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Full text of "Centralblatt Für Bakteriologie, Parasitenkunde Und Infektionskrankheiten. 1. Abt. ORIGINALE. Band 68.1913"

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CENTRALBLATT 

fur 

Bakteriologie, Parasitenkunde und 
I nfektionskrankheiten 


Erste Abteilung. 68. Band 

Originale 


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CENTRALBLATT 

fur 

Bakteriologie, Parasitenkunde 
und Infektionskrankheiten 

In Verbindung mit 

Prof. Dr. F. Loeffler Prof. Dr. R. Pfeiffer 

Qeh. Med.-Rat in Oreifswald Geh. Med.-Rat in Breslau 

und 

Prof. Dr. M. Braun 

Geh. Reg.-Rat in Kdnigsberg 
• herausgegeben von 

Prof. Dr. O. Uhl worm und Dr. A. Weber 

Geh. Reg.-Rat in Berlin Geh ; Reg.-Rat in Berlin-Lichterfelde 

Brste Abteilung. 68. Band 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie 
und tierische Parasitenkunde 

Originate 

Mit 12 Tafeln und 47 Abbildungen im Text 



Jena 

Verlag von Gustav Fischer- 
1913 


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Centralbl. f. Bakl etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft I. 

Ausgegeben am 12. Februar 1913. 


Nachdruck verbolen. 

Ein abweichender Paratyphusstamm, der Zucker olme 

Gasbildung zersetzt. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Universit&t Kiel 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. B. Fischer).] 

Von Ernst Oette, Medizinalpraktikanten. 

Mit 7 Figuren. 

Am 21. Sept. 1912 wurden im Kieler Untersuchungsamte fflr an- 
steckende Krankheiten in einer Stuhlprobe Bakterien gefunden, die in 
alien ihren Eigenschaften mit den Schottm tiller schen Paratyphus- 
bakterien vora Typus B tibereinstimmten, in einem Punkte jedoch davon 
abwichen, indem sie in zuckerhaltigen N&hrboden ohne Gasbildung 
wuchsen. 

Krankengeschichte. 

Ein 20-jahriger Landarbeiter erkrankte am 3. Sept. 1912 unter typhosen Er- 
scheinungen; die Erkrankung verlief als mittelschwerer Typhus. Der Patient war 
bettlagerig, es traten Milzschwellung und Roseolen auf, Durchfall bestand wenige Tage; 
die Krankheil dauerte etwa 5 Wochen. Es liegt also kein akuter Brechdurchrall, wie 
er bei Fleischvergiftung meist eintritt, vor, sondern ein durchaus typhusartiger Verlauf. 

Bakteriologische Untersuchung. In der'iibersandten Urin- 
probe wurden Krankheitserreger nicht gefunden; aus der Stuhlprobe 
dagegen wurden so zahlreiche paratyphusartige Kolonieen geztichtet, daB 
die Aussaat auf Malachitgrflnagar nur wenige andere Bakterien 
aufwies. Eine dieser Kolonieen wurde geprtift; sie wurde von einem 
spezifischen Paratyphus-B-Ziegenserum bis zum Endtiter 1:2000 agglu- 
tiniert, von einem spezifischen Typhusserum dagegen nicht nennenswert 
(1 : 200 negativ). Die ursprfingliche Aussaat auf Malachitgrtinagar wurde 
in der im Kieler Institut tiblichen Weise nunmehr bei Zimmerw&rme 
im Dunkeln aufgehoben; und nach weiterem 24-stundigen Wachstum 
bei Zimmerwarme waren die ftir Typus B der Paratyphusbakterien so 
bezeichnenden Schleimwalle rings urn die einzelnen Kolonieen ent- 
standen. Auf diese Schleimwalle haben schon B. Fischer (1) u. a. vor 
liingerer Zeit aufmerksam gemacht und Reiner Mtiller (5) hat 1910 
darauf hingewiesen, daB sie trotz entgegengesetzter Behauptungen ein 
stets vorhandenes Merkmal sind, wenn man nur die erst bei 36° C 
gewachsenen Kulturen nachtraglich bei Zimmerwarme halt, und wenn 
die Kolonieen gentigend voneinander entfernt stehen. So kann man die 
die typhusahnliche Erkrankung hervorrufenden Schottm tiller schen 
Paratyphusbakterien von den akute Fleischvergiftungen hervorrufenden 
Enteritisbakterien vom Typus Kfinsche-Breslau Oder Aertryck unter- 
scheiden, obwohl diese beiden Bakterientypen durch die Agglutination 
nicht mit Sicherheit zu trennen sind. 

Der bei dem Landarbeiter gefundene Bakterienstamm aber zeigte, 
wie schon gesagt, nach der Verimpfung in Traubenzuckeragar und 
-bouillon keine Gasbildung. Dieses abweichende Verhalten be- 
hielt der Stamm auch bis zum AbschluB dieser Arbeit bei mehrmouatiger 
Priifung. Der Sicherheit halber wurden von derselben Stuhlaussaat 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. H6ft 1* 1 


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i/l/fr 2 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 

5 weitere Kolonieen ebenso genau untersucht, und alle zeigten 
dasselbe abweichende Verhalten. Am 7. Nov. erhielt das Untersuchungs- 
amt Stuhl zur Nachuntersuchung, aber es wuchs keine einzige 
Paratyphuskolonie mehr. Der Kranke wohnte in Risum im Kreise Tondern, 
und deshalb mag im folgenden der Stamm als Paratyphusstamm „Risum- 
Sohn“ bezeichnet werden, zugleich zur Uuterscbeidung von dem bei 
der Mutter dieses Kranken gefundenen regelrechten Paratyphusstamine 
„Risum-Mutter u . 


Befund bei der Mutter. 

Die Mutter dieses Kranken, eine Chausseearbeiterswitwe, die in ihrem 
Hause den Sohn gepflegt hatte, erkrankte am 29. Sept. 1912, also 
4 Wochen sp&ter als der Sohn, unter entsprechenden typhosen Er- 
scheinungen; sie war 4—5 Wochen krank, es bestand Fieber und Durch- 
fall. In der am 12. Okt. 1912 eingesandten Stuhl- und Urinprobe waren 
reichlich Paratyphusbakterien zu linden, die im Gegensatz zu 
den bei dem Sohne gefundenen sich vollkommen regel- 
recht verhielten, also auch Traubenzucker unter Gasbildung zer- 
setzten. Am 7. Nov. wurde eine nochmalige Stuhlprobe zur 
Untersuchung eingeschickt, und es fanden sich darin noch viele Para¬ 
typhusbakterien. Am 23. Nov. waren bei der zweiten Nachunter¬ 
suchung keine Paratyphusbakterien mehr nachzuweisen. 

Die in derselben Familie lebende Tochter erkrankte nicht. Bei 
der Untersuchung einer Faecesprobe dieser Tochter am 7. Nov. 1912 
wurden keine Paratyphusbakterien gefunden. 


Eingehendere Priifung der gefundenen Bakterien. 


Priifung auf Gasbildung aus verschiedenen Zuckerarten 
und anderen Kohlenhydraten. 

Die Paratyphusbakterien zeigen nach den im Kieler Hygienischen 
Institut angestellten Versuchen (6): 


unter Gasbildung bei: 
Arabinose, 

Mannit, 

Dulcit, 

Rhamnose (Isodulcit), 
Dextrose, 

Galaktose, 

Mannose, 

Lavulose, 

Maltose. 


Keine Gasbildung bei: 
Glyzerin, 
Erythrit, 

Adonit, 

Laktose, 

Saccharose, 

Raffinose, 

Dextrin. 


Zu dieser Untersuchung wurden Kulturrohrchen benutzt mit etwa 
5 ccm des gebr&uchlichen Nfihragars, der je 1 Proz. eines der oben ge- 
nannten Stoffe enthielt. Der Stamm „Risum-Mutter“ sowie ein anderer 
regelrechter Paratyphusstamm verhielten sich wie oben mitgeteilt; sie 
vergarten unter Gasbildung die 9 angefuhrten Kohlenhydrate. 

DerStamm „Risum-Sohn“ dagegen tat dieses bei keinem 
der 9 Stoffe, verhielt sich also in dieser Hinsicht genau wie die Typhus- 
bakterien. 


Priifung auf SSurebildung aus verschiedenen Zuckerarten 

und Kohlenhydraten. 

Hierzu wurden Nahrboden benutzt, deren Zusammensetzung dem 
Drigalski-Conradischen Lackmuslaktoseagar entspricht, nur wurde 


I 


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Oette, Ein Paratyphusstamm, der Zucker ohne Gasbildung zersetzt. 


3 


das Kristallviolett weggelassen, und anstatt des Milchzuckers wurde den 
verschiedenen Proben je einer der oben genannten Stoffe zugesetzt; 
etwa 15 ccm dieser Nahrboden wurden in Petri-Schalen ausgegossen 
und auf je einer solchen Platte wurden auf einer etwa 1 qcm groBen 
Fl&che die St&mme Risum-Sohn und Risum-Mutter. sowie zum Vergleich 
ein anderer regelrechter Paratyphusstamm, Enteritis K &n sch e - Breslau 
und ein Typhusstamm verrieben. Es zeigte sich auf diesen Nahrboden, 
daB der Stamm Risum-Sohn, Risum-Mutter, der Laboratoriumsparatyphus- 
stamm und Enteritis Kansche-Breslau sich in gleicher Weise verhielten, 
indem sie den blauen Lackmusnahrboden infolge der Saurebildung 
roteten. 


Saure wurde gebildet ana: 

Glyzerin, 

Arabinose, 

Mannit, 

Dulcit, 

Rhamnose (Isodulcit), 
Dextrose, 

Galaktose, 

Mannose, 

La vulose, 

Maltose. 


Die Typhusbakterien dagegen bildeten 
Saure nur aus: 

Glyzerin, 

Mannit, 

Dextrose, 

Galaktose, 

Mannose, 

La vulose. 

Maltose. 


Der Stamm Risum-Sohn verh&lt sich also in der S&urebildung nicht 
wie Typhus, sondern zersetzt wie ein regelrechter Paratyphusstamm auch 
Arabinose, Dulcit und Rhamnose. 


Indolbildung. 

Ebenso wie Typhus- und Paratyphusbakterien bildeten auch die 
Stamme Risum-Sohn und Risum-Mutter bei Zuchtung in Peptonwasser 
kein Indol. 

Schleimwallbildung. 

Die beigegebenen Photographieen (1—3) zeigen in dreifacher Ver- 
groBerung die fur frisch aus dem Menschen geziichtete Paratyphusbakterien 



Fig. l. Fig. 2. 

Fig. 1. Paratyphusstamm Risum-Sohn. 36 Stunden bei 36° C, dann 3 Tage bei 
20° C auf Nahragar; photographiert im gerade durchtallenden Licht. 

Fig. 2. Paratyphusstamm Risum-Mutter. Kultur wie bei Fig. 1 ; photographiert 
im schrag durchfallenden Licht (Dunkelfeld). 

1 * 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Typus B Schottmiiller charakteri- 
stischen Schleimwalle bei den beiden 
Risum-Stammen und ihr Fehlen bei 
den fast gleich agglutinierenden Bak- 
terien vom Typus K an sche-Breslau. 
Die Kulturen wurden auf der Ober- 
flache des gebrauchlichen Nahragars 
in der Weise angelegt, daB auf je 
1 qcm OberflSche die Reinkultur ver- 
rieben wurde; die Kulturen blieben 
dann 36 Stunden bei 37 0 C und wur¬ 
den dann 3 Tage bei Zimmerwarme 
weitergeziichtet. 

Fig. 3. Enteritisbakterien Typus Kansche- 
Breslau. Kultur und Photographic wie Fig. 1. 

Gelatin eoberfiachenkulturen. 

Die einzelnen Kolonieen beider Risum-Stamme wuchsen auf Gelatine- 
platten ganz wie alle frisch aus dem menschlichen Kbrper gezuchteten 
Paratyphusbakterien vom Typus Schottmiiller in milchig-weiBlichen, 
schleimigen, rahmigen, wenig durchsichtigen, stark gewblbten Kolonieen, 
wahrend die Typhusbakterien und Enteritisbakterien vom Typus 
Kan sche-Breslau nicht rahmartig, sondern in durchscheinenden Kolo¬ 
nieen wuchsen. Entsprechend diesem schleimigen Wachstum flieBt bei 
S trich kulturen auf Schraggelatine diese rahmige, schleimige Masse nach 
ungefahr 1 Woche in die Kuppe des Kulturrohrchens hinunter (1). 

B1 u t a g a r. 

Auf Blutagar ist bei beiden Risum-Stammen keine hamolytische Hof- 
bildung zu erkennen. 



Raffinoseaga r. 

Zur Unterscheidung der Schott m tiller schen Paratyphus¬ 
bakterien von anderen, auch von den fast gleich agglutinierenden 
Enteritisbakterien vom Typus Kan sche-Breslau hat Reiner Miiller 
1908 (3 u. 5) die Ziichtung auf Raffinoseagar empfohlen. Seine Angaben 
sind 1912 von W. J. Penfold (8) im Lister-Institut bestatigt worden, 
der allerdings auch eine Ausnahme fand, aber auch sagt, daB der be- 
treffende Stamm unbekannten Ursprungs sei. Die beigegebenen Fig. 4—7 
zeigen Oberfiachenkulturen auf dem gebrauchlichen Nahragar, dem 1 Proz. 
Raffinose zugesetzt war. Die Aussaat wurde in der Weise hergestellt, 
daB mit der Platinnadel je 1 qcm mit der Reinkultur bestrichen wurde; 
dann wurden die Kulturen vor Austrocknung geschiitzt, 6 Tage bei 
36° C gehalten. In diesen in dreifacher VergroBerung und in durch- 
fallendem Auerlicht hergestellten Photographien heben sich die Tochter- 
kolonieen noch deutlicher von der Mutterkolonie ab als bei der Be- 
trachtung der Aussaat mit dem Auge, denn bei der Aufnahme mit nicht 
orthochromatischen photographischen Platten zeigen die etwas mehr 
gelblich-braunlich gefarbten und auch starker gewblbten Tochterkolonieen 
besonders starke Kontraste. Die Fig. 4—7 zeigen besser als jede Be- 
schreibung diese Unterschiede. 


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Fig. 6. Fig. 7. 

Fig. 4. Paratyphusatamm Riaum-Sohn. Kultur auf Raffinoseagar 6 Tage bei 36° C; 
photographiert irn durchfallenden Licht. 

Fig. 5. Paratvphusstamm Riaum-Mutter. Kultur und Photographic? wie Fig. 4. 
Fig. 6. Enteritisbakterien Typus Kanache-Breslau. Kultur und Photographic 
genau wie bei Fig. 4. 

Fig. 7. Typhnabakterien. Kultur und Photographic genau wie bei Fig. 4. 


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(Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Rham noseagar. 

Zur Unterscheidung von Typhusbakterien und nahe Verwandten 
hat Reiner Muller 1908 (3) die Tochterkolonieenbildung auf Rham- 
noseagar angegeben und 1911 (6) genauer beschrieben; sie ist inzwischen 
von alien bekanut gewordenen Nachpriifern, z. B. Pen fold (8), be- 
statigt worden. Sie kann als das charakteristischste Kultunnerkinal fur 
Typhusbakterien gelten. Die Versuche wurden entsprechend angesetzt 
wie der beschriebene Raffinoseversuch. Als Nahrboden wurde benutzt 
der gebrauchliche Nahragar mit 1 Proz. Rhamnose (Isodulzit). Beide 
Risum-Stamme wuchsen, wie alle Paratyphusbakterien es tun, oline 
Tochterkolonieen zu bilden; das Aussehen der Kolonieen entspricht also 
ungefahr den Fig. 6 und 7, wahrend die zum Vergleich herangezogenen 
Typhusbakterien vom 4. Tage an viele Tochterkolonieen bildeten, so daB 
sie ungefahr so wie die Fig. 4 und 5 aussahen. 

Mikroskopische Priifung. 

Beide Risum - Stamme waren bei der Untersuchung im hSugenden 
Tropfen ebenso beweglich wie die Typhus- und Paratyphusbakterien. 

Im gefarbten Abklatschpraparat von einer 24 Stunden alten 
GelatineoberflSchenkultur wiesen die beiden Risum - Stamme sowie der 
Laboratoriumsparatyphusstamm keine Unterschiede auf, wahrend der zum 
Vergleich herangezogene Typhusstamm in diesenjungen Gelatinekulturen 
sichtlich schlankere Formen zeigte. 

Agglutinationspriifung. 

Die hierzu benutzten spezifischen Sera sind in der beifolgen- 
den Tabelle angegeben. Sie wurden mit den 6 angegebenen Bakterien- 
stammen in den Verdiinnungen 1:100, 1 : 200, 1: 500, 1:1000, 1:2000, 
1 :5000 und 1 : 10000 angesetzt und nach 2-stiindigem Aufenthalte bei 
36° C geprtift. 


1 

Risum- 

Sohn 

Risum- 
Mutter 

Para- 
typhus B 

Enter. 

Kanschc- 

Breslau 

Typhus 

Gartner 

Typhusserum Ziege 

Titer 1: 10000 * 

500 

500 

500 

0 

10000 

2000 

Typhusserum Pferd 

Titer 1:10000 

500 

500 

500 

0 

10000 

1000 

Gartnerserum Ziege 

Titer 1: 10000 

0 

0 

0 

0 

1000 

10000 

Paratyphus B-Serum Ziege 

Titer 1 :2000 

2000 

2000 

2000 

1000 

0 

0 

Paratyphus B-Serum Kaninchen 
Titer 1 :2000 

2000 

2000 

2000 

| 2000 

0 

0 

Risum-Sohn-Serum Kaniuehen 
Titer 1 :5000 

5000 

5000 

5000 

1000 

500 

100 

Kansche-Breslau-Serum Ziege 
Titer 1 :2000 

2000 

2000 

2000 

2000 

0 

0 


Die angegebenen Zahlen zeigen, in welcher Holie jedes Serum jeden 
der 0 Stamme noch deutlich agglutiniert hat; vom Stanime Risum-Sohn 
wurden Kulturen von 6 verschiedenen Kolonieen der urspriinglichen 
Stuhlaussaat geprtift, alle 6 verhielten sich bei der Agglutination ganz 
gleich, so, wie es in der Tabelle angegeben ist. Die Zalil 0 in der 
Tabelle bedeutet, daB der betreffende Stamm von der Senimverdiinnung 
1 :100 nicht agglutiniert wurde. Der abweichende Stamm Risum-Sohn 


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Oette, Ein Paratvphusstamm, der Zucker ohne Gasbildung zersetzt. 


7 


verhait sich also bei der Agglutination genau so wie alle regelrechten 
Paratyphusstamme. 

Ferner wurde ein Kanincheu durch Einspritzungen in die Ohrvene 
soweit immunisiert, daB sein Serum diesen Stamm Risum-Sohn bis zur 
Verdiinnung 1:5000 agglutinierte. Wie sich aus der Tabelle ergibt, 
wurden die iibrigen Paratyphusstamme ebenso stark beeintluBt. 

Tierversuche. 

Bernhard Fischer hat 1905(1) daraufhingewiesen, daB bei der 
Verfiitterung der Schottmiillerscheu Paratyphusbakterien an 
Mfiuse diese Tiere meist nicht eingehen, wahrend bei der Verffitterung 
von Kulturen der Enteritisbakterien vom Typus Kansche-Breslau dies 
recht h&ufig der Fall ist. Auf angefeuchtetem Brot wurde je eine 
24 Stunden alte Agarkultur der Stamme Risum-Sohn, Risum-Mutter und 
eines Paratyphus B - Laboratoriumsstammes an je 2 Mause verffittert; 
keines der 6 Tiere ging ein, obwohl bis zum 4. Tage nach der Ver- 
ftitterug in den Aussaaten des M&usekotes die verffitterten Bakterien 
nachzuweisen waren, und zwar erkennbar besonders an der oben ge- 
schilderten Schleimwallbildung und der Bildung von Tochterkolonieen 
auf Raffinoseagar, der Stamm Risum-Sohn war auBerdem noch erkenn¬ 
bar an der fehlenden Gasbildung. Untersucht wurde jedesmal der frisch 
abgesetzte Kot, nachdem die Mause kurz vorher in ein steriles Mfiuse- 
glas gesetzt waren. 

Zum Vergleich wurden 5 Stfimme Enteritis Kfinsche-Breslau ver- 
schiedener Herkunft in gleicher Weise an je 2 Mause verffittert; von 
diesen 10 Tieren starben innerhalb einer Woche 5, die Aussaat des Herz- 
blutes zeigt bei alien Enteritisbakterien vom Typus Kfinsche-Breslau 
ohne Schleimwallbildung und ohne Bildung von Tochterkolonieen auf 
Raffinoseagar. 

Ein Meerschweinchen, 370 g schwer, erhielt 1 / 100 einer Oese 
von etwa 2 mg in die Bauchhfihle eingespritzt; das Tier war nach 
20 Stunden tot, aus dem Herzblute und den Organen wurde der Stamm 
Risum-Sohn mit alien seinen besonderen Merkmalen gezfichtet. Ein 
zweites Meerschweinchen, von 450 g Gewicht, erhielt ebenfalls Vioo Oese 
und starb in der gleichen Zeit. Ein drittes Meerschweinchen, das V 500 
Oese erhielt, blieb am Leben. Wir finden also hier eine Virulenz fiir 
Meerschweinchen, wie sie bei Paratyphusbakterien in der Regel gefunden 
wird, bei Typhusbakterien dagegen fast niemals in derselben Starke. 

Ferner erhielten auch Mause unter die Haut die Stamme Risum- 
Sohn, Risum-Mutter und Enteritis Kan sell e- Breslau eingespritzt; 
V100 Oese wirkte bei samtlichen Stammen in 24 Stunden tSdlich, V500 
Oese von den Enteritisbakterien vom Typus Kansche-Breslau totete 
in 24 Stunden, V500 Oese von den beiden Risum-Stammen wirkte nicht 
mehr todlich. 

Der Stamm Risum-Sohn verhait sich also ganz wie ein regelrechter 
Paratyphusstamm und weicht einzig und allein durch das Fehlen der 
Gasbildung aus Zucker al>. Ueber das Vorkommen solcher abweichen- 
den Paratyphusstamme habe ich in der Literatur nichts finden kfinnen; 
dagegen fand sich eine kurze Angabe fiber einen Stamm von Mfiuse- 
typhusbakterien im Handatlas von Lehmann und Neumann (2), 
welche schreiben: ^Bacterium typhi murium: Wahrend die meisten 
Stamme aus Traubenzucker neben Sfiure Gas bilden, besafien wir einen 
Stamm, der kein Gas bildete.“ 


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8 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Wenn man bedenkt, daB es recht wahrscheinlich ist, dafi die Mutter 
bei der Pflege ihres Sohnes sich infiziert bat, und daB das Abweichen in 
einer einzigen Eigenschaft eine sehr groBe Aehnlichkeit hat mit den Be- 
funden, die in den letzten Jahren bei Bakterienmutationen gemacht 
worden sind, so wird man es verstehen, wenn ich mit meiner Arbeit 
keinen neuen Bakterientypus aufstellen will; nichts liegt vielmehr naher 
als anzunehmen, daB es sich bei dem Stamme Risum-Sohu um eine 
Mutationsform handele. Zunachst kann man annehmen, daB regelrechte 
Paratyphusbakterien aus unbekannten Grunden mutationsartig das Gas- 
bildungsvermogen verloren hatten. Nun wurden bei der spater er- 
krankten Mutter, die sich hdchstwahrscheinlich bei der Pflege des Sohnes 
angesteckt hat, regelrechte Paratyphusbakterien gefunden; das konnte 
man so erklaren, daB jene verloren gegangene Eigenschaft wieder er- 
worben worden ware. Andererseits hat Reiner Miiller 1911 in 
Typhuskolonieen Tochterkolonieen von Paratyphusbakterien beobachtet (7). 
Es ist also auch wohl die Moglichkeit nicht auszuschlieBen, daB der Stamm 
Risum-Sohn eine Zwischenstufe zwischen Typhus und Paratyphusbakterien 
darstellt. 

Iiiter&tur. 

1) Fischer, Bernhard, Klin. Jahrb. Bd. 15. 1905. p. 79—81. 

2) Lehm ann und Neumann, Atlas u. Grundriti d. Bakt. 5. Aufl. 1912. T. 2. p. 367. 

3) Muller, Reiner, Centralbl. f. Bakt Abt. I. Ref. Bd. 42. 1908. Beih. p. 57. 

4) —, Miinch. med. Wochenschr. 1909. p. 885. 

5) —, Dtsche med. Wochenschr. 1910. p. 2387. 

6) —, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. 1911. p. 97. 

7) —, Miinch. med. Wochenschr. 1911. p. 2247. 

8) Pen fold, W. j., The Journ. of Hyg. Vol. 12. 1912. p. 210. 


Nachdnick verboten. 

L’Etiologie et la therapie de la fifcvre typholde (Pferdestaupe). 

Par le Dr. E. Bemelmans, 

Capitaine v6t4rinaire du 2* Reg' des Hussards 4 Venlo (Hollande). 

Avec 1 figure. 

Introduction. 

C’est grftce a l’ttalon anglo-normand Demi-Monde, porteur de germes 
virulents que Ton a pu faire une ttude approfondie de la fitvre typholde 
(pink-eye, Pferdestaupe ou Rotlaufseuche). 

C’est vers la fin de 1906 que Demi-Monde fut achete chez Mr. Roy 
de Neuilly, pour le compte de l’Association Neerlandaise des courses au 
galop et au trot. En 1907, il fut plact k Bemmel. II y fit, en un temps 
relativement court, la saillie de 63 juments, dont 31 furent pleines. La 
plupart de ces juments tomb&rent malades quelques jours apr&s la saillie. 
Les symptomes ttaient: fitvre, depression certbrale, inappetence, oedfeme 
des paupifcres et des membres; la jument saillie infectait les autres 
chevaux cohabitant avec elle. Une commission constitute par Messieurs 
De Bruyn et Wester, professeurs & l’Ecole vtttrinaire de l’Etat 
d’Utrecht, s’est rendue k la station pour examiner Demi-Monde ainsi 
que deux des juments saillies. Les deux juments paraissaient §tre at- 
teintes de Pferdestaupe typique. On plaga done Demi-Monde en obser¬ 
vation k l’ficole vtttrinaire: rien d’anormal n’y fut relevt. Le rapport 


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Bemelmans, L’Etiologie et la th£rapie de la fi&vre typhoide (Pferdestaupe). 9 


relate: la transmission de la Pferdestaupe est possible par un 6talon qui 
n’est pas malade ou m§me qui n’a pas 6t6 malade. On conseilla de ne 
plus utiliser Demi-Monde pour l’61evage pendant la saison de 1907. 

On ne parvint cependant pas k dScouvrir une cause pathogfcne sur 
Demi-Monde. Sorti de l’£cole v6terinaire de l’£tat, Demi-Monde fut 
ramend k la ferme de Mr. van Wickevoort-Crommelin, k Heem- 
stede, ou les diffdrents dtalons (+ 12) de l’Association N6erlandaise des 
courses au galop et au trot, revenant de leurs stations, furent places 
6galement. Les boxes y sont construits de telle fagon que les animaux 
peuvent se voir k travers des grillages en fer; ils peuvent meme se 
toucher des lfcvres et de la langue. Pendant tout le temps que Demi- 
Monde est rest6 dans cette ferme aucun signe de maladie ne fut relev6 ni 
chez lui ni chez ses compagnons d’6curie. Le 6 f6vrier 1908 Mr. Crom- 
melin fit saillir par Demi-Monde, une de ses juments qui 6tait log6e 
pr&s de sa maison, „de Berkenrode*. Aprfes la saillie la jument fut 
ramen^e dans son 6curie ou se trouvaient encore 5 autres chevaux. Le 
12 f6vrier 1908 le Collogue Kruymel fut appe!16 k soigner cette meme 
jument et son diagnostic 6tait: Pferdestaupe. 

Deux jours plus tard les memes symptomes furent constates chez 
quatre des cinq chevaux qui 6taient dans l’dcurie. Malgr6 ce cas Evident 
de contagion il fut d6cid6 de placer le cheval dans une station de re¬ 
monte. C’est le 28 fdvrier 1908 que Demi-Monde fut conduit k Opynen. 
Lors de l’expertise de Tiel ses quality et son trot firent l’admiration 
des dleveurs. Dans la l e quinzaine du mois de mars, Demi-Monde saillit 
12 juments, 7 tombaient malades et pr6sentaient les mgmes symptomes 
que les juments de Tan dernier, devenues malades aprfes la saillie. On 
fut oblig6 ainsi une seconde fois de mettre l’6talon hors de service. 

On n’6tait done pas parvenu il 6claircir l’affaire. Bon nombre de 
personnes ne pouvaient comprendre que les juments pouvaient Stre in- 
fect6es par un 6talon sain. Pourtant le fait n’est pas si 6trange qu’on 
le croit et, apr&s consultation de la literature, il m’a paru que maintes 
fois d6ja on avait constat^ qu’un 6talon gueri depuis un an et mSme 
depuis 2 ans pouvait encore transmettre la Pferdestaupe aux juments 
saillies. 

Literature. 

James Clark, Transmission of pink eye from apparently healthy stallions to 
mares. (Journ. of Comp. Pathol, and Therap. Vol. 5. 1894) relate qu’un 4talon Clydes¬ 
dale qui avait eu l’ann4e precedante la Pferdestaupe, fut plac6 dans son voisinage pour 
servir il la monte. Du 11—27 avril cet 6talon saillit 21 juments dont 14 furent atteintes 
de Pferdestaupe 6 4 9 jours plus tard. La maladie avait une marche typique et se 
propagea dans toute la contrbe. 

Dans les 30 dernifcres annees on n’avait constato qu’une seule fois la Pferdestaupe, 
et ce il y a 8 4 9 ans, chez 2 chevaux importos; la maladie resta bontoe 4 ces deux 
sujets. Les premiers symptomes firent leur apparition 6—9 jours aprbs la monte. Les 
juments saillies par cet etalon infectaient, aprbs leur retour, les autres chevaux co¬ 
habitant avec elles. Une partie des juments saillies 6taient fecond&s. 

Clark renseigne en ntome temps, qu’un autre M6decin v6t4rinaire, Mr. Pottie, 
avait attir6 l’attention sur des cas semblables qui s’etaient produits 4 plusieurs ann4es 
auparavant et ce 4 plusieurs reprises. On n’attacha aucun credit 4 ses dires. I^es sym¬ 
ptomes signals sont si caractoristiques qu’il n’y a pas lieu de douter des observations 
de Mr. Clark. 

Aprbs lYpizootie de Pferdestaupe en Danemark (1890—1893), une douzaine de 
Medecine v^tonnaires ont constatd* que des ^talons qui avaient atteints de Pferde¬ 
staupe (itaient encore 14 2 ans apres, en etat de transmettre la maladie lors de la 
saillie. 

Prof. Jensen: rassembla toutes les donnees de ces Collbgues Danois (I)tsche 
Zeitschr. f. Tiermed. 1894) qui correspondent en grande partie avec les communications 


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10 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


de Clark. La dur/e d’incubation Ztait de 4—7 jours. Jensen pr/sumait que le virus 
v/g/tait et se maintenait virulent, sur la muqueuse des organes g/nitaux des /talons. 
La Pferdestaupe se pr/sentait sous la forme la plus grave quand la saillie avait eu lieu 
peu de temps apr/s la gu/rison de l’/talon; elle avait un caract/re plus b/nin quand 
I’/talon Ztait gu/ri depuis deux ans. Peu de juments etaient f/cond/es si elles avaient 
Zte saillies peu de temps apr/s la gu/rison de l’/talon; le nombre de saillies suivies de 
f/condation devenait progressivement plus /lev/, au fur et a mesure que la gu/rison 
datait de plus longtemps. 

Reeks (The Journ. of Comp. Pathol, and Therap. 1902) dit ce qui suit au sujet 
de la transmission de la Pferdestaupe aux juments par des /talons apparemment sains. 

En 1901 apr/s qu’un Ztalon gu/ri de Pferdestaupe avait d/jil infecte des juments 
qu’il avait saillies, Reeks pr/vint le propri/taire de ce que le mSme fait pourrait se 
prodnire l’ann/e apr/s. C’est pour cette raison qu’on decida d’attendre les r/sultats que 
aonnerait la saillie chez ses propres juments avant d’utiliser 1’/talon pour la monte 
publique. Celui-ci ne fut done conduit dans les environs qu’apr/s avoir d/jil sailli 14 
juments de l’/curie, qui toutes etaient rest/es saines. Beaucoup de juments furent cepen- 
dant infect/es et firent la Pferdestaupe aprfes la saillie. Le fait que les juments saillies 
de la meme /curie rest/rent saines, s’explique par 1’immunitZ acquise. 

Dr. Orimme (Dtsche tierarztl. Wochenschr. 1903) a constat/: que des juments 
qui avaient ZtZ saillies par l’4talon beige „Boxbart“ entre le 3 mars et le 4 avril 1902, 
etaient atteinte dc Pferdestaupe 6 18 jours plus tard. L’/talon 4tait infect4 lui-meme, 
le 3 mars, par une jument atteinte de la mZme affection. Seulement la jument qui 
avait 4t4 saillie la premtere et qui fut cause de la dispersion du mal, succomba, aiusi 
quo son poulain; 48 chevaux tomb/rent malndes dans 14 fermes. La maladie 4tait bZ- 
nigne, 4voluait sans complication et la gu4rison s'obtenait apr/s 8—14 jours. L’4talon 
fut de nouveau admis h la monte 5 semaines plus tard, apres d4sinfection soignee des 
organes g4nitaux. MalgrZ cela la Pferdestaupe s’4tablit chez 5 des 7 juments saillies, 
et cela end4ans les 6 a 8 jours. Dans le cas pr4sent 21 chevaux devinrent malades 
dans 5 4curies. Sur les 28 juments, 10 avaient et/ f4cond4es. Boxbart paraissait encore 
contagifhre par le co'it apr/s 14 semaines de convalescence. * 

Le Coltegue Steen bergen constata en 1905 des faits il peu pr/s identiques pro- 
voqu/s par l’/talon Frank. De la description de la maladie il resulte sans conteste 
qu’il s’agissait aussi de la Pferdestaupe. Parmi les juments saillies 55 devinrent ma- 
lades. La maladie 4tait plus grave chez les juments pleines. La dur4e de l’incubation 
4tait de 2—10 jours. La maladie 4voIua sous forme b4ntgne, elle ne provoqua pas de 
mortality. L’/talon en question fut lui aussi envoy/ en traitement il l’Ecole v/t/rinaire 
de 1’Etat d’Utrecht. 

Le 26 et 27 d/cembre „Frank” fit la saillie d’une jument de 9 ans en parfait 
4tat de sant4. Rien d’anormal ne fut observ/ jusqu’au 2 janvier inclus. Le 3 janvier 
il pr/senta 39,8 de temp/rature et de l’inapp/tence. Du c5t4 de l’urine ni du cdt4 du 
sang dont des preparations microscopiques furent examin/es, on n’observa rien d’anormal. 
La temp/rature et I’app/tit revinrent rapidement i la normale. Imm/diatement apr/s 
la saillie on recueillit le produit de s/cr/tion ur/thral que l’on injecta sous cutan/ment 
il une souris et, intrap/riton/alement il un cobaye. Ce dernier ne presents rien d'anormal, 
quant il la souris elle succomba. Aucune bact/ridie ne fut retrouv/e dans le sang de 
celle-ci. Le 13 et le 14 janvier P4talon fit la saillie d’une nouvelle jument parfaitement 
saine. En dehors de la r/action thermique, la jument ne pr/senta aucun symptftme de 
maladie. La r/action thermique Ztait: 

janvier: 15 16 17 18 19 20 21 22 23 

38 38,8 3942 40,3 40,3 41 39,8 39 37,8 . 

Un cobaye et un lapin qui avaient re$u respectivemeyt une injection intraveineuse et 
intrap/ritoneale de sang frais, n’eprouv/rent aucun malaise. 

On pensa qu’il Ztait superflu de conserver Frank pendant un temps plus long il 
l’Ecole v/t/rinaire. Il quitta done cet etablissement le 23 janvier, sans jamais avoir 
montrZ des signes de maladie. Apr/s avoir ZtZ refus/ it l’expertise, il fut aehetZ aux 
frais de l’Etat et rentra il l’Ecole v/t/rinaire le 26 avril. A cette date il paraissait 
parfaitement sain. Il couvrit une autre jument, le 2 juin, qui pr/senta les temperatures 
suivantea: 

juin: 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 

37,6 37,8 39.1 40,3 40,5 39,5 38,9 38,8 38,4 37,5 

Le 25 juin seulement la jument pr/senta de la depression c/r/brale et ne prit 
qu’une partie de sa ration habituelle. En dehors de ces sympt/mes on n’observa rien 
d’anormal et la jument ne fut pas autrement troubl/e dans son /tat de santZ. Alors, 
les exp/riences avec Frank prirent fin, des donn/es ult/rieures au sujet de la cause 
morbide manquent. De tout ce qui pr/cZde il r/sulte que Frank resta pendant tout 
un an porteur du virus de la Pferdestaupe. 


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Bern el man s, L’Etiologie et la thdrapie de la ffevre typhoide (Pferdestaupe). H 


Plusieurs cas de Pferdestaupe furent observes a Ede en 1908. A la suite d’une 
enqufete sur place j’appris ce qui suit du Collogue Abspoel. La Pferdetaupe fut ap- 
port6e par une jument qui avait dtd infecfee lore de la saillie h Barneveld. La raaladie 
s’dtendit dans l’&urie du proprfetaire de cette jument. Comrae ce dernier 4tait a)16 au 
marcife avec un cheval malade, la maladie se dC-clnrait bientOt dans les (5curiee dont des 
chevaux avaient 6fe hdberges dans l’auberge oil 1’on d^telait la jument malade. Parmi 
ces chevaux, 4 succombferent ii la suite d’une pneumouie secondaire; 3 de ces nnimaux 
faisaient le service chez des voituriers, l’autre chez tin fermier. Tous les qualres avaient 
continue it travailler, de sorte que le secoure du M<5decin v&6rinaire avait efe requis 
trop tardivement. 

On attacha cependant bien peu d’importance aux renseignements des M&leeins 
v4t*?rinaire Danois publics par le Prof. Jensen ainsi qu’aux autres constatations faites. 

Hutyra et Marek mettent dans leur traitd: „Spezielle Pathologic und Therapie 
1909 un point d’interrogation aprfcs les publications de Jen Ren. 

Friedberger et Frohner s’expriment de cette fagon dans leur traife: Dagegen 
scheint es (das Kontagium) sich im Tierkorper unter Umstanden sehr lange zu erhalten. 

Prof. Dr. Spilman declare dans un rapport public au 9* Congrbs international 
de M^decine v4t6rinaire (La Have, septembre 1909): Meiner Ansicht nach ist die Be- 
hauptung Jensens und anderer Autoren, dnB die von Influenza geheilten Heugstc nach 
Monaten, ja sogar 1—2 Jahren, diese Krankheit durch Vermittelung des Bcschalakte6 
auf Stuten iibertragen, unhaltbar. Auf meine Veranlassung wurden 119 Hengste, die 
die Seuche vor 2, bzw. 4 Monaten uberslanden, und sich nach wiederholter Unter- 
suchung gesund erwiesen haben, zum freien Verkehr und zum Belegen als unbedenklich, 
da ohne Gefahr der Weiterverechleppung der Brustseuche, zugelassen. Wahrend der 
ganzen Deckperiode, sowie auch spiiter (l*/, Jahre nachher) wurde kein einziger Fall 
der Ansteckung einer Stute zur Anzeige gebracht. u Ce qui est vrai pour la Brustseuche 
ne l’est cependant pas pour la Pferdestaupe, d’autant plus que la Brustseuche et la 
Pferdestaupe sont deux maladies dont l’6tiologie et les caracferes cliniques different du 
tout au tout, qui d’apfes moi sont injustement remeifees par feu Imminent Prof. Dicker- 
hoff au groupe Influenza (dont nous parlerons plus loin), du moins quand leur 
Evolution est r<5gulfere. 

Le Prof. Dr. Poels, Directeur de l’Institut de S6roth6rapie it Rotterdam, a tou- 
jours attache beaucoup d’importance aux communications danoises, d’autant plus que 
dans les 6curies de la socfete du Tramway de Rotterdam, il eonstata maintes fois que 
la Pferdestaupe se d&dara chez les chevaux nouvellemcnt achefes, quand ceux-ci 6taient 
places a c6t6 de chevaux qui souvent avaient eu la Pferdestaupe plusieurs mois aupara- 
vant. Vu son experience personnelle le Dr. Poels attachait une grande importance 
aux publications du Prof. Jensen, de telle fagon que l’orsqu’on lui confia Demi-Monde, 
il porta son attention sur la Pferdestaupe parcequ’il etait convaincu que cet animal 
serait porteur du virus de cette maladie. 

Son s6jour k la ferme de Heemstede, ^ l’Ecole v6t6rinaire de l’Etat, 
k la station de remoute de Bemmel et de Opynen de meme qu’it l’ln- 
stitut de Seroth£rapie de l’Etat demontrfcrent it l’6vidence le fait que 
Demi-Monde ne transmettait pas, dans les conditions ordinaires. la 
Pferdestaupe k d’autres chevaux, de telle fagon qu’il put sojourner avec 
des chevaux sains sans les infecter. Ce n’est que lors de la saillie 
qu’il 6tait contagiffere. Avec les 6talons „Frank“ et „Boxbart“ de meme 
qu’avec les 6talons dont parlent Clark, Reeks et Jensen, les ob¬ 
servations furent identiques. Il faut done admettre que le virus ne pro- 
vient pas de reins, mais de l’appareil genital. Dans le but de r£soudre 
si possible cette question le Dr. Poels d4cida de faire une injection 
intrajugulaire de sperme de cet 6talon k des chevaux sains. En se basant 
sur la pathogSnie de la Pferdestaupe il faut admettre que le germe se 
r6pand dans l’organisme par la voie sanguine puisque, apr&s un temps 
d’incubation de quelques jours, les regions les plus 61oign6es du corps 
sont entreprises simultanement, notamment la systfeme nerveux, la con- 
jonctive, le tube digestif et le tissu cellulaire sous cutane des paupifcres 
ainsi que des membres. L’injection intraveineuse de sperme 6tait bas£e 
sur ces faits d’observation. Les premieres experiences furent faites vers 
le 15 mai par le Dr. Reeser. L’animal & qui fut injectee + 5 c.c. de 
sperme melangee k de la solution physiologique de chlorure de sodium 


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Centralbl. f. Bakt. tee. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


pr^senta aprbs 4—5 jours d’incubation tous les symptomes qu’on peut 
attribuer k la Pferdestaupe. Par la suite l’exp6rience fut renouvel6e 
avec du sperme filtre sur bougie Berkefeld et Ton obtint le m6me 
r^sultat. On pouvait encore provoquer la maladie avec du sang ordinaire 
ou filtr6 qu’on avait pr61ev6 sur des chevaux prSalablement rendus ma- 
lades par l’injection de sperme. 

La maladie se transmettait par contagion dans les 6curies ou Ton 
n’avait pas pris de mesures preventives, de telle fa^on qu’en peu de 
temps 24 chevaux qui produisaient du s6rum en furent atteints. C’est 
pour cette raison que de nouvelles experiences durent etre provisoirement 
ajournees. Je fus detache & I’lnstitut de Serotherapie de l’Etat le ler juillet 
dans le but de faire des etudes plus etendues sur des maladies infectieuses 
du cheval, c’est ainsi que ces nouvelles experiences me furent confiees. 

Demi-Monde etait k beaucoup de points de vue un cheval doux, tant 
it l’ecurie que lors de la saillie. II etait toutefois difficile k ferrer et la 
palpation des organes g^nitaux de mSme que l’exploration ainsi que la 
prise de la temperature etaient dangereuses. II ne supportait pas Im¬ 
plication d’un condom destine k recueillir le sperme. Chez la jument, 
{’introduction d’un pessaire ne reussit pas mieux. On reprit le sperme 
sur un plateau desinfecte place en dessous de la vulve, immediatement 
aprfcs le co'it. Les gouttes qui tombbrent du penis aprfcs la saillie furent 
recueillies egalement. Le sperme recueilli de cette fatjon fut dilue avec 
du serum physiologique, puis filtr6 & travers une mince couche d’ouate 
afin de retenir les particules solides (smegma). 

Afin d’eviter l’introduction d’une partie du filtrat dans le tissu cellu- 
laire sous-cutane, lors de l’extraction de l’aiguille et ce pour empScher la 
formation d’abcfcs, on fit suivre chaque injection de sperme dilue d’une 
de serum physiologique au chlorure de sodium. Les animaux d’exp6ri- 
ences etaient le plus souvent des chevaux de reforme de l’armee ou bien 
de jeunes chevaux de remonte. Quelques chevaux de l’armee parais- 
saient presenter de l’immunite contre la Pferdestaupe. Dans ces cas 
on pouvait presque toujours observer que la Pferdestaupe avait r&gne 
dans leur garnison d’origine. Les chevaux d’experiences furent toujours 
isoies pareeque la Staupe s’etait communiquee aux chevaux producteurs 
de serum lors des premieres experiences du Dr. Poels. On employait 
presque toujours les memes juments pour l’experience de la saillie, 10 en 
tout. Presque toutes avaient ete atteintes de l’affection lors de l’extension 
de la maladie dans l’ecurie, de sorte qu’aprfcs la saillie elles resistaient 
k la maladie. Deux des juments avaient 6t6 f6cond6es. L’une donnait 
2 poulains lors d’un avortement, tandis que la seconde mit au monde un 
poulain normal mais petit qui succomba d’ailleurs & l’S,ge de 3 semaines 
La naissance de ce dernier poulain est d’autant plus remarquablo quand 
on prend en consideration qu’on soutirait & cette jument, immunis<$e contre 
le charbon bacteridien, au moins 2 fois par mois, 5 i 6 litres de sang. 

Experiences au sujet du filtrage du virus de la 

Pferdestaupe. 

Lea experiences faites dans le but de confirmer le filtrage de virus de la Pferde¬ 
staupe furent lee auivantes: 

Experiences. 

Exp. No. I. 

Demi-Monde saillit le cheval No. 59 le 2 juin 1908 le sperme fut recueilli et filtrii 
il travers l’ouate. Immediatement a pres on fit une injection de 10 c. c. dans la veine 
jugulaire du cheval No. 16 en bonne santd. 


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Bemelmans, L’Etiologie et la thArapie de la fi&vre tvphoide (Pferdestaupe). 13 


Dates 2 juin 1908 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 

37,8 37,6 37,3 37,6 38 38,6 39,2 40,2 39,0 37,4 37,3 

Le 8 juin, done 6 jours aprfes l’injection, le cheval No. 16 etait gravement nialade il 

f >r6»entait de la depression cdrebrale et de l’inappetencs, de l’oedtime des paupieres, de 
a conjonctivite, de la photophobie, et de l’oedkme des deux membres posterieures. Le 
11 juin l'animal etait compietcment relabli. 

Exp. No. 11. 

Le 3 juin la jument No. 59 fut saillie une seconde fois. le sperme recueilli fut 
melange avec une solution pbysiologique sterile de chlorure de sodium, puis filtre im- 
mediatement apr&s sur bougie Berkefeld; 20 c.c. du filtrat bien clair furent injectes 
dans la veine jugulaire du cheval No. 23. 

Dates 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 

Temp. 37,4 37,6 37,5 36,8 37,6 39,0 39,3 40,0 38,9 37,6 37,2 

L’animal presentait eomme autres symptAmea: diminution de l’appdtit pendant la 
periode febrile, oedfeme de l’oeil gauche et des membres posterieurs. La jument saillie 
No. 59 ne faisait pas la maladie. 

Exp. No. III. 

Le 9 juin on pr41eva 300 c.c. de sang il la jument No. 16 (Exp. No. I) alore que’elle 
presentait une temperature rectale de 40,2. Le sang fut defibrine, puis on en injecta 
10 c. c. dans la jugulaire du cheval No. 32. 

Dates 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 

Temp. 37,1 37,6 37,6 38,1 38,8 39,3 40,0 39,4 37,9 37,1 

Exp. No. IV. 

Le reste du sang defibrine fut filtre sur bougie Berkefeld: on en injecta 20 c. c. 
dans la jugulaire du cheval No. 24. 

Dates 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 

Temp. 37,5 37,4 37.1 38,2 37,8 38,9 39,3 39,0 37,4 37,2 

Le 14 et le 15 juin les 2 chevaux Nos. 32 et 24 presentaient, comme les chevaux 
Nos. 16 et 23, aprks 5 k 6 jours d’incubation, les mAmes symptAmes typiques qu’on 
peut attribuer k la Pferdestaupe. 

Dans la suite la maladie s’etendit par contagion uaturelle, de telle fa^on, qu’aprks 
peu de temps, 24 dee chevaux presents etaient atteints. 

Le 15 juillet on reprit deux chevaux reformes de l’Ecole d’ecjuitation d’Amers- 
foort, il s’agissait d’une jument de 7 ans abandonee pour cause de r6cidive d’une boiterie 
et d'une jument poussive de 16 ans. Toutes les deux etaient parfaitement saines k la 
date du 17 juillet. 

Exp. No. V et VI. 

L’etalon saillit la jument No. 68, le 17 juillet. Le sperme recueilli fut traite de la 
fajon mentionnee plus haut. A 4 heures de I’aprks midi on fit une injection intrajugu- 
laire de 10 c.c. aux deux chevaux. La jument de 7 ans reagit de la fayon suivante: 
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 

Temp. 37,2 37,8 37,4 37,4 37,3 38,3 38,7 39,5 39,2 37,9 37,4 

Comme autres symptAmes: inappctence du 22—24 juillet, un peu d’oedfeme des 

paupikres et des membres. 

La jument poussive ne reagit pas a l’injection. 

Exp. No. VII. 

Le 14 aodt, l’Atalon saillit la jument No. 67. Le sperme recueilli et melange k la 
solution physiologique de chlorure de sodium fut aspire k travers un filtre Maassen. 
On en injecta 5 c.c. dans la veine jugulare d’un gros cheval de labour kg£ de 5 ans 
qui ne restait pas k l’Acurie de l’lnstitut de sArotherapie de l’Etat. Cet animal ne pre¬ 
sents aucune reaction. 

Exp. No. VIII. 

La jument No. 59 qui avait dejk Ate saillie plusieurs fois par Demi-Monde le fut 
k nouveau le 24 aoht; on Ini injecta cnsuite par voie sanguine, 10 c.c. du sperme filtre 
sur l'ouate. Pas de reaction, la jument restait parfaitement saine; — elle avait eu la 
Pferdestanpe 3 mois auparavant. 

Exp. No. IX. 

Un cheval reforme fut admis k l’Academie militaire de Breda k la date du 6 sep- 
tembre. Le meme jour on lui fit une injection intraveineuse de 20 c. c. de sperme filtre 


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Ceniralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


sur l’ouate. Pas de reaction. On s’attendait d’ailleurs it ce rAsultat nAgatif, pareeque 
l’influenza avait rAgnA parnii les chevaux de troupe de la garnison de Breda. 

Exp. No. X. 

Le 8 oetobre l’Atalon saillit la juraent No. 5. Le cheval No. 9 qui Atait arrivA le 
6 oetobre regut, par voie veineuse, 10 c. c. de sperme filtrA sur bougie Berkefeld. 

Dates 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 

Temp. 37,6 37,2 37,9 37,5 37,1 37,6 37,8 38,0 38,8 40,1 40,3 

19 20 21 22 oetobre 

38,9 37,6 37,1 37,2 

Autres symptdmes: InappAtence du 16 ou 19 compris, oedkme des paupiAres, con- 
jonctivitA, selles molles, oedAme sous cutanA des 4 membres. 

Le 17 oetobre on lui soutira un demi-litre de sang qui, aprAs defibrination, fut 
filtrA sur Berkefeld. 

Exp. No. XI. 

20 c. c. de filtrat furent injectAs par voie intraveineuse k une jument de 5 ans, 
prise le 15 oetobre au I)4p6t de Reiuonte. 

Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 oetobre 

Temp. 37,3 37,2 37,7 37,1 37,8 38,0 38,3 39,7 38,1 37,4 

En dehors d’une lAgAre diminution de l’appetit, on n’observa qu’une lAgAre infil¬ 
tration des paupiAres et de 1’oedAme aux membres postArieurs. 

Deux chevaux a et b furent alors repris k la garnison d’Amersfoort ou rAgnait la 
Pierdestaupe, ils prAsentaient respectivement une temperature de 40,3 et 40,4 et mon- 
traient tous les autres symptdmes de Pferdestaupe. Le 23 oetobre on leur soutira asep- 
tiquement du sang qui fut defibrine. On ensemenga aussi divers milieux de culture 
avec du sang retire directement de la veine jugulaire, au moyen d’un Irocart k saignee. 
On fit en outre des preparations microscopiques par frottis, que l’on fixa avec de l’al- 
cool absolu. 

Exp. No. XII. 

Le 2 novembre le cheval No. 11, originaire du 3* regiment de cavalerie (La Haye)< 
regut une injection intraveineuse de 20 c.c. de sang filtre sur bougie Chamberlandi 
le sang provenait du cheval No. 6 de Amersfoort qui, du 24 oetobre au 2 novembre» 
avait presente une temperature de 37. 

Dates 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 

Temp. 37,4 37,1 37,6 37,4 37,6 37,4 38,0 38,7 38,9 39,3 39,9 

13 14 novembre 

38,7 37,4 

L’animal presenta, en outre, les symptAmes typiques de la Pferdestaupe. Le 
12 novembre on soutira k ce cheval l /j litre de sang et on le defibrina. 

Exp. No. XIII. 

On injecta 10 c.c. de sang d4fibrin4 et filtr4 sur bougie Berkefeld repris sur le 
cheval No. 11 (Exp. No. XII), dans la jugulaire du cheval No. 12, pris au 2<= rAgiment 
de cavalerie k Ttoermonde. 

Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 novembre 

Temp. 37,5 37,2 37,7 38,2 39,8 40,1 38,2 37,7 37,4 

Pendant la pAriode fAbrile le cheval ne possedait pas d’appAtit, il Atait abattu et 
prAscntait de l’oedeme prononcA des membres postArieurs. Le2l novembre on lui soutira 
V, litre de sang qui fut dAfibrinA. 


Exp. No. XIV. 

Le 28 novembre l’Atalon saillit la jument No. 77. 

Le sperme recueilli et diluA dans la solution physiologique de chlorure de sodium 
fut filtrA sur bougie Chamberland. Le cheval No. 13 regut 5 c.c. du filtrat, en in¬ 
jection intraveineuse. II ne prAsenta aucune rAactiou. 

Exp. No. XV. 

Le 9 dAceinbre l’Atalon fit une nouvelle saillie. — 10 c. c. du sperme recueilli et 
filtrA sur ouate d’aprAs la mAthode decrite prAcAdement, furent injectAs au cheval No. 14 
qui avait AtA pris le 3 dAcembre, au 4 C regiment de cavalerie de Deventer. Cette in¬ 
jection ne fut cependant pas suivie d’une injection avec une solution physiologique 
stArile au chlorure de sodium. 

En rentrant la Canute une petite quautilA du sperme injectA s’est rApandue sous 
la peau. Quelques jours aprAs il se forma un a bees douloureux, qui provoqua de la 


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Bemelruans, L'Etiologie et la th^rapie de la fifevre typhoide (Pferdestaupe). 15 


fif'vre. L’abcks fut ouvert aprfes dix jours: le pus renferraait surtout des strepto- et des 
staphylocoques. A la suite de cette complication il fut impossible de determiner si l’in- 
jection intraveineuse avait ete cause de reaction. 

Exp. No. XVI. 

Dans l’intention de mieux se renseigner si oui ou nou le sperme de Demi-Monde 
etait infectant, l’Association Neerlandaise des courses au galop et au trot mit k notre 
disposition une jument de 2 ans (No. lb) et une autre de 3 ans (No. 17) dont on etait 
certain qu’elle n’avait jamais ete atteinte de Pferdestaupe. 

Le 10 fevrier l’4talon saillit la jument No. 21. 

Le sperme fut recueilli et traite de la fagon connue. Le 10 fevrier on fit, k 4 h de 
I’aprfes-miai, les injections intraveineuses suivantes: 

10 c. c. k la jument de 3 ans (No. 17) 

5 „ „ „ „ 2 „ (No. 16) 

Jument de 3 ans: 

Dates 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 

Temp. 37,6 37,8 38 38 37,9 38,1 39,2 39,4 39,9 38,4 38,2 38,1 37,8 

Jument de 2 ans: 

Dates 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 

Temp. 37,4 37,6 37,8 38 38,1 38,4 39,1 39,3 39,9 38,9 38,4 37,9 37,6 

En dehors de cette pouss^e de temperature on n’observe qu’un I6ger oedfeme des 
membres posterieurs. 

Le 16 fevrier on preleva k la jument de 3 ans, qui avait a ce moment 39,2 de 
temperature, 1 litre de sang. Une partie de ce sang, defibrine, fut filtr4 sur bougie 
Berkefeld et conserve k 37°. 

Exp. No. XVII. 

Le 12 mars 1’etalon fit la saillie, le sperme recueilli fut traite par la methode 
connue, puis injecte par voie sanguine k une jument de 6 ans. 

Dates 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 

Temp. 37,4 37,5 37,7 38,5 38.1 39,0 37,7 37,5 37,7 37,3 

Le 17 mars le sujet ne consomma qu’une partie de son avoine et presenta de 
l’cedeme des membres posterieurs. 

Exp. No. XVIII. 

Le re6te du sperme qui avait 4te recueilli le 12 mars fut filtre k travers Chamber- 
land F; 10 c. c. de ce flltrat furent injectes dans la jugulaire d’un cheval qu’on venait 
d’acheter. 

Dates 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 

Temp. 38,0 38,4 38,4 38,2 38,9 39,6 40,1 38,4 38,6 38,1 37,8 

Le 18 mars ce cheval presentait moins d’appetit et un 16ger cedkme des membres 
posterieurs; le 20 mars il y avait: oedfeme des membres et des paupiferes avec hyper¬ 
secretion des larmes. 

Exp. No. XIX. 

Le 14 mars 10 c. c. de sang, defibrine, preieve sur la jument de 3 ans (17 fevrier) 
et conserve durant un mois dans un endroit frais, furent injectes sous-cutanement k 
deux chevaux de remonte, kg6s de 4 ans, No. 407 et 304: 

Reaction du No. 407: 

Dates 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 

Temp. 37,9 37,6 37,8 38,6 40,3 39,6 39,0 37,7 37,7 37,7 37,7 37,7 37,8 

Reaction du No. 304: 

Dates 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 

Temp. 37,7 37,4 37,1 38,2 38,1 39,9 40,1 39,1 39,4 37,5 37,3 37,5 37,4 

On observa en outre pendant le stade febrile chez le No. 407, une diminution de 
l’appetit et un peu d’oedeme des membres posterieurs. Le No. 304 ne presenta que de 
l’angmentation de la temperature. Le 20 mars 1 litre de sang fut preieve aux 2 chevaux, 
il fut defibrine. 

Le 17 mars on fit les injections suivantes k 6 chevaux de remonte, &g4s de 4 ans, 
qui furent isoies les uns des autres. 

Exp. No. XX. 

10 c. c. de sang, defibrine, soutire le 17 fevrier k la jument typhique de 3 ans et 
conserve depuis k la temperature du laboratoire furent injectes au No. 402: 


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16 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 

Temp. 37,8 37,4 37,2 39,2 40,2 38,8 38.8 38,1 37,9 37,4 

Pas d'alteration de l’appetit pendant le stade febrile, l’animal ne presenta qu’un 
peu d’oedfeme aux members po6teneurs. 

Exp. No. XXI. 

Le No. 351 regut, sous la peau, 10 c. c. du sang, defibrine et filtr6 sur Berke- 
feld, provenant de la jument tvphique de 3 ans (17 fevrier). Ce sang avait ete conserve 
k la temperature du laboratoire jusqu’au 15 mars: 

Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 

Temp. 37,4 37,5 37,4 37,8 38,2 39,8 39,3 38,5 37,9 37,5 37,3 

Le 22 mars alors que la temperature etait 39,8 on observa de la diminution de 
l’appetit et de l’cedbme des membres posterieurs. On lui preleva k cette date 1 litre de 
sang qui fut defibrine. 

Exp. No. XXII. 

Le No. 308 regut intra-veineusement 10c.c. desang, defibrine etfiltresur Chamber- 
land, provenant de la jument typhique de 3 ans. Ce sang avait 6te conserve k la 
temperature du laboratoire jusqu’au 18 mars: 

Avant l’injection: 

Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 

Temp. 37,6 37,3 37,8 37,9 38,6 39,7 39,2 38,4 37,2 37,3 37,4 

On n’observa qu’une diminution de 1’appetit pendant le stade febrile et un lkger 
cedfeme aux membres posterieurs. 


Exp. No. XXIII. 

* Le No, 750 regut en injection sous-cutanee 10 c.c. de sperme filtre sur Chamber- 
land F: 

Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 

Temp. 37,5 37,6 37,8 38,3 38,7 38,8 39,2 39,0 38,3 37,9 37,3 

Le cheval presents un leger abattement durant l’augmentation de la temperature. 

Exp. No. XXIV. 

Le No. 388 regut en injection hypodermique 10 c. c. de sperme dilue dans la 
solution physiologique au chlorure de sodium et filtre sur bougie Berkefeld: 

Dates 17 18 10 20 21 22 23 24 25 26 27 

- Temp. 37,9 37,9 37,7 37,8 37,8 38,3 39,2 38,4 37,8 37,8 37,7 

En dehors de cette legfere augmentation de la temperature aucun autre symptfime 
ne fut observe. 

Exp. No. XXV. 

Deux jeunee chevaux, qui n’avaient jamais ete atteints de la Pferdestaupe, recurent 
au mois de mai une injection de 10 c. c. de sang defibrine qui avait ete conserve depuis 
le 16 fevrier (done environ 3 mois) k la temperature du laboratoire. Aucun des deux 
ne reagit. 

Exp. No. XXVI. 

Pour se renseigner sur la duree de l’immunite on prit 3 chevaux No. 376—213 
—273 qui avaient ete atteints de la Pferdestaupe pendant le mois de mars 1909 — done 
6 mois auparavant. On leur fit k tous une injection intra-veineuse de 10 c. c. de sang 
virulent. Aucune reaction n’y fit suite. 




No. 376 

213 

273 

20 

nov. 

37,9 

37,5 

38,1 

21 

M 

37,3 

37,1 

37,3 

22 

77 

37,7 

37,8 

37,5 

23 

ft 

37,6 

38,0 

37,2 

24 

77 

37,8 

37,7 

37,4 

25 

77 

37,7 

38,1 

37,1 

26 

77 

37,5 

37,4 

37,7 



Exp. No. XXVII. 



L’etalon „Frank 11 qui d’aprks les communications du Collkgue Steenbergen et 
les experiences faites k l’Eeole de Medecine veterinaire de l’Etat etait infectant de la 
Pferdestaupe pendant les annees 1905 ct 1906, fut cede k l'lnstitut de S4rotherapie de 
l’Etat quatre ans aprks sa maladie. On ne parvint plus k infecter des chevaux avec 
le sperme de cet etalon et, l’injection intra-veineuse de 10 c. c. de sang virulent k cet 
animal, n’etait suivie d’aucune reaction. 


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Bemelmaus, L’Etiologie et la th^rapie de la fifcvre typhoide (Pferdestaupe). 17 


Exp. No. XXVIII. 

Le 20 novembre 1909, des chevaux de remonte de 3 ans regurent, par voie veineuse, 
10 c. c. de sperme dilu6 dans une solution physiologique de chlorure de sodium. Aucune 
r6action n’y fit suite; on pouvait en conclure que Demi-Monde avait perdu son pouvoir 
infectant. 

II r6sulte de ces experiences que la Pferdestaupe pouvait Stre 
provoqu6e: 

1° Avec le sperme de Demi-Monde, de meme qu’avec le sperme 
filtr4 sur bougie Berkefeld et Chamberland. 

2° Avec le sang d’un cheval rendu typhique par l’injection du 

sperme; de meme qu’avec du sang filtr6 sur Berkefeld et Chamber- 
land F. 

3° Avec le sang et le filtrat de ce sang sur Berkefeld et 

Chamberland F provenant de chevaux qui se sont infect6s spontan6- 
ment (6pid6mie d’Amersfoort). 

4° Avec du sang d6fibrin6, de meme qu’avec le filtrat de sang k 

travers Berkefeld et Chamberland F, conserves pendant 1 mois k 

la temperature du laboratoire. 

Quant k la virulence du germe de Pferdestaupe et k l’immunite 
acquise, il resulte: 

1° Qu’on ne pouvait plus infecter des animaux avec du sang defibrine, 
provenant de chevaux atteints de Pferdestaupe typique, conserve pendant 
6 mois 4 la temperature du laboratoire. 

2° Que les injections de sang virulent n’etaient pas suivies de reaction 
chez les chevaux qui avaient ete atteints de la Pferdestaupe 6 mois 
auparavant. 

3° Que l’etalon „Frank“ qui avait ete atteint de la Pferdestaupe 4 ans 
auparavant, ne presentait aucune reaction aprfcs l’injection de 10 c. c. de 
sang virulent. 

Recherches bacteriologiques. 

On utilisa toutes les methodes et tous les milieux de culture. Comme 
le virus se r6pand dans l’organisme, par la voie sanguine, on composa 
differents milieux de culture & teneur variable en serum 6quin. En outre, 
la viande de veau fut remplac6e par celle du cheval dans la preparation 
des milieux de culture. 

Les differents milieux de culture furent ensemences: 

a) Avec du sang de chevaux presentant la maladie typhique. Apr£s 
desinfection complete de la peau, on introduisit une canule sterile dans 
la veine jugulaire et le jet de sang recueilli directement sur le milieu 
de culture. 

Cette operation fut repeteejournellement chez les animaux d’experiences 
qui avaient ete infectes avec du sang ou du sperme virulent depuis le 
premier jour aprfcs l’infection ou jusqu’au jour du retablissement complet 
du sujet. 

b) Avec le filtrat de sang virulent, defibrine, de meme qu’avec le 
sperme aprfes son passage & travers les differentes bougies. Tous les 
milieux de cultures restfcrent st6riles, on ne parvint jamais k constater 
leur multiplication pas meme apr&s des jours des semaines ou des mois 
tant k la temperature du laboratoire qu’a l’etuve k 37°. 

L’examen microscopique, pratique immediatement apr£s qu’on avait 
recueilli le sperme, decela toujours la presence de staphylocoques dores 
et blancs, diplo- et streptocoques, Bac. pyocyaneus, Bac. coli et 

Erste Abt. Orig. Bd. 68- Heft 1. 2 


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18 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


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Bac. sub til is. Les diffdrentes inoculations faites a des souris, des 
cobayes, pigeons et lapins, avec du sang et avec le filtrat sur bougie du 
sang ou du sperme virulent, donnkrent toutes des rksultats nkgatifs. 

Recherches microscopiques. 

On fit des preparations microscopiques par frottis avec du sang 
extrait directement de la veine jugulaire de chevaux atteints de la 
Pferdestaupe typique, on en fit journellement et ce jusqu’au rktablissement 
complet des sujets. 

On fit en outre des coupes de sang fix6; on utilisa les diff4rentes 
methodes de coloration, mais on ne parvint jamais k dkcouvrir ni des 
bactkries ni des protozoaires (Trypanosomes, Spirochktes). 

Dans les preparations par frottis, obtenues avec du sang qui prove- 
nait de 2 chevaux qui avaient ete atteints de la Pferdestaupe (Pun aprks 
des injections intraveineuses de sperme diluk et de solution physiologique, 
l’autre par infection naturelle lors de repidkmie de la Pferdestaupe k 
Amersfoort), et colorkes au bleu de Methylene de Loeffler on dkcou- 
vrit apr6s de multiples examens soignks k l’oculaire 5 et Via immersion 
k l’huile, quelques rares microdiplocoques dans des globules rouges. Le 
sang virulent de ces deux chevaux servit k l’ensemencement de diffe* 
rents milieux de culture mais, on n’observa aucun developpement. On 
ne reussit pas non plus k contaminer des chevaux par des injections 
intraveineuses ou sous - cutanees de milieux de cultures de skrums- 
bouillons, qui avaient 6tk inoculks avec du sang provenant de ces 
2 chevaux et qui avait etk conserve plusieurs jours a la temperature 
du laboratoire ou de l’dtuve. Des recherches ktiologiques ultkrieures de 
la Pferdestaupe ne furent pas entreprises, parcequ’avec les moyens dont 
nous disposions, nous ne pouvions gukre espkrer obtenir un bon resultat. 
Les experiences faites, qui ont pu etre si etendues parceque Demi-Monde 
etait contagifkre, demontrent jusqu’k preuve du contraire que le virus 
de la Pferdestaupe est 

invisible-ultra microscopique. 

II me parait k peu prks superflu d’ajouter: 

Que des etalons qui ont et6 atteints de la Pferdestaupe ne posskdent 
qu’exceptionnellement la faculte de transmettre la maladie aux juments 
par l’acte du coit et, que cette faculte de contamination n’est pas en 
rapport direct avec l’intensite de la maladie. 

II rdsulte d’observations, relatkes dans la Literature medicale hu- 
maine, ce fait de grande importance que des sujets apparemment gukris 
d’une maladie contagieuse pouvaient devenir des infectants chroniques. 
Des expkrimentateurs ont essayk d’etablir le fait par des experiences. 

Quand on examine les cas cites dans la litterature, oil le virus 
persistait encore chez les sujets gukris depuis longtemps, on en vient k 
conclure que le virus peut se conserver dans diffkreuts endroits de Tor- 
ganisme: c’est ainsi que Ton sait que les gonocoques restent virulents 
dans les produits de secretion et les canaux d’excretion de l’homme 
ainsi que de la femme, et qu’ils conservent la faculte de provoquer a 
nouveau l’affection, alors que les 2 patients paraissaient gukris depuis 
longtemps, et qu’ils n’ont pas subi de nouvelle infection. 

On a trouve le bacille de la dipht6rie sur la muqueuse buccale et 
nasale d’un sujet gukri depuis 7V 2 mois. 

Chez l’homme, on a retrouve le bacille de l’influenza un an aprks 
la guerison; Ivolle determina la presence du bacille choierique dans 



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Bemelmana, L’Etiologie et la th4rapie de la fifevre typhoide (Pferdestaupe). 19 


les seltes, 48 jours aprfes la guerison du sujet; les pneuuiocoques de 
Frankel furent retrouv6s dans les produits d’expectoration jusque 
3 ans aprfes la gu6rison (Nette). Gotschlich d6montra la presence 
des bacilles de la peste dans les produits nonnaux d’expectoration cbez 
des personnes guSries depuis 76 jours. 

C’est d’ailleurs un fait prouv<§: que chez des sujets qui on fait le 
typhus, la vSsicule biliaire renferme encore le bacille typhique apr&s 
plusieurs mois (Lentz, Herbert, Kutscher,FroschetHHbner). 

Le meme fait fut constat^ dans des maladies infectieuses des ani- 
maux: ce fut le cas pour le rouget des pores (van der Veen). 

Durant une p(iriode de 30 ann6es, le Dr. Poe Is a constat6 que 
dans beaucoup de maladies de nos aniinaux domestiques les porteurs 
de bacille ont une grande importance tant au point de vue enzootique 
qu’au point de vue 6pizootique. Lors d’une conf6rence faite k Utrecht 
le 19 avril 1908 il d^clara qu’on pouvait observer des porteurs de bacilles 
dans les cas de pleuro-pneumonie des bovid6s, de mammites de la 
vaches et du raouton, d’avortement et de vaginite, de fifcvre aphteuse, 
de peste porcine et des maladies du poumon chez le pore. 

On ne peut affirmer oil Demi-Monde conservait le germe a l’etat 
virulent, on ne peut pas admettre que l’ultra-visible se trouve dans le 
sang et s’61imine par voie des testicules, l’6talon ayant toujours 6te sain. 
II parait peu probable qu’aprfes la guerison les testicules aient subi une 
modification chronique ou que le virus y soit rest6 & demeure, pareeque 
les testicules 6taient normaux et l’6talon f6cond. On ne pouvait pas 
admettre que le virus 6tait en 6tat de vivre et de v6g6ter sur la mu- 
queuse de voies urinaires. Dans ce cas il aurait 6t6 61imin6 avec l’urine, 
ce que aurait provoqu6 l’infection. La v6sicule sSminale et la prostate 
paraissent seules Stre le sifcge le plus probable de l’infection. Cela 
parait le plus propable pour les v6sicules siiminales, ces organes fonc- 
tionnant le moins. 







Fdvrier 






Mars 


No. 

19* 

20* 

21 e 

22* 

23* 

24* 

25 e 

26* 

27* 

28* 

le 

2* 

3* 

844 

37.4 

37,2 

37,3 

37,2 

38,7 

37,4 

38,7 

39,8 

38,3 

37,7 

36,9 

37,2 

37,6 

107 

38,1 

38,2 

38,1 

37,7 

38,0 

38,3 

38,4 

38,0 

38,9 

37,1 

37,7 

37,4 

37,0 

702 

37,7 

37,8 

37,7 

37,7 

38,6 

37,7 

38,2 

38,9 

39,6 

37,3 

37,8 

37,5 

37,1 

838 

38,2 

38,0 

38,1 

38,3 

37,6 

37,2 

40,0 

39,5 

37,4 

37,5 

38,6 

37,3 

37,6 

263 

37,5 

37,6 

37,7 

37,5 

37,9 

38,0 

38,7 

39,2 

39,3 

37,0 

38,1 

37,9 

37,3 

853 

37,0 

37,6 

37,1 

37,3 

38,4 

37,1 

38,0 

38,6 

39,3 

36,9 

37,8 

37,0 

37,0 

66b 

37,8 

37,6 

37,5 

36,2 

37,5 

37,6 

39,0 

39,2 

40,0 

39,0 

37,2 

36,7 

37,2 

687 

37,6 

37,7 

37,8 

37,5 

39,1 

38,1 

37,5 

38,6 

38,1 

38,0 

37,3 

36,9 

36,7 

845 

38,0 

37,5 

37,3 

37,6 

39,1 

38,2 

38,5 

38,9 

39,4 

39,3 

37,7 

37,5 

37,6 

284 

37,5 

37,4 

37,0 

37,8 

37,4 

37,0 

37,4 

38,6 

38,9 

37,0 

37.5 

36,6 

36,5 

698 

37,6 

37,2 

37,3 

37,0 

37,4 

37,5 

38,0 

38,0 

39,1 

38,9 

37,6 

37,0 

36,9 

287 

38,0 

37,7 

37,5 

37,7 

38,9 

38,3 

38,3 

38,2 

39,5 

38,3 

37,5 

37,7 

37,0 

745 

38,1 

38,0 

37,5 

37,7 

39,1 

37,9 

38,1 

38,2 

39,1 

38,7 

37,3 

36,9 

36,9 

290 

37,7 

37,4 

37,6 

37,9 

38,6 

38,2 

39,0 

38,4 

38,5 

38,2 

37,0 

37,5 

37,2 

857 

37,8 

37,8 

37,3 

37,2 

38,3 

37,2 

37,9 

38,5 

38,5 

38,0 

38,4 

37,9 

36,8 

720 

37,6 

37,4 

37,5 

37,5 

37,5 

36,9 

38,0 

38,4 

39,0 

38,7 

37,6 

36,9 

36,7 

79 

37,8 

37,5 

37,8 

37,5 

37,7 

37,6 

37,9 

38,6 

39,9 

39,3 

37,8 

36,9 

37,1 

830 

37,2 

37,4 

37,3 

36,8 

38,2 

37,6 

38,4 

38,5 

38,0 

36,9 

36,5 

36,8 

36.7 

780 

37,7 

37,7 

37,6 

37,4 

38,1 

37,7 

38,4 

38,0 

39,1 

39,0 

37,6 

37,2 

36,2 

199 

37,7 

37,6 

37,4 

38,0 

38,8 

38,1 

38,6 

38,8 

39,6 

38,7 

37,6 

37,0 

37,3 

763 

37,6 

37,3 

37,2 

37,7 

37,8 

37,9 

38,3 

38,9 

39,8 

38,7 

37,8 

37,1 

36,3 

646 

37,5 

37,5 

37,4 

37,8 

39,2 

39,3 

39,4 

39,1 

39,1 

38,3 

37,1 

37,0 

37,7 

262 

37,9 

37,3 

37,0 

37,5 

39,0 

38,3 

38,4 

39,3 

89,2 

37,6 

37,1 

37,4 

36,8 

848 

38,2 

37,6 

37,1 

37,5 

38,3 

37,3 

38.4 

39,1 

39,3 

38,3 

37,5 

37,4 

37,4 

641 

37,8 

37,6 

37,6 

37,5 

37,7 

37,5 

38,8 

38,6 

38,6 

36,3 

38,0 

37,3 

37,4 



lr 

2* 

3 e 

4* 

5* 

6 e 

7 e 

8* 

9 e jour aprfcs 1’injection 


2 * 


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20 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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Aprfes les int6ressants travaux du Collogue Gallandat Huet rela- 
tifs k la presence de germes dans les v6sicules sdminales: 

a) chez des chevaux, taureaux et verrats abattus 

b) cliez des cobayes qui avaient et6 infectds artificiellement avec 
diff^rents germes. 

On peut admettre avec plus ou moins de certitude que dans ce cas 
si le virus de Pferdestaupe sifegeait dans les v6sicules s6minales de Demi- 
Monde et qu’il y restait vivant. 

Demi-Monde conserva cette faculty d’infecter durant prbs de 3 ans 
et fut en consequence 6cart6 pendant tout ce temps de l’eievage. Actuel- 
lement, il est de nouveau parfaitement apte a faire son service. 

Experiences relatives k l’lmmunisation active contre la 

„Pferdestaupe“. 

Dans le courant des experiences relatives & la filtration du contage 
de la „Pferdestaupe u on s’apergut que la virulence du sperme de Demi- 
Monde s’attdnuait progressivement. II parut entre autres, & l’experience 
No. 16, que la jument de 2 et celle de 3 ans, rdagirent seulement & un 
faible degrd aprbs l’injection directe, intraveineuse de sperme. La tem¬ 
perature atteignit le point le plus eieve soit 39,4 et 39,9 le 7 e et 8 e jours 
apr£s 1’injection, tandis qu’on ne put noter, comme autres symptbmes, que: 
abatement, diminution de l’appetit et legfcre tumefaction des membres 
posterieurs. On supposa done que le sang defibrine de ces 2 jeunes 
juments pourrait litre utilise comme vaccin. Pour controler cette hypo¬ 
thec, l’autorisation fut demandee pour faire des experiences preiiminaires 
avec 25 jeunes chevaux du Depot de Remonte, Cette autorisation ob- 
tenue, on put entreprendre le 19 fevrier 1909 les experiences en question. 
Chaque cheval regut sous-cutanement + 5 c.c. de sang defibrine de la 
jument de 3 ans, extrait le 17 fevrier, lorsque la temperature de celle-ci 
etait de 39,4° C. La reaction fut la suivante (voir table des tempera¬ 
tures). Tous les 25 chevaux reagirent a l’injection. 

Quatre de ces 25 chevaux ne presentment pas la temperature de 
39° C chez 2 des chevaux on releva la temperature la plus haute: 40° C. 
Chez les autres, la temperature oscilla entre 39 et 40° C. L’eievation 
thermique debuta le 4 e , 5 e et 6 e jour aprfcs l’injection, pour atteindre le 
maximum le 7 e et le plus frequemment le 8 e jour. Le 10 e jour aprfcs 
l’injection, l’etat de tous les chevaux etait redevenu normal. 

Les autres symptomes furent les suivants: du 5 e au 8 e jour (inclus) 
aprfcs l’infection, durant l’eievation de la temperature, les chevaux etaieut 
abattus et montraient peu ou point d’appetit. Ils presentaient en outre: 
tumefaction des paupifcres, ptosis, conjonctivite, oedbme des membres. Le 
pouls (60—70) et la respiration etaient acceieres durant la periode febrile. 

Les muqueuses visibles etaient plus ou moins injectees. Chez quel- 
ques-uus il se produisit un leger jetage nasal, clair, s’eiiminant par 
gouttes; l’auscultation et la percussion du thorax donn^rent toujours des 
resultats negatifs. Symptomes legers de catarrhe intestinal (crottins ra- 
mollis), la muqueuse buccale etait chaude, sfeche, charg6e. Les ganglions 
lymphatiques perceptibles etaient normaux. Quelques chevaux presen¬ 
taient de la polyurie. L’urine etait acide et albumineuse. 

La duree moyenne de la maladie etait de + 10 jours. Les divers 
symptomes disparurent progressivement, au fur et k mesure de la de- 
croissance de la fifevre. Les auimaux restaient encore plus au moins 
affaiblis un certain temps aprbs la guerison. 



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Bemelmans, L’Etiologie et la th6rapic de la fifevre typhoide (Pferde* taupe). 21 

Ces 25 chevaux se trouvaient dans l’6curie No. 4 (voyez le plan du 
Depot de Remonte). L’6curie No. 4 appartient k la sdrie d’6curies Nos. 
1, 2, 4 et 5, dont le personnel comprend 1 caporal et 12 hommes, et k 
la t§te duquel se trouve un brigadier. II y avait done grand danger de 
voir le personnel contaminer les chevaux de ces ^curies infect6es, Cela 
s’observa seulement pour les chevaux de l’ecurie No. 5. La cause en fut, 


R,emonte DepOt k Milligen (b k 5000). 

9 Infirmerie. 6 Ecurie des chevaux du train, a Magasin de fourage. 

qu’un cheval infects de l’6curie No. 4. fut introduit le 9 e jour aprks l’in- 
jection, pour plaie, dans l’6curie des malades et avait 6te mis lk en con¬ 
tact avec un cheval de l’6curie No. 5. Vingt-cinq chevaux qui se trou¬ 
vaient h6berg6s dans cette 6curie, tombkrent malades et presentment les 
mSmes symptomes. Dans ce cas la „Pferdestaupe u se termina aussi favo- 
rablement. La maladie resta localis6e aux ecuries No. 4 et 5, quoiqu’k 
partir de 8 heures du soir, les 2 caporaux de service inspectassent du- 
rant deux heures toutes les 6curies, et que le brigadier qui avait le ser¬ 
vice de surveillance dans ses attributions, circulat plusieurs fois par jour 
dans les diverses 6curies, et quoique tout le personnel des diffdrentes 
4curies sdjournat dans les m§mes salles a manger et dortoir, en d’autres 
termes, quoiqu’ils etaient constamment en contact entre eux. 

De ce qui pr6ckde il faut conclure que l’infection de la „Pferdestaupe u 
se fait de cheval a cheval et non pas par „Zwischentrager“ (porteurs 
interm^diaires, personnes, foin, paille, harnais, termomktres, etc.). Pour 
confirmer cette assertion il doit §tre not6 qu’en f6vrier 1909 la „Pferde- 
staupe“ rkgnait parmi les chevaux de troupe de l’Artillerie de campagne 
d’Amersfoort. Ces chevaux, ainsi que ceux de l’Ecole d’6quitation, se 
trouvaient sous le meme toit. Ces derniers chevaux 6tait simplement 
separ6s des premiers par un mur. L’^piddmie resta limits aux chevaux 
d’artillerie de campagne. 

Comme la vaccination des 25 chevaux de Remonte pouvait etre con- 
sid6r6e comme etablie, on demanda l’autorisation d’inoculer les autres 
chevaux de remonte (+ 550). 




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22 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


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Cette autorisation obtenue, on iujecta sous-cutauement 4 ces animaux, 
le 20, 22, 23 et 24 mars +5 c. c. de sang detibrine (melange d’une so¬ 
lution physiologique de chlorure de sodium sterilisee). Le sang virulent 
provenait des chevaux Nos. 407 et 304 atteints de la „Pferdestaupe a (voir 
Exp6r. 19) et du cheval No. 351 (voir Exper. 21). Le r^sultat de ces 
vaccinations fut le suivaut: 

La plupart des chevaux infects presentment le 4 e et 5 C jour apres 
l’injection, une elevation de temperature. La periode d'incubation varia 
entre 3 et 5 jours. La temperature s’eieva jusqu’au 6 e ou 7 e jour et 
atteignit le maximum le 7 e ou 8 e jour apr£s l'iujectiou, pour tomber en- 
suite brusquement, de fagon que le 1(>' jour, sauf quelques rares ex¬ 
ceptions, elle etait redevenue normale. Une dizaine de chevaux vicieux 
ne furent pas injectes & cause du danger pour l’operateur et les aides. 
Us furent neanmoins infectes par les chevaux voisins; les symptomes se 
manifesterent environ le 2 et 3 jours plus tard. 

Quelques chevaux settlement ne presentment d’autres symptomes que 
la courbe typique de la temperature. Pendant l’eievation thermique tous 
les chevaux etaient somnolents, et ne poss&daient que peu d’app6tit: 
chez quelques uns seulement on observa de l’anorexie. Qttand Tappetit 
6tait altere, la digestion de l’avoine se faisait difficilement et les selles 
etaient ramollies (proctitus). Comnie d’autres symptomes on observa: 
conjonctivite catarrhale, cedeme du tissu cellulaire sous conjonctival et des 
membres. Les lers symtomes predominaient chez certains animaux, chez 
d’autres, les seconds. Ces symptomes se presentaient aussi separement. 

Les chevaux irlandais de 5 ans qui se trouvaient le plus longtentps 
dans le depot, done les plus vigoureux (achat 1907), et qui sejournaient 
dans 1’ecurie presentant les meilleures conditions hygieniques r6agirent 
le plus faiblement. Tandis que chez les chevaux indigenes, se trouvant 
depuis peu de temps dans le depot (achat fin 1908 et janvier 1909) la 
reaction fut la plus typique. Ces chevaux etaient moins vigoureux et 
leurs conditions hygieniques moins favorables. La temperature de ces 
chevaux indigenes s’eieva au moins it 40° C; chez 2, elle atteignit les 
maxima de 41,3 et 41,7° C, alors qtt’ils etaient atteints d’une fa^on 
frappante de troubles digestifs de conjonctivite et d’erdeme des membres. 
Un cheval indigene ne montra aucune reaction, ce qui probablement peut 
etre attribue & l’immunit6. Chez douze chevaux on observa de la di- 
arrhee, notamment le 7°, 8 e ou 9 C jours apres l’inoculation; celle-ci dura 
seulement 1 ou 2 jours, au maximum 3 jours (1 cas). Trois de ces 
chevaux presentment en nteme temps que la diarrhee, des symptomes 
de coliques. Le cheval No. 562, qu’on savait etre sujet aux coliques et 
qui alors avait la fatale habitude de se laisser tomber brusquement sur 
le sol, succomba subitement; l’autopsie demontra que la mort etait la 
consequence d’une rupture de la rate (hdmorrhagie interne). 

La jument indigene No. 138 avorta et ce sans malaise subsequent. 
Chez un certain nombre de chevaux il se produisit, par gouttes, un 16ger 
jetage nasal, clair. 

Durant la maladie, 8 chevaux presenterent de la „toux“, tandis que 
chez un cheval on put relever les symptomes caracteristiques d’une pneu- 
monie lobaire. La toux, ainsi que cette pneumonie, furent attribuees a 
une infection secondaire streptococcique. pareeque Taffection pulmonaire 
se termina favorablement par le traitement au moyen du serum anti- 
pneumostreptococcique. Un cheval indigene presenta concomittement de 
la gourme benigne, abortive; Tissue fut favorable. (Les ganglions de 


Gougle 


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Bemelmans, L’Etiologie et la th6rapie de la fi&vre typhoide (Pferdeataupe). 23 


l’ange ne s’abc4derent point) k la suite d’une injection de serum contre 
la gourme b4nigne. 

Dans Tdcurie No. 6, ou se trouvaient h6berg6s 40 vieux chevaux 
(chevaux du train), on ne releva aucun cas de „Pferdestaupe a . 

Se basant sur ces rSsultats favorables, il est done desirable, d£s que 
la „Pferdestaupe“ typique se presente dans des 6curies militaires ou 
particuli&res (de halage, de tramways, de voiturage), d’injecter sous cu- 
tandment et ce le plus rapidement possible, aux chevaux cohabittant 
avec le malade, du sang de celui-ci. 

II est absolument n£cessaire que ces chevaux soient places an repos 
complet. Alors tout danger sera 6carte. 

Si, dfes que la „Pferdestaupe“ et constatee, on inocule tous les 
chevaux, ils tomberont tous malades au m6me moment, et se r6tabliront 
simultan^ment. Le cours de la maladie est ainsi consid^rablement rac- 
courcie, le retablissement se produit end6ans les 14 jours et la disin¬ 
fection ultirieure sera rendue ainsi efficace. 

Dans les garnisons, les chevaux qui ont eti inoculis ne resteront 
pas aussi longtemps hors de service, car 4 semaines apris le ritablis- 
seinent on peut dij& exiger des animaux un travail leger et ils seront 
capable de reprendre progressivement leurs exercices. II n ! en sera pas 
ainsi, si on laisse suivre k l’ipizootie son cours habituel. 

Ces inoculations sont indispensables quand des complications inter- 
nationales sont imminentes. 

Elies prisentent encore une grande importance pour d’autres raison, 
non seulement pour les chevaux militaires mais encore pour les chevaux 
des particuliers. Parmi les 600 chevaux, du depot de remonte qui itaient 
atteints de la „Pferdestaupe“ vaccinale une douzaine seulement, it un 
examen attentif, montrirent de la „toux“ et, un unique cheval fut atteint 
de pneumonie. 

De -ces observations je pense pouvoir conclure, que les alterations 
des organes respiratoires ne peuvent itre considiries comme symptomes 
de la „Pferdestaupe“. Ces affections sont considirees par moi comme 
des complications, consequences d’infections secondaires, specialement de 
streptococcique. 

L’iminent Prof. Dickerhoff denommait la „Pferdestaupe“, la 
„Brustseuche“: „influenza catarrhal et influenza pectoral' 1 . 

Je proteste energiquement contre ces appelations et ce pour les 
raisons suivantes: 

1° pareeque les alterations des organes respiratoires font d6faut dans 
le cours normal de la „Pferdestaupe“; 

2° pareeque la „Pferdestaupe“ et la „Brustseuche“ sont etologique- 
ment tout k fait difT6rentes, que cliniquement elles sont caracteristiques 
et que lorsqu’elles evoluent sans complication, elle n’ont absolument rien 
de commun. 

On recontre toutefois dans la littirature, des communications ou Ton 
affirme le contraire. 

II resulte de ce qui suit, que la Pferdestaupe et la Brustseuche sont 
des affections independantes, caracteristiques. 

Depuis l’institution du depot de remonte, en octobre 1886, il ne 
s’est pas icouie une annee sans que la Brustseuche n’eut et6 constatee 
sur les jeunes chevaux de remonte. Dans l’ecurie No. 4, il ne s’etait 
pas encore produit de cas de Brustseuche la avant les experiences d’im- 
munisation active contre la Pferdestaupe. Le 19 fevrier, l’inoculation 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origmale. Bd. 68. Heft 1 


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fut pratiqu4e avec r4sultats favorables, dejti signals. L’6tat des 25 che- 
vaux inocul6s 6tait revenu k l’6tat normal au ler mars. Un mois plus 
tart, le cheval No. 867 de l’6curie No. 4, fut trait6 pour Brustseuche. 
ce ces fut suivi d’un 2d, 14 jours plus tard et, durant le mois d’avril 
19 chevaux souffraient encore de cetta affection, soit 11 des 25 chevaux. 


Et&ient atteints de Brustseuche. 


No. 867 du 81 mars au 15 avril 

„ 698 du 14 avril au 15 mai 

„ 263 du 15 avril au 26 avril 

„ 745 du 15 avril au 28 avril 

„ 844 du 17 avril au 10 mai 

„ 290 du 25 avril au 18 mai 


No. 780 du 26 avril au 10 mai 

„ 287 du 23 avril au 14 mai 

„ 763 du 28 avril au 10 mai 

„ 646 du 29 avril au 12 mai 

„ 79 du 30 avril au 10 mai 


II ne s’6tait pas present^ de cas de Brustseuche, non seulement 
dans l’4curie No. 4 mais encore dans les 4curies Nos. 8 et 17, avant les 
inoculations de la Pferdestaupe des 22 et 23 mars. Pendant les mois 
d’avril et de juin, la Brustseuche fut constat4e sur 7 des 19 chevaux 
dans l’4curie No. 8 et sur 8 des 21 chevaux de l’6curie No. 17. La 
Brustseuche avait rfegn6 en 1908 dans les 6curies Nos. 1, 2, 11, 12, 13, 
23, 27 et 30, et apr&s le ler janvier 1909 aucun cas de cette affection 
ne s’dtait plus produit, tandis que dans les 4curies Nos. 10, 21, 28 et 
31 la Brustseuche avait regn4 seulement durant les mois de janvier et 
de fevrier 1909. Comme il a 6te signal^, tous les chevaux de ces 6curies, 
apr&s l’immunisation du 20—24 mars, etaient atteints de Pferdestaupe 
typique. Aucun cas nouveau de Brustseuche ne s’6tant plus produit, & 
partir du-mois de mars, le Coll&gue Dr. Gallandat Huet, qui 4tait 
charge du service v6t6rinaire du d6pot de remonte, pensa que l’enzootie 
1908—1909 de la Brustseuche, pouvait etre consid4r4e comme proba- 
blement termin6e, quoique la Brustseuche n’eut pas encore rfegne dans 
les 4curies Nos. 4, 8 et 17. Consdquemment les inoculations contre la 
Pferdestaupe furent pratiqu4es les 20—24 mars par un temps tr&s favo¬ 
rable (temps clair, k la gel4e). L’enzootie de Brustseuche ne parut pas 
complfetement termin6e et comme il a d4jk 6t6 indiqu6, plusieurs cas de 
Brustseuche se presentment pendant les mois d’avril-juin dans les ecuries 
Nos. 4, 8 et 17. Pourtant, durant les mois d’avril, mai et juin, plusieurs 
chevaux des 6curies Nos. 18, 20, 23, 25, 26 et 29, apr&s rimmunisation 
contre la Pferdestaupe, furent mis en traitement, comme il ressort du 
tableu suivant: 


Ecurie 

Nombre de 
chevaux 

Nombre de chevaux qui 
Etaient atteints de Brust¬ 
seuche avant l’immunisation 
contre la Pferdestaupe 

; Nombre de cas de Brust¬ 
seuche apr&s 1’immunisation 
contre la Pferdestaupe 

18 

32 

7 

6 

20 

25 

16 

3 

23 

17 

8 

4 

25 

30 

14 

3 

26 

25 

11 

3 

29 

38 

16 

6 


Il r4sulte done que la Brustseuche et la Pferdestaupe sont deux 
affection independantes. 

Dans une 6tude approfont4, comprenant les r4sultats de mes recher- 
ches bact6riologiques et s4rologiques durant les ann4es 1908—1910 dans 
l’Institut serotherapique de l’Etat et des 4tudes cliniques durant les en- 
zooties 1910—1911 et 1911—1912, au d6pot de remonte de Milligen, 
je pense pouvoir declarer: 


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URBANA-CHAMPAIGN 





Betnelmans, L’Etiologie et la th£rapie de la fifevre typhoi'de (Pferdestaupe). 25 

1° que la Brustseuche des chevaux est un catarrhe des premieres 
voies respiratoires; 

2° que les pneumo- et pleuropneumonies qui se pr6sentent au cours 
de la Brustseuche doivent 6tre consid6r6s comme des complications re¬ 
sultant d’une infection pulmonaire secondaire, par les diplostreptocoques 
se trouvant dans les premieres voies respiratoires. A ces germes sont ordi- 
nairement associ6s des staphylocoques mais aussi, avec des bacilles 
ovoldes (Ligniferes) et des coli bact6ries. Les diplostreptocoques oc- 
cupent le place principale parmi les microorganismes qui jouent un grand 
role etiologique dans le catarrhe primaire, et 

3° que les affections secondaires telles: le cornage, la fourbure, le 
typhus petechial, les synovites tendineuses et articulaires, les ophtalmies 
sont la consequence de Taction des toxines produites specialement par 
les streptocoques sus-mentionnes. 

Sans doute, la „Pferdestaupe“ predispose aux affections des organes 
respiratoires et c’est specialement k cette raison, que Ton doit attribuer 
la confusion frequente. 

Comme preuve de ces affirmations, je rapporterai les observations 
suivantes. 

En 1908 il se presenta plusieurs cas de „Pferdestaupe“ dans les 
environs d’Ede. D’aprfcs les communications du Collfcgue A b s p o e 1, quatre 
chevaux sucbomberent par pneumonie, par suite du recours tardif M6decin 
vet6rinaire. Trois de ces chevaux faisaient le service chez des cammi- 
onneurs, 1 etait utilise comme cheval de labour. Ces 4 chevaux travail- 
laient r4gulifcrement. 

Alors que la „Pferdestaupe“ rfcgnait k Rotterdam, le Dr. Poe Is fit 
durant le rude hiver 1890/91 les observations int6ressantes suivantes. 
Le transport par eau etait emp§che par suite de la congelation de la 
Meuse, de sorte qu’une grande partie des marchandise restaient accu- 
mul6es et que les cammionneurs etaient surcharges de travail. 

II etait done impossible de r6server le repos necessaire aux chevaux 
atteints de „Pferdestaupe“. Malgre les avertissements formels de n’exiger 
aucun service de ces animaux, la plupart des proprietaires pe pouvaient 
les laisser inactifs. II en resulta, que + 3 14 jours aprfes les chevaux 
succomberent k une pneumonie aigue. Les sujets nouvellement achetes 
en remplacement des chevaux ayant succombes, malgr6 le signalement 
du danger, furant places dans la mfime 6curie et subirent le m§me sort. 
Le nombre de chevaux perdus durant cette 6pidemie de «Pferdestaupe», 
fut trfcs considerable. 

Si on peut accorder le repos necessaire au malade atteint de „Pferde- 
staupe“, la maladie evoluera d’une fagon benigne. Cela resulte claire- 
ment des resultats des inoculations contre la „Pferdestaupe“ dans le 
depot de remonte et des statistiques v6terinaires militaires de diff6rents 
pays. Le °/ 0 des pertes s’61£ve seulement k 0,5% grace a la mise im¬ 
mediate hors de service et le sejour au grand air (bivouac). Ce % de 
sinistre est provoque principalement par les chevaux les premiers in- 
fectes et ce: 1° pareeque l’epizootie n’a pas et6 constatee k temps; 
2° pareeque les malades infectes n’ont pas 6t6 mis k temps hors de 
service. 

Les morts subites sont provoquees le plus souvent par pneumonie 
secondaire. Ce n’est qu’apr&s un pareil sinistre et apr&s que Ton a con- 
stat§ que plusieurs chevaux sont malades, que l’affection est „diagno- 
stiqu6e“. 


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26 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


J’ai pu recueillir de tels faits dans les garnisons. Si durant Invo¬ 
lution de la „Pferdestaupe“ ou peu de temps apr&s la gu6rison de l’af- 
fection il se pr6sente une affection pulmonaire secondaire, cons6quence 
de ce que l’animal avait du reprendre trop rapideinent son service par 
un temps d6favorable, le pronostic doit etre dfffavorable, a moins que 
Ton ait recours k temps aux soins du medecin v6t6rinaire, et que par 
l’emploi du s6rum contre la Brustseuche du cheval, c’est-k-dire un serum 
antipneumostreptococcique et un serum contre les bacilles ovoides, on 
peut combattre l’alt^ration pulmonaire. Dans la majorite des cas on doit 
attribuer ces affections pulmonaires secondaires aux pneumostreptocoques, 
qui sont ordinairement associGs k des staphylocoques, et 4 d’autres germes 
(Bac. o voides; Bac. coli; Bac. subtilis.) Regoit-on un pared malade 
en traitement et si les symptomes typiques de la „Pferdestaupe“, tels que 
oedfeme des paupiferes, ptosis, conjonctivite, tumefaction sous cutanee des 
parties infdrieures des membres ne sont plus perceptibles, la distinction 
clinique avec la „Brustseuche“ est difficile, ce qui fait comprendre que 
dans la pratique la „Pferdestaupe“ est fr6quemment confondue avec la 
„Brustseuche“. II est souvent fait usage du mot „Influenza“, sans ad¬ 
dition des noms „Pferdestaupe“ ou „Brustseuche“, ce qui laisse sous 
entendre que Ton n’est pas en 6tat d’6tablir un diagnostic precis. 

La determination precise de la denomination exacte des 2 maladies 
me semble aussi tr&s desirable au prochain Congr&s international de 
Medecine veterinaire de Londres, en 1914. Experimentalement, il est pos¬ 
sible de definir les 2 maladies d’une fagon plus exacte. Comme la „Pferde- 
staupe“ est une bacteri6mie — le virus ultravisible se trouve dans la 
voie sanguine — et que la „Brustseuche“ est une toxemie, ce qui sera 
prouve ulterieurement dans une etude detaill6e — (il est absolument 
impossible de transmettre la „Brustseuche“ avec du sang provenant d’un 
malade atteint de cette affection), on peut obtenir selon mes vues des 
resultats precis, par inoculation sous-cutanee de quelques c. c. de sang 
si durant l’affection pulmonaire secondaire, au cours de la „Pferdestaupe“, 
le sang circulant renferme encore du virus de la „Pferdestaupe“. 

Pour les chevaux des troupes et plus specialement pour les jeunes 
chevaux de remonte, les inoculations de la „Pferdestaupe“ presentent 
une grande importance. Comme je l’ai d6jk relat6, le Dr. Poels, a con¬ 
state dans plusieurs 6curies de la Campagnie des Tramways de Rotterdam 
que la „Pferdestaupe“ eclatait parmi les animaux nouvellement achet6s, 
qui 6taient h6berg6s k cot6 des sujets ayant 6t6 atteints de la „Pferde- 
staupe 1 ' depuis plusieurs mois. J’attache une grande importance k ces 
observations et ce quant aux inoculations contre la „Pferdestaupe“ chez 
les jeunes chevaux de remonte. Apr&s m’Stre renseigne d’une fagon 
precise, j’ai la conviction que sauf lors des inoculations contre la „Pferde- 
staupe“ en f6vrier et mars 1909, cette affection n’a plus rfegn6 dans le 
d6pot de remonte durant les 12 derniferes ann6es. 

Il est livre annuellement aux divers regiments et depots, dans le 
courant des mois d’aout et de septembre ± 450 chevaux. De nombreuses 
preuves ont et6 recueillies de ce que les jeunes chevaux de remonte non 
immunises contre la „Pferdestaupe“ souffraient de cette affection quel- 
ques semaines aprfes leur arrivee dans les garnisons et, donnaient ainsi 
lieu & une 6pizootie qui 6voluait sous la forme abortive chez les chevaux 
plus ag6s qui ont 6t6 atteints 2 a 3 ans (et plus) auparavant de cette 
affection. En 1907, etant en garnison k Bergen-op-Zoom, je pus faire 
une telle observation. Environ 40 chevaux furent dirig6s sur Bergen- 


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Berne I mans, L'EtioIogie et la th^rapie de la fifevre typhoide (Pferdestaupe). 27 


op-Zoom imm4diatement aprfes leur achat chez l’61eveur, pour l’organisation 
d’une nouvelle batterie. Quelques semaines apr&s leur arriv6e, la „Pferde- 
staupe“ r4gn4 parmi les jeunes chevaux. Sous le mSme toit de l’6curie 
dans laquelle logeait ces animaux, non totalement isol6s par des raurs, 
se trouvaient les chevaux d’une autre batterie, qui, avaient 4t4 atteint 
de la „Pferdestaupe“ 4 Bois-le-Duc, environ 3 ans avant. Par suite de 
Involution concomraittente de la „Pferdestaupe“, et de gourme benigne 
l’4pizootie se pr4senta sous une forme grave parmi les jeunes chevaux, 
dont 3 succomb&rent k la suite de pneumonie secondaire. La „Pferde- 
staupe“ 4volua favorablement parmi les chevaux plus ag6s de l’autre 
batterie, ce qui devait etre attribu4 k l’immunit6 partielle existante. L’616- 
■vation de la temperature fut de 1,5° C au dessus de la normale, tandis 
que d’autres symptomes tels que: troubles des l’app4tit, oedfcme des 
paupi&res et des parties inf6rieures des membres, aparaissaient s6pa- 
rdment ou conjointement, k un faible degr4, et ce seulement durant 
14 2 jours. 

N’est-il pas remarquable, que pr6cis6ment en 1909 et 1910 lors de 
la livraison des jeunes chevaux de remonte, qui avaient soufferts de la 
,,Pferdestaupe“ d’inoculation au d4pot de remonte, il ne se pr6senta 
pas d’4pizootie de „Pferdestaupe“ dans les diverses garnisons? 

A peine eut-t-on livr4 en 1911, dans le courant du mois d’aout, k 
l’artillerie mont6e d’Arnhem, des jeunes chevaux de remonte, que quel¬ 
ques semaines apr&s, la „Pferdestaupe“ rfcgnait parmi les chevaux de 
troupes. (C’6tait pour savoir le r6sultat de ces observations que la 
publication de ce travail a 6t4 tard6e.) 

Ce fait est d’autant plus frappant que plusieurs cas de cette affection 
se sont pr6sent4s parmi les chevaux des particuliers. Ceci confirme done 
qu’il est desirable d’infecter les jeunes chevaux de remonte de la „Pferde- 
staupe“ d’inoculation, durant leur s6jour dans le d6pot de remonte. 

Compl^mentairement, la question suivante demande encore k etre 
resolue. Quel est le moment le plus propice pour faire l’inoculation ? 
La r6ponse k cette question doit §tre: le plus rapidement possible aprfes 
leur arrivee dans le d6p6t de remonte et ce pour les raisons suivantes: 

1° Parceque Ton dispose alors au moins encore d’une ann6e pour 
mettre les chevaux en 6tat et pouvoir les livrer favorablement conditionn6s. 

II sera inutile de dire, que la ,,Pferdestaupe“ affecte plus vite les 
animaux jeunes et les faibles, de sorte qu’il faut absolument les 6pargtier 
au moins durant 8 semaines apr&s leur r6tablissement, et 

2° pour empecher la r6cidive des synovites tendineuses qui se pro- 
duisent chez certains animaux atteints de Brustseuche; en d’autres 
termes, la „Pferdestaupe“ doit pr4c6der la Brustseuche qui r&gne 
annuellement, enzootiquement dans le d4pot de remonte de Milligen. On 
ne constata, non seulement des r4cidives de synovites tendineuses mais 
encore l’inflammation d’autres s4reuses, telles des bursites et arthrites par 
contusions purent etre relevees aprfes les inoculations de la „Pferdestaupe“. 

Toutes ces affections paraissaient de bonne nature et gu6rissaient 
rapidement et sans suites d4favorables. Pour ces raisons, il est done 
desirable de faire les inoculations contre la „Pferdestaupe“ avant l’ap- 
parition de la „Brustseuche“. 

En me basant sur ce qui pr4c6de, je pense pouvoir conseiller for- 
tement ces inoculations contre la „Pferdestaupe“ aux depots de remonte. 
Pour les m£mes raisons aussi je les conseille dans les ecuries des chevaux 
de halage, de tramways, et des soci4t4s de voiturage; je dois toutefois 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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recommander la prudence dans les centres d’61evage, afin d’dviter de 
provoquer des porteurs actifs de germes, quoique ce danger soit peut 
etre trfcs minime. 

L’avenir nous apprendra probablement que cette crainte n’est pas 
fondle et, qu’avec une telle m6thode, l’inoculation sous-cutan6e de quel- 
ques c. c. de sang ou du contenu de v6sicule, dilu6 ou non avec une 
solution physiologique de chlorure de sodium, on pourra obtenir des 
r4sultats positifs pour hater la marche d’une 6pizootie de fifcvre aphteuse 
a cours b6nin. 

En f6vrier—mars 1909, on fit l’inoculation de la „Pferdestaupe“ k 
+ 600 chevaux de remonte. Environ 6 mois aprbs arrivbrent 550 jeunes 
chevaux de diverses parties du pays et de l’4tranger (Irlande). Aucun 
de ces chevaux ne pr6senta la „Pferdestaupe“. Les risques de cr4er 
des porteurs de germes ne sont probablement pas aussi grands, d’autant 
plus, que dans la literature relative aux 4talons, il y est seulement fait 
mention d’un petit nombre d’observations. De ce qui pr4c4de, il ressort 
qu’il est a conseiller d’infecter artificiellement les chevaux de remonte 
lors de l’arriv4e dans les depots, et au d4but des Spizooties parmi les 
chevaux militaires et des particuliers. 

Des recherches pr4c4dentes il d4coule. 

1° que le virus de la Pferdestaupe est ultravisible. L’affection peut 
etre transmise par du sang filtr4 sur bougie, provenant de chevaux 
infect4s artificiellement ou naturellement. 

2° Le virus de la Pferdestaupe peut rester virulent durant un long 
temps, m§me 3 ann6es, dans les vesicules s4minales d’un 6talon sain 
sous tous les rapports et ce a tel degr4 que le sujet est un etat d’in¬ 
fecter d’autres chevaux, exclusivement au moment de la monte. 

3° Aprfes d6veloppement de 1’affection, la jument saillie infecte de 
la fa^on habituelle, les autres chevaux de l’4curie. 

4° L’infection d’un cheval a l’autre ne se fait pas au moyen de soi 
disant „Zwischentrliger“ (porteurs intermediates). 

5® La periode d’incubation par infection artificielle est de 3—5 jours. 

6° Le virus (sang virulent) conserve a la temperature de la chambre, 
perd sa virulence endeans les 3 mois. 

7° Le cours de la ,,Pferdestaupe" est b4nin (sauf chez les poulains 
et les juments pleines). Dans les conditions normales le r6tablissement 
se produit du 10 e au 12 e jour. 

8° Pour hater Involution d’une enzootie de la „Pferdestaupe‘‘ il 
est desirable, si on peut leur donner le repos indispensable, d’infecter 
artificiellement tous les chevaux d’une m£me 4curie, a l’exception des 
4talons et des juments de reproduction. 

9° Il est fort desirable d’infecter artificiellement avec du virus de 
la „Pferdestaupe", les chevaux de remonte et ce la plus rapideineut 
possible aprr&s leur arriv6e aux depots de remonte. 

10° La „Pferdestaupe“ ne peut etre class6 parmi les affections des 
organes respiratoires, seulement elle predispose aux alterations secondaires 
de ceux-ci. 



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Dendrinos, Ueber einen neuen Krankheitserreger der Trypanosomengruppe. 29 


Nachdruck verbolen. 

Ueber einen neuen Krankheitserreger der Trypanosomen- 

gruppe. 

Von Dr. Georges Dendrinos, Athen. 

Mit 1 Tafel. 

Im April 1911 habe ich in der Griechischen Aerztlichen Gesell- 
schaft zu Athen einen Vortrag fiber eine eigenttimliche Erkrankung, die 
in Nordkephalonien vorkommt, gehalten und dabei mikroskopische PrS- 
parate, die durch Milzpunktion gewonnen wurden, demonstriert. 

Die dortigen Aerzte benennen die Krankheit „Aplopinako“, wegen 
der tellerartig anschwellenden Milz; sie tritt in drei Stadien auf und 
kann sich durch 3—4 Jahre hinziehen. 

Die Erkrankung beginnt mit Schwfichezustfinden und m&Bigem Fieber; 
im zweiten Stadium schwillt die Milz allmahlich an unter zeitweiliger 
Unterbrechung des Fiebers. Im dritten Stadium reicht die Milzanschwel- 
lung bis zur Fossa iliaca, mit gleichzeitiger tellerartigen Verflacbung 
fiber den ganzen Bauch; das Fieber erreicht eine H5he bis zu 41°. Fast 
immer beobachtet man dabei eine Leberanschwellung. In diesem Stadium 
tritt auch 5fters ein toxisches Exanthem auf, das den ganzen Kfirper 
bedeckt und fast immer einen tfidlichen Ausgang nimmt. 

Ich will mich in weitere Erfirterungen darfiber nicht einlassen, da 
fiber den klinischen Verlauf der Krankheit Dr. Pietro Alivisato 
schon im Jahre 1901 auf dem KongreB in Athen berichtet hat. 

Ich selbst habe spfiter fiber das klinische Bild an der Hand von 
5 Fallen, deren Krankheitsgeschichten ich ebenfalls dem dort ansfis- 
sigen Herrn Kollegen Dr. P. Alivisato verdanke, genaue Angaben 
gemacht 1 ). 

In meinem damaligen Vortrage betonte ich nachdrficklich, daB es 
sich nicht um Kala-Azar handle, sondern daB der in den Milzausstrichen 
nachweisbare Erreger ein die Mittelstufe zwischen Kala-Azar und Piro- 
plasmen einnehmendes Protozoon sei. 

Ich habe mich auch weiter mit der Erforschung dieses Parasiten 
eingehend beschaftigt und konnte noch bei 2 weiteren Fallen an wieder- 
holt durch Milzpunktionen gewonnenen Prfiparaten, die nach Giemsa 
und Leishman gefarbt waren, dieselben Mikroorganismen beobachten, 
welche in Blutpraparaten nur sparlich und schwierig aufzufinden waren. 

Gelegentlich meines Aufenthaltes in Leipzig durfte ich Herrn Ge- 
heimen Rat Marchand meine Prfiparate vorlegen. 

Durch mikrometrische Messungen und vergleichende Untersuchungen 
von Milzschnitten des frfiher von ihm veroffentlichten Falles von Kala- 
Azar gewann Herr Geheimer Rat Marchand die Ueberzeugung, daB 
in meinen Fallen kein Kala-Azar vorliege, sondern daB wir es bier mit 
einem anderen Krankheitserreger zu tun hfitten, der nach seiner morpho- 
logischen Beschaffepheit mit dem Erreger des Kala-Azar nahe verwandt 
ist und wie dieser und der Erreger der Aleppobeule zu den Trypano- 
somen gehfirt. 


1) Dendrinos, G., Mikrobiologische Untersuchungen fiber die Aetiologie des 
Aplopinako in Kephalonien. (Sitzung d. Aerztl. Gesellsch. zu Athen. 1911.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


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Die mikrometrischen Messungen des Herrn Prof. Marchand er- 
gaben, daB der Langsdurchmesser 3// betragt, der Kern 1— l 1 /, p miBt, 
wogegen der Durchmesser des Parasiten bei Kala-Azar an Schnittprapa- 
raten des Herrn Prof. Marchand kaum ein Drittel des obigen aus- 
macht. 

Da es sich aber hier urn Ausstrichpraparate handelt, so kann die 
bedeutendere GroBe zum Teil dadurch bedingt sein. 

Aus den von Herrn Prosektor Dr. Vers6 hergestellten mikrophoto- 
graphischen Aufnahmen raeiner PrBparate erkennt man bei einer Ver- 
groBerung von 1:1140 Details sowohl an den Einzelindividuen als auch 
an den Parasitenkolonieen. Haufig ist Phagocytose in Leukocyten fest- 
zustellen. 

Diese Mikroorganismen bestehen aus einem hyaloiden Protoplasma 
und zwei Kernen, die die Halfte des Korpers einnehmen. Abgesehen 
von der GroBe, unterscheiden sich die hier vorliegenden Protozoen durch 
eine mehr iSnglich-ovale Form mit etwas zugespitzten Enden (zitronen- 
formig) von dem Kala-Azar-Parasiten. Der kleine oder Nebenkern 
(GeiBelkorn) — von kurz-stabchenf5rmiger Gestalt — liegt fast immer 
neben dem groBen an der langeren Seite; manchmal beobachtet man 
auch 3 Kerne. 

Die Giemsasche und Leishmansche Methode farbt die Kerne 
tiefrot; das Protoplasma bleibt farblos, zum Teil nimmt es aber auch 
einen leicht bl&ulichen Ton an, wahrend die Randschicht sich deut- 
licher bl&ut. 

Reinkulturen sind noch nicht hergestellt worden; dies soil bei Ge- 
legenheit noch nachgeholt werden, ebenso Uebertragungsversuche auf 
Tiere. 

Zum Schlusse erlaube ich mir, Herrn Prof. Marchand sowie Herrn 
Prosektor Dr. Vers6 fiir das Interesse und die freundliche Unter- 
sthtzung bei dieser Untersuchung meinen verbindlichsten Dank ab- 
zustatten. 


Erkl&rnng der Abbildungen. 

Fig. 1 und 2. Einzelne Paraaitenformen von zitronenformiger Gestalt, mit Haupt- 
und Geifielkern und zugespitzten Enden zwischen Erythrocyten. 

Fig. 3. In einem Leukocyten ein durch Phagocytose aufgenommener Parasit. 
Daneben mehrere freie Parasiten. 

Fig. 4. Umfangreiche Parasitenkolonie. 

Fig. 5. Parasiten in rosettenartiger Anordnung. 


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Centralblatt fiir Bolderiologie Abt. I. Or-ig. Bd. 68. 

Dendrinos, Neuer KrankhcHserrcycr der Trypanosamcngrujipe. 



Fig. 5. 


Verlag von Gustav Fischer in Jena. 


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L lArlV 

01 I HE 

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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 


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Naclidnick verboten. 

Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten 

(Borrelien). 

[Aus dem Institut fur Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg. 

Leiter: Ober-Medizinalrat Prof. Nocht.] 

Von Dr. Gleitsmann, Marine-Stabsarzt, 

komm. zum Institut fur Schiffs- und Tropenkrankheiten. 

Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren. 

Die Erforschung des Schicksals der Spirochaten l ) nach der Krisis 
hat zu den verschiedensten Ansichten iiber die Wesensart dieser Krank- 
heitserreger — ob Protozoen, ob Bakterien — und mannigfachen Theo- 
rieen fiber den Modus ihrer Erhaltung geffihrt. Wfihrend aber der 
Streit fiber die Art des Virus mehr und mehr zugunsten der Bakterien- 
natur der Spirochaten beendet zu werden scheint, ist fiber die Fort- 
pflanzungsart dieses Mikroorganismus eine Einigung noch keineswegs 
erzielt. 

So nimmt Levaditi (9) eine Persistenz der Spirochaten an, ver- 
moge deren einzelne Spirochaten, die dem Untergang durch die Phago- 
cjtose entgangen sind, sich den Antikorpern des Wirtsorganismus an- 
passen, vermehren und die erworbene Resistenz auf die junge Generation 
vererben. 

Schaudinn (10, 11) dagegen begrtindete die Theorie der Ruhe- 
formen. Er hat die Umwandlung der Spirochaten in kurze spindel- 
formige bis ovale Gebilde unter dem Mikroskop beobachtet und fihnliche 
Formen in der Milz Recurrenskranker und im Darm der fibertragenden 
Wanzen gefunden. 

v. Prowazek (12) schlieBt sich mit seinen Einrollungsformen der 
Vermutung Schaudinns an: Er hat gegen das Ende des Anfalles 
namentlich in der Leber eingerollte Spirochfitenexemplare gefunden, die 
er als Ruhestadien anspricht. Sie entstehen durch Einrollung zu lfing- 


1) VVenn hier noch die Bezeichnung: „Spirochaten“ beibehalten wird, so geschieht 
das lediglich deshalb, weil fiir diesen Mikroorganismus in den Werken, auf denen diese 
Arbeit basiert, durchweg noch der alte Name gewahlt ist und eine plotzliche Umtaufe 
des Objektes hochstens Unklarheiten erzeugen konnte. 

Nach dem Erscheinen der Zuelzerschen Arbeit (1) muB aber die alte Benennung 
aufgegeben werden. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen verlangen mit Recht, dafi 
„Spirochate“ nur auf Organismen angewandt werden darf, deren Bau mit dem Typ 
dieser Gattung, der Spirochaeta plicatilis Ehrenberg, iibereinstimmt. 

Einigkeit fiber den neu zu wahlenden Namen ist noch nicht erzielt. 

Dia Benennung mit „Spironema“ — nach dem Vorschlag von Gross (2), auf 
dessen Begriindung hier nicnt eingegangen werden kann — ist zugunsten einer Fla- 
gellatenart (3) priiokkupiert. 

Dobells (4) Forderung, die Bezeichnung Schaudinns (5): „Treponema“ ein- 
zuffihren, kann erst Berficksichtigung fiuden, wenn die von Schaudinn beobachteten 
morphologischen Unterschiede zwischen seiner Treponema pallida und dem Virus 
des Kfickfallfiebers resp. der hier behandelten Hfihnerkrankheit durch Nachprfifungen 
widerlegt sind. 

Zwischen Sambon (6) und Swellengrebel (7), die schon vor den eben er- 
wahnten Autoren auf die falsche Bezeichnung hingewiesen hatten, mu6 die Prioritat 
entscheiden. Da Sambon erst im August 1907 mit der Bezeichnung: „Spiroschau- 
dinniae" herauskam, Swellengrebel dagegen bereits im Juni desselben Jahres auf 
Grund der Borrelschen (8) Ausffihrungen das Virus „Borrelia“ taufte, so mufi der 
Streit fiber den neuen Namen des Virus zugunsten der Borrelia entschieden werden. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


lichen Docken, die anfangs sich noch abwickeln kdnnen, schliefllich aber 
fest verkleben und nur in toto beweglich bleiben. Aus ihnen geht — 
sehr wahrscheinlich in den flbertragenden Zecken — die neue Spiro- 
ch&tengeneration hervor. 

Balfour (13, 14, 15, 16), Hindle (17), Breinl (18), King- 
horn (19), Dutton-Todd (20), Tobey (21), Hoffmann (22), Leisli¬ 
ra a n n (23a), Norris-Pappenheimer-Flourney (23) u. a. hoben die 
gelegentlich kdrnige Struktur der Spiroch&ten hervor und glauben in ihr 
einen Degenerations- oder einen Fortpflanzungsprozefi erkennen zu 
konnen. Namentlich vertreten die beiden zuerst genannten Autoren die 
sogenannte Kdrnchentheorie und bauen sie weiter aus. Nach ihr stofien 
die Spirochaten unter bestiraraten Bedingungen feinste KOrnchen aus der 
Korperscheide aus und bilden in diesen „Granula“ die arterhaltenden 
Sporen. Diese „spore forms 14 machen — nach Hindle — nur in den 
Zwischenwirten, den Zecken, ihren Entwickelungsgang zu normalen 
Spirochaten durch, wahrend Balfour einen geschlechtlichen Entwicke- 
lungszyklus in den Zwischenwirten, den Zecken, und einen ungeschlecht- 
lichen in den Wirtstieren, den Hiihnern, unterscheidet, und den asexuellen 
wiederum in einen endoglobularen Kreislauf innerhalb der Ervthrocyten 
und einen extracellular sich in Organen (Leber, Milz) abspielenden Zyklus 
einteilt. 

Balfour fand nun bei seinen Experimenten mit Huhnerspirochatose 
in den Erythrocyten seiner Versuchstiere eigenartige Gebilde, in denen 
er das endoglobuiare Stadium herangewachsener Sporen des asexuellen 
Entwickelungszyklus gefunden zu haben glaubt. 

Die entdeckten Einschliisse beschreibt er als pigmentlose Korperchen, 
die in dem extranuklearen Teil der roten Blutkorperchen liegen, oft in 
inniger Bertihrung mit dem Kern stehen und manchmal in der Mitte, 



Fig- l. 

Fig. 1. A Schematische Darstellung der endoglobularen Korperchen. B Dieselbe 
im au.sgelaugten Blutpraparat. Nach Balfour, Spirochaetosis of Sudanese fowls. 
(III. Report of Wellcome research laboratories. 1908. p. 48.) 

Fig. 2. Schematische Darstellnng von Spirochaeta granulosa penetrans. 
Einschliisse als „spore forms*'. Die „Sporen“ verlassen den Erythrocyten (discharging). 
Nach Balfour, Spirochaetosis of Sudanese fowls. (IV. Report of Wellcome research 
laboratories. 1911. p. 82.) 


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Gleitsmann, Beitrag zur Eotwickelungageuchichte tier Spirochaten. 


33 


hSufig auch am Rande der Erythrocyten zu sehen sind. Sie kommen in 
der Eiuzahl vor, werden jedoch meist in einer Vielheit (gelegentlich bis 
zu 7) in einem roten Blutkorperchen gefunden. Ihre Gestalt ist auBerst 
variabel; die haufigste Form ist die Ring- und die Flammeuform; ferner 
fand er Kokken- oder feste Kugelformen, Ringforraen mit dunkler ge- 
farbten Teilen, Siegelringformen, piroplasmenkhnliche Einschliisse, und 
schlieBlich unregelmafiige Gebilde mit peripher gelegenen Korncheu und 
Granula im Innern; daun auch feinste, kreuzweise angeordnete Granula 
und ein der Malariateilungsform sehr ahnliches Gebilde, die „Morula- 
form^, die das Endprodukt des endoglobularen, ungeschlechtlichen Ent- 
wicklungsganges darstellen soil. Aus ihr gehen — analog dem Vorgang 
bei der Malaria — die „Merozoiten a hervor. Diese „Merozoiten“ ver- 
lassen zuerst wieder als feinste Kornchen die Erythrocyten und suchen 
das freie Serum auf (s. Textfigur 1 und 2). Ihr weiteres Schicksal ist 
bisher noch unbekannt. Die Einschliisse — anfangs unmeBbar klein, 
heranwachsend zu Gebilden von 3,5—4 — erscheinen nicht generations- 
weise im peripheren Blut, sondern sind dort gleichzeitig stets in alien 
Entwickelungsstadien zu sehen, weil die Einwanderung in die Erythro¬ 
cyten und das Heranwachsen in diesen zeitlich unregelmafiig erfolgt. 

Diese mannigfachen intracellul&ren Gebilde sind im Gegeusatz zu 
den eben aus den Spirochaten hervorgegangenen freien Sporen (spore 
forms) unbeweglich, wkhrend diese selbst — sehr wahrscheinlich in den 
inneren Organen: Leber, Lunge, Milz — aktiv in die Erythrocyten ein- 
dringen und, dort zu den entdeckten EinschlQssen heranwachsend, den 
obenerwahnten asexuellen endoglobularen Kreislauf durcheilen. 

Die Farbreaktion der endoglobularen Stadien ahnelt bei den Ro¬ 
ma n o w s k y -Methoden der der Erythrocytenkerne. In den komplizierter 
gebauten alteren Formen zeigen die Kerne Chromatiufarbung. 

Die typische Blaufarbung, wie z. B. bei Malaria, ist auBerst selten. 

In enthamoglobinisierten PrBparaten (Ruges Modifikation von Ross) 
nehmen die Gebilde intensivere Farbung an als die Kerne der Erythro¬ 
cyten und zeigen eine identische Farbung mit der der Spirochatenkorper. 

Nach der Methode Heidenhain und Gegenfarbung mit Safranin 
werden die Einschliisse hellrosa (verlieren jedoch ihre Granulastruktur). 
wahrend die Erythrocyten dunkelblaugrau und deren Kerne schwarzblau 
erscheinen; letztere konnen jedoch im degenerierten Zustande auch rosa 
erscheinen, unterscheiden sich dann aber durch das dunklere Timbre der 
Rosafarbe. 

Unfarbbar nach Romanowsky sind die extracelluiaren „spore 
forms“. Erst in dem Augenblick, in welchem sie in den Erythrocyten 
eindringen, verlieren sie die Eigenschaft. Die Ursache dafur liegt in der 
mit der Einwanderung verbundenen Kapselbildung, deren Sekret den 
Farbstoff annimmt. 

Nach der Lev ad iti-Methode und ihren Modifikationen [Yama- 
mato, Buchanan (16)J farben sich die Gebilde in tiefem Schwarz. 

In frischem Praparat haben die Einschliisse Kugelform und ahneln 
unpigmentierten Malariaparasiten; sind heller als der Erythrocyt, scharf 
begrenzt; wie oben erwahnt pigmentlos und besitzen keine aktive Be- 
weglichkeit. Sie sind schwer zu unterscheiden von den Crawlay- 
schen (14) Blaschen. 

Dieser ganze EntwickelungsprozeB ist eine Eigenart der anglo- 
agyptischen Spirochate, der sogenannten Spirochaeta granulosa 
penetrans nov. spec., und ist abhangig von dem Eintreten des chro- 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 1. 3 


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34 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


nischen Stadiums der Htihnerspirochatose, derafter-phase, von Balfour 
auch granula-phase genannt. 

Nach den bis jetzt erschienenen Veroffentlichungen sind noch von 
verschiedenen Autoren solche Oder ahnliche Einschliisse gefunden worden. 

Jowett (24) konnte die gleichen Gebilde in der Umgebung von 
Kapstadt nachweisen. Bouet (25) stellte sie bei Hiihnern des franzd- 
sischen Sudan, die auf dem Wege der Heilung waren, fest. Galli- 
Valerio (26) fand bei dem Marchoux-Stamm in einer mit Hflhner- 
Spirochaten infizierten weiBen Ratte und bei einem Spiroch&tenhuhn 
ahnliche Einschliisse. Dschunkowsky und Luss (27) entdeckten sie 
in alterierten Erythrocyten kranker und gesunder Hiihner und in unver- 
Snderten roten Blutkorperchen spirochatenkranker GS.nse in Elisabethpol 
und Surnabad (Transkaukasien). 

Auch bei Kaltbliitern konuten in den Erythrocyten Einschliisse ge¬ 
funden werden. So beschreiben Dutton, Todd und Tobey (28) in 
Frdschen, Henry (29) und Tidswell (30) in Fischen solche Gebilde. 

Im Gegensatz zu diesen heben Gillruth (31) und Dodd (32) — 
dieser in Queensland, jener in Viktoria — ausdrucklich hervor, daB sie 
die endoglobul&ren Korperchen nicht zu Gesicht bekommen hatten. 

Andere Autoren halten die Gebilde — wohl auf Grund der Ab- 
bildungen im Report No. Ill (13) — fur Kernprodukte, u. a. Dobell (33) 
und Hindie (17) (der jedoch spater [34J nach Durchsicht der Balfour- 
schen Ausstrichpraparate zu der Ueberzeugung gelangt, daB es sich hier 
um ein noch unbekanntes, mit der Spirochatose nicht verwandtes 
Virus handeln mlisse). — Gegen die Auslegung der Gebilde als Kern- 
derivate fiihrt Balfour die obengenannte unterschiedliche Farbbarkeit 
der Einschliisse und der Erythrocytenkerne nach Heidenhain an. 

Die Mehrzahl der Forscher erwahnt vor und nach der Entdeckung 
Balfours von solchen Kbrperchen nichts. 

Unsere Versuche und Untersuchungen, die sich nur mit dem 
asexuellen, intracelluiaren Entwicklungszyklus beschaftigen, wurden mit 
der Spirochaeta Marchouxi und der Sudanspirochate Balfours 

1. Versuche in vitro. 

Technik: Von den abgestuften Serum verdiinnungen in physiologischer Kochsalz- 
loaung werden je 2 Tropfen einer Pipette in enge Reagensrohrchen mit je 2 Tropfen 
spirochatenhaltigen Blutes vermischt und von Zeit zu Zeit kontroliiert (Spirochatenolut 
vom 2.—3. Tage nach der Infektion). 

a) Marchoux-Spirochatenserum -f Marchoux-Spirochate reap, -f Sudanspirochate. 


Serum- 

verdunnungen 

Marchoux-Spirochaten nach 

1'/, Stunde 

Sudanspirochaten nach 
l 1 /, Stunde 

V, 

Alle unbeweglich; kornig aufgelost 
(Plasmolyse ?), z. Teil agglomerierend 

Alle lebend. Vereinzelte Agglo- 
merationssterue 

‘A 

Wie bei */, 

Wie bei */, 

7„ 

Zum Teil unbeweglich; die moisten be- 
weglich. Agglomerationssteme 


'/so 

Fast alle normal beweglich. Agglome- 
rationssteme 

Unverandert 

»y*° 

Jr 

1200 

1 Beweglich; groBe Agglomerations- 
| sterne 


Kontrolle 

Beweglich; unverandert 

Beweglich; unverandert 


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tilei tsinan n , Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 35 


b) Sudanspirochatenserum + M a r c h o u x - Spirochate reap. + Sudanspirochate. 


Serum- 

verdiinnungen [ 

Sudanspirochaten nach 

1V 3 Stunde 

Marchoux-Spirochaten nach 
V, Stunde 

V, 

Alle unbeweglich, mit kornigem Aus- 
sehen, viele auf dem Boden liegend. 
GroSe Agglomerationssterne, die nur 
von bewegungslosen Exemplaren ge- 
bildet werden 

Fast alle beweglich; Agglome- 
rationshaufen von beweglichen 
Spirochaten gebildet, mafiig 
viel unbewegliche, kornig aus- 
sehende Spirochaten 

V. 

• 

Wie bei '/, 

V,o 

Grofitenteile unbeweglich, korniges Aus- 
aehen. Agglomerationssterne wie 

bei l |. 

Zum Teil unbeweglich; die Mehr- 
zahl unverandert, Agglome¬ 
rationssterne bildend 

7m 

Sehr viele Spirochaten beweglich; ver- 
einzelte unbeweglich, von normalem l 
Aussehen; Agglomerationssterne von I 
beweglichen Exemplaren gebildet 

Unverandert 

> 

1,00 

h oo 

] Alle beweglich; viele Agglomerations- 
[ sterne 


Kontrolle 

Beweglich, unverandert 

Beweglich, unverandert 

c) Versuch mit 

polyvalentem Serum, d. h. mit Marchoux- und Sudanspirochaten¬ 
serum -f Marchoux- resp. -(- Sudanspirochaten. 

Serum- 
verdunnungen 

Sudanspirochaten nach 
l 1 /, Stunde 

Marchoux-Spirochaten nach 

1 */, Stunde 

7, 

Meist korniges Aussehen, agglome- 
rierend; viele tot, einzelne noch! 
schwach beweglich 


V. 

Wie bei */, 


1/ 

/io 

Spirochaten meist korniges Aussehen,! 
agglomerierend, einzelne mit noch| 
lebhafter Bewegung 


O O 

* 

Spirochaten agglomerierend, zum Teil 
unbeweglich, kornig aussehend 

Agglomerationssterne, zum Teil unbe¬ 
weglich, sehr viele beweglich 

Wie bei den Sudanspirochaten 

VlM 

Agglomerationssterne; die meisten Spiro-J 
chaten lebhaft beweglich, vereinzelte| 
unbeweglich 


1/ 

19 00 

Agglomerationssterne nicht so hfiufig 
wie bei l / l0o , lebhafte Bewegung 


Kontrolle 

Bewegliche Spirochaten, zum Teil zu- 
sammengeballt, keine typischen Ag- 
glomerationssterne 



selbst angestellt. — Sie sollten einmal den Nachweis einer Identitat der 
beiden Stamme erbringen, andererseits die Feststellung eines Zusammen- 
hanges zwischen den Gebilden Balfours und der Hiihnerspirochatose 
(iberhaupt resp. die engen spezifischen Beziehungen zwischen den neu- 
entdeckten Einschlfissen und den Sudanspirochaten — wie sie Balfour 
behauptet — bestatigen. 

Die Identitatsversuche wurden sowohl in vitro, nach Angaben Man- 
teufels (35), als auch in vivo und schliefilich nach der Methode Mar- 

3* 


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36 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. t>8. Heft 1 


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choux’ und Salim ben is (36), die gewissermaBen eine Kombination 
beider darstellt, vorgenommen. 

II. Versuche nach Angaben Marchoux’ und Salimbenis reap. Bouets(19). 

Tecbnik: Immunserum und virulente Blutaufschwemmung zu gleichen Teilen ver- 
mischt und nach 5 Minuten einera Huhn subkutan eingespritzt. (Hier wurde statt der 
gleichen Mengen das Verhaltnis 1:10 Immunserum una Blutaufschwemmung gewahlt.) 


Huhn No. 

Serum -f Spirochaten 

Resultat 

J 

0,9 Sudanspirochatenblutaufschwemmung + 

0,1 Sudanspirochatenimmunserum 

Huhn bleibt gesund 

II 

0,9 Sudanspirochatenblutaufschwemmung + 

0,1 Marchoux-Spirochatenimmunserum 

tj n 

Kontrolle 

0,9 Sudanspirochatenblutaufschwemmung + 

0,1 Normalserum 

Huhn erkrankt 

Nach 8 Tagen werden beide Hiihner (I und II) mit der Marchoux-Spirochate 
infiziert: 

Huhn I 

1,0 Marchoux-Spirochatenblutaufschwemmung 
subkutan 

Huhn bleibt gesund 

Huhn II 

dgl. 

77 TJ 11 

Kontrolle *) 

1) 

III. Serum versuche in vivo. 

Huhn erkrankt 


Technik: Zuerst wird ein Tier mit einem der beiden Spirochatenstamme infiziert. 
2—4 Wochen nach dem Anfall nochmalige subkutaue Injektion (1,0) desselben Virus 
(zur Feststellung der Immunitat gegen denselben Stamm) und schliefllich, 8 Tage nach 
der 2. Einspritzung, Versuch einer Neuinfektion auf gleichem VVege mit dem anderen 
Stamm. 


Huhn 

No. 

Infiziert mit 

Resultat 

Reinfiziert 

mit 

Resultat 

Neuinfiziert 

mit 

Resultat 

I 

Sudan- 
spirochaten 
(aus Zecken) 

Anfall 

Sudan- 

spirochaten 

bleibt 

gesund 

Marchoux- 

Spirochaten 

bleibt 

gesund 

II 

dgl. 

(aus Zecken) 

71 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

III 

dgl. 

(aus Huhn I) 

71 

17 

71 

17 

11 

IV 

dgl. 

(aus Huhn III) 

7) 

11 

rt 

11 

11 

V 

dgl. 

(aus Zecken) 

n 

71 

71 

n 


VI 

Marchoux- 

Spirochiiten 

71 

Marchoux- 

Spirochaten 

71 

Sudan- 

spirochaten 

11 

VII 

Kiiken 

I 

dgl. 

V 

77 

71 

dgl. 

11 

71 

71 

T. 

71 

11 

11 

II 

Sudan- 

spirochaten 

11 

Sudan- 

spirochiiten 

" 

Marchoux- 

Spirochaten 

11 

III 

dgl. 

71 

dgl. 

" 

dgl. 

11 


1) Passagen tiere. 


Go gle 


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37 


Die Versuche ergeben also: 

1) Beide Spirocbatenstfimme sind im gewissen Sinne nach deni 
vitro-Versuch nicht identisch. Dagegen 

2) die Immunsera beider Spirochfitenstfimme wirken in vivo auf 
jede der beiden Spirochatenarten parasitizid, und jedes der beiden Sera 
ist imstande, das Wirtstier gegen beide Spiroch&ten zu immunisieren, 

3) ein Tier, das eiuen Anfall der einen Spirochfitenart tiberstanden 
hat, ist immun gegen einen Anfall der anderen SpirochStenart. 

Den serologischen Versuchen schlossen sich die Tierexperimente und 
-untersuchungen zur Entdeckung der Balfourschen Gebilde an. 

Als Material dienten die beiden Spirochfitenstamme und einheiniische 
Htihner verschiedenen Alters. (Tfigliche Untersuchungen im Dunkelfeld 
und gleichzeitige Kontrolle durch gefarbte Ausstrichpraparate.) 

Die Farbemethode war die von Balfour empfohlene: 

Alkoholfixierung. 7 Tropfen der Giemsa-Losung auf 4,5 ccm 
Aqua destillata. FSrbedauer: 10 Minuten. 

Als Kontrollpraparate dienten die zugeschickten ungefarbten Aus- 
strichprSparate Balfours, die mit dieser Fflrbung die Einschliisse sehr 
charakteristisch wiedergaben (s. folgende Tabelle). 

In Balfours Lehre fiber die von ihm entdeckten Gebilde stfitzen 
sich einerseits die Thesen auf noch keineswegs einwandfrei festgestellte 
Tatsachen und harren andererseits noch so viele Fragen der Beantwor- 
tung, daB erst die Losung der aufgestellten Probleme und die Herbei- 
fiihrung Uberzeugender Beweise der Lehre den Charakter des Hypothe- 
tischen zu nehnien vermogen. 

Sie basiert in letzter Linie auf der noch nicht bewiesenen Kornchen- 
theorie; es fehlt der Beweis, dal! die ausgestoGenen „spore forms“ fort- 
pflanzungsfahige Individuen sind und als solche auch wirklich in die 
Erythrocyten eindringen; es fehlt der Beweis der gleichen Eigenschaft 
der systematisch noch nicht gesonderten, sondern lediglich der Grofie 
nach geordneten, proteusartigen Einschliisse, und schlieClich fehlen die 
Zwischenglieder zwischen den Merozoiten und den ausgewachsenen Spiro- 
chSten. 

Balfour mud eine besondere Spirochfitenart annehmen Oder bei 
alien Hfihnerspirochfitenstfimmen einen gleichen Entwicklungsgang vor- 
aussetzen, und schlieBlich bedarf or eines Krankheitsstadiums des Wirts- 
tieres als ^definitive stage u des Entwicklungszyklus seiner resp. aller 
SpirochSten. 

Dieses Krankheitsstadium nun — von Balfour auch granula phase 
genannt — ist zuerst von Marchoux und Salim ben i (3G) als soge- 
nanntes chronisches Stadium bei der brasilianischen Hiilinerspirochate 
ungefahr folgendermafien geschildert worden: 

„... manchmal nimmt die Krankheit chronische Form an: das Tier 
wird nach einer scheinbaren Genesung wieder hinfallig und liegt infolge 
einer Lahmung der Beine dauernd auf dem Boden. Einige Tage spater 
geht die Lahmung auch auf die Fliigel fiber; die Temperatur bleibt sub¬ 
normal, das Tier magert stark ah und stirbt im kachektischen Zustand 
im Verlauf von 1—2 Wochen. Heilung ist in dieser Phase seltener als 
nach dem akuten Stadium . . 

Ebenso berichten dariiber Dodd (32) in Queensland sowie Comte 
und Bouquet (39) bei afrikanischen HUhnern, ohne die Einschliisse 
Balfours in diesem Stadium zu erwahnen. 


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38 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Art und No. 

Infiziert am? 

Befund 

Chronisches Stadium. 

. § 
in 


des Tieres 

Womit? 

Befund 

!& 
CP O 

Ausgang 








Huhn No. I 


20. Marz 
11 Zecken 
angesetzt 
(Argas per- 
sicus infiziert 
mit der 
Sudan- 
spirochate) 


26./29. Marz. Anfall. Hubn 
macht einen schwerkran- 
ken, teilnahmlosen Ein- 
druck. Kamm u. Beine 
blaB, ikterisch, gestrau bte 
Federn, keine FreSlust, 
Durchfall. 

Ausstrichpraparat: 
Das Blutbild entspricht 
dem nach Injektion einee 
hamolytischen Giftes, 
z. B. Pbenylhydrazin (37, 
38): Auftreten polychro- 
matischer Ery th roblas ten 
und fruhester Jugend- 
formen der roten Blut- 
korperchen (fast hamo- 

f lobinfreier, lymphoider 
lamoblasten), zahlreich. 
orthochromatischer, sehr 

S ofier Normoblasten, 

ikrocy ten.N ormocy ten, 
kernloser Formen, Ha- 
moglobintropfen, Ery 


5./17. April. Das Tier ist! 
wieder allmahlich imraer 
schlafriger u. teilnahm- 
loser geworden, ist stark 
abgemagert, liegt auf dem 
Boden, unfahig zu laufen. 
Ikterischer (29) Kamm 
und Beine; geringe Frefi- 
lust, Durchfall, iibler 
Geruch. 

Dunkelfeld: Keine 

Spiroehaten und keine 
intracellularen Gebilde. 

Ausstrichpraparat: 
Blutbild d. Auamie. Das 
System d. Erythrocyten 
ist fast normal. Auf- 
fallend ist die verhiiltnis- 
mafiig schnelle Regene¬ 
ration (29) des Blutbildes 
der Erythrocyten, im 
Gegensatz zu dem der 
Lcukocyten (Lympho 
cytose), 


throcvten itn Stadium Verschwinden der Jugend- 


der Karyolyse u. solcher, 
mit abgesprengten oder 
nur noch in feinstem 
Zusammenhang mit dem 
Hauptkern stehenden! 


formen, dagegen noch 
erheblicheLymphocytose 1 
(grofle mononukleare); 1 
keine Eiosinophilie. Keine 
Balfour-Korperchen. 


Kemteilen. Thrombo- cr. 17. April. Beginn all- 
cvten, oft vergroScrt mit mahlicher Besserung. 
Polkorperchen. Leuko- 
cyten: Ausgesprochene 
Lymphocytose namentl. 

E rofler mononuklearer 

ymphocyten. 

Zahlreiche Spiroehaten; 
keine Spiroehaten inner- 
halb der roten Blut- 
korperchen. 

Dunkelfeld: Starke In- 
fektion. In den Erythro¬ 
cyten mit schwach licht- 
brechender Membran u. 
stark leuchtendem Kern: 

Intracellulare Spirocha- 
ten — oft in der Mehr- 
zahl in einem roten Blut- 
korperchen — in lebhaft. 
oft entgegengesetzten 
Umlaufbewegungen. Ein- 
und Austritt aus d. Ery¬ 
throcyten ab u. zu nach- 
weisbar. In den stark 
lichtbrechenden Ervthro- 
cyten mit schwach ieuch- 
tendem Kern (also in 


Nein 


Das Huhn 
gesundet 
spa ter. 


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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 


39 


Lrt und No. 
des Tieres 

Infiziert am? 
Womit? 

Befund 

Chronisches Stadium. 
Befund 

c 

A 

3 9 

a b 

Ausgang 




L 

CC :© 


Huhn No. 1)1 


nicht alterierten roten 

Blutkorperchen) n i e 

Spirochaten sichtbar. 




30. M&rz. Anfall voriiber. 
Stark auBgepragtes an- 
amisches Blutbild. 


Huhn schwer krank, einen 
auflerst iiblen Geruch 
verbreitend. W achsgelber 
Kamrn u. Beine, Durch- 
fall und Abmagerung. 

2. April. Huhn macht 
munteren Eindruck, friBi 
tiichtig. Aussehen und 
Verhalten sonst wie am 
30. Marz. Typischer 
lkterus. 

Ausstrichpraparat: 
Bild der Anamie. Keinpi 
Spirochaten. 

Dunkelfeld: Keine| 

Spirochaten. 

JFortsetzung siehe unter: 

i Chronisches Stadium. 


Hnhn No. II 


27. Marz 
mit Blut aus 
: Huhn No. I 
(Sudan- 
I spirochate) 


29. Marz u. 1. April An¬ 
fall. 1 

Behind wiebei Huhn No. I 
(b. u. 26./29. Marz). 

2. April. Anfall voriiber. 
Blutbild wie bei Huhn 
No. I. 

3. April. Huhn munterer, 
friSt tiichtig. Auffallende 
ikterische Verf&rbg. von 
Kamm und Bein. Ab- 
niagerung. Durchfall. 

Blutbild: Anamie wie bei 
Huhn No. I. 

Fortsctzung siehe unter: 
Chronisches Stadium. 


5./20. April. Allmahlicher 
Verfall des stark riechen- 
den Tieres. Durchfall. 
Abmagerung z. Skelett; 
fast farbloser Karam. 
Nach und nach ein- 
setzende Schwiiche und 
Lahmung der Glied- 
maflen und des Halses. 
Das Huhn ist auBer- 
stande, aufzustehen, zu 
laufen und den um 180° 
gedrehten Kopf zu heben. 

Im Dunkelfeld: Keine 
Spirochaten oderBalfour- 
Kftrperchen. 

Im Ausstrichpraparat: An- 
amisches Blutbild mit der 
Eigenschaftdes bei Huhni 
No. I beschriebenen. 

Keine Balfour-Einschliisse. 


Nein 


Das Huhn 
erholt sich 
langsam. Die 
Lanmungen 
gehen jeaoch 
nur zum Teil 
zuriick. 


Hahn No. HI 


27. Marz 

mit Blut aus |Verhalten 
Huhn No. I 
(Sudan- 
spirochate) 


29./31. Marz Anfall. 

des Tieres und 
der Blutbefund wie bei 
Huhn No. I und II. 
Nach dem Anfall allmah¬ 
licher Uebergang zum 
chronischen Stadium. 


Zunehmende Abmagerung, Nein 
Schwiiche und Lhhmung 
der GliedmaBen, dauern- 1 
de Anamie. 


Milz; 
Leber. 
In den 
Lunge, 


Nach 
2 Wochen 
Exitus. Sek- 
tion: Doppelt 

_ vergroBerte 

vergroBerte matschige 


Organausstrichen von 
Leber, Milz, Herz und 
Gehirn (Fiirbung wie angegebeu) 
keine Balfour-Einschliisse. 


I 


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40 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


Art und No. 
lies Tieres 

Infiziert am ? 
Womit? 

. 1 

Befund 

Chronisches Stadium. 
Befund 

Balfour- 

Korperchen 

_ 

Ausgang 

Huhn No. IV 

30. April 3./5. Mai. Anfall: Wie 
mit Blut aus oben. 

HuhnNo.III 7. Mai. Erhebl. Anamie 
(Sudan- und starke Abmagerung. 

spirochatc) Durchfall. Kurz anhal- 

tende Hinfalligkeit; keine 
Lahmung. Schnelle Gc- 
nesung. 

Dunkelfeld 1 wie 

Ausstrichpraparate] oben 

Nein 

Nein 

Heilung. 

Huhn No. V 
wird einige 
Tage vor der 
Infizierung 
imSehlangen- 
ziminer des 
Institute 
(Tropentemn.) 
untergebracnt 

10./11. April 
durch in- 
fizierte 
Zecken 
(Argas per- 
sicus) mit 
Sudan- 
spirochaten 

16./18 April. Anfall: Wie 
oben. 

Dunkelfeld 1 wie 

Ausstrichpraparate] oben 
20. April. Das Tier wird 
kurz nach der Krisis 
getotet. 

Nein 

Nein 

Sektion: Wie 
bei Huhn 
No. III. 

Huhn No. VI 
vorher ins 
Schlangen- 
zimmer wie 
Huhn No. V 
gebracht 

10./11. April 
durch infi- 
zierte Zecken 
(Argas per- 
sicus) mit 
Sudan- 

Nach dem Anfall schnelle 
Heilung. Befund wie bei 
den Hiihnern No. IV 
und V. 

Nein 

Nein 

Huhn wird 
gesund. 


Huhn 
No. VII 


Huhn 
No. VIII 


Huhn No. V 

20. April Ver- 
euch, durch 
Verfiitterung 
:von 6 infizier- 
ten Zecken 
cine Infektion 
zu erzielen, 

| mifilingt. 

4. Mai Vers, 
durch Ver- 
fiitterung(36) 
von Sp. galli- 
narum- (Mar- 
chouxi) hal- 
tiger Blutauf- 
sehwemmung 
i stomachal 
1 ccm 

Mit Sudan- 
spirochaten 


8./11. Mai. Anfall. Schwerej Nein Nein Huhn wird 

Infektion. Nach Ablaufj gesund. 

des akuten Anfalles un- 
ter Erscheinungen der 
Anamie, starker Ab- 
magerung und Durch- 
fall kurze anhaltende 
Schwiichezustiinde, aber 
schnelle Wiederherstel- 
lung. 

Dunkelfeld: VVie bei der 
Sudanspirochatose. 

Ausstrichpraparate: Wie 
bei der Sudanspirocha- 
tose. 


Anfall und Blutbefund wie Nach der Krisis allmahlieh Nein Huhn geht in 
friiher. j einsetzende Schwache d. marastischem 

Beiue, so daB das Tier 1 Zustande 

dnuernd liegt u. uur ganz zugrunde. 

unsicher lauft. 

Starke Abmagerung, An¬ 
amie usw. 

14 Tage nach dem Anfall! 
wiihrend des chronischenj 
Stadiums ein schwerer] 

Ruckfall. 

Blutbild: Wie oben. 


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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 


41 


Art and No. 
dee Tieres 

Infiziert ana ? 
Womit? 

Befund 

Chronisches Stadium. 
Befund 

Balfour- 

Korperchen 

Ausgang 

1 

HuhnNo.IX 

Mit 

i Marchoux- 
Spirochaten 

Anfall und Blutbefund wie 
bei Huhn No. VIII. 

[Nach dem Anfall allmah- 
lich einsetzende, schnell 
zunehmende Schwache 
der Beine. Unfahigkeit 
zu stehen; schwere An¬ 
amie, Abmagerung usw. 

i Nein 

Allmahliche 

Genesung. 

3—6 Wochen 
ftltes Hiihn¬ 
ehen No. I 

Sudan- 

spirochate 

Nach dem Anfall mit fol- 
gender Abmagerung, 

Anamie etc. (s. o.) tritt 
schnelle Wiederherstel- 
lung ein. Die Blut- 
befunde (Ausstriche und 
Dunkelfeld) unterschei- 
den sich nicht von denen 
der alteren Tiere. 

Nein 

Nein 

Genesung. 

t 

Hiihnehen 
No. II 1 

Sudan- 
spirochate 

GenauwieHuhnchen No. I. 

Nein 

Nein 

' Genesung. 

Hiihnehen 
No. Ill 

| 

Marchoux- 

Spirochate 

Nach dem Anfall Zustand 
und Blutbefund wie bei 
dem Sudanspirochiiten- 
Hiihnchen. 

Nein 

Nein 

Genesung. 

Hiihnehen 
No. IV ins 
Schlangen- 
ziminer (s. 
Hahn No. V) | 

Sudan- 

spirochate 

1 

Wie bei Hiihnehen No. III. 

Nein 

Nein 

Genesung. 

Hiihnehen 
No. V 
(Schlangen- 
zimmer e. o.) 1 

Marchoux- 

Spirochate 

Wie bei Hiihnehen No. III. 

Nein 

Nein 

^ Genesung. 

1 Kiiken 
8—10 Tage | 
alt 

2 Kliken niit. 
Sudan- 
spirochate i 
2 Kuken mit 1 
Marchoux- 
Spirochate 

Starben im Anfall. 

Nein 

Nein 

Im Anfall 
gestorben. 
Ausstrich- 
praparate 
ausd.innereu 
Organen: 
keineBalfour- 
Korperchen. 


Dunkelfeld Kuochenmark, Gehirn, Herz, Lunge, Leber, 
Milz: Vereinzelte noch bewegliche, sehr viele uubewegliche, 
in der Gestalt, nicht veranderte Spirochaten. Keine intra- 
eellularen Stadien zu finden. 

i I I 

Dasselbe Bild chronischen Siechtums, bei dem die Korperchen 
fehlten, zeigten auch einige der einheimischen Hiihner (No. 1—3 und 8 
bei der Sudan- und No. 9 bei der brasilianischen Spiroch&tose). Bei 
ihnen traten noch — was Balfour schon bei seinen Tieren konstatierte — 
Anamie, Durchfall und ein iibler penetranter Gestank als Charakteristika 
dieser Phase hinzu. 

Alle diese erwahnten und ganz besonders die hier mit der Spiro- 
chaeta granulosa penetrans selbst gemachten Beobachtungen 
widerlegen die Behauptung Balfours, daC seine Einschliisse eng mit 
dem chronischen Stadium zusammenhangen, und lassen die Annahme 


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42 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1. 

einer verwandtschaftlichen Beziehung zu den Spirochaten als unwahr- 
scheinlich erscheinen. 

Selbst wenn der Beweis eines Zusammenbanges zwischen den 
Korperchen uud den Spirochaten erbracht ware, so hatte man noch 
nicht das Recht, die Gebilde als parasitar anzusehen. Die Tatsache, 
daB die KSrperchen sowohl in einem einzelnen Erythrocyten als auch 
im Gesamtblutbild bei einem im kachektischen Zustand eingehenden 
Huhn an Zahl zunehmen und umgekehrt verschwinden, wenn das kranke 
Tier sich wieder erholt, erklart das Wesen der Einschliisse nicht. Da- 
nach kfinnen sie noch immer die Erzeuger (d. h. also Parasiten), aber 
auch die Produkte (d. h. Degenerationsgebilde) der „after phase 44 sein. 
Es ist also auch die SchluBfolgerung Balfours „I regard this after 
phase as a definitive stage in the life-history of the parasite 14 zum 
wenigsten verfriiht. Sie ist es auch insofern, als es nicht recht ver- 
st&ndlich ist, daB — im Widerspruch mit der bisherigen Lehre von den 
Wechselbeziehungen zwischen Parasitenschadigung und Abwehrvor- 
kehrungen des Wirtsorganismus — ein bestimmter Abschnitt des Ent- 
wickelungszyklus des Virus (hier das endoglobulare Stadium) abhtingig 
sein soli von einer Periode der Krankheit des Wirtstieres (hier der 
after-phase); mit anderen Worten, daB der Organismus des Wirtstieres 
dem ihm nachteiligen Virus zu seiner Erhaltung auch noch behilflich 
sein soli. 

Diese Folgerung Balfours ist auch deshalb auffallend, weil der 
Wirtsorganismus bei der Hiihnerspirochatose in seiner Selbstlosigkeit 
keineswegs konsequent vorgeht, im Gegenteil diese fiir die Fortpflanzung 
des Virus nach Balfour so notige Phase nur in seltenen Fallen aus- 
bildet. 

So sprechen March oux und Salim ben i (36) von dem „gelegent- 
lichen 44 Auftreten des chronischen Stadiums; Blaizot (40) hebt be- 
sonders die Unbestandigkeit des Erscheinens der Kachexie hervor — 
unter 60 Hiihnern 8 chronische Falle — und die oben angegebenen Ver- 
suche bestatigen die Eigenschaft dieses eigenartigen Krankheitsbildes. 

Unter diesen Umstanden miissen die Spirochaten also notgedrungen 
in ihrem Dasein zum nicht geringen Teile sich ohne diese Phase ihrer 
Entwickelung behelfen konnen; ein Vorgang, der in der Geschichte der 
Biologie einzig dastiinde. 

Weiter ist Balfour gezwungen, entweder anzunehmen, es handele 
sich bei seiner Entdeckung urn Produkte eines fremdartigen Spiro- 
chatenstammes — der Spirochaeta granulosa penetrans — oder 
er muB bei alien Hiihnerspirochaten den oben beschriebenen Entwicke- 
lungsgang voraussetzen. Er entscheidet sich fiir die Aufstellung einer 
neuen Species und legt fiir seine Theorie der Artverschiedenheit seiner 
Spirochate auf ihre Eigenschaft, in inneren Organen in infektiose Gra- 
nula zu zerfallen und den asexuellen Entwickelungsgang durchzumachen, 
das Hauptgewicht, und stellt damit gleich zwei Hypothesen auf, da weder 
das Auftreten von Granula, noch die Infektiositat, iiberhaupt die Lebens- 
auBerung der vermuteten Sporen nachgewiesen sind. 

Unsere Nachpriifungen haben lediglich festgestellt, daB in betreff der 
behaupteten Vorgange und Eigenschaften zwischen der Sudan- und bra- 
silianischen Spirochate Uebereinstimmung herrscht; die Deutung der be- 
obachteten Ereignisse ermoglichen sie leider nicht. 

In dem Marchoux- und Balfour-Spirochfitenblut kann man 
im Dunkelfeld und mit Vitalfarbung im Focus spirochatenumtanzende. 


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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 


43 


- neben Spirochaten auftauchende und verschwindeude, kokkenformige Gra- 
nula beobachten; doch sind die Phfinomene nie so eindeutig, daB man 
die umherirrenden Korperchen als aus einer gerade beobachteten, sich 
keftig schfittelnden Spirochete geboren ansehen mochte. Oft pflegt iiber- 
dies das ganze Gesichtsfeld von solchen Gebilden in lebhaftester Brown- 
scher Molekularbewegung so zu wimmeln, daB eine Orientierung von 
vornherein ausgeschlossen ist. Kontrolluntersuchungen im geffirbten 
Prfiparat klfiren bei Anwendung einer der Romano wsky-Methoden 
fiber die Natur der ratselhaften Gebilde nicht auf, da sie sfimtlich und, 
wie Balfour besonders hervorhebt, auch seine spore forms auf diesen 
FarbstofT nicht reagieren. 

Mit der Le vaditi-Methode und ihren Modifikationen (Yamamato, 
Buchanan), vermittels deren B. imstande sein will, die extracellulfiren 
Sporen von anderen Gebilden zu unterscheiden, erluilt man ebensowenig 
fiberzeugende Resultate; denn die auf diese Weise fixierten Korperchen 
prasentieren sich als hellgelbe, braune bis schwarze, regellos angeordnete 
und umherliegende Kornchen, und gleichen mit ihrer Undifferenzierbarkeit 
den tanzenden glfinzenden Kornchen im Dunkelfeld auBerordentlich. 

Da auch das Blut gesunder Vfigel (z. B. Kanarienvogel) im Dunkel¬ 
feld solche Korperchen mit gleichen Farbreaktionen wie im Spirochfiten- 
blut wiedergibt, so wird man in der Frage der Granulaentstehung doppelt 
vorsichtig sein mtissen, es sei denn, eine neue Beobachtungsmethode 
verschaffte dem Untersucher einwandsfreieren Einblick in den Vorgang 
der Geburt der „spore forms u . Vorlaufig ist man noch immer gezwungen, 
aus der vollendeten Tatsache auf den Vorgang zu schlieBen, d. h. die 
zu beobachtenden Spirochfitenschatten als das Endprodukt der angenom- 
menen GranulaausstoBung anzusehen. 

Solche „Schatten u sind zweifellos oft bei alien Spirochfitenarten als 
Reste einer frflher normalen Spirochfite leblos am Boden liegend zu 
finden und die sich prfisentierenden kornigen „Scheiden“ (Toluidinblau, 
Levaditi-Methoden) konnen auf teilweises AusstoBen des Leibesinhaltes 
zurfickgeffihrt werden, doch beweist die kornige Struktur nicht einzig, 
daB sie ihr Dasein innerhalb des Spirochfitenleibes zurfickgehaltenen, ge¬ 
farbten Granulis verdankt: es ist doch keineswegs ausgeschlossen, daB 
dieses Aussehen auf plasmolytische Vorgfinge hindeutet. 

Selbst wenn die Annahme Balfours von dem AusstoBen der Granula 
sich als richtig herausstellt, bleibt immer noch die Frage der Bewertung 
des Vorganges zu beantworten: handelt es sich urn einen aktiven, art- 
erhaltenden ProzeB Oder hat man einen Vernichtungsakt vor sich. 

AufschluB hiertiber kann nur die Kultur oder Impfung ergeben. Mit 
dem Ausfall des Nachweises auf diesem Wege, wie ihn Dobell (33) 
schon gefordert hat, steht und ffillt die These Balfours fiber die In- 
fektiositfit seiner Gebilde, fiber den verwandtschaftlichen Charakter dieser 
und der spore forms; ffillt die These des endoglobulfiren Entwickelungs- 
ganges der Spirochfiten. 

Kulturversuche mit den Einschltissen fielen bisher negativ aus. 
Impfexperimente mit den Gebilden hatten wechselnde Resultate, sind 
also nicht einwandfrei; die positiven sprechen einerseits daffir, daB die 
Einschlfisse infektifis sind und als Erreger irgendeiner Krankheit, die 
aber nicht Spirochfitose zu sein braucht, iibertragbar sein dfirften. 
Andererseits lassen sie aber die Deutung zu, daB sie Degenerations- 
produkte, hervorgerufen durch das Spirochfitentoxin, darstellen, und in 
dem neugeimpften Tier durch die mitverimpften Toxine erzeugt wurden. 


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44 


Central bl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 8. Heft 1. 


Ebenso lassen sich Balfours Beobachtungen, daB nach dem Ein- 
spritzen der Einschliisse und dem Wiedererscheiuen solcher Gebilde iin 
neuen Impftier sich eine Spirochatose ausbildete. mit der Wahrschein- 
lichkeit, daB eben auch Spirochaten mitverimpft wurden, erklaren. End- 
lich beweist die auffallende Tatsache, daB auch Zeckenbisse und Ein- 
spritzen von „Zeckenemulsion* solche Korperchen hervorzubringen ver- 
mochte, wiederum nur, daB es sich bei ihnen um ein neues Virus 
handelt, daB aber noch nicht unbedingt mit der Spirochatose zusammen- 
h&ngen muB. 

Unsere Versuche, die Infektiosit&t der spore forms nachzuweisen, 
gingen einmal von der Erwagung aus, daB die „spore forms* — ob mit 
Oder ohne Bildung der Balfourschen Einschliisse — gleich nach dem 
Verschwinden der Spirochaten noch im peripheren Blut und in den 
inneren Organen kreisen und im neuen Wirtstier zu jungen Spirochaten 
heranwachsen miiBten, wenn anders der zweite, ungeschlechtliche Riick- 
faile erzeugende Entwickelungsgang sich bewahrheitete; andererseits 
(und damit die Frage der KSrnchentheorie im allgemeinen beriihrend), 
daB die Entwickelung der „spore forms* in den Zecken abliefe, also durch 
sie eine Infektion mdglich sein miisse. 

Die Technik war folgende: 

1) Am Tage des Verschwindens der Spirochaten aus dem peripheren 
Blut (Dunkelfeld) wurden aus alien Organen (Lunge, Leber, Milz, Gehirn 
und Herz) Extrakte gemacht und miteinander vermischt; die Mischung 
zweimal gewaschen, zentrifugiert, der Bodensatz mit physiologischer 
Kochsalzlosung aufgeschwemmt und schlieBlich nach einer Untersuchung 
im Dunkelfeld verimpft. 

2) Den Hiihnern, die im peripheren Blut zum ersten Male nach dem 
Anfall keine Spirochaten mehr zeigten (Dunkelfeld), wurden gesunde 
Zecken [Ornithodorus moubata (42)] angesetzt und diese nach 
einiger Zeit (4—6 Wochen nach dem Saugen) — zum Teil, nachdem sie 
kurz vorher bei 37 0 gehalten wurden — gesunden Hiihnern zugesellt. 

Die (allerdings wenigen) Versuche auf beide Art verliefen negativ; 
weder die „Sporen“ innerhalb der Organe des Wirtstieres vermochten 
durch eine ungeschlechtliche Entwickelung zu Spirochaten eine Erkran- 
kung zu erzeugen, noch die von den Zecken aufgenommenen „spore 
forms* ihre Umwandlung in ihnen durchzumachen und als Spirochaten 
ihre Lebenstatigkeit zu bekunden. 

Versuche mit den Einschlussen miissen den Untersuchern, die im 
Besitze solcher Gebilde sind, iiberlassen bleiben. Sie werden sich auch 
um das Schicksal der „Merozoiten“ zu ktimmern haben, d. h. ob diese 
sich der Miihe, in Erythrocyten einzudringen, uuterziehen, nur um dort 
nach einem komplizierten Entwickelungsgang unterzugehen, oder wie und 
wo sie als junge Generation ihre Jugend verlebten. Sie werden den Be- 
weis erbringen miissen, daB ein Teil der „Sporen“ tatsachlich gleich die 
inneren Organe aufsucht, um dort, das endoglobuiare Leben verschmahend, 
als neue Spirochaten Riickfaile zu verursachen; wie sie sich umwandeln 
und weshalb sie — ganz im Gegeusatz zu den Spirochaten des Menschen 

— bei den Vogeln fast nie Riickfaile hervorrufen. 

Selbst wenn die Infektiositat der „spore forms* feststiinde, bliebe 
noch nachzuweisen, daB die „Sporen* im Zusainmenhang mit den Ein- 
schliissen stehen, d. h. daB die spore forms aktiv in die Erythrocyten 
eindringen. Den Vorgang hat Balfour bisher — selbst im Dunkelfeld 

— noch nicht beobachten konnen. Der eine von ihm berichtete Fall, in 


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Gleitsraann, Beitrag zur EntwickelungBgeschichte der Spirochnten. 


45 


dein eine Spore in einen Erythrocyten einzudringen schien. konnte nicht 
bis zu Ende verfolgt werden; er beweist also eine aktive Invasion noch 
nicht; er kann ebensogut als ein passiver Vorgang erklart werden. 
Jedenfalls spricht die einzige Beobachtung (trotz vieler Nachforschungen 
in OrganprSparaten) mehr fiir einen Zufallsbefund als fflr einen normalen 
Ablauf einer arterhaltenden Notwendigkeit. 

Die weiteren Griinde, die Balfour bestimmen, fiir seine Spirochate 
eine besondere Art anzunehmen, bestehen unter anderem in dem unter- 
schiedlichen Ablauf der durch die Spirochaeta granulosa pene¬ 
trans erzeugten Krankheit bei jungen und alten Hfihnern, in dem 
eigenartigen Entwickelungsgang in den Zecken, der grundsatzlich ab- 
weichen soli von dem Zyklus, wie ihn v. Prowazek fiir die Spiro¬ 
chaeta gallinarum beschrieben und schlieBlich in der Fahigkeit, sich 
der Lause als Zwischenwirte bedienen zu konnen. 

Auch diese Griinde entbehren zum groBen Teil der Ueberzeugungs- 
kraft: Balfour ist in der Deutung seiner Beobachtungen so oft auf 
Einschrankungen und Voraussetzungen angewiesen, daB die seinen For- 
schungen entspringenden Resultate mehr Ergebnisse theoretischer SchluB- 
folgerungen als Produkte einer ununterbrochenen Reihe einwandfrei be- 
obachteter VorgBnge darstellen. Er hat eben auch — wie alle Forscher 
in Afrika, die mit ihren Huhnerspirochatenstiimmen dieselben Beobach¬ 
tungen machten — mit den in bezug auf Vogelspirochatose verwickelten 
Verhaltnissen dieses Erdteiles, des Mutterlandes der Huhnerspirochaten 
(Blaizot), zu rechnen und muB im Verlauf seiner SchluBfolgerungen 
resigniert eingestehen: „In this country it is hard to obtain fowls which 
one knows have never had spirochaetosis u . . . und gerade diese Un- 
gewiBheit ist es, die stets verhindern wird, oft wunderbar erscheinende 
Abweichungen von der Norm als naturliche Folgen eines eben nicht zu 
kontrollierenden fruheren Ereignisses zu erklaren. 

In derselben miBlichen Lage befindet er sich mit der Frage der 
Entwickelung der Granula in den Zecken. Auch hier muB er gestehen, 
daB er noch nie Zecken gefunden hatte, die frei von solchen Granulis 
waren; es mflssen danach also alle Zecken infiziert sein. 

Mehr Wert als alle die eben angefuhrten Grflnde hatten Serumver- 
suche zur Feststellung einer Identitat gehabt; die hat Balfour leider 
nicht angestellt. Er erwahnt nur die Experimente B o u e t s (25), der die 
Balfourschen Gebilde bei der Spirochatose des franzbsischen Sudans 
fand und durch Serumversuche nach Angaben Marchoux’ eine Identitat 
zwischen seiner und der Marchoux-Spirochate feststellte. 

Unsere oben erwahnten gleichartigen Versuche in vivo erganzen die 
Entdeckung Bouets dahin, daB die Spirochate des englischen Sudan 
(Balfour) Immunitat gegen die brasilianische (Marchoux) verleiht, 
und umgekehrt. Da ferner Bouet weiter nachweisen konnte, daB die 
Spirochaeta neveuxi nov. spec, entgegen den Angaben Brumpts, 
im Senegal identisch mit seiner franzosischen Sudanspirochate sei, so 
muB man als zwingende SchluBfolgerung dieser Beobachtungen die An- 
nahme einer neuen Species in der Spirochate Balfours fallen lassen 
und eine Identitat zwischen den „coccoid bodies" bildenden SpirochMten 
Balfours und Bouets und den Spirochaten, ohne Bildung solcher 
Einschlusse (Brumpt, Blaizot, Marchoux etc.) ableiten; und da 
endlich die Spirochaeta granulosa penetrans unter europaischen 
Verhaltnissen (Klima, Hiihnerrasse) keine asexuellen Stadien produzierte, 
ist man zusammenfassend wohl berechtigt, zu erklaren, daB nach den 


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46 


Centralbl. £. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Erfahrungen oben zitierter Autoren und nach unseren eigenen Beobach- 
tungen die verschiedeaen, jeweilig zu Versuchen benutzten Spirochaten- 
stamme sich im klinischen Bild, dem patkologischen Befund des befal¬ 
lenen Organismus, dem biologischen und serologischen Verhalten so ahn- 
lich sind, daB, wenn man auf Grund der Reaktion bei dem Serumversuche 
in vitro auch eine Identitat aller Stamme nicht anerkennen will, man doch 
nicht gleich eine Artfremdheit mit einem so komplizierten Entwickelungs- 
zyklus aufzustellen berechtigt ist. 

DaB zur Bildung der Balfourschen Einschliisse ein besonderes 
Klima und eine bestimmte Hiihnerrasse erforderlich sei, ist sehr unwahr- 
scheinlich. In Afrika selbst (Blaizot, Brumpt, Compte, Bouquet), 
in Amerika (Marchoux) und in Australien (Dodd) und scklieBlich bei 
kiinstlichem Tropenklima verlauft die Spirochatose ohne Bildung der 
Korperchen. Ebensowenig kann ein Rassenunterschied in den Wirts- 
tiereu ausschlaggebend sein; bei ihm kann der Verlauf und der Grad 
der Erkrankung (Blaizot, Balfour, Marchoux etc.) von dem ge- 
wohnlichen Gang abweichen — und selbst das scheint nicht iinmer der 
Fall zu sein — es ist aber ausgeschlossen, daB der Entwickelungslauf 
eines Virus von einer Rassenverschiedenkeit des Wirtstieres bestimmt 
werden kann. 

Zum SchluB noch einige Bemerkungen iiber die Art der von anderen 
Autoren gefundenen Einschliisse. 

Nach den bis jetzt erschienenen Veroffentlichungen scheint Bouet (25) 
im franzosischen Sudan, dessen Gebilde von Dr. Sam bon, dem ersten 
Deuter der Balfourschen Einschliisse als Uebergangsstadien, mit den 
Balfourschen Korperchen als identisch erklart wurden, ein weiterer 
Entdecker der Gebilde zu sein. Auffallend ist bei ihm allerdings, daB 
seine in Erythrocyten und im Knochenmark gefundenen Kdrperchen — 
im Gegensatz zu den bodies Balfours — sich nur zeigen, wenn die 
befallenen Hiihner auf dem Wege der Heilung waren. 

Neben ihm ist noch Jo wet t (24) in Kapstadt allem Anschein nach 
in der Lage gewesen, die neuen Gebilde zu finden. 

Ebenso sind die Befunde Dschunkowskys und Luss’ (27) 
zu bewerten, soweit sie sich auf die paranuklearen Korperchen in un- 
veranderten Erythrocyten spirochatenkranker Ganse erstrecken. 

Die Chromatineinschliisse in den veranderten roten Blutkbrperchen 
normaler Ganse, Enten, Tauben etc. und die Gebilde in den anormalen 
Erythrocyten kranker und anscheinend gesunder Hiihner kommen fur die 
Balfourschen Gebilde aber sicher nicht in Betracht; ihre schlechte 
Farbbarkeit nach Giemsa, die schaumige Struktur, die undeutlichen 
Konturen, vor allem aber die Verdrangung des Kernes durch sie sprechen 
gegen eine Identitat. 

Die von Galli-Valerio (26) erwahnten Einschliisse — 2—5 /a 
groBe abgerundete, birnforinige Oder ovale, zum Teil leicht azurgefarbte 
Kbrperchen mit stark gefarbten, veilchenblauen Granulationen, die teil- 
weise frei im Serum nachgewiesen werden konnten — haben auch so 
prinzipielle Uuterscheidungsmerkmale von den Charakteristicis der Bal¬ 
fourschen, so z. B. die Farbbarkeit nach der Leishman-Methode 
im freien Serum, ihr Verschwinden vor dem Tode der befallenen Tiere. 
daB an eine Verwandtschaft nicht zu glauben ist. Es scheint sich bei 
ihm iiberhaupt um Zufallsbefuude zu handeln, da er seine Entdeckungen 
nur in „mehreren u roten Blutkorperchen (einer hiihnerspirochatenkranken 
Ratte) und „hier und da u in den Erythrocyten eines Spirochatenhuhnes, 


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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 


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dagegen nicht bei vielen anderen kranken Hiihnern seiner Experiraente 
machen konnte. Wie weit die Hervorhebung des Befundes, daB die 
gerade befallenen roten Blutkbrperchen rosa gefarbt waren, auf eine De¬ 
generation hinweisen sollen, ist leider aus der Arbeit nicht zu ersehen. 
Interessant ist, daB der Antor selbst iiber die Natur der Korperchen 
kein Urteil fallen will. Die Frage, daB es sich um eine leichte Infektion 
rait Neigung zum chronischen Stadium handelt, laBt er offen. 

Von den iibrigen Autoren, die iiber die Balfourschen Einschlusse 
— vor und nach ihrer Entdeckung — niclits berichten, kann mit sieherer 
Bestimmtheit behauptet werden, daB ilinen solche Gebilde nicht begegnet 
sind, denu ein Uebersehen ist bei der Zahl und GroBe der eigenartigen 
Korperchen einfach ausgeschlossen. 

Die bei unseren Untersuchungen gefundenen „Einschliisse u beziehen 
sich nur auf vereinzelte, iibrigens auch bei normalen Hiihnern gelegentlich 
zu tindende Kernderivate. Ihre Struktur, die gleiche Farbbarkeit, dazu 
Uebergangsstadien von normalem Kern iiber gezackte, abgeschnurte 
Kernkonturen zu ganz freien Kernpartikelchen lassen iiber die Natur 
dieser endoglobularen Teile einen Zweifel nicht zu. 

Balfour selbst erwahnt solcher, von seinen wahren Korperchen 
wohl zu unterscheidenden Kernderivate, und ebenso Hindle; daB es sich 
bei dessen Gebilden — wie Balfour (44) meint — um eine hereditare 
Infektion durch die Eier Oder als Ueberbleibsel einer alten iiberstandenen 
Spirochatenerkrankung handelt, steht dahin; bei unseren Gebilden ist 
das jedenfalls nicht zutreffend, da es in unseren Gegenden eine en- oder 
epidemische Huhnerspirochiitose und damit auch eine Vererbung durch 
die Eier nicht gibt. Ebeusowenig ist unter den Verhaltnissen an eine 
alte iiberstandene Erkrankung zu denken. 

Es ist iiber die interessanten Einschliisse noch nicht das letzte Wort 
gesprochen; ihre Bedeutung und ihre Natur kann natiirlich nur da er- 
griindet werden, wo sie aufzutreten pflegen. 

DaB es sich bei ihnen aber nicht um parasit&re Gebilde spirochaten- 
artiger Natur handelt, kann nach alien bisherigen Erfahrungen wohl mit 
Sicherheit angenommen werden. 

Ob es nicht doch degenerative Produkte sind, verursacht durch 
Toxine der Spirochaten, die diese auffallenden Einschlusse zeitigen, oder 
ob eine andere der Spiroch&tose ganz fremde Krankheit zu der Ent¬ 
deckung gefuhrt hat, muB die Zukunft lehren. 

Literatnr 

1) Zuelzer, Margarete, Ueber Spirochaeta plicatilis Ehrenberg und deren 
Verwandtschaftsbeziehungen. (Arch. f. Protistenk. Bd. 24. 1912. p. 1 ff.) 

2) Gross, Zur Nomenklatur der Spiroehaeta pallida Schaudinn und Hoffmann. 
(Arch. f. Protistenk. Bd. 24. 1912. p. 109 ff.) 

3) Eyferth, Lebensformen des Tier- und Pflanzenreiches. p. 312. 

4) Dobell, On Cristipira veneriB nov. spec, and the affinities and classification 
of Spirochaets. (Quart. Journ. Microsc. Sc. Vol. 56. 1911.) 

5) Schaudinn, Zur Kenntnis der Spirochaete pallida. [Vorlaufige Mitteilung.] 
(Dtsche med. Wochenschr. Jahrg. 31. 1905. p. 1665 ff.) 

6) Sambon, Manson’s Tropical diseases. 1907. p. 833. 

7) Swellengrebel, Sur la cytologie compare des spirochetes et des spirilles. (Ann. 
de l’lnst. Pasteur. T. 21. 1907. p. 448 ff.) 

8) Borrel, Oils et division transversale chez le spirille de la poule. (Compt. rend, 
hebd. de la soc. de biol. T. 60. 1906. p. 138.) 

9) Levaditi et Roche, J., Immunisation des spirilles de la tik-fever contre les 
anticorps. M6canisme de la r6chute. (Compt. rend. hi5bd. de la soc. de biol. T. 62. 
1907. p. 815.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


10) Schaudinn u. Hoffmann, Vorlaufiger Bericht fiber das Vorkommen von 
Spirochaten in syphilitischen Krankheitsprodukten und bei Papitlomen. (Arb. a. d. 
Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. XXII. 1905. p. 527.) 

11) Lowenthal, Die Spirochaten. (Biophvsikal. Centralblatt. Bd. 1.) 

12) v. Prowazek, Morphologische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen 
iiber Hiihnerspirochaten. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 23. 1906. p. 554 ff.) 

13) Balfour, Spirochaetosis of Sudanese fowls. (III. Report of the Wellcome research 
laboratories at the Gordon memorial college Khartoum. 1908. p. 38 ff.) 

14) —, Spirochaetosis of Sudanese fowls. (IV. Report of the etc. 1911. p. 76 ff. 

15) —, Further observations on fowl spirochaetosis. (Journ. of trop. Med. Vol. 12. 1909. 
p. 285.) 

16) —, The rble of the infective granule in certain protozoal infections as illustrated 
bv the spirochaetosis of Sudanese fowls. (Ebenda. Vol. 14. 1911. p. 113.) 

17) flindle, On the life-cycle of Spirochaeta gallinarum. (Ann. of trop. Med. 
and Parasit. Vol. 4. 1911. No. 4.) 

18) Breinl, On the morphology and life-history of Spirochaeta Duttoni. (Ann. 
of trop. Med. and Paras. Vol. 1. 1907. p. 435 ff.) 

19) Breinl and Kinghorn, An experimental study of the parasite of the African 
tik-fever (Spirochaeta Duttoni). (Memoir of the Liverpool school of trop. Med. 
XXI. 1906. Sept.) 

20) Dutton and Todd, A note on the morphology of Spirochaeta Duttoni. (The 
Lancet. 1907. 30. Nov.) 

21) Dutton, Todd and Tobey, Concerning certain parasitic protozoa observed in 
Africa. (Memoirs of the Liverpool school of trop. Med. XXI. 1906. p. 91.) 

22) Hoffmann, Zur Stellung der Spirochaten im System. (Centralbl. f. Bakt. etc. 
Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912. p. 520.) 

23) Norris-Pappenheim and Flournoy, Study of a spirochaete obtaines from a 
case of relapsing fever in man with notes on morphology, animal reactions and 
attemps at cultivation. (The Journ. of infect. Dis. Vol. 3. 1906. p. 278.) 

23a) Leishman, Observations on the mechanism of infection in tick-fever and on 
the hereditary transmission of Spirochaeta Duttoni in the tick. (Transact, 
of the Soc. of trop. Med. Vol. 3. 1910. p. 77 ff.) 

24) Jowett, Note on the occurrence of fowl spirochaetosis at the Cape. (The agricult. 
Journ. of the Cape of Good Hope. Vol. 37. 1910. No. 6; nach Balfour zitiert.) 

25) Bouet, Spirillose des poules au Sudan francais. (Bull, de la soc. de pathol. exot. 
T. 2. 1909. p. 288.) 

26) Galli-Valerio, Recherches sur la spiroch4tiase des poules de Tunisie. (Centralbl. 
f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 50. p. 189.) 

27) Dschunkowsky et Lus 8, Sur l’4tude des maladies protozoires des oiseaux 
doraestiques en Transcaucasie. (Rev. g4n. de m4d. v4t. TI 14. No. 163/164, resp. 
Ber. v. 9. intern, tierarztl. Kongr. in Haag. 1909. Sept.) 

28) Dutton, Todd and Tobey, Concerning certain parasitic protozoa observed in 
Africa. (Ann. of trop. Med. and Paras. Vol. 1. 1907. p. 287.) 

29) Henry, On the Haemoprotozoa of British sea-fish. [A preliminary note.] (Journ. 
of Pathol, and Bact. Bd. 14. 1910. p. 463; nach Balfour zitiert.) 

30) Tide well, Report of the Government Bureau of Microbiol. New South-Wales. 
1909. p. 45; nach Balfour zitiert.) 

31) Gillruth, Note on the existence of spirochaetosis affecting fowls in Victoria. 
(Proceed. Roy. Soc. Victoria. Vol. 23. 1910; nach Balfour zitiert.) 

32) Dodd, Spirochaetosis in fowls in Queensland. (Journ. of comp. Pathol, and Therap. 
Vol. 23. 1910. Teil 1.) 

33) Dobell, Researches of the spirochaets and related organisms. (Arch. f. Protisten- 
kunde. Bd. 26. 1912. p. 117 ff.) 

34) Hindle, Note on the foregoing communication bv Dr. A. Balfour. (Parasitology. 
Vol. 5. 1912. No. 2.) 

35) Manteufel, Experimentelle Beitrage zur Kenntnis der Recurrensspirochaten und 
ihrer Immunsera. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 27. 1907/08. p. 327 ff.) 

36) Marchoux et Salimbeni, La spirillose des poules. (Ann. de l’Inst. Pasteur. 
T. 17. 1903. p. 568 ff.) 

37) Kasarinoff, Experimentelle Blutuntersuchungen bei Vogeln. (Folia haematolog. 
Vol. 10. 1910. p. 391.) 

38) Neufeld u. v. Prowazek, Ueber die Immunitatserscheinungen bei der Spiro- 
chatenseptikamie der Hiihner und iiber die Frage der Zugehorigkeit der Spiro¬ 
chaten zu den Protozoen. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 25. 1907. 
p. 494 ff.) 

39) Comte et Bouquet, Recherches exp4rimentales sur la spirillose des poules en 
Tunisie. (Arch, de l’Inst. Pasteur de Tunis. 1908. p. 163 ff.) 


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L'mHY 
Of THE 

'WfVEffSiTv OF ILLINOIS. 


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Centralblatt fiir Balcteriologie Abt. I. Orig. Bd. 68. 

Gfeitsmanti , Evhriclel 11 ngxgeschirhtr der Spiroehdten. 


Morula- 

tormen 


Fig. I. Fig. II. 


i 





Verlag von Gustav Fischer in Jena. 




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Voigt, Die Kuhpockenimpfung und das Lama. 


49 


40) Blaizot, Nouvelles rechercbes sur la spirochdtose des poules. (Arch, de l’lnst. 
Pasteur de Tunis. 1910. p. 147 ff.) 

41) Balfour, The value of vital blood staining in the study of the so-called infective 
granule. (Brit. med. Journ. No. 2(368. 1912.) 

42) Fiilleborn u. Mayer, Martin, Ueber die Moglichkeit der Uebertragung patho- 
gener Spirochaten durch verschiedene Zeckenarten. Notizen aus der Tropenpraxis. 
(Arch. f. Schiffs- u. Tropenkrankh. Bd. 12. 1908. p. 29.) 

43) Blaizot, Note sur la recurrence dans la spiroch4lose des poules en Tunisie. (Arch, 
de l’lnst. Pasteur de Tunis. 1910. Part 2. p. 52.) 

44) Balfour, The life-cycle of Spirochaeta gallinarum. (Parasitology. Vol. 5. 
1912. No. 2.) 

Tafelerkl&rung’. 

Grofienverhaltnisse 1:1000. 

Fig. 1. Blutbild eines stark „infizierten u Huhnee (mehrfache „Infektion u eines 
Erythrocyten). 

Fig. 2. Morulaformen. 

Fig. 3. Ringformen. 

Fig. 4. Zeigt das GraSenverhaltnis zwischen den Spirochaten und den Einschliissen 
mittlerer Grofie („Coccoid“-Form, agglomerierende Spirochaten). 


Nachdruck verboien 

Die KuhpockenimpfuDg und das Lama. 

Von Prof. Dr. Leonhard Voigt, Hamburg. 

Mit 1 Tafel. 

Das Rind dient zwar iiberall als Trfiger des Kuhpockenimpfstoffes, 
aber die Schutzkraft dieses Stoffes vermindert sich nach wiederholten 
Passagen durch das Rind meistens bald und bis zur Unbrauchbarkeit. 
BesaBe ein anderes, leicht zu beschaffendes Tier, eins unserer Haustiere, 
die Eigenschaften zur Hervorbringung eines ungeschwachten Schutzstoffs 
in ununterbrochener Fortpflanzung von Tier zu Tier, so daB dieser Stoff 
einwandfrei dem Menschen verimpft werden konnte, so wfirde das einen 
Fortschritt bedeuten. 

Im Verlauf der Jahre habe ich, im Hinblick auf Obiges, die vacci- 
nalen Eigenschaften unserer Haustiere wie anderer leicht zu beschaffender 
Tiere geprfift 1 ); hier mochte ich meine kilrzlich erhobenen Befunde der, 
wie es mir scheint, hochgradigen Tauglichkeit des Lama zur Lymph- 
gewinnung kurz schildern. 

Durch das Entgegenkommen des Herrn C. Hagenbeck, Besitzer 
des Tierparks, Hamburg-Stellingen, der mir seine Lamas unentgeltlich 
zur Verfiigung gestellt hat 2 ), ist es mir ermfiglicht worden, dieses Tier 
auf seine vaccinalen Eigenschaften zu prfifen. 

Das Lama dient zwar nur in Siidamerika als Haustier, kommt fur 
die flbrigen Lender nicht in Betracht, seine vaccinalen Eigenschaften er- 
wiesen sich aber als sehr beachtenswert. Eine Mitteilung, die Car ini 
fiber einen Versuch mit der Impfung dieses Tieres gemacht haben soil, 
ist mir nicht zugfingig gewesen. 

Das Lama ist ein fiuBerst gutmtitiges Tier; man kann es, wie ein 
Kalb, auf den Impftisch legen, doch muB man sich vor seinen scharf- 

1) Voigt, L., A propos des h6tes intermediates de la vaccine animate. (I. Congrt's 
internat. de pathol. compar. du 17—23 Oct. 1912. T. II.) 

2) Ich benutze diese Gelegenheit, Herrn C. Hagenbeck meinen aufrichtigen 
Dank auszusprechen. 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 1. 4 


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50 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 

kantigen Hufen hiiten; auch spuckt es aufgewiirgten Mageninhalt, wenn 
gereizt. An seinem zottig behaarten Rumpfe bieten Unterleib, wie auch 
die Innenflachen der Oberschenkel, weil nur wenig behaart, geeignete, 
bequem zu rasierende Impfflachen mit weicher Haut. Mir standen zwei 
Lamas zur Verfiigung. 

An Lama No. 1, einem noch nicht ausgewachsenen Tiere, geimpft 
am 6. Sept. 1912, mit kritzelnden Impfstichen, wuchsen im Laufe von 5 
Tagen Pustelu von mittlerer GroBe (Fig. 1), die etwas kleiner blieben 
als die Pusteln eines Rindes, aber wesentlich groBer wurden als am ge- 
impften Schafe oder der Ziege. Der anfangs klare Pustelinhalt begann 
am 6. Tage sich zu trilben, trocknete danach ein. Die Borken stieBen 
sich um den 20. Tag ab, mit Hinterlassung heller Narben. 

Zur Impfung des Lama No. 1 war, mehr gegen den Nabel, eine 
Retrovaccine erster Generation, also ein ganz besonders kraftiger Impf- 
stoff, weiter abwarts eine ebenfalls sehr viruleute Lapine benutzt worden. 
Die Pusteln aus der Retrovaccine entwickelten sich ganz besonders kraftig, 
die Pusteln aus der Lapine mehr perlschnurformig. 

Am Lama No. 2, geimpft mit dem am 5. Tage gewonnenen und mit 
etwas Glyzerin verriebenen Impfstoffe des Lama No. 1, der 2 Tage alt 
geworden war, entstanden ebensolche Pusteln wie am Lama No. 1 (Fig. 2). 
W&hrend der Reifung der Pusteln stieg bei beiden Tieren zwischen deni 
5. und 7. Tage die Normaltemperatur von 38,3° C bei dem ersten Tier 
bis zu 39,3° C, bei dem zweiten Tier bis zu 38,8° C. Pathologische 
Nebenerscheinungen oder Spuren eines allgemeinen Ausschlags zeigten 
sich nicht. 

Der dem Kaninchen, dem Rinde (Fig. 3) und dem Menschen (Fig. 4) 
iibertragene Lamastoff wirkte uberall ebenso kraftig wie beste Kalbs- 
lymphe, lieB sich auch von Rind zu Rind bis jetzt ungeschwiicht fort- 
pflanzen. 

Die am 23. Sept, vom Kalb No. 27 aus Lamastoff gewonnene reich- 
liche Ernte lieferte, mit Glyzerin emulsioniert, vom 22.—31. Oktober, 
auf 675 Erstimpflinge und 71 Wiederimpflinge verimpft, die schonsten 
Pusteln, mit einem personlichen Erfolge der Erstimpfung in 100 Proz., 
der Wiederimpfung in 91 Proz., und mit einem Schnitterfolge der Erst¬ 
impfung in 99,37 Proz., der Wiederimpfung in 83 Proz. Der Erfolg 
war sogar bei mehrereu in den Vorjahren 2mal ohne Erfolg Revacci- 
nierten jetzt positiv. Dieser Impfstoff erwies sich nachher bis in den 
Januar hinein bei den um die Jahreswende erforderlichen Massen- 
impfungen als noch ganz ebenso erfolgreich wie im Oktober. 

Zweifellos lassen sich vom Lama reichliche Ernten an Impfstoff ge- 
winnen, denn die Tiere bieten leicht zugangliche Impfflachen von hin- 
reichendem Umfange. Die Frage, wio lange der Kuhpockenimpfstoff von 
Lama zu Lama ununterbrochen sich fortpflanzen lafit, ohne an Virulenz 
zu verlieren, wird sich in den Impfanstalten Siidamerikas erproben lassen. 
Ich nehme an, daB man dort das Lama ebensogut wie das Kaninchen 
wird zur Lymphgewinnung benutzen kSnnen. Dann diirfte man dem 
Stoff des Lama den Namen „Lamine“ geben, wie der Kaninchenstoff 
„Lapine“ genannt wird. 

Der Verwendung des Lamastoffes in Gestalt einer Glyzerinemulsion 
zur Menschenimpfung durften Bedenken nicht entgegentreten, weil das 
Lama als Schlachttier verwendet werden kann, seiue inneren Organe also 
tierarztlicher Besichtigung zug&ngig gemacht werden konnen. 


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Cenlralhlnlt fiir Balteriologic A hi. I. Orirj. B<L (IS. Voigt. Knhporhvnimpfunrj. 



Fig. 1. Lama No. 1 horas G X 24 post Fig. 2. Lama No. 2 horas G X 2-1 post 
vaccinationem 12. Sept. 1912. vaccinationem 19. Sept. 1912. 



Fig. 3. Kalb No. 2G. Retro vaccine 

l’usteln aus Stoff vom Lama No. 1 von 2. Generation, 
horas 4X24 post vaccinationem. 



Fig. 4. Am linken Anne Pusteln aus Lamalymphc, am rechten Arme Fustelu 
aus Kalbsstoff horas 7X24 post vaccinationem 7. Okt. 1912. 


Verlog von Gustav Fischer in Jenn. 



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Kostrzewski, Hiimolytische Eigenschaften des Menschenserums etc. 51 


Nachdruck verboten. 

Hamolytische Eigenschaften des Menschenserums auf 2—4 
verschiedene Blutkorperchenarten za gleicher Zeit untersucht. 

[Aus dem serologischen Laboratorium der k. k. medizin. Universitats- 
klinik zu Krakau. Direktor Prof. Dr. Jaw or ski.] 

Von Dr. J. Kostrzewski, Assistenten an der Klinik. 

Die nachstehende Arbeit handelt von Heterolysinen. GemalS der 
Rolle, die das Komplement in der Immunitatslehre spielt, suchen alle 
bisherigen Untersuchungen (ausgenoininen die Arbeit von Aschenheim, 
diese Zeitschrift. Bd. 49. H. 1) im Blutserum Schwankungen, bzw. den 
Scbwund des Komplementes festzustellen. Die dabei getibte Versuchs- 
anordnung ist sehr einfach; rait einer oder der anderen Blutkorperchenart, 
welche gewohnlich von Menschenserum hfimolysiert wird, wird das Serum 
zusammengebracht und nach gewisser Frist das Resultat abgelesen; oder 
aber, urn bei Bestimmung des Komplementes vom Ambozeptor des Serums 
unabhangig zu sein, werden Serum, Blutktirperchen und eine starke Dosis 
des entsprechenden Immunambozeptors (Moro benutzt den menschlichen 
Normalambozeptor) verwendet. Entbehrt das Serum der hfimolysierenden 
Eigenschaft, so wird das dem Mangel an Komplement zugeschrieben; der 
Normalambozeptor des Serums bleibt dabei unberucksichtigt. Von den 
bisherigen Untersuchungen sind unsere insofern verschieden, als sie den 
Ambozeptorgehalt des Serums zu beurteilen suchen, ferner, daC sie das 
Verhalten eines und desselben Serums gegeniiber zweien, gewohnlich 
3—4 Blutkorperchenarten zu gleicher Zeit beriicksichtigen. 

Methodik der Untersuchung. 

Nach der Entnahme wurde das Menschenblut durch 6—8 Stundeu 
im Eiskeller aufbewahrt. Ein Teil des gewonnenen Serums wurde im 
Verhaltnis 1 ccm + 4 ccm 0,9-proz. NaCl-Losung verdtinnt, das andere 
bei 56° C durch */« Stunde inaktiviert und nachher verdtinnt. Das 
Serum wurde immer in Mengen von 1, 0,75, 0,5, 0,25 und 0,1 ccm ver¬ 
wendet; von der 5-proz. Blutkorperchenaufschwemmung wurde 0,5 ccm 
gebraucht; es wurde immer mit 2,5 ccm Gesamtvolumen gearbeitet. Zu 
inaktiviertem Serum wurde 0,5 ccm 1 :10 verdtinntes Meerschweinchen- 
serum als Komplement zugegeben und deshalb entsprechend weniger 
von der NaCl-Losung. Nach einsttindigem Verweilen bei 37 0 C wurde 
das Resultat abgelesen. Beim Inaktivieren konnen Normalambozeptoren 
vernichtet werden; am aber fiber die beiden Bestandteile des Ilamolysins 
eine Orientierung zu gewinnen, wurde in folgender Weise vorgegangen: 
Sowohl das unverdtinnte aktive Serum wie auch die Glaser mit je 0,5 ccm 
Blutkorperchenaufschwemmung und 0,5, 0,75, 1,0, 1,25 und 1,4 ccm NaCl- 
Losung geftillt wurden 1 / i Stunde im Eiskeller bei ca. +5°C gehalten. 
Dann wurde das Serum auf 1:5 verdtinnt, in die Glaser getan und jetzt 
wieder 2 Stunden in derselben Temperatur im Eiskeller aufbewahrt. 
Nach dieser Frist wurden die Glaser zentrifugiert und die klare Fltissig- 
keit abpipettiert l ); zu dem Bodensatz wurden 2 ccm 0,9-proz. NaCl- 

1) Das Zentrifugat wurde ab und zu auf seine hamolytischcn Eigenschaften mit 
derselben Blutkorperchenart, welche sensibilisiert wurde, gepriift (0,5 ccm der ent¬ 
sprechenden Blutkorperchenaufschwemmung -f 2 ccm des Zentrifugates). 

4* 


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52 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


Losung gegeben, die Glaser geschiittelt, dann 0,5 des auf 1:10 ver- 
diinnten Meerschweinchenserums zugetan, der Inhalt der Glaser wieder 
durchgeschiittelt und das Resultat nach einer Stunde bei 37° C langem 
Stehen abgelesen. Als Kontrolle diente Bodensatz von 0,5 ccm Blut- 
korperchenaufschwemmung mit 1 ccm (Vs verdiinnt) Serum sensibili- 
sierter -f- 2,5 ccm NaCl-L5sung. Jedes Serum wurde also auf jede Blut¬ 
korperchen art in drei Reihen untersucht. 

I. Reihe: Das native Serum (‘/ 5 verdiinnt). 

NaCl 1,0 1,25 1,5 1,75 1,9 

Serum 1,0 0,75 0,5 0,25 0,1 

Blutkorperchen 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 

II. Reihe: Das inaktivierte Serum (*/« verdiinnt). 

NaCl 0,5 0,75 1,0 1,25 1,4 

Serum 1,0 0,75 0,5 0,25 0,1 

Komplement 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 

Blutkorperchen 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 

III. Reihe: Das native Serum (*/ 6 verdiinnt) durch Sensibilisierung der Blut¬ 
korperchen. 

NaCl 0,5 0,75 1,0 1,25 1,4 

Serum 1,0 0,75 0,5 0,25 0,1 

Blutkorperchen 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 

2 Stunden im Eiskeller gehalten, nachher zentrifugiert, die Fliissig- 
keit abpipettiert und zum Bodensatz 2 ccm NaCl -f- 0,5 V 10 verdiinnten 
Meerschweinchenserums zugegeben. Bei dieser Art der Versuchsanord- 
nung gewann man in der I. Reihe den hamolytischen Titer des nativen 
Serums; in der Reihe II den Titer des Ambozeptors des inaktivierten 
Serums; in der Reihe III durch Sensibilisierung der Blutkorperchen 
den Ambozeptortiter des nativen Serums. Gebraucht wurden Hammel-. 
Meerschweinchen-, Kaninchen- und Ochsen-Blutkorperchen. Das Hammel- 
blut stammte von 3 Tieren; bei alien dreien war es von derselben Re- 
sistenz; die iibrigen Blutkorperchenarten waren nicht von gleicher Her- 
kunft. Es wurden im ganzen 115 verschiedene Sera untersucht; 23 mit 
Hammel- und Ochsenblut; 26 mit Hammel-, Meerschweinchen- und Ka- 
ninchenblut; 29 mit Hammel-, Meerschweinchen- und Ochsenblut, und 37 
mit Hammel-, Meerschweinchen-, Kaninchen- und Ochsenblutkorperchen. 

Auf Hammelblut wurden alle 115 Sera untersucht, auf Ochsenblut 89. 
auf Meerschweinchenblut 94, auf Kaninchenblut 63 Sera. Mehrere Sera 
wurden in kiirzeren Oder langeren Zeitintervallen zu wiederholten Malen, 
stets mit derselben BlutkSrperchenart, geprtift. 

B e f u n d e. 

Vorversuche haben gezeigt, daB die Hamolyse, nachdem die Glaser 
eine Stunde bei 37° C gestanden hatten, nicht merklich weiterschreitet; 
daher wurde das Resultat imraer nach dieser Zeit abgelesen. 

Da die untersuchten Sera hauptsachlich von kranken Individuen 
stammen, wollen wir nicht von dem normalen Gehalt des Menschen- 
serums an Hamolysin sprechen, wohl aber von seinen grSBeren, 
kleineren, bzw. dem Fehlen seiner hamolytischen Eigenschaften. Das 
Arbeiten mit den 4 Blutkorperchenarten mit ein und demselben Serum 
ergab folgendes: 

1) Ein und dasselbe Serum auf die 4 Blutkorperchenarten unter¬ 
sucht, zeigt gegeniiber diesen verschiedene hamolytische Kraft. Am stark- 
sten werden hamolysiert Hammel- und Meerschweinchenblutkfirperchen; 
der Titer steigt bis auf 0,25 ccm des Serums; der Titer fiir Kaninchen- 
blutkorperchen bis 0,5 ccm, fur Ochsenblutkorperchen auch bis 0,5 ccm. 



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Kostrzewaki, Hamolytische Eigenschaften dea Mensehemserums etc. 53 


2) Gegeniiber einer und derselben Blutkorperchenart zeigen ver- 
schiedene Sera sehr groBe Unterschiede ihrer hamolytischen Eigen¬ 
schaften. Weder im Alter 1 ), noch im Fieber, den Ernahrungszustand 
und einer groBen Reihe verschiedener Krankheiten ist die Ursache der 
Schwankungen des hamolytischen Titers der Sera zu finden. Speziell 
sei hingewiesen auf die Blutkrankheiten und die Leuko- 
cytose; es besteht kein Zusammenhang zwischen 1 e t z - 
teren und dem hamolytischen Titer des Serums. 

3) Ochsenbluthamolysin kommt im Menschenserum nicht oft vor. 
Von 89 auf Ochsenblutkorperchen untersuchten Fallen zeigten 12 Sera 
hamolytische Eigenschaften. Eine Ursache des Hervortretens des Ochsen- 
bluthamolysins im Menschenserum (alle diese Sera, ausgenommen 2 von 
Graviden. starnmen von kranken Individuen) konnen wir nicht angeben; 
es kann nur so viel gesagt werden, daB manche von den Seris, die starke 
hamolytische Eigenschaften gegen Hammel-, Meerschweinchen- und Ka¬ 
ninchenblutkorperchen zeigen, auch Ochsenbluthamolysin enthalten. 

4) Das Fehlen des Hammel-, Meerschweinchen- und 
Kaninchenbluthamolysins im Menschenserum muB als 
pathologischangesehen werden. 

5) Es brauchen nicht zugleich die Hammel-, Meer¬ 
schweinchen- und Kaninchenbluthamolysine in einem 
und demselben Serum zu fehlen. 

6) AuBer der Art und der Starke der vorhandenen Hamolysine zeigt 
das Menschenserum auch andere Unterschiede im Verhalten gegeniiber 
den 4 Blutkorperchenarten. 

a) Kaninchenblutkorperchen werden in den groBeren Dosen des 
Serums hamolysiert, in den mittleren teils hamolysiert, teils agglutiniert, 
in noch kleineren nur agglutiniert. Genauere Grenzen brauchen nicht 
angegeben zu werden, weil sie mit der hamolytischen Starke des Serums 
wechseln. Die hamolytischen und agglutinierenden Eigenschaften des 
Serums gehen wieder nicht immer parallel miteinander; daB keine Agglu¬ 
tination mit Kaninchenblutkorperchen vorhanden ist, kommt ab und zu 
vor; irgendwelche Regel aber in dieser Richtung konnten wir nicht finden. 

b) Das inaktivierte Serum kann man mit Meerschweinchenkom- 
plement reaktivieren fiir Hammel- und Ochsen - Blutkorperchen; fUr 
Meerschweinchen- und Kaninchen - Blutkorperchen gelang es uns aber 
niemals. Das inaktivierte Serum agglutiniert die Kaninchenblutkorperchen 
etwas starker als das native. 

c) Beim Sensibilisieren der Blutkorperchen bei der oben be- 
schriebenen Art des Vorgehens (d. h. vor Zusammenbringen wurdeu 
alle Reagentien gekiihlt) gelang es uns, beide Bestandteile des Hamo- 
lysins zu trennen fiir Hammel- und Ochsen-Blutkorperchen; fur Ochsen¬ 
blutkorperchen in alien 12 Fallen; fiir Hammelblutkorperchen ausge¬ 
nommen zwei Sera (in einem Falle lag Ca. peritonei, im anderen Ca. 
ventriculi vor); diese Sera hamolysierten auch im Eiskeller. DaB hier 
kein Versuchsfehler vorlag, lehrte die wiederholte Priifung derselben 
Sera; daB es sich urn zusammengesetzte Hamolysine handelte, ging 
daraus hervor, daB das inaktivierte Serum unwirksam war. 

