillus  Lig. 
Mucor  mucedo 
Empusa  Muscae 


Agar 


10  Tage 
24  Std. 


+  + 
+  + 


positiv 


gekörnt 


Agar 


24  Std. 
24  Std. 


unbestimmt 


unbestimmt 


Oidium  lactis 
Aspergillus  flavus 
A.  fumigatus 
Penicill.  glaucum 
Trichophyton  tonsur. 
Achorion  Schönl. 


Agar 


24  Std. 
dgl. 


+  +   f  positiv 

—     I     unbestimmt 


-f-|-  positiv 

+  +  I 


gekörnt 
unbestimmt 


gekörnt 


Sacchar.  cerevisiae 

S.  ellipsoides 

S.  albus 

S.  albicans 

S.  f  arcim  inosus 

Monilia  Candida 


Agar 


8  Std. 
dgl. 


+  +  + 
+  +  + 
+  +  + 

+  +  + 
+  + 


positiv 


gekörnt 


negativ 


ungefärbt 


Amoeba  Proteus 

Euglena  viridis 

Try panosoma  equiperdum 

Spirochaete  gallinarum 

Coccidium  cuniculi 

C.oviforme 

Piroplasma  bigeminum 

Mi  escher  scher  Schläuche 

ßalantidium  coli 

Diplodinium  magii  Fior 

D,  caudatum      

Entodiniumdentatum 

Isotricha  prostoma 

Dasytricha  ruminantium , 

Bütschlia  parva ,  „  „ 

Anmerkung:  B-,  G-,  S-,  T-Agar  =  Blut-,  Glyzerin-,  Serum-,  Traubenzucker- Agar. 
Reaktionsstärke:  +  +  +  intensiv,  ++  gut,  -f  schwach. 

Eine  Beeinflussung  der  Weiterzüchtbarkeit  der  Organismen  auf  frischen  Nährböden 
findet  demnach  durch  das  Auftreten  der  blauen  Körnchen  in  denselben  nicht  statt. 

Eine  weitere  Prüfung  wurde  angestellt,  ob  die  Beweglichkeit  der  Organismen  durch 
die  Blaufärbung  beeinträchtigt  wurde.  Diese  Untersuchung  wurde  in  folgender  Weise  vor- 
genoranien.  Nach  Aufschwemmung  einer  kleinen  Menge  der  blau  gefärbten  Kulturmasse 
in  physiologischer  Kochsalzlösung  wurde  hiervon  ein  ergiebiger  hängender  Tropfen  ange- 
fertigt und  während  mehrerer  Tage  die  Beweglichkeit  der  mit  blauen  Körnern  angefüllten 
Mikroben  beobachtet.    Die  Resultate  sind  in  der  nachstehenden  Tabelle  festgelegt  worden. 


Kram  er,  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc. 


407 


Beobachtung  der  Beweglichkeit  an  5  Tagen 

Stamm 

1.  Tag           2.  Tag 

3.  Tag 

4.  Tag 

5.  Tag 

Bact.  pyocyaneum 
B.  fluor.  liquef. 
B.  syncyaneum 
Bacillus  subtilis 
Vibrio  cholerae 
Spirill.  undula 

lebhaft 

lebhaft 

lebhaft 

lebhaft 

langsam 
lebhaft 

lebhaft 
langsam 

Hieraus  läßt  sich  mit  Sicherheit  folgern,  daß  auch  die  weitere  Beweglichkeit  durch 
die  Blaufärbung  resp.  Körnchenbildung  nicht  geschädigt  wird.  Wir  haben  demnach  die 
Möglichkeit,  mit  der  Schultz  eschen  Methode  eine  vorzügliche  Vitalfärbung  hervor- 
zurufen. 

Endlich  wurden  noch  Impfversuche  über  eine  eventuelle  Beeinflussung  der  Virulenz 
blau  gefärbter  Organismen  angestellt.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  möglichst  virulente 
und  die  Blaufärbung  sehr  intensiv  gebende  Mikroben  ausgewählt,  und  zwar:  Bacillus 
anthracis,  Vibrio  cholerae  und  Corynebacterium  malle i. 

Der  Milzbrand  versuch  fand  in  folgender  Weise  statt:  Von  einer  24-stündigen, 
üppigen  Agarstrichkultur  wurde  eine  genügende  Menge  auf  den  zum  Hervorrufen  von 
Oxydationswirkungen  geeigneten,  anfangs  beschriebenen  Nährboden  aufgetragen,  wobei 
sich  die  Kulturmasse  in  ganz  kurzer  Zeit  intensiv  blau  färbte.  Von  dieser  gefärbten 
Menge  wurde  sodann  ^/j  Üese  an  eine  weiße  Maus  oberhalb  der  Schwanzwurzel  auf  dem 
Rücken  subkutan  verimpft.  Gleichzeitig  wurde  eine  Kon  trollmaus  mit  V.^  Oese  Kultur- 
menge von  dem  24-stündigen.  ungefärbten  Agarprüfungsausstrich  geimpft.  Die  mit  dem 
fefärbten  Material  geimpfte  Maus  verendete  nach  26  Stunden,  die  Kontrollmaus  nach 
0  Stunden.    Bei  beiden  Tieren  wurde  als  Todesursache  Milzbrand  festgestellt. 

Ein  ähnlicher  Versuch  wurde  mit  Rotzmaterial  vorgenommen.  Nach  durch  Auf- 
tragung auf  den  Oxydationsnährboden  hervorgerufener  Blaufärbung  wurden  einem  Meer- 
schweinchen von  diesen  blauen  Massen  2  Oesen  an  der  Bauchwand  subkutan  auf  den 
Bauchmuskel  aufgetragen.  In  gleicher  Weise  wurden  einem  anderen  Meerschweinchen 
zur  Kontrolle  2  Oesen  ungefärbten  Materials  von  der  Prüfungskultur  an  derselben  Stelle 
subkutan  verimpft.  Durch  die  am  9.  Tage  nach  der  Impfung  vorgenommene  Tötung 
beider  Meerschweinchen  wurde  festgestellt,  daß  bei  beiden  gleichmäßig  sich  an  der 
Impfstelle  ein  Geschwür  gebildet  hatte,  daß  ferner  in  der  Umgebung  der  Impfstelle  die 
subkutanen  Lymphdrüsen  knotig  geschwollen  waren,  und  daß  in  verschiedenen  derselben 
sich  kleine  käsige  Abszesse  gebildet  hatten.  Die  mikroskopische  Untersuchung  bestätigte 
den  makroskopischen  Befund,  daß  es  sich  um  eine  Infektion  mit  virulentem  Rotz 
handelte. 

Ein  dritter  Versuch  wurde  endlich  noch  mit  Choleramaterial  gemacht.  Die  Ver- 
suchsanordnung erfolgte  in  der  von  Lehmann  vorgeschlagenen  Form.  Nach  vorauf- 
gegangener Verabreichung  von  5  ccm  5-proz.  Sodalösung  per  os  an  ein  Meerschweinchen 
■wurden  nach  einiger  Zeit  demselben  10  ccm  einer  Aufschwemmung  von  5  Oesen  auf  dem 
Oxydationsnährboden  blau  gefärbter  Cholerakulturmasse  in  Bouillon  ebenfalls  per  os 
beigebracht.  Das  Tier  erhielt  gleichfalls  pro  200  g  Körpergewicht  1  ccm  Tinctura  opü 
ZMT  Aufhebung  der  Darmbewegungen  intraperitoneal  injiziert.  In  derselben  Weise  wurde 
mit  ungefärbtem  Choleramaterial  ein  Kontrollmeerschweinchen  behandelt.  Das  erste 
Meerschweinchen  verendete  nach  35  Stunden  und  das  KontroUnieersch weinchen  nach 
38  Stunden.  Im  Darminhalt  wurden  mikroskopisch  massenhaft  Choleravibrionen  fest- 
gestellt. 

Durch  diese  Impfungsversuche  wurde  der  Beweis  erbracht,  daß  auch  die  Virulenz 
durch  das  Auftreten  der  blauen  Körnchen  in  den  Mikroben  nicht  verändert  wird. 

Ferner  sind  Untersuchungen  angestellt  worden,  um  festzustellen,  ob  etwa  durch 
eine  geeignete  Vorbehandlung  der  Mikroorganismen  eine  Schädigung  des  reagierenden 
Stoffes  herbeigeführt  werden  kann,  so  daß  bei  den  vorbehandelten  Mikroben  bei  der 
Prüfuug  auf  dem  Oxydationsnährboden  die  Blaufärbung  des  aufgetragenen  Materials 
resp.  das  Auftreten  der  blauen  Körnchen  hinsichtlich  der  Zeit  langsamer  erfolgt  oder 
gar  gänzlich  unterbleibt.  Zu  den  in  dieser  Absicht  vorzunehmenden  Versuchen  wählte 
ich  Mikroben  aus  der  Gruppe  der  Bakteriaceen,  die  bei  der  ursprünglichen  Prüfung  auf 
Oxydationswirkungen  die  Reaktion  augenblicklich  und  sehr  intensiv  hatten  erkennen 
lassen,  nämlich: 

Bacterium  pyocyaneum,  B.  fluorescens  liquef aciens,  B.  syncya- 
neum, Bacillus  subtilis,  B.  megatherium,  B.  vulgatus. 

Die  einzelnen  Versuche  der  ersten  Vorbehandlungsart  wurden  in  folgender  Weise 
vorbereitet:  Von  einer  älteren  Kultur  wurden  frische  Agarausstriche  in  Pe  tri -Schalen 


408 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


angefertigt  und  24  Stunden  bei  37"  C  im  Brutschrank  gezüchtet.  Sodann  wurden  die 
Kulturen  bei  Zimmertemperatur  weiter  behandelt,  indem  die  P  e  t  r  i  -  Schalen  umgedreht 
wurden,  so  daß  die  Kultur  nach  oben  zu  liegen  kam  mit  der  Ausstrichseite  nach  unten. 
In  den  nunmehr  unten  liegenden  Deckel  der  Pe tri- Schale  wurden  darauf  2  ccm  der 
Flüssigkeit  gebracht,  durch  die  eine  eventuelle  Schädigung  des  reagierenden  Stoffes 
hervorgerufen  werden  sollte.  Dann  wurde  der  die  Kultur  tragende  Boden  der  Petri- 
schale wieder  in  den  Deckel  hineingestülpt,  so  daß  die  von  der  üntersuchungsflüssigkeit 
sich  bildenden  Dämpfe  gegen  die  Kulturausstrichfläche  emporstiegen.  In  dieser  Lage 
wurden  die  Schalen  weitere  24  Stunden  bei  Zimmertemperatur  gehalten  und  die  Kulturen, 
die  von  den  Flüssigkeiten  nicht  benetzt  worden  waren,  dann  nach  Ablauf  dieser  Zeit 
auf  dem  Oxydationsagar  zur  Feststellung  einer  eventuellen  Beeinflussung  des  Eintretens 
der  Blaufärbung  geprüft.  Von  dem  geprüften  Material  wurde  weiter  eine  Aufschwemmung 
in  physiologischer  Kochsalzlösung  hergestellt  und  hiervon  ein  hängender  Tropfen  zur 
mikroskopischen  Untersuchung  auf  blaue  Kömchen  in  den  Mikroben  und  auf  Beweglich- 
keit der  Organismen  angefertigt.  Zur  Untersuchung  einer  eventuellen  Schädigung  des 
reagierenden  Stoffes  wurde  außer  der  Einwirkung  von  Chemikalien  auch  noch  versucht, 
durch  Einwirkung  höherer  Hitzegrade  eine  Beeinflussung  zu  erzielen,  und  zwar  in 
folgender  Weise:  Eine  24-stündige  Agarstrichkultur  wurde  weitere  24  Stunden  in  einem 
Paraffinschrank  einer  Temperatureinwirkung  von  ca.  60°  C  ausgesetzt,  und  danach  auf 
Oxydationswirkungen  geprüft.  Die  einzelnen  Versuche  wurden  in  folgender  Reihenfolge 
vorgenommen,  wobei  in  den  Tabellen  bedeutet: 

I^Bacterium  pyocyaneum;  II  =  B.  fluorescens  liquef aciens;  111  = 
B.  syncyaneum;  IV  =  Bacillus  subtilis;  V  =  B.  megatherium;  VI  =  B.vul- 
gatus. 

1)  Die  24-stündige  Einwirkung  von  Chloroform  führte  zu  einer  Schädigung  des 
reagierenden  Stoffes,  indem  das  Auftreten  der  Oxydationswirkung  erst  längere  Zeit  nach 
der  Auftragung  auf  den  Oxydationsnährboden  festgestellt  werden  konnte.  Auch  bei  der 
mikroskopischen  Besichtigung  im  hängenden  Tropfen  zeigte  sich,  daß  die  vorher  lebhafte 
Bewegung  der  Mikroben  erheblich  verlangsamt  war.  Bei  den  einzelnen  Organismen  war 
das  Ergebnis,  wie  folgt: 

1.  Vorbehandlung  mit  Chloroform. 


Stamm 

Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 

Reaktionseintrilt 
mit  Chloroform- 

Bild im 
hängenden 

BewegUchkeit  der 
Mikroben 

lung  nach 

behandlung  nach 

Tropfen 

I 

2  Minuten 

25  Minuten 

gekörnt 

langsam 

II 

3 

30        „ 

jj 

III 

2        „ 

30 

j, 

IV 

1  Minute 

25 

mäßig  lebhaft 
sehr  langsam 

V 

5  Minuten 

40 

VI 

4        „ 

40 

,. 

2)  Nach  einer  24-stündigen   Einwirkung  von  Chloralhydrat  wurden  ähnliche  Be- 
obachtungen gemacht.    Das  Ergebnis  war  folgendes : 

2.  Vorbehandlung  mit  Chloralhydrat. 


Stamm 


Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 
lung nach 


Reaktionseintritt 
bei  Chloralhydrat - 
Vorbehandlung  nach 


Bild  im 

hängenden 

Tropfen 


Beweglichkeit  der 
Mikroben 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 


2  Minuten 

3  „ 
2        „ 

1  Minute 
5  Minuten 
4 


23  Minuten 
28        „ 
29 
22 

36 

35 


gekörnt 


langsam 


wenig  lebhaft 
sehr  langsam 


3)  Nach  einer  24-6tündigen  Einwirkung  von  Alkohol  war  die  Verzögerung  des 
Oxydationseintrittes  etwas  geringer  als  beim  Chloroform.  Folgendes  Resultat  wurde 
festgestellt: 


Krämer,  Oxydations-  und  Reduktionawirkungen  der  Bakterien  etc.  409 

3.  Vorbehandlung  mit  Alkohol  (96-proz.). 


Stamm 

Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 
lung nach 

i    Reaktionseintritt 

bei   Alkohol- 
j  Vorbehandlung  nach 

Bild  im 

hängenden 

Tropfen 

Beweglichkeit  der 
Mikroben 

I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

2  Minuten 

3  „ 
2 

1  Minute 
5  Minuten 

4  . 

21  Minuten 

23        „ 
25 
16 
,        34        „ 
32 

gekörnt 

wenig  lebhaft 

)■>          j> 

"lebhaft 
langsam 

4)  Nach  24-stündiger  Einwirkung  von  Aether  trat  die  Reaktion  ähnUch  wie  beim 
Alkohol  ein.     Das  Ergebnis  war: 

4.  Vorbehandlung  mit  Aether. 


I    Reaktionseintritt       Reaktionseintritt 
Stamm       ohne  Vorbehand-  bei  Aether-        j 

lung  nach  Vorbehandlung  nach 


Büd  im 

hängenden 

Tropfen 


Beweglichkeit  der 
Mikroben 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 


2  Minuten 

3 

2 

1  Minute 

5  Minuten 

4 


22  Minuten 

21 

20 

15 

30 

33 


gekörnt 


wenig  lebhaft 


langsam 


5)  Nach  einer  24-8tündigen  Einwirkung  von  Toluol  war  die  Verzögerung  weniger 
groß.    Als  Ergebnis  erhielt  ich: 

5.  Vorbehandlung  mit  Toluol. 


Stamm 


Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 
lung nach 


Reaktionseintritt 

bei  Toluol- 

vorbehandlung  nach 


Büd  im 

hängenden 

Tropfen 


Beweglichkeit  der 
Mikroben 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 


2  Minuten 

3 

2        „ 

1  Minute 

5  Minuten 

4        „ 


13  Minuten 

15        „ 

15 

12        „ 

23        „ 

20        „ 


gekörnt 


mäßig  lebhaft 


etwas  lebhafter 
wenig  lebhaft 


6)  Nach  24-stündiger  Einwirkung  von  Benzin  trat  die  Reaktion  ähnlich  wie  beim 
Toluol  ein.     Das  Resultat  war: 

6.  Vorbehandlung  mit  Benzin. 


Stanmi 

Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 

Reaktionseintritt 
bei  Benzin - 

Bild  im 
hängenden 

Beweglichkeit  der 
Mikroben 

lung  nach 

Vorbehandlung  nach 

Tropfen 

I 

2  Minuten 

12  Minuten 

gekörnt 

mäßig  lebhaft 

II 

3 

16 

>'            » 

ni 

2        „ 

11 

etwas  lebhafter 

IV 

1  Minute 

10 

V 

5  Minuten 

21 

wenig  lebhaft 

VI 

4        „ 

18        „ 

)j          )) 

7)  Nach  einer  24-8tündigen  Einwirkung  von  Ammoniak  war  die  Verzögerung  nur 
gering.     Das  Ergebnis  war  folgendes: 


410 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 
7.  Vorbehandlung  mit  Ammoniak. 


Stamm 


ßeaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 
lung nach 


j  Reaktionseintritt 
'  bei  Ammoniak- 
Torbehandlung  nach 


Bild  im 

hängenden 

Tropfen 


Beweglichkeit  der 
Mikroben 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 


2  Minuten 

3  „ 
2        „ 

1  Minute 
5  Mmuten 
4 


6  Minuten 

7  „ 
7 

5  „ 
11  „ 
10 


gekörnt 


etwas  lebhafter 

)>  »> 

lebhaft 

sehr  lebhaft 

wenig  lebhaft 


8)  Nach  24-stündiger  Einwirkung  von  Formalin  trat  eine  Verzögerung  fast  gar 
nicht  auf,  wie  das  Ergebnis  zeigt: 


8.  Vor 

behandlung  mit  Formalin. 

Stamm 

Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 
lung nach 

Reaktionseintritt 

bei  Formalin- 

vorbehandlung  nach 

Bild  im 

hängenden 

Tropfen 

Beweglichkeit  der 
Mikroben 

I 

II 

UI 

IV 

V 

VI 

2  Minuten 

3  „ 
2 

1  Minute 
5  Minuten 
4 

3  Minuten 

4 

4 

2 

7 
5 

gekörnt 

unbeweglich 

D 

n 

n 

V 
V 

9)  Nach  24-stündiger  Einwirkung  von  konzentrierter  Salzsäure  traten  keine  Oxy- 
dationswirkungen mehr  ein.  Das  mikroskopische  Bild  des  hängenden  Tropfens  zeigte 
die  Mikroben  in  ihren  Körperformen  zwar  erhalten,  sie  waren  aber  völlig  bewegungslos 
und  ohne  Kömchen  im  Innern.    Das  Ergebnis  war: 

9.  Vorbehandlung  mit  konzentrierter  Salzsäure. 


Reaktionseintritt 

Reaktion  sein  tritt 

BiJd  im 

Beweglichkeit  der 
Mikroben 

Stamm 

ohne  Vorbehand- 

bei Salzsäure- 

hängenden 

lung  nach 

vorbehandlung  nach 

Tropfen 

I 

2  Minuten 

fehlt 

ungefärbt 

unbeweglich 

II 

3 

III 

2 

IV 

1  Minute 

V 

5  Minuten 

VI 

4 

V 

it 

V 

10)  Nach  einer  24-stündigen  Einwirkung  einer  Temperatur  von  ca.  60°  C  wurden 
die  Oxydationswirkungen  ebenfalls  vermißt.  Das  mikroskopische  Bild  war  dem  nach 
der  Salzsäureeinwirkung  gleich.  Als  Resultat  wurde  festgestellt,  daß  die  Mikrobenleiber 
erhalten,  aber  vollständig  bewegungslos  und  ohne  blaue  Körnchen  waren.  Das  ge- 
fundene Ergebnis  war: 

10.  Vorbehandlung  durch  Hitze  von  60"  C. 


Stamm 


Reaktionseintritt 
ohne  Vorbehand- 
lung nach 


Reaktionseintritt  Bild  im 

!  bei  60"  C  Hitze-         hängenden 
I  Vorbehandlung  nach         Tropfen 


Beweglichkeit  der 
Mikroben 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 


Minuten 


Minute 
Minuten 


fehlt 


ungefärbt 


im  beweglich 


Krämer,  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc. 


411 


Aus  den  vorstehenden  Prüfungsergebnissen  folgt,  daß  durch  verschiedene  Chemi- 
kalien und  durch  höhere  Hitzegrade  eine  Schädigung  des  reagierenden  Stoffes  zweifellos 
hervorgerufen  wird. 

Eine  zweite  Vorbehandlungsart  der  Organismen  zur  eventuellen  Schädigung  des 
reagierenden  Stoffes  wurde  in  der  Weise  versucht,  daß  die  zu  prüfenden  Mikroben 
24  Stunden  auf  verschiedenen  Nährböden  gezüchtet  und  dann  zur  Feststellung  des 
Eintritts  der  Oxydationswirkungen  auf  den  Prüfungsnährboden  aufgetragen  wurden. 
Als  Nährböden  dienten  Kartoffel,  Bouillon,  Gelatine,  Agar,  Glyzerin-,  Serum-,  Trauben- 
zuckcragar.  Es  wurden  zu  dieser  Prüfung  die  gleichen  Mikroben,  wie  bei  der  Vor- 
behandlung mit  Chemikalien  benutzt.  Die  folgende  Tabelle  enthält  die  Zeitangaben  des 
Eintritts  der  Blaufärbung  in  Minuten. 


Eintritt  der  Oxydationswirkungen  nach  Züchtung  auf 

Stamm 

Kartoffel 

Bouillon 

Gelatine 

Agar 

Glyzerin 

Serumagar 

Trauben- 
zuckeragar 

1 

II 

III 

IV 

V 

VI 

2  Minuten 

4         „ 

2 

1  Minute 

6  Minuten 

4 

4  Minuten 

5  „ 
ö 

2         „ 

7 
7 

2  Minuten 

3 

3 

2 

5 

6 

2  Minuten 

3 

2         „ 

1  Minute 

5  Minuten 

4 

3  Minuten 

4 

2 

2 

5 

5 

2  Minuten 

5 

4 

1  Minute 

6  Minuten 

7 

3  Minuten 

5 
4 
2 
5 
6         „ 

Aus  diesen  Resultaten  ist  zu  folgern,  daß  ein  Züchten  der  Mikroben  auf  ver- 
schiedenen Nährböden  eine  Schädigung  des  reagierenden  Stoffes  nicht  herbeiführt,  da 
der  Eintritt  der  Reaktionswirkungen,  abgesehen  von  wenigen  Minuten  Unterschied, 
sehr  bald  nach  dem  Aufbringen  der  Kulturmengen  auf  den  Prüfungsnährboden  erfolgt. 

In  dem  nun  folgenden  letzten  Abschnitt  über  Oxydationswirkungen  sind  Unter- 
suchungen an  Mikroben,  die  infolge  einer  Vorbehandlung  nach  Schädigung  des  reagie- 
renden Stoffes  die  Blaufärbung  resp.  das  Auftreten  der  blauen  Körnchen  nicht  mehr 
erkennen  ließen,  angestellt  worden,  um  einmal  über  die  weitere  Wachstumsfähigkeit  der 
Organismen  auf  frischen  Nährböden,  sodann  über  die  pathogenen  Eigenschaften  der- 
selben durch  Verimpfung  an  Versuchstiere  Aufschluß  zu  erhalten.  Zu  diesen  Unter- 
suchungen wurden  Bacillus  anthracis  und  Corynebacterium  mallei  heran- 
fezogen.  Die  Vorbehandlung  wurde  nach  24-stündigem  Wachstum  durch  eine  weitere 
4-stündige  Einwirkung  von  konzentrierter  Salzsäure  in  der  bei  der  Schilderung  der 
Einwirkungsversuche  von  Chemikalien  angegebenen  Weise  ausgeführt.  Bei  einer  Prüfung 
auf  Oxydationswirkungen  konnten  diese  nicht  mehr  festgestellt  werden.  Bei  der  Unter- 
suchung im  hängenden  Tropfen  waren  die  Leiber  der  Mikroben  noch  gut  erhalten. 

Zur  Feststellung  einer  eventuellen  Weiterzüchtbarkeit  wurden  nun  von  dem  vor- 
behandelten und  die  Blaufärbung  nicht  mehr  gebenden  Material  beider  Mikroben  auf 
frischem  Agar  Ausstriche  angefertigt  und  3  Tage  bei  37 "  C  im  Brutschrank  beobachtet. 
Hierbei  wurde  festgestellt: 


Stamm 


Wachstum  der  beiden  Mikroben  nach 


1  Tage 


2  Tagen 


3  Tagen 


4  Tagen 


Bac.  anthracis 
Coryn.  mallei 


nicht  vorhanden!},  nicht  vorhanden  >  nicht  vorhanden}    phiTu^trockn^'n' 

Die  Virulenz  der  die  Blaufärbung  nicht  mehr  gebenden  Mikroben  wurde  in  folgender 
Weise  einer  Prüfung  unterzogen :  Von  einer  mit  Salzsäure  vorbehandelten  Milzbrand- 
kultur erhielt  eine  weiße  Maus  ^/^  Oese  Material  auf  dem  Rücken  oberhalb  der  Schwanz- 
wurzel subkutan  verimpft.  Es  bildete  sich  am  3.  Tage  ein  kleiner  Abszeß;  die  Maus 
zeigte  jedoch  keine  weiteren  Krankheitserscheinungen  und  blieb  am  Leben.  Bevor  die 
Einwirkung  der  Salzsäure  auf  die  24-8tündige  frische  Milzbrandkultur  erfolgte,  wurde 
an  eine  weiße  Kontrollmaus,  um  die  Virulenz  der  Kultur  zu  prüfen,  Vo  Oese  frisches 
Material  in  der  gleichen  vorstehenden  Weise  verimpft.  Diese  Kontrollmaus  verendete 
nach  18  Stunden.  Durch  die  mikroskopische  Untersuchung  wurde  bei  der  Sektion 
Milzbrand  festgestellt. 

In  ähnlicher  Weise  wurden  einem  Meerschweinchen  2  Oesen  Kultur  von  24  Stunden 
mit  Salzsäure  vorbehandeltem  Rotzmaterial  an  der  Bauchwand  subkutan  auf  den  Bauch- 
muskel aufgetragen.  Vor  der  Salzsäureeinwirkung  waren  am  vorhergehenden  Tage  einem 
Kontrollmeerschweinchen   von   dem    frischen   Rotzmaterial   ebenfalls  2  Oesen  Kultur  in 

f leicher  Form   und  an   gleicher  Stelle  verimpft  worden.    Nach   8  Tagen   wurde  nach 
ötung  und  Sektion  beider  Versuchstiere  bei  dem  Kontrollmeerschweinchen  mikroskopisch 


412  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Rotz  festgestellt,  bei  dem  anderen  Tier  dagegen  konnte  weder  makroskopisch  noch 
mikroskopisch  Rotz  diagnostisch  nachgewiesen  werden,  so  daß  hieraus  zu  folgern  ist, 
daß  die  Virulenz  durch  die  Vorbehandlung  mit  Salzsäure  durch  Absterben  der  Mi- 
kroben aufgehoben  worden  ist. 

Durch  diese  letzten  Versuche  wird  der  Beweis  erbracht,  daß  durch  eine  24-stÜDdige 
Vorbehandlung  mit  Salzsäure  die  Reaktionsfähigkeit  des  wirksamen  Stoffes  völlig  auf- 
gehoben wird.  Ferner  folgt  hieraus,  daß  die  betreffenden  Mikroben  durch  die  Vor- 
behandlung abgetötet  werden,  da  sie  erstens  auf  frischen  Nährböden  keine  neuen  Lebens- 
erscheinungen mehr  zeigen  und  zweitens  bei  Impfversuchen  keine  Virulenz  mehr 
besitzen. 

Hinsichtlich  der  Vorbehandlung  mit  Formol  ist  endlich  noch  festzustellen,  daß 
durch  die  24-stündige  Einwirkung  die  Mikroben  zwar  abgestorben  sind,  eine  Schädigung 
des  reagierenden  Stoffes  jedoch  nicht  eingetreten  ist.  Hieraus  folgt,  daß  durch  gewisse 
Chemikalien  sowohl  die  Mikroben  als  auch  der  reagierende  Stoff  schädlich  beeinflußt 
werden,  während  andere  Chemikalien  den  reagierenden  Stoff  unverändert  lassen  und 
nur  die  Mikroben  selbst  schwer  schädigen. 

Im  zweiten  Hauptteile  der  vorliegenden  Bearbeitung  sind  Untersuchungen  über 
Reduktionswirkungen  von  Mikroorganismen  angestellt  worden.  Auch  hier  will  ich  vor 
Darlegung  der  Versuchsergebnisse  die  zu  den  Untersuchungen  nötigen  Lösungen  und 
die  Herstellung  des  Prüfungsnährbodens  nach  der  S  c  h  u  1 1  z  e  sehen  Methode  kurz  an- 
geben.    Als  Lösungen  kommen  in  Frage: 

1)  Paranitrosodimethylanilin  (von  E.  Merck  bezogen)  in  l-proz.  wässeriger  Lösung. 

2)  a-Naphthol  in  l-proz.  alkalischer  Lösung,  wie  diese  bei  der  Beschreibung  der 
zur  Prüfung  auf  Oxydationswirkungen  erforderlichen  Lösungen  aufgeführt  ist. 

Beide  Lösungen  werden  zu  gleichen  Teilen  miteinander  gemischt,  wobei  auch  hier 
die  Paranitrosodimethylanilinlösung  stets  der  a-Naphthollösung  zuzusetzen  ist.  Der 
hierbei  auftretende  Niederschlag  wird  durch  Filtrieren  sorgfältig  entfernt.  Sodarm  wird 
1  Teil  des  klaren,  gelblichen  Filtrats  mit  2  Teilen  flüssig  gemachten  Agars  vermischt 
und  die  Mischung  zum  Erstarren  in  eine  Pe tri -Schale  ausgegossen.  Der  erkaltete 
Nährboden,  der  eine  gelbliche  Farbe  besitzt,  ist  zur  Prüfung  auf  Reduktionswirkungeu 
tauglich.  Auch  dieser  Nährboden  ist  vor  jeder  Prüfung  durch  Auftragung  eines  Re- 
duktionsmittels (Titantrichlorid)  auf  seine  Brauchbarkeit  geprüft  worden.  An  der  Auf- 
tragsstelle entstand  sofort  eine  blaugrüne  Färbung.  Der  Nährboden  ist  vor  jedem  Ver- 
such frisch  zu  bereiten,  da  er  ebenfalls  nach  einiger  Zeit  etwas  nachdunkelt,  wenn  auch 
bei  weitem  nicht  so  stark  wie  der  Oxydationsnährboden.  Werden  nun  üppig  gewachsene 
Kulturen  zwecks  Prüfung  auf  Reduktionswirkungen  auf  den  Nährboden  aufgetragen, 
80  entsteht  sofort  eine  blaugrüne  Verfärbung  der  Kultur. 

Auf  diesem  Nährboden  wurden  nun  sämtliche  im  ersten  Teile  der  Bearbeitung 
auf  Oxydationswirkungen  geprüften  Spaltpilze,  Algenpilze,  Fadenpilze  und  Protozoen 
auf  Reduktionswirkungen  geprüft.  Hierbei  wurde  festgestellt,  daß  im  Gegensatz  zur 
Prüfung  auf  Oxydationswirkungen,  wo  verschiedene  Mikroben  reagierten,  andere  jedoch 
nicht,  hier  alle  Spaltpilze,  Algenpilze  und  Fadenpilze  deutliche  Reduktionswirkungen 
erkennen  ließen;  nur  bei  den  Protozoen  wurden  keine  bemerkt.  Nach  jeder  Prüfung 
wurde  der  betreffende  Organismus   auch  einer  mikroskopischen  Besichtigung  im  hän- 

f enden  Tropfen  nach  Aufschwemmung  in  physiologischer  Kochsalzlösung  unterzogen, 
[ierbei  konnte  ich  folgende  Erscheinungen  wahrnehmen:  Bei  den  Coccaceen  zeigten 
sich  die  einzelnen  Kokken  gleichmäßig  grün  gefärbt,  außerdem  waren  aber  noch  feinste 
dunkle  Körnchen  zu  bemerken,  die  meistens  außerhalb  der  Zellen  lagen  oder  an  ihnen 
klebten.  Bei  den  Bacteriaceen  beobachtete  ich  nur  die  gleichmäßige  Grünfärbung  der 
Zellen,  dagegen  keine  Körner  inner-  oder  außerhalb  derselben.  Bei  den  Spirillaceen, 
Corynebakterien,  Mycobakterien  und  Actinomyceten  waren  die  Resultate  gleich  denen 
der  Bacteriaceen.  Bei  den  Algenpilzen  und  Fadenpilzen  traten  neben  einer  gleich- 
mäßigen Zellgrünfärbung  auch  noch  blaugrüne  Körnchen  verschiedenster  Größe  in  den 
Zellen  auf.  Besonders  schöne  Bilder  ergab  die  Untersuchung  der  Saccharomyceten. 
Hier  waren  die  mikroskopischen  Bilder  denen  bei  der  Oxydationsprüfung  erhalteneu 
fast  gleich  zu  nennen.  Eine  weitere  Tatsache  stellte  ich  im  Gegensatz  zu  den  Unter- 
suchungsergebnissen von  Schnitze  fest:  Die  Verfärbung  war  nämlich  oft  nicht  nur 
auf  die  aufgetragene  Kulturmasse  beschränkt,  sondern  drang  auch  in  der  nächsten 
Umgebung  in  den  Nährboden  ein.  Feststellungen  in  dieser  Hinsicht  konnte  ich  machen 
bei  sämtlichen  Coccaceen  und  Saccharomyceten,  ferner  bei  verschiedenen  Bacteriaceen : 
Bacterium  fluorescens  liquefaciens,  B.  paratyphi  A  und  B,  sowie  bei 
Mycobacterium  tuberculosis  hominis  und  bovis.  Weiter  konnte  ich  be- 
obachten, daß  im  Gegensatz  zum  vorstehenden  Eindringen  der  Farbe  in  den  Nährboden 
eine  teilweise  Aufhellung  desselben  in  nächster  Nähe  der  aufgetragenen  Kulturmasse 
eintrat  bei  Bacterium  syncyaneum  und  B.  pyocyaneum.  Endlich  fand  ich 
noch,  daß  bei  einer  Reihe  von  Mikroben  weder  eine  Grünfärbung  noch  eine  Aufhellung 
des  Nährbodens  eintrat,  sondern  daß  der  Nährboden  seine  ursprüngliche  Farbe  behielt, 


Kr  am  er,  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  413 

und  daß  die  Grünfärbung  streng  auf  die  KulturmasKe  beschränkt  war,  wie  die  Unter- 
suchung von  Bacillus  authracis,Bacterium  pseudotuberculosis  roden- 
tium,  Actinobacillus  Lignieres  und  Actinomyces  bovis  ergab.  Diese  Be- 
obachtungen wurden  von  mir  gelegentlich  der  Prüfungen  bei  einzelnen  Stämmen  ge- 
macht, sind   aber  systematisch  nicht  weiter  bei   allen  Organismen  untersucht  worden. 

In  gleicher  Weise,  wie  bei  der  Prüfung  auf  üxydationswirkungen,  habe  ich  durch 
Untersuchung  der  Mikroben  auf  Reduktiouswirkungen  nachstehende  Ergebnisse  fest- 
gestellt. 

Eine  Beeinflussung  der  Organismen  durch  die  infolge  der  Reduktionswirkungen 
eintretende  Grünblaufärbung  findet  weder  hinsichtlich  ihrer  Weiterzüchtbarkeit  auf 
frischen  Nährböden,  noch  in  ihrer  weiteren  Beweglichkeit  nach  vitaler  Färbung,  oder 
hinsichtlich  ihrer  Virulenz  statt.  Ein  Impfversuch  in  der  üblichen  Weise  wurde  nur 
mit  Bacillus  anthracis  angestellt.  Die  Kontrollmaus  verendete  hierbei  nach 
25  Stunden  und  die  Prüfungsmaus  nach  27  Stunden.    Die  Kulturmenge  betrug  V3  Oese. 

Durch  eine  Vorbehandlung  der  Organismen  mit  Chemikalien  und  hohen  Tempera- 
turen wird  ebenfalls  eine  Schädigung  des  reagierenden  Stoffes  herbeigeführt,  da  eine 
Färbung  der  vorbehandelten  und  dann  geprüften  Kulturmassen  nicht  mehr  eintrat. 
Die  Züchtung  der  Mikroben  auf  verschiedenen  Nährböden  als  Vorbehandlung  ergab 
keine  Schädigung  des  reagierenden  Stoffes. 

Das  Ergebnis  der  entsprechenden  Untersuchungen  erbrachte  auch  für  die  Reduk- 
tionsprüfungen den  Beweis,  daß  nach  einer  Vorbehandlung  mit  Salzsäure  die  Wachs- 
tumsfähigkeit der  die  Grünblaufärbung  nicht  mehr  gebenden  Mikroben  zerstört  und 
gleichfalls  die  Virulenz  aufgehoben  wird. 

Alle  über  die  vorstehend  angeführten  Feststellungen  vorgenommenen  Versuche 
wurden  in  der  gleichen  Weise  und  mit  denselben  Kulturen  ausgeführt,  wie  bei  den 
entsprechenden  Prüfungen  auf  Oxydations  Wirkungen. 

Gejjenwärtige  Kenntnis  Ton  Oxydations-  und  ßedul^tionsTvirliungen 

und  deren  Erklärung. 

Bevor  ich  den  gegenwärtigen  Stand  unserer  Kenntnis  von  Oxydations- 
und Reduktionswirkungen  der  Bakterien,  sowie  die  Erklärung  derselben 
einer  näheren  Betrachtung  unterziehe,  möchte  ich  vorher  einige  Aus- 
führungen über  die  Einrichtung  der  Bakterienzellen  in  morphologischer 
und  funktioneller  Beziehung  vorausschicken. 

Man  hat  sich  schon  seit  langem  und  bis  heute  vergeblich  bei  mor- 
phologischen Untersuchungen  bemüht,  in  der  Zelle  der  Mikroben  die 
gleichen  Bestandteile  wie  bei  den  höheren  Pflanzenzellen  aufzufinden, 
nämlich  einen  Zellkern  und  Zellplasma  nachzuw^eisen.  Die  Ansichten 
der  Forscher  sind  daher  zum  Teil  in  sehr  verschiedener  Richtung  ge- 
äußert worden.  Bei  der  Unauffindbarkeit  eines  als  Kern  sicher  anzu- 
sprechenden Gebildes  nahmen  verschiedene  Untersucher  wie  Bütschli, 
Zettnow  u.  a.  den  nach  den  gewöhnlichen  Färbungsmethoden  färbbaren 
Bestandteil  eines  Bakteriums  als  Kern  und  denjenigen  Teil,  der  nur 
nach  besonderen  Methoden  färberisch  darstellbar  ist  und  als  Kapsel 
oder  Hülle  bezeichnet  wird,  als  Zellplasma  an.  Eine  andere  Forscher- 
gruppe, wie  Hüppe  u.  a.,  betrachteten  dagegen  die  Bakterien  in  toto 
als  Zellkerne  im  Sinne  des  Kerns  höherer  Pflanzen,  während  ein  noch 
anderer  Teil  von  Untersuchern,  wie  Rüziöka  (68),  Ambroz  (5)  u.  a., 
die  ganzen  Bakterien  nur  als  Analoga  von  Zellkernen  ansprachen.  Bei 
den  oft  wiederholten  Bemühungen,  durch  modifizierte  Färbungen  Kerne 
oder  kernartige  Gebilde  in  Bakterienzellen  zu  erkennen,  wurden  häufig 
Beobachtungen  gemacht,  daß  in  manchen  Zellen  körnchenförmige  Ge- 
bilde auftraten,  die  die  einwirkenden  Farbstoff'e  intensiver  in  sich  auf- 
nahmen, als  es  von  dem  übrigen  Teil  der  Zelle  geschah.  Diese  Körnchen- 
gebilde wurden  anfangs  ebenfalls  von  einigen  Untersuchern,  wie 
Grimme  (31),  Nakanishi  (57),  Preisz  (61)  u.  a.,  als  Zellkerne  ge- 
deutet, indem  der  übrige  Teil  des  Bakteriums  als  Zellplasma  angesehen 
wurde.     Heute   sind   sich  die  Forscher,    sowohl   die  Botaniker    als  auch 


414  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  Bd.  62.  Heft  5. 

die  Bakteriologen,  iiinsichtlich  der  Auffassung  einig,  daß  in  den  Zellen 
der  Mikroorganismen  eine  Differenzierung  der  beiden  Hauptbestandteile 
der  höheren  Zellen,  nämlich  die  erkennbare  Trennung  in  Zellplasma  und 
Zellkern,  noch  nicht  besteht,  indem  diese  Bestandteile  sich  noch  innig 
miteinander  gemischt  befinden.  Als  wahrscheinlich  ist  aus  der  allgemein 
bekannten  Affinität  zu  Kernfarbstoffen  zu  folgern,  daß  in  den  Mikroben- 
zellen die  kernähnlichen  Bestandteile  in  größerer  Menge  vorhanden  sein 
müssen,  wie  die  Untersuchungen  von  Rü2i6ka  (67),  Swellengrebel 
(80)  u.  a.  gezeigt  haben.  Auf  die  vorhin  erwähnten  körnchenförmigen 
Bildungen  gelegentlich  färberischer  Versuche  an  Mikroben  richteten 
weiterhin  eine  Reihe  Untersucher  ihr  Augenmerk,  um  über  das  Auftreten 
der  Körnchen  und  ihre  Substanz  näheren  Aufschluß  zu  erhalten.  Ver- 
schiedene Forscher  haben  nun  dahin  entschieden,  daß  es  sich  bei  diesen 
Zelleinschlüssen  wahrscheinlich  um  in  den  Zellen  abgelagerte  Reserve- 
stoffe, wie  Fett,  Volutin,  eiweißähnliche  oder  lipoide  unbekannte  Sub- 
stanzen handelt.  Die  zum  Beweise  dieser  Voraussetzungen  dienenden 
Versuche  sind  aber  nach  Ansicht  anderer  Nachuntersucher  in  manchen 
Punkten  doch  nicht  stichhaltig  genug,  um  volle  Beweiskraft  zu  besitzen. 
So  haben  Dietrich  und  Liebermeister  (16),  Vay  (81)  u.  a.  nach- 
gewiesen, daß  es  sich  betreffs  der  Zelleinschlüsse  nicht  um  Fett  handeln 
könne,  wie  Meyer  und  Grimme  (31),  Eisenberg  (20),  Kruse  (44) 
u.  a.  auf  Grund  von  Fettreaktionen  annehmen  zu  dürfen  glaubten,  ohne 
jedoch  selbst  einen  genauen  Aufschluß  über  die  Körnchensubstanz  zu 
bringen.  Sie  bezeichnen  es  vielmehr  nur  als  wahrscheinlich,  daß  beim 
Eintreten  des  Stillstandes  im  Wachstum  eines  Mikroorganismus  sich  die 
bis  dahin  im  Zellplasma  in  gleichmäßiger  inniger  Mischung  befindlichen 
Substanzen  differenzieren,  und  daß  dann  an  einigen  Stellen  der  Zelle 
sich  Konzentrationen  bilden,  die  so  vielleicht  das  Auftreten  der  Körnchen 
erklären  ließen.  Die  Frage,  wie  weit  diese  Anschauung  der  Wirklichkeit 
entspricht,  harrt  vorläufig  noch  ihrer  Beantwortung. 

Hinsichtlich  der  Untersuchung  der  funktionellen  Erscheinungen  der 
Mikrobenzellen  ist  man  schon  einen  großen  Schritt  weiter  gekommen, 
wenn  auch  hier  sehr  viel  noch  unklar  oder  ungenau  bekannt  ist.  All- 
gemein setzt  sich  das  Leben  der  Bakterienzelle  aus  einem  Zusammen- 
wirken von  synthetischen  und  analytischen  Prozessen  zusammen,  indem 
einmal  durch  chemische  Umsetzungen  hochkomplexe  Eiweißkörper  auf- 
gebaut werden  (Synthesen)  und  auf  der  anderen  Seite  bei  der  Lebens- 
tätigkeit diese  Eiweißverbindungen  wieder  abgebaut  und  zerlegt  werden 
(Analysen).  Weiter  spielen  in  den  Bakterienzellen  fermentative  und 
enzymatische  Prozesse  eine  bedeutende  Rolle,  indem  sie  den  Mikroben 
als  Hilfsmittel  zu  ihrer  Stoffumwandlung  dienen.  Als  Fermente  werden 
solche  Bestandteile  lebender  Zellen  bezeichnet,  die  nach  Ostwald,  ohne 
selbst  dauernd  in  die  Produkte  der  Reaktion  einzutreten,  chemische 
Reaktionen  in  bestimmter  Richtung  entweder  ihre  Geschwindigkeit  ver- 
größernd oder  eventuell  auch  hemmend  zu  beeinflussen  imstande  sind. 
Außerdem  unterscheidet  man  Enzyme  oder  ungeformte  Fermente,  deren 
Trennung  von  den  lebenden  Zellen  bewirkt  werden  kann.  Die  Unter- 
scheidung zwischen  geformten  oder  organisierten,  von  der  Zelle  nicht 
trennbaren  Fermenten  und  den  vorgenannten  Enzymen  ist  durch  eine 
scharfe  Grenze  nicht  möglich,  da  im  Laufe  der  Zeit  wahrscheinlich  alle 
bis  jetzt  von  den  Zellen  noch  nicht  trennbaren  organisierten  P'ermente 
sich  als  Enzyme  darstellen  lassen  werden.  Daher  könnte  allgemein  die 
Bezeichnung  Enzym   für   beide  Arten   mit  Recht   benutzt    werden.     Bei 


Krämer,  Oxydations-  und  Red uktions Wirkungen  der  Bakterien  etc.  415 

der  Betrachtung  der  näheren  Eigenschaften  der  Enzyme  ist  man 
dann  dazu  übergegangen ,  dieselben  in  extra-  und  intracelluläre  zu 
scheiden.  Die  erste  Art,  die  von  den  Mikrobenleibern  ausgeschieden 
wird,  die  also  als  Sekret  zu  betrachten  ist,  nennt  man  auch  Ektoenzynie 
im  Gegensatz  zu  der  zweiten  Art  der  an  den  Zellen  haftenden  Enzyme, 
die  als  Leibesbestandteile  aufzufassen  sind,  den  Endoenzymen.  Auch 
bei  diesen  beiden  Arten  ist  eine  genaue  Diflferenzieruug  nicht  möglich, 
da  ihr  Nachweis  oft  sowohl  in  der  Zelle  als  auch  außerhalb  derselben 
möglich  ist.  Daher  deutet  Kruse  (44)  die  Enzymunterschiede  in  der 
Weise,  daß  er  annimmt,  das  eine  Enzym  hafte  fester  an  den  Zellen  als 
das  andere.  Zu  bedenken  bleibt  hier  aber  stets,  daß  wir  uns  an  diesem 
Punkte  an  einer  vorläufigen  Grenze  unseres  Wissens  befinden,  indem  wir 
das  Zugeständnis  machen  müssen,  daß  wir  einerseits  über  die  chemische 
Natur  der  enzymatischen  oder  fermentartigen  Zellbestandteile  der  Mikroben 
und  andererseits  über  ihre  Wirkungs-  und  Entstehungsweise  noch  keine 
genügende  Klarheit  erlangt  haben.  Nur  ihre  Lage  im  Zellplasma  können 
wir  eventuell  feststellen.  Die  in  der  Zelle  vom  Plasma  gebildeten  fertigen 
Enzyme  sind  nach  Hofmeister  (36)  im  Energieumsatz  ausschlag- 
gebend. Durch  diese  Ausrüstung  mit  Fermenten  bzw.  Enzymen  wird 
das  Protoplasma  der  Mikroben  zu  seinen  so  sehr  verschiedenartigen 
Funktionen  und  Stoflfwechselleistungen  befähigt.  Gegenwärtig  teilt  man 
nach  Fuhrmann  (27)  die  Enzyme  ihren  Leistungen  nach  ein  in: 

1)  Schizasen  oder  spaltende  Enzyme, 

2)  oxydierende  Enzyme  (Oxydasen), 

3)  reduzierende  Enzyme  (Reduktasen), 

4)  gärende  Enzyme. 

Kruse  (44)  geht  in  seiner  Annahme  noch  weiter,  indem  von  ihm  nicht 
nur  die  oberflächlichen  und  tiefen  Spaltungen,  Oxydationen,  Reduktionen, 
Anhydridbildungen  und  Kondensationen  als  fermentativen  Ursprungs  an- 
genommen werden,  sondern  auch  noch  die  unter  starker  Wärmebindung 
verlaufenden  Synthesen  auf  Fermente  unter  der  Vermutung  zurückgeführt 
werden,  daß  eine  Trennung  dieser  Fermente  von  dem  lebenden  Proto- 
plasma noch  möglich  sein  wird,  d.  h.  daß  sie  sich  noch  als  ungeformte 
Fermente  oder  Enzyme  erweisen  werden. 

Von  den  Mikrobenenzymen  sind  hinsichtlich  meiner  Bearbeitung  von 
besonderem  Interesse  die  oxydierenden  und  reduzierenden  Enzyme,  die 
Oxydasen  und  Reduktasen. 

Bei  den  Mikroben  darf  nun  allgemein  von  einer  Oxydationskraft 
nicht  gesprochen  werden,  sondern  nur  von  einer  Fähigkeit  zur  Oxydation 
bestimmter  Stofi"e,  da  diese  Kräfte  spezifischer  Natur  sind,  indem 
Oxydasen  als  sauerstoifübertragende  Enzyme  anzusehen  sind.  Bei  der 
Theorie  der  Oxydasen  Wirkung  ist  das  Wichtigste  der  Sauerstoff,  der  aber 
in  molekularer  Form  die  meisten  im  Tierkörper  der  Oxydation  unter- 
worfenen Stoffe  nicht  angreift.  Zum  Hervorbringen  oxydativer  Erschei- 
nungen ist  vielmehr  eine  vorherige  Aktivierung  des  bis  dahin  inaktiven 
Sauerstoffs  erforderlich.  Im  Laufe  der  Jahre  sind  über  diese  Vorgänge 
auch  sehr  verschiedene  Annahmen  aufgestellt  worden.  Schönbein  (59) 
glaubte,  im  Tierkörper  eine  Bildung  von  Ozon  annehmen  zu  müssen, 
was  aber  bald  als  unmöglich  erkannt  wurde.  Demgegenüber  nahm 
Hoppe-Seyler  (59)  an,  daß  in  Geweben  anläßlich  der  Reduktions- 
prozesse eine  Sprengung  des  Oo-Moleküls.  mithin  eine  Aktivierung  des 
Sauerstoffs  eintritt.  Die  leicht  oxydablen  Stoffe  kämen  demnach  als 
Sauerstoffüberträger    in  Frage.     Sodann   wurde    von   Traube  (59)    der 


416  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Begriff  eines  Oxydationsfermentes  eingeführt,  und  Bourquelot  (9) 
unternahm  einen  ersten  Versuch,  die  verschiedenen  Oxydationswirkungen 
zu   gruppieren.     Heute    unterscheidet   man   nach  Oppenheim  er  (59): 

1)  Alkoholasen,  4)  Phenolasen, 

2)  Aldehydasen,  5)  Tyrosinasen, 

3)  Purinoxydasen,  6)  Peroxydasen. 

Bach  und  Chodat  (59)  stellten  nach  Bourquelots  Gruppierungs- 
versuch die  wenigstens  für  die  Phenolasen  gültige  Theorie  der  Ent- 
stehung von  Peroxyden  auf,  die  nach  ihrer  Annahme  auf  die  Substrate 
wieder  oxydierend  wirken  sollten.  Nach  ihrer  Theorie  vollziehen  sich 
alle  diese  Oxydationen  nach  dem  Schema: 

Peroxyd  -j-  Peroxydase  =  wirksamer  Sauerstoff. 
Wie  schon  bei  den  Enzymen  vorstehend  allgemein  gesagt  wurde,  besitzen 
wir  über  die  chemische  Natur  der  Oxydasen   wie  auch  über  die  Kinetik 
derselben  und  ihre  Bedeutung  im  Stoffwechsel  noch  keine  sichere  Kenntnis. 
Von  Bach   und  Chodat  (59)    wurden    zuerst   pflanzliche  Oxydasen   in 
lebenden  Zellen  nachgewiesen,  nachdem  man  sie  bis  dahin  als  postmortale 
Erscheinungen    angesprochen    hatte.     Der    Nachweis    der  Oxydasen    der 
4.  Hauptgruppe,  der  Phenolasen,  die  eine  Oxydation  aromatischer  Amine 
und  Phenole    unter   Bildung    eines    dunklen   Farbstoffes   hervorbringen, 
wird    mit  Hilfe    der    Indophenolbildung    geführt.     Nach   einer  Mischung 
von  Organextrakten  oder  Organbreien  mit  einer  alkalischen  Lösung  eines 
Gemisches    von    a-Naphthol  -|-  Dimethylparaphenylendiamiu    tritt    unter 
Sauerstoffaufnahme  eine  Bläuung  des  Gemenges  durch  Bildung  von  Indo- 
phenol  als  Kondensations-  und  Oxydationsprodukt  ein,  was  Ehrlich  (19) 
zuerst  schon  vor  längerer  Zeit  beobachtet  hatte.     Für  pflanzliche  Stoffe 
ist    diese   Reaktion    besonders   brauchbar   zum  Nachweis   von  Oxydasen 
und  ist  von  Abelous  und  Biarnes  (2),  Portier  (59),  Winkler  (59) 
und    zuletzt    von   Schult ze  (73)    eingehend    untersucht    worden.     Das 
Indophenol   lagert  sich  an  den  Stellen  der  Zelle,   wo  es  in  lebhafte  Be- 
ziehung zum  aktiven  Sauerstoff  treten  kann,  ab.   Die  neue  Schul  tzesche 
Methode  ist  eine  modifizierte  Anwendung  dieser  vorgenannten  Reaktion. 
Die   Phenolasen   rechnet   man   bei   der  Verschiedenheit   der  Körper   der 
Nukleingruppe  zu  diesen  oder  zu  verwandten  Körpern  derselben,  indem 
man  sie  als  eiweißartige  Substanzen  betrachtet,  deren  Stickstoff-Kohlen- 
stoffverhältnis von  dem  der  übrigen  Eiweißkörper  weit  abweicht.    Durch 
die  Phenolasen  werden  verschiedene  Phenole  und  deren  Verwandte  unter 
dunkler  Farbstoffbildung  oxydiert.   Der  größte  Teil  der  Pflanzenfarbstoffe 
wird  durch  Oxydation  aromatischer  Spaltungsprodukte,  z.  B.  Indigo  aus 
Indoxyl  u.  a.,    hervorgerufen,    was    man    in    neuerer  Zeit    ebenfalls    auf 
pflanzliche  Oxydasenwirkung   zurückführen    zu    können    glaubt.     In   der 
Literatur   sind   hierüber   nur  ganz  verstreut  einzelne  Bemerkungen  ent- 
halten,   so   z.  B.   die   Bläuung   von  Hefe    durch  Tetramethylparaphenyl- 
endiamin  bei  Wurster  (89).    Aber  nicht  bloß  diese  biologisch  ziemlich 
unwichtigen  Oxydationen   durch  Phenolasen,   die  allgemein  nur  zur  Bil- 
dung dunkler  Farbstoffe  führen,  haben  uns  die  Forschungen  der  letzten 
Jahrzehnte  gebracht,  sondern  sie  haben  es  uns  auch  als  sehr  wahrschein- 
lich hingestellt,    daß   die    übrigen  Oxydasen    ebenfalls    als  Enzyme,    die 
Sauerstoff   übertragen,    wirken.     Kruse  (44)    knüpft    hieran    noch    den 
gewichtigen  Ausspruch,    daß   es   nicht  als  unmöglich,    sondern  sogar  als 
recht  wahrscheinlich  anzusehen  sei,  daß  überhaupt  die  Luft-  oder  Sauer- 
stoffatmung  der   aeroben  Mikroorganismen,    wie   bei   allen  luftliebenden 
Wesen,  auf  solche  Oxydasenwirkung  zurückzuführen  ist.    Da  bislang  der 


Kr  am  er,  Oxydatione-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  417 

Nachweis  isolierbarer  Oxydasen  nur  sehr  gering  gewesen  ist,  so  hat  man 
vielfach  versucht,  die  Wirkungen  als  durch  das  lebende  Zellplasma  ver- 
mittelt anzusehen.  Wie  schon  Kruse  (44)  angedeutet  hat,  wird  hier- 
durch die  Spezifität  des  Vorganges  aber  nicht  geändert.  Auch  ich 
möchte  mich  seiner  Ansicht  anschließen,  daß  die  Oxydations-  und  Re- 
duktionswirkungen von  Mikroben  auf  Enzyme  von  größerer  Empfindlich- 
keit als  andere  zurückzuführen  sind. 

Ueber  Reduktionswirkungen  von  Bakterien  sind  in  der  Literatur  im 
Gegensatz  zu  den  Oxydationswirkungen,  die  angegebenermaßen  sehr 
spärlich  beschrieben  sind,  viele  und  gründliche  Untersuchungen  und 
Feststellungen  verzeichnet.  Ein  weiteres  Eingehen  auf  diese  Angaben 
möchte  ich  mir  hier  versagen,  indem  ich  nur  auf  die  außerordentlich 
erschöpfende  Arbeit  von  Wichern  (86)  verweise,  die  eine  sehr  genaue 
Bearbeitung  der  vorhandenen  Literatur  und  wichtige  neue  Aufschlüsse 
über  Reduktionswirkungen  gibt.  Eine  gleich  ausführliche  Behandlung 
dieser  Materie  finden  wir  weiter  bei  Fuhrmann  (27).  Auch  von  diesen 
beiden  Forschern  werden  die  Reduktionen  auf  Reduktasen  Wirkung  zurück- 
geführt. Einen  abweichenden  Standpunkt  nimmt  dagegen  Oppen- 
heimer (59)  ein,  der  die  Reduktionswirkungen  nicht  auf  Fermente 
zurückführen  möchte,  da  sie  sehr  häufig  mit  Oxydationen  in  Pflanzen 
vereint  gefunden  sind,  wie  sich  aus  den  Untersuchungen  von  Palladin 
(60)  zeigt.  Nach  Kruse  (44)  ist  es  ebenfalls  möglich,  einen  Teil  der 
Reduktionen  auch  als  Oxydationen  aufzufassen,  indem  von  einigen  Bak- 
terien, z.  B.  den  denitrifizierenden,  der  erforderliche  Sauerstoff  statt  aus 
der  Atmosphäre  aus  der  Salpeter-  und  salpetrigen  Säure  entnommen 
wird.  Andererseits  ist  es  aber  gelungen,  echte  Reduktasen,  wie  das 
Philothion,  aufzufinden,  das  von  Rey-Pailhade  im  alkoholischen  Ex- 
trakt von  Bierhefe  gewonnen  wurde  und  von  dem  er  feststellen  konnte, 
daß  es  aus  Schwefel  Schwefelwasserstofl"  entwickelte.  Weitere  Reduktasen 
sollen  dann  noch  im  keimfreien  Hefepreßsaft  und  bei  Mikroben  gefunden 
worden  sein.  Die  bei  den  Oxydasen  erwähnten,  für  die  Technik  so  be- 
deutungsvollen künstlichen  Farbstoffe  aromatischer  Verbindungen  werden 
durch  organisierte  Reduktasen,  die  auch  bei  Mikroben  anzunehmen  sind,^ 
in  ungefärbte  Leukoprodukte  umgewandelt.  Diesen  oberflächlichen  Oxy- 
dationen und  Reduktionen  von  Farbstoffen  kann  hinsichtlich  der  Ernährung 
der  Mikroben  eine  größere  Bedeutung  nicht  beigemessen  werden,  nur 
hinsichtlich  der  Difl'erentialdiagnostik  können  sie  von  gewissem  Werte 
sein.  Als  Erklärung  der  unter  Farbstoffbildung  einhergehenden  Reduk- 
tionswirkungen von  Mikroorganismen  müssen  wir  nach  Kruse  bis  auf 
weiteres  annehmen,  daß  durch  den  Einfluß  spezifischer  Enzyme  der 
Wasserstoff  aus  der  einen  oder  anderen  Verbindung  auf  die  Farbstoffe 
übertragen  wird. 

Bei  der  Annahme  pflanzlicher  sauerstoffübertragender  Enzyme  (Oxy- 
dasen) und  reduzierender  Enzyme  (Reduktasen)  sei  hier  noch  kurz  be- 
merkt, daß  auch  für  diese  Enzyme  die  für  diese  Gebilde  allgemein  fest- 
gestellten Beeinflussungen  Gültigkeit  besitzen.  Alle  Enzyme  werden 
durch  Einwirkung  stärkerer  Säuren  und  Alkalien  zerstört.  Besonders 
empfindlich  zeigen  sie  sich  gegen  höhere  Temperaturen,  durch  deren  Ein- 
wirkung sie  alle  meist  in  kurzer  Zeit  dauernd  geschädigt  werden.  Proto- 
plasmagifte wie:  Chloroform,  Chloralhydrat,  Aether,  Alkohol  u.  a.  wirken 
hemmend  auf  sie  ein. 

Im  Anschluß  hieran  möchte  ich  hinsichtlich  der  Untersuchungsergeb- 
nisse  meiner  Arbeit    noch    folgendes   bemerken :    Die   von    mir   bei  der 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   5.  27 


418  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Prüfung  auf  Oxydationswirkungen  beobachteten,  in  den  Zellen  auftreten- 
den blauen  Körnchen  sind  sicher  identisch  mit  den  von  Dietrich  und 
Liebermeister  (16),  Grimme  (31),  Kral  (42),  E  ise  nberg  (20), 
Vay  (82)  u.  a.  beobachteten  körnigen  Gebilden.  Nach  meinen  Fest- 
stellungen möchte  ich  annehmen,  daß  es  sich  um  Körnchen  unbekannter 
Substanz  handelt,  an  die  entweder  ein  Oxydationsferment,  eine  Oxydase 
(eine  Phenolase)  gebunden  ist,  oder  daß  es  sich  nur  um  eine  Konden- 
sationsbildung im  Protoplasma  handelt,  die  eine  besondere  Affinität  zu 
Sauerstoff  besitzt.  Ich  möchte  das  Vorhandensein  eines  Enzyms  als  sehr 
wahrscheinlich  ansehen,  da  ich  durch  meine  Versuche  bewiesen  zu  haben 
glaube,  daß  das  für  die  Enzyme  allgemein  Gültige  auch  hierfür  Berech- 
tigung zu  haben  scheint.  Als  eine  besonders  wichtige  Tatsache,  daß  es 
sich  nicht  um  eine  Fettreaktion  handeln  kann,  möchte  ich  den  schon 
von  Dietrich  und  Liebermeister  (16)  geäußerten  Zweifeln  an  der 
angeblich  geringen  Beweiskraft  der  Fettreaktionen  von  Grimme  (31) 
und  Eisenberg  (20)  noch  die  Beobachtung  hinzufügen,  daß  beim  Be- 
stehen der  Körnchen  aus  Fett  und  der  Annahme  von  der  Richtigkeit 
der  Blaufärbung  als  Fettreaktion  sich  beim  Corynebacterium  tuber- 
culosis  die  ganzen  Stäbchen,  die  erwiesenermaßen  eine  fettartige  Hülle 
besitzen,  bei  der  Einwirkung  der  Oxydationsreagentien  blau  färben  müßten. 
Dieses  geschieht  jedoch  nicht,  sondern  es  färben  sich  nur  die  Körnchen 
in  den  Stäbchen  blau,  während  die  Hülle  farblos  bleibt.  Demnach  kann 
es  sich  nicht  um  eine  Fettreaktion  handeln.  Im  übrigen  möchte  ich  mich 
der  hypothetischen  Ansicht  Schultz  es  (72)  anschließen,  daß  die  Körnchen 
eine  Oxydase  enthalten  und  daß  die  Bakteriengranula  Fermentträger  sind, 
indem  das  Ferment  an  die  noch  unbekannte  Substanz  der  Granula  ge- 
bunden erscheint.  Ueber  die  Substanz  der  Granula  wird  man  erst  dann 
Sicherheit  erlangen,  wenn  es  gelingen  wird,  sie  in  größerer  Menge  aus 
den  Zellen  zu  isolieren  und  sie  einem  analytischen  Verfahren  zu  unter- 
ziehen. 

Es  ist  anzunehmen,  daß  an  gewisse  Plasmadiflferenzierungen  pflanz- 
liche Enzyme  gebunden  sind,  die  das  Auftreten  der  Färbung  vermitteln, 
da  an  jenen  Stellen  auf  Grund  der  Reaktion  oxydierbarer  Sauerstoff  vor- 
handen sein  muß.  Demnach  wären  an  die  Körnchen  sauerstoffübertragende 
Enzyme  als  gebunden  zu  betrachten.  Möglich  wäre  aber  immerhin  auch 
noch  die  Annahme,  daß  die  körnchenförmigen  Differenzierungen,  ohne 
durch  Enzyme  unterstützt  zu  werden,  nur  durch  ihre  besondere  Affinität 
zu  Sauerstofi"  die  farbigen  Oxydationsprodukte  hervorzubringen  imstande 
sind.  Am  wahrscheinlichsten  ist  mir  die  Enzymtheorie,  da  sie  durch 
meine  Untersuchungen  vielfach  gestützt  wird. 

Bezüglich  der  Reduktionswirkungen  möchte  ich  ebenfalls  als  Binde- 
glied ein  Enzym  annehmen,  da  auch  für  diese  Erscheinungen  durch  meine 
Prüfungsergebnisse  teilweise  die  enzymatische  Natur  derselben  nachge- 
wiesen ist.  Betreffs  dieser  Reaktion  ist  noch  zu  bemerken,  daß  nur  die 
lebenden  Zellen  dieselbe  zeigen,  ferner  daß  Sporen  wie  auch  bei  der 
Oxydationsprüfung  allgemein  die  Reaktion  nicht  auslösen,  sondern  nur 
in  vegetativer  Form  zu  reduzieren  imstande  sind,  und  daß  endlich  außer 
den  Bakterienzellen  selbst  auch  noch  bei  einigen  Stämmen  eine  ausge- 
schiedene lösliche  Substanz  reduzieren  muß. 

Die  Frage,  ob  etwa  zwischen  Oxydasen  und  Reduktasen  noch  engere 
Beziehungen  bestehen,  ob  beide  vielleicht  dieselbe  Substanz  darstellen 
fOxydoredukteur  nach  Abelous  und  Aloy(l)],  muß  ich  ebenfalls  offen 
lassen.  Einige  Tatsachen  könnten  wohl  zugunsten  einer  solchen  Annahme 


Kramer,  Oxydatiotis-  und  Reduktionswirkungen  der  Bakterien  etx;.  419 

sprechen,  wie  z.  B.  das  gleichartige  Auftreten  der  blauen  Körnchen  bei 
der  Oxydations-  und  Reduktionsprüfung  der  Hefen,  nach  den  übrigen 
Feststellungen  ist  sie  aber  als  unwahrscheinlich  zu  betrachten.  Gleich- 
falls habe  ich  keine  Klarheit  über  das  Auftreten  der  feinsten  dunklen 
Körnchen  bei  der  Prüfung  der  Coccaceen  auf  Reduktionserscheinungen 
erhalten,  wobei  eine  besonders  intensive  Reaktion  beobachtet  wurde. 

Mit  meiner  vorliegenden  Arbeit  hoffe  ich,  zur  deranächstigeu 
Schließung  der  Lücke,  die  Kruse  in  seiner  soeben  erschienenen  Mikro- 
biologie beim  Kapitel  der  Oxydasen  erwähnt,  daß  nämlich  Mikroorganismen 
bislaug  noch  nicht  systematisch  genug  auf  Oxydasen  geprüft  worden  seien, 
da  für  die  meisten  Reaktionen  nur  vereinzelte  Angaben  vorlägen,  in  ge- 
ringer Weise  beigetragen  zu  haben. 

Kurze  Zasammcufassang  der  Untersuchangsergebnisse. 

Die  Ergebnisse  meiner  vorstehenden  Arbeit  möchte  ich  folgender- 
maßen kurz  zusammenfassen: 

1)  In  der  neuen  Methode  von  W.  H.  Schnitze  zur  sofortigen  Er- 
kennung von  Oxydations-  und  Reduktionswirkungen  von  Bakterien  be- 
sitzen wir  ein  gutes  Mittel,  um  diese  Wirkungen  augenblicklich  dem 
Auge  sichtbar  zu  machen.  Sie  ist  demnach  als  eine  sehr  gute  Demon- 
strationsmethode unterrichtlich  zu  verwerten. 

2)  Diese  Methode  bietet  uns  eine  neue  Möglichkeit,  vorzügliche 
"Vitalfärbungen  von  Mikroorganismen  zu  erhalten,  wobei  im  Gegensatz 
zu  früheren  Methoden,  wo  die  zu  prüfenden  Mikroben  mit  den  reaktions- 
auslösenden  Flüssigkeiten  selbst  zusammengebracht  werden,  keine  stören- 
den Farbstoffniederschläge  auftreten  können,  die  ich  z.  B.  bei  der  Nach- 
prüfung der  Methode  von  Dietrich  und  Liebe rmeister  stets  er- 
halten habe. 

3)  Das  Prüfungsergebnis  auf  Reduktionserscheinungen  war  bei  allen 
untersuchten  pflanzlichen  Mikroorganismen  positiv.  Es  wurden  bei  allen 
deutliche  Reduktionswirkungen  festgestellt. 

4)  Auch  die  Uebersicht  der  Ergebnisse  der  Oxydationsprüfungen 
läßt  auf  eine  gewisse  Gesetzmäßigkeit  schließen,  denn  Oxydationswir- 
kungen werden  nur  von  Aerobiern  bewirkt,  während  Anaerobier  keine 
derartigen  Erscheinungen  erkennen  lassen. 

5)  Geschieht  die  Oxydationsprüfung  unter  Luftabschluß,  so  tritt  auch 
bei  den  Aerobiern  keine  Wirkung  ein,  gleichfalls  bleibt  die  Reaktion  aus 
beim  Züchten  von  Aerobiern  unter  anaeroben  Bedingungen. 

6)  Außer  bei  den  Anaerobiern  fehlen  auch  bei  den  Coccaceen  die 
Oxydationserscheinungen  gänzlich,  während  beide  Gruppen  bei  der  Prüfung 
auf  Reduktionswirkungen  ganz  besonders  starke  Wirkungen  erkennen 
lassen. 

7)  Bei  Protozoen  sind  weder  Oxydations-  noch  Reduktionswirkungen 
beobachtet.  Hiermit  soll  jedoch  nicht  gesagt  sein,  daß  diese  Wirkungen 
überhaupt  nicht  vorhanden  sind,  sondern  das  vorstehend  Angeführte  gilt 
nur  für  die  von  mir  benutzte  Methode. 

27* 


420  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

8)  Eine  Beeinflussung  der  Mikroorganismen  infolge  des  Auftretens 
der  blauen  Körnchen  in  den  Zellen  findet  weder  hinsichtlich  ihrer  weiteren 
Wachstumsfähigkeit   noch  ihrer  Beweglichkeit  oder  ihrer  Virulenz  statt. 

9)  Durch  eine  geeignete  Vorbehandlung  mit  Chemikalien  oder  höheren 
Temperaturen  kann  eine  geringere  oder  erheblichere  Schädigung  des 
reagierenden  Stoffes  herbeigeführt  werden.  Ein  Züchten  auf  verschiedenen 
Nährböden  ist  dagegen  zum  Herbeiführen  von  Schädigungen  wirkungslos. 

10)  Nach  einer  Schädigung  des  reagierenden  Stoffes  durch  eine  ge- 
eignete Vorbehandlung  zeigt  sich  teilweise  die  Wachstumsfähigkeit  und 
die  Virulenz  der  Mikroben  geschädigt. 

lateratnrverseiclmis. 

1)  AbelousetAloy,  Sur  quelques  conditions  de  l'activite  d'un  ferment  oxydant. 
(Compt.  rend.  soc.  de  biol.  T.  48.  1903.) 

2)  Abelous  et  Biarnes,  Existence  chez  les  mammifferes  d'un  ferment  oxydant 
l'aldehyde  salicyl.    (Soc.  biol.  T.  50.  1898.  p.  495.) 

3)  Albert,  Buchner  u.  Rapp,  Herstellung  von  Dauerhefe  mittels  Aceton.  (Ber. 
d.  Deutsch,  ehem.  Gesellsch.  Bd.  35.  1902.) 

4)  Aloy  s.  Abelous  (1). 

5)  Ambroz.  Entwickelungszyklus  des  B  ac  t  eriu  m  n  i  t  ri  n.  sp.  als  Beitrag  zur 
Cytologie  der  Bakterien.  (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  51.  1909.  p.  213.) 
[Mit  ausführlicher  Literatur.] 

6)  Behrens,  Ueber  Oxydasenfarbstoffe  durch  Enzvme.  (Lafars  Handbuch.  Bd.  1. 
p.  668.) 

7)  Biarnfes  s.  Abelous  (2). 

8)  Borgnino,  Tyrosin  et  tyrosinase.     (Bull,  de  l'associat.  beige  des  chim.  T.  29.) 

9)  Bourquelot,  Remarques  sur  les  matiferes  oxvdant  que  l'on  peut  rencontrer  chez 
les  etres  vivants.    (Soc.  biol.  T.  50.  1898.  p.  381.) 

10)  Buchner   u.    Gaunt,    Neue    Versuche    über    die    Oxydase    der    Essigbakterien. 
(Wochenschr.  f.  Brauerei.  Bd.  22.) 

11)  JBuchner  u.  Meisenheimer,   Enzyme  bei  Spaltpilzgärungen.    (Ber.  d.  Deutsch, 
ehem.  Gesellßch.  Bd.  36.  1903.) 

12)  Buchner  s.  Albert  (3). 

13)  Cathcart  u.  Hahn,   Ueber  die  reduzierenden  Wirkungen  der  Bakterien.    (Arch. 
f.  Hvg.  Bd.  30.  1902.) 

14)  Cathcart  s.  Hahn  (32). 

L5)  Czapek,  Biochemie  der  Pflanzen.    Bd.  2.  p.  464.    Jena  1905.     [Gesamte  Literatur 
über  die  Oxydasen  und  deren  Verbreitung  im  Tier-  und  Pflanzenreich.] 

16)  Dietrich  u.  Liebermeister,    Sauerstoffübertragende   Körnchen   in    Milzbrand- 
bacillen.    (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  32.  1902.  p.  858.) 

17)  Doflein,  Die  Protozoen.    Jena  1901. 

18)  Eberlein  s.  Rothenbach  (66). 

19)  Ehrlich,  Das  Sauerstoff bedürfnis  des  Organismus.     Berlin  1884. 

20)  Eisen berg,  Ueber  Fetteinschlüsse  bei  Bakterien.    (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  48.  1908  u.  Bd.  51.  1909.) 

21)  Engler  u.  Herzog,  Zur  chemischen  Erkennung  biologischer  Oxydationsreaktionen. 
(Zeitschr.  f.  phys.  Chem.  Bd.  59.  1909.  p.  .327.) 

22)  Engler  u.  Weissberg,   Kritische  Studien  über  den  Vorgang  der  Autoxydatiou. 
Braunschweig  1904.     [Vollständige  Literatur.] 

23)  Ernst,    Ueber   den    Bacillus  xerosis   und   seine   Sporen bildung.     (Zeitschr.  f. 
Hyg.  Bd.  4.  1888.  p.  25.) 

24) ,  Ueber  den  Bau  der  Bakterien,    i Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  IL  Bd.  8.  1902. 

No.  1.) 
25)   Fischer,  Cvanophyceen  und  Bakterien.    Leipzig  1897. 
26) ,  Ueber' Enzyme  der  Mikroben.    (Lafars  Handb.  Bd.  1.  1904.  p.  255.) 

27)  Fuhrmann,   Vorlesungen   über  Bakterienenzyme.     Jena  (Fischer)  1907.     [Enthält 
Literatur  über  Oxydasen  und  Reduktasen.] 

28)  Gaunt  s.  Buchner  (10). 

29)  Geßsard,  Etudes  sur  la  tyrosinase.     (Ann.  de  l'Inst.  Pasteur.  T.  15.  1901.) 

30) ,  Propriöt^  nouvelle  du  bacille  pvocyanique.    (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol. 

S^r.  10.  T.  5.  1902.) 


Kramer,  Oxydations-  und  ßeduktionswirkungen  der  Bakterien  etc.  421 

31)  Grimme,  Die  wichtigsten  Methoden  der  Bakterien färbung.  (Centralbi.  f.  ßakt.  etc. 
Abt.  I.  Orig.  Bd.  32.  1902.) 

32)  Hahn  u.  Cathcart,    lieber  die   Reduktionswirkungen   der   Hefe   und   des   Hefe- 

Ereßsaftes,  sowie  der  Bakterien.    (München,  med.  VVochenschr.  Jahrg.  49.  1902.) 
[ahn  s.  Cathcart  (13). 

34)  Hertwig,  Lehrbuch  der  Zoologie.    9.  Aufl.    Jena  (Fischer)  1910. 

35)  Herzog  s.  Engler  (21). 

36)  Hofmeister,  Die  chemische  Organisation  der  Zelle.    Braunschweig  1901. 

37)  Hoyer,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Essigbakterien.    (Dtsche  Essigind.  1899.) 

38)  Kitasato  u.  Weyl,  Zur  Kenntnis  der  Anaeroben.     (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  8.) 

39)  Kitt,  Bakterienkunde  und  pathologische  Mikroskopie.    5.  AufL     1908. 

40)  Klett,  Zur  Kenntnis  der  reduzierenden  Eigenschaften  der  Bakterien.  (Centralb.  f. 
ßakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  27.  1900  u.  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  33.  1900.) 

41)  Kolie  u.  Wassermann,  Handbuch  der  pathogenen  Mikroorganismen.  1903 — 
1906. 

42)  Kral,  lieber  Vitalfärbung  von  Mikroorganismen.  (Verhandl.  d.  Gesellsch.  d. 
Naturf.  u.  Aerzte.    74.  Vers.    Karlsbad  1902.    p.  621.   Sept.)    Leipzig  (Vogel)  1903. 

43)  Krompecher,  Untersuchungen  über  das  Vorkommen  metachromatischer  Körn- 
chen etc.    (Centralbi.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  30.  1901.  p.  385.) 

44)  Kruse,  Allgemeine  Mikrobiologie.    Leipzig  (Vogel)  1910. 

45)  Lafar  s.  Fischer  (26). 

46)  Lehmann,  lieber  die  Bildungen  von  Oxydationsfermenten  (Tyrosinase)  durch  Bak- 
terien.    (München,  med.  Wochenschr.  Jahrg.  49.  1902.) 

47)  Lehmann  u.  Neumann,  Atlas  und  Grundriß  der  Bakteriologie.  5.  Aufl.  München 
(Lehmann)  1910. 

48)  Liborius,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Sauerstoff bedürfnisses  der  Bakterien. 
(Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  1.  1886.  p.  115.) 

49)  Liebermann,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Fermentwirkungen.  (Pflügers  Arch. 
Bd.  104.  1904.) 

50)  Liebermeister  s.  Dietrich  (16). 

51)  Maasen,  lieber  das  Reduktionsvermögen  der  Bakterien  und  über  reduzierende 
Stoffe  in  pflanzlichen  und  tierischen  Zellen.  (Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamt. 
Bd.  31.  1904.  p.  378.) 

52)  Marx  u.  Woithe,  Morphologische  Untersuchungen  zur  Biologie  der  Bakterien. 
(Centralbi.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  28.  1900.  p.  1.) 

53)  Meisenheimer  s.  Buchner  (11). 

54)  Meyer,  lieber  Geißeln,  Reservestoffe,  Kerne  und  Sporenbildung  der  Bakterien. 
(Flora.  1899.  p.  428.) 

55) ,    lieber   Unterscheidung   von   Fett   und   Sporen    in    Bakterien.    (Centralbi.  f. 

Bakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  30.  1901.) 
.56)  Müller,  Ueber  reduzierende  Eigenschaften  der  Bakterien.    (Centralbi.  f.  Bakt.  etc. 

Abt.  I.  Bd.  26.  1899.  p.  51.) 

57)  Nakanishi,  Ueber  den  Bau  der  Bakterien.  (Centralbi.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  .30. 
1901.  p.  97.) 

58)  Neumann  s.  Lehmann  (47). 

59)  Oppenheimer,  Die  Fermente.  Spezieller  Teil.  3.  Aufl.  Leipzig  (Vogel)  1909. 
[Literatur  über  Oxydasen  p.  338 — 391  u.  Reduktasen  p.  395. J 

60)  Palladin,  Beteiligung  der  Reduktase  am  Prozeß  der  Alkoholgärung.  (Zeitschr.  f. 
phys.  Chem.  Bd.  56.  1908.  p.  81.) 

61)  Preisz,  Studien  über  Morphologie  und  Biologie  des  Milzbrandbacillus.  (Centralbi. 
f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  49.  1909.) 

62)  Rapp  8.  Albert  (3). 

63)  Röhmann  u.  Spitzer,  Die  Oxydationswirkung  tierischer  Gewebe.  (Chem.  Ber. 
Bd.  28.  1895.  p.  567.) 

64)  Roszahegyi,  Ueber  das  Züchten  von  Bakterien  in  gefärbter  Nährgelatine. 
(Centralbi.  f.  Bakt.  etc.  Bd.  2.) 

65)  Rothberger,  Differentialdiagnostische  Untersuchungen  mit  gefärbten  Nährböden. 
(Centralbi.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  L  Bd.  24  u.  25.  1899.) 

66)  Rothenbach  u.  Eberlein,  Zu  der  Enzymgärung  der  Essigpilze.  (Dtsche  Essig- 
industrie. Bd.  9.) 

67)  Rüzicka,  Depressionszustände  und  Regulationsvorgänge  beim  Bacillus  an- 
thracis.    (Arch.  f.  Protistenk.  Bd.  10.  1907.) 

68)  —  — ,  Ueber  die  biologische  Bedeutung  der  färbbaren  Körnchen  im  Bakterieninhalt. 
(Arch.  f.  Hyg.  Bd.  47.  1903.) 

69)  Scheurlen,  Die  Verwendung  der  selenigen  und  tellurigen  Säure  in  der  Bakterio- 
logie. (Centralbi.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  27.  1900  u.  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  33. 
1900.) 


422  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Schult ze,  Die  Oxydasereaktiou  an  Gewebsschnitten  und  ihre  Bedeutung  für  die 
Pathologie.     (Zieglers  Beitr.  Bd.  45.  1909.) 

—  — ,  lieber  die  Oxyda.sereaktion  der  Speichel-  und  Tränendrüsen.  (Verhandl.  d. 
Deutsch,  patholog.  Gesellsch.  1909.) 

,  Ueber  eine  neue  Methode  zum  Nachweis  von  Reduktions-  und  Oxydations- 
wirkungen der  Bakterien.  (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  56.  1910. 
p.  542.) 

,  Weiteres  über  Oxydasereaktionen.    (München,  med.  Wochenschr.  1910.) 

,  Zur  Differentialdiagnose  der  Leukämieen.    (München,  med.  Wochenschr.  1909. 

No.  4.) 

Smith,  Reduktionserscheinungen  an  Bakterien  und  ihre  Beziehungen  zur  Bakterien- 
zelle, nebst  Bemerkungen  über  Reduktionserscheinungen  in  steriler  Bouillon. 
(Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Bd.  19.  1896.  p.  181.) 

V.  Sommaruga,  Ueber  Stoffwechselprodukte  von  Mikroorganismen.  (Zeitschr.  f. 
Hyg.  Bd.  18.  1890.) 

Spina,   Bakteriologische  Versuche  mit  gefärbten   Nährsubstanzen.     (Centralbl.  f. 
Bakt.  etc.  Bd.  2.  p.  71.) 
Spitzer  s.  Röhmann  (63). 

Strasburger,  Lehrbuch  der  Botanik  für  Hochschulen.  9.  Aufl.  Jena  (Fischer) 
1908. 

Swellengrebel,    Neue   Untersuchungen    über    die    vergleichende   Cytologie    der 
Spirillen  und  Spirochäten.    (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  L  Orig.  Bd.  49.  1909.) 
Vay,  Studien  über  die  Strukturverhältnisse  von  Bakterien  mit  farbehaltigen  Nähr- 
böden.   (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  55.  1910.  p.  193.) 

,  Ueber  körnchenförmige  Bildungen  in  Pestbakterien.    (Centralbl.  f.  Bakt.  etc. 

Abt.  I.  Orig.  Bd.  52.  1909.) 
Wassermann  s.  Kolle  (41). 
Weissberg  s.  Engler  (22). 
Weyl  s.  Kitasato  (38). 

Wi  ehern,  Quantitative  Untersuchungen  über  die  Reduktionswirkungen  derTvphus- 
Coli- Gruppe.    (Arch.  f.  Hyg.  Bd.  72.  1910;  s.  auch  Zeitschr.  f.  phys.  Chem.  Bd.  57. 
1908.)    [Enthält  ausführliche  Literatur  über  Reduktasen.] 
Woithe  s.  Marx  (52). 

Wolff,  Zur  Reduktionsfähigkeit  der  Bakterien.  (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I. 
Bd.  27.  1900.) 

89)   Wurster,  Ueber  einige  empfindliche  Reagentien  zum  Nachweis  minimaler  Mengen 
aktiven  Sauerstoffs.    (Chem.  Ber.  Bd.  29.  1886.  p.  318.) 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  das  Aufsuchen  der  Typhusbacillen  im  Wasser  naoli 
dem  Komplementfendungsverfaliren. 

[Aus  dem  Hygienischen  Institut  der  Kgl.  Universität  Turin, 
Leiter:  Prof.  Dr.  L.  Pagliani.J 

Von  Dr.  O.  Volpino  und  Dr.  E.  Cler. 

Von  einer  unserer  in  diesem  Centralblatt  veröffentlichten  Arbeiten 
(Abt.  I.  Orig.  Bd.  58.  p.  592)  ausgehend,  kommt  Rösler  auf  Grund 
seiner  eigenen  Untersuchungen  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Komplement- 
bindungsmethode zum  Auffinden  kleiner  Mengen  Typhusbacillen  ungeeignet 
und  somit  zur  Untersuchung  des  Wassers  auf  diese  Keime  hin  nicht 
verwendbar  ist. 

Wir  lassen  es  uns  daher  angelegen  sein,  mit  Zahlen  darzutun,  daß 
gerade  das  Umgekehrte  der  Fall  ist.  Wir  nehmen  damit  auch  die  von 
Rösler  erhaltenen  und  in  seiner  Tabelle  VI  vorgebrachten  Ergebnisse 
als  endgültig  an,  aus  der  hervorgeht,  daß  Rösler  die  spezifische 
Komplementbindung  mit  Antityphusserum  bei  0,02  mg  (=  Vioo  Normalöse) 
erhalten  hat. 


Volpino  u.  Cler,  Ueber  das  Aufsuchen  der  Typhusbacillen  im  Wasser  etc.   425 

Zur  bequemeren  Berechnung  nehmen  wir  sogar  für  den  Augenblick 
weiter  an,  daß  die  Komplementbindung  durch  das  Antityphusserum  erst 
bei  0,1  mg  Bacillen  vorkommen  kann. 

Eine  derartige  Möglichkeit  kann  ohne  weiteres  angenommen  werden. 

In  unserem  besonderen  Falle  aber,  in  dem  es  sich  um  die  Auf- 
findung der  Typhusbacillen  im  Wasser  mit  Hilfe  des  Komplement- 
binduugsverfahrens  handelt,  ist  es  ganz  gleichgültig,  ob  man  vermutet, 
daß  dieses  0,1  mg  auf  1  ccm  oder  auf  n  ccra  oder  auf  n  1  Wasser  ver- 
teilt ist,  denn  es  handelt  sich  doch  darum,  die  im  Wasser  enthaltenen 
Keime  auf  den  Filtrierkerzen  aufzufangen.  Nehmen  wir  nun  beispiels- 
weise an,  daß  dieses  0,1  mg  Bacillen  in  1000  1  Wasser  aufgelöst  sei. 
Damit  ist  dann  in  unserem  besonderen  Falle  gesagt,  daß  0,1  mg  auf 
1000  1  verteilt  0,0000001  mg  pro  ccm  ergibt.  1000  1  Wasser  durch 
Filterkerzen  laufen  zu  lassen,  ist  jedoch  weder  eine  schwierige,  noch 
viel  Zeit  verzehrende  Arbeit,  wenn  man  dazu  5  Kerzen  nimmt,  von 
denen  eine  jede  auch  nur  10  1  in  der  Stunde  zu  geben  vermag.  In 
24  Stunden  wird  so  nämlich  jede  240  1  gegeben  haben,  alle  zusammen 
also  mehr  als  1000  1.  Wenn  es  sich  darum  handelt,  eine  etwaige  Ver- 
unreinigung des  Leitungswassers  einer  Stadt  festzustellen,  ist  es  sehr 
ratsam,  mehrere  Kerzen  an  mehreren  Stellen  der  Wasserleitung  anzu- 
bringen. 

Ist  die  Filtrierung  beendet,  so  werden  die  verschiedenen  Kerzen- 
niederschläge gesammelt.  Nehmen  wir  nun  beispielsweise  an,  in  allen 
Kerzen  100  ccm  Aufschwemmung  erhalten  zu  haben.  Diese  Flüssigkeit 
kann  dann  noch  auf  10  ccm  konzentriert  werden.  Die  durch  die  (positiv 
ausgefallene)  Bindungsreaktion  zutage  geförderte  Verunreinigung  hätte 
also  in  diesem  Fall  0,0000001  mg  X  10  =  0,000001  mg  pro  ccm  Wasser 
betragen.  Nehmen  wir  dann  ferner  an,  daß  die  Hälfte  der  Keime  beim 
Arbeiten  verloren  gegangen  sei,  mit  anderen  Worten  z.  B.  an  den 
Kerzen  hängen  geblieben  sei,  so  wären  doch  noch  immer  0,000002  mg 
aufgefunden  worden. 

Damit  bleibt  also  nachgewiesen,  daß,  wenn  wir  von  der  Annahme 
ausgehen,  daß  0,1  mg  Bacillen  zur  Bindungsreaktion  erforderlich  sind, 
wir  dieselbe  Quantität  wieder  in  einem  Wasser  vorfinden  können,  das 
nur  mit  0,000002  mg  Bacillen  pro  ccm  verunreinigt  worden  ist,  Vor- 
bedingung ist  dabei  nur  die  Heranziehung  von  1000  1  Wasser  zur  Unter- 
suchung. 

Natürlich  können  wir  nach  Belieben  auch  geringere  Verunreinigungen 
erkennen,  wenn  wir  zur  Untersuchung  noch  größere  Mengen  Wasser 
verwenden. 

Stellen  wir  dann  dieselbe  Berechnung  nochmals  an,  aber  nicht  mehr 
auf  Grund  des  Gewichtes,  sondern  auf  Grund  der  Anzahl  der  Keime, 
so  ergibt  sich,  daß  61000000  Keime  pro  mg  (nach  Rubner  können 
sich  so  viele  Keime  ungefähr  in  1  rag  frischen  bakterischen  Belags 
finden)  6,1  Keime  pro  ccm  entsprechen,  wenn  0,1  mg  auf  1000  1  Wasser 
verteilt  ist. 

Aus  alledem  geht  also  deutlich  hervor,  daß  die  Frage  nicht  so  sehr 
darauf  hinausgeht,  zu  ermitteln,  bis  zu  welcher  Grenze  die  Bindungs- 
reaktion in  besonderen  Fällen  noch  hervorgerufen  werden  kann,  sondern 
es   sich   darum   handelt,   zur   Untersuchung  viel   Wasser  heranzuziehen. 


■424  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Nachdruck  verboten. 

Etüde  sur  la  determination  du  bacille  de  Kocli  dans 
le  lait  et  ses  derives'). 

[Laboratoire  bacteriologique  de  la  Division  d'Agriculture  de  la 
Republique  Argentine.J 

Par  le  Docteur  Enrique  Fynn, 

Chef  de  la  Division  d'Agriculture  du  Miuistfere  de  rÄgriculture  de  la 

Republique  Argentine. 

Ayant  entrepris  une  etude  sur  la  presence  de  ce  germe  dans  le 
beurre,  j'ai  profite  de  l'opportunite  qui  se  presentait  pour  etudier  et 
preciser  les  avantages  que  presentent  les  differentes  methodes  et  procedes 
actuellement  employes.  S'il  est  indeuiable  que  le  reactif  eraploye  —  c'est 
ä  dire  la  receptivite  du  cobaye  pour  le  bacille  de  la  tuberculose  —  est 
d'une  sensibilite  extreme,  certaines  divergences  d'opinions,  que  dans  le 
cours  de  cette  etude  j'ai  notees  chez  nombre  d'auteurs,  m'ont  conduit  ä 
en  tenir  compte  et  ä  approfondir  la  question,  utilisant  ä  cet  effet,  le 
materiel  accumule  pendant  les  trois  annees  qu'ont  dure  les  experiences 
ci-dessus  indiquees. 

Apres  la  revelation  des  bacteries  acido-resistantes,  par  Petri, 
Rabinowitsch  et  autres,  sont  apparues  des  methodes  qui  eliminent 
son  action  dans  les  tissus  du  cobaye,  comme  ces  microorganismes. 
developpent  une  pathogenie  progressive,  seulement  au  moment  oü  ils 
sont  injectes  dans  le  peritoine,  en  presence  de  matieres  grasses;  par  la 
methode  d'Obermüller  (9)  on  elimine  par  centrifugation  intensive  et 
refroidissement  posterieur  toute  la  portion  graisseuse,  employant  pour 
l'injection  uniqueraent,  la  partie  inferieure  fluide. 

Cette  methode,  bien  que  jouissant  de  la  propriete  d'eliminer  Taction 
des  bacteries  acido-resistantes.  presente  Imconvenient  d'occasionner  la 
mort  d'une  quantite  enorme  d'animaux,  qui  perissent  pendant  les  jours 
posterieurs  au  traitement,  ceci  du  ä  l'action  dans  le  peritoine.  d'autres 
germes  qui,  frequemment,  se  trouvent  incorpores  au  beurre,  par  exemple, 
les  bacteries  du  groupe  Coli,  Streptocoques,  etc. 

L'injection  sous-cutanee  du  sediment  obtenu  par  la  methode  d'Ober- 
müller supprime  ces  inconvenients.  Eber  (6)  simplifie  l'operation,  en 
injectant  directement  le  lait  ou  le  beurre  prealablement  fondu  ä  40-  C 
et  bien  melange  —  ä  la  dose  d'un  centimetre  cube  —  dans  la  partie 
sous-cutanee.  Ostertag,  Breidert,  Kaestner  et  Krautstrunk  (10) 
recommandent  d'injecter  intramusculairement.  car,  selon  ces  auteurs,  l'in- 
jection pratiquee  sous  cette  forme,  permet  de  formuler  un  diagnostic 
plus  rapide,  qu'en  operant  par  inoculation  sous-cutanee.  Selon  Eber  (6) 
il  n'existerait  aucun  avantage  dans  l'eraploi  de  ce  „modus  operandi", 
compare  ä  celui  qui  precede. 

De  toute  fa^on,  ces  deux  dernieres  methodes  possedent  l'avantage: 
qu'en  plus  d'empecher  l'action  des  bacteries  acido-resistantes  —  meme 
en  presence  des  compos^s  graisseux  —  Celles  de  rendre  innöcessaires  la 
centrifugation  de  l'echantillon  et  de  diminuer  aussi  par  leur  emploi, 
l'action  pathogöne  des  bacteries  du  groupe  Coli,  etc. 


1)  Une  communication   preliminaire ,    fut  —  en   coUaboration  avec  mon   assistant 
M.  Carlos  E.  Pinto  —  prösent^e  au  Congr^  de  Medecine  de  Buenos  Aires,  en  1910. 


Fynn,  Etüde  sur  la  d^termination  du  bacille  de  Koch  etc.  425' 

Les  procedes  cites  6vitent  donc  de  pratiquer  de  nouvelles  inoculations, 
avec  des  parties  d'organes  douteux,  sur  de  nouveaux  cobayes,  ainsi  qua 
cela  se  passait  lorsque  Ton  employait  l'iDJection  intrapöritoneale,  sans 
elimination  prealable  de  la  substance  grasse.  Dans  le  cours  de  mon  etude 
j'ai  neanmoins  —  malgre  lexpose  ci-dessus  —  et  ä  fin  de  ne  laisser 
subsister  aucun  doute,  recouru  ä  la  reinoculation  dans  tous  les  cas  oü  j'ai 
observe  des  signes  d'alteration  ou  des  lesions,  quelqu'en  soient  leurs  causes. 

Du  fait  de  ce  que  le  pourcentage  des  cobayes  qui  succombent  dans 
les  jours  posterieurs  ä  rinoculation  est  eleve,  et  qu'il  est  necessaire 
d'employer  plusieurs  animaux  pour  chaque  echantillon  que  Ton  desire 
examiner,  Weber  (12)  dans  une  monographie  sur  la  transmission  des 
germes  pathogönes  par  le  lait,  recommande  comme  methode  generale, 
afin  d'obvier  ä  cette  inconvenient,  d'inoculer  siraultanement  avec  le  meme 
echantillon,  au  moins  quatre  cobayes.  Morgenroth  (14)  ayant  observe 
que  sur  quatre  animaux  inocules,  un  seul  presentait  des  symptomes  de 
tuberculose  recommande  ^galement,  d'inoculer  quatre  animaux.  Ander- 
son (1)  dans  une  etude  sur  le  bacille  de  Koch,  dans  le  lait  qui  se  con- 
somme  ä  Washington,  inocula  ä  la  fois  deux  cobayes  et  appelle  l'attention 
sur  ce  fait  que  si,  en  general,  les  deux  cobayes  contractaient  la  tuberculose, 
dans  certains  cas,  Tun  des  cobayes  6tait  atteint  et  l'autre  restait  indemne. 

Au  cours  de  mon  etude,  j'ai  attache  ä  ces  faits  beaucoup  d'importance 
car,  en  effet,  c'est  ä  mon  point  de  vue,  d'eux  que  depend  la  sensibilite 
de  la  reaction.  Cependant,  la  plupart  des  experimentateurs  ne  leur  ont 
pas  dedie  le  degre  d'attention  qu'ils  meritent,  puisque  malgre  les  indications 
de  Weber  et  Morgenroth,  ils  se  sont  contentes  d'inoculer  un  seul 
cobaye  avec  le  meme  echantillon  et,  au  maximum  deux.  Bien  que  je 
me  sois  applique  ä  suivre  les  indications  de  Weber  et  Morgenroth, 
j'ai  cru  necessaire  de  determiner,  si  la  quantite  de  quatre  cobayes  in- 
ocules simultanement  avec  le  meme  echantillon,  constitue  une  garantie 
süffisante  pour  conclure  ä  la  presence  du  bacille  de  la  tuberculose,  dans 
le  subStratum  ä  examiner. 

Pour  me  rendre  compte  au  prealable  si,  dans  les  beurres  locaux,  11 
existait  des  germes  de  tuberculose,  en  assez  grand  nombre  pour  donner 
ä  ces  investigations  des  probabilites  de  reussite  et,  d'autre  part,  etant 
donne  le  peu  d'animaux  d'experiences  dont  je  disposais  au  commencement 
de  cette  etude;  pour  la  premiere  serie,  qui  comprend  38  ^chantillons 
numerotes  du  47  au  84,  je  n'ai  pu  inoculer  que  2  cobayes  par  echantillon. 

Dans  cette  serie  on  remarque  dejä  les  cas  de  l'echantillon  54  dans 
lequel  le  cobaye  designe  par  la  lettre  A,  resulte  tuberculeux,  tandis  que 
l'autre  54  B  reste  normal.  Dans  l'echantillon  68.  les  2  cobayes  acquierent 
la  tuberculose.  dans  Techantillon  75,  le  cobaye  75  B  est  attaque,  alors 
que  son  compagnon  75  reste  indemne.  Le  meme  fait  se  repr^sente  dans 
l'echantillon  76  et  77. 

Dans  la  serie  2  composee  de  16  echantillon s  portant  les  numeros 
86  au  102.  furent  inocules  4  cobayes  par  echantillon,  Dans  le  cas  No.  87, 
un  seulement  tuberculeux,  tandis  que  les  3  autres  resterent  indemnes. 
Meme  resultat  fut  obtenu  avec  l'echantillon  98,  oü  il  n'y  eut  d'infect6 
par  le  bacille  de  Koch  que  celui  designe  avec  la  lettre  D.  Neanmoins 
le  98  mourut  au  bout  de  34  jours.  des  consequences  d'une  affection 
gastro-intestinale.  Le  cas  99  est  analogue  ä  l'ant^rieur,  c'est  ä  dire  que 
sur  les  quatre  cobayes,  un  seul  resulta  tuberculeux. 

Dans  la  serie  3.  le  nombre  de  cobayes  inocules,  fut  eleve  ä  six  par 
Echantillon.     Cette   s6rie   comprend    8    echantillons ,    compris    dans   les 


426  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

numeros  103  au  111.  Dans  le  numero  105,  seul  le  cobaye  105  B  resulta 
tuberculeux.  Je  dois  neanmoins  faire  constater  que  les  5  autres  moururent 
prematurement.  Dans  le  No,  108  trois  cobayes  devinrent  tuberculeux. 
Dans  l'echantillon  111,  quoique  deux  moururent  prematurement,  il  n'y 
en  eut  qu'un  seul  de  tuberculeux. 

Dans  la  serie  4,  de  9  echantillons,  No.  112  au  121,  furent  employes 
8  animaux  par  echantillon.  Le  No.  115  donne  seulement  2  cobayes 
attaques,  le  115  E  et  le  115  F  tandis  que  les  6  autres  result^rent  normaux. 
Dans  l'echantillon  116,  les  cobayes  correspondants  aux  lettres  A,  B,  C, 
D,  F,  G,  acquierent  la  tuberculose  et  E,  H,  restent  sains.  Dans  l'echan- 
tillon No.  118,  seul  le  cobaye  F  devient  tuberculeux,  neanmoins  le  C 
meure  prematurement.  Si  on  elimine  ce  dernier  pour  la  cause  citee  et 
si  le  cobaye  n'avait  pas  ete  atteint,  la  presence  de  la  tuberculose  aurait 
passe  inapercue  dans  l'echantillon,  ce  qui  autorise  ä  supposer  que  le 
resultat  de  cet  essai,  peut  se  representer  par  la  proportion  de  1  ä  6,  ce 
qui  conduit  ä  iuoculer  au  moins  7  cobayes. 

Plus  suggestif  encore  est  le  cas  consigne  dans  le  No.  128  dans  lequel 
furent  inocules  simultanement,  avec  un  echantillon  de  lait  pasteurise, 
acquis  dans  le  commerce,  8  cobayes;  tous  survecurent  ä  l'injection  et 
sacrifies  tous  le  meme  jour  —  les  animaux  en  traitement,  devant  en  ce 
cas,  etre  maintenus  en  Observation,  au  moins  pendant  2  mois  —  seul, 
celui  correspondant  ä  la  lettre  H,  presenta  des  lesions  tuberculeuses,  de 
maniere  que  dans  ce  cas,  la  probabilite  de  contagion  etait  representee 
dans  la  proportion  de  1  ä  7. 

Dans  l'experience  No.  143,  vingt  cobayes  furent  inocules  avec  du 
lait  infeste  artificiellement  et  posterieurement  chauffe  ä  60*^  C  pendant 
45  minutes,  un  seul  resulta  tuberculeux;  mais  comme  7  d'entre  eux 
moururent  peu  de  temps  aprös  l'inoculation,  en  eliminant  ce  nombre,  il 
resulte  que  la  probabilite  de  reussite  se  trouve  representee  dans  la 
Proportion  de  1  ä  12.  Un  resultat  ä  peu  pres  identique  fut  obtenu  avec 
l'echantillon  No.  140  a. 

Dans  toutes  ces  experiences,  je  dois  faire  ressortir  que  toutes  les 
precautions  aseptiques  ont  ete  prises,  de  fagon  ä  exclure  toute  possibilite 
de  contagion  entre  les  animaux  (desinfection  des  ustensiles  destines  aux 
inoculations  et  des  recipients  metalliques  servaut  de  cages,  isolement 
rigoureux  des  cobayes,  destruction  par  le  feu  des  detritus,  etc.). 

Des  faits  exposes,  il  ressort  que  la  probabilite  d'exactitude  relative 
ä  la  constatation  de  la  presence  du  bacille  de  Koch,  dans  le  lait  et  le 
beurre  doit  augmenter  avec  le  nombre  de  cobayes  destines  ä  chaque 
Echantillon,  ce  qui  contribuerait  probablement  ä  expliquer  en  partie  les 
divergences  que  l'on  note  dans  les  etudes  pratiquees  ä  ce  sujet.  Dans 
cet  ordre  d'idees.  Eber  (6)  par  exemple,  examinant  ä  intervalles  pöriodi- 
ques,  des  echantillons  de  lait  d'une  meme  laiterie,  trouve  dans  celui-ci, 
la  presence  du  bacille  de  la  tuberculose  par  intermittences.  Pour  ses 
experiences,  il  n'employait  pour  chaque  echantillon  qu'un  seul  cobaye  et 
constata  que  tandis  que  l'animal  inocule  avec  l'echautillon  pris  un  jour 
donne  acquiert  la  tuberculose,  le  resultat  reste  negatif  pour  celui  preleve 
le  jour  suivant. 

En  etudiant  le  lait  d'une  cremerie  sur  des  echantillons  preleves  ä 
des  intervalles  de  8 — 21 — 6 — 48  et  105  jours  et  injectes  ä  divers  cobayes, 
j'ai  toujours  constate  —  sauf,  bien  entendu,  dans  le  cas  de  mort  pre- 
maturee  —  la  presence  de  lesions  tuberculeuses.  Avec  l'echantillon 
No.  132   furent  inoculös  4  animaux   dont   un   seul   reactionna,   pour   le 


Fynn,  Etüde  sur  la  d^termination  du  bacille  de  Koch  etc.  427 

No.  133  on  opera  sur  6  animaux  desquels  un  seul  contracta  la  tuber- 
culose:  sur  8  animaux  inocules  avec  rechantillon  No.  135,  3  röaction- 
n^rent;  il  en  fut  de  meme  avec  les  echantillons  136  et  137  avec  lesquels 
on  iiiocula  le  meme  nombre  d'animaux. 

Malgre  les  resultats  positifs  obtenus  pour  chaque  echantillon,  il 
resulte  clairement  de  ces  experiences  qu'en  operant  comme  le  faisait 
Eber,  sur  un  seul  cobaye,  la  tuberculose  ne  se  serait  manifestee  que 
d'une  fagon  intermittente. 

En  ce  qui  coucerne  les  differentes  methodes  d'inoculation,  Weber 
(13)  observe  le  fait  suivant:  il  opera  avec  des  beurres  provenant  des 
cremes  pasteurisees,  en  injectant  2  cobayes,  le  Sediment  obtenu  par 
centrifugation  suivant  la  methode  d'Obermüller,  tandis  que  2  autres 
cobayes  furent  inocules  directement  avec  le  meme  echantillon  prealable- 
ment  fondu  ä  37°  C  et  bien  melange.  II  examine  aussi  12  echantillons 
de  differents  beurres,  deux  d'entre  eux  contenaient  des  bacilles  tuber- 
culeux  ces  deux  cas  correspondant  aux  animaux  qui  avaient  ete  inocules 
avec  le  sediment  obtenu  par  centrifugation,  tandis  que  ceux  correspondant 
aux  memes  echantillons  et  traites  avec  le  beurre  liquide  directement 
resultörent  inderanes.  Selon  le  meme  auteur,  Tobler  fit  une  constatation 
analogue. 

Pour  ma  part,  j'ai  constate  un  fait  semblable.  L'echantillon  No.  115 
fut  injecte  simultanement  et  directement  ä  4  cobayes;  4  autres  animaux 
furent  traites  avec  le  sediment  obtenu  par  centrifugation.  De  ces  quatre 
derniers,  deux  resulterent  tuberculeux.  Echantillon  No.  111,  deux  cobayes 
injectes  directement  et  quatre  avec  sediment  de  centrifugation  de  ces 
derniers,  deux  meurent  prematurement  et  un  des  deux  restant  acquiert 
la  tuberculose.  D'oü  il  appert  que  les  resultats  des  experiences  com- 
paratives  concordent  avec  ceux  obtenus  par  Weber  et  Tobler.  Malgre 
cela  je  dois  raentionner  que  dans  l'echantillon  116,  les  quatre  cobayes 
injectes  directement  acquierent  la  tuberculose,  tandis  que  sur  les  autres 
quatre,  traites  par  le  liquide  centrifuge,  seulement  deux  sont  atteints 
de  cette  affection. 

Quant  aux  essais  comparatifs  des  autres  methodes,  il  ressort  selon 
mes  experiences,  qu'invariablement  l'injection  intramusculaire,  a  accuse 
la  presence  du  bacille  de  Koch,  lä  oü  la  voie  intraperitoneale  ne  l'a 
pas  fait  ainsi  que  me  demontrent  les  resultats  obtenus  avec  les  echantillons 
de  beurre  Nos.  75,  76  et  77. 

Le  meme  fait  se  constate,  mais  cependant  avec  moins  de  regularite 
par  la  comparaison  des  resultats  donnes  par  le  voie  subcutanee.  On  ne 
peut  pourtant  pas  affirmer  d'une  fagon  categorique  que  l'injection  intra- 
musculaire est  plus  sensible  que  les  autres  methodes  appliquees,  surtout 
si  l'on  considere  l'extreme  receptibilite  du  cobaye  pour  les  germes  de  la 
tuberculose  et  le  nombre  relativement  restreint  d'experiences  que  j'ai 
pratiquees.  Une  teile  affirraation  serait,  ä  mon  avis,  prematuree,  d'autant 
plus  que  pour  les  cas  que  nous  consignons,  dans  lesquels  plusieurs  ani- 
maux ont  ete  inocules,  un  seul  a  contractu,  pour  ainsi  dire,  comme  par 
hasard,  la  tuberculose,  fait  qui  pourrait  neanmoins  etre  aussi  interprete 
erronement  dans  le  cas  d'attribuer  dans  ces  experiences  comparatives 
un  plus  haut  degre  de  certitude  aux  injections  sous-cutanees. 

De  toutes  fagons,  il  ressort  evidemment  que  l'inoculation  intraperi- 
toneale qui  dejä  est  desavantageuse  en  raison  du  haut  pourcentage  de 
mortalite  qu'elle  occasionne,  ne  possöde  aucun  avantage  sur  les  deux 
autres  voies  mentionnees. 


428  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

Quant  au  cadre  anatomo-pathologique  des  cobayes  aflfectes  de  tuber- 
culose  en  tous,  invariablement  a  ete  observee  la  marche  speciale  et 
propre  de  cette  affection,  c'est  ä  dire  la  formation  du  nodule  au  point 
de  l'inoculation,  hypertrophie  des  ganglious.  crural,  inguinal  et  portal  et 
Selon  la  marche  de  Tinfection,  Taugmentation  de  volurae  de  la  rate  et 
du  foie  accompagnee  des  granulations  caracteristiques  de  cette  nialadie; 
seulement  dans  les  cas  d'infection  tres  avancee,  et  encore  tres  rarement 
on  a  constate  la  degeneration  tuberculeuse  des  ganglions  du  mesent^re. 

Les  bacteries  acido-resistantes  originent,  —  meme  lorsque  linjection 
est  effectuee  ä  exclusion  de  la  matiere  grasse  —  de  petites  granulations 
ou  des  taches  dans  le  foie.  Elles  n'ont  generalement  ete  observees  — 
et  encore  en  nombre  reduit  —  que  sur  les  animaux  soumis  ä  l'autopsie 
dans  les  deux  mois  posterieurs  ä  l'inoculation,  plus  tard  ces  lesions  ne 
se  notent  pas.  La  meme  Observation  peut  etre  faite  au  sujet  de  l'aug- 
mentation  de  volume  du  ganglion  lombaire  occasionne  dans  quelques  cas 
par  ce  genre  de  microorganismes,  meme  lorsque  leur  caracteres  etaient 
franchement  distincts  de  ceux  qui  originent  la  tuberculose. 

Dans  cet  ordre  d'idees,  il  est  bon  de  faire  ressortir  que  dans  la 
coupe  du  ganglion  de  Tun  d'eux  fut  trouvee  une  streptotrichee  acido-resi- 
stante,  laquelle  isolee  par  les  procedes  ordinaires,  trituree  avec  un 
bouillon  de  culture  dans  du  lait  et  inoculee  sous-cutaneraent  et  intra- 
musculairement,  produisit  pendant  sept  passages  directs  ä  d'autres  cobayes, 
des  alterations  pathologiques  specifiques  mais  chaque  fois  moins  pro- 
noncees,  jusqu'ä  disparition  complete  de  l'action  pathogene,  dans  l'inocu- 
lation du  huitieme  cobaye.  Ce  fait  interessant  est  expliquable.  etant 
donne  le  pleomorphisme  que  ces  microorganismes  presentent  dans  leur 
biologie. 

Le  Premier  animal  mourut  au  bout  de  30  jours,  apres  avoir  presente 
les  caracteres  d'une  cachexie  et  comme  lesions,  le  ganglion  crural  aug- 
mente  ä  la  dimension  d'un  gros  pois  chiche,  le  foie  etait  legerement 
dilate  avec  taches  superficielles  deprimees  et  de  couleur  rougeätre,  s  eten- 
dant  par  la  partie  superieure  et  inferieure  du  parenchyme  cortical;  et 
seulement  dans  le  ganglion  fut  trouve  le  susdit  microorganisme,  presentant 
en  coloration  des  caracteres  strepto-bacillaires,  c'est-ä-dire  de  bourgeonne- 
ments  divises  en  bätonnets,  qui  aussitot  cultives,  disparaissent,  pour  se 
representer  plus  tard  avec  les  ramifications  typiques  des  actinomyces. 
Cette  streptotrichee,  dans  ses  cultures,  a  une  grande  ressemblance  avec 
l'actinomyse  de  Birt  et  Leishman. 

En  raison  du  fait  que  je  viens  de  consigner,  c'est-ä-dire  que  la 
probabilite  de  constater  le  bacille  de  la  tuberculose  dans  le  lait  et  le 
beurre,  augmente  avec  le  nombre  de  cobayes  injectes,  j'ai  ete  conduit 
ä  essayer  d'eclaircir  la  question.  tellement  debattue.  de  la  temperature 
necessaire  pour  exterminer  ce  germe  dans  le  lait  et  dans  le  sens  ci-dessus 
indique. 

Sur  ce  sujet,  existent  un  grand  nombre  de  travaux  publies. 

Anterieurement,  la  majeure  partie  des  experimentateurs  ensemencaient 
le  lait  ä  chauffer  avec  des  bacteries  provenant  des  cultures,  mais  dans 
des  exp^riences  plus  recentes  on  a  donne  la  preference  ä  la  contamination 
par  voie  naturelle  en  raison  de  ce  que  ces  germes  possödent  en  cet 
etat,  une  plus  grande  resistance  ä  laction  des  hautes  temperatures. 
Entre  les  experimentateurs  ayant  adopte  ce  procede.  je  citerai  Gal- 
thier  (8)  qui  sourait  du  lait  tuberculeux.  ä  des  temperatures  de  70,  75, 
80   et    85    degres    centigr.   pendant  5   minutes,    trouvant   ainsi  dans  les 


P'ynn,  Etüde  sur  la  d^termination  du  bacille  de  Koch  etc.  429 

echantillons  traites  des  germes  virulents  de  tuberculose.  Morgen- 
roth  (14)  daus  du  lait  chauffe  ä  la  temperature  de  70<>  C  pendant 
10  minutes  trouva  egalement  le  microorganisme  virulent.  Du  lait 
chaufte  ä  100*^  C  par  le  meine  experimentateur  et  inocule  ä  5  cobayes, 
produisit  la  tuberculose  ä  deux  d'entre  eux.  Beck  (4)  constata  que 
l'ebullition  simple  n'est  pas  süffisante  pour  exterminer  ce  germe.  De 
Man  (5)  au  contraire,  avec  du  lait  chautte  ä  80*^  pendant  5  minutes,  ä 
90"  pendant  deux  minutes  et  ä  95°  pendant  une  minute,  ne  constata 
pas  la  virulence  du  germe.  Forster  (7)  traitant  10  c.  c.  de  lait  contenu 
dans  des  vases,  compl^tement  submerges  sous  l'eau  et  soumis  pendant 
15  minutes,  entre  65°  et  66  "^  C  trouva  que  l'extermination  du  germe 
etait  complete.  Basenau  (2)  dans  une  critique  des  experiences  de 
Forst  er  soutient  que  pour  du  lait  infeste  naturellement,  mis  dans  des 
flacons  de  100  c.  c,  une  temperature  de  70  *^  ä  72  °  C  maintenue  pendant 
une  V2  beure  est  insuffisante  pour  exterminer  les  germes  qu'il  contient. 
Hertel,  Koske  et  Tjaden  (15)  au  cours  de  leurs  vastes  experiences 
pratiquees  avec  les  installations  de  pasteurisation  de  laiteries  ditferentes, 
et  en  chauffant  le  lait  naturellement  tuberculeux  ä  85  ^  95*^  et  100*^  C 
purent  constater  que  si  les  appareils  etaient  bien  maneuvres,  la  tempe- 
rature de  85"  dans  la  pasteurisation  etait  süffisante  pour  obtenir  la 
Sterilisation.  Basenau  (3j  et  Ost  er  tag  (llj  ont  appele  l'attention 
sur  ce  que  des  laits  tres  contamiues  par  des  bacilles  de  la  tuberculose 
ou  encore  provenant  de  vaches  atteintes  de  mastite  tuberculeuse  tres 
avancee,  laits  qui  tr^s  souvent  ont  ete  employes  pour  les  experiences  de 
laboratoire,  ne  se  trouvent  pas  dans  les  conditions  de  ceux  que  l'on  ren- 
contre  generalement  dans  la  pratique. 

Dans  mes  etudes  et  recherches,  j'ai  tenu  compte  de  ces  observations 
mais,  neanmoins  j'ai  du  aussi  employer  des  laits  infestes  artificiellement. 

Un  echantillon  correspondant  au  No.  136  (tuberculose  par  voie 
naturelle)  fut,  en  quantite  de  300  c.  c,  mis  dans  une  petite  casserole 
et  chauffe  rapidement  sur  un  triple  bec  de  Bunsen,  jusqu'ä  simple 
ebullition,  en  agitant  continuellement  le  liquide  (temperature  initiale  du 
lait  ä  -f-  13  ®  C ;  temps  necessaire  ä  l'ebullition :  3  minutes  72)-  Ce  lait 
rapidement  refroidi,  fut  inocule  ä  12  cobayes;  la  presence  de  la  tuber- 
culose ne  fut  constatee  sur  aucun.  Un  resultat  analogue  fut  obtenu  avec 
les  laits  Nos.  136  et  137.  Les  laits  Nos.  132,  133.  134,  135,  144,  145, 
148,  149  et  150  qui,  ä  l'etat  crus,  accusaient  la  presence  du  bacille  de 
Koch,  soumis  ä  la  pasteurisation  continue,  ä  la  temperature  de  85°  C 
et  injectes  ä  6  cobayes  pour  chaque  echantillon,  ne  revelerent  pas  la 
presence  de  ce  germe. 

En  vue  de  ce  resultat,  Techantillon  No.  138  (tuberculose  par  voie 
naturelle)  fut  mis  en  quantite  100  c.c.  par  dose,  dans  des  petits  fiacons 
hermetiquement  bouches,  lesquels  complötement  submerges  dans  l'eau, 
furent  maintenus  ä  la  temperature  de  58°  ä  59°  C  pendant  35  minutes. 
Pendant  la  calefaction,  on  agita  legerement  le  flacon  en  sens  longitudinal. 
Le  lait  refroidi  aussitöt,  fut  inocule  ä  20  cobayes  dont  aucun  ne  fut  con- 
tamine  (138  b). 

Comme  il  ne  m'a  pas  toujours  ete  possible  de  disposer  de  lait  in- 
feste par  voie  naturelle,  j'ai  eu  recours  dans  les  experiences  suivantes, 
ä  l'infection  artificielle,  mais  en  verifiant  toujours  prealablement  par  des 
inoculations,  la  virulence  du  liquide.  Le  lait  etait  alors  melange  avec 
une  emulsion  de  rate  tuberculeuse,  procödant  de  cobayes.  L'echantillon 
de   lait  No.   139,    prepare    comme  il   vient  d'etre  dit,   chauffe   dans  des 


430  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 

flacons  d'une  contenance  de  200  c.  c,  submerges  dans  l'eau  pendant 
45  minutes,  ä  une  temp^rature  de  58"  ä  59°  et  refroidi,  fut  injecte  ä 
20  cobayes,  desquels  un  seul,  resulta  porteur  du  germe  de  la  tuber- 
culose. 

Le  meme  lait  provenant  d'un  autre  flacon  soumis  au  meme  traite- 
ment  que  l'anterieur,  refroidi  et  injecte  dans  les  raemes  conditions,  ä 
un  nombre  egal  d'animaux,  ne  produisit  la  tuberculose  sur  aucun  d'eux. 

II  resulte  de  ces  deux  experiences  que  si  le  seul  cobaye  contagie 
avait  fait  defaut,  on  aurait  pu  conclure  ä  l'inocuite  du  lait  injecte,  ce 
qui  aurait  ete  surtout  le  cas  si  on  avait  reduit  le  nombre  d'animaux 
injectes  avec  le  meme  echantillon. 

Dans  l'experience  No.  140,  j'ai  employe  du  lait  infecte  par  voie 
naturelle  et  opere  en  tous  points,  comme  ci-dessus,  le  resultat  obtenu 
fut  negatif. 

Pour  le  No.  141,  l'experience  fut  conduite  de  la  meme  fagon,  avec 
cette  difference  que  le  lait  fut  chauffe  toujours  pendant  45  minutes, 
seulement  ä  une  temperature  de  55°  ä  56°;  tous  les  animaux  inocules 
resulterent  atteints  de  la  tuberculose. 

No.  142,  le  lait  artificiellement  infeste  fut  chauffe,  toujours  dans  les 
memes  conditions,  mais  en  quantite  de  1000  c.  c.  et  ä  la  temperature 
de  60°  C,  sur  8  cobayes  inocules  avec  ce  lait,  un  contracta  la  tuber- 
culose. 

Dans  le  No.  143,  avec  du  lait  egalement  infeste  artificiellement  et 
traite  dans  des  flacons  de  200  c.  c.  —  memes  procedes  que  ci-dessus  — 
mais  chauffe  ä  60°  ä  61°  j'ai  inocule  20  cobayes,  sur  lesquels  un  seul 
contracta  la  tuberculose. 

II  apparait  clairement  de  ces  experiences,  que  pour  l'etude  des 
temperatures  minima  ä  atteindre  suivant  les  cas  pour  detruire  le  bacille 
de  Koch  dans  le  lait,  il  est  indispensable  d'operer  comparativement  et 
d'inoculer  avec  le  meme  echantillon  un  nombre  relativement  considerable 
de  cobayes. 