Bei 2 Stunden langein Sensibilisieren wurde immer der ganze Ambo- 
zeptorgehalt gebunden, ausgenommen die sehr stark wirksamen Sera, 


1) Die Individuen, deren Blut untersucht wurde, standen im Alter von 6—72 
Jahren. 


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54 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 

bei welchen offenbar 0,5 ccm Blutkorperchenaufschwemmung dazu uicht 
reichte. Kaninchen- und Meerschweinchen-Blutkorperchen wurden beim 
Sensibilisiereu agglutiniert; das Zentrifugat verlor seine hamolytischen 
Eigenschaften fiir die betreffende Blutkorperchenart. Nachdem 11 unter- 
suchte Sera in der zweiten und dritten Reihe unserer Versuchsanord- 
nung immer das besprochene Verhalten gegen Meerschweinchen- und 
Kaninchen - Blutkorperchen gezeigt hatten, verwandten wir seither das 
inaktivierte Serum und das Sensibilisieren der Blutkorperchen nur bei 
Hammel- und Ochsen-Blutkorperchen. — Die durch 30' bei 56° C in- 
aktivierten Sera — dieses bezieht sich nach dent oben Gesagten nur auf 
Hammel- und Ochsen-Blutkorperchen — konnten wir immer reaktivieren. 
ausgenommen die Sera, welche unwirksam oder schwach wirks&m in der 
ersten Reihe unserer Versuchsanordnung gefunden wurden. Ob es sich 
bei den schwach lytischen Seris um thermolabile Ambozeptoren handelt. 
oder nur um analoge Abschwachung des Ambozeptors beim Inaktivieren. 
welche bei den mittelkraftig-lytischen Seris zu beobachten ist, bleibt offen. 

Wie gesagt, suchen unsere Versuche in der II. und III. Reihe 
unserer Versuchsanordnung den Ambozeptorgehalt der Sera zu be- 
stimmen. Zum Aktivieren der inaktivierten Sera und der sensibilisierten 
Blutkorperchen gebrauchten wir 0,5 ccm auf 1:10 verdtinnten Meer- 
schweinchenserums. Dafi das Meerschweinchenserum als Komplement 
nicht immer gleichwertig ist, ist bekannt. Diese Methodik der Unter- 
suchung kann daher keine Ansprtiche auf Exaktheit der Titrierung des 
Ambozeptors und indirekt des Komplementes der Sera haben; jedoch 
ergibt sie im groBen und ganzen folgendes: 

Je starker sich die Sera in der ersten Versuchsreihe gezeigt hatten, 
deste starker konnten sie in der Reihe II und III aktiviert werden; 
(diese Formel beriicksichtigt nicht die Details, von denen an anderer 
Stelle gesprochen wird) oder mit anderen Worten gesagt, Ambozeptor- 
und Komplementgehalt eines Serums gehen mehr oder weniger parallel 
miteinander. Besonders deutlich tritt das hervor in der III. Reihe unserer 
Versuchsanordnung. Beim Sensibilisieren der Blutkorperchen zeigten 
die lytischen Sera starkere Wirkung, als in der ersten Reihe, wogegen 
die unwirksamen Sera der ersten Versuchsreihe in der dritten entweder 
gar nicht oder nur in sehr geringem Grade aktiviert werden konnten. 
Ausnahme davon bildet Serum No. 9 und 16 (s. die Tabelle), d. h. in 
der ersten Reihe der Versuchsanordnung zeigten sie fast gar keine hamo- 
lytischen Eigenschaften, in der dritten dagegen gaben sie in der Dosis 
1 ccm des Serums vollstandige Hamolyse, in 0,75 ccm noch starke. 

Normales Menschenserum enthS.lt zugleich Hammel-, Meerschwein¬ 
chen- und Kaninchen - Bluthamolysin. In der folgenden Tabelle geben 
wir jene von den von uns untersuchten Seris, die wir gemaB dem obigen 
Standpunkte als pathologisch ansehen. 

Die wiederholt untersuchten Sera teilen wir in zwei Gruppen; die 
erste umfaBt die Sera, die bei wiederholter Priifung keine Unterschiede 
gegeniiber der ersten Untersuchung zeigen: 

a) Die wirksamen Sera (diese stammen von teils gesunden, teils mit 
ganz verschiedenen Krankheiten behafteten Individuen und einigen Gra- 
viden) zeigten, abermals untersucht, dieselben hiimolytischen Eigenschaften. 

b) Die unwirksamen Sera No. 1, 2, 3, 4 wurden bei wiederholter 
Priifung, in Intervallen von 7—25 Tagen von der ersten Untersuchung 
gerechnet, immer unwirksam gefunden. 

Zweite Gruppe. Unter a) rechnen wir die Sera No. 5, 6 und 7; in 
alien 3 Fallen handelt es sich um lokale Eiterungen, in alien drei nach 


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K os tr ze w s k i, Hamolytische Eigenschaften dee Menschenserums etc. 


55 


Diagnose und 
No. de8 
Versuches 

Hammel- 

blut- 

korperchen 

Meer- 

schweinchen- 

blut- 

korperchen 

Kaninchen- 

blut- 

korperchen 

Ochsenblut- 

korperchen 

Bemerkungen 

| 

1) Cirrhosis 

0 

0 

0 1 

0 

Wassermann positiv 

hep. atroph.. 
Lues peracta 






2) Tumor 

0 

0 

0 


Wassermann negat. 

cerebri 



• 



3) Lymph- 
aemia 

1 ccm Spur 
von H. 

0 

0 

0 1 

Leuk. 87 200 

Erythr. 4 244 000 
Hb. 88 Proz. 

4) Akro- 

0 

1 u. 0,75 ccm 

1 u. 0,75 ccm 

— 

Leuk. 8800 

rnegalia 


starke H., 
aber nicht 
komplett 

H. + Agg. 



5) Abscessus, 

0 

— 

— 

0 

Temp. 39,7 0 

paraurethr. 





Leuk. 12 400 

6) Mastitis 

0 

1 ccm starke 

1 ccm Spur 

0 

1 Temp. 38,7° 

sup. in in- 1 


H., 0,75 ccm 

von H. 


Leuk. 400000 

dividuo cum 

Leukaemia 

myelogene 


schwache H. 




7) Mastitis 

0 

1 ccm 

0 

— 

Temp. 37,7 0 

suppur. 


komplett 



Leuk. 11000 

8) Sepsis 

1 ccm Spur 

1 ccm fast 

1 ccm starke 

— 

Temp. 39,2° 

pnerperalis, 

Anaemia 

posthaemor- 

rhagica 

von H. 

komplett 

H. + A gg- 

| 


Leuk. 10 800 

9) Sepsis 

0 

1 ccm starke 

0 


Temp. 38,8° 

pnerperalis 


H. 



Leuk. 17 800 

10) Tabes 

0,75 ccm 

1 ccm 

l ccm Spur 

— 

Wassermann positiv 

dorsalis 

komplette H. 

komplette H. 

von H. 

1 


11) Ca. ven- ( 

0 

1 ccm fast 

1 ccm Spur 

— 

Wassermann negat. 

triculi, Lues 
peracta 


komplett 

von H. 



12) Paralysis 

0,75 ccm 

0 

0 


Wassermann positiv 

progressiva 

komplett 





13) Paralysis 

0 

1 ccm Spur 
von H. 

1 ccm Spur 
von Ef. 

— 

Wassermanu positiv 

progressiva 




14) Paralysis 
progressiva 

0 

0,75 ccm 
komplett 

1 ccm Spur 
von H. 

— 

Wassermann positiv 

15) Spleno- 

0 

1 ccm starke 

0 

— 

Wassermann positiv 

megalia 


H. 




anaemia 






16) Tertiana 

0,75 ccm 

0,75 ccm 

— 

— 

I Schiittel frost 

duplex 

komplett 

fast komplett 



; Temp. 39,7° 


Erklarung der in der Tabelle gebrauchten Zeichen: H. = Hamolyse; Agg. = Agglu¬ 
tination ; — = nicht untersucht; 0=keine Hamolyse in 1 ccm Serum; Leuk. = weifie, 
Erythr. = rote Blutkorperchen. 


Entleerung ties Eiters (2—3 Tage nach der Operation zum zweitenmal 
untersucht) haben die Sera hamolytische Eigenschaften gegen Hammel-, 
Meerschweinchen- und Kaninchenblut erlangt, die sie vor der Operation 
entbehrt hatten. Als Beispiel geben wir das Serum No. 6 an: 


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X 


56 Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Serum No. 6 

Hammel- 

blut- 

korperchen 

Meer- 

schweinchen- 

blut- 

korperchen 

Kaninchen¬ 

blut¬ 

korperchen 

Ochseublut- 

korperchen 

Bemerkungen 

20. 2. 1912 
An demselben 
Tage in Lo- 
kalanasthesie 
operiert 

0 

1 ccm starke 
H., 0,75 ccm 
schwache H. 

1 ccm Spur 
von H. 

0 

Temp. 38,7" 

Leuk. 400000 
Diazoreaktion im 
Harne 

23. 2. 1912 

1 u. 0,75 ccm 
starke H. 

0,50 ccm 
komplette H. 

1 

0,75 ccm 
komplette H. 

0 

Temp. 36,7° 
keine Diazoreaktion 
im Harne 

Von li 

2 im ganzen von uns 

untersuchten Lokaleiterungen zeigten 


den Schwund der hamolytischen Eigenschaften nur die drei in der Tabelle 
beriicksichtigten Sera; die ubrigen Sera haben von ihren Hamolysinen 
nichts eingebiiBt. Wo die Ursache hiervon zu suchen ist, bildet den 
Gegenstand weiterer Untersuchungen; jedenfalls ist die Ursache des 
ungleichraafiigen Verhaltens der Sera von Kranken mit Lokaleiterungen 
nicht in der Art des Eitererregers zu suchen; reine Streptokokken- 
kulturen wurden auch gezuchtet vom Eiter in 7 von den 9 Fallen, dereu 
Sera Hamolysine in hohem Grade besaBen. 

b) Im Falle No. 8 handelte es sich uin Sepsis puerperalis mit 
starker, posth&morrhagischer Auamie; wahrend der Infektionskrankheit 
zeigt das Blut schwache h&molytische Eigenschaften (siehe die Tabelle). 
Zum zweitenmal wurde das Serum 18 Tage nach der Entfieberung unter- 
sucht; 10. Juni Meerschweinchen-, Hammel- und Kaninchenblutkorperchen 
zeigen nicht eine Spur von Hamolyse auch in der Dosis von 1 ccm; zum 
drittenmal wurde das Serum untersucht am 23. Juni, an diesem Tage 
waren alle 3 Blutkbrperchenarten in der Dosis von 1 ccm scliwach 
hamolysiert. Dieser Fall wurde ausfuhrlicher besprochen, um zu zeigen, 
dafl die Regeneration der hamolytischen Eigenschaften des Menschen- 
serums nicht so rasch ablauft, wie allgemein angenommen wird. 

c) Im Falle No. 16 wurde zum erstenmal das Serum am 25. April 1912 
Vi Stuude nach Beginn des Schiittelfrostes entnommen; Temperatur 39,7° C. 

Hammelblut: 0,75 ccm komplett, 0,50 ccm fast komplett, 0,25 ccm 
Spur von Hamolyse. 

Meerschweinchenblut: 1 ccm komplett, 0,75 ccm fast komplett, 0,5 ccm 
Spur von Hamolyse. 

26. April, also 24 Stunden nach dem Anfall, Patient fieberfrei. 

Hammelblut: 1 ccm nur Spur von Hamolyse. 

Meerschweinchenblut: Auch in 1 ccm 0 Hamolyse. 

Also wahrend des Fieberanfalles sind hamolytische Eigenschaften 
des Serums vorhanden, 24 Stunden nachher keine zu linden. 

d) Serum No. 15. 


Serum No. 15 

Hammelblut- 

korperchen 

Meer- 

schweinchen- 

blut- 

korperchen 

Kaninchenblut¬ 

korperchen 

Bemerkungen 

21. 6 

, 1912 

0 

1 ccm starke, 
0,75 ccm 
schwache H. 

0 II., nur Agg. 

Wassermann positiv 

29. 6 

1912 

1 ccm komplette, 
0,75 ccm 
starke H. 

1 ccm starke, 
0,75 ccm 
schwache H. 

1 ccm starke H. 
u. Agg. 

Wassermann nicht 
untersucht 


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Shibayama, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 57 

Am 21. Juni nach der Entnahme des Blutes wurde 0,40 Salvarsan 
intravenos injiziert, 8 Tage nachher wurden die hamolytischen Eigen- 
schaften des Serums bedeutend starker gefunden; weiter wurde das Serum 
nicht gepriift, weil der Patient die Anstalt verlassen hatte. In diesem 
Falle miissen wir den Grund der Aendernng der hamolytischen Eigen- 
schaften des Serums in der Salvarsanbehandlung sehen, urn so mehr, als 
auch der klinische Zustand des Patienten sich gunstig geandert 
hat; die Milz ist urn 2 Finger kleiner geworden. Was die Pathogenese 
des Schwundes der hamolytischen Eigenschaften des Serums anbelangt, 
so zeigen unsere Untersuchungen, dall die Ursache sein kann lokale 
Eiterungen, Sepsis (Fall No. 8, erst nach der Entfieberuug H&molyse 
nicht vorhanden) und Lues. z. B. Serum No. 1, 11, 12, 13, 14, 15 (siehe 
Zeitschr. f. Immunit&tsforsch. Bd. 14. Heft 2). Fur die Auffassung, 
daft die Hamolysine eine Schutzvorrichtung des Orga¬ 
nism us gegen Infektionen (larstellen, konnten wir in 
unserer klinischen Beobachtung keine Stiitze fin den. Die 
Patienten, deren Sera keine hamolytischen Eigenschaften zeigten, wurden 
gefragt, ob die Wunden. die sie sich gelegentlich zuziehen (z. B. beim 
Rasieren), eitern, oder ob sie oft an Angina follicularis zu leiden haben; 
sie gaben alle verneinende Antworten; auch zwei von Graviden, deren 
Sera sehr schwache hamolytische Eigenschaften zeigten besonders im 
Vergleich mit den ubrigen Graviden (die Sera der Graviden wirken sehr 
stark hamolytisch), haben fieberfrei das Puerperium iiberstanden. 

SchluBfolgerungen. 

1) Am besten von den vier von uns verwendeten Blutkorperchen- 
arten sind zum Studium der Menschenserumhamolysine die Hammel- 
blutkorperchen geeignet. 

2) Normales Menschenserum enthalt Hammel-, Meerschweinchen- und 
Kaninchenbluthamolysin. 

3) Alle drei Hamolysine brauchen gleichzeitig in ein und demselben 
Serum nicht zu fehlen, daher ist es angezeigt, jedes Serum auf alle 
drei Blutkorperchenarten zu priifen. 

4) In den meisten alytischen Seris ist mit der von uns geUbten 
Untersuchungsmethode der Ambozeptor nicht zu fin den. 


Nachdruck verbolen. 

Experiments on the prophylactic inoculation against the 
experimental plague pneumonia in guinea-pigs. 

By Prof. Dr. (x. Shibayama, Tokio. 

Introduction. 

The prophylactic inoculation against plague pneumonia constituted 
one of the most interesting items discussed before the International 
Plague Conference at Mukden in 1911, which was held in consequence 
of the fierce epidemic of plague pneumonia that prevailed in Manchuria 
during that year. Our experiments, however, having chiefly been made 


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58 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 1. 


with bubonic plague, we were at a loss what to do with plague pneu¬ 
monia. During the aforesaid epidemic, prophylactic inoculation was made 
to a great extent. However, it was concluded by the deligates that the 
statistics which had been collected during that pest epidemic did not 
allow them to come to any definite conclusion about the value of active 
prophylactic inoculation against plague pneumonia. They, therefore, passed 
the following motion “that experiments on animals should be carried on 
by the method of inhalation in order to find out which vaccin can be 
best used against pneumonic plague”. 

The author having been present at the Conference as one of the 
deligates, made a series of experiments on the active prophylactic in¬ 
oculation against pneumonic plague in animals according to the decision 
of the congress, which constitutes the present communication. 

General methods. 

All the cases in Manchuria having exclusively been of the primary 
pneumonic plague, infected through inhalation, our experiments should 
be made with animals infected through inhalation also. But the diffi¬ 
culty met with in carrying on the experiments with guinea-pigs, for they 
are best adapted, is that they do not get the disease simply because they 
have a thick cluster of hair in their nostrils through which they breathe. 
I discovered at Mukden that while the patient passes out the plague 
bacillus in great numbers through their nostrils, for upon the open cul¬ 
ture media placed around and near him when he caughed severely, a 
thick growth of the bacillus was produced, five guinea-pigs which had 
been kept near him for twenty four hours in such a way as to receive 
the materials caughed out right in their faces did not develop any sym¬ 
ptoms of plague pneumonia. Again, the trial was made to infect them 
by means of artificial inhalation of the bacillus by keeping the mouths 
of the animals open. This brought about no better effect, only producing 
cervical buboes. Therefore, the following conclusion was made that the 
best method applicable in the experiments is to inject a minute quantity 
of the bacillus into the parenchyma of the lung. 

For this purpose, an emulsion of 1 ear-loopful living virulent bacilli 
from the agar and 10 c. c. physiological saline solution was filled in the 
needle of a syringe having l / 4 m. m. diameter, and the smallest drop 
which emit from the point was inoculated into the lung. The technique 
followed by me was as follows. — The emulsion prepared according to 
the preceding directions is sucked up into the syringe and then it is 
pushed out entirely. But one final forcible push of the stamp of this 
emptied syringe will issue forth still another minute dTop. I intended 
to inoculate this last minute particle into the lung. Germs sticking 
around the needle can be cleanly wiped away with a piece of gauze 
saturated with alcohol, inorder to avoid them from infecting the sub¬ 
cutaneous tissue or the muscle through which the needle is passed. The 
animal is first shaven clearly at the right breast Then its right leg is 
pushed aside wide enough to pass the needle into the lung at the lower 
edge of the great pectral muscle. The fact that by this method the 
animal can be made to develop pneumonia exclusively in the parenchyma 
of the lung, without affecting the subcutaneous tissue, muscles or bron¬ 
chial cavity, has been proven by the repeated anatomical findings. The 
possibility of thus passing a foreign material into the lung exclusively 


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Shibayama, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 59 


may be demonstrated by the injection of the color-solution with the same 
technique. 

For the purpose of determining the efficacy of various plague vaccins, 
a number of animals were treated each separately with them previous 
to the inoculation with the virulent plague bacillus isolated from the 
cases in Manchuria into the parenchyma of the lungs according to the 
method explained above, and then observed how they can be made to 
survive or how many days their deaths should be protracted. 

The normal guinea-pigs will die mostly on the fourth day by the 
intraparenchymal inoculation of the bacilli according to my method. Quite 
exceptionally they will die on the third or on the fifth day. Therefore, 
I considered those that had lived more than five days to have been pro¬ 
tracted from death and the calculation was made. 


1. Prophylactic inoculation with the nucleo-proteid 

vaccins. 

The nucleo-proteid under consideration was prepared from the agar- 
culture of the virulent plague bacillus. First 1 % NaOH solution is 
added into the culture, to effect bacteriolysis. When the fluid became 
transparent, it is precipitated by means of acetic acid and the whole 
content is laid over-night. It is then dessiccated over sulphuric acid. 
The nucleo-proteid thus obtained is powdered and weighed. It was, then, 
dissolved in weak alkalies. 

One set of animals received V 20 mg of such solution for the first 
injection and further V 2 mg for the second, while the other set received 
Vs mg for the first and 1 mg for the second. One received the living 
bacillus after an elapse of ten days as the controls. Having observed 
no development of the protective power in these cases, the experiment 

Table I. 


Prophylactic inoculation with the nucleo-proteid. 



bC 

a 

1st 

In- 

2nd 

In- 

3rd. 

In- 

4th. 

In- 

-3 « 

£0 

C ^ 
^ & 


a 

a! 'o 
£ n 

& 

> 

« s 

1 

Anima 

-a 

ocuiation 

ocuiation 

ocuiation 

ocuiation 

fl c 

3 0 
S'-g 
cLS 

.2 § 

Result 

■8-S 

_ as 

£ g 

£ 

a| 

.2 0 

O 

_o 

'5 

O 

3J 



Dose 

Date 

Dose 

Date 

Dose 

Date 

Dose 

Date 

J3 a 

£.2 


is 

5 

> 

*1 

O 

£ 

No. 1 

230 

l /,o mg 

, 0 ., 

7. mg 

18. 7. 





28. 

7. 

30. 7. f 

10 days 

nil 

.. 2 

240 



— 

— 

— 

— 


1 

,, + 

10 


>» 

„ 3 

250 





— 

— 

_ 

— 

18. 

9 . 

21.9. t 

60 



» 4 

315 





— 


— 

— 



„ + 

60 

11 

11 

„ 5 

260 





— 

— 

— 

_ 

17. 

8. 

22.8. t 

30 



6 

225 





— 

— 

— 

— 



20. 8. + 

30 


»» 

»» 7j 

255 


,, 



10 mg 

23. 8. 

20 mg 

31. 7. 

18. 

9. 

21.9. f 

18 

n 

>» 

» 8 

370 







„ 


4. 

10. 

6.10.4 

34 


»» 

„ 9 

230 

7* mg 

10. 7. 

1 mg 

18. 7. 





28. 

7. 

30. 7. f 

10 

»» 


» 10 

275 



— 

— 


— 



4.8. t 

10 



„ 11 

235 



„ 


— 

— 

— 

— 

17. 

8. 

20. 8. f 

30 


„ 

„ 12 

236 





— 

— 

— 

— 



21. 8. f 

30 


„ 

„ 13 

255 





10 mg 

23. 7. 

20 mg 

30. 7. 

4. 

10. 

8.10. f 

34 


,, 

„ 14 

295 







25. 

9. 

28.9. t 

25 



,, 15 

235 











29. 9. t 

25 



„ 16 

260 








;; 



28.9. t 

25 


V 

„ 17 

225 








„ 



3. 9. f 

25 


J» 

n 18 

335 

M 

11 


11 



1 * 

11 

4. 

10. 

7.10. f 

64 

»» 

11 


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URBANA-CHAMPAIGN 
























60 


CentralbJ. f. Bakt. etc. 1. Abt. Onginale. Bd. 68. Heft 1. 


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was repeated with 10 mg for the third and 20 mg for the fourth addi¬ 
tional inoculation. After receiving such a great quantity, the animals 
were inoculated with the living organism on the 18th, 25th, 34th and 
64th day from the last treatment. In no cases the protraction of death 
occurred. Therefore, it can he said that this substance can produce no 
protective power against plague pneumonia. 

The table I shows the results. 


2. Prophylactic inoculation with the killed bacilli from 

the broth culture. 

The vaccin used in this experiment was prepared after the similar 
method employed by Haffkin in India, from the two months old broth 
culture. It was pasteurized at 60° C for 30 minutes into which phenol 
was added to the extent of 0.5 % 1-0 c. c. of such preparation was in¬ 
jected for the first time and then again 2.0 c. c. for the second. On the 
12th, 20th, 37th and 50th day, the living virulent bacilli were inoculated 
into the lung. Of the 10 animals 1 survived, 6 lived to 12 days longer 
than the controls and the remaining 3 died on the same day as the 
controls. 

Thus the broth culture vaccin immunizes the animal to a certain 
degree, if not high. 

The following table shows the detail: 


Table II. 


Prophylactic inoculation with tho 2 months old culture vaccin (killed by heat). 


*o3 

a 

c 

V eight 

1st. In¬ 
oculation 

2nd. In¬ 
oculation 

Inoculation 

the lung 

Interval 
between in¬ 
oculation of 
vaccin and 

Pro¬ 
traction 
of death 



Dose ( Date 

Dose Date 

germ 



No. 19 

315 

1.0 c. c. 

26. 8. 

2.0 c. c. 

5. 9. 

„ 20 

270 

» 

11 

It 

11 

„ 21 

325 


11 



„ 22 

280 


11 

1» 

11 

23 

355 


11 

I) 

11 

24 

260 



If 

11 

„ 25 

275 



11 


„ 26 

260 



11 


27 

270 



11 

11 

„ 28 

270 

i) 


11 

11 


18. 9. 

18. 9. ■ 

* 

12 days 

nil 

11 

30.9. • 

• 

12 „ 

12 days 

11 

19.9. ■ 

. 

12 „ 

nil 

25. 9. 

— 


20 „ 

survived 

It 

28.9. f 

20 .. 

nil 

„ 

2. 9. f 

20 „ 

6 days 

4. 10. 

12.10.+ 

37 „ 

5 „ 

II 

13. JO.f 

37 „ 

6 

19. 10. 

25.10. f 

50 „ 

3 „ 

11 

23.10. f 

50 „ 

1 day 


3. Prophylactic inoculation with the killed bacillus 
vaccin from the agar culture. 

This kind of vaccin has been used in Japan since many years for 
the prophylactic inoculation against bubonic plague. It is prepared from 
the 48 hour old agar culture. The bacilli are suspended in physiological 
saline solution, and then pasteurized at 60° C for 30 minutes. Into 
this phenol is added to the extent of 0.5 %■ This preparation contains 
6 mg of the plague bacilli in each 1 c. c., 1.0 c. c. and 2.0 c. c. of this 
vaccin were inoculated subcutaneously. On the 10th, 18th, 28th and 
48th day respectively the living virulent bacilli were inoculated into the 
lung. Of the 10 animals thus treated, 2 survived, 3 lived 2—10 days 
longer than the control and the remaining 5 died on the same day as 
the controls. 


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Shibayaraa, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 


61 


This kind of vaccin seems to have produced a certain degree of 
immunization, just like the broth culture, but not very high. 

Table III. 

Prophylactic inoculation with the killed bacilli vaccin from the 48 hour old 

agar culture. 


-a 

‘S 

<3 

Weight 

1st. In¬ 
oculation 

2nd. In¬ 
oculation 

Inoculation 
with living 
bacilli into 
the lung 

Results 

Interval 
between the 
inoculation of 
vaccin and 
living bacilli 

Pro¬ 
traction 
of death 

Dose 

Date 

Dose Date 

(date) 

No. 29 

370 

1.0 c. c. 

29. 8. 

2.0 c.c. | 7. 9. 

16. 9. 

18. 9. f 

10 days 

nil 

30 

355 

99 


99 99 

99 

— 

10 „ 

survived 

„ 31 

420 


91 

99 99 

99 

19. 9. f 

10 „ 

nil 

„ 32 

2&5 

19 

99 

99 99 

25. 9. 

28.9.} 

18 „ 

99 

„ 33 

280 

9} 

99 

99 99 

„ 

— 

18 „ 

survived 

„ 34 

315 

99 

99 

9* 1 99 

99 

6.10. f 

18 „ 

10 days 

„ 35 

280 

99 

99 

99 ; 99 

4. 10. 

15.10." 

28 ,, 

8 „ 

„ 36 

270 

99 

99 



7.10." 

28 „ 

nil 

„ 37 

305 

„ 

99 

> j | 99 

99 1 99 

19. 10. 

22.10." 

48 „ 

99 

„ 38 

230 

.. 

99 

99 1 99 

99 

24.10." 

48 „ 

2 days 


4. Prophylactic inoculation with the bacillus vaccin 
killed with galactose. 

Considering that heat may play an untoward effect upon the plague 
toxine galactose was employed instead. 50 % solution of galactose was 
autoclaved into which 48 hour old agar culture was emulsified. The 
emulsion is then sterilized, and left for 24 hours at 37° C. It is then 
used as a vaccin without any further treatment. 1.0 c. c. of this emulsion 
contains 6 mg of the plague bacilli. 

1.0 c. c. and then 2.0 c. c. of the emulsion were injected under the 
skin, and after an elapse of each 10, 15 and 20 days the living virulent 
bacilli were inoculated into the lung. Of 9 guinea-pigs, 6 lived 1 — 7 days 
longer, while 3 died on the same day as the controls. Thus we found 
that this kind of vaccin is a little inferior to the preceding two, and 
moreover that the sterilization with other means than heating has no 
better advantage. 

Table IV. 

Prophylactic inoculation with the bacilli vaccin killed with galactose. 


Animal 

Weight 

1st. In¬ 
oculation 

2nd. In¬ 
oculation 

Date of 

b'3. 

inoculation 

Interval 
between the 
inoculation 
with vaccin 
and living 
bacillus 

Pro¬ 
traction 
of death 

Dose 

Date 

Dose 

Date 

No. 39 

360 

3 mg 

9. 11. 

6 mg 

21. 11. 

30.11. 5.12. f 

10 days 

2 days 

„ 40 

380 

99 

99 


99 

„ 10.12. t 

10 „ 

7 „ 

41 

330 

99 


99 

99 

„ 3.12." 

10 „ 

nil 

„ 42 

270 

99 


99 

99 

5. 12. | 7.12." 

15 „ 

99 

„ 43 

310 

99 

99 

91 

99 

„ 10.12." 

15 „ 

2 days 

„ 44 

300 

99 



99 

„ 8.12." 

15 „ 

nil 

„ 45 

320 

99 


99 

99 

9.12. 13.12." 

20 „ 

1 day 

„ 46 

265 

99 


99 

91 

„ 14.12. t 

20 „ 

2 days 

„ 47 

286 

99 


99 

.. 

„ 19.12." 

20 „ 

7 i, 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 





















62 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


5. Prophylactic inoculation with the attenuated 
plague bacillus culture. 

A strain of the attenuated plague bacillus was obtained from the 
culture kept for years in a refrigerator. The bacillus thus attenuated 
to a considerable degree were again cultivated in an incubator at 
39—40° C. This culture was made to pass new media repeatedly. It is 
of the same strain as I gave to Dr. Strong at Mukden. I tested its 
virulency in April, 1909, with the following results: 


Animal 

Weight 

Agar-slope 

Injection 

Date 

Results 

Guinea-pig 

1 






No. 1 

285 

7. 

subcutaneous 

16. 4. 09 

healthy 

V 2 

280 

: /:° 

It 

tl 

11 


„ 3 

275 

intraperitoneal 

II 

.. 


„ 4 

260 

'10 

ft 

II 

II 


Rat 







No. 1 

152 

V. 

subcutaneous 




„ 2 

175 

7,0 

It 

tt 

11 


„ 3 

215 

Vs 

intraperitoneal 

It 

» 


„ 4 

174 

7,0 

>1 

” 

If 


Mouse 

No. 1 

12 

7,0 

subcutaneous 


20. 4. 

• sterile 

„ 2 

12 

/20 

V.O 

It 

tl 

22. 4.- 

11 


12 

iotraperitoneal 

t» 

22. 4. • 

11 

„ * ! 

11 

7* 

„ 

11 

19. 4.1 

11 


Notice: The bacilli used in this experiment were cultivated for 48 hours at 
32° C. 


Guinea-pigs and rats did not die even if they were succumbed to 
an inoculation of such a great quantity as Vs Vio agar slope under 
the skin or into the peritoneal cavity. The mice will die, but no bacilli 
were found in them. The cause of their death, therefore, may be 
accounted for the toxine and not for the infection. As this strain has 
been altering the generation incessantly since that time, the virulency 
must have been considerably lessened. 

First Vio and secondly '/s agar slope of the attenuated plague bacilli 
was injected to one set of experimental animals, and first V 20 and 
secondly V, 0 to the other set. After 12, 20, 28 and 47 days they 
received the living virulent plague bacilli into the lung. Of 19, 15 sur¬ 
vived, while 4 lived 5—8 days longer than the controls. 

From this experiment, it was found that the inoculation of the 
attenuated plague bacilli may produce a striking effect upon prophylaxis. 
However, as I used such a large quantity for each individual in these 
experiments. I determined to carry on the same kind of experiments 
consisting of a smaller quantity and at the same time of one injection. 
I gave 7 100 th, Vsotli, Woth and Viotli agar slope. After an elapse of 
14 days and 20 days, I inoculated them with the living virulent bacilli. 
Of the 12 animals, 5 survived and 7 died but with the protraction of 
death for 0—6 days. Therefore, the effect seems to be inferior to the 
former experiments in which a large quantity was given twice. 

The table V shows the detail: 

Thus far we see the high prophylactic value of the living attenuated 
plague bacilli. Hut its application to the human body is questionable, for. 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Animal 


Shibayaraa, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 


63 


Table V. 


A 

I 5P 

1 


». 48 i 320' 

49 1310 

50 305 
51280 
52 280 
531 266 


54 

55 

56 

57 

58 

59 

60 
61 
62 

63 

64 


290 

290 

274 
250 
320 
315 
286 
298 

275 
280 
324 


, 65 i 267 
, 661315 

). 67! 275 

68 255 

69 190 
701220 

71 225 

72 205 

73 230 
74'260 | 

75 280 1 

76 274 

77 245 

78 240 I 


1st. Inoculation 

2nd. Inocu 

lation 

Date 

Inoculation 
with living 
virulent 
bacilli 

Results 

Interval between 
inoculation with 
attenuated and 
virulent bacilli 

Pro¬ 
traction 
of death 

Dose 

Date 

Dose 

Prophylactic inoculation with the living attenuated plague bacilli. 


‘/,o Agar 

23. 6. 

7s Agar 

30. 6. 

12. 7. 

— 

12 days 

survived 

77 

» 

77 

77 

>1 

— 

12 „ 


77 

77 

7,o Agar 

77 


27. 7. t 

12 „ 

8 days 

Vm Agar 

77 

77 

77 

— 

12 „ 

survived 

77 

77 

1» 

77 

77 

— 

12 „ 


1* 

77 

77 

77 


— 

12 „ 


'ho Agar 

77 

7s Agar 

77 

19. 7. 

— 

20 „ 

77 

77 


77 

77 

77 

— 

20 „ 


7,o Agar 

77 

7,o Agar 

77 

77 


20 „ 

77 

77 


77 

1* 

77 

27. 7. f 

20 „ 

5 days 

7,o Agar 


7s Agar 


28. 7. 

— 

28 „ 

survived 

77 


77 


77 

— 

28 „ 


7,o Agar 


7,o Agar 



— 

28 „ 

77 

77 


»» 


77 

— 

28 „ 


7,o Agar 


7s Agar 

11 

17. 8. 


47 „ 


77 


J* 

11 

77 

— 

47 „ 


7,o Agar 

77 

7,o Agar 

11 


25. 8. + 

47 „ 

5 days 

77 

77 

77 

77 

77 

26. 8. j 

47 „ 

6 ,, 

77 

77 

77 

77 

77 

_ 

47 „ 

survived 


Inoculation with various quantities of the organism. 


7,00 Agar 

11. 10. 



24. 10. 

— 

14 days 

survived 

77 




77 

29. 10. f 

14 „ 

2 days 

7 SU Agar 

77 



77 

— 

14 „ 

survived 






2. 11. + 

14 „ 

6 days 

7,o Agar 

77 



77 

28. 10. t 

14 „ 

1 day 






? 

14 „ 

9 

7,o Agar 

77 




27. 10. f 

14 „ 

6 





11 

31. 10. f 

14 „ 

4 days 

7,00 Agar 

77 



1. 11. 

5. 11. 

20 

1 day 

1/ 





— 

20 „ 

survived 

1 / 

/ 20 77 

77 



77 

— 

20 „ 

>1 

ho >, 

77 



77 

— 

20 „ 

77 


although we give the attenuated or denaturalized virus to the human 
body iu the prophylactic treatment of hydrophobia and small-pox, in which 
those virus introduced into the tissue is so much attenuated or denatur¬ 
alized by being passed through the calf or the rabbit that in the first in¬ 
stance it develops only regional pustules, and in the second, it causes no 
disease because of its change into fixed-virus; the artificially attenuated 
anthrax bacillus is known to be inert with some animals while it will kill 
others. These few cases of the inoculation losses may not be taken into 
consideration with animals from the economical point of view. However, 
these inoculation losses must never be allowed to occur among men. 
Its impracticability arrises from the fact that the human body has a wide 
range of susceptibility to the plague bacillus, and the anticipation is 
entertained that some may become infected by the attenuated bacillus 
while others remain unaffected. 

I saw at once the necessity of the method with which inoculation 
of the attenuated bacillus can be made without the least apprehension of 
infection. The following attempts have been made for this purpose. 

1. Inoculation with the attenuated bacillus following the establishment 
of a certain degree of immunity with the killed bacilli vaccin from the agar. 


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64 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


2. Another simultaneous method in which the attenuated plague ba¬ 
cilli and serum was used. This experiment was again divided into the 
following processes: 

a) First a mixture of the attenuated plague bacilli and the plague 
immune-serum is injected and then the attenuated bacilli only were in¬ 
oculated. 

b) The attenuated plague bacilli and the plague immune serum were 
inoculated at the same time but each separately and then the attenuated 
bacilli alone were inoculated. 

c) A mixture of the attenuated plague bacilli 'and the plague immune 
serum were injected but once. 

6. Prophylactic inoculation with the killed bacilli vaccin 
from theagarand the living attenuated bacillus combined. 

In this experiment 1.0 c. c. (6 mg.) of the above mentioned plague 
vaccin prepared from the agar slope culture was injected subcutaneously, 
and then l / 5 agar slope of the living attenuated bacillus was inoculated. 
After an elapse of each 12, 22, 36, 63 and 74 days the virulent plague 
bacillus was inoculated. Of the 10 animals, 5 survived. They were those 
that had been inoculated on the 12th and 22nd day. All the remaining 
five, which received the inoculation after one month or over, died but 
with the protraction of their lives for 1—4 days. Thus we see that a 
high degree of immunity against the plague pneumonia can be produced 
through this method, but its continuity is restricted. The following table 
shows the detail. 

Table VI. 


Prophylactic inoculation with killed bacilli and living attenuated bacilli combined. 


"5 Jq Killed bacilli 
S ,S> inoculation 

B 8* 

< £ ——j—— 

Dose Date 

Living atten¬ 
uated bacilli 
inoculated on 

Living 
virulent 
bacilli in¬ 
oculated 
on 

Result* 

Interval between 
inoculation with 
attenuated 
bacilli and 
virulent germs 

Pro¬ 
traction 
of death 

No. 79,235 1.0 c.c. 

4. 9. 

V* Agar 

13. 9. 

25. 9. 


12 days 

survived 

„ 801230 .. 

M 





12 „ 


„ 81|315 „ 






12 „ 


„ 82300 „ 




4. 9. 


22 „ 


„ 83 235 „ 





— 

22 „ 


„ 84 235,' „ 




19. 10. 

23. 10." 

36 ,, 

1 day 

„ 85 215 „ 





22.10." 

36 „ 

0 

„ 86 285 „ 




16. 11. 

19.11.” 

63 „ 

0 

„ 871330| „ 





23.11." 

63 „ 

4 days 

„ 88 [2601 „ 

» 

»» 


1. 12. 

8.12. f 

74 „ 

^ » 


7. Prophylactic inoculation with the living attenuated 
plague bacilli and the serum combined, 
a) Inoculation with the living attenuated bacilli and the serum com¬ 
bined followed by the second inoculation with the living attenuated ba¬ 
cilli alone. 

A mixture of l i 10 agar slope and 0,5 c. c. serum was first inoculated 
and then l / 3 agar slope alone was given. After an elapse of each 10, 20. 
35, 60 and 75 days from the last inoculation the living virulent bacilli were 
inoculated. Of the 10 animals, 7 survived, and the remaining 3 died with 
the protraction of death for 3— 10 days. 


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-URBANA-CHAMPAIGN 








Shibayama, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 


65 


By this method a very high degree of immunity can be attained as 
appears in the following results: 

Table Vila. 


- ~ 1 

35 M 

3 i 

*5 ’© 

1st. Inoculation 

2nd. Inoculation 

4 

Virulent 

bacilli 

in- 

Results 

Interval between 
inoculation with 
attenuated and 

Pro¬ 

traction 

< £ . 

Dose 

Date 

Dose 

Date 

oculation 


virulent bacilli 

of death 

No. 89 .225 7 10 Agar 
ana 

0.5 c. c. 
Serum 

6. 9. 

V. Agar 

15. 9. 

25. 9. 


10 days 

survived 

„ 90 235 

idem 

it 

it 

I) 

11 

_ 

10 „ 

11 

„ 91 340 

it 

if 

if 

11 

11 

— 

10 „ 

11 

„ 92 230 

It 

tt 

>» 

11 

4. 10. 

12.10. f 

20 „ 

5 days 

„ 93 195 

ft 

tt 

M 

11 

„ 

— 

20 „ 

survived 

„ 94 270 

it 

a 

11 

it 

19. 10. 

— 

35 „ 

11 

„ 95 225 

it 


a 


11 

— 

35 „ 

3 days 

„ 96 195 

it 

a 

tt 

11 

16. 11. 

21.11. t 

60 „ 

„ 97 220 

it 

tt 

. 

11 

11 

28.11. f 

60 „ 

10 „ 

„ 98 2901 

it 

»» 



1. 12. 

— 

75 „ 

survived 


b) The living attenuated plague bacilli and the serum were inocul¬ 
ated at the same time but each separately and then the attenuated ba¬ 
cilli alone was given. 

Vio agar attenuated bacilli culture and 0,5 c. c. serum were given 
to the right and left side of the abdomen respectively. Vs agar attenutated 
bacilli was given then. After an elapse of 10, 20, 35, 60 and 75 days, 
the living virulent bacilli were inoculated into the lung. Of the 10, 8 
survived, while only two died with the protraction of death for 4—8 days. 
These results show that a very high degree of immunity can be conferred 
on the animal by this method. The following table shows the detail: 

Table Vllb. 


Vniinal 

IV eight 

Inoculation of 
living atten¬ 
uated bacilli 
and Serum 

2nd. In¬ 
oculation with 
attenuated 
bacilli alone 

Virulent 

bacilli 

inocu¬ 

lation 

Results 

Interval between 
inoculation with 
the living atten¬ 
uated and viru¬ 

Pro¬ 
traction 
of death 



Dose 

_ 

Date 

Dose 

Date 



lent bacilli 


No. 99 

235 

0.5 c. c. 
serum 
(right) 
and 

V.o agar 
(left) 

6. 9. 

7* agar 

15. 9. 

23. 9. 


10 days 

survived 

„ 100 

240 

idem 

ft 

71 

it 

11 

— 

10 „ 

M 

„ 101 

275 

a 

ft 

ft 

ii 

11 

— 

10 „ 

11 

„ 102 

190 

tt 

ft 

ft 

ii 

4. 10. 

— 

20 „ 

11 

„ 103 

210 

a 

i» 

ft 

ii 


— 

20 „ 

11 

„ 104 

195 

a 

ft 

ft 

it 

19. 10. 

30.10. f 

35 „ 

8 days 

„ 105 

190 

a 

ft 

ft 

ii 

11 

— 

35 „ 

survived 

106 

205 

it 

71 

* 

ii 

16. 11. 

— 

60 „ 

11 

„ 107 

270 

it 

ft 

ft 

it 

>» 

— 

60 „ 

11 

„ 108 

235 


it 

ft 

ii 

1. 12. 

8.12. f 

75 „ 

4 days 


c) A mixture of the living attenuated plague bacillus and the plague 
immune serum was inoculated but once. 


Vso living attenuated bacillus agar slope combined with 0,5 c. c. serum 
was inocalated under the skin, and 8, 13 and 17 days later, the living 

Erst* Abt. Orig. Bd. 68 . Heft 1. 5 



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URBANA-CHAMPAIGN 
















66 


Centralbl. f. Hakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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virulent plague bacillus was inoculated into the lung. Of the 8 animals, 
4 survived, and the remaining 4 protracted their death 0—5 days. This 
process seems to confer a high degree of prophylactic power but not so 
high as “a” or “b”. The results are shown in the following table. 


Table Vile. 


Animal 

Weight 

Inoculation of i 
living attenuated 
bacilli and seruru 

Inoculation 
with living 
virulent 
bacilli 

1 

Results 

Interval 
between two 
inoculation 

Pro¬ 
traction 
of death 



Dose Date 





So . 110 

325 

V. 

and 

22. 11. 

30. 11. 

5. 12. t 

8 days 

2 days 

„ in 

315 

0.5 c. c. 
serum 
idem 



3. 12. t 

8 

0 

„ 112 

336 



5. 12. 

— 

13 „ 

survived 

„ H3 

275 




13. 12. f 

13 „ 

5 days 

„ 114 

310 





13 „ 

survived 

„ Ilf) 

350 



9. 12. 


17 „ 

7 davs 

„ 116 

300 




19. 12. f 

17 „ 

„ 117 

400 

>» 

» 


»» 

17 „ 

survived 


General review. 

From the foregoing experiments on the prophylactic inoculation 
against plague pneumonia with various vaccins the following results 
have been obtained. 

That the killed bacilli may confer a certain degree of prophylactic 
power on animal, but not so high as the living attenuated bacilli. Thi 
fact has been affirmed by Kolle and Strong in their subcutaneous in¬ 
oculation tests. 

That the nucleo-proteid seems to confer little immunity, if any. 

That the inoculation with the living attenuated bacilli may incur in¬ 
oculation losses, and therefore, one of the following methods experimented 
by the author is proposed in practice: 

To inoculate with living attenuated plague bacilli after conferring 
some degree of immunity by the inoculation with the killed bacilli from 
the agar, or to inoculate with the mixture of the attenuated plague ba¬ 
cilli and the serum inorder to avoid the untoward effect produced by the 
attenuated bacilli against the second inoculation with the attenuated ba¬ 
cilli alone (Experiment No. 7c), which will conferr a high degree of 
immunity. Inoculation with the attenuated bacilli and the serum either 
mixed or separately may be done equally effectively. 

The following conclusion may be drawn: 

The highest degree of immunity can be safely conferred on animals 
by the inoculation with the attenuated plague bacilli combined with the 
serum. If no serum can be obtainable, the preliminary inoculation with 
the killed bacilli from the agar might do as well. 


Gai gle_ 


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Bertarelli, Gegenwart von gegen Sohlangengift nachweisbaren Antikorpern. 07 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Gegenwart von mittels Komplementablenkung 
in den Seris gegen Schlangengift nachweisbaren 

Antikorpern. 

[Aus dein Institut fiir Hygiene der Kgl. Universitat Parma. 

Vorsteher: Prof. E. Bertarelli.] 

Von Prof. E. Bertarelli. 

Ueber die Natur des Schlangengiftes und die charakteristischen 
Merkmale der von den verschiedenen Reptilien gelieferten toxischen 
Verbindungen liegt eine sehr weitgehende Literatur vor. Minder um- 
fangreich, aber doch immerhin bemerkenswert, ist jene iiber die Heil- 
sera, die mit groBem Vorteil in die Praxis gegen Schlangengift Eingang 
gefunden haben und iiber deren Rationalitiit und groBe Wirksamkeit 
niemand mehr — nach dem in alien Weltteilen in dieser Richtung er- 
brachten Beweisen — eineu Zweifel hegt. 

Allein die bisherigen experimentellen Untersuchungen mit den Gift- 
heilseris sind noch verhaltnismaBig sp&rliche, weil die mit der Bereitung 
der Sera betrauten Institute sich vielleicht selbst mehr mit praktischen 
Fragen abgeben, als mit Untersuchungen, die kein anderes Ziel ver- 
folgen, als die Erlangung theoretischer Kenntnisse, wahrend andererseits 
bei den speziell mit wissenschaftlichen Forschungen sich befassenden 
Instituten das zu dieser Art von Untersuchungen geeignete Material 
nicht leicht zu haben ist. 

Wir wissen, daB die Sera gegen die verschiedenen Schlangengifte 
Antikorper enthalten, deren Gegenwart von dem Organismus durch Ver- 
mittelung der von diesen Seris entfalteten Schutz- und Heilwirkung 
enthiillt wird. Bekannt ist uns auch bei manchem Serum das Vor- 
handensein von antagonistischen Stoffen, nachweisbar in vitro, z. B. 
durch Hemmung der manchen Schlangengiften eigenen Hamolyse. 

Allein, wie beweits erw&hnt, sind die einschliigigen Untersuchungen 
noch bescheidene, ja manche derselben, wie z. B. jene iiber die Gegen¬ 
wart von vermittelst Komplementablenkung nachweisbaren Antikorpern, 
sind, soviel ich weiB und soweit es mir moglich gewesen, aus Cal¬ 
mettes und Brazils zusammenfassenden Werken und dem Lehrbuche 
von Kraus und Levaditi zu ersehen, niemals ausgefiihrt worden. 
Aus diesem Grunde habe ich auf diesem Gebiete eine Anzahl von 
Untersuchungen unternommen, um so mehr als ich Gelegenheit gehabt 
habe, mich ausgiebig mit wertvollem Material zu versehen. 

Zu den weiter unten mitzuteilenden Versuchen wurden trockene Gifte 
und Giftheilsera benutzt. Ich verdanke dieselben der Liebenswiirdigkeit 
des Herrn Dr. V. Brazil, Direktor des Instituts zu Butantan (St. Paul, 
Brasilien), der mir zu wiederholten Malen beides in reichlichem MaBe 
verschafft hat. 

Wie aus den Publikationen Brasils zu entnchmen ist, werden im 
Institute zu Butantan verschiedene Giftheilsera bereitet, und zwar ein 
anticrotalisches, aus Tieren (Pferden) gewonnen, die ausschlieBlich 
mit dem Gifte von Crotalus terrificus vorbehandelt worden sind; 
ein antibotropisches, aus Tieren nach Vorbehandlung derselben mit 
dem Gifte von zur Gattung Lachesis gehorenden Schlangen — am 

*5 


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68 


Centralbl. f. Bakt. etc. L Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


haufigsten Lachesis lanceolatus, L. atrox, L. alternatus —; 
ein antielapisches aus gegen das Gift von Elaps frontalis und 
Elaps cor allin us immunisierten Tieren ; schlieBlich ein antiophidi- 
sches, d. i. ein durch Vorbehandlung des Pferdes mit alien in Butantan 
verfiigbaren Schlangengiften erhaltenes Serum, das in jenen Fallen An- 
wendung findet, wo die Art, zu welcher das beiBende Tier gehort, nicht 
bekannt ist. Es werden hierbei zur Immunisation ungleiche, und zwar 
der Ilaufigkeit des Vorkommens der betreffenden gifterzeugenden Tier- 
art proportionale Mengen der verschiedenen Gifte angewendet. 

Zu meiner Verfiigung stand nun ophidisches bzw. crotalisches und 
botropisches Serum. Ich will hier auf die charakteristischen Merkmale 
der trockenen Gifte und der verschiedenen Heilsera nicht eingehen: 
Brasil hat hierflber ausftthrliche analytische und synthetische Angaben 
verbffentlicht. Ich verweise daher jene, die Naheres in dieser Richtung 
erfahren mdchten, auf sein Werk „La defense contre l’ophidisme“. 

Die von mir angestellten Untersuchungen zielten dahin, nachstehende 
Fragen zu losen: a) Enthait das anticrotalische bzw. antibotropische 
Serum durch Komplementablenkung an den betreffenden zur Gewinnung 
des Serums verwendeten Antigenen (Crotalus- und Lachesis-Gift) 
erkennbare Antikorper ? b) Enthait das mehrwertige anticrotalische Serum 
Antikdrper fiir beide Giftarten? c) Enthait das anticrotalische Serum 
etwa Antikorper ffir Lachesis-Gift und umgekehrt das botropische 
Serum solche fiir Crotalus-Gift, so daB eine zwischen beiden Antigenen 
bestehende Gruppenverwandtschaft denkbar erscheint? 

Selbstverstandlich muBte bei den Versuchen der Komplementab¬ 
lenkung auBer fiir die iiblichen Kontrollen und eine NachprUfung der 
Antigene fur sich allein und der Sera — gleichfalls fiir sich allein — 
in bezug auf ihre Wirkung bei der Bordet-Gengouschen Erscheinung 
auch noch fiir die Feststellung der Menge des zu verwendenden Anti¬ 
gens, der Art und Weise seiner Bereitung und schlieBlich der zur Er- 
zielung der auffailigsten Reaktion erforderlichen Menge von Heilserum 
gesorgt werden. 

Zur besseren Uebersicht sollen hier zunachst die mit Anticrotal- 
serum gegen Crotalus-Gift angestellten Versuche besprochen werden: 

Es wurde hierbei in der iiblichen Weise verfahren. Das Antigen 
wurde in Alkohol aufgeweicht Oder in physiologischer Kochsalzlosung 
eingeriihrt. Allein sowohl wegen der Schwierigkeit, eine gewisse Menge 
des Materials in Alkohol zu bekommen, als auch deshalb, weil der Ver- 
brauch von Alkohol schon an und fiir sich bei Hamolyseversuchen immer- 
hin mit manchen UebelstSndeu verbunden sein kann, habe ich nach 
einigen Proben auf die Gewinnung eines alkoholischen Extraktes ver- 
zichtet und an dessen Stelle das durch Zerreibung von 5 mg des trockenen 
Giftes mit 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung in einem Morser er- 
haltene Antigen benutzt. Die so gewonnene Fliissigkeit ist schwach 
opalisierend. 

Zu den weiter unten mitgeteilten Serienversuchen sind verschieden 
groBe Mengen Antigen (0,2 = 0,1 = 0,05 = 0,02 = 0,01) verwendet 
worden. 

Fiir das spezifische Serum wurden Versuche angestellt mit 1 bzw. 
2 ccm desselben, wobei die Probe zuerst mit samtlichen Reaktionen 
des Antigens — wie bereits erwahnt — in verschieden groBen Mengen 
wiederholt wurde. 


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Bertarelli, Gegenwart vod gegen Schlangengift nachweisbaren Antikorpern. 69 


Antigen Crotalusgift. 

An ticro talserum. 

(Die Angaben, welche aich auf den hamolytiachen Ambozeptor, auf die zugesetzte physio- 
logiache Kochaalzlosung und auf die roten Blutkorperchen beziehcn, sind hier weg- 

gelaaaen.) 


Antigen 

ccm 

Anticrotal- 

serum 

50-proz. 

Komplement 

itesultat 

0,2 

0,1 

0,10 

keine Hamolyae 

0,2 

0,2 

0,10 


0,1 

0,1 

0,10 


0,1 

0,2 

0,10 

»» J1 

0,05 

0,1 

0,10 i 

schwache Hamolyae 

0,05 

0,2 

0,10 


. 0,02 

0,1 

0,10 


0,02 

0,2 

0,10 


0,01 

0,1 

0,10 

Hamolyae 

0,01 

0,2 

0,10 

It 


Kontrollen. 

Antigen 0,2 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = auBerst schwache Hamolyae. 

Antigen 0,1 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = vollatandige Hamolyae. 

Serum 0,2 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = unvollstiindige Hamolyae. 

Serum 0,1 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = Hamolyae. 

Pferdenormalserum 0,1 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = Hamolyae. 

Aus diesem ersten Versuch ergibt sich nun also, daB das Anti- 
crotalserum Antikdrper enthait, welche die FShigkeit besitzen, sich mit 
dem Antigen Crotalus-Gift zu verbinden, und daB es angezeigt er- 
scheint, bei der Probe 0,1 ccm des von mir in der oben angegebenen 
Weise bereiteten Antigens anzuwenden, um dadurch zu verhiiten, daB 
das Antigen fur sich allein ein wenig Komplement fixiert, oder daB die 
Menge des Antigens zur Hervorrufung der Reaktion unzureichend aus- 
fallt, oder endlich, daB das in groBer Menge vorhandene Serum schon 
fQr sich allein eine schwache Komplementablenkung bewirkt. 

Autigen Lachesiagift. 

Antibotropiachea Serum. 

(Die Angaben, welche sich auf den hamolytiachen Ambozeptor, auf die zugesetzte physio- 
logiache Kochaalzloaung und auf die Schafblutkorperchen beziehen, aind hier weg- 

gelaasen.) 


Antigen 

ccm 

Serum 

Komplement 

Keaultat 

0,2 

0,1 

0,1 

keine Hamolyae 

0,2 

0,2 

0,1 

tt 1) 

0,1 

0,1 

0.1 


0,1 

0,2 

0,1 

it V 

0,05 

0,1 

0,1 

achwache Hamolyae 

0,05 

0,2 

0,1 


0,02 

0,1 

0,1 

Hamolyae 

0,02 

0,2 

0,1 


0,01 

0,1 

0,1 


0,01 

0,2 

0,1 

>» 


Somit sind auch fur botropisches Serum Antikorper durch Komple¬ 
mentablenkung nachweisbar. Die dieser letzteren am besten ent- 
sprechenden Antigen- und Serumgaben betragen in solchem Falle, so- 
wohl fflr das von mir in der bereits angegebenen Weise bereitete Antigen 
als auch fur das Serum, 0,1 ccm. (Die Kontrollen haben ganz das gleiche 



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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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Verhalten gezeigt, wie bei Anwendung von Antigen Crotalus und von 
crotalischen Serum.) 

* * 

* 

Es war interessant, das Verhalten des, wie bereits erw&hnt, mehr- 
wertigen ophidischen Serums gegentiber den beiden Antigenen kennen 
zu lernen. SelbstverstSndlich sind mir die Mengeu der verschiedeuen 
Gifte, welche zur Immunisierung des das zu untersuchende Serum 
liefernden Pferdes verwendet wurden, unbekannt. Die Kenntnis dessen 
aber, was ira Institut zu Butantan gewbhnlich und ini allgemeinen ilblich 
ist, dtirfte zu der Annahme berechtigen, daB bei der Immunisation grOBten- 
teils L ache sis- Gift zur Anwendung gekommen ist. 

Die Versuche wurden in nachstehender Weise durchgefiihrt: 


Antigen 

OphidischeB 

Serum 

50-proz. 

Kom- 

plement 

Physio- 

logische 

Kochsalz- 

losung 

Harno- 

lytischer 

Ambo- 

zeptor 

1:400 

Schafblut- 

korperchen 

Resultat 

Crotalus-Gift 0,2 

0,1 

0,1 

q.s.f. 2 ccm 

0,1 

1 ccm 

keine Hamolyse 

„ 0,2 

0,1 

0,1 

„ 2 „ 

0,1 

1 ,, 

» It 

Lachesi e - Gift 0,1 

0,1 

0,1 

,, 2 „ 

0,1 

1 „ 


„ 0,2 

0,1 

0,1 

» 2 „ 

0,1 

1 „ 


Crotalus 0,1 


0,1 

>• 2 „ 

0,1 

1 „ 

Hamolyse 

LachesiB 0,1 

— 

0,1 

„ 2 „ 

0,1 

1 „ 

*1 

— 

0,1 

0,1 

„ 2 „ 

0,1 

1 ,, 

»» 

— 


0,1 

„ 2 „ 

0,1 

1 ,, 



— 


>, 2 „ 

0,1 

1 ,, 

keine Hamolyse 


Es unterliegt daher keinem Zweifel, daB das von mir untersuchte opbidi- 
sche Serum aus Butantan durch Kompleinentablenkung enthullbare Anti¬ 
korper enthielt, sowohl gegen Crotalus- als auch gegen Lachesis- 
Gift. Eine quantitative Bestimmung ist mir nicht gelungen. Wenn es 
aber gestattet ware, aus dem Auftreten einer durch auBerst schwache 
Hamolyse bedingten roten Farbung irgendwelchen SchluB zu ziehen, so 
muBte die Vermutung gerechtfertigt erscheinen, daB die crotalischen 
Antikdrper in geringerer Anzahl vorhanden sind, als die botropischen. 

* * 

* 

Ein Versuch schlieBlich, der im Hinblick auf sein biologisches In- 
teresse es wohl verdiente, durchgefuhrt zu werden, war jener, der dahiu 
zielte, zu ermitteln, ob denn im botropischen Serum Antikorper enthalten 
sind, welche die Fahigkeit besitzen, sich an Crotalantigen zu binden und 
umgekehrt, ob das crotalische Serum Antikorper enthalt, die imstande 
sind, sich an das Antigen Lachesis zu binden. Eine derartige Unter- 
suchung war nicht als eine einfache biologische Neugierde anzusprechen: 
sie hatte ja fiber die Zusammensetzung der beiden Antigene und die 
von denselben dargebotenen Analogien AufschluB verschaffen konnen. 
Hatte man z. B., wie es leicht einzusehen ist, den Beweis dafiir erbracht. 
daB es bei Komplementablenkungsversuchen gleichgliltig ist, ob man 
mit crotalischem Serum das Antigen Crotalus oder Lachesis be- 
handelt, so ware daraus zu folgern, daB die beiden Antigene sehr nahe 
miteinander verwandt sind, oder doch wenigstens, daB eines der Kom- 
plemente in beiden Antigenen das namliche ist. 

Aus den Proben, die ich durch Weglassung der Zahlwerte der ver- 
schiedenen zum Reagieren gebrachten Massen zusammengefaBt, hat sich 



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Bertarelli, Gegenwart von gegen Schlangengift nachweisbaren Antikorpern. 71 


ergeben, daB, wenn man die Komplementablenkung durch Anwendung 
von Antigen Crotalus (0,1 meiner LSsung) bewirkt, Hamolyse eintritt; 
verwendet man hingegen das Antigen Laches is (0,1) und crotalisches 
Serum (0,1), so hat man keine Hamolyse, d. h. es erfolgt Komplement¬ 
ablenkung. 

Die Erscheinung ist eine merkwiirdige, ja, eine um so merkwiirdigere, 
als dieselbe, mit nur wenig voneinander verschiedenen Massen dreimal 
wiederholt, sich stets als eine konstante erwiesen hat. Wie soli nun 
dies gedeutet werden? 

Die einfachste ErklSrung dafiir diirfte vielleicht die sein, daB in 
mein trockenes Lachesis-Gift zufallig etwas Crotalus-Gift hinein- 
geraten ist. Allein wegen der kanariengelben Farbung aller Kristallchen 
des trockenen Giftes hat eine solche Auffassung wenig Wahrscheinlichkeit 
fiir sich. 

Es ist aber andererseits — falls eine solche Beimischung nicht an- 
zunehmen ist — wohl kaum denkbar, daB im Lachesis-Gift ein auch 
dem Antigen Crotalus zukommender Bestandteil enthalten ist. Ware 
dies tatsachlich der Fall gewesen, so hatte auch bei der Reaktion 
Crotalus-Gift — botropisches Serum eine Komplementablenkung ein- 
treten mussen, ausgenommen, wenn der gemeinsame Bestandteil sich in 
Crotalgift unter Verhaitnissen befindet, die ihm eine Lieferung von 
Antikorpern veranlassende Einwirkung auf die Zellrezeptoren nicht ge- 
statten, Oder die Moglichkeit einer Bindung in vitro bei der Probe der 
Komplementablenkung nicht gewahren. Immerhin ist aber, wie gesagt, 
die Sache merkwiirdig und bemerkenswert. 

<1 * * 

* 

Die aus vorliegenden Untersuchungen sich ergebende praktische 
SchluBfolgerung diirfte nachstehende sein: 

Im crotalischen bzw. botropischen Serum sind tatsachlich zum Gifte 
von Crotalus bzw. Lachesis in Beziehung stehende, durch Kom¬ 
plementablenkung nachweisbare Antikorper enthalten. Das mehrwertige 
ophidische Serum enthalt Antikorper fiir beiderlei Gifte; ferner ist das 
Bestehen irgendeiner Analogic zwischen den beiden als Antigene an- 
zusehenden Giftgruppen wahrscheinlich. 


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CentralbJ. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. US. Heft 1. 


Nachdruck verboien. 

Qeber Lahmungen im Verlauf der ToUwutschutzimpfimg. 

Von Stabsarzt Dr. fterhard Simon, 

Voretand der bakteriologischeu Abteilung der hygienisch-chemischen Untersuckungs- 
stelle beim Sanithtsamt VII. Armeekorps in Munster i. W. 

Die Entdeckung der Schutzimpfung gegen Tollwut and ihre Ein- 
fiilirung beim Menschen durcb erfolgreiche Impfung des kleinen, von 
einem tollen Hunde gebissenen Joseph Meister im Sommer 1885 
ist die unsterbliche Tat Louis Pasteurs. Weil es durch diese Art 
Impfung gelang, mit Tollwut infizierte Leute vor einem sicheren, 
grausigen Tode zu retten, nannte sie Hbgyes 1 ) die Rettungsimpfung 
und bezeichnete damit zugleich treffend den durch Pasteur gemachten 
gewaltigen Eortschritt in der Methodik der menschlichen Schutzimpfung. 

Aber nock weiter hat diese geniale Entdeckung Gutes gewirkt, indern sie die 
Wissenschaft zur Erforschung der Tollwut anregte. Das erste Ergebnis war die 
Wiederentdeckung der schon von van Swieten*) 1753 besckriebenen, aber wieder 
vergessenen paralytiscken Form der "Wilt beim Menschen. Diese Krankheitsform 
unterscheidet sick klinisch von der rasenden sogenannten klassisehen Wut durch 
schnell auftretende Lahmungen und verlauft unter Bulbiirerscheinungen stets todlich. 
Gemeinsam ist beiden Formen die Wasserscheu, die Lichtscheu und die reflek- 
torischen Schling- und Atemkrampfe. Gamaleia 3 ) veroffentlichte 1887 19 Fiille 
solcher paralytischer Wut beim Menschen und erkliirte sie als Ausdruck einer 
starkeu Infektion bei besonders fur Wut empfanglichen Menschen. Pasteurs 
Gegner aber sahen in ihnen einzig und allein eine schadliche Folge der Impfung; 
sein Landsmann Lutaud 1 ) erklarte: M. Pasteur ne guerit pas la rage, il la 
donne. Und Peter 5 ), ebenfalls ein Franzose, nannte die rabies paralytica „rage 
du laboratoire 11 . Von den Deutschen bekiiinpfte aus gleichem Grunde besonders 
der Wiener Professor v. Frisch 6 ) die Methode. Pasteur selbst gab die ex- 
perimentelle Widerlegung dieser Behauptung in folgender Weise: Die Differential- 
diagnose, ob in solchen Fallen wirkliche oder Laboratoriumswut vorlage, ergebe sich 
aus der Inkubationsdauer subdural infizierter Kaninchen. Eine Inkubation von 
14—17 Tagen zeige, dafl der Tod des Menschen durch den BiS eines tollwutigen 
Tieres, eine von 6—7 Tagen, daB der Tod des Menschen an Laboratoriumswut 
erfolgt sei 7 ). Eigentliche Beweise fiir die Gefahrlichkeit der Pasteurschen 
Schutzimpfung konnte man nicht erbriugen. Die Idee hielt ihren Siegeszug durch 
die ganze kultivierte Welt. Mit berechtigtem Stolz konnte Grancher 8 ) in seiner 
Festrede zur Einweihung des Pariser P aS te u r - Institute am 14. XI. 1888 an- 
fiihren, dafi auSerhalb Frankreichs bereits 21 solcher Institute errichtet seien und 
bis jetzt nicht weniger als 4836 von tollwutigen Tieren Gebissene sich der Be- 
handlung nach Pasteur ohne Schaden unterzogen hatten. 

Auller diesen schweren, stets todlich verlaufenen Fallen paralytischer Wut 
wurden alljahrlich von den verschiedensten P a s t e u r - Instituten eigenartige Er- 
krankungen des Riickenrnarks oder peripherer Nerven gemeldet, die wahrend oder 
kurz nach Beendigung der Impfung auftraten. Sie zeigten klinisch ineist das 
Bild einer schnell einsetzenden Paraplegie der Beine mit Blasen- und Mastdarm- 
liihmung. seltener das der aufsteigenden Landry schen Bulbiirparalyse und noch 
seltener periphere Nervenentzundungen. Der einzelne Fall mochte je nach seinem 


1") Hogyes, Lyssa, Nothnagels spez. Therap. u. Pathol. Bd. 5. Abt. 1. 1897. 

2) Brouardel, Bull. d. 1’Acad. d. m6d. 1897. p. 777. 

3) Gamaleia, Etudes sur la rage paralvtique chez l’homme. (Ann. de 
1’Inst. Pasteur, T. 2, 1887.) 

4) Lutaud, M. Pasteur et la rage. Paris 1887. 

5) Peter, Les vaccinations antirabiques. (Journ. de Micrographie. 1887. 
p. 449.) 

6) v. Frisch, Die Behandlung der Wutkrankheit. Wien 1887. 

7) Pasteur a Duclaux, Ann. de l’Inst. Pasteur. T. 2. 1888. 

8) Inauguration de l’Instit. Pasteur. (Ebenda.) 


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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


73 


kliniscben Bild und den in Betraeht kommenden Nebenumstiinden eiue besondere 
Erklarung rechtfertigen. Dem ferner stehenden Leser inuliteu alle diese Vor- 
kommnisse tlurck die Kegelmudigkeit ihrer Erscheinung und die Gleichartigkeit 
des Krankheitsbildes schliellliek dock auffallen und Zweifel an der vbliigen Un- 
sehadlichkeit der Methode aufkommen lassen. Eine groliere Arbeit liber (Fiese Er- 
krankungen erBckieu aber erst 1905 von Rem linger 1 ), dem Direktor des 
Pasteur-Institute in Konstantmopel, mit der Begriindung, dad jetzt, nackdem 
die grolie Entdeckung Pasteurs liberal 1 anerkannt, der Augenbliek gekommen sei, 
Liikmuugserscheinungen, die man ausnakmsweise bei der Impfung beobaektet, zu 
studieren. Er veranstaltete zu diesem Zwecke eine Umfrage bei 25 grdderen 
P a s t o u r - Instituten, bringt als Resultat 2b Kruukheitsgeschickten, kurze Skizzen 
liber 15, ikm aus lieferaten bekannt gewordene Fiille und eine statistiseke Zu- 
sammenstellung liber 107 712 Geimpfte. 

In der deutsckeu Tollwut-Literatur kat man weder vor, noek naek der 
Remlingerseken Arbeit dieeen Sckiidigungen groliere Bedeutuug beigelegt, son- 
dern sic nur nebeuher 2 ) oder gar nicht 3 ) erwiiknt. Aktuell wurde diese Frage 
in Deutschland ja auck erst, als kn Breslauer Institut 2 Persoueu wahrend der 
Schutzimpfung sekwer an Liikmungsersckeinuugeu erkrankten und 1909, 1910, 
3 aknlicke Fiille in der Berliner Wutschutzabteilung sich ereigneten. 

Am wichtigsten bei diesen Liihinungen ist die Frage nack ikrer Aetiologie. 
Sie ladt sich zurzeit in der Hauptsacke nur mit einer gewissen Wakrsckeinlickkeib 
an der Hand der Kasuistik losen, da der Tolhvuterregcr nock nicht gefunden ist, 
Negrische oder Lentzsche Korper als fur die Krankkeit spezifischc Gebilde 
sich bisher beim Lebenden nickt kaben nachweisen lassen: die Verimpfung von 
Sekreten, Speickel, Lumbalflussigkeit auf gecignete Versuckstiere nickt als zu- 
verliissiges, diagnostisckes Hilfsnnttel anzuseiien ist. Die Kasuistik hat aber nur 
Wert, ivenn sie mbglichst umfangreick ist. 

Aulier der schon erwahnten Rernlingerschen Arbeit, die unvollstiindig 
und auBerdem jetzt veraltet ist, gibt es keine weitero Arbeit von Gesundkeits- 
sehadigungen durch die Wutschutzbehandlung. Nur Muller 4 ) kat den ersien 
Fall aus der Breslauer Klinik, mehr voru neurologischen Standpunkt aus, niiker 
bearbeitet und in tabellarischer Form die Rem 1 i n ge rsche Kasuistik kurz wieder- 
gegeben. 

Sons! sind immer nur einzelne Falle beschrieben und diese Ver- 
offentlichungen finden sich in der ganzen Literatur zerstreut. Das 
alles sind wohl Grtinde genug, ein genaueres Eingehen auf die vor- 
liegende Kasuistik zu rechtfertigen. In folgendem sollen die einzelnen 
Falle, zeitlich geordnet, kurz unter folgenden Gesichtspunkten, soweit 
sie aus der Literatur erhaltlich, angefuhrt werden: Alter, Geschlecht, 
Stand, InfektionsanlaB, Beginn der Erkrankung in bezug auf Tag der 
Infektion und der ersten Impfung, Art der Erkrankung, Verlauf und 
Dauer, Behandlung. Das Institut, in dem sich der Fall ereignet hat, 
steht in Klammern neben dem Namen des Autors. Um aus der kurzen 
Krankengeschichte gleich zu erkenncn, ob die Verletzung von sicher 
tolhvUtigem, wahrscheinlich tolhvutigem. tollwutverdachtigem oder nicht 
verdachtigem Mensch oder Tier herriihrt, bezeichne ich in Anlchnung 
an das Pariser Schema, das infizierende Tier oder Objekt mit A, B, C, 
D und die einzelnen Gruppen als A-. B-, C-, D-Gruppe. 


1) Remlinger, Accidents paralytiques au cours du traitement antirabique. 
(Ann. de l’Instit. Pasteur. T. 19. 1905.) 

2) Marx, Lyssaimmunitat. (Kolle-Wassermann, Handb. d. pathogen. 
Mikroorgan. Bd. 4. T. 2. 1904. p. 1264—1328.) — Frosck, Lyssa. (Ebenda, 
Erganzungsbd. 1907.) 

3) Hogyes, 1. c. — Casper, Pathologic der Tollwut. (Ergebn. d. allgem. 
Pathol. Bd. 7. 1901.) — Kraus, R., Ueber Methoden der Schutzimpfung gegen 
Lyssa. (Kraus-Levaditi, Handb. d. Tecknik u. Method, d. Imiuumtats- 
forsch. Bd. 1. 1908.) 

4) Muller, Ueber akute Paraplegieen nach Wutechutzimpfungen. (Deutsche 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 34. 1908.) 


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74 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Jahr 1888. 

Fall 1. Gonzales 1 ) (Barcelona), cf, bekommt im Verlauf der Wutschutz- 
impfung nach dem Ferr&nschen Verfahreu eine Lahmung der Beine und Ge- 
sichtsmuskeln. Heilung. 

Fall 2. Gonzales 1 ) (Barcelona), o', Offizier, wird am letzten Behandlungs- 
tago nach dem Ferranschen Verfabren von einer Faraplegie beider Beine be¬ 
fallen. Die Lahmung widerstand jahrelang jeder Therapie. 

Fall 3. Gonzales 1 ) (Barcelona), cf, erkrankt nach der letzten Impfnng 
an einer Paraplegie der Beine. Krankheitsdauer: 6 Monate. Heilung. 

Jahr 1889. 

Fall 4. Bareggi*) (Mailand). 

25-jahr. 3 alle 5 erkrankten einige Tage nach Beeudigung der Kur 

Fall 5. 5-jahr. Kind nach dem Ferr&nschen Verfahren, nachdem sie von der 

Fall 6. 46-jahr. <5 Infektion mit Tollwut fur geheilt oder fur nicht infiziert 

Fall 7. 46-jahr. 3 erklart waren. Die Krankheitssymptome waren bei alien 

Fall 8. 35-jahr. 3 gleich. Nach einem kurzen Prodromalstadium, bestehend 

in Fieber, Kopfweh, Appetitmangel, JErbrechen, trauriger Verstimmung trat Schwache 
der Beine auf. Ee entwickelte sich rasch eine Lahmung erst des einen, dann dee 
anderen Beines mit Urinverhaltung, Herabsetzung der Beriihrungsempfindlichkeit und 
Reflexe am gelahmten Unterkorper. 

Die Krankheit dauerte bei keinem iiber 1 Woche und endete in alien 5 Fallen 
todlieh. Gegen Ende trat unter ansteigender Temperatur Erschwerung der Sprache, 
Lahmung der Nackenmuskulatur, Schielen, Erweiteruug der Pupillen auf. Sehling- 
beschwerden, Wasser- oder Lichtscheu, Speichelflud wurden nicht beobachtet. 

Die Autopsie ergab starke Hyperamie des Zentralnervensystems, Triibung 
der harten Hirnhaut ohne Exsudat. 

„Dio Impfungen des Riickenmarks in das Innere des Gehirns der Kaninchen 
verursacht bei ihnen die gewohnliche paralytische Wut, wie sie durch anhaltend 
veretiirktee Virus hervorgerufen wird. Die ersten Symptome zeigen sich am 5. bis 
6. Tag, der Tod tritt am 7. Tage ein“, p. 219. Erst durch die Autopsie und 
den Tierversuch wurde es klar, aall es sich bei alien 5 Personen wirklich um 
Wut gehandelt hat. 

Leider enthalt die Arbeit keine Angaben uber die BiBverletzungen und das 
beifiende Tier. 

Ueber die Arbeit Bareggis existiert in der auSeritalienischen Literatur nur 
ein ganz kurzes Referat Bordoni-Uffreduzzis in Baumgartens Jahresber. 
1889, p. 142 mit einer Fufinote, in der Referent sagt, dafl die italienische Regierung 
auf das Vorkommnis hin die Schliefiung des Institute anordnete und weitere An- 
ordnung der Ferrdnschen Methode verbot. Ueber die Krankheitserscheinungen 
und das Tierexperiment sagt das Referat niehts aus. Ich habe deehalb die Original- 
arbeit iibersetzt und ihren Inhalt hier etwas ausfiihrlich wiedergegeben, um die 
in der Literatur immer wieder auftauchenden Zweifel iiber die Natur der Todes- 
falle damit. zu beheben. 

Jahr 1891. 

Fall 9. Laveran 3 ) (Paris). 22-jahr. tf, Soldat, kein Alkoholiker, kein 
Hysteriker, wird von einem C-Hund in das linke Knie gebissen, erkrankt am 
8. Behandlungstag, dem 18. nach dem Bid mit Niedergeschlagenheit, Schmerzen in 
der Bidwunde, Schlaflosigkeit. Bald tritt starke Parese der unteren Extremitaten 
ein, Schlingbeschwerdeu ohne Wasserscheu. Heilung innerhalb 20 Tagen. Die 
Schutzimpfung ist am 5. Krankheitetage ausgesetzt worden, wird aber nach Genesung 
wieder aufgenommen und ohne Zwischenfall beendet.. Gleichzeitig Geimpfte eind 
gesund geblieben. 

Falt_ 10.Sabarthez 4 ) (Paris)._ 42-jahr. o", nicht nervos, wird von einem 
D-Hund in den linken Unterarm gebissen. Auf Driingen des Arztes vorsichtshalber 
Schutzimpfung im Tnstitut Pasteur. Lange Riiekfahrt mit der Bahn nach seiner 

1) Gonzales, Un caso de rabia paralitica producida par las inoculacionee 
preventivas; curacion. (Gaz. med. catalon. Vol. 11. 1888. p. 45—57.) 

2) Bareggi, Sur cinque casi di rabbia paralitica de lalxiratorio nell’uomo. 
(Gaz. med. ital. Lombards. Vol. 48. 1889. p. 217—219.) 

3) Laveran, D’une forme attdnu<?e de la rage observoe nendant le cours 
du traitement par les inoculations preventives. (Bull, et mdm. de la soc. m4d. d. 
hopit. de Paris. T. 8. 1891. p. 191—200.) 

4) Sabarthez, Rage attenu£e produite trfcs probablement par lee inoculations 
pasteuriennes. (Gaz. d. h6pit. T. 64. 1891. p. 1311.) 



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Simon, Ueber Liihmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


75 


Heimat Perpignan. 3 Tage nach beendeter Kur, 2G Tage nacli dem Bid, bemerkt 
Patient, dali er seine Zigarette nicht mehr im Munde balten kann. Inuerbalb der 
nachsten 2 Tage treteu uuf: Sprachstoruugeu, Doppelbildersehen, Licbtscheu, Tris¬ 
mus, Atemnot, Herzangst, Prostration. Dauer der Xrankkeitsersckeinuugeu: 7 Tage, 
dann langsame Besseruug und Heilung zuletzt der Faeialisparese. 

Jahr 1892. 

Fall 11. Novi et Poppi 1 2 ) (Bologna;. 21-jtihr. o", von einein A-Huud in 
das hosenbedeckte linke Knie gebisseu, erkrankt am 20. Behandlungstag, dem 23. 
nach dem Bid, plotzlich nachts mit keftigen Jttuckenschmerzen. Am nachsten 
Morgen Fieber, Schwacke der Beine mit schnellem Uebergang in Lahmung, Urin- 
und Kotverhaitung, Erldschen der Haut- und Sehnenreflexe. Nach 7-tagiger 
Krankheitsdauer tritt Besseruug, schliedlich vollige Heilung ein. Die Schutz- 
impfung wird wahrend der Krankheit fortgesetzt, sogar 5-, 4- und 3-tagiges 
Mark intravenos eingespritzt. 

Fall 12. Bordoni-Uffreduzzi*) (Turin). 40-jahr. o", von cinem B- 
Hund in den Unterarm gebissen, erkrankt 1 Tag nach beendeter Kur, 24 Tage 
nach dem Bid, mit Appetitlosigkeit, Widerwillen gegen Speisen, Schwache in den 
Beinen. Basch eintretende Lanmung der Beine, der Blase und dee Mastdarms. 
Dauer der Lahmungserseheinungen 6 Tage. Heilung nach 15 Tagen. 

Jahr 1894. 

Fall 13. Kraiouchkine 3 ) (St. Petersburg), (f , von einem A-Hund am 
rechteu Mittelfinger gebissen. Beginn der Bckandlung 2 Tage nach dem Bid in 
stark erkaltetem, hochfieberndem Zustand. Patient fakrt trotzdem tiiglieh bei 
strengster Winterkiilte schlecht zugedeckt von Kronstadt nach Petersburg zur Be- 
handlung im Pas teu r-Institut, erkrankte am 3. Bekandlungstage, dem 11. nach 
dem Bid mit heftigen Schmerzen in der Impfgegend, die am 15. Behandlungstage 
mit erneuter Heftigkeit wiederkehren. Am 16. Behandlungstage, dem 18. nach 
dem Bid, neuralgische Schmerzen in Brust und Armen, Hyperasthesie des 
Rumpfes, gesteigerte Kniescheibenreflexe, 4 Tage spater Parese der Beine. Urin- 
und Kotverhaitung. Dauer der Lahmungserseheinungen 9 Tage. Nach weiteren 
6 Tagen vollige Heilung. Die Einspritzungen werden am 13. Behandlungstage aus- 
gesetzt. Es war nur 1- und 2-tagiges Mark verwendet worden. 4 andere von dem- 
selben Hund Gebissene und gleicnzeitig Behandelte blieben gesund. 

Fall 13. Murri 4 ) (Bologna), ol-jahr. cT, Zollwiichter, von einem C-Huud 
in das rechte Bein gebissen, erkrankt am 10. Behandlungstage, 16 Tage nach dem 
Bid, mit Unwoklsein, Uebelkeit; 2 Tage spater Frosteln, Parasthesien der Beine. 
Innerhalb weiterer 2 Tage entwickelt sich Paraplegie der Beine; Urinverhaltung. 
unfreiwilliger Kotabgang, allgemeine Hinfalligkeit, Analgesie der Beine und der 
unteren Rumpfhalfte. Nach 5 Tagen Riickgang der Lahmungen. Dauernd fieber- 
frei. Nur eine jetzt einsetzende Cystitis infolge Katheterinfektion halt ihn noch 
weitere 4 Wochen im Spital. Geheilt entlassen. Behandlung nicht ausgesetzt; 
wahrend der Lahmung wird sogar 2mal taglich je 3 ccm 6—3-tag. Mark injiziert. 

Fall 15. Bordoni-UfFreduzzi 5 ) (Turin). 14-jahr. Kind, von einem 
A-Hund in die Hand gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstage, dem 20. nach 
dem Bid, mit Kopfweh, Niedergeschlagertheit, Appetitmangel. Nach weiteren 4 Tagen 
stellen sich lanzinierende Schmerzen in den Beinen ein, denen bald eine von den 
Beinen bis zum Kehlkopf aufsteigende allgemeine motorische Lahmung mit Sensi- 
bilitatsstorungen folgt. Wahrend der 4-tagigen Dauer der Lahmung treten Wutan- 
falle und SpeichelfluS auf. Dauernd fieberfrei. Heilung nach mehreren Monaten. 
Die Einspritzungen von 14—3-tagigem Mark wurden am 3. Krankheitstage aus¬ 
gesetzt. Unter 2207 in den Jahren 1886—94 Geimpften der 1. Fall! 


1) Novi et Poppi, La prima guariguione di un caso gravo di rabbia 
nell’uomo. (Bull, de la sc. med. di Bologna. 1892.) 

2) Bordoni-Uffreduzzi, A proposito di un caso di guarigione di rabbia 
nell’uomo. (Riform. med. 1892.) 

3) Kraiouchkine, Sur 1’effet dee injections sous-cutanees de virus fixe 
de Ie rage. (Arch. d. scienc. biolog. de St. P^tersbourg. 1897. p. 312.) 

4) Murri, Sulla guaribilita della rabbia paralitica. (II Policlinico. Vol. 8. 
1894. p. 357.) 

5) Bordoni-Uffreduzzi, De la gutirison spontan^e des formes de fausse 
rage chez lea persones eoumises au traitement Pasteur. (Statist, de ITnstit. 
Municip. de Turin. 1886—1894; Ann. de ITnstit. Pasteur. T. 9. 1895. p. 772.) 


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76 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. (58. Heft 1. 


Jahr 1897. 

Fall 16. Rendu 1 ) (Faria). 26-jahr. a”. Seziersaaldiener, sticht sich beim 
Aufhebeu des Fankreas eines an Tollwut verstorbenen Mannea in den Finger, er- 
krankt am 11. Behandlungstag, dem 13. nach der Verletzung mit Schiittellrost, 
bekommt deshalb ein Bad verordnet. Bald nach dem Bade bekommt er Fariistheaie 
der Beine mit. achnell folgcnder Paraplegic, Urinverlialtung, Kotabgaug, auf- 
steigende Lahmung bis zu den Armen, Tachvkardie, Atemnot. Am 6. Krankheits- 
tage tritt unerwartete Besserung ein. Sctmelle Heilung. 

Die Schutzimpfung wird nicht uuterbrochen. 

Fall 17. Roux 2 ) (Faria). von einem A-Hund gcbisseu, fiihrt nach der 
letzten Einspritzung, dem 27. Tage nach dem Bill, von Farm nach Orleans zuruck. 
Am Abend bemerkt er Harnverhaltung. Es cntwickelt sich in den niiehsten Tageu 
eine Lahmung beider Beine. Dauer der Lahmung 8 Tage. Heilung. 

Fall 18. Brouardel 3 ) (Faris). d"> von einem A-Hund in die rechte 
Hand gebissen, fiihrt am letzten Behandlungstag, 31 Tage nach dem Bid, in seine 
lieimat nach Bordeaux zuruck. Beim Verlassen des Zuges bemerkt er eine starke 
Schwiiche der Beine, die schnell in vollige Lahmung mit Urinverhaltung iibergeht, 
am 6. Krankheitstag sind auch die Hande paretisch, Fupillen ungleicn, A tin ling 
und Fuls beschleuuigt. Es entivickell sich weiter Decubitus, Herzschwaehe, Tracheal- 
rasseln. Diese schweren Krankheitserschcinungen bleiben 18 Tage besteheu, daun 
tritt unerwartet schnelle Heilung ein. Subdurale Verimpfung des Speiehels au£ 
Kaninehen bleibt wirkungslos. 

'Fall 19. I vo Novi 4 ) (Bologna). 50-iahr. o’, von einem C-Hund in das 
liuke Knie gebissen, erkrankt am lo. Behandlungstag, dem 20. nach dem Bill, mit 
Lahmung der Beine. Es tritt bald Besserung, aber keine Heilung ein. Niihcres 
Schicksal unbekannt. Bei Ein tritt der Liihmungen wird viruleutes Mark intra- 
venos iniiziert. 

Fall 20. I vo Novi 4 ) (Bologna). 25-jithr. cf, von einem A-Hund in die 
rechte Hand gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstag, 52 Tage nach dem Bid, 
mit rheuniatiscnen Schmerzen in der Lendengegeud, allgemeiner Schwache. Er tritt 
Faraplegie der Beine hinzu. Schnelle Heilung. Bei Beginn der Krankheit wird 
virulentes Material intravenos injiziert und eine 2. Kur angesehlossen. 

Fall 21. Ivo No vi (Bologna). 27-jahr. a*. von einem C-lIund gebissen, 
erkrankt am 18. Behandlungstage, 23 Tage uach dem Bill, mit Fieber, Kreuz- 
schmerzen, ansehliedend Faraplcgie der Beine und Urinverhaltung. Heilung. Die 
Schutzimpfung wird auch wiihreud der Krankheit fortgesetzt. 

Fall 22. Calabrese 5 ) (Neapel). cf, Bill in die Wade ohne nahere Angabe, 
erkrankt am 10. Behandlungstage, 30 Tage nach dem Bid mit Fieber, Aufgeregtheit, 
Schwache der Beine, Urin- und Kotverhaltuug. Krankheitsdauer: einige Tage. 
Heilung noch vor Beendigung der Kur, die wiihrend der Krankheit nicht unter- 
brochen wird. 

Fall 23. Brault 6 ) (Algier). o’- von einem D-Hund gebissen, bekommt 
am 13. Behandlungstage cine komplette Faraplegie der Beine mit Urin- und Kot- 
verhaltung. Heilung nach 15 Tagen. Bei Beginn der Krankheit werden die Ein- 
spritzungen ausgesetzt. , 

Fall 24. Brault 6 ) (Algier). 28-jiihr. cf, von einem D-Hund gebissen, er¬ 
krankt am 5. Behandlungstage, 28 Tage nach dem Bid, angeblich infolge eines 
kalten Bades, mit Fieber und Farese der Beine. Innerhalb 8 Tagen entwickelt sich 
eine Lahmung der Beine, Blase, des Mastdarmes. Langsame Heilung nach 3 Mo- 
naten. Behandlung mit Krankheitsbeginn ausgesetzt. 


1) Rendu, Paralysie ascendante aigue survenue au cours du Iraitement 
antirabique. (Bull, de f’Acad. de Med. T. 37. 1897. p. 720—737.) 

2) Roux, ebenda. p. 732. 

3) Brouardel, Sur les paralysies au cours du traitement antirabique. (Bull, 
de l’Acad de m6d. T. 37. 1899. p. 168—780.) 

4) Ivo Novi, La eura dell Pasteur nell Institute) antirabbico di Bologna, 
dal 1. I. 1894 — 30. VI. 1897. (Bull. d. scienz. med. di Bologna. 1897.) 

5) Calabrese, Contributo alio studio della rabbin paralitica nelFuomo. 
(La Riform. med. Vol. 3. p. 256—268, 278, 290.) 

6) Brault, Paraphigie survenue au cours du traitement antirabique. (Bull, 
do l’Acad. de m<5d. T. 37; zitiert nach Rem linger, p. 629. An der von Rera- 
linger zitierten Stelle findet sich der Fall nicht. Auch Sou lid soli ihn ver- 
offentlicht haben.) 


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Simon, Ueber Lahmungeu im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


77 


Jahr 1898. 

Fall 25. Darkschewitz 1 ) (Kasan). 32-jahr cf, von einem B-Hund in 
den Finger gebissen, erkrankt 3 Tage nach beendeter Kur, 12 Tage nacb dem Bill, 
im AnschluB an ein FuBbad mit Schwiiche in beiden FfiUen, Schnierzen und 
Schwiiche in Armen und besonders in den Fingern mit Abmageruug der Fiuger- 
muskulatur. Dauer der Krankheit iil>er 10 Monate. Heilung. 2 vom gleichen IIund 
Gebissene und gleicbzeitig schutzgeimpfte Manner blieben gesund. 

Fall 20. Darkschewitz 1 ) (Kasan). 28-jahr. cf Trinker, von einem D- 
Hund gebissen, wird vorsichtshalber schutzgeimpft; erkrankt 1 Woche nach be¬ 
endeter Kur, 1 Monat nach dem Bill plotzlich an rechtsseitiger Facial isparese; 
nach 2 Tagen tritt auch eine linksseitige Facialisparese auf. Kraukheitsdauor iiber 
0 Monate. Heilung. 

Fall 27. Tonni 2 ) (Athen). Kind, von einem D-Hund gebissen, erkrankt 
im Anschluli an die Wutbehandiung mit Lahmung der Beine, Urin- und Kotver- 
haltung. Heilung in 12 Tagen. 

Jahr 1900. 

Fall 28. Puscariu et Lebell 3 ) (Jassy). Bei von 200 nach ihrer Methode 
I 1896 bis 20. 3. 1900 schutzgeimpften Patienteu stellte sich am 8.—10. Tage der 
Behandlung, dem 10.—18. nach dem BiB, leichtes Fieber, Gliederparese, Harn- 
Stuhlverhaltung und Sensibilitiitsstorungen der unteren Rumpfhiilfte ein. Heilung 
noch wahrend der nicht unterbrochenen Behandlung, zu welcher uicht erwarmte 
Emulsion frischen Markes und 80—85° C warme Emulsionen in Abstufungen von 
5° zu 5° verwendet wurden. Einzelheiten verdanke ich dor Liebenswiirdigkeit von 
Herrn Professor Puscariu, der mir noch weiter bis 1908 vorgekommene Ffille 
mitzuteilen die Giite hatte. 

Fall 28a. Puscariu (Jassy), von einem A-Tier gebissen, erkrankt-am 13. Be- 
handlungstag (16. Einspritzung), dem 13. Tage nach dem BiB, mit leichten 
Schmerzen m den Untergliedern, Ham- und Stuhlverhaltnng. Die Erscheinungen 
gehen schnell voriiber. Die Behandlung wird bei Krankheitsbeginn unterbroehen, 
spater zu Ende gefiihrt. 

Fall 29. Puscariu (Jassy), von einem A-Tier gebissen, erkrankt am 13. Be- 
handlungstage nach der 14. Einspritzung, 16 Tage nach dem BiB, mit leichten 
Schmerzen in den unteren Extremitaten, Harn- und Stuhlverhaltung. Die Er¬ 
scheinungen gehen schnell voriiber. Die Behandlung wird nicht unterbroehen. 

Fall 30. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen, erkrankt am 7. Be- 
handlungstage, nach der 13. Einspritzung, 10 Tage nacn dem BiB, unter ahnlichen 
Erscheinungen wie Fall 28 und 29. Schnelle Heilung. Die Schutzimpfung wird 
nicht unterbroehen. 

Fall 31. Puscariu (Jassy), von einem B-Tier gebissen, erkrankt am 12. Be- 
handlungstage, nach der 12. Einspritzung, 18 Tage nach dem BiB, wie Fall 28. 
Schnelle Heilung. Die Schutzimpfung wird nicht unterbroehen. 

Fall 32. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen. erkrankt am 11. Be- 
handlnngstage, nach der 27. Einspritzung, 22 Tage nach dem BiB, mit Fieber, Parese 
der unteren Extremitaten, Harn- und Stuhlverhaltnng. Die Krankheitserscheinungen 
halten einige Tage an, Heilung. Die Schutzimpfung wird fortgesetzt. 

Fall 33. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen, erkrankt am 11. Be- 
handlungstage nach der 25. Einspritzung, 16 Tage nach dem BiB, wie Fall 32. 
Daner der Krankheit einige Tage. Heilung. Die Schutzimpfung wird r.uch wfihrend 
der Krankheit fortgesetzt. 

Fall 34. Puscariu (Jassy), von einem A-Tier gebissen, erkrankt am 14. Be- 
handlungstage, nach der 24. Einspritzung, 15 Tage nach dem BiB, wie Fall 32. 
Dauer der Krankheit einige Tage. Heilung. Die Schutzimpfung wurde wfihrend 
der Krankheit ausgesetzt, dann zu Ende gefiihrt. 

Fall 35. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen, erkrankt am 10. T?p- 
handlungstage. nach der 10. Einspritzung, 16 Tage nach dem BiB, wie Fall 32. 
Dauer der Krankheit einige Tage; dann Heilung. Die Schutzimpfung wird nicht 
unterbroehen. 


1) Darkschewitz, Zur Frage von den Liihmungserscheinungen bei Pasleur- 
3chen Tmpfungen. (Neurol. Centralbl. Bd. 17. 1898. p. 98—102.) 

2) Tonni, Compt. rend, statist, de l’lnst. antirab. du Caire. 1899—1901. 
(Zitiert nach Rem linger, Ann. Instit. Pasteur. 1905. p. 637.) 

3) Puscariu et Lebell. Compt. rend, sur le traitement antirabique. (Arch, 
des scienc. med. de Boucarest. 1901). p. 156.) Herr Prof. Puscariu war so 
liebenswiirdig, mir die sonst nicht zugangliehe Arbeit zu ubersenden und in zwei 
Briefen mir nahere Auskunft fiber die beobachteten Fiille zu geben. 


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78 


Centralbl. f. Bakt. ere. I. Abt. Originate. Bd. 68. Hett 1. 


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Fall 36. Puscariu (Jassy;, von einem A-Tier gebissen, erkrankt am 14. Be- 
Uandlungstage, nacb der 22. Einspritzung, 19 Tage nach dem Bill, init aufsteigen- 
der Liihmung, die aucb die Arrne ergreift, nach ca. 3 Wochen zuruckgeht und 
schUelilich vollkoinmen heilt. Die Schutzimpfung wird wahrend der Krankheit 
nicht unterbrochen. 

Fall 37. Puscariu (Jassy), von einem C-Huud gebissen, erkrankt am 10. Be¬ 
handlungstage, nach der 10. Einspritzung, 18 Tage nach dem Bill, unter dem 
klinischen Bild einer aufsteigendeu Landryschen Paralyse, die 20 Tage dauert, 
dann zuriiekgeht und schlielllich vollkoinmen heilt. Die Schutzimpfung wird nicht 
unterbrochen. 

Fall 38. Borger 1 ) (Weltewredcn). 25-jahr. d" Fiisilier-Insulaner, von 
einem (J-IIund oberfliichlich ins Bein gebissen. Begiun der Behandlung 4 Tage 
nach dem Bill, Beginn der Erkrankung am 10. Behandlungstage, dem 14. nach 
dem Bid, mit Fiebcr 39,2° C. Kopfweh, Riickehschmerzen, die nach den Beinen 
ausstrahlen. Nach einigen Tagen tritt Parese und Pariisthesie der Bcine mit Harn- 
verhaltung auf, bald Paraplegie mit Aniisthesie der Beine, Hyperasthesie derWirbel- 
dornfortsatze, 12 Tage spiiter Cystitis, Incontinentia urinae et alvi, nach 4 Monaten 
Decubitus. Tod am 161. Krankheitstage. Behandlung nach Pasteur, raittclsUirk, 
war nur 2 Tage ausgesetzt., dann zu Ende gefuhrt worden. Sektion: Ilyperaeinia, 
oedema cerebri et medullae spinalis, hydrocephalus externus. Mikroskopisch: aus- 
gebreitete Degeneration des Riickenmarks, hauptsiichlich der weillen Substanz. 
Impfung nicht gemacht. 

Fall 39. Borger 1 ) (VVeltewreden). 35-jahr. d", Europaer, Schiffer, gleich- 
zeitig mit 30 anderen Personen von einem C-Hund gebissen; oberfliichliche Finger- 
wunde, erkrankt am 10. Behandlungstage, dem 24. nach dem Bid, mit Kopfweh, 
Bauch- und Iluckenschmerzen, Parasthesien; in den folgenden 4 Tagen tritt hinzu: 
Retentio urinae et alvi, Parese der Beine, Cystitis. Tod am 10. Krankheitstage. 
Sektion ergibt: Tuberkulose verschiedener Organe, Cystopyelitis, normales Rficken- 
mark. Tierversuch bleibt negativ. Behandlung: Pasteurs starke Kur, die auoh 
wahrend der Erkrankung fortgesetzt wird. 

Fall 40. Borger 1 ) (Weltewreden). 27-iahr. d\ Europaer, Matrose, von 
glcichem C-Hund, wie Fall 39 gebissen, erkrankt am 12. Behandlungstage, dem 
27. nach dem Bill, mit Kopf- und Gliederweh. Am nachsten Tage kurzdauernde 
Retentio urinae, dann Parasthesien, Aniisthesien der Beine, oberhalb llyperiisthesien, 
Lahinung beider Beine, im weiteren Verlauf Sensibilitatsstorungen una Parese der 
Arme. Dauer der Lahtnungen 14 Tage. Genesung nach 3 Monaten. Starke Be¬ 
handlung nach Pasteur, die bei Beginn der Krankheit ausgesetzt wird. 

Fall 41. Babes 2 ) (Bukarest). Kind, von einem D-Hund gebissen. tiekam 
im Laufc der Schutzimpfung eine vorubergehende Liihmung der Beine. 

Fall 42. Daddi 2 ) (Florenz). 26-jiihr. C f, Arzt, von einem A-IIund in das 
linke Knie gebissen, erkrankt am 9. Behandlungstage, 24 Tage nach dem Bill, mit 
Schmerzen in den Bidnarben, am nachsten Tage Paraplegie beider Beine, Urin- und 
Kotverhaltung. Krankheitsdauer 3 Wochen, Heilung. Schutzimpfung mit 14-5- 
tiigigem Mark wird nicht unterbrochen. Gleichzeitig Geimpfte bleiben gestind. 

Jahr 1901. 

Fall 43. H ey d en reic h 4 ) (Odessa). 4f>-jahr. 9, Magd, von einem C-Hund 
oberfliichlich an der Unken Hand gebissen. mufl tiiglich 8 Kilometer gehen, um sich 
imnfen zu lassen, erkrankt am 6. Behandlungstage, dem 11. nach dem Bill, mit 
Scnmerzen an der Einspritzungsstelle und Schwiiche der Beine. Nach 3 Tagen 
tritt unter Fieber Anorexie, Stuhlverhaltung und erhohte Schmerzempfindlichkeit 
des Rumpfes auf; dann doppelseitige Facialislahmung, erschwertes Schlucken, 
Harnverhaltung. Am 21. Tag Ruckgang der Liihmungen; es machen sich in der 
Rekonvaleszenz Anzeichen einer Paralyse bemerkbar, der die Magd nach 10 Monaten 
erliegt. Behandlung: 2mal tiiglich 1 Spritze nach dem intensiven Schema, 12 Tage 


1) Borger, Paralysen voorkommende in het verloop eener antirabische be- 
handeling (Geneeskund. Tijdschr. for Neederl. Indie. 1911.) Herr Professor 
Wenckebach, Direktor der med. Klinik in Strallburg, war so liebenswiirdig, mich 
auf diesc Arbeit aufmerksam zu machen. 

1) 1. c. 

2) Babes. La diagnostic rapide de la rage du chien mordeur. (La Presse 
m6d. 1900. p. 202.) 

3) Daddi, Sulla forme guaribilita della rabbia sviluppata nell’uomo. (Riv. 
crit. de clin. med. Vol. 1. 1900. p. 465. 

4) Heydenreich, Wirkhche Wntkrankbeit odcr angeimpfte modifizierte 
Wut? (Berl. klin. Wochenschr. Bd. 41. 1904. p. 1002.) 



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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


79 


iang, wird nicht unterbrochen. Ein gleichzeitig gebissenes, nber nicht sc'nutz- 
geimpftes Madcben bleibt geaund. 

Jab- 1902. 

Fall 44. Borger 1 ) (Weltewreden). 35-jiihr. cf> Europiier, Kauftuann, von 
einem A-Hund oberflaehlich am Finger gebissen, erkrankt am 14. Behandlungstage, 
dem 16. Tage nacb dem Bifi, init Lahmung der Beine, der Blase, dea Mastdarms, 
sehliefilich auch I’areae der Arme. Heilung nach 31 Tagen. Starke Behandlung 
nacb Pasteur, wiihrend der Kraukheit ausgesetzt, dann zu Ende gefiihrt. 

Fall 45. Borger 2 ) (Weltewreden). 29-jiihr. (f, Europiier, Ingenieur, von 
einem C-Hund am Dauruen gebissen, erkrankt am 20. Bebandlungstage, dem 50. 
nacli dem Bill, mit Harnvernaltung, Lahmung der Beine und des Mastdarms. 
Heilung nacb kurzer Zeit. Starke Behandlung nach Pasteur; 2 Tage ausgesetzt. 
dauu zu Ende gefiihrt. 

Jahr 1903. 

Fall 46. Borger 3 ) (Weltewreden). 30-jahr. o’. Europiier, Arzl. nie ge- 
bissen, laSt sich nur vorsichtshalber wegen semer Tiitigkeit am Pasteur-Inst itut 
schutzimpfen. Beginn der Kur am 27. 6. 1903. Beginn der Erkrankung am 9. 7. 
1903, also am 13. Behandlungstage mit Ivopfweh und Blasenschwiicbe von 24-stiin- 
diger Dauer. Schwachegefiibl in den Beiuen. Heilung nach 7 Tagen. Iveichte Be¬ 
handlung nach Pasteur, die bei Krankheitsbeginn ausgesetzt wird. 

Fall 47. Zaccaria*) (Faenza). 10-jahr. Kind, von einem A-Hund in den 
Unterschenkel gebissen, erkrankt am 8. Behandlungstage, 16 Tage nach dem Bifi, 
mit Schwache in Kreuz und Beinen, am niichstcn Tage Liihmung der Beine. Dauer 
der Liihmung 5 Tage. Heilung. Koine Unterbreehuug der Schutzimpfung, sondern 
Yerlangerung der Kur. In 5 Jahren der 1. Fall. 

Jahr 1904. 

Fall 48. Calabrese u. Russo 4 ) (Neapel). 12-jiihr. o". von einem B-Huud 
leicht am Arm verletzt, erkrankt am 13. Behandlungstage, 19 Tage nach dem Bifi. 
mit Schwache der Beine, der Blase, des Mastdarms, die bald in vollige Liihmung 
ubergeht. Unerwartet schnelle Heilung. Die Kur wird unterbrochen. In 3 Jahren 
der einzige Fall! 

Fall 49. Rem linger®) t Konstantino]>el). 13-jahr. o". vo, i einem B-Hund 
in den rechten Oberschenkel gebissen, erkrankt am 12. Behandlungstage, 19 Tage 
nach dem Bifi, mit Schwiiche in den Beinen, die er auf cine kalte Duscho am 
Morgen zuruckfiihrt. Am niichsten Tag sind Beine und Blase vollkominen geliihmt, 
am 3. Krankheitstag auch Arme, Nacken- und Gesichtsmuskulatur. Urin und Kot- 
verhaltung. Sehnenreflexe erloschen, Beriihrungsempfindliohkeit erhalten. Die l^iili- 
mung gent langsam zurflck, Heilung nach 38 Tagen, Schutzimpfung wird aus- 

f esetzt. Ein vom gleichen Hund geoissenes und gleichzeitig schutzgeimpftcs Kind 
leibt gesund. 

Fall 50. Borger 7 ) (Weltewreden). o"» Europiier. Backer, von einem D- 
Hund gebissen, erkrankt am 16. Behandlungstage, 17 Tage nach dem Bifi, mit 
Ischias: nach 8 Tagen rechtsseitige Facial is pa rose mit vermindertem Gesehmaek- 

t efiihl, Verstopfung. Heilung in 14 Tagen. Mittelstarke Behandlung nach Pasteur, 
ie nicht unterbrochen wird. 

Jahr 1905. 

Fall 51. Borger 8 ) u. Nyland (Weltewreden). 34-jahr. a", Europaer, 
nervoser Rittmeister, von einem A-Hund nicht gebissen, sondern nur berflhrt, er- 
krankte am 16. Behandlungstage mit Parasthesien in beiden Fufien und der rechten 
Hand, Schinerzen in Armen und Beinen, Facialisparese. Es entwickelt sich eine 
aufsteigendc Landrysche Liihmung. Heilung in 3 Wochen. Leichte Kur nacli 
Pasteur, die nur 1 Tag unterbrochen wird. 


1) Borger, 1. c. 

2) Borger, 1. c. 

3) Borger, 1. c. 

4) Zaccaria, Rendiconto della vacicnazione antirabbiche nel quinq. 1898— 

1902. Pisa 1903. Zitiert nach Rem linger, Ann. Inst.it. Pasteur. T. 19. 
1905. p. 631.) 

5) Calabrese e Russo, Rendiconto delle vaccinazioni antirabbiche del 


tricennio 

Pasteur. 


(Cornel 


1901—1903. 
T. 19. 1905. 


..W 


ivem linger, 


U1 • X. • Xl/< 1UU(/| UUA. ) 

6) Remlinger, Contribution 5 I’titude de la toxine rabique. Faits cliniques. 

_i J_ f’ _ t>i„i nn r£* innt .. otn \ 


r f xv o xxx x x xx x. v> i y vvuvi ii/uvxvix u x i/vuuo uu xu X'V'V 

it. rend, de la soc. de Biol. T. 56. 1904. p. 349.) 


Borger, 1. c. 
Borger, 1. c. 



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Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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Fail 52. Borger 1 2 ) (Weltewreden) u. Nyland (Wei tew reden). 53-jabr. cf, 
Europaer, neurasthenischer Kaufrnann, mit einem A-Hund nur in Beriihrung ge- 
koimuen, nicht gebissen, erkrankt sun 14. Behandlungstage, indem er plotzlich mit 
seinern linken Auge nicht melir gut sehen kann. Skotorn, Steifigkeit in Kiefer- 
gelenk und Schlafengegend. Iieilung in 3 l'agen. Leichte Kur nach Pasteur, 
die nicht unterbrochen wird. 

Fall 53. Borger*; (Weltewreden) u. Nyland’,) (Weltewreden). 39-jiihr. 
CT, Europaer, von einem C-llund gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstage, dem 
15. nach dem Bill, mit Fieber, Schmerzen in den Beinen und im Kreuz. Am 
nachsteu Tage Parese der Beine, Harn- und Kotverbalrung. Nach 4 Tagen Besse- 
rung, nach 14 Tagen Heilung. Leichte Behaudlung nach Pasteur, die am 
3. Krankheitstag ausgesetzt, spiiter fortgefiihrt wird. 

Falle 54—62 sind die, welche von Hemlinger 3 ; brieflich ohne ntihere Zeit- 
angabe mitgeteilt sind. 

Fall 54. 1 vo-Novi (Bologna). 40-jahr. o”, von einem C-Hund in die Beine 
gebissen, erkrankt am 14. Behandlungstage, 88 Tage nach dem Bill, mit Schiittel- 
irost, Schwiiche in den Beinen, bald vollige l’araplegie der Beine und beiderseitige 
Facialislahraung. Keine Blasen- und Mastdarmstorungen. Krankheitsdauer 20 Tage, 
Heilung. Schutzimpfung nicht unterbrochen. 

Fall 55. IS eg r 6 (Mailand). 66-jiihr. cf, von einem C-Hund in die rechte 
Hand gebissen, erkrankt am 15. Behandlungstage, 25 Tage nach dem Bifi. plotzlich 
mit Schmerzen in Beinen und Kreuz. am nachsten Tage Paraplegie der Boine mit 
Blasenschwaehe. Krankheitsdauer 1 Woehe, Heilung. Bei Beginn der Lahmung 
wurde die Schutzimpfung ausgesetzt. 

Fall 56. Or low ski (Wilna). 48-iiihr. 9> von einem B-Hund in die rechte 
Hand gebissen, erkrankt 4 Tage nach beendeter Kur, 21 Tage nach dem Bill, 
mit Schwiiche in den Beinen; bald tritt vollige Lahmung der Beine, der Blase, 
des Mastdarms, Parese der Arme, beider Gesichtsnerven hinzu. Dauer tier Krank- 
heit 8 Monate. Tod unter nicht niiher bekannten Umstiindeu. 

Fall 57. Orlowski (Wilna). 15-jiihr. cf. von einem C-Hund ins linke 
Knie gebissen. erkrankt eine Woehe nach Beendigung der Schutzimpfung, 
3 Wochen nach dem Bill, mit Schwiiche in den Beinen, einige Tage an volliger 
Liihmung der Beine, Blase, des Mastdarms, der Arme, Gesientsmuskeln. Krank¬ 
heitsdauer einige Wochen. Allmiihliche Besserung; Heilung. 

Fall 58. Chailloud (Paris). 55-jiihr. 9, von einer D-Katze in die Hand 
gebissen, erkrankt. 8—10 Tage nach Beginn der Behandlung. 10—12 Tage nach 
dem BiC, mit allgemeiner Aniisthesie, Steifigkeitsgefuhl, dem bald vollige Liihmung 
der Beine folgt. Tod nach ungefiihr einem Monat. Bei der Autopsie wurde eine 
Pneumokokkenmeningomyelitis festgestellt. Tierexperiment nicht gemacht. 

Fall 59. De Blasi (Palermo). 24-jahr. cf, von einem C-Hund in die rechte 
Hand gebissen, erkrankt am 7. Behandlungstage, 12 Tage nach dem Bill, mit 
Parese der Beine, bald tritt Lahmung der Beine, der Blase, des Mastdarms hinzu. 
Krankheitsdauer 20 Tage. Allmiihliche Besserung; dann vollige Heilung. Die 
Schutzimpfung wurde bei Beginn der Erkrankung unterbrochen. 

Fall 60. De Blasi (Palermo). 48-jiihr. o', von einem B-Hund in die rechte 
Wade gebissen, erkrankt am 21. Behandlungstage. 28 Tage nach dem Bid, an- 
geblich infolge einer Erkaltung an Liihmung der Beine, der Gesichtsmuskeln und 
Steigerung der Sehnenreflexe. Krankheitsdauer 9 Tage; dann Besserung und 
Heilung. Die Schutzimpfung wurde nicht unterbrochen. 

Fall 61. De Blasi (Palermo). 23-jiihr. 9. von einem A-Hund im Gesicht 
gekratzt und begeifert. erkrankt am 8. Behandlungstage. 30 Tage nach der Ver- 
letzung, unfer Fieber an Lahmung der Beine, der Blase, des Mastdarms. Dauer 
der Lahmung 20 Tage; dann Besserung und vollige Heilung. Die Schutzimpfung 
wird wiihrend der Krankheit unterbrochen. 

Fall 62. De Biasi (Palermo). -40-jahr. cf, von einem A-Hund an den 
Handen gekratzt und begeifert. erkrankt 1 Tag nach beendeter Kur, 35 Tage nach 
der Verletzung, anscheinend infolge einer Erkaltung plotzlich an Lahmung der 
Beine, der Blase, des Mastdarms und der Gesichtsmuskeln mit gleichzeit.iger Steige¬ 
rung der Sehnenreflexe. Dauer der Lahmung 8 Tage, langsame Heilung. 


1) Borger. I. c. — N y 1 a nd , 15. Jaarsverslag van de Landeskoepockin- 
richtingen, 11 Jaarsverslag van het Instit. Pasteur over 1905. (Geneeskund. 
Tijdschr. v. Nederlandsch Indie. Bd. 46. 1906. p. 94.) 

2) Borger, 1. c. — Nvland, I. c. 

3) Hem linger, Ann. Instit. Pasteur. T. 19. 1905. p. 633—636 (Falle 18 
bis 25). 


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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


81 


Jahr 1906. 

Kail 63. Nedrigailoff u. Ostrjanin 1 2 ) (Charkow). 11-jahr. 9> von 

einem D-Hund in den rechten Mittelfinger gebissen, wird vorsichtshalber schutz- 
geimpft; erkrankt 7 Tage nach beendetcr Kur, 24 Tage uaeli dem Bill, mit 
Schmerzen in der unteren Korperhiilfte, und bekommt bald darauf eine Liilnnuug 
der Beine, der Blase und des Mastdarms. Krankheitsdauer 3 Monate; Heilung. Die 
Behandlung dauerte 14 Tage und bestand in 23 Einspritzungen. Die Geschwister, 
die im gleichen Jahr und Monat von einem A-Hund gebissen worden sind, unter- 
zieheu sieh der Pasteurschen Kur ohne nachteilige Folgen. 

Fall 64. Nedri gal loft u. Ostrjanin 3 ) (Charkow). 15-jahr. O, von 

einem A-Mund durch den Struinpf in den linken FuO gebissen, erkrankt. 2 Tage 

nach Beendigung der Kur, 31 Tage naeh dem Bill, mit Lahmung der Beine, Blase, 

des Mastdarms, und Parese der Arme. Sie war lange krank und konnte 1 Jahr 
spiiter noch nicht gehen. Die Kur bestand in 24 Einspritzungen und dauerte 
14 Tage. 

Fall 65. Nedrigailoff u. Ostrjanin 3 ) (Charkow). 22-jahr. o"> Bruder 
des vorigen, von gleichem A-Hund durch den Strumpf in den linken Full gebissen, 
erkrankt 5 Tage nach beendeter Kur, 24 Tage naeh dem Bill, mit Parese der 
unteren Extreraitaten, inutile 3 Monate zu Bett liegen. Vollige Heilung. Die Kur 
bestand in 24 Einspritzungen und dauerte 11 Tage. 

Fall 66. Nedrigailoff u. Ostrjanin 4 5 ) (Charkow). 9. Schwester der 
beiden vorigen, vom gleichen A-Hund unbedeutend in den Zeigefinger gebissen, 
erkrankt ebenfalls naeh der Kur, D/o Monate nach dem Bill — nahere Angaben 
fehleu — mit leichter Lahmung der Beine. Die Kur bestand in 21 Einspritzungen 
und dauerte 14 Tage. Zur gleichen Zeit wurden 30 Personen im Pasteur-Institut 
zu Charkow geimprt, ohne dafl Schadigungen beobachtet wurden. 

Fall 67. Borger 6 ) (IVeltewreden). 43-jiihr. o% Potator strenuus, mit einem 
A-Hund in Beruhrung gekommen, nicht gebissen, erkrankt 13 Tage nach Be"inn 
der Kur mit hohem Fieber und Parese der Beine. Innerhalb der niichsten 3 Tage 
bekommt er eine Paraplegic der Beine, Blasenliihmung. Schmerzen im Riickcn und 
in den Schultern, Nackensteifigkeit, Coma. Tod am 5. Krankheitstag. Sektion 
nicht gemaeht. Leichteste Behandlung, die mit Krankheitsbeginn ausgesetzt wird. 

Jahr 1907. 

Fall 68. Nitsch“) (Krakau). 36-jiihr. 9. von einem B-Htind gebissen, 
erkrankt einen Tag nach beendeter Kur, 18 Tage nach dem Bid, mit Kopfweh, 
Nackensteifigkeit, Parese der Glieder, hauptsaehlien der Beine, und liekomint in den 
niichsten Tagen eine schlaffe Lahmung der Glieder, Verminderung des Tastgefiihls 
am ganzen Kcirper; Essen, Sprechen und Ilusten erschwert. Blase und Mastdarm 
intakt; fieberfrei. Tod am 7. Krankheitstage. Die Kur bestand in 22 Ein- 
spritznngen 4- bis 1-tagigen Marks und dauerte 12 Tage. 

N. hiilt es nicht ffir ausgeschlossen, dad die angewandte energische Kur der 
Frau geschadet hat. 

Iall 69. Nit sc h 6 ) (Krakau). 7-jahr., cf. von einem B-Hund in Gesicht 
und Hand gebissen, erkrankt. 5 Tage nach beendeter Kur, 20 Tage nach dem Bid, 
ohne ein bemerkbares Prodromalstadium mit Fieber, Kopfweh, indenformigem 
Puls (150 Schlage), Lahmung der linken Augenmuskeln, und stirbt am gleichen 
Tage abends. Die Kur dauerte 14 Tage und bestand in Einspritzungen von 
2- und 1-tagigem Mark. 

Fall 70. He ymann 7 ) (Breslau). 36-jiihr. cf, Tierarzt, Luetiker. verletzt 
sieh bei Sektion eines A-IIundes, erkrankt am 14. Behandlungstage, 17 Tage nach 
der Verletzung. nachdem er tags zuvor einen mehrstundigen Marsc.h in groder 
Hast zuruckgelegt hat, mit ziehenden Schmerzen in der Lendengegend und Kribbeln 
in den Unterschenkeln. Innerhalb 4 Tage entwickelt sieh das typische Bild einer 


1) Nedrigailoff u. Ostrjanin, Zur Frage liber die Griindc der Para- 
Ivsen bei der Pasteurschen Vaccination. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 39. 
(906. p. 731—734.) 

2) Nedrigailoff u. Ostrjanin, 1. c. 

3) Nedrigailoff u. Ostrjanin, 1. c. 

4) Nedrigailoff u. Ostrjanin, 1. c. 

5) B o r g e r , 1. c. 

6) Nitsch, Bernerkungen fiber die Pasteursche Methode der Schutz- 
impfungen gegen Tollwut. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 43. 1907.) 

7) Hevm an n, Bericht fiber die Tiitigkcit der Wutsehutzimpfung am hygieni- 
schen Institut der Universitiit Breslau vom 1. IV. 1907 bis 31. Ilf. 1908. Klin. 
Jahrb. Bd. 21. 1903.) 

Erste Abt. Orig. Bd «S. Heft 1 . 6 


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82 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


schlaffen Querschnittslahmung des Lendenmarks mit volliger Urin- und Kot- 
verhaltung. Anasthesie bis zur Hoke der Brustwarzen; es treten hinzu Pariisthesien 
der Anne, rechtsseitige Facialislahmung, Liihmung des linken llectus superior 
oculi. Erwartete weitere bulbare Storungen bleiben aus. Nach 14 Tagen ltiickgang 
der Lahmungen. Trotz hinzugetretener eitriger Cystitis und Pyelitis tritt Heming 
innerhalb 3 Monaten ein. Schutzimpfung (4—1-tagiges Mark) wird mit Krankheits- 
beginn ausgesetzt. 

Fall 71. Heymann (Breslau). 11-jahr. cf, Gymnasiast, von einem A-Hund 
am linkeu Oberarm gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstage, 13 Tage nach deni 
BiB, mil Fieber (38,1° C) Kopfweh, Erbrechen, Appetitmangel, Patellarreflexe 
gesteigert. In den niichsten Tagen bekommt er plotzlich Krampfe, denn fibrilliire 
Zuckungen der linken Gesichtshalfte, doppelseitige Peroneusliihmung; Babinski 
ist sicher angedeutet, laBt unter sich. Heilung 15 Tage nach Krankheitsbegiun. 
Schutzimpfung wird mit Krankheitsbegiun ausgesetzt, am 3. Tage wieder aufge- 
nommen und, als die Krampfe einsetzen, wieder unterbrochen. 

Jahr 1908. 

Fall 72. Babes und Mironescu 1 ) (Bukarest). 40-jahr. Q, mager, nervos, 
nierenkrank, von einem C-Hund gebissen, erkrankt am 14. Behandlungstage, 
20 Tage nach dem Bid, mit Lahmung der unteren Extremitaten. Es entwickelt 
sich eine aufsteigende Paralyse, welcher der Kranke nach 15 Tagen erliegt. Die 
Obduktion ergibt: Oedem der Meningen und des Gehirns, ausgedehnte Zerstorung 
und Erweiterung des unteren Dorsal- und Lendenmarks. Die mikroskopischen Ver- 
anderungen der weiBen Substanz sind: Schwellung der Nervenfasern mft Zer- 
storung des Achsenzylinders, kleinzellige Infiltration um die GefaBe, die von da 
aus strangformig das Gewebe durchsetzt. 

Die mikroskopischen Veriinderungen der grauen Substanz sind: Zellige In¬ 
filtration um die Gefalie, Erweiterung der mit Leukocyten angefiillten GefaBe, 
odematose Schwellung der grauen Substanz, Atrophie der Nervenzellen. Die Spinal- 
ganglien zeigen zellige Wucherung der Hiille; in ihnen finden sich van Ge- 
nuchtenscne Gebilde. Negri-Korperchen sind nicht nach weisbar. Einimpfung 
von Hirn und Riickenmark auf Kaninchen ruft keine Krankheitserscheinungen 
hervor. Babes schliellt daraus, daB alle diese Paralysen nicht rabischen Urspruugs 
sind. Behandlung bei Krankheitsbeginn ausgesetzt. 

Fall 73. Pfeilschmidt 1 ) (Dresden;. 24-jahr. cT, Student der Tierheil- 
kunde, Luetiker, nervos, macht die Sektion eines A - Hundes, ohne sich dabei 
zu verletzen, laBt sich vorsichtshalber schutzimpfen. Erkrankt am 10. Behaud- 
lungstage mit Schiittelfrost und Brechreiz. 4 Tage spater treten Schmerzen in 
Beinen, Lenden- und Blasengegend auf, Harnverhaltung, Steigerung der Patellar- 
und Achillessehnenreflexe, in der 2. Woche doppelseitige Facialisliihmung. Voni 
17. Krankheitstage ab gehen die Krankheitserscheinungen zuriick. Heilung. Schutz¬ 
impfung nach dem Berliner Schema wird mit Krankheitsbeginn ausgesetzt. 

Fall 74. Babes 3 ) (Bukarest). 26-jahr. q", Neurastheniker, von einem A- 
Hund in die Hose gebissen, Schenkel ohne deutliche Verietzung, Tnfektion ist sehr 
fraglieh. Erkrankt am 12. Behandlungstage, 14 Tage nach dem BiB, mit allge- 
meiner Schwache. Am 3. Krankheitstage sind beide Beine gelahmt, am 4. Krank¬ 
heitstage tritt aufsteigende Lahmung von Blase, Mastdarm, Rumpf, Zwerchfell. 
Armen ein. Atemnot. Coma. Tod. Die Wutschutzimpfung war mit 5-tiigigem 
Mark begonnen und bei Beginu der Erkrankuug ausgesetzt. 3 Kaninchen wurden 
mit Hirn des Verstorbenen subdural geimpft, eins st.irbt nach 2 Tagen ohne Wut- 
symptome, die anderen bleiben monatelang gesund. 

Jahr 1909. 

Fall 75. Koch 4 ) (Berlin). 9-jahr. o", von einem A-Hund in den rechten 
Daumen gebissen, erkrankt nach der 11. Einspritzung, 19 Tage nach dem BiB, 
mit Fieber (38° C), Kopfweh, Schwindel, Schwache der Beine, SpeichelfluB, 
Delirien. Heilung 11 Tage nach Krankheitsbeginn. Schutzimpfung wahrend der 
Krankheit ausgesetzt. Koch faflt, diesen Fall als eine leichte und geheilte Toll- 
wuterkrankung auf. 


11 Babes und Mironescu, La paraptegie ascendante mortelle survenue 
apr£s le traitement antirabique. (Compt. rend, de la Soc. de Biol. T. 66. 1908. 
p. 973—974.) 

2) Pfeilschmidt. Zur Kenntnis der Erkrankungen des Nervensystems bei 
YVutschutzimpfungen. (Neurol. Centralbl. Bd. 27. 1908. p. 1066—1069.) 

3) Babes, Sur les causes des paralysies au cours du traitement antirabique. 
(Compt. rend, de la soc. de Biol. T. 66. 1908.) 

4) Koch, J., Ueber abortive Tollwut. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 64. 1909.) 


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Simon, Ueber Lahinungen im Veriauf der Tollwutschutzimpfung. 


83 


Fall 76. Jones'; (.Minnesota. Stole Board of Health). 38-jiihr. cf, von 
einem B-Hund gebissen, erkrankt am 23. Behandlungstage, 25 Tage nach dem, 
BiB, mit Schmerzen im ganzen Korper, Fieber, Steifigkeit und Schwiiche im 
rechten Beiu, Empfindungslosigkeit im linken Bein, Penis, Hodensack und linke 
Rumpfhiilfte vom 7. Brustwirbel abwarts. Dauer der Krankheitserscheinungen 
1 Monat. Besserung. 

Fall 77. Jones') (Minnesota. Stole Board of Health;. 28-jahr. 9> ge- 
bissen von ? 

Beginn der ersten Ruckenmarkssymptome am 10. Behandlungstage, 13 Tage 
nach dem BiB. Dauer der Lahmung 1 Monat. 

Fall 78. v. Imredy 1 2 ) (Budapest). 30-jahr. 9> vor 10 Jahren an Phlegmasia 
alba dolens, vor 1 Jahr an Gelenkrneumatismus erkrankt gewesen, wird von einem 
D-Hund an einer Fingerwunde geleckt und laHt sich vorsichtshalber schutzimpfen. 
Sie erkrankt am 10. Behandlungstage mit schmerzhafter Infiltration der lrnpf- 
stellen und Mattigkeit. 2 Tage nach der letzten Einspritzung bekommt sie holies 
Fieber, Parasthesien und Anasthesie in den Beinen, 2 Tage spiiter beginut eine 
aufsteigende Lahmung, die Beine, Blase, Rumpf (Anasthesie bis zum 7. llalswirbel;, 
Arme (Parasthesien) und Schlingmuskulatur befiillt. Nach 20 Tagen Riickgang 
der Lahmung; langsame Heilung. Die Kur nach der Methode von Ildgyes wurde 
am 3. Krankheitstage wegen zu groBer Schmerzhaftigkeit eingestellt. 

Es ist dies unter 40000 schutzgeimpften Personen die erste liekannt ge- 
wordene Lahmung bei der Methode von Hogyes. 

Jahr 1910. 

Fall 79. Athias 3 4 5 ) u. *) (Lissabon;. 51-jahr. 9i wird von einem D-Hund ins 
Gesicht gebissen, und beginnt am gleichen Tage die Schutzimpfung. Sie erkrankt 
am 15. Behandlungstage, nachdem sie 3 Tage zuvor zum ersten Male l-tagiges 
Mark bekommen hatte, mit Fieber, Kopfweh, Abgeschlagenheit. Am 8. Tage setzt, 
mit Schwiiche der Beine, Urin- und Kotverhaltung beginnend, eine schneil auf- 
eteigende Lahmung der motorischen und sensiblen Nerven der Beine und des 
Rumpfes ein. Unter starkem Decubitus, Oedemen, Schlingbeschwerden tritt am 
40. Krankheitstage der Tod ein. Die Schutzimpfung nach dem Berliner Schema 
war am 4. Krankheitstage ausgesetzt worden. Am 6. und 8. Krankheitstage war 
eine Lumbalpunktion gemacht worden. Mit dem Lumbalpuuktat waren 3 Kaninchen 
in die vordere Augenkammer geimpft worden. Eins von ihnen erkrankt nach 11 
Tagen unter Wuterscheinungen und stirbt. 

Mit dem Mark dieses Kaninchens werden 2 Kaninchen subdural infiziert. 
Beide erkrankten am 7. und starben am 9. Tage nach der Impfung unter Wut¬ 
erscheinungen. Ein mit dem Mark aus dieser zweiten Passage intramuskuliir 
infiziertes Kaninchen stirbt gleichfalls unter typischen Erscheinungen 9 Tage 
nach der Impfung. 

Es ist der 1. Fall seit Grundung des Instituts im Jahre 1893, seit welcher 
Zeit. 12888 Personen jeden Alters schutzgeimpft sind. 

Fall 80. Koch 6 ) (Berlin). 67-jahr. cf, Arteriosklerotiker, von einem A- 
Hund an Handen und Armen erheblich verletzt, erkrankt am 12. Behandlungstage 
mit Kopfweh, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Drficken in der Magengegend, und 
bekommt 2 Tage spiiter eine aufsteigende Lahmung, die in 30 Tagen allmiihlich 
Beine, beide Faciale6 und Arme befaflt. Die Liikmungen gehen allmiihlich zuriick. 
Er wird 71 Tage nach Krankheitsbeginn mit einer Faciahsparese maliigen Grades 
entlassen. Die Schutzimpfung war am 12. Krankheitstage ausgesetzt worden. 

Fall 81. Koch 6 ) (Berlin). 25-jahr. o", von einem B-Hund in den rechten 
Zeigefinger und entblfiSten rechten Oberarm gebissen, erkrankt am 12. Bchand- 
lungstage, 23 Tage nach dem Bill, mit Fieber (38° C), starker Ilinfiilligkeit, 


1) Jones, Probable spinal cord lesion following the Pasteur treatment. 
(The Journ. of the Americ. med. Assoc. Vol. 53. 1909; zitiert nach Centralbl. f. 
Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 64. 1910. p. 381.) 

2) v. Imredy, Akute aszendierende Spinallahmung nach Wutschutzimpfung. 
fPester med. chirurg. Presse. 1909. No .52 und 1910. No. 1.) 

3) Athias, Le traitement antirabimie a l’lnstitut Royal de Bactdriologie 
Camara Pestana. (Arch, do real Inst.it. Bact6rioI. Camara Pestana. T. 3. 1910.) 

4) Franija, Du danger de l’einploi des moclles plus virulentes dans le 
traitement de la rage. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 55. 1910.) 

5) Koch, J., Zur Kenntnis atypischer Wutanfiille mit Bemerkungen fiber den 
Mechanism us der Lyssainfektionen. (Zeitschr. f. Hvg. Bd. 67. 1910.) 

6) Koch, J., Ueber die Entstehung der akuten Paraplegie nach Lyssa- 
mfektion. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 64. 1912. 

6 * 


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84 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


heftigen Kopf- und Riickenschmerzen, Uebelkeit, Schlaflosigkeit, Schwiiche in den 
Beiueu, Bildersehen. Am naclisteu Tage beginnt eine aufsteigende Riickenmarks- 
lahmung, die nacheinander Beine, Rumpf, Arme, Blase befiillt. Nach 7 Tageu 
gelieu die Liihmungserscheinungen zuriick, es entwickelt sich aber eine Cystitis uud 
sehr starker Decubitus. Der Kranke stirbt unter septischen Erscheinungeu ain 
67. Krankheitstage. Schutzimpfung mit Krankheitsbeginn ausgesetzt. 

Die Obduktion ergibt ein umschriebenes starkes Oedem der Ria im Bereich 
der Lendenanschwellung des Riickenmarks, Meningitis serosa circumscripta, kleine 
Erweichungsherde im Lumbalmark, kleiuzellige Infiltration der grauen Substanz 
mit Atropine der Ganglien. Hirnbiiute sind hyperiimisch, odematos getriibt. Weder 
im Ammonshorn nocb Lendenmark lassen sich Negri-Korperchen nachweisen. 

Von dem erkrankten Teil des Lendenmarks werden Emulsionen hergestellt 
und 2—5 ccm intramuskular auf 5 Kaninchen, 3 Ratten, 4 Hunde verimpft. Die 
Kaninchen starben alle an Sepsis; die Ratten am 33. und 34. Tage, 2 Hunde 
am 118. Tage. Ratten wie Hunde unter dem Bild der konsumptiveu Wut. Yon 
dem Geliirn einer Ratte und zweier Hunde wurden weitere Iinpfungen gemacbt 
und in der 2. und 3. Passage Tod der Tiere nach 10—12 Tagen an Abmagerung 
und allgemeinem Kriifteverfall erzielt, „ein Bild, das der konsumptiven Wut 
entsprach“ (p. 204). Bei 2 Kaninchen, einem aus der 2., einem aus der 4. Passage 
wurden Passagewutkorperchen gefunden. 

Jahr 1911. 

Fall 82. Babes 1 ) (Bukarest). 42-jahr. o"> Neurastheniker, maSiger Trinker. 
wird von einem C-Hund tief in beide Hiinde gebissen, erkrankt. am 12. Be- 
bandlungstage, 16 Tage nach dem Bifi, mit Kopfwen, schnell eintretender Lahmung 
beider Beine, des Rumpfcs, so dafi sich der Kranke schwer aufrichten kann. Bald 
tritt. auch Lahmung des Zwerchfells, der Brustmuskeln und Arme ein. Am 
4. Krankheitstage sind auch Blase und Mastdarm geliihmt. Tod am 5. Krankheits¬ 
tage unter Erstickungssymptomen. Die Schutzimpfung war mit frischem auf 
50° C erhitztem Mark begonnen und am 3. Krankheitstage ausgesetzt. 

Obduktion ergibt hochgradige Myelitis mit Zerstorung der weiSen Substanz. 

Tierversuch verlauft negativ. 3 subdural infizierte Kaninchen bleiben monate- 
lang gesund. 

Fall 83. Ba lies') (Bukarest). cf, von einem A-Hund durch das Heind 
an den Armen gebissen, erkrankt am letzten Behandlungstage, 19 Tage nach dem 
Bill mit Kopfwen. allgcmeincr Schwiiche besonders der Beine. Am nachsten Tage 
setzt eine schnell aufsteigende Riiokenmarkslahmung ein, welche nacheinander 
Beine, Blase, Mastdarm, Arme, Atemmuskulatur, Facialis, Brustmuskulatur be- 
fiillt. Tod am 4. Krankheitstage unter Erstickungssymptomen. Die Schutzimpfung 
war mit 4-tagigem Mark begonnen. 

Obduktion ergibt hochgradige Entziindung des Riickenmarks, auch der weilien 
Substanz. Im Gehirn lassen sich keine Negri-Korper nachweisen. 

Tierversuch verlauft negativ. 4 subdural infizierte Kaninchen sind nach 
5 Monaten noeli gesund. Schutzimpfung war mit 4-t.agigem Mark begonnen. 

Fall 84. Borger 2 ) (Weltewreden). 29-jiihr. cf, Europaer, Arzt. ItiBt sich 
vorsichtshalber schutzimpfen, weil am Institut beschaftigt. 4 Tage nach beendeter 
Kur nach Hogyes tritt allgemeines Krankheitgefuhl auf. Bald bekommt er Urin- 
und Kotverhaltung, eine aufsteigende schlaffe Lahmung, Nackenstcifigkeit. Schlaf- 
losigkeit. Nach 16 Tagen tritt Besserung ein, nach weiteren 3 Wochen vSflige 
Heilung. 

Mit diesen 84 Fallen ist nun die Kasuistik der Weltliteratur 
keineswegs erschopft. 

So hat Kowalewski 3 ) auf dem 6. Kongreft der Gesellschaft russischer 
Aerzte zum Andenken an Pirogoff liber Liihmungen wahrend der Schutz¬ 
impfung berichtet. 

Ferner finden sich in den angefiihrten Arbeiten von Babes 4 5 ) noch 9 Falle 
ganz kurz erwahnt. 

Chmjelewski und S k sch i v a n r ') beschreiben solche Falle. 


1) Babes, Bemcrkungen iiber atypischc Wutfalle. (Zeitschr. f. Hvg. 
Bd. 69. 1911.) 

2) 1. c. 

3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 39. 1906. p. 731. 

4) Siehe Literaturverzeiehnis. 

5) Chmjelewski u. Skschivan, Eine milde Form paralytischer Lyssa 
nach Pasteurscher Schutzimpfung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. T. Ref. Bd. 34. 
1904. p. 146.) 


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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


85 


Wyssokowitsch 1 2 3 ) erw&hnt in seinem Tatigkeitsbericht des Pasteur- 
Instituts zu Charkow fiir das Jahr 1894 vier solcher Falle. 

Ferner bericbtet. I’ampoukis’j ganz kurz iiber drei soldier Falle und 
Imredy 8 ) neben dein selbsterlebten noch kurz flber einen iihnlichen Fall oines 
Kollegen. Aus personlichen Mitteilungen weifl ich noch iiber 1 Fall aus VVilna. 

Ich liabe die Falle absichtlich nicht in meine Kasuistik aufge- 
nommen, weil naliere Angaben l'ehlen, dagegen in Tabelle I mit auf- 
gezahlt. 

Tabelle I. 


Naruen der 
Institute 

Zahl der 

Bemerkungen 

Lahmungen 

Behandelten 

Berlin 

4 

4 221 

Fall 73 ist mitinbegriffen, weil Dresden 




kein Institut hat. 

Breelau 

2 

985 


Paris 

6 

32 045 


Algier 

2 

4 755 


Mai land 

6 

2 942 


Bologna 

6 

3 062 


Neapel 

2 

4 578 


Faeuza 

1 

1 440 


Turin 

2 

2 207 


Palermo 

4 

7 129 

1 

Barcelona 

3 

1 784 

| 

Lissabon 

1 

12 888 

| 

Budapest 

2 

49 382 


Krakau 

2 

1 424 


Bukarest 

15 

7 056 

6 aus der Kasuistik und 9 kurz er- 




wiihnte Falle aus den Arbeiten von 




Babe s. 

Jassy 

10 

5 458 4 1 


Kasan 

2 

2 407 


Wilna 

3 

8 522*) 


Charkow 

8 

24 051 


Petersburg 

1 

13 000 


Athen 

4 

6 588 


Konstantinopel 

1 

3 291 


Weltewreden 

12 

6 392 


Florenz 

1 

3 262 


Madrid 

o 

3 000 



100 

211 774 


Odessa 

1 



Minnesota 

2 




103 


Also nur in Madrid sind in den 10 Jahren seit Bestehen des Institus keine Liih- 
mungen bekannt geworden. 

Iu Tabelle I sind die Institute, in welchen sich die Lahmungen 
ereignet haben, die Zahl der Lahmungen und die Zahl der schutz- 
geimpften Personen in den einzelnen Instituten aufgefiihrt. 

Die Differenz entsteht dadurch, dali ich zu den 84 der Kasuistik 
die S. 84 erwahnten Falle der Vollstiindigkeit halber hier mit auf- 
gezahlt habe. Fur die Anzahl der Behandelten habe ich die einzelnen 


1) Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Ref. Bd. 39. 1906. p. 731. 

2) Pampoukis, Zur Frage der wiihrend oder nach der antirabiseben Be- 
handlung auftretendeu Paralysen. (Deutsch. med. Wochenschr. Bd. 34. 1908. 
p. 2076.) 

3) 1. c. 

4) Nach personlicher Mitteilung der Herren Institutslciter. 


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86 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Quellen aus Raummangel nicht aufgeftihrt und verweise auch auf das 
ausfuhrliche Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit. 

Es kommt demnach eiue Lahmung auf 2117 Geimpfte = 0,48 Prom. 
Ueber die Haufigkeit solcher Lahmungen bei der Wutschutzimpfung 
nach Pasteur wissen wir vorlhufig nur so viel, dab sie sehr selten 
sind. Remlingers 1 ) Statistik setzt sich folgendermaBen zusammen: 
59317 Geimpfte mit 30 Lahmungen in 12 Instituten, 48388 Ge- 
impfte mit keinem Ealle von Lahmung in 15 Instituten und 11 Lah- 
mungen in 6 Instituten ohne Angabe der Zahl der Geimpften, gibt 
also auch keine genauen Anhaitspunkte fiir eine Statistik. Rem- 
linger rechnet 1 Lahmung auf 1230 Geimpfte. Leider ist mir sein 
neueres Werk Bacterioth6rapie, vaccination, s^rotherapie, Paris 1909, 
in welchem er Uber 131979 Geimpfte berichtet, nicht zuganglich ge- 
wesen. Babes schatzt die Haufigkeit der Lahmungen in Bukarest auf 
1,3 Prom. Die Grundlagen einer genauen Statistik zu schaffen, muB 
wohl auch in auBerdeutschen Landern sehr schwer sein, weil es mir 
nach dem Literaturstudium den Anscliein erweckt, als ob die Institute 
haufig nichts tlber das weitere Schicksal der Schutzgeimpften erfahren. 

So weiB Pampoukis 1 ) anscheinend nichts von dem Tonnischen 
Fall (Fall 27 der Statistik), nicht einmal die naheren Umstande desTodes 
werden bekannt (Fall 53). 

Schnell in Heilung iibergehende Lahmungen kommen gar nicht in 
arztliche Behandlung; sodann wird es auch wohl von den behandelnden 
Aerzten unterlassen, den Instituten von solchen Vorkommnissen immer 
Mitteilung zu machen (Sabarthez 2 ) oder sie werden nicht erkannt 
(M (i 11 e r 3 ). 

Die ganze Statistik beruht also flir die nach beendeter Schutz- 
impfung auftretenden Lahmungen, 27,4 Proz. meiner Falle, auf z'iem- 
lich ungenauen Grundlagen. Bei der Wichtigkeit der Angelegenheit 
mtiBte eine internationale Vereinbarung zur Schaffung genaueren Zahlen- 
materiales fiir eine Statistik getroffen werden, mit eine dankbare Auf- 
gabe fiir einen in nhchster Zeit wohl zu erwartenden internationalen 
KongreB der Wutschutzimpfungsinstitute. 

Es erilbrigt sich daher jetzt eine Besprechung der statistischen 
Ergebnisse. Sie seien nur einmal nebeneinander gestellt. Haufigkeit 
der Lahmungen nach: 

Remlinger 1:1230 = 0,8 Prom., 

Babes 4 ) =1,3 Prom., 

Simon 1:2117 = 0,48 Prom. 

Die Lahmungen sind also so selten, daB sie praktisch in gar keinem 
Verhaltnis zu dem groBen Segen, den die Tollwutschutzimpfung ge- 
bracht hat, stehen. Ich will nur 2 Beispiele anfilhren. Vor Einftihrung 
der Tollwutschutzimpfung in Deutschland hat die Mortalitat der Ge- 
bissenen, wie Kirrhner 5 ) zeigt, bis zu 6,67 Proz. betragen. Im Jahr 
1899, dem ersten nach Erdffnung der Berliner Wutschutzabteilung. 
sank die MortalitAt sofort auf 0,99 Proz. und ist seitdem noch weiter 

1) I. c. 

2) l. c. 

3) 1. c. 

4) Babes, In welchen Fallen ist man berechtigt, eine abortive Form der 
Wutkrankheit anzunehmen? (Zeitechr. f. Hyg. Bd. 65. 1910. p. 411.) 

5) K ire liner, Ueber die BiSverlctzungen von Menschen durch tolle oder 
tollwutverdiichtige Tiere in Preulten wiihrend der Jahre 1900 und 1901. (Klin. 
.Tahrb. Bd. 10. 1903.) 


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Simon, Ueber Lahrnungen iui Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 87 

zuriickgegangen. Nach Doeberts 1 2 ) Berechnung sind von den nicht 
schutzgeimpften Gebissenen sogar 14,8 Proz. gestorben, gegen 0,8ti Proz. 
der Gebissenen mit vollem Impfschutz. Diese sckbnen Impferfolge sind 
viel zu wenig bekannt. Es kommt noch hinzu, dab man die eigentliche 
Ursache der wahrend der Schutzimpfung beobachteten Lahrnungen noch 
gar nicht sicher kennt. Es ist bei den allermeisten sehr fraglich, ob sie 
Uberhaupt Impfschadigungen sind, es ist vielmehr walirsclieinlich, dab 
die Schutzimpfung gar nichts mit ihnen zu tun hat. Wir haben ge- 
sehen, dab auf 2117 Schutzgeimpfte 1 Lahmung kommt, aber nach der 
neuesten mir zuganglichen Narkosestatistik auf 2060 Chloroformnar- 
kosen 1 Todesfall. Wird irgend jemand sich dadurch von einer not- 
wendigen Narkose abhalten lassen? Zurzeit suchen in Deutschland 
etwa 95 Proz. aller Gebissenen die beiden Wutschutzabteilungen in 
Berlin und Breslau auf. Wir miissen durch Belehrung der Bevolkerung 
zu erreichen suchen, dab jeder Gebissene sich unverztlglich zur Tollwut- 
schutzimpfung begibt. 

Zusammenfassung: Die Lahrnungen sind selten. H&ufig- 
keit des Vorkommens 0,48 Prom. 

In der folgenden Tabelle sind die Falle nach den Jahren, in denen 
sie sich ereignet haben, beziiglich in denen sie veroffentlicht sind, 
geordnet. 


1888 

3 Fade 

Tabelle II. 

1898 3 Fade 

1906 

5 Fade 

1889 

5 „ 

1900 

15*) „ 

1 Fall 

1907 

4 

1891 

2 „ 

1901 

1908 

3 „ 

1892 

2 „ 

1202 

2 Fade 

1909 

4 „ 

1894 

2 „ 

1903 

2 „ 

1910 

3 „ 

1895 

1 Fad 

1904 

3 „ 

1911 

3 „ 

1897 

9 Fade 

1905 12 „ 

Tabelle III. 


84 Fade 


Alter 

Mannlich 

Weiblich 

Unbekannt 


Unbekannt 

9 

1 

10 

20 

Unter 12 Jahren 

4 

2 

3 

9 

Ueber 12 Jahre 

47 

7 

1 

55 

| 60 

10 

14 

84 


Also meist mannliche Erwachsene werden von der Krankheit be¬ 
fallen. Die Angaben tiber den Stand sind so Idckenhaft, dab sich eine 
Auszahlung nicht lohnt. Es hat den Anschein, als ob der prozentuale 
Anteil der Gebildeten an dieser Krankheit ein auffallend hoher ist, 
eine Beobachtung, auf die auch Babes immer hinweist. Es mub also 
wohl zur Erkrankung eine besondere Disposition gehbren. 

Also mit Ausnahme der Jahre 1890, 1893, 1896, 1899 sind jahr- 
lich solche Lahrnungen vorgekommen. Wahrscheinlich haben sie sich 
jedes Jahr ereignet, und zwar, wie aus Tabelle I hervorgeht, in alien 
Landern, in denen man Tollwutschutzimpfungen vornimmt. 

Zusammenfassung: DieLahmungen kommen alljahrlichvor. 

Nach dem Alter und Geschlecht verteilen sich meine 84 Falle 
folgendermaben: 


1) Doebert, Ueber die Tollwut bei Menschen und Tieren in PreuOeu 
wahrend der Jahre 1902—1907. (Klin. Jahrb. Bd. 21. 1909.) 

2) Davon 10 in Jassy wahrend der Jahre 1896—1907 beobachtete Fade. 


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88 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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Das deutet auch schon die Seltenheit der Erkrankung, 0,48 Prom, 
bei 211779 Schutzgeimpften an, ferner, dab unter den Erkrankten aul- 
fallend viel Luetiker, Potatoren und Neurastheniker sind. 

Siehe die Falle 26, 51, 52, 67, 70, 73, 74, 80, 82. 

Eine weitere Stiitze fur die Annahme einer besonderen Disposition 
ist aucli der in den Krankengeschichten ixnmer wiederkehrende Satz: 
Glcichzeitig Geimpfte sind gesund geblieben. Die grofite Stiitze ist 
aber wohl Borgers Statistik aus Weltewreden in Java, nach der von 
2130 schutzgeimpften Europaern 11 erkrankten, von 4262 Insulanern 
aber nur ein einziger. 

Naheres siehe p. 101. 

Zusammenfassung: Die Erkrankung befalit meist nur er- 
wachsene Manner. 

Als Vorbedingung zur Erkrankung mufi eine besondere Disposition 
angenommen werden. 

Die nachste Tabelle bringt die Einteilung der 84 Falle nach der 
Sicherheit der moglichen Tollwutinfektion. Zu den p. 73 genannten 
Gruppen A, B, C, D mud hier uoch eine 5. Gruppe hinzutreten, wo 
nahere diesbezligliche Angaben fehlen. Ich nenne sie Gruppe E. 

Bei der Wichtigkeit, die gerade diese Einteilung zur Losung der 
Hauptfrage: Impfschadigung oder nicht, hat, werde ich bei Besprechung 
der einzelnen Abschnitte die zugehorigen Falle immer wieder nach 
dieser Gruppierung anfiihren. 


Tabelle IV. 


Gruppe 

A 

B 

C 

D 

E 

f25 = 29,76 Proz. 

11 = 13,0 Proz 

21 = 25 Proz. 

17 = 20,23 Proz. 10= 11.9 Proz. 


Gruppe A. 

Verletzte, bei denen die Tollwut des beilienden Tieres pp. durch den Naeh- 
weis von N e g r i - Korperchen oder durch kiinstlicke oder natiirliche TJebertragung 
der Wut experimentell bewiesen ist. 

Anzahl der Fiille 25. 

11, IB, 15, 16, 17, 18, 20, 28, 29, 34, 36. 42, 44, 47, 61, 62. 64, 65, 66, 70, 71, 74+. 
75, 80, 83 +. 

Gruppe B. 

Verletzte, bei denen die Wut des verletzenden pp. Tieres durch tieriirztliches 
Gutachten mit Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist. 

Anzahl der Fiille 11. 

12, 25, 31, 48, 49, 56 f, 60, 68+, 69+, 76, 81 +. 

Gruppe C. 

Verletzte, bei denen nach Lage der Sache anzunehmen ist, daB das ver- 
letzende Tier toll gewesen ist. 

Anzahl der Fiille 21. 

9, 14, 21, 30, 32, 33, 35, 37, 38+, 39+, 40, 43+, 45, 53, 54, 55, 57, 59, 72+, 82+. 

Gruppe D. 

Verletzte, bei denen Beobachtune des beiBenden Tieres oder das Tierexporimcnt 
Tolhvut sicher ausschlieBen liiBt, oder Personen, die, ohue verletzt zu sein, zu 
ihrer Beruhigung gehnpft wurden. 

Anzahl der Fiille 17. 

Von einem D-Tier gebissen; 

10, 23, 24, 26, 27, 41, 50, 58+, 63, 78, 79 f. 

Ueberhaupt nicht gebissen und nur vorsichtshalber schutzgeimpft: 

46, 51, 52, 67+, 73, 84. 



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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


89 


Gruppe E. 

Verletzte, bei denen Angaben iiber die Sicherheit der Toilwut dee verletzenden 
Tieres fehlen. 

Auzahl der Falle 10. 

1, 2, 3, 41, 5f, 6+, 71, 8+, 22, 77. 

Ein Kreuz hinter den einzelnen Nummeru bedeutet: Todlich ver¬ 
lauf en. 

Ich babe die Zweiteilung in Gruppe D, Gebissene und nicht Ge- 
bissene, gemacht, weil ein wutkrankes Tier durch BiB nach Kochs 1 ) 
Beobachtungen tbdliche Wut Ubertragen kann, ohne selbst an der Lyssa- 
inf ek lion einzugehen und demnach die Angabe in den Krankenge- 
schichten, daB das beiBende Tier am Leben geblieben sei, kein Beweis 
gegen eine trotzdem vorhandene, nur atypisch in Erscheinung getretene 
Lyssa des Tieres sei. Es bleiben dann in der D-Gruppe immer noch 
6 Erkrankte, ftlr welche nur die Tollwutschutzimpfung als Ursache in 
Frage kommt. Damit ist der Beweis erbracht, daB in einzelnen Fallen 
die Lahmungen als eine Impfschadigung aufzufassen sind, die Lahmun- 
gen also durch die Pasteursche Tollwutschutzimpfung erzeugt werden 
kOnnen. 

Zusammenfassung : Die Lahmungen ereiguen sich bei 
Gebissenen, wie nicht Gebissenen, die sich der Tollwut¬ 
schutzimpfung unterzogen haben. 

Wann treten nun die Lahmungen auf? 

Tabelle V—X werden darUber Auskunft geben. 

Den Beginn der Erkrankung, gerechnet nach dem Tag des Bisses, 
soli Tabelle V illustrieren. 


Tabelle V. 


Inkubationa- 

|_ 

Art 

der Infektion 

— 



dauer 

A 

B 

C 

D 

E 


1—10 Tage 

— 


1 

No. 30 


— 

~T 

11-20 „ 

14 

No. 13, 15, 16, 
28, 20, 34, 36, 
44, 47, 70, 71, 
74 f, 75, 83 f 

5 

No. 31, 47, 48, 
68 f, 69 f 

12 

No. 9,14,19,33, 
35, 37, 38 f, 
43 f, 52, 59, 
72 f, 82 f 

4 

No. 50,58 f, 73, 
79 f 

1 

No. 75 

1 

36 

21—30 „ 

5 

No. 11, 17, 32, 
61, 65 

6 

No. 12, 25, 56, 
60, 76, 81 

6 

No. 21,32,391, 
40, 55, 57 

4 1 1 

No. 10, 24. 26, No. 22 

63 

22 

31—40 „ 

3 

No. 18, 62, 64 

— 

— 

— 

— 

3 

41 —50 „ 

1 

No. 66 

— 

1 

No. 45 

— 

— 

2 

52 „ , 

1 

No. 20 

— 

— 

— 


1 

88 „ 

— 


1 

No. 54 

— 


1 

ohne Angabe 

1 

No. 80 


_ 1 

1 

1 

9 

No. 23, 27, 41, 
46, 51, 52, 67, 
78, 84 

00 

1 

00'-' 

6 

& 

18 

1 

25 

11 

21 

17 

10 

84 

1) Koch, 1. c. 






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90 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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In den ersten 10 Tagen nacli dem Bid ist also nur 1 erkrankt, bei 
weitem die meisten, 58 von 66 mit bekanntera Datum der Verletzung, 
haben eine Inkubation von 11—30 Tagen. 

Ueber die Inkubationsdauer, gerechnet vom Tag des Kurbeginnes 
an, gibt Tabelle VI Aufschlufi. 


Tabelle VI. 


Inkubations- 


Art der Infektion 



1 

dauer 

A 

B 

C 

1 » 

E 


1—10 Tage 

4 

No. 13, 42, 47, 
61 

j 

9 

No. 9,14,30,35 
37, 38 f, 39 f, 
43 f. 59 

4 

No. 24, 581, 
73, 78 

2 

No. 22, 77 

1 19 

11-20 „ 

17 

No. 11, 15, 16, 
20, 28, 29, 34, 
36, 44, 64, 65, 
70, 71, 74 f, 
75, 80, 83 f 

9 

No. 12, 25, 31, 
48, 49, 561, 
68 f. 69 f, 81 f 

12 

No. 19, 21, 32, 
33, 40, 45, 53, 
54,55,57,72f,| 
81, 82 f 

8 

No. 23, 46, 50, 
51, 52 , 63, 

671, 791 

| 

!« 

! 

21—30 „ 

4 

No. 17, 18, 62, 
66 

2 

No. 60, 76 


3 

No. 10, 26, 84 


9 

ohne Angabe 

— 

— 

— 

2 

No. 27, 41 

8 

No. 1-8 

10 

| 25 

11 

21 

17 

10 

84 


Das Ergebnis ist hier ein ganz anderes; alle 74 Behandelt-en mit 
naheren Angaben sind in den ersten 30 Tagen, 19 sogar in den ersten 
10 Tagen erkrankt. 

Ich stelle die Ergebnisse beider Tabellen zum Vergleich und der 
Wichtigkeit halber nebeneinander. 


Tabelle VII. 


Inkubationsdauer 

Berechnet nach 

BiiS 

Kurbeginn 

1—10 Tage 
11-20 „ 
21-30 ,. 

31-40 „ 

41-50 „ 

52 „ 

88 

1 = 1,51 Proz. 

36 = 54,54 „ 

22 = 33,33 , 

3 = 4,54 „ 

2 = 3,03 „ 

1= 1,51 „ 

1= 1,51 „ 

19 = 25,69 Proz. 

46 = 62,16 „ 

9 = 12,16 „ 

Am 20. Behandlungstag und 
nach Beendigung einer 14- 
tagigen Kur 

Am 13. Behandlungstag er¬ 
krankt 

Am 14. Behandlungstag er- 
kran kt 

| 66 

74 


Die meisten, 88 Proz., erkrankten also 11—30 Tage nach dem 
Bid und vom Tage des Kurbeginns an gerechnet sogar alle, Ge- 
bissene wie nicht Gebissene, innerhalb dieser Zeit, der grbfite Teil, 
88 Proz., sogar innerhalb der ersten 20 Tage nach Kurbeginn. 

Die Inkubation bei Wilt nach den neuesten Statistiken habe ich in 
Tabelle VIII zusammengestellt. 


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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


91 


Tabelle VIII. 


Inkubations¬ 

dauer 

Nach v. Szdkely 1 ) 

Nach Kozewaloff’) 

Schutzgeimpfte 

Nicht 

Schutzgeimpfte 

1— 10 Tage 
11- 20 „ 
21— 30 „ 

31- 40 „ 

41- 60 „ 

61- 80 „ 
81—100 „ 
iiber 100 „ 

43= 17,62 Proz. 

67 = 27,45 „ 

47 = 19,26 „ 

36 = 14,75 „ 

18= 7,37 „ 

11 = 4,5 „ 

22 = 9,06 ,. 

8 = 7,4 Proz. 

10 = 9,34 „ 

22 = 20,55 „ 

30 = 28,03 „ 

21 = 19,62 „ 

5 = 4,67 „ 

11= 10,28 ,. 

29 = 13,7 Proz. 

186 = 40,6 ” 

53 = 25,0 ” 

13 = 6,1 „ 

9 = 4,2 „ 

22 = 10,4 „ 

244 = 100 Proz. 107 = 100 Proz. 

212 = 100 Proz. 


Die kUrzeste Inkubationsdauer bei Kozewaloff war 12 Tage bei 
einem 2-jahrigen Kinde, das von einem Wolf ins Gesicht gebissen war. 

Es erkrankten also an Wut innerhalb der ersten 30 Tage von den 
Schutzgeimpften nur 44 Proz., von den nicht Schutzgeimpften gar nur 
16 Proz. Die Inkubationsdauer bei den Lahmungen ist also ktlrzer, 
als bei e'chter Lyssa. Die Schutzimpfung scheint den Eintritt typischer 
Lyssa und der Lahmungen, wie Tabelle VII und VIII zeigt, zu be- 
schleunigen. 

Da 88 Proz. in den ersten 20 Tagen nach Kurbeginn erkranken, 
so ist anzunehmen, dab die meisten wahrend der Kur ihre L&hmung 
bekommen. 

Genauer geben die nachsten Tabellen Auskunft: 


Tabelle IX. 


Wahrend der 

Art der Infektion 

Kur er¬ 
krankten 

A 

B 

C 

D 

i E 


1—10. Tag 

3 

No. 42, 47, 61 

~ 1 

9 

No. 9, 14, 30, 
35, 37, 38+, 
39 +, 43 +, 59 

4 

No. 24, 581, 73, 

; 78 

2 

'No. 22, 77 

18 

11.-20. „ 

16 

No. 11, 13, 15, 
16, 20, 28, 29, 
34, 36, 44, 70, 
71, 74 +, 75, 
80, 83 + 

4 

No. 31, 48, 49,| 
81 + 

11 

No. 19, 21, 32, 
33, 40, 45, 53, 
54, 55, 72+, 
82 + 

7 

No. 23, 46, 50, 
51, 52, 67+, 
79 + 


38 

21.-30. „ 

— 

2 

No. 60, 76 


— 

— 

2 

Ohne Angabe 

— 

— 

- 1 

1 

No. 41 

2 

No. 1, 2 

3 


19 

6 

20 | 

12 

4 

61 


1) v. Sz6kely, Das Pasteur-Institut zu Budapest. (Intern. Hyg.-Ausstell. 
Dresden. 1911. p. 15.) 

2) Kozewaloff, Die Mortalilat und Inkubationsdauer bei Rabies des 
Menschen nach dem Material der Wutschutzstation zu Charkow wahrend der 
Jahre 1888—1908. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 57. 1911.) 


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92 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Tabelle X. 


Nach der 


Art der Infektiou 

i 

Kur er¬ 
krankten 

A 

B 

C 

D 

E i 

1 — 10 Tage 

6 

No. 17, 18, 62, 
64, 65, 66 

5 

No. 12,25,56f, 
681, 69 f 

1 

No. 57 

4 

No. 10, 26, 63, 
84 

— 16 

Ohne Angabe 

i; 



1 

No. 27 

6 7 

No. 3, 4f, 5f 

6+- 7 L 8+ | 


6 

5 

i 

5 

6 2a 


Es erkrankten also wahrend der Kur 61 = 72,6 Proz.; nach be- 
endeter Kur 23 = 27,4 Proz. 

Von den 61 wahrend der Kur Erkrankten gingen 29,3 Proz. in den 
ersten 10 Tagen, 62,3 Proz. in der Zeit vom 11.—20. Tag zu. Der 
friiheste Erkrankungstag ist der 5. (Fall 24.) 

Die nach beendeter Kur Erkrankten bekommen ihre Lahmung zum 
grofiten Teil in den ersten Tagen nachher, der spateste Tag ist der 7., 
gerichtsarztlich von groUer Bedeutung! 

Zusammenfassung: Die Inkubationsdauer ist kiirzer 
als bei typischer Lyssa; die meisten .erkranken. wahrend 
der Kur; ein Viertel innerhalb 7 Tagen nach beendeter 
Kur. 

H&ufig sind die Lahmungen in unmittelbaren Anschluli an irgend- 
eine kdrperliche Schadigung aufgetreten, die natlirlich nur als Ge- 
legenheitsursache aufzufassen ist. 

Als solche Gelegenheitsursachen werden angegeben: 

Erkaltung Fall 13, 60, 62, auch in den Fallen von Pampoukis ; 

kilhles Bad Fall 16, 24, 25, 49; 

lange Eisenbahnfahrt Fall 10, 17, 18; 

langer FuBmarsch Fall 43, 70. 

In den meisten Fallen hat aber die Erkrankung plOtzlich aus voll- 
ster Gesundheit heraus begonnen, ohne daB den Betreffenden eine 
andere schadigende Ursache bekannt gewesen ware. 

Da sich die angeschuldigten Schadigungen sicher nur im Kranken- 
haus verhiiten lassen, ist es sehr erwtinscht, wenn alle, die sich der 
Tollwutschutzimpfung unterziehen, sich ins Krankenhaus aufnehmen 
lassen und dort noch einige Tage nach beendeter Kur bleiben, da drei- 
mal lange Eisenbahnfahrt direkt nach der Kur die Paraplegie aus- 
gelOst hat. 

Zusammenfassung: Als Gelegenheitsursachen zur Er¬ 
krankung spielen Ueberanstrengungen und Abkflhlungen 
eine Rolle. 

Das erste Symptom sind gewbhnlich Kreuzschmerzen und Steifig- 
keitsgeftihl in der Lendengegend, haufig auch Parasthesien der unteren, 
seltener der oberen Extremitaten. 

Dieses Vorlauferstadium dauert einige wenige Tage, dann setzen die 
Lahmungen ein. 

Puscariu teilt seine 10 Falle in einem an mich gerichteten 
Briefe ein: 

1) Schnell voriibergehende Erscheinungen. Leichte Schmerzen in 
den Untergliedern. Harn- und Stuhlverhaltung. 4 Falle. 


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Simon, Ueber Liihmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


93 


2) Einige Tage (3—5) anhaltende Erscheinungen; leichter Allge- 
meinzustand mit schwachem Eieber. Leichte Schwache (Paraparese) 
der Unterglieder. Harn- und Stuhlverhaltung. 4 Falle. 

3) Schwere, aber zurtickgehende Erscheinungen. Allgeraeinzustand. 
Fieber; ausgesprochene, aufsteigende Paraplegie der Unter- lind Ober- 
glieder, welche nach etwa 10—20 Tagen zuriickgingen und volJkommen 
verschwanden (Heilung). 2 Falle. 

Marinescu 1 ) schlagt ftir diese Lahmungen eine Einteilung in die 
beiden Gruppen Facialislahmungen, Paraplegien und aufsteigende Para- 
lysen vor. 

Mir erscheint die in Tabelle XI vorgenommene Teilung zweck- 
maBiger. 

Tabelle XI. 




Verlauf 



Akut 

Chronisch 

.Nicht an- 
gegeben 

I. Facialislahnningen. 

2 

1 


3 

a) eineeitig. 

B: 69f 



2 


D: 50 




b) doppelseitig 

• - 

1 

D: 26 


1 

11. Paresen der Beine 

8 



8 

mit Urin- und Kot- A: 28, 29. 34 



8 

verhaltung 

B: 31 




C: 30, 32, 33, 35 




III. Paraplegieen der 

22 

11 

1 

34 

Beine. 





a) ohne Lahmung 

6 

6 


12 

von Blase und 

A: 20, 47, 66, 75 

A: 65 



Mastdarm, 

C: 9 

B: 76 




D: 41 

D: 58f 





E: 2, 3, 77 



b) mit Lahmung 

16 

5 

l 

22 

von Blase una 

A: 11, 13, 17, 42 

A: 61 

C: 21 


Mastdarm 

B: 12, 48 

C: 19, 38f 




G: 14, 39 f. 45, 53, 55, 
59 

D: 24, 63 




D: 23, 27, 46 





E: 22 




IV. Aufsteigende Lab- 

16 

19 

1 

36 

mungen 

A: 16, 18, 74 f, 83 f 

A: 15, 36, 44, 62, 64, 

E: 1 

36 


B: 60, 68f 

70, 80 



C: 54, 72 f, 82f 

B: 25, 49, 56- 

81f 




D: 51, 67 f 

C: 37, 40, 43- 

■, 57 




E: 4 f > 5 f, 6 f, 7 f, 
8t 

D: 73, 78, 79- 

r, 84 



V. Multiple Lahmungen 

3 

_ 

_ 

3 


A: 71 



3 


D: 10. 52 




| 52 

30 

2 

84 


Die 84 Falle zeigten also folgendes Krankheitsbild: 


1) 1. c. 


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94 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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I. Fascialislahmungen.3 = 3,57 Proz. 

II. Paresen der Beine mit Urin- und Kotverhaltung 8= 9,52 „ 

III. Paraplegieen der unteren Extremitaten. 34 = 40,47 ,, 

IV. Aufsteigende Lahmungen . . . . •. 36 = 42,85 „ 

V. Multiple Lahmungen.3 = 3,57 „ 

84 

Die Facialislahmungen, liier nur mit 3,5 Proz. verzeichnet, sind 
aber wohl sehr viel haufiger, was auch besonders Babes verschiedent- 
lich betont. Gibier 1 ) bat bei sich und seinen Assistenten leichtere 
Paresen des Facialis mit vermehrter Speichelsekretion, Abgeschiagenheit, 
Schmerzhaftigkeit der Impfstellen, Kopfweh und Schlaflosigkeit wahrend 
der Schutzimpfung beobachtet. 

Diese leichteren nervosen Stbrungen werden wohl einmal von den 
Patienten nicht beobachtet, andererseits von den impfenden Aerzten 
ignoriert. Und doch sind sie hoclist beachtenswert, denn sie zeigen uns 
zum mindesten einen Reizzustand des Zentralnervensystems an, mahnen 
zur Vorsicht und Beaufsichtigung der Gebissenen. 

Multiple Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung scheinen 
dagegen selten zu sein. 

Bei weitem am haufigsten sind also Erkrankungen des lliicken- 
markes, speziell des Lendenmarks, von den leichtesteu Extremitaten- 
pareseu bis zu den schwersten Paraplegien der Beine oder der schreck- 
lichen Form der aufsteigenden Landryschen Spinalparalyse. 

Wenn diese Riickenmarkserkrankungen auch gleichsam der Tvp 
der nervbsen Erkrankungen sind, die im Verlauf der Pasteur schen 
Tollwutschutzimpfung vorkommen, so hat doch die Zusammenstellung 
gelehrt, daB sie nicht die einzige Erkrankung des Nervensystems sind. 

Vielleicht regen diese Zeilen an, die Leiter der Pasteur-Institute 
auch auf die Facialisparesen und -Lahmungen, sowie die multiplen Lah¬ 
mungen mehr zu achten und statistische Angaben ilber ihre Haufigkeit 
zu machen. , 

Der Verlauf ist meist akut, 50 Falle — 61,9 Proz., chronisch nur 
bei 30 = 35,7 Proz., zieht sich dann aber gar nicht selten liber Monate 
hin, z. B. Fall 64. 

Tabelle XI lehrt. aber noch mehr. Sie zeigt uns, was besonders fttr 
die Zwecke dieser Arbeit von Wichtigkeit ist, dafi die 3 Hauptformen 
der Erkrankungen. Facialislahmungen, multiple Lahmungen, Paraplegien 
und aufsteigende Lahmungen bei Gebissenen wie nicht Gebissenen im 
Verlaut der Tollwutschutzimpfung beobachtet werden. Ganz besonders 
zu beachten ist, dab von den 6 nicht Gebissenen 4 an aufsteigenden 
Lahmungen, 1 an Paraplegie der Beine, 1 an multipier Lahmung er- 
krankt sind. Ob es weit-er nur ein Zufall ist, daG bei den leichteren 
Erkrankungsformen, Gruppe I und V. die D-Klasse am haufigsten ver- 
treten ist, vermag ich nicht zu entscheiden, aber hinweisen muB ich auf 
diese Eigenttimlichkeit. 

Eine Beschreibung des hochinteressanten, vielgestaltigen Krankheits- 
bildes fehlt noch, denn den vorhandenen liegen immer nur eigige wenige 
Beobachtungen zugrunde [Remlinger 2 ), Nedrigailoff 3 ), Mtiller 4 )]. 


1) Gibier, Antirabic Inoculation. Sensations experienced by inoculated 
persons. How immunity is attained? (The Journ. of the Americ. ined. Assoc. 
Vol. 15. 1890. p. 383. 

2) 1. c. 

3) I. c. 

4) 1. c. 



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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


95 


Ich mbchte hier nur noch kurz auf einige differential-diagnostische 
Punkte von Wichtigkeit hinweisen. Gegen die Poliomyelitis anterior 
acuta grenzt sich die Ivrankheit durch das Fehlen atrophischer Lah¬ 
mungen ab, wie Mailer 1 ), der die Krankheit vom neurologischen 
Standpunkt aus beschreibt, hervorhebt. Nur in einem Fall meiner Ka- 
suistik ist Schwund der Fingermuskulatur erwahnt (Fall 25). 

Von der echten paralytischen Wut unterscheiden sich die Lahmungen 
durch das Fehlen der Ueberempfindlichkeit der Sinne wie der reflek- 
torischen Schling- und Atemkrampfe. 

Da aber beiden die Myelitis gemeinsain ist, so dUrften die fehlenden 
Symptome doch nicht zur Aufstellung eines neuen Krankheitsbildes ge- 
nugen, urn so weniger, als auch die Aetiologie far die paralytische Wut, 
wie far die Lahmungen ebenfalls viel Gemeinsames hat. Die Fortschritte 
in der atiologischen Erforschung der Krankheiten haben uns gelehrt, 
dali klinisch gar nicht oder nur lose zusammengehorige Krankheits- 
zustande durch ein und denselben Erreger hervorgerufen werden, z. B. 
Schnupfen und Kehlkopfcroup durch den Diphtheriebaciilus, leichtester 
Darmkatarrh und schwerste Ruhr durch die Ruhrbacillen. 

Unter Berdcksichtigung aller dieser Punkte ist ein klinischer Zu- 
sammenhang der von mir in Tabelle XI aufgestellten Krankheitsgruppen 
untereinander, wie auch mit der paralytischen Form der Wut gewib 
nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch die alte und jetzt wieder 
bevorzugte Bezeichnung ..atypische oder abortive Form der Wut“ far 
diese Lahmungen labt sich aus den oben angefUhrten GrUnden recht- 
fertigen. 

Zusammenfassung: Die Lahmungen treten auf als Fa- 
cialislahmungen, Paresen und Paraplegien der Beine mit 
Blasen- und MastdarmstOrung, aufsteigende Landrysche 
Spinalparesen und als multiple Lahmungen; sie verlau- 
fen in */ 3 der Falle akut, in 1 / 3 chronisch und befallen Ge- 
bissene, wie nicht Gebissene. 

Von den 84 Lahmungen sind 65 = 77,42 Proz. geheilt bzw. ge- 
bessert. Die Heilung wird manchmal als vOllig unerwartet und aber- 
raschend schnell trotz schwerster Krankheitssymptome ausdracklich ver- 
zeichnet. Fall 16, 18, 20, wie andererseits betont wird, dab anfanglich 
ganz leicht Erkrankte in karzester Zeit. unter den schwersten Sym- 
ptomen starben. 

19 = 22,6 Proz. sind gestorben. Diese 19 Todesfalle sind 13mal 
bei akutem, 6mai bei chronischem Krankheitsverlauf erfolgt. Die Todes- 
ursache ist in den letzteren Fallen haufig Sepsis, ausgeliend von ein- 
getretenem Decubitus. Von den wahrend der Schutzimpfung Erkrankten 
sind 11 gestorben, von den nach der Schutzimpfung Erkrankten 8. 

Die Prognose bei den einzelnen Krankheitsbildern ist ebenfalls aus 
Tabelle XI ersichtlich. 

Danach weisen die 3 Facialislahmungen einen Todesfall auf. Daraus 
eine allgemeine Prognose zu stellen, ist nicht angangig, weil hier 
roeine Kasuistik ein ganz falsches Bild gibt, denn die Facialisparesen 
sind anscheinend mit die haufigste und ungefahrlichste Form der Lah¬ 
mungen, die bei der Wutschutzbehandlung beobachtet werden. 

Die 34Paraplegieen der Beine sind 3mal tbdlich verlaufen = 8,8 Proz. 
Mortalitat. 

1) 1. c. 


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96 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Von den 36 aufsteigenden Landryschen Paralysen sind 15 ge- 
storben = 41,6 Proz. 

Die 16 akut yerlaufenen sind sogar llmal tddlich ausgegangen 
= 68,75 Proz. 

Die 19 chronisch verlaufenen 4mal = 21,05 Proz. 

Die in der Literatur immer wiederkehrende Angabe, dab diese L&h- 
mungen eine gtinstige Prognose haben, erscheint nach meiner Ivasuistik 
nicht gerechtfertigt. 

Den schlieblichen Ausgang der Krankheit in den einzelnen In- 
fektionsgruppen soil Tabelle XII illustrieren. 


Tabelle XII. 


Art der 
Infektion 

Heiluog 

Besserung 

Tod 


A 

21 

No. 11, 13, 15, 16, 17,18, 20, 
28, 29, 34, 36, 42, 44, 47, 61, 
62, 65, 66, 70, 71, 75 

2 

No. 64, 80 

2 

No. 74, 83 

25 

B 

6 

No. 12, 25, 31, 48, 49, 60 

1 

No. 76 

4 

No. 56, 68, 69, 81 

11 

c 

15 

No. 9, 14, 21, 30, 32, 33, 35, 
37, 40, 45, 53, 54, 55, 57, 59 

1 

No. 19 

5 

No. 38, 39, 43, 72, 82 

21 

D 

14 

Gebissene: 

No. 10, 23, 24, 26, 27, 41, 46, 
50, 63, 78 

Nicht Gebissene: 

No. 10, 51, 52, 73, 84 


3 

Gebissene: 

No. 58, 79 

Nicht Gebissene: 
No. 67 

17 

E 

4 

No. 1, 3, 22, 77 

1 

No. 2 

5 

No. 4. 5, 6, 7, 8 

10 


60 

5 

1 19 

1 *1 


Wir sehen eine sehr ungleiche Mortality bei den einzelnen In- 
fektionsgruppen, und es ist gewib auffallend, dab die von nachgewiesener- 
maben tollwiitigen Tieren Gebissenen, Gruppe A, und die von nicht toll- 
wiitigen Tieren oder die tiberhaupt nicht Gebissenen, Gruppe D, die 
geringste Mortalitat haben. Stellt man aber die Gebissenen der Gruppen 
A, B, C denen der Gruppe D gegenilber, so ist kein sonderlicher Unt-er- 
schied mehr nachweisbar, 19,3 Proz. gegen 17,6 Proz. 

Von den 6 nicht Gebissenen, die alle schwere L&hmungen bekommen 
haben, ist nur einer, ein Trinker, gestorben. 

Zusammenfassung: Die Prognose ist in jedem Pall u n - 
sicher, speziell bei den Paraplegieen nicht gtlnstig, bei 
den aufsteigenden Lahmungen schlecht. 

Die Gesamtsterblichkeit betr&gt 22,6 Proz. 

Von den 19 Verstorbenen sind 12 obduziert. Siehe die folgende 
Tabelle. 


Tabelle XIII. 


A 

B 

C 

D 

E 

1 

1 

4 

1 

5 

No. as 

No. 81 

No. 38, 39, 72, 82 

No. 58 

No. 4, 5, 6, 7, 8| 


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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


97 


In Fall 39 wurde eine Tuberkuiose verschiedener Organe, Cysto- 
pyelitis, gefunden. 

In Fall 58 lautete die pathologisch-anatomische Diagnose Pneumo- 
kokken-Meningomyelitis. 

In alien iibrigen Fallen ist starke Hyperainie des Zen trainer ven- 
systems und hochgradige Myelitis mit Zerstdrung der weiBen Substanz 
des RUckenmarks, besonders in der Lendenanschwellung vermerkt. 
Letztere soli bei der echten Lyssa felden. Genauer studiert sind die 
mikroskopisclien Veranderungen des RUckenmarks, nur bei Fall 72 von 
Mironescu in Bukarest, Fall 81 von Koch in Berlin. 

Als wichtigstes Ergcbnis wird von beiden Untersuchern eine klein- 
zellige Infiltration um die GefaBe, Schwellung der Nervenfasern mit 
Zerstdrung der Achseuzylinder in der weiBen Substanz, Schwund der 
Xervenzellen in der grauen Substanz angegeben. 

Negri -Kdrperchen haben sich weder in diesen beiden Fallen, noch 
im Fall 83, der noch darauf hin untersucht ist, nachweisen lassen, da- 
gegen hat Mironescu die van Gehuchtenschen Gebilde, das sind 
kleinste Kornchen in den Ganglienzellen, gefunden. 

Auch der pathologisch-anatomische Befund in der A-, B-, C-Gruppe 
ist, wie ja auch zu erwarten war, der gleiche. 

Ueber die Pathogenese UuBert sich Mironescu 1 ) dahin, daB als 
primar Zirkulationsstdrungen anzunehmen seien, welche zu den weiteren 
Veranderungen des Nervensystems haupts&chlich im Rtlckenmark fUliren. 

Koch 2 ) sieht in den pathologischen Veranderungen des RUcken- 
marks eine spezifische Schadigung durch die Wuterreger. Er meint, 
das Rtlckenmark stellt gleichsam einen lebendigen N&hrboden far sie dar. 
Hier werden zuerst die am wenigsten widerstandsfahigen groBen 
Ganglienzellen der Vorderhorner des Lenden- und Halsmarkes zerstort 
daher zuerst die Spinalsymptome auftreten. Erst wenn auch die groBen 
Ganglienzellen zerstort werden, entsteht typische Lyssa. Das Lenden- 
mark erscheint Koch wie bei anderen Infektionskrankheiten, so auch 
bei Lyssa als ein locus minoris resistentiae; deshalb seien auch hier die 
schwersten Veranderungen. 

Zusammenfassung : Pathologisch-anatomisch handelt 
es sich um eine Myelitis, hauptsachlich des Lendenmarks 
mit Zerstorung der weiBen Substanz. N egri-Korperchen 
sind bei den Verstorbenen bisher nicht gefunden worden. 

Ich Ubergehe damit das Krankheitsbild, das fUr die Zwecke der 
Arbeit wohl genUgend skizziert ist. 

Es waren nun der EinfluB der Impfmethodik auf Entstehung und 
Verlauf der Lahmungen zu betrachten. 

Bedauerlicherweise fand ich auch die Methode der Wutsclmtz- 
behandlung, die ja jetzt in den einzelnen Instituten so verschieden 
gehandhabt und immer noch abgeandert wird, in meinen Ivranken- 
geschichten nicht regelm&flig und auch dann noch lUckenhaft angegeben. 

Angewandt sind folgende Methoden : 


1) 1. c. 

2 ) Koch, Ueber abortive Tollwut. Zeitschr. f. Hyg. Bd. 04. 1909.) — Zur 
Kenntnis atypischer Tollwutfalle. (Ebenda. Bd. 07. 1910.) — Ueber die Ent¬ 
stehung der akuten Paraplegie nach Lyssainfektion. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. 
Orig. Bd. 05. 1912.) 

Erne Abt. Orig. Bd- 67. Heft- 1. 7 


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98 


Ceutralbi. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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1) Die klassische Methode Pasteurs) .• 

2) ihre Modifikationen / 

3) die Methode von Puscariu .. 10 

4) die Methode von Babes (rumanische Methode) ,, 5 

5) die Methode von Hogyes .. 2 

6) die Methode von Ferrin. 8. 

Die nachste Tabelle bringt die Verteilung der auf die einzelnen Me- 
thoden fallenden Todesfalle. 


Tabelle XIV. 


A 

B 

C 

D 

E 


Klassische Methode Pasteurs 

1 

1 



! 2 

Modifizierte Methode Pasteurs 1 

4 

2 

1 


8 

Methode von Puscariu 





0 

„ ,, Babes 2 


2 



4 

„ „ Hogyes 





0 

„ „ Ferran 




5 

5 

1 ^ 

5 

5 

1 

5 

19 


Prozentual haben sich die meisten Todesfalle nach der Methode von 


Babes und Ferran ereignet, gar keine bei der Methode von Pus- 
c a r i u und Hogyes. 

Ich will mit Rticksicht auf ihre Bedeutung die einzelnen Methoden 
der Tollwutschutzimpfung ganz kurz angeben, zumal sie den meisten 
der Leser doch nicht so gelaufig sein werden. 


Klassische Methode Pasteurs. 

Riickenmark eines nach subduraler Infektion mit Virus fixe typisch 
erkrankten und 24 Stunden vor dem zu erwartenden Ende getoteten 
Kaninchens wird 2—14 Tage iiber Aetzkali bei 20° C im Dunkeln 
getrocknet. 

Dosis: 1 cm des getrockneten Rtlckenmarkes wird in 5 ccm steriler 
Bouillon oder 0,8-proz. steriler Kochsalzlosung verrieben und taglich 
subkutan zu beiden Seit-en des Nabels eingespritzt. Beginn mit 14- 
tagigem, Ende mit 2-tagigem Mark. 

Dauer bei der leichten Kur 14 Tage, bei der verst&rkten Kur 
21 Tage. 

Ergebnis: 32045 mit 6 Lahmungen. 


Modifizierte Pasteursche Methode. 

Die sogenanute klassische Methode ist auBerhalb Frankrcichs bald 
verlassen, um die Erkrankungen mit kurzer wie mit langer Inkubations- 
dauer zu verhdten und die Behandlungsdauer zu kUrzen. Weil sich 
frisclieres Mark subkutan in diesen Dosen nicht virulent gezeigt hatte, 
begann man mit frischeren Marken in der Hoffnung, die Kur erfolg- 
reichcr zu gestalten. In Deutschland war besonders Marx 1 ) ftir die 
Unschadlichkeit frischen Virus fixe bei subkutaner Injektion eingetreten. 
Nitsch 2 ) und Toepfer 3 ) glaubten, an ihrem eigenen Korper den Be- 
weis ftir die Richtigkeit dieser Annahme erbracht zu haben. Es seien 

1) 1. c. 

2 ) Nitsch, Benierkunp'en iiber die Pasteursche Methode der Schutz- 
impfung gegen Tollwut. (Wien. klin. Wochenschr. Bd. 17. 1904.) 

3) Topfer, Bericht iiber Tiitigkeit der Wutschutzabteilung des Instituts 
fiir Infektionskrnnkheiten in Berlin voin 1. 1. 1905 bis 31. 3. 1906. (Klin. Jahrb. 
Bd. 18. 1908.) 



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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf tier Tollwutschutzimpfung. 


99 


hier die in der Wutschutzabteilung des Instituts fiir Infektionskrank- 
heiten Robert Koch in Berlin im Laut'e der Jahre getroffenen Ab- 
anderungen chronoiogisch angeftlhrt. 

Die Wutschutzabteilung ist am 28. Juli 1898 eroffnet worden. 

Art der Bchnndlnng. 

I. 28. 7. 1898 bia 28. 9. 1899: Beginn mit 12-tagigem, Ende mit 3-tiigigem 
Mark. Dauer 21 Tage. 

II. 29. 9. 1899 bis 20. 8. 1901: Beginn mit 8-tagigem, Ende mit 2-tagigem 
Mark. Dauer 21 Tage. 

III. 21. 8. 1901 bis 8. 3. 1902: Das leickte Schema wird dahin nbgeandert, 
dad bereits am 12. Tage 2-tagiges Mark gegeben und die Kur auf 16 Tage ab- 
gekiirzt wird. 

IV. 9. 3. 1902 bis 1904: Das leichte Schema wird, nachdem 1 Patient 103 Tage 
und 1 Patient 26 Tage nach beendeter Kur an Tollwut erkrankt waren, prinzipiell 
verlasseu und fur schwere wie leichte Falle nur 1 Schema beibehalten. Bei 
schwereu Fallen Wiederholung der Kur 1 Monat nach Beendigung der ersten, weil 
4 erst sehr spat nach beendeter Behandlung aufgetretene Todesfalle vorgekommen 
waren. Beginn mit 8-tagigem Mark, Ende mit 2-tagigem. Bereits am 8. Behand- 
lungstage wird 2-tiigiges Mark eingespritzt. Dosis: 3 ccm Bouillonemulsion. Dauer: 
21 Tage. 

V. Periode 1904: Behandlungsschema auf l-lagiges Mark verstiirkt, weil trotz 
der Impfung iinmer noch Todesfalle vorkommen. 

VI. Periode 1905: Behandlungsschema wird weiter verstiirkt, indem mit 
4-tagigem Mark begonnen und bereits am 4. Tage 1-tiigiges Mark gegeben wird. 

VII. Periode 1. 4. 1906 wird bei Eeuten, welche erst sehr spat in die Be¬ 
handlung kommen, mit 3-tiigigem Mark begonnen und am 3. Tage bereits l-tiigiges 
Mark eingespritzt. 

Am 28. 7. 1906 wurde in Breslau eine Wutschutzabteilung eroffnet, die das 
gleiche Schema angewendet hat. 

1907 ereignen sich die ersten Paraplegien in Breslau I 

VIII. Periode 1910: Es wird allgemein mit 3-fagigem Mark hegonnen. Das 
Behandlungsschema ist folgendes: 

1. 2.| 3.| 4.1 5.| 6. 7.| 8.j 9. 10. ll.| 12.' 13.| 14.| 15.| 16.; 17. 18.| 19. 20.j 21.| Behandlungstag 
3 [ 2 11 | 11 3 j 2 1 , 1 j 31 2 | 1 | 1 j 3 | 2 | 1 | 1 j 3 | 2 j 1 | 1 j 1 | -tagiges Mark 

Dosis 2 ccm Markemulsion (1:5 steriler physiologischer Kochsalzlosung) lmal 
taglich subkutan unter die Bauchhaut Kindern wie Erwachsenen jedem mit seiner 
nur fur ihn allein benutzten, jedesmal vor der Injektion frisch sterilisierten Spritze 
gespritzt. 

Statistisches Ergebnis fur Berlin und Breslau. 

I.- - VI. Periode. 

1898 —3. 1. 1906 2896 Behandelte mit 0 Liihmungen und 21 Todesfiillen 

(abs. Mortalitat) 

VII. Periode. 

1. 4. 1906—3. 9. 1909 1490 „ „ 2 „ „ 7 Todesfiillen 

(abs. Mortalitat) 

VIII. Periode. 819 „ „ 3 „ * 5 „ 

(abs. Mortalitat) 

5205 Behandelte mit 5 Liihmungen und 33 Todesfiillen 

Die Methode von Puscariu (Jassy). 

(Nach brieflicher Mitteilung.) 

Das Hirn ernes an klinstlichem Virus i'ixe verendeten Ivaninchens 
wird mit 100 ccm physiologischer Kochsalzlosung in sterilem Morser 
verrieben, durch ein feines Drahtnetz geseiht, in Eprouvetten verteilt 
und 15 Minuten in einem besonders konstruierten Wasserbad fiir jeden 
Behandlungstag auf eine verschiedene Temperatur erwarmt. 

I. Periode: Voin 1. 8. 1891 bis 5. 2. 1896 sind Gebissene in Jassy nach der 
Pasteurschen Methode mit Babessc.her Modifikation behandelt. llesultat auf 
631 Behandelte 7 Todesfalle. 

7* 


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100 


Centralbl. f. Baku etc. I. Abt. Originate. Bd. 08. Heft 1. 


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II. Periode: Am 5. 2 1896 fiihrte Puscariu seine Metkode der Abschwackung 
durck Erwiirmung ein. Bis 1901 wurden die Emulsionen, in Wanneabstufungen 
80—45° C, Dosis 2—3 g taglich 2 Iniektionen, angewendet. Behandlungsdauer 
12—21 Tage. Statistisches Ergebnis: 2ol3 Bekandelte mit 10 Lakmungeu uud 
12 Todesfaden an VVut. 

III. Periode: Ende 1907 wurde ein weniger intensives Behandlungsschema 
eingefiikrt, indem die starker erwarmten (80—70° C) Emulsionen weggelassen 
wurden und nur lmal tiiglich gespritzt wurde. Alles Niihere ergibt das Schema. 
Statistisches Ergebnis: 2214 Behandelte, keine Lahmungen, kein Todcefall. 

Wie mir Herr Professor Puscariu am 2. 2. 1912 mitteilte, sind nach dem 
letzteu Schema bereits liber 3000 ohne Nachteil mit bestem Erfolg behandelt. 


Jetziges Behandlungsschema in Jassy. 



1. 2. : 

3. 4. j 5. 1 6. 1 7. 

8. 

9. 110.1 

11. 12 

13. 

Tag 

Leichte Falle 
Mittel schwere 
Falle 

Sehr schwere 
Fade 

it>5 ol 60°: 
65 °|60° 

65"! 60° 

1 1 

55° 65 O| 60° 55° 50° 
j53°|36 0 60°55”50 0 

j 

55 0 50 u 60° 55° 50° 

1 

45° 

60° 

45- 

55° 50°' 

60 1,1 55° 

45 °! 

■50° 43* 

| 

Virus fixe 

normales Mark 

n v 


Dosis in den ersten Serien 3 ccm, in den letzten 5 ccm einmal t&glich. 


Die Methode von Babes (rum&nische Methode) 
ist eine Kombination der Methode Puscarius und Pasteurs. Dauer 
der Kur 15 Tage. Resultat: 6525 Behandelte mit 8 L&hmungen 1 ). 

Die Methode von Hogyes (Dilutionsmethode). 

Das Gehirn eines mit Virus fixe subdural infizierten, an Wut er- 
krankten, frisch getbteten Kaninchens wird mit 100 Teilen 0,7-proz. 
steriler Kochsalzlosung verrieben. Diese Stammlosung und Verdtin- 
nungen 1:200, 1:500, 1:1000, 1:2000 werden injiziert. 

Dosis 1 / 2 —4 ccm = 0,001—0,04 g Mark. 

Naheres ergibt das folgende Schema: 


l. 

2. 

3. 

4. 

5. 

' 6. 

7. 

8. 1 9. 

10. 

Tag 

0,001 

0,002 

0,003 

8 

© 


0,005 


0,0075 

0,01 

Schema I. 







Leichte Fade, Kinder 

0,002 

0,003 

0,004 

0,006 


0,005 


0,01 

0,015 

Schema II. 








Mittelschwere Fade 

0,002 

0,004 

0,006 

0,008 

1 

0,01 


0,015 

0,02 

Schema III. 

Sehr schwere Fade 


11. 

12. | 

13. 

14. | 

15. | 

16. 

17. 

18. 

19. 

20. 

| 21. 

Tag 


0,015 


0,02 i 



0,025 




! 0,03 

Schema I. 

Leichte Fade, Kinder 


0,02 


0,025 ; 



0,03 




0,035 

Schema II. 
Mittelschwere Fade 


0,025 


0,03 



0,035 




1 0,04 

Schema III. 


Sehr schwere Fade 


Die Dilutionsmethode von Hogyes wird in Budapest seit 1890 
angewandt. 

Das statistische Ergebnis ist: 

45 477 Behandelte mit 2 Liihmungen uud 131 TodesfaUen. 

1) Babes, Note sur les causes des paraplegics au eours du Iraitement anti- 
rabique. (Oompt. rend. T. 65. 1908.) 



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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


101 


In Weltewreden 1 2 ) hat man bis 1906 unit der verstarkten Methode 
Pasteurs, von da ab mit der Dilutionsmethode von Hbgyes behandelt. 
Statistisches Ergebnis: 

1379 Europaer mit 10 Fallen von Lahmungen = 1:138 
2073 Insulaner „ 1 Fall „ Lahmung = 1:2073 
'3452 11 Falle 1:314 

Nach Hbgyes Behandelte: ' 

751 Europaer mit 1 Fall von Lahmung = 1: 751 
2189 Insulaner * 0 „ , „ 

2940 TTiH 1:2940 

Wir ersehen hieraus, dab eine erhbhte Disposition zur Erkrankung 
bei den Europaern besteht. 

Auch in Madrid*) wird die Methode von Hogyes benutzt: Re- 
sultat 3000 Behandelte, keine Lahmung. 


Die Methode von Ferran 3 ). 

0,8 g frisches Gehirn eines an kunstlicher Virus fixe-Infektion ge- 
storbenen Kaninchens werden mit 2 g sterilem Sand in sterilem Por- 
zellanmbrser zu einer moglichst liomogenen Masse verrieben. Dann 
werden tropfenweise unter standigem Reiben 8 ccm einer Hg-Salz- 
lOsung zugesetzt, Stunde sedimentiert. 

Dosis 6 ccm taglich. 


Behandlungsdauer 5 Tage. Erfolg Mortalitat: 2—4 Prom. 

Nahere statistische Angaben kann ich leider nicht machen, doch fallen die 
Falle Bar egg is der obigen neuen Methode nicht zur Last. 

Fassen wir kurz zusammen: 

I. Klassische Methode Pasteur: 

^ 631 * n Jassy } Oeimpfte mit 6 Lahmungen = 1 : 5446. 


II. Modifizierte Methode Pasteurs: 

S3 Weltevreden } 0e ' m P^ t * Uhm u » 6 e» - 1 :M1. 

III. Methode von Puscariu: 

4827 in Jassy Geimpfte mit 10 Lahmungen = 1 .482. 

IV. Methode von Hogyes: 

45 477 in Budapest Geimpfte mit 2 Lahmungen 1 

2 940 „ Weltevreden „ „ 1 Lahmung [ = 1:17 139. 

3 000 „ Madrid „ „ 0 „ ) 


Der verscliieden grofien Grundzahlen wegen darf man nur I und IV, 
II und III miteinander vergleichen. Da ergibt sich, dab bei der Methode 
nach Hogyes die Lahmungen dreimal seltener sind, wahrend der Unter- 
schied in der Haufigkeit der Lahmungen bei der modifizierten Methode 
Pasteurs und der Puscarius nur unbedeutend ist. Dabei muB jedoch 
betont werden, dab Puscariu mit seiner seit 1907 eingeftlhrten Me¬ 
thode etwa 3000 ohne irgendwelche GesundiieitsstOrung behandelt hat. 
Freilich mub man bei der Seltenheit. der Lahmungen und den im Ver- 
haltnis dazu kleinen Zahlen Puscarius auch dem Zufall eine grobe 
Rolle zuerkennen. 

Wenn danach filr die Entstehung der Lahmungen die einzelnen Me- 
thoden anscheinend wenig verantwortlich zu machen sind, so kbnnte ja 


1) Zitiert nach Borger, 1. c. 

2) Murillo, Ueber 3000 mit der Hogyesschen Methode prophylaktisch 
behandelte Falle von Lyssa. (Centraibl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912.) 

3) Simon, Ueber die supra intensive Methode der Totwutschutzimpfung 
Ferrdns. (Centraibl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 65. 1912.) 


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102 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 

die Schutzimpfung fdr den weiteren Krankheitsverlauf von EinfluB ge- 
wes'en sein. 

61 sind wahrend der Kur erkrankt, von 54 existieren Angaben fiber 
die Tollwutschutzimpfung wahrend der L&hmungen. 

Naheres ist aus Tabelle XIV ersicktlich. 


Tabelle XV. 


Die Schutzimpfung 
wurde 


Art der Infektion 




A 

B 

C 

D 

E 


fortgesetzt bei 

4 

No. 1G, 29, 36, 
42 

3 

No. 31,48, 
60 

12 

No. 14,21,30,32, 
33,35,37, 38 f, 
39 f, 43 f, 45, 
54 

3 

No. 50,51,52 

I 

1 

No. 22 

23 

fortgeselzt und ver- 
starkt bei 

3 

No. 11,20,47 

— 

1 

No. 19 

— 


4 

unterbrochen undspatcr 
wieder aufgenommen 
bei 

4 

No. 28,34,44, 

1 71 

1 

• 2 

No. 9, 53 



6 

I 

ausgesetzt am l.Tage 
bei 

4 

No. 61, 70, 
74 f, 75 

2 

No. 49, 

81 f 

4 

No. 40, 55, 59, 
72 f 

5 

No.23,24,46, 
67 f, 73 


15 

am 3. Krankheitstage 
bei 

1 

No. 15 

— 

1 

No. 82 f 

1 

No. 78 

_ 

3 

am 4. Krankheitstage 
bei 

— 



1 

No. 79 f 

| _ 

1 

am 12. Krankheitstage 
bei 

1 

No. 80 

— 

— 



1 

am 13. Krankheitstage 
bei 

1 

No. 13 

— 


— 

1 1 

1 

1 17 

5 

20 

10 

i 1 

54 


Die Schutzimpfung ist genau bei einer Halfte wahrend der Er- 
krankung ruhig fortgeffihrt, bei anderen ausgesetzt worden, und der 
Erfolg! Von der ersten Halfte sind 24 genesen und 3 gestorben, von 
der zweiten Halfte sind 22 genesen und 5 gestorben. Ein nennens- 
werter Unterschied ist das nicht. Es ist also ziemlich belanglos ge- 
wesen, ob man die Einspritzungen unterbrochen hat oder nicht. 

Auch das klinische Krankheitsbild der Lahmungen, das bei den 
einzelnen Schutzimpfungsmethoden beobachtet worden ist, laBt keine 
Unterschiede erkennen. Nur die 5 nach dem alten Ferr&nschen Ver- 
l’ahren behaudelten Falle Bareggis (No. 4—8) fallen durch die Gleich- 
maBigkeii der Schwere und des Ausganges auf. 

Nach alledem gewinnt man den Eindruck, daB die Methodik der 
Schutzimpfung auf Entstehung und Verlauf der Lahmung nur von 
untergeordneter Bedeutung sein kann. 

Zusammenfassung: Die Lahmungen sind bei alien Toll- 
wutschutzimpfungsmethoden beobachtet worden, am sel - 
tensten bei der Dilutiousmethode von H6gves. Fortsetzung 
oder Unterbrechung der Kur hat den Krankheitsverlauf 
nicht merklich beeinflufit. 

Ftlr die Aetiologie kommen in ersterLinie die Ergebnisse der experi- 
mentellen Pathologie in Betracht. 


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Simon, Ueber Lahiuungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


103 


Ueberimpfungen von Hirn und Rtlckenmark der Verstorbenen auf 
Tiere (Kaniuchen, Ratten, Hunde) sind in folgenden Fallen gemacht: 

No. 4, 5, 6, 7, 8 von Bareggi in Mailand mit dem Erfolg, dali 
bereits in der 1. Passage die Kaniuchen am 5.—6. Tage mit den Zeichen 
der „paralytischen Wut erkrankten, wie sie durcli anhaltend verstArktes 
Virus hervorgerufen wird“. Weitere Passagen sind anscheinend nicht 
angelegt. Anscheinend hat. das Ergebnis der 1. Passage zur Diagnose 
Virus fixe-Wutinfektion gentlgt. Von welch weittragender Bedeutung 
diese Diagnose gewesen ist, zeigen die behdrdlichen Malinahmen: 
Schlieilung des Instituts, Verbot der Ferranschen Schutzimpfung. 

No. 39 von Borger in Weltewreden mit negativem Erfolg. 

No. 72, 74. 82, 83 von Babes in Bukarest ebenfalls mit negativem 
Erfolg. 

No. 81 von Koch in Berlin mit positivem Erfolg. Hier trat der 
Tod der Versuchstiere in der 3. Passage in der fdr Virus fixe-Wut 
typischen Zeit ein. Mit diesem Versuch *glaubt Koch den Beweis er- 
bracht zu haben, dab die Paraplegie des Patienten durch den Erreger 
der Wut verursacht worden ist und nimint auch fitr die anderen von ihm 
veroffentlichten EAlle die gleiche Aetiologie an. 

Ferner hat Franca in Lissabon mit Lumbalfltissigkeit einer D-Pa- 
tientin, No. 79, 2 Kaniuchen subdural mit Erfolg infiziert. Das eine 
Kaninchen zeigt 11 Tage spAt-er die ersten Krankheitssyraptome und 
stirbt am 13. Krankheitstag. In der 2. und 3. Passage erkranken die 
Tiere bereits am 7. und starben am 9. Tage. Sein Ergebnis faCt 
Fran ga in die Worte zusammen: On voit par cette observation que 
cet homme a eu une myelite rabique produite par le traitement non 
seulement parce que le chien mordeur n’etait pas enragd mais A 
cause de la periode d’inoculation de la rage qui a 6td celle de la rage 
4 firus fixe (p. 155). 

Speichel ist nur einmal (Fall 18) mit negativem Erfolg verimpft, 
ebenso hat sich der Speichel 6 genesener FAlle von Lahmung bei int.ra- 
muskularer Verimpfung auf Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde, Ratten 
als avirulent erwiesen 1 ). 

Hier sind auch noch die Versuche Paltaufs 2 ) zu erwahnen. P. 
sezierte 4 Leute, die wahrend der Wutschutzbehandlung an inter- 
kurrenten Krankheiten 22—27 Tage nach dem Bill durch A Hunde 
gestorben waren, und impfte mit deren Medulla oblongata 4 Kaninchen 
subdural. Die Kaninchen erkrankten 120—47—40—40 Tage spAter an 
Erscheinungen paralytischer Wut und starben. Die lange Inkubations- 
dauer fuhrt Paltauf auf Abschwachung des Virus durch die Schutz- 
impfung zurtlck. Eine Weiterimpfung gelang aber nur lmal. In drei 
weiteren Fallen, die erst langere Zeit nach Beendigung der antirabischen 
Kur an interkurrenten Krankheiten gestorben waren, miBlang der Tier- 
versuch. P. schlieBt aus seinen Tierversuchen, dall der Mensch 
gewbhnlich eine latente Lvssainfektion durchmacht oder, wie Rem- 
linger sagt, dab das Virus A l’dtat de vie latente selbst jahrelang 
lebensfahig bleibt. Durch die Behandlung wird das Virus abge- 
schwAcht, daher die lange Inkubationsdauer in den ersten 4 Fallen, 
oder zerstdrt, wenn die Tollwutschutzimpfung zu Ende geftlhrt wird. 

1) Babes, In welchen Fallen ist man bereehtigt, eine abortive Form der 
Watkrankheit anzunehmen? (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6o. 1910.) 

2) Paltauf, Zur Pathologie der Wutkrankheit beim Measchen. (Wien, 
klin. Wochenschr. Bd. 22. 1909.) 


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104 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abl. Originale. B<1. 08. Hefl 1. 


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daher der negative Impferfolg in den 3 letzten Fallen. Die latente 
Infektion erklart nach P. auch die spaten Erkrankungen, die gewohnlich 
durch irgendeine Schadigung ausgelost werden. 

Die Ergebnisse Kochs, Fran gas wie Paltaufs bedUrfen noch 
weiterer Bestatigung. Zweifellos haben sie erst Licht in die dunkle 
Aetiologie dieser Lahmungen gebracht, wenn auch eine Einigung der 
auseinandergehenden Ansichten tlber die Aetiologie dieser eigenartigen 
Erkrankungen durch die verschiedenen Ergebnisse erst recht in weite 
Ferne gerUckt zu sein scheint. Sie sind aber wohl die richtigen Weg- 
weiser. 

Schon Pasteur hat diese Lahmungen gekannt und in ihnen teils 
eine Heilwirkung der Schutzimpfung bei ausgebrochener paralytischer 
Wut, teils Hysterie gesehen. Er nannte die Krankheit fausse rage. Ab- 
gesehen davon, dab Pasteur bis an sein Lebensende fest von der 
Avirulenz und volligen Unsckadlichkeit seiner Methode ttberzeugt ge- 
wesen ist, mdgen ihn wohl auch noch negative Impfversuche mit Him 
und Riickenmark an solchen Lahmungen Verstorbener in seiner Meinung 
befestigt haben; hat er doch selbst Duclaux, wie anfangs erwahnt, 
Tierversuche als sicherstes Differentialdiagnostikum angegeben. Seinen 
Standpunkt kennzeichnet sehr treffend auch folgende Episode. 

Als Sabarthez seinen Fall (No. 10) in Behandlung bekam, tele- 
graphierte er das Krankheitsbild an Pasteur und bekam zur Antwort: 
Issue fatale inevitable; faites injections de morphine. Auf ein zweites 
Telegranun von Sabarthez, in dem er die unerwartet eingetretene 
Besserung des Patienten und die inzwischen festgestellte vollige Gesund- 
heit des beibenden Tieres mitteilte, drahtete Pasteur: Esp6rez encore 
peut-etre hysterie et non rage und schrieb an Sabarthez: Vous vous 
trompez en accusant les inoculations si le malade meurt ce que je ne 
crois pas. parce que les accidents ne me paraissent pas rabiques. Etudions 
ces accidents de peu pr6s et voyons s’ils sont reellement justificiables 
de l’hyst6rie (p. 1312). 

Zu Pasteurs Anschauungen bekennen sich Lav^ran, Ivo-Novi, 
de Daddi, Zaccaria, Roux, Brouardel, Chailloud, Kraju- 
schkin, BrauIt, Calabrese. 

Aber bald nach Einftihrung der Tollwutschutzimpfung, schon im 
Jahre 1887, trat Babes 1 ) mit einer anderen Lehre auf. Er sah in diesen 
Vorkommnissen eine Impfschadigung, speziell eine Toxinwirkung des 
verwendeten Markes, und suchte durch Modifikationen des Behandlungs- 
schemas diese Lahmungen auszuschalten. Auch in Frankreich gewann 
diese Lehre bald Anhanger. Wie schroff sie aber noch im Jahre 1897 
von der Mehrzahl der Franzosen abgelehnt worden ist, zeigt folgendes 
Vorkommnis: 

In einer Aprilsitzung der Pariser medizinischen Akademie 1897 
stellte Rendu Fall 16 der Kasuistik vor. Bei Besprechung der 
Aetiologie drtlckte er sich vorsichtig dahin aus, daB er den Eindruck 
gehabt hatte, als ob es sich um Toxinwirkung des Impfmarkes bei einem 
gesundheitlich geschwachten Menschen handle. Rendu wurde darauf 
hin von den amvesenden Autoritaten damaliger Zeit Lav^ran, Roux, 
Brouardel, Grancher heftig angegriffen. Letzterer, auf dessen Rat 
hin einst Pasteur seine Entdeckung auf gebissene Menschen anwandte, 

1) Babes, Ueber Wuttoxine. (Intern. Beitr. z. inn. Med., E. v. Lev den 
gewidmet. Bd. 1. 1902.) 



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Simon, Uebcr Lahmungen ira Verlauf tier Tollwutschutzirapfung. 105 

schloB seine AusfUhrungen mit den Worten: „Cette explication n’est pas 
digne de l’autorit6 legitime qui s’attache a son nom“ p. 735. Die An- 
nahme einer Toxinwirkung ist weitverbreitet, weil durch Tierexperiment 
Toxine im avirulenten Impfstoff nachgewiesen werden konnten'). Zu 
dieser Lehre bekennen sich von den angefiihrten Autoren Gouzales, 
Bareggi, Sabarthez, Itendu, Darkschewitz, Puscariu, 
Remlinger, Orlowski, Nedrigailoff, Nitsch, v. Imredy, 
Heymann u. a. 

Besonders durch die Arbeiten Claudio Fermis 1 2 ), der eiue ver- 
schiedene und zeitig wechselnde Giftigkeit des Impfstoffes der einzelnen 
Tollwutschutzimpfungsinstitute einwaiulfrei feststellte, fand dieAnnahme 
einer Toxinwirkung eine weitere StUtze. 

Pasteurs Gegner sahen, wie eingangs ja erw&hnt, in den Lahmun- 
gen eine Infektion mit Virus fixe, man nannte die Krankheit deshalb 
auch rage du laboratoire, Kaninchenlyssa, Impflyssa. Bareggis zwar 
nicht allseitig anerkannten Impferfolge mit Hirn und Rtlckenmark' 
seiner 5 verstorbenen Patienten und Fran gas geglUckte Erzeugung 
von Virus fixe-Wut mit der LuinbalflUssigkeit seiner Patientin (Fall 79) 
werden als experimenteller Beweis fiir die Richtigkeit der Ansicht 
betrachtet. Auffallend bleibt dem experimentellen Ergebnis Fran gas 
gegentiber, daB in den nun verflossenen 25 .Jahren Pasteurscher 
Schutzimpfung noch nie ein Fall von Kaninchenlyssa bei dem zahl- 
reichen Laboratoriumspersonal bekannt gewordcn ist. 

Auch an die Moglichkeit einer akzidentellen Infektion hat man 
gedacht, und die Pneumokokkenfunde im Fall 47 werden z. B. fiir 
diese Aetiologie angefiihrt. Wir miissen sie aber wohl jetzt, wo gewiB 
bei alien Instituten die Emulsion vor der Einspritzung auf Iveimfreiheit 
kontrolliert wird, verneinen. In der Geschichte der Pasteur-Institute 
finden sich auch akzidentelle Iufektionen und als groBte Seltenheit 
verzeichnet. So ist unter den ersten 7000 Infektionen an der Berliner 
Wutschutzabteilung 3 ) ein BauchdeckenabszeB vorgekommen. In War- 
schau 4 ) hat man einmal als Ursache eines scharlachahnlichen Ausschlags, 
der bei 22 von 40 Schutzgeimpften auftrat, nicht keimfreie Emulsion 
ermittelt. Im allgemeinen hat die Annahme einer akzidentellen Infektion 
nie viel Anhanger gehabt. 

Natiirlich hat man auch an Anaphylaxie 5 ) gedacht, ohne Beweise 
dafiir erbringen zu konnen. Folgender Fall konnte hochstens als ana- 
phylaktischer Shock aufgefaBt werden: 

Pasteur-Institut Bukarest. 

Ein Bauer, der von einem tollwutverdachtigen Wolf gebissen ist, 
wird nach dem Schema von Babes mit erw&rrater Markemulsion und 

1) Heller u. Bertarelli, Beitrage zur Frage toxischer Subatanzcn durch 
Lyssavirus. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 36. 1904.) 

2) Siehe Literaturverzeichnis. 

3) Schfider, Berichte fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am Kgl. 
Institut f. Infektionskrankheiten zu Berlin im Jahre 1902. (Klin. Jabrb. Bd. 7. 
1904.) 

4) Fermi, Method es des vaccinations et sdrumvaccination appliquee ii 
1’homme dans 1’institut antirabique de Sassari. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 
Bd. 53. 1910.) 

5 ) Remlinger, Absence d’anaphylaxie au eours des injections sous-cutantie 
de virus rabique et de strain antirabique. (Compt. rend, de la soc. de biol. 
1906.) 

5) Babes, Ueber die Behandlung von 300 von wtitenden Wolfen gcbissenen 
Personen im Bukarester pathologisch-bakteriologischen Institut. (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. 47, 1904.) 


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Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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antirabischem Serum behandelt. Am 4. Behandlungstage bekommt er 
nach intravenoser Injektion von 10 ccm antirabischem Serum ein Coma. 
Nachdem er sich erholt hat, wird die Behandlung mit Emulsion und 
groBen Toxindosen wieder aufgenommen. 

Nach einigen Tagen stirbt der Bauer. 

Zurzeit steht mit im Vordergrunde der Tollwutliteratur ein Streit 
zwischen Koch, Berlin und Babes, Bukarest tiber die Aetiologie 
dieser Lahmungen. Ersterer sieht in ihnen eine Infektion mit abge- 
schwachten Lyssaerregern, letzterer eine Toxinwirkung des verwendeten 
Impfmarkes. Die Frage ist so wichtig, daB ich etwas auf sie eingehen 
muB. Koch 1 ) geht von dem Standpunkt aus, daB die Lyssa eine echte 
Wundinfektionskrankheit ist, deren Erreger, wie ihm die Versuche 
Paltaufs zeigen und wie Versuche Schimmelbuschs mit Milz- 
brandinfektion bei Ratten zu schlieBen erlauben, sehr bald in das 
Zentralnervensystem gelangen. Die Infektion kann nun ja nach der 
Disposition eine typische oder atypische oder gar keine Wut erzeugen. 
Er konnte durch Infektion mit Wuthirn bei Versuchstieren Lahmungen, 
wie sie beim Menschen wahrend und nach der Tollwutschutzimpfung 
beschrieben sind, erzeugen, wenn auch die meisten eine typische Wut 
bekamen. Aus diesen vielfach sich best&tigenden Versuchen glaubt 
Koch auf den gleichen Vorgang beim gebissenen Menschen schlieBen 
zu diirfen. 

Die Tatsache, daB das beiBende Tier am Leben geblieben sei, ist 
Koch kein Beweis, daB nun ftlr die Lahmungen nur die Impfung in 
Frage komme, denn er hat erlebt, daB mit Tollwut infizierte Hunde 
tbdliche Tollwut durch BiB auf andere Hunde Ubertragen, ohne selbst 
zu erkranken. Deshalb verlangt Koch jetzt in jedem einzelnen Falle 
eine genaue Angabe, ob eine Lyssainfektion seitens des verletzenden 
Tieres mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. , 

Den SchluBstein seines Beweises glaubt Koch durch Fall 81 und 
die sich anschlieBenden gelungenen Uebertragungen der Tollwut mit 
dem erkrankten Lendenmark des Verstorbenen erbracht zu haben. Die 
lange Inkubationsdauer bei der 1. Passage ist ihm nur ein weiterer 
Beweis, daB diese Myelitiden durch abgeschwachtes Lyssagift entstehen 
und daher mit Recht als abortive oder atypische Wut bezeichnet 
werden konnen. 

Gegen diese Anschauung ist Babes in zwei Arbeiten 2 ) aufgetreten, 
in denen er an seiner alten Anschauung einer Toxinwirkung festhalt. 
SeineHauptgrunde gegen Kochs Folgerungen sind eigene negative Tier - 
versuche bei 3 todlich verlaufenen Paraplegieen und die ungeniigende 
Zahl von Passagen bei Kochs positiven Ueberimpfungen. 

Den letzten Einwand kann man gelten lassen, aber gegen den 
ersteren ist zu erwidern, daB das negative Ergebnis bei Babes unter 
Berucksichtigung der Geschichte der Lyssa vielleicht an der Kaninchen- 
art, vielleicht an der ungeniigenden Zahl der Versuchstiere, an der 
ungeeigneten Art der Versuchstiere, Koch hat Kaninchen, Ratten 
und Hunde infiziert, und schlieBlich an der verschiedenen Technik 
gelegen hat. 


D 1. c. 

2) Babes, In welchen Fallen ist man berecktigt, eine abortive Form dor 
Wutkrankheit anzunekmen? (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 65. 1910.) — Bemcrkungen 
fiber atypische Wutfalle. (Ebenda. Bd. 69. 1911.) 



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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 


107 


Eine Toxinwirkung derMarkemulsionen ist wohl zuziijgeben. So wird 
nacli dem neusten Tiitigkeitsbericht der Berliner Wutschutzabteilung 
sogar bei 1 / 3 aller Behandelten, Kindern wie Erwachsenen, eine erythem- 
artige Rotung an der Einstichstelle, die zwischen dem 8—12. Tage 
auftritt und nach einigen Tagen wieder verschwindet, beobachtet. Sie 
wird auch als Ueberempfindlichkeitsphanomen gedeutet und ist neuer- 
dings zuin Gegenstand einiger Verbffentlichungen gemacht worden 1 ). 

Es handelt sich aber nur um eine lokale schadliche Wirkung der 
Markemulsion. Da die erkrankten Hautstellen zum Bereich des Lumbal- 
segmentes gehoren, ist die Annahme einer analogen Schadigung des 
Lumbalmarkes und der daraus resultierenden klinischen Erscheinungen 
nur zu natUrlich. 

Auch die leichten Facialisparesen und allgemeinen nervosen Storun- 
gen, welche Aerzte bei sich im Verlauf der Schutzimpfung beobachtet 
haben (Babes und Gibier), mogen noch als Toxinwirkung gelten. Ge- 
wiB ist auch bei der relativen Seltenheit dieser Lahmungen im Vergleich 
zu den typischen Lyssaerk rank ungen wahrend oder kurz nach der Schutz¬ 
impfung die Annahme einer Toxinwirkung zu verstehen. Die Er- 
gebnisse der Tabellen VII und VIII, aus denen geschlossen werden 
kann, daB die Schutzimpfung den Ausbruch von Lahmungen wie ty- 
pischer Lyssa beschleunigt, sollen hier nicht. verschwiegen werden. Auch 
der bisher stets miBlungene Nachweis von Negri - Ivbrperchen bei den. 
Verstorbenen mag mit Recht als eine weitere Stiitze betrachtet werden. 

Trotzdem erscheint mir die Kochsche Erklarung der Lahmungen 
als eine leichte abortive Lyssa unter WUrdigung aller in Betracht kom- 
menden Momente als die natUrlichste und einfachste. 

Ich denke dabei besonders an meine Erfahrungen bei planmaBigen 
Untersuchungen von Truppen, die mit Ruhr, Paratyphus oder Diphtherie 
verseucht waren. Von der festgestellten Zahl der Infizierten ist immer 
nur ein Teil typisch, ein anderer Teil atypisch, der groBte Teil tlberhaupt 
nicht erkrankt. Da nur 2—3 Proz. aller von tollwdtigen Tieren ge- 
bissenen Menschen tlberhaupt an typischer Wut erkranken, mUssen 
wir unter BerUcksichtigung obiger Erfahrungen ganz gewiB mit einer 
viel groBeren Anzahl latenter Infektionen und atypischer Erkrankun- 
gen rechnen. 

Die durchschnittlich viel kiirzere Inkubationsdauer dieser Myeli- 
tiden gegentlber typischer Lyssa scheint mir auch far die von Koch 
bevorzugte Aetiologie zu sprechen. Es ist sehr wohl moglich, daB der 
Wuterreger zuerst das Lendenmark angreift und deshalb auch zuerst die 
Infektion sich in Symptomen seitens des RUckenmarks auBert. Die 
inzwischen entstandenen Antikorper hindern den Erreger, im Gehim 
seine verderbliche Wirkung zu entfalten. 

Wie oft nun StraBenwut oder Passagewut die Ursache sein mag, 
laBt sich indirekt durch den Impferfolg mit dem Hirn des beiBenden 
Tieres losen. Es mUBte moglichst jedes Gehirn an die Institute ein- 
gesandt werden. Wieviel Prozent meiner Falle Impflyssa sind, laBt 
sich natUrlich nicht angeben, es konnen wohl aber nicht gar zu viele 
sein, da sich ja die gleichen Lahmungen auch bei Anwendung der 
Originalmethode Pasteurs ereignet haben. Immerhin gibt zu denken, 

1) Stimson, Ix>cal reaction in antirabic inoculations. (Journ. of med. 
Research. Vol. 23. 1910.) — Frugoni u. Gargiano, Eine eigentumliche Kom- 
plLkation der Pasteurschen Schutzimpfung gegen Lyssa. (Berl. kliu. Wocken- 
schr. Bd. 48. 1911.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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daB z. B. in den deutschen Instituten die Lahmungen erst bei Ver- 
wendung frischerer Marke beobachtet worden sind. 

Zusammenfassung : Die Aetiologie dieser Lahmungen 
ist nicht einheitlich; sie werden mit grdBter Wahrschein- 
lichkeit durch StraBenwut- wie Passagewutinfektion ver- 
ursacht. 

Hoffentlich wird in Zukunft jede, auch die leichteste bei der Toli- 
wutschutzimpfung aufgetretene Lahmung genau beachtet, untersucht 
und auch in den Tatigkeitsberichten verzeichnet. 

Zusammenfassung: 

1) Die Lahmungen sind selten. 

Haufigkeit des Vorkommens 0,48 Prom. 

2) Die Lahmungen kommen alljahrlich vor. 

3) Die Erkrankung befallt meist erwachsene Manner. 

Als Vorbedingung zur Erkrankung muB eine besondere Disposition 
angenommen werden. 

4) Die Lahmungen ereignen sich bei Gebissenen wie nicht Ge- 
bissenen, die sich der Tollwutschutzimpfung unterzogen haben. 

5) Die Inkubationsdauer ist kiirzer als bei typischer Lyssa. Die 
meisten erkranken wahrend der Kur, ein Viertel innerhalb 7 Tagen 
nach beendeter Kur. 

6) Als Gelegenheitsursachen zur Erkrankung spielen Ueberan- 
strengungen und Abkiihlungen eine Rolle. 

7) Die Lahmungen treten auf als Facialislahmungen, Paresen und 
Paraplegieen der Beine mit Blasen- und Mastdarmstdrung, aufsteigende 
Landrysche Spinalparalysen und als multiple Lahmungen. Sie ver- 
laufen in 2 / 3 der Ealle akut, in 1 / 3 chronisch und befallen Gebissene 
wie nicht Gebissene. 

8) Die Prognose ist in jedem Fall unsicher, speziell bei den Para¬ 
plegieen nicht giinstig, bei den aufsteigenden Lahmungen schlecht. 

Die Gesamtsterblichkeit betragt 22,6 Proz. 

9) Patliologisch-anatomisch handelt es sich um eine Myelitis, liaupt- 
sachlich des Lendenmarkes, mit Zerstdrung der weiBen Substanz. 

Negri-Kdrperchen sind bei den Verstorbenen bisher nicht gefunden 
worden. 

10) Die Lahmungen sind bei alien Tollwutschutzimpfungsmethoden 
beobachtet worden, am seltensten bei der Dilutionsmethode von Hogyes. 

Fortsetzung oder Unterbrechung der Kur hat den Krankheitsverlauf 
nicht merklich beeinfluBt. 

11) Die Aetiologie dieser Lahmungen ist nicht einheitlich; sie 
werden mit grdBter Wahrscheinlichkeit durch StraBenwut, wie Virus 
fixe-Wutinfektion verursacht. 



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Simon, Ueber Lahinungen im Verlauf der Tollwutschutrimpfung. 


109 


Quellennachweia. 

1887. 

1) Gamaleia, Etudes sur la rage paralytique chez I’homme. (Ann. de l’lustit. 
Pasteur. T. 1.) 

2) Peter, Les vaccinations antirabiques. (Journ. de Micrographie.) 

3) Lutaud, M. Pasteur et la rage. 

4) v. Frisch, Die Behandlung der Wutkrankheit. Wien 1887. 

1888. 

5) Pasteur ik Duclaux, Ann. de l’lnstit. Pasteur. T. 2. 

6) Inauguration de l’lnstit. Pasteur. (Ebenda Anhang.) 

7) Gonzalez y Bolauger, Un caso de rabia paralitica producida par los 
inoculationes prevcntivos; curacion. (Gaz. ined. cutalon. Vol. 2.) 

1889. 

8) Bareggi, Sur cinque casi di rabbia paralitica (da laboratorio) nell’uomo. 
(Gaz. ined. lombarda, p. 207—219.) 

1890. 

9) Gibier, Antirabic inoculation. Sensations experienced by inoculated persons. 
(The Journ. of Arneric. med. Assoc. Vol. 15. p. 383.) 

1891. 

10) Lav^ran, D’une forme attenuee de la rage observ^e pendant le cours du 
traitement par les inoculations preventives. (Bull, et mem. de la Soc. m6d. 
des hopit. de Paris. T. 8. p. 191—200.) 

11) Sabarthez, Rage attenuee produit trfcs probablement par les inoculations 
pasteuriennes. (Gaz. des hopit. T. 64. p. 1311. 

1892. 

12) Novi et Pop pi, La prima guarigione di un caso gravo di rabbia nell’uomo. 
(Bull. d. scienze med. di Bologna.) 

13) Bordoui-Uffreduzzi, A proposito di un caso di guarigione di rabbia. 
(Riform. med.) 

1894. 

14) Murri, Sulla guaribilitd della rabbia paralitica. (II Poiiclinico. p. 357.) 

1895. 

15) Bo rdoni - U f f red u zz i, Statistique de 1’Institut inuuicipale de Turin 1886 
—1894. De la gutirison spontanee des formes de fausse rage chez les per- 
sonnes soumises au traitement I’asteur. (Ann. de l’lnstit. Pasteur. T. 9. 
p. 772.) 

1897. 

16) Hogyes, Lyssa. (Nothnagels spez. Pathol, u. Ther. Bd. 5. Abt. 1.) 

17) Kraiouchkine, Sur l’effet des injection sous-edtanees du Virus de la 
rage. Arch. d. scienc. Biolog. de St.-Petersbourg. T. 5, p. 312.) 

18) Rendu, Paralysie ascendante aigue survenue au cours du traitement anti- 
rabique. (Bull, et mem. de l’Acaa. de med. T. 37. 1897. p. 710—737.) 

19) Roux, Ebenda. 

20) Brouardel, Sur les paralysies au cours du traitement aiitirabique. (Bull, 
et m&n. de l’Acad. de ined. T. 37. 1897. p. 768—780.) 

21) Ivo-Novi, La cura del I’asteur nell Instituto antirabico di Bologna. 
1. 1. 1894—30. 6. 1897. (Bull. d. scienze med. di Bologna. Iteferat Rem- 
linger.) 

22) Calabrese, Contributo alio studio della rabbia paralitica nell’uomo. (La 
Riform. med. Vol. 3, p. 256; Referat: Rem linger.) 

23) Brault, Parapldgie survenue au cours du traitement antirabique. (Bull, 
et m&n. de l’Acaa. de m6d. T. 37. 1897.) 

1898. 

24) Darkschewitz, Zur Frage von den Lahmungserscheinungeu bei Pasteur- 
schen Impfungen. (Neurol. Centralbl. Bd. 17. p. 98—102.) 

1900. 

25) Marx, Bericht liber die Tiitigkeit der Abteilung zur Heilung und Erforschung 
der Tollwut am Institut ffir Infektionskrankheiten zu Berlm im Jahre 1898. 
(Klin. Jahrb. Bd. 7.) 


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HO Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 08. Hell 1. 

26) Babes, Bemerkungen tiber die Beeinflussung der Hundswut (lurch Injektion 
von normaler Nervensubstanz und Toxine. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 27.) 

27) Puscariu et Lebell, Compte rendu sur le traitement antirabique. 1. 8. 
1891 a 1. 8. 1899. (Arch. d. sciene. mdd. de Boucarest. p. 147—lo2.) 

28) Babes, Le diagnostic rapide de la rage du chien mordeur. (La l’resse rned. 

p. 202.) 

29) Daddi, Sulla forme guaribili della rabbia sviluppata nell’ uomo. (Iliv. crit. 
di clin. med. Vol. 1. p. 465.) 

1901. 

30) Tonni, Compte rendu statistique de l’lnstitut antirabique du Caire 1899—1901; 
nach Rem linger, Ann. Instit. Pasteur. 1905. p. 637. 

31) Casper, Pathologie der Tollwut. (Lubarsch-Ostertag, Ergebn. d. allg. 
Pathol. Bd. 7.) 

1902. 

32) Babes, Ueber Wuttoxine. (Intern. Beitr. z. inn. Med., E. v. Leyden ge- 
widmet. Bd. 1.) 

1903. 

33) Zaccario, Rendieonto della vaccinazione antirabbiche nel cinquennio 189S— 
1902. Pisa 1903; nach Rem linger, p. 631.) 

34) Beck, Bericht iiber die Tiitigkeit der Wutschutzabteflung am Kgl. PreuB. 
Institut fur Infektionskrankheiten zu Berlin im Jahre 1900. (Klin. Jahrb. 
Bd. 10.) 

35) Kirch ner, M., Ueber die BiBverletzungen von Menschen dureh tollc oder 
der Tollwut verdiichtige Tiere in PreuOen wiihrend der Jahre 1900 und 1901. 
(Klin. Jahrb. Bd. 10.) 

1904. 

36) Calabrese u. Russo, Rendieonto della vaccinazione antirabbiche nel 
1901—1903. Napoli 1904. 

37) Nitsch, Bemerkungen uber die Pasteursche Methode der Wutschutzimpfung 
gegen Tollwut. (Wien. klin. Wochenschr. Bd. 17.) 

38) Heller u. Bertarelli, Beitriige zur Frage toxischer Substanzen dureh 
Lyssavirus. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 36.) 

39) Rem linger. Contribution ii l’etude de la toxine rabique. Faits cliniques. 
fCorupt. rend. Soc. de Biol. T. 56.) 

40) Nordhoek u. Hoegt, La rage dans l’arehipel inalais et l’lnstitut de Weltc- 
wreden (Le Cadue6. T. 4. p. 194.) 

41) Babes, V., Ueber die Behandlung von 300 von wutenden Wolfen gebissenen 
Personen im Bukarester pathologiseh-bakteriologischcn Institut. (Zeitsehr. f. 
Hyg. Bd. 47. p. 198.) 

42) Marx, E., Lyssa-Immunitat. (Kolle-Wassermann, Handb. d. pathog. 
Mikroorgan. Bd. 4. T. 2.) 

43) Heydenreieh, Wirkliche Wutkrankheit oder angeimpftc, modifizierte Wut? 
(Berlin, klin. Wochensehr. Bd. 41. p. 1002.) 

44) Sell ii der, Bericht fiber die Tiitigkeit der Wutsehutzabteilungen am Kgl. 
Preuftischen Institut fiir Infektionskrankheiten zu Berlin im Jahre 1902. 
(Klin. Jahrb. Bd. 12.) 

1905. 

45) — Bericht iiber die Tiitigkeit der Wutsehutzabteilungen am Kgl. Preulfischen 
Institut fiir Infektionskrankheiten zu Berlin im Jahre 1903. (Klin. Jahrb. 
Bd. 13.) 

46) Rem linger, Accidents paralytiques au cours du traitement antirabique. 
(Ann. de l’lnstit. Pasteur. T. 19.) 

1906. 

47) Meinicke Bericht iiber die Tiitigkeit der Wutsehutzabteilungen am Kgl. 
Preuflischen Institut fiir Infektionskrankh. zu Berlin im Jahre 1904. (Klin. 
Jahrb. Bd. 15.) 

48) Nedrigailoff u. Ostrjanin, Zur Frage iiber die Griinde der Paralysen 
bei der Pasteurschen Tollwutschutzimpfung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. 
Bd. 39. p. 731.) 

49) Rem linger. Absence d’anaphylaxie au cours des injections sous-cutanees 
de virus rabique et de sdrum antirabique. (Compt. rend. Soc. de Biol. T. 61.) 


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Sira on, Ucber Lahmungen im Verlauf der Toll wutschutzimpfung. 


Ill 


1907. 

50) Fermi, Bis zu welchem Schwachungsgrad des fixen Virus nach der Methode 
von Pasteur sind die Miiuse und Ratten noch empfindlich? (Centralbl. f. 
Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 43.) 

51) Rem linger, Contribution 5 la pathogfinie de la rage. (Compt. rend. Soc. 
de Biol. T. 62.) 

52) Lentz, O., Berieht iiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung und Institut 
fur Infektionskrankheiten zu Berlin, 1. 4. 1905—31. 3. 1906. (Klin. Jahrb. 
Bd. 18.) 

53) Frosch, P., Lyssa. (Kolle-Wassermann, Iiandb. d. patbog. Mikroorgan. 
Ergiinzungsbd. 1.) 

54) Nitsch, Bemerkungen iiber die Pasteursche Methode der Schutzimpfung 
gegen Tollvvut. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 43.) 

55) Topfer, Berieht iiber die Tatigkeit der Wutschutzimpfung des Instituts fiir 
Infektionskrankheiten, 1. 4. 1906 bis 31. 3. 1907. (Klin. Jahrb. Bd. 20.) 

1908. 

56) Kraus, R., Ueber Methoden der Sehutzinipfung .gegen Lyssa. (Kraus- 
Levaditi, Handb. d. Teclin. u. Method, d. Immunitiitsforscli. Bd. 1.) 

57) Muller, Ueber akute I’araplegien nach Wutschutzimpfungcn. (Deutsch. Zeit- 
schr. f. Nervenheilk. Bd. 34.) 

58) Pam po uk is, Zur Frage der wiihrend oder nach der antirabischon Behandlung 
auftretenden Paralysen. (Dtsch. med. Wochenschr. Bd. 34. p. 2076.) 

59) Babes u. Mironescu, La paraplegic ascendante mortclfe survenue aprfes 
le traitement antirabique. (Compt. rend. Soc. de Biol. T. 66. 1908.) 

60) Mari neeco, Remarques sur la communication de M. v. Babes. La 
paraplegic ascendante mortelle apr&s le traitement antirabique. (Compt. rend. 
Soc. de Biol. T. 66. 1908.) 

61) Pfeilschmidt, Zur Kenntnis der Erkrankungen des Nervensystems bei 
Wutschutzimpfungen. (Neurol. Centralbl. Bd. 27. p. 1066.) 

62) Babes, Note sur les causes des paraplegics au cours du traitement antirabique. 
(Compt. rend. Soc. de Biol. T. 66. p. 693.) 

63) Babes, Ueber die Notvvendigkeit der Abiinderung des Pasteurschen Verfahrcns 
der Wutbehandlung. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 58.) 

64) N ed r iga i lof f, Die Methoden der Impfungen gegen die Tollvvut in russi- 
schen und ausliindischen Pasteur-Instituten. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 
Bd. 48.) 

1909. 

65) Lentz, O., Berieht uber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am Kgl. 
Preullischen Institut fur Infektionskrankheiten zu Berlin vom 1. 4. 1906 bis 
31. 3. 1907. (Klin. Jahrb. Bd. 26.) 

66) Krajuschkin, Ueber Immunisierung gegen Wut mittels normaler Hirn- 
substanz. (Deutsch. med. Wochenschr. Bd. 35. 1909.) 

67) Kozewaloff, Zur Frage iiber die Struktur der sogenanntenPassagewutkorper- 
chen von Lentz. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 52.) 

68) Doebe rt, Ueber die Tollvvut bei Menschen und Tieren in I’reulien vvahrend 
der Jahre 1902—1907. (Klin. Jahrb. Bd. 21.) 

69) Heymann, Berieht uber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am hygienischcn 
Institut der Universitat Breslau, 1. 4. bis 31. 3. 1908. (Klin. Jahrb. Bd. 21.) 

70) Jones, Probable spinal cord lesion following the Pasteur treatment. (The 
Journ. of the Amer. med. Assoc. Vol. 53;- Refer. Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 
Ref. Bd. 46. p. 381.) 

71) v. Imredy, Akute aszendierende Spinallahmung nach Wutschutzimpfung. 
(Pest. med. chirurg. Presse. 1909. No. 52. 1910. No. 1.) 

72) Koch, Ueber abortive Tollwut. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 64.) 

73) Paltauf, Zur Pathologie der Wutkrankheit beim Menschen. (Wien. klin. 
Wochenschr. Bd. 22.) 

74) Grocco, Un decennio du cura antirabbica nella clinica medica generale di 
Firenze 1899—1908. Prato 1909. 

1910. 

75) A t h i a s, Le traitement antirabique a l’lnstitut Royal de bacteriologie Camara 
Pestana. (Arch, do real Institt. Bact4riol. Camara Pestana. T. 3.) 

76) Fran<;a, Du danger de l’emploi des moelles plus virulentes dans le traitement 
de la rage. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 55.) 

77) Koch, Zur Kenntnis atypischer Wutfalle, mit Bemerkungen uber den Mecha- 
nismus der Lyssainfektion. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 67.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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78) Nijland, Jaareverslag van de Landskoepokinrichting en 15. Jaarsverslag 
van het lnstitut Pasteur te Weltewreden over 1909. (Geneeskund. Tijdschr. 
v. Neederlandsch-Indie.) 

79) Fermi, Methodes de vaccination et sdrumvaccination appliqu^es a l’homme 
dans l’lnstitut antirabique de Sassari. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 53.) 

80) Stimson, Local reaction in antirabic inoculations. (Journ. of Med. Research. 
Vol. 23.) 

81) Babes, In welchen Fallen ist man berechtigt, eine abortive Form der Wut- 
krankheit anzunehmen? (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 65.) 

82) Pringsheim, Verbesserungsvorschlage m der Wutbekandlung. (Med. Klinik. 
Bd. 6. p. 2027.) 

83) Ministerialblatt fur die Medicinal- und medizinischcn Unterrichtsangelegenheiten. 
1910/11. 322.) 

1911 . 

84) Babes, Bemerkungen liber atypische Wutfiilte. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 69.) 

85) Frugoni u. Gargiano, Eine eigentiimlichc Komplikation wiihrend der 
Pasteurschen Schutzimpfung gegen Lyssa. (Berl. klin. Wochenschr. Bd. 48. 
p. 254.) 

86) Heymann, Bericht fiber die Tiitigkeit der Wutschutzabteilung am hygienischen 
lnstitut der Universitat Breslau, 1. 4. 1909 bis 31. 3. 1910. (Klin. Jahrb. 
Bd. 24.) 

87) — Bericht fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am hygienischen 
lnstitut der Universitat Breslau, 1. 4. 1909 bis 31. 3. 1910. (Klin. Jahrb. 
Bd. 25.) 

88) Viala, Les vaccinations antirabiques it PInstitut Pasteur 1910. (Ann. de 
l’Instit. Pasteur. T. 25.) 

89) Borger, Paralysen voorkommende in het verloop eener antirabische Be- 
handeling. (Geneeskund. Tijdschr. v. Neederlandscn-Indie. 1911.) 

90) Kozewaloff, Die Mortalitat und Inkubationsperiode bei Rabies des Menschcn 
nach dem Material der Wutschutzstation zu Charkow, wiihrend der Jahre 
1888—1908. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 57.) 

91) v. Szdkely, das Pasteur-lnstitut zu Budapest. (Intern. Hyg.-Ausstell. Dresden 

92) Kypke-Burchardi, Ueber den gegenwart.igen Stand der Diagnose und 
Bekampfung der Lyssa. (Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. u. offentl. Sauitats- 
wes. 3. Folg. Bd. 41.) 

1912 . 

93) Prausnitz, Bericht fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am hygienischen 
lnstitut der Universitat Breslau vom 1. 4. 1910 bis 31. 3. 1911. (Klin. 
Jahrb. Bd. 26.) 

94) Koch, Jos., Ueber die Entstehung der akuten Periplegie nach Lyssainfektion. 
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 64.) 

95) — Zusammenfassender Bericht fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung 
am Koniglichen lnstitut ffir Infektionskrankheiten in der Zeit vom 1. 4. 
1908 bis 31. 3. 1911. (Veroffentl. a. d. Geb. d. Medizinalverwalt. Bd. 1. 
Berlin 1912.) 

96) Simon, Ueber die supraintensive Methode der Tollwutschutzimpfung Ferrfins. 
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 65.) 

97) Murillo, Ueber 3000 mit der Hogyesschen Methode prophylaktisch be- 
handelte Falle von Lyssa. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62.) 


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Ishiwara, Neue Farbeverfahren zur Darstellung granulierter Tuberkelbacillen. U3 


Nachdruck verboten. 

Ueber neue Farbeverfahren zur Darstellung granulierter 

Tuberkelbacillen. 

|Aus dem Schlachthof-Laboratorium Mfinchen.] 

Von Dr. T. Ishiwara, Mfinchen. 

Die Frage fiber das Wesen der Strukturformen der Bakterien ist 
eine noch sehr umstrittene. Es wflrde in der Tat von groBer Bedeutung 
sein, zu wissen, ob die Bakterien einen Kern enthalten oder nicht. 

Fischer glaubt, daB die Bakterienzelle keinen Kern besitzt, und dafl die farb- 
baren Granulationen, die man im Cytoplasma antreffen kann, einfach Produkte der 
Ernahrung sind. Derselben Ansicht haben eich auch Migula, Massart und Hinze 
angeschlossen. Bei vergleichenden Beobachtungen zwischen Bakterien und Cyanopkyceen 
hat Biitschli die ChroraatingTanuIa und den zentralen Teil der Zelle als das Aequi- 
valent einee Kernes betrachtet und einen solchen in den Schwefel bakterien auch gefunaeu. 

Marx und VVoithe sehen die farbbaren Granulationen als Chromatin an, das 
im Cytoplasma verbreitet ist. 

R. Koch fand bereits bei der Entdeckung der Tuberkelbacillen haufig stark glnn- 
zende Korperchen im ungefarbten Zelleibe; er fand fernerhin, daB die Tuberkelbacillen 
Farbstoffe nicht gleichmafiig aufnahmen, sondern ungefarbte Liicken zeigten. Er hielt 
deshalb die glanzenden Korperchen des ungefarbten Bacillus mit den Liicken des ge- 
farbten fiir identisch und sprach sie urspriinglich als Bporen an. Auch P. Ehrlich 
beobachtete, da8 sich die Tuberkelbacillen nicht gleichmafiig mit Farbstoff imbibierten; 
und stellte fest, daB gewissen Abschnitten des Bakterienleibs der Farbstoff schwerer 
als anderen durch die Saure entzogen wird. Nocard und Roux, Metschuikoff, 
Klein u. a. haben ebenfalls Korner in den Tuberkelbacillen beobachtet. 

Durch Doppelfiirbung konnten Babes und Czaplewski Korner nachweisen, die 
sich farberisch anders verhielten wie der iibrige Zelleib. Beide stellten sie als rote Gra- 
nula im blaugefarbten Zelleib dar, Babes durch Vorfiirbung mit Anilinwasserfuchsin 
und intensiver Nachbehandlung mit Methylenblau, Czaplewski durch mehrstiindige 
Farbung in heifiem Karbolfuchsin, Entfarbung mit Nairumbisulfit und Nachfiirbung 
mit Karbolmethylenblau. 

In neuerer Zeit hat man den Kornern im Zellinhalt besondere Aufmerksamkeit zu- 

f ewandt, seitdem Michaelidhs und H. Much das Verhalten des Tuberkelbacillus 
ei der Gram-Farbung genauer untersucht haben. M u ch hat, wie bekannt, nachgewiesen, 
da8 es eine granulare Form des Tuberkulosevirus gibt, die uur bei Anwendung einer 
bestimmten Modifikation der Gramschen Methode im Priiparat sichtbar wird. 

Bei Anwendung der Muchschen Methode erscheinen die Bacillen fast ausnahmslos 
in Kornerreihen aufgelost. Die einzelnen bliiulich schwarzen Korner der Reihen sind 
entweder von rundlicher Form und unter sich gleich groB, oder es wechseln in dem- 
selben Bakterienleib kleine, rundliche Korner mit groSeren, langlichen ab. Die zwischen 
ihnen liegenden Liicken sind entweder vollig farblos, oder sie sind andeutungsweise 
gefarbt, so dab man gerade noch erkenncn kann, daB ein gemeinsamer Zellkorper mehrere 
hiutereinander liegende Granula umschliebt. Bei den kiirzesten Stabchen hat man den 
Eindruck, als ob der Farbstoff die gauze Zelle gleichmaBig impragniert halte. Ebenso 
erscheinen die Bacillen aus ganz jungen Kulturen in ihrer ganzen Ausdehnung gefarbt. 

Granulare Formen der Tuberkelbacillen werden auch durch eine Reihe weiterer 
Farbeverfahren zur Darstellung gebraclit, jedoch erweist sich nach meinen Erfahrungen 
keine so vorteilhaft wie die M uchsche Farbemethode. Bei der Ehrl ich-Koch scnen 
Methode sieht man wohl gewisse granulierte Formen, aber wenn man hiermit eine 
Muchsche Gram-Farbung ver^leicht, so ist zu erkennen, daB durch die Ehrlich- 
Kochsche Methode augenscheinlich weniger granulierte Formen und weniger Tuberkel¬ 
bacillen gefarbt werden als durch die Muchsche Farbung. 

Auch bei der Farbemethode von Hermann waren nach meinen Untersuchungen 
die meisten Granula sichtbar, jedoch fand ich weniger einzelstehende Granula als in 
den nach Much gefarbten Praparaten. Bohm hat bei der Untersuchung Ziehl- 
negativer Sputa mit der Hermannschen Methode Tuberkelbacillen gefunden, zudem 
nach Much noch sehr viele Granula entdeckt, wahrend diese nach Hermann ungefiirbt 
bleiben. Berka und Kayser halten nach ihren Befunden die Hermannsche Me¬ 
thode fur besser, als die Ziehlsche; Berka sieht sogar einen Vorteil in ihrer schnelleren 
Krste Abt. Orig. Bd. 68. Ileft 1 . 8 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Ausfiihrbarkeit, da aber weniger Bacillen, besonders weniger Granula gefarbt werden, sieht 
auch Berka hicrin einen N'aehteil gcgeniiber der Muchsehen Farbung. Immerhin 
diirfte dieselbe zu den beaten Farbemcthoden gerechnet werden. 

Auch bei der Spenglcrschen Melkode findet man schon gcfarbte Granula, aber 
sie waren naeh meinen Untersuchungen niemals so zahlreich als bei der Muchschen 
Methode. Sie hat den Vorteil, daB die granulierten Formen auf dem blassen Grund gut 
zu erkennen sind und daB die Praparate niemals durch Niederschlage verunreinigt werden. 
Mit Much verglichen, hat sie den Vorteil der schnellen Farbung der Tuberkelbacillen, 
die rot gefarbt erscheinen, doch bcsteht ihr Nachteil darin, daB weniger Bacillen und 
Granula gefarbt werden. Kiirzlich hat Kirchenstein eine Pikrinjodosmiummethode 
angegeben. Dieselbe ist jedoch ziemlich umstandlich, und vergleichende Untersuchungen 
mit uerselben lagen meines Wissens bislang nicht vor. 

Ich selbst babe versucht, die Tuberkelbacillen auf die verschieden- 
artigste Weise zu farben, und habe hierbei schliefilich das folgende Ver- 
fahren gefunden, mit welchem es gelingt, die granulierten Formen 
des Tuberkclbacillus besonders schon zur Darstellung zu bringen. Das 
Verfahren gestaltet sich folgendermaBen: 

1) Farben mit Petrol&therwasserkarbolfuchsin 2 Mi- 
nuten, unter wiederholtem Aufkochen. 

2) 2 Sekunden langes EntfSrben in 25-proz. Salpeter- 
saure mit nachfolgendem Abspulen in 70-proz. Alkohol, 
bis das Praparat farblos erscheint. 

3) Nachfarben mit gesattigter, wasseriger Methylen- 
blaulosung. 

Nach dem Farben, Entfarben und NachfSrben ist gut mit Wasser 
abzuspiilen, urn Farbstoffniederschlage zu vermeiden. 

Das Petrolatl^erwasserkarbolfuchsin habe ich folgendermaBen her- 
gestellt: 

Man nimmt in ein Reagenzglas so viel Petroiather, daB seine Kuppe 
damit gefiillt ist, gieBt % ( l es Reagenzglases mit destilliertem Wasser 
voll und schiittelt krkftig durch. Nach dem Durchschiitteln filtriert man 
durch ein angefeuchtetes Filterpapier und fiigt l l i des Volumens Karbol- 
fuchsin (100 ccm 5-proz. Karbolsaure, 10 cent gesattigte alkoholische 
Fuchsinlosung) hinzu. Die Losung ist ziemlich haltbar. 

Wenn man mit meiner Methode die Tuberkuloseerreger farbt, be- 
kommt man Bilder, in welchen die Stiibchen meistens granuliert 
sind. Sie bestehen in der Regel aus 2—8 Kornchen, die kettenartig 
aneinander gereiht sind. Der Abstand zwischen den einzelnen Kornchen 
der Reihe variiert. Oft weisen die Kornchen eiues Stiibcheuverbandes 
einen ungleichen Farbenton auf; wahrend die einen dunkelrot sind, er¬ 
scheinen die anderen heller. Ferner sieht man neben den granulierten 
Stabchen auch einzeln liegende Granula. Nur selten sind die Stabchen 
ohne sichtbare Granulation und in toto gleichmaBig gefarbt wie bei der 
Ziehlschen Farbung. 

Was die spezifische Farbung der Tuberkelbacillen und die Bedeutung 
der granuliiren Formen anbelangt, so ist der Chemismus derselben trotz 
zahlreicher Untersuchungen noch nicht einwandfrei geklart. 

R. Koch entdeckte das f&rberische Verhalten der Tuberkelbacillen, 
die auBer dem EiweiB zum groBen Teil aus einem Geinische von fettartigen 
Substanzen bestehen, welche letztere die Saurefestigkeit sowie die schwere 
Fiirbbarkeit mit den gewolmlichen Farbstoffen bedingen. Seiner Meinung 
nach ist der Tuberkelbacillus von einer Hiillsubstanz umgeben, welche sich 
tinktoriell verschieden von der Inhaltsmasse verbalt, und nach ihm ist diese 
Hiillsubstanz wachsartiger Natur, welche den Farbstoff in den Leib des Ba¬ 
cillus durchdringen laBt und ihn dann zuriickhalt, dagegen aber fiir Sauren 


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Ishiwara, Neue Farbeverfahren zur Darstellung granulierter Tuborkclbacillen. H5 


rnehr oder weniger undurchdringlich ist. Ebenso nahm Ehrlich an, daB die 
Saurefestigkeit auf der Undurchiassigkeit der Hiille fiir Saure beruht. 
Ziehl hat jedoch nachgewiesen, daB die Salpetersaure in das Innere 
der Bacillen eindringt. Bienstock nimmt ebenfalls eine die Bacillen 
unischlieBende Fetthiille an, welche die Entfarbung der Bakterien verhindert. 
Unna glaubt, daB unter deni Einflusse von Beizen eine so feste Ver- 
bindung des Bacillenleibes mit deni Farbstoffe erfolgt, daB sich der Ba¬ 
cillus nachher schwer entfarben laBt. 

Manche Forscher schreiben die Ursache der Saurefestigkeit der 
Tuberkelbacillen einem bestimmten fettartigen Stoffe zu, welche ini Bak- 
tericnprotoplasma selbst enthalten ist. Die Tuberkelbacillen bestehen 
zu 40 Proz. aus diesen fettartigen Substanzen, welche charakteristisch 
fur die Tuberkuloseerreger sind. Der erste, der auf diese Tatsache hinwies, 
war Ham merschlag. Durchschnittlich isolierte er 27 Proz. in Alkohol 
und Aether lbslicher Substanzen aus den Bacillen. Beziiglich der Fett- 
bestandteile in den Tuberkelbacillen haben weitere Forscher folgende 
Feststellung gemacht: 

Baud ran bestimmte die Menge an Fettsubstanzen in den Tuberkel¬ 
bacillen zu 36 bis 44 Proz. 

Nach Cantacucdne gelingt die restloseEntfernung der fettahnlichen 
Bestandteile am besten mit Methylalkohol und Petrolather. 

A u cl air und Paris behandelten die im Vakuum tiber Schwefel- 
saure getrockneten Tuberkelbacillen mit Petrolather, Alkohol, Aether 
und Chloroform und gewannen so 33,8 Proz. der Bakterienmasse an 
fettahnlichen Korpern. 

Deycke extrahierte mit salzsaurem Alkohol oder mit Benzoaldehyd 
ein Neutralfett, und erblickt in den freien Fettsauren die eigentlichen 
Trager der Saurefestigkeit. Das Neutralfett ist an der Entstehung des 
eigentumlichen farberischen Verhaltens insofern beteiligt, als es deni Ein- 
dringen des Farbstoffs Widerstand entgegensetzt. 

Krebs fand, daB die von ilirn als Fett angesehenen extrahierten Stoffe 
die gleiche spezifische Farbbarkeit wie die unbehaudelten Tuberkelbacillen 
gaben, wShrend die von den Fettstoffen befreiten Bacillen die Saure¬ 
festigkeit eingebuBt hatten. 

Bulloch und Macleod bekamen durch Behandlung der Wachs- 
massc mit Alkohol ein weiBes, flockiges Pulver, das bei der Farbung 
mit Karbolfuchsin saurealkoholfest war, wahrend die aus dem Wachs 
abgeschiedenen Fettsauren diese Eigenschaft vermissen lieBen. Somit 
stimmen die meisten Beobachter darin (iberein, daB die wachsahnlichen 
Bestandteile der Tuberkelbacillenleiber fur ihre farberischen Eigentiim- 
lichkeiten verantwortlich zu machen sind. Aber auch noch verschiedene 
andere Bestandteile der Tuberkelbacillen hangen mit der spezifischen 
Farbbarkeit zusammen. So sahen Auclair und Paris die Saurealkohol- 
festigkeit der Bacillenleiber auch nach Entfernung der Fettstoffe fort- 
bestehen. Sie sind daher der Meinung, daB die Saurefestigkeit nicht 
von einem einzelnen Bestandtteil abhangt, sondern sowohl dem Wachs 
wie den Proteinen und der Cellulose, allerdings in verschiedenen 
Graden, zukommt. Die Ursache hierfur sehen sie in der chemischen 
Zusammensetzung dieser Substanzen und dann in dem Umstande, daB 
sie sich in einem Zustande auBerordentlicher Dichtigkeit im Bacillen- 
korper befinden. Deshalb sollen sowohl Farbstoffe wie Entfarbungs- 
mittel so schwer eindringen. 

8 * 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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Wenn ich daher auf Grund der vorstehenden Befunde die Wirkung 
der von mir verwendeten Farbverfahren erklaren soil, so komme ich zu 
folgenden SchluBfolgerungen: 

DieFetthulle derBacillen wird durch den PetrolSther 
ffirFarbstoffedurchlSssiggemacht, und hierdurchwerden 
die granulSren Formen der Tuberkelbacillen besonders 
deutlich kenntlich. Wenn man dasstrukturelleVerhaltnis 
der Tuberkuloseerreger hinsichtlich des Vorhandenseins 
granulierter Formen nachweisen will, so empfiehlt sich 
die vorgenannte FSrbung. 

Zum Schlusse sei mir gestattet, Herrn Dr. M. Muller, Leiter des 
Laboratoriums des Miinchener Schlachthofes, fur die Anregung zu dieser 
Arbeit, sowie fur den stets bereitwilligen Rat meinen innigsten Dank 
auszusprechen. 


Nachtrag bei der Korrektur:- 
Vermittelst einer modifizierten Gram-Farbung unter Zuhilfenahme 
von Petrolatherwasser-Karbolgentianaviolett ist es mir weiterhin auch 
gelungen, die Muchschen Granula und granularen Formen des Tuberkel- 
bacillus leicht und schnell zur Darstellung zu bringen. Das Verfahren, 
iiber welches bereits eingehender in der Zeitschrift fiir Fleisch- und 
Milchhygiene berichtet worden ist, gestaltet sich folgendermaBen: 

1) Aufkochen fiber der Flam me mit einer Losung von 
Petrolatherwasser-Karbolgentianaviolett ( l / 4 Karbol- 
gentianaviolettlosung auf 3 / 4 Petrolatherwasser); 

2) fiinf Minuten lange Einwirkung von Jodjodkalium- 
16 s u n g; 

3) zehn Sekunden langes Entfarben in 3-proz. Salzs&ure; 

4) Abspiilen in Azetonalkohol aa, bis kein Farbstoff 
melir abflieBt; 

5) Gegenfarbung mit 2-pro z. Safraninwasserlosung. 


Literatnr. 

Aronson, Berlin, klin. Wochenschr. 1898. 

—, ebenda. 1910. 

Betegh, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 47. 1908. 

—, ebenda. Bd. 49. 1909. 

Bittrolf u. Mornose, Dtsche med. Wochenschr. 1912. 

Dev eke, Miinchen. med. Wochenschr. 1910. 

Ehrlich, Dtsche med. Wochenschr. 1882. 

Fischer Vorlesung iiber Baklerien. Jena 1897. 

Oasis, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909. 

Hammerschlag, Centralbl. f. klin. Med. 1891. 

Hofmann, Wien. klin. Wochenschr. 1894. 

Helbing, Dtsche med. Wochenschr. 1900. 

Ishiwara, Zeitschr. t. Fleisch- u. Milchhygiene. Jahrg. 23. 1912. Heft 5. 
Koch, Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundh.-Amt. 1884. 

—, Dtsche med. Wochenschr. 1897. 

Klebs, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 20. 1896. 

Kresling, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 30. 1901. 

Kossel, Handbuch d. pathog. Mikroorganismen. 1912. 

Kirchenstein, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912. 
Metschnikoff, Virchows Arch. Bd. 113. 1888. 

Michaelidhs, Beitr. z. Klinik. d. Tuberkulose. Bd. 8. 1907. 

Much, ebenda. 1907. 

—, Berliu. klin. Wochenschr. 1908. 



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Patzewitsch u. Isabolinsky, Gewinnung von Schweinerotlauf- etc. Sens. U7 


Ruppe, Ztschr. f. physiol. Chemie. Bd. 26. 1898. 

—, Beitr. z. experim. Therapie. 1900. 

Rosenblat, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. 1911. 
Spencler, Dtsche med. Wochenschr. 1907. 

Schultz, Dtsche med. Wochenschr. 1909. 

Spengler, Ztschr. f. Hyg. Bd. 49. 1905. 

Wirths, Miinchen. med. Wochenschr. 1908. 

Weihrauch, Ztschr. f. Tuberkulose. 1909. 

Weiss, Berlin, klin. Wochenschr. 1909. 

Ziehl, Dtsche med. Wochenschr. 1882. 


Nachdruck verboten. 

Ein Beitrag zur Technik der Grewimmng von Schweine- 
rotlauf- und Milzbrandheilseris. 

[Aus dem Bakteriologischen Institut zu Smolensk.] 

Von B. Patzewitsch und M. Isabolinsky. 

Das Streben, in kurzer Zeit das eine oder andere Heilserum zu 
bekommen, hat nicht nur eine theoretische, sondern auch eine praktische 
Bedeutung. 

Die Gewinnung eines aktiven Serums in geringer Zeit und ohne 
Arbeitsverlust ist die Hauptaufgabe einer Immunisierung; dazu gehort 
auch die Aufgabe, das Leben des Pferdes langer zu erhalten, mit anderen 
Worten, von einem Tiere mehr Serum zu bekommen. 

Die Methodik, die wir empfehlen und die wir schon seit langerer 
Zeit benutzten, entspricht den oben erw&hnten Forderungen. Obwohl 
diese Methode im Prinzip nichts Neues darstellt, erlauben wir uns doeh, 
ausfuhrlich den Immunisationsgang mitzuteilen, da in dieser Hinsicht 
die Literaturangaben leider sehr sp&rlich sind. 

1. Schweinerotlaufserum. 

Wir immunisierten die Pferde intravenos mit mehreren St&mmen 
1—2-tagiger Kulturen des Bac. rusiopathiae suum, die teils un- 
mittelbar vom Blute oder Knochenmark der zugrunde gegangenen 
Schweine teils vom Herzblute infizierter Tauben herausgeziichtet waren 
(s. Tabelle Pferd No. 9). 

Blutentnahme: 7 Tage nach der letzten Injektion, 22. Dez. (6 L.). 

Die Priifung des Serums wurde an Tauben angestellt: 

Taube No. 1: 0,5 Serum + 1,25 Virus (5-fache todliche Dosis) 

„ „ 2: 0,5 „ + 0,75 „ (3-fache „ „ ) 

„ ,,3: 0,5 „ +0,5 „ (todliche Dosis) 

„ „ 4: (Kontrolle) 0,5 „ 

Die ersten 3 Tauben blieben am Leben, die 4. Kontrolltaube ging 
nach 60 Stunden zugrunde. 

Wir bekommen auf diese Weise ein Serum, von dem 0,5 ccm eine 
Taube vor einer 5-fachen todlichen Dosis schiitzt. Es ist dabei zu be- 
merken, daB die Immunisierung fast einen ganzen Monat lang ausfiel 
wegen einer Krankheit des Pferdes, die nicht von der Immunisierung 
abhing (s. Tabelle Pferd No. 6). 

Blutentnahme: 8 Tage nach der letzten Injektion, 20. Nov. (6 L.). 

Die Priifung des Serums wurde an Tauben angestellt: 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Pf erd N o. 9. Anfang der Immunisierung 13. Okt., Ende 24. Dez. 1911 — 71 Tage. 


Jahr 

Tag und 
Monat 

Menge des 
injizierten 
Virus 

Temperatur- 

messung 

Jahr 

Monat 
und Tag 

Menge des 
infizierten 

Temperatur- 
m ess ling 

Morgen 

Abend 

Virus 

Morgen 

Abend 

1911 

13. 

Okt. 

50 ccm 

38,0 

38,1 

1911 

2. 

Nov. 1 ) 


38,3 

38.2 


14. 



38,1 

38,0 


28. 


100 ccm 

38,3 

39,0 


15. 



38,0 

38,0 


29. 



39,3 

39,3 


16. 



38,1 

38,1 


30. 



38,8 

38,6 


17. 



38,1 

37,9 


1 . 

Dez. 


38,5 

38,2 


18. 


75 „ 

37,8 

38,1 


2. 



38,6 

38,3 


19. 



38,0 

38,1 


3. 


150 „ 

38,0 

39,0 


20. 



38,1 

39,0 


4. 

»» 


39,0 

38,0 


21. 



39,0 

38,8 


5. 



37,8 

38,0 


22. 



38,6 

38,2 


6. 



38,0 

37,9 


23. 



37,9 

38,4 


7. 

f) 


38,0 

38,2 


24. 



38,3 

38,4 


8. 



38,9 

38,0 


25. 


100 „ 

37,9 

39,3 


9. 


200 „ 

38,0 

39,2 


26. 



38,0 

38,0 


10. 



38,6 

38,9 


27. 



38,1 

38,3 


11. 



38,0 

38,6 


28. 



38,1 

38,2 


12. 



38,2 

38,5 


29. 


125 „ 

38,0 

39,7 


13. 



38,0 

38,0 


30. 



38,6 

38,1 


14. 



37,8 

37,7 


31. 



38,1 

38,2 


15. 


250 „ 

39,0 

39,4 


1 . 

Nov. 

150 „ 

38,1 

39,5 


16. 

*» 


38,0 

37,9 



Taube No. 1: 0,25 Serum + 1,25 Virus 
,, „ 2: 0,5 „ + 1,25 ,, 

„ „ 3: 0,5 ,, + 0,(5 ,, 

„ „ 4: 0,5 „ + 0,5 „ 

„ „ 5: (Kontrolle) 0,5 „ 


1) Vom 2. Nov. bis 28. Nov. keine Injektionen wegen Knochenbruch des Pferdes. 



Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 





Patzewitsch u. Isabolinsky, GewinnuDg von Schweinerotlauf- e^c. Sens. U9 


Taube No. 1 ging nach 5 Tagen zugrunde, Taube No. 5 nach 
54 Stunden. No. 2, 3 und 4 blieben am Leben. 

Pferd N o. 7. Anfang der Immunisierung 15 Febr., Ende 22. Marz 1912 — 37 Tage 


Jahr 

T g 

5 und 
)nat 

Mengedes 

iujizierten 

Temperatur- 

ruessung 

Jahr 

Tag und 
Mnrmt. 

Mengedes 

injizierten 

Temperatur- 

messung 




Virus 

Morgen 

Abend 




Virus 

Morgen 

Abend 

_ 

1912 

15. 

Febr. 

25 ccm 

37,9 

38,3 

1912 

5. 

Marz 

150 

ccm 

38,0 

38,1 


16. 

)) 


38,2 

38,2 

6. 

yy 



38,1 

38,7 


17. 

yy 


38,4 

38,5 

7. 

yy 



37,8 

38,2 


18. 



38,3 

38,4 

8. 

yy 



38,0 

37.9 


19. 



38,6 

38,6 

9. 

yy 

200 

yy 

38,0 

38,8 


20. 

*1 


38,3 

38,3 

10. 

n 



38,2 

38,2 


21. 


40 „ 

37,8 

38,2 


11. 

»» 



37,9 

38,0 


22. 

yy 


38,1 

38,3 


12. 

1$ 



38,3 

38,3 


23. 


60 „ 

38,0 

38,2 


13. 

yy 

250 

yy 

38,0 

39,0 


24. 

1) 


38,3 

38,2 

14. 

yy 



38,0 

38,0 


25. 

»» 


38,1 

38,1 


15. 

yy 

300 

yy 

38,0 

38,0 


26. 

yy 


38,0 

38,0 


16. 

yy 



37,8 

38,6 


27. 

1) 

80 „ 

37,9 

38,4 


17. 




37,9 

38,0 


28. 

yy 


38,0 

38,1 


18. 

yt 



37,9 

37,9 


29. 

it 

100 „ 

38,0 

38,6 


19. 

yy 

350 

yy 

38,0 

38,9 


1. 

Marz 


38,1 

38,5 


20. 

yy 



38,0 

37,9 


2. 

yy 


37,9 

38,3 


21. 

yy 



37,7 

37,8 


3. 



38,8 

38,5 


22. 

yy 

400 

yy 

38,0 

39,2 


4. 

yy 


38,4 

38,2 









Blutentnahme: 11 Tage nach der letzten Injektion, 4. April (6 L.). 

Die Prufung des Serums wurde an Tauben angestellt. 

Taube No. 1: 0,1 Serum +0,6 Virus 
„ „ 2: 0,05 „ + 0,6 „ 

., „ 3: (Kontrolle) 0,6 „ 

Taube No. 3 ging nach 48 Stunden zugrunde; No. 1 und 2 blieben 
am Leben. 

Wenn wir als ein aktives Serum ein solches annehmen, von dem 0,5 ccm 
eine Taube vor einer todlichen Dosis schiitzt (Leclainche. Prettner), 
so konnen wir unser Serum als ein recht hochwertiges bezeichnen. 

Bei dem von uns benutzten Immunisierungsverfahren muB man 
moglichst Temperaturerhohungen vermeiden. 

Beim Pferd No. 7, wo wir streng dieses Prinzip verfolgten, stieg 
die Temperatur bis 39,2 nur bei Injektionen von grofieren Dosen (250 
— 300 —400 ccm). Diese Temperatur hielt nicht mehr als 24 Stunden 
an. Nachdem wir 6—8 1 Blut dem Pferde entnommen haben, gaben wir 
ihm 3—4 Tage Ruhe, dann setzten wir die Immunisierung durch intra- 
venose Injektionen von 150—200 ccm einer 1—2-tagigen Schweinerotlauf- 
bouillonkultur fort, und fiigten, nachdem die Temperatur bis zur Norm 
37,8—38,0) gefallen, zu der anfanglichen Dosis noch 100 ccm hinzu, bis 
endlich in den letzten Tagen die Injektionsdosis bis auf 400—500 ccm 
steigt. Nach 8—9 Tagen Blutentnahme, dann wieder 3—4 Ruhetage 
und eine analoge Immunisierungsperiode usw. 

II. Milz brand serum. 

Zur Gewinnung von Milzbrandserum benutzten wir 4 Stamme, und 
zwar vom Pferd, vom Rind, vom Schaf und vom Menschen. 

Ein Pferd immunisierten wir subkutan, das andere intravenos. Bei 
der subkutanen Immunisation benutzten wir eine asporogene Milzbrand- 
kultur, bei der intravenosen Sporenvirus. 



Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 







120 


Centraibl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1. 


Digitized by 


Pferd No. 2 (asporogene Milzbrandkultur). Anfang der Immunisierung 27. Jan., 
Ende 25. Marz 1912 — 58 Tage. 


Jahr 

Tag und 
\fonat 

Menge des injizierten Virus 

Temperaturmessung 
Morgen Abend 


1912 

27. 

Jan. 

0,3 Virus 4- 10,0 Heilserum 

37,7 

37,9 



28. 


0,5 

„ -f 10,0 

,i 

37,7 

37,8 



29. 


0,5 



37,7 

37,7 



30. 


1,0 



37,7 

37,9 



31. 


2,0 



37,7 

38,9 



1. 

Febr. 



37,8 

37,8 



2. 


2,0 

„ in 2 Stellen 

37,7 

37,8 



3. 


4,0 

>i »« 2 


37,7 

37,8 



4. 




37,7 

37,8 



5. 


5,0 

»» >1 ^ 


37,7 

37,8 



G. 





38,1 

38,0 



7. 


6,0 

9 

ft 

37,7 

37,7 

38,3 



8. 


8,0 

»» 3 


37,8 

4 


9. 


10,0 

ii ,i 4 


37,7 

37,8 



10. 




38,3 

37,8 

>Bouillonkultur 


11. 


15,0 

4 


37,7 

37,8 

| 


12. 




38,1 

37,8 

J 


13. 





37,9 

37,9 



14. 





37,8 

37,8 



15. 


2,0 

n ?> 2 

,, l ) 

37,0 

37,8 



16. 

17. 

»> 


38,3 

37,8 

38,0 

37,8 

jkleines Infiltrat 


18. 


4,0 



37,9 

37,8 



19. 




37,8 

38,1 



20. 





37,8 

38,1 



21. 




g 

38,0 

38,0 



22. 





37,8 

37,8 



23. 





37,8 

37,8 



24. 


6,0 

3 


37,7 

37,9 



25. 




38,1 

38,0 



2G. 


8,0 

4 


37,8 

37,9 



27. 




38,2 

38,0 

kleines Infiltrat 


28. 





38,0 

37,8 



29. 





38,1 

37,8 



1. 

Marz 

10,0 

n ii 4 


37,7 

37,8 



2, 




38,2 

38,0 



3. 





38,0 

37,8 

grofies Infiltrat 


4. 





37,8 

37,9 


5. 





37,8 

37,8 



6. 


15,0 



37,8 

37,8 



7. 




38,8 

38,2 



8. 





38.0 

37,8 



9. 


2,0 

„ (Agarkultur) 

37,7 

38,0 



10. 





38,5 

38,0 



11. 


30,0 

»» ( >T 

) 

37,8 

37,8 



12. 


40,0 

38,2 



13. 





38,3 

38,0 



14. 





38,0 

37,9 



15. 


30,0 

»> ( >i 

n 

37,8 

37,9 



16. 



39,3 

38,1 



17. 





38,0 

37,8 



18. 


40,0 

„ (2 Agarkulturen) 

37,7 

37,7 



19. 





39,5 

38,2 



20. 





38,5 

38,0 



21. 





37,8 

37,8 



22. 





37,8 

37,8 



23. 


60,0 

„ (2,5 

„ i 

37,7 

38,4 



24. 



38,8 

37,9 


1) 2 ccm aus 

zwei 

24-stiindigen Agarkulturen, die in 40 ccm 

physiologischer 


Kochsalzlosung verdiinnt sind, entsprechen der Bakterienmasse nach 2d ccm einer 
Bouillonkultur. 2) Friscke, mehr virulerite Stamme. 


Google 


Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 






Patzewitsch u. Isabolinsky, Gewinuung von Schweinerotlauf- etc. Seris. 121 


Blatentnahrae 10 Tage nach der letzten Injektion am 3. April (8 L.). 
Die Prufung des Serums wurde an Kaninchen vorgenommen: 


Kaninchen 

Gewicht 

Serum 

Virus 


1) Kaninchen, echwarze Ohren 

1385 g 

3,0 

0,1 


2) graues Kaninchen 

1300 „ 

6,0 

0,1 


3) graues Kaninchen, weiBe Nase 

1535 „ 

2,0 

0,1 


4) weiBes Kaninchen 

1300 „ 

4,0 

0,1 


5) weifies Kaninchen, rote Nase 

1450 „ 

5,0 

0,1 


6) schwarzes Kaninchen 

1350 „ 

— 

0,1 

Kontrolle 


Pferd No. 11. IntravenSse Immunisierung mittels einer Sporenkultur, die in 
physiologischer Kochsalzlbsung aufbewahrt war. 

Anfang der Immunisierung 12. Marz, Ende 27. April 1912 — 45 Tage. 


Jahr 

Tag und 
Mi mat 

Menge des injizierten ViruB 

Temperaturme8sung 
Morgen Abend 

1912 

12. Marz 

0,5 Virus + 10,0 Heilserum 

37,8 

38,1 


13. „ 


38,0 

38,0 


14. „ 

0,5 „ 

37,9 

37,9 


15. ,. 


38,3 

38,0 


16. „ 

L0 „ 

37,7 

37,8 


17. „ 


38,9 

37,8 


18. „ 


37,9 

37,9 


19. „ 

2,0 „ 

37,8 

38,0 


20. „ 

4,0 „ 

37,8 

38,1 


21. „ 


38,2 

38,2 


22. „ 

6,0 „ 

37,8 

38,3 


23. „ 


38,0 

38,0 


24. ., 


38,0 

37,8 


25. „ 


37,7 

38,0 


26. „ 


37,8 

38,0 


27. „ 

8,0 „ 

37,8 

38,0 


28. „ 


38,2 

38,0 


29. „ 

10,0 „ 

37,8 

38,1 


30. „ 


38,0 

37.8 


31. „ 

15,0 „ 

37,7 

38,0 


1. April 


37,7 

37,8 


2. ., 

20,0 „ 

37,7 

38,0 


3. „ 


37,9 

37,8 


4. „ 

30,0 „ 

37,7 

38,5 


5. „ 


38,0 

37,8 


6. „ 

40,0 „ 

37,8 

38,0 


7. „ 

50,0 „ 

37,7 

37,9 


8. „ 


37,8 

37,9 


9. „ 


37,8 

37,8 


10. „ 

5,0 „ *) 

37,8 

38,0 


11 . „ 

10,0 „ 

37,8 

38,3 


12. „ 

20,0 „ 

37,9 

38,2 


13. „ 


38,0 

37,8 


14. „ 

30,0 „ 

37,7 

38,6 


15. „ 


38,0 

37,9 


16. „ 

50,0 „ 

37,7 

38,8 


17. „ 


38,2 

38,0 


18. „ 

« 0,0 „ 

37,8 

39,8 


19. „ 


37,8 

37,8 


20. „ 

100,0 „ 

37,7 

39,0 


21. „ 


38,0 

37,8 


22. „ 


37,9 

37,8 


23. „ 

120,0 ,. 

37,7 

40,6 


24. „ 


38,0 

37,8 


25. „ 

140,0 „ 

37,7 

40,0 


26. „ 


37,7 

38,0 


27. „ 

150,0 „ 

37,9 

40,0 


1) Neue Stamme. 


Digitized by Google 


Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 









122 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


Digitized by 


Die 5 ersten Kaninchen blieben am Leben. Das 6. Kaninchen ging 
nach 56 Stunden zugrunde. Nach der Blutentnahme gaben wir dem Tiere 
5—6 Tage Ruhe und begannen dann die Immunisierung mit 4 Agar- 
kulturen, stiegen allmahlich damit und erreichten am Ende des Monats 
bis 26 Agarkulturen pro Injektion. 

Das Pferd dient uns noch und gibt bei jeder Blutentnahme ein 
aktives Serum (s. Tabelle Pferd No. 11). 

Blutentnahme 10 Tage nach der letzten Injektion am 7. April (8 L.). 
Eine Ruhepause von 5—6 Tagen, nachher intravenose Immunisierung 
mit Sporenkultur wahrend 2 Wochen von 120 ccm an bis auf 200 ccm. 

Prtifung des Serums: 


Kaninchen 

Gewicht 

Serum 

Virus 


1) Kaninchen, rote Nase 

1400 g 

2,0 

0,1 


2) graues Kaninchen 

1380 „ 

3,0 

0,1 


3) Kaninchen, rotes Ohr 

1270 „ 

4,0 

0,1 


4) Kaninchen, blaues Ohr 

1230 „ 

5,0 

0,1 


5) schwarzes Kaninchen 

1150 „ 

6,0 

0,1 


6) weifies Kaninchen 

1160 „ 

— 

0,1 

Kontrolle 


Die 5 ersten Kaninchen blieben am Leben, das 6. Kaninchen ging 
nach 54 Stunden zugrunde. 

Das oben erw&hnte Immunisierungsverfahren gab uns in verhaltnis- 
m&Big kurzer Zeit die Moglichkeit, Sera zu gewinnen, die sich nicht nur 
im Laboratoriumsversuche, sondern auch in der Praxis als recht aktiv 
erwiesen. Es ist dabei zu bemerken, daB, obwohl die Pferde manchmal 
mit groBen Temperatursteigerungen reagierten, dies letztere doch ohne 
EinfluB war, denn w&hrend der Immunisierungszeit verloren die Pferde 
den Appetit nicht und nahraen zu. 


Nachdrttck verboten. 

Ueber die Herstellung von festen Nahrboden ohne Ver- 
wendung des Fleischwassers und der Fleischbriihe, 

Ein Vorschlag zur Vereinfachung der Herstellungsweise und Ver- 
billigung des Kulturniaterials. 

[Aus der Abteilung fiir Tierhygiene des Kaiser Wilhelm-Instituts fur 

Landwirtschaft zu Bromberg.] 

Von MV. Pfeiler und MV. Lentz. 

Wir sind seit liingerer Zeit mit dem Studium der Frage besch&ftigt, 
welchen EinfluB verschiedene Mikroorganismen, insbesondere die patho- 
genen, wie Rotz-, Tuberkel-, Milzbrand-, Rotlauf- und andere Bacillen 
auf in vitro kultivierte Gewebsstiickchen bzw. die Zellen dieser Gewebe 
im Sinne der Chemotaxis, Phagocytose, Karyorrhexis und Karyolysis 
auszuiiben vermogen. Bei diesen Versuchen bedienten wir uns der zu- 
erst von Harrison angegebenen und von Carrel so erfolgreich weiter 
ausgebauten Methoden zur Kultivierung der Gewebe auBerhalb des Or- 
ganismus. Fur die Kultur der Gewebe haben wir das Plasma, Serum 



Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



PfeiJer u. Lentz, Ueber die Herntellung von feeten Nahrboden etc. 123 


und nach dem Vorgange von Carrel zur Verdfinnung des Plasmas — 
diese Yerdunnung wirkt unter UmstHiiden wachstumsbefbrdernd — bzw. 
zur Spiilung der Gewebskulturen uud gelegeutlichen Aufbewahrung der 
Ringerschen Losung bedient. Diese sucht in ibrer Zusammensetzung 
den Salzgehalt des Blutes nachzuahmea und enthalt in 1000 g Wasser 
10 g Natrium chloratum, 0,2 g Kaliuin chloratum, 0,2 g Calcium chlo- 
ratum. 0,1 g Natrium bicarbonicum und 1,0 g Traubeuzucker. Die 
Ringersche Losung laBt sich also, wenn man will, physiologisch als 
eine von korperlichen Elementen befreite, enteiweiBte Blutfliissigkeit be- 
trachten. 

Der Gedanke lag nun nahe, daB diese FlOssigkeit, kUnstlich 
mit EiweiB versetzt, sich wohl zur Kultur von Mikroor- 
ganismen pflanzlicher wie tierischer Art eignen wurde. 
DaB diese Voraussetzung nicht falsch war, zeigte sich sehr bald. Bei 
unseren Versuchen sind auBerordentlich interessante Einzelheiten zutage 
getreten, fiber die wir jedoch, da die betreffenden Arbeiten noch nicht 
abgeschlossen sind, -schon heute zu berichten nicht in der Lage sind. 
1st doch der Zweck dieser Arbeit nur, die Verwendbarkeit von 
festen, ohne Zusatz von Fleisch wasser oder Fleischbriihe 
hergestellten und deshalb wesentlich billigeren Nahr¬ 
boden zu schildern, die uns berufen erscheinen, als vollwertiger 
Ersatz fiir die bisher bei der Ziichtung der saprophytischen und patho- 
genen Mikroorganismen pflanzlicher Natur benutzten festen Nahrboden 
zu dienen. 

Die Herstellung dieser Nahrboden mit Agar-Agar geschieht in 
der Weise, daB man zu 1 Liter Ringerscher LOsung 20 g Agar und 
10 g Pepton hinzufugt, 3 Stunden kocht, den auf 50° C abgekflhlten 
Agar mit EiweiBpulver klart, nochmals aufkocht und schlieBlich filtriert. 
Die Nahrgelatine wird in analoger Weise hergestellt, nur daB hier 
an Stelle des Agars zu der bereits mit Pepton versetzteu Ringer schen 
Losung 150 g weiBer Tafelgelatine zugefugt werden. Die auf diese Weise 
gewonnenen Agar- bzw. GelatinenOhrboden sind vollkoinmen klar und 
durchsichtig, und besonders der Agar, zufolge seiner helleren FOrbung, 
fur die Beurteilung der einzelnen unterscheidenden Kultunnerkmale viel- 
leicht noch geeigneter als der bisher verwandte. 

Da die von uns vorgeschlagene Herstellungsweise in jeder Beziehung 
eine Ersparnis an Zeit, Mu he und Arbeit, nicht zum letzten 
aber an Geld bedeutet, so diirfte sich die Verwendung unserer Nahr¬ 
boden in groBen Betrieben besonders empfehlen. Kostet doch bei der 
alten Herstellungsweise unter Benutzung von Fleischwasser oder Fleisch¬ 
bruhe bei Verwendung von Rind fleisch 1 1 Agar 1,10 M., bei 
Benutzung von Pferdefleisch 0,60 M., wahrend sich 1 1 des 
mit Ringerscher Losung hergestellten Agars fiir 0,25 M. herstellen 
laBt. 

DaB die so vereinfachten und verbilligten Nahrboden die alten zu 
ersetzen imstande sind, glauben wir durch folgende Versuche belegen 
zu konnen. Wir priiften unter best&ndigem Umziichten eine nicht ge- 
ringe Anzahl saprophytischer und pathogener Bakterienarten und konnten, 
wie die folgenden Tabellen zeigen, Abweichungen gegenfiber dem 
gewrihnlichen Verb alten der Mikroorganismen nicht fest- 
stellen (s. Tabellen I—V). 

Die Bakterien behielten also auch auf den neuen Nahrboden ihr 
jeweils charakteristisches Wachstum, ihre Pathogenitat, 


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124 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1. 


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die Fahigkeit zurFarbstoffbiidung, ihreAgglutinabilitat 
und ihr Verhalten gegenuber der Gramf&rbung bei. 

Zura Schlusse bemerken wir, daB die neuen Nahrboden in ihrer Zu- 
sammensetzung als prinzipiell verschieden von den von Uschinsky, 
Fraenkel, Proskauer und Beck, Maassen und Sullivan ange- 

Tabelle I. 

Die auf dem neuen Agar geziichteten Bakterien und deren Verhalten. 

Bakterien Beschaffenheit der Kolonieen 


Bac. acidi lactici 
„ abortus Kondro 
„ „ Bromberg 

„ „ Deutschland 

„ „ Vikso 

„ „ Nielson 

„ anthracis 

„ avisepticus 
„ butyricus 

„ diphtheriae Loeffler 

„ dysenteriae Flexner 
„ enteritidis Gartner 
„ phosphorescens 
„ rhusiopathiaesuis 

„ suipestifer 
„ tuberculosis (4-proz. 

Glyzerin) 

„ t y p h i 
„ paratyphi A 

» », B 

Bacterium coli commune 
Mistbacillus 
Rotzbacillus 
Timotheebacillus 
Meningococcus 
Staphylococcus aureus 
„ citreus 


Kraftiger, durchsichtiger Belag. 

Zarte, weifiliche Auflagerung. 

>* b l> » 

Grauweifle, zarte Belage. 

Durchscheinende, weifiliche Belage. 

Grauer, mattglanzender Ueberzug mit charakteristi- 
scher Kolonieengestaltung. 

Feine blaulich-weifle, durchsichtige Kolonieen. 
Ueppiger grauweifier Ueberzug. 

Matter, kraftiger, graugelblicher Belag. 

Kleine runde, weiSgraue, mattglanzende flache 
Haufchen. 

Ueppiger graugelblicher, feuchter Belag. 

Kraftiger, graugelblicher, durcheinender Belag. 
Zarte, weiSliche Kolonieen. 

Feine punktformige, glanzende und durchsichtige 
Kolonieen. 

Graugelber, gleichmafiig opaker Streif. 
Charakteristische Anordnung der Kolonieen. 

Graugelber, feuchter durchscheinender Belag. 
Graugelber, durchscheinender Belag. 

n » yt 

Graugelber, uppiger Belag. 

Kraftiger, grauweifier, rissiger Belag. 

Flache, graugelbe, runde Kolonieen. 

GrauweiBer, kraftiger, unebener Belag. 

Schwacher, weiSlicner Streif. 

Orangefarbene Auflagerungen. 

Zitronengelbe, lackartige Auflagerungen. 


Tabelle II. 


Priifung auf Beweglichkeit, Gramfarbung und Pathogenitiit. 


Bakterien 

Beweglichkeit 

Gramfarbung 

Pathogenitiit 

Bac. acidi lactici 

unbeweglich 

negativ 


„ anthracis 


positiv 

Maus, subkutan geimpft, 
nach 3 Tagen tot. 

„ enteritidis Gartner 

beweglich 

negativ 

„ d iphtheri ae Loffler 

unbeweglich 

positiv 


„ rhusiopathiae sui6 

»> 


Maus, subkutan geimpft, 
nach 3 Tagen tot. 

„ suipestifer 

beweglich 

negativ 

yy 


„ avisepticus 

unbeweglich 

Taube, subkutan geimpft, 
nach 1 Tage tot. 

„ phosphorescens 

beweglich 

negativ 

„ typhi 


>5 


Staphylococcus citreus 

unbeweglich 

positiv 


Rotzbacillus 

” 

negativ 

Meerschweinehen, subku¬ 
tan geimpft, nach 11 
Tagen tot. 



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Pfeiler u. Lentz, Ueber die Herstellung von festen Nahrboden etc. 125 


Tabelle III. 

Prufung auf Agglutinabilitat. 


Verdiinnung 


Bacillus 

400 

800 ; 

1600 

3200 

4000 

| 8000 

16 000 

enteritidis Gartner (16000) 

+ + 1 

+ + 

+ + 

+ 

+ 

+ 

—+ 

suipestifer (16000) 

■f - 4* 

4- 4- 

+ + 

+ 

+ 

+ 

+ 

paratvphi A (4000) 

+ i 

+ 

+ 

+ 

—F 

I 

— 

„ B (8000) 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 


2500 

5000 

10000 

20 000 

25000 

50000 

100000 

typhi (1:50000) 

+ + 

+ + 

++ 

+ 

+ 

1 + 

— 


Tabelle IV. 


Die auf der neuen Nahrgelatine geziichteten Bakterien und deren Verhalten. 


Bakterien Beschaffenheit der Kolonieen 


Aktinomykose 

Bac. enteritidis Gartner 
„ dysenteriae Flexner 
„ prodigiosus 
„ suipestifer 
.. tv phi 
„ paratyphi A 

.1 », B 

„ „ B Greifswald 

„ „ B Rosenberg 

Vibrio Metschnikoff 
Staphylococcus aureus 
„ citreus 


Weifle, nicht koufluierende, runzlige KnStchen. 
Dunnes, durchscheinendes Hautchen. 

Dunner, hautchenformiger Ueberzug. 
Tiefblutroter Belag. 

Hellgraue, durchscheinende Flecken. 

Dunner, hautchenformiger Ueberzug. 

Zarter. kautu sichtbarer Ueberzug. 

Ueppige, dicke Belage. 

M tf tf 

>» ft ft 

Feinkornige, durchsichtige Belage. 
Gelblich-weifie, runde Kolonieen. 

Gelbliche runde Kolonieen von maBiger Grofle. 


Tabelle V. 

Die in der neuen Hochschichtgelatine geziichteten Bakterien und deren Verhalten. 


Bakterien 


Beschaffenheit des Wachsturas 


Bac. anthracis 


„ mesentericus 
Pseudomilzbrand HB 
„ 50 

„ 2731 

„ HA 

„ 3372 

Bac. rhusiopathiae suis 


Wachstum bis zum Grunde mit feinen fadenforraigen 
Auslaufern (beginnende Verflussigung). 

Gelatine nach 24 Stunden verfliissigt. 


ft 

l» ft 

„ 48 

1) 

ft 

ft 

ft 

ft 

ft 

»> « 

„ 24 

ft 

ft 

tf 

ft 

M 

„ 48 

ft 

ft 


Stecknadelkopfgrofle, runde, weifle Kolonieen (Glaser- 
biirste). 


gebenen anzusehen sind. Sind doch jene Nahrboden, oder besser gesagt, 
NahrlOsungen, eiweiBfrei. So enthalt beispielsweise der Nahrboden nach 
Uschinsky auf 1000 g Wasser 30—40 g Glyzerin, 5-7 g Chlornatrium. 
0,1 g Chlorcalcium, 0,2—0,4 g Magnesiumsulfat, 20—25 g Dikaliuni 
phosphat und 6—7 g Ammonium lacticum. Eine iihnliche Zusammen 
setzung hat die Fraenkelsche Nahrlosung, die Asparagin enthalt und 
durch verdunnte Natronlauge bis zu deutlich alkalischer Reaktion zu 
bringen ist. Asparaginsaure-haltige Nahrboden sind auch von Pros- 
kauer und Beck zur Ziichtung von Tuberkelbacillen angewandt worden, 
die gut gediehen. 

Maassen hat jedoch an seiner ebenfalls Asparaginsaure-haltigen 
Nahrl5sung festgestellt, dad in ihr ebenso wie in den anderen Nahr- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. (58. Heft 1. 


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ldsungen nur ein geringer Prozentsatz von Bakterien wachst, daB letz- 
tere zum groBten Teil ihre Pathogenitat verlieren und endlich ihr Ver- 
mogen zur Farbstoffbildung einbuBen. 

DaB tatsachlich die G e g e n w a r t desEiweiBes es ist, welclie die 
Bakterien auf den neuen Nahrboden ganz wie auf den alten unter Ver- 
wendung von Fleischwasser oder Fleischbriihe hergestellten wachsen l&Bt. 
zeigen unsere Versuche, die gleichen Bakterienarten auf Nahrboden zur 
Entwicklung zu bringen, die nur Ringersche Losung und Agar ent- 
hiellen. Hierbei war es uns nur moglich, 5 Bakterienarten zu ziichten. 
und zwar den Staphylococcus pyogenes citreus (ohne Farbstotf- 
bildung), den Mist-, Timotheebacillus, das Bacterium coli commune 
und den Bacillus acidi lactici. 

Versuche, bei der Herstellung peptonhaltigen Agars an Stelle 
der Ringerschen Losung nur Kochsalzlosung oder destilliertes 
Wasser zu verwenden und auf so bereiteten Nahrboden Bakterien zu 
ziichten, fielen vollkommen negativ aus, ein Umstand, der im Verein mit 
der eben geschilderten Tatsache es beweisen diirfte, daB einmal die 
Gegenwart des EiweiBes und andererseits die unseren 
Nahrboden in Gestalt der Ringerschen Losung zuge- 
fiihrten NShrsalze es sind, die das Wachstum der Bakte¬ 
rien auf den neuen Nahrboden bedingen. 


Nachdruck verbolen. 

Ein Erstarmngskasten fiir Nahrmedien. 

Von Dr. L. Heydenreich, Odessa. 

Mit 2 Textfignren. 

VVenn man, wie es leider immer noch geschieht, heiBe gelatinose 
Fliissigkeiten zum Festwerden ins Zimmer hinstellt, so werden dieselben 
schlieBlich zwar fest, aber sie buBen zugleich an Festigkeit des Sub- 
strats bedeutend ein. Hat man z. B. eine 10-proz. Gelatine bereitet, so 
erhait man nach Abkiihlung bloB eine FestigkeitsgroBe von etwa 5 bis 
7 Proz. Das ist aber nicht nur storend, sondern gibt bei Impfungen 
oder bei Koloniebildungen ganz falsche Resultate, die mit den Ergeb- 
nissen anderer Autoren haufig genug nicht ubereinstimmen, ja ihnen 
direkt entgegenstehen konnen. So bleibt eine Typhuskolonie auf 6-proz. 
Fleischpeptongelatine stets mehr oder weniger rundlich konturiert, 
namentlich in der Tiefe; laBt man die Gelatine aber recht langsam er- 
starren, also bei Zimmertemperatur, so treiben die Kolonieen sowobl 
auf der OberHache als auch in der Tiefe verzweigte Ausliiufer. Je 
diinner die Gelatine, desto reicher die Verzweigungen. Auch Milzbrand 
whchst im Stich anders, bald mit, bald ohne horizontale Verzwei¬ 
gungen usw. 

Um nun Gelatine sowohl als auch Agar moglichst rasch zum Er- 
starren zu bringen, hatte ich bereits 1892 l ) einen Erstarrungskasten 

1) Heydenreich, L., Einige Neuerungen in der bnkteriologischen Technik. 
(Zeitechr. f. wissensch. Mikrosk. Bd. 9. 1892. p. 309.) 



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Heydenreich, Ein Erstarrungokasten fur Nahrmedien. 


127 


angegeben, welcher sich in der Tat sehr gut bew&hrt hat und imraer 
gleichmaBige Resultate gibt. Ein Literkolben, mit heiBer Gelatiuefliissig- 
keit geffillt, erstarrt binnen 15—20 Minuten, je nach der Temperatur 
des Leitungswassers. 

Diese Zeilen bezwecken nun, eine scheinbar kleine, aber wichtige 
Vereinfachung bekannt zu geben, die es erlaubt, mit wenig Zeit und Geld 
sich einen solchen Erstarrungskasten selbst oder durch den Klempner 
herstellen zu lassen. 

Man nehme einen beliebigen Kasten, Kasserole, niedrigen Eimer, 
kurz einen beliebigen Behalter, der bloB wasserdicht ist, und bohre etwa 
3 cm vom Boden in die Seitenwand ein Loch, 2 cm im Durchmesser. 
In dasselbe kommt ein durchbohrter Kautschukpfropf und in diesen 
ein Glasrohr von 1 cm innerem Durchmesser und um 4—5 cm ktirzer 
als die Hohe des Hastens. Das Glasrohr wird gebogen wie in Fig. 1. 
Nachdem dasselbe samt Pfropfen in den Kasten (Fig. 2) eingesetzt ist 
(kurzer Schenkel nach auBen), lSBt man in den Kasten Wasser einlaufen. 


f 



Fig. 1. 



Fig. 2. 


Das Wasserniveau wird nie hoher als die EiuHuBoffnung des Ulngeren 
Rohrschenkels steigen, weil alles iiberschussige Wasser durch denselben 
abflieBt. Natiirlich darf der WasserzufluB aus dem Wasserhalme nicht 
groBer sein als der AbtiuB desselben aus dem Kasten. Stellt man nun 
in das Wasser die Kolben mit den zu erstarrenden, noch fltissigen N&hr- 
medien, so werden letztere fortwiihrend von kaltem Wasser umspillt, 
weil die oberen, warmeren Wasserschichten bestandig durch den langeren 
Schenkel des AMuBrohres abgefiihrt werden. 

Will man ein kleineres GefaB ins Wasser stellen, so benotigt man 
einen niedrigeren Wasserstand, denn sonst fallen die Kolben um, steigen 
wie Blasen im Wasser in die Hohe und verderben den Inhalt. Zu 
diesem Zwecke hat man dann nur das Glasrohr so weit zu neigen, bis 
die AusfluBoffnung ungefahr 7s Finger breit unterhalb des gewiinschten 
Niveaus steht. Sollte das Neigen scliwcr gehen, so lockere man den 
Pfropfen ein wenig, bei leerem Kasten neige man das Rohr, stelle es 
ein und lasse in den Kasten Wasser einflieBen. 

Bei diesem Erkaltungskasten braucht man nicht mehr, wie fruher, 
10 L5cher zu schneiden, auch hat man nicht mehr nbtig, mit 10 Pfropfen 
zu manipulieren. Eine einzige Oeffnung tut dieselben Dienste. Auch 


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128 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Original©. Bd. 68. Heft 1. 

kann man jetzt dreist die heiBen N&hrmedien direkt aus dem Papin- 
schen Topf ins kalte Leitungswasser stellen, Jenaer Glas spring! nicht. 
Friiher kannte mau das nicht. 

Eine fur gewohnliche Verhaltnisse ausreichende Grofie ware: Lange 
des Kastens 25—30 cm, Breite 20 cm, H5he 15 cm. Der Hasten kann 
aus dickem Zinkblech, noch besser, aber teuerer, aus dickem Messing- 
blech gefertigt werden. Zur sichereu Einbringung des Pfropfens in das 
Loch und zwecks besserer Dichtung kann an das Loch ein kurzer Zylinder, 
ein Hals fur den Pfropfen angelStet werden. Der Apparat funktioniert 
tadellos; es ist bloB darauf zu achten, daB das Niveau nicht hoher steht 
wie die heiBen gelatinosen Fliissigkeiten in den Kolben (sonst fallen sie 
urn), und dann muB der WasserzufluB nicht groBer sein wie der AbfiuB. 


Die Rcdaktion dee „ Central blatts fitr Bakteriologie und Paraeitenkunde“ nehtej 
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etteaige Wiinsche um Lieferung von 
besonderen Abdriicken ihrer Aufsatxe entweder bei der Einsendung der Abhandlungen 
an die Redaktion auf doe Manuskript sehreiben xu wollm oder spates tens nach 
Empfang der ersten Korrekturabxilge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer 
in Jena, gelangen xu lassen 


Inhalt 


Bemelmans, E., L’Etiologie et la th£ra- 
pie de la fi&vre typhoide (Pferdew taupe), 
p. 8. 

Bertarelli, E., Ueber die Gegenwart von 
mittela Komplementablenkung in den 
Seris gegen Schlangengift nachweisbaren 
Antikorpern, p. 67. 

Bendrinos, Georges, Ueber einen neuen 
Krankheitserreger der TrypanoBomen- 
gruppe, p. 29. 

Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungs- 
geschichte der Spirochaten (Borrelien), 
p. 31. 

Heydenreich, L., Ein Erstarrungskasten 
fur Nahrmedien, p. 126. 

Iahiwara, T., Ueber neue P’arbeverfahren 
zur Darstellung granulierter Tuberkel- 
bacillen, p. 113. 

Kostrsewaki, J. , Hamolytische Eigen- 
Bchaften des MenschenseruniB auf 2—4 
verschiedene Blutkorperchenarten zu 
gleicher Zeit untereucnt, p. 51. 


Oette, Ernst, Ein abweichender Para- 
typhusstamm, der Zucker ohne Gas- 
bildung zersetzt, p. 1. 

Fatzewitsch, B. u. Isabolinsky, M., Ein 
Beitrag zur Technik der Gewinnung von 
ychweinerotlauf- und Milzbrandheuseris, 
p. 117. 

Pfeiler, W. u. Lentz, W., Ueber die Her- 
stellung von fee ten Nahrboden ohne V T er- 
wendung des Fleischwartsere und der 
Fleischbriihe, p. 122. 

Sbibayama, Q., Experiments on the pro¬ 
phylactic inoculation against the ex- 
perimeutal plague pneumonia in guinea- 
pigs, p. 57. 

Simon, Gerhard, Ueber Lahmuu-* 
im Verlauf der Tollwutscb" - 
p. 72. 

Voigt, Leonhard, Die Kuhj. -i^iung 

und daw Lama, p, 49. 


KroromaoDKchc Buchdnickercl tHermann Pohle) m J«na. 



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Centralbl. f. Bakt etc. I. Wit Originak Bd. 68. Haft 2. 

Ausgegeben am 1. MSrz 1913. 


Nachdruck verboten. 

Beitrag zum Studium des Stoffwechsels der 
Choleravibrionen. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Kgl. Universit&t zu Neapel 
(Direktor: Prof. Vincenzo de Giaxa).] 

Von Dr. Loreto Mazzettl, Stabsarzt und Honorarassistenten. 

Mit 3 Figuren. 

Die Eigenschaft der Choleravibrionen, Nitrate zu Nitriten zu re- 
duzieren, ist seit einiger Zeit bekannt, und Emmerich griindete auf 
derselben seine Theorie fiber die Pathogenese der Cholera. 

Pelz studierte im Jahre 1911 eine groBe Anzahl von Mikro- 
organismen, welche er nach der Energie ihres Reduktionsvermfigens in 

3 Kategorieen brachte, wobei er in die erste, d. h. unter die gut re- 
duzierenden, den Kommabacillus von Koch einordnete. 

Um zu diesem Resultate zu gelangen, verfuhr er bei verschiedenen 
Versuchen von 24 zu 24 Stunden in der Weise, dafi er in bezug auf 
jeden der studierten Mikroorganismen das produzierte Nitrit und das 
zersetzte Nitrat bestimmte (die Choleravibrionen wflrden hiernach in 

4 Tagen 1,85 Proz. des Nitrats des Kulturbodens zersetzen). 

VVenn man aber die oben erwahnte Publikation und diejenige von 
Hellin, auf welche zurfickzukommen ich im Verlaufe der gegenwfirtigen 
Studie Gelegenheit haben werde, ausnimmt, so existiert meines Wissens 
in der Literatur keine Arbeit, die ein methodisches Studium fiber die 
Vibrionen hinsichtlich ihrer Eigenschaft, die Nitrate quantitativ zu re- 
duzieren, und hinsichtlich ihres Verhaltens in nitrat- und nitrithaltigen 
Boden enthielte. 

Im Auftrage des Direktors des Instituts, Herrn Prof. De Giax a, 
habe ich solche Untersuchungen unternommen, und es ist der Zweck der 
gegenw&rtigen Publikation. kurz fiber die ausgeffihrten Nachforschungen 
zu berichten, welche die Frucht von Beobachtungen sind, die ungeffihr 
1 Jahr in Anspruch genommen haben. 

♦ * 

* 

Zu den Untersuchungen benutzte ich verschiedene Proben von 
Choleravibrionen, die direkt und erst kurz vorher aus Faeces von 
Cholerakranken isoliert waren, und eiuige Stftmme, die man seit mehreren 
Jahren im Laboratorium kultiviert hatte. 

Ich sate die Keime in Wasser mit 1 Proz. Pepton und 0,50 Proz. 
Kochsalz und in dasselbe Substrat, nachdem ich darin verschiedene 
Mengen von Nitraten, Nitriten und von beiden zugleich aufgelost hatte, 
und zwar in verschiedenen Quantitaten, wie im folgenden nfiher an- 
gegeben werden wird. 

Zur Bestimmung der salpetrigeu Sfiure habe ich die Methode von 
Preusse und Tiemann mit Metaphenylendiamin befolgt. 

Ich habe die Methode von Gries ausgeschlossen, weil sie, wenn 
sie auch viel empfindlicher ist, doch zu unseren Untersuchungen wenig 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 2. 9 


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130 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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geeignet war, weil in Gegenwart starker Mengen von Nitriten die 
Sulfanilsaure mit dem Naphthylamin eine ungewisse Farbung (eine gelbe, 
wenn die Quantit&t der Nitrite auBerordentlich groB ist) und zuweilen 
auch einen Niederschlag ergibt. 

Die Reaktion wurde vorgenommen, indem ich mit destilliertem 
Wasser in Hehnerschen Zylindern V 2 oder 1 ccm oder eine noch 
grofiere QuantitSt des Kulturbodens verdflnnte und 1 ccm Schwefels&ure, 
die im Verhaltnis von 1:3 verdiinnt war, und 1 ccm 5-proz. Losung 
von Metaphenylendiamin zufilgte. 

Die Farbe, die ich erhielt, wurde mittels des Kolorimeters von 
Wolff mit der Probe eines anderen Hehnerschen Zylinders verglichen, 
die an Stelle des Kulturbodens eine titrierte Lbsung salpetriger S&ure 
enthielt [0,0224 g Kaliumnitrit in 1 1 destilliertem Wasser; von dieser 
Lbsung enthielt jedes Kubikzentimeter 0,01 mg salpetrige S&ure (N 2 0 3 )J. 

Alle Untersuchungen wurden doppelt ausgefiihrt, und von den 
Resultaten je zweier Bestimmungen wurde die Mittelzahl festgestellt. 

Einfaches peptonisiertes Wasser. 

Nachdem der Boden in der oben angegebenen Weise prapariert war, 
wurden zwei Erlenmeyer-Kolben, von denen jeder 200 ccm peptoni¬ 
siertes Wasser enthielt, mit einem kurz vorher isolierten Choleravibrio 
geimpft. 

Die Kolben wurden bei 37° C im Thermostaten gehalten; von 6 zu 
6 Stunden fanden Bestimmungen statt, welche in der unten stehenden 
Tabelle angegeben sind. 

Durch vorl&ufige Versuche war festgestellt worden, daB der Kultur- 
boden Spuren von Nitriten enthielt, und um jede Fehlerursache zu ver- 
meiden, wurde in den H ehnerschen Kontrollzylinder auBer der titrierten 
Nitritlosung steriles peptonisiertes Wasser in derselben Quantit&t wie 
bei der Kultur in dem anderen Hehnerschen Zylinder gebracht. Auf 
diese Weise wurde auch die Unbequemlichkeit beseitigt, die von der sehr 
leichten gelblichen Farbung der Nfihrfliissigkeit herrOhrte; diese F&rbung 
trat ein, wenn zu den Bestimmungen die Fliissigkeit in erheblicher 
Quantit&t eingeftillt werden muBte. 

Das Material, welches alle 6 Stunden, selbstverstSndlich in einer 
Weise, um jede Ursache der Verunreinigung zu vermeiden, entnommen 
wurde, betrug ungefahr 15 ccm und diente, nach Sterilisierung durch 
W&rme bei 56° C wahrend der Dauer 1 Stunde, zur Bestimmung des 
produzierten Nitrits. 



Fig. 1. Produktion von Nitriten seitens eines vor liingerer Zeit isolierten Choleravibrio. 



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Mazzetti, Beitr&g zum Stadium des Stoffwechselu der Choleravibrionen. 131 


In den Bestimraungen der ersten 18 Stunden wurden, in Anbetracht 
der Sparlichkeit der von deni Vibrio produzierten Nitrite, 10 ccm Kultur 
mit 1 ccm der titrierten Nitritlosung verglichen. In den folgenden Be- 
stimmungen wurde 1 ccm Kultur mit einer gleichen Quantitat titrierter 
Lbsung von salpetriger Saure verglichen. 

In der vorstehenden graphischen Darstellung sind die Resultate der 
einzelnen Bestimmungen enthalten. 

Aus dem oben Dargelegten geht hervor, dafi es moglich ist, die 
Gegenwart von salpetriger Saure selbst in minimalen Quantitaten 
(0,00005 g in 100) auch nach 6 Stunden der Entwickelung nachzu- 
weisen. 

Die Produktion der salpetrigen Saure ist eine allmahlich zunehmende; 
sie ist langsam in den ersten 18 Stunden, nimmt in den folgenden 
6 Stunden stark zu, dann allmahlich ohne starke Schwankungen, steigt 
endlich bis zu einem Maximum von 0,01 g in 100; dieses Maximum wird 
im Verlaufe von 48 Stunden erreicht und bleibt dann stehen; mehr Saure 
wird wenigstens nicht im Verlaufe von 72 Stunden, bis wohin der Versuch 
ausgedehnt wurde, produziert. 

Petri behauptet, daB die Reaktion des Cholerarots infolge der 
Wirkung der Nitrate eintritt, welche als Unreinlichkeit in den Kultur- 
boden vorhanden sind und welche durch die Wirkung des Mikroorganismus 
in Nitrite umgewandelt werden. 

Bei meinen Versuchen enthielt nur das angewandte Kochsalz Spuren 
von Nitraten, weswegen mir die von Petri gegebene Interpretation nicht 
moglich erscheint, weil, wie aus den von mir ausgefuhrten Bestimmungen 
hervorgeht, die Choleravibrionen imstande sind, eine Quantitat salpetrige 
Saure, gleich 0,10 g in 1000, zu produzieren, und wenn diese von der 
Reduktion der in dem Kulturboden enthaltenen Nitrate herrtihrte, diese 
Salze nicht in Spuren, sondern in gut und deutlich bestimmbaren Quan¬ 
titaten (0,227 g in 1000) vorhanden sein miiBten. 

Aus dem bisher Gesagten geht hervor: 

1) Die Choleravibrionen sind imstande, Nitrite in ein- 
fachem peptonisierten Wasser in der Maximalquantitat 
von 0,01 g in 100 zu produzieren; diese Quantitat wird in 
ungefahr 48 Stunden erreicht. 

2) Da die Quantitat der produzierten Nitrite viel 
groBer ist als die Quantitat, die von der Reduktion der 
Nitrate herriihren k 5 n n t e, welche als Unreinlichkeit in 
dem einfachen peptonisierten Wasser gegenwartig sind, 
so muB man noch eine andere Quelle zu ihrer Bildung 
(Zersetzung der organischen Substanzen?) annehmen. 

Entwickelung der Vibrionen in Boden mit Nitraten. 

Nachdem ich die Produktion von salpetriger Saure in einfachem 
peptonisierten Wasser bestimmt hatte, stellte ich eine zweite Reihe von 
Versuchen an, um die Art des Verhaltens des Mikroorganismus und die 
Modalitaten der Entwickelung in Boden mit Zusatz von Nitraten zu 
studieren. 

Zu diesem Zwecke wurde der Entwickelungsboden in denselben 
Verhaitnissen wie bei der ersten Versuchsreihe prapariert; sodann wurden 
vor der Sterilisierung Quantitaten chemisch reinen Natriumnitrats zu- 
gesetzt, um eine Lbsung von 0,25 g in 100, eine von 0,50 g in 100 und 
eine von 1 g in 100 zu erhalten. 

9* 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Die Kolben, welche je 200 ccm Nahrboden enthielten, wurden nach 
EinsSen derselben Vibrionen, die bei der ersten Versuchsreihe angewandt 
worden waren, bei 37° C im Thermostaten gehalten; sodann wurden aus 
deuselben von 6 zu 6 Stunden ungefahr 10 ccm Nahrboden entnommen, 
welche nach Sterilisierung durch ErwSrmen wahrend 1 Stunde auf 56° C 
zur Bestimmung der produzierten Nitrite dienten. 

Die Bestimmung der Nitrite wurde wie bei der ersten Reihe nach 
der Methode von Preusse und Tiemann in den Hehnerschen 
Zylindern ausgefiihrt; die Kontrollosung, welche eine genau bestimmte 
Quantitat von Nitriten enthielt, wurde entweder ohne irgendwelche vor- 
laufige Behandlung Oder nach derselben Behandlung, der die in Unter- 
suchung stehende Kultur unterworfen wurde, verwandt, ohne dafi es mir 
jedoch moglich war, erhebliche Modifikationen des Resultates zu er- 
langen. 

Die Sterilisation der Kulturen mittels Erwarmung wurde in mehreren 
vergleichenden Versuchen auch durch chemische Sterilisation mittels 
Chloroformwassers ersetzt; die Resultate blieben aber bestandig die- 
selben. 

Ich gebe hier in der folgenden graphischen Darstellung die bei den 
einzelnen Bestimmungen erhaltenen Resultate wieder, indem ich bemerke, 
daB die Bakterienentwickelung in alien Kolben immer iippig war. 


js Peptoniaiertea Wasser mit 


£ 0,25 Proz. 

, Natriumnitrat 

M 

a> 

0,50 Proz. 
Natriumnitrat 

1 Proz. 
Natriumnitrat 

CO 

alpetrige Saure 
auf 100 ccm 

Salpetrige Saure 
auf 100 ccm 

Salpetrige Saure 
auf 100 ccm 

12 1 

0,0134 g 

0,0156 g 

0,024 g 

18 ! 

0.022 „ 

0,0174 „ 

0,032 „ 

24' 

0,026 „ 

0,021 „ 

0,048 „ 

30 

0,030 „ 

0,024 „ 

0,070 „ 

36 

0,088 „ 

0,070 „ 

0,106 „ 

42 

0,106 „ 

0,080 „ 

0,106 „ 

48 

0,106 „ 

0,106 „ 

0,106 „ 

54 1 

0,106 „ 

0,106 „ 

0,106 „ 

72 

0,106 „ 

0,106 „ 

0,106 „ 


Stunden der Entwickelung 



Fig. 2. Produktion von Nitriten bei Zueatz von Nitraten in Lftaungen zu 0,25, 0,50 

und 1 Proz. 


Aus obenstehender Darstellung geht hervor, daB die Cholera vibrionen, 
die in Boden kultiviert wurden, welche Nitratquantitaten in verschiedenen 
Verhaltnissen von 0,25—1 Proz. enthielten, imstande sind, stets, von den 
ersten Stunden der Entwickelung an, betrachtliche Nitritquantitaten zu 
produzieren. Ich habe es fur geeignet gehalten, diese in der oben- 
stehendeu Darstellung in salpetriger Saure ausgedriickt anzugeben. 

Die in Boden mit Nitraten produzierte Quantitat von Nitriten. 
welche ihr Maximum nach 36—48 Stunden der Entwickelung erreicht, 
ist weit grSBer als diejenige, die sich in der ersten Reihe infolge der 
Entwicklung des Keinies in einfachem peptonisierten Wasser ergeben hat. 

Dies beruht sicherlich auf der Gegenwart des Nitrats in dern Nahr- 
boden, aber unabhangig von der Quantitat desselben, wenigstens in den 
verschiedenen Verdunnungen, mit denen ich bei diesen Untersuchungen 


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Mazzetti, Beitrag zuni Studium des Stoffwechsela der Choleravibrionen. 133 


experimentiert babe, in dera Sinne, daB, obgleich die Nahrboden Mengen- 
verhaltnisse enthielten, die von 0,25—1 Proz. variierten, die produzierte 
Maximalquantitat an salpetriger SSure immer 0,106 g in 100 betrug, je- 
doch nach den ersten 12 Stunden der Entwickelung die produzierte Quan- 
titat an Nitriten, in salpetriger Saure ausgedriickt, bei einem Minimum 
von 0,013 g in 100 und einem Maximum von 0,024 g in 100 stets weit 
grSCer war als die Maximalquantitiit, die sich infolge der Entwicklung 
des Keimes in einfachem peptonisierten Wasser nachweisen lieB, und 
zwar um 0,01 g in 100, welches Maximum erst nach 47 Stunden erreicht 
wurde und im weiteren Verlauf meiner Beobachtungen bestfindig blieb. 

Ferner ist zu beachten, dad die Zersetzung der Nitrate zu Nitriten 
nicht iunehalt, nachdem sie diese Ziffer erreicht hat, sondern bis zu 36, 
48 Stunden der Entwickelung fortdauert, so dad sie bis zu einer Ziffer 
gelangt, die mehr als lOmal so grod ist, als die in der ersten Versuchs- 
reihe erreichte, namlich bis zu 0,106 g salpetriger Satire in 100; diese 
Quantitat ist nicht nur dieselbe, die sich bei alien Verdiinnungen von 
Nitraten gebildet hat, sondern die sich auch auderdem in der Folge bei 
den aufeinander folgenden Probeentnahmen konstant halt, die von 6 zu 
6 Stunden ungefahr zwei weitere Tage nach den ersten 48 Stunden der 
Entwickelung hindurch stattgefunden haben. 

Hinsichtlich der Modalitat der Entwickelung und der daraus folgenden 
Produktion von Nitriten, welche, wie wir hernach sehen werden, als in- 
nigst verbunden mit der Entwickelung des Keimes anzusehen ist, ist zu 
beachten, dad die Maximalziffer fiir die Produktion der Nitrite am 
schnellsten bei den Losungen erhalten wird, die das Nitrat in Verhait- 
nissen von 1 Proz. enthalten. 

In ahnliclier Weise bietet die Produktion von Nitriten, wenn sie auch 
progressiv ist und stufenweise vor sich geht, dennoch bei den Boden mit 
0,25 und 0,50 Proz. unregelmadige Schwankungen in der fortschreitenden 
Zunahme der Nitrite dar, nachdem in dem Boden eine gewisse Reduktion 
erreicht ist, wabrend bei den Nitratlosungen zu 1 Proz. die Kurve f(ir 
die Produktion der Nitrite, die bei einer Beobachtung von 6 zu 6 Stunden 
bestimmt wurde, in arithmetischer Progression zunimmt, indem sie resp. 
um 8, 16, 22, 36 mg pro hundert steigt, bis sie die Maximalziffer nach 
36 Stunden der Entwickelung erreicht. 

Es ist daher zu schlieBen, daB die Verdiinnung von Natriumnitrat 
zu 1 Proz. unter den oben angefiihrten Losungen fiir den Keim zu seinem 
biologischen Stoffwechsel und zur Bildung von Nitriten die geeignetste ist. 

Infolge dieser Versuche habe ich es fiir angemessen gehalten, die 
Keihe der Untersuchungen zu vervollstandigen, indem ich die Produktion 


Produktion von Nitriten nach 48 Stunden aus verschiedenen Nitratquantitaten. 


3 

B 

h 

=J 

Stunden 
der Ent¬ 
wickelung 

Zu den Kulturboden 
zugesetztes Natrium¬ 
nitrat 

Produzierte salpeterige 
Baure 

Bemerkungen 

1 

48 

0,10 g in 100 

0,015 g in 100 


2 

48 

0,25 „ „ „ 

I 


3 

48 


0,106 „ „ „ 


4 

48 

1,00 „ „ „ 

1 


5 

48 

2,00 , „ „ 

0,015 „ „ „ 


6 

48 

^ >00 ,, ,, p 

0,010 „ „ „ 


1 

48 

4,00 „ „ „ 

0,007 „ „ „ 


8 

48 

5,00 „ „ „ 

0,001 „ „ „ 


9 

48 

10,00,, „ „ 

— Es findet keine Entwicke- 




| 

lung des Keimes statt. 


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134 


Ontralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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der Nitrite in Boden bestimmte, welche Nitrate in Verdfinnungen ent- 
hielten, die von denen bei den ersten Versuchen verschieden waren. 

Zu diesem Zweck besfite ich gleichzeitig Nfihrboden, welche Natrium- 
nitrat in Verhaitnissen, die 0,10 -10 Proz. variierten, enthielten. Da 
ich aber zu solchen Untersuchungen nur vergleichende Resultate er- 
halten wollte, so fiihrte ich eine einzige Bestimmung der Nitrite, die 
nach 48 Stunden der Entwicklung produziert waren, nach der gewohnten, 
bei den schon beschriebenen Versuchen angewandten Methode aus. 

Aus den oben angegebenen Resultaten ist ersichtlich, daB die Pro- 
duktion der Nitrite am grfiBten ist bei den Verdfinnungen von 0,25 bis 
1 Proz.; dann nimmt sie ab bis zu einem Minimum von 0,001 g in 100 
bei dem Kulturboden, der 5 Proz. Natriumnitrat enthfilt. In dem Boden, 
welcher 10 Proz. Nitrat enthfilt, findet wegen fehlender Entwickelung der 
Vibrionen keine Nitritproduktion statt. 

Wenn man nun die verminderte Produktion von Nitriten in den 
Nitratlfisungen, die mehr als 1 Proz. enthalten, in Betracht zieht, indent 
man diese Produktion in Beziehung zur Entwickelung des Vibrio bringt, 
so muB man anuehmen, daB die Produktion einer geringeren Quantitfit 
von Nitriten in BSden, die eine grOBere Quantitfit von Nitraten enthalten, 
auf dem Faktum beruht, daB der Keim in diesen Boden ein Hindernis 
zu seiner Entwickelung findet. 

Der indirekte Beweis dieses Verhfiltnisses zwischen der Produktion 
von Nitriten und der Entwickelung des Keimes wird durch das Faktum 
gegeben, daB, wenn die Zuffigung des Nitrats zur Kultur geschieht, nach- 
dem diese schon eine Entwickelung wfihrend 24 Stunden in einfachem 
peptonisierten Wasser durchgemacht hat, in diesem Fall die Produktion 
des Nitrits bei weitem grfiBer ist. 

So vegetiert z. B. in den Losungen mit 3 Proz. Nitrat der Cholera- 
vibrio sehr kfimmerlich; nichtsdestoweniger gelangt er dazu, in 
48 Stunden 0,010 g salpetrige Sfiure in 100 zu produzieren; wenn hin- 
gegeu die Zuffigung des Nitrats, wiederum im Verhfiltnis von 3 Proz., 
zu einer Kultur in einfachem peptonisierten Wasser nach einer Ent¬ 
wickelung wfihrend 24 Stunden geschieht, dann betrfigt nach einem Ver- 
lauf von 48 Stunden die Quantitfit produzierter salpetriger Sfiure 0,02 g 
in 100, d. h. das Doppelte der vorhergehenden. 

Ich habe es deshalb ffir wichtig erachtet, das Verhalten des Keimes 
in Beziehung zur Produktion der Nitrite infolge von allmfihlich weiter 
vor sich gehenden Entwickeiungen in einfachem peptonisierten Wasser, 
welches Nitrate enthfilt, festzustellen. Zu diesem Zweck habe ich zu 
meinen Versuchen eine Nitratlosung von 1 Proz. benutzt; die aufeinander- 
folgenden Umpflanzungen in die verschiedenen Kulturtuben wurden in 
bezug auf ihren Gehalt an Nitriten in Perioden von Tagen untersucht, 
die von 2 bis zu 18 variierten. 

In dieser Weise wurde es mir moglich, einerseits die Produktion 
von Nitriten im Verhfiltnis zu den Tagen der Entwickelung, von 
48 Stunden ab, wfihrend einer Zeit, die viel lfinger war als diejenige, 
auf welche sich die vorhin besprochenen Versuche beschrfinkten, festzu¬ 
stellen; andererseits habe ich konstatieren kfinnen, in welcher Weise die 
Produktion der Nitrite aus den Nitraten infolge der Anbequemung des 
Keimes an die Entwickelung in Bfiden, welche ansehnliche Quantitaten 
von Nitraten enthalten, variiert. 

Die Ergebnisse, zu denen ich gelangt bin, lassen sich aus folgender 
Tabelle ersehen. 



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Mazzetti, Beitrag turn Btudium dee Stoffwechsels der Choleravibrionen. 1 35 


Produktion von Nitriten nach Verlauf verschiedener Tage 
der Entwickelung. 


Tube 

Tage der 
Entwickelung 

Produktion von salpetriger 
Saure pro Kubikzentimeter 

1 

2 

0,0875 g in 100 

2 

3 

0,167 „ „ „ 

3 

4 

0,2 ,, ,, „ 

4 

5 

0,22 „ „ „ 

5 

6 

0,25 „ „ ,, 

6 

7 

0.28 „ „ „ 

7 

8 

0,285 „ „ „ 

8 

9 

0,285 „ „ „ 

9 

10 


10 

14 

, r t% i) 


Aus dieser Tabelle geht hervor, daB die Produktion von Nitriten 
auch nach den ersten 54 Stunden der Entwickelung, wenn auch in ge- 
ringerer QuantitAt, fortdauert, und daB das Maximum der in den Kul- 
turen vorhandenen Nitrite nach 14 Tagen der Entwickelung in einer 
Ziffer, welche 0,35 g salpetriger Saure in 100 entspricht, von mir auf- 
gefunden wurde. 

Es geht aus der Tabelle ebenfalls hervor, dad bei aufeinander* 
folgenden Umpflanzungen in Boden mit Nitraten sich nicht eine merk- 
liche Vermehrung der Produktion der Nitrite im Verhaltnis zu der An- 
bequemung, die der Keirn in seiner Entwickelung erfahrt, konstatieren 
l&Bt. Die erreichten Maximalziffern stehen eher im Verhaltnis zu dem 
Alter der Kultur, als im Verhaltnis zu der Anbequemung, die der Keim 
in den Kulturen in peptonisiertem Wasser mit Nitraten erfahrt. 

Vielmehr ist in dieser Hinsicht wahrzunehmen, daB, wAhrend an- 
fangs nach den ersten 3 oder 4 Umpflanzungen der Choleravibrio 
sich sehr gut und tippig in den Boden mit Nitrat entwickelt, wobei er 
ein dichtes und reichliches HAutchen produziert, nach langerer Zeit 
diese Entwickelung in solchen Boden etwas kummerlich wird und das 
Hautchen, welches sich gebildet hat, kaum wahrnehmbar ist. 

Ich nahm mir vor, auch hinsichtlich der Produktion der Nitrite 
seitens anderer Stamme von Choleravibrionen Versuche anzustellen. 
Und zwar fflhrte ich im Gegensatz zu dem Stamme, mit welchem ich 
experimentiert hatte, welcher direkt von den Faeces eines Cholerakranken 
herrflhrte, andere Untersuchungen mit Choleravibrionen aus, die seit 
langerer Zeit im Institut kultiviert worden waren; zu diesem Zweck 
benutzte ich einen von der Epidemie in Hamburg (1903) her isolierten 
Vibrio und einen anderen, der aus dem Hospital „Cotugno“ herstammte 
and im Jahre 1909 isoliert worden war; beide hatten sich einem sapro- 
phytischen Leben auf kulturellen B6den angepaBt. 

Die Untersuchung der Kulturen des zweiten dieser Vibrionen, die sich 
in peptonisiertem Wasser mit 0,5 Proz. Nitrat entwickelten, wurde von 
6 zu 6 Stunden ausgeftihrt und hat folgende Resultate gegeben (s. Fig. 3). 

Aus der Tabelle geht hervor, daB die Produktion der Nitrite viel 
geringer war als diejenige, welche bei dem eine kurze Zeit vorher iso¬ 
lierten Vibrio erhalten wurde; sie erreichte ein Maximum von 0,035 g 
salpetriger Saure in 100 in 54 Stunden der Entwickelung bei einer 
gleichmABig und progressiv ansteigenden Kurve, welche nicht die Spriinge 
der Kurven zeigt, die die Produktion der Nitrite bei der ersten Versuchs- 
reihe darstellen. 


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136 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Einfaches peptonisiertes Wasser 


Stunden 

der Entwickelung 

Salpetrige Saure 
erzeugt auf je 100 ccm 

6 

0,00005 g 

12 

0,0005 „ 

18 

0,001 „ 

24 

0,0039 „ 

30 

0,005 „ 

36 

0,006 „ 

42 

0,008 „ 

48 

0,01 

72 

0,01 

Stunden der Entwickelung 

Fig. 3. Produktion von Nitriten in 



Ein zieinlich ahnlicher Fall war aucli von He 11 in konstatiert worden, 
welcher festgestellt hatte, daB ein betrachtlicher Unterschied zwischen den 
virulenten und den nicht-virulenten Vibrionen vorhanden ist, weil, wfih- 
rend die letzteren nach 8 Tagen eine Nitritquantitat von 0,05 g in 100 pro- 
duzierten, die virulenten zu dieser Quantitat schon nach 2 Tagen der Ent- 
wickelung gelangten und nach 3 Tagen 0,065 g in 100 produziert hatten. 

Indent ich sodann einen Vergleich nach 48 Stunden der Entwicke- 
lung in Ltjsungen, die variable Quantitaten von Nitraten enthielten, an- 
stellte, bemerkte ich, daB der Vibrio von Hamburg immer Ziffern gibt, 
die viel niedriger sind als diejenigen eines vor kurzer Zeit isolierten 
Vibrio und daB die Nitritproduktion proportional geringer ist in dem 
MaBe, wie die Quantitat des Nitrats in dem Kulturboden zunimmt. 

Es wtirde sich also folgendes ergeben: 

1) Die Produktion der Nitrite wird durch die Gegen- 
wart von Nitraten in dem Nahrboden betrachtlich be¬ 
gun s t i g t. 

2) Die produzierte Quantitat von Nitriten ist unab- 
hangig von der Quantitat an Nitrat, welches in dent 
Nahrboden gegenwartig ist, in den Grenzen von 0,25 bis 
1 g in 100. 

3) Die produzierten Nitrite nehmen, wenn eine Ziffer 
erreicht ist, die sich bei rneinen Versuchen konstant hielt, 
in der Folge bei der weiteren Entwickelung des Keimes 
nicht zu, wenn die Beobachtungen aucli auf zwei weitere 
Tage ausgedehnt werden. 

4) Die Quantitat der in einer Kultur produzierten 
Nitrite, welche Nitrate in grSBeren Verhaltnissen als zu 
1 Proz. enthalt, ist umgekehrt proportional zu der Quan¬ 
titat der Nitrate, die dem Nahrboden zugesetzt sind, was 
wahrscheinlich der behinderten Entwickelung zuzu- 
schreiben ist. 

5) Die Produktion der Nitrite ist viel betrachtlicher, 
wenn das Nitrat den schon entwickelten Kulturen zuge¬ 
setzt ist. 

6) Die Anbequemung in einem Boden mit Nitrat b e - 
einfluBt nicht merklich die reduzierende Wirksamkeit 
des Keimes. 



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Mazzetti, Beitrag zum Studium dee Stoffwechsels der Choleravibrionen. J37 


7) Der vor karzer Zeit vom Menschen her isolierte 
Vibrio besitzt in hdchstem Grade das Vermbgen, die 
Nitrate zn Nitriten zu reduzieren. 

8) Dieses Reduktionsvermbgen wird geschw&cht durch 
das saprophytische Leben des Keimes, and die Unter- 
schiede treten urn so deutlicher hervor in den Kulturen, 
welche groBere Quantit&ten von Nitraten enthalten. 


Kulturen in peptonisiertem Wasser init Zusatz von 

Nitriten. 

Aus den oben dargelegten Versuchen geht in flberzeugender Weise 
die Eigenschatt des Keimes hervor, Nitrite sowohl in einfachem peptoni- 
sierten VVasser als auch in peptonisiertem Wasser, zu welchem eine 
variable QuantitSt von Nitraten zugesetzt ist, zu produziereu, weswegen 
es mir von Wichtigkeit erschien, weitere Untersuchungen hinsichtlich 
der ModalitSten der Entwickelung der Choleravibrionen in peptonisiertem 
Wasser, zu welchem Nitrite zugesetzt sind, und hinsichtlich der Varia- 
tionen, die infolge dieser Entwickelung der N&hrboden erf&hrt, auszufiihren. 

Der von mir zu diesem Zwecke pr&parierte Boden war analog dem- 
jenigen, der schon bei den vorhergehenden Versuchen angewandt worden 
war, nur setzte ich vor der Sterilisation verschiedene Quantit&ten von 
Natriumnitrit zu, welche, wie die Bestimmungen zeigten, 0,0285 g, 0,170 g 
Oder 0,5 g salpetrige S&ure in 100 darstellten. 

Die Quantitat der zugesetzten Nitrite war eine solche, daB sie eine 
Beobachtung hinsichtlich der Entwickelung des Keimes in B5den ge- 
stattete, welche respektive geringere, ungefahr gleiche oder grbBere 
Quantit&ten enthielten, als diejenigen waren, die infolge der Entwickelung 
des Keimes in B6den mit Nitraten bei den vorhergehenden Beobach- 
tungen gefunden wurden. Die Methode, die bei der Impfung und der 
folgenden Dosierung der Nitrite befolgt wurde, war dieselbe, wie bei der 
ersten Versuchsreihe. 

Die kolorimetrischen Ablesungen wurden immer mit denjenigen ver- 
glichen, die sich direkt durch Tuben ergaben, welche sterile Kulturbbden 
enthielten, die eine analoge Behandlung erfahren hatten, wie die in 
Untersuchung stehenden Kulturen (Aufbewahrung im Thermostaten, 
Sterilisation usw.). 

Ich gebe die erhaltenen Resultate in folgender Tabelle wieder: 


Produktion von Nitriten in peptonisiertem Wasser mit Zusatz 

von Nitriten. 


Peptonisiertes Wasser mit Zusatz von 



Tage der 
Ent¬ 
wicke¬ 
lung 

0,0285 g salpetriger Saure 
in 100 

0,170 g salpetriger Saure 
in 100 

0,5 g salpetriger 
Saure in 100 

Salpetrige 
Saure ge¬ 
funden pro 
100 ccm 

Salpetrige 
Saure pro- 
duziert pro 
100 ccm 

Salpetrige 
Saure ge¬ 
funden pro 
100 ccm 

Salpetrige 
Saure pro- 
duziert pro 
100 ccm 

Salpetrige Salpetrige 
Saure Saure 

gefunden produziert 
pro pro 

100 ccm 100 ccm 

1 

3 

* 0,032 g 

0,0035 g 

0,1775 g 

| 

0,0075 g 

0,5 g 

0,0 g 

2 

5 

0.0332 „ 

0,0047 „ 

0,185 „ 

0,015 „ 

0,5 „ 

0,0 „ 

3 

7 

0,0330 „ 

0,0057 „ 

0,194 „ 

0,024 „ 

0,5 „ 

0,0 „ 

4 

9 

0,0342 „ 

0,0O57 „ 

0,20 „ 

0,03 „ 

0,5 „ 

0,0 „ 

5 

15 

0,0374 „ 

0,0089 „ 

0,36 „ 

0,19 „ 

0,5 „ 

0,0 ,. 


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138 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 

Es mufi bemerkt werden, dafl die dem Boden zugesetzten Nitrite 
stets ansehnliche Quantitaten von Nitraten enthielten, welche durch die 
Reaktionen init Brucin und Diphenylamin nachweisbar waren, und daB 
die Entwickelung des Keimes uppig war in den Boden, welche 0,0285 g 
und 0,170 g salpetrige Saure in 100 enthielten, wahrend sie kaum deutlich 
hervortrat in denen, welche 0,5 g salpetrige Saure in 100 enthielten. 

Aus der Tabelle geht hervor, daB die Produktion der salpetrigen 
Saure auch in den Kulturboden nachweisbar ist, welche Natriumnitrit 
enthalten, aber in Quantitaten, die stets geringer sind als diejenigen, 
die in den Boden nachzuweisen sind, welche Natriumuitrat enthalten. 
Jedoch ist sowohl die Quantitat des totalen Nitrits als auch diejeuige 
des produzierten direkt proportional zu der Quantitat an Natriumnitrit, 
welches dem Nahrboden zugesetzt ist, immer wenn diese Quantitat nicht 
groBer ist als die maximale, die vorkommendenfalls der Keim fahig ist, 
von sich aus aus den Boden mit Nitraten zu produzieren. 

Die Entwickelung des Keimes in peptonisiertem Wasser, welches 
0,5 Proz. salpetrige Saure enthait, hat keine Produktion einer weiteren 
Quantitat von Nitriten gegeben, und in diesem Falle sind die Ablesungen^ 
die an den entwickelten Kulturen, auch wenn sie von 6 zu 6 Stunden 
und an drei aufeinanderfolgenden Tagen stattfanden, stets denjenigen 
gleich gewesen, die sich nach MaBgabe der sterilen Biklen ergaben. 

Dies Faktum ist um so bedeutungsvoller, wenn man erwagt, daB in 
den erwahnten Boden, wenn darin auch keine.Produktion von salpetriger 
Saure vorhanden ist, sich andere Produkte nachweisen lieBen, die, wie 
wir hernach darlegen werden, gerade von der biologischen Wirksamkeit 
des Keimes herriihren (Indol). 

Um die weitere Produktion von Nitriten in den Boden, die schon 
bis zu 0,170 g salpetriger Saure in 100 enthalten, zu erkiaren, ist es 
nicht mbglich, wenn man die betrachtliche Quantitat produzierten Nitrits, 
die aus der Tabelle ersichtlich ist, in Betracht zieht, anzunehmen, dafi 
diese von dem Pepton des Nahrbodens herruhrt, welches, wie aus dem 
ersten Teil meiner Untersuchungen hervorgeht, imstande ist, nach 
48 Stunden der Entwickelung der Choleravibrionen nur 0,01 g in 100 
salpetrige Saure zu liefern. Es muB an die immer ziemlich betrachtliche 
Quantitat von Nitrat gebunden sein, welche in den Nitriten enthalten 
ist, wie indirekt durch die Resultate meiner Untersuchungen bewiesen 
wird, aus welchen mit Sicherheit hervorgeht, daB die Quantitat der 
Nitrite neuer Produktion immer viel groBer gewesen ist in den B6den, 
die die groBte Quantitat von Nitrit enthielten, wofern jedoch diese nicht 
schon a priori groBer war als jene Maximalquantitat, die von dem Keime 
selbst in den Boden mit Nitraten produziert wurde. 

Es wurde sich also folgendes ergeben: 

1) Die Produktion der Nitrite seitens der Cholera¬ 
vibrionen bekundet sich auch in den Bbden, die schon 
Nitrite enthalten, bis zu einer gewissen Grenze. 

2) Die Produktion von Nitriten in solchen Fallen ist 
proportional zu den Nitriten, die vorher den Nahrbbden 
zugesetzt sind, und ruhrtwahrscheinlich von den Nitraten 
her, die in den von mir angewandten Nitriten enthalten 
waren. 

3) Wenn die Quantitat von Nitriten, die in dem Nahr¬ 
boden enthalten sind, gewisseGrenzenerreicht, sofindet 
keine weitere Produ ktion von Nitriten statt, wenn auch 


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Mazzetti, Beitrag zum Studium dee Stoffwechsele der Choleravibrionen. 139 


die Entwickelung des Keimes und der Nachweis anderer 
Produkte, die von dessen biologischer Wirksamkeit her- 
rflhren, noch moglich ist. 

Kulturen der Choleravibrionen in pepton isiertem Wasser 
mit Zusatz von Nitraten und Nitriten. 

Zur Vervollst&ndigung der oben dargelegten Versuche babe ich es 
ffir wichtig erachtet, die Entwickelung des Keimes und die dabei er- 
folgende Produktion von Nitriten in peptonisiertem Wasser zu studieren, 
welches gleichzeitig 1,1 Proz. Natriumnitrat und variable Quantitaten 
salpetrige Saure, welche 0,1 g und 0,35 g in 100 entsprechen, enthalt. 

Ich gebe in folgenden Tabellen die erhaltenen Resultate wieder: 

Produktion von Nitriten in peptonisiertem Wasser mit Zusatz 
von Nitraten und Nitriten. 


Peptonisiertes Wasser, welches 1 Proz. Peptonisiertes Wasser, welches 1 Proz. 

Natriumnitrat und 0,10 g salpetrige Saure Natriumnitrat und 0.85 g salpetrige Saure 
in 100 enthalt " in 100 enthalt 


Tage der 
Ent- 
wicke- 
lung 

Salpetrige Saure 
gefunuen pro 
100 ccm 

Salpetrige Saure 
produziert pro 
100 ccm 

Tago der 
Ent¬ 
wicke¬ 
lung 

Salpetrige Saure 
gefunden pro 
100 ccm 

Salpetrige Saure 
produziert pro 
100 ccm 

4 

0,15 g 

0,05 g 

10 

0,3724 g 

0.0224 g 

5 

0,20 „ 

0,1 „ 

12 

0,3730 „ 

0,0230 „ 

6 

0,24 „ 

0,14 „ 

14 

0.3736 „ 

0,0236 „ 

8 

0,25 „ 

0,15 „ 

16 

0,3742 „ 

0,0222 „ 

10 

0,30 „ 

0.2 „ 

19 

0,3756 „ 

0,0256 „ 

13 

0,32 „ 

0,22 „ 

21 

0,3762 „ 

0,0262 „ 

15 

0,35 „ 

0,25 „ 




17 

0,35 „ 

0,25 „ 




20 

0,35 „ 

0,25 „ 





Aus diesen Tabellen geht hervor, daB die Produktion von salpetriger 
SSure neuer Bildung viel groBer ist in deni Boden, der nur 0,10 Proz. 
salpetrige SSure enthalt; diese Produktion ist progressiv, fast gleich- 
roaBig und erreicht ihr Maximum nach 15 Tagen der Entwickelung in 
0,35 g totaler salpetriger Saure in 100, welches sich dann bei der weiteren 
Entwickelung des Keimes unverandert erhait. 

Diese Ziffer entspricht andererseits dem Maximum von Nitriten, die 
in den Boden produziert werden, welche nur Natriumnitrat im Ver- 
haitnis des Maximalprozents enthalten, das gerade nach 15 Tagen der 
Entwickelung erreicht wird. 

In dem Boden, der schon 0,35 Proz. salpetrige Saure enthalt, ist 
die Produktion von Nitrit neuer Bildung eine minimale und erhait sich 
als solche auch nach 20 Tagen der Entwickelung. Es muB noch hinzu- 
gefiigt werden, daB, wahrend die Entwickelung des Keimes in dem ersten 
Bodeu sehr iippig ist, so daB sie schon nach 24 Stunden die Bildung 
eines reichlichen Hautchens ergibt, sie in dem zweiten Boden sehr langsam 
und kflmmerlich ist. 

Es lafit sich daher folgendes schlieBen: 

1) Die Produktion von Nitriten neuer Bildung in den 
Bfiden, welche Nitrate und Nitrite enthalten, ist u m - 
gekehrt proportional, in den schon oben erwahnten 
Grenzen, zu der Quantitat der Nitrite, die in dem N a h r - 
boden enthalten sind. 


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140 


Centr&lbl. f. Bakt etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2. 


2) Die Totalquantitkt der gegenwkrtigen Nitrite, a u 8 - 
gedriickt in saipetriger Skure, ubersteigt niemals be- 
trkchtlich die Maximalquantitkt von Nitriten, die in den 
B6den produziert werden, die nur Nitrite enthalten. 

Produktion von Indol. 

Um das Studium der Biologie der Choleravibrionen zu vervoll- 
standigen, habe ich es fur unerlaBlich erachtet, gleichzeitig mit alien den 
oben erfirterten Untersuchungen auch die Produktion des Indols gerade 
in bezug auf die angewandten Nahrboden zu studieren. 

Es ist allgemein bekannt, daB eine der wichtigsten biologiscben 
Eigenschaften des Choleravibrio, welcher in peptonisiertem Wasser 
kultiviert wird, die Bildung des sogenannten Nitrosoindols ist, welches 
sich durch Zusatz von Schwefelskure nachweisen lkBt und welches von 
der gleichzeitigen Gegenwart von Indol und von salpetrigsauren Salzen 
herrflhrt, die der Vibrio durch Reduktion des Kulturbodens zu pro- 
duzieren vermag. 

Die Reaktion des Indols wurde besonders binsichtlich einiger Fehler- 
quellen, die die Reaktion verhiillen oder aber verhindern konnen, schon 
eingehend von Bleisch studiert, besonders auch weil man dieser Re¬ 
aktion eine groBe Bedeutung bei der unterscheidenden Diagnose der 
Choleravibrionen von den cholerakhnlichen Vibrionen zuschrieb. Der- 
selbe Bleisch lenkte schon die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung hin, 
welche betrkchtliche Quantitkten von Nitraten und Nitriten, unabhkngig 
von anderen Ursachen, fur die Reaktion des Cholerarots haben konnen. 

In den verschiedenen von mir angestellten Versuchsreihen war es 
mir moglich, ein systematisches Studium hinsichtlich der Produktion des 
Nitrosoindols in den verschiedenen angewandten Boden durchzufQhren. 
Um die bei den einzelnen Versuchen erlangten Resultate klarer zu 
machen, habe ich es liir geeignet gehalten, dieselben hier zusammen- 
zufassen. 

Die ersten Versuche wurden angestellt in einfachem peptonisierten 
Wasser, welchem Kochsalz zugesetzt war, einem Nkhrboden, in welchera, 
wie ich schon vorhin gesagt habe, nur Spuren von nachweisbaren Nitraten 
vor der Entwickelung der Choleravibrionen mit den charakteristischen 
Reaktionen vorhanden sind. 

In solchen Boden beginnt die Kultur der Choleravibrionen eine Pro¬ 
duktion von Nitrosoindol, welche durch Zusatz von Schwefelskure nach- 
weisbar ist, schon nach den ersten 6 Stunden der Entwickelung hervor- 
zurufen; die Reaktion wird infolge der weiteren Entwickelung immer 
klarer und starker hervortretend und erreicht ihr Maximum nach 
42 Stunden der Entwickelung, worauf sie dann konstaut bleibt. 

Es ist zu beachten, daB nach gleichzeitigen Untersuchungen die 
Dosierung der Nitrite nach den ersten 6 Stunden der Entwickelung er- 
folgte, zu welchem Zeitpunkte also nur Spuren der Reaktion des 
Cholerarots vorhanden zu sein begannen, im Betrage von 0,00005 g in 
100; sie nahm in der Folge zu, erreichte 0,0065 g in 100 nach 36 Stunden, 
wahrend die Reaktion recht deutlich wurde, und 0,008 g in 100 nach 
42 Stunden, entsprechend dem Maximum der Reaktion des Cholerarots. 
In der Folge nahm die Quantitkt der salpetrigen Skure immer weiter zu, 
ohne jedoch einigen EintluB auf die Reaktion des Indols zu bekunden. 

Es wflrde sich also ergeben, daB die Reaktion des Indols sich schon 
in Gegenwart einer minimalen Quantitkt saipetriger Saure zu erkennen 


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Mazzetti, Beitrag zum Studium dee Stoffwechsels der Choleravibrionen. 14 ] 


gibt, daB sie sich rait der Zunahme der salpetrigen Saure bis zu einer 
gewissen Grenze verstfirkt, daB sie aber dann ihr Maximum erreicht, un- 
abhSngig von der weiteren Produktion salpetriger Sfiure. 

Die Nachforschung nach dem Cholerarot in den Kulturen der Vi- 
brionen in peptonisiertem Wasser mit Zusatz von Nitraten, schon in 
den minimalen Verh&ltnissen von 0,10 Proz. beginnend, hat hingegen 
bestfindig ein negatives Resultat ergeben. 

In solchen Kulturen, in welchem Augenblicke der Entwickelung die 
Reaktion auch ausgeffihrt werden mflge, tindet niemals die charakteristi- 
sche Reaktion des Cholerarots statt, sondern es erscheint statt dessen 
eine gelbgriinliche, bestandige Farbung, welche urn so gelber ist, je 
groBer die Quantitat Nitrat ist, die sich in dem Kulturboden vorfindet. 

Da zu vermuten war, daB die Produktion des Cholerarots sich nicht 
gerade durch die Gegenwart einer betrachtlichen Quantitat von Nitraten 
ergab, so wollte ich prflfen, ob schwachere Verdiinnungen infolge der 
Entwickelung der Choleravibrionen die Gegenwart des Cholerarots kund- 
geben wfirden. 

Ich praparierte daher eine Reihe von RShrchen, welche verschiedene, 
unten angegebene Quantitaten Natriumnitrat enthielten, und untersuchte 
nach 48 Stunden der Entwickelung die Reaktion des Cholerarots. 

Beaktion des Cholerarots bei verschiedenea Quantitaten 

N atrium nitrat. 


Rohrchen 

Natriumnitrat 

Nitrosoindolreaktion 

1 

g 0,08 Proz. 

abwesend 

2 

„ 0,04 „ 

abwesend 

3 

„ 0,02 „ 

sehr leicht 

4 

„ 0,01 „ 

sehr intensiv 

5 

„ 0,003 „ 

stark + + + 

6 

„ 0,006 „ 

stark + + 

7 

„ 0,004 „ 

sehr deutlich + 

8 

„ 0,002 „ 

leicbt 


Die Reaktion gibt sich also nicht kund bei Verdiinnungen, die flber 
0,04 Proz. hinausgehen, und ist am st&rksten bei Verdiinnungen bis zu 
0,01 Proz., in welchem Falle sie eine stark hervortretende Intensitfit er¬ 
reicht, welche niemals bei einfachem peptonisierten Wasser zustande kommt. 

Es ergibt sich also, daB die Zufiigung der Nitrate zu dem Nahr- 
boden bis zu einer Verdiinnung von 0,01 Proz. die Reaktion sehr be- 
gfinstigt. und eine groBere Verdiinnung sie hemmt. 

In ahnlicher Weise findet in peptonisiertem Wasser, dem Nitrite in 
den schon vorhin angegebenen Verhaitnissen (0,0285 g salpetrige Saure 
in 100, 0,170 g in 100, 0,5 g in 100) zugesetzt sind, niemals die Re¬ 
aktion des Cholerarots statt; hingegen bringt die Zufiigung von Schwefel- 
saure eine ins Griinliche gehende Farbung zuwege, welche urn so inten- 
siver ist, je groBer die Quantitat des Nitrits ist. 

In anderen B8den, die mit variablen Quantitaten von Nitriten von 
mir prapariert worden sind, habe ich feststellen konnen, daB die Reaktion 
des Cholerarots niemals bei einem Verhaitnis zustande kommt, welches 
fiber 0,025 Proz. salpetriger Saure hinausgeht, und daB sie ihr Maximum 
bei einer Verdiinnung gleich 0,005 g salpetriger Saure in 100 ergibt, 
welches jedoch immer geringer ist als die Farbung, die man in einfachem 
peptonisierten Wasser erhalt. 

Die B5den, denen gleichzeitig Nitrate und Nitrite zugesetzt sind, 
geben gleichfalls keine Reaktion; auch verandert die eine langere Zeit 


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142 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


andauernde Anpassung, sowohl in BQden mit Nitraten als auch in Bbden 
mit Nitriten, nicht merklich das Verhalten des Keimes in seinen Kulturen 
in Gegenwart der genannten Salze. 

Nur laBt sich feststellen, daB die weiteren Umpflanzungen in pepto- 
nisiertes Wasser, die mit dem Keime geschehen, der von Boden herriihrt, 
denen Nitrate zugesetzt sind, eine intensivere Reaktion des Cholerarots 
geben als die Kontrollkulturen, die sich in einfachem peptonisierten 
Wasser entwickelt haben. 

Nachdem diese Modalitaten in betreff der Reaktion des Indols fest- 
gelegt waren, drangte sich mit Riicksichtnahme auf die Gegenwart be- 
trSchtlicher Quantitaten von Nitriten sowohl in den Kulturen, die sich in 
BOden mit Nitraten als auch in den Kulturen, denen Nitrite zugesetzt 
waren, gebildet hatten, spontan die Frage auf, ob das Fehlen des Cholera- 
rots auf einer wirklich fehlenden Produktion von Indol seitens des 
Keimes oder vielmehr auf den Verbindungen beruhte, die sich durch den 
Zusatz von Schwefels&ure gebildet hatten, welche ihrerseits fahig ge- 
wesen waren, die Reaktion des Cholerarots zu verhiillen oder zu ver- 
hindern. 

Da diese zweite Hypothese sich auch wegen des Faktums geltend 
machte, daB infolge des Zusatzes von Schwefelsaure zu den genannten 
Kulturboden eine deutliche Entwickelung von nitrosen Dampfen stattfand, 
welche, indent sie sich von der Flussigkeit los machten, die unteren 
Schichten der in dem Probierrohrchen enthaltenen Luft in unmittelbarem 
Kontakt mit der KulturllUssigkeit erfiillten. 

Urn mir Rechenschaft iiber den wahren Grund der fehlenden Re¬ 
aktion zu geben, stellte ich eine Reihe von Versuchen an, die ich hier 
kurz zusammenfasse. 

Vor allem wollte ich mich vergewissern, ob die Gegenwart von be- 
trachtlichen Quantitaten von Nitraten oder von Nitriten in den Kultur¬ 
boden, welche Nitrosoindol enthielten, fahig ware, die Reaktion zu ver¬ 
hiillen, und setzte zu diesem Zweck zu einer Kultur der Choleravibrionen 
in peptonisiertem Wasser von 48-stiindiger Entwickelung, welche schon 
deutlich die charakteristische Reaktion des Cholerarots zeigte, resp. Ka- 
liumnitrat und Kaliumnitrit oder gleichzeitig beide Substanzen in dem 
Verhaitnis von 2 Proz. bei jedem Salze zu. 

Bei diesem Verfahren zur Untersuchung des Cholerarots ergab sich, 
daB die Reaktion noch nachweisbar war, wenn auch in einer etwas we- 
niger deutlichen Weise, bei den Kulturen, zu denen das Nitrat zugesetzt 
war, aber sich nicht zu erkennen gab in den Kulturen mit Nitraten und 
Nitriten zusammen. 

Ich konnte noch beobachten, daB in ahnlicher Weise die Zufflgung 
des Nitrats in denselben Verhaltnissen zur Fliissigkeit, in der die Re¬ 
aktion des Cholerarots bei dem Zusatz von SchwefelsSure schon statt- 
gefundeu hatte, das schon zustande gekommene Rot nicht verschwinden 
l&Bt, wahrend das Gegenteil bei dem Zusatz der Nitrite oder der Nitrate 
und Nitrite zusammen eintritt. 

Um jede mogliche Fehlerquelle zu beseitigen, habe ich dieselben 
Versuche bei Fliissigkeiten wiederholt, die kiinstlich mit dem Zusatz 
von Indol und von Spuren von Nitriten prapariert waren; die Resultate 
waren vollstandig iibereinstimmend mit den vorhergehenden. 

Es ergibt sich also, daB die Quantitat Nitrite, die in den Kulturen 
der Choleravibrionen in Boden mit Nitraten und Nitriten oder in BOden 
mit Nitriten, mogen diese zugesetzt sein oder sich aus Boden mit 


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Mazzetti, Beitrag zum Studium des Stoffwechsels der Choleravibrionen. 143 


Nitraten infolge der Entwickelung der Vibrionen selbst gebildet haben, ent- 
halten ist, die F&higkeit besitzt, die Reaktion des Cholerarots zu hemmen. 

Um mich andererseits zu vergewissern, ob in den Kulturen, welche 
Nitrate und Nitrite enthalten, sich das Nitrosoindol gebildet hatte, habe 
ich diese Substanz mit verschiedenen Mitteln zu extrahieren gesucht, 
indem ich hierbei Rficksicht nahm auf die groBen Schwierigkeiten, welche 
bei der direkten Elimination der Nitrate und der Nitrite aus den Kul¬ 
turen eintraten. 

Das Verfahren, das meinem Zweck am besten entsprochen hat, ist 
dasjenige der Separation mittels der Destination gewesen. 

Um dasselbe auszufUhren, wurden die Kulturen in Erlenmeyer- 
Kolben stark alkalinisiert und dann dem Destillieren unterworfen, bis 
sich eine gewisse Quantitat Material ergab, die zu den Untersuchungen 
geniigte (10—15 ccm auf 100 Kultur). 

Das Destillat der Kulturen in einfachem peptonisierten Wasser gab 
best&ndig die Reaktion des Cholerarots jedesmal dann, wenn eine solche 
Reaktion direkt durch die Kulturen erhalten wurde. Dies lieB vermuten, * 
dad bei einem solchen Destillat aufier dem Uebergang des Indols trotz 
der vorhergehenden Alkalisierung auch der Uebergang der zur Reaktion 
notwendigen salpetrigen Saure stattfand. Deshalb suchte ich die Gegen- 
wart der Nitrite im Destillat selbst festzustellen, was zu einem vollig 
negativen Resultate ftihrte. Dies ladt vermuten, daB hochstwahrschein- 
lich mit der Destination aufier dem Uebergang des Indols auch der 
Uebergang kleiner Quantitaten salpetriger Saure stattfindet, welche hin- 
reichend sind, um die Reaktion des Cholerarots zu geben. 

Andererseits wiirde das Fehlen der charakteristischen Reaktion der 
Nitrite mit dem Griesschen Reagens in Anbetracht der ausgezeichneten 
Empfindlichkeit dieser Methode die Vermutung rechtfertigen, daB die 
kleine Quantitat von Nitriten, die ohne Zweifel in das Destillat tiber- 
gegangen sind, in einer solchen Verbindung an das destillierte Indol 
gebunden ist, daB sie die Reaktion nach der Methode von Gries nicht 
ergibt. 

Es ist jedoch zu beachten, daB, wenn der Zusatz von Schwefelsaure 
unter solchen Bedingungeu bestandig die Reaktion des Nitrosoindols gibt, 
die Intensitat der Reaktion nicht proportional zu der in dem Destillat 
gegenwartigen Quantitat des Indols ist; selbst die schwachste Reaktion 
infolge des ausschlieBlichen Zusatzes der Schwefelsaure verstarkt sich 
in sehr deutlicher Weise durch den Zusatz einer kleinen Quantitat einer 
Nitritlosung zu 0,01 Proz. 

Es ergibt sich also, daB die Quantitat von Nitriten, welche offenbar 
in das Destillat von Cholerakulturen in einfachem peptonisierten Wasser, 
vielleicht an das Indol gebunden, ttbergeht, wirklich schwach und weit 
geringer ist als diejenige, welche erforderlich ist, damit sich die Reaktion 
in ihrer ganzen Intensitat einstelle. 

In ahnlicher Weise hat das Destillat der Kulturen in peptonisiertem 
Wasser, dem variable Mengen von Nitriten, Nitraten oder Nitriten und 
Nitraten zugleich, in denselben Verhaitnissen wie bei den vorhergehen¬ 
den Untersuchungen, zugesetzt waren, hinsichtlich der von mir studierten 
Choleravibrionen stets in deutlicher Weise die Reaktion des Nitrosoindols 
gegeben. Hingegen hat das Destillat derjenigen B6den, welche stets be- 
trachtliche Quantitaten von Nitriten enthielten, die zugesetzt waren Oder 
sich aus den Nitraten gebildet hatten, gleichzeitig stets ein positives 
Resultat hinsichtlich der Priifung auf salpetrige Saure gegeben. 


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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Es ist also anzunebmen, dad in den Bdden, welche betrachtliche 
Quantitaten Nitrate und Nitrite enthalten, die Entwickelung der Cholera- 
vibrionen die Bildung von Indol bestimint, wahrend die Reaktion durch 
die Gegenwart einer betrfichtlicben Quantitat von Nitrit verliOllt wird. 

Nebenhergehende Versuche, die mit dem Destillat von Kulturen des 
Bacterium coli, denen vorher salpetrige Saure zugesetzt Oder nicht 
zugesetzt war, angestellt wurden, haben die Resultate, die iiber die Re¬ 
aktion des Indols im Destillat erhalten worden waren, bestatigt. Es 
findet deutlich die Reaktion bei ausschlieBlicher Zufiigung von Schwefel¬ 
saure dann statt, wenn vorher Nitrite zugesetzt waren, Oder bei Zu- 
fflgung von Schwefelsaure und Nitriten zum Destillat der ursprflnglichen 
Kulturen. 

Es lailt sich also folgendes schlieBen: 

1) Die Reaktion des Indols in den Kulturen in ein- 
fachem peptonisierten Wasser erscheint schon nacb 
6 Stunden und erreicht ihr Maximum bei ungefahr 
42 Stunden der Entwickelung, d. h. also, friiher als die 
Maximalquantitat der Nitrite erreicht wird, die der Keim 
zu produzieren fahig ist. 

2) Die Reaktion des Indols in den Kulturen, die sich 
in Nitratboden entwickelt haben, bekundet sich nur dann, 
wenn die Quantitat des Nitrats, welches zu dem peptoni¬ 
sierten Wasser zugefflgt ist, weniger als 0,4 Proz. betragt, 
und ist am grOBten bei den VerdQnnungen zu 0,01 Proz. 

3) Die Reaktion des Indols in den Kulturen, die sich 
in den B5den mit Nitriten entwickelt haben, erhalt man 
niemals, wenn diese eine Quantitat enthalten, die hdher 
ist als 0,025 Proz. salpetriger Saure. 

4) Der Zusatz von Nitraten zu den Kulturen in pep- 
tonisiertem Wasser, in welchen die Reaktion des Indols 
stattgefunden hatte, hemmt sie niemals und verhullt sie 
niemals in betrachtlicher Weise: die Zusetzung der Ni¬ 
trite hingegen hemmt sie, wenn die Reaktion sich noch 
nicht kund gegeben hat, und, wenn sie sich schon kund 
gegeben hat, lafit sie sie verschwinden. 

5) In dem Destillat der Kulturen derCholeravibrionen 
in einfachem peptonisierten Wasser oderin solchem, wel- 
chem Nitrate oder Nitrite zugesetzt sind, findetstets die 
Reaktion des Cholerarots bei ausschlieBlichem Zusatz 
von Schwefelsaure statt. 

6) In dem Destillat der Kulturen derCholeravibrionen 
in einfachem peptonisierten Wasser, wenn auch die Re¬ 
aktion des Cholerarots bei ausschlieBlichem Zusatz von 
Schwefelsaure stattfindet, bekundet die Reaktion von 
Gries nicht die Gegenwart von salpetriger Saure. 

7) Die Produktion des Indols seitens der Cholera- 
vibrionen ist unabhangig von dem ReduktionsvermQgen 
der Nitrate, weil sie, auch in Gegenwart einer betracht- 
liclien Quantitat von Nitraten oder Nitriten, selbst wenn 
sie nicht fahig sind, das Nitrat zu reduzieren, die Eigen- 
schaft, Indol zu produzieren, bewahren. 


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Csernel, Beitrage zur sogenannten Mutation bei Choleravibrionen. 


145 


BibliogTaphie. 

Petri, Ueber den Gehalt der Nahrgelatine an Salpetersaure. (Centralbl. f. Bakt. 
Bd. 5. 18b9. p. 457.) 

—, Reduktion von Nitraten durch die Cholerabakterien. (Ebenda. p. 561.) 

Emmerich und Touboi, Coolers asiatica, eine durch Cholerabacillen verursachte 
Nitritvergiftung. iMiinch. med. VVochenschr. 1893.) 

Bleisch, Ueber einige Fehlerquelleu bei Anstellung der Cholerarotreaktion und ihre 
Vermeidung. (Zeilschr. f. Hyg. Bd. 14. 1893.) 

Heilin, Vernalten der Cholerabacillen in aeroben und anaeroben Kulturen. (Arch. f. 
Hyg. Bd. 21. 1894.) 

Burri und Stutzer, Ueber nitratzerstorende Bakterien und den durch dieaelben be- 
dingten 8tick»toflverlust. (Centralbl. f. Bakt. Abt. II. Bd. 1. 1895. p. 257.) 
Dieudonnl, Beitrage zur Nitritbildung der Bakterien. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesund- 
heiUami. Bd. 11. 1896.) 

Maassen, Die Zeraetzung der Nitrate und Nitrite durch die Bakterien. (Arb. a. d. 
Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 18. 1911.) 

Emmerich, Nitiite, salpetrige Ssaure und Stickoxyd ala Choleragifte. (Berlin, klin. 
Wochenschr. 1919.) 

Pelz, Ueber Nitntbildung durch Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. 
Bd. 57. 1911.) 


Nachdruck verboten. 

Beitrage zur sogenannten Mutation bei Choleravibrionen. 

[Aus dem Hauptstadtischen bakteriologischen Institut zu Budapest 
(Vorstand: Universit&tsdozent B. Vas).] 

Von Dr. Eugen Csernel. 

Schon langst wurde die Beobachtung gemacht, daB die Cholera¬ 
vibrionen auBer den tjpischen auch atypische, inorphologisch differierende 
Kolonieen bilden kSnnen. Bei Nachprlifung dieser Erscheinung tauchten 
nun in den letzten Jahren neue Gesichtspunkte auf. 

Wertvoll und interessant ist die diesbezflgliche Arbeit von Baerth- 
lein, die er auf der V. Tagung der Freien Vereinigung f(ir Mikro- 
biologie referierte, und in der er die verschiedenen Formen der Cholera- 
mutation und jene „Gesetzmai!igkeit“ beschreibt, mit der sich diese 
Erscheinung unter gegebenen UmstSndeu inimer wieder zeigt. 

Besonders eingehend beschaftigte sich mit dieser Frage Ph. Eisen- 
berg (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 66), von dessen Publikation 
ich leider erst jetzt — beim Abfassen meiner Arbeit — Kenntnis erhielt. 
Seine Untersuchungsergebnisse decken sich in vielen Punkten mit den 
meinigen. 

AnlaBlich der in den Jahren 1910/911 in Budapest vorgekommenen 
Cholerafailen, deren Untersuchung das hauptstadtische bakteriologische 
Institut ausftlhrte, hatte ich Gelegenheit, eine Anzahl von Cholera- 
8tammen mit Bezug auf die Mutation und Variation zu untersuchen. 

Zu meinen Untersuchungen habe ich die folgenden Cholerastamme 
benutzt (s. Tabelle I). 

Die Technik der Untersuchungen war kurz folgende: Damit ich den 
zum Nachweis der Bakterienmutationen notigen „Ausgangspunkt a , das ist 
die von Johannsen erwahnte „reine Linie u bekomme, wahlte ich das 
Verfahren der sukzessiven Isolierung der einzelnen Cholerakolonieen auf 
Agarplatten. Eine andere Methode, wie z. B. das Burr ische Tuschever- 
fahren, erwies sich mir als nicht geeignet. 

Ente Abt. Orig. Bd. 68. Heft 2. 10 


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146 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Tabelle I. 


No. 

Bezeich- 
nung des 
Btammes 

Bemerkung 

No. 

Bezeich- 
nung des 
Stammes 

Bemerkung 

1 

r 

34 (911) 

Aus dem Inhalt einer 

23 

172 (911) 

Aus dunnflussigem Stuhl. 



Dunndarmschlinge. 

24 

173 (911) 

Aus konsistentem Stuhl 

2 

44 (910) 

Aus dem Stuhl geziichtet. 



eines Bacillentragers. 

3 

48 (9LI) 

Aus Reiswasser ahnlichem 

25 

175 (911) 

Aus konsistentem Stuhl 



Sluhl. 



eines Bacillentragers. 

4 

| 49 (910) 

Aus dunnflussigem bluti- 

26 

177 (911) 

Aus konsistentem Stuhl 



gen Stuhl. 



eines Bacillentragers. 

5 

50 (911) 

Aus dein Stuhl geziichtet. 

27 

219 (911) 

Aus Reiswasser ahnlichem 

6 

51 (910) 

Aus dem Stuhl eines 



Stuhl. 



Bacillentr&gere. 

28 

230 (911) 

Aus konsistentem Stuhl 

7 

52 (911) 

Aus dem Stuhl eines 



eines Bacillentragers. 



Bacillentragers. 

29 

235 (911) 

Aus dem Stuhl eines kli- 

8 

62 (911) 

Aus dem Stuhl eines an 



nisch geheilten Cholera- 



Cholera Oestorbenen. 



kranken. 

9 

75 (911) 

Aus dem Erbrochenen ge- 

30 

290 (911) 

Aus Reiswasser ahnlichem 



zuchtet. 



Stuhl. 

10 

78 (911) 

Aus dem Inhalt einer 

31 

361 (911) 

Aus dunnflussigem brau- 



Dunndarmschlinge. 



nen Stuhl. 

11 

82 (910) 

Aus Reiswasser ahnlichem 

32 

362 (911) 

Aus dunnflussigem brau- 



Stuhl. 



nen Stuhl. 

12 

88 (911) 

Aus griinem dunnfliissigen 

33 

446 (911) 

Aus dem Stuhl eines kli- 



Stuhl. 



nisch geheilten Cholera- 

13 

89 (911) 

Aus dunnflussigem bluti- 



kranken. 



gen Stuhl. 

34 

468 (911) 

Ausdem konsistenten Stuhl 

14 

91 (911) 

Aus dem Stuhl eines 



eines Bacillentragers. 



Bacillentragers. 

35 

523 (911) 

Aus dunnflussigem bluti- 

15 

97 (910) | 

Aus dunnflussigem Stuhl. 



gen Stuhl. 

16 

119 (910) 

Aus breiigem braunen 

36 

524 (911) 

Aus Reiswasser ahnlichem 



Stuhl. 



Stuhl. 

17 , 

131 (911) 

Aus dunnflussigem Stuhl. 

37 

552 (911) 

Aus dem Stuhl eines 

18 

135 (911) 

Aus dunnflussigem Stuhl. 



Bacillentragers. 

19 

140 (911) 

Aus konsistentem Stuhl 

38 

565 (911) 

Aus dunnflussigem Stuhl. 



eines Bacillentragers. 

39 

Duna (910) 

Aus Donauwasser gezuch- 

20 

146 (911) 

Aus konsistentem Stuhl 



tet. 



eines Bacillentragers. 

40 

Kolle 

Ein alter Laboratoriums- 

21 

152 (911) 

Aus dem Stuhl eines an 



stamm. 

| 


Cholera Oestorbenen. 




22 

153 (911) 

Aus dem Stuhl eines an 






Cholera Oestorbenen. 





Die auf der Agarplatte gewonnene typische, helle Cholerakolonie 
wurde vor allera auf alkalische Agarrohrchen uberimpft, dann von diesen 
am 12., 15., 20., 30. und 60. Tage auf Agarplatten eine Aussaat ange- 
legt, und letztere nunmehr nach 24 Stunden untersucht. 

AIs N&hrboden wahlte ich den alkalischen Agar, welcher bekanntlich 
der ain meisten in Gebrauch stehende und brauchbarste Nahrboden bei 
den Cholerauntersuchungen ist, darum, weil auf demselben die Beobach- 
tung der einzelnen Kolonieen ziemlich leicht ist. 

Baerthlein unterscheidet unter den Cholerakolonieen auf der Agar¬ 
platte drei Fortnen: 

1) Helle, blaulich opaleszierende, stets aus grazilen Vibrionen be- 
stehende Kolonien. 

2) GelblichweiBe, undurchsichtige Kolonieen, welche denen des Bact. 
coli ahnlich sind und aus kurzen, plumpen, sich bipolar fSrbenden 



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Csernel, Beitrage zur sogenannten Mutation bei Choleravibrionen. 


147 


Stabchen, Oder aber aus langen, sich eigentiimlich segmentiert farbenden, 
stark gekrQmmten Bakterien bestehen. 

3) Die bereits von Kolle beschriebenen, sogenannten ringfbrraigen 
Kolonieen mit einem undurchsichtigen Zentrum und umgeben von 
einer hellen Zone. In diesen Kolonieen findet man zarte, schlanke, sich 
gleichmafiig farbende Kommabacillen. 

„Diese Veranderungen zeigen sowohl in bezug auf Kolonieenform, 
wie hinsichtlich der Morphologie der Individuen und ihrer biologischen 
Eigenschaften eine ausgesprochene Konstanz.“ 

Die wichtigsten Ergebnisse meiner eigenen Untersuchungen fasse 
ich in der folgenden Tabelle zusammen. 

Tabelle II. 

Mutation der Choleravibrionen nach Baerthlein. 


Bezeich- ■ 
Dung des 
Stammes 

Alter der 
Cholera- 
kultur 
vor der 
Aussaat 

Ergebnis der Aussaat auf Agar 

44 (910; 

60 Tage 

a) helle Kolonieen: Kleine, sich gut farbende Vibrionen. 

b) ringformige Kolonieen: Kleine, s. g. f. l ) Vibrionen. 

c) helle granulierte Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen. 

51 (910) 

13 „ 

a) helle Kolonieen: Grazile, s. g. f. Vibrionen. 

b) ringformige Kolonieen: Grazile, s. g. f. Vibriouen. 

c) coliartige Kolonieen: Kleine gekriimmte, s. g. f. Stabchen. 

78 $11) 

30 „ 

a) helle Kolonieen: Kleine Vibrionen und Coccobacillen-Formen. 

b) gelbe Kolonie mit heller Randkrause: Grofle, s. g. f. Vibrionen. 

83 (911) 

18 „ 

a) helle Kolonieen: Kleine grazile, s. g. f. Vibrionen. 

b) ringformige Kolonieen: Kleine grazile, s. g. f. Vibrionen. 

135 (911) 

13 n 

a) helle Kolonieen: Kleine Vibrionen und kleine ovoide. 

b) coliartige Kolonieen; Kleine Vibrionen und kleine s. g. f. 

152 (911) 

20 ft 

a) helle Kolonieen: Kleine grazile, s. g. f. Vibrionen. 

b) gelblich-weifle Kolonieen: Kleine plumpe, a. g. f. Vibrionen. 

153 (911) 

27 * 

a) helle Kolonieen: Grofle diinne, s. g. f. Vibrionen. 

b) gelblich-weifle Kolonieen: Kleine plumpe Vibrionen, die sich 
schlecht farben. 

173 (911) 

27 „ 

a) helle Kolonieen; Kleine grazile Vibrionen, die sich schlecht 
farben. 

b) gelblich-weifle Kolonieen: Kleine grazile Vibrionen, die sich 
gut farben. 

! c) ringformige Kolonieen: Kleine grazile Stabchen. 

230 (911) 

30 „ 

1 a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen u. ovoide Stabchen. 

, b) coliartige Kolonieen: Grofle plumpe, sich segmentiert farbende 
Vibrionen. 

446 (911) 

70 

a) helle Kolonieen: s. g. f. Coccobacillen-Formen. 

b) coliartige Kolonieen: Coccobacillen-Formen. 

523 (911) 

71 „ 

a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. plumpe Vibrionen und ovoide 
Stabchen. 

b) coliartige Kolonieen: Kleine plumpe Bacillen. 

524 (911) 

30 ft 

a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen. 

b) ringformige Kolonieen: Dunne, s. g. f. Vibrionen. 

Kolle 

' 20 „ 

| 

a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen. 

b) ringformige Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibriouen. 


1) sich gut farbende. 10’ 


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148 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Es ist aus dieser Tabelle ersichtlich, daB sich bei fast Vs der 
St&rame die sogenannte „Mutation“ zeigte, d. h. es entwickelten sichauf der 
Agarplatte nach 24 Stnnden nicht nur heile, sondern auch ringformige, 
fein granulierte, coliartige Kolonieen, auBerdem solche von blasser, gelb- 
licher Farbe. Dieser Charakter ist jedoch nicht konstant, insofern die 
blaue Farbe beim Weiterimpfen ins intensiv Gelbe Oder ins WeiBe 
iiberschlftgt. 

DaB ich diese Mutation nur in ca. 30 Proz. der Cholerast&mme be- 
obachtete, hangt vielleicht davon ab, daB ich ausschlieBlich mit ^ellen" 
Kolonieen arbeitete. Vielleicht hatteich mit gelben Kolonieen einen groBeren 
Prozentsatz erhalten, da dieselben — wie Baerthlein behauptet — 
h&ufiger Mutationserscheinungen zeigen als die iibrigen. 

Burger (Konigsberg) beobachtete bei Untersuchung von 15 Cholera- 
und 40 anderen Vibrionenkulturen nur zweimal die Baerthleinsche 
Mutation. 

Was die morphologischen Eigenschaften der Individuen dieser 
mutierten Kolonieen betrifft, so decken sich meine Befunde mit denen 
Baerthleins nicht. 

In den hellen Kolonien linden sich n&mlich nicht immer, sondern 
nur haufig kleine, grazile Vibrionen; es gibt n&mlich heile Kolonieen r 
die auch aus langen, diinnen, oder aber aus kleinen, plumpen Vibrionen 
bestehen; seltener findet man sogenannte ovoide St&bchen. Ich be¬ 
obachtete sogar, daB in einigen Fallen in hellen Kolonieen mit kleinen 
typischen Vibrionen nach ihrer Weiterimpfung nach 24 Stunden nur 
Coccobacillen oder plumpe Vibrionen zu sehen waren. Auch umgekehrt 
fand ich — sogar h&ufiger — in Kolonieen mit Coccobacillen und plumpen 
Vibrionen nach der Ueberimpfung nur grazile Vibrionen. 

In den coliartigen Kolonieen fand ich nicht nur kurze, dicke. 
bipolar oder segmentiert sich fSrbende St&bchen, sondern auch von 
Fall zu Fall kleine, grazile Vibrionen. 

Aehnliches sah ich auch in ringfbrmigen Kolonieen. 


Die auf Agarplatten ausgesSten Kolonieen habe ich nicht nur nacb 
24 Stunden, sondern — bei Zimmertemperatur aufbewahrt — auch 
nach mehreren Tagen untersucht, und beobachtete hierbei folgendes: 
Auf Agarplatten, welche nach 24 Stunden morphologisch gleichfOrmig 
aussehende Kolonieen aufwiesen, sah ich, daB die Cholerakolonieen nach 
3 bis 36 Tagen die verschiedenartigsten Formen annehmen kbnnen. 
und zwar teilweise die schon oben erwahnten vier typischen und auBer- 
dem noch eine Anzahl von Uebergangsformen. 

Wie aus den Ergebnissen dieser III. Tabelle zu ersehen ist, bleibt 
ein Teil der von Anfang an hellen Kolonieen auch nach langerer Zeit 
unver&ndert, ein anderer Teil jedoch verSndert bald langsamer, bald 
rascher sein Kolorit, er bekommt einen leichten gelblichen Stich, oder 
wird ausgesprochen gelb, Shnlich wie eine Colikolonie. Andere Kolonieen 
wieder werden undurchsichtig, etwas weiBhch. Man sieht ferner aus 
gleichformigen Kolonien ringformige und radiar gestreifte sich entwickeln, 
ferner bilden sich „wallartig u aussehende und knopfformig aufgetriebene. 
Die einzelnen Formen will ich nicht n&her beschreiben, da dies Ph. 
Eisenberg in seiner interessanten Arbeit eingehendst schildert. 

Nur hinsichtlich der Knbpfchenbildung, die ich bei den mit 152. 
172, 177, 219, 290, 361 bezeichneten Stammen fand, mOchte ich einige 
Bemerkungen machen. 



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Csernel, Beitragc zur sogenanuten Mutation bei Cholera vibrionen. 


149 


Tabelle III. 


Bezeich- 
nung dee 
Statu mee 


Aussehen der original hellen Kolonieen 


—- I 

2 a s a 

D t" P 

► 4j I 2 

la ^2 


44 (910) 
51 (1110) 
78 (911) 
83 (911) 
89 (911) 
131 (911) 
135 (911) 

152 |9U) 

153 (911) 
1.2 (911) 
173 (911) 
177 (911) 
219 (911) 
230 i9ll) 
290 (911) 
361 (911) 
46S (911) 
523 (911) 


a) hell, 

a) ,, 
a) », 


a) wenig gelblich, 
a) hell, 

a) wenig gelblich, 
a) 

a) hell, 

a) wenig gelblich, 
a) hell, 
a) „ 
a) „ 


b) ringformig, c) 

b) „ c) 

b) — c) 

b) ringformig, c) 

b) „ c) 

b) — c) 

b) weifilich, c) 

b) gelbliche Sekundarkol., c) 
b) - c) 

b) gelbliche Sekundarkol., c) 


c) fein granulierte Kol. 5 Tage 
c) coliartige Kol. 15 „ 

c) ii n 15 ,, 

c) ,, „ 15 I. 


b) gelbliche Sekundarkol., c) 


b) „ 

b) gelblich-weifl, 


b) gelbliche Sekundarkol., c) 


c) coliartige Kol. 


b) 

b) ringformig, 

b) it 


c) coliartige Kol. 

c) ii ii 


Ich beobachtete in hellen Kolonieen 15—30 Tage nach ihrer Ueber- 
impfung auf Agar knSpfchenartige Tochterkolonieen, die lebhaft gelb 
gef&rbt waren. Beim Weiterimpfen dieser letzteren entwickelten sich 
helle Kolonieen und auf diesen nach 15—30 Tagen wieder knopfartige, 
hellgelbliche Tochterkolonien. 

Wir sehen also, daB, wenn wir auf Agarplatten morphologisch voll- 
kommen identische Cholerakolonieen bei Zimmertemperatur mehrere 
Tage lang belassen, die Kolonieen nach dieser Zeit ein ganz verschiedenes 
Aussehen annehmen kdnnen. Diese degenerativen Erscheinungen halte 
ich fflr bemerkenswert — vom theoretischen Standpunkte aus. WShrend 
nach Baerthlein diese Divergenzen, welche er als Mutation bezeichnet, 
„sprunghaft“, Oder besser gesagt, binnen 1 Tag sich zeigen, fand ich 
ganz dieselben Erscheinungen auch nach 3—36 Tagen. Wir mochten 
daher diese, nach einer so langen Zeit auftretenden morphologischen 
Ver&nderungen nicht mehr als Mutation auffassen, sondern dieselben 
als Zeichen der Degeneration, die in den Kolonieen vor sich geht, be- 
trachten. 


DaB sich derartige degenerative Prozesse im Leben der Bakterien 
abspielen, ist eine bereits seit langem bekannte Tatsache. Betrachten 
wir z. B. die Cholerakeime in einer typischen Kolonie, so finden wir 
in einer 16—24 stflndigen Kolonie sich lebhaft bewegende, grazile, gut sich 
fiirbende, nach 48 Stunden bereits bedeutend grSBere, plumpere, teilweise 
sich schon etwas schw&cher farbende Vibrionen — nach weiteren 3— 4 
Tagen nur mehr coccobacillenShnliche Formen, groBe Vibrionen, lange 
Fkden, ovoide Sthbchen und Granulaformen; die groBeren Individuen 
fkrben sich zumeist blaB und seginentiert, die kleineren, besonders die 
cocco- und granulaartigen Formen, elektiv lebhaft. Das ist sozusagen 
der regelmaBige Ablauf der Degeneration. Einzelne dazu disponierte 
CholerastAmme machen nun diese Degeneration nicht erst in 72 Stunden 



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150 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2. 


Oder sp&ter durch, sondern schon in 24 Stunden. — In jungen 8—16- 
stiindigen Cholerakolonieen sieht man niemals derartige degenerative 
Formen, sondern nur grazile, gut bewegliche Vibrionen. 

Die „Choleramutation“ und Degeneration unterscheiden sich dem- 
nach nur zeitlich voneinander. 

Wenn wir aber schon die von Baerthlein geschilderte Erscheinung 
als Mutation bezeichnen, so diirfen wir doch zwischen der 
Degeneration, Variation uud Mutation eine scharfe Grenze nicht ziehen, 
denn die bei der Choleramutation zu beobachtenden morphologischen 
Ver&nderungen kommen geradeso auch im Laufe der Degeneration zum 
Vorschein. DaB wir zwischen Mutation und Degeneration einen Zu- 
sammenhang annehmen diirfen, dafiir scheint auch der Umstand zu 
sprechen, daB diejenigen unter den 40 Stammen, die in 24 Stunden die 
sogenannte Mutation zeigten. auch die oben geschilderten degenerativen 
Veranderungen — nach 3—36 Tagen — aufwiesen. 

Zusammenfassung. 

1) Die von Baerthlein als Choleramutation beschriebene Er¬ 
scheinung ist wahrscheinlich als eine Degenerationserscheinung aufzu- 
fassen. 

Der Unterschied zwischen Choleramutation und -degeneration durfte 
nur in dem zeitlichen Auftreten derselben bestehen, insofern die mutativen 
Formen schon nach 24 Stunden entstehen, wShrend die ihnen ganz ahn- 
lichen degenerativen Formen erst nach l&ngerer Zeit sich entwickeln. 

2) Die auf alkalischem Agar wachsenden Cholerakolonieen konnen 
ein verschiedenes Aussehen haben; sie sind a) typisch hell, b) blaBgelb, 
doch durchsichtig, c) gelb, undurchsichtig, coliartig, d) ringforraig, 
e) radiar, f) wallartig, g) fein granuliert. 

Im Laufe des degenerativen Prozesses kommt in den Cholerakolonieen 
auch die als Knopfchenbildung bezeichnete Erscheinung zur Beobachtung. 

3) Zwischen der Morphologie der Kolonieen und der Morphologie 
der Individuen, welche die betreffenden Kolonieen bilden, existiert nicht 
jene GesetzmaBigkeit, die Baerthlein schildert. 


Literatnr. 

1) Baerthlein, Ueber Mutationserscheinungen bei Bakterien. (Arbeit, a. d. Kais. 
Gesundheitsamte. Bd. 40.) 

2) Bernhardt u. Markoff, Ueber Modifikationen bei Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. 
Abt. I. Orig. Bd. 65.) 

3) Burri, Das Tuscheverfahren. Jena (Fischer) 1909. 

4) Burger, 5. Tag. d. Freien mikrobiol. Verein. Dresden. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 
Ref. Bd. 50.) 

5) Eisen berg, Untersuchungen iiber die Variabilitiit der Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. 
Abt. I. Orig. Bd. 66.) 

6) Kovalenko, Mutationserscheinungen bei Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 66.) 

7) Massini, Ueber einen in biologischer Beziehung interessanten Colistamm. (Arch. f. 
Hyg. Bd. 61.) 

8) de Vries, Die Mutationstheorie. Leipzig. 


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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 151 


Nachdruck verboten. 

On the Organisms of the Typhoid-Colon Group 1 ) 
and their Differentiation. 

[Lister Institute, London.J 

By J. Henderson Smith. 

I. 

In the year 1906 M. Neisser recorded the occurrence of a coli- 
form organism, which while primarily a non-fermenter of lactose, yet 
could give rise to a fermenting strain when grown on lactose-agar. This 
organism was very carefully aifd thoroughly studied by Massini, who 
proved that the fermenting strain was not a contamination but was 
really derived from the original non-fermenting organism and arose upon 
lactose-agar as a variant with a new character, which bred true. Since 
then numerous instances have been recorded by Burk, Jacobson, 
Revis, and others and in particular by Twort and Reiner Muller, 
of members of the Colon-Typhoid group, which displayed a similar capa¬ 
city of varying towards one more of the carbohydrates, and the fact of 
bacterial variation in this direction is now beyond dispute. The impor¬ 
tant bearing which this fact may have upon the differentiation and identi¬ 
fication of the pathogenic intestinal organisms is obvious, and for the 
last year or two W. J. Pen fold has been carrying out in the Lister 
Institute a series of investigations on the subject. It is largely on his 
work that the following considerations are based. 

If a broth or peptone-water culture of a normal typhoid bacillus 
be planted on the surface of a dulc.ite-agar plate, to which neutral red 
has been added, the colonies which develop after incubation are all without 
exception colourless. They do not produce enough free acid to turn 
the colour of the neutral red, and it is reasonable to suppose that they 
are composed, at least for the most part, of individuals which do not 
ferment the alcohol. When we continue to observe such a dulcite-agar 
plate, on which the colonies are discrete enough to allow of their free 
development, on a considerable number of the colonies papillae begin to 
appear, after a period which varies in different cases from 3 to 10 days. 
These papillae are small very definite protuberances of characteristic 
appearance, somewhat irregular in shape and of variable size. Their 
number per colony, as also the number of colonies which show them, 
varies considerably, but the number both of papillae and of papillated 
colonies usually increases as time goes on. Eventually a proportion of 
the papillae turn red. On these plate cultures of typhoid, then, the 
organisms, which at first failed entirely to show any signs of fermenting 
dulcite, now do so, but only in certain limited parts of the total growth. 
It might appear that what is occurring on the plates is that the organisms 
are turning to the dulcite as a source of food, having first exhausted 
the accessible supply of other constituents of the nutrient agar. In other 

1) At the Berlin meeting of the International Congress of Hygiene and Demo¬ 
graphy in 1907 certain Institutes were requested to untertake an inquiry into the dif¬ 
ferentiation of the “typhoid-like” bacteria, and to present a report upon these organisms 
at the Washington meeting in 1912. This paper constitutes the report of the Lister 
Institute of Preventive Medicine, London. 


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152 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. (38. Heft 2. 


words that typhoid bacilli are capable of fermenting dulcite, but refuse 
to do so in the presence of other more appropriate nutriment. This is 
not the explanation of the late fermentation. If the organisms which 
compose such a papilla are plated out again upon dulcite agar, a number 
of the colonies which appear are red throughout, and these show no 
papillae. There is no longer an interval of several days, during which 
other food supply is being used up, but the fermentation begins early. 
The papilla then contains bacilli, which unlike normal typhoid are ca¬ 
pable of attacking dulcite from the first. The papillated colony arose 
from a single organism of the original culture, and its progeny were 
at first, if not all, at all events preponderating^ non-fermenting. From 
among this progeny has arisen a strain, which now yields descendants 
preponderatingly fermenting. This new character ist at first unstable, 
and after a short period of growth on normal media, the fermenting 
strain will again give progeny all or nearly all non-fermenting. But 
continued selection of colonies from dulcite agar or a few months training 
on dulcite broth establishes the character, and a strain is obtained which 
remains a dulcite-fermenter, even after many months of cultivation in 
the absence of dulcite. 

The sequence of events is perhaps more easily followed on plates, 
but a similar process takes place in dulcite-broth. All or nearly all 
normal typhoid strains eventually turn a dulcite broth acid, but the time 
taken to do so is very variable varying in Penfold’s strains from 5 
to 15 days. This time can readily be reduced by continued culture in 
dulcite broth to three days, and eventually to one day. By following the 
changes which occur in litmus dulcite peptone-water, inoculated with 
normal typhoid, Pen fold has shown the sequence of events leading 
up to the eventual acidity of the medium. Multiplication at first occurs 
just as in peptone-water containing none of the alcohol, and reaches the 
maximum of some 200 millions per 1 cc, after which there is a slight 
decrease. During this period plating on dulcite-agar shows that the 
organisms are non-fermenters. Then there develops a second rapid and 
very large increase in the number of organisms which may reach 600 to 
1000 millions per 1 cc. This is entirely due to the development of dulcite- 
fermenting organisms, and the medium turns acid. The non-fermenting 
individuals almost completely disappear, and it appears almost as if the 
two strains were antagonistic to one another. If as occurs in one type of 
culture the numbers do not show this second great increase, the non¬ 
fermenters remain permanently in the majority. Fermenting individuals 
appear but do not gain the upper hand, and the medium does not turn- 
the full deep red of marked acidity. 

So far as is known at present, growth on dulcite is the only means 
by which a dulcite fermenting strain can be obtained. This naturally 
suggests that the dulcite acts directly upon the individual typhoid ba¬ 
cillus in some specific manner, causing it to produce fermenting variants, 
which do not arise without this specific stimulus. This may eventually 
prove to be the correct view, but at present there is little to support 
it, and it is difficult to reconcile with some facts already known. If a 
non-fermenting individual be taken from a tube in which fermenting 
organisms have already arisen, it takes as long to produce a fermenting 
variant as an entirely untrained organism. It shows no indication of 
having been affected in any way by the dulcite, and there is nothing to 
suggest that it has been partially trained. The facts point rather to 


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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 153 

another interpretation, which is sufficient to account for them without 
the hypothesis of specific alteration. It is enough to suppose that the 
normal typhoid bacillus, even growing on a broth medium without dulcite, 
tends to produce variants which have to a greater or les degree the power 
of fermenting the alcohol. On a non-dulcite medium there is nothing to 
encourage this type as compared with others, and as on its first appear¬ 
ance it does not breed true and occurs in very small numbers, the 
variant disappears again. But if there is dulcite present, such organisms 
as are able to attack it receive a stimulus to their multiplication which 
the non-fermenters do not receive, and increasing to a disproportionate 
extent may eventually displace them entirely. The effect of the carbo¬ 
hydrate in the medium is to select one type of variant amongst those 
normally occurring, rather than to induce the production of a quite new 
type. This increase of growth in the presence of an attackable carbo¬ 
hydrate is, as we have seen, what occurs in dulcite tubes, when the 
fermenting variety appears, and it holds with other sugars also. 
A medium containing glucose, for example, supports and produces a 
larger population of typhoid, than one which contains lactose or cane- 
sugar, which the organism cannot attack, and in which the numbers 
are approximately the same as when no sugar is present. If the typhoid 
has been previously “trained” to attack lactose, then the numbers exceed 
the normal and approach those of the dulcite-variant or glucose-popula¬ 
tions. The development of a protuberant papilla of itself indicates a 
greater energy of growth on the part of its components than that of the 
rest of the colony. 

Wc have here then an instance of variability in the typhoid bacillus 
such that within a comparatively short time two races can be obtained 
differing from one another in the definite property of fermenting dulcite. 
Several other variations in the properties of typhoid with regard to 
carbohydrates are known. Reiner Muller has described the appear¬ 
ance of papillae on isodulcite, and Pen fold like him has found this 
appearance of papillae to be a constant character of typhoid. If iso¬ 
dulcite plates are made from these papillae, colonies are obtained which 
show no papillae, and a race is obtained at once, which breeds true and 
has lost the property of papilla-formation upon isodulcite. An arabinose- 
fermenting strain is readily obtained, and strains are known which do 
and others which do not ferment glycerin. Special interest attaches 
to the lactose-fermenting variety produced by Twort. This organism 
was subsequently examined in detail by Pen fold, and was found by 
him to be a genuine typhoid both in its lactose and non-lactose states, 
although it shows one or two slight divergences from the perfectly 
typical B. typhosus. It took two years constant growth on lactose 
before, the variant could be obtained, and even now after 2 year’s more 
on lactose it does not breed true, showing a strong tendency to throw 
out atavists and revert to its non-fermenting state. After 18 months of 
training of a considerable number of strains on lactose media, Penfold 
has failed to produce another fermenting variety of B. typhosus, 
and it is evident that it is only with great difficulty and after a very 
long growth on lactose that this particular variant can be produced from 
normal typhoid. Similar ill-success has attended the attempt to produce 
variants by growth on a number of other media, such as adonite, ery- 
thrite, saccharose, amygdalin, salicin and formates. 

It appears then that B. typhosus is an organism which can be made 


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|54 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2 . 

to alter its character with regard to many of the carbohydrates. But it 
appears also that the readiness with which variation occurs differs in 
different cases. On the one hand we have the isodulcite-papilla variant, 
which arises with every strain very rapidly and has the new character 
fixed immediately. Intermediate comes the dulcite-variant which can 
be obtained from most strains fairly easily and can be fixed comparatively 
quickly. On the other hand we have the lactose-fermenting variant, which 
can be obtained only after years of “training” and has not yet been got 
to breed true. It may be that even those characters, which have not yet 
been found to vary are really characters whose variants take exceptionally 
long to arise, and that there is no single carbohydrate character which 
may not vary at one time or another under particular conditions. How¬ 
ever that may be, the readiness with which the variant appears and the 
ease with which it becomes fixed show in general a rough agreement, 
and the more disposed an organism is to produce a particular variant, 
the more readily is it disposed to take on the new character permanently. 

It is probable that when other organisms have been examined in 
sufficient detail, it will be found that they are like typhoid in this readi¬ 
ness to produce particular variants and reluctance to produce others. 
Unfortunately the data on this point are still somewhat meagre. The 
occurrence of variants has been described for many members of the 
Typhoid-Colon group, among the pathogenic as well as the so-called non- 
pathogenic organisms occurring in the gut. Thus Reiner Mil Her 
has obtained papillae with Paratyphoid B. on raffinose, and with 
Flexner’s dysentery bacillus on isodulcite. Twort has induced the 
paratyphoids, and also Flexner and Shiga to ferment cane-sugar, and 
Shiga has also been made to ferment lactose. Hiss so early as 1904 
obtained a maltose-fermenting variant of Bacillus Y, and other varia 
tions have been recorded. It is a pity that it is not always possible to 
ascertain from the published accounts how soon these alterations of 
character arose nor whether the variants bred true, and in some cases 
the identity of the new strain with the old has not been very satis¬ 
factorily established. But it is clear that these variants show great 
differences in the readiness with which they arise. Massini’s lactose- 
fermenting strain of B. coli mutabile, for example, arises at once 
and breeds true, while others require weeks or months of training on the 
particular sugar before a variant appears. More information is much 
needed on this point., for so far as present knowledge goes it seems 
likely that along this line is to be found the theoretical justification of 
the recognised practical value of the carbohydrate tests. 

It has been asserted that, the possibility of variation is sufficient to 
destroy the value of the carbohydrate tests as aids to the differentiation 
and identification of the organisms of this group. If it is possible, so 
the argument runs, to make Shiga’s dysentery bacillus ferment both 
lactose and cane-sugar, we cannot accept the absence of these properties 
as significant characteristics of the organism. If plates made from a 
suspected water or faeces from a case of enteritis show only lactose- 
fermenting colonies, we can never be sure that these colonies, or some 
of them, are not really colonies of a typhoid variant. May not something 
of this kind be the real explanation of the extreme difficulty of iso¬ 
lating typhoid from water? 

The difficulty must be admitted, and the possibility recognised that, 
so far as carbohydrate tests go, one organism may be convertible into 



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Smith, Oo the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. |f>5 

another. We can in fact conceive the possibility of an organism with 
the sugar-reactions of a B. coli and the agglutinating and other pro¬ 
perties of a dysentery bacillus, including its pathogenicity. It may even 
be the case that in certain instances something of this sort does actually 
occur in nature. Pen fold has brought forward some evidence to show 
that, parallel to the main group of lactose-fermenting organisms in the 
intestine, there are corresponding groups of non-lactose fermenting bac¬ 
teria. occurring naturally in fair numbers, which belong to the mutabile 
class and are convertible into the fermenting types, and he considers 
that one group may arise from its corresponding group under natural 
conditions. Even if this were proved, however, beyond dispute, it 
would not discredit the usefulness of the carbohydrate tests. It only 
shows us that there are certain organisms for which the lactose relation 
is unsuitable as a group-character ; it does not touch the possibility 
that there are other carbohydrates more suitable. These particular or¬ 
ganisms of the mutabile group have a pronounced tendency to vary 
towards lactose, and this experience in the laboratory would lead us to 
anticipate the occurrence of such variants in nature. In a similar way we 
know that typhoid has 1 a pronounced tendency to vary towards glycerin, 
and this laboratory experience would lead us to reject glycerin ferment¬ 
ation as a safe character of the typhoid group 1 ). The dulcite-ferment- 
ing variety is less likely to arise naturally, but even this is a frequently 
occurring variation with a tendency to breed true. We should prefer 
to take as a type-character one toward which a variant arises only with 
great difficulty and breeds true only in very exceptional circumstances 
existing over a long period, such as the lactose-relation. Lactose therefore 
is a suitable sugar in the case of typhoid, but unsuitable in the case of 
B. coli mutabile. Further experience will show for the different 
groups of organisms what are the carbohydrates on which reliance is to 
be placed as distinctive media. 

To some extent this knowledge has been already acquired. It is 
usual to make the carbohydrate tests in fluid media with an incubation 
of several days, say from 3 to 7 days. A variant which does not arise 
in that time is probably not a very common variant, and so in practice 
our tests indicate approximately the lines along which further know¬ 
ledge will be found to develop. The discrepancies which different ob 
servers occasionally record in the reactions of organisms t e - g• the 
typhoid-relation to dulcite, and the different behaviour on solid and 
fluid media ) find their explanation in this occurrence of variations. 

It is not claimed by the supporters of the carbohydrate reactions 
that they are capable of giving a complete and systematic classification 
even of the intestinal bacteria according to their biological relationships. 
We have no means of doing this at present with certainty. It must, 
be remembered that most bacteria are extremely variable in other 
characters as well as in their sugar reactions. In pigment production; 
toxin-production, gelatin liquefaction and in practically all cultural reac 
dons variability is very frequent. Variations of virulence are amongst 
the oldest and commonest observations of bacteriology. Even agglu- 
tinability is not a constant character, as the frequent occurrence of 
strains non agglutinating at the time of isolation from the body is 

1) The converse is not necessarily true, however, since all strains of typhoid produce 
papillae on isodulcite, but lose this character readily, and no strain has yet been isolated, 
which is already in the non-papilla-forming state. 


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156 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 2. 

sufficient to prove. In many of these instances the variation consists 
simply of the gain or loss of a definite property found only with the 
particular species, and not in the acquirement of a character possessed 
by another and different species, and in this respect such changes may 
appear to differ fundamentally from the carbohydrate changes. (This 
may be n ot a very real distinction, since the carbohydrate reactions are 
none of them specific under natural conditions in the way in which say 
the toxin production of diphtheria is specific, but each is common to 
many species.) Such instances show that variability is one of the 
characteristic properties of bacterial protoplasm, and that systematic 
classification is likely to prove exceedingly complex. The carbohydrates 
do in large measure supply a simple method of practical differeniiation 
of proved value, and it is the only method at present available suffi¬ 
ciently elastic to cover a large number of different organisms. That it 
does in some instances group together organisms with close pathological 
relationship is undeniable, and there would seem to be no reason to 
doubt that as a general rule closely allied strains will produce similar 
ferments. 

It has been suggested by Keiner Muller that variability in 
certain directions may be actually specific for certain organisms and 
he instances the case of typhoid, of which all strains give the isodulcite 
variations. This may be a usual or practically constant character of 
typhoid, but as he himself recognises, it belongs to other organisms also, 
and there is no known variation which is quite specific in the sense 
that it is given by every member of a species, and by no others. A 
tendency to variation in one particular direction may, indeed, be on 
occasion a useful aid in differentiating closely similar bacteria, ft. 
Milller found that Paratyphoid B produces papillae on raffinose, while 
B. Aertryck does not. It is usual on the continent of Europe to consider 
these organisms as strictly identical. Boycott, Bainbridge and 
others in England hold that they are distinct, separable by means of 
agglutinin-absorption tests, and it is an interesting confirmation of 
this view that Penfold, using the raffinose test, was able to separate 
a considerable number of strains into two groups, which practically 
coincided with the groups distinguished by Bainbridge using the 
absorption method. 

In the variations we have been discussing the new strain differs 
front its parent in a single character; alteration in one character does 
not necessarily involve alteration in another. Two or more such variations 
may be superadded, but several characters do not vary simultaneously. 
Since the fermentation of the different carbohydrates is presumably 
due to the action of different ferments, and since we have no reason to 
suppose that power on the part of an organism to produce any one 
ferment entails either the capacity or incapacity to produce any other 
ferment, there does not appear to be at present any ground for antici¬ 
pating that such concomitant variations will often be found to occur. 
Pen fold’s experiments on gas-production, however, show that loss of 
a single ferment may affect several reactions 1 ). By growing various 
organisms on chloracetic acid agar and selecting colonies from the 
plates, Penfold succeeded in a number of instances in suppressing the 
formation of gas from sugars, although power to produce acid remained 

1) With this may be compared the non-gas producing B. Aertryck recorded by 
Bainbridge. 


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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 157 

unimpaired. By this means he has bred strains of B. enteritidis 
Gartner, B. paratyphosus B, B. Grilnthal, and B. coli Escherich 
(B. acidi lactici and some others remain refractory) which no longer 
produce gas from glucose. With the loss of this power went the loss of 
the gas-production from various other carbohydrates. The extent of 
this loss differs a little in the case of different organisms, but speaking 
generally it was found that if an organism failed to produce gas from 
a hexose or pentose which it was able to attack, then it also failed to 
produce gas from other fermentable hexoses or pentoses, but might 
continue to produce gas from such alcohols as it was able to attack. 
The obvious interpretation of this phenomenon is that similar sugars 
yield as the result of fermentation similar products, which are attackable 
by a single ferment, but that alcohols yield different products requiring 
other ferments for their further decomposition. This work of Pen fold 
has another interest in that the altered strains are apparently also the 
strains which show exceptional powers of resistance to the mono- 
chloracetic acid, but the possible significance of this observation cannot 
yet be fully estimated. 

II. 

It is usual to divide the bacilli of the Colon-Typhoid group into 
two main subdivisions according as they do or do not ferment lactose 
This practice has the sanction of a very large experience, but it must 
be remembered that the nonlactose fermenters include one group of 
organisms (that of the B. coli mu labile), which are really more 
closely allied to the lactose-fermenters. These organisms, which are 
more common than Massini’s experience led him to believe have a 
pronounced tendency to produce fermenting variants, and in fluid media 
most of them eventually ferment lactose, though they do so only late, 
rarely before the sixth day of growth. If the existence of this group 
is kept in mind little practical inconvenience is caused, and the classi¬ 
fication by lactose has the advantage of bringing together the more 
definitely pathogenic organisms of the intestine hitherto recognised, and 
is not invalidated by the facts of variation so far as they are yet known. 
None of the organisms of this division, to which most importance is 
attached in human pathology, shows any marked tendency to produce 
lactose-fermenting strains, and in laboratory experience it is only by 
very long training that the occurrence of fermenting variants can be 
demonstrated. Further, various workers who have had large experience 
in this field have the impression that non-lactose fermenters are in some 
way associated with abnormal conditions of the gut. They occur of 
course in the normal intestine, but in diarrhoeal or local inflammatory 
conditions they appear to increase in numbers relatively to the lactose- 
fermenters. One may recall in this connection the enormous predominance 
of typhoid and dysentery bacilli which is frequently met with in the 
stools of carriers or patients suffering from these diseases. 

When the group of late fermenters and the gelatin liquefiers have 
been separated out, there remains a large number of non-lactose bacilli, 
and amongst these one can distinguish by cultural methods alone three 
main groups, about which something requires to be said. These three 
groups are the typhoid, paratyphoid-Gdrtner or Enteritis, and the 
dysentery group, and around these may be collected a large number of 
organisms, which more or less resemble them. There remain still a 
number of bacilli, which may be similarly brought together into group- 


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158 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2. 

ings of allied members. It is quite probable that some of them have 
definite pathological importance, but this has not yet been clearly 
established for any of them. These have been very carefully studied 
by H. de R. Morgan, who over a series of years examined the intestinal 
bacilli which neither ferment lactose nor liquefy gelatin. His investi¬ 
gations were concerned chiefly with summer diarrhoea, or cholera in¬ 
fantum (where he found a remarkable associations of this disease with 
one particular organism rarely occurring elsewhere, and now widely 
known as Morgan’s No. I), but they included also the intestinal flora 
of children, adults and animals both in the normal state and in other 
abnormal conditions accompanied by diarrhoea or enteritis. The detailed- 
account of these organisms is to be found in his papers, and a conside 
rable mass of confirmatory and additional information has been accumu¬ 
lated by other workers in cognate and more specialised fields of research. 

The Typhoid Group. The typhoid group requires only a brief 
reference. The characters of the typhoid bacillus are wellknown, and 
I need only recall here that it produces acid without gas from glucose, 
mannite and sorbite, turns milk acid without clotting it, and does not 
ferment dulcite, saccharose nor of course lactose, and does not produce 
indol nor liquefy gelatin. These characters are constant for all naturally 
occurring strains of typhoid, with the possible exception of dulcite 
already discussed. The B. typhosus is in fact a remarkably well 
defined and stable organism. Very many strains have been examined in 
a series of carbohydrates much larger than the above without the de' 
tection of differences. An exception may be found in glycerin, since 
both fermenting and non-fermenting strains have been described, and 
it is probable that glycerin resembles dulcite or isodulcite in being a 
substance to which variants are readily produced. But it seems beyond 
doubt that unless artificial means are taken to alter it the typhoid 
bacillus is very constant in its cultural characters. All these strains, 
moreover, agree in their serological characters, and there is rarely any 
difficulty in identifying B. typhosus when it is met. Further, it is an 
organism to which close allies as judged by the cultural reactions do 
not occur naturally. (A somewhat similar bacillus has been found by 
Ledingham to occur frequently in flies, but it produces indol, pro¬ 
duces alkali in milk, and does not ferment sorbite.) Non-motile strains 
have been described and strains inagglutinable on first isolation are 
comparatively frequent. If we accept, as most would, motility and 
aggluinability as definite characters of the B. typhosus, such strains 
must be accepted as subvariants, and they illustrate the necessity of 
employing more than one criterion in identifying any organism. No one 
would refuse to accept as typhoid an organism which otherwise typical 
is at first inagglutinable but subsequently conforms to type after a 
short period of laboratory culture. But the duration of inagglutinability 
in actually observed cases is very variable, and may extend to several 
subcultures. Moreover, other organisms notably Gartner’s Bacillus 
and Para typhosus B, are occasionally no less strongly agglutinated 
by typhoid sera than a true B. typhosus. Neither the presence nor 
the absence of the agglutination character is in itself finally conclusive, 
and we must recognise that agglutinability is also a variable charac¬ 
teristic. In the case of typhoid, the stability of the cultural reactions 
and the non-occurrence of organisms which closely resemble it make 
these reactions of especial value in the differentiation. 


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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 159 


The Enteritis or Gar tner-Parat y phoid Group. 

The second group is the Enteritis or Gartner- Paratyphoid group, 
of which culturally the type-member is the B. Gartner. Its chief 
cultural characters, which are the same as those of Paratyphosus B 
and B. suipestifer arc the following. It produces acid with gas 
from glucose, mannite, dulcite and sorbite, does not ferment cane-sugar 
nor lactose, does not produce indol nor liquefy gelatin, and litmus-milk 
is at first made acid but from about the third day on the milk 
turns alkaline, and by the seventh day becomes strongly alkaline without 
at any time clot-formation or digestion. Certain other reactions will 
be referred to immediately. This group has been the subject of much 
confusion and is still the cause of a good deal of controversy. To some 
extent this is a relic of the pre-agglutination days, but to a still greater 
degree it is due to a loose application of the term “paratyphoid” to 
imperfectly examined organisms. The cultural characters which we have 
detailed mark of a definite group of bacille within which further 
distinction can be made by other methods, as will presently be described. 
But there occur in the normal intestine several organisms which are 
culturally very much like the type organisms of the enteritis group but 
are to be definitely distinguished from them. Of these there are at least 
two main subgroups, one which ferments cane-sugar and one which does 
not ferment dulcite. Both are comparatively common, and neither has 
any claim to the name of paratyphoid. Baiabridge and O’Brien 
examined a number of strains of the saccharose-fermenters, which had 
been isolated by Ledingham, and while they found minor variations 
in the cultural reactions, they obtained no significant agglutination of 
any of them w r ith Gartner, Paratyphoid B or other sera made from 
organisms of the enteritis group. In this their experience agrees with 
that of Savage and of Morgan, who also found the same to be true 
of the dulcite non-fermenters. The members of both these subgroups are 
apparently quite distinct from the genuine enteritis organisms. Unfor¬ 
tunately, however, many workers especially on the Continent of Europe 
adopt even at the present time criteria which do nob exclude these 
bacteria, and by omitting dulcite, sometimes even saccharose from their 
tests, they extend the name of paratyphoid to organisms, which certainly 
should not receive it. This has led to confusion in at least two directions. 
On the one hand the epidemiology of paratyphoid fever is obscured by 
their inclusion in this group, and on the other the agglutination test 
is discredited because so many so-called ’’paratyphoid" strains fail to 
give it. 