L'excessive  extension  des  tableaux  empeche  leur  reproduction  dans 
une  revue.  Dans  une  publication  en  espagnol,  prochaine  ä  paraite,  ces 
tableaux  seront  publies,  avec  tous  leurs  details. 

Bibliograpliie. 

1)  Anderson,   Milk  and  its  relations  to  the  public  health.    (Public  Health  a.  Marine 
Hospital  Service  of  the  United  States.  Washington  1909.) 

2)  Basenau,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1909. 

3)  — ,  Congrfes  de  goutes  de  lait.    Brüssel  1907. 

4)  Beck,  Dtsche  Vierteljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspfl.  1900. 

5)  De  Man,  Arch.  f.  Hyg.  1893. 

6)  Eber,  Zeitschr.  f.  Fleisch-  u.  Milchhyg.  1908. 

7)  Forst  er,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1909  u.  1910. 

8)  Galtier,  Compt.  rend.  des  säanc.  de  l'Acad.  d.  Sc.  1900. 

9)  Obermüller,  Hyg.  Rundschau.  1900. 

10)  Ostertag,   Breidert,    Krautstrunk  u.  Kaestner,   Untersuchung  über  die 
klinische  und  bakteriologische  Feststellung  der  Tuberkulose  des  Rindes.    Berhn  1905. 

11)  — ,  Congrfes  Internat,  de  laiterie  1908. 

12)  Weber,  Uebertragung  von  Krankheitserregern  mit  der  Milch.    (Handb.  d.  Milchk. 
Wiesbaden  1909.) 

13)  — ,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamte.  1901.  ^ 

14)  Morgenroth,  Hyg.  Rundschau.  1899  u.  1900i 

15)  Tjaden,  Koske  u.  Hertel,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamte.  1901. 


Liimbau,  lieber  Züchtung  weißer  Mäuschen. 


431 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  Züchtung  weisser  Mäuschen. 

[Aus   dem   kgl.  antirabischen  und   hygienischen  Intitute   der  Universität 

Sassari.J 

Von  Dr.  Salvatore  Lumbau. 

Mit  1  Figur. 

Die  Zucht  weißer  Mäuse  ist  bekanntlich  mit  großen  Schwierigkeiten 
verbunden,  wie  das  immer  steigende  Gesuch  und  die  Seltenheit  dieser 
wertvollen  Versuchstiere  schon  beweisen.  Prof.  Fermi,  durch  den  Be- 
darf großer  Mengen  dieser  Mäuse  zu  seinen  Arbeiten  über  Tollwut  ge- 
drängt, kam  nach  vielen  Versuchen  zur  Errichtung  eines  Zuchtstalles, 
welcher  folgende  Ansprüche  vollkommen  befriedigt: 

1)  Möglichst  freie  Züchtung,  damit  die  Mäuschen  sich  reichlich  ver- 
mehren, eine  höhere  Widerstandsfähigkeit  gegen  Kälte  und  Wärme  er- 
werben  und   in    bezug  auf  die  Nahrung  weniger  anspruchsvoll  werden; 

2)  das  häufige  Massensterben  durch  Kälte,  Hitze  oder  Anhäufung 
in  kleinem  Räume  zu  vermeiden ; 

3)  Reinlichkeit  und  leichte  Besichtigung; 

4)  den  Gestank  des  Harnes  und  verborgener  Leichen  zu  vermeiden. 

Dazu  wurden  einige  Räume  im  Erd- 
geschoß um  einen  Hof  mittels  eines  engen 
Korridors  aus  zwei  parallelen,  50  cm  ent- 
fernten, 1  m  hohen  Ziegelwänden  (8,  8) 
der  Länge  nach  halbiert.  In  einer  Ent- 
fernung von  50  cm  von  den  drei  Haupt- 
wänden (zwei  Seiten-  und  der  Hinter- 
wand) wurden  drei  Scheidewände  aus 
Brettern  gebaut,  welche  zu  den  Zimmer- 
wänden einen  leeren  Zwischenraum  frei 
zu  lassen  gestatten  (5,  5,  5).  Alle  Scheide- 
wände aus  Holz  oder  Mauerwerk  wurden 
mit  zahlreichen  Löchern  versehen,  um  den 
Tierchen  freien  Durchtritt  zu  ermöglichen. 

Plan   des  Zuchtraumes  für  weiße  Mäus- 
chen im  Kgl.  Hygienischen  Institut  zu  Sassari. 

1  Eingang.    2  Freier  Vorraum.    S  Wasserbecken. 

4.  Kornbehälter.    5  Zwischenraum.     6  Hauptzellen. 

7  Freier  Durchgang.    8  Scheidewände. 

Die  Hauptzellen  {6,  6)  und  der  leere  Raum  zwischen  Mauer-  und 
Holzwänden  wurden  mit  wechselnden  Schichten  aus  15  ccm  Erde  und 
20  ccm  trocknen  Blättern  gefüllt,  indem  zunächst  eine  Erdschicht,  dann 
eine  Bretterfläche,  dann  die  Laubschicht  usw.  übereinander  kamen.  Die 
oberste  Schicht  bestand  aus  einem  Gemisch  von  Laub  und  Erde  ohne 
Brettertrennung,  um  die  Ansammlung  von  Harn  und  Kot  auf  demselben 
zu  vermeiden. 

Die  Bretterflächen  wurden  darum  eingeschaltet,  weil  man  beobachtet 
hatte,  daß  die  Mäuschen  ihre  Nester  mit  Vorzug  unter  Holztafeln  an- 
legen.    Die  Erde  schützt  vorzüglich  gegen  Wärme  und  Kälte;   in  einer 


5 

6 

6 

8 

7 : 

6 
8 

^ 

ilM 

2 

1 

1^4 

432 


Ceatralbl.  f.  Bakt  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  5. 


Tiefe  von  50  cm  wurde  eine  um  5—6°  C  höhere  resp.  niedrigere  Tem- 
peratur als  in  der  Umgebung  durchgehends  beobachtet.  Stroh  kann  die 
Erde  nicht  ersetzen,  weil  es  gegen  Temperaturschwankungen  nicht 
schützt  und  viel  weniger  geruchswidrig  ist. 

An  die  Holzwände  wurden  Bauraäste  gehängt,  in  die  Mitte  ver- 
schiedene Pflanzen  gestellt,  um  den  Mäuschen  Gelegenheit  zu  freien 
Bewegungen  zu  geben. 

Im  freien  Vorraum  (2)  wurden  zwei  gleiche,  30  X  40  cm  fassende, 
niedrige  (4  cm)  Behälter  für  Wasser  (3),  resp.  Getreidekörner  (4)  gelegt. 

Wie  gesagt,  stellen  im  großen  gezüchtete  und  beinahe  im  Freien 
lebende  Mäuschen  viel  weniger  Ansprüche  an  die  Nahrung  als  die 
üblicherweise  in  Kisten  oder  Töpfen  erzogenen;  sie  können  im  ersten 
Falle  des  Zuckerwassers,  der  Milch  usw.  entbehren  und  gedeihen  mit 
Weizen-,  Gersten-  oder  Haferkörnern  und  Wasser  ganz  gut. 

Die  Schlußeinrichtungen  bestehen  aus  mit  Blech  verstärkten  Holz- 
rahmen und  Drahtnetz.  Glasscheiben  sind  bei  dem  milden  Klima  der 
Insel  und  dem  Erdschutz  überflüssig.  Erde  und  Laub  brauchen  nur 
alle  2  Jahre  erneut  zu  werden. 

Soll  die  Zucht  modifiziert  oder  irgendwo  hin  umgepflanzt  werden, 
so  läßt  man  die  Weibchen  selbst  den  Umzug  besorgen,  indem  man  die 
Nester  aufdeckt  und  die  alte  mit  der  neuen  Zuchtstelle  in  Verbindung 
stellt.  Man  sieht  dann  die  einzelnen  Weibchen  ihre  Brut  mit  der 
Schnauze  zum  neuen  Heim  verlust-  und  schadenlos  schleppen. 

Man  darf  unter  keinen  Umständen  Zuchten  verschiedener  Herkunft 
zusammen  mischen  oder  fremde  Mäuschen  in  eine  Zucht  einbringen.  In 
einem  Falle,  wo  wir  darauf  nicht  geachtet  hatten,  wurden  80  fremde 
Mäuschen  in  2  Tagen  von  den  Nestbewohnern  der  Zucht  durch  Bisse  ge- 
tötet. 


Inhalt. 


Bäclier,  Stephan,  Nachtrag  zur  Arbeit: 
Ueber  die  ätiologische  Bedeutung  des 
Bord  et  sehen  Keuchhustenbacillus  und 
der  Versuch  einer  spezifischen  Therapie 
der  Pertussis,  p.  312. 

Braun,  H.,  Ueber  das  Streptolysin,  p.  383. 

Bmschettiui,  A.  u.  Morelli,  F.,  Unter- 
suchungen über  den  Fraenk eischen 
Pneumococcus,  p.  305. 

Pynn,  Enrique,  Etüde  sur  la  d6termina- 
tion  du  bacille  de  Koch  dans  le  lait  et 
ses  d^rivös,  p.  424. 

Huebner,  Eine  Trichinoseepidemie,  p.  375. 

Krämer,  Oeorg-,  Beiträge  zum  sofortigen 
Nachweis  von  Oxydations-  und  Reduk- 
tionswirkungen der  Bakterien  auf  Grund 
der  neuen  Methode  von  W.  H.  Schultze, 
p.  394. 

Iiumbau,  Salvatore,  Ueber  Züchtung 
weißer  Mäuschen,  p.  431. 


Müller,  Max,  Der  Nachweis  von  Fleisch- 
vergiftungsbakterien in  Fleisch  und  Or- 
ganen von  Schlachttieren  auf  Grund 
systematischer  Untersuchungen  über  den 
Verlauf  und  den  Mechanismus  der  In- 
fektion des  Tierkörpers  mit  Bakterien 
der  Enteritis-  und  Paratyphusgruppe, 
sowie  des  Typhus;  zugleich  ein  Beitrag 
zum  Infektions-  und  Virulenzproblem 
der  Bakterien  auf  experimenteller  Basis, 
p.  335. 

Reinholdt,  Wilhelm,  Infektionsversuche 
mit  den  „Fleisch vergiftern"  (Bacillus 
enteritidis  Gärtner  und  Bacillus 
paratyphosus  B)  beim  Geflügel, 
p.  212. 

Volpino,  G.  u.  Cler,  E.,  Ueber  das  Auf- 
suchen der  Typhusbacillen  im  Wasser 
nach  dem  Komplementbindungsverfah- 
ren, p.  422. 


Frommannsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


.fJaktetc.  LAblOriflinale.  BdJZ.  Hefte. 

Ausgegeben  am  14.  März  1912. 

Nachdrtick  verboten. 

Contribution  ä  l'etude  sur  rintoxication  intestinale. 

[Travail  du  Laboratoire  de  M*"  Metchn  ikoff  ä  l'Institut  Pasteur,  Paris.] 

Par  A.  Distaso,  Londres, 
Demonstrator  of  Bacteriology  in  the  Royal  Institute  of  Public  Health. 

Avec  1  planche  et  12  figures. 
Index. 
I.  Flore  normale  de  Thomme  adulte. 

II.  Contribution  ä  l'etude  de  la  flore  intestinale  humaine  ä  l'ötat  pathologique.  — 
Flore  intestinale  des  constip^s. 

III,  Flore  intestinale  des  hommes  depourvus  de  gros  intestin. 

IV.  Conclusions. 

I. 

Flore  normale  de  rhoinme  adulte. 

Beaucoup  de  travaux  ont  ete  faits  sur  la  physiologie  de  la  flore 
intestinale  normale  de  l'adulte,  mais  il  n'existe  point  de  travail  sur  la 
microbiologie  de  cette  question. 

Nous  croyons  indispensable  de  combler  cette  lacune,  car  il  est  neces- 
saire  de  connaitre  les  couditions  normales  avant  tout. 

Rodella*)  croit  avoir  dömontre  la  presence  des  esp^ces  prot^lytiques  dans  l'in- 
testin  du  nourrisson.  Esp^ces  qui  sont  en  plus  grande  quantit^  chez  le  nourrisson  nourri 
au  lait  de  vache.  II  soutient  encore  que  les  microorganismes  protöolytiques  sont  plus 
fräquents  dans  les  cas  pathologiques. 

Passini^)  isole  presque  constamment  avec  le  milieu  au  blanc  d'oeuf  (milieu  em- 
ployö  d^jä  auparavant  par  Achalme)  le  Bac.  putrificus  ainsi  que  le  Bac.  per- 
f  ringens. 

Schmidt  et  Strasburger ^)  decrivent  que  dans  une  pr^paration  de  selles 
d'homme  adulte  normale,  la  plus  grande  partie  des  microbes  ne  prennent  pas  le  Gram 
et  que  tous  correspondent  par  leur  forme  et  grandeur  au  Bac.  coli.  Ils  admettent 
parmi  les  microbes  Gram-positifs  un  bacille  sporulö  le  Bac.  subtilis.  Ils  decrivent 
encore  des  bacilles  en  chaines,  des  coccis  Gram-positifs  et  Gram-nögatifs  et  quelques 
cellules  de  levure. 

Ils  mentionnent  ensuite  une  forme  ä  Clostridium,  qui  se  colore  en  bleu  par  l'iode, 
qui  Selon  eux  est  le  Bac.  butyricus. 

De  cet  aperju  on  voit  tout  de  suite,  en  comparant  cette  description  ä  ce  qu'on 
voit  dans  une  pr^paration  de  seile  normale  d'homme  adulte,  coloröe  par  les  couleurs  de 
contraste.  que  ces  auteurs  sont  loin  d'avoir  ^puis6  toutes  les  formes  que  le  microscope 
peut  relever  d^jä  comme  appartenant  ä  des  microorganismes  differents. 

Tissier^),  ä  la  suite  de  ses  ^tudes,  4tablit  que  chez  l'enfant,  du  sevrage  jusqu'ä 
cinq  ans,  il  existe  une  flore  fondamentale  (bifidus,  coli,  enterocoque),  et  une 
flore  fondamentale  accessoire  (acidophilus ,  exilis,  Rodella  III). 

II  semble  ainsi  vouloir  indiquer  que  ces  3  microbes  peuvent  accompagner  la  flore 
fondamentale  et  s'y  substituer;  tandis  que  selon  l'auteur  la  vraie  flore  surajoutee 
serait  composee  par  le  Staphyloc.  parvulus ,  le  Diplococcus  o  rbiculus,  le 
Bac.  funduliformis,  le  Bac.  ventriosus,  le  Bac.  capillosus,  le  Coccobac. 
praeacutus,  le  Coccobac.  oviformis  et  le  Bac.  perfringens. 

1)  Ueber  die  Bedeutung  der  im  Säuglingsstuhl  vorkommenden  Mikroorganismen 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  anaeroben  Bakterien.  (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  41.  1902.) 

2)  Ueber  das  regelmäßigs  Vorkommen  der  verschiedenen  Typen  der  streng  an- 
aerobischen  Buttersäurebakterien  im  normalen  Stuhl.  (Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  57. 
1903.)  —  Ueber  fäulniserregende  anaerobe  Bakterien.    (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  49.  1905.) 

3)  Die  Faeces  des  Menschen. 

4)  Annal.  de  l'Inst.  Pasteur.  T.  20.  1905. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  G2.  Heft  6.  28 


434  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Un  autre  fait  important  etabli  par  Ti ssier  c'est  que  chez  les  enfants  qui  mangent 
de  la  viande,  la  flore  londamentale  est  avec  la  flore  surajoutöe  dans  le  rapport  de  70:30, 
dont  50 "/o  serait  de  Bac.  bifidus. 

Metchnikoff)  decrit  d'avoir  isol6  constamment  des  selies  de  rhomme  adulte 
normal  le  Bac.  perfringens,  le  Bac.  sporogenes  et  le  Bac.  putrificus 
(Bienstock-Tissier). 

Nous  dirons  tres  peu  de  mots  sur  la  technique.  Le  railieu  que  nous 
avons  employe  le  plus  est  la  gelose  profonde  sucree  de  Liborius- 
V  eil  Ion.  Quand  eile  est  bien  maniee,  eile  donne  des  resultats  mer- 
veilleux  et  il  u'y  a  pas  d'autres  milieux  qui  soient  capables  de  la  rem- 
placer.  C'est  seulement  ä  l'aide  de  ce  milieu  qu'on  peut  isoler  les  formes 
les  plus  delicates. 

Les  milieux  speciaux  nous  les  avons  employes  dans  le  but  d'etablir 
la  constance  de  certains  microbes,  mais  il  faut  le  dire  une  fois  pour  toutes, 
que  ces  resultats  sont  si  maigres  que  nous  ne  croyons  absolument  pas 
qu'on  puisse,  ä  l'aide  de  ces  milieux,  etablir  des  lois.  En  eifet,  il  n'y  a 
que  deux  milieux,  absolument  specifiques:  le  bouillon  sucre  acidule  ä  17o 
avec  l'acide  acetique  ou  lactique  (celui-ci  moins  specifique  car  il  laisse 
pousser  une  levure  qui  fait  disparaitre  l'acidite)  et  le  lait  bouilli  pour  isoler 
les  spores  du  Bac.  perfringens.  L'ensemencement  dans  la  gelatine 
par  piqure  d'une  parcelle  de  selies,  souvent  est  un  bon  moyen  pour 
l'isolement  du  Bac.  proteus  et  du  staphylocoque.  Mais  il  s'est  passe 
souvent  dans  ma  pratique  que  la  gelatine  se  liquefiait  ä  la  fagon  du 
Bac.  proteus,  mais  celui-ci  n'etait  pas  possible  de  l'isoler.  Ainsi  il 
est  un  autre  milieu,  le  bouillon  alcalin  additionne  de  blanc  d'ceuf,  mais 
ce  milieu  n'est  bon  que  quand  il  est  chauffe,  pour  l'isolement  des 
microbes  sporules  qui  souvent  ne  sont  pas  meme  des  especes  proteo- 
lytiques. 

Les  autres  milieux,  comme  les  milieux  Sucres,  mineraux,  avec  des 
morceaux  de  pommes  de  terre,  de  carotte  ou  de  papier  de  Berzelius, 
permettent  l'isolement  d'une  foule  de  microbes,  dont  les  proprietes  bio- 
logiques  sont  differentes.  Ainsi,  l'apparition  inconstante  de  ces  microbes 
dans  les  ensemencements  de  la  meme  flore,  ensemencee  dans  le  meme 
moment,  nous  fait  rejeter  comme  absolument  artificielle  une  Classification 
quelconque  de  la  flore  intestinale  de  l'adulte,  basee  sur  des  isolements 
sur  ces  milieux.  Lapreuve  en  est  dans  la  conclusion  de  Choukiewitch^) 
qui  a  travaille  sur  ces  Schemas.  Cet  auteur  a  pu  isoler  seulement  8  es- 
peces de  microbes,  qui  se  presentent  constamment  parmi  toute  une  foule 
enorme  de  microbes  qu'il  a  mis  en  evidence. 

Tres  significatif  est  le  fait  du  milieu  d'O  melian  ski,  oü  l'auteur 
meme  de  ce  milieu  n'a  pu  avoir  les  microbes  de  la  cellulose  en  culture 
pure.  Choukiewitch,  meme,  qui  s'est  donne  la  peine  de  faire  des 
recherches  speciales  ä  ce  sujet,  s'est  apergu  ä  la  fin  qu'il  n'avait  pu  isoler 
aucun   germe   qui   put   en  culture  pure  attaquer  le  papier  de  Berzelius. 

Ce  n'est  pas  la  chose  la  plus  facile  de  ce  monde  que  de  donner  un 
dessin  et  un  apergu  de  la  flore  normale  de  l'homme  adulte.  L'homme 
adulte  est  soumis  ä  une  nourriture  tres  variee,  qui  change  selon  les  in- 
dividus,  car  chacun  cherche  ä  manger  ce  qui  lui  est  le  plus  agreable. 
Correspondante  ä  la  nourriture,  la  flore  se  presente  sous  un  aspect  tout  ä 
fait  particulier.  C'est-ä-dire  une  fois  Tun,  une  fois  un  autre  microbe  se 
presente   en  quantitö  plus  ou  moins  grande,   qui  donnent  ä  la  flore  un 


1)  Annal.  de  l'Inst.  Pasteur.  1908. 

2)  Annal.  de  l'Inst.  Paßteur.  1911. 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  rintoxication  intestinale.  435 

aspect  particulier,  ce  qui  explique  d'ailleur  l'existence  des  flores  intesti- 
nales individuelles.  Nous  serions,  donc,  tr^s  embarrassö,  s'il  nous  fallait 
donner  uue  description  de  la  fluctuation  de  tous  ces  microbes,  niais  nous 
devons  reconnaitre  que,  malgre  ces  fluctuations,  ils  existent  des  especes  qui 
se  retrouvent  constamment,  dans  des  proportions  plus  ou  moins  grandes, 
dans  toutes  les  Hores  intestinales  de  l'homme  adulte.  Car,  dans  la  flore 
intestinale,  il  ne  s'agit  jamais  de  disparition  des  especes  microbiennes, 
comnie  il  est  le  cas  de  la  putrefaction,  mais  seulement,  comme  nous 
avons  dit  auparavant,  d'une  augmentation  ou  d'une  diminution  de  quel- 
ques especes.  Ainsi,  depuis  3  ans  que  nous  6tudions  la  flore  intestinale, 
nous  avons  eu  l'occasion  d'examiner  un  nonibre  considerable  de  selles 
d'hommes  de  toutes  les  conditions  sociales  et  de  toutes  les  nations,  et 
nous  nous  sommes  apergu  de  la  verite  de  ces  faits  que  nous  avons 
enonces.  Les  flores  humaines  varient  par  la  quantite  de  certains  types 
de  microbes,  mais  ceux-ci  y  sont  toujours  presents. 

Pour  nos  recherches  nous  avons  pris  des  hommes  de  condition  sociale 
eloignee  et  ä  vie  difl'erente  qui  habitent  ä  Londres. 

Tout  d'abord,  dans  un  but  tout  ä  fait  pratique,  donnons  une  descrip- 
tion minutieuse  des  formes  qui  dejä  le  microscope  nous  rev&le  comme 
differentes. 

Une  premiere  constatation  c'est  que  la  flore  de  l'homme  adulte  est 
composee  en  grande  partie  de  microbes  G  r  a  m  -  negatifs.  II  ne  suffit 
pas  de  (iire  que  ces  microbes  sont  le  Bac.  coli,  comme  le  fönt  les  auteurs. 
Cette  affirmation  est  contre  l'observation  qu'un  oeil  plus  ou  moins  habitu6 
au  microscope  peut  faire.  Cette  flore  Gram -negative  est  formee  de 
coccobacilles  qui  appartiennent  au  Bac.  coli  ou  ä  des  coliformes,  meles 
ä  des  bacilles  plus  allonges,  ä  bouts  arrondis,  qui  correspondent  absolu- 
ment  ä  un  autre  type  de  microbes  et  qui  n'appartiennent  pas  au  Bac. 
coli  ou  ä  des  coliformes  et  que  nous  nommerons  type  du  Bac. 
variabilis  (n.  sp.);  un  troisiöme  type  c'est  un  batonnet  rigide,  qui 
correspond  ä  notre  Bac.  rigidus^). 

Un  quatri^me  type  est  un  bacille  de  forme  ovale,  beaucoup  plus 
grand  que  le  Bac.  coli  et  qui  presente  les  extremites  plus  colorees, 
c'est  le  type  tetaiotaomicron  (n.  sp.). 

On  voit  en  outre  un  cinquieme  type  qui  se  presente  toujours  long, 
renfle  au  milieu,  c'est  le  Bac.  praeacutus  (Tissier).  II  est  frequent, 
en  outre,  dans  les  selles,  soit  d'enfants  ä  la  nourriture  normale,  soit 
d'adultes,  un  batonnet  regulier,  qui  se  decolore  par  le  Gram,  qui  presente 
un  spore  terminal,  place  dans  le  corps  microbien  ou  deux  spores  placees 
au  deux  bouts  du  microbe  que  nous  croyons  identifier  ä  notre  Bac, 
sporogenes  zoogleicus  (Gentralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59), 
quoique   celui-ci  prend   la   Gram   en  culture  pure  et  tout  ä  fait  jeune. 

Comme  on  voit,  nous  avons  d^jä  donne  6  types  differents  Gram- 
negatifs  que  Ton  peut  tres  bien  distinguer  pour  des  simples  observations 
au  microscope. 

Cocci  Gram-n6gatif. 

Ils  sont  constants,  on  en  distingue  3  types: 

P  un  type  ressemblant  au  Gonococcus  et  qui  est  une  sarcine 
tres  commune  dans  les  selles  et  dans  la  bouche.  Sarcina  con- 
junctivae 2), 

1)  Distaso,  Gentralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1911. 

2)  Verderame,  Gentralbl.  f.  Bakt.  Abt.  1.  Orig.  Bd.  59.  1911. 

28* 


436  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

2°  Uli  diplocoque  qui  appartient  au  type  diplocoque  orbicudus 
(Tissier), 

3°  des  coccis  tres  fins,  appartenant  au  typedu  parvulus  de 
Veillon,  lequel  n'est  pas  le  seul  representant  de  ce  type,  comme  uous 
verrons. 

Bacilles  Gram-positifs. 

1°  La  plus  grande  partie  est  d'acetog^ne  ß^),  car  le  Bac.  bifidus 
dans  la  flore  des  Londoniens  est  presque  inexistant,  comme  il  est  tres 
rare  Tacötogönes  a  (acidofilus  Moro). 

2*^  Un  streptobacille  qui  est  un  acido-tolerant  Streptobacillus 
longus  (n.  sp.). 

3°  Un  bacille  tr5s  irregulier,  ä  bouts  irreguliers  aussi  et  qui  appar- 
tient au  Diplobac.  acuminatus  (n.  sp.). 

4*^  Un  bacille  trapu  ä  bouts  arrondis,  le  type  du  Bac.  perfringens. 

5^  Un  bacille  plus  long,  type  vibrion  septique, 

6°  Un  bacille  en  touneau  type  du  Bac.  s p o r  o  g e n  e s  (Metchnikofi). 

7^  Un  bacille  ä  forme  de  citron  que  nous  n'avons  jamais  pu  isoler 
et  qui  se  colore  par  le  iode  et  qui  correspond  au  soi-disant  butyrique  de 
Schmid  et  Strasburger 2). 

8°  Des  formes  bacillaires  ä  baguette  de  tambour  —  type  Rodellalll, 
Bac.anaerobicus  alcaligenes  (Debono,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1912),  Bac.  tortuosus  (idera)  et  le  Bac.  gazogenes  parvus 
(Choukiewitch). 

Coccis  Gram-positifs. 

D'abord  l'enterocoque  en  chaines,  mais  la  plus  grande  partie  du 
temps  en  diplocoques  assez  grands.  En  autre  on  voit  souvent,  dans  une 
preparation  de  selles,  des  individus  tres  deformes  qui  se  presentent  en 
flamme  de  bougie  ou  avec  des  formes  quadrangulaires.  Ces  formes, 
nous  croyons,  doivent  toujours  etre  rapportees  ä  l'enterocoque,  car  dans 
les  cultures,  il  donne  de  telles  formes  caracteristiques. 

On  voit,  en  outre,  2  autres  especes  de  coccis,  des  trös  petites  formes, 
en  diplocoque,  qui  par  leurs  dimensions  correspondent  ä  notre  Coccus 
bananii^),  ou  au  Staphylococcus  pyogenes  et  au  Staphyloc. 
asaccharolyticus  (n.  sp.)  et  des  coccis  plus  grands  que  nous  avons 
isol6s  et  qui  nous  semblent  appartenir  ä  une  esp^ce  bien  distincte  •^). 
En  outre,  il  y  a  des  chaines  ä  streptocoque,  mais  qui  se  presente  souvent 
en  staphylocoque  minces,  qui  appartient  au  Streptoc.  intestinalis. 

Nous  devons  encore  dire  quelques  mots  sur  les  spores  qu'on  ren- 
contre  dans  la  flore  normale.  Elles  sont  de  3  especes,  qu'on  peut  recon- 
naitre,  en  faisant  des  preparations  pour  les  mettre  en  evidence: 

Le  Premier  type  appartient  au  Bac.  sporogenes  (Metchn.)  et  ä 
ses  Varietes.    Elles  sont  ovales  et  grandes. 

Le  2^™^  type  appartient  ä  des  spores  rondes.  Elles  peuvent  appartenir 
au  putrificus  deBienstock-Tissier,  aussi  bien  que  au  Rodella  III, 
au  Bac.  anaerobicus  alcaligenes;   au  Bac.  tortuosus  etc.  .  .  . 

Le  3^™®  type.  Ce  sont  des  spores  trös  petites,  qui  ressemblent  ä, 
des  points  röfringents.     Elles  appartiennent  au  Bac.  perfringens. 

1)  Distaso,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1911. 

2)  1.  c. 

3)  Distaso  in  Metchnikoff  etc.,  Roussette  et  Microbes.  (Annal.  de  l'Instit. 
Pasteur  T.  23.  1909.) 

4)  Voir  notre  travail  sur  la  putröfaction  de  la  paroi  intestinale.  (Centralbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1912.) 


Distaso,  Contribution  ä  l'ötude  sur  l'intoxication  intestinale.  437 

II  semblera  etrange  que  nous  avons  parle  de  types  et  non  d'espöces 
microbiennes.  Mais  une  longue  pratique  nous  a  montre  qu'il  est  facile 
de  faire  des  erreurs  diagnostiques,  en  se  basant  sur  les  caracteres  mor- 
phologiques.  En  effet,  beaucoup  de  microbes  se  ressemblent  entre  eux, 
mais  quand  on  les  etudient,  leurs  proprietes  biologiques,  en  fönt  des 
especes  bien  distinctes. 

Meme  pour  les  espöces  tr&s  caract^ristiques  comme  par  exemple  le 
Bac.  bifidus,  le  diagnostique  selon  ses  caracteres  morphologiques  est 
trompeur.  En  effet  ses  formes  petites  peuvent  aisement  se  confondre 
avec  ce  Bac.  cornutus  et  avec  d'autres  encore. 

Etudes  et  Classification  des  microbes. 
II  est  necessaire,  pour  mettre  une  clarte  indispensable  dans  ce  travail, 
d'etablir  une  Classification  de  ces  microbes  nombreux  et  varies  de  la 
flore  intestinale.  Quelles  regles  appliquerons-nous  pour  ötablir  notre 
Classification?  Nous  ne  nous  attachons  point  aux  rfegles  morphologiques, 
chaque  bacteriologiste  sait  qu'elles  seraient  une  cause  d'erreur.  En  outre, 
elles  ne  pourront  nous  apprendre  qu'elle  est  la  fonction  de  la  flore  in- 
testinale. Nous  serons  oblige,  donc,  de  nous  adresser  aux  caracteres 
biologiques  de  ces  microbes  et  de  les  grouper  selon  leur  fonction.  En 
nous  basant  sur  ces  faits  et  sur  les  resultats  de  nos  experiences  sur  la 
putrefaction  intestinale,  dont  la  deuxiöme  partie  n'est  pas  encore  paru, 
nous  sommes  venu  ä  la  conclusion,  que  les  microbes  de  la  flore  in- 
testinale normale  peuvent  ötre  consideres  comme  formants  deux  grands 
groupes: 

1)  Le  groupe  des  microbes  empechants  (nos  aceto- 
genes), 

2)  Le  groupe  des  microbes  putrefiants. 

Les  microbes  de  ce  dernier  groupe  repondent  ä  trois  proprietes: 

a)  Ils  se  trouvent  dans  tous  les  Processus  de  putrefaction. 

b)  Donnent  des  produits  de  la  putr6faction  en  cultures  pures. 

c)  Ils  ne  sont  pas  capable  d'empecher  une  putrefaction,  aussi  quand 
ils  sont  en  presence  de  grande  quantite  de  Sucres.  Quelques  uns  d'entre 
eux  donnent  des  acides,  il  est  vrai,  mais  ces  produits  ne  sont  pas  capable 
d'arreter  une  putrefaction. 

Mais  cette  Classification  en  etant  trop  large,  nous  sommes  amenö, 
par  consequence,  ä  subdiviser  encore  ces  groupes.  La  Classification  de 
Ti ssier  et  Martelly^),  que  nous 2)  avons  adoptee  ailleurs  pour  les 
microbes  anaerobies,  ne  pourra  pas  nous  etre  utile,  car  la  fonction  de  nos 
microbes  intestinaux,  dans  l'intestin  de  l'homme,  ne  s'exerce  pas  sur  la 
molecule  d'albumine,  mais  sur  ses  derives. 

Dans  nos  etudes  sur  la  putrefaction  ^)  nous  avons  etabli  en  plus, 
que  dans  le  gros-intestin  il  n'existe  ni  albumine,  ni  peptone,  mais  des 
acides  amines  (fait  dejä  connu,  il  est  vrai,  par  les  analyses  chimiques 
du  contenu  du  gros-intestin).  En  etudiant  de  quelle  fa^on  se  comporte 
la  flore  intestinale  vis-a-vis  de  ces  substances,  nous  avons  ete  amene 
ä  cette  conception  que  les  microbes  du  gros-intestin  doivent  etre 
classes,  ensuite,  d'apr^s  la  maniere  dont  ils  attaquent  ces  substances, 
dont  derivent  l'indol  et  les  autres  substances   de  la  serie  heterocyclique 


1)  Ann.  de  l'Institut  Pasteur.  1902. 

2)  Jungano-Distaeo,  Les  Anaerobies.  Paris  (Masson)  1910. 

3)  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  1912. 


438  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

et  aromatique.  [Nous  laissous  ä  cote  le  phenol,  car  il  est  demontre  ^) 
que  dans  la  grande  famille  du  Bac.  coli,  seulement,  le  Bac.  paracoli 
(source  Tissier),  en  doune;  entre  les  anaerobies  c'est  seulement  le 
Bac.  perfringens-)J.  C'est  cette  propriete  que  nous  devons  envisager, 
si  nous  voulous  demontrer  avec  evidence  quelle  est  exactement  le  role 
de  la  flore  intestinale  de  l'homme  adulte  normal.  Ainsi,  nous  prenons 
corame  caractere  de  Classification,  donc,  celui  de  produire  de  Tindol, 
qui  presente  Tavantage  de  pouvoir  nous  permettre  une  vue  d'ensemble 
sur  la  fonction  des  microbes  de  cette  flore  intestinale,  qui  est  au  fond 
de  produire  Findol  et  ses  congeneres. 

La  flore  de  l'homme  adulte  est  en  effet  principalement 
indologöne.  Nous  envisagerons,  en  outre,  dans  notre  Classification  la 
fonction  de  ces  microbes  en  respect  de  leur  fonction  biologique  princi- 
pale,  vis-ä-vis,  par  exemple,  de  l'amidon,  des  Sucres,  de  la  molecule  albu- 
mineuse,  c'est-ä-dire  ä  selon  des  diastases  qu'ils  secretent. 

Ainsi  cette  Classification  nous  perraet  d'envisager  les  problemes  de 
la  flore  intestinale  d'un  point  de  vue  plus  synthetique  et  plus  rationel, 
car  par  exemple  une  flore  ä  acetogene,  a  et  ß  est  aussi  bonne  qu'une 
flore  ä  Bac.  bifidus,  comme  une  flore  ä  Bac.  perfringens  serait 
aussi  mauvaise  qu'une  flore  ä  Bac.  proteus  ou  ä  Bac.  sporogenes. 
Donc,  la  flore  selon  nous,  doit  etre  jugee  selon  la  predominance  de  ces 
groupes.  Groupements  bien  definis,  dont  les  microbes  d'un  meme  groupe 
peuvent  se  substituer  dans  la  flore  intestinale. 

Un  exemple  typique,  en  est  celui  oü  le  Bac.  putrificus  coagu- 
lans  et  le  Bac.  putrificus  (Bienstock-Tissier)  dans  la  putre- 
faction  ^)  de  la  paroi  intestinale  se  substituaient  Tun  ä  l'autre  et  pour  le 
Bac.  acetogenes  a  et  ß  et  le  Bac.  bifidus  dans  la  flore  de  l'enfant, 
qui  justifie  la  conception  de  Tissier*). 

Nous  voulons  citer  encore  quelques  cas,  choisis  dans  les  conditions 
normales  et  pathologiques.  Dans  les  changements  de  regime,  par  exemple, 
il  est  un  fait  bien  connu,  que  chaque  groupe  de  microbes  ä  fonction 
determinee  et  correspondante  ä  la  nourriture,  prend  le  dessus,  tandis 
que  d'autres  microbes  se  reduisent  en  nombres  et  sont  difficiles  ä  isoler. 
Parmi  les  etats  pathologiques  il  est  un  exemple  classique,  c'est  ce  qui 
se  presente  dans  l'appendicite,  oü  la  flore  extremement  reduite  est  com- 
posee  d'especes  qui  sont  ä  reporter  ä  un  groupe  de  microbes  impossible 
presque  ä  isoler  ä  l'etat  normal,  mais  qui  existent  pourtant^).  Sans 
vouloir  donner  ici  les  resultats  d'observations  sur  la  flore  pathologique, 
que  nous  ne  croyons  pas  du  tout  termines,  nous  pouvons  cependant 
dire  que  dans  la  flore  des  colites,  par  exemple,  la  flore  normale  se  reduit ; 
tandis  que  les  Bac.  paracoli^)  deviennent  predominants.  Ces  exemples 
suffisent,  croyons  nous,  ä  faire  comprendre  l'importance  des  groupes 
microbiens  ä  meme  metabolisme,  que  nous  avons  etabli. 

1)  Dobroweki,  Des  microbes  producteurs  de  phönol.  (Ann.  de  l'lnst.  Pasteur. 
1910.) 

2)  Tissier  et  Martelly,   Ann.  de  i'Instit.  Pasteur.  1902. 

3)  Distaso,  Centralbl.  f.  ßakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1911. 

4)  1.  c.  1902. 

5)  Nous  avons  isol^  une  seul  fois  le  Bac.  ramosus  (Veillon)  de  J'intestin  d'une 
fille  oper^e  de  gros  instestin. 

6)  Nous  employons  le  terme  Bac.  paracoli,  tout  a  fait  en  manifere  transitoire, 
pour  denoter  un  ensemble  de  microbes  ä  caractferes  trfes  differents,  dont  le  groupement 
et  la  parente  avec  d'autres  microbes  est  difficile  ä  ^tablir. 


Distaso,  ContributioD  ä  l'^tude  sur  riDtoxication  intestinale.  439 


Classification  des  microbes  de  la  flore  intestinale. 
A.  Microbes  non  indologi^nes. 

1°  Microbes  amy loly tiques. 

Sous  ce  nom  nous  rangeons  les  microbes  qui  dissouent  Tamidon  et  qui  donuent 
des  eueres.   Tels  par  exemple,  le  Bac.  disagregans  cellulosae^)  et  ses  variöt4s. 

2°  Microbes  saccharoly tiques. 

Sous  cette  d^nomination  nous  rangeons  les  microbes,  acido-tolerant,  qui 
attaquent  avec  grande  vigueur  les  sucres  et  qui  ne  sont  pas  prot^olytiques.  A  ce  groupe, 
que  U0U8  avons  decrit  ailleurs  et  par  conslquent  nous  n'insisterons  pas  d'avantage  ni 
sur  leur  biologie  ni  sur  leur  röle,  appartiennent  les  microbes  emp^chants. 

Nous  diviserons  ces  microbes  en  trois  classes: 

a)  Groupe  des  microbes  ac^togfenes  (Bac.  bifidus,  Bac.  acetogenes 
o  et  ß  coccus  banani). 

b)  Groupe  des  microbes  lactiques  (que  nous  n'avons  jamais  rencontr^s 
dans  la  flore  intestinales). 

c)  Groupe  des  microbes  ä  produits  vari^es  et  inconstant  (Bac. 
pseudobulgaricus'),  Bac.  dimorphus  var.  longa,  Diplobacillus  acumi- 
natus,  entörocoque,  Streptococcus  intestinalis. 

3"  Microbes  asaccharoly tiques. 

Les  propriötös  de  ce  groupe  sont  qu'ils  n'attaquent  pas  du  tout  les  sucres  ou  leur 
attaque  est  insignifiant. 

a)  Peptolytiques  (Bac.  capillosus,praeacutu8,  Bac.  pseudoramosus, 
Bac.  anaerobicus  tenuis,  Bac.  laevis  etc. 

b)  Gelatinolytiques.  Nous  nommons  ainsi  ces  microbes  qui  dissolvent  la 
g^latine,  mais  qui  n'ont  aucune  action  ou  trfes  fälble  sur  le  blanc  d'oeuf  (Bac.  pyo- 
cyanique,  Staphy lococcus  liquefaciens  aurantiacus,  Bac.  rigidus). 

B.  Microbes  indolog^ues. 

1°  Amyloly tiques  (Bac.  meseutericus). 
2°  Saccharolytiques. 

a)  Saccharolytiques  peptolytique  (Bac.  coli  communis,  communior, 
paracoli  (?)  etc.). 

b)  Gelatinolytiques  (Bac.  perfringens,  Bac.  proteus,  Staphylo- 
coccus  liquefaciens  avec  ses  vari^tes. 

3°  Asaccharoly  tiques. 

a)  Peptolytiques  (Bac.  alcaligenes,  Bac.  variabilis ,  Bac.  angulosus, 
Bac.  bullosus,  Bac.  variegatus,  Bac.  tenuis  spathulif ormis,  Staphylo- 
coccus  asaccharoly ticus). 

b)  Proteoly tiques  [Bac.  sporogenes  (Metschnikoff),  Bac.  putrificus 
(Bienstock-Tissier)],  Bac.  putrificus  f ilamentosus,  Bac.  sporogenes  zoo- 
gleicus,  Bac.  sporogenes  regularis  etc. 

Streptobacillus  longus  (n.  sp.). 
On  rencontre  frequemment  dans  les  selles  un  streptobacille  Gram- 
positif,  immobile  qui  donne  des  chaines  parfois  trös  longues,  composöes 
de  plusieurs  individus.     Ces  chaines  sont  flexueuses  et 
forment  de  petits  individus  entoures  d'une  capsule  tr^s         \^ 
evidente.  ' 


Les  bouts  sont  arrondis,  mais  parfois  ils  se  presen-       / 


; 


\ 


tent  en  pointes. 

Dans  l'agar  profond  sucree,  ce  streptobacille  donne 
un   trouble   et  des  colonies  punctiformes,   transparents,  " 

ä  bords  irreguliers.    II  ne  donne  jamais  de  gaz.    II  ne  Fig.  l. 

pousse  pas  dans   l'agar  ordinaire  inclin6e,   quoique  an-    Streptobac.  longus. 
aerobie  facultatif. 

Dans  les  milieux  liquides  il  pousse  seulement  en  anaerobiose.  II 
attaque  le  glucose,  le  Saccharose  et  le  lactose  sans  donner  du  gaz,  et 
en  donnant  une   odeur  aromatique.     Le  microbe  ne  pousse   pas  dans  la 


1)  Distaso,  Compt.  rend.  soc.  biolog.  1911. 


440  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

gelatine  ordinaire,  ni  ä  22°.  Dans  la  gelatine  sucree  ä  37  ^  il  pousse 
maigrement,  en  se  deposant  au  fond  du  tube  comme  un  precipite 
floconneux,  blanc-jaunätre. 

La  gelatine  n'est  jamais  liquifie. 

Dans  le  lait  il  donne  apres  24  h.  les  memes  phenomenes  que  nous 
avons  observes  chez  les  acetog^nes.  II  forme  dans  ce  milieu  des  chaines 
tr^s  longues  et  plus  fines  que  dans  les  milieux  solides.  Dans  le  bouillon 
ordinaire,  il  pousse  tres  mal  et  il  es  surtout  tres  difficile  d'avoir  meme 
une  culture  grele.  II  trouble  le  bouillon  et  ne  donne  jamais  l'indol. 
Nous  croyons  que  ce  microbe  n'a  jamais  ete  decrit,  quoique  il  soit  un 
böte  constant  des  selles  de  l'homme  adulte. 

Diplobacillus  acuminatus  (n.  sp.). 

C'est  un  bacille  tres  frequent   dans   les   selles   d'homme  adulte.     II 

se  presente  sous  forme  de  bacilles  par  paires,  ä  bouts  arrondis,  reguliers 

ayant   la   disposition    du    bacille    diphterique.     II    ne    donne  jamais    de 

chaines.    Dans  les  cultures  jeunes  il  n'offre  que   de   petites   dimensions, 

mais  il  peut  devenir  trois  fois  plus  long.    Quand  il  vieillit  il  peut  devenir 

dans  ces  cas   comme   des   bätonnets   sveltes   et   flexueux  parfois.     II   se 

presente,  sur  les  preparation,  sous  l'aspect  caracteristique,  comme  on  le 

voit  dans  les  selles.     Souvent  il  est  disposö  ä  V.     II 

y  I  est  immobile   et  prend   le   Gram.     Les   colonies   en 

/fl  ^       gelose  sucree  sont  fines,  ä  contours  irregulier  et  trans- 

^'  VH      lucides.      Leur    dimension    est    d'un    grain   de    sable. 

^     ^        Dans  ce  milieu  il  donne  un  trouble,   mais  ce  trouble 

*  '        n'est  pas  du  ä  l'acide   acetique.     II  ne  pousse  jamais 

\     A     M.      dans  la  gelose  ordinaire   inclinee,   ni  dans  la  gelatine 

^      ''      ordinaire   ä  22°,   au   contraire  il   prospere   tr^s   bien 

Fig.  2.  dans  la  gelatine  sucree  profonde  ä  37  °,   en  troublant 

Diplobac.  acuminatus.  faiblement  le  milieux  et  en  donnant  des  flocons  epar- 

pilles  le  long  de  la  colonne  de  gelatine,  qui  n'est  pas 

du  reste  dissoute,   et  un  precipite  blanchätre  floconneux,   qui   se  depose 

au  fond  du  tube. 

II  ne  donne  jamais  de  gaz. 

II  coagule  le  lait  comme  un  lactique  en  24  heures.  On  sent  dans  ce 
milieu  une  odeur  faible  d'acide  butyrique.  Dans  ce  milieu  il  s'origine 
des  formes  filamenteuses  et  des  formes  longues  et  rigides.  II  attaque 
le  glucose,  le  lactose  et  le  Saccharose,  en  donnant  une  odeur  mal  defini. 
Les  milieux  sont  troubles. 

II  pousse  tres  mal  dans  le  bouillon,  en  le  troublant  et   en   donnant 
des  individus  fins  et  reguliers. 
II  ne  donne  pas  d'indol. 

Bacillus  dimorphus  var.  longa   (n.  var.). 

C'est  un  microbe  qui  ressemble  beaucoup  au  Bac.  bulgaricus 
pour  sa  forme.  II  se  presente  ä  bouts  coupes,  de  calibre  regulier  par- 
fois flexueux,  parfois  incurve,  parfois  long,  granuleux. 

II  est  positif  pour  le  Gram  et  immobile. 

II  pousse  sur  la  gelose  profonde  sucree  et  ses  colonies  sont  visibles 
apr^s  24  heures.  Elles  sont  trös  petites,  comme  une  tete  d'öpingle  et, 
aussi  quand  eile  sont  bien  espacees,  ont  la  meme  grandeur.  Les  colonies 
sont  blanches,  comme  porcelaine.  Vu  au  microscope  elles  se  prösentent 
avec    une    sph^re   central,    d'oü    partent   une    quantite    innombrable    de 


II   ne   pousse   pas  ä  22",    ni   en   gelatine  ordinaire  ä      |      \  v^ 
37  ^     En  gelatine  profonde  sucree,  il  pousse  donnant  des 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  441 

filaments,  qui  s'etalent  dans  la  gelose.     II  ne  pousse  Jamals  dans  la  gelose 
ordinaire  inclinee.  mais  faiblement  dans  la  gelose  inclinee  sucröe,  quand 
il   est   ensemence  largement.     Dans  ce  niilieu,   donne  des 
colonies  ressemblant  ä  la  tete  de  meduse.  . 

flocons   eparpilles   le   long   de  la   colonne   de    gelatine   et       »         >  n 
donne    un    culot   forme   de   flocons,    mais    il    n'a    aucune       \      ^ 
action    sur  ce  milieu.     II  coagule  le  lait  apres  48  heures,        \        wv 
comme  un  lactique  et  il  donne  dans  ce  milieu  des  formes         '         \ 
tr^s  longues  et  plus  minces.    Le  lait  sent  faiblement  d'acide  pjg^  3 

butyrique,  au  goüt  donne  une  saveur  fade.  Bac.  dimorphus 

Dans   les  Sucres  n'a  jamais  pousses   ni  en  aörobiose        ^ar.  longa, 
ni  en  anaerobiose, 

Nous  n'avons  jamais  observe  d'indol,  dans  les  cultures  en   bouillon. 

Ce  microbe  ressemble  ä  ce  microbe  decrit  par  nous  ^),  mais  il  presente 
les  caractöres  des  colonies  en  gelose  couchee  qui  le  differencie. 

Bacillus  variabilis  (n.  sp.). 

Petit  coccobacille  ä  bouts  arrondis,  qui  se  presente  souvent  renfle 
et  courbe  ä  une  extremite.  II  ne  donne  jamais  de  chaines,  mais  des 
filaments  longs,  et  tiexueux.     II  presente  une  capsule. 

II  ne  prend  pas  le  Gram,  il  est  immobile. 

II  est  anaerobie  strict.  '^     ^- 

En  gelose  sucree  profonde,  il  donne  des  colo-  y 

nies  transparentes  et  rondes  et  une  quantite  dis-  — - 

crete  de  gaz,  qui  casse  la  colonne  d'agar.  ,       y 

La  vitalite   ne   depasse   plus  de  10  jours.     II  ^ 

ne  pousse  pas  dans  la  gelatine  ä22'',  ni  en  gela-     ^       j 
tine   ordinaire.     A   37°,    il   pousse    trös    bien    en      ' 
gelatine  sucree.    II  trouble  ce  milieu  et  donne  un 
depöt  pulverulent  blanchätre  mais  il  ne  la  dissout 
pas.  Fig.  4. 

II  n'a  aucune  action  sur   le  lait,  meme  aprös  Bac.  variabilis. 

longtemps. 

II  attaque  legerement  le  glucose,  le  lactose  et  le  Saccharose,  en 
donnant  du  gaz  et  une  faible  odeur  d'acide  butyrique.  Les  milieux 
liquides  ne  sont  pas  troubles,  car  ils  se  deposent  au  fond  un  döpot 
blanchätre. 

Le  microbe  dans  ces  milieux  devient  tres  grele. 

II  donne  la  reaction  de  Findol,  trouble  d'abord  le  bouillon  ordinaire 
et  donne  une  odeur  marquee  de  scatol. 

II  pousse  tres  abondamment  dans  le  bouillon  blanc  d'oeuf,  sans 
toucher  ä  celui-ci,  trouble  legörement  le  milieu  et  donne  aussi  une  odeur 
tres  prononcee  de  scatol. 

Bacillus  pseudoramosus  (n.  sp.). 

C'est  un  microbe  qui  ressemble  beaucoup  au  Bac.  ramosus.  II 
se  presente  sous  formes  de  petits  bacilles  flexueux,  elegants,  souvent  ä 
bouts  affiles,  qui  se  reunissent  ä  former  des  angles. 

Souvent  il  donne  des  petits  chainettes. 

1)  Distaso,  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  1911. 


442 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


II  est  positif  pour  le  Gram  et  immobile. 
C'est  un  anaörobie  stricts. 

Les  colonies  sont  rondes  de  la  dimension  d'une  petite  tete  d'epingle 
et  opaque. 

II  ne  pousse  pas  ä  22  ^  ni  en  gelatine  ordi- 
naire  ä  37  ^  Dans  la  gelatine  sucree  ä  37  ^  pousse 
tres  faiblement.  U  attaque  faiblement  le  glucose, 
le  lactose  et  le  Saccharose,  en  donnant  une  odeur 
legere  d'acide  butyrique.  Ces  milieux  sont  d'abord 
troubles,  ensuite  il  se  depose  au  fond  du  tube  un 
depot  blanchätre.  Son  action  sur  le  lait  est  lente. 
En  effet  il  le  coagule  seulement  apres  un  niois, 
en  exprimant  un  serum  louche.  Ce  bacille  pousse 
dans  le  bouillon  blanc  d'oeuf,  en  le  troublant.  Le 
blanc  d'oeuf  n'est  pas  louche,  mais  la  culture  donne 
une  odeur  de  scatol. 

La  reaction  de  l'indol  est  positive, 
trouve   constaniment   dans    la   flore    intestinale    de 


Fig.  5. 
Bac.  pseudoramosus. 


Ce   microbe    se 
l'homme  adulte. 

Nous  ne  pouvons  pas  dire  si  ce  microbe  est  la  meme  esp^ce  que 
le  Bac.  ramosus  decrit  par  Veillon,  car  cet  auteur  donne  de  ce 
bacille  une  description  peu  satisfaisante. 

Bacillus  angulosus  (n.  sp.). 
II  est  rigide,  trapu,  ä  bouts  ronds,  quelquefois  coupe,  presentant  un 
enlargissement  dans  le  milieu,  avec  une  capsule  tres  evidente.  II  se 
presente  en  forme  d'individus  isoles  et  souvent  formant  des  angles,  parfois 
ils  se  rassemblent  plusieurs  de  ces  bätonnets  et  forment  des  amas.  Dans 
la  gelose  sucree,  il  donne  des  colonies  grandes.  La  forme  de  ces  colonies 
est  tres  variee.  Elles  sont  parfois  en  triangle,  elles  sont  opaque  jaunätre. 
II  donne  dans  ce  milieu  quelques  bules  de  gaz,  II  ne 
pousse  pas  ä  22  ^  ni  dans  la  gelatine  ordinaire  ä  37^. 
Dans  la  gelatine  sucree  ä  37  ^  il  se  developpe  tres  bien, 
il  trouble  d'abord  ce  milieu  qui  dans  la  suite  s'eclairgit. 
Au  fond  du  tube  se  produit  un  precipite  blanchätre- 
pulverulent.  Le  glucose,  le  lactose  et  le  Saccharose  sont 
attaques  avec  production  de  gaz.  L'odeur  qui  se  degage 
dans  ces  milieux  est  une  odeur  d'acide  butyrique.  II  se 
forme  dans  ces  tubes  un  pigment. 

Dans  ces  milieux  il  donne  des   spores   rondes,   tres 
petites,   qui   se  trouvent  ä  Tun  des  bouts  des  microbes. 
II  coagule  le  lait  apres  14  jours. 

Dans  le  bouillon  blanc  d'oeuf,  il  se  forme  une  louche,  mais  l'albumine 
n'est  pas  attaquee. 

Dans  ce  milieu,  on  sent  le  scatol. 
La  reaction  de  Findol  est  positive. 

Par  sa  forme  ce  bacille  ressemble  au  bacille  neigeux  de  Jungano, 
mais  il  en  diff&re  avant  tout  par  sa  proprietö  de  produire  le  gaz  dans 
la  g^lose  et  par  l'aspect  de  ses  colonies.  Etant  donn^  que  le  bacille 
neigeux  est  trhs  mal  connu  en  ce  que  concerne  ses  propriötös  biologiques, 
nous  croyons  inutile  de  pousser  plus  loin  cette  comparaison. 


Fig.  6. 
Bac.  angulatus. 


Distaso,  Contribution  ä  l'ötude  sur  l'intoxication  intestinale.  443 

Bacillus  anaerobicus  tenuis   (n.  sp.). 

C'est  un  bätonnet  long,  droit,  parfois  filiforme,  souvent  dispose  par 
paires  avec  une  capsule  tres  evidente,  parfois  en  chaines  tr^s  longues 
composes  de  10  individus  ou  plus.  Les  individus  longs  se  presentent 
courbes. 

II  est  strictement  anaerobie.  . 

II  prend  le  Gram  et  il  est  mobile.  ^ 

II  pousse  dans   la  gelose  profonde   sucree,   en   don-         |   i      ' 
nant   des   colonies   de   la  grandeur  des  grains  de   sable,        ^    '        \ 
presque  invisible,  ä  contour  irregulier  et  translucides.  \  i     )) 

Les  colonies  sont  visible  seulement  apr^s  48  heures.  ^  — '^ 

II  ne  produit  janiais  de  gaz.     II  attaque  tr^s  faiblement  /,Vv 

le  glucose,  quoiqu'il  pousse  dans  le  lactose  et  Saccharose,  *  *    \\    v 

mais  la  culture  emane  une  odeur  plutot  fetide.  Pi_  Y ' 

II  trouble  ces  milieux  qui  ne  s'eclaircissent  jamais.  Bac.  anaerobicus 
Dans  ces  milieux  il  est  facile  de  voir  des  spores  rondes  et  tenuis. 

tres  grandes,  en  comparaison  des  dimensions  du  microbe. 

II  n'a  aucune  action  sur  le  lait. 

II  ne  donne  pas  d'indol. 

Morphologiquement,  ce  microbe  ressemble  au  Bac.  minutus  de 
Tis  sie  r,  mais  il  en  differe  pour  la  forme  des  colonies  et  par  quelques 
caractöres  biologiques. 

Bacillus  comutus   (n.  sp.). 

C'est  un  bacille   tres   petit   et   irregulier,   qui   se   presente  isole   ou 
dispose  ä  l'angle.    Les  bouts  de  ce  microbe  se  presentent  souvent  renües. 
C'est    un    anaerobie   strict.      Sa  ressemblence   avec   le   Bac.  bifidus 
(formes  petites)  est  frappante.    Dans  le  blanc  d'oeuf, 
il  prend  des  formes  qui  ressemblent  au  diphterique.  | 

C'est  un  microbe  qui  se  trouve  conslamment  dans  les  / 

selles  et  dans  la  bouche,  mais  il  est  difficile  ä  isoler.  (/, 

II  est  immobile  et  prend  le  Gram.  /)y^  /  *     '^ 

Les    colonies    en    gelose    sucree    profonde    sont      /Ci^'  f    ^  ^  ,  v 
visibles  seulement  apres  48  heures   et  sa  croissance      "^'^      ^       j'    , 
s'arrete   ä   3  c.  c.   de   la   surface   de   la   gelose.     La  '/  /         '' 

vitalite   est  d'une  douzaine  de  jours.    II   ne   pousse  )"    V     '  v' 

ni  dans  la  gelatine  ordinaire,  ni  ä  22°.    La  gelatine  /      w 

sucree  et  ä  37  °  est  son  milieu  convenable.     II  forme  Fig.  8. 

dans  ce  milieu  des  flocons,   qui  vont   se  deposer  au  Bac.  comutus. 

fond  du  tube  et  le  milieu  s'eclair^it. 

II  attaque  le  glucose  seul  sans  produire  du  gaz,  mais  tr&s  leg^rement. 

II  est  sans  action  sur  les  autres  sucres. 

II  n'a  jamais  coagule  le  lait,  meme  apres  longtemps. 

II  pousse  tr^s  faiblement  dans  le  bouillon  ordinaire,  il  ne  donne 
jamais  d'indol. 

Bacillus  bullosus    (n.  sp.). 

C'est  un  petit^  bacille  de  forme  rectangulaire,  se  colorant  intensement 
aux  deux  poles.  A  cote  de  ces  formes,  dans  les  cultures  de  24  h.,  on 
trouve  des  autres  en  sphere  ou  oblongue,  qui  se  colorent  uniformement. 
En  outre,  on  observe  des  bätonnets  long  et  mince  avec  une  grosse  bulle 
dans  le  milieu  ou  ä  une  de  ses  extremites.  Parfois  ce  bacille  se  bifurque 
ä  Tun  de  ses  bouts. 


444  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heit  6. 

II  ue  (lonne  jamais  de  spores.     Sa  vitalite  est  de  6  ä  7  jours. 
Le  bullosus  est  mobile  et  ne  prend  pas  le  Gram. 
II  donne  des  gaz,  parfois  tr^s  abondants. 

Les  colonies  en  gelose  profonde  sucree  sont 
comme  des  petits  grains  de  sable.  Au  microscope 
elles  sont  rondes  avec  un  centre  sombre  et  ä  bords 
refringents. 

Le  bullosus  pousse  daus  le  lait,  en  produisant  une 

tres  faible  acidite  incapable  de  faire  coaguler  le  milieu. 

II  n'attaque  ni  la  gelatine,  ni  le  blaue  d'oeuf  cuit.     II 

Fig.  9.  attaque   le  glucose   en  donnant  une  acidite  d'arret  de 

Bac.  bullosus.         2.45  "/oo  evalue  en  H2SO4  et  n'a  aucune  action  ni  sur 

le  lactose,  ni  sur  le  Saccharose,  ni  sur  le  dextrose. 

II  ne  donne  pas  d'indol. 

C'est  un  bacille  que  represente  une  forme  intermediaire  entre  le 
tethoide  de  J.  Halle  et  le  bacille  que  Ghon  et  Much  ont  isole  d'un 
cas  d'influenza. 

Bacillus  laevis  (n.  sp.). 

C'est  un  microbe  constant  dans  les  selles  de  l'homme  et  des  mammi- 
feres,  ä  bouts  carres  se  presentant  habituellement  comme  un  petit 
bacille  mince,  droit  et  regulier.  Ä  cote  de  ces  formes  petites  on  observe 
des  filaments  longs,  courbös  ou  sinueux. 

II  est  immobile  et  ne  prend  pas  le  Gram. 
^    ._  II  ne  produit  pas  de  gaz. 

\  C'est  un  anaerobie  facultatif,  qui  en  gelose  couchöe 

(       l  sucree,  donne  des  colonies  transparentes,  rondes,  formees 

/   \        \  de  couches  concentriques.     Au  microscope  la  surface  de 

''  \  ^   _^  la  colonie  est  dissemine  de  points  jaunätres,  refringents. 

>  "/  Le    Bac.   laevis    n'attaque    ni    la    gelatine,    ni    le 

\  '     ^-    iX       blanc   d'oeuf.     II   acidifie   legferement   le  lait  tournesole, 

Fig.  10.  Sans  produire   ni   la  coagulation,   ni  autres  changements 

Bac.  laevis.         du  milieu. 

II  pousse  ä  22«  et  ä  37». 
II   attaque  le   glucose,   le   lactose,   le   dextrose   et  le  Saccharose  en 
produisant  respectivement  une  acidite  de  2.45,  1.96,  1.47  7oo  evaluee  eu 
H2SO4. 

II  ne  donne  pas  d'indol. 

Bacillus  thetaiotaomicron  (n.  sp.). 

Bätonnet  tr^s   polymorphe   et  tres  frequent  dans  les  selles.     II  est 

tantot   de   forme  elliptique,   tantot  en   coccus,   tantot  en   haricot  ou  en 

battant  de  cloche.    Toutes  ces  derniöres  formes  se  colorent  uniformement, 

les  formes   elliptiques  prennent   seulement  la  couleur  ä 

0    *     ff  leur  extremite  avec  parfois  une  strie  transversale. 

I    Q  0     C   .  II  est  mobile  et  ne  prend  pas  le  Gram. 

•    •  -  S  Ses   colonies   en   gelose    sucree   sont   transparentes, 

f     0  0  ^  I     assez  grosses,  rondes  et  ä  bords  nets. 

Ci     •  0  Ce  bacille   donne,   dans   ce  milieu,   quelques   bulles 

0      •    I  de  gaz. 

■p.     ^^  II  coagule   le  lait  en  une  masse  compacte,   d'oü  est 

Bac.  tietaiota-      expulse  un  serum  buche. 

omicron.  II  pousse  dans  la  gelatine  sans  la  peptoniser. 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  445 

II  n'attaque  pas  le  blanc  d'cBuf. 

II   transforme  le   glucose   et   le  lactose  tr^s  faiblement,   mais  il  n'a 
aucune  action  sur  las  Sucres  intervertis. 
II  donne  de  Findol. 

Bacillus  variegatus   (n.  sp.). 

Bätonnet  qui  se  präsente  en  formes  differentes,  tantot  court  et  regulier, 
tantot  filamenteux  et  sinueux,  occupant  tout  le  champ  du  microscope. 

Les  bouts  sont  parfois  arrondis,  parfois  effilös. 

Les  articles  se  reunissent  deux  ä  deux,  plus 
souvent  en  forme  de  V,  tres  rarement  en  chaines. 

II  est  mobile  et  il  ne  prend  pas  le  Gram  uni- 
formement  et  reste  colore  par  point. 

Les  colonies  en  gelose  sucree,  ressemblent  ä  un 
grain  de  sable  tres  fins,  aussi  quand  elles  sont  espa- 
ciees,  Au  microscope  elles  ont  une  forme  reguliere, 
ä  bord  net  et  refringent.  Autour  de  ces  colonies 
s'en   ajoutent  d'autres  qui  donnent   ä  la  colonies  un  Yig.  12. 

aspect  bossele.  Bac.  variegatus. 

II  ne  donne  ni  gaz,  ni  spores. 

II  coagule  le  lait  apr^s  quelques  jours,  sans  expulser  de  serum. 

II  ne  transforme  ni  la  gelatine,  ni  le  blanc  d'oeuf. 

II  attaque  tres  faiblement  le  glucose  et  le  lactose. 

II  donne  de  l'indol. 

Ce  bacille  ressemble  morphologiquement  au  cylindroidedeRocchi, 
mais  il  en  diflfere  par  ses  propriete  biologiques  par  sa  mobilite  et  par 
la  forme  de  ses  colonies. 

Staphylococcus  asaccharolyticus  (n.  sp.). 

C'est  un  staphylocoque  anaerobie,  qui  se  presente  aussi  en  diplocoque 
et  en  streptocoque,  dont  les  chaines  sont  au  maximum  de  4  ä  8  in- 
dividus. 

II  forme,  sur  la  preparation,  des  amas  tr^s  volumineux.  Les  grains 
assez  gros  ont  un  diametre  deux  fois  plus  grand  que  celui  du  staphylo- 
coque de  Jungano. 

II  prend  le  Gram  et  il  donne  tres  rarement  des  bulles  de  gaz. 

Daus  la  gelose  sucree,  il  donne  des  colonies  aussi  grand  que 
des  fins  grains  de  sable,  qui  peuvent  s'accroitre,  quand  elles  sont  bien 
espaciees.  jusqu'ä  atteindre  le  volume  d'une  tete  d'epingle.  Au  micro- 
scope elles  sont  transparentes  comme  une  goutte  de  vaseline  liquide. 

Les  cultures  sentent  mauvais. 

II  acidifie  faiblement  le  lait  sans  le  coaguler  meme  apres  plusieurs 
mois. 

II  pousse  dans  la  gelatine  ä  37^  sans  la  peptoniser  et  en  donnant 
au  fond  du  tube  un  precipite  comme  d'ouate. 

II  pousse  dans  le  blanc  d'oeuf  sans  l'attaquer  et  en  donnant  des 
zooglöes   de  consistence  visqueuse.     Son  action  sur  les  Sucres  est  nulle. 

II  donne  de  l'indol.  Nous  croyons  que  ce  microbe  s'approche  par 
sa  biologie  de  celui  isole  par  Jungano. 

Decrit  ces  especes  microbiennes,  qui  n'ont  ete  d^crites  jusqu'ä 
maintenant.  il  est  necessaire  de  donner  un  aper^u  des  microbes  qui 
composent  ces  groupes  et  leur  constance  dans  la  flore  intestinale  normale 
de  l'homme  adulte. 


446  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Les  microbes  amylolj^tiques  non  indologenes  doivent  exister  cou- 
stamment  dans  la  flore  intestinale,  mais  leur  isolement  est  tres  difficile 
et  je  les  ai  isoles  2  fois  seulement  sur  un  grand  nombre  d'essais. 

Les  microbes  saccharolytiques  non  indologenes  existent  toujours  et 
leur  isolement  en  est  facile. 

A  propos  du  streptocoque  intestinale  et  de  l'enterocoque,  T  i  s  s  i  e  r  ^j 
a  mis  cette  opinion  qu'il  s'agirait  de  la  meme  espece,  dont  la  morphologie 
repond  ä  des  conditions  differentes  d'existence  du  meme  microbe.  Nous 
avons  voulu  approfondir  cette  question,  car  eile  nous  semble  tres  im- 
portante.  Nous  avons  isole  un  enterocoque  typique,  le  streptocoque  de 
Hirsch -Lieb  mann  et  nous  les  avons  compares  entre  eux. 

Les  resultats  de  nos  recherches  sont  les  suivants. 

1)  II  est  vrai  que  l'enterocoque  devient,  par  passage  dans  les  milieux 
solides,  un  streptocoque  mince,  mais  souvent  dans  les  Sucres  il  reprend 
la  forme  caracteristique.  Premiere  constatation,  donc,  ce  microbe  peut 
acquerir  sa  forme  primitive,  c'est-ä-dire  en  longue  chaine,  faites  d'in- 
dividus  tres  gros,  aprös  beaucoup  de  repiquage  et  en  presence  de  Sucres. 

2)  II  ne  se  presente  jamais  en  staphylocoque,  mais  il  garde  toujours 
sa  forme  en  streptocoque. 

Le  streptocoque  de  Hirsch -Liebmann,  au  contraire,  se  presente 
le  plus  souvent  en  staphylocoque;  il  n'acquiert  jamais,  n'importe  dans 
quel  milieu,  cette  forme  de  l'enterocoque  en  belies  chaines  avec  des  grands 
individus. 

Les  differences  sont,  donc,  seulement  morphologiques,  car  la  forme 
des  colonies  dans  les  milieux  anaerobies  et  aerobies  sont  identiques, 
comme  ils  sont  identiques  les  caracteres  biochimiques.  Fait  tres  impor- 
tant  ä  noter,  dans  nos  etudes  sur  la  putrefaction,  nous  avons  isole  toujours 
dans  la  2^™^  et  3*^™®  phase  de  ce  processus  le  streptocoque  de  Hirsch- 
Lieb  mann,  mais  jamais  l'enterocoque.  Nous  sommes  incline  ä  les 
considerer  comme  2  especes  distinctes. 

Les    microbes    asaccharolytiques,    non    indologenes,    sont  egalement 
presents  dans   toutes   les   flores   intestinales   d'adulte   et   on   peut  isoler 
facilement  les  gelatinolytiques,  exception  faite  pour  le  bac.  pyocyani 
que,   qui  est  rare  dans  la  flore  intestinale;   tandis  que  l'isolement   des 
peptolytiques  en  est  tres  difficile. 

Les  microbes  amylolytiques  indologenes  se  retrouvent  constamment 
dans  toutes  les  flores  d'adulte.  Le  groupe  des  microbes  saccharolytiques 
indologenes  existe  toujours  lä.  II  en  est  de  meme  du  groupes  des 
microbes  asaccharolytique  indologenes,  aussi  des  Bac.  paracoli.  Plus 
facile  ä  isoler  chez  les  enfants,  il  existe  aussi  dans  la  flore  de  l'homme 
adulte.  Sur  40  cas  examines  nous  l'avons  isole  25  fois.  Donc,  la  constance 
ne  peut-etre  mise  en  doute.  Le  milieu  qui  nous  a  ete  le  plus  favorable 
pour  l'isolement  de  ces  microbes,  c'etait  la  bile. 

Nous  n'avons  jamais  isole  le  B.  paratyphique  B,  Wen  que  l'on 
soit  tente,  avec  Hübner,  de  Tadmettre  comme  un  böte  constant  de  la 
flore  intestinale  de  l'homme  adulte.  II  n'en  est  pas  de  meme  pour  la 
flore  intestinale  du  rat  et  de  la  souris,   oü  on  peut  l'isoler  avec  facilite. 

II  est  interessant  egalement  que  ce  groupe  des  microbes  asaccharo- 
lytiques est  compose  dans  la  plus  grande  partie  des  microbes  anaerobies, 
tout  au  moins,  ceux  que  nous  avons  isoles.  Or  ces  microbes,  tres 
difficiles  ä  isoler,   doivent  etre  mis  ä  cote  du  Bac.  paracoli   par   leur 


1)  Ann.  Instit.  Pasteur.  1908. 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  447 

fonction,  car  en  ayant  un  pouvoir  trös  faible  sur  les  Sucres,  ils  sont  des 
producteurs  trhs  6nergiques  de  produits  de  la  serie  heterocyclique  et 
aromatique. 

Leur  etude  biochimique,  qua  nous  esperons  bientot  finir,  nous 
expliquera  suftisamment  leur  fonction  dans  la  fiore  intestinale. 

11  a  un  fait  qui  nous  permet  d'emettre  cette  hypothese,  que  nous 
avons  constarament  observe.  Quand  on  fait  des  cultures  de  ces  microbes 
eu  bouillon  blanc  d'a?uf,  celui-ci  n'est  pas  du  tout  attaque,  mais  la  culture 
sent  Findol  ou  les  odeurs  voisines.  Ce  sera  la  meme  action  qui  a  le 
streptocoque  dans  les  milieux  albumineux.  Meme,  nous  ne  pouvons  pas 
nous  prononcer  sur  la  quantite  de  ces  microbes  dans  la  flore  intestinale. 
En  etfet  leur  polymorphisme,  leur  extreme  ressemblance  entre  eux  et  la 
difficulte  de  les  isoler,  ne  nous  permet  pas  de  nous  prononcer.  II  y  a 
pourtant  des  cas  pathologiques,  oü  leur  culture  est  facile,  ä  cause  de  la 
diminution  du  Bac.  coli. 

Les  microbes  de  la  putrefaction  existent  toujours  dans  la  flore 
humaine  normale,  mais  les  anaerobies  sont  en  spores  ou  en  individus 
vegetatifs  isoles,  c'est-ä-dire  en  teile  quantite  qu'ils  ne  peuvent  jouer 
aucun  röle. 

II  y  en  est  de  meme  du  Bac.  Proteus,  un  des  microbes  les  plus 
dangereux  de  la  flore  intestinale.  On  ne  le  retrouve  pas  souvent  dans 
les  cultures  ordinaires  des  selles,  mais  seulement  en  faisant  des  cultures 
d'elections.  La  presence  est  en  rapport  avec  la  consistance  des  selles. 
Ce  fait  du  reste,  nous  le  verrons  mieux  dans  la  deuxieme  partie  de  ce 
travail  ä  propos  de  la  constipation. 

Ainsi,  dans  les  selles  des  Londoniens,  nous  n'avons  Jamals  pu  isoler 
de  microbes  qui  attaquent  la  pomme  de  terre,  les  soi-disant  microbes 
de  l'hemicellulose.  Nous  les  avons  recherche,  en  faisant  de  nombreux 
essais,  mais  nous  n'y  avons  jamais  reussi.  Rarement  nous  sommes 
reussi  ä  voir  la  pomme  de  terre  se  casser,  mais,  aussi  dans  ces  cas, 
nous  n'avons  isole  que  le  Bac.  p  er  fr  in  gen  s,  le  Bac.  mesentericus, 
le  Bac.  tortuosus  et  ses  varietes.  II  en  est  de  meme  pour  la  cellulose. 
Le  papier  de  Berzelius  ne  disparait  jamais  dans  les  tubes  ensemences 
avec  des  selles  humaines.     Elle  est  seulement  desagrege. 

II  y  a  en  effet  toute  une  literature  tres  riebe  sur  cet  arguraent, 
dont  la  conclusion  en  est  que  les  auteurs  observaient  que  les  microbes 
qu'ils  isolaient  en  culture  pure,  n'etaient  pas  capables  de  dissoudre  la 
cellulose,  tandis  que  en  Symbiose  eile  se  dissolvait.  II  est  un  fait,  pour- 
tant, que  dans  notre  pratique  nous  n'avons  jamais  observe  la  dissolution 
du  papier,  mais  simplement  la  desagregation.  En  outre  les  tubes  avec 
la  cellulose  desagregee  donnaient  toujours  le  Bac.  perf ringen s.  le 
Bac.  mesentericus  et  souvent  le  Rodella  III  en  culture  pure.  Un 
autre  fait  est  celui  que  nous  n'avons  jamais  observe  la  dissolution  du 
papier  avec  le  contenu  du  grele.  En  outre,  les  tubes  chauff"es,  avec  le 
contenu  du  gros  intestin,  presentent  ainsi  que  les  tubes  non  chauff"es, 
la  desagregation  du  papier.  Donc  il  est  ä  exlure  dans  notre  cas  l'action 
d'une  diastase. 

Ces  experiences  nous  demontrent  d'abord  que  les  actions  qui  des- 
agregent  la  cellulose  ont  leur  siege  dans  le  gros  intestin  et  qu'en  general 
un  microbe  qui  dissout  la  cellulose,  peut-etre,  n'existe  pas,  mais  ce  fait 
€st  du  ä  l'action  simultauee  de  plusieurs  microbes. 

Or  ces  microbes  que  nous  avons  isoles  constamment  des  tubes  de 
la  cellulose  attaquent  tous  l'amidon.    II  est  etabli  d'un  cöte  que  bien  que 


448  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

ces  microbes  en  culture  pure  ne  desagregent  pas  la  cellulose,  ils  attaquent 
cependant  l'amidon  et  que  le  fait  pour  notre  microbe  ^)  de  desagreger 
le  papier  Berzelius  et  d'attaquer  l'amidon  nous  fait  penser  qu'en 
etant  le  papier  un  etat  d'agregation  plus  complexe  de  l'amidon,  il  est  bien 
probable  que  le  plus  souvent  l'action  de  desagregation  que  nous  observons 
dans  les  tubes  avec  le  contenu  du  gros-intestin,  est  du  ä  ce  fait  de 
l'attaque  simultane  de  ces  diflferents  germes,  dont  les  enzymes  en  Sym- 
biose auront  augmente  leur  pouvoir  diastasique. 

II  nous  faut  dire  encore  un  mot  sur  le  groupe  des  butyriques.  On 
est  tente  d'apres  Strasburger  et  Schmidt 2)  ä  en  admettre  la  pre- 
sence,  mais  tant  qu'on  n'a  pas  obtenu  le  microbe  en  culture  pure,  il  est 
ä  la  rigueur  possible  de  lui  donner  un  nom,  mais  on  n'a  pas  le  droit 
de  lui  attribuer  une  fonction  qui  ne  peut-etre  que  hypothetique.  Ainsi, 
dans  les  selles  que  nous  avons  examinees,  nous  avons  isoles  4  fois  sur 
30  cas  le  microbe  butyrique  classique,  c'est-ä-dire  le  vibrion  butyrique 
de  Pasteur  et  ses  varietes^).  Cette  forme  differe  enormement  par  la 
forme  de  celle  ä  citron  qu'on  voit  dans  les  selles  et  que  selon  Stras- 
burger et  Schmidt  appartiendrait  au  Bac.  butyrique. 

Nos  observations  pourtant  nous  amenent  ä  ne  pas  considerer  la 
forme  non  isole  comme  un  butyrique.  En  eifet,  il  y  a  parfois  teile  abon- 
dance  de  ce  microbe  dans  les  selles,  qu'il  leur  donnerait  certainement 
l'odeur  caracteristique.  Un  autre  fait  qui  plaide  en  faveur  de  mon 
hypothöse,  je  Tai  observe  chez  les  selles  des  diabetiques.  L'odeur  de 
ces  selles  est  souvent  celle  de  l'acide  butyrique  et  pourtant  cette  forme 
est  absente. 

Quoique  il  en  soit,  il  est  sage  pour  le  moment  de  mettre  un  point 
d'interrogation  ä  cote  de  ce  microbe. 

A  propos  des  Spirochaetes  ou  des  vibrions  nous  n'en  avons 
Jamals  isole  de  l'intestin  normale,  en  employant  aussi  les  milieux  d'election. 
Les  Spirochaetes  de  l'intestin,  trouves  par  Werner^)  dans  sa  flore 
meme,  ne  nous  apprennent  en  effect  rien  sur  les  conditions  normales, 
car  il  a  ete  malade  de  dysenterie  et  de  fievre  typhoide. 

ßole  de  la  flore  intestinale. 

Dans  les  probl&mes  de  la  flore  intestinale  normale,  nous  mettons  de 
cote  les  microbes,  dont  le  pouvoir  pathogene  est  nettement  demontre  et 
qui  sont  les  agents  de  maladies  specifiques.  Nous  considerons  seule- 
ment  la  composition  de  la  flore  intestinale  chez  l'homme  normale,  qui 
n'a  Jamals  soufi"ert  de  troubles  importants  de  l'intestin. 

II  se  presente  tout  de  suite  une  question  d'importance  capitale.  ä 
savoir  si  les  connaissances  qui  se  decoulent  de  nos  moyens  actuels 
d'investigation,  nous  permettent  de  nous  faire  decider  de  la  fonction  de 
la  flore  intestinale  dans  un  moment  donne.  En  eifet,  les  preparations 
microscopiques  peuvent  nous  renseigner  mediocrement  sur  la  composition 
de  cette  flore ;  car  la  forme  de  ces  microbes  est  tres  variable  et  ils  se 
ressemblent  entre  eux.  II  y  a  pourtant  un  caractere  extremement  pre- 
cieux  dans  les  jugements  de  la  flore  intestinale:  ä  savoir,  le  comporte- 
ment  de  celle-ci  vis-ä-vis  du  Gram.     C'est  celui-ci   en   eifet  le  meilleur 


1)  Distaso,  Compt.  rend.  Soc.  Biolog.  1911. 

2)  1.  c. 

3)  Jungano-Distaso,  Les  ana^robies.  1910. 

4)  Ueber  Befunde  von  Darm  Spirochäten  beim  Menschen.   (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  Bd.  52). 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  449 

moyen  diagnostic  que  nous  avons  jusqu'ä  maintenant,  car  les  r^sultats 
des  cultures  sont  souvent  trompeurs,  si  trompeurs  que,  par  exemple, 
ceux  qui  ont  peu  de  pratique  dans  les  recherches  de  la  flore  intestinale, 
ä  l'ensemencement  des  selles  d'enfants  au  sein  maternel,  qui  presentent 
presque  une  culture  pure  de  Bac.  bifidus,  trouvent  ä  l'isolement 
seulement  du  Bac.  coli.  En  plus,  l'isolement  de  certains  microbes 
depend  du  niilieu  de  nourriture  et  d'autres  conditions.  C'est  exemple 
est  la  meilleure  röponse  ä  ceux  qui  pourraient  croire  s'assurer  avec 
l'ensemencement,  de  la  predominance  d'un  microbe  non  seulement  dans 
la  flore  intestinale,  mais  dans  n'importe  quels  cas.  Retournant  ä  ce  que 
nous  avons  dit  ä  propos  du  Gram,  il  est  en  eflfet  par  cette  methode 
seulement  possible  cle  se  rendre  compte  de  la  fonction  de  la  flore 
intestinale,  car  les  microbes  G r  a m  -  positifs ,  par  exemple,  sont  bien 
caracteristiques  et  bien  connus  dans  leur  morphologie,  tandis  que  un  oeil 
non  habitue  ne  peut  pas  se  rendre  compte  des  formes  Gram -negatives. 

Ainsi  nous  sommes  obliges  encore  ä  nous  servir  d'un  moyen  si  grossier, 
en  attendant  mieux.  Mais  chez  l'homme  adulte  les  microbes  Gram  -positifs 
sont  rares  et  jamais  predominants.  ainsi  il  nous  manque  un  des  meilleurs 
moyens  dignostiques  pour  juger  de  la  bonte  de  sa  flore. 

Mais  dans  les  problemes  de  la  flore  intestinale,  nous  devons  considerer 
les  agents  qu'elle  contient  et  les  deceler,  dans  les  unites,  car  il  est 
important  d'etablir,  ce  qui  est  le  but  de  nos  recherches,  qu'est-ce  qu'elle 
devient  la  flore  normale  dans  les  etats  pathologiques;  ä  savoir  si  dans 
un  organ  si  sensible  comme  notre  intestin,  nous  portons  dans  nous-memes 
les  agents  de  certaines  troubles  du  tube  digestifs.  Ainsi  nous  serons 
oblige  ä  admettre  l'existence  des  maladies  endogenes,  dont  l'origine  se 
trouverait  dans  notre  flore  intestinale,  pour  les  distinguer  de  Celles  qui 
nous  sont  donnes  par  les  agents,  qui  seulement  occasiounellement  nous 
nous  infectent.  Par  quel  mecanisme  s'etablissent  les  unes  et  les  autres 
n'est  pas  ici  le  lieu  de  le  discuter. 

II  y  a  un  fait  digne  de  remarque  et  qui  a  l'air  d'etre  une  loi,  c'est 
qu'en  diminuant  les  matiöres  azotees  dans  l'intestin,  la  flore  microbienne 
augmente  en  nombre  et  devient  plus  putrefiante.  Donc,  le  milieu  de 
nourriture  a  une  grande  influence  sur  le  developpement  microbien,  il  est 
vrai,  mais  il  faut  reconnaitre  qu'il  existe  encore  un  facteur  du  plus  grand 
interet:  la  stase  intestinale.  Elle  joue  un  grand  röle.  Le  duodenum 
avec  son  milieu  excellent  pour  le  developpement  des  cultures  microbiennes 
et  par  sa  röaction  alcaline,  ne  contient  presque  pas  de  microbes,  tandis 
que  dans  l'extremite  de  l'ileon,  souvent  ä  reaction  acide,  et  oü  il  y  a 
seulement  des  traces  de  peptones  et  de  tyrosine,  le  developpement 
microbien  est  plus  considerable,  existant  une  flore  qui  ressemble  presque 
ä  Celle  du  coecum.  Celui-ci  ne  contient  plus  de  proteoses,  ni  de  tyrosine 
et  pourtant  le  developpement  microbien  est  des  plus  considerables,  c'est 
le  facteur  stase  qui  joue  un  grand  röle,  donc,  et  que  nous  ne  devons 
jamais  perdre  de  vue  dans  nos  considerations.  En  d'autres  termes,  le 
gros-intestin  par  ce  fait,  serait  un  vrai  tube  de  culture. 

En  somme,  pauvrete  du  milieu  en  substance  utilisables,  manque  de 
Sucres,  stase  intestinale,  reaction  neutre  en  generale  du  gros-intestin, 
nous  expliquera  la  composition   de  sa  flore. 

Elle  doit  donc  etre  formee  surtout  par  des  microbes,  qui  s'adapte 
ä  ces  conditions.  Le  Bac.  coli  et  les  microbes  asaccharolytiques,  qui 
peuvent  vivre  aux  depens  de  la  molecule  degradee  de  l'albumine,  sont 
ceux  qui   s'adaptent  le   mieux  ä  ces  conditions.     C'est   eux   surtout  qui 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Hcft  6.  29 


450  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

pourraient  vivre  dans  ce  milieu,  c'est  eux  qui  pullulent,  dominent  et 
donnent  le  cachet  ä  la  flore  de  l'adulte.  C'est  eux  qui  doivent  pre- 
senter  dans  une  flore  d'homme  soi-disant  Lien  portant,  les  microbes  pre- 
dominants,  car  les  conditions  du  milieu  qui  se  sont  formees  dans  les 
gros-intestin  de  l'homme   adulte,   sont  favorables  ä  leur   developpement. 

La  coraposition  de  la  flore  intestinale  est  ä  la  dependance  du  milieu, 
eile  est  soumise  ainsi  aux  lois  biologiques-generales  qui  reglent  les  etres 
vivants.  Un  autre  exemple  typique  de  cette  loi  de  biologie  generale  est 
la  flore  de  l'enfant  au  sein  maternel.  La  composition  speciale  de  sa 
nourriture  permet  qu'une  flore  tout  ä  fait  particuliere,  la  flore  ä  Bac. 
bifidus,  s'installe. 

Evalue  les  choses  dans  leur  justes  termes,  il  ne  reste  que  deux 
groupes  de  microbes  tres  dangereux  pour  la  flore  normale:  le  groupe 
du  coli  et  staphylocoque  et  celui  des  microbes  asaccharolytiques  qui  sont 
eminemment  indologenes.  Sont  eux  qui  doivent  attirer  notre  attention, 
car  leur  quantite  predominante  dans  la  flore  normale  de  l'adulte,  nous 
fait  voir  qu'ils  developpent  leur  activite  et  leur  produits  et  par  con- 
sequent  sont  dangereux. 

Mais  il  y  a  une  Observation  qui  nous  semble  tres  interessante,  c'est 
que  la  flore  normale  de  Thomme  adulte,  comme  eile  est  composee,  est 
pr6cisement  ä  peu  de  choses  pres  de  celles  que  nous  avons  demontree 
dans  la  premiere  phase  de  la  putrefaction  intestinale.  Ä  savoir,  predo- 
minance  absolue  de  coli,  des  coccis,  quelques  microbes  du  groupe  des 
acido-tolerants  et  quelques  exemplaires  du  type  du  Rodella  IIL  En 
d'autres  termes,  dans  la  flore  intestinale  de  Thomme  adulte,  les  microbes 
predominants  sont  ceux  que  nous  avons  decrits  comme  putrefiants  et 
qui  ne  peuvent  jouer  qu'un  röle  nefaste.  En  eff'et,  envisageons  la  com- 
position du  contenu  du  gros-intestin,  d'abord,  et  ensuite  la  biologie  de 
ces  microbes.  Le  gros-intestin  de  l'homme  adulte  est  depourvu  de  sub- 
stances  sucrees.  C'est  une  coudition  qui  ne  permet  pas  aux  microbes  de 
la  flore  normale  de  jouer  un  role  bienfaisant.  On  a  decrit,  en  eff'et 
[Bien  stock,  Tissier^)],  que  le  Bac.  coli  est  capable  d'empecher 
une  putrefaction  en  presence  de  Sucres,  mais  cette  fonction  ne  peut-etre 
exerce  ä  cause  du  manque  de  cette  substance.  Deuxiemement,  si  ce  fait 
est  vrai  in  vitro,  il  n'est  pas  du  tout  exact  dans  les  conditions  du  gros 
intestin.  Comme  on  verra  dans  mes  etudes  sur  la  putrefaction  in- 
testinale, le  Bac.  coli  en  presence  de  grande  quantites  de  Sucres  ne 
deploie  aucune  action  empechante.  Donc  les  microbes  doivent  s'adresser 
a  des  substances  decomposees  de  la  digestion  et  c'est  precisement  avec 
ces  substances  qu'ils  fabriquent  les  poisons  nuisibles  ä  l'organisme.  C'est 
au  Bac.  coli  et  aux  microbes  asaccharolytiques  que  revient  principale- 
ment  l'honneur  de  produire  par  leur  activite  biologique  ces  substances 
toxiques.  C'est  sur  le  Bac.  coli  qui  s'est  portee  la  plus  grande  partie 
des  etudes  biochimiques,  parce  qu'il  est  le  microbe  de  la  flore  normale  plus 
facile  ä  isoler.  C'est  lui  dont  nous  connaissons  mieux  le  metabolisme 
et  dont  nous  voudrons  mettre  en  lumiere  toute  l'oeuvre  nefaste.  II 
donne  des  produits  de  composition  trös  simple  comme  indol,  scatol 
oxyacides  aromatiques,  mercaptane,  HgS,  leucine,  tyrosine,  les  bases 
hystoniques  [histinine,  arginine,  lysine  -)J.  La  guanine  et  l'adenine  se 
changent,  selon  Schittenhelm  et  Schröter,  sous  l'influence  du 
Bac.  coli  en  xanthine  et  hypoxanthine. 

1)  Tissier  et  Martelly,  1.  c.  1902. 

2)  Belenowski,  Biochem.  Zeitschr.  Bd.  6.  1907. 


Distaso,  Contribution  a  l'^tude  sur  rintoxication  intestinale.  451 

Oll  peut  trös  bien  se  rendre  compte  in  vitro  de  ce  qui  se  passe 
dans  l'intestin.  Oii  prend  un  cube  de  blanc  d'a3uf  cuit  dans  du  bouillon 
alcalin,  on  lui  fait  subir  une  premier  attaque  au  moyen  de  la  trypsine, 
on  detruit  ensuite  la  trypsiue  avec  la  chaleur  et  od  y  ensemence  du 
Bac.  coli.  Aprhs  quelques  jours  l'attaque  du  blanc  d'ceuf  est  poussee 
plus  loiu,  il  devient  plus  transparant  et  se  fragniente.  Quand  on  ouvre 
le  tube,  on  sent  une  puanteur  infecte. 

Quant  au  röle  bienfaisant  qu'on  lui  a  attribue  et  que  Bienstock 
soutenait  encore  tout  recemment,  en  s'appuyant  sur  le  travail  de  Con- 
radi^)  c'est-ä-dire  l'action  desinfectante  exercee  par  l'autotoxine  du 
coli,  ce  röle  n'est  nullement  demontre.  D'autre  part  le  coli-bacille  est 
dangereux  par  l'intoxication  qu'il  produit.  En  etfet,  Baginski  pretend 
que  le  coli  forme  des  ptomaines  et  S  c  h  w  e  n  c  k ,  H  e  n  k  e  1  m  a  n  n  et 
Mir  coli  ont  decrit  des  intoxications  ä  coli-bacille.  Cette  intoxication, 
c'est-ä-dire  cette  resorption  permanente  des  produits  de  la  putrefaction, 
qu'il  opere,  donnerait  lieu,  selon  Metschnikoff,  non  seulement  ä  des 
maladies  intestinales  chroniques  et  aigues,  mais  ä  une  intoxication  de 
l'organisme  par  usure  chronique  des  elements  cellulaires  nobles  et 
amenerait  la  plus  utile,  peut-etre,  de  nos  glandes,  le  foi,  ä  se  surmener 
pour  operer  la  defense  de  l'organisme. 

En  ce  qui  concerne  le  Bac.  Rodella  III,  le  streptocoque  intesti- 
nale, l'enterocoque  et  le  Staphylococcus  pyogenes  et  le  groupe 
des  microbes  asaccharolytiques,  il  est  hors  de  doute  qu'ils  ne  sont  pas 
des  microbes  bienfaisants  pour  lorganisme  humain.  Outre ,  que  Tun 
d'eux  est  proteolytique,  les  autres  resistent  tres  bien  dans  les  processus 
de  la  putrefaction  et  ils  sont  presents  dans  chaque  processus  patholo- 
gique,  oü  ils  semblent  acquerir  une  vigueur  tout  ä  fait  speciale,  parti- 
culierement  dans  les  diarrhees.  Or,  un  microbe  dans  ces  conditions  ne 
peut-etre  bien  faisant.  Mais  nous  avons  une  autre  Observation  ä  faire 
sur  ce  sujet.  Dans  la  putrefaction  en  eftet  les  coccis  n'etaient  jamais 
capable  de  l'empecher,  meme  en  presence  de  Sucres,  au  contraire,  leur 
presence  se  manifestait  toujours  pas  une  puanteur  manifeste. 

Ces  microbes  seront  ä  double  face:  ils  seront  capables  d'un  cote 
de  donner  des  acides  et  d'un  autre  cote  d'etre  des  putrefiants. 

Selon  nous,  donc,  tous  ces  microbes  sont  malfaisants  dans  les  con- 
ditions de  notre  gros-intestin ;  aussi  ces  microbes  de  la  putrefaction,  s'ils 
sont  actifs,  leurs  activite  doit  s'adresser  ä  la  molecule  d  albumine  degrad^e 
ou  ä  la  Peptone  et  determiner  de  la  meme  maniere  Tintoxication. 

Arrive  ä  ce  point,  il  est  tout  ä  fait  naturel  de  nous  demander  quel 
usage  nous  devons  faire  des  ditferentes  conceptions  emises  par  les  auteurs, 
sur  l'existance  d'une  flore  obligat  oire  et  d'une  flore  acci  deu- 
te lle.  On  serait  tente  de  l'admettre  apres  nos  etudes  sur  la  putröfaction. 
Mais  comme  nous  montrerons  ailleurs,  la  putrefaction  de  la  paroi  de 
l'intestin  et  la  putrefaction  des  selles  sont  choses  bien  dififerentes  de  ce 
que  nous  observons  in  vivo.  La  putrefaction  repond  a  une  conception 
bien  deünie-)  et  qui  n'a  rien  ä  voir  avec  les  choses  in  vivo.  Au  fond 
il  est  difficile  d'observer  dans  la  flore  intestinale  la  disparition  d'une 
esp^ce  microbienne,  car  il  faut  penser  ä  la  longueur  du  gros-intestin  et 
au  coecum  qui  fonctionne  comme  une  pepiniere,  tandis  que  dans  la 
putrefaction  ce  fait  est  frequent.     Elles   sont  plus  persistantes  qu'on  ne 


1)  Münchn.  med.  Wochenschr.  1905. 

2)  Distaso,  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1912. 

29* 


452  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

croit;  elles  diininuent  seulement  ä  cause  du  milieu  qui  leur  devieiit 
defavorable,  mais  elles  sont  pretes  ä  reapparaitre  des  qu'elles  regoivent 
de  quoi  se  nourrir:  en  d'autres  ternies,  comme  nous  l'avons  explique 
auparavant,  nous  observons  une  tluctuation  dans  la  flore  microbienne, 
d6pendant  seulemeut  de  la  nourriture.  Les  microbes  ou  groupes  de  ces 
microbes,  ne  disparaissent  jamais  de  la  flore  intestinale,  ils  y  demeurent. 
c'est  gräce  ä  ce  fait  que  apres  des  troubles  intestinaux.  nous  reconstituons 
ä  nouveau  nos  moyens  de  defense  dans  l'intestin.  Cette  distinction,  donc, 
outre  ä  n'avoir  aucune  base,   n'a  aucune  valeur  theoretique  ou  pratique. 

De  notre  groupement.  on  voit  aisement  que  le  gros-intestin  est  un 
Organe  autonome,  oü  les  fonctions  digestives  s'accomplissent  d'une  maniere 
tout  ä  fait  differente  de  celle  du  reste  du  tractus  intestinal.  C'est  un 
Organe  adapt6  pour  accomplir  une  digestion  secondaire,  se  basant  sur 
un  principe  diiferent.  La  physiologie  vient  ä  l'aide  de  la  morphologie, 
ä  savoir  que  cet  organe  s'est  forme  en  vue  d'une  fonction  nouvelle,  et 
il  est  tout  ä  fait  recent  dans  la  phylogenie. 

C'est  une  condition  etrange  que  la  phylogenie  a  donne  lieu  ä  la 
formation  d'un  organe  qui  ä  cause  de  notre  existence  est  devenu  la 
source  de  nos  malaises  et  d'un  gaspillage  d'azote.  En  outre,  les  produits 
61abores  dans  le  gros-intestin,  par  les  microbes  intestinaux,  et  resorbes 
par  l'organisme,  amenent  la  plus  precieuse  des  glandes,  le  foie,  ä  un 
travail  de  secretion  anormal  pour  pouvoir  fabriquer  les  sulfoconjugues. 
Pensons  ä  la  correlation  entre  Texistence  du  gros-intestin  et  la  fonctions 
nouvelle  ä  laquelle  le  foie  est  oblig^,  et  on  voit  tout  de  suite  que  par 
des  consideration  sur  la  flore  intestinale,  on  peut  jeter  un  nouveau  jour 
sur  le  chapitre  des  maladies  du  foie. 

Nous  avons  parle  du  milieu,  de  la  stase  intestinale,  mais  nous  n'avons 
pas  encore  fait  mention  d'un  fait  de  grande  importance,  la  longueur  du 
gros-intestin  et  l'evolution   de  la  flore  intestinale  de  l'enfant  ä  Thomme. 

La  flore  intestinale  de  l'enfant  au  sein  maternel  est  composee.  comm'on 
sait,  presque  exclusivement  d'un  seul  microbe,  dont  la  fonction  principale 
est  certaiuement  celle  d'aider  le  peristaltisme  du  gros-intestin.  On  peut 
tirer  cette  conclusion  du  fait  que  les  selles  de  l'enfant  au  sein,  sont  toujours 
comme  une  bouillie  et  qu'elles  sont  frequentes.  Mais  cette  harmonie  splendide 
est  derangee  des  que  l'enfant  change  sa  nourriture  naturelle.  En  eöet. 
l'enfant  au  lait  de  vache  est  souvent  constipe.  En  ayant  souvent  le 
microbe  predominant  se  rapprochant  pour  ces  caracteres  aux  proprietes 
du  Bac.  bifidus,  pourtant  ä  cote  de  lui  pousse  une  quantite  de  mi- 
crobes, qui  sont  capable  de  neutraliser  ses  effets.  Nous  voyons  dejä 
dans  ces  enfants,  nourris  au  lait  de  vache,  des  desequilibres  dus  ä  leur 
flore  intestinale. 

Ces  deux  exemples  ne  pourraient  pas  etre  plus  evidents  en  ce  que 
concerne  les  effets  de  la  flore  intestinale  sur  l'organisme.  Avec  Tage,  ce 
desequilibre  tend  toujours  ä  s'accentuer,  parce  que  deux  causes  de  grande 
importance  interviennent  pour  aggraver  la  Situation :  la  nourriture  fami- 
liale  et  le  developpement  du  gros-intestin.  La  premiere  cause  est  cer- 
taiuement de  grande  importance  pour  les  enfants.  Ils  sont  mis  en  eft'et 
ä  une  nourriture  qui  leur  est  tres  peu  adaptee. 

Le  Bac.  bifidus  commence  a  diminuer,  ä  ne  se  trouver  quen 
quelques  exemplaires  seulement,  l'äcetogene  ß  commence  a  prendre  sa 
place.  II  se  substitue  peu  ä  peu  et  remplit  ses  fonctions.  II  est  en 
eff'et  plus  resistants  aux  poisons  de  la  flore  intestinale.  (L'äcetogene  a  = 
acidophilus  Moro,  est  saus  la  dependance  d'une  nourriture  speciale,  le 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  453 

lait  de  vache,  ainsi  il  est  trös  rare  daus  les  selles  de  personnes  qui  n'en 
fönt  pas  usage).  Ensuite,  avec  Tage  aussi  ce  microbe  tend  ä  diminuer;  il 
fait  place  ä  d'autres  microbes,  la  Üore  grainn6gative  s'etablit  et  predomine. 
C'est  un  fait  dont  cliacuii  peut  se  rendre  compte  en  comparant  les  selles 
des  membres  d'une  meme  famille,  soumise  au  meine  regime.  Cette  Evo- 
lution des  microbes  acetogenes  jusqu'ä  leur  presque  disparition,  comme 
c'est  le  cas  de  l'horame  adulte,  nous  raontre  avec  la  plus  grande  clartE 
que  chacun  de  ces  microbes,  bifidus  et  acetogenes,  est  en  stricte  relation 
avec  les  dechets  de  la  digestion  et  avec  la  longueur  du  gros-intestin. 
Suivons  maintenant  la  transformation  de  la  flore  dans  l'intestin  de  l'indi- 
vidus  adulte. 

Dans  le  coecum  nous  trouvons  encore  des  conditions  favorables  pour 
la  poussöe  des  microbes  acetogenes.  Ils  y  tombent,  en  effet,  une  certaine 
quantite  de  Sucres  et  les  microbes  du  bout  d'ileon.  Cette  condition 
n'est  pas  certainement  uegligeable  dans  nos  considerations.  Mais  bien- 
töt  que  dans  Imtestin  commence  le  moulage  des  selles,  la  destruction 
des  Sucres  est  d6jä  complete.  La  Üore  commence  ä  se  transformer  rapide- 
ment,  il  est  facile  alors  de  voir  que  la  flore  G  r am -negative  prend  une 
place  considerable. 

Ici  entre  en  sc^ne,  comme  on  voit,  la  longueur  du  gros-intestin,  Les 
peu  de  Sucres  que  les  sucs  digestifs  laissent  tomber  dans  le  coecum  sont 
detruits  en  place  et  il  en  reste  plus  pour  le  reste  des  segments  in- 
testinaux.  De  ces  observations  derivent  des  reiuseigne- 
ment  trös  precis;  ä  savoir,  disparition  des  Sucres,  mou- 
lage des  selles  et  formation  de  la  flore  Gram-negative. 
Chez  les  enfants  au  sein  maternel,  au  contraire,  le  gros-intestin  etant  court, 
ne  permet  pas  meme  le  moulage  des  selles,  car  il  est  inonde  de  Sucres  et 
il  est  Stimuli  fortement  par  les  microbes  qu'y  existent.  Le  passage  ra- 
pide est  donc  du  ä  ces  faits  que  nous  avons  exposes.  Dans  l'enfant  au 
lait  de  vache  d'autre  cote,  oü  les  sucres  sont  en  moindre  quantite  et  la 
caseine,  nourriture  excellent  pour  les  microbes,  en  quantite  teile  qu'elle 
est  expulsee  avec  les  selles  par  la  plus  part  non  digeree,  permet  ainsi 
la  poussee  d'une  flore  peptolytique  et  proteolytique  indologene  et  etabli 
des  ce  moment  les  conditions  de  l'adulte,  c'est  ä  dire,  le  moulage  des 
selles  et  des  desequilibres  dus  ä  la  flore  intestinale.  II  est  evident,  donc, 
de  ce  que  nous  venons  d'exposer,  que  les  changements  de  la  flore  in- 
testinale de  Tenfant  ä  l'adulte  sont  dus  principalement  ä  deux  causes :  ä 
la  nourriture  et  ä  l'allongement  du  gros-intestin. 

L'etude  de  la  flore  intestinale  de  l'homme  adulte  nous  a  permis  de 
constater  sa  fonction  principalement  indologene,  c'est-ä-dire  qu'elle  donne 
lieu  ä  d^s  substances  qui  sont  capables  d'irriter  la  muqueuse  intestinale 
et  ils  auraient  une  action  sur  les  nerfs  ou  sur  le  reseau  nerveux  sous- 
muqueux,  de  maniere  qu'ils  peuvent  determiner  des  desordres  dans  les 
mouvement  normaux  ou  peuvent  avoir  un  pouvoir  exitant  ou  inibiteur  sur 
ce  reseau  nerveux,  Cette  flore,  donc,  fait  de  chaque  individu  normal  un 
candidat  aux  troubles  intestinaux,  car  eile  n'a  aucun  pouvoir  regulateur 
sur  le  gros-intestin.  C'est  en  suivant  cette  route  que  nous  sommes 
amene  ä  considerer  la  flore  intestinale  comme  un  element  tres  nuisible. 
Cette  tendance  aux  variations,  cette  sorte  de  sensibilite  sont  si  grands 
que  n'importe  quel  processus  pathologique  genöral  ou  siögeant  en  quel- 
que  autre  lieu  de  l'organisme,  a  une  repercussion  immediate  sur  les 
conditions  ordinaires  du  gros-intestin  et  de  ses  fonctions.   Mais  le  gros- 


354  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

intestin  etant  lä,  son  bon  fonctionnement  et  par  consequent  celui  de  lor- 
ganisme  entier,  depend  de  la  flore  microbienne  qu'il  heberge. 

On  doit  etablir,  donc,  entre  les  desharinonies  une  harmonie  d'adaption. 
avec  des  microbes  ä  action  lente  sur  les  Sucres,  et  donnant  des  acides  a 
noyau  simple.  Ces  acides  seront  capables  de  stimuler  la  paroi  intestinale, 
tandis  que  les  microbes  qui  donneut  des  acides  ä  noyau  complexe,  tels 
(jue  les  microbes  putrefiants,  n'ont  aucun  action  sur  la  paroi  intestinale 
et  par  consequent  produisent  des  ordres  du  contenu  intestinal  avec  ses 
degats.  L'ideal  est  la  flore  de  l'enfant  au  sein  maternel,  c'est  vers  lui 
que  nous  devons  tendre  nos  eiforts,  en  cherchant  ä  transformer  la  flore 
intestinale  et  a  la  ramener  le  plus  pres  possible  de  cette  flore  intestinale 
et  parfaite. 

IL 

Coiitribution  ä  l'dtude  de  la  flore  humaine  ä  T^tat  pathologique. 
Flore  intestinal  des  constip^s. 

Nous  apporterons  dans  ce  travail  notre  premiere  contribution  ä 
l'etude  de  la  flore  intestinale  pathologique  de  Thomme.  Nous  commen- 
cerons  avec  la  flore  des  constipes  et  nous  essaierons  de  demontrer  les 
rapports  qui  existent  entre  la  constipation  et  l'intoxication  et  ensuite  de 
demontrer  qu'elle  est  la  source  de  cette  intoxication. 

En  d'autres  termes  nous  aurons  ä  demontrer: 

1°  Si  la  constipation  est  une  source  de  poisons. 

2°  Qu'elle  est  l'origine  de  ces  poisons. 

S*'  Qu'elle  est  l'organe  oii  s'elaboreut  ces  produits. 

4^  S'il  existe  une  relation  entre  cet  organe  et  l'intoxication.  la  re- 
section  ou  l'exclusion  de  cet  organe  doit  mettre  fin  ä  l'intoxication. 

C'est  precisement  ce  que  nous  allons  essaj^er  de  demontrer  apres 
nous  etre  servi  d'un  materiel  humain,  tres  considerable,  que  nous  avons 
eu  la  Chance  d'avoir  entre  nos  mains  pendant  longtemps  ä  Londres  dan§ 
la  clinique  du  D''  Lane. 

En  suivant  cette  route,  pour  pouvoir  arriver  ä  des  conclusions,  il 
fallait  d'abord  etudier  la  flore  des  constipes.  Mais  donnons  avant  tout 
les  signes  cliniques,  qui  nous  permettent  de  connaitre  un  constipe. 

Arb.  Lane^)  les  resument  ainsi: 

l^*  Maux  de  töte. 

2°  Vomissement  qui  peuvent  conduire  ii  un  mauvais  diagnostic. 

3"  Manque  d'app^tit. 

4°  Amaigrissement. 

5"  Circulation  g^närale  d^fectueuse  (les  pieds  et  les  mains  froides). 

6°  Apathie  intellectuelle 

Ce  sont  les  symptomes  subjectifs;  en  outre  il  y  aiira  les  symptömes  objectifs  et 
ce  seront  les  principaux: 

7"  Constipation  opiniatre. 

8"  Mauvaise  odeur  de  la  bouche. 

9"  Gaz  qui  fönt  ballonner  le  ventre  et  qui  se  insolvent  par  l'emission  anale. 

10°  Douleur  dans  les  muscles. 

11"  Couleur  de  la  peau  pale  ou  brune,  avec  des  täches  particuliferement  sous  les 
yeux,  dans  la  r^gion  axillaire  et  la  r^gion  inguinale. 

12"  La  poitrine  montre  les  signes  de  la  mastite  chronique. 

Ce  tableau  clinique  nous  donne,  donc,  la  pleine  conviction  que  en 
eff'et  les  constipes  sont  des  intoxiques  chroniques.  II  nous  reste  main- 
tenant   ä   ötablir   qu'elle   est   la   source   de   cette  intoxication  chronique. 


1)  Klinische  Vorlesung  über  die  Schleifen  etc.  (Berl.  klin.  Wocheuschr.  1911.  No.  17.) 
—  Harold  Chappele,  Chronische  Darmstase.    (Ibidem.) 


DistaBO,  Contribution  ä  l'^tude  ßur  Tintoxication  intestinale.  455 

Ainsi  etudions  la  flore  microbienne  des  selles  d'un  constipö  typique,  pour 
nous  rendre  compte  des  processus  qui  se  passent  dans  son  gros-intestin  ^). 

Les  preparations  montrent  d'abord  des  substances  qui  s'attaquent 
au  port-objet,  comme  des  saletes  et  qui  jamais  ne  se  retrouvent  chez  les 
individus  normaux.  Un  caractere  essentiel,  c'est  que  cette  flore  manque 
ou  presque  de  microbes  Gram-negatifs;  on  voit  des  petits  batonnets  du 
type  Diplobacillus  acuminatus,  quelques  autres  rigides  et  un  peu 
plus  longs  qui  rappelent  le  Rodella  III,  des  coccis  petits  et  grands, 
quelques  rares  coccis  qui  ne  prennent  pas  le  Gram  et  une  grande 
quantite  de  spores  de  diiferente  taille. 

La  figure  2  que  nous  donnons  (voir  planche)  montre  ces  choses  mieux 
qu'une  longue  description.     Donc  les  caracteres  de  cette  flore  sont: 

P  Diminution  absolue  de  la  quantite  des  microbes. 

2^  Disparition  presque  complete  des  microbes  Gram-negatifs. 

3*'  Abondance  presque  extraordinaire  de  spores. 

La  flore,  comme  on  voit,  est  reduite.  L'aspect  exterieure  des  selles 
est  aussi  tres  caracteristique.  EUes  sentent  horriblement  le  seatol,  sont 
Seches  et  friables,  noiratre  et  faits  de  petites  crottes  non  soudee  l'une  ä 
l'autre  et  ressemblant  ä  des  crottes  de  chevre.  Souvent  ces  crottes  sont 
luisantes,  autrefois  presentent  du  mucus  ä  l'exterieur. 

Employons  ici  la  meme  technique  qui  nous  a  servi  precedemment 
et  nous  trouverons  que  beaucoup  de  microbes  ont  disparu  et  il  n'est 
pas  possible  de  les  isoler  meme  avec  les  milieux  d'election,  II  y  a  exep- 
tion  pour  les  microbes  sporules,  qui  sont  en  quantite  extraordinaire. 

Avant  de  continuer,  il  est  necessaire  de  reconnaitre  les  formes  vege- 
tatives se  trouvant  en  tres  petit  nombre,  quand  nous  parlerons  de  mi- 
crobes de  la  putrefaction  oü  d'autres,  il  faudra  leur  donner  la  juste  place 
dans  les  fonctions  qu'ils  peuvent  jouer. 

II  faut  ajouter  que  parfois  on  trouve  des  constipes  chez  lesquels  le 
Bac.  bifidus  est  represente,  entre  la  petite  quantite  de  formes  vege- 
tative qu'on  voit.  Mais  le  groupe  des  microbes  asaccharolytiques  est 
dans  la  pluspart  des  cas  absent.  En  effet  ce  groupe  est  compose  de 
formes  tres  delicates  qui  ne  resistent  pas  ä  ces  mauvaises  conditions  du 
milieu,  oü  ils  sont  les  premiers  ä  disparaitre,  comme  dans  chaque  Pro- 
cessus de  putrefaction.  Le  groupe  des  microbes  indologene  est  repre- 
sente en  large  proportion,  mais  seulement  en  ce  qu'il  s'agit  des  microbes 
sporules,  tandis  que  les  microbes  fragiles,  comme  le  Bac.  coli,  le 
Bac.  Proteus,  le  Bac.  pyocyaneus  et  meme  le  staphylocoque  sont 
absents.  Parfois  il  suffit  d'un  ensemencement  en  gelatine  profonde  pour 
apprendre  la  condition  du  sujet  en  question.  La  gelatine  dans  les  cul- 
tures  de  flores  de  constipes  ne  se  liquifient  pas  habituellement.  Fait  tres 
curieux,  un  gargon  de  notre  laboratoire  constipe,  qui  souff're  de  furon- 
culose,  chez  le  quel  nous  avons  isole  le  staphylocoque  des  furoncles,  n'a 
point  le  staphylocoque  dans  ses  selles. 

Nous  avons  enonce,  dans  la  I""®  partie  de  ce  travail,  le  fait  que  la  vie 
de  certaines  especes  microbiennes,  Bac.  proteus,  Bac.  pyocyaneus, 
est  en  rapport  avec  la  consistance  des  selles. 

Cette  hypothese  ne  pourrait  pas  trouver  meilleure  confirmation  que 
dans  les  faits  que  nous  avons  enonces  precedemment.   Mais  nous  avons 


1)  Nous  donnerons  un  type  qui  ponrtant  est  le  type  extreme  que  nous  avons  choisi. 
Deux  femmes  ag^es  l'une  de  45  ans,  l'autre  de  32,  qui  allaient  ä  la  seile,  l'une  tous  les 
cinq  jours,  l'autre  tous  les  7  jours. 


456  CentralbL  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

voulu  nous  reodre  compte  de  ces  faits  tres  importants  et  nous  avons 
employe  la  methode  comparative.  Nous  avons  compare  les  resultats 
obtenus  par  rensemencenient  d'une  parcelle  de  selles  de  constipe  dans 
la  gelatine  avec  ceux  obtenus  dans  les  memes  conditions  par  l'ensemen- 
cement  de  selles  d'enfants  et  d'adultes  normaux.  Les  resultats  etaient 
que  dans  les  selles  d'enfants  le  stapliylocoque  apparait  le  premier  et 
ensuite  le  Bac.  proteus,  mais  leur  presence  etait  constante.  Dans 
les  selles  d'adulte  leur  presence  et  la  duree  de  leur  apparition  depen- 
daient  toujours  de  la  consistance  des  selles.  Plus  la  seile  est  molle, 
plus  rapide  est  la  Proteolyse  —  plus  eile  est  dure  plus  cette  Proteolyse 
met  du  temps  ä  se  former  ou  bien  eile  ne  se  forme  pas  du  tout. 

Ces  observations  peuvent-elles  nous  faire  nier  la  presence  de  ces 
groupes  de  microbes  dans  l'intestin  des  constipes?  Certainement  non. 
—  Car  tout  d'abord  dans  les  3  coecums  des  3  constipes  que  nous  avons 
examines,  le  Bac.  proteus  et  le  staphylocoque  etaient  toujours  presents, 
ensuite,  chez  les  hommes  depourvus  de  gros-intestin  ils  existent  aussi, 
comme  nous  le  verrons  prochainement.  Par  consequent,  il  est  bien  sür 
que  ces  microbes  accomplissent  leur  oeuvre  dans  les  parties  superieures 
du  Colon  et  que  dans  les  parties  inferieure  seulement  ils  disparaissent. 
Donc,  dans  la  constipation  il  y  a  une  disparition  des  microbes  incapables 
de  donner  des  spores,  qui  ne  peuvent  pas  resister  ä  une  secheresse  du 
milieu,  tandis  que  les  microbes  qui  possedent  les  spores  se  reduisent  ä 
leur  forme  de  resistance.  C'est  le  meme  processus  que  nous  avons  ob- 
serve,  d'ailleurs,  dans  la  putrefaction  des  selles.  En  effet  nous  avons 
montre  dans  un  travail  precedent^)  qu'une  petite  quantite  de  selles 
mise  ä  putrefier  dans  un  tube  sterile  ä  37  ^  montre  apres  peu  de 
temps,  les  memes  phenomenes,  c'est-ä-dire  flore  reduite  ä  des  formes 
Gram -positives,  en  plus  grande  partie  formees  de  coccis,  et  de  quelques 
bacilles  du  type  du  Rodella  III.  Ces  resultats  sont  tres  significatifs, 
car  on  peut  conclure  par  analogie  que  le  processus  est  le  meme  que 
dans  Tintestin  des  constipes. 

Donc,  dans  le  gros-intestin  des  constipes  il  s'ebaucherait  une  v6ri- 
table  putrefaction,  tout  ä  fait  semblable  ä  celle  que  nous  voyons  dans 
les  selles  in  vitro.  Coustatation  tres  importante  et  tres  grave  en  ce 
qu'il  s'agit  de  l'empoisonnement  de  cette  categorie  de  personnes.  En 
effet,  il  est  evident  que  les  microbes  s'autolisent  et  sont  capables  de 
faire  sortir  toutes  les  substances  que  le  corps  microbien  contient,  A 
l'intoxication  par  la  secretion  de  ces  microbes,  s'ajouterait  une  intoxication 
plus  grave  encore,  celle  de  l'autolysat  des  microbes. 

Nous  avons  compare  ensuite  l'aspect  et  la  composition  des  selles 
des  constipes  avec  ceux  de  selles  d'animaux  carnivores  des  la  naissance 
et  qui  sont  des  constipes,  comme  la  panthere  et  le  lion.  Eh  bien,  l'as- 
pect des  preparations  microscopiques  est  le  meme,  comme  sont  egalement 
les  memes  les  resultats  que  nous  avons  obtenus  par  les  ensemencements. 
Ces  constatations  sont  importantes,  car  il  est  etabli  que  ces  animaux 
vivent  trös  peu  et  sont  des  intoxiques  chroniques. 

Nous  avons  demontre  dans  la  premiöre  partie  de  ce  travail,  que  la 
flore  normale  de  l'homme  adulie  est  dangereuse  pour  l'organisme,  nous 
venons  de  demontrer  que  ciiez  les  constipes  il  y  a  un  commencement 
de  putrefaction  avec  autolysat  des   corps  microbiens,   dont   les   produits 


1)  Compt.  rend.  Soc.  ßiol.  1912. 


Distaso,  Contribution  ä  l'etude  eur  l'intoxication  intestinale.  457 

conime,  nous  l'avons  esquisse  dans  notre  travail  sur  la  putrefaction  ^), 
constituent  des  poisons  trhs  nocifs  pour  l'individu. 

On  ne  peut,  donc,  pas  nier  qu'il  existe  une  relation  tres  etroite 
entre  TiDtoxication  d'un  c6t6,  la  constipation  et  l'aspect  tr^s  particulier 
des  selles  de  l'autre.  II  est  fort  probable  que  le  gros  intestin  avec 
son  Processus  de  putrefaction  est  la  source  de  ces  malaises,  ce  que  en 
efifet  nous  pouvons  demontrer  chez  des  individus  auxquels  Arb.  Lane 
a  enleve  le  gros-intestin. 

Mais  il  faudra  demontrer  quel  est  le  siöge  de  la  constipation  et 
comment  eile  se  fait.  Nous  n'avons  pas  la  pretention  ici  de  demontrer 
jusqu'ä  la  cause  premiöre.  Nous  voulons  partir  dans  nos  considerations 
des  faits  que  chacun  peut  observer.  Une  premiere  constatation  est  que 
le  Colon  dans  la  constipation  est  rempli  de  matieres.  Donc  il  est  bien 
possible  que  le  premier  organ  qui  doit  etre  trouble  est  le  gros-intestin, 
et  il  se  peut  que  la  stase  fecale  dans  le  coecum  soit  la  cause  premiere. 
II  arrive  que  le  coecum  par  son  poids  devenu  considerable  est  döplace 
de  la  Position  normale  et  qu'il  entrainent  dans  son  deplacement  les  liga- 
ments  qui  cedent  en  s'allongant,  mais  il  s'ensuit  aussi  par  d'autres  liga- 
ments  qui  ne  s'allongeant  pas,  determineront  en  d'autres  parties  de 
l'intestin  de  veritables  plies  ou  condures,  dont  les  consequences  seront 
d'apporter  une  nouvelle  cause  d'arret  aux  matieres  dans  l'intestin. 

Ce  que  nous  venons  d'expliquer  n'est  pas  une  vue  de  l'esprit,  mais 
un  fait  que  nous  memes  nous  avons  observe  gräce  ä  l'obligeance  de 
M""  Lane. 

Lane  pense  qu'il  faut  chercher  lä  la  cause  de  l'appendicite  outre 
Celle  de  la  constipation.  II  dit  en  effet  ä  page  4:  «Again,  as  in  the 
case  of  appendice  the  strain  exerted  upon  the  fixed  portion  of  the  ileum, 
serves  to  reduce  the  calibre  of  its  lumen  and  to  produce  an  obstruction 
to  the  passage  of  faecal  matter  through  it  so  damming  back  the  material 
in  the  small  intestin.  This  faecal  accumulation  remaining  for  an  anormally 
long  period  itself  undergoes  changes  and  produces  alterations  in  the  in- 
testins,  which  are  experienced  as  discorafort,  pain  or  distress  by  the 
patient.» 

Dans  ces  conditions  il  genera  les  fonctions  du  bout  de  l'ileon  et 
par  consequent  cet  organe  sera  remplis  de  matieres  qui  ne  seront  pas 
evacuees  dans  le  temps  normal  et  troubleront  le  mecanisme  de  la  valvule 
ileo-cecale.  Ces  conditions  auront  pour  effet  de  distendre  les  parois  du 
bout  inferieure  de  l'ileon,  de  leur  faire  perdre  leur  elasticite  ou  d'amener 
l'atrophie  de  la  valvule  ileo-cecale.  II  en  resultera  l'obstruction  ou  le 
mauvais  fonctionnement  de  la  valvule  et  ainsi  les  faeces  seront  arretees. 

Cette  hypothese  regoit  un  appui  des  recherches  de  Gottwald 
Schwarz  ^). 