These tw r o subgroups, the cane-sugar fermenters and dulcite non-fer- 
menters are not known to have any pathogenic significance for man, but 
the pathogenic B. paratyphosus A bears a close resemblance culturally 
to the type-organisms. Paratyphoid A differs from the latter only in 
not producing enough alkali in litmus-milk to overcome again the initial 
acidity it causes. The milk turns acid and remains so permanently 
without formation of clot or true digestion. This organism can be 
readily identified by agglutination as well as by the milk-reaction. It 
is not common in Europe, but in India is frequently met with and is a 
common cause there of socalled “paratyphoid” fever. It is not yet known 
whether subvarieties of this organism might be distinguished by means 
of agglutination or other methods, but it may be noted that Morgan 


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160 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 2. 

has isolated an organism identical in all respects with Paratyphoid A, 
except that it was not agglutinated by a strong Paratyphoid A serum. 

These is still one other group of organisms which can be disting¬ 
uished from the true type-organisms by cultural tests, if we extend 
them a little further. The type-bacilli ferment galactose, arabinose and 
maltose, but produce no apparent change in salicin, raffinose or inulin. 
In the intestine of healthy animals occurs an organism which resembling 
the type in other cultural respects differs from it in fermenting salicin. 
It is fairly frequent, e. g. Savage found it eight times in the 
examination of 31 animals, and its differentiation is confirmed by the 
absence of pathogenicity and of agglutination with standard sera. 

When the field has been narrowed by the exclusion of these three 
subgroups, there remains the mass of organisms, which are culturally 
indistinguishable from the types. As was first shown by Durham and 
de Nobele, these are separable into two very definite subgroups by 
agglutination reactions. Pirst comes B. Gartner, an organism sharply 
and readily differentiated by means of agglutination, since it is not 
affected to any significant extent by sera of other members of the group. 
The fact that it may be agglutinated by some typhoid sera, and that 
conversely typhoid bacilli may be agglutinated by Gartner sera, 
causes no difficulty in identification, because of the other charateristics 
of these organisms. B. Gartner is the organism responsible for 
many attacks of food poisoning, and it is contained in many rat-viruses 
including “B. Danysz”. It is believed to have caused, and is certainly 
associated with, spontaneous outbreaks of disease in mice, guinea pigs 
(Bainbridge and O’Brien, MacConkey) and rats (Boycott), 
and there is some evidence that it is a normal inhabitant of rats and 
mice, or at all events is apt to develop in these animals when they 
suffer from depressing or toxic influences. What are the conditions 
which bring about the sudden epizootic virulence of the organism are 
unknown, but it is of interest to note that in a similar epizootic in 
guinea pigs associated with B. suipestifer, Petrie and O’Brien 
found reason to believe in the occurrence of a filter-passing virus. In 
a rat epizootic Boycott isolated an organism identical with B. Gartner 
in all respects, cultural and serological (including absorption tests), 
which possessed the property of changing the haemoglobin in infected 
animals into methaemoglobin, so that their blood was chocolate or brown 
in colour during life. 

The second subgroup, into which serum-reactions divide the culturally 
typical organisms, in its turn comprises two members, the B. para- 
typhosus B and the B. suipestifer (with the latter of which 
authorities are agreed that B. Aertryck is identical). Both organisms 
are agglutinated by the same sera and to approximately equal degree 
in most cases. Many authorities maintain that there is no real ground 
for drawing any distinction between them. Most of the English workers, 
however, and some German writers believe that they are separable 
from one another by absorption tests carefully carried out and 
that they are definitely distinct organisms. Bainbridge and O’Brien, 
the most recent English investigators to make an extended study of the 
subject, examined by this test a large number of strains from various 
sources, and they found that they fell into two groups which corresponded 
on the one hand to the B. par a typhosus B associated with para¬ 
typhoid infection in man and on the other to B. suipestifer. asso- 


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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 161 


ciated with food-poisoning. Their results are so consistent and clear 
that it is difficult to believe the distinction to be unreal. It has further 
received support from Pen fold’s application to their strains of the 
raffinose-papilla test already described and also front complement-de¬ 
viation experiments of H. R. Dean. 

The culturally typical organisms of the enteritis group then, are 
divisible into three subgroups, B. Gartner, Par a typhosus B and 
B. suipestifer (or Aertryck), and into one or other of these groups 
fall all or nearly all the organisms associated with food-poisoning 
outbreaks recorded in many places since Gartner’s original descrip¬ 
tion, as well as many of the organisms associated with animal epizootics. 
It may be noted here that the B. typhi murium is apparently not a 
separate species, but of the organisms passing under that name some are 
B. Gartner and some are B. suipestifer. 

It is outside the scope of this paper to discuss the epidemiology of the 
diseases caused by these organisms, but it may be permissible to draw atten¬ 
tion to the importance of always distinguishing them clearly. As a single 
illustration it is sufficient to mention the suggestion, which their results 
led Bainbridge and O’Brien to put forward, that B. suipestifer 
and B. paratyphosus B have a different distribution in nature, the 
former occurring in the intestine of pigs and other animals, the latter 
in the human alimentary tract. 

The Dysentery Group. Some authorities, such as Lentz, 
maintain that the dysentery organisms do not really belong to the 
Typhoid-Colon group. Practically, however, they must be included, since 
they have to be distinguished from other intestinal bacteria, which they 
closely resemble. In some respects they are the least satisfactory of 
the groups with which we have to deal, as in them we meet with a 
marked difference in grouping according as we take the cultural or 
the agglutination characters for our differentiating tests. 

One of the varieties may be dismissed quite briefly, viz. the 

original B. dysenteriae of Shiga. This organism, which is non-motile, 
ferments glucose without production of gas, and after preliminary 

acidification turnus milk alkaline on or soon after the third day. It 
does not ferment mannite, dulcite, cane-sugar, lactose nor sorbite and 

does not produce indol. A somewhat similar organism has been de¬ 

scribed by Morgan, but it is motile and produces indol, and the 
agglutination reactions of the Shiga bacillus are characteristic. 

It is when we come to the mannite-fermenting types of dysentery 
bacilli that difficulties arise.. Some doubt has been expressed as to their 
claim to be considered genuine dysentery bacilli at all, owing to an alleged 
milder clinical course of the disease with which they are associated, but 
they frequently produce extremely severe or fatal dysentery, and a doubt 
of this kind is unjustified. An individual position is taken amongst 
them by the bacillus of Strong. This organism is unlike the rest in 
fermenting dulcite and cane-sugar, and in producing clot in milk, and 
its agglutination reactions also separate it from the others. As it has 
apparently been only once found in association with dysentery it is of 
subordinate importance, but we may notice that organisms not very dis¬ 
similar culturally and agglutinated by “Strong” scrum have been found 
by Morgan to occur in the stools of typhoid convalescents. 

The representative organism of the mannite-fermenting type is 
Blexner’s B. dysenteriae, and it is the best known member of a 
Errte Abt Ori ? . Bd. B8. Heft 2. 11 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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group which possesses the following general characters. They are non- 
motile, ferment, glucose and mannite without production of gas, turn 
milk alkaline after preliminary acidification, produce indol, and do not 
ferment lactose, dulcite or cane-sugar and do not liquefy gelatin. These 
group-characters are possessed by most of the mannite-fermentiug dysen¬ 
tery organisms, though variations occur in the readiness with which they 
produce alkali in milk and form indol. Whether all intestinal organisms 
with these characters are potential producers of dysentery cannot be 
definitely stated as yet. It seems improbable, since they occur not in¬ 
frequently in individuals with no history of dysentery, but sufficient 
evidence on the point is lacking. It is apparently questionable whether 
agglutinability by Shiga, Strong, Flexner or even by Y serum 
is a necessary property of all the pathogenic members of the group. 

Flexner’s organism ferments maltose and dextrin, and does not 
ferment sorbite, but other members of the sub-group show differences 
in one or more of these characters. This has recently been clearly shown 
by Morgan, who examined the behaviour toward eighteen carbohydrates 
of over 50 strains, and it has also been brought out by Tebbutt in his 
study of institutional dysentery in England, as well as by others. The 
best known of these, the Y bacillus of Hiss and Russell, does not 
ferment maltose in its original state, and therefore this sugar has been 
used as a basis of subclassification. We know, however, from Hiss’s 
own work that the Y organism readily acquires the power of fermenting 
maltose, and there are other grounds for doubting the stability of the 
character. Bacillus Y resembles B. Flexner much more closely than 
do some other undeniable dysentery strains, e. g. some of the El Tor 
organisms of Ruffer and Willmore, and a primary subdivision on a 
maltose basis, even if the character were less variable than we know it 
to be, would separate Y and Flexner, while bringing together other 
organisms much less closely alike. It would appear to be more satis¬ 
factory to adopt a subdivision according to the more stable sorbite 
character as suggested by Tebbutt, and to redivide the subgroups so 
formed into those which do and those which do not ferment dextrin. This 
gives us four groups, each of which contains some dysentery organisms. 
It brings the Y bacillus into the same subgroup with the true Flexner. 
from which it can if desired be distinguished by the maltose test. 

Bj no system of classification, however, can we bring the cultural 
and serological reactions into harmony. It appears that motile bacilli 
with claims on cultural grounds at admission to the group are definitely 
not agglutinated by dysentery sera, but otherwise the results are quite 
discordant. All observers are agreed that absorption methods are unsatis¬ 
factory for these organisms, and in every subgroup there occur some 
strains which are agglutinable by Flexner serum, and some which are 
not. We must recognise the fact that the biochemical and serum reactions 
are not at one in this group. Of course there is really no a priori ground 
for expecting them to agree, since variation of one character is not 
necessarily accompanied by variation in another. Between the two con¬ 
flicting methods of classification we have no conclusive reason for pre¬ 
ferring the one to the other, and we must wait for further experience on 
the subject. The impression one gains is that the dysentery organisms as 
a group are in a very unstable condition, and have not acquired fixed 
characters such as we find in other bacilli of the Typhoid-Colon class. 
A thorough examination of representative members from the mutation 
or variation point of view is much to be desired. 



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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 163 

The details which have been given in the proceeding pages of this 
section enable us accurately and easily to subdivide such of the organisms 
of the Typhoid-Colon group as do not ferment lactose and do not liquefy 
gelatin into a number of distinct subgroups. The members of each sub¬ 
group resemble each other more or less closely, but they admit of a further 
subdivision by methods which are in most cases readily practicable. The 
resulting classification is summarised briefly in the following Table. 

Table of organisms which neither ferment lactose nor liquefy gelatin. 

I. Late lactose-fermenters (p. 155 and p. 157). 

II. Certain groups of no known pathogenic importance (p. 158). 

III. Typhoid Group (p. 158). 

IV. Paratyphoid-Enteritis Group. 

1. Atypical members. 

a. Saccharose-fermenters (p. 159). 

b. Dulcite non-fermenters (p. 159). 

c. B. paratyphosus A (p. 159). 

d. Sahcin-fermenters (p. 160). 

2. Typical members (p. 158, 160 ff.). 

a. B. enteritidis Gartner distinguished from b. and c. by agglutination. 

b. B. paratyphosus B (p. 160) distinguished from c. by absorption. 

c. B. s u i p e s t i f e r. 

V. Dysentery Group. 

1. Mannite non-fermenting (p. 161) (B. dysenteriae Shiga). 

2. Mannite fermenting. 

a. B. dysenteriae Strong (p. 161). 

b. Sorbite-fermenters (p. 162). 

I. Dextrin non-fermenting. 

II. Dextrin-fermenting. 

c. Sorbite non-fermenters (p. 162). 

I. Dextrin non-fermenting. 

II. Dextrin-fermenting. 

a. Maltose-fermenting (B. dysenteriae Flexner). 

{3. Maltose non-fermenting (B. dysenteriae Y). 

in. 

In conclusion there are one or two general considerations which I 
wish to bring forward. The amount of work, which is done in connection 
with the typhoid-colon group every year and in all parts of the world, 
is simply enormous. Even if we omit the routine-examinations of such 
material as water, the work devoted to the investigation of faeces alone 
in connection with enteritis-cases carriers, foodpoisonings, genuine or 
suspected, and so on, is immense. This represents a large expenditure 
of energy, and unfortunately much of it does less than it might to advance 
our knowledge of bacteriology and the epidemiology of intestinal disease. 
Thereis a waste of energy in two directions. On the one hand, much 
time and labour are in many cases expended on the elaboration of points 
which contribute little or nothing to establishing the identity of the or¬ 
ganism studied, and on the other much that is considered by many to be 
essential to a complete description is too often omitted. 

The early bacteriologists for want of other diagnostic tests were 
compelled to lay stress on the appearance of colonies on the ordinary 
media, their vine-leaf shape, prominence, moistness, translucency and 
so on. Such points as these are of almost no value as differential tests. 
Even a blue colony on Conradi-Drigalski is of only elementary 
differential value, and the appearance of such colonies, their exact shade 
of blueness etc., does not take the distinction beyond the primary division 
into lactose-fermenters and non lactose-fermenters. But we still quite 

11 * 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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frequently find these details set out with laborious minuteness as if they 
contributed essential information in the distinction of the group-members 
from one another. Lengthy descriptions of this kind do not repay they 
trouble they demand, and will no doubt gradually disappear in time; but 
we are threatened with another cause of waste of energy in the multi¬ 
plication of tests. The introduction of new tests is most desirable, for 
by them we may hope to deepen our knowledge, but when a test has 
received an extensive trial and has contributed nothing fresh to our 
knowledge, it should be dropped again. There are certain complicated 
media for example in frequent use for the growth of typhoid bacilli, which 
might very well lapse into disuse. 

On the other hand I would urge a more general recognition of the 
value of the carbohydrate media. These tests supply most valuable help 
in the differentiation of the typhoid-like bacteria from one another. This 
is true of all the subgroups, but they are especially important in the 
case of the Gartner-paratyphoid group, where we may meet so 
many organisms closely resembling the genuine pathogenic bacilli. Yet 
we find bacteriologists, even of great and deserved repute classifying 
organisms, whose dulcite or saccharose reactions have not been studied, 
as identical in fermentation activity with Paratyphoid B. Possibly they 
look on these points as of minor importance, but the want of information 
of this kind greatly reduces the value to others of the work done, and 
handicaps them in subsequent investigations on similar lines. 

This is an exellent illustration of what really constitutes at present 
a great part of the difficulty which these organisms present, viz, the lack 
of uniformity in the methods by which they are studied. Bacteriologists 
in different countries and in different parts of the same country rely on 
different criteria in establishing a diagnosis, and as a consequence neglect 
the tests in which they happen to place less faith. To some extent this 
is inevitable, but it has the result of making the information collected by 
the followers of one set of criteria inadequate and therefore largely 
useless to those who adopt another set. Now taken altogether, the number 
of tests, employed by the leading bacteriologists who have devoted much 
time to the study of these intestinal bacilli, is not very large; and it 
should be possible for all workers to adopt as a basis a uniform standard 
of minimum requirements. This standard would not be exhaustive in the 
sense ot including all known tests, and individual workers would naturally 
add other tests, either old or new, to which they attached importance. 
It need have nothing dogmatic about it, and would not commit those who 
adopted it to a belief in the validity of all the tests it included; and it 
would be subject to revision from time to time. But it would be com 
prehensive enough to cover all the most important tests an which bac 
teriologists of different schools are accustomed to rely. It would there 
fore ensure that work done in one part of the world by one school would 
be available to other schools elsewhere, and we should avoid the very 
real present difficulty, that the work of any one school is of full value 
only to that school and to no other. Something of this kind seems very 
much to be desired. Naturally it could be drawn up only by an asso¬ 
ciation, at which the different methods of examination where adequately 
representated. If this Section of the International Congress of Hygif“ e 
and Demography were to appoint a representative Committee to draft 
recommendations of the nature indicated, it would take a step which it 
is well qualified to take, and one which would be of great value to all 
bacteriologists. 




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Smith, On the Organisms of the Typhoid Colon Group and their Differentiation. 165 


Resume. 

It is scarcely possible to summarise this paper briefly, but its scope 
may be indicated by the following. 

Mutation or variation as it occurs in members of the typhoid-colon 
group is discussed in some detail, and it is pointed out that, while many 
members of the group are capable of such alteration towards one or 
more carbohydrates, this does not occur haphazard but in certain direc¬ 
tions which are definite for each organism. An organism produces with 
greater readiness variants towards some carbohydrates than to others, 
and the more disposed an organism is to produce a particular valiant, 
the more readily does it take the new character permanently. Variability 
is one of the characteristics of bacteria, and affects most of their known 
properties, and the fact that variation occurs towards carbohydrates docs 
not invalidate their use as aids to differentiation. The carbohydrate 
media are the most elastic, most practical and most satisfactory means at 
present available of distinguishing the members of this group. 

The primary division being made into those which do and those 
which do not ferment lactose, the non-lactose fermenters, which include 
the important pathogenic members, are considered in detail. The three 
prominent groups of typhoid, paratyphoid Gartner, and dysentery 
are taken separately, and their characters and those of the organisms most 
closely resembling them are set out. Finally a plea is put forward for 
greater uniformity and if possible some standardisation of the methods 
employed in their study. 

Btfareacti. 

Bain bridge, Proc. Roy. Soc. Med. Epidemiol. Sect. February 1911. 

-and O’Brien, Journ. of Hyg. Vol. 12. 1911. p. 24. 

Boycott, Journ. of Hyg. Vol. 11. 1911. p. 443. 

Burk, Arch. f. Hyg. Bd. 65. 1908. p. 235. 

Hiss, Journ. med. Research. Vol. 13. 1904. p. 36. 

Jacobsen , Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 56. 1910. p. 206. 

Ledingham, Journ. of Hyg. Vol. XI. 1911. p. 333. 

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I. p. 908; 1907. II. p. 16.) 

-, The Mannite-fermenting group of B. dysenteriae. (Journ. of Hyg. Vol. 11. 

1911. p. 1.) 

-and Ledingham, Bacteriology of summer diarrhoea. (Proc. Roy. Soc. Med. 

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Muller, Reiner, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 42. 1908. p. 57. 

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-, Variations of fermentation properties of B. typhosus. (Brit. med. Journ. 1910. 

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--, Variability in gas-forming power of intestinal bacteria. (Proc. Roy. Soc. Med. 

Path. Sect, and Journ. of Hyg. Vol. 11. 1911. p. 487.) 

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Petrie and O’Brien, Journ. of Hyg. Vol. 10. 1910. p. 287. 

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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Nachdruclc verboten. 

Zur Kenntnis der kulturellen Eigenschaften einiger Coli- 

Stamme. 

[Aus deni pathologisch - bakteriologischen Institut der Landeskranken- 
anstalt in Czernowitz (Vorstand: Doz. Dr. H. Rau bitschek.)] 

Von Dr. Dcsider Natonek. 

Wiewohl das Bact. coli wegen seiner weiten Verbreitung und seiner 
nahen Verwandtschaft rait zahlreichen menschen- und tierpathogenen 
Bakterien stets gebfihrende Beachtung gefunden hat, besteht ein Mangel 
an einfachen und sicheren Methoden zu seiner Identifizierung. Dieser 
macht sich nicht so sehr bei der Abgrenzung gegen die Gruppe des Ba¬ 
cillus acidi lactici bemerkbar 1 ), als bei der gegen die so h&ufig an- 
zutreifenden Vertreter von Typen, die zwischen dem Bact. coli 
einerseits, den Typhus-, Paratyphus- und Dysen terie-Ba- 
cillen andererseits stehen. 

In den Arbeiten, die einer friiheren Epoche angehoren, in der die 
Abgrenzung des Bact. coli selbst von entfernten Verwandten Schwierig- 
keiten bereitete, war das Hauptaugenmerk der Dntersucher darauf ge- 
richtet, das Bact. coli durch Eruierung moglichst vieler morphologischer 
und kultureller Eigenschaften, die daun als Charakteristikura jedem 
Vertreter dieser Art zugesprochen wurden, scharf zu umschreiben. 

Dieses Bestreben fiihrte aber nicht zu dem gewilnschten Ziele, da 
in dem Made, als sich die Untersuchungen mehrten, h&ufiger beobachtet 
wurde, dad Eigenschaften, die fur das Bact. coli als essentiell und 
charakterisierend gegolten hatten, auch fehlen kbnnen, ohne dad man 
imstande war, den vorliegenden Mikroorganismus einer anderen bekanuten 
Bakteriengruppe einzuverleiben. Derartigen, vom gewShnlichen Typus 
des Bact. coli mehr oder weniger abweichenden Bakterien wurden 
die verschiedensten Bezeichnungen, wie Paracoli-Bacillen (Gilbert), 
Similtyphus - Bacillen (Escherich), B. typhoides duplex 
(Loeffler) u. a. m. beigelegt. 

Bei der Fulle der Kombinationen, in denen die kulturellen Merk- 
tnale dieser Paracolibacillen sich fanden, wurde es als Notwendigkeit em- 
pfunden, Ordnung in diese Regellosigkeit zu bringen, und von zahl¬ 
reichen Forschern der Versuch einer Einteilung derselben unter- 
nommen. Die grode Zahl und Verschiedenheit der aufgestellten Schemata 
(vgl. Pfaundler) lSdt erkennen, dad es nicht gelungen ist, die durch 
das Fehlen einer oder mehrerer Eigenschaften, wie Beweglichkeit, 

I ndolbildung, Milchkoagulation,TraubenzuckervergSrung 

u. a. vom typischen Bact. coli sich entfernenden St&mmc als sichere 
und selbstandige Mikroorganismenarten zu gruppieren. Auch die neuere. 
auf Grund des Verhaltens zu Kohlehydratnahrboden aufgestellte Ein¬ 
teilung von Jensen, der Bahr kurze Zeit spiiter einen neuen Typus 
(von ihm Pseudocoli genannt) hinzufiigte, kann nicht als praktischc 
LOsung dieser Frage bezeichnet werden. 

1) Nach Lehmann nnd Neumann (Bakteriol. Diagnost.ik. 5. Aufl. 1912) kbnDW 
wir Bact. coli von diesen Organismen scharf iiberhaupt nur durch die Unbeweglicbk clt 
irennen, „aber auch die Bedeutung der CieiBelli zur Differentialdiagnose ist niht ver- 
mindert“ (p. 301). 



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Natonek, Zur Kenntnis der kulturellen Eigenschaften einiger Coli-Stamnie. I(j7 


VeranlaBt durch die Schwierigkeiten in der Klassifizierung der Para- 
colibacillen, haben altere und neuere Autoren den oben erwfihnten und 
anderen morphologischen und kulturellen Merkinalen die Bedeutung als 
Artcharakteristika des Bact. coli, als welche sie frfiher gegolten 
hatten, gfiuzlich abgesprochen, die inehr oder minder abweichenden 
^Paracolibacilleu* 1 deni Normaltypus des Bact. coli angegliedert und so 
eine Uniwandlung der Species in eine groBe Gruppe vollzogen 
(Pfaundler, Krencker, Piorkowski, Iiadziewsky, Kolil- 
brugge, Jaff6). 

Hierbei wurden auch schon gut umschriebene uud unterscheidbare 
Typen von neuem (wenigstens nominell) der Coli-Gruppe im engeren 
Sinne eingefiigt. 

Durch die Zusammenfassung so vieler, in ihren Extremen recht stark 
ditferierender Typen zu einer kaum iibersehbaren Gruppe wurden aber 
die Schwierigkeiten einer sicheren und bequemen Unterscheidung der 
ihr angehorenden Bakterieu von denen verwandter Gruppen bedeutend 
vergroBert, was bei Beriicksichtigung praktischer Zwecke einen schwer 
in die Wagschale fallenden Nachteil bedeutet. 

Aus diesem Grunde richteten sich schon seit langem die Bestrebungen 
der Forscher darauf, eine Kulturmethode ausfindig zu machen, durch 
welche eine leichte Erkennung aller in die Coli-Gruppe gehorigen Bak- 
terien erinoglicht wiirde. Am meisten nfihern sich diesem Ziele, nach 
allgemeiner Erfahrung, die Nahrboden nach v. Drigalski und Endo. 
So sicher im allgemeinen auf ihnen Coli-Stamme von alien anderen 
Vertretern der groBen Typhus-Coli - Gruppe unterschieden werden 
konnen, so findet man doch auch nicht selten, daB Vertreter der Coli- 
Gruppe ein Typhus- oder Paratyphus-ahnliches Wachstum zeigen. Das- 
selbe wird beim Malachitgrfinnfihrboden beobachtet, auf dem nach Kut- 
scher auBer dem Bact. paratyphi B einige im Darm vorkommende 
Coli-Arten gleichfalls unter Aufhellung des Nahrbodens, daher dem 
Paratyphusbacillus sehr fihnlich, wachsen. 

Aus der groBen Anzahl der flbrigen zur C o 1 i - Differenzierung ver- 
wendeten Nahrsubstrate seien nur die angefiihrt, bei welchen Angaben 
fiber die Art des Wachstums at y pise her Coli vorliegen. 

So hat Loeffler zwei Losungen, eine Typhus- und eine Paratyphus- 
Losung angegeben, deren erstere Traubenzucker, Milchzucker, Pepton, 
Nutrose und Malachitgrfin, die letztere dieselben Bestandteile auBer 
Traubenzucker enthalt. In der Typhuslosung wird von alien der Typhus- 
Coli-Gruppe angehorenden Mikroorganismen die Nutrose in schmutzigen 
Flocken ausgefallt; an der OberHache bildet sich ein griiner Schaumring. 
Die Typhusbakterien verandern die Losung derart, daB sie wie Milch 
gerinnt und fiber dem Gerinnsel eine klare, grfine Flfissigkeit steht. In 
der Paratyphuslosung rufen die Coli-Bacillen die gleiche Gfirung her- 
vor wie in der Typhuslosung. B. typhi und paratyphi A verandern 
sie gar nicht; die der Gruppe des B. paratyphi B und B. enteritidis 
angehorenden Starnme rufen in dieser LSsung ebenfalls keine Garung 
hervor, entfarben sie aber langsam. Loeffler berichtet nun ferner 
fiber Stfibchen, die er ofters auf Grfinplatten gefunden hat, die daselbst 
ahnlich wie Typhusbacillen wuchsen und auch die Typhuslosung typisch 
zum Gerinnen brachten. Diese Stfibchen unterschieden sich aber ganz 
wesentlich von dem B. typhi dadurch, daB sie auch in der Paratyphus¬ 
losung Ausfallung der Nutrose bewirkten. Wegen dieses eigenartigen 
Verhaltens, des Ausfallens der beiden Losungen, hat Loeffler diese 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Stabchen B. typhoides duplex genannt. Ein von Meinicke und 
Neuhaus aus Leberabszessen beim Menschen kultivierter Coli-ahn- 
licher Mikroorganismus, der sich durch den Mangel von Gasblldung in 
Trauben- und Milchzucker vom echten Bact. coli unterschied, zeigte 
bei der Prttfung in den beiden Losungen das gleiche Verhalten wie der 
B. typhoides duplex. 

Ein anderer differentialdiagnostisch verwendbarer Nahrboden scheint 
die von Seitz jiingst als Ersatzmittel fiir Lackinusmolke angegebene 
Losung zu sein, die im wesentlichen eine 2-proz. Milchzuckerlbsung mit 
Zusatz von 0,04-proz. Traubenzucker, 0,2-proz. zitronensaurem Natrium 
als Alkaliquelle und Azolitmin als Indikator darstellt. Atypische Coli- 
Stamme zeigen in diesem Nahrsubstrat nach 24 Stunden nur ein leichtes 
Rot; am 2. Tage pflegt durch Alkalibildung der Farbenton in Violett 
Oder leichtes Blau iiberzugehen; erst am 3. oder 4. Tage tritt das helle 
Rot auf, welches das typische Bact. coli schon nach 24 Stunden er- 
zeugt. Die Rotung durch die Vertreter der Paratyphus B- und Gartner- 
Gruppe erreicht ihren Hohepunkt am ersten Tag nach der Impfung 
und geht dann sofort in Blauung iiber. 

Von Vorteil fur die Identifizierung atypischer Coli-Stamme konnte 
auch der polytrope Nahrboden von Lange sein, da in ihm nach Angabe 
des Autors auch die „Modifikationen“ des Bact. coli, die direkt aus 
Faeces - Abstrichen auf Endo-Platten farblos oder leicht rosa oder auf 
Drigalski-Conradi-Platten blau wachsen, die fflr das gewbhnliche 
Bact. coli typischen Ausschiage geben. 

Der Vollstandigkeit halber seien noch zwei nur mehr historisches 
Interesse bietende Kulturmethoden, die zur Erkennung atypischer C o 1 i- 
Stamme verwendet worden sind, angefiihrt. 

So hat sich nach Neufeld die sogenannte Normallosung von 
Maas sen als gutes Differenzierungsmittel bewahrt; in ihr zeigen Typhus- 
bacillen niemals ein sichtbares Wachstum, im Gegensatz zu Bact. coli 
und auch atypischen Arten desselben. 

Dagegen hat der Harngelatinenahrboden von Piorkowski einer 
Nachpriifung seiner Verwendbarkeit bezuglich atypischer Formen von 
Bact. coli nicht standgehalten (Kruchen). 

Schliedlich sei noch als Differenzierungsmittel fiir atypische Coli- 
Stamme die Saureagglutination nach L. Michaelis erwahnt, die 
in jiingster Zeit zu diesem Zwecke herangezogen wurde und die bei dem 
Versagen der artspezifischen Agglutination bei diesen Bakterien jeden- 
falls Beachtung erfordert. Jedoch erfahrt die Verwertbarkeit dieses Ver- 
fahrens zum Zwecke der Agnoszierung atypischer Coli-Stamme noch ver- 
schiedene Beurteilung. Wahrend Jaff6 derartige Stamme mit Hilfe der 
Saureagglutination nicht sicher als Coli erkennen konnte, gibt Rost 
an, dafi dieselbe sich ihm gerade zur Differenzierung von solchen auf der 
Dr igal ski-Platte blau wachsenden Coli-Arten bestens bewahrt hat. 

Aus dem Angefiihrten ergibt sich, dad wir derzeit nicht in der Lage 
sind, mit Hilfe eines Nahrbodens, der an einem grbderen Material er- 
probt ist, eine rasche und sichere Abgrenzung atypischer C o 1 i - Stamme 
von den in Betracht kommenden Bakterien zu bewerkstelligen. 

In der Absicht, typische und atypische Darin-Coli mdglichst ver- 
schiedener Provenienz miteinander zu vergleichen, haben wir eine grSBere 
Reihe von Tieren in den Kreis unserer Untersuchungen gezogen, und 
zwar: Pferd, Rind, Hammel, Kaninchen. Meerschweinchen, Hund, Katze. 
Maus, Fledermaus, Huhn, Indian, Spatz, Ivanarienvogel, Frosch und Krebs. 



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Natonek, Zur Kenntnis der kulturelleu Eigeaschaften einiger Uoli-Stamme. 169 

Bevor wir zur Besprechung unserer eigenen Untersuchungen 
schreiten, mochten wir kurz einige hierher gehbrige Literaturangaben 
anfiihren, die sich besonders, was das Vorkommen von atypischen 
Coli-Bacillen beim Tiere betrifft, in der letzten Zeit stark gehauft 
haben. 

Ueber vergleichende Untersuchungen des Bact. coli beim Menschen 
und Tier (Schweine) berichtet Heinick, iiber solche bei verschiedenen 
Tierarteu Moore und Wright. Wahrend Heinick zu dem Resultat 
kommt, daB zwischen dem Bact. coli des Menschen und Schweines 
keinerlei Unterschied besteht, fanden Moore und Wright zwar keine 
ausgesprochene Verschiedenheit itn kulturellen Charakter der Coli ver- 
schiedener Tierarten, aber doch Differenzen in der Einwirkung auf be- 
stimmte Zuckerarten, in der Milchgerinnung und Indolbildung. 

Mitteilungen iiber den Paracolibacillen zuzurechnende Stamme 
sind zahlreich zu verzeichnen, wobei aber bemerkt werden muB, daB sie 
nur in vereinzelten Fallen auch wirklich unter diesem Namen angefiihrt 
werden. Hingegen nennen aber Titze und Weichel Paracolibacillen 
bei K&lberruhr gefundene, der Enteritis- Gruppe angehorende Stamme, 
Rim pa u wieder bezeichnet als solche kulturell von B. coli nicht ver- 
schiedene, von „Paracoli u serum bis zur Titergrenze agglutinierte, aus 
dem Darme von Schweinen gezQchtete Bakterien. 

Atypische Coli -Stamme fanden V a 11 e t und Rimbaud beim Hunde, 
Sangiorgi als Erreger einer spontanen Epizootie unter weiBen Mausen; 
ferner isolierte Burri aus frischem Kuhkot einen von ihm als Bact. 
imperfectum bezeichneten Stamm, der Milchzuckeragar unver&ndert 
lieB, Milch nicht koagulierte, kein Indol bildete. Von Andrejew 
wurden in Hammeldarmen, von Uhlenhuth und Hiibener, Glasser, 
Dammann und Stedefeder bei K&lbern und Schweinen zwischen 
Bact. coli und paratyphi B stehende Bakterien gefunden. Ferner 
stellten Horn und Huber Paratyphus B-ithnliche Bakterien, die aber 
aus Traubenzucker kein Gas bilden, im Rinderdarm fest, Huber im 
Pferdedarm. SchlieBlich ist ein im Greifswalder hygienischen Institut bei 
Katzen gefundenes Stabchen zu nennen, das von Loffler als Paracoli 
(B. typhoid es duplex) agnosziert wurde. 

In Beriicksichtigung der Erfahrungen zahlreicher Forscher, wie Kruse, 
Lentz u. a. bei Ruhrbacillen, Handel und Gilderaeister bei Para- 
typhusahnlichen, vermieden wir es altere, schon langer fortgeztichtete 
Sammlungsstamme der Prfifung auf ihr kulturelles Verhalten zu unter- 
werfen, da eine Aenderung desselben gegenflber den Ausgangssthmmen 
nicht auszuschlieBen ware, uns aber daran gelegen war, die kulturellen 
Eigenschaften der zu untersuchenden Stamme moglichst kurze Zeit nacli 
ihrer Isolierung aus dem Tierkorper festzustellen. 

Als AusgangsnShrboden fur die Faeceskultur dienten Fuchsin-Milch- 
zucker-Agarplatten nach Endo, von denen nach mindestens 24-stiindiger 
Bebrfltung eine Anzahl typisch mit Fuchsinglanz gewachsener, vor allem 
aber die eventuell hellrosa oder farblos gewachsenen Kolonieen abge- 
stochen wurden, um sodann der weiteren Untersuchung zugefiihrt zu 
werden. 

Es sei hier gleich bemerkt, daB wir bis auf drei Ausnahmen (Meer- 
schweinchen, Fledermaus, Kanarienvogel) bei alien untersuchten Tierarten 
typische Coli-Stamme fanden, die sich untereinander morphologisch und 
kulturell vollstSndig gleichen. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Bei Meerschweinchen, in dessen Darin die Coli-Bacillen schon von 
Piorko wski und J ess vermiBt worden sind, kaben wir aus der Coli - 
Gruppe nur Traubenzucker uicht vergarende und auchsonst vom typiscben 
Bact. coli stark abweichende Bakterien linden konnen. Ueber das 
Fehlen von Bact. coli ini Darme gesunder Kanarienvogel haben jiingst 
Adam und Meder berichtet. Auch dem Befunde dieser Autoren 
konnen wir uns anschlieBen. An Stelle des Bact. coli ist ini Daruie 
des Kanarienvogels ein lebhaft bewegliches, Gelatine nach 3—4 Wochen 
verflussigendes St&bchen zu konstatieren, das sich aber in Kohlehydrat- 
nahrboden dem Bact. coli vollig gleich verhalt. Auch im Spatzendarm 
fandeu wir nebeu typischen Co 1 i-Bacillen solche St&inme, die wir wohl 
als Bact. cloacae (Lehmann-Neumann) aufzufassen haben. Jaff6 
vertritt hingegen die Meinung, daB ein Mikroorganismus, welcher alle 
Eigenschaften des Bact. coli aufweist und nur durch geringere oder 
starkere Gelatineverfliissigung abweicht, diagnostisch als Coli angesehen 
werden muB. 

Was unsere negativen Befunde von typischem Bact. coli im Darm 
der Fledermaus betrifft, so muB es voriaufig dahingestellt bleiben, ob 
wir es mit dem Fehlen von typischen Coli-Bacillen bei der ganzen 
Species oder mit Ausnahmsfallen bei den wenigen Vertretern derselben. 
die wir untersuchen konnten, zu tun haben. 

Unsere bei den Tieren gefundenen atypischen Col i-Bacillen, die wir 
der Uebersicht halber in einer Tabelle vereinigt haben, stammen voni 
Meerschweinchen, der Fledermaus, der Maus, dem Krebse 
und Frosche. SchlieBlich haben wir in die Tabelle einen Paracoli- 
stamm vom Menschen aufgenommen, den wir wahrend unserer Unter- 
suchungen aus dem Stuhle eines unter Dysenterieverdacht Erkrankten 
kultiviert haben. 

Wie aus der beigegebenen Tabelle hervorgeht, berechtigt uns das 
abweichende Verhalten der in ihr angefiihrten Bakterien vom Bact. 
coli commune, das zwei der fur die Artbestimmung desselben wichtig- 
sten Fahigkeiten betrifft, namlich dieTraubenzuckerverg&rungoder 
Milchkoagulation oder beide gleichzeitig, zu der Zusammen- 
fassung der untersuchten Bakterien zu einer selbstandigen, wenn 
auch in sich nicht einheitlichen Gruppe. Ihre gem ein s amen Merk- 
male sind nebst denen der gesainten Typhus-Coli-Gruppe (Ent- 
fiirbung der Stabchen nach Gram, Fehlen der Sporenbildung. 
mangelnde Galatineverfliissigung) in der Beweglichkeit. 
dem Verhalten gegen Milchzucker- und Mannitnahrboden *), schlieBlich 
in der starken, bleibenden Rotung der Lackmusmolke gegeben. 

Wir haben es also mit Bakterien zu tun, die, unzweifelhaft der 
Typhus-Coli-Gruppe angehorend, keiner ihrer festumrissenen Gruppen 
einzufiigen sind, ohne daB man seit langem bestehende Abgrenzungen 
durchbricht. Die Traubenzucker n i c h t vergarenden Stamme konneD 
ebensowenig den Coli- wie den Paratyphusbacillen zugerechnet werden. 
die Stamme hingegen, die iu Traubenzucker Gas bilden, sind durcb 
ihr Verhalten iu Milch von Bact. coli, in Milchzuckerniihrboden von B. 
paratyphi B.und B. enteritidis abzutrennen. Vom Dysenteriebacillus 


1) Die Zucker- Bowie Mannitniihrbbdcn wurden 1—1,5-proz. verwcndet, mit Zu- 
satz von 5 Proz. Lackmustinktur (K ubel-Tiemail n) bei den fliisBigen, 10 Proz. bei 
den festen Niihrboden; die Nutro8elosungen warden nach der Vorachrift von Hetsch 
hergestellt. 



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Natonek, Zur Kenntuis der kulturellen Eigensehaften einiger Coli-Stamme. 171 


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172 


Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


unterscheiden sich alle Stamme durch die Beweglichkeit, auBerdem 
durch die Milchzuckerzerlegung. 

Un sere atypischen Coli-Stamnie lassen sich, wenn man die Fahigkeit 
der Traubenzuckervergarung als Einteilungsgrund uimmt, in zwei Gruppen 
teilen: In Traubenzucker vergSrende und solche, denen diese Fahigkeit 
abgeht. Diese letzteren nahern sich offenbar dem Bact. coli a n - 
aSrogenes (Lembke), das aber im Gegensatz zu unseren Stammen 
unbeweglich ist und Indol bildet. Milch wird nur von zweien unserer 
Stamme zur Gerinnung gebracht. (Maus I, Fledermaus I). Die iibrigen 
rufen in der Milch auch nach mehreren Wochen keine Veranderung 
hervor. 

Indol ist bis auf die Stamme Frosch I und II bei keinem der 
untersuchten Stamme nachzuweisen. 

Neutralrot entfarbeu die beiden Stamme aus dem Frosch und 
Krebs II. Die anderen Stamme, die den Neutralrotnahrboden unverdndert 
lassen, waren nach dem Vorschlage von Scheffler schon aus diesem 
Grunde aus der Coli-Gruppe auszuschlieBen. 

Die unseren atypischen Stammen gemeinsamen Eigenschaften 
sind diejenigen, durch welche sie dem Bact. coli commune am 
meisten genahert werden. Beweglichkeit ist in 18—24-stiindiger 
Bouillonkultur im hangenden Tropfen immer nachzuweisen, wenn auch 
manchmal nur bei ganz vereinzelten Individuen. 

In Man nit-Agar mit Lackmuszusatz wird bei alien Stammen 
Rotung, bei den meisten auch Gasbildung festgestellt. Die Gasbildung 
ist negativ bei Meerschweinchen I, Fledermaus I und II. Durchaus 
gleich verhalten sich alle Stamme inMannitlackmusnutroselosung, 
in der regelmaBig Rbtung und Koagulation auftritt. 

In Milchzucker-Agar wird von alien Stammen Saure, von alien 
mit Ausnahme von Fledermaus I und Mensch I auch Gas gebildet. 

Milchzuckerlackmusnutroselosung wird von alien Stammen 
in 1—6 Tagen gerdtet, von Maus I, Fledermaus I auch koaguliert. 

Die Milchzuckerlackmusbouillon roten alle unsere Stamme 
rasch unter Gasbildung. 

SchlieBlich ist noch hervorzuheben, daB keiner unserer atypischen 
Coli-Stamme in Rohrzucker -Agar Gas zu bilden imstande ist; unter 
den typischen Coli hingegen fanden wir bei einer Reihe der von uns 
untersuchten Tierarten auch immer Rohrzucker vergarende neben solchen. 
die diese Eigenschaft nicht besitzen. 

Ueberblicken wir das kulturelle Verhalten unserer atypischen 
Coli, so linden wir bei Beriicksichtigung ihres Wachsturas in Milchzucker- 
nahrbdden deutlich ihren Charakter als Coli-Stamrae ausgepragt, wahrend 
andererseits bei bloBer Beachtung ihres Verhaltens im Traubenzucker- 
nahrboden und Milch ihre Auffassung als Bact. coli gezwungen ware. 
Daraus folgt, daB bei dem Versagen der serologischen Methoden zur 
Abgrenzung derartiger Bakterien von den ihnen Nachststehenden die 
kulturelle Differenzierung in ausgedehntem MaBe zu Hilfe genommen 
werden muB. 


Zusammenfassung. 

Atypische Coli-Stiimme (Paracoli) sind in den Faeces zahlrdicher 
Tierarten aufzufinden. Ihre Unterscheidung vom typischen Bact. coli 
ist durch das Fehlen wichtiger Merkmale desselben (Gasbildung in 


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Natonek, Zur Kenntnis der kulturlelen Eigenschaften einiger Coli-Stamme. J73 


Traubenzucker, Milchkoagulation) gegeben. Zur Differenzierung von der- 
artigen Stammen, die sich dem B. paratyphi B und B. enteritidis 
Gartner nShern, eignen sich die Milchzuckernahrboden. Es sind starke 
zeitliche Differenzen in der Zerlegung des Milchzuckers der verschiedenen 
NShrsubstrate zu konstatieren. Am raschesten wird der Milchzucker in 
der Milchzuckerbouillon zerlegt, weshalb sich diese zur Abtrennung von 
Paracolibacillen von den Vertretern der Gruppe des B. paratyphi B 
und B. enteritidis Gartner empfiehlt. 


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Adam u. Meder, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. H. 7. 
Andrejew, Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamt. Bd. 33. 1910. 

Bahr, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Orig. Bd. 66. 1912. H. 5/6. 

Burri u. Andrejew, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Orig. Bd. 56. 1910. H. 3/4. 
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Nachdruck verboten. 

Ueber das Vorkommen von Bakterien aus der Gruppe der 
Fleischvergifter bei Vbgeln. Paratyphus B-Infektion 

beim Huhn. 

[Aus der Abteilung fur Tierhygiene des Kaiser Wilhelm-Instituts fur 
Landwirtschaft zu Bromberg.] 

Von Dr. W. Pfeiler und Dr. A. Rehse. 

Die Beschreibung von durch Bacillen aus der Coli-Typhusgruppe 
hervorgerufenen Erkrankungen nimmt in der neueren mediziuischen und 
veterinarinedizinischen Literatur einen weiten Raum ein. Vor allem sind 
die Beziehungen der bei verschiedenen Tieren und Tierarten gefundenen 
Bacillen zueinauder und insbesondere zu den fur Menschen pathogenen 
Bakterien dieser Gruppe zuin Gegenstand zahlreicher Untersuchungen auf 
dem genannten Gebiete gemacht worden. 

In letzter Zeit sind auch bei Vogeln des ofteren Bacillen gefunden 
worden, die nach ihrem kulturellen und agglutinatorischen Verhalten in 
die Coli-Typhusgruppe gestellt werden iniissen. Es liegt in der Natur 
der Sache, daB es sich bei der Beschreibung dieser Falle mehr Oder 
weniger um Beitr&ge handelt, die kasuistischen Charakter tragen. Diese 
Befunde dflrften jedoch ein um so grSBeres Interesse beanspruchen, als 
es bekannt ist, daB, ebenso wie nach dem GenuB von Fleisch groBerer 
Haustiere, auch nach dem Verzehren von Gefliigel in den 
versehiedensten Zubereitungsformen nichtselten heftige 
Erkrankungen und selbst Todesf&lle beim Menschen b e - 
obachtet worden sind. Zahlt doch Hilbener (1) in seiner klassi- 
schen Monographie nicht weniger als 11 Krankheitsffille auf, die nach 
dem GenuB von Gefliigel fleisch auftraten. In 5 von diesen Fallen wurden. 
und zwar nach dem GenuB von geraucherter Gansebrust, Pastete und 
Ganseklein sowie eines kranken Huhnes, durch die bakteriologische 
Untersuchung Paratyphusbacillen ermittelt. 

Diese also nicht so seltenen „Vergiftungen“, die, wie auch Hilbener 
bei dem Falle in Mesum (Erkrankung einer ganzen Familie nach dem 
GenuB eines kranken Huhnes) bemerkt, durchaus nicht immer auf eine 
nachtragliche Infektion des Fleisches zuriickzufflhren sein durften, weisen 
darauf bin, daB beim Sell lach tgeflii gel spontane Paratyphus- 
e r k r an k ungen vorkommen miissen, deren Erreger unter 
U m stan den die menschliche Gesundheit zu schadigen ini- 
stande sind. Dieser Annahme steht jedoch die durch deu Tierversuch 
festgestellte Tatsache entgegen, daB das Schlachtgefliigel eine 
groBe Widerstandsfahigkeit gegen die kflnstliche Infek¬ 
tion m it den Bacillen aus der Gruppe der Fleischvergifter 
besitzt. AuBerordentliches Interesse diirften in dieser Beziehuug die 
Versuche beanspruchen, die Rein hold (2) auf Veranlassung des ver- 
dienstvollen Leiters des Instituts fur Seuchenlehre an der Stuttgarter 
Tierarztlichen Hochschule, Prof. Dr. Reinhardt, ausgefiihrt hat. 

Rein hold infizierte Hiihner, Tauben, Oanse und Entcn durch endovenhse, intra- 
pcritoncalo, subkutane und stomachikale Einverleibung groScr Mengen virulentcr Kul- 
turen dog Bacillus enteritidis Gartner und des Bacillus paratyphosus B. 
Von 8 Hiihnern verendete keines an den Folgen der Impfung, doch trat eine mehr- 



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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. ]75 


tagige Storung iru Allgemeinbefinden ein. Dagegen starben 8 von 10 Versuchs- 
tauben. Von 3 mit Gartner-Bacillen infizierten Gnlen ging die subkutan geimpfte 
ein, wahrend die stomachiknle und iutraperitoneale Verabreichung nur eine Krkrankung 
der Enten auszuldsen vermochte. Naeh subku tuner Infektion und Fiitterung von Pnra- 
typhus B-Bacillen starben die infizierten Enten. EineGans ging nach intravenoser 
Injektion des Bacillus enteritidis ein, nach intravenfiser und intraperitonealer Ver- 
impfung des Bacillus paratyphosus B traten schwere Erkrankungen auf. 

Am wenigsten enipfanglich fiir Infektionen mit Bacillen der beiden 
Hauptgruppen der Fleischvergifter sind also Hiihner, dann folgen 
Ganse una Enten; Tauben sind nach den Versuchen Reinholds einer 
solchen noch am zuganglichsten. Aber auch fiir letztere nimmt Reinhold an, 
dafl eine todliche Infektion unter normalen L'mstiinden vom Verdauungs- 
traktus, also der naturlichen Ei n trittspforte der Mikroorganismen , 
nicht zustande kommen diirfte. 

Somit findet die Moglichkeit des Vorkommens spontaner, durch Bakterien aus der 
Coli-Typhusgruppe verursachter Erkrankungen beiin Schlachtgefliigel eine starke Ein- 
enguug. Andererscits steht es fest, daS bei Vogeln Infektionen auftreten 
konnen, die ausgesprochen seuchenartigen Charakter tragen und deren 
Erreger in die sogenannte Hog-Choleragruppe gestellt worden sind. Fiir 
die Psittakose der Papageien wird sogar die Uebertragbarkeit auf den Menschen be- 
hauptet. Sind doch beispielsweise in der bekannten Epizootie in Ziilpich bei Euskirchen 
25 Personen erkrankt, von deuen 3 starben (3). Die Annahme, dab es sich in solchen 
Fallen wirklich um Zoonosen gehandell habe, erscheint jedoch nach den Untersuchungen 
von Leichtenstern (4) nicht immer hinreichend begrundet, mufl vielmehr fiir einzelne 
der sogenannten „Psittakosis-Hausepidcmieen“ abgelehnt werden. 

Auch bei Kanarienvogeln sind Seuchen beschrieben worden, deren Erscheinungen 
denen der Psittakose auBerordentlich ahneln und die auf dieselbe Ursachc wie die Psitta¬ 
kose der Papageien zuriickzufiihren sein diirften. 

Die duren Joeat (5) und Zsupan (6) mitgeteilten, durch Bakterien aus der 
Enteritisgruppe bzw. dem Eberthschen Typhusbacillua sehr iihnliche Mikroorganismen 
verursachten Krankheitsgange legen wenigstens wegen der Aehnlichkeit der klinischen 
und anatomischen Befunde diese Deutung sehr nahe. 

Bewiesen diirfte diese Annahme durch Pfeiler (7) sein, der durch eingehende 
biologische Differenzierung und vergleichende Agglutinationsprufung mit ihm durch 
M. Wassermann iiberlassenen echten Psittakosebacillen die Identitat der von ihm 
gefundenen Bacillen dartun konnte. Eki handelte sich in dem vorliegenden Falle um 
eine Epizootie, der mchr als 100 Vogel zum Opfer fielen. Obwohl die raumlichen Ver- 
haltnisse sehr beschrankte waren, erkrankte die aus 5 Kopfen bestehende Familie des 
Ziichters nicht. 

Nach vergleichenden Priifungen, die Pfeiler vorgenommen hat, handelt es sich 
bei der neuerdings von Adam und Meder(8) beschriebenen Seuchc der Kanarien- 
vogel gleichfalls um eine Infektion mit Psitlakosebacillen. Adam und Meder haben 
die Krankheit als Paratyphus B-Infeklion aufgefabt. 

Um die Aufzahlung zu schlieben, sei endlich noch erwiihnt, dafi Tartakowski (9) 
Bacillen bei Sperlingen gefunden hat, die dem Psittakoseerreger nahe stehen. 

Somit ist das York om men von pathogenen Bakterien aus 
der Gruppe der Fleisch vergifter bei Vogeln sichergestellt. 
Es diirfte auch keinem Zweifel unterliegen, dad besondere Reprasentanten 
dieser Gruppe unter Umstanden menschenpathogene Eigenschafteu ent- 
falten konnen. was namentlich mit Riicksicht auf die nach dem Genull 
von Getiiigel auftretenden Fleischvergiftungen als erwiesen anzusehen 
sein dQrfte. Auf der anderen Seite mud es befremden, dad die kiinst- 
liche Ansteckung des Getiiigels, besonders der Hiihner, mit Para B- und 
Gar tne r-Bacillen grode Schwierigkeiten bereitet. In Uebereinstiminung 
mit dieser experimentell ermittelten Tatsache stehen die Beobachtungen 
der Praxis, wonach durch Bacillen aus der Coli-Typhusgruppe 
verursachte und als solche auch sichergestellte Erkran¬ 
kungen derHiihner zum mindesten zu den groden Seiten- 
heiten zu gehoren scheinen. 

Danach schien es uns angezeigt, der erfirterten Frage griidere Auf- 
merksamkeit zuzuwenden, und wir haben Gelegenheit genommen, bei dem 
ira Tierhygienischen Institut zu Bromberg zur Untersuchung kommenden 


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176 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2 . 


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Tabelle I. 


lag 

nach der 
Be- 

impfung 

Agar 

Gelatine 

Bouillon 

Drigalski- 

Platte 

Loeffler- 

Griin- 

platte 

|_ 

Milch- 

zucker- 

bouillon 

Trauben- 
1 zucker- 
bouillon 

|_ 

Lack m US' 
molke 


2 . 

3. 

7. 

14. 


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Trubung, Triibung, Rotung 
kein Gas Gas- j 

bildung 

dgl. dgl. 


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1 

a 

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Blauung 

tiefblau 


GeflugelaufdasVorhandensein von Paratyphus-, G&rtner- 
und ahnlichen Bacillen zu achten. Diese F&lle miissen sehr 
selten sein, denn wir haben bislang nur eininal zu einer solchen Fest- 
stellung Gelegenheit gehabt. Um so mehr halten wir uns fflr verpflichtet. 
diesen Fall bekannt zu geben, zumal uns vorlaufig die Wiedergabe derartiger 
Beobacbtungen im allgemeinen wissenschaftlichen und sanitatspolizeilichen 
Interesse geboten erscheint. Der Vorbericht war kurz folgender: 

In dem wohlgepflegten Bestande der Frau v. D. starben auf unaufgeklarte Weise 
ab und zu Hiihner. Sie wurden unter anderem mit Fleischabfallen und zerkleinerten 
Knochen gefiittert. 

Am 26. Juli wurde nun an die Abteilung ein toter Hahn eingesandt, an dem der 
nachstehende Befund erhoben wurde: Die Leiche ist die eines mittelgut genahrteo 
Tieres; sie zeigt miiBige Faulnis. In der Leibeshohle befindet sich kein fremder In¬ 
halt, im Herzbeutel grofiere Mengen seroser Flussigkeit. Am Magen und Darm be- 
stehen keine krankhaften Veranderungen. Die Leber ist um das Dreifacbe vergroBert 
und weiBgrau gefleckt. Auf dem Durchschnitte zeigen sich runde, bis reichlich erbsen- 
groBe Herde, aie einen fettigen Glanz haben und von gleichmaBiger Bepchaffenheit und 
weiBlicher Farbe sind. Die Milz ist reichlich walnufigroB und infolge Faulnis grau- 
grun gefarbt. Am Epicard in der Kranzfurche finden sich einige warzige, bis klein- 
erbsengroBe Wucherungen von der gleichen Farbe wie die in der Leber beschriebenen 
Stellen. Aehnliche, aber kleinere Veranderungen zeigt der Kehlkopf. An den ubrigen 
Organen bestehen keine pathologischen Prozesse. 

In mit Karbolfuchsin gefarbten Ausstrichpraparateu aus Herzblut und den Or- 

f anen sind coliahnliche Stabchen in groBerer Menge nachweisbar, die sich an den 
!nden starker ffirben (1) und gramnegativ sind. 


Mit Riicksicht auf diesen mikroskopischen Befund wurden Drigalski- 
Platten mit Teilchen von verschiedenen Organen und der Muskulatur 
beimpft. Ueberall wuchsen in grofier Zahl runde, blaue Kolo- 
nieen, die aus beweglichen Stabehen zusanimengesetzt sind. Diese 
haben, wie die Tabelle I zeigt, solche kulturellen Besonderheiten, dafi 
sie als Glieder der Paratyph.usgruppe anzusehen sind. 

Zur weiteren Identifizierung wurden Agglutinationsversuche 
vorgenommen, und zwar mit vier verschiedenen Para B-Seris, je einem 
Typhus-, Para A-, Psittakose-, Suipestifer-, Voldagsen-, r Hfihner- 
typhus 14 - 1 ) und zwei Gar t n er- Seris, sowie einem Serum, das durch 


1) Mit H iihnertyphus bezeichnen wir einstweilen eine sehr ansteckende In- 
fektionskrankheit der Hiihner, deren Erreger wir jiingst zu studieren Gelegenheit hatten 



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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. 177 


Kulturprufung. 


Milch 

Loeffler- 
Grun- 
losung I 

Loeffler- 1 
Griin- 
Idsung II 

Barsiekow- 
lftsung I 

L._l 

Barsiekow- 
losung II 

Hetsch- 

losung 

1 

Neutral- 

rotagar 

L _ J 

Endo- 

Agar 

1_ 

Ohne Ver- 
anderung 

Gerinnung 

Aufhellung 

Rotung, 

Gerinnung 

Ohne Ver- 
anderung 

Rotung, 

Gerinnung 

Unver- 

andert 

Oben 
leicht ge- 
rotet 

dgl. 

I 

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It 

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dgl. 

dgl., 

etwas Gas 

dgl. 

tiberall 
leicht ge- 
rOtet 

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11 

dgl. 

11 

dgl. 

beginnende 

Klarung 

»» 

11 

• » 

11 

• 1 

If 

11 

Aufhel- 
lung, gelb- 
lich, diinn- 
fluseig 

•9 

11 

»» 

1 

1 

1 

” 

11 

11 


mehrraalige intravenbse Behandlung eines Kaninchens mit dem zu identi- 
lizierenden Stamm selbst gewonnen war und einen Titer von 1 : 10000 
hatte (= Hahnserum). 


Tabelle II. 

Agglutinationsprufung. 


Art des agglutinierenden 
Serums 

Titer 

desselben 

Die aus dem Hahn geziichteten Bacillen 
werden agglutiniert (+) bzw. nicht agglu- 
tiniert (—) in Verdiinnung des Serums von: 

200 

I 400 

800 | 

1600 

2000 

4000 

8000 16000 

Paratyphus B-Serum (Institut) 

1 : 1200 

1 + 

| + 

1 + 

_ | 




Paratyphus B-Serum (Pfeiler I) 

1 : 16000 

+ 

1 + 

+ 

+ i 

+ 

+ 

+ + 

Paratyphus B-Serum (Pfeiler II) 

1:8000 

1 4- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ — 

Paratyphus B-8erum(Sachsisches 

1:8000 

± 

, - 

_ 

— 


, - 

- — 

Serumwerk Dresden) 









Typhusserum (Sachs. Serum werk) 

, 1:50 000 

+ 

+ 

+ 

+ 1 

+ 

1 — 

- - 

Paratyphus A-Serum (S&chs. 

1 : 4000 


- 1 

— 


— 

— 

- - 

Serum werk) 









Psittakoseserum (Pfeiler) 

1 : 4000 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

- - 

Suipestiferserum (Institut) 

1 : 16 0001 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Vofdagsenserum (Institut) 

1 : 50 000 

± I 

— 

— i 

— 

— 

- 1 

- - 

Gartner-Serum (Pfeiler) 

1:8000 

+ 

— 

— 

— 

— 


- - 

Gartner-Serum (Institut) 

1 :16 000 

± 

— 

— 

— 

— 


- - 

,Huhnertyphus“-Serum (Institut) 

1 :4000 

— 


— i 


— 

— 1 

— — 


Wie Tabelle II lehrt, agglutinierten die Para B-Sera (Institut, 
Pfeiler I, Pfeiler II), Psittakose und Suipestifer die fraglichen 
Bacillen in Verdunnungen von 1 :800, 1 :16000, 1 :8000 bzw. 1 : 1600 
und 1 :8000, dagegen zeigte das Para B-Serum des Sachsischen Serum- 
werks, das im ubrigen einen andereri Para B-Stamm bis zur Titergrenze 
agglutinierte, keine Beeinfiussung der Bakterien im Sinne der Agglu- 


nnd die durch Typhusserum auffallig hoch beeinfluBt wurden, ohne daB die Bacillen 
selbst als Typhusbacillen anzusehen waren. Wegen dieser Feststellung ist das Typhus- 
serum auch im vorliegenden Falle fur die Agglutinationsversuche mitherangezogen 
worden. 

Erne Abt. Orig. Bd 68. Heft 2. 12 


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CentralbL f. B&kt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2 . 


tination. Die beiden Gartner-Sera reagierten hfichstens bis zu Ver- 
dfinnungen von 1 :200, das Typhusserum bis 1:2000, das Para A-, Vol- 
dagsen- und „Hiihnertyphus u -Serum iiberhaupt nicht. 

Umgekehrt beeinfluBte das „Hahnserum“, wie Tabelle III zeigt, den 
Paratyphus B-Stamm „Institut“ und eine aus dem Loefflerschen In¬ 
stitute bezogene Para B-Kultur bis zu einer Verdiinnung von 1:8000, 
einen Suipestifer-Stamm bis 1:4000. Ein Para A- und ein Gar tn er- 
Stamm wurde bei 400-facher Verdiinnung nur noch teilweise agglutiniert, 
ein anderer Giirtner- Stamm, ebenso wie Typhus- und „Hiihnertyphus“- 
Bacillen nur mehr bei 200-facher Verdiinnung. Voldagsen-Bacillen wurdeu 
iiberhaupt nicht beeinfluBt. 

Tabelle III. 

Agglutinationspriifung. 


Testfliissigkeit aus 


Paratyphus B-Bacillen (Institut) 

Paratyphus B-Bacillen (Greifswald) 

Paratyphus A-Bacillen (Institut) 

Typhusbacillen (Greifswald) 

Gartner-Bacillen (Greifswald) 

Gartner-Bacillen (Institut) 

Voldagsen-Bacillen (Institut) 

Suipestiferbacillen (Institut) 

„fiuhnertyphus'‘-Bacilten (Institut) 

Mithin ist der isolierte „Hahnenstamm u , wenn man von dem Er- 
gebnis der Versuche mit dem Dresdener Para B-Serum absieht, auf 
Grund seines biologischen und agglutinatorischen V e r - 
haltens als Para B-Stamm und die Infektion des Hahues 
als Erkrankung im Sinne einer ParaB-Infektion aufzu- 
fassen. 

Diese Feststellung war es, die uns im Zusammenhang mit den oben 
gemachten Ausfiihrungen dazu anregte, im Tierversuch zu erproben, 

Tabelle IV. 


Mit infektibsem Ausgangsmaterial infizierte Vorsuchstiere. 


• 1 1 

Art der In- 



Gesund aus- 

Bakterio- 

£ \ Tiergattung 

Infiziert mit 

Tot nach 

geschieden 

logischer 

_j _ ! 

| 


1 

nach 

. - 

Befund 

l i 

1 Huhn 

intramuskular 

Herzblut 

1 

3 Wochen 


2lTaube 

11 

subkutan 


— 

3 

_ 

3 Kaninchen 

Leber u. Muskel 

— 

3 

— 

4 Meerschwein- 
j chen 

11 

dgl. 

10 Tagcn 


Paratvphus- 

bacillen 

5 Mans 


Leber 

2 „ 

— 

— 

1 

11 

Muskel 

5 „ 

— 

Paratvphus- 

bacillen 

7 „ 

per os 

.■ 

6 ., 

— 

dgl. 

H „ 

dgi. 

»» 

Leber 

5 „ 

_ 

— 

a 


4 „ 

— 

— 

10 „ 

ii 

11 

| 

9 „ 

1 

1 

Paratyphus- 

bacillen 


Das „Hahnserum“ (Titer 1 : 10000) agglutiniert 
I (-f) bzw. agglutiniert nicht (—) die Bacillen in 
einer Verdiinnung von: 


200 

400 

800 

1600 

2000 

4000 

8000 


+ 

+ 

+ 

4- 

+ 

± 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


— 


_ 



+ 

+ 


- 

— 

— 

— 

— 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 


— 

i + 

— 

— 

— 

— 


— 


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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei VogelD. 179 


wie sich der t'ragliche Bacillus hinsichtlich seiner Pathogenit&t fQr Hilhner 
und das Geflugel iiberhaupt sowie die gewohnlichen kleinen Versuchstiere 
(Mause, Meerschweinchen, Kaninchen) verhielt, und ob es mit ihm ge- 
lingen wiirde, eine iibertragbare Hiihner- oder Geflilgelseuche, die nach 
dem Vorbericht nicht ausgeschlossen schien, zu erzeugen. 

Deshalb wurden auBer einem gem&B der Uebung des Instituts intra¬ 
muskular mit Herzblut infizierten Huhn und einer Taube am folgenden 
Tage noch weitere Versuchstiere mit Organteilchen, die inzwischen schon 
stark in Faulnis iibergegangeu waren, geimpft. Endlich wurden spater 
Infektionsversuche mit Reinkulturen des „Hahnenstammes“ vorgenommen. 


Tabelle V. 

Mit Reinkulturen infizierte Versuchstiere. 


oj Tier- 
Z! gattung 

Art der In- 
fektion 

Menge der 
Kultur 

Tot nach 

Gesund aus- 
geschieden 
nach 

Bakterio- 

logischer 

Befund 

ljHuhn 

per os mit Kleie 

2 Agarkulturen 
(24-stundig) 


3 Wochen 

— 

2 ” ' 

intramuskular 

| *L Agarkultur 
(24-8tiindig) 

2 Tagen 

1 

Paratyphus- 

bacillen 

3lHahn 

; 


‘/ a Agarkultur 
von No. 2 
(24-8tiindig) 


3 Wochen 


4 

»» 

per os mit Kleie 

4 Kulturen 
von No. 2 
(24-stiindigl 


3 


jlTaube 

dgl. 

1 Agarkultur 
(24-8tiindig) 

— 

3 

° »> 

— 

6 „ 

| 

intramuskular 

*/ 4 Agarkultur 
(24-stiindig) 

1 Tage 

— 

Paratyphus- 

bacillen 

T Gans 

per os mit Kleie 

2 Agarkulturen 
(24-stiindig) 

— 

3 Wochen 

— 

8 Ente 

dgl. 

dgl. 

— 

3 

— 

9:Maus 

1 

subkutan 

V 8 Agarkultur 
(24-stundig) 

1 Tage 

— 

Paratyphus- 

bacillen 

10| „ 

n 

dgl. 

1 „ 

— 

dgl. 

H| 

„ 

*/j com Bouillon- 
kultur (6-tagig) 

12 Stunden 


»» 

1- „ 

1 

*1 

1 ccm Bouillon- 
kultur (6-tiigig) 

12 „ 

— 


Aus Tabelle IV gelit in Uebereinstimmung mit den Ergebnissen der 


Versuche in Tabelle V hervor, daB Hiihner und Tauben sich wie 
gegen Paratyphusst&mme im allgem eine n, so auch gegen 
den fraglichen Stamm sehr widerstandsfahig verbal ten. 
Nachlnfektion mit Organteilchen verendeten we der Huhn 
noch Taube, ebenso nicht nach stomach ikaler V e r - 
abreichung von mit Kulturen verunreinigtem Gersten- 
schrot. Nur nach in tram uskul&r er Injektion von ! | 2 bzw. 
ViAgarkulturabschwemmung starben die Versuchstiere, 
und zwar das Huhn nach 2, die Taube nach 1 Tage, w&hrend die Wieder- 
holung des ersten Versuches ein negatives Ergebuis hatte. Da sich Gaus 
und Ente bei Verfiitterung des Para B-Stammes gleichfalls refraktar 

12 * 


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Centralbl. f. Bakt. etc. i. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2 . 


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verhielten, kann ihm eine weitergehende pathogene Wirkung 
fflr Gefliigel iiberhaupt nicht zugesprochen werden. Es 
rauB sich vielmehr in dem vorliegenden Falle um die sporadische 
Erkrankung eines Einzeltieres gehandelt haben. 

DaB diese Annahme richtig war, dtirfte sich auch aus folgendem 
ergeben. Unsere Bitte, weitere Htihner einzusenden, wurde zunachst 
nicht erftillt. Erst 3 Wochen nach dem Eingang des fraglichen Tieres 
wurde ein zweites eingesandt, bei dem, ebenso wie bei einem 2 Monate 
spater eingeschickten die chronische Form der Gefltigelcholera festgestellt 
wurde. Erscheinungen von der Art wie bei diesen Tieren waren jedoch 
bei unserem Hahn nicht festzustellen gewesen. Die vorhandenen Ver- 
tinderungen hatten vielmehr von vornherein die Diagnose „Gefltigel- 
cholera“ unwahrscheinlich gemacht. Erreicht doch die VergroBerung der 
Milz und der Leber bei dieser Krankheit niemals den Umfang, wie er 
von uns beschrieben worden ist. Auch sind die nekrotischen Vertinde- 
rungen, die von der Gefltigelcholera wohlbekannt sind, niemals von der 
GroBe einer Erbse und dartiber. 

Was einzig und allein ftir das Bestehen einer gleichzeitigen Gefltigel- 
cholerainfektion htitte sprechen konnen, war der mikroskopische 
Befund. In den Ausstrichprtiparaten waren, wie oben erwahnt, deut- 
lich bipolar farbbare, gramnegative St&bchen in groBerer 
Menge vorhanden gewesen. Wenn diese auch groBer und plumper 
waren, als Gefltigelcholerabacillen es gemeinhin sind, so ist ihre mikro¬ 
skopische Unterscheidung von anderen bipolar geftirbten 
Mikroorganismen nicht immer einfach. Denn nach Pfeilers 
Beobachtungen sehen Psittakosebacillen, also den Para B-Bacillen auBer- 
ordentlich nahestehende Bakterien, im Herzblutausstrich bei ovoider 
Gestalt den Gefltigelcholerabacillen bis auf minimale Abweichungen in 
der GroBe sehr ahnlich. 

Wie wir gesehen haben, klarte die Aussaat auf der Blauplatte diesen 
Zweifel bald auf. Die Beimpfung dieses Oder eines anderen 
elektiv wirkenden Nahrbodens sollte daher in Zweifels- 
fallen stets ftir die Differenzierung neben dem Tier- 
versuch herangezogen werden, eine MaBnahme, die mit Rticksicht 
auf die von vornherein nicht auszuschlieBende gesundheitsschtidigende 
Wirkung mit Para B intizierten Gefltigelfleisches besonders angezeigt 
erscheint. 

VeranlaBt durch die spater erfolgte Feststellung der Gefltigelcholera 
in dem Bestande, haben wir uns dann noch die Frage vorgelegt, ob der 
fragliche Hahn etwa bereits die Gefltigelcholera tiberstanden hatte und 
infolge dieser Erkrankung so geschwlicht war, daB er einer zufailigen 
Paratyphusinfektion etwa mit in den verftitterten Fleischabfallen oder 
den zerkleinerten Knochen vorhanden gewesenen Bacillen zum Opfer 
fallen konnte? Wir haben in Verfolgung' dieses Gedankenganges, ob- 
wohl wir von der Schwierigkeit seines experimentellen Beweises Qber- 
zeugt waren, versucht, diese Schwachung der Htihner ftir die nachfolgende 
Para B-Infektion herzustellen, indent wir 3 Tiere mit im Institut be- 
reiteter Gefliigelcholeravaccine in Mengen von 10, 12 und 14 ccm impften 
und sie 3 Tage spater mit je drei 24-stflndigen Agarkulturen des frag¬ 
lichen Stammes infizierten. Eine Erkrankung trat jedoch auch hier 
nicht ein. 

Im Gegensatz zu dieser mangelnden Infektiosittit ftir Gefliigel hat 
der „Hahnenstamm“ die bekannte Angriifskraft der Para B-Stiimme fflr 



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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. 181 


die gewohnlichen kleinen Versuchstiere gezeigt. Wenn, was diesem 
Satze zu widersprechen scheint, einige Mause eingingen, ohne daB bei 
ihnen Para B-Bacillen nachzuweisen waren, so diirfte dieser interkurrente 
Tod bei der faulen Beschaffenheit der verimpften Organe seine Erkl&rung 
linden. Bei den iibrigen M&usen und dem Meerschweinchen lieBen sick 
Para B-Bacillen von der gleichen Agglutinabilitat wie der „Hahnenstamm“ 
zuchten. 

Endlich sei noch erwShnt, daB unser Stamm in der Kultur hitze- 
best&ndige Gifte (Toxiue, Endotoxine?) bildete. Zwei mit x |, bzw. 1 ccm 
unfiltrierter, 6-tSgiger Bouillonkultur, die 15 Minuten der Siedehitze aus- 
gesetzt gewesen war, infizierte Mause waren nach 12 Stunden schwer 
krank. Die eine erholte sich wieder, die andere starb. Die beimpften 
AgarrOhrchen und die Blauplatte blieben steril. Wenn dieses Verhalten 
auch nicht dafur spricht, daB der Stanyn durch ein hohes Giftbildungs- 
vermogen ausgezeichnet ist, so diirfte man doch berechtigt sein, die 
Erkrankung beider und den Tod des einen Versuchstieres auf die Wirkung 
von Giften zuriickzufilhren, zumal wenn man sich mit MO Her (10) auf 
den Standpunkt stellt, daB bei l&ngerer Fortzflchtung in Kulturen — dies 
war bei uns der Fall — das GiftbildungsvermSgen abnimmt und ganz 
verschwinden kann. 


Uttntu. 

1) Hiibener, Fleischvergiftungen und Paratyphusinfektionen, ihre Entstehung und 
Verhutung. Jena (Gust. Fischer) 1910. 

2) Reinhold, Infektionsversuche mit den „Fleischvergiftern“ beirn Geflugel. (Centralbl. 
f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. p. 312-334.) 

3) —, Dtsche tierarztl. Wochenschr. 1909. p. 527. 

4) Leichtenstern, Ueber infektiose Lungenentziindungen und den heutigen Stand 
der Psittacosisfrage. Werden durch spezifisch erkrankte Papageien bosartige 
Lungenentziindungen beim Menschen hervorgerufen ? (Centralbl. r. allg. Gesund- 
heitspfl. Jahrg. 18. Heft 7 u. 8.) 

5) Joest, Eine durch Bakterien der Enteritisgruppe verursachte Kanarienvogelseuche. 
(Ber. d. pathol. Inst. ub. d. Kgl. Tierarztl. Hocnschule zu Dresden a. d. Jahr 1906. 
p. 17—18.) 

6) Zsupan, Gastro-entdrite infectieuse des canaris (typhus des canaris). [Inaug.-Diss.] 
(Kozlemenyek az osszchasonlitd dlet-hs Kdrstan Kordbol. Bd. 8. 1909. p. 149; cf. 
Rev. gdndr. T. 15. No. 183.) 

7) Pfeiler, Ueber ein seuchenhaftes, durch Bakterien aus der Paratyphusgruppe ver- 
ursachtes Kanariensterben. (Berlin, tierarztl. Wochenschr. Jahrg. 27. 1911. p. 953 
-954.) 

8) Adam u. Meder, Ueber Paratyphus B-Infektionen bei Kanarienvogeln und Unter- 
suchungen iiber das Vorkommen von Bakterien der Coli-Typhusgruppe im normalen 
Kanarienvogeldarm. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. p. 569 
-582.) 

9 ) Tartakowski, zit. nach Nocard et Leclainche, Les maladies microbiennes 
des animaux. Paris 1905. p. 234—235.) 

10) Muller, Der Nachweis von FleischvergiftungBbakterieu in Fleisch und Organen 
von Schlachttieren etc. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. p. 335 
-373.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 2 . 


Nachdruck verbotcn. 

Fuso-spirillare Assoziation in einem Falle von Pseudo¬ 
elephantiasis des unteren linken Gliedes bei einem Araber. 

[Aus deni Bakteriologischen Laboratorium des MilitSrhospitals 

von Tripolis.] . 

Von Stabsarzt Alfredo Bevaequa, 

Privatdozent fur pathologische Anatomic an der Universitat Neapel. 

Mit 3 Figuren. 

Von groBem Interesse scheint mir die Beobachtung, fiber die ich 
berichten werde. besouders vom atiologischen Standpunkte aus und 
wegen der anatoniisch-pathologischen Form zu sein, da beides diesen 
Fall als eine wahre Seltenheit erscheinen liiBt. 

Ich babe Gelegenheit gehabt, diesen Fall vergangenen Februar in 
Tripolis in der Poliklinik Guido Baccellis, deren chirurgische Sektion 
ich leitete, bei einem Araber, namens Mohamed Saeed, zu be- 
obachten. 

Die klinische Geschichte ist mangelhaft wegen der Schwierigkeit, 
sie aus dem Patienten herauszuholen. Er ist Tripolitaner, 42 Jahre alt. 
hat Frau und 2 Kinder, alle bei guter Gesundheit. Hat Bruder und 
Schwestern gehabt, welche an Krankheiten gestorben sind, die er nicht 
genauer anzugeben weiB. 

Er erzahlte mir, daB er niemals von einer anderen Krankheit vor 
der gegenwartigen befallen gewesen sei; diese begann etwa 20 Jahre vor 
dieser Zeit an den Zehen des linken FuBes infolge eines StoBes, den er 
von einem tiirkischen Soldaten erhalten hatte. Nach diesem StoB schwoll 
der FuB an, und der Patient sah eine gelbe Fliissigkeit aus den Zehen 
desselben FuBes hervorkommen, welcher seit jener Zeit nicht mehr ge- 
heilt ist. 

Er berichtete fernerhin, daB er vor nunmehr 2 1 /* Jahren wegen eines 
Verdrusses, den er hatte, das Bein stark mifihandelte, welches dann 
auBerordentlich geschwollen wurde und vergangenen Januar, 2 Monate 
ehe er sich meiner Beobachtung darbot, an verschiedenen Stellen stark 
schwiirte, aus welchen er eine eiterige Fliissigkeit herauskommen sah. 
Wegen der schweren Leiden, die hieraus erfolgten, entschloB er sich, 
sich in die Poliklinik zu begeben, uni von denselben befreit zu werden. 

Saeed zeigt eine normale Konstitution des Knochenbaues, ist un- 
gefahr 1,70 m groB, hat einen abgefallenen N&hrzustaud; die Farbe 
seiner Haut ist braun, mit einer Neigung zum Schwarzen, und die der 
sichtbaren Schleimliiiute sehr bleich. 

Er ist sehr leidend wegen des Schmerzes, den er in dem Gliede 
empfindet, besouders beim Gehen, welches ein hinkendes ist. 

Bei der Untersuchung des Gliedes schlfigt die Anschwellung des 
Beines und des FuBes, welche beide wegen derselben ein elephantiastisches 
Aussehen haben: Die Haut, die beide umgibt, hat eine dunklere Farbe 
als die iibrige Hautoberflllche und ist mit kleinen Schiippchen, wie bei 
der Ichthyosis, bedeckt. 

Die Haut des Beines ist mit kleinen miliaren Knotchen besprenkelt 
und bietet auBerdem Verluste an Substanz dar, die mit fleischigen 
Knotchen nach Art eines HuhnersteiBes bedeckt sind, aus welchen eine 
eiterartige, sehr stinkende Fliissigkeit herausgeht. 


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Bevacqua, Fuso-spirillare Assoziation in einem Falle von Pseudoelephantiasis etc. 183 

Wenn man solche Oeffnungen sondiert, bemerkt man eine weit- 
gehende LoslSsung der gewohnlichen Fascie von der darunter befind- 
dchen Aponeurosis; die Haut ist durch ein hartes Oedem stark ver- 
dickt; die fistulosen Sinus haben keine Beziehungen weder zu den 
darunter betindlichen Muskeln, noch zu den Knochen. 

Der FuB ist deformiert, sehr ge- 
schwollen in der Gegend der FuBwurzel 
und des Spanns, retrahiert gegeniiber dem 
Arcus plautaris, mit geschwollenen Zehen, 
welche auf dem Riicken mit Knotchen 
versehen sind, die sich so gruppiert haben, 
daB sie ein charakteristisches blumenkohl- 
artiges oder maulbeerartiges Aussehen 
darbieten (Fig. 1, Photographic). 

Zu der Deformation des FuBes trfigt 
noch die bammerartige Stellung der mitt- 
leren Zehe bei. Ein Druck ist schmerz- 
haft, besonders auf die Zehen, weniger 
beim Beine. 

Urn die weitgehende subkutane Los- 
losung am Beine zu drainieren und die 
darin enthaltene eiterige Materie zu ent- 
fernen, fiihre ich zwei lange Inzisionen 
aus. welche die gewohnlichen Fascien be- 
treffen, eine seitliche auBere und eine 
mehr hintere, unterhalb der ersteren, und 
setze sie untereinander in Verbindung. 

Mittels dieser beiden breiten Schnitte, 
deren Rander ich noch ausdehne, kann 
ich mir Rechenschaft geben von den Ver- 
haltnissen der unter der Haut befindlichen 
Gewebe. 

Das subkutane Gewebe stellt sich als 
ein weicher, speckartiger, nachgiebiger, 
sehr stinkender Brei dar, durch welchen 
der Finger ohne irgendwelchen Widerstand 
fiber die Aponeurosis hingleitet fast die ganze Ausdehnung des Beines 
entlang. 

Die Lymphdrusen der entsprechenden inguinalen Region zeigen keine 
Empfindlichkeit, ebensowenig die Oberfiachendriisen der iibrigen Teile 
des Korpers. 

Die verschiedenen Organe und Apparate sind gesund. Der Kranke 
wurde Waschungen mit verdunnter Lugol-Losung und einer aseptischen 
Behandlung des Gliedes und einer allgemeinen wiederherstellenden Kur 
mit eisenhaltigem Arsenik unterworfen. 

Bakteriologische Untersuchung. 

Zunachst wurden Gewebsstiickchen von den deischigen Knopfchen 
der kutanen Oeffnungen und von dem subkutanen Gewebe entnommen, 
um sowohl Striche als auch Einbettungen auszufiihreu. 

Eine erste von Stabsarzt Gallia mit den Strichen angestellte Unter¬ 
suchung lieB sehr viele banale Staphylokokken und Kokken wahrnehmen, 
von welchen letzteren einige, die sehr dick waren, eine nicht sehr be- 



Fig. 1. 


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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 6b. Heft 2 . 


stimmte Form hatten, so daB sich verschiedenartige Interpretationen 
fiber dieselben aufstellen liefien. 

Nach einigen Tagen entnahm ich unter Beachtung aller aseptischen 
Regeln Material von den Oberflfichenknotchen der Zehen und des Beines, 
nachdem ein tiefer Einschnitt an diesen Zehen und dem Beine vor- 
genommen worden war. Mit dem Material wurden Striche auf zahlreichen 
Platten ausgeffihrt 

Ebenso wurden Prfiparate zu Strichkulturen von den fleischigen 
Knopfchen und von dem Eiter hergestellt, der aus den fistulosen Sinus 
des Beines herauskam. 

Ferner wurden Stflckchen Haut, welche die Knotchen, sei es der 
Zehen, sei es des Beines, enthielten, abgetrennt und in einer hydro- 
alkoholischen essigsaueren Sublimatlosung fixiert. Nach den gewohnlichen 
Uebertragungen wurden sie in Paraffin eingeschlossen. 

Bei der bakteriologischen Untersuchung der Striche zeigt sich eine 
reiche Bakterienflora, die aus verschiedenen Formen von Mikroorganisinen 
besteht, unter welchen kokkenartige, paarweise verbundene Formen und 
ein kurzer, leicht gekrfimmter Bacillus wahrnehmbar sind, welch letzterer 
gleichmaBig mit Anilinfarben gefarbt wird. 

Unter den erwahnten Bakterien sind aufierdem zahlreiche andere 
Formen von langen Bacillen zu bemerken, welche isoliert oder auch 
miteinander verbunden, leicht urn ihre eigene Achse gekrfimmt, spindel- 
ffirmig sind, sich nicht gegen Gram widerstandsffihig zeigen und sich 
schwach mit Anilinfarben ffirben lassen. Im Innern des erwfihnten 
Bacillus, besonders in den Praparaten nach Giemsa, finden sich einige 

Kornchen vor, die in viel 
intensiverer Weise violett 



' > 

'■ •' > *• 

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I *■ 


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geffirbt sind (Fig. 2, Zeich- 
nung). 

Solche Bakterien kon- 
nen wegen der morphologi- 
schen Eigentfimlichkeiten 
und der charakteristischen 
Ffirbungsffihigkeit dafflr an- 
gesehen werden, daB sie 
zur Gruppe der spindel- 
ffirmigen Bacillen gehfiren, 
welche von mehreren Be- 
obachtern und hauptsach- 
lich von Vincent, nament- 
lich bei Stomakake und bei 
den Lasionen der Mund- 
hohle, beschrieben worden 
sind. Ueberdies ist das 


Faktum wichtig, daB die 
erwahnten Bacillen in 


2 - dem vorliegeuden Unter- 

suchungsfall, wie sich sol- 
ches schon bei den Lasionen des Mundes, besonders den gangranosen, 
und der Tonsillen erwiesen hat, mit zahlreichen Exemplaren von Spirillen 
vermischt sind, welche zwei oder drei Krfimmungen, Uebergange zu 
einer regelnniBigen Spirale, und stark zugespitzte Enden zeigen, wie 
dieses gewohnlich bei Spirochaeta perfringens und bei anderen 



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Bevacqua, Fuso-epirillare Assoziation in einem Falle von Pseudoelephantiasis etc. 185 


Spirillen, die sich in der Mundhohle des Menschen vorfinden, wahr- 
zunehraen ist (Fig. 2). 

Eine weitere Untersuchung, die 1 Monat nachher mit Oberflflchen- 
knStchen des Beines ausgefflhrt wurde, ergab denselben bakteriosko- 
pischen Befund. 

Die Nachforschung nach dem Lepra- und dein Tuberkulosebacillus, 
die in ausgedehntem MaBe sowohl bei den Ausstrichen als auch bei den 
Schnitten der Knotchen ausgefflhrt wurde, war ininier negativ. 

Histologische Untersuchung. 

Abgesehen von wenig bedeutungsvollen Veranderungen der epider- 
mischen Schichten, fiber welche ich mich nicht aufzuhalten brauche, 



Fig. 3. 

gehoren die wichtigsten kutanen Lasionen deni Derma und dem sub- 
kutanen Bindegewebe an und lassen sich kurz folgendermaBcn zusammen- 
fassen: Starke nukleare Infiltration der unter-epiderinischen Schichten, 
besonders der Papillen, in welchen zahlreiche, selir grofle Zellen wahr- 
genommen werden, deren Kerne fast immer rosenkranzartig angeordnet 
sind, wahrend die Zellen von zahlreichen epitheloidischen Eleinenten 
nml von einer parvicellularen Schicht sich umgeben finden, wie dieses 
bei den gewohnlichen Granulomen wahrzunehmen ist (Fig. 3, Mikro- 
photographie). 

In alien Schnitten, die von verschiedenen Knotchen her erhalten 
burden, habe ich niemals irgendwelchen nekrotischen oder Verkasungs- 
grind angetroffen; fast immer ist das Granulom mit der Epidermis be- 
deckt wahrzunehmen; selten fehlt diese an irgendeiner Stelle. Keine 


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186 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Schnitte von Talgdrflsen sind zu beobachten, nur Fragmente von SchweiB- 
driisen, welche, wenn auch nicht bestSndig, verandert sind. 

Aus dem histologischen und bakteriologischen Befunde, woriiber 
oben berichtet wurde, und aus der klinischen Geschichte des Patienten 
geht hervor, wie bei dieser pseudoelephantiastischen Form des Gliedes 
es sich urn eine Infektion handelt, bei welcher, wie man fast mit Sicher- 
heit sagen kann, die fuso-spirillare Symbiose das atiologische Moment 
ist, indem dieses die granulomatosen Bildungen verursacht, die wir in 
der Haut angetroffen haben; zu diesem Moment ist eine sekundSre In¬ 
fektion des subkutanen Zellgewebes des Beines bei einem nachfolgenden 
Zeitpunkte hinzugekommen. Der spindelfSrmige Bacillus, dem sich eine 
spirillare Form zugesellt hat, ist in mannigfachen pathologischen Pro- 
zessen angetroffen worden. 

Vincent 1 ) hat in den Jahren 1895—96, als er in Algier im Hospital 
des Dey die Geschwiire, die die Araber ihm an den Beinen und den 
FtiBen zeigten, in bakteriologischer Hinsicht studierte, in dem Exsudat, 
welches solche Geschwiire bedeckte und demjenigen der nosokomialen 
Gangran sehr ahnlich war, eiuen spindelformigen Bacillus in Assoziation 
mit einem sehr feinen Spirillum angetroffen, welches sich nur schwierig 
farben lieB, gegen Gram nicht widerstandsfahig und nicht zu kultivieren 
war, in einigen Fallen sich zahlreicher als der Bacillus vorfand und zu- 
gleich mit anderen banalen Keimen auftrat. Vincent behauptete, daB 
die nosokomiale Gangran von einer solchen fuso-spirillaren Symbiose 
herriihrt. 

Derselbe Autor 2 ) traf in der Folge dieselbe Assoziation in einigen 
Formen der Angina an; unter diesen unterschied er die diphtheroidische 
Form, welche seltener ist und bei welcher der spindelfbrmige Bacillus 
allein existiert, und die ulzero-membranose Form, bei welcher eiu solcher 
Bacillus mit einem feinen Spirillum sich vereint vorfindet. 

Wellman 3 ) beobachtete den spindelformigen Bacillus, mit ver- 
schiedenen Formen der Spirochaeta assoziiert, unter welchen die 
Perfringens wahrzunehmen war, die bei ulzerativen Lasionen der Frara- 
bosie vorhanden ist, wahrend er in den von derselben intakt gebliebenen 
Papulae eine Spirochaeta antraf, welche morphologisch mit der 
Pertenuis Castellani identisch war. 

Ferner ist die Assoziation dieser beiden Mikroorganismen in den 
suppurativen und gangranosen Prozessen des Mundes, allein oder mit 
anderen Keimen [Felmann 4 5 6 )] in den Suppurationen der Gelenk- 
einfugungen, der Lunge [Sil ber sch midt) 3 ] und der anderen inneren 
Organe [Costa ti )J angetroffen worden. 

1) Vincent, Sur i’6tiologie et sur les lesions anatomo-pathologiques de la pourri- 
ture d’hOpital. (Annal. de l’Inat. Pasteur. T. 10. 1896. p. 488.) 

2) Vincent, Sem. m6d. 1901. p. 100. 

3) Wellman, On the morphology of the spirochaetae found iu yaws papules. 
(Arch. f. Schitfs- u. Tropenhyg. Bd. 11. Sept. 1907. p. 945, 547.)' 

4) Felmann, Beitrage zu den durch Bacillus fusiform is und Spirillum 
dentium hervorgerufenen Infektionen, mit besonderer Beriicksichtigung der Eiterungen. 
(Wien. klin. Wochenschr.) 

5) Si 1 bersch mid t, Ueber den Befund von spieSformigen Bacillen (Bac. fusi- 
forme Vincent) und von Spirillen in einem OberBchenkelabszell beim Menschen. 
(Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 30. 1901. No. 2.) 

6) Costa, Le bacille fusiforrae et le spirille de Vincent en association avec 
d’autres germes, dans un cns de n<icropioh<$mie. (Reunion biolog. Marseille in Compt. 
rend. Soc. Biol. T. 67. 1909.) 

Der Autor nahm in dem Eiter, der bei der Autopsie eines Individuums entnommen 


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Bevacqua, Fuso-spirillare Assoziation in einem Fallc von Pseudoelephantiasis etc. 187 


Nach Felmann bleibt die Infektion gewbhnlich lokalisiert, selten 
dringt sie in das Blut ein, bisweilen kann sie eine Metastase ergeben. 

Man konnte die Hautigkeit einer solchen mikrobischen Assoziation 
erklareu, wenn man mit Tun nidi ff und Ruth 1 ) die Identitat der 
beiden Parasiten annimmt, da nach diesen Autoren das Spirillum 
ein Entwickelungsstadium des Bacillus fusiform is darstellt. In 
der Tat haben dieselben Autoren in den Reinkulturen von Bacillus 
fusiformis Spirochatenformen gefunden, die den von dem Material 
herriihreuden (nach 28 Stunden bis zu 5 Tagen) analog waren. 

Aus diesen kurzen Andeutungen wtirde hervorgehen, dad die fuso- 
spirillare Assoziation sich haupts&chlich in den gangr&nosen und suppu- 
rativen Prozessen vorfindet 2 ). 

In unserem Fall nehmen wir sie in einem kutanen Granulom wahr, 
welches vom strukturalen Gesichtspunkte aus ziemlich ahnlich dem- 
jenigen der Tuberkulose, Syphilis, Lepra usw. ist, von welchem sie sich 
nur unterscheidet durch den sehr langen Verlauf (20 Jahre) oline AnlaB 
zu einer ZerstSrung des Gewebes, zu Ulzerationen, noch zu einer Ver- 
kasung gegeben zu haben, wie solches gewohnlich bei diesen letzteren 
morbosen Prozessen geschieht. 

Allerdings, um mit groBer Sicherheit schlieBen zu konnen, daB die 
Spirochaeta und der spindelformige Bacillus, die wir vorgefunden 
haben, die Agentien des beobachteteu kutanen Granuloms sind, hatten 
wir die kulturelle Probe und die Reproduktion der Lasion an Versuchs- 
tieren haben miissen. 

Wenn ich nun von der Tatsache absehe, daB die besonderen Be- 
dingungen, unter denen ich mich befand, und die Sparlichkeit adaquater 
Mittel mich hinderten, kulturelle Versuche und Inokulationen vorzu- 
nehmen, so hatte mich die sehr groBe Schwierigkeit, das Spirillum 
zu kultivieren, in eine gleiche Unmoglichkeit versetzt, das Ziel zu er- 
reichen. 

Gleichfalls hatte aber auch wegen der gleichzeitigen Wirksamkeit 
vieler anderer banaler Keime die Einimpfung der emulsionierten Tu- 
berkeln bei Versuchstieren aller Wahrscheinlichkeit nach ein negatives 
Resultat ergeben. 

Indessen kann der Umstand, daB ich diese beiden Keime bestandig 
in alien Strichen, die von den verschiedenen kutanen Knotchen erhalten 
wurden, angetroffen habe, die bestandige Abwesenheit des Bacillus der 
Lepra, der Tuberkulose und der Spirochaeta pallida, die unge- 
heuere Lange des Verlaufs, das Fehlen von nekrotischen Grindteilchen 
und von zerstorenden Prozessen, welche bei den gewohnlichen Granu- 
lomen, die seit einer gewissen Zeitperiode her datieren, so liaufig vor- 
kommen, mich zu dem Schlusse fiihren, daB das beobachtete Granulom 
von der fuso-spirillaren Assoziation herruhrt. 

Dies ist das wirklich wichtige Faktum bei dem untersuchten Falle, 
welcher, wie ich glaube, nicht von anderen beobachtet worden ist, 


wurde, welches infolge von Infektion, verbunden mit stinkender Diarrhoe, typhosem Zu- 
^tand und vielfachen Geschwuren der inneren Organe, gestorben war, den Bacillus 
lusiformis und das Spirillum zusaminen mit Kokken wahr. 

1) Tunnicliff and Ruth, The identity of fusiform bacilli and spirilla. (The 
•lourn. of infect, dis. Vol. 3. Chicago 1306. No. 1. p. 148.) 

2) Piccinnini traf in 2 Fallen von Phlegmone lignea des Halses den Bacillus 
f usiformis ohne spirillare Assoziation an. (Contributo all’etiologia del flemmone 
ligneo del collo. II rolicl., Sez. Chir. 1911. p. 433.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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wenigstens nach den angestellten bibliographischen Nachforschungen 
zu urteilen, von welchen ich fibrigens nicht behaupte, daB sie voll- 
standig sind. 

Was den nekrotisch-suppurativen ProzeB des subkutanen Binde- 
gewebes des Beines angeht, welcher AnlaB zu der pseudo-elephantiasti- 
schen Form desselben gegeben hat, so halte ich daran fest, daB es sich 
urn eine sekundare Infektion handelt, die von denselben Keimen her- 
riihrt. Zu dieser Ueberzeugung fiihrt mich die Natur des Exsudats, 
welches in das subkutane Gewebe eindringt und sehr ahnlich dem Ex- 
sudat ist, welches bei den Prozessen zu beobachten ist, die durch die 
fuso - spirillare Assoziation (nosokomiale Gangrtln usw.) unterhalten 
werden, und der positive bakterioskopische Befund in betreff der Gegen- 
wart des Bacillus fusiformis und des Spirillum im Eiter und 
im Exsudat des subkutanen Gewebes des Beines. 

Ich h&tte gerne den Patienten den Injektionen von Salvarsan unter- 
werfen wollen, welche bei gewissen parasit&ren Formen, besonders 
spirill&ren, wie dem Pian, so nfltzlich sind, weswegen ich ihm 
dringend riet, sich in das Zivilhospital zu begeben, auch um MuBe zu 
haben, ihn besser studieren und verfolgen zu kbnnen, aber der Kranke 
lieB sich nach einem Monat einer fruchtlosen Kur nicht raehr sehen. 


Nachdruck verboten. 

Bacterium pseudopestis murium n. sp. 

[Institut d’Hygibne et de Parasitologie de l’Universite de Lausanne.] 

Par B. Galli-Valerio. 

Avec 5 figures. 

Au courant de 1912, je recevais du Jura quelques bouteilles d eau 
de source, dans le but de verifier si l’eau en question pouvait determiner 
le goitre chez le rat. Cette eau, montrait & l’examen bactdriologique 
50 colonies par centimetre cube et absence de B. coli. 

Je plagais alors dans une cage 
Mus rattus No. 1 en lui donnant 
exclusivement comme boisson, de 
cette eau. Aprbs 21 jours, je trou- 
vais ce rat mort dans sa cage. 11 
etait amaigri, et il presentait sur 
le cote droit du cou, au niveau du 
lobe droit de la thyrolde, une. 
tumefaction brune, de la dimen 
sion d’un petit pois (fig. 1) *). In 
cis4e, elle donna issue a un pu 
jaune verdStre. La cavite com 
muniquait avec un abcbs du lobe 
correspondant de la thyroide, lobe 
qui se presentait tumefiee. Tons 
les autres organes etaient normaux, sauf la rate qui se presentait 
tumefiee. 

1) Dans cette photographie, faite sur une preparation, la peau du cou a cte deplacee 
en avant. 



Fig. 1. 


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Galli-Valerio, Bacterium pseudopestis murium n. op. 


189 


L’examen microscopique du pus, colors a la fuchsine de Ziehl, 
demontrait la presence d’une quantity formidable de bactdries, qu’on 
pouvait prendre au premier abord, pour des diplocoques. II s’agissait, 
au contraire, d’un batonnet court et trapu, se colorant presque exclusive- 
ment aux extrdmit^s, et laissant un espace clair central, de sorte 4 
simuler tout 4 fait B. pestis, 
tel qu’on le trouve dans le 
pus des bubons (fig. 2 a). 

Examine & frais, dans une 
goutte d’eau, il ne pr4sentait 
que de 16gers mouveraents 
browniens, mais point de 
mouvements de deplacement. 

II etait diss6min6 ou en petits 
amas, au milieu des globules 
de pus. II ne prenait pas le 
Gram, et il ne r6sistait pas 
a la decoloration par les acides 
au 7s i apr&s avoir 6te colore 
4 chaud par la fuchsine. Les 
dimensions variaient entre 1,5 
et 2 (U. A4robie, ce bacterium, 
cultivait trfcs peu a la tempe¬ 
rature de la chambre, mieux 
4 la temperature de 36—37°, 
mais sans jamais avoir la 
tendance 4 donner des cultures abondantes, les ditferentes colonies 
restant petites et avec tr4s peu de tendance 4 confluer entre elles. Les 
cultures, meme repiqu4es tous les 4 ou 5 jours, perdaient tr4s vite le 
pouvoir de reproduction. Sur plaque d’agar, ce bacterium donnait des 
colonies blanchatres, de la dimension d’une petite tete d’epingle, 4 bords 
roods ou trfcs ieg4rement festonnes. Au microscope, ces colonies appa- 
raissaient finement granuleuses. 

En agar par piqure, il se formait en surface une colonie analogue 
a celles observees sur plaque, et en profondeur une s6rie de petites 
colonies spheriques. 

En gelatine, tr4s faible developpement, analogue 4 celui sur agar, 
et sans liquefaction. 

Sur s4rum de cheval gelatinise incline, tr4s 14ger developpement de 
petites colonies. 

Sur pomme de terre et sur carotte, point de developpement visible. 

En bouillon, trouble uniforme, avec de minces flocons le long des 
parois. Puis le bouillon s’edaircissait et se formait au fond un 16ger 
d4pdt blanchatre, se soulevant en spirale, quand on agitait l’eprouvette. 

Ce bacterium ne fesait pas fermenter le glycose, ne determinait pas 
la coagulation du lait, et ne d4gageait aucune odeur. 

La recherche de l’indol, par les procedes de Salkowski-Kitasato, 
Ehrlich-Bohme et de Crisafulli, a 6t4 complement negative. 

Dans toutes les cultures, cette bacterie restait absolument immobile. 
Coloree, elle presentait le meme aspect que dans le pus, mais il y avait 
plusieurs formes un peu plus longues et prenant la couleur d’une faqon 
plus uniforme. Par-ci par-14 on y trouvait de courtes chainettes de 
3—5 elements. D4j4 dans les jeunes cultures, on trouvait quelques 



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190 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 

formes en court filament (fig. 2b), et quelques formes involutives en 
poire ou presque en sphere (Fig. 2c). Les formes en filament et surtout 
celles involutives, devenaient abondantes dans les vieilles cultures. Dans 
le lait, pr6dominaient surtout les formes ovo'ides, trapues, ainsi que sur 
carotte et pomme de terre, oil le developpement n’etait pas visible et 
les formes rares. 

Avec Vs c. c. d’une de ces cultures en bouillon, j’inocule Mus 
rattus No. 2 sous la peau de la face interne de la cuisse gauche. 
Sauf une tumefaction assez forte, qui disparait, au niveau du point in- 
ocul£, on n’observe rien d’autre. Mais aprfes 70 jours, je constata sous 
l’ceil gauche un ulcfcre profond, avec du pus jaun&tre. Du cot£ gauche 
du cou, au niveau de la thyro'ide, il y a un ulcfcre analogue, en partie 

couvert par une croftte 
noiratre. Ce rat suc- 
combe 14 jours apr&s. 
II est fortement amaigri, 
toute la surface du corps, 
surtout au niveau de la 
tete et du cou, est presque 
compl&tement ddpilee 
(fig. 3). La paupifcre in- 
f£rieure droite est per- 
for6e, la corn6e opaque, 
la joue droite ulc£ree. 
Du cot£ droit du cou, 
au niveau de la thyroide. 
il y a un abc&s de la 
dimension d’un grain de 
chanvre, contenant un 
pus jaun&tre. Le lobe 
correspondant de la thyroide est abc6d6 et tum6fi6. Dans le lobe 
posterieur du poumon droit, il y a un abc£s de la dimension d’un gros 
pois, rempli de pus jaunatre. La rate est fortement tum6fi6e. Dans 
toutes les lesions et dans la rate, je trouve le bacterium avec les caract&res 
indiqu£s. 

Avec un peu de pus pris dans la thyro'ide du rat No. 2, j’inocule 
sous la peau de la cuisse gauche Mus rattus No. 3. Vingt-trois jours 
aprfes, il pr£sente au point inocuie un petit abc£s ouvert, a pus epais. 
jaunatre. Cet animal meurt 3 mois et Vs apr&s fortement amaigri. Il 
pr£sente tumefaction de la rate, testicule droit transform^ dans une 
coque remplie de pus, testicule gauche presque compl£tement d£truit, 
reduit & un simple moignon. Chez ce rat, l’examen microscopique 
demontre la presence du bacterium ordinaire. 

Avec Vs c. c. d’une culture en bouillon provenant du rat No. 1, j’ai 
inocuie sous la peau du cou Mus rattus No. 4. Sauf amaigrissement 
et perte des poils. surtout au niveau du cou, cet animal ne pr6sente 
rien. Il succombe aprfcs 4 mois ne presentant comme lesion qu’une 
tumefaction assez forte de la thyro'ide et de la rate. Malheureusement 
les recherches bacteriologiques n’ont pas pu £tre pratiquees. 

Avec une culture provenant du rat No. 2, j’inocule: 

1° Mus rattus No. 5 avec 1 c. c. Vs sous l a P eau d e cuisse 
gauche. Huit jours aprfcs il y a forte entlure des ganglions de l’aine 
correspondante, et 17 jours apifes l’inoculation il se forme un £norme 



Fig. 3. 


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Galli-Valerio, Bacterium pseudopestis murium n. sp. 


191 


abces au point inoculfj. En meme temps apparaissent un nodule de 
la dimension d’uu petit pois a la patte droite post6rieure et un analogue 
a la face interne de la cuisse droite et un abces k l’aisselle gauche. 
L'aniinal est maigre et il a de la peine it se d^placer. II succombe 
24 jours aprfes l’inoculation. Je constate: Amaigrissement, depilation, 
gros abcfes a pus jaun&tre, epais au point inocul6, nodule rempli de pus 
de la dimension d’un pois au niveau du pouce de la patte droite post6rieure 
et un nodule analogue it la face interne de la cuisse droite, deux gros 
abcfes au niveau des deux aisselles, tumefaction de la rate. Dans le pus 
des abces, le bacterium ordinaire est extremement abondant et les cultures 
le mettent en evidence aussi dans la rate. 

2° Le rat blanc No. 6 avec quelques gouttes, sous la muqueuse de 
la narine droite. Aprfes 5 jours, je remarque une forte tumefaction 
rouge, douloureuse au niveau de cette narine, avec enflure des ganglions 
sousmaxillaires correspondants. La tumefaction de la narine s’ouvre 
aprfcs 18 jours, donnant issue k un pus 6pais jaunatre. La peau se 
Decrose sur une etendue assez vaste, et l’animal guerit. L’examen micro- 
scopique et les cultures, demontrent dans le pus la presence du bacterium 
ordinaire. 

3° La souris blanche No. 7 avec x / 2 c. c. sous la peau de la cuisse 
gauche. Aprbs 5 jours il y a forte enflure des ganglions de l’aine 
correspondante, et en m6me temps deflation de la surface du corps. 
Elle meurt dix jours aprfes l’inoculation: Fort amaigrissement et depilation. 
Forte enflure des ganglions de l’aine gauche, qui sont remplis de pus 
jaunatre. Tumefaction de la thyroide et de la rate. Examen micro- 
scopique et cultures du pus et de la rate, demontrent la presence du 
bacterium ordinaire, mais je n’arrive pas a l’isoler de la thyroide. 

4° Le cobaye No. 8 avec 1 c. c. sous la peau de la cuisse gauche. 
Il presente, apr&s 5 jours, forte tumefaction des ganglions de l’aine 
correspondante, mais la lesion disparait et l’animal guerit complement. 

5° Le lapin No. 9 avec 1 c. c. l /* sous la P eau de la cuisse gauche. 
L’animal ne presente aucune lesion locale, mais il maigrit beaucoup et 
il presente intense depilation sur tout le corps mais surtout sur le train 
posterieur. Il succombe aprfes 2 mois fortement amaigri, mais sans 
lesions des differents organes. Les recherches bacteriologiques, ont £te 
absolument negatives. 

6° Le pigeon No. 10 avec 1 c. c. dans les muscles pectoraux. Aprbs 
5 jours, il presente au point inocuie, une petite plaque necrosee avec 
tr&s peu de pus k bacterium ordinaire. Il se retablit complement. 

Pour etablir si reellement l’eau du Jura en question, avait et6 
l’origine des lesions observees chez Mus rattus No. 1, j’ai place dans 
une cage Mus rattus No. 11 en lui donnant exclusivement comme 
boisson de 1’eau de Lausanne. Cet animal est reste 2 mois dans ces 
conditions, sans presenter aucun trouble morbide. Alors je reniplace 
l’eau de Lausanne par 1’eau du Jura. L’animal maigrit, et meurt apr£s 
23 jours, avec depilation, ulc£re il la cornee droite, deux nodules de la 
dimension d’un petit pois, remplis de pus, le long du cou au niveau 
des deux lobes de la thyroide (fig. 4). Ces deux abcfes penfetrent dans 
les deux lobes correspondants de la thyroide qui sont tumeti6s. Tume¬ 
faction de la rate. Le bacterium ordinaire se trouve dans toutes les 
lesions et dans la rate. 

Dans cette m6me cage, non d6sinfect6e, je place Mus rattus No. 12, 
en lui donnant il boire de l’eau de Lausanne. Il meurt apr&s 1 mois 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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et l l 2 , mais sans lesions. II presente une infection intestinale k Tricho¬ 
monas muris. 

Un autre Mus rat- 
tus No. 13, est place 
dans une cage neuve et 
abreuve avec de l’eau 
du Jura. II succombe 
un mois apres, amaigri. 
avec un abcbs de la 
dimension d’un pois au 
niveau de l’appendice 
xipho'ide et forte tume¬ 
faction de la rate. Dans 
l’abcbs et dans la rate il 
y a le bacterium ordi¬ 
naire. 

Dans cette meme 
cage, apres disinfection, 
je place Mus rattus 
No. 14, en l’abreuvant 
avec de l’eau de Lau¬ 
sanne. Ce rat n’a rien 
prisenti et il n’est mort 
qu'apris 7 mois avec une 
infection intestinale k H. 
murina et k Stron- 
gyloides longus. 

Pour completer ces experiences sur le role de l’eau du Jura, j’a 
laissi sidimenter une bouteille de cette eau, et apres decantation, j’ai 
centrifugi le risidu et j’en ai fait des cultures et l’inoculation de 1 / i c. c. 
sous la peau de la cuisse droite de Mus rattus No. 15. Les cultures 
ne m’ont pas permis d’isoler le bacterium trouvi chez les rats. 
L’animal inocule est mort apres 3 mois, prisentant forte tumefaction 
des testicules et des lobes de la thyro'ide. Dans le lobe gauche il y a 
un petit abcbs. La rate est tumefiee. L’examen microscopique du pus 
de la thyro'ide dimontre la presence du bacterium ordinaire. 

Ces quelques experiences, parlent bien au faveur du fait, que la 
bactirie qui forme l’objet de ce travail, se trouvait reellement dans l’eau 
du Jura ayant servi aux experiences, bien qu’il ne m’ait pas 6t£ 
possible de l’isoler directement par les cultures. 

Une observation intiressante, dimontre que cette bactirie peut per- 
sister pendant longtemps soit dans le corps d’une rat infecti et guiri. 
soit dans la cage ou cet animal est place, ou bien, plus probablement que 
l’incubation chez un rat infecte, peut etre trbs longue. 

En effet, dans la cage oil il y avait le rat blanc No. 6, inocuie sous 
la muqueuse de la narine droite, j’ai place, en m§me temps, un autre 
rat blanc No. 16. Six mois et l j 2 apres l’inoculation du premier, ce se¬ 
cond rat presente forte tumefaction brune de le narine droite. tume¬ 
faction qui masque complement l’ceil correspondent (fig. 5). Huit jours 
aprbs, cette tumefaction s’ulcere, et laisse sortir un pus jaunatre, Ipais. 
Il finit pour rester une cavite noiratre, sbche avec trbs peu de pus, au 
fond de laquelle on voit l’ceil. La peau necrosee se detache et il ne 
reste plus qu'une petite cicatrice, mais apres 8 jours il se forme un 



Fig. 4. 



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Galli-Valerio, Bacterium pseudopestis murium n. sp. 


193 


petit ulcere A la corn6e de l’ceil droit. Cet ulc&re devient trAs grande, 
a bords surAlevAs et durs. La cornAe est complAtement perdue. Dans 
le pus de 1’abcAs nasal et 
dans celui de 1’ulcAre A la 
cornee, je trouve le bac¬ 
terium typique ordinaire. 

J’ai compart les carac- 
tAres de cette bactArie avec 
ceux de quelques bactA- 
riums isolAs par d’autres 
observateurs du rat, tels 
que B. bristolense de 
Klein 1 ), B. pneumo- 
enteritis murium de 
Schilling 2 ), B. septi- 
cemiae murium d’ls- 
satschenko 3 )et Grimm 4 ), 

B. de Toyama 5 ), B. 
d’Amako 6 ), B. de Skschi- 
van 7 8 ), B. d ’ A uj esz ky s ), B. de Neumann 9 ), B. pseudo tuber¬ 
culosis murium de Kutscher 10 11 ) et B. de la pseudotuberculose du 
rat blanc de Galli Valerio u ). 

Mais il prAsente des differences d’avec tous, soit au point de vue 
raorphologique, soit au point de vue des cultures, soit surtout au point 
de vue des lesions qu’il determine chez les rats et surtout de la ten¬ 
dance a se localiser a la thyroide. La tendance A cette localisation 
accompagnee souvent par une forte depilation de la surface du corps, 
n’ont ete jusqu’A maintenant, signages chez aucune des bacteries ob- 
servees chez les rats. Le fait que cette bacterie a une origine hydrique, 
rend encore plus interessantes ces lesions au point de vue de l’Atude 
de la nature infectieuse du goitre. 

Cette bactArie entre sans aucun doute dans le groupe B. pestis - 
B. pseudotuberculosis r o d en ti u m 12 ), et je propose pour elle la 
denomination de: Bacterium pseudopestis murium. 

Cette nouvelle bactArie, va augmenter le nombre des bactAries du 
rat fort analogues, surtout au point de vue morphologique et des cul¬ 
tures, de B. pestis, et dAmontre toujours plus le soin qu’on doit 
porter A l’examen des rats avant de poser le diagnostic de peste bu- 
bonique chez ces animaux. B. pseudopestis murium, diff&re sur¬ 
tout de B. pestis par les cultures moins riches, la tendance moindre 
a donner des formes involutives surtout dans les jeunes cultures, l’in- 



Fig. 5. 


1) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd 32 p. 674. 

2) Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte. Bd. 18. p. 108. 

3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 23. 1898. p. 873. 

4) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 31. 1902. p. 280. 

5) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 33. 1903. p. 273. 

6) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 34. 1904. p. 315. 

7) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 33. 1903. p. 260. 

8) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 36. 1904. p. 603. 

9) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 45. 1903. p. 450. 

10) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 18. 1894. p. 327. 

11) Le neoformazioni nodulari. Parme 1897. p. 54. 

12) Galli-Valerio, B., Manuale di patologia generate sperimentale e comparata 
2. id. Milan 1911. 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 2. 13 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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fection plut6t chronique qu’aigue qu’il provoque chez les rats avec ten¬ 
dance ii. determiner des lesions de la thyroide et m£me des testicules et 
le peu d’action pathog&ne pour le cobaye. 

Resum 6. 

1) Je propose la denomination de B. pseudopestis murium,, 
pour une bact4rie que j’ai isol4 des ganglions, de la thyroide, des testi¬ 
cules et de la rate de Mus rattus. 

2) L’infection a eu, fort probablement, comme origine, une eau 
du Jura. 

3) Cette bact4rie est surtout int£ressante k cause de sa localisation 
fr4quente it la thyroide. 

Lausanne, 10 janvier 1913. 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Piroplasmose der Schafe. 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institut der Kgl. Ungarischen Tier- 
arztlichen Hochschule zu Budapest.| 

Von Prof. Dr. Stefan ron R4tz. 

Mit 2 Figuren. 

Babes 1 ) beschrieb im Jahre 1892 eine Schafseuche (Carceag), welche 
auf den sumpfigen Donauinseln Rum&niens in den Monaten Mai und 
Juni in manchen Jahren 1 / 5 der Schafbest&nde hinrafft. GroCtenteils er- 
kranken jedoch nur altere Tiere, insbesondere in deu Herden der nord- 
lichen Teile. Die Krankheitssymptome sind Schiittelfrost, Mattigkeit, 
Fieber (40 —42° C), Blutarmut und Ilamoglobinurie. Der Sektionsbefund 
besteht in Anamie, gelben, sulzigen Intiltrationen und Blutungen. Die 
Muskulatur ist bleich und schlaff. Einzelne Lungenlappen sind infiltriert. 
Die Milz ist groB und hyperiimisch. Die Leber und Nieren zeigen par- 
enchymatose Degeneration. Die Schleimhaute sind cyanotisch, von H&- 
morrhagieen durchsetzt und geschwellt. Im Mastdarme sind braunliche, 
schwammige Pseudomembranen vorhauden. Die Harnblase ist mit hamo- 
globinhaltigem Urin gefiillt. 

Mit Hilfe der mikroskopischen Untersuchung des Blutes beobacbtete Babes 
Leukocytose und in den roten Blutkorpercben, besonders in denen, die aus der 
Milz und dem blutigen Oedem stammten, rundliche, unbewegliche Kokken von 
0,5—0,0 n Grdlie, im Zeutrum mit den Zeichen der Teilung. Mit Methylviolett 
und Methylenblau liellen sie sich gut farben und in den gefarbten Priiparaten war 
uni selben eine lichtere Zone sichtbar. Selten fand er in einer Zelle auch zwei 
Kokken. 

Schafe, welchen er von diesem Blut 8—10 g einimpfte, erkrankten in 
8 Tagen; in ihrem Blut konnte er, jedoch nur in geringer Anzahl, die endoglobu- 
liiren Parasiten auffinden. 

Babes nanute diesen Blutparasiten der Schafe Haematococcus ovis; 
beziiglich seiner Natur tiulierte er sich jedoch nur zuriickhaltend, weil er denselben 
sozusagen als eine Uebergangsform zwischen den Bakterien und Protozoen auf- 

1) Babes, L’^tiologie d’uue enzootie de moutons d^nomme „carceag“ en 
Roumaine. (Compt. rend, de l’Acad. de Scienc. de Paris. T. 115. 1892. p. 359.) 



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v. Riitz, Uebcr die Piroplasmose der Schafe. 


195 


faBte. Die gruudlegeudeu Untersuchungeu vou S in i t It uud Kilboruo 1 ), mit 
welchen die Aetiologie der Piroplasmose dea Texaser Rindes klargestellt wurde, 
haben alsbald entschieden, daB auch diese Parasitea zu den Protozoen gebdren. 

Ein Jabr epiiter hatte S ta rco v i c i l ) die Untersuchungen bezuglich des 
rumanischen Carceags und der seuchenhaften Htimoglobinurie der Rinder zu- 
sammengefaBt und indein er dieselbe mit den Erfahrungen der amerikanischen 
Autoren in Vergleich brachte, konnte er ala SchluBfolgerung festatellen, dal} die 
Erreger dieaer Krankheit, welche er Babeaia ovia und B. bo via benannte, ein 
und deraelben Gattung angehoren; ihre systematiache Einreihung hatte aber aucli 
er sehr unbestimmt bezeicnnet. 

Bonomc 1 ) hatte im Jahre 1895 in der Gegend von Padua cine gelinde 
Enzootic bei Schafen beobachtet, ala deren Erreger er einen in den Blutzcllen befind- 
Lichen Parasiten beachrieb. Aua aeiner SchiLderung geht jedoch nicht mit voller 
Bestimmtheil hervor, ob dieae Krankheit mit der ruiniinischen identisch geweaen 
iat, indem sowohl die Beschreibung der Svmptome, als auch des Parasiten von 
jeuer gewiasermaBen abweicht. Ee iat jedoch wahrschcinlich, daB es sich auch 
da um Piroplasmose handelte; dies bestiitigt auch der Umstand, dad seit damals 
dieselbe Krankheit auch in der rdmischen Campagua zur Beobachtung geluugte. 

Laveran und Nicolle 1 ) beobachteten in der Umgebung von Konstan- 
tinopel eine Schafseuche, welche beziiglich der Symptome, als auch hinaichtlich 
der Aetiologie mit dem Carceag iibereinstimmt. 

L. v. Betegh 5 ) befafite sich im Jahre 1898 in Bukarest mit der Unter- 
suchung der Piroplasmose der Schafe. GemaB seiner Beobachtungen zeigen die 
Piroplasmen im frischen Blut amobenartige Bewegung, die man in hiingenden 
Tropfen bei Zimmertemperatur G Tage lang beobachten kann. In gefarbten Prii- 
paraten sah er die in aen roten Blutkorperchen befindlichen Piroplasmen in einer 
GroBe von 0,8—1,0 p im Durchmesser, mit rundlicher, ovaler oder selteu auch 
etwas eckiger Form, an dem einen Ende mit einer etwas intensiver gefiirbten Partin, 
dem Kern. Gewohnlich kommen die Parasiten zu zweien vor. 

Leblanc und Savign6 b ) haben im Jahre 1909 in Frankreich in einer 
Landwirtschaft die Piroplasmose der Schafe beobachtet, welche Seuche 5 Jahre 
hindurch vom Februar bis April jiihrlich 40—70 Tiere hinraffte. GroStenteils 
erkrankten Muttcrschafe und 3—4 Monate alte Liimmer. Der Verlauf der Krank¬ 
heit gestaltete sich sehr akut oder chronisch, mit intermittierendem Charakter. 

Die Verwesung der Kadaver ging rasch vor sich, ihre allgemeine Decke und 
die serosen Ueberziige waren von gelblicher Farbe, die Leber groB, hyperiimisch 

und briichig, die Milz geschwollen, von schwiirzlicher Farbe, die Pulpa von weicher 

Konsistenz, die Nieren odematos infiltriert. Der Inhalt der Blase kaffeebraun, 

ohne Sediment, reich an EiweiB und Methamoglobin. 

Bei der Blutuntersuchung konnten die Verff. in manchen roten Blutkorper¬ 
chen gliinzende Kugelchen wahrnehmen, iihnliche befanden sich auch in dem Plasma. 
In getrockneten Deckglasprkparaten lieBen sich die Parasiten lcicht fiirben. 

Nacb Mot as 7 ) kommt die Krankheit in Rumiinien in zwei Formcn vor, 

namlich in einer bosartigen und in einer gutartigen Form. Die letztere iiuBerb 
sich in einer mehr oder minder hochgradigen Blutarmut, die erstere dagegen in 
anzlicher Hinfiilligkeit, Hiimoglobinurie und hochgradiger Antimie. Das Blut 
es Kadavers ist blaB gefiirbt, wiisserig, die Lymphdriisen geschwollen, die Milz 
zweifach vergrodert, die Schleimhaute cyanotisch. 


1) Smith, Th., Die Aetiologie der Texasfieberseuche des Rindes. (Cen- 
tralbl. f. Bakt. Bd. 13. p. 511.) 

2) Starcovici, C., Bemerkungen iiber den durch Babes entdeckten Blut- 
parasiten und die durch denselben hervorgebrachten Krankheiten etc. fCcntralbl. 
F. Bakt. Bd. 14. p. 1.) 

3) Bonome, A., Ueber parasitare Ictero-Hamaturie der Schafe. (Virch. 
Arch. f. pathol. Anat. Bd. 139. 1895. p. 1.) 

4) Laveran et Nicolle, Haematozoaires endoglobulaires du mouton. (Gompt. 
rend, de la Soc. de Biol. 1899. p. 800.) 

5) Betegh, Lajos, Adatok a szarvasmarhak haemoglobinuriiijiinak 6s a juhok 
carceagjanak aetiologiajahoz. (Veterinarius. Vol. 21. 1898. p. 1.) 

6) Leblanc et Savignd, Sur l’h6moglobin6mie du mouton. (Journ. de 
m6d. vdt6r. 1889. p. 703.) 

7) Mot as, C., Recherches sur la piroplasmose ovine. (Cornpt. rend, de la 
Soc. de Biol. T. 53. p. 1523.) — Carceagul oilor (Piroplasmosa ovina). Bucuresci 

1902. 

13* 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. (J8. Heft 2. 


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In den roten Blutkorperchen sind Piroplasraen vorhanden; sie sind zumeiat 
rundlich oder mit amoboiden Fortsiitzen versehen. Man findet sie einzeln oder 
zu zweien als birnenformige Gebilde, nur ausnahmsweise werden 4—6 in einer 
Zelle angetroffen. Wahrend der Hiimoglobinurie kommen sie auch frei in dem 
Blutplasma vor. 

Piroplasma oder Babesia ovis ist ein eigenartiger Parasit der Schafe, 
der sicli nur in diesem Wirt entwickelt. Mit der subkutanen, intravenosen oder 
intramuskularen Verimpfung des infizierten Blutes ist die Krankheit auf gesunde 
Schafe iibertragbar. Junge Tiere sind empfanglicher, wie die alteren; die importierten 
Schafe erkranken leicliter als die einheimischen. 

Als Vermittler der Krankheit erkannte Mot as eine Zeckenart, den Rhipi- 
cephalus bursa. 

Im Laufe der letzten Jahre liefen ofters Berichte dariiber ein, dad die 
Krankheit auch in Deutschland existiere (Sonnenberg, Paschen); diese Meinung 
entbehrt jedoch bisher der zweifellosen Bestatigung, aagegen wurde die Kraukhcit 
in Transknukasien (Dshunkowsky und Luhs), in West-Indien und Venezuela 
(Zieman), Transvaal und in der Kap-Kolonie (Hutch eon), in West-Montana 
(Johnson) und China (Eggebrecht) auch mittels Blutuntersuchungen kon- 
statiert 1 ). 


Schon die Tatsache, daB in unserer n&chsten Nahe, in RumSnien, 
nach Mot as sogar auch in Bulgarien, die Piroplasmose der Schafe 
seuchenhaft vorkommt, rechtfertigte die Annahme, daB diese Krankheit 
auch in Ungarn einheimisch sein kann. Und tatsachlich fanden wir im 
MSrz 1909 gelegentlich der Untersuchungen einer periodischen, besonders 
im Friihjahr seuchenhaft auftretenden und bisher naher noch nicht be- 
kannten Schafkrankheit in den gefdrbten Blutpraparaten Piroplasmen 
von charakteristischer Zwillingsform. Der Sektionsbefund entsprach je¬ 
doch nicht der Piroplasmose; die experimentellen Blutverimpfungen 
blieben auch erfolglos, demzufolge wurde dem Befund keine besondere 
Bedeutung zugeschrieben. Seitdem hatten wir in wiederholten Fallen 
Gelegenheit, diese Krankheit zu beobachten, doch fanden wir im Blute 
neuerlich keine Piroplasmen von charakteristischer Form. 

Zu Ende des vergangenen Jahres konnten wir dann mit Bestimuit- 
heit konstatieren, daB die Piroplasmose der Schafe auch in unserem 
Lande vorkommt. 

Am 24. Oktober 1911 hatte K. Balds, ein ehemaliger Assistent 
meines Institutes, gelegentlich der Untersuchung eines aus Nagy-Zorlencz, 
Komitat Krasso-Szordny, stammenden geschlachteten Schafes folgende 
pathologische VerSnderungen beobachtet: 

Im subkutanen Bindegewebe zahlreiche, punktformige bis hellergroBe 
Blutungen. Samtliche Organe sind anainisch, das Blut lackartig. Blu- 
tungen finden sich auch auf den serosen Ilauten, doch in geringerer An- 
zahl. Die Milz zeigt geringgradige Schwellung. In den Dunn- und Dick- 
ddrmen akuter Katarrh mit punktformigen Hamorrhagieen, welche be¬ 
sonders in der Pylorusgegend aufifallen. In der Lunge zahlreiche kleinere 
bis groBere, blutige Intarkte. Auf dem Epicard punktformige Blutungen. 
Die Lymphknoten zeigen akute Schwellung und sind mit punktformigen 
Hamorrhagieen gesprenkelt. 

Die Milz wurde behufs bestimmter Diagnose in mein Institut ge- 
sendet, wo wir folgende Veranderungen konstatierten: 

1) Nach Beendigung ineiner Untersuchungen hat Dr. Hugo Inchiostri 
in Zara in einer Inauguraldissertation: „Vorkommen und Formen der Piroplastnosis 
ovis in Dalmatien" festgestellt, da8 in Oesterreich, d. h. in eiuigen Gegcndeu 
Dalmatiens, besonders innerhalb des Bezirkes Zara, die Piroplasmose der Schafe 
(Mitilj) sehr verbreitet ist. Verf. 


Gowgte 


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v. Rdtz, Ueber die Piroplasraose der Schafe. 


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1 

/ 



Fig. 1. Babesia ovis. Blutpraparat, nach 


Okular 8. 


Die Milz ist geringgradig vergroBert, die Riinder sind abgerundet; 
die Milzkapsel glatt, glanzend, durchsichtig und steif. Auf der Kapsel sind 
uberall, jedoch besonders auf der gewblbten FlSche und um die Spitze, 
nadelstich- bis hirsengroBe, 
scharf begrenzte, rotbraune 
Flecke sichtbar. Sie ist von 
duukelroter Farbe und teigi- 
ger Konsistenz. Die Schnitt- 
flache ist von weichselroter 
Farbe, vorgewolbt; die Pulpa 
leicht ausstreifbar; die Milz- 
balken sind kaum, dagegen 
die Lymphfollikel zienilich 
gut sichtbar. 

In den aus der Milz- 
pulpa entnommenen, getrock- 
neten und nach May-Griin- 
wald 1 ) gefarbten Ausstrich- 
praparaten fanden wir in den 
roten Blutkorperchen Piro- 
plasmen, und zwar in ziem¬ 
lich groBer Anzahl, da in 
einem Gesichtsfelde sich 
auch 8—10 solche rote Blut¬ 
korperchen befanden, in 
denen man Piroplasmen 
unterscheiden konnte. 

Die Form der roten 
Blutkorperchen erlitt zum 
Teil kaum eine Aenderung; 
sie nahmen auch die Farben 
ziemlich gut auf. Besonders 
solche Zellen schienen un- 
verandert, in welchen nur 
einzelne, kleinere Piroplas¬ 
men waren. Dagegen haben 
jene Zellen, in welchen 1 — 3 
groBere Gestalten vorhan- 
den waren, zumindest eine 
Schwellung erlitten; auch 
finden sich nicht selten Ery- 
throcyten von ganz unregel- 
maBiger Form, deren Zen- 
trum schwach gefSrbt, fast 
farblos oder auch gespalten 
erscheint; im letzteren Falle 
ist das Piroplasma in der 
Spalte sichtbar. 

Die Piroplasmen zeigen hinsichtlich ihrer Gr6Be und Form eine 
ziemlich groBe Variabilitat, indem ihr Durchmesser beilSufig 0,8—2 p. 
betrSgt; ihre Gestalt ist zuweilen rundlich, oval, stabchen- oder ringformig, 


iemsu gefarbt. Immersion 


A 








A 




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' _ o 








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I- 










WL 


Fig. 2. Babesia ovis. Milzpraparat, nach 
May-Griinwald gefarbt. Immersion */,,, 
Okular 2. 


1) Die Piroplasmen farben sich nach dieser Methode blau, der Kern dunkelrot. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2. 


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und meistens laBt sich in den roten Blutkbrperchen um dieselben ein 
lichterer Hof erkennen. 

Die Piroplasmen befinden sich in der Mehrzahl der Falle dem Rande 
der Zellen nahe; gegen die Mitte sind sie nur ausnahmsweise zu finden. 
Die kleinsten Gebilde erinnern ihrer Form nach an Monokokken, jedoch 
besitzen sie in ihrem Zentrum ein blaulich-rot gefSrbtes Kornlein, den 
Nucleus. Die groBeren, rundlichen Piroplasmen haben das gleiche Aus- 
sehen; doch ist ihr Kern verhaltnismaBig groBer, oder sie sind der Lange 
nach durch einen feinen, hellen Querstreifen geteilt, in welchem Falle in 
beiden Teilen je ein dunkelrot gefarbter Kern wahrnehmbar ist. Zu- 
weilen kommen auch diplokokkenahnliche Formen vor, wenn zwei kleine, 
rundliche Zellparasiten in nachster Nahe angetroffen werden. 

Nicht selten kann man ovale Formen unterscheiden, bei welchen sich 
der Kern in der Nahe eines Pols oder sogar ganz an dem einen Ende 
befindet. Diese sind gewohnlich einzeln anzutreffen oder in Gemeinschaft 
von mono-, bzw. diplokokkenahnlichen Formen, doch von diesen etwas 
weiter, am entgegengesetzten Rande des roten Blutkorperchens gelagert. 
Bei den rundlichen und ovalen Formen sind auch selten uiiregelmafiige, 
pseudopodienformige, mehr oder weniger starke Fortsatze erkennbar. 

Hier und da sind auch kurze, dicke Stabchenforraen, zumeist einzeln, 
zu finden, deren beide Pole blaulich-rot gefarbt erscheinen, als enthielten 
sie die bereits gespaltene Kernsubstanz; ihre Mitte ist hingegen von 
etwas lichtblauer Farbe. Gebogene Stabchenformen sah ich an der 
fiuBeren Fiache der roten Blutkorperchen. Diese erinnern an die Sporen 
der Coccidien oder Sarcosporidien und werden unmittelbar nebeneinander 
angetroffen, so daB sie rnit ihren ausgezogenen Enden sozusagen mit- 
einander zusammenhangen; das andere Korperende zeigt eine geringe 
Schwellung, und hier befindet sich der Kern. Es sind dies Entwicke- 
lungsformen, analog denen, die Kinoshita im Blute bei Hundepiro- 
plasmose in ahnlicher Anordnung gesehen hatte. 

Im hochsten MaBe charakteristisch sind die birnenformigen Gebilde, 
welche in den roten Blutkorperchen einzeln oder zu zweien angetroffen 
werden. Die einzeln vorkommenden sind gewohnlich groB, an einem 
Ende ausgezogen, an dem anderen angeschwollen und abgerundet, in 
dessen Mitte, zumeist von einem hellen Hof umgeben, sich der Kern be¬ 
findet. In diesen groBeren Piroplasmen sah ich in der Nahe des spitzen 
Pols offers ein bedeutend kleineres, rot gefarbtes Kbrnlein, wie dies bei 
Babesia canis von Kinoshita, Breinl und Hindle auch beob- 
achtet wurde. Dies mag der Nebenkern, der Blepharoplast, sein. 

Die birneniihnlichen Zwillingsformen erscheinen in den roten Blut¬ 
korperchen inannigfaltig angeordnet. Zuweilen liegen sie nebeneinander, 
so daB ihre LSngsdurchmesser fast parallel stehen, ein andermal kommen 
sie mit ihren ausgezogenen Enden zusammen, so daB sie in gerader Liuie 
oder in einem Winkel initeinander zusammenhangen. Die Zwillings¬ 
formen sind regelmaBig kleiner wie die einzeln vorkommenden, und ihr 
abgerundetes Ende wird sozusagen ganz durch den Kern ausgefiillt. 

In einigen Fallen beobachtete ich auch die Ringform, in welcher 
man eine groBe, vakuolenartige, rundliche Hohle, und in dem blau ge- 
fiirbten, schmalen Plasma den rundlichen oder etwas ausgezogenen Kern 
unterscheiden konnte. 

Endlich sah ich in vergroBerten und unvollkommen gefarbten, roten 
Blutkorperchen zu wiederholten Malen eine, auch von Motas erwahnte, 
interessante Form. In der Mitte der Zelle befindet sich eine unregel- 


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v. Ratz, Ueber die Piroplasmose der Schafe. 


199 


m&Bige Hohle, in welcher zahlreiche, rStliche Kornchen eine Rosetten- 
form bilden; um dieselben ist jedoch die blaugefarbte Plasmasubstanz 
nicht immer zu erkennen. 

Es ist eine sonderbare Erscheinuug, daB man in manchen roten 
Blutkorperchen, in welchen 2—3 Piroplasmen sich befinden, zuweilen 
ganz verschiedene Entwickelungsstadien unterscheiden kann. So konnte 
ich auch wahrnehmen, dad neben der erwahnten, in mehrfacher Teilung 
begriffenen Form auch eine amoben- oder birnenfdrmige Gestalt in einer 
gewissen Entfernung vorhanden sein kann. 

Ira Blutplasma frei vorkommende Piroplasmen von charakteristischer 
Form habe ich kaum gesehen, was der Umstand erklSren konnte, daB 
dieselben frei im Blutplasma nur gelegentlich der Hemoglobinurie, bzw. 
bei Zerfall der roten Blutkorperchen zur Beobachtung gelangen. 


Unser zweiter Fall stammt aus Kisszeben (Kom. S&ros), betreffs 
welches Tierarzt Munkacsy in eiuem Briefe folgendes berichtet: 


In der Schaferei der Kgl. ungar. Ackerbauschule in Kisszeben stellten sich 
unter den Jiihrlingen am 19. April pldtzlich massenbafte Erkraukungen cin und 
bis 2 Uhr Nachmittag sind schon 12 Liiminer umgestanden, bzw. geschlachtet 
worden. Die Tiere weiden wahrend des Treibens iiber Kornsaat und erbalten 
.auBerdem Riiben und Kleie als Futter. Auf gleiche Weise werden auch die 
ubrigen Schafe gefiittert, jedoch kamen unter den Mutterschafen und Saugliimmern 
keiue Krankheitsfiille vor, obwohl sie gemeinschaftlich gehalten werden. 

AufGrund einigerObduktionen berichtet er gleichfalls, daB der Bauch miiBig auf - 
getrieben, der Pansen etwas erweitert, die ubrigen Magcn leer gefunden werden; ihre 
Schleimhaut ist stellenweise mitBlutungen durcksetzt, in den Dickdarinen chronischer 
Katarrh und einzelne, 1—2 cm lange Spulwiirmer, im Mastdarm geringer Darm- 
inhalt, auf der Schleimhaut chronischer Katarrh. Die Leber ist hyperiimisch, bei 
manchen Individuen parenchymatos degeneriert; Leberegel kommen nur vereinzelt 
zum Vorschein. Milz und Nieren zeigen keine Vcriinderungen. In der Lunge 
finden sich Palisadenwiirmer, in niichster Umgebung katarrhalische Pneumome. 
Am Herzbeutel bei einigen Tieren Blutungen, in den Herzkammern briiunlich- 
rotee, gesetztes Blut. 


Behufs Diagnose hat man einen Kadaver in das pathologisch - ana- 
tomische Institut der tierarztlichen Hochschule gesendet. 

Obduktion: Der Kadaver war schwach ernahrt. Die Nasen- und Maul- 
schleimhaut blaB rotlich-grau. Das subkutane Bindegewebe grauweiB, mit Fett 
wenig durchsetzt. Die Muskulatur blaB rotbraun. In der Bauchhdhle ca. 1 Dezi- 
liter rbtlich-grauer, durchscheinender, seroser Fliissigkeit, das Peritoneum glatt, 
etwas getriibt, von griiniicher Farbe. Im Labinagen griinlich-brauner, diinn- 
fliissiger, schleimiger Inhalt, die Schleimhaut gelblich grau, etwas geschwollen. 
In den Diinndarmen diinnfltissiger Inhalt von geringem Quantum, die Schleimhaut 
blaBgrau, stellenweise dunkel graurot, geschwollen. Die meseuterialen Lymphknoten 
etwas vergrdBert, von weicher Konsistenz, die Schnittfliiche graulich-braun, gliin- 
zend, vorgewolbt. Die Milz ist von mittlerer GrdBe, bliiulich-roter Farbe und schlaffer 
Konsistenz, die Milzkapsel glatt, die Schnittfliiche rotbraun, mit ziemlich gut hervor- 
tretenden Milzbalkcn. Die Leber ist von mittlerer GrdBe, schlaff, die Leberkapsel 
glatt, unter derselben etwas verdickte und lanzettfdrmige Egel enthaltende, erweiterte 
Gallengiinge sichtbar; die Schnittflache ist grau lehmfarbig, das Parenchym zer- 
reiBlich. Die Nieren sind parenchymatos degeneriert, die Blase stark zusammen- 
gezogen, leer, die Schleimhaut blaB. In der Brusthdhle eine geringe Menge 
durchsichtiger, seroser Fliissigkeit. In den Lungen waren einige kleine, broncho- 
pneuinonisclie Ilerde, in den Bronchien mehrere Dictyocaulus (Strongylus) 
filaria. Im Herzbeutel ca. 8ccm gelblicher, triiber, seroser Fliissigkeit, das Perl- und 
Epicardium getriibt und mit gelbliehen, leicht abziehbaren, zerreiBlichen Fibrin- 
membranen bedeckt, an der llerzbasis, am Epicardium erscheinen dicht neben- 
einander punktformige bis grieskornchengroBe, scharf begrenzte, schwarzrote Flecke. 
Das Herz ist von mittlerer GrdBe, die Muskulatur von hellbrauner Farbe, von 
zerreiBlicher Konsistenz, in den Herzkammern ein mittelmiiBiges Quantum ge- 


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200 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 

ronnenen Blutes und Fibrins, das Endocardium glatt, glanzeud, durchsichtig, die 
Herzklappen gesund. 

Die pathologisch - anatomischen Ver&nderungen, namentlich die 
Schwellung der Lymphknoten, die parenchymatose Degeneration der 
Nieren, der Leber und Herzmuskulatur, ebenso auch die sero-fibrinose 
Pericarditis und die auf dem Epicardiuin befindlichen Hamorrhagieen 
liellen auf eine infektiose Krankheit folgern, doch boten sie kaum einen 
Grund zur Annahme der Piroplasmose. Die mikroskopische Untersuchung 
hatte trotzdem dies erwiesen, insofern in den nach Giemsa gef&rbten 
Blutpraparaten eine Anzahl der roten BlutkSrperchen Piroplasmen be- 
herbergte. 

Der mikroskopische Befund stimmte iiberein mit dem des ersten 
Falles, nur mit dem Unterschiede, daC die groBeren Piroplasmen unter 
den rundlichen und amobenformigen in der Mehrzahl anzutretfen waren. 

Unter den birnen&hnlichen Zwillingsformen befanden sich interessante. 
in Teilung begriffene Gestalten, die geschwellt erschienen, ihr Kern war 
etwas ausgezogen oder auch schon geteilt; in manchen Fallen konnte 
man sogar auch in dem Plasma eine feine, helle Querlinie, das Zeichen 
der Teilung, unterscheiden. 

Am 8. Mai erhielt ich die Milz eines 7—8-wochigen, geschlachteten 
Schafes von Kis-Kunmajsa (Komitat Pest). Die Milz war bedeuteud ver- 
groBert, 100 g schwer, 12 cm lang, 7 cm breit und 3 cm dick, die Kapsel 
gespannt, durchsichtig, mit nadelstichgroBen, zerstreuten Blutungen; ihre 
Konsistenz war schlaff, die Schnittfiache kirschrot, die Pulpa erweicht 
und leicht ausstreifbar. 

In den nach May-Grtinwald und Giemsa gefSrbten BlutprSpa- 
raten waren endoglobulare, rundliche Piroplasmen vorhanden, und zwar 
in manchen Blutkorperchen bis zu vieren. 

Am 19. Mai wurden mir abermals zwei Milzen zugeschickt von ge¬ 
schlachteten Lammern, deren Untersuchung ebenfalls eine akute Milz- 
schwellung und das Vorhandensein von Piroplasmen nachgewiesen hat. 

Die Untersuchungen haben demgemaB erwiesen, dafi die Piroplasmose 
auch in Ungarn vorkommt, und zwar zweifelsohne auch in mehreren 
Teilen des Landes, indem wir die Krankheit im ersten Falle an einem 
aus dem ZemplSner, im zweiten aus dem Krassd Szbr6nyer, im dritten 
aus dem Sdroser und in den tibrigen drei Fallen aus dem Pester Komitat 
stammenden Schafe konstatierten. 

Die Krankheit kommt auch in Ungarn in einer bbsartigen, akuten 
und todlich verlaufenden Form (die Falle von Kisszeben), und zweitens 
in einer milderen, chronischen, oder auch latenten Form vor, denn 
manchmal kann man iiberhaupt keine charakteristischen pathologischen 
Veranderungen in den Organen nachweisen, und die Blutuntersuchung 
beweist dennoch das Vorhandensein der Piroplasmen. 

Budapest, den 17. Dezember 1912. 


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Miyagawa, Ueber den Wanderungsweg dee Ankyloatomum duodenale etc. 201 


Nachdruck verboten. 

Ueber den Wanderungsweg des Ankylostomum duo¬ 
denale (caninum) bei oraler Infektion. 

lAus der raedizinischen Klinik des Prof. Dr. T. Irisawa an der Kaiserl. 

UniversitSt Tokio.J 

VorlSufige Mitteilung. 

Von Dr. Yoncji )llyagawa. 

Bei der Forschung liber die Invasionsmoglichkeit des Schistoso- 
mum japonicum durch orales Einnehinen von zwischen den Reis- 
feldern flieBendem Bachwasser beobachtete ich im letzten Jahre immer 
den Infektionsgrad des Ankylostomum duodenale, weil die An¬ 
kylostomum - Larven fast immer lebendig im HieBenden Bachwasser 
flottieren und die ins Wasser eintauchonden Organismen angreifen. 

Zu meiner Verwunderung vermochten nur einige Ankylostomen bei 
•9 Versuchstieren (Hunden) einzudringen, dagegen war die kutane In¬ 
fektion bei den in dasselbe Bachwasser eingetauchten Hunden immer so 
hochgradig und so sehr auffallend, daB der erste Infektionsmodus ver- 
schwiudend gering im Vergleiche mit dem letzten war. Es ist sehr 
interessant und augenfallig, daB bei dem kfinstlich Oder natilrlich ge- 
storten Intestinaltraktus immer ein gleiches Resultat erzielt wurde. Ueber 
den Infektionsmodus durch Fattening der A n ky I os to m u m - Larven ist 
schon seit langem von verschiedenen Autoren und Forschern geschrieben 
worden; besonders erwahnenswert ist aus dein Jahre 1886 eine Arbeit 
von Leichtenstern, „Ffitterungsversuche mit Ankylostomumlarven*. 
AuBerdera untersuchten Leichtenstern und Looss die Kfirperent- 
wickelung des Ankylostomum von der Larve bis zum erwachsenen 
Zustand innerhalb des Wirtes durch Larvenffitterung u. a. m. Zur Zeit 
ist der orale Infektionsmodus eine unzweifelhafte Tatsache. 

Wie kommt es nun eigentlich, daB meine Versuchsresultate ziemlich 
stark verschieden von denen der frfiheren Forschungen anderer Autoren 
sind? Im letzten Jahre bezweifelten Ffilleborn und Schilling- 
Torgau in ihrer Arbeit ,,Untersuchungen fiber den Infektionsweg bei 
Strongyloides und Ankylostomum“ das Vorhandensein der oralen 
Infektion des Ankylostomum und Strongyloides. Ich widmete 
mich nun vom Frfihjahre 1912 an dieser Forschung fiber die Infektions- 
moglichkeit durch Larvenffitterung, und erlangte endlich folgendes Re¬ 
sultat, das mir die Gelegenheit gibt, dieses noch ratselhafte Gebiet zu 
beleuchten. 

Durch verschiedene Untersuchungen und Forschungen bekam ich 
fast immer das gleiche Ergebnis. Die orale Infektion der Ankylo- 
s to m u in - Larven ist sicher vorhanden, ist aber viel geringer als die 
kutane; der Wanderungsweg innerhalb des Wirtes ist ziemlich kom- 
pliziert. Nur einige der verffitterten Larven dringen durch die Oeso¬ 
phagus- und Magendarmwand, werden durch Vermittelung des Blutstroins 
bis zum rechten Herzen und zur Lunge befordert, kriechen dann selbst 
hinauf bis zu den Bronchien, der Trachea, dem Kehlkopf und Pharynx, 
und endlich wieder zum Oesophagus und zum Magendarmkanal, ganz so 
wie bei der kutanen Infektion. Vielleicht gibt es aber noch einige, die 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2. 


von der Lunge zum linken Herzen zurflckkehren und dann durch Ver- 
mittelung des grofien Kreislaufs den Digestionstraktus erreichen. Die 
meisten der verfiitterten Larven gehen durch die Verdauungssafte, be- 
sonders durch den Magensaft, zugrunde, weswegen es immer weniger 
gelingt, durch orales Einnehmen der Larven, anstatt durch kutane Ap- 
plikation, zu infizieren. Ich will hier nur kurz meine Forschungsmethode 
erklaren. 

Das Experiment mit Bachwasser zwischen Reisfeldern (ira letzten 
Jahre 1911J: 

I. Orale Infektion. 

Als Versuchstiere w&hlte ich zahlreiche Hunde, weil bei diesen will- 
kflrliche Operationen leicht ausfiihrbar waren. Durch Vermittelung des 
Magenschlauches mit einer Mundklammer goB ich Bachwasser in den 
Magen des Hundes, und zwar 500—1500 ccm auf einmal, je nach der 
GroBe des Hundes, taglich 1—3mal, 2—9 Tage lang. Das Versuchs- 
bachwasser war vorher vom Boden aus gut umgeruhrt worden und war 
durch Beimischung von FluBniederschlSgen getrubt. Die eingegossene 
Menge betrug im ganzen 3 — 20000 ccm. Vor dem Experiment suchte 
ich immer nach der Anwesenheit der Parasiten bei den Versuchstieren 
durch Mikroskopierung des Kotes. Ich untersuchte 9 Versuchstiere auf 
folgende drei Arten: 

1) Durch EingieBung von groBen Mengen gewShnlichen Alkohols in 
den Magen erzielte ich akute Magendarmstorung, welche aber vielleicht 
an dem schon vorher erkrankten Digestionstraktus durch akute Reizung 
exazerbiert wurde. Durch EingieBen des Bachwassers wurde nur ein 
Hund von den 4 Versuchstieren mit nur sparlichen Ankylostomen in- 
fiziert. 

2) Durch die gleiche Manipulation bei an Magendarmst5rung natur- 
lich erkrankten Hunden war der eine von 2 Versuchstieren ganz in- 
vasionsfrei und beim anderen waren bei der Sektion nur so spSiliche 
Ankylostomen zu finden, daB das Ergebnis zweilelhaft war, weil der Kot 
des Hundes schon vorher nur wenige Ankylostomeneier enthielt. 

3) Die Ankylostomum-Larven sind sehr empfindlich gegen 
S&ure, besonders Salzsaure. Zur Neutralisierung der SalzsSure im 
Magen goB ich 2-proz. Sodalosung 15—20 Minuten vor dem EingieBen 
des Wassers ein, und 30—40 Minuten nach der Operation injizierte ich 
subkutan Morphium hydrochloricum oder Opiumtinktur, so daB die 
Darinperistaltik sehr trag und die Harnentleerung verspatet wurde. 
Vielleicht wegen der langsamen Resorption des eingegossenen Wassers, 
war es imstande, lange Zeit die Magendarmwandoberfiache zu beriihren. 
Unter den 2 Versuchstieren wurde nur das eine von sparlichen Ankylo¬ 
stomen ergriffen, das andere dagegen blieb ganz infektionsfrei. 

II. Kutane Infektion. 

Die Hunde, deren Kot ich vorher untersucht hatte, tauchte ich an 
derselben Stelle des Baches, an der ich das oben erwahnte Versuchs- 
wasser entnommen hatte, taglich 4 bis 6 Stunden, und zwar 4 bis 7 
Tage lang ein, im ganzen also etwa 17 bis 40 Stunden. Bei den Sek- 
tionen fand ich bei 4 Hunden immer zahlreiche Ankylostomen im Inte- 
stinalkanale. Ich babe hier noch das ziemlich interessante Ergebnis 
anzufiihren, daB die Ankylostomen den Wirt durch feuchte Erde infizierten 
und daB die kutane Invasion der Larven eine starke war. Ich wahlte 


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Miyagawa, Ueber den W&nderungsweg dee Ankylostomum duodenale etc. 203 


ein trockenes Reisfeld, durch das in der N&he kein Bachwasser floB. 
Als dieses trockene Reisfeld nach einem Regen sehr weich und schlamm- 
artig wurde, grub ich die Erde etwas weit aus, stellte in dieses Loch den 
Hund und bedeckte seine vier L&ufe t&glich 5 bis 6 Stunden lang mit 
tSglich gewechselter Erde, im ganzen etwa :">1 Stunden lang. Der eine 
von den 2 Versuchshunden wurde besonders stark von Ankylostomen 
infiziert und ging nach 25 Tagen daran zugrunde. der andere wurde 
ebenfalls ziemlich reichlich infiziert. Diese Versuche inachte ich im 
Jahre 1911 und veroffentlichte die Ergebnisse bereits teilweise im Frflh- 
ling 1912. Um nun die Ursache dieses so auffallenden Unterschiedes 
zwischen beiden Infektionsmoden aufzuklaren, benutzte ich vom Friih- 
jahr 1912 ab die folgende Forschungsmethode, mit der ich gliicklich zu 
einem fast endgiiltigen Schlusse kam. 

III. Die Untersuchungen im Jahre 1912. 

Ich wfihlte auch diesmal als Versuchstiere Hunde und erforschte 
den Wanderungsweg des Ankylostomum caninum bei oraler In- 
fektion vollstSndig. Ich kultivierte die A n ky los t om u m - Larven in 
Petri-Schalen mit Eier enthaltendem Hundekot und Tierkohle in meinem 
Laboratorium. 

a) Ich setzte reichlich Larven in den kleinen, provisorisch ausgeschalte- 
nen Teil des Oesophagus, welcher mit der Nachbarschaft, besonders mit 
GefaBen, in Verbindung stand. Nach gewissen Zeiten entnahm ich 
diesen Teil, fixierte ihn in 8-proz. Formalinlosung, bettete ihn in Celloidin 
ein und zerlegte ihn dann in zahlreiche SchnittprSparate zum mikro- 
skopischen Studium. Unter den zahlreichen Prkparaten land ich einige, 
in die Oesophaguswand eingebohrte Larven, z. B. in der Tunica mucosa, 
in der T. submucosa, hier besonderes in Blutgefafien, in der T. muscu- 
laris und auch in der T. serosa. 

b) Durch die ganz gleiche Manipulation an einem kleinen Teile 
des Diinndarms fand ich in den SchnittprSparaten gliicklich ziemlich 
reichliche, in die Darmwand eingedrungene Larven. Im abgeschabten 
Schleim an der Schleimhautobertl&che desselben Teiles sah ich neben 
reichlichen lebendigen Larven schon abgestorbene und unbewegliche. 

c) Obwohl ich die gleiche Operation am Magen ausfiihren wollte, 
war mir dies so gut wie unmSglich, weshalb ich dann eine andere For¬ 
schungsmethode auwendete. Nach Ftitterung mit zahlreichen Larven 
untersuchte ich sowohl den abgeschabten Schleim, als auch SchnittprSpa- 
rate von Oesophagus, Magen und Darm in verschieden langen 
Zwischenraumen (10, 24, 30, 48, 50 Stunden und nach 5 Tagen). Im 
Schleim fand ich einige lebendige Larven, deren Zahl viel geringer als 
die der gefiitterten war, daneben aber auch noch ziemlich viele ab¬ 
gestorbene und schon degenerierte, geschrumpfte Larven. In den zahl¬ 
reichen Schnittpr&paraten, besonders in den innerhalb 30 Stunden nach 
der Operation fixierten fand ich ebenfalls nur sparliche Larven in alien 
Magendarmwandschichten und ihren GefaBen. Es fiel mir sehr auf, daB 
sich im Schleime etwa innerhalb 24 Stunden nach der Operation nur 
sparlich lebendige junge Larven fand, wogegen die Zahl der abgestor- 
benen ziemlich groB war. Nach 30, 40 Oder 50 Stunden fanden 
sich viel entwickeltere Wiirmer iiberall im Digestionskanal. Nach dieser 
Zeit fand ich einige Male auch viele entwickelte Larven im Tracheal- 
schleim. Nach 5 Tagen waren die Larven hoch entwickelt und 


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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2. 


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grOBer, doch bildeten sie im ganzen nur einen verschwindend kleinen 
Bruchteil der geliltterten Larven. 

d) Hunden wurde die Trachea in der NShe des Kehlkopfes vOllig 
durchtrennt, das pulmonare Elide in die SuBere Haut verpflanzt und 
darin eine, einige Zentimeter lange Kaniile gelagert, so daB eine 
direkte Ueberwanderung der Larven aus den Lungen zum Oeso¬ 
phagus unmOglich war und der Trachealschleim vollstsindig nach 
auBen gehustet wurde. Wurden solchen Hunden reichlich Larven ge- 
ftittert, so erschienen 2mal unter 6 Hunden in dem Trachealkaniilen- 
sekret nur sparliche Larven. 

Durch die oben angefiihrten Tatsachen stellte ich fest, daB die in 
die Digestionswand eingedrungenen An ky 1 os t o m u m -Larven durch ver- 
mittelung des Blutstroms via Lunge. Trachea, Oesophagus und Magen 
zum Dartne gelangen. Ich untersuchte itnnier ganz genau die Schleiin- 
hautobertiache des Darmes der Tracheotomierten und fand fast regel- 
ni&Big darin ganz sparliche Larven, Dadurch gelangte ich zu dem Resul- 
tate, daB ein, wenn auch kleiner Teil der Larven nach Passage der 
Lungen in den groBen Kreislauf gelangen muB, um den Darm zu er- 
reichen, sonst wQrden diese tracheotomierten Tiere ganz infektionsfrei 
geblieben sein. Aus den oben geschilderten Versuchsresultaten kann 
ich wohl schlieBen, daB direkt per os in den Magen eingebrachte An- 
kylo stom u m-Larven fast samtlich zugrunde gehen und nur vereinzelt 
in die Digestionswandung eindrinuen, um dann via Gef&Bsystem, rechtes 
Herz, Lunge, Trachea und Oesophagus zuriiekzukehren Oder via rechtes 
Herz, Lunge, wieder linkes Herz, groBer Kreislauf in den Darm ein- 
zutreten. 


Nachdruck -verbolen. 

Ueberden WanderuDgsweg des Schistosomum japoni- 
cum durch VermittluDg des Lymphgefassystems des Wirtes. 

[Aus der medizimschen Klinik von Prof. Dr. T. Irisawa, an der 
kaiserlichen University Tokio.] 

II. Mitteilung. 

Von Dr. Yonejl Miyagawa. 

In meiner friiheren Arbeit, „Ueberdeu VVanderungsweg desSchisto- 
somum japonicum von der Haut bis zum Plortadersystem und 
iiber die Korperkonstitution der jungsten Warmer zur Zeit der Haut- 
invasion“ (Centralbl. fiir Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912) erklarte ich, 
daB die Infektionspforte des Schistosomum japonicum in der 
Haut des Menschen und des Tieres liegt und daB der Wanderungsweg 
via venoser Blutbahn, rechtes Herz, Lunge, linkes Herz, groBer Kreis¬ 
lauf bis zum Pfortadersystem ist. Es ist mir auch nach der Lage der 
jungsten YVurmer im Hautgewebe klar, daB sie teils durch die ganz 
gesunde Haut aktiv hineindringen und teils die Hilfe der Haarwurzeln 
benutzen, wie die A n ky 1 os to m u in - Larven, um in die Lymphspallen 
oder sofort in die Blutkapillaren im Hautgewebe zu gelangen, um dann 
weiter tiefer den gewohnlichen Wohnsitz zu erreichen. Bei diesem 





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Miyagawa, Ueber den Wanderungaweg dee Schistoeomum japonicum etc. 205 

Studium fand ich zwar in zahlreichen Schnittprfiparaten der Lymph- 
drflsen des infizierten Tieres einige jflngere VV(inner zur Zeit der Haut- 
invasion, konnte aber doch nicht zu eineni endgflltigen Schlusse konimen. 
Deswegen schrieb ich dainals nur, wie folgt: „Ist es doch mflglich, 
daii die jiingsten Wflrincr in Lymphspalten des Ilautgewebes (lurch 
Vermittlung des Lymphstroms weiter liefer bis zum rechten Herzen ge- 
langen konnen? Uni diese schwierige Frage zu erklSren, benutzte ich 
zablreiche SchnittprSparate der Lymphdrflsen des Versuchstieres, besonders 
der Lymphoglandula inguinalis. leider aber erfolglos. Trotzdem ist es mir 
sehr wahrscheinlich, daB die VV(inner siclier via LymphgefaBe tiefer ein- 
dringen, einige von ihnen im Drflsengewebe liegen bleiben, aber die 
Qbrigen von dort noch weiter an den Ductus thoracicus und an das 
rechte Herz gelangen konnen. u 

Im Friihling 1912 ging ich abermals nach Yamanasi, um diese r&tsel- 
hafte Frage zu ergrfluden. 

Die Untersuchungsmethode. 

Die zahlreichen Versuchstiere, besonders Hunde, tauchte ich wahrend 
etwa 7 Tagen tSglich 5- 6 Stunden lang zu verschicdenen Zeiten, nfimlich 
vom 15.—21. Mai, vom 27.—29. Mai resp. 3. Juni, vom 5.—12. 
Juni u. a. m. in Bachwasser der Provinzen Yamanaschi, Nakakomagori, 
Ikedaniura, u. a., wo die Scuche auffallend stark herrscht, ein. Mit 
Intervallen von 1—2 Stunden nach deni Herausziehen aus dem Wasser 
antersuchte ich nach folgenden Methoden das LymphgefaBsystem der 
Versuchstiere: 

1) Die jiingsten Wflrmer des Schist os o m u m mflssen durch die 
Lymphspalten des Hauptgewebes zum Teil in das BlutgefaB hineintreten 
und zum Teil weiter in das LymphgefSB fortwandern. Durch Vermitt¬ 
lung des LymphgefaBcs mtissen sie zum Teil durch Lymphdriisen arretiert 
werden, zum Teil konnen sie durch diese passieren. Danach sammeln 
sie sich in gewisser Zeit im Ductus thoracicus von verschiedenen Korper- 
teilen, um von dort zum BlutgefaBe (iberzugehen. Um diese, die 
Wflrmer enthaltende Lymphe zu mikroskopieren, machte ich folgenden 
operativen Eingriff. Innerhalb der Vena anonyma an der Fossa supra- 
clavicularis sinistra, wo die Vena subclavia und Vena jugularis zusammen 
in die Vena anonyma hineintreten, suchte ich den Ductus thoracicus 
und nahm nach der provisorisohen Unterbindung des Blutgef&Bendes 
durch Punktion die gestaule Lymphe heraus. Aber Leider mischte sich 
wegen der schwierigen Operation das venose Blut immer mit der Lymphe 
und stflrte dadurch liieine mikroskopisrhe Forsrhung. Hier muBte ich 
daher eine andere Untersucliungsmethode anwenden. Ich machte ziemlich 
schnell die Thoraxholile des Hundes auf und unterband darin den 
Ductus thoracicus neben der Aorta. Wahrend kurzer Zeit schlug das 
Herz noch lebhaft und durch Stauung der Lymphe trat der Ductus 
immer mehr hervor. Die durch Punktion des angescbwollenen Ductus 
thoracicus herausgenommene Lymphe trug ich dick auf das Objektglas 
und fand nach Farbung mit Metbylenblaulosung, Giem sa-Losung Oder 
Pikrokarminlosnng in zahlreichen I’rajiaraten einige jflngste Wflrmer. 

2) Die Lymphdrtisen des Versuchstieres. besonders die Lyinpho- 
glandulae inguinales u. a., fixierte ich in 8-jiroz. Formalinlflsung, zerlegte 
sie in Schnittpraparate duicli Celloidineinbettung und laibte sie mit 
Hamatoxyliueosin oder Boraxkarmin zum mikroskopischen Studium. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Unter zahlreichen PrBparaten fand ich glQcklich einige WQrmer im 
LymphdrOsen-Hilusgewebe. 

Die Grofie und die K orper kon sti tut io n der jQngsten 
Warmer von Schistosornum japonicum. 

Die Liinge der im LymphdrUsengewebe entdeckten jQngsten WQrmer 
betrug meistens 0,040 mm, die Breite schwankte zwischen 0,016 bis 
0,020 mm. Die Durchmesser bei dem quer geschnittenen Wurm be- 
trugen 0,012 mm und 0.016 mm. Die Lange der in der Lymphe des 
Ductus thoracicus entdeckten schwankte zwischen 0,035 bis 0,052 mm, 
die Breite zwischen 0,013—0,016 mm. (Die GrQBe der im peripheri- 
schen, venQsen Blut oder im Hautgewebe entdeckten jQngsten Parasiten 
betrug im Jahre 1911 meistens 0,040 mm Lange und 0,015—0,022 mm 
Breite, also waren sie ebenso groB wie die im Lymphsystem.) Die 
KQrperform war nicht rundlich, sondern elliptisch. Die groBte Breiten- 
dimension war in der Nahe des Kopfendes; das Kopfende war stumpfer 
und das Schwanzende spitziger wie bei den beiden Befunden im Jahre 1911. 

Die Doppelkontur der KQrperwand war nicht so deutlich, trotzdem 
bestand sie aus einer cuticulaartigen Membran und enthielt ganz kurze 
Flimmerharchen. 

Unter der Cuticularwand sail man eine Reihe von ganz kleinen 
Zellen. Das KQrperparenchym war fein netzfbrmig, mit kleinen, gut 
gefarbten Zellkernen als Netzknotenpunkte. Im Maschenwerke zerstreut 
sah man winzig kleine, mit Hamatoxylin oder Methylenblau gut tingierte 
KQrner. Der im DrQsengewebe entdeckte Wurm enthielt eine ziemlich 
deutliche Anlage des Mundsaugnapfes, dahinter streckten sich zahlreiche, 
kleine Zellkerne, anfangs in einer Reihe, welche sich bald in 2 Strangen 
bis etwa hinter die Mitte hinzogen. Neben diesen Zellstrangen fanden 
sich eigenartige, gefarbte Pigmenthaufen, Qber welche ich mich in meiner 
VerQffentlichung im Jahre 1911 ausgesprochen habe. Beider Invasions- 
form sah man die Anlage des Bauchsaugnapfes nur andeutungsweise. 
Wie die in obiger Schilderung erwahnten, haben die in den LymphdrQsen 
oder in der Lymphe entdeckten Wurmer ganz gleiche GroBe und Struktur, 
wie die im Hautgewebe und im peripherischen, venosen Blut gefundenen. 

SchlieBlich will ich hier noch bemerken, daB ich im LyinphgefaB- 
system, trotz sorgfaitiger Arbeit und zahlreicher P8parate, nur sparlich 
WQrmer linden konnte. Deswegen will ich hier feststellen, daB der 
eigentliche Wanderungsweg des Schistosornum japonicum von der 
Haut bis zum Pfortadersystem nicht das LymphgefaB-, sondern das Blut- 
gefaBsystem ist. 


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Bierast u. Lam ere, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in der Praxis. 207 


Nachdruck verboten. 

Phobrol im Laboratoriumsversuch und in der Praxis. 

[Aus dem Hygienischen Institut (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. 
G. Fraenken) und der Frauenklinik (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. 

Dr. J. Veit) der UniversitSt. Halle a. S.] 

Von 

Stabsarzt Dr. W. Bierast, und A. J. Iff. Laniers, 

kommandiert zum Institut. Assistenzarzt der Klinik. 

Schon 1889 hatte C. Fraenkel (1) die hohe bakterizide Kraft des 
Metakresols festgestellt. Weitere Untersuchungen fiber den desinfek- 
torischen Wert der Kresole, die in besonders eingehender Weise von 
K. Laubenheimer (2) ausgeffihrt und veroffentlicht worden sind, 
fflhrten zu einer Bevorzugung des Chlor-ra-Kresols als Desinfektions- 
mittel. Da dieser Kfirper in Wasser unloslich ist, die WasserlQslichkeit 
eiues Desinfektionsmittels aber seine allgemeine Verwendbarkeit bediugt, 
wurde das Chlor-m-Kresol in die Form einer Seifenlosung gebracht, wo- 
bei sich das ricinolsaure Kali als das geeignetste Losungsmittel erwies. 
Eine 50 proz. LSsung des Chlor-m-Kresols in ricinolsaurera Kali stellt 
•das Handelspraparat Phobrol „Roche u dar. 

Im folgenden soil fiber Versuche berichtet werden, die mit diesem 
neuen Desinfektionsmittel ausgeffihrt worden sind, bevor es in den 
Handel gebracht wurde. 

Uin sich nun gleichzeitig ein Urteil bilden zu konnen, wie sich die 
bakterizide Kraft des Phobrols in vitro und in praxi verhalt, hat der 
erste der oben genannten Verfasser seinen klinischen Kollegen gebeten, 
seine im Laboratoriumsversuch erzielten Ergebnisse (I. Teil) durch prak- 
tische Versuche (II. Teil) zu erganzen. 

I. Phobrol Im Laboratoriumsversuch. 

Das Phobrol ist eine braune, klare Flflssigkeit von Slartiger Konsi- 
stenz. Sie lfiBt sich mit einer beliebigen Wassermenge verdttnnen, ohne 
dafi ein AusfSllen des Desinficiens stattfindet. Die mit Leitungswasser 
bergestellten Verdunnungen sind milchig getrtibt. Verdfinnt man das 
Praparat mit destilliertem Wasser, so erhalt man fast vollstSndig klare, 
hellbrfiunlich aussehende Lfisungen. Vollstfindig klare Lfisungen zu er- 
halten, ist mir im Gegensatz zu Laubenheimer nie gelungen. 

Das Phobrol ist von der Fabrik kfinstlich parffimiert worden, wo- 
durch der den KresolprSparaten eigentfimliche, durchdringende Geruch 
soweit zuriickgedrfingt ist, daB ein Arbeiten mit der Lfisung nicht un- 
angenehm empfunden wird. Der Geruch haftet nur kurze Zeit den 
Hfinden und Gegenstfinden an, die mit der Phobrollfisung in Berfihrung 
gekommen sind. 

Es sei bemerkt, daB die Laboratoriumsversuche sowohl mit dem 
unparfumierten als auch mit dem parffimierten Prfiparat — 
nur letzteres befindet sich im Handel — ausgeffihrt worden sind. Beide 
Pr&parate unterscheiden sich nicht in ihrer bakteriziden 
W i r k u n g. 

Bei der Prfifung des Phobrols auf seinen desinfektorischen Wert 
wurde die zuerst von R. Koch (3) angegebene Seidenfadenmethode 


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208 


CentralbL f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


verwendet. Als Testobjekte wurden der Diphtherie- und Typhus- 
bacillus sowie der Staphylococcus pyogenes aureus gewahlt, 
da die nieisten ftir den Menschen pathogenen Mikroorganismen keine 
Dauerformen bilden und die Staphylokokken unter den vegetativen 
Arten die resistentesten Keime gegenOber schadigenden auBeren Ein- 
fliissen darstellen. 

2 cm lange sterile SeidenfSden wurden mit Abschwemmungen einer 
24-stflndigen Diphtherie-, Typhus- und Staphylokokken - Agarkultur ge- 
trankt und im Brutschrank bei 37° C vollst&ndig getrocknet. Die Ab- 
schwemmung erfolgte mit steriler NaCI (0.85-proz.)-LSsung und durch 
Scliiitteln der Kulturrbhrchen, um eine AblOsung des Nahrbodens und 
eine Uebertragung von Teilchen desselben auf die Seidenfaden zu ver- 
meiden. 

Die so zubereiteten Seidenfaden wurden in die betreffende Phobrol- 
losung eingelegt und nach verschiedenen Zeiten herausgenommen. Die 
Temperatur der Phobrollfisung betrug bei alien Versuchen 18° C. 

Um eine Entwickelungshemmung der Keime durch das den Seiden- 
faden anhaftende Phobrol mdglichst auszuschalten, wurden die Faden 
& Minuten in sterilem destillierten Wasser, mebrmals erneuert, mit aus- 
geglfihter Pinzette hin und her bewegt, bevor sie in einen fltissigen 
Nahrboden, welcher in steriler Bouillon von stets gleicher Beschaffenheit 
bestand, gebracht wurden. Leider gibt es nach Angabe der Firma kein 
chemisches Mittel, um das den Faden etwa noch anhaftende Phobrol 
neutralisieren zu k5nnen. 

Die BouillonrShrchen wurden 2 Tage im Brutschrank bei 37° auf- 
bewahrt, weitere 5 Tage bei Zimmertemperatur gehalten und taglich einer 
genauen Besichtigung unterwoifen. 

Als Kontrollen dienten Testobjekte gleichen Materiales, die der 
PhobrollOsung nicht ausgesetzt wurden. Sie zeigten in jedem Falle nach 
24 Stunden typisches Wachstum. 

Zum Vergleich des desintektorischen Wertes des Phobrols mit dem 
anderer Desinfektionsmittel dienten Lysol und Karbolsaure. 

Die Versuche wurden unter gleichen Bedingungen fifters wiederholt 
mit demselben Resultat, welches aus den Tabellen I—VI ersichtlich ist, 
wobei Wachstum mit +, Abtfitung der Keime mit — bezeichnet ist. 


Tabetic I. Tabelle II. 

1-proz. Phobrol — 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol 1-proz. Phobrol = 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol 
mit Leitiinptiwa^er hergeptellt. mit destill. Wasser hergestellt. 


l)auer 
der Kin- 
wirkimg 

Diph.- 

Bacillcn 

Typhus- 

bacilleo 

Staiihyio- 

kokken 

1 )auer 
dor Ein- 
wirkung 

Diph.- 

Bacillen 

Typhus- 

bacillen 

Staphylo- 

kokken 

30 5?ek. 

+ 

+ 

+ 

30 Sek. 

1 + 

+ 

+ 

1 Mm. 

+ 

+ 

+ 

1 Min. 

+ 

+ 

+ 

2 „ 

— 

— 

+ 

9 

— 

— 

+ 

3 „ 

4 

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4 


— 

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5 ;; 

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— 

— 



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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsverauch u. in der Praxis. 209 


Tabelle III. 


2-proz. Phobrol = 1 Proz. Chlor-m-Kresol 
mit Leitungswasser hergestellt. 


Dauer 
der Ein- 
wirkung 

Diph.- 

Bacillen 

■ Typhus¬ 
bacillen 

Staphylo¬ 

kokken 

30 Sek. 

+ 

+ 

+ 

1 Mio. 

— 

— 

+ 

^ » 

— 

— 

— 

4 „ 




5 „ 

— 

— 

— 


. Tabelle IV. 

2-proz. Phobrol = 1 Proz. Chlor-m-Kresol 
mil destill. Wasser herge^tollt. 


Dauer 
der Ein- 
wirkung 

Diph.- 

Bacillen 

Typhus¬ 

bacillen 

Staphylo¬ 

kokken 

30 Sek. 

+ 

+ 

+ 

1 Min. 

9 

— 

— 

+ 

3 „ 

4 .. 

— 

— 

— 

5 » 

— 

— 

— 


Tabelle V. 

2-proz. Lysol = 1 Proz. Kresol mit destill. 
Wasser hprgestellt. 


Tabelle VI. 

1 - proz. Karliolsaure (frisch bereitet mit 
dpftill. Wasser ans And. earbol. liquef.) 


Dauer 
der Ein- 
wirkung 

Diph.- 

Bacillen 

Typhus¬ 

bacillen 

Staphylo¬ 

kokken 

Dauer 
der Ein- 
wirkunu 

Diph.- 

Bncillen 

Typhus¬ 

bacillen 

Staphylo¬ 

kokken 

30 Sek. 

1 

+ 

+ 

+ 

5 

Mid. 

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+ 

+ 

1 Min. 

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+ 

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10 

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Ergebnis: Eine 1-proz. Phobrollosung mit einem fie- 
halt von 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol tbtete Diphtherie- 
nnd Typhuskeime in 2 Minuten, Staphylokokkeu in 3 M i - 
nuten ab. 

Eine 2-proz. Phobrollosung = 1 Proz. Chlor-m-Kresol 
enthaltend, 181 e t e Diphtherie- und Typhuskeime in 1 Mi¬ 
nute, Staphylokokken in 2 Minuten ab. 

Eine 2-proz. Lysollosung=l Proz. Kresol enthaltend, 
vernichtete Diphtherie- und Typhuskeime in 5 Minuten, 
Staphylokokken in 10 Minuten. 

Eine 1-proz. Karbols&urelosung totete Diphtherie- 
und Typhusbacillen in 60 Minuten, St a phylokok ken in 
90 Minuten ab. 

Es wurde ferner geprflft, ob eine 1-proz. bzw. 2-proz. alkoholische 
Phobrollosung hohere bakterizide Kralt besit/.t als die enGprechenden 
w&sserigen Losungen. Alkohol als VerdQnnungsmittel er- 
hohte nicht die keimtfltende Kraft des Phobrols, wie 
Tabelle VII und VIII erkennen laiit. 


£nte Abt. Orig. Bd. 68. 


lleft 2. 


14 


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URBANA-CHAMPAIGN 






















mo 


Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Tabelle VII. Tabelle VIII. 


1-proz. Phobrol = 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol 
mit 70-proz. Aethylalkohol hergestellt. 

2-proz. Phobrol = 1 Proz. Cblor-m-Krest 
mit 70-proz. Aethylalkohol hergestellt. 

Dauer 

Diph.- 

Typhus- 

Staphylo- 

Dauer 

Diph.- 

Typhus- 

Staphylo- 

wirkung 

Bacillen 

bacillen 

kokken 

wirkung 

Bacillen 

bacillen 

kokken 

30 Sek. 

+ 

+ 

+ 

30 Sek. 

+ 

+ 

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1 Min. 

+ 

+ 

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1 Mm. 

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— 

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2 „ 

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2 „ 

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4 „ 

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5 ;; 

— 

— 

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5 

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— 

— 


Weiterhin wurde die entwickelungshemmende Wirkung 
<ies Phohrols geprflft. Hierbei wurde folgendermaBen verfahren: Mit 
sterilem destillierteu Wasser wurden folgende Verdflnnungen des Phobrols 
hergestellt: 

1 :500, 1000, 1200, 1400, 1600, 1800, 2000, 2200, 2400, 2600. 

Von diesen Verdflnnungen wurde je 1 ccm mit steriler Pipette ent- 
nommen und in 9 ccm verfiflssigten und auf 42 0 abgekflhlten Agars ge- 
bracht. Durch Umrtihren mit einem sterilen Glasstab wurde das Pho- 
brol im Nflhrboden gleichmaBig verteilt. Die Beirnpfung tier Rohrchen, 
die nunmehr das Phobrol in den Verdflnnungen 1:5000, 10000, 12000, 
14000, 16000 usw. enthielten, erfolgte mit je einem Tropfen einer 24- 
stUndigen Bouillonkultur genannter Keimarten. Nochmaliges Umrflbren 
des Rohrcheninhaltes mit Glasstab, Ausgiefien der Rflbrchen in Petri- 
Schalen, Aufbewahrung derselben 2 Tage im Brutschrank bei 37°, 5 Tage 
bei Zimmertemperatur und tagliches Beobachten. 


Tabelle IX. 
Diphtheriebacillen. 


Beob- 

achtungs- 

dauer 

5000 

10000 

12 000 

14 000 

16000 

18000 

20 000 

22000 

24 000 

26000 

28000 

1. Tag 


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_ 

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_ 

_ 

— 


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2 . „ 


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3. „ 

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4. „ 

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— 

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— 

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+ 

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5. „ 

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6 . „ 

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— 

— 

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+ 

7. „ 

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— 

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— 

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Tabelle X. 
Typhusbacillen. 


Beob- 









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achtungs- 

dauer 

5000 

10000 , 

12 000 

14 000 

i__J 

16 000 

18000 

20000 

22 000 

24 000 

26 000 

28000 

1. Tag 

_ 


_ 1 _ 1 

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— 

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2 . 

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3. „ 

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4. „ 

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5. „ 

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URBANA-CHAMPAI6N 

















Bierast u. Lamers, Phobrol ini Laboratoriumsversuch u. in der Praxiti. 211 


Tabelle XI. 
Staphylokokken. 


Beob- 

achtungs- 

dauer 

5000 

10000 

12 000 

14000 

16000 

18 000 

2000 U 

22 000 

24000 

26 000 

28000 

1. Tag 


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5. „ 

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7. „ 

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— 

— 

+ 

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+ 

+ 

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Diese Versuche zeigen, daB die Entwickelungshemmung der in Rede 
stehenden Keime durch Phobrol eine sehr hohe ist. Eine Konzen- 
tration des Phobrols von l:22000 hemmtejeglichesWachs- 
tum der Diphtheric -undTyphuskeirae und eine solche von 
1:18000 das Wachstum der Staphylokokken. 

Wichtig erschien es ferner festzustellen, wie sich die bakterizide 
Kraft des Phobrols bei Anwesenheit von EiweiBstoffen 
verhalt. Bekanntlich wird durch Anwesenheit von EiweiBkorpern die 
Wirksarakeit der meisten chemischen Desinfektionsmittel beeintrachtigt. 
Ein sehr geeignetes Objekt ftir die Entscheidung dieser Frage stellt 
zweifellos der Tuberkelbacillen enthaltende Lungenauswurf dar. Das in 
ihra enthaltene EiweiB und Mucin sind schwer zu iiberwindende Stoffe, 
dazu kommt die wachsartige Hiille der Tuberkelbacillen, die dem Ein- 
dringen chemischer Stoffe einen auBerordentlich hohen Widerstand ent- 
gegensetzt. 

Zahlreich sind die chemischen Mittel und deren Konzentration, mit 
denen man versucht hat, die Tuberkelbacillen im Auswurf mit Sicherheit 
abzutoten. So z. B. berichten Schill und Fischer (4), daB sie mit 
Sublimat 2 Prom, die Tuberkelbacillen in 24 Stunden nicht abtoten 
konnten, dagegen gelang ihnen dies in 24 Stunden mit Karbolsaure 
5-proz. bei kraftigem Umruhren des Auswurfs nach Zusatz des Desin- 
ficiens. Nach Ropke (5) blieb Sublimat 1, 3 und 5 Prom, nach 8 
Stunden Einwirkungsdauer wirkungslos, dagegen wurden die Tuberkel¬ 
bacillen durch 1-2 Prom. Sublimat unter Zusatz von 1—4-proz. 
Kalilauge in der eben genannten Zeit vernichtet. Bo finger (6) hat 
ermittelt, daB Sublimat 1-prom, in 24 Stunden, Karbolsaure 5 proz. 
in 48 Stunden, Kresolseifenlosung 5-proz. in 48 Stunden, Kresolseifen- 
lSsung 10-proz. in 24 Stunden, Kiesolschwefelsaure 5-proz. in 48 Stunden, 
Kresolschwefels&ure 10-proz. in 24 Stunden Tuberkelbacillen mit Sicher¬ 
heit zerstorten. In den Versuchen von Gerlach (7) blieb Karbolsaure 
10-proz. bei 24-stundiger Einwiikung erfolglos; Lysol 5-proz. und 
10-proz. zeigten nach 3-stundiger Einwiikung den gewtinschten Effekt. 
Sprengler (8) gelang es mit Lysol 10-proz. erst nach 12 Stunden die 
Schwindsuchtskeiine im Auswurf unschadlich zu machen, Butter sack 
(9) mit Lysol 10-proz. nach 6 Stunden, ebenfalls nach 6-stiindiger Ein- 
wirkung mit Solveolen 10-proz. unter kraftigem Umrfihren des Gemisches 
von Auswurf und Desinfektionsmittel. 

Je ungiftiger ein Desinfektionsmittel ist und je schneller mit ihm 
das Ziel erreicht wird, urn so brauchbarer ist es ftir den in Rede 
stehenden Zweck. In spatestens 12 Stunden muB das Mittel meines Erachtens 

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CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


die Keime im Auswurf vernichtet haben, wenn es den weitaus meisten 
Fallen des tSglichen Lebens gerecht werden will. 

Der Versuch wurde in folgender Weise ausgefflhrt: 20 ccm eines 
geballten Lunnenauswurfes, der reichlich schleimige Beimengungen und 
viele Tuberkelbaciilen enthielt, wurde mit20ccm einer 10-proz. Phobrol- 
losung iibergossen und bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Kein 
Umriihren. Allmahliehes Eintreten einer Verfliissigung des Sputums 
bemerkbar. Vor Zusatz des Phobrols wurde ein festgeforniter Bestand- 
teil aus dem Auswurf entnommen und mit NaCl-Losung (0,85-proz.) ver- 
rieben. Je 1 ccm dieser Aufschwemmung wurde zwei Meerschweinchen 
subkutan eingeimpft (Kontrolltier I und II). Dem mit Phobrol ver- 
setzten Material wurden nach 5. 8. 10, 12 und 24 Stunden Teile ent¬ 
nommen und zentrifugiert. Das Sediment wurde nach 5maligem Waschen 
mit sterilem, destillierten Wasser mit 0,85-proz. KochsalzlOsung auf- 
geschwemmt und je einem Meerschweinchen subkutan (1 ccm) eingeimpft 
(Tier III—VII). 


Ergebnis: 

1) Einwirkungsdauer 5 Stunden. 

Tier III, getotet nach 35 Tagen. Sektion: Tuberkulose der Driisen, Milz und Leber. 

2) Einwirkungsdauer 8 Stunden. 

Tier IV, getotet nach 6 Wochcn. Sektion: Tuberkulose der Leber und Milz. 

3) Einwirkungadauer 10 Stunden. 

Tier V, getotet nach 8 VVochen. Sektion: Keine Tuberkulose vorhanden. 

4) Einwirkungsdauer 12 Stunden. 

Tier VI, getotet nach 9 Wochen. Sektion: Keine Tuberkulose. 

5) Einwirkungsdauer 24 Stunden. 

Tier VII, getotet nach 70 Tagen. Sektion: Keine Tuberkulose. 

Die Kontrolltiere I und II wurden nach 8 Wochen getfltet und 
zeigten eine schwere vorgeschrittene Tuberkulose aller inneren Organe. 

Die 10-proz. Phobrollflsung (= 5 Proz. Chlor-m-K resol ent- 
haltend) hatte nach lOstiindiger Einwirkung die Tuberkel¬ 
baciilen im Auswurf mit Sicherheit abgetfltet. 

Vergleichsweise wurde ein Versuch mit Lysol ausgefflhrt. 20 ccm 
desselben Sputums wurden mit 20 ccm einer 10-proz. Lysollosung = 
5 Proz. Kresol enthaltend, versetzt und ebenfalls bei Zimmertemperatur 
stehen gelassen. Vor Zusatz des Lysols subkutane Impfung zweier 
Kontrolltiere (I und II), wie bei dem Versuch zuvor. Nach 5-, 8-, 10-, 12-, 
20 und 24-stflndiger Einwirkung des Desinfektionsmittels Sputument- 
nahme und subkutane Impfung der Tiere III—VIII mit je 1 ccm 
Aufschwemmung des Materiales in NaCl-Losung nach vorausgegangenem 
5-maIigen Waschen und Zentrifugieren. 


Resultat: 

Die Sektion des TieresITl, geimpft mit Sputum nach 5-st. Einwirkung der Lvsollbsung, 
IV 8 

f» 11 * ¥ t 11 11 11 11 ° 11 11 11 11 

V 10 

11 V T I 11 »» 11 11 11 11 11 11 

IV 12 

ii »» x T i ii ii ii a a >> ii it 

ergab Tuberkulose der inneren Organe. Ein gleicher Befund wurde bei 
der Sektion der Kontrolltiere erhoben. 


Die Sektion des Tieres VII, geimpft mit Sputum nach 20-stflndiger 
Einwirkung der Lysollflsung und des Tieres VIII, geimpft mit Sputum 
nach 24stflndiger Einwirkung der Lysollosung lied keine tuberkulosen 
Ver&nderungen der Driisen und inneren Organe erkennen. 


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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsvereuch u. in der Praxis. 213 


Die 10-proz. LysollSsung (= 5 Proz. Kresol enthaltend) 
-war somit erst nach 20-stdndiger Einwirkung imstande 
gewesen, die Tuberkelbacillen im Auswurf abzutbten. 

Was nan die Giftigkeit des Phobrols anbelangt, so wurde am 
Meerschweinchen diejenige Dosis festgestellt, welche nach subkutaner 
Injektion binnen 48 Stunden zum Tode des Tieres fiihrte. Bei diesen 
Versuchen wurden Dosen mitO,l ccra Phobrol auf 100 g Meerschweinchen 
beginnend, um 0,1 ccm von Fall zu Fall steigend, gew&hlt. 

1. Versuch. 

Meerschweinchen, 240 g. Subkutane Injektion 0,24 Phobrol. Keinerlei Erscheinungen. 
Tier bleibt am Leben. 

2. Versuch. 

Meerschweinchen, 180 g. Subkutane Injektion von 0,36 Phobrol. l*/,Stunde nach 
der Injektion leichtee Zittern der Ohren, das bald voruber geht. Tier bleibt am Leben. 

3. Versuch. 

Meerschweinchen, 225 g. Subkutane Injektion von 0,675 Phobrol. 1 Stunde 
■ipater vereinzelte Zitterbewegungen, nach 2 Stunden voruber. Tier bleibt leben. 

4. Versuch. 

Meerschweinschen, 210 g. Subkutane Injektion von 0,84 Phobrol. Nach 20 Minuten 
unbedeutende Krampfe von kurzer Dauer. Tier bleibt leben. 

5. Versuch. 

Meerschweinchen, 193 e. Subkutane Injektion von 0,965 Phobrol. Nach 8 Minnten 
Krampfe der Vorder- und Hinterbetne. Nach 4 1 /, Stunden voruber. Tier bleibt leben. 

6. Versuch. 

Meerschweinchen, 213 g. Subkutane Injektion von 1,27 Phobrol. Nach 30 Minuten 
klonische Krampfe der Rumpf-und Extrenutatenmuskulatur. Nach 6 Stunden Krampfe 
voruber. Tier bleibt leben. 

7. Versuch. 

Meerschweinchen, 285 g. Subktane Injektion von 1,99 Phobrol. Mehrere Stunden 
anhaltende Krampfe. Tier erholt sich allmahlich, bleibt leben. 

8. Versuch. 

Meerschweinchen, 310 g. Subkutane Injektion von 2,5 Phobrol. Das Tier fallt 
wenige Minuten nach der Injektion uuter hefligen Krampfen der gesamten Muskulatur 
bei Seite. Atmung oberflachlich. Nur ganz allmahlich erholt sich das Tier und ist 
nach 48 Stunden noch am Leben. 

9. Versuch. 

Meerschweinchen, 325 g. Subkutane Injektion von 2,925 Phobrol. Wenige Minuten 
spater heftige Krampfe der gesamten Muskulatur, Tier liegt auf der Seite. Nach 
3 Stunden Tod durch Atemstillstand. 

Ergebnis: Als tbdliche Dosis wurde 0,9 ccm Phobrol = 
0,45 Chlor-m-Kresol auf 100 g Meerschweinchen bei sub¬ 
kutaner Darreichung ermittelt. 

DaB die Verabfolgung so konzentrierter Losungen des Phobrols eine 
tiefgehende Zerstorung des Gewebes im Bereiche der Injektionsstelle zur 
Folge hatte, muB hervorgehoben werden. Die nach 48 Stunden noch am 
Leben gebliebenen Tiere lieBen in den folgenden Tagen infolge Gewebs- 
nekrose eine rasch fortschreitende Gewichtsabnahme erkennen, die all- 
mahlich zum Tode fiihrte. 

Die Versuche beweisen trotz ungleichmaBig gesetzter Resorp- 
tionsverhaltnisse die relativ geringe Giftigkeit des Phobrols 
bei subkutaner Verabfolgung. 

Aehnlich scheint sich seine Giftigkeit bei stomachaler, aber wesentlich 
hoher die Giftigkeit bei intravenoser und intraperitonealer Injektion zu 
verhalten, wie die Untersuchungen von Zahn (10) dartun. Er hat in 
21 Versuchen die Phobrollosung (50-proz. Chlor-m-Kresol) mit der gleichen 
Konzentration des oftiziuellen Liquor cresoli saponat. hinsichtlich ihrer 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Giftigkeit bei subkutaner, stomachaler, intraperitonealer und intravenoser 
Applikation verglichen und dabei folgendes Ergebnis festgestellt: „Ein 
fur alle Darreichungsarten geltender Ausspruch iiber die relative Giftig- 
keit des Phobrols im Vergleich zum Kresolsaponat laBt sich nicht for- 
mulieren, da sich je nach der Applikationsart die Giftigkeit wesentlich 
Sndert. Bei oraler und subkutaner Darreichung ist das 
Phobrol eine gliickliche Mischung von auffallig geringer 
lokaler und allgenieiner Giftigkeit, dem Kresolsaponat 
weit flberlegen. Die ganz allmahlich sich einschleichende 
Wirkung ist fiir die Praxis von besonderer Bedeutung, da 
bei eventuellen Vergiftungsversuchen reichlich Zeit zu Ausspiilungen und 
antagonistischen MaBnahmen gegeben sein wird. Bei Applikation in die 
Blutbahn und auf serSse Hohlen sind — im Gegensatz zu obigcm Ver- 
halten — beide schon in kleinen Dosen schwer giftig, das Phobrol sogar 
giftiger.“ 

Auf Grund dieser Zahnschen Angaben haben Dr. Ungermann 
und Verf. chemo-therapeutische Versuche mit Phobrol aufgenommen, 
die zurzeit noch nicht abgeschlossen sind. Bei der Mitteilung iiber das 
Ergebnis dieser Untersuchungen wird gleichzeitig iiber die Giftigkeit 
des Phobrols bei oraler, intravenbser und intraperitonealer Darreichung 
berichtet werden. 

Zum SchluB seien noch Untersuchungen mitgeteilt, durch welche der 
Wert des Phobrols als Handed esinfektionsmittel festgestellt 
werden sollte. Bei diesen Versuchen wurde die von Paul und 
Sarwey (11) angegebene Methode benutzt, welche eine Verbesserung der 
Fii r b r i ngerschen (12) Versuchsanordnung ist, die geringsten Mangel 
besitzt und den Verhaltnissen der Praxis am meisten entspricht. Die 
leitenden Gesichtspunkte der Paul-Sarweyschen Methodik sind fol- 
gende: 

1) „Jede nachtragliche Verunreinigung der desinfizierten Hande wird 
mit Sicherheit ausgeschlossen durch die Verwendung eines sterilen 
Hastens, welcher samtliche zum Versuche notwendigen Gegenstande 
enthait, und in welchem die Priifung der Hande vorgenommen wird. 
Die Sterilisation des Hastens samt Inhalt wird durch langeres Aus- 
kochen bewirkt.“ 

2) „Die mit jeder chirurgischen Operation verbundene Aufweichung 
und mechanische Beeinflussung der Hande wird in mindestens gleich 
intensiver Weise durch langeres Waschen in heiBen Wasserbadcrn, 
energisches Abscheuern mit Sand und Abschaben der mazerierten Haut 
mit dem scharfen Loffel erzielt. Diese Manipulationen werden auf die 
ganze Oberflache beider Hande ausgedehnt. 11 

3) „Die nach den einzelnen Versuchsabschnitten vorzunehmende 
Priifung des Keimgehaltes der Hande geschieht mit sterilen harten 
Holzchen und zum Schlusse mit dem scharfen Loffel. Das energische 
Abschaben mit den Holzchen und spater mit dem scharfen Loffel erstreckt 
sich auf die Volar- und Dorsalseite beider Hande und alter Finger. Zum 
Schaben wird nicht nur die Holzchenspitze, sondern auch, soweit nicht 
die Nagelfalze und Unternagelraume in Betracht kommen, das ganze 
Hdlzchen verwendet. Die Holzchen werden alsdann in ein Probierglas 
mit 3 ccm sterilen Wassers geworfen, die anhaftenden Keime durch 
langeres Schiitteln vom Holzchen mbglichst losgesprengt und im Wasser 
gleichmaBig verteilt. Dasselbe geschieht mit den Epidermisstuckchen. 


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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsverauch u. in der Praxis. 215 


die mit dem scharfen LSffel abgeschabt wurden. SchlieBlich wird Wasser 
saint Holzchen bzw. Epidermisstuckchen mit verflussigtem Agar gut ver- 
mischt und in Petrische Schalen ausgegossen. 14 

Hergang der Versuche, die alle in gleicher Weise, aber mit 6 ver- 
schiedenartigen PhobrollSsungen ausgefUhrt wurden: 

Feststellung der Sterilitat aller auBerhalb des sterilen Hastens ver- 
wandten GegenstUnde. Abnahme der Keime von der trockenen Tages- 
hand mit sterilen HUlzchen, und zwar a) von der Oberflache beider 
Hande mit alien Fingern (Volar- und Dorsalseite), b) aus den Nagel- 
falzen. c) aus den Unternagelraumen samtlicher Finger. 

Die Holzchen wurden getrennt in Rohrchen mit je 3 ccm sterilen 
Wassers getan. 

Anfeuchten der Hande mit sterilem warmen Wasser, Untersuchung 
auf Keimgehalt wie zuvor unter a, b, c. 

5 Minuten langes Waschen der Hande und Unterarme mit sterilem 
heiBen Wasser, Seife und Biirste. Keimabnahme wie oben unter a, b 
und c. 

Eigentliche Desinfektion der Hande, und zwar: 


Im 1. Versuch mit 0,5-proz. wasseriger PhobrollQuung 

i) i* » „ n n 

„ 3. „ „ 0,5- „ alkoholischer PhobrollSsung (70-proz. Methylalkohol) 

4. » » 1 „ „ „ (70- ,, ,, 

„ 5. „ „ 0,5- „ „ „ (70- „ Aethylalkohol) 

ii 6. „ i, 1|0- ii ii ii (70- ,, ,i 

NB. Bei diesen Versuchen bezieht sich der angegebene Prozentgehalt der Phobrol- 
verdiinnungen auf den Gehalt an wirksamer Substauz. Jeder Versuch wurde von 
2 Personen ausgefiihrt. 


5 Minuten langes Bearbeiten der Hande mit steriler Bflrste und 
sterilem Tuche in dem Desinfektionsmittel. Abspfllen der Hande mit 
sterilem heiBen Wasser. Keimabnahme wie oben (a, b, c). 

EinfQhrung der Hande in den sterilen Hasten. Daselbst 10 Minuten 
langes Baden der desinfizierten Hande in 42° C heiBem sterilen Wasser. 
Keimabnahme wie zuvor. 

5 Minuten langes Scheuern der Hande in einem 42° C heiBen sterilen 
Sandbad. Keimabnahme wie bekannt. 

Prufung des Wasser- und Sandbades auf Keimgehalt, indem je 1 ccm 
mit Agar zu Platten gegossen wird. 

Abschaben der Hande mit dem scharfen LMel, Einbringen der 
Epidermisstflckchen und samtlicher Holzchen in RUhrchen mit 3 ccm 
sterilen Wassers. Kraftiges Schutteln der Rohrchen, Vermischen eines 
jeden Rohrchens mit 10 ccm 42° C warmen Agars, nochmaliges griind- 
liches Schutteln der Rohrchen. PlattengieBen. Aufbewahrung der Platten 
7 Tage lang bei 37° C und Zahlung der aufgegangenen Keime. 

Urn das Phobrol an Handen von moglichst verschiedener Gttte hin- 
sichtlich der Beschaffenheit der Haut auszuprobieren, wurden die Ver¬ 
suche von Aerzten, Laborantinnen und Dienern des Institutes unter 
Aufsicht des Verf. ausgefuhrt. 

Bei diesen Versuchen zeigte sich zunachst allgemein, daB das Phobrol 
weder in wasseriger noch in alkoholischer LUsung die Hande irgendwie 
angriff. Im speziellen liefien sie erkennen, daB alkoholische Losungen 
des Phobrols zur HUndedesinfektion geeigneter zu sein scheinen als 
wasserige Losungen, und daB der 70-proz. Aethylalkohol als Losungs- 
mittel dem Methylalkohol vorzuziehen ist. Nur mit der 1-proz. 


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216 


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alkoholischen Phobrollosung, hergestellt mit 70-proz. 
Aet hylal kohol, wurde beide Male vollst&ndige Keim- 
freiheit der Hande erzielt. 

Obwohl das Phobrol in wSsseriger LSsung bei diesen zuletzt an- 
gefilhrten Handedesinfektionsversuchen nicht so gut gearbeitet hat wie 
bisher, rechtfertigen meine Untersuchungen dennoch das Urteil, daB das 
Phobrol elite sclir wcrtvolle Bcrcichcruug unscres Dcsinfektlona- 
mittclschatzcs 1st. 


II. Das Phobrol In der Praxis. 

Gern habe ich der Bitte meines Kollegen vom Hygienischen Institut 
entsprochen, mich in Erg&nzung seiner Laboratoriumsuntersuchungen mit 
der Feststellung des praktisclien Wertes des Phobrols als Desinfektions- 
mittel fQr den klinischen Gebrauch und fQr die Privatpraxis zu befassen. 
1st doch der Ausfall der Untersuchungen solcher Mittel in vitro in vielen 
Fallen gar nicht entsprechend dem Erfolg derselben in dem praktischen 
Gebrauch. Um so mehr war ich gern bereit, der Aufforderung Folge 
zu leisten, als es sich nach Angabe der Hersteller des Phobrols in ihm 
um eiu neues Mittel handeln soil, dem nicht nur die Nachteile anderer 
ahnlicher Desiniektionsmittel (Lysol, Solveol, Lysoform) fehlen, sondern 
das dazu noch deren 3-fache Desinfektionskraft besitzt. 

So machte ich mich daran, die Brauchbarkeit des Phobrols unter 
mbglichst gleichen Verhaltnissen, wie sie in der gewohnlichen taglichen 
Praxis vorliegen, zu prflfen, mich dabei ausschlieBlich auf praktischem 
Verwendungsgebiet beschrankend, unter Beiseitelassung aller theoretischen 
Erorterungen und kiinstlich hergestellter Laboratoriumsbedingungen. 

In Betracht kam dabei fflr mich nur die in der Gebrauchsanweisung 
vorgeschriebene 0,5-proz. Losung. 

Mitten in die tagliche Praxis hineingreifend, legte ich mir nun zuerst 
mal die Frage vor: 1st das Phobrol iiberhaupt imstande und so ja, in 
wie kurzer Zeit, um z. B. einen einfach unsterilen Gummihandschuh, 
so wie ihn die Hebamme oder der Gebuitshelfer in der Praxis aus ihrer 
Tasche ziehen, einwaudfrei zu desinfizieren? 

Eine Wasser-, Biirsten- und Seifen wasehung schien mir dem Versuch nicht voran- 
gehen zu miisscn. Erstens beeintriiohtigt sie die Oenauigkeit der Versuche insofern, 
als sich nicht feststellen labt, welchcr Teil der eve.ituellcn desinfizierenden Wirkung 
einerseits der mechanischen Rcinigung, andercreeits der desinfizierenden Wirkung des 
Phobrols zuzuschreiben ist. Zweitens entspricht es mehr den Verhaltnissen der Praxis, 
die vorherige Wasehung mit Wasser und Seifo wegzulassen, da sie ja in VVirklichkeit 
nur zu oft vcrnachlassigt oder in einer Weise ausgefiihrt wird, in der von einer Keinigung 
kaum die Rede seiu kann. Oft fehlt ja auch die Zeit zu einer 10 Minuten dauernden 
Desinfektion, z. B. wenn die Hebamme zu einem Danuuschutz kommt bei schon sicht- 
barem Kopf oder wenn der Arzt zur Entwickelung einer 8teiBlage hinzugezogen wird, 
bei der der SjteiB schon geboren ist. Da kommt es auf moglichst scbnelle Herstellung 
keimfreier Hande an. Auch ist bei der Untersuehung techwangerer oder drohendcr 
Aborte z. B. eine Abkiirzung der Desinfeklionszeit in mancher Beziehung fiir beide 
Parteien wiinschenswert. 

Es liegt mir natiirlich fern, zu behaupten, dafl in der Praxis die vorangehende 
mechanische Rcinigung der Hande oder Hundschuhe mit warmem Wasser, iSeife und 
Biirste vernachlassigt werdcn kdnnte! Wenn aber in raeinen Versuchen die Waschungen 
mil Phobrollosung wahrend bestimmter Zeit imstande sind, einen Gummihandschuh 
oder eine Hand sicher zu desinfizieren, so wird eine vorangehende Wasehung mit Wasser 
und Seife den Erfolg der Desinfektion nur noch um so sicherer machen. 


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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in der Praxis. 217 


Was das Wasser und die Schiisseln zur Hersteilung der Phobrolldsung sowie die 
Biireten betrifft, benutzte ich entsprechend meineni Vorsatz, die ungiiiistigsten Ver- 
haltnisse der Praxis nachzuahmen, eine nicbt sterile Waschschiissel, eine nicht aus- 
gekochte Biirste (einfach die erste beste vom Waschtisch) und das einfache kalle Wasser 
aus der Wasserleitung. In der Gebrauchsanweisnng steht zwar, man soil lauwarmes, 
abgekochtes Wasser zur Losung des Phobrols verwenden, aber in der Praxis wird einem 
dies auch nicht immer zur Verfiigung stehen oder Zeit und Gelcgenheit fehlen, es sich 
herzustellen. Bursts, Schiissel und Wasser wurden eben der desinfizierenden Wirkung 
der Losung selbst uberla*sen. 

5 g Phobrol wurden in dem zugegebenen kleinen Becher abgemessen, einfach mit 
1 1 Wasser iibergossen, ohne jede spezielle MaBnahme betreffs sorgfiiltiger Losung, 
ebenso wie es in der Praxis gemacht wird. 

Meine ersten Reihen Untersuchungen bestanden nun darin, daB ich versuchte, die 
angezogenen unsterilen Handschuhe durch Biirsten in einer Schiissel rnit 1 1 Phobrol- 
losung zu desinfizieren. 

5£ur Kontrolle impfte ich immer vorher ab, um sicher zu sein, daB wirklich Keime 
den Handscbuhen anhafteten, die in Bouillon wuchsen und bis nach spatestens 2mal 
24 Stunden eine Triibung darin zu verursachen imstande waren. 

Einen sterilen Haudschuh hube ich dabei unter den von mir benutzten nie 
gefunden. 

Nach der Desinfektion implte ich von neuem ab und nun nicht weniger wie 
dreimal, einerseits um sicher zu sein, keine Keime zu iibersehen, andererseits um 
zufallige Verunreinigungen oder auch Nichtsterilitat eines Bouillonrohrchens in der 
Bewertung des Untersuchungsresultates ausschallen zu konnen. 

Zum Abimpfcn benutzte ich l'J, cm lange, 3—5 mm dicke, extra fiir diese Ver- 
suche angefertigte aufgewickelte und vcrniihte Gazetupfer, welche in einem GlasgefaB 
jedesmal vor einer Versuchsserie (meist nahm ich 4 Versuche in einer Silzung vor) 
trocken sterilisiert wurden. Ich faBie sie mit einer cbenfalls trocken sterilisierten Pinzette 
an, welche vor jedem Gebrauch nochmals in der Flamme abgegliiht wurde. 

Mit diesem Tupfer wurden die Handschuhe in alien Uichtnngen und an alien 
moglichen Stellen, besonders zwischen den Fingern, kraftig abgerieben und dann der 
ganze Tupfer in ein steriles Bouillonrohrchen geworfen. 

Abwechselnd impfte ich von der rechten und von der linkeu Hand. Bis auf die 
Versuche, wo dies extra vermerkt ist, desinfizierten sich also immer beide Hande oder 
Handschuhe gegenseitig in der angegebenen Zeit. 

Zur Entfernung des am Handschuh zuriickgebliebenen Phobrols nach der Des¬ 
infektion stand mir leider nicht die beste Methode, namlich die chemische Neutralisation 
des Desinfektionsmittels zur Verfiigung. Nach Aussage der Fabrikanten des Praparates, 
die Firma La Roche, gibt es ein solches Neutralisationsmittel nicht. Es blieb mir 
also nichts anderes iibrig, als den Phobrolrest durch Abspiilen der Hande in sterilem 
Wasser mechanisch zu entfernen. Das Phobrol muBte auf jeden Fall entfernt werden, 
denn es wurde sonst, wenn auch nur in iiuBerst kleinen Mengen, in die Boudlon mit 
hiniibergebracht, dort auf das Keimwachstum bemmend wirken. Das Abspiilen der 
Hande 2 Minuten lang schien mir aber besonders in den Versucben mit Gtimmihand- 
schuhen vollkommen zu geniigen. Der Rest des Spiilwassers, in dem vielleicht noch 
eine Spur Phobrol vorhanaen sein konnte, liiiift auf dem glatten Handschuh in Tropfen 
zusammen, die sich leicht abschiitteln oder bei der Abimpfung umgehen lassen. Ich 
glaube nicht, daB auf dem trockenen Handschuh noch Phobrol vorhanden ist. Der 
Qfters positive Ausfall der Versuche in dem Sinne. daB nach der Desinfeklion ab- 

f eimpfte Keime in der Bouillon wachsen, ist der Beweis dafiir, daB dem Wachstum der 
ieime nichts im Wege steht. 

Das Abspiilen mit sterilem Wasser hat nun seine gewissen Schwierigkeiten, an 
allererster Stelle in bezug auf die Wahrung der Sterilitat. Es ist unmoglich fur so 
zahlreiche Versuche (im ganzen etwa 100) jedesmal mehrere sterile Schiisseln mit ge- 
nugender Menge sterilen Wassers herbeizuschaffen, ohne gegen die Anforderungcn der 
Sterilitat und der genugenden Verdiinnung des abzuspiilenden Phobrols zu verstoBen. 

Ich habe mir also zu helfen gewuBt, indem ich die Hande unter der stromenden 
Dusche der Warmwasserleitung abrieseln lieB. Dieses Wasser ist praktisch steril und 
gibt unbedingt eine viel ausgiebigere Abspiilung wie das einfache Bewegen der Hande 
in einer Schiissel sterilen Wassers. 

Iramerhin diirfte der eine oder der andere positive Ausfall eines Versuches statt 
an der ungenugenden desinfizierendeu Wirkung des Phobrols an einem Versuchsfehler 
in dieser Wasserabspiiluug gelegen sein. Aber nur in fiir das Phobrol unverdient 
ungiinstigem Sinne kann dadurch unser Versuchsresultat beeinfluBt werden ; ein Nicht- 
funktionieren der desinfizierenden Wirkung des Phobrols konnte vorgetiiuscht werden, 


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wo dieses in Wirklichkeit nicht vorgelegen hat. iDBofern beeintrachtigt also das Ab- 
spiilen der Hande outer der Wasserleitung den Wert unserer Untersuchungen keines- 
falls. 

Abgebfirstet babe ich bei dieser Phobrolentfemung den Handschuh oder die Hande 
nicht menr, blofi abgespfilt, um das mechanische Entfernen der Keime nachtraglich 
noch zu vermeiden. 

Den positiven oder negativen Ausfall der Impfung habe ich nun an der dnrch 
Keimwachstum verursachten Triibung der Bouillon gepruft, in die der zum Abimpfen 
benutzte Tupfer hineingeworfen war. Keimfreiheit oder Keimgehalt des des- 
infizierten Handschuhes, das zu beurteilen, war das einzige, worauf es mir ankam. 
Welche Keinie da wuchsen, war mir fur meine praktiscnen Versuche ganz gleich- 
gfiltig. Also Triibung oder Klarbleiben der Bouillon. Dafi ich durch Bchiitteln der 
Rohrchen vermieden Babe, einen sich als Bodensatz vermehrenden Keim zu flbersehen, 
mochte ich nur noch nebenbei bemerken. 

Um sicher jedes Keimwachstum auszuschliefien, wurde das Resultat immer erst 
nach 2raal 24 Stunden eudgultig vermerkt: Negativ (—), wenn nichts gewachsen war; 
positiv ( + ), wenn eine Triibung Keimwachstum erkennen liefi. 

Zur Beurteilung des Resultates sei folgendes bemerkt: 

Wenn alle 3 Rohrchen triibe werden, mufi man unbedingt von einem vollstandigen 
Versagen der Desinfektion reden. 

Werden 2 Rohrchen triibe als Zeichen, daB sie infiziert Bind, dann liegt natiirlich 
ebenfalls der Verdacht nahe, dad die Desinfektion nicht funktioniert hat. Die Abimpfung 
kann das eine Mai zufiillig nicht auf einen Keim gestoBen sein. 

1st nur 1 Rohrchen triibe geworden, so ist naturlich nicht mit absoluter Sicherheit 
auezuschlieden, dad diese Triibung nicht durch einen trotz der Desinfektion auf dem 
Handschuh zurfickgebliebenen Keim verursacht ist. Aber doch hat die Annahme einer 
zufallig hinzugekommenen Verunreinigung mehr Wahrscheinlichkeit fur sich. Wie 
leicht kann wahrend des Trocknenlassens des Handschuhes und der Dauer des Ab- 
impfens (immerhin zusammen doch mindestens 5—7 Minuten) aus der Luft von neucm 
ein Keim auf den bereits desinfizierten Handschuh gefallen sein. Der Weg, den der 
zum Abimpfen benutzte Tupfer vom Aufbewahrungsgefad zum Handschuh, fiber den 
Handschuh und von dort zum Bouillonrohrchen zurfickzulegen hat, ist sehr betrachtlich 
und dabei die Gelegenheit der Luftinfektion sehr groB. Das wiederholte Oeffnen des 
Deckels des Tupferoehalters bedeutet eine Gefahrdung der Sterilitat aller anderen darin 
befindlichen Tupfer. Auch kann immer einmal ein Bouillonrohrchen unter den anderen 
sein, dessen Sterilitat nicht einwandfrei bewahrt blieb. Und schlieGlich sei noch einmal 
an die Infektionsmoglichkeit des desinfizierten Handschuhes durch das Abspulwasser 
erinnert. 

Alles in allem mochte ich eineTrfibung aller drei und auch zweier 
Bouillonrohrchen ffir einen Beweis absolut negativen Ausfalles de6 
Desinfektionsversuches ansehen. Das Wachstum von Keimen auf 
blofi einem der drei Rohrchen dagegen mochte ich eher ffir eine zu- 
fallige Verunreinigung einer der drei Abimpfungen und nicht oder 
nicht mit Sicherheit ffir ein Versagen der Desinfektion halten. 

Der Vorgang der Untersuchung war also immer der folgende: 
Vorher Abimpfen. 

Desinfizieren. 

Abspiilen 2 Minuten lang unter der Warmwasserleitung und Trocknen- 
lassen. 

3mal Abimpfen mit 3 verschiedenen sterilen Tupfern, abwechselnd die 
linke Hand mit der rechten und umgekehrt. 

Die Tupfer in sterile Bouillon werfen und nach 2mal 24 Stunden 
eventuelles VVachsen von Keimen an der Triibung der Bouillon fest- 
stellen. 

Das Resultat der beiden ersten Untersuchungsreihen war folgendes: 



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Bieras t u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in der Praxis. 219 


Versuch I. 


Handschuhe 5 Minuten mit 0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet. 







Keimwachstum 

vorher nachher 

1 

1 

nur 1 Handschuh, 

warme 

Phobrollosung 

+ 

+ - 

2 

II 




+ 

+- 

3 

IV 

2 Handschuhe, 



+ 

— 

4 

V 

2 



+ 

— 

5 

XCVII 

2 

kaltc 


+ 

+- 

6 

XCVIII 2 

tt 

tt 

+ 

— 


Versuch II. 

Handschuhe 3 Minuten mit 0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet. 




Keimwachstum 

vorher ; nachher 

1 

III 

kalte Phobrollosung 


+ '_ 

2 

VI 

] 


■4" I- 

3 

VII 

(dieselbe Losung (1 1) zu 

alien 4 Versuchen 

-f- 

4 

VIII 

f benutzt; 

kalt 

-j-- 

5 

IX 

J 


4-- 

6 

XI 

kalte Phobroll6sung 


+- 

7 

XIII 



+- 

8 

XIV 

tt t* 


4- 1- 

9 

XX 

warme „ 


1 — “■ 

10 

XXI 

>» tt 


+ 


Ob Zufall dabei im Spiele gewesen Oder nicht, in der 2. Versuchs- 
reihe hat also vou den 10 Desinfektionsversuchen kein einziger versagt. 
Die Waschung der Handschuhe wahrend 3 Minuten in 0,5-proz. Phobrol¬ 
losung ist also ein absolutes Desinfektiousmittel. 

Natiirlich probierte ich nun auch, ob in noch kiirzerer Zeit die Steri- 
litat der Handschuhe zu erreichen w&re. 


Versuch III. 

Handschuhe 2 Min. mit 0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet. 




Keimwachstum 
vorher nachher 

i 

XXIII 

kalte Phobrollosung 

+ 

— 

2 

XXIV 

tf 

tt 

+ 

+- 

3 

XXVII 

tt 

It 

+ 

+ + + 

4 

XXVIII 

It 

It 

+ 

—J— - - 

5 

XXX 

warme 

„ \ dieselbe Ldsung in 

+ 

— 

6 

XXXI 

tt 

„ | beiden Versuchen 

+ 

+ + + 

7 

XXXIV 

kalte 


+ 

— 

8 

XXXV 

it 

)t 

+ 

— 

9 

XL 

It 

tt 

+ 

— 

10 

XLI 

11 

11 

+ 

— 


Hier sind also 2 absolute MiRerfolge zu verzeichnen und 2mal war 
ein etwas zweifelhaft positiver Erfolg. 


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220 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Versuch IV. 

Handschuhe 1 Min. mit 0,5-proz. Phobrollosung abgerieben. 






Keimwachstum 
vorher | nachher 

1 

XL VII 

kalte Phobrollosung 

+ +- 

2 

XL VIII 



+ +- 

3 

LI V 

tt 

it 

+ + H- 

4 

LV 

tt 

tt 

+ +- 

5 

LIX 

warme 


+- 

6 

LX 

it 

tt 

+ | +- 


Hier ist also nur ein Versuch absolut negativ. Daneben aber so 
viele andpre zweifelhaft, daB man von einem Versagen der Desinfektions- 
methode fiir so kurze Zeit reden muB. 

Natiirlich war es nicht mOglich, in einer Minute beide Hiinde ordentlich mit der 
Biirste zu behandeln. Ich begniigte mich daher in der letzteren Vereuchsreihc damit, 
Zeige- und Mittelfinger der linken Hand mittels eines groBen Wattebausches mit der 
Phobrollosung abzureiben, und babe dann von diesen beiden Fingern geimpft. Eine 
sichere Sterilitat, wie mit Jodtinktur, scheint man also nach dieser Methode nicht er- 
reichcn zu konnen. 

Zu gleicher Zeit habe ich Versuche angestellt, inwiefern eine Sterili¬ 
sation der nicht mit einem Handschuh bekleideten Hand durch Phobrol- 
waschung zu erreichen ware. Das Abimpfen geschah in derselben Weise 
wie bei den Handschuhversuchen mit Tupfern. Fiir die Untersuchung 
der UnternSgelr&ume benutzte ich die sterilisierten abgebrochenen Spitzen 
holzerner Zahnstocher, die ich wie die Tupfer mit sterilen Pinzetten an- 
fafite und mehrere Male durch die Unternagelraume aller Finger hin- 
durchfiihrte. 

Eine Alkoholwaschung folgte der Phobroldesinfektion nicht. Daran ist 
vielleicht der wenig befriedigende Erfolg der Sterilitatsdauer der H&nde 
wahrend der Operation zuzuschreiben. Wie man sieht, genQgte die 
5 Minuten lange Desinfektion zur Sterilisation der Haut vollkomraen 
(nur ein negativer und ein zweifelhaft positiver Ausfall). Dagegen ver- 
sagte die Methode als Desinfektionsmethode der H&nde, da es in der 


Versuch V. 

Desinfektion der Hande ohno Handschuhe 5 Min. mit 0,5-proz. Phobrollbsung. 




Keimwachstum 

vorher nachher 

1 Unter-. 
nagel- Haut 
i rau me 

1 

X 

ohne Nagelreinigung 


+ 

+ 

— 

2 

XVII 

V 




+ 

+ 

— 

3 

XXII 

mit 




+ 

— 

+- 

4 

XXVI 





+ 

+ 

+ + + 

5 

XXIX 





+ 


-- 

6 

XXXVI 

ohne 




+ 

+ 

— 





V, 

Std. spater 



+ + — 

7 

XLVI 

mit 




+ 

— 

— 





V, 

Std. spater 



+- 

8 

LVI 

mit 




+ 

— 

— 

9 

LXI 

7? 

Tl 



+ 

— 

— 

10 

LX II 

ft 




4* 

4* 

— 





Vi 

Std. spater 

1 


+- 



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Bi eras t u. Lamers, Phobrol i in Laboratori unis vers uch u. in der Praxis. 221 


Halfte der F&lle trotz vorangegangener Nagelreinigung nicht gelang, die 
Unternagelraume von Keiraen zu befreien. 

Aus diesen Versuchen kann man nur den SchluB ziehen, daB eine 
Keimfreiheit der Hande durch Phobrol ebensowenig wie durch alle an- 
deren bisherigen Desinfektionsmittel sicher zu erreichen ist und nur der 
Gebrauch von sterilen Gummihandschuhen den Anforderungen einer 
sterilen Hand entspricht. 

In Anbetracht des giinstigen Ausfalles der vorigen Versuche mit 
der Desinfektion der Haut der H&nde war ich sehr erstaunt, ein voll- 
kommenes Versagen der Methode bei der Desinfektion der Bauchhaut 
konstatieren zu miissen. Ich hatte gehofft, in der Phobroldesinfektion 
ein gutes Schnelldesinfektionsmittel fur Notoperationen gefunden zu haben, 
aber die Versuche belehrten mich eines anderen. 

Versuch VI. 

Abdomen 5 Min. mit in Wasser gelbstem 0,5-proz. Phobrol desinfiziert. 


Keimwachstum 



vorher 

nachher 

1 

XII 

+ 

+ + — 

2 

XV 

+ 

-f- + 4- 

3 

XVI imraer warrae Phobrollfisung 

+ 

-i- 4* + 

4 

XVIII 

+ 

4- -f -f 

5 

XIX 

+ 

+ + - 

6 

XXV 

+ 



Das Abdomen wurde 5 Minuten lang mit der Phobrollosung abge- 
burstet und dann wahrend 2 Minuten mit Tiichern mit sterilem Wasser 
nachgewaschen, am das Phobrol zu entfernen. Nachdem dann die des- 
infizierte Stelle mit sterilen Tiichern abgetrocknet war, wurde dann von 
ihr abgeimpft. Der Erfolg war, daB in alien 6 Fallen nachher nocli 
Keime wuchsen. 

Ich versuchte die Methode zu verbessern, indem ich das Phobrol 
statt in Wasser in Alkohol ldste; der Erfolg war derselbe. 

Versuch VII. 

Abdomen 5 Min. mit in Alkohol gelostem 0,5-proz. Phobrol desinfiziert. 




Keimwachstum 
vorher nachher 

1 

XXXIX 

+ 

+ + + 

2 

LII 

+ 

4 - 4 - 4 - 

3 

LIII 

4* 

4- 4- 


Damit habe ich die Versuche der Desinfektion des Abdomen mit 
Phobrol aufgegeben. 

Nun muB man aber in Betracht ziehen, daB es in der taglichen 
Praxis sowohl des Arztes wie der Hebamme vorkommen kann, daB dem 
Handschuh oder der Hand widerstandsfahigere Keime ankleben wie die 
gewohnlichen, mit denen unsere Gebrauchsgegenstande bedeckt sind. 
Eine groBe Resistenz gegen alle moglichen Desinfektionsmittel besitzt 
z. B. der sporenbildende Wurzelbacillus. 

Die Handschuhe wurden nun mit einer Bouillonkultur dieser Keime 
eingerieben, die ich dann darauf eintrocknen lieB. Nachdem vorher die 
Kontrollimpfung gemacht war, wurde dann die Desinfektion vorge- 
nommen. 


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222 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2. 


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Versuch VIII. 


Mit Wurzelbaci Hub infizierte Handschuhe 5 Min. lang mit 
0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet. 




Keimwachstum 



vorher 

nachher 

1 

XXXII 

+ 

___ 

2 

XXXIII immer warme Phobrollosung 

+ 

+- 

3 

XXXVII 

+ 

— 

4 

LXXXIX 

+ 

— 


Versuch IX. 

Mit Wurzelbacillus infizierte Handschuhe 3 Miu. lang mit 
0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet. 


Keimwachstum 


, vorher 

nachher 

1 

XXXVIII 

kalte Phobrollosung 

+ 

— 

2 

XLII 

warme 


+ 

+- 

3 

XLIII 



+ 

— 

4 

XLIX 

kalte 


+ 

H—1- 

5 

L 



+ 

+ — 

6 

LVII 

warme 


+ 

— 

7 

LVIII 

kalte 


+ 

— 

8 

LXIII 

warme 


+ 

+ — 

9 

LXIV 



+ 

— 

10 

LXIX 

7 ) 


+ 

— 


Versuch X. 

Mit Wurzelbacillus infizierte Handschuhe 2 Min. lang mit 
0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet. 



Keimwachstum 
vorher | nachher 

1 LXV 

+ ]- 

2 LX VI 

+ + + — 

3 | LXX immer kalte Phobrollosung 

-f- 

4 LX XI 

■|* I ■ 1 ■ ■ 

5 LX XIV 

+ + + — 

6 LXXV 

+- 


Versuch XI. 

Mit Wurzelbacillus infizierter Handschuh 1 Min. mit in 0,5-proz. 

Phobrollosung getauchtem Wattebausch abgerieben. 

Keimwachstum 
vorher j nachher 

1 LXXVIII I + ! +- 

2 LXXIX + |- 

3 C immer warme Phobroll 6 sung - 1 - + H- 

4 | Cl + , +- 

Auch hier kann man also sagen, daB die Desinfektion mit Pliobrol 
ausreidit, uin in 3 Minuten den Handschuh von Wurzelbacillen sicher 
zu befreien. 6 Versuche waren absolut positiv, und nur in einem kbnnte 
man eventuell an der Wirksamkeit der Desinfektion Zweifel hegen. 
Auch der Ausfall der 2 Minuten dauernden Waschung ist noch ein 
sehr guter. 



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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in tier Praxis. 223 


Mit diesen Versuchen habe ich eine andere Versuchsreihe kombiniert. 
Zum Einreiben der Handschuhe mit den Keimen benutzte ich einen 
Tupfer, der mit einer anatomischen Pinzette gehalten wurde. Letztere 
wurde also ebenfalls mit dem Keime infiziert, und zwar an der gerifften 
Spitze, an der Stelle, die am schwierigsten zu desinfizieren ist. Diese 
Pinzette legte ich nun wahrend der Dauer der Handedesinfektion in die 
Phobrollosung, spfllte sie nach beendeter Handewaschung unter der 
Warmwasserleitung tfichtig ab und steckte sie dann in ein steriles 
Bouillonrbhrchen. Ich muBte aber schon gleich erfahren, daB der Ver- 
such sich in dieser Weise nicht ausfiihren lieB, da wahrscheinlich infolge 
Einwirkung der Bouillon auf Metallteile auch ohne Keimwachstum die 
ganze Bouillon schon innerhalb 12 Stunden trube wurde und einen 
dicken Bodensatz zeigte. So habe ich also den Versuch in der Weise 
modifiziert, daB ich die Pinzette in flilssiger AgarlSsung kraftig ab- 
schflttelte und dann aus diesem Rohrchen eine Agarplatte groB. Der 
Erfolg war ein iiberraschend guter. 

Versuch XII. 

Mit Wurzelbacillus infizierte Pinzette 3 Min. in 0,5-proz. Phobrollosung. 

Keimwachstum 

1 XLIV warme Phobrollosung — 

2 XLV 

3 LI kalte „ — 

Versuch XIII. 

Mit Wurzelbacillus infizierte Pinzette 2 Min. in 0,5-proz. Phobrollosung. 

Keimwachstum 

1 LX VII — 

2 LXVIII — 

3 LXXII immer kalte Phobrollosung — 

4 LXXJII — 

5 LX XVI — 

6 LXXVII — 

Innerhalb 2 Minuten waren also die Wurzelbacillen an den infizierten 
Pinzetten mit Sicherheit abgetbtet. 

Eine weitere Versuchsreihe mit kiinstlich infizierten Handschuhen 
machte ich mit Bacterium subtilis, ebenfalls ein Keitn, welcher 
durch die Eigenschaft auBerordentlich resistente Sporen zu bilden, aus- 
gezeichnet ist. Der Vorgang bei der Untersuchung war derselbe, wie er 
beim Wurzelbacillus beschrieben ist. 

Versuch XIV. 

Mit Bact. subtilis infizierte Handschuhe 3 Min. lang mit 0,5-proz. Phobrol¬ 
losung gebiirstet. 






Keimwachstum 
vorher | uaehher 

1 

LXXX 

warme 

Phobrollosung 

+ 

_ 

2 

LXXXI 



+ 

— 

3 

LXXXIV 



+ 

+- 

4 

LXXXV 

kalte 


+ 


5 

XU 

warme 


+ 

+- 

6 

XCI 

V 

n 

+ 



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224 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2. 


Versuch XV. 

Mit Bact. subtilis infizierte Handschuhe 2 Min. lang mit 0,5-proz. Phobrol¬ 
losung gebiirstet. 




Keimwachstum 
vorher i nachher 

1 

LXXXII kalte Phobrollosung 

+ 

_ 

2 

LXXXIII „ 

+ 

+- 

3 

LXXXVI warme „ 

+ 


4 

XCII kalte „ 

+ 


5 

XC1II 

+ 

+- 


Auch hier war der Erfolg also ein auBerordentlich zufriedenstellen- 
der, da sowohl bei der 2 Minuten wie 3 Minuten dauernden Desinfektion 
kein einziger MiBerfolg zu verzeichnen war und nur je 2mal ein zweifel- 
haftes Resultat gefunden wurde. 

Nun konnte ich meinen Versuchen noch folgende anreihen. Ich legte 
die mit Bacterium subtilis infizierten Tupfer, welche zum Einreiben 
der Keime benutzt waren, verschieden lang in 0,5-proz. PhobrollSsung, 
urn festzustellen, inwiefern letztere auch fUr die Desinfektion von Ver- 
bandstoffen etc. dienlich sein konnte. 

Es kam mir bei diesen Versuchen aber die Schwierigkeit, wie das 
zur Desinfektion benutzte, dem Tupfer noch anhaftende Phobrol zu ent- 
fernen sei. Es blieb mir nichts anderes ubrig, als dies ahnlich wie bei 
den Handen durch Spulung mit sterilem Wasser zu tun und den Tupfer 
in einem sterilen Reagensrdhrchen innerhalb 2 Stunden mehrere Male 
(5—lOmal) mit sterilem Wasser zu ubergieBen. SchlieBlich wurde dann 
wieder der Tupfer in sterile Bouillon geworfen. 

Versuch XVI. Mit Bact. subtilis infizierter Tupfer, 

'/, Std. in 0,5-proz. Phobrollosung. 

Keimwachstum 

1 LXXXIX + 

2 XCVJ — 

3 C1I — 

Versuch XVII. Mit Bact. subtilis infizierter Tupfer, 

1 / 4 Std. in 0,5-proz. Phobrollosung. 

Keimwachstum 

1 LXXXVII + 

2 LXXXVIII + 

3 XCIV — 

4 XCV — 

5 CI1I — 

6 CIV - 

Bacterium subtilis wird also unter gewissen Bedingungen an infi- 
ziertem Verbandmaterial innerhalb 1 | 2 Stunde durch 0,5-proz. PhobrollQssung 
abgetotet. 

Es schien mir wiinschenswert, denselben Versuch mit einem 
anderen Keim zu wiederholen, und sehr geeignet dazu muBle der uns leider 
ab und zu belastigeude und sehr schwierig zu iiberwindende Bacillus 
pyocyaneus sein. Ich ging dabei in derselben Weise vor, wie mit 
dem Bacterium subtilis. 


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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriums versuch u. in der Praxis. 225 


Verauch XVIII. Mit Bac. pyocyaneus infizierter Tupfer, 

V, Std. in 0,5-proz. Phobrollosung. 

Keimwachstum 

1 CV + 

2 CVIII + 

3 CIX + 

4 CX + 

5 CXI — 

6 CXI I + 

Versuch XIX. Mit Bac. pyocyaneus infizierter Tupfer, 

*/ 4 Std. in 0,5-proz. Phobrol losung. 

Keimwachstum 

1 CVI + 

2 CVII + 

3 CXI1I + 

Der Erfolg ist nicht besonders giinstig zu nennen. Es gelang nicht, 
innerhalb einer halben Stunde den Pyocyaneus unter den vorliegenden 
Verhaltnissen an dem Verbandmaterial abzutoten. 


Versuch XX. 


Verauch XXII. 


Mit Pyocyaneus infizierte Tupfer. 
1 Stunde in 0,5-proz. Phobrollosung 
Keimwachstum 


1 

CXIV 

+ 

2 

CXV 

+ 

3 

CXVI 

+ 

4 

CXVII 

+ 

5 

CXVIII 

+ 

0 

CXIX 

+ 


Versuch XXI. 

Dasselbe, 3 Stunden in 0,5-proij. Phobrol¬ 
losung 

Keimwachstum 

1 CXXIX — 

2 CXXX - 

3 CXXXI 


Dasselbe, 4 Stunden in 0,5-proz. Phobrol- 
lhsung 

Keimwachstum 

1 CXX - 

2 CXX1 - 

3 CXXIV — 

4 CXXV — 

5 CXXVI — 

6 CXXVII — 

Versuch XXIII. 

Dasselbe, 5 Stunden in 0,5-proz. Phobrol¬ 
losung 

Keimwachstum 

1 CXXII - 

2 CXX1II — 

3 CXX VIII — 


Hieraus geht hervor, daB die Tupfer nach 3-stfindiger Einwirkung 
sicher steril sind. 

Wenn wir jetzt zu den anderen fur die Praxis wichtigen Punkten 
in der Verwendung des Phobrols flbergehen, miissen wir wohl haupt- 
sSchlich die folgenden ins Auge fassen: 

Der Geruch des Phobrols (es ist von der Fabrik kiinstlich 
parfumiert) ist ein recht guter. Nicht eindringlich oder reizend, ist er 
typisch genug, urn daran die Losung fiir jedermann und jeden Laien zu 
charakterisieren und notigenfalls auch iible Diinste zu flberstimmen. Er 
bleibt den Gebrauchsgegenst&nden und Korperteilen nur sehr kurze Zeit 
anhaften. 

Phobrol greift Metalle nicht an. Ich habe vernickeltelnstrumente 
24 Stunden lang in 0,5-proz. Ldsung liegen lassen, ohne daB dieselben 
schwarz wurden oder in anderer VVeise dadurch litten. 

Es macht keine Flecke in Kleider und W a sc he. Ich habe 
mit der Losung in Bertihrung gekominene Handtucher und Aerztemantel 
zeichnen lassen und sie kontrolliert, als sie aus der W&sche kamen. Ich 
konnte daran keine Flecken oder sonstige Schadigungen infolge der Be- 
riihrung mit Phobrol feststellen. 

Erste Abt. Ong. Bd. 08. Heft 2. 15 


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226 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Es greift die Hande nicht an. In der ganzen Zeit, die meine 
Versuche dauerten, habe ich nichts von besonderen Reizzustanden oder 
Ekzemen der Hande bemerkt. Auch ist es in der Verwendung absolut 
schmerzlos, sogar beim Bflrsten der Hande und auch an zur Operation 
vorbereiteten auBeren Genitalien der Patienten. 

Was die Giftigkeit des Phobrols betrifft, verweise ich nach dem 
daruber Gesagten im ersten Teil dieses Aufsatzes (Bierast, Zahn). 

Phobrol brennt nicht und bietet keine Explosionsgefahr. 

Die Originalverpackung ist nicht nur sehr nett zu nennen, 
sondern die charakteristische Form der Flaschen gibt die notigc Sicher- 
heit, daft Verwechselungen mit anderen Fliissigkeiten bei einiger Auf- 
merksamkeit vermieden werden konnen. 

Die fliissige Form des Mittels hat fiir den klinischen Gebrauch 
sicher gewisse Vorteile; die Losung geht dadurch schneller und sicherer. 
Die aus Fliissigkeiten herzustellenden Desinfizientien werden vom Pflege- 
personal vor den aus Pastillen zu bereitenden (Sublimat) bevorzugt. 

Es entsteht eine milchig-weifte Fliissigkeit, welche nicht leicht mit 
anderen zu verwechseln ist: sie hat eine waftrige Konsistenz und macht 
nicht glatt und kleberig. 

Was den Preis betrifft, so ist das Phobrol billiger als Solveol und 
Lysoform. Wenn ich den Kostenpreis fiir 1 Ltr. Desinfektionsfliissigkeit in 
der „empfohlenen Konzentration u nach dem Preis von 1000 g der kon- 
zentrierten Losung in Originalpackung berechne, stellen sich die Kosten 
fiir den Privatgebrauch, wie folgt: 


Solveol 2-proz. Losung (1000 g= 5,00 Mark) pro Liter 10 Pfennig 
Lysoform 2- ,, „ „ ,, = 3.50 ,, ,, ., 7,0 „ 

Phobrol 0,5- „ „ „ „ -= 12,00 „ „ „ 6 

Lysol 2- „ „ „ „ = 2,50 „ „ „ 5,0 „ 

Karbolsaure 1- „ „ „ „*= 4,45 . 4,45 „ 

Sublimat 1-prom. „ 100 Pastillen 2,75 „ „ „ 2,75 „ 


Die Losung des Phobrols in Alkohol kommt wegen des hohen 
Preises fiir die Praxis nicht in Betracht. 


Ich koratne also zu dem Schluft, daft das Phobrol alien An- 
forderungen eines moderneu Desinfektions mittels injeder 
Weise entspricht und in der Gesamtheit seiner Vorzflge 
alle bisherigen, mit denen es in Konkurrenz tritt, fiber- 
t r i f f t. 


Literatur. 

1) Fraenkel,C., Die desinfizierendcn Eigenschaften der Kresole, ein Beitrag zur 
Desinfektionsfrage. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6. 1880. p. 521.) 

2) Laubenheim er, K., Pheuole und seine Derivate als Desinfektionsmittel. Berlin- 
VVien (Urban & Sckwarzenberg) 1909. 

3) Koch, Robert, Ueber Desinfektion. (Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 1. 
1881. p. 234.) 

4) Schill u. Fischer, Ueber die Desinfektion des Auswurfs von Phthisikern. (Mitteil. 
a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 2. 1888.) 

5) Roepke, Zur Beseitigung und Desinfektion des Sputums. (Zeitschr. f. Medizinal- 
beainte. 1903. No. 5.) 

6 ) Bofinger, Zur Desinfektion tuberkulosen Auswurfs. (Arb. a. d. Kaiserl. Geeund- 
heitsamt. Bd. 20. 1904. p. 114.) 

7) Gerlach, Ueber Lysol. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 10. 1891. p. 167.) 

8 ) Spengler, Untersuchungen iiber Desinfektion tuberkulosen Auswurfs. (Munchen. 
med. Wochenschr. 1891. No. 45.) 


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Bitter, Neuem zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung etc. 227 


9) Bnttersack, Beitrage zur Deainfektionslehre und zur Kenntnis der Kresole. (Arb. 
a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bil. 8. 1893. p. 357.) 

10) Zahn, Versuche init Fhobrol (Chlormetakresol). (Med. Klinik. 1912. p. 1913.) 

11) Paul u. Sarwey, Experimentaluntersuchungen iiber Handedesinfeklion. (Muncben. 
med. Wochenschr. 1899. p. 1633, 1725; 1900. p. 934, 968, 1006, 1038, 1075; 1901. 
p. 449, 1107.) 

12) Furbringer. Untersucluingen und Vorechriften fiir die Desinfektion der Hiinde 
des Arztes. Wiesbaden (Bergmann) 1888. (Dtsche med. Wochenschr. 1889. No. 2 
u. 48; 1895. No. 8; 1899. No. 49.) 


Nachdrtick verbolen. 

Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung, 
zugleich Mitteilungen iiber milzbrandahnliche und 
wandernde Erdbacillen. 

[Aus dem Hygienischen Institut in Kiel 
(Direktor: Geheimrat Dr. B. Fischer).] 

Von Privatdozent Dr. med. Ludwig Bitter. 

Mit 1 Tafel. 

Von den zahlreichen, im Laufe der Jalue angegebeneu Sporen- 
farbungsmethoden war die nacli Mb Her wold die am meisten zu- 
verlassige und daher verbreitetste. Dies Verfahren besteht in einer 
Modifikation der von N e i s s e r bzw. Hauser (1) vorgesclilagenen 
Farbung mit konzentrierter Fuchsinlogung unter Erliitzen, nach- 
folgender Entfarbung mit Saure bzw. Alkohol und einer Gegen- 
farbung mit Me thy leublau. M oiler schickt dieser Farbung eine 
Beizung der PrAparate mit konzentrierter Chlorzinkjodit- Oder 
besser 5-proz. Chromsaurelosung voraus, urn die Sporenmembran 
durch Mazeration ftlr die Aufnahme des Farbstoffes empfanglicher zu 
machen. Das Mbllersche Verfahren liefert - vorausgesetzt, daB ein 
iiberhaupt mit den heute bekannten Methoden iarbbares Sporenmaterial 
vorliegt — bei manchen Bacillenarten meistens ohne weiteres, bei den 
weitaus meisten aber nur bei sehr sorgfaltiger Ausfiihrung durchweg 
gute Resultate. Immerhin kommt es auch beim exaktesten Arbeiten 
bfters einmal zu einem Miiierfolge. Zwei Punkte sind es besonders, die 
den befriedigenden positiven Ausfall der Farbung in Frage stellen: Die 
Zeit der Beizung und der Entfarbung. Die Dauer der Beizung 
mub fiir jede Bacillenart erst ausprobiert werden; sie schwankt zwischen 
5 Sekunden und 10 Minuten. Im allgemeinen wird man allerdings nach 
meinen an umfangreichem Material gewonnenen Erfahrungen mit einer 
5 Minuten wahrenden Chromsaurebehandlung das Richtige treffen, es 
also erreichen, dafi einerseits die Spore bei der nachfolgenden Be- 
handlung gefarbt wird, andererseits der Bacillenleib die Kontrastfarbe 
annimmt. Die groBten Schwierigkeiten und hdufigsten MiBerfolge be- 
dingt die Entfarbung. Die urn den Bruchteil einer Sekunde zulange 
einwirkeude Saure kann die Schdnheit und Deutlichkeit des Praparates 
vollkommen in Frage stellen. Schon lange verwende ich statt der von 
Moiler vorgesclilagenen 5-proz. eine 2 1 / 2 -proz. Schwefelsdure, urn diese 
Gefahr mdglichst auszuschalten; leider auch nicht immer mit Erfolgl 

15* 


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228 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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AuJier den beiden genannten Schwachen zeigt die Mollersche 
Methode nocli die unwillkommene Eigenschaft, dab bei vielen Mikro- 
organisinen, besonders aucli beim Milzbrand und deu Anaerobiern, bei 
schon gelungener Sporenfarbung die Kontrastfarbung oft nur recht 
schwacli ist und der Bacillenleib unverhaltnismabig dttnn erscheint. 
Wir werden weiter unten sehen, dab die Fahigkeit des Bacillus, Farbe 
aufzunehmen, mit dem zunelnnenden Alter der Kultur und der niehr 
oder weniger vollendeten Reife der Sporen zusammenhangt, ein Unistand, 
auf den neuerdings aucli Waldmann (2) in einer noch Of ter zu er- 
wfthnenden Arbeit hingewiesen hat. 

Bei meinen Sporenfarbungsversuchen machte ich schon vor mehreren 
Jahren die Beobachtung, dab sich reifes Milzbrandsporenmaterial, das 
durch Zilchtung in stark verdiinnter Bouillon (1 Teil Bouillon, 4 Teile 
physiologische Kochsalzlosung) bei BrUttemperatur gewonnen und zwecks 
gefahrloser Verarbeitung in Kursen und zur Konservierung mit 4 Proz. 
Formalin versetzt war, auch ohne Vorbehandlung mit Chrom- 
saure nach Holier leicht farbte. Die nicht mit Formalin versetzten 
Sporen leisteten dagegen dem Eindringen des Karbolfuchsins ohne vor- 
herige Chromsaurebehandluug trotz kraftigster Erhitzung Widerstand. 
Objekttragerausstriche von sporenhaltigen nicht formalinisierten Kultu- 
ren verschiedenster Mikroorganismen konnten aber auch durch wenig- 
stens 10 Minuten lange Einwirkung von 10-proz. bis reiner Formalin - 
lOsung bei nachfolgender Farbung zur Annahme einer schOnen Sporen¬ 
farbung gebracht werden. Das Formalin ist demnach imstande, die Auf- 
nahinefahigkeit der Sporen fUr Farbe gtlnstig zu beeinflussen. Weiterhin 
habe ich feststellen konnen, dab auch bei der nachfolgenden Behandlung 
mit Saure die Farbe von den Sporen nach Formalinbehandlung nicht 
so leicht wieder abgegeben wird, wie nach der Chromsaurebeizung. 
ein Umstand, der wegen der oben erwahnten Gefahrlichkeit der Ent- 
farbung sehr freudig zu begriiben ist. Auberdem ist schon die An- 
wendung des unverdUnnten vorratigen Formalins bei Ausstrichprapa- 
raten in einer Zeitdauer von mindestens 10 Minuten oder unbeschadet 
der Wirkung aber diese Zeit hinaus bis zu Stunden viel einfacher und 
bequemer als der Gebrauch der 5-proz. Chromsaure. Am einfachsten aber 
ist jedenfalls die Verarbeitung von in 4-proz. Formalin konserviertem 
Material. 

Trotz dieser Vereinfachung und Verbesserung liefert die Moller¬ 
sche Methode nicht unter alien Umstanden und besonders nicht, von 
der Hand des UngeUbten angewendet, gute Resultate. Es ergab sich 
nun von selbst. die Frage, ob man die gefahrliche Entfarbung mit 
Sehwefelsaure oder Salzsaurealkohol nicht ganz fortlassen und dafUr 
von dem von Ernst (3) und M. Neisser (4) bei ihren KOrnchen- 
farbungsmethoden angewendeten Prinzip der „Verdrangung 1 ', oder, 
wie Unna (5) es nennt, „Diff erenzierung durch parti el le Uin 
farbung“, Gebrauch machen kOnnte. Wirtz (6) hat bei der von ihm 
vorgeschlagenen „einfachen Art der Sporenfarbung 1 ' auch von dicsem 
Prinzip Gebrauch gemacht. Er farbte ohne Vorbehandlung mit 5-proz. 
MalachitgrUnlOsung unter Erhitzen vor und erreichte eine Kontrastfarbe 
durch nachtragliches ganz kurzes Einwirkenlassen einer 5fach ver- 
dunnten Ivarbolfuchsinlosung. Von den Sporentragcrn, zu deren Farbung 
er dies Verfahren benutzte, nennt er eigentlich nur den Tetanusbacillus. 
Es ist sehr leicht zu verstehen, dab er bei den leicht farbbaren Sporen 



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Bitter, Neuea zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfiirbung etc. 220 


dieses Bacillus auf die angegebene Weise recht gute Erfolge erzielte; 
ini allgcraeinen bewahrt sich die Methode nicht. 

Von vornherein war anzunehnien, daB eiu so kraftig farbender 
Stoff, wie das Ziehlsche Karbol fuchsin, sich schwerlich durch 
einen anderen Farbstoff aus den Bacillenleibern einfach verdrangen 
lassen wiirde, und diesbeziigliche eingehende Versuche bestatigten diese 
Annahme. Von den ublichen kraftig farbenden LOsuugen verhielten 
sich Anilinwasserfuchsin, Anilinwasser- und Karbolgen- 
tianaviolett in der oben genannten Ilinsicht wie die Ziehlsche 
Ldsung. ganz abgesehen davon, dad es mit den beiden letzteu meistens 
gar nicht gelang, trotz Vorbehandlung und kr&ftigster Erhitzung. die 
Sporen zu farben. Bessere Erfolge schien die Anwendung von Lbffler- 
blau zu versprechen, und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal gelingt 
mit seiner Hilfe unter kraftiger Erhitzung bei vielen Sporenarten die 
Tinktion besonders der vorbehandelten Sporen verhaltnismafiig leicht, 
und zweitens ist die Farbe des Bacillenleibes durch nachtrigliche Ein- 
wirkung einer Kontrastfarbe, wie Fuchsin, Bismarckbraun 
und besonders Safranin, leicht zu verdrangen. Dieses Verhalten der 
LOfflerschen Farblbsung ist iibrigens schon lange bekannt; hat doch 
schon Ernst (3) bei seiner Methode zur Darstellung der von ihm eine 
Zeitlang als Sporen angesprochenen Kornchen in den Xerose-, Pseudo- 
diphtherie- und Diphtheriebakterien in Verbindung mit Bismarckbraun 
davon Gebrauch gemachtl 

Einige Sporenarten, z. B. Rauschbrand, Milzbrand, Heu- und Kar- 
toffelbacillen u. a. m. werden aber durch Lofflerblau trotz Anwendung 
der groBten Sorgfalt oft nicht oder nur unvollkommen gefarbt, und es 
lag daher der Gedanke nahe, durch Zusatz groBerer Alkalimengen das 
Farbevermogen der Farblosungen zu steigern. Lofflerblau (30 ccm kon- 
zentrierte alkoholische Methylenblaulosung + 100 ccm 0,01-proz. KOH) 
enthalt in 100 ccm ca. 0,0077 g KOH. Es stellte sich heraus, daB zur 
Farbung aller Sporenarten bei vorhergehender Formalinisierung eine 
Losung sich eignete, die etwa den doppelten Gehalt an KOH, also 0.015 
in 100 ccm aufwies. 

Als besonders wirksam zur Kontrastfarbung hat sich mir eine 
Safraninlosung erwiesen, die von einer konzentrierten alkoholischen 
durch Verdtinnung von 1 Teil mit 4 Teilen Wasser hergestellt wurde. 
Auch Bismarckbraun (1 Teil einer gesattigten LOsung in Wasser 
und Glyzerin aa -(- 2 Teile Wasser) gibt gute Resultate, wenn auch bei 
manchem Sporenmaterial der Bacillenleib damit sich nur blaB farbt. 
Fuchsin, auch in ddnnen Losungen, scheint mir weniger empfehlens- 
wert, da durch zu lange Einwirkung dieser LOsung leicht cine nach- 
tragliche Rotfarbung der blau sein sollenden Sporen erzielt wird, ein 
Uebelstand, der bei der Verwendung der erst genannten Farblosungen 
nicht zu ftlrchten ist. 

A ul die vorgeschlagene Weise gcfarbte sporenhaltige Ausstriche 
zeichnen sich neben der auBerordentlich kraftigen und deutlichen Tink¬ 
tion der Sporen auch durch eine hervorragend schone Farbung des 
Bacillenleibes aus, was wohl darauf zurtlckzuftlhren ist, daB dieser durch 
die mit der ersten Farblosung einwirkende Kalilauge quillt. und dadurch 
ftlr die Aufnahme von Farben tlberhaupt gtinstig beeinfluBt wird. Bei 
der Mollerschen Methode bewirkt die doppelte Einwirkung von Saure 
wohl gerade das Gegenteil. 


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230 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate Bd. (58. Heft 2. 


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Meine Farbetechnik gestaltete sich also, wie folgt: 

1. Vorbeliandlung des unfixierteu Objekttrdgeraus- 
striches 10 Minuten lang mit Formalin (fallt weg, wenn 
das Sporenmaterial in einer 4—5-proz. Formalinlosung, in 
der es jahrelang unverandert haltbar ist, aufbewahrt 
wurde; in diesem Falle rnuB jedoch in der Flam me fixiert 
werden). 

2. Kraftiges AbspUlen in flieBendem Wasser und 
Trocknen. 

3. Farbung mit der alkalischen Methylenblaulosung 
unter mehrmaligem krkftigen Aufkochenlassen 3 Minuten 
lang. 

4. AbspUlen in flieBendem Wasser und Trocknen. 

5. Nachfarbung mit Safranin oder Bismarckbraun 3—5 
Min u ten. 

6. AbspUlen in Wasser und Trocknen. 

In diesem Stadium meiner Versuche kam mir ein lieferat in 
„Mercks Jahresbericht“ fUr 1911 Uber eine Arbeit 0. Wald- 
manns „Eine einfache Methode der Sporenfarbung 1 ' (2) zu 
Gesicht. Die Kenntnis der Arbeit selbst war mir, weil sie in der mir 
nicht regelmaBig zugUnglichen ,.Berliner tierarztlichen Wochenschrift“ 
erschienen war, entgangen. Die Farbevorschrift Wald man ns, der 
mir inzwischen in liebenswUrdigster Weise einen Separatabdruck seiner 
Arbeit zur VerfUgung gestellt hat, lautet folgendermaBen: 

„Zu einer 0,2-proz. wasserigen Methylenblaulosung setzt man Kali- 
lauge bis zu einem Prozentsatz von 0,01. (Ich selbst stellte mir die 
LOsung stets frisch her, indem ich 1 ccm einer 2-proz. wasserigen Me¬ 
thylenblaulosung im Reagenzglase mit 9 ccm Aq. dest. verdtinnte, dazu 
0,2—0,3 ccm oder 5—10 Tropfen einer 0,5-proz. Kalilauge zusetzte.) 
Der Alkaligehalt ist somit bedeutend starker wie der von LOfflerblau. 
Sodann folgt: 

1. 1—2 Minuten langes Erhitzen resp. Aufkochen des mit dieser 
Losung schwappend bedeckten Praparates (Objekttragerausstrich). 

2. GrUndliches AbspUlen im kalten Wasserstrahl oder eventuell 
kurzes Erwarmen unter Wasser; schwaches NachfUrben mit verdUnntem 
Karbolfuchsin.“ 

Waldmann war also schon frUher zu einer ahnlichen Alkali- 
konzentration der Methylenblaulosung zum Zwecke der Sporenfarbung 
gekommen wie ich. Er verwendet aber eine wasserige Losung, die er 
sich in etwas umstandlicher Weise aus einer 2-proz. wasserigen Stamm- 
lOsung stets frisch herstellt. Empfehlenswerter und einfacher scheint 
mir doch die Bereitung des alkalischen Farbgemisches aus einer ge- 
sattigten alkoholischen Methylenblaulosung, die in jedem bakteriolo- 
gischen I;aboratorium vorratig sein dUrfte, durch Verdtinnung von 1 Teil 
mit 4 Teilcn Wasser und Zusatz von 0.3 ccm der 0,5-proz. KOH. Eine 
solche alkoholische LOsung wird auBerdem durch langeres AufbewahreD 
weniger verandert wie die Waldmannsche. Die von diesem vorge- 
schlagene jedesmalige frische Herstellung seiner LOsung ist namlich 
wohl angebracht, da alte LOsungen leicht eine zu intensive Farbnner 
der Praparate bewirken. worunter einmal die Schonheit und in etwas 
nuch die Deutlichkeit der Sporenfarbung leidet und es auBerdem der 
Kontrastfarbe nicht in so kurzer Zeit gelingt, das Blau vOllig aus dem 



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Bitter, Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfiirbung ete. 231 


Bacillenleib zu verdrangen (Entfirben durch Erw&rmung unter Wasser 
nach W aid mannj. Beirn Gebrauch mciner Mischuug braucht uian in 
dieser Beziehung niclit iingstlich zu seiu und kommt inimer ohnc be- 
sondere Entfarbung aus. Alan kann unbesorgt eine selbst Wochen alte 
Losung benutzen, wenn man die Safraninlosung, bei der eine nach- 
tragliche Ueberfarbung der Spore ja niclit zu beftirchten ist, etwas 
langer einwirken l&bt. Das Alter der verweudeten KOH scheint mir 
im Gegensatz zu Wald man ns Ansicht gar keine Rolle zu spielen; 
selbst eine vor Monaten angefertigte, in der sich Schimmelpilze in reicli- 
licher Weise angesiedelt hatten, war zur Bereitung der Farbfltissigkeit 
noch vorzdglich geeignet. 

Zur Nachfarbung benutzt Wald maun verdUnntes Karbolfuchsin, 
dessen Verwendung aus dem oben angefilhrten Grunde nicht besonders 
ratsam ist. 

Bei fortgesetzten Versuchen hat sich mir eine Ammoniakme- 
thy lenblauliisung noch besser bew&hrt. Eine solche wird in der 
gleichen Weise aus der alkoholischen Stainmlbsung bereitet, wie das 
Kalilaugenl’arbgemisch, nur setzt man statt der KOH 3—4 Proz. reines 
Ammoniak hinzu. Es empfiehlt sich. den Ammoniakzusatz zu der kou- 
zentrierten Farblosung zu machen und erst hernach mit Wasser zu 
verdiinnen. Dieses Farbgemisch ist nach meinen bisherigen Erfahrungen 
unbegrenzt lange haltbar und btibt, wenn das Aufbewahrungsgefab nur 
einigermaben verschlossen ist, von seiner Farbekraft nichts ein. Die 
Fiirbung der Sporen schien mir fernerhin nacli seinem Gebrauch schoner 
und leuchtender zu sein, wie nach Anwendung der KOH-Farbldsung, so 
daii ich ersteres im allgemeinen entschieden vorziche. 

Will man lieber rote Sporen und blaue Bacillen haben, wie bei der 
Alollerschen Methode, so kann man die Farbstoffe auch umgekehrt 
• verwenden, d. h. mit alkalischer Safraninlosung unter Erhitzen vor- und 
mit Alethylenblau nachfarben. Bierbaum (2), der das Verfahren 
Waldmanns nachprtifte, hat auf diese Weise gute Resultate erzielt. 
Im allgemeinen scheinen mir die blauen Sporen im roten Stabchen sich 
besser abzuheben und auberdem bei der von mir angegebenen Farbeweise 
Miberfolge durch mangelhafte Fdrbung der Sporen weit seltener zu 
sein wie bei der umgekehrten Farbung. 

Wie Waldmann in seiner Arbeit mitteilt, erstreckten sich seine 
Farbeversuche auf sporentragende Ivulturen von Mil zb rand, Rausch- 
brand. Tetanus, malignem Oedem, ferner auf ..sporenhaltige Ausstriche 
von toten Mdusen usw.“. Es erscheint mir wohl erklarlich, dab er bei 
diesem Material ohne irgendwelche Vorbehandlung gute Resultate mit 
seiner Methode erzielt hat. Viele Stamme von Alilzbrand, Tetanus und 
malignes Oedem durchweg erwiesen sich auch bei meinen Untersuchungen 
als der Vorbehandlung nicht unbedingt bediirftig, besonders wenn man, 
wie Wald man n es tut, das Erhitzen der I’raparate auf 1—2 Ali- 
nuten ausdehnt. Hierdurch wird allerdings die an sich schon bestehende 
Gefahr des Springens der Objekttrdger erheblich gesteigert und das Ent- 
stehen von hablichen Niederschlagen durch die ganze oder teilweise Ein- 
trocknung der Farblosung herbeigefiihrt. Der von mir verwendete 
Rauschbrandstamm zeigte sich, was die Aufnahme der Farbe durch die 
Sporen anbetraf, widerspenstiger, nahm aber immerhin bei sorgfaltiger 
und langer Erhitzung meistens ganz gute Sporenf&rbung an. Nicht oder 
nur unvollkommen ohne weiteres gelungen ist mir dagegen beispiels- 


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weise die Farbuug der Heu- und Kartoffelbaciliensporen, ferner der 
Sporen des wurzelfbrmigen und hirnwindungsartigen Erdbacillus. Ueber- 
aLl babe ich aber durch Vorbehandlung des Sporenmaterials bzw. der 
fertigen Ausstriche mit Formalin gule Erfolge gehabt, und ich kann diese 
mithin bei einem Material, dessen Aufnahmefahigkeit ftlr Farbe von 
vornlierein nicht bekannt ist, in jedem Falle uur dringend anrateu. 

Alles bisher Gesagte bezieht sich aber nur auf reifes Sj)oren- 
material; denn nur solches ist nach den heute bekannten Methoden 
Uberhaupt sic her durch Doppelfarbung darzustellen. Wohl jedem, 
der haufiger Sporen farbt, ist es schon vorgekommen, dab in scheinbar 
sporenreichen Kulturausstrichen von Milzbrand, Heubacillen usw. die 
Sporen, wenigstens soweit sie noch in den Stabchen lagen, trotz aller 
angewandten Miihe gar nicht oder nur unvollkommen gefarbt wurden. 

Untersucht man diese Kulturen dann im hangenden Tropfen, so wird 
man regelmabig den Eindruck gewinnen, dab die Sporen noch nicht die 
gewbhnliche Grobe erreicht haben, sehr oft auch nicht die iibliche Ge¬ 
stalt besitzen, dab sie manchmal cine schrage Stellung im Stabchen ein- 
nehmen, oder dab sie sogar noch nichts Einheitliches darstellen, viel- 
mehr aus meistens zwei starker lichtbrechenden Elementen mit dunk- 
lerem Zentrum bestehen. Alle freien Sporen einer solchen Kultur. 
die ftlr Grbbe und Gestalt der noch eingeschlossenen auberordentlich 
gut als Vergleichsobjekt dienen, farben sich tadellos, ebenso die in den 
Stabchen liegenden, die mit den freien an Gestalt und Grbbe vdllig 
Ubereinstimmen. Waldmann hat beim Milzbrandbacillus diese Er- 
fahrung der Nichtf&rbbarkeit der Sporen ebenfalls gemacht und ftthrt 
dieses Verhalten sehr richtig auf die nicht vollkommene Ausbildung 
der Sporen zurtick. Er ist geneigt anzunehmen, dab den unreifen Sporen 
das Vermogen fehlt, die Farbe bei Einwirkung der Kontrastfarbe fest- 
zuhalten, trifft damit aber sicher nicht das Richtige. Wenn es sich 
namlich so verhielte, so miibten die unfertigen Sporen in einem Pra- 
parate, das man nach Einwirkung der ersten Farbe, ohne es mit Wasser 
abzuspUlen, untersuchte, zweifellos gefarbt erscheinen, und das ist keines- 
wegs der Fall! 

Labt man die Kulturen mit den nicht oder nur undeutlich farbe- 
risch darstellbaren Sporen, wie das auch Waldmann beim Milz¬ 
brandbacillus getan hat, nur gentlgend alt werden, so erhftlt man 
sicher Material, in dem sich alle Sporen verhaitnismabig leicht farben. 
Man mub sich aber htiten, zu alte Kulturen heranzuziehen, da mit dem 
zunehmenden Alter, wie schon oben erwahnt, die Fahigkeit der Stab¬ 
chen. die Kontrastfarbe anzunehmen, abnimmt, des weiteren die Stabchen- 
reste oft sehr bald nach der Reifung der Sporen zugrunde gehen, und 
man daher keine schbnen Prhparate erhalt. Um letztgenanntem Mib- 
stande zu begegnen, ist die Konservierung von gutem Sporenmaterial 
in 4-proz. Formalin auberordentlich gut geeignet. 

Es erscheint mir nach dem AngefUhrten nicht tiberfltissig, einiges 
tiber die Erzielung von gut farbbarcm Sporenmaterial der am 
meisten bekannten und charakteristischen Sporentrager mitzuteilen. 

1) Die anaeroben Bacillen des Tetanus, Rauschbrandes, 
maligen Ocdems, der Wurstvergiftung und der ButtersSure- 
garung halt man in mit Paraffinverschlub versehenen Trauben- 
zuckeragarstichku 11uren ca. 8 Tagc bei BrUttemperatur mit Aus- 
nahme des Bacillus botulinus, der bei 22° wachsen mub. Material 



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Bitter, Neuee zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbunx etc. 233 


von Anaerobenkulturplatten der geuannteu Bacilleu nacli Heim bzw. 
Lentz eignet sich unter gleiclien Temperaturbedingungen gehalten nach 
Yerlauf etwas kiirzerer Zeit zur Sporenfarbung am besten. Letzteres 
hat den Vorteil, dab man es mit 4-proz. Formalin abschwemmen und 
jahrelang unverandert aufbewahren kann. 

2 ) Milzbrandbacillen laBt man, am besten nach vorhergebendcr 
Tierpassage, in mit 10 ccm verdiinnter Bouillon (2 Teilc + 8Teile 
physiol. Kochsalzlosung) in diinner Schicht beschickten Erleumeyer- 
kcilbchen, die mit ParaffinverschluB versehen sind, 7—8 Tage bei 37° 
sporulieren und konserviert das durch sc hone Faden ausgezeichnete 
Material durch Zusatz von 4-proz. Formalin. Ein luftdichter VerschluB 
der Kdlbchen ist notwendig, um die E i n d i c k u n g der Bouillon wiihrend 
des langen Aufenthaltes bei 37 0 zu verhindern, die die Sporulation un- 
giinstig beeinfluBt. 

3) Wurzelformiger und hirnwindungsartiger Erdbacil- 
lus sporulieren unter Bildung von typischen Faden ebenfalls in ver- 
dunnter Bouillon am besten, ersterer bei 18—20°, letzterer bei 37° 
in ca. 8 Tagen. Die Zeit schwankt bei einzelnen Stammeu des Bacillus 
mycoides ungeheuer, manchmal vergehen Monate bis zur Reifung der 
Sporen. 

4) Heubacillen ztlchtet man auf Agar bei Zim inert cm pe- 
ratur. Nach 2 Monaten uugefahr sind die Sporen zur Farbung am 
besten geeignet. 

5) Kartoffelbacillen werden auf Kartoffeln bei 18—20° ge¬ 
halten, wo sie nach ca. 6 Tagen das beste Stadium zur Sporenfarbung 
erreicht haben. Im ganzen ist es schwer, gutes Kartoffelbacillenmaterial 
zur Sporenfarbung zu erhalten, da die Sporen so auBerordentlich leicht 
aus den Stabchen ausfallen. 

6) Her wandernde Erdbacillus bildet bei Zimmertempe- 
ratur auf Kartoffeln in ca. 6 Tagen die prachtvollsten Kdpfchen- 
sporen. Das Wachstum der Kultur ist m ak r osk opi sell kaum 
wahrzunehmen! 

Der letztgenannte Erdbacillus ist trotz seiner groBen Haufigkeit 
und der fast konstanten Regelmafiigkeit, mit der er in von uns angelegten 
Erdaussaaten von hiesiger Erde zu finden war, meines Wissens in der 
Literatur nur dreimal erwahnt. Von diesen drei Angaben nn'ichte ich 
zundchst die wortlich anftlhren. die B. Fischer in seiner „Anleitung 
zu hygienischen Untersuchungen“ (7) macht. Sie gibt in Ktirze 
ein Bild der wesentlichsten Eigenschaften des Wanderers. „Wander- 
bacillus: Makroskopisch graue flache Triipfchen von zahlreichen 
kleineren umgeben; bei schwacher VergrbBerung Ausgangskolonieen mit 
kringelartigen oder spiraligen Ausldufern, sowie von zahlreichen kleineren 
verschieden groBen und verschieden gestalteten, meist kringelartigen 
Tochterkolonieen umgeben, die offenbar durch Fortwandern der Bacillen 
tlber den N&hrboden hin entstanden sind. Im Abklatsch Stabchen schmaler 
als beim Wurzel-, Heu- und Hirnwindungsbacillus mit abgerundeten 
Enden in parallelen ZUgen und Windungen; im hdngendcn Tropfen leb 
haft beweglich; Kopfchensporen." 

Der Japaner Mu to (8) berichtete im Jahre 1904 iiber einen aus 
seinem Speichel isolierten „eigenttlmlichen Bacillus, weleher sich 
schneckenartig bewegende Kolonieen bildet". Kitasato, in dessen In 
stitut die diesbeziiglichen Untersuchungen eremacht wur’den, nannte diesen 


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Mikroorganismus Bacillus helixoides. Muto beschreibt drei ver- 
schiedene Arten von Oberflacbenkolonieen, die der Bacillus auf Platten- 
kulturen bildet, und bezeichnet sie als scbneckenartige, ranken- 
formige und wolkenartige Kolonieen. Die beigefiigten Photogramme 
der Kolonieen zeigen in ihrem Aussehen viel Aehnlichkeit mit denen 
des von Reiner Mtiller (9) kurz beschriebenen Wanderbacillus, des- 
selben, den B. Fischer in seinem Buche anfdhrt. Einige Mikro- 
photogramme dieser Kolonieen, von Reiner Muller selbst hergestellt, 
sind zum Schlusse dieser Arbeit beigefiigt (Fig. 1—3). Einige der 
mitgeteilten morphologischen und biologischen Eigenschaften des He¬ 
lixoides lassen es mir aber zweifelhaft erscheinen, ob es sich in beiden 
Fallen um genau denselben Mikroorganismus handelt. Mutos Kolonieen 
sollen nach seiner Beschreibung aus zwei verschieden gestalteten Stabchen- 
sorten bestehen: die peripheren, sich bewegenden Kolonieen aus ziemlich 
langen, meist einzeln oder zu zweien und dreien, seltener in langen 
Faden zusammenliegenden Stabchen; die zentralen stillstehenden, aus nur 
etwa ein viertel so langen, in ihrer Form einer „langlichen Kugel“ 
gleichenden. Samtliche von mir abgeklatschten Wanderkolonieen zeigten 
gerade in der Hauptsache nur fadenformig angeordnete Stabchen, und 
wenn GroBenunterschiede, wie tibrigens bei alien anderen Erdbacillen 
aucli, unter den einzelnen Stabchen wolil bestanden, so habe ich doch 
eine so ausgesprochene Differenz zwischen den Bacillen des Zentrums 
und der Peripherie, wie sie Muto beschreibt, nicht konstatieren konuen. 
Wahrend der Helixoides nach Muto auf Kartoffeln gelbbraune 
Kolonieen bildet, habe ich beim Wanderer, ob wolil er, wie der Aus- 
strich zeigt, sehr gerne auf Kartoffeln wachst, keine Verfarbung, nicht 
einmal ein sichtbares Wachstum beobachten konnen. Helixoides 
soli, wenn auch nicht besonders Uppig, bei BrUttemperatur wachsen, 
der Wanderer geht im Brutschrank, oline Wachstum zu zeigen, sogar 
ziemlich schnell zugrunde. Auch im Verhalten des Helixoides in 
Bouillon zeigte sich ein Unterschied gegeniiber unseren Wander- 
bacillusstammen. Letztere trtiben, wenn auch langsam, die Bouillon, 
wobei sich allerdings der von Muto fUr Helixoides beschriebene 
eigenartig schleimige Bodensatz nach einigen Tagen in maBiger Weise, 
eigentlich aber nur in starker verdtinnter Bouillon, zeigt und auch das 
im ganzen schlechte Wachstum in Bouillon Uberhaupt beobachtet werden 
kann. Was die Sporenbildung anbetrifft, so spricht Muto die An- 
sicht aus, daB der Schneckenbacillus nicht sporuliere: ,,er wird 
durch Erwarmung bei 60° nach 15 Minuten abgetbtet“. Ob er noch 
weitere Untersuchungen tiber diese Frage angestellt hat, geht leider 
nicht aus seiner Arbeit hervor, sonst wUrde die Frage nach der IdeutitAt 
der beiden besprochenen Mikroorganismen vielleicht mit einem Schlage 
beantwortet sein. Der Wanderbacillus bildet, wie schon erwahnt, end- 
standige Sporen (Fig. 4, Phot. v. G. Wagner), und zwar nicht 
nur, wie Reiner Muller berichtet hat, auf Kartoffeln, sondern auch 
bei genUgendem Alter der Kultur (2—4 Monate), auf Agar und in 
Bouillon. Sporenhaltige lvartoffelkulturen sind nach 1 stiindigem Aufent- 
lialt bei 75° noch nicht abgetotet, sie gehen bei 80° in ca. 3 / 4 Stunden 
zugrunde, die Siedehitze totet sie in kUrzester Zeit. Die Sporen ver¬ 
halten sich also in dieser Hinsicht ahnlich wie die Botulinus-Sporen. 
•Tunge, nicht Sporen tragende Kulturen werden durch Einwirkung von 
Temperaturen in der Hohe von 60—70° in ca. 20—25 Minuten getdtet. 



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Bitter, Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung etc. 235 

Aus den angefiihrten Verschiedenheiten scheint mir doch hervor- 
zugehen. daB der von Mu to beschriebene Mikroorganismus mit dem 
iin hiesigen Institut seit Jaliren in vielen Stammen kultivierten nicht 
vo 11 ig identisch ist. Da sich auBerdem entschieden darilber streiten 
laBt, ob der Vergleich unserer wandernden Bacillenkolonieen mit 
Schnecken auch nur haufiger annahernd das Richtige trifft, so dtlrfte 
es wolil nicht unaugebracht sein, den Wanderbacillus einfach als 
Bacillus migrans zu bezeichnen. 

Dieser Wanderbacillus zeigt das Bild der Kbpfchensporen in 
besonders schbner Weise. Da namlich die Verdickung des Stabchens, 
das Kbpfchen, so selir groB und die Spore selbst verhaltnismaBig klein 
ist, so kann man auBerordentlich deutlich sehen, daB die Sporenbildung 
eine vollkommen endogeue ist und nicht, wie man das eine Zeitlang 
beim Tetanusbacillus anzunehmeu geneigt war, die freie Spore oben 
auf dem Stabchen sitzt. Auch beim Tetanusbacillus kann man (ibrigens 
in mit Alkaliblau und Safranin gefarbten Praparaten deutlich urn die 
blaue Spore herum einen feinen roten Ring von der Leibessubstanz des 
Bacillus wahrnehmen, eine Erscheinung, die ich in nach Mcller gefarbten 
Ausstrichen nicht, jedenfalls nicht in der Deutlichkeit beobachten konnte. 

Der hirnwindungsartige Erdbacillus, eine Abart des Kar- 
toffelbacillus, der sich nach B. Fischer (7) auf Gelatineplatten meistens 
makroskopisch grauweiB, trocken, rundlich, mit leicht gekerbtem Rand 
und spat das Kulturmedium verfltlssigend prasentiert, der bei schwacher 
VergrOBerung an die Oberflache eines Gehims erinnert, im Abklatsch 
grofie lange Stabchen mit abgerundeten Ecken, in parallelen Ztlgcn und 
Windungen angeordnet, zeigt, schwach beweglich ist und mittelstandige 
Sporen bildet, ist in mancher Hinsicht interessant. Abgesehen von seinem 
konstanten Vorkommen in den oberen Erdschichten und dem 
charakteristischen Aussehen seiner Kolonieen auf Gelatine bei schwacher 
VergrOBerung (Fig. 5 und 6, Phot, von R. Muller) erlangt cr ge- 
legentlich dadurch groBe praktische Bedeutung, daB er bei der 
Untersuchung von auf Infektionserreger zu prilfendein Material zur 
Verwechselung mit Milzbranderregern fUhren kann. 

Ira Laufe der letzten 5 Jahre habe ich im hiesigen Untersuchungs- 
amtc dreimal diesen Mikroorganismus in auf Infektionserreger zu prUfen- 
den Kulturen angetroffen. Zweimal waren die Kulturen aus Inhalt von 
milzbrandverdachtigenPusteln, einmal von einem auf Meningo- 
kokken zu untersuchenden Lumbalpunktat angelegt. Das Aussehen 
einer Anzahl der auf Agarplatten in ca. 18 Stunden bei 37° ge- 
wachsenen Kolonieen war ganz danach angetan, auch den GeUbten zu 
einer falschen Milzbranddiagnose zu veranlassen: flache, mattweiBe, 
unregelmftBige, am Rande aufgelbste Kolonieen mit spitzen VorsprUngen, 
die bei schwacher VergrdBerung besonders am Rande an aufgelOste 
Haarflechlcn erinnerten. Auch die von den Agarkolonien angelegten 
Gelatineschalchen - und -Stichkulturen waren solchen von Milz- 
brand zum Verwechseln ahnlich, und nur die schwache Beweglich- 
keit der sonst in ihrer Gestalt, Sporulation usw. mit dem Milzbrand- 
bacillus im hangenden Tropfen gut Ubereinstimmenden Stabchen, sowie 
ihre fehlende Tierpathogenitat erbrachten zuerst den Beweis. 
daB es sich nicht um Milzbranderreger handelte. In Bouillon zeigte der 
Mikroorganismus von Anfang an ein dem Milzbrandbacillus gegentlber 
differentes Wachstum: neben dem aus zusammengeknauelten Eaden 


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bestehenden Bodensatz ein melir oder weniger zartes Hautchen an 
der Oberfliiche. AuBerdem trat im ganzen Rohrchen eine, wean auch 
nur schwache, Trubung auf. Beim Fortziichten der Ausgangskultur 
auf Agar und Gelatine verloren sich ailerdings sehr rascli die zur Ver- 
wechselung mit Milzbrand Veranlassung gebenden Eigenschaften. Die 
Agarkulturen wuchsen saf tiger, in den Gelatineschalchenaussaaten 
verschwand das ftir Milzbrand charakteristische Aussehen der Ober- 
flachenkolonieen mehr und mehr und ira Gelatinestich zeigte sich eine 
starkere trichterformige Verfltlssigung, die oben mit einem 
Hdutchen bedeckt war. 

Wiederholt sind im Laufe der Jahre milzbrandahnliche Stabchen 
beschrieben und auf ilire hohe Bedeutung fUr die Milzbranddiagnose ist 
vielfach hingewiesen worden, aber nirgendwo ist meines Wissens er- 
wahnt, daB es sich dabei, wenigstens meistens, um einen im Boden 
konstant vorkommenden, wohlcharakterisierten Mikroorganismus handelt. 
Aus den Beschreibungen der meisten dieser milzbrandahnlichen Stab¬ 
chen, wie, um nur ein Beispiel anzuftihren, des von Baumann (10) 
aus verdachtigem Brunnenwasser isolierten, kann man mit Sicherheit 
sagen, daB der besagte Erdbacillus vorliegt. Von den von Reich el auf 
der 5. Tagung der freienVereinigungfilrMikrobiologie demon - 
strierten milzbrandahnlichen Kolonieen ist die in Fig. 5 abgebildete r ) 
unschwer als durch Hirnwindungsbacillen hervorgerufen zu erkennen. 

Der Name „Hirnwindungsartiger Erdbacillus 1 stammt, wie 
mir Geh.-Rat B. Fischer initteilte, von Koch. Es ist meines Er- 
achtens nicht angangig, diesen Bacillus ohne w'eiteres mit dem Ba¬ 
cillus mesentericus und vulgatus zu identifizieren, wie Lehmann 
und Neumann in ihrem „Atlas und GrundriB der Bakteriologie" 
(Taf. Ill, Nr. 14 und 15) das offenbar tun. Abgesehen von dem charakte- 
ristischen Aussehen der Kolonieen auf Gelatine zeigt auch die Agar- 
und besonders die Kartoff elkultur, sowohl die bei 37° als auch die 
bei Zimmertemperatur gewachsene, ein anderes Aussehen wie die der 
Kartoffelbacillen. Wohl kommt es auch beim Hirnwindungsbacillus zur 
Bildung eines rdtlichgelben Farbstoffes auf Kartoffeln, aber die den 
alteren Kartoffelbacillenkulturen eigene Faltung oder Netzzeich- 
nung der Oberflache fehlt vollig. In den chemischen Leistungen ver- 
halt er sich ailerdings ganz wie Mesentericus, Vulgatus und Sub- 
tilis, immerhin nicht Grund genug zu der oben erwahnten Iden- 
tifizierung. Ich mOchte vielmehr vorschlagen, den Mikroorganismus als 
mit der Gruppe der Kartoffelbacillen verwandt zu bezeichnen, ihm aber 
weiterhin einen eigenen Namen, namlich Bacillus gyroides zu geben. 

Was nun weiterhin die von mir beschriebene Sporenfkrbung 
anbetrifft, so muB bemerkt werden, daB die mit ihr gefarbten Pra- 
parate leider nicht besonders halt bar sind. In Kanadabalsam oder 
eingedicktes Zedernol eingebettete zeigten nach einigen Monaten ein 
stark es Verblassen zunachst der Kontrastfarbe, dann aber auch der 
blauen Sporen, so daB sie nach einem halben Jahre ungefahr nicht 
mehr zu gebrauchen waren. Nicht eingebettete halten sich langer. Zeit- 
angaben zu machen ist mir in dieser Hinsicht noc.h nicht mbglich. PrS- 
parate, die zu mikrophotoeraphischen Zwecken den konzentrierten Strah-. 

1) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 50. Beil. p. 93. 



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Bitter, Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung etc. 237 


leu einer Bogenlampe ausgesetzt wareu, batten nach wenigen Minuteu 
schon Hire schBne Farbung eingebuBt. 

Will man Massen far b u ngen zu Kurszwecken machen, so lfilit 
man die Ausstrichpraparate nach der entsprechenden Vorbehaudluug 
ohne vorhergehende Erliitzung in der KOH-Methylenblaulflsung 24 Si lin¬ 
den im Brutschrank stehen, alsdann folgt Abspillen mit Wasser und 
Xachfarben mit Safranin. Man erliiilt auf diese Weise gutc Praparate. 

Es entsteht wohl von selbst die Frage, ob das Festhalten des ein- 
mal eingedrungenen alkalischen Farbstoffes bei nachtriglicher Ein- 
wirkung der Kontrastfarbe nur cine spezifische Eigen sell aft 
der Sporen ist, oder ob etwa einige Bakterien auch vermdge be- 
stimmter in ihrer Leibessubstanz vorhandener chemise her Stoffe 
imstande sind, ein gleiches Verhalten zu zeigen. Ich habe in dieser Hin- 
sicht zahlreiche Versuche angestellt und gefunden, daB alle nicht sporu- 
lierenden Bakterien mit EinschluB des Tuberkuloseerrcgers — 
falls sie nicht etwa tagelang vor der Farbung in konzentrierteren For- 
malinldsungen aufbewahrt sind — sich nach Einwirkung der beiden 
Farbstoffe als mit der Kontrastfarbe gefarbt erweisen. Immerhin gibt, 
es Bakterien, die dem Eindringen der zweiten Farbe einen ctwas 
grdBeren Widerstand entgegensetzen als die (lbrigen. Es sind das in 
erster Linie die Ku gel bakterien und von diesen wieder die Gono 
kokken. Man erhalt Praparate von hervorragender SchOnheit und 
Deutlichkeit, wenn man dUnne nach Art der Blutausst riche angefertigte 
Trippersekretausstriche zunachst mit der KOII-MethylenblaulOsung 3 Mi- 
nuten lang kalt farbt und nach voraufgegangener SpUlung mit flieBen- 
dem Wasser */ 2 Minute mit einer Safraninldsung 1:5 nachbehandelt. 
Die tiefblauen Gonokokken in den roten vollig gefarbten Eiterkorper- 
chen sind auBcrordentlich deutlich waJirzunehmen und leicht zu finden. 
Ich halte es ftir empfehlenswert, von dieser Doppelfiirbung beim 
Aitfsuchen der Gonokokken Gebrauch zu machen, urn sich 
das Auffinden der letzteren zu erleichtern. Dagegen glaube ich 
nicht, daB die Farbung geeignet ist, indifferentialdiagnostischer 
Beziehung gegentlber Staph yl ok ok ken einen wichtigen Dienst zu er- 
weisen. Wenn namlich auch die Staphylokokken im allgemeinen wohl 
leichter die Kontrastfarbe annehmen wie die Trippererreger, so kOnnen 
doch auch diese, besonders dann, wenn sie frei, also auBerhalb des 
EiterkOrperchens, liegen, sich dftcr einmal in der angegebenen Ein- 
wirkungszeit der Kontrastfarbe rot farben. Andererseits kdnnen auch 
auf oder in den Eiterkdrperchen liegende Staphylokokken, ja sogar 
Stabchen, besonders an dicken Stellen des Praparates, die erste Farbung 
behalten. Allerdings ist diese hellblaue Farbung gut von der schwarz- 
blauen der Trippererreger zu unterscheiden. Erwahnen mBchte ich 
noch, daB man auch bei einfacher Blaufarbung der Gonokokken- 
praparate bei 2 Minuten langer Anwendung der KOH-Methylenblau¬ 
ldsung schdnere Bilder erhalt als beim Gebrauch der Ldfflerschen. 
Das Protoplasma der EiterkOrperchen erscheint intensiver ge¬ 
farbt, und die intracelluiare Lage der Semmelkokken ist dement- 
sprechend deutlicher zu beobachten. — 

Bei den Bacillen im engeren Sinne kann man zu einer Zeit. wo die 
Sporenbildung noch nicht beendet ist, ebenfalls eine grftBere Fahigkeit, 
den ersten Farbstoff festzuhalten, beobachten. Diese Fahigkeit ist 
aber niemals so weit entwickelt, daB es nicht gelange, durch etwas 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


langere Einwirkung der Kontrastfarbe deu Bacillenleib mit dieser zu 
farben. Mit zuuehmender Reit'ung der Sporen verschwindet die Fahig- 
keit dann wieder. 

Interessant ist es, daB sich die Babes-Ernstschen Kbrnchen 
in Diphtheric-, Pseudodiphtherie-, Xerosebakterien usw. mit der be- 
schriebenen Sporenfarbungsmethode darstellen lassen, uud 
zwar dauernd, d. h. auch noch in ganz alten Kulturen, bei denen die 
Neisser-Farbung oft versagt. Ob nicht aus diesem Verhalten der Korn- 
chen die alte Ansicht, daB es sich bei dem Auftreten derseibeu uni 
sporogeneGebilde handelt, neue Sttitzpunkte gewinnt, darauf mflchte 
ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, hoffe aber demnachst nahere 
Mitteilungen zu dieser Frage inachen zu konnen. 

Zum Schlusse mag noch erwalmt werden, daB ich mit der von 
Hanzawa (11) angegebenen Sporenfarbungsmethode (Vorbe- 
handlung der Praparate mit Jodjodkalium) nur bei ganz wenigen 
sich auBerordentlich leicht farbenden Sporen (Tetanus) Erfolg gehabt 
habe, bei der groBen Mehrzahl hat sie vbllig versagt. 


Literatnr. 

1) Munchen. med. Wochenschr. 1887. No. 34. 

2) Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1911. No. 15. 

3) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 4. p. 30. 

4) Ebenda. Bd. 24. p. 448. 

5) Diese Zeitschr. Bd. 3. p. 94. 

6) Ebenda. Bd. 46. p. 727. 

7) 2. Aufl. Berlin 1912. 

8) Diese Zeitschr. Bd. 37. p. 321. 

9) Munchen. raed. Wochenschr. 1910. p. 886. 

10) Hyg. Rundsch. 1905. p. 7. 

11) Diese Zeitschr. Abt. II. Bd. 34. p. 172. 


Tafelerkl&rnng 1 . 

Fig. 1. Wanderbacillus. Erdaussaat auf der Oberflache von Gelatine. 3 Tage 
bei Zimmerwarmc. Schncckenforra. Vergr. 20:1. Durchfallendes Licht 

Fig. 2. Wanderbacillus auf der Oberflache von gut getrocknetem Agar. Von 
einer aus einem Erdkornchen entstandenen Kolonie sind Bacillen fortgewandert und 
unter Hinterlassung einer Spur zu immer grofler werdenden wandernden Kolonieen 
herangewachsen. Vergr. 5:1. Auffallendes Licht. 

Fig. 3. Wanderbacillus in Gelatine. Tiefenkolonie einer Reinkultur. 3 Tage 
bei Zimtnerwarme. Vergr. 50 :1. Durchfallendes Licht. 

Fig. 4. Wanderbacillus. Kopfchensporen von 6 Tage alter Kartoffelkultur. 
Vergr. 1000:1. 

Fig. 5. Hirnwindungsartiger Erdbacillus. Erdaussaat auf Gelatine. 
40 Stunden bei Zimtnerwarme. Das Erdkornchen bildet die schwarze Mitte der Kolonie. 
Vergr. 25 :1. Durchfallendes Licht. 

Fig. 6 wie Fig. 5. Kolonie mit zarteren Windungen. 


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CentrnlhlnH fiir Bakteriolngie Abt. I. Orig. Bd. 6S. 

Bitter, Sporen - vnd Qonolokkenfarbvng. 




Verlag vou Gustav Fischer in Jena, 


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'Hivt^Sl rH * 

,?I > Of II 


Hviftot. 


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Valletti, Nahrboden zur sehr raschen Entwicklung dew Tuberkelbacillus. 239 


Nachdruck verboten. 

Ueber einen neuen Nahrboden zur sehr raschen Entwick¬ 
lung des Tuberkelbacillus. 

[Padiatrische Klinik der Kgl. Universitat Rom 
(Direktor: Prof. L. Concetti).] 

Vorlaufige Mitteilung. 

Von Guido Valletti. 

Als ich mich init einigen Untersuchungeu iiber die Tuberkulose 
beschaftigte, hatte ich Gelegenheit, mich zu iiberzeugen, wie schwer und 
langsam der Kochsche Bacillus sich auf den vielen, speziell fiir ihn 
hergerichteten Nahrboden entwickelt. Dabei wunderte ich mich dariiber, 
daB man noch nicht versucht hat, zu diesein Zwecke die Milch zu ver- 
wenden, die bekanntlich nicht nur ein ausgezeichneter Nahrboden fOr 
die Entwicklung vieler Keime, sondern auch ein Medium ist, in welchem 
der Tuberkelbacillus seine Virulenz lange beibehalt, was zahlreiche 
Beobachter nachgewieseu liaben. Die Milch wird tatsachlich unter den 
verschiedenen Kulturboden fiir den Tuberkelbacillus nicht erw&bnt, nicht 
einmal in den ausfilhrlichsten Handbilchern der Bakteriologie, z. B. im 
Handbuch fiir pathogene Mikroo.rganismen von Kolle und Wasser- 
m an n. 

Beim Nachsuchen in der Literatur fand ich allerdings, daB Schmidt, 
Mfihlheim und Klein eine gute Entwicklung des Tuberkelbacillus 
bei 37° C in sterilisierter Milch erhielten, aber nach 14 Tagen; auch 
Abbott spricht von einem aus Milch bestehenden Nahrboden, dem er 
1 Proz. Agar zusetzte. Weber teilt ebenfalls in Sommerfelds 
Handbuch der Milchkunde mit, daB er eine spiirliche Entwicklung von 
Kulturen von Tuberkelbacillen auf der Oberflache der Milch erhalten 
habe. 

Bis jetzt war es mir aber unmtJglich, von der Arbeit Abbotts 
direkt Einsicht zu uehmen; vielleicht hat sein Nahrboden Aehnlichkeit 
mit dem von mir vorgeschlagenen. Trotzdem glaube ich — weil seine 
Untersuchungen in der bakteriologischen Praxis nicht verwertet werden, 
wie ja daraus hervorgeht, daB sie in den groBten Handbflchern der 
Bakteriologie keine Erwahnung finden — folgern zu konnen, daB die 
von diesem Autor wie von den anderen bei der Kultur des Tuberkel¬ 
bacillus in Nahrboden mit Milch als Basis erhaltenen Resultate, nament- 
lich hinsichtlich der raschen Entwicklung, nicht besser gewesen sind, als 
die in den anderen vorgeschlagenen Nahrboden erhaltenen. 

Wie bekannt, entwickelt sich der Tuberkelbacillus nicht nur nicht in 
den gewdhnlichen Nahrmitteln (Agar, Bouillon, Gelatine), sondern zeigt 
eine sehr langsame Entwicklung, und zwar nur unter vorzuglichen Be- 
dingungen, auch in den fiir ihn hergerichteten speziellen Substraten. 
In der vollstandigen Arbeit werde ich die Erage der Kultivierbarkeit 
des Tuberkelbacillus zusammenfassen. Hier geniigt es mir, daran zu 
erinnern, daB dieser Bacillus sich in den bis jetzt vorgeschlagenen Nahr- 
b6den erst in 6, 12, ja 15 Tagen entwickelt. Nur ira Hesseschen 
Nahrboden tritt eine sehr rasche Entwicklung auch in weniger als 


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240 


Centralb). f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 08. Heft 2. 


24 Stunden ein; Frugoni erhielt bei Versuchen, die er machte, um 
die Experimente der Gebrfider Lumi&re zu kontrollieren, eine ver- 
hfiltnismaBig raschere Eutwicklung in speziellen Nfihrboden mit Stucken 
von Organen ais Basis. Diese beiden Methoden sind jedoch in tech- 
nischer Hinsicht komplizierter als die meinige, die eben durch ihre 
Einfachheit charakterisiert ist. Nach einer Reihe von Versuchen und 
vorlaufigen Experimenten und nachdem ich die Milch in to to aus- 
geschlossen hatte, gelang es inir, einen Nahrboden zu praparieren, der 
aus gewohnlichem Agar (mit Bouillon und Chlornatrium ohne Glyzerin) 
besteht, mit Zusatz von 2 ccm Kuhmilchserum; letzteres erhielt ich 
durch Ansfiuern mit wenigen Tropfen Essigsfiure und Aufkochen aus 
der Milch. 

Auf diesem Nahrboden entwickelt sich der Kochsche Bacillus ziem- 
lich iippig in ungefahr 1 1 / 8 Tagen, d. h. in einer Zeit, wahreud welcher 
in den Kontrollkulturen auf Nahrboden mit Glyzerin, Blutserum etc. 
nicht die geringste Entwicklung stattfindet. 

Bis jetzt ist es mir nur gelungen, den Bacillus der Rindertuber- 
kulose in diesem Nahrboden zu ziichten, wahrend die wenigen Exemplare 
des Bacillus der menschlichen Tuberkulose mir nur eine unbedeutende, 
ja fast gar keine Entwicklung ergeben haben. 

Alle von mir bis jetzt mit dem Rinderbacillus angelegten Kulturen 
lieferten in der angegebenen kurzen Zeit ein positives Resultat. Es 
scheint. mir jedoch, daB die Entwicklung in diesem Nahrboden bald zum 
Stillstand kommt, wahrend schon in eincm Zeitraum von 12—15 Stunden 
nach der Inokulierung Anzeichen von mfiBiger Entwicklung der Patina 
vorhanden sind, welche die ihr eigentiimlichen Merkmale erst nach 
1 1 / 2 Tagen annimmt. 

In diesen Kulturen entwickelt sich der Kochsche Bacillus mit einer 
Patina Ifings der Inokulationslinie, die ein faltiges, erhohtes, trockenes 
Aussehen hat, sehr wenig anhaftet, leicht auseinanderfailt und eine ocker- 
artige Farbe hat. Hier und da beobachtet man auch isolierte Kolonieen 
mit denselben Merkmalen, die also ungefahr dieselben sind, wie die in 
der Kultur auf Agar mit Glyzerin nach 8, 10, 15 Tagen erscheinenden. 
In den mikroskopischen Praparaten beobachtet man kurze, dicke, Gruppeu 
bildende, sfiureresistente Bacillen. Interessant ist, daB bei den von dem- 
selben Stamm herriihrenden aufeinanderfolgenden Passagen das Pigment 
allmShlich immer mehr abgenommen hat. Indem ich mir vorbehalte. 
ausffihrlich zu berichten fiber meine schon begonnenen Untersuchungen 
fiber die Entwicklung der verschiedenen Stfimme der Tuberkelbacillen 
sowohl vom Rinder- als vom menschlichen Typus auf meinem Nfihrboden, 
fiber die rasche Isolierung der Bacillen auf diesem Nfihrboden aus 
Organen und Tuberkelexpektoraten, fiber die Virulenz der in diesem 
Boden entwickelten Keime und andere Einzelheiten, glaube ich schon 
jetzt behaupten zu konnen, daB auf meinem Nfihrboden (Agar-t- 
angesfiuertes Kuhmilchserum) eine sehr rasche — 1 Tag 
bis zu 1 1 / 2 Tagen — Entwicklung des Kochschen Bacillus 
eintritt, wie sie bis jetzt noch auf keinem andern der ge- 
wohnlich verwendeten Nfihrbfiden beobachtet worden ist. 

Einstweilen kann ich noch nicht mit Sicherheit entscheiden, ob 
dieser Nfihrboden fiir den Rindertypus elektiv ist und mithin zu der 
bisweilen so schwierigen Differentialdiagnose von dem menschlichen 
Typus dienen kann. Sehr zu gunsten dieser Annahme spricht aber die 


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v. Schuckmann u. YVernickc, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 241 


Tatsache, daB bei alien meinen Experimenten stets der Rindertypus, 
dagegen nie der menschliche Typus sich entwickelt hat. 

In dieser Hinsicht behalte ich mir vor, fiir dieseu letzteren Typus 
auch NShrboden mit Frauenmilchserum zu erproben und zu untersuchen, 
welches Element des Serums die Entwicklung des Kochschen Bacillus 
begflnstigt. 

Einstweilen wollte ich in dieser vorlaufigen Mitteilung die meiuer 
Ansicht nach sicher nachgewiesene fundamentale Tatsache initteilen; wie 
mir scheint, ist sie nicht ohne Bedeutung sowohl fiir die Biologie des 
Tuberkelbacillus als auch fiir eveutuelle praktische Anwendungen dieses 
NShrbodens zur raschen Diagnose der Tuberkulose. 


Nachdruck verboten. 

Einiges fiber Methoden und Ergebnisse der 
Trypanosomenzfichtung. 

[Aus der Parasitologischen Abteilung (Vorstand: Prof. Dr. v. Wasie- 
lewski) des Instituts fiir Krebsforschung in Heidelberg 
(Direktor: Prof. Dr. V. Czerny, Exz.).| 

Von W. von Schuckmann und K. Wernicke. 

Mit 1 Figur. 

Der groBe Aufschwung, den die Bakteriologie entsprecheud ihrer 
auBerordentlichen Wichtigkeit und Bedeutung fflr Mediziner und Biologen 
in den letzten Jahrzehnten genommen hat, beruht in erster Linie wohl 
auf der Moglichkeit, Bakterien auf kiinstlichen Nahrboden in Reinkultur 
zu ziichten, so daB man sie jederzeit fiir morphologische und biologische 
Untersuchungen in groBeren Mengen zur Verfiigung hat. Es war von 
vornherein anzunehmen, daB, falls dieses bei Parasiten ptlanzlicher Natur 
so erfolgreiche ZQchtungsverfahren sich auch bei tierischen — und zwar 
vor allem einzelligen — Parasiten zur Anwendung bringen lieB, die 
tierische Parasitologie davon ebenfalls grofien Nutzen haben wiirde, da 
auf diese Weise das auf die Dauer sehr kostspielige und haufig auch 
umstandliche Halten von Versuchstieren, welche die betreffenden Parasiten 
in sich beherbergen, bis zu einem gewissen Grade eingeschrankt und 
dadurch die parasitologische Forschung wesentlich erleichtert werden 
kann. 

Die zahlreichen Versuche, die in dieser Richtung mit einzelligen 
tierischen Parasiten angestellt wurden, waren zum Teil erfolgreich, so 
bei der zu den Flagellaten in nahen Beziehungen stehenden Gattung 
Leishmania, die im Menschen und Haushund schmarotzt, sowie bei 
der Flagellatengattung der Trypan osomen, die ja in vielen Fallen 
pathogene Bedeutung haben und daher von besonders groBer Wichtigkeit 
fur die medizinische und biologische Forschung sind. Schon D a n i 1 e w s k i 
war es gelungen, Trypanosomen aus dem Blute des Frosches bis zu 
12 Tagen auBerhalb des Tierkdrpers am Leben zu erhalten; doch kann 
man in diesem Falle von einer eigentlichen Ziichtung der Trypanosomen 
insofern nicht sprechen, als eine Vermehrung der Parasiten durch Teilung 
unter den von Danilewski geschaftenen Lebensbedingungen wahrend 

Erste Abt. Orig. Bd. (W. Heft 2. 16 


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Centrabll. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 2. 


der angegebenen Zeit nur in geringem Grade stattgefunden hat. Dagegen 
gelang es im Jahre 1903 zwei amerikanischen Forschern, Me Neal und 
Novy, zum erstenmal, das weitverbreitete, jedoch nickt pathogene 
Rattentrypanosom, Trypan osoina lewisi, auf einem aus NShragar 
und Kaninchenblut bestehenden Nahrboden wirklich zu ziichten, d. h. 
auch zur Vermehrung zu bringen, und diese Kulturen in einer langen 
Reihe von Generationen weiterzuimpfen. Von weitaus groBerer Be- 
deutung aber war es, als kurze Zeit spater (1904) dieselben beiden 
Forscher auch mit der Ziichtung des in hohem Grade pathogenen 
Trypanosoma brucei, des Erregers der Naganakrankheit, guten 
Erfolg hatten. 

Damit war der Anfang gemacht zu einer groBen Zahl von Ziichtungs- 
versuchen an Trypanosomen, die zuin Teil erfolgreich waren. Besonders 
leicht gelingt die Zuchtung von Trypanosomen, die nicht direkt pathogen 
sind, z. B. die der Ratten- und Froschtrypanosomen, sowie der im Blute 
verschiedener Vogel lebendeu Trypanosomen; schwieriger ist es dagegen, 
die pathogenen Trypanosomen, die Erreger der Nagana, Surra, Dourine, 
des Mai de Caderas u. a., auf kflnstlichen Nahrboden zu ziichten. Auch 
bei dem als Erreger der Schlafkrankheit so hochwichtigen Trypano¬ 
soma gambiense sind neuerdings Ziichtungsversuche erfolgreich ge- 
wesen (Thomson 1912). Von andereu Gruppen tierischer Parasiten 
seien noch die Spirochaten erwahnt, deren Ziichtung ebenfalls, wenn 
auch in anderer Weise als bei den Trypanosomen, gelungen ist. 

Ein Hauptvorteil, den das Ziichtungsverfahren fiir die parasitologische 
Forschung bietet, besteht in der Mbglichkeit, auf diesem Wege etwa nur 
in geringer Anzahl im Wirtsorganismus vorhandene Parasiten gewisser- 
maBen anzureichern und so mit Sicherheit nachzuweisen; das gilt in 
erster Linie fur Blutparasiten, und zwar speziell fiir Trypanosomen. So 
ist z. B. in frischen Blutpraparaten von Vogeln, in denen Trypanosomen 
verniutet werden, oft trotz sorgfaltigen Durchmusterns zunachst kein 
einziger Parasit zu finden; impft man aber mit dem betreffenden Blut 
einige Kulturrohrchen, so treten haufig in der Kulturflilssigkeit zahl- 
reiche Trypanosomen auf, wodurch der Nachweis fiir das Vorhandensein 
von Parasiten in dem untersuchten Blute erbracht ist. 

Von hohem Wert ist das Kulturverfahren ferner fiir die Differential- 
diagnose, worauf unten noch kurz eingegangen werden soil, sowie fur 
die Feststellung des kausalen Zusammenhanges zwischen einem Parasiten 
und irgendwelchen Krankheitserscheinungeu, fiir welche der betrelfende 
Parasit verantwortlich gemacht wird. Gelingt es, durch Einimpfung einer 
Reinkultur eines Parasiten ein bestimmtes Krankheitsbild hervorzurufen, 
so kann iiber den ursachlichen Zusammenhang zwischen dem Parasiten 
und der betreffenden Ivrankheit wohl kaum ein Zweifel mehr bestehen. 
Dagegen wiirde ein negativer Ausfall eines solchen Versuches noch nicht 
beweisen, daB der vermutete Zusammenhang nicht besteht. 

Es ist endlich fiir den Parasitologen auch von Bedeutung, daB er, 
wie schon erwahnt, durch die Methode der Kultivierung einzelliger 
Parasiten in die Lage versetzt wird, sich dauernd Untersuchungsmaterial 
in groBerer Menge vorrStig zu halten, ohne fiir diesen Zweck die in 
vielen Fallen auf die Dauer recht kostspielige Tierimpfung anwenden 
zu miissen. Allerdings weisen z. B. die in Kulturen geziichteten 
Trypanosomen gegeniiber den im Tierblut lebenden verschiedene Ab- 
weichungen in morphologischer wie in biologischer Beziehung auf; doch 


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v. Schuckmann a. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 243 


ist fur die genaue Kenntnis vom Bau und von der Lebensweise dieser 
Parasiten auch das Studium der erwahnten Abweichungen von Wert. 

Eine auffallende Erscheinung ist es, daB gerade bei Bluttiagellaten 
die Zuchtungsversuche so iiberraschend gQnstige Erfolge ergeben haben. 
Es laftt sich diese Tatsache vielleicht damit erklSren, daB die erw&hnten 
Flagellaten einen Teil ihres Lebens im Darin blutsaugender Insekten etc. 
zubringen, wo sie, ahnlich wie in den Blutagarkulturen, fur ihre Er- 
nahrung auf die in Zerfall begriffenen Bestandteile des Blutes an- 
gewiesen sind. 

Den unleugbaren Vorteilen der Kulturmethoden stehen jedoch auch 
wesentliche Schwierigkeiten gegeniiber, und das gilt wiederum in erster 
Linie fur die Kultivierung der Trypanosoinen. Urn aber diese Schwierig¬ 
keiten richtig beurteilen zu konnen, sei hier zunachst eine Beschreibung 
der von Novy fiir seine Trypanosomenkulturen verwandten Methode 
gegeben: 

Wie bereits oben erwiihnt, besteht das zur Auweucluug konnnende Kultur- 
niediuin au9 einer Miachung von Kaninchenblut und Nahragar. Die giinstigste 
Zusammensetzung des ietzteren ist von Me Neal und Novy in zahlreietien Ver- 
suehsreihen ausprobiert worden, und wird, wie folgt, angegeben: 

125 g liindfleisch in 1000 ccm deatilliertem Wasser, 

20 g Agar, 

20 g Peptou, 

5 g Kochsalz, 

10 ccm Normallbsung von Naj(J0 3 . 

Dem so zusainmengesetzten Niihragar wird, nachdcm er stcrilisiert und wieder 
auf ca. 60° C abgekiihlt worden ist, defibriniertes Kaninciienblut zugesetzt, und 
zwar je nach der Art des zu ziicht.enden Trypauosoms in verschiedener Menge: 
Wahrend Trypanosoma lewisi noch reiohe Kulturen ergibt, wenu die zuge- 
setzte Blutmenge */;o der verwendeteu Niihraganiienge betriigt, verlangt Try¬ 
panosoma brucei inindestens die gleiche Menge Blut wie Niihragar, am 
giinstigsten ist in diesem Falle doppelt Boviel Blut als Nahragar. Es ist dcmnach 
moglich, falls eininal beide Trypanosoinenarteu gleichzeitig in einein Wirtstier 
vorkommen, sie durch Zusatz einer grdlJeren oder geringeren Blutmenge zu dem 
Kulturmcdium voneinander zu trennen imd in iteinkulturen zu ziichteu. Man hat 
somit, worauf oben bereits hingewiesen wurde, in dem Kulturverfahren l)ei Try- 
panosomen in manchen Fallen auch ein wertvolles Hilfsmittel fiir die Differential- 
diagnose. 

Nachdem das defibrinierte Blut dem noch fliissigen Nahragar zugesetzt und 
gehorig mit ihm vermengt worden ist, wobei jedoch jede Blasenbildung sorgfiiltig 
zu verrneiden ist, la Of man das Gemisch. falls es sich in Rohrchen befindet, in 
echriiger Lage erstarren; bei Verwendung von Flasehen oder Kolben als Kultur- 
gefaBe geschieht die Erstarrung in aufrechter Stellung. Ist die Erstarrung be- 
endet, so sammelt. sich auf der Agaroberfliiche eine kleine Menge Kondenswasser an, 
und in dieses wird dann mit einer Pipette oder Platindse etwas von dcin auf 
Parasiten zu untersuehenden Blut uberimpft. Um die Verdunstung des Kondens- 
wassers zu verhindern, dient zuin VerschluH der Kulturgefafle auHer einem AVatte- 
IkuiscIi noch Siegellack oder nach Novys A'orschlag eine Gummikappe. 

Anfanglich gehen die Trypanosoinen in dem Kondenswasser in grollen Mengen 
zugrunde: einige jedoch, die iinstande sind, sich den neuen Lebenshedingungen 
anzupassen, beginnen nach einiger Zeit sich durch Teilung zu vermehren, und 
bald enthalt die Kultur zahlreiche Trypanosoinen, die nun auf neue Kulturniihr- 
boden weiter geimpft werden konnen. Bei den Vogeltrypanosomen scheint die 
Vemiehrung in der Kultur gleich von vornherein einzusetzen, ohne dafi erst ein 
Teil der Parasiten zugrunde geht, deuu sonst ware bei der ineist sehr geringen 
Anzahl der im Blut erhaltenen Parasiten ein positives Resultat. der Kulturen so 
gut wie ausgesehlossen. Die A’erinehrung der Trypanosoinen in den Kulturen geht 
bei Zimmertemperatur ungefiihr ebenso rasch vor sich wie bei ea. 25° C. Dagogen 
erfolgt bei ca. 37° G die \ 7 ermehrung mancher Trypanosoinen wesentlieh schnellcr, 
hort jedoch auch fruher auf, so dad die Kultur bald zugrunde geht. 

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244 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 2 


Auf die beschriebene Weise, die uur, je uueh den zu ziichtenden Trypanosomen- 
arteu unwescntlielic Abiiiuleruugeii erfuhr, waren Me Neal und Novy imstande. 
Trypanosomen versehiedener lierkunft wiihrend langerer odor kiirzerer Zeit in 
Kulturen zu ziichten. Ihr Verfahren wurde auch von einer ganzen lleihe anderei 
Forscher mit niehr oder wcniger Erfolg angewendet und zum Teil modifiziert. 
Bo verwandte Tliiroux fiir die Kultur von Yogeltrypanosomen Gauseblut, auch 
andere Blutarten wurden ausprobiert. Irikura ziichtete Trypanosomeu nicht auf 
festem Blutagar, sondern in einer mit Blut verniischten Bouillon. 

Nachdem wir das Verfahren von Me Neal und Novy und die 
groBen Vorteile, die es deni Forscher bietet, kennen gelernt haben, sind 
wir nun auch in der Lage, etwaige Mangel, die diesem Verfahren noch 
anhaften, zu erkenneu und zu beurteilen, sowie nach Mitteln zu ihrer 
Beseitigung zu suchen: Die oben erw&hnten Versuche, das Kaninchen- 
blut in deni Novyschen N&hrboden durch andere Blutarten zu ersetzen, 
sind zum Teil wohl in der Absicht unternommen worden, der relativen 
Umst&ndlichkeit und Kostspieligkeit des Verfahrens abzuhelfen. Me Neal 
und Novy verwandten bei ihren ersten Ziichtungsversuchen auBer Kanin- 
chen- auch Ratten- und Meerschweinchenblut, wkhrend bei spSteren Ver- 
suchen dieser Forscher fast ausschlieBlich Kaninchenblut zur Anwendung 
kam. In wissenschaftlichen Laboratorien ist das Halten der genannten 
Versuchstiere in groBerer Anzahl ja nieistens nicht mit besonderen 
Schwierigkeiten verknupft, wenn es auch ziemlich hohe Kosten ver- 
ursachen kann. Anders dagegen steht es, wenn ein Forscher, dem kein 
wohleingerichtetes Laboratorium zur Verfflgung steht, derartige Zflch- 
tungsversuehe mit Trypanosomen anstellen will. Da kann es oft sehr 
schwierig, wenn nicht unmoglich sein, Kaninchen, Ratten, Meerschwein- 
chen oder andere Versuchstiere zu beschaffen. Es ist demnach erklar- 
lich, daB man versucht hat, das Blut der genannten Tiere durch solche 
Blutarten zu ersetzen, die auf einfachere Weise jederzeit und ilberall 
zu beschaffen sind. 

Es besteht ferner bei der Novyschen Kulturmethode die Gefahr. 
daB die Kulturnahrboden schon vor der Impfung durch Bakterien ver- 
unreinigt werden, die dann das Wachstum der Trypanosomenkultur 
hemmen, wenn nicht ganz verhindern konnen. Me Neal und Novy 
verwandten n&mlich bei ihren Versucheu fast ausschlieBlich defibriniertes 
Blut. Bei der Defibrinierung aber, sowie bei dem dann notwendig 
werdenden Umfiillen des Blutes in die Kulturgef&Be ist eine Verunrei- 
nigung des Blutes durch Bakterien immerhin leicht moglich. Es wiirde 
also von groBem Vorteil sein. wenn sich die Gefahr der Verunreinigung 
soweit wie irgend moglich einschranken lieBe, was am einfachsten wohl 
durch Ausschaltung der Defibrinierung zu erreichen w5re. Auch die 
von Mathis (1906) vorgeschlagene Erw&rmung des Blutagars auf 75— 
80° C resp. 100° oder 120° C vor der Impfung hat sish fflr diesen 
Zweck als brauchbar erwiesen. 

Es sind nun in der parasitologischen Abteilung des Instituts fOr 
Krebsforschung auf Veranlassung von Herrn Prof. v. Wasielewski 
eine ganze Reihe von Kulturversuchen mit Trypanosomen angestellt 
worden, und zwar in der Hauptsache aus rein praktischen Gesichts- 
punkten. ZunSchst handelte es sich darum, den wesentlichen Bestandteil 
in dem fiir die Nahrboden verwandten Blut festzustellen, urn eventuell 
einen Ersatz anzustreben. Sodann sollte aber auch versucht werden. 
die Herstellung der Blutnahrbdden billiger und einfacher zu gestalten. 


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v. Schuckrnann u. Wernicke, Ergebnisse der Trvpanosoinenziichtung. 245 


sowie endlich sicher bakterienfreie Niihrboden von moglichst groBer 
Haltbarkeit zu bekommen. 

Das ffir die Nahrboden verwandte Blut wurde im Anfang der Ver- 
suche der Schenkelvene von Kaninchen eutnommen, doch hat diese 
Methode den Nachteil, daB eine Verunreinigung des ausflieBenden Blutes, 
naraentlich durch Berfihrung mit den Haaren des Tieres, sich nur sehr 
schwer vermeiden l&Bt. Besser bewahrt hat sich dagegen die Blutent- 
nahme aus der Carotis, und diese Methode wird deshalb auch jetzt noch 
im hiesigen Institut angewandt. In die freiprfiparierte Carotis wird, 
nachdem sie nach dem Kopf zu abgebunden, nach dem Herzen zu ab- 
geklemmt ist, ein kleiner Einschnitt gemacht und in diesen eine sterile 
Glaskanule eingefuhrt, die mittels eines Fadens in der Carotis befestigt 
wird. Durch Oeffnen der Klemme kann man dann eine beliebig groBe 
Blutmenge aus der Carotis ausflieBen lassen. Der Vorteil dieser Methode 
vor der oben erwahnten besteht darin, daB man das Blut, ohne daB es 
beim AusflieBen irgendwie verunreinigt wird, aus der Carotis direkt in 
die mit verfliissigtem Agar beschickten Kulturgef&Be einlaufen lassen 
kann. Der Agar wurde nach der oben angegebenen Novyschen Vor- 
schrift bereitet. Aus der eben beschriebenen Versuchsanordnung 
geht schon hervor, daB das Blut — wenigstens das Kaninchenblut — 
das zur Bereitung der Nahrboden dient, nicht defibriniert wird, wodurch 
wiederum eine Moglichkeit der Verunreinigung des Blutes mit Bakterien 
vermieden ist. Nachdem dann das Gemisch von Agar und Blut in den 
schr&g liegenden Rfihrchen, die vorher durch Rollen zwischen den Handen 
sorgfaltig gemischt werden mflssen, erstarrt ist, werden diese, um die Ver- 
dunstung des Kondenswassers zu verhindern, mit Paraffin verschlossen. 
Zu diesem Zweck werden die mit einem Wattepfropf versehenen Rohr- 
chen moglichst bald nach der Erstarrung, noch ehe sich das Kondens- 
wasser angesammelt hat, umgekehrt, d. h. mit dem Wattebausch nach 
unten in fliissiges Paraffin gestellt und darin kurze Zeit belassen, bis 
die Watte mit Paraffin durchtrankt ist. Um Rohrchen, die etwas Kon- 
denswasser enthalten, oder fertige Kulturen, die sich 
als undicht erwiesen, nur mit Paraffin zu verschlieBen, 
leistete uns ein kleiner Kunstgriff ganz gute Dienste. 

Das Rohrchen wird durch eine kleine Pappscheibe, 
deren Oeffnung dies gerade erlaubt, hindurch gesteckt, 
und dann ein kleiner Pappzylinder anfgesetzt, der den 
Wattebausch noch um einiges fiberragt; dann fflllt man 
den Zylinder, den man fest auf die Pappscheibe driickt, 
mit Paraffin fiber den Wattebausch hinaus und wartet, 
bis aus diesem keine Luftblasen mehr aufsteigen. 

SchlieBlich halt man das Ganze fiber die Paraffintasse, 
hebt den Zylinder ein wenig von der Scheibe ab und 
laBt aus dem Spalt das iiberschfissige Paraffin wieder 
abflieBen. Nattirlich ist diese Methode bei weiten nicht 
so einfach und sauber wie das Umkehren, auch braucht 
man viel mehr fliissiges Paraffin. Man erhait auf diese 
Weise einen sehr guten VerschluB der Rohrchen, der 
Verdunstung des Kondenswassers besser verhindert, als die vonN ovy u. a. 
verwendeten Gummikappen, die, namentlich nach langerem Gebrauch, nie 
unbedingt sicher abschlieBen. Um die mit Paraffin verschlossenen Rohrchen 
zu offnen, halt man ihr oberes Ende kurz in die Flamme, ebenso erfolgt 




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246 Centralbl. f. Bakt etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 

tier VerschluB nach einer Oeffnung. Die GroBe der fur Trypanosomenkulturen 
verwendeten Rohrchen ist wobl nur insofern von Bedeutung, als in 
groBeren Rdhrchen die groBere Luftmenge die Verdunstung des Kondens- 
wassers mehr beschleunigen wird, als das in kleineren Rohrchen der 
Fall ist. Es werden deshalb im hiesigen Institut nicht die gewohulicheu 
ReagensrShrchen, sondern kleinere fiir die Serumdiagnose gebrauchliche, von 
10 cm Lange und 13 mm Durchmesser, fiir Trypanosomenkulturen verwendet. 
Nachdem der ParaffinverschluB der Rohrchen erkaltet ist, werden die 
Rbhrchen auf 24—36 Stunden in den auf 22° regulierten Brutschrank 
gestellt, einmal urn festzustellen, welche Rohrchen etwa nicht vollig steril 
geblieben sind, und andererseits, urn eine moglichst groBe Menge von 
Kondenswasser sich ansammeln zu lassen. Nach Ablauf der genannten 
Zeit sind dann die Rdhrchen fiir die Impfung mit trypanosomenhaltigem 
Blut, die mittels der Platinose vorgenommen wird, bereit. 

Novy und Me Neal haben, wie bereits erwiihnt, bei ihren Kulturen 
fast ausschlieBlich Kaninchenbfut zur Bereitung der Nahrbdden verwendet. 
Das Gleiche gilt auch von den meisten anderen Autoren. die Trypauosomen 
auf kiinstlichen Nahrbdden geziichtet haben; andere Blutarten, wie z. B. 
Meerschweinchen-, Ganse-, Hunde-, Ziegenblut, kamen sehr viel seltener 
zur Anwendung. Urn festzustellen, ob die fiir die Nahrboden verwendete 
Blutart von EinfluB auf das Kulturresultat ist, wurden im hiesigen In¬ 
stitut ganz systematisch Versuche mit verschiedenen Blutarten angestellt. 
und zwar wurden dabei auch Kombinationen verschiedener Blutarten 
gepruft, indem 5 Teile Serum von einer Tierart mit 1 Teil Blutkorper- 
chen einer anderen Tierart gemischt, wurden. Die hierbei zur Anwendung 
kommenden Blutarten waren: Kaninchen-, Meerschweinchen-, Ziegen- 
und Rinderblut. Der Vergleich der mit diesen Blutarten sowie mit 
ihren verschiedenen Kombinationen erzielten Kulturresultate ergab, daB 
keine Serum- oder Blutkorperchenart fiir das Wachstum der Trypanosomen 
besonders giinstig war. Die Kulturen zeigten vielmehr in alien Fallen 
schon bald nach der Impfung uppiges Wachstum, und zwar nicht nur 
in den Ausgangskulturen, sondern auch nach Ueberimpfung der Aus- 
gangskultur auf andere Kulturrohrchen. Die mit trypanosomenhaltigem 
resp. -verdachtigem Blut geimpften Kulturrohrchen wurden bei 22° im 
Brutschrank gehalten, zeigten jedoch auch, wenn sie langere Zeit bei 
Zimmertemperatur standen, keine wesentliche Herabminderung ihrer 
Wachstumsfahigkeit. Hier und da kam es vor, daB trotz des Paratfin- 
abschlusses das Kondenswasser in den Kulturrohrchen ganz oder zum 
Teil verdunstete; in solchem Falle kann man sich, wie das bereits 
mehrfach angegeben worden ist, durch Zusatz von etwas steriler physio- 
logischer Kochsalzlosung helfen. Dieser Zusatz niitzt jedoch bei RShrchen. 
die Trypanosomen enthalten, nur dann etwas, wenu das Kondenswasser 
uoch nicht ganz verdunstet ist; nach volliger Eintrocknung gelingt es 
nicht, die Kultur durch Zusatz von Kochsalzlosung wieder ins Leben 
zu rufen. Dagegen kann man noch nicht geimpfte Rohrchen auch nach 
volliger Eintrocknung mittels Kochsalzlosung wieder brauchbar machen. 

Bei den hier besprochenen Kulturversuchen, die im hiesigen 
Institut angestellt wurden, kamen als Kulturobjekte fast ausschlieBlich 
Vogeltrypanosomen, und zwar solche vom Wald- und Steinkauz. zur An¬ 
wendung; doch waren auch Kulturversuche mit Trypanosoma lewisi 
erfolgreich. Das Rattentrypanosom war bekanntlich das erste, dessen 
Ziichtung auf kiinstlichen Nahrboden Me Neal und Novy gelang. 


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v. Schuckmanu u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenzuchtung. 247 


Bei diesen Kulturversuchen fanden die genannten beiden Forscher in 
einem KulturgefaB noch 306 Tage nach der Inipfung lebende, bewegiiche 
Trypanosomen; allerdings war der in diesem Fall verwendete Nahrboden in 
seiner Zusammensetzung verschieden vom dem sonst (lblichen: er bestand 
aus einer Mischung von 2 Teilen Agar, 1 Teil Rattenblut und 1 Teil einer 
Losung von Glykokoll und asparaginsaurem Natrium. DaB aber auch bei 
der sonst (iblichen Zusammensetzung des Nahrbodens aus Bouillon, 
Agar, Pepton, Kochsalz, Natriumkarbonat und Kaninchenblut die Trypano- 
somen lange Zeit am Leben gebalten werden konnen, beweisen einige 
unserer Kulturen. So konnten wir in einem Falle in einer nach der 
obigen Angabe hergestellten Kultur noch 277 Tage nach der Impfung 
lebende Trypanosomen feststellen. Aber auch wenn statt des Kaninchen- 
blutes Rinder- oder Ziegenblut bei der Herstellung der Nahrboden 
Verwendung fand, lieBen sich die Trypanosomen lange Zeit am 
Leben erhalten; auf einem Rinderblut-NShrboden wurden z. B. noch 
nach 141 Tagen lebende Trypanosomen gefunden. Auch die 
Verwendung der Kombinationen zweier verschiedener Blutarten ergab 
bezuglich der Lebensdauer der Trypanosomen giinstige Resultate: 
auf einem durch Mischung von „Blutagar“ und einer Kombination von 
Kaninchenserum und Ziegenblutkorperchen hergestellten Nahrboden 
waren die Trypanosomen noch 204 Tage nach der Impfung am Leben. 

Wie die von uns angestellten Versuche zeigen, kann man fur die 
Trypanosomenkulturen unbedenklich auch andere Blutarten als Kaninchen¬ 
blut verwenden, und diese Moglichkeit wurde in manchen Fallen von 
groBem Vorteil sein. So wird es z. B., wie schon oben erwahnt, oft 
schwierig, wenn nicht unmoglich sein, die fur die Herstellung der Nahr¬ 
boden notwendigen Kaninchen zu halten oder sonst irgendwie zu be- 
schaffen ; das wird vor allem auf groBeren Reisen in nicht-zivilisierten 
Gegenden der Fall sein. Rinder oder Ziegen wird man dagegen wohl 
iiberall, wo Menschen wohnen, vorfindeu, wodurch auch in Fallen, wo 
die ubrigen Laboratoriumstiere nicht zur Verfugung stehen, die Moglich¬ 
keit, Trypanosomen kulturell zu zQchten, gegeben ist. 

Es sei jedoch bei dieser Gelegenheit auch auf eine Fehlerquelle hin- 
gewiesen, die sich speziell bei der Verwendung von Rinderblut fur die 
Nahrboden ergibt: In letzter Zeit sind mehrfach im Rinderblut Trypano¬ 
somen gefunden worden, und es ist daher nicht ausgeschlossen, daB die 
etwa in einer Kultur auftretenden Trypanosomen gar nicht dem zu 
untersuchenden Tier, sondern dem zur Herstellung der Nahrbfiden ver- 
wendeten Blut entstammen, falls dieses nicht sterilisiert worden ist. Es 
wird sich daher empfehlen, die Nahrbfjden, urn die angeftlhrte Fehler¬ 
quelle auszuschalten, nach der Erstarrung noch einmal zu sterilisieren, 
wobei wohl hauptsachlich, namentlich wenn nicht-defibriniertes Blut ver- 
wendet wird, die sogenannte fraktionierte Sterilisation in Frage kommt. 
Dieses Sterilisierungsverfahren besteht bekanntlich in einer an mehreren 
aufeinanderfolgenden Tagen wiederholten mehrstiindigen Erw&rmung der 
Nahrboden auf eine maiiig hohe Temperatur (50— 60°). bei welcher etwa 
vorhandene, nicht in Sporen- oder sonstigen Dauerzustanden betindliche 
Lebewesen abgetotet werden, ohne daB dabei eine Gerinnung der im 
Nahrboden enthaltenen EiweiBsubstanzen zustande kommt. Das Ver- 
fahren hat sich bei mehreren im hiesigen Institut angestellten Versuchen 
als brauchbar erwiesen. Die von Mathis (1906) angegebenen Versuche, 
bei denen durch Erwarmung der mit defibriniertem Blut hergestellten 


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248 


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N&hrboden bis auf 120° neben anderen Vorteilen die Haltbarkeit der 
Nahrbdden wesentiich erhoht sein soil, sind von uns nicht nachgeprQft 
worden. 

Es soil nun noch, nachdem die zur Anwendung kommende Kultur- 
methode besprochen ist, etwas naher auf die Resultate der mit dieser 
Methode angestellten Kulturversuche eingegangen werden. In Form 
einer Tabelle sei zunachst eine Uebersicht liber diese Resultate ge- 
geben. 

Wie die tabellarische Zusammenstellung der angestellten Kultur¬ 
versuche mit Trypanosomen zeigt, sind die mit den verschiedenen Blut- 
kombinationen erreichten Resultate ungef&hr gleich giinstig gewesen, so 
dafi es den Anschein gewinnt, als ob spezifische Eigenschaften 
des Serums oder der BlutkQrperchen bei den Trypauo- 
somen-Kulturen keine wesentliche Rolle spielen. Weder 
die Menge, noch die Lebensdauer der in den Kulturen auftretenden Fla- 
gellaten wurde durch das dem Agar beigemischte Blut in merklicher 
Weise beeinfluCt. Die Anzahl der durch Bakterien etc. verunreinigten 
R5hrchen war bei Verwendung von Kaninchenblut geringer als bei Ver- 
wendung anderer Blutarten, was seinen Grund in der beim Kaninchen 
moglichen, oben genauer beschriebenen, sterilen Blutentnahme haben mag. 
Immerhin bleibt jedoch zu bedenken, daB die Verunreinigung derRbhrchen 
haufig nicht schon bei der Herstellung des Blutagars, sondern erst bei 
der Impfung der Rohrchen erfolgt; das ist wohl naraentlich bei alien 
Rohrchen der Fall, die erst einige Zeit nach Herstellung des Blutagars 
geimpft werden, denn schon vorher verunreinigte Rdhrchen kamen na- 
tiirlich bei der Impfung nicht zur Verwendung. Was das Alter des 
Nahrbodens und seinen EinfluB auf das Kulturresultat betriift, so war, 
wie Versuch 22 zeigt, die Impfung eines 62 Tage alten N&hrbodens er- 
folglos. Doch ist es noch fraglich, ob dieses negative Resultat dem zu 
hohen Alter des N&hrbodens zuzuschreiben ist, oder ob es nicht auch 
andere Ursachen gehabt haben kann. Auf etwa 50 Tage alten N&hrbSden 
ergab, wie die Versuche 49 -54 zeigen, die Impfung, zum Teil wenigstens, 
glinstige Resultate. 

Zu dieser Tabelle ist folgendes zu bemerken: 

K. bedeutet Kaninchen, M. Meersehweincheu, R. Rind, Z. Ziege, bl. Blut, 
blk. Blutkorperchen, s. Serum, Kblk. also z. B. Kaninchenblutkorperchen. Ks. + 
Zblk. bedeutet eine Mischung von 5 Teilen Rinderserum mit 1 Teil Ziegenblut- 
kdrperchen etc. 

Die Rubrik „Alter des Nahrbodens" gibt an, wieviel Tage vor der Impfung 
der Nahrboden hergestellt wurde. Es folgen daun die Zahlen der geimpfteu, ver- 
dorbenen, d. h. durch Bakterieu etc. verunreinigten, sowie der erfolgreieh geimpften 
Kulturrohrohen. Die Menge der in dieseu vorhandenen Flagellaten gibt ungefahr 
die Rubrik „Optimum“ an, und zwar bedeutet: 

: wenige Flagellaten in der Kultur, 

-j—(- 1 Flagellat in jedem Mikroskoij-Gesichtsfeld bei Anweudung von Leitz 
Obj. 6 und Ok. 2, 

-j—j—: - melirere Flagellaten in jedem Gesichtsfeld, 

-j—|—j—•- viele resp. sehr viele Flagellaten in jedem Gesichtsfeld. 

Dio Rubrik „Lebensdauer“ besagt. wieviel Tage nach der Impfung noch 
bewegliche Flagellaten in den betr. Kulturen gefunden wurden. In der letzten 
Rubrik endlich besagt die Zahl 1, dali nur eine Kulturreihe angestellt wurde, 
wahrend 2 bedeutet, dab von einem Rohrchen der ersten Kulturreihe auf mehrere 
andere Rohrchen Flagellaten iibergeimpft wurden usf. 


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v. Schuckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 2411 


i b 

1 2 
i i 

Zusammen- 
setzung des 
Nahrbodens 

Alter dee 
Nahrbodens 

Geimpft 

Ver- 

dorben 

G 1 
0> 

. be 

G C 

bx 

i 

Kbl. 

12 Tage 

5 

2 

3 

2 

Ks. + Zblk. 

6 „ 

6 

1 

5 

3 

Kb. + Rblk. 

12 „ 

7 

2 

5 

4 

Ks. + Mblk. 

6 

5 

1 

4 

5 

Ks. + Zbik. 

7 „ 

3 

1 

2 

6 

Zb. + Kblk. 

7 „ 

3 

3 


7 

Kbl. 

? 

3 

— 

3 

8 

Kbl. 

11 „ 

6 

1 

5 

9 

Rbl. 

11 „ 

3 

1 

2 

10 

Rbl. 

20 „ 

2 

— 

2 

11 

Rb. + Kblk. 

11 

3 

— 

3 

12 

Re. + Kblk. 

17 ., 

2 

1 

1 

13 

Rs. + Zblk. 

5 „ 

5 

— 

4 

14 

Rb. + Zblk. 

? 

5 

1 

4 

15 

Rbl. 

8 „ 

3 

1 

2 

16 

Rs. + Kblk. 

5 „ 

5 

3 

2 

17 

Kbl. 

8 „ 

6 

1 

4 

18 

Rb. + Zblk. 

48 „ 

5 

4 

1 

19 

Kbl. 

0 „ 

5 

— 

2 

20 

Kbl. 

7—21 „ 

5 

1 

4 

21 

Ra. + Zblk. 

? 

5 

1 

3 

22 

Rs. + Kblk. 

62 „ 

5 

— 

— j 

23 

Rbl. 

10 „ 

5 


2 

24 

Kbl. 

7 „ 

5 

1 

1 

25 

Rs. + Kblk. 

5 „ 

3 

— 

1 

26 

Zs. + Rbk. 

5 „ 

3 

3 

- : 

27 

Kbl. 

43 „ 

3 

— 

2 

28 

Rb. + Kblk. 

40 „ 

1 

1 


29 

Rbl. 

10 „ 

3 

— 

1 

30 

Zs. + Rblk. 

35 „ 

4 

— 

— 

31 

Zbl. 

35 „ 

4 

1 

1 | 

32 

Rs. + Zblk. 

35 „ 

4 

4 


33 

Rs. + Kblk. 

35 „ 

5 

5 

— 

34 

Rbl. 

35 „ 

5 

— 

2 

35 

Ks. + Zblk. 

35 „ 

4 

— 

3 

36 

Rs. + Kblk. 

43 „ 

4 


4 

37 

Ks. 4- Rblk. 

43 „ 

3 


2 

38 

Ks. + Zblk. 

43 „ 

7 

1 

4 

39 

Kbl. 

43 „ 

3 

— 

2 

40 

Kbl. 

30 „ 

4 

1 

2 

41 

Kbl. 

30 „ 

4 

1 

1 

42 

Kbl. 

30 „ 

4 

— 

2 

43 

Kbl. 

31 „ 

4 

— 

2 

44 

Kbl. 

31 „ 

4 

— 

4 

45 

Kbl. 

3 

3 

— 

3 

46 

Kbl. 

3 „ 

3 

— 

2 

47 

Rs. + Zblk. 

19 „ 

6 

— 


48 

Kbl: 

3 „ 

3 

_ 

1 

49 

Ks. + Zblk. 

49 „ 

5 

— 

2 

50 

Ks. + Rblk. 

49 „ 

5 

— 

3 

51 

Zbl. 

50 „ 

3 

— 

— 

52 

Rbl. 

50 ., 

3 

— 

— i 

53 

Rs. + Kblk. 

50 ,, 

4 

— 

1 

54 

Zs. + Rblk. 

50 „ 

4 

— 

— 

55 

Kbl. 

14 „ 

3 

— 

3 

56 

Kbl. 

15 „ 

3 

— 

2 

57 

Kbl. 

13 „ 

3 

1 

1 

58 

Kbl. 

13 „ 

3 

— 

3 

59 

Kbl. 

15 „ 

3 

— 

2 

60 

Kbl. 

15 „ 

3 

— 

— 


! -o i g 

Optimum Lebensdauer — £ o 
s: >- 


2 

1 

1 

1 

1 

2 

1 

1 

2 

1 

2 

1 

1 

2 

] 

1 

2 

1 

2 

2 

1 

3 

1 



13 
50 
21 
21 

1 172 + x Tage 
i172 + x 
93 

+ + + + , 92 + x 
92 + x 
H I I h i 92 + s 

69 Tage 


38 

38 



38 

38 

91 


90 


1 

2 

1 

1 

1 

2 

4 
8 
6 
7 

5 

4 
9 

5 
3 

1 


+ + + + 

47 ., 

9 

+ + + + 

46 „ 

10 

+ + + + 

45 „ 

6 

+ + + + 

92 „ 

10 

+ + + + 

51 „ 

11 


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URBANA-CHAMPAIGN 













250 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


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Bei den im vorstehendea geschilderten Kulturversuchen diente als 
Ziichtungsobjekt aufangs eine von Rosenbusch dem Institut freund- 
lichst iiberlassene sog. Hal teridiu m- Kultur, sp&ter ausschlieBlich das 
sog. Vogeltrypanosom, Tryp. avium, aus dem Steinkauz. Athene 
noctua. Naclidem durch die Versuche die Brauchbarkeit der angewandten 
Nahrboden fur Vogeltrypanosomen erwiesen worden war, wurden mit 
derselben Methode exakte Ziichtungsversuche angestellt, die einem be- 
stimmten Endzweck dienen sollten: Es handelte sich n&mlich darum. 
durch diese Versuche womoglich einen Beweis zu erbringen fur die 
Richtigkeit der von Schaudinn (1904) aufgestellten Behauptung, dali 
zwischen den im Steinkauz und anderen Raubvogeln h&ufig vorkommenden 
Blutzellparasiten Haemoproteus und Leucocytozoon einerseits 
und den im Blutplasma der gleichen Vbgel schmarotzenden Trypanosomen 
andererseits ein enger genetischer Zusammenhang bestehe. Haemo¬ 
proteus noctuae sowohl wie Leucocytozoon Ziemanni sollen, 
nach Schaudinn, die Gametocyten zweier Trypanosomenarten sein. 
die Schaudinn Tryp. noctuae resp. Tryp. Ziemanni benennt, 
und von denen das erstere in der Haemoproteus-Forra endoglobulSr 
leben soli, w&hrend Tryp. Ziemanni, nach Schaudinns Ansicht, in 
den blutbereiterulen Organen der Vogel junge Erythroblasten in sich 
aufnimmt und bis auf den Kern verdaut. Die Befruchtung beider Try¬ 
panosomenarten soil im Magen von Culex pipiens vor sich gehen, 
und aus der Zygote, dem sog. Ookineten, sollen wieder Trypanosomen 
entstehen. 

Bei den obenerwahnten Kulturversuchen wurde nun von der An- 
nahme ausgegangen, daB, die Richtigkeit der Schaudinnschen Be- 
hauptungen vorausgesetzt, es moglich sein muB, aus Blut, das Haemo¬ 
proteus oder Leucocytozoon resp. beide zusammen enthalt, auf 
kiinstlichen Nahrboden Trypanosomen zu zuchten. Es wurde deshalb Blut 
von einer groBen Anzahl Steinkauze, Waldkauze und Falken zunachst 
mikroskopisch auf etwa vorhandene Parasiten untersucht; dabei ergab 
sich bei Falken in der Mehrzahl der untersuchten F&lle eine Haemo- 
proteus-Infektion, wiihrend Leucocytozoon und Trypanosomen viel 
seltener und nur bei Stein- und Waldkauzen gefunden wurden (s. die 
untenstehende Tabelle). Von fast alien so untersuchten VOgeln wurde 
dann Blut auf den oben beschriebenen Blutagar iibertragen, ohne RUck- 
sicht darauf, ob die mikroskopische Kontrolle ein positives oder negatives 
Resultat ergeben hatte. 

Mit jeder Blutsorte wurden jeweils mehrere ROhrchen geimpft und 
mehrfach wurde, wenn die erste Impfung resultatlos blieb, eine zweite 
Serie von Rohrchen mit dem betreft'enden Blut beschickt. Alle Kultur- 
rohrchen wurden langere Zeit im Brutschrank bei etwa 22° C aufbe- 
wahrt und mehrmals auf Trypanosomen untersucht. Die Ergebnisse 
dieser Untersuchungen zeigt die folgende Tabelle: 

In dieser Tabelle bedeutet das Zeichen nicht, wie in der oben aufgestellten 
Tabelle eine bestiminte Menge von Parasiten, sondern gibt nur an, daB der Befund 
positiv war, d. b. daB iiberhaupt Parasiten, gleichviel in weleher Menge, gr- 
funden wurden. Die Starke der Haemoproteus-Infektion bei den Vogeln war 
naturlich sehr verschieden, die positiven Kulturen aber enthielten alle nach einiger 
Zeit Trypanosomen in groBer Anzahl (-|—\—|—|-). 



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URBANA-CHAMPAIGN 



v. Schnckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Try panosomenziichtung. 251 



Mikroskopischer Befund 



No. Vogelart 

Haemo- 

Leuco- 

Trypano- 

Kulturbefund 

Bemerkungen 

_L 

proteus 

cytozoon 

Homa 



77 Falke 

+ 

O 

0 

0 


78 

0 

0 

0 

Trypanosoma 


79 

0 

0 

0 

0 


80 

0 

0 

0 

0 


82 

4- 

0 

0 

0 


84 

4" 

0 

0 

0 


88 

0 

0 

0 

Trypanosoma 


89 

+ 

0 

0 

0 


91 

0 

0 

0 

0 


113 I 

0 

0 

0 

0 


V 

+ 

0 

0 

0 


172 

+ 

0 

0 

0 


173 

+ 

0 

0 

0 


176 

+ 

0 

0 

0 

2 Kulturserien 

177 

4“ 

0 

0 

0 

dgl. 

178 

0 

0 

0 

0 


179 

4* 

0 

0 

0 


180 

+ 

0 

0 

0 

2 Kulturserien 

181 1 

+ 

0 

0 

0 


182 

+ 

0 

0 

0 

2 Kulturserien 

183 

+ 

0 

0 

keine Kultur 


188 

+ 

0 

0 

0 


196 

+ 

0 

0 

0 


197 

+ 

0 

0 

0 


198 

+ 

0 

0 

0 


199 | 

+ 

0 

0 

0 


200 

+ 

0 

0 

O 


201 1 

+ 

0 

0 

0 


202 

+ 

0 

0 

0 


203 1 

+ 

0 

0 

0 


204 

+ 

0 

0 

0 


205 

+ 

0 

0 

0 


206 

+ 

0 

0 

0 


207 

+ 

0 

0 

0 


213 

+ 

0 

0 

0 


214 

+ 

0 

0 

0 


215 

+ 

0 

0 

0 


216 

+ 

0 

0 

0 


217 

+ 

0 

0 

0 


218 

+ 

0 

0 

0 


219 

+ 

0 

0 

0 


220 1 


0 

0 

0 


221 

+ 

0 

0 

0 

222 


0 

0 

0 


223 

+ 

0 

0 

0 


237 

4 - 

0 

0 

keine Kultur 


238 

+ 

0 

0 

dgl. 


239 

+ 

0 

0 



240 

+ 

0 

0 

*1 


241 1 

+ 

0 

0 

yy 


244 „ 

4- 

0 

0 



245 

+ 

0 

0 



246 

+ 

0 

0 



247 

+ 

0 

0 



253 1 

0 

0 

0 

0 


254 

0 

0 

0 

0 


255 

0 

0 

0 

0 


256 

0 

0 

0 

0 


257 1 

0 

0 

0 

0 


258 | 

0 

0 

0 

0 



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URBANA-CHAMPAIGN 








252 


Centialbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 




Mikroskopischer Befund 



No. 

Vogel art 

Haemo- 

Leuco- 

Trypano¬ 

Kulturbefund 

Bemerkungen 



proteuB 

cytozoon 

soma 



72 

Stein kau z 

+ 

+ 

0 

Trypanosoma 


77 

n 

+ 

+ 

+ 

II 


78 

„ 

+ 

0 

0 

0 


83 

„ 

+ 

0 

+ 

0 


90 

» 

0 

0 

0 

0 


97 

t » 

0 

0 

0 

0 


98 

'i 

0 

0 

0 

0 


99 

>i 

+ 

0 

0 

0 


150 

it 

0 

0 

0 

0 


151 


0 

0 

+ 

Trypanosoma 


152 


0 

0 

0 

0 


153 


0 

0 

0 

0 


154 


0 

0 

0 

0 


155 


0 

+ 

0 

0 


156 

it 

0 

+ 

0 

0 


157 

ii 

0 

0 

0 

0 


158 

ii 

0 

0 

0 

0 


159 

ii 

0 

0 

0 

0 


160 

ii 

+ 

0 

0 

0 


161 


0 

0 

0 

0 


162 


+ 

0 

0 

0 


163 

ii 

0 

0 

0 

keine Kultur 


164 

ii 

0 

0 

0 

dgl. 


165 

ii 

0 

0 

0 



166 

}> 

0 

0 

0 



167 

ii 

0 

0 

0 

Trypanosoma 


168 

ii 

0 

0 

0 

keine Kultnr 


169 

ii 

0 

0 

0 

dgl. 


174 

ii 

4" 

+ 

0 

0 


175 


0 

0 

0 

0 


184 


+ 

+ 

0 

Trypanosoma 


189 

II 

0 

0 

0 

0 

Proteosoma-In- 


1 




fektion 

190 


+ 

0 

0 

0 


191 


+ 

0 

0 

0 


208 


0 

0 

0 

0 


209 


0 

0 

0 

0 


210 


0 

0 

0 

0 


211 


0 

0 

0 

Trypanosoma 

212 

„ 1 o 

0 

0 


224 

V 0 

0 

0 

0 

225 

„ 0 

0 

0 

0 

220 

0 

+ 

0 

0 

227 

11 

0 

0 

0 

0 

228 

11 

0 

+ 

0 

0 

229 

II 

0 

0 

0 

0 

230 

11 

0 

0 

0 

0 

231 

» 0 

0 

0 

Trypanosoma 

242 

0 

0 

0 

keine Kultur 

243 

0 

0 

0 

dgl. 

248 

0 

0 

0 


249 

ii 0 

0 

0 

„ 


73 

Waldkauz 

+ 

0 

0 

Trypanosoma 


75 

„ i o 

0 

0 



92 

„ 0 

0 

0 

6 


93 

„ o 

0 

0 

keine Kultur 

95 

i> o 

0 

0 

0 

96 

„ , 0 

0 

0 

0 

193 

„ 0 

+ 

0 

0 


194 

„ 0 

+ 

0 

0 


195 

» 1 + 

+ 

0 

Trypanosoma 

Auch Profeo- 


1 



soma-Infektion 



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v. Schuckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomeuzuchtung. 253 


Ini Hinblick auf die oben aufgestellte Frage nach der Richtigkeit 
der Schaudinnschen Behauptungen sind die aus der Tabelle hervor- 
gelienden Resultate wohl von einigem Interesse. Es sind hier die Er- 
gebnisse der Untersuchung an insgesamt 120 Vogeln (Falken, Stein- 
und Waldkauzen) zusammengestellt. Von diesen 120 Vogeln erwiesen 
sich bei der mikroskopischen Kontrolle des Blutes 67 infiziert mit 
Haemoproteus, Leukocytozoon oder Trypanosoma; in zwei 
Fallen konnte auch eine Proteosoraa-Infektion festgestellt werden. 
In weitaus der Mehrzahl der Fade handelte es sich urn Haemo¬ 
proteus-Infektion, die namentlich bei Falken sehr haufig war. Weniger 
oft fand sich Leucocytozoon, und Trypanosoma konnte nur 
verhaitnismaBig selten, und zwar, ebenso wie Leukocytozoon, nur 
bei Stein- und Waldkauzen auf mikroskopischem Wege festgestellt 
werden. 

Interessant sind nun aber vor allem die Ergebnisse der Kulturen 
auf Blutagar: Von insgesamt 99 VSgeln wurden solche Kulturen ange- 
legt und sorgfaitig auf Trypanosomen untersucht. In 13 von diesen 
99 Fallen ergaben die Kulturen ein positives Resultat. Von den 13 ein 
positives Kulturergebnis liefernden VSgeln waren, wie durch die mikro- 
skopische Blutuntersuchung festgestellt war, 6 infiziert, und zwar 1 mit 
Haemoproteus allein, 1 mit Trypanosoma allein, 3 mit Haemo¬ 
proteus und Leucocytozoon, und 1 mit Haemoproteus, 
Leucocytozoon und Trypanosoma zusammen. Dagegen lieB sich 
bei den 7 fibrigen Vdgeln, die ein positives Kulturresultat ergaben, 
mittelst der mikroskopischen Blutuntersuchung eine Infektion irgend- 
welcher Art nicht feststellen. Auf der anderen Seite ergaben 
51 Vogel, bei denen auf mikroskopischem Wege eine 
Blutinfektion mit Hamosporidien festgestellt war, ein 
negatives Kulturresultat. Bei 35 VOgeln schlieBlich ergab weder 
die mikroskopische Blutuntersuchung, noch die Kultur ein positives 
Resultat. 

Nach Schaudinn ist, wie oben erwahnt, das im Vogelblut vor- 
kommende Trypanosoma kein selbstandiger Parasit, sondern es ge- 
hdrt in den Entwickelungszyklus von Haemoproteus resp. Leuco¬ 
cytozoon. Wie ware dann aber, die Richtigkeit dieser Schaudinn¬ 
schen Behauptung vorausgesetzt, der in unserer Tabelle aufgestellte Fall 
des Steinkauz 151 zu erklaren, bei welchem weder Haemoproteus, 
noch Leucocytozoon im Blut zu finden waren, wohingegen Trypano¬ 
somen sowohl im Blut als auch in der Kultur festgestellt werden konn- 
tenV Urn ein Anfangsstadium der Infektion konnte es sich in diesem 
Falle wohl kaum handeln, denn auf diesem Stadium sollen die Trypano¬ 
somen noch klein sein, wahrend das von uns im Blut des Steinkauz 151 
beobachtete Trypanosom eine recht betr&chtliche GroBe aufwies. Mbglicher- 
weise konnte es sich urn eine der spateren „Schw&rmperioden u Schau- 
dinns handeln; es mtiBte dann angenommen werden, daB alle im Blut 
vorhandenen Parasiten gleichzeitig Trypanosomenforin annehmen und 
ins Blut ausschwSrmen; denn von Parasiten, die an oder in den Blut- 
kSrperchen lagen, war in unserem Fall nichts zu entdecken. Nach 
Schaudinn sollen diese Schwarmperioden nachts eintreten; unsere Be- 
obachtung wurde jedoch am Tage gemacht. Die in unserer Tabelle auf- 
gefuhrten Falle Steinkauz 74 und Steinkauz 83 lieBen sich schon elier 
im Schaudinnschen Sinne deuten, da hier durch die mikroskopische 


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254 


Gentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Untersuchung auBer Trypanosomen auch Haemoproteus resp. Leuco- 
cytozoon festgestellt wurden. Auch die Fiille Steinkauz 72. Stein- 
kauz 184, Waldkauz 73 und Waldkauz 195 wiirdeu sich im Schaudinn- 
schen Sinne deuten lassen, da hier die mikroskopische Untersuchung nur 
das Vorhandensein von Haemoproteus und Leucocytozoon ergak 
w&hrend in den Kulturen Trypanosomen auftraten. Doch konnten in 
diesen Fallen die Trypanosomen im Blut auch so gering an Zahl ge- 
wesen sein, daB sie bei der mikroskopischen Blutuntersuchung nicht auf- 
gefunden wurden, wahrend sie sich clann in der Kultur rasch und stark 
vermehrten. DaB tatsachlich die Trypanosomen im peripheren Blut des 
Vogels in sehr geringer Anzahl vorhanden sein konnen, bewies uns der 
Fall Steinkauz 151, bei welchem wir erst nach sehr langem Suchen ein 
einziges Trypanosom auffanden; dagegen enthielt die Kultur bereits nach 
kurzer Zeit groBe Mengeu von Trypanosomen. In dem zuletzt auge- 
deuteten Sinne sind, unseres Erachtens, auch die 7 Falle unserer Tabelle' 
zu deuten, bei denen der mikroskopische Befund vollig negativ war. 
whhrend die Kultur ein positives Resultat ergab. Auch in diesen Fallen 
glauben wir eine Trypanosoineninfektion annehmen zu dflrfen, die aber 
so gering war, daB sie sich nur auf kulturellem Wege nachweiseu lieB. 
Es ist das einer der oben angefiihrten Hauptvorteile der Ziichtungs- 
methode, die dadurch ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel wird. 
DaB aber dies Hilfsmittel bisweilen auch einmal versagen kann, beweist 
uns der Fall Steinkauz 83 unserer Tabelle, bei welchem im Blut Trypano¬ 
somen festgestellt wurden, wahrend die Kultur trotzdem ein negatives 
Resultat ergab. 

Was endlich die 51 Falle betrifft, in welchen durch mikroskopische 
Untersuchung eine Infektion mit Haemoproteus resp. Leucocyto¬ 
zoon festgestellt wurde, wahrend das Kulturresultat negativ war, so 
sprechen sie, unseres Erachtens, am stflrksten gegen die Richtigkeit 
der Schaudinnschen Ansichten. Denn weshalb sollte, wenn wirk- 
lich zwischen Haemoproteus respektive Leucocytozoon einer- 
seits und den Trypanosomen andererseits ein genetischer Zusam- 
menhang besteht, die Zuchtung von Trypanosomen aus Blut, das mit 
Haemoproteus resp. Leucocytozoon infiziert ist, in so vielen 
Fallen miBlingen, wenn sie anderen Fallen (Steinkauz 72 und 184, Wald¬ 
kauz 73 und 195) unter den gleichen Umstanden gelungen ist? Wir 
glauben diese Verfuiltnisse vielmehr so erklaren zu dflrfen, daB in den 
4 zuletzt genannten Fallen neben der Haemoproteus- resp. Leuco¬ 
cytozoon-Infektion noch eine Trypanosomen - Infektion bestand, die 
sich nur durch die Kultur nachweisen lieB, wahrend eine solche Trypano- 
somen-Infektion bei den 51 anderen Fallen, bei denen die mikroskopische 
Untersuchung ein positives, die Kultur dagegen ein negatives Resultat 
ergab, nicht bestand. 

Es ist uns also, wieausderBeschreibung unserer Ver- 
suchsresultate hervorgeht, nicht gelungen, vermittelst 
der Zflchtung der Vogeltrypanosomen auf kflnstlichen 
Nahrboden einen Beweis dafflr zu erbringen, daB der von 
Schaudinn behauptete genetische Zusam men hang zwi¬ 
schen Haemoproteus resp. Leucocytozoon einerseits und 
dem sog. Trypanosoma avium andererseits tats&chlich 
besteht. 


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v. Schuckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 25b 


In einer vor kurzem (1911) erschienenen Arbeit glaubt dagegen 
M. Mayer „die Arbeit Fritz Schaudinns iiber Generations- und 
Wirtswechsel bei Trypanosoma und Spirochaete in wichtigen 
Punkten bestStigt u zu haben. Fiir die Impfung seiner Kulturrohrchen 
verwandte Mayer „so geringe Blutmengen, daB man bei sorgfaltiger 
Durchmusterung sicher die Anwesenheit von Trypanosomen feststellen 
konnte“, und auf diese Weise gelang es ihm, „trotz negativen Trypano- 
somenbefundes sowohl direkt im Kulturrohrchen als auch im hangenden 
Tropfen Flagellatenkulturen zu erhalten, die demnach — da auch Leuco- 
cytozoen in diesem Falle fehlten — zweifellos den Halteridien zuzu- 
schreiben sind.“ Wir hatten, als diese Arbeit erschien, unsere Versuche 
bereits zum AbschluB gebracht, und konnten sie bisher noch nicht 
wieder aufnehmen. Jedoch glauben wir nicht, daB es Mayer gelungen 
ist, den endgiiltigen Beweis fur die Richtigkeit der Schaudin n schen 
Behauptungen zu erbringen, und behalten uns ein naheres Eingehen auf 
diese Frage ftir spStere Zeit vor. 


Literatnr. 

1) Mathis, M. C., Sur une modification au milieu de Novy-Mc Neal pour la 
culture de Trypanosomes. ((Jompt. rend. Soc. Biol. T. 61. 1906.) 

2j Mayer, M., Ueber ein Halteridium und Leukocytozoou ties Wald- 
kauzes und deren Weiterentwickluug in Stechmiicken. (Arch. f. Protistenk. 
Bd. 21. 1911.) 

3) McNeil and Novy, On the cultivation of Trypanosoma lewiai. (Con- 
trib. to Med. Research, dedicated to Victor Clarence Vaughan, Ann. 
Arbor, Mich. 1903.) 

4) — — On the cultivation of Trypanosoma brucei. (Journ. Inf. Dis. Vol. 1. 
1904. p. 1.) 

5) -On the Trypanosomes of birds. (Journ. Infect. Dis. Vol. 2. 1905. p. 2.) 

6) Schaudin n, F., Generations- und Wirtswechsel bei Trypanosoma und 
Spirochaete. (Arb. a. d. Kais. Ges.-Amt. Bd. 20. 1904.) 

7) Thomson u. Sin ton, The morphology of Trypanosoma gambiense and 
Trypanosoma rhodesiense in cultures etc. (Ann. of,Trap. Med. and Para- 
sitol. Vol. 6. 1912.) 

8) v. Wasielewski, Studien und Mikroi)hotogramme zur Kenntnis der pathogenen 
Protozoen. Heft 2. I^eipzig 1908. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.. Originate. Bd. 68. Heft 2. 


Inhalt, 


Bevacqua, Alfredo, Fuso-spirillare Asso- 
ziation in einem Falle von Pseudo- 
elephantiasis des unteren linken Gliedes 
bei einem Araber, p. 182. 

Biera8t, W., und Lamers, A. J. M., 
Phobrol im Laboratoriumsversuch und 
in der Praxis, p. 207. 

Bitter, Ludwig, Neues zur Technik der 
Sporen- und Gonokokkenfarbung, zu- 
gfeich Mittcilungen iiber milzorand- 
ahnliche und wandernde Erdbacillen, 
p. 227. 

Csernel, Eugen, Beitrage zur sogenannten 
Mutation bei Choleravibrionen, p. 145. 

Galli-Valerio, B., Bacterium pseudo- 
pestis murium n. sp., p. 188. 

Massetti, Loreto, Beitrag zum Studium 
des Stoffwechsels der Choleravibrioneu, 
p. 129. 

Miyagawa, Toneji, Ueber den Wande- 
rungsweg des Ankylostomum duo- 
denale (caninum) bei oraler Infek- 
tion, p. 201. 


Miyagawa, Toneji, Ueber den Wande- 
rungsweg des Schistosomum japo¬ 
nic um durch Vermittlung des Lymph- 
gefafisysteras des Wirtes, p. 204. 

Natonek, Desider, Zur Kenntnis der 
kulturelleu Eigenschaften einiger Coli- 
Btamme, p. 166. 

Ffeiler, W., und Kehse, A., Ueber das 
Vorkommen von Bakterien aus der 
Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. 
Paratyphus B-Infektion beim Huhn, 
p. 174. 

▼. Bits, Stefan, Ueber die Piroplasmoee 
der Schafe, p. 194. 

▼. Schuckmann, W., und Wernicke, K., 

Einiges iiber Methoden und Ergebnisee 
der Trypanosomenzuchtung, p. 241. 

Smith., J. Henderson, On the Organisms 
of the Typhoid-Colon Group and their 
Differentiation, p. 151. 

Valletti, Guido, Ueber einen neuen Nahr- 
boden zur sehr raschen Entwicklung des 
Tuberkelbacillus, p. 239. 


Die Herren Mitarbeiter werden hdf lichst gebeten, bercits fertig- 
gestellte Klischees — falls solche mlt den Manuskriptcn abgellefert 
werden — nicht der Redaktion, sondcrn direkt der Veriagshand- 
Inng Grustav Fischer in Jena einzuscnden. 


Die Redaktion des „Centralblatts fur Bakteriologie und Parasitenkunde “ richtet 
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige Wunsche um Lieferung von 
besondcren Abdriicken Hirer Aufsiitze entweder bei der Eimendung der Abhandlungen 
an die Redaktion auf das Manuslcript schreiben zu wollen oder spiitestcns nach 
Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer 
in Jena, gelangen zu lassen. 


Kroimnannfcche Buchdruckcrel (Hermann Pohle) in Jena. 


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Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3|4. 

Ausgegeben am 15. M§rz 1913. 


Nachdruck verboten. 

Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 

Ein KleinhirnabszefS, bedlngt durch elncn anaeroben Spaltpilz, bei 
chronischer elterig-jauchigcr Otitis, Sinasthrombose and Carcinom- 
cntwickelung ini rechten Felsenbein. 

[Mitteilung aus dem Institut fflr pathologische Anatomie 
der k. k. Universit&t Innsbruck.] 

Von weil. Prof. Dr. Emanuel v. Hibler. 

Mit 1 Tafel und 6 Textfiguren *). 

Einleitung. 

Den hauptsachlichsten Gegenstand dieser Darlegungen bilden die Be- 
funde, die ich bei der bakteriologischen Untersuchung des im Titel 
skizzierten Falles aufnahm; im Interesse seiner naheren Kennzeichnung 
wird hier aber auch (iber die Ergebnisse zu berichten sein, zu denen 
ich bei seiner anatomischen und histologischen Untersuchung gelangte. 
Auch die diesen Fall betreffenden klinischen Befunde erscheinen mit- 
teilenswert. 

Wie die bakteriologische Untersuchung ergab, wurde die AbszeB- 
bildung im Kleinhirn, die sich den Veranderungen im Felsenbein anschloB, 
abgesehen von den nebenbei nachweisbaren Streptokokken, durch einen 
kleinen, der Eigenbewegung und Sporenbildung fahigen anaeroben Spalt¬ 
pilz ausgelost und unterhalten. 

Die zur Erganzung des Sektionsbefundes — den ich am 25. Jan. 
1909 (Protokollnummer 8518/26) aufnahm — gepflogene histologische 
Untersuchung lieferte den Nachweis, dafi in dem Falle im Felsenbein 
neben chronisch-entztlndlichen Veranderungen ein Plattenepithelkrebs zur 
Entwicklung gekonnnen war, und daB der infektiose EntzttndungsprozeB, 
hierdurch in seinem Fortschreiten begiinstigt, auf die hintere Flache des 

1) Die Veroffentlichung der vorliegenden Mitteilung aus deifi reiehen wisseu- 
Bchaftlichea Nachlasse Prof. v. Hi biers — der zu ineinem unsagbaren und 
unaufhorlichen Schmerze am 23. Juni 1911 seinem Berufe zum Opfer fiel ist 
durch den Umstand erinoglicht, dal! diese Arbeit von ihrein Verfasser selbst schon 
in Maschinenschrift zur Drucklegung vorbereitet wurde; es eriibrigtc mir demnacb 
nur mehr die Aufgabe, die stenographischen Notizen zu verwerten, die Emanuel 
v. Hibler seinem Manuskript beiffigte, als er es entsprechend der ihm eigeuen 
Sorgfalt wiederholt in Ausfeilung nanm. Auch die Auswahl der ffir die Arbeit 
von ihrem Verfasser angefertigten Photogranune ist zum grollten Teil noch von 
ihm selbst getroffen worden. An einzelnen Stellen envies es sich als angezeigt, 
aus dem Tagebuch, das E. v. Hibler gleichwie uber seine vielen anderen unter- 
suchungen, auch fiber die vorliegende Arbeit mit grolier Genauigkeit ffihrte, Er- 
ganzungen in den Text der Abhandlung aufzunehmen. Dieses Tagebuch bcweist, 
daS die Aufgaben der vorliegenden Arbeit von ihrem Verfasser im Anschlusse an die 
der Obduktion des Falles folgenden ersten Untersuchungen, gleich am 26. Jan. 1909, 
und zwar um Mitternacht in Angriff ^enommen und von da an unter Einschaltung 
einzelner, teils im Thema gelegener, teils durch andere Arbeiten, teils durch Ferien- 
zeiten und durch Erkrankungen bedingter Unterbrechungen bis zum 4. Febr. 1911 
fortverfoljjt wurden, wobei die let.zte Zeit, und zwar vom 29. Nov. 1910 an wesent- 
lich den im VII. Abschnitt aus dem Tagebuch mitzuteilenden Agglutinations- und 
Prazipitationsversuchen gewidmet war. G. Pommer. 

Exste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 3/4. 17 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Felsenbeines und weiter auf das hier anliegende Kleinhirn Ubergegriffen 
und in diesera die AbszeBbildung veranlaBt hatte. 

Wie aus dem sp&ter noch im Auszug mitzuteilenden Obduktions- 
befunde erhellt, ist allerdings betreffs des Ausganges dieses Falles das 
Schwergewicht mehr auf den InfektionsprozeB zu legen, als auf die 
Krebsbildung, da ja die Ausbreitung der Infektion auf die Dura der 
hinteren Schadelgrube, auf die Kleinhirnmeningen und auf das Kleinhirn 
selbst, unter Hirndruck und unter meningitischen Erscheinungen, den 
Tod herbeigefiilirt hat. Gleichwohl darf aber die Bedeutung der Krebs¬ 
bildung fur den Krankheitsverlauf nicht unterschatzt werden, da das 
Vordringen der Infektion zweifellos auf dem Boden der vorgreifenden 
Krebsbildung erfolgte und diese der Infektion den Weg bereitete. Der 
Carcinombefund verdient in diesem Falle auch wegen des Umstandes 
besondere Beachtung, weil er nicht bereits bei der anatomischen, sondern 
erst durcli die histologische Untersuchung vollig sicherzustellen war. 

Endlich sei in diesen einleitenden Bemerkungen tiber den wahrschein- 
lichen Zusammenhang der in dem Falle am Felsenbein nachweisbaren 
verschiedenartigen Krankheitsprozesse auch noch folgendes hervorge- 
hoben: Der ungleiche Charakter der die chronische Otitis betreffenden 
histologischen Veriinderungen des Felsenbeins leitet zu der Annahme, 
daB mindestens zwei der Art nach verschiedene und zeitlich weit aus- 
einanderliegende Infektionsprozesse sich daselbst abgespielt haben. Der 
erste, dessen Beginn nach der Anamnese mbglicherweise sogar in die 
Kindheit zuriickreicht, bestand wohl in einer Otitis media, die schlieBlich 
groBenteils in Granulationsbildung innerhalb der betroffenen- Felsenbein- 
bezirke, insbesondere des Warzenfortsatzgebietes, ausging. Der zweite 
InfektionsprozeB war durch die Ansiedelung eines anaeroben Spaltpilzes 
bedingt und im besonderen wohl durch die Entwickelung eines auf dem 
Boden der alten Granulationen sprieBenden Carcinoms eingeleitet. Diese 
neue Infektion zeichnete sich im Gegensatze zur friiheren durch grOBere 
Bosartigkeit aus und fiihrte infolge Uebergreifens auf das Kleinhirn 
frilhzeitig zum Tode. 

Die im Sinus sigmoideus nachweisbaren thrombotischen Verhnde- 
rungen konnen der Zeit der Krebsausbreitung und der damit verbundeuen 
zweiten Infektion ebensowohl vorausgegangen als auch vielleicht erst von 
der letzteren ausgelost worden sein. In den histologischen Befunden 
findet meines Erachtens die erstere Annahme bessere Stutzpunkte. 

Entsprechend der uberwiegenden Bedeutung des Infektionsprozesses 
im gegebenen Krankheitsfalie habe ich mir dessen n&here Ivennzeichnung 
und insbesondere das Studium der Eigenschaften des dabei vorgefundenen 
Anaeroben zur Hauptaufgabe gemacht. Es erscheint dies urn so mehr 
gerechtfertigt, als die Erreger solcher vom Mittelohr auf das Gehirn 
Ubergreifender Infektionsprozesse bisher nur teilweise und meist unzu 
langlich bekannt geworden sind. Ftlr diese Tatsache werden spater bei 
Besprechung der Differentialdiagnose des vorgefundenen Anaeroben lite- 
rarische Belege beigebracht werden. 

In den mannigfachen Komplikationen, die den vorliegenden Fall 
bezeichnen, wird der Literaturkenner, sofern er sie einzeln und fiir sich 
betrachtet, keine besonders ungewohnlichen Vorkonunnisse erblicken. 
Denn cs findet sich in der Literatur eine Reihe von Fallen, in denen ein 
Plattenepithelcarcinom des Mittelohres mit chronischer Otitis bzw. auch 
mit Sinusthrombose zusammen bestand. Ebenso sind im Gefolge von 
chronischen Mittelohreiterungen Kleinhirn- oder Schlafelappenabszesse 


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v. Hibler, Zur Kenntnis dcr pathogcnen Anaeroben. 


259 


ofters beobachtet worden. Ich verweise in ersterer Beziehung auf den 
von Bezold ( 1 ) iiberlieferten, mit Mittelohreiterung komplizierten Car- 
cinomfall, ferner auf die von Kretschmann (2) beobachteten ana- 
logen Falle, sowie auf die zwei von Treitel ( 3 ) und auf die beiden 
von Zeroni ( 4 ) beschriebenen Falle und endlich auf die Einzelbeobach- 
tungen von Whiting ( 5 ), Sessous ( 6 ), Coinpaired ( 7 ) u. a. 

Was die weitere Komplikation, d. i. die Verquickung von chroniscker 
Mitlclohreiterung mit KleinhirnabszeB im Falle meiner Beobachtung 
anlangt, so kl&ren Uber die Haufigkeit dieses Vorkommnisses die von 
Kdrner ( 8 ), Rist ( 9 ), Heimann ( 10 ), Ghon, Mucha und 
Muller ( 11 ), Neumann ( 12 ), Isemer ( 13 ) u. a. beobachteten Falle 
auf. Besonders sei in dieser Beziehung bemerkt, daB Neumann in 
seiner Monographie ( 12 , p. 57—118) 165 Falle von KleinhirnabszeB 
bei chronischer Mittelohreiterung anfilhrt, die er in der Literatur auf- 
findeu konnte, und unter denen in 49 Fallen Labyrintheiterung und 
in 15 Fallen auBerdem Cholesteatom vorlag ( 12 , p. 3). 

Was beim Vergleich mit alien diesen Fallen den meiner Beobachtung 
auszeichnet und davon unterscheidet, ist das Zusammenbestehen von 
Carcinombildung innerhalb des Felsenbeines mit chronischer Mittelohr¬ 
eiterung, mit Sinusthrombose und mit KleinhirnabszeB. Soweit ich in der 
Literatur Umschau halten konnte, habe ich einen ahnlichen Fall nicht 
verzeichnet gefunden. 

Was die Entstehuug des Kleinhirnabszesses in dera Fall meiner Beobachtung 
betrifft, so scheint mir, wie bereits erwahnt, die Fortleitung der Infektion vom 
Mittelohr auf das Kleinhirn auf dem Wege und Boden des Carcinoma erfolgt zu 
sein. Zu dieser Auffassung veranlaSt besonders die Tatsache, dafi das Carcinom 
nur an jener einzigen Stelle in den Duraiiberzug des Felsenbeins vorgewachsen 
und dieser zugleich hochgradig eiterig, jauchig durchsetzt und infiziert ist. Dieses 
kleine Feld liegt hart liber dem Sinus sigmoideus, und es findet sich die Dura der 
hinteren Felsenbeinflache wie gesagt, ausschlieSlich nur an dieser Stelle eiterig- 
jauchig verandert und zerstdrt. 

Von den praformierten Wegen, die naeh den Ausfuhrungen von Boesch ( 14 ) 
die Eiterfortleitung von erkranktcn Mittelohrbezirken in das Schadelinnere besonders 
haufig vermitteln, kommt im Falle meiner Beobachtung der innere Gehorgang nicht 
in Betracht. Auch der Weg entlang einer etwa vorhaudenen Bogengangfistel ist 
ausgeschlossen, da die Cortischen B5gen und deren Umgebung, so weit sie zu 
ubersehen, von narbigen Granulationen eingenommen sind. Dafi die Infektion im 
Aquaeductus vestibuli oder cochleae vorgesehritten sei, ist auch unwahrsclieinlich, 
wenngleich diese Moglichkeit offen bleibt, da die genannten Organteile und deren 
Umgebung von Krebsgewebe sich ersetzt finden. 

Was fur die Richtung der Infektionsausbreitung in dem Falle bestiinmend ge- 
wesen sein mag, ist der ganzen Sachlage nach vorwaltend wohl die von der 
Carcinomentwickelung im Felsenbein abhangige Knochenzerstorung. .Tedenfalls 
lassen die histologLschen Befunde keine Zweifel bestehen, dafl der Infektion der Weg 
zur Schadelinnenilache durch die carcinomatdse Knochendestruktion eroffnet wurde. 
Diese Auffassung von der Entstehung des Kleinhirnabszesses stimmt auch mit der 
von Neumann ( 12 , p. 9) hinsichtlich der KleinhirnabszeSgenesc aufgestellten 
Regel Qberein, daS „Infektionen auf praformierten Bahnen (mit Ausnanme des 
Aquaeductus vestibuli)“ „zu Meningitis, Infektionen auf nicht praformierten Wegen, 
einschliefllich den Aquaeductus vestibuli, zu umschriebenem Extradural- und Ilirn- 
abszefl“ fiihren. Die Bedeutung eiteriger Knochenzerstdrungen fiir die InfektiouB- 
fortleitung ist iibrigens auch anderwarts genugsam beachtet und anerkannt. So 
weisen z. B. Neumann ( 12 , p. 6, 7, <8) und auch Isemer ( 13 , p. 244) bei 
Erklarung der Infektionsausbreitungen mil Nachdruck auf die sckundiiren Knochen- 
erkrankungen hin und fordern die Beachtung dieses Umstandes. 

Nach diesen vorausblickenden Erlauterungen will ich nun die zum 
n&heren Verstandnis und (lberhaupt zur Kennzeichnung des Falles dien- 
lichen anamnestishen Daten, klinischen Beobachtungen, Obduktions- und 
histologischen Befunde der Reihe nach mitteilen und dabei mit den 

17 * 


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260 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3|4. 

seitens der Innsbrucker oto-laryngologischen Klinik vorliegenden Be- 
richteD und Beobachtungen beginnen, ftlr deren gef. Ueberlassung dem 
Vorstande dieser Klinik Herrn Prof. G. Juffinger hiermit bestens 
gedankt sei. 

I. Von der Krankheitsgeschichte des Falles. 

Der Anamne.se zufolge litt der am 23. .Tan. 1909 in die Klinik aufgenommene 
46 Jahrc alte Patient Eduard Algi, Taglohner aus Rankweil in Vorarlberg, um deD 
ea Bich in dem Falle handelt, als Kind an einem Hautausschlag (Impetigo?) und 
war da auch „mit bosein Auge“, wie das Volk sagt, behaftet. Im 7. Lebensjahre 
erkranktc er an „Glieder6ueht“, von der er nach etwa 12 Wochen genas. Er fiihlte 
sich bis vor kurzem gesund. 

Mit dem rechten Ohr horte aber Patient bereits von Kindheit an schlecht, 
doch versptirte er daran angeblick vor den letzten 5 Wochen niemals Schmerzen. 
Nach seiner Angabe besteht seit 10 Wochen AusfluB aus dem rechten Ohr. In den 
letzten 5 Wochen haben die Schmerzen stetig zugenommen; seit 2 Tagen fuhlt 
Pat. Schwindel und Neigung auf die kranke Seite zu fallen. Ohrengerausche hat 
er angeblich niemals bemerkt. Seit 8—10 Tagen kann Pat. nicht inehr pfeifen 
und das rechte Auge nicht mehr ganz schliefien. 

Ueber den Statu s praesens gibt das klinischeProtokollfolgenden 
Bericht: Der mittelkraftige, grobe Mann, von mdUigem Ernahrungs- 
zustand, zeigt rechterseits Parese aller 3 Facialisaste. Die Pupillen 
reagieren auf Akkommodation, Licht und konsensuell; die rechte Pupille 
weiter als die linke. Starker, horizontaler Nystagmus nach rechts, 
geringer nach links. 

An Herz und Lungen nichts Krankhaftes nachzuweisen, ebenso- 
wenig am Abdomen. Der Harn enthalt Nucleoalbumin, Eiweib, keinen 
Zucker. 

Nase frei, geringe Sekretborken im Vestibulum. Rachen und Kehl- 
kopf normal. 

Am linken Ohr Trommelfell und Horscharfe normal; Pat. hbrt auf 
10 m Flusterstimme. 

Im Gehorgang des rechten Ohres Eiter angesammelt, der putriden 
Geruch ausstromt. Nach Ausspritzung zeigt sich der Gehorgang ver- 
s'chlossen durch einen derben, gelappten bzw. hockerigen, etwas be- 
legten, roten, polypenahnlichen Tumor. 

Der Processus mastoideus nicht druckempfindlich, iiber demselben 
auch keine Schwellung bemerkbar. 

Es gelingt nur kleine Teile der Geschwulst mittels der Schlinge 
aus dem Gehorgang zu entfernen. Dabei erweist sich die Geschwulst 
betrachtlich hart und zu Blutungen geneigt. 

Nach Entfernung einiger Geschwulstteilchen erscheint der Gelibr- 
gang auffallend weit. 

Die (nachtraglich auf der Klinik selbst durchgeftihrte) histologische 
Untersuchung dieser Tumorstticke ergab den Befund von Granulations- 
gewcbe, tibcrkleidet mit dicker Epidermis und auch durchsetzt von tiefer 
eintrreifenden Epithelleisten, so dab Verdacht auf Carcinom erweckt wird. 

Nach dem skizzierten damaligen Befunde wird die klinische 
Diagnose gestellt auf Otitis med. chron. supp. dextra. Abscessus 
cerebelli dextri. 

Die krankhaften Storungcn nahmen am 24. Jan. zu, Pat. zeigte 
sich somnolent und geistig unorientiert, den Blick hielt er nach links 
gerichtet; die Pulsschlage sehr kraftig, 60 in der Minute. Der Kranke 
wird zur Eroffnung des Kleinhirnabszesses in die chirurgische IGinik 
iibertragen. Dort konnte man jedoch wegen des rasch eintretenden 



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v. Hibler, Zur Kcnntnis der pathogenen Anaeroben. 


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Verfalles des Pat. den Eingriff nicht mehr unternehmen. Der Kranke 
starb bereits am Abend des 24. Jan. 1909. 

II. Von dem Obduktionsbefunde des Falles. 

Die von mir am 25. Jan. 1909 vormittags vorgenommene Obduktion 
ergab, spater erganzt durch die Befunde der mikroskopischen Unter- 
suchung, als pathologisch-an atomise he Diagnose: WalnuB- 
groBer jauchiger AbszeB in der rechten Kleinhirnhemi- 
sphare und regionare putride Lepto- und Pachymeningitis 
mit den Anzeichen von Hirndruck. Eiterig-jauchigeOtitis media, 
Ostitis und Periostitis des rechten Felsenbeines kornbi- 
niert mit Carcinomatose. Partielle, mit Obliteration a u s - 
geheilte Thrombose des rechtsseitigen Sinus sigmoideus. 
Teilweises Oedem der Lungen, Stauungshyperamie in diesen und in den 
drtisigen Organen der Bauchhohle. Parenchymatftse Degeneration und 
geringe Hypertrophie des linken Ventrikels bei Arteriosklerose der 
Aorta und ihrer groBen Aeste. 

Aus dem Obduktionsprotokolle seien folgende Befunde besonders 
hervorgehoben: 

Nach Durchtrennung des Tentorium cerebelli zeigt sich auf der rechten Seite 
die Kleinhirnhemispbare test an die hintere Felseubeinwand angepreSt, und an 
einer Stelle quillt daraus sehinutzig graubrauner, diinnfliissiger, leicht jauchig 
atinkender Eiter hervor, der auch einzelne flockige Gebilde enthiilt. 

Das der Schadelhohle entnonimene Gehirn bietet an den GroBhirnhemisphiiren 
bei milchiger Trubung mancher Meningengpbiete Abplattung der Windungen, serose 
Durchfeucntung und Cyanose der Rinde dar. Am Kleinhirn iibertrifft die rechte 
Hemisphere die linke erheblich an GroSe, dabei ist sie ungleich schlaffer und 
weicher als diese; ihr Meningcniiberzug weist eine braunlich-gelbe Verfiirbung auf. 

Durch die hanfkorngroBe Eroffnungsliicke vorne am lateralen Rande der 
rechten Kleinhirnhemisphare, aus der, wie erwahnt, stinkender Eiter hervorgequollen 
war, entleert sich bei Druck auf die Nachbarschaft aus dem darunter liegenden 
AbszeB wiisserig-eiterige Fliissigkeit von putrider Beschaffenheit. Beziiglicn der 
naheren Beechreibung des Kleinhirnabszesses, der bei der Sektion nicht weiter 
eroffnet, sondern erst spater nach erfolgter Hiirtung des Gehirns durchschnitten 
wurde, verweise ich auf die spater unten folgenden ergiinzenden Angaben. Aus 
dem Obduktionsbefund fiihre icn noch au, dais im durentrennten Wurmgebiet des 
Kleinhirns seine Substanz in grofiem Bereiche die Schnittfliichen sulzig ge- 
quollen und mehr oder weniger gelb verfiirbt zeigte. Der betrachtlich erweiterte 
4. Ventrikel ent.hielt bernsteingelbe, etwas opaleszierend trube Fliissigkeit. 

Ilinsichtlich der an der Dura des rechten Felsenbeines nach Entnahme des 
Gehirns vorliegenden Befunde sei folgendes hervorgehoben: In einem groBen Be¬ 
reiche der hinteren und zum Teil auch der oberen Fliiche des Felsenbeines ist 
die Dura sulzig infiltriert, aufgelockert, verdickt und etwas schmutzig-grau oder ( 
braun-griin verfarbt. An einer beschriiiikten Stelle oberhalb des Sinus sigmoideus 
findet sich in der hier zunderig zerfallenden Dura auch ein etwa linsengroBer Sub- 
stanzverlust, in dessen Grunde der Knochen des Felsenbeines freigelegt und jauchig- 
eiterig infiltriert erscheint. Das Tegmen tympani und dessen Dura sind nur in 
geringem Grade von entzundlichen Veriinderungen ergriffen. 

Der rechte Sinus sigmoideus ist im medialen Anteil vollig, im lateralen nur 
teilweise erfilllt von einem sulzigen, organisierten, liellbriiunlichen Thrombus. Die 
Wande dieees geschrumpften Blutleiters erweisen sich groBenteils fest mit dem 
Knochen verwacnsen. in den seitlichen Teilen schlieBen sich eng an: die erwahnten, 
jauchig infiltrierten, bzw. zunderig zerstorten Gebiete der Dura und des Felsenbeines. 
Vom Carcinom, das spater an Durchschnitten zur Beobachtung gelangte, konnte bei 
der auBeren Besichtigung an keiner Stelle irgendetwas bemerkt werden. 

Bei AufmeiBelung des Felsenbeines in der Paukenhohlengegend findet sich 
nicht bloB das Gebiet dea Cavum tympani, sondern auch dessen Nachbarschaft in 
ihren Knochenraumen ausgefiillt mit einer schmutzig-weiBen oder oraunlich-grauen 
Substanz, die zum Teil aus eiterig-jauchiger Fliissigkeit, vorwaltend jedocn aus 
feetem, durch AufgieBen von Kocnsalzlbsung nicht wcgschwemmbarein Materiale 
beeteht. Dieses letztere gleicht ganz einer Gerinnungsmasse und zeigt eine mehr 


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Ccntralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3|4. 


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lichtgraue Farbung. Schleirahautreste oder Bestandteile des inneren GehSrorganes 
Bind in dem AufmeiSelungsgebiet nirgend erkennbar. Der Knochen erweist sich 
ortlich arrodiert und zerstort und ist vollstandig in der erwiihnten Erffillungs- 
masse untergegangen. Diese Veriinderungen erstrecken sich auf die gesamten 
hinteren Teile des freigelegten Felsenbeinbezirkes und bis in die Nachbarschaft der 
Bogengiinge; die Schnecke erscheint da von nicht betroffen. 

Bei Besichtigung der Umgebung des rechten Ohres zeigt sich, dafi der auSere 
Gehorgang mit den anschliefienden, teilweise eroffneten Warzenfortsatzzellen ein 
einheitliches Wundgebiet darstellt, in das ein Gazetampon eingelegt ist. Nach 
Entfernung dieses letzteren dringt aus der Tiefe des Felsenbeines zuriickgestauter 
jaucliiger Eiter hervor. 

In der rechten Retromaxillargegend finden sich einige betrachtlich ange- 
schwollene, jedoch nicht eiterig veranaerte Lymphdrusen. 

Endlich ist hier noch iiber das Verhalten des Kleinhirnabszesses, wie dieses 
sich am geharteten Objekt auf dem Durchschnitt darstellte, zu berichten. 

Die AbszeBh&hle ist, wie die nebenstehende im Verhaltnis von 
10,5:9 verkleinerte Textfigur 1 zeigt, etwas liber walnuBgroB und 



Fig. 1. Durchschnitt durch die rechte Kleinhirnheinisphare mit der Abszeflhohle, von 

unten gesehen. 

nimmt die seitlich-hinteren Teile des Lob. quadrangularis und die seit- 
lich-vorderen des Lob. semilunaris der rechten Kleinhirnhemisph&re 
ein. Am seitlich-vorderen Rande der Hemispliare reicht der Abszefi 
in einem begrenzten Gebiete an die Pia heran; er barst an dieser Stelle. 
wie erw&hnt, nach dem Durchschneiden des Tentorium cerebelli, wobei 
sich aus der so entstandenen LUcke ein Teil des in der AbszeBhohle an- 
gesammelten putriden Liters ergoB. In der Nachbarschaft der Perfora- 
tionsliicke umrahmen den AbszeB teils enveichte, teils noch unveranderte 
Windungslaraellen des Lob. quadrangularis in wechselnd dicken Lagen. 
Von einer pyogenen Membran.ist nirgends eine Spur zu 
sehen. Die Wande des Abszesses erscheinen an den Stellen, an denen 
sein Inhalt abgelaufen ist, rauli und wie fetzig zerfallend und sind innen 
groBtcnteils grtin- oder grau-schwarzlich verfarbt. 

Die durch Bakterieneinwirkung bedingte, auf Schwefeleisenbildung 


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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


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beruhende GrUn- und Schwarzfiirbung des den AbszeB umschlieBenden 
Hirngewebes war bereits am frischen Objekt vorhanden. Am Durch- 
schnitt des geharteten erweist sich der AbszeB vorherrschend wie von 
einem breiten roten Band umfangen, so zahlreich und dicht siud die den 
AbszeB unmittelbar umgrenzenden weiBen Marklager von frischen, zu- 
meist punktformigen Blutungen eingenommen. Die reichlichere Schwarz- 
farbung im medialen Randgebiet des Abszesses mag sich wohl haupt- 
sachlich daraus erklaren, daB dort die Blutungen bereits langer De- 
stehen und reichlicher erfolgten, zum Teil aber auch aus dem lebhafteren 
Farbenkontrast, den dasel^t die unmittelbare Nachbarschaft der blen- 
dend-weiBen Marklamellen des Arbor vitae bedingt und hervorbringt. 

Dem beschriebenen Verhalten nach tragt dieser KleinhirnabszeB 
alle Zeichen einer rezenten Bildung an sich, er entbehrt insbesondere 
jeder Kapselmembran und gehbrt also im Sinne der Bezeichnungen 
von R. Mtiller ( 15 ) zu den „parenchymatosen“ und nicht zu den 
„interstitiellen“ AbszeBformen. Im engeren kennzeichnet ihn seine Be- 
schaffenheit aber noch als jene spezifische AbszeBform, bei der anaerobe 
Bakterien im Spiele sind. Denn, wie Neumann bereits ( 12 , p. 12) 
treffend ausftihrt, zeigen diese gegentlber den durch gewohnliche 
Eitererreger (grampositive Kokken) bedingten Hirnabszessen ein ganz 
anderes anatomisches Bild. Sie haben statt einer distinkten Membran 
„weiche nekrotische Rdnder“ und enthalten nicht dicken „guten“, son- 
dern dtinnfltissigen stinkenden Eiter, bzw. nach Neumanns Beschrei- 
bung ,,halbfltlssige nekrotische Massen und brOckeligen Detritus 11 . 

III. Von den anatomischen und mikroskopischen Befunden des 

Felsenbeines. 

Behufs naherer Untersuchung des Felsenbeines wurde es nach Fixie- 
rung in 4-proz. Formaldehydlosung in 6,5-proz. Salpetersdure entkalkt 
und hierauf das Felsenbeininnere durch Anlegung von 2 vertikalen 
Frontaldurchschnitten der Betrachtung zuganglich gemacht. 

Der vordere dieser frontalen Durchschnitte (s. Textfig. 2) durch- 
quert die Keilbeinhohle, schneidet die hintere Wand der Arteria carotis 
(bzw. ihres Knochenkanales) in der ganzen Ausdehnung des oberen 
vertikalen und des horizontalen Abschnittes, trennt die Spindel der 
Schnecke im mittleren Anteil quer durch und trifft den Warzenfortsatz 
in seiner grdBten Ausdehnung ungefahr 1 / 2 cm hinter dem auBeren 
Gehdrgang. 

An dieser Schnittfl&che nimmt die eiterig durchsetzte und in den 
mittleren Teilen auch brockelig zerfallene Afterbildung das ganze Gebiet 
der Trommelhohle, ohne daB von ihrem Hohlraum noch eine Restspur er- 
halten ist, und ihre Umgebung in etwa Kronensttickausdehnung ein. 

Die Afterbildung dringt oben im Gebiete zwischen Warzenfortsatz und 
Schnecke und insbesondere iiber dem inneren und mittleren Drittel des iiuSeren 
Gehorganges in die Decke des Felsenbeines, bis nahe an die Dura bin, vor. Der 
mediale Gesehwulstrand halt sich in seinem oberen Anteil 2—4 cm von der Schnecke 
entfemt, unterhalb von ihr ist er in konvexem Bogen medialwarts >veit vorge- 
schotjen und tritt in seinen unteren Anteilesn nahe an den absteigenden Schenkel 
des Canalis caroticus heran. Die untere Grenzlinie der Afterbildung verliiuft 

f rofitenteils im unteren Knochensaum des Felsenbeines, zeigt, in der Umraumung des 
'oramen stylomastoideum eine zackige Vorbuchtung und dringt in die medialen 
Anteile des Knochens, sie voilig zerstdrend, vor und auch et.was ins anhegende, 
narbig verdichtete und teilweise auch streifig infiltrierte Muskel- und Zell- 
gewebe hinein. 

Was das Verhalten jener Teile des Felsenbeines, die vom Krebs freigeblieben 


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sind, anlangt, so ist insbesondere hervorzuheben, dafi der Warzenfortsatz in einer 
Breite von IV 2 cm alter pneumatischen Zellen ermaugclt, also in ganzer Aus- 
dchnuug, und zwar bindegewebig konsoldiert ist, und dab auch die Schnecke in 
ihrein nautigen Teil verodet und nainentlich am medialcn und unteren Saum von 
einem auffalLig dichten 2—4 mm breiten Knochenbindegewebszug umrahmt ist. 

Der zweite, d. i. der hintere von den beiden durch das Felsenbein ge- 
fiihrten Frontalscbnitten lauft in einem Abstand von l 1 / 2 cm mit dem vorderen 
parallel, beruhrt das Foramen fur den Nervus glossopharyngeus und vagus am 
vorderen Rand und fiillt im lateralen Teil des Sinus sigmoideus mit dessen Achse 
zusammen. Die Afterbildung besetzt im Bereiche dieses Durchschnittes das Felsen- 
bein oben bis nahe an die Dura hin, medial und unten greift sie bis an den 
obliterierten Sinus sigmoideus und lateral bis zum inneren Rand des sklerosierten 
Warzenfortsatzes vor. \ 

Schliefilich wurde das Verbreitungsgebiet der Geschwulst auch noch durch cine 
teilweisc Abtragung der Decke des Felsenbeines niiher ermittelt. Diese 



Fig. 2. Vorderer frontaler Durchschnitt durch das rechte Felsenbein. ( 7 / e der natur- 

lichen Grofie). 

Abtragung erfolgte durch einen etwas uach vorne geneigten Frontalschnitt, der an 
der oDeren Flache des Felsenbeines einsetzte und ungefahr in der Achse des 
auBeren Gehorganges bis an die Grenze des auliereu und mittlercn Drittcls des- 
selben, und zwar seitlich gefiihrt wurde, ferncr mittels eines sagittalen Vertikal- 
schnittes, der mit dem seitlichen Ende des ersteren unter rechtem Winkel zu- 
saininenstieb. Auf diese Weise konnten die Deckenteile der Trommelhohle und 
des medialen Gchdrganggebietes abgehobcn werden und stand der Einblick in diese 
Abschnitte offen. 

Dabei zeigte sich nun die Gcgend der Trommelhohle von brdcke- 
ligem, weiBlichem Materiale erfilllt und ebenso auch die innersten Teile 
des aufieren Gehorganges mit solchem vollgepfropft. Vom Tromnielfell 
lieB sich. mit freiem Auge keine Spur erkennen, die freigelegten W&nde 
des Gehorganges zeigten sich verdickt und ihre Innenflachc durch vor 
ragende weiBliche KrUmel uneben. 

Zur Ermittelung der Natur der Neubildung und der ilbrigen Ver- 
anderungen ant Felsenbein, insbesondere auch am obliterierten Sinus 
transversus, wurden von 3 Stellen Stilcke ausgeschnitten und diese nach 
Einbettung in Celloidin in Schnitte zerlegt. Die Wahl fiel dabei: 

1 ) auf das Deckengebiet der Trommelhohle und der inneren 
Teile des iiufSercn Gehorganges; das dieser Stelle entnommene Stuck 1 st 



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v. Hibler, Zur Kenntnis dcr pathogenen Anaeroben. 


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der ( 0,75 und 0,5 cm der Hohc bzw. Breite, 2,75 cm der Dicke aach messende) 
laterale Teil jenes Segmentes, das vom Felsenbeindach durch den Horizoutal- 
schnitt, wie erwiihnt, abgetrennt wurde und gehort groBerenteils dem vorderen als 
dem mittleren von den 3 Hauptteilstiicken an, in die das Felsenbein bei der 
spateren Anlegung der beiden schon beschriebenen vertikalen Frontaldurchschnitte 
zerfiel; 

2) auf den innen vom sklerosierten Warzenfortsatz liegenden Abschnitt des 
Felsenbeines in einer Ausdehnung von 3,5 cm in der Hohe, 1,25 in der Breite und 
1 cm in der Dicke; dieeer Block entstammt dem mittleren Hauptteilstiick des 
Felsenbeines und schlieBt den Kernteil der Qeschwulst mit der Region 
der Mittelohrraume in sich; 

3) auf ein 1,1cm breitesSegment aus dem hinterenHauptteilstiick des 
Felsenbeines mit dem ooliterierten Sinus transversus, das vom 
Foramen des Nervus vagus und accessorius 0,7 cm seitab liegt. 

Was die Befunde in den Schnittpraparaten vom Block I 
anlangt, sei zunachst auf jenen aufraerksam gemacht, der sich am 
auBeren Gehorgang, und zwar an der im Schnitte vorliegenden oberen 
Halfte desselben, darbietet. Es findet sich die Umrahmung des in den 
betreffenden Schnitten querdurchsetzten Gehbrganges fast in ganzer 
Ausdehnung durch ein Granulationsgewebe gebildet, das sehr reich- 
liche, zu Strangen, Nestern und Kugeln angeordnete Plattenepithel- 
wucherungen enthalt und bei ortlichem GefaBreichtum vielfach, m. m. 
dicht, Leukocyteninfiltrate aufweist. Diese in typischer Weise krebsig 
veranderte Wandstrecke ist groBenteils 1,6 mm breit und schlieBt mehr- 
fach verhornte, geschichtete Epithelzellhaufen, Perlkugeln ein; einzelne 
der letzteren finden sich auch m. m. abgelBst und in das Lumen des 
Gehorganges vorgeschoben. 

Die an dieses krebsige Granulationsgewebe angrenzende Knochen- 
wand des auBeren Gehorganges ist vorne und oben volligerhalten, hinten 
jedoch in ganz ahnlicher Weise wie der hautige Teil des Gehdrganges 
durch krebsiges Granulationsgewebe ersetzt. Noch in viel weiterer 
Entfernung vertritt dieses letztere auch die Deckenteile des Felsen¬ 
beines, es greift in der Richtung nach hinten und oben an einer Stelle 
fast an die Dura vor. 


Der hier am weitesten vorreichende Auslaufer des narbigen Granulations- 

f ewebes ermangelt jedoch bereits der krebsigen Einlagerung. In diesen nicht 
rebsigen Auslaufern und auch in den iibrigen m. m. krebsigen Teilen des Granu- 
lationsgewebes finden sich da und dort Anhaufungen von braunem, kornigem 
Pigment sowie einzelne erweiterte GefaBraume vor. Letztere enthalten auch zer- 
fallendes Blut in Form verschieden groBer hyaliner Tropfchen und Kugeln, ferner 
einige verquollene Zellen und sind an ihrer Innenflacne mit einem Kranze ge- 
wucnerter Endothelien besetzt. Im knochernen Deckengebiet des Antrum tym- 
panicum halt sich die Grenze der krebsigen Teile noch etwa 1,6 mm von der 
Dura entfernt. 

Im besonderen hervorzuheben ist hier auch noch, daB hinten und oben vom 
auBeren Gehorgang das ins Gebiet vom Antrum tympanicum vorwachsende krebsige 
Granulationsgewebe in einem 1 / i qcm groBen Felde zahlreiche nekrotische Knochen- 
balkchen und splitterige Reste von solchen einschlieBt und selbst grSBtenteils 
nekrotisch zerfallen ist. 


Vom Block II wurden sowohl an der medialen als auch an der 
lateralen Flache Schnitte abgenommen. Diese Schnitte stellen ent- 
sprechend der Herkunft des Block es Sagittalschnitte durch die 
mittleren bzw. seitlichen Teile des Felsenbeines dar, und zwar betreffen 
die von der medialen Flache Gebiete, welche 1 cm, und die von der 
lateralen Flache solche, welche 2 cm vom Meatus audit, intern, seitab 
liegen. 

Was die an diesen Schnitten zu beobachtenden histologischen 
Veranderungen anlangt, so ergibt schon die Lupenbetrachtung, daB 


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26(S Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3|4. 

das Felsenbein in den Schnitten von der medialen Blockseite bis auf 
kleine Randteile fast in ganzer Ausdehnung durch die krebsige After- 
masse ersetzt ist, wahrend in den Schnitten von der lateralen Block- 
seitc Einlagerung von Krebsgewebe nur in den mittleren Gebieten des 
Felsenbeines besteht. In den Schnitten von der medialen Block¬ 
seite ist die Knochensubstanz des Felsenbeines nur oben und uritcn 
im Randbereiche und im Innern an der Gehorgangumrahmung teil- 
weise erhalten, im Ubrigen jedoch durclnveg von der Afterbildung 
eingenommen, wie die nebenstehende Textfigur 3 erkennen l&Bt. 



Fig. 3. Sagittaler Durchschnitt durch 
den medialen Teil des aus dem mitt¬ 
leren Hauptteilsttick des rechten Felsen¬ 
beines herausgeschnittenen Blockes II. 
Die vorgrcifenaenCarcinomwucherungen 
durch Farbe kenntlich gemacht. (Beil. 

37,-fache VergroBerung.) 


Fig. 4. Sagittaler Durchschnitt durch 
den lateralen Teil desselben 
Blockes II wie Fig. 3. Die Carcinom- 
einlagerungen durch Farbe keDnbar 
gemacht. (BeiL 3 l /|-fache VergroSe- 
rung.) 



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In dieser Figur zeigen sich am vorderen Schnittrand, der abgesehen 
vom Gehorgangsegment jeder natfirliehen Begrenzung ermangelt, alle Felsen- 
beinteile von der Afterbildung eingenommen; am untcren Rande blieb der mit 
Muskel- und Sehnengewebe besetzte Knochen nur im hinteren Anted erhalten. 
vorne liel er jedoch der Afterbildung zuin Raube und ebenso im mittleren Bereiehe 
dieses Randes; dein letzteren entlang ist die Afterbildung auch noch in die an- 
liegende Muskulatur etwas vorgedrungen; am hinteren Schnittrande, der 
im oberen und mittleren Teile der hinteren Flache des Felsenbeines und zwar 
seiner naturlichen Begrenzung entspricht, findet die Afterbildung oben in der Dora 
ihr Ende, wahrend sie in den mittleren Teden diesc zerstort und fiber sie hinaus 
gegen den Blutleiter wenn auch nicht bis zur Oberflache des hier anliegenden 
Kleinhirns vordringt. 

Was die Schnitte von der lateralen Blockseite betrifft, 
so findet sich, wie gesagt, die Afterbildung in denselben auf ein viel 
Feld der spongidsen Binnenteile des Felsenbeines, namlich auf 

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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anadroben. 


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die Nachbarschaft des Antrum mastoideum bzw. auf den Bereich dieses 
selbst beschrankt; die Randbezirke des Felsenbeines, die in diesen 
Schnitten vorliegen, sind in ziemlich breiten Schichten erhalten ge- 
blieben. Entsprechend dein oberen Teil der hinteren Fl&che des Felsep- 
beines zeigen diese Schnitte den Duraiiberzug und in demselben die 
vordere Halfte des zum Teil obliterierten Sinus getroffen (vgl. Text- 
fig. 4). 

Beztiglich der Beschaffenheit der das Felsenhein ein- 
nehmenden Gewebsbildungen sei hier gleich hervorgehoben, daB 
diese keineswegs von gleichartiger Natur sind. 

Es handelt sich vorwaltend um ein narbiges, dabei krebsig infil- 
triertes und zugleich mehr oder minder nekrotisch ver&ndertes Gra- 



Fig. 5. Das obere Gebiet des in Fig. 3 dargestellten Schnittes bei beil. 6-faeher Ver- 

groflerung. 


nulationsgewebe, teilweise aber auch bloB um eines, das eiterig durch- 
setzt und auch jauchig zerfallen erscheint. 

Au den Schnitten von der medialen Blockscite zeigt sich das 
Krebsgewebe insbesondere in den Gebieten der Randausbreitung und ferner in 
der Umgebung des Gehorgangsegmentes erhalten, wiihreud es in den mittleren 
Teilen vollig nekrotisch veriindert ist. Erhalten blieb es in dem kleinen Felde vor 
dem Gehorgangsegment, in dem auch die zelligen Infiltrate nahezu fehlen, die 
hinten und oben vom Gehorgangsegment und auch sonst an den krebsigcn und 
auch an den nicht-krebsigen Granulationen in verschieden hohem Grade allent- 
halben bestehen. 

Die zellig-eiterigen Infiltrate zeigen eine schiirfere Ausbildung be- 
sonders an jener Stelle des unteren Felscnbeinrandes, an der, wie erwiihnt, auch 
die dort ansetzenden Muskeln teilweise in die entziindliche Granulations- 
bildung einbezogen sind. 

In dem nekrotischen mittleren Krebsgebietfelde finden sich wie 
auch sonst zahlreiche Knochensequeslerstiickchen, die gleichwie auch 
manche nicht nekrotisierte Knochenbiilkchen sich m. o. m. vollstandig, teils von 
Krebszellvegetationen, teils von entzundlichem Granulationsgewehe urngeben bzw. 
arrodiert, teils auch von Eiter umlagert zeigen. 

An dem im Schnitt getroffenen Segment der innersten Teile des iiufieren 
Gehorganges erweist sich dessen Wand frei von krebsigen Einlagerungen und 
in ihrem unteren Gebiete iiberhaupt nur wenig verandert, im oberen ningegen 
infolgo reicher Leukocyteninfiltration betrachtlich verdickt. Im Lumen des Gchor- 
ganges liegen einige mit Eiter bedeckte kleinste Knochensequester. (Vgl. bezuglicb 
dieser Befunde obige Textfig. 5.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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In den Schnitten von der lateralen Blockseite, in -Jenen das 
Krebsgewebe ein relativ kleines Gebiet des Felsenbeines einnimmt, hat im iibrigen 
in alien Binnenraumen dee Knochens vorherrechend das schon erwahnte narbige 
und dabei m. m. zellig infiltrierte Granulationsgewebe Platz gegriffen. In topo- 
graphischer Hinsicht handelt es eich hierbei (vergl. Textfig. 4) groflenteils 
um Spongiosaraume der medialen Warzenfortsatzregion. Oertlich 
schlieBt dieses narbige Granulationsgewebe reichlich Haufchen and Elumpen 
oder auch vereinzelte Korner von Blutpigment ein; auch Hamorrhagien und frische 
entzundliche Veranderungen, wie Fibrmnetze und Eiterherdchen finden sich viel- 
fach in dera alle Markraume erftillenden Granulationsgewebe. 

In dem die Mitte des Schnittes einnehmenden carcinomatosen Felde 
dieser Felsenbeinregion, das in Textfigur 6 bei beilaufig 7-facher VergroBerung 



Fig. 6. Das mittlere Gebiet des in Fig. 4 dargestellteu Schnittes bei beil. 7-facher 

Vergroflerung. 

wiedergegeben ist, bemerkt man nur an wenigen Stellen Knochensequester, die der 
Lage und dem Aussehen nach durchaus der Spongiosa entstammen und ebenfalls 
von vereiterten Granulationen oder von Krebsgewebe oder teils von jenem, teils von 
diesem umgeben und auch m. m. arrodiert sind. 

Die im oberen Teil des Schnittpriiparates (s. Textfig. 4) vorhandene, der 
hintereu Felsenbeinflache angehorige Dura zeigt, abgesehen von chronischen Ent- 
zundungsveriinderungen in ihren oberflachlichen Schichten, mehrere zerstreut liegende 
hamorrnagische Exsudatherdchen. 

Der Dura schlieflt sich untenzu ein Segment der vorderen Wand dee Sinus 
transversus beziehungsweise der ihn einnehmenden von feinen Kapillaren reieh 
durchsetzten von Blutaustritten eingenommenen Thrombusreste an. (Vgl. 
Textfig. 6.) 

Noch hochgradigere Veranderungen weisen im Sinusbereiche 
die vom Block III angefertigten Schnittpraparate auf, die 
die medialen hintereu unteren Teile des Felsenbeines in der Umgebung 
des Sinus im Sagittaldurchsc.hnitte zur Ansicht bringen. Hier zeigt 
sich die knocherne Umrahmung in ihrem oberen vorderen Anteil durch 
Krebsgewebe und vereiternde Granulationen vbllig sequestriert. Direkt 
nach vornezu ersetzen hier den Knochen in Vernarbung begriffene 
Granulationen, und nur im unteren Anteil ist die Knochenumrahmung 
des Sinus erhalten geblieben. Der Blutleiter zeigt sich hier im Inneren 
vollig mit lockerem gefaBreichen Bindegewebe ausgeftlllt, in seinen 
Wanden von ebensolchem eingenommen und als Ganzes betrachtlich 
geschrumpft. Das auf thrombotischer Grundlage entwickelte Ftlllgewebe 
des Blutleiters enthalt hier auch einige kavernbse GefaBraume, Thrombus- 


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v. Hi bier, Zur Kenutnia der pathogenen Anaeroben. 


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reste sind in ihnen jedoch nicht mehr erkennbar. An der hinteren Wand 
des Sinus ist die straffe Dura kaum irgendwie verandert, aber zwischen 
der oberen Sinuswand und den erwahnten Sequestern der knOchernen 
Umrahmung der Sinusfurche liegt ein breiter Streifen von Granulations- 
gewebe, das nach vornezu eiterig, nicht jedoch krebsig durchsetzt ist, 
wohl aber im hinteren Anteil viele Krebsvegetationen einschlieBt und 
dabei in vorgeschrittener Vernarbung begriffen ist. 

Gleichwie in den Schnittpraparaten von der medialen Fl&che des 
Blockes II so findet sich auch hier das dem Felsenbeine unten bzw. 
vornezu anliegende Muskel- und Zellgewebe entziindlich verandert und 
m J . in. stark verodet. 

IV. Bericht ttber die bakteriologische Untersuchung. 

A. Die bakteriologischen Befunde am frischen Eiter- and Jauche- 

material des Kleinhirnabszesses und des Felsenbeininneren. 

Die mikroskopischen Untersuchungen der aus dem Klcinhirnabszssse 
entleerten schinutziggrauen und, wie gesagt, putrid ricchenden Eiter- 
fltissigkeit ergab in Gram-Praparaten den Befund von zahlreichen, 
meist kokkenartig kurzen, mitunter aber auch langgestreckten gram- 
negativen Stabchen und auBerdem von wenigen grampositiven 
Streptokokken. Die zelligen Elemente des Eiters zeigten im mikro¬ 
skopischen Bilde ungewOhnlich weitgehenden und ausgebreiteten Zer- 
fall, so daB sie nur in wenigen Praparaten so gut darstellbar waren, 
wie in dem in Fig. 1 der Tafel dargestellten. 

Im besonderen hervorheben mOchte ich hier die Beobachtung, daB 
an manchen Stellen der Praparate die langgestreckten Stabchen Sporen- 
anlagen oder vollkommen ausgebildete Sporen entwickelt zeigen. Von 
dieser Tatsache habe ich mich durch Anfertigung zahlreicher Deck- 
glaschenausstrichpr&parate tlberzeugt, die ich entweder trocken oder mit 
Kochsalzlosung auf Objekttr&ger gelegt untersuchte. 

An dieser Stelle ist ferner auch noch anzuftlhren, daB an manchen 
der kurzen und der langen Stabchen der Pr&parate bei Zusatz von Koch¬ 
salzlosung zum Eiter bei Untersuchung im hangenden Tropfen deut- 
liche, wenn auch nur wenig lebhafte Eigenbewegung zu beobachten war. 

B. Die Ergebnisse des Kulturverfahrens. 

Bei meinen Ztlchtungsversuchen bildeten sich nach Einimpfung in 
Agarnahrboden, die mit Hirnbreidekokt zubereitet waren (bei Brilt- 
temperatur), bereits innerhalb von 24 Stunden Kolonieen, und zwar 
von Linsengestalt, mit glatten, wenig konvexen Flachen, und von zu- 
meist kaum 1 mm erreichendem Durchmesser (vgl. Fig. 2, Taf.). 

Im Bereiche oder in der Nachbarschaft der Kolonieen kam es unter 
diesen Umstanden ebenso wie in den Kulturen, die in traubenzucker- 
haltigem Agar von gewOhnlicher Zusaramensetzung erzielt wurden, in 
der Regel am 2. oder 3. Tage auch zur Entwicklung von Gas bias - 
chen (vgl. Fig. 3, Taf.). 

Die Kolonieen in diesen Nahrboden zeigten bei mikroskopischer Be- 
trachtung selbst an den auBersten Randteilen manchmal keine deutliche, 
wenn aber, so eher eine kornige als fadige Struktur und erschienen dabei 
ilbrigens meist mehr oder weniger dunkelbraun gefarbt. 

Nach den vorhin genannten Eigenschaften und im Sinne der von mir 
anderorts ( 16 , p. 57, 58) gebrauchten Ausdruc.ksweise sind die ge- 


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schilderten Kolonieen dieses Anaerobiers zum Typus der „geschlossenen 
Kolonieen“ zu stellen. Den gemeinten Typus halt jedock der Mikrobe 
in seinen Kolonieen zwar in der Regel, aber doch nicht unter alien 
Umstanden ein. In gewissen Fallen nahrnen die Kolonieen bei raeinen 
Ztichtungsversuchen Wollballchen- oder Flockenform und nicht typische 
Linsengestalt an. (Vgl. Fig. 4 und 5, Tafel.) Derartige Kolonieen 
besaBen dann „zerschlissene“, aufgefaserte Rander und ausgesprochen 
fadige Struktur. 

Dieses Verhalten der Kolonieen beobachtete ich z. B. in Kulturen, 
die nach Einsaat von Sporenmaterial des Mikroben und nach an- 
schlieBendem, 2 oder 3 Minuten langem Erhitzen des Nahrbodens in 
strbmendem Wasserdampf erzielt wurden. Den Umstdnden gem&B 
konnten die Kolonieen solchenfalls nur aus Sporenkeimen der Mikroben 
hervorgegangen sein. Aber auch aus vegetativen Keimen erwachsende 
Kolonieen entwickelten sich in manchen Traubenzuckeragarkulturen zu 
zerschlissenen Gebilden. Ein solcher Befund ergab sich z. B. nach Ver- 
impfung von Mikrobenmaterial aus einer 6-tagigen Hirnbreikultur in 
Traubenzuckerpeptonkochsalzagar, welcher Nahrboden mit Muskeln aus 
einer Menschenleiche zubereitet worden war. 

In den Agarkolonieen zeigen die Iudividuen des Mikroben, wie 
die mikroskopische Untersuchung davon abgeloster Teilchen ini hdn- 
genden Tropfen ergibt, in der Regel sehr verschiedene Formen. 
Es finden sich meist kokkenartig kurze Gebilde, die nach Einsaat von 
Sporenmaterial des Mikroben in Traubenzuckerserumagar, wie schon 
erw&hnt, nach angeschlossenem 2—3 Minuten langem Erhitzen des 
Nahrbodens im strbmenden Wasserdampf erzielt wurden, so daB sie sich 
unzweifelhaft aus Sporen entwickelt batten. Aber keineswegs bloB 
aus Sporen hervorgegangene Kolonieen zeigten in 1-proz. Traubenzucfcer- 
agarkultur dieses Verhalten, sondern auch aus Vegetationsformen er- 
wachsene Kolonieen. 

Neben den so in vorwaltender Menge entwickelten kokkenartig 
kurzen Gebilden finden sich ferner auch, wenngleich manchmal nur 
in maBiger Anzahl, 2—3mal l&ngere Stabchen. 

Der Dicke nach weichen dabei die Formen weniger voneinander ab. 
Uebrigens liegen die kurzen vielfach in Paaren, wohl auch zu 3 und 4 
beisammen, die langen bilden mitunter Faden und sind dann ineist zu 
grOBeren Btlndeln und Haufen vereint. (Vgl. Fig. 6, Tafel.) 

Ganz ahnlich verhalten sich die Wuchsformen der Mikroben, wie 
ich im Anschlusse hier gleich vorweg bemerke, in Gelatinekulturen. 

Einigen Bestimmungen zufolge, die ich an Mikrobenindi- 
viduen von einer 7-tagigen Gelatinekolonie durchgeftihrt. habe, 
schwankt die Lange der ungeteilten Mikrobenindividuen zwischen 2—5 n 
bei einer Breite von 0,4—0,8 n. 

In Teilung begriffene Individuen zeigten bei einer Breite von 
0,6—0,8 n eine Lange von 3—6 n. 