Selon  cet  auteur,  en  effet,  le  gros-intestin  acquiert  dans  la  constipation 
une  hypermotilite,  mais  les  mouvements  dösordonnes  et  courts  qui  ont 
lieu,  determineraient  l'aspect  special  des  selles  en  formes  de  crottes. 
Ces  mouvements  desordonnes  feraient  ensuite  que  les  selles  ne  suiveraient 
pas  une  direction,  mais  sont  poussöes  au  dessus  ou  au  dessous  de  la 
portion  de  l'intestin,  que  se  contracte  de  sorte  qu'elles  seront  epuisees 
dans  leur  contenu  aqueux  et  d6ss6chees,  comme  c'est  le  cas  quand  on  se 


1)  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1912. 

2)  Zur  Physiologie  und  Pathologie  der  menschlichen  Dickdarmbewegungen.  (München, 
med.  Wochenschr.  1911.  No.  28.) 


458  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

met  ä  faire  avec  les  mains  des  balles  de  substances  moUes  qu'on  veut 
durcir.  Les  observations  de  ces  auteurs  nous  expliquent  donc  dejä  la 
forme  et  la  consistance  des  selles  chez  les  constipes.  (Faits  dejä  ob- 
serves  par  C  a  n  n  o  u  sur  le  chat.)  Une  Observation  plus  importante  est 
Celle  qui  ait  faite  par  Schwarz,  qui  etablit  que  la  duree  de  Stagnation 
des  selles  dans  le  bout  inferieur  de  l'ileon,  chez  les  constipes,  est  de 
8  heures  (normalement  est  de  3  ä  5  heures)  et  que  la  sortie  des  matieres 
par  la  valvule  ileo-cecale  est  tres  rallentie. 

Ces  observations  faites  sur  le  vivant,  avec  les  rayons  Roentgen» 
sont  la  meilleure  preuve  de  l'hypothese  que  nous  avions  dejä  etabli  dans 
une  lettre  ä  notre  maitre  M""  Metchnikoff. 

Qu'est-ce  qu'il  en  sera  de  l'hypothese  soutenue  par  Schmidt^) 
que  les  constipes  absorbent  mieux  la  nourriture?  Certainement  le 
vaillant  savant  voulait  dire  que  les  constipes  absorbent  mieux  les 
poisons  intestinaux,  car  comme  l'experience  d'Albu  sur  le  chien 
et  comme  l'etat  des  constipes  le  demontre,  les  microbes  intestinaux  ne 
peuvent  pas  donner  des  produits  utilisables  pour  l'organisme,  mais  des 
poisons. 

Donc,  la  constipation  aurait  comme  cause  primaire  une  stase  dans 
le  coecura,  qui  amenerait  par  reflexe  une  stase  dans  le  bout  inferieur  de 
l'ileon  et  un  desordre  dans  les  fonctionnement  de  la  valvule  ileo-cecale. 
La  difficulte  du  passage  des  matieres  ä  travers  cette  valvule,  apporterait 
un  desordre  dans  la  peristaltisme  du  gros-intestin.  Les  mouvements 
desordonnes  qui  en  resultent  vont  determiner  la  formation  des  crottes 
et  celles-ci  par  leur  action  irritante  sur  la  paroi  vont  determiner  ainsi, 
l'inflammation  de  la  muqueuse  intestinale.  Cette  inflaramation  est  un  fait 
de  grande  importance.  C'est  la  premiere  chose,  en  effet,  qu'un  constipe 
nous  dit  «j'ai  des  douleurs  dans  le  ventre». 

III. 
Etnde  de  la  flore  intestinale  des  honimes  d^pouryas  de  gros-intestin. 

Apres  r^tude  sur  la  constipation  que  nous  avons  donne,  il  est  neces- 
saire  pour  demontrer  avec  certitude  que  le  gros-intestin  est  le  siege  de 
r^laboration  des  poisons.  d'etudier  la  flore  des  hommes  depourvus  de 
gros-intestin. 

Nous  verrons,  tout  d'abord,  dans  ce  chapitre,  si  le  gros-intestin  est 
un  Organ  utile  ä  l'espece  humaine  et  si  l'homme  peut  se  passer  de  lui, 
qu'ell'est  la  condition  de  nos  operes  et  si  leur  condition  est  changee  gräce 
au  changement  de  leur  flore. 

II  est  connu  en  effet  que  le  gros-intestin  est  un  reservoir  des  dechets 
alimentaires.  Le  dernier  travail  de  Metchnikoff  ^)  etablit  que  le  gros- 
intestin  heberge  normalement  le  Bac.  perfringens  (Welch),  le 
Bac.  putrificus  (Bienstock-Tissier)  et  le  Bac.  sporogenes 
(Metchnikoff):  trois  microbes  qui  par  leur  pouvoir  proteolytique  sont 
capables  de  donner  Heu  ä  des  substances  tres  nuisibles  comme  par  exemples 
les  ptomaines  [Berthelot]-*),  qui,  absorbees  et  jetees  dans  le  courant 
sanguin,  provoqueraient  de  veritables  empoisonnements. 

Cette  putrefactions  in  vivo  est  rendue  possible  par  la  Constitution 
meme  du  gros-intestin  et  par  sa  fonction. 


1)  loc.  cit. 

2)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  de  scienc.  5  octobre;  Annal.  Paeteur.  1908. 

3)  Annal.  Instit.  Pasteur.  1909. 


Dietaso,  Oontribution  k  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  459 

En  effet  Metchnikoff^  a  etabli  que  le  gros-intestin  est  un  organe 
cenogenetique,  c'est-ä-dire  de  formatiou  recente  dans  la  phylogönie,  düe 
ä  notre  parente  avec  les  singes. 

II  serable  demontre  que  cet  organe,  bien  qu'il  joue  le  role  d'organe 
d'excretion  du  calcium  et  du  fer,  n'est  capable  d'aucune  fonction  digestive. 
Les  cas  de  digestion  cecale  que  l'on  ä  decrits,  sont  dus  ä  ce  que  avec 
le  bol  alimentaire,  passe  toujours,  ä  travers  la  valvule  ileo-cecale  une 
certaine  quantite  de  suc  digestif  de  l'ileon.  On  ne  peut  pas  non  plus 
invoquer  l'exemple  des  personnes  nourries  ä  l'aide  de  lavements  ali- 
mentaires,  car,  il  parait  de  tout  evidence,  que  les  substances  ajoutees 
passent  la  valvule  ileo-cecale  et  sont  digerees  dans  l'ileon. 

Nouspouvons,  donc,  retenircommeacquisque  l'oeuvre  de  desintregation 
dans  le  gros  intestin  est  due  ä  des  microorgauismes.  Le  cas  des  herbi- 
vores  est  demonstratif.  Chez  eux  le  gros-intestin  est  le  siege  d'une 
active  fermentation  bacterienne,  qui  permet  la  deconiposition  et  par  con- 
sequent  l'assimilation  des  aliments  renfermes  dans  les  cellules  vegetales. 
Metchnikoff^)  a  attire  l'attention  sur  la  correlation  qui  existe  entre 
la  fermentation  dans  le  gros-intestin  des  herbivores  et  la  brievete  de 
leur  vie. 

Les  carnivores  et  les  omnivores  (l'homme  compris)  retirent-ils  quelque 
benefices  de  cette  digestion  dans  le  gros-intestin?  II  semble,  au  contraire, 
qu'elle  est  dangereuse  comme  nous  le  demontrerons.  A  cause  de  ses  con- 
ditions  d'existence,  Thomme  civilis^  se  nourrit  avec  des  aliments  qui 
donnent  tres  peu  de  substances  inattaquables  par  les  sucs  digestifs. 

Les  dechets  alimentaires  auxquels  revient  le  röle  d'exciter  la  reaction 
et  le  peristaltisme  intestinal  sont  ainsi  reduits  en  teile  proportion  que 
la  fonction  s'en  trouve  amoindrie.  On  peut  citer  comme  exemple  ces 
Japonais  qui  ont  laisse  de  cöte  leur  regime  vegetarien  habituel  et  voulu 
se  mettre  au  regime  exclusiveraent  carne.  L'apporte  de  cellulose  leur 
faisant  defaut,  les  evacuation  intestinales  se  firent  rares  et  ils  presenterent 
de  ce  fait  divers  symptömes  d'empoisonnement. 

Le  gros-intestin  de  l'homme  actuel  est,  donc,  place  dans  des  mauvaises 
conditions  fonctionelles.  C'est  une  loi  biologique  qu'un  tel  organe,  dans 
de  telles  conditions,  s'atrophie  et  degenere  et  il  est  hors  de  doute  que  tout 
Organe  en  vie  de  regression  est  particuli^rement  expose  aux  maladies. 
Le  gros-intestin  apres  l'appendice,  en  est  un  exemple  frappant. 

Si  nous  reflechissons  qu'il  s'agit  d'un  organe,  dont  le  bon  fonctionne- 
ment  depend  de  la  nature  des  substances  ingerees  et  qui  ne  peut  se 
passer  d'un  stimulant  pour  entrer  en  action,  nous  nous  rendrons  compte 
aisement  combien  il  est  expose  ä  la  stase  alimentaire.  C'est  au  nom  de 
ces  faits  que  Metchnikoff  ^)  a  pense  que  l'ablation  du  gros-intestin 
serait  une  bonne  condition  pour  prolonger  la  vie  humaine. 

Le  D''  Arb.  Lane^)  le  hardi  Chirurgien  anglais,  expose  dans  ses  ecrits 
les  mefaits  de  la  constipation.  Nous  revenons,  pour  la  documentation 
sur  le  sujet,  ä  sa  monographie  et  ä  ses  articles.  Nous  nous  bornons 
ä  noter  que  d'accord  et  independemment  Tun  de  l'autre,  Metchnikoff 
et  Lane,  le  premier  au  laboratoire  et  le  deuxieme  devant  la  table 
operatoire,  ont  etabli  que  les  organes  en  degenerescence  sont  eminemment 


1)  Etudes  sur  la  nature  humaine.  Paris  (Maloine)  1908. 

2)  loc.  cit. 

3)  loc.  cit.  et  Essaies  optimistes.  Paris  (Maloine)  1907. 

4)  Remarks  on  the  results  of  the  operative  Treatment.  etc.   (Brit.  med.  Journ.  1908.) 
—  The  operative  treatment  of  chronic  constipation.  London  (Nisbet)  1909. 


460  Centralbl.  f.  Bakt  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

capables  de  donner  lieu  ä  des  Processus  pathologiques  tels  que  la  tuber- 
culose  et  le  Cancer  et  de  produire  des  maladies  de  la  nutrition  qui  sont 
parnii  les  plus  graves. 

Dans  l'espoir  de  serrer  de  plus  prös  la  question,  sur  les  indications 
de  mon  maitre  M""  Metchnikoff,  nous  avons  examine  sur  place,  en 
Angleterre,  plusieurs  operes  de  M""  Lane. 

Nous  avons  nous  meme  suivi  plusieures  Operations,  nous  avons 
nous  meme  notö  les  cas  et  nous  les  avons  suivis  pendant  une  dur^e  de 
3  ans.  L'experience  est  assez  longue  pour  nous  permettre  de  porter  un 
jugement  sur  la  question.  Nous  avons  vu  36  cas.  Temps  et  nombre 
de  malades  sont  suffisants,  croyons  nous,  pour  pouvoir  nous  permettre 
des  conclusions  ä  ce  sujet. 

Mais  avant  de  passer  ä  l'autre  partie  de  ce  travail,  il  est  necessaire 
d'etablir  d'abord  si  on  peut  faire  l'ablation  du  gros-intestin  sans  danger 
pour  l'organisme. 

Les  etudes  que  nous  mentionnons  ont  des  bases  physiologiques ;  sont 
des  veritables  experiences  de  laboratoire  et  ne  craignent  aucune  critique. 

Les  limites  de  la  resection  du  gros-intestin. 

Arb.  Lane,  comme  nous  l'avons  dit,  dhs  le  1906  faisait  la  resection 
du  gros-intestin  chez  les  constipes.  On  se  demandera  si  cette  Opera- 
tion est  physiologiquement  possible.  C'est  precisement  le  travail  d'Al  b  u  ^) 
qui  nous  donnera  les  meilleurs  donnees,  car  il  s'est  place  au  point  de  vue 
experimental.  II  a  opere  sur  des  chiens.  D'abord  il  experimentait  pour 
se  rendre  compte  si  le  chien  sans  son  intestin  grele  ou  partie  pouvait 
vivre.  II  abouchait  le  duodenum  dans  le  colon  et  d'autres  fois  le  pylore 
directement  dans  le  colon. 

Tous  les  chiens  presentaient  une  diarrhee  profuse,  accompagnee 
d'amaigrissement  rapide.  Les  chiens  mourraient  en  quelques  semaines. 
Donc,  il  concluait,  la  cachexie  m orteile  resulte  evidemment  de  l'insuffi- 
sance  de  la  digestion  et  de  l'absorption.  La  diarrhee  selon  cet  auteur  est 
causee  peut-etre  par  la  violente  Irritation  de  la  muqueuse  du  gros-intestin 
sous  l'influence  du  chyme  incompletement  elabore.  Quoique  nous  n'ayons 
pas  vu  les  selles  de  ces  chiens,  il  est  probable  qu'il  se  developpaient  lä 
une  flore  proteolytique  ä  biochimisme  tr^s  actif,  comme  c'est  le  cas  de 
la  nutrose  et  de  la  peptone  injectees  dans  un  intestin  mis  ä  l'etuve  ä 
putrefier. 

(Ces  resultats  importants  sont  ä  comparer  avec  les  troubles  de 
l'apparail  digestif.  Les  substances  qu'on  y  introduit  et  qui  ne  sont  pas 
attaques  par  les  sucs  intestinaux,  arrivent  dans  le  gros-intestin  et  produi- 
sent  le  meme  effet  sur  la  flore.)  La  conclusion  d'Albu  est  que  l'ex- 
clusion  totale  ou  subtotale  du  grele  est  une  Operation  physiologiquement 
inadmissable. 

II  est  demontre  par  cette  experience  de  laboratoire,  qui  n'est  pas 
douteuse,  que  le  gros-intestin  ne  peut  pas  se  substituer  au  grele  dans 
l'elaboration  des  produits  pour  l'entretien  de  l'organisme,  car  etant  donne 
qu'il  n'y  a  pas  ici  de  produits  de  digestion  tryptique,  mais  des  produits 
microbiens,  qui  sont  toxiques,  l'organisme  est  tu6  par  empoisonnement. 
II  resulte  encore  de  cette  experience  que  le  gros-intestin  n'est  pas  fait 
pour  jouer  un  role  quelconque  dans  le  processus  de  nutrition  de  l'orga- 


1)  Versuche  über  Ausschaltung  von  Dünn-  und  Dickdarm.    (Mitt.  a.  d.  Grenzgeb. 
Med.  u.  Chir.  Bd.  19.  1909.  p.  852.) 


Distaso,  Contribution  ä  l'ötude  sur  l'intoxication  intestinale.  461 

nisme  animal.   Cette  experieuce  est  la  meilleure  preuve  qu'en  effet  le  gros- 
intestin  est  inutile. 

Denk')  combat  l'opinion  d'Albu  se  basant  sur  un  cas  de  hernie, 
dont  on  coupa  5  m  40  de  grele.  Mais  aprös  20  mois  Denk^)  a  du 
corriger  ce  qu'il  avait  soutenu  ä  cause  de  la  mort  de  la  malade,  ä  la 
suite  des  memes  symptömes  döcrits  par  A 1  b  u  pour  les  chiens. 

Denk,  meme,  a  suivi  beaucoup  de  cas  et  est  arrive  ainsi  ä  cette 
conclusion  qu'on  doit  suivre  tout  d'abord  pendant  suffisamment  de  temps 
des  operes  avant  de  se  prononcer  sur  leur  6tat  definitif  et  qu'on  peut 
resiquer  la  moitie  du  grele  sans  effet  dangereux.  Qa.  doit  etre  ainsi,  car 
les  Processus  de  digestion  dans  le  grele  s'accomplissent  dans  la  partie 
supörieure,  qui  peut  suffire  aux  deux  fonctions  principales:  la  digestion 
et  l'absorption. 

En  est-il  de  meme  pour  le  gros-intestin  ?  Nous  avons  vu  qu'il  n'est 
pas  capable  de  se  substituer  au  grele  dans  ses  fonctions  digestive,  on 
peut  le   resiquer   donc   sans   danger,   s'il  est   inutile  pour  la  digestion? 

C'est  precisement  ce  qu'a  montre  Albu  avec  ses  chiens.  II  resique 
le  gros-intestin  sans  autre  grave  consequence  qu'une  diarrhee  abondante 
et  fetide.  Mais,  comme  conclut  Albu,  ce  sont  des  accidents  tres  peu 
graves  et  la  resection  du  gros-intestin  est  une  Operation  phj^siologiquement 
admissible,  k  condition  de  laisser  en  place  30  c.  c.  d'intestin.  Mais 
l'essentiel  c'est  que  quoique  la  diarrhee  existe  on  n'observe  pas  de 
denutrition. 

Cannon  a  fait  l'exclusion  ä  cause  de  la  colite  ulcereux,  accompagnee 
d'heniorrhagies:  Lindner,  Lymphius,  Phocas,  Fränkel,  Nobel 
ont  fait  la  meme  Operation  dans  les  cas  de  colite  ou  d'enterite  membraneux. 

Mais  il  y  a  d'un  autre  cote  Häddaeus  qui  rapporte  un  cas 
d'exclusion  suivi  de  troubles  tres  sörieux.  Dans  la  meme  discussion 
Härtens,  Sprengel,  Franke  et  Körte  ont  cite  des  faits  analogues 
et  ils  concluent  que  cette  Operation  doit  etre  reservee  aux  affections 
reellement  incurables. 

Les  faits  cliniques  donnent  raison  a  Alb u.  En  effet,  les  faits  apportes 
par  Lane'')  ä  propos  des  sujets  constipes  sont  d'une  eloquence  extra- 
ordinaire,  ä  cause  de  la  condition  epouvantable  de  sante  dans  laquelle 
ces  malades  se  trouvaient  avant  l'operation.  Apres  l'operation  ces  malades 
se  trouvent  bien  et  leur  guerison  se  maintenait  encore  les  annees  qui 
suivaient.  Apres  l'operation  les  constipes  de  M*"  Lane,  eprouvent  une 
amelioration  considerable  et  trös  nette. 

C'etait  merveilleux  de  constater  la  transformation  qui  etait  forte  dans 
la  sante  de  ces  gens.  Ils  vivaient  vraiment,  c'est  le  mot,  et  pouvaient 
faire  n'importe  quel  travail,  comme  un  homme  normal.  J'ai  toujours 
present  ä  mes  yeux  le  spectacle  d'une  jeune  femme  de  18  ans  avec  un 
beau  Corps  et  de  belles  lignes,  n'avoir  ni  expression,  ni  volonte,  avec 
un  visage  emacie,  comme  celui  dune  vieille  femme.  Un  an  apres  l'opö- 
ration,  je  Tai  revue,  eile  etait  deveuue  un  tres  belle  femme  avec  des 
formes  opulentes. 

(Parmi  les  anciens  operes  il  y  a  des  raarchands,  qui  ont  une  vie 
trhs  dure,  des  joueuses  de  tennis  et  des  mores  de  famille.) 

1)  Ausgedehnte  Darmresektion  mit  Ausgang  in  Heilung.  (Wien.  klin.  Wochen- 
schrift. 1907  ;  Mitt.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  20.  1909.) 

2)  lieber  die  Prognose  ausgedehnte  Darmresektion.  (Mitt.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med. 
u.  Chir.  Bd.  22.  1910.) 

3)  loc.  cit. 


462  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

On  a  objecte  ä  cette  Operation  de  plusieurs  cotes  que  la  diarrhee 
qui  s'en  suivrait,  serait  telleiiient  incommode  que  l'operation  ferait  tomber 
les  hommes  dans  un  mal  pire. 

II  n'en  est  rien.  Nous  avons  observe  des  cas  oü  le  gros-intestin. 
etant  enleve  completement,  il  y  avait  encore  de  la  constipation.  Ce  fait 
n'est  pas  du  tout  etrange,  car  la  constipation  commence  dejä  dans  le 
bout  de  l'ileon,  comme  nous  avons  montre   dans   les   pages   precedentes. 

Albu^)  a  montre  experimentalement  que  l'ablation  du  gros-intestin 
est  une  Operation  physiologiquement  possible.  Alb.  Lane  a  demontre 
la  possibilite  de  l'appliquer  ä  l'homme,  car  il  traite  par  ce  moyen  la 
constipation  chronique.  En  effet  apres  cette  ablation  les  phenomenes 
classiques  de  l'intoxication  disparaisseut,  Fhomme  redevient  bien  portant. 
A  quoi  est  du  ce  fait?  Examinons  la  flore  de  ces  operes  pour  nous 
rendre  compte  de  ce  qui  se  passe  maintenant  dans  l'intestin  et  ce  qui 
se  passait  dans  la  constipation. 

Flore  intestinale  apr^s  l'operation. 

Nous  avons  donne  la  figure  dans  la  planche,  pour  montrer  les 
relations  qui  existent  entre  une  flore  normale,  une  flore  d'un  constip6 
et  la  flore  d'un  individu,  dont  on  a  enleve  le  gros-intestin. 

La  figure  3  represente  la  copie  d'une  preparation  microscopique  d'une 
femme  agee  de  36  ans,  qui  ä  subi  depuis  6  ans  l'operation.  Nous  avons 
choisi  expres  cette  opere  de  longue  date  pour  eviter  les  critiques  qu'on 
pourrait  soulever  si  l'operation  etait  recente. 

Cette  femme  etait  tres  souffrante  avant  l'operation,  maintenant  eile 
ä  i'aspect  tout  ä  fait  frais,  eile  est  devenue  la  premiere  joueuse  de 
tennis  de  son  pays.  C'est  un  fait  de  grande  importance,  car  malgre 
l'absence  du  gros-intestin,  cette  femme  peut  accomplir  des  exercises 
pliysiques  tres  fatiguants.  Dans  cette  flore  intestinale  on  apergoit  tout 
de  suite  quelle  est  tout  ä  fait  semblable  ä  une  flore  d'ileon.  On  y  voit 
en  eftet  une  quantite  predominante  de  microbes  Gram-positifs  et  entre 
eux  le  Bac.  bifidus  et  le  Bac.  acetogenes  ß.  On  remarque  aussi 
le  manque  de  spores  sur  les  preparations.  Pourtant,  en  ensemengant 
une  grande  quantite  de  selles  on  finit  par  les  trouver.  Chez  cette  operee 
les  selles  sont  cremeuses,  ä  reaction  qui  va  souvent  de  l'acide  au  neutre, 
odeur  parfois  acide,  parfois  stercorale.  (Cette  odeur  caracteristique  nous 
indique  que  meme  dans  ces  conditions  il  y  a  de  la  stase). 

Mais  il  vaudra  mieux  donner  un  extrait  de  nos  experiences,  pour 
mettre  en  lumiere  le  plus  soigneusement  possible  la  composition  de  la 
flore  des  operes  du  gros-intestin. 

Nous  avons  examine  bact^riologiquement  2  fois  ä  un  an  de  distance 
14  cas,  dont  nous  avons  etudie  la  flore  intestinale.  En  outre,  nous  avons 
vu  d'autres  cas  que  nous  avons  examines  seulement  en  faisant  des  frottis. 
Ces  derniers  nous  serviront  pour  constater  qu'il  y  a  siniilitude  dans  la 
composition  de  la  flore  intestinale  de  ces  operes.  Nous  avons  choisi 
d'anciens  operes  de  6  ans,  de  4  et  de  3  ans  et  l'annee  suivaute  nous 
avons  suivi  ceux  que  nous  avions  dejä  etudies  l'annee  precedente  et  les 
nouveaux  operes  qui  se  trouvaient  dans  la  clinique. 

Parmi  ces  operes,  il  y  a  ceux  qui  ont  subi  l'ablation  du  gros-in- 
testin et  il  y  en  a  d'autres  qui  n'ont  subi  que  l'entero-anastomose  de 
l'intestin  grele  avec  la  portion  rectale  de  l'intestin,  sans  ablation  du  gros- 
intestin. 

1)  loc.  cit. 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  l'intoxication  intestinale.  463 

La  figure  7  que  nous  donnons  est  caracteristique  pour  tous  les  operes ; 
eile  ne  varie  qu'entre  des  limites  trös  etroites;  donc  nous  pouvons  la 
coüsiderer  comme  typique  des  operes  du  gros-in testin.   ^ 

Cette  inconstance  derive  certainement  du  fait  qu  ici  on  a  attaire 
ä  une  flore  de  passage,  laquelle  est  sous  la  dependance  de  plusieurs 
facteurs,  comme  la  nourriture,  par  exemple.  La  premiere  constatation 
c'est   que    les    microbes    de    la    flore    intestinale    normale    y    sont   tous 

pxistänt,s 

Mais  les  milieux  speciaux  nous  ont  donne  des  indications  tres  im- 
portantes  que  nous  croyons  nöcessaire  de  signaler.  Elles  nous  permettent 
d'etablir   des   comparaisons   avec  les  fonctions   de  la  flore    microbienne 

normale.  ,  p     ,      t       m  ^  4.4.  -4. 

Commengons  par  la  gelatine  en  couche  profonde.  La  gelatme  permettait 
de   deceler  constamment  le  Bac.  proteus.     C'est  un  microbe  qui   na 
Jamals   manque  dans  les  tubes  de  cultures.    Mais  d'uu  autre  cote.  nous 
avons   aussi   constamment  observe   que    le   Staphylococcus    lique- 
faciens    est   toujours   le   premier  ä  apparaitre  dans  ce  milieu,   quand 
11  s'agit  d'une  flore  normale.     Dans  ces  cas  il  etait  souvent  absent,  peut 
etre  qu'il  n'avait  pas  le  temps  de  donner  sa  liqueiaction  typique,  ä  cause 
de  l'envahissement  de  la  part  du  Bac.  proteus.     Donc  si  il  n'etait  pas 
absent,  il  etait  en  exemplaire  tres  rares  et  le  Bac.  proteus  etait  celui 
qui  prenait  le  dessus.    Chose  qui  ä  premiere  vue  semble  etrange  c  est  que 
souvent  la   gelose   inclinee   montraient  la  presence  du  Bac.  proteus, 
du    Staphylococcus    liquefaciens    et    du    Bac.    pyocyaneus. 
Les   plus   riches   en   ces   microbes   etaient  les   selles   des   enfants,    dont 
M""  Lane  fait  l'exclusion   du   gros-intestin,   ä  cause   de   la  tuberculose. 
Cela  semble  etrange,    comme  nous  l'avons  dejä  dit.  mais  une  etude 
plus  attentif  nous  apprendra   qu'en   eflFet  les   microbes   ne   meurent   pas 
dans  le  grele,  mais  dans  le  colon,   et  que  plus  les   selles   sont   molles, 
plus  les   microbes   se   developpent  facilement.      Donc   les    microbes    ne 
meurent   pas   lä  oü  Ton  a  suppose   qu'il   existait  une   force  bactericide, 
mais  lä  oü  on   lä  suppose  le   moins,   c'est-ä-dire   dans   le   gros-mtestm. 
On    sait   en  eff"et  que  dans  les  selles  normales  d'homme  adulte  le   Bac. 
proteus,   n'est  pas    decele    constamment,    quoiqu'on   ensemence   riche- 
ment,   tandis  que  dans  les  selles  d'enfant  en  bonne  sante  il  est  presque 
toujours   present.     II  ne  s'agit  meme  pas  dans  le  gros-intestin  de  force 
bactericide,   mais  seulement  de  mort  des  microbes,  ä  cause   du   manque 
de   bonnes   conditions   de  nourriture.     Un   autre  fait  on  doit  aussi  con- 
siderer.     Le  Bac.  coli  qui  dans  la  flore  normale  est  en  grande  quantit6, 
dans   nos    cas    est    en    grande   diminution.     Chaque   bacteriologiste   sait 
comm'il  est  genant.     Avec  ces  considerations  nous  croyons  expliquer  les 
resultats  de  nos  ensemencements. 

Les  milieux  au  blanc  d'oeuf,  nous  ont  donne  aussi  des  resultats 
dignes  d'etre  notes.  On  sait  que  quand  on  ensemence  une  parcelle  de 
selles  dans  ce  milieu  et  qu'on  le  chauffe,  l'isolement  des  microbes  sporules 
en  est  tres  facile. 

Ils  y  poussent  tres  bien  et  le  blanc  d'ceuf  est  detruit  apres  peu  de 

temps. 

Dans  le  cas  de  nos  operes,  le  milieu  au  blanc  d'ceuf  bouilli,  ensemence 
avec  la  meme  quantite  de  selles  que  son  temoin  normal,  ne  nous  a  donne 
apres  5  mois  que  dans  deux  tubes  seulement  la  transparence  du  blanc 
d'oeuf  et  dans  5  tubes  ce  dernier  s  est  casse  sans  avoir  ete  rendu  prealable- 
ment  transparent  (action  du  Bac.  perfrin  gens). 


464  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Ces  experiences  comparatives,  nous  donnaient  la  demonstration  que 
les  spores  et  les  microbes  de  la  putrefaction  dans  les  selles  etaient  en 
petite  quantite.  En  ouvrant  les  tubes,  en  effet,  on  observait  uue  culture 
presque  pure  de  coccis  (du  streptocoque  intestinale  et  du  stapbylocoque 
asaccharolyticus)  et  quelques  exemplaires  des  microbes  anaerobies  de  la 
putrefaction,  Les  ensemencements  donnaient  les  memes  resultats.  Donc 
il  s'etait  fait,  qu'apres  le  chauffage,  les  quelques  exemplaires  de  coccis, 
qui  n'avaient  pas  ete  detruits  par  la  chaleur,  etaient  capables  de  pousser 
sans  etre  empeches  par  d'autres  microbes. 

Dans  le  tubes  de  bouillon  blanc  d'oeuf  non  bouilli,  le  Bac.  proteus 
poussait  tres  activement  (c'est  en  effet  un  milieu  tres  favorable  pour  ce 
bacille)  et  determinait  l'attaque  du  blanc  d'ceuf.  Cette  experience  nous 
montre  qui  le  Bac.  coli  qui,  en  effet,  est  capable  dans  des  conditions 
normales  d'empecher  en  ce  milieu  la  poussee  de  ce  microbe,  etait  ici  en 
si  petite  quantite  qu'il  ne  pouvait  exercer  aucune  action.  Tres  instructif 
^tait  aussi  le  cas  des  milieux  mineraux  avec  la  pomme  de  terre.  II  y 
avait  ici  dans  les  trois  quarts  des  cas  un  pheuomene  tres  curieux.  Le 
morceau  de  pomme  de  terre  etait  casse  et  quand  on  ouvrait  le  tube  on 
sentait  l'acide  acetique.  De  ce  milieu  nous  avons  isole  dans  ces  cas  le 
Bac.  bifidus  et  les  acetogenes.  Ce  qui  se  passait  ici  est  tres  facile  ä 
comprendre.  Ces  bacilles  qui  sont  en  tres  grande  quantite  dans  ces 
selles,  qui  contiennent  d'autre  cöte,  tres  peu  de  Bac.  perfringens, 
trouvent  dans  ce  milieu  tout  se  qui  leur  faut  pour  vivre,  En  effet,  la 
pomme  de  terre  contient  de  l'amidon,  qui  par  la  Symbiose  microbienne  est 
transformee  en  Sucres  et  en  acides.  Ces  Sucres,  et  les  acides  formes,  sont 
extremement  favorables  pour  ces  microbes  acetogönes  qui  donnent  ä  leur 
tour  des  acides.  Ce  haut  degre  d'acidite  fait  ainsi  que  les  autres  microbes 
meurent.  C'est  de  cette  fagon  que  ces  milieux  ä  pomme  de  terre  deviennent 
alors  riches  en  microbes  acetogenes.  Ces  faits  comparatifs  demontrent 
d'une  cöte  que  dans  ces  milieux  d'election  pour  les  microbes  de  la 
putrefaction,  il  y  pousse  egalement  quelques  autres  microbes  incapables 
d'attaquer  le  blanc  d'ceuf  apres  5  mois ;  d'un  autre  cöte  l'ensemencement 
dans  la  pomme  de  terre  nous  renseigne  d'une  maniere  tout  ä  fait  probante, 
sur  la  fonction  principale  de  cette  flore  qui  s'est  etablie  chez  ces  sujets 
depurvus  de  gros-intestin. 

Ainsi  ces  experiences  sont  la  preuve  que  la  qualite  des  microbes  de 
la  flore  intestinale  n'est  pas  du  tout  l'unique  probleme  qu'on  doit  en- 
visager,  mais  il  faut  considerer  la  quantite  de  ces  microbes,  qui  comme 
nous  l'avons  explique  ci-dessus,  donnent  le  cachet  ä  la  flore  intestinale  et 
ä  sa  fonction  selon  leur  metabolisme.  La  pomme  de  terre  nous  renseigne 
suffisamment  in  vitro  sur  ce  qui  se  passe  dans  l'intestin.  En  effet,  avec 
une  flore  normale,  nous  n'avons  jamais  observe  ces  phenomenes. 

Cette  flore  etablie,  l'intoxication  n'existait  plus  chez 
ces  gens,  qui  devenaient  normales,  qui  augmentaient  de 
poids.  II  est  evident,  donc,  que  la  cause  de  leur  malaise 
etait  dans  la  gros-intestin.  Celui-ci  enleve,  les  effets 
disparaissent  d'emblee. 


Centralblatt  für  Bakteriologie  Abt.  1.  Orig.  Bd.  62.      Distaso,  Intoxication  intestinale. 


Fig.  1.    Flore  intestinale  d'homme  adulte  normale. 


;- 


I     •     ^ 


07 


.  »^J: 


^    •ö'^..      / 


V 


y 


Fig.  2.    Flore  intestinale  d'un  constip^. 


Fig.  3.     Flore  intestinale  d'homme 
döpourvu  de  gros  intestin. 


Verlag  von  Crustav  Fischer  in  Jena. 


Distaso,  (Kontribution  k  l'^tude  Bur  rintoxication  intestinale.  465 

IV. 

Coiielusioiis  ^). 

Pour  la  clarte  des  conclusions  envisageons  exclusivement  les  cas  se 
rapportant : 

P  Aux  malades  opörös  en  ma  prusence,  c'est-ä-dire  ceux  dont  nous 
avous  pu  examiner  la  fiore  intestinale  avant  et  aprös  l'op^ration. 

2"  Aux  ancieus  oper6s  (du  gros-intestin  jusqu'ä  la  S  iliaquej. 

Pour  les  operes  en  notre  prösence ,  nous  avons  constate  que  la 
flore  intestinale  change  complfetement  apres  l'operation.  Tandis  qu'avant 
c'etait  la  flore  typique  de  la  constipation  qui  dominait,  apres  c'etaient 
le  Bac.  bifidus,  les  Bac.  acetogenes,  dont  l'action  n'est  nullement 
nialfaisante. 

Les  3  op6rees  de  longue  date  se  trouvaient  dans  les  conditions  les 
plus  favorables.  Elles  avaient  trhs  peu  de  Bac.  coli  et  tres  peu  de 
Bac.  perfringens.  Ceux-ci  etaient  en  si  petite  quantit6  qu'on  ne 
pouvait  meme  pas  l'isoler  avec  la  methode  de  Liborius-Veillon.  Au 
contraire,  la  flore,  comme  nous  le  niontre  la  figure,  est  des  plus  belies. 
Chacun  peut  se  convaincre  de  ce  que  nous  avons  dit,  en  jetant  un  coup 
d'oeil  sur  les  figures  de  la  planche,  que  nous  avons  specialement  fait 
dessiner  par  un  artiste  professionnel,  et  en  comparant  les  microbes  qui 
se  trouvent  dans  la  flore  normale  avec  ceux  qui  se  trouvent  dans  les 
selles  des  operes. 

Ainsi,  lorsque  le  gros-intestin  est  enleve,  la  flore  change  ä  l'avantage 
des  microbes  acetogenes,  qui  apportent  alors  ä  ces  malades  la  gu6rison 
de  leur  intoxication.  Tous  les  signes  disparaissent  d'emblee.  Ces  gens 
redeviennent  des  etres  normaux.  Donc,  la  constipation  etait  pr6cisement 
l'origine  de  l'intoxication  et  celle-ci  avait  lieu  par  les  microbes  du  gros- 
intestin.  Nous  avons  demontre  que  le  siege  de  la  constipation  est  le 
gros-intestin  et  nous  pensons  aussi  avoir  demontre  que  c'est  gräce  aux 
microbes  intestinaux  que  ces  poisons  sont  elabores,  car  il  se  fait  dans 
le  gros-intestin  comme  dans  un  tube  de  culture  un  commencement  de 
putrefaclion.  Condition  deplorable,  qui  amene  tous  ces  troubles  que 
beaucoup  de  gens  connaissent  pour  les  avoir  observes  sur  eux  meine. 
La  theorie  de  l'intoxication  d'origine  intestinale  par  les  microbes  intesti- 
naux ne  pourrait  pas  avoir  de  demonstration  plus  evidente. 

En  resume,  il  me  semble  etabli  avec  toute  evidence  que  les  con- 
stipes  sont  des  intoxiques,  et  que  l'intoxication  provient  des  microbes 
qui  pullulent  dans  1^  gros-intestin.  En  efl'et,  comme  nous  l'avons  montrer, 
la  disparition  de  cet  organe.  deterniine  la  disparition  aussi  des  signes 
classiques  de  l'intoxication  chronique.  Et  c'est  le  cas  de  dire  que  enlevöe 
la  cause,  les  eff"ets  disparaissent. 


1)  Nou8  renvoyons  ä  chaque  chapitre  pour  les  conclusions  relatives  aux  sujets 
singulierement  trait^s.  Ici  nous  donnous  .seulement  un  trfes  court  rösumö  des  question 
principales. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  b2.  Heft  6.  30 


466  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Cette  theorie  emise  par  Bouchard*)  des  le  1886,  n'avait  jamais 
ete  soutenue  par  une  preuve  basee  sur  les  faits.  Et  le  clinicien  Italien 
Murri  a  raison  quand  il  disait:  tout  le  monde  admet  l'existence  de 
l'auto-intoxication  d'origine  intestinale,  mais  personne  l'a  demontree. 

Apres  cette  etude,  la  theorie  de  l'intoxication  chronique  par  l'oeuvre 
des  microbes  intestinaux  ne  peut  plus  etre  mise  en  doute.  C'est  le 
complement  certainement  des  etudes  sur  l'arteriosclerose  de  Metchni- 
koff.  Ce  savant,  en  effet,  reproduit  l'arteriosclerose  chez  les  animaux 
de  laboratoire  avec  les  poisons  secr^tes  par  les  microbes  intestinaux. 
En  niettant  en  relation  ces  faits,  il  n'y  a  plus  de  doute  sur  la  cause  et 
ses  effets. 

Arrive  ä  ce  point  nous  devons  nous  arreter  pour  un  moment  sur 
ce  fait  tres  discutes;  ä  savoir,  si  les  microbes  intestinaux  sont  utiles 
ä  l'organisme. 

II  y  a  deux  ecoles  comme  on  sait,  l'une  plutot  teleologique  qui 
admet  que  ce  que  la  nature  e  cree  est  bien  et  que  c'est  un  produit  de 
la  selection  naturelle  (Pasteur,  Schottelius,  Ribber t);  l'autre  que 
les  microbes  intestinaux  chez  l'adulte  sont  inutiles  pour  la  nutrition  de 
l'organisme  et  qu'il  ils  sont  dangereux  (Metchnikoff  etc.). 

Nous  nous  rangeons  ä  l'opinion  de  ces  derniers  auteurs,  en  consi- 
derant  les  faits  suivants : 

V  Comme  nous  avons  montre  dans  la  premiere  partie  de  ce  travail, 
la  flore  intestinale  de  l'homme  adulte  ä  l'etat  normal,  est  nuisible,  car 
le  milieu  intestinale,  depourvu  de  sucre,  rend  possible,  par  les  microbes 
qu'il  contient,  la  production  des  composees  de  la  serie  heterocytique 
et  aromatique. 

En  plus  ces  produits  sont  augmentes  par  le  fait  de  la  stase  in- 
testinale. En  nous  basant  sur  ces  faits,  nous  avons  etabli 
que  la  flore  intestinale  de  l'homme  adulte  normal  est 
principalement  indolog^ne.  Ce  caractere  nous  a  servi  de 
base  ä  notre  Classification  des  microbes  de  la  flore  in- 
testinale. 

2°  Nous  avons  considere  en  outre  cette  flore  intestinale  comme  tr^s 
instable  et  ainsi  incapable  d'exercer  n'importe  quelle  action  defensive 
pour  l'organisme. 

3*^  En  outre  nous  pensons  que  les  poisons  secretes  par  cette  flore 
sont  capables  d'exercer  un  pouvoir  inhibiteur  ou  excitant  sur  le  reseau 
nerveux  sous-muqueux.  II  est  possible  que  la  constipation  ou  la  diarrhee, 
qui  au  fond  ne  sont  que  deux  aspects  diff"erents  d'un  meme  phenomene, 
soient  la  consequence  directe  de  l'etat  de  ce  r(5seau  nerveux.  Cette 
hypothöse  que  nous  semble  vraisemblable,  nous  tacherons  de  l'appuyer 
sur  des  experiences  physiologiques. 


1)  Le$ons  eur  les  auto-intoxicatioDs.  Paris. 


Distaso,  Contribution  ä  l'^tude  sur  rintoxication  intestinale.  467 

4*^  Nous  avons  moiitre  que  dans  la  constipation,  Tintoxication  derive 
des  microbes  intestinaux  et  que  le  gros-intestin  est  le  si^ge  de  cette 
activite. 

5°  Quand  on  enläve  celui-ci,  les  phenom^nes  de  rintoxication  dis- 
paraissent.  Ces  faits  nous  demontrent  avec  l'evidence  la  plus  manifeste, 
que  le  gros-intestin  est  un  organ  dangereux  pour  l'homme. 

6°  Nous  avons  montr6,  en  plus,  l'evolution  de  la  flore 
intestinale  de  l'enfant  ä  l'adulte  et  l'evolution  de  la 
flore  intestinale  de  l'homme  adulte  du  coecum  jusqu'ä  la 
sortie  des  selles. 

Problömes  importants  soit  du  point  de  vue  theorötique  que  pratique, 
qui  meritent  d'etre  poursuivis. 

Mais  outre  ces  faits,  il  y  a  encore  ä  considerer  les  experiences 
d'AIbu  sur  le  chien.  Nous  avons  note  auparavant  tonte  l'importance 
de  cette  experience,  passee  sous  silence  par  l'öcole  t61eologique.  Cet 
anteur  abouchait  le  pylorus  dans  le  coecum,  la  cons^quence  en  etait 
rintoxication  et  la  mort  des  chiens. 

Donc,  des  deux  choses  l'une:  ou  les  microbes  intestinaux  sont  utiles 
ä  la  digestion  et  alors  on  ne  saurait  voir  pourquoi  ils  ne  pourront  pas 
se  substituer  aux  sucs  digestifs,  puisque  leurs  ferments  auraient  les 
niemes  actions  que  les  sucs  en  question ;  ou  bien  ils  n'ont  aucune  action 
utile  pour  l'organisme  et  alors  ils  sont  dangereux  dans  les  conditions 
du  gros-intestin  de  l'homme  adulte.  On  pourra  objecter  que  les  microbes 
intestinaux  en  ajoutant  leur  action  de  digestion  sur  les  produits  degradös 
par  les  sucs  digestifs,  peuvent  aider  ä  tirer  le  maximum  d'utilite  de 
notre  nutrition. 

Les  faits  sont  lä  pour  plaider  contre  cette  conception.  En  effet  les 
produits  de  decomposition  de  cette  digestion  sont  Findol  et  ses  conge- 
neres,  des  substances  que  nous  intoxiqueraient  plutot. 

Meme  la  flore  de  l'enfant  au  sein  maternel  ne  peut  donner  raison 
ä  ceux  qui  soutieudraient  l'utilite  des  microbes  intestinaux,  car  les  acides 
que  cette  flore  microbienne  produisent,  r^glent  la  peristalse  intestinal,  il 
est  vrai,  qui  aide  ä  evacuer  l'intestin,  mais  personne  n'admettera  que 
l'acide  acetique,  produit  principale  de  ces  microbes,  est  utile  ä  l'organisme. 

En  somme,  la  flore  microbienne  du  gros-intestin  est  inutile,  parce 
qu'elle  ne  peut  en  aucune  maniere  aider  ä  la  digestion. 

Elle  n'a  aucune  action  empechante  parce  que  sa  composition  est  la 
iiieme  que  celle  de  la  premifere  phase,  que  nous  avons  ohserve  dans  la 
putrefaction,  mais  si  eile  n'a  aucune  action  utile  ou  empechante,  eile  est 
capable  teile  qu'elle  est  d'aider  chaque  proces  pathologique  comme  nous 
le  montrerons  ailleurs.  Donc,  eile  est  dangereuse  et  l'organ  qui  la  con- 
tient,  le  gros-intestin,  devient  ainsi  un  tube  de  culture  ou  non  seulement 
les  pires  poisons  pour  l'organisme  se  produisent,  mais  qui  permettera 
l'etablissement  de  chaque  proces  pathologique.    Nous  avons  montre  d'un 

30* 


468  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

autre  cöte  que  rhomme  vit  tres  bien  sans  gros-intestin,  c'est-ä-dire 
mieux  qu'un  homme  normal,  sans  aucun  phenomene  de  denutrition,  au 
contraire  nous  pouvons  montrer  beaucoup  de  cas,  oü  apres  l'operation 
il  y  a  eu  augmentation  de  poids.  Donc,  non  seulement  il  n'y  a  pas  de 
denutrition,  mais  au  contraire  il  y  aura  une  meilleure  utilisation  des 
produits  de  digestion.  Ceci  est  facilement  explicable,  si  on  pense  que 
l'intoxication  empeche  ä  l'organisme  d'assimiler  les  produits  de  la  di- 
gestion. 

Une  autre  consideration  est  necessaire.  L'ecole  t61eologique  s'appuit 
tout  particuli^rement  sur  l'hypothese  de  la  selection  naturelle.  Or  ceux 
qui  ont  seulement  de  vagues  notions  de  philosophie  naturelle,  savent 
que  la  selection  n'a  pas  toujours  etabli  la  perfection. 

Dans  l'hypothese  de  la  selection  naturelle,  comme  dans  presque 
toutes  les  hypotheses,  il  y  a  des  verites  et  des  erreurs.  On  peut  soutenir 
les  hypotheses  par  des  faits,  mais  on  n'a  pas  le  droit  de  changer  une 
hypothese  en  un  dogme  pour  le  plaisir  de  tout  expliquer. 


Nachdruck  verboten. 

lieber  das  ßattenvertilgungsmittel  Virus  sanitär  A. 

[Aus   der  Untersuchungsstation   für   animalische  Nahrungs-  und  Genuß- 
mittel im  Königl.  Polizeipräsidium  zu  Berlin  (Leiter  der  Untersuchungs- 

station  Dr.  Sehern).] 

Von  Dr.  Kurt  Sehern. 

Von  der  Gesellschaft  für  Seuchenbekämpfung  wird  seit  kurzer  Zeit 
ein  Ratten-  und  Mäusevertilgungsmittel  unter  dem  Namen  „Virus  sanitär" 
in  den  Handel  gebracht. 

Die  genannte  Gesellschaft  überließ  mir  in  liebenswürdiger  Weise 
einige  Proben  des  Virus  sanitär  A,  wofür  ich  auch  an  dieser  Stelle 
meinen  Dank  sagen  möchte. 

Der  Sendung  „Virus  sanitär  A"  sind  Gebrauchsanweisungen  bei- 
gegeben. Diese  besagen,  daß  das  Virus  sanitär  aus  einer  Reinkultur 
eines  auf  Ratten,  Mäuse,  Hamster  und  andere  Nager  tödlich  wirkenden 
Erregers  und  aus  Nährextrakt  A  zur  Herstellung  größerer  Mengen  von 
Nährlösung,  auf  welchen  dieser  Erreger  jedesmal  vor  Gebrauch  frisch 
gezüchtet  werden  muß,  besteht. 

Der  Nährextrakt  soll  in  1  Liter  lauwarmen  Wassers  aufgelöst  und 
hiernach  zu  dieser  Lösung  5  ccm  des  Erregers  (bzw.  1  Flasche  voll) 
hinzugegeben  werden.  Das  Ganze  läßt  man  bei  einer  Temperatur  von 
ca.  20 — 30*^  vor  Licht  geschützt  48  Stunden  stehen.  Nach  der  Zeit  soll 
der  Erreger  bzw.  die  Kultur  desselben  gut  in  der  Nährflüssigkeit  ge- 
wachsen sein.  Mit  diesem  wird  1  Pfund  in  kleine  Würfel  geschnittenes 
Weißbrot  getränkt  und  dieses  für  die  Nager  ausgelegt. 

Besonders  hervorzuheben  ist  folgender  Passus  in  der  Gebrauchs- 
anweisung: „Das  Vertilgungsmittel  ist  ein  bakteriologisches  Präparat, 
das  ausschließlich  für  Ratten  und  Mäuse  und  andere  Nager  von  tödlicher 


Sehern,  Ueber  das  Rattenvertilgungsmittel  Virus  sanitär  A. 


469 


Wirkung  ist.  Es  ist  unschädlich  für  Menschen,  Haustiere 
und  Haus vögel." 

Hierdurch  wurde  ich  veranlaßt,  Virus  sanitär  näher  bakteriologisch 
zu  untersuchen,  weil  angenommen  werden  durfte,  daß  in  Virus  sanitär 
nicht  einer  der  üblichen  Rattenschädlinge,  deren  Pathogenität  für  Menschen 
nicht  ganz  außer  Frage  steht,  vorhanden  sei. 

Die  mir  überlassene  Sendung  bestand  aus  3  kleinen  Paketen,  von 
denen  jedes  je  1  Fläschchen  mit  ungefähr  5  ccm  einer  trüben,  bouillon- 
ähnlichen Flüssigkeit  und  je  ein  auf  beiden  Enden  durch  Korkstopfen 
verschlossenes  Glasröhrchen  enthielt,  in  welchem  sich  eine  dicke,  sehr 
zähe,  braune,  an  den  Geruch  von  Fleischextrakt  erinnernde  Masse,  in 
der  bereits  erwähnten  Gebrauchsanweisung  eingehüllt,  befand. 

Es  wurde  je  eine  Oese  der  trüben  Flüssigkeit  des  Virus  sanitär 
enthaltenden  Fläschchens  auf  mehrere  Platten  Drigalski- Agar  ge- 
bracht. Das  Material  wurde  mit  sterilen  Glasspateln  auf  der  Oberfläche 
des  Agars  fein  verteilt.  Hiernach  wurden  die  so  beschickten  Platten 
bis  zum  nächsten  Tage  bei  37  °  im  Brutschrank  gehalten.  Nach  dieser 
Zeit  waren  auf  dem  Agar  feine,  blaue,  homogene  runde  Kolonieen  an- 
gegangen. Diese  wurden,  nachdem  sich  ergeben  hatte,  daß  es  sich  um 
eine  Reinkultur  handelte,  auf  Schrägagar  und  in  die  nachstehend  in  der 
Tabelle  verzeichneten  Nährböden  gebracht.  Das  Verhalten  der  Bakterien 
in  diesen  Nährböden  bei  weiterem  Wachstum  ist  in  der  Tabelle  ange- 
geben. 


Löfflerl 


Löffler  I 


Barsikow 
I 

Barsi- 
kow II 

Ketsch 

Lack- 
mus- 
molke 

Trauben- 
zucker- 
bouillon 

Rot,   aus- 
gefällt. 
Gas 

Un- 
ver- 
ändert 

Rot,   aus- 
gefällt, 
wenig  Gas 

rot 

Starke 
Gas- 
bildung 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

blau 

dgl. 

5) 

» 

)) 

>> 

)I 

)? 

'• 

>i 

)) 

" 

!) 

)' 

Milch- 
zucker- 
bouillon 


Milch 


Am  1.  Tage  nach 
der  Beimpfung 

Am  2.  Tage  nach 
der  Beimpfung 

Am  3.  Tage  nach 
der  Beimpfung 

Am  5.  Tage  nach 
der  Beimpfung 

Am  10.  Tage  nach 
der  Beimpfung 

Am  14.  Tagenach 
der  Beimpfung 


Aus- 
gefällt, 
Gas 


Sehr  auf- 
gehellt 


Keine    I    ünver- 

Gas-         ändert 

bildung 


dgl.         Völlig 
entfärbt 


dgl. 


dgL 


dgL 


Fängt   an 
zu  pep- 
tonisieren 

Peptoni- 
siert 


Durch  Wiederholungen  dieses  Kulturversuches  konnte  gezeigt  werden, 
daß   das  Bakterium    die  Nährböden   stets  in  derselben  Weise  beeinflußt. 

Der  Stamm  „Virus  sanitär  A"  verhält  sich  in  den  Nähr- 
böden wie  ein  typischer  Paratyphusstamm. 

Eine  24-stündige  Schrägagarkultur  des  reingezüchteten  Stammes 
wird  mit  Paratyphus-B -Serum  und  mit  Gärtner-  Serum  agglutiniert. 

P  aratyphu  s- B- Serum  agglutinierte  den  Stamm  nicht. 

Sein  Verhalten  gegen  Gärtner- Serum  ist  aus  der  nachfolgenden 
Tabelle  ersichtlich: 


470 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abi.  Originale.  Bd.  60.  Heft  6. 


Agglutination  von  Stamm  „Virus  sanitär  A"  mit  Gärtner-Serum  vom  Kaninchen. 

Titer  1:10000. 


Verdünnungen  des  Gärtner-Serums 


Stamm 
Virus  sanitär  A 


Bacillus  enteritidis  Gärtner 
(zur  Kontrolle) 


+  +  + 
sofort 

+  +  + 
sofort 

+  +  + 
Nach  ca.  3  Minuten 

+  +  + 
Nach  ca.  5  Minuten 


sofort 

+  +  + 
sofort 

+  +  + 
Nach  ca.  3  Minuten 

+  +  + 
Nach  ca.  5  Minuten 


1:100 

1:5000 

1:8000 

1:10  000 

Verdünnung  von  normalem  Kanin - 
chenserum  1 :  100  (Kontrolle) 

Es  wird  demnach  der  Stamm  „Virus  sanitär  A"  vom 
Gärtner-Serum  bis  zur  Titergrenze  agglutiniert. 

Auf  Toxinbildung  ist  der  Stamm  „Virus  sanitär  A"  wegen  Mangels 
an  Versuchstieren  nicht  untersucht  worden. 

Bei  mikroskopischer  Untersuchung  der  gezüchteten  Reinkulturen 
zeigte  sich,  daß  diese  aus  Kurzstäbchen  bestanden,  welche  meist  ab- 
gerundete Ecken  hatten.  Die  Stäbchen  färbten  sich  gut  mit  Anilin- 
farben und  wurden  nach  Gram  entfärbt.  Sporenbildung  wurde  nicht 
beobachtet. 

Es  ist  entsprechend  der  in  der  Gebrauchsanweisung  vorhandenen 
Vorschrift  der  Nährextrakt  in  1  Liter  lauwarmen  Wassers  aufgelöst  und 
hiernach  dazu  der  Inhalt  eines  Fläschchens  Virus  sanitär  gefügt  worden. 
Die  Mischung  wird  48  Stunden  an  einem  mäßig  warmen  Ort  (20 — 30°) 
vor  Licht  geschützt  aufbewahrt. 

Nach  den  ersten  24  Stunden  der  Aufbewahrung  wird  von  der  jetzt 
stark  getrübten  Mischung  je  1  Oese  auf  mehrere  Drigalski- Platten 
ausgestrichen.  Auf  dieser  sind  nach  24-stündiger  Bebrütung  ebenso  viel 
blaue  wie  rote  Kolonieen  angegangen. 

Nach  48  Stunden  der  Aufbewahrung  wird  wiederum  je  1  Oese  auf 
mehrere  Drigalski- Platten  ausgestrichen.  Auf  diesen  Platten  über- 
wiegen die  roten  Kolonieen  die  blauen  an  Zahl.  Die  blauen  Kolonieen 
dokumentierten  sich  bei  näherer  Untersuchung  wiederum  als  Gärtner- 
bakterien,  die  offenbar  infolge  der  Beimpfung  des  den  Nährextrakt  ent- 
haltenden lauwarmen  Wassers  mit  Virus  sanitär  aus  diesem  gewachsen 
waren,  während  die  roten  Kolonieen  wahrscheinlich  durch  die  Art  der 
Zubereitung  des  Nährbodens  usw.,  welche  genau  nach  Vorschrift 
geschah,  in  die  Kultur  hineingelangten  und  diese  verunreinigten.  Bei 
der  praktischen  Verwendung  des  Virus  sanitär  A  ist  das  zu  berück- 
sichtigen. Man  darf  nicht,  wie  es  in  der  Gebrauchsanweisung  geschrieben 
steht,  die  Trübung  als  Zeichen  dafür  ansehen,  daß  „die  Kultur  gut 
entwickelt  ist". 

Es  sind  in  der  Literatur  Fälle  menschlicher  Erkrankungen  ver- 
zeichnet, welche  infolge  Auslegung  von  Bakterienpräparaten  zur  Ver- 
tilgung schädlicher  Nager  entstanden  sind.  Der  wirksame  Bestandteil 
dieser  Bakterienpräparate  ist  meist  ein  Bacillus,  der  zur  Paratyphus- 
Gruppe  gehört.     Da   das  Bakterium   des  Virus  sanitär  A   sich   kulturell 


Miessner,  Die  Milzruptut  bzw.  perakute  Form  der  Hämoglobinurie  des  Rindes.    471 

und  agglutinatorisch  nicht  vom  Bacillus  enteritidis  Gärtner  unter- 
scheiden läßt,  würde  es  sich  empfehlen,  beim  Auslegen  des  Virus  sanitär 
die  im  Jahre  1905  vom  Reichsamt  des  Innern  bekannt  gegebenen  Maß- 
regeln zur  Verhütung  von  Gesundheitsschädigungen  durch  Beschäftigung 
mit  Mäusetyphusbacillen  genau  zu  beachten  und  sehr  vorsichtig  bei  der 
Handhabung  mit  dem  Präparat  zu  verfahren. 


Nachdruck  verboteji. 

Eine  neue  Protozoengattung. 

Von  Enibrik  Strand  (Berlin,  Kgl.  Zoolog.  Museum). 

C.  FranQa  hat  1909  eine  neue  Protozoengattung  Smithia  auf- 
gestellt (in:  Arch.  R.  Inst.  Bact.  Cam.  Pestana,  Lisboa.  III.  p.  11  —  18. 
pl.  II).  Da  dieser  Name  in  der  Zoologie  wiederholt  vergeben  ist  (z.  B. 
von  Saussure  in:  Revue  Zoologique.  VII.  (1855.)  p.  371  für  eine 
Hymenopterengattung),  so  schlage  ich  für  Fr  an  gas  Gattung  den  neuen 
Namen  Dounia  m.  vor. 


Nachdruck  verboten. 

Die  Milzruptur  des  Eindes  bzw.  perakute  Form  der 
Hämoglobinurie  des  Rindes. 

Erwiderung  auf  den  Artikel  des  Herrn  Dr.  Knuth 
in  Bd.  61.  p.  557  des  Centralblattes. 

Von  Prof.  Dr.  H.  Miessner, 

Vorsteher  der  Abteilung  für  Tierhygiene  des  Kaiser  Wilhelms-Institutes  in  Bromberg. 

Herr  Knuth  bemängelt  die  Schlußsätze  meiner  gleichnamigen,  im 
Centralblatt  für  Bakteriologie.  Bd.  60.  p.  266  erschienenen  Arbeit: 

„Das  Verdienst,  auf  diese  Form  der  Hämoglobinurie  des  Rindes  zuerst  hingewiesen 
zu  haben,  gebührt  VVitt  (Berlin,  tierärztl.  Wochenschr.  1908.  p.  625).  In  diesem  Jahre 
haben  dann  Knuth  und  Meissner  in  Schleswig-Holstein  ähnliche  Beobachtungen 
gemacht.  Ueber  die  Art  der  dabei  nachgewiesenen  Blutparasiten  wollen  sie  vorläufig 
ein  entscheidendes  Urteil  nicht  fällen." 

Es  lag  mir  vollkommen  fern  und  würde  einer  absichtlichen  Ver- 
stellung der  Tatsachen  entsprochen  haben,  hätte  ich  anzweifeln  wollen, 
daß  die  genannten  Autoren  die  Blutparasiten  für  Piroplasmen  gehalten 
haben.  Meine  diesbezügliche  Bemerkung  bezweckte  nur,  anzudeuten, 
daß  die  Frage  unentschieden  gelassen  war,  ob  die  von  Knuth  und 
Meissner  ermittelten  Blutparasiten  mit  dem  Piroplasma  bi- 
geminum  identisch  sind. 

Wenn  Knuth  es  ferner  für  unrichtig  hält,  das  Verdienst  von  Witt 
so  sehr  zu  betonen,  so  muß  ich  ihm  gegenüber  mein  Befremden  darüber 
zum  Ausdruck  bringen,  daß  er  in  seiner  ersten,  gemeinschaftlich  mit 
Meissner  in  No.  25  der  vorjährigen  Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr. 
herausgegebenen  Arbeit  über  die  Milzruptur  der  grundlegenden  Arbeit 
Witts  auch  mit  keiner  Silbe  gedacht  hat.    Witt  ist  der  erste  gewesen, 


472  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

der  schon  im  Jahre  1908  die  Beziehungen  der  Milzruptur  zu  der  Piro- 
plasmosis  des  Rindes  festgestellt  (cf.  Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  1908- 
p.  628.  Sp.  2.  Abs.  5)  und  als  Erreger  Protozoen  erkannt  hatte  (cf. 
Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  1908.  p.  627).  Wenn  Witt  diese  Krank- 
heit als  Malaria  bezeichnet  hat,  so  gibt  er  dafür  selbst  auf  p.  518  der 
Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  1911  die  Erklärung: 

„Nicht  daß  ich  der  Meinung  bin ,  es  habe  diese  Rinderseuche  genau  dasselbe 
Protozoen,  das  Plasmodium  malariae,  des  Menschen  zur  Ursache.  Aber  die  auf- 
fallende Aehnlichkeit  jener  Krankheit  mit  der  eigentlichen  Malaria  fordert  direkt  auf, 
eine  Parallele  zu  ziehen.  Auch  bei  der  Rindermalaria  fand  und  finde  ich  Protozoen, 
Piroplasraen,  Plasmodien  oder  Babesien." 

Auch  zwei  Sätze  vor  diesen  Ausführungen  zitiert  Witt  sein  Gespräch  mit 
Dr.  Knuth,  in  welchem  Knuth  auf  den  Hinweis  Witts,  daß  Piroplasmen  als  Er- 
reger der  Milzruptur  anzusprechen  seien,  erwiderte,  daß  er  den  Befund  Witts  be- 
stätigen könnte. 

Desgleichen  gibt  der  Kreistierarzt  Schröder  auf  p.  606  der  Berhn.  Tierärztl. 
Wochenschr.  1911  an,  daß  Witt  dem  Piroplasraa  bigeminum  ähnliche  Gebilde 
auf  den  Blutkörperchen  gefunden  habe.  Es  dürfte  hiernach  als  eine  Verkennung  der 
Tatsachen  anzusehen  sein,  wenn  Dr.  Knuth  behauptet,  als  erster  in  Deutschland  bei 
der  Milzruptur  die  Piroplasmen  gefunden  zu  haben. 

Knuth  glaubt,  aus  den  zitierten  Schlußsätzen  endlich  entnehmen 
zu  müssen,  es  könnte  scheinen,  als  ob  er  sich  erst  nach  mir  mit  den 
Milzrupturen  beschäftigt  habe.  Diese  Annahme  wird  dadurch  hinfällig, 
daß  ich  die  Arbeit  von  Knuth  und  Meissner  mit  vollkommenem 
Titel  und  Erscheinungsort  in  einer  Fußnote  angeführt  und  durch  ein 
Zeichen  bei  den  im  Texte  zitierten  Autoren  auf  diese  Anmerkung  hin- 
gewiesen habe.  Dieses  Zeichen  hat  Knuth  bei  der  Wiedergabe  meiner 
Schlußsätze  nicht  mit  aufgenommen. 

Die  Angaben  Knuths,  er  hätte  bereits  14  Tage  vor  mir  (24.  Juni) 
aus  den  Provinzen  Westfalen  und  Westpreußen  (p.  559.  Abs.  2)  Material 
bzw.  Nachrichten  über  das  Auftreten  von  Milzrupturen  erhalten,  sind 
jedoch  unzutreffend.  Laut  Ausweis  der  hiesigen  Akten  und  Briefe  des 
Dr.  Pilwat  ist  das  erste  Material  aus  Westfalen  (Kreis  Beckum)  am 
21.  Juni  hier  eingetroffen,  also  3  Tage  vor  dem  24.  Juni  und  1  Ta^ 
vor  der  ersten,  am  22.  Juni  erschienenen  Publikation  von  Knuth  und 
Meissner.  In  dem  vom  20.  datierten  Begleitbriefe,  der  am  22.  hier 
einlief,  sprach  Dr.  Pilwat  bereits  die  Ansicht  aus,  daß  es  sich  um  eine 
perakut  verlaufende  Form  der  Hämoglobinurie  handele,  wie  ich  das  auch 
auf  p.  246  meiner  Arbeit  zum  Ausdruck  gebracht  hatte.  Bezüglich  des 
Bestandes  in  W^estpreußen  ist  mir  erst  nach  Abschluß  der  Untersuchung 
durch  den  behandelnden  Tierarzt  An  dr et zky  die  schriftliche  Mitteilung 
(8.  Juli)  gemacht  worden,  daß  bereits  vorher  an  Herrn  Dr.  Knuth  ein 
Stück  Milz  und  Herz  gesandt  worden  sei,  wegen  starker  Fäulnis  die 
Untersuchung  aber  nicht  habe  ausgeführt  werden  können.  In  No.  31 
(vom  3.  Aug.)  der  Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  finden  sich  in  der  Arbeit 
von  Knuth  und  Meissner  hierüber  folgende  Angaben: 

„In  Ausstrichen  von  einem  Stückchen  Milz  und  Herz,  die  uns  Herr  Andretzky 
übersandte,  haben  wir  keine  Piroplasmosen,  wohl  aber  die  oben  mehrfach  erwähnten 
punktförmigen  Gebilde  auf  den  roten  Blutkörperchen  gefunden.  Wir  müssen  es  also 
unentschieden  lassen,  ob  in  den  Fällen  aus  Dirschau  Piroplasmosen  eine  Rolle  gespielt 
haben  oder  nicht." 

Dr.  Knuth  hat  also  aus  der  Provinz  Westfalen  erst  nach  mir 
Nachricht  über  die  Milzruptur  erhalten  und  die  Diagnose  über  einen 
aus  der  Provinz  Westpreußen  übersandten  Fall  unentschieden  ge- 
lassen. 


Mi  es  8 11  er,  Die  Milzruptur  bzw.  perakute  Form  der  Hämoglobinurie  des  Rindes.     473 

Ich  komme  endlich  auf  Punkt  1 — 6  zurück,  in  denen  Dr.  Knuth 
glaubt,  eine  abweichende  Stellung  einnehmen  zu  müssen. 

Knuth  zweifelt  unter  Punkt  1  an,  daß  in  den  von  mir  untersuchten 
Fällen  wirklich  eine  Milzruptur  vorgelegen  habe.  Dieser  Vorwurf  ist  so 
gesucht,  daß  ich  mir  eine  Erwiderung  ersparen  kann. 

Zu  Punkt  2  sei  erwähnt,  daß  sowohl  von  Witt,  als  auch  von 
Pilwat,  den  einzigen  Gewährsmännern,  welche  mir  zur  Zeit  der  Bericht- 
erstattung zur  Verfügung  standen,  und  die  eine  große  Erfahrung  auf 
dem  Gebiete  der  Erkrankungen  an  Milzruptur  besitzen,  versichert  wurde, 
daß  nur  solche  Bestände  betroffen  wurden,  in  denen  auch  sonst  die 
Hämoglobinurie  vorkam  (cf.  Witt,  Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  1908. 
p.  626  u.  Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  1911.  p.  519). 

Die  Angaben  von  Schröder  waren  mir  noch  nicht  bekannt.  Sie 
lassen  sich  aber  vielleicht  so  erklären,  daß  mit  Zecken  behaftete  Rinder 
die  Krankheit  in  Gegenden  eingeschleppt  hatten,  in  denen  bisher  die 
Piroplasmosis  nicht  aufgetreten  war. 

Zu  Punkt  3  bemerke  ich,  daß  ich  hier  nur  eine  Ansicht  zum  Aus- 
druck bringen  wollte,  wie  aus  meinen  einleitenden  Worten  hervorgeht: 
^Man  könnte  sich  die  Entstehung  der  Milzruptur  deshalb  so  vorstellen." 
Ich  hielt  meine  Ansicht  von  der  Entstehung  der  Milzruptur  dadurch 
gestützt,  daß  von  dieser  Krankheit  anscheinend  völlig  gesunde  Tiere 
befallen  wurden,  von  einer  Allgeraeininfektion  zur  Zeit  der  Entstehung 
der  Milzruptur  also  noch  keine  Rede  sein  konnte,  und  daß  ich  bei  dem 
einen  mir  zugänglichen  Falle  wohl  in  der  Milz  bzw.  im  Milzblute  Piro- 
plasmen,  nicht  aber  in  dem  übersandten  Herzen  und  Leberstück  solche 
Parasiten  nachzuweisen  vermochte.  Es  stehen  daher  die  erhobenen  Be- 
funde im  völligen  Einklang  mit  den  von  mir  vertretenen  Anschauungen. 
Ferner  war  es  mein  Bestreben,  mit  Hilfe  von  Milzpunktionen  bei  künst- 
lich mit  Piroplasmosis  intizierten  Tieren  durch  den  frühzeitigen  Nach- 
weis vieler  Piroplasmen  in  der  Milz  meiner  Ansicht  eine  weitere  Stütze 
zu  geben.  Leider  erkrankten  die  infizierten  Tiere  so  gering,  daß  die 
erzielten  Resultate  sich  nicht  in  dem  gewünschten  Sinne  verwerten  ließen. 

Zu  Punkt  4.  Die  Möglichkeit,  daß  eine  Anaplasmosis  vorliegen 
könnte,  habe  ich  offen  gelassen.  Da  ich  selbst  nicht  in  der  glücklichen 
Lage  war,  Anaplasmosis  früher  studieren  zu  können,  so  fehlt  mir  über 
diese  Krankheit  jedes  Urteil  und  jede  Erfahrung,  weshalb  ich  mich  auch 
nach  dieser  Richtung  hin  völlig  reserviert  ausgedrückt  und  im  Anschluß 
an  den  von  Knuth  zitierten  Satz  zum  Ausdruck  gebracht  habe,  daß 
erst  weitere,  hierselbst  in  Angriff  genommene  Untersuchungen  diese 
Frage  entscheiden  sollten.  Knuth  hat  in  seiner  ersten  Arbeit  der 
Anaplasmosis  gar  nicht  gedacht,  in  seiner  zweiten,  nach  meiner 
Berichterstattung  an  den  Herrn  Minister  (24.  Juli  1911)  erschienenen 
Arbeit  aber  einen  dem  meinen  gleichen  Standpunkt  vertreten, 
wie  aus  folgenden  Angaben  der  am  3.  Aug.  in  der  Berlin.  Tierärztl. 
W^ochenschr.  veröffentlichten  Arbeit  von  Knuth  und  Meissner  auf 
p.  552,  linke  Spalte,  Abs.  2  u.  3  hervorgeht: 

„In  morphologischer  Beziehung  ähneln  unsere  punktförmigen  Gebilde  auch  dem 
von  Theiler  und  Sieber  beschriebenen  Anaplasma  marginale,  das  von  Smith 
und  Kilborne  in  Nordamerika  früher  als  Coccus  like  bodies,  von  Knuth  in  Süd- 
amerika als  punktförmige  Parasiten,  von  Theiler  in  Südafrika  als  Marginal  points 
bezeichnet  worden  ist.  Bekanntlich  läßt  sich  Anaplasma  marginale  durch  Impfung 
übertragen.  Die  Inkubationszeit  ist  wesentlich  länger  als  bei  Piroplasma  bige- 
minum,  sie  beträgt  nämlich  16 — 32  Tage. 

Ein  sicheres  Urteil  über  die  von  uns  sowohl  bei  lebenden  als  auch  bei  toten 
Rindern   recht  häufig  gefundenen   kleinen,  punktförmigen,   meist  in  der  Einzahl   auf 


474  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

einem  roten  Blutkörperchen  vorhandenen  Gebilde  vermögen  wir  zurzeit  noch  nicht  ab- 
zugeben. Bis  jetzt  haben  wir  jedenfalls  noch  nicht  bemerkt,  daß  unsere  nach  Giemsa 
sich  rot  färbenden  Gebilde  durch  Impfung  übertragen  werden  könnten.  Jedoch  sollen 
diese  Versuche  aus  dem  weiter  unten  angegebenen  Grunde  noch  längere  Zeit  hindurch 
fortgesetzt  werden." 

Wenn  Knuth  daher  in  der  Zeit,  welche  zwischen  dem  3.  Aug.  und 
dem  Dresdener  Vortrage  lag,  seine  Ansicht  gewechselt  hatte,  so  hatte 
er  am  allerwenigsten  Veranlassung,  meine  diesbezüglichen,  mit  größter 
Reserve  gemachten  Angaben  zu  beanstanden. 

Zu  Punkt  5  möchte  ich  bemerken,  daß  aus  meinem  Berichte  ohne 
weiteres  hervorgeht,  daß  ich  niemals  Gelegenheit  hatte,  eine  an  Milz- 
ruptur  gefallene  Kuh  zu  obduzieren,  vielmehr  die  bezeichneten  Unter- 
suchungen an  einigen  aus  Westfalen  und  Westpreußen  eingesandten 
Organteilen  ausgeführt  wurden.  Es  war  mir  daher  auch  nicht  möglich, 
über  die  Beschaffenheit  der  Galle  ein  Urteil  abzugeben. 

Nebenbei  halte  ich  den  Befund  über  die  Beschaffenheit  der  Galle 
für  ziemlich  belanglos,  da  ich  bei  meinen  früheren  Untersuchungen  im 
Pathologischen  Institut  der  Tierärztlichen  Hochschule  zu  Berlin  unter 
Leitung  des  Herrn  Geheimrat  Schütz  bei  mit  Hämoglobinurie  behaf- 
teten Rindern  auch  eine  nicht  „klümprige"  Galle  gefunden  habe,  und 
zwar  dann,  wenn  die  Tiere  nur  leicht  erkrankt  waren.  Es  hängt  dies 
lediglich  nur  damit  zusammen,  ob  viele  oder  wenig  Blutkörperchen  zer- 
setzt sind.  Bei  schweren  Erkrankungen  mit  starkem  Zerfall  der  roten 
Blutkörperchen  werden  von  den  Leberzellen  bedeutend  mehr  Zerfalls- 
produkte des  Blutes  nach  der  Galle  hin  ausgeschieden.  Dadurch  kommt 
es,  daß  die  Galle  konzentrierter  wird,  was  Niederschlagsbildung  und  die 
klümprige,  schleimige  Beschaffenheit  zur  Folge  hat.  Bei  der  Milzruptur 
beobachten  wir  noch  gar  keinen  Zerfall  der  roten  Blutkörperchen,  infolge- 
dessen besitzt  die  Galle  die  normale  Beschaffenheit  genau  so  wie  bei 
denjenigen  Tieren,  die  sich  im  Anfangsstadium  der  Hämoglobinurie  be- 
finden oder  nur  leicht  an  dieser  Seuche  erkrankt  sind. 

Zu  Punkt  6.  Wenn  es  Knuth  nur  in  einem  von  drei  Ueber- 
tragungsversuchen  mit  Material  von  Milzrupturen  gelungen  ist,  im  Blute 
der  infizierten  Tiere  Piroplasmen  nachzuweisen,  so  möchte  ich  an  dieser 
Stelle  auf  die  von  Knuth  nicht  beachteten  Schwierigkeiten  des  Piro- 
plasmennachweises  aufmerksam  machen.  Schon  bei  meinen  früheren 
Arbeiten  hatte  ich  die  Erfahrung  machen  müssen,  daß  es  bei  künstlich 
mit  piroplasmenhaltigem  Blute  infizierten  Rindern  nicht  immer  gelang, 
trotz  eifrigster  und  oftmaliger  Untersuchung,  Piroplasmen  im  Blute  fest- 
zustellen. So  war  es  auch  im  Falle  3,  Uhlkau  (cf.  p.  249  unter  2  meiner 
Arbeit),  nicht  möglich,  bei  den  beiden  mit  Milzbrei  und  Blutkuchen 
infizierten  Rindern  Piroplasmen  direkt  nachzuweisen,  sondern  erst  da- 
durch, daß  Blut  von  diesen  Tieren  wiederum  auf  Rinder  übertragen 
wurde  und  diese  Parasiten  zeigten.  Es  war  ferner  fehlerhaft  von 
Knuth,  zu  einem  solchen  Infektionsversuche  dasselbe  Tier  zweimal  zu 
verwenden  (cf.  Berlin.  Tierärztl.  Wochenschr.  1911.  p.  553.  Sp.  2.  Abs.  1. 
Rind  13),  da  die  einmalige  Einspritzung  mit  piroplasmenhaltigem  Material 
Immunität  hinterläßt,  selbst  wenn  das  betreffende  Tier  sich  auch  nicht 
krank  gezeigt  hat. 

Endlich  bemängelt  Knuth  meine  Stellungnahme  zu  dieser  Krank- 
heit. Ich  glaube  aber,  einmal  durch  den  Nachweis  der  Piroplasmen, 
durch  die  Erzeugung  einer  Piroplasmosis  nach  Uebertragung  von  Milz 
bzw.  Milzblut  an  Milzruptur  gefallener  Tiere  und  unter  Berücksichtigung 
der   epidemiologischen  Verhältnisse   bis   zu   einem   gewissen  Grade   von 


V.  Knaut,  Zur  Hämolyse  der  Choleravibrionen.  475 

"Wahrscheinlichkeit  die  Identität  der  Hämoglobinurie  des  Rindes  und  der 
Milzruptur  festgestellt  zu  haben.  Eine  gewisse  Reserve  habe  auch  ich 
mir  insofern  auferlegt,  als  ich  in  meiner  Arbeit  die  Frage  unentschieden 
gelassen  habe,  ob  eventuell  eine  Anaplasmosis  vorliegen  könnte. 

Knuth  dagegen  hatte  in  seiner  ersten,  gemeinschaftlich  mit 
Meissner  publizierten  Arbeit  auf  p.  446  sich  mehr  oder  weniger  gegen 
die  Identität  der  Milzruptur  und  der  Hämoglobinurie  ausgesprochen  und 
dafür  in  der  Hauptsache  das  Fehlen  des  roten  Harns,  die  klare  Be- 
schaffenheit der  Galle,  die  blutige  Entzündung  der  Fleischlymphknoten, 
das  plötzliche  Eintreten  des  Todes  ohne  vorherige  Krankheit  und  das 
Fehlen  der  Milzrupturen  in  sogenannten  Hämoglobinuriegegenden  an- 
geführt. Einen  fast  entgegengesetzten  Standpunkt  nimmt  Knuth  in 
dem  Dresdener  Vortrage  ^)  ein : 

„Wir  fragten  uns  nun  weiter,  ob  die  Piroplasmen  bei  den  Fällen  von  Milzruptur 
nur  einen  Nebenbefund  oder  ob  sie  die  eigentliche  Ursache  der  plötzlichen  Todesfälle 
darstellen.  Letzteres  erscheint  mir  das  Wahrscheinlichere.  Denn  alle  Gründe,  die 
scheinbar  dagegen  sprechen,  lassen  sich  meines  Erachtens  leicht  widerlegen." 

„Daß  es  sich  bei  dem  von  mir  geschilderten  Krankheitsbilde  um  eine  Misch- 
infektion von  Piroplasmen  und  einem  anderen  Erreger  oder  um  eine  Piroplasmose 
eigener  Art,  die  von  der  Hämoglobinurie  verschieden  ist,  handelt,  dafür  habe  ich  bis 
jetzt  keine  sicheren  Anhaltspunkte  finden  können,  möchte  aber  auch  diese  beiden  Mög- 
lichkeiten vor  der  Hand  noch  offen  halten." 


Nachdruck  verboten 

Zur  Hämolyse  der  Choleravibrionen. 

Von  Dr.  med.  A.  t.  Enaut,  Rostow  a.  D.  ■ 

Die  Frage  über  den  Wert  der  hämolytischen  oder  hämotoxischen 
Reaktion  der  Choleravibrionen  scheint  in  letzter  Zeit  in  ein  negatives 
Stadium  geraten  zu  sein. 

Nachdem  Kraus,  seine  Mitarbeiter  und  andere  (Prantschoff, 
Fukuhara,  Müller,  Praussnitz,  Berestnew^  erklärt  hatten,  daß 
die  Hämolyse  das  beste  Kriterium  zur  Unterscheidung  echter  Cholera- 
vibrionen von  choleraähnlichen  abgibt,  indem  ersteren  diese  Eigen- 
schaft abgeht,  bestritten  bereits  früher  Masi,  Meinicke,  Schott- 
müller, Berger  und  Schumacher  diese  Ansicht.  In  letzter  Zeit 
reihen  sich  letzteren  noch  Hunte rnüller,  Baerthlein  und  in  ihrer 
Kollektivarbeit  die  russischen  Autoren  Jakowlew,  Zabolotny,  Zla- 
to  gor  off  und  Kulescha  an.  Sie  führen  den  Nachweis,  daß  auch 
echte  Choleravibrionen  hämotoxisch  wirken. 

Wenn  Baerthlein  Schwankungen  bei  verschiedenen  Stämmen  zu- 
gibt, schreiben  die  anderen  allen  frisch  gewonnenen  Stämmen  eine 
hämolytische  Fähigkeit  zu,  während  dieselbe  bei  älteren  Laboratorium- 
stämmen verloren  gehen  könne. 

Die  erwähnten  russischen  Autoren  heben  in  ihrer  Kollektivarbeit 
noch  hervor,  daß  die  Methode  hierbei  eine  größere  Rolle  spielt. 

Meiner  Ansicht  nach  löst  sich  der  Widerspruch  dadurch,  daß  alle 
Autoren  Hammelblut  zu  ihren  Versuchen  benutzen,  während  Kraus 
außerdem  noch  Ziegenblut  verwendet.  Hammelblut  ist  aber  nicht  sehr 
beständig.     Zu  dieser  Erkenntnis  gelangte  ich  auf  folgendem  Wege : 


1)  Der  Dresdener  Vortrag  hat  mir  in  Urschrift  vorgelegen. 


476  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Im  Don  existiert  ein  Vibrio,  im  Winter  selten,  im  Sommer  massen- 
haft, der  in  seinem  morphologischen  und  kulturellen  Verhalten  sehr 
schwer  von  einem  echten  Choleravibrio  zu  unterscheiden  ist.  Dazu 
kommt  noch,  daß  er  für  Meerschweinchen  sehr  virulent,  bedeutend  viru- 
lenter als  der  echte  Choleravibrio  ist. 

Sein  Agglutinationsvermögen  reicht  von  1:500  bis  1:1000  (1:50  bis 
1 :  100),  geprüft  am  getrockneten  Choleraserum  aus  dem  Fort  Alexander  I 
in  Kronstadt,  vom  Titer  1:20000. 

Diese  Eigenschaften  hatten  dem  Don- Vibrio  den  Verdacht  zugezogen, 
durch  Mutation  an  der  letzten  größeren  Choleraepidemie  in  Rostow  a.  D. 
einen  gewissen  Anteil  zu  haben. 

Durch  die  Hämolyse  glaubte  ich  vollkommen  den  Beweis  in  der 
Hand  zu  haben,  seine  Unschuld  beweisen  zu  können,  weil  derselbe  be- 
reits in  12  Stunden  eine  deutliche  Hämolyse  bewirkt,  während  frisch 
gewonnene  echte  Choleravibrionen  das  nicht  vermochten  (sie  aggluti- 
nierten  bis  1:20000). 

Meine  ersten  Versuche  machte  ich  mit  Kaninchen blut,  später  ging 
ich  zu  Blut  von  Ochsen,  Kühen  und  Schweinen  über,  das  ich  auf  dem 
Schlachthofe  stets  frisch  und  steril  erhalten  konnte.  Dabei  konnte  ich 
in  12 — 24  Stunden  niemals  auch  nur  eine  Spur  von  Hämolyse  bei  meinen 
frischen  Cholerastämmen  konstatieren. 

Durch  den  Widerstand  an  Ort  und  Stelle  und  den  Widerspruch 
in  der  Literatur  stutzig  gemacht,  versuchte  ich  Hammelblut,  und  siehe 
da,  meine  Cholerastämme  ergaben  bisweilen  ebenfalls  Hämolyse,  und 
zwar  in  24  Stunden  angedeutet  und  in  2mal  24  Stunden  deutlich. 

Hierbei  fiel  mir  auf,  daß  Hammelblut  sehr  schnell  dunkel  wird,  es 
verzehrt  schnell  seinen  Sauerstoff,  und  mir  scheint  es,  daß  das  redu- 
zierte Hämoglobin  leichter  durch  die  V^ibrionen  der  Hämolyse  verfällt, 
als  das  Oxyhämoglobin.  Gewaschene  Hammelblutkörperchen,  in  5-proz. 
Aufschwemmung,  erhalten  das  Oxyhämoglobin  scheinbar  besser,  aber 
lösen  sich  in  der  Blutplatte  durch  Choleravibrionen  leichter.  Letzteres 
geben  auch  die  erwähnten  russischen  Autoren  an. 

Wird  das  reduzierte  Blut  aber  lackfarben,  oder  nur  zum  Teil  lack- 
farben,  transparent  (wobei  als  Agentien  eine  starke  Alkalinität  oder  eine 
höhere  als  50^  C  betragende  Temperatur  der  Agarmasse  mitwirken),  so 
haben  auch  echte  Choleravibrionen  gewonnenes  Spiel,  denn  dann  ver- 
mögen sie,  die  begonnene  Hämolyse  in  ihrem  Bereiche  schnell  fortzu- 
führen, resp.  den  gelösten  Farbstoff  aufzuhellen. 

Ich  möchte  daher  empfehlen,  um  eindeutige  Resultate  zu  erzielen, 
Hammelblut  zu  vermeiden,  nicht  gar  zu  stark  alkalischen  Agar  zu  ver- 
wenden, das  betr.  Blut  mit  Luft  zu  schütteln,  bis  es  eine  hellrote  Farbe 
annimmt  und  in  10— 15  Proz.  dem  auf  45*^  C  abgekühlten  Agar  hinzu- 
zusetzen. 

Beim  Ausgießen  hat  die  Platte  dann  eine  matte,  hellrote  Farbe, 
während  eine  Platte  mit  reduziertem  Hämoglobin  dunkelrot,  glänzend 
und  scheinbar  durchsichtig  erscheint. 

Das  Resultat  ist  bei  37  **  C  in  12—18  Stunden  abzulesen. 

Wenn  echten  Choleravibrionen  unter  besonderen  Bedingungen  ein 
hämolytisches  Vermögen  nicht  abgesprochen  werden  kann,  so  ist  das 
Kr  aussehe  Unterscheidungsmittel  deshalb  nicht  zu  verwerfen,  sondern 
nur  schärfer  auszubilden,  ebenso,  wie  es  seinerzeit  mit  dem  Agglutinations- 
verfahren   geschah,   zumal   mehrere  Autoren   zugeben,   daß   bisweilen  in 


Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühnerspirillose.  477 

sporadischen  Fällen  alle   bisher  verwandten  Hilfsmittel  zur  Bestimmung 
echter  Choleravibrionen  nicht  ausreichen. 

Da  es  mir  an  verschiedenartigem  Choleramaterial  mangelt,  konnte 
ich  nur  sondierende  Versuche  machen,  und  stelle  die  Entscheidung 
weiteren  Untersuchungen  anheim.  An  die  Forscher  richte  ich  die  Bitte, 
bei  Behandlung  dieser  Frage  das  höchste  Agglutinationsvermögen  jeden 
untersuchten  Vibrionenstammes,  und  wenn  Hämolyse  vorhanden,  nach 
Verlauf  welcher  Zeit  dieselbe  bei  37"  C  auftrat,  anzugeben. 


Nachdruck  verholen. 

Untersuchungen  über  die  Wirkung  des  Mittels  606  auf 

die  Hühnerspirillose. 

[Aus  dem  Hygienischen  Institut  der  Tierärztlichen  Hochschule  zu  Berlin 

(Direktor:  Geh.   Med.-Rat    Prof.  Dr.  P.  Frosch; 

Abteilungsvorsteher:  Dr.  P.  Knuth).] 

Von  Albert  Hauer. 

Der  Erreger  der  Hühnerspirillose,  Spirochaete  gallinarum, 
wurde  zuerst  in  Rio  de  Janeiro  im  Jahre  1903  von  Marchoux  und 
Salimbeni  (1)  entdeckt.  Entgegen  früheren  Ansichten  haben  neuer- 
dings Williamson  (2)  (1908)  und  G  alli- Valerio  (2)  (1909)  die 
Identität  dieses  Erregers  mit  dem  der  Gänsespirillose,  Spirochaete 
anserum,  festgestellt.  Die  Uebertraguug  der  Krankheit  erfolgt  in  den 
meisten  Fällen  durch  Ar  gas  miniatus,  seltener  durch  A.  persicus, 
A.  reflexus  und  Ornithodorus  moubata  [Hutyra  und  Marek 
(2)].  In  den  Zecken,  die  sich  im  Gebüsch,  an  Waldrändern  und  in  dem 
Holz  der  Hühnerställe  aufhalten,  können  die  Spirochäten  nach  Nuttall 
(2)  bis  6  Monate  virulent  bleiben ;  hier  machen  sie  wahrscheinlich  eine 
ähnliche  Entvvickelung  durch  wie  das  Leukocytozoon  Ziemanni  in 
der  Stechmücke  [Luhe  (3)j.  Nach  Brumpt  (2)  gibt  es  2  Abarten  der 
Hühnerspirochäte,  die  Spirochaete  Nicollei  aus  Tunis  und  die 
Spirochaete  Neveuxi,  beide  werden  durch  Argas  persicus  über- 
tragen. Abgesehen  von  Brasilien,  wurde  die  Hühnerspirillose  bisher  auch 
in  Rumänien,  Bulgarien,  Aegyplen,  Tunis,  Südafrika,  auf  Cypern,  in 
Australien  und  in  Indien  nachgewiesen  [Hutyra  und  Marek  (2)]. 

Außer  Hühnern  sind  für  die  künstliche  Infektion  nach  Marchoux  und  Salim- 
beni (1)  Gänse,  Enten,  Perlhühner,  Turteltauben,  Sperlinge  und  Kaninchen  [Luhe  (3)] 
empfänglich;  Meerschweinchen  erkranken  nur  bei  intraperitonealer  Injektion  sehr  großer 
Mengen  spirochätenreichen  Blutes  [Levaditi  (4)].  Der  künstlichen  Ansteckung  gegen- 
über refraktär  verhalten  sich  Menscli  und  Affe;  desgleichen  Tauben,  bei  denen  die  Krank- 
heit nur  durch  infizierte  Zecken  übertragen  werden  kann  [Marchoux  und  Salim- 
beni (1)]. 

Der  Krankheitsverlauf  der  an  Spirochaetosis  erkrankten  Tiere  ist  entweder  ein 
akuter  oder  ein  chronischer  [Dodd  (5)J.  Die  ersten  Erscheinungen  der  akuten  Form 
bestehen  in  starkem  Durst  und  hohem  Fieber;  dann  folgt  Verlust  des  Appetits  und 
Sträuben  der  Federn.  Auf  der  Höhe  der  Erkrankung  tritt  starke  Benommenheit  des 
Sensoriums  und  ausgesprochene  Somnolenz  hinzu;  daneben  macht  sich  in  den  meisten 
Fällen  Diarrhöe  mit  eigentümlich  fötidem  Geruch  der  stark  dünnflüssigen  Faeces  be- 
merkbar [Dodd  (5)].  Im  weiteren  Verlauf  der  Krankheit  zeigen  die  Tiere  Anämie  und 
Abmagerung;  sie  fallen  um,  machen  vergebliche  Versuche,  sich  aufzurichten,  und  ver- 
enden entweder  unter  den  Erscheinungen  der  Schlafsucht  oder  unter  Krämpfen  [Uhlen- 
huth  und  Gross  (6)].    Die  Krisis  stellt  sich  gewöhnlich  am  4.  bis  5.  Tage  nach  dem 


478  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Auftreten  der  ersten  Symptome  ein  und  kennzeichnet  sich  durch  dunkelblaurote  Färbung 
des  Kammes  [Hutyra  und  Marek  (2)J. 

Die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  bei  der  akuten  Form  sind  im  all- 
gemeinen folgende:  Das  Kadaver  ist  stets  anämisch,  die  Muskeln  sehen  aus  wie  mazeriert 
[Dodd  (5)].  Der  Dünndarm  ist  bisweilen  höher  gerötet  und  mit  punktförmigen  Hämor- 
rhagien  besetzt.  Milz  und  Leber  sind  vergrößert  und  ebenfalls  hämorrhagisch,  letztere 
ist  oft  mit  nekrotischen  Herden  von  Stecknadelkopfgröße  durchsetzt  [Dodd  (5)J.  Häufig 
ist  die  Herzmuskulatur  fettig  degeneriert  und  das  Epicardium  mit  Fibrinmembranen 
bedeckt  [Hutyra  und  Marek  (2)].  Bei  stark  infizierten  Tieren  findet  man  das  Blut 
auffallend  heil  und  dünnflüssig;  es  gerinnt  zuweilen  spät  und  plötzlich;  in  vielen  Fällen 
ist  auch  das  Knochenmark  fettreich  und  anämisch  [v.  Prowazek  (7)J. 

Die  chronische  Form  des  Leidens  kann  als  Folge  der  akuten  und  auch  ganz  un- 
abhängig von  dieser  als  selbständige  Form  auftreten  (Dodd).  Sie  äußert  sich  zumeist 
in  einer  Paralyse  der  Beine,  der  Flügel  und  des  Halses;  am  häufigsten  werden  die  Beine 
betroffen.  Im  Anfang  bekunden  die  Vögel  große  Ungeschicklichkeit  im  Gebrauch  ihrer 
Zehen,  im  vorgeschrittenen  Stadium  kommt  es  zu  krampfhaften  Zusammenziehungen 
des  ganzen  Fußes,  so  daß  das  Tier  zusammenstürzt.  Die  Paralyse  kann  spontan  und 
vollständig  abheilen,  in  den  meisten  Fällen  jedoch  besteht  der  Zustand  wie  bei  der 
Staupe  das  ganze  Leben  hindurch,  ohne  daß  Spirochäten  im  Blut  nachweisbar  wären 
(Dodd).  In  anderen  Fällen  tritt  8—15  Tage  nach  Beginn  der  Krankheit  unter  hoch- 
gradiger Abmagerung  und  kachektischen  Erscheinungen  der  Tod  ein  [ühlenhuth  und 
Gross  (6)]. 

Bei  an  chronischer  Spirochätose  eingegangenen  Tieren  findet  man  Anämie,  Ab- 
magerung, Milzatrophie,  fettige  Leberentartune  und  brüchige,  schlaffe  Herzmuskulatur 
(Dodd). 

Nach  Dodd  soll  die  Virulenz  der  Spirochaete  gallinarum  bei  aufeinander- 
folgenden Tierpassagen  allmählich  abnehmen ;  um  den  Erreger  wieder  vollvirulent  zu 
machen,  muß  er  durch  den  Körper  der  Ar  gas  hindurchgeführt  werden,  ßlaizot  (8) 
führt  hingegen  den  Nachweis,  daß  Spirochäten,  die  auf  jungen  Hühnern  gezüchtet  sind, 
für  letztere  bedeutend  an  Virulenz  gewinnen,  während  sie  für  ältere  Tiere  eine  Ab- 
schwächung  dadurch  erfahren.  Von  Fülleborn  (17)  wurden  auch  Versuche  über  die 
Virulenz  der  Hühnerspirochäte  bei  Kanarienvögeln  angestellt;  er  verfolgte  einen  Spiro- 
chätenstamm durch  242  Kanarienvögelpassagen  und  fand  dabei,  daß  die  Spirochäten 
durch  diese  Passagen  keine  Einbuße  an  Virulenz  erlitten,  sondern  nach  3 — 5  Tagen  noch 
gesunde  Kanarienvögel  zu  infizieren  vermochten;  auch  für  Hühner  und  Gänse  verhielt 
sich  dieser  Kauarienvogelstamm  stark  virulent. 

Der  positive  Nachweis  der  Spirochäten  im  Blut  gelingt  nach  Levaditi  (4)  meistens 
erst  2  Tage  nach  der  Infektion ;  dabei  kann  der  Vogel  noch  vollkommen  gesund  sein. 
Von  Uhfenhuth,  Gross  und  B icke  1  (9)  wurden  bereits  24  Stunden  post  infectionem 
Spirochäten  in  gefärbten  Dauerpräparaten  festgestellt.  Während  die  Parasiten  an  den  beiden 
ersten  Tagen  sich  stets  getrennt  vorfinden,  treten  sie  am  4.  bis  5.  Tage,  wo  sie  den 
Höhepunkt  ihrer  Vermehrung  erreichen,  in  Ellümpchen  zusammen,  die  mit  dem  Fort- 
schritt der  Krankheit  bedeutend  an  Größe  zunehmen.  Diese  Anhäufung  eng  mit- 
einander verfilzter  Spirochäten  (Ühlenhuth)  in  großen  Mengen  scheint  jedesmal  un- 
gefähr einen  Tag  vor  dem  Verschwinden  der  Spirochäten  aus  dem  Blut  einzutreten; 
letztere  Erscheinung  ist  jedoch  nicht  als  ein  günstiges,  auf  die  Genesung  mit  Sicherheit 
hindeutendes  Symptom  aufzufassen,  denn  in  vielen  Phallen  ist  trotz  der  bis  zum  Maximum 
vorgeschrittenen  Anhäufung  der  Tod  eingetreten  [Dodd  (5)]. 

Nach  Levaditi  und  Manou^lian  (4)  findet  eine  Vermehrung  der  Spirochäten 
nicht  allein  im  strömenden  Blut,  sondern  auch  innerhalb  der  verschiedensten  Organe, 
vornehmlich  der  Leber,  dem  Knochenmark  und  dem  Eierstock  statt.  „Si  l'on  Studie", 
bemerken  die  Autoren,  ,,au  commencement  du  2eme  jour,  oü  il  n'y  a  pas  encore  de  spi- 
rilles  dans  le  sang  periph^rique,  les  divers  organes  de  poules  sacrifiees,  on  remarque 
que  les  vaisseaux  du  foie  et  surtout  ceux  de  la  moelle  osseuse  et  de  l'ovaire  renferment 
des  quantites  appreciables  de  parasites.  La  multiplication  dans  ces  organes  glandulaires 
surpasse  nieme  celle,  qui  a  heu  dans  le  sang  circulant." 

Der  Untergang  der  Spirochäten  erfolgt  teils  unter  dem  Einfluß  antibakterieller 
Serumwirkung,  teils  auf  dem  Wege  der  Phagocytose.  Das  Blut  von  Tieren,  die  der 
Infektion  erliegen,  ist  in  der  Regel  frei  von  Spirochäten  [zitiert  nach  Sobernheim  (1)]. 

Eine  natürliche  Immunität  ist  nach  Marchoux  und  Salinibeni  (16)  bei  der 
Hühnerspirillose  selten,  ühlenhuth,  Gross  und  Bickel  (St)  haben  unter_40  Hühnern 
nur  2  immune  Tiere  feststellen  können;  desgleichen  fand  v.  I'rowazek  (7)  unter  den 
Hühnern,  die  er  für  seine  Versuche  verwendete,  immer  einige,  bei  denen  die  künstliche 
Infektion  entweder  gar  nicht  oder  nur  unvollständig  gelang,  und  die  sich  bei  späteren 
Nachimpfungen  ebenfalls  als  widerstandsfähig  erwiesen  haben.  Eine  hohe  und  lang- 
andauernde Immunität  erwerben  die  Tiere  durch  Ueberstehen  der  Krankheit  [Ühlen- 
huth (6)J. 


Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hülinerspirillose.  479 

Mit  einer  Aufschwemmung  von  Zelltrümmern  aus  dem  Knochenmark,  der  Milz, 
der  Leber  oder  mit  dem  Blut  solcher  Hühner,  die  die  Krankheit  überstanden  haben, 
gelang  es  v.  Prowazek  (7)  nicht,  bei  gesunden  Hühnern  eine  Ansteckung  herbei- 
zuführen. Man  könnte  daher  in  den  genannten  Organen  auf  die  Abwesenheit  von 
irgendwelchen  noch  ansteckungsfähigen  Entwickelungszuständen  der  Parasiten  schließen ; 
andererseits  ist  es  aber  möglich,  daß  solches  gesunden  Tieren  eingespritzte  Blut 
immobilisierend  oder  cytotrop  wirksame  Immunkörper  enthält,  die  eine  Ansteckung 
verhüten  [v.  Prowazek  (7)j.  Um  nun  zu  prüfen,  ob  in  denjenigen  Fällen,  wo  die 
Infektion  mit  derartigem  Blut  nicht  gelingt,  vielleicht  doch  noch  Spirochäten  sich  in 
der  Zirkulation  befinden,  stellte  Fülleborn  (10)  folgenden  Versuch  an:  Er  zentri- 
fugierte  von  dem  Blut  eines  Huhnes,  welches  60  Tage  vorher  infiziert  worden  und 
spontan  geheilt  war,  das  Serum  ab,  wusch  den  Serumrest  mit  0,9-proz.  Kochsalzlösung 
aus  und  injizierte  den  aus  den  Blutkörperchen  und  eventuellen  Parasiten  bestehenden 
Zentrifugatrückstand ;  eine  Infektion  trat  in  diesem  Falle  jedoch  ebensowenig  ein,  als 
durch  das  nicht  zentrifugierte,  Kontrolltieren  eingespritzte  Blut.  Bei  Hundebabesien 
gelang  es  ihm  allerdings,  mit  serumfreiem  Zentrifugatrückstand  eine  Infektion  zu  erzielen, 
wo  die  Einspritzung  gewöhnlichen  Blutes  zu  wiederholten  Malen  vergeblich  gewesen 
war;  der  Hund,  dessen  Blut  benutzt  wurde,  war  vor  (j  Monaten  mit  Babesia  infiziert 
worden.  Desgleichen  konnte  Schaudinn  in  einem  1905  in  Hamburg  angestellten 
Versuch  mit  dem  Blute  eines  spontan  geheilten  Huhnes  ein  anderes  anstecken. 

Auch  eine  aktive  Immunität  kann  bei  Hühnern  erzeugt  werden.  So  verleiht  nach 
Hutyra  und  Marek  (2)  kranken  Hühnern  entzogenes  Blut,  gesunden  Tieren  subkutan 
eingespritzt,  Immunität  gegen  die  virulente  Infektion.  Gänse  lassen  sich  auch  mit 
Organemulsion  verendeter  Gänse,  sowie  mit  Blut  von  kranken  Gänsen,  das  längere  Zeit 
auf  Eis  gestanden  hat,  aktiv  immunisieren.  Hingegen  hat  die  Einspritzung  von  Immun- 
serum in  die  ßlutbahn  kranker  Tiere  den  Tod  zur  Folge,  da  sie  eine  Agglomerierung 
der  Spirochäten  und  hierdurch  Thrombose  der  Gefäße  herbeiführt  (Levaditi)  (4). 

Die  ersten  Schutz-  und  Heilversuche  bei  dieser  Krankheit  wurden  von  Uhlen- 
huth.  Gross  und  Bickel  (9)  mit  Atoxyl  angestellt  und  später  von  Levaditi  und 
Mc  Intosh  (2)  bestätigt.  Nach  ihren  Versuchen  war  die  dreimalige  subkutane  In- 
jektion von  0,05  g  Atoxyl  pro  Huhn  oder  die  zweimalige  Verabreichung  von  0,1  g 
Atoxyl  per  os  in  den  meisten  Fällen  imstande,  den  Ausbruch  der  Krankheit  zu  unter- 
drücken ;  die  behandelten  Tiere  blieben  dabei  zwar  nicht  ganz  parasitenfrei,  zeigten  aber 
keine  Krankheitserscheinungen.  Zur  Heilung  fanden  die  Autoren  die  Dosis  von  0,05  g 
intramuskulär  eingespritzt  oder  die  Verabreichung  von  0,1  g  per  os  für  ausreichend. 
Die  tödliche  Dosis  betrug  0,5  g.  Die  Spirillen  verschwanden  gewöhnlich  34  Stunden 
nach  der  Behandlung.  Hata(ll)  bediente  sich  bei  seinen  Versuchen  einer  niedrigeren 
Heildosis,  nämlich  0,03  g  Atoxyl  pro  Kilogramm  Körpergewicht,  setzte  allerdings  mit 
der  Behandlung  in  einem  früheren  Stadium  ein  als  Uhlenhuth.  Für  das  gesunde 
Tier  fand  er  als  Dosis  tolerata  des  Atoxyls  0,1  g  pro  Kilogramm,  für  das  kranke  0,08  g. 

Nach  Uhlenhuth  (ü)  tritt  eine  komplette  Immunität  der  infizierten  und  durch 
Atoxyl  geheilten  resp.  geschützten  Tiere  ein.  Ihr  Serum  zeigt  die  agglutinierenden  und 
bakteriziden  Eigenschaften  genau  wie  das  Serum  von  Himnern,  die  spontan  geheilt 
sind.  Derselbe  Autor  hält  auch  die  Wirkung  des  Atoxyls  auf  die  Spirochäten  für  eine 
indirekte  und  ganz  spezifische;  es  vernichtet  nach  ihm  im  Tierkörper  die  Parasiten 
nicht,  sondern  wirkt  nur  hemmend  auf  ihre  Entwickelung.  In  der  Hauptsache  soll  es 
den  Organismus  im  Kampfe  gegen  die  Krankheit  durch  Anregung  der  Phagocytose  und 
der  Bildung  von  parasitiziden  Schutzstoffen  unterstützen.  Daher  verschwinden  die 
Spirochäten  nicht  sofort  nach  Behandlung  mit  Atoxyl,  sondern  trotz  dreimaliger  Ein- 
spritzung können  die  Tiere  noch  2 — 3  Tage  hindurch  Spirochäten  im  Blute  beherbergen. 

Später  fanden  Uhlenhuth  und  Man  teuf  el  (11)  in  dem  zuerst  von  ihnen  unter- 
suchten atoxylsauren  Quecksilber  ein  noch  besseres  Mittel.  Mit  einer  intramuskulären 
Einspritzung  von  0,1  g  dieser  Substanz  gelang  es  ihnen,  ein  stark  infiziertes  Huhn  zur 
Heilung  zu  bringen,  und  zwar  wurde  das  Blut  schon  am  nächsten  Tage  nach  der  Be- 
handlung parasitenfrei  gefunden;  wurde  das  Tier  früher  in  Behandlung  genommen,  so 
war  eine  Dosis  von  0,04 — 0,06  g  zur  Heilung  ausreichend.  Bei  gleichzeitiger  Anwendung 
des  Mittels  mit  der  Infektion  konnte  mit  0,04 — 0,08  der  Krankheitsausbruch  verhütet 
werden.  Uhlenhuth  verwandte  dieses  Mittel  in  Form  von  Emulsion  in  Gel,  während 
Hata  bei  seinen  Versuchen  eine  Auflösung  des  Mittels  von  0,04  g  in  einer  lO-proz. 
NaCl-Lösung  benutzte  und  damit  ebenso  gute  Resultate  erzielte  wie  Uhlenhuth. 

Derselben  Heildosis  —  0,03  —  wie  bei  Atoxyl  bediente  sich  Hata  (11)  auch  bei 
Anwendung  von  Arsacetiu  und  des  Mittels  No.  599  (19),  die  beide  eine  gute  Wirkung 
zeigten;  das  Amidophenolarsenoxyd  wandte  er  ebenfalls  mit  sehr  gutem  Erfolge  an  in 
einer  Dosis  von  0,0015  pro  Kilogramm.  Hingegen  gelang  ihm  eine  sofortige  und  voll- 
ständige Sterilisierung  des  Blutes  bei  Behandlung  mit  Arsenophenylglycin  erst  bei  relativ 
-hohen  Dosen  (0,1—0,2  pro  Kilogramm);  bei  geringeren  Dosen  waren  am  nächsten  Tage 
noch  Spirillen  im  Blut  nachweisbar,  verschwanden  aber  vollständig  am  2.  Tage. 


480  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Von  mehreren  Seiten  wurde  die  Wirkung  der  oben  erwähnten  Mittel  auch  bei 
anderen  durch  Spirillen  hervorgerufenen  Krankheiten  erprobt,  so  bei  Recurrens,  Sy- 
philis und  bei  der  Gänsespirillose. 

Bei  Behandlung  von  mit  Recurrensspirillen  subkutan  infizierten  Mäusen  konnte 
nach  Hata  (II)  mit  Atoxyl,  Arsacetin  und  Arsenophenylglycin  eine  dauernde  Heil- 
wirkung nicht  erzielt  werden,  hingegen  ist  es  Iversen  gelungen,  beim  Menschen  an 
einem  größeren  Krankenmaterial  eine  ganz  unzweifelhaft  abtötende  Wirkung  des 
Atoxyls  und  hauptsächlich  des  Arsacetins  auf  die  Spirochäten  des  Rückfallfiebers  fest- 
zustellen. Ein  ungünstiges  Urteil  fällen  Bitter  und  Dreyer  (11)  in  Cairo,  die  bei 
Anwendung  des  Atoxyls  bei  Recurrens  wiederholt  Rezidive  auch  bei  sofortiger  Injektion 
des  Mittels,  sowie  Störungen  der  Sehkraft,  beobachtet  haben. 

Die  bei  Kaninchensyphilis  mit  Atoxyl  von  Levaditi  und  Yamanouchi  (11), 
mit  Arsenophenylglycin  und  Araidophenolarsenoxyd  von  Hata  (11)  angestellten  Heil- 
und  Schutzversuche,  ließen  nur  eine  schwache  Wirkung  dieser  Mittel  erkennen.  Etwas 
günstiger  berichten  Uhlenhuth  und  Menzel  (11)  über  mehrere  von  ihnen  mit 
atoxylsaurem  Quecksilber  behandelte  Fälle  von  Kaninchensyphilis  (Ehrlich- Hata). 
Lesser,  Lassar,  Zwange  und  v.  Zeissl  haben  das  Atoxyl  in  die  menschliche 
Syphilistherapie  eingeführt  und  auch  eine  gewisse,  schnell  eintretende  Heilwirkung  ge- 
funden, ohne  jedoch  eine  sichere  und  dauernde  Heilang  zu  erzielen.  Neisser  hat  das 
Arsacetin  dem  Atoxyl  vorgezogen;  von  Uhlenhuth  und  Manteufel  wurde  atoxyl- 
saures  Quecksilber   als   vorzügliches  Mittel   bei   Syphilis   empfohlen  (Ehrlich- Hata). 

Dschunkowsky  und  Luhs  (V2)  wandten  Atoxyl  bei  der  Gänsespirillose  an 
und  erzielten  damit  außerordentliche  Erfolge.  Eine  Einspritzung  von  0,3— 0,.5  Atoxyl, 
12  Stunden  vor  der  Infektion  eingespritzt,  verhinderte  in  den  meisten  Fällen  einen 
Ausbruch  der  Krankheit;  mit  Dosen  von  0,3 — 0,4,  die  24  Stunden  nacheinander  einge- 
spritzt wurden,  konnten  sogar  noch  Gänse  am  3. — 5.  Tage  ihrer  Erkrankung  bei  großen 
Mengen  Spirochäten  im  Blut  gerettet  werden.  So  behandelte  Gänse  erwarben  eine 
dauernde  Immunität.  Die  Heildosis  des  Atoxyls  beträgt  pro  Kilogramm  Lebendgewicht 
0,10—0,15;  0,20  wirkt  tödlich. 

Die  oben  beschriebene,  teilweise  unsichere  und  zum  Teil  bedenkliche  Wirkung 
(Atoxyl)  der  für  die  Therapie  der  Spirillosen  sowie  der  Trypanosomenkrankheiten  in 
Betracht  kommenden  Arzneimittel  war  für  Ehrlich  die  Ursache,  durch  weitere  Unter- 
suchungen ein  sicheres  und  möglichst  ungefährliches  Arsenmittel  ausfindig  zu  macheu. 
Bei  der  Durchführung  seiner  synthetischen  Studien  gelaug  es  ihm,  mit  Unterstützung 
von  Bertheim  und  Hata  ein  neues  Präparat  herzustellen,  nämlich  das  ^littel  6Cfe 
(jetzt  Salvarsan  genannt).  Vom  chemischen  Standpunkt  aus  ist  dieses  Mittel  sehr  weit 
vom  Atoxyl  entfernt  und  kann  deshalb  nicht  als  clemselben  nahestehend  und  verwandt 
bezeichnet  werden  [Ehrlich-Hata  (11)].  Auf  Anregung  von  Ehrlich  erprobte 
Hata  (19)  das  neue  Mittel  bei  der  Hühnerspirillose.  Er  stellte  Heil-  und  Schutz- 
versuche an,  letztere  mit  intramuskulärer  und  intravenöser  Applikation  des  Mittels. 

Um  die  Toxizität  der  neuen  Substanz  bei  infizierten  Tieren  zu  prüfen,  spritzte  er 
5  Hühnern  am  2.  Tag  nach  der  Injektion  verschiedene  Dosen  des  Mittels  ein:  0,2.ö,  0,2. 
0,15,  0,125  und  0,1 ;  während  die  erkrankten  Tiere  0,2  ganz  gut  vertrugen,  gingen  sie 
bei  Anwendung  von  0,25  zugrunde. 

Für  seine  Heilversuche  benutzte  er  20  Hühner.  Davon  wurden  13  Tiere  am  2. 
und  7  Tiere  am  3.  Tage  nach  der  Infektion  behandelt.  Die  angewandten  Mengen 
schwankten  zwischen  0,03—0,0025.  Bei  Einspritzung  der  Dosis  von  0,0025  waren  am 
nächsten  Tage  noch  Spirillen,  wenn  auch  in  spärlicher  Anzahl,  vorhanden.  Bei  0,(X)35, 
die  zweimal  zur  Anwendung  kam,  war  das  Blut  am  nächsten  Tage  frei  von  Parasiten, 
so  daß  diese  Quantität  als  die  niedrigste  Dosis  curativa  angesehen  werden  kann.  Bei 
den  am  3.  Tage  post  infectionem  behandelten  Tieren  war  eine  etwas  größere  Dosis, 
nämlich  0,01  pro  Kilogramm  zur  Heilung  erforderlich.  Bei  so  kleinen  Dosen  traten 
Veränderungen  an  der  Injektionsstelle  sowie  allgemeine  Nebenerscheinungen  nicht  auf. 

Bei  gleichzeitiger  Behandlung  und  Infektion  genügte  die  Menge  von  0,0025,  um 
den  Ausbruch  der  Krankheit  zu  verhüten. 

Auch  über  die  Schutzwirkung  des  Salvarsans  hat  Hata  (11)  einige  Versuche  an- 
gestellt. Im  er?;ten  Versuch  spritzte  er  einem  Huhn  eine  Dosis  von  0,05  pro  Kilogramm 
intramuskulär  ein,  wobei  das  Tier  sich  noch  nach  20  Tagen  gegen  eine  Infektion  voll- 
kommen refraktär  verhielt.  Dann  erhielten  je  2  Hühner  an  verschiedenen  Tagen  eine 
Do.sis  von  0,07  pro  Kilogramm  Lebendgewicht  intramuskulär  und  wurden  später  gleich- 
zeitig mit  den  Kontrollhühnern  infiziert.  Die  so  vorbehandelten  Hühner  waren  bis  zu 
30  Tagen  nach  der  Behandlung  an.scheinend  vollständig  gegen  die  Infektion  geschützt, 
nach  35  Tagen  ging  die  Infektion  zwar  an,  aber  nur  ganz  leicht,  erst  nach  50  Tagen 
war  keine  Schutzwirkung  mehr  nachzuweisen. 

Die  Ursache  dieser  langen  Dauer  der  präventiven  Wirkung  des  Mittels  bei  Hühnern 
ist  nach  Hata  (11)  dem  Umstand  zuzuschreiben,  daß  sich  an  der  Injektionsstelle  ein 
großes  Depot  des  Mittels   bildet.     Der  Muskel   wird   durch  das  Mittel  nekrotisiert  und 


Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühnerspirillose.  481 

letzteres  bleibt  von  der  koagulierten  Muskelsubstanz  längere  Zeit  lokal  festgebunden. 
Die  vom  Depot  aus  allmählich  resorbierten  Quantitäten  des  Mittels  genügen  dann,  um 
eine  akute  krankheitsauslösende  Wirkung  des  Mittels  hintanzuhalten.  Für  die  Richtig- 
keit dieser  Erklärung  spricht  die  Tatsache,  daß  bei  intravenöser  Anwendung  des  Mittels 
die  Schutzwirkung  kaum  4  Tage  dauerte  und  die  Tiere  6  Tage  nach  der  Behandlung 
sich  gegenüber  der  Reinfektion  ganz  wie  normale  verhielten.  Nach  den  Versuchen  von 
Marinescu  (11)  hat  sich  das  Mittel  auch  bei  der  praktischen  Bekämpfung  der  Hühner- 
spirillose  sehr  gut  bewährt. 

Eine  ebenso  günstige  Heil-  und  Schutzwirkung  wie  bei  der  Hühnerspirillose  ent- 
faltete das  von  Hata  (11)  auch  bei  Ratten-  und  Mäuserecurrens  angewandte  Mittel 
606.  Eine  relativ  kleine  Dosis  Salvarsan  vermochte  in  fast  allen  Fällen  den  Eintritt 
des  sonst  sicheren  Todes  zu  verhüten.  Bei  Ratten,  die  eine  relativ  größere  Quantität 
vertragen  als  die  Mäuse,  betrug  die  zur  dauernden  Sterilisierung  des  Blutes  notwendige 
Dosis  0,06 — 0,08.  Auch  hielt  die  Schutz  Wirkung  des  Mittels  bei  der  ersten  Tierart 
länger  an  als  bei  der  letzteren,  selbst  nach  10  Tagen  war  das  Salvarsan  noch  nicht 
ganz  aus  dem  Körper  verschwunden.  Hervorzuheben  ist  noch,  daß  unangenehme  Er- 
scheinungen am  Nervensystem,  wie  Zittern,  Tanzen  und  besonders  Amaurosen,  die 
durch  viele  andere  Arsenikalien  leicht  erzeugt  werden,  bei  den  mit  606  behandelten 
Tieren  niemals  beobachtet  worden  sind.  Von  Iversen  (13)  wurde  die  Substanz  sodann 
in  der  Therapie  des  Recurrens  beim  Menschen  versucht.  Nach  Injektion  von  0,2 — 0,3  g 
des  Präparates  606  verschwanden  die  Spirochäten  innerhalb  4 — 10  Stunden  aus  dem  Blut 
vollständig  und  konnten  in  demselben  nicht  mehr  nachgewiesen  werden.  In  92  Proz.  aller 
Fälle  genügte  eine  einzige  Injektion,  um  eine  vollständige  Sterilisierung  des  Blutes  eines  mit 
Recurrensspirochäten  infizierten  Menschen  herbeizuführen,  so  daß  weitere  Anfälle  aus- 
blieben. Im  Gegensatz  zu  der  intramuskulären  Einspritzung  war  die  intravenöse  Appli- 
kation des  Mittels  schmerzlos ;  auch  erfolgte  bei  ihr  die  Wirkung  3—4  Stunden  früher 
als  bei  der  ersteren.  In  demselben  Sinne  berichten  Dreyer  und  Bitter  (11)  über 
Versuche,  die  sie  bei  dieser  Krankheit  mit  606  bei  einem  allerdings  nur  geringen  Kranken- 
material in  Kairo  erzielt  haben  (Ehrlich- H  ata). 

Ferner  gelang  es  Hata  bei  der  Hodensyphilis  der  Kaninchen  die  Spirillen  mit 
einer  einzigen  Injektion  vollständig  und  sofort  zu  vernichten.  Die  Grenze  der  sofort 
sterilisierenden  Dosis  liegt  zwischen  0,015  und  0,01  pro  Kilogramm.  Rezidive  wurden 
bis  jetzt  bei  den  mit  diesen  Mengen  behandelten  Tieren  nicht  beobachtet.  Sehr  gute 
Resultate  lieferten  auch  die  Versuche,  die  zuerst  von  Alt  (14)  bei  der  Syphilis  des 
Menschen  angestellt  wurden;  er  benutzte  eine  einmalige  Injektion  von  0,3  g  der  Substanz 
606  (Dosis  tolerata  efficiens)  und  konstatierte  in  fast  allen  Fällen  eine  vom  Tage  der 
Behandlung  an  einsetzende  gründliche  Heilwirkung. 

Nach  entmutigenden  Resultaten  mit  Jodkalium  oder  Quecksilber  wandte  Nichols 
(11)  das  Präparat  6U6  auch  auf  die  Frainbösie  an;  nach  einer  intravenösen  Einspritzung 
von  0,0045  pro  Kilogramm  Lebendgewicht  zeigte  sich  das  Blut  24  Stunden  später  frei 
von  Spirochäten.  Rezidive  wurden  nicht  beobachtet.  Ebenso  hat  auch  Streng  (11) 
in  Manila  ausgezeichnete  Erfolge  mit  diesem  Mittel  bei  Behandlung  der  Frambösie  des 
Menschen  erzielt. 

Ueber  gute  Heilerfolge  mit  Salvarsan  berichtet  ferner  Broden  bei  Anwendung 
von  0,3— 0,6  bei  der  Schlafkrankheit  des  Menschen,  ebenso  Haller  bei  der  Variola  (11). 

Sehr  wirksam  ist  das  Präparat  606  nach  Iversen  (llj  und  Nocht  auch  gegen 
Malaria.  Bei  dieser  Krankheit  stellte  Werner  (15)  nach  mehreren  Mißerfolgen  mit  Chinin, 
Methylenblau  und  Arsenophenylglycin  einen  sehr  ausgesprochen  antiparasitären  Einfluß 
des  neuen  Mittels  fest,  der  bei  Tertiana  stärker  war  als  bei  Tropica. 

Neuerdings  wurde  auch  das  Salvarsan  zu  therapeutischen  Zwecken  bei  der  Brust- 
seuche und  bei  der  epizootischen  Lymphangitis  der  Pferde  erfolgreich  angewandt  (Rips, 
Tröster,  Reinecke  etc.). 

Eigene  Untersuchungen. 

Bei  meinen  Studien  über  die  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die 
Spirillose  der  Hühner  arbeitete  ich  nach  folgendem  Versuchsplan: 

1)  Untersuchungen  über  die  toxische  Wirkung. 

2)  Untersuchungen  über  die  Heilwirkung. 

3)  Untersuchungen  über  die  Schutzwirkung  der  Substanz. 

4)  Untersuchungen  über  die  Immunität  bei  den  mit  dem  Präparat  606 
behandelten  resp.  geschützten  Hühnern. 