In vielen, wenngleich nicht in alien Fallen kann man an manchen, 
sowohl der kurzen als langen Stabchen aus den Agarkolonieen schldn- 
gelnde, fortschreitende, auch purzelndc Eigenbewegung beobachten. 
wenn man die Kolonieenteilchcn im hangenden Tropfen untersucht. 
Solche Eigenbewegung konnte auch an sporenhaltigen Stabchen be- 
obachtet werden und nicht nur an dem Materiale von Agar- sondern 
auch von anderen Kulturen. 

Zum Nachweise der GeiBeln des Mikroben gelangte ich erst 


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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


2?1 


nach vieleu fehlgeschlagenen Versuchen, die ich besonders nach dem 
Fischerschen 1 ) und Zettnowschen 2 ) Verfahren anstellte; namentlich 
der erstgenannten Methode, die ich bereits beim Nachweise der GeiBeln 
anderer Mikroben mit gutem Erfolg getibt habe, bediente ich mich im 
weiteren Verlaufe zu inrer Darstellung. 

Es ergab sich dabei, daJ3 die welligen GeiBeln vorherrschend an 
den Langsseiten der Stabchen sitzen, und zwar in groBerer Anzahl, 
n&mlich zu 12—18, und daB sie die Stabchen um das Zwei- bis Drei- 
fache (ibertreffen (s. Fig. 7, 8, 9, Tafel). 

Auch bei diesen Untersuchungen ergab sich mir neuerlich die Er- 
fahrung, daB fiir den Erfolg der GeiBelfarbung fast mehr die Be- 
schaffenheit der Kultur, in der die Mikroben sich entwickelt haben, 
als die Beschaffenheit der Beize ausschlaggebend ist, die in Verwendung 
kommt. 

Wenn die Kulturen 3—4 Tage alt geworden sind und dabei die 
alkalische Reaktion nicht eingebtlBt haben, so kommen |an manchen 
namentlich der langen Stabchen kleine, fast vollig kugelige und end- 
standige Sporen zur Beobachtung, so daB die Stabchen endlich ein 
trommelschlagelformiges Aussehen darbieten (s. Fig. 10 und 11, Tafel). 

Zu solcher Sporenbildung kommt es in der Regel mehr herdweise, 
an Stellen reichlicher Fadenentwickelung, wo man sie dann meist in 
groBerer Anzahl vorfindet. Unter den angeftlhrten Bedingungen bildet 
der Mikrobe, was hier gleich hervorgehoben sei, auch in den Serum- 
nahrboden und im Hirnbrei gleichwie in anderen Kulturen Sporen von 
der beschriebenen Art. 

Was die Gelatinekulturen anlangt, so ist noch im besonderen 
anzugeben, daB die in traubenzuckerhaltigen Gelatinenahrboden aus- 
gesaten Mikroben — und zwar, wenn diese Nahrboden eine analoge 
Zusammensetzung haben wie die oben erw&hnten Agarnahrbdden — 
bei 20—23° C kaum vor dem 6.—8. Tag zu kleinen punktfdrmigen 
Kolonieen sich entwickeln (vgl. Fig. 12, Tafel). 

Bei der weiteren Entwickelung kdnnen die Gelatinekolonieen ver- 
schiedene GroBe erreichen (s. Fig. 13), doch bleiben sie mitunter aucli 
bei HirsekorngroBe stehen, wahrend sich sonst in der Folge im Be- 
reiche oder in der Nachbarschaft der Kolonieen bzw. der zusammen- 
flieBenden Vegetationen Gasblasen bilden und noch spater, wenn auch 
hiiufig sehr langsam und allmah 1 ich, Erweiclning und endlich Ver- 
fltlssigung der Gelatine eintritt. Diese letztere Veranderung stellt 
sich oft erst in der 4., 5. Woche oder noch spater ein. In solchen Fallen 
werden die gebildeten Gasblasen lange Zeit in der zahen Gelatine fest- 
gehalten und vermogen nicht wie sonst emporzudringen und zu ent- 
weichen (s. Fig. 14, Tafel). Abgesehen von den vereinzelten Fallen, 
in denen, wie erwahnt, die Kolonieen ihr Wachstum bei HirsekorngroBe 
einstellten und dauemd getrennt blieben, erfolgte der Regel nach die 
vollige VerflUssigung der Gelatine unter Zubodensinken der Kolonieen 
etwa bis zum 30. Tage. 

Was die Randbeschaffenheit der durchwegs kugeligen (Ge¬ 
latine-) Kolonieen betrifft, so ist anzufiihren, daB ich an ihnen in 
keinem Falle und auf keiner Stufe der Entwickelung radiarstrahlige 

1) Fischer, Alfred, Untersuchungen iiber Bakterien. fJahrb. f. wissensch. 
Botanik. Bd. 27. 1895. p. 82—84.) 

2) Zettnow, Ueber GeiUelfarbung bei Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. u. 
Infektionskrankh. Bd. 30. 1899. p. 95 ff.) 


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S&ume beobachten konnte. Meinen Beobachtungen nach bleiben jene 
Kolonieen, welche ihr Wachstum bei HirsekorngroBe einstellen, wenn 
sie auch manchmal etwas wellig auslaufen (vgl. Big. 15, 16, Tafel), 
glatt begrenzt und ihr Gefiige zeigt am Rande eher kornige als fadige 
Beschaffenheit. Dasselbe Verhalten bieten in den frtlhen Stadien der 
Entwickelung auch die Kolonieen dar, die spater sogar mehr als Hanf- 
korngroBe erreichen. 

In noch spateren Stadien der Entwickelung fasern sich jedoch die zu 
HanfkorngrbBe herangewachsenen Kolonieen am Rande auf, und zwar 
unter Bildung eines filzigen, losen und dichten, feinen oder groben 
Ranken- oder Fadenwerkes (s. Fig. 17, Tafel). 

Hinsichtlich der Veranderungen, die der Mikrobe bei Ztichtung 
in Gehirnbrei-, Serum- und MilchnaJirboden an den betreffenden Sub- 
straten hervorruft, ist von mir bisher folgendes ermittelt worden: 

In den Hirnbreinahrbdden bringt die Entwickelung desMikroben 
allmahlich eine Verfarbung der Hirnbreimassen ins Graue und in 
den typischen Fallen schlieBlich ins Schwarze mit sich. Schon vor dieser 
Entwickelungsphase kommt es in den Kulturen aber auch zu betracht- 
licher Gasbildung. Mit dem Eintritt der Schwarzfarbung fangen die 
entwickelten Gase an mehr oder weniger stark faul zu riechen. 

Im Vergleiche mit verwandten Anaeroben verzbgert sich bei den 
Kulturen des hier beschriebenen die Verfarbung des Hirnbreies der 
Regel nach urn einige Tage. Da die Entwickelung des Mikroben tiber- 
haupt in den meisten Kultursubstraten erst am 2. oder 3. Tage grdBere 
Lebhaftigkeit gewinnt, darf man wohl annehmen, dafi auch jenen Unter - 
schied seine langsamere Entwickelungsfahigkeit an sich bedingt. 

Gelangt der Mikrobe in Hirnnahrboden von urspriinglich neutraler 
oder schwach alkalischer Reaktion zur Entwickelung, so erfolgt die 
Verfarbung des Hirnbreies ins Grauschwarze der Regel nach im Ver- 
lauf von etwa 8 Tagen, soferne die verimpften Mikroben ihre voile 
Lebensenergie besitzen. Hat jedoch die betreffende Mikrobengeneration 
in einem gewissen MaBe eine Abschwachung erfahren, so kann nament- 
licli bei saurer Anfangsreaktion des Hirnbreinahrsubstrates die Grau- 
schwarzfarbung viel spater sich einstellen und in einzelnen Fallen 
iiberhaupt. kaum deutlich werden. Ein derartiges Verhalten lafit sich 
an Kulturen mit sehr geringem Hirnbreiquantum (4—6 g) am ehesten 
beobachten. Dabei handelt es sich jedoch um keine andauernde Ver- 
anderung der Eigenschaften des Mikroben, denn nach Uebertragung 
von Impfmaterial aus einer solchen Kultur auf eine groBere Menge 
(V 4 Liter') Hirnbreisubstrat stellt sich darin gegen den 10. Tag regel- 
maBig die typische Grauschwarzfarbung ein ebenso wie die Bildung 
stinkender Gase. 

Was im besonderen die Entwickelung faulig riechender Gase in den 
Kulturen des Mikroben anlangt, so ist zu bemerken. daB sie mit dem 
MaBe des zur Verwendung gelangenden Hirnbreiquantums augenschein- 
lich zu- und abnimmt. 

Hangt man in den lufterfullten Raum derartiger Kulturrflhrchen 
einen mit Bleiacetat bzw. — nach Morellis Verfahren ( 17 ) — einen 
mit Oxalsaure getranktcn sterilen Filtrierpapierstreifen, so farbt sich 
der erst ere im Laufe der Kulturentwickelung allmahlich schwarzlich, der 
letztere rotlich, worin sich die durch das Wachstum des Mikroben unter 
diesen Umstanden erfolgende Bildung von Schwefelwasserstoff, 
bzw. von Tndol kundeibt. Diesem Verhalten zufolee gehOrt also der 



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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


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Mikrobe zu den — wenigstens in Hirnbreinahrbbden — Alkali und 
auch Indol bildenden Anaeroben. 

An den verschiedenartigsten Serum- und Transsudatnahr- 
bOden, die durch Hitzeeinwirkung zum Gerinnen gebracht 
worden waren, konnte ich nach Einimpfung und Entwickelung des 
Mikroben niemals eine AuflOsung und VerflUssigung der be- 
treffenden Eiweibkorper beobachten. Zur VerflUssigung des starren 
Serums kam es in den gemeinten Kulturen auch nicht im Verlauf vieler 
Monate, und sie unterblieb auch in jenen Rohrchen, in denen die Ent¬ 
wickelung infolge Beimischung von Kohlehydraten ganz besonders Uppig 
vor sich gegangen war. 

Demnach fehlt diesem Anaeroben die Fahigkeit durch 
Hitze koaguliertes Serum zu verflUssigen. Da alle anderen 
Anaeroben, die das VermOgen, den Hirnbrei zu alkalisieren 
und zu schwarzen, mit ihm teilen, geronnenes Serum unter 
entsprechenden Umstanden verflUssigen, so verleiht dieser Um- 
stand der untersuchten Art eine sie allein auszeichnende 
Sonderstellung. 

Die Kohlehydrate der verschiedensten Art zerlegt der Anaerobe 
bei seinem Wachstum der Regel nach in so ausgiebigem Mabe, dab es 
zu reichlicher Gasbildung in den Kulturen kommt. Ich benUtzte zu 
den einschlagigen Versuchen, in denen diese Tatsache ermittelt wurde, 
durchweg Agarnahrboden, die mit Milz aus Menschenleichen zubereitet 
und mit 1 Proz. Pepton, 0,6 Proz. Kochsalz und 1 Proz. des betreffenden 
Kohlehydrates versetzt waren. Schlieblich wurden diese Agarnahrboden 
unter Zusatz einiger in Alkohol wiederholt ausgelaugter Lackmuswttrfel 
(etwa 6 auf 100) alkalisiert und zugleich lackmushaltig gemacht. 

Von Kohlehydratsorten zog ich Trauben-, Milch-, Rohrzucker, 
Glyzerin, Maltose, Kartoffelstarke und Glykogen in Verwendung. In 
alien mit einem der genannten Kohlehydrate versetzten Agarnahrboden 
bewirkte der Mikrobe bereits am 2. Tage nach der Einsaat bei 37° C. 
lebhafte Gasbildung; nur die glykogenhaltigen Kulturen machten 
davon eine Ausnail me. In diesen zeigte sich trotz bester Entwickelung 
des Mikroben keine Spur von Gas. In den meisten Kulturen mit einem 
der anderen genannten Kohlehydrate erregte hingegen der Mikrobe so 
reiche Gasbildung, dab das Agar allenthalben mit Gasblasen durchsetzt 
und schlieblich zerkliiftet und zersprengt wurde. In geschlossenen 
Kulturkolbchen mit traubenzuckerhaltigem Serum und Wasserstoff- 
atmosphare hauften sich die unter der Wachstumseinwirkung des Mi¬ 
kroben gebildeten Gase unter derart hoher Spannung an, dab sie beim 
Oeffnen der Kolbchen unter heftigem Zischen oder wolil gar unter 
Knall entwichen. 

Bemerkenswert ist noch, dab der Mikrobe in Kulturen mit reiner 
Milch der Regel nach nur sehr schlecht und sparlich gedeiht und keine 
Gasbildung hervorruft. Das Kasein der Milch wird auch in KOlbchen- 
kulturen mit Wasserstoffatmosphare kaum jemals vor Ablauf der 
3. Woche ausgeschieden, und das geronnene Kasein in der Folge 
niemals peptonisiert und iiberhaupt nicht weiter verandert. 

Aehnlich wie in Milchkulturen beobachtete ich auch in Kulturen 
des Mikroben mit 1 Proz. Milchzucker haitigen Transsudatnahrboden 
keine oder nur sehr geringfugige Gasbildung. Diese Tatsache legt die 
Annahme nahe, dab, wenn nicht der starke Alkaligehalt an sich schon, 
Erite Abt. Orig. Bd. 68. Heft 8'4. 18 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 


so der mitbestehende tiberreiche EiweiBgehalt dieser N&hrsubstrate dem 
Mikroben die Milchzuckervergarung erschwert. 

In den Kulturen mit Traubenzuckertranssudatnahrboden stellten 
sich manchmal an den Wuchsformen des Mikroben jene Plasmaver- 
anderungen ein, die als Blahformen und Granulosebildung be- 
zeichnet werden und deren Entstehungsbedingungen speziell bei den 
Anaeroben von mir naher studiert wurden ( 16 , p. 157—183). 

An Agarkulturen mit Milch- oder Rohrzucker, Glyzerin, Maltose 
oder Glykogen kamen, wie es bei alien den Hirnbrei alkalisierenden und 
schwarzenden Anaeroben ja die Regel bildet, Granulose ftihrende Bak- 
terienzellen nur ausnahmsweise und vereinzelt zur Beobachtung. 

V. Von der pathogenen Wirksamkeit des untersuchten 
Anaeroben bei Versucbstieren. 

Das patiiogene Vermogen des beschriebenen Anaeroben suchte ich 
bei mehreren Tierarten, namlich bei weiBen Mausen, Kaninchen, Meer- 
schweinchen und weiBen Ratten zu erproben. Die bei den durch- 
geftlhrten Infektionsversuchen beachtenswerten Umstande, wie Be- 
schaffenheit, Menge und Applikationsweise des Impfmateriales, Kbrper- 
gewicht der Tiere u. a. sind in der folgenden Zusammensteilung der ge- 
samteu Experimente des Naheren mitgeteilt. Ferner wird jn dieser 
Zusammensteilung auch iiber die in den einzelnen Fallen erzielten 
Infektionserfolge sowie iiber die beobachteten Krankheitserscheinungen 
ausfiibrlich berichtet. Soferne der Zusammenhang der Befunde es er- 
fordert, finden da und dort auch Bemerkungen iiber das Verhalten des 
Mikroben im Impfbereiche ihren Platz. Es erscheint zweckmaBig, zu- 
nachst diese Darlegungen folgen zu lassen und hierauf erst all das im 
Anhange kurz zusammenzustellen, was sich nach den Ergebnissen "der 
durchgefiihrten Experimente Uber die pathogene Wirksamkeit des unter¬ 
suchten Anaeroben im wesentlichen sagen laBt. 

a) Infektionsversuche an weiBen Mausen. 

Am 12. Februar 1910 impfte ich 4 weifie Mause von 14—24 g Korpergewicht 
subkutan mit mikrobenhaltiger Kondenswasserfliissigkeit aus einer 4-tiigigen, untcr 
Wasserstoff gehaltenen, mit Transsudat angelegten Kultur des Anaeroben, und zwar 
die erete mit 0,25 ccm, die zweite, dritte und vierte mit 0,125 bzw. 0,075 und 
0,05 ccm. 

Dio 1. Mails zeigte bereits am folgenden und noch mehr am 2. Tage ncbst 
den gewohnlichen Zeichen des Krankscins, d. i. Bewegungsunlust, Verschlafenheit 
und Atmungsbeschleunigung, tonische krampfhafte Zusammenziehungcn des Korpers, 
spontan und bei Beruhrungen namentlicn beim Anfassen des Schwanzes. Die 
k r a m p f e betrafen der Regel hach den ganzen Korper, und es kam dabei vor- 
herrsehend zu embrostotonischen Kriimmungen desselben mit Abstreckung 
der Beine, ganz iihnlich wie man es beim Tetanus zu sehen gewohnt ist. Am 
3. Tage, etwa 50 Stunden nach der Impfung, verendete das Tier. Die Krainpfe 
traten bis zum Tode jederzeit. auf, so oft man das Tier aus dem Kiifig nahm und 
auf den Tisch legte und verliefen stets in derselben Weise. 

Die 2. Maus zeigte am Ende des 1. und am Anfang des 2. Tages gleichfalls 
Kriimpfo von der bezeicbneten Art, wenn auch in Ieichterem Grade als die 1. Maus. 
Am Ende des 2. und am 3. Tage sad das Tier mit gesehlossenen Augen ruhig im 
Kiifig und war noch sichtlich krank, in der Folgezeit genas es jedocn allmaluich. 

Die 3. Maus nahm stets Nahrung zu sich, zeigte keine Krainpfe und war 
eigentlich niemals merklich krank. 

Die 4., 14 g schwere Maus sad am 1. und 2. Tage mit verklebtcn Augen- 
lidern und regungslos im Kafig. In der 116. Sturide nach der Impfung verendete sie, 
ohne dad bei ihr je vorher Kriimpfe zu beobachten waren. 

Am 21. Aug. 1910 infizierte ich 4 weidc Miiuse zwischen 12 und 19 g Korper¬ 
gewicht (Maus 5, 6, 7 und 8) ,und zwar mit mikrobenhaltiger Fliissigkeit aus einer 


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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


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3-tagigeu Kultur des Anaeroben mit Traubenzuckeragar. Die einzelnen Tiere er- 
hielten diesmal das Impfmaterial in Mengen von 0,062 bzw. 0,03, 0,015 und 
0,008 ccm subkutan eingespritzt. 

Von diesen Tieren verendete nur die 12 g schwere mit 0,015 ccm Kultur- 
material infizierte Maus 7, und zwar zu Ende des 3. Tages, nachdem sie am 
2. Tage Krampfe der beschriebenen Art in typischer Weise gezeigt batte. Die 
Mause Nr. 5 und 6, von 18 bzw. 19 g Kdrpergewicbt, saCen am 2. Tage ruhig 
und mit leicht verklebten Augenlidern im Kiifig und aufgescheucbt bewegten sie 
sich nur schwerfallig; bei der Maus 5 versagten besonders die Hinterbeine. Krampfe 
kamen bei diesen Tieren nie zur Beobachtung. Sie genasen allmahlich. Die mit 
der geringsten Dosis geimpfte Maus 8 blieb dauerud gesund. 

Am 9. Okt. 1910 nahm ieh uochmals Probcimpfungen bei 3 weiSen Miiusen 
vor (No. 9—11), und zwar mit fliissigem Materiale aus eiuer 2 1 /«-tagigen Hirnbrei- 
kultur des untersuchten Anaeroben. Die 23 g schwere Maus 9 erlnelt 0,25 und 
die 21,5 bezw. 13 g schweren Miiuse No. 10 und 11: 0,125 bzw. 0,0625 ccm von 
dem Kulturmateriale subkutan eingeimpft. 

Die Maus No. 9 verendete, nachdem sie einige Zeit vor dem Tode Krampfe 
gezeigt hatte, noch vor Ablauf von 21 Stunden. Die Krampfe waren ganz von 
der Art, wie sie bei der Maus I beobaehtet und oben bereits besehrieben worden 
sind. Die beiden anderen Miiuse sprangen am niiehsteu Tag vormittag, als ich sie 
aus dem Kafig nahm, noch ziemlich munter herum, gegen Abend (ues 10. Okt.) 
verloren sie jedoch die Bewegungslust, zeigten verklebte Augenlider und die Maus 
No. 10 vermochte die Augen uberhaupt nicht mehr zu tiffnen. Am Morgen des 
11. lag die Maus No. 10 zur Seite gesunken schwer krank im Kafig und schien 
bereits dem Tode nahe. Wenn man sie anfallte, verfiel sie sogleich in Kriiinpfe, 
bei denen es zu embrostotonischer Verkriimmung des Korpers und 
Abstreckung, inbesonders der hinteren Beine kain. Hob man (las Tier 
aus dem Kafig und legte es auf den Tisch, so konnte man die Kriimpfe willkiirlich 
und wiederholt durch Teichtes Drucken des Schwanzes auslosen. Gegen Mittag ver¬ 
endete das Tier. Bei der Maus 11 hatten sich ebenfalls bereits am Vormittag des 
11. Okt. Krampfe eingestellt. Diese nahmen allmiihlich an Heftigkeit zu und abends 
10 Uhr befand sich das Tier in einem ahnlichen Zustand, wie die Maus 10 ihn 
morgens gezeigt hatte. In der Nacht verendete das Tier. 

b) Infektionsversuche an Kaninchen. 

Am 10. Mai 1909 impfte ich einem 1080 g schweren Kaninchen (No. 1) 
1 oem fliissiges Material aus einer 14-tagigen Kultur des untersuchten Anaeroben, 
entwickelt in Milchzuckertranssudatnahrboden unter Wasserstoff, subkutan in der 
Lendengegend ein. Bis zuin 13. Mai entwickelte sich bei dem Tiere an der Impf- 
stelle allmahlich ein Infiltrat, das sich in den folgenden Tagen auf TalergroSe aus- 
dehnte. Am 17. Mai war das Impfs telle n infiltrat bereits in cinen AbszeS 
von WalnuSgroSe und von praller elastischer Beschaffenheit verwandelt. Wie die 
Punktion ergab, enthielt dieser AbszeO neben dem Eiter fast zur Halfte seines 
Voluraens Gas. Ueberdies hatte sich in seiner Nachbarschaft nach vorne zu ein neues 
bohnengroSes Infiltrat gebildet. Das Tier war siehtlich krank und herunter- 
gekominen, die Lendenmuskeln und Hinterbeine stark abgemagert; cs wog nur 
noch 920 g. 

Am 24. Mai war es im Bereiche des durch Punktion entleerten Abszesses neuer- 
lich zur Bildung einer walnuBgroOen Geschwulst gekommen, in die nun auch das 
erwahnte regionare Infiltrat einbezogeu erschien. Beim Eroffnen drang aus der Ge¬ 
schwulst auch diesmal etwas Gas liervor, iiberwiegend jedoch dick richer, fet- 
tiger Eiter. Der Einstichkanal wurde nach Entfernung des Eiters mit Jodo- 
formkollodium verschlossen. In den folgenden Tagen verscnlimmerte sich der Zu- 
stand noch mehr und in der Nacht auf den 1. Juni verendete das Kaninchen. 
Die Abmagerung war so weit vorgeschritten, dad das Kaninchen nur noch 570 g 
wog. Der am 24. Mai entleerte AbszeS der Riicken-Lendengegend war bereits 
wieder prall mit Eiter gefiillt, enthielt aber nun kein freies Gas mehr. 

Bei der Sektion des Tieres erwies sich die Milz auffallend atrophisch, klein 
und blafi, an den Nieren und Lungen und am Herzen waren koine auffallenden 
Veranderungen, insbesondere keine Abszesse festzustellen. 

Am 23. Sept. 1909 infizierte ich ein Kaninchen (No. 2) von 1470 g Korper- 
gewicht in der Rucken-Lendengegend subkutan mit 0,4 ccm Vegetationsmaterial 
aus dem Kondenswasser einer 40 Stunden alten Kultur des untersuchten Anaeroben 
in erstarrtem menschlichen Blut. Bis zuin 29. Sept, bildete sich bei dem Tiere 
ein kleines Infiltrat an der Impfs telle von nicht deutlieh eiteriger Be¬ 
schaffenheit aus; wenigstens kam es in seinem Bereiche nicht zu nachweisbarer 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Eiterung. Das Tier zeigte aber Storungen der Gebrauchsfahigkeit der Hinterbeine, 
die ganze hintere Korperhalfte war schlaff und ohne Tonus und besonders das 
linke Bein erschien fast gelahmt. 

Um die Erkrankung zu steigern und ihren Ablauf zu beschleuni^en, impfte 
ich dem Tier am 29. Sept, neuerlich 1,25 ccm Material aus emcr 8-tag. 
Hirnbreikultur des Anaeroben subkutan am Riicken ein. Am 2. Okt. fand sich im 
Impfstellenbereiche bereits ein massiges zahes Exsudat ausgeschieden, das nuch 
dem Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung aus Fibrin und Eiter bestand 
und die kurzen und langen Wucksformen des eingeimpften Mikroben reichlich 
enthielt. 

Bis zuin 5. Okt. entwickelte sich in der rechten Schenkelbeuge, entsprechend 
der erston Impfstelle, ein ungefiihr pflaumengroBer AbszeB und an der 
zweiten Impfstelle ein ahnlich g ro Be r, der reichlich Gas fiihrte. 

Im Eiter dieser Abszesse fanden sich typische Stiibcken nebcn kokkenahn- 
lichen Gebilden und langeren gestreckten Formen, die vielfach in Paaren und 
selbst in Ketten zusammenhingen. Ich erinnere daran, dad im Materiale, das ich 
vom KleinhirnabszeB untersuchte, der Mikrobe in ganz analogen Wuchsformen zur 
Beobachtung gekommen ist. (Vergl. obcn.) 

Hervorzuheben ist, dafl sich im Abszefleiter des Kaninchens No. 2 die ver- 
schiedenen Wuchsformen des Mikroben bei der Gram-Fiirbung 
am phi bo 1 verhielten, d. h. sie erschienen teils mit Gentianaviolett gefiirbt, teils 
hatten sie das zur Gegenfarbung beniitzte Fuchsin angenominen. An den Prii- 
paraten vom KleinhirnabszeB des Fnlles 8518/26 war iedoch, wie gesagt (s. oben) 
ein derartiges Verhalten bei der Gram- Fiirbung nicht zu bemerken. 

Die am 5. Okt. 1909 durch Druck entleerten Abszesse verschwanden in der 
Folge allmahlich und nach 3 Monaten erschien das Kaninchen No. 2 wieder 
volhg gcsund. 

c) Infektionsversuche an Meerschweinchen. 

Die pathogene Wirkungsweise des untersuchten Anaeroben priifte ich bei Meer¬ 
schweinchen in folgenden Versuchen: 

Am 13. Sept. 1909 infizierte ich einen Meerschweinc-henbock (No. 1) von 
615 g Korpergewicht in der Riicken-Lendengegend subkutan mit 0,5 ccm Material 
aus einer 4-tiigigen Hirnbreikultur. Dabei wurde wie gewohnlich die Einstich- 
offnung mit Jodoformkollodium verklebt. Das Tier bekain in den darauffolgenden 
3 Tageu eine leichte Anschwellung an der Impfstelle, die jedoch in den 3 uiicksten 
Tagen verschwand. Da das Meerschweinchen daraufhin gesund blieb, impfte ich 
ihm am 30. Sept, neuerlich 0,7 ccm Material aus einer 8-tiigigen Ilirnbrci- 
kultur unter die Riickenhaut ein. Am niichsten Morgen saB das Tier audauernd 
ruhig und mit gestraubten Haaren. Wenn man es zum Gehen notigte, so zeigte 
es auffallige Scnwiiche an den Hinterbeinen und stieB Klagelaute aus. Einige 
Stunden spater erschien die hintere Korperhalfte nahezu gelahmt, und nach 11 Uhr 
verendete das Tier. 

Bei der Obduktion ergaben sich an den inneren Organen keine bemerkensweften 
Veriinderungen. In der Umgebung der Impfstelle fand sind reichlich 
eiterig-fibrinoses Exsudat ausgeschieden. Dasselbe enthielt zahlrciche 
Stabcnen- und Kokkenwuehsformen des eingeimpften Mikroben. 
In nachster Nahe des Impfbereiches waren einige Muskeln auch von Gasbliis- 
chen durchsetzt. 

Am 28. Nov. 1909 infizierte ich ein 498 g sehweres Meerschweinchen (No. 2) 
mit 0,75 ccm Material aus einer 5-tagigen Hirnbreikultur, indem ich ihm dasselbe 
subkutan in der Riicken-Lendengegend einspritzte. Es entwickelte sich bei dem 
Tier in den darauffolgenden Tagen bloB eine kleine Anschwellung an der Impf- 
stelle, die in wenigen Tagen wieder verschwand. 

Am 22. Febr. 1910 impfte ich 3 Meerschweinchen von 450 bzw. 455 und 520 g 
Korpergewicht (No. 3, 4, 5) mit Material aus einer 68-stiindigen Hirnbreikultur 
(der Hirnbrei versetzt mit einem Muskelstiickchen), indem ich den Tieren 0,5 bzw. 
1 und 2 ccm — also et.wa Viooo. bzw. Vsoo l,n< i V«o des KSrpergewichtcs — 
unter die Riickenhaut einspritzte. Von diesen Meerschweinchen erkrankte jcdoch 
keines in auffalliger Weise. Nur das mit 2 ccm Kulturmaterial geimpfte Tier 
(No. 5) bekam voriibergehend eine maBige Anschwellung an der Impfstelle. 

Am 23. Aug. 1910 infizierte ich weitere 3 Meerschweinchen (No. 6, 7, 81. 
Zwei dieser Ticre, von 710 bzw. 810 g Korpergewicht, erhielten Material aus einer 
9Vs Monate alten Kultur des Anaeroben mit rohrzuckerhaltigem Transsudat ein- 
gespritzt, und zwar das eine (No. 6) 0,5 ccm intramuskular am rechten Ober- 
schenkel, das andere (No. 7) 1 ccm subkutan in der Riickengegend. Das 3. Meer- 


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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


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schweinchen (No. 8), ein 840 g schweres Tier, impfte ich subkutan mit 1 ecm 
Kondenswasser-Yegetationsmaterial aus einer 42-stiindigen Kultur des Anaeroben 
mit koaguliertem menschlicheu Blut. 

Abgesehen von voriibergehenden kleinen Anschwellungen im Irupf- 
gebiet entwickelten sich bei keinem der Tiere besondere krankhafte V'erauderungen. 
Am spatesten schwund das Impfstelleninfiltrat bei deni 3. Meerschweinchen (No. 8). 

An Meerscbweiueben fiihrte ich schliefilich noch am 8. und am 25. Okt. 
1910 je 2 Infektionsversuche durch. 

Bei den 2 ersten Versuchen kamen Tiere von 800 bzw. 850 g Korpergewicht 
zur Verwendung und sic wurden mit 1 (No. 9) bzw. mit 2 ccm (No. 10) Material 
aus einer 48-stiindigen Ilirnbreikultur subkutan ain Riicken infiziert. Das Meer- 
schweiuchen No. 10 reagierte auf die Infektion mit einer voriibergehenden miifiigen 
Anschwellung an der Impfstelle und verlor in 14 Tagen 10 g von seinem urspriiug- 
lichen Korpergewicht. Das Tier No. 9 bekam eine geringere und kiirzer dauernde 
Anschwelluug an der Impfstelle, scin Korpergewicht stieg in derselben Zeit 
um 40 g. 

In der 2. Versuchsreihe impfte ich einem 870 g schweren Meerscbweinchen 
(No. 11) 5 ccm Material aus einer ins Sehwarze verfiirbten 20-tiigigen llirnbrei- 
kultur intraperitoneal und einem anderen 840 g schweren (No. 12) 4 ccm von 
derselben Kultur subkutan in der Riicken-Lendengegcnd ein. Beide Tiere, be- 
sonders aber das intraperitoneal gcimpfte, safien am 1. und 2. Tage nach der 
Impfung rubig und sichtlich matt im Kafig. 

Bei dem subkutan geimpften Meerschweinchen (No. 12) entstaud 
an der Ablagerungsstelle des Impfmatcrials allmiihlich eine mehr als mandelgrofie 
Anschwellung, die sich in der Folge zu einem Abszefi urnwandelte. Dieser 
zeigte am 22. Tage nach der Impfung noch Mandelgrofie uud liefi bei Druck 

? robes Knistern vernehmen, das offenbar von eingeschlossenen Gasbliischen herriihrte. 
m Befinden liefi aber das Tier, auch spiiterhin, keine besonderen Storungen er- 
kennen, insbesondere zeigte es weder auffallige Schwiiche, noch krampfhafte Zu- 
stande an den Beinen. An Korpergewicht nahin es bis zum angegebenen Zeitpunkt 
um 60 g zu. 

Iin Gegensatze hierzu verlor das intraperitoneal geimpfte Meer- 
schweinchen (No. 11) im Laufe der gleiehen Zeit 70 g an Korpergewicht und 
biifite auch seine friihere Munterkeit und Bewegungslust ein. Am 22. Tage 
nach der Impfung zeigte e3 bei naherer Prdfung auch eine auffallige Mattigkeit 
und Steifheit an den Beinen. Dies trat besonders am linken Hinterbein zutage. 
Aufierdem stellten sich noch mehr oder weniger andauernde St reckk rampfe an 
den anderen Beinen des Tieres ein, namentlicn wenn man es auf den Riicken legte 
und kurze Zeit festhielt. Friiher hatte sich das Tier heftig und andauernd gegen 
diese Zwangslagerung gewehrt, nuntnehr vermochte es derselben kaum noch ge- 
ringen Widerstand zu ieisten. 

Am Eiter, der vom erwahnten Abszefi des 840 g schweren mit 4 ccm 
Kulturmaterial subkutau geimpften Meerschweinchens (No. 12) gewonnen wurde, 
ergaben sich folgende Befunde: Es wurde bei jener Punktion aus dem Impf- 
stellenabszeS etwa 1 ccm leicht rotlichen weifigrauen Eiters entleert. In den davon 
angefertigteu und nach Gram bzw. Schaffer 1 ) ^efiirbten Deckgliischenausstrich- 
priiparaten fanden sich ungleichmafiig verteilt. typische Stabchenwuchsformen des 
verimpften Anaiiroben in betrachtlicher Anzahl, und zwar sowohl innerhalb als 
auch aufierhalb von Eiterzellen gelegen. Ein Teil der Stiibchen war in den nach 
Gram behandelten Praparaten violett, also grampositiv, ein anderer — -et- 
sprechend der angewandten Kontrastfiirbung mit Fuchsin — rot, also gram- 
negativ gefarbt. Einzelne Stiibchen zeigten an einem Ende in typischer Weise eine 
kugeligc Spore entwickelt, bzw. eine Sporenanlpge. Unter den Zelleleinenten des 
Eiters zeigten sich in reicher Anzahl und ganz ungewohnlich grofieMakrocyten und 
Makrophagen vertreten. Letztere enthielten zum Teil grofie Mengen versehwollener 
und schlecht fiirbbarer kugeliger und stabchenformiger Mikrobenindividuen. Dieses 
Abszefieitermaterial lieferte, in verfliissigte Milchzuclceragarnahrbodcn von 38 bzw. 
90° C verrQhrt, durchweg Iieinkulturen des untersuchten Anaeroben 
mit sehr iippigem Wachstum. Es entwickelten sich noch in den Rohrchen 2. und 3. 
Verdfinnung zahlreiche Kolonieen und am 2. Tage erfolgte unter Zersprengung des 
Agars in alien Kulturen reichliche Gasbildung. Den Gasen haftete ein penetranter 
stfnkender Geruch an. 


1) Schaffer, Verhundlungen des 5. deutschen Dermatologen-Kongresses 
1895 (Ueber eine neue Bakterienfarbung und ihre spezielle Verwertung bei Gono- 
kokken). Sonderabdruck, p. 2 ff. 


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278 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 


d) Infektionsversuche an weilien Ratten. 

An weifien Ratten fiihrte ich 3 Versuche aus. Am 6. Juni 1909 impfte icb 
einer 270 g scbweren Ratte (No. 1) 0,3 ccm Vegetationsmaterial von Kondeus- 
wasser einer in Wasserstoffatmosphare entwickelten 22-tagigen Traubenzuckertrans- 
sudatkultur unter die Riickenhaut ein. Das Tier reagierte auf diese Infektion mit 
keinerlei Krankheitserscheinungen, nicht einmal an der Injektionsstelie entwickclte 
sich einc Anschwellung. 

Am 25. Okt. 1910 infizierte icb 2 junge weiBe Ratten von 180 (No. 2) bzw. 
220 g Korpergewicht (No. 3) subkutan in der Rticken-Lendeugegend mit 1 bzw. 
2 ccm Material aus derselben 20-tagigen Hirnbreikultur, mit der am gleichen Tugc, 
wie bereits erwiihnt, auch 2 Meerschweinchen geimpft wurden. Von diesen Tieren 
zeigte das mit 2 ccm Kulturfliissigkeit geimpfte (No. 3) am folgenden Tage groBe 
Abgeschlagenheit, es safi den ganzen Tag fiber ruhig im Kafig, dabei rasch atmend, 
waurend aas andere m unter BLieb. In den folgenden Tagen bckamen beide Tiere 
im Bereiche der Impfstelle Anschwellungen, anderweitige Gesundhcitsstorungen 
boten sic auch spaterhin nicht dar. Die Infiltrate bestanden noch naeh 3 Wochen, 
Das Korpergewicht der Tiere hatte Bich bis dahiu auf 200 bzw. 230 g erhoht. 

An der mit 2 ccm Kulturfliissigkeit geimpften Ratte (No. 3) nahm ich am 
20. Nov. 1910 eine Punktion der Im p f s tel 1 en a n sc h we 11 u n g vor und er- 
hielt dabei eine leicht rotliche und nur teilwcise grau flockig getrfibte Flfissig- 
keit. Wie die mikroskopische Untersuchung der davon nergestellten und 
nach Gram bzw. nach Schaffer gefarbten Priiparate ergab, enthielt die Punktions- 
flfissigkeit nebst roten Blutkorperchen Lympho- und Leukocyten und in den zalien 
flockigen Teilen auch einzelne Fibroplasten. Typische Stabchenmikroben fandeu 
sich nicht darin vor, sondern bloB ganz vereinzelte, m. o. w. verblaBte, gcblahte 
und verquollene Ueberreste solcher und zerstreut liegende kokkcniihnliche Ge- 
bilde in einiger Menge. Diese letzberen konnten von freigewordenen Zellgranulis, 
insbesondere von Mastzellen angehorenden nicht ohne weiteres unterschieden 
werden. In Analogie mit anderweitigen Erfahrungen lieBen sich die kugeligen 
Gebilde, die nach Gram positiv' gefarbt waren, immerhin aber auch als Mikroben- 
keime oder als Anlagen zu Sporen auffassen, wofttr den Bewcis jedoch nur 
positive Kulturerfolge liefern konnten. Und diese ergaben sich in der 
Tat unter Bedingungen, die im besonderen den Sporencharaktcr iencr Gebilde ver- 
bfirgen. Es entwickelten sich namlich in Rohrchcnkulturen mit hoher Agarschicht. 
und zwar auch in solchen, die in heiBem Zustande von fiber 90° C mit Teilchen 
der jene kugeligen Gebilde einschlieBenden Punktionsflussigkeit beschickt worden 
waren, in reicher Anzahl und ausschlieBlich nur Kolonien des be- 
schriebenen Anaeroben. In einem Versuche gingen hierbei aus kauni 0,015 
ccm der eingetragenen Punktionsflfissigkeit fiber 250 Kolonien hervor. 

e) Zusammenfassung der Ergebnisse der Infektionsversuche. 

Wie die vorstehenden Mitteilungen zeigen, reagieren die Tiere 
der gepriiften Species auf die Infektion mit dem beschriebenen Anaeroben 
in einigermaCen verschiedener Weise. In gewissem Sinne typische 
Krankheitserscheinungen kommen hauptsachlich bei weiiJen Mausen zur 
Beobachtung. Diese Tiere erkranken nach Einftihrung von Material 
aus (mehrtagigen) Kulturen des Mikroben unter Auftreten mehr oder 
weniger ausgepragter tonischer Krampfe an den Extremit&ten und am 
ganzen Korper und verenden mit Zunahme der Krampfe frtlher oder 
spater. 

Bei weiBen Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen fehlen im 
Krankheitsbilde, der Regel nach, Krampfe. I’araplegische Zustande an 
den Extremitaten kommen jedoch bei diesen Tieren, namentlich bei 
Meerschweinchen, mitunter wohl auch zur Beobachtung. In den meisten 
Fallen entwickeln sich bei subkutan infizierten Tieren dieser 3 Species 
bloB Impfstelleninfiltrate, die je nach der Impfdosis bald aufgesaugt 
werden, oder aber lange Zeit bestehen bleiben und alsdann in mehr 
oder weniger weit ausgreifende Abszesse sich verwandeln. 

Intraperitoneale Impfungen erwiesen sich bei den genannten Tieren 
io-pr wirkungsvoll als subkutane. Im iibrigen richtete sich, wie 


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v. Hi bier. Zur Kenntnis tier pnlhogenen Anaeroben. 


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gewdhnlich, der Infektionserfolg hauptsachlich nach Menge und Be- 
schaffenheit des verwendeten Impfmateriales. In qualitativer Beziehung 
ergaben sich insbesonders Wirksamkeitsunterschiede je nach Alter und 
Nahrsubstratart der Kulturen, aus denen das Impfmaterial stammte. 
Die starkste Wirksamkeit entfalteten aus 4—8-tagigen Hirnbreikulturen 
des Mikroben entnommene Impfmaterialien. 

Bei weiBen Mausen waren, auf 1 g Korpergewicht und auf un- 
verdiinntes Material dieser Art berechnet, 0,006 ccm hinreichend, um 
die erwahnten typischen Krampfe und den Tod herbeizufUhren. 

Die ihnen nachstverwandten weifien Ratten blieben hingegen nach 
Verimpfung von 0,005 und 0,01 ccm Ilirnbreikulturmaterial (pro 1 g 
Korpergewicht) sowohl von Krampfen als von anderen schweren Scha- 
digungen dauernd verschont; sie bekamen blob vorilbergehend Infiltrate 
oder langer bestehende Abszesse im Impfstellenbereiche. 

Auch bei Meerschweinchen entwickelten sich nach Verimpfungen 
von 0,012—0,0057 ccm Hirnbreikulturmaterial pro Gramm KCrper- 
gewicht in der Ilegel blob vortlbergehende Infiltrate oder kleine Ab¬ 
szesse und nur ausnahinsweise auch Krampfe (vgl. Versuch mit Meer¬ 
schweinchen No. 11). Ein junges derartiges Tier zeigte nach Einfilhrung 
von 0,0008 ccm pro Gramm Korpergewicht und nach. 16 Tage spater 
angeschlossener Nachimpfung von 0,001 ccm Hirnbreikulturmaterial pro 
Gramm Korpergewicht paraplegische Zustande an den Hinterbeinen und 
starb nach kurzer Zeit (s. Versuch mit Meerschweinchen No. 1). 

Bei Kaninchen schlugen die Impfungen im allgemeinen nicht anders 
aus als bei den Meerschweinchen. Zum Teil reagierten sie auf Impfungen 
mit 0,0003 ccm Hirnbreikulturmaterial pro Gramm Ktjrpergewicht nicht 
einmal mit Eiterungen im Impfstellenbereiche. Immerhin aber erkrankte 
auch ein Kaninchen (wie angefiihrt: Nr. 1) schwerer, bekam unvoll- 
standige Lahmung eines Beines und starb auch spater. 

VI. Zur Speciesbestimmung des untersucliten Anaeroben. 

Was die Speciesbestimmung dieses Anaeroben anlangt, so ist er 
nach den unter IV mitgeteilten Befunden, seinen morphologischen Eigen- 
schaften zufolge, zu den beweglichen sporenbildenden Anaeroben zu 
stellen. Die Geibeln setzen an alien Seiten an, die Sporen sind kugelig 
und vollig endstandig, die Gramfarbung nimmt er nicht an. 

Im Hinblick auf die Einwirkungen, die der Mikrobe bei seinem 
Wachstum auf eiweibartige Korper der Nahrsubstrate (wie Gelatine, 
Albumin, Kasein) austibt, gehort er weiters in die Gruppe jener An¬ 
aeroben. die zwar Gelatine, nicht aber Kasein und ebensowenig unter 
Hitzeeinwirkung koaguliertes Transsiidat- oder Serumeiweib zu ver- 
fltissigen vermogen. 

Da der Mikrobe bei voller Lebensenergie in Hirnbreinahrbbden 
von neutraler und schwach saurer Reaktion Schwefelwasserstoff, Alkali, 
Schwefeleisen und auberdem Indol bildet, so ist er im Sinne der von mir 
( 16 , p. 88 ff. bzw. in meinen Verbffentlichungen 18 , 19 , 20 ) getroffenen 
Gruppierung der Anaeroben in die Reihe der den Hirnbrei alkali- 
sierenden und schwarzenden anaeroben Spaltpilze zu stellen. In dieser 
Gruppe steht er unter den von mir beschriebenen Arten dem Bac. XV 
wegen der geringen Widerstandsfahigkcit seiner Sporen am nachsten, 
unterscheidet sich aber von ihm, abgesehen von morphologischen Eigen- 
schaften, hauptsachlich durch sein UnvermOgen, Kasein and koagu- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Original?.. Bd. 68. Heft 3|4. 


liertes Serum zu peptonisieren und zu verflUssigen (vgl. 16 , p. 223 
bzw. p. 99, 119, 120, 141, 143 und 20 , Tab. 2). 

In der Reihe der von mir beschriebenen Anaeroben tritt dieser Ba¬ 
cillus demnach als eine eigene Species auf. Nun aber fragt es sich, 
ob der Mikrobe etwa von anderen Untersuchern bereits gefundeu und 
beschrieben worden ist, ob er speziell mit einem der Anaeroben Uberein- 
stimmt, die Rist { 9 , Kap. VI bzw. p. 303, vgl. hierUber auch 11 , p.607, 
608), Ghon-Mucha-Muller { 11 , p. 690—693) und Neumann { 12 , 
p. 12, 13) als Erreger entzUndlicher Gehirnaffektionen bei Otitis uns 
kennen gelehrt haben. 

Was zunachst die von Rist beschriebenen Anaerobier anlangt, so 
ergibt sich beim Vergleich, daB keiner derselben auch nur in den 
Grundeigenschaften mit dem von mir beschriebenen Bacillus Uberein- 
stiramt. Der Komplex der Eigenschaften, die Rist hinsichtlich GroBe, 
Gestalt, Eigenbewegung, Sporenbildung und Verhalten bei Gramfarbung 
bei seinen verschiedenartigen Anaeroben vorfand, ist ein anderer als 
bei dem Mikroben meiner Beobachtung. Gleichwohl ist die Mbglichkeit 
nicht auszuschlieBen, daB in Wirklichkeit vielleicht doch einer von 
Rists Anaeroben dem von mir gefundenen naher steht, als es den An- 
schein hat. 

Denn man muB, wie ich glaube, damit rechnen, daB die verschiedcne 
Anordnung und Ausdehnung und namentlich die ungleichen Grund- 
lagen der bakteriologischen Untersuchungen, die zur differential-diagno- 
stischen Bestimmung gelegentlich vorgefundener anaerober Krankheits- 
erreger angestellt werden, mitunter zu den abweichendsten Ergebnissen 
fUhren konnen. Von diesem Gesichtspunkte aus wird man z. B. nicht 
bloB Angaben Uber mangelnde Sporenbildung eines Anaeroben, sondern 
auch Uber seine Unfahigkeit zur Eigenbewegung unter Umst&nden in 
Zweifel ziehen dUrfen. BegrUnden sowie auch Ibsen lassen sich solche 
Zweifel ja nattirlich in alien Fallen nur durch eine eingehende ver- 
gleichende Untersuchung der betreffenden Mikroben. Wo diese nicht 
moglich, bleiben freilich die Zweifel ebenso unnUtz als die schweben- 
dcn Fragen unkl&rbar. 

Indem ich micli wieder dem eigentlichen Gegenstand der ErOrterung 
zuwende, hatte ich noch bezUglich der von Rist, bzw. Rist und 
Guillemot, bzw. von Veillon und Zuber beschriebenen Anaeroben 
nachzutragen, daB unter denselben vielleicht am ehesten noc.h der von 
Rist und Guillemot beschriebene gramnegative und polymorphe Ba¬ 
cillus thetoides in Vergleich kaine. Eine Zusammenstellung dieses 
Mikroben mit dem vor mir hier beschriebenen zeigt sich aber bald sehr 
widerspruchsvoll, da der fUr Meerschweinchen pathogene Bacillus 
thetoides im Gegensatze zu dem von mir gefundenen Anaeroben 
unbeweglich ist und sich in Gelatine bei 23° C nicht entwickelt (vgl. 
9 , p. 164, 165). 

Was die 4 verschiedenartigen Anaeroben anlangt, die Ghon- 
Mucha-Muller bei Fallen von Meningitis otitischen Ursprunges ge- 
funden und eingehend untersucht haben, so zeigt der von mir gefundene 
Mikrobe mit einem derselben, namlich mit dem von den Autoren unter 
No. II angefuhrten, eine gewisse, wcnn auch beschrankte Ueberein- 
stimmung. 

Im besonderen sei hervorgehoben, daB die Uebereinstimmung meines 
Erachtens sich zun&c.hst auf die GroBe und Form erstreckt, die die 
beiden Mikroben in den Ausstrichpr&paraten von meningitischem Ex- 


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v. Hibler, Zur Kenntni* dcr pathogcncn Anaeroben. 


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sudat (bei Ghon-Mucha-Muller) bzw. vom KleinhirnabszeBeiter 
(in meinem Falle) darbieten (vgl. 11 , Fig. 8, Taf. I, bzw. Fig. 1, der 
Tafel dieser Arbeit). Ferner ist der Anaerobe No. II bei Glion- 
Mucha-Mtiller wie der von mir gefundene der Eigenbewegung 
fahig; wie jener so bewirkt auch dieser in Traubenzucker-Neutralrot- 
agar reichliche Gasbildung und Entfarbung des Neutralrotes, und beide 
fiihren in Hirnbreinahrboden tiberimpft Schwarzfarbung nebst Indol- 
bildung herbei. Ich bemerke weiters noch, dali ich an zahlreichen 
Wuchsformen des von mir gefundenen Mikroben, und zwar insbesondere 
aus Traubenzucker-Transsudatkulturen gauz ahnliche Bilder von Blah- 
formen beobachtete, wie sie der zum Vergleich herangezogene Bacillus 
II bei Ghon-Much a-Muller nach der Abbildung in deren Fig. 9 
auf Taf. I in analog zusammengesetzten Nahrboden darbietet. 

Verschiedenheiten ergeben sich aber beim Vergleich des von 
mir gefundenen hier beschriebenen Anaeroben mit Ghons besagtem 
Mikroben unter anderem bereits, insofern man das Verhalten ihrer 
Kolonieen in Betracht zieht. Bei dem Bacillus II von Ghon fanden 
sich die in der Tiefe von Agarkulturen gewachsenen Kolonieen im 
allgemeinen „klein und meist maulbeerartig“ ( 11 , p. 149), beim An¬ 
aeroben meiner Beobachtung hingegen der Regel nach linsenformig 
und glatt oder besonders, wenn sie aus Sporen sich entwickelt hatten, 
wollballchen- oder flockenfomig und zerschlissen. 

Auch hinsichtlich des Verbal tens der Gelatinekolonieen stimmen 
die beiden Mikroben nach meinen bzw. Ghons Beobachtungen nicht 
Uberein. So ist darauf zu verweisen, dali Ghon bei jenen Gelatine- 
kulturen seines Anaeroben (No. II), die bei 21—22° C gebalten worden 
waren, niemals VerflUssigung der Gelatine bemerken konnte ( 11 , p. 151), 
wahrend ich in analogen Kulturen des von mir gefundenen Anagroben 
der Regel nach GelatineverflUssigung auftreten sah. 

Was das Verhalten bei der Gramfarbung anlangt, so zeigte es sich 
bei dem von mir gefundenen Bacillus nicht in gleicher Weise schwan- 
kend wie es Ghon bei seinem Bacillus Nr. II (vgl. 11 , p. 147) be- 
merkt hat. Der Bacillus meiner Beobachtung erwies sich wenigstens 
in Kulturen durchwegs in typischer Art gramnegativ. Nur in den 
Eiterausstrichpr&paraten, die vom AbszeBmaterial des zu Infektions- 
versuchen mit dem beschriebenen Mikroben geimpften Kaninchens No. 2 
und Meerschweinchens No. 12 hergestellt wurden. konnte ich immerhin 
auch ein amphiboles Verhalten der Stabchen bei der Gramfarbung 
nachweisen. 

Ein weiterer Unterschied besteht zwischen den beiden Mi¬ 
kroben insofern, als der von mir gefundene in verschiedenen Nahr- 
boden unter Umstanden Sporen bildet, wahrend Ghon bei dem von 
ihm beschriebenen Anaeroben (No. II) niemals Sporen finden konnte, 
obgleich er ( 11 , p. 148) „daraufhin die verschiedensten Kulturen 11 unter- 
suchte. 

AuBerdem ist noch anzufUhren, daB die beiden Anaeroben eine un- 
gleiche Wirkung auf das Kasein bzw. Albumin ausUben, wenn sie in 
Milch bzw. in koagulierten Transsudatnahrbbden gezUchtet werden. Nach 
Ghons Angabe ( 11 , p. 151, 152) bringt der Anaerobe II seiner Be¬ 
obachtung das Kasein in Milchkulturen nicht zur Gerinnung, wohl 
aber verflUssigt er meist, aber langsam, erstarrte Hydrocelen- und 
Ascitesfltissigkeit. Der von mir gefundene Anaerobe fallt in Milch¬ 
kulturen, wenn auch spat, das Kasein aus, vermag jedoch durch Hitze- 


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282 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 3,4. 

einwirkung koagulierte Transsudate nicht zu peptonisieren und zu ver- 
fltissigen. 

Hinsichtlich des pathogenen Vermogens der beiden Mikroben liegen, 
wenigstens was die Wirkung auf Kaninchen anlangt, durchgreifende 
Verschiedenheiten nicht vor; ja es gleichen sich sogar die Impfwirkungen 
bei Kaninchen, wie aus den Angaben Ghons ( 11 , p. 307) erhelit. 

Was die an Meerschweinchen angestellten Infektionsversuche be- 
trifft, die bei dem von mir untersuchten Anaeroben tiberwiegend wenig 
Erfolg hatten, so beobachtete Ghon bei diesen Tieren nach Ver- 
impfung seines Bacilius II ebenfalls in der Mehrzahl keine oder nur 
geringe, langsam sich zurtickbildende ortliche, reaktive Veranderungen 
in Form kleiner derber Infiltrate; auch bei seinen Versuchen kam es 
einmal, aber unter Entstehung eines ausgedehnten Infiltrates und schon 
nach ca. 14 Stunden zum Tode des betreffenden j ungen Meerschwein- 
chens (dem Ghon 2 ccm einer 56-stfindigen Zuckergelatinekultur sub- 
kutan injiziert hatte) (s. 11 , p. 306). 

Alle diese Hinweise auf die Verschiedenheiten zwischen dem Mi¬ 
kroben II Ghons (bzw. Ghon-Mucha-Mullers) und dem von mir 
beschriebenen Bacillus verfolgen keinen anderen Zweck, als klarzu- 
stellen, daB es sich bei den beiden Anabroben wahrscheinlich wohl um 
verschiedene Species handelt. Um zu einem abschlieBenden Urteil in 
dieser Beziehung zu gelangen, waren meines Erachtens weiter ein- 
gehende Studien erforderlich. Ich glaube aber immerhin, dem anaeroben 
Bacillus meiner Beobachtuiig die Bezeichnung als Bac. otitidis sporo- 
genes putrificus auf Grund meiner Untersuchungen geben zu sollen. 

Inwieweit etwa eine Uebereinstimmung des von mir gefundenen 
Anaeroben mit den Bacillen besteht, die Neumann bei der Operation 
eines otitischen Schl&fenlappenabszesses im Eiter desselbcu, und zwar 
im Beinzustande vorfand, laBt sich, da eine nahere Beschreibung des 
betreffenden Mikroben seitens Neumanns (vgl. 12 , p. 13) fehlt, nicht 
feststellen. 

Ebenso sehe ich mich auBer stande, dem von Heyde ( 21 ) in einem 
AbszeB der linken GroBhirnhemisphare bei einem 15-jahrigen Knaben 
vorgefundenen Anaeroben den Bacillus meiner Beobachtung an die 
Seite zu stellen. Dem widersprache nicht nur das wechselnde Ver- 
halten des Mikroben Hey des gegenUber der Gramschen Farbung 
und der Mangel dieses Mikroben an Eigenbewegungsvermogen, sondern 
auch der bisherige Mangel an Feststellungen iiber seine biochemische 
Einwirkungsweise auf gewisse Nahrsubstrate, wie namentlich auf Gela¬ 
tine, Milch und SerumeiweiB. 

SchlieBlich sei noch darauf hingewiesen, daB der Anaerobe meiner 
Beobachtung moglicherweise derselben Gattung angehbrt wie 
der von Heim ( 22 , p. 341) als Bac. postumus bezeichnete, von 
Wurcker ( 23 ) ntiher beschriebene Anaerobe. Diese Annahme legen, 
wie ich glaube, gewisse Eigenschaften nahe, die der Bacillus meiner 
Beobachtung mit dem Bac. postumus geinein hat. Ich will in dieser 
Beziehung nur anfuhrcn, daB es sich bei beiden Anaeroben um kleinere 
Stabchen handelt, die der Eigenbewegung fahig sind, vollig endstandige, 
kugelige Sporen bilden und keine peptonisierende Wirkung auf koagu¬ 
lierte EiweiBkorper auszuilben vermogen. Letzterer Umstand ist in 
biochemischer Hinsicht um so mehr bemerkenswert, als sich beide Mi¬ 
kroben bei putriden Zersetzungsprozessen vorfanden. Im iibrigen be- 


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v. Hibler, Zur Kenntnin der pathogenen Anaeroben. 


283 


schranke ich mich darauf, auf die Beschreibung hinzuweisen, die 
Wtircker am angegebenen Ort vom Bac. postumus gibt. 

VII. Untersnchungen iiber die Bildung spezifischer Agglutinin? 
and Priizipitine bei den mit dera beschriebenen AnaSroben 
infizierten Versuchstieren. 

Wie im vorausgehenden dargelegt ist, fiihren Infektionen mit dem 
beschriebenen Anaeroben bei vielen Versuchstieren zu Eiterungen, die 
mehrere Wochen hindurch andauerten. 

Es lag daher die Frage nahe, ob unter diesen TJmstdnden bereits 
spezifische Antikorper in nachweisbaren Mengen im Blut der Ver- 
suchstiere zur Bildung gelangen oder nicht. Um in dieser Beziehung 
das Verhalten des Blutes zu ermitteln, ftihrte ich einige Agglutinations- 
und Prazipitationsversuche mit dem Blutseruin einzelner Versuchstiere 
aus. Ueber diese Versuchsergebnisse will ich noch im folgenden be- 
richten. 

Was zunachst das dabei eingeschlagene Verfahren anlangt, so 
erprobte ich die Agglutinationsfahigkeit der Sera durchwegs in der 
Weise, daB ich deren Einwirkung auf die in 0,8-proz. NaCl-Losung 
aufgeschwemmten Keime des Anaeroben unmittelbar beobachtete, indem 
ich die Fltissigkeiten innerhalb kleiner Eprouvetten zusamraen mischte 
und ohne Zuhilfenahme optischer Instrumente die Reaktion verfolgte. 

In jeder Versuchsreihe stellte ich zunachst die Bakterienaufschwem- 
mung ftir die verschiedenen Verdiinnungen in toto, unter einem, her und 
ftillte die entsprechenden Mengen in die vorbereiteten kleinen Eprou¬ 
vetten ab. Zu diesen Bakterienaufschwemmungen fiigte ich dann das 
entsprechende Volumen des Serums, das je nach Umst&nden bereits 
selbst auf Vio bzw. auf .VlOO mit 0,8-proz. NaCl-Ldsung vorverdilnnt 
war, und brachte dann die Rohrchen mit den gemischten Fliissigkeiten 
in den Brtitschrank. In der Regel wurde bei der Mischung der Fliissig¬ 
keiten durch Umriihren mittels eines Platindrahtes eine gleichm&Bige 
Verteilung derselben herbeigeftlhrt. 

Das zu den Aufschwemmungen notige Bakterienmaterial entnahm 
ich durchweg Stichkulturen des Anaeroben. 

Die hierbei verwendeten Kolonieen waren unter hoher Schicht, und 
zwar zumeist in mit Blut von menschlichen Leichen unter Zusatz von 
Pepton und NaCl und 1 Proz. Rohrzucker zubereitetem Agar gewachsen; 
es wurden aus ihnen die nach 24—36 Stunden schon reichlich ent- 
wickelten Vegetationen mittels Kapillarpipetten aufgesaugt und in die 
NaCl-Losung tibertragen. Mitunter muBte das Material aus 3 Kultur- 
rdhrchen gesammelt werden, um eine ftir die Agglutinationsproben der 
betreffenden Versuchsreihe ausreichende, geniigend dichte, d. h. trUbe 
Aufschwemmung zu erhalten. 

Zum Abmessen der ftir die verschiedengradigen Verdiinnungen 
erforderlichen Volumina einerseits der Bakterienaufschwemmungen, und 
anderseits der Sera bediente ich mich graduierter enger Eprouvettchen, 
mittels welcher 1 ccm sich in 20 Teile teilen lieB. 

Was zunachst die Agglutinationsversuche anlangt, die sich 
auf das Blut infizierter Meerschweinchen beziehen, so ergaben die- 
selben bei 2 Meerschweinchen, von denen das eine 26 Tage und das 
andere sogar 32 Tage lang Eiterungen gezeigt hatte, nichts Sachliches, 
da spezifische Agglutininsubstanzen hierbei nicht zur Entstehung ge- 
langt waren. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Btl. 68. Heft 3/4. 


Diese FeststeLlung ergab sich bei Untersuchung von Verdtinnungen 
des Serums der beiden Tiere, die irn Verhaltnis von 1:30, 1:60, bzw. 
1:100 bereitet wurden, indem zu 3 ccm einer Aufschwemmung des 
Mikrobenmateriales in 0,8-proz. Kochsalzlosung 0,1 ccm, bzw. 0,05, bzw. 
0,03 ccm von dem Serum hinzugefiigt wurde. 

In dem Rohrchen der Verdiinnung 1:30 erfolgte nach einer Stunde 
Aufenthalt im Briitschrank bei 37° C eine leichte Aufhellung der 
durch die Bakterien getrtlbten FlUssigkeit, die sich im Verlaufe der 
2. Stunde etwas steigerte, ohne in der Folgezeit zu einer volligen 
Klarung zu fiihren. 

In der Verdtinnungsprobe 1:60 zeigte sich nach 3-stiindigem Ver- 
weilen bei BrUtteinperatur eine geringgradigere, nur andeutungsweise 
Aufhellung, und im Rohrchen mit der Verdiinnung 1:100 blieb die 
Triibung fortdauernd gleichmaUig bestehen. 

Ganz ahnlich gestalteten sich die Versuche iiber die Agglutinations- 
fahigkeit des Serums des 2. Meerschweinchens. 

Des weiteren prtifte ich noch das Serum einer weiiien Ratte, 
die 28 Tage nach der Infektion mit dem Anaeroben noch einen Eiterherd 
an der Impfstelle darbot. Das Serum dieses Tieres tibte in Ver- 
dtlnnungen von 1:25, 1:50 und 1:75 keine klare Agglutinations- 
wirkung auf die Aufschwemmung des Mikrobenmateriales aus. 

Mit diesen negativen Erfolgen bei den e r wall n ten Ver- 
suchstieren, die durchweg nur ein einziges Mai mit dem unter - 
suchten Anaeroben infiziert worden waren, kann jedoch die weitere 
Frage nicht beantwortet sein, ob nicht bei mehrmaliger Impfung 
der Versuchstiere spezifische Antikorper zur Entstehung 
gelangen. 

Urn diese Frage zu priifen, wahlte ich ein grofies Kaninchen von 
4650 g Korpergewicht aus, welchem Kaninchen (No. 20) ich (am 5. Dez. 
1910) zun&chst 2 ccm einer 12-tagigen Bouillonkultur (Rohrchen 164) 
in die Bauchhohle injizierte. Nachdem das Tier diese Infektion, ohne 
merklich krank zu werden, 6 Tage Uberstanden hatte, brachte ich ihm 
(am 11. Dez. 1910) neuerdings und zwar 2 l / 2 ccm derselben Bouillon¬ 
kultur intraperitoneal bei. Derartige Injektionen in die Bauchhohle 
wiederholte ich bei dem Kaninchen (No. 20) noch 2mal, und zwar 
9 Tage nach der vorausgegangenen Impfung (am 20. Dez. 1910) und 
12 Tage spater (am 2. Jan. 1911). Ich steigerte dabei die Dosis das 
eine Mai auf 4, das andere Mai auf 5 ccm, wobei zuletzt von der in- 
jizierten Kultur (des Rbhrchens 165) einiges aufier in die Bauchhohle 
auch in die Subcutis gelangte. Das Kaninchen (No. 20) wog jetzt nur 
noch 4250 g, hatte also urn 400 g abgenommen. 

Am 10. Jan. 1911 wurde dem Tiere, das hierbei verendete, unter 
sterilen Bedingungcn Herzblut entnommen und zur Vornahme von Agglu¬ 
tinations- und Prazipitationsversuchen in Kugelpipetten und Eprouvetten 
aufbewahrt. 

Bei der Sektion des Tieres fand sich urn den Rest des ins Peritoneum 
injizierten Materiales ein eitriges Infiltrat in abgekapseltem Zustande 
vor. Von diesem wurde samt einem Sttickchen des benachbart liegenden 
Netzes und samt einem Milzsttlckchen des Tieres Material in ein Agar- 
rohrchen (168) unter holier Schicht eingetragen; von diesem Rbhrchen 
nalim ich dann (am 16. Jan. 1911) hochmals Uebertragungen in ein Agar- 
rohrchen (169) und auch in 2 Rohrchen (170, 171) mit frischbereitetem 
Pepton-NaCl-Himbrei-Bouillon-Agar vor. 


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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


285 


Am nachsten Tage (17. Jan. 1911) wurde von der im Rohrchen 
No. 169 zur Entwickelung gelangten Kultur Material in 3 ccm steri- 
lisierter NaCl-Losung aufgeschwemmt und 

I) zu 0,9 ccm dieser Aufschwemmung 0,1 ccm von dem auf Vio 
0,8-proz. NaCl-Lbsung verdUnnten Blutserum des Kaninchens (20) zu- 
gesetzt, somit eine VerdUnnung von 1:100 hergestellt, ferner 

II) zu 0,8 ccm der Aufschwemmung 0,2 ccm von demselben auf 
Vio verdiinnten Blutserum beigemischt, also eine VerdUnnung von 1:50 
ausgefUhrt. 

Bereits nach einer halben Stunde trat in beiden Proben 
I und II eine vollstandige Klarung der FlUssigkeit ein 
imter Zusammenkleben der Mikroben am Grunde der Rohrchen. 

Dieses positive Agglutinationsergebnis verfolgte ich am 
21. Jan. 1911 weiter, indem ich ausgehend von der am 17. Jan. her- 
gestellten VerdUnnung des Blutserums auf 1:10 und von der ange- 
gebenen Mikrobenaufschwemmung zu VerdUnnungsproben von 1:1000, 
1:2000 und 1:3000 vorschritt. 

In alien diesen 3 VerdUnnungen trat schon nach 1 1 / 2 
Stunden unter Klarung der oberen Schichten deutliche 
Agglutination ein. 

Bei den zur Kontrolle dieser Ergebnisse ausgefUhrten Ver- 
suchen zog ich zunachst (am 27. Jan. 1911) das Serum eines nicht vor- 
behandelten gesunden Kaninchens in Anwendung, das aber wahrschein- 
lich von dem bereits erwdhnten Ivaninchen No. 2 abstammte, welches 
in der Zeit des 23. Sept. bzw. 29. Sept. 1909 mit positivem Erfolge 
zu Infektionsversuchen mit dem hier beschriebenen Anaeroben ver- 
wendet worden war. (Siehe p. 275, 276.) 

In Proben, die mit dem Serum des gemeinten Kaninchens in Ver¬ 
dUnnungen zu 1:25, 1:50, 1:100 am 27. Jan. 1911 angestellt wurden, 
zeigte sich bereits nach einer Stunde Ausfallung der Bakterien, wahrend 
die bei diesen Kontrollversucheu unversetzt gelassene Mikrobenauf¬ 
schwemmung trUbe geblieben war. 

Ich fuhrte daher (am 31. Jan. 1911) weitere Kontrollversuche 
mit dem Serum eines anderen, zweiten, nicht vorbehandelten 
Kaninchens ganz in derselben Weise aus, wobei aber weder bei stAr- 
kerer noch bei schwacherer VerdUnnung Agglutination eintrat. 

Zu Ubereinstimmenden Ergebnissen fUhrten dann auch die Paral- 
lelversuche, die ich zu nochmaliger Kontrolle am 1. Febr. 1911 
ausfUhrte. Dabei wurde das Serum I des Kaninchens No. 20, von dem 
ich eine 1 / 10 VerdUnnung aufbewahrt. hatte, in 1 / 100 VerdUnnung (mit 
0,8-proz. NaCl-Ldsung) unter Beimischung der Bakterienaufschwemmung 
aus einer 24-sttlndigen Rohrzuckeragarkultur des untersuchten Anaeroben 
in Anwendung gebracht; ferner Serum II von dem schon erwahnten 
nicht vorbehandelten Kaninchen, das wahrscheinlich vom Kaninchen 
No. 2 abstammt, in VerdUnnung mit der besagten Bakterienauf¬ 
schwemmung vermischt; und endlich mit dem Serum III des anderen 
nicht vorbehandelten Kaninchens ebenfalls in der VerdUnnung von 1:50 
eine Agglutinationsprobe ausgefUhrt. 

Das Ergebnis dieser Parallelversuche war bei: 

Serum in VerdUnnung nach '/» Stunde 1 Stunde VL Stunden 2 Stunden 
I 1:100 T + 

II 1:50 T + 

III 1:50 — — 

und ebenso bei 1:25 — — 


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286 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3j4. 

als ich mit dem Serum III in dieser geringen VerdUnnung den Versuch 
fortsetzte. 

Zu einem den mitgeteilten Agglutinationsversuchen entsprechenden 
Ergebnis fUhrten dann auch die im Anschlusse daran angestellten Pra- 
zipitationsversuche. 

Zu diesen verwendete ich am 3. Febr. 1911 eine 1 / 10 VerdUnnung 
der KulturflUssigkeiten aus den Rohrchen 164 und 165, mit denen das 
Ivaninchen No. 20 geimpft worden war. Zur VerdUnnung wurde 0,8- 
proz. NaCl-Losung verwendet. 

Dann fiigte ich zu 0,8 ccm dieser auf 1:10 verdiinnten Kulturfliissigkeit 0,2 ccm 

„ 0,9_ ,, „ ,, ,, ^ ,, ,, 0>1_ »» 

und „ 0,95 „ ,, ,, ,, ,* ,, 0,0o ,, 

von dem unverdUnuten Serum des Kaninchens No. 20, so daC also Ver- 
dUnnungen von 1:5, 1:10 und 1:20 hergestellt wurden. 

In alien 3 Rohrchen war schon nacli einer Stunde bzw. 
nach 3 Stun den in schon ster Weise ein flockiger Nieder- 
schlag entstanden. 

Zu dem am nachsten Tage (4. Febr. 1911) nachgeholten Kon troll - 
versuche verwendete ich dieselbe auf 1:10 verdUnnte geklarte Kultur- 
flUssigkeit: 

a) unter Zusatz des vorhin (bei den Agglutinationsparallelversuchen) 
erwahnten Kaninchenserums II, 

b) unter Zusatz des ebendort angegebenen Kaninchenserums III, 
welches bei dem Agglutinationsversuch sich vollig negativ verhalten 
hatte. 

Es wurden dabei 0,9 ccm der klarcn auf 1 / 10 mit 0,8-proz. NaCl- 
Losung verdUnnten KulturflUssigkeit mit je 0,1 ccm des (in geringem 
Grade hamoglobinhaltigen) Serums II bzw. des (starker hamoglobinhal- 
tigen) Serums III versetzt. Der Erfolg war bei: 

Versuch nach '/» Std. 1 Std. 2 Std. 3 Std. 36 Std. 

a — — ? ? + also Ausflockungsniederschlag 

b — — — — — „ kein „ 


Literator. 

1) Bezold, Statistischer Bericht liber die in den Jahren 1884—1886 inkl. be- 
handeiten Ohrenkranken. (Arch. f. Ohreuheilk. Bd. 25. 1888. p. 204.) 

2) Kretschmann, Ueber Carcinome des Sehliifenbeines. (Arch. f. Ohrenheilk. 
Bd. 24. 1886. p. 231.) 

■?) Treitel, Ueber Carcinorn des Ohres. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 33. 1898. 

E . 152.) Ein weiterer Beitrag zum Carcinorn des Ohres. (Zeitschr. f. Ohren- 
eiLk. Bd. 38. 1901. p. 200.) 

4) Zeroni, Ueber das Carcinorn des Gehororganes. (Arch. f. Ohrenheilk. Bd. 48. 
1900. p. 144 bezw. p. 153.) 

5) IV hi ting, Bericht liber ein Carcinorn, das in der Paukenhohle nach chroni- 
scher Eiterung seinen Ausgang nahra. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 33. 1898. 
p. 3C3.) 

G) Sessous, Demonstration eines Praparates von linksseitigem Carcinorn des 
Mittelohres und des Schliifelappens. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 44. 1903. 
p. 291.) 

7) Oompaired, Chronisch-eiterige Otitis mit Epitheliom des Mittelohres und 
Warzenfortsatzes etc. (Arch. ital. d. Otologia. Vol. 14. 4; Zeitschr. f. Ohren¬ 
heilk. Bd. 46. 1904. p. 274.) 

S) Rtimer, O., Die otitischen Erkrankungen des Hirns, der Hirnhaute und der 
Blutleiter. 3. Aufl. Wiesbaden 1902. p. 1.36 ff. bzw. p. 197, 198.) 

.9) Rist, E., Etudes bacferiologiques sur les infections d’origine otique. (Thfese.) 
Paris 1898. — Neue Methoden und neue Ergebnisse im Gebiete der bakteriologi 
sehen Untersuehung gangranoser und fotider Eiterungen. (Centralbl. f. Bakt. 
Abt. f. Bd. 30. 1901. p. 287 ff. bzw. p. 303.) 


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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben. 


287 


10) Heimann, Ein Fall vou akutem otitischen Schliifcnlappenubszett (induziert 
durch Otitis media suppurativa acuta artificialis. Einiges zur Statistik der 
otitischen Hirnabszesse). (Arch. f. Ohrenheilk. Bd. 66. 1903. p. 251 ff. und 
Bd. 67. 1906. p. Iff.) 

11) Ghon, Mucha u. Muller, R., Zur Aetiologie dor akuten Meningitis. 
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 41. 1906. p. Iff.) 

12) Neumann, H., Der otitische Kleinhirnabszett. Leipzig u. Wien 1907. 

13) Isemer, Zur Aetiologie des otitischen Kleinhirnabszesses. (Arch. f. Ohreu- 
heilk. Bd. 74. 1907. p. 244 ff.) 

14) Boesch, Der Aqueductus vestibuli als Infektionsweg. (Zeitschr. f. Ohren¬ 
heilk. Bd. 50. 1905. p. 337ff.) 

15) Muller, R., Zur Lehre von den otitischen Hirnabszessen. (Arch. f. Ohren¬ 
heilk. Bd. 50. 1900. p. Iff. bzw. p. 14; vgl. daruber O. Korner 3) p. 144 
u. 145.) 

16) v. Hi bier, E., Untersuchungen fiber die pathogenen Anaeroben, fiber die 
anatomischen und histologischen Veranderungen bei den durch sie bedingten 
Infektionserkrankungen des Menschen sowie der Tiere und uber einige nicht 
pathogene Anaerobenarten. Jena 1908. 

17) Morelli, Ueber ein neues Verfahren zum Nachweis von Indol auf Niihr- 
substraten. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909. p. 413.) 

18) v. Hi bier, E., Beitriige zur Kenntnis der durch anaerobe Spaltpilze erzeugten 
Infektionserkrankungen. Vorlaufige Mitteilung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 
Bd. 25. 1899. p. 1 ff. bzw. p. 33, 34.) 

19) — Ueber die Differentialdiagnose der pathogenen Anaerobien. (Verhandlg. d. 
deutsch. patholog. Gesellsch. Meran 1905. p. 118 ff. bzw. p. 122.) 

20) — Zur Kenntnis der anaeroben Spaltpilze und deren Differentialdiagnose 
nebst einem Bestimmungsschliissel in 2 Tabellen. Jena (in Kommissiou bei 
G. Fischer) 1909. p. 26, 27. 

21) Heyde, Zur bakteriellen Aetiologie und Klinik des Hirnabszesses. (Deutsch. 
med. Wochenschr. 1908. No. 51. Sonderabdr. p. 6, 7.) 

22) Heim, Ueber anaerobiotische Technik, einige Anaerobier und beginnende Ei- 
weififaulnis. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 55. 1910. p. 337 ff. bzw. 
p. 341.) 

23) Wfircker, K., Ueber Anaerobiosc, zwei Faulniserreger und Bacillus botulinus. 
(Sitzungsber. d. physik. med. Soc. Erlangen. Bd. 41. 1909. p. 241 bis 245.) 


ErklStrung der photographischen Abbildungen.' 

Fig. 1. Ausstrichpriiparat voin Eiter das Kleinhirnabszesses. Vergr. 1000. 
(Siehe im Ubrigen Text p. 269.) 

Fig. 2. Linsenformige, glatt begrenzte Kolonicn, in 24 Stunden bei Brfit- 
temperatur in Agarrohrchenkultur (No. 70) entwickelt. Verge. 12 1 /,. 

Fig. 3. Agarrohrchenkultur (No. 70), einige Tage alt, mit lieginncnder Gas- 
blaschenbildung; um 1 / 10 fiber die natfirlichen MaOe vergroSert. 

Fig. 4 und 5. Atypische Kolonieen einer Agarrcmrehenkultur (No. 68). 
Vergr. 12 l /<- (Siehe Text p. 270.^ 

Fig. 6. Pleomorphe Vegetationsformen des Anaeroben bei beilaufig 1000- 
facher VergroBerung (siehe Text p. 270). 

Fig. 7, 8, 9. Geifieltragende Individuen und Paare des Anaeroben (siehe Text 
P . 271). 

Fig. 10 u. 11. Stabchen mit Sporenanlagen bzw. mit ausgebildeten end- 
stiindigen kugeligen Sporen (siehe Text p. 271). 

Fig. 12. Junge Gelatine-Rohrchenkultur (No. 61) um 1 / 10 fiber die natfirlichen 
Matte vergrottert (siehe Text p. 271). 

Fig. 13. Aelbere Lackmus-Gelatine-Rohrehenkultur (No. Ill) um 3 / 10 Uber 
die natfirlichen Matte vergrottert (siehe Text p. 271). 

Fig. 14. Vorgeschrittene Verfliissigung der Lackmus-Gelatine-Rohrchenkultur 
(No. 110) mit in der ziihen Gelatine zurfickgehaltenen Gasblasen. Vergr. 3 / 10 fiber 
die natfirlichen Matte. (Siehe Text p. 271.) 

Fig. 15 u. 16. In der Entwieklung stehen gebliebene glatt wellig auslaufcnde 
kugelige Kolonieen der Gelatine-Rohrchenkultur (No. 62) (siehe Text p. 272). 

Fig. 17. Vorgeschrittenes Ent.wicklungsstadium einer Gelatinekolonie mit Itand- 
fadenwerkbildung (siehe Text p. 272). 


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288 


OentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3,4. 


Nachdruck verboten. 

Ueber Formenwechsel bei dem Bacillus faecalis 

alcaligenes. 

[Aus dem Bakteriologischen Institut der Landeskrankenanstalt in Brflnn 
(Vorstand: Prof. Dr. C. Sternberg).] 

Von k. u. k. R.-A. Dr. Richard Poliak, kominandiert zum Institut. 

Mit 2 Figuren. 

In einer friiheren Mitteilung 1 ) berichteten wir flber das Auftreten 
von vibrionenfibnlichen Formen bei Kultur des Bacillus faecalis 
alcaligenes auf bestiimnten NahrbSden und behielten uns weitere 
Untersuchungen fiber die Ursache des beobachteten Formenwechsels vor. 

Wie seinerzeit mitgeteilt, hatten wir aus Faeces von Personen, 
welche an Brechdurchfall erkrankt oder gestorben waren, auf dem 
Dieudonndschen Nfihrboden Kolonieen erhalten, welche aus Vibrionen 
bestanden. Die gewonnenen Stfimme wurden in Agarstichkulturen fort- 
gezfichtet; nach Ablauf mehrerer Monate zeigte sicli nun, daB in den 
Deckglasprfiparaten nur vereinzelt Vibrionen, zumeist hingegen Stfibchen 
vorhanden waren. Dieses Bild blieb auch nach Ueberprfifung der Rein- 
heit der Stfimme durch das Plattenverfahren dasselbe. Ein neuerliches 
Ruckimpfen auf Dieudonndschen Nfihrboden hatte zur Folge, dafi in 
den Deckglaspriiparaten zwar nicht mehr ausschlieBlich Vibrionen, doch 
jedenfalls weit mehr solcher Formen als Stfibchen sichtbar waren. Durch 
ihr kulturelles Verhalten erwiesen sich die untersuchten 8 Stfimme als 
Bacillus faecalis alcaligenes und zeigten die ffir dieses Bak- 
terium von Baerthlein 2 ) geforderten Eigenschaften. 

Aehnliche Beobachtungen fiber Formenwechsel dieses Bacillus ver- 
offentlichte kurz vor uns Baerthlein 3 ); in einer friiheren Publikation 
von Glaser und Ha chi a 4 ) linden wir die Bemerkung, daB in Fae¬ 
calis-Reinkulturen vom Dieudon ndschen Nfihrboden vibrionenartige 
Formen vorgefunden wurden. 

Der Umstand, daB Vibrioformen insbesondere bei Kulturen auf dem 
Dieu d on neschen Nfihrboden zu beobachten waren, legte die Annahme 
nahe, daB die besondere Zusammensetzung dieses Nfihrbodens die Ur¬ 
sache des Formenwechsels ware. Da der Dieudonndsche Nfihrboden 
ein Agar mit hohem Alkali- und Blutgehalte ist, war es unsere Aufgabe, 
zu untersuchen, ob eiuein dieser Faktoren und welchem derselben ein 
bestimmender EinlluB auf die Form der gewachsenen Bakterien zukomme. 

Bevor wir flber die Versuche und ihre Resultate berichten, mfichten 
wir voraussenden, daB ffir die Beurteilung derselben die Durchmusternng 
von Deckglasprfiparaten maBgebend sein muB. Hierbei ergeben sich nun 
insofern Schwierigkeiten, als in vielen Fallen die Entscheidung schwer 
ist, ob Stfibchen oder Vibrioformen vorliegen, namentlich wenn es sich 
um Ifingere Verbfinde handelt. Noch schwieriger ist die Entscheidung. 
ob die Stfibchen oder die Vibrioformen an Zahl fiberwiegen, woraus sich 


1) Berlin, klin. Wochenschr. 1912. No. 9. 

2) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 67. 1912. Heft 5. 

3) Berlin, klin. Wochenschr. 1912. No. 4. 

4) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 57. 1911. Heft 4. 


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Poliak, Formenwechsel bei deni Bacillus faecalis alcaligenes. 


289 


die weitere Schwierigkeit ergibt, im Verlaufe von Fortimpfungen ein 
richtiges Urteil fiber Zu- oder Abnahme der genannten Formen abzugeben. 
Immer wird das Urteil in dieser Hinsicht subjektiv sein. Trotzdem ist 
es jedoch bei genauer und zu verschiedenen Zeiten mehrraals wieder- 
holter Durchsicht der Prfiparate moglich, sich ein verlaBliches Urteil 
fiber diese Frage zu bilden. Hier sei schon bemerkt, daB ein deutlicher 
und leicht feststellbarer Unterschied nur zwischen den Deckglasprfiparaten 
von gewOhnlichem Agar einerseits, vom DieudonnSschen Blutalkali- 
agar andererseits konstatierbar war. 

Zur ErlSuterung der folgenden Angaben sei bemerkt, daB wir der 
Kfirze halber die in unserer ersten Mitteilung genauer beschriebenen 
Stfimme mit fortlaufenden Zahlen bezeichnen, und zwar: 1) No. 876, 
2) No. 2324, 3) No. 78, 4) No. 2704, 5) No. 2334, 6) „Vostry“, 7) „Iglau“. 
8) „Trebitsch“ und 9) den als Kontrollstamm verwendeten Bacillus 
faecalis alcaligenes. 

Als Ausgangskultur wurden bei jedem Stamme eine von einer ein- 
zelnen Gelatinekolonie herrfihrende Agarkultur verwendet. Die Deckglas- 
praparate zeigten bei den Stfimmen 2, 6 und 9 nur Stfibchen, bei den 
Qbrigen auch spfirliche Vibrionen, bei 1, 4, 5 und 7 fiberdies noch 
lfingere Ffiden. 

Bei lOmaliger Ueberimpfung auf gewohnlichem, schwach alkalischem 
Agar wurden keine besonderen Verfinderungen beobachtet. Die Stamme 

3, 7 und 8 boten vielleicht eine Abnahme der Zahl gekrfimmter Formen. 

Um den allffilligen EinfluB des Alkaligehaltes unseres Agarnfihr- 
bodens auszuschalten, verwendeten wir zur nfichsten Versuchsreihe 
neutralen Agar. Stamm 1 zeigte gleich das erste Mai, die Stfimme 5 
und 7 beim zweiten Ueberimpfen weniger Vibrioformen, ohne bei 
weiterem Fortzfichten sich zu findern. Die fibrigen Stfimme boten tiber- 
haupt keine Unterschiede gegenfiber der Ausgangskultur. 

Steigerung des Alkaligehaltes durch Zusatz von 5-proz. Normal* 
kalilauge bewirkte bei den Stfimmen 1 und 4 eine Zunahme der Vibrionen. 
Bei Erhohung des Alkaligehaltes auf 10 Proz. wuchsen nur die Stfimme 

4, 6, 7 und 8. Ersterer zeigte gegenfiber dem 5-proz. Alkaliagar keine 
weitere Differenz, letztere wiesen eine mfiBige Zunahme der Vibrioformen 
auf. Bei einem Alkaligehalte des Nfihrbodens von 15 Proz., entsprechend 
dem DieudonnSschen Agar, ging nur Stamm 6 an und verhielt sich 
hierbei genau so, wie auf 10 proz. Alkaliagar. 

Bei einem Versuche, die Normalkalilauge durch Soda zu ersetzen, 
blieben die Platten, bis auf die Kultur des Stammes 6, steril. Auch bei 
diesem Stamme war das Wachstum nur spfirlich und waren nur Stfibchen- 
formen zu beobachten. 

Im nfichsten Versuche wiederholten wir die Fortzflchtung auf dem 
Dieudonn6schen Nfihrboden. Beim erstmaligen Ueberimpfen von der 
Ausgangskultur (Agar) zeigten nur die Stamme 1 und 9 keinen Unter¬ 
schied. Hingegen wiesen alle fibrigen Stamme bereits das Ueberwiegen 
von Vibrioformen auf. Diese Erscheinung ist beispielsweise aus den 
beigegebenen Mikrophotogrammen der Ausstriche von Stamm 5 ersicht- 
lich. Im allgemeinen nahm bei alien unseren Stfimmen die Zahl der 
Vibrioformen bei Fortzflchtung etwa bis zur 5. Ueberimpfung zu, wah- 
rend sich im weiteren Verlaufe keine wesentliche Veranderung mehr 
ergab. Auch der Kontrollstamm 9 zeigte nach 5maligem Ueberimpfen 
Vibrioformen. Eine Kultur, die ausschlieBlich Vibrionen enthalten hfitte, 
EnU Abt. On*. Bd. 68. Heft 3/4. 19 


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290 


Centralbl. f. Hakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


erreichten wir bei keinem Stamme, auch bei dem 20nial liber den 
Dieudonndschen Nahrboden geschickten Stamm 6 nicht. 

Auf dem von Pilon 1 ) angegebenen 12-proz. Blutsodaagar ging nur 
Stamm 6 auf, ohne Vibrioformen zu zeigen. 

Zu einem weiteren Versuche verwendeten wir den Hamoglobin- 
nahrboden nach Esch, welcher etwa halb so alkalisch ist, wie der 
Dieudonndsche Nahrboden. Die Stamme 1, 3 und 8 wiesen hier 



Fig. 1. Ausstrich von einer 
Agarkultur. 


Fig. 2. Ausstrich von einer Kultur 
vom Dieudonn^schen Nahrboden. 


vielleicht eine kleine Differenz gegeniiber der Ausgangskultur auf, indent 
scheinbar etwas mehr Vibrioformen zu sehen waren. Bei Fortsetzung 
der Ueberimpfung konnte jedoch weder bei diesen, noch bei den iibrigen 
Stuntmen ein Unterschied wabrgenommen werden. 

Bei Verwendung des Nahrbodens nach Voges (Zusatz von de- 
fibriniertem Pferdeblut zu dem auf 100° erhitzten Agar) zeigte nur 
Stamm 1 nach lOntaligem Ueberimpfen eine deutlichere Vermehrung 
der Vibrionen. Die ubrigen Stamme boten gar keine oder nur minimale 
(4, 7) Unterschiede gegenfiber der Agarkultur dar. 

Nach wiederholter Ueberimpfung auf Schottmflllers Blutagar 
nahmen die Vibrioformen bei den Stammen 3, 4, 8 und 9 vielleicht 
etwas zu, die anderen Stamme anderten ihr morphologisches Verhalten 
nicht. 

Ueberblicken wir zusammenfassend die Ergebnisse unserer Versuche, 
so ergibt sich, daB — wie schon friiher mitgeteilt — der Bacillus 
faecalis alcaligenes auf dem Dieudonn6schen Nahrboden reich- 
lich Vibrioformen bildet. Bei Rflckimpfen auf gewohnlichen, leicht 
alkalischen Agar bleiben zunachst einzelne solcher Formen noch erhalten. 
Bei Ueberimpfung auf neutralen Agar zeigte nur ein Stamm eine deut¬ 
lichere Verminderung dieser Formen, wahrend die anderen Stamme un- 
verandert blieben. Zusatz groBerer Alkalimengen ohne Blut wirkte auf 
das Wachstum der untersuchten Stamme hemmend. Zusatz maBiger 
Alkalimengen allein, ebenso Zusatz von Blut allein oder von Hamoglobin 
bewirkten bei einzelnen Stammen Auftreten, bzw. eine rnaBige Ver¬ 
mehrung von Vibrioformen. 

Aus diesen Untersuchungen ergibt sich inithin, daB offenbar nur 
ein Zusant men wirken beider Momente, des hoheren Alkali- 
gehaltes in Verbindung mit Blutzusatz jenen Formen- 
wechsel des Bacillus faecalis alcaligenes hervorzurufen 
verntag, wie er auf dem Dieudonn6schen Nahrboden zu 
beobachten ist. 


1) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 60. p. 330. 


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Poliak, Ueber Forraenweohsel bei dem Bacillus faecalis alcaligenes. 291 


Diese Erscheinung mQchten wir aber nicht als Mutation auf- 
fassen, da sie den Anforderungen von de Vries nicht entspricht; wir 
werden hierauf an anderer Stelle naher eingehen. 

Den hier initgeteilten Befunden koinmt unseres Erachtens auch eine 
praktische Bedeutung filr die Choleradiagnostik zu. Unsere Stamme 
wurden ja aus Stiihlen von Personen gewonnen, die an Brechdurchfall 
erkrankt oder gestorben waren. Die Faeces derselben wurden auf 
Dieudonn^schem Nahrboden kultiviert und hierbei eben Kolonieen 
abgeimpft, die als Vibrionen imponierten. Ein derartiger Befund konnte 
nun leicht zu falschen SchluBfolgerungeu Veranlassung geben. So halteu 
z. B. Kolle und Hetsch 1 ) die Diagnose Cholera fast fur sichergestellt, 
wenn man bei der Stuhluntersuchung verdSchtiger Krankheitsfalle in 
den Originalplatten Vibrionenkolonieen in groBerer Menge findet. Auch 
Zlatogoroff 2 ) kommt auf Grund zahlreicher Untersuchungen anlMBlich 
der Choleraepidemie in Petersburg zu dem Schlusse: „Ein jeder Vibrio, 
welcher beim Menschen wahrend Epidemieen oder in Erwartung der¬ 
selben gewonnen wird, ist, auch wenn er nicht agglutiniert, als ver- 
dachtig anzusehen; man muB nicht vergessen, daB der Choleravibrio 
nicht selten seine Agglutinationsfiihigkeit einbiiBt.“ Ueberdies fand 
Zlatogoroff, daB der Choleravibrio je nach der Dauer seines Ver- 
weilens im menschlichen Korper inorphologische Veranderungen zeigt, 
indem er die Form eines Stabchens annimmt oder nur schwache Kriim- 
mung aufweist und schwacher farbbar wird. Das Aussehen sei so ab- 
weichend von dem gewohnlichen Bilde, daB hie und da nur nach der 
Agarkolonie ^erraten* 4 wurde, es lagen Choleravibrionen vor. 

Durch Impfung auf Pepton und Gelatine gewannen die Bakterien 
erst ihr natiirliches Aussehen wieder. Diese Befunde bestatigte Horo¬ 
witz 3 ), wShrend Wank el 1 ) Umwandlungen nach Zlatogoroffs 
Methoden nicht gelungen sind. Andererseits fand aber Bernhardt 5 ) 
auf Dieudonn6schem Agar choleraahnlich wachsende Vibrionen, welche 
die Gelatine nicht verflfissigen und welche nicht agglutinieren. Er erklSrt 
den Befund solcher Vibrionen filr nicht selten und mahnt daher zur 
Vorsicht bei der Diagnose der Cholera. 

Auch unsere Befunde sprechen in diesem Sinne; wir miissen 
vor der Cholera diagnose lediglich auf Grund des Nach- 
weises von Vibrionen auf dem Dieudonneschen Nahr- 
boden direkt warnen, wodurch jedoch der groBe Wert dieses Niihr- 
bodens in keiner Weise beeintriichtigt werden soli. Namentlich bei 
ersten Fallen, doch auch sonst, ist es unbedingt notwendig, Vibrionen, 
auch wenn sie von dem elektiven Nahrboden nach Dieudonn4 ge¬ 
wonnen wurden, mit einwandfreien Methoden zu identifizieren. 


1) Kolle-Hetsch. 1911. p. 230. 

2) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. p. 14. 

3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. p. 79. 

4) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 71. p. 172. 

5) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 71. p. 495. 


19* 


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292 


Centralbl. f. B&kt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Nachdruck verboten. 

Zur Aetiologie des malignen G-ranuloms. 

[Aus dem Pathologiscben Institut der Reichs-Universit&t Utrecht 
(Direktor: Prof. Dr. C. H. H. Spronck).] 

Von Ernestine de Negri und C. W. G. Mieremet, Assistenten. 

Mit 4 Tafeln. 

Am Ende des vorigen Jahrhunderts hat Sternberg 1 ) in einer 
verdienstlichen histologischen Arbeit als „eine eigenartige, unter dem 
Bilde der Pseudoleukamie verlaufende Tuberkulose des lymphatischen 
Apparates" das maligne Granulom von vielen raakroskopisch und zum 
Teil klinisch gleichartigen Krankheiten abgetrennt. Er hat damit die 
Aufmerksamkeit vieler Eorscher auf diejenige Krankheit gelenkt. 
welche vielfach als Hodgkinsche Krankheit bezeichnet wird, obwohl 
Hodgkin 2 ) in seiner 1832 erschienenen Arbeit keineswegs eine ein- 
heitliche Krankheit beschrieben, und daher dieser Name, der immer nur 
Verwirrung gebracht, unseres Erachtens besser nicht mehr gebraucht 
werden sollte. Dasselbe gilt von dem Namen Pseudoleukamie, da Colin - 
heim 3 ) diesen Namen einer umschriebenen, nicht mit dem malignen 
Granulom im Zusammenhang stehenden Krankheit gegeben hat. 

Die Anschauungen Sternbergs iiber die Aetiologie der von ihm be- 
schriebeneu Krankheitsfiille sind zu erklaren aus dem unglucklichen I’mstande, 
daB die groQe Mehrzahl seines Materiales mit Tuberkulose komnliziert war, und die 
Untersuchung der histologischen Praparate in den meisten Fallen Tuberkelbacillen, 
und nur ein einziges Mai Kokken, die keiue lokale Reaktion hervorgerufen hatten, 
auffinden liefien. Auf der siebenten Tagung der deutschen Pathologischen Gesell- 
schaft sprieht Benda 4 ) als seine Meinung aus, dafi es sich um „ein sich den 
malignen Neubildungen nahemdes Granulom handelt, welches nicht durch einen 
spezifischen Infektionstrager, sondern durch die modifizierten oder abgeschwachtcn 
Toxino verschiedener Infektionstrager hervorgerufen wird.“ 

Askanazy 4 ) nennt die Aetiologie des malignen Granuloma eine offene 
Frage. 

Chiari-Yamasaki 4 ) sind der Meinung, dafi es ein chronischer Ent- 
ziindungsprozefi ist, dessen Aetiologie uns nocn unbekannt, der aber jedenfalls 
nicht als Tuberkulose aufzufassen ist. 

Aschoff 4 ) kommt zu der Schlufifolgerung, „dafi es sich nicht um die ge- 
wohnlichc Form der Tuberkulose handelt, auf Grund der negativen Resultate aer 
Meerechweinchenimpfungen, die er in funf typischen Fallen anstellen konnte. 

Sternberg 4 ) andert seine 1898 ausgesprochene Ansicht in folgender Weise: 
„Wenn auch die seither publizierten Falle diese (seine) Auffassung meist be- 
statigen, so rtiume ich doch gerne ein, dafi die damals von uns gewahlte Be- 
zeichnung „eigenartige Tuberkulose des lymphatischen Apparates" vielleicht zu 
weit geht. Immerhin glaube ich, dafi ein Zusammenhang zwischen dem diesen 
Fallen zugrunde liegenden Entziindungsprozefi und der Tuberkulose nicht von der 
Hand zu weisen ist. 

Auch Fabian 8 ) stimmt in seinem Sammelreferate fiber die Lymphogranulo- 


1) Sternberg, Ueber eine eigenartige unter dem Bilde der Pseudoleukamie 
verlaufende Tuberkulose des lymphatischen Apparates. (Zeitschr. f. Heilk. Bd. 19. 
1898. p. 21.) 

2) Hodgkin, On some morbid appearances of the absorbent glands and 
spleen. (Med. chir. Transact. Vol. 17. 1832.) 

3) Cohnheim, Ein Fall von Pseudoleukamie. (Virch. Arch. Bd. 33. 1865. 
p. 451.) 

4) Benda, Zur Histologie der pseudoleuk&mischen GeschwfllBte. (Verhandl. 
der Deutschen Pathol. Gesell. 7. Tagung. 26.—28. Mai 1904.) 

5) Fabian, E., DieLymphogranuK)matoeis(Paltauf-Sternberg). Sammel- 

rpfprat. Oentralbl. f. allsrem. Path. u. path. Anat. Bd. 22. 1911. No. 4.) 


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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie deB malignen Granuloms. 


293 


matosia einer tuberkuloaeu Aetiologie bei, etellt aber daneben eine ayphilitische 
und eine kryptogenetische. 

Von grofier Bedeutung fiir unsere Kenntnis des malignen Granuloma ist eine 
1910 von Fraenkel und Much'),*) publizierte Arbeit, in der aie angeben, in 
12 von 13 unterauchten Fallen, von denen 11 sicher nicht init Tuberkulose kom 1 2 3 - 
pliziert waren, durch das Antiforminaedimentierungaverfahren Uhlenhutha charak- 
teristiache Gebilde gef unden zu haben, die morphologiach nicht von der granularen 
Form des Tuberkuloaevirua zu unteracheiden aind und aich nach Ziehl nicht 
farben lassen, wohl aber nach der Muchschen Modifizierung der G r am - Methode. 
Dieae Gebilde haben aie in normalen Organen nie aufgefunden. Tierexperimente 
und Kulturverauche konnten nur in 3 Fallen angestellt werden, und weder die 
erateren noch die letzteren haben in nicht mit Tuberkulose komplizierten Fallen 
ein positives Reaultat gegeben. 

Die Autoren kommen in ihren Betrachtungen zu dem SchluBae: „Auf jeden 
Fall ateht so viel feat, dad etwaa ganz Sicherea fiber den Zusammenhamj oden 
Nichtzusammenhang der bei Morbus Hodgkin gefundenen granuliiren Formen 
mit dem Tuberkuloaevirua einatweilen noch nicht geaagt werden kann.“ Und aie 
schlieBen ihre Arbeit ab mit den Worten: „Die Lymphomatosis granulomatosa iat 
eine Infektionskrankheit, die durch granulare Stabchen hervorgerufen wird. Dieae 
granularen Stabchen aind antiforminfest, aber nicht saurefest. Sie sind durch ver- 
scharfto Gramfarbung daratellbar und atehen dem Tuberkuloaevirua zum mindeaten 
sehr nahe. Die Lymphomatosia granulomatosa ist nach unseren Erfahrungen nur 
ausnahmaweiae mit typiacher TuDerkulose vergesellschaftet." 

Die Zahl der FSlle, in denen ea Fraenkel gelungen ist, die granularen 
Stabchen nachzuweiBen, iat, wie er in einem im Januar dieses Jahrea in Hamburg 
gehaltenen Vortrage 8 ) mitteilt, bis auf 16 von 17 unterauchten Fallen angestiegen. 

Auch andere Untersucher, unter denen wir Meyer, de Joaselin de 
Jong 4 ), s ) (der auf Grund seiner eigenen Untersuchungen und der Tierimpfungs- 
reaultate vieler anderen die Identitat dea Tuberkelbacillus mit dem Virus aer 
bosartigen Granulome verneint), Simmonda und Jakobsthal nennen wollen, 
haben in Fallen von malignem Granulom dieae Stabchen oder Granula gefunden. 

In bezug auf seine eigenen und anderer Untersuchungen sagt Fraenkel 1 6 ): 
Ea liegen jetzt fiber mehr ala 30 Falle nodgkinacher Krankheit von den ver- 
a&hiedenaten Beobachtern herrflhrende, mit den unseren vollig fibereinstimmende 
Angaben vor. Immerhin, das will ich offen bekennen, ist auch durch unsere 
Untersuchungen eine vollige Klarung der Aetiologie der Hodgkinschen Krank¬ 
heit noch keineawega herbeigeffihrt. Und weiter: „Es muB die nachste Aufgabe 
aein, Reinkulturen der fragfichen Gebilde zu erzielen und im Tierverauch weiter 
zu kommen." 

Dieae gerechte Skepsis wird von Ziegler 8 ) in seiner flbrigens sehr schfinen 
Monographie zu weit getrieben, indem er fiber die Granula sagt: ..Wahrscheinlich 
iat ihre atiologische Bedeutung nicht". Wohl hat er recht mit dem SchluBsatze 
des 6. Kapitels fiber die Aetiologie: „Nach alledem miissen wir bekennen, daB der 
Erreger der Hodgkinachen Erkrankung zurzeit noch unbekannt iat, und seine 
Entdeokung weiterer Forachung vorhehalten hlcibt." 

Auch die Lehrbficher von Aschoff 7 ) und Kaufmann 8 ) sprechen aich 
mit Zuruckhaltung aus. Bei Aschoff finden wir in dem betreffenden Kapitel 
von Schridde: „Meiner Meinung nach ist auch die Natur des Erregers noch 
nicht sicher erwieaen." 


1) Fraenkel, E., u. Much, H., Bemerkungen zur Aetiologie der Hodgkin- 
schen Krankheit und der Leucaemia lymphatica. (Mfinch. med. Wochenachr. 
1910. No. 13.) 

2) Frank el, E., u. Much, H., Ueber die Hod gk in ache Krankheit 
(Lymphomatosia granulomatosa), inabesondere deren Aetiologie. (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. 67. 1910.) 

3) Fraenkel, E., Ueber die sogenannte Hodgkinsche Krankheit (Lympho¬ 
matosia granulomatosa). (Deutsche med. Wochenachr. 1912. No. 14.) 

4) de Joaselin de Jong, R., Bijdrage tot de Kennis der Pseudoleukaemie. 
(Geneeskund. Bladen. 14e Reeks. T en II. 1909.) 

5) Derselbe, Over acuut maligne Granuloom (Lymphomatosis granulo- 
matosa). (Ned. Tijdschr. v. Gen. 1911. lie helft. No. 22.) 

6) Ziegler, Kurt, Die Hodgkinsche Krankheit. Jena (G. Fischer) 1911. 

7) Aschoff, L., Pathologische Anatomic. Ein Lehrbuch fflr Studierende und 
Aerzte. 1911. 

8) Kaufmann, E., Lehrbuch der speziellen path. Anatomie. 6. Aufl. 1911. 


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294 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 08. Heft 3/1. 


Kaufmann unterscheidet in der letzten Auflage seines Lehrbuches zwci 
Gruppen der Lymphomatosis granuloinatosa (von der er spricht als „diese ver- 
mutlich wohl auf infektioser Basis entetehende Erkrankung“), und zwar: A. Stern¬ 
bergs eigenartige, unter dem Bilde der Pseudoleukamie verlaufende Tuberkulose « 

des lymphatischen Apparates, welche Kaufmann afs von tuberkuloser Natur 
betracntet; und B. „mit vermutlich auch infektioser Aetiologie", „die im Sinne 
von Chiari und anderen als Hodgkinsche Krankheit bezeichneten Falle, die 
vorlaufig die Mehrzahl bilden“. 

Zum SchluB sei noch erwahnt, was Fraenkel 1 ) im April 1912 auf der 
15. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft gesagt: .,Die Frage der 
Stellung der Granula zu den Tuberkelbacillen ist noch offen; atiologisch ist die 
Lymphogranulomatose unklar.“ 

Am 4. Juni dieses Jahres hatten wir zuerst Gelegenheit, auf die 
genannten Stabchen zu fahnden und ihre Ivultur zu versuchen. 

Der 7-jahrige Knabe v. d. St., der an klinisch nicht mit Tuber¬ 
kulose kompliziertem, malignem Granulom gelitten hatte, wurde S 1 /* 
Stunden p. m. obduziert. 

Wir lassen von diesem ersten Falle hier die Krankengeschichte, das 
Sektionsergebnis, den mikroskopischen Befund und das Resultat der 
Tierimpfungen und Kulturversuche folgen: 


Krankengeschichte. 

(Aus der chirurgischen Klinik von Prof. Lameris.) 

Auamnese: Das Kind ist seit dem Sommer 1911 poliklinisch suit Rbntgen- 
strahlen behandelt worden wegen Lymphomata colli, und zwar : nfiinglich mit 
gutem Erfolg, bis der Patient vor etwa 5 Monaten universclles Oedem bekam, 
unter zunehmender VergroBerung der llalslumoreu. In wenigen Tagen verschwand 
das Oedem, wahrend die Lymphomata griiBer blieben. 

Das Kind fing allinahlich an zu husten; in der letzten Woche vor der Auf- 
nahme hatte es Atmungsbeschwerdeu, hustete mehr, was taglich zunakm. 

Wegen starker Beklemmung wurde das Kind am 18. Alai 1912 in die Klinik 
aufgenommen. 

Status praesens, 18. Mai 1912: 

Das Kino ist stark cyanotisch, Atmung sehr beschleunigt und schwierig mit 
in- und exspiratorischem Stridor, Bewegung der Nasenfliigel und Einziehung des 
Thorax bei aer Atmung, starkc Pulsationen in der Regio cordis bis in die hintere 
Axillarlinie; das Kind sitzt am liebsten in aufrechter Stellung; die Vencn am 
Halse und an der Brust sind erweitert. Die linke Thoraxhalfte zeigt bei der 
Respiration eine geringere Ausdehnung als die rechte. Am Halse, besonders 
links, bis in die Claviculargrube bestehen grofle Mengen von isolierten, ziemlich 
weichen Tumoren, die nicht mit der Haut verlotet sind. Die Trachea ist stark 
nach rechts verdriingt. Die ganze linke Thoraxhalfte zeigt vorn starke Diimpfung, 
die in die Herzdiimpfung iibergeht und auch auf dem Manubrium sterni vorhanden 
ist. Die hintere linke Thoraxhalfte ist intensiv gedampft, das Atemgerausch links 
vorn uud hinten stark abgeschw/icht und rauli; Probepunktion links hinten wurde 
mit negativem Resultate ausgefiihrt. 

Der Stimmfremitus ist links abgeschwaeht. Die Milz ist vergroBert und ragt 
zwei Finger breit, die Leber cinen Finger broit unter den Rippenbogen hervor. 

Gedampfter Schall in den abhiingigen Partien des Abdotuens. 

Geringes Oedem an den Unterschenkeln. 

Die Diagnose wird gestellt auf malignes Granulom (?). 

Therapie: Dampfinhalation und Expectorans. 

19. Mai. Die Oyanose ist vermindert und die Atmung freier. Die Temperatur 
bleibt mit kleinen Remissionen ca. 39° C. Urin: EiweiB Zucker Urin- 
sediment: Sehr viele granulierte Zylinder, einzelne Leukoeyten, einzelne Nieren- 
epithelien (?) und sehr viel Schleim. 

22. Alai. Urin: EiweiB aber weniger als am 19. Die Beklemmung ist 
vermindert. die Temperatur abstcigend, wechselnder Umfang der Tumoren. 

2fi. Alai. Abendtemperatur stark erhoht. 

1) Fraenkel, E., u. Sternberg, Ueljer die sogenanntc Pseudoleukamie. 
Referat. (Ber. iib. d. 15. Tagung d. Dtsch. Path. Ges. in StraBburg vom 15. bis 
17. April; Centralbl. f. allgem. Path. u. path. Anat. Bd. 23. 1912. In. 10.) 


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^ -j jrojMIA c: i 


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Negri u. Miereniet, Zur Aetiologie des malignen Granuloms. 


295 


27. Mai. Dyspnoe und Cyanosc wieder starker. 

2. Juni. Die Temperatur bleibt stark erhoht rait tiefer Remission. Anfiille 
von Beklemmung. Das Kind hustet viel, expektoriert maSig. 

3. Juni. Der Patient stirbt unter den Symptomen von Herzparalyse; kcino 
starke Dyspnoc. 


Sektionaergebnis. 

Leicbe eines bleicken, nicbt besonders abgemagerten Knaben. 

Allgemeine Leichenstarre, keine Grunfiirbung des Abdomens, keine Ilypostase. 

In der Linken Regio colli lateralis ein Drusenpaket, palpabel, aus inehreren 
Knoten bestehend, nicht weich, aber auch nicht sehr hart. 

Abdomen : Die Leber ragt eine Hand breit unter den Rippenbogen hervor; 
der Situs viscerum bietet weiter koine Abweichungen. Keine Fliissigkeit im Ab¬ 
domen; die Serosa ist glatt und gliinzeud. Im Mesenterium und retroperitoneal 
vergrolierte, nicht weiche Driisen. Das Diaphragma steht niedrig, reicht rechts 
bis in den 5. und links bis in den 6. Interkostalraum. 

Thorax: Im Mediastinum anterius werden vergrblierte, nicht weiche Driisen 
gefunden; die Trachea ist umgeben von einem grofien Pakete erbsen- bis hiihnerei- 
groBer Drusen, die zum Ten von einer gemeinschaftlichen fibrbsen Kapsel zu- 
sammengehalten werden, aber voneinander zu unterscheiden sind. 

Die Pleurahohlen enthalten keine Fliissigkeit. Die rechte Lunge ist grofier 
als die linke, ragt iiber die Medianlinie hinaus und fiillt weniger zusammen als 
die linke. Das Pericardium ist zwei Finger breit sichtbar und enthalt nur eine 
Spur von Fliissigkeit. Das Herz ist gut kontrahiert, der linke Ventrikel leer; 
die anderen Herzhohlen enthalten geronnenes Blut. Der Klappenapparat und der 
Ilerzmuskel zeigen keine Abweichungen. Gewicht 110 g. 

Die Lungen: Beiderseits am Hilus angescliwollene Driisen, weiche sicli 
fest anfiihlen und die Ilauptbronchien ein wenig eineugen. Beim Durchschneiden 
kommt aus den grolien Bronchien ein wenig muco-purulenter Fliissigkeit hervor. 

Die Hilusdriisen sind auf dem Durchschnitt fest, homogen, weiS, nicht 
verkiist, bis pflauinengrofi. 

Die linke Lunge ist lufthaltend, fiihlt sich daunig an und zeigt keine festeren 
Teile; auch auf dem Durchschnitt keine Abweichungen. 

Die rechte Lunge ist grofi; der untere Teil des Lobus inferior ist dunkler. 
gefarbt, von groBerer Konsistenz und liegt unter dem Niveau des iibrigen Lungen- 
parenchyins. Die Lunge ist iibrigens emphysematos (Volumen Pulmonum auctum). 
Sie ist durch Druck zu verkleinern. Der untere Teil des Lobus inferior zeigt eine 
Bronehopueumonie. 

Die Leber ist zieinlich groB, Oberfliiche glatt, von roter Farbe; auf dem 
Durchschnitte norinale Zeichnung. Keine Abweichungen zu sehen. Gewicht 1000 g. 
Die Gallenblase normal. 

Die Milz stark vergrofiert; die Kapsel glatt, aber die Oberfliiche nicht regel- 
iniiBig; es befinden sich niiinlich zwischen dem bleichroten Milzparenchym leicht 
erhabene, gelblich gefiirbte Stellen von einzelnen Millimetern bis 3 cm Durch- 
messer. Die Milz schlaff, aber nicht weich; auf dem Durchschnitte zeigt sie ein 
sehr buntes Bild durch gelblichweiBe Herde, weiche unregelmiiflig in dem rot- 
gefiirbten Milzparenchym verbreitet sind (Porphyrmilz). Gewicht 240 g. 

Nieren. Die fibrose Kapsel leicht abzuschiilen; die Oberflache glatt; auf 
dem Durchschnitte normale Zeichnung; das Mark dunkel, die Rinde leicliter ge¬ 
farbt und keine Abweichungen zu sehen. Gewicht 210 g. 

Die Nebennieren normal. 

D a r m o. B. 

Die Halsorgane werden zusammen mit dem Halsdriisenpakete, den 
mediastinalen Drusen, Oesophagus, Magen, Pankreas und retro- 
peritonealen Drusen ausgeschnitten. An den Tonsillen, dem Larynx, der 
Trachea, dem Oesophagus, dem Magen und dem Pankreas werden keine Ab¬ 
weichungen gefunden. Die Ilalsdrusen bieten keine Zeiclien von Erweichung; sic 
sind alle von ziemlich derber Konsistenz: auf dem Durchschnitte meist gleich- 
inaliig wei6, nur eine einzige zeigt eine kleine leiehtgelb gefarbte Stelle, aber 
durchaus keine V T erkasung. In einer der traeheobronchialen Driisen wird eine 
groSere, gelb-griinlich-weiBe Stelle gefunden. 

Wo die Drusen zu einem Paket vcrlotet sind, treten die Konturen der ein¬ 
zelnen Driisen dennoch deutlich hervor. Dies gilt auch fur die anderen, bier ge- 
nannten Drusenpakete. 

Zum SchluS wurden vier Brust- und Lendenwirbel und 15 cm der Diaphyse 
des rechten Femurs herausgenommen. 


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Die Wirbel zeigen auf dein Durchschnitte keine Abweichungen des roten 
Myelum8. 

Im Femur wurde in der untereu Halfte eine nicht deutlich abgegrenzle, 
gelb-weifie Stelle, ca 1 cm im Durchmesser in der Mitte des bleich-roten Myelums 
gefunden. 

Anatomische Diagnose: Malignes Granulom der Hals-, mediastinalen, 
retroperitonealen und mesenterialen Lymphdriisen, der Milz und des Knochen- 
markes. 

Bronchopneumonie des linken Unterlappens. 

Mikroskopischer Befund. 

Zur histologischen Untersuchung wurden teils in Formol, teils in Alkohol 
fixierte Stiicke von Hals-, mediastinalen, retroperitonealen Lymphdriisen nnd speziell 
auch von der tracheo-bronchialen Driise mit dem nekrotischen Herde, von Milz, 
Leber, Nieren, Lunge, Femur und Brust-Lendenwirbeln verwandt. Farbung mit 
Eisenhamatoxylin van Gieson: GroBe Hals- und mediastinale Lymph- 
dr use n. Die pflaumengroBen Lymphknoten, deren Kapsel nicht durchwucuert 
ist, haben ihre normale Struktur verloren. Die lymphoiden Elemente sind an deu 
verschiedenen Stellen in wechselnder Menge verschwunden. In cinigen Praparaten 
werden noch umschriebene Follikel angetroffen, in andern nur noch Reste, oder 
sie sind gar nicht mehr zu erkennen. Die Lymphsinus sind hier und da noch als 
solche sichtbar, in andern Schnitten nicht inenr. An der Stelle des normalen 
Driisengewebes trifft man ein Gewebe, das aus protoplasmareichen Bindegewebs- 
zellen Desteht, die oft mehr oder weniger spindelforimg sind und die in Ziigen 
oder Bandern durch das nicht veriindertc Gewebe hindurchziehen, oder groSere 
Felder formen. AuBer diesen spindelformigen Zellen werden groBe, ineist runde 
Zellen von 10 bis 20 p mit eineni oder mehreren (bis 5), ineist chromatinreichen 
Kernen gefunden. In einem Teil dieser groBen Zellen sind die Kerne mehr oder 
weniger deutlich in einem Kreise angeordnet, so daB die Zellen mit llecht als 
Ringzellen bezeichnet werden konnen. Diese Ringzellen sind 16—24 p grofl. Die 
Quantitat dieser „gro8en“ und Ringzellen ist sehr wechselnd, indem sie hier und 
da fast nebeneinander liegeu, dann mehr zerstreut zwischen den anderen Ele- 
menten. Diese zellreichen Partien gehen oft allmahlich in zellarine iiber, woselbst 
die „groBen“ und Ringzellen an Zanl abnehmen und zwischen den spindelformigen 
Bindegewebszellen intercellulare Substanz auftritt, bis schlieBlich zellarme, mehr 
sklerotische Partien iibrigbleiben, wo die groBen Elemente bis auf eine einzelne 
Ausnahme nicht mehr gefunden werden. 

Die zur Untersuchung verwendeten Stuckchen zeigen diese Sklerose in sehr 
verschiedenein Grade. Von tuberkulosen Veriinderungen wird nicht die geringste 
Spur gefunden und auch Nekrosen fehlen in diesen Praparaten iiberhaupt. 

Kleine Halsdriisen: Die mikroskopisehe Untersuchung zeigt, dafl ver- 
schiedene erbsen- bis bohnengroBe Driisenknoten aus noch kleineren, von Binde- 
gewebe zusammengehaltenen Knotchen bestehen. Die Kapsel dieser kleinsten 
Drusen ist fast immer gut zu unterscheiden; nur in einem einzigen Falle scheint 
die Kapsel vom Granulomgewebc durchwucliert zu sein. Das Bild dieser kleinen 

Driisen ist dem Bilde der groBeren iihnlich, nur werden, im Gegensatz zu den 

grdderen Drusen, in einzelnen Praparaten nekrotische Ilerdchen angetroffen, in 
aenen aber noch einzelne Zellen und Kerne den Farbstoff gut aufnehmen. Von 

Verkiisung kann nicht die Rede sein. „Grolle“ und Ringzellen werden in be- 

deutender Menge aufgefunden. In keinem der Praparate ist auch nur die ge- 
ringsto Andeutung von Tuberkulose vorhanden. 

Eine tracneo- bronchiale Driise: In dieser Driise, die makroskopiseh 
einen gelben, nekrotischen Herd zeigte, befindet sich inmitten von Granuloin- 
gewebe eine groBe, gelblich gefarbte, aber nicht amorphe Stelle, in der noch un- 
deutlich der Verlauf kollagener Fasern und deutlich einzelne, gut gefarbte Kerne 
zu erkennen sind. Verkiisung kann mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden. Auch 
sind nirgends Tuberkel- oder Langlianssche Riesenzellen aufzufinden. Die sich 
rotfiirbenden, kollagenen Fasern in der Umgebung dieses Herdes gehen allmahlich 
in das sich gelbfiirbende, absterbende GeweDe iiber. AuBerdem ist in der Druse 
sowohl lymphoides als Granulomgewebc mit ,,groficn“ und Ringzellen vorhanden, 
ganz dem in den anderen Driisen besekriebenen Gewebe Shnlich. 

Retroperitoneale Driisen. Die Kapsel der Driisen ist an keinor Stelle 
durchwuchert. Es werden Driisen zur Untersuchung gewahlt von verschiedener 
GroBe, unter anderem zwei kleine Driisen von 3X2 und 6X3 mra - Alle Driisen, 
auch die kleinsten, zeigen das oben beschriebene Bild des Granuloingewebes, aber 
wieder in verschiedenein Grade. So sind in den kleineren Drusen die Lymph- 


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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie des raalignen Granuloms. 297 

follikel sehr gut abzugrenzen, wiihrend in den grofleren die Granulomwucherung 
inehr in den Vordergrund tritt. Von Sklerose ist in den kleinsten Drusen noch 
nichts zu bemerken; wohl aber in den groSeren, aber aucb da nur in geringer 
Meuge und mehr in schinalen Ziigen ala in groben Bandern. Die Quantitat der 
jjgrooen' - ' und Ringzellen ist aucn wieder wechselnd, aber in alien Priiparaten 
vverden deren gefunden bis zur GroSe von 18 X 12 p und polvmorphe von 26 p 
mit 3—4 cbroinatinarmen Kerneu. Weder Nekrosen noch tuberkulose Yerande- 
rungen sind irgendwo zu entdecken. 

M i 1 z. Die Kapsel wurde in den Praparaten nicht durchwuchert gefunden. 
Die Trabekel sind uberall deutlich zu verfolgen. Die Kapsel zeigt. keinen glatten 
Verlauf, sondern Einziehungen und Buckel in Uebereinstimmung mit der schon 
bei makroskopischer Betrachtung konstatierten, nicht glatten Oberfliiche. Die Ein¬ 
ziehungen finden sich an Stellen, wo zellarmes Granulorngewebe mit der Teudenz 
zur Sklerose vorhanden ist; die Erhabenheiten, wo zellreiches Gewebe. Die Follikel 
sind ini allgemeinen wenig mehr abzugrenzen, sondern vom Granulorngewebe 
durchwuchert. Dieses letzte besteht hauptsachlich aus fusiformen Zellen, meistens 
zugweise angeordnet, mit groSen Zellen vermengt. Die intercellulare Substanz 
tritt in den Hintergrund, wenn auch an einzelnen Stellen eiu Uebergaug in zell¬ 
armes Gewebe sich vorfindet. Die Bander sind stellenweise bdeinatos und in 
scbmaleren Ziigen auseinander gedriingt. Zieinlich reichlich kommen groSe, meist 
monouukleare Zellen vor (ca. 12 p) mit groSein, rundem Kerne, in geringer Zahl 
Ringzellen von grdflerer Dimension. In einem der Praparate sind ziemlich zer- 
streut liegende, polynukleare Leukocyteu vorhanden. (In alien Priiparaten bind aber 
im allgemeinen polynukleare Leukocyten nur in sehr geringer Zahl zu finden.) 
Nekrosen werden nirgendwo gefunden; auch von Tuberkulose war keine Spur. 

Es sei noch erwiihnt, dad eine Durchwucherung in einem BlutgefaSe auf¬ 
gefunden wurde, aus deutlich erkennbarem Granulorngewebe mit einzelnen „groSen“ 
Zellen bestehend. 

Leber. Die Leber hat auf dem Durchschnitte eine miiBige Stauung-s- 
zeichnung. Die Leberbtilkchen sind in den Zentren der Acini ein wenig atrophisch 
zwischen den erweiterten und stark gefiillten Blutkapillaren. Die Leberzellen sind 
fettig infiltriert. Das interstitielle Gewebe zeigt hier und da eine kleinzellige In¬ 
filtration. In einzelnen Praparaten werden im periportalen Gewebe dcutliche 
Granulomherdchcn aufgefunden, deren Struktur mit dem schon mehrmals be- 
schriebenen Bilde iibereinstimmt. An einzelnen Stellen sieht man cinige abge- 
schniirte Leberzellen im Granulorngewebe eingeschlossen. 

Nieren. In den Nierenpraparaten wurde kein Granulorngewebe gefunden. 

Lungen. Deutlich erkennbares Granulorngewebe ist nicht aufgefunden 
worden; von Tuberkulose keine Spur. 

Knochenmark. Femur. In dem iibrigens fettreichen Knochenmarke 
trifft man kleine Herdchen, hauptsachlich aus protoplasmareichen, in die Lange 

f ezogenen Bindegewebezellen bestehend, die Kerne oft parallel angeordnet, wo- 
urcn eine bandfermige Anordnung erzeugt wird. Diese Zellen wechselu ab mit 
runden, ca 10 p grouen, meistens mononukleiiren Elementen, welche nicht immer 
gut zu unterscheiden sind von dem myeloischen Parenchyme. Die Herdchen sind 
Dei schwacher VergroSerung schon gut sichtbar, sind aber ziemlich selten und nicht 
in alien Praparaten aufzufinden. Auch sind in jenen Herdchen einzelne, 14—18 p 
groSe Ringzellen mit 3—4 Kernen von den Megakaryocyten zu unterscheiden. Es 
werden weder Nekrosen noch tuberkulose Veranderungen angetroffen. 

Wirbel. Auch in den Wirbeln werden die gleichen Herd© aufgefunden, 
aber diese sind von viel groSerem Umfange als im Femur. Ain ineisten heben 
sich die langen Bindegewebszellen hervor, welche das faserige Bild erzeugen; sie 
sind mit „grolien“ und einzelnen Ringzellen vermischt. Auch bier wieder fehlt 
jede Andeutung von Nekrose und Tuberkulose. 

MitMethylgrtinpyronin warden mehrere groBe und kleine Hals- 
lymphdrflsen, die beschriebene tracheobronchiale Drtlse, retroperitoncale 
Drilsen und Sttlckchen der Milz und des Knochenmarkes untersucht auf 
die Anwesenheit von Plasmazellen. Diese werden in wechselnder 
Quantitat (in der tracheobronchialen Lyinphdriise und im Knochenmark 
nur sehr wenige), meistens zerstreut liegend, zuweilen in kleinen An- 
haufungen aufgefunden. Eine spezielle Localisation anderen Zellele- 
menten gegendber fallt nicht in die Augen. 

Wei ter haben wir eine groBe Menge Schnittpraparate auf Bak 


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terien untersucht mit Methoden nach Gram (auch Muchschc Modi¬ 
fication). Spronck (H&mateineisenlack — Anilinwassergentianaviolett— 
v. Gieson), Unna-Taenzer (Pranters Modifikation der Orcein 
methode), Pappenheim (Methylgrtinpyronin), Ni colie (Karbolthio- 
nin), Pfeiffer (verdiinntes Karbolfuchsin), Lang (Karbolfuchsin- 
Karbolthionin) und Ziehl. 

Nur in einem einzigen, nach Gram gef&rbten Milzpraparate wurden 
einige, ca. 1,3 n lange, 0,8 n breite, an den Enden abgerundete Stab- 
chen aufgefunden, in deren Mitte sich eine sehr schmale, weniger intensiv 
als an den Polen gefarbte Stelle befindet. Sonst haben wir in keincm 
einzigeu Priparate Bakterien gesehen, und wir wtinschen ausdrtlcklich 
zu betonen, daB auch nirgendwo Tuberkelbacillen zu finden waren. 

Es wird genUgen, hier kurz hervorzuheben, daB der vorliegende Fall 
in ganz unkomplizierter Weise die von Sternberg beschriebenen histo- 
logischen Veranderuugen auffinden lieB, ohne daB auch nur ira geriugsten 
Anhaltspunkte ftlr Tuberkulose zu finden waren, was auch die sogleich 
zu besprechenden Tierimpfungen noch bestatigen werden. 

Einen von dem histologischen auffallend abweichenden Befund 
wiesen die von der Milz angefertigten Strichpraparate auf, in denen 
an einzelnen Stellen zahlreiche Stabchen aufgefunden wurden, welche 
vollig mit den von Fraenkel und Much gegebenen Beschreibungen der 
granulkren Stabchen ubereinstimmen, die in der groBen Mehrzahl der 
daraufhin untersuchten Falle in dem charakteristischen Granulomgewebe 
gefunden wurden. In anderen Strichpr&paraten wurden diese Stabchen 
nur mit groBer Miihe gefunden. 

Sonstige Mikroorganismen fanden sich nicht vor. 

Ebenso w’ie Fraenkel und Much und viele andere Untersucher 
haben auch wir versucht, durch Behandlung von Gew r ebssttlcken mit 
Antiformin 1 ) und daran schlieBende Sedimentierung die granul&ren Stab¬ 
chen aufzufinden. Dazu wurden Sttlckchen von Milz und von DrUsen 
mit 15 Proz. Antiformin behandelt und 2 X 24 Stunden bei Zimmer- 
temperatur aufbewahrt. In den Strichpraparaten, welche vom Sediment 
angefertigt wurden, konnten wir kurze, gram-positive, zum Teil granu- 
lierte Stabchen und einzelne langere Stabchen nachweisen. Auch konnten 
wir aus der Milz nach 2- bis 3-wochiger Aufbewahrung in Formol 
und aus den Drtisen nach 5-wbchigem Aufenthalt in Formol durch 
Behandlung mit 12-proz. Antiformin (teils 2 Stunden bei Bruttemperatur, 
teils 24 Stunden bei Zimmertemperatur) und ca. 2-sttindigem Zentri- 
fugieren noch Granula und granulare Stabchen nachweisen. 

Die 

Tierexperimente 

gaben kein positives, sondern nur ein negatives Itesultat, insoweit keines 
der injizierten Meerschweinchen tuberkulds geworden ist. 

Am 4. Juni wurden mit Milz- und LymphdrUsenbrei 11 Meer¬ 
schweinchen geimpft (teils intraperitoneal, teils subkutan am Hinter- 
beine), von diesen 3 mit Brei der schon mehrmals genannten tracheo- 
bronchialen Drilse. Diese 3 sind, resp. nach 11, 45 und 53 Tagen ge- 
storben. Das zweite (Tod nach 45 Tagen) hatte einen AbszeB am in¬ 
jizierten Hintcrbeine ohne nenncnswerte Inguinaldritsenschwellung; sonst 
keine Abweichungen. Der Eiter w r urde untersucht ; von Tuberkelbacillen 
keine Spur. Die beiden anderen zeigten keine Abweichungen. Von den 


1) Friinkel, E., u. Much, II., Ueber die Ilodgkinsche Krankheit (Lympho¬ 
matosis grauulomatosa), iusbesoudcro deren Actiologie. (Zeitachr. f. Hyg., Bd. 67. 
1910. p. 186.) 


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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie des malignen Granuloms. 


299 


8 iibrigen starben 7, resp. nach 12, 13, 22, 42, 49, 99 und 104 Tagen. 
Die beiden ersten, subkutan injiziert (Tod nach 12 und 13 Tagen) zeigten 
leichte Anschwellung der InguinaldrUsen und der Retroperitonealdrusen. 
Bei der Untersuchung einer dieser Drtisen wurden keine spezifischen 
Abweichungen gefunden. Das vierte von diesen (Tod nach 12 Tagen) 
hatte einen AbszeB an der subkutanen Injektionsstelle. Auch hier wurden 
keine Tuberkelbacillen aufgefunden. Sonst zeigte diese Sektion keine 
Abweichungen. Bei den anderen 4 Meerschweinchen wurden keine Ab¬ 
weichungen gefunden. 

Mit Ausnahme eines Falles wurde von alien diesen gestorbenen 
Tieren das Blut, die Milz und das Peritoneum ausgestrichen und das 
Blut ausges&t, alles mit negativem Resultat. 

Eines der am 4. Juni injizierten Meerschweinchen ist jetzt (nach 
136 Tagen) noch am Leben. 

Weit'er wurden am 4. Juni mit Milz- und Lymphdrtlsenbrei in¬ 
jiziert: 3 Mause subkutan, 1 Kaninchen intraperitoneal und ein Affe 
(Sphinx) subkutan am Riicken. Auch diese Tiere sind alle noch 
am Leben. Bei dem Affen konnten wir 2 Wochen post injectionem 
eine haselnuBgroBe, weiche, subkutane Schwellung ftlhlen, die weder 
mit der Haut noch mit der Unterlage verwachsen war. Fluktuation 
war nicht festzustellen. Die Oberflache war leicht buckelig. Kleine 
Leistendrtisen waren beiderseits abzutasten. Nach 2 Monaten war von 
der genannten Schwellung nichts mehr zu bemerken. 

Nach 4 Monaten sind in der rechten Leistengegend kleine, hagel- 
korngroBe Driisen zu palpieren, in der linken ein Paar gut voneinander 
abzugrenzender Drtisen, die grbBte von KaffeebohnengrbBe; in der linken 
Achselhohle ebenfalls eine kaffeebohnengrofie Drtise; in der rechten einige 
hagelkorngroBe. 

Bei den Mausen und dem Kaninchen wurde nichts Besonderes auf¬ 
gefunden. 


Resultat der Kulturversuche. 

Urn zum gewiinschten Resultate zu kommen, haben wir ziemlich 
gTofie Mengen von Milzpulpa auf Nahrbbden, in verschiedenen Kombina- 
tionen mit Pferdeserum, AscitesflUssigkeit, Galle, Blut, humanes Serum, 
Hefedekokt, Nutrose, Zucker u. a. ausgestrichen. Alle diese Nahrbbden 
wurden sowohl in Brut- als in Zimmertemperatur gestellt. Um sehr viel 
Sauerstoffzutritt zu ermbglichen, wurden sehr kleine Mengen von ver¬ 
schiedenen der genannten fltlssigen Nahrboden in kleinen, schrag ge- 
stellten Flaschen, die mit Milzpulpa versehen waren, sowohl in Brut- 
als auch in Zimmertemperatur gestellt. 

Nach 24 Stunden war schon auf dem Boden von Bordet (Blut- 
Glyzerin-Kartoffeldekokt-Agar) Wachstum bemerkbar, nach 2 X 24 Stun¬ 
den schon sehr tippig. Auf den anderen Boden war erst nach 2 X 24 
Stunden Wachstum wahrzunehmen. 

Die Kultur des Bordet-Bodens war eine Reinkullur und bestand 
aus Stabchen, die morphologisch mit den von Fraenkel und Much be- 
schriebenen granularen Stabchen vollkommen identisch waren. 

Auf den anderen Nahrbbden zeigten sich in Reinkultur feine Stab¬ 
chen mit Polfarbung, in der Galle Coccobacillen. 

Die 2 X 24 Stunden alte Bordet-Kultur wurde auf Loeffler- 
Serum Ubergetragen und ergab hauptsachlich konimafbrinige Stabchen 
mit auBerst iippigem Wachstum. Die groBe Vielgestaltigkeit desMikroben 
veranlaBte uns, Herrn Dr. S. L. Schouten zu bitten, mit seiner Me- 


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thode 1 ) 2 ) ein einziges Stabchen zu isolieren; fiir seine liebenswiirdige 
Bereitwilligkeit sagen wir ihm hier unseren besten Dank. In der auf 
dieser Weise erhaltenen Reinkultur wurde dieselbe Vielgestaltigkeit auf- 
gefunden. 

Beschreibung des geziichteten Mikroorganismus. 

Mikroskopisches Aussehen. 

Wechselnd nach den Nahrboden und dem Alter der Kulturen fanden 
sich die folgenden Formen vor: 

Plumpe, kurze Stabchen, 1 n lang, s / 4 n breit. Einige so 
kurz, dab sie wie Coccobacillen von weniger als 1 p Durchmesser aus¬ 
sehen (auf Loeffler-Serum in geringer Zahl; in 8 Wochen alten 
Kulturen auf Bordet-Boden fast ausschlieblich; in einzelne Tage alten 
Kulturen auf Agar groBtenteils). 

Kleine, schlanke Stabchen mit Polfarbung, 1V 2 —2 p 
lang, ca. 3 / i p breit (auf alien Nahrboden jeden Alters). 

Stabchen von 2—3 p, mit polarer Kornchenfarbung oder mit 
mehreren Kornchen (diese bilden die iibergrobe Mehrzahl in alteren Kul¬ 
turen auf Loeffler-Serum); komraafOrmige Stabchen, oft scheinbar 
zusammengesetzt aus zwei kurzeren Stabchen, ca. I 1 /* 9 lang, l / 2 “ 
breit (Bordet-Boden, Ascitesagar und Loeffler-Serum; in den ersten 
Ascitesagarkulturen langer und feiner als in den spateren). 

(rranulare Stabchen von verschiedener Grofie; 5—7 p lang. 
?/ 4 —1 1 / 2 p breit. Diese groBte Breite gehort zu einer stacheligen Form, 
die wir auf dem Bordet-Boden auffanden. Diese Stabchen sind in der 
Mitte breiter und an den Enden spitz ausgezogen; die Breite wird oft 
verursacht durch unregelmaBig angeordnete und vorspringende Granula. 
In alteren Kulturen einige Riesenformen, die aber ganz die Zeichnung 
behalten haben, d. h. einen deutlichen Korper, in dem die Granula liegen. 

Hier und da wurden auf verschiedenen Nahrboden Verzweigungen 
gesehen (Bordet-Boden fliissig und fest, Loeffler-Serum und Sac- 
charose-Nutrose). 

Kornerreihen: Nur Korner, angeordnet wie in den granuiaren 
Stabchen, aber ohne sichtbaren Zellkorper. Die Kbrner liegen nicht immer 
regelmabig angeordnet, aber oft mit dem langsten Diameter in verschie¬ 
denen Richtungen der KOrnerreihelangsachse gegentiber. 

Involutionsformen : Verdickungen und Ansch well ungen an den 
Enden der Stabchen (auf alten Nahrbbden) und Kugelformen bis 2 

Eigenbewegung fehlt. 

Farbbarkeit: Mit den gebrauchlichen Farbstoffen ftlrBakterien 
farbt der Mikrobe sich gut. Nach Gram farben die kleinen Stabchen 
mit Polkomchen sich abwechselnd positiv oder negativ, je nach dem 
Nahrboden; die Kommaformen stets positiv; von den grauularen Stab¬ 
chen die Korper negativ, die Granula positiv. Mit der Muchschen 
Modifikation der Gramschen Methode erhalt man keine besseren Re- 
sultatc als mit der Gram-Farbung. 

Saurefestigkeit nach Ziehl fehlt. 

Sauerstoffbediirfnis: Der Mikrob ist fakultativ anaerob, 

1) Soho u ten, S. L., Reinkulturen aus einer unter dem Mikroskop isolierten 
Zelle. (Zeitschr. f. wiss. Mikr. Bd. 22. 1905.) 

2) Schouten, S. L., Reinculturen uit een onder het microscope gefeoleerde 
cel. (Kon. Ak. v. Wetensch. Verslag v. d. gewone Vergad. der wis- en nat. afd. 
24 Dec. 1910. 1911.) 



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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie dee malignen Granuloma. 


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wachst aber viel besser bei Sauerstoffzutritt. In tiefen Stichkulturen, 
bedeckt mit Agar, und in Wasserstoffatmosph&re schlechteres Wachstura. 

Ansprtiche an die Temperatur. 

Das Optimum liegt um und bei 32° C. 

Die hochste Temperatur, bei der noch einiges Wachstum besteht, ist 
39° C. Bei 40° C hort jedes Wachstum auf. 

Die niedrigste Temperatur, bei der noch ein geringes Wachstum 
vorkommt, liegt zwischen 10° und 8° C; bei 5° C hort jedes Wachs¬ 
tum auf. 

Ansprtiche an die Reaktion der Nahrboden. 

Die alkalische Reaktion wird bevorzugt. 

Wenn man zu 10 ccm Hefedekoktbouillon Ha V io- 10 /io ccm nor- 
maler Essigsaure Oder normalen Natriumkarbonats hinzufiigt, und auch 
Rohrchen mit 1—10 ccm normaler Essigsaure oder Na 2 C0 3 mit Hefe¬ 
dekoktbouillon bis zu 10 ccm anfUllt und diese Rohrchen besat, sieht 
man, daB bei saurer Reaktion das Wachstum in 1 / 10 ccm am Uppigsten 
ist, aber auch noch Wachstum besteht in 5 ccm normaler Essigsaure, ob- 
wohl in abnehmendem MaBe. Bei alkalischer Reaktion findet sich in den 
Rohrchen mit 1 / 10 —5 ccm normalem Na 2 C0 3 sehr iippiges Wachstum, 
in den Rohrchen mit 6—10 ccm zwar ein geringeres, aber dennoch gutes 
Wachstum. 

Wachstum. 

Gelatinestichkultur: Kicht verfltissigend; im Stichkanal ge¬ 
ringes Wachstum, fadenformig, nach der Tiefe hin sich allm&hlich ver- 
schmalernd. 

— strichkultur: GleichmaBig wachsend in maBiger Quantitat. 

— plattenkultur (nach 24 Stunden): Aufliegende Kolonieen, 
grau (spater graugelb bis ockergelb), rund, glattrandig, homogen, 
ohne Zeichnung, tropfenformig, matt.glanzend. Spater werden die Ko¬ 
lonieen fein punktiert und der Rand fein gezahnt. 

Agarstichkultur : Im Stichkanal geringes Wachstum, faden¬ 
formig, rauh, nach der Tiefe hin sich allmaiilich verschmalernd. 

— strichkultur: GleichmaBig wachsend in bedeutender Quan¬ 
titat. 

— plattenkultur (nach 24 Stunden): Aufliegende Kolonieen 
gelblich, rund, glattrandig, leicht punktiert, am Rande feiner als in der 
Mitte, wo sich ein dunkler Punkt befindet; tropfenartig fettglanzend, 
Kondenswasser getrtibt, keine Ilautchenbildung. 

Ascitesagarplattenkultur : Langsames, geringes Wachstum; 
aufliegende Kolonien, fein punktiert, spater hier und da grbbere Kor- 
nung, besonders am Rande, wodurch der zuvor glatte Rand ein fein ge- 
gelapptes Aussehen erhalt; griin fluoreszierend. Junge Kolonieen tropfen¬ 
formig. fettglanzend, Kondenswasser wie Agar. 

Bouillonkultur: Langsames Wachstum, getrtibt, mit Bodensatz, 
der sich beim Schtitteln zu einer schleimigen Saule erhebt und sich homo¬ 
gen verteilen laBt. Keine Hautchenbildung, wohl aber auf Bouillon, die 
gemischt ist mit Pferdeseruin, Hefedekokt oder Ascitesfliissigkeit. 

Loeffler-Serumstrichkultur : Sehr stark wachsend in 24Stun¬ 
den, gleichmaBig stark schleimig. 

— Plattenkultur (24 Stunden): Aufliegende Kolonieen inten- 
siv kanariengelb, spater teilweise braunlichrot, rund, glattrandig, 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3|4. 


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homogen fein punktiert, tropfenfbrmig, feuchtglanzend; Kondenswasser 
sehr getrttbt, keine H&utchenbildung. 

Milch wird nicht koaguliert, mit der Zeit aber rotlich gefarbt. 

Glyzerinkartoffelkultur: Schlecht wachsend, wenig sichtbar, 
hellgelb, mattglanzend. 

Blut-Glyzerin-Kartoffcldekokt-Agarstrichkultur: Sehr 
starkes Wachstum in 24 Stunden; die zuerst aus dem Material hervor- 
gekommene Kultur war griinlich, spater mehr braun bis braunschwarz, 
schokoladenfarbig; aufliegende Kolonieen stark schleimig, schnell zu- 
sammenflieBend, glanzend; Kondenswasser getrdbt. 

Sporenbildung war nicht zu konstatieren. 

Lebensdauer. Nach 18 Wochen sind die Kulturen noch nicht 
abgestorben. 

Widerstandsfahigkeit gegen: 

Austrocknen: Fltissige Kulturen, die nach Austrocknung noch 
11 Wochen bei Zimmertemperatur aufgehoben wurden, waren noch lebens- 
fiiliig. 

Hitze. Bei 60° C werden die Kulturen in einer halben Stunde ab- 
getotet, bei 80° C in 5 Minuten. 

Kalte : Bei —60° C werden die Kulturen in 4 Stunden nicht ab 
getbtet. 

Licht: Diffuses Tageslicht totet nicht und veranlaBt sogar keinen 
Unterschied im Wachstum gegeniiber den vor dem Lichte geschtltzten 
Partien. 

Antiformin : Die gebrauchliche Behandlung mit Antiformin 
tbtet sie. 

Chemische Leistungen. 

Keine Gasbildung in Bouillon mit Glykose oder Laktose, auch 
nicht in Nutrose mit Saccharose. 

Saurebildung in Nutrose mit Glykose, Saccharose, Maltose oder 
Mannit. 

Alkalibildung fand sicli vor in Hefedekoktbouillon. Nach fiinf 
Wochen war 1 ccm 7io normaler Essigsaure auf 9 ccm Hefedekokt¬ 
bouillon noch gerade neutralisiert. 

Dieses wurde festgestellt in der niimlichen Weise, wie die Ansprflche 
an die Reaktion der Nahrboden. 

H 2 S wurde nicht gebildet (Gelatine -f Eisenoxydnatronlbsung). 

Indol wurde ebenfalls nicht gebildet (rote Cholerareaktion und 
Ehrlichsche Indolreaktion). 

Nitrit wurde aus Nitrat nicht gebildet (JK-St&rkel5sung + 

H 2 S0 4 ). 

Diastatisches Ferment fehlt. (Kultur + Starke — Feh- 
lingsche Reaktion.) 

Farbstoffbildung. 

Kanariengelb, hauptsachlich auf Loeffler-Serum, in geringerem 
Grade auf den anderen festen Boden (ausgcnommcn auf dem Bordet- 
Boden); auch in den flilssigen Nahrmedien. 

Schmutziggrtin: Die ersten Kulturen auf dem Bordet-Boden. 

Schokoladenartige Farbe auf dem Bordet-Boden. 

Geringe Fluoreszenz auf Ascitesagar. 

Braunliches Rot in alien iilteren Kulturen, ausgenommen auf 
Ascitesagar. 

Giftige Stoffe konnten nicht nachgewicsen werden. Mit der 



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303 


obenstehenden FlUssigkeit von zentrifugierten, durch tri-Kresol abge- 
toteten Hefedekoktkulturen, die mit Hautchenbildung gewachsen waren, 
wurden Tierexperimente angestellt, um giftige Stoffe nachzuweisen, aber 
bisher ohne Erfolg. 

Tierpathogenitat. 

Die Untersuchungen auf Tierpathogenitat sind noch nicht abge- 
schlossen. Wir injizierten am 6. Juni mit der ursprunglichen, 48 Stunden 
alten Bordet-Kultur einen Hund (subkutan), ein Ivaninchen intra- 
venos und intraperitoneal, ein anderes subkutan an der Ohrwurzel und 
4 Hiihner subkutan unter die Brusthaut. 

Am 7. Juni mit 12 Stunden alter Bordet-Kultur nach einmaligem 
Uebersaen 8 Meerschweinchen teilweise subkutan, teilweise intra- 
peri toneal. 

Weiter wurden 24 Stunden alte Loeffler-Serumkulturen injiziert: 
2 Meerschweinchen subkutan unter die Brusthaut, 3 weiCe Mause, 4 weifle 
Ratten und 2 Schweine; am ,15. 2 Ziegen, am 29. Juni 2 lilies us- 
Affen. Alle diese Tiere sind jetzt nach 134, 133, 125, resp. Ill Tagen 
noch am Leben und in voller Gesundheit, mit Ausnahme von: 

1. Einem Huhn, das nach 108 Tagen, stark abgemagert, starb. 
Die Sektion ergab nichts besonderes. 

2. 9 Meerschweinchen, fiber die wir sogleich ausfUhrlich sprechen 
werden. 

3. 2 Mause, von denen die eine nach 2, die andere nach 21 Tagen 
starb. Die Sektion ergab nichts Besonderes. In den Striclipraparaten 
des Blutes und der Milz der zuerst verstorbenen Maus sehr viele granu- 
lare Stabchen; Kulturversuche ergaben Stabchen vom degenerierten 
Typus. 

Bei der zweiten Maus fielen die Kulturversuche negativ aus. 

Von den 8 am 7. Juni mit J / 4 Rohrchen 12-sttindiger Bordet- 
Kultur injizierten Meerschweinchen sind 7 gestorben, resp. nach 8, 8, 8, 
9, 10, 10 und 101 Tagen, wahrend eines noch jetzt, nach 133 Tagen, 
am Leben ist. Die Sektion der gestorbenen Tiere ergab nichts Be¬ 
sonderes. Die Strichpraparate von Blut und Peritoneum zeigten nur 
in einem Falle granul&re find degenerierte Stabchen; die Kulturversuche 
ergaben nichts. Die beiden am 12. Juni mit 1 / 2 Rohrchen 24-stiindiger 
Loeffler-Serumkultur unter die Brusthaut injizierten Meerschwein¬ 
chen starben nach 5 Tagen. Die Sektion und Strichpraparate ergaben 
nichts Besonderes, die Kulturversuche fielen negativ aus. Diese beiden 
Befundc veranlaBten uns, systematisch zu untersuchen, ob die Quantit&t 
der injizierten Kulturen in irgendeinem Verhaltnisse zu der Zeit stande, 
die zwischen der Injektion und dem Tode des injizierten Tieres ver- 
lauft. Hierzu wurden am 28. Juni 18 Meerschweinchen injiziert, und 
zwar jedesmal 3 mit resp. 1, 1 / 2 , 1 / 4 , 1 / 8 , 1 / lfi und V 32 Rohrchen 24- 
stUndiger Loeffler-Serumkultur pro Tier. Es sind von diesen Ver- 
suchstieren 11 gestorben, wahrend jetzt nach 112 Tagen noch 7 am 
Leben sind. Die Resultate dieses Versuches zeigten keinen Zusammen- 
hang zwischen der Quantitat der Dosis und der Zeit, die verlauft 
zwischen der Injektion und dem Tode des injizierten Tieres. 

Der hier beschriebene Mikroorganismus gehort unseres 
Erachtens zu dem Genus Corynebacterium, und zwar auf 
Grund von: 

1. seiner septierten Struktur, 


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2. seiner oft eigenartigen Form mit spitz ausgezogenen oder keulig 
angeschwollenen Enden, 

3. seiner Neigung zu echter Verzweigung, 

4. seiner guten Farbbarkeit mit den gewohnlichen Bakterienfarbe- 
mitteln, aber Feblen der Saurefestigkeit nach Ziehl. 

Wir hatten Gelegenbeit, einen zweiten Fall zu untersuchen, indem 
uns am 21. Juni eine Halsdriise des 21-jahrigen Patienten S. zur rnikro- 
skopischen Diagnose zugescbickt wurde, bei welcher Gelegenheit es 
uns gelungen ist, das oben beschriebene Corynebacterium auch aus 
diesem Materiale zu ztichten. 

Es folgen hier Krankengeschichte, histologischer Befund, Tier- und 
Kulturversuche. 


Krankengeschichte. 

(Interne Klinik: Prof. Talma.) 

Hieraus entnehmen wir folgendes: 

Nicolaaa S., 20 Jahre, Maler, aufgenommen 29. Mai 1912. 

Anamnese: Vor 3 Wochen hat S. angefangen fiber Ermfidung zu klagen; 
die Arbeit fiel ihm schwer; er lokalisiert die Ermfidung in die Beine. Vorher ist 
der Patient nie krank gewesen, keine Kopfschmerzen, weder Schwindel noch Herz- 
klopfen. Der Appetit ist gut. Defakation meistens 2mal taglich, Urinlassen normal, 
kein Husten. Vater, Mutter und Geschwister gesund. Ein Bruderchen hat eine 
Meningitis fiberstanden. 

30. Mai. Blutuntersuchung: S. G. 1040. Hamoglobingehalt 35 Proz.; rote 
Blutkorperchen 3120000, weifie 13000. Eine einzelne Birnform, ubrigens keine 
Poikilocytose noch Anisocytose. 

3. Juni. Gewicht 37,5 kg. 

6. Juni. Pirquet negativ. Blut: S. G. 1039. Hamoglobingehalt 45 Proz. 
WeiGe Blutkorperchen 15 000. 

7. Juni Pirquet bleibt negativ. 

8. Juni. Status praesens: Patient sieht anfimisch aus, Panniculus sehr 
diinn, Muskeln atrophisch. 

Lymphdrfisenscnwellung in der linken Leistengegend, weniger in der rechten; 
in der rechten Achsel, sehr viele fiber der linken Klavikel. Temperatur jeden Tag 
erhoht bis 38, 38,7° C. Puls regelmiiBig, aqual, weich, frequent; Recurrens anwesend. 

Respiration hauptsachlich thorakal. 

Pupillen weit, reagieren auf Licht. 

Leichter Exophthalmus, links mehr als rechts. Die Zunge ist feucht, bleich, 
etwas belegt, und wird ohne Deviation vorgestreckt. 

Thorax: Leichte Deformation, oben abgeplattet, unten weiter. 

Die linke Lunge reicht fiber die Klavikel hinaus, in der Axillarlinie bis zum 
Oberrand der 8. Rippe. Unter der linken Klavikel gedampft. Die reehte Lunge 
reicht oben bis zur Klavikel, in der Papiliarlinie bis zum Unterrande der 5. Rippe, 
in der Axillarlinie bis zum Unterrande der 7. Rippe. Das Sternum ist gedampft, 
oben am starksten. 

Auskultation: Ueber beiden Pulmones ein wenig verschiirftes In- und Ex- 
spirium, hinten keine Abweichungen. 

Herzdampfung: Nach oben bis zur 3. Rippe, nach links Papiliarlinie, 
nach rechts bis zur rechten Sternallinie. SpitzcnstoG im 5. Interkostalraura. Bei 
Auskultation iiberall ein systolisches Gerausch, besonders an der Spitze. 

Abdomen aufgetrieben, besonders in der Lebergegend. Bei Palpation ziemlich 
feste Rcsistenz. Leber: Bei Perkussion mehr als 2 cm fiber dem Umbilicus, mehr 
als 8 cm unter dera langen Processus Xyphoideus; in der Papiliarlinie mehr als 
6 cm unter dem Rippenbogen. Palpation unmoglich durch starke Spannung. 

Milz steht 6 cm unter dem Rippenbogen, ist palpabel trotz der Spannung. 

Kein Ascites noch abnorme Venenbildung. 

10. Juni. Gewicht 38 kg. 

11. Juni. Blutbefund: Rote Blutkorperchen 2900000. 

Poikilocytose, Anisocytose, Polychromatophilie, W. 16200. Polymorphkernige 
Leukocyten: basophile 1 I 5 roz., neutronhile 70 Proz., eosinophile 2 Proz.; Lympho- 
cvten: gekornte 10 Proz., groGe 12 Proz., Myelocyten 5 Proz. 



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Negri u. Miereraet, Zur Aetiologie dee malignen Granuloma. 


305 


Diagnose: Infektionskrankheit mit Reizung des lymphatischen Apparates 
und des Knochenmarkes, wodurch abnorme Zellen ins Blut geraten. Hieraus wird 
eine gemischte Leukamie diagnostiziert. 

Die Faeces werden kontrolliert, um herauszufinden, ob die Jnfektion vom 
Tractus intestinalis ausgeht. 

Therapie: Rontgen best rah lung. 

14. Jum. In den Faeces werden Eier von Ascariden und Trichocephalus 
dispar aufgefunden. 

17. Juni. Gewicht 38,1 kg. 

20. Juni. Blutbefund: G. 1039,5; rote Blutkorperchen 3 188000; weiBe 

17 600. 

Nach Verabreichung von Anthelminticis sind 4 Ascariden abgegangcn. 

21. Juni. In der Chirurgischen Klinik wird zur Diagnose eine Druse 
exstirpiert. 

22. Juni. Die Nachtrapporte geben seit der Aufnahme bis jetzt an, dafl Patient 
morgens erheblich transpiriert. 

24. Juni. Gewicht 37,6 kg. Schmerzen in den Lenden und dem recliten 

Kpinp ‘ Kfliiph«nhnipr7pn 

27. Juni. Blutbefund: S. G. 1040. Hamoglobingehalt 41 Proz. Rote Blut¬ 
korperchen 2720000; weiBe 18700. 

I. Juli. Gewicht 37,5 kg. 

4. Juli. Blutbefund: 8. G. 1039. Hamoglobingehalt 36 Proz. Rote Blut¬ 
korperchen 2528000; weiBe 19 800. 

8. Juli. Gewicht 37,1 kg. 

II. Juli. Blutbefund: S. G. 1043. Hamoglobingehalt 40 Proz. Rote Blut¬ 
korperchen 3 304 (XX); weifle 18 600. 

13. Juli. Patient wird in das Stadtische Krankenhaus (Direktor Dr. Bosscha) 
iibergefiihrt. 

Bei dem Feststellen des Status wurde auBer den am 29. Mai gefundenen 
Abweichungen konstatiert: 

Temperatur 37,5, Puls ziemlich schwach. 

Pulmones: Bei Auskultation Pfeifen iiber dem ganzen Thorax, uberall von 
gleicher Intensitat, also wohl abhangig von den groBen Luftwegen (Stridor?). 
Links hinten deutliches Reiben. Die Milz ragt bei Perkussion und Palpation bis 
zu den Spinae iliac, ant. sup. Die Grenze scheint nach rechts bis zur Parastcrnal- 
linie zu reichen. 

Leber: Untergrenze ein wenig unter dem Rippenbogen hervorragend. 

Lenden sind senr schmerzhaft, Patient kann nicht aufrecht sitzen. 

20. Juli. Blutbefund: Hamoglobingehalt 37 Proz. Anisocytose, Poikilocytose. 
Keine abnormen Leukocyten. 

I. —15. August. Temperatur abnehmend. Patient fiihlt sich besser. Aniimie 
bedeutend. Therapie: Liquor Fowleri. 

14. September. Schmerzen in der linken Seite. besonders beim Bewegen und 
Husten. Bei Untersuchung der Pulmones zwischen den Axillarlinien links leises 
inspiratorisches Reiben zu horen. Beginnende Herpesblaschen, gerade bis zur 
Medianlinie. 

15. September. Herpes Zoster in voller Entwickelung. 

17. September. Herpes Zosterschmerzen beinahe verscnwunden. 

18. September. Patient kehrt zur Internen Klinik zuriick. 

19. September. Status generalis regrcssiv. 

Temperatur normal; Puls klein, regelmaBig, aqual; Respiration keine Be- 
sonderheiten. 

Thorax: Diimpfung auf dem Sternum ist verschwunden; nur noch unter dem 
Ansatze der vierten Rippe vorhanden. 

Pulmones: Bei Auskultation Stenosegeriiusch rechts. links nichts Besonderes. 

Milz 6 cm unter dem Rippenbogen in der vordereu Axillarlinie. 

Leber 7 cm unter dem Processus xyphoides, 5 cm iiber dem Umbilicus, ver- 
schwindet in der hinteren Axillarlinie unter den Rippenbogen. 

20. September. Blutbefund: S. G. 1044, Iliimoglobingehalt 40 Proz., rote 
Blutkorperchen 3000000, weiBe 9 200. 

24. September. Chronische Rhinitis. Einige Herpesblaschen haben einen 
purulenten Inhalt. Temperatur: Abends bis 39,1. Patient fiihlt sich bei der Tem- 
peraturerhohung nicht kranker, ist nicht kalt, hat keinen Schuttelfrost. 

II. Oktober. Blutbefund: S. G. 1038; Hamoglobingehalt 40 Proz.; rote Blut¬ 
korperchen 2 935000, weiBe 38000. 

ErsU Abt Orig. Bd. 68. Heft 8/4. 20 


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Die Lympkdriisen sind in den letzten 14 Tagen viel groBer geworden, fuhlen 
sich fest an, aber sind nicht mit der Umgebung verwachsen. 

Seif 25. September ist die Temperatur angestiegen. 

Beschreibung der uns am 21. Juni zugeschickten Halalymphdruse: 

Diese ist von Mandelgrofie; die Oberflache ist leicht buckelig, die Konsistenz 
feet; auf dem Durchschnitt ist die Driise homogen und feucht glanzend. 

Mikroskopische Untersuchung (Eisenhamatoxylin—v. Gieson). Die Kapsei 
ist nicht durchwuchert. Die gewohnliche Lymphdrusenstruktur nicht mehr vor- 
handen; zwar sind zerstreut nock Iymphoide Partien erhalten, aber gut umsehriebene 
Follikel finden sich nicht mehr. Durch die ganze Druse findet man cine Wuehe- 
rung von protoplasmareichen Bindegewebszellen, die mehr oder weniger biindel- 
weise angeordnet und mit den lymphoiden Elementen untermischt sind. Inter- 
cellulare Substanz im allgemeinen noch wenig gebildet. An einzelnen Stellen findet 
man Sklerose, aber der zellarmen Partien sind nur wenige. AuBerdem wird in den 
Fibroblastbiindeln, und zwar in geringerem Grade, in den Riindern des lymphoiden 
Gewebes eine ziemlich grofle Zahl groBer Zellen (10—16—22 p) mit einem bis 
5 Kernen, oft als Ringzellen, gefunden. Meistens sind die Kerne dunkel gefiirbt, 
dann wieder blaB und blasig. Nekrosen werden nicht gefunden, cbensowenig Ver- 
kiisung oder Langhansschen Riesenzellen, oder sonst eine Andeutung von Tuber- 
kulose. 

Mit Methylgrtinpyronin wurden Plasmazellen in den verschiedcnen 
Pr&paraten in verschiedener Zahl aufgefunden. 

In den Schnitten konnten mit der Gram-Farbung keine Bakterien 
nachgewiesen werden, und die nach Ziehl gefarbten Praparatc lieBcn 
keine Tuberkelbacillen auffinden. 

Auch wurde noch in von der Driise angefertigten Strichpraparaten 
nach Bakterien gefahndet, doch erst nach miihsamem Suchen konnten 
wir einige wenige granulare Stabchen nachweisen. 

In derselben Weise wie im Falle v. d. St. haben wir auch liier 
durch Behandlung von Driisenstiickchen mit Antiformin im Sedimente 
Granula und granulare Stabchen aufgefunden. 

Tierexperimente. 

Mit Driisenbrei wurden 4 Meerschweinchen injiziert, 2 intraperi- 
toneal, 2 subkutan. Ein subkutan injiziertes Meerschweinchen ist nach 
47 Tagen gestorben. Die Sektion ergab weder Tuberkulose noch andere 
Abweichungen; das Gewicht hatte abgenommen von 410 auf 280 g. 
Die anderen sind nach 119 Tagen noch am Leben. Die Strichpraparate 
aus Herz, Milz und Peritoneum zeigten keine Bakterien; Kulturver- 
suche aus dem Blute fielen negativ aus. 

Kulturversuche. 

Von der Driise wurden Sttickchen, teils mit dem Messer ausge- 
schnitten und abgekrazt, teils in einem sterilen Mbrser zerqUetscht, aus- 
gestrichen auf Glyzerinkartoffel, Bordet-Boden, Hefeagar, Loeffler- 
Serum und Bouillon. Nach 24 Stunden war makroskopisch kein Wachs- 
tum zu sehen; dennoch haben wir mit einzelnen Gewebsstilckchen, die 
auf den N&hrboden verweilt hatten, Strichpraparate gemacht. Dabei 
fanden wir auf dem Loeffler-Serum kleine Anhaufungen granularer 
Stabchen und zwischen den Zellen gramnegative, kiirzere Stabchen. 

Nach 12 Tagen fanden wir kiirzere und langere Stabchen auf dem 
festen Bordet-Boden; auf dem Glyzerinkartoffelboden gramnegative 
Kornerreihen; auf dem Hefeagar unregelmafiige Granula. In Bouillon 
konnten wir erst nach 6 Wochen grampositive, kleine Stabchen und 
granulare Stabchen auffinden. Zu makroskopisch sichtbaren Kulturen 
ist es auf alien diesen Boden jedoch nicht gekommen, mit Ausnahme 
des Loeffler-Serums, auf dem nach 3 Wochen eine intensiv gelb- 
gefarbte Kultur sichtbar war, die nach 6 Wochen die beschriebene, braun- 



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rote Farbe zeigte. Mikroskopisch bestand sie aus kleinen, gramposi- 
tiven Stabchen, den beschriebenen Kommaformen am meisten iihnlich. 
Bei weiterem Zilchten sind diese Stabchen zu langeren ausgewachsen, and 
haben auch die beschriebene granul&re Form angenommen, so dab sie in 
nichts von dem im Falle v. d. St. geztichteten Corynebakterium abwcichen. 

Wir haben also in zwei nicht mit Tuberkulose komplizierten Fallen 
aus dem granulomkranken Gewebe das gleiche Bakterium auffinden 
und ziichten konnen. 

1st dieses Corynebacterium mit den Fraenkel-Muc'ischen 
Stabchen identisch? 

Diese Frage meinen wir mit vollkommener Sicherheit bejahen zu 
konnen. 

Fraenkel und Much geben als Kennzeichen an die eigenartige 
Morphologie, die Farbbarkeit und die Antiforininfestigkeit. 

Die morphologische Beschreibung ihrer Stabchen stimmt ganz ilber- 
ein mit der Morphologie unseres Bakteriums, und zwar sowohl in bezug 
auf die Strichpraparate als auf die Priiparate der Kulturen. 

Die Farbungen nach Ziehl und Gram sind fur beide identisch. 

Ebenso wie Fraenkel und Much nach Antiforminbehandlung und 
Zentrifugierung im Sedimente die Stabchen haben nachweisen konnen, ist 
auch uns dies gelungen, sowohl aus der Milz und den Driisen v. d. St., 
wie aus der Driise S. 

Die Antiforminfestigkeit ist aber nur eine geringe. Wir haben 
namlich mit unserer Kultur diesbeztiglich folgende Versuche angestellt: 
24-stundige Kulturen vom Bordet-Boden und ebenso alte Kulturen vom 
Loeff 1 er-Serum wurden mit 15-, resp. 12-proz. Antiformin behandelt, 
teils 24 Stunden bei Zimmertemperatur, teils 2 Stunden bei Bruttempera- 
tur, und bis 2 Stunden zentrifugiert. Jedesmal stellte sich dabei heraus, 
dab nur ein sehr geringer Teil der Bakterienmasse erhalten geblieben war. 
Eine mit physiologischem Wasser behandelte Kontrollkultur ergab 
wenigstens das 10-fache. Auberdem war ein grober Teil des Antiformin- 
sedimentes mehr oder weniger amorph. 

Kontrollversuche mit Tuberkelbacillen in genau derselben Weise, 
ergaben, dab von den Tuberkelbacillen nur ein sehr geringer Teil durch 
die Antiforminbehandlung verschwindet, wahrend Kontrollversuche mit 
Staphylokokkenkulturen ergaben, dab von den Staphylokokken im Sedi¬ 
mente noch einige aufzufinden sind. 

Wir glauben daher, dab die im Antiforminsedimente von Gewebs- 
teilen aufgefundenen Stabchen nur ein Teil der dagewesenen sind. Wenn 
es also nicht wunder nehmen kann, dab Fraenkel und Much von 
antiforminfesten Stabchen reden, so glauben wir docli, dab auch sie 
dieses Kriterium als ein nur relatives auffassen werden. 

Kulturversuche mit dem Sedimente des mit Antiformin behandelten 
Corynebacteriums fielen negativ aus. Es ist also sehr empfehlens- 
wert, die Kulturversuche ohne vorausgeschicktes Antiforminverfahren 
anzustellen! 

Auberdem mochten wir den Rat geben, bei spateren Forschungen 
eine grobe Menge von Strichpraparaten anzufertigen; hat docli diese 
Methode uns bessere Resultate gegeben, als die Untersuchung von 
Schnittpr&paraten und Antiforminsedimenten. 

Andere Untersucher haben ebenfalls, auch wenn sie mit Antiformin¬ 
behandlung granulierte Stabchen gefunden haben, nicht angegeben, dab 

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sie zu gleicher Zeit dieselben in Schnittpraparaten haben auffinden 
kbnnen. Fraenkel und Much haben zwar in einzelnen Schnitten 
Stabchen gefunden, aber in den Fallen war auch Tuberkulose nn Or- 
ganisraus vorhanden, so daB raoglicherweise hier die Muchsche Form 
der Tuberkelbacillen aufgefunden wurde. 

Auch de Josselin de Jong hat in histologischen Praparaten nie 
Stabchen, sondeni nur Kornerreihen gesehen. 

Warum die Mikroorganismen sich in den histologischen Praparaten 
so schwierig auffinden lassen, ist uns einstweilen unklar. 

Wir kommen jetzt rzur Frage: Darf dieses Corynebacterium 
als das atiologische Moment des malignen Granuloms gedeutet werden? 
Um diese Frage zur Losung zu bringen, haben wir noch Versuche an- 
gestellt, um in dem Serum des Patienten S. und dem Serum cines Pa- 
tienten t. W. 1 ), der, wie die histologische Untersuchung einer Drtise 
auswies, ebenfalls an malignem Granulom erkrankt ist, mittels der Kom- 
plementbindungsmethode Antistoffe nachzuweisen. Dies ist uns aber bis- 
her noch nicht gelungen. Auch durch Agglutinations- und angestellte 
kutane Reaktionsversuche (in Analogie des Pirquetschen Verfahrens 
ftlr Tuberkulose) haben wir keine festen Anhaltspunkte bekommen. 
Wenn auch dieser negative Ausfall uns keine Sttitze filr die Auffassung 
eines atiologischen Wertes dieses Corynebacteriums gibt, kann er 
doch nicht als Gegenargument verwertet werden. 

Dasselbe gilt von den Tierversuchen. Erstens sind diese noch nicht 
abgeschlossen, und zweitens haben wir bei weitem nicht das Tiermaterial 
erschopft, zumal haben wir nicht mit anthropoiden Affen experimentieren 
konnen. Wenn auch die Kochsche Forderung, daB man zum atiologi- 
schen Beweis die Krankheit experimentell muB hervorrufen konnen, cine 
sehr gerechtfertigte ist, so darf sie doch nicht einschlieBen, daB die experi- 
mentelle Erzeugung bei einer anderen Species als der crkrankten ge- 
lingen muB. 

Zu der zweiten Forderung der Kochschen Trias sei bemerkt, daB 
wir zwar glauben, auf Grund der in der Literatur mitgeteilten F&lle, daB 
es in alien Fallen moglich sein wird, dieses Corynebacterium aufzu- 
finden, doch einstweilen weitere Untersuchungen abwarten mttssen. 

Die dritte Forderung, das atiologische Agens dtirfe nie im gesunden 
Organismus vorkommen, ist wohl nicht mehr als berechtigt zu betrachten. 

Wenn wir auch das Recht, von einem Corynebacterium granu¬ 
loma tis maligni zu sprechen, einstweilen nicht beanspruchen wollen, 
scheint es doch wenigstens sehr merkwiirdig, daB in so vielen Fallen 
das gleiche Bakterium aufzufinden ist, und die Moglichkeit seiner atio- 
logischen Bedeutung ist wohl nicht von der Hand zu weisen; ist es doch 
nicht wahrscheinlich, daB das beschriebene Corynebacterium nur als 
ein zufalliger Befund zu betrachten ist. 

Wir glauben also, gesttltzt auf die oben beschriebenen Befunde, einer 
sonstigen und speziell einer tuberkulosen Aetiologie nicht beistimmen 
zu konnen. 

Oktober 1912. 


Erkl&rang za den Photogrammen. 

Fig. 1. Strichpraparat von der Milz v. d. St. G rain - Farbung. 

Fig. 2. Strichpraparat von der Milz v. d. St. Muchsche Modifikation. 

1) Durch auflere Umstande kounten wir von diesem Falle keine Druse zur 
hakteriologischeu Untersuchung erhalten. 



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7 entralblatt fiir Bakieriologie Abt. 1. Orig. Bd. GS. 

tie Negri u. Mieremet, Malignes Oranulom. Taf. I. 

I 



Fig. o. Fig. C. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena. 


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Centralblatt fiir Bakteriologie Abt. 1. Orig. Bd. 68. 

de Negri it. Mieremet, Malignes OranuJom. Taf. II. 



Fig. 9. Fig. 10. 



Fig. 11. 


Fig. 12. 


Verlag von Gustav Fischer in Jenn. 


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I 



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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisse etc. 


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Fig. 3. Antiforminsediment Milz v. d. St. 2 Stunden Bruttemperatur. Much- 
Farbung. 

Fig. 4. Antiforminsediment. Lymphdriise v. d. St. 2 Stunden Bruttem¬ 
peratur. 

Fig 5. Histologisches Priiparat. Milz v. d. St. Gram-Farbung mit Nach- 
farbung neutralrot. 

Jig. 6. Bo r d e t - Kultur 2X24 St. Bruttemperatur. 1. Generation direkt 
aus der Milz v. d. St. geziichtet. Gram- Farbung. 

Fig. 7. Verzweigtes Stiibchen aus Blutglyzerin-Kartoffeldekokt. Gram- 
Farbung. 

Fig. 8. Bordet-Kultur. 18 Stunden Bruttemperatur. 2. Generation v. d. 
St. Gram-Farbung ohne Gegenfarbung. 

Fig. 9. Loeffler-Serumkultur v. d. St. 24 Stunden Bruttemperatur. 
Gram-Farbung, hauptsachlich Kommaform. 

Fig. 10. Ascitesagarkultur. 1. Aussaat. 5 X 24 Stunden Bruttemperatur. 
Gram- Farbung. 

Fig. 11. Bordet-Kultur. 5X24 Stunden Zimmertemperatur. Gram- 
Farbung. Stacklige Stiibchen. 

Fig. 12. Id. id. Ein einzelnes Stiibchen. 

Fig. 13. Agarkultur. Kokkobacillen. G r a m - Farbung. 

Fig. 14. L. S.-Kultur, iibergesat von *der Agarkultur Fig. 13. Gram- 
Farbung. Die Kokkobacillen sind zu kurzen Stiibchen ausgewachsen. 

Fig. 15. L. S.-Kultur aus dem Blut einer Maus. Uebergangsformen. 
G ram - Farbung. 

Fig. 16. Gelatineplattenkolonie. 

Fig. 17. Agarplattenkolonie. 

Fig. 18. L. S.-Plattenkolonie. 

Fig. 19. Antiforminsediment. Lymphdriise S. 24 Stunden Zimmertemperatur. 
Much- Farbung. 

Fig. 20. Strichpraparat von einem Gewebsstiickchen der Lymphdriise S, das 
24 Stunden auf L. S. gewesen. Gram- Farbung. 

Fig. 21. Strichpriiparat von einem Gewebsstiickchen der Lymphdriise S., 
das 12 Tage auf Agar gewesen. Gram-Farbung. 

Fig. 22. L. S.-Kuitur aus der Lymphdriise S. 

Fig. 23. Sediment einer L. S.-Kultur v. d. St., nach Behandlung mit physio- 
logischcm Wasser oder mit Antiformin. 2 Stunden bei Bruttemperatur. 

Die VergrdBerung ist 560-fach; ausgenommen Fig. 3 und 7, wo die Ver- 
grQfierung 1800-fach ist, Fig. 16, 17 und 18, welche 30-fach vergroBert sind, 
und Fig. 23, welche ca. die natiirliche Grofie hat. 

Die Photogramme sind nngefertigt von Herrn Hahn, Amanuensis im Institut. 


Nachdruck verboten. 

Experimentelle TJntersuchungen iiber das Gift der 
Homisse (Yespa crabro L.). 

[Aus dem Institut fflr Hygiene der Kgl. Universitat Parma.J 
Von Prof. E. Bertarelli und Dr. A. Tedeschi. 

Mit 2 Figuren. 

W&hrend eine bedeutende Anzahl von experimentellen Arbeiten zum 
Studium und zur Kenntnis der Gifte der Fische und Reptilien in alien 
Landern durchgeffihrt worden ist, ist der zur Kenntnis der giftigen 
Hymenopteren bisher gelieferte Beitrag — die Biene ausgenommen — 
ein sehr bescheidener. Und doch sind die Falle von Stichen mancher 
dieser Hymenopteren sehr haufig, und mehr als einmal haben die Srzt- 
lichen Beobachter auf die relative Bedenklichkeit der Stiche, sowie auf 
manclie sonderbaren, infolge derselben eintretenden Erscheinungen auf- 
merksam gemacht. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Es sei hier nur an die jiingfiten Wahrnehraungen Perroncitos ! ) erinnert, der 
1907 auf zwei schwere Falle von fetich der Vespa crabro — eine der haufigstcn und 

f effirchtetsten Hornissen — hingewiesen hat. Neben Schmerz und der wohlbekannten 
rritation an der Stichstelle kommen hierbei auch noch beachtenswerte allgemeine Er- 
scheinungen (Unwohlsein, iiber den ganzen Korper verbreitete Pomphi, punktfijrmige 
Exanthenie u. dgl.) zur Beobachtung. Mit Recht betont hierbei Perroncito die Not- 
wendigkeit, das Gift solcher in dieser Hinsicht noch so wenig bekannten Insekten zu 
studieren. 

Eb ist schon gesagt worden, dafl von den giftigen Hymenopteren bisher nur die 
Biene die Aufraerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt hat. Tatsachlich exist!ert iiber 
das Gift der Bienen eine Literatur, die zahlreiche Erfahrungen verzeichnet hat. So 
kennen wir seit langem den Bau der Giftdriise, oder, besser gesagt, der Giftdriisen. 
Dank den Arbeiten von Leuckart, Leydig, Carlet, Brocfas, Janet, Seurat 
wissen wir, dafl der Giftapparat aus einer Druse mit saurcr und einer solchen rait 
alkalischer Absonderung nebst einer Nebendrfise besteht. Bekannt ist uns femer, wie 
bei den zu den VVespen gehorenden Hymenopteren der Drusenapparat aussieht: Tin 
Lehrbuche von Berlese 2 3 ) finden aich hieriiber ausffihrliche Angaben. Ebenso ist be- 
ziiglich der physiologischcn Wirkung des Bienenstiches von Paul Bert an ein reich- 
haltiges Untersuchungsmaterial gesammelt worden. fepeziell hat Phiealix*) die Art 
und Weise festgestellt, wie sich Versuchstiere gegen den fetich der Apis mellifica 
verhalten. Hierzu hat er sowohl deft Stich an und fur sich, als auch das aus den 
Bienen durch Exstirpation der Druse gewonnene und hierauf inokulierte Gift benutzt. 
Die allgemeine fechluflfolgerung seiner Untersuchungen lautet dahin, es sei das Bienen- 
gift eine Krampf und Stupor erzeugende Substanz, bei 100° rasch zerstorbar, wenigstens 
was ihre Lokalwirkungen und krampferzeugende Eigenschaften anbetrifft. Im Gifte 
sollen drei voneinander gesonderte Substanzen vorkommen, und zwar eine phlogogene, 
eine konvulsionierende und eine paralysierende bzw. stuporisierende; das Girt soli auch 
in den Eiern enthalten sein. 

Andere Forscher haben verschiedene andere feeiten der Frage ins Auge gefaflt. So 
hat Danger 4 5 6 ) Untersuchungen angestellt, um zu erinitteln, ob denn das Bienengift als 
ein wirkliches Toxin zu betrachten ist, wobei er darauf hinweist, dafl die Bienenziichter 
sich gegen das Gift immunisieren konnen. Er hat femer festgestellt, dafl diesem letzteren 
hiimolytische Eigenschaften zukommen, die aber durch Normalsera neutralisiert werden 
konnen. Morgenroth und Carpi 1 ) haben die hamolytischen Eigenschaften des 
Bieuengiftes bestatigt und die hochinteressante Tatsache festgestellt, dafl das Hamolysm 
der Bienen sich mit dem Lecithin verbindet, um ein Lecithid zu bilden, ahnlicb jenem 
wohlbekannten der Cobra; das Lecithid soil weit starker wirken (fiber 200mal) als das 
Gift allein und der Siedehitze widerstehen. 

Die weiter oben erwahnten Autoren sind bestrebt gewesen, die zweckmafligslen 
Melhoden zur Gewinnung des Giftes ausfindig zu machen. Wir werden spater Gelegen- 
heit haben, darauf wieder zuriickzukommen. 

Von den ubrigen giftigen Hymenopteren hat nur die gemeine Wespc die Auf- 
merksamkeit Phisalix’ 1 ') erregt. Durch Mazeration der Giftdriise in physiologischer 
Kochsalzlosung und Glyzerin und darauffolgender Probierung des gewonnenen Materials 
an Kaninchen nat dieser Autor die Natur des (hamolytischen) Giftes erkannt und hierauf 
festgestellt, dafl es moglich ist, das Tier durch stufenweise Immunisierung daran zu 
gewohnen, verschiedengradige todliche Dosen des Giftes zu vertragen. 

Die allergroBte Schwierigkeit, die sich demjenigen entgegenstellt, 
der an das Studium des Giftes der von der Biene verschiedenen Hymeno¬ 
pteren herantritt, ist die Beschaffung des Materials in hinreichender 
Menge. Wohl mehr als einmal haben wir in den vergangenen Jahren 
dieses Studium in Angriff genontinen, allein stets muBten wir davon 
ablassen wegen der Uninoglichkeit, fiber geniigendes Material dazu zu 
verfiigen. Heuer sind wir gliicklicher gewesen; es ist uns nSmlich ge- 
lungen, in der Umgebung von Parma ein Nest der bei uns unter deni 

1) Perroncito. E., Giorn. R. Accad. di Med. Torino 1907. 

2) Berlese, Gli insetti. (feoc. Editr. Libraria.) 

3) Phisalix, Compt. rend. Acad. d. Scienc. 1890; ibid. 1905. 

I) Langer, Arch, intern, de Pharmacodyn. Vol. 6. 1899; Bienenvater. 1901. 
No. 10. 

5) Morgenroth u. Carpi, Berl. klin. Wochenschr. 1906. No. 44. 

6) Phisalix, Compt. rend. feoc. Biol. 1897; Accad. d. fecienc. 1904. 


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Bcrtarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisse etc. 


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Namen „calabrone u (Hornisse) bekannten „Vespa crabro“ aufzufinden. 
Nebenbei sei hier bemerkt, daB noch andere davon grundverschiedene, 
nicht minder gefiirchtete Arten existieren. 

Die in Rede stehende Hymenoptere ist in ihrer Lebensweise und in 
alien ihren Struktureigentiimlichkeiten wohlbekannt; wir brauchen nur 
den nicht zoologisch gebildeten Leser daran zu erinnern, daB dieselbe 
wie eine sehr groBe, durchschnittlich 25 mm lange Wespe aussieht, die 
beiden Fuhler und den Stachel am Hinterleibe selbst- 
verstandlich nicht mit eingerechnet. Einzelne Exem- 
plare sind noch weit groBer und konnen sogar 35 mm 
erreichen. Mit Riicksicht auf die Einzelheiten der 
FSrbung und Struktur ist dieser Hautfliigler zu den 
Wespen zu zfihlen. In unseren Landern ist derselbe 
sehr gefiirchtet, wenn auch ziemlich selten anzutreffeu 
und — unseres Wissens — hat sein Stich noch keine 
Falle mit gefahrdrohenden Erscheinungen veranlaBt. 

Will man hinreichendes Untersuchungsmaterial 
bekommen, so muB man ein Nest zur Verfugung 
haben, aus dem man Exemplare in bedeutender Menge 
entnehmen kann. Solche Nestor finden sich in hohlen 
Baumen (Ulmen etc.); ein einzelnes Nest enthSlt sicherlich inehrere 
Hunderte von Exemplaren. 

Nachdem es uns gegliickt war, zwei derartige Nester aufzufinden, 
haben wir zum Abfangen ein sehr einfaches Verfahren angewandt. Wir 
halten es fur nicht nutzlos, dasselbe denjenigen bekannt zu geben, die 
Untersuchungen in 
dieser Richtung un- 
ternehmen sollten. 

Der Abfang wurde 
stets abends be- 
werkstelligt, kurz 
nach eingetretener 
Dammerung, wo die 
Hornissen groBten- 
teils im Neste ver- 
sammelt sind. Zu 
diesem Zwecke 
wurde ein sackfor- 
mig gestaltetes, mit 
einem Metallreif ver- 
sehenes Netz her- 
gestellt; dasselbe 
war 90 cm lang und 
25 cm breit. Das 
Netz war an einem 
durch einen Stock 
horizontal gehal- 
tenen Stab befestigt; 
an den Stock selbst 
aber war der Netz- 
boden angebunden. 

Mit einem solchen Netze und mit Schutzhandschuhen und Schutzmaske 
versehen, trat man an das Nest heran. Nun wurde die Oeffnung des Fang- 



Fig. 2. Ansammlung von eingefangenen Vespa crabro. 



Fig. 1. Vespa cra¬ 
bro (natiirl.). 


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312 Centralbl. f. Bakt. eic. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

netzes an jene des Nestes, d. i. an das Loch des Baum stain mes, durch das 
Hornissen in das Nest hineinschlflpfen, und hierauf eine Acetylenlampe die 
hinter dem Netze angebracht, um die Insekten in dieses letztere herein- 
zulocken. Hierauf wurde auf den das Nest beherbergenden Stamm 
geklopft. 

Die Hornissen stflrzen sich — buchstablich — nach der Ausgangs- 
Sffnung hin und geraten auf diese Weise in das Netz; auch wenn das 
nicht geschieht, so bekommt man sie doch immerhin ohne Schwierigkeit 
in dasselbe. 

Zuweilen gelang es auf diese Weise, fiber hundert Exemplare auf 
einmal abzufangen. Erschien es angezeigt, das Netz zu entfernen und 
die gefangenen Tiere in Sicherheit zu bringen, so wurde das Fangnetz 
rasch um seine Achse gedreht und dadurch das Entweichen der Insekten 
unmbglich gemacht. Das Netz mit der darin enthaltenen Beute wurde 
sodann auf den Boden gelegt. Hierauf wurde der Hals des Netzes 
mittels eines Bandes in der Weise zugeschnflrt, dali oberhalb der 
Schniirung ein kleiner Teil des Netzes noch frei blieb. In denselben 
wurde nun der Hals eines Ballons von entsprechend groBem Rauminhalt 
eingeffigt und das frei gebliebene Netzstflck fest von auBen um diesen 
Hals gebunden. Sodann wurde das erste Schniirband entfernt, wodurch 
die Ballonoffnung unmittelbar in das Netzlumen flberging. Es war auf 
diese Weise leicht, s&mtliche gefangene Insekten zum Hereinfallen in 
den netzformigen Sack zu veranlassen, indem man diesen letzteren 
schuttelte und die widerspenstigen loslfiste. So wurden samtliche Tiere 
in den Ballon gebracht. 

War dies geschehen, so wurde das den Sack um den Ballonhals 
befestigende Schniirband abgenommen und der Ballon mittels eines 
Baumwollpfropfens verschlossen. Auf diese Weise wird der Fang und 
der Transport der Tiere zu einem einfachen, und man kann dadurch 
mehrere zu mancher nutzlichen Beobachtung verwertbare Hunderte von 
Exemplaren zur Verfiigung bekommen. 

1st nun einmal das Material ins Laboratorium gelangt, so ist die 
Art und Weise der Uebertragung der Insekten in die einzelnen Behalter 
leicht. Die Tierversuche mit lebendigen Hornissen wurden mit Hilfe 
hochwandiger Kristallisatoren durchgefiihrt. Dieselben waren mit einer 
in der Mitte durchbohrten Lein wand bedeckt; durch die so entstandene 
ZentralSffnung — die man vorerst mit einem -Baumwollpfropfen ver¬ 
schlossen hielt — wurden dann die Insekten unmittelbar in den Ballon 
eingelassen, wahrend man das Tier in den Kristallisator hineinbrachte. 
Auch war es nicht so schwer. die Hornissen mit der Pinzette zu erfassen 
und sie zum Stechen zu zwingen, falls sie dazu sich nicht geneigt 
zeigten. 

Zur Gewinnung des Giftes haben wir das (ibliche Verfahren an- 
gewandt, indem wir die Tiere mit einer Pinzette erfaBten und sodann 
an deren Stachel mit sanftem Druck operierten. Die Giftdrflse wurde 
hierauf samt dem Stachel je nach Umst&nden entweder in eine bestimmte 
Menge physiologischer Kochsalzlfisung oder eine Mischung aus gleichen 
Teilen von neutralem Glyzerin und physiologischer Kochsalzlosung ein- 
geriihrt. Beim EinrQhren wurde auch Glasstaub hinzugenommen. 

Erwahnt sei hier, daB Langer bei Anstellung seiner Versuche die 
Insekten nicht opferte, sondern ohne weiteres aus der Stachelspitze ein 
TrSpfchen Gift erhielt, das entweder in Wasser oder in physiologischer 
Kochsalzlosung aufgefangen wurde; ja, die Bienen wurden von ihm sogar 


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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornis.se etc. 


313 


zu weiteren Giftentnahmen aufbewahrt. In unserem Falle hatte uns ein 
solches Verfahren nicht viel gentitzt, weil die Hornissen sich sehr ungern 
dazu verstehen, das Gifttropfchen abzugeben, wenn sie nicht unter dem 
Stachel eine durchdringbare Fl&che versptiren. Dies ist auch bei den 
Tierversuchen der FalI; in der Regel wird kein Gift abgegeben, wenn 
die mit dem Insekt in Bertihrung komraende Fltiche keine durchdringbare 
ist. Bei Vogeln z. B., in deren Gefieder der Stachel nicht eindringt, 
sticht die Hornisse erst dann, wenn sie eine durchbohrbare Hautstelle 
gefunden hat. 

Selbstverstandlich bekommt man durch Herausnahme der Giftdrtise 
nicht jmmer die gleiche Giftmenge. Denkbar ist es daher, daC auch 
beim natiirlichen Stich das namliche stattfindet. Und aller Wahrschein- 
lichkeit nach wechselt die Menge des Giftes nach verschiedenen Zeiten, 
nach Hungerperioden und der GroBe des Tieres. In manchen Fallen 
ist die Menge des herausgetretenen Giftes eine ansehnliche; sicher betragt 
dieselbe nicht weniger als */, 0 ccm. 

Lan ger hatte sich in betreff der Bienen vorgenommen, reines Material 
dadurch zu erhalten, daB er mehrere Tausende von Stacheln samt den 
dazu gehorenden Drilsen in 96-proz. Alkohol brachte, sodann das ge- 
hartete Material bei 45° C trocknen lieB, worauf dieses letztere fein 
zerteilt und schlieBlich mehrere Stunden lang im Wasser verdaut wurde. 
Nachdem auf diese Weise das wasserige Extrakt gewonnen war, wurde 
dasselbe mit Alkohol behandelt; hierauf WiederauflSsen in Wasser, mehr- 
malige Wiederholung des Reinigungsprozesses, Auswaschen des Nieder- 
schlages mit Aether, schlieBlich Herstellung eines wasserigen Auszuges, 
aus dem man mittels Ainmoniak als Endresultat einen Niederschlag 
erhielt, der das Anstellen von chemischen resp. biologischen Unter- 
suchungen gestattete. 

Zur Erzielung eines Reinproduktes waren aber wenigstens Tausend 
Exemplare ntitig gewesen. Daher kommt es, daB, trotzdem man an- 
gefangen hatte, das zu eventuellen weiteren Untersuchungen geeignete 
Material in Alkohol zu sammeln, wir uns gezwungen sahen, wegen 
Unzuianglichkeit der vorhandenen verschiedenen Nester auf genauere 
chemische Bestimmungen zu verzichten. 

Bei ihren Untersuchungen liber das htimolytische Vermtigen des 
Bienengiftes haben Morgenroth und Carpi stets 100 Bienenstacheln 
in 10 ccm einer Mischung aus gleichen Teilen Glyzerin und physio- 
logischer Kochsalzlbsung mazeriert und 24 Stunden lang ausziehen lassen. 
Mit diesem Extrakt wurden dann die Proben angestellt. 

Es sei hier gestattet, anzugeben, wie wir bei unseren Versuchen, 
die anfangs nur Orientierungsversuche gewesen sind, vorgegangen sind: 

Die ersten Erhebungen in bezug auf die Wirksamkeit und Natur 
des Giftes unseres Hautfliiglers sind an den tiblichen Versuchstieren ge- 
macht worden, und zwar sowohl unmittelbar durch den Stich der Hor¬ 
nissen, als auch durch Injektion des aus derselben gewonneuen Giftes. 
Aus den Versuchsprotokolleu entnehmen wir einige diesbeztigliche An- 
gaben. 

Am 27. Sept. 1912 wird eine weiBe Ratte (Mus decumanus al- 
binus) in den Kristallisator gebracht und hierauf 6 Hornissen in den- 
selben eingefiihrt. Damit das Saugetier mit den Insekten in Bertihrung 
kommt, wird der Behtilter von Zeit zu Zeit etwas geschtittelt. Die Ratte 
ist vorher keiner Toilette unterzogen worden. 3 der Hornissen nahern 
sich der Ratte und trachten, dieselbe zu stechen. Das Stiugetier w r ehrt 


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314 Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

sich mit Zahnen und FiiBen und es gelingt ihm, 2 der Hymenopteren 
den Prothorax zu brechen. Eines der Insekten kommt jedoch schlieB- 
lich dazu, die Ratte in einen HinterfuB zu stechen; der Stachel steckt 
so fest in der Wunde, daB das Tier ungeheuere Anstrengungen macht, 
uin denselben wieder herauszuziehen. (Es sei an dieser Stelle daran 
erinnert, daB der Stachel niemals in der Wunde stecken bleibt, so derb 
auch die Haut ist, in die der Einstich erfolgt. Mehrmals haben wir auf 
diesen in scharfem Gegensatz zum Volksglauben stehenden Umstand 
hingewiesen. Auch nicht zu vergessen ist hierbei, daB der Stachel der 
Hornisse bei zahlreichen Exemplaren eine Lange von 7 mm besitzt und 
sehr stark ist, so daB er sogar einen dicken Handschuh zu durchstechen 
und die darunter befindliche Haut zu erreichen vermag, eine Erfahrung, 
die wir selbst unwillkiirlich beim Abfangen der Insekten gemacht haben. 
Der Volksglaube bezilglich des Steckenbleibens des Stachels in der 
Wunde kommt vermutlich daher, daB rings um den Einstich rasch ein 
schwarzlicher Reif entsteht, bedingt durch die hier vor sich gehende 
Hamolyse, so daB man hierbei ganz gut den Eindruck bekommen kann, 
als ob der Stachel noch in der Haut stecke.) 

Infolge abermaligen Schiittelns gelingt es einer 2. Hornisse, wenn 
auch in sehr unvollst&ndiger Weise,- einen VorderfuB der Ratte zu 
stechen, wahrend die anderen 2 sich des Stechens enthalten. Beim 
Kampfe sieht man jedoch eines der Insekten einen dicken Gifttropfen 
abgeben. 

Sofort nach dem Stiche sind an der Ratte deutliche Zeichen des 
Schmerzes erkennbar. Das Tier hat sich zusammengekauert, sein Haar 
ist etwas gestraubt; die Zahl seiner Atemzfige nimmt betrSchtlich zu. 
Unterdessen ist es von einem der Insekten in die Schuauze gestocheu 
worden. Nach einigen Minuten zeigt die Ratte allgemeine Kontraktions- 
erscheinungen von mittelmaBigem Aussehen, wahrend die Lokalerschei- 
nungen immer deutlicher hervortreten. 

An dem gerade in die Mitte getroffenen HinterfuB bemerkt man 
eine starke Schwellung, deren cyanotische Farbung gegen die Ein- 
dringungsstelle des Stachels hin dunkler wird. Die Schwellung nimmt 
eine 5-centimesgroBe Flache ein. Auch an der Schnauze sind Schwel¬ 
lung und Farbung iinponierend. Die Ratte hebt den gestochenen FuB 
empor und tragt ihn auch weiterhin in dieser Stellung. 

Nach 3 Stunden scheint der Schmerz nachgelassen zu haben. wah¬ 
rend die Schwellung noch immer fortbesteht. Selbst nach 5 Tagen be- 
steht noch Oedem an der Schnauze und an dem — noch emporgehobenen 
— FuB, trotzdem die cyanotische Farbung bereits verschwunden ist. 

Am 28. Sept, wird der Versuch an einem etwa 150 g wiegenden, 
jungen Meerschweinchen wiederholt. Dem Tiere ist vorher das Haar 
auf einem entsprechend groBen Sttick der Bauchflache zweckmaBig ab- 
rasiert worden. Das Meerschweinchen wird von den 2 Ilornissen in den 
Bauch gestochen und von einer derselben in einen FuB. Die lokale 
Reaktion tritt, ebenso wie die allgemeine, mit Heftigkeit ein. Nach 
wenigen Minuten bemerkt man am Bauche und am verwundeten FuBe 
ein Oedem, welches die Neigung zeigt, sich weiter auszubreiten. Der 
Zentralteil der betrofl'enen Zone zeigt eine biauliche Farbung, rings um 
dieselbe einen rotgefarbten Bezirk. Das Tier hat heftiges Zittern, ge- 
straubt.es Haar, beschleunigte Atmung; seine Haltung ist die eines 
leidenden, von Stupor befallenen Tieres. Tod nach 5 Stunden. Bei der 
Obduktion wird als bemerkenswert folgendes angetrotfen: Am Bauche 


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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisse etc. 


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reichliches hamorrhagisches Oedem rnit hSmorrhagischen Flecken; 
schwacher ErguB ins Bauchfell, gerStete Darmschlingen, hamolysiertes 
Herzblut. 

Die Versuche an Meerschweinchen sind mehrere Male wiederholt 
worden. Der Kfirze halber sind hier die betreffenden Protokolle nicht 
mitgeteilt. Aus der Gesamtheit der hierbei gemachten Erfahrungen 
geht aber hervor, daB ein junges Meerschweinchen zugrunde gehen 
kann — und auch tats&chlich fast iramer zugrunde geht — wenn es auch 
nur von einer einzigen Hornisse gestochen wird. In jedem einzelnen 
Falle treten unmittelbare Erscheinungen auf, sowohl lokale als auch 
allgemeine, ahnlich den bereits mitgeteilten. Dieselben sind ein Beweis 
dafflr, daB dem Gifte neben einer entziindungserregenden Lokalwirkung 
und einer konvulsionierenden Tatigkeit auch noch ausgesprochene hamo- 
lytische Fahigkeiten zukommen. Jedesmal wurde im Herzen der infolge 
des Stiches verendeten Meerschweinchen Auflosung der roten Blutkdrper- 
chen vorgefunden. In manchen Fallen sind die Lokalerscheinungen wahr- 
haft auBergewohnliche. So haben wir einraal bei einem jungen Meer¬ 
schweinchen 2 Stunden nach der Stichverletzung das Auftreten eines, 
den ganzen Unterleib einnehmenden Oedems beobachten konnen. das 
sogar die Haut desselben abgehoben hatte, als ware darunter ein ErguB 
vorhanden. 

In gleicher Weise reagieren weiBe Mause gegen den Stich, obwohl 
wir niemals Gelegenheit gehabt haben, bei denselben eine besondere 
Empfanglichkeit zu beobachten. 

Als ganz besonders empfindlich gegen das Gift erweisen sich Sper- 
linge. Am 30. Sept. lieBen wir einen Spatzen von einer Hornisse stechen. 
Bald darauf zeigte sich das Tier niedergeschlagen und leidend und ging 
nach wenigen Stunden unter schwachen Krampferscheinungen zugrunde. 
Die Obduktion ergab BluterguB ins Bauchfell und diffuse hamorrhagische 
Flecke an der Stichstelle. 

Die Versuche an Sperlingen sind mehrmals wiederholt worden, und 
zwar stets mit dem gleichen Erfolg. In der Natur sticht freilich eine 
Hornisse einen Vogel nicht so leicht; das Gefieder dieses letzteren bildet 
eine hochst wirksame natiirliche Schutzwehr dagegen. Sobald aber eine 
Hautstelle der Federn beraubt und das Stechen dadurch ermoglicht wird, 
so bemerkt man sofort, daB die Vergiftung mit der groBten Leichtigkeit 
eintritt. Haufig sind diffuse Oedeme auch bei Sperlingen anzutreffen, und 
beim ErQffnen des Herzens findet sich das Blut hamolysiert. Benutzt 
man aber das aus den Drtisen gewonnene, in physiologischer Kochsalz- 
losung oder in dieser und Glyzerin bereitete Gift, so bekommt man bei 
den erwahnten Tieren die namlichen Erscheinungen. So bewirkt z. B. 
eine 2 DrOsenapparaten entsprechende Giftmenge, einem Meerschwein¬ 
chen subkutan beigebracht, den Tod desselben. Durch noch geringere 
Dosen wird nach 10—16 Stunden ein Sperling getotet. Mitunter bleibt 
das Meerschweinchen 2—3 Tagen am Leben, aber nur- selten vermag es 
auf die Dauer standzuhalten. 

Dagegen sind beim Kaninchen, selbst bei Anwendung groBerer Gift- 
men gen, weder lokale noch allgemeine Erscheinungen erzielbar. hochstens 
wird leichtes, vortibergehendes Oedem hervorgerufen. 

Aus all dem ist zu schlieBen, daB das Gift der Vespa crabro 
sich als wirksam fur kleinere Versuchstiere erweist, 
namentlich fiir Sperlingsvogel und junge Meerschwein¬ 
chen. Seine Wirkung erinnert an die des Bienengiftes und der ver- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. l'. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3|4. 


schiedenen damit einhergehenden Erscheinungen. Am auff&lligsten sind 
unter diesen letzteren die H&molyse und das Oedem, wahrend Krampf 
und Lahmung in viel schwacherem Mafie hervorgerufen werden. 

Ein ausgepragtes Gegenbild zu der in vivo nachweisbaren starken 
hamolytischen Wirksamkeit des Giftes unserer Hornissen liefern die be- 
ziiglich mancher Schlangengifte gemachten Erfahrungen, welche den Ge- 
danken an die Moglichkeit mancher zwischen diesen beiden Giftgruppen 
bestehender Analogien gerechtfertigt erscheinen lassen. 

* * 

* 

Das erhaltene Gift wurde spater — entweder in physiologischer 
Kochsalzlbsung oder in einer aus dieser letzteren und aus Glyzerin be- 
stehenden Mischung suspendiert — noch fur eine Anzahl anderer Ver- 
suche flber seine Zusammensetzung verwertet. Wegen der verhaitnis- 
mafiig geringen zur Verfiigung stehenden Menge des Giftes war an eine 
relativ reine Darstellung desselben wohl kaum zu denken. Wir haben 
uns daher damit begnilgt, eine Anzahl Vorproben liber manche seiner 
Eigentiimlichkeiten vorzunehmen. 

Zur Bereitung des Untersuchungsmaterials haben wir den Giftdrfisen- 
apparat in einem Morser zerstampft unter Beimischung von Glasstaub 
behufs besserer Gewinnung der in der Drtise enthaltenen Stoffe. Die 
durch Papier filtrierten Losungen wurden entweder sofort oder — wenn 
die Auflbsung in der Mischung Glyzerin—physiologischer Kochsalzlosung 
stattgefunden hat — erst nach einigen Tagen gebraucht. Die aus den 
Drusen ausgeprefite Fllissigkeit besitzt einen typischen Geruch, der an 
jenen gewisser den Haut- und Genitalsekreten eigenen Fettsauren (Capryl- 
saure u. dgl.) erinnert. Beim Riechen derselben verspiirt man leichtes 
Jucken ahnlich wie bei Formaldehyd. Die Lbsung zeigt eine schwache 
braungelbe Farbe. 

Ein Teil des Materials wird erwarmt; bekanntlich wird das Bienen- 
gift durch eine 10 Minuten lang fortgesetze Erw3rmung auf 100° seiner 
spezifischen Wirksamkeit beraubt. 

Die ersten Untersuchungen verfolgen den Zweck, die Starke des 
hamolytischen Vermogens kennen zu lernen. Zu den Versuchen bedient 
man sich des Giftes in physiologischer Losung oder in einer Mischung 
aus dieser letzteren und Glyzerin. Zu den verschiedenen Bestimmungen 
benutzt man das Gift entweder so, wie es ist, oder nachdem es 10 Mi¬ 
nuten lang auf 100° C erwarmt worden ist; die Versuche werden mit 
roten Blutkbrperchen (Kaninchen, Pferd, Schaf, Rind) gemacht. Hierzu 
werden die roten Blutkbrperchen in der iiblichen Weise bereitet, indera 
man namlich die Blutkbrperchen wascht und hierauf eine 5-proz. Hamatien- 
aufschweminung in physiologischer Kochsalzlosung herstellt. Zu 1,5 ccm 
Hamatienaufschwemmung werden verschiedene, einer bekannten Anzahl 
von Hornissen entsprechende Giftmenge zugesetzt. In der Regel wurde 
ein Extrakt in physiologischer Kochsalzlosung und Glyzerin bereitet, von 
dein jedes Kubikzentimeter das 10 Hornissen entsprechende Material ent- 
hielt; die zur Verwendung kommenden Mengen betrugen 0,1—0,3 ccm. 

Aus den Versuchen ergibt sich nun folgendes: Das Gift der Hor¬ 
nissen besitzt ausgepragte hamolytische Eigenschaften flir die roten Blut¬ 
kbrperchen des Kaninchens und — in nur geringem Grade — fur die 
des Pferdes. Selbst ganz geringe Mengen des Giftes (0,1 ccm) sind im- 
stande, 1,5 ccm Hamatien in 5-proz. Aufschwemmung nahezu vollstandig 
zu hamolysieren. 


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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisae etc. 


317 


Das H&molysin geht in wenigen Tagen verloren, wenn das Gift in 
physiologischer Kochsalzlbsung bereitet ist; bei Herstellung eines Glyzerin- 
extraktes bleibt es dagegen erhalten. 