Seiner  Exzellenz,  Herrn  Wirklichen  Geheimen  Rat  Prof.  Dr.  Ehr- 
lich, der  mir  die  zu  meinen  Versuchen  nötigen  Mengen  des  Mittels  606 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Hcft  6.  31 


482 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


bereitwilligst  zur  Verfügung  stellte,  bin  ich  zu  besonderem  Danke  ver- 
pflichtet; desgleichen  Herrn  Prof,  Schilling  vom  Institut  für  Infektions- 
krankheiten für  freundliche  Ueberlassung  von  Spirochätenmaterial.  Gleich- 
zeitig möchte  ich  an  dieser  Stelle  Herrn  Dr.  Knuth,  der  die  Anregung 
zu  dieser  Arbeit  gegeben  und  mir  bei  Anfertigung  derselben  weitgehende 
Unterstützung  hat  zuteil  werden  lassen,  meinen  verbindlichsten  Dank 
aussprechen. 

Da  ich  bereits  mit  meinen  Versuchen  im  Dezember  1909  begonnen 
habe,  war  die  damals  von  mir  benutzte  Lösung  des  Mittels  606,  auch 
Salvarsan  genannt,  eine  andere,  als  sie  heute  von  Exzellenz  Ehrlich 
empfohlen  wird.  Nach  der  damaligen  Vorschrift  wurden  0,2  g  der  Sub- 
stanz 606,  die  jedes  mir  übersandte  Vakuumröhrchen  enthielt,  unter 
Hinzufügung  von  etwas  Methylalkohol  in  ein  steriles  Reagensglas 
gebracht.  Die  nach  Zusatz  von  ca.  10  ccm  Aqua  dest.  und  etwas 
Normalnatronlauge  entstehende  Fällung  löste  sich  bei  überschüssiger 
Natronlauge  sofort  wieder  auf.  Zuletzt  wurde  die  Lösung  mit  ganz 
schwacher  Essigsäurelösung  langsam  versetzt  und  schließlich  noch 
einige  Tropfen  Natronlauge  zugefügt,  um  eine  ganz  klare  Lösung  zu 
erhalten. 

Bevor  mit  den  Schutz-  und  Heilversuchen  begonnen  wurde,  prüfte 
ich  die  toxische  Wirkung  des  Mittels  606  bei  nicht  mit  Spiro- 
chäten infizierten  Hühnern.  Wie  aus  Tabelle  I  ersichtlich  ist,  kamen 
drei  verschiedene  Dosen  in  Anwendung:  Huhn  No.  2  erhielt  0,6,  Huhn 
No.  3  0,3  und  Huhn  No.  4  0,15  Salvarsan.  Huhn  No.  2  starb  bereits 
am  zweiten,  Huhn  No.  3  am  dritten  Tage  nach  der  Einverleibung  des 
Mittels,  während  Huhn  No.  4  am  Leben  blieb.  Somit  sind  nach  diesem 
Versuch  0,3  als  niedrigste  Dosis  letalis  und  0,15  als  Dosis  maxima  tolerata 
anzusprechen. 


Tabe] 

le  I  (Untersuchungen 

über  die  toxische  Wirkung). 

No. 

2 

3 

4 

Hiihn 

Farbe 

Gesprenkeltes  Huhn 
mit  kleiner  Haube 

Schwarz  mit  ge- 
sprenkeltem Kopf 

Schwarz  mit  grauem 
Hals 

Gewicht 

1370  g 

1230  g 

1270  g 

Datum  der  Ein- 
spritzung von  606 

28.  12.  09 

28.  12.  09 

28.  12.  09 

Dosis 

0,6 

0,3 

0,15 

I.Tag 

29.  12.  09 
Freßlust      verringert, 
hochgradiger,  schlaf- 
süchtiger     Zustand, 
Durchfall 

29.  12.  09 
Schlafsüchtiger      Zu- 
stand,      verminderte 
Freßlust 

29.  12.  09 

2.  Tag 

30.  12.  09 
Tot 
Sektionsbefund:  Brust- 
muskulatur u.  nächste 
Umgebung  gelbsulzig 
infiltriert.    Milz  ver- 
größert.  Gew.  1350  g 

30.  12.  09 
Durchfall 

30.  12.  09 

B.Tag 

31.  12.  09 

Tot 

Sektionsbefund  wie  bei 

No.  2.    Gew.  1210  g 

31.  12.  09 
Gew.  am  2.  3.:  1280  g 

Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühnerspirillose.  483 

Im  Einklang  hiermit  steht  das  Ergebnis  der  Versuche  von  Hata, 
der  allerdings  zur  Feststellung  der  tödlichen  Menge  bereits  mit  Spiro- 
chäten infizierte  Hühner  benutzte.  Von  den  fünf  angewandten  Dosen : 
0,25,  0,2,  0,15,  0,125  und  0,1  wirkte  tödlich  die  Quantität  von  0,25,  so 
daß  nach  Hata  0,2  als  Dosis  maxima  tolerata  zu  betrachten  ist. 

Das  zur  Weiterzüchtung  des  Spirochätenstammes  notwendige  Blut 
entnahm  ich  meistenteils  der  Flügelvene  von  Hühnern,  die  sich  am 
2.  bis  3.  Tage  der  Erkrankung  befanden.  Mit  solchem  defibrinierten,  im 
Eisschrank  aufbewahrten  Blut  gelang  es  mir  noch  nach  6  bis  8  Tagen 
gesunde  Vögel  zu  infizieren.  Eine  Abnahme  der  Virulenz  der  Spiro- 
chäten habe  ich  im  Laufe  der  Krankheit  nicht  feststellen  können. 

Es  war  nicht  möglich,  bei  irgendeinem  der  erkrankten  Hühner  schon 
am  1.  Tage  nach  der  Infektion  Spirillen  im  hängenden  Tropfen  nach- 
zuweisen; hingegen  waren  in  den  Blutpräparaten,  die  am  2.  Tage  nach 
der  Ansteckung  angefertigt  wurden,  stets  Parasiten  in  größerer  Anzahl 
vorhanden.  Sehr  zahlreich  fanden  sich  dieselben  vor  am  4.  bis  5.  Tage, 
an  dem  sie  den  Höhepunkt  ihrer  Vermehrung  erreichten  und  oft  in 
rosettenartigen  Haufen  anzutreffen  waren.  Mit  dem  6.  Tage  schwand 
die  Zahl  und  die  Beweglichkeit  der  Spirillen  in  ganz  erheblichem  Maße, 
so  daß  meistens  nur  ein  schwaches  Hin-  und  Herbewegen,  selten  eine 
Vorwärtsbewegung  derselben  zu  beobachten  war.  In  den  am  7.  bis 
8.  Tage  nach  der  Ansteckung  angefertigten  Präparaten  gelang  es  mir 
nie,  Spirochäten  nachzuweisen. 

Von  den  40  mit  Erfolg  mit  Spirillen  geimpften  Hühnern  benutzte 
ich  26  zu  Heilversuchen.  Eine  Behandlung  der  kranken  Tiere  wurde 
immer  erst  an  dem  Tage  eingeleitet,  an  dem  Parasiten  im  Blute  nach- 
weisbar waren.  Am  2.  Tage  post  infectionem  wurden  von  den  26  Hühnern 
9  behandelt.  Die  angewandten  Dosen  schwankten  zwischen  0,03—0,002. 
Bei  sämtlichen  Tieren  mit  Ausnahme  des  mit  0,002  behandelten  Vogels 
war  das  Blut  am  nächsten  Tage  frei  von  Spirochäten.  Als  niedrigste 
Dosis  curativa  gilt,  wie  aus  Tabelle  III  hervorgeht,  die  bei  zwei  Hühnern 
versuchsweise  zur  Anwendung  gelangte  Menge  von  0,003  pro  Kilogramm 
Lebendgewicht. 

Hata  behandelte  am  2.  Tage  nach  der  Ansteckung  13  Hühner.  Als 
höchste  Menge  benutzte  er  0,03,  als  niedrigste  0,0025  pro  Kilogramm 
Lebendgewicht.  Da  das  mit  dieser  Quantität  Salvarsan  behandelte  Tier  am 
nächsten  Tage  noch  Spirochäten  im  Blute  zeigte,  ist  nach  Hata  als  niedrig- 
ste Dosis  curativa  die  nächst  höhere  Menge,  nämlich  0,0035,  anzusehen. 

Am  3.  Tage  post  infectionem  behandelte  ich  (vergl.  Tabelle  IV  und  V) 
12  Hühner.  Die  höchste  Dosis  betrug  0,03,  die  niedrigste  0,0025  pro 
Kilogramm  Lebendgewicht.  Huhn  No.  48,  das  0,0025  und  Huhn  No.  23, 
das  0,004  erhielt,  zeigten  am  nächsten  Tag  noch  Spirillen  im  Blut,  die 
aber  am  folgenden  Tage  verschwanden.  Nach  diesen  Versuchen  beträgt 
die  niedrigste  Dosis  curativa  0,005. 

Von  Hata  wurden  am  3.  Tage  7  Hühner  mit  verschiedenen  Mengen 
Salvarsan  behandelt.  Während  bei  Behandlung  mit  0,005  und  0,0075 
das  Blut  am  nächsten  Tage  frei  von  Parasiten  war,  fanden  sich  noch 
einige  wenige  bei  Anwendung  von  0,008;  als  niedrigste  Dosis  curativa 
kommt  daher  nach  Hata  die  Quantität  0,01  in  Betracht. 

Wie  aus  Tabelle  VI  hervorgeht,  gelangten  bei  den  5  am  4.  Tage 
post  infectionem  behandelten  Tieren  höhere  Dosen  als  bisher  in  An- 
wendung. Obschon  die  Tiere  zum  Teil  hochgradige  Erschöpfung  und 
Durchfall   zeigten   und   das   Blut    mit   Spirochäten    überschwemmt   war, 

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484 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


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489 


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490 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt,  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Tabe 

lle  VI  (KontroUtiere). 

Kontrolltiere 

, 

No. 

16 

50 

53 

Huhn 

Farbe 

Graues  Huhn 
mit  gelbem  Hals 

Weiß 

Schwarz 

Gewicht 

1200  g 

1300  g 

1400  g 

Datum  der  Infektion 
u.  Krankheitsverlauf 

19.  2.  10 
infiziert  mit  Blut  von 
Huhn  No.  13 

23.  4.  10 
infziert  mit  Blut  von 
Huhn  No.  49 

27.  4.  10 
infiziert  mit  Blut  von 
Huhn  No.  51 

I.Tag 

20.  2.  10 

24.  4.  10 

28.  4.  10 

2.  Tag 

21.  2.  10 
+  W. 
Hoher  Durst,  vermin- 
derte Freßlust 

25.  4.  10 

+  w. 

dgl. 
u.  Sträuben  d.  Federn 

29.  4.  10 

+  W. 

dgl. 

3.  Tag 

22.  2.  10 
+  +  + 
Benommenheit  d.  Sen- 
soriums 

26.  4.  10 
+  + 
dgl. 

30.  4.  10 
+  + 
dgl. 

4.  Tag 

23.  2.  10 
+  +  +  + 
Durchf.,  Freßlust  ganz 
aufgehoben 

27.  4.  10 

+  +  + 

dgl. 

1.  5.  10 

+  +  + 

dgl. 

Behandlung  (pro 
Kilogramm  Gewicht 

5.  Tag 

24.  2.  10 

Tot 

Gewicht  900  g.   Leber 

und  Milz  vergrößert : 

Dünndarm  hämorrh. 

28.  4.  10 
+  +  + 
Durchf.  besteht  weiter ; 
Somnolenz 

2.  5.  10 
+  +  + 
Hochgradiger  Durch- 
fall 

6.  Tag 

29.  4.  10 
+  +  +  + 
Hochgradig  soporöser 
Zustand 

3.  5.  10 
+  +  +  + 
Starke  Somnolenz 

7.  Tag 

30.  4.  10 

4.  5.  10 
Patient  liegt  regungs- 
los am  Boden 

8.  Tag 

1.  5.  10 
Gewicht  990  g 

5.  5.  10 

Tot 

Gewicht  1220  g.  Milz 

und  Leber  vergrößert, 

Dünndarm      nämor- 

rhagisch 

9.  Tag 

10.  Tag 

setzte  doch  mit  Ausnahme  von  zwei  Fällen  eine  sichtliche  Besserung 
und  Heilung  mit  dem  Tage  der  Behandlung  ein.  Besonders  auffallend 
war  die  Heilwirkung  des  Mittels  bei  Huhn  No.  47,  das  am  Tage  der 
Behandlung  starken  Durchfall  zeigte  und  regungslos  am  Boden  lag;  aus 
dem  Käfig  genommen,  machte  es  keine  Fluchtversuche  und  bewegte  sich 


Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühnerspirillose. 


491 


(Heil versuche.)    Behandlung  am  4. 

Tage  nach  der  Ansteckung. 

15 

36 

41 

47 

51 

Schwarzweiß 

Grauweißer 
Hahn 

Weißgrau 

Weißer  Hahn 

Gelbes  Huhn 

1400  g 

1300  g 

1300  g 

1410  g 

1670  g 

11.  2.  10 
infiz.    mit  Spiro- 
chäten bezog.  V. 
Prof.  SchiUing 

15.  3.  10 
von  Huhn  No.  30 

10.  4.  10 

infiziert  mit  Blut 

von  Huhn  No.  38 

16.  4.  10 
infiz.    von   Huhn 

No.  45 

23.  4.  10 

infiz.    mit    Blut 

V.  Huhn  No.49 

12.  2.  10 

16.  3.  10 

11.  4.  10 

17.  4.  10 

24.  4.  10 

13.  2.  10 

+  W. 
dgl. 
Beschreibung    im 
Text 

17.  3.  10 
+  W. 
Beschreibung    im 
Text 

12.  4.  10 

+  W. 

Hoher  Durst,  ver- 

mind.  Freßlußt 

18.  4.  10 
+  W. 
dgl. 
im  Text  beschrie- 
ben 

25.  4.  10 

+  W. 

dgl. 

14.  2.  10 
+  + 
dgl. 

18.  3.  10 
+  + 
dgl. 

13.  4.  10 
+  + 
dgl. 

19.  4.  10 

+  +  + 

dgl. 

Starker  Durchfall 

26.  4.  10 

+  +  + 

dgl. 

15.  2.  10 

+  +  +  + 

dgl. 

Starker  Durchfall 

und  hochgradige 

Somnolenz 

19.  3.  10 

+  +  + 

dgl. 

Starker  Durchfall 

14.  4.  10 

+  +  +  + 
Benommenheit  d. 
Sensor.,    Durch- 
fall 

20.  4.  10 
+  +  +  + 
dgl. 
Patient    liegt   re- 
gungslos am  Bo- 
den 

27.  4.  10 

+  +  + 

dgl. 

0,04 

0,005 

0,04 

0,05 

0,05 

16.  2.  10 
Tot 
Gew.  1200  g.  Sek- 
tionsbefund   wie 
bei  No.  53. 

20.  3.  10 
Hochgradig  sopo- 
röser  Zustand 

15.  4.  10 

21.  4.  10 

28.  4.  10 

21.  3.  10 

Patient  liegt   wie 

gelähmt  am  Bod. 

16.  4.  1 

22.  4.  10 

29.  4.  10 

22.  3.  10 
Tot 
Gewicht  1200  g 

17.  4.  10 

23.  4.  10 

30.  4.  10 

23.  3.  10 
Sektionsbef.     wie 
bei  No.  15 

18.  4.  10 
Gewicht  1350  g 

24.  4.  10 
Gewicht  1480  g 

1.  5.  10 
Gewicht  1670  g 

19.  4.  10 

25.  4.  10 

2.  5.  10 

nur  auf  Antrieb  weiter.  Nach  Einspritzung  von  0,05  Salvarsan  war  am 
nächsten  Tage  das  Blut  frei  von  Parasiten  und  eine  Besserung  im 
Allgemeinbefinden  zu  konstatieren.  Das  Huhn  stand  aufrecht  im  Käfig, 
aus  demselben  genommen  machte  es  Gehversuche,  gegen  Nachmittag 
stellte  sich  wieder  etwas  Appetit  ein. 


492  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  T.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Nicht  geheilt  wurden  die  Hühner  No.  15  und  No.  36.  Ersteres 
zeigte  außer  hochgradiger  Somnolenz  und  Durchfall  Ausfluß  dünnflüssiger 
Massen  aus  dem  Schnabel  und  Lähmung  der  Gliedmaßen,  so  daß  es 
regungslos  am  Boden  lag.  Am  Tage  nach  der  Einspritzung  mit  0,04 
waren  die  Spirochäten  vollkommen  aus  dem  Blut  verschwunden.  Die 
Sektion  ergab:  Vergrößerung  von  Milz  und  Leber,  letztere  fettig  degene- 
riert, Dünndarm  hämorrhagisch. 

Da  erkrankte  Tiere  in  der  Regel  eine  geringere  Dosis  von  Arznei- 
mitteln vertragen  als  gesunde,  so  konnte  bei  diesem  Huhn  der  Tod 
vielleicht  zum  Teil  auf  Rechnung  der  hohen  Dosis  erfolgt  sein.  Wie 
Hata  nachgewiesen  hat,  beträgt  z.  B.  die  Dosis  tolerata  des  Atoxjls 
für  gesunde  Hühner  0,1,  für  kranke  etwa  0,08.  Ich  spritzte  dem  Huhn 
No.  36  daher  eine  weit  geringere  Menge  ein,  nämlich  0,005.  Wie  bei 
Huhn  No.  15  bestand  auch  hier  Durchfall  in  Form  von  vollkommen 
dünnflüssigen  Faeces  und  hochgradige  Erschöpfung,  so  daß  Patient  wie 
gelähmt  am  Boden  lag.  Die  augefertigten  Blutpräparate  zeigten  unter 
dem  Mikroskop  unzählige  Mengen  von  Spirochäten.  Während  Huhn 
No.  15  bereits  am  nächsten  Tage  nach  Einspritzung  des  Mittels  starb, 
trat  der  Tod  bei  Huhn  No.  36  erst  nach  3  Tagen  ein.  Ob  diese  günstige 
Beeinflussung  auf  Kosten  der  geringeren  Quantität  des  Salvarsans  zu 
setzen  ist,  mag  dahingestellt  bleiben;  jedenfalls  scheinen  in  beiden  Fällen 
die  bei  der  Sektion  vorgefundenen,  möglicherweise  schon  am  Tage  der 
Einspritzung  vorhanden  gewesenen  Veränderungen  der  verschiedensten 
Organe  eine  Besserung  resp.  Heilung  der  Tiere  unmöglich  gemacht  zu 
haben.  Die  Sektion  bei  No.  36  ergab:  Anämie,  Abmagerung,  fettige 
Leberentartung  und  Milzatrophie. 

Als  Kontrolltiere  bei  den  Heilversuchen  (vergl.  Tabelle  II 
bis  VI)  dienten  14  Hühner.  Davon  starben  9  Tiere.  Bei  2  Vögeln  trat 
der  Tod  am  4.  Tage  post  infectionem  ein,  bei  einem  am  5.,  bei  zwei  am 
6.,  bei  zwei  am  7.  und  bei  zwei  am  8.  Tage.  Sämtliche  Patienten  zeigten 
auf  der  Höhe  der  Erkrankung  Durchfall  in  Form  von  vollkommen  dünn- 
flüssigen Faeces  und  hochgradige  Somnolenz.  Bei  den  am  8.  Tage  ein- 
gegangenen Tieren  bestand  außerdem  Lähmung  der  Gliedmaßen,  so  daß 
die  Vögel  regungslos  am  Boden  lagen.  Bei  der  Sektion  wurde  in  allen 
Fällen  eine  Vergrößerung  von  Milz  und  Leber  gefunden,  letztere  fettig 
degeneriert;  daneben  war  häufig  der  Dünndarm  höher  gerötet  und  mit 
Hämorrhagien  besetzt. 

Bei  zwei  Tieren,  No.  25  und  No.  27,  die  an  Tuberkulose  eingingen, 
unterblieb  die  Untersuchung  des  Blutes  auf  Spirochäten,  da  bereits  der 
Tod  zu  Beginn  des  2.  Tages  nach  der  Ansteckung  erfolgte.  Die  Leber 
war  bei  beiden  Tieren  mit  hirsekorngroßen,  weißgrauen  Knötchen  besät. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  zahlreiche  Tuberkelbacillen. 
(Tabelle  No.  VII.) 

Schutzversuche  mit  Salvarsan  wurden  an  5  Hühnern  vor- 
genommen (Tabelle  VIII).  Die  angewandten  Mengen  des  Mittels  be- 
trugen: 0,1,  0,03,  0,02,  0,01  und  0,025  pro  Kilogramm  Körpergewicht. 
Bei  einem  Vogel  erfolgte  die  Injektion  des  Salvarsans  7  Tage,  bei  zwei 
Tieren  24  Stunden,  bei  einem  Huhn  12  Stunden  vor  der  Ansteckung: 
Huhn  No.  40  wurde  das  Mittel  606  bei  gleichzeitig  stattfindender  Infektion 
einverleibt.  Trotz  einmaliger  Behandlung  trat  in  keinem  Falle  eine  Er- 
krankung ein  und  selbst  bei  dem  7  Tage  vor  der  Einspritzung  mit 
spirochätenhaltigem  Blut  behandelten  Vogel  konnten  im  Blut  keine  Para- 
siten nachgewiesen  werden.     Durch  wiederholte  Reinfektionen,  bei  letzt- 


\ 


Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühnerspirillose. 


493 


genanntem  Tier  sogar  nach  40  Tagen,  gelang  es  in  keinem  Falle,  eine 
Ansteckung  herbeizuführen.  Hata,  der  Hühnern  0,07  g  Salvarsan  intra- 
muskulär einspritzte  und  sie  dann  infizierte,  stellte  eine  Schutzwirkung 
der  Substanz  606  bis  zu  50  Tagen  fest. 

Tabelle  VII  (Huhn  No.  25  und  27  mit  Tuberkulose). 


No. 


25 


Huhn 


Farbe 


Gewicht 


Datum  der  Infektion 


1.  Tag 


Weiß 
1600  g 


23.  2.  10 
Infiziert   mit   Blut    von    Huhn 

No.  20. 

24.  2.  10 


27 


Gelb 


950  g 


16.  3.  10 
Infiziert   mit   Blut    von    Huhn 

No.  26 

17.  3.  10. 


Hochgradige  Somnolenz,  Freß-  Hochgradige  Mattigkeit,  Freß- 
lust  unterdrückt,  Patient  fühlt!  lust  ganz  unterdrückt,  sehr 
sich  am  ganzen  Körper  kalt  an     niedrige  Temperat.  am  ganzen 

Körper 

2.  Tag  Tot  Tot 

Sektion  :  Auf  der  Oberfläche  der  dgl. 
Leber  zahlreiche  Tuberkel,  im 
Blut  Tuberkelbacillen  ! 

Eine  natürliche  Immunität  habe  ich  unter  49  Hühnern  nur  bei 
4  Vögeln  feststellen  können.  (Tabelle  No.  IX.)  Huhn  No.  5  und  6  er- 
krankten nicht,  selbst  nach  viermaliger,  Huhn  No.  11  und  14  trotz  drei- 
maliger Ansteckung.  Es  handelte  sich  dabei  um  ältere  Tiere  mit  hohem 
Körpergewicht.  Uhlenhuth,  Gross  und  Bickel  fanden  unter  40 Hühnern 
nur  zwei  mit  natürlicher  Immunität. 

Tabelle  VIII  (Schutzversuche). 


No. 

4 

43                    52 

39 

40 

Huhn 

Farbe 

Schwarz  mit 
grauem  Hal> 

Grau               Weiß               Grau 

Schwarz 

Gewicht 

1200  g 

1200  g 

1550  g 

1000  g 

1300  g 

Vorbehandlung 

28.  12.  09 

10.  4.             a3.  4. 

18.  3.  10 

18.  3.  10 

mit  0,1 

mit   0,01        mit   0,025 

mit   0,02 

mit   0,03 

I.  Infektion: 

zum  1.  Mal 

nach  24  Std. 

nach  24  Std. 

nach  12  Std. 

gleichzeitig  mit 

Zum  1.  Mal 

7  Tage  nach 

Befund:  neg. 

keine  Spirill. 

Befund:  neg. 

der    Behandlung 

der  Vor- 

1. Tag  — 

im  Blute 

am  1.  Tage  — 

Einspritzung 

behandlung 

2.     .     - 

am  I.Tage  — 

.    2.     „     - 

von  spirochäten- 

Befund:  neg. 

3.     „     - 

,    2.    „     - 

.    3.     „     - 

haltigem   Blut 

1.  Tag  - 

4.      „     — 

.    3.     „    - 

„    4.     „     - 

Befund:  neg. 

2.     „     - 

5.     .     - 

„    4.     „     —    „    5.     „     — 

am  1.  Tage  — 

3.     .     — 

n     »•      fl       — 

.     2.      „     - 

4.      „     - 

«     3.     „     - 

5.     „    - 

„     4.      „     - 

n       ^*        T)       " 

II.  Infektion : 

am  4.  1.  10. 

am  25.  4. 

am  5.  5. 

am  1.  4. 

Befund:  neg. 

Befund:  neg. 

Befund:  neg. 

Befund:  neg. 

III.  Infektion  : 

am  26.  1.  10. 
Befund :  neg. 

am  10.  5. 
Befund:  neg. 

IV.  Infektion: 

am  13.  2.  10. 

Befund:  neg. 

494 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Eine  hohe  und  anhaltende  Immunität  zeigten  die  Hühner,  die  spontan 
von  der  Krankheit  geheilt  wurden.  Bei  den  hierüber  angestellten  Ver- 
suchen bei  Huhn  No.  1  und  No.  10  (Tabelle  II  und  IV)  konnte  in  beiden 
Fällen  trotz  dreimal  wiederholter  Einspritzung  von  spirochätenhaltigem 
Blut  selbst  nach  3  Monaten  keine  Ansteckung  herbeigeführt  werden.  Des- 
gleichen verhielten  sich  kranke  Vögel,  die  nach  Behandlung  mit  Salvarsan 
genasen,  neuen  Infektionen  gegenüber  vollkommen  immun. 

Tabelle  IX  (Immunität  bei  den  Hühnern  5,  6.  11  und  14). 


No. 


Huhn 


Farbe 


Gewicht 


Gelb 
1400  s 


Schwarz  mit 
Haube 


1300  g 


11 


Gelb 


1500  g 


14 


Weiß 


1450  g 


Datum  d.  Infektion 
I.  Infektion 


Befund 

II.  Infektion 

Befund 

III.  Infektion 

Befund 

IV.  Infektion 

Befund 


29.  12.  09 

infiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  1 


30.  12.  09 

infiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  1 


17.  1.  10  26.  1.  10 

infiziert  mit  Blutlinfiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  V  v.  Huhn  No.  8 


26.  1.  10 

infiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  8 


16.  2.  10 

infiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  12 


23.  1.  10       I       30.  1.  10 
infiziert  mit  Blut  infiziert  m,  spiro- 
V.  Huhn  No.  8   chätenhaltigem 
j  Blut   von  Prof. 
Schilling       be- 
zogen 


13.  2.  10       i       13.  2.  10 

infiziert  mit  Blut  infiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  15    v.  Huhn  No.  15 


15.  3.  10       '       23.  3.  10 

infiziert  mit  Blut  infiziert  mit  Blut 

V.  HuhnNo.  31    v.  Huhn  No.  33 


13.  2.  10  12.  3.  10 

jinfiziert  mit  Blut  infiziert  mit  Blut 

V.  Huhn  No.  15,  v.  Huhn  No.  31 


Uebersichtstabelle. 


A.  Versuche  wurden  im  ganzen  an  53  Hühnern  angestellt.  Davon  wurden  mit 
Spirochäten  künstlich  infiziert  50  Hühner:  No.  1,  5,  6,  7,  8,  9,  10,  11,  12,  13,  14,  15, 
16,  17,  18,  19,  20,  21,  22,  23,  24,  25,  26,  27,  28,  29,  30,  31,  32,  33,  34,  35,  36,  37,  38, 
39,  40,  41,  42,  43,  44,  45,  46,  47,  48,  49,  50,  51,  52,  53.  [Huhn  No.  2,  3  und  4  wurden 
zur  Feststellung  der  tödlichen  Dosis  des  Salvarsans  benutzt.] 

a)  Von  diesen  50  mit  Spirochäten  infizierten  Hühnern  wiesen  40  Tiere  Parasiten 
im  Blute  auf:  No.  1,  7,  8,  9,  10,  12,  13,  15,  16,  17,  18,  19,  20,  21,  22,  23,  24,  26,  28, 
29,  30,  31,  32,  33,  34,  35,  36,  37,  38,  41,  42,  44,  45,  46,  47,  48,  49,  50,  51,  53. 

b)  Keine  Spirochäten  zeigten  lU  Hüher:  No.  5,  6,  11,  14,  25,  27,  39,  40,  43  und  52. 
[No.  5,  6,  11  und  14  blieben  frei  von  Parasiten  trotz  drei-  bis  viermaliger  Infektion. 
No.  25  und  27   starben  an  Tuberkulose,  No.  39,  40,  43,  52  dienten  zu  Schutz- 
versuchen.] 

B.  Von  den  50  mit  Spirochäten  infizierten  Hühnern  wurden  mit  dem  Mittel  606 
behandelt:  30  Hühner. 

a)  Davon  wurden  26  Hühner  erst  infiziert  und  dann  behandelt  (Heilversuche). 
No.  12,  15,  17,  18,  19,  20,  21,  22,  23,  26,  28,  29,  30,  31.  32,  33,  35,  36,  38,  41,  44,  45, 
46,  47,  48  und  51.     Von  diesen  starben  zwei  Hühner:  No.  15  und  36. 

b)  Davon  (30)  wurden  erst  behandelt  und  dann  infiziert  (Schutzversuche)  5  Hühner: 
No.  4,  39,  40,  43  und  52.  [Huhn  No.  4  zählt,  weil  bereits  zur  Feststellung  der  töd- 
lichen Dosis  von  606  benutzt,  hier  nicht  mit.] 

C.  Von  den  50  mit  Parasiten  infizierten  Tieren  wurden  nicht  behandelt:  20  Hühner: 
No.  5,  6,  11  und  14,  die  trotz  drei-  bis  viermaliger  Infektion,  wie  oben  bereits  erwähnt, 
frei  von  Spirochäten   blieben.    No.  25   und  27  starben  an  Tuberkulose.    No.  1,  7,  8,  9, 


Hauer,  Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühnerspirillose.  495 

10,  13,  16,  24,  34,  37,  42,  49.  50  und  53  wurden  als  Kontrolitiere  benutzt.  Davon  blieben 

am  Leben  5  Hühner:  No.  1,  10,  37,  49  und  50. 

Zur  Feststellung  der  tödlichen  Dosis  von  606  wurden  benutzt:    3  Hühner 

Heilver'suche :                                                                                      26  „ 

Schutzvereuche :                                                                                        4  „ 

Kontrolltiere:                                                                                          14  „ 

Hühner,  an  denen  keine  Versuche  vorgenommen  wurden:             6  „ 

Summa:     53  Hühner 

Hiernach  sind  von  30  behandelten  Hühnern  28  geheilt  worden : 

=  93,3  Proz., 
während  von  14  nicht  behandelten  (Kontrolltieren)  nur  5  am  Leben  blieben 

=  35,07  Proz. 
Die   beiden  Tiere,  die  trotz  der  Behandlung  zugrunde  gingen,   wurden  allerdings  erst 
am  4.  Tage  behandelt:  No.  15  mit  0,04,  No.  36  mit  0,005  des  Mittels  No.  606. 

Schlußfolgerungen. 

Aus  meinen  mit  Salvarsan  angestellten  Versuchen  geht  hervor,  daß 
diese  Substanz  imstande  ist,  die  Spirochäten  im  Tierkörper  zu  vernichten. 
Die  Heilwirkung  des  Mittels  setzte  in  allen  Fällen  vom  Tage  der  Be- 
handlung an  ein  und  äußerte  sich  in  auffallender  Weise  selbst  nach 
Anwendung  von  geringen  Mengen  Salvarsans.  Auch  in  den  Fällen,  in 
denen  eine  Behandlung  der  Tiere  erst  am  4.  Tage  nach  der  Ansteckung 
eingeleitet  wurde,  und  dieselben  hochgradig  somnolent  und  das  Blut  mit 
Spirochäten  überschwemmt  war,  trat  nach  einer  einmaligen  Einspritzung 
von  nicht  allzu  geringen  Mengen  des  Mittels  606  eine  auffallende  Bes- 
serung und  Heilung  ein.  Die  Immunität,  die  das  Salvarsan  den  mit 
ihm  behandelten  resp.  durch  dasselbe  geschützten  Tieren  verleiht,  ist 
eine  hohe  und  dauernde.  Abgesehen  davon,  daß  eine  einmalige  Injektion 
der  Substanz  606  genügt,  um  eine  Heilung  der  Tiere  herbeizuführen, 
bietet  das  Salvarsan  gegenüber  den  bisher  bei  der  Spirillose  der  Hühner 
angewandten  Mitteln  auch  noch  den  Vorzug,  daß  bei  demselben  bis  jetzt 
eine  schädliche  Nebenwirkung  auf  den  Körper  nicht  beobachtet  worden  ist. 

Literatur. 

1)  Sobernheim,  Hühnerspirochäte  (Bpirochaete  gallinarum).  (Handb.  d.  pathog. 
Mikroorgan.  v.  Kolle  u.  Wassermann.  Erg.-Bd.  L  p.  590,  592,  593  u.  594.) 

2)  Hutyra  u.  Marek,  Spirochätose  des  Geflügels.  (Spez.  Pathol.  u.  Ther.  d.  Haus- 
tiere, p.  837,  838  u.  839.) 

3)  Luhe,  Die  im  Blut  schmarotzenden  Protozoen  und  ihre  nächsten  Verwandten. 
(Handb.  d.  Tropenkrankh.  v.  Mense.  Bd.  3.  1906.  p.  185.) 

4)Levaditi  et  Manouelian,  Nouvelles  recherches  sur  la  spirillose  des  poules. 
(Ann.  de  l'Instit.  Pasteur.  T.  20.  1906.  p.  595  u.  600.) 

5)  D  od d ,  Spirochaetosis  in  Fowls  in  Queensland.  (Journ.  of  Compar.  Pathol.  u.  Therap. 
1910.  p.  1—17.) 

6)  Uhlenhuth  u.  Gross,  Untersuchungen  über  die  Wirkung  des  Atoxyls  auf  die 
Spirillose  der  Hühner.  (Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundh.-Amt.  Bd.  27.  1907.  p.  231, 
247  u.  248.) 

7)  V.  Prowazek,  Morphologische  und  entwicklungsgeschichtliche  Untersuchungen 
über  Hühnerspirochäten.     (Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesundh.-Amt.  Bd.  23.  1906.  p.  554.) 

8)  Blaizot,  Etudes  sur  la  Spirochaetose  des  poules  produite  par  Spirochaeta  galli- 
narum virus  somali.  La  maladie  chez  les  poussins.  1.  Modification  de  la  virulence 
du  parasite  par  passage  direct.  (I.  u.  IL  note  von  Blaizot  a.  Compt.  rend.  See. 
de  Biol.  T.  47.  p.  421-423,  447—449.) 

9)  Uhlenhuth,  Gross  und  Bickel,  Untersuchungen  über  die  Wirkung  des  Atoxyls 
auf  Trypanosomen  und  Spirochäten.    (Dtsche  med.  Wochenschr.  1907.  p.  8.) 


496  Ceütralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  6. 

10)  Fülleborn,  Untersuchungen  über  Immunitas  non  sterilisans  bei  Hühnerspirochäten 
und   Hundebabesien.    (Arch.  f.  Schiffs-  u.  Tropenhyg.  Bd.  13.  1909.  p.  166  u.  167.) 

11)  Ehrlich  u.  Hata,  Die  experimentelle  Chemotherapie  der  Spirillen  lÖlO.  I.  Ex- 
perimentelle Grundlage  der  Chemotherapie  der  Spirillosen.  p.  15,  17,  21,  28,  30  u. 
34.  II.  Versuche  mit  Hühnerspirillose.  Hata.  p.  44,  49,  50,  51,  52,  53,  54,  55  u.  56. 
III.  Versuche  bei  Syphilis  an  Kaninchen.  Hata.  p.  59,  60,  69,  80  u.  81.  IV.  Vor- 
läufige Mitteilung  über  die  Wirkung  der  Ehrlichschen  Substanz  606  auf  Spiro- 
chaeta  pertenius  im  Tierkörper.  Nichols.  V.  Chemotherapie  des  Recurrens. 
Iversen.  p.  90  u.  101.  VI,  Kurze  Mitteilung  über  die  im  Cairo  Infections  Hospital 
behandelten  Fälle  von  Rückfallfieber.  Bitter  und  Dreyer.  p.  109.  VII.  Schluß- 
bemerkungen, p.  118,  121  u.  158. 

12)Dschunkowsky  u.  Luhs,  Recherches  sur  la  spirillose  des  oies.  (IX.  Congr. 
intern,  de  m^d.  v^t6r.  ä  la  Hay.  sept.  1909.) 

13)  Iversen,  Ueber  die  Wirkung  des  neuen  Arsen präparates  606  Ehrlichs  bei  Recur- 
rens.   (München,  med.  Wochenschr.  1910.  p.  6,  8  u.  9.) 

14)  Alt,  Das  neue  Ehrlich- Hata- Präparat  gegen  Syphilis.  (München,  med. 
Wochenschr.  1910.  p.  563  u.  564.) 

15)  Werner,  Ueber  einige  Besonderheiten  der  Malaria  aus  Brasilien  und  über  die  Be- 
handlung dieser  Malaria  mit  Ehrlich-Hata  606.  (Verhandl.  d.  Deutsch.  Kolonial- 
kongr.  1910.) 

16)  Marchoux  et  Salimbeni,  La  spirillose  des  poules.  (Ann.  Pasteur.  T.  17.  1903. 
p.  569.) 

17)  Fülleborn,  Ueber  die  Virulenz  von  Hühnerspirochäten  nach  Vogelpassagen,  p.  39. 
(Arch.  f.  Schiffs-  u.  Tropenhyg.  Bd.  8.  1909.  p.  166  u.  167.) 

18)  V.  Prowazek,  Zur  Entwicklung  der  Spirochaeta  gallinarum  (Contribuijao  para  o 
estudo  do  dezenvolvimento  do  Spirochaeta  gallinarum).  (Mem.  do  Instit. 
Oswaldo  Cruz.  T.  1.  p.  79—81.) 

19)  Ehrlich,  Chemotherapie  von  Infektionskrankheiten.  (Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbild. 
Jahrg.  6.  1909.  p.  732.) 

20)  Hata,  Chemotherapie  der  Spirillen.  (Verh.  Deutsch.  27.  Kongr.  f.  inn.  Med.  Wies- 
baden 1910.) 

21)  Heubner,  Die  experimentelle  Chemotherapie  der  Spirillosen.  (Therap.  Monatsh. 
Jahrg.  24.  p.  8.) 

22)  Borrel  et  Marchoux,  Argas   et  Spirilles.    (Compt.  rend.  soc.  biol.  1905.  p.  58.) 

23)  Blaizot,  Etudes  sur  la  spirochaetose  des  poules  produite  par  Spirochaeta 
gallinarum  (Virus  somali).  Une  propriete  de  la  rage,  cultiv^e  sur  poussins.  (Compt. 
rend.  de  la  Soc.  de  Biol.  T.  68.  1910.  p.  29—31.) 

24)  Levaditi  etManouelian,  Nouvelle  m^thode  rapide  pour  la  coloration  des  spiro- 
chfetes  en  coupes.    (Compt.  rend.  Soc.  biol.  1906.  No.  6.) 

25)  Levaditi,  Les  anticorps  contre  le  Spirille  de  la  septicömie  des  poules.  (Ann.  de 
ITnst.  Pasteur.  T.  18.  1904.) 

26)  —  Contributions  ä  l'^tude  de  la  spirillose  des  poules.  (Ann.  de  l'Inst.  Pasteur.  T.  18. 
1904.  p.  129  et  146.) 

27)  —  Culture  du  Spirille  gallin.     (Compt.  rend.  Soc.  biol.  1906.  p.  60.) 

28)  Borrel,  Cils  et  division  transversale  chez  le  Spirille  de  la  poule  (avec  remarques 
deLaveran).     (Compt.  rend.  Soc.  biol.  T.  4.  1906.  p.  60.) 

29)  Borrel  et  Burnet,  Developpement  initial  „in  vitro"  du  Spirille  de  la  poule.    (Ibid.) 

30)  Balfour,  Further  observations  on  fowl  Spirochaetosis.  (Journ.  of  Trop.  Med.  a. 
Hyg.  Vol.  12.  1909.  p.  285—289.) 

31)  Wladimiroff,  Hühnerspirochäte.    (Kolle  u.  Wassermann,  Handb.  IV,  2.) 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     497 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  die  verscliiedenen  Färbemethodeii  der  Tuberkelbacillen 
und  deren  kritiscbe  Rezension. 

[Mitteilung   aus   deiu    Institut    für   allgemeine   Pathologie   und  Therapie 

der  königl.  ungar,  Franz  Josef-Universität  zu  Kolozsvär 

(Vorstand:   Prof.  Dr.  J.  v.  Löte).] 

Von  cand.  med.  Johann  Böhm. 

Einleitung. 

Der  Tuberkelbacillus  läßt  sich,  abweichend  von  den  meisten  Bacillen, 
sehr  schwer  mit  den  gewöhnlichen  Färbungsmitteln  färben,  aber  wenn 
die  Färbung  schon  gelungen  ist,  entfärbt  er  sich  selbst  unter  starker 
Säureeinwirkung  nicht.  Auf  dieser  Säurefestigkeit  des  Tuberkelbacillus, 
worüber  die  Meinungen  noch  sehr  verschieden  sind,  beruhen  di§  meisten 
Färbemethoden,  mit  deren  Hilfe  wir  die  Tuberkelbacillen  im  Sputum 
nachweisen  wollen. 

Bevor  ich  mich  auf  die  Rezension  der  einzelnen  Färbungsmethoden 
einlasse,  finde  ich  es  für  notwendig,  jene  allgemeine  Ansichten  anzugeben, 
die  wir  im  Auge  behalten  müssen,  wenn  wir  den  Wert  der  verschiedenen 
Färbemethoden  unbefangen  beurteilen  wollen.  Die  idealste  Methode  wäre 
meiner  Meinung  nach  diejenige,  mit  deren  Hilfe  wir  in  einigen  Sekunden 
mit  einer  konstanten  Lösung  (die  man  nicht  immer  frisch  herstellen 
müßte)  unser  Präparat  so  färben  könnten,  daß  zwischen  den  Tuberkel- 
bacillen und  seiner  Umgebung  ein  lebhafter  Kontrast  sei,  und  zugleich 
jeder  Tuberkelbacillus  und  alle  Granula,  d.  h.  die  gesamten  Bestandteile 
des  Tuberkelvirus,  gefärbt  würden ;  unsere  letzte  Forderung  wäre  noch, 
daß  wir  ein  Dauerpräparat  erzielten.  Da  eine  solche  Methode  noch  nicht 
existiert  und  die  Herstellung  einer  solchen  vielleicht  unmöglich  ist,  eben 
infolge  der  spezifischen  Färbbarkeit  der  Tuberkelbacillen,  darum  halten 
wir  mit  unbefangener  Kritik,  wenn  auch  nicht  für  die  idealste,  so  doch 
für  die  beste  Färbemethode  diejenige,  welche  die  meisten  Eigenschaften 
einer  solchen  enthält. 

Unter  allen  bisher  bekannten  Färbemethoden  kämpfen  drei  oder 
vier  um  den  ersten  Preis:  das  sind  die  zwei  guten  alten  Ehrlich- 
Koch  und  Zieh  1-Neelsen sehe  Methoden  und  die  zwei  neuen,  die 
Much  II-  und  Spenglers  Pikrinsäuremethode.  Dies  waren  jene 
Methoden,  mit  denen  ich  mich  am  meisten  befaßte. 

I. 
Die  ältesten  Färhungsmethoden. 

Ich  habe  von  den  bisher  veröffentlichten  Verfahren  24  Tuberkel- 
bacillenfärbemethoden  untersucht,  und  zwar  immer  in  frischen,  teilweise 
von  solchen  Individuen  stammenden  Sputen,  bei  denen  schon  nach  Ziehl 
der  Tuberkelbacillus  nachweisbar  war,  teils  in  Sputen  solcher,  bei  denen 
nach  Ziehl  das  Resultat  noch  negativ  war,  die  physikalische  Unter- 
suchung aber  Tuberculosis  pulmonum  sehr  verdächtig  machten.  Ich 
habe  nahezu  250  Präparate  untersucht,  dabei  das  Hauptgewicht  auf 
jene  Methoden  legend,  welche  als  die  besten  Färbemethoden  in  Frage 
kommen  könnten. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  6.  32 


498  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


1.  Kochsche  Methode. 
Zu  der  ältesten  Färbemethode  gehört  Kochs  folgende  Methode: 

1)  Bei  Einwirkung  von  24-stündiger  Zimmertemperatur  oder  während 
der  Dauer  % — 1  Stunde  bei  40^  C  färben  mir  mit  gesättigtem  Methylen- 
blau das  Präparat,  zu  welchem  wir  noch  einige  Tropfen  1-proz.  KOH 
oder  NaOH  hinzufügen. 

2)  Danach  färben  wir  das  Präparat  10 — 15  Minuten  lang  mit  Bis- 
marckbraun  nach. 

Das  auf  diese  Weise  gewonnene  Präparat  ist  ganz  gleichfarbig,  der 
Grund  sieht  aus,  als  wären  sämtliche  Bakterien  rostbraun  gefärbt.  In 
solchen  gleichgefärbten  Präparaten  ist  das  Auffinden  der  Tuberkelbacillen 
sehr  schwierig;  die  gefärbten  Bacillen  sind  rotbraun,  ohne  scharfe  Kon- 
turen; am  zahlreichsten  sind  die  mittelgroßen  Bacillen  gefärbt,  granulierte 
Formen  sind  darin  nicht  zu  finden.  Die  Zahl  der  gefärbten  Bacillen  ist 
geringer  als  z.  B.  die  Zahl  derer,  die  in  den  nach  Ziehl  gewonnenen 
Präparaten  sichtbar  sind,  oder  es  ist  möglich,  daß  hier  auch  mehrere 
Bacillen  gefärbt  wurden,  nur  ist  durch  die  Aehnlichkeit  der  Umgebung 
das  Erkennen  einiger  von  ihnen  unmöglich.  Außer  der  Schwierigkeit 
des  Erkennens  von  Bacillen  hat  diese  Methode  noch  einen  Fehler,  welcher 
noch  verzeihbar  wäre,  wenn  diese  Methode  noch  einige  Vorzüge  hätte, 
nämlich  ihre  Langwierigkeit.  Man  braucht  eine  Stunde  oder  gar  einen 
ganzen  Tag  zur  Herstellung  eines  Präparates.  Dieser  zwei  großen  Fehler 
wegen  wird  sie  gegenwärtig  gar  nicht  gebraucht  und  ist  nur  als  Bahn- 
brecher noch  beachtenswert. 

2.  Ehrlich-Kochsche  Methode. 
Eine   alte,   aber   auch  jetzt  noch  benützte  Färbungsmethode  ist  die 
Ehrlich-Koch  sehe. 

1)  Wir  legen  das  Ausstrichpräparat  in  frische  Anilinwasser-Gentiana- 
violett- Lösung  und  kochen  es  15 — 20  Minuten  lang. 

2)  Entfärben  mit  25-proz.  HNO3  und 

3)  in  70-proz.  Alkohol. 

4)  Abwaschen  mit  Wasser. 

5)  Nachfärbung  mit  einigen  Tropfen  Karbolfuchsin,  Abwaschen  wieder 
mit  Wasser,  schließlich  Einschließen  in  Kanadabalsam. 

In  diesen  Präparaten  sieht  man  die  Tuberkelbacillen  auf  lichtrotem 
Grund  in  dunkelvioletter  Farbe.  Bei  der  Färbung  muß  die  Salpeter- 
säureentfärbung so  lange  anhalten,  bis  das  Präparat  ganz  lichtviolett 
wird,  das  Abwaschen  mit  Alkohol  und  das  Ueberfärben  mit  Karbol- 
fuchsin muß  je  eher  geschehen,  damit  nicht  eine  zu  starke  Entfärbung 
oder  die  rötliche  Färbung  sämtlicher  Bestandteile  eintrete.  Die  Gentiana- 
violette  Färbung  hat  ein  ziemlich  entsprechendes  Resultat,  färbt  man  nur 
10  Minuten  lang  in  warmer  Lösung.  Das  gewonnene  Präparat  ist  in- 
folge des  lebhaften  Farbenkontrastes  zusagend  und  die  Tuberkelbacillen 
sind  darin  leicht  erkennbar;  ist  die  Entfärbung  genügend,  dann  finden 
wir  darin  keine  anderen  violett  gefärbten  Bakterien.  Koch  erwähnte 
schon  gewisse  granulierte  Formen,  welche  durch  diese  Färbemethode 
sichtbar  werden,  die  neuerdings  Much  eingehender  beschrieb  und  denen 
immer  eine  größere  und  größere  Wichtigkeit  beigelegt  wird.  Diese  nach 
Much  benannten  Granula  sind  auch  durch  die  Ehrlich-Kochsche 
Methode  nachweisbar,  was  auch  ganz  natürlich  ist,  da  ja  die  Ehrlich- 
Kochsche  wie  die  Much  sehe  Färbungsmethode  nur  eine  Modifizierung 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     499 

der  ursprünglichen  Gram  sehen  Färbung  ist.  Da  der  eigentliche  Wert 
der  einzelnen  Färbemethoden  nur  so  beurteilt  werden  kann,  wenn  sämt- 
liche Methoden  miteinander  verglichen  werden,  so  will'  ich  den  Wert  der 
Ehr  lieh -Koch  sehen  Methode  durch  Vergleich  mit  den  übrigen  Me- 
thoden feststellen.  Der  wichtigste  Gegner  der  E  hrlich-K  och  sehen 
Färbemethode  ist  die  Zieh  Ische.  Mit  beiden  Methoden  sind  Tuberkel- 
bacillen in  ungefähr  gleicher  Zahl  aufzufinden,  nur  sind  die  granulierten 
Formen  mit  der  E  hr  lieh- Koch  sehen  Methode  nachweisbar,  dagegen 
mit  der  Zieh  Ischen  Methode  nicht.  Einen  Nachteil  hat  aber  die  Ehr- 
lich-Koch  sehe  Färbemethode  mit  der  anderen  verglichen,  nämlich  daß 
sie  langwieriger  ist  als  die  Zieh  Ische,  da  in  kürzerer  Zeit  als  in  15  bis 
20  Minuten  kein  Präparat  zu  verfertigen  ist;  von  großem  Nachteil  ist 
dabei,  daß  man  stets  frisches  Anilin wasser- Gen tianaviolett  herstellen  muß, 
wodurch  diese  Methode  noch  langwieriger  und  schwerfälliger  wird.  Wenn 
ich  schon  an  dieser  Stelle  die  Ehrlich- Ko  ch  sehe  Methode  mit  der 
berühmten,  durch  Much  modifizierten  Gram -Färbung  vergleiche,  so 
ist  das  dadurch  zu  erklären,  daß  durch  diese  Methode  augenscheinlich 
weniger  granulierte  Formen  und  weniger  Tuberkelbacillen  gefärbt  werden 
als  durch  die  Much  sehe,  was  für  diese  entschieden  nachteilig  ist. 

Eine  Reihe  vergleichender  Färbeversuche  versuchte  ich  mit  den 
Methoden  Ziehl,  Spengler  und  Ehrlich- Koch,  aber  wenn  über- 
haupt Tuberkelbacillen  nachweisbar  waren,  dann  fand  ich  sie  immer  in 
gleicher  Zahl  in  allen  drei  Präparaten.  Da  es  mir  gelang,  in  jedem  Fall, 
wo  die  Zieh  Ische  und  die  Spengler  sehe  Methode  positiv  waren,  auch 
in  den  Ehrlich- Koch  sehen  Präparaten  den  Tuberkelbacillus  ungefähr 
in  gleicher  Menge  nachzuweisen,  darum  halte  ich  die  Ehr  lieh- Koch  sehe 
Färbemethode  auch  heute  noch  entsprechend,  aber  während  diese  ihrer 
Langwierigkeit  wegen  hinter  Ziehl  bleibt,  bleibt  sie  auch  hinter 
Much,  weil  mit  ihrer  Hilfe  weniger  Tuberkelbacillen  gefärbt  werden. 
Sie  steht  ihrer  leichten  Uebersichtlichkeit  wegen  mit  Ziehl  in  gleicher 
Reihe,  übertrifft  dieselbe  aber  durch  die  leichte  Uebersichtlichkeit  und 
im  Verhältnis  zu  dieser  durch  ihre  leichtere  Ausführung. 

IL 
Die  Ziehische  Methode  und  die  modifizierten  Ziehl-Färbungen. 

1.  Ziehl-Neelsen. 
Eine  der  ältesten,  heutzutage  noch  gebräuchlichen  Färbemethode  ist 
die  Zieh  Ische  Karbolfuchsinmethode: 

1)  Karbolfuchsin  bei  Wärme,  bis  Dämpfe  entstehen. 

2)  Entfärbung  mit  30-proz.  Salpetersäure. 

3)  Abwaschen  mit  Alkohol  (nicht  unbedingt  notwendig). 

4)  Nach  dem  Abwaschen  mit  Wasser  Nachfärben  mit  Methylenblau. 
Die   ganze  Färbung   ist   in    geübten  Händen   sehr  kurz,    es  gelingt, 

samt  dem  Aufstrich  des  Präparates  in  3 — 5  Minuten  ein  vollständig 
gutes  Präparat  zu  gewinnen.  Das  Aeußere  des  Präparates  ist  gefällig, 
denn  auf  einem  gut  gefärbten  Präparate  können  wir  einen  schönen 
Farbenkontrast  sehen,  die  Tuberkelbacillen  erscheinen  rot,  alle  anderen 
Bakterien  und  ihre  Umgebung  dagegen  blaßblau  gefärbt.  Da  diese 
Färbung  viel  angewandt  wird,  habe  ich  sie  bei  meinen  Experimenten 
mit  sämtlichen  bekannten  Färbemethoden  verglichen  und  jede  einzelne 
mit  der  Zieh  Ischen.  Wenn  der  Tuberkelbacillus  mit  einer  anderen  Me- 
thode nachweisbar   war,    dann   gelang  es   mir,    denselben  auch  mit  der 

32* 


500  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Zieh  Ischen  Methode  aufzufinden.  Die  Gestalt  der  mittels  der  Ziehl- 
schen  Methode  gewonnenen  Tuberkelbacillen  entsprach  in  allen  den  Ge- 
stalten, die  wir  durch  andere  Methoden  erhielten;  ihre  Grundmaterie  war 
manchmal  ganz  homogen,  und  manchmal  konnte  man  gewisse  stärker 
glänzende,  aber  ungefärbte,  vorher  für  Sporen  gehaltene  Körnchen  in 
den  Tuberkelbacillen  erblicken.  Im  aligemeinen  erschienen  die  Ziehl- 
schen  Tuberkelbacillen  stärker  als  ein  Teil  der  durch  die  Muchsche, 
Her  mann  sehe  und  Sp  engl  er  sehe  nachweisbaren  Tuberkelbacillen. 
Much  behauptet  in  seinem  „lieber  die  nicht  säurefesten  Formen  des 
K  och  sehen  Tuberkelbacillus''  benannten  Artikel,  daß  wir  in  der  Zieh  1- 
schen  Färbung  darum  Tuberkelbacillen  von  stärkerer  Gestalt  finden,  weil 
die  zarteren,  schlankeren  Tuberkelbacillen  nicht  säurefest  sind,  deshalb 
kann  man  sie  nur  durch  die  Gram  sehe  Methode  färben.  Diese  Be- 
hauptung Muchs  können  wir  im  ganzen  nicht  akzeptieren.  In  jenen 
Fällen  jedoch,  wo  nach  Ziehl  nur  die  stärker  gestalteten  Tuberkel- 
bacillen gefärbt  wurden,  müssen  wir  dennoch  folgendes  zugeben :  ent- 
weder werden  die  Tuberkelbacillen  durch  die  Zieh  Ische  Methode  stärker, 
oder  scheinen  die  durch  den  Farbenkontrast  beinahe  schwarzen  Tuberkel- 
bacillen (Ehrlich-Koch,  Much,  Hermann)  nur  infolge  der  optischen 
Täuschung  so  bedeutend  schlanker.  Tatsächlich  bekommen  wir  bei  der 
Zieh  Ischen  Färbung  zwar  seltener,  aber  doch  schlanker  gestaltete  Ba- 
cillen als  gewöhnlich.  Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  will  ich  mich 
über  diese  mit  der  Zieh  Ischen  Methode  angeblich  nicht  nachweisbaren 
schlankeren  Gestalten,  sowie  über  die  nach  Ziehl  tatsächlich  nicht  färb - 
baren  Much  sehen  Granula  bei  der  Beschreibung  der  Much  sehen 
Methode  eingehender  befassen.  Die  Much  sehen  Granula  sind  nicht 
säurefest  und  können  darum  nach  Ziehl  nicht  gefärbt  werden. 

Kurz  zusammengefaßt  finden  wir  in  den  nach  Ziehl  gefärbten 
Präparaten  durchschnittlich  ebensoviele  Tuberkelbacillen  als  in  den  nach 
Ehrlich-Koch,  Hermann  und  Spengler  gefärbten,  aber  in 
mehreren  Fällen  fand  ich  bei  Ziehl  weniger  Tuberkelbacillen  als  in 
demselben  Sputumteil,  der  nach  Much  gefärbt  wurde;  es  sind  vielmehr 
die  stärkeren  Gestalten  in  verschiedenster  Länge  vorhanden.  Einzel- 
stehende Granula  sind  in  den  Zieh  Ischen  Präparaten  nicht  zu  sehen. 
Die  Ziehische  Methode  wurde  bis  heute  für  die  beste  anerkannt,  an 
ihrem  Werte  fing  mau  erst  nach  den  Tierversuchen  von  Much  und 
seinen  Nachfolgern  an  zu  zweifeln,  als  eine  solche  Form  des  Tuberkel- 
virus erwähnt  wurde,  die  nach  Ziehl  nicht  gefärbt  werden  kann,  und 
man  solche  Fälle  beschrieb,  in  denen  nach  Much  Tuberkelbacillen  ge- 
funden wurden,  dagegen  mit  der  Zieh  Ischen  Methode  nicht  (Caar. 
Betegh,  Berka,  Wirths).  Ich  untersuchte  nach  der  Much  sehen 
Methode  12  Ziehl- negative  Sputen  und  konnte  in  keinem  einzigen  Falle 
echte  Tuberkelbacillen  nachweisen,  nur  sah  ich  in  mehreren  Fällen 
Granula  für  die  Diagnose  noch  von  zweifelhaftem  Werte  ^).  Es  gelang 
mehreren,  durch  die  Much  sehe  Methode  auch  in  solchen  Sputen  Tuberkel- 
bacillen nachzuweisen,  in  denen  dies  bei  Ziehl  unmöglich  war,  dagegen 
erwähnt  Rosenblatt  auch  zwei  solche  Fälle,  in  denen  er  keinen  Tu- 
berkelvirus fand,  während  er  nach  Ziehl  eine  ziemliche  Anzahl  Tuberkel- 
bacillen  entdeckte.     Solange  die  Bedeutung  dieser   spezifischen  Granula 


1)  Diese  Sputen  stammten  von  solchen  Individuen,  bei  denen  die  physikalischen 
und  die  klinischen  Symptome  schon  vorhanden  waren  und  welche  im  Sanatorium  unter- 
gebracht sind. 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färberaethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     501 

nicht  genügend  klar  ist,  dürfen  wir  die  Z i eh  1- Färbung  wegen  ihrer 
sehr  bedeutenden  Vorteile  der  Much sehen  und  anderen  neueren  Färbe- 
raethoden nicht  nachstellen.  Nach  Ziehl  erhalten  wir  sehr  schöne  und 
leicht  übersichtliche  Präparate,  welche  außerdem  länger  nicht  ausbleichen. 
Die  Lösungen  sind  einfach,  so  daß  sie  in  der  ärztlichen  Praxis  ganz 
allgemein  ist,  was  ihre  Zweckmäßigkeit  auch  sehr  erhöht.  Die  Ziehl- 
sche  Färbemethode  ist  unbedingt  die  erste  bei  Differen- 
tialdiagnosen, denn  die  Smegma-,  Lepra- etc.  Bacillen  verlieren  ihre 
Farbe  nur  bei  einer  so  starken  Säureeinwirkung,  die  man  nur  bei  der 
Zieh  Ischen  Färbung  gebraucht.  Wegen  aller  dieser  Vorteile 
müssen  wir  die  Ziehische  Karbolfuchsin  färbung  unter  den 
neueren  und  älteren  Färbemethoden,  besonders  bei  der  Untersuchung 
des  Sputums,  als  die  beste,  einfachste  und  zweckmäßigste 
Methode  halten. 

Von  welch  großer  Bedeutung  die  Zieh  Ische  Methode  in  der  Ge- 
schichte der  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  ist,  beweist  die  Tat- 
sache, daß  10  neue  Färbungsmethoden  bekannt  sind,  welche  aber  nur 
unbedeutend  und  beinahe  alle  unzweckmäßig  die  Zieh  Ische  zu  verein- 
fachen trachten.  Außer  diesen  10  Ziehl- Modifikationen  gab  Ziehl 
beinahe  zu  allen  neueren  Färbemethoden  den  Grundgedanken  au,  weil 
der  Gang  der  neuesten  derselbe  ist,  nämlich  Grundfärbung,  Entfärbung 
und  eventuell  Nachfärbung.  So  haben  wir  nur  ein  bis  zwei  originelle 
Färbemethoden,  die  nicht  auf  Ziehl  beruhen. 

Betrachten  wir  jetzt  diejenigen  Färbemethoden,  die  vorteilhafter  die 
Zieh  Ische  verändern  wollen. 

1.  Tarchettis  Methode. 
Tarchetti   will   in   seiner   Färbemethode   die   Zieh  Ische    so    ver- 
kürzen, daß  er  die  Entfärbung  und  Nftchlärbung  mit  einer  Lösung  voll- 
führt: Mit  gesättigtem  pikrinsauren  Alkohol.    Seine  Methode  ist  folgende: 

1)  Es  wird  mit  kaltem  Karbolfuchsin  1 — 2  Minuten  lang  gefärbt. 

2)  Nach  Wasserabspülung  färbt  man  5  Minuten  lang  mit  gesättigtem 
pikrinsauren  Alkohol. 

In  den  durch  diese  Methode  gewonnenen  Präparaten  finden  wir  eben 
das  durch  Tarchetti  gewünschte  Ziehl  nicht  erreicht,  weil  er  diese 
Methode  weder  verkürzt,  noch  die  Entfärbung  und  Nachfärbung  mit 
dem  gesättigten  pikrinsauren  Alkohol  erreicht,  so  daß  er,  anstatt  beiden 
Aufgaben  zu  genügen,  keine  einzige  erfüllt.  Die  Entfärbung  tritt  sogar 
bei  längerer,  5 — 10  Minuten  anhaltender  Pikrinsäurebehandlung  nicht 
ein,  so  daß  außer  den  Tuberkelbacillen  auch  andere  Mikroorganismen, 
so  Bacillen  und  Kokken,  rötlich  gefärbt  bleiben;  der  Farbenkontrast  wird 
auch  nicht  erreicht,  eben  weil  sich  die  übrigen  Teile  des  Präparates  nicht 
entfärben  und  so  bleibt  die  Grundfarbe  rötlich-gelb,  welche  Farbe  keinen 
Kontrast  zur  lebhaft  roten  bildet.  Eben  weil  kein  Kontrast  existiert, 
ist  das  Auffinden  der  Tuberkelbacillen  schwierig,  und  wenn  wir  die  den 
Tuberkelbacillen  entsprechenden  stäbchenartigen  Formen  auch  auffinden, 
ist  es  noch  immer  sehr  schwer,  zu  entscheiden,  ob  wir  es  tatsächlich  mit 
Tuberkelbacillen  oder  mit  anderen  Bacillen  zu  tun  haben,  da  alle  un- 
gefähr gleichfarbig  sind.  Was  die  Struktur  der  gefundenen  Tuberkel- 
bacillen betrifft,  so  sind  sie  stets  von  verschiedener  Länge,  aber  fast  immer 
homogen,  ohne  Körnchen.  Da  diese  Methode  nur  eine  Modifizierung  der 
Ziehischen  ist,  sind  die  selbststehenden  Granula  nicht  färbbar.  Die 
Zahl    der   Tuberkelbacillen    war    bei    der    Ziehischen    Färbung    immer 


502  Oentralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

größer.  Weil  also  mit  dieser  Methode  in  gleicher  Zeit  weniger  Bacillen 
gefärbt  werden  können,  und  die  Bacillen  nicht  so  sicher  zu  erkennen 
sind,  ist  die  Tarc  hetti -Methode  der  Zieh  Ischen  und  allen  übrigen 
neueren  Methoden  sowohl  aus  wissenschaftlicher  als  auch  aus  praktischer 
Hinsicht  nachzustellen. 

2.  Kaufmanns  Methode. 
Kaufmann  suchte  die  Zieh  Ische  Methode  auch  zu  vereinfachen, 
und  zwar  dadurch,  daß  er  nach  der  Karbolfuchsinfärbung  keine  andere 
Färbung  anwandte;  er  hielt  seine  Präparate  5—10  Minuten  lang  im 
strömenden  Wasser.  Seiner  Meinung  nach  würde  durch  das  strömende 
Wasser  das  Karbolfuchsin  ausgewaschen  und  so  nur  die  Tuberkelbacillen 
hellrot  bleiben.  Seiner  Meinung  nach  ist  die  erste  Bedingung  eines  guten 
Präparates,  daß  es  gleichmäßig  und  sehr  dünn  aufgestrichen  sei,  denn 
diejenigen  Stellen,  die  dicker  bestrichen  sind,  halten  das  Karbolfuchsin 
länger  in  sich,  als  die  Tuberkelbacillen.  Die  Behauptung  Kaufmanns 
ist  tatsächlich  richtig,  aber  mit  der  Modifizierung,  daß  die  nicht  säure- 
festen Teile  des  Präparates  selbst  bei  dem  dünnsten  Aufstrich  nur  sehr 
wenig  Fuchsin  verlieren.  Das  ist  auch  ganz  natürlich,  da  diese  nur 
nicht  säurefest,  aber  alle  „wasserfest"  sind.  Es  ist  leicht  möglich,  daß 
in  salpeterreichen,  überhaupt  in  mineralreichen  Wässern  diese  Entfärbung 
auch  durchführbar  ist,  bei  uns  aber  ist  die  Entfärbung  nur  minimal. 
Eben  weil  die  Entfärbung  der  Umgebung  sehr  gering  ist,  ist  das  Auf- 
finden der  Tuberkelbacillen  sehr  schwierig,  Kaufmann  selbst  bekennt 
es,  daß  seine  Präparate  nicht  so  gefällig  sind  wie  diejenigen  anderer. 
Kürzer  kann  man  sie  nicht  nennen,  denn  das  Präparat  muß  selbst  in 
stärker  strömendem  Wasserleitungswasser  wenigstens  10 — 15  Minuten 
lang  gehalten  werden.  Ihr  einziger  Vorteil  ist  die  Einfachheit,  die  aber 
neben  ihren  großen  Nachteilen  nicht  in  Betracht  kommen  kann. 

3,  Johnes'  Methode. 
John  es'  Methode  ist  auch  eine  Modifizierung  der  Ziehischen.  Mit 
der  Modifizierung  will  Johnes  dasselbe  erreichen  wie  Tarchetti, 
nämlich,  daß  die  Entfärbung  und  Nachfärbung  mit  derselben  Lösung 
geschehe,  was  natürlich  für  eine  Färbemethode  von  großem  Vorteil  wäre, 
im  Falle  es  gelänge.  Johnes  entfärbt  und  überfärbt  das  bei  Er- 
wärmung mit  Karbolfuchsin  gefärbte  und  mit  reinem  Wasser  abgespülte 
Präparat  mit  in  Säure  gelöstem  Methylenblau.  Da  ich  die  Original- 
beschreibung nicht  fand,  mußte  ich  nach  einem  Referate  mit  Loeffler- 
schem  Methylenblau,  30  Proz.  HNO3,  arbeiten.  Das  mit  Karbolfuchsin 
gefärbte  Präparat  darf  in  dieser  Lösung  nur  1  Minute  lang  gehalten 
werden,  denn  sonst  verlieren  die  Tuberkelbacillen  ihre  Säurefestigkeit, 
und  auch  jene  werden  sehr  blaß,  welche  sich  nicht  gänzlich  entfärbten. 
W^enn  wir  aber  das  Präparat  nur  sehr  kurze  Zeit  in  der  Methylenblau- 
Säuremischung  halten,  so  überfärbt  es  diese  Mischung  nicht  gut,  der 
Kontrast  ist  nicht  scharf  genug,  eben  weil  auch  die  Entfärbung  nicht 
vollkommen  ist.  Da  wir  bei  der  Entfärbung  vor  allem  danach  trachten 
müssen,  daß  die  Umgebung  möglichst  stark  entfärbt  werde  und  bei  der 
Nachfärbung  der  Farbenkontrast  ein  auft'allendcr  sei  und  diesen  beiden 
Forderungen  diese  modifizierte  Z  i  eh  1- Färbung  nicht  entspricht,  und 
man  außerdem  mit  der  gewöhnlichen  Zieh  1- Färbung  mehr  Tuberkel- 
bacillen finden  kann,  kann  auch  diese  Färbemethode  nicht  über  die 
Z  i  e  h  1  sehe  gesetzt  werden,    daher  auch  nicht   über   die   neueren  Färbe- 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkel bacillen  etc.     503 

metlioden.  Da  wir  aber  dennoch  ein  schöneres  Präparat  als  bei  den 
übrigen  modifizierten  Zi eh  1- Färbungen  gewinnen,  außerdem  die  Struktur 
der  gefundenen  Bacillen  schärfer  sichtbar  ist,  können  wir  diese  Modi- 
fizierung für  eine  der  zweckmäßigeren  Modifikationen  halten. 

4.  Lübinoffs  Färbe methode. 
Lü  bin  off  gebraucht   ein  Fuchsin   zum  Färben,    welches   nicht  mit 
Karbol-,  sondern  mit  Bor-,  Salicyl-,  Benzoe-  oder  Ameisensäure  gemischt 
ist.     Alle   haben   ungefähr   dieselbe  Wirkung,   aber   das   beste   Resultat 
erzielte  er  mit  dem  Borfuchsin.     Dies  besteht  aus: 

0,5  g  Fuchsin 

0,5  „  Borsäure 
15,0  ccm  absoluter  Alkohol 
20,0      „     Aqua  dest. 

Die  Lösung  bereiten  wir  folgendermaßen:  Wir  messen  in  einem  Gefäß 
das  destillierte  Wasser  ab,  in  dieses  legen  wir  die  abgemessenen  Bor- 
säurekristalle, dann  geben  wir  Alkohol  dazu  und  schließlich  das  Fuchsin. 
Diese  Lösung  reagiert  schwach  auf  Säure,  ist  licht,  durchsichtig,  verdirbt 
nicht,  ist  auch  ohne  Filtrieren  zu  gebrauchen.  In  dieser  Lösung  färben 
wir  das  Präparat  1 — 2  Minuten  lang  über  der  Flamme.  Zum  Entfärben 
brauchen  wir  Phosphorsäure  (1  : 5).  Das  Präparat  wird  zuerst  mit  Wasser, 
dann  mit  Alkohol  abgespült,  endlich  mit  Methylenblau  nachgefärbt. 

Bei  den  so  gefärbten  Präparaten  war  die  Entfärbung  nicht  genügend, 
darum  hielt  ich  dasselbe  statt  in  20-proz.  Phosphorsäure  1 — 2  Minuten 
lang  in  40-proz.  Phosphorsäure,  wobei  ich  eine  schönere  Färbung  sah. 
Hier  müssen  wir  darauf  achten,  daß  das  Präparat  nicht  länger  in  der 
Phosphorsäure  bleibt,  denn  wenn  wir  nur  1  Minute  länger  entfärben,  dann 
verlieren  auch  die  Tuberkelbacillen  von  ihrer  roten  Farbe  und  sind 
demzufolge  nicht  zu  erkennen.  Eine  lebhaftere  Färbung  sah  ich  auch 
dann,  wenn  ich  das  Präparat  nicht  1—2  Minuten,  sondern  wenigstens 
4 — 5  Minuten  lang  im  Borfuchsin  über  der  Flamme  hielt,  und  danach 
mit  40-proz.  Phosphorsäure  entfärbte.  Darum  empfehle  ich  eher  diese 
Modifikation,  als  die  ursprüngliche  Methode.  Die  Zahl  der  auf  diese 
Weise  gefärbten  Tuberkelbacillen  entspricht  ungefähr  der  Zahl  derer, 
welche  durch  die  Ziehische  Methode  gefärbt  wurden.  Einzeln  stehende 
Granula  werden  durch  diese  Methode  nicht  gefärbt,  übrigens  gleicht 
ihre  Gestalt  vollkommen  den  nach  Ziehl  gefärbten  Tuberkelbacillen. 
Da  wir  ein  besseres  Resultat  auch  durch  diese  Methode  nicht  erzielen, 
als  durch  die  Zieh  Ische,  dagegen  diese  Methode  eine  größere  Uebung 
erfordert  und  länger  dauert,  auch  die  Phosphorsäure  keine  bleibende 
Mischung  ist,  sondern  sich  zersetzt,  und  das  Borfuchsin  eine  selten  ge- 
brauchte Farbe  ist,  die  wir  darum  meistens  nicht  bei  der  Hand  haben, 
schließlich,  wie  der  Verfasser  selbst  gesteht,  die  Präparate  nach  2  bis 
3  Monaten  mehr  oder  minder  farblos  werden:  Auf  Grund  all  dieser 
Umstände  müssen  wir  diese  Methode  hinter  die  ursprüngliche  Ziehl- 
Neelsensche  Methode  stellen,  obzwar  sie  unter  den  übrigen  Ziehl- 
Modifikationen  zu  den  besten  gehört. 

5,  Rondellis  und  Buscalionis  Methode, 
Rondelli  und  Buscalioni  empfehlen  eine  Färbemethode,  welche 
ihrer  Meinung  nach  rasch  und  einfach  ist;  zur  Grundfärbung  gebrauchen 
sie  das  ursprüngliche  Karbolfuchsin,  zur  Entfärbung  aber  eine  „Javelle- 
wasser"  genannte  Flüssigkeit.  Die  Bereitung  des  Javellewassers  ist 
folgende: 


504  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

6  g  Calciumhypochlorid  werden  in  60  g  Wasser  gelöst  und  2  Stunden 
lang  in  einem  gut  schließenden  Gefäße  gehalten.  In  einem  anderen 
Gefäße  werden  12  g  Kaliumkarbonat  in  40  g  Wasser  gelöst.  Letztere 
Lösung  wird  nach  Filtration  mit  der  vorigen  zusammengeschüttet.  Dann 
schütteln  wir  längere  Zeit  die  Mischung,  schließlich  stellen  wir  dieselbe 
in  einem  gut  schließenden,  farbigen  Glase  weg.  Die  entfärbende  Wirkung 
des  auf  diese  Weise  gewonnenen  Javellewassers  schreiben  die  Verfasser 
dem  Chlor  zu.  Mit  diesem  Javellewasser  wird  das  aufgestrichene  und 
über  der  Flamme  mit  Karbolfuchsin  gefärbte  Präparat  abgespült  und 
darin  so  lange  gehalten,  bis  die  ursprünglich  rote  Farbe  in  eine  bräunlich- 
gelbe übergeht.  Dies  dauert  längere  oder  kürzere  Zeit,  je  nachdem  das 
Javellewasser  frisch  oder  alt  war;  mit  der  frischen  Lösung  tritt  dies  in 
2  Minuten,  mit  einer  älteren  in  5  Minuten  ein. 

In  den  gewonnenen  Präparaten  sind  nach  der  Beschreibung  der  Ver- 
fasser die  Tuberkelbacillen  immer  schön  rot,  die  übrigen  Bacillen,  Kokken 
und  Umgebung  aber  gelblich-braun. 

Die  mit  der  Rondelli-  und  Buscalioni -Methode  hergestellten 
Präparate  haben  äußerlich  eine  große  Aehnlichkeit  mit  den  nach  der 
Sp  engl  er  sehen  Pikrinsäuremethode  hergestellten  Präparaten.  Die 
Tuberkelbacillen  treten  auf  gelblichem  Grunde  in  roter  Farbe  hervor, 
nur  daß  der  Farbenkontrast  bei  Spengler  sehr  lebhaft  ist,  während 
hier  zwischen  der  Farbe  der  Bacillen  und  ihrer  Umgebung  kein  so 
großer  Unterschied  ist,  besonders  wenn  wir  mit  dem  Javellewasser  länger 
als  2—3  Minuten  entfärben.  Bei  der  Zubereitung  des  Präparates  müssen 
wir  nach  der  Abspülung  mit  dem  Javellewasser  mehr  Sorgfalt  verwenden, 
denn  wenn  wir  das  Präparat  nicht  genügend  abspülen,  so  tritt  dabei 
Kristallisierung  ein,  wenn  wir  hingegen  mit  stark  strömendem  Wasser 
spülen,  so  kann  es  leicht  geschehen,  daß  das  Ganze  abgewaschen  wird, 
denn  das  Präparat  wird  durch  das  Javellewasser  sehr  stark  aufgelöst. 
Darum  ist  es  am  zweckmäßigsten,  das  Präparat  zuerst  im  stehenden 
Wasser  und  dann  anfangs  mit  ganz  langsam,  später  mit  stärker  strömen- 
dem W^asser  abzuspülen. 

In  meinen  Präparaten,  die  ich  nach  dieser  Methode  herstellte,  traten 
die  Tuberkelbacillen  immer  in  geringerer  Menge  hervor,  als  in  den  nach 
Ziehl  und  Spengler  gefärbten.  Dies  ist  einer  ihrer  großen  Nachteile. 
Auch  das  gereicht  nicht  zu  ihrem  Vorteil  —  wie  wir  es  oben  erwähnten  — 
daß  es  keinen  starken  Kontrast  zwischen  dem  Bacillus  und  seiner  Um- 
gebung gibt.  Noch  einen  großen  Nachteil  hat  diese  Methode,  daß  das 
bei  der  Entfärbung  benützte  Javellewasser  stets  frisch  zubereitet  werden 
muß,  da  es  schon  nach  einigen  Tagen  schwach  entfärbt,  nach  1  Woche 
seine  entfärbende  Wirkung  ganz  verliert.  Ihr  einziger  Vorteil  besteht 
darin,  daß  es  eine  kurze  Methode  ist,  die  Entfärbung  und  Nachfärbung 
mit  einer  Lösung  geschieht,  aber  dieser  kleine  Vorteil  schrumpft  neben 
ihren  vielen  Nachteilen  zu  einem  kleinen  Werte  zusammen,  weshalb  auch 
diese  Modifikation  der  ursprünglichen  guten  Ziehl -Färbung  nachgestellt 
werden  muß. 

6.  Gabbets  Methode. 
Bei  Gab b et  geschieht  die  Entfärbung  und  Nachfärbung  mit  folgen- 
der Lösung: 

1     g  Methylenblau 
20,0  „  Acid.  SU  I  für. 
30,0  ccm  Alcohol  absolut. 
50,0     „     Aqua  destillata 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbaciilen  etc.     505 

In  dieser  Lösung  halten  wir  das  mit  Karbolfuchsin  gefärbte  Präparat 
1  —  2  Minuten  lang  über  der  Flamme. 

Wenn  ich  die  Karbolfuchsinfärbung  in  gewöhnlicher  Weise  nur  so 
lange  über  der  Flamme  hielt,  bis  sich  Dämpfe  bildeten,  und  danach  das 
Präparat  1  —  2  Minuten  lang  in  eine  Methylenblaulösung  legte,  dann  war 
dasselbe  bläulich-rot  bis  veilchenblau,  aber  gleichmäßig  gefärbt,  Farben- 
kontrast gab  es  zwischen  den  veilchenblau  gefärbten  Tuberkelbaciilen 
und  den  ebenso  gefärbten  übrigen  Mikroorganismen  und  zwischen  der 
Umgebung  fast  gar  nicht.  Hielt  ich  aber  das  Präparat  in  fortwährend 
dampfendem  Karbolfuchsin  2—3  Minuten  lang,  dann  fand  ich  auch  leb- 
hafter rot  gefärbte  Bacillen,  es  traten  aber  zu  gleicher  Zeit  auch  die 
Kokken  etc.  in  eher  rötlich-blauer  Farbe  hervor.  In  denselben  Sputen 
fand  ich  mit  der  Z i eh  1- Färbung  sehr  schöne,  charakteristisch  rot  ge- 
färbte Bacillen  und  konnte  bei  mehreren  ganz  gewiß  behaupten,  daß  es 
Tuberkelbaciilen  sind,  als  bei  der  Gabbetschen  Methode.  Granula 
werden  auch  nach  dieser  Methode  nicht  gefärbt.  Da  sie  keinen  einzigen 
Vorteil  besitzt,  kann  sie  selbst  wegen  ihrer  Kürze  über  die  gute  Ehrlich- 
Koch-  und  Ziehl-N  eelsensche  Methode  nicht  gestellt  werden. 

7.  Arens'  Färbemethode. 
Von  jenem  Grundgedanken  ausgehend,  daß  der  Hauptfehler  der  vor 
ihm  entstandenen  Färbemethoden  jener  ist,  daß  die  Farbe  lange  einwirken 
oder  aber  die  Färbung  bei  Erhitzung  geschehen  muß,  sucht  Arens  die 
Schnelligkeit  der  Färbung  mit  Chemikalien  in  kalten  Lösungen  zu  er- 
leichtern.    Seine  Methode  ist  folgende: 

1)  In  einem  Uhrglas  wird  ein  Fuchsinkristall  von  der  Größe  eines 
Hirsekornes  mit  3—4  Tropfen  absoluten  Alkohols  Übergossen,  um  eine 
gesättigte  Alkohollösung  gewinnen  zu  können.  Dieser  Lösung  fügen  wir 
2 — 3  ccm  Chloroform  bei,  wonach  die  Lösung  trübe  wird,  und  nachdem 
sie  sich  geklärt  hat,  was  dann  geschieht,  wenn  sich  das  Fuchsin  setzt, 
dann  ist  die  Lösung  sofort  zu  gebrauchen.  Mit  dieser  Lösung  färben 
wir  das  Präparat  4—6  Minuten  lang,  während  dessen  das  Chloroform 
rasch  verdampft. 

2)  Dann  entfärben  wir  mit  folgender  Lösung: 

10     ccm  HCl 
260,0     „     Aqua  destillata 
760,0     „    90-proz.   Alkohol 

3)  Nachfärbung  mit  Methylenblau. 

Diese  Färbemethode  entspricht  ihrem  Zweck  durchaus  nicht,  da  das 
Chloroform  eine  chemische  Einwirkung  zur  Unterstützung  des  Karbol- 
fuchsins nicht  entfalten  kann,  da  es  sich  außerordentlich  rasch  verflüch- 
tigt und  die  Präparate  nur  in  jenem  Falle  schön  gefärbt  werden  können, 
wenn  wir  lange  und  bei  Zusetzung  einer  großen  Menge  von  Chloroform 
mit  gesättigter  Fuchsinlösung  färben.  Auch  in  diesem  Falle  bekommen 
wir  nur  selten  die  Ziehischen,  lebhaft  rot  gefärbten  Tuberkelbaciilen. 
In  meinen  Präparaten  waren  die  Koch  sehen  Bacillen  sehr  licht  gefärbt, 
obzwar  ich  die  Entfärbung  sehr  rasch  vollzog.  Die  ganze  Färbung  dauert 
ungefähr  so  lange  wie  die  Zieh  Ische;  das  Erkennen  der  Tuberkel- 
baciilen ist  sehr  schwer;  Granula  werden  nicht  gefärbt;  daher  hat  sie 
keinen  Vorteil  vor  der  Zieh  Ischen. 


506  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

Ich  möchte  noch  3  Zieh  Ische  Färbemodifikationen  erwähnen,  welche 
aber  so  unbedeutend  sind,  daß  es  nicht  wert  ist,  sich  mit  ihnen  ein- 
gehender zu  befassen,  dies  sind  die  Bliesen  er-,  Kühne-Hueppe- 
und  die  Günther  sehe  Methode. 

S)  Bliesener  färbt  auch  mit  Karbolfuchsin,  darauf  kühlt  er  das 
Präparat  1  Minute  lang  ab,  darauf  legt  er  es  nach  Wasserabspülung 
Vi — 1  Stunde  lang  in  eine  Mischung  von  gesättigtem  Methylenblau, 
gedämpften  Wassers  und  Phosphorsäure  (Anatica  quantitas).  Eine  Ent- 
färbung sah  ich  bei  dieser  Methode  kaum,  in  den  Präparaten  war  sowohl 
der  Tuberkelbacillus  als  auch  die  übrigen  Mikroorganismen  und  Umgebung 
alle  von  bläulich-roter  Farbe. 

9)  Kühne-Hueppe  färbt  10  Minuten  lang  mit  kaltem  Karbol- 
fuchsin, danach  entfärbte  er  mit  Mineralsäure  (ich  gebrauchte  30-proz. 
HNOg)  und  überfärbte  mit  Methj^lenblau.  Diese  Färbung  ist  gänzlich 
die  Zieh  Ische,  die  ganze  Modifikation  besteht  nur  darin,  daß  die  ur- 
sprüngliche kurze  Färbungsmethode  durch  die  10  Minuten  lang  dauernde 
Karbolfuchsinbehandlung  nur  langwieriger  wird,  ohne  jedoch  das  durch 
die  ursprüngliche  Methode  erreichte  Resultat  zu  bessern.  Es  ist  sonder- 
bar, daß  eine  so  geringe  Modifikation  als  eine  selbständig  entdeckte 
Färbemethode  hingestellt  wird. 

10)  Günther  färbt  mit  erwärmtem  Karbolfuchsin,  dann  entfärbter 
mit  3-proz.  Salzsäurealkohol  und  färbt  mit  Methylenblau  nach.  Dies  ist 
auch  eine  sehr  unwesentliche  Abänderung  der  Zie  hl -Färbung,  so  daß 
das  Resultat  zwischen  beiden  kein  großes  sein  kann,  nur  das  eine,  daß 
hier  die  Entfärbung  nicht  so  vollkommen,  d.  h.  rasch  ist,  wie  bei  der 
Zie  hl -Färbung. 

Bei  allen  diesen  Zi eh  1- Modifikationen  sehen  wir  also,  daß  keine 
einzige  wesentlich  Neues  und,  was  die  Hauptsache  ist,  Besseres  pro- 
duzieren kann,  als  die  ursprüngliche.  Eine  originelle  Idee  und  Grund- 
gedanken sehen  wir  nur  bei  Kaufmann  und  Arens  (s.  dort).  Die 
übrigen  trachten,  eine  solche  Lösung  zu  gewinnen,  mittels  welcher  die 
Entfärbung  und  Nachfärbung  zugleich  geschieht,  ihr  Bestreben  blieb 
aber  erfolglos. 

III. 
Neueste  Färbeniethodeii. 

1.  Müllers  Färbemethode. 

In  der  Grundfarbe  stimmt  die  Müll  er  sehe  Methode  mit  der  Ziehl- 
schen,  da  Müller  auch  das  Karbolfuchsin  als  Grundfarbe  gebraucht; 
zur  Entfärbung  brauchte  er  keine  Säure,  sondern  alkalische  Lösungen; 
mit  seiner  Methode  färben  sich  die  Tuberkelbacillen  und  Sporen,  so  wie 
die  Anthraxsporen,  die  Lepra  und  in  der  Milch  befindlichen  „Bac.  Ra- 
binowitsch"  werden  jedoch  entfärbt.  Er  gebraucht  2  Mittel  zur  Ent- 
färbung, und  zwar  1)  Kaliumperkarbonat,  2)  das  mit  Soda  alkalisiert© 
H2O2. 

Seine  Färbemethode  ist  folgende: 

1.  Karbolfuchsin  1—2  Minuten  lang  über  Flamme.   Wasserabspülung. 

2.  a)  Man  entfärbt  mit  einer  Lösung,  welche  aus  100  ccm  70-proz. 
Alkohol,  5 — 10  g  Kaliuniperkarbonat  besteht.  In  dieser  Lösung  wird 
das  Präparat  höchstens  V4  Stunde  lang  gehalten. 

b)  Man  kann  auch  mit  Soda  alkalisiertem  HoOo  entfärben,  dessen 
entfärbende  Wirkung  stärker  ist,  daher  wird  das  Präparat  nur  5 — IQ 
Minuten  lang  darin  gehalten. 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  eic.     507 

3.  gebraucht  Müller  zur  Nachfärbung  Methylenblau. 

Ich  untersuchte  beide  Entfärbungen :  Von  Kaliumperkarbonat  ge- 
brauchte ich  eine  7-proz.  Lösung.  Meine  Präparate  entfärbten  sich  schon 
nach  10  Minuten  langer  Kaliumperkarbonateinwirkung  so  stark,  daß  ich 
höchstens  eine  5—6  Minuten  lange  Entfärbung  empfehle.  In  alkali- 
siertem  H2O2  können  wir  das  Präparat  nicht  einmal  so  lange  halten, 
denn  dann  werden  auch  die  Tuberkelbacillen  sehr  blaß.  Die  Zahl  der 
gefärbten  Bacillen  ist  gleich  der  in  den  Präparaten  von  Ziehl  und 
Ehrlich- Koch  gefundenen  Bacillen;  auch  ihre  Form  entspricht  jenem, 
aber  Granula  werden  da  nicht  gefärbt.  Diese  Methode  hat  neben  den 
erwähnten  Färbemethoden  jenen  Nachteil,  daß  sie  länger  dauert  und 
das  H2O2  keine  haltbare  Mischung  ist,  daher  wir  immer  eine  frische 
gebrauchen  müssen.  Dies  macht  die  Färbung  noch  umständlicher,  wodurch 
sie  auch  von  ihrer  Brauchbarkeit  verliert.  Wegen  aller  dieser  Fehler 
kann  diese  Färbemethode  auch  nicht  zu  den  besseren  gerechnet  werden. 

2.  N.  Yamamotosche  Methode. 

Mit  einer  von  den  bisher  besprochenen  ganz  abweichenden  Methode 
versuchte  ein  japanischer  Autor,  N.  Yamamoto,  die  Tuberkelbacillen 
sichtbar  zu  machen,  indem  er  eine  Silberimprägnation  gebrauchte.  Seiner 
Meinung  nach,  hat  seine  Methode  ihren  eigentlichen  Wert  bei  der  Diffe- 
rentialdiagnose zwischen  den  Tuberkel-  und  Leprabacillen,  nämlich  der 
Tuberkelbacillus  wird  schwarz,  der  Leprabacillus  hingegen  nimmt  das 
Silber  nicht  in  sich  und  bleibt  darum  farblos.  In  dieser  Richtung  machte 
ich  keine  Versuche,  kann  darum  ihren  eigentlichen  Wert  nicht  genügend 
würdigen,  aber  als  eine  zum  Nachweis  der  Tuberkelbacillen  dienende 
Methode  ist  sie  nicht  brauchbar. 

Bei  dieser  Methode  darf  der  Sputumteil  nicht  mit  Wasser  gemischt 
auf  das  Deckglas  gebracht  werden ;  darum  streichen  wir  zuerst  einen 
Tropfen  Eiweiß  auf  dasselbe,  erst  danach  bringen  wir  den  den  Tuberkel- 
bacillus enthaltenden  Sputumteil  auf  das  Deckglas.  Hierauf  trocknen 
wir  dasselbe  an  der  Luft,  worauf  wir  es  über  der  Flamme  fixieren. 

1)  Wir  wärmen  das  Präparat  bei  55—60^  C  in  einer  Argentum- 
nitratlösung. 

2)  Darauf  wird  es  5  Minuten  lang  in  reduzierende  Flüssigkeit  ge- 
legt, welche  aus  2,0  g  Acid.  pyrogall. ,  1,0  g  Acid.  tannici,  100,0  g 
Aquae  dest.  besteht. 

Wenn  wir  das  Präparat  aus  der  reduzierenden  Flüssigkeit  heraus- 
nehmen, spülen  wir  es  mit  Wasser  ab,  dann  ist  noch  das  Deckglas  mit 
einem  schwarzen  Niederschlage  bedeckt,  so  daß  wir  diesen  sorgfältig 
entfernen  müssen,  indem  wir  mit  einem  feuchten  Fließpapier  über  das 
Deckglas  streichen.  Das  auf  diese  Weise  gereinigte  Präparat  wird  ge- 
trocknet und  in  Kanadabalsam  verschlossen.  In  diesen  Präparaten  sehen 
wir  die  Tuberkelbacillen  schwärzlich  gefärbt,  auf  braunem  Grunde,  wenn 
es  gut  gelungen  ist.  Bei  dieser  Methode  muß  man  auf  das  Aufstreichen 
des  Präparates  sehr  achten ;  es  muß  ideal  dünn  und  gleichmäßig  sein, 
sonst  bleibt  ungemein  viel  Niederschlag.  Nach  der  Behandlung  mit 
Wasser  muß  das  Fließpapier  mehrere  Male  kräftig  über  das  Präparat 
gezogen  werden,  im  entgegengesetzten  Falle  bleibt  ein  so  starker  Nieder- 
schlag, daß  unsere  Untersuchung  keinen  Erfolg  hal)en  kann.  Der  Nach- 
teil dieser  Methode  ist  1)  daß  neben  den  Tuberkelbacillen  auch  die 
übrigen  Bakterien  das  Silber  aufnehmen,  wodurch  das  Erkennen  der 
Tuberkelbacillen    schwierig    ist,    2)    daß    in    den    Präparaten    stets    ein 


508  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

ziemlich  starker  Niederschlag  enthalten  ist  und  man  darum  nichts  be- 
stimmen kann,  ob  die  sichtbaren  Körnchen  Granula  sind,  oder  aber 
nur  ein  einfacher  Niederschlag,  3)  ferner  ist  es  von  großem  Nachteil, 
daß  eine  aus  sehr  selten  gebrauchten  Substanzen  bestehende  Mischung 
als  reduzierende  Flüssigkeit  gebraucht  wird;  wegen  der  Anwendung  des 
Eiweißes  wird  die  Färbung  noch  schwieriger,  4)  zum  Schlüsse  ist  es 
eine  sehr  langwierige  Färbemethode,  die  eine  ziemliche  Uebung  erfordert. 
Mehr  erkennbare  Tuberkelbacillen  werden  auch  hier  nicht  gefärbt  als 
in  den  bis  jetzt  erwähnten  besseren  Färbemethoden.  Abgesehen  von 
ihrer  Originalität,  daß  nämlich  eine  Farbenwirkung  nicht  mit  Farben, 
sondern  auf  chemischem  Wege  erzielt  wird,  hat  diese  Methode  wegen 
ihrer  zahlreichen  Mängel  als  eine  zum  Nachweis  des  Tuberkelbacillus 
dienende  Methode  keine  Zukunft.  Darauf  hin,  wie  weit  sie  als  differen- 
tialdiagnostische Färbung  zwischen  dem  Tuberkel-  und  Leprabacillus 
entspricht,  kann  ich  mich  nicht  äußern,  da  ich  in  dieser  Richtung  keine 
Versuche  anstellen  konnte. 

3.  Beteghs  Färberaethode. 
Beteghs   Methode   ist   die   B-tolin-Methode.    Er   schreibt   die  Be- 
deutung hauptsächlich   der  Färbung   der   Hülle   zu.     Seine  Methode   ist 
folgende : 

1)  Das  über  der  Flamme  fixierte  Präparat  begießen  wir  mit  2 — 3 
Tropfen  15-proz.  Salpetersäure  und  wärmen  es  über  der  Flamme,  bis 
Dämpfe  entfliehen. 

2)  Abspülung  mit  Wasser. 

3)  1—2  Tropfen  Methylenblau  (Löffler),  2-3  Tropfen  Karbolfuchsin, 
wärmen  über  der  Flamme  bis  Dämpfe  entweichen. 

4)  Abspülung  mit  Wasser  und  Entfärbung  mit  60-proz.  Alkohol,  bis 
das  Präparat  farblos  wird. 

5)  Wasser. 

6)  Nachfärbung  mit  Malachitgrün  (höchstens  1 — 2  Minuten  lang). 

7)  Wasser. 

8)  Trocknen,  Kanadabalsam. 

Mit  dieser  Färbemethode  soll  der  Tuberkelbacillus  rot  gefärbt  werden, 
seine  Hülle  wird  ebenfalls  rot,  die  in  den  Koch  sehen  Bacillen  sicht- 
baren Sporen  (wie  Betegh  und  viele  andere  diese  Körnchen  nennen) 
aber  dunkelblau,  d.  h.  schwarz  gefärbt.  Der  große  Vorteil  dieser  Me- 
thode wäre  also,  daß  die  sämtlichen  Bestandteile  des  Tuberkelbacillus 
einzeln,  mit  einer  Methode  gefärbt  wären,  folglich  die  Struktur  der  Ba- 
cillen sehr  deutlich  sichtbar  wäre.  Leider  bemerkte  diese  großen  Vor- 
teile außer  dem  Verfasser  vielleicht  niemand,  denn  der  Tuberkelbacillus 
ist  vielleicht  nicht  in  jedem  Falle  so  sichtbar.  Die  Struktur  der  Tuberkel- 
bacillen hängt  von  der  Widerstandsfähigkeit  des  kranken  Organismus, 
eventuell  von  der  Frische  des  Sputums  ab  und  ist  dementsprechend 
sehr  verschieden.  Im  allgemeinen  ist  die  den  Bacillus  umgebende  Hülle 
etwas  derartiges,  was  zu  sehen  nur  die  wenigsten  Forscher  das  Glück 
hatten,  weil  dieselbe,  eben  weil  sie  so  selten  zu  sehen  ist,  wahrschein- 
lich nicht  bei  jedem  Bacillus  vorhanden  ist.  Nach  den  Erfahrungen 
von  Acs-Nagy  ist  diese  Hülle  hauptsächlich  bei  denjenigen  Tuberkel- 
bacillen nachweisbar,  welche  sehr  robust  sind  und  schon  ihrer  Gestalt 
nach  sehr  dem  Typus  bovinus  des  Tuberkelbacillus  ähneln,  und  so,  weil 
es  auch  mir  in  einem  an  schlanken  Tuberkelbacillen  reichen  Sputum  in 
keinem  Falle  gelang  weder  mit  Beteghs,  noch  mit  Spenglers  Hüllen- 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     509 

methode  die  Hülle  des  Tuberkelbacillus  nachzuweisen,  liegt  der  Gedanke 
nahe  —  und  dies  ist  auch  meine  Meinung  —  daß  bei  den  Gestalten  des 
wahren  Typus  humanus  der  Tuberkelbacillen  gar  keine  Hülle  zu  finden 
ist,  oder  wenigstens  war  die  Hülle  bis  jetzt  nicht  nachweisbar;  oder  in 
jedem  Falle,  wenn  an  in  menschlichem  Sputum  gefundenen  Tuberkel- 
bacillen eine  Hülle  nachweisbar  war,  stehen  wir  wenigstens  einer  durch 
den  Typus  humanus  und  Typus  bovinus  verursachten,  d.  h.  einer  ge- 
mischten Infektion  gegenüber.  Wenn  aber  die  Hülle  eventuell  auch  bei 
schlankeren  Gestalten  sichtbar  gewesen  wäre,  was  weder  Acs-Nagy, 
noch  ich  erreichen  konnten,  so  ist  es  wahrscheinlicher,  daß  wir  hier  nicht 
eine  Typus  humanus-Gestalt,  sondern  eine  zwischen  den  beiden  stehende 
schlankere  Erscheinungsform  der  Typus  bovinus-Gestalten  haben.  Nur 
dieser  nicht  reinen  Infektion  kann  ich  es  zuschreiben,  daß  es  nur  bei 
der  reinen  Typus  humanus-Infektion  weder  mitBeteghs  noch  Speng- 
lers Färbemethode  gelang,  eine  Hülle  nachzuweisen. 

Was  die  Färbung  der  in  den  Tuberkelbacillen  sichtbaren  Körnchen 
betrifft,  ist  sie  auch  zweifelhaft.  Ueber  diese  Körnchen,  welche  nach 
Ziehl  nicht  zu  färben  sind,  finden  wir  in  der  Literatur  sehr  verschiedene 
Meinungen.  Koch,  der  erste  Forscher  des  Tuberkelbacillus,  hielt  diese 
nicht  färbbaren  Körnchen  für  Sporen.  Nocard  und  Hutyra  gleich- 
falls. Spengler  nennt  sie  nicht  direkt  Sporen,  sondern  „Sporoid- 
Körnchen",  wodurch  er  gar  keine  Charakterisierung  dieser  Körnchen 
gibt.  Dieser  Auffassung  gegenüber  halten  Günther  und  Preiss  so 
wie  die  meisten  Forscher,  diese  Körnchen  nicht  für  Sporen,  sondern, 
wie  auch  Kitasato,  für  abgestorbene  Teilchen  des  Tuberkelbacillus, 
d.  h.  für  das  Resultat  des  in  dem  Tuberkelbacillus  sich  vollziehenden 
degenerativen  Prozesses.  Daß  diese  Körnchen  tatsächlich  Sporen  wären, 
das  wäre  nur  in  dem  Falle  glaubbar,  wenn  es  zu  beobachten  wäre,  wie 
sich  aus  diesen  Formen  Tuberkelbacillen  entwickeln  und  wie  ferner  diese 
Sporen  sich  von  den  gesunden  Tuberkelbacillen  losreißen ;  da  aber  diesen 
Prozeß  noch  niemand  beobachten  konnte,  ist  diese  Hypothese  nicht  an- 
nehmbar. Dieser  Hypothese  widerspricht  auch  jene  Eigenschaft  dieser 
Körnchen,  daß  sie  durch  die  Färbungsmethoden  der  Sporen  nicht  ge- 
färbt werden  können.  Daß  diese  Körnchen  das  Resultat  eines  degenerativen 
Prozesses  sind,  dafür  spricht  auch  der  Umstand,  daß  die  Tuberkel- 
bacillen bei  sich  lange  hinziehenden  tuberkulösen  Prozessen,  so  in 
den  Sputen  vorgeschrittener  Phthisis  und,  wie  es  auch  von  Betegh 
erwähnt  wird,  in  Sputum  stark  fiebernder  Tuberkulotiker,  fast  alle  so 
körnig  sind  und  in  dem  Sputum  solcher  Kranken  in  den  Tuberkel- 
bacillen besonders  in  den  längeren  Gestalten,  manchmal  12—14  Körnchen 
sichtbar  sind.  In  dem  Sputum  derselben  Kranken  konnte  ich  mit  der 
Much sehen  Färbemethode  sehr  viele  Granula  nachweisen,  und  weil 
auch  die  Granula  höchstwahrscheinlich  Zersetzungsprodukte  sind,  spricht 
auch  dies  dafür,  daß  diese  Körnchen  nicht  Sporen  sind,  vielmehr  ent- 
stehen sie  bei  der  Degeneration  der  Tuberkelbacillen,  sind  folglich  de- 
generative Produkte. 

Daß  es  Betegh  gelang,  diese  Körnchen  zu  färben,  das  können  wir 
nur  annehmen,  da  es  mir  in  meinen  Präparaten  in  keinem  Falle  ge- 
lungen ist. 

Trotzdem  wir  verschiedene  Lösungen  gebrauchen ,  ist  die  Färbe- 
methode an  und  für  sich  ziemlich  rasch ;  leider  werden  in  mehreren 
meiner  Präparate  durch  die  gemeinsame  Einwirkung  des  Karbolfuchsin 
und  Methylenblau  einzelne  Teile  blau,   während  andere  Teile  wieder  die 


510  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt,  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

rote  Farbe  annehmen.  Die  6ü-proz.  Alkoholabspülung  muß  länger, 
durchschnittlich  3 — 5  Minuten  lang  dauern,  da  sonst  die  Entfärbung 
nicht  vollkommen  und  so  ohnehin  schwächer  färbende  malachitgrüne 
Nachfärbung  nicht  sichtbar  ist.  Ein  gut  gelungenes  Präparat  ist  ge- 
fällig, da  die  Tuberkelbacillen  auf  schwachgrünem  Grunde  rot  erscheinen. 
Einen  anderen  Bacillus  fand  ich  bei  guter  Entfärbung  nicht  gefärbt. 
Durchschnittlich  werden  ebenso  viele  Bacillen  gefärbt,  wie  durch  die 
Z  i  e  h  1  sehe  Methode,  die  Granula  werden  auch  hier  nicht  gefärbt. 

Alle  diese  Licht-  und  Schattenseiten  der  B-tolin-Methode  zusammen- 
gefaßt, kann  diese  auch  nicht  für  vollkommener  gehalten  werden  als  die 
Ziehische  oder  Ehrlich- Koch  sehe  als  eine  zum  Nachweise  der 
Tuberkelbacillen  dienende  Methode.  Daß  die  Struktur  der  Tuberkel- 
bacillen eventuell  durch  diese  Methode  besser  sichtbar  wird,  als  durch 
andere  bis  jetzt  behandelte  Methoden,  das  müssen  wir  auf  Grund  der 
Behauptung  des  Verfassers  annehmen,  aber  diese  Meinung  konnte  durch 
unsere  Versuche  nicht  bestätigt  werden. 

4.  Hermans  Färbe methode. 
Unter  all  den  bis  jetzt  behandelten. Färbungsmethoden   müssen  wir 
die  Her  man  sehe  unbedingt  zu  einer  der  besten  zählen.     Ihr  Gang  ist 
folgender : 

1)  Die  Grundfarbe   gibt   eine  Lösung,   deren  Zusammensetzung  ist: 
3  Teile  l-proz.  Ammoniumkarbonat,  destilliertes  Wasser. 

1  Teil  3-proz.  Kristallviolettlösung,  in  95-proz.  Aethylalkohol  gelöst 
oder  in  absolutem  Alkohol  gelöst. 

Von  dieser  gut  gemischten  Lösung  geben  wir  6 — 8  Tropfen  auf  das 
Präparat  und  färben  es  über  der  Flamme,  bis  Dämpfe  entweichen.  Dann 
warten  wir  ungefähr  1  Minute  lang. 

2)  2 — 5  Minuten  lange  Entfärbung  in  10-proz.  Salpetersäure. 

3)  Danach  wird  das  Präparat  so  lange  in  95-proz.  Aethylalkohol 
oder  Alkohol  gehalten,  bis  es  hellblau  wird. 

4)  Abspülen  mit  reinem,  dann  längere  Zeit  mit  destilliertem  Wasser. 
Eine  Nachfärbung  empfiehlt  der  Verfasser  nicht,  da  seiner  Meinung 

nach  die  veilchenblau  gefärbten  Tuberkelbacillen  auf  blaßblauem  Grunde 
sehr  gut  erkennbar  sind.  So  sind  aber  die  Tuberkelbacillen  schwer 
aufzufinden,  da  diese  auch  nicht  unbedingt  säurefest  sind,  sondern  durch 
die  Einwirkung  der  Salpetersäure  und  des  Alkohols  doch  etwas  blaß 
werden.  Darum  empfiehlt  man  verschiedene  Farben  zur  Nachfärbung: 
so  empfehlen  Caan  und  Mayer  eine  Lösung  von  Alkoholkarmin,  was 
aber  wegen  der  sehr  starken  Färbefähigkeit  des  Karmins  kein  gutes 
Resultat  gibt.  Berka  empfiehlt  eine  Bismarckbraun-Nachfärbung,  welche 
aber  auch  keinen  schönen  Kontrast  zwischen  dem  braungelben  Grunde 
und  den  veilchenblauen  Tuberkelbacillen  gibt,  obzwar  diese  Nachfärbung 
sich  dennoch  besser  bewährte  als  die  Caan  sehe  und  May  er  sehe.  Ich 
gebrauchte  Safranin  mit  sehr  gutem  Erfolge.  Aus  dem  Safranin  be- 
reiten wir  eine  dünne,  wässerige  Lösung  und  spülen  mit  dieser  das 
schon  gefärbte  Präparat  ab.  So  bekommen  wir  einen  sehr  scharfen 
Kontrast,  was  die  Erkennung  der  Tuberkelbacillen  sehr  erleichtert.  Die 
konzentrierte  Safraninlösung  halte  ich  nicht  für  brauchbar,  da  in  meinen 
auf  diese  Weise  gefärbten  Präparaten  die  Tuberkelbacillen  nicht  rein 
veilchenblau  sind,  sondern  durch  die  Einwirkung  des  Safranins  eine 
rötliche  Farbe  annehmen.  Dasselbe  tritt  bei  längerer  dünner  Safranin- 
einwirkung   ein.    In   meinen   ohne  Nachfärbung   verfertigten  Präparaten 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     511 

waren  die  Tuberkelbacillen  in  geringerer  Menge  sichtbar,  als  bei  der 
mit  Nachfärbung  vollzogenen  Färbung.  Dasselbe  sehen  wir  auch  bei 
den  Granula,  deren  Erkennung  ohne  Kontrast  sehr  schwer,  manchmal 
sogar  unmöglich  ist.  Einen  besseren  Erfolg  hatte  ich  auch  bei  den  ohne 
Nachfärbung  vollführten  Färbungen;  wenn  ich  die  Einwirkung  der  Salpeter- 
säure und  des  Alkohols  möglichst  abkürzte,  so  erschienen  aber  meistens 
auch  andere  Bakterien  veilchenblau.  Von  den  Tuberkelbacillen  waren 
am  meisten  die  längeren,  stärkeren  Gestalten  vertreten,  die  schon  den 
Typus  bovinus- Gestalten  ähnlich  waren  (Spenglers  Hüllenmethode 
negativ).  Körnchen  waren  bei  den  meisten  sichtbar.  Einzelstehende  Gra- 
nula sah  ich  nur  wenige,  unbedingt  weniger  als  in  meinen  aus  dem- 
selben Sputum  nach  Much  gewonnenen  Präparaten.  Sehr  schöne  überaus 
feine  Körnchen,  von  denen  es  ganz  bestimmt  festzustellen  war,  daß  es 
Granula  sind,  sah  ich  hauptsächlich  in  meinen  mit  Safranin  nach- 
gefärbten Präparaten.  In  meinen  gut  bereiteten,  gut  entfärbten  Präpa- 
raten waren  andere  Bacillen  oder  Kokken  nicht  gefärbt.  Was  die  Zahl 
der  gefundenen  Bacillen  betrifft,  so  fand  ich  keine  so  große  Abweichung 
zwischen  der  Ziehl-Neelsen.  Ehrlich-Koch  und  Her  man  sehen 
Färbemethode,  als  zwischen  der  Much  und  Her  man  sehen.  Prosektor 
Berka  sah  mit  der  Her  man  sehen  durchschnittlich  lömal  soviele 
Tuberkelbacillen  gefärbt,  als  mit  der  Zieh  Ischen,  und  6 — 8mal  mehr 
als  mit  der  Ehrlich- Koch  sehen.  In  meinen  Präparaten  sah  ich  auf 
einem  Gesichtsfelde  durchschnittlich  3 — 5  Tuberkelbacillen  gefärbt,  aber 
einen  so  großen  Unterschied  an  Zahl  der  Bacillen  fand  ich  nicht.  Ebenso 
erwähnt  er  auch,  daß,  wenn  er  die  nach  Ziehl  positiv  gefärbten  Prä- 
parate mit  der  Hermanschen  nachfärbte,  so  wurden  mehrere  Bacillen 
sichtbar.  Ich  fand  in  solchen  Fällen  nur  die  Granula  gefärbt,  die  Zahl 
der  Bacillen  vermehrte  sich  aber  nicht  zusehends.  Ich  machte  Unter- 
suchungen auch  in  jener  Richtung,  ob  ich  in  den  Ziehl -negativen  Sputen 
mit  der  Her  man  sehen  Methode  Tuberkelbacillen  finde,  aber  diese  Ver- 
suche blieben  auch  erfolglos.  In  denselben  Sputen  fand  ich  nach  Much 
sehr  viele  Granula,  während  diese  nach  Her  man  ungefärbt  blieben. 
Kayser.  der  300  solche  Sputen  untersuchte,  in  welchen  er  nach  Ziehl 
keine  Tuberkelbacillen  nachweisen  konnte,  fand  sie  bei  8  Proz.  in  den 
nach  Her  man  gefärbten  Präparaten.  Berka  und  Kayser  halten  für 
das  Resultat  ihrer  Forschung  die  Her  man  sehe  Färbungsmethode  über 
der  Zieh  Ischen  stehend,  ja  Berka  hält  sie  noch  für  besser  als  die 
Much  sehe  wegen  ihrer  schnelleren  Ausführbarkeit. 

Auf  Grund  meiner  Untersuchungen  bin  ich  zu  folgender  Ueber- 
zeugung  gelangt:  Mit  der  Her  man  sehen  Färbemethode,  wenn  wir  auch 
eine  Nachfärbung  anwenden,  können  wir  ein  gefälliges  Präparat  erzielen, 
obzwar  ich  nicht  mehr  gefärbte  Tuberkelbacillen  finden  konnte  als  mit 
der  Zieh  Ischen  Färbung;  in  dieser  Beziehung  übertrifft  sie  Ziehl. 
Mit  dieser  verglichen,  ist  ihr  großer  Nachteil,  daß  die  Färbung  länger 
dauert  und  hauptsächlich,  daß  die  ammoniumkarbonat- kristallviolette 
Lösung  in  jedem  Falle  frisch  bereitet  werden  muß.  weil  diese  keine  halt- 
bare Mischung  ist.  Mit  der  Much- modifizierten  Gramschen  Färbung 
verglichen,  ist  es  ihr  Vorteil,  daß  das  Präparat  schneller  gefärbt  werden 
kann,  dagegen  ihr  Nachteil,  daß  weniger  Bacillen,  besonders  weniger 
Granula  gefärbt  werden.  Auf  Grund  derselben  müssen  wir  also  Her- 
rn ans  Färbemethode  zu  den  besten  Methoden  rechnen,  aber  was  ihren 
Wert  betrifft,  steht  sie  hinter  der  Ziehl-  und  Much -Färbung  ungefähr 
in  gleichem  Rang  mit  der  Spen  glerschen. 


512  Central  bl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


5.  Gasis'  Färbemethode. 
Im  „Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.",  1909,  Heft  1,  beschrieb 
Gasis  eine  Färbemethode,  die  vor  den  früher  veröffentlichten  große 
Vorteile  hätte;  so  z.  B.  konnte  er  mit  derselben  auch  in  Ziehl-negativ- 
Sputen  Tuberkelbacillen  nachweisen,  die  Granula  werden  auch  gefärbt, 
außerdem  auch  die  Hülle  des  Tuberkelbacillus,  aber  außer  dem  Tuberkel- 
bacillus  kein  anderer.  Die  Färbemethode  von  Gasis  wies  eine  neue,  bis 
jetzt  unbekannte  Eigenschaft  der  Tuberkelbacillen  auf,  nämlich  die  Wider- 
standsfähigkeit derselben  für  alkalische  Substanzen.  Weil  diese  Eigen- 
schaft kein  anderes  Bakterium  hat,  nicht  einmal  die  als  säurefest  be- 
kannten Bacillen,  darum  schreibt  Gasis  seiner  Methode  eine  so  große 
Wichtigkeit  zu.  Zur  Entfärbung  gebraucht  er  eine  Kaliumjodid-  und 
Natriumhydratmischung,  also  alkalische  Substanzen.  Die  Färbung  besteht 
wesentlich  im  folgenden : 

1)  In  5  ccm  1-proz.  Eosinlösung  (diese  besteht  aus  1  g  Eosin,  5  ccm 
abs.  Alkohol,  95  ccm  Aqua  dest.)  wird  ein  Kristall  Mercurichlorid  ge- 
geben, dann  so  lange  gekocht,  bis  es  sich  auflöst.  Mit  dieser  Lösung 
wird  das  über  Flamme  fixierte  Präparat  Übergossen.  Die  Farbe  lassen 
wir  1 — 2  Minuten  lang  darauf. 

2)  Abspülen  mit  Wasser  und  folgender  entfärbenden  Flüssigkeit: 

0,5  g  Natriumhydrat 
1,0  g  Kaliumjodid 
100,0  ccm  50-proz.  Alkohol 

3)  Auswaschen  mit  absolutem  Alkohol,  dann  mit  Wasser. 

4)  Kontrastfärbung  mit  Methylenblau. 

Die  Gasis -Färbung  steht  sowohl  hinter  Ziehl  als  auch  hinter 
Much.  Vorteil  über  diese  besitzt  sie  fast  keinen  bei  den  Unter- 
suchungen der  Sputen.  Gasis  beschreibt  2  Fälle  von  Urogenital-  und 
2  von  Lungentuberkulose,  bei  denen  die  Tierimpfungen  die  Diagnose 
bestätigten,  bei  welchen  indessen  mit  der  Ziehlfärbung  den  Tuberkel- 
bacillus nachzuweisen  nicht  gelang.  2  Fälle  genügen  noch  nicht,  um  zu 
überzeugen,  daß  mittels  der  Gasis- Färbung  in  Ziehl -negativen  Fällen 
vorkommende  Tuberkelbacillen  nachzuweisen  wären.  Nach  der  Behaup- 
tung Gasis'  können  durch  seine  Methode  mehr  Tuberkelbacillen  gefärbt 
werden  als  mit  der  Ziehl -Färbung.  Dies  bestreite  ich  auf  Grund 
meiner  Untersuchungen,  und  ebenso  bestreiten  es  alle,  die  sich  mit  der 
Gasi  s- Färbung  befaßten,  soLevy,  Rosenblatt  u.a.  Unter  den  ge- 
färbten Tuberkelbacillen  sind  die  langen,  gebogenen  Gestalten  vertreten. 
In  den  meisten  Fällen  fand  auch  ich,  wie  Levy,  die  mittelgroßen  Ge- 
stalten, ziemlich  oft  auch  die  Gestalten  von  Granula,  diese  waren  aber 
niemals  von  so  feiner  Struktur,  wie  die  nach  der  Much -Färbung  ge- 
fundenen Granula,  ihre  Zahl  ist  aber  entschieden  kleiner,  als  bei  Much, 
Die  Hülle  der  Tuberkelbacillen  soll  angeblich  blau  gefärbt  erscheinen, 
ich  fand  die  Hülle  in  keinem  Falle  gefärbt;  Levy  bestreitet  ebenfalls 
diese  Eigenschaft  der  Färbungsmethode.  Als  einzigen  Vorteil  dieser 
Methode  über  die  Ziehische  findet  Levy,  daß  der  lebhaft  rote  Bacillus 
auf  blauem  Grunde  leichter  zu  erkennen  ist,  wie  bei  Ziehl,  ich  kann 
auch  diesen  Wert  der  Methode  nicht  anerkennen. 

Unsere  Kritik   der  Gasis- Färbemethode   können  wir  in  folgendem 
zusammenstellen : 

1)  Sie  ist  eine  langwierigere  Färbemethode  als  die  Ehrlich- Koch- 
sche   oder  Zieh  Ische,  aber   kürzer   als   die  Much  sehe.     Hauptsächlich 


Böhm,  lieber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  TuberkelbacUlen  etc.     513 

wird  sie  dadurch  langwierig,  daß  die  Eosinlösung  stets  frisch  bereitet 
werden  muß,  und  wenn  wir  nur  ein  etwas  größeres  Kristall  Queck- 
silberchlorid dazu  fügen ,  so  nimmt  die  Färbefähigkeit  der  Lösung 
schon  ab. 

2)  Mehr  Bacillen  werden  nicht  gefärbt,  als  bei  Ziehl,  ihre  Gestalt 
entspricht  den  vorigen,  granulierte  Gestalten  werden  gefärbt,  aber  bei 
weitem  nicht  in  so  großer  Zahl,  wie  bei  Much.  Levy  sah  überhaupt 
keine  reinen,  granulierten  Formen. 

3)  Die  Präparate  sind  nicht  haltbar,  schon  in  2 — 3  Monaten  ent- 
färben sie  sich,  ja  bei  mir  viele  schon  nach  einem  Monate. 

4)  Welchen  Wert  diese  Methode  bei  der  Differentialdiagnose  hat,  dar- 
auf kann  ich  mich  nach  meinen  Erfahrungen  nicht  berufen,  aber  Levy 
untersuchte  die  Färbemethode  in  dieser  Richtung  eingehender  und  kam 
zu  der  Ueberzeugung,  daß  sie  auch  so  vou  keiner  großen  Bedeutung  ist, 
denn  auch  andere  Säurefesten  aus  dem  Urin,  der  Grasbacillus,  der 
Pseudoperlsuchtbacillus,  der  Blindschleichentuberkelbacillus  werden  auch 
rot  gefärbt.  Die  Smegmabacillen  nehmen  manchmal  eine  blaue,  manch- 
mal eine  rote  Farbe  an. 

Dies  alles  beweist,  daß  die  obige  Methode  keinen  Vorteil  vor  den 
übrigen  hat.  Es  ist  interessant,  zu  bemerken,  daß  die  Gasis-Methode 
von  den  gesamten  Verfassern  einstimmig  verurteilt  wird. 

6.   Spenglers  Methode. 

Karl  Spengler  macht  in  seinem  „Neue  Färbemethoden  für  Perl- 
sucht- und  Tuberkelbacillen""  (erschienen  in  Dtsch.  med.  Wochenschr. 
1907)  zwei  Färbuugsmethoden  bekannt,  deren  Hauptbedeutung  bei  der 
Differentialdiagnose  zwischen  den  Perlsucht-  und  Tuberkelbacillen  ist. 
Diese  sind  1)  Hüllenmethode,  2)  Pikrinsäuremethode. 

I.   Hüllenmethode. 

1)  Wir  alkalisieren  den  aufgestrichenen  Sputumteil  mit  wenig  1-proz. 
Natron-  oder  Kalilauge.  Dann  wird  das  Präparat  bei  vorsichtigem 
Wärmen  fixiert.  Das  Wärmen  muß  sehr  vorsichtig  geschehen,  da  die 
Hülle  des  Perlsuchtbacillus  bei  niedrigem  W^ärmegrade  schmilzt. 

2)  Grundfärbung  mit  Methylenblau,  dann  Abspülen  mit  Wasser. 

3)  Karbolfuchsin-Färbung  bei  vorsichtigem  Wärmen,  darauf  wieder 
Abspülung  mit  Wasser. 

4)  Abermalige  Nachfärbung  des  Präparates  mit  Methylenblau,  wozu 
wir  1 — 2  Tropfen  15-proz.  Salpetersäure  tropfen. 

Mit  der  Bedeutung  dieser  Hüllenmethode  will  ich  mich  nicht  ein- 
gehender befassen,  da  ich  nicht  so  glücklich  war,  in  den  bei  45  Fällen 
vollzogenen  Untersuchungen  auch  nur  in  einem  Falle  eine  Hülle  nach- 
zuweisen. Daß  mir  dies  nicht  gelang,  ist  eine  Folge  dessen,  was  ich 
schon  bei  Beteghs  Methode  eingehender  erwähnte,  daß  nämlich  die 
Individuen,  deren  Sputum  ich  untersuchte,  weder  an  gemischter,  noch 
an  Typus  bovinus-Infektion  litten,  sondern  bei  ihrer  Infektion  nur  der 
Typus  humanus  eine  Rolle  spielte.  Die  Bedeutung  seiner  Hüllenmethode 
tritt  nur  bei  der  Differenzierung  der  Infektionen  mit  dem  Typus  humanus 
und  Typus  bovinus  hervor,  kann  als  allgemeine  Färbungsmethode  der 
Tuberkelbacillen  nicht  in  Rechnung  kommen,  und  kann  demnach  hier 
den  Gegenstand  der  Kritik  nicht  bilden. 

Eine  größere  Bedeutung  hat  Spenglers  andere,  die  Pikrinsäure- 
methode. Die  Färbung  kann  auf  zweierlei  Art  vor  sich  gehen;  der  Gang 
der  ersten  ist  folgender: 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft  6.  33 


514  CentralbL  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

1)  Färben  des  Präparates  mit  Karbolfuchsin  über  der  Flamme,  bis 
Dämpfe  entweichen. 

2)  Abwaschen  des  Fuchsin  mit  Wasser,  darauf  Einlegen  in  gesättigten 
Pikrinsäurealkohol  (dessen  Zusammensetzung  ist  50  ccm  gesättigte 
Pikrinsäure,  50  ccm  abs.  Alk.)  2 — 3  Minuten  lang,  nachher  gießen  wir 
einige  Tropfen  15-proz.  Salpetersäure  auf  das  Präparat,  welches  wir 
danach  ein-  bis  zweimal  mit  Wasser  abspülen,  dasselbe  darauf  wieder 
in  eine  Pikrinsäurelösung  legen,  bis  es  licht-gelb  wird,  was  ungefähr  in 
5—10  Minuten  eintritt.  Schließlich  waschen  wir  das  Präparat  noch  ein- 
mal mit  Wasser  ab,  und  verschließen  es  in  Kanadabalsam. 

Der  Gang  der  zweiten  Methode  ist  folgender:  Mit  der  ersten  über- 
einstimmend kommt  zuerst  die  Behandlung  mit  Karbolfuchsin,  danach 
mit  Pikrinsäurealkohol.  Darauf  Abwaschen  mit  60-proz.  Alkohol  und 
Einlegen  in  15-proz.  Salpetersäure,  bis  eine  gelbliche  Färbung  eintritt, 
danach  folgen  wieder  Alkoholabwaschungen ;  um  eine  Kontrastfärbung 
zu  erzielen,  legen  wir  es  in  pikrinsauren  Alkohol,  bis  eine  gelbe  Färbung 
eintritt. 

Der  Vorteil  der  Sp  engl  ersehen  Methode  besteht  darin,  daß  er, 
seiner  eigenen  Memung  nach,  auch  in  solchen  Fällen,  wo  mit  anderen 
Methoden  höchstens  ein  paar  Tuberkelbacillen  zu  finden  waren,  ganze 
Menge  von  denselben  nachweisen  konnte.  Ihr  Nachteil  ist,  seiner  Meinung 
nach,  daß  auf  dem  zartgelben  Grunde  die  rotgefärbten  Tuberkelbacillen 
sehr  schwer  aufzufinden  sind. 

Das  Resultat  meiner  Untersuchungen  kann  ich  in  folgendem  zu- 
sammenfassen : 

Mit  der  ersten  Methode  konnte  ich  nach  längerer  Uebung  ein  ent- 
sprechend schönes  Resultat  erreichen,  und  zwar  in  allen  jenen  Fällen,  wo 
ich  die  Tropfung  der  Salpetersäure  ohne  Abwaschung  nach  der  ersten 
Pikrinsäureeinwirkung  nur  sehr  kurze  Zeit  anwandte.  Einen  sehr  schönen 
gelben  Grund  konnte  ich  indessen  nur  bei  jenen  Präparaten  erzielen,  wo 
die  erste  Pikrinsäurebehandlung  höchstens  3  Minuten,  die  zweite  aber 
wenigstens  10  Minuten  lang  dauerte.  In  einzelnen  Fällen  konnte  ich 
mit  Spenglers  Methode  mehr  Tuberkelbacillen  färben,  als  mit  der 
Zieh  Ischen,  in  den  meisten  Fällen  war  aber  die  Zahl  der  Bacillen  im 
ganzen  dieselbe.  In  mehreren  Ziehl-negativen  Sputen  gelang  es  mir 
auch  mit  Spenglers  Methode  nicht,  Tuberkelbacillen  nachzuw^eisen.  Der 
Unterschied  der  beiden  Methoden  ist  in  Hinsicht  der  granulierten  Ge- 
stalten der  größte.  Die  Granula  waren  aber  niemals  so  zahlreich, 
als  bei  der  Much- Gram  sehen  Modifizierung.  Ein  großer  Vorteil  der 
Spengler  sehen  Methode  vor  der  Much  sehen  besteht  darin,  daß  die 
granulierten  Gestalten  auf  dem  blassen  Grunde  sehr  schön  sichtbar  und 
mit  Bestimmtheit  zu  erkennen  sind,  da  ein  Niederschlag  das  Präparat 
niemals  verunreinigt,  nur  ist  das  Auffinden  der  Granula  sehr  schwierig ; 
wenn  dies  aber  einmal  gelungen  ist,  so  können  wir  ganz  bestimmt  von 
ihnen  behaupten,  daß  es  Granula  sind.  In  einzelnen  Fällen  sah  ich  wirk- 
lich bewundernswert  schöne,  perlenartig  aneinander  gereihte  Granulen. 
Leider  kann  man  mit  Spenglers  Methode  dauernde  Präparate  nicht 
erzielen,  da  sich  dieselben  während  w^eniger  Wochen  entfärben. 

Wenn  wir  die  Vorteile  der  Spengler  sehen  Methode  über  die 
Ziehl  und  Much  sehen  zusammenfassen,  sehen  wir,  daß  dieselbe  vor 
Ziehl  nur  einen  Vorteil  hat,  daß  auch  die  Granula  gefärbt  werden, 
daß  aber  mehr  Tuberkelbacillen  gefärbt  würden ,  das  kann  ich  aus 
jenen   3 — 4  Fällen,   bei  welchen  nach  Spengler  mehr  gefärbt  wurden, 


ßölim,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     515 

selbst  im  allgemeinen  nicht  behaupten.  Vor  der  Much sehen  Färbung 
hat  sie  jenen  Vorteil,  daß  ihr  Vorgang  rascher  ist,  wir  ein  reines  Präparat 
gewinnen,  und  nur  die  Tuberkelbacillen  rot  gefärbt  erscheinen.  Ihr 
Nachteil,  mit  Much  verglichen,  besteht  darin,  daß  weniger  Bacillen  und 
Granula  gefärbt  werden,  wie  bei  diesem.  Mit  Ziehl  verglichen,  ist  es 
ihr  Nachteil  1)  daß  sie  länger  dauert,  in  kürzerer  Zeit  als  15  Minuten 
kann  man  mit  Spenglers  Methode  schöne  Präparate  kaum  erzielen, 
2)  ist  es  ihr  Nachteil,  daß  auf  dem  hellgelben  Grunde  die  Erkennung, 
d.  h.  die  Auffindung  der  Bacillen  schwierig  ist.  Wenn  ich  (nach  der 
zweiten  Methode)  die  Alkoholabwaschung  nur  einmal  vollzog,  die  Salpeter- 
säure aber  gänzlich  wegließ,  so  war  das  Auskennen  im  Präparate  leichter, 
da  auch  die  Umgebung  eine  rosige  Nuance  besaß,  natürlich  wurden  da 
auch  andere  Bakterien  rot  gefärbt.  3)  Sie  steht  unter  Ziehl,  da  die 
Präparate  nicht  dauerhaft  sind,  sondern  die  Entfärbung  derselben  in 
kürzerer  oder  längerer  Zeit  eintritt. 

7.  Muchs  Methoden. 
Unter  den  bis  jetzt  beschriebenen  Färbemethoden  kann  die  durch 
Much  modifizierte  Gram  sehe  Methode  zu  den  besten  gezählt  werden. 
Der  Vorzug  dieser  Methode  vor  allen  übrigen  ist,  1)  daß  mehr  Bacillen 
gefärbt  werden,  2)  daß  eine  solche  Form  des  tuberkulösen  Virus  in  so 
großer  Zahl  damit  nachzuweisen  ist,  welche  weder  mittels  den  Ziehl- 
schen,  noch  mit  den  meisten  veröffentlichten  Methoden  nachweisbar 
ist.  Dies  sind  die  granulierten  Formen,  d.  h.  die  selbständigen  Granula. 
Bevor  ich  diese  Methode  behandle,  halte  ich  es  für  notwendig,  dieser 
granulierten  Formen  zu  erwähnen,  da  viele  den  Wert  der  Much  sehen 
Methode  überschätzen,  eben  weil  wir  mit  dem  Werte  dieser  granulierten 
Formen  noch  nicht  im  reinen  sind.  Koch  und  Ehrlich  sahen  schon 
diese  Körnchen,  welche  bald  einzeln  stehend,  bald  2 — 3,  bald  eine  ganze 
Kette  von  mehreren  Körnchen  bildend  in  einer  Reihe  vorkommen  und 
nach  Ziehl  nicht  gefärbt  werden.  Die  Form  dieser  Körnchen  ist  nach 
der  Beschreibung  von  Much  entweder  rundlich,  oder  sie  haben  bald  ein 
scharfes,  bald  ein  spitziges  Ende.  Die  rundlichen  Körnchen  sind  ge- 
wöhnlich selbständig  zu  finden,  die  kettenartige  Reihe  zeigen  hingegen 
mehr  die  spitz  endenden  Formen.  Welche  Rolle  diese  Körnchen  bei 
tuberkulösen  Erkrankungen  haben,  ist  noch  nicht  entschieden.  Much 
hält  sie  für  ein  mit  selbständiger  Infektionsfähigkeit  begabtes  tuber- 
kulöses Virus,  die  manchmal  die  einzigen  färbbaren  Gestalten  der  Tuber- 
kulose sind.  Diese  Auffassung  trachtete  er  mit  Versuchen  an  Tieren  zu 
beweisen,  bei  welchen  er  reine  (?!)  Granu  la- Kultur  in  gesunde  Tiere 
impfte  und  diese  an  Tuberkulose  erkrankten.  Wirths  beschreibt  auch 
Versuche,  bei  welchen  er  ebenfalls  reine  Granulakulturen  Tieren  ein- 
impfte. Diese  gingen  auch  an  Tuberkulose  zugrunde,  aber  in  seinen 
Versuchen  ist  es  interessant,  daß  er  sich  öfter  überzeugte,  wie  die  Zahl 
der  Granula  im  Organismus  der  betreffenden  Tiere  schwindet,  wogegen 
die  nach  Ziehl  färbbaren  Tuberkelbacillen  auftreten.  Er  beschreibt 
auch  einen  Versuch,  bei  welchem  er  eine  reine  Ziehl- Kultur  einimpfte, 
bei  dieser  die  Ziehl -Bacillen  sich  im  Tiere  verminderten,  hingegen  die 
Much  sehen  Granula  in  immer  größerer  Zahl  auftraten.  Aus  diesen 
Versuchen  folgerte  er,  daß  die  Granula  aus  den  nach  Ziehl  färbbaren 
Tuberkelbacillen  entstehen ,  unter  gewissen  Umständen  aber  aus  den 
Granula  nach  Ziehl  färbbare  Tuberkelbacillen  entstehen  können.  Diese 
Tierversuche  können  wir  so  lange  nur  mit  gewissem  Vorbehalt  annehmen, 

33* 


516  Centralbl.  f.  Bakt.  etx;.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

bis  dieselben  von  mehreren  Seiten  bekräftigt  werden.  In  Gegensatz  mit 
diesen  Versuchen  halten  viele,  so  Behring  und  Deycke,  diese  Körn- 
chen für  Zersetzungsprodukte.  Dafür  spricht  auch  jeuer  Umstand,  daß 
die  Granula  in  größter  Zahl  im  Sputum  vorgeschrittener  Phthisiker,  in 
Kavernen,  in  kalten  Abszessen,  also  dort  in  größter  Zahl  vorkommen, 
wo  wir  es  mit  großen  Zersetzungsprozessen  zu  tun  haben.  Wo  aber 
länger  dauernde  Zersetzungsprozesse  vor  sich  gehen,  dort  sind  auch  die 
Mikroorganismen  einer  chemisch  und  mechanisch  zersetzenden  Wirkung 
ausgesetzt.  Die  Much sehen  Granula  sind  nicht  säurefest,  und  können 
darum  nach  Ziehl  nicht  gefärbt  werden.  Wenn  wir  diese  Hypothese 
annehmen,  daß  die  Granula  Zersetzungsprodukte  sind,  dann  können  wir 
ihre  Säureunbeständigkeit  damit  erklären,  daß  dieselben  wegen  des  chemi- 
schen Prozesses,  welcher  während  der  Zersetzung  der  Tuberkelbacillen 
vor  sich  geht,  ihre  Säurefestigkeit  verloren  haben.  Diejenigen,  welche 
jene  Hypothese  annehmen,  daß  die  Granula  eine  selbständige  Infektion 
verursachen  können,  erklären  die  nicht-säurefeste  Eigenschaft  der  Gra- 
nula so,  daß  diese  nur  eine  gewisse  Zeit  nicht  säurefest  sind,  während 
welcher  Zeit  sie  nach  Zieh!  nicht  färbbar  sind,  aber  nachdem  sie  sich 
schon  ausgebildet  haben,  werden  sie  säurefest,  und  sind  dann  nach 
Ziehl  färbbar.  Eben  weil  wir  es  bezweifeln  müssen,  daß  sich  aus 
den  Granula  der  wirkliche  Tuberkelbacillus  ausbilden  kann,  müssen  wir 
diese  Erklärung  im  Vergleich  mit  der  vorigen  fallen  lassen.  Wirths 
Tierversuche  sind  auch  kein  genügender  Beweis  dafür,  daß  aus  diesen 
Granula  nach  Ziehl  färbbare  Bacillen  werden,  denn  er  impfte  nach 
seiner  Behauptung  reine  Granulakulturen  in  Tiere  ein,  aber  eben  dies 
ist  es,  was  wir  nur  mit  großem  Vorbehalt  annehmen  dürfen,  da  mau  die 
ganze  Kultur  niemals  ganz  eingehend  untersuchen  kann,  und  so  einige 
Ziehl- Bacillen  in  der  Kultur  stets  übersehen  werden,  und  so  können 
zufällig  1 — 2  Tuberkelbacillen  demnach  in  den  tierischen  Organismus 
gelangen.  Diese  wenigen  Tuberkelbacillen  können  eben  genügend  sein, 
daß  wir  nach  einiger  Zeit  in  dem  Tiere,  in  welches  aus  dieser  Kultur 
geimpft  wurde,  nur  Ziehische  Bacillen  finden,  in  Hinsicht  darauf,  daß 
sie  Zersetzungsprodukte,  die  Granula  leicht  der  phagocytären  Eigenschaft 
der  weißen  Blutkörperchen  zum  Opfer  fallen  können.  Die  Frage  der 
Granula  ist  auch  heute  noch  nicht  ganz  geklärt,  aber  wir  müssen  es 
wegen  der  oben  erwähnten  Umstände  für  wahrscheinlicher  halten,  daß 
diese  Granula  Zersetzungsprodukte  sind,  welche  Behauptung  auch  die 
obigen  Tierversuche  nicht  widerlegen,  eben  wegen  den  schon  erwähnten 
Ursachen.  Eben  weil  wir  noch  keine  genügenden  Beweise  dafür  haben, 
daß  diese  Körnchen  selbständig  Infektion  verursachen  können,  so  sind 
sie  zum  Zwecke  der  Diagnose  nicht  brauchbar.  Aber  aus  dem  Umstände, 
daß  diese  Granula  nur  bei  Tuberkulose  zu  finden  sind,  kann  aus  ihrem 
Vorkommen  ein  Verdacht  auf  Tuberkulose  angenommen  werden,  aber, 
ich  wiederhole,  wir  können  eine  entschiedene  Diagnose  nur  aus  den 
Granula  nicht  aufstellen.  Dies  erschwert  auch  noch  jener  Umstand,  daß 
diese  Granula,  wenn  die  Färbung  auch  noch  so  gut  gelang,  niemals 
vollkommen  sicher  zu  erkennen  sind.  Wer  sich  mit  diesen  Körnchen 
selbständig  nicht  viel  befaßte,  wird  aus  dem  in  Präparaten  sichtbaren 
Niederschlag,  winzigen  Kokken  und  Granula  niemals  mit  Bestimmtheit 
feststellen  können,  welches  die  Granulen  sind  und  so  können  diese  eben 
zu  falscher  Diagnose  führen,  wenn  wir  nicht  genügend  vorsichtig  sind. 
Ich  möchte  die  gefundenen  Körnchen  nur  in  solchen  Fällen  mit  Be- 
stimmtheit  Granula   nennen ,    wenn   ich   neben    ihnen   wenigstens   einen 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     517 

Tuberkelbacillus  gefunden,  von  welchem  ich  bestimmt  behaupten  kann, 
es  sei  ein  Tuberkelbacillus. 

Ein  großer  Fehler  der  Much sehen  Methode  ist  eben  jener,  daß 
außer  den  Tuberkelbacillen  auch  die  meisten  Bacillen  und  Kokken  blau 
gefärbt  werden,  was  auch  natürlich  ist,  da  die  Much  sehe  Methode  nur 
eine  Modifizierung  der  Gramschen  ist  und  wir  wissen,  daß  nach  Gram 
die  meisten  Bacillen  und  Kokken  färbbar  sind.  Infolgedessen  ist  wieder 
die  Erkennung  der  Tuberkelbacillen  nicht  leicht.  Die  nach  Much  ge- 
färbten Tuberkelbacillen  sind  fast  alle  viel  schlanker,  zarter,  wie  z.  B. 
die  nach  Ziehl  gefärbten.  Die  Erklärung  fanden  manche  darin,  daß 
nach  Ziehl  andere  Bacillen  gefärbt  werden,  als  nach  Much;  dies  ist 
ein  sehr  fernliegender  Gedanke,  um  vieles  leichter  können  wir  es  so  er- 
klären, daß  Muchs  dunkle  Bacillen  auf  rotem  Grunde,  oder  auch  ohne 
jeden  Farbenkontrast,  rein  wegen  optischer  Täuschung,  schlanker  er- 
scheinen. Dafür  spricht  auch  der  Umstand,  daß  bei  allen  Färbemethoden, 
wo  die  Tuberkelbacillen  dunkler  gefärbt  werden,  diese  zarteren  Gestalten 
zu  finden  sind. 

Sehen  wir  nun  die  modifizierte  Gram -Färbungsmethode  selbst, 
damit  wir  ihre  Fehler  und  Vorteile  zusammenfassend  unbefangen  beur- 
teilen können.  Much  teilt  3  Modifizierungen  der  Gram  sehen  Methode  mit. 

I.  Der  Gang  der  ersten  ist  folgender: 

1)  Anilin wassergentianviolett, 

2)  Lugo Ische  Lösung, 

3)  Entfärbung  mit  absolutem  Alkohol  und  Nelkenöl. 

II.  Modifizierung. 

1)  Grundfärbung  mit  Methylviolett. 

Die  Methylviolettlösung  wird  so  bereitet,  daß  10  ccm  absoluter 
Alkohol  mit  Methylviolett  gesättigt  wird,  dazu  fügen  wir  100  ccm  2-proz. 
Karbolsäurelösung.  In  diese  Lösung  legen  wir  das  aufgestrichene  Präparat, 
welches  wir  entweder  aufkochen,  oder  24  Stunden  lang  in  37  °  C  warmem 
Thermostat,  oder  48  Stunden  lang  bei  Zimmertemperatur  sich  färben 
lassen. 

2)  Lugolsche  Lösung,  1 — 5  Minuten, 

3)  5-proz.  Salpetersäure,  1  Minute, 

4)  3-proz.  Salzsäure,  10  Sekunden, 

5)  Acetonalkohol  (50  ccm  Aceton,  50  ccm  absoluter  Alkohol). 

III.  Modifikation. 

1)  Eine  ebensolche  Methylviolettlösung,  wie  bei  der  IL  Modifikation. 
Das  Präparat  wird  hier  damit  ebenso  gefärbt. 

2)  Entfärbung  2  Minuten  lang  mit  Jodkaliumhydrogeniumsuperoxyd- 
lösung.     Diese  Lösung  besteht  aus 

5  g  KJ. 

100  ccm  2-proz.  H^Og. 

3)  Abwaschen  mit  absolutem  Alkohol. 

Eine  Nachfärbung  hält  er  für  nicht  notwendig,  aber  eben  wegen  der 
Erreichung  des  Farbenkontrastes  gebrauchte  ich  Nachfärbung  mit  Safranin 
mit  gutem  Erfolge.     Wirths   empfiehlt  ein  sehr  dünnes  Karbolfuchsin, 

Bei  den  nach  der  L  Methode  gefärbten  Präparaten  fand  ich  sehr 
viele  Granula  und  auch  sehr  viele  Bacillen,  aber  das  Nelkenöl  und  der 
Alkohol  entfärbten  sehr  schwach,  weshalb  die  übrigen  Mikroorganismen 
und  auch  die  Umgebung  veilchenblau  blieb.  Diese  Methode  ist  kürzer 
als  die  beiden  anderen,  abgesehen  davon,  daß  wir  stets  eine  frische  Anilin- 
wassergentianaviolettlösung  bereiten  müssen.     Ihr  Vorteil  vor  den  beiden 


518  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Origiuale.  Bd.  62.  Heft  6. 

anderen  ist,  daß  sich  kein  Niederschlag  bildet,  und  so  die  Erkennung  der 
Granula  erleichtert  ist. 

Bei  der  Much  II  ist  die  Entfärbung,  meiner  Meinung  nach,  in 
solchen  dünnen  Säuren  sehr  kurz,  und  diesem  ist  es  auch  zuzuschreiben, 
daß  so  viele  andere  Bacillen  auch  violett  bleiben.  In  mehreren  Fällen 
gebrauchte  ich  30-proz.  Salpetersäure  statt  der  5-proz.  1  Minute  lang, 
oder  ich  ließ  das  Präparat  in  1-proz.  HNO 3  wenigstens  5,  aber  auch  auf 
10  Minuten  lang.  In  diesen  Fällen  fand  ich  nicht  so  viel  Niederschlag 
und  so  viele  violett  gefärbte  andere  Bacillen,  als  wenn  ich  die  Färbung 
nach  der  ursprünglichen  Vorschrift  vollzog.  Den  größten  Niederschlag 
sah  ich  in  jenen  Präparaten,  welche  ich  mit  Aufkochen  des  Methylviolett 
bereitete.  Und  viel  Niederschlag  bekam  ich  auch  dann,  wenn  ich  bei 
Zimmertemperatur  48  Stunden  lang  färbte;  den  geringsten  Niederschlag 
bekommen  wir,  wenn  wir  24  Stunden  lang  bei  37 "  C  im  Thermostat 
färben,  die  Methylviolettlösung  muß  aber  natürlich  vor  jeder  Färbuug 
frisch  filtriert' werden. 

Bei  der  III.  Modifikation  muß  ich  all  dieses  wiederholen.  Die  Ent- 
färbung geschieht  hier  mit  einer  Mischung  von  KJ  +  H^Oo,  was  die  ganze 
Methode  noch  verwickelter  macht,  denn  das  H2O2  ist  keine  haltbare 
Mischung,  weshalb  wir  immer  eine  frische  Lösung  brauchen. 

Unter  diesen  3  Modifikationen  halte  ich  die  II.  für  die  zweckmäßigste, 
danach  folgt  die  I.  und  wegen  der  oben  erwähnten  Umstände  stets  die 
III.  Modifikation,  was  ihre  Brauchbarkeit  betrifft,  an  letzter  Stelle. 

Ueber  die  Gestalten  der  durch  die  Much  sehe  Methode  gefärbten 
Bacillen  haben  wir  vernommen,  daß  die  schlankeren  Gestalten  und  die 
selbständig  oder  kettenartig  vorkommenden  Körnchen  in  großer  Anzahl 
vorhanden  sind.  Was  die  Zahl  der  gefundenen  Tuberkelbacillen  betriflt, 
so  kann  ich  folgendes  behaupten :  In  vielen,  fast  in  allen  Fällen,  wo  ich 
mit  den  Methoden  von  Ziehl,  Ehrlich-Koch,  Her  man  oder 
Spengler  nur  wenig  säurefeste  Bacillen  fand,  sah  ich  nach  Much 
meistens  sehr  viele  schlanke,  in  großen  Gruppen  auftretende  Tuberkel- 
bacillen und  selbständige  Körnchen.  Viele  Versuche  überzeugten  uns 
davon,  daß  nach  Much  tatsächlich  mehr  Tuberkelbacillen  gefärbt  werden, 
aber  aus  wenig  Versuchen  kann  man  es  nicht  im  allgemeinen  behaupten, 
da  man  immer  daran  denken  muß,  ob,  wenn  wir  jenen  Sputumteil, 
welchen  wir  nach  Much  gefärbt  hatten  und  in  welchen  viele  Tuberkel- 
bacillen auftraten,  nach  Ziehl  färben,  ob  wir  dann  nicht  auch  nach 
Ziehl  viele  Bacillen  gefärbt  vorfinden,  und  wenn  wir  wieder  jenen 
Sputumteil  nach  Much  färben,  in  welchem  nach  Ziehl  weniger  Bacillen 
vorkamen,  ob  wir  nach  Mach  nicht  auch  wenige  Bacillen  gefunden 
hätten.  Nach  54  solchen  Versuchen  getraue  ich  mir  zu  behaupten,  daß 
wir  es  hier  nicht  mit  einem  Zufall  zu  tun  haben,  sondern  daß  nach  der 
Much  sehen  Methode  tatsächlich  mehr  Tuberkelbacillen  gefärbt  werden. 
In  12  ziehlnegativen  Sputen  fand  ich  in  9  Fällen  selbständige  Körnchen, 
in  2  Fällen  ungeheuer  viele,  in  7  Fällen  wenig,  aber  Tuberkelbacillen 
fand  ich  in  diesem  Sputum  in  keinem  einzigen  Falle.  Viele  Autoren, 
so  auch  Wirths,  teilen  Versuche  mit,  bei  welchen  nach  Much  in  ziehl- 
negativem  Sputum  Tuberkelbacillen  nachweisbar  waren.  Dies  ganz  be- 
stimmt zu  widerlegen  getraue  ich  mir  nicht,  aber  ich  fand  solche  in 
keinem  einzigen  Falle. 

Indem  wir  die  Vor-  und  Nachteile  der  Much  sehen  Methode  zu- 
sammenfassen, gelangen  wir  zu  folgendem  Schlüsse:  Ein  Nachteil  der 
Much  sehen   Methode    neben   allen   anderen  Methoden    ist,  daß  sie  sehr 


Böhm,  Ueber  die  verschiedenen  Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  etc.     519 

lange  dauert.  Ein  gutes  Präparat  können  wir  in  weniger  als  24  Stunden 
nicht  bekommen,  Ihr  Nachteil  ist  ferner,  daß  das  Karbolmethylvioltte 
keine  haltbare  Mischung  ist,  da  sie  nach  längerem  Stehen  ihre  Färbe- 
fähigkeit verliert,  weswegen  wir  ein  sicheres  Resultat  nur  dann  erreichen 
können,  wenn  wir  mit  frischer  Lösung  arbeiten.  Ihr  Nachteil  ist  ferner, 
daß  die  Präparate  nicht  so  gefällig  sind,  weil  wir  in  den  meisten  einen 
Niederschlag  finden,  ferner,  daß  außer  von  Tuberkelbacillen  auch  andere 
veilchenblau  sind,  schließlich,  daß  diese  Methode  eine  große  Uebung  er- 
fordert, und  zum  Schlüsse,  daß  die  Präparate  nicht  haltbar  sind,  weil  sie 
sich  binnen  2 — 3  Monaten  entfärben.  Bei  ihren  zahlreichen  Schattenseiten 
hat  diese  Methode  aber  auch  ihre  Lichtseiten.  Diese  Vorteile  sind,  daß 
mehr  Tuberkelbacillen  gefärbt  werden,  als  durch  eine  andere  Methode, 
und  die  Granula,  ausgenommen  vielleicht  Spengler,  nur  mit  der 
Much sehen  Methode  nachweisbar  sind. 

Infolgedessen  können  wir  der  Muchscheu  Methode 
heute  noch  keine  so  große  Wichtigkeit  und  großen  Vor- 
teil zuschreiben,  wie  sie  dieser  Methode  von  anderen  zugeschrieben 
wird.  Da  wir  aber  mit  dieser  Methode  die  meisten  Tuberkelbacillen 
nachweisen  können,  so  kann  die  Geschicklichkeit  dos  Experimentierenden 
auch  die  vielen  Nachteile  vermindern.  Darum  können  wir  die  von  Much 
modifizierte  Gram -Methode  für  eine  der  besten  Methoden  halten.  Wenn 
es  aber  endgültig  bewiesen  wird,  daß  die  Much  sehen  Körnchen  tat- 
sächlich eine  selbständige  Infektion  hervorrufen  und  tuberkulöse  Be- 
standteile sind,  so  müssen  wir  die  Much  sehe  Methode  unter  allen  für 
die  beste  erklären. 

Zusammenfassung. 

Das  Endresultat  meiner  Versuche  kann  ich  in  folgendem  zusammen- 
fassen : 

Bei  der  Untersuchung  von  Sputen  solcher  Individuen,  die  der 
Tuberkulose  verdächtig  sind,  können  wir  das  sicherste  Resultat  auch 
heute  noch  durch  die  Zieh  1-Neelsen sehe  Methode  erreichen,  denn 
wenn  wir  einen  Tuberkelbacillus  finden,  ist  die  Diagnose  ganz  sicherzu- 
stellen. Wenn  wir  indessen  die  Untersuchung  nach  Much  vollziehen  und 
wir  keinen  Tuberkelbacillus,  sondern  nur  einzelnstehende  Granula  finden, 
so  können  wir  die  Diagnose  mit  vollkommener  Gewissenhaftigkeit  nicht 
aufstellen.  Die  anderen  Methoden  können  bei  solchen  Untersuchungen 
darum  nicht  in  Frage  kommen,  da  sie  teils  nicht  zufällig,  teils  ver- 
wickelter sind,  als  die  Zieh  Ische.  Zur  Differentialdiagnose 
ist  nur  die  Ziehl-Färbung  brauchbar,  da  sie  ein  ganz 
sicheres  Resultat   bietet,   und   die   einfachste  ist. 

So  halten  wir  bei  Sputumuntersuchungen  auch  heute 
noch  die  Ziehl-Neelsensche  für  die  beste;  eine  gute  ist 
auch  die  Much-modifizierte  Gramsche,  denn  sie  besitzt 
auch  noch  Vorteile  vor  der  Ziehlsehen,  nur  ist  sie  sehr 
schwerfällig  und  verwickelt.  Es  stehen  mit  der  Ziehl- 
sehen Färbung  auf  einer  Stufe  die  Ehrlich-Kochsehe, 
Spenglers  Pikrinsäuremethode  und  die  Hermansche 
Methode,  nur  sind  diese  langwieriger. 


520  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

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Krombholz  u.  Kulka,  lieber  Anreicherung  von  Choleravibriouen  etc.      521 


Nachdruck  verboten. 

lieber  Anreicherung  von  Clioleravibrionen,  insbesondere 
über  Ottoleng  bis  GalleverMren. 

Ein  Beitrag  zur  iHetliodili  der  Prüfung  von  elelttiren  Nährböden. 

[Aus  dem  Hygienischen  Institute  der  k.  k.  Universität  in  Wien.j 
Von  Assistenten  Dr.  E.  Krombholz  und  Reginientsarzt  Dr.  W.  Eulka. 

Die  Anreicherung  der  Choleravibrionen  in  alkalischem  Peptonwasser 
auf  Grund  ihrer  zuerst  von  Schottelius  (1)  beobachteten  Eigenschaft, 
in  Üüssigen  Kulturmedien  nach  der  Oberfläche  zu  streben  und  sich  hier 
rasch  zu  vermehren,  ist  heute  noch  das  unentbehrliche  Hilfsmittel  der 
bakteriologischen  Choleradiagnostik,  als  das  es  Kolle  und  Gotschlich 
(2)  in  den  Schlußsätzen  ihrer  umfassenden  diesbezüglichen  Untersuch- 
ungen bezeichnet  haben.  Kein  anderer  Zweig  der  bakteriologischen 
Diagnostik  verfügt  über  ein  gleich  vortreffliches  Anreicherungsverfahren. 
Wenn  trotzdem  die  Versuche  sich  wiederholen,  Methoden  auszuarbeiten, 
welche  die  Leistungsfähigkeit  dieses  Verfahrens  noch  überbieten,  so  liegt 
das  an  der  besonderen  Bedeutung,  die  eine  maximal  gesicherte  und  be- 
schleunigte Diagnosenstellung  in  diesem  Falle  für  das  öffentliche  Interesse 
besitzt.  Zwar  enthalten  in  der  Praxis  bei  Untersuchungen  wegen  Cholera- 
verdacht die  Stuhlproben,  deren  Untersuchung  ein  positives  Resultat 
ergibt,  in  der  Regel  die  Cholerakeime  in  solcher  Menge  und  in  einem 
solchen  Zustand,  daß  ihr  Nachweis  rasch  und  oft  schon  auf  den  primären 
Platten  gelingt.  Andererseits  wird  aber  in  Mitteilungen  über  die  bei 
Choleraepidemieen  gemachten  Erfahrungen  von  mehreren  Seiten  (3)  über 
Fälle  berichtet,  in  denen  die  untersuchten  Stuhlproben  die  Cholera- 
vibrionen in  so  geringer  Zahl  oder  in  einem  solchen  Zustand  verminderter 
Wachstumsenergie  enthielten,  daß  entweder  erst  nach  24-stündiger  Be- 
brütung der  Peptonlösung  oder  bei  Aussaat  sehr  großer  Mengen  Darm- 
inhalt, z.  B.  einer  ganzen  Stuhlprobe  oder  einer  ganzen  Darmschlinge, 
ein  positiver  Befund  sich  ergab. 

Es  ist  darum  die  Sorge  nicht  unbegründet,  daß  gelegentlich  trotz 
der  Anwesenheit  von  Choleravibrionen  im  Untersuchungsmaterial  ihr 
Nachweis  nicht  gelingt,  auch  bei  durchaus  vorschriftsmäßiger  Ausführung 
der  bakteriologischen  Untersuchung,  sei  es,  daß  spärliche  oder  wenig 
lebenskräftige  Choleravibrionen  in  der  Anreicherungsflüssigkeit  von  den 
anderen  Stuhlbakterien  überwuchert  werden  oder  daß  bei  unzulänglicher 
Anreicherung  der  Cholerakeime  die  zur  serodiagnostischen  Identifizierung 
nötigen  Reinkulturen  von  den  aus  der  Anreicherungsflüssigkeit  angelegten 
Platten  nicht  ohne  weiteres  zu  gewinnen  sind.  Diese  letztere  Schwierig- 
keit ist  durch  die  Verwendung  des  in  der  bakteriologischen  Technik 
rasch  eingebürgerten  Dieu donneschen  Alkaliblutagars  in  erheblichem 
Grade  verringert,  da  dieser  ein  für  die  Cholerakeime  günstiger  und 
eminent  elektiv  wirkender  Nährboden  ist.  Aber  seine  elektive  Wirkung 
ist  keine  absolute,  wie  aus  den  Arbeiten  von  Bürgers  (4),  Esch  (5), 
Glaser  und  Hachla  (6),  Stock  vis  (7)  und  Perpola  (8)  hervorgeht 
und  wie  jeder  weiß,  der  diesen  Nährboden  in  der  Praxis  verwendet  hat. 
Ueberdies  wird  die  andere  Möglichkeit,  an  die  zu  denken  ist,  daß  näm- 
lich die  Choleravibrionen  schon  in  der  Anreicherungsflüssigkeit  von  den 


522  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

auderen  Stulilbakterieu  überwuchert  werden,  durch  seine  Verwendung 
nicht  tangiert. 

Aus  diesen  Gründen  sind  Versuche,  die  Methoden  der  Cholera- 
diagnostik zu  verbessern,  nicht  ohne  Interesse.  Arbeiten  der  letzten 
Zeit  [Pergola  (8),  Kraus  (9)]  sind  bestrebt,  Nährsubstrate  von  eminent 
elektiver  Wirkung  schon  für  die  Anreicherung  zu  ermitteln.  Otto- 
lenghi  (10)  behauptet,  in  der  alkalisch  gemachten  Ochsengalle  ein 
solches  Nährsubstrat  gefunden  zu  haben,  dem  er  nachrühmt,  es  liefere 
auch,  wenn  die  Choleravibrionen  in  den  Faeces  sehr  spärlich  vorhanden 
seien,  in  ziemlich  kurzer  Zeit  durch  Anreicherung  derselben  gute  Resul- 
tate. Die  gewöhnlich  in  den  Faeces  vorkommenden  Keime  entwickelten 
sich  darin  entweder  überhaupt  nicht  oder  so  spärlich,  daß  die  Isolierung 
der  Choleravibrionen  aus  den  Faeces  leicht  gelinge,  auch  wenn  sie  mit 
einer  äußerst  großen  Zahl  von  anderen  Keimen  gemischt  seien.  Selbst 
nach  24 — 48-stündigem  Verweilen  im  Thermostaten  werde  die  Entwicke- 
lung  der  Choleravibrionen  nicht  durch  die  der  anderen  Faeceskeime 
unterdrückt,  wodurch^  dem  Bakteriologen  eine  große  Freiheit  im  Arbeiten 
gegeben  sei. 

Damit  wäre  in  der  alkalisch  gemachten  Rindergalle  das  Ideal  eines 
Anreicherungssubstrates  für  Choleravibrionen  aus  Stuhlproben  gefunden. 
In  Uebereinstimmung  damit  ständen  jene  Beobachtungen  russischer 
P'orscher  (11),  die  auf  eine  Neigung  der  Choleravibrionen  deuten,  sich 
in  den  Gallengängen  des  Menschen  einzunisten.  Die  Feststellung  der 
analogen  Tatsache,  daß  in  der  Gallenblase  von  Typhuskranken  so  häufig 
der  Krankheitserreger  zu  finden  ist,  hat  ja  auch  zu  Vorschlägen  geführt, 
die  Wirkung  elektiver  Nährböden  für  Typhusbacillen  durch  den  Zusatz 
von  natürlicher  Galle  (12,  13)  oder  von  taurocholsaurem  Natrium  (14) 
zu  verbessern, 

Ueber  eine  von  uns  vorgenommene  Nachprüfung  der  zitierten  An- 
gaben Ottolenghis  soll  im  Nachstehenden  berichtet  werden.  Danach 
erscheint  sein  eigenes  wie  auch  das  Urteil  inzwischen  erstandener  Nach- 
prüfer über  sein  Verfahren  als  experimentell  nicht  zureichend  begründet. 
Nur  Versuche,  die  bei  systematischer  Variierung  der  in  erster  Linie  in 
Betracht  kommenden  Verhältnisse  sowohl  diese  Variationen  als  auch 
ihren  Einfluß  auf  die  resultierenden  Ergebnisse  nach  Tunlichkeit  quan- 
titativ fassen,  lassen  eine  halbwegs  exakte  vergleichende  Wertung  neuer 
Verfahren  zu  und  schützen  vor  der  unzulänglichen  Verallgemeinerung 
von  Resultaten,  die  nur  besonderen  Versuchsbedingungen  zu  verdanken 
sind. 

Zunächst  haben  wir  zur  ersten  Orientierung  das  Wachstum  des 
Bact.  coli  als  des  repräsentativen  Stuhlkeimes  in  der  nach  Ottolenghi 
hergestellten  alkalischen  Galle  vergleichend  geprüft. 

Ueber  das  Verhalten  des  Bact.  coli  gegen  Rindergalle  und  deren 
Bestandteile  liegt  eine  Reihe  von  Untersuchungen  vor,  die  meist  durch 
Studien  über  Anreicherungsverfahren  für  Bact.  typhi  veranlaßt  sind. 
Es  seien  hier  nur  die  Arbeiten  von  Werbitzky  (15)  und  Pies  (16) 
angeführt,  die  übereinstimmend  zeigten,  daß  Rindergalle  bei  natürlicher 
Reaktion  für  Bact.  coli  ein  Nährsubstrat  ist,  wenn  auch  kein  gutes, 
und  die  Untersuchungen  Meyersteins  (17)  über  die  bakteriologische 
Bedeutung  der  Gallensalze.  Danach  gehört  das  Bact.  coli  zu  jenen  Bak- 
terien, die  in  reinen  Gallensalzlösungen  im  allgemeinen  nicht  zu  wachsen 
vermögen,  wohl  aber  bei  Zusatz  von  nur  0,01  Proz.  Pepton,  also  bei 
einer  Peptonkonzentration,  die  sonst  ihr  Gedeihen  nicht  ermöglicht.    Diese 


Krombholz  u.  Kulka,  Ueber  Anreicherung  von  Choleravibrionen  etc.      523 

wachstumfördernde  Wirkung,  die  gegenüber  dem  Bact.  coli  sowohl 
dem  taurocholsaiiren  wie  dem  glykocholsauren  Natrium  zukomme,  sei  an 
die  lackmusueutrale  bis  schwach  saure  Reaktion  des  Nährsubstrates  ge- 
bunden, während  schon  geringe  Abweichungen  der  Reaktion  von  diesem 
Optimum  das  Resultat  wesentlich  beeinträchtigen. 

Ueber  das  Verhalten  des  Bact.  coli  gegenüber  Rindergalle  bei 
ausgesprochen  alkalischer  Reaktion  derselben  suchten  wir  uns  in  der 
ersten  Reihe  unserer  nach  Tunlichkeit  zahlenmäßig  vergleichenden  Ver- 
suche zu  orientieren. 

Den  Gallenährboden  für  diese  wie  für  alle  folgenden  Versuche  stellten 
wir  genau  nach  den  Anweisungen  des  Autors  aus  frischer,  nach  Mög- 
lichkeit steril  entnommener,  durch  Papier  filtrierter  Rindergalle  her.  Das 
Filtrat  wurde  versetzt  mit  3  Proz.  einer  10-proz.  Lösung  von  Natr.  carb. 
cryst.  und  mit  0,1  Proz.  Kaliumnitrat,  darauf  in  Kölbchen  zu  50  ccm 
abgefüllt  und  durch  ca.  20  Minuten  bei  einer  halben  Atmosphäre  Ueber- 
druck  im  Autoklaven  sterilisiert.  Um  für  jede  Versuchsreihe  eine  gleich- 
artige Zusammensetzung  des  Nährsubstrates  zu  erreichen,  wurde  der 
Inhalt  mehrerer  Gallenblasen  vor  der  Verarbeitung  vereinigt  und  gut 
gemischt.  (Für  die  Versuche  der  Tabellen  I  bis  IV  kam  zur  Verwendung 
eine  Mischung  des  Inhaltes  mehrerer  Gallenblasen,  die  ein  spezifisches 
Gewicht  von  1,024  zeigte,  für  die  Versuche  der  Tabellen  VI  bis  X  des- 
gleichen eine  Mischung  mit  dem  spezifischen  Gewicht  von  1,017,  für  die 
Versuche  der  Tabellen  V,  ferner  XI,  XII  und  XIII  eine  solche  mit  dem 
spezifischen  Gewicht  von  1,022.) 

Die  Aussaat  geschah  bei  dieser  wie  bei  den  folgenden  Versuchsreihen 
in  einer  Weise,  die  eine  ausreichende  Gleichmäßigkeit  der  verimpften 
Keimzahl  bei  den  zu  vergleichenden  Einzelversuchen  gewährleistete  und 
die  Wahl  einer  zweckmäßigen  Dosierung  gestattete.  Dies  erreichten  wir 
durch  Impfung  mit  relativ  großen  Mengen  sorgfältig  hergestellter  Ver- 
dünnungen der  betreffenden  Bakterienaufschwemmung.  Die  primären 
Aufschwemmungen  wurden  in  der  üblichen  Weise  durch  Abspülen  gleich- 
artig gestrichener  und  gleich  alter  Schrägagarkulturen  mit  5  ccm  steri- 
lisiertem Wasser  oder  physiologischer  Kochsalzlösung  gewonnen  und 
durch  ein  steriles  Papierfilter  geschickt.  Die  Verdünnungen  erfolgten 
stufenweise  in  Reihen  nach  den  Potenzen  10\  10^  10^  usw.,  wobei  auf 
gleichmäßige  Verteilung  der  Keime  in  den  Verdünnungen  durch  an- 
dauerndes Schütteln  und  Schwenken  (nach  der  Uhr)  besonders  geachtet 
wurde. 

Die  Sorgfalt  bei  der  Herstellung  der  Verdünnungen  hatte  den  Er- 
folg, daß  die  durch  Anlegung  von  Schüttelkulturen  ermittelten  Keim- 
zahlen der  verschiedenen  Verdünnungen  einer  Bakterienaufschwemmung 
innerhalb  der  natürlichen  Fehlergrenzen  den  jeweiligen  Graden  der  Ver- 
dünnung sehr  gut  entsprachen  (vgl.  Tab.  V),  und  da  die  Keimzahl  in 
den  primären  Aufschwemmungen  erfahrungsgemäß  nicht  in  allzuweiten 
Grenzen  schwankt,  sich  die  Gelegenheit  bot,  die  verimpften  Keimmengen 
nach  Wunsch  zu  variieren. 

Die  Ergebnisse  unserer  ersten  Versuchsreihe  sind  in  der  Tabelle  I 
dargestellt. 

In  dieser  Versuchsreihe  kamen  als  Nährsubstrate  zum  Vergleich: 
1)  eine  alkalische  Peptonlösung,  hergestellt  nach  der  amtlichen  Cholera- 
anweisung (1  Proz.  Pepton,  1  Proz.  NaCl,  0,1  Proz.  KNO3,  0,2  Proz. 
Na2C03),  2)  eine  1-proz.  Pepton-Kochsalzlösung  ohne  Sodazusatz,  um 
damit  für  den  Fall,  daß  die  stark  alkalische  Reaktion  des  Cholerapepton- 


524 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Wassers  das  Wachstum  der  ausgesäten  Bakterien  beeinträchtigen  sollte» 
die  bei  optimalem  Wachstum  sich  ergebenden  Keimzahlen  zu  ermitteln, 

3)  eine  nach  Ottoleng his  Angaben   hergestellte  alkalische  Galle   und 

4)  dieselbe  alkalische  Galle  mit  einem  Zusatz  von  1  Proz.  Pepton,  der 
als  Nährstoffbeigabe  eventuell  die  Wirkung  der  Galle  modifizieren  konnte. 
4  Kölbchen^)  mit  je  50  ccm  dieser  Nährflüssigkeiten  wurden  mit  je  1  ccm 
einer  in  der  angegebenen  Weise  auf  10*^  verdünnten  Aufschwemmung 
von  Bact.  coli  versetzt  und  bei  37°  gehalten.  Nach  3,  6,  9  und 
24  Stunden  entnommene  Proben  verarbeiteten  wir  in  geeigneten  Ver- 
dünnungen zu  Schüttelkulturen.  Vor  der  Entnahme  wurden  die  Kölbchen 
zur  gleichmäßigen  Verteilung  der  Keime  1  Minute  lang  vorsichtig  um- 
geschwenkt. 

Tabelle  I. 
24  Stunden  alte  Schrägagarkultur  von  Bact.  coli  mit  5  ccm  destilliertem  Wasser 
abgespült,  durch  Papier  filtriert,  auf  10^  verdünnt.     Davon  je  1  ccm  zu  50  ccm  Nähr- 
lösung.   Keimzählung  mit  Agarplatten  nach  2  Tagen. 


Zeit  der 

Ueberimpfung 

nach  der 

Aussaat 

Keimzahl  in  1  ccm  Nährlösung,  und  zwar 

A)  Pepton  lösung 

B)  alk.  Pepton- 
lösung 

C)  alk.  Galle     |    ^.s     ,,     p,^,. 
+  1  Proz.  Pepton       ^^  ^^^-  ^^^^^ 

sofort 
nach  3  Std. 

„     24     „ 

100 

weniger  als  1000 

120  000 

3  600000 

372  000000 

82 

860 

146  000 

1720000 

220000  000 

4                           10 

weniger  als  10       weniger  als  10 

230                           15 

850                           30 
476  800  000              25  000  000 

Wie  aus  der  Tabelle  zu  ersehen  ist,  sind  die  Wachstumsverhältnisse 
für  Bact.  coli  in  1-proz.  Peptonlösung  bei  Alkalizusatz  nicht  wesentlich 
andere  wie  ohne  denselben.  Dagegen  zeigte  sich  in  der  alkalischen  Galle 
nach  Ottolenghi  die  auffallende  Erscheinung  einer  weitgehenden 
Reduzierung  der  Keimzahl  unmittelbar  nach  der  Einsaat  im  Vergleich 
mit  den  entsprechenden  Keimzahlen  in  der  alkalischen  und  neutralen 
Peptonlösung,  eine  Erscheinung,  die  nach  9  Stunden  fast  noch  unver- 
ändert besteht.  Erst  nach  dieser  Zeit  setzt  dann  eine  intensivere  Ver- 
mehrung der  Keime  ein,  die  innerhalb  24  Stunden  nach  der  Einsaat  die 
Keimzahl  auf  ein  Zwanzigstel  der  innerhalb  dieser  Zeit  in  den  Pepton- 
kölbchen  erreichten  steigert. 

Die  gleiche  Beobachtung  ergab  sich  auch  an  den  Gallekölbchen  mit 
1  Proz.  Peptonzusatz.  Hier  setzt  aber  die  Keimvermehrung  früher  ein 
und  holt  innerhalb  von  24  Stunden  die  Entwickelungsziffern  der  Pepton- 
nährböden  vollkommen  ein. 

Die  Deutung,  die  zuerst  Buchner  (18)  bei  seinen  Untersuchungen 
über  die  bakterientötende  Wirkung  des  zellfreien  Blutserums  den  Er- 
scheinungen bei  der  Einwirkung  von  Blut,  Plasma,  Serum  etc.  auf  die 
Mikroorganismen  gegeben  hat,  besteht  offenbar  auch  hier  zu  Recht;  daß 
es  sich  nämlich  bei  derartigen  Substanzen  um  zwei  verschiedene  und 
entgegengesetzte  Einflüsse  auf  die  Bakterien  handle,  einmal  den  tötenden 
und  dann  den  ernährenden,  das  Wachstum  fördernden.  Die  jeweils  vor- 
handene Bakterienzahl  hänge  deshalb,  abgesehen  von  der  Aussaat,  von 
zwei  Variablen  ab,  die  im  entgegengesetzten  Sinne  wirken.    Es  ist  mög- 


1)  Um  Schwankungen  in  der  Größe  der  mit  Luft  in  Kontakt  befindlichen  Ober- 
fläche der  Nährlösungen  zu  vermeiden,  ein  Umstand,  der  bei  Versuchen  mit  Cholera- 
vibrionen nicht  zu  vernachlässigen  ist,  wurden  zur  Kultivierung  in  den  verschiedenen 
Nährflüssigkeiten  stets  annähernd  gleich  große  und  gleich  geformte  Kölbchen  verwendet. 


Krombholz  u.  Kulka,  Ueber  Anreicherung  von  Choleravibrionen  etc.      525 


lieh,  daß  im  konkreten  Fall  die  eine  Variable,  der  Ernährungseinfluß, 
die  andere  Variable,  die  tötende  Wirkung,  verdeckt  und  umgekehrt.  Es 
sind  in  den  folgenden  Versuchen  Beispiele  für  beides  gegeben. 

In  einer  zweiten  Versuchsreihe  trat  bei  sonst  gleicher  Anordnung 
an  Stelle  der  Coli- Aufschwemmung  eine  Faecesemulsion,  die  durch  Ver- 
reiben mit  steriler  physiologischer  Kochsalzlösung  in  der  Reibschale 
und  zweimaliges  Filtrieren  durch  Leinwandfilter  hergestellt  worden  war. 
Davon  wurde  je  1  ccm  auf  je  50  ccm  der  4  verschiedenen  Nährsubstrate 

verimpft. 

Tabelle  II. 
Frische  Faeces  in  Reibschale  mit  sterilem  Wasser  verrieben,   durch  Leinwand  fil- 
triert.    Davon  je  1  ccm  zu  50  ccm  Nährlösung.    Keimzählung  mit  Agarplatten   nach 
2  Tagen. 


Zeit  der 
Ueberimpfung 
nach  der 
Aussaat 


Keimzahl  in  1  ccm  Nährlösung,  und  zwar 


A)  Peptonlösung 


B)  alk.  Pepton- 
lösung 


C)  alk.  Galle 
4- 1  Proz.  Pepton 


D)  alk.  Galle 


sofort                          1560000  I  1350000  904  000  i  1421000 

nach   3  Std.               7  320000  10  850000  1630  000  !  879  000 

150000000  i  161000000  110980  000  i  17  760  000 

24     „              542  500  000  |  577  500  000  427  500  000  j  528  630  000 

Die  Keimzahlen  in  der  nicht  alkalisierten  und  in  der  alkalisierten 
Peptonlösung  bewegen  sich  durchwegs  in  den  gleichen  Größenordnungen. 
Die  Erscheinung  der  reduzierten  Keimzahlen  unmittelbar  nach  der  Aus- 
saat in  die  Gallenährböden  war  hier  nicht  zu  beobachten. 

Die  Keimzahlen  der  Gallekölbchen  blieben  aber  gegenüber  jenen  in 
den  Peptonkölbchen  etwas  zurück:  in  der  alkalischen  Galle  mit  Pepton- 
zusatz nachweislich  3  Stunden  nach  der  Aussaat,  in  der  alkalisierten 
Galle  ohne  Peptonzusatz  noch  nach  6  Stunden.  Nach  24  Stunden  aber 
war   in   allen   4  Kölbchen   nahezu  dieselbe  Entwickelungsziffer  erreicht. 

Hatte  sich  demnach  die  alkalische  Galle  als  ein  minder  günstiger 
Nährboden  für  die  natürlichen  Faeceskeime,  besonders  für  Bact.  coli, 
erwiesen,  so  ging  die  nächste  Frage  danach,  ob  sie  vielleicht  ein  besser 
geeignetes  Nährsubstrat  für  Choleravibrionen  sei. 

Eine  Versuchsreihe  mit  Cholerakeimen  in  analoger  Weise  ausge- 
geführt,  wie  die  beiden  früheren,  hatte  das  in  der  Tabelle  III  dargestellte 
Ergebnis. 

TabeUe  III. 

48  Stunden  alte  Schrägagarkultur  von  Vibrio  cholerae  (Stamm  X  der  Sammlung) 
mit  5  ccm  destilliertem  Wasser  abgespült,  filtriert  und  auf  10*  verdünnt.  Davon  je  1  ccm 
zu  je  50  ccm  Nährlösung.  Keimzählung  durch  Plattenkultur  in  alkalischer  Gelatine 
nach  2  Tagen. 


Zeit  der 

Ueberimpfung 

nach  der  Aussaat 


Keimzahl  in  1  ccm  Nährlösung  und  zwar 


A)  Peptonlösung 


B)  Alkalische 
Peptonlösung 


Cj  Alkal.  Galle 
+  1  Proz.  Pepton 


D)  Alkalische 
Galle 


sofort 

nach    3  Stunden 

„      6        „ 

„    24         ,. 


1100 

1400 

32  000 

800000 

314  000000 


1200 
2  300 

60  000 

1400  000 

330000  000 


300 

230 

1020 

7  060 

142  000 


300 

100 

600 

5  000 

90000 


Wieder  bewegten  sich  die  Keimzahlen  der  Pepton-* und  alkalischen 
Peptonlösung  andauernd  in  gleichen  Größenordnungen,  während  in  den 
Gallenlösungen  wie  bei  Bact.  coli  eine  Reduzierung  der  Keimzahlen 
unmittelbar   noch   der  Einsaat  und  ein  ganz  bedeutendes  Zurückbleiben 


526 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


der  Keimzahlen  auch  nach  24  Stunden  gegenüber  jenen  der  Pepton- 
lösungen  sich  zeigte.  Ein  analoges  Ergebnis  hatte  ein  Versuch,  bei  dem 
ein  anderer  Cholerastamm  (Stamm  43  der  Sammlung,  im  Sommer  1911 
aus  Stuhl  isoliert),  und  zwar,  um  auch  den  Einfluß  dieses  Moments  zu 
ermitteln  in  reichlicher  sowohl  wie  in  spcärlicher  Aussaat  auf  sein 
Wachstum  einerseits  in  Cholerapeptonlösung,  andererseits  in  alkalischer 
Galle  geprüft  wurde.  Auf  den  Vergleich  dieser  beiden  Nährboden  be- 
schränkten sich  auch  weiterhin  unsere  Versuche,  da  die  stark  alkalische 
Reaktion  des  Cholerapeptonwassers  und  der  Zusatz  von  Pepton  zur 
alkalischen  Galle  das  Resultat  nicht  wesentlich  beeinflußt  hatte. 

Tabelle  IV. 
48  Stunden    alte  Schrägagarkultur   von  Vibrio  cholerae  (Stamm  43)  mit  5  ccm 
NaCl-Lösung  abgespült   und   durch  Papier   filtriert.     Von   den  Verdünnungen  10*  und 
10«  dieser  Aufschwemmung  je  1  ccm  zu  je  50  ccm  Nährlösung  zugesetzt.  KeimzäMnng 
mit  Choleragelatineplatten  nach  2  Tagen  Wachstum. 


Versuch 


B 


Aussaat 


1  ccm  der  Verdünnung  10* 
=  450  000  Keime 


1  ccm  der  Verdünnung  10« 
=  4500  Keime 


Ernte  pro  1  ccm, 
und  zwar 


alkalische 
Peptonlösung 


Ottolenghi-Galle 


alkalische 
Peptonlösung 


Ottolenghi-Galle 


<B    ^    CS 
0)     C     QC 


N.S' 


sofort 
nach    3  Std, 
„      6     „ 
„      9     „ 
„    12     „ 
„    24     „ 


9  000 

37  000 

57  000  000 

317  000000 

382  000  000 

385  000000 


560 

2  000 

254  000 

5  000000 

10000  000 


90 

900 

560000 

181000000 

382  000000 

555  000000 


5 

20 

2  900 

222  000 

2  330000 

7  000  000 


Tabelle  V. 
48  Stunden  alte  Schrägagarkultur   von  Vibrio  cholerae  (Stamm  43)  mit  5  ccm 
NaCl-Lösung  abgespült  und  durch  Papier  filtriert.     Keimzahl  der  Aufschwemmung  in 
der  Verdünnung :  10«  =  3800,  10"  =  436. 


Aussaat 

1  ccm  der 

Verdünnung 

10«  =  etwa  4000  Keime 

Alkalische  Peptonlösung            1                   Ottolenghi-Galle 

Zeit  d.  Ueber- 
impfungnach 
der  Aussaat 

F^ber-      Kolonieen- 
Zl^ll         zahl  der 

^«°g«         Platten 
ccm 

Keimzahl  in 
1  ccm  Kultur 

Ueber- 

impfte 

Menge 

ccm 

Kolonieen- 
zahl  der 
Platten 

Keimzahl  in 
1  ccm  Kultur 

sofort      < 
nach  3  Std. 
nach  6  Std.< 
nach  9  Std. 

nach  12  Std. 

nach  24  Std. 

0,5 
0,5 

0,5 
10-^ 
10-« 

10-- 
10-" 

lO-* 
10-^ 
10-« 

10-^' 
10-« 

10-^ 
10-« 

50 
59 

270 
40 

5 

1000 
195 

5024 

246 

70 

2128 
170 

4800 
536 

109 
540 

10000 
50000000 

213  000000 
500000000 

0,5 
0,5 

0,5 
10-^ 
10-« 

10-1 
10-» 

10-- 
10-" 

10-3 
10-* 
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588 

66 

558 
61 

109 
92 

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122  000 

6000000 

56000000 

Erombholz  u.  Kulka,  Lieber  Anreicherung  von  Choleravibrionen  etc.      527 

Derselbe  Stamm  43  zeigte  in  einem  alkalisierten  Gallegemisch  an- 
derer Provenienz  das  gleiche  Verhalten,  wie  aus  der  Tabelle  V  zu  er- 
sehen ist.  Diese  Tabelle  gibt  zugleich  die  bei  diesen  und  den  ent- 
sprechenden folgenden  Versuchen  festgehaltene  Anordnung  durch  nähere 
Daten  wieder. 

Diese  allerdings  nur  an  zwei  Stämmen  gemachten  Beobachtungen 
sprechen  im  gleichen  Sinne.  Die  mindere  Eignung  der  Galle  als  Nähr- 
boden für  manche  Cholerastämme  wurde  auch  von  Ottoleng hi  be- 
obachtet, während  andere  Stämme  nach  seinen  Angaben  sich  in  Galle 
ebensogut  vermehren  sollten,  wie  in  der  üblichen  Peptonlösung. 

Wir  hielten  uns  bei  dieser  Frage  nicht  weiter  auf,  sondern  gingen 
nunmehr  unmittelbar  dazu  über,  Faeceskeime  und  Choleravibrionen  in 
variiertem  Zahlenverhältnis  durch  Aussaat  einerseits  in  Cholerapepton- 
lösung,   andererseits   in   alkalisierter  Galle   zur  Konkurrenz    zu  bringen. 

Denn  hierin,  insofern  sie  überhaupt  im  Bereiche  künstlicher  Labora- 
toriumsversuche liegt,  ist  die  Entscheidung  der  Frage  nach  der  besseren 
Eignung  eines  Anreicherungsverfahrens  zu  suchen.  Von  einer  Cholera- 
vibrionenaufschwemmung wurde  in  der  oben  beschriebenen  Weise  eine 
systematische  Verdünnungsreihe  (10—2,  10—3,  10—4,  10-5)  hergestellt 
und  von  diesen  Verdünnungen  gleiche  Teile  mit  gleichen  Teilen  einer 
filtrierten  Faecesemulsion  versetzt  und  sorgfältig  gemischt.  Aus  dieser 
so  gewonnenen  Reihe  von  Bakteriengemischen  mit  fallender  Vibrionen- 
zahl wurde  immer  zu  1  ccm  einerseits  in  50  ccm  alkalisches  Pepton- 
wasser,  andererseits  in  50  ccm  alkalische  Galle  übertragen.  Die  sich 
ergebende  Anreicherung  der  Cholerakeime  wurde  in  der  Weise  verfolgt, 
daß  sofort  nach  der  Aussaat  und  weiterhin  in  entsprechenden  Zeitinter- 
vallen je  drei  große  Oesen  (Fassung  der  Oase:  ca.  27  mg  für  Peptonlösung 
und  für  Galle)  aus  den  oberflächlichen  Schichten  der  Nährlösung  auf  je  drei 
Alkaliblutplatten  nach  Dieudonne  übertragen  und  mit  Glasspateln 
verstrichen  wurden.  Jede  vorgeschlagene  Aenderung  der  Choleradiagnostik 
hat  ja  nur  insofern  ein  Interesse,  als  ihr  durch  die  Einführung  des 
Dieudonn eschen  Nährbodens  erreichter  Stand  überboten  würde. 

In  dieser  Weise  wurden  zwei  Versuche  mit  zwei  verschiedenen 
Cholerastämmen  (Stslnim  X  und  43  der  Sammlung)  mit  dem  gleichen 
Ergebnis  durchgeführt. 

Der  eine  dieser  Versuche  ist  in  Tabelle  VI  dargestellt.  In  beiden 
zeigte  sich  das  Peptonwasser  der  alkalischen  Galle  als  Anreicherungs- 
substrat überlegen,  indem  einerseits  ein  positives  Ergebnis  der  An- 
reicherung in  Peptonwasser  bei  einer  lOmal  kleineren  Zahl  von  Vibrionen 
sich  ergab  als  bei  der  Anreicherung  in  alkalischer  Galle  (Tabelle  VI  D), 
andererseits  bei  reichlicherer  Aussaat,  wenn  beiderseits  das  Ergebnis 
ein  positives  war,  durch  die  Peptonanreicherung  entweder  früher  (Ta- 
belle VI  C)  oder  reichlicheres  Wachstum  (Tabelle  VI  A,  B,  C)  sich  zeigte. 
Zum  weiteren  Vergleich  wurden  in  einem  folgenden  Versuch  noch  sieben 
andere  Cholerastämme,  davon  drei  (die  Stämme  8,  142  und  7)  von 
Cholerafällen  des  Jahres  1910  stammend,  herangezogen,  und  zwar  in  der 
Weise,  daß  zu  abgeteilten  Portionen  einer  Faecesemulsion  Aufschwem- 
mungen der  verschiedenen  Stämme  in  weitgehender  Verdünnung  (105) 
zu  gleichen  Teilen  zugesetzt  wurden. 

Bei  drei  von  den  sieben  Versuchen  war  bei  der  gewählten  Versuchs- 
anordnung ein  Unterschied  in  der  Leistungsfähigkeit  der  beiden  Nähr- 
böden nicht  zu  konstatieren  (Tabelle  VII  A,  B  u.  F).  Bei  einem  Versuch 
ergab   die   Anreicherung   in   Peptonwasser    eine    reichlichere   Ernte    auf 


528 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62,  Heft  6. 


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3  §  Ot; 


Krombholz  u.  Kulka,  üeber  Anreicherung  von  Choleravibrionen  etc.      529 


I 


Dieudonne- Platten  als  die  Anreicherung  in  Galle  (Tabelle  VII E). 
Bei  anderen  drei  Versuchen  war  die  Ueberlegenheit  des  Peptonwassers 
dadurch  zu  erkennen,  daß  die  Anreicherung  innerhalb  von  24  Stunden 
bei  der  verimpften  geringen  Vibrionenzahl  hier  ein  positives  Resultat 
hatte,   während  die  Galleanreicherung   versagte   (Tabelle  VII  C,  D  u.  G). 

Tabelle  VII. 
Versuch  mit  Cholerakeimen  verschiedener  Abstammung  in  Stuhlaufschwemmung: 
48  Stunden  alte  Schrägagarkulturen  der  verschiedenen  Stämme  mit  5  ccm  NaCl-Lösung 
abge=!pült,  durch  Papier  filtriert;  entsprechende  Verdünnungen  dieser  Aufschwemmungen 
mit  filtrierter  Stuhlaufschwemmung  (eitrig-katarrhalischer  Stuhl,  Keimzahl  pro  1  ccm 
=.100  000  000)  zu  gleichen  Teilen  gemischt;  davon  je  1  ccm  zu  ie  50  ccm  ^ahrlosung; 
überimpft  je  2  große  Oesen  auf  je  2  Dieudonn^-Agarplatten  nach  den  angegebenen 
Zeiten. 


Versuch 


B 


D 


E 


Stamm 


Cholera  8 
(1910) 


Chol.  142 
(1910) 


Cholera 
Bujwid 


Cholera  7 
(1910) 


El  Tor  10 


Cholera 
X 


Aussaat  etwa 


15  000 


Nährboden 


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Zeit  der 

üeberimpf. 

nach  der 

Aussaat 


sofort 
nach  12  Std. 
nach  24  Std. 


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12  000 


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Eine  zweite  derartige  Versuchsreihe  hatte  ein  ähnliches  Resultat  zur 
Folge. 

Was  aber  die  Konkurrenten  der  Choleravibrionen  anbelangt,  die  bei 
der  Isolierung  aus  der  Anreicherungsflüssigkeit  speziell  bei  Verwendung 
von  Dieudonne- Agar  in  Betracht  kommen  und  die  gegebenenfalls  die 
Gewinnung  von  Reinkulturen  zur  Einleitung  der  entscheidenden  bio- 
logischen Reaktionen  erschweren  können  —  sei  es  daß  sie  als  Verun- 
reinigung der  Cholerakulturen  auftreten  oder  als  isolierte  Kolonieen  bei 
mehr  oder  weniger  ähnlichem  Wachstum  die  Auffindung  von  Cholera- 
kolonieen  erschweren  —  so  lassen  sich  die  in  Betracht  kommenden  Arten 
unterscheiden  in  solche,  die  sich  regelmäßig,  und  in  solche,  die  sich  nur 
gelegentlich  finden. 

Die  häufigsten  Formen,  die  sich  fast  nach  jeder  Ueberimpfung  von 
Stuhlaufschwemmung  auf  D  i  e  u  d  o  n  n  e  -  Agar  finden,  sind  Kokkenformen, 
und  zwar:  T etra gen us- Formen,  Haufenkokken  und  Kettenkokken. 

Die  letzteren  wachsen  auf  dem  D  i  e  u  d  o  n  n  e  -  Agar  in  Form  kleinster, 
punktförmiger  Kolonieen,  während  die  Te  tragen  us- Formen  und  die 
Haufenkokken  etwas  größere  und  üppigere  Kolonieen  bilden,  die  aber  mit 
Cholerakolonieen  gleichfalls  nicht  zu  verwechseln  sind.  Für  die  Tetra- 
gen us- Formen  ist  ihr  Wachstum  in  Bouillon  charakteristisch,  in  der  sie 
einen  lockeren,  über  die  Kuppe  des  Röhrchens  verbreiteten  Bodensatz 
bilden,  während  die  Haufen-  und  Kettenkokken  die  Bouillon  difi'us  trüben 
und  ein  kompaktes,  scharf  umschriebenes  Sediment  absetzen. 

Im  Wachstum  dieser  Kokkenformen  nun  zeigte  sich  bei  der  ganzen 
Reihe  von  Versuchen  mit  Stuhlaufschwemmungen,  die  wir  im  Laufe  dieser 


1)  Nur  eine  Cholerakolonie. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62. 


Heft  6. 


34 


530 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Untersuchungen  angestellt  haben,  zwischen  den  Dieudonne-Platten 
nach  Impfung  aus  der  Peptonanreicherung  einerseits  und  jenen  aus 
der  Galleaureicherung  andererseits  keinerlei  Unterschied. 

Wenn  eine  längere  Bebrütung  erfolgt  war,  erschienen  sie  stets  in 
beiden  Fällen  und  verunreinigten  gelegentlich  sichtlich  den  Cholerarasen. 
In  der  Tabelle  VI  sind  die  diesbezüglichen  Beobachtungen  bei  diesem 
Versuch  unter  der  Rubrik  Stuhlbakterien  andeutungsweise  dargestellt. 
Sie  waren  bei  allen  anderen  Versuchen  im  wesentlichen  die  gleichen. 

Auch  darin  bestand  vollkommene  Uebereinstimmung,  daß  nach 
längerer  Bebrütung  der  Anreicherungsflüssigkeit  die  Streptokokken - 
kolonieen  wesentlich  zahlreicher  wurden,  während  die  Tetragenus- 
Formen  oft  schon  bei  Ueberimpfung  unmittelbar  nach  der  Aussaat  der 
Stuhlaufschwemmung  in  die  Nährlösung  auf  den  Dieudonne-Platten 
nicht  selten  in  großer  Zahl  erschienen. 

Von  jenen  Bakterienarten,  die  nur  gelegentlich  aus  Stuhlaufschwem- 
mungen auf  Dieudonne- Agar  zum  Wachstum  kommen,  interessieren 
uns  zunächst  nur  jene  Formen,  die  in  ihrem  Wachstum  auf  diesem  Nähr- 
boden eine  größere  oder  geringere  Aehnlichkeit  mit  Choleravibrionen 
zeigen  und  darum  auch  von  den  Autoreu  diagnostisch  bestimmt  wurden. 
Es  sind  dies  der  Bacillus  faecalis  alcaligenes,  der  Bacillus 
Proteus  vulgaris  und  der  Bacillus  pyocyaneus. 

Diese  haben  wir  in  ihrem  Verhalten  einerseits  gegen  Cholerapepton- 
lösung,  andererseits  gegen  alkalische  Galle  näher  geprüft.  Am  inter- 
essantesten war  das  Verhalten  des  B.  faecalis  alcaligenes  gegen 
die  alkalisch  gemachte  Ochsengalle.  Vergleichende  Zählversuche  mit 
Reinkulturen  ergaben  bei  reichlicher  Aussaat  in  diesem  Nährboden  eine 
sofort  einsetzende  und  innerhalb  24  Stunden  gradatim  bis  über  die 
ermittelte  Grenze  hinausgehende  Verminderung  der  Keimzahl,  wäh- 
rend bei  spärlicherer  Aussaat  trotz  Ueberimpfung  relativ  großer  Mengen 
der  B.  faec.  alcaligenes  sich  auf  den  Zählplatten  überhaupt  nicht 
zeigte. 

Tabelle  VIII. 

48  Stunden  alte  Schiägagarkultur  von  ß.  faecalis  alcaligenes  mit  5  ccin 
NaCl-Löäung  abgespült  und  durch  Papier  filtriert.  Von  den  Verdünnungen  10'  und 
10°  dieser  Aufschwemmung  je  1  ccm  zu  je  50  ccm  Nährlösung  zugesetzt.  Keimzählung 
mit  Gelatineplatten  nach  2  Tagen  Wachstum. 


Versuch                                       A 

B 

Aussaat 

1  ccm  Verdünnung  10'  =  etwa 
5  000000  Keime 

1  ccm  Verdünnung  10^  =  etwa 
5  000  Keime 

Ernte  pro  1  ccm, 
und  zwar 

alkalische 
Peptonlösung 

Ottolenghi- Galle 

alkalische 
Peptonlösung 

Ottolenghi-Galle 

Zeit  d.  Ueber- 
impfung nach 
der  Aussaat 

sofort 
nach    3  Std. 

„       0       „ 

„       9      „ 

,.     12      „ 

1     „    24      „ 

108000 

200  000 

5  000  000 

125  000000 

142  000  000 

276  000000 

27  000 

8  000 

1400 

700 

200 

weniger  als  10 

100 

200 

36  000 

4  300000 

56000000 

273  000000 

0 
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0 

0 

0 
0 

Dieser  Versuch  ist  in  der  Tabelle  VIII  dargestellt;  die  Wiederholung 
des  Versuches  hatte  das  gleiche  Ergebnis.  Wenn  aber  Alcaligenes- 
Keime  in  S  t  u  h  1  a  u  f  s  c  h  w  e  m  m  u  n  g  zur  Aussaat  kamen  und  ihr  Verhalten 
durch  Ueberimpfung  auf  Dieudonne- Agarplatten  verfolgt  wurde, 
schien  die  schädigende,  keimtötende  Wirkung  der  Gallettüssigkeit  eine 
wesentlich  geringere  zu  sein.    Ein  solcher  Versuch  mit  fallenden  Mengen 


Krorabhoiz  u.  Kulka,  Ueber  Anreicherung  von  Choleravibrionen  etc.      531 


von  Alcaligeues-Keimen   in  Stuhlaufschwemmuug  ist  in  Tabelle  IX 
dargestellt. 

Tabelle  IX. 
Versuch  mit  fallenden  Mengen  Alcaligenes-Keimen  in  Stuhlaufschweramung: 
24  Stunden  alte  Schrägagarkultur  von  B.  faecal.  alcalig.  mit  5  ccm  NaCl-Lösung 
abgespült,  durch  Papier  filtriert;  die  Verdünnungen  10',  10'',  10''  dieser  Aufschwemmung 
mit  filtrierter  Faecesaufschwemmung  (Keimzahl  pro  1  ccm  =  24  000  000)  zu  gleichen 
Teilen  gemischt;  davon  je  1  ccm  zu  je  50  ccm  Nährlösung  zugesetzt;  überimpft  je  3 
große  Oesen  auf  je  2  Dieudonne-Agarplatten  nach  den  angegebenen  Zeiten. 


Versuch                                AB 

C 

Aussaat 
etwa 

500000  Alcaligenes-     5000  Alcahgeues- 
keime  in  Stuhlauf-   keime  in  Stuhlauf- 
schwemmung             schwemmung 

50  Alcaligenes- 
keime  in  Stuhlauf- 
schwemmung 

Nährboden 

alk. 
Pepton - 
lösung 

losung 

Ottolenghi- 
Galle 

£^,"Ä" 

Ernte  von  Aleali - 

geiieskolonieen  auf 

Dieudonn<5-Agar 

Zeit  der  Ueber- 

impfung  nach 

der  Aussaat 

sofort 

nach  6  Std. 

„    12     „ 

„   24     „ 

XX 
XX 
XX 

XX 

+  — 
(1) 

XX 
XX 

+  + 

(1)(3) 

— + 

(2) 

+  + 
(5) (6) 

+  +      — 

Trotz  der  geringeren  auf  Dieudonn  e- Agar  überimpften  Menge 
zeigte  sich  bei  reichlicher  Aussaat  in  die  alkalische  Galle  (Tab.  IX  A) 
die  Ernte  auf  den  Kulturplatten  innerhalb  24  Stunden  nicht  rückgängig 
beeinflußt;  bei  spärlicher  Aussaat  (Tab.  IX  B)  war  bis  zu  12  Stunden  un- 
verändert geringes  Wachstum  von  Alcalige  n  es-Kolonieen  zu  beob- 
achten. 

Welche  Bedeutung  nun  dem  geschilderten  Verhalten  des  B  a  c  t. 
faecalis  alcaligenes  für  die  Anreicherungsmöglichkeit  der  Cholera- 
vibrionen in  Stuhlaufschwemmungen  bei  Uebertragung  in  Peptonlösung 
und  alkalische  Galle  tatsächlich  zukommt,  darüber  hat  das  Experiment 
zu  entscheiden.  Darum  war  ein  Versuch  von  besonderem  Interesse,  bei 
dem  fallende  Mengen  von  Cholerakeimen  neben  großen,  nicht  variierten 
Mengen  von  Alcaligenes-  Keimen,  in  Stuhlaufschwemmung  suspendiert, 
einerseits  in  alkalischer  Peptonlösung,  andererseits  in  alkalischer  Galle 
zur  Aussaat  gelangten. 

Dieser  umfangreiche  Versuch  ist  in  der  Tab.  X  dargestellt.  Wie  der 
Versuch  zeigt,  ergab  die  Anreicherung  einerseits  in  Peptonlösung,  anderer- 
seits in  alkalischer  Galle  fast  die  gleiche  Ernte  auf  Dieudonne- Agar 
bezüglich  beider  Mikroorganismen.  Offenbar  hatten  in  der  ihnen  besonders 
zusagenden  Peptonlösung  die  üppig  gedeihenden  Choleravibrionen  die 
reichlich  ausgesäten  Alcaligenes- Keime  ^)  nicht  aufkommen  lassen, 
während  andererseits  wiederum  die  bakterizide  Wirkung  der  Galle  auf 
Alcaligenes- Keime  durch  den  Stuhlzusatz  beinträchtigt  war.  Inner- 
halb gewisser  Grenzen  mögen  immerhin  konkurrierende  Alcaligenes- 
Keime  bei  Verwendung  von  alkalischer  Galle  als  Anreicherungsflüssigkeit 
aus  der  Konkurrenz  ausgeschaltet  werden. 


1)  Ihre  Auffindung  war  erleichtert  durch  ihr  charakteristisches  Wachstum  auf 
Dieudon  n^  -  Agar  in  Form  von  Scheinfäden  mit  schlängelnder  Eigenbewegung.  Ihre 
Identifizierung  erfolgte  durch  Kultivierung  auf  Lackmusmolke  und  auf  Traubenzucker- 
Sulfitfuchsingelatine  nach  Gaethgens  (19). 

34* 


532 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Zeit  der  Ueberimpfung  nach  der  Aussaat 


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keime 


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genes- 
keime 


Cholera- 
keinae 


Alcali- 
genes- 
keime 


Cholera- 
keime 


Alcali- 

fenes- 
eime 


Cholera- 
keime 


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keime 


Cholera- 
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genes- 
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Cholera- 
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Alcali- 
genes- 
keime 


Cholera- 
keime 


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Krombholz  u.  Kulka,  Ueber  Anreicherung  von  Cholera  Vibrionen  etc.      533 


Die  beobachtete  Hemmung  der  bakteriziden  Wirkung  der  Galle 
durch  Stuhlzusatz  steht  in  Analogie  zu  der  Beobachtung  von  Pies  (15), 
der  die  wachstumheramende  Wirkung  der  Galle  durch  den  Zusatz  von 
serösem  Exsudat  vollkommen  aufgehoben  sah. 

Im  gleichen  Sinne  spricht  der  \' ergleich  von  Zählversuchen  mit  Rein- 
kulturen von  Bac.  proteus  gegenüber  Versuchen  mit  fallenden  Mengen 
von  Proteus- Keimen  in  Stuhlaufschwemmung  bei  Ueberimpfung  auf 
Dieudonne-  Agarplatten  (Tab.  XI  und XII).  In  diesen  letzteren  erscheint 
die  Galle  zwar  als  ein  schlechterer  Nährboden  für  P  r  o  t  e  u  s  -  Bakterien 
als  das  Cholerapeptonwasser,  aber  nicht  in  dem  Maße  wie  bei  den  Zähl- 
versuchen mit  Reinkulturen. 

Tabelle  XI. 
Je  24  Stunden  alte  Schrägagarkulturen  der  beiden  Stämme  Bac.  proteus  XXIX 
und  16  mit  5  ccm  sterilem  Wasser  abgespült,  durch  Papier  filtriert,  auf  10*  verdünnt. 
Davon  je  1  ccm  zu  je  50  ccm  Nährlösung.  Keimzählung  mit  Agarplatten  nach  48  Stunden 
Wachstum  bei  Bruttemperatur. 


Versuch 


B 


Aussaat 


Etwa  400000  Keime  von 
Stamm  XXIX 


Etwa  400  000  Keime  von 
Stamm  16 


Ernte  pro  ccm, 
und  zwar 


Cholerapepton 


Ottolenghi- 
Galle 


Cholerapepton 


Ottolenghi- 
Galle 


S  «  es 

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sofort 
nach   3  Std. 

n         6        „ 

T)  "  n 

n       12        „ 
„      24        „ 


9000 

58  000 

3  400000 

41  000  000 

121  000  000 

263  000000 


5000 
2000 

4000 

8000 

12  000 

370000 


10000 

54000 

1100  000 

19  000000 

102  000000 

434  000000 


4500 

4500 

9000 

16  000 

24000 

240000 


Eine  den  Zählversuchen  entsprechend  angenommene  Vermehrung  der 
Proteus- Keime  in  der  Galle  würde  nicht  zu  Keimzahlen  führen,  die 
bei  Ueberimpfung  relativ  kleiner  Mengen  Anreicherungskultur  auf  Dieu  - 

TabeUe  XII. 
Versuch  mit  fallenden  Mengen  von  Proteus -Keimen  (Stamm  XXIX  der  Samm- 
lung) in  Stuhlaufschwemmung.  2X24  Stunden  alte  Schrägagarkultur  des  Stammes 
mit  5  ccm  NaCl-Lösung  abgespült,  durch  Papier  filtriert;  die  Verdünnungen  10-',  10^ 
10'  dieser  Aufschwemmung  zu  gleichen  Teilen  mit  filtrierter  Stuhlaufschwemmung  ge- 
mischt; davon  je  1  ccm  zu  je  50  ccm  Nährlösung  zugesetzt;  überimpft  je  3  große  Oesen 
auf  je  2  Dieudonnö- Agarplatten  nach  den  angegebenen  Zeiten. 


Versuch 

A 

ß                          c 

Aussaat  etwa 

1000000  Proteus- 
keime  in  Stuhlauf- 
schwemmung 

10000  Proteuskeime     100  Proteuskeime 
in  Stuhl-                    in  Stuhl- 
aufschwemmung          aufschweramung 

Nährboden 

alk. 
Peptlsg. 

Ottolenghi- 
Galle 

alk.      jOttolenghi-       alk. 
Peptlsg.  j      Galle      j  Peptlsg. 

Ottolenghi- 
Galle 

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n.  6  Std.  i 

n.  12  Std. 
n.  24  Std. 



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(zahlreich) 

XX 
XX 

+  - 
(1) 

+  — 

(mäßig 

zahlreich) 

(mäßig 
zahlreich) 

XX 

+  -f 

(mäßig 

zahlreich) 

XX 
XX 

-f- 

(2) 

+  - 

(einzelne) 

x# 

+  — 

spärlich) 



534 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


donne-Agar  zur  Bildung  von  Proteus- Rasen  Veranlassung  geben. 
Die  Zahl  der  Proteus- Keime,  die  auf  Dieudonne- Agar  übertragen 
werden  muß,  um  überhaupt  Wachstum  zu  erzielen,  ist  offenbar  nicht 
gering  (Tab.  XII,  A),  so  daß  eine  wesentliche  Differenz  zwischen  Pepton- 
lösung  und  Galle  in  bezug  auf  das  Proteus- Wachstum  sich  nur  nach 
12-stündiger  Anreicherung  zeigt,  noch  nicht  aber  nach  6-stündiger  und 
nicht  mehr  nach  24-stündiger.  Die  Identifizierung  der  Proteus-  Kolonieen 
erfolgte  durch  Agglutination  mit  homologem  Immunserum. 

Bezüglich  des  B.  pyocyaneus  aber,  dessen  Wachstumsgeschwindig- 
keit  bei  Reinkultur   in  Galle   und  Peptonwasser  die  Tabelle  XIII  zeigt, 

Tabelle  XIII. 
48   Stunden   alte    Schrägagarkultur   von    B.    pyocyaneus    mit   5   ccm    destilL 
Wasser  abgespült,  durch  Papier  filtriert,  auf  10^  verdünnt.    Davon  je  1  ccm  zu  50  ccm 
Nährlösung.     Keimzählung  mit  Agarplatten  nach  2  Tagen. 


Aussaat 

1  ccm  der  Verdünnung 

10*  =  70000  Keime 

Zeit  der 
Ueberimpfung 

Keimzahl  in  1  ccm 

Nährlösung,  und  zwar 

nach  der 
Aussaat 

Cholerapepton 

Ottolenghi-Galle 

sofort 

nach   3  Std. 
.      6     „ 
.      9     „ 
.    12     „ 
«    24     „ 

1000 

5000 

700000 

37  000000 

120000000 

329  000000 

660 

520 

780 

3120 

13  000 

15  000  000 

hatte  der  Versuch  mit  fallenden  Mengen  in  Stuhlaufschwemmung  den 
überraschenden  Erfolg,  daß  bei  reichlicher  Aussaat  schon  nach  12,  bei 
spärlicherer  nach  24  Stunden  Anreicherung  nur  aus  den  Gallekulturen 
überhaupt  Wachstum  auf  Dieudonne- Agar  zu  erzielen  war  (Tab.  XIV). 

TabeUe  XIV. 
Versuch  mit  fallenden  Mengen  von  Pyocyaneus -Keimen  in  Stuhlaufschwemmung: 
48  Stunden  alte  Schrägagarkultur  von  B.  pyocyaneus  mit  5  ccm  NaCl-Lösung  ab- 
gespült, durch  Papier  nitriert.  Die  Verdünnungen  10^,  10*,  10'  dieser  Aufschwemmung 
zu  gleichen  Teilen  mit  filtrierter  Stuhlaufschwemmung  gemischt;  davon  je  1  ccm  zu  je 
50  ccm  Nährlösung  zugesetzt;  überimpft  je  drei  große  Oesen  auf  je  2  Dieudonul- 
Agarplatten  nach  den  angegebenen  Zeiten. 


Versuch 

A 

B 

c 

Aussaat  etwa 

1500000  Pyo- 
cyaneuskeime  in 
Stuhlaufschwem- 
mung 

15000  Pyo- 
cyaneuskeime 
in  Stuhlauf- 
schwemmung 

150  Pyo- 
cyaneuskeimc 
in  Stuhlauf- 
schwemmung 

Nährboden 

tu 

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o 

bC 

bO<B 

□  =: 

<V    OS 

O 

n 
H 

Ol 

bO<D 

O 

Ernte  von 

Pyocyaneus- 

kolonieen  auf 

Dieudonnö- 

Agar 

Zeit  der 
Ueber- 
impfung nach 
der  Aussaat 

sofort 

nach  6  Std. 

„   12     „ 

„   24    „ 



+  — 

inselrormig 



+  + 
üppig 



+  + 
üppig 

Krombholz  u.  Kulka,  Ueber  Anreicherung  von  Choleravibrionen  etc.      535 

Diese  Gallekulturen  zeigten  nach  dieser  Zeit  an  der  Oberfläche  deutliche 
Häutchenbildung,  und  nur  dadurch,  daß  bei  der  Abimpfung  von  der 
Oberfläche  der  Kölbchen  auf  die  Dieudonne- Agarplatten  diese  Häut- 
chen, also  ganze  Zooglöen,  mitübertragen  wurden,  konnte  offenbar  die 
besondere  Ungunst  des  Blutalkaliagars  für  den  von  uns  verwendeten 
Stamm  überwunden  werden.  Im  allgemeinen  soll  ja  nach  Esch  (4)  der 
Pyocyaneus  auf  Dieu  do  nne- Agar  kräftiges  Wachstum  zeigen,  frei- 
lich unter  Eindämmung  seiner  sonst  ausgesprochenen  Neigung,  die  ganze 
Platte  zu  überwuchern.  Dieser  einzelne  Versuch  soll  darum  in  seiner 
Bedeutung  nicht  überschätzt  werden.  Nur  insofern  er  mit  den  anderen 
unserer  Versuche   übereinstimmt,    wird   man   ihn   gelten  lassen  müssen. 

Die  anderen  Versuche  aber  sprechen  alle  dafür,  daß  der  Erprobung 
des  von  Ottolenghi  für  die  Anreicherung  von  Choleravibrionen  aus 
Stuhlproben  vorgeschlagenen  Verfahrens  in  der  Praxis  kein  günstiges 
Prognostikon  zu  stellen  ist.  Wenn  auch  Ottole nghis  alkalische  Galle 
für  gewisse  Konkurrenten  der  Choleravibrionen,  die  sich  gelegentlich  in 
Cholerastühlen  finden,  ein  schlechter  Nährboden  ist,  so  steht  er  auch  als 
Nährsubstrat  für  Choleravibrionen,  wenigstens  für  Laboratoriurasstämme, 
der   alkalischen  Peptonlösung   vielfach   und  in  bedenklicher  Weise  nach. 

Die  eingangs  erwähnten  Erfahrungen  der  diagnostischen  Praxis  aber, 
daß  die  Anreicherung  in  Peptonwasser  bei  Stuhlproben,  die  Cholera- 
vibrionen entweder  in  geringer  Zahl  oder  in  einem  Zustand  verminderter 
Wachstumsenergie  enthielten,  erst  nach  18-  oder  24-stündiger  Bebrütung 
ein  positives  Resultat  ergaben,  wie  auch  das  Ergebnis  einiger  unserer 
Versuche,  in  denen  bei  Aussaat  einer  kleinen  Zahl  von  Choleravibrionen 
nach  Ueberimpfung  auf  Dieudonne- Agarplatten  nach  12  oder  16  Stunden 
spärliches  oder  kein  Wachstum,  nach  18  oder  24  Stunden  jedoch  reich- 
liches Wachstum  zu  beobachten  war  (s.  Tab.  VII,  B  und  D,  Tab.  VI, 
C  und  D),  lassen  die  Gefahr  der  Ueberwucherung  der  Choleravibrionen 
in  Peptonwasser  durch  die  Konkurrenten  nicht  allzu  groß  erscheinen. 

Ferner  konnten  wir  in  vielen  Versuchen  übereinstimmend  beobachten, 
daß,  sobald  einmal  eine  entsprechende  Anreicherung  der  Choleravibrionen 
erfolgt  war,  sie  auch  bei  längerer  Bebrütung  das  Feld  behaupteten  und 
sich  nicht  durch  die  anderen  Faeceskeime  unterdrücken  ließen.  Das 
Cholerapeptonwasser  erwies  sich  auch  darin  als  der  bis  jetzt  unüber- 
troff'ene  Nährboden  für  die  Anreicherung  von  Choleravibrionen. 

Ueberhaupt  scheint  die  Lösung  des  Problems  der  maximal  gesicherten 
und  beschleunigten  Diagnosestellung  bei  Choleraverdachtfällen  weniger 
im  Zurückdrängen  der  Konkurrenten  als  vielmehr  in  der  weitestgehenden 
Fürsorge  für  die  optimalen  Wachstumsbedingungen  der  Choleravibrionen 
zu  liegen  ^). 

Dieses  unser  Ergebnis  steht  scheinbar  im  Gegensatz  zu  dem  anderer 
Autoren  (20),  die  den  von  Ottolenghi  vorgeschlagenen  Nährboden 
nachgeprüft  haben,  Gegensätze,  die  in  der  Divergenz  der  angewendeten 
Methoden  liegen,  wie  wir  eingangs  erwähnten.  Es  sind  auch  auf  Grund 
unserer  Resultate  bestimmte  Konjunkturen  denkbar  —  Vergesellschaftung 
der  Cholerakeime  mit  gewissen  Konkurrenten  in  gewissen  Mengenver- 
hältnissen —  in  denen  die  Verwendung  der  Galle  Ottolenghis  neben 
der  Cholerapeptonlösung  vielleicht  Vorteile  bietet.  Eine  größere  prak- 
tische Bedeutung   dürfte  dem    kaum   zukommen.     Bedenken  wegen  der 


1)  Ein   derartiges  Verfahren    befindet  sich   zurzeit  an    unserem  Institut   in  Aus- 
arbeitung. 


536  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

bedeutenden  Schwankungen  in  der  Zusammensetzung  des  natürlichen 
Gallensekretes,  die  ihr  spezifisches  Gewicht  zwischen  1,016  und  1,037 
variieren  machen  und  in  hohem  Grade  ihren  Gehalt  an  den  beiden 
wichtigsten  Gallensäuren  tretfen,  können  eventuell  durch  Verwendung 
künstlicher,  genau  dosierbarer  Lösungen  der  zu  ermittelnden  wirksamen 
Bestandteile  an  Stelle  des  natürlichen  Sekrets  behoben  werden.  Zu  dies- 
bezüglichen Versuchen  hat  aber  das  Resultat  unserer  Ueberprüfung 
keine  Veranlassung  gegeben. 

Eine   ähnliche  Methodik   wie   die   von   uns  hier  angewendete  dürfte 
sich  zur  experimentellen  Lösung  verwandter  Fragen  empfehlen. 

Literatur. 

1)  Schottelius,  Dtsche  med.  Wochenschr.  1885.  No.  14. 

2)  Kolle  und  Gotschlich,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  44.  p.  1. 

3)  Gaffky,    Klin.  Jahrb.    Bd.  16.   p.  322.    —    Petruschky,    ebenda,   p.  351.    — 
Pfeiffer,  ebenda,  p.  365.  —  Wernicke,  ebenda,  p.  371, 

4)  Bürgers,  Hyg.  Rundschau.  Bd.  20.  p.  169. 

5)  Esch,  Dtsche  med.  Wochenschr.  1910.  p.  559. 

6)  Glaser  und  Hachla,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  57.  p.  371. 

7)  Stock  vis,  Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  1910.  Bd.  1.  p.  85. 

8)  Pergola,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  59.  p.  83. 

9)  Kraus,  Zia  und  Zubrzicky,    Ueber  einen    flüssigen    elektiven  Nährboden    zur 
Anreicherung  von  Choleravibrionen.    (Wien.  klin.  Wochenschr.  1911.  No.  30.) 

10)  Ottolenghi,   Ueber  eine  neue  Methode  zur  Isolierung  der  Choleravibrionen   aus 
Faeces.    (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  58.  p.  36!>.) 

11)  Kulescha,  ebenda.  Bd.  50.  p.  417,  —  Klin.  Jahrb.  Bd.  24.  p.  137. 

12)  Löffler,  Dtsche  med.  Wochenschr.  1907.  p.  1581.  —  Ebenda.  1909.  p.  1297. 

13)  Padlewsky,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  45.  p.  540. 

14)  Müller,  Arb.  a.  d.  Kais.  Ges.-Amt.  Bd.  33.  p.  443. 

15)  Werbitzky,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  69.  p.  71. 

16)  Pies,  ebenda.  Bd.  62.  p.  107. 

17)  Meyerstein,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  44.  p.  434. 

18)  Buch n er,  ebenda.  Bd.  5.  p.  817. 

19)  Gaethgens,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  62.  p.  152. 

20)  Weiss  köpf,   Wien.  klin.  Wochenschr.  Bd.  24.  H.  33.  —  Bocchia,  Centralbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  60.  p.  434. 


Nachdruck  verboten. 

The  bacteriological  examination  of  suspected  Cholera 

carriers. 

[From  the  Quarantine  Laboratory  of  the  Port  of  New  York.] 
By  Dr.  Arthur  J.  Beiidick,  New  York. 

During  the  past  few  years  it  has  been  definitely  proven  by  com- 
petent  observers,  that  the  spread  of  cholera  is  otten  due  to  the  pres- 
ence  of  "carriers"  who  harbor  the  organisms  in  their  intestinal  tract 
without  showing  ^ny  Symptoms  referable  to  the  disease.  In  order  to 
locate  these  sources  of  infection  and  to  prevent  the  disease  from  spreading 
to  other  localities,  it  is  often  necessary  to  examine  bacteriologically  the 
feces  of  a  large  number  of  apparently  healthy  people. 

The  following  sugar  medium  was  devised  by  the  author  to  facilitate 
this  examination. 

To  a  liter  of  water  add  ten  grams  of  peptoue  and  five  grams  of 
sodium  Chloride.    Boil.    Titrate  with  Phenolphthalein  to  a  neutral  reaction. 


Owada,  On  a  safe  method  of  practising  hanging  drop  examination.  537 

Add  one  gram  of  anhydrous  sodium  carbonate.  Boil.  Filter  through 
double  filter  paper.  Add  five  grams  of  Saccharose  and  5  c.  c.  of  a  oO'^Iq 
alcoholic  saturated  Solution  of  Phenolphthalein.  Tube  and  sterilize  by 
fractional  sterilization  in  an  Arnold  sterilizer. 

The  technique  in  using  this  medium  is  as  foUows: 

1)  Inoculating  the  feces  into  Dunham's  peptone  and  incubating 
at  37"  C  for  six  hours. 

2)  Subinoculating  one  loop  of  the  surface  growth  into  the  sugar 
peptone  and  incubating  five  to  eight  hours. 

3)  Plating  suspicious  cultures. 

If  any  cholera  organisms  are  present  in  the  feces,  they  are  enriched 
by  the  preliminary  incubation  in  the  piain  peptone.  When  introduced 
into  the  sugar  medium  the  vibrios  rapidly  ferment  the  Saccharose,  the 
acid  produced  neutralizes  the  alkali,  and  the  red  color  of  the  Phenol- 
phthalein disappears.  The  majority  of  the  cultures  will  eventually  de- 
colorize,  but  those  tubes  containing  vibrios  will  decolorize,  within  five 
to  eight  hours.  Those  tubes  that  do  not  decolorize  within  eight  hours 
may  be  discarded.  An  artificially  inoculated  cholera  control  should  be 
placed  in  the  incubator. 

As  soon  as  a  tube  decolorizes,  a  smear  is  made  from  the  surface 
culture.     If  any  vibrios  are  seen  the  specimen  is  immediately  plated. 

Using  this  medium  one  trained  bacteriologist  can  examine  two  to 
three  thousand  specimens  a  day. 


Nachdruck  verboten. 

On  a  safe  method  of  practising  hanging  drop  examination. 

By  M.  Owada, 

Chief  medical  inspector  of  Nagasaki  Quarantaine  Station  Japan. 

It  is  a  well  known  fact  that  the  examining  method  of  hanging  drop 
preparations,  i.  e.  testing  bacteria  under  the  microscope  in  their  living 
condition  is  one  of  the  most  valuable  matter  in  bacteriology,  that  extreme 
skill  is  necessary  because  of  various  difficulties.  The  hardest  point  of 
the  present  practised  method  is  that  there  is  no  particular  mark  to  find 
bacteria  in  the  field  since  hanging  drop  as  well  as  bacteria  both  show 
colourless  and  transparent.  So  in  order  to  safely  practise  the  hanging 
drop  examination  a  mark  will  be  quite  necessary. 

Abel  sehe  Bakteriologisches  Taschenbuch  mentions  a  safe  method 
in  connection  with  this  matter  —  it  says  in  order  to  find  bacteria  easily 
under  the  microscope  the  smallest  quantity  of  very  weak  fuchsin  Solution 
is  added  to  the  drop  containing  bacteria  on  the  cover-glass  which  is  not 
harmful  to  bacteria. 

I  first  tested  this  method  with  several  kinds  of  bacteria.  Now  when 
hanging  drop  preparations  are  made  of  0,02  per  cent  fuchsin  aqueous 
Solution,  it  is  true  that  bacteria  stained  slightly  can  be  readily  observed 
in  the  microscopical  field  owing  to  the  pink  colour  of  the  hanging  drop 
which  Stands  for  a  mark.  But  when  the  fuchsin  Solution  is  more  dense 
in  character  than  the  above,  as,  for  instance,  in  the  proportion  of  0,03  to 
0,05  per  cent  or  0,1  to  0,2  per  cent,  it  is  no  longer  suitable  for  the 
test,  for  locomotions  of  some  bacteria  become  stagnant.    Therefore  even 


538  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

weaker  fuchsin  Solution  may  or  may  not  be  harmful  to  bacteria  life  in 
conjunction  with  fuchsin  colour  and  that  it  seems  this  method  is  not 
desirable  for  actual  practise  excepting  as  exercises  for  beginners. 

In   my  own   laboratory  I  have  worked   out  what  I  consider   a   safe 
and   practical   method   of  examining   bacteria   without   injuring  in   their 
natural  condition.    In  consequence  I  have  prepared  the  foUowing  Solution : 
Carbon  powder  0,04  gm. 

Gelatin  0,1       „ 

0,8  Vo  NaCl  Solution  20,0      „ 
We     can    use    superior    lamp-soot    as    carbon    powder    which    can    be 
obtained  at  all  druggists.     I  have  prepared  the  same  as  follows: 

First,  gelatin  is  dissolved  with  0,8  per  cent  NaCl  Solution.  Carbon 
is  thoroughly  pulverised  in  a  clean  raortar  and  well  mixed  by  adding 
slowly  the  above  gelatin  Solution,  then  put  iuto  a  glass  tube  or  bottle 
and  when  thoroughly  sterilized  about  an  hour,  it  should  then  be  taken 
out  and  well  shaken,  As  this  Solution  has  a  slight  tendency  to  pre- 
cipitation  it  requires  constantly  to  be  shaken  before  using.  This  pre- 
paration  can  be  preserved  for  an  indefinite  time  and  is  not  destructive 
to  the  most  sensitive  bacteria. 

The  practical  method  to  employ  this  preparation  is  as  follows :  first, 
a  drop  containing  bacteria  is  put  on  to  a  thin  cover-glass,  then  one  Öse 
of  the  above  carbon  Solution  is  added  to  that  drop  by  means  of  a  small 
platinum  wire  loop  and  is  equally  mixed.  Now  when  this  is  done  the 
drop  can  be  seen  slightly  dark  to  the  naked  eye.  If  hanging  drop  pre- 
paration is  made  in  the  ordinarily  recognized  process  the  edge  of  the 
drop  is  previously  placed  in  the  middle  of  the  tield  using  weak  magnify- 
ing  power  but  without  doing  that  we  can  use  the  oil  Immersion  appa- 
ratus  directly  since  hauging  drop  are  easily  distinguished  on  account  of 
carbon  marks.  After  the  oil  immersion  lens  has  touched  the  cedern  oil 
on  the  preparation  it  is  gradually  focussed  down  by  means  of  an  ad- 
justing  screw  whilst  observing  the  tield,  then  some  undefined  dark  objects 
will  appear,  these  are  the  carbon  marks  in  the  hanging  drop.  Next  the 
boundary  of  the  dark  object  i.  e.  the  edge  of  the  drop  can  be  readily 
seen,  at  this  point  when  microscope  is  well  focussed  by  means  of  micro- 
meter  screw  bacteria  show  themselves  either  motile  or  not  between  carbon 
masses  which  exist  here  and  there  in  the  field.  So  it  is  a  matter  of 
importance  to  gently  move  the  glass  slide  tili  bacteria  come  well  into 
sight,  beside  that  it  is  necessary  that  much  care  must  be  taken  as  in 
ordinary  process. 

The  advantages  in  this  method  are  the  facility  with  which  any  one 
can  easily  practise  without  accidents  or  in  any  way  injuring  the  bacteria 
and  furthermore  having  distinguishing  figure  marks  of  carbon  powder. 
I  have  employed  this  method  to  the  hanging  drop  examination  for  a  year 
and  with  good  results. 


Weichard t,  Beeinflussung  von  Spaltprodukten  aus  Tuberkelbacilleneiweiß.   539 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  die  Beeinflussung  von  Spaltprodukten  aus  Tuberkel- 

bacilleneiweiss. 

[Aus  dem  hygienisch-bakteriologischen  Institut  der  Universität  Erlangen.] 
Von  Prof.  W.  Weiehardt. 

Unterwirft  man  Eiweiß  einer  mäßigen  Hydrolyse  bei  37  ^  entfernt 
durch  Dialyse  möglichst  rasch  die  weniger  hochmolekularen  Spaltprodukte 
und  injiziert  die  hochmolekularen,  bei  niederer  Temperatur  konzentrierten, 
Versuchstieren  subkutan,  so  werden  diese  Tiere  schwer  aftiziert.  Sie 
zeigen  Temperaturerniedrigung,  Atem  verlangsamung  und  Sopor  und 
können  in  diesem  Zustande  bei  enorm  niederer  Körpertemperatur  längere 
Zeit  noch  am  Leben  bleiben.  Schließlich  steht  die  Atmung  still.  Wird 
dann  sofort  die  Sektion  ausgeführt,  so  sieht  man,  daß  das  Herz  noch 
eine  geraume  Zeit  weiterschlägt.  Diese  höhermolekularen  Eiweißspalt- 
produkte waren  wegen  ihrer  charakteristischen  Wirkung  auf  den  Tier- 
körper schon  vor  langem  von  mir  unter  dem  Sammelnamen  der  Keno- 
toxine  (1)  zusammengefaßt  worden. 

Die  Erscheinungen,  welche  durch  sie  veranlaßt  werden,  sind  zu  be- 
heben durch  ein  acetonlösliches,  dialysierbares  Eiweißderivat,  das  Anti- 
kenotoxin.  Dieses  kann  durch  Behandeln  von  Eiweiß  mit  Alkalien  in 
Siedehitze  gewonnen  werden. 

Ferner  konnte  gezeigt  werden,  daß  ganz  die  gleichen  Symptome: 
Temperaturerniedrigung,  Atemverlangsamung  und  Sopor  auftreten,  wenn 
man  Versuchstieren  chemisch  verschieden  wirksame  Stoffe  in  geringen 
Mengen  wiederholt  injiziert.  Daß  auch  hierbei  ähnliche  Spaltprodukte, 
also  Kenotoxine,  und  zwar  im  Tierkörper,  entstehen,  folgerte  ich 
daraus,  daß  es  gelang,  auch  diese  Erscheinungen  mit  dem  acetonlöslichen 
Eiweißderivat  aufzuheben. 

Um  nun  über  die  Art  dieser  physiologisch  und  pathologisch  zweifel- 
los wichtigen,  von  mir  zuerst  festgestellten  Beeinflussung  giftiger  höher- 
molekularer Spaltprodukte  aus  an  und  für  sich  ungiftigem  Eiweiß  durch 
acetonlösliche,  niedermolekulare  Eiweißderivate  nichts  zu  präjudizieren, 
wurden  die  letzteren  mit  Hemmungskörper  „Retardin"  bezeichnet.  Dieser 
zweite  Name  ist  nunmehr  aus  rein  praktischen  Gründen  festgehalten 
worden,  solange  es  bei  der  geringen  Ausbeute  noch  nicht  möglich  war, 
die  wirksame  Substanz  genauer  zu  definieren  ^). 

Schon  früher  war  gezeigt  worden,  daß  auch  aus  Tuberkelbacillen 
Spaltprodukte  zu  erhalten  sind,  die  durch  unseren  Hemmungskörper, 
das  Retardin,  entgiftet  werden  (2).  Durch  folgende  Versuche  wurden 
diese  früheren  Befunde  bestätigt  und  erweitert: 

Ich  bediente  mich  der  nach  den  neueren  Erfahrungen  festgelegten 
Methodik  der  Darstellung  von  Tuberkelbacillenendotoxinen  in  vitro  und 
sah,  daß  wir  hier  sehr  gut  beeinflußbare  Präparate  erhalten. 

Als  Versuchstiere  wurden  gut  gehaltene,  nicht  allzu  große  Mäuse 
von  gleichem  Gewicht  benutzt. 


1)  Ein  aus  wasserfreiem  Aether  in  der  letzten  Zeit  kristallisiert  erhaltenes  Retardin 
enthielt  12,7  Proz.  N.  Es  schmolz  bei  123— 124*'.  Weitere  Untersuchungen  dieses 
interessanten  Körpers  behalten  wir  uns  vor. 


540 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Es  sind  zwar  ge^en  die  Maus  als  Versuchstier  Einwände  erhoben 
worden  wegen  ihrer  Kleinheit.  Aber  wenn  man  mit  dem  Mäusethermo- 
meter die  Körpertemperatur  kontrolliert,  ferner  nur  Tiere  verwendet, 
welche  in  Zimmertemperatur  gehalten  mindestens  3772*^111  After  zeigen, 
so  ist  der  Ausfall  des  Versuches  bezüglich  der  Wirkung  der  betreffenden 
Gifte  durchaus  zuverlässig.  Die  ganze  Versuchsanordnung  ist  einfach 
und  handlich.  Neue  Injektionen  sind  nach  Bedarf  jederzeit  schnell  aus- 
zuführen. Ueberdies  ist  das  subkutane  Gewebe  der  Maus  außerordent- 
lich geeignet,  größere  Mengen  Flüssigkeit  aufzunehmen,  und  die  Re- 
sorptionsverhältnisse entsprechen  für  viele  Zustände  weit  mehr  dem 
natürlichen  Geschehen,  als  wenn  große  Mengen  in  das  Herz  oder  in  die 
Jugularvene  eines  Meerschweinchens  injiziert  werden. 

Damit  die  quantitativen  Verhältnisse  bei  der  Injektion  von  Mäusen 
genaue  bleiben,  verschließen  wir  den  Injektionseinstich  sofort  mit  einer 
Klemme.  Im  ganzen  ist  bei  Beachtung  aller  Kautelen  der  Mäuseversuch 
zur  Beantwortung  vieler  Fragen  über  die  parenterale  Verdauung  als  ganz 
besonders  geeignet  zu  bezeichnen. 

Die  Versuche  wurden  folgendermaßen  angestellt: 

0,1  g  in  der  Kugelmühle  zerriebener  Tuberkelbacillen  (Höchst)  wurden 
mit  1  ccm  n/io-Natronlauge  und  0,5  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung 
verrieben.  Dann  wurden  nochmals  0,1  g  zerriebener  Tuberkelbacillen 
mit  1  ccm  n/io-Natronlauge,  0,4  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung  und 
0,1  ccm  einer  Lösung  unseres  Hemmungskörpers  von  1: 10000 \)  ver- 
rieben. 

Beide  Mischungen  standen  24  Stunden  im  Brutofen  bei  37  '^  und 
wurden  wiederholt  kräftig  umgeschüttelt.  Sodann  wurde  jede  Probe  mit 
1  ccm  n/io-HCl  versetzt,  wenig  zentrifugiert  und  die  über  dem  Boden- 
satz stehende,  etwas  opake  Flüssigkeit  zwei  gleichen,  15  g  schweren 
Mäusen  subkutan  injiziert. 

Versuch  I. 


Zeit 

Temperatur 

Bemerkungen 

Kontrolltier 

Antikörpertier 

040 

780 

710 
goo 

37,5 

33,5 
31,5 
30,5 
29,5 

37,5 

36,5 
36,5 
36,25 
36,0 

Injektion  von  0,6  ccm. 

Beide  Tiere  sind  anfangs  infolge  der  erheblichen 
Injektionsmenge   etwas    affiziert;    bald    aber 
ist    ein    beträchtlicher    Unterschied    im  Ver- 
halten   zu    konstatieren.    Während  das  Anti- 
;  körpertier    gegen    8  Uhr    wieder    vollkommen 
munter  wird,    kommt    die   KontroUraaus    in 
ein     Stadium     großer     Benommenheit.       Die 
Atmung  ist  stark  verlangsamt.   Am  nächsten 
Tage  sind  beide  Tiere  wieder  munter. 

Der  beträchtliche  Temperaturunterschied  von  6V-,  ** 
zeigte,  daß  selbst  eine  sehr  geringe  Menge  unseres 
Hemmungskörpers  zum  Schutze  des  Tieres  genügend  war. 

Da  beide  Mäuse  am  Leben  blieben,  so  muß  man  allerdings  an- 
nehmen, daß  eine  Reihe  sehr  deletärer  Komponenten  der  Tuberkel- 
bacillengifte  durch  diese  Art  Aufschließung  nicht  miterhalten  wurden. 
Es  wurde  nun  der  Bodensatz  in  beiden  Gefäßen  mit  je  1  ccm  n/jo- 
Natronlauge   übergössen,   um   zu  sehen,   ob  nochmals  aus  den  noch  un- 

1)  d.  i.  1  Teil  der  von  der  Firma  Kalle  (Biebrich)  hergestellten  Retardin-Standard- 
lösung  (1 :  1000)  mit  9  Teilen  dest.  Wasser  verdünnt  (ist  stets  frisch  zu  bereiten). 


Weichardt,  Beeinflussung  von  Spaltprodukten  aus  Tuberkelbacilleneiweiß.   541 


gelösten  Tuberkelbacillen  Substanzen  zu  erzielen  wären,  die  bei  unserer 
Versuchsanordnung  giftige  Eigenschaften  zeigten. 

Nachdem  die  Gläser  15  Stunden  lang  bei  37  "^  gehalten  worden  waren, 
wurde  die  Flüssigkeit  mit  einigen  Oesen  Salzsäure  neutralisiert,  leicht 
zentrifugiert  und  je  1  ccm  der  über  dem  Bodensatz  stehenden  Flüssig- 
keit zwei  gleichgroßen  Mäusen  injiziert. 


Zeit 

Temperatur 

Bemerkungen 

KontroUraaus 

Antikörpermaus 

6" 
62.-. 

6.4 

700 
714 
780 

38,5 

3b,0 

37,5 

37,5 

38,25 

38,5 

38,5 
39.5 
39,5 
40,5 
39,5 
38,5 

Injektion. 

Beide  Tiere  bleiben 
i           munter. 

Diese  Flüssigkeit  war  also  für  beide  Tiere  atoxisch. 

Auch  durch  Behandlung  der  Bacillenreste  mit  noch  stärkerer  Natron- 
lauge gelang  es  ebensowenig,  auf  diesem  Wege  für  unsere  Mäuse  toxische 
Substanzen  zu  gewinnen : 

Der  Bodensatz  wurde  mit  je  1  ccm  93-proz.  Natronlauge  versetzt, 
15  Stunden  bei  37"  gehalten,  mit  Salzsäure  neutralisiert  und  in  einem 
kleinen  Dialysator  5  Stunden  lang  in  flacher  Schicht  dialysiert. 


Zeit 


Temperatur 


Kontrollmaus 


37,5 

37,5 

37,5 

37.5 

38,25 

38,5 


Antikörpermaus 


Bemerkungen 


38,5 
39,5 
39,5 
40,0 
39,5 
38,5 


Injektion  von  1  ccm. 

I  Beide  Tiere  bleiben 
/  munter. 


Daß  man  aus  Tuberkelbacillen  auch  durch  Abbau  mit  Serum  in  vitro 
wirksame  Gifte  erhalten  kann,  wurde  von  uns  bereits  anfangs  1910 
gezeigt  (3). 

Auch  diese  durch  Cytolyse  mit  Serum  gewonnenen  Gifte  können 
leicht  von  unserem  Hemmungskörper  beeinflußt  werden. 

0,1  g  in  der  Kugelmühle  zerriebener  Tuberkelbacillen  (Höchst) 
wurden  mit  2  ccm  frisch  entnommenem  Meerschweinchenserum  und 
0,1  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung  verrieben.  Hierauf  wurden  noch- 
mals 0,1  g  zerriebener  Tuberkelbacillen  mit  2  ccm  Meerschweinchen- 
serum und  0,1  ccm  einer  Lösung  unseres  Hemmungskörpers  von  1 :  10000 
zusammengerieben.  Beide  Mischungen  standen  dann  24  Stunden  bei 
37  °  und  wurden  wiederholt  kräftig  umgeschüttelt. 

Es  wurden  0,6  ccm  der  über  dem  Bodensatz  stehenden  Lösungen 
zwei  gleichen,  15  g  schweren  Mäusen  subkutan  injiziert. 


Zeit 

Temperatur 

Bemerkungen 

Kontrolltier 

Antikörpertier 

550 
610 

680 
646 

700 

815 

37,5 

36,75 

36,5 

35,5 

34,5 

30,5 

37,5 

37,75 

37,5 

37,5 

37,5 

36,5 

Injektion  von  je  0,6  ccm. 

1  Der  Unterschied  zwischen  beiden  Tieren  wird 
immer    auffallender.       Das    Kontrolltier    ist 
/schwer   soporös,   hat   verlangsamte   Atmung; 
das  Antikörpertier  ist  munter. 

542 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 


Um  ZU  sehen,  ob  das  Tuberkelbacilleneiweiß  durch  Behandlung  mit  dem 
Serum  erschöpft  sei,  oder  aus  dem  Bodensatz  nochmals  wirksames  Gift  dar- 
gestellt werden  könnte,  wurde  der  Bodensatz,  wie  in  den  ersten  Versuchen, 
mit  je  1  ccm  n|io-Natronlauge  versetzt.    Die  Toxinwirkung  war  nur  gering. 

Die  Darstellung  der  durch  unseren  Hemmungskörper  beeinflußbaren 
Gifte  aus  Tuberkelbacilleneiweiß  wurde  vielfach  wiederholt  und  ver- 
schiedentlich variiert.     Hier  seien  folgende  Versuche  angeführt: 

0,1  g  Tuberkelbacillenpulver  wurde  mit  2  ccm  frisch  entnommenem 
Meerschweinchenserum  und  0,1  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung  ver- 
rieben. In  ein  zweites  Röhrchen  kam  statt  der  Kochsalzlösung  0,1  ccm 
einer  Lösung  unseres  Hemmungskörpers  von  1:10000.  In  beiden  Röhr- 
chen wurde  dann  je  ein  Körnchen  Thymol  zugefügt  und  die  Proben 
24  Stunden  bei  37*'  gehalten. 


Zeit 


Temperatur 


Kontrolltier        Antikörpertier 


Bemerkungen 


438 
450 
500 
516 
530 
545 

ßOO 
ßlO 

635 


37,5 

35 

33,5 

32,5 

32 

31,25 

30,5 

31,25 

32,5 


37,5 
37,5 
37,0 
36,5 
36,5 
36,5 
36,0 
35,5 
36,0 


Injektion  von  0,6  ccm. 


Das  Kontrolltier  wird  mehr  und  mehr  soporös 

und    bekommt    verlangsamte   Atmung.      Das 

Antikörpertier  ist  munter. 


1200 


Am  nächsten  Morgen : 

26,0  I  37,0  1  Das   Kontrolltier   erholt   sich   im   Laufe   des 

33,0  I  /  folgenden  Tages  langsam  wieder. 

Die  beiden  Röhrchen  wurden  nun  24  Stunden  im  Eisschrank  auf- 
bewahrt und  je  0,65  ccm  der  über  dem  Bodensatz  stehenden  Flüssigkeit 
zwei  15  g  schw^eren  Mäusen  injiziert: 


Zeit 

Temperatur 

Bemerkungen 

Kontrolltier 

Antikörpertier 

1110 

ipo 

1200 
1230 

330 

400 

500 

38,0 
34,5 
30,0 
27,0 
24,5 
25,0 
26,0 

37,5 
35,0 
34,5 
34,5 
34,5 
35,5 
36,0 

Injektion  von  0,6  ccm. 

Der  Unterschied  zwischen  beiden  Mäusen  ist 
bis    5   Uhr  außerordentlich  deutlich,    wie    in 
'den    vorigen    Versuchen.     Von    5  Uhr  an  er- 
holt  sich    auch  die  Toxinmaus    und    ist   am 
nächsten  Tage  wieder  munter. 

Um  die  Mengenverhältnisse  etwas  zu  verändern,  wurden  0,1  g  zer- 
riebener Tuberkelbacillen  mit  1,5  ccm  frischem  Meerschweinchenserum 
verrieben,  die  Aufschwemmung  in  zwei  Hälften  geteilt,  der  einen  0.1  ccm 
Kochsalzlösung,  der  anderen  0,1  ccm  einer  1  :  10000  verdünnten  Anti- 
körperlösung zugefügt  und  beide  Proben  24  Stunden  im  Brutschrank 
aufbewahrt.  Sodann  aufgeschüttelt  und  zwei  je  20  g  schweren  Mäusen 
injiziert: 


Zeit 

Temperatur 

Bemerkungen 

Kontrolltier 

Antikörpertier 

1180 

1200 
300 

36,5 
35,5 
36,0 

36,5 
36,5 
36,25 

Injektion  von  0,6  ccm. 
>  Beide  Mäuse  munter. 

Weichardt,  Beeinflussung  von  Spaltprodukten  aus  Tuberkelbacilleneiweiß.    543 

Die  Toxinwirkung  war  bei  diesen  großen  kräftigen  Mäusen  also  eine 
zu  geringe.     Deutliche  Scliädigung  der  Kontrollmaus  fand  nicht  statt. 

Ferner  wurden  0,2  g  getrocknete  Tuberkelbacillen  mit  4,5  ccm 
frischem  Meerschweinchenserum  verrieben,  die  Aufschwemmung  in  zwei 
Hälften  geteilt,  der  einen  0,1  ccm  Kochsalzlösung,  der  andern  0,1  ccm 
einer  1  :  10000  verdünnten  Antikörperlösung  zugefügt  und  beide  Proben 
24  Stunden  im  Brutschrank  aufbewahrt.  Sodann  aufgeschüttelt  und 
zwei  je  20  g  schweren  Mäusen  injiziert: 


Zeit 


Temperatur 


Kon  troll  tier     |  Antikörpertier 


445 

500 
530 
545 


39,0 
37,0 
37,5 
34,5 
32,5 


38,0 
38,0 
38,5 
37,0 
37,5 
37,0 


Bemerkungen 


Injektion  von  0,8  ccm. 
Injektion  von  je  1  ccm. 

Der  Unterschied  zwischen  beiden  Tieren  ist 
außerordentlich  deutlich,  wie  in  den  früheren 
Versuchen.  Am  nächsten  Morgen  ist  die  Kon- 
trollmaus tot,  die  Antikörpermaus  munter. 


630    I  30,5 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Verhältnisse,  daß  ein  streng  quantitatives 
Arbeiten  mit  den  auf  diese  Weise  in  vitro  hergestellten  Spaltprodukten 
aus  hochmolekularen  Eiweißen  vorderhand  noch  nicht  möglich  sein  wird. 
Die  Vielheit  und  Verschiedenartigkeit  der  entstehenden  Spaltprodukte 
(s.  unser  vorläufiges  Schema  in  No.  12  der  München,  med.  Wochenschr.) 
und  der  wechselnde  Fermentgehalt  der  Meerschweinchensera  machen  das 
erklärlich.  Immerhin  geht  aus  allen  angeführten  Versuchen  die  außer- 
ordentlich deutliche  Hemmung  der  Wirkung  aus  den  Tuber- 
kelbacillen hergestellter  Gifte  durch  selbst  minimale 
Mengen  unseres  Antikörpers  hervor. 

Nun  haben  Weichardt  und  Müller  (4,  5),  sowie  Weichardt 
und  Stötter(6)  gezeigt,  daß  Toxin  ebenso  wie  Eiweißspaltprodukte  die 
Reaktion  organischer  sowie  auch  anorganischer  Oxydasen,  wie  sie  z.  ß. 
durch  die  Guajakreaktion  nachgewiesen  werden,  weitgehend  beeinflussen. 
Geringe  Mengen  regen  die  Reaktion  an,  größere  hemmen  sie.  Ferner 
zeigte  sich,  daß  unser  Retardin  ebenfalls  diese  charakteristische  Ein- 
wirkung ausübt  (6).  Es  war  deshalb  die  Annahme  zu  erwägen,  ob  viel- 
leicht die  giftaufhebende  Wirkung  in  dem  mit  diesem  Hemmungskörper 
versetzten  Serum  auf  eine  Hemmung  des  fermentativen  Abbaues  zurück- 
zuführen sei.  Dieser  Einwand  war  jedoch  dadurch  zu  widerlegen,  daß  es 
uns  ja  gelang,  unter  Verwendung  von  Natronlauge  bestimmter  Konzen- 
tration an  Stelle  des  Serums  Substanzen  von  ähnlicher  Wirkung  aus  dem 
Tuberkelbacillenpulver  zu  extrahieren  (s.  die  oben  angeführten  Versuche). 