Die 10 Minuten lange ErwSrmung auf 100° C vernichtet das Hamo- 
lysin nahezu vollstSndig; eine aufierst schwache, die Blutkorperchen auf- 
losende Wirkung macht sich jedoch noch bemerkbar. 

Die Wirksamkeit des in Rede stehenden H&molysins wird noch ge- 
steigert, wenn man zu demselben Meerschweinchenkompleraent hinzusetzt. 
Will man die h&molytische Erscheinung herbeifiihren, so ist ein solcher 
Zusatz unerlaBlich. Ob dieses HSmolysin bei vorhandenem Lecithin ein 
giftiges Lecithid liefert, sind wir vorlaufig anzugeben auBerstande; wir 
haben uns jedoch vorgenommen, eine Losung der Frage anzustreben, so- 
bald wir im Besitze von noch anderem Material sein werden. 

Das Giftmaterial wird durch Alkohol gefallt, &hnlich den gleichartigen 
Giften der Hymenopteren. 

Hitze ist nicht nur fUr das Hamolysin, sondern auch fur samtliche 
toxische Fraktionen ungemein schadlich, so daB das der W&rme ausge- 
setzt gewesene und sodann Meerschweinchen inokulierte Gift nur belang- 
lose Erscheinungen hervorruft. Allein auch das durch W&rme nicht ver- 
anderte Gift verliert, wenn es alt wird, in kurze Zeit seine Wirksamkeit, 
und das gegen die Wirkung des frischen Giftes so empfindliche Meer¬ 
schweinchen zeigt sich hingegen so ziemlich abgestumpft, wenn das 
Glyzerinextrakt nur einige Tage alt geworden ist. 

* * 

* 

Diese wenigen Untersuchungen berechtigen uns fiir den Augenblick 
nur zu dem Schlusse, daB das Gift der Hornissen sich sehr ahnlich ver- 
halt wie jenes der Biene und Wespen; vor allem aber ist dasselbe ein 
haupts&chlich hamolysierendes und konvulsionierendes. Ob hierbei der 
wirksame Stoff analog oder ganz identisch ist mit dem der Bienen, l&Bt 
sich auf Grund der sp&rlichen Erfahrungen nicht entscheiden. Zweifellos 
entspricht in vielerlei Hinsicht der Wirkungsmechanismus des einen Giftes 
jenem des anderen. Und ebenso unmoglich ist es uns, noch immer zu 
behaupten, das Gift verhalte sich wie ein wahres Toxin. Erst wenn es 
gelingen wird, Antikorper zu bekommen, wird es auch moglich sein, 
diese Frage zu beantworten. 

GewiB zeigt das Gift die Grundeigenschaften des Bienen- und 
Wespengiftes und n&hert sich auch dem Gifte der Vipern sehr. Die 
noch im Gange befindlichen Untersuchungen werden uns dariiber be- 
lehren, ob das Gift der Hornissen wirklich ein Antitoxin erzeugt, und 
ob dessen Analogien es verdienen, daB man sie auch fiir Schlangengifte 
gelten l&Bt. 


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318 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate, Bd. 68. Heft 3/4. 


Nachdruck verbuten. 

Ueber einen bisher unbekannten menschlichen Krankheits- 

erreger. 

Von Dr. 0. L. E. de Raadt, 

Regierungsinspektor fur Volkshygiene, Malang, Niederl. Ostindien. 

Mit 1 Tafel und 1 Kurve im Text. 

Im Zusammenhange mit den parasitologischen Befunden in der 
menschlichen Milz, die von mir in einigen Fallen festgestellt worden 
sind und wovon noch weiter die Rede sein wird, diirfte die folgende - 
Publikation von Interesse sein und wird hoffentlich auch die Aufmerk- 
samkeit anderer Untersucher auf diese Frage lenken. 

Beschreibung des Falles. Am 27. Nov. 1909 wurde der 
der Soldat A. mit Fieber ins Lazarett von Long-Iram (Zentral-Borneo) 
aufgenommen, in welcher Garnison ich mich damals als Oberarzt befand. 

Historia morbi. 

Anamnese. Patient ist 44 Jahre alt, 20 Jahre im Militardienste und Ein- 
geborener der Insel Java (Madurese). Friiher war er ofters an Fieber erkrankt. 

Die Krankheitsliste gibt nur Malaria an (nicht welche Form). 4 Jahre 
vorher war er ins Gebirgsklima geschickt worden, um sich vom Fieber zu erholen. 
Im iibrigen nichts Besonderes. Jetzt hat er schon 4 Tage Fieber (augeblich con- 
tinua). Das Fieber hat sich ohne Schiittelfrost eingestellt. 

Status praesens 27. Nov. 1909. Pat. ist klein und schwachlich aussehend. 
Lungen und Herz normal. Puls kraftig, Frequenz 90. Leber nicht zu palpieren. 
Milz 3 Finger breit unter dem Rippenbogen, weich, nicht schmerzhaft beim Druck. 
Geringer Meteorismus. Urin frei von pathologischen Bestandteilen. Blutunter- 
suchung auf Malariaparasiten negativ. 



Vom 27. Nov. bis 9. Dez. hat Pat. 2mal taglich 1,2 g Chinin. bisulfur, bekommen. 
Die Stunden der Temperaturaufnahme sind resp. 8 Uhr morgens, 12 Uhr mittags, 
4 Uhr nachmittagR und 8 Uhr abends. 


Diagnose schwankt zwischen Malaria tropica und Typhus abdominalis. 
G r u b er - YV i d a lsche Reaktion nicht moglich, da keine Typhuskultur, bzw. das 


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I JpRAMA-^HAM PAIfiN _ 








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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3 4. 




Mikroskopische Untersuchung. 

Die 7 Milzausstrichprkparate wurden alle nach Giemsa in ver- 
schiedener Intensitat (Farbedauer von 1—24 Stunden) gefarbt. Alle 
geben denselben mikroskopischen Befund: Zahlreiche, ring- Oder birn- 
formige Gebilde (diese letzteren ebenso wie die ringfdrmigen mit groBer 
Vakuole), sowohl in den Erythrocyten, als auch in den Phagocyteu, wie 
gSnzlich frei vorkoramend. GroBe dieser Gebilde variierend von den 
kleinsten Dimensionen bis zu 3 n. 

Ganz erstaunlich aber war der Umstand, daB keines dieser Gebilde 
Kerne sehen lieB, sogar bei 24-sttindiger Farbedauer. Selbst wenn man, 
abgesehen von den anderen Differentialkriterien der Malaria (Fehlen von 
Pigment, von groBeren Schizonten, Sporulationsformen und Gameten; 
mannigfaches Vorkommen auBerhalb der roten Blutkdrperchen usw.), 
annehmen wollte, es waren Degenerationsformen junger Tropicaschizonten, 
ware doch, wenn auch sporadisch, die Chromatinfarbung zu sehen ge- 
wesen. 

Hierauf schickte ich 2 meiner frisch gefarbten Praparate zur Kon- 
trolle in das pathologische und bakteriologische Laboratorium in Batavia. 
Herr Dr. de Haan (Direktor) und Herr Dr. Gryns (Unterdirektor) 
konnten meine mikroskopischen Befunde vollkommen bestatigen, waren 
jedoch nicht imstande, mir AufschluB zu geben betreffs der Natur dieser 
ganz eigentiimlichen, wie Parasiten imponierenden Gebilde. 

Spater habe ich die Heidenhainsche Farbungsmethode zu Hilfe 
genommen, urn mittels dieser Kernelemente in diesen Gebilden zur An- 
schauung zu bringen. Da mir kein ungefarbtes Material mehr zur Ver- 
fiigung stand, so bin ich zu diesem Zwecke von den schou nach Giemsa 
gefarbten Praparaten ausgegangen. 

Das Resultat dieses Verfahrens war das auf der Tafel dargestellte 
mikroskopische Bild; dieselben Gebilde waren iiberall zu sehen. In dem 
Protoplasma einiger dieser Ringe waren deutlich 1 — 3 schwarze Korn- 
chen zu sehen, welche ich als Kernelemente deutete. Jedoch war das 
eine Ausnahme; die meisten dieser Gebilde schienen auch jetzt vbllig 
kernlos, in anderen kam deutlich die Wabenstruktur zum Ausdruck. 

An der Hand dieses mikroskopischen Befundes habe ich die folgenden 
Merkmale bei diesen Gebilden feststellen konnen: 

A. Form, Bau und GroBe: 

1) Ringformig durch eine groBe Vakuole. 

2) Sichelformige Anhaufung von Protoplasma langs eines Teiles 
dieses Vakuolarumfanges und alveoiarer Bau dieser Protoplasmamasse. 

3) Fehlen eines eigentlichen Kernes; anscheinend hat sich der Kern 
in Chromidien aufgeldst, die innig mit dem Plasma vermeugt sind. 

4) Zuweilen Anwesenheit eines oder mehrerer sichtbarer Kern- 
bestandteile in dieser Protoplasmamasse in Form von Ptinktchen oder 
Brbckchen. Diese letzteren nehmen bei Farbung nach Giemsa schwer 
bzw. nicht Chromatinfarbung an, sind jedoch bei FBrbung nach Heiden- 
hain gut zu sehen. 

5) Neben diesen Ringformen kommen auch Birnformen vor mit der 
Vakuole am stumpfen Ende der Birn und der Piroplasmaanhaufung am 
spitzen Ende (auch umgekehrt). 

(5) Fehlen von Pigment. 

7) GroBe variierend von den kleinsten Dimensionen bis zu 3 u. 

B. Fortpflanzungsweise zweifach: 

1) Durch Knospung. Aus der sichelformigen Protoplasmamasse 


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de Raadt, Ueber einen bisher unbekannten menschlichen Krankheitnerreger. 321 

w5chst eine kleine Knospe, die massiv ist und entweder an der Mutter- 
zelle sitzen bleibt oder sich bald von dieser I5st. Diese massive Knospe 
zeigt schon bald eine kleine Vakuole, die sich stets vergrdBert., wShrend 
das Protoplasma sich sichelformig entlang einem Teile des Vakuol&r- 
umfanges gruppiert und Wabenstruktur zeigt. Es kann vorkommen, 
dad die Tochterzelle so lange an der Mutterzelle festsitzen bleibt, bis 
sie ganz erwachsen ist. 

2) Durch Teilung. Man sieht Formen, die sich teilen durch eine 
Scheidcwand, ausgehend von der ProtoplasmahSufung. 

C. Vorkommen in bestimmten Korperzellen: 

1) Intraglobuliir (jedoch ist dies relativ eine Ausnahme). 

2) In den Zellkbrpern groBer, mononukleSrer Leukocyten, ohne intra- 
phagocytare Degeneration zu zeigen. 

3) Zuweilen eingebettet in einer Matrix, die giinzlich dem Leuko- 
cytenprotoplasma (wahrscheinlich bei der PrSparation entstanden durch 
ZerreiBung der Phagocyten) gleicht. 

4) G&nzlich frei im Blutplasma. 

D. F&rbungseigenschaften: 

1) Nach Giemsa. Blaue Ringe ohne Chromatinfarbung. Bei inten- 
siver Farbung (24 Stunden) dunkelblauer Farbenton, oft mit einem Stich 
ins Violette, jedoch ohne Differenzierung von Kern und Protoplasma. 

2) Nach Heidenhain (Praparate vorher nach Giemsa gefarbt). 
Graubraune Ringe, das Protoplasma haufig mit alveoiarem Bau, zuweilen 
mit schwarzen Piinktchen oder Brdckchen. Ein eigentlicher Kern ist 
bei beiden Farbungsmethoden nicht zur Anschauung zu bringen. 

Seit 1 Jahre habe ich unter einer groBen Anzahl mir zugesandter 
Milzausstriche, die durch Milzpunktion post mortem erhalten wurden, 
dieselben Formen noch zweimal auf Java angetroffen, jedoch in viel ge- 
ringerer Menge als bei dem Falle auf Borneo. Von den betreffenden 
Patienten, die ich nicht selber gesehen habe, ist leider nichts weiteres 
bekannt, als daB der eine an Fieber gestorben ist, der andere unter dem 
Bilde allgemeiner Korpererschdpfung mit Pratibialodemen. 

Auf Grund dieses ganz eigenttimlichen mikroskopischen Befundes 
war ich schon damals zur Ueberzeugung gelangt, es in diesem Falle mit 
einem Mikroorganismus zu tun zu haben, der zu den Protozoen gehort, 
und zwar meinjje ich wegen der Ring- und Birnformen, dieselben bei 
den Babesien einreihen zu mflssen. Herr Dr. v. Prowazek, der so 
liebenswiirdig war, mir sein geschatztes Urteil fiber diese Sache zu 
schreiben (die Praparate hatten ihn damals nicht erreiclrt, so daB er sich 
in diesem Urteil auf meine Abbildungen hat beschranken miissen), sprach 
sich jedoch gegen die Babesieuzugehorigkeit derselbeu aus auf Grund 
des im allgemeinen auffallenden Mangels eines Kernes, ferner wegen 
des haufigen Vorkommens in Phagocyten und der eigenartigen Knospung 
und Teilung. Vor kurzer Zeit hat Herr Dr. v. Prowazek die Pra¬ 
parate selber durchgesehen; er halt die Organismen fur Protozoen einer 
neuen Gruppe, obgleich er wegen der mangelnden Chromatinfarbung 
und der Art der Sprossung (siehe Fig. 10) die Moglichkeit, es in diesem 
Falle mit einer Hefe zu tun zu haben, ins Auge faBt. 

Herr Dr. Swellengrebel aus Amsterdam, der sich jetzt zeitweilig 
auf Java befindet, war so freundlich, die Praparate zu untersuchen; seiner 
Ansicht nach gehoren die Parasiten zu den Protozoen, und es besteheu 
alle Grflnde dafiir, sie im Lichte der Theilerschen und Balfourschen 
Er«U Al>t. Orig. Bd 6S. Heft 3/4. 21 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 


%/ 


Untersuchungen aufzufassen als beim Menschen vorkoinmende Ana- 
plasma marginale - Organismen. 

Wenn dies so ist, so weichen allerdings diese Organismen in zwei 
kardinalen Punkten von den von Theiler und Balfour gefundenen 
ab; erstens kommen sie nicht im peripheren Blute vor, und zweitens 
ist das intraglobulare Vorkommen ein relativ seltenes, vielmehr kommen 
sie entweder ganz frei oder im Zelleibe groBer Mononukle&ren vor. 

Im AnschiuB an die von Herrn Dr. v. Prowazek ausgesprochene 
Moglichkeit, daB es sich urn eine Hefe handeln kbnnte, habe ich meine 
Praparate naher untersucht und an der Hand der von Dr. da Rocha- 
Lima 1 ) hervorgehobenen Gram-Farbung als Differentialdiagnostikum 
zwischen Protozoen und Biastomyceten feststellen konnen, daB die Orga- 
nismeu grampositiv sind. Dies wiirde also nicht auf eine Stellung 
unter den Protozoen hinweisen. 

DaB es sich bei diesem Mikroorganismus vorwiegend am einen Zell- 
parasitismus handelt, geht aus dem mikroskopischen Befunde unzwei- 
deutig hervor. Die unregelmiiBige, intracellulare Verteilung (einige Mono- 
nukleare sind strotzend voll von den Parasiten, andere giinzlich frei) 
beweist dies geniigend; man bekommt den Eindruck, als ob die in die 
Zellen eingedrungeneu c. q. durch diese aufgenominenen Parasiten sich 
im Zelleibe auBerordentlich vermehren und erst durch das Platzen des 
Zelleibes wieder frei werden. 

Ob diesem Mikroorganismus, dem ich auf Grund der sehr typischen 
Gestalt den Namen Ovoplasma anucleatum beilegen mochte, stets patho- 
gene Eigenschaften zugeschrieben werden miissen. kann ich ohne weiteres 
nicht entscheiden; es ist jedoch sehr gut moglich, daB der Parasit in 
vielen Fallen relativ harmlos ist und erst unter Umst&nden ffir den Wirt 
gefahrlich werden kann. Jedenfalls bin ich auf Grund des von rair in 
Borneo genau beobachteten Falles der Ansicht, daB dies letztere vor¬ 
kommen kann. Weitere Untersuchungen werden liber diesen Punkt 
Licht bringen mfissen. 

Malang, September 1912. 

Tafelerkl&rong'. 

1—ill. Parasiten bei G iein sa-Farbung. Chromatinfarbung nicht walir- 
nehmbar. 

1—6. Intraglobulare Forinen. 3-Teilung8forra. 

7—8. Freie Parasiten. 

9—10. Intraphagocytare Parasiten. Eine Knospungsforra ist bei 10 deutlich 
zu sehen. 

11. Extracelluliire Fornien, eingebettet. in einer Matrix, die nllem Anscneine 
nach von I.eukocy ton protoplasma stammt. 

12—17. Parasiten bei Farbung nach Heidenhain. 

12—15. Intraglobulare Fornien. In 13 und 14 ist Chromatinfarbung zu sehen. 

16—17. Intraphagocytare Parasiten ohne Andeutung von Chromatinfarbung. 


1) Da Rocha-Lima, H., Histoplasmosis und epizootischc Lymphangitis. 
(Beiheft 1 z. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. 1912.) 


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Lipschutz, Filtrierbare Infektionserreger und raaligne Tumoren. 


323 


Nachdruck rerboten. 

Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren. 

Von Dr. B. Lipschiitz, Wien. 

Den Ausgangspunkt fiir die vorliegenden Betrachtungen und zutn 
Teil hypothetischen Anschauungen gaben die teils auf eigene experimen- 
telle, teils auf literarische Untersuchungen begrQndeten Studien iiber die 
„filtrierbaren Infektionserreger 14 . Die weite Verbreitung letzterer im 
Menschen-, Tier- und Pflanzenreich, ihre hohe Pathogenitat und eine 
Anzahl biologischer Merkmale, die ihre Trennung von Bakterien und 
Protozoen angebracht erscheinen lassen, machten ihr Studiura von den 
verschiedensten Gesichtspunkten aus notwendig. Vergleichende Unter¬ 
suchungen fiihrten bei den filtrierbaren Infektionserregern zur Annalune 
gewisser, gesetzmaBig wiederkehrender Eigenschaften, die sich von 
ausschlaggebender Bedeutung fiir die Erklarung der hervorgerufenen 
Kranklieitsbilder, ja fiir ihr Verstandnis (iberhaupt erwiesen. In meiner 
demnachst erscheinenden Arbeit iiber n filtrierbare Infektionserreger u im 
Handbuch der pathogenen Mikroorganismen von Kolle-Wassermann 
habe ich auf diese Momente in Kiirze hingewiesen; an dieser Stelle 
mochte ich auf sie etwas naher eingehen, da sie als Grundlage fiir die 
Erklarung mancher Tatsacben aus der Geschwulstpathologie herangezogen 
werden sollen. Ich bin mir dabei bewuBt, den Weg der Hypothese be- 
treten zu mflssen, meine aber, daB wir das Unsichere mancher An¬ 
schauungen vorlaufig gelten lassen sollten, falls wir dabei imstande 
waren. mit Hilfe bereits bekannter Faktoren zur deduktiven Erforschung 
bisher noch wenig geklarter Affektionen beizutragen Oder letztere einem 
weiteren wissenschaftlichen Studium zugauglich zu machen. 

Eine bemerkenswerte und sehr charakteristische Eigenschaft vieler 
filtrierbarer Infektionserreger, die bei ihnen in viel hbherem AusmaB 
ausgepragt ist als etwa die Anpassung des Choleravibrio an den Darm- 
trakt oder des Gonococcus an die Harnrdhre, stellt ihre spezifische 
Aviditat zu entwickelungsgeschichtlich bestimniton Zell- 
gruppen und Geweben dar. Erst das Zusammentreffen des Virus 
mit einem bestimmten Gewebsabschnitt, in dem offenbar fiir ersteres 
optimale Wachstumsbedingungen gegeben sind, dient als auslbsendes 
Moment fiir das Auftreten der betreffenden spezifischen Krankheits- 
erscheinungen, wahrend, wie ich es bereits andernorts kurz angedeutet 
habe, andere Gewebe, zu denen das Virus keine Aviditat besitzt, sich 
gewissermaBen „atreptisch“ verhalten und der Erreger daselbst entweder 
zugrunde geht oder im Stadium des latenten Mikrobismus verbleibt. 
Die Erreger der Lyssa, der Gefliigelpest (bei der Gans), der Polio¬ 
myelitis, der Meersch weinchenlahm e etc. stellen neurotrope 
Vira dar. Das Wandern des Lyssa- oder des Poliomyelitisvirus nach 
Verletzungen oder nach kiinstlicher Infektion, beispielsweise in den 
Ischiadicus zentripetalwarts, und sein Hineingelangen ins Zentralnerven- 
system stellt einen ebenso gesetzmaBig ablaufenden Vorgang dar, wie 
etwa die fiir die Gefliigelpest von Kleine und Mbllers nachgewiesene 
Tatsache, daB das Virus aus dem Korper intramuskular mit Hiihnerpest- 
virus infizierter Ganse auf dem Blutwege ins Zentralnervensystem ein- 

21 * 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


wandert, und daB das Blut nach einigen Tagen vollkommen avirulent 
wird x ). 

Hamotrope Erreger linden wir bei der Hiihnerleukamie und 
bei der pernizibsen Anamie der Pferde; sie bedingen vornehmlich 
eine Erkrankung des Blutes und der blutbildenden Organe und veran- 
lassen eine Alteration der weiBen, bzw. der roten Blutkorperchen. 

Zu den organotropen Vira mochten wir die Erreger der Peri- 
pneumonie derRinder, der Agalactia contagiosa, des Gelb- 
fiebers und bis zu einem gewissen Punkt auch das Virus myxoma- 
tosum der Kaninchen rechnen. Die Infektion mit dem Agalaktievirus 
ffihrt zum Auftreten einer polyposen Mastitis; bei der Pleuropneumonie 
der Rinder lokalisiert sich der Infektionserreger, unabhSngig von der 
Insertionsstelle des Virus, in Lungen und Pleura; beim Gelbfieber treten 
schwere Leberveranderungen auf, und das Myxomvirus ruft in alien 
seinen Lokalisationen in der Haut und in den Parenchymorganen eine 
schleimartige Degeneration des Bindegewebes hervor. 

Besondere, ausfiihrlichere ErwiLhnung verdienen ferner die d ermo- 
trope n Erreger, da hier der gesetzmaBige Vorgang meist auBerordent- 
lich leicht experimentell erzeugt und sein Ablauf ini Hautorgan der 
genauesten Kontrolle stets zuganglich ist. Zu den dermotropen Infektions- 
erregern rechnen wir das Virus der Vaccine-Variola, der Schaf- 
pocke, der Gefliigelpocke und der Maul- und Klauenseuche, 
ferner wahrscheinlich auch das Virus der Samoapocke und der bra- 
silianischen Pocke (Alastrim). Untersuchungen von v. Prowazek, 
Calmette und Gudrin, Burnet, Lipschiitz, Loeffler und Frosch, 
No card und Roux etc. zeigen ubereinstimmend, daB die genannten 
Vira eine maximal gesteigerte Aviditat zum Hautorgan besitzen und in 
der Regel (die Schafpocke zeigt auch Beziehungen zum Mesoderm) bloB 
in letzterem krankhafte Veranderungen des Gewebes durch ihre An- 
wesenheit und Vermehrung hervorrufen. Spritzen wir Kaninchen intra- 
venos Vaccinevirus ein oder werden Tauben intravenos mit Gefliigel- 
pockenvirus vorbehandelt, so gelangt der Erreger in die Haut und er¬ 
zeugt daselbst nach der durch einen mechanischen Reiz (Rasieren der 
Bauchhaut oder Skarifikation letzterer beim Kaninchen oder Rupfen der 
Federn bei der Taube) erfolgten „AufschlieBung u der Haut das typische 
Krankheitsbild. Bei der Maul- und Klauenseuche haben Loeffler und 
Frosch nachgewiesen, daB bei intravenos injizierten Tieren das Virus 
rasch aus der Blutbahn verschwindet, uni an den Hautstellen, an denen 
die Blasenbildung erfolgt, ausgeschieden zu werden. Aehnlich lehren die 
Versuche von Nocard bei der Schafpocke, daB die spontane Infektion 
durch Inhalation stattfindet; das in die Lungenalveolen gelangende Virus 
wird auf deni Blutwege der Haut zugefiihrt, wo es dann das typische 
Exanthem hervorruft. 

SchlieBlich hatten wir noch einige filtrierbare Infektionserreger zu 
erwahnen, die, im Gegensatz zu den bisher angefuhrten, stets im Orga- 
nismus, wenn auch oft nur teniporbr generalisierten Vira, ausschlieBlich 
lokalisierte Alfektionen der Haut oder Schleimhaut darstellen, wir 
nennen hier die Erreger des Moll u scum contagiosum, der Warzen 
und des T radio ms. 

1) Zu den durch ueurotrope Infektionserreger hervorgerufenen Krankheiten ware 
moglicherweise auch die sympathische Ophthalmie zu zahlen. Die strenge Lokali- 
sation des krankhaften Prozesses im Berciche des N. opticus wtirde dann ein Analogon 
einer anderen ebenfalls isolierten Infektion eines Gehirnnerven bei der labyrin- 
taren Erkrankung mit Gefliigelpestvirus infizierter Tauben (Centanni) abgeben. 


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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und raaligne Tumoren. 


S25 


Aus den bisherigen Ausfuhrungen ersehen wir, daB bei einer Reihe 
von Infektionskrankheiten auBerst innig bestehende Wechselbeziehungen 
zwischen Erreger und Gewebe sich nachweisen lassen, daB sich jedoch 
in dieser Hinsicht weitgehende Differenzierungen ergeben, je nach den 
Keimbiattern, zu denen die Vira Aviditat besitzen, und je nach Art der 
von ihnen ausgelosten Zell- und Gewebsreaktionen. Was diese betrifft, 
so begegnen wir neben den aus der Pathologie der meisten anderen Mi- 
kroben bekannten Bildern (akute und chronische Entziindungen mit Plasma- 
zellenanhaufungen, degenerative Vorgange etc.) Reaktionsarten des Or- 
ganismus, die sich in wesentlich abweichender Form reprasentieren. 
Zun&chst Zellhypertrophie und Zellverniehrung (allerdings beschrankter 
Art) im Rete Malpighi mit Bildung eigenartiger Einschlusse (Guar- 
nierische Korper, Molluscumkbrper etc.) bei gewissen dermotropen In- 
fektionserregern; ferner bemerkenswerte Gewebsreaktionen in Form einer 
enormen Vermehrung der weiBen Blutkorperchen (im Blut und in den 
blutbildenden Organen) bei der Htihnerleukamie, oder maBige Akanthose 
des Rete und hauptsachlich inachtige Hyperkeratose bei den Warzen etc. 

Fur die unten zu besprechenden Tropismen in derGeschwulst- 
lehre erweisen sich aber von besonderer Bedeutnng namentlich die 
eigenartigen Formen der Gewebsreaktionen bei manchen organotropen 
Virusarten. Die im Blut kreisenden Erreger lokalisieren sich in be- 
stimmten Organen oder Geweben und erzeugen daselbst charakteristische 
Veranderungen, z. B. die polypose Mastitis bei der Agalactia contagiosa; 
beim Virus myxomatosum der Kaninchen stellt das Bindegewebe den 
Angriffspunkt des Virus dar, wobei es sowohl in der erkrankten Haut 
als auch in den befallenen Parenchymorganen zu einer schleimartigen 
Degeneration, mit Bildung groBer, sternformig verastelter Zellen, kommt. 

Zusammenfassend konnen wir das Gesagte dahin ausdriicken, daB: 
1) bei zahlreichen filtrierbaren Virusarten maximal gesteigerte, spezifische 
Aviditaten zu entwickelungsgeschichtlich bestimmten Geweben bestehen, 
und 2) daB bei vielen der genannten Infektionserreger die Art der Re- 
aktionsfahigkeit des vom Virus befallenen Gewebes eine eigenartige, von 
den durch Bakterien oder Protozoen hervorgerufenen pathologisch - ana- 
tomischen Bildern vollkommen abweichende ist. 

Wahrend die in den bisherigen Ausfuhrungen gemachten Angaben 
experimentell begriindet und anatomisch einwandfrei nachgewiesen sind 
und daher als wissenschaftlich gesichertes Gut betrachtet werden konnen, 
wollen wir, von den hier angefuhrteu Faktoren ausgehend, den Versuch 
unternehmen, eine Briicke zu schlagen zu einer Reihe von Tatsachen, 
die in der Geschwulstlehre zum Teil namentlich in Untersuchungen der 
letzten Zeit bekannt geworden sind, und nachsehen, ob es moglich er- 
scheint, sie unter demselben Gesichtswinkel wie die besprochenen filtrier¬ 
baren Virusarten zu analysieren, bzw. ob es gestattet ist, in der Er- 
brterung der zwei scheinbar so divergierenden Materien gemeinsame 
Gesichtspuukte aufzustellen, die sich moglicherweise auch fur das wissen- 
schaftliche Studium der Geschwiilste von Nutzen erweisen konnten. 

Vorausgeschickt muB hier werden, daB die bosartigen Geschwiilste 
— wir vermeiden hier und auch im Laufe der weiteren Ausfuhrungen 
das Wort Carcinom (Krebs) — mit grOBter Wahrscheinlichkeit atiologisch 
vollkommen verschiedenartige Affektionen darstellen, die nicht nur durch 
klinisches Verhalten und histologisches Substrat differieren, sondern vor 
allem auch bei den verschiedenen Tierarten oder selbst Tierrassen unter- 
einander durchaus verschieden sind. Die Konsequenz dieser in friiheren 
Arbeiten allzu wenig betonten Tatsache ist zunachst nicht nur die, daB 


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326 Centralbi. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 

wir mit dem Sammelnamen Carcinom iiberhaupt brechen, sondern daB 
wir von vornherein auf die Unmoglichkeit verzichten miissen, Anschau- 
ungen fiber die wahrscheinliche Genese und Aetiologie a Her bisher be- 
kannten bosartigen Geschwfilste entwickeln zu wollen. Die hier vorzu- 
tragenden Anschauungen sollen daher bloB den bescheidenen Ansatz ffir 
das Studium einzelner Neubildungen abgeben und erst allmahlich. auf 
Grund weiterer Untersuchungsergebnisse den Kreis der in diese Erorte- 
rungen einzubeziehenden Geschwfilste erweitern. 

Nachdem in vorliegender Arbeit ausschlieBlich auf Grund des ver- 
gleichenden Studiums der Neoplasmen mit den filtrierbaren Infektions- 
erregern versucht werden soli, den Wegen einer mfiglichen Infektions- 
genese mancher Geschwfilste nachzugehen und die Faktoren zu eruieren, 
die ffir die Lokalisierung der betreffenden Geschwfilste in den einzelnen 
Organen und Geweben Geltung besitzen konnen, so ist es klar, daB wir, 
trotz der supponierten Vielheit der Aetiologieen der Neoplasmen, uns 
hier ausschlieBlich mit der parasitfiren Frage zu befassen haben 
werden. Diese Frage, die seit jeher Gegenstand eifriger Diskussionen 
war, hat hauptsachlich in Borrel einen Vorkfimpfer gefunden, der in 
zahlreichen Arbeiten als erster immer wieder auf gewisse Aehnlich- 
keiten im Bau der Geschwfilste mit den von ihm als „6pith61ioses in- 
fectieuses 11 bezeichneten Gruppe von Krankheiten (Vaccine, Geflugelpocke, 
Maul- und Klauenseuche etc.) hingewiesen hat. Auf diese Arbeit und 
auf die vor wenigen Jahren erschienene Mitteilung „Le probl&me du 
cancer u , in der auch die Literatur Berficksichtigung gefunden hat, sei an 
dieser Stelle ganz besonders verwiesen. 

Versuchen wir nun den Momenten nachzugehen, die ffir die in- 
fektifise Theorie mancher Geschwfilste auf Grund der Untersuchungen 
der letzten Jahre angeffihrt werden konnen. 

Sehen wir zunfichst vom klinischen Verlauf der bosartigen Ge- 
schwtilste vollkommen ab, so war bisher unter anderen Momenten nament- 
lich die sehr weitgehende Differenz in den histologischen Substraten der 
Geschwfilste einerseits und andererseits der durch Bakterien hervor- 
gerufenen Infektionskrankheiten hinderlich gewesen ffir die Auffassung 
der infektiosen Genese der Neoplasmen. Im Gegensatz zu bakteriellen 
Affektionen konnen wir aber bei den filtrierbaren Virusarten eine auBer- 
ordentliche Mannigfaltigkeit der Abwehrreaktionen des Gewebes nach- 
weisen. Man fiberlege, welch weitgehende Differenzen bestehen zwischen 
dem Bau eines Tuberkels, eines Leproms oder eines Furunkels etc. 
einerseits und dem histologischen Substrat der polyposen Mastitis (bei 
der Agalactia contagiosa), der mfichtigen Hyperkeratose (bei den Warzen), 
der ausgeprfigten Akanthose des Rete Malpighii (bei der Geflfigelpocke 
etc.), der enormen Vermehrung der weiBen Blutkfirperchen (bei der 
Hfihnerleukamie) andererseits! Nimmt man auf Grund der hier ange- 
ffihrten Tatsachen einen, wenn ich so sagen darf, weniger dogmatischen 
Standpunkt in der Beurteilung der durch zweifellose Infektionserreger 
bedingten pathologischen Gewebsalterationen ein, so wird man auch in 
der Deutung der histologischen Substrate der Geschwfilste kein zwingendes 
Argument gegen die Moglichkeit einer parasitaren Aetiologie der 
Geschwfilste erblicken konnen. Diesen Standpunkt hatte bereits Borrel 
vertreten, als er schrieb: „Pourquoi ne pas admettre comme possible— 
et par principe — quA des virus encore inconnus peuvent correspondre 
des ldsions sp4ciales, dont la raison d’etre sera expliqude plus tard?“ 

War man im allgemeinen frfiher geneigt, den Ergebnissen der histo¬ 
logischen Untersuchung der Tumoren keinerlei ffir die Entscheidnng 


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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren. 


327 


ihrer Aetiologie maBgebende Rolle zuzuschreiben, so scheinen gewisse 
aus tier letzten Zeit stammende Angaben iiber histologische Umwand- 
lungen, z. B. aus Carcinom in Sarkom und umgekehrt, geradezu fiir 
die parasitare Genese zu sprechen, in der Annahine einer Reiziiber- 
tragung beispielsweise von eingebrachten Sarkomzellen auf Epithelien 
der Nachbarschaft (Falle von Sticker und Lew in). 

Entscheidende Bedeutung fiir die Frage der parasit&ren Natur der 
Geschwiilste (oder, besser gesagt, einzelner Geschwiilste) miiBte natiirlich 
dem Nachweise ihrer Kontagiosit&t bzw. der Moglichkeit ihrer kiinst- 
lichen Uebertragung zukommen. Die Frage der Kontagiositfit betreffend 
sei erwiihnt, daB die, wie es scheint, fast fehlende spontane Ueber- 
tragungsinoglichkeit der Geschwiilste von einem Individuum auf ein 
zweites durchaus nicht mit zwingender Logik gegen die parasitare Theorie 
angefiihrt werden darf, nachdern Infektiositat und Kontagiositat bekannt- 
lich keinesfalls einander stets vollkonnnen deckende Begriffe darstellen; 
kennen wir doch sicher infektiose Prozesse, von denen geringste Mengen 
des pathologischen Substrates (beispielsweise des Hiihnerpestvirus) im 
Experiment die letale Infektion bewerkstelligen konnen, wahrend die 
spontane, direkte Uebertragung in der Regel vermiBt wird; wahrschein- 
lich miissen noch uns unbekannte Zwischenwirte (Borrel) oder be- 
sondere Modalitaten zur Erzeugung der betreffenden Krankheiten in 
Wirksamkeit treten. 

Die in den Untersuchungen verschiedener Autoren (Behla, Werner 
etc.) enthaltenen Mitteilungen iiber gehauftes Auftreten bosartiger Ge¬ 
schwiilste in einzelnen Ortschaften oder Hausern finden bekanntlich ein 
Pendant in den Berichten Borrels. Dieser Forscher hatte rnehrfach 
die interessante Beobachtung gemacht, daB in gewissen von tumor- 
kranken Mausen bewohnten Kafigen ein spontanes gehauftes Vorkommen 
von Mammacarcinomen bei vorher gesunden Mausen sich eingestellt 
hatte, und diese Beobachtung konnte von einzelnen Autoren (Gaylord 
und Clowes, Ascher, Michaelis etc.) bestatigt werden, — ein 
Moment, das zweifellos bei der Beurteilung der parasitaren Aetiologie 
der Geschwiilste nicht flbersehen werden darf. 

Von Wichtigkeit ist ferner die Frage, ob die in den Untersuchungen 
von Morau, Jensen, Borrel etc., namentlich aber in jenen Ehr¬ 
lichs zu so hoher Vollkommenheit herangebildeten kunstlichen 
Uebertragungen der Geschwiilste als Infektion im bakteriologischen Sinne 
oder als Gewebstransplantation gedeutet werden diirfen? Nachdern stets 
zur Erzeugung neuer Geschwiilste intakte Tumorzellen iibertragen werden 
muBten, die, mit lebhafter Wucherungsfahigkeit ausgestattet, das An- 
gehen der Geschwulst „aus sich heraus u bedingten, war man bisher ge- 
neigt, die Moglichkeit einer echten Infektion zu verneinen. Urn so be- 
merkenswerter erscheinen mir einige Angaben Uhlenhuths, die bis¬ 
her, trotz der ihnen zweifellos zukommenden Bedeutung, von keiner 
Seite Beachtung gefunden haben. Uhlenhuth berichtete iiber ein 
virulentes Rattensarkom (histologisch ein groBzelliges Spindelzellen- 
sarkom), das sich nicht nur durch die gewohnlichen Mothoden der 
Transplantation (subkutane Einverleibung kleiner Tumorfragmente etc.) 
auf gesunde Tiere ubertragen lieB, sondern die biologisch besonders 
interessante Eigenschaft besaB, schon durch bloBes Einreiben der ra- 
sierten Haut oder nach Einreiben skarifizierter Hautstellen das An- 
gehen des Tumors zu bewirken. Diese auBerordentlich leichte kutane 
Impfbarkeit des Tumors stellt ein Pendant zu der uns wohlbekannten 
Moglichkeit der Einimpfung belebter Keime (Pestbacillus, Eiterkokken, 


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328 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

Vaccine, Taubenpocke etc.) in die verletzte Oberhaut dar und konnte 
verleiten, auch im Uhlenhuthschen Fall die Uebertragung als echte 
Ueberimpfung zu deuten. Da wir aber dem Einwand nicht begegnen 
konnen, daB es sich dabei auch um die Einbringung einzelner, lebender, 
intakter Tumorzellen gehandelt haben mag, werden wir, im streng bak- 
teriologischen Sinne, von einer Keimiibertragung nur dann sprechen 
konnen, wenn es gelingen sollte, die kiinstliche Erzeugung von Neo- 
plasmen und ihre Fortfiihrung in Generationen durch die Einverleibung 
vollkommen zellfreien Tumormateriales zu erreichen. Dieses Ziel 
schwebte schon 1905 Haaland vor, als er im Borrelschen Labo- 
ratorium versuchte, durch die Einimpfung von Berkefeld-Filtraten 
Carcinome bei Mausen hervorzurufen. BloB bei einer Maus wurde das 
Auftreten eines Carcinoms einige Zeit nach der Filtratimpfung, jedoch 
nicht an der Impfstelle, sondern an der Vulva beobachtet. Seit Haa¬ 
land ist der Filtration durch bakteriendichte Filter keine Aufmerksam- 
keit mehr geschenkt worden, bis es P. Rous gelang (1911), ein sehr 
virulentes, bei Huhnern auftretendes Sarkom auch mittels Berkefeld- 
Filtraten auf gesunde Tiere zu iibertragen. Durch diesen Nachweis der 
Filtrierbarkeit des Hiihnersarkomvirus ist — die Richtigkeit der Rous- 
schen Angaben vorausgesetzt — streng genommen, nur fur diese Ge- 
schwulst der infektios-parasitSre Character erbracht. Auch ware ferner 
noch die Sarkomnatur der beniitzten Hiihnergeschwulst vollkommen 
sicherzustellen, nachdem bekanntlich auch fur das Sticker sche 
Lymphosarkom des Hundes die Ansichten iiber seine echte Tumornatur 
geteilte sind. Vom Standpunkt der in dieser Arbeit niedergelegten An- 
schauungen wiirde ich aber diesen auf Grund histologischer Unter- 
suchungen sich regenden Zweifeln keine entscheidende Bedeutung bei- 
legen, nachdem die Ueberg&nge von den infektiosen Granulations- 
geschwiilsten zu den sogenannten echten Neoplasmen wohl allm&hliche 
sein diirften und es histologisch in dem einzelnen Falle auch unmbglich 
sein kann, eine sichere Entscheidung zu treffen. 

Nachdem es wenig wahrscheinlich ist anzunehmen, daB das Hiihner- 
sarkom biologisch ganz vereinzelt in der Pathologie der Neoplasmen 
dasteht, ist zu erwarten, daB ahnliche Versuchsergebnisse auch bei einer 
Reihe anderer Geschwiilste werden gewonnen werden. Falls das Ex¬ 
periment zur Bestatigung dieser Ansicht flihren sollte, werden wir eine 
Reihe bdsartiger Geschwiilste als infektiose Neubildungen betrachten 
durfen, deren Virus infolge seiner auBerordentlichen Kleinheit und hochst- 
wahrscheinlich infolge eines eigenartigen Aggregatzustandes (ahnlich wie 
dies fiir das Htihnerpestvirus von Lode und Gruber supponiert wird) 
die Eigenschaft besitzen konnte, die Poren der bakteriendichten Filter 
zu passieren. Wir wiirden hierdurch auch zur Erorterung der Frage 
gelangen, ob gewisse, fiir die bisher bekannten filtrierbaren Infektions- 
erreger charakteristische Erscheinungen auch fiir die Entstehung der 
Geschwiilste Geltung besitzen bzw. ob beide, wie bereits erw&hnt, im 
ersten Augenblick so verschiedenartigen Materien eine Betrachtung von 
gemeinsamen Gesichtspunkten vertragen. Bereits von Borrel wurde 
1903 in seiner vorziiglichen Studie „Les 6pith61ioses infectieuses et les 
6pitheliomes“ darauf hingewiesen, daB die krebsartigen Neubildungen 
gewisse Aehnlichkeiten zu den von ihm untersuchten „Epitheliosen“ 
(Vaccine, Schafpocke, Maul- und Klauenseuche etc.) besitzen, weitere 
literarische Angaben konnte ich iiber dieses Thema nicht auffiuden, nach- 
dein durch den dogmatischen Standpunkt der pathologischen Anatomen 
die weitere Verfolgung der parasitaren Theorie der Neoplasmen in den 


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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren. 


329 


letzten Jahren immer mehr in den Hintergrund getreten war. Ich will 
daher liier versuchen, namentlich auf Grund der Untersuchungon der 
letzten Zeit, dem Parallelismus gewisser den Neoplasmen und den 
filtrierbaren Infektionserregern zukomraenden Eigenschaften nachzugehen. 
Bei letzteren hatten wir besonders das Vorkandensein spezifischer Avi- 
ditaten zu entwickelungsgeschichtlich bestimmten Geweben hervorgehoben 
und darauf hingewiesen, daB auch die Zell- und Gewebsreaktion auf die 
Invasion des filtrierbaren Virus bereits gewisse charakteristische, jedoch 
von den bei Infektionen mit Bakterien oder Protozoen auftretenden 
pathologisch-anatomischen Bildern abweichende Bilder zeigt. Bei den 
Geschwiilsten scheint uns auch die Annahme berechtigt zu sein, daB 
ahnliche, aber noch viel innigere Beziehungen zwischen dem krankheits- 
machenden, wahrscheinlich belebten Virus und dem Gewebe bzw. den 
Zellen bestehen, in dem Sinne, daB ersteres streng und spezifisch 
flCellulotrop 14 *) ist Entsprechend der Pluralitat der Geschwiilste wkre hier 
nicht nur zwischen Vira, die zur Epithelzelle, und solchen, die zu den 
Abkommlingen des Mesoderms vorwiegende spezifische Avidit&ten 
besitzen, zu unterscheiden, sondern innerhalb jeder dieser Hauptgruppen 
mfiBte man eine grofie Reihe untereinander verschiedener, biologisch 
differierender Geschwulsterreger annehmen, — eine Ansicht, die sich auch 
mit den aus klinischen Erfahrungen und anatomischen Untersuchungen 
gewonnenen Ergebnissen wurde vereinbaren lassen. „Cellulotrop“ ware 
dann der Ausdruck fur strenges Gebundensein des Geschwulstagens an 
die Zelle, die, durch ersteres zur Wucherung angeregt, zun&chst das 
Substrat des Primartumors erzeugt. Durch weitere, sehr rasch vor sich 
gehende Vermehrung des Virus wflrden immer neue Zellen infiziert, die 
wieder in Wucherung geraten, wodurch infolge mechanischer Ver- 
haitnisse in den LymphgefaBen und in den interstitiellen Bindegewebs- 
spalten eine weitere Fortsetzung des Tumorwachstums, Infarzierung der 
LymphgefaBe und Metastasierung der Driisen etc. sich einstellen muBte 
oder durch Einbruch in BlutgefaBe und Verschleppen Virus beherbergen- 
der Zellmassen die Moglichkeit der Verallgemeinerung der Geschwulst, 
der Metastasierung in den Organen etc. schaffen wiirde. Diese obligate 
„symbiocelluiare“ (v. Prowazek) Existenz des Erregers stellt einen 
wichtigen, wenn auch nur graduellen Unterschied zum diesbeziiglichen 
Verhalten mancher filtrierbarer Infektionserreger dar. Spritzen wir Ka- 
ninchen eine geringe Menge des Myxomvirus ein, so erfolgt eine Genera- 
lisierung des Virus im Organismus, jedoch erkraukt in spezifischer Weise 
nur eine Gewebsart sowohl in der Haut als auch in den befallenen 
Parenchymorganen (Milz etc.), namlich das Bindegewebe. Auf die intra- 
venSse Injektion mit Vaccine oder Gefltigelpocken virus etc. treten Haut- 
veranderungen auf, und das Blut enthalt nur geringe Virusmengen oder 
wird selbst avirulent. Bei diesen filtrierbaren Infektionserregern ist 
jedoch der Zelltropismus des Virus nicht derart obligat, daB nicht auch 
mit zellfreien Filtraten die Infektion herbeigefuhrt werden konnte, wahrend 
bei den Tumoren offenbar die optimalen Uebertragungsverhaitnisse das 
Vorhandensein bereits befallener Wirtszellen d. h. intakter Tumorzellen 
erheischen. Indes zeigen die Filtrationsversuche von Rous mit Hiihner- 
sarkom, daB unter Umstanden der obligate Zelltropismus auch durch- 
brochen werden kann. Zum Angehen des Sarkoms gentigte jedoch meist 


1) Bemerkenswert ist der Nucleotropismusbei manchen filtrierbaren Infektiona- 
erregern (Myxomkrankheit der Kaninchen, Gelbsucht der Seidenraupen), wodurch es zur 
Virusansiedelung im Kern kommt. 


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330 


Centralbl f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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die Einverleibung der Berkefe Id -Filtrate nicht, sondern es war not- 
wendig, durch ein gleichzeitig gesetztes Trauma (oder durch Injektion 
von Diatomaceenerde) eine Zellenschadigung hervorzurufen, um positive 
Impfresultate zu erlangen. 

Dieser Vorgang bietet weitgehende Analogieen mit Tatsachen aus der 
Lehre von den filtrierbaren Vira. Das intravenos einverleibte Vaccine- 
oder Gefliigelpockenvirus gelangt in die Haut, bleibt jedoch daselbst in- 
aktiv und erst durch Einwirkenlassen eines mechanischen Traumas, wo- 
durch ein „AufschlieBen u der Epidermis erzielt wird, gelangt der Erreger 
zur Entfaltung seiner spezifischen biologischen Eigenschaften und zur 
pathologischen Beeinflussung des Hautorgans. Beim Hiihnersarkom 
bleibt das Filtrat unwirksam, bis der gesetzte mechanische Reiz zur 
Virusverankerung an normale an Ort und Stelle befindliche Binde- 
gewebszellen fiihrt, die durch das obligat-symbiozellulare Agens in Wuche- 
rung geraten und die Geschwulst entstehen lassen. 

Die bei den geschilderten Vorgangen eine Rolle spielenden Momente 
konnen hypothetisch zur Erklarung einer Reihe von aus der Ge- 
schwulstpathologie bekannten Tatsachen herangezogen werden, die sich 
bisher unserem Verstandnis grofitenteils entziehen muBten. Das Auf- 
treten von Gcschwiilsten (und Metastasen) nach vorausgegangenem Trauma, 
und zwar sowohl von Sarkomen als auch von Carcinomen und des weiteren 
die Tendenz mancher Geschwulste. sich in bestimmten Parenchymorganen 
(Leber, Ovarium, Hoden etc.) primar anzusiedeln, konnen im Lichte 
unserer hier entwickelten, hypothetischen Anschauungen eine wissen- 
schaftliche Erklarung linden. DaB die hier aufgerollten Fragen einem 
experimentellen Studium zuganglich gemacht werden konnen, daruber 
belehren uns einige interessante Versuche von Lubarsch, die auch 
weiter zeigen, wie wenig iiberhaupt diesen Fragen bisher experimentelle 
Wiirdigung zuteil geworden ist. 

Nach den Ausfiihrungen von Lubarsch konnen Traumen auf einen 
Tumor verschlimmernd einwirken, indem sie das Wachstum beschleunigen, 
die Bildung von Metastasen herbeifiihren und selbst die Lokalisation der 
Metastasen bestimmen. Lubarsch berichtet liber einen Fall, in dem 
mehrere Monate nach einem Trauma des linken Unterarmes sich daselbst 
ein Tumor entwickelte, der sich spSter als Metastase eines Speiserdhren- 
krebses herausstellte. Besonders lehrreich sind jedoch die Ergebnisse einiger 
experimenteller Untersuchungen dieses Forschers. Bei Mausen, die mit 
solchen Krebsstammen geimpft waren, die bisher noch niemals Metastasen 
gemacht hatten, wurden, nachdem die subkutanen Tumoren sich zu Knoten 
von Pflaumen- oder WalnuBgrbBe entwickelt hatten, Knochenbriiche an- 
gelegt oder kleine Stiche in die Leber gemacht. Wahrend es an den 
Stellen der Knochenbriiche niemals zur Metastasenbildung kam, ent¬ 
wickelten sich an den Stellen der Leberstiche in 2 Fallen kleine meta- 
statische Knotchen. Es war also gelungen, an vorher gewahlten Stellen 
das Auftreten von Metastasen experimentell zu bewirken, — ein 
Pendant zu den bekannten Hautreizphanomenen bei der Vaccine 
(C a 1 m e 11 e und Guerin, v. P r o w a z e k etc.), Geflugelpocke (Burnet, 
Lipschiitz etc.) u. a. Bei diesen Affektionen kreist das Virus (manch- 
mal nur temporftr) im Organismus, lokalisiert sich in bestimmten Or- 
ganen, zu denen es eine maximal gesteigerte, spezifische Aviditat besitzt 
und wird durch mechanische Reize zur Entfaltung seiner biologischen 
Eigenschaften veranlaBt. Bei den Neoplasmen kbnnten wir ebenfalls 
supponieren, daB das Virus im Organismus kreist, und zwar infolge des 
obligaten Zelltropismus innerhalb der von ihm befallenen Wirtszellen und 



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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren. 


331 


daB die Metastasen den Ausdruck des Haftens derartiger Zellen, meist 
an geschadigten Gewebsstellen (locus minoris resistentiae) abgeben. Dali 
tibrigens auch bei den experimentellen M&usecarcinomen Tumorzellen in 
den Kreislauf gelangen, hatten bereits die Untersuchungen von Borrel 
und Ha aland bewiesen, die in den Lungen bloB mikroskopisch nach- 
weisbare Metastasen finden konnten. Aehnlich wfire auch im Sinne 
unserer Anschauungen das Auftreten von Prim&rtuinoren in Parenchym- 
organen, ini AnschluB an auBerliche SchSdigungen oder innere Ursachen 
(beispielsweise Stoffwechselstorungen bei Lebercarcinomen etc.) oder auch 
im AnschluB an uns derzeit vollkommen unbekannte okkasionelle Momente 
zu erklaren. 

Dem in dieser Arbeit ausgefiihrten weitgehenden Parallelismus 
zwischen filtrierbaren Infektionserregern und malignen Neoplasmen fiigen 
sich auch folgende zwei Tatsachen ungezwungen ein: zunfichst die Eigen- 
schaft dieser so verschiedenartig sich darbietenden Materien, tiefe Kaite- 
grade durch lange Zeit ungeschfidigt zu vertragen, und ferner die, ihre 
Virulenz in Glyzerin zu bewahren. Es ist anzunehmen, daB bei konse- 
quenter Durchfilhrung paralleler Untersuchungsserien noch eine Reihe 
anderer gemeinsamer Momente sich wird feststellen lassen. 

Bieten die hier vorgetragenen Ansichten Ausblicke fiir die weitere 
Erforschung der Geschwtilste und auf welche Arbeitsmethoden weisen 
sie hin als forderlich zum wissenschaftlichen Studium der Neoplasmen? 
Das experimentelle Studium der Geschwiilste von ausgesprochen bakte* 
riologischen, in praxi noch gar nicht bewiesenen Gesichtspunkten hat 
bereits lehrreiche Einblicke in manche dunkle Punkte der Geschwulst- 
lehre geliefert, wofiir die meisterhaften Versuche Ehrlichs und Apo- 
lants, Haalands und anderer Forscher fiber Immunitat, iiber die 
Ausschaltung eines Bestandteiles von Mischtumoren etc. angeffihrt seien. 

Wenn wir hier den weitgehenden Parallelismus im Studium der 
Neoplasmen und der filtrierbaren Infektionserreger als Arbeitshypothese 
akzeptieren, so ist es klar, daB wir den bakteriologischen VVeg weiter 
werden verfolgen miissen, wobei wir durch die scharfere Formulierung 
der Arbeitshypothese auch die Arbeitsmethoden genau vorge- 
zeichnet finden. (Untersuchungen mittels der Filtrationsmethoden, Kom- 
bination letzterer mit der Ultrafiltration, Virusanreicherung auf Kolloid- 
filtern, moglichst wechselnde Impfungsarten behufs Feststellung der bei 
einzelnen Geschwulstarten abweichenden Zelltropismen, Filtrationsnach- 
weis beispielsweise durch Feststellung der Immunitat mittels Nachimpfung 
mit virulentem Material nach den bekannten Methoden bei Vaccine etc., 
mikroskopische Untersuchungen mit den aus dem Studium der Stron- 
gyloplasmen bekannten Methoden etc. etc.) Die Existenzberechtigung 
unserer Arbeitshypothese mtiBte man gelten lassen, selbst wenn es mit 
ihrer Hilfe auch nur gelingen sollte, eine Vereinfachung und Einschran- 
kung des weiten Arbeitsgebiets zu erreichen und von der groBen Zahl 
der bisher bekannten Geschwfilste eine Reihe von Neoplasmen (oder 
ihnen nahestehenden Infektionsgeschwfilsten) mit bakterieller Aetiologie 
abzugrenzen. Vielleicht gelingt es dann in der Erforschung der Aetiologie 
der malignen Tumoren neue Ergebnisse zu erringen. 

Wien, Ende Dezember 1912. 

Literatur. 

1) Apolant, Die experimentelle Erforschung der Geschwiilste. (Haudbuch v. Ko 1 le- 
Wassermann.) 

2) Ascher, Zeitschr. f. Krebsforsch. 1912. 

3) Borrel, Ann. de l’Inst. Pasteur. 1903. u. Bull, de 1’Inst. Pasteur. 1907. 


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332 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


4) Burnet, Ann. do l’lnst. Pasteur. 1906. 

5) Calmette u. Guerin, Ann. de l’lnst. Pasteur. 1901. 

6) Haaland, Ann. de l’lnst. Pasteur. 1905. 

7) Lewin, Zeitschr. f. Krebsforsch. 1912. 

8) Lipschfitz, Ceber Dermotropismus etc. (Handb. d. pathog. Protoz. von v. Pro- 
wazek. 1911. u. CentTalbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 46 u. 48. 

9) Loeffler u. Frosch, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. 1898. 

10) Lubarsch, Med. Klinik. 1912. 

11) v. Prowazek u. Yamamoto, Dtsche med. Wochenschr. 1909. 

12) Rous, P. Americ. Assoc, f. Cancer Res.; Zeitschr. f. Krebsforsch. 1912. 

13) Uhlenhuth, Handel u. Steffenhagen, Zeitschr. f. Immunitatsforsch. 1910. 

14) Werner, Statistische Untersuchungen fiber das Vorkomraen des Krebses in 
Baden etc. Tfibingcn 1910. 


Nachdntck verboten 

Quelques observations sur le dimorpMsme de Trypano¬ 
soma Pecaudi. 

[Laboratoire de M. le prof. Mesnil, Institut Pasteur.] 

Par le Dr. M. Ogawa, Fukuoka (Japan). 

Avec 3 figures. 

Au cours de ^’infection de Trypanosoma Pecaudi, virus de la 
Baleri, chez les animaux, le parasite se prbsente sous deux formes diffb- 
rentes, l’une longue et effilbe, l’autre courte et trapue 1 ). Au dbbut des 
recherches sur la Baleri, Pbcaud btait incline k croire qu’il s’agissait 
bien, au point de vue morphologique, d’une infection double due k deux 
trypanosomes d’espbces distinctes, mais il n’a jamais pu appuyer son 
hypothbse sur des preuves. 

II etait done intbressant de rechercher, par la mbthode biometrique, 
le rapport existant entre l’allure de l’infection et l’apparition des deux 
formes du Trypanosome dans le sang des animaux en experience. Pour 
cela, nous avons employb des cobayes et des souris inocules de ce virus. 
Je resume simplement mes observations ci-dessous. 

Au cours de l’infection, on peut constater une proportion remarquable 
entre le nombre des formes longues et celui des formes courtes. 

Ce sont les formes longues et les formes de division qui apparaissent 
d’abord dans le sang. Les formes courtes se presentent seulement quel¬ 
ques jours aprbs l’apparition des premibres formes. 

Quand la maladie dure assez longtemps comme chez les cobayes, des 
la periode moyenne, les formes courtes se prbsentent en nombre notable. 
Puis dans la dernibre pbriode de l’infection, ce sont de nouveau les 
formes longues qui dominent. 

Chez les animaux qui succombent rapidement (e’est l’ordinaire pour 
les souris et l’exception pour les cobayes), les formes longues sont en 
nombre bien supbrieur k celui des autres pendant tout le cours de Pin- 
fection. 

Cobaye No. 76 du poids de 440 grammes est inoculb avec le Try¬ 
panosoma Pecaudi le 15 juillet 1912. L’inoculation est faite sous 
la peau avec le sang d’un cobaye fortement infeetb. Le 18 juillet, & 
l’examen microscopique du sang pris b l’oreille, les Trypanosomes sont 
extremeinent rares. Les parasites, dbs leur apparition, se multiplied 

1) Voir en particulier Laveran. (Ann. Inst. Pasteur. T. 21. 1907.) 


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Ogawa, Quelques observations sur le dimorphisme de Trypanosoma Pecaudi. 333 


constamment. Cependant, ils diminuent notablement du 23 au 25 juillet. 
Le 31 juillet, 1’animal meurt. On a constate, k la derni&re pdriode de 
l’infection, une augmentation considerable du nombre des parasites. 

Cobaye No. 18 du poids de 495 grammes est inocuie sous la peau 
le 12 aout 1912. Les Trypanosomes apparaissent dans le sang le 15 aodt. 
Le cobaye succombe le 19 aofit. 

L’4tude biom6trique montre trfcs distinctement le rapport existant 
entre l’allure de l’infection et le nombre des deux formes du Trypano¬ 
some chez ces deux cobayes. 

Les Trypanosomes (dans les preparations fixees k l’etat humide aux 
vapeurs osmiques et color6es au Giemsa) ont ete projetes & un gros- 
sissement de 2000 diamfetre it l’aide de la chambre claire et mesures 
avec un curvimfctre d’un millimetre d’entre-dent ( l /, /i par consequent). 
La longueur a 6t6 prise dans l’axe du corps de rextr6mit6 posterieure au 
bout du flagelle libre. Au mesurage, j’ai absolument neglige les formes 
de division. 100 Trypanosomes par jour de l’infection, chez le cobaye 
No. 76, du 20 au 29 juillet, au total 1000 individus, et chez le cobaye 
No. 18, du 17 au 18 aout, au total 200 individus ont ete examines. 


Tableau I. 


Longueur en p. 


No. 76 

12 

12,5 

13 

13,5 

i 14 

14,5 

15 

15,5 

16 

116,5 

17 

17,5 

1 18 

18.5 

i 19 , 

19,5 

,20 

20.5 

|21 

Au total 

9 

7 

12 

14 

I I 

17 

19 

21 

26 

16 

20 

I 

18 

19 

13 

16 

25 

21 

33 

18 

33 

0/ 

10 \ 

0,9 ' 

0,7 

1.2 

I 

1,4 

1 1,7 | 

1,9 

2,1 

2,6 

1,6 

2,0 

I 1 ’ 8 

1,9 

j 1,3 

1,6 

2,5 

2,1 

3,3 

1,8 

; 3,3 

Cobaye 








Longueur 

en 









No. 76 

21,5 

22 

22,5 

23 

23,5 

24 

24,5 

251 

25,5 

26; 

26,5 

127 

1 1 

27,5 

28 

28,5 

29 | 

29,5 

30 

30,5 

Au total 

22 

42 

36 

' 30 

33 

| 

57 

47 

63 

59 

45 

42 

39 

22 

28 

20 

24 1 

14 

11 

4 

7. 

2,2 

4,2 

8,6 

3,0 

3,3 

5,7 

4 ’ 7 , 

6,3 

5,9 

4.5 

4,2 

1 

3,9 | 

2,2 

2,8 

2.0 

M 

1,4 

1,1 

0,4 


Cobaye 
No. 76 

Longueur 

■ en j 

LL 

31 

31,5 

32 

32,5 

I 

Au total 

°/o 

2| 

0 , 2 ; 

1 

0,1 

1 

0,1 

1 

0,1 

1000 


Tableau II. 


Cobaye 1 _Longu eur en p 


No. 18 

19 

19,5 

20 

20,5 

21 

21,5 

22 

22,5 

23 

23,5 

24 

24,5 

25 

25,5 

26 

26,5 

Au total 

2 

2 

3 

3 

1 

2 

5 

4 

9 

9 

8 

12 

22 

22 

14 

14 

°f 

lo 

1 

1 

1,5 

1,5 

0,5 

1 

2,5 

2 

4,5 

4,5 

4 

6 

11 

11 

7 

7 


Cobave 

Longueur en p 

No. 18 

27 

27,5 

rc 

oc 

_ 

28,5' 29 

29,5 30 

30,5 

31 

31,5 


Au total 

13 

13 

r _ . _ 

9 

8 | 9 

6 4 

4 

1 

1 

200 

•/ 

lo 

6,5 

6,5 

4,5 

4 1 4,5 

3 | 2 

2 

0,5 

0,5 



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334 


Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Le tableau III donne la representation graphique des rdsultats de 
mes observations. 


Tableau III. 


% 

ii 

10 

9 

8 

7 

6 

5 

9 

3 

2 


/a. 12 13 H 14 16 17 18 is 20 21 22 23 2* 24 26 27 ?» 29 30 31 32 

Les dimensions des Trypanosomes en /ti sont les suivantes: 

Formes longues-effildes: 24—34 de long, 1—1,5 ft de large. 

Formes courtes-trapues sans flagelle libre: 12—20 ft de long, 
2,5—4 de large. 

Formes intermddiaires munies d’un flagelle court: 

21—23 /t de long, 1,5—2 ft de large. 

' Je dois noter encore un fait morphologiquement trds intdressant. 
Dans l’dtude morphologique de Trypanosoma rhodesiense, 
Stephens et Fantham 1 ) ont decrit, chez les rats infectds, une forme 
particulifere dont le noyau est situe tout prds de l’extrdmitd postdrieure. 
Rdcemment Yorke etBlacklock 2 ) ont observd la mdme forme dgale- 
ment chez Trypanosoma equiperdum. Chez Trypanosoma Pe- 
caudi, j’ai notd aussi, k la suite de Wenyon 8 ), Laveran et N atton- 
Larrier 4 ) la prdsence du noyau posterieur. 

Parmi les formes courtes-trapues dans le sang des cobayes infectds, 
se presentaient des individus avec le noyau situd prds de l’extrdmitd 
postdrieure (k une distance variable) (fig. 1 et 2) ou mdme, assez rare- 
ment, tout en arridre du bldpharoplaste (fig. 3). 


Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 

Quant a la structure du protoplastne et du noyau des deux formes 
de Trypanosoma Pecaudi, on ne peut y trouver de diffdrence en 
ce qui concerne la sexualite. 

Decembre 1912. 

1) Stephens and Fantham, On the peculiar morphology of a Trypano¬ 
soma etc. (Ann. of t.rop. Med. and parasit. IV. 1911.) 

2) Yorke and Blacklock, A note on the morphology of a strain of Trypa¬ 
nosoma equiperdum. (Brit. med. Journ. 1912. No. 2696.) 

3) Wenyon, Journ. of trop. Med. and Hyg. 1 juillet 1912. 

4) in Laveran et Mesnil, Trypanosomes et Trypanosomiases, p. 745. Paris 
(Masson) 1912. 






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Mac Callum, Thoracocotyle croceus uov. gen., nov. sp. 


335 


Nachdruck verboten 

Thoracocotyle croceus nov. gen., nov. sp. 

[From the Department of Pathology, Columbia University New York.] 

By Dr. G. A. Mac Callum. 

With 4 figures. 

A few specimens of a peculiar monogenetic trematode have been 
found clinging to the gills of the Spanish mackerel (Scorn beromorus 
maculatus) bought during the winter in the New York markets. The 
form differs so markedly in its general structure and especially in its 
most striking character, the arrangement of the clinging apparatus from 
the allied genera Microcotyle, Gastrocotyle, Axine, Dactylo- 
cotyle that it seems proper to construct for it a special genus of which 
it forms the only known type species and the name chosen is suggested 
by the peculiar barrel-like or thorax-like arrangement of the chitinous 
ribs forming the skeleton of the suckers. 

The worm is elongated measuring 4.5 mm X 0.75—0.9 mm, the 
anterior portion of the body being especially slender and round (it 
measures 2 X 0.2 mm) while the posterior part is flattened ventrally 
and provided with mobile margins which carry the suckers. Anteriorly, 
this margin projects somewhat on either side of an indentation and each 
wing is tipped with a sucker. There are eighteen to twenty suckers 
ranged along each side, varying somewhat in size, the larger ones being 
somewhere near the middle of the row and decreasing in size anteriorly 
and posteriorly. At the posterior extremity there are four small hooks 
arranged in two pairs. The anterior and innermost of these are long 
(0.22 mm) and but slightly curved with a long stalk and a stout cross¬ 
piece, while the terminal pair are short (0.12 mm) and sharply curved. 

The suckers are wide at their outlet and narrower toward their 
stalk. They present almost the appearance of the skeleton of a human 
thorax viewed from the abdominal opening. There is a central chitinous 
rod, like the vertebral column from which ribs run round to meet with 
the upturned portion of the last or largest rib which itself runs to join 
the inner or posterior surface of the anterior end of the original vertebra¬ 
like rod which is bent over to form something resembling the sternum. 
Other rib-like structures cross in front to join the upcurved lowermost 
rib as is shown in the figures. 

The worm is deeply pigmented with scattered granules of pigment 
diffusely placed through the parenchyma so that it is of a deep brown 
color. The skin is unarmed and no armature of spines is found either 
about the genital opening or the mouth. 

The mouth is terminal and is guarded internally as in Microcotyle 
by two lateral suckers, like cheek pouches — there is a small weak 
muscular pharynx from which the short esophagus passes into two ex¬ 
tremely thin walled lateral coeca which appear to extend far back into 
the body. 

The genital pore is situated ventrally in the neck a short way be¬ 
hind the pharynx and is so inconspicuous that it could be made out 
only in section. 

The pigment is so dense and the vitellarium lobules so abundant 
even up into the neck that nothing can be seen of the arrangement of 


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336 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 




the genitalia except in serial sections. Reconstruction of several series of 
these shows that the male apparatus consists of a lobulated testicular 
mass which occupies nearly the whole dorsal part of the posterior half 
of the body. It is not divided up into small lobules as in the case of 
Microcotyle etc. but is a continuous mass which is merely indented. 
From it spermatozoa are carried by vasa deferentia, which could not 


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Fig. 1. 


Fig. 4. Fig. 2. 

Fig. 1. Thoraco)cotyle croceus. Lateral view: neck twisted to show geni* 
tal pore. 

Fig. 2. Thoracocotyle croceus. Reconstruction to show genital organs etc. 
M Mouth with two oral suckers and pharynx; G.P Genital pore; C Cirrus; v.i Seminal 
vesicle; U Uterus with egg; v.g Vitelline gland; Y.D Yolk duct; OKOvary; OVd Ovi¬ 
duct; S.G Shell gland; t Testis; x Muscular tube described in text. 

Fig. 3. Thorax-like skeleton of sucker. 

Fig. 4. Minute hooks at posterior extremity of body. 


UNIV 



Bruschcttini, Vaccination gegen Rindertuberkulose an Laboratoriumstieren. 337 

be made out to a long bent and folded clubshaped sac with walls so 
thin that the spermatozoa can readily be seen through them. This sac 
runs forward to end in a muscular cirrus which is rather thin walled 
and which can apparently be everted. 

The female apparatus is as follows: 

Starting a short distance in front of the testicular mass and often 
extending up a little way into the neck is the elongated and tortuous 
ovary. From the end of this rather tubular structure, after it has turned 
back, there is given off a short muscular oviduct. This is quickly joined, 
as shown in the sketch, by one large duct from the vitellarium and then 
by a thickwalled muscular tube which runs forward close against the 
wall of the ovary. The conjoined tube gives a sharp turn through a 
mass of red staining cells, the shell gland, and starts forward to form 
the long straight uterus which accompanies the seminal vesicle to empty 
with the cirrus at the genital pore. The vitellarian duct is cylindrical 
as it runs forward but soon communicates widely with neighboring sac- 
like masses of the gland. It forms nothing to resemble the distinct long 
ducts which run laterally forward in Microcotyle. In four or five 
series of sections I could not trace the muscular tube referred to above 
to any orifice, for in every case it seemed to merely disappear toward 
the anterior level of the ovary. It may be a vagina but if so it is more 
independent of the yolk ducts than in the case of Microcotyle. The 
uterus is thin walled but in it there may form three or four comparatively 
huge eggs with terminal chitinous filaments. 

The vitellarium fills the whole remainder of the posterior part of 
the body. No dorsal vaginal aperture could be found although it seems 
probable that it may exist. The ova which are elliptical in form and 
provided with a rather thick horny wall measure 0.18 X 0-06 with a 
tapering filament at each end about 0.27 mm long. 

Thoracocotyle nov. gen. Body elongated, with bilaterally placed 
ventral marginal clasping suckers extending along more than half the 
body length. Testicular mass, single, dorsal, with elongated seminal 
vesicle and protrusible cirrus. Ovary in single coil. Uterus elongated, 
opening anteriorly with cirrus through an unarmed genital pore. Ova 
three or four, large elliptical with terminal filaments. 


Nachdruck verboten. 

Untersuchungen iiber die Vaccination gegen Rindertuber¬ 
kulose an Laboratoriumstieren (Kaninchen, Meerschweinchen). 

[Laboratorium fur experimentelle Therapie: Prof. Dr. A. Bruschettini.J 
Von Prof. Dr. Bruschettini, Genua 1 ). 

1. Das Problem der Vaccination gegen die Rindertuberkulose ist 
aus zwei Griinden interessant, erstens wegen der enorraen Wichtigkeit 
desselben fur die Nationalokonomie, zweitens infolge seiner Beziehung 
zu der Menschentuberkulose. 

Ohne hier die Ansteckungsmoglichkeit der Rindertuberkulose fiir 
den Menschen besprechen zu wollen, besteht doch kein Zweifel dariiber, 


1) Mitteilung auf dem 1. Internationalen KongreB de komp. Pathol. Paris, 17.—24. 
Oktober. 

Grate Abt. Orig. Bd. 68. licit 3/4. 22 


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338 


Centr&lbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


dafi eine Methode zur festen und dauerhaften Immunisierung der Rinder 
einen groBen Fortschritt bedeuten wird. 

Wenn wir die ersten Versuche zur Zeit der Entstehung der Bakte- 
riologie unberiicksichtigt lassen, so f&ngt die eigentliche interessante 
historische Periode der Vaccination groBer Tiere mit dera Jahre 1902 an, 
als Behring sein aus raenschlichen Tuberkelbacillen bestehendes Bovo- 
vaccin bekannt gegeben hat, dessen Virulenz fiir das Meerschweinchen 
nach jahrelangem Verweilen der Bacillen auf gewbhnlichen Nahrbbden 
fast bis Null herabgedriickt war. Diese Bacillen wurden den Rindern 
intravenos eingespritzt. Leider haben sich die durch diese Mitteilung 
erweckten Hoffnungen in der Praxis nicht bewahrt, insofern als die flber- 
tragene Immunit&t unsicher und nicht dauernd, sogar manchmal gefahrlich 
war wegen der mdglichen Bacillenausscheidung durch das Euter wahrend 
der Laktationsperiode. 

Andere, nach dem Bovovaccin von verschiedenen Autoren empfohlene 
Methoden mit frischen Bacillen des Typus humanus, die auch 
intravenos injiziert werden sollten, haben keine besseren Re- 
sultate ergeben, und wurden sogar als gef&hrlicher anerkannt, wegen des 
langen Verweilens der Bacillen in den Organen der vaccinierten Tiere. 

Die Vaccination durch die subkutane Injektion aviru- 
lenter Keime gibt auch ahnliche Resultate, wogegen die Vaccination 
durch Einfiihrung in den Verdauungstraktus, besonders bei 
jungen Tieren, zu besseren Erfolgen fQhrten, als die durch intravenbse 
Injektionen erzeugten. Da diese Resultate doch immerhin zweifelhaft 
waren, so wurden andere Verfahren der stomachalen Vacci¬ 
nation mit virulenten Bacillen des Typus bovinus vorge- 
schlagen. Wie man besonders aus den Versuchen von Calmette und 
Gu6rin entnehmen kann, ist die auf diese Weise erhaltene Immunity 
hoher als diejenige, die nach anderen Verfahren herbeigefflhrt worden 
war, und die Bacillenausscheidung aus dem Organismus erfolgt viel 
schneller. 

Das Problem war aber noch nicht geldst, weshalb andere Vacci- 
nationsmethoden mit durch Hitze abgetdteten, sensibili- 
sierten (Methode Besredka), auf besonderen N&hrbSden 
modifizierten Bacillen (vor alien die Methoden von Cal¬ 
mette und Gudrin mit Tuberkelbacillenkulturen auf gly- 
zerinierter Rindergalle) vorgeschlagen worden sind. Letzteres 
Verfahren, welches bis jetzt auf dem Gebiete der experimentellen For- 
schung die besten Resultate zu verzeichnen hat, ist meiner Meinung 
nach auf die Notwendigkeit begriindet, die wachs- und fettartige 
Hfille zu modifizieren, die den Tuberkelbacillus umgibt 
und die Verarbeitung bzw. Resorption seitens der Safte des Organismus 
hindert. 

II. Da ich mich seit Jahren mit der Bearbeitung eines Verfahrens 
fiir die spezifische Behandlung der menschlichen Tuberkulose besch&ftige 
und ich iiberzeugt bin, daB nicht etwa mit Seris, sondern mit einem un- 
schadlichen, vaccinierenden Stoff das erwiinschte Ziel zu erreichen ist, so 
habe ich zahlreiche Versuche an Kaninchen und Meerschweinchen aus- 
gefiihrt. um die verschiedenen angegebenen Vaccinationsverfahren n&her 
zu priifen und um neue zu versuchen. 

Meine Untersuchungen, die sowohl die menschliche als auch die 
Rindertuberkulose beriicksichtigen, sind noch nicht ganz zum Abschlusse 
gelangt; was aber die Rindertuberkulose anbetrifft, so haben sie zu Re- 
sultaten gefiihrt, die ich mitzuteilen fiir angebracht erachte. 


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.1 



Bruschettini, Vaccination gegen Rindertuberkulose an Laboratorium»tieren. 339 


Die zahlreichen Beobachter, die sich mit der Vaccinationsfrage gegen 
die Tuberkulose besch&ftigt haben, konnten feststellen, daB die injizierten 
Tiere, wenn sie auch durch die Injektion anscheinend gesundheitlich nicht 
gestort werden, falls sie getbtet werden, in den Organen, besonders in 
den Lymphdriisen, Tuberkelbacillen beherbergen, und zwar entweder 
lebende oder virulente Bacillen, wenn sie in einem solchen Zustande 
einverleibt worden sind, oder noch erhalten und farbbar, wenn sie tot 
injiziert wurden, mit einem Wort, daB eine Auflosung und Resorption 
der Keime nicht stattgefunden hatte; daher die groBe Schwierigkeit, wenn 
nicht Unmbglichkeit, des Zustandekommens einer festen und dauerhaften 
Immunitat. 

ZuerstmuBalso der Tuberkelbacillus dem Angriffe der 0 r- 
ganismussafte zuganglich gemacht werden, damit er ver- 
arbeitet.resorbiert und wirklichausgerottet werden kann. 

Wie ich schon erw&hnte, ist durch die Untersuchungen Calmettes 
und Gu6rins ein groBer Fortschritt erzielt worden, da sie mit ihren 
periodisch auf glyzerinierten Kartoffeln mit Rindergalle geziichteten Ba¬ 
cillen Modifikationen erhalten konnten, die sogar eine intravenbse In¬ 
jektion von 100 mg ermbglichen, ohne zur Bildung mikroskopisch nach- 
weisbarer Tuberkeln AnlaB zu geben, vielmehr eine betrachtliche Resistenz 
gegen darauffolgende intravenose Injektionen virulenter Bacillen herbei- 
ffihren. 

Diese hochinteressanten Beobachtungen Calmettes und Guerins 
sind in verschiedenen Zeitabstanden erschienen, als ich schon ahnliche 
Untersuchungen angestellt hatte. Um die besseren Vaccinationsverfahren 
vergleichen zu konnen, nahm ich eine Reihe von Untersuchungen an 
Kaninchen und Meerschweinchen vor, wobei ich nur Methoden beriick- 
sichtigte, die als die wirksameren anerkannt worden waren, d. h. 

a) Vaccination mit auf Glyzerin-Rindergalle-Kartoffeln geziichteten 
Bacillen; 

b) mit entfetteten Bacillen; 

c) mit bei 60° C in ausgesprochen alkalischem Menstruum lange Zeit 
gehaltenen Bacillen; 

d) mit zuerst in der Kalte mit entfetteten Stoffen behandelten und 
dann bei 60° C in alkalischer L6sung gehaltenen Bacillen; 

e) mit auf 40° C mit Chloroform behandelten und dann in vivo 
mit Leukocyten zusammengehaltenen Bacillen (eigene Methode). 

Mit Bacillen, die durch Erhitzung getotet worden 
waren, sind keine Untersuchungen ausgefiihrt worden, 
weil diese Methode bekanntlich zu fast negativen Resultaten fiihrt. Man 
muB daher die Ausdauer mancher Autoren bewundern, die die Mbglichkeit 
einer Vaccination vermittels der bei hohen Temperaturen (100—120° C) 
abgetbteten Bacillen zugeben. 

Die bei solchen Temperaturen des Bakterienprotoplasmas vor sich 
gegangenen Verhnderungen sind so tiefgreifende, daB die Bakterien 
beinahe vbllig jedes vaccinierende Vermogen einbtiBen. Man muB sich 
davon flberzeugen, daB wir betreffs des Kochschen Bacillus nicht in 
derselben Lage sind, wie z. B. hinsichtlich der Typhus- oder Cholera- 
bacillen. Fiir diese geniigt ein kurzes Erhitzen auf 60°, um den Tod 
herbeizufiihren, weshalb die Bakterienleiber das vaccinierende Vermbgen 
(jedoch weniger als die lebenden Bacillen) beibehalten; die zum Toten 
des Tuberkelbacillus erforderliche Temperatur macht ihn unschiidlich (aber 
nur bis zu einem gewissen Grade), bewirkt aber auch die Nutzlosigkeit 
der Inokulation desselben zum Zwecke der Immunisierung. 

22 * 


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URBANA-CHAMPAIGN 



340 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Bei meinen Untersuchungen versuchte ich es nur mit der intra- 
venosen und der subkutanen Einfiihrung. Manchmal (siehe b, c, d) 
wurde auch die von Maragliano bei der Vaccination des Menschen 
gegen die Tuberkulose empfolilene intradermale Einspritzung versucht, 
doch wurde davon Abstand genommen, weil die Resultate vollig negativ 
ausgefallen sind. 

III. Die Versuche wurden folgendermafien ausgefuhrt: 
7 Meerschweinchengruppen zu 24 Stuck, deren Einzelgewicht 400—500 g 
betrug, wurden bei jedem Versuch verwendet, und zwar wurden 6 Gruppen 
vacciniert, w&hrend die siebente zur Kontrolle dieute; bei jedem Ver¬ 
suche wurden 3 Gruppen intravenos und 3 subkutan behandelt. Daher 
kamen jedesmal zusammen 35 Gruppen in Betracht. Bei den Kaniuchen 
wurden nur 3 Gruppen bei jedem Versuche verwendet; 2 wurden vacci¬ 
niert, w&hrend die dritte zur Kontrolle blieb. Selbstverstandlich wurden 
die Versuche nicht alle rait einem Mai ausgefiihrt, sondern nach den 
einzelnen Methoden verteilt. 

Bevor ich die Beobachtungen und die erhaltenen Resultate angebe, 
will ich noch kurz die Ausfiihrung der Vaccinationen b e - 
schreiben: 

a) Auf glyzerinierter Gallekartoffel geziichtete Bacillen wurden in 
einer Dosis von 1 mg in den Blutkreislauf oder 0,10 mg subkutan pro 
Kilogramm Korpergewicht injiziert, und zwar sowohl Kaninchen als 
Meerschweinchen. 

b) Entfettete Bacillen (mit PetroleumSther geschiittelt), in physio- 
logisclier Kochsalzlosung suspendiert, wurden in einer Dosis von 0,50 mg 
subkutan und 0,05 mg pro Kilogramm Korpergewicht intravenSs ein- 
gespritzt. 

c) Die auf Kartoffeln geziichteten Bacillen wurden gesammelt, mit 
destilliertem, sterilem Wasser auf einem Papierfilter rasch gewaschen, so- 
dann in 1-proz. NaOH-Losung emulgiert, wobei dafiir gesorgt wurde, daB 
die Emulgierung im Morser mit Quarzpulver unter langsamem ZugieBen 
der Losung geschah; die so erhaltene Emulsion wurde durch Watte ge- 
schickt und dann im Wasserbad bei 60° C ca. 29 Stunden lang gehalten. 
Zur Injektion wurde sie mit destilliertem, sterilem Wasser so verdfinnt, 
daB ein 0,5-proz. NaOH-Gehalt entstand. Von letzterer Emulsion wurden 
subkutan 1 und in den Blutkreislauf 0,1 ccm injiziert. 

d) Es wurde so verfahren wie bei der vorigen Methode, aber die 
Bacillen wurden zuerst wie bei Gruppe b) entfettet. 

e) Virulente Bacillen aus Kartoffelkultur wurden sorgfaltig mit 
Quarzpulver und Chloroform einulgiert, durch mit Chloroform imprSg- 
nierte Watte filtriert, im Wasserbad bei 40° 12—18 Stunden lang ge¬ 
halten; wahreud dieser Zeit wurde das Chloroform 2—3mal gewechselt. 
Die Bacillen wurden wieder auf dem Filter gewonnen (es sind hierzn 
groBere Mengen Bacillen uotig), schnell eingetrocknet und in NaCl-L5sung 
suspendiert in die Brusthohle von Kaninchen eingespritzt, die vorher 
eine Injektion mit Aleuronat oder M ell ins Food Emulsion erhalten 
batten. Nach 12 Stunden wurde die Aleuronat- oder Mellins Food- 


Injektion wiederholt; nach anderen 12 Stunden wurde das Tier getdtet; 
aus ihm wurde das Exsudat aseptisch entnommen und lange Zeit mit 
Quarzpulver und der doppelten Menge 0,80-proz. NaCl-Losung in Wasser 
sorgfaltig verrieben; danach wurden wenige Tropfen Chloroform zuge- 
setzt und die Flussigkeit wurde 24 Stunden bei 37 0 C gehalten und 
zentrifugiert. 

Die erhaltene Flussigkeit wurde, nac.hdem die Sterilit&t derselben 




Bruschettini, Vaccination gegen Rindertuberkulose an Laboratoriumstieren. 341 

gepruft wordeu war, in einer Dosis von 1 ccm pro Kilogramm subkutan 
und 0,1 ccm intravenos injiziert. 

Die mikroskopische Prilfung des Exsudates ergab das Vorhandensein 
einer enormen Menge von Leukocyten, die schwach rosarot gefarbte 
Tuberkelbacillen enthalten; selten kamen freie Bacillen vor, sehr selteu 
solche, die noth ziemlich gut gefiirbt waren. 

Bei den an den so behandelten Tiergruppen gemachten Beobach- 
tungen wurde die Anwesenheit von Agglutininen, Prazipitinen, Opso- 
ninen, Antikbrpern nach den uns bekannten iiblichen Methoden beruck- 
sichtigt, und diese Beobachtungen wurden auch an Tieren, die eiufach 
mit virulenten Tuberkelbacillen injiziert worden waren, vergleichsweise 
gemacht. 

IV. Aus den sehr zahlreichen Versuchen muB ich den SchluB 
ziehen, daB der Gelialt des Blutes an agglutinierenden, 
prazipitieren den usw. Bestandteilen bei den vaccinierten Tieren 
nicht erheblich hoher als bei den kiinstlich tuberkulos gemachten Tieren 
war. Wild die Prufung in einem einzelnen Falle ausgefiihrt, so werden 
wir manchmal nennenswerte Unterschiede finden; wird die Untersuchung 
dagegen mehrmals wiederholt, so daB es moglich ist, aus den verschiedenen 
Resultaten Prozentzahlen zu ziehen, dann muB anerkannt werden, daB 
die Vermehrung der sogenannten Schutzstoffe im Blute der vaccinierten 
Tiere ganz unbedeutend ist. 

Trotzdem ist das Verhalteu der einzelnen Tiere gegen eine Injektion 
mit lebenden und virulenten Bacillen ganz verschieden, und zwar sowohl 
bezuglich der Kontrollen, als auch anderer Gruppen; darunter lassen 
manche nur eine schwache Resistenz erkennen, andere wiederum sind 
lange Zeit hindurch widerstandsfiihig, ja kommen sogar mit dem Leben 
davon. 

Dies beweist, daB wir eine merkliche Iinmuuitat erhalten konnen, 
ohne daB dieselbe uns durch die Anwesenheit spezifischer Schutzstoffe 
im Blute angezeigt wird; kurz, wir haben eine histiogene Immu¬ 
nity, die auf aktive m Wege entstanden, da her fest und 
dauerhaftist. 

Die Vaccination mit entfetteten Bacillen (b) und mit bei 60° C in 
alkalischem Medium gehaltenen, nach Entfettung (c) oder ohne diese (d), 
haben annahernd ahnliche Itesultate ergeben, namlich genugend ausge- 
sprochene Resistenz gegen Injektionen virulenter Bacillen; bedeutendere 
Resistenz bei Tieren, die mit entfetteten Bacillen behandelt worden 
waren, als bei den mit bei 60° C in alkalischer Fliissigkeit gehaltenen 
Bacillen behandelten Versuchstieren. 

Alle 3 Tiergruppen haben aber sehr stark nach einer zweiten In¬ 
jektion des vaccinierenden Stoffes'reagiert, und besonders bei Gruppe b) 
zeigten sich die nach 4 Monaten gepruften Lymphdriisen fiir Meer- 
schweincheu virulent. 

Weit besser sind dagegen die Resultate ausgefallen, die bei den 
Tieren der Gruppen a) und e) erhalten wurden. Wahrend aber 
die mit auf glyzerinierten Rindergallekartoffeln a) ge- 
ziichteten Bacillen geimpften Tiere nach den vaccinieren¬ 
den Impfungen reagieren und diese Reaktion auch bei der zweiten 
Injektion manchmal eintritt, reagieren die mit Bacillen aus der 
Gruppe e) — Bacillen mit Leukocyten-Extrakt, wie ich sie kurz 
nennen werde — eingespritzten Tiere tiberhaupt nicht, und 
zwar auch nach mehrmals, in verschiedenen Zeitabstiinden wiederholter 
Injektion; nur ausnahmsweite tritt mitunter bei den in den Blutkreislauf 


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injizierten Meerschweinchen Temperaturerhohung (einige Zehntelgrad) ein, 
die aber sogleich wieder verschwindet. 

Ein groBer Vorzug der Vaccination mit Bacillen aus Grnppe e) liegt 
in der raschen Absorption derselben. Nach subkutaner EinfQhrung 
z. B. rufen sie eine kleine, lokale Reaktion hervor. Toten wir nach 
wenigen Tagen die Tiere und untersuchen nicht nur die Einstichstelle, 
sondern auch die proximalen und distalen Lymphdrtisen sorgf&ltig, so 
gelingt es niemals, Tuberkulose beim Meerschweinchen zu erzeugen; 
auch wenn eine Dosis von 0,01 ccra in die Vorderkammer des Kaninchen- 
auges injiziert wurde, erfolgt prompte und vollkommene Absorption. 

Fiir die praktische Ausfiihrung der Vaccination ist dies ein be- 
deutender Vorteil, welcher durch Verbesserung der Herstellungstechnik 
noch erhbht werden kann, wodurch die MiBerfolge vOllig beseitigt werden 
kOnnen und die Resorption der zum Zweck der Vaccination injizierten 
Keime ohne Ausnahme gesichert ist. 

Nach 5, 6, 11 Monaten seit der Vaccination wurden diese Tiere In- 
jektionen mit virulenten Bacillen unterworfen; dabei zeigten sie, be- 
sonders die Kaninchen, nicht nur eine bemerkenswerte Resistenz, 
sondern auch bei sehr hohen Prozentzahlen eine wahre 
Immunitat, insofern als bei den nach lSngerer Zeit abgetbteten Tieren 
weder durch die mikroskopische Untersuchung, noch durch den Tier- 
versuch lebende und virulente Tuberkelbacillen nachgewiesen werden 
konnten. 

Nach der Calmetteschen Methode wtirde man die Tiere mit Ba¬ 
cillen „non tuberculig&nes“ vaccinieren, die eine leichte, zur ImmunitSt 
fflhrende Krankheit veranlassen sollten. 

Nach meiner Methode wiirde man mit einem unsch&dlichen 
Material die Immunity erzeugen, so daB jede, selbst geringe Gefahr fflr 
denjenigen, der den vaccinierenden Stoff anwenden muB, vermieden wird; 
dazu kommt der Vorteil einer moglichen Wiederholung der Injektion, 
ohne daB dem Tiere infolge derselben irgendein Nachteil erw&chst, mit 
darauffolgender Verininderung der vom tierischen Organismus gegen die 
Tuberkuloseinfektion erworbenen Widerstandsfahigkeit. 


Nachdruck verboten. 

Ueber die pathogenen WirkuDgen der Dysenterietoxine. 

[Aus dem Pathologisch-bakteriologischen Institut zu Osaka, Japan 

(Direktor Prof. A. Sata).] 

Von Prof. K. Horimi. 

Von der Meinung ausgehend, daB zur Bildung der Krankheitsherde 
auBer der biologischen Einwirkung der Krankheitserreger noch die 
spezifische Affinitat zwischen den chemischen Bestandteilen der Bakterien 
und denen der Gewebe gehore, habe ich die vorliegende Untersuchung 
iiber die pathogene VVirkung des Dysenterietoxins an einer Reihe von 
Versuchen ausgefiihrt und auch schon verschiedentlich dariiber be- 
richtet 1 ). 


1) 1m Oktober 1 909 schrieb ich einen Teil meiner Arbeit „ Ueber die pathogene 
VY r irkung des Dysenterietoxins“ und trug dariiber in der Sitzung des Osakaer medizi- 
nischcn vereins am 20. desselben Monats vor (Zeitschr. d. Vereins, Bd. 13, No. II, 
herausgeg. am 15. November). Ueber die weiteren Ergebnisse meiner Studien sprach 


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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine. 


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Zu Beginn meiner Arbeiten waren soeben die ersten Untersuchungen 
von Conradi, Drigalski, Shiga und Neisser, Vaillard und 
Dopter, Rosenthal, Dodt, Kraus und Doerr beendet, wfihrend 
fiber die Differenzierung verschiedener Dysenteriegifte erst nachher von 
Kolle und S el ter wie Bessau u. a. Mitteilungen gemacht wurden, 
deren einige ich jedoch erst nach Vollendung meiner Arbeit durch- 
gelesen habe. 

Meinem Berichte schicke ich diesbeziigliche Literatur im Urarisse 
voraus, und zwar 1. solche, die sich mit dem Dysenteriegift im allge- 
gemeinen, dessen Darstellung und Wirkung befaBt, und 2. solche, die 
sparlichere Literatur fiber die Trennung verschiedener Dysenteriegifte 
wiedergibt und erst nach Beginn meiner Arbeit publiziert wurde. 

Was die Giftwirkung des Dysenteriebacillus anbetrifft, so fand Shiga, dafi die 
Kultur fur Kaninchen in hohem Grade giftig ist. Das Verdienst aber, zuerst die Toxizitat 
der abgetoteten Kultur bewiesen, die anatomischen Veranderungen des Darmkanals der 
daran verendeten Tiere festgestellt und sie in Analogic mit den Darmveranderungen 
bei menschlicher Dysenterie gebracht zu haben, gebuhrt Conradi. Drigalski prfifte 
die Untersuchung Conrad is nach und bestatigte, daB die Dysenterie eine Darm- 
infektion ist, die mit toxischen Erscheinungen einhergeht. Die Untersuchungen von 
Shiga und Neisser, Vaillard und Dopter u. a. ergaben fast ahnliche 
Resultate. Uebrigens stimmten die Autoren zunachst darin iiberein, das Dysenteriegift 
als eine Art Endotoxin im Sinne Pfeiffer anzusehen. Sie hatten nach dem damaligen 
Stand unserer Kenntnisse vollkommen recht, denn es gelang ihnen nicht, mit Filtraten 
der Bouillonkultur, selbst mit alterer Kultur in groBerer Menge, irgendeine Toxizitat 
zu beweisen. 

Erst im Jahre 1904 tauchte dieAnsicht auf, dafl das Dysenteriegift ein sezerniertea 
losliches Toxin sei, wie das Diphtherie- und TetanuBgift. Es gelang niimlich Rosen¬ 
thal, durch Kultur in alkalischer M arti n-Bouillon ein losliches, vielmehr ein gelostes 
Gift darzustellen, welches imstande war, Kaninchen zu toten. Es gait nun zu ent- 
scheiden, ob dies der Eigentfimlichkeit der dazu verwendeten Bakterienart Oder der des 
Nahrmediums zuzuschreiben sei. DieseFrage wurde bald nachher durch Dodt gelost, 
der experimentell feststellte, daB die Giftbildung von einem gewissen Grad der Alkale- 
szenz der Nahrbouillon bedingt ist. Beinahe gleichzeitig teilten Kraus und Doerr 
mit, daB der Shiga-Stamm bei Bouillonkultur ein losliches Gift erzeugt, welches auf 
Kaninchen sehr toxisch wirkt, und daB seine Toxinnatur durch die Wirkung dee 
spezifischen Antikorpere im Dysenterieserum bewiesen wird. 

Diese Entdeckungen brachten Rosenthal und Todt in ihrer Endotoxin-Ansicht 
zum Wanken, und Kraus und Doerr stellten das Dysenteriegift als echtes, sezer- 
niertes, losliches Gift auf gleiche Stufe mit dem Diphtherie und l'etanustoxin. Doerr 
veroffentlichte nun eine Abhandlung Tiber Dysenterietoxin und berichtete darin fiber 
seine umfassenden Stndien fiber die Darstellung und Wirkung des Dysenterietoxine, 
sowie die dadurch verursachten anatomischen Veranderungen. 

Ueberblickt man die diesbeziigliche Literatur, so ergiot sich kurz folgendes: 

Shiga, Conradi, Drigalski, Shiga und N e i s s e r , V a i 1 la r d und 
Dopter stellten die Giftigkeit des Dysenteriebacillus feet. Dieses Gift sollte nach 
tibereinstimmender Ansicht aller Autoren ein Endotoxin und kein echtes sezemiertes 
losliches Gift sein, denn es werde nur durch Zerstorung der Agarkultur herge6tellt, 
lasse sich aber nicht durch Bouillonkultur gewinnen. 

Seit 1904 wurde es aus den Arbeiten von Rosenthal, Todt, Kraus und 
Doerr klar, daB das Dysenteriegift auch bei Bouillonkultur sezerniert wird, was nach 
Doerr vom Bacillenstamme und der Kulturflussigkeit abhangt. Dieses sezernierte 
Gift erzeugt in der Darmschleimhaut und im Nervenzentruru eigentfimlich dysenterische 
Veranderungen. So vertrat Doerr die Ansicht, daB es aufler dem Endotoxin sehr 
wahrscheinlich ein sezemiertes Gift gibt, und nun teilten sich die Forscher in ver- 
schiedene Gruppen fiber das Wesen des Dysenteriegiftes. Die einen meinten, es handele 
sich um ein im Bacillenleib verschlossenes Gift, d. h. Endotoxin; die andern, das 
Ruhrgift sei ein auBerhalb des Bacillenleibes sezemiertes Gift, also ein Toxin; noch 
andere nehmen ein Toxin neben dem Endotoxin an. Die Frage drehte sich darum, 
welcher der beiden Giftsorten die vvahre Bedeutung als Krankheitsursache beizumessen 


ich im April 1910 in der Sitzung der Pathologischen Abteilung des III. japanischen 
Aerztekongresses, um endlich im April 1911 auf dem japanischen Pathologen-Kongresse 
fiber die wiehtigsten Punkte meiner Forschung zu berichten. Nachfolgena gebe icn die 
Resultate meiner Arbeit zusammenhangend wieder. 


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sei, doch schritten noch wenige dazu, beide Gifte zu kennen und die Wirkung eines 
jeden zu studieren. 

Erst Pfeiffer, in Gemein8chaft mit Ungerraann, schloB aus der Tatsache, 
daB das Kraussche Serum gegen das Kaninchengift neutralisierend wirkt, aber gegen 
das Meerschweinchengift wirkungslos ist, auf die Esistenz zweier verschiedener (jifte, 
und zwar sei bei der Men6chendysenterie nur cjas Meerschweinchengift von Bedeutung. 
Diese Zweiteilung des Dysenteriegiftes wurde aber von Bacher und Laub aus der 
Krausschen Scnule zunachst in Abrede gestellt. 

Kolle stellte mit seinen Schulern Heller und Mestral vergleichende Studien 
an fiber die Giftwirkung der Filtrate jungerer und alterer Kulturen sowie des Agar- 
kultur-Waschwassers und des Bakterienriickstandextraktes; auch liber ihr Verhalten 
gegen das Ruhrserum, und gelangte zur Unterscheidung des Dysenteriegiftes in losliches 
Gift, auBerhalb des Baeillenleibes befindlich und mit Eigenschaften des Toxins aus- 
gestattet, und in unlosliches Gift, aus der Bakterienlcibcssubstanz selbst bestehend uud 
aem Endotoxin entsprechend; das Gift im Bakterienleib soil auBer dem Endotoxin auch 
das Toxin enthalten. 

Sei ter teilt das Gift ein in leicht extrahierbarcs, welches gegen das Serum 
refraktar sein soil, und schwer extrahierbares, welches durch das Serum neutralisiert 
wird. 

Bessau bestreitet die Richtigkeit der Selterschen Ansicht, indem er das 
Dvsenteriegift gegen das Kaninchen nach niiherer Beobachlung seiner Wirkungen in 
das Parese auslosende, und das Temperatursturz, Muskelerschlaffung, Durchfall und 
Marasmus hervorrufende teiltc, von denen er das erstere das paretische Gift und das 
letztere das Endotoxin nannte. Das Ruhrserum entfaltet bei gleichzeitiger oder vor- 
heriger Injektion gegen das paretische Gift einen antitoxischen Effekt; in vitro binden 
sie sich aber nicht. Das Endotoxin verhalt sich in ganz entgegengesetzter Weise. 
Bessau erweiterte diese Experimente auch auf Meerschweinchen, woraus er ersah, 
daB hier das Endotoxin seine Krafte geltend macht und bei der Menschendysenterie 
hauptsachlich das Endotoxin eine Rolle spielt. 

Das Dysententeriegift wurde somit bald nach seiner Wirkung, bald nach seiner 
Lokalisation eingeteilt: in Kaninchengift und Meerschweinchengift (Pfeiffer und 
Uugermann); losliches Toxin auBerhalb des Baeillenleibes und Endotoxin im Bacillen- 
leib selbst (Kolle, Heller und Mestral); in leicht extrahierbares und schwer 
extrahierbares Gift (Seiter); iu paretisches Gift aufierhalb des Baeillenleibes und 
Endotoxin im Baeillenleib (Bessau). 

Die Trennung des Giftes und dessen Einteilung war aber uicht exakt genug und 
ging nur darauf aus, aus der komplizierten Wirkung des Dysenteriegiftes darauf zu 
schlieBen, daB das Gift nicht ein einheitliches sein kann; denn niemanden ist es bisher 
gelungen, die verschiedenen Gifte prazis zu trennen und ihre Wirkungen aufzuklaren. 

Da wir alle nur eine Gifttrennungsmoglichkeit annahinen, stellte ich 
mir die Aufgabe, die Giftstoffe auBerhalb des Baeillenleibes von denen 
innerhalb desselben zu trennen und auf ihre Giftwirkung bin zu priifen, 
uni so die pathogene Wirkung der Dysenteriebucillen aufzuklaren. 

Von dieseni Gesichtspunkte ausgehend, gelaug es mir, das Gift 
prazis zu trennen, die pathgenen Wirkungen verschiedener Ruhrgifte 
klar zu machen und endlich die spezifische Affinitiit zwischen jedem Gifte 
und bestimmten Organteilen oder -geweben festzustellen, so daB ich 
glaube, in der Ruhrpathologie einen neuen Gesichtspunkt erschlossen 
zu haben. 


TIerversueh. 

Ich habe 5 Typen der Dysenteriebacillen, welche im pathologischen 
Institut der medizinischen Akademie zu Osaka vorratig waren, zuerst 
an Mausen, Meerschweinchen und Kaninchen, nachher aber ausschlieBlich 
an Kaninchen vorgepriift. Zum Tierversuch nahm ich anfangs den Shiga- 
Stamm und den FI ex ner-Stamm, nachher aber ausschlieBlich den 
ersteren. 

I. Versuchsreihe 1 ). 

Versuch mit dem Filtrate der Bouilloukultur zweeks Aufklarung iiber 
die Giftigkeit desselben. 


1) Der Kiirze halber werden die Tabellen im ganzen unerwahnt gelassen. 



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a) Steriles Filtrat einer 48-stiindigen Bouillonkultur bei 

Tift 370 C; 

b) Steriles Filtrat derselben Kultur, welche vor der Fil¬ 
tration 2 Wochen in Zimmertemperatur gestanden hatte. 

Applikation: Injektion in die Ohrvene. 

Aus dem Versuche geht hervor: 

1) Die beiden Gifte sind sehr stark (die Giftigkeit wird nach der 
Lebensdauer der Tiere nacli der Applikation gemessen) und toten das 
Kaninchen in kurzer Zeit; bei 70 Proz. in weniger als 38 Stunden, im 
Durchschnitt nach mehr als 18 Stunden. 

2) Die Giftigkeit des Shiga-Stamines ist bedeutend starker und 
totet immer binnen 26 Stunden, wahrend der FIexner-Stamm 4 Proz. 
der Tiere in 2—38 Stunden totet, und die iibrigen Tiere erst in 17 bis 
37 Tagen eingeheu oder, wenn auch sehr selten, den 37. Tag noch iiber- 
leben. 

3) Beide Gifte verursachen im Colon, Wurmfortsatz und Diinndarm 
Veranderungen wie Hyperamie, kapillare Blutungen und submukose Blut- 
austritte, welche aber im Vergleich zu holier Giftigkeit so gering sind, 
daB sie unmoglich die Todesursache sein konnen. 

4) Der Blinddarm selbst ist intakt. 

5) Gift a greift sehr, Gift b nur wenig das Colon an. 

6) Die Intensitat und Haufigkeit (unter Haufigkeit verstehe man die 
Anzahl der krankhaften Kaninchen) scheint beiin Shiga-Stamm be- 
deutender zu sein. 

7) Die Starke der Giftigkeit stimmt nicht mit der Menge des Giftes 
und die Intensitat der krankhaften Veranderungen ebenfalls nicht mit 
der Giftigkeit, noch mit der Giftmenge iiberein. 

II. Versuchsreihe. 

Versuch mit lebenden Bacillen. 

Da die erste Versuchsreihe ergab, daB die geringen krankhaften Ver¬ 
anderungen keineswegs Schritt halten mit der hohen Giftigkeit, schritt 
ich zur zweiten, urn weitere Anhaltspunkte zu gewinnen. 

a) 18-stflndige Bouillonkultur bei 37° C. 

b) 1 Oese 24-stUndiger Agarstrichkultur bei 37° C wird mit 1 ccm 
Kochsalzlosung versetzt. 

Gift c) Obige Kultur wird mit 3 ccm Kochsalzlosung abgewaschen. 
Das Wascliwasser wird in einer Roux-Flasche 24 Stunden 
hindurch bei37°C kultiviert, dann mit 10 ccm Kochsalzlosung 
abgewaschen. Das Waschwasser stellt Gift c dar. 

Aus dem Versuch ersieht man folgendes: 

1) Lebende Kultur kann, gleichgultig wo man sie appliziert (ausge- 
nommen die intraperitoneale Injektion), Veranderungen im Blind- und 
Diinndarm erzeugen, und zwar sind bei intravenoser Applikation die 
Veranderungen des Colon besonders stark. Die Veranderungen sind im 
allgemeinen bei weitem hochgradiger als solche der ersten Versuchsreihe: 
im Colon konnen intensive submukose Blutungen entstehen; im Blind¬ 
darm erhabene Infiltrationen, hochgradige submukose Blutungen oder 
hamorrhagische Nekrose. Die Veranderungen sind bei intravenoser 
Applikation am starksten, bei intraperitonealer gibt es fast gar keine. 

2) Die Giftigkeit ist bei subkutaner Applikation oder bei Injektion 
in den Magen am schwachsten, und verendet das Kaninchen erst nach 
ziemlich langer Zeit. Bei intravenoser Applikation ist der Shiga- 
Stamm sehr giftig, doch nicht so, wie bei der ersten Versuchsreihe, wolil 



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vielleicht deshalb, weil bei dieser die fertigen Giftstoffe ihre Wirkung 
gleich entfalten konnten, aber sich bei der zweiten Versuchsreihe erst 
nach der Injektion bilden miissen, dies ist besonders bei intraventraler 
Applikation der Fall. 

3) Bei intravenoser Applikation rnft der Shiga-Stamm starkere 
Veranderungen hervor, als der FI ex ner-Stamm. 

4) Auch in dieser Versuchsreihe verendeten manche Kaninchen, un- 
geachtet geringerer intestinaler Veranderungen, in verhaitnismaBig kurzer 
Zeit, so daB die Todesursache nicht in den intestinalen Veranderungen, 
sondern, wie klinisch anzunehmen ist, in den Lasionen der Nervenzentren 
zu suchen ware. 

5) Die Veranderungen des Blinddarmes werden, im Gegensatz zu 
der 1. Versuchsreihe, haufig angetroffen; solche des Colon und Dflnn- 
darms sehr selten. 

6) Sehr interessant ist, daB bedeutendere Veranderungen des Colon 
und Diinndarms nach intravenoser Injektion immer von denen des Blind¬ 
darmes begleitet sind, wahrend solche des Diinn- und Dickdarmes meist 
vermiBt werden. Blinddarmveranderungen zeigen sich bei Kaninchen, 
die binnen 38 Stunden verenden, wahrend solche des Colon und Diinn - 
darmes sich erst spater entwickeln, namlich bei Tieren, die den 3. Tag 
iiberleben. Somit wird das Blinddarmgift binnen 3 Tagen, das des Colon 
und Diinndarmes erst spater produziert. Hieraus ist anzunehmen, daB 
die Veranderungen des Blinddarms vom schnell produzierbaren Toxin, 
die des Dunn- und Dickdarms vom langsam produzierbaren Endotoxin 
herriihren. In der III. Versuchsreihe soil das Augenmerk auf diese Frage 
gerichtet werden. 


Gift 


III. Versuchsreihe. 

Versuch mit Ekto- und Endotoxin. 

Da das Filtrat der Bouillonkultur (I. Versuchsreihe) trotz seiner 
enormen Giftigkeit keine bedeutenderen Veranderungen des Darmkanals 
erzeugte, insbesondere den Blinddarm verschonte, nahm ich mir eine 
andere Herstellung des Giftes. Von nun an wurde ausschlieBlich mit 
Shiga-Stamm gearbeitet. 

a) Toxin. Eine Roux-Flasche 24-stQndiger Agarkultur bei37°C 
wird mit 10 ccm Kochsalzlbsung abgewaschen. Das Wasch- 
wasser wird nach 48 Stunden steril filtriert. 

b) Endotoxin. Dieselbe Kultur wird mit 10 ccm Kochsalzlosung 
versetzt, unter Schiitteln 58 Stunden bei 37 0 C und 7» Stunde 
bei 60° C hindurch gehalten; dann steril filtriert. 

Applikation: Injektion in die Ohrvene. 

Aus dem Versuch ersieht man: 

1) Nach Injektion von Toxin treten hinsichtlich der Intensitat. als 
auch der Haufigkeit starke Veranderungen des Blinddarms, bei geringen 
Veranderungen des Colon, auf. 

2) Als Folge injizierten Endotoxins zeigen sich haufige und inten¬ 
sive Veranderungen des Colon zugleich mit fast denselben schwachen 
und seltenen Veranderungen des Diinndarms, wie sie nach Applikation 
des Toxins iiblich sind. 

3) Die Annahme liegt nahe, daB das Toxin den Blinddarm angreift, 
und das Endotoxin das Colon ladiert, womit auch Betrachtung 6 der 
2. Versuchsreihe im Einklang steht. 

4) Die Veranderungen des Diinndarms waren, im Gegensatz zu 
friiherer Beobachtung, nach Anwendung beider Giftarten fast dieselben, 


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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine. 347 

und wire es nicht richtig, diese auf das Endotoxin zuriickfuhren zu 
wollen. 

5) Allerdings ist die Gifttrennung nicht genau, aber das Toxin ist 
verhaltnism&Big rein und enthait nur wenig Endotoxin, wahrend dem 
Endotoxin ziemlich viel Toxin beigemischt ist. Daher bedeutende Ver¬ 
anderungen des Blinddarms und geringere des Colon bei Anwendung 
des Toxins, und bedeutende Veranderungen beider Darmteile bei Appli- 
kation des Endotoxins. 

6) Zur Bestatigung obiger Betrachtungen ist es unumganglich not- 
wendig, die Gifttrennung scharfer zu betreiben, urn reinere Gifte her- 
zustellen. 

IV. Versuchsreihe. 

Versuche mit reinerem Toxin und Endotoxin. 

Bei dieser Versuchsreihe wurden die Gifte auf folgende Weise her- 
gestellt, um sie moglichst rein zu gewinnen: 

a) Toxin. Infolge zu langer Filtration in der 3. Versuchsreihe, 
durch welche die Beimischung des Endotoxins begiinstigt wurde, 
habe ich mich jetzt eines elektrischen Zentrifugals bedient und 
habe die Trennung in 4 Stunden vollzogen und sterile Flussig- 
keit erhalten. 

b) Endotoxin. Der Zentrifugalriickstand wird mit steriler physio- 
logischer Kochsalzlosung abgewaschen. Der Ruckstand (ur- 
spriinglich aus 18 R o u x - Flaschen) wird unter Zutrbpfelung 
0,4-proz. Aetzkalilbsung 5 Stunden hindurch zerrieben, um Bak- 
terienleiber vollig aufzuschlieBen. Die so entstandene dickbrei- 
ige Masse wird durch Zusatz von 25 ccm 0,4-proz. Aetzkali- 
losung emulsiert, dann nach 4-stiindigem Stehen bei Zimmer- 
temperatur mit steriler physiologischer Kochsalzlbsung auf 100ccm 
verdtinnt, geschiittelt und zentrifugiert. 

Applikation: Injektion in die Ohrvene. 

1) Die Wirkung des Toxins ist deutlicher als in der III. Versuchs¬ 
reihe: Die Veranderungen des Colon sind in der Intensitat wie in der 
Haufigkeit geringer und solche des Blinddarms treten desto mehr in den 
Vordergrund. 

2) Die Wirkung des Endotoxins ist auch deutlich, indem die Ver¬ 
anderungen des Colon bedeutender, die des Blinddarms dagegen geringer 
sind. 

3) Vergleicht man die Ergebnisse dieser Versuchsreihe mit denen 
der vorigen, so wird man erkennen, daB durch genauere Gifttrennung 
auch genauere Lokalisationen der pathologischen Veranderungen zu er- 
zielen sind, was meine Annahme, das Toxin greift den Blinddarm, das 
Endotoxin dagegen das Colon an, verifiziert. 

4) Die Veranderungen des Diinndarms waren, wie in der III. Versuchs¬ 
reihe, bei der Anwendung des Toxins dieselben wie bei der Applikation 
des Endotoxins, so daB die Folgerung aus der II. Versuchsreihe, daB sie 
auf das Endotoxin zuruckzufiihren seien, nicht stichhaltig ist. Weitere 
Studien sollen dariiber Aufkiarung verschaffen. 

1) Somit habe ich experimentell festgestellt, daB das Dysenteriegift 
in Toxin und Endotoxin zerfallt, und daB das letztere bei Kaniuchen 
besonders die Veranderungen des Colon, das erstere dagegen die des 
Blinddarms erzeugt. 

2) Eine andere Beobachtung, ’daB beim Kaninchentode Parese der 
hinteren f noch mehr der vorderen Extremitaten, sowie die Paralyse der 




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348 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

Harnblase und des Herzens vorkommt, ist schwerwiegend und zwingt 
uns zur Folgerung, daB gewisse Veranderungen des zentraien Nerven- 
systems vorliegen, wie manche Autoren behaupten. Welchem der beiden 
Giftstoffe ist nun dies zuzuschreiben, oder gibt es ein besonderes 
Nervengift? 

3) In alien Versuchen gingen zahlreiche Kaninchen unter paretischen 
Erscheinungen zugrunde, ohne irgendwelche intestinalen Veranderungen 
aufzuweisen. Der Tod des Kaninchens ist, wie Do err experiinentell 
festgestellt hat, vom Verhalten des Darmkanals abhangig. 

4) Die pathologischen Veranderungen hRngen von der Herstellungs- 
weise des Giftes, von der Zeit und Wendung der Giftproduktion lebender 
Bacillen, sowie von der individuellen Eigentumlichkeit der Bakterien- 
stamme und der Kaninchen ab. 

A. Was die Herstellungsweise des Giftes anbetrifft, so entbehrte das 
Bouillonfiltrat (Versuch I) giinzlich des Toxins, weshalb die Veranderungen 
des Blinddarms verrniBt wurden; die auf das Endotoxin zurflckzufiihren- 
den Veranderungen des Colon waren besonders bei Gift b geringfugig. 
Der Giftigkeit war dessenungeachtet sehr stark und fiihrte unter Nerven- 
symptomen zum Tode. Das Filtrat der Bouillonkultur greift also die 
Nervenzentren ebenso stark an, wie andere Gifte. 

B. Bei der Injektion lebender Kultur verhielt es sich ganz anders, 
wie bei der Injektion fertiger Gifte. Hier haben die Bacillen erst das 
Gift zu produzieren, welches dann auf das Organgewebe des Kaninchens 
wirkt. So sieht man hier ein besonderes Verhaltuis in betreff der Gift- 
bildung. Im Gegensatz zur III. oder IV. Versuchsreihe wirkt hier zunachst 
nur das Toxin, und erst nach gewisser Zeit das Endotoxin, weshalb wohl 
viele Tiere ausschliefilich den Nervensymptomen erliegen, wahrend dies 
in der III. oder IV. Versuchsreihe sehr selten der Fall war. 

C. Individualitfit. Gleiche Herstellungsweise, gleiche Menge und 
gleiche Applikation des Giftes bedingen keineswegs die Gleichheit in der 
Lokalisation und Intensit&t der pathologischen Veranderungen, noch die 
Gleichheit der Giftigkeit; es existiert zwischen ihnen kein festes Ver- 
haltnis, und sehen wir uns genotigt, die individuellen Eigentiimlichkeiten 
sowohl der Bakterien als auch der Kaninchen anzunehmen, wodurch 
unseren Forschungen groBe Hindernisse entgegengestellt werden, denn 
wir miissen uns mit deni Allgenieinen zufriedenstellen und auf die 
Einzelheiten verzichten. So kounen wir noch uicht sagen, welchem 
Gifte die Nervenlasionen zuzuschreiben sind. Sehr wahrscheinlich ist es 
aber, daB es ein spezifisches Nervengift neben dem Toxin und Endo¬ 
toxin gibt, welche den Blinddarm resp. das Colon angreifen; denn in der 
1. Versuchsreihe waren die Nervensymptome sehr bedeutend, wahrend 
die auf Toxin oder Endotoxin zu beziehenden Veranderungen sehr gering- 
fiigig waren; dies war auch bei der Injektion lebender Kultur der Fall, 
wie unter B angegeben worden ist. 

5) Ob die Veranderungen des Diinndarms dem Toxin oder dem 
Endotoxin zuzuschreiben sind, oder ob es ein besonderes Diinndarmgift 
gibt, wissen wir zurzeit noch nicht. In der I. Versuchsreihe sahen wir 
sie neben den Veranderungen des Colons in den Fallen, wo die auf das 
Toxin zu beziehenden Veranderungen verrniBt wurden. So ware, wie in 
der Betrachtung 6 der II. Versuchsreihe dargetan, anzunehmen, daB das 
Endotoxin oder ein ihm beigemischtes Gift den Diinndarm angreift, aber 
damit stehen ja die Bemerkungen 4 der III. und IV. Versuchsreihe in 
Widerspruch. 

6) Die Tatsache, daB das Toxin und das Endotoxin der Dysenterie- 


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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungeu der Dyseuterietoxine. 


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bacillen jedes in bestimmten Darrateilen spezifische Veranderungen er- 
zeugt, und daB die Wirkungen jedes Giftes bei der Injektion lebender 
Kultur in gewisser Zeit zum Vorschein kommen, ist fur die Pathologie 
der Infektionskrankheiten iiberhaupt von eminenter Bedeutung, und ist 
geeignet, ein neues Licht auf die Entstehuug der Krankheitsherde und 
auf die klinischeu Befunde zu werfen. (Unser Kollege Herr Dr. Arima 
hat ja in dieser Beziehung in der Pathologie des Typhus abdominalis 
Hervorragendes geleistet.) 

7) Meine Ansicht iiber das Toxin und Endotoxin ist tats&chlich so 
gut wie festgestellt, sie entbehrt aber noch der wissenschaftlichen Be- 
statigung; denn die Trennung beider Gifte ist noch nicht vollkommen. 
Uni die Eigenschaften der Gifte und ihre pathogenetischen Wirkungen 
festzustellen, muB man danach streben, reine Gifte zu gewinnen. 

Bevor ich nun die erste Mitteilung meiner Studien der Oeffentlichkeit 
iibergebe und zur Gewiunung reiner Gifte und zur Forschung iiber das 
Nerven- und Diinndarmgift schreite, will ich im folgenden die Hypothese 
iiber die Giftarten, ihre Lokalisation im Bakterienleibe und ihre Ausgabe, 
sowie die Methode der Gifttrennung besprechen. 


A. Hypothese iiber die Giftarten, ihre Lokalisation im 
Bacillenleibe sowie ihre Ausgabe. 

Das Dysenteriegift zerfallt in: 

a) Sezeruiertes Gift (Toxin), Blinddaringift, Toxin im urspriinglichen 
Sinne. 


| «) flautgift, Nervengift. 

b) Leibesgift (Endotoxin) & Unterhautgift Diinndarmgift 

b v ' J y) Inhaltgift, Colongitt, Endotoxin im 

l ursprunglichen Sinne. 

a) Sezerniertes Gift (Toxin) oder Blinddarmgift wird von den Bacillen 
sezerniert, solange sie sich in einem gewissen Gesundheitszustande be- 
finden, und existiert deshalb auBerhalb des Bacillenleibes. Es wirkt 
friiher als das Endotoxin (Inhaltgift oder Unterhautgift), wie aus der 
Bemerkung 6 der II. Versuchsreihe hervorgeht. 

b) Leibesgift (Endotoxin) ist im Bacillenleibe selbst enthalten und 
wird durch Autolyse der Bacillen herausgegeben. Es gibt 3 Arten von 
Leibesgift: 

a) Hautgift oder Nervengift ist in der Bacillenhaut selbst enthalten 
und wird beim Ableben oder der Schwache der Bacillen durch Ver- 
letzung, Zerstoruug oder Auflosung der Bacillenhaut frei gemacht. 

Kommen lebende Bacillen in den Korper des Kaninchens, so wird, 
solange sie gehorig gesund sind, nur das Toxin sezerniert. Nach einiger 
Zeit aber, wenn sie schwiicher werden oder absterben, tritt das Inhalt¬ 
gift durch die verdiinnte Haut, oder es wird Perforation, Bruch oder 
Zerstorung der Bakterienhaut frei gemacht. Dabei iiuBert das Nerven¬ 
gift, welches unter Paralyse zum Tode fiihrt, seine Wirkungen meist 
friiher als das Inhaltgift (12 Falle II. Versuchsreihe). Es ist zu ver- 
muten, daB das Nervengift in der Bacillenhaut enthalten ist, welclie unter 
gewissen Bedingungen zuerst das in ihr selbst enthaltene Nervengift 
herausgibt und dann erst, nachdem sie sehr verdiinnt, Locher oder Risse 
bekommen hat oder gar zerstort worden ist, das Inhaltsgift durchlaBt. 

Manchmal gelien die Nervensymptome den Blinddarmlasionen voran, 
was auf den ersten Blick mit dieser Hypothese in Widerspruch zu stelien 
scheint, aber leicht dadurch erklarlich wird, daB irgendwie abgeschwachte 


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Oder abgestorbene Bacillen nicht inehr der Sekretion fahig sind, desto 
leichter aber das in der Haut enthaltene Nervengift freigeben. 

(i) Unterhautgift oder Diinndarmgift ist in der Substanz zwischen 
der Haut und dem eigentlichen Inhalt enthalten und wird durch die 
Verdiinnung, Verletzung oder Zerstbrung der Haut herausgegeben. Die 
Veranderungen des Diinndarms kommen meist spater zum Vorscbein als 
die Nervenerscheinungen (11 Falle) und friiher als solche des Colon 
(2 Falle), woraus hervorgeht, daB das Diinndarmgift tiefer als das Nerven- 
und seichter als das Colongift, also zwischen der Haut und dem eigent¬ 
lichen Inhalt lokalisiert ist. 

In 2 Fallen wurden die Veranderungen des Colon gleichzeitig mit 
solchen des Diinndarms, in zwei anderen Fallen ohne letztere beobachtet. 
Erstere sind so zu verstehen, daB die Haut und das Unterhautgewebe 
zugleich verletzt und das Unterhaut- und Inhaltgift gleichzeitig befreit 
wurden; letztere so, daB das Unterhautgewebe Risse bekommt, wodurch 
das Inhaltgift heraustreten konnte. 

NB. Man kann sich auch das Gift (J und y gegeneinander vertauscht 
vorstellen, oder im Falle, daB der Bacillus einen Kern besitzt, Gift 
als Inhaltgift und Gift y als Kerngift denken. Voriaufig werde ich bei 
meiner Einteilung bleiben. 

DaB die Veranderungen des Diinndarms gleichzeitig mit den Nerven¬ 
erscheinungen vorkommen konnen, wird so erklart, daB bei gewissen 
Verletzungen der Haut das Diinndarmgift gleichzeitig mit dem Nerven¬ 
gift freigegeben wird. Die Falle, wo der Blinddarm allein ver&ndert ist, 
oder die Falle, wo der Blind- und Diinndarm verandert, aber das Colon 
intakt ist, sind nach der Hypothese ganz natiirlich und bediirfen keiner 
besonderen Erkiarung. Die Falle, wo der Diinndarm bei freiem Blind¬ 
darm pathologische Veranderungen zeigt, sind, wie oben bei Nervengift 
angegeben, aus dem Schwachezustande oder dem Tod der Bacillen zu 
erklaren. 

Man konnte sich auch die Falle denken, wo infolge gewisser Ver¬ 
letzungen der Haut oder der Unterhautsubstanz das Unterhautgift oder 
das Inhaltgift friiher als das Nervengift sein Wesen treibt; ich habe aber 
noch nicht einen solchen Fall erlebt, denn die Nervensymptome wurden 
in keinem meiner Versuche vermiBt. Wollte man aber einen solchen 
Fall bestatigen, so miiBte man die Kaninchen tbten, bevor sich die 
Nervenerscheinungen entwickelt haben. 

y) Inhaltgift oder Colongift ist in der Inhaltssubstauz des Bacillen- 
leibes enthalten und wird frei, wenn die Bacillen abgeschwacht oder ab- 
gestorben sind, und die Haut und das Unterhautgewebe sehr verdiinnt, 
verletzt, teilweise oder ganzlich zerstbrt sind. Die Veranderungen des 
Colon treten in der Regel spater auf, als andere; Ausnahmen von der 
Regel gibt es natiirlich, wie bereits oben angegeben wurde. 

Hypothese liber die Gifttrcnnung. 

A. Mechanische Trenuung. 

1) Durch Abtbtung der Bacillen, wodurch die Sekretion aufgehoben 
wird, und darauffolgende Abwaschung gewinnt man ein Gemisch der 
drei Leibesgifte. Aus Waschwasser, das auch andere Gifte enthait, laBt 
sich das Toxin nicht gewinnen. 

2) Es ist anzunehmen, daB die Haut das festeste, das Unterhaut¬ 
gewebe das zweitfesteste Gebilde des Bacillenleibes darstellt. Werden 
nun die abgetoteten und abgewaschenen Bacillenleiber zerstbrt und ab- 


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gewaschen, so wird das Inhaltgift entfernt, und man bekommt ein Ge- 
misch des Haut- und Unterhautgiftes. Durch abermaliges, griindliches 
Waschen erhalt man reines Nervengift. Aus dem Waschwasssr, das auch 
Hautgift enthait, laBt sich das Unterhautgift in reinem Zustande nicht 
gewinnen. 

3) Moglich ist die Trennung der Gifte, je nach ihrer Widerstands- 
fahigkeit gegen die War me. 

4) Eine andere Trennungsmbglichkeit ergibt sich, wenn man das Gift 
gewisse Zeit stehen laBt. 

B. Kulturelle Trennung. 

1) Das Filtrat der Bouillonkultur entbehrt des Toxins, denn bei 
seiner Injektion wurden niemals die Veranderungen des Blinddarms ge- 
funden (I. Versuchsreihe). Es ist als ein Gemisch der iibrigen 3 Gifte 
anzusehen. Dasselbe, durch 2 Wochen in Zimmertemperatur gelassen, 
hat nur geringfiigige Veranderungen des Colon bewirkt (I. Versuchs¬ 
reihe), so daB es mOglich scheint, durch Modifikation dieser Methode das 
Colongift zu eliminieren, d. h. durch besondere Kulturweise lieBe sich 
gewisses Gift eliminieren. 

2) Aus der Beobachtung, daB die dem Kaninchen einverleibten, 
lebenden Bacillen in der ersten Zeit nur die Wirkungen des Toxins 
zeitigen, ist zu folgern, daB durch eine kurzdauernde Kultur Toxin zu 
gewinnen ist. 

C. Chemische Trennung. 

1) Durch Behandlung des Giftgemisches mit Organemulsionen kann 
bestimmtes Gift daran gebunden werden, wodurch das andere Gift 
frei wird. 

2) Ein Giftgemisch, in welchem ein Gift das andere iiberwiegt, wird 
dem Kaninchen injiziert. Dann bindet sich die ganze Menge des ersten 
und ein Teil des zweiten mit dem Organgewebe des Kaninchens. Das 
Blutserum eines solchen Kaninchens enthait dasjenige Gift, das im Ueber- 
schuB vorhanden war. 

3) Mittels Immunserum des gewonnenen Giftes kann man durch 
Neutralisation andere Gifte gewinnen. 

4) Gifttrennung mittels chemischer Agentien. 

SchlnfJbetrachtungeii. 

1) Das Dysenteriegift (S h i ga-Stamm), das ich aus der Bouillon¬ 
kultur herstellte (Bouillongift), ruft, dem Kaninchen intravenos injiziert, 
paralytische Erscheinungen hervor und totet das Tier binnen 26 Stunden; 
anatomisch werden nicht-hochgradige Veranderungen sowohl des Colon 
als auch des Dunndarms gefunden. Dasselbe Gift, das vor der Filtration 
langere Zeit in Zimmertemperatur gestanden hat (das veraltete Bouillon- 
gift), zeitigt sehr geringfiigige Veranderungen des Colon. Der Blinddarm 
bleibt intakt. 

2) Injiziert man lebende Agar- oder Bouillonkultur (Shiga-Stamm) 
dem Kaninchen in die Vene, so geht das Tier unter paralytischen Er- 
scheinungen zugrunde. Die Giftigkeit ist nicht so groB, wie die des 
Bouillongiftes, desto bedeutender sind aber die pathologischen Verande¬ 
rungen. Diese kommen im Blinddarm, spater und seltener im Colon 
und Diinndarm vor. Manche Tiere verenden ohne irgendwelche intesti- 
nalen Veranderungen aufzuweisen; dies wird hier lmufiger beobachtet, 
als bei der Anwendung fertiger Gifte. 


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3) Das Gift, das ich aus Agarkultur (Shiga-Stamm) herstellte, ist 
gegen Kaninchen sehr giftig und ruft pathologische Veranderungen her- 
vor, welche hochgradiger sind als bei der Applikation des Bouillongiftes 
und ungefahr denjenigen nach der Injektion lebender Kultur gleich- 
komraen. 

Trennt man das Gift in Toxin und Endotoxin, so erzeugt das erstere 
im Blinddarm, das letztere im Colon krankhafte Veranderungen. 

4) Das Bouillongift erzeugt keine toxischen Veranderungen; das ver- 
altete Bouillongift nur geringe endotoxische Veranderungen. 

5) Bei Injektion lebender Kultur traten zuerst nur toxische Erschei- 
nungen auf und erst nach lfingerer Zeit auch die endotoxischen. Daraus 
geht hervor, daft bei Injektion lebender Bacillen die Produktion verschie- 
dener Gifte zeitlich verschieden ist. 

6) Bei Injektion lebender Kultur wird der Tod des Kaninchens durch 
Lasionen der Nervenzentren verursacht. Diese Lasionen, glaube ich, 
werden durch spezifisches Nervengift bewirkt, welches bei Applikation 
lebender Kultur sehr oft allein wirkt. 

7) Die pathologischen Veranderungen, welche durch pathogene Wir- 
kungen der Dysenteriegifte (Shiga-Stamm) hervorgerufen werden, lassen 
sich folgendermaBen zusammenstellen: 

a) Veranderungen, welche durch Endotoxin hervorgerufen werden — 
Veranderungen des Colon: 

Hyperamie der Schleimhaut, submukose Blutaustritte, solche der 
Falten, deren hochgradigere dicht zusammengedrangt, oft konfluierend 
vorkoinmen; die Darmwand verdickt, oft hamorrhagisch, zuweilen fiber 
die ganze Lange des Transversus und Descendens erstreckend; die 
Serosa dunkelbiaulich verfarbt. 

b) Toxische Veranderungen. — Verfinderungen des Blinddarms: 

Entzfindliche Oedeme; Verdickung der Darmwand, in hochgradigen 

Fallen gallertartig entartet; hamorrhagische Infiltrationen, meist an den 
Falten, besonders am Kamm beginnend und allmahlich in den Zwischen- 
faltenraum fibergreifend, anfangs hellrotlich, nachher dunkelrot, endlich 
nekrotisch werdend, so daB die Falten manchmal fast vom Grunde ab- 
getrennt erscheinen konnen; die hamorrhagische Infiltration kann auch 
manchmal in dem Zwischenfaltenraum beginnen. Es kommen auch Ffille 
vor, wo die entzfindlichen Oedeme von submukosen Blutaustritten und 
-tlecken begleitet sind; auch gibt es Faile, wo entzfindliche Oedeme ver- 
miBt werden, daffir aber kapillare Blutungen des Zwischenfaltenraumes 
vorkommen. Die Serosa ist meist glatt, dfinn-agarartig, blfiulich, dunkel¬ 
rot Oder dunkelblau verffirbt, oft fibrinfis-entzfindlich; manchmal sub¬ 
serose Blutungen, oft an der Ansatzstelle der Falten, wodurch querlaufende 
Blutungsstriche fibereinander entstehen. 

c) Veranderungen der Nerven. 

Aus klinischem Befunde der Paralyse, die zum Todc ffihrt, sowie 
aus dem anatomischen Befunde des gelfihmten Diureticus und des er- 
schlafften Herzens, auch aus den oben erwahnten Erwfigungen, schliefie 
ich auf die Invasion der Nervenzentren. Heine Studien hierfiber sind 
aber noch sehr mangelhaft und blicke ich mit Bewunderung auf die Ar- 
beiten von Dopter, Guxberg und Karasawa. 

d) Veranderungen des Dfinndarms. (Annahme eines Dfinndarm- 
giftes.) 

Die Serosa hyperamisch, manchmal dunkelrot; subserose Blutaus¬ 
tritte und -fiecken; die Darmwand kann etwas verdickt und odematfis 


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Hor'imi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dyaenterietoxine. 


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sein. Die Schleimhaut hyperSmisch, in hocligradigen Fallen kapillare 
Blutungen; auch submukflse Blutaustritte und -flecken, meist in der 
Nahe der Ileococalgegend, Duodenum und in der Umgebung, sie konnen 
auch diclit gedrangt vorkommen und nekrotisch sein; die Ileococal- 
gegend zeigt auch bisweilen ahnliche Veranderuugen. Peyersche Driisen 
konnen hyperamisch anschwellen, Blutllecken oder Blutungen zeigen; 
sie kbnnen aber auch unabhangig von den Veranderungen des Diinn- 
darms sein. 


Nachtrag. 

Trennung der Gifte und ihre pathogenen Wirkungen. 

In meiner vorangehenden Arbeit habe ich festgestellt, daB das aus 
dem Shiga-Stamm hergestellte Endotoxin, dem Kaninchen intravenos 
appliziert, im Colon, das Toxin dagegen im Blinddarm pathologische 
Veranderungen erzeugt, und daB es ein spezifisches Nervengiit gibt, 
welches unter paralytischen Erscheinungen den Tod des Kaninchens ver- 
ursacht. Gleichfalls habe ich auch Uypothesen aufgestellt ilber die Gift- 
arten, ihre Lokalisation im Bacillenleibe und ihre Ausgabe, sowie fiber 
die Methode der Gifttrennung. 

Die Gewinnung reiner Gifte und die Priifung der Hypothese ist die 
Aufgabe, die ich hier weiter mir gestellt habe. 

Die Gewinnung des Toxins durch kurzdauernde Kultur (Hypothese b 2) 
ist, nach dem Ergebnisse der Priifung an Kaninchen No. 139—144 zu 
beurteilen, miBlungen, ebenso die Gifttrennung durch Behandlung mit 
Organemulsion (Hypothese c 1) Kaninchen No. 146—207. 

Die Trennung durch Bindung im Kaninchenkorper und die Ge¬ 
winnung des Giftes im Blutserum (Hypothese e 2) ist, nach den Er- 
gebnissen der Priifung an Kaninchen No. 276—333 sehr aussichtsvoll. 

Die Abwaschung des Toxins (Hypothese a 1) und die Gewinnung 
reinen Nervengiftes durch fortgesetzte Abwaschung (Hypothese a 2) 
haben sich bewahrt. Die Hauptpunkte dieser Studien teile ich, als 
Nachtrag zur vorangeschickten Arbeit in folgendem mit. 

TIerversuch. 

I. Versuchsreihe. 

Als Vorbereitung zu Experimenten mit dem durch Abwaschung des 
Toxins befreiten Gifte habe ich diese Versuche angestellt, um Anhalts- 
punkte fur die Wiederholung der Waschungen und fiir die Menge der 
zu applizierenden Giftdosis zu gewinnen. 

Hierzu wurde dasselbe Gift verwendet, wie in der IV. Versuchs¬ 
reihe des 1. Berichts, mit der Absicht, die Dosis letalis des Toxins und 
des Endotoxins festzustellen, ferner iiber das Nervengift und fiber die 
Wirkung sehr verdiinnten Giftes Aufschliisse herbeizuschaffen. 

1. Die Dosis letalis des Toxins ist 0,1, die des Endotoxins 0,01. 
Das Endotoxin totet in der Dosis von 0,01 das Kaninchen in 4 Stunden 
bis 3 Tagen oder etwas dariiber; das Toxin in der Dosis von 0,05 in 
4—7 Tagen, das Tier kann auch, wenn auch sehr selten, den 11. Tag 
uberleben. Das Endotoxin ist also viel giftiger, als das Toxin. 

2. In einer Dosis unter 0,05 vermag das Toxin keine intestinalen 
Veranderungen hervorzurufen; ebenso werden beim Endotoxin die spe- 
zifischen Colonveranderungen vermiBt, und man sieht nur ganz gering- 
fiigige Darmveranderungen, welche auf das beigemischte Toxin mit Diinn- 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 3,4. 


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CentraJbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


darmgift zuriickzufiihren waren. So scheinen bei starker Verdunnung 
die Darmgifte verloren zu gehen, so daB das Nervengift allein seine Wir- 
kung entfaltet. Bei Anwendung von 0,001 Oder 0,002 vermag weder 
das Toxin noch das Endotoxin das Kaninchen in kfirzerer Zeit zu toten, 
doch sah ich mit Interesse dem Ausgang entgegen, bis mir ein Hund 
nach einer Woche die Kaninchen auffrafi und so einen Strich durch die 
Rechnung zog. 

3. Bei starker Verdunnung des Giftes entfaltet, wie oben angegeben, 
nur das Nervengift seine Wirkung. So hat sich die Vermutung, daB 
es durch wiederholte Abwaschungen der zerstorten Bacillenleiber zu ge- 
winnen sei (Hypothese a 2) einigermaBen bew&hrt. 

4. DaB der Tod des Kaninchens auf das Nervengift zu beziehen ist, 
ergibt sich daraus, daB das hochgiftige Endotoxin mehr Nervengift ent- 
halt, als das weniger giftige Toxin. 

5. Daraus folgt wiederum, daB das Nervengift kein sezerniertes 
Gift ist, wie das Toxin, sondern ein mit dem Endotoxin im Bacillenleib 
vorkommendes ist. Das Endotoxin enthalt auch deshalb viel Nerven¬ 
gift, weil bei seiner Gewinnung die Bacillenhaut (Hypothese fiber Leibes- 
gift) zerstort wird, wahrend diese bei zentrifugaler Trennung des Toxins 
unversehrt bleibt. 

6. Aus den obigen Beinerkungen geht hervor, daB es neben dem 
Toxin und Endotoxin ein spezifisches Nervengift gibt (1. Bericht, Be- 
trachtungen) und daB nicht nur jene beiden miteinander gemischt, son¬ 
dern auch mit dem Nervengift vereint, vorkommen. 

7. Aus der kleinen Dosis letalis des Dysenteriegiftes kann man auf 
die hohe Giftigkeit des Nervengiftes schlieBen. Um die toxischen und 
endotoxischen Veranderungen zu unterdrticken, muB die Giftmenge sehr 
klein sein, weshalb es notwgndig ist, die Abwaschung mehrmals zu 
wiederholen, um das Toxin zu entfernen. 

II. Versuchsreihe. 

Um nach der Hypothese (a 1) der mechanischen Giftrennung durch 
Abwaschen des Toxins das Endotoxin (d. h. ein Gemisch von Colon-, 
Dunndarm- und Nervengift) zu gewinnen, wurde die Kultur mit Toluol 
behandelt und das Toxin auf gewohnliche Weise entfernt, dann abge- 
wascheu. Die Gewinnung des Endotoxins geschah auf gewohnlichem 
Wege. 

Von einer Roux-Flasche wurde zuerst das Toxin abgewonnen. Der 
Rfickstaud wurde in 4 Rohrchen 5mal auf dem elektrischen Zentrifugal 
abgewaschen. Der Riickstand wurde zerrieben und zentrifugiert. Das 
auf diese Weise hergestelite Endotoxin wurde 5 Kaninchen, nach Korper- 
gewicht geteilt, in die Ohrvene injiziert. 

1. Kaninchen No. 255 wies nur geringffigige endotoxische Ver- 
finderungen auf, sonst keine Veranderungen, weder des Blinddarms noch 
des Dfinndarms. 

2. Die Abwaschung des Toxins ist also gelungen. Die Verande¬ 
rungen des Colon und des Dfinndarms wurden aber auch zugleich fast 
ganzlich vermiBt. Es ist anzunehmen, daB die Bacillen wahrend des 
Abwaschens verletzt wurden, und daB sowohl das Colon- als auch das 
Dfinndarmgift bereits abgewaschen worden war, als man zum Zerreiben 
schritt, so daB nur das Nervengift fibrig blieb. Der kleine Rest des 
Colongiftes hat bei einem Kaninchen seine Wirkung spurweise gefiuBert. 

3. Durch wiederholte Abwaschungen der abgetoteten Bacillen kann 


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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine. 


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nicht nur das Toxin, sondern auch das Colongift und Diinndarmgift ent- 
fernt werden, dann bleibt nur das Nervengift iibrig. 

4. Die Versuche, die zwecks Abwaschung des Toxins vorgenommen 
wurden, haben, infolge iibermaBiger Waschung zur Best&tigung der 
Hypothese der mechanischen Gifttrennung (a 2) gefiihrt und auch so 
die Hypothese iiber die Lokalisation des Giftes einigermaBen bestatigt; 
das sezernierte Toxin wird nSmlich am ehesten abgewaschen, demnachst 
das durch Zerstorung der Bacillen frei gelassene Inhaltgift (Colongift; 
dann das im Unterhautgewebe enthaltene Dunndarmgift, und das Nerven¬ 
gift, das in der widerstandsfahigsten Haut enthalten ist, bleibt zurflck. 

III. Versuchsreihe. 

In der letzten Versuchsreihe waren alle Gifte, das Nervengift und 
die Spur des Colongiftes ausgenommen, abgewaschen worden. In dieser 
Versuchsreihe beabsichtige ich festzustellen, ob es gelingt, das Toxin 
allein abzuwaschen. Zu dem Zwecke trennte ich aus vier Roux-Flaschen 
zuerst das Toxin. Den Riickstand tat ich in 4 ROhrchen und wusch 
ihn zweinial auf der Zentrifugalmaschine. Aus den Ergebnissen voriger 
Versuchsreihe nahm ich an, daB die Bacillen zerstort worden waren, 
bevor man sie zerrieb, weshalb ich diesmal den Riickstand ohne weiteres 
in Kochsalzlosung aufschwemmte und dem Kaninchen applizierte. 

1. Beriicksichtigt man, daB eine geringe Giftmenge schon geniigt, Ver¬ 
anderungen zu erzeugen, und dafi diesmal verh&ltnismaBig viel Kultur 
genommen wurde, die Abwaschung dessenungeachtet nur zweimal ge- 
schah, so ist zu erwarten, daB das Toxin nicht vollst&ndig beseitigt sein 
kann, was auch in der Tat der Fall war. 

2. Um das Toxin vollig abzuwaschen, sollte man kleinere Mengen 
Kultur nehmen, und sie mehrmals abwaschen. 

IV. Versuchsreihe. 

Nach den Ergebnissen beider vorhergehenden Versuehsreihen sollte 
eine 2—5malige Abwaschung geniigen, um das Toxin zu entferneu. 
Dessenungeachtet habe ich diesmal 8mal Abwaschungen vorgenommen 
mit Riicksicht darauf, daB ich ungefahr das doppelte Quantum Kultur 
(die Halfte der III. Versuchsreihe) mit derselben Anzahl Zentrifugal- 
rohrchen behandelte, wie bei der II. Versuchsreihe. 

1) Ich habe keine toxischen Veranderungen angetroffen, aber solche 
des Colon- und Diinndarmgiftes. 

2) Das Toxin kann demnach durch mechanisches Waschen gewissen 
Grades vom Bacillenleib entfernt werden. Die Hypothese iiber mecha- 
nische Gifttrennung (a 1) ist somit belegt worden, ebenso die Hypothese, 
daB das Toxin sezerniertes Gift ist. 

3) Weiterhin werde ich zu priifen versuchen, ob es gelingt, mit 
groBerer Menge Kultur und weniger Abwaschungen dasselbe Resultat 
zu erzielen, und noch weiter, ob sich durch Abwaschungen gewissen 
Grades das hypothetisch im Unterhautgewebe eingeschlossene Diinndarm¬ 
gift gewinnen l&Bt. 

V. Versuchsreihe. 

Diesmal wurde anderthalbmal soviel Quantum Kultur in derselben 
Anzahl Rohrchen, wie das letzte Mai Gmal abgewaschen. 

1. Ich beobachtete diesmal keine Veranderungen des Blinddarms, 
aber solche des Colon und des Diinndarms. 

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356 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bel. 68. Heft 3/4. 

2. Bei geringeren Veranderungen des Colon waren solche des Diinn- 
darras viel bedeutender als in der letzten Versuchsreihe. 

3) Das Toxin wird durch mechanisches Waschen gewissen Grades 
abgewaschen. 

4) Die Veranderungen des Diinndarms werden in der II. Versucbs- 
reihe vermiBt; sie waren in der IV. geringer als solche des Colon, unci 
in der 5. verhaltnismaBig bedeutend. Ihre Intensitat oder ihr Vor- 
koinmen uberhaupthangt wahrscheinlich vom Grade der Giftabwaschung ab. 

5) Die Erfahrung, dafi die Veranderungen des Diinndarms diesmal 
bei geringen Veranderungen des Colon bedeutender waren als in der 
VI. Versuchsreihe, sowie daB sie in der I. ganzlich vermiBt wurden, 
stimmt mit der Hypothese, dafi das Diinndarmgift ein Untergift sei. 
iiberein. denn es geht bei Waschungen schwerer als das Inhalt- oder 
Colongift und leichter als das Haut- oder Nervengift verloren. 

Scklufibetraclitungcii. 

1) Wie ich vorausgesehen hatte, laBt sich das sezernierte Toxin 
durch Abwaschungen entfernen. 

2) Meine Ansicht, daB der Kaninchentod auf das Nervengift zuriick- 
zufuhren ist, griindete sich auf die Erfahrung, daB sehr viele Kaninchen 
ohne bedeutende Darmiasionen doch unter Nervensyniptomen zugrunde 
gehen, ferner auf die Berichte Doerrs und vieler anderer Autoren, die 
sich mit dem Studium der pathologischen Veranderungen der Nerven- 
zentren befaBt haben. Manche Punkte, z. B. ob das Nervengift fur sich 
allein wirkt, oder ob es der Mitwirkung anderer Giftstofle bedarf, oder 
ob die Veranderungen des Nervensystems als Teilerscheinungen einer 
allgemeinen Vergiftung anzusehen seien usw., blieben unaufgekiart. Nun 
ist es aber festgestellt, daB es ein spezifisches Nervengift gibt, welches 
fur sich allein wirkt, wenn die anderen Gifte durch zu starke Verdiinnung 
ihre Wirkungen verloren haben (Versuch 1), und welches bei schwacher 
Abwaschung mit alien anderen Giften, bei staxkerer Abwaschung mit 
anderen Leibesgiften und bei Extraktion tfichtig abgewaschener und 
zerriebener Bacillen allein vorkommt, und dann ohne Darmveranderungen 
unter paralytischen Erscheinungen zum Tode fiihrt; das Nervengift ist 
demnach ein spezifisches selbstandiges Gift, und zwar Hiillengift. 

3) Die Lokalisation des Nervengiftes in der Bacillenmembran geht 
zwar aus dem Resultat der zweiten Versuchsreihe hervor, will man 
jedocli dies deutlicher beweisen, so konnte man den Bakterienriickstand 
(in der II. Versuchsreihe bediente ich mich dessen Extraktes) dem 
Kaninchen applizieren und zusehen, ob das Tier ohne irgendwelche 
Darmiasionen unter paralytischen Erscheinungen verendet. 

Aus diesem Grunde bedauere ich, bei der II. Versuchsreihe. die ja 
einem anderen Zwecke dienen sollte, den Bakterienriickstand nicht appliziert 
zu haben. Das Extrakt enthielt zwar das Nervengift, aber in so geringer 
Menge, daB das Tier l&nger als bei anderen Versuchen lebte und wohl 
deshalb. weil der Riickstand nicht mehr viel Nervengift enthielt. Jeden- 
falls ist es sicher, daB das Nervengift, das zuletzt extrahiert wird, in der 
Bacillenmembran enthalten ist. 

4) Wenn das durch gehorige Abwaschung des Toxins und des Colon- 
giftes entledigte Gift, dem Kaninchen injiziert, den Tod (Nervengift!) 
und die Veranderungen des Diinndarms hervorruft, nach weiterer Ab¬ 
waschung aber nur den Tod herbeifflhrt, so ware die Lokalisation des 
Dtinndarmgiftes unterhalb der Membrau des Bacillus noch unzweideutiger 
festgestellt. 


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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine. 


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5) Die normale Anzahl der Waschungen, die notwendig ist, um ein 
gewisses Gift aus der Kultur zu entfernen, habe ich noch nicht festge- 
stellt. Es konnte durcli Abwaschversuche init deni jedesmaligem Tier- 
versuch geschehen; Voraussetzung hierbei ware: gleiche Menge Kultur, 
gleiche Anzahl Zentrifugalrohrchen und bestimmtes Quantum Fliissigkeit. 
Doch macben die individuelle Eigentiimlichkeit sowohl der Bacillen als 
auch der Kaninchen (I. Bericht, Betrachtung 4 C.) und die Eigenschaft 
der Shiga-Bacillen, bei Zerstorung teigig zu werden, so daB die einzelnen 
Bacillen schwer zu trennen sind, die Arbeit von vornherein nicht leicht. 

6) Bei der Applikation des Bouillongiftes (I. Bericht, Versuch I) 
und des toxinfreien Giftes (Versuch IV und V) wurden die Veranderungen 
des Wurmfortsatzes gefunden, wahrend sie Applikation des Nervengiftes 
(Versuch II) fehlten. 

7) Es liegt auf der Hand, anzunehmen, daB sie weder dem Toxin 
noch dem Nervengift, sondern entweder dem Colonbacillenleibesgift 
oder dem Diinndarm-(Untermembran-)Gift zuzuschreiben sind. Weitere 
Untersuchungen sollen auch daruber Aufklarung verschaffen. 

7) Es ist festgestellt worden, daB man auf mechanischem Wege 
durch Abwaschung: 

a) ein toxin- (sezerniertes Gift) freies Mischgift, 

b) reines Nervengift gewinnen kann. 

Gelingt es nun auf demselben Wege 

c) ein Gemisch von Diinndarm- und Nervengift zu gewinnen, so 
konnte man 

durch Immunisierung folgende Gifte im Blutserum gewinnen: 
mit Gift a 

d) das reine Toxin, welches nur im Blinddarm pathologische Ver¬ 
anderungen hervorruft; 

mit Gift b 

e) ein Gemisch von Toxin, Colon- und Diinndarmgift, welches keine 
paralytischen Erscheinungen auslost; 

mit Gift c 

f) ein Gemisch von Toxin und Colongift; weiter durch Immunisierung 
und Bindung 

mit Gift d (Imm.) und Gift f (Bind.); 

g) reines Colongift; 

mit Gift f (Imm.) und Gift e (Bind.); 

h) reines Diinndarmgift. 

In Zukunft werde ich danach streben, erst die bestimmte Wieder- 
holung der Abwaschung, welche notig ist, um gewisse Gifte abzuwaschen. 
festzustellen und dann diese Hypothese weiter zu vervollkommnen. 

Resume. 

1. Das Dysenteriegift setzt sich zusammen aus: 

Blinddarmgift, 

Colongift, 

Diinndarmgift und 
Nervengift, 

deren jedes den ihm spezifischen Organteil angreift. 

2. Ich habe' iiber Giftarten und ihre Lokalisation folgende Hypothese 
aufgestellt: 

a) Sezerniertes Gift (Toxin) — Blinddarmgift; 


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358 


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Hullen-(Membran-)gift — Nervengift, 

.. _ .i A . . Unterhullen-(Submembran-)gift — Dunn- 

b) Leibesgift (Endotoxin) darm ift 

Inhaltgift — Colongift, 
und habe ihre Richtigkeit zum Teil bewiesen. 

3. Wird das Dysenteriegift bis auf einen gewissen Grad verdiinnt, 
so wirkt nur noch das Nervengift, bei weiterer Verdiinnung immer 
schwacher und zuletzt nicht mehr. 

4. Der Tod des Kaninchens nach der Applikation des Dysenterie- 
giftes ist auf die Wirkung des Nervengiftes zurilckzufiihren. 

5. Durch Abwaschen gewissen Grades der abgetoteten Shiga-Ruhr- 
bacillen wird das Toxin entfernt, und 

6. bei weiterer Abwaschung in gewissem Grade kdnnen auch das 
Colon- und Dtinndarmgift entfernt werden, dann bleibt nur reines Nerven¬ 
gift iibrig. 

7. Ebenso konnte man durch Abwaschung bis zu einem gewissen 
Grade das Toxin und das Colongift entfernen und ein Gemisch von 
Diinndarm- und Nervengift gewinnen. 

8. Mit dem unter 6) angegebenen Nervengift und den unter 5) und 
7) angegebenen Giftgemischen konnte man durch Immunisierung und 
Giftbindung (Neutralisation) [auch andere Gifte in reinem Zustande ge¬ 
winnen. 

9. Die Veriinderungen des Wurmfortsatzes waren entweder auf das 
Colon- oder Dunndarmgift zu beziehen. 

Zum SchluB erfulle ich die angenehme Pflicht, meinem hochver- 
ehrten Herrn Prof. Dr. Sata fur die freundliche Anregung und Leitung, 
dem Herrn Dr. Ishii fur den Beistand mit Wort und Tat, den Herren 
Prof. Dr. Fukuhara, Prof. Dr. Tanaka, Prof. Dr. 0 gushi, Dr. Arima 
und Dr. Honjo fur ihr wohlwollendes Entgegenkommen meinen herz- 
innigsten Dank auszusprechen. 


Nachdruck verboten. 

Der Einfluss der intravenosen Sublimatinjektion auf die 
Schutzstoffe des Organismus. 

[Aus der I. Frauenklinik der Universitat zu Budapest 
(Direktor: Hofrat Prof. B dr Sony).] 

Von Dr. Lajos Kalledey. 

Auf dem Internationalen AcrztekongreB 1909 hielt Prof. Barsony 
einen Vortrag, in welchem er uber ein Verfahren berichtete, mit welchem 
man an der unter seiner Direktion stehenden Klinik die fiebernden 
Wochnerinnen bzw. samtliche fiebernde Kranken behandelt. Eine bisher 
ungewohnte Verabreichungsweise des Sublimats, die intravenOse Injektion 
desselben (Corrosiv intra venam = C. i. v.), ist das Wesen der Behandlung. 
Das Resultat, welches wir Tag fiir Tag auf unserer Klinik von diesem 



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Kalledey, Einflufi der intravendsen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 359 

Verfahren vor Augen haben, kommt, wie die meisten Arzneiwirkungen, 
vollstandig unbekannterweise zustande. 

Meine Absicht war, zu erproben, ob das C. i. v. einen Einflufi auf 
die Schutzkorper des Organismus ausfibt, ob es sie vermehrt oder ver- 
mindert. Mit der Losung dieser Fragen wollte ich einen theoretischen 
Grund schaifen ftir ein Verfahren, welches sich in der Praxis gut be- 
wahrte, und weiterhin wollte ich eine von Tag zu Tag beobachtete 
Wirkung erklaren. 

Der Organismus reagiert auf jede Einwirkung, wenn Bakterien oder 
deren Toxine auf einen Organismus einwirken, so produziert der 
Organismus Antikorper, deren Aufgabe die SchwSchung, Neutralisierung 
und Bindung ist. Die Einfuhrung grofier Mengen solcher Korper oder 
die sehr schnelle Produktion derselben gegeniiber einem Agens kann 
den Organismus schadigen, ja er kann auch der Einwirkung derselben 
erliegen. Die verstarkte Produktion dieser Antikorper, sowohl die Ein¬ 
fuhrung derselben in fertiger Form als auch die Gewinnung der noligen 
Zeit zur Produktion, ist die Aufgabe und das Streben von Heilungs- 
vorgflngen den bakteriellen Erkrankungen gegeniiber. 

Diese Schutzkorper sind auch im normalen Korper vorhanden 
(Ehrlich). Bei der Immunisierung oder bei einer Erkrankung stellt 
sich eine Ueberproduktion derselben ein. Wenn wir von den Schutz- 
korpern des Organismus sprechen, so verstehen wir unter diesen in 
ihrem Wesen und in ihrer Struktur noch derzeitig vollstandig unbekannte 
Korper, mit welchen wir ein Symptom erklaren, welches wir in dem 
Kampfe des Organismus gegeniiber dem infektibsen Agens beobachten 
konnen. Z. B. verstehen wir unter Agglutininen Korper, deren An- 
wesenheit dem Serum eine agglutinierende Fahigkeit verleiht. Nach 
Ehrlich bindet der eine Teil dieser Kbrper den in den Organismus 
gelangten Infektionskorper, der andere Teil besitzt die Fahigkeit der 
eigeutlichen bakteriziden Wirkung. Im ersten Teil sind die Agglutinine, 
Lysine und Prazipitine inbegriften, im zweiten Teil das Komplement, 
oder nach Buchner das Alexin, nach Metschnikoff die Cytase. Das 
Komplement ist der eigentlich aktive Korper, welchen wir bei 56° C in 
V* Stunde wirkungsunfahig und hiermit das Serum inaktiv machen 
konnen. Nur mit dieser Inaktivierung des Serums ist es moglich ge- 
worden, einen Immunstoff quantitativ zu bestimmen. Zu einer sero- 
logischen Reaktion, z. B. zu einem hamolytischen Versuche, benotigen 
wir inaktives Hamolysin (Ambozeptor), reaktivierendes Komplement und 
Blutkorperchen, welche zur Auflosung bestimmt sind. Zur Losung 
gleicher Mengen Blutkorperchen brauchen wir mehr Hamolysin, wenn 
das Komplement in kleinem, und weniger Hamolysin, wenn das Kom¬ 
plement in grofierein Quantum dazu gegeben wird. Also zur Bestimmung 
der Quantitat eines Faktors ist die Kenntnis der beiden anderen notig. 
Mittels der Inaktivierung wurde es also moglich, exakte quantitative 
serologische Untersuchungen zu machen, auch konnen wir so mit einer 
bestimmbaren Quantitat des Komplements bzw. Ainbozeptors arbeiten. 

Die quantitative Veranderung der Schutzstoffe im Serum untersuchte 
ich in den hier folgenden Experimenten nach der Behandlung mit C. i. v. 
Die Veranderungen der Quantitat des Komplements, der Normalagglutinine 
und Normallysine untersuchte ich bei Menschen bzw. graviden Frauen; 
die spezifischen Antikorper, Lysine und Agglutinine bei Kaninchen, die 
vorher mit Typhus bzw. mit Hammelblutkorperchen behandelt waren. 

Als Pfeiffer sein Phanomen entdeckte, fand er das gewisse 
„Etwas u , ohne welches sein Phanomen nicht entstand, und welches in 


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360 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


jedem normalen Serum immer vorhanden ist. Zwar kamen wir durch 
die Arbeiten von Bordet, Ehrlich, Morgenroth, Buchner, 
Sachs und spater Liidke, hauptsachlich aber Kiss um vieles naher 
in der Erkenntnis des Komplements, doch wissen wir noch immer nicht, 
was es ist und wie es entsteht. Buchner und Ehrlich halten das 
Komplement fair ein Sekret der Leukocyten, Metschnikoff fur ein 
Zerfallsprodukt derselben. Nach den heutigen Ansichten ist die fermen¬ 
tative Eigenschaft des Komplements so gut wie festgestellt. Ich habe 
in meinen Untersuchungen genau beobachtet, ob ein Zusammenhang 
zwischen den quantitativen Veranderungen des Komplements und der 
Leukocyten zu finden ware. Liidke untersuchte zum erstenmal die 
quantitative Veranderuug des Komplements und faud beim Huugern 
eine Yerminderung, beim Aufenthalt iin Warmen und bei Verabreichung 
von Pilocarpin eine Steigerung des Quantuins. Hierher gehoren teil- 
weise die Untersuchungen Kreibichs, welcher die Veranderungen der 
Bakterizidie nach Quecksilberinjektionen beobachtete; doch waren seine 
Untersuchungen nicht speziell auf das Komplement gerichtet. Nach den 
Beobachtungen von Morgenroth und hauptsachlich Kiss konnen wir 
mit einer gewissen Sicherheit sagen, daB das Quantum des Komplements 
und Ambozeptors auf die IntensitSt und Geschwindigkeit der Reaktion 
einen groflen EinfluB ausGbt. Die Reaktion ist namlich mit einer gleichen 
Menge Ambozeptor intensiver, wenn wir viel Komplement dazu gebeu, 
als wie mit weniger Komplement. Dagegen haben wir zur Bindung 
bestimmter Mengen Antigen mehr Ambozeptor notig, wenn wir wenig 
Komplement nehmen, und weniger Ambozeptor notig, wenn wir mehr 
Komplement hinzufiigen. Neuber untersuchte grundlich die quantitativen 
Veranderungen des Komplements nach Verabreichung von Arzneimittelu. 
Er untersuchte nach der Injektion von verschiedenen Quecksilberpraparaten 
(Sublimat, Kalomel, Hydrarg. atoxylic. und Hydrarg. salycilic.) die quan¬ 
titativen Veranderungen des Komplements. Er fiihrte seine Versuche 
ebenfalls an Menschen und Tioren aus. Einen zweifellosen EinfluB be¬ 
obachtete er in jedem Falle, und zwar stieg das Quantum des Kom¬ 
plements vom 3.—5. Tage angefangen, am 7.—10. Tage erreichte es das 
Maximum, dann fiel es am 13.—15. Tage auf die urspriingliche Menge 
zuruck. Er beobachtete niemals eine Verminderung des Komplements 
nach der Injektion und konnte niemals die ^negative Phasc“ konstatieren, 
wie es Kreibich in der oben genaunten Arbeit bei der Bakterizidie 
jedesmal getan hat. 

Nachdem ich das Quantum des Komplements vorher bestimmt hatte, 
untersuchte ich die Wirkung einer einmaligen Injektion von 3 Oder 
5 mg C. i. v. am 1., 3., 5. usw. Tage nach der Injektion. Die Resultate 
waren piinktlicher und besser vergleichbar gewesen, wenn ich mit s&mt- 
lichen Versuchsseris eines Patienten auf einmal und mit derselben Blut- 
korperchenemulsion die Reaktion hatte durchfiihren konnen. Denn ich 
kann die Untersehiede, welche zwischen etwas alteren oder jflngeren, 
mehr oder weniger widerstandsfahigen Blutkorperchen desselben Tieres 
vorhanden sind, nicht fiir vollstiindig einfluBlos erklGren. Ich habe die 
Reaktion Tag fflr Tag gemacht, wenn ich versuchte, das Serum bis zum 
Ende der Reaktion im Frigo-Apparat aufzubewahren, wurde es, obwohl 
ich diesen bei einer Temperatur von 5—6° C hielt, dennoch wirkungslos. 
Bei den einzelnen Reaktionen achtete ich sehr darauf, daB ich die 
Emulsion gleichmaBig herstellte, daB ich denselben Ambozeptor in der¬ 
selben Yerdunnung immer auf die Halfte des Titers beniitzte. Die Re¬ 
aktion wurde vorgenommen mit 3 ccm Fliissigkeit, namlich 1 ccm 5-proz. 


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Kalledey, Einflufi der intravenosen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 361 


gewaschener Hammelblutkorpercheuemulsion, 1 ccm Hamolysin und in 
fallender Menge das Versuchsserum mit 0,9-proz. Kochsalzlosung auf 
1 ccm erganzt. Nach kraftiger Durchschiittelung kamen die Versuchs- 
rohren in den Thermostaten auf 2 Stunden und von hier in den Eis- 
schrank auf 24 Stunden, und nur nach vollstandiger Absenkung notierte 
ich das Resultat (Tabelle I—V). 

Meine Bezeichnungen bei diesen wie bei den anderen Versuchen sind folgende: 

— = Vollstandige Losung der Blutkorperehen, die Flussigkeit ist uberall gleieh- 
rnSBig rot gefarbt und durchsichtig; bei der Agglutination ist die Fliissigkeit gleich- 
miiBig triibe. 

T = Beinahe vollstandige Losung, nur bei griindlichem Durchschiitteln sehen wir 
eine kleine Triibung; bei der Agglutination ist eine kleine Wolke im unteren Teil der 
gleiehmaBig triiben Flussigkeit. 

± = Der oben beschriebene Befund etwas mehr ausgepragt. Die Unterscheidung 
halte ich als Uebergang notig, weil der Unterschied zwischcn dieser und dor nachsten 
Qualifikation auch so noch zu groB ist; die Uebergangsformen reihte ich irumer in 
eine niedrigere Qualifikation eiu. 

4 -= Ein kleiner, aber ausge.sprochcner Teil der Blutkorperehen liegt auf dem 
Boden der Rohre, die Flussigkeit ist aber gleiehmaBig und deutlich rot; bei der Agglu¬ 
tination ist die Flussigkeit im oberen Drittel in 2 Teile geteilt, der obere Teil weniger, 
der untere Teil vollstandig triib. 

4- 4- = Ein groBer Teil der Blutkorperehen ungelost am Boden des Diases, die 
Flussigkeit ist rosafarben; bei der Agglutination reicht die sehr triibe Flussigkeit nur 
bis auf die halbe Hohe, die obenstehende Flussigkeit ist fast vollstandig klar. 

4- + + = Blutkorperehen sind iiberhaupt nicht gelost, die Flussigkeit ist vollstandig 
klar; bei der Agglutination liegt der Bakterienknauel am Boden, die Flussigkeit ist 
ganz klar. 

Schon hier sei bemerkt, daB die obige Unterscheidung bei der Agglutination groBe 
Schwierigkeiten bereitete und daB ich nur mittels der Untersuchung von aus mehreren 
Schichten des Kolbchens entnommenen hangenden Tropfen zu den obigen Unter- 
scheidungen gelangte. 

Wenn wir die in den Tabelleu I—V beschriebenen Resultate durch- 
sehen, so konnen wir daraus schlieBen, daB das C. i. v. den Komplement- 
gehalt des Serums beeinfiuBt. An dem Tage nach der Injektion ver- 
mindert sich das Komplement. Am 3. Tage bleibt es auch meist unter 
dem Normalen, dann vermehrt es sich und erreicht am 5.—6. Tage die 
normale, am 7.—11. Tage die maximale Menge, von da niinmt es wieder 
an Quantum ab und am 13.—16. Tage fallt es bis zum normalen Quantum, 
zuweilen auch unter dieses. 

Meine Resultate stimmen im groBen und ganzen mit jenen Neubers 
uberein. Wahrend er nach der subkutanen Injektion des Sublimats 


Tabelle I. 

G. J., No. 1088. Bekam 3 mg C. i. v. 


Scrum menge in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Hiimolysin in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

5-proz. Harnmel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

27. Juni. 

Vor d. Injektion 

28. Juni. 

1. Tag nach der 
Injektion 

30. Juni. 

3. Tag 

2. Juli. 

5. Tag 

4. Juli. 

7. Tag 

6. Juli. 

9. Tag 

• tc 
« a 

3 H 

OO ^ 

s j® 

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0,33 

0,0025 

1,0 ccm 

2 Std. 










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0,0025 

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2 „ 

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T 

T 

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2 „ 



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— 

0.041 

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1,0 „ 

2 „ 

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T 

T 

dt 

4- 

— 

0,020 

0,0025 

1,0 „ 

2 „ 

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+ + + 

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— 

0,01 

0,0025 

1,0 „ 

2 „ 

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+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

+ 4-4- 

— 


j Kontrolle: 

0 1 0,0025 1,0 ccm|2 fcstd. |H—|—h|-l—1—F|-l—1—h|-l—I—Fi-1—I—FlH—I—1~|H—I—FiH—1—1-|— 


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362 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Tabelle II. 


Fran W. A. Bckam 3 mg C. i. v. 


■2 8* 
o ** o 

844 

COM 

IbG 

5 

Hamolysin in 

1 ccm 0,9-proz. 
.NaCl-Losung | 

|5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

i 

Aufentbalt im 
Thermostaten 1 

a 

m o 

*■£3 

a v 

Z'M 

13 

O 

> 

28. Juni. 

1. Tag nach der! 
Injektion 

30. Juni. 

3. Tag 

2. Juli. 

5. Tag 

4. Juli. 

7. Tag 

CO C5 

0,33 

0,0025 

1,0 ccm 

2 Std. 







0,166 

0,0025 

1,0 „ 

2 „ 

¥ 

¥ 


— 

— 

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0,083 

0,0025 

1.0 „ 

2 „ 

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— 

0,041 

0,0025 

1.0 „ 

2 

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± 

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0,021 

00025 

1.0 „ 

2 ” 

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+++ 

0,010 

0,0025 

1,0 „ 

2 „ 


+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 


Kontrolle: 

0 | 0,0025 | 1,0 ccm | 2 Std. | + + + I + + + | + + + | + + + | + + + | + + + 


Tabelle III. 

Jos. K. Bekam 5 mg C. i. v. 


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X z OvE 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

10. Juli. 

Vor d. Injektion 

11. Juli. 

1. Tag nach der 
Injektion 

13. Juli. 

3. Tag 

15. Juli. 

5. Tag 

18. Juli. 

8. Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,33 

0,0025 1,0 ccm 

2 Std. 









_ 

0,165 

0,0025 1,0 „ 

2 „ 

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— 

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0,0025 1,0 „ 

2 „ 

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0,0025 ,1,0 „ 

2 „ 

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+ + + 

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+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

+++ 

+ + + 


Kontrolle: 

0 | 0,0025 11,0 ccm| 2 Std. | + + + | + + + |¥ + ¥| + + ¥| + + + | + + + | + + + | + + ++ + + 


Tabelle IV. 

Sr. A. Bekam 5 mg C. i. v. 


•5 g 

O) t* c 

§<¥■>? 

a 01 -? 

1 Eo 

2 8>* 
eg 

Hamolysin in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

10. Juli. 

Vor d. Injektion 

11. Juli. 

1. Tag nach der 
Injektion 

13. Juli. 

3. Tag 

15. Juli. 

5. Tag 

18. Juli. 

8. Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,33 

0,0025 11,0 ccm 

2 Std. | — 








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0,165 

0,0025 jl,0 „ 

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0,0025 1,0 „ 

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0,0025 1,0 „ 

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0,0025 11,0 „ 

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+++ 

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Kontrolle: 

0 | 0,0025 [1,0 ccm 2 Std. ! + + + | + + + | + + + | + + + | + + + . + + + | + + + ! + ++;+ + + 


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- OKB7WA-CHAfflPAf5N- 















Kalledey, Einflufi der intravendsen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 363 


Tabelle V. 

P. R. Bekam 3 rag 0. i. v. 


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18. Juli. 

8 . Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,33 

0,0025 

1,0 ccm 

2 Btd. 










0,165 

0,0025 

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T 

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0,011 

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1,0 „ 

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+ + + 

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+ + 

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+++ 

+ + + 

+ + + 


Kontrolle: 

0 | 0,0025 |1.0 ccm| 2 Std. | + ++| + + + | + + + | + + + | + + + | + + + | + + + | + + + | + + + 


niemals die Verminderung des Komplements beobachtete, konnte ich 
dagegen bei der intravenosen Injektion diese Erscheinung immer finden. 
Wenn ich auch mit Sicherheit diese Erscheinung nicht erklfiren kann, 
so kbnnte man doch annehmen, daB bei der intravenosen Injektion, wo 
das Arzneimittel auf einmal in die Blutbahn gelangt, der Reiz, welcher 
die groBere Produktion des Komplements hervorruft, intensiver ist und 
somit die primare destruktive Wirkung mehr zur Geltung kommt. In 
der oben genannten Arbeit beschreibt Kreibich die Verminderung der 
Bakterizidie 24—48 Stunden nach den subkutanen Sublimatinjektionen. 
Auch er konnte keine befriedigende ErklSrung geben. Ich will schon 
hier betonen, daB ich in der Wirkungsweise des Quecksilbers eine sehr 
interessante Beobachtung gemacht habe, was iibrigens Neuber auch 
schon erwahnte, namlich, daB der EinfluB der Injektionen vollstandig 
gleichmSBig war, sowohl dem Komplement wie den nachfolgenden Anti- 
korpern gegeniiber, mochte ich 3 oder 5 mg C. i. v. injizieren. Ich 
komme noch in der Zusammenfassung auf dieses Thema zurlick. 

Wie ich schon oben erwahnte, behaupten Metschnikoff, Buchner 
und Ehrlich, daB zwischen dem Komplement und den Leukocyten ein 
inniges Verhaitnis besteht. In meinen Untersuchungen, in welchen ich 
die quantitativen Veranderungen des Komplements beobachtete, gab ich 
auch auf die Veranderungen der Zahl der Leukocyten acht. Nach 
Metschnikoffs Phagocytenlehre waren doch eben diese die Haupt- 
schutzelemente des Organismus. Seine epochalen Versuche, in welchen 
er bewiesen hat, daB diese amoboiden Korper das Agens nicht nur in 
sich einschlieBen, sondern mit Hilfe eines Fermentes auch vernichten, 
schafften eine ganz neue Richtung in den Versuchen, und wurden Grund- 
satze einer derzeit schon gut ausgearbeiteten Behandlungsmethode. 

Die Hyperleukocytose wollte man zur Heilung der Infektionskrank- 
heiten beniitzen. Solche Hyperleukocytosen konnte man nach Ver- 
abreichung gewisser Stoffe (Spermin, Nukleinsaure) feststellen. Die Frage 
der Leukocyten in der Gynakologie studierte Horvdth sehr griindlich. 
Seine Erfahrungen daruber legte er in seiner auf dem Internationalen 
AerztekongreB 1909 vorgetragenen Arbeit nieder. Auch untersuchte 
Horvdth die Einwirkung des C. i. v. sowohl auf die Qualitat, wie auch 
auf die Quantitat der Leukocyten. Haucks Arbeit umfaBt auch die 


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364 


Centralbl. f. Bakt. etc. [. Abt. Originate. Bd. 08. Heft 3/4. 


kleiusten Details dieser Frage. Wollte ich die Einzelheiteu dieser Frage 
besprechen, so wurde ich mich von deni eigentlichen Zweck dieser 
Arbeit sehr weit entfernen; ich verweise deswegen auf die obigen zwei 
Arbeiten. 

In meinen Fallen fand ich bei dera Zahlen der Lcukocyten vor der 
C. i. v.-Injektion als Maximum 8000, als Minimum 6000: nach der In- 
jektion 10000 als Maximum und 7600 als Minimum. Eine entschiedene 
Vermehrung der Leukocyten bzw. eine nennenswerte Leukocytose fand 
ich also nicht; jedenfalls muB ich aber betonen, daft die Leukocyten sich 
in keinem Falle vermindert haben, eher noch vermehrt, wenu auch nicht 
in nennenswertein MaBe. Beachtenswert ist aber jedenfalls bezuglich des 
Zusammenhanges zwischen den Leukocyten und dem Komplemeut, daB 
die Leukocyten bei der so ziemlich ausgesprochenen Vermehrung des 
Komplements sich nur unwesentlich vermehrt haben. 

Die quantitative Veranderung der Agglutinine und dercn Bestimmung 
ist ein in der Praxis am meisten beniitztes Ivapitel der Serologie. Infolge 
der groBen Brauchbarkeit der Reaktion kam es, daB man die Aggluti¬ 
nation bis auf das exakteste studierte und daB man mit keiner Sero- 
reaktion so viel Experimente ausfiihrte, als eben mit dieser. 

Den EintluB der Arzneimittel auf die Agglutinine untersuchte zuiu 
erstenmal Schwartzmann. Dieser konute die agglutinierende Fahig- 
keit des Hundeserums auf die roten Blutkorperchen des Kaninchens 
feststellen, und fand, daB am 3. Tage nach der Injektion der Aggluti- 
nationstiter von 1 : 10 auf 1 : 150 gestiegen war. Dohi injizierte 
2—3 mg Sublimat mit Staphylococcus aureus vorbehandelteu 
Kaninchen, untersuchte nach 1—2 Tagen die Agglutinine und stellte fest, 
daB das Sublimat keiuen EintluB auf die Agglutinine hatte. Ich kanu 
infolge meiner Resultate Dohis Untersuchungen nur bestatigen, denn 
nach 1—2 Tagen konnte auch ich keinen EintluB feststellen, derselbe 
war immer erst spater nachweisbar. Neuber untersuchte die quantitative 
Veranderung der Agglutinine an mit Typhus immunisierten Kaninchen. 
In jedem Falle sah er einen EintluB, uml zwar bis zum 2.-3. Tage eine 
Verminderung und dann eine Vermehrung, und zwar am 10. Tage bis 
zur normalen, am 12.—15. Tage bis zur maximalen Menge. Hier also 
fand auch er eine negative Phase, welcher eine positive folgt. 

In meinen Untersuchungen bestrebte ich mich, die quantitativen 
Veranderungen teils der Normalagglutinine, teils der spezifischen Typhus- 
agglutinine zu bestinunen. Bei denselben Personeu, bei welchen ich das 
Komplement untersuchte, beobachtete ich auch die Normalagglutinine. 
Zu den Agglutinationsversuchen benutzte ich eine 20-stiindige Typhus- 
bouillonkultur und keine Bakterienemulsion, weil die Bouillon teils gleich- 
maBiger verteilt ist, teils weil die Konzentration auch immer eine gleich- 
maBigere, als bei der von Fall zu Fall angefertigten Emulsion ist. 

Ein einzelnes Versuchsrohrchen enthielt 2 ccm Fliissigkeit; 1 ccm 
Bouillon und 1 ccm verdiinntes Serum. Die Rohren kamen auf 2 Stunden 
in den Thermostaten bei 37° C, nachher wurde das Resultat abgelesen. 
Es war immer schwierig, zu bestimmen, in welche Ivlasse die einzelnen 
Rohrchen eingereiht werden sollen. Bei den fraglichen Exemplaren bzw. 
bei den Uebergangsforinen untersuchte ich immer im h&ngenden Tropfen 
den Grad der Agglutination, manches Mai in aus raehreren Schichten 
angefertigten Priiparaten, bis ich dieselben in eine Klasse einreihen 
konnte. 


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Kalledey, EinfluS der intravenosen Sublimatinjektion auf dieSchutzstoffe etc. 365 


Tabelle VI. 

G. J. Bekam 3 mg C. i. v. 


Serummenge in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

1 

a 

® O 

: °-S- 
2 = 

o "3. 
w & 

H 

2 s 

•— CJ 
«3 

1 2 
g E 

•— o 

3-a 

27. Juni. 

Vor d. Injektion 

28. Juni. 

1. Tag nach der 
Injektion 

'5 be 

OM 

CO 

2. Juli. 

5. Tag 

4. Juli. 

7. Tag 

6. Juli. 

9. Tag 

a SF 

00 ^ 

10. Juli. 

13. Tag 

0,5 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ ++ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

0,25 

1,0 „ 

2 „ 

± 


+ 

+ + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

+ + 

0,125 

1,0 „ 

2 „ 

T 

— 

— 

± 

+ + 

+ + + 

++ 

— 

0,003 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

+ + 

+ + 

T 

— 

0,031 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

db 

± 

— 

— 

0,016 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Kontrolle: 

0 |1,0 ccmj 2 Std. | — | — | — | 


Tabelle VII. 


Frau W. A. Bekam 3 mg C. i. v. 


Serummenge in j 
1 ccm 0,9-proz. J 
NaCI-Ldsung j 

a 

t*— 

s a s 

X 9 

©B. 

£ 

H 

Aufentbalt im ) 
Thermostaten j 

27. Juni. 

Vor d. Injektion 

28. Juni. 

1. Tag nach der 
Injektion 

30. Juni. 

3. Tag 

IS to 
la 35 

-VJ id 

4. Juli. 

7. Tag 

be 

53 

0,5 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

+ + + 

+ + + 

0,25 

1,0 „ 

2 >i 

± 

± 

± 

+ 

+ + + 

+ + + 

0,125 

1,0 „ 

2 „ 

T 

— 

— 

± 

+ + + 

+ + 

0,063 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

+ + 

± 

0,031 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 


“L 

0,016 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

- 

— 

— 

— 


Kontrolle: 

0 | 1,0 ccm | 2 Std. | — | — 


Tabelle VIII. 


Jos. K. Bekam 5 mg Civ. 


.2 hr 

— O 
® c 

s<*.4 

goJ 
| BO 

2 85 

20-stiindige 
Typhus bouillon- 
kultur 

Aufenihalt im 
Thermostaten 

10. Juli. 

Vor d. InjekttonJ 

* h 

o 

T3 

• r> c 

1 = « o 

3 0J 5 
*“5 CJ^ 

O) 

3 

13. Juli. 

3. Tag 

15. Juli. 

5. Tag 

18. Juli. 

8. Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,5 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

0,25 

1,0 „ 

2 „ 

± 

db 

+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

± 

0,123 

1.0 „ 

2 „ 

T 

— 


+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

— 

— 

0,061 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

± 

+ + 

+ + -F 

+ 

— 

— 

0,031 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 


— 

+ 

+ 

— 

— 

— 

0,016 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 


— 


— 

— 

— 

— 

0,008 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0,004 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 


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URBANA-CHAMPAIGN 












366 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Tabelle IX. 

Sr. A. Bekam 5 mg C. i. v. 


° § CO 
V c 

bCCL = 

G —L 2S 

8 °i-‘Q 
0O*J 

§ 85 
£ 8.J 

s 

<D O 

ist 

X ^ 

« Sja 

S p- 

H 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

10. Juli. 

Vor d. Injektion 

11. Juli. 

1. Tag nach der| 
Injektion 

13. Juli. 

3. Tag 

15. Juli. 

5. Tag 

18. Juli. 

8. Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,5 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

0,25 

1,0 „ 

2 „ 

+ 


+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

± 

0,123 

1,0 „ 

2 „ 

T 

— 

± 

+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

— 

— 

0,061 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

dt 

+ + 

4- 



— 

0,031 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

+ 


— 

— 

— 

0,016 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 



_ 

_ 

— 

0,008 

1.0 ., 

2 „ 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

0,004 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Tabelle X. 

P. R. Bekam 3 mg C. i. v. 


Serummenge in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Los ung 

20-stiindige 

Typhusbouillon- 

kultur 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

10. Juli. 

Vor d. Injektion 

11. Juli. 

1. Tag nach der 
Injektion 

13. Juli. 

3. Tag 

15. Juli. 

5. Tag 

18. Juli. 

8. Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,5 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+■+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + -F 

+ + + 

+ + + 

0,25 

1,0 „ 

2 „ 

+ + 

+ + 

+ + 

+ ++ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

+ 

0,123 

1,0 „ 

2 „ 

T 

— 


+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

— 

— 

0,061 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

± 

+ + 

+ + 

+ 

— 

— 

0,031 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

+ 

— 

— 

— 

— 

0,016 

1,0 „ 

2 „ 

— 


— 

— 


— 

— 

— 

— 

0,008 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0,004 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Laut der hier angefuhrten Tabellen VI—X ist die Wirkung des 
C. i. v. auf die Agglutinine eine gleiche wie auf das Komplement. Der 
Agglutinationstiter fallt am 1.—3. Tage auf die Halfte der Normalen, 
von da an steigt die Menge der Agglutinine stufenweise, und zwar am 
7.—9. Tage auf das Vierfache, nachher ist wieder ein Abfall der Menge 
bis auf das Normale Oder auf eine kleinere Menge konstatierbar. 

Die spezifischen Agglutinine (Tabelle XI —XII) beobachtete ich an 
immunisierten Kaninchen. Zu diesem Zwecke injizierte ich das Kanin- 
chen 3mal in Intervallen von einer Woche je 1 ccm 20-stiindiger Typhus- 
bouillonkultur subkutan, welche durch Erw&rmung auf eine Temperatur 
von 56° C wahrend einer Stunde abgetotet waren. Die subkutane In- 
jektion wahlte ich darum, weil in der Intensity der Reaktion keine 
Differenz nachweisbar ist, und weil ich die Venen schonen wollte. Nach 
der 3. Injektion wartete ich noch eine Woche und erst dann fing ich 
an, den Agglutinationstiter zu untersuchen. Erst als das Serum 2mal 
nacheinander in derselben Verdiinnung agglutinierte, habe ich einem 
Kaninchen 3, dem anderen 5 mg C. i. v. injiziert und erst dann beob¬ 
achtete ich die Wirkung. Im grofien und ganzen ist die Wirkung ein 
und dieselbe auf die spezifischen Agglutinine, wie auf die nicht-spezi- 
fischen menschlichen Agglutinine. Bei den spezifischen Agglutininen 
fand ich also auch eine negative Phase (3.—5. Tag), nach welcher eine 



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HRRAbJA-rHAMPAIO bJ „ 










Kalledey , EinfluS der intravenonen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 367 


Tabelle XI. 

Kaninchen No. VII. Bekam 3mal 1 ccm Typhusbouillon. 3 mg C. i. v. 


Serum- 
verdiinnung 
mit 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

20-Btiindige 

Typhusbouiflon- 

kultur 

Aufenthalt im 
Thermos ta ten 

1. August. 
Vor d. Injektion 

2. August. 

1. Tag nach der 
Injektion 

4. August. 

3. lag 

00 

3 tC 

CD 

■*-» 

CD 

CO 

12. August. 
10. Tag 

« . 

3 hL 

Sw 

15. August. 

15. Tag 

1:50 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

1:100 

1,0 „ 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

1:200 

1,0 „ 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

1:400 

1,0 „ 

2 „ 

+ + 

+ 

+ 


+ 

+ + 

+ 

— 

1:800 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

+ 

— 

— 

1 :1000 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Tabelle XII. 

Kaninchen No. II. Bekam 3mal 1 ccm Typhusbouillon. 5 mg C. i. v. 


Serum- 
verdiinnung 
mit 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

20-stiindige 

Typhusbouillon- 

kultur 

Aufenthalt im | 
Thermostaten 

1. August. 

Vor d. Injektion 

2. August. 

1. Tag nach der 
Injektion 

4. August. 

3. Tag 

I ^ 

< • 

^ to 

CD 

8. August. 

7. Tag 

11. August. 

10. Tag 

Ol 

s ui 

SX,sS 

sH 
<1 . 

CO 

H 

16. August. 

15. Tag 

1:50 

1,0 ccm 

2 Std. 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

1 :100 

1,0 „ 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

1:200 

1,0 „ 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

1:400 

1,0 „ 

2 „ 

+ 

+ 

— 

+ 

+ + + 

+ + + 

+ 

— 

1:800 

1,0 „ 

2 „ 

— 


— 

— 

— 

— 


— 

1:1000 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 


positive (bis 15. Tag) folgt und dann eine Ausgleichung, bei welcher die 
Menge der Agglutinine etwas geringer wird als gewohnlich. Die Zeit 
der einzelnen Phasen f&llt nicht vollstandig zusammen mit der bei dem 
Komplement gefundenen. 

Es wurde bisher nur eine kleine Anzahl von Versuchen gemacht, 
die das Verhalten der Lysine gegentiber Arzneimitteln bestimmen. Dohi 
untersuchte die Wirkung des Jod, Arsen und Quecksilber auf die hkmo- 
lysierende Fahigkeit des Serums. Die Fahigkeit verringerte sich am 2. 
bis 3. Tage und dann erhohte sie sich, um am 12. Tage ihr Maximum 
zu erreichen, und von nun an verminderte sie sich wieder. Nach mehr- 
maliger Verabreichung des Arzneimittels sah Dohi eine Verminderung 
des Hamolysins, das auch auf dieser niedrigen Stufe blieb. N e u b e r 
untersuchte die Wirkung des Quecksilbers auf die Lysine teils an mit 
Typhus immunisierten Kaninchen, teils an syphilitischen Kranken. Seine 
Resultate stimmen im allgemeinen mit jenen Dohis iiberein, nur be- 
obachtete er den minimalen Wert am 8., den maximalen am 14. Tage. 

Einen Teil meiner Untersuchungen filhrte auch ich, wie die oben 
erwahnten, mit HSmolysin aus. Die normalen Hamolysine wurden an 
Graviden und Wbchnerinnen untersucht, denen ich nach der Bestimmung 
des normalen Lysinquantums 3—5 mg C. i. v. injizierte. Die Verande- 
rungen der spezifischen Hamolysine beobachtete ich an mit Hammelblut- 
korperchen behandelten Kaninchen. Zu diesem Zwecke wurden 3mal in 
wochentlichen Zeitraumen je 1 ccm gewaschene Hammelblutkorperchen 
subkutan injiziert. Am 8. Tag nach der 3. Injektion, nach der Bestim- 


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368 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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mung des hSmolytischen Titers verabreichte ich einem Versuchstier 3, 
dem anderen 5 mg C. i. v. und untersuchte das Serum am 1., 3., 5. usw. 
Tag. Ich habe das menschliche Serum, sowie das von immunisierten 
Kaninchen stammende, eine halbe Stunde lang bei 56° C inaktiviert. Um 
weiterhin auch diese minimalen Unterschiede zu vermeiden, welche 
zwischen den von Fall zu Fall angefertigten Blutkorperchenemulsionen 
bestehen, habe ich die Sera im Frigo-Apparat bei —5—6° C aufbewahrt. 
Im allgemeinen halt man die Bakteriolysine und die Hamolysine fur den- 
selben Stoff. Ich hielt es fiir wichtig, auch die Bakteriolysine zu be- 
stimmen. Zu dieser Bestimmung wahlte ich nicht das bekannte 
Pfeiffersche Phanomen, sondern das in Citrons Methodik be- 
schriebene Vorgehen von Neisser und Wechsberg in der umge- 
arbeiteten Weise von Stern und Korte. Die zur Untersuchung be- 
stimmten Sera und ein Kontrollserum habe ich eine halbe Stunde lang 
bei 56° C inaktiviert und sie stufenweise in kleineren Mengen in sterile 
Versuchsrohrehen gegossen und mit steriler Kochsalzlosung zu 1 ccm 
erganzt. Zu diesem habe ich 1 / a ccm 20-stundiger Typhusbouillonkultur 
in der Verdiinnung 1:5000 und V 2 ccm 1:12 verdiinntes Meerschweinchen- 
serum zur Reaktivierung gegossen, und das Ganze auf 3 Stunden in den 
Thermostat gegeben; danach habe ich den Inhalt je eines Versuchs- 
rohrchens zu einer Agarplatte verarbeitet. Nach 18—24 Stunden habe 


Tabelle XIII. 

G. J. Bekam 3 mg C. i. v. 


Serummenge in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Komplement in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

27. Juni. 

Vor d. Injektion 

28. Juni. 

1. Tag nach der 
Injektion 

a be 

S a! 

^ H 

o CO 

CO 

i $ 

Cg in 

4. Juli. 

7. Tag 

6. Juli. 

9. Tag 

8. Juli. 

11. Tag 

10. Juli. 

13. Tag 

0,5 

1,0 ccm 

0,1 

2 Std. 









0,25 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

T 


— 

— 

— 

— 


— 

0,125 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 



T 

T 

T 

— 

- 

± 

0,063 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ 

+ 

T 

+ 

± 

— 


+ 

0,031 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + 

+ + 

+ 

+ + 

+ 

T 

+ 

+ 

0,016 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + 

+ + 

+ + + 

+ 

+ + 

+ + 

0,008 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

+ + + 

+ + + 

0,004 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + I + + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 


Tabelle XIV. 

Frau \V. A. Bekam 3 mg C. i. v. 


Serummenge in 
1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Komplement in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

27. Juni. 

Vor d. Injektion 

28. Juni. 

1. Tag nach der 
Injektion 

30. Juni. 

3. Tag 

2. Juli. 

5. Tag 

4. Juli. 

7. Tag 

CD<» 

0,5 

1,0 ccm 

0,1 

2 Std. 


T 

_ 


_ 

— 

0,25 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

T 


T 

— 

— 

■— 

0,125 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ 

+ 

+ 


— 

— 

0,063 

1,0 „ 

0.1 

2 „ 

+ + 

+ + + 

+ + 

+ 


T 

0,031 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 


++ 

+ 

0,016 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

++ 

0,008 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

++ + 

0,004 

1,0 „ 

0,1 

9 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

+ + + 



Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 










Kalledey, Einflufl der intravenosen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 369 

ich die Kolonieen gez&hlt. Unbegreiflicherweise zeigte sich das Serum 
bei diesen Versuchen vollstandig wirkungsunfahig, trotzdem daB es bei 
den Komplementbindungsreaktionen sich bestatigte, dafi bei der Zube- 
reitung des Serums kein Fehler gemacht worden ist. 


Tabelle XV. 

Frau Sr. K. Bekam 5 mg C. i. v. 


Serumraenge in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaOl-Losung 

5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Komplement in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl Losung 

Aufenthalt im 
Thermos ta ten 

10. Juli. 

Vor d. Injektion 

11. Juli. 

1. Tag nach der 

Injektion 

13. Juli. 

3. Tag 

-5 tc 

3 OS 

18. Juli. 

7. Tag 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 


0,1 

2 Std. 










0,25 1,0 „ 

0,1 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0,125 1,0 ,. 

0,1 

2 „ 

— 

— 

T 


— 

— 

— 

— 

T 

0,063 1,0 „ 

0,1 

2 „ 

T 

T 

+ 

+ 

T 

— 

— 

± 

+ 

0,031 |l,0 „ 

0,1 

2 ., 

4 

+ 

44 

+ 

4 


± 

+ 

44 

0,016 11,0 „ 

0,1 

2 „ 

44 

+ + + 

+ + + 

+ + 

+ + 

+ 

+ 

44 4 

444 

0,008 1,0 „ 

0,1 

2 „ 

444 

+ 44 

444 

+++ 

444 

44 

444 

444 

444 

0,004 1,0 „ 

0,1 

2 „ 

444 

444 

444 

+++ 

444 

444 

444 

444 

444 


Tabelle XVI. 

Sr. A. Bekam 5 mg C. i. v. 


.S N w> 
« £ = 

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a SP 

Serum 
1 ccm 
NaCl 

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H 

H 

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CM 

0,5 

0,1 

1,0 ccm 

2 Std. 










0,25 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 


— 

— 


— 

2 

— 

0,125 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

T 

T 

± 

T 

— 

— 

— 

.2 

± 

0,061 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

± 

± 

4 

4 

T 

— 

± 

"3 

4- 

0,031 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

4 

44 

+ + 

+ + 

4 

± 

4“ 

SP 

+ + 

0,016 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

+ + 

+ + 

44 

444 

+ + 

4 

4-4- 

iS 

4-4-4- 

0,008 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

444 

444 

444 

+ 4- + 

444 

+ + 

4-F4- 


4-4-4- 

0,004 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

444 

444 

444 

444 

444 

4-4-4- 

4-4-4- 


4-4-4- 


Tabelle XVII. 

P. R. Bekam 3 mg C. i. v. 


•2 g M 

m v- 3 

a°^ 

11 ? 

Komplement in j 
1 ccm 0,9-proz. 
NaCl- Losung j 

5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

10. Juli. 

Vor d. Injektion 

11. Juli. 

1. Tag nach derl 
Injektion 

. 

— tX) 

3 ctf 

-jH 

^ CO 

15. Juli. 

5. Tag 

i SP 

oo qo 

20. Juli. 

10. Tag 

22. Juli. 

12. Tag 

24. Juli. 

14. Tag 

26. Juli. 

16. Tag 

0,5 

0.1 

1,0 ccm 

2 Std. 










0,25 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

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t* 

— 

0,125 

0,1 

1.0 „ 

2 „ 

4- 

4- 

4- 

T 

— 

— 

— 

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4 

0,062 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

4- 

4-4- 

4-4- 

4- 

T 

T 

T 


4 

0,031 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

4-4- 

4-4- 

4-4- 

4-4- 

4- 

4 

4 

of 

44 

0,016 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

4-4- 

4-4-4- 

4-4-4- 

+ + 

44 

44 

444 

14 

444 

0,008 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

4-4-4- 

4-4-4- 

4-4-4- 

4-4-4 

444 

444 

444 


444 

0,004 

0,1 

1,0 „ 

2 „ 

4-4-4- 

4-4-4- 

4-4-4- 

444 

444 

444 

444 


444 


Erne Abt. Orig. Bd. 68. Heft 8/4. 24 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 

































370 


Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Bei den mit den Hamolysinen angestellten Versuchen gelangte ich 
zu denselben Resultaten, wie bei den oben beschriebenen Versuchen 
mit dem Komplement und den Agglutininen. Mit den bei Menschen 
festgestellten quantitativen Veranderungen des Normallysins (Tabelle XIII 
bis XVII) gehen Hand in Hand die Veranderungen der anderen Schutz- 
stoffe des Serums. Am folgenden Tage nach der Injektion sehen wir 
auch hier eine Verminderung der Lysine, zwar nicht so ausgesprochen 
wie bei den vorigen — dann ist eine deutliche Vermehrung sichtbar, am 
7.—11. Tage Kulmination, danach eine Verminderung unter die normale 
Menge. Diese Untersuchungen stimmen vollstandig mit den Unter- 
suchungen an immunisierten Kaninchen iiberein mit spezifischen Hamo¬ 
lysinen (Tabelle XVIII- XIX). 

Tabelle XVIII. 

Kaninchen No. 15. Bekam 3mal 1 ccra gewaschene Hammelblutkorperchen. 
3 mg C. i. v. 


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Komplement in 
1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-L6sung 

Aufenthalt im 
Thermos ta ten 

1. August. 
Vor d. Injektion 

2. August. 

1. Tag nach del 
Injektion 

4. August. 

3. Tag 

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11. August. 
10. Tag 

14. August. 
13. Tag 

16. August. 
16. fitg 

1:50 

1,0 ccm 

0,1 

2 Std. 

_ 

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_ 

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1 : 100 

1,0 „ 

0,1 

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— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1:200 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

— 

— 

± 

± 

— 

— 

— 

— 

1 :400 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

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+ 

+ + 

++ 

+ 

— 

T 

+ 

1:800 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + 

+ + 

+ + + 

+++ 

++ 

+ 

± 

+ + 

1:1000 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

+ + 

+ + + 

+ + + 


Tabelle XIX. 


Kaninchen No. 16. Bekam 3mal 1 ccm gewaschene Hammelblutkorperchen. 

5 mg C. i. v. 


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5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
cmulsion 

Komplement in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Aufenthalt im ( 
Thermostaten i 

1. August. 

Vor d. Injektion 

2. August. 

1. Tag nach der 
Injektion 

4. August. 

3. Tag 

6. August. [ 
5. Tag 

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16. August 

15. Tag 

1:50 

1,0 ccm 

0,1 

2 Std. 

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- 

- 

1:100 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

1:200 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

T 

± 

+ 

+ 

— 

— 

± 

± 

1:400 

1,0 „ 

0.1 

2 „ 

+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + 

T 


+ 4- 

+ + 

1:800 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

++ 

+ + 

++ 

+ + 

1:1000 

1,0 „ 

0,1 

2 „ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

4-4-4“ 14-4-4- 

4-4-4- 

+++ 

+ + + 


Auch dies spricht dafur, daB die spezifischen Schutzkorper auch 
normalerweise vorhanden sind, und bei der Immunisierung nicht die 
Qualit&t, sondern nur die Quantitat derselben sich verSndert Ich er- 
wahne auch hier, daB ich keinen Unterschied gesehen habe, als ich 3 
oder 5 mg C. i. v. injizierte. 

Durch die von Bordet in die Serologie eingefflhrte Komplement- 
fixation bekam der Antikorper eine grofie praktische Rolle, weshalb letz- 
terer der Gegenstand vieler Untersuchungen und Mitteilungen wurde. 
Ebenfalls empfehlen Wassermann und Bruck die Bestimmung des 
Quantums der Antikorper mit der Komplementbindungsreaktion an ty- 



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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGNj_ 










Kalledey, EinfluB der iDtravenosen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 371 


phosen Tieren. Leuchs studierte diese Reaktion genauer und fand sie 
in so hohem Grade spezifisch, daB man mit ihrer Hilfe auch die ver- 
schiedenen Bakterienarten der Coli-Typhusgruppe unterscheiden kann. 
Nach Leuchs’ Vorschriften, doch mit einer gewisser Transformation, 
arbeitete Neuber, der in der zitierten Arbeit auch die quantitativen 
Veranderungen der Antikorper gegentiber den gebrfluchlichen Antiluetica 
untersuchte. 

Diese Komplementbindungsreaktionen habe ich mit den zu den 
Agglutinationsversuchen immunisierten Kaninchensera gemacht. Das 
Antigen verfertigte ich nach Neubers Vorschriften. Zwar war es in 
meinem Falle nicht wichtig, daB das Antigen langere Zeit dieselbe 
Starke behielt, da ich an ein und demselben Tag, an welchem ich das 
Antigen titrierte, meine samtlichen Komplementbindungsreaktionen vor- 
nahm. Zur Gewinnung des Antigens infizierte ich 15 Petri-Platten 
mit Typhus und verstrich den Infektionsstoff mittels Glasstab gut auf die 
ganze Platte. Nach 20 Stunden wusch ich diese Agarplatten mit je 
3 ccm 0,9-proz. Kochsalzlosung ab. Die so gewonnene milchig trtibe 
Fliissigkeit brachte ich auf 24 Stunden in ein Wasserbad von 80° C, 
dann auf 48 Stunden in den Schuttelapparat; nachher zentrifugierte ich, 
bis die Fliissigkeit vollstandig klar war, und dann gab ich 0,5 Proz. 
Phenol hinzu. 

Auf die Frage hin, ob das in dieser Weise gewonnene Antigen kon- 
stant auf demselben Titer bleibt, kann ich keine Antwort geben, weil ich 
es nur einmal titriert habe, da ich es nur einen Tag benutzte. Zu 
meinen Versuchen nahm ich 0,25 ccm Antigen, fiigte 0,2 ccm Serum und 
0,1 ccm Komplement hinzu, mit 0,9-proz. Kochsalzlosung zu je 1 ccm 
erg&nzt. Die 3 ccm enthaltenden Rohrchen brachte ich nach grflndlicher 
Durchschiittelung auf eine Stunde in den Thermostat von 37° C, dann 
fiigte ich den Rohrchen 1 ccm Hamolysin, auf die Halbverdiinnung des 
Titers und 1 ccm 5-proz. gewaschene HammelblutkOrperchenemulsion zu. 
Nach grflndlicher Durchschiittelung brachte ich sie wieder auf 2 Stunden 
in den Brutschrank und von da in den Eisschrank zur Absenkung, nach¬ 
her las ich die Resultate ab. Die Resultate (Tabelle XX—XXI) flber- 
zeugen uns, daB die auf die spezifischen Antikorper ausgeflbte Wirkung 
vollstandig der auf die Agglutinine ausgeflbten entspricht. An dem der 
Injektion folgenden Tage vermindert sich die Menge der Antikorper, vom 
5. Tage an vermehrt sie sich und ungefflhr am 13. Tage erreicht sie das 
Maximum. Meine Resultate stimmen mit jenen von Kreibich, Do hi 
und Neuber tiberein, abgesehen von einigen zeitlichen Differenzen. 

Meine Resultate zusammenfassend, kann ich also behaupten, daB das 
C. i. v. die Schutzkorper des Organismus deutlich beeinfluBt. Man kann 
regelra&Big Oder besser gesetzmaBig beobachten, daB die von mir unter- 
suchten Schutzstoffe nach einer an dem Tage nach der Injektion auf- 
tretenden kleinen Verminderung sich vermehren. In der Wirkung des 
C. i. v. kann man also eine kurze negative und danach eine langere und 
intensivere positive Phase unterscheiden. 

Auch ich kann die Befunde frflherer Beobachtungen bestatigen, daB 
das C. i. v. auf die molekularen Bestandteile des Blutes nicht destruierend 
wirkt, im Gegenteil, daB das C. i.v. diese immer noch vermehrt. SchlieBlich 
habe ich beobachtet, daB die Wirkung der Injektion immer dieselbe war 
ungeachtet dessen, ob ich 3 Oder 5 mg C. i. v. injizierte. 

Die Erklarung dieser Befunde kann ich aber nur sehr lflckenhaft 
geben, da wir von der Herkunft und von dem Wesen dieser Korper bzw. 
Stoffe nur sehr wenig wissen, und nur betonen konnen, daB sie nach 

24* 


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URBANA-CHAMPAIGN 



372 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 


Tabelle XX. 

Kaninchen No. 7. Bekam 3mal 1 ecm Typhusbouillon. 3 mg C. i. v. 