Durch  derartige  Beeinflussung  der  Tuberkelgifte  in  vitro  wird  uns 
das  ganz  merkwürdige  Wegbleiben  der  Tuberkulinreaktion  bei  mit 
unserem  Hemmungskörper  reichlich  vorbehandelten  tuberkulösen  Tieren 
verständlich,  eine  Beobachtung,  die  wir  bereits  im  Jahre  1906  (2)  nieder- 
gelegt und  später  genau  verfolgt  haben  (7).  Eine  praktische  Bedeutung 
haben  die  diesbezüglichen  Beobachtungen  allerdings  nicht  gewonnen, 
wohl  aber  veranlaßten  sie  mich  zu  entschieden  interessanten  biologischen 
Beobachtungen,  die  bei  günstigeren  Ausbeuten  des  Retardins  vielleicht 
therapeutische  Wichtigkeit  erlangen  dürften: 

Auf  meine  Veranlassung  hin  impfte  Herr  Dr.  Fluh r er  eine  Anzahl 
Ziegen  am  Euter  mit  gleichen  Mengen  virulenter  Bacillen.  Ein  Teil  der 
Ziegen  wurde  reichlich  und  fortdauernd  mit  Retardin  behandelt. 
Bei  den  so  behandelten  Tieren   blieb  der  tuberkulöse  Prozeß  lokal,   bei 


544  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  6. 

den  nicht  mit  Retardin  behandelten  Kontrolltieren  stellte  sich  dagegen 
stets  allgemeine  Tuberkulose  ein:  Tuberkulose  der  Lungen,  Niere  etc. 
Es  war  nun  damals  für  uns  schwer  verständlich,  warum,  da  doch  die 
Bacillen  selbst  nicht  getroffen  wurden,  vielmehr  auch  im  Euter  der  Re- 
tardintiere  weiter  wucherten,  eine  Allgemeininfektion  bei  diesen  ausblieb. 
Jetzt  liegt  in  der  Entgiftung  gewisser  Tuberkelbacillenderivate  eine  aus- 
reichende Erklärung  dafür  vor. 

Schlußsätze. 

1)  In  Bestätigung  früherer  Befunde  kann  gezeigt  werden,  daß  ge- 
wisse Produkte  aus  Tuberkelbacilleneiweiß  durch  einen  acetonlöslichen, 
aus  Eiweiß  gewonnenen  Hemmungskörper,  „Retardin'',  entgiftet  werden. 

2)  Gewisse  früher  von  mir  beschriebene  Beeinflussungen  im  Verlaufe 
der  Impftuberkulose  an  größeren  Tieren  sind  dadurch  erklärlich  geworden. 

Erlangen  30.  Januar  1912. 

läteratnr. 

1)  Ermüdungsstoffe.    Stuttgart  (Ferd.  Enke)  1910. 

2)  Münch.  med.  Wochenschr.  1906.  No.  35.  —  Med.  Klinik.  1906.  No.  44. 

3)  Centralbl.  f.  d.  ges.  Phys.  u.  Pathol.  d.  tetoflwechs.  1910.  No.  17.  —  Münch.  med. 
Wochenschr.  1910.  Xo.  34;  1911.  No.  16;  1912.  No.  12. 

4)  Centralbl.  f.  d.  ges.  Phys.  u.  Pathol.  d.  fcjtoffwechs.  1911.  No.  9.  —  4.  Tagung  der 
Freien  Verein,  f.  Mikrobiol.  1911.  (Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Ref.  Bd.  50.  1911. 
Beiheft.) 

5)  Münch.  med.  Wochenschr.  1911.  No.  31. 

6)  Arch.  f.  Hvg.  1912.  Bd.  75. 

7)  Centralbl.  f.  d.  ges.  Phys.  u.  Pathol.  d.  Stoffwechs.  1909.  No.  15. 


Die  Herren  Mitarbeiter  werden  liöf  iiclist  gebeten,  bereits  fertig- 
gestellte Klischees  —  falls  solche  mit  den  Manuskripten  abseliefert 
werden  —  nicht  der  Redaktion,  sondern  direkt  der  Verlagshand- 
lung Grustay  Fischer  in  Jena  einzusenden. 


Inhalt. 

Bendick,   Arthur  J.,   The  bacteriological  besondere    über    Ottolenghis    Galle- 

examination  of  suspecled  cholera  carriers,  !       verfahren,  p.  .521. 

P-  Ö36.  ,  Miessner,  H.,  Die  Milzruptur  des  Rindes 

Böhm,  Johann,    Leber  die  verschiedenen  bzw.  perakute  Form  der  Hämoglobinurie 

Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  und  des  Kindesi,  p.  471. 

deren  kritische  Rezension,  p.  497.  j  Owada,  M.,  On  a  safe  method  of  practis- 

Distaso,   A.,    Contribution    ä   l'etude    sur  |       ing  hanging   drop  examination,  p.  537. 

l'intoxication  intestinale,  p.  433.  |  Sehern,   Kurt,    Ueber   das    Ratten vertil- 

Hauer,  Albert,  Untersuchungen  über  die  j       gungsmittel  Virus  sanitär  A,  p.  4ü8. 

Wirkung  des  Mittels  (i06  auf  die  Hühner-  Strand,   Embrik,    Eine   neue  Protozoen- 

spirillose,  p.  539.  j       gattung,  p.  471. 

V.  Knaut,  A.,  Zur  Hämolyse  der  Cholera-  Weichardt,  W.,    Ueber  die  Beeinflussung 


Vibrionen,  p.  575. 
Krombholz,  £.  u.  Kulka,  W.,  Ueber  An- 
reicherung   von    Choleravibrionen ,    ins- 


von  i^^paltprodukten  aus  Tuberkelbacillen- 
eiweiß, p.  543. 


Kromiuauusche  Uuchdruckerei  (Hermana  Fohle)  in  Jena. 


.IBakletcLAbL  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Ausgegeben  am  21.  März  1912. 

Nachdruck  verboten. 

Die  Degenerationen  im  Bereiche  des  Nervensystems 
des  Menschen  bei  Cholera  asiatica. 

[Aus  dem  neurologischen  Laboratorium  der  psychiatrischen  und  Nerven- 
klinik zu  St.  Petersburg  (Vorsteher:  Akademiker  W.  v.  Bechterew).] 

Von  Sergius  Michailow. 

Mit  1  Tafel. 

Während  der  Choleraepidemie  im  Jahre  1908  habe  ich  ein  großes 
pathologisch-anatomisches,  sich  auf  diese  Erkrankung  beziehendes  Material 
gesammelt  und  es  nach  den  zahlreichen,  gegenwärtig  gebräuchlichen, 
neurologischen  Methoden  von  Nissl,  Ramön  y  Cajal,  Donaggio, 
Rachmanow,  Marchi  u.a.  bearbeitet.  Die  Untersuchung  dieses  ganzen 
Materiales  ist  jetzt  schon  abgeschlossen  und  in  nächster  Zukunft  werden 
deren  Resultate  hinsichtlich  der  Veränderungen,  hauptsächlich  der  zelligen 
Elemente  des  Gehirns,  Kleinhirns,  des  verlängerten  und  des  Rücken- 
markes, veröffentlicht  werden.  In  der  vorliegenden  kleinen  Arbeit  sollen 
nur  die  Resultate  mitgeteilt  werden,  die  beim  Studium  der  nach  Marchi 
bearbeiteten  Präparate  erhalten  wurden.  Dieser  Methode  kommt,  wie 
bekannt,  eine  vornehmliche  Bedeutung  beim  Studium  der  Nervenfaser- 
degenerationen zu,  folglich  werden  auch  in  dieser  Arbeit  vornehmlich 
und  sogar  fast  ausschließlich  die  Veränderungen  der  Nervenfasern  bei 
der  asiatischen  Cholera  des  Menschen  behandelt  werden.  Das  Material 
zur  Untersuchung  auf  mögliche  Degenerationen  in  den  Nervenfasern 
wurde  8  Choleraleichen  entnommen,  und  zwar  die  eine  Hälfte  dem  Exitus 
laetalis  im  algiden  Stadium,  die  andere  im  Stadium  des  Choleratyphoids 
erlag.  Wir  wollen  hier  nicht  bei  der  Mitteilung  der  Krankengeschichte 
dieser  8  Fälle  verweilen,  sondern  bloß  darauf  hinweisen,  daß  durch  die 
pathologisch-anatomische  Obduktion  erwiesen  worden  ist,  daß  in  allen 
diesen  Fällen  keine  anderen  Erkrankungen  vorlagen,  außer  der  Cholera, 
welche  die  von  uns  bei  Bearbeitung  nach  Marchi  gefundenen  Verände- 
rungen (Degenerationen)  erklären  könnten.  Die  Marchi -Methode  ist 
in  folgender  Modifikation  angewandt  worden :  1)  Fixation  in  3-proz. 
wässeriger  Lösung  von  Schering  schera  Formalin  während  10—20  Tagen. 
In  Anbetracht  dessen,  daß  das  Gewebe  in  diesen  Fixator  noch  ganz 
warm  (1  — IV2  Stunden  post  mortem)  gebracht  wurde,  wurde  der  Fixator 
ebenfalls  erwärmt.  2)  Einlegen  in  ein  Gemisch  von  folgender  Zusammen- 
setzung: Natrii  jodici  3,0,  Acidi  osmici  1,0,  Aquae  destillatae  300,0  für 
15—20  Tage  wobei  in  der  Mitte  dieser  Frist  das  Gemisch  gewechselt 
wurde  durch  ein  frisches  von  derselben  Zusammensetzung.  3)  Gründ- 
liches Auswaschen  in  Wasser.  4)  Genügendes  Entwässern  in  Alkohol, 
Einreiben  in  Celloidin,  Anfertigung  dicker  Mikrotomschnitte.  5)  Auf- 
hellen in  Karbolxylol  und  Einschluß  in  Balsam. 

In  der  ebenso  angegebenen  Weise  wurde  das  Rückenmark  bearbeitet, 
mit  dem  im  natürlichen  Zusammenhange  sowohl  die  vorderen  als  auch 
die  hinteren  Wurzeln  gelassen  wurden. 

An  den  Präparaten  sind  Degenerationen  gefunden  wurden,  welche 
wir  1)  um   sie  genauer   zu  beschreiben  und  2)  auch  noch  deshalb,  weil 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   7.  35 


546  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

sie  eine  wesentlich  verschiedene  Bedeutung  haben,  in  die  drei  folgen- 
den Kategorieen  geteilt  haben :  a)  Degenerationen  von  Nervenfasern 
in  den  Rückenmarkswurzeln,  h)  Degenerationen  von  Nervenfasern  des 
Rückenmarkes,  die  zerstreut  in  verschiedeneu  Bündeln  seiner  weißen 
Substanz  liegen,  c)  Degenerationen  von  Nervenfasern  an  der  Peripherie 
des  Rückenmarkes  und  an  der  Peripherie  mancher  Nerven ,  die  die 
Cauda  equina  bilden. 

ad  c)  In  3  Fällen  mit  Exitus  letalis  im  akuten  algiden  Stadium 
während  der  ersten  und  zweiten  24  Stunden  der  Erkrankung  wurden 
Degenerationen  solcher  Art  nicht  gefunden.  In  einem  Falle,  der  sich 
während  ca.  36  Stunden  unter  Beobachtung  im  Krankenhause  befand, 
und  bei  dem  Cholerasymptome  (Durchfall,  Erbrechen.  Krämpfe,  Puls- 
schwäche, Cyanose)  schon  während  ungefähr  2mal  24  Stunden  vor  dem 
Eintritt  in  das  Krankenhaus  bearbeitet  worden  sind  (folglich  3  mal 
24  Stunden  krank),  wurde  eine  „Randdegeneration"  der  Nervenfasern  an 
der  Peripherie  des  Rückenmarkes  festgestellt.  Dieser  Fall,  der  schon 
nach  Ablauf  des  algiden  Stadiums  letal  endete,  wurde  bei  der  patho- 
logisch-anatomischen Obduktion  als  Cholera  asiatica,  Stadium  diphtheri- 
cum,  entsprechend  der  Darmläsion,  bezeichnet. 

In  einem  anderen  Falle,  der  ebenfalls  3 mal  24  Stunden  andauerte, 
der  aber  noch  im  algiden  Stadium  letal  endete,  und  bei  dessen  Obduktion 
der  Darmtraktus  das  Bild  der  akuten  Enteritis  mit  Hyperämie  der 
Schleimhaut  und  vergrößerten  Follikeln  (die  Veränderungen  in  anderen 
Organen  boten  in  beiden  Fällen  keinen  Unterschied)  darbot,  sind  Ver- 
änderungen solcher  Art  im  Rückenmarke  nicht  gefunden  worden.  In 
den  übrigen  3  Fällen,  die  mit  Exitus  letalis  im  typhoiden  Stadium  der 
Cholera  am  6.,  8.  und  9.  Tage  der  Erkrankung  endeten,  ist  ebenfalls  De- 
generation der  Nervenfasern  an  der  Peripherie  des  Rückenmarkes  gefunden 
worden  (Fig.  1).  Diese  Degeneration  zeigt  das  gewöhnliche  Bild  des 
Myelinzerfalles  der  Nervenfasern  in  einzelne  rundliche  oder  ovale  Schollen 
und  Tropfen,  die  sich  intensiv  mit  satt  schwarzer  Farbe  färbten  und  sich 
scharf  auf  dem  allgemeinen  gelblichen  Grunde  der  osmierten  Präparate 
abhoben.  Degenerierte  Fasern  fanden  sich  mit  manchen  unbestimmten 
und  unbestätigten  Unterbrechungen  ihrer  Lokalisation  nach  an  der  ganzen 
Peripherie  des  Rückenmarkes,  so  daß  letzteres  wie  mit  einem  schwarzen 
Saume  auf  den  Querschnitten  versehen  war  (Fig.  1).  Ein  solcher 
schwarzer  Saum  fand  sich  auch  an  aus  dem  Cervicalgebiet  des  Rücken- 
markes entnommenen  Schnitten  und  ebenso  an  aus  anderen  Abschnitten 
(dem  thorakalen,  lumbalen)  herstammenden  Schnitten.  In  einem  der  drei 
letzten  Fälle,  nämlich  in  dem  Falle  mit  einer  Krankheitsdauer  von 
7  Tagen,  wurde  auch  noch  Degeneration  der  Nervenfasern  vornehmlich 
an  der  Peripherie  mancher  Nerven,  die  die  Cauda  equina  bildeten,  ge- 
funden (Fig.  2). 

ad  b)  Einzelne  degenerierte,  über  verschiedene  Bündel  zerstreute 
Nervenformen,  welche  die  langen  Bündel  der  Leitungsbahnen  des  Rücken- 
markes bilden,  wurden  in  besonders  bedeutender  Anzahl  auf  Präparaten 
von  zwei  typhoiden  Fällen  mit  einer  Krankheitsdauer  von  7  und  8  Tagen 
angetroffen. 

Degenerierte  Fasern  wurden  in  diesen  Fällen  (Fig.  1)  sowohl  in 
den  vorderen,  als  auch  in  den  Seiten-  und  Hintersträngen  der  weißen 
Substanz  des  Rückenmarkes  gefunden.  Sie  lagen  an  Querschnitten  fast 
über  alle  Bündel  zerstreut,  vornehmlich  aber,  d.  h.  in  einer  verhältnis- 
mäßig größeren  Anzahl  von  Exemplaren,  fanden  sich  solche  degenerierte 


Michailow,  Degenerationen  des  Nervensystems  bei  Cholera  asiatica.         547 

Fasern  in  den  geraden  Kleinhirnbündeln,  in  den  Pyramidenbündeln  der 
Leistenstränge  in  den  G  oll  sehen  und  Lö  wen  t  halschen  Bündeln. 
Unter  diesen  degenerierten  Nervenfasern  fanden  sich  sowohl  dickere  als 
auch  dünnere,  wobei  die  ersteren  an  Zahl  überwogen.  In  Fällen  mit 
einer  Erkrankungsdauer  von  V2-,  1-  und  4mal  24  Stunden  gelang  es 
nicht,  solche  Degenerationen  festzustellen,  in  dem  Falle  dagegen,  die 
5  Tage  dauerte,  wurden  degenerierte  Fasern,  obgleich  sie  sich  auch  in 
verschiedenen  Bündeln  fanden,  dennoch  in  viel  geringerer  Anzahl  im 
Vergleiche  mit  den  beiden  ersten  erwähnten  Fällen,  die  7  und  8  Tage 
dauerten,  gefunden.  Hinsichtlich  der  Verteilung  solcher  degenerierter 
Nervenfasern  über  den  Rückenmarksquerschnitt  muß  noch  hinzugefügt 
werden,  daß  das  (Fig.  1)  allgemeine  Aussehen  des  Querschnittes  ein 
solches  ist,  als  wenn  von  der  Peripherie  des  Rückenmarkes  zu  dessen 
grauer  Substanz  hin  die  Zahl  der  degenerierten  Nervenfasern  immer  mehr 
abnimmt.  Was  jetzt  die  Frage  anbelangt,  wie  weit  eine  solche  dissemi- 
nierte Degeneration  der  Nervenfasern  sich  der  Länge  des  Rückenmarkes 
nach  verteilt,  so  müssen  auch  in  dieser  Beziehung  zweierlei  Angaben 
gemacht  werden.  Einerseits  muß  gesagt  werden,  daß  die  disseminierten 
degenerierten  Fasern  auf  Querschnitten  von  sämtlichen  Höhen  des  Rücken- 
markes angetroffen  wurden,  andererseits  aber  muß  zugegeben  werden,  daß 
es  trotz  der  sorgfältigsten  Untersuchung  nicht  gelaug,  den  Verlauf  der 
degenerierten  Fasern  längs  des  Rückenmarkes  festzustellen.  An  ver- 
schiedenen sukzessiven  Schnitten  konnte  man  stets  in  diesem  oder  jenem 
Bündel  degenerierte  Fasern  sehen,  jedoch  da  sie  disseminiert  lagen 
zwischen  den  normalen  Fasern  des  Bündels,  konnte  man  nie  mit  Gewiß- 
heit sagen,  ob  jede  gegebene  degenerierte  Faser  eines  vorhergehenden 
und  eines  nachfolgenden  Schnittes  eine  und  dieselbe  und  nicht  zwei 
verschiedene  seien.  Natürlich  konnte  man  von  zwei  benachbarten 
Schnitten  noch  denken,  daß  ein  und  dieselbe  Faser  verfolgt  wird ;  man 
kann  aber  nicht  dasselbe  von  Schnitten  sagen,  die  über  mehrere  Seg- 
mente voneinander  entfernt  sind.  Die  Frage  also,  ob  diese  degenerierten 
Fasern  lange  Bahnen,  die  vielleicht  vom  verlängerten  Marke  über  eine 
große  Zahl  von  Segmenten  sich  hinziehen,  oder  aber  kurze  Bahnen  dar- 
stellen, die  einzelne,  beieinanderliegende  Segmente  des  Rückenmarkes 
untereinander  verbinden;  diese  Frage  muß  gegenwärtig  noch  ungelöst, 
bleiben.  Wir  werden  noch  weiter  Gelegenheit  haben,  zu  ihr  zurückzu- 
kehren. 

ad  a)  In  einer  verhältnismäßig  größeren  Anzahl  von  Fällen,  als  die 
Degenerationen  der  erwähnten  Gruppen  finden  sich  auf  den  Präparaten 
des  Rückenmarkes  von  Choleraleichen  Spuren  eines  degenerativen  Pro- 
zesses in  den  Rückenmarks  wurzeln.  Dabei  wurden  in  den  vorderen 
Wurzeln  in  keinem  einzigen  Falle  degenerierte  Wurzeln  gefunden,  die, 
wenn  sie  auch  vorhanden  waren,  sich  stets  nur  in  den  hinteren  Wurzeln 
fanden.  Während  des  ersten  oder  zweiten  Krankheitstages  im  akuten 
Stadium  algidum  der  Cholera  letal  abgelaufene  Fälle  sind  solche  Degene- 
rationen nicht  gefunden  worden.  Allein  in  allen  übrigen  Fällen,  d.  h. 
mit  einer  Krankheitsdauer  von  3mal  24  Stunden  an  beginnend  und  mehr 
(5,  7,  8),  konnte  man  stets  auf  den  Präparaten  ein  äußerst  typisches 
Bild  sehen. 

Wie  bekannt,  bestehen  die  hinteren  Wurzeln  der  Rückenmarksnerven 
(und  auch  die  Wurzeln  des  verlängerten  Markes)  aus  zwei  recht  scharf 
voneinander  abgegrenzten  Teilen.  Jeder  dieser  beiden  Teile  ist  eine  un- 
mittelbare  Fortsetzung  des   anderen.    Auch    diese   beiden   Teile   ziehen 

35* 


548  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

ununterbrochen  die  gleichen  Nervenformen,  die  sich  in  nichts  voneinander 
durch  die  sie  zusammensetzenden  Nervenelemente  unterscheiden.  Der 
Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Teilen  der  Hinterwurzeln  besteht  im 
verschiedenen  Bau  ihrer  Gewebselemente,  welche  die  erwähnten,  ihnen 
gemeinsamen  Nervenfasern  umgeben.  Vom  spinalen  Ganglion  an  be- 
beginnend, ziehen  die  Nervenfasern  der  hinteren  Wurzeln  zum  Rücken- 
mark in  dem  bindegewebigen  Stroma  der  Wurzel,  wobei  sie  von  eigenen 
Scheiden,  dem  Neurilemm,  umgeben  sind.  Jedoch  früher  oder  später 
verändert  sich  dieser  Bau  der  hinteren  Wurzel,  und  es  entsteht  auf  diese 
Weise  deren  zweiter  Teil.  Diese  Veränderung  besteht  darin,  daß  die 
Nervenfasern  der  hinteren  Wurzel  an  einer  Stelle  ihres  Weges  zum 
Rückenmark  ihr  Neurilemm  verlieren ;  an  derselben  Stelle  wird  ihr 
früheres  Stroma  durch  ein  aus  dem  Rückenmarke  ihnen  entgegen- 
gewachsenes Neurogliageflecht  vertreten.  So  entsteht  der  zweite  neuro- 
gliöse  Teil  der  hinteren  W^urzel.  Die  Grenze  zwischen  beiden  Teilen 
tritt  recht  scharf  hervor  und  stellt  eine  nach  dem  neurogliösen  Teile  hin 
konkave  Linie  dar  (Fig.  3).  Einen  solchen  Bau  besitzt  die  hintere 
Wurzel  des  Rückenmarkes  sowohl  beim  Menschen,  als  auch  bei  anderen 
Säugetieren  [siehe  auch  die  Arbeiten  von  Levi  (1),  Bikeles  (2), 
Hu  11er  (3),  Bauer  (4),  Levi  (5)j.  Auf  verschiedenen  Höhen  des 
Rückenmarkes  geschieht  der  Uebergang  eines  Teiles  der  hinteren  Wurzel 
in  den  anderen  in  verschiedener  Entfernung  vom  Rückenmarke,  und  man 
kann  überhaupt  annehmen,  daß  im  Lendengebiet  dieser  Uebergang  außer- 
halb des  Bereiches  des  Rückenmarks  liegt,  im  thorakalen  Abschnitt  an 
der  Eintrittsstelle  der  hinteren  Wurzeln  in  das  Rückenmark,  im  cervi- 
kalen  Abschnitt  im  Rückenmark,  an  der  Spitze  der  Hinterhörner  der 
grauen  Substanz.  Jedoch  ist  das  nur  ein  allgemeines  Schema,  und  es 
kommen  hier  Ausnahmen  vor.  Jenes  typische  Bild  der  Nervenfaser- 
degeneration in  den  hinteren  Wurzeln  des  Rückenmarkes  bei  der  Cholera, 
welches  oben  geschildert  worden  ist,  besteht  darin,  daß  die  Läsion  sich 
in  diesen  Fällen  streng  bloß  im  neurogliösen  Teile  der  hinteren  Wurzeln 
lokalisiert.  An  nach  der  oben  angegebenen  Modifikation  der  Marchi- 
schen  Methode  bearbeiteten  Präparaten  entsteht  dabei  ein  sehr  klares 
Bild  (Fig.  3):  Der  neurogliöse  Teil  der  hinteren  Wurzel  und  die  graue 
Substanz  des  Rückenmarkes  erscheinen  fast  weiß,  und  auf  diesem  weißen 
Grunde  hebt  sich  das  blaßgelb  gefärbte,  gliöse  Geflecht  ab.  Hier  selbst 
im  neurogliösen  Teil  der  Wurzel  und  im  Apex  der  Hinterhörner  liegen 
reihenweise  Tropfen  degenerierten  Myelins,  das  an  osmierten  Präparaten 
satt  schwarz  gefärbt  ist.  Diese  Degeneration  hört  scharf  an  jener  kon- 
kaven Lmie  auf,  welche  den  neurogliösen  Teil  der  hinteren  Wurzel  von 
deren  Neurilemmteil  abgrenzt,  wobei  es  in  dieser  letzteren  schon  fast 
keine  einzige  degenerierte  Faser  gibt. 

So  liegen  die  Tatsachen.  Um  sie  zu  verstehen  und  entsprechend 
zu  würdigen,  wollen  wir  noch  einmal  zu  jeder  der  3  Gruppen  dieser  oben 
erwähnten  Tatsachen  zurückkehren,  jedoch  zu  allererst  wollen  wir  die  Ver- 
mutung ausschließen,  daß  die  gefundenen  Degenerationsbilder  künstlich 
bei  der  Bearbeitung  der  Präparate  erzeugte  Bilder  seien.  Eine  solche 
Vermutung  wird  auf  Grund  der  folgenden  Betrachtungen  ausgeschlossen  : 
1)  Das  Rückenmark  sämtlicher  angegebenen  8  Choleraleichen  wurde  auf 
die  vollständig  gleiche  Art  aus  dem  Rückenmarkskanal  herausgehoben 
und  weiter  bearbeitet,  und  doch  wurden  Degenerationen :  a)  nicht  in 
allen  Fällen  gefunden  und  b)  in  denjenigen  Fällen,  wo  sie  gefunden  wurden, 
waren   sie   verschieden.    2)  Diese   Degenerationen   besitzen   einen    plan- 


Michailow,  Degenerationen  des  Nervensystems  bei  Cholera  aeiatica.        549 

mäßigen  Charakter,  d.  h.  a)  sie  finden  sich  nur  an  bestimmten  Stellen 
und  b)  sie  werden  intensiver  und  umfangreicher,  entsprechend  der  Ver- 
längerung der  Krankheitsdauer.  3)  Die  Degenerationen  liegen  nicht  nur 
an  der  Peripherie,  sondern  kommen  auch  in  zentral  liegenden  Teilen 
vor,  was  gegen  ihre  Abstammung  von  traumatischen  Beschädigungen 
bei  der  Herausnahme  und  Bearbeitung,  wie  sie  oft  bei  der  M archi- 
schen Methode  angegeben  werden,  spricht. 

ad  a)  Zur  Frage  der  Degeneration  des  neurogliösen  Teiles  der  hinteren 
Wurzeln  des  Rückenmarkes  bei  der  Cholera  zurückkehrend,  muß  zunächst 
darauf  hingewiesen  werden,  daß  ein  solches  Bild  eines  nach  der  Methode 
von  Marchi  bearbeiteten  mikroskopischen  Präparates  nicht  als  ausschließ- 
lich der  Choleraerkrankung  angehörend  betrachtet  werden  kann,  so  daß 
es  auch  keine  große  diagnostische  Bedeutung  für  den  pathologischen 
Anatomen  haben  kann.  Hier  muß  daran  erinnert  werden,  daß  das  bei 
der  Tabes  dorsalis  vorkommt  [Krauss  (6),  Redlich  (7),  Ober- 
steiner  (8  und  9),  Orr  und  Rows  (10),  Levi  (5),  Mailing  (11)]. 
Redlich  (7)  und  Obersteiner  haben  noch  daraufhingewiesen,  daß 
die  Degeneration  der  hinteren  Wurzeln  bei  der  Tabes  dorsalis  oben  mit 
der  Degeneration  von  deren  neurogliösem  Teile  beginnt,  Levi,  Erb  (12), 
Orr  und  Rows  dagegen  haben  fast  gleichzeitig  die  Ansicht  ausgesprochen, 
daß  diese  Degeneration  durch  die  Wirkung  des  syphilitischen  Virus  auf 
den  am  wenigsten  geschützten  hinteren  Teil  der  hier  des  Neurilemms 
beraubten  und  infolgedessen  einen  Locus  minoris  resistentiae  bietenden 
Nervenfasern  bedingt  wird.  Diese  Ansicht  ist  vollkommen  auch  auf  die 
Paralysis  progressiva  anwendbar,  bei  der  mitunter  ebenfalls  solche  patho- 
logisch-anatomische Veränderungen  in  den  Hinterwurzeln  gefunden  wurden, 
wie  auch  bei  der  Tabes  [Kinischi-Naka  (13)  u.  a.].  In  dieser  Beziehung 
haben  Orr  und  Raws  in  der  oben  zitierten  Arbeit  darauf  hingewiesen, 
daß  Degenerationen  in  den  Wurzeln  bei  der  progressiven  Paralyse  von 
dem  neurogliösen  Teile  an  beginnen. 

Das  Degenerationsbild  in  den  Hinterwurzeln  bei  der  Cholera,  das 
an  und  für  sich  von  dem  gleichen  bei  der  Tabes  dorsalis  und  bei  der 
Taboparalysis  beobachteten  Bilde  nicht  unterscheidbar  ist,  wird  natür- 
lich gar  keine  Schwierigkeiten  für  die  pathologisch-anatomische  Diagnose 
zwischen  den  erwähnten  Krankheiten  bieten,  wenn  auch  die  Degenerationen 
der  Nervenfaserbündel  des  Rückenmarkes  in  Betracht  gezogen  werden. 
Jedoch  auch  in  dieser  Beziehung  verliert  das  Bild  der  Degeneration  bei 
der  Cholera  einen  beträchtlichen  Teil  seiner  Bedeutung,  wenn  man  sich 
erinnert,  daß  bei  der  Diphtherie  z.  B.  ebenfalls  schon  wiederholt  degene- 
rative Prozesse  im  Nervensystem  beschrieben  worden  sind,  die  denjenigen 
sehr  nahe  standen,  die  jetzt  auch  bei  der  Cholera  gefunden  worden  sind. 
Bikeles  (14),  Rosenblath  (15),  Katz  (16),  Bruns  (17)  haben  mikro- 
skopisch einige  Fälle  von  Diphtherie  mit  nachfolgenden  Lähmungen 
untersucht,  wobei  sie  das  Rückenmark  nach  Marchi  bearbeitet  haben. 
In  allen  ihren  Mitteilungen  war  beständig  angegeben,  daß  der  neuro- 
gliöse,  nach  ihrer  Terminologie  intramedulläre  Anteil  der  Rückenmarks- 
wurzeln und  auch  solcher  mancher  Gehirnnerven  (Bruns,  die  Wurzeln 
der  Nn.  hypoglossus,  glossopharyngeus,  vagus)  eine  bedeutende  Anzahl 
von  degenerierten  Formen  enthalten.  Bikeles  und  Katz  beschrieben 
auch  eine  dissiminierte  Degeneration  der  Nervenformen  in  der  weißen 
Rückenmarksubstanz,  Rosenblath  dagegen  fand  degenerierte  Fasern 
hauptsächlich  in  den  Hintersträngen  und  den  geraden  Kleinhirn- 
bündeln. 


550  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

In  den  Fällen  von  Tabes  und  progressiver  Paralyse,  bei  denen  das 
siipponierte  Toxin  der  Spirochaeta  pallida  noch  bis  jetzt  unbekannt 
und  uuerlangt  bleibt,  bleiben  die  Ansichten  der  oben  erwähnten  Autoren 
hinsichtlich  der  Entstehung  der  Degenerationen  in  den  Wurzeln  durch 
die  Einwirkung  dieser  Toxine  auch  jetzt  noch  bloße  Vermutungen.  Ganz 
anderes  wissen  wir  vom  Diphtherietoxin.  Gleich  nach  der  Arbeit  von 
Bikeles  (14)  sind  schon  experimentelle  Untersuchungen  mit  Intoxikation 
von  Meerschweinchen  durch  Diphtherievirus  angestellt  worden,  und  diese 
Untersuchungen  ergaben  Resultate,  die  vollkommen  mit  denen  überein- 
stimmten, die  auch  beim  Menschen  in  Fällen  von  Diphtherie  mit  nach- 
folgenden Lähmungen  und  letalem  Ausgange  erhalten  worden  waren. 
Mit  dem  Diphtherietoxin  ist  auf  experimentellem  Wege  auch  noch  eine 
Reihe  von  anderen  Fragen  über  den  Einfluß  dieses  Virus  auf  das  Nerven- 
system und  über  dessen  Verbreitungswege  in  diesem  letzteren  aufgeklärt 
worden.  Bevor  wir  jedoch  zur  Mitteilung  aller  dieser  Arbeiten  über- 
gehen, wollen  wir  darauf  hinweisen,  daß  folglich  in  allen  Fällen,  in  denen 
Degenerationen  im  neurogliösen  Anteile  der  Rückenmarks-  (und  Gehirn-) 
Wurzeln  gefunden  worden  sind,  es  sich  um  Erkrankungen  (Tabes  dorsalis, 
progressive  Paralyse,  Diphtherie,  Cholera)  bald  mit  mehr  chronischer, 
bald  mehr  akuter  Intoxikation  handelt. 

Die  erste  experimentelle  Untersuchung  über  die  Wirkung  des 
Diphtherietoxins  auf  das  Nervensystem  der  Säugetiere  stammt  von 
Murawjew  (18).  Dieser  Autor  vergiftete  Meerschweinchen  mit  dem 
Virus  des  Loeff  1er sehen  Stäbchens,  und  konstatierte,  daß  unter  dem 
Einfluß  dieser  Intoxikation  in  den  Zellen  des  zentralen  Nervensystems 
und  vornehmlich  der  Vorderhörner  des  Rückenmarks  zunächst  sich  peri- 
pherische Chromatolyse  einstellte,  d.  h.  Auflösung  der  chromatophilen 
oder  Tygroidkörperchen  in  den  peripheren  Partieen  der  Zellen  und  auch 
Vakuolisation  des  Protoplasmas  der  letzteren.  Dann  entwickelte  sich  nach 
den  Angaben  Murawjews  eine  Neuritis,  die  zu  Lähmungen  führte,  wie 
es  ähnlich  auch  in  vielen  Fällen  von  Diphtherieerkrankung  beim  Menschen 
beobachtet  wird.  Aber  außerdem,  was  für  uns  jetzt  wichtig  ist,  gelang 
es  Murawjew,  bei  der  Bearbeitung  der  Rückenmarksstücke  dieser 
Meerschw^einchen  nach  Marchi  auch  Degeneration  der  Nervenfasern  im 
neurogliösen  Teile  der  hinteren  Wurzeln  und  disseminierte  Degeneration 
in  der  weißen  Rückenmarksubstanz  zu  beobachten.  Degeneration  der 
Nervenfasern  in  den  Wurzeln  (in  ihrem  neurogliösen  Abschnitt)  des 
Rückenmarks  notiert  in  analogen  Fällen  auch  Babonneix  (19).  Er 
wies  außerdem  darauf  hin ,  daß  bei  Einwirkung  des  Diphtherietoxins 
durch  das  Blut  sich  schärfer  ausgesprochene  Veränderungen  in  den 
zelligen  Elementen  zeigen,  als  bei  Einführung  des  Toxins  unter  die  Haut 
oder  in  den  Nerven.  In  diesem  letzteren  Falle  wandert  das  Toxin  bis 
zum  zentralen  Nervensystem  im  Nerven.  In  letzter  Zeit  hat  Rach- 
manow  (20)  im  Laboratorium  von  W.  Bechterew  zur  Klärung  der 
Frage  über  die  Verbreitung  des  Diphtherietoxins  im  Nervensystem  die 
von  Orr  und  Rows  (10,  21,  22,  23,  24)  ausgearbeitete  Methodik  in  einer 
gewissen  Modifikation  angewendet.  Er  füllte  kleine  Kollodiumsäckchen 
mit  IMphtherietoxin  und  legte  sie  entweder  dem  Kaninchen  unter  die 
Haut  in  einiger  Entfernung  vom  Nerven  oder  plazierte  sie  hart  am 
Nerven  selbst.  Sowohl  in  dem  einen  wie  auch  in  dem  anderen  Falle 
waren  die  Veränderungen  in  den  Nervenzellen  des  Rückenmarks  und  des 
Gehirns  keine  scharfen.  W^as  die  Degeneration  der  Nervenfasern  im 
Rückenmark  und  in   den  Wurzeln   (im   neurogliösen   oder   nach   Räch- 


Michailow,  Degenerationeo  des  Nervensystems  bei  Cholera  asiatica.         551 

uianow  u.  a.  „iutramedulläreii"  Teile)  angeht,  so  erfolgte  der  Myelin- 
zerfall nur  in  dem  Falle,  wenn  das  Kollodiumsäckchen  neben  dem  Nerven- 
stamm selbst  eingelegt  wurde.  In  diesem  Umstände  sieht  Räch  man  ow 
eine  Bestätigung  des  Satzes,  daß  Toxine  bis  zum  zentralen  Nervensystem 
in  den  Nerven  aufsteigen.  Auf  diese  Weise  hat  sich  der  für  das 
Diphtherietoxin  von  Babonneix  (19)  aufgestellte  Satz  noch  einmal 
bestätigt. 

Quillot  (25),  Homen  (26),  Laitinen  (27)  haben  dasselbe  auch 
für  andere  Bakterientoxine  bewiesen. 

Besonders  viele  experimentelle  Untersuchungen  sind  in  der  erwähnten 
Richtung  mit  dem  Tetanustoxin  angestellt  worden,  wobei  man  bestrebt 
war,  genauer  die  Frage  aufzuklären,  ob  das  Toxin  im  Nerven  wandert, 
indem  es  sich  an  die  Nervenfaser  hält  oder  die  lymphatischen  Räume 
des  Nervenstammes  benutzt.  Einfacher  und  verständlicher  ist  natürlich 
die  zweite  dieser  Vermutungen,  und  in  der  Tat  wurde  sie  früher  als 
die  erste  von  Gump recht  (28)  aufgestellt  und  dann  besonders  von 
Flechter  (29)  und  Rachmanow  (20)  verteidigt.  Die  Vermutung 
dagegen,  daß  das  Tetanustoxin  bis  zum  zentralen  Nervensystem  durch 
die  Nervenfaser  selbst  geleitet  wii'd,  wurde  2  Jahre  später  als  die  erste 
ausgesprochen  und  stammt  von  Marie  (30).  Dieser  Autor  konnte  sich 
bei  seinen  Untersuchungen  mit  dem  Tetanustoxin  überzeugen,  daß  bei 
Einspritzung  des  Virus  in  den  Nerven  oder  ins  Gewebe  eine  bedeutend 
stärkere  Wirkung  eintritt,  als  bei  dessen  Einführung  ins  Blut,  und  daß 
in  Fällen  von  Injektion  des  Virus  unter  die  Haut  es  bis  zum  zentralen 
Nervensystem  vornehmlich  durch  die  Nerven  geleitet  wird.  Dabei  stellte 
es  sich  heraus,  daß  nach  vorhergehender  Durchschneiduug  der  ent- 
sprechenden Rückenmarkswurzeln  die  Einführung  des  Virus  resultatlos 
blieb.  Daraus  schloß  A.  Marie,  daß  das  Toxin  durch  die  Nervenfasern 
geleitet  wird.  Diese  Ansicht  A.  Maries  versuchten  im  letzten  Jahrzehnt 
auch  andere  Forscher  zu  begründen.  A.  Marie  und  Mo rax  (31)  fanden, 
daß  das  Toxin  aus  dem  Gewebe  mittels  der  Nervenendigungen  aufgesogen 
wird,  wobei  sie  durch  Ueberpflanzung  und  Einimpfung  von  Stücken  eines 
einem  tetanisierten  Tiere  entnommenen  Nerven  auf  normale  Tiere  bei 
letzteren  ein  Tetanusbild  erzeugten,  woraus  sie  die  Ueberzeugung  ge- 
wannen, daß  das  Tetanustoxin  an  den  Achsenzylindern  der  Nervenfaser 
fixiert  wird  und  durch  dieselbe  von  der  Peripherie  zum  zentralen  Nerven- 
system geleitet  wird.  Zu  demselben  Schlüsse  kam  auch  Odier  (32) 
durch  die  Resultate  des  Studiums  der  morphologischen  Veränderungen 
der  Achsenzylinder  und  der  motorischen  Endigungen  bei  der  Intoxikation 
des  Tieres  mit  Tetanustoxin.  Tiberti  (33)  dagegen  führte  zur  Be- 
stätigung der  Ansicht  A.  Maries  auch  noch  den  Umstand  an,  daß  die 
Nervenstämme,  die  degenerierte  Nervenfasern  enthalten  (nach  vorher- 
gehender Durchschneidung  dieser  Nervenfasern),  schon  nicht  als  Leiter 
des  Tetanustoxins  dienen. 

Alle  diese  Untersuchungen  sind  weniger  überzeugend  für  die  Lösung 
der  Frage,  ob  das  Tetanustoxin  durch  die  Nervenfasern  geleitet  wird 
oder  durch  die  Lymphräume  des  Nerven  wandert,  als  sie  dafür  sprechen, 
daß  das  erwähnte  Toxin  in  der  Tat  zum  zentralen  Nervensystem  von  der 
Peripherie  hauptsächlich  durch  die  Nerven  geleitet  wird.  Durch  diese 
Untersuchungen  werden  auch  die  nicht  seltenen  Fälle  von  Erkrankung 
eines  Menschen  an  Tetanus  nach  irgendeiner  traumatischen  Läsion  an 
der  Peripherie  des  Körpers  erklärt.  Das  Gleiche  beweisen  auch,  wie 
wir   gesehen   haben,   die  Versuche   mit  Tetanustoxin,   aus   denen   zudem 


552  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

noch  folgt,  daß  bei  der  Wanderung  des  Toxins  im  Nerven  von  der 
Peripherie  des  Körpers  zum  zentralen  Nervensystem  auch  noch  Degene- 
ration oder  Zerfall  des  Myelins  der  Nervenfasern  im  neurogliösen  Teile 
der  Rückenmarks-  und  Gehirnwurzeln  eintritt.  Auf  diese  Weise  kann  im 
Gegenteil  der  Befund  von  Degeneration  und  Myelinzerfall  im  neurogliösen 
Teile  der  Rückenmarkswurzeln  als  ein  gewisses  Anzeichen  davon  dienen, 
daß  das  Toxin  die  mit  diesen  Wurzeln  verbundenen  Nerven  passiert  hat. 
Infolgedessen  sollte  man  auch  in  unseren  Fällen  von  Erkrankung  an 
Cholera  annehmen,  daß  das  Choleraendotoxin  zu  dem  zentralen  Nerven- 
system auf  dem  Wege  der  Nerven  gewandert  sei.  Nach  den  Unter- 
suchungen von  A.  Marie  und  Morax  über  das  Tetanustoxin  könnte 
man  meinen,  daß  das  Choleraendotoxin  in  die  Nerven  aus  Geweben,  die 
Toxin  enthalten,  und  vornehmlich  aus  der  Darm  wand  übertreten  könnte. 
Es  entstand  eine  aszendierende  Neuritis.  In  dieser  Beziehung  muß  be- 
merkt werden,  daß  Strachowitsch  (34)  auf  Grund  einer  klinischen 
Untersuchung  des  Nervensystems  bei  der  Cholera  behauptete,  daß  es  bei 
dieser  Krankheit  eine  sensible  und  vaskuläre  Polyneuritis  gebe,  die  eine 
hervorragende  Rolle  im  Cholerasymptomenkomplex  spielen.  Stracho- 
witsch notierte,  daß  seine  Beobachtungen  am  Krankenbette  im  Wider- 
spruch zu  den  pathologisch-anatomischen  Untersuchungen  der  Verände- 
rungen stehen,  welche  sich  im  Nervensystem  abspielen;  diejenigen  Tat- 
sachen, die  es  uns  aufzuklären  gelang,  geben  die  anatomische  Basis  für 
die  klinischen  Beobachtungen  Strachowitsch  s.  Die  Cholerapolyneuritis 
ist  folglich  eine  aufsteigende  toxische  Neuritis,  gleich  derjenigen,  über 
die  in  den  letzten  Jahren  Raymond  und  Guillain  berichtet  haben 
(aszendierende  Neuritis  bei  eitriger  Appendicitis  [35J  und  bei  Verwundung 
der  Handfläche  [36]),  sowie  Dejerine  und  Andre-Thomas  (auf- 
steigende Neuritis  nach  einem  Stich  in  den  Finger  [37]). 

Auf  diese  Weise  muß  der  Myelinzerfall  der  Nervenfasern  im  neuro- 
gliösen Teile  der  Rückenmarkswurzeln  (und  wahrscheinlich  auch  mancher 
Gehirnwurzeln,  wie  des  N.  vagus)  bei  der  Cholera  als  Resultat  des  Auf- 
steigens  des  Choleraendotoxins  in  den  Nerven  zum  zentralen  Nerven- 
system betrachtet  werden.  Es  ist  aber  möglich,  daß  der  erwähnte  Zerfall 
des  Myelins  der  Nervenfasern  im  neurogliösen  Teile  der  Wurzeln  infolge 
direkter  Wirkung  des  Choleraendotoxins,  das  in  der  die  Rückenmarks- 
wurzeln umspülenden  Cerebrospinalflüssigkeit  enthalten  ist,  zustande 
kommt.     Am  wahrscheinlichsten   ist   es,   daß   beide  Prozesse   stattfinden. 

ad  b  und  c)  Der  Zerfall  des  Myelins  der  Nervenfasern  an  der  Peri- 
pherie des  Rückenmarks  und  an  der  Peripherie  mancher  Nervenstämme, 
welche  die  Cauda  equina  bilden,  hängt  am  wahrscheinlichsten  ebenfalls 
von  der  lokalen  Wirkung  des  in  der  das  Rückenmark  und  die  Nerven 
der  Cauda  equina  umspülenden  Cerebrospinalflüssigkeit  enthaltenen 
Toxins  ab.  Dabei  ist  die  Degeneration  der  Nerven  folglich  das  Primäre, 
da  die  schädlich  wirkende  Ursache  ihren  Einfluß  direkt  auf  die  Nerven- 
faser ausübt.  Das  die  Peripherie  des  Rückenmarks  umspülende  Endo- 
toxin  kann  diffundieren  und  dieses  letztere  mehr  oder  weniger  tief  durch- 
tränken. So  erklärt  sich  wahrscheinlich  die  diffuse  Degeneration  der 
einzelnen  Nervenfasern  der  weißen  Substanz  des  Rückenmarks  und  der 
Umstand,  daß  von  der  Peripherie  in  der  Richtung  zur  grauen  Substanz 
die  Zahl  der  degenerierten  Fasern  immer  mehr  abnimmt.  Jedoch  ist  es 
möglich,  daß  sowohl  unter  den  zerstreuten,  degenerierten  Nervenfasern 
als  auch  unter  den  degenerierten  Fasern  jener  Bündel,  die  an  der  Peri- 
pherie liegen   (wie  z.  B.  die  geraden  Kleinhirnbündel  oder  die  Löwen- 


Michailow,  Degenerationen  des  Nervensystems  bei  Cholera  asiatica.        553 

tha Ischen  Bündel),  sich  Fasern  linden,  die  eine  sekundäre  Degeneration 
nach  der  Zerstörung  jener  Nervenzellen  erfahren  haben,  deren  Fortsätze 
diese  Fasern  darstellen.  Wie  in  einer  anderen  Arbeit  mitgeteilt  werden 
wird,  unterliegen  nämlich  viele  Zellen  sowohl  der  Hirnrinde,  als  auch 
des  verlängerten  und  des  Rückenmarks  der  Nekrose,  Degeneration  und 
Atrophie,  denen  sekundäre  Degeneration  ihrer  Fortsätze  folgen  muß. 
Wie  oben  gezeigt,  werden  unter  diesen  degenerierten  Fasern  im  Rücken- 
mark sowohl  dickere  als  auch  feinere  angetroffen.  Diese  feinen  Nerven- 
fasern liegen  zerstreut  zwischen  den  dicken  Fasern,  hauptsächlich  der 
geraden  Kleinhirnbündel,  der  G  oll  sehen  und  Löwen  tha  Ischen  Bündel 
und  der  Pyramidenbündel  der  Seitenstränge.  In  diesen  feinen,  mark- 
haltigen  Nervenfasern  kann  man  natürlich  unschwer  jene  sympathischen 
Leitungsbahnen  des  Rückenmarks  wieder  erkennen,  die  wir  in  der  Arbeit: 
Versuche  einer  systematischen  Untersuchung  der  Leitungsbahnen  des 
sympathischen  Nervensystems  (Pflügers  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  128. 
1909)  angegeben  haben. 

Bei  der  asiatischen  Cholera  des  Menschen  finden  sich  folglich: 

1)  Degeneration  derNerven  fasern  im  Rückenmark  und 
in  den  Rückenmarks  wurzeln. 

2)  Die  Degeneration  der  Nervenfasern  vollzieht  sich 
teils  in  Form  einer  primären,  teils  in  Form  einer  sekun- 
dären Degeneration. 

3)  Am  meisten  typisch  ist  die  Degeneration  der 
Nervenfasern  im  neurogliösen  Teile  der  Rückenmarks- 
wurz  ein. 


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,  The  Journ.  of  ment.  Science.  Vol.  56.  1910. 

Quillot,  [Thhse.]    Paris  1903. 

Homen,  Üeber  den  Einfluß  der  Bakteriengifte,  insbesondere  der  sogenannten  echten 

Toxine  auf  die   verschiedenen  Gewebe  des  menschlichen  Organismus.     Berlin  19o6. 

Laitinen,  Zieglers  Beitr.  z.  pathol.  Anat.  1899. 

Gump recht.  Pflügers  Arch.  1895. 

Flechter,  Brain.  1903. 

Marie,  A.,  Annal.  de  ITnstit.  Pasteur.  1897. 


554  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

31)  Morax,  Annal.  de  l'Instit.  Pasteur.  1902. 

32)  Odier,  Arch.  de  möd.  exp^r.  1904. 

38)  Tiberti,  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  T.  Orig.  Bd.  88.  1905.  p.  281. 

34)  Strachowitsch,  Autoreferat.    Vratechebnaja  Gazeta.  1910.     [Russisch.] 

35)  Raymond  et  Guillain,  Sem.  m^d.  1905. 
36) ,  Rev.  neurolog.  1905. 

37)  D^jörine  et  Andrö-Thomas,  Rev.  neurolog.  1909. 

Erklärung  der  Abbildnng-en. 

Fig.  1.  Degenerationen  von  Nervenfasern  an  der  Peripherie  des  Rückenmarks. 
Methode  von  Marchi. 

Fig.  2.  Degenerationen  von  Nervenfasern  an  der  Peripherie  der  Nervenstämmchen 
(Caudae  equinae).     Methode  von  Marchi. 

Fig.  3.  Degenerationen  von  Nervenfasern  im  neurogliösen  Teil  der  Rückenmarks- 
wurzeln.   Methode  von  Marchi. 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  fermentative  Prozesse  bei  Ozaena. 

[Aus   dem   biochemischen   Laboratorium   des   Kaiserlichen  Institutes  für 

experimentelle  Medizin  (Leiter:  Dr.  Sieber-Schumoff)  und 
aus  der  Klinik  für  Hals-,  Nasen-  und  Ohrenkrankheiten  der  Kaiserlichen 
Militär  -  medizinischen   Akademie  (Leiter:   Prof.   N.  P.  Simano  wsky).] 

Von  S.  Borscliim. 

Die  hervorragende  Bedeutung,  welche  den  mannigfaltigen  fermen- 
tativen  Prozessen  im  Leben  des  Organismus  zukommt,  ist  schon  längst 
wissenschaftlich  begründet.  Im  Laufe  der  Jahre  gewinnen  diese  Vor- 
gänge auf  Grund  vielfältiger  Beobachtungen  und  Untersuchungen  noch 
immer  mehr  an  Bedeutung,  und  wenn  wir  die  jetzt  herrschenden  An- 
sichten zusammenfassen  wollen,  so  können  wir  mit  Opp  enheim  er  ^) 
sagen,  daß  alle  Phasen  im  Leben  des  Organismus  unter  Mitwirkung 
fermentativer  Prozesse  verlaufen.  Zur  Bestätigung  dieser  Ansicht  dient 
ferner  noch  die  weite  Verbreitung  der  Fermente  unter  den  verschieden- 
artigsten Vertretern  des  Tier-  und  Pflanzenreiches. 

Eine  besondere  Stellung  nimmt  das  Studium  der  fermentativen  Prozesse 
in  bezug  auf  deren  Einwirkung  auf  die  Gewebe  ein.  Es  handelt  sich 
hier  um  cytolytische,  autolytische,  mit  anderen  Worten  um  proteolytische 
Prozesse,  welche  schon  vor  30  Jahren  von  N  a  u  n  y  n  2)  und  später  von 
Salkowsky,  Hofmeister  u.  a. ^)  beobachtet  wurden. 

Eine  detailliertere  Bearbeitung  der  Frage  über  die  proteolytischen 
Fermente  finden  wir  in  den  Arbeiten  neuerer  Autoren,  welche  sich  beim 
Studium  der  Fermente  biologischer  Methoden  bedienten,  so  z.  B.  Stern, 
Eppenstein,  Fuld,  Müller,  Joch  mann  u.  a. 

Müller  und  Jochmann^)  wiesen  die  fermentativen  Prozesse  im 
eitrigen  Sputum  dadurch  nach,  daß  sie  letzteres  in  Form  von  Tropfen 
auf  Löfflersche  Platten  brachten.  Wurden  diese  nun  für  einige  Zeit 
(von  einigen  Stunden  bis  zu  24  Stunden)  bei  einer  Temperatur  von  50 
—  60°  C  in  den  Thermostaten  gestellt,  so  bildeten  sich,  entsprechend  den 


1)  Heile,  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55.  1904. 

2)  Kolaczek,  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  61. 

3)  Müller  u.  Jochmann,  München,  med.  Wochenschr.  1906.  No.  29. 


Centralblütt  für  Bakteriologie  Abt.  I.  Orig.Bd.  62. 


S.Michailow,  Cholera  asiaUca. 


Michäilow  gez. 


Verlag  von  Gustav  Rscher  in  Jena. 


Llth-Anstv. Johannes  Arndt,  Jena. 


Borschim,  Ueber  fermentative  Prozesse  bei  Ozaena.  555 

Stellen,  wo  die  Tröpfchen  aufgetragen  waren,  Dellen  auf  der  Platte.  War 
das  Sputum  vorher  auf  100°  erwärmt  worden,  so  erfolgte  keine  Dellen- 
bildung. 

Durch  eine  ganze  Reihe  von  Experimenten  an  verschiedenem 
Material  wie  seröses  und  eiteriges  Sputum,  Blut,  zerriebene  und  pulveri- 
sierte, blutbildende  Organe  gelang  es  festzustellen,  daß  die  Leukocyten, 
sowohl  die  neutrophilen,  wie  die  Myelocyten,  als  Träger  der  proteolytischen 
Eigenschaften  des  Blutes  anzusehen  sind,  während  Lymphocyten,  eosino- 
phile Zellen  und  Mastzellen  dieser  Eigenschaften  entbehren. 

Diese  Tatsachen  dienen  einigen  Autoren  als  Grundlage  für  die  Er- 
klärung des  Verlaufes  und  der  Eigentümlichkeiten  einiger  pathologischer 
Erscheinungen.  Der  chronische  Verlauf  der  kalten  Abszesse  ohne  Tendenz 
zur  Resorption  wird  von  diesen  Forschern  durch  das  Fehlen  von  poly- 
nukleären  Leukocyten  und  den  daraus  resultierenden  Mangel  an  Ferment 
im  Eiter  dieser  Abszesse  erklärt;  den  rascheren  und  stürmischeren 
Verlauf  der  heißen  Abszesse  erklärt  die  Mehrzahl  der  Autoren  durch  den 
Reichtum  des  Eiters  an  Leukocyten  und  folglich  auch  an  Ferment,  das 
bei  dem  Zerfall  derselben  frei  wird. 

Die  bis  jetzt  bei  der  Ozaena,  einer  Krankheit,  deren  eigentliches 
Wesen  noch  unklar  ist,  ausgeführten  Untersuchungen  des  Nasensekretes 
ergaben,  daß  letzteres  hauptsächlich  aus  Eiterkörperchen  (mono-  und 
polynukleären  Leukocyten)  und  einer  Menge  verschiedener  Bakterien  be- 
steht. Von  einigen  Autoren,  wie  Thost^),  Loewenberg^),  AbeH) 
u.  a.  wurden  bekanntlich  gewisse  Bacillen  aus  dem  Nasensekret  isoliert 
und  als  Erreger  dieser  Krankheit  angesehen. 

Berücksichtigen  wir  das  oben  über  die  Fermente  und  ihre  Träger 
Gesagte,  als  welche  wir  unter  anderen  die  Leukocyten  und  Mikroorganismen 
bezeichneten,  so  sehen  wir,  daß  dies  gerade  die  Elemente  sind,  aus  denen 
das  Nasensekret  bei  Ozaena  besteht,  und  die  Vermutung  nahe  liegt,  ob 
nicht  die  genannten  Krankheiten  von  fermentativeu  Prozessen  begleitet 
seien  und  ob  es  nicht  gelingen  wird,  im  Nasensekret  dieser  Krankheiten 
eine  Reihe  von  Fermenten  und  darunter  auch  proteolytische  Fermente 
nachzuweisen. 

Letztere  befinden  sich  bekanntlich  in  inaktivem  Zustand  (als  Zymogen), 
können  aber  unter  dem  Einfluß  verschiedener  Momente  und  Bedingungen 
aktiv  werden.  Dann  unterliegen  Zellen  und  Gewebe  des  erkrankten 
Organismus  ihrer  verdauenden  Wirkung  und  der  pathologische  Zustand 
kann  dadurch  verschlimmert  werden. 

Die  Untersuchung  des  Nasensekretes  bei  Ozaena  nach  dieser  Richtung 
hin  wurde  mir  von  Frau  Dr.  Sieber-Schumoff  vorgeschlagen,  und 
unter  ihrer  wertvollen  Leitung  ausgeführt,  wofür  ich  meinen  herzlichsten 
Dank  an  dieser  Stelle  mir  auszusprechen  erlaube.  Dieses  Thema  bot 
unzweifelhaftes  Interesse,  da  Untersuchungen  in  solcher  Richtung  bei 
Ozaena  bis  jetzt  noch  nicht  ausgeführt  worden  sind. 

Vor  allem  war  es  nun  unsere  Aufgabe,  festzustellen,  ob  im  Nasen- 
sekret bei  Ozaena  überhaupt  Fermente  enthalten  sind.  Falls  dies  der 
Fall  ist,  mußten  wir  die  Art  derselben  feststellen  und  außerdem  ent- 
scheiden, ob  dieselben  vom  Gewebe  selbst  resp.  der  Schleimhaut  oder 
aber  von  den  Bakterien,  oder  schließlich  den  Phagocyten  geliefert  werden. 


1)  Thost,  Dtsche  med.  Wochenschr.  1886.  No.  10. 

2)  Loewenberg,  Ann.  de  l'Instit.  Pasteur.  T.  8.  1894. 

3)  Abel,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  21.  1896. 


556  Centralbl.  f.  Bakt.  etc   I    Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Wir  wenden  uns  jetzt  zur  Schilderung  der  Untersuchungsmethoden, 
deren  wir  uns  bei  unserer  Arbeit  bedienten,  wobei  wir  dieselben  in  zwei 
Gruppen  einteilen  wollen.  Zur  ersten  gehört  der  bakteriologische  Teil 
der  Arbeit,  d.  h.  der  Nachweis  von  Bakterien,  welche  bei  Ozaena  über- 
haupt vorkommen,  dann,  so  weit  es  möglich  ist,  die  Isolierung  der 
spezifischen  Bakterien  oder  derjenigen,  welche  bis  jetzt  als  spezifisch  an- 
gesehen wurden.  Hierher  gehören  ferner  das  Studium  der  verschiedenen 
Eigenschaften  der  Bakterien  und  ihre  Kultivierung  auf  verschiedenen 
Nährböden,  wie  Agar,  Bouillon  und  sterilisiertem  Extrakt  aus  dem  Nasen - 
Sekret  (Borken  und  Schleim)  und  endlich  die  Untersuchungen  über  die 
Wirkung  der  Kulturen  und  ihrer  Toxine  im  Tierversuch. 

Zur  zweiten  Gruppe  zählen  wir  die  Untersuchungen  der  fermenta- 
tiven  Eigenschaften  des  Nasensekretes  bei  Ozeana. 


Die  Mehrzahl  der  an  Ozaena  leidenden  Personen,  bei  denen  wir 
Nasensekret  entnahmen,  gehörte  zu  den  Ambulanzpatienten  der  Klinik 
für  Hals-,  Ohren-  und  Nasenkrankheiten  des  Akademikers  N.  P.  Sima- 
nowsky.  Es  sei  mir  gestattet,  an  dieser  Stelle  meinen  besten  Dank 
auszusprechen,  sowohl  für  die  Erlaubnis,  die  reichen  Hilfsmittel  der 
Klinik  benutzen  zu  dürfen,  wie  für  die  wertvollen  Ratschläge  während 
meiner  Anwesenheit  dort. 

Die  Diagnose  auf  Ozaena  stellten  wir  auf  Grund  der  charakteristi- 
schen Kardinalsymptome  dieser  Krankheit,  wie  Borkenbildung,  spezifischer 
Geruch  und  atrophische  Erscheinungen  in  der  Nase,  ohne  daß  Lues  oder 
Erkrankung  der  Nebenhöhlen  nachweisbar  gewesen  wären. 

Die  Patienten  mit  Ozaena  trennten  wir  auf  Grund  der  klinischen 
Erscheinungen  in  zwei  Kategorieen.  Zu  der  einen  rechneten  wir  die 
besonders  typischen  und  die  frischeren  Fälle,  meist  bei  jungen  Individuen 
mit  ausgesprochenen  atrophischen  Erscheinungen  in  der  Nase  und  Pro- 
duktion eines  rasch  eintrocknenden  serös-eiterigen  Sekretes  mit  spezi- 
fischem Geruch,  welcher  jedesmal  bei  dem  Kranken  zu  konstatieren  war. 
Zur  zweiten  Kategorie  zählten  wir  diejenigen  Fälle,  wo  die  Krankheit 
entweder  schon  lange  bestand  oder  wo  der  Geruch  zeitweise  (besonders 
unter  dem  Einfluß  der  Therapie)  verschwand  und  wo  die  Fähigkeit  des 
Sekretes,  zu  Borken  einzutrocknen,  nicht  die  Dimensionen  annahm,  wie 
in  den  Fällen  der  ersten  Kategorie. 

Das  Nasensekret  dieser  Kranken  lieferte  uns  das  Material  für  unsere 
Untersuchungen.  Die  Technik  bei  der  Gewinnung  dieses  Materials  war 
folgende:  Ein  M a r  1  i -  Streifen  von  etwa  10  cm  Länge  und  IV2  cm  Breite 
wurde  in  ein  Reagensglas  gebracht,  dasselbe  mit  einem  Wattebausch 
verschlossen  und  während  2  Stunden  mittels  trockener  Hitze  sterilisiert ; 
darauf  wurde  das  Gläschen  mitsamt  seinem  Inhalt  gewogen. 

Dann  wurde  dieser  M  a  r  1  i  -  Streifen  so  in  die  Nase  des  Patienten 
eingeführt,  daß  er  möglichst  ausgiebig  mit  der  Nasenwand  in  Berührung 
kam.  Nach  etwa  10— 15  Minuten  wurde  der  Streifen  herausgezogen  und 
sofort  wieder  in  das  Reagensröhrchen  gebracht,  welches  nun  zum  zweiten 
Male  gewogen  wurde.  Die  Differenz  im  Gewicht  des  Mar li- Streifens 
vor  und  nach  dem  Einführen  in  die  Nase  ergibt  das  Gewicht  des  an  ihm 
haftenden  Sekretes  und  der  Borken.  Dadurch  wird  wenigstens  eine  an- 
nähernd genaue  Schätzung  der  quantitativen  Verhältnisse  erzielt,  was 
uns  anderseits  ermöglicht,  über  die  Energie  der  quantitativen  Prozesse 
bei  Ozaena  ein  Urteil  zu  bilden. 


Borschim,  Ueber  fermentative  Prozesse  bei  Ozaena.  557 

Der  Inhalt  des  Reagensglases  wurde  nun  mit  10  ccm  steriler  physio- 
logischer Kochsalzlösung  Übergossen  und  dann  irgendein  antiseptisches 
Mittel,  z.  B.  Chloroform  hinzugefügt,  um  Fäulniserscheinungen  zu  ver- 
hindern. Darauf  erfolgte  die  Extraktion,  indem  man  das  Reagensglas 
während  2X24  Stunden  an  einem  kühlen  Ort  stehen  ließ.  Später  wurde 
dieser  Extrakt  noch  mit  20—30  ccm  der  gleichen  Kochsalzlösung  ver- 
dünnt. 

Zum  Studium  der  Bakterien  und  ihrer  Kulturen  bedienten  wir  uns 
der  allgemein  üblichen  Methoden. 

Es  wurden  zuerst  Kulturen  auf  Bouillon  angelegt,  von  hier  aus  er- 
folgte eine  Uebertragung  auf  Agar  in  Petr i-Schalen,  um  so  eine  Iso- 
lierung der  bei  dieser  Krankheit  vorkommenden  Bakterienarten  zu  er- 
zielen. 

Die  auf  Agar,  Gelatine,  Pferdeserum,  Milch  und  Kartoffeln  angelegten 
Kulturen  der  von  uns  isolierten  Bakterien  zeigten  viele  der  Eigenschaften, 
welche  für  den  von  Abel  beschriebenen  Bacillus  mucosus  ozaenae 
charakteristisch  sind.  Dieser  Bacillus  ist  ebenso  wie  der  von  Abel  be- 
schriebene gramnegativ,  muß  aber  zu  den  fakultativen  Anaeroben  gezählt 
werden. 

Was  die  pathogene  Wirkung  auf  verschiedene  Tiere  anbetrifft,  so 
unterscheidet  sich  der  von  uns  isolierte  Bacillus  von  dem  Ab  eischen. 
Wir  verwendeten  bei  den  Tierversuchen  1 — 3  Tage  alte  Bouillonkulturen. 
Bei  weißen  Mäusen  erfolgte  der  letale  Ausgang  nach  subkutaner  Injektion 
von  1—3  ccm  Bouillonkultur  nach  Ablauf  von  einer  halben  Stunde  bis 
zu  einer  Woche  (je  nach  dem  Alter  der  Kultur),  Kaninchen  gingen  bei 
Injektion  von  5 — 8  ccm  in  die  Ohrveue  etwa  nach  einer  Woche  zugrunde. 
Kleinere,  subkutan  injizierte  Dosen  führten  zwar  weder  bei  den  genannten, 
noch  bei  anderen  Tieren  (Meerschweinchen,  Frösche)  zum  Tode,  riefen 
aber  allerlei  Krankheitssymptome  hervor,  wie  beschleunigte  Atmung, 
Temperatursteigerungen  bis  zu  40,7 — 40,9  (bei  Kaninchen),  Conjunctivitis 
bis  zu  vollkommener  Verklebung  der  Augen  (bei  Mäusen),  allgemeine 
Mattigkeit  usw. 

Die  Autopsie  der  durch  unsere  Kulturen  getöteten  Tiere  ergab  eine 
ausgesprochene  Hyperämie  der  meisten  inneren  Organe,  die  Nieren 
waren  stark  vergrößert  (besonders  in  den  chronisch  verlaufenden  Fällen) 
und  zeigten  auf  dem  Querschnitt  eine  deutliche  Hyperämie  der  Mark- 
schicht. 

Bei  Prüfung  der  Giftwirkung,  welche  den  löslichen  Toxinen  aus  den 
Kulturen  der  von  uns  isolierten  Bacillen  zukommt,  erhielten  wir  folgende 
Resultate.  Am  wenigsten  widerstandsfähig  waren  Mäuse,  welche  bei 
subkutaner  Injektion  von  5  ccm  frischen  Toxins  (aus  der  Bouillonkultur 
der  isolierten  Stäbchen)  nach  20  Stunden  zugrunde  gingen ;  Meerschwein- 
chen und  Kaninchen  blieben  zwar  am  Leben,  wenn  ihnen  8 — 12  ccm 
Toxin  zugeführt  wurden,  waren  aber  längere  Zeit  krank,  fieberten  bis 
über  40°  und  nahmen  stark  an  Gewicht  ab  (90 — 100  g  in  4  Tagen).  Die 
Injektionen  erfolgten  bei  Meerschweinchen  intraperitoneal,  bei  Kaninchen 
intravenös. 

Wir  benutzten  ferner  die  oben  beschriebenen  Bakterien,  w^elche  ent- 
weder mit  den  Ab  eischen  identisch  sind  oder  denselben  jedenfalls  nahe 
stehen,  ebenso  wie  das  Nasensekret  bei  Ozaena  hauptsächlich  zum 
Studium  einiger  fermentativer  Prozesse.  So  prüften  wir  die  Spaltung 
von  Eiweiß,  Stärke,  Fett  und  Wasserstoffsuperoxyd,  d.  h.  die  Wirkung 
der  Protease,  Aniylase,  Lipase  und  Katalase. 


558  Centralbl.  f.  Bakt,  etc.  I.  Abt.  Originale,  ßd.  62.  Heft  7. 

Die  Versuche  über  Proteolyse  wurden  folgenderweise  ausgeführt: 
Als  Verdauungsobjekt  wählten  wir  2^*70  0  neutrale  Kaseinlösung,  welche 
nach  der  Methode  von  Gross-Fuld^)  [beschrieben  bei  Bergmann 
und  Meyer-)]  hergestellt  wurde.  Eine  bestimmte  Menge  Extrakt  aus 
Borken  oder  Nasensekret,  welch  letzteres  einem  bestimmten  Gewicht  der 
Borken  selbst  entsprach,  wurde  in  ein  Reagensglas  gebracht  und  dazu- 
eine  bestimmte  Menge  Kaseinlösung  hinzugefügt.  In  ein  Kontroll- 
gläschen wurden  dieselben  Bestandteile  gebracht,  nur  mit  dem  Unter- 
schied, daß  die  das  Ferment  enthaltende  Flüssigkeit  zuerst  gekocht  und 
so  deren  fermentative  Wirkung  vernichtet  wurde.  Darauf  brachten  wir 
beide  Reagensgläser  für  24  Stunden  bei  etwa  39 — 40"  C  in  den  Thermo- 
staten. Nach  Ablauf  dieser  Zeit  wurde  in  beiden  Gläsern  das  unver- 
daute Eiweiß  mittels  Essigsäure  gefällt  (letztere  wurden  nach  den  An- 
gaben von  Meyer  und  Bergmann  resp.  Gross-Fuld  hergestellt), 
der  Niederschlag  abfiltriert  und  im  Filtrat  die  Menge  des  N  nach 
Kjeldahl  bestimmt.  Aus  der  Differenz  in  der  Quantität  des  N  in 
beiden  Gläsern  können  wir  nicht  nur  auf  eine  stattgefundene  Eiweiß- 
verdauung überhaupt  schließen,  sondern  auch  auf  die  proteolytische  Kraft 
des  von  uns  untersuchten  Materials. 

Da  die  einem  bestimmten  Volumen  Extrakt  entsprechende  Borken- 
menge bei  den  verschiedenen  Versuchen  eine  verschiedene  war  und  zu- 
weilen auch  die  Menge  der  Kaseinlösung  nicht  immer  die  gleiche  war, 
so  wird  eine  vergleichende  Beurteilung  der  Resultate  erschwert.  Zur 
Erleichterung  dieser  Aufgabe  war  es  notwendig,  die  erhaltenen  Stickstoff- 
mengen aus  dem  verdauten  Eiweiß  oder  aber  die  Menge  des  zu  ver- 
dauenden Eiweißes  selbst  ^)  durch  eine  einfache  Umrechnung  in  kon- 
stanten Größen  anzugeben.  Als  solche  wählten  wir  für  das  Nasensekret 
1  g  und  für  die  Kaseinlösung  100  ccm. 

Bei  der  Untersuchung  auf  Amylase  bedienten  wir  uns  des  von 
Wohlgemuth^)  vorgeschlagenen  Verfahrens:  Die  Energie  des  Fer- 
mentes wurde  aus  der  für  den  Versuch  gewählten,  einem  bestimmten 
Gewicht  Borken  entsprechenden  Flüssigkeitsmenge,  und  einer  1-proz. 
wässerigen  Stärkelösung  bestimmt.  Der  Verdauungsversuch  dauerte 
9  Stunden.  Die  dabei  resultierenden  Zahlen  führen  wir  auf  eine  Ein- 
heit zurück.  Als  solche  Einheit  wählten  wir  die  von  1  g  Borken  ge- 
lieferte Energiemenge,  welche  imstande  ist,  innerhalb  9  Stunden  1  ccm 
der  genannten  Stärkelösung  zu  verdauen. 

Die  Bestimmung  der  Katalase  beruht  auf  der  Fähigkeit  letzterer 
H2O2  zu  spalten  und  wurde  von  uns  durch  Titration  des  unzerlegten 
Restes  von  HgOg  mittels  Vso  N-Lösung  von  KMnO^  berechnet^).  Die 
Wirkungsdauer  des  Fermentes  betrug  10  Minuten.  Als  Einheit  der 
fermentativen  Energie  wählten  wir  die  von  1  g  Borken  gelieferte  Energie, 
welche  imstande  ist,  im  Verlauf  von  10  Minuten  eine  bestimmte  Anzahl 
Kubikzentimeter   einer    1-proz.   Wasserstoffsuperoxydlösung   zu    spalten. 

Die  Bestimmung  der  lipolytischen  Energie  fußt  auf  der  Fähig- 


1)  Bergmann  u.  Meyer,  Berlin,  klin.  Wochenschr.  1908.  No.  37;  ibid.  No.  30. 
p.  1418. 

2)  Arch.  f.  experim.  Pathol.  u.  Pharraakol.  Bd.  58. 

3)  Wenn  der  Gehalt  an  N  bekannt  ist,  so  muß  man,  um  daraus  den  entsprechenden 
Eiweißgehalt  zu  berechnen,  das  Gewicht  des  N  mit  dem  Eiweißkoeffizienten  =  6,25 
multiplizieren. 

4)  Wohlgemuth,  Biochem.  Zeitschr.  Bd.  9.  Heft  1. 

5)  öenter,  Zeitschr.  f.  physik.  Chera.  Bd.  44.  p.  257. 


Borschim,  lieber  fermentative  Prozesse  bei  Ozaena.  559 

keit  des  Fermentes,  Fette  in  Glyzerin  und  Fettsäuren  zu  zerlegen ;  wir 
benutzten  zur  quantitativen  Bestimmung  der  freigewordeuen  Fettsäuren 
titrierte  Vioo  N-Lösung  von  KOHi)^). 

Durch  eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  wir  in  der  oben  be- 
schriebenen Weise  ausführten,  gelang  es  uns,  im  Extrakt  aus  Nasen- 
sekret bei  Ozaena  eine  fermentative  Wirkung  in  bezug  auf  Eiweiß 
(Kasein),  Stärke  und  Wasserstoffsuperoxyd  zu  konstatieren,  d.  h.  die  An- 
wesenheit von  Protease,  Amylase  und  Katalase  nachzuweisen.  In  bezug 
auf  Lipase  blieben  unsere  Nachforschungen  erfolglos,  trotzdem  wiederholte 
Versuche  angestellt  wurden. 

Nachdem  wir  so  das  Vorhandensein  von  Fermenten  im  Nasensekret 
bei  Ozaena  konstatiert  hatten,  erschien  es  unumgänglich:  1)  festzustellen, 
wie  weit  diese  Fermente  für  das  Nasensekret  der  genannten  Krankheit 
charakteristisch  sind,  und  2)  nachzuweisen,  ob  dieselben  von  Bakterien 
oder  Eiterkörperchen  resp.  Leukocyten  herstammen. 

Um  die  erstgenannte  Frage  zu  lösen,  stellten  wir  eine  ganze  Reihe 
von  Versuchen  an  und  prüften  die  Wirkung  von  Extrakt  aus  normalem 
Nasensekret  und  von  Sekret  bei  einfachen,  chronischen,  atrophischen 
Katarrhen  ohne  Foetor  auf  Eiweiß,  Stärke,  Fette  und  HaOj. 

Das  Nasensekret  wurde  künstlich  durch  Einführung  von  Marli- 
Tampons  hervorgerufen. 

Für  die  Lösung  der  zweiten  Frage  bedienten  wir  uns  analoger  Ver- 
suche: Wir  prüften  die  Eiweißverdauung  einesteils  an  Material,  das 
reichlich  polynukleäre  Leukocyten  enthält,  wie  z.  B.  Abszeßeiter  vom 
Menschen,  Exsudat  vom  Hunde  und  anderenteils  an  Bakterientoxinen, 
welche  teils  zum  Zwecke  der  Kontrolle  auf  Spezifität  der  Mikroben  aus 
den  Mischkulturen  aller  bei  Ozaena  vorkommenden  Bakterien,  teils  von 
den  isolierten  Bacillen  allein  gewonnen  wurden. 

Das  von  uns  auf  seinen  Fermentgehalt  geprüfte  Material  war  also 
folgendes : 

I.  Gruppe.  Extrakt  aus  Nasensekret  von  Gesunden  wie  von  solchen, 
die  an  Ozaena  oder  Rhinitis  chron.  atroph,  non  foetida  litten. 

IL  Gruppe.  Extrakt  aus  Eiter  oder  aus  polynukleären  Leukocyten 
reichem  Exsudat. 

III.  Gruppe.     Bakterientoxine  der  zwei  oben  erwähnten  Kategorieen. 

In  den  weiter  unten  angeführten  Tabellen  folgt  die  Zusammenstellung 
unserer  Untersuchungsresultate  für  die  Gruppen  des  von  uns  unter- 
suchten Materials  und  die  einzelnen  Fermente. 

L  Gruppe. 

Versuche  mit  Extrakt  aus  Nasensekret  von  kranken  und  gesunden 
Patienten  und  Angaben  über  die  Resultate  der  Kasein-  und  Stärkever- 
dauung sowie  der  Spaltung  von  H-^Og. 

Bei  Betrachtung  der  in  den  Tabellen  angeführten  Tatsachen  fällt 
auf,  daß  die  Energie  des  proteolytischen  Fermentes  bei  Versuchen  mit 
Naseusekret  von  verschiedenen  Kranken  durchaus  nicht  immer  die  gleiche 
ist.  Die  Eiweißverdauung  verläuft  am  intensivsten  mit  Nasensekret  von 
Kranken  der  ersten  Gruppe,  welche  an  einer  relativ  schweren  Form 
der  Ozaena  leiden,  während  sie  in  leichteren  Fällen  von  Ozaena  schwächer 
ist ;  die  geringste  Eiweißverdauung  findet  statt  mit  Sekret  von  Patienten, 


1)  Hanriot  et  Gamus,  Compt.  rend.  soc.  biol.  1897.  p.  124. 

2)  Sieber,  N.,  Zeitechr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  55.  p.  177. 


Ö60 


Centralbl.  f.  Bakt  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Tabelle  I. 
Versuche  über  Kaseinverdauuug  (Protease). 


No. 

Name  den 
Patienten  ( 

A.rt  der  Krankheit, 

ivobei  die  Fälle  von 

Jzaena  in  2  Gruppen 

verteilt  sind 

Charakter 
des  Nasen- 
sekretes 

Menge  des  verdauten 

Eiweißes  in  Gramm  nach 

der  Umrechnung  auf  eine 

Konstante 

1 
2 
3 

4 
5 
6 

7 

K-wa 
P— n 
A— a 
Dieselbe 
T— a 
A.  T. 
D— seh 
M— tsch 

I.  Gruppe 
'  Ozaena  (schwere 
Form) 

Schleim 
Borken 
Schleim 
Borken 

)) 
)> 

n 

" 

3,125 
11,97 
0,78 
1,88 
0,875 
3,7 
2,031 
1,406 
3,22  im  Durchschnitt 

8 

9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 

B-y 

Dieselbe 
A— a  E. 
Ch— w 
K— na 
S — wa 
M— w 
B— w 
K-w 

II.  Gruppe 

Ozaena   (leichtere 

Form) 

Schleim 
Borken 

Schleim 
Borken 

)7 

)) 
» 
>> 

0,45 
0,65 
1,17 
1,07 
1,56 
2,63 
2,91 
4,75 
1,36 
1,83  im  Durchschnitt 

16 
17 

B-k 
B— m 

1   Rhinitis  chronic. 
>       atroph,  non 
)           foetida 

Schleim 
Borken 

0 
1,3 

B— m 
A — m 

>          Normal 

Schleim 

>> 

0 
0 

die  an  einem  einfachen,  atrophischen,  chronischen  Nasenkatarrh  leiden, 
so  scheint  es  wenigstens  bei  den  leider  nur  geringen  Zahl  der  letzt- 
genannten Erkrankungen,  die  uns  zur  Verfügung  standen.  Den  gleichen 
Unterschied  in  der  Intensität  der  proteolytischen  Prozesse  beobachten 
wir  auch  an  dem  schleimartigen  Sekret  der  an  Ozaena  leidenden 
Patienten;  in  den  schweren  Fällen  verläuft  die  Kaseinverdauung  viel 
energischer  als  in  den  leichten. 

Von  einigem  Interesse  ist  ferner  der  Vergleich  der  Resultate  bei 
der  Prüfung  der  fernientativen  Kraft  in  2  Fällen  gewöhnlichen  atrophischen 
Katarrhs,  wobei  in  dem  einen  Versuch  das  eingetrocknete  Nasensekret 
(Borken),  in  dem  anderen  der  Schleim  benutzt  wurde.  Wie  aus  der 
Tabelle  ersichtlich,  gelang  es  nur  in  dem  ersten  Falle,  die  Anwesenheit 
eines  Fermentes  zu  konstatieren  und  auch  dieses  war  schwach,  in  dem 
zweiten  Fall,  wo  Schleim  verwendet  wurde,  gelang  auch  das  nicht. 

Was  das  normale,  künstlich  durch  mechanische  Reizung  der  Schleim- 
haut hervorgerufene  Nasensekret  anbetrifft,  so  weist  letzteres  gleichfalls 
gar  keine  fermentativen  Eigenschaften  Eiweiß  gegenüber  auf. 

Bei  Betrachtung  dieser  Tabelle  erscheint  beachtenswert,  daß  die 
Intensität  der  amylolytischen  Fähigkeiten  des  Nasensekretes  bei  schweren 
Fällen  von  Ozaena  so  ausgesprochen  ist,  während  dieselbe  bei  leichteren 
Formen  dieser  Krankheit  viel  schwächer  und  bei  gewöhnlicher  atrophischer 
Rhinitis  recht  wenig  ausgesprochen  ist.  Im  normalen  Nasensekret  beträgt 
diese  Fähigkeit  auch  nur  geringe  Werte,  übertrifft  aber  doch  die  fermen- 
tative  Energie  bei  einfacher  chronisch-atrophischer  Rhinitis  ohne  Foetor. 


Borschim,  Ueber  fermentative  Prozesse  bei  Ozaena. 


561 


Tabelle  II. 
Versuche  über  Stärkeverdauung  und  Spaltung  von  Wasserstoffsuperoxyd. 


6    Name  der 
^    Patienten 

Art  des    Energie  der  Amylase 

Energie  der 

Art  der  Krankheit 

Nasen- 

auf die  Einheit 

Katalase  auf  die 

sekretes 

bezogen 

Einheit  bezogen 

1     M— tsch 

Schwere  Form  der  Ozaena 

Borken 

2272 

1,690 

2    Ch-w 

Leichte  Form  von  Ozaena 

1562 

2,448 

3  '  K— wa 

Leichte  Form  von  Ozaena 

781 

2,958 

4     ß— m 

Rhinit.  chron.  atroph,  non 
foetida 

)) 

200 

0,646 

5i  A— m 

Normal 

Schleim 

294 

0,08 

Was  die  fermentative  Energie  der  Katalase  anbetrifft,  so  ist  diese, 
wie  aus  der  angeführten  Tabelle  ersichtlich,  am  ausgesprochensten  bei 
Ozaena,  schwächer  bei  gewöhnlicher  chronisch-atrophischer  Rhinitis  ohne 
Foetor  und  noch  schwächer  im  normalen  Nasensekret, 

II.  Gruppe. 
Versuche    an   Extrakt    aus   Eiter    oder    aus   reichlich   polynukleäre 
Leukocyten  enhaltendem  Exsudat,  wobei  in  der  Tabelle  die  Resultate  der 
Kasein-  und  Stärkeverdauung  und  der  Spaltung  von  HgOg  angegeben  sind. 

Tabelle  IIL 


Untersuchungsmaterial 

Menge  des  verdauten  Eiweißes 

in  Gramm  nach  Umrechnung 

auf  eine  Konstante 

Energie  der 
Amylase 

Energie  der 
Katalase 

Abszeßeiter  vom  Menschen 
Exsudat  vom  Hunde 

1,24 
0,52 

130 

731 

0,45 

0,1944 

Die  angeführten  Tatsachen  ergeben,  daß  sowohl  Protease  wie  Amy- 
lase und  Katalase  in  den  polynukleären  Leukocyten  enthalten  sind,  wobei 
wir  sehen,  daß  die  Protease  und  Katalase  in  den  Leukocyten  des  Menschen 
eine  größere  fermentative  Energie  aufweisen,  als  in  den  gleichen  Form- 
elementen des  Hundes.  Was  die  Amylase  anbetrifft,  so  ist  deren  fermenta- 
tive Energie  bei  den  polynukleären  Leukocyten  des  Hundes  eine  höhere. 

IIL  Gruppe. 

Experimente  mit  Bakterientoxinen  sowohl  aus  Mischkulturen  aller 
Bakterien  aus  dem  Nasensekret  bei  Ozaena,  wie  aus  Reinkulturen  der 
isolierten  Stäbchen,  wobei  in  der  Tabelle  die  Resultate  der  Verdauung 
von  Kasein  und  Stärke  und  die  Spaltung  von  HgOg  angegeben  sind. 

Aus  der  angeführten  Tabelle  ersehen  wir,  daß  in  den  Stoffwechsel- 
produkten der  bei  Ozaena  vorkommenden  Bakterien  keinerlei  auf  Kasein 
einwirkende  Fermente  enthalten,  dagegen  aber  wohl  solche  anwesend 
sind,  die  auf  HgOo  und  Stärke  einwirken. 

Uebrigens  muß  in  diesem  Fall  hinsichtlich  des  amylolytischen 
Fermentes  bemerkt  werden,  daß  hier  augenscheinlich  der  Nährboden,  auf 
dem  die  Bakterien  gezüchtet  werden,  eine  Rolle  spielt :  Die  Bouillon  be- 
fördert die  Wirksamkeit  des  Fermentes,  aktiviert  dasselbe.  Wir  werden 
außerdem  in  dieser  Voraussetzung  noch  durch  einen  anderen  Versuch 
bestärkt:  Toxine  von  Kulturen,  die  auf  Borkenexträkt  gezüchtet  waren, 
gaben,    wie   wir   aus  der  Tabelle  ersehen,    keine  Stärkeverdauung,  diese 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   7.  36 


562 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Tabelle  IV. 

Bezeichnung  der 
Bakterien    deren       Nähr- 

Untersuchujigsmaterial 

Toxiue  unter- 
sucht wurden 

1     bodeu 

bei 
Ei  weiß  verdauun  g 

bei  Stärkeverdauung 

bei  der  Spaltung 
von  HjOj 

Bakterien       des 

Bouillon 

Extrakt 

aus 
Borken 

Es     erfolgte    keine 
Verdauung 

Die  Verdauung  fand 
statt 

Die   Spaltung  fand 
statt 

Nasensekretes  • 
bei  Ozaena 

dgl. 

Keine  Verdauung 

dgl. 

Bouillon 

Es     erfolgte    keine 
Verdauung 

Die  Verdauung  fand 
statt 

Die  Spaltung  fand 
statt 

Isolierte  Bacillen. 

Extrakt 
aus 

Borken 

1 

dgl. 

Keine  Verdauung 

dgl. 

trat  aber  auf,  wenn  zu  den  obengenannten  Kulturen  vorher  Bouillon 
hinzugefügt  worden  war. 

Vom  Standpunkt  der  Pathogenese  nehmen  die  proteolytischen  Pro- 
zesse unter  all  den  von  uns  untersuchten  fermentativen  Vorgängen  die 
erste  Stelle  ein,  denn  durch  dieselbe  wird  eine  Verdauung  des  eiweiß- 
haltigen Grundbestandteiles  der  Gewebe  bewirkt. 

Oben  erwähnten  wir  bereits  die  experimentellen  und  theoretischen 
Beweise,  welche  von  den  Anhängern  jener  Ansicht  ausgeführt  werden, 
wonach  dem  proteolytischen  Ferment  eine  wichtige  Rolle  bei  einigen 
pathologischen  Prozessen  zuerkannt  wird. 

Nach  der  Ansicht  einiger  Autoren,  wie  Joch  mann,  Baetzner^)  u.a., 
kann  der  Verlauf  akuter  Eiterungen,  ihr  Ausgang  in  Heilung  oder  der 
Uebergang  in  eine  chronische  Form  unter  Mitwirkung  des  proteolytischen 
Fermentes  erfolgen.  Betrachten  wir  die  von  uns  sicher  nachgewiesenen 
und  in  vitro  bei  der  Wirkung  von  Extrakt  aus  Nasensekret  auf  Eiweiß 
beobachteten  proteolytischen  Erscheinungen  vom  Standpunkt  der  oben- 
genannten Forscher,  so  drängt  sich  uns  unwillkürlich  der  Gedanke  auf, 
ob  nicht  diese  Prozesse  und  die  Atrophieen  bei  Ozaena  in  einem 
kausalen  Zusammenhang  zueinander  stehen,  d.  h.  wir  fragen  uns,  ob  das 
für  Ozaena  so  charakteristische  Symptom  der  Atrophie  nicht  eine  Folge- 
erscheinung der  Proteolyse  ist. 

Betrachtet  man  diese  Erkrankung  als  einen  chronischen  Entzündungs- 
prozeß, der  bekanntlich  von  Leukocytose  begleitet  ist,  so  kann  man  in 
der  Tat  das  Auftreten  von  Ferment  in  dem  hauptsächlich  aus  Leuko- 
cyten  bestehenden  Nasen sekret  als  Resultat  des  Leukocytenzerfalles  im 
Kampf  mit  dem  Krankheitserreger  ansehen.  Das  Ferment  wird  dabei 
aus  den  zerfallenden  Leukocyten  selbst  frei  und  kann,  da  es  im  Ueber- 
fluß  vorhanden  ist,  zerstörend  auf  die  umgebenden  Gewebe  wirken,  be- 
sonders da  letzteres  durch  die  Wirkung  der  Bakterien  und  ihrer  Stoff- 
wechselprodukte (Toxine)  bereits  geschwächt  ist.  Die  atrophischen 
Vorgänge  in  den  tieferen  Teilen,  d.  h.  dem  Knochengerüst  der  Nase, 
können  möglicherweise  ebenfalls  auf  die  fermentativen  Prozesse  zurück- 
geführt werden,  sei  es,  daß  es  sich  um  das  von  uns  nachgewiesene 
proteolytische  oder  möglicherweise  um  irgendwelche  andere  Fermente 
handelt,  die  wir  bis  jetzt  noch  nicht  nachweisen  konnten. 


1)  Jochmann  u.  Baetzner,  München,  med.  Wochenschr.  1906,  p.  45. 


Bors  Chi  m,  Ueber  fermeatative  Prozesse  bei  Ozaena.  563 

Wenn  wir  ferner  die  Ansichten  der  oben  zitierten  Autoren  (Joch- 
mann und  Baetzner)  auch  auf  die  hier  behandelte  Krankheit  an- 
wenden, d.  h.  annehmen,  daß  die  Fermente  außer  ihrer  direkt  verdauenden 
Wirkung  auf  die  Gewebe  auch  noch  einen  Reiz  auszuüben  imstande  sind, 
dann  wird  vielleicht  auch  der  chronische  Charakter  der  von  uns  studierten 
Krankheit  verständlicher  werden. 

Was  den  Foetor,  diese  unangenehmste  Begleiterscheinung  der  in 
Frage  kommenden  Erkrankung  anbetrifft,  so  kann  dieses  Symptom 
augenscheinlich  nicht  mit  den  fermentativen,  durch  die  Anwesenheit  der 
polynukleären  Leukocyten  bedingten  Prozessen  in  Zusammenhang  gebracht 
werden  und  beruht  auf  der  Anwesenheit  von  Bakterien.  Jedenfalls 
gelang  es  auch  bei  Fehlen  von  Foetor  dennoch  im  Nasensekret  sowohl 
proteolytische  als  auch  andere  Fermente  nachzuweisen. 

Aus  dem  Gesagten  folgt,  daß,  wenn  man  den  fermentativen  Prozessen 
bei  Ozaena  auch  keine  ausschließliche  Bedeutung  zuschreiben  kann,  man 
ihnen  nichtsdestoweniger  eine  bedeutsame  Mitwirkung  bei  der  Entwicke- 
lung  und   dem  Verlauf  dieser   eigenartigen    Krankheit  zuerkennen  muß. 

Da  ferner  der  von  uns  isolierte  und  oben  beschriebene  Bacillus  im- 
stande ist,  lösliche  Toxine  zu  bilden,  so  muß  auch  letzterem  eine  gewisse 
Bedeutung  zugeschrieben  werden,  und  es  wäre  interessant,  durch  weitere 
Untersuchungen  festzustellen,  welche  Rolle  die  Toxine  bei  diesem  kompli- 
zierten Krankheitsprozesse  spielen. 

Wir  stellten  auch  die  Immunisationsversuche  an  Tieren  an,  in  der 
Absicht,  spezifische  Sera  zu  gewinnen,  und  werden  die  Resultate  unserer 
Versuche  seinerzeit  mitteilen. 

Resümieren  wir  nun  das  auf  Grund  unserer  Untersuchungen  bereits 
Gesagte,  so  sind  die  Ergebnisse  unserer  Arbeit  folgende: 

1)  Es  ist  uns  gelungen,  im  Nasensekret  bei  Ozaena  einen  Mikro- 
organismus nachzuweisen  und  zu  isolieren,  der  seinen  Eigenschaften 
nach  dem  Bacillus  mucosus  ozaenae  von  Abel  nahe  steht,  sich 
von  ihm  aber  in  bezug  auf  seine  pathogene  Wirkung  auf  einige  Tiere 
(Kaninchen)  unterscheidet. 

2)  Der  von  uns  isolierte  Mikroorganismus  ist  imstande,  auf  künst- 
lichem Nährboden  lösliche  Toxine  zu  bilden. 

3)  Diese  Toxine  üben  eine  pathogene  Wirkung  auf  dieselben  Tiere  aus. 

4)  Es  gelang  uns,  im  Nasensekret  bei  Ozaena  die  Anwesenheit  proteo- 
lytischen Fermentes,  ebenso  wie  Katalase  und  Amylase  nachzuweisen. 

5)  Das  Sekret  (Borken)  bei  chronisch-atrophischer  Rhinitis  ohne 
Foetor  besitzt  die  ähnlichen  fermentativen  Eigenschaften,  wenn  auch  in 
geringerem  Maße. 

6)  In  dem  künstlich  hervorgerufenen  Sekret  der  normalen  Nase 
gelang  es  uns  nur,  Katalase  und  Amylase  nachzuweisen,  proteolytisches 
Ferment  konnte  dagegen  nicht  konstatiert  werden. 

7)  Bei  gewöhnlicher  Rhinitis  non  foetida  wechselt  der  Gehalt  an 
proteolytischem  Ferment,  je  nach  dem  Charakter  des  Sekretes,  enthält 
dieses  Leukocyten,  so  wird  auch  Ferment  vorgefunden,  in  serösem  Sekret 
dagegen  fehlt  es. 

8)  Bei  Ozaena  findet  man  proteolytisches  Ferment,  unabhängig  vom 

Charakter  des  Nasensekretes. 

36* 


564  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

9)  Aus  folgenden  Gründen  ist  es  anzunehmen,  daß  das  proteolytische 
Ferment  bei  Ozaena  von  den  polynukleären  Leukocyten  abstammt: 

a)  Auf  Grund  des  von  uns  experimentell  festgestellten  Fehlens  des- 
selben sowohl  in  den  Stoffwechselprodukten  der  Bakterien  wie  in  den 
bei  Ozaena  vorkommenden  Bakterien  selbst. 

b)  Auf  Grund  der  Identität  in  den  Eigenschaften  dieses  Fermentes 
und  der  Leukoprotease,  welche  in  den  polynukleären  Leukocyten  ent- 
halten ist. 

10)  Die  anderen  Fermente  (Amylase  und  Katalase)  können  nicht 
nur  vom  Gewebe  und  von  den  Leukocyten,  sondern  auch  von  den  Bak- 
terien abstammen. 


Nachdruck  verboten. 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  menscliliclien  Hornhautbakteriosen, 

Von  Dr.  Boleslaw  Nainyslowski,  Krakau. 

Aus  dem  Sekret  der  vereiterten  Hornhaut  eines  Kindes,  dessen 
Auge  ein  Stockschlag  traf,  legte  Dr.  E.  Rosen  hauch  eine  Agarkultur 
an,  welche  er  mir  liebenswürdigst  zur  näheren  Untersuchung  überließ. 
Aus  dieser  Kultur  wurde  ein  Strahlenpilz  gewonnen,  welcher  wahrschein- 
lich mit  dem  Actinomyces  albus  acidus  Neukirch  (1)  identisch  ist, 
jedoch  zweifellos  zur  Sammelart  Actinomyces  albus  Gasperini 
gehört. 

Seine  Entwickelung  auf  den  verschiedenartigen  Nährböden  erfolgt 
stets  bei  Zimmertemperatur.  Auf  geronnenem  Hühnereiweiß  keimt  er 
sofort  und  bedeckt  den  Nährboden  mit  einem  zarten,  weißen  Anflug; 
öfters  werden  konzentrische  Zuwachsringe  des  Strahlenpilzes  sichtbar. 
Einige  Monate  alte  Kulturen  nehmen  eine  schmutzig-weiße  Farbe  an. 
Das  geronnene  Eiweiß  beginnt  schon  2  Wochen  nach  der  Aussaat,  seine 
milchweiße  Farbe  zu  verlieren  und  wird  nach  und  nach  ganz  durch- 
sichtig. Es  verändert  sich  auch  die  Konsistenz  des  Eiweißes,  das  unter 
der  Einwirkung  des  Strahlenpilzes  weich  wie  Gelatine  wird. 

Auf  erstarrtem  Blutserum  entwickelt  er  sich  sofort  nach  der  Aus- 
saat und  bildet  sehr  leicht  erhabene,  oft  zusammenfließende  Kolonieen 
von  kreideweißer  Farbe.  Der  milchweiße  Nährboden  entfärbt  sich  unter 
den  Kolonieen,  wird  durchsichtig  und  schließlich,  nach  einigen  Wochen, 
verflüssigt  er  sich  teilweise  oder  auch  vollständig. 

Auf  Gelatine  verursacht  die  Entwickelung  des  Pilzes  eine  langsame 
Verflüssigung  des  Nährbodens,  wobei  jedoch  die  Gelatine  weder  ihre 
Farbe  noch  Durchsichtigkeit  verändert.  Kolonieen,  welche  auf  der  Ober- 
fläche der  verflüssigten  Gelatine  schwimmen,  sind  kreideweiß;  wenn  sie 
sich  jedoch  am  Boden  entwickeln,  so  sehen  sie  wie  Watteflocken  aus. 

Auf  Agar  bilden  sich  Kolonieen  von  verschiedener  Gestalt  und 
Größe,  von  den  kleinen,  1  mm  im  Durchmesser  zählenden,  flachen 
Kuppeln  bis  zu  3  cm  breiten  Kolonieen,  welche  entweder  flach  sind 
oder  sich  gegen  die  Mitte  zu  bis  zu  \'2  ein  erheben.  Junge  Kolonieen, 
welche  eine  matte  oder  fett  glänzende  Fläche  aufweisen,  werden  mit  der 
Zeit   kreideweiß.     Oefters   werden  Zuwachsschichten   in  Gestalt  konzen- 


Namystowski,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  menschl.  Hornhautbakteriosen.    565 

trischer  Ringe  sichtbar.  Mit  der  Zeit,  und  zwar  in  dem  Maße,  wie  das 
Austrocknen  der  Kolonieen  fortschreitet,  falten  sich  dieselben  strahlen- 
förmig, ähnlich  wie  Actinomyces  radiatus  Namyslowski  (2),  was 
jedoch  hauptsächlich  flache  Kolonieen  betrifft.  Die  größeren ,  in  der 
Mitte  hügelförmig  erhöhten  Kolonieen  falten  sich  anders;  die  Erhöhungen 
sehen  hier  wie  unregelmäßig  gefaltete,  in  verschiedenen  Richtungen  ver- 
laufende Hirnwindungen  aus. 

Auf  Kartoffeln  wachsen  die  Kolonieen  gut,  die  Oberfläche  des  Nähr- 
bodens ist  zart  und  weiß  oder  hügelförmig,  ca.  ^|.  cm  hoch;  auch  werden 
oft  auf  diesem  Nährboden  konzentrische  Auswüchse  sichtbar. 

Auf  Weizenkörnern  entwickeln  sie  sich  auch  und  bilden  an  der 
Oberfläche  des  Nährbodens  weiße  Häufchen. 

Auf  sterilisierter  Milch  entwickelt  sich  der  Mikroorganismus  im 
Innern  des  Nährbodens  vortrefflich,  und  in  dem  Maße,  wie  sich  die  Milch 
durch  Verlust  des  Wassers  verdickt,  kommt  die  Entwickelung  auch  an 
der  Oberfläche  zum  Ausdruck,  auch  werden  konzentrische  Wachstums- 
ringe sichtbar.  Die  Milch  reagiert  nach  einer  gewissen  Zeit  sauer.  Auf 
Brot  habe  ich  die  Entwickelung  nicht  beobachtet. 

Eine  von  den  Kulturen,  welche  ich  untersuchte,  entwickelte  sich 
von  den  anderen  insofern  verschieden,  als  die  Oberfläche  der  auf  er- 
starrtem Blutserum  wachsenden  Kolonieen  sich  dicht  mit  ca.  500  u 
langen  Zotten  bedeckte.  Die  Zotten  hatten  die  Form  sehr  langer,  auf 
breiter  Basis  stehender  Kegel  und  bestanden  aus  dem  kompakten  Ge- 
flecht der  Strahlenpilzfäden. 

Das  einem  beliebigen  Nährboden  entnommene  Material  stellt  sich, 
mikroskopisch  untersucht,  als  ein  Geflecht  farbloser,  verzweigter  Fäden 
dar,  die  ca.  1  u  dick  und  scheinbar  ohne  jede  Struktur  sind,  welche 
jedoch  nach  Anwendung  der  Farbstoffe  als  Segmentation  hervortritt. 
Dies  betrifft  jedoch  nur  junge  Kulturen,  alte  Kulturen  unterliegen,  ob- 
wohl spät,  oft  erst  nach  vielen  Wochen,  einer  Fragmentation ;  die  Fäden 
zerfallen  nämlich  in  ovale  „Sporen".  Obwohl  die  Schnelligkeit  der 
Fragmentation  durch  den  Wassergehalt  des  Nährbodens  bedingt  ist, 
bildeten  meine  Kulturen  sogar  auf  ziemlich  trockenen  Nährböden,  im 
Vergleich  mit  Kulturen  anderer  Arten,  sehr  lange  keine  „Sporen".  Die 
spät  hervortretende  Fragmentation  kann  als  ein  charakteristisches  Merk- 
mal des  beobachteten  Organismus  aufgefaßt  werden. 

Vollständig  ausgeblieben  ist  die  Fragmentation  nur  bei  Anwendung 
flüssiger  Nährböden,  wie  Gelatine,  Bouillon  oder  Milch,  welche  Eigen- 
schaft übrigens  mit  allen  über  Strahlenpilze  angestellten  Beobachtungen 
übereinstimmt.  Im  Innern  eines  flüssigen  Nährsubstrates  tritt  eine 
Sporenbildung  niemals  ein  und  in  den  an  der  Oberfläche  schwimmenden 
Kolonieen  erst  sehr  spät. 

Dieser  Strahlenpilz  dürfte,  wie  erwähnt,  der  Sammelart  Actino- 
myces albus  Gasperini  angehören;  er  nähert  sich  stark,  weil  seine 
Milchkulturen  die  Reaktion  des  Nährbodens  in  eine  sauere  verwan- 
deln, dem  Actinomyces  albus  acidus  Neukirch  (1).  Eine  durch 
E.  Rosenhauch  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  mit  positivem 
Ergebnis  unternommene  Impfung  erwies  die  Pathogenität  dieses  Strahlen- 
pilzes. 

Dies  wäre  bereits  der  6.  Fall  von  Hornhautaktinomykose,  ihm 
gingen  voran  die  Fälle:  de  Berardinis  (3),  zur  Neddens  (4),  Na- 
myslowskis  (2),  Rosenhauchs  (5)  und  Löwen  Steins  (6). 

Die  Beschreibung  der  in  den  verschiedenen  okulierten  Fällen  beob- 


566  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

achteten  Strahlenpilze  gestattet  oft,  trotz  ungenauer  Diagnosen,  die  Be- 
stimmung der  Art  dieser  Mikroorganismen.  Nur  zwei  dieser  Organismen 
wurden  eingehend  untersucht,  und  zwar  Actinomyces  radiatus 
Namystowski  (2)  und  Actinomyces  cerebriformis  Narayslowski  (2). 
Meine  Diagnosen  dieser  Arten  sowie  auch  die  meinem  Studium 
über  die  Hornhautstrahlenpilze  entnommenen  Abbildungen  übernahm 
Dr.  E,  Rosenhauch  in  seine  klinische  Arbeit  (5).  Die  Strahlenpilz- 
arten anderer  Autoren,  welche  vom  Standpunkte  der  bakteriologischen 
Systematik  aus  noch  nicht  behandelt  wurden,  habe  ich  mit  den  Diagnosen 
aller  bekannten  Strahlenpilze  verglichen  und  überzeugte  mich  von  ihrer 
Sonderart.  —  Hiermit  benenne  und  beschreibe  ich  sie,  wobei  ich  ihren 
Unterschied  von  anderen  Arten  zum  Ausdruck  bringe. 

Actinomyces  de  Berardlnis  Namystowski. 

Synon.  Streptothrix  sp.  de  Berardinis.  Pavia  (Ann.  d.  Ottal.) 
1904. 

De  Berardinis  sagt  in  der  Beschreibung  seines  Aktinomykose- 
falles,  welchen  er  Streptothrichose  nannte,  folgendes:  „L'esame  micro- 
scopico  delle  culture  ha  fatto  rilevare  constantemente  la  formazione  di 
catene  talvolta  assai  lunghe.  Nelle  culture  vechie  insieme  alle  catene 
con  individui  piü  o  meno  rigonfiati  e  in  via  di  trasformazione,  si  hanno 
acumuli  formati  di  granuli  e  di  brevi  filamenti  ramificati  e  clavati."  — 
Das  ist  also  zweifellos  ein  Strahlenpilz,  ein  fadenförmiger,  verzweigter 
Organismus,  dessen  Fäden  an  den  Enden  keulenförmig  sind  und  mit 
der  Zeit  in  „Sporen"  zerfallen.  Auf  Gelatine  kultiviert,  verflüssigt  er 
den  Nährboden  nicht,  färbt  Bouillon  und  Agar  gelb. 

Dieser  Art  am  nächsten  steht  Actinomyces  Gruberi  s.  pluri- 
color,  er  bildet  zwar  verschiedene  Pigmente,  welche  jedoch  in  den 
Nährboden  nicht  diffundieren.  Actinomyces  Eppingeri  färbt  Agar 
nicht,  Bouillon  dagegen  ockerrot.  —  Alle  diese  Arten  unterscheiden  sich 
sehr  entschieden  von  A.  de  Berardinis,  es  ist  also  unzulässig,  diese 
Strahlenpilze  zu  identifizieren. 

Actinomyces  zur  Neddeni  Namyslowski. 

Synon.  u.  Liter.  Streptothrix  sp.  zur  Nedden,  üeber  Infekt,  d. 
Auges  mit  Streptothricheen.     (Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  1907.) 

Dieser  Organismus  wurde  einem  Augenlide  entnommen  und  als 
Streptothrix  beschrieben,  er  stellt  ein  fadenförmiges  Gebilde  dar, 
welches  sich  nach  Grams  Methode  färbt.  Die  Aussaat  auf  Milch,  Kar- 
toffeln oder  Gelatine  wies  gar  kein  Wachstum  auf.  Auf  Agar  entwickelte 
sich  dieser  Strahlenpilz  bei  Bruttemperatur  sehr  üppig,  indem  er  einen 
dicken,  braunen  Belag  bildete,  welcher  dem  B.  xerosis  ähnlich  war. 
Auf  Bouillon  konnte  man  auch  Wachstum  bemerken,  aber  nur  in 
dem  Falle,  wenn  die  Bouillonschicht  seicht  war  und  dem  SauerstoflF 
Zutritt  gewährte.  Die  Zucht  sauerstolffreier  Kulturen  gelang  nicht.  Für 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  ist  dieser  Organismus  nicht  pathogen. 
A.  zur  Neddeni  nähert  sich  ein  wenig  dem  A.  Hofmani,  aber  der 
letztere  wächst  auch  anaerobisch,  was  einen  genügenden  Grund  bietet, 
ihre  Verschiedenheit  festzustellen;  scheinbar  ähnlich  dem  A.  Neddeni 
ist  A.  farciuicus,  doch  entwickelt  sich  der  letztere  auf  Kartoffeln, 
bildet  keine  „Sporen",  und  tötet  Meerschweinchen  in  9  bis  20  Tagen. 
Eine  Identifizierung  beider  Arten  ist  unzulässig. 


NamysJowski,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  menschl.  HomhautbakterioBen.    567 

Actiuomyces  roseus  Namyslowski. 

Synon.  Actinomy  ces  sp.  Löwenstein,  Zur  Bakteriologie  des  Horn- 
hautgeschwüres.    (Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  1910.) 

Löwenstein  kultivierte  ihn  aus  der  Hornhaut  als  Actino- 
myces  sp.  Ein  fadenförmiger,  verzweigter  Organismus,  dessen  Zu- 
gehörigkeit zur  Gattung  Actinomyces,  das  Photogramm  des  Präpa- 
rates in  Löwensteins  Arbeit  beweist.  Kulturen  auf  Agar  und  Kartoffeln 
sind  kreideweiß,  auf  Glyzerinagar  bilden  sich  zart  rosageärbte  Kolo- 
nieen,  deren  Oberfläche  mit  welligen,  verschieden  verlaufenden  Windungen 
bedeckt  ist  (cerebriformj.  Auf  Gelatine  entwickeln  sich  kreideweiße 
Kolonieen,  welche  das  Nährsubstratnichtverflüssigen.  Bouillon 
wird  nicht  trüb,  erstarrtes  Ochsenblutserum  wird  nach  einigen  Tagen 
verflüssigt.  Anf  Milch  wächst  dieser  Organismus  nicht,  er  läßt  sich  so 
in  Zimmertemperatur,  wie  auch  im  Thermostaten  kultivieren.  Fast  alle 
Kulturen  weisen  eigenartigen  Modergeruch  auf. 

A.  Madurae  nähert  sich  dem  A.  roseus,  indem  er  auch  Gelatine 
nicht  verflüssigt,  er  unterscheidet  sich  jedoch  durch  das  Fehlen  des 
Geruchs,  Wachstum  auf  Milch  und  Farbe  der  Glyzerinagarkulturen, 
welche  weißlich-gelb  sind,  und  mit  der  Zeit  oft  eine  rötliche,  oder  rosa 
Farbe  annehmen.  —  A.  Eppingeri  nähert  sich  auch  scheinbar  dem 
A,  roseus,  er  verflüssigt  jedoch  Blutserum  nicht,  seine  Glyzerinagar- 
kulturen haben  eine  ockerrotgelbe  Farbe;  der  Umstand,  daß  er  Gelatine 
nicht  verflüssigt,  beweist  aber  noch  nicht  seine  Identität  mit  A.  roseus. 
—  Aehnlich  dem  A.  roseus  in  bezug  auf  die  Art  der  Kolonieenbildung 
ist  mein  A.  cerebriformis,  welcher  jedoch  Gelatine  verflüssigt,  aber 
Blutserum  unverflüssigt  läßt  und  eine  ockergelbe  Färbung  aufweist. 

Derzeit  kennen  wir  also  als  Resultat  de  Berardinis,  zur  Ned- 
dens,  Rosenhauchs,  Löwensteins  und  meiner  Beobachtungen 
eine  bedeutend  größere  Anzahl  von  Strahlenpilzen,  und  zwar  Actino- 
myces radiatus,  cerebriformis,  de  Berardinis,  zur  Neddeni 
und  roseus. 

Zur  Besprechung  verbleibt  noch  ein  systematisch  nicht  festgestellter 
Organismus,  welcher  auf  einem  menschlichen  Hornhautgeschwüre  durch 
Dr.  E.  Rosen  hauch  (7)  beobachtet  und  als  Keratophyton  be- 
schrieben wurde.  Ich  setzte  diese  Beobachtungen  an  Kulturen  fort, 
welche  mir  Dr.  Rosenhauch  liebenswürdigst  mitteilte,  und  bestätigte 
seine  die  Morphologie  und  kulturelle  Entwickelung  des  Keratophyton 
betreffenden  Angaben.  Rosen  hauch  sagt  in  der  Beschreibung  seiner 
Kulturen,  daß  auf  Grund  der  morphologischen  Merkmale,  besonders  aber 
seines  Verhalten  auf  verschiedenen  Nährböden  dieser  Mikroorganismus 
den  Bakterien  eingereiht  werden  müsse.  —  Davon  hielt  ihn  jedoch  der 
Umstand  ab,  daß  sich  in  den  Kulturen  fadenförmige,  verzweigte,  einem 
Mycelium  ähnliche  Gebilde  vorfanden,  er  nannte  seinen  Mikroorganismus 
Keratophyton.  Ich  konstatierte  in  meinen  Beobachtungen,  daß  Kera- 
tophyton ein  zwar  etwas  polymorphes,  aber  typisches  Bakterium  dar- 
stellt, welche  sich  ganz  mit  Recht  in  die  Gattung  Bacterium  ein- 
reihen läßt. 

Individuen  dieser  Art  sind  entweder  kurz,  kokkenähnlich,  oder  bilden 
1 — 3  (1  lange  Stäbchen,  welche  bedeutend  länger  als  breit  sind.  Auf 
flüssigen  Nährböden,  z.  B.  auf  Bouillon,  kommen  oft  in  bedeutender 
Menge  fadenförmige,  gerade  oder  gebogene,  zuweilen  verzweigte  Indi- 
viduen vor,  welche  eine  Länge  von  40  [i  erreichen  und  Involutionsformen 
darstellen. 


568  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Dieser  Mikroorganismus  färbt  sich  polar,  während  die  Mitte  sich  nur 
schwach  oder  gar  nicht  färbt,  die  Enden  dagegen  sehr  intensiv.  Er 
wächst  bei  Zimmertemperatur,  jedoch  bedeutend  besser  im  Thermostat. 

Auf  Gelatine  entstehen  48  Stunden  nach  der  Aussaat  weiße  Kolo- 
nieen  von  V2  mni  maximaler  Größe,  wobei  der  Nährboden  nicht  ver- 
flüssigt. 

Bouillon  wird  trüb,  am  Boden  der  Eprouvette  sammelt  sich  ein 
flockeuartiger  Niederschlag,  Peptonwasser  wird  auch  trüb,  doch  bildet 
sich  kein  Niederschlag;  eine  Häutchenbildung  an  der  Oberfläche  beider 
Nährsubstrate  kommt  nicht  vor. 

Auf  gewöhnlichem  Agar  bilden  sich  punktförmige,  runde  oder  ovale 
Kolonieen  von  lichter,  glasiger  Farbe,  welche  in  glänzende  Striemen 
verfließen ;  sie  wachsen  auch  im  Inneren  des  Nährsubstrates,  sowie  in 
Stichkulturen.  Auf  Zucker  oder  Bierwürzeagar  entwickelt  er  sich  wie 
auf  gewöhnlichem  Agar;  auf  Kartoffeln  bildet  er  einen  glatten,  farblosen, 
glänzenden  Anflug.  Er  entfärbt  sich  nach  Grams  Methode,  und  stirbt 
bereits  nach  24-stündiger  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  ab.  Milch  er- 
starrt unter  seinem  Einfluß  nicht.  Nach  Rosen hauchs  Beobachtungen, 
wächst  er  auch  ohne    Luftzutritt. 

Rosen  hauch  (7)  führte  wiederholt  mit  gutem  Erfolg  diese  Bakterie 
in  die  Hornhaut  eines  Meerschweinchenauges  ein.  Versuch  einer  allge- 
meinen Infektion  erwiesen,  daß  die  Bakterie  bei  der  „Tierpassage"  an 
Pathogenität  gewinnt. 

Die  Pathogenität  des  Keratophyton  ist  also  bei  örtlicher,  wie 
auch  allgemeiner  Infektion  zweifellos. 

Von  Keratophyton  verschieden  sind  andere  Bakterienarten, 
welche  bei  Hornhautkrankheiten  beobachtet  wurden.  So  z.  B.  ist  das 
Bacterium  keratomalaciae  nur  0,4  [x  lang,  es  verursacht  bei 
Mäusen,  Kaninchen  und  Vögeln  Hornhautgeschwüre. 

B.  Koch-Weeksii  wächst  nur  bei  Bruttemperatur,  wird  maximal 
2  [1  lang  und  ist  weit  schlanker  als  B.  Keratomalaciae,  dagegen 
bildet  das  B.  zur  Neddeni  einen  dicken,  gelben  Belag  auf  Kartoffeln, 
wächst  auf  Bouillon  sehr  schwach  und  hat  eine  maximale  Länge  von 
0,9  [JL.  Von  Keratophyton  verschieden  ist  auch  B.  influenzae,  der 
nur  auf  Blut,  eventuell  Hämoglobinsubstrat  und  stets  nur  bei  über  26  *^  C 
wächst. 

Allen  seinen  Merkmalen  nach  unterscheidet  sich  also  das  Kerato- 
phyton von  allen  anderen  Bakterienarten;  ich  benenne  es  Bacterium 
Rosenhauchi  Namyslowski,  Synon.  Keratophyton  E.  Roseuhauch 
loc.  cit.). 

Literatur. 

1)  Neukirch,  Ueber  Strahlenpilze.    Straßburg  1902. 

2)  Namysiowski,  B.,   Ueber  die  Actin omyceten   aus   der  menschlichen  Hornhaut. 
(Bull.  d.  Acad.  d.  scienc.  d.  Cracovie.  191Ö.) 

3)  de   Berardinis,    Ulcera  corneale  da   Streptothrix.     (Ann.  d.  Ottalm.   Pavia 
1910.) 

4)  zur  Nedden,  Lieber  Infektionen  des  Auges  mit  Streptothricheen.   (Klin.  Monatsbl. 
f.  Augenheilk.  1904.) 

5)  ßosenhauch,    Aktinomykose   der   Hornhaut.      (Klin.   Monatsbl.   f.   Augenheilk. 
1910.) 

ö)  Löwenstein,  Zur  Bakteriologie  des   Hornhautgeschwüros.     (Klin.   Monatsbl.   f. 

Augenheilk.  1910.) 
7)  Rosenhauch,  Beitrag  zur  Aetiologie  des  Hornhautgeschwüres.    (KUn.  Monatsbl. 

f.  Augenheilk.  1908.) 


Adam  u.  Meder,  Ueber  Paratyphus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.    569 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  Paratyphus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln 

und  üntersiicliuiigen  über  das  Vorkommen  Ton  Bakterien  der  Coli- 
Typhusgruppe  im  normalen  Kanarienvogeldarm. 

[Aus   dem    Veterinär-Institut   der   Universität   Leipzig 
(Direktor:  Prof.  Dr.  Eber).] 

Von  Dr.  J.  Adam  und  E.  Meder,  ehemal.  Assist,  des  Instituts. 

A.  Ueber  Paratyplius-B-Infektionen  bei  Kanarienyögeln. 

Kasuistik. 

Fall  1.  Am  29.  Aug.  1910  brachte  Kanarienzüchter  F.  einen  Kanarien- 
vogel zur  Sektion  mit  dem  Vorbericht,  daß  ihm  seit  Mitte  Juli  die  Kanarienvögel 
wegstürben,  seither  etwa  80  Stück,  Hähne  und  Weibchen.  Die  Krankheit  habe  damit 
begonnen,  daß  er  ein  auf  der  Straße  gefangenes  Tier,  welches  mit  zuerst  starb,  zu  den 
übrigen  in  die  Hecke  setzte.  Seitdem  stürben  täglich  1 — 2,  einmal  4  Stück,  jedoch 
öfter  mit  Zwischenpausen  von  4 — 5  Tagen.  Die  Tiere  befänden  sich  alle  in  einer  großen 
Hecke,  zusammen  etwa  150  Stück,  und  würden  mit  dem  üblichen  Kanarienvogelmisch- 
futter gefüttert;  als  Getränk  diene  Leitungswasser.  Da  zum  Teil  sehr  wertvolle  Tiere 
(pro  Stück  bis  80  M.)  dabei  waren,  habe  der  Besitzer  seither  einen  Verlust  von  etwa 
1000  M.  gehabt. 

Fall  2.  Am  12.  Sept.  1910  brachte  Herr  E.  einen  Kanarienhahn  zwecks  Fest- 
stellung der  Todesursache  zur  Sektion;  am  15.  Sept.  1910  4  weitere  Tiere  mit  dem 
Vorbericht,  daß  in  letzter  Zeit  bereits  viele  Tiere  ganz  plötzlich  gestorben  seien.  Näheres 
war  nidht  zu  erfahren. 

Fall  3.  Am  7.  Juni  1911  kam  ein  Kanarienvogel  des  Kan  arienzüchters  W. 
zur  Sektion  mit  dem  Vorbericht,  daß  seit  Anfang  Mai  vorigen  Jahres  mit  1 — 2-tägigen 
Unterbrechungen  tägUch  1 — 3  Tiere  unter  den  Erscheinungen  des  Durchfalls  stürben, 
bis  heute  etwa  35 — 40  Stück.  Das  zur  Sektion  eingesandte  Tierchen  sei  etwa  3  Tage 
krank  gewesen ;  außerdem  seien  noch  eine  große  Anzahl  unter  denselben  Erscheinungen 
erkrankt. 

Da  der  Sektionsbefund  in  allen  drei  Fällen  derselbe  war,  und  die  aus  Herz- 
blut, Milz  und  Darm  gezüchteten  Bakterien  in  ihrem  kulturellen  Verhalten  große  A  ehn- 
lichkeit  mit  den  echten  Paratyphus-ß-Bakterien  des  Menschen  aufwiesen,  haben 
wir  es  unternommen,  die  drei  Seuchengänge  zu  veröffentlichen,  zumal  derartige  Er- 
krankungen öfter  vorzukommen  scheinen,  als  seither  bekannt  ist.  Jedenfalls  ist  unter 
der  großen  Zahl  der  bisher^)  beschriebenen  Kanarienvogelseuchen  keine  mit  Bestimmt- 
heit als  Paratyphusinfektion  festgestellt,  wenn  auch  Joest  (3)  die  Erreger  der  von  ihm 
beobachteten  und  näher  untersuchten  Seuche  zur  Enteritis-  bzw.  Hogcholeragruppe 
rechnet.  Ebenso  hat  Zsupan  (7)  eine  „durch  den  dem  humanen  Typhusbacillus  ähn- 
lichen Erreger"  hervorgerufene  Kanarienseuche  beobachtet  und  zugleich  mit  Joest 
beschrieben.  Die  Tiere  waren  aus  Dresden,  dem  Joest  sehen  Seuchenherd,  nach 
Petersburg  eingeführt,  und  es  handelt  sich  jedenfalls  um  dieselbe  Krankheit. 

Krankheitserscheinungen. 

Die  Krankheitserscheinungen  bei  allen  drei  Seuchen  waren  in  der  Hauptsache 
dieselben.  Von  den  Besitzern  F.  und  W.  wurden  uns  je  3  kranke  Tiere  zwecks  Be- 
obachtung zur  Verfügung  gestellt.  Außerdem  wurden  gesunde  Tiere  infiziert,  so  daß 
die  Krankheitssymptome  von  Anfang  an  beobachtet  werden  konnten. 

Die  Tierchen  sind  im  Beginn  der  Erkrankung  nicht  so  munter  wie  sonst.  Sie 
sitzen  meist  mit  gesträubten  Federn  auf  der  Sitzstange,  im  späteren  Stadium  in  einer 
Ecke  des  Käfigs,  wobei  der  Kopf  zwischen  die  etwas  lose  herabhängenden  Flügel  ge- 
steckt gehalten  wird.  Dann  wird  das  Tierchen  wieder  lebhaft,  frißt  und  hüpft  umher. 
Im  weiteren  Verlauf  wird  es  immer  trauriger,  die  Futteraufnahme  hört  ganz  auf,  der 
Kot  wird  dünn;  die  Augen  werden  meist  halb  geschlossen  gehalten,  die  Atmung  ist 
beschleunigt  bis  150  pro  Minute,  dabei  hört  man  ab  und  zu  ein  heiseres  Piepsen.  Die 
Bewegungen  werden  unsicher,  die  Tiere  taumeln  hin  und  her,  das  Sensorium  ist  be- 
nommen, der  Kot  wird  immer  dünner  und  unter  Krämpfen  tritt  der  Tod  ein. 

1)  Eine  ausführliche  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Literatur  findet  sich 
bei  Zwick  (8),  weshalb  hier  nicht  näher  darauf  eingegangen  werden  soll. 


570  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Sektionsbefund. 
Gut  ausgeprägte  Totenstarre;  die  Beine  werden  meist  vom  Körper 
weggestreckt  gehalten.  Mehr  oder  weniger  ausgeprägte  Darmentzündung. 
Akuter  hyperämischer  Milztumor,  welcher  niemals  fehlt;  die  Milz  ist 
meist  um  das  2 — 5-fache  vergrößert;  Hyperämie  der  Leber  und  Nieren. 
Im  Herzblut  und  in  sämtlichen  Organen  massenhaft  kurze,  dicke  Stäbchen 
in  Reinkultur. 

Züchtung  der  Reinkulturen. 
Aus  den  zur  Sektion  bzw.  zur  Beobachtung  eingesandten  und  ge- 
storbenen Tieren  wurden  insgesamt  23  Reinkulturen  gezüchtet  und  näher 
untersucht.  Es  sind  das  die  Stämme:  Kan.-St.  1  F,  2F,  3aF,  3bF, 
4a  F,  4b  F.  5a  F,  5b  F,  6F,  IE,  2E,  1  a  W,  1  b  W,  1  c  W,  2a  W,  2b  W, 
2c  W,  3aW,  3b  W,  3c  W,  4a  W,  4b  W,  4c  W.  Die  Bezeichnung  a  = 
Herzblut,  b  =  Milz,  c  =  Darm.  Die  übrigen  Stämme  sind  aus  dem 
Herzblut  gezüchtet.  Außerdem  wurden  noch  zahlreiche  Stämme  isoliert, 
welche  Lackmusmolke  nach  anfänglicher  Rötung  nach  spätestens  5  Tagen 
bläuten.  Diese  Stämme  wurden  jedoch  einer  näheren  Prüfung  nicht 
unterzogen. 

Morphologie  und  kulturelles  Verhalten  der  Reinkulturen  auf  den 
gebräuchlichen  Nährböden. 

Alle  Kulturen  bestanden  aus  kurzen,  2 — 4  (x  langen,  V2 — 1  \^  breiten, 
plumpen,  gramnegativen,  an  den  Enden  abgerundeten  Stäbchen  mit  leb- 
hafter Eigenbewegung.  Geißeln  wurden  mit  der  Löffl  er  sehen  Geißel- 
färbung dargestellt.  Es  konnte  trotz  aller  Bemühung  stets  nur  eine 
Geißel  an  dem  einen  Ende  des  Stäbchens  sichtbar  gemacht  werden.  Die 
direkt  aus  Herzblut  oder  Organen  von  gestorbenen  Tieren  gefärbten 
Ausstriche  der  Bakterien  wiesen  öfters  Polfärbung  auf. 

Zum  Vergleich  im  kulturellen  Verhalten  dienten  die  im  Veterinär- 
Institut  vorhandenen  und  von  Huber  (2)  vor  kurzem  auf  ihre  Reinheit 
geprüften  15  Paratyphus-B(PB)-Kulturen,  5  Suipestifer(SP)-Kulturen, 
1  Mäusetyphus(MT)-  und  1  Enteritis  Gärtner(EG)-Kultur.  Diese  Kul- 
turen wurden  nicht  nochmals  besonders  geprüft ;  vielmehr  sind  die 
Hub  ersehen  Befunde  in  diese  Arbeit  übernommen.  Außerdem  wurden 
5  Coli- Stämme  zum  Vergleich  herangezogen,  von  denen  drei  aus  dem 
Darm  von  Kanarienvögeln,  einer  von  einem  Huhn  und  einer  von  einem 
Puter  stammt. 

Die  Kanarienstämme  wurden  aus  Herzblut,  Milz  und  Darm  durch 
Beschickung  von  Lackmuslaktoseagarplatten  nach  v.  Drigalski  ge- 
züchtet. Es  zeigte  sich  dabei,  daß  in  Herzblut  und  Milz  durchweg  die 
Bakterien  in  Reinkultur  vorhanden  waren ;  die  mit  Darminhalt  beschickten 
Platten  waren  mit  vereinzelten  roten  Kolonieen  untermischt;  jedoch 
gingen  auch  hier  meist  nur  blaue  Kolonieen  auf. 

Auf  Agar,  Gelatine,  Bouillon,  Blutserum  und  Kartoffeln  war  das 
Wachstum  dasselbe,  wie  bei  echten  PB-  und  SP-Kulturen;  ebenso  war  es 
nicht  möglich  auf  Lackmuskristallviolettmilchzuckeragar  von  v.  D r i  gal s k i 
und  Conradi  und  auf  Endos  Fuchsinagar  irgendwelche  markanten 
Unterscheidungsmerkmale  zwischen  Kan.-Stämmen  und  echten  PB-  bzw. 
SP-Stämmen  zu  finden. 

Milch  wurde  bei  allen  Stämmen  bereits  nach  8  Tagen  aufgehellt 
und  gelblich  verfärbt;  nach  14—20  Tagen  war  sie  ausgesprochen  gelb 
und   durchscheinend.     Bei  längerem  Stehen   im  Brutschranke   nahm    sie 


I 


Adam  u.  Meder,  lieber  Paratyphus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.  571 

unter  allmählicher  Eindickuug   eine   mehr  gelbbraune  Farbe  an  und  er- 
hielt mehr  zähflüssige  Konsistenz. 

Lackmu  smol  ke  wurde  von  den  Kan. -Stämmen  in  3 — 4  Stunden 
hellrot  oder  violettrot  gefärbt.  Während  nun  der  rote  Farbenton  bei 
einigen  Stämmen  nach  spätestens  3  Tagen  in  ein  tiefes  Blau  umge- 
schlagen war,  dauerte  der  Umschlag  bei  anderen  oft  mehrere  Tage 
(Kan.-St.  IF  5,  2F  7,  4a  F  4,  4b  F  9,  4b  W  6  Tage).  Bei  allen  Stämmen 
hatte  sich  nach  48  Stunden  an  der  Oberfläche  ein  feines,  weißes  Häutchen 
gebildet. 

Gärungsvermögen. 

Die  Prüfung  des  Gärungsvermögens  wurde  an  folgenden  Nährböden 
ausgeführt:  Aqu.  dest.  100,0;  Pepton  Witte  1,0;  Natr.  chlorat.  0,5.  In 
dieser  Peptonkochsalzlösung  wurden,  nachdem  sie  2  Stunden  im  Auto- 
klaven sterilisiert  war,  1  Proz.  der  betreff"enden  KohlenstofFverbindung 
und  5  Proz.  Lackmuslösung  Kubel-Tiemann  hinzugefügt;  sie  wurde 
dann  in  Reagenzgläser  mit  Gärungsröhrchen  abgefüllt,  sterilisiert  und 
auf  Keimfreiheit  geprüft. 

Neben  den  Kan.-St.  wurden  die  5  C  oli-  Stämme  hierzu  herangezogen  ; 
außerdem  führen  wir  die  von  Hub  er  untersuchten  PB-  und  SP-Stämme, 
sowie  die  MT-  und  EG-Kultur  hier  an.  Die  Beobachtung  der  Kulturen 
erfolgte  während  14  Tagen  täglich,  später  alle  3  Tage. 

1.  Dextrose. 
PB,  SP,  MT,  EG:  Kräftige  Säure-  und  Gasbildung. 

Kan.-St:  Kräftige  Säure-  und  Gasbildung.    Ausnahme : 
Kan.-St. :  ö  b  F  und  6  F  weder  Säure-  noch  Gasbildung. 
Coli- St. :  Kräftige  Säure-  und  Gasbildung. 

2.  Laktose. 
PB,  SP,  MT,  EG:  Weder  Säure-  noch  Gasbildung. 
Kan.-St.:  Weder  Säure-  noch  Gasbildung. 
C  0 1  i  -  St. :  Kräftige  Säure-  und  Gasbildung. 
Die  Kan.-St.  W  nehmen   Dextrose   und  Laktose  gegenüber  eine  besondere 
Stellung  ein.   Mit  Ausnahme  von  4b  W  trat  keine  oder  nur  geringe  Gärung  und  Säure- 
bildung auf,  und  zwar  bei  beiden  Zuckerarten  gleichmäßig.    Auffallend  war  nun,  daß 
sämtliche  Stämme  diese  Eigenschaft  nach  einer  Släuse-  bzw.  Kanarienpassage  bei  Kan.- 
Stamm   laW   verloren.     Sie  verhielten   sich  dann   wie  die  übrigen   Kan.-St.   und  PB 
und  SP-Stämme. 

3.  Saccharose. 
PB,  SP,  MT,  EG:  Weder  Säure-  noch  Gasbildung. 

K  a  n.  -  S  t. :  Weder  Säure-  noch  Gasbildung. 
Coli -St.:  Schwache  Säure-  und  Gasbildung. 

4.  Raffinose. 

PB,  SP,  MT,  EG:  Weder  Säure-  noch  Gasbildung.    Ausnahme: 
PB  Krahl:  Säurebildung  und  schwache  Gasbildung. 
Kan.-St.:  Weder  Säure-  noch  Gasbildung. 
Coli -St.:  Schwache  bis  starke  Säure-  und  Gasbildung. 

5.  Arabinose. 

PB,  SP,  MT,  EG:  Kräftige  Säurebildung,  mäßige  oder  schwache  Gasbildung. 
Kan.-St.:  Kräftige  Säurebildung,  mäßige  Gasbildung. 
Coli -St.:  Kräftige  Säurebildung,  mäßige  Gasbildung. 

6.  Rhamnose. 
PB,  SP,  MT,  EG:  Säurebildung,  schwache  Gasbildung,  bei  PB  89  erst  nach  4  Tagen, 
bei  allen  anderen  Stämmen  nach  24  Stunden. 
Kan.-St.:    Säurebildung,    schwache    Gasbildung    nach    24    Stunden;     nach 
48  Stunden  mäßige  Gasbildung,  5  b  und  2E  auch  weiterhin  nur  schwache 
Gasbildung. 
Coli -St.:   Säurebildung;   4  Stämme  zeigen  geringe  Gasbildung,  der  Stamm 
vom  Huhn  keine  Gasbildung. 


572  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

7.  Xylose. 
PB,  SB,  MT,  EG:  Säurebildung,  mäßige  Gasbildung. 

Ausnahme:  PB  Krahl:  Weder  Säure-  noch  Gasbildung. 
Kan.-St. :    Säurebildung,   mäßige   Gasbildung,   3  b  und  4  b   schwache   Gas- 
bildung. 
Coli -St.:  Mäßige  bis  starke  Gasbildung,  kräftige  Säurebildung. 

8.  Glyzerin. 
PB,  SP,  MT,  EG:   Meist  schwache  Säurebildung,  zum  Teil  keine  Säurebildung,  keine 
oder  geringe  Gasbildung. 
Kan.-St.:   Keine  Gasbildung,   schwache  Säurebildung,  bei  2  F,  3  a  F,  5  a  F, 

1  c  W,  3  a  VV  keine  Säurebildung. 
Coli -St.:   In  den   ersten  Tagen  schwache,  später  kräftige  Säure-   und  Gas- 
bildung. 

Eeduktion  von  Farbstoffen. 
1.  Wachstum  in  Neutralrotagar  nach  Oldekop. 

Nach  Huber  trat  bei  PB-,  SP-,  MT-  und  EG-Stämmen  nach  8  bis 
48  Stunden  gelbgrüne  Fluoreszenz  des  Nährbodens  ein,  die  bei  den 
einzelnen  Kulturen  verschieden  stark  ausgeprägt  war.  Auch  bei  den 
Kanarienstämmen  trat  nach  8 — 24  Stunden  gelbgrüne  Fluoreszenz 
und  Entfärbung  des  Närbodens  ein  bis  auf  die  obere  Schicht. 

Bei  den  Coli- Stämmen  ging  die  Entfärbung  langsamer  vor  sich 
und  war  auch  nach  48  Stunden  nicht  so  stark  ausgeprägt  wie  bei  den 
Kan.-St.  Die  Gasbildung  war  bei  allen  Stämmen  entsprechend  dem  ge- 
ringen Zuckergehalt  des  Nährbodens  nur  mäßig.  Es  bildeten  sich  ein- 
zelne Gasblasen,  welche  jedoch  den  Nährboden  nicht  sprengten. 

2.  Wachstum  in  Malachitgrünagar  nach  Buchholz. 

PB,  SP,  MT,  EG:  Nach  16,  24—48  Stunden  vollkommene  Entfärbung. 
Ausnahme:  PB  Mathes  und  Krahl:  keine  Entfärbung. 

Kan.-St.:  Nach  24  Stunden  vollkommene  Entfärbung. 

Coli-St. :  Die  Entfärbung  beginnt  nach  3  Tagen  und  wird  nie  so 
vollkommen,  wie  bei  den  Kan.-St. 

3.  Wachstum  in  Orceinagar  nach  Buchholz. 

PB,  SP,  MT,  EG:  Nach  24—48  Stunden  vollkommen  entfärbt  (ocker- 
gelb) bis  auf  die  obere  Schicht.  Ausnahmen  bilden  die  Stämme  PB 
Fritz,  bei  welchem  die  Entfärbung  langsamer  eintritt,  und  PB  Krahl, 
bei  welchem  sie  vollkommen  ausbleibt. 

Kan.-St.:  Die  Entfärbung  beginnt  nach  24  Stunden  und  ist  nach 
48  Stunden  vollendet  bis  auf  die  obere  Schicht. 

Coli-St.:  Nach  48  Stunden  beginnt  die  Entfärbung  und  wird  nicht 
so  ausgeprägt,  wie  bei  den  Kan.-St. 

Untersuchung  auf  Bildung  von  Schwefelwasserstoff. 

PB,  SP:  Alle  Stämme  haben  schon  nach  24  Stunden  mäßig  bis 
kräftig  Schwefelwasserstoff  gebildet;  nach  3  Tagen  ist  das  Bleiacetat- 
papier  in  allen  Kulturröhrchen  stark  geschwärzt. 

Kan.-St.:  Mäßig  bis  kräftige  Schwefelwasserstoff bildung  nach 
24  Stunden. 

Ausnahme:  Kan.-St.  IE  und  2E  kein  HgS-Bildung. 

Untersuchung  auf  Bildung  von  Proteinochrom. 

Die  Untersuchung  geschah  nach  Vorschrift  von  Erdmann  und 
Winternitz  an  5-proz.  Peptonbouillonkulturen  nach  12-tägigem 
Wachstum  im  Brutschrank.   Eine  zweite  Prüfung  erfolgte  nach  weiteren 


Adam  u.  Meder,  Ueber  Paratyphus-ß-Infektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.   573 

S  Tagen.     Die  Bouillonkulturen  wurden  mit  einigen  Tropfen  Essigsäure 
versetzt  und  mit  Chlorwasser  überschichtet. 

Bei  allen  Kan. -Stämmen  entstand  an  der  Berührungs- 
fläche der  Bouillon  und  des  Chlorwassers  an  beiden  Prü- 
fungstagen in  gleicher  Weise  eine  rosarote  Zone,  welche 
nach  oben  rotviolett  bis  rotbraun  wurde.  Bei  den  ge- 
prüften Coli-Stämmen  blieb  die  Farben reaktion  aus. 

Untersuchung  auf  Bildung  von  Indol. 
Die  Untersuchung  auf  Indol  wurde  an  Peptonwasserkulturen  mit 
1  Proz.  Pepton  Witte  nach  der  Ehr  lieh  sehen  Indolprobe  ausgeführt. 
Die  Untersuchung  geschah  an  5-,  10-,  15-,  20-,  30-  und  40-tägigen 
Kulturen.  In  keinem  Falle  konnte  Indolbildung  nachge- 
wiesen werden,  während  die  5  Coli-Stämme  kräftig  Indol 
bildeten. 

Agglutination. 

Zur  Agglutination  wurden  folgende  Sera  benutzt: 
2  Paratyphus-B-Sera, 
1  Hogcholeraserum, 
1  Enteritis  Gärtner- Serum, 
1  Normalserum  vom  Pferde, 
1  Normalserum  vom  Kaninchen, 
1  Normalserum  vom  Kanarienvogel, 
1  Normalserum  von  der  Taube, 
1  mit  Kan.-St.  2  F  hergestelltes  Kaninchenserum, 
1  mit  Kan.-St.  2  F  hergestelltes  Taubenserum. 

1.  Paratyphus-B-Serum  Kolle  vom  Pferde. 
Dieses  Serum   wurde  als  Paratyphus-B-Trockenserum  vom  Schweiz. 
Serum-  und  Impfinstitut  Bern  (Leitung:  Prof.  Dr.  W.  Kolle)  geliefert. 
Titer  1:10000.     Es  wurde  nach  Vorschrift  aufgelöst. 

Agglutinationsversuche. 
PB:  Mirus  16000,  Claus  löOOO,  Frau  Müller  15000,  Infekt.  12000,  Saarbrücken  10000, 

Sambaß  5000,  Schinken  4000. 
SP:  Höchst  5000,  Oster  tag  4000,  Gans  4000,  Omen  1500,  Wassermann  400. 
Kan.-St.:    1 F,  2F,   3aF,  3bF,  4b  F,  6aF,   5bF,  üF  und  sämtliche  Kan.-St.  W: 

4000—8500. 
Kan.-St.:  4a  F,  IE,  2E  3000—3600. 

2.  Polyvalentes  Paratyphus-B-Serum  von  Kaninchen. 
Dieses  Serum   ist  im  Vet.-Institut  hergestellt    (vgl.  Hub  er,  p.  98) 
von  PBSt.    Titer  1:4— 8000. 

Agglutinationsversuche. 
PB:  Mirus  8000,  Sambaß  6000,  Claus  4000. 
SP:  Ostertag  8000,  Wassermann  6000. 
Kan.-St.:  1  F,  3aF,  3bF,  öaF,  5bF,  6F,  IE,  2E  und  sämtüche  Kan.-St.  W :  2000 

-6800. 
Kan.- St.:  2F,  4a F,  4b  F:  500—1200. 

3.  Suiferin. 
Von  den  Höchster  Farbwerken,    vorm.  Meister  Lucius  und  Brüning 
geliefert. 

Agglutinationsversuche. 
PB:  Frau  MüUer  1600,  Schinken  800,  Mirus  600,  Claus  400,  Saarbrücken  400. 
PS:  Omen  6400,  Wassermann  4800,  Ostertag  2600,  Höchst  2400. 
Kan.-St.:   IF,  2F,  3aF,  4aF,  4bF,   5aF,   5  b  F,   6F  und  sämtliche  Kan.-St.  W: 

600—2000. 
Kan.-St.:  3bF,  IE,  2E:  400—500. 


574  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale   Bd.  62.  Heft  7. 

4.   Univalentes   Enteritis  Gärtner-Serum   vom  Kaninchen. 
Dieses  Serum  wurde  im  Vet.-Institut  hergestellt  (vgl.  Huber,  p.  100). 
Titer  1 :  4000. 

Agglutinationsversuche. 
Enteritidis  Gärtner:  4800, 

PB:  Claus,  Infekt.,  Frau  Müller,  Sanabaß,  Mirus:  50. 
SP :  Omen  50,  Ostertag  — . 
Kan.-St.:  IF  —  6F  und  4aW  -. 
Kan. -St. :  IE,  2E  und  sämtliche  Kan.-St.  W  mit  Ausnahme  von  4a W:  80—300. 

5.  Normale  Sera. 
Normales   Pferde-    und   Kaninchenserum  1  :  50   wurde    von    keinem 
Kan.-St.    innerhalb    24    Stunden    agglutiniert ;    ebenso    wurde    normales 
Taubenserum  1:50  nicht  agglutiniert. 

6.  Physiologische  Kochsalzlösung. 
Agglutination  konnte  bei  keinem  Kan.-St.  festgestellt  werden. 

7.  Agglutinierendes  Immunserum,  hergestellt  mit 

Kan.-St.  2F. 
Mit  Kan. -Stamm  2F  wurde  zwecks  Gewinnung  eines 
agglutinierenden  Serums  ein  Kaninchen  behandelt.  Die 
Immunisierung  geschah  mittels  intravenöser  Injektion  durch  1  Stunde 
bei  60^  abgetöteter  24-stündiger  Agarkultur  und  subkutaner  Einspritzung 
lebender  Kultur. 

Immunisierungsprotokoll. 
Kaninchen  1,  grau,  cf,  Gewicht  2600  g. 
28.  4.  11  1  Oese    iv.  (Ohrvene) 

5.  5.  11     Gewicht  2600  g        3  Oesen  iv. 
12.5.11  „        2500,,        6      ,         „ 

18.  5.  11  „        2500  „       10      „        „    1  Agarkultur  sk. 

24.  5.  11  „        2250  „       Probeagglutination  1 :  12  000. 

Das  Kaninchen  wird  entblutet. 

Agglutinationsversuche. 
Es  wurden   8  PB,   und  zwar  Pß   Saarbrücken  9600,    Starke  10200,   Mathes  9600, 
Frankenthal  12  000,  Kettenhofer  6400,  Claus  9600,  Frau  Müller  6400  und  Mirus  6000, 
und  5  SP,  und  zwar  SP  Höchst  9600,  Ostertag  10  200,  Wassermann  10000,  Gans  9500, 
Onen  10  200  agglutiniert;  außerdem  sämtliche  Kan.-St. 

Kan.-St.:  4aF  und  2cW  9600;  3cW  9500,  3aW  und  4cW700Ü;  aUe  übrigen 
10  000—15  000. 

In  derselben  Weise  wie  das  Kaninchen  wurde  mit  Kan.-St.  2F  eine  Taube 
immunisiert. 

Immunisierungsprotokoll. 
Taube  1,  blau-weiß,  $. 
1  Oese    iv. 
3  Oesen  „ 
6       „       „ 
10       „       „    Die  Abschwemmung  einer  Agarkultur  sk. 
Die  intravenösen  Injektionen  wurden  in  eine  Vene  unter  den  Flügeln  gemacht, 

Am  24.  Mai  sollte  analog  der  Kauinchenimmunisierung  eine  Probe- 
agglutination gemacht  werden.  Die  Taube  war  jedoch  am  23.  Mai  schwer 
krank,  so  daß  sie  zu  sterben  drohte;  sie  wurde  deshalb  entblutet. 

Die  Sektion  ergab  ausgedehnte  Nekrose  des  rechten  Brustmuskels 
(Injektionsstelle):  der  rechte  Brustmuskel  ist  im  Vergleich  zu  dem  linken 
stark  hervorgewölbt.  Auf  dem  Durchschnitt  sieht  man,  daß  diese  Schwellung 
von  erbsen-  l)is  haselnußgroßen,  grauen,  trockenen  Herden  herrührt, 
welche  sich  auch  strangförmig  in  die  umgebende  Muskulatur  fortsetzen. 


28.  4. 

11 

5.  5. 

11 

6.  5. 

1] 

18.  5. 

11 

Adam  u.  Meder,  üeber  Paratyphus-B-lnfektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.   575 


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576 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Daneben  bestand  geringgradige  Darmentzündung,  Milztumor,  Leberschwel- 
lung. Aus  den  Organen  konnten  die  injizierten  Bakterien  in  Reinkultur 
gezüchtet  werden ;  ebenso  fanden  sich  massenhaft  Bakterien  gleicher  Art 
an  der  Injektionsstelle  bis  tief  in  die  Muskulatur  hinein.  —  Agglutinations- 
versuche wurden  nur  mit  einem  Teil  der  Kan.-St.  gemacht.  Die  Resultate 
sind  auf  Tabelle  I  verzeichnet. 

Die  Resultate  der  Agglutination  mit  den  Kan.-St.  sind  in  der 
Tabelle  I  übersichtlich  zusammengestellt.  In  Tabelle  II  finden  sich 
8  PB-  und  5  SP-Stämme,  welche  mit  dem  von  Kan.-St.  2F  hergestellten 
Kaninchenserum  agglutiniert  sind. 

TabeUe  II. 
Agglutinierendes  Kaninchenserum,  hergestellt  mit  Kan.-St.  2  F. 


Bezeichnung  des 

nach 

nach 

Bezeichnung  des 

nach 

nach 

Stammes 

2  Stunden 

6  Stunden 

Stammes 

2  Stunden 

6  Stunden 

PB  Saarbrücken 

4000 

9  600  (10  000) 

SP  Höchst 

5200 

9  600(10  000) 

PB  Starke 

6400 

10  200(11  100) 

SP  Ostertag 

6400 

10  200(11000) 

PB  Mathes 

4500 

9  600  (10  000) 

SP  Wassermann 

6000 

10  001  (10  500) 

PB  Frankenthal 

6400 

12  000  (12  800) 

SP  Gans 

5200 

9  500  (10  300) 

PB  Kettenhofer 

3000 

6  400(  7  000) 

SP  Onen 

6400 

10200(11000) 

PB  Claus 

5200 

9  600(10  500) 

PB  Frau  Müller 

3500 

6  400(  7  000) 

PB  Mirus 

4000 

6000(  6  800) 

Castellanischer  Absorptionsversuch. 

Wie  aus  der  Tabelle  I  ersichtlich,  agglutinierten  1  E,  2E  und  sämtliche 
W-Stämme,  mit  Ausnahme  von  4a  W,  Enteritis-Gärtner-Serum.  Um 
nun  zu  sehen,  inwieweit  diese  Nebenagglutinine  auf  die  Hauptagglutination 
von  Einfluß  ist  bzw.  um  festzustellen,  ob  bei  den  3  Seuchen  eine  Misch- 
infektion vorliegt,  wurde  an  dem  agglutinierenden  mit  Kan.-St.  2 F  he  •- 
gestellten  Kaninchenserum  der  Castellanische  Absorptionsver- 
such ausgeführt,  und  zwar  derart,  daß  mit  1  ccm  Serum  8  große  Oesen 
einer  24-stündigen  Agarkultur  von  einem  Enteritis-Gärtner-Stamm  vei- 
rieben  wurden.  Nach  24-stündigem  Verweilen  im  Brutschrank  wurde 
die  Aufhellung  im  Kühlschrank  abgewartet ;  das  Serum  wurde  dann  ab- 
pipettiert. Es  zeigte  sich  dabei,  daß  das  Serum  nur  wenig  von  seiner 
ursprünglichen  agglutinierenden  Fähigkeit  den  Kan. -Stämmen  gegenüber 
verloren  hatte.   Wie  aus  der  Tabelle  III  ersichtlich,  verloren  am  meisten 

Tabelle  III. 


Bezeichnung  des 

nach 

nach 

Bezeichnung  des 

nach 

nach 

Stammes 

2  Stunden 

6  Stunden 

Stammes 

2  Stunden 

6  Stunden 

Kan.-St.  IF 

5000 

10  500  (12  300) 

Kan.-St.  laW 

8000 

10000(11000) 

V       2F 

5600 

12  000  (12  500) 

„       IbW 

7000 

10  200  (10  500) 

„       3aF 

5200 

10  200  (10  300) 

„       IcW 

5000 

8000  (  8500) 

„       3bF 

6000 

12  000(13  000) 

„       2a\V 

5000 

8  500  (  9  000) 

,       4aF 

5000 

8000(  9  0)0) 

„       2bW 

5000 

8  000  (  8  500' 

r,           4bF 

5120 

6  500(  7  000) 

„       2c  W 

6000 

9  000(10000) 

„       5aF 

5200 

8  000  (  9  000) 

„       3a  W 

5000 

8000  (  8  500) 

r,        öbF 

6500 

10  000(11500) 

„       3bW 

5000 

7  500  (  8  000) 

V       6F 

5200 

10  400(10  600) 

„       3cW 

4500 

5  600  (  6  000) 

;    IE 

5600 

10  500  (12  (X)0) 

„       4aW 

8000 

12  000(12  800) 

n          2E 

5000 

10  000  (12  000) 

„       4bW 

8000 

10000(10  200) 

„       4c  W 

3000 

6000  (  6  500) 

Adam  u.  Meder,  üeber  Paratyphus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.   577 

St.  3bF,  4bF,  5aF,  5bF.  IE,  2E,  laW,  IcW,  2aW,  2bW,  3bW, 
3cW,  4bW,  und  zwar  um  durchschnittlich  2000.  Die  Resultate  sind 
aus  der  TalDelle  III  ersichtlich. 

Aus  vorstehenden  Agglutinationsergebnissen  ist  zu  ersehen,  daß 
einmal  sämtliche  Kan.-St.  durch  Paratyphus-R-Sera  wenn 
auch  nicht  bis  zur  Titergrenze,  so  doch  sehr  hoch  agglutiniert 
wurden;  dann,  was  vor  allem  beweiskräftig  ist:  echte  Paratyphus-B- 
Stämme  vom  Menschen,  ebenso  Suip  e  stifer-Stämme  wurden 
durch  ein  mit  einem  Kanarienstamm  (Kan.-St.  2F)  her- 
gestellten Kaninchenserum  fast  bis  zur  Titergrenze 
agglutiniert.  Die  Beeinträchtigung  der  Agglutination  nach  Ab- 
sorption der  Nebenagglutinine  mit  Hilfe  des  Enteritis-Gärtner-Stammes 
dürfte  bei  der  Höhe  der  Agglutination  ohne  größere  Bedeutung  sein. 

Tierpathogenität. 

Fütterungs-  und  Impf  versuche. 

3  Meerschweinchen  wurden  vom  10.  5.  bis  10.  6.  11  täglich  mit  50  ccm 
einer  24-Btündigen  Bouillon mischkultur  der  Kan.St.  F  und  E  und  vom  19.  6.  bis 
19.  7.  3  Meerschweinchen  mit  Kan.St.  W  wie  vorher  gefüttert.  Die  Kultur 
wurde  in  eine  Schale  gegossen  und  von  den  Tieren  stets  gern  genommen.  Daneben 
erhielten  sie  ihre  tägliche  Futterration  wie  die  übrigen  Tiere. 

Am  28.  6.  starb  1  Meerschweinchen  der  drei  mit  Kan.St.  W  vom  19.  6. 
ab  gefütterten.  Die  Sektion  ergab:  Hämorrhagische  Entzündung  des  Dickdarms  und 
Milztumor.  In  den  Organen  und  dem  Herzblut  fanden  sich  im  Ausstrich  zahlreiche 
kurze  dicke  Stäbchen;  sie  konnten  in  Eeinkultur  aus  Herzblut  und  Organen  gezüchtet 
werden. 

Die  übrigen  5  Meerschweinchen  zeigten  keinerlei  Krankheitserscheinungen  auch 
einige  Wochen  nach  dem  Fütterungsversuch. 

Vom  10.  5.  11  ab  wurden  je  2  weiße  Mäuse  täglich  mit  2  ccm  je  eines 
Kan.St.  F  und  E  und  vom  19.  6.  ab  mit  Kan.St.  W  gefüttert.  Die  Mäuse  wurden 
vor  der  Fütterung  während  dreier  Tage  beobachtet  und  erhielten  während  dieser  Zeit 
Semmel  in  Milch  und  Hafer.  Ein  Teil  der  Semmel  wurde  nun  in  kleinen  Glas- 
schälchen  in  der  Kultur  während  10  Minuten  eingeweicht;  nachdem  die  Mäuse  diese 
Semmel  verzehrt  hatten,  erhielten  sie  Semmel  mit  Milch  und  Hafer  wie  sonst.  Mit 
denselben  Semmeln  und  derselben  Milch  wurden  sämtliche  weißen  Mäuse  des  Instituts 
gefüttert.  Es  starb  keine  Maus  während  dieser  Zeit;  dagegen  starben  von  den  mit 
Kulturen  gefütterten : 

Am  19.  5.  Maust  von  2E  mittags  gegen  12  Uhr,  nachdem  beide  bereits  am 
Morgen  krank  waren  und  nichts  mehr  gefressen  hatten.  Maus  2,  welche  sich  wieder 
erholte,  starb  am  24,  Mai.    Also  die  eine  9,  die  andere  14  Tage  nach  Beginn  der  Fütterung. 

Mit  der  aus  Maus  1  gezüchteten  (Milz)  Reinkultur,  weiche  in  ihren  sämt- 
lichen Merkmalen  der  Ausgangskultur  gleich  war,  wurden  zwecks  Prüfung  der 
Virulenzsteigerung  vom  23.  Mai  ab  2  weitere  Mäuse  gefüttert.  Von  diesen 
starb  die  erste  am  30.  Mai,  7  Tage,  die  zweite  am  1.  Juni,  9  Tage  nach  der  Fütterung. 
Es  war  mithin  bei  der  ersten  Maus  eine  Virulenzsteigerung  von  2  Tagen  zu 
konstatieren. 

Von  jetzt  an  starben  nacheinander  folgende  Mäuse: 

20.  5.  Maus  1  u.  2  von  Kan.St.  2  F  u.  Maus  1  von  Kan.St.  4b  F,  3a  F  u.  1  F. 

21.  5.      „      2  von  Kan.St.  3a  F  u.  1  F;  Maus  1  von  Kan.  1  E. 
22.5.      „      1     „    Kan.St.  5  b  F,  6  F,  4  a  F. 

23.  5.      „      1  u.  2  von  Kan.St.  3b  F;  Maus  2  von  Kan.St.  1  E. 

24.  5.      „2  von  Kan.St.  6  F. 

25.  5.      „      2     „    Kan.St.  4bF  u.  4aF. 
31.  5.      „      1     „    Kan.St.  5  a  F. 

Es  blieben  also  am  Leben  nur  Maus  2  von  5  a  F  und  5  b  F. 

Von  den  vom  19.  6,  11  ab  mit  Kan.St.  W  gefütterten  Mäusen  starb  am 

28.  6.  Maus  1  von  1  b  W. 

30.  6.      „      1     „    4  b  W. 

2.  7.      „      1     „    Ic  W  u.  2c  W. 

3.  7.      „      1     „    2a  W  u.  4c  W. 
5.  7.      „      2     „    4c  W. 

8.  7.      „      1     „    3a  W  u.  3b  W. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Hcft   7.  37 


578  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

9.  7.  Maus  2  von  3b  W  u.  2a  W. 
11.7.      „      2     „    2c  W  u.  Maus  1  von  3c  W. 
14.  7.      „      2     „     1  c  W. 

Es  blieben  also  am  Leben  beide  Mäuse  von  laW  u.  IbW,  2b  W  u.  4a  W. 
1  Maus  von  3a  W,  3c  W  u.  4b  W. 

Beide  Mäuse  starben  von  1  c  W,  2  a  W,  2  c  W,  3  b  W  u.  4  c  W.  Es  ist  hierbei 
auffallend,  daß  offenbar  die  aus  dem  Darm  gezüchteten  Stämme  virulenter 
waren,  als  die  anderen  aus  Herzblut  und  Milz  gezüchteten  Stämme. 

Der  Sektionsbefund  war  bei  allen  Mäusen  derselbe: 

Mehr  oder  weniger  ausgeprägte  Darmentzündung,  Milztumor  (Milz  oft  um  das 
Fünffache  vergrößert)  Hyperämie  sämtlicher  Organe.  Aus  den  Organen  konnten  die 
gefütterten  Bakterien  in  Reinkultur  gezüchtet  werden;  jedoch  gelang  es  nur  selten,  sie 
aus  dem  Herzblut  zu  züchten.  Dieses  war  meist  steril.  Ebenso  fanden  sich  im  Herz- 
blut und  Organausstrichen  nur  sehr  selten  kurze  dicke  Stäbchen. 

Vom  15.  9.  bis  24.  9.  10  erhält  ein  bis  dahin  gesunder  Kanarienvogel  (Kan.  I), 
welcher  neben  Körnerfutter  altbackene  Semmel  5  Tage  lang  als  Futter  erhielt ,  die 
Semmel  in  24-stündige  Bouillonkultur  von  Kan. St.  5a  F  eingeweicht  (2  ccm)  vorgesetzt. 
Die  Semmel,  welche  nicht  aufgefressen  war,  wurde  täglich  entfernt  und  durch  frische 
ersetzt. 

Am  25.  9.  zeigte  sich  das  Tier  nicht  mehr  so  munter,  wie  sonst  und  läßt  die 
Flügel  ein  wenig  hängen.  Die  Bouillonkulturfütteruug  wird  unterbrochen.  Der  Zu- 
stand verschlimmert  sich  immer  mehr;  es  treten  die  oben  beschriebenen  Krankheits- 
erscheinungen immer  stärker  auf  und  am  27.  9.  morgens,  12  Tage  nach  Beginn  der 
Fütterung  liegt  das  Tierchen  tot  im  Käfig. 

Sektion:  Totenstarre  gut  ausgebildet;  die  Beine  wurden  krampfhaft  vom  Körper 
fortgestreckt;  Hals  steif  zur  Seite  gebogen.  Nährzustand  mäßig  gut;  die  sichtbaren 
Schleimhäute  blaß.  —  Vorkammer  strotzend  mit  schwarzrotem,  unvollkommen  ge- 
ronnenem Blut  gefüllt;  ebenso  rechte  Herzkammer.  —  Lungen  etwas  stärker  durch- 
feuchtet. 

Magen  und  Darmwand  zeigen  starke  Gefäßinjektion.  Der  Darm  enthält  etwas 
grün-weißen,  zum  Teil  auch  rötlichen  dickflüssigen  Inhalt.  Schleimhaut  ödematös  ge- 
schwollen, und  diffus  gerötet.  —  Milz  um  das  Doppelte  vergrößert.  Leber  rotbraun, 
stark  brüchig,  blutreich;  Nieren  brüchig,  graurot. 

Im  Herzblut,  den  Organen  und  Darm  fanden  sich  die  gefütterten  Bakterien  in 
Reinkultur;  sie  verhielten  sich  wie  die  der  Ausgangskultur. 

Mit  1  Oese  einer  aus  Herzblut  gezüchteten  24-stündigen  Agarkultur  wird  am 
28.  9.  ein  Kanarienvogel  (Kan.  II)  sk.  an  der  rechten  Brustseite  infiziert. 

Kan.  II  ist  am  3.  10.  nicht  mehr  recht  munter;  Futteraufnahme  ist  gering.  Er 
wird  am  nächsten  Tag  öfter  von  Schüttelfrösten  befallen,  sitzt  mit  gesträubten  Federn, 
den  Kopf  zwischen  den  Flügeln  versteckt,  da  und  taumelt  öfter  hin  und  her.  Nach- 
mittags wird  das  Tier  auf  dem  Rücken  liegend  in  schwachen,  abwechselnd  etwas  stärker 
werdenden,  krampfhaften  Zuckungen  liegend  aufgefunden,  bis  gegen  5  Uhr  in  tiefem 
Coma  der  Tod  (6  Tage  n.  d.  I.)  eintritt. 

Sektionsbefund:  An  der  Impfstelle  (r.  Brustbein muskel)  ist  die  Haut  in  der 
Ausdehnung  eines  Zehnpfennigstückes  gelb,  trocken,  nekrotisch,  hohl  aufliegend  und 
läßt  sich  leicht  abheben.  Die  Impfwund'e  ist  offen.  Die  Unterhaut  ist  bröckhg  intensiv 
gelb  gefärbt,  desgleichen  die  Brustmuskulatur,  die  in  der  Ausdehnung  eines  Zehn- 
pfennigstückes bis  zur  Tiefe  von  1—2  mm  nekrotisch  ist  besonders  auf  der  rechten 
Seite,  jedoch  auch  in  etwa  V?  cna  breiten  Rande  die  Unke  Brustseite  ergriffen  hat  und 
sich   ca.  ^L  cm  weit  auf  die  Bauchdecken  fortsetzt.     Sonstiger  Befund  wie  bei  Kan.  I. 

Aus  Herzblut  und  Organen  wurden  die  verimpften  Bakterien  in  Reinkultur  ge- 
züchtet. 

Am  15.  und  16.  6.  11  erhält  ein  Kanarienvogel  (Kan.  III),  welcher  5  Tage  lang 
beobachtet  wurde  und  keine  Krankheitserscheinungen  gezeigt  hatte,  wie  oben  je  1  ccm 
24-stündiger  Bouillonkultur  von  Kan. St.  laW.  Am  17.  Juni  ist  das  Tier  traurig, 
Futter-  und  Wasseraufnahme  wird  verweigert.  Die  Erscheinungen  sind  dieselben  wie 
oben  beschrieben  und  am  18.  Juni  morgens  (3  Tage  n.  d.  ersten  Fütterung)  ist  das 
Tier  tot. 

Sektionsbefund:  Hämorrhagische  Darmentzündung,  Milztumor. 

Aus  Herzblut  und  den  Organen  werden  die  gefütterten  Bakterien  in  Reinkultur 
gezüchtet.  Sie  unterscheiden  sich  von  der  Ausgangskultur  nur  dadurch,  daß  sie 
Traubenzucker  stark,  Milchzucker  nicht  vergären,  während  die  Ausgangskultur  beide 
Zuckerarten  nicht  angriff. 

Am  19.  4.  11  erhielt  ein  Kaninchen  (3150  g)  zwecks  Immunisierung  \\  Oese 
und  am  21.  »/»  Oese  lebender  24-stündiger  Agarkultur  von  Kan. St.  2F  intravenös 


Adam  u.  Med  er,  lieber  Paratyphus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.   579 

(Ohrvene)  injiziert.  Am  22.  April  zeigte  sich  das  Kaninchen  schwer  krank:  Con- 
junctivitis, vermehrte  Atmung,  keine  Futteraufnahme.  Vom  23.  auf  24.  April  trat  der 
Tod  ein  (2550  g). 

Sektionsbefund:  Enteritis  catarrhalis,  Milztumor,  Hyperämie  von  Leber  und 
Nieren.  Aus  Herzblut  und  Organen  konnten  die  injizierten  Bakterien  in  Reinkultur 
gezüchtet  werden ;  ebenso  fanden  sich  im  Ausstrichpräparat  zahlreiche  kurze,  dicke 
Stäbchen. 

Am  19.  Juni  erhielt  eine  Maus  (Maus  1)  Va  "id  eine  (Maus  2)  1  ccm  einer 
24-stündigen  Bouillonkultur  der  Kan.Ste  F  und  E"  subkutan  am  Rücken  injiziert; 
desgleichen  am  22.  Sept.  von  den  Kan.St.en  W. 

Von  deu  am  19.  Juni  geimpften  waren  am  3.  Juli  sämtliche  Mäuse  gestorben  mit 
Ausnahme  von  Maus  1  von  4b  F;  von  den  am  22.  Sept.  geimpften  am  25.  Sept.  alle 
bis  auf  Maus  1  von  la  W,  2aW  und  Maus  2  von  3  b  W.  Diese  am  Leben  gebliebenen 
Mäuse  zeigten  sich  einige  Tage  laug  nach  der  Injektion  krank,  erholten  sich  aber  dann 
wieder  und  blieben  auch  fernerhin  gesund. 

Der  Sektionsbefund  bei  den  verendeten  Tieren  war  derselbe,  wie  bei  den  durch 
Fütterung  gestorbenen ;  jedoch  fanden  sich  bei  einzelnen  Tieren,  besonders  bei  denen, 
die  länger  am  Leben  blieben,  Nekrosen  der  Haut  und  der  darunter  liegenden  Musku- 
latur an  der  Impfstelle. 

Am  9.  9.  lü  erhielt  ein  bis  dahin  gesunder  Kanarienvogel  1  Oese  einer  24- 
stündigen  Agarkultur  von  Kan.St.  3a  F  subkutan  von  der  Vorderbrust.  Am  12.  nach- 
mittags ist  das  Tierchen  nicht  mehr  so  munter,  wie  sonst,  sitzt  am  13.  den  ganzen  Tag 
mit  gesträubtem  Gefieder  am  Boden  des  Käfigs,  indem  es  den  Kopf  zwischen  den 
Federn  verborgen  hält,  und  bleibt  auch  des  Nachts  in  dieser  Stellung.  Auf  die  Um- 
gebung wird  nur  sehr  mangelhaft  geachtet.  Am  14.  morgens  (4^4  Tag  n.  d.  I.)  liegt 
es  tot  im  Käfig.  Der  Sektionsbefund  ist  derselbe  wie  S.  578  beschrieben.  An  der  Impf- 
stelle hat  sich  eine  ausgedehnte  Nekrose  ausgebildet.  Sie  ist  der  bei  Kan.  II  be- 
schriebenen gleich,  jedoch  noch  stärker  ausgebreitet.  Die  Wunde  an  der  Impfstelle  ist 
nicht  verheilt. 

Aus  dem  Herzblut,  den  Organen  und  dem  Darm  konnten  die  verimpften  Bak- 
terien in  Reinkultur  gezüchtet  werden ;  sie  verhielt  sich  wie  die  Ausgangskultur. 

Giftbildung. 

Am  8.  9.  11  erhielt  je  eine  Maus  V2  ccm  4  Wochen  alter  Bouillon- 
kultur der  einzelnen  Kan.-Stämme  intraperitoneal  injiziert.  Die  Kulturen 
wurden  1  Stunde  lang  auf  65°  erhitzt  und  dadurch  abgetötet;  die  Keim- 
freiheit wurde  durch  Uebertragung  auf  Agar  geprüft.  Innerhalb  3  Tagen 
starben  die  Mäuse  von  Kan.St.  3  a  F,  5  a  F,  5  b  F,  1  b  E,  und  4  b  W,  alle 
übrigen  Mäuse,  unter  denen  einige  krank  waren,  sich  jedoch  wieder  er- 
halten, blieben  am  Leben. 

Der  Sektionsbefund  war  mit  Ausnahme  von  Milztumor  und  Hyper- 
ämie der  inneren  Organe  bei  den  gestorbenen  Tieren  negativ. 

Die  aus  Herzblut,  Milz  und  Darm  isolierten  Kan.-Stämme  weisen 
nach  diesen  Untersuchungen  eine  ausgesprochene  Tier  patho- 
gen i  tat  auf.  Dagegen  scheint  die  Bildung  von  hitzebeständigen  Toxinen 
nicht  in  erhöhtem  Maße  vorhanden  zu  sein. 

Zusammenfassung. 

Aus  vorliegenden  Untersuchungen  geht  ohne  Zweifel  hervor,  daß 
es  sich  bei  unseren  3  Seuchengängen  um  eine  Infektion  mit  Bakterien 
der  Hogcholeragruppe,  und  zwar  mit  echten  Paratyphus-B- 
Bakterien  handelt.  Es  beweist  dies  nicht  nur  die  völlige  Ueber- 
einstimmung  auf  den  gebräuchlichen  Nährböden,  das 
Gärungsvermögen  und  das  negative  Verhalten  der  Indol- 
reaktion  gegenüber,  sondern  vor  allem  die  Agglutination  fast 
bis  zur  Titergrenze  mit  Paratyphus-B-Sera,  ganz  besonders 
aber    die    Agglutination    fast   bis    zur   Titergrenze    echter 

37* 


580  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

vom  Menschen  stammender  Paratyphus-B-Stämme  durch 
ein  mit  einem  K an. -Stamm  (Kan.St.  2F)  hergestellten  Kanin- 
chenserum. Es  ist  hierdurch  zugleich  der  Beweis  erbracht,  daß 
unsere  Kan. -Stämme  den  Menschenstämmen  sehr  nahe 
verwandt,  wenn  nicht  gleich  sein  müssen.  Ferner  ist  auch 
die  verhältnismäßig  hohe  Virulenz  nicht  nur  Kanarienvögeln,  sondern 
auch  Mäusen,  Meerschweinchen  und  Kaninchen  gegenüber  zu  berück- 
sichtigen. Und  es  ist  die  Möglichkeit  nicht  von  der  Hand  zu  weisen, 
daß  auch  Menschen,  wie  z.  B.  die  mit  der  Pflege  und  Wartung  der  Tiere 
betrauten  Personen,  sich  durch  länger  fortdauernde  Aufnahme  der  Er- 
reger infizieren  können. 

Einige  Bemerkungen  zur  Therapie  der  beschriebenen  Kanarienvogel- 
seuchen. 

Was  die  Behandlung  der  soeben  beschriebenen  Seuchen  anbetrifft, 
so  wurden  mit  den  allgemeinen  Seuchenmaßregeln  sehr  gute  Erfolge 
erzielt.  Die  erste  Forderung  muß  die  Trennung  der  Ge- 
sunden von  den  Kranken  sein,  und  zwar  müssen  die  Gesunden, 
wenn  irgend  möglich,  wiederum  einzeln  in  Käfigen  gehalten  werden. 
Der  Kot  ist  täglich  zu  entfernen  und  zu  verbrennen;  Futter-  und  Wasser- 
näpfe werden  am  besten  zusammen  mit  dem  Käfig  täglich  ausgekocht 
bzw.  desinfiziert.  Den  Kranken  gibt  man  als  Trinkwasser  3  — ö  g  Eisen- 
vitriol auf  1  1  Wasser;  sie  werden  am  besten  ebenfalls  iso- 
liert, d.  h.  einzeln  oder  zu  zweien  in  Käfige  gesetzt.  Daß 
diese  Maßnahmen  nicht  immer  durchzuführen  sind,  ergibt  sich  bei 
einem  größeren  Bestände  von  selbst.  Die  Seuche  ist  dann  jedoch  auch 
schwerer  zu  bekämpfen.  Bei  Züchter  W.  z.  B.  hörte  bereits  8  Tage 
nach  Einführung  dieser  Maßnahmen  das  Sterben  auf  und  trat  auch 
nicht  wieder  auf,  als  später  die  Tiere  wieder  zusammen  in  die  Hecke 
kamen. 

Daß  die  zeitige  Erkennung  der  Seuche  auch  von  praktischer  Bedeutung 
ist,  erhellt  schon  aus  den  erheblichen  pekuniären  Verlusten,  die  in  unseren 
Fällen  entstanden  sind,  ganz  abgesehen  davon,  daß  eine  Uebertragung 
auf  den  Menschen,  wie  bereits  oben  angedeutet,  nicht  von  der  Hand  zu 
weisen  ist;  jedenfalls  sind  die  Besitzer  in  diesen  Fällen  auf  diese  Möglich- 
keit aufmerksam  zu  machen. 

B.   Untersuchungen  über  das  Vorkommen  von  Bakterien  der 
Coli-Typhusgruppe  im  normalen  Kanarienvogeidarm. 

Um  festzustellen,  ob  bereits  im  normalen  Kanarienvogeldarm  Ver- 
treter der  Coli- Typhusgruppe  vorkommen,  wurde  im  Anschluß  an  die 
oben  beschriebenen  Untersuchungen  der  Darmkanal  von  10  gesunden 
Kanarienvögeln  untersucht. 

Es  wurde  dabei  folgendermaßen  verfahren :  Bevor  die  Tiere  getötet 
wurden,  bheben  sie  3—5  Tage  lang  zwecks  Untersuchung  ihres  Gesund- 
heitszustandes unter  ständiger  Beobachtung.  Sie  erhielten  hierbei  das- 
selbe Futter  (Körnerfutter)  wie  seither  und  Leitungswasser.  Sie  wurden 
dann  mit  Chloroform  getötet,  und  aus  dem  Darm  an  drei  verschiedenen 
Stellen  (Vorder-,  Mittel-  und  Enddarm)  mit  der  Platinöse  steril  Material 
entnommen  und  auf  Bouillon  zwecks  Anreicherung  übertragen.  Nach 
6— 24-stündigem    Verweilen    im    Brutschranke    wurden    v.  Drigalski- 


Adam  u.  Meder,  lieber  Paratyphus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln  etc.   581 

Platten  beschickt.    Außerdem  wurden  Ausstrichpräparate  angefertigt  und 
nach  Gram  und  mit  Methylenblau  gefärbt. 

Befand. 

Mit  Ausnahme  von  No.  5  waren  sämtliche  10  Tiere  gesund.  Die 
Futter-  und  Wasseraufnahme  ließ  nichts  zu  wünschen  übrig;  die  Tiere 
hüpften  munter  in  ihrem  Käfig  umher.  Der  Kot  war  festweich  und 
wurde  in  Form  von  Würsten  abgesetzt.  No.  5  dagegen  saß  gleich  nach 
der  Ankunft  im  Institute  traurig  mit  gesträubten  Federn  im  Käfig;  zeit- 
weilig war  das  Tierchen  munterer,  Futter  und  Wasser  wurde  ebenfalls 
aufgenommen,  der  Kot  war  dick-  und  dünnbreiig  bis  wässerig.  Dieses 
Tier  wurde  am  6.  Tage  getötet. 

Der  Bakterienbefund  war  nun  sehr  überraschend.  Außer  feinen 
grampositiven  und  -negativen  Einzel-  und  Doppelkokken  sowie  Kurz- 
stäbchen fanden  sich  im  Darmkanal  der  9  gesunden  Kanarien- 
vögel weder  Vertreter  der  Coli-  noch  der  Typhusgruppe 
vor.  Dieser  Befund  machte  sich  bereits  bei  der  Anreicherung  in  Bouillon 
bemerkbar,  wo  selbst  nach  mehrtägigem  Bebrüten  keine  Trübung  eintrat. 
Anders  verhielt  sich  dagegen  der  Darminhalt  von  No.  5. 

Auf  den  v.  Drigalski- Platten  von  allen  3  Darmabschnitten  von 
No.  5  gingen  zahlreiche  rote  und  blaue  Kolonieen  auf.  Die  roten  Kolo- 
nieen  bestanden  aus  echten  Coli -Bakterien,  welche  sich  in  ihrem 
kulturellen  Verhalten  in  keiner  Weise  von  anderen  Coli- Arten  unter- 
scheiden. 

Die  blauen  Kolonieen  stehen  den  Paratyphus-B-ähnlichen  Bakterien 
nahe.  Lackmusmolke  wurde  erst  gerötet  und  nach  längstens  5  Tagen 
gebläut;  jedoch  war  der  blaue  Farbenton  niemals  so  tief  wie  bei  den 
echten  Paratyphus-B-Bakterien.  Milch-  und  Traubenzucker  wurde 
nicht  vergoren.  In  dem  Verhalten  auf  den  übrigen  Nährböden  verhielten 
sie  sich  wie  Coli -Bakterien. 

Soweit  wir  die  Literatur  übersehen,  ist  die  Tatsache,  daß  im 
normalen  Darmkanal  von  Kanarienvögeln  überhauptkeine 
Coli-Bakterienvorkommen,bishernochnichtfestgestellt. 
Man  muß  vielmehr  aus  dem  positiven  Befund  des  Darmkanals  von  No.  5 
schließen,  daß  die  Anwesenheit  des  Bacterium  coli  commune 
bereits  krankmachend  wirkt. 

Zusammenfassung. 

Im  Darmkanal  von  9  gesunden  Kanarienvögeln  konnten  keine 
Coli-Bakterien,  geschweige  denn  Vertreter  der  Typhusgruppe  nach- 
gewiesen werden. 

Es  scheint  demnach  das  Bacterium  coli  commune  kein 
steter  Bewohner  des  Kanarienvogeldarmes  zu  sein. 

In  dem  einen  Falle  dagegen,  wo  sie  gefunden  wurden,  hatten  sie 
zweifellos  einen,  wenn  auch  geringen,  Darmkatarrh  (dünner  Kot)  hervor- 
gerufen. 

Inwieweit  hieraus  der  Schluß  berechtigt  ist,  daß  das  Vorhandensein 
von  Coli-Bakterien  im  Darmkanal  von  Kanarienvögeln  etwas  Patho- 
logisches ist,  müßten  noch  nähere  Untersuchungen  klarzustellen  suchen. 


582  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Am  Schlüsse  dieser  Arbeit  ist  es  uns  eine  angenehme  Pflicht,  Herrn 
Prof.  Dr.  Eber  für  die  Ueberlassung  des  Materials  und  Herrn  Privat- 
dozenten Dr.  P.  Schmidt,  vom  Hygienischen  Institut  der  Universität, 
für  die  wertvollen  Ratschläge  unseren  ergebensten  Dank  auszusprechen. 

Literatur. 

1)  Freese,    Ucber    seuchenhaftc    Erkrankungen    mit    septikämischem    Charakter    bei 
Kanarienvögeln.     (Dtsche  tierärztl.  Wochenschr.  1907.  No.  36.  p.  501.) 

2)  Huber,  E.,   Beiträge  zur  Bakteriologie  des  normalen  Pferdedarmes,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Bakterien  der  Coli-Typhusgruppe.    [Inaug.-Diss.]   Leipzig  1910. 

3)  Joest,  E.,    Eine  durch  Bakterien   der  Enleritisgruppe   verursachte  Kanarienvogel- 
seuche.   (Ber.  üb.  d.  tierärztl.  Hochschule  Dresden.  1906.  p.  110.)     Dresden  1907. 

4)  Kern,  F.,   Eine   neue    infektiöse   Krankheit    der   Kanarienvögel    (Kanariencholera). 
(Dtsche  Zeitschr.  f.  Tiermed.  Bd.  22.  1897.  p.  171.) 

5)  Pf  äff,  F.,  Eine  infektiöse  Erkrankung  der  Kanarienvögel.    (Centralbl.  f.  Bakt.  etc. 
Abt.  I.  Orig.  Bd.  38.  p.  275.) 

6)  Rieck,   M.,    Eine  infektiöse  Erkrankung  der  Kanarienvögel.     (Dtsche  Zeitschr.  f. 
Tiermed.  Bd.  15.  1889.  p.  68.) 

7)  Zsupän,  K.,  Infektiöser  Magen-Darmkatarrh  bei  Kanarienvögeln  (Kanarientyphus). 
(Ref.  in  Jahresber.  v.  Ellenberger  u.  Schütz.  1909.  p.  352.) 

8)  Zwick,  W.,  Untersuchungen  über  eine  Kanarienvogelseuche.   (Zeitschr.  f.  Infektions- 
krankh.  d.  Haustiere.  Bd.  4.  p.  33.) 


Nachdruck  verboten. 

Eine  Untersucliuiigsreiüe  über  die  Veränderung  einer 
Urinbakterie  in  den  menscliliclien  Harnwegen.. 

Von  Ejnar  S0renseii,  Kopenhagen. 

Ich  habe  früher  in  der  Zeitschrift  für  Urologie.  1910.  H.  10  einen 
Fall  von  spontaner  Genesung  von  diabetischer  Pneumaturie  mitgeteilt. 
Dieser  Fall  hat  in  seinem  späteren  Verlauf  Verschiedenes  von  bakterio- 
logischem Interesse  geboten,  weshalb  ich  meine  Beobachtungen  hier 
mitteilen  möchte. 

Es  handelte  sich  um  einen  älteren,  an  Glykosurie  leidenden  Mann, 
bei  dem  in  den  letzten  zwei  Jahren  reichliche  Luftansammlung  in  der 
Blase  beobachtet  worden  war.  Die  Ursache  dieser  Luftausammlung  war 
eine  Gärung  in  dem  zuckerhaltigen  Harne,  verursacht  von  einer  stark 
Zucker  vergärenden  Bakterie  Bacterium  pneumaturiae,  einem  kurzen, 
dicken,  unbeweglichen  Stäbchen  mit  abgerundeten  Enden,  von  der  Größe 
des  Bact.  coli  commune.  Sie  wurde  teils  einzeln,  teils  zu  mehreren 
aneinander  gekettet  gefunden ;  häufig  waren  diese  Ketten  zu  langen 
„Fäden"  ausgewachsen.  Beim  Aussäen  des  steril  entnommenen  Harnes 
zeigte  es  sich,  daß  diese  Bakterie  in  Reinkultur  gefunden  wurde.  Die 
Bakterie  wurde  mit  den  gewöhnlichen  Färbemitteln  gefärbt;  sie  war 
nicht'  säurefest  und  färbte  sich  nicht  nach  Gram.  Viele  Bakterien  ent- 
hielten entweder  in  den  Polen  oder  im  Zentrum  Teile,  die  sich  stärker 
färben  ließen.  In  den  verschiedenen  Nährsubstraten  bildete  das  Bak- 
terium lange  „Fäden";  diese  „Fäden"  traten  schon  in  ganz  jungen 
Kulturen  auf.  In  Kulturen,  die  zweimal  24  Stunden  alt  waren,  sah  man 
„Fäden"  von  mehr  als  10  (Gliedern;  in  älteren  Kulturen  solche  von  mehr 
als  20  Gliedern.  Die  Gliedteilung  konnte  nicht  immer  in  den  Fäden 
beobachtet  werden ;   diese  waren    bisweilen   von   solcher  Länge,   daß   sie 


Serensen,  Veränderung  einer  Urinbakterie  in  den  menschl.  Harnwegen.     583 

sich  über  das  ganze  Gesichtsfeld  ausdehnten.  Die  Bakterie  hatte  keine 
Kapsel  und  bildete  nicht  Sporen.  Sie  wuchs  in  Bouillon  und  bildete 
einen  Rand  von  weißen  Bakterien  auf  dem  Reagensglas  an  der  Bouillon- 
oberfläche. Sie  bildete  stark  schleimige  Belage  auf  der  Oberfläche  von 
schrägen  Agar.  Beim  Berühren  dieser  Belage  bildeten  sich,  wenn  man 
die  Nadel  aus  dem  Glase  zog,  bis  meterlange,  feine  Schleimfäden;  außer- 
dem entstanden  Luftblasen  in  der  Agarsubstanz.  Auf  Gelatineplatten 
wuchsen  die  Bakterien  als  stark  prominierende,  kegelförmige  Kolonieen, 
die  sich  auf  der  Oberfläche  nicht  ausbreiteten.  Dagegen  zeigten  sie 
wenig  oder  gar  kein  Wachstum  auf  gekochten  Kartofteln,  aber  starken 
und  schleimigen  Wuchs  auf  alkalinisierten ,  gekochten  Kartofleln  und 
Luftentwickelung  in  Milch-,  Trauben-  und  Rohrzuckerbouillon  binnen 
20  Stunden. 

Bei  Injektion  in  das  Peritoneum  wirkte  die  Kultur  binnen  20  Stunden 
tödlich  auf  Meerschweinchen  und  weiße  Mäuse. 

Eine  Kultur,  die  ca.  "V4  Jahre  später  der  Blase  des  Patienten  ent- 
nommen wurde,  zeigte  das  gleiche  mikroskopische  und  kulturelle  Ver- 
halten, nur  zeigten  die  Kolonieen  auf  den  Gelatineplatteh  Neigung,  sich 
auf  der  Oberfläche  der  Gelatine  auszubreiten. 

Die  Pneumaturie  verschwand  spontan  nach  Verlauf  von  2  Jahren, 
obgleich  stets  Zucker  und  Bakterien  im  Harne  gefunden  wurden. 

Ich  dachte  darum  an  die  Möglichkeit,  daß  die  Zucker  vergärende 
Bakterie  im  Laufe  der  Zeit,  während  ihres  Aufenthalts  in  der  Blase, 
die  Fähigkeit,  Zucker  zu  vergären,  verloren  hätte,  und  über  Unter- 
suchungen will  ich  hier  mitteilen. 

Als  die  Pneumaturie  verschwunden  war,  nahm  ich  im  März  1910 
eine  Untersuchung  des  Bakterieninhalts  der  Blase  vor.  Es  zeigte  sich, 
daß  der  steril  entnommene  Harn  ebenso  wie  früher  eine  Reinkultur 
enthielt.  Das  mikroskopische  Bild  dieser  Bakterie  war  genau  dasselbe, 
wie  das  der  früher  im  Harne  nachgewiesenen  Bakterie.  Die  Form,  Größe, 
Polkörner,  Unbeweglichkeit,  Fadenbildung,  Verhältnis  zu  den  Färbe- 
mitteln usf.  stimmten  genau  überein.  Es  war  aber  ein  hervortretender 
Unterschied  vorhanden.  Die  Bakterie  wollte  nicht  Gas  entwickeln, 
weder  in  Trauben-  noch  Milch  oder  Rohrzucker.  In  Kulturen  zeigte 
diese  Bakterie  keinen  sicheren  Unterschied  von  der  vorhin  beschriebenen, 
weder  in  Milch,  Gelatine  oder  Agar;  nur  fand  man  hier  natürlich  keine 
Luftblasen  in  den  Nährsubstraten.  Die  einzigen  sicheren  Unterschiede, 
außer  der  Veränderung  in  der  Gärungsfähigkeit,  bestanden  darin,  daß 
diese  letztere  Bakterie  keinen  schleimigen  Wuchs  auf  schrägem  Agar 
gab,  und  auf  Kartoffeln  stärker  wuchs,  auch  bildete  sie  in  Bouillon- 
kulturen keinen  Rand.  Hier  lagen  nur  zwei  Möglichkeiten  vor:  War 
die  frühere  Bakterie  in  der  Blase  des  Patienten  ausgestorben  und  durch 
eine  andere  ersetzt,  event.  von  einer  anderen  verdrängt,  oder  war  es 
die  frühere  Bakterie,  die  im  Organismus  eine  so  bedeutende  Veränderung 
erlitten  hatte,  daß  das  Krankheitsbild  des  Patienten  hier  ganz  verändert 
wurde  ? 

Die  zuckervergärende  Bakterie,  die  ich  früher  der  Blase  des  Pa- 
tienten entnommen  hatte,  war  für  mich  ausgestorben;  ich  konnte  also 
nicht  wissen,  ob  die  im  Reagensglase  gleichfalls  die  Fähigkeit,  Gas  zu 
entwickeln,  verloren  hatte. 

Um,  wenn  möglich,  die  Frage  zu  lösen,  zog  ich  die  zuletzt  ge- 
fundene, nicht  luftentwickelnde  Bakterie  auf  verschiedenen  Nährsubstraten, 
in   der  Hoff"nung,   daß   sie  ihre  Gärfähigkeit  wiedererlangen  möge.    Ich 


584  Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

zog  sie  vom  März  1910  bis  zum  Januar  1911,  ohne  daß  sie  aber  irgend- 
welche Neigung  zeigte,  Gas  zu  entwickeln. 

Am  6.  Januar  1911  impfte  ich  von  einer  Kartoffelkultur  in  eine 
2-proz.  Traubenzuckerbouillon,  die  ich  in  Stubentemperatur  stellte.  Die 
Kultur  wurde  täglich  besichtigt,  zeigte  aber  keine  Spur  von  Gasentwicke- 
lung, bis  sie  am  8.  Februar  plötzlich  sehr  kräftige  Gärung 
zeigte. 

Die  Gärung  war  so  bedeutend,  daß  sich  eine  ca.  1  cm  hohe  Lage 
Schaum  auf  der  Bouillonoberfläche  im  Reagensglase  bildete.  Der  Baum- 
wollenstöpsel war  während  der  33  Tage  nicht  entfernt  worden.  Ich 
machte  von  der  Kultur  Aussaat  auf  Gelatineplatten.  Die  Kolonieen  auf 
der  Gelatine  sahen  gleichartig  aus.  Bei  Impfung  von  verschiedenen 
Kolonieen  in  15  Gläser  Traubenzuckerbouillon  zeigten  alle  15  Kulturen 
gleichartige,  lebhafte  Gärung. 

Diese  gärende  Bakterienforen  wurde  näher  untersucht.  Sie  verhielt 
sich  mikroskopisch  ganz  wie  die  früheren,  sowohl  die  gasentwickelnden, 
wie  die  nichtgasentwickelnden  Formen.  In  Kulturen  verhielt  sie  sich 
ganz  wie  die  nichtluftentwickelnde  Form,  nur  zeigte  sich,  außer  ihrer 
Gärfähigkeit,  auch  die  Fähigkeit,  Milch  zu  koagulieren,  und  außerdem 
hatte  sie  einen  Teil  ihres  schleimigen  Charakters  wiedererworben. 

Die  Kartoffelkultur,  von  der  die  gärende  Kultur  stammte,  wurde 
ebenfalls  näher  untersucht;  sie  konnte  in  Traubenzucker  kein  Gas  ent- 
wickeln, und  ebenso  verhielt  sich  eine  Agarkultur.  Diese  beiden 
Kulturen  aber  hatten  die  Fähigkeit  erworben,  in  Milch- 
zucker Gas  zu  entwickeln,  und  zwar  nach  Verlauf  längerer  Zeit, 
von  4 — 12mal  24  Stunden  bei  37°^).  Diese  beiden  Kulturen  verhielten 
sich  übrigens  ganz  gleich.  Da  also  die  nichtgasentwickelnde  Bakterien- 
form plötzlich,  ohne  nachweisbare  Ursache,  ihre  Fähigkeit,  Gas  zu  ent- 
wickeln, wiedererworben  hatte,  konnte  man  erwarten,  daß  die  Bakterie, 
die  fortwährend  in  der  Blase  des  Patienten  gefunden  wurde,  ebenfalls  die 
Fähigkeit,  Gas  zu  entwickeln,  wiedererworben  habe.  Bei  äußerlicher 
Untersuchung  des  Patienten   schien  dies  jedoch   nicht  der  Fall  zu  sein. 

Anfang  September  1911  ergab  sich  bei  Untersuchung  des  Patienten, 
daß  die  Blase  Gas  enthielt,  und  der  steril  entnommene  Harn  enthielt 
dieselbe  Bakterie  wie  früher. 

Die  Bakterie  hatte  aber  nun,  ebenso  wie  die  Reagens- 
glaskultur, die  Fähigkeit,  Gas  zu  entwickeln,  wieder- 
erworben. 

Die  Bakterie  verhielt  sich  im  wesentlichen  wie  die  erstentnommene 
Kultur  vom  Januar  1908;  sie  koagulierte  aber  jetzt  Milch,  aber  wie 
früher  konnte  man  aus  der  Agarkultur  mit  der  Impfnadel  mehr  als 
meterlange,  feine  Schleimfäden  aus  dem  Reagensglase  herausziehen. 

(Mit  dieser  Bakterie  zusammen  fand  sich  in  der  Blase  des  Patienten 
ein  bewegliches  Stäbchen,  das  sich  in  Kulturen  genau  wie  Bact.  coli 
commune  verhielt.  Diese  Bakterie  war  möglicherweise  bei  der  Katheteri- 
sation  eingeführt  worden,  da  Patient  mehrmals  wegen  der  Luftansammlung 
in  der  Blase  katheterisiert  worden  war,  ehe  die  Kultur  entnommen 
wurde.) 

Ich  gebe  hier  ein  Schema  über  die  verschiedenen  Bakterienformen. 

G.  heißt  Gasentwickelung,  S.  Säurebildung. 


1)  Kulturen  von  dieser  gasen  twickelnden  Kultur  verhielten   sich  wie  III  c.    (Siehe 
Schema.) 


Sörensen,  Veränderung  einer  ürinbakterie  in  den  menschl.  Harnwegen.     585 


I 

11 

III  a 

III  b 

Vorstehende 

III  c 

Vorstehende 
Kultur  auf 

IV 

Kultur  von 
der  Blase 

Kultur  von 
der  Blase 

Kultur  von 
der  Blase 

Kultur  auf 
Kartoffeln  u. 
Agar  gezogen 

vom  März 
1910  bis 

Trauben - 
zuckerbouiU. 
gezogen    vom 

6.  Januar 
1911  bis 

Kultur  von 
der  Blase 

Januar  1908 

Nov.  1908 

März   1910 

Februar  1911 

8.  Febr.  1911 

Oktober  1911 

Qelatineplatten 

Kegel  förmige 
Kolonieen 

Teils     kegel- 
förmige, teils 
flache  Kolo- 
nieen ^) 

Flache  Kolo- 
nieen 

Flache  Kolo- 
nieen 

Flache  Kolo- 
nieen 

Kegelförmige 
Kolonieen 

Schräger  Agar 

Stark  schlei- 

Stark  schlei- 

Nicht schlei- 

Nicht schlei- 

Schleimiger 

Stark  schlei- 

Gekochte Kartoffeln 

miger  Belag 
Ger.     Wuchs 

miger  Belag 
Ger.     Wuchs 

miger  Belag 
Wuchs 

miger  Belag 
Wuchs 

Belag 
Wuchs 

miger  Belag 
Wuchs 

Alkalinisierte,     ge- 

Lebh. Wuchs 

Lebh.  Wuchs 

Lebh.  Wuchs 

Lebh.  Wuchs 

Lebh.  Wuchs 

Lebh.  Wuchs 

kochte     Kartoffel- 

m. Luftblas. 

m.  Luftblas. 

ohne    Luft- 

ohne    Luft- 

m. Luftblas. 

m.  Luftblas. 

scheiben 

blasen 

blasen 

Milch 

Keine  Koagu- 
lation 

Keine  Koagu- 
lation 

Keine  Koagu- 
lation 

Koagul.  nach 
1.  Monat 

Koagulation 

Koagulation 

Bouillon 

Rand   auf  d. 
Glase 

Rand   auf  d. 
Glase 

Kein  Rand 

Kein  Rand 

Kein  Rand 

Kein  Rand 

Traubenzuck.-Bouil- 

lOD 

ffilchzuckerbouillon 

G.  S. 

G.  S. 

S. 

S. 

G.  S. 

G.  S. 

G.  S. 

G.  S. 

S. 

G.  S. 

G.  8. 

G.  S. 

Rohrzuckerbouillon 

G.  S. 

G.  S. 

s. 

S. 

G.  S. 

G.  S. 

ilannosebouillon 

s. 

G.  S. 

G.  S. 

öalaktosebouillon 

s. 

G.  S. 

G.  S. 

Fruktosebouillon 

s. 

G.  S. 

G.  S. 

Maltosebouillon 

s. 

G.  S. 

G.  S. 

Raffinosebouillon 

s. 

G.  S. 

G.  S. 

Mannitbouillon 

s. 

G.  S. 

G.  S. 

Stärkebouillon 

s. 

G.  S. 

n.  ca.   lOmal 

24  Stunden 

G.  S. 
n.  ca.   lOmal 
24  Stunden 

Inulinbouillon 

0 

0 

0 

Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  6  Bakterienformen  verschiedene  Arten 
sind,  oder  ob  es  sich  um  Varietäten  derselben  Bakterie  handelt. 

III  a,  III  b  und  III  c  sind  zweifellos  dieselbe  Bakterie,  da  die  Ver- 
änderung im  Reagensglas  stattfindet.  I  und  II  finden  sich  beide  in 
Reinkultur  mit  einem  Zwischenraum  von  ca.  ^U  Jahren ;  hier  ist  der 
Unterschied  so  gering,  daß  man  annehmen  kann,  es  handelt  sich  um 
dieselbe  Bakterie. 

I  und  IV  zeigen,  außer  dem  geringen  Unterschiede  in  den  Bouillon- 
kulturen, nur  einen  Unterschied  bezüglich  des  Koagulierens  von  Milch ; 
eine  solche  Veränderung  ist  früher  in  Reagensglaskulturen  von  anderen 
Bakterien  beobachtet  worden,  zeigt  sich  übrigens  auch  hier  bei  III,  und 
rührt   wohl   von   verschiedenen  Umsatzprodukten   des  Milchzuckers   her. 

Endlich  zeigen  III  c  und  IV  nur  einen  Unterschied  bei  den  Kolonieen 
auf  Gelatineplatten :  einen  ähnlichen  Unterschied  sieht  man  aber  auch 
bei  I  und  IL 

Außer  der  genauesten  Uebereinstimmung  der  mikroskopischen  Ver- 
hältnisse   deutet   auch    die   auffallend   stark    schleimige   Konsistenz    der 


1)  Zahlreiche  Verbreitungen  sowohl  von  den  kegelförmigen  als  von  den  flachen 
Kolonieen  gaben  stets  gemischte  Formen  von  kegelförmigen  und  flachen  Kolonieen, 
indem  ein  Teil  der  kegelförmigen  Kolonieen  sich  nach  einiger  Zeit  verflachte. 


586  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Agar-  und  Kartoffelkolonieen  darauf  hin,  daß  es  sich  um  Varietäten  der- 
selben Bakterie  handelt.  Ich  meine  deshalb,  mit  Rücksicht  auf  den 
gemeinsamen  Fundort  der  verschiedenen  Bakterienformen,  und  unter 
Berücksichtigung  der  parallelen  Veränderungen  der  Kulturen  im  Reagens- 
glas und  in  der  Blase,  daß  es  das  einzig  Wahrscheinliche  ist,  daß  es 
sich  um  6  Varianten  derselben  Bakterie  handelt.  Eine  entsprechende 
Veränderung  von  Bakterien  in  dem  menschlichen  Organismus  ist  gewiß 
früher  nicht  nachgewiesen  worden;  es  kommt  mir  aber  als  wahrschein- 
lich vor,  daß  man  bei  eingehenden  Untersuchungen,  z.  B.  der  Bakterien 
des  Darmes,  ähnliche  Verhältnisse  finden  würde,  und  es  ist  vielleicht 
nicht  unwahrscheinlich,  daß  ein  Teil  der  plötzlich  entstehenden  Epidemieen 
(Typhus,  Cholerine)  sich  aus  gleichen,  plötzlich  entstehenden  Verände- 
rungen der  Bakterien  entweder  außerhalb  oder  innerhalb  des  mensch- 
lichen Organismus,  erklären  könnte. 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  Tropenkranklieiteii  in  Süditalien. 

Von  Prof.  Dr.  Umberto  GabW  aus  Rom. 

In  einigen  Beiträgen  in  den  italienischen  und  fremden  medizinischen 
Zeitungen  habe  ich  die  Aufmerksamkeit  auf  einige  Tropenkrankheiten 
gelenkt,  die  in  Calabrien  und  Sizilien  vorkommen. 

Das  Malta fieber,  schon  lange  von  mir  und  meinen  Schülern  be- 
obachtet und  beschrieben,  wurde  bezüglich  der  Aetiologie  und  der  Aus- 
breitung besser  studiert  und  folgende  Tatsachen  von  uns  bestätigt: 

1)  Daß  nicht  nur  die  Maltaziegen  mit  der  Milch  die  Krankheit  fort- 
pflanzen, sondern  auch  die  eingeborenen  und  gekreuzten  Ziegen ; 

2)  daß  die  Krankheit  nicht  nur  in  Sizilien  und  Calabrien  verbreitet 
ist,  sondern  auch  in  Zentralitalien  (Rom,  Florenz,  Pisa,  Lucca,  Livorno 
usw.)  und  in  Norditalien  (Turin,  Mailand,  Venezien).  Seit  unserem  ersten 
Beitrage  über  dieses  Thema  im  Jahre  1906  sind  bis  1911  mehr  als 
120  Arbeiten  veröffentlicht  worden,  von  denen  die  meisten  aus  meinem 
Institute  stammen. 

Ueber  Kala-azar  haben  unsere  Studien  und  Beiträge  eine  be- 
deutende Reihe  von  wissenschaftlichen  Untersuchungen  hervorgerufen, 
und  jetzt  ist  bestimmt  festgestellt: 

1)  Daß  die  Krankheit,  die  klinisch  und  ätiologisch  gar  nicht  ver- 
schieden vom  indischen  Kala-azar  ist,  nicht  nur  in  Calabrien, 
Sizilien  und  Campanien  vorhanden  ist,  sondern  daß  auch  in  Apulien,  auf 
den  Eolischen  Inseln  und  in  Rom  einige  Fälle  gefunden  und  beschrieben 
worden  sind. 

2)  Daß  die  Leishmania  Donovani,  die  Erregerin  der  Krankheit, 
nicht  verschieden  ist  von  jener,  welche  die  Krankheit  an  der  mittel- 
ländischen Küste  hervorruft  (Nordafrika,  Griechenland,  Spanien  usw.). 

3)  Daß  mir  und  meinem  Assistenten  Dr.  Scordo  die  Entdeckung 
zukommt,  daß  „Bonos"  eine  Kinderkrankheit  der  griechischen  Inseln 
(Spezia,  Hydra  usw.),  nichts  anderes  als  Kala-azar  ist.  Wir  haben  die 
Punktion  der  Milz  vorgenommen  und  die  Leishmania  gefunden.  (In 
Spezia,  am  15.  Dez.  1910.) 


Gabbi,  Ueber  Tropenkrankheiten  in  Süditalien.  5g7 

4)  Daß  auf  meinen  Studien  die  bedeutende  Reihe  der  Untersuchungen 
in  verschiedenen  klinischen,  hygienischen  und  pathologischen  Instituten 
Italiens  und  Griechenlands  beruht.  Aus  meiner  Abteilung  für  Troi)en- 
krankheiten  in  der  medizinischen  Klinik  zu  Rom  sind  bis  jetzt  mehr  als 
50  Arbeiten  darüber  hervorgegangen. 

Noch  zwei  andere  tropische  Krankheiten  wurden  von  mir  und  meinen 
Schülern  (Lacava,  Caracoci  und  Zagari)  in  Sizilien  und  Calabrien 
gefunden,  das  Denguefieber  und  Bubo  climatico.  Eine  bedeutende 
Epidemie  des  ersteren  habe  ich  im  Jahre  1907  in  Messina  beobachtet 
(von  Tripolis  eingeführt!),  und  im  Jahre  1908  ist  eine  kleme  von  Cara- 
coci und  Zagari  in  Francavilla  beobachtet  und  studiert  worden.  Fälle 
von  „Bubo  climatico"  sind  bis  jetzt  nur  von  mir  und  Prof.  D  e  L  u  c a 
(Catania)  beobachtet  worden. 


Von  1910  an  wurden  folgende  andere  Krankheiten  entdeckt: 

1)  Die  Orientbeule,  von  mir  und  Lacava  in  Messina  und 
Bovalino  beobachtet  und  beschrieben,  und  dann  auch  von  Jemma 
(Palermo)  und  Puloirenti  (Catania)  und  von  verschiedenen  praktischen 
Aerzten  in  kleinen  Dörfern  von  Calabrien  gefunden.  Diese  Krankheit 
ist  sehr  verbreitet  an  den  Küsten  des  Ionischen  Meeres.  Man  hat  bei 
uns  den  Erreger  der  Krankheit  noch  nicht  genug  studiert. 

2)  Das  Pappatacifieber  (dreitägiges  Fieber).  Im  Jahre  1910 
habe  ich  in  Messina  und  Calabrien  (Dörfer  der  Umgebung  von  Reggio 
Calabria)  die  erste  bedeutende  Epidemie  beobachtet  und  beschrieben, 
die  vom  Juli  bis  September  herrschte  und  mehr  als  4000  Einwohner 
ergriff.  (In  demselben  Jahre,  anfangs  Oktober  beobachtete  ich  die  Krank- 
heit in  Tripolis,  wo  sie  noch  nicht  bekannt  war.)  In  diesem  Jahre  (1911) 
ist  eine  neue  Epidemie  aufgetreten  und  von  mir  auch  studiert  und  be- 
schrieben worden.  Die  Symptome  der  Krankheit  waren  alle  vorhanden. 
Von  wo  kam  nun  zum  ersten  Male  diese  epidemische  Infektion?  Ich 
habe  daran  gedacht,  daß  nach  dem  Erdbeben  in  Messina  aus  Dalmatieu 
eine  kolossale  Menge  von  Holz  eingeführt  wurde,  und  daß  in  jener 
Gegend  das  Pappataci-Fieber  (febbre  estiva  in  Oberitalien  genannt) 
endemisch  ist.  Ist  es  nun  nicht  natürlich,  zu  denken,  daß  mit  den  holz- 
gefüllten Dampfschiffen  ein  Träger  des  unsichtbaren  Virus  der  Krankheit 
eingeführt  sei  und  dieselbe  hierher  ausgebreitet  habe?  Man  muß  auch 
bedenken,  daß  nach  dem  Erdbeben  von  Messina,  wo  alle  kleinen  Städte 
und  Dörfer  der  Umgebung  mit  Trümmern  erfüllt  wurden,  in  diesen  der 
Phlebotomus  pappataci  sehr  gut  lebt  (Grassi).  Sicherlich  haben 
wir  in  den  Jahren  (1910  und  1911)  keine  so  bedeutende  Epidemie  von 
Pappataci  gesehen!  Es  wäre  noch  zu  sagen,  daß  die  Krankheit  sich 
auch  in  Catania  und  Palermo  verbreitet  hat,  und  zwar  durch  Waren  (?) 
oder  Träger  des  unsichtbaren  Virus.  In  diesen  zwei  Jahren  wurden  mehr 
als  12  Beiträge  veröffentlicht  (Signer,  Stefanelli,  DeGaetani, 
Guinta,  Napolitano  und  Tedeschi). 

3)  Ulcus  tropicum:  Von  dieser  Krankheit,  die  ätiologisch  noch 
nicht  vollkommen  untersucht  ist,  hat  Dr.  Lacava  einen  Fall  beobachtet 
und  beschrieben. 

4)  Miyasis  ocularis,  nur  ein  Fall  bis  jetzt  beobachtet,  aber  die 
intestinale  Miyasis  ist  in  Süditalien  häufig. 

5)  Amöbendysenterie:  Ein  interessanter  Fall,  von  Ent- 
amoeba tetragena  erregt,  ist  von  mir  bei  einem  Kranken  beobachtet 


588  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

worden,  der  aus  Nicaragua  gekommen  war.  Mit  dem  Erreger  der  Krankheit 
hat  mein  Assistent,  Dr.  G.  Franchini,  diese  bei  einem  Affen  hervor- 
gerufen und  die  histologischen  Störungen  beschrieben.  Von  ihm  und 
Dr.  Raspaolo  wurden  interessante  Untersuchungen  über  die  Technik 
der  Amöbenzüchtung  veröffentlicht. 

6)  Infektiöse  Splenomegalie,  welche  vielleicht  durch  ein  un- 
sichtbares Virus  erregt  wird,  hat  seit  wenigen  Monaten  meine  Aufmerk- 
samkeit auf  sich  gelenkt.  Die  Symptomatologie  erinnert  an  jene  des 
Kala-azars:  Milz-  und  Leberschwellung,  bedeutende  Anämie  (Oligocythämie 
und  Leukopenie),  unregelmäßiges  Fieber,  Nasenblutungen  und  Darm- 
störungen mit  Asthenie  und  Abmagerung. 


Woher  stammen  nun  diese  Tropenkrankheiten  V  Ich  habe  in  ver- 
schiedenen Arbeiten  zu  demonstrieren  versucht,  daß  einige  dieser  Krank- 
heiten während  der  Kreuzzüge  eingeführt  worden  sind.  So  gewiß  die 
epidemisch-pandemischeu  Infektionen  (Cholera,  Pest  und  gelbes  Fieber) 
vom  tropischen  Asien  und  Amerika  mit  Waren,  Menschen  und  Tieren 
eingeführt  werden,  ist  es  natürlich,  daß  einige  der  Krankheiten,  die  wir 
in  Sizilien  und  Calabrien  (nach  unseren  Studien  auch  in  Griechenland, 
und  nach  jenen  von  Nico  11  e  in  Portugal)  gefunden  haben,  von  den 
alten  römischen  Armeen  eingeführt  worden  sind.  Ich  glaube,  daß  auch 
die  Araber-Invasionen  und  ihre  Herrschaft  in  Süditalien  eine  bedeutende 
Rolle  bei  ihrer  Einführung  gespielt  haben.  In  der  Neuen  Zeit  ist  zu 
bedenken,  daß  Sizilien  durch  seine  Lage  nahe  der  Küste  von  Afrika 
seit  Jahrhunderten  wichtige  Handelsverbindungen  mit  den  Städten  und 
Ländern  dieser  Küste  unterhalten  hat.  Handelsverbindungen,  die,  wie 
ich  schrieb,  durch  die  Vervollkommnung  der  Kauffahrteischiffe  sich  be- 
deutend ausgedehnt  haben.  Daher  haben  sich  die  Ströme  der  mensch- 
lichen Auswanderer  der  Insel  und  von  Calabrien  nach  Malta  und  Tunis, 
Tripolis,  Algier,  Alexandria  in  Aegypten  und  Cairo  nicht  nur  vergrößert, 
sondern  es  haben  sich  in  diesen  Städten  wirklich  blühende  Kolonieen 
gebildet,  in  denen  die  Vermischung  mit  dem  eingeborenen  Element  sich 
immer  mehr  ausbreitet  und  befestigt.  Wer  in  den  Seestädten  der 
Inseln  und  der  calabrischen  Küste  gelebt  hat,  wird  dem,  was  ich  be- 
haupte, zustimmen.  Durch  die  überseeischen  Verbindungen  hat  sich  ein 
immer  mehr  wachsender  Austausch  von  Waren  nicht  nur,  sondern  auch 
von  pathogenen  Virus  entwickelt.  Aber  es  existiert  auch  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  im  Klima,  das  im  Sommer  heiß  und  im  Winter  gemäßigt 
ist;  wachsen  doch  in  Sizilien  Pflanzen,  welche  auch  an  den  nahen  afrika- 
nischen Küsten  wachsen,  aber  nicht  in  Mittel-  und  Norditalien.  Es  ist 
daher  kein  Wunder,  daß  es  auch  Berührungspunkte  bei  den  Krankheits- 
erscheinungen gibt,  besonders  seit  in  einigen  Orten  auch  eine  Ver- 
mischung der  Rassen  eingetreten  ist. 

Das  Studium  dieser  klinisch  noch  unbestimmten  Krankheiten,  deren 
Ursache  wenig  oder  unzureichend  bekannt  ist,  zu  erschöpfen ;  die  Bak- 
terien, die  sie  hervorrufen,  zu  erkennen,  ebenso  wie  die  Wege,  durch 
die  sie  in  uns  eindringen,  die  Mittel  einer  rationellen  Therapie  zu  finden, 
und  zu  ergründen ,  ob  und  wie  sie  in  Zentral-  und  Norditalien  sich 
verbreiten  (neuere  Veröffentlichungen  ergeben  häufig  das  Maltafieber  in 
Rom),  sind  Aufgaben,  die  im  Namen  der  leidenden  Menschheit  und  im 
Interesse  der  Wissenschaft  zu  lösen  sind. 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren.         5g9 


Nachdruck  verboten. 

Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  hei  den  Haustieren. 

Von  Dr.  med.  vet.  Eduard  Lehmann  iu  Jegenstorf  (Schweiz). 

Mit  14  Figuren  im  Text. 

Ueber  Amöbendysenterie  des  Menschen  haben  manche  vortreffliche 
Forscher  geschrieben.  Die  erste  Arbeit  von  großem  wissenschaftlichen 
Interesse  ist  diejenige  von  Loesch  (43)  in  St.  Petersburg,  der  bei  einem 
an  chronischer  Diarrhöe  erkrankten  Manne  Amöben  im  Stuhle  nachwies. 
Nachdem  Kartulis  (32 — 34)  und  R.  Koch  (38)  die  Aufmerksamkeit 
der  Forscher  von  neuem  auf  dieses  Gebiet  gelenkt  hatten,  entstand  bald 
eine  sehr  umfangreiche  Literatur. 

Die  bis  zum  Jahre  1897  erschienenen  Arbeiten  wurden  von  W.  Ja- 
nowski  (26)  einer  genauen  und  eingehenden  Kritik  unterzogen.  Er 
kam  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Ursache  der  gewöhnlichen  Dysenterie  in 
Bakterienassoziationen  gegeben  ist.  Eine  ihrer  Formen  aber,  die  sich  in 
klinischer  und  anatomischer  Hinsicht  von  den  übrigen  deutlich  unter- 
scheidet, die  sogenannte  Tropen dysenterie,  wird  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  durch  die  Assoziation  einer  bestimmten  Amöbenspecies  mit 
Bakterien  veranlaßt. 

Unter  den  neueren  Forschern  kommt  immer  mehr  die  Ansicht  zur 
Geltung,  daß  die  Ruhr  in  zwei  Formen  zerfalle,  wobei  die  epidemische 
durch  Bacillen,  die  endemische  durch  Amöben  hervorgerufen  werde.  Die 
erste  zeichnet  sich  pathologisch  -  anatomisch  durch  katarrhalische  und 
croupös  -  diphtherische  Darmveränderungen  und  klinisch  durch  einen 
akuten,  unkomplizierten  Verlauf  aus.  Die  Amöbendysenterie  ruft  da- 
gegen geschwürige  Veränderungen  im  Dickdarm  hervor.  Die  Krankheit 
zeigt  einen  chronischen,  rezidivierenden  Verlauf  und  Neigung  zu  Kom- 
plikationen, wie  Leberabszeß,  Perforationsperitonitis. 

Ich  verzichte  auf  eine  Besprechung  der  einschlägigen  Literatur,  da 
diese  viel  zu  umfangreich  ist,  um  hier  in  Kürze  im  Auszug  mitgeteilt 
werden  zu  können.  Nur  auf  die  pathologische  Anatomie  der  durch  die 
Amöben  hervorgerufenen  Veränderungen  gehe  ich  genauer  ein. 

Es  steht  fest,  daß  diese  Parasiten  beim  Menschen  Geschwüre  im 
Dickdarm  und  Leberabszesse  veranlassen.  Die  Erkrankung  beginnt  mit 
einer  katarrhalischen  Affektion  und  Hyperämie  der  Schleimhaut.  In 
schweren  Fällen  bildet  sich  eine  charakteristische  Ulzeration  heraus.  Die 
Submucosa  ist  der  am  stärksten  ergriffene  Teil  des  Darmes,  indem  es 
hier  zu  Nekrose  des  Gewebes  kommt.  Die  über  dieser  liegende  Mucosa  ist 
nur  in  beschränkter  Ausdehnung  ergriffen.  Dadurch  entstehen  typische 
Geschwüre  mit  unterminierten  Rändern.  Die  anatomischen  Veränderungen 
beginnen  in  der  Submucosa  und  gehen  nach  der  Oberfläche  der  Mucosa 
zu  (Kruse  und  Pas  quäle,  41).  In  gleicher  Weise  beschreiben  Coun- 
cil man  und  Lafleur  (14)  den  Beginn  der  Erkrankung.  Der  Prozeß 
spielt  sich  nach  ihnen  ab  durch  fortschreitende  Infiltration  und  Erweichung 
im  submukösen  Gewebe  mit  nachfolgender  Nekrosis  der  darüber  liegenden 
Schleimhaut. 

E.  Roos  (54)  infizierte  Katzen  und  untersuchte  den  Darm  der  an  Dysenterie  zu- 

f runde  gegangenen  Tiere.    Er  konstatierte  Verdickung  und  Hyperämie  der  Submucosa, 
auptsächlich   um   die  Lymphfollikel  herum.     Bisweilen   ging  die  Entzündung  bis  zur 
Muscularis.    Manchmal  sind  wiederum  die  Lymphfollikel  davon  betroffen.    Dann  stirbt 


590  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

ein  Teil  derselben  ab,  und  man  sieht  an  ihrer  Stelle  zahlreiche  Amöben,  die  bis  zur 
Muscularis  mucosae  vordringen,  welche  ihr  weiteres  Vordringen  zu  verhindern  scheint. 
Die  Blutkapillaren  sind  intensiv  erweitert;  zuweilen  verstopfen  die  Amöben  sie  dergestalt, 
daß  es  zu  Gewebsnekrose  in  der  nächsten  Umgebung  kommt.  Roos  sah  auch  Amöben 
in  Menge  im  Schleime  und  zwischen  den  Darmfalten. 

Mann  er  (45)  beobachtete  in  Wien  bei  einem  Manne  hartnäckige  Diarrhöe.  Die 
Stühle  enthielten  konstant  Amöben  in  Mengen.  Der  Kranke  starb  infolge  Entkräftung. 
Die  Obduktion  zeigte  im  Dickdarm  diffuse  Schwellung  und  Auflockerung  der  Schleim- 
haut und  zahlreiche  tiefe ,  bis  an  die  Muscularis  reichende  Geschwüre.  Die  mikro- 
skopische Darmuntersuchung  zeigte,  daß  der  Zufallsprozeß  nicht  erst  unter  der  Mucosa 
begann.  Die  Schleimhaut  war  ebenfalls  in  großer  Ausdehnung  zerstört.  Der  Verfasser 
erklärt  dies  dadurch,  daß  der  Prozeß  schon  weit  fortgeschritten  war.  In  der  Darm- 
schleimhaut konnten  keine  Amöben  gefunden  werden.  Es  wurden  einer  Katze  frische 
amöbenhaltige  Entleerungen  injiziert  und  hierdurch  blutige  Stuhlentleerungen  hervor- 
gerufen. Die  histologische  Untersuchung  des  Katzendarmes  zeigte,  daß  sich  der  Zer- 
störungsprozeß darin  von  der  Oberfläche  der  Schleimhaut  nach  innen  zu  verbreitete, 
und  zwar  häufig  bis  zur  Muscularis. 

Harris  (23)  nahm  Uebertragungsversuche  auf  Hunde  vor  und  berichtet  ausführ- 
lich über  die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  am  Hundedarm.  Der  Dickdarm 
war  geschwollen,  die  gerötete  Mucosa  mit  Geschwüren  bedeckt  und  zwar,  wenn  die 
Hunde  der  Infektion  erlegen  waren,  im  ganzen  Bereiche  des  Dickdarmes,  wenn  sie  zum 
Zwecke  der  Untersuchung  getötet  waren,  nur  im  unteren  Abschnitt  desselben.  Der 
Prozeß  beginnt  mit  einer  leichten  katarrhalischen  Entzündung  des  von  Amöben  be- 
fallenen Epithels,  der  aber  alsbald  die  völlige  Zerstörung  dieses  Epithels  folgt.  Die 
Muscularis  mucosae  bietet  dem  Weitergreifen  anfangs  entschieden  Widerstand,  und  auch 
nachdem  sie  bereits  durchbrochen  ist  und  die  Nekrose  sich  in  der  Submucosa  weit  aus- 

febildet  hat,  bleiben  oft  noch  Reste  der  Muscularis  mucosae  zwischen  den  nekrotischen 
lassen  von  Mucosa  und  Submucosa  erhalten.  Eine  Ausdehnung  der  nekrotischen 
Herde  bis  in  die  Muscularis  hinein  wurde  nie  beobachtet. 

Nach  Jürgens  (30)  ist  die  Araöbendysenterie  charakterisiert  durch  eine  enorme 
Invasion  von  Amöben  in  die  Schleimhaut  des  gesamten  Dickdarmes  und  insbesondere 
der  Follikel.  Dadurch  entsteht  Zerstörung  der  Mucosa  und  Vereiterung  der  Follikel, 
so  daß  follikuläre  Abszesse  und  follikuläre  Geschwüre  mit  unterminierten  überhängenden 
Rändern  entstehen.  Oberflächliche  Nekrosen  der  Darmschleimhaut,  wie  bei  diphthcriti- 
schen  Prozessen,  waren  nicht  zu  finden  und  solche  Stellen,  welche  bei  makroskopischer 
Betrachtung  den  Beginn  der  Erkrankung  vermuten  ließen,  zeigten  bei  mikroskopischer 
Untersuchung  schon  ein  weit  vorgerücktes  Stadium,  indem  bereits  die  ganze  Schleimhaut 
bis  zur  Muscularis  mucosae  nekrotisiert  war.  Anfangsstadien  fanden  sich  nur  an  Stellen, 
die  makroskopisch  noch  keine  Veränderungen  zeigten.  Bisweilen  war  nur  eine  einzige 
Lieberkühn  sehe  Drüse  von  Amöben  befallen;  diese  zeigte  den  Beginn  der  Nekrose. 
Anderseits  wurden  noch  völlig  intakte  Drüsen  voll  von  Amöben  gefunden,  so  daß  die 
Einwanderung  der  Amöben  das  Primäre,  die  Nekrose  des  Drüsenepithels  das  Sekundäre 
ist.  Weiteres  Vordringen  der  Amöben  führt  zur  Nekrose  der  Mucosa.  Die  Muscularis 
mucosae  bietet  den  Amöben  vorübergehend  Halt.  Bevor  sie  durchbrochen  wird,  er- 
scheint sie  deutlich  nach  der  Submucosa  vorgetrieben.  Es  finden  sich  die  Amöben  in 
der  Submucosa  in  Herden;  sie  konnten  bis  zu  ihrem  Ausgangspunkt  und  der  Durch- 
bruchstelle der  Submucosa  verfolgt  werden. 

Gross  (21)  findet  bei  Infektionsversuchen  an  Katzen,  daß  die  Erkrankung  von 
der  Drüsenscnicht  ausgehe.  Die  Einwanderung  der  Parasiten  in  die  Darmfollikel  ließ 
sich  von  der  Schleimhaut  aus  meist  auf  zirkumskripten  Nekrosestraßen  verfolgen.  In- 
folge der  Invasion  Nekrose  und  Vereiterung  der  Follikel  und  Entstehen  der  Geschwüre. 

Nach  Dopt  er  (16)  dringt  die  Dysenteriearaöbe  nicht  in  die  Drüsenmündungen 
ein,  sondern  durchsetzt  das  Epithel  der  Darmschleimhaut,  um  sich  dann  in  dem  zwischen 
den  Drüsen  gelegenen  Bindegewebe  ihren  Wege  zu  bahnen.  Nach  der  Durch  Wanderung 
der  Mucosa  findet  vor  der  Durchsetzung  der  Muscularis  mucosae  ein  vorübergehender 
Stillstand  statt.  Auf  die  durch  die  Amöben  hervorgerufene  Reaktion  folgt  bald  die  für 
die  Amöbendysenterie  charakteristische  Nekrose. 

Böse  (8)  betont  in  einer  Arbeit  über  Ruhr,  daß  er  im  Gegensatz  zu  den  Befunden 
von  Jürgens  bei  Katzen,  in  Schnitten  des  menschlichen  Darmes  Amöben  niemals  in 
völlig  intakten  Drüsen  gefunden  hat. 

Für  das  Eindringen  der  Amöben  wird  vielfach  angenommen,  daß  das  Colon  für 
sie  der  Locus  minoris  resistentiae  sei  (ßowman,  6).  Ferner  sollen  Bakterien  oder 
andere,  vielleicht  chemische  Schädlichkeiten  die  primäre  Läsion  in  der  Mucosa  hervor- 
rufen und  dadurch  erst  den  Amöben  den  Weg  in  die  tieferen  Schichten  hinein  öffnen, 
wo  sie  dann  in  hohem  Grade  gewebevernichtend  auftreten  (Flexner,  18,  Böse,  8). 
Häufig  wird  angenommen,  daß  die  Amöben  primär  in  das  Gewebe  eindringen  (Jürgens,  30, 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren.         591 

Kuenen,42).  Nach  Schaudinn  (55)  soll  die  pathogene  Amoeba  histolytica 
infolge  ihrem  zähflüssigen,  stets  deutlich  entwickelten  Ektopiasma  befähigt  sein,  in  das 
Darmepithel  einzudringen.  Andere  Forscher  schreiben  den  Amöben  die  Entwickelung 
eines  Toxins  zu,  das  auf  die  Gewebe  vernichtend  einwirken  soll.  Gross  (21)  führt  den 
Tod  der  (in  seinem  Versuche)  infizierten  Katzen  auf  eine  Vergiftung,  durch  von  den 
Amöben  produzierte  Toxine,  zurück,  da  die  Darmveränderungen  zu  gering  seien,  um  als 
Todesursache  auszureichen. 

Die  Amöbendysenterie,  von  A.  Lutz  (44)  als  Amöbenenteritis  bezeichnet,  findet 
ihre  hauptsächliche  Ausbreitung  in  den  Tropen  und  subtropischen  Gegenden  und  daher 
auch  die  Benennung  als  Tropendysenterie.  Besonders  schwer  und  von  großer  Ausdehnung 
ist  ihr  Auftreten  in  Afrika,  Vorder-  und  Hinterindien,  auf  den  Sundainseln,  den  Philip- 
pinen. In  Klimaten,  die  in  der  Aequatorialzone  liegen,  herrscht  die  endemische  Ruhr 
zu  allen  Jahreszeiten,  besonders  am  Ende  der  Regenzeit  und  anfangs  der  trockenen 
Periode  und  wird  während  der  kalten  Zeit  seltener ;  häufig  kommt  sie  mit  Malaria  ver- 

fesellschaftet  vor.  Sie  besitzt  hier  endemische  Herde,  von  wo  aus  eine  Verbreitung  der 
nfektion  stattfinden  kann.  In  den  gemäßigten  Zonen  kommt  die  Amöbeudysenterie 
meist  nur  in  sporadischen  Fällen  vor.  In  Europa  existieren  endemische  Herde  nur 
in  den  südlichen  Ländern,  wie  in  Griechenland,  Italien.  In  Frankreich,  Deutsch- 
land ,  Oesterreich  und  Rußland  sind  meist  nur  sporadische  Fälle  beschrieben ,  von 
denen  viele  in  der  heißen  Zone  akquiriert  wurden.  Jaeger  (28,  29)  hat  bei  zwei  ost- 
preußischen Ruhrepidemieen  in  sämtlichen  zur  Untersuchung  gelangten  Fällen  Amöben 
beobachtet. 

Wie  in  vielen  anderen  Infektionskrankheiten  spielt  auch  bei  der  Aetiologie  der 
Amöbendysenterie  das  Wasser  eine  wichtige  RoUe,  obgleich  es  nicht  gelungen  ist,  darin 
pathogene  Amöben  nachzuweisen.  Viele  Beobachtungen  zeigen,  daß  Wasser,  das  mit 
menschlichen  oder  tierischen  Abfallstoffen  verunreinigt  ist,  ferner  Pfützenwasser  zur 
Erkrankung  Anlaß  geben.  Nach  Kochen  oder  Zufuhr  von  gutem  Trinkwasser  nehmen 
gewöhnlich  die  Krankheitsfälle  ab,  oder  verschwinden  sogar.  Harris  (22)  ist  der 
Meinung,  daß  unhygienische  Lebensweise  die  Infektion  begünstigt. 

Die  Dysenterieamöben  rufen  keine  kontagiöse  Krankheit  hervor,  sondern  sie  sind 
an  gewisse  Stellen  gebunden,  von  wo  aus  sie  immer  eine  Neuinfektion  bedingen.  Hin 
und  wieder  können  sie  auch  sporadische  Erkrankungen  bedingen,  ohne  daß  der  In- 
fektionsherd zu  ermitteln  wäre. 

Diese  Parasiten  werden  von  Schaudinn  (55)  eingeteilt  in  die  nicht-patho- 
gene  Amoeba  coli  und  in  die  pathogene  Amoeba  histolytica.  Ebenso  unter- 
scheidet Craig  (12,  13)  eine  nicht-pathogene  und  eine  pathogene  Darmamöbe;  erstere 
bezeichnet  er  als  Entamoeba  coli,  letztere  als  Entamoeba  dysenteriae.  Vier- 
eck (60)  hat  bei  Untersuchungen  über  Tropeudysenterie  eine  der  Entamoeba  coli- 
ähnliche,  aber  pathogene  Amöbe  gefunden,  die  er  als  Entamoeba  tetragena  be- 
zeichnet. Die  Amoeba  histolytica  vermehrt  sich  nach  Schaudinn  im  Darme 
des  Wirtes  durch  Teilung  und  Knospung.  Bei  eintretender  Heilung,  wenn  die  Lebens- 
bedingungen für  die  Parasiten  schlechter  werden,  treten  Dauer  formen  auf  als  Cysten, 
durch  die  die  Neuinfektionen  bedingt  werden. 

Ueber  das  Vorkommen  von  pathogenen  Amöben  bei  Haustieren  finden  sich  nur 
wenig  Angaben.  Kartulis  (35)  erwähnt  einen  Fall  bei  einem  irischen  Hunde,  der 
nicht  nur  alle  Symptome  der  Dysenterie  bot,  sondern  in  seinen  blutig -schleimigen 
Stühlen  fast  Reinkulturen  von  Amöben  zeigte.  Als  der  Hund  starb,  fanden  sich  die 
Amöben  wieder  in  den  Darmgeschwüren ;  sie  waren  von  menschlichen  Dysenterieamöben 
nicht  zu  unterscheiden. 

Nach  Flexner(19)  scheinen  Darmaraöben  spontan  bei  Affen  vorzukommen, 
die  sonst  für  künstliche  Infektion  wenig  empfängUch  sind.  Blanc  (5)  will  in  der 
Lunge  eines  Hammels  Amöben  gefunden  haben,  welche  ebensolche  Knötchen  hervor- 
rufen sollen,  wie  sich  bei  der  durch  Strongylus  filaria  bedingten  Pneumonia  ver- 
minosa  finden.  Die  angeblichen  Amöben  waren  etwas  größer  als  Amoeba  coli, 
nämhch  60  \l  lang  und  22  jj.  breit  und  hatten  stets  nur  ein  einziges  Pseudopodium. 
Sie  erinnern  den  Verfasser  an  Hyalodiscus  limax,  und  Blanc  glaubt,  daß  es  sich 
um  diese  oder  eine  ähnliche  Amöbenart  handle. 

Die  von  Smith,  Moore  und  neuerdings  von  Curtis  (15)  beschriebene  Blackhead- 
Krankheit  der  Truthiihner,  die  in  einer  durch  Amöben  hervorgerufenen  Enterohepatitis 
bestehen  soll ,  wird  auch  als  eine  durch  Coccidien  bedingte  Erkrankung  bezeichnet 
(Kaestener ,  31). 

Experimentell  läßt  sich  die  Amöbendysenterie  auf  Hunde,  Katzen 
und  Kaninchen  übertragen.  Am  besten  eignen  sich  zu  den  Impfver- 
suchen die  Katzen.  Die  Uebertragung  geschieht  in  der  Weise,  daß 
amöbenhaltiger  Kot   in   das  Rectum    der  Versuchstiere   eingeführt   wird. 


592 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Es  war  mir  vergönnt,  bei  folgenden  Haustieren  betreffende  Parasiten 
zu  finden: 

I.  Amöbendysenterie  beim  Pferde. 

Dünndarm  eines  Pferdes,  das  nach  vierwöchigem  Krankheitsverlauf 
zugrunde  ging.  "Während  der  Krankheit  fraß  das  Tier  mit  Vorliebe 
Dünger  und  Erde, 

Der  ganze  Dünndarm  zeigt  eine  gelockerte  Schleimhaut,  deren  Ober- 
fläche an  vielen  Orten  Lücken  aufweist  und  deshalb  wabenartig  aussieht. 
Ferner  kommen  zahlreiche,  50 — 60  mm  breite  Geschwüre  mit  aufge- 
worfenem Rand  vor,  deren  glatter  Grund  durch  die  Muscularis  gebildet 
wird.  Die  Geschwüre  verteilen  sich  gleichmäßig  auf  den  großen  und 
kleinen  Bogen.     Stellenweise  ist  die  Schleimhaut  pigmentiert. 

Im  Gekröse  bemerkt  man  zahlreiche  strangförmige  myxomatöse  Ver- 
dickungen der  Eingeweidenerven,  die  ich  nicht  weiter  berücksichtigen  werde. 


Fig.  1.  Querschnitt  durch  den  Dünndarm  bei  Amöbenenteritis  des  Pferdes. 
1  Nekrotische  Gewebsschicht,  2  Zellige  Infiltration  der  Mucosa,  3  Begrenzung  dieser 
Zelleninfiltration  durch  Bindegewebe;  4  Muskelschichten. 

Die  Darmwand  ist  deutlich  verdickt,  die  Mucosa  700 — 1800  u  breit, 
die  Muscularis  mucosa  50  ,« ;  darunter  kommt  eine  Rundzellenschicht 
von  2340  /n  vor,  deren  Elemente  oft  in  Follikeln  geordnet  sind.  Dann 
folgt  eine  Ringmuskulatur  von  1170  t-i  und  endlich  das  Peritoneum  von 
40  [L  Dicke  (Fig.  1). 

An  vielen  Orten  liegt  auf  der  Mucosa  eine  Schicht  nekrotischen  Ge- 
webes von  etwa  100  \i  Dicke  (Fig.  Ij).  Die  distalen  Teile  der  Schlauch- 
drüsen sind  bisweilen  noch  erhalten  (Fig.  2^)  und  der  Besatz  der  Drüsen 
noch  deutlich  vorhanden. 

Die  Mucosa  besteht  aus  Rundzellen  mit  einem  runden  Kern  von  3  \l 
und  den  ursprünglichen  Gewebszellen  mit  länglichem,  10  [i  langem  Kern. 
Wo  die  Nekrose  einsetzt,  sind  die  Kerne  nicht  mehr  färbbar. 

Die  Subraucosa  ist  außerordentlich  zellenreich.  Die  Kerne  sind  von 
sehr    verschiedener  Größe,    nämlich   2,5—6  ji;    die   kleinen    homogenen 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren,         593 

gehören  den  Leukocyten  an,  die  großen  mit  bekannter  Kernstruktur  der 
Mucosa. 


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Fig.  2.     Querschnitt    durch    den   Dünndarm    bei   Amöbenenteritis    des    Pferdes. 
1  Mucosa  mit  Schlauchdrüsen,   2  Muscularis  mucosa,   3  Zellig   infiltrierte   Submucosa, 

4  Ringmuskulatur ,    unter    den    Geschwüren    durch    Rundzelleninfiltration    verdickt. 

5  Längsmustulatur,   6  Serosa,   7  Geschwür,   dessen   Grund   mit   nekrotischem  Gewebe 
belegt  ist. 


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Fig.  3.    Schnitt  durch  die  Mucosa  bei  Amöben enteritis  des  Pferdes.     1  Amöben, 
einige  mit  Kernen,  2  Rundzellengewebe. 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft   7.  38 


594  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

Bildet  die  Muscularis  des  Darmes  den  Grund  des  Geschwüres,  so 
ist  sie  hier  stark  verdickt  (Fig.  2^),  weil  zwischen  die  Muskelbündel 
2,5  {X  breite  Streifen  von  Rundzellen  eingelaf^ert  sind.  Auch  die  Serosa 
ist  durch  solche  Einlagerungen  verdickt. 

Amöben  sind  unter  der  Oberfläche  in  großer  Zahl  in  das  Gewebe 
eingedrungen  (Fig.  3).  Die  Größe  derselben  schwankt  zwischen  2 — 28  jt. 
Ihr  größtes  Ausmaß  weisen  sie  im  Gewebe,  dessen  Zellen  die  Kern- 
färbbarkeit  und  Festigkeit  verloren  haben,  d.  h.  im  nekrotischen  Gewebe, 
auf.  In  noch  früheren  Stadien  sind  sie  oft  nur  1  \i  breit,  doch  wohl 
erkennbar  durch  ihre  Farbenreaktion. 


Fig.  4.     Amöben  bei  Enteritis  des  Pferdes.    Dieselben  sind  mit  P'ormol  fixiert  und 
deshalb  homogen.    Form  und  Größe  sehr  verschieden. 


Die  größeren  Amöben  haben  bei  Sublimatfixierung  ein  vielkammeriges 
Protoplasma  (Fig.  3);  bei  Formolfixierung  ist  dasselbe  homogen  (Fig.  4). 
In  den  größeren  Amöben  kommen  Kerne  von  5  \i.  mit  einem  Kern- 
körperchen  von  2  [J.  vor. 

Fig.  4  zeigt,  wie  verschieden  die  Gestalt  der  Amöben  im  Augenblick 
der  Formoleinwirkung  war. 

II.  Amöben  in  den  Wandungen  der  VormSgen  des  Rindes. 

Goretowsky  berichtet  in  einer  Arbeit  „üeber  die  zirkumskripten 
nekrotischen  Schorfe  auf  den  Vormägen  des  Rindes"  folgendes: 

Die  Vormägen  des  Rindes  weisen  in  seltenen  Fällen  in  der  Schleim- 
haut zahlreiche  nekrotische  Schorfe  auf.  Diese  sind  im  Pansen  und  in 
der  Haube  von  rundlicher  Form  mit  einem  Durchmesser  von  1—7  cm. 
Auch  auf  den  Psalterblättern  kommen  sie  vor.  Da  diese  aber  nur  1  mm 
dick  sind,  so  greift  die  Nekrose  durch  das  ganze  Blatt  hindurch,  und 
beim   Herausfallen    des    abgestorbenen  Teiles    entsteht    ein  Fenster,    an 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren. 


595 


dessen  Rand  die  Nekrose  weitere  Fortschritte  macht,  so  daß  manchmal 
durch  die  Fensterbildung  der  größte  Teil  des  Blattes  vernichtet  wird, 
oder  der  Rand  wird  gebuchtet,  kerbig,  und  zwischen  diesen  Buchten 
bleiben  schmale  Gewebefetzen  zurück. 

Auf  der  Schleimhaut  des  Pansens,  der  Schlundrinne  und  der  Haube 
kommen  dicke  und  dünnere,  glatte  und  sternförmig  unebene  Narben  vor. 
Die  erstere  Art  von  Schorfen  ist  fingerdick,  bis  7  cm  breit,  von  hell- 
grauer Farbe,  fest,  trocken.  Sie  lassen  sich  abbröckeln  und  weisen  senk- 
rechte Spalten  auf.  Im  Innern  enthalten  sie  viele  hanfsamen-  und 
erbsengroße  Herde  von  ockergelber  Farbe,  welche  nicht  selten  von  der 
Umgebung  herausgeschält  werden  können. 


Fig.  5.    Nekrotischer  Schorf  auf  der  Schleimhaut  des  Pansens.     Natürliche  Größe. 


Mikroskopisch  bestehen  diese  Krusten  aus  Eiterzellen  mit  vielen 
Fasern  und  Bündeln  von  glatten  Muskelfasern.  Die  ockergelben  Stellen 
enthalten   sehr  viele  braungelbe  prismatische  Kristalle  von  Hämoglobin. 

Die  Krusten  lassen  sich  ziemlich  leicht  von  der  Unterlage  abheben, 
worauf  ein  rundliches  Geschwür  zutage  tritt.  Der  Rand  ist  scharf.  Der 
Grund  wird  stets  durch  die  Muskelschicht  oder  durch  das  Bauchfell  ge- 
bildet. Dieser  Grund  ist  oft  gerippt  und  die  Rippen  entsprechen  den 
Muskelbündeln. 

Die  dünnen  Schorfe  haben  eine  Dicke  von  etwa  2  mm.  Sie  sind 
von  derselben  Beschaffenheit  wie  die  vorigen.  Mikroskopisch  besteht 
die  obere  Hälfte  aus  eingetrocknetem  Exsudat,  die  untere  Hälfte  aus 
nekrotischem  Gewebe  der  Submucosa,  deren  Fibrillen  durch  Einlagerung 
eines  Exsudates,  bestehend  aus  Fibrin,  einigen  Rundzellen  und  viel 
Plasma,  die  auf  die  Entfernung  von  60 — 300  |x  auseinandergetrieben  sind, 

38' 


596 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Das  submuköse  Bindegewebe  erreicht  eine  Dicke 
desselben  ist  verwischt.   Die  Demarkationszone 


Fig.  6.    Geschwür  nach  Ablösung  des  Brandschorfes 
von  der  Schleimhaut  des  Pansens.    Natürliche  Größe. 


von  130  [J-.  Die  Struktur 
wird  von  der  Submucosa 
oder  der  Muscularis  ge- 
bildet; sie  besitzt  eine 
Breite  von  150-200  |x. 
Die  Muskulatur  unter 
der  Demarkationszone 
zeigt  auf  die  Breite  von 
130  [j.,  gequollene,  un- 
deutlich begrenzte  Mus- 
kelfibrillen,  die  eine  un- 
verkennbare Ernährungs- 
störung aufweisen.  Ist 
die  Muskelschicht  in  ihrer 
ganzen  Dicke  nekrotisch, 
so  wird  der  Grund  des 
Geschwüres  durch  das 
Bauchfell  gebildet,  wel- 
ches in  solchen  Fällen 
dunkelbraunrot  imbibiert 
erscheint. 

Die  glatten  und  stern- 
förmig unebenen  Narben 
sind  durchAusheilung  von 
Geschwüren  entstanden. 


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Fig.  7.  Fensterbildung  in  einem  Psalterblatt.  Am  Rande  einige  Schorfe.  Natür- 
liche Größe. 

Auf  den  Blättern  des  Psalters  kommen  zahlreiche  dicke,  über  die 
Oberfläche  hervorragende  braune  Schorfe  vor,  unter  denen  das  Psalter- 
blatt nekrotisch  ist,  so  daß  beim  Abfallen  der  Borken  große  Löcher  in 
den  Psalterblättern   entstehen.    Am  Rande   des  Fensters   bleibt  ein  Teil 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren. 


597 


des  Schorfes  zurück.  Dieser  besitzt  eine  Breite  von  5—6  mm,  eine 
Dicke  von  4  mm  und  besteht  aus  einem  homogenen  nekrotischen  Material, 
in    dem    noch    vereinzelte   Rundzellen    vorkommen.    In    der   Mitte   des 


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Flg.  8.  Psalterblatt,  A  und  B  laterale  Muskelblätter,  zwischen  denselben  das 
dicke  muskulöse  Mittelblatt;  N  normale  Mucosa;  D  nekrotischer  Schorf  mit  der  Demar- 
kationszone neben  den  Muskelblättern. 

Schorfes  befindet  sich  eine  noch  lebende  Zone  von  V2  mm  Dicke,  die 
außerordentlich  reich  an  Rundzellen  ist.  Diese  Schicht  hat  die  Be- 
schaffenheit einer  Demarkationszone. 

An  anderen  Stellen  ist  die  Oberfläche  des  Psalters  fast  überall  von 
Epithel  entblößt.     Sie  trägt  einen  150-1300  |x  dicken  Schorf  (Fig.  SD), 


598 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


der  aus  nekrotischem  Schleimhautgewebe  mit  eingelagertem  Eiweiß  und 
viel  Rundzellen  besteht.  An  einigen  Orten  erscheint  der  Schorf  in  ein- 
facher Lage,  an  anderen  ist  er  in  zwei  Schichten  geteilt.  Auf  demselben 
sind  stellenweise  Reste  des  Epithels  erhalten. 

Unter  dem  Schorf  liegt  die  tiefere  Lage  des  noch  erhaltenen  Schleim- 
hautgewebes mit  sehr  vielen  Rundzellen  und  den  gequollenen  spindel- 
förmigen Kernen  des  Bindegewebes.     Letztere  sind  21 — 25  [i-  breit  und 

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Fig.  9.  Schnitt  durch  den  nekrotischen  Schorf  eines  Psalterblattes.  .S"  Oberfläche, 
M  mittlere  Muskelschicht,  B  nekrotischer  Herd  mit  den  Amöben  an  der  Peripherie. 

7  [I.  dick,  während  die  Kerne  der  Rundzellen  4  [x  messen.  Diese  Schicht 
hat  den  Charakter  einer  heftigen  entzündlichen  Reaktion.  Die  Muskel- 
schicht ist  entweder  noch  normal  oder  durch  Einlagerung  von  Rundzellen 
und  Exsudat  in  verschiedenen  Graden  verdickt. 

Goretowsky  untersuchte  die  erkrankten  Stellen  auf  Bakterien. 
Er  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  es  sich  bei  der  vorliegenden  Erkrankung 
um  eine  Phlegmone,  bedingt  durch  Nekrosebacillensymbiose  mit  Kokken, 
handle.    Er  gibt  aber  selbst  zu,  daß  dies  nicht  einwandfrei  erwiesen  sei, 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren. 


599 


da  er  keine  Reinkulturen  angelegt  und  keine  Uebertragungsversuche  vor- 
genommen habe. 

Eine  nochmalige  genaue  Prüfung  seines  Materials  hat  ergeben,  daß 
im  Gewebe  zahlreiche  Amöben  vorkommen.  Sie  sind  in  die  Submucosa 
eingedrungen,  finden  sich  in  nekrotischen  Herden  und  besonders  an 
deren  Peripherie.     Ihre  Größe  beträgt  hier  2 — 16  \i.. 

In  einem  bei  einem  Kalbe  untersuchten  Fall,  bei  dem  die  Geschwüre 
auch  auf  den  Darm  übergegriffen  haben,  finden  sich  die  Parasiten  im 
unteren  Teil  der  Mucosa.  Sie  erreichen  eine  Größe  von  16  [i,  einige 
wenige  Exemplare  sind  bis  60  [x  groß.  Der  obere  Teil  der  Schlauch- 
drüsen ist  nekrotisch  zerfallen.  Die  Muscularis  mucosae  ist  an  diesen 
Stellen  bis  auf  600  {t  verdickt. 

In  einer,  den  Darmgeschwüren  benachbarten  Mesenteriallymphdrüse 
findet  sich  im  Gewebe  eine  nekrotische  Stelle.  Es  lassen  sich  hier 
jedoch  keine  Amöben  nachweisen. 

Bei  Sublimatfixierung  erscheinen  die  Parasiten  hellblau,  vielkammerig. 
Bei  Formolfixierung  sind  sie  homogen,  dunkelblau  bis  schwarz. 

Wenn  ich  diesen  Befund,  d.  h.  das  stellenweise  massenhafte  Vor- 
kommen von  Amöben  in  den  Geschwüren,  mit  dem  vorhergehenden  vom 
Pferd  und  dem  nachfolgenden  vom  Schaf  vergleiche,  so  komme  ich  zu 
dem  Schlüsse,  daß  es  sich  bei  der  vorliegenden  Erkrankung  um  eine 
Amöbenkrankheit  handelt. 

IIL  AmöbenaDsiedelnng:  im  Darme  ron  Schafen. 

Darm  von  Lämmern  mit  ungewöhnlichen  Fortsätzen  auf  der 
Schleimhaut. 

Auf  letzterer  befinden  sich  große  Knöpfe  von  3  mm  Höhe  und 
3—  5  mm  Breite,  mit  verengter  Basis  aufsitzend.  Sie  bestehen  aus 
weichem  Gewebe  von  der  Konsistenz  der  Darmwand. 


Fig.  10.    Dünndarm  des  Schafes  mit  den  aufsitzenden  Knöpfen.    Vergr.  2 : 1. 


600 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  Abt.  I.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Die  Knöpfe  (Fig.  10)  haben  den  Bau  eines  Blumenkohlgewächses, 
indem  sehr  zahlreiche  Membranen  und  Stämmchen  aus  Bindegewebe 
(Fig.  llj)  von  25 — 50  \i  Dicke  vom  Grunde  des  Knöpfchens  bis  zur 
Oberfläche,  also  auf  die  Höhe  von  3  mm  sich  erheben. 


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Fig.  11.  Schnitt  durch  eine  Darmwarze.  1  Bindegewebige  Stämmchen  und 
Scheidewände.  2  Zerfallsmasse  zwischen  denselben.  3  Epithelialer  Ueberzug  der 
Stämmchen.     4   Submucosa.     5  Ringsmuskulatur.     6   Längsmuskulatur. 


Am  Grunde  sind  dieselben  von  einem  mehrschichtigen  Zylinder- 
epithel von  25  [X  Dicke  besetzt.  Dasselbe  besteht  aus  2 — 3  übereinander 
gelagerten  Schichten  von  Epithel  (Fig.  12  J,  von  denen  die  oberste 
manchmal  mit  einem  deutlichen  Cuticularsaum  von  3  ^t  Dicke  versehen 
ist.  Der  gegen  das  Darmlumen  zugekehrte  Teil  ist  in  großer  Ausdehnung 
von  Epithelien  entblößt  und  nekrotisch. 

Die  Scheidewände  bestehen  aus  Bindegewebsfibrillen  und  ziemlich 
viel  eingelagerten,  länglichen  Kernen  (Fig.  120),  ein  Verhältnis,  das  be- 
sonders in  den  nach  Mallory  gefärbten  Schnitten  deutlich  zum  Aus- 
druck kommt. 

An  manchen  Orten  gewinnt  das  Bindegewebe  plötzlich  an  Dicke 
bis  zu  400  |x.  Der  Epithelüberzug  macht  einem  Rundzellengewebe  Platz 
(Fig.  13.2),  das  die  Zwischenräume  zwischen  den  Scheidewänden  ganz 
ausfüllt.  In  diesem  verdickten  Gewebe  tritt  eine  außerordentlich  große 
Zahl  mit  Hämatoxylin  hellblau  gefärbter  Körper  (Fig.  130)  auf,  von 
denen  die  großen  bei  Sublimatfixierung  vielkammerig  erscheinen. 

Der  Durchmesser  der  kleinen  beträgt  2,5  11,  der  der  größeren  15  |jl. 
Die  allergrößten,  die  manchmal  vielästig  sind,  erreichen  eine  Breite  von 
43  |i.  Bei  sehr  großer  Zahl  zeigt  das  Gewebe  deutlich  Karyolyse,  Ver- 
wischen der  Struktur,  somit  Zeichen  der  Nekrose. 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren. 


601 


Fig.   12.     Schnitt  durch  das  amöbogene  Papillom.     1   Epithel.     2   Bindegewebs- 
stämmcnen. 


Fig.  13.    Schnitt  durch  das  verdickte  Bindegewebe.    1  Amöben.    2  Rundzellen. 


602 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62,  Heft  6. 


Die  Knöpfe  haben  demnach  den  Charakter  eines  Papillomes,  bedingt 
durch  einen  tierischen  Parasiten,  der  zur  Nekrose  führt. 


Fig.  14.     Amöben  aus  der  Darmschleimhaut  des  Schafes. 


Die  Schleimhaut  neben  den  Knöpfen  besitzt  eine  Dicke  von  260  (t 
Die  Zotten  sind  ungefähr  ebenso  hoch,  am  Ende  knopfförmig.  Die 
Submucosa  ist  außerordentlich  zellenreich  und  von  vielen  Parasiten 
durchsetzt;  die  Struktur  des  Gewebes  ist  undeutlich,  nekrotisch.  In 
den  Spalten  der  200  \i  dicken  Muscularis  befinden  sich  einige  bis  50  [x 
große  Parasiten.  Die  Follikel  der  Pey  er  sehen  Plaques  haben  eine 
Dicke  von  200  [i.  Um  sie  befinden  sich  in  den  Spalten  des  Binde- 
gewebes viele  Parasiten. 

Mikroskopische  Technik. 

Ich  arbeitete  nur  mit  konserviertem  Material,  so  daß  ich  keine  Ge- 
legenheit hatte,  die  Parasiten  im  lebenden  Zustand  zu  sehen. 

Zur  Untersuchung  waren  die  Schnitte  in  konzentrierter  wässeriger 
Sublimatlösung  mit  einem  kleinen  Zusatz  von  Salpetersäure  oder  mit 
13-proz.  Formollösung  fixiert  worden.  Nach  der  Härtung  in  Alkohol 
wurde  die  Färbung  im  Stücke  mit  Hämatoxylin  (Hansen)  und  mit 
Orange  G  als  Kontrast  durchgeführt.  Dann  erfolgte  die  Einbettung  in 
Paraffin.  Diese  Färbung  erwies  sich  für  das  betreffende  Material  als 
eine  sehr  günstige,  indem  die  Parasiten  stets  gut  vom  übrigen  Gewebe 
abstachen. 

Ich  versuchte  auch  die  Färbung  mit  Heidenhainschem  Hämato- 
xylin, mit  Anilinblau,  Orange,  Säurefuchsin,  nach  vorhergehender  Beizung 
mit  Phosphormolybdänsäure  nach  Mallory.   Doch  waren  nur  beim  dritten 


Lehmann,  Die  Amöben  als  Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren.         603 

Fall  die  Resultate  annähernd  so  gut,  wie  beim  ersten  Verfahren,  das 
zudem  viel  bequemer  ist. 

Ferner  waren  ohne  Vorteil  die  Färbungen  mit  Pikrokarmin  und 
Methylviolett  nach  dem  Gram  sehen  Verfahren. 

is^ebenbei  sei  bemerkt,  daß  ich  es  nicht  unterließ,  auf  säurefeste 
Bacillen  zu  suchen,  jedoch  ohne  jemals  solche  gefunden  zu  haben. 

Wiederholt  ist  oben  über  die  Verschiedenheit  des  Aussehens  der 
Amöben  in  den  Schnitten,  je  nach  dem  in  Gebrauch  genommenen  Fixa- 
tionsmittel, die  Rede  gewesen.  Die  Fixation  in  7-proz.  Sublimatlösung 
mit  einem  Zusatz  von  2-proz.  Salpetersäure  ergab  vielkammerige  Proto- 
zoen (Fig.  3,  13,  14)  (Gerüstplasma),  ohne  sichtbaren  Inhalt  der  Kammern 
(Enchylema),  dagegen  mit  deutlichem  Kern.  Die  Kamraerscheidewände 
waren  durch  Hämatoxylin  hellblau  gefärbt.  Es  findet  dieser  Befund 
seine  Erklärung  in  der  von  K.  Tellyesniczky  (Arch.  mikr.  Anat.  Bd.  52. 
1898)  festgestellten  Tatsache,  daß  Sublimat  eine  Schrumpfung  des  Plasmas 
bedingt,  und  daß  von  der  Masse  des  Plasmas  sehr  viel  fehlt,  während 
die  Kerne  zu  dunkler  Färbung  neigen. 

Die  in  13-proz.  Formol  fixierten  Parasiten  waren  auffallend  homogen, 
glänzend,  kernlos  und  von  sehr  verschiedener  Gestalt  (Fig.  4).  Hämato- 
xylin färbt  sie  intensiv  blauschwarz.  Nach  F.  Blum  (Enzyklop.  mikr. 
Technik.  1903.  p.  393)  entsteht  durch  Zusatz  von  Formaldehyd  ein  kon- 
sistenter Körper,  denn  es  tritt  Wasser  aus  und  Methylen  ein.  Form- 
aldehyd ist  Fixations-  und  zugleich  Härtungsmittel.  In  13-proz.  Formol- 
lösung sind  die  Amöben  überfixiert  und  so  homogen,  wie  osmierte 
Zellen  (Lee,  Grundz.  mikr.  Techn.  3.  Aufl.  p.  63).  Nach  Reimar  gibt 
Formol  eine  homogene  oder  sehr  feine  Gerinnung  mit  der  besten  Form- 
Erhaltung  (Fortschr.  d.  Med.  Bd.  12.  1894). 

Der  Umstand,  daß  mein  Material  nach  beiden  Verfahren  fixiert  war, 
bot  entschieden  Vorteil.  Die  Formolpräparate  zeigten  eine  gut  erhaltene 
Form  der  Parasiten,  aber  eine  wenig  auffallende  Färbung.  In  den 
Sublimatpräparaten  dagegen  hoben  sich  die  hellblauen,  zudem  auffallend 
vielkammerigen  Plasmaklümpchen  in  zweckmäßiger  Weise  von  der  Um- 
gebung ab. 

Schlußsätze, 
Die  Wirkung  der  Parasiten  auf  die  Darmwand  ist  zunächst  die 
einer  Neubildung  von  Gewebe,  somit  Erzeugung  eines  infektiösen  Granu- 
lomes, das  im  Laufe  der  Zeit  indessen  nekrotisch  zerfällt.  Die  Histo- 
lyse  muß  nach  dem  anatomischen  Befund  auf  die  Erzeugung  eines 
nekrotisierenden  Fermentes  zurückgeführt  werden.  Beim  Pferd  war  die 
Neubildung  des  Granulomes  der  Histolyse  gegenüber  nur  einigermaßen 
im  Vorsprung,  beim  Schaf  dagegen  entschieden  stark  überlegen,  weshalb 
€s  hier  zur  Bildung  ansehnlicher  Papillome  kam.  Beim  Rind  überwog 
die  Nekrose  deutlich,  und  der  Vorgang  war  daher  ein  ausgesprochen 
destruktiver. 

Zum  Schluß  ist  es  mir  die  angenehmste  Pflicht,  meinem  hochverehrten 
Lehrer,  Herrn  Prof.  Dr.  G  uillebeau  ,  für  die  Ueberlassung  des  Materials 
und  seine  gütige  und  vielseitige  Unterstützung  meinen  ergebensten  Dank 
auszusprechen. 


604  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


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606  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Nachdruck  verboten. 

Ueber  3  0  0  0  mit  der  H  ö  g  y  e  s  sehen  Methode  prophylaktisch 
behandelte  Fälle  von  Lyssa. 

[Aus  dem  Instituto  Nacional  de  Higiene  Alfonso  XIII  in  Madrid.] 
Von  Dr.  F.  Slurillo, 

Subdirektor  und  Abteilungsvorsteher  für  Serumtherapie. 

Das  Instituto  Nacional  de  Hygiene  Alfonso  XIII  begann  die  Be- 
handlung der  Wut  im  Jahre  1902.  Bis  März  1911  wurden  seitdem 
3000  Fälle  behandelt.  In  Wirklichkeit  sind  es  etwa  300  mehr,  weil  seit 
2  Jahren  in  Granada,  Zafra,  Zaragoza  und  Pamplona  in  der  gleichen 
Weise  wie  im  Institut  durch  Aerzte  behandelt  wird,  welche  im  Institut 
vorher  praktisch  tätig  waren  und  aus  unserer  Abteilung  das  zur  An- 
fertigung der  Lösungen  nötige  fixe  Virus  (mit  Lyssa  infizierte  Rücken- 
markstücke in  Glyzerin),  entsprechend  der  Högy  es  sehen  Methode,  er- 
halten. Trotzdem  wollen  wir  jetzt  von  diesen  außerhalb  des  Institutes 
behandelten  Fällen  absehen,  um  sie  bei  einer  späteren  Statistik  zu  ver- 
werten. 

Bevor  wir  die  statistischen  Schlüsse  aus  unseren  Fällen  ziehen» 
wozu  wir   uns   um    so  mehr  berechtigt  glauben,   als  anscheinend  nur  in 

2  Instituten  —  dem  von  Budapest  und  dem  von  Madrid  —  die  Methode 
Högy  es  angewandt  wird,  wollen  wir  einige  sachliche  Bemerkungen 
machen. 

Die  erste  ist  eine  warme  Empfehlung  der  Methode.  Die  Einfach- 
heit der  Technik  und  die  Genauigkeit  der  Dosierung  ist  zweifellos  der 
ursprünglichen  und  auch  der  modifizierten  Methode  Pasteur  über- 
legen ;  fügen  wir  hierzu  noch  die  guten  Resultate,  welche,  nach  den 
Statistiken  von  Budapest  und  den  unserigen  zu  schließen,  denen  der 
Methode  mit  trockenem  Rückenmark  mindestens  gleich,  wenn  nicht 
überlegen  sind,  so  wird  man  unsere  überzeugte  Anhänglichkeit  an  die 
ungarische  Methode  begreifen. 

Die  zweite  Bemerkung  betrifft  kleine  Modifikationen,  die  wir  in  die 
Högy  es  sehe  Methode  eingeführt  haben,  und  zwar  haben  wir  1)  die 
hohen  Verdünnungen  (1:10000  und  1:8000)  aufgegeben  und  immer 
mit  Verdünnung  1:6000  angefangen.  Entsprechend  der  Högyesschen 
Auffassung  des  Wutgiftes,  glauben  wir,  daß  die  Toxinmenge  in  den 
Verdünnungen  1  :  10000  und  1 :  8000  so  gering  ist,  daß  mit  ihrer  Ein- 
spritzung nur  Zeit  verloren  wird;  —  2)  verlängern  wir  seit  1909,  auf 
Grund  unserer  Erfahrungen,  in  sehr  schweren  Fällen  (Gruppe  A  mit 
vielfachen  Wunden  in  Gesicht  oder  Händen,  oder  bei  Kranken  derselben 
Gruppe,   die   spät   zur  Behandlung  kommen)  die  Impfungen  auf  weitere 

3  Tage  und  wiederholen  die  Einspritzungen  Tage  18,  19  und  20.  — 
3)  haben  wir  seit  1908  für  leichte  Fälle  einen  Behandlungsplan  von 
16  Tagen  angenommen,  indem  wir  die  Einspritzungen  der  Tage  12  und 
13  vor  Anwendung  der  vom  Tage  14  wiederholen.  Beide  Modifikationen 
stellen  eine  vorsichtige  Verstärkung  der  Behandlung  dar.  —  4)  haben 
wir  die  Immunisierung  der  Tiere  durch  eine  fünftägige  Behandlung  vor- 
genommen, und  bis  jetzt,  wie  wir  später  sehen  werden,  befriedigende 
Resultate  erzielt. 


Murillo,  lieber  3000  prophylaktisch  behandelte  Fälle  von  Lyssa.  607 

Als  dritte  und  letzte  Bemerkung  habe  ich  zu  erwähnen,  daß  wir 
seit  Anfang  dieses  Jahres  ein  mit  starken  rabiziden  Eigenschaften  und 
vom  Autor  ^)  hergestelltes  Serum  in  zweierlei  Weise  angewandt  haben : 
a)  den  von  wütenden  oder  wutverdächtigen  Tieren  Gebissenen,  welche 
innerhalb  von  24  Stunden  nach  dem  Unfall  ins  Institut  kommen  (was 
übrigens  nur  bei  einigen  Bewohnern  von  Madrid  vorkommt),  machen 
wir  sofort  eine  interstitielle  Einspritzung  von  Serum  in  die  Wunde  und 
ihre  Umgebung  (siehe  die  Begründung  hierfür  in  der  erwähnten  Arbeit 
von  Murillo);  b)  auf  Grund  der  Beobachtung,  daß  bei  zwei  von 
anderen  wütigen  gebissenen  Hunden  am  Ende  der  Behandlung  sich 
Lähmungserscheinungen  einstellten,  spritzen  wir  am  Tage  der  ersten 
und  der  letzten  Injektion  allen  in  Behandlung  genommenen  Hunden 
subkutan  5—10  ccm  Serum  gleichzeitig  mit  dem  Virus,  aber  in  verschie- 
dener Gegend  ein. 

Auf  ein  anderes  Gebiet  übergehend,  will  ich  die  Aufmerksamkeit 
auf  einige  Tatsachen  lenken.  Die  bedeutendste  derselben  ist  die.  daß 
wir  unter  den  3000  behandelten  Personen  nicht  einen  Fall  von  Lähmung 
hatten.  Diese  Tatsache  steht  absolut  fest,  da  unsere  Abteilung  mindestens 
ein  Jahr  lang  mit  den  Behandelten  sowohl  direkt  als  auch  durch  Ver- 
mittelung  der  Bürgermeister  oder  der  Aerzte  in  Berührung  bleibt,  und 
da  man  uns  zweifellos  Mitteilung  von  etwa  eingetretener  Lähmung  ge- 
macht hätte,  zumal  uns  öfters  ganz  belanglose  Erscheinungen  mitgeteilt 
werden.  Dieses  Ausbleiben  von  Lähmungen  spricht  in  hohem  Grade 
zugunsten  der  Methode  Högyes. 

Erwähnenswert  zur  Beurteilung  der  wahrscheinlichen  Ursache  der 
im  Gefolge  der  Lyssa  auftretenden  Lähmungen  ist  die  Tatsache,  daß, 
während  wir  bei  3000  Personen  keine  Lähmung  gesehen  haben,  unter 
53  Hunden  bei  2  derselben  Lähmungen  aufgetreten  sind,  und  zwar  bei 
einem  in  Form  einer  Hemiplegie  der  rechten  Seite,  die  in  einem  Monat 
vollständig  geheilt  wurde,  und  bei  dem  andern  in  Form  einer  tödlichen 
aufsteigenden  Paralyse  von  den  Hinterbeinen  an.  —  Wenn  der  Leser 
den  Behandlungsplan  für  die  Hunde,  den  wir  am  Schluß  der  Arbeit 
veröffentlichen,  mit  der  für  Personen  üblichen  Methode  von  Högyes 
vergleicht,  wird  er  leicht  erkennen,  daß  unsere  Methode  eine  intensive 
Behandlungsart  für  die  Hunde  ist,  die  Zeit  von  5  Tagen  und  das  Durch- 
schnittsgewicht dieser  Tiere  in  Betracht  gezogen.  Trotzdem  wollen  wir 
größere  Erfahrungen  sammeln,  ehe  wir  uns  auf  dieses  Gebiet  weiter  ein- 
lassen und  bevor  wir  den  Plan  für  die  Hunde  ändern. 

Auffallend  ist  in  unserer  Statistik,  daß  bei  948  Frauen  unter  den 
3000  Behandelten  alle  Todesfälle,  die  wir  hatten,  zur  Gruppe  der 
Männer  und  Kinder  (Knaben  und  Mädchen)  gehören.  Ist  dies  Zufall 
oder  hat  der  weibliche  Organismus  mehr  Widerstandskraft  gegen  die 
Wutinfektion  ? 

Erwähnen  will  ich  noch,  daß  wir  unter  allen  Behandelten  nur  einen 
Abszeß  der  Bauchwand  zu  beklagen  hatten,  der  übrigens  schnell,  ohne  die 
Kur  unterbrechen  zu  müssen,  ausheilte. 

Uebergehend  zu  unserer  Statistik,  gebe  ich  einen  Ueberblick  unserer 
3000  Fälle  betreffend  deren  Geschlecht  und  Alter: 


1)   Murillo,  F.,  Estudio  experimental  del  suero  antirabico.     (Bolet.  d.   Instit. 
Nacion.  de  Hig.  de  Alfonso  XIII.  No.  25.) 


608 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  1,  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Zahl  der 
behandelten 

1902 

1903 

1904 

1905 

1906 

1907 

1908 

1909 

1910 

Januar 

und       ö 
Februar   ^'^"^'"^ 
1911 

Männer 
Frauen 

Kinder   (unter 
7  Jahren) 

35 

27 
15 

95 
39 
26 

121 
61 
35 

26 
24 

76 

184 

82 

165 
212 

89 

191 

106 

66 

355 

154 
148 

302  ;     67 

123        16 

65        16 

1 

1486 
948 
566 

Summe 

77 

I  160  i  217 

1  129 

342 

466 

363 

657 

490 

!     99 

3000 

In  obigem  Ueberblick  sind  13  Fremde  folgender  Nationalitäten  in- 
begriffen : 

Franzosen  3 

Schweizer  4 

Engländer  1 

Italiener  2 

Oesterreicher  3 

Unter  den  3000  Behandelten  hatten  wir  13  Todesfälle,  6  derselben 
nach  Ablauf  der  ersten  15  Tage  nach  Beendigung  der  Behandlung, 
7  vor  Ablauf  dieser  Frist.  Scheiden  wir  aus  der  Statistik  diese  letzteren 
aus,  wie  es  in  allen  Instituten  üblich  ist,  so  bleiben: 


Zahl  der  Behandelten 


Zahl  der  Gestorbenen 


Proz. 


3000 


6 


0,20 


Da  es  von  Interesse  sein  dürfte.  Näheres  über  jeden  einzelnen  der 
mißlungenen  Fälle  zu  erfahren,  so  gebe  ich  nachstehend  die  Daten  be- 
treffend die  13  Toten  der  Statistik. 


Zeit  von  der 

Personen,  von 

Verletzung 

Zeit  vom 

demselben  Tiere 

Alter 

Angrei- 

Stelle der 
Verletzung 

bis  zum  Be- 

Ende der 

gebissen,  der- 

Jahr 

und  Ge- 

fendes 

ginn  der  Be- 
handlung u. 

Behand- 

selben Behand- 

schlecht 

Tier 

lung  bis 

lung  unter- 

Krankheits- 

zum Tode 

worfen  und 

gruppe 

Erfolg  derselben 

1903 

1)  M.A., 
Mädchen, 
3  Jahre 

Hund 

Oberes  rechtes 
Augenlid  und 
rechte  Hand 

5  Tage  =  B 

4  Tage 

1  Mann.   Nichts 
Besonderes 

1903 

2)  R.  S., 
Mädchen, 
3  Jahre 

1) 

Ausgedehnte 
Wunde  in  Pars 
occipito-masto- 
idea 

2  Wunden  rechter 

6     „    =ß 

46     „ 

keine 

1904 

3)  A.T., 

7      „    =ß 

15     „ 

1  Knabe. 

Mann, 

Handrücken  und 

Nichts  Beson- 

51 Jahre 

Finger 

deres 

1904 

4)  A.  S., 

Mann, 
16  Jahre 

»1 

Innerer  rechter 
Augenwinkel  u. 
Conjunctiva 

3      „    =B 

35     „ 

1  Mann.    Nichts 
Besonderes 

1904 

5)  D.  C, 
Knabe, 

» 

Außenseite  des 

7      „    =B 

16     „ 

1  Knabe  (Bruder 

linken  Unter- 

des Behandel- 

6 Jahre 

arms 

ten).    Nichts 
Besonderes 

1906 

6)  F.D., 

Mann, 

14  Jahre 

Katze 

3.  Glied  rechten 
Zeigefingers 

9     „ 

keine 

1906 

7)  R.A., 

Mann, 
33  Jahre 

Hund 

Erosionen  am 
Rücken  beider 
Hände 

5     „    =A 

270     „ 

1  Mädchen. 
Nichts  Beson- 
deres 

Murillo,  Ueber  3000  prophylaktisch  behandelte  Fälle  von  Lyssa. 


609 


Zeit  von  der 

Personen,  von 

Verletzung  |  Zeit  vom 

demselben  Tiere 

Alter 

Angrei- 

Stelle der          ^!"  ^T  u^'  '   ?°u^  "^f 
Verletzung       \^Zt^t  [    fufbt 

gebissen,  der- 

Jahr 

und  Ge- 

fendes 

selben  Behand- 

schlecht 

Tier 

lung  unter- 

Krankheits- 

zum Tode 

worfen  und 

gruppe 

Erfolg  derselben 

1909 

8)  P.  G., 

Hund 

1 
Fläche  u.  Rücken    2  Tage  =  A 

5  Männer  und 

Mann, 

der  linken  Hand        Verschwand  nach 

1  Frau.  Nichts 

15  Jahre 

lO-tägiger  Behandlung 
und  starb  22  Tage  nach 
Unterbrechung  derselben 

Besonderes 

1909 

9)  S.  L., 

Mann, 

26  Jahre 

Fläche  u.  Rücken 
der  rechten  Hand 

25  Tage  =  C 

19  Tage 

keine 

1909 

10)  A.  L., 
Knabe, 
6  Jahre 

Rechter  Daumen 

4      „    =C 

3     „ 

ff 

1909 

11)  J.  R, 

Mann, 
19  Jahre 

Rücken  u.  Fläche 
beider  Hände 
(3  Wunden) 

2     „    =^A 

120     „ 

)) 

1910 

12)  F.  G., 
Knabe, 
9  Jahre 

Linker  Unterarm 
(3  Wunden) 

5     „    =A 

90     „ 

»> 

1910 

13)  A.  Z., 

Mann, 

25  Jahre 

Finger  u.  Rücken 
der  rechten  Hand 
(8  Wunden) 

6     „    =A 

14     „ 

)» 

Ein  Blick  auf  das  obige  Schema  zeigt,  daß  die  Nummern  1,  3,  6, 
10  und  13  aus  der  Statistik  ausscheiden,  weil  sie  vor  Ablauf  von 
15  Tagen  nach  Beendigung  der  Behandlung  an  Lyssa  starben;  Nummer  8 
zählt  ebenfalls  nicht,  weil  die  Behandlung  nicht  vollendet  wurde  (der 
Kranke  verschwand  10  Tage  nach  Beginn  der  Behandlung),  desgleichen 
Nummer  9,  weil  er  erst  25  Tage  nach  der  Verletzung  zur  Behandlung 
kam;  es  bleiben  also  6  Tote  unter  3000  Behandelten. 

Ich  muß  noch  darauf  aufmerksam  machen,  daß  7  von  den  13  in 
der  Zusammenstellung  Aufgeführten  einen  oder  mehrere  Zeugen  der 
Behandlung  in  unserer  Statistik  zeigen,  d.  h.  andere  Personen,  die  von 
demselben  tollwütigen  Tiere  gebissen  und  der  gleichen  Behandlung 
unterworfen,  im  Laufe  der  Jahre  nichts  Pathologisches  zeigten.  Dieser 
Unterschied  in  den  Resultaten  der  Methode  läßt  sich  nicht  immer  durch 
die  Lokalisation  oder  die  Bedeutung  der  Verletzungen  erklären,  da  wir 
Fälle  beobachtet  haben,  in  denen  die  Verletzungen  des  Ueberlebenden 
bedeutender  waren  als  die  des  Toten.  So  zeigte  No.  7  der  Toten  ein- 
fache Erosionen  auf  dem  Rücken  beider  Hände,  während  das  Mädchen 
(von  8  Jahren),  von  demselben  Hunde  an  demselben  Tage  gebissen  und 
der  gleichen  Behandlung  mit  gutem  Erfolge  unterworfen,  2  kleine  Wunden 
an  den  Wangen  und  eine  am  Kinn  zeigte. 

Entsprechend  der  in  allen  Instituten  für  Schutzimpfung  gültigen  Ein- 
teilung verteilen  sich  unsere  3000  Fälle  auf  die  Gruppen  A,  B  und  C 
folgendermaßen : 

1164  Fälle 
135      „ 
1701      „ 


Der  Gruppe  A  entsprechen 


Summe    3000  FäUe 


Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62. 


Heft  7. 


39 


610 


Centralbl.  f.  ßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Ordnen  wir  die  Fälle  jeder  Gruppe  nach  der  Lokalisation  der  "Wunden 
(Ort  der  Verletzung),  so  erhalten  wir  folgendes  Bild: 


Verletzungen  an 

Kopf  und  Gesicht 

Hände 

Rumpf 
und  Glieder 

Summe 
der  Gruppe 

Gruppe  A                        79 
„       B                        12 

„       C         ;           108 

754 

71 

892 

331 

52 

701 

1164 
135 

1701 

Gesamtsumme  der 
betreffenden  Gegend                199 

1717 

1084 

3000 

Da  die  Resultate  der  Behandlung  stark  durch  die  Länge  der  von 
dem  Datum  der  Verletzung  bis  zum  Beginn  der  Impfungen  ver- 
flossenen Zeit  beeinflußt  werden,  so  wollen  wir  erwähnen,  daß  unter 
den  1164  der  Gruppe  A  97  nach  Ablauf  der  ersten  15  Tage  und  14 
nach  Ablauf  der  ersten  30  Tage  zur  Behandlung  kamen;  in  Gruppe  B 
7  nach  den  ersten  15  Tagen  und  2  nach  einem  Monat,  in  Gruppe  C 
134  bzw.  24. 

Die  Einteilung  nach  dem  Ursprung  der  Verletzung  ergibt  folgendes 
Bild: 

Gebissen  von   Hunden  2743 

„  „     Katzen  159 

„  „     Eseln  und  Maultieren  52 

„  „     Rindern  11 

„     Ziegen  1 

„     Wölfen  2 

„  ,,     Schweinen  3 

„  „     Füchsen  2 

„  „     Frettchen  3 

„  ,,     Meerschweinchen  2 

„  „     Ratten  2 

„  „     Menschen  16 

Laboratoriumsverletzungen        4 

Total    3000 

In  bezug  auf  die  Jahreszeit,  in  der  mit  größerer  Häufigkeit  sich 
die  Fälle  wiederholen,  die  Schutzimpfungen  gegen  Lyssa  in  Spanien 
notwendig  machen,  geben  wir  die  Gesamtstatistik  geordnet  nach  ihrer 
Häufigkeit  in  den  einzelnen  Monaten : 


Zahl  der  behandelten  Fälle: 

Oktober 

197 

Juü 

November 

220 

März 

Januar 

220 

August 

Februar 

224 

September 

Dezember 

231 

Juni 

Mai 

241 

April 

Summe 

1333 

254 
257 
270 
273 
306 
307 


Summe    1667 

Vergleichen  wir  die  beiden  Säulen,  so  ergibt  sich,  daß  im  allge- 
meinen die  Herbst-  und  Wintermonate  weniger  Fälle  liefern,  als  Früh- 
jahr und  Sommer,  obgleich  der  Unterschied  nicht  bedeutend  ist. 

Die  Untersuchungen,  die  mit  den  3000  behandelten  Fällen  (aus- 
genommen die  Fälle  der  ersten  beiden  Monate  von  1911)  ausgeführt 
werden  mußten,  ergeben  sich  aus  folgendem  Bild : 


Murillo,  Ueber  3000  prophylaktisch  behandelte  Fälle  von  Lyssa. 


611 


Analytisch 

e  Unt 

ersuchungen  von  Lyssa. 

Mikroskopische  Unter- 

Jahr 

Beobachtung 

von 

Tieren 

Autopsien 

Biologische  Untersuchungen 

suchungen  ohne  Unterschied 

Negri  oder  Schnellmethode 

van  Gehuchten -Neils 

Zahl  ]  Positive  |  Negative 

Zahl 

Positive 

Negative 

1902 

13 

14 

14 

11                3 

8 

7 

1 

1903 

.   27 

10 

32 

24                8 

32 

24 

8 

1904 

19 

12 

29 

25      :          4       i     26 

22 

4 

1905 

36 

5 

40 

30              10      1     24    1        17 

7 

1906 

74 

39 

88 

69              19 

86 

70 

16 

1907 

52 

32 

41 

36               5 

59 

46 

13 

1908 

127 

25 

45 

38                7 

79 

60 

19 

1909 

222 

39 

61 

48              13 

107 

91 

16 

1910 

259 

45 

77 

44               33 

121 

83 

38 

Summe 

829 

221 

427 

325             102 

542 

420 

122 

Zum  Verständnis  der  Einzelheiten  dieses  Bildes  muß  ich  mitteilen, 
daß  in  das  Institut  Personen  aus  allen  Gegenden  Spaniens  zur  Be- 
obachtung kommen  und  die  Bewohner  von  Madrid  uns  fast  immer  die 
Tiere  lebend  zur  Behandlung  schicken,  während  die  Tierärzte  der  Pro- 
vinzen uns  den  vollständigen  Kopf  des  Hundes  oder  Hirnsubstanz  in 
Glyzerin  oder  das  Ganglion  plexiforme  des  Vagus  in  Alkohol  übermitteln. 
Immer,  wenn  der  Zustand  des  Präparates  es  erlaubt,  machen  wir  die 
biologische  Untersuchung  durch  Trepanation  an  2  Kaninchen,  und  nur 
wenn  die  Nervensubstanz  Anzeichen  von  Zersetzung  zeigt,  intramuskuläre 
Injektion  einer  Emulsion  in  1-proz.  Karbolsäurelösung.  In  den  Unter- 
suchungen durch  Trepanation  betrug  die  kürzeste  Inkubationszeit,  die 
wir  beobachtet  haben,  11  Tage,  die  längste  28. 

In  der  großen  Mehrzahl  der  Fälle  schreiten  wir  zur  histologischen 
Untersuchung  zwecks  Auffindung  der  Negri  sehen  Körper,  oder  vorzugs- 
weise der  typischen  pathologischen  Veränderungen  von  van  Gebuchte n- 
Nelis.  Mit  dieser  letzteren  Methode  —  nach  der  Schnelltechnik  von 
Lübars ch  —  haben  wir  in  wenigen  Stunden  das  Resultat,  das  fast  immer 
durch  die  biologische  Untersuchung  bestätigt  wird.  Wir  müssen  erklären, 
daß  in  unserem  Institut  die  Untersuchung  der  typischen  Veränderungen 
von  van  Gehuchten-Nelis  großes  Vertrauen  genießt,  und  zwar  aus 
dem  Grunde,  weil  wir  höchstens  in  2  Proz.  der  Fälle  Mißerfolge  sahen. 

Vielfach  machen  wir  gleichzeitig  die  Untersuchung  auf  Negri  sehe 
Körper,  indem  wir  seit  1905  die  von  Murillo^)  empfohlene  Technik 
anwenden.  Das  Besondere  derselben  besteht  in  der  Benutzung  der 
Giemsa- Lösung  für  die  Färbung.  Wohl  selten  gehen  wir  auch  in 
dazu  geeigneten  Fällen  zu  der  Methode  der  neurofibrillären  Impräg- 
nation über,  die  bekanntlich  in  unserem  Institut  und  in  dem  für  biolo- 
gische Untersuchungen  durch  die  Herren  Cajal  und  Garcia  Izcara-) 
ausgearbeitet  wurde. 


1)  Murillo,  F.,  Nota  a  proposito  de  los  cuerpos  de  Negri.  (Bolet.  d.  Instit. 
Nacion.  de  Hig.  Alfonso  XIII.  No.  5.  Marzo  1906.) 

2)  Cajal,  S.  R. ,  Garcia  Izcara,  D. ,  El  reticulo  neurofibrilar  en  las  celulas 
nerviosas  de  la  rabia.  (Trabajo  del  Laborat.  de  Investigac.  biolog.  T.  4.  7.  III.)  — 
Cajal,  S.  R.,  Diagnostico  histolögico  de  la  rabia.  (Bolet.  del  Instit.  Nacion.  de  Hig. 
Alfonso  XIII.  1905.  No.  1.) 

39» 


612 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


Zuletzt  will  ich,  obgleich  dieser  Gegenstand  einer  späteren,  besonderen 
Arbeit  wird,  noch  mitteilen,  daß  wir  bis  jetzt  die  folgenden,  in  Privat- 
besitz befindlichen  Tiere,  die  immer  von  anderen  sicher  tollwütigen 
gebissen  wurden,  behandelt  haben : 


Tierart 

Zahl 

Resultat,  Tote 

Hunde 

Pferde  und  Maultiere 

Rinder 

53 

22 

3 

4 
0 
0 

Der  Plan,   den   wir   für   die  Schutzimpfung   der  Tiere  durchgeführt 
haben,   ist  bei   einer   einzigen  Einspritzung   alle  24  Stunden   folgender: 


Hunde. 


Tag 


Verdün- 
nung 


Menge  i 


Tag 


Pferde  und  Rinder. 


Verdün- 
nung 


1:2000 
1 : 1000 
1:  500 
1:  200 
1:  100 
1:  50 


Menge 


15   ccm 

15 


4 
1—2 


Die  Meng.  schw. 
zwischen  1  und 
3  ccm  je  nach 
der  Größe  des 
Tieres 


Nachdruck  verboten. 

Superiorite  du  vaccin  Fermi  sur  le  vaccin  Pasteur. 

Par  le  Dr.  F.  M.  Marras, 

Assistant  ä  l'Institut  Hygi^nique  et  Antirabique  de  Sassari. 

Le  vaccin  Fermi  a  ete  demontre  superieur  au  vaccin  Pasteur 
par  plusieurs  raisons,  mais  surtout  par  sa  plus  grande  efficacite. 

En  effet,  tandis  que  30  c.  c.  de  vaccin  Fermi  sauverent  le  100  p. 
100  des  rats  infectes  auparavant  sous  la  peau  avec  virus  de  route,  une 
egale  quantite  de  vaccin  Pasteur  (moelle  12—3)  ne  reussit  ä  en  sauver 
aucun;  seulement  en  injectant  45  c.  c,  de  vaccin  Pasteur  par  animal 
on  reussJt  ä  en  sauver  50  p.  100.  Egalement,  pour  sauver  de  l'infection 
de  virus  de  route  le  100  p.  100  des  rats  suffirent  constamment  30  c.  c. 
de  vaccin  Fermi  par  animal,  tandis  qu'il  fallut  employer  bien  60  c.  c. 
de  vaccin  Pasteur  par  animal  pour  atteindre  le  meme  but,  c'est-ä-dire 
une  quantite  double  (1). 

D'apres  Fermi  (2)  l'attenuation  par  dessechement  est  la  cause  de 
la  grande  inferiorite  du  vaccin  Pasteur  au  vaccin  Fermi.  Les  resultats 
de  l'auteur  sont  les  suivants:  Le  dessechement  diminua  constamment  le 
pouvoir  immunisant  de  la  substance  nerveuse  rabique;  en  effet,  tandis 
que  cette  substance  fraiche  (vaccin  Fermi)  sauva  la  totalite  des  murides 
traitös,  dessechee  pas  plus  que  trois  jours  ä  18°C  sur  potasse  en  sauva 
seulement  le  70  p.  100.  Le  dessechement  dans  la  preparation  du  vaccin 
Pasteur  doit  etre  absolument  aboli. 

Celli  (3)  en  etudiant  le  comportement  du  virus  rabique  vis-ä-vis 
des  agents  exterieurs  avait  dejä  constate  qu'il  est  peu  resistant  aux  hautes 
temperatures  et  au  dessechement.     En  Opposition  ä  Protopopoff  (5), 


Mar  ras,  Sup^riorit^  du  vaccin  Fermi  sur  le  vaccin  Pasteur,  613 

qui  voyait  dans  rechaufifement  la  cause  de  Tattenuation  et  destruction 
du  virus  rabique,  Zagari  (4)  croit  aussi  que  le  dessechement  en  soit 
une  des  causes  les  plus  importantes. 

Lenz  (6)  dit  que  I'agent  materiel  le  plus  actif  est  le  dessechement, 
car  il  inactive  le  virus  apres  4—5  jours.  Citron  (7)  est  de  la  meme 
opinion:  Si  l'on  prolonge  le  dessechement,  apres  5  jours  la  moelle  perd 
sa  virulence.  Högyes  aussi,  quoiqu'il  ne  croit  pas  ä  une  vraie 
attenuation,  pense  ä  une  reduction  numerique  des  616ments  actifs  par  le 
dessechement. 

Kolle  et  Ketsch  (8)  s'expriment  ainsi:  ^  Certainement  l'attenuation 
a  lieu  dans  ce  procede  non  parce  que  le  virus  change  qualitativement, 
mais  parce  que  la  desiccation  produit  une  diminution  de  la  quantite  du 
virus.» 

Au  cours  d'autres  experiences  de  Fermi,  30  c. c.  de  vaccin  Pasteur 
par  rat  donnerent  une  mortalite  du  100  p.  100  en  employant  la  serie 
des  moelles  12 — 3;  l'on  en  sauva  au  contraire  le  70  p.  100  en  employant 
seulement  celles  du  4™® — 3"^^  jour.  Qa.  confirme  Taction  nuisible  du 
dessechement. 

Que  le  vaccin  Fermi  soit  bien  plus  actif  que  le  vaccin  Pasteur 
a  ete  demontre  dans  la  production  des  serums  plus  actifs.  Les  serums 
antirabiques  de  lapin  et  de  chien  obtenus  avec  le  vaccin  Fermi  sauvörent 
le  100  p.  100  des  souriceaux  infectes  sous  la  peau  avec  virus  fixe  48,  72, 
84  heures  auparavant.  Au  contraire,  le  serum  obtenu  avec  le  vaccin 
Pasteur  en  sauva  seulement  le  10 — 33  p.  100  (9). 

Cette  constatation  etant  tres  importante  au  point  de  vue  pratique, 
car  le  vaccin  Fermi,  une  fois  affirmee  sa  superiorite,  serait  appele  ä 
substituer  le  vaccin  Pasteur  dans  la  eure  antirabique,  j'ai  institue  une 
nouvelle  serie  d'experiences  de  comparaison  entre  les  deux  vaccins  avec 
des  murides  et  des  cobayes,  en  commengant  l'immunisation  aussitot  ou 
encore  3  ou  5  jours  apres  l'infection  sous  la  peau  avec  virus   de  route. 

Plan   des   experiences. 

P  Comparaison  entre  le  pouvoir  immunisant  du  vaccin  Fermi  et 
du  vaccin  Pasteur,  en  commengant  le  traitement  des  animaux  aussitot 
apres  l'infection. 

2"  Comparaison  entre  le  pouvoir  immunisant  des  deux  vaccins  en 
commengant  le  traitement  3  jours  apres  l'infection. 

3°  Pouvoir  immunisant  des  deux  vaccins  en  commengant  le  traitement 
5  jours  apres. 

4^  Comparaison  entre  le  pouvoir  immunisant  des  deux  vaccins  essayes 
sur  les  rats  infectes  avec  moelle  du  premier  jour  apres  la  fin  de  l'im- 
munisation. 

J'ai  consigne  les  resultats  des  recherches  ä  la  grande  tabelle 
suivante. 

Resultats. 

Ces  experiences  ci-dessus  exposees  instituees  avec  166  animaux  (rats 
et  cobayes)  resulte: 

P  Le  vaccin  Fermi  experimente  sur  les  rats  et  sur  les  cobayes 
demontra  une  efficacite  superieure  au  vaccin  Pasteur;  en  eflfet,  en 
commengant  le  traitement  aussitot  apr^s   l'infection,   il   sauva   seulement 


614 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


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618  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Origiaale.  Bd.  62,  Heft  7. 

le  60%  des  rats  infectes  sous  la  peau  avec  virus  de  route  et  le  50  p. 
100  des  cobayes,  tandis  que  le  vaccin  Fermi  sauva  le  100  p.  100  des 
rats  et  le  80  p.  100  des  cobayes. 

2^  En  commengant  rimmunisation  trois  jours  apr^s  l'infection,  le 
vaccin  Pasteur  sauva  seulement  le  60%  des  rats  et  des  cobayes,  tandis 
que  le  vaccin  Fermi  en  sauva  le  80  p.  100. 

3°  En  commengant  le  traitement  5  jours  apres  l'infection,  le  vaccin 
Pasteur  sauva  le  50  p.  100  des  rats  et  des  cobayes,  le  vaccin  Fermi 
en  sauva  le  70  p.  100. 

4^  En  commenQant  le  traitement  tout  de  suite,  tandis  que  le  vaccin 
Pasteur  sauva  seulement  le  60  p.  100  des  rats  infectes  avec  moelle 
prelevee  le  Premier  jour  aprös  la  fin  de  l'immunisation,  le  vaccin  Fermi 
en  sauva  le  80  p.  100. 

De  cette  premiöre  serie  d'experiences  resulte  incontestablement  la 
beaucoup  plus  grande  efficacite  du  vaccin  Fermi  en  comparaison  du 
vaccin  Pasteur. 

IL  Comparaison  entre  le  pouvoir  immunisant  et  lyssicide 

du  serum  d'animaux  immunises  avec  le  vaccin  Pasteur 

ou  avec  le  vaccin  Fermi. 

Fermi  a  precedemment  demontre  que  le  serum  d'animaux  (lapins 
et  chiens)  immunises  avec  son  vaccin  sauva  le  100  p.  100  des  souriceaux 
infectes  sous  la  peau  avec  virus  fixe  48,  72,  84  heures  auparavant.  Au 
contraire,  le  serum  des  memes  animaux  traites  avec  vaccin  Pasteur  en 
sauva  seulement  ä  peu  pres  le  33  p.  100.  J'ai  repete  ces  importantes 
experiences  selon  la  suivante  methodique: 

Preparation  du  serum.  Les  animaux  etaient  immunises  avec 
le  vaccin  Pasteur  ou  le  vaccin  Fermi  pendant  30  jours,  en  pratiquant 
deux  injections  par  jour  de  2  c.  c.  (lapin)  ou  3  c.  c.  (chien).  L'immunisation 
avec  le  vaccin  Pasteur  füt  executee  selon  l'ordre  suivant:  12—11 — 10 
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A.  Pouvoir  immunisant.  Le  p.  i.  des  deux  serums  füt  essaye 
sur  des  souriceaux  24,  48,  72,  84,  96  heures  apres  l'infection  sous  la 
peau  de  virus  fixe,   en  injectant  respectiveraent  2,5 — 2 — 1,5—1 — 0,5  c.  c. 

B.  Pouvoir  lyssicide.  Pour  comparer  le  p.  1.  des  deux  serums 
je  preparai  des  melanges  de  virus  fixe  ä  1  p.  100  (1  c.  c.)  et  de  diflFerents 
quantites  (Vio,  Vio»  Vio^  Vioi  Vio  de  c.  c.)  de  serum  et  aprös  24  heures 
j'en  injectai  V4  de  c.  c.  ä  des  souriceaux  sous  la  peau. 

Dans  les  suivantes  tabelles  sont  reunis  les  resultats  de  ces  deux 
series  d'experiences: 

Resultats. 

V  Tandis  que  le  sörum  antirabique  de  lapin  obtenu  avec  le  vaccin 
Pasteur  injecte  84  heures  aprös  l'infection  sauva  seulement  la  moitiö 
des  souriceaux,   le  serum  obtenu  avec  le  vaccin  Fermi  les  sauva  tous. 

2°  Tandis  que  le  serum  de  chien  obtenu  avec  le  vaccin  Pasteur 
sauva  seulement  la  moitie  des  souriceaux  injectes  72  heures  aprös  l'in- 
fection  et  en   ne  sauva  aucun  de  ceux  injectis  apres  84  heures,  le  sörum 


Mar  ras,  Sup^riorit^  du  vaccin  Fermi  aur  le  vaccin  Pasteur. 


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620 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


B.   Pouvoirlyssicide. 


Date 
del'in- 
fection 


Animaux 


Voie  d'in- 
oculation 


Quan- 

tit^  in- 

ocul6e 

c.  c. 


Material  d'infection 


Resultat 


Debüt  de  la 
paralys^e 


Heure  de  la 
mort 


1911 
19.  9. 

do. 


I.  Sörum  de  lapin  immunise  avec  vaccin  Pasteur. 


19.  9. 
do. 


19.  9. 
do. 


19.  9. 
do. 


2  eouriceaux 

1  souiiceau 

1 

2  souriceaux 


2  souriceaux 

2 
2 

i    ;: 

3 


2  souriceaux 
2 

9 

1  souriceau 

1 

2  souriceaux 


2  souriceaux! 
do.  ! 


sous  la 

0,25 

peau 
do. 

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virus  fixe  ä  1  7«  +  s^rum  Vm  c.  c. 

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do. 


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ä  1  7o  + 
ä  1  7o  + 
ä  1  7o  + 


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27.  9.  7  a 
do. 

28.  9.  7  p.  m 

29.  9.  - 


27.  9.  4  p.  m 

28.  9.  7  a.  m 


29.9. 


II.  Serum  de  lapin  immunis^  avec  vaccin  Fermi. 


sous  la 

0,25  ; 

peau 
do. 

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1  c.  c.  de 

virus  fixe  ä  1  7o  +  ß^rum  V.o  c-  c 

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„  ä  1  7o  +  eau7io(temoins) 


29.9. 
30.9. 


7  a.  m.  29.  9. 
vive 
vivent 


7  a.  m.30.  9. 
7  a.  ra.|30.  9. 
vivent 


(  a.  m 
7  p.m 


7  p.m 
7  p.m 


24.  9.  7  a.  m.l25.  9.  7  a.  m 


III.  S^rum  de  chien  immunis^  avec  vaccin  Pasteur. 
sous  la       0,25 
peau 
do. 


sous  la 

0,25 

peau 
do. 

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1  c.  c.  de 

virus  fixe  ä  1  7o  +  serum  ^/  „  c.  c. 

do.        a  17o+      „       7x0     » 

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25.  9.  7  a.  m.  25.  9.  7  p.  m 
do.                  do. 

26.  9.  7  a.  m.  27.  9.  7  p.  m 

27.  9.  7  a.  m.          do. 

vive 
vivent 

e  chien  immunis^  avec  vaccin  Fermi. 

1  c.  c.  de 

virus  fixe  ä  1  %  +  s^rum  ^',o  c.  c. 
do.        al°/„+      „       7,„     „ 

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ä  17„+      „       7,„     „ 

29.  9.  7  a.  m.  30.  9.  7  p.  m. 

30.  9.  7  a.  m.  30.  9.  5  p.  m. 

vivent 

» 

obtenu  avec  le  vaccin  Fermi  sauva  tous  les  animaux  injeetes  apr^s  72 
et  84  heures. 

3*^  Leserum  de  lapin  obtenu  avec  le  vaccin  Pasteur  rlans  la  Pro- 
portion de  =^/i  0  se  demontra  tout  ä  fait  depourvu  de  pouvoir  lyssicide, 
dans  la  proportion  de  Vio  ü  se  montra  presque  depourvu  du  dit  pouvoir. 
Au  contraire  le  serum  obtenu  avec  le  vaccin  Fermi  se  montra  doue  d'un 
pouvoir  lyssicide  total  non  seulement  dans  la  proportion  de  ^/n,,  mais 
aussi  de  ^I^q. 

4®  Le  serum  de  chien  obtenu  avec  le  vaccin  Pasteur  dans  la  pro- 
portion de  3/ 10  se  montra  complfetement  depourvu  de  pouvoir  lyssicide, 
et  dans  la  proportion  de  Vio  montra  ce  pouvoir  tres  attenue;  au  con- 
traire, le  serum  preleve  apres  imraunisation  avec  le  vaccin  Fermi 
developpa  aussi  dans  la  proportion  de  -'Vio  son  complet  pouvoir  lyssicide. 

Cette  seconde  s6rie  d'experiences  instituee  avec  les  s^rums  confirme 
une  fois  de  plus  la  superioritö  du  vaccin  Fermi  sur  le  vaccin  Pasteur. 

Enfin,  il  y  a  encore  les  suivants  inconvenients  dans  l'usage  du  vaccin 
Pasteur,  qui  ne  se  rencontrent  pas  avec  le  vaccin  Fermi  (10): 


Marias,  Sup^rioritö  du  vaccin  Fermi  sur  le  vaccin  Pasteur.  621 

l*'  L'asepsie  incertaine  du  vaccin,  d'oü  la  possibilite 
de  produire  des  abscös  ou  des  septicemies  mortelles. 

2*  L'attenuation  peu  süre  et  irreguliöre  du  vaccin, 
d'oü  le  danger  d'une  transmission,  quoique  exception- 
nelle,  de  la  rage  paralytique  ä  l'homme  au  moyen  du 
virus  ra  e  m  e. 

Nisch  dit  ä  ce  propos  que  le  virus  fixe  inocule  ä  l'etat  frais  sous 
la  peau  ne  produit  aucune  infection  rabique  chez  l'homme. 

Cette  opinion  est  partagee  par  Babes.  Selon  cet  auteur  le  virus 
frais  n'est  pas  infectieux  pour  l'homme  et  la  paralysie  peut-etre  causee 
par  des  injections  de  substance  nerveuse  normale.  Cependant  Fermi  (11) 
a  demontre  que  le  virus  fixe  peut  devenir  tres  virulent  par  voie  sub- 
cutanee,  de  sort  qu'il  peut  donner  une  mortalite  de  100  p.  100  dans  le 
lapin  et  le  chien,  et  que  le  traitement  Pasteur  complet  peut  tuer  non 
seulement  les  murides  mais  encore  les  lapins  et  les  chiens,  si  le  vaccin 
est  prepare  avec  un  virus  virulent  et  injecte  par  vois  sous-cutanee  et 
lorsque  l'on  arrive,  comme  Ton  pratique  dans  plusieurs  Instituts,  jusqu'ä 
de  la  moelle  de  premiere  ou  seconde  journee. 

Les  resultats  des  experiences  de  Fermi  sont  reellement  importants 
et  si  l'on  compulse,  au  sujet  des  cas  de  rage  paralytique  de  l'homme 
eclatee  pendant  le  traitement  Pasteur  les  travaux  de  Franga  (12), 
Br  ouardel  (13),  Chmj  elewski  (14),  Gamaleja  (15),  Legendre 
(16),  Heydenreich  (17),  Laveran  (18),  Babieaux  (19),  Rem- 
linger(20),  Rendu(21),  Sabarthez  (22),  Zagarrio  (23),  Tonin  (24), 
on  arrive  ä  la  conclusion  que  l'usage  des  moelles  virulentes  est  absolu- 
ment  ä  deconseiller. 

«On  voit»  ecrit  Franga  «par  cette  Observation  que  cet  homme  a 
eu  une  myelite  rabique  produite  par  le  traitement,  non  seulement  parce 
que  le  chien  mordeur  n'etait  pas  enrage,  mais  ä  cause  que  la  periode 
d'inoculation  de  la  rage  a  ete  celle  de  la  rage  ä  virus  fixe;  le  cas  de- 
montre le  bien  fonde  des  considerations  de  Fermi  et  rend  necessaires 
toutes  les  precautions  dans  l'emploi  des  moelles  virulentes » 

«Les  experiences  de  Fermi  etaient  dejä  süffisantes  pour  attirer 
l'attention  des  medecins  sur  le  danger  de  l'emploi  des  moelies  virulentes, 
mais  le  cas  de  rage  humaine  ä  virus  fixe  produit  par  nous  l'annee  derniere 
doit,  il  me  semble,  faire  condamner  les  methodes  de  F  er  ran,  de 
Wissokowicz,  de  Högyes  et  de  tous  ceux  qui  ont  recouru  dans  le 
traitement  de  la  rage  aux  moelies  plus  virulentes.» 

Certainement,  comme  disait  justement  Franga,  l'on  doit  attribuer 
le  meme  inconvenient  au  vaccin  prepare  selon  les  methodes  de  Högyes, 
Ferran  et  Puscarin. 

Les  vaccins  Ferran  et  Högyes,  ecrit  Fermi,  presentent  tous 
les  deux  le  danger  qui  depend  de  l'asepsie  incertaine  du  vaccin  et  de 
la  conservation  de  sa  virulence.  Le  vaccin  Puscarin  a  aussi  l'in- 
convenient  de  l'incommodite  et  inconstance  de  la  methode  d'attenuation 
(par  la  chaleur)  et  de  l'asepsie  incertaine. 

A  propos  de  ces  methodes  ecrivait  Mazzei  (25):  «la  methode 
Högyes  ne  pouvait  etre  appliquee  ä  l'homme  qu'au  risque  de  dangers 
trös  graves,  parce  qu'on  ne  pouvait  pas  experimenter  en  precedence  la 
dose  exacte  du  material  ä  inoculer  ni  la  receptivite  individuelle  pour  un 
parail  virus.»     La  methode  Ferran,   qui  selon  l'auteur  avait  donne  de 


622  Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 

bons  resultats,  appliquee  par  Bareggi  ä  Milan  causa  la  mort  de 
5  personnes. 

Le  nianque  de  regularitö  et  de  süretö  dans  l'attenuation  du  virus 
par  la  methode  Pasteur  est  confirrae  par  la  proportion  de  mortalite 
qu'a  observe  Buj  wid  (26):  8  personnes  döced^rent  entre  193  qui  avaient 
ete  traitees  avec  moelle  du  7™®  et  6*"^  jour. 

3°  L 'in utile  (apr^s  ce  que  nous  avons  dit),  meme  dangereuse 
etcompliquee  modalitö  dans  la  preparation  du  vaccin, 
qui  consiste  dans  l'attenuation  graduelle  des  moelle s. 

4°  La  lenteur  dans  la  production  des  anticorps,  d'oü 
l'excessive  duree  de  rimmunisation. 

Selon  Ferrai  «les  diverses  et  enormes  differences  que  l'on  ren- 
contre  chez  les  differents  Instituts  Antirabiques  ä  l'egard  de  la  eure 
Pasteur  et  les  modifications  sans  cesse  apportees  par  chaque  Institut 
demontrent  que  la  eure  est  toujours  ä  modifier», 

Plusieurs  sont  au  eontraire  les  avantages  du  vaeein  Fermi:  il  est 
tres  bien  tolere  et  les  injections  ne  causent  presque  pas  de  souffranee 
ä  eause  de  l'aetion  anesthetique  de  Tacide  phenique. 

Babes  objeeta  (27)  ä  la  preparation  du  vaccin  Fermi  que  l'addition 
du  phenol  pourrait  diminuer  le  pouvoir  immunisant  du  vaccin,  comme 
le  dessechement  et  le  reehauffement  ä  80**.  Au  eontraire,  le  phenol 
n'affaiblit  point  du  tout  le  pouvoir  immunisant  du  vaccin,  comme  il 
n'aflfaiblit  par  le  serum-vaeein  (28).  Repetto  (29)  en  experimentant 
l'aetion  du  phenol  sur  le  virus  fixe  eoneluait:  «Parfaitement  infonde  est 
en  outre  le  doute  eleve  par  Babes,  que  l'aeide  phenique  puisse  diminuer 
le  pouvoir  vaeeinant  du  virus  fixe,  comme  il  arrive  pour  l'aetion  du 
dessechement  et  de  la  chaleur.  En  etfet,  tandis  qu'il  ä  ete  ampleraent 
d^raontre  (Fermi)  que  le  reehaufifement,  le  dessechement,  le  suc  gastrique, 
l'aleohol,  l'ether,  la  glyeerine  peuvent  reduire  meme  de  la  moitie  le 
pouvoir  vaeeinant  du  virus  fixe,  l'aeide  phenique  au  eontraire,  comme 
le  thymol,  ne  l'alterent  point.» 

«L'emulsion  rabique  (la  parole  ä  Fermi)  privee  de  sa  virulenee 
au  moyen  des  antiseptiques  (mieux  que  par  le  dessechement)  constitue 
un  vaccin  dont  l'effieacite  n'est  nullement  inferieure  ä  celle  obtenue  avec 
la  material  virulent.» 

Conelusions. 
En  eonsiderant  que  la  vaeein  Fermi  en  coraparaison  du  vaccin 
Pasteur  presente  les  suivants  avantages:  faeilite  et  simplicite  de  pre- 
paration ;  eommodite  de  pouvoir  le  eonserver  actif  et  tout  ä  fait  aseptique 
pendant  des  mois  et  de  pouvoir  executer  la  eure  avec  un  fort  avantage 
öconomique,  meme  au  dehors  et  loin  des  Instituts  Antirabiques,  ear  il 
peut-etre  envoye  comme  les  autres  serums  vaccins;  effieacit^  bien  plus 
consid6rable,  comme  l'on  a  dejä  clairement  demontre  par  l'immunisation 
experimentale  contre  la  rage;  absenee  absolue  de  mortalite  pendant  la 
eure  antirabique,  comme  l'on  peut  aisement  relever  de  la  suivante  tabelle, 
nous  eoncluons  que  le  vaccin  Fermi  pourra  etre  employe  avec  un 
grand  avantage  dans  les  Instituts  Antirabiques  pour  l'immunisation 
präventive  contre  la  rage. 


Mar  ras,  Sup^rioritö  du  vaccin  Fermi  sur  le  vaccin  Pasteur. 


623 


Comparaison    entre  la   mortalit^  par  rage  ä  l'Institut  Antirabique  de 
Sassari  et  chez  autres  Instituts  Antirabiques. 


Institut 

Methode  d'immunisation 

Mortalitö  % 

Alger 
Baltimore 

m^thode  Calmette 

0,34 

„        Pasteur  et  Högyes 

0,14 

Berlin 

„                „         modifiee 

0,75 

Bordeaux 

^j                )) 

0,283 

Breslau 

0,45 

Budapest 

„        Högyes 

0,96 

Buenos-Ayres 

„        Pasteur 

0,47 

Chicago 

„                ,, 

0,19 

Constantinople 

„                ,, 

1,45 

Charkow 

!>                                    )> 

0,67 

Florence 

>)                                   )? 

0,092 

Hanoi 

„        Calmette 

0,65 

Kasauli 

„        Högyes 

0,60 

Marseille 

„        Pasteur 

0,36 

Milan 

V                               )» 

0.70 

Minneapolis 

„                „          modifiee 

0,04 

Montpellier 

1)                )) 

0,07 

Moscou 

))                ;> 

0,6 

Naples 

)'                )> 

0,5 

New  York 

„        Högyes 

1900:0,67;  1909:1,7 

Paler  me 

„        Pasteur 

0,52 

Pernambuco 

Emulsion  m^dullaire  en  sol.  physiologique 

0,017 

Eio  de  Janeiro 

m^thode  Pasteur 

0,5 

Saigon 

moelle  rabique  en  glyc^rine 

1,41 

Saint  Ix)uis 

d'abord  m.  Pasteur,  aprfes  m.  Högyes 

0,71 

Saint  Paul 

m^thode  Pasteur 

0,03 

Samara 

))                )> 

0,9 

Santjago 

>'                )> 

0,35 

Tunis 

„               „        +  cerveau  frais 

0,31 

Varsavie 

„               ,,        renforc^e 

0,09 

Vienne 

>>                )) 

1,05 

Sassari 

vaccin  et  sdrum- vaccin  Fermi 

0 

Liter  ature. 

1)  Fermi,   Studio  su  l'immunizzazione  contro  la  rabbia.     (Giorn.  R.  Soc.  Ig.  1906; 
Zeitschr.  f.  Hyg.  1907.) 

2)  — ,  Studio  sul  potere  immunizzante  verso  la  rabbia  della  sostanza  nervosa  normale, 
confrontato  a  quello  della  sostanza  nervosa  rabica.    (Ann.  Ig.  Sperim.  1907.) 

3)  Celli,  Alcune  proprietä  del  virus  rabico.    (Bull.  R.  Accad.  Med.  Roma.  Fase.  8. 
1886.) 

4)  Zagari,   Sul    raeccanismo  deU' attenuazione   del   virus   rabico.    (Giorn.   Intern,  d. 
Scienze.  Med.  Vol.  12.) 

5)  Protopopoff,  Centralbl.  f.  Bakt.  Bd.  6.  1889.  p.  139. 

6)  Lenz,  Dtsche  med.  Wocheuschr.  1910.  No.  27. 

7)  Citron,   Die  Methoden  der  Immundiagnostik  und  Immuntherapie.  Leipzig  1910. 

8)  Kolle  et  H  et  seh,  Batteriol.  sperim.  e  malattie  infettive.  1908.  [Trad.  de  Blasi.] 

9)  Fermi,  Studio  sul  potere  immunizzante  etc.    (Ann.  Ig.  Sperim.  1907.) 

10)  — ,  Metodi  di  vaccinazione  e  sierovaccinazione  applicati  all'uomo  nel  R.  Istituto 
Antirabico  di  Sassari.  (Arch.  di  Farmacol.  Sperim.  Vol.  10 ;  Centralbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  Bd.  53.  1910.  Heft  5.) 

11)  — ,  Pub  il  vaccino  antirabico  Pasteur  uccidere  di  rabbia?  Milano  (P.  Agnelli)  1909. 

12)  Franga,  Du  danger  de  l'emploi  des  moelles  plus  virulentes  dans  le  traitement  de 
la  rage.    (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  55.  1910.  p.  154.^ 

13)  Brouardel,  Sur  la  paralysie  au  cours  du  traitement  antirabique.  (Bull.  Acad. 
med.  1897.  No.  25.) 

14)  Chmjelewski  et  Skschiwan,  Eine  milde  Form  paralytischer  Lyssa  nach  der 
Pasteur  sehen  Schutzimpfung.  (Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Ref.  Bd.  34.  1903. 
p.  14.) 


624 


Centralbl.  f.jßakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  7. 


15)  Gamaleja,  Etüde  sur  la  rage  paralytique  chez  l'homme.  (Ann.  Instit.  Pasteur. 
1887.  p.  63.) 

16)  Legendre,  La  rage  paralytique  chez  Thomme.    (L'union  mäd.  1887.  No.  40.) 

17)  Heydenreich,  Wirkliche  Wutkrankheit  oder  eingeimpfte  modifizierte  Wut? 
(Berlin,  klin.  Wochenschr.  1904.  p.  1002.) 

18)  Laveran,  D'une  forme  att^nuöe  de  rage  observ^e  pendant  le  traitement  par  les 
inoculation  präventives.  (Bull,  et  Mem.  Öoc.  M6d.  des  Hop.  de  Paris.  Ser.  3.  T.  8. 
1891.  p.  625.) 

19)  Babieaux,  Rage  paralytique  produite  par  les  inoculations  präventives.  (Journ.  d. 
mäd.  vätär.  de  Lyon.  31  janv.  1902.) 

20)  Remlinger,  Accidents  paralytiques  au  cours  du  traitement  antirabique.  (Ann. 
Instit.  Pasteur.  T.  19.  1905.  p.  925.) 

21)  Ren  du,  Accidents  mädullaires  ä  forme  de  paralyöie  ascendante  aigue  survenus  au 
cours  d'un  traitement  antirabique.    (Bull.  Acad.  mäd.  1897.) 

22)  Sabarthey,  Rage  attenuee,  prod.  trfes  prob,  par  les  inoc.  pasteuriennes.  (Gaz.  des 
Hop.  1891.  p.  134.) 

23)  Zagarrio,  Trasmiss.  d.  rabbia  dur.  il  periodo  d'incubaz.  (Giorn.  R.  Soc.  veter. 
ital.  1903.  p.  820.) 

24)  Ton  in,  R.  Istit.  Antirab.  del  Cairo.  primo  triennio  1899—1901.  Cairo  1902.  —  Note 
storiche  su  la  rabbia  in  Egitto.  Cairo  (A.  Castiglioni)  1903.  Ref.  in  Rivista  d'Ig. 
1903.  p.  620. 

25)  Mazzei,  Resultato  d.  vaccinaz.  antirabiche  etc.  Messina  (C.  Crepi)'  1905. 

26)  Bujwid,  II  metodo  Pasteur  a  Varsavia.    (Ref.  in  Giorn  d'Ig.  1890.  No.  12.) 

27)  Babes,  S.  et  ßabfes,  V.,  Compt.  Rend.  Soc.  Biol.  7  Nov.  et  13  Dec.  1908. 

28)  Fermi,  Sul  potere  immun,  d.  sierovaccino  nei  muridi.  (Arch.  farmacol.  sperim. 
Vol.  10;  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  53.  1910.  p.  394.) 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasitenhunde"  richtet 
an  die  Herren  Mitarbeiter  die.  ergebene  Bitte,  etwaige  Wimsche  um  Lieferung  von 
besonderen  Abdrücken  ihrer  Aufsätze  entweder  bei  der  Einsendung  der  Abhandlutigen 
an  die  Redaktion  auf  das  Manuskript  sehreiben  xu  wollen  oder  spätestens  nach 
Empfang  der  ersten  Korrekturabxüge  direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Chistav  Fischer 
in  Jena,  gelangen  ku  lassen 


Inhalt. 


Adam,  J.  u.  Meder,  E.,  Ueber  Para- 
typhus-B-Infektionen  bei  Kanarienvögeln 
und  Untersuchungen  über  das  Vorkom- 
men von  Bakterien  der  Coli -Typhus- 
gruppe im  normalen  Kanarienvogeldarm, 
p.  569. 

Borschim,  S. ,  Ueber  fermentative  Pro- 
zesse bei  Ozaena,  p.  554. 

Gabbi,  Umberto,  Ueber  Tropenkrank- 
heiten in  ISüditalien,  p.  586. 

Lehmann,  Eduard,  Die  Amöben  als 
Krankheitsursachen  bei  den  Haustieren, 
p.  589. 

Marras,  F.  M. ,  Supärioritä  du  vaccin 
Fermi  sur  le  vaccin  Pasteur,  p.  612. 


Michailow,  Serg-ius,  Die  Degenerationen 
im  Bereiche  des  Nervensystems  des  Men- 
schen bei  Cholera  asiatica,  p.  545. 

Murillo,  r.,  Ueber  3000  mit  der  Högy es- 
schen Methode  prophylaktisch  behandelte 
1^'älle  von  Lyssa,  p.  606. 

Namyslowski ,  Boleslaw,  Beitrag  zur 
Kenntnis  der  menschlichen  Hornhaut- 
bakteriopen,  p.  564. 

Sorensen,  Ejnar,  Eine  Untersuchungs- 
reihe über  die  Veränderung  einer  Urin- 
bakterie in  den  menschlichen  Harn  wegen, 
p.  582. 


Frommannsche  Buchdruckerei  {Hermann  Pohle)  in  Jena. 


.f.Bal(t.etc.  Übt.  Originale.  Bd. 62.  Hefts. 

Inhaltsverzeichnis. 


I.   Verzeichnis  der  in  Band  62  enthaltenen  Arbeiten. 


Adam,  J.  und  Meder,E.,  Ueber  Paratyphus- 
B-Infektionen  bei  Kanarienvögelu  uud 
Untersuchungen  über  das  Vorkommen 
von  Bakterien  der  Coli-Typhusgruppe  im 
normalen  Kanarienvogeldarm.  569 

BUcher,  Stephan,  Nachtrag  zur  Arbeit: 
Ueber  die  ätiologische  Bedeutung  des 
Bordetschen  Keuchhustenbacillus  und  der 
Versuch  einer  spezifischen  Therapie  der 
Pertussis  von  St.  Bächer  und  V.  Men- 
schikoff.  312 

Baudi,  Ivo,  Italienische  Austernzüchtuug 
und  Darmkrankheiten.  212 

Bendiok,  Arthur  J.,  The  bacleriological 
examination  of  suspected  cholera  earriers. 

536 

Bergman.  Arvid  M.,  Eine  ansteckende 
Augenkrankheit,  Keratomalacie,  bei  Dor- 
schen an  der  Südküste  Schwedens.    2(X) 

Böhm,  Johann,  Ueber  die  verschiedenen 
Färbemethoden  der  Tuberkelbacillen  und 
deren  kritische  Rezension.  497 

Borschim,  S.,  Ueber  fermentative  Prozesse 
bei  Ozaena.  554 

Braun,  H.,  Ueber  das  Streptolysin.       383 

Bruschettini,  A.  und  Morelli,  F.,  Unter- 
suchungen über  den  Fraenkelschen  Pneu- 
mococcus.  305 

Cipolla,  M.  s.  Di  Cristina,  d. 

Cler,  E.  s.  Volpino,  G. 

Di  Cristina,  G.  und  Cipolla,  M.,  Ueber  die 
Bildung  spezifischer  Antikörper  bei  mit 
Nukleoproteid  syphilitischer  Organe  be- 
handelten Kaninchen.    Vorl.  Mitt.       160 

Debono,  P.,  On  some  anaerobical  bacteria 
of  the  normal  human  intestine.  229 

Distaso,  A.,  Contribution  ä  l'etude  sur  l'in- 
toxicatiou  intestinale.  433 

— ,  Sur  la  putr^faction  de  la  paroi  intesti- 
nale de  l'homme.  219 

Doerr,  R.  und  Pick,  R.,  Das  Verhalten 
heterologer  Jmmunsera  im  normalen  und 
im   allergischen  Organismus.  146 

Dunkerly,  J.  S. ,  On  the  occurrence  of 
Thelohania  and  Prowazekia  in  Antho- 
myid  flies.  136 

Fynn,  Enrique,  Etüde  sur  la  d^termination 
du  bacille  de  Koch  dans  le  lait  et  ses 
derives.  424 

Gabbi,  Umberto,  Ueber  Tropenkrankheiten 
in  Süditalien.  586 

De  Gasperi,  Federico,  La  „Phase  negative" 
de  Wright  dans  la  vaccination  antityphi- 
que  des  jeunes  lapins.  161 

Gonder,  Richai'd,  Untersuchungen  über 
arzneifeste  Mikroorganismen.  II.  Können 

Erste  Abt.  Orig.  Bd.  62.  Heft 


Spironemen  (Spirochäten)  arsenfest  wer- 
den ?  168 

Haussen,  Untersuchungen  am  Hund  über 
den  Einfluß  infizierter  Milch  auf  das 
Bakterien  Wachstum  im  Verdauungstrak- 
tus,  speziell  im  Magen.  89 

Hauer,  Albert,  Untersuchungen  über  die 
Wirkung  des  Mittels  606  auf  die  Hühner- 
spirillose.  477 

Huebner,  Eine  Trichinoseepidemie.        373 

Jacque,  Leon  et  Masay,  Fernand,  Le  Strep- 
tobacterium  foetidum,  agent  pathog^ne 
nouveau  de  l'homme.  180 

Karwacki,  Leon,  Ueber  die  Morphologie 
der  Spirochaeta  Obermeieri,  kultiviert  im 
Blutegel.  250 

Kayser,"Heinrieh,  Die  Unterscheidung  von 
lebenden  und  toten  Bakterien  durch  die 
Färbung.  174 

Kliuger,  R.,  Ueber  einen  neuen  pathogenen 
Anaüroben  aus  menschlichem  Eiter  (Cocco- 
bacterium  mucosum  auaerobicum  n.  sp.). 

136 

— ,  Untersuchungen  über  menschliche  Ak- 
linomykose.  191 

V.  Kuaut,  A.,  Zur  Hämolyse  der  Cholera- 
vibrionen. 475 

Kodamu,  H.,  Ueber  Kapselbildung  der 
Milzbrandbacillen  bei  der  Züchtung  auf 
Schrüfrasrar.  177 

Kolli- Yakiluoff,  Nina  s.  YakimolT,  W.  L. 

Kramer,  Georg',  Beiträge  znra  sofortigen 
Nachweis  von  Oxydatious-  uud  Reduk- 
tionswirkungen der  Bakterien  auf  Grund 
der  neuen  Methode  von  W.  H.  Schnitze. 

394 

Krombhol/,  E.  und  Kulka,  W.,  Ueber  An- 
reicherung von  Choleravibrionen,  insbes. 
über  Ottolenghis  Galleverfahren.  Ein 
Beitrag  zur  Methodik  der  Prüfung  von 
elektiven  Nährböden.  521 

Krüger,  Paul  s.  Schöp|)ler,  Uermiaun. 

Kulka,  W.  s.  Krombholz,  E. 

Lehmann,  Eduard,  Die  Amöben  als  Krank- 
heitsursachen bei  den  Haustieren.      589 

Livierato,  Spiro,  Neue  Untersuchungen 
über  die  ,.Magensaftanaphylaxie".       287 

Lumbau,  Salvatore,  Ueber  Züchtung  weißer 
Mäuschen.  431 

Marras,  F.  M.,  Sup^riorit^  du  vaccin  Fermi 
sur  le  vaccin  Pasteur  612 

Masay,  Fernand  s.  Jacque,  Leon. 

Meder,  E.  s.  Adam,  J. 

Menselnkofl'.  V.  s.  Bücher,  St. 

Mereshkowsky,  S.  S.,  Ueber  die  Anwendung 
des  Trautmannschen  Verfahrens  zur  Viru- 
lenzsteigerung  des  Bacillus  Danysz.     69 

8.  40 


626 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Orisrinale.  Bd.  62.  Heft  8. 


Moreshkowsky,  S.  S.,  Die  Beeinflussung 
der  Virulenz  des  Bacillus  Danysz  durch 
fortlaufende  Ueberimpfungen  in  Bouillon. 

64 

— ,  Der  Einfluß  der  Passagen  durch  graue 
Hatten  (Mus  decumanus)  auf  die  Virulenz 
des  Bacillus  Danysz.  3 

— ,  Raticide-Azoa.  72 

Michailow,  Sergins,  Die  Degenerationen  im 
Bereiche  des  Nervensystems  des  Menschen 
bei  Cholera  asiatica.  545 

Miessncr,  H.,  Die  Milzruptur  des  Rindes 
bzw.  perakute  Form  der  Hämoglobinurie 
des  Rindes.  471 

Morelli,  F.  s.  Bruschettini,  A. 

Müller,  Max,  Der  Nachweis  von  Fleisch- 
vergiftungsbakterien in  Fleisch  und  Or- 
ganen von  Schlachttieren  auf  Grund 
systematischer  Untersuchungen  über  den 
Verlauf  und  den  Mechanismus  der  In- 
fektion des  Tierkörpers  mit  Bakterien  der 
Enteritis-  und  Paratyphusgruppe,  sowie 
des  Typhus;  zugleich  em  Beitrag  zum 
Infektions-  und  Virulenzproblem  der 
Bakterien  auf  experimenteller  Basis.     335 

Miirillo,  F.,  Ueber  3000  mit  der  Högyes- 
schen  Methode  prophylaktisch  behandelte 
Fälle  von  Lyssa.  606 

Mustafa  s.  Risa,  Rescbad. 

Nagy,  S.,  Ueber  das  Sklerom.  235 

Naniyslowski,  Bolesiaw,  Beitrag  zur  Kennt- 
nis der  menschlichen  Hornhautbakte- 
riosen.  564 

Owada,  M.,  On  a  safe  method  of  practising 
hanging  drop  examination.  537 

Ozaki,  Y.,  Zur  Kenntnis  der  anaeroben 
Bakterien  der  Mundhöhle.  76 

Peters,  Erust,  Zur  Pathogenität  der  Tu- 
berkelbacillentvpen  bei  Mäusen.  1 

Pick,  R.  s.  Doei-r,  R. 


Pleliu,  Mariaiuio,  Eine  neue  Karpfenkrank- 
heit und  ihr  Erreger:  Branchiomyces 
sanguinis.  129 

V.  Prowazek,  S.,  Notiz  zur  Aetiologie  der 
P.soriasis  vulgaris.  134 

— ,  Studien  zur  Lehre  vom  Geschlechts- 
dimorphismus der  Trypanosomen.       269 

Reinholdt,  Wilhelm,  Infektionsversuche 
mit  den  „Fleisch vergiftern"  (Bac.  enteri- 
tidis  Gärtner  und  Bac.  paratyphosus  B) 
beim  Geflügel.  312 

Risa,  Reschad  und  Mustafa,  Der  Erreger 
der  Aleppobeule  und  seine  Kultur.     126 

Scheru,  Kurt,  Ueber  das  Ratten  vertilgungs- 
mittel  Virus  sanitär  A.  468 

Sehöbl,  Otto,  Weitere  Versuche  über  Ag- 
gressin  i  mmun  isi  erung  geeen  Rauschbrand . 

296 

Schöppier,  Hernuanii  und  Krüger,  Paul, 
Zur  Unterscheidungsfrage  von  Ascaris 
canis  und  A.  felis    (A.  canis  s.  mystax). 

143 

Sorensen,  Ejnar,  Eine  Untersuchungsreihe 
über  die  Veränderung  einer  ürinbakterie 
in  den  menschUchen  Harnwegen.       582 

Stoluikoff,  W.  J.  s.  Yakimoflf,  W.  L. 

Strand,  Embrik,  Eine  neue  Protozoen - 
gattung.  471 

Volpino,  G.  und  Cler,  E.,  Ueber  das  Auf- 
suchen der  Typhusbacillen  im  Wasser 
nach  dem  Komplementbindungsverfahren. 

422 

Weichardt,  W.,  Ueber  die  Beeinflussung 
von  Spaltprodukten  aus  Tuberkelbacillen- 
eiweiß.  539 

Wrublewski,  K.,  Die  Blutparasiten  des 
Maulwurfes.  140 

Yakimoff,  W.  L.,  Stoluikoff,  W.  J.  et  Kohl- 
Yakimoff,  Nina,  Un  h4moparasite  nou- 
veau  des  chauves-souris.  283 


II.  SachTerzeichnis, 


Achorion   schönleinii,  Oxydationswirkung. 

403 
Actinobaeillus    Ligniferes,    Oxydationswir- 
kung. 402 
Actinomyces  s.  a.  Aktinomykose. 

—  de  Bernardinis,  Beschreibung.  566 

—  bovis,  Oxydationswirkung.  402 

—  zur  Neddeni,  Beschreibung.  566 

—  roseus,  Beschreibung.  567 
Agglutination  des  Bac.  enteritidis  Gärtner. 

323 

—  des  Bac.  paratyphi.  329 
Aggressin-Immunisierung    gegen    Rausch- 
brand. 296 

— ,  Pneumococcus-  310 

Aktinomykose  s.  a.  Actinomyces. 
-  des  Auges.  564 

— ,  menschliche.  191 


Aleppobeule,  Erreger.  126 

Amöben,  Pathogenität  für  Haustiere.    589 

—  -Ruhr  s.  Ruhr,  Amöben- 
Amoebiasis  des  Darmes  bei  Schafen.     .599 

—  des  Magens  bei  Rindern.  594 
Antikörper,   Bildung  spezifischer,   bei   mit 

Nukleoproteid    syphilit.    Organe    behan- 
delten Kaninchen.  160 
Arsenfestigkeit  der  Spirochäten.  168 
Arzneifestigkeit  von  Mikroorganismen.  168 
Ascaris    canis,    Unterscheidung    von    Asc. 
felis.                                                          143 

—  felis,  Unterscheidung  von  Asc.  canis.  143 

—  mystax  s.  Ascaris  canis. 
Aspergillus  flavus,  Oxydationswirkung.  402 

—  fumigatus,  Oxydationswirkung.  403 
Auge,  Aktinomykose.  564 
— ,  Hornhautaktinomvkose.  564 


Register. 


&21 


Auge,  Keratomalacie  bei  Dorschen.       200 
Austern,     Uebertragung     von     Infektions- 
krankheiten. 213 

Züchtung  und  Darmkrankheiteii.    212 

Azoa  zur  Rattenbekämpfung.  72 

— ,  Zusammensetzung.  73 

Bacillus    aerogenes,     Verhalten     im     Ver- 

dauungökanale.  99 

—  Aertryok,   Nachweis   in  Fleisch   u.  Or- 
ganen. 344 

—  acidophilus,  Verhalten  im  Verdauungs- 
kanale.  94 

—  anaerobicus  alcaligenes  n.  sp.,  morphol. 
u.  kult.  Eigenschaften.  232 

— n.  sp.,  Vorkommen   im  Darme. 

232 

tenuis   n.  sp.,   morphol.    und    kult. 

Eigenschaften.  443 

—  angulosus   u.   sp.,  morphol.    und   kult. 
Eigenschaften.  442 

—  anthracis,  Kapselbildung.  177 
,  Oxydationswirkung.                       399 

—  botulinus,  Osydationswirkung.  400 
— ,  ßradsot-,  Oxydationswirkung.  400 

—  breslaviensis,  Nachweis  in  Fleisch  und 
Organen.  352 

—  buUosus  n.  sp.,  morphol.  u.  kult.  Eigen- 
schaften. 443 

—  chauvoei,  Oxydationswirkung.  400 

—  cornutus  n.  sp.,  morph.  u.  kult.  Eigen- 
schaften. 443 

—  Danvsz  zur  Rattenbekämpfung.    3.  64. 

69.  73 

—  — ,  Virulenz.  3.  64.  69 

—  dimorphus  var.  longa  n.  sp.,  morph.  u. 
kult.  Eigenschaften.  440 

—  diphtheriae,  Oxydationswirkung.       401 
vitulorum,  Oxydationswirkung.    401 

—  dysenteriae,  Oxydationswirkung.       398 

—  enteritidis  Gärtner,  Agglutination.    323 

,  Enteninfektion.  320 

— ,  Gänseinfektion.  320 

— ,  Hühnerinfektion.  317 

—  —  — ,  Nachweis  in  Fleisch  u.  Organen. 

341 

,  Oxydationswirkung.  398 

,  Taubeninfektion.  319 

—  fiesus  n.  sp.,   morph.  u.   kult.    Eigen- 
schaften. 232 

—  —  n.  sp..  Vorkommen  im  Darme.   232 

—  Flügge,  Verhalten  im  Verdauungskanale. 

106 

—  fusiformes  im  Eiter,  Eigenschaften.   190 

,  kult.  u.  morph.  Eigenschaften.     77 

,  Vorkommen  neben  Actinomyces.  197 

,  Vorkommen  in  der  Mundhöhle.    76 

—  gastromycosis  ovis  s.  Bacillus,  Bradsot- 

—  influenzae,  Oxydationswirkung.         397 

—  laevis   n.  sp.,   morph.    u.    kult.   Eigen- 
schaften. 444 

—  mallei,  Oxydationswirkung.  401 

—  megatherium,  Oxydationswirkung.    399 

—  mesentericus,  Oxydationswirkung.     399 

fuscus,  Oxydationswirkung.  399 

,  Verhalten  im  Verdauungskanale. 

108 


Bacillus  mesentericus  vulgatus,  Oxydations- 
wirkung. *         399 

—  morbificans  bovis,  Nachweis  in  Fleisch 
und  Organen.  358 

—  mycoides,  Oxydationswirkung.  399 
,  Verhalten     im     Verdauungskanale. 

109 

—  oedematis  maligui,  Oxydationswirkung. 

400 

—  paraenteritidis,  Nachweis  in  Fleisch  u. 
Organen.  346 

—  Paratyphi,  Agglutination.  329 

,  Enteninfektion.  327 

,  Gänseinfektion.  327 

,  Hühnerinfektion.  323 

—  — ,  Nachweis  in  Fleisch  und  Organen. 

^   335 

—  — ,  Oxydationswirkung.  398 
,  Taubeniufektion.  325 

—  prodigiosus,  Oxydationswirkvmg.       398 

—  proteus,   Darmeiterung,   Rolle   bei   der- 
selben. 224 

—  pseudoramosus  n.  sp.,  morph.  u.   kult. 
Eigenschaften.  441 

—  pseudotuberculosis    ovis,     Oxydations- 
wirkung. 401 

—  putrificus     coaguians,    Darmeiteruug, 
Rolle  bei  derselben.  223 

—  —   ovalaris    n.    sp.,    morphol.    u.    kult. 
Eigenschaften.  231 

— n.  sp.,  Vorkommen    im   Darme. 

231 

—  pyocyaneus,    Darmeiterung,    Rolle    bei 
derselben.  224 

,  Oxydationswirkung.  398 

—  regularis  filiformis  n.  sp.,  morph.  und 
kult.  Eigenschaften.  234 

—   n.  sp.,   Vorkommen    im    Darme. 

234 

—  rhusiopathiae  s.  Bacterium  erysipelatos 
suum. 

—  sarcophysematos  bovis  s.  Bacillus  chau- 
voei. 

—  sporogones  coaguians  n.  sp.  morph.  u. 
kult.  Eigenschaften.  230 

n.  sp..  Vorkommen  im  Darme.229 

—  subtilis,  Oxydationswirkung.  399 
,    Verhalten    im    Verdauungskanale. 

111 

—  tetani,  Oxydationswirkung.  400 

—  thetaiotaomicron    n.    sp.,    morph.    und 
kult.  Eigenschaften.  444 

—  tortuosus  n.  sp.,  morph.  u.  kult.  Eigen- 
schaften. ^233 

—  —  n.  sp..  Vorkommen  im  Darme.   233 

—  tuberculosis,    Eiweißspaltprodukte,    Be- 
einflussung derselben.  539 

—  — ,  Färbung.  497 

—  —,  menschliche  Herkunft,  Pathogenität 
für  Mäuse.  2 

,  Nachweis  in  Butter.  424 

,  Nachweis  in  Milch.  424 

,  Oxydationswirkung.  4(tl 

der  Rinder,  Pathogenität  für  Mäuse.  1 

—  typhi,  Nachweis  in  Fleisch  u.  Organen. 

369 
40* 


628 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Orisrinale.  Bd.  62.  Heft  8. 


Bacillus  typhi,  Nachweis  im  Wasser.    4"_'2 

—  — ,  Oxydationswirkung.  31)8 

—  —  murium,  Oxydationswirkung.       898 

—  variabilis  n.  sp.,  morph.  u.  kult.  Eigen- 
schaften. 441 

—  variegatus  n.  sp.,  inorph.  u.  kult.  Eigen- 
schaften. 445 

—  vulgatus,  Oxydationswirkung.  399 
Bacterium  aceti,  Oxydationswirkung.    398 

—  acidi  lactici,  Verhalten  im  Verdauungs- 
kanale.  97 

—  actinomycetem  comitans  n.  sp.,  morph. 
und  kult.  Eigenschaften.  198 

—  avicidum,  Oxydationswirkung.  397 

—  cholerae  suum,  Oxydationswirkung.  398 

—  coli,  Oxydationswirkung.  398 
,    Verhalten     im    Verdauungskanale. 

103 

—  —  commune,   Vorkommen    im    Vogel- 
darme. 581 

—  erysipelatos  suum,  Oxydationswirkung. 

—  fluorescens     liquefaciens,    Oxydations- 
wirkung. 399 

non  liquefaciens,  Oxydationswirkung. 

399 

—  multocidum,  Oxydationswirkung.      397 
Bacterium    murisepticum ,    Oxydationswir- 
kung. 399 

—  pneumaturiae,Veränderunginden  Harn- 
wegen.  582 

—  pneumoniae,  Oxydationswirkung.      398 

—  pseudotuberculosis   rodeutium ,  Oxyda- 
tionswirkung. 397 

—  rosenhauchi,  Beschreibung.  567 

—  scleromatis,  Eigenschaften.  239 
,  Sklerom,  Ursache  desselben.       239 

—  suicidum,  Oxydations Wirkung.  397 

—  syncyaneum,  Oxydations  Wirkung.     399 

—  violaceum,  Oxydationswirkung.         398 

—  — ,  Verhalten  im  Verdauungskanale.  112 

—  vitulinum,  Oxydationswirkung.  398 

—  vulgare,  Oxydationswirkung.  399 
Bakterien,  anaerobe,  des  Darmes.  229 
— ,  — ,  der  Mundhöhle.  76 
— ,  Darmeiterung,  Rolle  bei  derselben.  219 
— ,  Färbung.                             174.  397.  497 

—  -Flora  des  Darmes.  433 
des  Darmes  nach  Resektion  desselben. 

458 
— ,  Gasbildung.  584 

— ,  Intoxikation,  intestinale,  Rolle  bei  der- 
selben. 433 
— ,  lebende  und  tote,  Unterscheidung  durch 
Färbung.  174 
— ,  Oxydationswirkung.                            394 

—  zur  Rattenbekämpfung.  468 
— ,  Reduktionswirkung.  394 
— ,  Variation.  582 

.  — ,  Virulenz.  335 

— ,  Vorkommen  im  Darme.    89.  222.  229. 

433.  569 
— ,  Vorkommen  im  Magen.  89 

— ,  Vorkommen  in  Milch.  424 


Bakterien,  Vorkommen  im  Wasser.  422 
Bakteriosen  der  Hornhaut.  564 

Bakterizidie  im  Darme.  114 

—  im  Magen.  114 
Blutegel,  Spirochaete  obermeieri-Kultur  in 

demselben.  250 

Blutparasit  der  Fledermaus.  283 

Brauchiomyces  sanguinis  n.  sp.,  Karpfen- 
schädling. 129 

,  Moiphologie.  132 

Bubo  climatico,  Vorkommen  in  Italien.  .ö87 
Butter,  Bac.  tuberculosis-Nachweis.  424 
Cholera,  bakteriol.  Diagnose.  521.  536 

— ,  Rückenmarksdegeneration.  545 

Coccobacterium  mucosum  anaerobicum 
n.  sp.,  Eitererreger.  186 

,   morph.   u.    kult.   Eigenschaften. 

188 
Coccus  lactiö  viscosi,  Verhalten  im  Ver- 
dauungskanale. 1 10 
Corynebacterium    diphtheriae     s.    Bacillus 
diphtheriae. 

—  mallei  s.  Bacillus  mallei. 

—  necrophorum  s.  Bacillus  diphtheriae 
vitulorum. 

—  pyelonephritidis  bovis,  Oxydationswir- 
kung. 401 

Darm,  Amöben  in  demselben  bei  Schafen. 

599 
— ,  Bakterien  in  demselben.    89.  222.  229. 

433.  569 
— ,  Bakterien-Flora.  433.  458 

— ,  —  nach  Resektion  desselben.  4.58 

— ,  Bakterien  Wachstum,  Einfluß  infizierter 
Milch.  89 

— ,  bakterizide  Wirkung.  114 

— ,  Eiterung,  Bakteriologie  derselben.    219 

—  -Krankheiten  und  Austernzüchtung.  212 
Resektion,    Bakterienflora    nach    der- 
selben. 458 

— ,  Ruhr  s.  Ruhr. 

Denguefieber,  Vorkommen  in  ItaUen.    587 

Dimorphismus,  Geschlechts-,  der  Trypano- 
somen. 269 

Dioxydiamidoarsenobenzol,  Behandlung  der 
Hühnerspirillose.  477 

Festigkeit  der  Spirochaete  recurrentis. 

170 

— ,  Giftigkeit.  482 

— ,  Wirkung  auf  Spirochaete  gallinarum. 

477 

Diplobacillus  acuminatus  n.  sp.,  morphol. 
u.  kult.  Eigenschaften.  440 

Dorsche,  Keratomalacie.  200 

Dounia  statt  Smithia  (Gattung).  471 

Dysenterie  s.  Ruhr. 

Eiter,  Bact.  fusiforme  in  demselben.      190 

— ,  durch  Coccobacterium  mucosum  an- 
aerobium  verurs.  186 

Eiterung  des  Darmes ,  Bakteriologie  der- 
selben. 219 

Eiweiß  des  Bac.  tuberculosis,  Beeinflussung 
von  Spaltprodukten  desselben.  539 

Erapusa  muscae,  Oxydationswirkung.   402 


Register. 


629 


Entamoeba  tetragena,  Ruhr,  Ursache  der- 
selben. 587 
Enten,  Bacillus  enteritidis-Infektion.  320 
— ,  Bacillus  paratyphi-Infektion.  327 
Enzyme  bei  Ozaena.  554 
Färbung  des  Bac.  tuberculosis.              497 

—  der  Bakterien.  174.  397 
zur   Unterscheidung   von    lebenden 

und  toten.  174 

Fische,  Keratomalacie.  200 

Fledermaus,  Plasmodium  achromaticum  im 
Blute  derselben.  283 

Fleisch,  Bac.  enteritidis-Nachweis.  341 
— ,  —  paratyphi-Nachweis.  335 

— Beschau,  bakteriologische.  335 

Fliegen,  Prowazekia  in  denselben.  138 

— ,  Telohania  ovata  in  denselben.  136 

Gänse,  Bac.  enteritidis-Infektion.  320 

— ,  —  paratyphi-Infektion.  327 

Galle   zur   Vibrio   cholerae  -  Anreicherung. 

521 
Gas,   Bildung   durch   Bact.  pneumaturiae. 

584 
Geschlechtsdimorphismus     der     Trypano- 
somen. 269 
Hämoglobinurie  der  Rinder.  471 
Hämolyse  durch  Streptokokken.  383 

—  durch  Vibrio  cholerae.  475 
Hämotoxin  der  Streptokokken.  392 
Haut,  Psoriasis  vulgaris.  134.  304 
Homalomyia    canicularis,    Prowazekia    in 

derselben.  138 

—  scalaris,  Telohania  ovata  in   derselben. 

136 
Hornhaut,  Bakteriosen.  564 

Hühner,  Bac.  enteritidis-Infektion.  317 
— ,  —  paratyphi-Infektion.  323 

— Spirillose,     Behandlung     mit     Dioxy- 
diamidoarsenobenzol.  477 

Hundswut  s.  Wut. 
Immunisierung  gegen  Pneumococcus.    306 

—  gegen  Rauschbrand.  296 

—  gegen  Streptobacterium  foetidum.     184 

—  gegen  Typhus  abdominalis.  161 

—  gegen  Wut.  606.  612 
Iramunserum,    heterologes,    Verhalten    im 

normalen   und  allergischen  Organismus. 

146 
Index,    opsonischer,    negative    Phase    bei 
Typhusvaccination.  161 

Infektion,  Theorie.  335 

Infektionskrankheiten,  Uebertragung  durch 
Austern.  213 

Intoxikation,  intestinale,  Rolle  der  Bak- 
terien. 433 
Italien,  Süd-,  Tropenkrankheiten.  586 
Kala-azar,  Vorkommen  in  Italien.  586 
Kanarienvögel,  Paratyphus.  569 
Kaninchen,  Typhusvaccination.  161 
Kapsel,  Bildung  bei  Bac.  anthracis.  177 
Karpfen,  durch  Branchiomyces  sanguinis 
erkrankt.  129 
Keratomalacie  der  Dorsche.                    200 


Keratophyton  s.  a.  Bacterium  rosenhauchi. 
Körperchen,  Negrische,  Nachweis  bei  Wut. 

611 
Komplementbindung  bei  Sklerom.         242 

—  zum  TyphusbaciUen  nach  weis  im  Wasser. 

422 
Krebs,  Magen-  s.  Magen-Krebs. 
Laryngosklerom  s.  Sklerom. 
Leukocytozoon,  Entwickelungskreis.       279 
— ,  Geschiechtsdimorphismus.  269 

Lecithin,  Wirkung  auf  den  Pneumococcus. 

309 
Lungen -Extrakt,  Wirkung  auf  den  Pneumo- 
coccus. 308 
Lysin,  Strepto-  s.  Streptolysin. 
Lyssa  s.  Wut. 

Mäuse,  Tuberkuloseinfektion.  1 

— ,  weiße,  Züchtung.  431 

Magen,  Amöben  in  demselben  bei  Rindern. 

594 

— ,  Bakterien  in  demselben.  89 

— ,  Bakterien  Wachstum,  Einfluß  infizierter 

Milch.  89 

— ,  bakterizide  Wirkung.  114 

— Krebs,  Diagnose  mittels  Ueberempfind- 

lichkeit.  287 

— Saft,    UeberempfindUchkeit   gegenüber 

demselben.  287 

Maltafieber,  Vorkommen  in  Italien.       586 

Maulwurf,    Trypanosomen    in    demselben. 

140 
Meiostagminreaktion  bei  Sklerom.  246 

Micrococcus    ascoformans,        Oxydations- 
wirkung. 397 

—  mastitidisgangraenosaeovis,  Oxydations. 
Wirkung.  397 

—  pyogenes  y   albus,  Oxvdationswirkung. 

397 

a  aureus,  Oxydationswirkung.     397 

ß  citreus,  Oxydations  Wirkung.     397 

—  roseus,  Oxydationswirkung.  397 
Mikroorganismen,  arzneifeste.  168 
Milch,  Bac.  tuberculosis-Nachweis.         424 

— ,  infizierte,  Wirkung  auf  das  Bakterien- 
wachstum im  Verdauungskanale.  89 
— ,  sterile,    Wirkung    auf    das    Bakterien- 
wachstum im  Verdauungskanale.        113 
Milzruptur  der  Rinder.                             471 
Monilia  caudida,  Oxydationswirkung.    403 
Mucor  mucedo,  Oxydationswirkung.      402 
Mundhöhle,   Bakterien,    anaerobe,   in   der- 
selben. 76 
Mus  decumanus  s.  Ratten. 
Mycobacterium  tuberculosis  s.   Bac.  tuber- 
culosis. 
Myiasis,  Vorkommen  in  Italien.             587 
Nase,  Ozaena.                                             554 
Negris  Körperchen   s.   Körperchen,  Negri- 
sche. 
Nervensystem,    Degeneration    bei   Cholera. 

545 
Nukleoproteid  syphilitischer  Organe,  Anti- 
körperbildung bei  Behandlung  mit  den- 
selbiBD.  160 


630 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  ü2.  Heft  8. 


Oidium  lactis,  Oxydationswirkung.        402 
Opsonine,    negative    Phase     bei    Typhus- 
vaccination.  161 

Orientbeule,  Erreger.  126 

— ,  Vorkommen  in  Italien.  587 

Oxydation  durch  Bakterien.  394 

—  durch  Protozoen.  403 
Ozaena,  Aetiologie.  554 
— ,  fermentative  Prozesse  bei  derselben.  554 
Pappatacifieber,  Vorkommen  in  Italien.  587 
Paratyphus  bei  Kanarienvögeln.  569 
Penicillium   glaucum,   Oxydationswirkung. 

403 
Pepton   zur  Vibrio  cholerae-Anreicherung. 

525.  537 
Pferde,  Ruhr,  Amöben-.  592 

Pharyngosklerom  s.  Sklerom. 
Piroplasmose  der  Rinder.  471 

Plasmodium  achromaticum  n.  sp.,  Morpho- 
logie und  Biologie.  283 
Pneumococcus-Aggressin.  310 
- — Infektionen,  Behandlung  mit  Serum.  309 

,  Immunisierung.  306 

— ,  Wirkung  von  Lecithin.  309 

— ,  Wirkung  von  Lungenextrakt.  308 

Proteus  vulgaris,  Oxydationswirkung.  399 
Protozoen-Gattung,  neue.  471 

Protozoen,  Oxydationswirkung.  403 

Prowazekia,  Beschreibung,  Vorkommen.  138 
Psoriasis  vulgaris,  durch  Spirochäten  ver- 
ursacht. 134.  304 
Raticide  zur  Rattenbekämpfung.  72 
— ,  Zusammensetzung.  73 
Ratten,  Bekämpfung  mit  Azoa.  72 
— ,  —  mit  Bac.  Danysz.  3.  64.  69.  73 
— ,  —  mit  Raticide.  72 
— ,  —  mit  Virus  sanitär  A.  468 
— ,  Infektion  mit  Bac.  Danysz.  3 
Rauschbrand,  Immunisierung.  296 
Reduktion  durch  Bakterien.  394 
Retardin.  539 
Rhinosklerom  s.  Sklerom. 
Rinder,  Amöben  im  Magen  derselben.  594 
— ,  Hämoglobinurie.  471 
— ,  Milzruptur.  471 
— ,  Piroplasmose.  471 
Rückenmark,  Degeneration  bei  Cholera.  545 
Ruhr,  Amöben-,  beim  Pferde.  592 
— ,  — ,  Vorkommen  in  Italien.  587 
Saccharomyces  albicans,  Oxydationswir- 
kung.                                                     403 

—  albus,  Oxydationswirkung.  403 

—  farciminosus,  Oxydationswirkung.     403 

—  cerevisiae,  Oxydationswirkung.  403 

—  ellipsoides,  Oxydationswirkung.         403 
Salvarsan  s.  Dioxydiamidoarsenobenzol. 
Sarcina    aurantiaca,     Oxvdationswirkung. 

397 

—  flava,  Oxydationswirkung.  397 

—  lutea,  Oxydationswirkung.  397 

—  rosea,  Oxydationswirkung.  397 

—  tetragena,  Oxydationswirkung.  397 
Schafe,  Amöben  im  Darme  derselben.  599 


Schweine,  Trichinose.  373 

Serum,  Immun-  s.  Immunserum. 

— ,  Ueberempfindlichkeit  gegenüber  dem- 
selben. 149 

Serumbehandlung  der  Pneiimococcus-In- 
fektionen.  309 

—  der  Wut.  607 
Serumdiagnose  des  Skleroms.  246 
Sklerom,  Aetiologie,  Pathologie  etc.  235 
— ,  Diagnose  mittels  Meiostagminreaktion. 

246 
— ,  Koraplementbindung.  242 

Smithia,  Kritik.  471 

SpiriUose,  Hühner-,    Behandlung  mit  Di- 
oxydiamidoarsenobenzol. 477 
Spirillum  rubrum,  Oxydations Wirkung.  400 

—  undula,  Oxydationswirkung.  400 
Spirochaete  gallinarum,  Wirkung  von  Di- 
oxydiamidoarsenobenzol. 477 

—  obermeieri,  Kultur  im  Blutegel.  250 
,  Morphologie.  250 

—  recurrentis,  Salvarsanfestigkeit.  170 
Spirochäten,  Arsenfestigkeit.  168 
— ,  Psoriasis   vulgaris,   Ursache  derselben. 

134 

Spironemen  s.  Spirochäten. 

Splenomegalie,  infektiöse,  Vorkommen  in 
Italien.  588 

Staphylococcus  asaccharolyticus  n.  sp., 
morphologische  und  kulturelle  Eigen- 
schaften. 445 

Streptobacillus  longus  n.  sp.,  morpholo- 
gische und  kulturelle  Eigenschaften.  439 

Streptobacterium  foetidum  n.  sp.,  Immuni- 
sierung gegen  dasselbe.  184 

,   kulturelle   und    morphologische 

Eigenschaften.  180 

—  —  — ,  Pathogenität.  ISI 
Streptococcus    acidi    lactici,    Oxydations- 
wirkung.                                               397 

—  agalactiae,  Oxydationswirkung.         397 

—  equi,  Oxydationswirkung.  397 

—  lanceolatus,  Oxydationswirkung.       397 

—  pyogenes,  Oxydationswirkung.  397 
Streptokokken,  hämolytische  Wirkung.  383 
— ,  Hämotoxin.  392 
-,  Toxin.  392 
Streptolysin,  Eigenschaften  und  Darstellung 

385 
Syphilis,  Antikörperbildung  bei  mitNukleo- 
proteid  syphilitischer  Organe  behandelten 
Kaninchen.  160 

Tauben,  Bac.  enteritidis-Infektion.  319 
— ,  Bac.  paratyphi-Infektion.  325 

Telohania  ovata,  Beschreibung,  Vorkommen 

136 
Toxin,  Hämo-  s.  Hämotoxin. 

—  der  Streptokokken.  392 
Trichinose,  Epidemie.  373 
Trichophyton     tonsurans,    Oxydationswir- 
kung                                                     403 

Tropen-Krankheiten  in  Süditalien.  586 
Tropfen,  hängender,  Untersuchungsmethode 

537 


Register. 


631 


Trvpanosomen,    Geschlechtadimorphismiis. 

2G9 

—  des  Maulwurfes.  140 
— ,  Morphologie.  269 
Typhus  abdominalis,  Vaccination.  161 
Ueberempfiiidlichkeit  und  heterologe  Im- 
munsera. 146 

—  zur  Magenkrebsdiagnose.  287 

—  gegenüber  Magensaft.  287 

—  gegenüber  Serum.  149 
— ,  rheorie.  147 
Ulcus  tropicum,  Vorkommen  in  Italien.  587 
Vaccination  gegen  Pneumococcus.         306 

—  gegen  Rauschbrand.  296 
Vaccination  ge^en  Typhus  abdominalis.  161 

—  gegen  Wut!:  606.  612 
Variation  bei  ßact.  pneumaturiae.  582 
Vibrio   anguillaruni,    morphologische   und 

kulturelle  Eigenschaften.  204 


Vibrio  cholerae,  Anreicherung   mit  Galle. 

521 
,  Anreicherung  mit  Pepton.  525.  .537 

—  — ,  hämolytische  Wirkung.  475 

—  — ,  Oxydationswirkung.  400 
-Träger,  bakteriologische  Untersuch- 
ung. .536 

—  metschnikovii,  Oxydationswirkung.  400 

—  proteus,  Oxvdationswirkung.  400 
Virulenz.  "  335 
Virus   sanitär   A    zur   Rattenbekämpfung. 

—  —  — ,   bakteriologische   Untersuchung. 

469 
Vögel,  Paratyphus.  569 

Wasser,  Bac.  typhi-Nachweis.  422 

Wut,  Immunisierung.  606.  612 

— ,  Negrische  Körperchen  bei  derselben.  61 L 
— ,  Serumbehandlung.  607 

— ,  Vaccination.  606.  612 


III.   Verzeichnis  der  AbMiduiigen. 


Actinomyces,  Morphologie  (Taf.  II).      200 
Aleppobenle,  Erreger  (Taf.).  129 

Amöben,  Darm-,  des  Pferdes  594 

— ,  — ,  des  Schales.  602 

Amoebiasis  d.  Darmes  bei  Schafen.  599—602 

—  des  Magens  bei  Rindern.  595 — 598 
Auge,   Keratomalacie    bei   Dorschen    (Taf. 

1,  II).  212 

Bacillus  anaerobicus  alcaligenes,   Morpho- 
logie. 232 

—  —  tenuis  n.  sp.  Morphologie.  443 

—  angulosus  n.  sp.  Morphologie.  442 

—  anthracis,  Kapselbildung.  179 
,  Morphologie.                                  179 

—  buUosus  n.  sp.  Morphologie.  444 

—  comutus  n.  sp.,  Morphologie.  443 

—  dimorphus  var.  longa,  Morphologie.  441 

—  fissus,  Morphologie.  232 

—  laevis  n.  sp.,  Morphologie.  444 

—  pseudoramosus  n.  sp.,  Morphologie.  442 

—  putrificus  ovalaris,  Morphologie.       231 

—  regularis  filiformis,  Morphologie.      234 

—  sporogenes  coagulans,  Älorphologie.  230 

—  tnetaiotaomicron  n.  sp.,  Morphologie.  444 

—  tortuosus,  Morphologie.  233 

—  variabilis,  Morphologie.  441 

—  variegatus  n.  sp.,  Morphologie.  445 
Bacterium  actinomycetem   comitans  n.  sp., 

Morphologie  (Taf.  I,  Fig.  7,  8).  200 

—  fusiforme,    Morphologie    (Taf.   I,    Fig. 
3—6).  200 

Bakterien,  Darm-  (Taf.)  464 

Blutegel  mit  Spirochaete  obermeieri  (Taf.). 

268 
Branchiomyces   sanguinis  n.  sp.   Morpho- 
logie (Taf.).  134 


Cholera,    Rücken  mar  ksdegeneration   (Taf.). 

554 

Coccobacterium   mucosum  anaerobicum  n. 

sp.,  Morphologie  (Taf.  I,  Fig.  1,  2).  188. 

2Ü0 
Darm,  Amoebiasis  bei  Schafen.  599 — 602 
Darm-Flora  (Taf.)  464 

Darm,  Ruhr  beim  Pferde.  592 — 594 

Dimorphismus,  Geschlechts-  bei  Trypano- 
somen (Taf.  I,  II).       270.  274.  277.  282 
Diplobacillus  acuminatus  n.  sp.,  Morpho- 
logie. 440 
Dorsch,  Keratomalacie  (Taf.  I,  II).        212 
Falle,  Ratten-  (Käfigersatz).  62 
Fische,  Keratomalacie  (Taf.  I.  II).         212 
Geschlechtsdimorphismus  bei  Leukoytozoon. 
(Taf.  I,  II).           270.  274.  277.  279.  282 
—  bei  Trypanosomen.    (Taf.  I,  II).       270 
274.  277.  279.  282 
Kapsel,  Bildung  bei  Bac.  anthracis.       179 
Karpfen,  durch  Branchiomyces   sanguinis 
erkrankt.     (Taf.).                                   134 
Keratomalacie  bei  Dorschen.    (Taf.  I,  II). 

212 

Leukocytozoon,  Entwickelungskreis  (Taf.  I, 

II).  270.  274.  277.  279.  282 

— ,  Geschlechtsdimorphismus.   (Taf.  I,  II). 

270.  274.  277.  279.  282 

Mäuse,  weiße,  Zuchtstall.  431 

Magen,  Amoebiasis  bei  Rindern.   595—598 

Nervensystem,   Degeneration    bei   Cholera. 

(Taf.)  554 

Orientbeule,  Erreger.    (Taf.)  129 

Pferde,  Amöbenruhr.  592.  593 


632 


Centralbl.  f.  Bakt.  etc.  I.  Abt.  Originale.  Bd.  62.  Heft  8. 


Plasmodium  achromaticum  n.  sp.,  Morphol. 

u.  ßiol.   (Taf.)  284 

Prowazekia,  Morphologie' (Tai.,  Fig.  3 — 13). 

140 
Psoriasis,  durch  Spirochäten  verurs.  135 
Eattenfalle,  Käfigersatz.  62 

Rinder,  Amoebiaßis  des  Magens.  595 — 598 
Rückenmark,    Degeneration    bei    Cholera. 

(Taf.)  554 

Ruhr,  Amöben-  beim  Pferde.  592—594 
Schafe,  Amoebiasis  des  Darmes.  599—602 
Spirochaete  obermeieri  im  Blutegel.  (Taf.)  268 
Spirochäten,    Morphologie    (Ursache     der 

Psoriasis.)  135 


StaU,  Zucht-  für  weiße  Mäuse.  431 

Streptobacillus  longus  n.  sp.,  Morphologie. 

439 
Telohania  ovata,  Morphol.,  Entwickelung. 

(Taf.,  Fig.  1—8.)  139 

Trypanosomen,    Geschlechtsdimorphismus. 

(Taf.  I,  II.)  270.  274.  277.  279.  282 

—  des  Maulwurfes,  Morph.  (Taf.).  140 
— ,  Morphologie  (Taf.  I,  II.)         270.  274. 

277.  279.  282 
Vibrio  anguillarum,  Morphologie.  (Taf.  II, 

Fig.  5).  212 

Zuchtstall  für  weiße  Mäuse.  431 


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Bakteriologie,  Parasitenkunde 
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Mediz.-hygien.  Bakteriologie  u.  tier.  Parasitenkunde 


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in  Verbindung  mit 

Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Loeffler, 

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Geh.  MecL-Rat  Prof.  Dr.  R.  Pfeiffer,      Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  M.  Brann 

Breslau  Königsberg  i.  Pr. 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  0.  ühlworm  in  Berlin  W.  15,  Hohenzollemdamm  4" 
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Soeben  erschien: 

Leitfaden  für  Desinfektoren  und  Krankenpflegepersonal,     o/'^med 

Bobert  Hilgermann,  Kreisarzt  und  Vorsteher  des  K?l.  Medizinaluntersuchungsamtes 
zu  Coblenz.     1912.  Preis:  1  Mark  20  Pf,  geb.  1  Mark  70  Pf. 

Dieser  Leitfaden  ist  aus  dem  Gedanken  heraus  entstanden,  für  Desinfektoren 
und  Krankenpflegepersonal  ein  Nachschlagebuch  zu  schaffen,  an  der  Hand  dessen  sie 
üie  ini  Uesinfektionswesen  erworbenen  Kenntnisse  ergänzen  und  sich  über  zweifel- 
üafteJ^  ragen  der  Praxis  orientieren  können.  Durch  die  ausführliche  Berüchsichtigung, 
welche  die  fortlaufende  Desinfektion  erfahren  hat,  soll  der  Leitfaden  auch  besonders 
Krankenpflegerinnen  und  Krankenpflegern  nützlich  werden.  Auch  die  große  Zahl 
der  ausbildenden   Aerzte  werden    diesem   Buche  gewiß   gern   Beachtung  schenken 


.  ^    Verlag  Ton  GustaT  Fischer  in  Jena. 

Soeben  erschien: 

Die  Zelle  der  Bakterien. 

Vergleichende  und  kritische  Zusammenfassung  unseres  Wissens  über 

die  Bakterienzelle. 

Für  Botaniker,  Zoologen  und  Bakteriologen. 

Von 

Dr.  Arthur  Meyer, 

o.  Professor  der  Botanik  und  Direktor  des  botanischen  Gartens  und  des  botanischen  Instituts 

der  Universität  Marburg. 

Mit  1  chromolithographischen  Tafel  und  34  Abbildungen  im  Texte. 

1912.    Preis:  12  Mark,  geb.  13  Mark. 

Inhalt:  I.  Vorrede.  —  IL  Die  Umgreuzung'  der  Enbakterien  und  die 
zu  den  Eubakterieu  zu  rechnenden  Gattungen.  —  III.  Die  Stellung  der  Eu- 
bakterien  im  Organismenreiche.  —  IV.  Die  Zelle  der  Bakterien.  1,  Die  Größe 
der  ßakterienzelle.  2.  Allgemeines  über  den  Bau  der  Bakterienzelle.  3.  Der  Zellkern. 
Historisches.  Eigene  Beobachtungen.  4.  Das  Zytoplasma.  5.  Die  Plasmodesmen. 
Allgemeines.  Die  Plasmodesmen  der  Bakterien.  6.  Die  Geißeln.  Allgemeines.  Die 
Geißeln  der  Bakterien.  7.  Die  Membran  der  Zellfäden.  Oidien  und  Sporangien. 
Morphologie  und  Biologie  der  Membran.    Die  Chemie   der  Membran   der  Bakterien. 

8.  Die  Zellsaftvakuole  mit  der  sie  umschließenden  Vakuolenwand  und  andere  Vakuolen. 

9.  Allgemeines  über  die  organischen  Reservestoffe.  10.  Die  Keservestoffkohlenhydrate 
der  Bakterien.  Das  Glykogen  und  das  logen.  Makrochemie  der  Kohlenhydrate.  Vor- 
kommen des  Glykogens  und  logens  bei  den  Bakterien.  11.  Die  Fette.  Die  Reserve- 
fette der  höheren  Pflanzen  und  der  Pilze.  Das  Fett  der  Bakterien  in  chemischer 
Beziehung.  Eigenschaften  der  Fettropfen  der  Bakterien.  12.  Das  Reserveeiweiß  im 
weitesten  Sinne,  besonders  das  Volutin.  13.  Die  Schwefeleinschlüsse.  14.  Der  im 
Zytoplasma  liegende  Farbstoff  der  Purpurbakterien.  Die  Farbe  der  Bakterien.  Das 
spektroskopische  Verhalten  der  Farbstoffe  der  Purpurbakterien.  Beziehungen  zwischen 
dem  Farbstoffe  und  der  Reizbewegung  der  Purpurbakterien.  Ist  der  Farbstoff  der 
Purpurbakterien  ein  Chromophyll? 

Die  Ungleichwertigkeit  und  das  Widerspruchsvolle  der  über  die  Bakterienzelle 
handelnden  Arbeiten  machten  es  nötig,  daß  ein  Gelehrter,  welcher  die  nötigen  bota- 
nischen und  zoologischen  Vorkenntnisse  besitzt  und  sich  selbst  eingehend  mit  der 
Morphologie  der  Bakterienzelle  beschäftigt  hat,  daran  ging,  eine  Sichtung  des  spröden 
Materials  vorzunehmen.  Es  ist  auf  diese  Weise  in  dem  vorliegenden  Werk  eine 
grundlegende  kritische  Darstellung  über  das  Wesen  der  Bakterienzelle  entstanden, 
die  für  die  verschiedensten  Kreise  der  Naturforscher  von  besonderem  Werte  sein  wird. 


Soeben  erschien: 


Narkose. 


Von 

Prof.  Dr.  M.  Verworn, 

Direktor  des  Physiologr  Instituts  der  Universität  Bonn. 

1912.    Preis:  1  Mark. 

Die  vorliegende  Schrift  bildet  den  deutschen  Text  des  Vortrages  über  Narkose, 
den  Professor  Verworn  auf  Einladung  der  ,,Harvey  Society"  in  New  York  im  Ok- 
tober 1911  gehalten  hat.  Sie  enthält  eine  Zusammenfassung  der  Ergebnisse,  die  er 
seit  zehn  Jahren  mit  seinen  Mitarbeitern  in  der  Frage  nach  dem  Mechanismus  der 
Narkosewirkung  auf  experimentellem  Wege  gewonnen  hat.  Der  Wunsch,  diese  Er- 
.gebnisse  auch  vor  den  medizinischen  Kreisen  Deutschlands  zu  behandeln,  und  zwar 
in  etwas  ausführlicherer  Weise,  als  es  vor  3  Jahren  in  einem  kurzen  Referate  in 
.der  Deutschen  Med.  Wochenschrift  geschah,  hat  die  Veranlassung  gegeben,  den  Vor- 
trag, durch  eine  Reihe  von  Literaturangaben  und  Anmerkungen  erweitert,  auch  in 
deutscher  Sprache  erscheinen  zu  lassen.  In  weiteren  Kreisen  der  Aerzte  und  Natur- 
forscher darf  der  Vortrag. auf  Beachtung  rechnen. 

Diesem  Heft  liegt  ein  Prospekt  bei  von  der  Verlagsbuchhandlung  B.  G- Teubner 
in  Leipzig  und  Berlin  betr.  „Zentralblatt  für  Zoologie,  allgemeine  und  experimentelle 
Biologie". 

Frommaun.suhe  Buchdruckerei  (Hennaim  Pohlo)  m  Jena. 


FEB  I4M