Smirnmonge in 
1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Typhusantigen 
in 1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Komplement in 
1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

Hamolysin in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

5-proz. Hamruel- 
blutkornerchen- 
emulsion 
Aufenthalt im 
Thermostaten 

C 

o 

Id M 
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3 h 

1- 

o 

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2. August, 
jl. Tag nach der 
Injektion 

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8. August 

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11. August. 
10. Tag 

14. August. ' 
13. lag 

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0,1 

1 St. 

0,0025 

1,0 

2 St. 

+++ 

+ + + 

+++ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

0,02 

0,25 

0,1 

1 ,, 

0,0025 

1,0 

2 „ 

+++ 

+ + + 

+++ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

0,01 

0,25 

0,1 

1 „ 

0,0025 

1,0 

2 „ 

+++ 

+ + + 

+++ 

+ + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+++ 

0,005 

0,25 

0,1 

1 ,, 

0,0025 

1.0 

2 „ 

++ 

+ + 

± 

± 


+ + 

+ + + 

+++ 

0,002 

0,25 

0,1 

1 „ 

0,0025 

1,0 

2 „ 

T 

T 

— 

— 

— 

T 

+ + 

+ 

0,001 

0,25 

0,1 

1 „ 

0,0025 

1,0 

2 „ 

— 


— 

— 

— 

— 

± 

— 


Tabelle XXI. 

Kaninchen No. 11. Bekam 3mal 1 ccm Typhusbouillon. 5 mg C. i. v. 


• S § M 

a> 3 

60 0.3 
a • ® 
® °l--o 
goi-3 

g ad 

C g * 

t»^-c 

Typhusantigen 
’in 1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

Komplement in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

1 Aufenthalt im 
Thermostaten 

Hamolysin in 

1 ccm 0,9-proz. 
NaCl-Losung 

5-proz. Hammel- 
blutkorperchen- 
emulsion 

Aufenthalt im 
Thermostaten 

1. August. 
iVor d. Injektion 

2. August. 

1. Tag nach der 
Injektion 

•*£ 

cc 

3 bX) 

1 $ 
U)r* 

3 rH 

cd 

8. August 

7. Tag 

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der meist vertretenen Ansicht von gewissen Zellen produziert werden. 
Neuerdings bringt man die Toxine und Antitoxine mehr und mehr mit 
den Enzymen in Zusammenhang, und es ist gar nicht unmoglich, daB 
man in kurzer Zeit die meisten Serumwirkungen fur Enzymwirkungen 
halten wird. Soli die eine oder auch die andere Ansicht die richtige 
sein, in jedem Falle wirkt das Quecksilber als anregender Reiz. Die 
negative Phase inochte ich als die primare destruktive Wirkung auf- 
fassen, auf welche die positive als die eigentliche Reaktion folgt. Nahe- 
liegend ist die Annahme, daB der Organismus sich gegenfiber dem 
Quecksilber als Protoplasmagift schutzen muB, und die Folge dieser 
Schutzwirkung ist die Vermehrung der Schutzstoffe. (Aehnlich mSchte 
ich auch die Wirkung des Arsens resp. Salvarsans erklSren.) Es ist 
fraglich, wie man mit dieser Auffassung die Tatsache erklaren konnte, 
daB die Wirkung der Injektion nicht beeinfluBt wurde, wenn ich 3 oder 
5 mg C. i. v. injizierte, namentlich daB die Reaktion nicht mit der Zu- 
nahme der Aktion Schritt gehalten hatte. Neuber bespricht auch diese 
Frage, indent er auch die Phagocytose nach Verabreichung verschieden 
groBer Dosen von Quecksilberprdparaten untersuchte. Bei kleinen Dosen 
von verschiedenen Arzneimitteln konnte er die Verstdrkung der Phago¬ 
cytose feststellen, bei groBeren Dosen einen Abfall dieser Eigenschaft. 
Namlich nach groBen Dosen Quecksilber ist die prim&re destruktive 
Phase so intensiv, daB die darauffolgende positive Phase zur Ausgleichung 
beniitzt wird. Laut diesem ware also das Entsprechendste, in fort- 


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Kodama, Die Ursache dcr natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 373 


gesetzten kleinen Dosen das C. i. v. zu verabreichen, in welchem Falle 
namlich die nacbeinander folgenden kleineren Reize eine konstante Ver- 
mehrung aufrecht erhalten. 

Ueber den Ursprung dieser Schutzstoffe haben wir zwar keine Auf- 
klarung bekommen, doch konnen wir aus der Tatsache, daii auf denselben 
Reiz samtliche Schutzstoffe gleichinabig reagieren, schlieBen, dafi ihre 
Quelle gemeinsam ist, und daB mit der Vermelirung eines Schutzkorpers 
auch die anderen sich verniehren. 

Die Heilung der Infektionskrankheiten ist nach den heutigen An- 
schauuugen ein siegreicher Kampf des Organismus dem Infektionsagens 
gegenuber. Nach meinen Untersuchungen kaun ich ausdrilcklich be- 
haupten, daB das C. i. v. auf die Schutzstoffe des Organismus 
vermehrend wirkt, daB deninach die intravenose Subliinatinjektion 
beijeder Infektionskrankheit begrtindet ist. 

Literatnr. 

Barsony, Janos, L'Obstetrique. 1910. 

Liidke, Miinchen. med. Wochenschr. 1905. p. 43. 

Kreibich, Arch. f. Dermat. 1907. p. 86. 

Kiss, Orvosi Hetilap. 1909. p. 43. 

Leuchs, Berlin, klin. Wochenschr. 1907. p. 3—4. 

Neuber, Ede, Orvosi Hetilap. 1909; Aren. f. Dermat. 1910. p. 105. 

Horvdth, Mihaly, Orvosi Hetilap. 1909. p. 49. 

H a u c k, Arch. f. Dermat. 1906. p. 78. 

Bchwarzmann. Berlin, klin. Wochenschr. 1908. p. 45. 

Wassermann u. Bruek, Med. Klinik. 1905. p. 55. 

Citron, Methoden der Imraunodiagnostik. Leipzig 1910. 

Neuber, Ede, Arch. f. Dermat. 1911. p. 707. 


Nachdruck verboten. 

Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrand- 

bacillen. 

Entstehung, Wesen und Beschaffenheit der Kapsel. 

[Aus der St&dtischen Hygienischen Untersuchungsanstalt zu Tokio 
(Direktor: Prof. Toyama).] 

Von II. Kodama, Vorsteher der bakteriologischen Abteilung. 

Ueber die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrand¬ 
bacillen ist schon friiher eifrig geforscht und sehr vieles dariiber be- 
richtet worden. Trotzdem sind die Auffassungen der Untersucher bisher 
nicht die gleichen. Ich fing vor einigen Jahren an, (iber die Entstehung 
der Kapsel der Milzbrandbacillen zu arbeiten, und babe micli spater der 
Frage der natiirlichen Immunitat zugewendet. Ich will hier zunachst 
kurz die einschiagige Literatur besprechen und dann iiber meine Resul- 
tate berichten. 

A. Die natiirliche Immunitat der Milzbrandbacillen. 

Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen haben 
Metschnikoff und einige andere Autoren ausschlielllich auf Uhagocytose zu- 
riickgefiihrt; auf der anderen Seite sind Fodor, Fliigge, Nuttall, Buchner 
und eine groOe Anzahl von Autoren der Ansicht, dafi die bakterizide Wirkung des 
Serums eine Hauptrolle spielt. Indessen wurde diese letztere Auffassung durch die 
Experimente von Behring und Niessen widerlegt, rvelche zeigen, dan das Serum 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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des Milzbrandempfiinglichen Kaninchens stark bakterizid ist, wahrend die Sera 
milzbrandrefraktarer Tiere (Hund und Iluhnl es nicht. sind. 

Beide Theorien standen lange Zeit einanaer gegeniiber, und es Let noch unsicher, 
welches die richtige ist; neuerdings werden die Studien auf diesem Gebiete wieder 
lebhafter betrieben. 

I. Bail und Pettersson haben die Frage nach den Beziehungen zwischen 
der bakteriziden Wirkung des Serums und der Immunitat gegen Milzbrand wieder auf- 
genommen. Nach ihrer Ansicht ist die Vernichtung der Milzbrandbacillen bei dem 
Huhn einem Komplement zuzuschreiben, das dem Knochenmark entstammt. 

II. Deutsch und Feistmantei hatten beobachtet, dad die bei Meerschwein- 
chen in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen sehr bald verschwanden, dann 
aber nach einigen Stunden andere auftraten, welche eine Kapsel besaden und der 
FreStatigkeit der Leukocyten widerstanden. 

III. Ebenso fand Lohlein, dad frische tierische (eingekapselte) Milzbrand- 
stabchen auch in vitro von den Fredzellen nicht aufgenommen weiden. 

IV. Gruber und Futaki sind fiber die Widerstandsfahigkeit des Huhnes 
gegen den Milzbrandbacillus der Meinung, dad einerseits die hohe Korpertemperatur, 
die das Huhn von Natur aus hat, die Vermehrung der Bacillen hemmt, dad anderer- 
seits aber der haupteachliche Schutz durch die wirksame Phagocytose bedingt ist, 
welche die Bacillen vernichtet, noch bevor sie sich hatten einkapseln konnen. In 
den ffir Milzbrand empfindlichen Kaninchen und Meerschwcinchen bildet der Milz¬ 
brandbacillus elne Kapsel als Abwehr gegen die Phagocytose. 

V. Heim gelang der Nachweis, dad die Einkapselung der Bacillen zur Ab¬ 
wehr gegen bakterienfeindliche Stoffe im Blutserum geschieht. 

VI. Preisz kommt auf Grund seiner zahlreichen Beobaehtungen zu dem Er- 
gebnis, dad bei alien Tieren bakterizide Substanzen gegen Milzbrandbacillen in ver- 
schiedenen Mengen und Konzentrationen vorhanden sind. Bei immunen Tieren 
sind diese Substanzen in groderer, bei wenig empfindlichen in geringerer Menge, 
bei sehr empfindlichen dagegen sparlich vorhanden. In letzterem Falle bleiben die 
Bacillen noch im Gewebe am Eeben, bilden Kapseln, erhohen hierdurch ihre Resistenz 
und bedingen die Allgemeininfektion; bei wenig empfindlichen und immunen Tieren 
findet starkere Phagocytose deshalb statt, weil zahlreiche Bacillenleichen vorhanden 
sind, die eine lebhaftere Tiitigkeit der Leukocyten zulassen, als es bei lebenden 
Bacillen der Fall ist. Die Empfindlichkeit und Immunitat sind nicht von dem 
Grade der Phagocytose, sondern von der bakteriziden Kraft der Siifte abhangig. 

VII. Bail hat beobachtet, dad die Resistenz der animalisierten (von einer 
Serumkultur stammenden) Bacillen nicht in kausalem Zusammenhang mit der 
Kapsel steht, sondern eine Begleiterscheinung ihrer Zustandsiinderung ist. Er halt 
also die Kapselform ffir eine Krankheitserscheinung oder doch wenigstens ffir einen 
abnormen Zustand. 

VIII. Schneider hat berichtet, dad die polymorphkernigen Leukocyten vom 
Kaninchen, Meerschweinchen, Hund und Huhn auf gewisse Reize in vitro und 
in vivo bakterizide Stoffe ffir Milzbrandbacillen ausscheiden konnen. Nach seinen 
Beobaehtungen sind diese Stoffe nicht identisch mit dem im Blute zirkulierenden 
Alexin. Er hat ffir diesen Stoff den Namen Leukin vorgeschlagen. 

IX. Ascoli hat durch seine interessanten Experimente den Nachweis erbracht, 
dad das Immunserum der Milzbrandbacillen weaer bakterizide Stoffe, noch die 
Phagocytose befordernde Substanzen enthiilt. Es wirkt vielmehr als Paralysator 
gegen die kapselhildenden Substanzen der Milzbrandbacillen; diese hat er anti- 
plastische genannt. 

X. Nach den Weilschen Beobaehtungen besitzen die Milzbrandbacillen im 
Tierkorper eine vollstandig ausgebildete Kapsel, Schutz gegen Phagocytose, aber 
keine Resistenz gegen Bakterizidie. 

XI. Nunokawa hat berichtet, dad die eingekapselten Bacillen widerstands- 
fahig gegen Phagocytose sind. 

Xlt. Donati fafit seine Untersuchungen folgendermaden zusammen. Die in 
vitro angestellten Versuche fiber Phagocytose und Bakterizidie geben koine Er- 
kliirang ffir die natfirliche Immunitat der Hfihner und Tauben gegen Milzbrand. 
Zwischen Infektion und Kapselbildung besteht. ein enger Zusammenhang. Ohne den 
eingekapselten Formen grode Widerstandsfahigkeit zuzuschreiben, mud man die 
Kapseln fur. eine IJmwandlung des Bacillus halten, die allemal an dessen In- 
fizierungsfiihigkeit gebunden ist. Die Kapsel macht die Bacillen ungeeignet zur 
Phagocytose, schiitzt. sie dagegen nicht vor den gelosten bakteriziden Substanzen: 
die Leukocyten verhindern die Kapselbildung und vernichten die Bacillen nicht so 
sehr durch ihre Fredtatigkeit. als durch goloste Substanzen: zuletzt sagt Donati, 
dad die Ursaehe der natfirlichen Immunitat. der Hfihner und Tauben gegen Mil*- 


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Kodama, Die Ursache der natfirlichen Iramunitat gegen Milzbrandbacillen. 375 


brand in der raschen und reichiichen Leukocytenansarmnlung um die Impfstelle 
herum zu suchen ist. 

XIII. Toyosumi hat behauptet, daB die eingekapselten Bacillen (von Serum- 
kulturen) keine groBerc Resistenz ala Kulturenbacifien (aus Bouillonkulturen) gegen 
Phagocytose uihT die bakterizide Wirkung dea Serums besitzen. 

XIV. Fast gleichzeitig auBert sich Fischoeder in einer ausffihrliehen Arbeit 
fiber die Bioloeie des Milzbrandbacillus, daB die Kapseln nicht als Schutzmittel 
gegen bakterizide Krafte angesehen werden konnen. 

XV. Tsuda ist der Ansicht, daB die Leukocyten der Meerschweinchen und 
Hfihner bakterizide Substanzen gegen Milzbrandbacillen bilden. Bei dem ersteren 
Tiere werden diese durch Reizung des Serums, bei den letzteren durch Ilinzuffigen 
der Kochsalzlosung gebildet. 

XVI. Petterson sagt, daB der Extrakt der Lcukocyten der verschiedenen 
Tiere bakterizide Wirkung sowohl gegen die Kulturbacillen als auch gegen die ein¬ 
gekapselten Bacillen des Tierkorpers nat. 

XVII. Nach einer neuen Untersuchung von Weil und Nunokawa scheiden 
die Leukocyten des Meerschweinchens ffir den Milzbrandbacillus todliche Sub¬ 
stanzen aus; trotzdem ist das Meerschweinchen sehr empfindlich ffir den Milz¬ 
brandbacillus. Beide Forscher haben die eigene Schutzkraft der Bacillen gegen die 
Bakterizidio „Aggressivitat“ genannt. 

XVIH. Baturo hat gefunden, dafl bakterizide Substanzen, sogenannte Plakine 
(die schon Gruber und Futaki aus Blutpliittchen des Kaninchens nachgewiesen 
haben), aus Blutpliittchen des Pferdes entstehen. 

B. Die Entstehung der Kapsel. 

I. Kern hat behauptet, dafl die Milzbrandbacillen immer eine Kapsel besitzen, 
die unter gewissen Umstiinden breiter und dadurch leichter sichtbar wird. 

II. Gebauer sagt dagegen, daB die Kapseln nicht ffir einen integrierenden 
Bestandteil des Milzbrandbacillus zu gelten haben, sondern daB sie nur unter be- 
stimmten Verhiiltnissen entstehen. 

in. Nach Turros Ansicht soli die Kapsel dadurch zustande kommen, daB 
ein Stoff diastatischer Natur den Milzbrandbacillus zum Aufquellen bringt. 

IV. Heim gelang der Nachweis, daB die Kapsel des Milzbrandbacillus die 
spezifische Schleimreaktion zeigt. 

V. Nach Preisz entstent die Kapsel des Milzbrandbacillus durch Quellung 
der Membran, mit der aber auch zugleich eine chemische Veranderung (Degene¬ 
ration) der Membran einhergeht, die sich durch starkes Farbungsvermogen zu er- 
kennen gibt. 

C. Bisherige Nachweise fiber Kapselbildung des Milzbrandbacillus. 

I. Die Bacillen aus Blut und Organen des durch Milzbrandbacillen verendcten 
Tierkorpers besitzen ebenfalls eine Kapsel. Diese Tatsache ist allgemein als richtig 
anerkannt. 

II. Sawtschenko, Danysz, Johne, Hase, Hinderberger, Pane, 
Deutsch, Lohlein, Bongert, Ascoli, Bail, Gruber und Futaki, 
Preisz, Toyosumi, Fischoder u. a. haben festgestellt, daB der Milzbrand¬ 
bacillus in iedem flussigen Serum Kapseln bildet. 

in. Kern hat die Kapsel beim Milzbrandbacillus aus Agar, Bouillon, Gelatine 
und Kartoffelkulturen in jedem Falle, wenn auch nicht in gleichem MaBe, nach- 
weisen konnen. Junge Stabchen haben eine schmale, parallel zum Stabchen ver- 
laufende, aber sehr schwer zu fiirbende Kapsel; altere Kulturen zeigen dagegen 
blasenartig verbreiterte, 2—3mal breitere, — leichter zu farbende Kapseln, die 
ihrereeits schwerer zu entfiirben sind. 

IV. Hase, Johne, Pinase, Nutzel, Hinterberger und Preisz 
haben l>ehauptet, daB normalerweise die Milzbrandbacillen auf aem gebriiuchlichen 
Nahrboden keine oder nur ganz vereinzelte Kapseln bilden. 

V. Nach Preisz zeigen nur solche Milzbrandbacillen Kapselbildung, welche 
bis zu einem gewissen Grade abgeschwiicht sind. Je mehr der Bacillus abge- 
schwacht ist, desto schneller bildet er auf Agar Kapseln. 

VI. Weidenreich und Hamm haben behauptet, durch ihre Methode bei 
Bacillen von gewohnlichen Agarkulturen die Kapsel nachgewiesen zu haben. Nach 
dieser Methode ist der Nachweis der Kapsel indessen sehr schwer zu erbringen. 

Vor fast 5 Jahren habe ich die Kapselbildung des Pneumococcus 
(von 13 Stammen) studiert; damals habe ich gefunden und in der 
Japanischen Hygienischen Zeitschrift veroffentlicht, dafi der Pneumo¬ 
coccus bei Ziichtung in fliissigem Serum von verschiedenen Tieren 


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376 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

(z. B. Kaninchen, Pferd, Rind etc.) Kapseln bildet. In 3fach mit Bouillon 
verdtinntem Serum geschieht das am besten; es ist noch nachweisbar in bis 
zu 35fach mit Bouillon verdunntem normalen Serum. In Pneumokokken- 
Immunserum werden ebenfalls Kapseln gebildet. Des weiteren habe ich 
nachgewiesen, daB der Pneumococcus auf Glyzerinagar, Schr&g- 
serumkulturen und auf Glyzerinagarkulturen, die durch 5-proz. Karbol- 
sSure abgetbtet waren, ebenfalls Kapseln bildet, wenn man dieses Material 
mit einem Tropfen 3fach verdiinnter Serumbouillon auf dem Deckglas 
ausstreicht. Infolge dieser Tatsachen bin ich zu folgender Ansicht ge- 
langt: Die Kapsel ist keine Neubildung, sondern eine Membran der 
Bacillen, die unter bestimmten Bedingungen aufquillt. 

Wenn diese Ansicht zutrifft, so mussen auch die Milzbrandbacillen 
auBerhalb des Tierkorpers ebenfalls bei Ziichtung auf verschiedenen 
fliissigen und festen Nahrboden Kapseln bilden. 

Seit Anfang 1907 habe ich speziell iiber Kapselbildung des Milzbrand- 
bacillus gearbeitet. Hierbei ergab sich die Frage, unter welchen Bedin¬ 
gungen die Milzbrandbacillen eine Kapsel bilden. Um diese Frage zu be- 
antworten, habe ich zuerst folgende 3 Vorfragen gestellt und untersucht: 

I. Nach wie viel Stunden beginnt im Korper der Maus die Kapsel¬ 
bildung der Milzbrandbacillen aus gewohnlichen Agarkulturen nach sub- 
kutaner oder intraperitonealer Infektion? 

Es lieB sich dafiir nach meinen Versuchen keine bestimmte Zeit 
feststellen, vielmehr begann die Kapselbildung der Milzbrandbacillen in 
dem geimpften Mausekorper in manchen Fallen sofort, in anderen nach 
5, 10, 30 Minuten und bis zum Zeitraum von 2 Stunden. 

II. Welche Form erhalten die Bacillen in den Organen des durch 
Milzbrand verendeten Mausekorpers? 

Bei den in Leber, Milz, Herz und der Bauchfliissigkeit der Maus ge- 
fundenen Milzbrandbacillen konnte durch Loefflers MethylenblaulQsung 
die Kapsel dargestellt werden, wie schon Heine nachwies. 

Auch das Ende dieser Bacillen aus dem Tierkorper ist im Vergleich 
zu den mittleren Teilen der Bacillen haufig noch leicht verdickt; in den 
aus mehreren Einzelbakterien zusammengesetzten Faden erscheinen so- 
genannte Bambusformen. 

Diese besondere Form entsteht nach meiner Ansicht dadurch, daB 
das Serum im TierkSrper durch osmotische Wirkung an beiden Enden 
in den Bacillus hineindringt und die Membran dadurch aufquillt; moglicher- 
weise ist sie bei den Milzbrandbacillen an den beiden Enden etwas diinner 
(oder abnorm) als an den Langsseiten. 

III. Bilden die Milzbrandbacillen bei Ziichtung auf gewShnlichem 
Schragagar eine Kapsel? 

Trotz zahlreicher Versuche konnte auf dem gewbhnlichen Agar nie 
eine Kapselbildung der Milzbrandbacillen beobachtet werden. Dieser 
Versuch ergab also kein positives Resultat. Als ich jedoch die Milz¬ 
brandbacillen auf Schrag-Pferdeserum zuchtete und dann die Kapsel¬ 
bildung untersuchte, hatten die Bacillen alle schbne Kapseln gebildet. 
Wenn man das Material besonders von dieser Kultur mit einem Tropfen 
Normalserum auf dem Deckglas aufstreicht und dann die Ivapselfarbung 
vornimmt, zeigt sich hier ein schones Kapselbild. Ich habe aus 
mehreren Einzelbakterien zusammengesetzte Faden (sogenannte Banibus- 
formen), genau wie man es bei den im TierkOrper gefundenen Bacillen 
sieht, beobachtet. 

Ich habe weiterhin auf dem erstarrten HiihnereiweiB die Milzbrand- 


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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 377 

bacillen gezflchtet und untersucht, ob sich eine Kapsel bildet. Wenn man 
dieses Material init einem Tropfen Serum auf dem Deckglas ausstreicht 
und farbt, so erscheint ein besouders schones Kapselbild. 

Auch bei Ziichtung auf Agar, der mit gekochtem HiihnereiweiB 1 :3 
versetzt war, tritt eine Kapsel bei alkalischer Reaktion auf. Auf dem- 
selben Nahrboden findet sich bei saurer Reaktion keine Kapsel. 

Infolge dieser Resultate habe ich die Alkaleszenz des gewohnlichen 
Agars noch weiter durch Zusatz von 10-proz. Sodalosung erhdht und 
Milzbrandbacillen gezuchtet. Das Material dieser Kultur habe ich mit 
einem Tropfen Serum von norinalen Tieren auf dem Deckglas ausge- 
strichen, nach Johnes Methode gefarbt (wenn die Kapsel sich dabei 
iiberfarbt, empfiehlt es sich, wie ich nachweisen konnte, dieses Praparat 
mit Alkohol zu differenzieren) und sodann die Kapselbildung untersucht. 
Hier bilden die Milzbrandbacillen immer eine schone Kapsel. Dieses 
Ergebnis habe ich schon im Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 
No. 3/4 mitgeteilt. Deshalb mochte ich hier nur noch kurz folgendes 
berichten: 

a) Bei einer 24-stiindigen Zfichtung auf schwach saurem (natiirliche 
Saure des Rindfleisches) Agar bilden die Milzbrandbacillen keine Kapsel. 

b) Nach 24-stiindiger Kultivierung auf schwach alkalischem (Rosol- 
saurereaktion) Agar war die Kapsel ebenfalls nur bei einigen Bacillen 
in einem Prftparate sichtbar. 

c) Wenn man die Milzbrandbacillen auf dem stark alkalischen (dessen 
Alkaleszenz der 100—400 fachen Verdiinnung der Normalsodalosung ent- 
spricht) kultiviert. so sieht man schon nach 18—24 Stunden sehr viele 
eingekapselte Bacillen in jedem Gesichtsfeld: daneben finden sich aber 
auch Bacillen ohne Kapseln. 

Ich habe meinen stark alkalischen Agar auf folgende Weise her- 
gestellt: Man verdiinnt in einem kleinen Kolben 5 ccm fliissigen Agars 
mit 45 ccm Aq. dest., kocht diese Mischung inehrere Minuten lang iiber 
der Flamme, fflgt dazu 0,1 ccm Phenolphthaleinlosung (0,5 g Phenol- 
phthalein geldst in 100 ccm Alkohol) und titriert mit 10-proz. Soda¬ 
losung bis zu deutlicher Hellrotf&rbung der Fliissigkeit. Die fiir die 
Gesamtmenge des Agars notwendige SodalSsung wurde dann aus dieser 
mit 5 ccm angesetzten Probe berechnet. 

Durch meine Untersuchungen glaube ich festgestellt zu haben, daB 
es 1) von der Reaktion des Schr&gagars abhSngt, ob das Milzbrand- 
stabchen eine Kapsel bildet oder nicht, und 2) daB eine Beimischung 
von Serum das Phanomen der Kapselbildung wesentlich mitbedingt. 

Aus diesen Beobachtungen erklart sich das Resultat der ersten 
Frage, daB n&mlich die Zeit des Beginns der Kapselbildung der Milz¬ 
brandbacillen aus gewohnlicher Agarkultur unbestimmt ist, wenn man 
dieselben dem Mausekorper einimpft oder in das Serum einsdt. Die 
Milzbrandbacillen haben in der schwach alkalischen Agarkultur schon zum 
Teil eine Kapsel gebildet. 

In gleicher Weise habe ich mit Milzbrandbacillen von schwach saurer 
Agarkultur den Beginn der Kapselbildung in verschiedenen Seris unter¬ 
sucht. 

Doch ist es notwendig, vorher noch festzustellen, ob das Serum von 
verschiedenen Tieren auf Milzbrandbacillen auch irgendwelche Wirkung 
(besonders eine bakterizide Wirkung) ausiibt. Das Ergebnis ist folgendes: 

IV. Wie wirkt das Serum von verschiedenen norinalen Tieren auf 
Milzbrandbacillen ? 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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1 kleine Oese 

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Bemerkungen: 1) Die im Serum eingesaten Milzbrandbacillen sind alle von 
sehwach nlkalischcr, 24-stiindiger Agarkultur. 2) Die Zahl der Baktenen ist die Durch- 
sehniltszahl aus 2—4 Agarplatten. 3) „oo“ ist die Bezeichnung fiir das Zusammen- 
flieflen vieler Kolonieen. 


Aus (lieser Tabelle denke ich, folgenden Schlub ziehen zu konnen: 

1) Das aktive Serum des Pferdes iibt gegen Milzbrandbacillen deut- 
lich bakterizide Wirkung aus. Das etwa 3 Tage alte aktive Pferdeserum 
hat namlich samtliche eingesate Bacillen innerhalb 2 Stunden in vitro 
abgetotet. Je alter das Serum wurde, desto geringer wurde allmahlich 
die bakterzide Wirkung; zuletzt verschwand sie ganz. 

Im inaktiven Serum des Pferdes scheinen die Milzbrandbacillen sich 
schon 2 Stunden, nachdem man sie eingesat hatte, zu vermehren; eine 
deutliche Vermehrung tritt im Verlaufe von 3—4 Stunden ein. 


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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 379 


b) 


Arten 

des 

Beschaffen- 
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Serums 

Alter 

des 

Serum- 

Ein- 

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Serums 

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2) Das aktive Rinderserum wirkt gegen Milzbrandbacillen nicht bak- 
terizid, und die Zeit des Beginns der Vermehrung der Milzbrandbacillen 
in diesem Serum ist fast gleich der im inaktiven Pferdeserum. 

3) Das aktive Serum des Meerschweinchens und der Maus iibt gegen 
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus. Die Milzbrandbacillen 
beginnen sich in diesen beiden Seris nach 2 Stunden zu vermehren; 
eine deutliche Vermehrung tritt im Verlaufe von 3—4 Stunden ein. 

4) Das aktive Serum des Kaninchens wirkt gegen Milzbrandbacillen 
sehr stark bakterizid; 2—4 Tage altes Serum hat namlich die ganze 
Menge der eingesaten Bacillen innerhalb 30 Minuten abgetotet. 

5) Das aktive Serum des Huhnes und Frosches hat gegen Milzbrand¬ 
bacillen keine bakterizide Wirkung. Die Vermehrung der Milzbrand¬ 
bacillen beginnt im Serum der erstgenannten Tiere etwa nach 2 Stunden; 
deutlich tritt sie aber im Verlaufe von 3—4 Stunden auf. 

Im Serum der Frosche zeigen die Milzbrandbacillen nach einer 
Zeit von 6 Stunden noch keine deutliche Vermehrung, die erst nach 
Verlauf von 24 Stunden eintritt. Infolge dieser Tatsache muBte ich 
mir sagen, daB das Froschserum gegen Milzbrandbacillen zwar nicht 
bakterizid, trotzdem aber fur die Vermehrung ungeeignet ist. 

6) Das aktive Serum der weiBen Ratten wirkt gegen Milzbrand¬ 
bacillen stark bakterizid, quantitativ etwas geringer als das des Kaninchen- 
serums. Bei 6 Tage altem aktiven Serum der weiBen Ratten ist diese 
bakterizide Kraft sehr schwach. 

Auch wirkt das inaktive Serum gegen Milzbrandbacillen noch bis 
zu einem geringen Grade bakterizid, weil die in diesem Serum enthaltene 
bakterizide Substanz bei 56° C nicht ganz zerstort ist. 

Kurze Zusammenfassung. 

Von milzbrandempfindlichen Tieren wirkt das Serum des Kaninchens 
und Pferdes gegen Milzbrandbacillen bakterizid, dagegen hat aber das 


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380 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Serum des Meerschweinchens, des Rindes und der Maus keine bakterizide 
Wirkung.- Von den natiirlichen Immuntieren ist nur das Serum der 
weiBen Ratten bakterizid, das Serum des Huhnes und des Frosches bat 
gegen Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung. Deshalb konnen 
wir die natfirliche Immunitat dieser Tiere gegen Milz- 
brand durch die Bakterizidie des Serums nicht erklaren, 
was auch schon andere Forscher beobachteten. 

V. In welcher Zeit beginnt die Kapselbildung der Milzbrandbacillen, 
wenn diese im Serum verschiedener normaler Tiere geziichtet werden? 

1) Im aktiven Pferdeserum konnen die Milzbrandbacillen keine 
Kapsel bilden wegen der in diesem Serum enthaltenen bakteriziden 
Substanz. Sie bilden aber solche im 6 Tage alten Serum innerhalb 
48 Stunden, wenn ziemlich viele Bacillen eingesat wurden. Wenn man 
im 12 Tage alten Serum Milzbrandbacillen ziichtet, so beginnt schon 
nach 3—4 Stunden deutliche Kapselbildung. Wenn man aber die Milz¬ 
brandbacillen im inaktiven Serum ziichtet, dann beginnen sie schon nach 
3—4 Stunden eine Kapsel zu bilden. Das wird in 5—24 Stunden be- 
sonders deutlich. 

Die Kapselbildung der Milzbrandbacillen erfolgt meistens ebenso 
schnell wie ihre Vermehrung. Wenn man aber die Bacillen von schwach 
alkalischen Agarkulturen in inaktivem Serum ziichtet, so tritt sofort 
nach dem Einsaen bei einigen Bacillen eine Kapsel auf, wie schon fest- 
gestellt wurde. 

2) Das aktive Rinderserum ubt gegen Milzbrandbacillen keine bak¬ 
terizide Wirkung aus. Trotzdem bilden die Milzbrandbacillen in diesem 
Serum nicht schneller eine Kapsel. Erst 24 Stunden nach dem Einsaen 
beginnt eine deutliche Kapselbildung. Doch beginnen die Milzbrand¬ 
bacillen in mehr als 7 Tage altem aktiven Serum schon in 3—4 Stunden 
nach Anlegen der Kulturen die Kapseln zu bilden, was im Verlaufe von 
5—24 Stunden besonders deutlich zu sehen ist. 

Im inaktiven Rinderserum beginnen die Milzbrandbacillen schon nach 
3 Stunden die Kapselbildung, welche im Verlaufe von 4—24 Stunden 
erst recht deutlich wird. Wenn man aber die Milzbrandbacillen von 
schwach alkalischer Agarkultur in diesem Serum ziichtet, so kann man 
sofort nach dem Einsaen bei einigen Bacillen die Kapseln beobachten. 

3) Im aktiven Serum des Meerschweinchens bilden die Milzbrand¬ 
bacillen sehr gute Kapseln; hier wird sie nkmlich schon nach 2 Stunden 
deutlich. 

4) Im inaktiven Serum des Kaninchens bilden die Milzbrandbacillen 
nach 24 Stunden kaum Kapseln. Die in dieser Kultur gefundenen 
Bacillen liegen alle einzeln; ein Teil dieser Bacillen bildet schone. ein 
auderer Teil zackige Kapseln, letztere werden durch Farbstoff schlecht 
gefarbt. 

Nach meiner Ansicht wird die Kapselbildung durch eine bakterizide 
Substanz, die im Serum noch zuruckgehalten wird, gehemmt. 

5) Im aktiven Serum (blutkorperhaltigen Serum) der Maus bilden 
die Milzbrandbacillen sehr gut Kapseln. Diese treten schon nach 
2 Stunden deutlich in Erscheinung. Im Verlaufe von 3—5 Stunden 
erreicht die Kapselbildung ihren Hohepunkt. Aber nach 24 Stunden ist 
die Zahl der kapselhaltigen Bacillen wieder stark vermindert. 

Auch im aktiven MSuseserum, dem Rosolskure (1 Tropfen des 500- 
fachen Rosolsaurealkohols) zugesetzt war, bilden die Milzbrandbacillen 


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Kodama, Die Ursaehe der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 381 


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Kodama, Die Uraache der naturlichen Iramunitat gegen Milzbrandbacillen. 383 


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384 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 3/4. 

im Verlaufe von 2—5 Stunden keine Kapsel, trotzdein in diesem Serum 
eine die Kapselbildung befordernde Substanz enthalten ist. 

6) Im aktiven und inaktiven Serum der Hiihner bilden die Milzbrand- 
bacillen meistens nach 5 Stunden bei Anwesenheit vieler Bacillen Kapseln; 
die Kapsel der in diesen Kulturen gefundenen Bacillen ist bedeutend 
schmfiler, als sie in auderen Serumkulturen erscheint. 

7) Im aktiven Serum des Frosches bilden die Milzbrandbacillen gar 
keine Kapsel. 

8) Im aktiven Serum der weiBen Ratten kapseln die Milzbrand¬ 
bacillen sich nicht ein. Im inaktiven Serum bilden die Milzbrandbacillen 
nach 24 Stunden wenig Kapseln, voraussichtlich wegen der in diesem 
Serum enthaltenen bakteriziden Substanz. 

Kurze Zusammenfassung. 

Nach obigen Versuchen bilden die Milzbrandbacillen bei refraktaren 
Tieren nur im Hfihnerserum nach 5 Stunden gute Kapseln; im inaktiven 
Serum der weiBen Ratten bilden sie nach 24 Stunden kaum solche, im 
Serum des Frosches iiberhaupt nicht. 

Bei milzbrandempfftnglichen Tieren bilden die Milzbrandbacillen sehr 
gute Kapseln, so z. B. im Serum der Maus und des Meerschweinchens 
(hier haben fast alle Bacillen nach 2—6 Stunden Kapseln). 

Im aktiven Serum des Pferdes bilden die Milzbrandbacillen keine 
Kapseln, wohl aber deutlich im inaktiven Serum im Verlaufe von 5 bis 
24 Stunden. Im aktiven Rinderserum bilden die Milzbrandbacillen erst 
nach 24 Stunden Kapseln, im inaktiven Serum schon deutlich im Ver¬ 
laufe von 5—24 Stunden. Im inaktiven Serum des Kaninchens bilden 
sie nach 24 Stunden kaum Kapseln. 

Deshalb kann man nicht sagen, daB die Kapselbildung der Milzbrand¬ 
bacillen in Beziehung steht zu der Mbglichkeit eines Tieres, von Milzbrand 
befallen zu werden oder nicht. 

In solchen Fallen, in denen die Milzbrandbacillen, wie in den vor- 
stehenden, in verschiedenartigen, fliissigen Serumkulturen gut Kapseln 
bilden kbnnen, wird man neben den vielen eingekapselten Bacillen stets 
einige Bacillen ohne Kapseln finden. 

Im Serum, das bakterizide Substanzen enthait, konnen die Milzbrand¬ 
bacillen gute Kapseln nicht bilden. 

Der Beginn der Kapselbildung der Milzbrandbacillen im Serum tritt 
meistens fast gleichzeitig mit dem Beginn der Vermehrung dieser Bacillen 
ein; doch trifft dies nicht immer zu. Im Rinderserum erfolgt die Ent- 
stehung der Kapsel spater als der Eintritt der Vermehrung der Bacillen. 
Dagegen bilden sie im Serum des Meerschweinchens und der Maus schon 
nach 2 Stunden deutliche Kapseln. Deshalb ist die Zeit der Kapsel¬ 
bildung lfinger, als die der Vermehrung. Daraus wiirde also folgen. 
daB nicht nur die durch Vermehrung entstandenen und gewachsenen 
jungen Bacillen die Kapseln bilden, sondern, daB andererseits auch die 
Bacillen, die in das Serum zuerst eingesat wurden, sich verkapselten. 

Die absolut sichere Entscheidung ist schwer anders zu erbringen. 
Weitere Versuche zur Klfirung dieser Frage wurden angestellt. Der 
Bericht fiber dieselben folgt weiter unten. 

Nach meiner Erfahrung hemmt Rosolsaure bis zu einem bestimmten 
Grade die Vermehrung der Milzbrandbacillen. Daraufhin babe ich im 
mit RosolsSure (1 Tropfen der 500-fachen Rosolsfiure-Alkohol + 0,3 cciu 
Mausserum) versetzten Mauseserum die Milzbrandbacillen gezfichtet und 


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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 385 


untersucht, ob sie in diesera Nahrboden die Kapsel bilden oder nicht. 
Die Milzbrandbacillen bilden hier nach 2—5 Stunden keine Kapseln, 
wShrend sie im normalen Mauseserum in der genanuten Zeit sebr gut 
eine solche bilden. 

Zur Beantwortung der Frage, ob die anfangs eingesaten Bacillen 
auch eine Kapsel bilden konnen, dienen folgende Versuche: 

VI. Bilden die Milzbrandbacillen Kapseln in fliissigem Serumnahr- 
boden, dem Antiseptica zugesetzt sind? 

Im Serumnahrboden mit 0,25-0,5-proz. Karbolsaure oder mitPhenol- 
phthalein (einige Tropfen d. 200-fachen Phenolphth.-Alkohol + 5 ccm in- 
aktives Pferde- oder Rinderserum) kdnnen die Milzbrandbacillen sich 
nicht mehr vermehren. Deshalb untersuchte ich, ob in diesem Nahr- 
boden die Milzbrandbacillen Kapseln bilden oder nicht. Es zeigte sich, 
daB, obgleich in solchem Serum eine die Kapselbildung befbrdernde 
Substanz enthalten ist, von den Milzbrandbacillen hier keine Kapsel ge- 
bildet wurde. Ueber weitere Versuche wird unten mehr berichtet werden. 

VII. Bilden die Milzbrandbacillen in mit Bouillon verdunnten Serum¬ 
nahrboden Kapseln und bis zu welchem Verdiinnungsgrade? 



Die Milzbrandbacillen bilden hochstens bis zur 4—6-fachen Ver- 
diinnung des Serums Kapseln (dagegen die Pneumokokken gut bis zur 
85-fachen Verdiinnung des Serums, wie ich schon erwahnt habe). 

VIII. Bilden die Milzbrandbacillen in Bouillon Kapseln? 

Dazu wurde folgender Versuch angestellt: 


Beschaffenheit der 

Untersuchung auf Kapelbildung 
naeh 

JJoUl 1 lull 

24 Stunden 

48 Stunden 

72 Stunden 

Schwach saure Bouillon 


_ 


Gewohnliche Bouillon (po¬ 
sitive RosolBaure-Reaktion) 

+ 



Stark alkalische Bouillon 

+ + 

+ + 

+ + 


Er»te Abt. Ori*. Bd. 68. Ileft 3/4. 25 



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386 (Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Kontrolle 
24-stiindige ge- 
wohnlicheAgar- 
kultur 

Gewohnl. Bouil¬ 
lon (immer bei 
37° C erhalten) 

Pferde - Schrag- 
serum (immer 
bei 37° C er- 
erhalten) 

Stark alkalischer 
Agar (immer bei 
37° C erhalten) 

Schwach alkali¬ 
scher Agar (im¬ 
mer bei 37° C 
erhalten) 

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Agar 

Nach 

16 Tagen 
iiberimpft 
auf: 

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iiberimpft 
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58 Tagen 
iiberimpft 
auf: 

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Nach 24-stiind. 

Bebriitnng 
Wachs- IKapsel- 
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Nach 

70 Tagen 
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IX. Das Verhaltnis der K apsel bi Id u n g zum Alter der Kulturen der M ilzbrandbacillen. 




Kodama, Di Ursache der naliirlicheu Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 387 


Die Milzbrandbacillen bilden in schwach saurer Bouillon keine 
Kapseln; in schwach alkalischer Bouillon nur bei einigen Bacillen; in 
der stark alkalischen (der Alkaleszenz des stark alkalischen Agars ent- 
sprechend) Bouillon werden dagegen bei vielen Bacillen die Kapseln ge- 
bildet. 

Zum Nachweise der Kapsel habe ich auf dem Deckglas die Bacillen- 
kultur mit 1 Tropfen Serum gemischt, ausgestrichen und nach Johnes 
Kapselfarbungsmethode untersucht. 

Einige Forscher haben behauptet, daB solche Milzbrandbacillen, 
welche bis zu einem gewissen Grade abgeschwacht sind, auf festen Nahr- 
boden (z. B. Agar) gut Kapseln bilden. Nach meinen obigen Unter- 
suchungen bilden aber abgeschwBchte Milzbrandbacillen, welche 30—58— 
70 Tage lang auf gewohnlichem Agar, in Bouillon, auf stark alkalischem 
Agar oder auf Schragserum (Pferde) geziichtet wurden, nach Ueber- 
impfung auf gewohnlicheu Agar nicht besonders gut Kapseln. Je alter 
die Kultur ist, desto leichter verlieren die Bacillen die Fahigkeit, Kapseln 
zu bilden. Zum Nachweise der Kapsel habe ich auf dem Deckglase das 
Material mit 1 Tropfen Serum gemischt, ausgestrichen und nach Johnes 
Kapselfarbungsmethode untersucht. 

X. Ueber kapselahnliche Bildungen bei abgetSteten Milzbrandbacillen. 

Wenn man eine 24-stiindige Schr&gagarkultur von Milzbrandbacillen 

mit einer frischen 5-proz. Losung von Kaliumpermanganat abschwemmt, 
dann 1— 2 Stunden lang bei Ziimnertemperatur stehen laBt und nun mit 
inaktivem Pferdeserum versetzt, so bilden sich nach 24 Stunden bei 
37° C bei alien Bacillen kapselahnliche Gebilde. Diese entstehen da- 
durch, daB Zusammenziehung und Abtrennung des Protoplasmas nach 
Art einer Membran erfolgt. Aber diese scheinbare Kapsel erscheint 
schmaler als die wirkliche Kapsel. 

XI. Formver&nderung der eingekapselten Milzbrandbacillen (aus dem 
Mausekorper) in Kochsalzlosung. 

Eine groBe Menge Milzbrandbacillen von 24-stiindiger Agarkultur 
wurde in die Bauchhohle einer Maus eingespritzt; nachdem diese ge- 
storben war, entnahm ich 10 Oesen des Ascites und schwemmte den- 
selben mit 2—3 ccm physiologischer Kochsalzlosung oder sterilisierten 
Wassers auf. Ich lieB diese Aufschwemmungen 2—3—24 Stunden in 
einer Temperatur von iiber 19° C stehen, und fand durch Behandlung 
dieser Bacillen mit der Kapselfarbungsmethode nur selten einige Bacillen 
mit „Kapseln u . Diese erschienen besonders an beiden Enden des Ba- 
cillenkorpers als diinner Saum; der groBen Mehrzahl hingegen fehlte die 
Kapsel. 

XII. Produzieren die Milzbrandbacillen Gift und besteht zwischen 
„eingekapselten u und „nicht eingekapselten“ Bacillen eine Ditferenz? 

Ich habe als Kapselbacillen einmal solche verwandt, die auf 
einer Serumkultur von altem Pferdeserum gewachsen waren, ferner Ba¬ 
cillen aus der Bauchfliissigkeit einer Maus, die durch intraperitoneale 
Injektion einer groBen Menge Milzbrandbacillen von Agarkulturen ver- 
endet war. 

Als nichtgekapselte Bacillen benutzte ich alte, gewohnliche Bouillon- 
kulturen der Milzbrandbacillen. Die Chamberland -Filtrate dieser drei 
wurden auf ihre Giftigkeit gegen Mause untersucht. 

Durch aktives Kaninchenserum wurden die Milzbrandbacillen auf- 
gelost. Diese Losung wurde ferner auf ihre Giftwirkung gegen die Maus 
untersucht. 

25* 


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388 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Das Ergebnis ist folgendes: 


Beschaffen- 
heit der 
Milzbrand- 
bacillen 

Nichtgekapselte Milzbrand¬ 
bacillen 

Eingekapselte Milzbrand¬ 
bacillen 

In 

Kaninchen- 
serum geloste 
Milzbrand¬ 
bacillen 

Arten der 
Kultur 

Gewdhnliche Bouillonkulturen 

Inaktive 

Pferdeserum- 

kulturen 

Filtrat von 
Bauchfliissig- 
keit der durch 
Milzbrand¬ 
bacillen ver- 
endeten Maus 

Alter der 
Kultur 

Filtrat. 

von 

2 Tage 
alter 
Kultur 

Filtrat 

von 

4 Tage 
alter 
Kultur 

Filtrat 

von 

10 Tage 
alter 
Kultur 

Filtrat 

von 

14 Tage 
alter 
Kultur 

Filtrat 

von 

2 Tage 
alter 
Kultur 

Filtrat 

von 

10 Tage 
alter 
Kultur 



5 | 10 

Oesen Oescn 
Milzbrand- 
Agarkultur 
in je 1 ccm 
aktiv. Kanin¬ 
chenserum 

1 Stunde bei 
37• C 

Versuchs- 

tier 

4 Mause 
intra- 
perit. 
Injekt. 
je 0,2 bis 
0,5 ccm 

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Folge 

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gesund 

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Die Filtrate der nicht-gekapselten und auch der eingekapselten Milz- 
brandbacillen, ebenso wie die in Serum gelosten Milzbrandbacillen batten 
auf die Maus keine giftige Wirkung. 

XIII. Vergleichende Versuche fiber die Widerstandsfahigkeit der ein¬ 
gekapselten und der nicht-gekapselten Milzbrandbacillen gegen aktives 
Kaninchenserum. 

Ich habe als Kapselbacillen die Bacillen aus der Bauchtlflssigkeit 
der Maus, die (lurch intraperitoneale Injektion einer groBen Menge von 
Milzbrandbacillen aus Agarkulturen verendet war, einerseits, und nicht- 
gekapselte von 24-stfindigen, schwach sauren Agarkulturen stammende 
Bacillen andererseits benutzt und die Widerstandsfahigkeit gegen die 
bakterizide Wirkung des aktiven Kaninchenserums uutersucht. Das Er¬ 
gebnis ist folgendes (s. Tabelle p. 389). 

Die Widerstandsfahigkeit der eingekapselten Milzbrandbacillen gegen 
die bakterizide Wirkung des aktiven Kaninchenserums ist also nicht 
starker als die der nicht-gekapselten Bacillen. Ihre Resistenz ist schwach. 

XIV. Hfimolytische Wirkung der Milzbrandbacillen gegen rote Blut¬ 
korperchen der verschiedenen Tiere. 

Ich habe die hamolytische Wirkung der Milzbrandbacillen auf rote 
Blutkorperchen der gegen Milzbrand refraktaren und empfanglichen Tiere 
untersucht, und zwar auf 5-proz. blutkorperchen (steril entnommenen)- 
haltigen Agarplatten. 

Die Milzbrandbacillen tiben auf die roten Blutkorperchen vom Frosch, 
weiBen Ratten, Meerschweinchen, Mausen und Kaninchen hamolytische 
Wirkung nach einigen Tagen aus. 


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Kodama, Die Ursache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 389 


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2 Tage 

1,0 ccm 

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5 Oesen 

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329 

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gekapselte 

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840 

80 

55 

• 

• 

• 



Aber hierin machten die roten Blutkorperchen des Huhnes eine Aus- 
nahme. Eine Woche nach Beimpfung der Blutplatte hatten die Milz- 
bacillen noch keine Hamolyse verursacht. 


Hamolylische Wirkn 

ng der Milzbrandbacillen 

auf Bint- 

Agarplatten. 

derTere Hiihner 

! 

F rosche 

_ 

Wei Be Meer- 

Ratten schweinehen 

Mause Kaninchen 

Untersucht 

nach Tagen 12 3 4 


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Erfolg 

Bcmerkungen: 

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lamolyse. 

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XV. Untersuchungen iiber die Ursache der natiirlichen Immunitat 
der Hiihner gegen Milzbrandbacillen (s. Tabelle a) p. 390). 

Nach obigem Resultat wirken die Leukocyten des Frosches auf Milz¬ 
brandbacillen allein nicht phagocytar in vitro. Wenn man den Leuko¬ 
cyten aktives Serum des Frosches zusetzt, so fiben sie gegen Milzbrand¬ 
bacillen eine deutliche phagocytare Wirkung aus. Dadurch wird aber 
die Zahl der Milzbrandbacillen nicht weseutlich verinindert. 

(S. Tabelle b) p. 390.) 

Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur bilden subkutan beim 
Frosch keine Kapsel. Die Leukocyten uben gegen die geimpften Bacillen 
phagocytare Wirkung aus. Deswegen werden die Bacillen langsam ver- 
nichtet (s. Tabelle c) p. 392). 

Wenn man die Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen in 
die Bauchhohle des Frosches geimpft hat, so tiben die Leukocyten auf 
die Bacillen phagocytare Wirkung aus. Dadurch werden die geimpften 
Bacillen langsam (im Verlauf von einigen Tagen oder noch spater) ver- 
nichtet. 


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390 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Die abgetoteten Milzbrantlbacillen von gewohnlichen Agarkulturen 
werden in der Bauchhohle des Frosches von den Leukocyten leicht ver- 
nichtet. 


a) Versuch iiber die phagocytare YVirkung derLeukocyten des Frosches 
(Rana esculenta) gegen Milzbrandbacillen (Versuch in vitro). 



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Zahl (in 1 Oese) und Verhaltnis 
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bacillen nach 

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Phag. — 

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8. 8. 

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inaktive 

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kultur 

0,2 „ 


0,2 „ 

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gekapselte 

Gewohnliche 

24-stiindige 

Agarkultur 

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0,1 ccm 

0,4 ccm 

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980 

2. 9. 

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0,2 ccm 

0,3 ccm 

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24. 9. 


yy 

0.3 „ 

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0,3 „ 

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691 

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866 

30. 9. 


yy 

0,3 ccm 

0,3 ccm 

0,3 ccm 

Phag. — 

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30. 9. 


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0,3 ccm 

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3. 10. 


yy 

0,3 „ 

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418 

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287 


Bernerkungen: 1) Eine Mischung von Leukocyten und Bacilien oder Leuko¬ 
cyten. Bacillen und Serum hielt ieh 30 Minuten tang bei 37° C, sodann untersuchte ich 
auf Zahl und Phagocvtose. 2) „Phag. +“ bei einigen Leukocyten, „Phag. ++“ bei 
maBig vielen Leukocyten, „Phag. + + + “ bei sehr vielen Leukocyten. 


b) Schicksa! der dein Frosch subkutan verimpften Milzbrandbacillen. 


Arten der 
Kullur der 
Milzhrnnd- 

Ge- 

Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und Verhaltnis zur Phagocytose 
der subkutan geimpften Milzbrandbacillen nach 

impfte 

sofort 

24 Stunden 

72 Stunden 

bacillen 

mengc 

mikroskop. ' 
Beobaehtung 

Zahl 

der 

Bacillen 

mikroskop. 

Beobaehtung 

| 

Zahl 

der 

Bacillen 

mikroskop. 

Beobaehtung 

Zahl 

der 

Bacillen 

Gewohnliche 
24 stiindige 
Agarkultur 

1 Oese 

Sehr viele 
freie Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 


Einige freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. -f 

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dgl. 

1 Oese 

Sehr viele 
freie Bacillen 

1 Kapsel — 
Phag. — 

90 



Einige freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. + 

1,5 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGfl _ 





Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gcgen Milzbrandbacillen. 391 


Wenn man die eingekapselten Milzbrandbacillen (aus dem Ascites 
der durch Milzbrandbacillen verendeten Maus, flussiger Serumkultur und 
stark alkalischer Agarkultur) in die Bauchhohle des Frosches verimpft, 
so verschwinden die Kapseln der geimpften Bacillen selir langsam; die 
Bacillen werden daun von den Leukocyten aufgefressen. 

Die Kapsel verschwindet schneller und die phagocytare Wirkung 
der Leukocyten ist energisch, wenn man die mit Bacillen geimpften 
Frbsche in Zimmertemperatur von 28—30° C (besonders im Brutofen 
bei 37 0 C) stehen lSBt (s. Tabelle d) p. 396). 

Die zwei Arten des Ascites, welcher einmal durch Injektion von 
1 ccm Bouillonkultur in die Bauchhohle des Frosches, das andere Mai 
durch 1 Oese Agarkultur der Milzbrandbacillen in 1 ccm Kochsalzlosung 
gewonnen wurde, iiben gegen Milzbrandbacillen keine bakterizide Wir¬ 
kung aus. 

Kurze Zusammenfassung. 

Das Serum und der Ascites des Frosches iiben gegen Milzbrand¬ 
bacillen keine bakterizide Wirkung aus. Aber das Serum hat bei diesen 
Tieren die Eigentiimlichkeit, daB es die Vermehrung und die Kapsel- 
bildung der Milzbrandbacillen hemmt. AuBerdem ist die Korpertempe- 
ratur des Frosches fur die Vermehrung der Milzbrandbacillen ungiinstig. 
Der wichtigste Schutz ist aber die phagocytare Wirkung. Wenn man 
eingekapselte Milzbrandbacillen dem Froschkorper einimpft, so ver¬ 
schwinden bei den Milzbrandbacillen die Kapseln, worauf sie von den 
Leukocyten phagocytiert werden. 

XVI. Untersuchungen fiber die Ursache der natiirlichen Immunitat 
der Hiihner gegen Milzbrandbacillen (s. Tabelle a) p. 397). 

1) Die Leukocyten der Hiihner allein haben gegen Milzbrandbacillen 
keine deutliche phagocytare Wirkung. Die Zahl der eingesfiten Bacillen 
vermindert sich nicht. 

2) Wenn man den Leukocyten aktives Hiihnerserum zusetzt, so 
wirken diese auf Milzbrandbacillen energisch phagocytar; die Zahl der 
eingesSten Bacillen wird deutlich vermindert. 

3) Setzt man den Leukocyten der Hiihner aktives Serum vom Rinde, 
Pferd oder Frosch zu, so haben sie gegen Milzbrandbacillen keine 
phagocytare Wirkung. 

4) Die zwei Arten Extrakte, namlich 1) ein Gemisch von wenigen 
Milzbrandbacillen, Leukocyten und aktivem Hiihnerserum oder 2) ein 
Gemisch von Leukocyten und aktivem Hiihnerserum, das 30 Minuten 
bei 37° C stehen gelassen und dann zentrifugiert wurde, iiben auf die 
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus. 

Nach obigem Resultat bin ich der Ansicht, daB die deutliche Ver- 
minderung der Zahl der Milzbrandbacillen durch die phagocytare Wirkung 
der Leukocyten verursacht wird. Obgleich in einigen Fallen die phago¬ 
cytare Wirkung der Leukocyten energisch ist, wird die Zahl der Bacillen 
doch nicht vermindert, wie vorstehende Tabelle zeigt. Ich meinte, dieses 
Resultat beruhe auf der Schwachung (namlich der Abnahme der phago- 
cyt&ren Kraft) der Leukocyten, weil die damalige Zimmertemperatur 
sehr niedrig (ungefahr 14° C) war. 

Doch ist diese Ansicht irrig. Die Vernichtung der Bacillen wurde 
vielmehr durch die von den Leukocyten produzierte bakterizide Substanz 
bewirkt, wie ich durch folgenden Tierversuch festgestellt habe. 

(S. Tabelle c) p. 399.) 


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URBANA-CHAMPAIGN 



392 


(JentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


c) Schicksal der in die Bauchhohle dea 



Beschaf- 

fenheit 

der 



Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung 

Datum der 
Versuchs 

Arten der 
Kulturen der 

Geimpfte 

Bacillenmenge 

Sofort 

30 Min. 

4 Stunden 

Milz- 

brand- 

bacillen 

Milzbrand- 

bacillen 

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Mikroskopische 

Beobachtung 

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1910 
30. 5. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche Agar- 
kultur 

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31. 5. 

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gewohnliche Agar- 
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2. 6. 

nicht-ge- 

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gewohnliche Agar- 
kultur 

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kultur 


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2. 6. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewfihnliche Agar- 
kultur 

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kultur 

• 



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7. 6. 

gekapselte 

18-8tiindige inaktive 
Rinderserumkultur 

0,5 ccm 

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• 

17. 6. 

nicht-ge- 

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gewohnliche Agar- 
kultur 

Aufschwemmung 
0,5 ccm 


• 

• 


20. 6. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche Agar- 
kultur 

0,5 ccm 

• 

• 



• 

20. 6. 

gekapselte 

16-stiindige inaktive 
Rinderserumkultur 

0,5 ccm 


• 

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24. 6. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche Agar- 
kultur 

Aufschwemmung 

0,5 ccm 

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24. 6. 

nicht-ge- 

kapselte 

durch 5-proz. Per- 
mangansaure abge- 
totete gewohnliche 
Agarkultur 

0,5 ccm 

• 



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24. 6. 

nicht-ge- 

kapselte 

schwach sauere 
Agarkultur 

0,5 ccm 

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• 

• 


24. 6. 

gekapselte 

16-stiindige inaktive 
Rinderserumkultur 

1,0 ccm 

• 

• 


• 

• 

30. 6. 

gekapselte 

24-stundige inaktive 
Rinderserumkultur 

0,5 ccm 

• 

• 


einige freie Bac. 
Kapeel — 
Phag. -f + + 

30 

30. 6. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche Agar¬ 
kultur 

Aufschwemmung 
0,5 ccm 

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• 

' 

einige freie Bac. 
Kapsel — 

Phag. + + + 

30 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
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Kod am a, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 393 


Frosches geimpften Milzbrandbacillen. 


und Verhaltuia fiir Phagocytose der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen 


16 Stunden 

17 Std. 

18 Stunden 

21 Stunden 

24 Stunden 

48 Stunden 

Mikroskop. 

Beobachtung 

Zahl der 
Bacillen 

Mikro¬ 
skop. Be¬ 
obach¬ 
tung 

Mikroskop. 

Beobachtung 

Zahl der 
Bacillen 

Mikroskop. 

Beobachtung 

Mikroskop. 

lieobachtung 

Zahl der 
Bacillen 

1 

Mikroskop. 

Beobachtung 

Zahl der 
Bacillen 

• 

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einige freie 
Bac. 

Kapsel — 
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Bac. 

Kapsel — 
Phag. + 

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keine freien 
Bac. 

Phag. — 

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Bac. 

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einige freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. + + -f 

10 









einige freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag.-f-+ + 

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• 


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keine freien Bac. 
Kapsel — 

Phag. + + + 

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Phag. + + + 

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Kapsel — 

Phag. + + + 

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mehrere freie 
Bac. 

Kapsel — 

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URBANA-CHAMPAIGN 






394 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 



j Beschaf- 
| fenheit 
der 



Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung 

Datum des 
Versuehs 

Arten der 
Kulturen der 

Geimpfte 

Sofort 

30 Min. 

4 Stunden 

Milz- 

brand- 

bacillen 

Miizbrand- 

bacillen 

Bacillen menge 

Mikroskopische 

Beobachtung 

a> G 

II 

Mikro¬ 

skopische 

Beobach¬ 

tung 

Mikroskopi¬ 
sche Beob- 
achtung 

i«J e 

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1910 









30. 6. 

gekapselte 

stark alkalische 
Agarkultur 

0,5 ccm 

• 

• 

• 

viele freie Bac. 
Kapsel — 
Phag. + 

oc 

1. 7. 

gekapselte 

18-stiindige in- 
aktive Rinder- 
serumkultur 

0,5 ccm 

• 


• 

• 

• 

1. 7. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche 

Agarkultur 

Aufschwemmung 
0,5 ccm 

• 

• 

• 

* 

• 

2. 9. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche 

Agarkultur 

Aufschwemmung 
0,8 ccm 

(Keime 4 720000) 


• 


• 

• 

2. 9. 

gekapselte 

Bacillcn von 
Bauchflussigkeit 
der Maus 

Aufschwemmung 
l,0ccm(10Oesen) 
(Keime 5840000) 

* 

• 

• 

• 

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7. 11. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche 

Agarkultur 

Aufschwemmung 
0,5 ccm 

• 

• 

• 

• 

• 

7. 11. 

gekapselte 

Bacillen von 
Bauchflussigkeit 
der Maus 

Aufschwemmung 
1,0 ccm(lOOesen) 

• 

• 


• 

• 

8. 11. 

gekapselte 

12-stundige in- 
aktive Rinder- 
serumkultur 

0,5 ccm 

• 

• 

• 


• 

13. 12. 

1911 

nicht-ge- 

kapseite 

gewohnliche 

Agarkultur 

Aufschwemmung 
1,0 ccm 

sehr viele freie 
Bac. 

Kapsel — 

Phag. — 

394 

• 

• 

• 

14. 1. 

nicht-ge- 

kapselte 

gewohnliche 

Agarkultur 

Aufschwemmung 
1,0 ccm 

(*/« Schragagar- 
kultur 

sehr viele freie 
Bac. 

Kapsel — 

Phag. — 

184 




5. 2. 

gekapselte 

Bacillen von 
Bauchflussigkeit 
der Maus 

Aufschwemmung 

l,0ccm(10Oesen) 

sehr viele freie 
Bac. 

Kapsel + + + 
Phag. — 

20 


• 


5. 2. 

gekapselte 

Bacillen von 
Bauchflussigkeit 
der Maus 

Aufschwemmung 
in inaktivem 
Rinderserum 
l,0ccm(10Oesen)| 

viele freie Bac. 
Kapsel + + + 
Phag. — 

10 





Bemerkungen: 

1) Alle Frosche lieB ich in der damaligen Zimmertemperatur, aber als Ausnahme einen 
Frosch, der im 4. Absatz vermerkt ist, ira Brutofen bei 37° C stehen. 

2) Die gekapselten Alilzbrandbacillen rind der Bauchflussigkeit der Maus entnommen, 


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Kodama, Die Ursache der natiirlicheu Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 395 


und Verhaltnis fiir Phagocytose der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen 


16 Stunden 


Mikroskopische 

BeobachtuDg 


einige freie Bac. 
Kapsel — 
Phag. + + + 

einige freie Bac. 
Kapsel — 
Phag. + + + 

keine freien Bac. 
Kapsel — 
Phag. + 

keine freien Bac. 
Kapsel — 
Phag. + d-d- 



17 Stunden 

18 Stunden 

21 Stunden 

'24 Stunden 

48 Stunden 

Zahl der 
Bacillen 

Mikroukopische 

Beobachtung 

iir 

a 

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Mikroskop. 

Beobachtung 

1 

Mikroskop. 

Beobachtung 

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Mikroskop. 

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Kapsel — 

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mehrere freie 
Bac. 

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einige freie 
Bac. 

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Phag. — 

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1 

1 

einige freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. + 

1,5 




die durch intraperitoneale Injektion von grofien Mengen Agarkultur der Milzbrand¬ 
bacillen verendet war. 

3) Die Agarkulturen sind alle 24 Stunden alt. 

4) „Kapsel +“ bei einigen freien Bacillen, „Kapsel + + “ bei vielen Bacillen, 
„Kap8el + + +“ bei fast alien freien Bacillen. 


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396 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate Bd. 68. Heft 3/4. 


d) Versuch fiber die bakterizide Wirkung des Ascites vom Frosche 

gegen Milzbran d bacillen. 


EntDahme und Arten 
der Bauchfliissigkeit. 
Der Ascites wurde folgen- 

Beschaffen- 
heit der 
Bauch- 
fliissigkeit 

Menge ■ 
d. Bauch- 
fliissig- 
keit 

Eingesate 

Bacillen- 

menge 

Zahl (in 1 Oese) der 
Milzbrandbacillen 
nach 

dermaBen gewonnen: 

sofort 

30 Min. 

j 1 Std. 

2 Std. 

1 ccm Bouillon intraperi- 
toneal beim Frosch ver- 
impft; Wiederholung 
nach 10 Std. 1 Std. 
darauf Aspiration des 
Ascites 

aktive 

0,5 ccm 

1 kleine 
Oese von 
Agar- - 
kultur 

218 


514 

370 

Intraperitoneale Injektion 
von 1 Oese Agarkultur 
in 1 ccm NaCl-Losung 
Aspiration des Ascites 

aktive 

0,5 „ 

dgl. 

74 

121 

128 

• 

inaktive 

b,5 ,, 


69 

86 

121 

• 


Wenn man die Milzbrandbacillen von gewbhnlichen Agarkulturen 
subkutan in Hiihner impft, iiben die Leukocyten der Hflhner gegen diese 
Bacillen energische phagocytSre Wirkung aus (die innerhalb der Leuko¬ 
cyten gefundenen Milzbrandbacillen sind deutlich degeneriert). 

Alle geimpften Bacillen verschwanden gewdhnlich aus den Impf- 
stelleu im Verlaufe von 5—24 Stunden nacfi der Impfung. 

Die Milzbrandbacillen der Impfstellen sind h&ufig deutlich degeneriert 
und durch gewohnliche Farbstoffe schlecht zu farben. 

Die Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen bilden sub¬ 
kutan selten schbne Kapseln; gewohnlich findet man diese 2—5 Stunden 
nach der Impfung nur bei einigen Bacillen. AuBerdem wird man oft 
bei einigen Bacillen der Impfstellen folgende Form erkennen: das Proto¬ 
plasma tritt scheinbar als schmaler Strich, entsprechend der Langsachse 
des Bacillenleibes, zutage. 

Wenn man die Milzbrandbacillen von stark alkalischen Agarkulturen 
subkutan in Hiihner impft, so bilden sie bald sehr schdne Kapseln; 
2 Stunden nach der Impfung verschwinden diese, und im Verlaufe von 
5 Stunden werden alle geimpften Bacillen veruichtet. Auch kann man 
hier eine deutliche phagocyt&re Wirkung beobachten. 

(S. Tabelle c) p. 400.) 

Wenn man Milzbrandbacillen von gewShnlicher Agarkultur in die 
Bauchhohle der Hiihner impft, so kann man folgende Erscheinungen 
beobachten: 

1) In dem Ascitespriiparat von 40 Minuten nach der Impfung 
bemerkt man, daB viele Milzbrandbacillen vorhanden und diese mit 
Leukocyten verwickelt sind. Es besteht noch keine Phagocytose. 

2) In dem Ascitespraparat von 4—5 Stunden nach der Impfung 
ist die Phagocytose sehr deutlich (die innerhalb der Leukocyten gefun¬ 
denen Milzbrandbacillen sind deutlich degeneriert), und man kann ge- 
wbhnlich keine freien Bacillen mehr linden. 

Die Milzbrandbacillen von den Impfstellen sind haufig deutlich 
degeneriert und durch gewohnlichen Farbstoff schlecht zu farben. 

3) Eingekapselte Milzbrandbacillen (von fliissiger Pferdeserum- 
kultur) wurden in die Bauchhohle der Hiihner geimpft; die Leukocyten 
iiben meistens nach 5 Stunden noch keine phagocyt&re Wirkung aus, 


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Ueber die Phagocytose der H iihnerleu kocy ten gegen M i lz bran d baci 1 len. 

a) Versuch in vitro. 


Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 397 


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by Google 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 





398 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 3/4. 
b) Versuch in vivo. 



Zimmer- 

tempe- 

ratur 

Kulturen und 
Menge der 
Milzbrandbacillen 


Menge der 
Leuko¬ 
cyten 

Zahl (in 1 Oese) und Verhaltnis zur 
Phagocytose der Milzbrand- 
bacillen nach 

des 

Menge des 

sofort 

30 Minuten 

Ver- 

BUCbs 

Serums 

Mikro- 

skopische 

Beobach- 

tung 

Zahl der 

Bacillen 

Mikro- 

skopische 

Beobachtung 

Zahl der 

Bacillen 

13. 9. 

21,0° C 

Aufschwemmung v. 
gewohnlicher Agar¬ 
kultur, 0,5 ccm 

Aktives Hiihner- 
serum, 0,1 ccm 

0,3 ccm 

Phag. — 

o 

Phag. + + + 

0 

13. 9. 

dgl. 

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dgl., 0,2 ccm 

dgl. 

abgetotete 

Leuko¬ 

cyten 

0,3 ccm 

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224 

14. 9. 

19,5° C 

dgl., 0,2 ccm 

dgl., 0,2 ccm 

0,3 ccm 

Phag. — 

304 

Phag. + + + 

0 

14. 9. 

dgl. 

dgl. 

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Aktives Frosch- 
serum, 0,2 ccm 

0,3 „ 

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536 

6. 10. 

13,7° C 

12-stiindige inaktive 
Pferdeserumkultur, 
0,3 ccm 

Aktives Hiihner- 
serum, 0,3 ccm 

0,4 ccm 

Phag. — 

568 

Phag. — 

611 

6. 10. 

dgl. 

dgl., 0/2 ccm 

. 

0,3 „ 


342 


630 

6. 10. 

yy 

Aufschwemmung v. 
gewohnlicher Agar¬ 
kultur, 0,3 ccm 

Inaktives Pferde- 
serum, 0,3 ccm 

0,3 „ 

yy 

1237 

V + + 

1842 

6. 10. 

yy 

dgl. 

Aktives Hiihner- 
serum, 0,3 ccm 

0,3 „ 

yy 

880 

V + 

962 

14. 10. 

14,5° C 

dgl. 

dgl. 

0,3 ccm 

Phag. — 

15 

Phag. + + 

25 

14. 10. 

dgl. 



0,3 „ 

>1 

11 

„ - 

10 

14. 10. 

yy 

yy 


0,3 „ 

yy 

78 

yy + 

376 

27. 10. 

14,0° C 

dgl., 0,5 ccm 

Aktives Hiihner- 
serum, 0,5 ccm 

0,5 ccm 

Phag. — 

39 

Phag. -f 

62 

27. 10. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

0,5 „ 


452 

yy + 

415 

27. 10. 

yy 

dgl., 0,3 ccm 

dgl., 0,3 ccm 

0,3 „ 

yy 

158 

yy + 

288 

4. 11. 

10,9° C 

dgl. 

dgl., 0,4 ccm 

0,4 ccm 

Phag. — 

174 

Phag. + + 

456 

4. 11. 

dgl. 

yy 

• 

0,4 „ 

yy 

34 

yy + + 

140 


Bemerkungen: Die Mischung von Leukocyten und Bacillen oder von Leuko- 
cyten, Bacillen und Serum liefi ich 30 Minuten lang bei 37° C stehen und untersuchte 
dann auf Zahl und Phagocytose der Bacillen. 


aber es sind diese gekapselten Bacillen durch gewbhnlichen Farbstoff 
schlecht zu farben und die Peripherie der Kapsel ist zackig geworden. 
(Ein Bacillenleib innerhalb der Kapsel ist nicht raehr nachweisbar.) Die 
gekapselten Bacillen von diesem Ascites zeigen auf frischen Agarnahr- 
boden kein Wachstum (s. Tabelle d) p. 402). 

Der Ascites, zu welchem Kochsalzlosung in die Bauchhohle der 
Hiihner eingespritzt und nach einigen Stunden entnommeu wurde, (ibt 
auf Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus. 

Der Ascites, zu welchem die Milzbrandbacillen (von gewohnlicher 
Agarkultur oder von fliissiger Serumkultur [eingekapselte Bacillen]) ein¬ 
gespritzt und nach einigen Stunden entnommen wurden, wirkt gegen 
eingekapselte und nichtgekapselte Milzbrandbacillen ziemlich stark 
bakterizid. 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 






K od am a, Die Ureache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacilien. 399 


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Einige freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

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48 Stunde 

Mikro- 

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Beobachtung 

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skopische 

Beobachtung 

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Keine freien 
Bacillen 
Phag. — 

Keine freien 
Bacillen 
Phag. — 

Keine freien 
Bacillen 
Phag. — 

Einige freie 
Bacillen 
Kapsel— 
Phag. + + + 

Keine freien 
Bacillen . 
Phag. + + + 

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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 




400 


Gentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


c) Das Schicksai der in die Bauchhohle der Huhner 


Be- 



Zahl (in 1 Oese), Kapeelbildung und 

schaffen- 
heit der 

Arten der 
Kulturen der 

Geimpfte Bacillen- 

sofort 

nach 40 Minuten 

Milz- 

brand- 

bacillen 

Milzbrand¬ 

bacillen 

menge 

Mikroskop. 

Be- 

j obachtung 

Zahl 

der 

Bacillen 

Mikro- 

skopische 

Beobachtung 

Zahl 

der 

Bacillen 

Nicht- 

ge- 

kapselte 

Gewohnliche 

24-stiindige 

Agarkultur 

l l f Schragagarkultur 
in 2 ccm Kochaalz- 
losung 



(Korpergew. 
1606 g) viele 
Bac. m. Leuk. 
im Knaul 
Kapsel — 
Phag. — 

92 

dgl. 

dgl. 

1 / f Schragagarkultur 
in 2 ccm Kochsalz- 
losung (Keime 
19520000) 





dgl. 

dgl. 

Ganze Schragagar¬ 
kultur mit 5 ccm 
Kochsalzlosung 
(Keime 124 800000) 

(Korper-Gew. 
1520 g) sehr 
viele rreie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

74 



Ge- 

kapselte 

18-stiindige 

inaktive 

Pferde- 

serumkultur 

5 ccm 

(Keime 872 800) 

(Korper-Gew. 
840 g) sehr 
viele freie 
Bacillen 
Kaps. + + + 
Phag. — 

84 



dgl. 

dgl. 

4 ccm 

(Keime 22480000 


• 

• 

• 

Nicht 

ge- 

kapselte 

Gewohnliche 

24-stiindige 

Agarkultur 

7, Sch ragagarku 1 tur 
mit 5 ccm Koch- 
salzlosung 

• 

• 

• 


dgl. 

dgl. 

Ganze Schragagar¬ 
kultur mit 5 ccm 
Kochsalzlosung 


• 

• 

• 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

' 



* 


Deshalb bin ich der Ansicht, daB die Leukocyten der Hiihner durch 
den Reiz der Milzbrandbacillen eine bakterizide Snbstanz sezernieren 
und dadurch die Bacillen vernichten. Die Wirkung dieser bakteriziden 
Substanz wird bei 50° C in 30 Minuten nicht zerstSrt. 

Die Vermiuderung der Zahl der in ein Gemisch von Leukocyten 
und Serum geimpften Milzbrandbacillen (in vitro), die Entstehung von 
Degenerationsformen der Hiihnern subkutan geimpften Milzbrandbacillen, 
die FormverSnderung und Vernichtung der in die BauchhOhle der Hiihner 



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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Kodama, Die Uraache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 401 


geimpften Milzbrandbacillen. 


Verhaltnis in die Bauchhohle geimpfter Milzbrandbacillen 


nach 4 Stunden 

nach 5 Stunden 

nach 24 Stunden 

Mikroskopische 

Beobachtung 

Zahl 

der 

Bacillen 

Mikroskopische 

Beobachtung 

Zahl 

der 

Bacillen 

Mikroskopische 

Beobachtung 

Zahl 

der 

Bacillen 





(Kfirpergewicht 

keine ^Bacillen 
Phag. — 

0 

• 

• 

(Korpergewicht 2380 g) 
einige freie Bacillen 
Kapsel — 

Phag. + + + 

0,7 

• 

• 



(Korpergewicht 850 g) 
keine freie Bacillen 
Phg. + + + 

0 



• 


(Korpergewicht 645 g) 
sehr viele gekapselte 
Bacillen 

Phag. + + 

0 

• 

• 

• 


(Korpergewicht 875 g) 
einige freie gekapselte 
Bacillen 

Phag. + + 

• 


• 

(Korpergewicht 
770 g) 

(Korpertemper. 
41,2° C) 
einige freie Bac. 
Kapsel — 

Phag. + + + 



• 





(Korpergewicht 2180 g) 
(Korpertemp. 41,8° C) 
keine Bacillen 

Phag. — 

0 

' 


(Korpergewicht 

1886 g) 

keine Bacillen 
Phag. — 




. 



geimpften gekapselten Milzbrandbacillen ist durch die Wirkung der 
bakteriziden Substanz zu erklaren. 


Kurze Zusammenfassung. 

Das Serum der Hiihner allein ubt gegen Milzbrandbacillen keine 
bakterizide Wirkung aus. Die Ursache der naturlichen Immunitat dieses 
Tieres versuche ich mir folgendermaBen zu erklaren: 

Erste Abt. Orig. Bd. 68. 


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Heft 3 4. 


26 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 










402 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 


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d) Versuch iiber die bakterizide Wirkung des Ascites der Huhner 
gegen Milzbrandbacillen. 


o 

E 

E 

Z 

Entnahme und Arten der 
Bauchfliissigkeit 

Bes chaff en- 
heit der 
eingesiiten 

Be- 

schaffen- 
heit der 

Menge 

der 

Bauch- 

Ein- 

gesate 

Bacill.- 

Zahl (in lOese) 
der Bad lien 
nach 

s 

J 

Milzbrand¬ 

bacillen 

Bauch- 

flussigkeit 

flussig- 

keit 

Menge 

so- 20 
fort Min. 

1 

Std. 

I 

Bauchfliissigkeit, welche nach 

Nicht- 

aktive 

0,5 ccm 

I kleine 

196 

26 

fi 


intraperitonal. Injektion von 

gekapselte 



Oese 





4 ccm 18-stiindiger inak- 

(gewohnliche 








tivierter Pferdeserumkultur 
aus der Bauchhohle ent- 
nommen wurde 

Agarkultur) 







II 

Intraperitoneale Injekt. von 

dgl. 

aktive 

dgl. 

dgl. 

0 

o 

0 


J t Schragagarkullur mit 






5 ccm Kochsalzlosung. Nach 
4 Stunden Injektion von 
2 ccm Kochsalzlosung. So- 
f ortige En tnahnje des A sci tes 








III 

Intraperitoneale Injekt. einer 

dgl. 

aktive 

dgl. 

dgl. 

10 

0 

0 


ganzen Schragagarkultur 
mit 5 ccm Kochsalzlosung. 

dgl. 

inaktive 

dgl. 

dgl. 

9 

0 

0 


Nach 5 Stunden Injektion 

Gekapselte 

aktive 

dgl. 

0,2 ccm 

54 

15 

27 


von 4 ccm Kochsalzlosung. 

(16-stundige 







Sofortige Entnahme 

inaktivierter 

Pferdeserum- 









kultur 







IV 

Wie III 

Nichtgekap- 

selte 

aktive 

dgl. 

1 kleine 
Oese 

46 

21 

4 



(gewohnliche 

Agarkultur) 

inaktive 

dgl. 

dgl. 

110 

1 

0 

V 

Kontrolle 

Behandlung der Tiere wie III 

dgl. 

aktive 

dgl. 

dgl. 

0 

15 

151 


und IV. In der Kochsalz¬ 
losung waren keine Milz¬ 

dgl. 

inaktive 

dgl. 

dgl. 

65 

172 

640 


brandbacillen 

Gekapselte 

(18-stundige 

aktive 

dgl. 

0,1 ccm 

0 

0,5 

7,5 


inaktivierte 
Pferdeserura- 
i kultur) 

1) Durch hohe Korpertemperatur (die fur die Vermehrung der 
Milzbrandbacillen ungiinstig ist). 

2) Durch energische phagocytare Wirkung und durch st&rkere Ver- 
dauungskraft der Leukocyten. 

3) Durch eine unerschopfliche bakterizide Substanz, welche die Leuko¬ 
cyten der Huhner nur durch Reiz der Milzbrandbacillen produzieren 
konnen. Die Wirkung dieser bakteriziden'. Substanz wird in 30 Minuten 
bei 56° C nicht zerstort. 

Dadurch werden die in den Hiihnerkorper geimpften „nicht-ge- 
kapselten“ oder „eingekapselten u Milzbrandbacillen in sehr kurzer Zeit 
vernichtet. 

Die Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur bilden subkutan 
bei den Iliihnern gewohnlich nur bei einigen Exemplaren Kapseln; in 
der Bauchhohle dieser Tiere bilden sich keine Kapseln. 



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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-C HAMPAIGN 




XVIII. Untersuchungen iiber die Ursache der natiirlichen Immunit&t der weiBen Ratten gegen Milzbrand- 


Kodaraa, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 4Q3 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



404 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 405 


Wenn man die Milzbrandbacillen von stark alkalischen Agarkulturen 
subkutan Hiihnern einimpft, so bilden sie bald sehr schone Kapseln: 

Wenn man die Milzbrandbacillen von gew&hnlicher Agarkultur sub¬ 
kutan weiBen Ratten injiziert, werden sie durch bakterizide und ener- 
gische phagocytare (die in den Leukocyten gefundenen Milzbrandbacillen 
sind deutlich degeneriert) Stoffe vernichtet. 

Die Milzbrandbacillen aus den Impfstellen sind durch gewohnlichen 
Farbstoff schlecht f&rbbar. 

Die geimpften Milzbrandbacillen bilden eine Zeitlang (zwischen 
2 und 5 Stunden) nach der Impfung sehr schone Kapseln, doch ver- 
schwinden sie danach bald wieder. 

Wenn man die Milzbrandbacillen von gewOhnlicher Agarkultur in die 
Bauchhohle der weiBen Ratten impft, werden sie durch Bakterizidie und 
energische Phagocytose in kurzer Zeit vernichtet. 


c) Versuch fiber die bakterizide Wirkung des Ascites der weiBen 
Ratten gegen Milzbrandbacillen. 



Menge der 








* t- 

!zur intraperi- 


Be- 

Menge 


Zahl ( 

in 1 Oese) der 

S G 

tonealen In- 

Eutnahme und 

schaffen- 

der 

Eingesate 

Milzt 

jrandbacillen 

.8 s 

jektion ver- 

Arten der 

heit der 

Bauch- 

Bacillen- 





wandten 

Bauchflussigkeit 

Bauch- 

flfissig- 

menge 


30 

Min. 



Schragagar- 

kultur 

flussigkeit 

keit 

sofort 

Std. 

I 

'/* mit 2 cem 

Nach 4 Std. Injekt. 

aktive 

0,5 ccm 

1 Oese von 

125 

0 

0 


NaCl-Losung 

| von 2 ccm NaCl- 


gewohn- 






Losung. Sofortige 
Entnahme des As- 



licher 

Agar¬ 

kultur 






cites 






11 

1 Oese mit 

Nach 3 Std. Injekt. 

aktive 

0,5 ccm 

dgl. 

186 

2,5 

0 


3 ccm NaCl- 
Losung 

von 3 ccm NaCl- 
Losung. Sofortige 
Entnahme 

inaktive 

0,5 „ 

it 

325 

86 

57 

ln 

0 

Injektion von 3 ccm 

aktive 

0,5 ccm 

dgl. 

904 

2 

4,5 



Kochsalziosg., nach 
3 Std. 3 ccm. So- 

inaktive 

0,5 „ 

»» 

470 

368 

578 



fortige Entnahme 







IV 

0 

Injektion von 3 ccm 
Kochsalziosg. So¬ 
fortige Entnahme 

aktive ' 

0,5 ccm 

dgl. 

102 

158 

184 

1 


inaktive 

0,5 „ 

n 

266 

290 

346 


Bauchfliissigkeiten, die durch Injektion von Kochsalzlosung mit Oder 
ohne wenige Milzbrandbacillen in die Bauchhohle der weiBen Ratten er- 
zeugt waren, iiben auf Milzbrandbacillen eine bakterizide Wirkung aus. 


Kurze Zusammenfassung. 

Die weiBen Ratten vernichten durch eine unerschopfliche bakterizide 
Substanz, durch energische phagocytare Wirkung und durch starke Ver- 
dauungskraft innerhalb der Leukocyten die Milzbrandbacillen. 

Deshalb sind weiBe Ratten gegen diese Bacillen immun. 

Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur bilden subkutan in 
den weiBen Ratten einige Zeit (zwischen 2 und 5 Stunden) nach der 
Impfung schone Kapseln; jedoch verschwinden sie bald nachher wieder. 
In der Bauchhohle der weiBen Ratten bilden sie keine Kapseln. 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
JJRBAN^HA^jgN 







406 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Gewohnliche 24-stundige Agarkulturen 

Arten d. Kulturen 
d. Milzbr.-Bacillen 

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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Kodama, Die Ursache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 407 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 

- WPA H rt-CHft H PA IGN 





408 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

Wenn man Kaninchen subkutan mit Milzbrandbacillen von gewbhn- 
licher Agarkultur impft (moglichst die Blutung verineidend), so zerfallen 
die langen Ketten dieser Bacillen bald in einzelne Glieder; solche ein- 
zelne Bacillen sind durch gewohnliche Farbstoffe schlecht zu f&rben. 

Die Zahl der geimpften Bacillen ist im Verlaufe der Zeit deutlich 
vermindert; 24—48 Stunden nach der Impfung kOnnen an den Impf- 
stellen hochstens noch einige Bacillen oder gar keine mehr nachgewiesen 
werden. 

Die Milzbrandbacillen bilden, sukutan verimpft, keine Kapseln. 

Die Leukocyten des Kaninchens tiben gegen die eingeimpften Milz¬ 
brandbacillen keine phagocyt&re Wirkung aus. Wir kOnnen aber die Be- 
obachtung machen, daB einige, selten viele Leukocyten mit den Bacillen 
verwickelt sind. 

Nach dem Tod dieser Tiere wurden an den Impfstellen nur einige 
Bacillen gefunden, bei diesen Bacillen sind keine Kapseln nachweisbar; 
indessen konnen wir in dem Herzblute and in den inneren Organen 
viele schone eingekapselte Bacillen nachweisen. 

Bei einem Kaninchen, dem eingekapselte Milzbrandbacillen (von 
fliissiger Pferdeserumkultur) intravenos eingespritzt wurden und das ich 
2 Stunden spater tStete, habe ich bei der mikroskopischen Untersuchung 
nur in der Milz einige eingekapselte Milzbrandbacillen gefunden; bei 
der Zflchtung wuchsen 5 Kolonieen; in anderen Organen konnte ich 
keine Bacillen finden. 

Ein Kaninchen, welchem Milzbrandbacillen von gewdhnlicher Agar¬ 
kultur intravenbs eingespritzt waren, wurde nach 2 Stunden getotet. 
Im Herzblute und den inneren Organen konnte ich bei der mikrosko¬ 
pischen Untersuchung keine Bacillen nachweisen; durch Kultur habe ich 
aber in der Leber 2 Kolonieen dieser Bacillen nachweisen konnen. 


c) Schicksal der in die Bauchhohle des Kaninchens geimpften Milz¬ 
brandbacillen. 


Arten der 
Kulturen 

Geimpfte 

Bacillen- 

meoge 

Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und Verhaltnis zur Phagocytose 
der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen 
nach 

der Milz¬ 
brand¬ 
bacillen 

sof. (n. ca.30 Min. 

5 Stunden 

60 Stunden 


Mikroskop. 

Beobachtung 

Zahl 
d. Ba¬ 
cillen 

Mikroskop. 

'Beobachtung 

Zahl 
d. Ba¬ 
cillen 

Mikroskopische 

Beobachtung 

Zahl 
d. Ba¬ 
cillen 

Gewohn¬ 

liche, 

24 stiin- 
dige 
Agar¬ 
kultur 

Fur jedes ; 

Kanin¬ 
chen eine 
ganze 
Schrag- 
agarkul- 
tur mit 

5 ccm 
Kochsalz- 
losung 

(Korpergew. 
3150 g). 

Einige Bacill. 
sind mit den 
Leukocyten 
verwickelt 
Kapsel — 
Phag. - 

2,5 

(Korpergew. 
2310 g). 

Keine Bacill. 
Kapsel — 
Pha . - 

| 

Kein 
Wachs- 
tum 
aus As¬ 
cites u. 
inneren 
Orga¬ 
nen 

Tod 

(Korpergew. 1960g) 

Herz: wenige Bacill. 
(bei einigen Ba¬ 
cillen o. Kapsel) 

Leber: wenige Bacill. 
(bei einigen Ba¬ 
cillen Kapsel) 

Nieren: wenige Bac. 
(bei V, Bacillen 
Kapsel) 

Milz: viele Bacillen 
(keine Kapsel) 

Ascitis: keine Bacill. 

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oo 

OC 

oo 

0 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Kodama, Die Ureache der nuturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 409 


In dem Praparate von Herzblut und Nieren von Kaninchen, welche 
durch die eingekapselten Milzbrandbacillen oder durch die nicht-gekapselten 
Bacillen verendeten, konnte ich bei alien Bacillen schone Kapseln nach¬ 
weisen. 

Von den zahlreichen Bacillen in Leber und Milz waren aber nur 
sehr wenige eingekapselt. 

In dem Praparate aus dem Ascites des Kaninchens, dem Milzbrand¬ 
bacillen von gewohnlicher Agarkultur in die Bauchhohle geimpft waren, 
konnte man beobachten, daB sehr wenige Leukocyten vorhanden und 
daB diese mit Bacillen verwickelt sind (keine Phagocytose). 

In dem Ascites (5 Stunden nack Impfung) kann man keine Bacillen 
nachweisen. 

In Herzblut und Nieren des durch Milzbrandbacillen (intraperitoneale 
Injektion) verendeten Kaninchens kann man bei vielen Bacillen schone 
Kapseln nachweisen. In den PrSparaten von Milz und Leber dieses 
Kaninchens findet man ebenfalls sehr viele Bacillen; eine Kapsel ist nur 
bei einigen wenigen Bacillen zu konstatieren. In der BauchflQssigkeit 
konnen wir keine Bacillen nachweisen. 


d) Versuch fiber die bakterizide Wirkung des Ascites des Kaninchens 

gegen Milzbrandbacillen. 


Lfd. 

No. 

Menge der 
intraperi- 
tonealen In- 

Entnahme und Arten 
der 

Beschaf- 

fenheit 

der 

Menge 

der 

Bauch- 

Ein- 

gesiite 

Zahl(in 1 Oese) 
der Milzbrand¬ 
bacillen nach 

jektion von ' 
Kulturen 

Bauchfliissigkeit 

Bauch- j 
flussigkeit! 

flussig- j 
keit 

1 

menge 

so- 

fort 

30 

Min. 

1 

Std. 

1 

0 

1 

3 ccm Kochsalzlosung, nach 
2 Stunden wieder 2 ccm 
und sofortige Entnahme 

aktive 

inaktive 

0,5 ccm 

dgl. 

1 kleinej 
Oeseaus 
Agarklt. 
dgl. 

25 

22 

10 

47 

14 

74 

II 

7* Schrag- 
agarkult. in 

5 cem NaCl- 
Losung 

nach 5 Stunden Entnahme 

aktive 


>1 

4 

0 

3 

III 

ganzeSchrag- 
agarkult. in 

4 ccm NaCl- 
Losung 

nach 2 Stunden Entnahme 

:» 

>1 

11 

47 

25 

51 

IV 

ganzeSchrag- 
agarkult. in 
5 ccm NaCl- 
Losung 

Tod nach 60 Stunden, dann 

1 Entnahme 

| 

»> 


11 

111 

1 135 

214 

V 

0 

Intravenose Injektion der 
gekapselten M i Izbrandbac. 
(lccm Rinderserumkultur, 
nach 5 Stunden Entnahme 


I) 

11 

30 

11 

7 

VI 

0 

Intravenfise Injektion der 
gekapselten Milzbrandbac. 

1 ccm Pferdeserumkultur, 
nach 5 Stunden Entnahme 

» 

f) 

11 

58 

23 

11 

VII 

0 

Intravenose Injektion von 
*/ 4 Schrag-Agarkultur,Tod 
nach 32 Stunden, dann 
Entnahme 

»> 

11 

11 

158 

71 

13 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAI6N 







410 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 


XIX. Untersuchungen fiber die Ursache der 
a) Schicksal der subkutan in die 


Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und Verhaltnis nr 
nach 



Ge- 
impfte 
Ba¬ 
cillen- 
menge 

sofort 


30 Min. 

1 8tunde 

1'/, Std. 

2 Stunden 

5 Stunden 

Arten der 
Kulturen 

Mikro- 

skojrische 

obachtuug 

U — 

Q) C 

Mikro- 

skogische 

obacht. 

Mikro- 

sko|)ische 

obacht. 

Mikro- 

skojniche 

obacht. 

Mikro- 

sko|dsche 

obachtung 

Mikro- 

skopische 

Beobachtung 

Zahl 

der 

Ba¬ 

cillar. 

Schwach 
saure24-stiin- 
dige Agar¬ 
kultur 

1 Oese 
(1 m g) 

Kapsel — 


Kapsel — 

Kapsel — 

Kapsel — 

Kapsel -f + 

Kapsel +-M- 


Gewohnliche 

24-stiindige 

Agarkultur 

dgl. 

Viele freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

354 







dgl. 

dgl. 

Viele freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

169 


1 





dgl. 

dgl. 

Viele freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

73 


• 





dgl. 

dgl. 

Viele freie 
Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

133 

‘ 






dgl. 

2 Oesen 
(2 mg) 

Sehr viele 
freie Bacillen 
Kapsel — 
Phag. — 

45U 


• 



Viele freie 
Bacillen 
Kapsel + + + 
Pha. + 

1210 


*) Keine Bacillen und kein Wachstum aus Herzblut und inneren Organen. 

!) VieJe gekapselte Bacillen und iippiges Wachstum aus Herzblut und inneren Organen. 


Bauchfliissigkeit, welche in der Bauchhohle des normalen Kaninchens 
nach Injektion von Kochsalzlosung entstand, und nach einigen Stunden 
entnommen wurde, iibt auf Milzbrandbacillen bakterizide Wirkung aus. 

Die gleiche Wirkung hat Bauchfliissigkeit, welche nach intravenSser 
Injektion von Milzbrandbacillen entstand und nach 5 Stunden oder nach 
deni Tode entnommen wurde. 

Bauchfliissigkeit, welche nach intraperitonealer Injektion von groBen 
Mengen gewohnlicher Agarkultur der Milzbrandbacillen in der Bauch¬ 
hohle des Kaninchens entstand und nach 2—5 Stunden entnommen 
wurde, iibt auf Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus. 

Kurze Zusammenfassung. 

Die Leukocyten des Kaninchens iiben gegen Milzbrandbacillen keine 
Phagocytose aus. Das Serum und die Bauchfliissigkeit dieser Tiere 
wirken normalerweise auf Milzbrandbacillen bakterizid; aber diese Wir- 


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Kodama, Die Ursache der natiirlicheu Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 411 


EmpfSnglichkeit der Maus gegen Milzbrandbacillen. 

Maus geimpften Milzbrandbacillen. 


Phagocytose der subkutan verimpften Milzbrandbacillen 

nach 


15 Stunden 

18 Stunden 

21 Stunden 

22 Stunden 

28 Stunden 

Mikro- 

ekopische 

Beobaohtung 

1 

Zahl 

der 

Ba¬ 

cillen 

Mikro- 

skopische 

Beobachtung 

1 

Zahl 

der 

1 Ba¬ 
cillen 

Mikro- 

akopische 

Beobachtung 

Zahl 

I der 
Ba¬ 
cillen 

Mikro- 

skopische 

Beobachtung 

Zahl 

der 

Ba¬ 

cillen 

Mikro- 

skopische 

Beobachtung 

i 

Zahl 

der 

Ba¬ 

cillen 


‘ 

l 

1 


• 

• 


Viele freie 
Bacillen 
Kapsel-f-f-f 
Phag. — !) 

* 

1 


• 

‘ 

I 


Wenige freie: 

Bacillen 
Kapwel + + + 
Phag. — *) 

4 







Viele 

freie Bacillen 
Kapeel-f- 4- + 
Phag. + *) 

* 

) 

1176 



‘ 

Sehr viele 
freie Bacillen 
Kapsel-f -f + 
Phag. — !)| 

| 

• 

126 



Enorm viele 
freie Bacillen 
Kapsel+-f -f 
Phag. — 

00 


kung ist nicht so erheblich, dad das aktive Kaninchenserum in vitro die 
Milzbrandbacillen vernichtet (siehe oben). 

Obwohl ein groBer Teil der geimpften Milzbrandbacillen im Kaninchen¬ 
korper infolge der bakteriziden VVirkung vernichtet wird, entgehen die 
iibrigen Bacillen derselben im derben Gewebe (z. B. Milz). Nachdem 
die natiirliche bakterizide Substanz, die nicht unendlich ist, aufgezehrt 
ist, vermehren sich diese wenigen Bacillen im Kaninchenkorper plotzlich 
energisch. Dadurch verendet das Kaninchen. 

Die Milzbrandbacillen konnen im Kaninchenkorper nicht so leicht 
Kapseln bilden, wie in der Maus und im Meerschweinchenkorper. 
Zwischen der Kapselbildung und der Infektionsfahigkeit der Milzbrand¬ 
bacillen im Kaninchenkorper besteht kein VerhSltnis. Die Kapselbildung 
ist nur eine Begleiterscheinung der ZustandsSnderung der Milzbrand¬ 
bacillen. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


b) Schicksal der in die Bauchhbhle der 


Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und VerhaltniB zur 


Arten der 
Kulturen 
der 

Milzbrand- 

bacillen 


Geimpfte 

Bacillen- 

menge 


Mikrosk. 

Beobach 

lung 


Mikrosk, 

Beobach- 

tung 


Gewohnl. 

24-stund. 

Agarkultur. 

Schwach 
saure 24- 
stiindige 
Agarkultur 

Gewohnl. 

24-stund. 

Agarkultur 


('/« Schrag- 
agarkultur) 

dgl. 


Kapsel + -1- 


Phag. -f + 4- 

keine freien 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. + + -I- 


gering.Menge 
(2 Oesen) 
(Keime 
44800) 

groBe Menge 
(Keime 
308000) 


(Keime 

978600) 


gering.Menge 
(Keime 7000) 


gering.Menge 
(Keime 5152) 


groBe Menge 
(Keime 
334 600) 


36-stund. 

gewohnl. 

Agarkultur 


*/, 8ehrag- 
agarkultur 


Bemerkungen: 

Ich habe Miiuse von moglichst gleichem Korpergewicht verwandt. 

* Keine Bacillen und kein Wachstum aus Herzblut und inneren Organen. 


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1 Stunde ' l 1 /, Std. 

■ Mikrosk. 
Beobach- 
tung 

Mikrosk. 

Beobach- 

tung 


sofort 

15 Min. 

Mikrosk. 

Beobach- 

tung 

Is 

11 

SjO 

Mikrosk. 

Beobach- 

tung 

O 

cs 

2 

s 

Kapsel + 

• 

Kapsel -f 

• 

Kapsel — 

• 

Kapsel — 

• 

viele freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. — 

59 

viele freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. — 

21 

viele freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. — 

28 


' 1 

viele freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. — 

26 



viele freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. — 

50 



viele freie 
Bac. 

Kapsel — 
Phag. — 

180 



einige 
freie Bac. 
Kapsel — 
Phag. — 

1 



sehr viele 
freie Bac. 
Kapsel — 
Phag. — 

0,5 




iZnhld.Bac 




Kodaraa, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 413 
Maus geimpften Milzbrandbacillen. 


Phagocytose der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen 


3 Std. 

5 Std. 7 Std. 

15 Std 

1 18 Std. 

24 Std. 

Mikrosk. 

Beobach- 

tung 

Zahld.Bac. 

65 

Mikroskop. ® Mikroskop. 
Beobachtung ~ Beobachtung 

a 

s: 

-cJ! Mikrosk. 
2 ^ Beobach- 
«£ tung 

= Mikroskop. 
2 p Beobachtung 

-Sj Mikrosk. 
— Beobach- 
|| tung 

| Zahl der 
Bacillen 

Kapsel+ + + 


Kapsel + + + • 




* 

Kapsel + + + 


Kapsel+ + + ( . 


• 

| 


keine freien 

0,7 






Bac. 


• | 





Kapsel — 







Phag. + + + 







keine freien 

2,5 

einige freie )41 


einige freie 

1,5 


Bac. 


Bac. 


Bac. 



Kapeel — 


Kapsel + + + 


Kapsel H—b -j- 



Phag.+ + +* 


Phag. — * 


Phag. — * 



viele freie 

118 



* 



Bac. 


| 





Kapsel + + + 







Phag.+ -f + * 







einige freie 

5,5 

keine freien 38 viele freie 

862 sehr viele 

760 

. Tod inner- 

165 

Bac. 


Bac. Bac. 

freie Bac. 


halb 24 St. 


Kapsel 4- 


Kapsel — 1 Kapsel + + + 

Kapsel 


Befund 


Phag. + + +* 


Phag. + + + Phag. + 4- +! 

+ + + 


gleich wie 





Phag.— ! 


15 Std. ! 


wenige freie 

33 

einige freie 10;wenige freie 

34 jsehr viele 

3 Tod inner- 

212 


Bac. 


Bac. Bac. 

j freie Bac. 

halb 18 Std. 



Kapsel + + 


Kapsel + + + Kapsel + + 

1 Kapsel 

1 sehr viele 



Phag. + + +* 


Phag.+ + + ' ( Phag. + + +* 

! ++ + 

freie Bac. 






Phag.— ! 

Kapsel+ + 4- 







I’hag. — ! 



. 


. [ . keine freie 

26 sehr viele 

Tod inner- 

' 

, 



Bac. 

freie Bac. 

halb 18 Std. 





Kapsel — 

Kapsel 

sehr viele 





Phag.+ + + * 

l +-f + 

freie Bac. 






Phag.- ! 

Kapsel + + + 







Phag. — ! 



wenige freie 

0 

viele freie 10 

* 




Bac. 


Bac. 





Kapsel -f-f 


Kapsel + + + 


1 



Phag.+ + +* 


Phag. +! 





. 


. 

' 

. Tod inner- 







halb 18 Std. 







bei sporen- 







tragend. Bac. 







gefunden, 







;scn6neKapsel 




} Viele gekapselte Bacillen und iippiges Wachstum auB Herzblut und inneren Or- 
ganen. 


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414 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

Wenn man Milzbrandbacillen von schwach sauren Agarkulturen sub- 
kutan der Maus einimpft, so beginnen sie ca. 2 Stunden nach der Impfung, 
Kapseln zu bilden; dies ist im Verlaufe von 5 Stunden deutlich. Des- 
halb beginnt die Kapselbildung der im M&useserum einges&ten Milzbrand¬ 
bacillen fast sofort. 

Wenn man aber die Maus mit einer groBen Menge von schwach 
alkalischer Agarkultur geimpft hat, so findet man oft schon bald nach 
der Impfung bei einigen Bacillen eine Kapsel. 

Gewolmlich beginnt indessen die Kapselbildung zwei Stunden nach 
der Impfung; im Verlaufe von 5 Stunden wird sie deutlich. 

Die Zahl der subkutan geimpften Milzbrandbacillen vermehrt sich 
gewohnlich allmShlich. AuBerdem kann man auch an den Impfstellen 
oft Phagocytose beobachten. 

Die Zeit, in welcher die subkutan geimpften Milzbrandbacillen in 
das Blut eindringen, wird je nach der Menge der geimpften Bacillen 
verschieden sein. Bei meinen Versuchen habe ich erst 21 Stunden nach 
der Impfung in dem Blute die Milzbrandbacillen nachweisen konnen. 

1) Nach meinem ersten Versuche war die Zeit des Beginns der 
Kapselbildung in der Bauchhohle der Maus (die Milzbrandbacillen 
stammten von gewOhnlichen Agarkulturen) so unbestimmt, daB zuweilen 
schon sofort nach der Impfung, in anderen Fallen nach 5, 10, 30 Minuten 
bis zu 2 Stunden eine Kapselbildung begann. Diese UngleichmaBigkeit 
erklarte sich spater dadurch, daB die Milzbrandbacillen von gewohnlicher 
Agarkultur durch Alkaleszenz des Agars oft schon in der Agarkultur bei 
einigen Bacillen eine Kapsel bilden. 

2) Deshalb habe ich im zweiten Versuche eine groBe Menge von 
Milzbrandbacillen von schwach saurer Agarkultur (die Milzbrandbacillen 
bilden in diesem Nahrboden keine Kapsel) in die Bauchhohle der Maus 
geimpft und den Beginn der Kapselbildung untersucht, wie vorstehende 
Tabelle zeigt. 

Danach beginnen viele Milzbrandbacillen 1 1 / 2 Stunden nach Impfung 
in der Bauchhohle der Maus die Kapselbildung, diese hat im Verlaufe 
von 3—5 Stunden ihren HOhepunkt erreicht. Dies geschieht in der 
gleichen Zeit, wie die Kapselbildung bei den Milzbrandbacillen, die im 
Mauseserum (in vitro) gezOchtet werden. 

3) In einem dritten Versuche habe ich nachgewiesen, daB der Beginn 
der Kapselbildung der Milzbrandbacillen in der Bauchhohle bei geringer 
Bacillenmenge spater eintritt. Dieser Versuch ist wie folgt: 

a) Die Leukocyten der Maus iiben eine energisch phagoytlre Wirkung 
auf die in die Bauchhohle der Maus geimpften Milzbrandbacillen (von 
gewohnlicher Agarkultur) aus. Deswegen verringert sich die Zahl 
der Milzbrandbacillen von 3 bis 5 bis 7 Stunden nach der Impfung 
allmahlich. 

b) Wenn man wenige Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur 
in die Bauchhohle der Maus impft, so tritt massenhafte Kapselbildung 
gewohnlich nach 5—7 Stunden oder noch spater auf. 

c) Wenn man dagegen groBe Men gen der Milzbrandbacillen ver- 
impft, so tritt dieselbe Erscheinung schon 2—3 Stunden nach der Impfung 
ein. 

4) Die Zeit, wahrend welcher die in' 1 die Bauchhohle der Maus 


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K od am a, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 415 


geimpften Milzbrandbacillen in das Blut eindringen, ist je nach der 
geinipften Bacillenmenge verschieden. 

Wenn man groBe Mengen der Bacillen von gewohnlicher Agarkultur 
in die BauchhOhle der Maus impft, so treten die Bacillen meistens 5—7 
Stunden der Impfung in das Blut ein. Wenn man dagegen eine sehr 
geringe Bacillenmenge verimpft, so konnen wir im Verlaufe von 18 
Stunden nach der Impfung die Bacillen in dem Blut noch nicht nach- 
weisen. 

5) Wenn man eine halbe 36—48-stiindige Schriigagarkultur (sog. 
sporenhaltige Bacillen) in die Bauchhohle der Maus impft, so ist diese 
Maus stets innerhalb 18 Stunden nach der Impfung tot. In der Bauch- 
flussigkeil der Maus kann man neben Vegetationsformen (nichtsporen- 
haltigen Bacillen) in aus mehreren Einzelbakterien bestehenden F&den 
Sporen beobachten. Aus alien diesen aus Vegetationsformen und 
sporentragenden Bacillen bestehenden Faden habe ich immer schone 
Kapseln durch die Kapselfarbung nachweisen kbnnen. Nicht nur die 
in der Bauchhohle durch Vermehrung entstandenen, jungen Milzbrand- 


c) Schicksal der in die Bauchhohle der Maus geimpften, ein- 
gekapselten Milzbrandbacillen. 


(a) 


Beschaffen- 
heit der 
Milzbrand¬ 
bacillen 


eingekapselte 


tt 


yy 


yy 


O 

»- 

c 

o 

14 


nicht- 

gekapselte 


desgl. 


! 

Arten der Kulturen 
der Milzbrand¬ 
bacillen 

Geimpfte 

Bacillen¬ 

menge 

Verhaltnis der Phagocytose der in die 
Bauchhdhle geimpften eingekapselten 
Milzbrandbacillen nach 

3 Stunden 

5 Stunden 

L 


mikroskopische 

Beobachtung 

mikroskopische 

Beobachtung 

20 -stiindigc aktive 
Rinderserumkultur 

0,7 ccm 

* 

Phag. — 

(wenige I>eukocyten) 

• 

jG-stiindige aktive 
Meerschweinchen- 
serumkultur 

0 ^ „ 

1 

1 

* 

* 

Phag. — 

(wenige Leukocyten) 

14-stundigc aktive 
Rinderserumkultur 

0,7 „ 

* 

Phag. + 

• 

12 -stiindige aktive 
Rinderserumkultur 

i 

0,7 „ 

* 

Phag. + 

(wenige Leukocyten) 


2 Oesen 18-stundiger 

1 gewohnlicher Agar¬ 
kultur in 1 ccm ak- 
tiven Rinderserums 
aufgeschwemmt 

1,0 

keine freien Bacill. 
Phag. + + + 
iviele Leukocyten) 


desgl. 

1 

1 1 

0,7 „ 

viele freie Bacill. 
Kapsel + 

Phag. + + + 

(viele Leukocyten) 


2 Oesen 18-stundiger 
gewohn licher Agar-! 
kultur in 1 ccm ak- 
tiven Pferdeserums 
aufgeschwemmt 

1,0 „ 

keine freien Bacill. 
Kapsel — 

Phag. + + + 

(viele Leukocyten) 



* Die einzelnen Bacillen sind eingekapselt. 


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416 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


bacillen, sondern auch die eingeirapften, noch nicht geteilten Bacillen 
(nSmlich die sporentragenden) bilden eine Kapsel, was ich besonders 
hervorheben mochte. 

Die Milzbrandbacillen bilden mit flflssigen Serumniihrboden von ver- 
schiedenen normalen Tieren und in meinem stark alkalischen Agar schone 
Kapseln, wie ich schon oben ausgefiihrt babe. Man findet in diesen 
Kulturen neben eingekapselten Bacillen auch Bacillen ohne Kapseln. 


(b) 


Beschaffen- 
heit der 
Milzbrand¬ 
bacillen 

Arten der Kulturen 
der Milzbrand- 

Geimpfte 

Bacillen- 

Zahl (in 1 Oese), und Verhaltnis zur 
Phagocytose der in die Bauchhohle der 
Maus eingeimpften, eingekapselten Milz¬ 
brand bacillen nach 

bacillen 

menge 

sofort 


3 Stunden 




mikroskop. 

Beobachtung 

Zahld. 

Racill. 

mikroskop. 

Beobachtung 

Zahld. 

Bacill. 

eingekapselte 

18-stiindige inaktive 
Pferdeseruinkultur 

0,7 ccm 
(Keime, 
16,31,000) 

Phag. — 

638 

, 

Phag. - 

502 

>1 

ll-stiindige inaktive 
Tferdeserurnkultur 

0,4 ccm 
(Keime, 
70800) 

* 

Phag. — 

100 

* 

Phag. — 

463 

IT 

5 - stiindige aktive 
Meerch wei n chen - 
8 erumkultur 

0,4 ccm 
(Keime, 
726000) 

Etwa a / 3 Bac. 
istkapselhltg. 
Phag. — 

825 

* 

Phag. + 

706 

>1 

18-stiindige aktive 
Rinderserurnkultur 

0,4 ccm 

* 

Phag. — 

42 

* 

Phag. — 

274 

»> 

2 Oesen 18-stundiger 
stark alkal. Agar- 
kultur in 1,0 ccm 
inaktiver Binders, 
aufgeschwemmt 

0,5 ccm 
(Keime, 
102000 ) 

Etwa % Bac. 
ist kapselhltg. 
Phag. — 

929 

* 

Phag. — 

632 

IT 

2 Oesen 18-stiindiger 
stark alkal. Agar- 
kultur im 1,0 ccm 
Kochualzlosung 
aufgeschwemmt 

0,5 ccm 
(Keime, 
12000 ) 

• 

Phag. — 

0 

* 

Phag. — 

3 

IT 

desgl. 

0,5 ccm 
(Keime, 
7000) 

* 

Phag. — 

0 

* 

Phag. — 

0,5 

IT 

IT 

0,5 ccm 

* 

Phag. — 

15 

* 

Phag. + 

OO 

IT 

II 

0,5 „ 

* 

Phag. — 

25 

* 

Phag. — 

4 


Bemerkungen: 1) Ich habe Mause von moglichst gleichem Korpergewicht ver- 
wendet. 

* = Bei jedem freien Bac. ist eine Kapsel. 


Wenn man eine Kultur, welche bei moglichst vielen Milzbrand¬ 
bacillen Kapseln aufweist, in die Bauchhohle der Maus impft, kann 
man in der Bauchtlilssigkeit dieses Tieres beobachten, daB sehr wenige 
Leukocyten vorhanden sind und daB diese Bacillen in der Bauchhohle 
der Tiere im Verlaufe von einigen Stunden nach der Impfung ohne irgend- 
welches Hindernis sich langsam vermehren. Wenn man dagegen eine 


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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbaciilen. 417 


Kultur, welche auBer eingekapselten Bacillen sehr viele nicht-gekapselte 
Bacillen enthalt, in die Bauchhohle der Maus impft, so kann man in 
der Bauchflussigkeit dieser Tiere beobachten, daB Leukocyten in ziemlich 
groBer Zahl sich ansammeln und daB alle nicht-gekapselten Bacillen von 
den Leukocyten phagocytiert werden, wShrend die eingekapselten Bacillen 
von Leukocyten nie angegriffen werden. 

Die eingekapselten Milzbrandbaciilen von Rinder-, Pferde- und Meer- 
schweinchenserumkulturen und meiner stark alkalischen Agarkultur sind 
gleichmaBig widerstandsfahig gegen den Angriff der Leukocyten. 


d) Versuch iiber die bakterizide Wirkung der Bauchflussigkeit 
der Maus gegen Milzbrandbaciilen. 


Laufende No. 

Entnahme und Arten 
Bauchflussigkeit 

der 

Angewandte 
Menge der 
Bauch¬ 
flussigkeit 

| 

Eingesate 
Bacillen- | 
menge 

Zahl (in 1 Oese) 
der Bauchflussigkeit 
nach 

sofort 

30 Min. 

1 Std. 

1 

I. j 

Intraperitoneale Injektion 

0,8 ccm 

0,4 ccm 

1 kleine Oese 

1 14 

124 

80 


Bouillon, nach 15 Std. 

Wieder- 


aus 18-stiind. 





holung, nach 2 Stunden Entnahme 


gewohnlicher 





des Ascites 



Agarkultur 




II.! 

Intraperitoneale Injektion 1 








kleine Oese 18-stund. ge- 








wohnlicher Agarkultur in 

aktive 

0,3 „ 

dgl. 

59 

310 

373 


1 ccm Kochsalzlosung, 

[inaktive 

0,3 „ 


17 

237 

339 


nach 3 Std. 1 ccm Koch- 








salzlosung und Entnahme 







III. 

Intraperitoneale Injektion 

1 ccm 

0,3 „ 


17 

338 

365 


Kochsalzlosung, nach 3 

Stunden 






1 

Wiederholung und Entnahme 







Resultat: Bauchtlflssigkeit, welche in der Bauchhohle der Maus 
nach intraperitonealer Injektion von Bouillon, Kochsalzlosung allein oder 
mit wenigen Milzbrandbaciilen (von gewohnlicher Agarkultur) entstand, 
ubt gegen Milzbrandbaciilen keine bakterizide Wirkung aus. 

Kurze Zusaminenfassung. 

Das Serum und die Bauchflussigkeit der Maus iiben auf Milzbrand- 
bacillen keine bakterizide Wirkung aus. 

Die Resistenz dieses Tieres gegen Milzbrandbaciilen ist auf die 
energische phagocyt&re Wirkung zuriickzufuhren. Die Form der inner- 
halb der Leukocyten liegenden Bacillen ist nicht so deutlich degeneriert 
wie in den Leukocyten der weiBen Ratten und des Huhnes. 

Wenn man in die Bauchhohle der Maus Milzbrandbaciilen von ge¬ 
wohnlicher Agarkultur impft, so wird die Zahl der geimpften Bacillen in 
einigen Stunden nach der Impfung geringer. Jedoch bilden die Milz- 
brandbacillen nach einigen Stunden in diesen Tierkorpern eine Kapsel 
als Abwehr gegen die Phagocytose; sie vermehren sich ohne Hindernis 
mit der Zeit lebhaft. Infolgedessen geht dann das Tier schlieBlich zu- 
grunde. 

Erste Abt. Orift- Bd. 68 . Heft 3/4. 27 


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418 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


XX. Untersuchungen zur Erklarung der Ursache der Empfanglichkeit des 

a) Schicksal der subkutan und intraperitoneai beim 


Be- 

schaffen- 
heit der 



brand- 

bacillen 


Arten der 
Kulturen der 
Milzbrand- 
bacillen 


I 


Nicht- 

gekapselte 


24-stundige 
schwach 
saure Agar- 
kultur 


dgl. 

24-stundige 


gewShnlicne 


Agarkultur 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

1 

dgl. 


dgl. dgl. 


Ein- ll-stiindige 
gekapselte inaktive i 
Pferdeserum- 
kultur 


| 


Geirapfte 
Bacillen - 
menge 

Impfstelle 

Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und 

Verhaltnis 

zur 

sofort 1 Std. 

I'/, std. 

2 Stunden 

jssa. 

Beotachtn "P;|al^“ng 

Mikro- 

skopische 

Beob- 

achtung 

Mikro- 

skopische 

Beob- 

achtung 

U 

a| 

2 Oesen 

subkutan 

1 1 

Viele freie x? Viele freie 

Viele freie 

Viele freie 

oo 



Bacillen Bacillen 

Bacillen 

Bacillen 




Kapsel — Kapsel — 

Kapsel -- 

Kaps.-I- + 




Phag. — Phag. — 

Phag. — 

Phag.-f 


2 ccm 

intra- 

Kapsel — . Kapsel — 

Kapsel — 

Kapsel — 


Auf- 

peritoneal 





schwemmung 






V* Schrag- 

dgl. 

(KQrpergew. i 8 

• 



agarkultur 


225 g) 




(Keime 


Wenige freie 




566000) 


Bacillen 






Kapsel — 






Phag. + + + 




7« Schrag- 

dgl. 

| 

(Kdrpergew. 84 




agarkultur 


170 g) 




(Keime 


Viele freie 




14 960 000) 


Bacillen 






Kajrsel — 






Phag. — 




V* Schriig- 

dgl. 

(Korpergew. 413 



. 

agarkultur 


425 g) 




(Keime 


Viele freie 




38 500000) 


Bacillen 






Kapsel — | 






Phag. — 




0,7 ccm 

dgl. 

(Korpergew. 206 




(Keime 


210 g) 





123 906) Wenige freie 

Bacillen 
Kapsel+ + + 
Phag. - 


* = Keine Bacillen und kein Wachstura aus Herzblut und inneren Organen. 

! = Viele gekapselte Bacillen und iippiges Wachstum aus Herzblut und inneren Organen. 




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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 419 


Meerschweinchens gegen Milzbrandbacillen. 

ileerschweinehen geimpften Milzbrandbacillen. 


PliagoeytOBe der subkutan und intraperitoneal geimpften Milzbrandbacillen nach 

24 Stunden 


3 Stunden 

5 Stunden 


7 Stunden 

Mikro- 

l C 

ru 

Mikro- 

1 Oi B 

1^3 0> 

Mikro- 

1 

fe B 
-o 

skopische 


skopische 


skopische 


Beobachtung 

"9 « 

iS3» 

Beobachtung 

Beobachtung 


. 

• 

Viele freie 

800 


1 

. 


Bacillen 


1 


Kapsel 4-4-4- 





Phag. + 4-4- 


I 1 

i 

* 

Kapsel 4-4- 

. i 


* | 

| 

(K&rpergew. 

0 

(Korpergew. 

0 



220 g) 


200 g) 




Keine freien 

Keine freien 

1 j 


Bacillen 

Bacillen 


1 

Kapsel — 

Kapsel — 




Phag. + 1 

Phag. + 




■ ! • 


• 

(Korpergew. 

0 ; 




160 g) 





Keine freien 





Bacillen 





Kapsel — 


| 



Phag. + * 



. 


(Korpergew. 

0,5 

i 



565 g) 





Keine freien 


i 



Bacillen 


1 | 



Kapsel — 


. j 


I 

Phag. + + +* 



. 

(Korpergew. 

636 





210 g) 





Sehr viele freie 




i 

I 

gekapselte 

Bacillen 




' 

| 

Phag. — 



1 


27 Stunden 


Mikro- 4s j| Mikro- 
skopische — S skopische 
Beobachtung "§ ^ Beobachtung 


0) B 

S3» 


(Tod) 

Viele freie 
Bacillen 
Kapsel + + H 
Phag. 


677 


(Korpergew. 
190 g) 

Wenige freie 
Bacillen 
Kapsel + + 4- 
Phag. + 


38 


27" 


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420 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4. 

Der Beginn der Kapselbildung der in den MausekSrper geimpften 
Milzbrandbacillen (aus Agarkultur) ist je nach der Impfstelle und der Be- 
schaffenheit des Agars (n&mlich Alkaleszenz des Agars) und der Menge der 
geimpften Bacillen verschieden. Wenn man subkutan der Maus die Milz¬ 
brandbacillen von schwach saurer Agarkultur verimpft, so beginnen sie 
gewohnlich 2 Stunden nach der Impfung die Kapselbildung; im Verlaufe 
von 5 Stunden ist diese deutlich geworden; wenn eine groBe Menge der 
schwach alkalischen Agarkultur verimpft worden ist, konnen oft alsbald 
bei einigen Bacillen die Kapseln nachgewiesen werden. 

Wenn man in die BauchhShle der Maus eine groBe Menge Bacillen 
von schwach saurer Agarkultur geimpft hat, so beginnt gewohnlich l 1 /* 
Stunde spater die Kapselbildung, im Verlaufe von 3—5 Stunden tritt 
diese deutlich auf. Wenn man eine groBe Menge der Bacillen von 
schwach alkalischer Agarkultur verimpft, so beginnt zuweilen bald oder 
nach 10—30 Minuten oder 1 Stunde die Kapselbildung, und im Verlaufe 
von 2—3 Stunden tritt dieselbe ganz deutlich auf. Ebenso verhait es 
sich, wenn man eine geringe Menge von dieser Kultur impft; dann be¬ 
ginnen die Bacillen 3—5—7 Stunden oder noch spater die Kapseln zu 
bilden. 

Impft man in die Bauchhohle der Maus Bacillen von stark alkalischer 
Agarkultur, so kann man alsbald bei fast alien schone Kapseln nachweisen. 

Nicht nur die in der Bauchhohle nach Injektion durch Vermehrung 
entstandenen jungen Bacillen (Vegetationsformen) bilden Kapseln, sondern 
auch die eingeimpften, noch nicht geteilten Bacillen (n&mlich sporen- 
tragende Bacillen). 

Wenn man in die Bauchhohle der Maus eingekapselte Milzbrand¬ 
bacillen impft, so findet man wenige Leukocyten in dem Ascites; die 
eingekapselten Bacillen werden von den Leukocyten nie phagocytiert. 
Die Vermehrung findet in der Bauchhohle dieses Tieres ohne Hindemis 
statt. 

Die Zeit, welche die subkutan oder intraperitoneal bei der Maus 
geimpften Milzbrandbacillen brauchen, um in das Blut einzudringen, ist 
je nach der Menge der geimpften Bacillen verschieden. 

Wenn man subkutan Meerschweinchen Milzbrandbacillen von schwach 
saurer Schragagarkultur impft, so beginnen die Milzbrandbacillen ge- 
wdhnlich 2 Stunden nach der Impfung Kapseln zu bilden; im Verlaufe 
von 5 Stunden deutlich. 

Die Zahl der subkutan geimpften Milzbrandbacillen vermindert sich 
gewohnlich nur wenig. 

Wenn man in die Bauchhohle der Meerschweinchen 1 / i Kultur Milz¬ 
brandbacillen von gewohnlichem Agar impft, so iiben die Leukocyten 
dieser Tiere gegen die Bacillen intensive phagocyt&re Wirkung aus. Diese 
Wirkung ist so energisch, daB die geimpften Bacillen 2—7 Stnnden 
nach der Impfung weder durch mikroskopische Untersuchung, noch durch 
Ziichtung nachgewiesen werden konnen. Im weiteren Verlauf findet 
man indessen wieder schone eingekapselte Bacillen neben sehr wenigen 
Leukocyten. 

Der Beginn der Kapselbildung der in die Bauchhohle geimpften 
Milzbrandbacillen (von gewohnlicher Agarkultur) ist je nach der Menge 
der geimpften Bacillen sehr verschieden. Wenn man in die BauchhShle 


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Kodama, Die (Jrsache der natiirlichen lmmunitat gegen Milzbrandbaciilen. 421 


b) Untersuchung der bakterizideu Wirkung der Bauchfliissigkeit und 
der Leukocyten des Meerschweinchens gegen Milzbrandbaciilen. 


-O <V 
1 1 



Beschaffen- Zahl ( in \ °«? e ) der Milsbrand- 
heit dee | bacillen nach 

Ascites 


sofort 


30 Min. 


1 Std. 


I 


I 


II 


III 


IV 


;Intraperitoneale Injektion von 3 ccm 
Kochsalzlosung, nach 4 Stunden 
I Injektion von 2 ccm, dann Ent- 
: nahme der Bauchfliissigkeit 

Intraperitoneale Injektion von 2 mg 
20-stiindiger, gewohnlicher Agar- 
kultur in 3 ccm Kochsalzlosung, 
nach 4 Stunden Injektion von 
1 2 ccm Kochsalzlosung, Entnahme 


aktive 


aktive 

inaktive 


Leukocyten des Aufschwemmung von 

I Meerschweinchens , 18-stiindiger, gewohn- 

0,4 ccm licher Agarkultur 

0,4 ccm 

Leukocyten Aktives Meer- Aufschwem- 
des Meer- schweinchen- mung von 18- 
schweinchens ■+• serum + stiindiger Agar- 
0,4 ccm 0,3 ccm kultur 

0,4 ccm 




56 44 


34 86 

27 J 71 


902 , 894 

(Phag.—) (Phag. —) 


7^ 755 

(Phag. —) |(Phag. + + + ) 


39 


74 

177 


des Meerschweinchens y 4 Kultur der Milzbrandbaciilen von gewohnlichem 
Schr§g-Agar impft, so konnen 2 — 7 Stunden nach der Impfung bei 
diesen Bacillen noch keine Kapseln nachgewiesen werden; eine solche 
bildet sich erst mehrere Stunden spSter. 

Wenn man in die Bauchhohle des Meerschweinchens eingekapselte 
Milzbrandbaciilen impft, so findet man in der Bauchfliissigkeit dieses 
Tieres sehr wenige Leukocyten. Die eingekapselten Bacillen werden 
von den Leukocyten nie phagocytiert. Sie vermehren sich ungehindert. 

Resultat. 

Ascites, der durch Kochsalzlosung mit Oder ohne geringe Mengen 
von Milzbrandbaciilen, erzeugt war, enthSlt keine bakteriziden Stoffe gegen 
Milzbrandbaciilen. 

Die Leukocyten des Meerschweinchens uben gegen Milzbrandbaciilen 
von gewohnlicher Agarkultur in vitro keine phagocytare Wirkung aus. 
Die Zahl der Bacillen kann durch die Leukocyten allein nicht vermindert 
werden. Wenn man den Leukocyten aktives Serum des normalen Meer¬ 
schweinchens zusetzt, so uben die Leukocyten in vitro gegen Milz¬ 
brandbaciilen energische phagocytare Wirkung aus. Aber die Zahl dieser 
Bacillen kann trotzdem nicht vermindert werden. 

Kurze Z u s am m e n fa s s u n g. 

Das Serum und die Bauchflussigkeit ebenso wie die Leukocyten 
des Meerschweinchens uben gegen Milzbrandbaciilen keine Bakterizidie 
aus. 


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422 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


Die Leukocyten vernichten durch Phagocytose (die Form der inner- 
halb der Leukocyten gefundenen Bacillen ist nicht deutlich degeneriert) 
die Milzbrandbacillen so energisch, daB die in die Bauchhohle des Meer- 
schweinchens geirapften Bacillen ( 1 / 4 gewohnlicher Schrag-Agarkultur) 
2—7 Stunden nach der Impfung in der Bauchfliissigkeit weder durch die 
mikroskopische Untersuchung noch durch Ziichtung nachgewiesen werden 
konnen. Trotzdem bleiben wahrscheinlich einige am Leben, die durch 
unsere Technik nicht mehr nachgewiesen werden konnteu; diese bilden 
dann Kapseln und widerstehen der Phagocytose. 

Die Milzbrandbacillen vermehren sich auf diese Weise in der Bauch¬ 
hohle dieses Tieres spater ungehindert und tbten schlieBlich das Tier. 

Milzbrandbacillen von Agarkultur beginnen bei subkutaner Ver- 
impfung 2 Stunden nach Impfung eine Kapsel zu bilden, die im Verlauf 
von 5 Stunden deutlich wird. Wenn man in die Bauchhohle des Meer- 
schweinchens eingekapselte Milzbrandbacillen impft, so beobachtet man, 
daB in der Bauchfliissigkeit sehr wenige Leukocyten sich ansammeln und 
daB die eingekapselten Bacillen von den Leukocyten nie phagocytiert 
werden. Diese Bacillen vermehren sich allmfihlich ungehindert. 

Die Leukocyten allein uben auf Milzbrandbacillen von gewohnlicher 
Agarkultur in vitro keine phagocytSre Wirkung aus. Wenn man den 
Leukocyten aktives Serum von normalen Meerschweinchen zusetzt, so 
tritt lebhafte Phagocytose ein. Die Zahl dieser Bacillen wird trotzdem 
nicht vermindert. 


Uebersichtstabelle. 



Beginn der Kapselbildung der Mdzbrandbacillen von Agarkultur 


im Serum (vitro) 

im Tierkorper 


aktives 

inaktives 

subkutan 

intraperitoneal 

Hiihner 

A. 

5 Stunden 

, Refraktare 

4—5 Stunden 

Tiere. 

Voriibergehende 
Kapselbildung bei 
einigen Bacillen 
(2—5 Stunden) 

keine Kapseln 

Friische 

keine Kapseln 

nicht gepriift 

keine Kapseln 

keine Kapseln 

weifie Ratten 

keine Kapseln 

7—24 Stunden 

Voriibergehende 
Kapselbildung bei 
vielen Bacillen 

keine Kapseln 


(2—5 Stunden) 


B. Empfangliche Tiere. 


Pferde 

Rinder 

Manse 

Meerschweinchen 

Kaninchen 


keine Kapseln 3—4 Stunden 

nicht gepriift 

9—24 Stunden l 3—4 „ 

II P 

2—3 „ nicht gepriift 

2 Stunden 

•) _'-t 

! “ V »» >> 

2 „ 

keine Kapseln 8—24 Stunden ! 

keine Kapsel 


nicht gepriift 

15—7”std. * 
5 Stunden * 
keine Kapseln X 


Bemerkungen: * Verschieden nach injizierter Bacillenmenge: je mehr um so 
schoner die Kapsel. V Aus Herzblut und Kieren des toten Tieres schiine, aus Milz 
und Leber undeuthche Kapseln. 


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Kodamu, Die Ureache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 423 


Schlu B. 

Vorstehende Untersuchungen veranlassen mich zu folgenden SchluB- 
folgerungen: 

1) Das Serum der fiir Milzbrand empfanglichen Kaninchen und Pferde 
wirkt auf Milzbrandbacillen bakterizid, das Serum der ebenfalls empfang¬ 
lichen Meerschweinchen, Rinder und Miiuse hat keine bakterizide Wir- 
kung. Von den normalerweise refraktaren Tieren hat allein das Serum 
der weiBen Ratten eine bakterizide VVirkung; das Serum des Huhns 
und des Frosches ist fiir Milzbrandbacillen nicht bakterizid. 

Die naturliche Immunitat der Tiere gegen Milzbrand kSnnen wir 
deshalb durch bakterizide VVirkung des Serums nicht erklaren; das ent- 
spricht auch Beobachtungen anderer Untersucher. 

2) Die Milzbrandbacillen von Agarkulturen bilden bei Ziichtung im 
Serum verschiedener Tiere Kapseln. Der Beginn der Kapselbildung ist 
nach Beschaffenheit (niimlich Alkaleszenz) des Agars und der Menge der 
eingesiiten Bacillen verschieden. Die Kapselbildung dieser Bacillen ver- 
halt sich gewohnlich folgendermaBen: Bei refrakt&ren Tieren bilden die 
Milzbrandbacillen nur im Hiihnerserum in 5 Stunden Kapseln (die Breite 
dieser Kapseln ist bedeutend schmaler, als in anderen Serumkulturen), 
im inaktiven Serum der weiBen Ratten bilden sie in 24 Stunden kaum 
Kapseln; im Serum des Frosches iiberhaupt nicht. Bei railzbrand- 
empfanglichen Tieren bilden die Bacillen im Serum der Maus und des 
Meerschweinchens sehr gute Kapseln (fast alle Bacillen haben nach 
2 — 6 Stunden Kapseln). Im aktiven Pferdeserum bilden die Milzbrand¬ 
bacillen keine Kapseln, dagegen deutlich im inaktiven Serum im Ver- 
laufe von 5—24 Stunden. Im aktiven Rinderserum bilden die Milzbrand¬ 
bacillen erst nach 24 Stunden Kapseln, im inaktiven dagegen schon 
deutlich im Verlaufe von 5—24 Stunden. Im inaktiven Kaninckenserum 
bilden sie in 24 Stunden kaum Kapseln. 

Man kann deshalb nicht sagen, daB die Milzbrandbacillen im Serum 
der milzbrandempfanglichen Tiere gut, im Serum der milzbrandrefrak- 
t&ren Tiere dagegen Kapseln nicht zu bilden vermogen. 

3) Im Serum, das bakterizide Substanzen (gegen Milzbrandbacillen) 
enthielt, konnen Milzbrandbacillen von Agarkulturen nicht gute Kapseln 
bilden. 

4) Der Beginn der Kapselbildung der Milzbrandbacillen von Agar¬ 
kulturen im Serum tritt meistens (— nicht inimer —) fast gleichzeitig 
mit der Vermehrung dieser Bacillen ein. Im Rinderserum entsteht die 
Kapsel nach dem Eintritt der Vermehrung der Bacillen. Dagegen bilden 
sich im Meerschweinchen- und Mauseseruin schon nach 2 Stunden deut- 
liche Kapseln. Die Kapselbildung tritt also vor der Vermehrung ein. 
Es bilden daher nicht nur die durch Vermehrung entstandenen jungen 
Bacillen Kapseln, sondern andererseits verkapseln sich auch die Bacillen, 
die in das Serum zuerst eingesat wurden (siehe unten). 

5) Milzbrandbacillen von Agarkulturen bilden in 4 —6-fach mit ge- 
wohnlicher Bouillon verdiinntem Serum Kapseln. 

6) Milzbrandbacillen von Agarkulturen konnen in mit Karbols&ure 
oder Phenolphthalein versetzten fltissigen Serumnahrboden (in denen die 
Milzbrandbacillen sich nicht vermehren konnen) keine Kapseln bilden. 


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424 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 

7) Milzbrandbacillen bilden auBer auf obigen flflssigen Serumnahr- 
bbden auf Schragserum, erstarrtem HiilmereiweiB, meinem stark alkali- 
schen Agar und in stark alkalischer Bouillon Kapseln. 

8) Milzbrandbacillen bilden einerseits in dem ftir ihr Wachstum 
giinstigsten Mause- und Meerschweinchenserum, andererseits auf dem 
fiir ihr Wachstum relativ ungunstigen, erstarrten HiihnereiweiB und stark 
alkalischem Agar Kapseln. 

9) Nach meinen Versuchen bilden die abgeschwachten Milzbrand¬ 
bacillen auf gewohnlichem Agar keine besonders guten Kapseln. 

10) Die durch 5-proz. Kaliumpermanganatlosung abgetfiteten Milz¬ 
brandbacillen (von gewohnlicher Agarkultur) zeigen, in inaktivem Pferde- 
serum aufgeschwemmt, nach 24 Stunden bei 37° C bei alien Bacillen 
ein kapselahnliches Gebilde. 

11) Wenn man eingekapselte Milzbrandbacillen (aus dem Mause- 
korper) in physiologischer Kochsalzlosung aufschwemmt und diese 2—3 
—24 Stunden bei einer Temperatur von iiber 19° C stehen liiBt, findet 
man nur selten einige Bacillen mit Kapseln. Diese sind nur an beiden 
Enden des Bacillenkbrpers als zarte Zone erkennbar, der groBen Mehr- 
zahl hingegen fehlt die Kapsel. 

12) Die Filtrate der nichtgekapselten (gewohnliche Bouillonkultur) 
und der eingekapselten Milzbrandbacillen (fliissige Serumkultur) sowie 
die steril filtrierten Nahrfliissigkeiten, ferner die Agarkultur der durch 
aktives Kaninchenserum abgetoteten Milzbrandbacillen haben samtlich 
fiir die Maus keine giftige Wirkung. 

13) Die Widerstandsfahigkeit der gekapselten Bacillen ist gegen die 
bakterizide Wirkung des aktiven Kaninchenserums nicht starker als die 
der nicht-gekapselten Bacillen; ihre Resistenz ist gering. 

14) Die Milzbrandbacillen hamolysieren die roten Blutkorperchen . 
vom Frosch, weiBen Ratten, Meerschweinchen, Mausen und Kaninchen 
nach einigen Tagen. Die roten Blutkorperchen des Huhnes dagegen 
werden nach 1 Woche von den Milzbrandbacillen noch nicht hamo- 
lysiert. 

15) Das Serum und die Bauchflussigkeit des Frosches haben gegen 
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung. Aber das Serum hat bei 
diesen Tieren die Eigenschaft, die Vermehrung und die Kapselbildung 
der Milzbrandbacillen zu hemmen. Abgesehen davon, ist die Korper- 
temperatur des Frosches fur die Vermehrung der Milzbrandbacillen 
ungiinstig. 

Der wichtigste Schutzapparat ist aber die phagocytare Wirkung; 
dadurch werden die geimpfteu Milzbrandbacillen im Froschkorper lang- 
sam vernichtet. 

Wenn man die eingekapselten Milzbrandbacillen in den TierkSrper 
einimpft, so verschwinden die Kapseln, und dann werden auch die 
Bacillen von den Leukocyten phagocytiert. 

16) Das Serum der Htihner hat fiir Milzbrandbacillen keine bakteri¬ 
zide Wirkung. Die Ursache der naturlichen Iminunitat dieses Tieres 
kbnneu wir folgendermaBen erklaren: 


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K od am a, Die Uraache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 425 


a) Durch hohe KSrpertemperatur (die fiir die Vermehrung der Milz- 
brandbacillen ungfinstig ist); 

b) durch energische Phagocytose und durch die starke Verdauungs- 
kraft innerhalb der Leukocyten; 

c) durch eine unerschflpfliche bakterizide Substanz, welche die Leuko¬ 
cyten der Hilhner durch den Reiz der Milzbrandbacillen produ- 
zieren. Dadurch werden die in den Hfihnerkfirper geirapften, nicht- 
gekapselten oder eingekapselten Milzbrandbacillen in sehr kurzer 
Zeit vernichtet. 

Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen bilden subkutan 
bei den Hflhnern gewohnlich nur bei einigen Bacillen Kapseln; in der 
Bauchhflhle dieser Tiere entstehen keine Kapseln. 

Wenn man Milzbrandbacillen von stark alkalischen Agarkulturen 
subkutan Hflhnern verimpft, so bilden sie bald sehr schone Kapseln, 
aber diese verschwinden nach 2 Stunden. 

17) Die weiBen Ratten vernichten durch eine unerschflpfliche bakteri¬ 
zide Substanz, durch energische phagocyt&re Wirkung und durch starke 
Verdauung innerhalb der Leukocyten die geimpften Milzbrandbacillen. 
Deshalb sind sie gegen diese Bacillen immun. 

Die Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen bilden nach 
subkutaner Verimpfung in den weiBen Ratten zwischen 2 und 5 Stunden 
schone Kapseln, jedoch verschwinden sie bald wieder. In der Bauch¬ 
hflhle der weiBen Ratten bilden sie keine Kapseln. 

18) Kaninchen: Die Leukocyten des Kaninchens flben auf Milzbrand¬ 
bacillen (aus Agarkultur) keine phagocytflre Wirkung aus. Das Serum 
und die Bauchflfissigkeit dieses Tieres wirken auf Milzbrandbacillen 
bakterizid; aber diese Wirkung ist nicht so energisch, daB das aktive 
Kaninchenserum in vitro die Milzbrandbacillen vernichtet. 

Obwohl ein groBer Teil der geimpften Milzbrandbacillen im Kanin- 
chenkflrper infolge bakterizider Wirkung vernichtet wird, entgehen einige 
Bacillen derselben im derben Gewebe (z. B. Milz). Nachdem die nattir- 
liche bakterizide Substanz, die nicht unendlich ist, verschwunden ist, 
vermehren sich die wenigen tibrig gebliebenen Bacillen im Kauinchen- 
kflrper plfltzlich energisch, wodurch das Kaninchen schlieBlich ver- 
endet. 

Milzbrandbacillen von Agarkulturen kflnnen im Kaninchenkflrper 
nicht so leicht Kapseln bilden, wie in der Maus und im Meerschweinchen- 
kflrper. 

Zwischen der Kapselbildung und der Infektion des Kaninchens mit 
Milzbrandbacillen besteht kein Verhflltnis. Die Kapselbildung ist eine 
Begleiterscheinung der Zustandsflnderung der Milzbrandbacillen. 

19) Maus: Das Serum und die Bauchflfissigkeit der Maus flben auf 
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus. 

Dieses Tier widersteht der Milzbrandinfektion durch die energische 
Phagocytose. (Es ist aber die Form der innerhalb der Leukocyten 
liegenden Bacillen nicht so deutlich degeneriert, wie in den Leukocyten 
der weiBen Ratten und Hfihner.) Jedoch bilden die Milzbrandbacillen 
nach einigen Stunden in diesem Tierkflrper Kapseln als Abwehr gegen 


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426 


(Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. tj8. Heft 3/4. 


die Phagocytose und vermehren sich oline Hindernis. Das bedingt den 
Tod der Tiere. 

Der Beginn der Kapselbildung der in den Mausekorper geimpften 
Milzbrandbacillen (aus Agarkultur) ist je nach der Impfstelle und der 
Beschaffenheit (namlich Alkaleszenz des Agars) und der Menge der ge¬ 
impften Bacillen verschieden. Wenn man subkutan der Maus Milzbrand¬ 
bacillen von schwach saurer Agarkultur einimpft, so beginnt gewohn- 
lich 2 Stunden nach der Impfung die Kapselbildung; im Verlaufe von 
5 Stunden wird diese deutlich; wenn eine grofie Menge von der schwach 
alkalischen Agarkultur geimpft worden ist, konnen bald danach bei 
einigen Bacillen Kapseln nachgewiesen werden. 

Wenn man in die Bauchhohle der Maus eine grofie Menge von 
schwach saurer Agarkultur impft, so beginnt gewohnlich l'/ 2 Stunden 
spater die Kapselbildung, im Verlaufe von 3—5 Stunden ist diese deut¬ 
lich ; wenn man eine grofie Menge von schwach alkalischer Agarkultur 
impft, so beginnt sofort Oder nach 10—30—60 Minuten die Kapsel¬ 
bildung; im Verlaufe von 2—3 Stunden tritt dieselbe deutlich hervor; 
ahnlich verhait es sich, wenn man eine geringe Menge von dieser Kultur 
impft; dann beginnen die Bacillen von 3—5—7 Stunden oder noch 
spater, Kapseln zu bilden. 

Wenn man Bacillen in die Bauchhohle der Maus von stark alkali¬ 
scher Agarkultur impft, so sind alsbald bei fast alien schdne Kapseln 
nachzuweisen. 

Nicht nur die in der Bauchhohle durch Vermehrung entstandenen 
jungen (Vegetationsformen) Milzbrandbacillen bilden eine Kapsel, son- 
dern auch die eingeimpften, noch nicht geteilten Bacillen (namlich sporen- 
tragenden Bacillen). 

Wenn man in die Bauchhohle der Maus eingekapselte Milzbrand¬ 
bacillen (von der Serumkultur) impft, so findet man in dem Ascites sehr 
wenige Leukocyten. Die eingekapselten Bacillen werden von den Leuko- 
cyten nie phagocytiert und vermehren sich in der Bauchhohle dieses 
Tieres ohne Hindernis. 

Die Zeit, welche die subkutan oder intraperitoneal bei der Maus 
verimpften Milzbrandbacillen brauchen, urn in das Blut einzudringen, ist 
je nach der Menge der geimpften Bacillen verschieden. 

20) Meerschweinchen: Das Serum und die BauchflQssigkeit des 
Meerschweinchens iiben auf Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung 
aus; die Leukocyten dieses Tieres produzieren keine bakteriziden Sub- 
stanzen gegen Milzbrandbacillen. 

Sie vernichten vielmehr durch Phagocytose die Milzbrandbacillen - 
(Die Form der innerhalb der Leukocyten gefundenen Bacillen ist nicht 
deutlich degeneriert.) Diese Wirkung ist so energisch. daB die Bacillen 
von '/ 4 gewohnlicher SchrSgagarkultur 2—7 Stunden nach der Impfung 
weder durch mikroskopische Untersuchung, noch durch Ziichtung nach¬ 
gewiesen werden konnen. Es miissen jedoch noch einige Bacillen am 
Leben bleiben, die mit unserer Technik nicht mehr nachgewiesen werden 
konnten: in spaterer Zeit bilden diese wenigen Bacillen Kapseln und 
widerstehen dadurch der AuflOsung in der Bauchhohle. Diese wenigen 
vermehren sich dann und toten schlieBlich das Tier. 


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K oil a in a, Die Ursache der natiirlicben Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 427 

Die Agarkulturen der Milzbrandbacillen beginnen, subkutan dem 
Meerschweinchen verimpft, nach 2 Stunden eine Kapsel zu bilden; ira 
Verlaufe von 5 Stunden wird diese deutlich. Wenn man in die Bauch- 
hohle des Meerschweinchens eingekapselte Milzbrandbacillen impft, so 
findet man nach einiger Zeit wenige Leukocyten. Eingekapselte Bacillen 
werden von den Leukocyten nie phagocytiert. Die Vermehrung dieser 
Bacillen findet ungehindert statt. 

Die Leukocyten des Meerschweinchens tiben auf die Milzbrand¬ 
bacillen von gewohnlichen Agarkulturen in vitro keine phagocytSre 
Wirkung aus. Wenn man den Leukocyten aktives, normales Meer- 
schweinchenserum zusetzt, so findet deutliche Phagocytose statt. Die 
Zahl der Bacillen wird durch diese bedeutende Phagocytose nicht ver- 
mindert. 


SchluBbemerkungen. 

a) Die Kapsel der Milzbrandbacillen entsteht nach meiner Ansicht 
aus einer Membran, die unter verschiedenen Bedingungen vom Bacillen- 
leib durch Aufquellen abgehoben wird. Die Kapsel ist ein Schutz- 
apparat dieser Bacillen wohl gegen die Phagocytose, nicht aber gegen 
die bakterizide Wirkung des Serums. 

b) Die Ursache der natiirlichen Immunitat der Frosche, Htihner 
und weiCen Ratten gegen Milzbrandbacillen ist bei jeder dieser Tier- 
arten eine andere. Die den Tod der Tiere verhindernde Fahigkeit des 
jeweiligen Korpers beruht auf einer komplizierten Wirkung, deren Folge 
die Abtotung der Bacillen ist. 

c) Die Ursache der Empfanglichkeit der Maus, des Meerschweinchens 
und des Kaninchens gegen Milzbrandbacillen ist ebenfalls verschieden. 
Eine Vernichtung der Bacillen ist bei den ersten beiden Tierarten even- 
tuell als Folge der Kapselbildung aufzufassen, fur den Kaninchenkorper 
ware indessen eine solche Erklarungsmoglichkeit unzulassig. 


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Rabiger, ebenda. 1900. p. 600. 

Sacharoff, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 37. p. 441. 

Sanfelice, ebenda. Bd. 33. 1903. p. 61. 

Sawtsehenko, Annal. de l’lnst. Pasteur. 1897. p. 873. 

Scagliosi, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 37. p. 649. 

Schmidt, Dtsch. tierarztl. Wochenschr. 1897. No. 4. 

Schneider, Arch. f. Hyg. Bd. 70. 1909. p. 40. 

Toyosumi, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 51. p. 275. 

Tsuda, Arch. f. Hyg. Bd. 71. 1909. p. 246. 

Weil, ebenda. Bd. 36. 1901. p. 205. 

— ebenda. Bd. 70 u. 71. 

Weil u. Nunokawa, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 54. p. 262. 

Weil u. Toyosumi, Arch. f. Hyg. Bd. 71. 

Wunschheim, Miinchen. med. Wochenschr. 1903. p. 1117. 


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Wedensky, Verfahren zur ZQchtung von Tuberkelbacillen etc. 


429 


Nachdruck verbolen. 

Ueber ein Yerfabren zur unmittelbaren Ziichtung 
von Tuberkelbacillen aus menscblicben und tierischen 

Organen. 

[Aus der Epizootologischen Abteilung des K. Institutes ftir Experimental- 
medizin (Leiter A. A. Wladimiroff) 
und der Chirurgischen Klinik der K. militarmedizinischen Akademie 
(Leiter N. A. Welliaminoff.)] 

Von K. K. Wedensky. 

Mit 1 Figur. 

Die Isolierung und Gewinnung von Reinkulturen des Tuberkel- 
bacillus aus den erkrankten Organen ist bekanntlich eine der schwierigen 
Aufgaben. Zwar wird dieselbe bedeutend erleichtert durch Bearbeitung 
des verschiedenartigen tuberkulbsen Materiales mit Antiformin, weil hier- 
bei die MSglichkeit geboten ist, die Tuberkelbacillen rein in dem Boden- 
satze zu erhalten. Jedoch bei unmittelbarer Aussaat dieses Bodensatzes, 
selbst nach sorgfaltiger Waschung mit physiologischer Kochsalzlosung, 
gelingt es nur selten, Wachstum auf den kiinstlichen Nahrmedien zu 
erzielen. Schon besser sind die Resultate, wenn man den mehrfach ge- 
waschenen Bodensatz Meerschweinchen in die Bauchhohle einflihrt, und 
nach 4—6 Wochen die in den inneren Organen entstandenen Knotchen 
zur Aussaat verwendet. Aber auch in diesem Falle gehen die Kulturen 
nicht immer an. 

Der Vergleich des Wachstums von Reinkulturen auf verschiedenen 
Nahrbbden hatte uns gezeigt, daB die Tuberkelbacillen am schnellsten 
und iippigsten auf der Oberflache von Fleischbouillon mit einem Zusatz 
von 5 Proz. Glyzerin (zu 100—200 ccm in schmalhalsige Erlenmeyer- 
sche Kblbchen vergossen) gedeihen. Diese Beobachtung gab mir den 
AnstoB zu dem Versuch, analoge Kulturbedingungen fur die in Organ- 
teilen vorhandenen Tuberkelbacillen zu schaffen. Zu diesem Zweck be- 
diente ich mich eines Verfahrens, wobei steril entnommene Stiickchen 
tuberkulbs veranderter Organe mittels steriler Seidenfaden an der 
Bouillonoberflache suspendiert wurden. 

Die technischen Details dieser Suspensionsmethode bestehen in 
folgendem: 

Zunachst werden mehrere Seidenfaden von 20 cm Lange mit einem 
ihrer Enden an je eine Michelsche Serrefine angebunden, wahrend das 
andere Ende frei bleibt, und darauf, in Pergament oder festes Papier 
verpackt, oder aber in Probierrohrchen unter WatteverschluB einer halb- 
stuudigen Sterilisation im Autoklaven bei 120° unterworfen. 

Bei der Preparation einer grofieren Anzahl von Faden ist es ratsam, sie nur in 
Probierrohrchen zu sterilisieren, wo sie besser vor nachfolgender Verunreinigung ge- 
schutzt sind. Damit die Faden sich nicht untereinander verwickeln, empfiehlt es sich, 
sie in Gruppen von 5—10 Stuck mit ihren freien Enden vermittels einer Nadel durch 
2 weiche Korke oder dicke Kartonscheiben hindurchzuziehen, deren Durchmesser genau 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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dem Lumen dee Probierrohrchens angepafit ist. In das Rohrchen werden zunachst die 
freien Enden der Faden eingesenkt, welche unmittelbar unter dem ersten Kork (resp. 
Karton) durch einen Wattebausch auseinandergehalten werden. Der erste Kork wird 
bis fast auf den Grund des Kohrchens vorgesehoben; darauf kommt ein zweiter, die 
Faden ordnender Wattebausch und endlich der zweite Kork mit den ihm unmittelbar 
aufsitzenden Serrefinen, welcher so weit vorgetrieben wird, bis die Serrefinen 4—5 cm 
unter dem offenen Rande des Kohrchens zu liegen kommen. Die Sterilisation erfolgt, 
wie oben angegeben, unter WatteverschluS im Autoklaven. 

Die zur Entnahme der Organstfickchen erforderlichen Instrumente 
— einige Scheren mit spitzen Enden, anatomische Pinzetten und spe- 
zielle Kleinmpinzetten zum SchlieBen der Serrefinen — werden jedesnial 

unmittelbar vor dem Gebrauch 
durch 20 — 30 Minuten langes 
Kochen in 3-proz. Sodalosung 
sterilisiert. 

Die Stiickchen werden dem 
zu untersuchenden Material unter 
Beobachtung strengster Asepsis 
resp. Antisepsis entnommen. Han- 
delt es sich urn chirurgiscbes 
Material vom Menschen oder 
durch Vivisektion vom Tiere ge- 
wonnenes Material, so ist Asepsis 
vorzuziehen. Wenn wir es aber 
mit sog. pathologisch-anatomischen 
Material von Leichen zu tun 
haben, so desinfizieren wir zu¬ 
nachst die Oberflfiche des ent- 
sprechenden Organs mit 5-proz. 
Karbol- oder 2,5-proz. Solveol- 
Lfisung und brennen sie dann 
fiber dem zu untersuchenden 
Herde oder Knoten mit einem 
gltihenden Platinspatel ab. Die 
zur Aussaat bestimmten Stfick- 
chen werden in einer GrfiBe von 
0,5—1 ccm mit den sterilen In- 
strumenten aus der Tiefe ausge- 
schnitten und sofort in eine der 
praparierten Serrefinen einge- 
klemmt. Wahrend dieser letz- 
teren Manipulation halt ein As- 
sistent den Seidenfaden an seinem freien Ende, um ihn vor Verunreini- 
gung zu schtitzen. Nunmehr wird das Aussaat-Stiickchen durch den 
vorher fiambierten Hals eines Erlenmeyer-Kolbchens mit Glyzerin- 
bouillon an dem Faden so weit herabgelassen, bis es von der Flflssigkeit 
vollkommen bedeckt ist. Nach VerschluB des Kolbchens mit gleichfalls 
fiambiertem Wattestopfen wird die Lage des Stfickchens durch Ziehen 
an dem frei heraushangenden Fadenende so weit reguliert, daB nur noch 
Vs—V, des Stfickchens in die Bouilloii eintaucht. Die in dieser Weise 
beschickten Kolben werden im Brutschrank bei 37—38° C gehalten. 

Wenn trotz aller Kautelen das Material durch fremde Bakterien ver- 
unreinigt war, so trfibt sich die Bouillon im Thermostaten binnen der 




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Wedensky, Verfahren zur Zuchtung von Tub e rkelbacillen etc. 431 

ersten 3 Tage; bleibt sie aber nach Ablauf dieser Frist klar, so hat man 
die GewiBheit, daB die Aussaat rein ausgefiihrt war. 

Sichtbares Wachstum der Tuberkelbacillen tritt bei Anwendung des 
Suspensionsverfahrens gewdhnlich nach 1—2 Wochen ein, selten etwas 
spater. Hierbei ist zu bemerken, daB das Wachstum nicht immer nur 
an der Oberflache stattfindet; oft losen sich kleine Partikel von dem 
suspendierten Stiickchen los und bilden am Boden des Kolbchens den 
Ausgangspunkt fiir die Entwickelung der Tuberkelbacillen, welche be- 
sonders reichlich vor sich geht, wenn man die Bouillon von Zeit zu Zeit 
etwas schwenkt. Bisweilen bleibt das Oberflachenwachstuni im Anfange 
ganz aus, wahrend am Boden einzelne Bakterienkliimpchen entstehen, 
deren Wachstum man in der soeben angegebenen Weise, d. h. durch 
periodisches, leichtes Schutteln der Bouillon, verstarken kann. In diesem 
Falle empfiehlt es sich, den WatteverschluB etwas zu ltiften, das suspen- 
dierte Stiickchen bis zur BerOhrung mit dem Tiefenwachstum hinabzu- 
senken und es nach Verlauf von 2—3 Tagen vorsichtig wieder bis an 
die Oberflache der Bouillon hinaufzuziehen. Durch diesen Eingriff ge- 
lingt es oft, noch ein gutes Oberflachenwachstuni zu erzielen. 

Sobald sich an der Oberflache ein Hautchen zu zeigen beginnt in 
Form kleinster speckiger Inseln, kann man schon Ueberimpfungen auf 
Bouillon und verschiedene feste Nahrmedien vornehmen. Auf letztere 
kann man mit Erfolg auch die tiefen Kolonieen iibertragen, indem man 
sie mit einer sterilen Pipette auffischt. 

Mit Hilfe dieses Suspensionsverfahrens ist es mir gelungen, ex- 
perimentell an Tieren nachgepriifte Reinkulturen von Tuberkelbacillen 
zu erhalten, und zwar aus chirurgischem Material (junge Granulationen 
einer tuberkulosen Kniegelenkaffektion), aus Vivisektionsmaterial (Milz 
und Netz eines Meerschweinchens, das mit Reinkultur vom Typus avium 
infiziert war) und aus pathologisch-anatomischem Material (Lunge einer 
perlsuchtigen Kuh und tuberkuldser Euterherd einer Ziege). 

Meine freilich noch nicht sehr zahlreichen Versuche haben mir immer- 
hin gezeigt, daB das Suspensionsverfahrin haufig sehr gute und ziemlich 
schnelle Resultate ergibt, so daB ich glaube, es der Beachtung der auf 
diesem Gebiete arbeitenden Fachgenossen empfehlen zu diirfen. 


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432 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4. 


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Inhalt, 

Bertarelli, E. u. Tedeschi, A., Ex peri - 
mentelle Untersuchungen iiber das Gift 
der Hornisse (Vespa crabo L.), 
p. 309. 

Bruschettini, Untereuchungen iiber die 
Vaccination gegen Rindertuberkuloee an 
Laboratoriumstieren (Kaninchen, Meer- 
schweinchen), p. 337. 

t. Bibler, Emanuel, Zur Kenntnis der 
pathogenen Anaeroben. Ein Kleinhim- 
abezeu, bedingt durch einen anaeroben 
Spaltpilz, bei cnronischer eiterig-jauchiger 
Otitis, Sinusthrombose und Carcinom- 
entwickelung im rechten Felsenbein, 
p. 257. 

Korimi, K., Ueber die pathogenen Wir- 
kungen der Dysenterietoxine, p. 342. 

Xalledey, Lajos, Der Einflufi der intra- 
venosen Sublimatinjektion auf die Schutz- 
stoffe dee Organismus, p. 358. 

Xodama, H., Die Ursache der natiirlichen 
Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 


Entstehung, Wesen und Beschaffenhei t 
der Kapsel, p. 373. 

Eipschflts, B., Filtrierbare Infektions- 
erreger und maligne Tumoren, p. 323. 

MacCallum, Q. A., Thoracocotyte 
croceus nov. gen., nov. ep., p. 335. 

de Negri, Ernestine und Mieremet, C. 
W. O., Zur Aetiologie dee malignen 
Granuloma, p. 292. 

Ogawa, M., Quelques observations sur 
le dimorphisme de Trypanosoma 
Pecaudi, p. 332. 

Poliak, Richard, Ueber Formenwechsel 
bei dem Bacillus faecalis alcali- 
genes, p. 288. 

de Raadt, O. L. E., Ueber einen bisher 
unbekannten menschlichen Krankheits- 
erreger, p. 318. 

Wedensky, K. K., Ueber ein Verfahren zur 
unmittelbaren Zuchtung von Tuberkel- 
bacillen aus menschlichen und tierischen 
Organen, p. 429. 


Die flerren Mltarbelter werden hOf llchst gebeten, bereits fertlg- 
gestellte Kllschees — falls solche mlt den Mannskrlpten abgeliefert 
werden — nicht der Redaktion, sondern dlrekt der Verlagshand- 
lnng Gnstav Fischer in Jena einznsenden. 


Die Redaktion des „Cenlralblatts fur Bakteriologie und Parasitenkunde" richlet 
an die Ilerren Mitarbeiier die ergebene Bitte, etwaige Wiinache um Lieferung von 
beaonderen Abdriicken ihrer Aufsdtze entwcder bei der Einsendung der Abhandlungen 
an die Redaktion auf das Manuslcript schreiben zu wollen oder spdtestens nach 
Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer 
in Jena, gelangen zu lassen. 


Kroromannschc Buchdruckeret (Hermann Pohle) In Jena. 



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Centralbl. f. Sakt etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5|6. 

Ausgegeben am 16. April 1913. 


Nachdruck verboten. 

TJeber Speziflzitat und andere Eigenschaften der Ekto- 

proteasen. I. 

Von Prof. Dr. Clandio Fermi, 

Vorstand des Kgl. Hygienist-hen Institutes in SaesarL 

I. Anschanungen ttber die Speziflzitat der proteolytischen Ekto- 

enzymc. 

Die Meinungen iiber die Speziflzitat, d. h. die spezifische oder all- 
gemeine Wirkung, oder auch die Mono- resp. Polyvalenz der proteo¬ 
lytischen Enzyme weichen stark voneinander ab und betreffen meistens 
die Existenz einer spezifischen Glutinase. WShrend Verf.>), sp&ter As- 
coli und Neppi, die SelbstSndigkeit der Glutinase in Abrede stellten, 
indent sie dieselbe als eine Teileigenschaft der tryptischen Enzyme be- 
trachteten, traten Poliak und Hattori fflr die Existenz einer spezi¬ 
fischen, vom Trypsin unabhangigen Glutinase ein. 

Weniger klare Anschauungen stammen von Duclaux, der bald eine 
Identitat von Glutinase und Kasease, bald von Glutinase und Trypsin 
annahm 2 ), schlieBlich (p. 664) Trypsin und Papain im Gegensatz zu 
Sidney Martin zusammenwarf 3 4 ), und von Achalme, der die Mikroben- 
glutinase mit Trypsin und Trypsin selbst mit Kasease (wohl nach Paw- 
low) identifiziert *). 

Poliak gibt eine das glutinolytische Vermogen aufhebende, das 
serolytische unbeeinflussende Antiglutinase (inaktiviertes Trypsin) an, 
womit er das Vorkomraen einer spezifischen Glutinase nachgewiesen zu 
haben glaubt. 

Hattori behauptet, das albumo-, sero- und fibrinolytische unter 
Schonung des glutinolytischen Vermogens mittels Chemikalien zerstort 
und dadurch die Existenz einer spezifischen Glutinase nachgewiesen zu 
haben. 

Nun miissen wir aber die Existenzberechtigung der Pollakschen 
Antiglutinase in Abrede stellen, und die von Hattori beobachtete Tat- 


1) Duclaux (Microbiologie. II. p. 618) befindet eich im Irrtum, wenn er schreibt. 
„Duns une s6rie de travaux Fermi donne la diastase qui dissout la gelatine comme 
identique it la trypsine 1 *. In der Tat habe ich niemals von Identitat gesprochen, die 
von mir entschiedeif abgewieeen wurde. Ich bezeichnete als tryptisch die proteolytischen 
Enzyme der Mikroben, weil dieselben dem Trypsin eher als dem Pepsin ahnlich sind. 

2) „Nous avons d6ji 6tudi4 cette question et conclu, que la glutinase «5tait peut- 
otre identique it la trypsine, peut-etre diif^rente. u 

3) ^Sidney Martin a vu que le jus de la plante donne avec la fibrino des acides 
amides et cependant il ne consent pas it assimiler la papaine et trypsine, sous pretext* 
que les produits intermediaires ne sont pas lee mSmes. Si cela etait bien demon tre, le 

S rdtexte serait dee plus valuables, mais cette distinction et cette differentiation des pro- 
uits intermediates repose sur dee reactions tellement incertaines et tellement difficiles 
it interpreter, aue le doute est permis et qu’on peut jusqu’l plus ample informe reunir 
la trypsine et la papaine.“ 

4) Man diirfte eigentlich von Identitat nicht sprechen. Es gibt keine Identitat 
im Gebiete der proteolytischen Enzyme. Starke Unterschiede, insbesondere gegen phy- 
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5/6. 28 


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434 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5|6. 

sache ganz anders deuten, wie eigene Erfahrungen gezeigt haben. Wollte 
man iibrigens Trypsin als ein Gemisch zahlreicher einfacher glutino-, 
caseino-, fibrino-, sero- und albumolytischer Katalysatoren auffassen. so 
miiBte man auch dem Pepsin eine gemischte Natur zuschreiben, d. h. 
ebensoviele peptische Enzyme wie alle vom Pepsin angegriffene EiweiB- 
stoffe annehmen. Dasselbe miiBte dann fiir Papain und alle tierische 
und pflanzliche Sekrete und S&fte gelten, so daB schliefilich eine fast 
unendlich groBe Anzahl einwertiger Katalysatoren vorkommen dtirfte 1 ). 

Warum sollte iibrigens ein eiweiBlbsendes Enzym, Fibrin, Kasein usw. 
nicht angreifen? Jedenfalls ist die Frage eine sehr schwierige und noch 
vollstandig aufzulbsen. Fischer selbst, der zur Begrfindung des Spezifi- 
zitatsbegriffes so viel beigetragen hat, mahnt, daB diese Frage unlosbar 
ist und bleiben wird, solange die chemische Zusammensetzung der En¬ 
zyme nicht bekannt sein wird 2 ). 

Ich wandte mich an Prof. E. Fischer und Prof. E. Abder- 
halden, urn ihre gegenw&rtige Anschauung auf diesem Gebiete kennen 
zu lernen. 

Prof. E. Fischer gab freundlichst folgende Antwort: „DaB viele 
von unseren gewohnlichen Fermenten Gemische sind, ist recht wahr- 
scheinlich. Wie weit man nun hier in der Differenzierung gehen soil, 
l&Bt sich ohne Experimente schwer sagen, und auBerdem muB ich ge- 
stehen, daB die meisten bisher angestellten Versuche in dieser Beziehung 
auch nur eine sehr geringe Beweiskraft besitzen. 

Jedenfalls glaube ich, daB es iibertrieben ist, fur jedes Protein, das 
von Pepsin und Trypsin angegriffen wird, ein besonderes Enzym anzu- 
nehmen, denn die notwendige Folge davon w&re, daB man auch fiir jedes 
Glukosid, z. B. fiir (3-Methylglukosid und /?-Phenylglukosid ein spezielles 
Enzym voraussetzen miiBte. Nach alien chemischen Analogieen muB ich 
das aber fiir recht unwahrscheinlich halten. u 

Sehr ahnlich klang die giitige Antwort von Prof. Abderhalden: 
„Es spricht manches dafiir, daB Pepsin und Trypsin nicht einheitlich sind, 
doch fehlt nach meiner Ueberzeugung zurzeit jeder sichere Nachweis 
einer Glutinase usw. Solange man gezwungen ist, mit unbekannten 
Substraten und den unbekannteren Fermenten zu arbeiten, sind sichere 
Scbliisse sehr schwierig zu fiihren." 

Eine so verwickelte Frage miiBte offenbar von moglichst vielen 
Seiten angegriffen werden. Wir suchten zun&chst, ob im Tier- und 


sikalische, chemische und biochemische Agentien, wie Verf. fur mehrere Alikroben- 
proteasen nachwies, trennen die einzelnen tierischen und pflanzlichen Protcasen von- 
einander. Unstatthaft ist, zwei auf verschiedene Eiweifistoffe einwirkende Enzyme, wie 
Glutinase und Kasease, als identisch zu betrachten. Die Annahme von Duclaux, alle 
Gelatine verfliissigendcn Enzyme losen Kasein auf, trifft auch nicht zu, wie Verf. ge¬ 
zeigt hat. Noch weniger darf man von ldentitat der Glutinase, Kasease und des 
Trypsins reden, da Trypsin ein Enzymgemisch, die beiden ersteren einzelne (einwertige) 
enzymatische Vermogen darstellen. 

1) Die bei enzymatischen Untersuchungen ofters verwandten Eiweifistoffe (Gelatine, 
Fibrin, Kasein, Serum, Eiweifi, Kleber usw.) sind wiederum Gemische; so besteht z. B. 
Kleber aus zwei Proteinen, Eiweifi aus Ovoglobulin, das auch nicht einfach ist, dem 
Hofmeisterschen kristallisierten Ovalbumin und dem Osborne- und C a nip bell- 
schen Konalbumen usw. 

2 ) Bedeutung der Stereochemie fur die Physiologie. (Zeitechr. f. physiol. Chern. 
Bd. 26.) 


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| Fermi!, Ueber Spezifizitat und andere Eigenechaften der Ektoproteaaen. 435 

Pflanzenreiche einwertige proteolytische Enzyme vorkommen. Sollten in 
der Tat jeder einzelnen Wirkung ebensoviele einwertige Enzyme ent- 
sprechen, so diirfte man in der Natur irgendeinem albumo- und sero- 
lytisch wirksamen, aber kaseino-, fibrino- und glutinolytisch unwirksameu 
Enzym begegnen. 

Sodann suchten wir, ob bei der ontogenetischen Entwickelung, bei 
der Ausscheidung aus Organen und Zellen, bei der Aktivierung des 
Zymogens ein albumo- und serolytisch, aber nicht glutinolytisch wirkender 
Verdauungssaft auftritt. 

Wir trachteten, auch festzustellen, ob die Gegenwart eines bestimmten 
Enzyms in einem tierischen oder pflanzlichen Organismus mit der Gegen¬ 
wart resp. Darbietung jenes EiweiBkflrpers zusammenf&llt, worauf das 
fragliche Enzym einzuwirken pflegt, d. h. ob die Ausscheidung eines be¬ 
stimmten Enzyms einem Partialzweck zu dienen hat. 

Es wurde auch versucht, einzelne Teilvermogen unter Beibehaltung 
der (ibrigen zu vernichten, die Ausscheidung einiger Enzyme zu be- 
gtinstigen resp. zu hemmen, eine Trennung durch Filtration, Dialyse, 
Failung, Adsorption an spezifische Eiweifikorper zu erzielen. 

II. Verbreitung der einzelnen proteolytischen Enzyme im Tler- 

reiche. 

Wir lieBen tryptische und peptische Verdauungssafte einer groBen 
Anzahl von Tierarten auf Gelatine, Fibrin, Kasein, Blutserum und Eier- 
eiweiB einwirken. 

Versuchsmethode. Wir bereiteten wSsserige Ausziige der ein¬ 
zelnen Organe (20 Teile auf 100 Teile Wasser) unter Zusatz von 2 Prom. 
Thymol oder 1 Proz. Phenol. Manchmal wurde der Magensaft ver- 
schiedener Tiere auch bei neutraler oder alkalischer Reaktion verwandt. 

Die glutinolytische Wirkung wurde durch GieBen von 1 ccm der 
genannten Ausziige auf 7-proz. Karbolgelatine im Rdhrchen oder durch 
Auflegen von Organstiicken auf Gelatine in Petri-Schalen nach den 
Methoden des Verf. gepriift 1 ). 

Das fibrino-, kaseino-, sero- und albumolytische Vermogen wurde 
durch Einlegen von Wiirfelchen der entsprechenden, geronnenen EiweiB- 
korper in 10 ccm der Extrakte im Rohrchen untersucht. Die Gelatine 
wurde bei saurer, neutraler und alkalischer Reaktion, die iibrigen EiweiB- 
stoffe nur bei der naturlichen, neutralen oder schwach alkalischen Re¬ 
aktion des Organsaftes gepriift. 

Die Gelatineproben standen bei 20°, die iibrigen bei 30° und 37° C. 

Im folgenden gebe ich die Beobachtungen in aller Kiirze wieder, 
wobei nur das Mittelergebnis mehrerer Proben unter Benutzung folgender 
Zeichen erwShnt wird: 


1) Fermi, Cl., La gelatina come reagente etc. (Ann. per le Scienze med. 
Vol. 16. 1892. No. 8 .) — Metodi vecchi e nuovi etc. (Giorn. a. R. 80 c. Ital. di Jg. 
1905. p. 26.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Gelatine 





Tierart 

Nahrung 

1 

■s 

CD 

S 

.2 

*c 

-O 

m c 

'5 

S 

s 

g 

i 


S3 

a 


S3 

8 

S 

w 

£ 

2 


1. Canis familiaris 

Magen 

Pankreas 

Darm 

Leber 

Milz 

2. Bus acrofa 

Pankreas 

Darm 

3. Lepus cuniculus 

Magen 

Darm 

4. Cavia cobaya 

Magen 

Pankreas 

Darm 

5. Mur decuman us 

Magen 

Milz 

Pankreas 

Darm 

Leber 

6. Mus decumanus albinus 

Darm 

{ Magen 
Darm 
Leber 

7. Mus mu8cuius 
Magen 
Darm 

8. Erinaceus europaeus 
Pankreas 
Darm 


9. Corvus cor nix 
Pankreas 
Darm 

10. Falcus tinunculus 

Speiserohre 

Muskelmagen 

Darm 

11. Stryx flammea 

Speiserohre 

Darm 

Leber 

Milz 

12. Athene noctua 

Pankreas 

Darm 

13. Gallus domesticus 

Hpeiserohre 

kronf 

Pankreas 


Saugetiere. 


t. + pfL N. 








4- 

4- 


+ 

4- 

4- 


+ 

4- 

+ 

+ 

+ 

4- 


+ 

4- 

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— 

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0 

0 

t + pfl. N. 








4- 

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+ 

4- 

4* 


4- 

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+ 

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0 

pfl. N. 








4- 

4- 

+ 

+ 

4- 

4- 


4- 

+ 

4- 

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0 

pfl. N. 








0 

0 

4- 

4- 

+ 

4- 


4- 

4- 

4- 

+ 

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4- 


4- 

4- 

4- 

— 

— 

— 

t. + pfl. N. 








+ 

4- 

4- 

? 

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— 


4- 

4- 

4- 

0 

0 

0 


+ 

+ 

+ 

4- 

— 

— 


4- 

4- 

4- 

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0 


4- 

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0 

0 

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t + pfl. N. 








4- 

4- 

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4- 

4" 

4" 


4- 

+ 

0 

0 

0 

0 


? 

4- 

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0 

0 

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4- 

4- 

0 

0 

0 

0 

t. + pfl. N. 








0 

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4" 


+ 

4- 

4- 

4- 

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t N. 








+ 

4- 

4- 

+ 

+ 

— 


+ 

+ 

+ 

— 

— 

— 


II. Vogel. 


t. 4- pfl. N. 

4- 

4- 

4- 

4- 

+ 

4- 


4- 

4- 

4- 

4" 

4- 

— 

t. N. 

0 

0 

0 





4- 

0 

4- 

? 

? 

0 


4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

0 

t. N. 

0 


0 

0 

0 

0 


+ 

4- 

4- 

? 

? 

0 


0 

0 

0 

0 

0 

0 


+ 

4- 

4- 

0 

0 

0 

t. N. 

4- 

4- 

4- 

4- 

_ 

0 

pfl. 4-1. N. 

4- 

4- 

4- 

— 

— 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


0 

0 

0 



* 


4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

— 


0 

0 

0 

0 


0 


0 

4- 

0 

0 


0 

0 

0 

4- 

0 

0 

0 

4- 


0 


0 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


Zeicheuerklar ungen: -f starke, positive Wirkung; — schwache Wirkung; 
0 keine Wirkung; ? bald positive, bald keine Wirkung; t. N. tierische Nahrung; pfl. «. 

f danzliche Nahrung; t. 4- pfl. N. vorwiegend tierische; pfl. + t. N. vorwiegend pflanz- 
iche Nahrung. 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Fermi Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteaeen. 437 




Gelatine 








a 1 


•9 

E 1 
'S 

3 

w 

a 

ca 

Tierart 

Nahrung 

1 

3 

01 

1 

15 

M 

* 

3 

g 

JS 

J 

"3 

se 

w 



a 

* 



1 



Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 



0 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Alilz 


— 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

14. Melagris gallopavo 

pfl. + t. 








Magen 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

? 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

0 

15. Columba livia 

pfl. + t. 








Speiserohre 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

9 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

— 


? 

0 

Leber 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 


0 

0 

0 

0 

16. Coturnis communis 

pfl. + t. 








Magen 

Pankreas 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

0 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

0 

17. Tharraleus modularis 

t 








Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

18. Alauda arvensis 

pfl. + t. 








Darm 

+ 

+ 

+ 

+ 

? 

0 

0 

Leber 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

19. Passer domesticus 

pfl. + t. 








Speiserohre 

Magen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

9 

? 

Darm 


0 

0 

+ 

+ 

— 

— 

0 

Leber 


0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Embryo: Darm 


— 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

20. Chloris hortensis 

pfl. 








Vormagen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

0 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Leber 


+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

Milz 


0 

+ 

_ 

0 

0 

0 

0 

21. Serinus hortulanus 

pfl. 







Vormagen 

? 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Muskelmagen 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Leber 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

22. Carduelis elegans 

pfl. + t. N. 








Speiserohre 

Magen 

? 

? 

? 

? 

? 

0 

0 


+ 

+ 

+ 

? 

? 

0 

0 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

Leber 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

23. Fringilla coelebs 

pfl. +1 




0 

+ 

0 

+ 

0 

+ 

0 

+ l ) 

Speiserohre 

Muskelmagen 


+ 

+ 

+ 

+ 

Vormagen 


0 

? 

0 

0 

0 

0 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Leber 


+ 

+ 






Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 


1) Albuminsaures Kali. 


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Got >gle 


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438 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Gelatine 


Tierart 

Nahrung 

’oS 

is 

ja 

3 

a> 

a 

*C 

.9 

1 

s 

i 

C3 

•3 

S 



S 


0 

c3 

£ 

bd 


2 



a 

=3 

ao 





24. Cannabina linota 

pfl. + t. 








Speiserohre 

Muskelmagen 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

0 

4- 

0 

4- 

0 

4* 

0 

0 

Darm 


+ 

4- 

"1“ 

4- 

4- 

? 

4- *) 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

25. U p u p a e p o p s 

t. 








Pankreas 


+ 

4- 

4- 

4- 

4* 

— 

0 

Darm 


+ 

4- 

4- 

4- 


0 

0 

26. Merops apiaster 

t. 




0 

4- 




Speiserohre 

Muskelmagen 


0 

4- 

0 

4- 

0 

4- 

0 

4- 

0 

? 

0 

0 

Pankreas 


4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

? 

0 

Darm 


+ 

4- 

4- 

— 

4" 

? 

_ 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Mite 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

27. Cecropis rustica 

Muskelmagen 

t. 

+ 

+ 

4- 

0 

0 

0 

0 

28. Gypselus apus 

Pankreas 

t. 

4- 

4- 


4- 

4- 


0 

Darm 


4- 

4- 


4- 


? 

0 

29. Merula vulgaris 

k + pfl. 








Speiserohre 

Magen 

Pankreas 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


4- 

o 

0 

? 

0 

0 

0 


+ 

4- 


4- 

4" 

4" 

? 

Darm 


4- 

4- 

4- 

4* 

0 

0 

0 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Milz 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

30. Sturnus vulgaris 

t. + pfl. 








Darm 

4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

— 

0 

Pankreas 


4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

—— 

_ 

31. Turd us merula 

pfl. + t. 







Darm 

4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

0 

32. Botalis grisola 

t. 








Speiserohre 


4- 

4* 

0 

1 o 

0 

0 

0 

Vormagen 


4- 

+ 

+ 

! 4- 

4- 

— 

— 

Muskelmagen 


4- 

4- 

+ 

4- 

4- 

4- 

— 

Pankreas 


4- 

4- 

? 

+ 

4- 

— 

_ 

Darm 


4- 

4- 

— 

4- 

+ 

_ 

_ 

33. Rubecula sylvestris 

t.? 








Speiserohre 


4- 

4- 

4- 

? 

? 

0 

0 

Magen 


4- 

+ 

4- 

! ? 

— 

0 

0 

Darm 


+ 

4- 

+ 

4- 

4- 

4- 

4- 

34. Curruca atricapilla 

t. + pfl. 


• 






Vormagen 

+ 

4- 

4- 

4- 

4- 

0 

0 

Muskelmagen 


+ 

4- 

j 4- 

4- 

4- 

0 

0 

Darm 


4- 

4- 

4- 

4* 

+ 

0 

0 

Leber 


4- 

4- 

+ 

0 

0 

0 

0 

35. Pyrophthalma melano- 

t. + pfl. 








cephala 








Vormagen 


4- 

4- 

0 

! 4- 

9 

? 

T ‘) 

M uskelmagen 


4- 

4- 

4- 

' 4- 

? 

4- 

4-*) 

Darm 


4- 

4- 

4- 

, 4- 

— 

? 

4- 

Leber 


+ 

4- 

— 

0 

0 

0 

0 

Mite 


4- 

4- 

— 

0 

0 

0 

0 

36. Parus major 

t. + pfl. 








Pankreas 

1 4- 

4- 

4- 

4- 

4- 

j — 

— 


1) Albuminsaures Kali. 


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440 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5|6. 


Tierart 

Nahrung 

Gelatine 

Fibrin 

a 

*5 

s 

& 

Serum 

C3 

V 

s 

15 

c 

3 

01 

a 

alkalisch 

h 

01 

3 

2 

CD 

50. Testudo graeca 

pfl. +1. 








Speiserohre 


0 

+ 

9 

? 

9 

0 

0 

Magen 


? 

? 


? 

? 

0 

0 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

? 

9 

Darm 


? 

+ 

? 

? 

? 

? 

9 

Eirohre 


— 


— i 

0 

0 

0 

6 

51. T,ropidonotus natrix 

t. 








Pankreas 


+ 

4* 

4 

4 

— 

0 

0 

Magen 


+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Darm 


+ 

4“ 

0 

0 

0 

0 

0 

Leber 


+ 

0 

+ 

+ 

— 

9 

0 

52. Anguis fragilis 

t. 








Leber 


o 

+ 

0 

0 

0 

0 

1 0 

IV. Amphibien. 







53. Phryne vulgaris 

t. 






1 


Magen 



+ 

+ 

+ 

+ 

1 + 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

; 4 

0 

54 D i scog 1 o s s u s pictus 

t. 








Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Darm 


+ 

+ 

— 

+ 

+ 

— 

0 

55. Rana esculents 

t. 






i 

i 


Darm 



4 


+ 

— 

0 

0 

Milz 



+ 


0 

0 

o 

0 

V. 

F i s c h e. 








56. Dentex vulgaris 

t. 





1 i 



Speiserdhre 


+ 

+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Pylorusanhange 


+ 

4 

+ 

1 4 

— 

— 

0 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Eier 


? 

? 

— 

0 

0 

0 


57. Oblata melanura 

t. 








Speiserohre 


— 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

0 

Darm 


+ 

+ 

4 

+ 

+ 

4 

0 

Pylvorusanhange 


+ 

+ 

+ 

— 

— 

0 

0 

Leber 


— 

4 

— 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

58. Solea vulgaris 

t. 








Speiserohre 


— 

+ 

? 

0 

0 

0 

0 

Magen 



+ 


+ 

+ 

— 

0 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ i 

9 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 1 

— 

Pylorusanhange 


4“ 

4 

4 

+ 

— 

9 

: 1 

0 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

59. Mullue barbatus 

t. 






1 


Speiserohre 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 



+ 


+ 

— 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Pylorusanhange 


+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

0 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 441 


Tierart 

Nahrung 

Gelatine 

Fibrin 

1 

a 

i 53 

> a 
* 



neutral 

alkalisch 

s 

i 

Serum 

1 

f 

3 

60. Serranus sp. 

t. 








Magen 


+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

Pankreaa 


+ 

1 + 

— 

+ 

+ 

? 

? 

Darm 


+ 

+ 

— 

+ 

+ 

+ 

+ 

Leber 


+ 

+ 

^— j 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

— 1 

0 

0 

0 

0 

■61. Conger vulgaris 









Magen 

t 

? 

+ 

? 

+ 

— 

- | 

— 

Darm 


+ 

i + 

+ 

+ 

+ 


— 

I^ber 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Milz 



+ 

0 

0 

0 

0 

0 

62. Thycis mediterraneus 









Speiserohre 

t. 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 

4" 

Leber 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

■63. Gymnothorax murena 









Speiserohre 

t. 


+ 


0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— , 

— 

Leber 


+ 

+' 

— 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 



0 

0 

0 

0 

64. Anguilla vulgaris 









Speiserohre 

t. 

0 

+ 


0 

0 

0 

0 

Magen 


— 

+ 

— 

+ 1 

— 

— 

— 

Leber 


0 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

Milz 


0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

€5. Galeus canis 









Speiserohre 

t. 

+ 

+ 

? 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

Pankreas 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

4- 

Leber 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ ■ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

66. 8cyllium canicula 









Speiserohre 

t. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Magen 


0 

— 

0 


? 

0 

0 

Darm • 


+ 

+ 

? 

+ 


0 

0 

Pylorusanhange 


0 

0 

0 

— 

— 

0 

0 

Milz 


0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

67. Chrysophris aurata 









Speiserohre 

t. 

+ 

+ 

? 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 1 

+ 

+ 

4- 

+ 

— 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

Pylorusanhange 


+ 

+ 

? 

— 



0 

Leber 


+ 1 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

68. Serranus scriba 









Speiserohre 

t. 

— 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ j 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

Pylorusanhange 


+ 

+ 

+ 

4- 

+ 


— 

Leber 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

69. T r a c h i n u s sp. 









Speiserohre 

t. 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

— 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 



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442 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5|6. 




Gelatine 





Tierart 

Nahrung 

neutral 

alkalisch 

U 

a 

03 

CD 

Fibrin 

Kasein 

Serum 

® 

fc 

& 

Leber 


+ 

+ 


1 

0 

0 

0 

0 

Milz 


+ 

+ 

— 

0 

0 

0 

0 

70. Cantharus orbicularis 
Speiserohre 

Magen 

t. 

+ 

+ 


0 

0 

0 

0 


+ 

+ 

4- 

+ 

4- 

— 

— 

Leber 

Darm 


+ 

4- 

+ 

+ 

4- 

+ 

+ 

+ 

Pylorusanhange 


+ 

+ 

— 




? 

71. Moena vulgaris 

Speiserohre 

t. 

4- 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

Magen 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

0 

Darm 


+ 

+ 

4- 1 

+ 

? 

4~ 

4- 

Leber 


+ 

+ 


0 

0 

0 

0 

Pylorusanhange 


+ 

+ 

? 

— 

— 

0 

0 

72. Squatina angelus 

Magen 

Pankreas 

t. 

+ 

4- 

+ 

+ 

4- 


___ 


4- 

+ 

4- 

+ 

+ 

4- 

4- 

Darm 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4“ 

4- 

Leber 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Milz 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

73. Gadus morrhua 

Magen 

t. 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

4- 

Darm 


+ 

4- 

4- 

+ 

+ 

— 

— 

74. Manteltiere (Salpa) 

t. 

? 

? 

+ 

? 

? 

9 

? 


VI. V 

75. Loligo vulgaris 

Magen 

feichtiere 

t. 

4- 

4- 

4- 

4- 

1 

4- 

\ 0 

0 

Darm 


4- 

4- 

4- 

4- 

i 4- 

0 

0 

Leberpaukreas 


4* 

+ 

4- 

4- 

1 4- 

! 0 

0 

Milz 


? 

? 

4- 

; ? 

1 ? 

0 

0 

76. Limax agrestis 

Magen 

pfl. 

4- 

+ 

4- 

4~ 


! o 

0 

Leberpankreas 


4- 

4- 

— 

? 

: o 

0 

0 

Darm 


4- 

4- 

4-' 

4- 


! 0 

0 

77. Helix pisana 

Darm 

Pfl- 

4- 

4- 

+ 



o 

0 

78. Xerophila sp. 

pfl. 

4- ' 

4- 

4- 

— 

— 

? 

0 

79. Chiton sp. 

t. 

4- 

4- 

4- 

4- | 

? 

? 

9 

80. Mya arenaria 

t. 

4- 1 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

9 

81. Mytilus edulis 

t. 

4- 1 

4- 

4- 

4- 

9 

9 

? 

82. Aeolis sp. 

t. 

4- | 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

? 

83. Dory ops is sp. 

t. 

4- 

4- 

4- 

+ 

? 

? 1 

? 

84. Aryon rufus 

t. 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

? 

? 

85. Patella sp. 

t. 

4- 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

9 

86. L i 11 o r i n a sp. 

t 

4- 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

9 

87. Purpura sp. 

t 

4- 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

? 

88. F u s u s sp. 

t. 

4- 

4- 

4- 

4- 

? 

9 

? 

89. Siccotypus sp. 

t. 

4- 

4- 

4- 

4- 

? 

? 

9 

90. Octopus sp. 

t. 

4- 

+ 

4- 

4- 

? 

9 

? 

91. Sepia officinalis 

t. 

4- 

4- 

4- 

4- 

9 

+ 

? 


VII. Insekten. 

Die Gelatine wurde bei der Untersuchung der Insektens&fte entweder 
alkalisch oder mit Salz- resp. Milchs&ure anges£uert. Die Gelatineproben 


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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 443 

konnten mit Kopf, Brust und Abdomen der einzelnen Insekten gesondert 
angestellt werden, wahrend die Priifung der iibrigen EiweiCkorper nur mit 
dem Brei aus dem ganzen Insektenkorper ausgefiihrt wurde. 


Tierart 

Nahrung 

alkalisch 

Gelatine 

Halzsauer 

milch-1 
sauer 

• Fibrin 

Kasein 

a 

2 

ci 

p 

a 

Kopf 

' -*-* i 

2 

M 

Bauch 

1 <4i 

Q- 

O 

Brust 

Bauch 

Kopf 

♦a 1 
/ 

=5 

t- 

:q 1 

Bauch 

92. Bubos bison 

t. + pfl. 

+ 

+ 

+ 

0 

+ 

4- 




+ 

+ 



98. Ateuchus laticollis 


+ 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

? 

94. Blaps mucronata 


4" 

4" 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

+ + 

4- 

— 

— 

95. Percus sp. (?) 

? 

0 

0 

+ 









0 

0 

96. Pristonycus algerinus 

9 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4" 

4 - 

+ 

l+l 

+ 

+ 

4 - 

97. Hyster bimaculatus 

t. + pfi. 

4" 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

+ : + 

4- 

+ 

4" 

0 

98. Scaurus striatus 


0 

0 

+ 







? 

? 

0 

0 

99. Licinus granulatus 

? 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 


— 

0 

0 

100. Akis spinosa 

t. + pfi. 

+ 

+1 

+ 

4“ 

4- 

+ 




+ + 

4“ 

0 

101. Oryctes nasicornis 


+ 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ + 

0 

0 

102. Hyster major 


+ 

4" 

+ 








— 

0 

0 

103. Eropinota hirta 

pfi. 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 


— 

0 

0 

104. Chrysomela varians 


0 

4- 

+ 








— 

0 

0 

105. Ocypus olens 

? 

+ 

+ 1 

+ 

0 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

1+ 

+ 

— 

— 

106. Carobus morbillosus 

t. 

4- 

+ 

+ 







; + ! + 

— 

0 

107. Agabres calonotus 

? 

0 

0 

+ 







— 

— 

0 

0 

108. Brachycerus corrosus 

V 

0 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

— 

— 

0 

0 

109. Coccinella septempunctate 

pfl. 

+ 

4- 

+ 







— 

— 

0 

0 

110. Melolontha vulgaris 


0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

— 

1 — 

0 

0 

111. Acridium aegyptium 

7) 

4- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 




!+ 

+ 

— 

0 

112. Gryllus campestris 

If 

0 

+ 

+ 







+ 

— 

0 

0 

113. Gryllotalpa vulgaris 

t. + pfl. 

0 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

— 

0 

0 

114. Notonecta glauca 

t. 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

— 

_ 

0 

115. Blatta orientalis 

t. + pfl. 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

— 

116. Ditiscus margiualis 

t. 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

— 

+ 

— 

+ 

+ 

+ 

4" 

117. Hydrophilus piceus 

t. + pfl- 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 

— 

— 

— 

+ 

+ 

— 

0 

118. Nepa cinerea 

t. 

0 

4- 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

—i 

— 

0 

119. Locusta viridis 

t. 4- pfl. 

+ 

+ 

+ 


+ 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

— 

0 

0 

120. Mantis religiosa 

t. 

0 

+ 

+ 







+ 

— 

,0 

0 

121. Libellula depressa 

t. 

+1 

+ 

+ 

— 

+ 

4- 

— 

— 

1+ 

+ 

— 

0 

0 

122. Torficula auricularia 

t. 

— 1 

— 

? 

— 

— 

? 

— 

— 

? 

0 

0 

0 

0 

123. Eristalis tenax 

? 

+ 

4* 

4" 

— 

— 

4” 

— 

— 

— 1 

4" 

4- 

0 

0 

124. Culex pipiens 

t 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Puppe 

— 

o: 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Larve 

t. 

0 

+ 

+ 

0 

4“ 

4“ 

o 

'0 

4“ 

1 

? 

0 

0 

Eier 

— 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

6 

0 

0 

0 

125. Gastrus equi 

t. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0|0 

0 

0 

0 

0 

0 

126. Vespa crabro 

t. 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Puppe 

— 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

1° 

0 

0 

0 

0 

0 

Larve 

pfl. 

0 

4- 

4- 

0 

0 

+ 

0 

0 

4 - 

? 

? 

0 

0 

127. Ephemera vulgata 

t. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Larve 

keine 

0 

+ 

4* 

0 

4- 

4" 

0 

4“ 

+ 

— 

? 

0 

0 

128. Vanessa cordui 

pfl. 

o 

0 

? 

0 

0 

? 

0 

0 

? 

0 

0 

0 

0 

129. Lucilia caesar 

t. + pfl. 

0 

0 

+ 

0 

0 

4“ 

0 

0 

4- 

? 

? 

0 

0 

Puppe 

— 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Larve 

t. 

4" 

4" 

+ 

4“ 

4" 

4" 

+ 

4- 

4- 

4" 

4* 

0 

0 

Eier 

— 

0 

0 

? 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

130. Musca vomitoria 

t. 

0 

0 

+ 

0 

0 

+ 

0 

|o 

+ 

? 

? 

0 

0 

Larve 

t. 






+ 



+ 

+ 

+ 

+ 

? 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 




444 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 


Tierart 


Nahrung 


Gelatine 

(alkalisch) 


VIII. Arachnid.en. 


131. Scorpio europaeus 

132. Phalangides sp. 

133. Tegenaria sp. 

134. Epeira sp. 

135. Ixodes ricinus 


t. 

t. 

t. 

t. 

Blut 


+ 

+ 

+ 

+ 

0 


IX. Tausen dfufier. 

136. Scolopendra forficulata | t. | + 

X. Krustentiere. 

137. Onicus murarius t, 

138. Astacus fluviatilis t. + pfl. 

139. Homarus vulgaris t. 

140. Carcinus moenas t. 

141. Palinurus vulgaris t. 

142. T r i f i a sp. t. 

143. Pagurus sp. t. 

144. Squilla mantis t. 

145. Maya verrucosa t. 

146. Squinado sp. t. 

147. Nephrops norvegicus t. 

148. Trifiaspinifrons t. 

149. Cancer sp. t 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


150. Holothuria tubulosa 

151. Astropecten aurautiacus 


XI. Stachelhkuter. 


t. -f pfl. 
t. 


0 

0 


152. Taenia solium 

153. Taenia mediocanellata 

154. „ exilis 

155. Ascaris lumbricoides 

156. „ vituli 

157. Erakis infecta 

158. Eustrongylus gigas 

159. Gordius aquaticus 

160 . Horniogaster Redii 

161. Nereis sp. 

162. Spirographis sp. 

163. Arenicola sp. 

164. A phr odite sp. 

165. Hirudo officinalis 

166. Haemopis sp. 


XII. Wiirmer. 
t. 4- pfl. 
dgf. 


0 

0 

0 

0 


0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

? 

+ 


167. 

168. 

169. 

170. 

171. 

172. 

173. 


174. 

175. 

176. 

177. 

178. 


Suberites sp. 
Hyrcinia sp. 
Taedania sp. 
Sykon sp. 
Chondrosia sp. 
Geodia sp. 
Reniera sp. 

Actinia sp. 

Hydra sp. 

Medusa sp. 

Siphonophora sp. 
It h i z o s t o m a sp. 


t. + pfl. 
t. 
t. 
t. 
t. 
t. 
t. 

XIII. S c h wa m m e. 

t + 

t. 4- 

t. + 

t. + 

t. + 

t. + 

+ 

XIV. Colenteraten. 

t + 

t. + 

t. + 

t. + 

t. + 


Fibrin 

Kasein 

i Serum 

EiweiB 

+ 

+ 


0 

+ 

? 

? 

r 

+ 

? 

9 

r 

+ 

? 

? 

? 

0 

0 

0 

0 

+ 

1 + 

1 - 

1 0 

+ 

_ 


0 

— 

— 

? 

0 

+ 

? 

? 

r 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

9 

? 

? 

+ 

? 

? 

f 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

0 

1 0 

0 

0 

0 

1 0 

o 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

? 

? 

? 

— 

? 

? 

? 

— 

? 

?. 

f 

— 

? 

? 

? 

— 

? 

? 

? 

— 

? 

? 

? 

+? 

? 

? 

? 

+? 

? 

? 

? 

+? 

? 

? 

T 

+? 

? 

? 

? 

+? 

? 

? 

r 

+? 

? 

? 

? 

+? 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

f 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 

+ 

? 

? 

? 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 445 


Tierart 

Nahrung 

Gelatine 

(alkalisch) 

Fibrin 

Kasein 

Serum 

EiweiB 

XV. 

179—181. Mycetozoen 1 2 ) 

Protozoen. 
t. + pfl. 1 4- 

+ 

? 

? 

9 

182. Amoeba sp. 

dgl. 

+ 

+ ? 

+? 

+ ? 

+ ? 

188. Actinospnaerium sp. 

+ 

? 

? 

? 

9 

184. Pelomyza sp. 


+ 

? 

f 

? 

1 

185. Euplotes sp. 


+ 

? 

? 

? 

? 

186. Nocticula sp. 


+ 

? 

? 

? 

? 

187. Stylonychia sp. 

„ 

+ 

? 

? 

? 

9 

188. Carchesium sp. 


+ 

? 

? 

? 

? 

189. Paramaecium sp. 

» 

+ 

? 

? 

? 

? 


A. Hauptergebnisse. 

1) Unter 410, aus 189 Tierarten (8 Saugetieren, 39 Vogeln, 5 Rep- 

tilien, 3 Amphibien, 18 Fischen, 1 Manteltier, 17 Weichtieren, 39 Kerfen, 
5 Spinntieren, 1 Tausendfufi, 13 Krustentieren, 2 StachelhSutern, 

15 Wflrmern, 7 Schwammen, 5 Colenteraten, 14 Protozoen) gewonnenen 
Organsaften hatte kein einziger albumolytisches Vermbgeu in Abwesen- 
heit der sero-, fibrino-, kaseino-, glutinolytischen Wirkung. 

2) Serolytische Flflssigkeiten besaBen auch fibrino-, kaseino- und 
glutinolytische Eigenschaften. 

3) Alle mit kaseino- und fibrinolytischer Fahigkeit versehenen Safte 
konnten Gelatine verflflssigen. 

4) Auf Gelatine unwirksame Safte waren auch auf Fibrin, Kasein, 
Blutserum und EiweiB unwirksam. 

5) Im ganzen Tierreiche kommen keine albumo- Oder serolytischen 
Enzyme vor, welche auf Kasein, Fibrin und Gelatine unwirksam w8ren. 
Ebenfalls besitzen kaseino- und fibriuolytische Enzyme auch glutinolytische 
Fahigkeit. 

Im Gegenteil, glutinolytische Enzyme haben sehr oft keine Wirkung 
auf Fibrin und Kasein, resp. Fibrin und Kasein losende Proteasen kbnnen 
Blutserum und EiweiB nicht angreifen. Es kommt dabei meistens auf 
die aktuelle Wirksamkeit und Konzentration des Pr8parates an, wie spater 
(Kap. XVI) gezeigt werden soli. 

Sollte die vielfaltige Wirkung mancher Organsafte von ebenso 
vielen selbstandigen Enzymen abhangen, so dflrfte man nur EiweiB 
oder Serum angreifenden Verdauungssaften begegnen oder Fibrin und 
Kasein, aber keine Gelatine verflussigende Ektoproteasen finden, was in 
der Tat niemals beobachtet werden konnte. 

In der folgenden Tabelle habe ich das gemeinschaftliche Auftreten 
der einzelnen Wirkungen bei einem und demselben Verdauungssaft in 
Prozenten ausgedriickt. Diese Zahlen sind hauptsachlich mit den Er- 
gebnissen der Versuche mit Wirbeltierorganen gewonnen. 


Der albumolytische Saft besaS glutinolytische Eigenschaften in 100 Proz. Fallen 

,, ,, „ ,, serolytische ,, ,, 100 ,, ,, 

„ „ „ „ fibriuolytische „ „ 100 „ „ 

„ ,, „ „ kaseinoiytische „ „ 100 „ „ 

„ serolytische „ „ glutinolytische „ „ 100 „ „ 


1) Aethalium septicum, C hondrioderma di f f orme, Didymium ser- 

p u 1 a. 

2) Ausgenommen einige peptische Enzyme, welche bei Gegenwart von Salzsaure 
ein eigentiimliches Verhalten gegeniiber Gelatine aufweisen. 


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446 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.JOriginale. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Der albumolytische Saft besaS 
serolytische „ „ 

)l tt tt tt 

M tt >» »l 

„ kaseinolytische „ „ 

)» n tt ff 

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„ fibrinolytische „ „ 

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tt tt >1 tt 

tt tt ft tt 

„ glutinolytiaehe „ „ 

tt 11 tt tt 

It tt It tt 

tt tt It It 


glutinolytische Eigenschaften in 
fibrinolytische „ „ 

kaseinolytische „ „ 

albumolytische „ „ 

glutinolytische „ „ 

fibrinolytische „ „ 

serolytische „ „ 

albumolytische „ „ 

glutinolytische „ „ 

serolytische „ „ 

kaseinolytische „ „ 

albumolytische „ „ 

fibrinolvtische „ „ 

kaseinolytische „ „ 

serolytische „ „ 

albumolytische „ „ 


100 Proz. Fallen 

100 

•» l» 

100 

>1 1) 

60 

It tt 

100 

tt tt 

90,4 

It tt 

80 

It tt 

44 

tt tt 

100 

It tt 

51 

tt 

50 

J1 tt 

41 

It tt 

37 

V tt 

61,7 

»> tt 

60 

tt tt 

64 

It 1 


B. Nebenergebnisse. 

1) Die Schleiinhaut der Speiserohre war auf Gelatine bei alien 
Saugetieren unwirksam, bei Vogeln (Strix flammea, Carduelis 
elegans, Fringilla coelebes, Cannabina linota, Merula 
vulgaris, Botalis griseola, Rubecula sylvestris, Pratin- 
cola rubicola) und bei Fischen (unter Ausnahine von Scyllium 
canicula [?]) wirksain; auf Fibrin und Kasein war sie unwirksam 
oder vielleicht nur bei Carduelis elegans und Rubecula syl¬ 
vestris wirksam; auf Blutserum hatte sie nur eine sehr schwache 
Wirkung, und zwar nur in einem Falle, bei Rubecula sylvestris; 
auf EiweiB hatte sie bei alien Tieren keine Wirkung. 

2) Der Magensaft aller 74 Wirbeltierarten verfliissigte Gelatine bei 
saurer ebenso leicht wie bei alkalischer Reaktion. Auf Fibrin und 
Kasein war der Magensaft folgender Saugetiere und Vogel wirksam: 
Canis familiaris, Lepus cuniculus, Mus decumanus, Mus 
musculus, Falcus tinunculus, Passer domesticus, Chloris 
hortensis, Carduelis elegans, Fringilla coelebes, Canna¬ 
bina linota, Merops apiaster, Sturnus vulgaris, Turdus 
merula, Botalis griseola, Rubecula sylvestris, Carruca 
atricapilla, Pyrophthalma m e 1 a n ocephala, Pratincola 
rubicula, Charadrius auratus, Philomachus pugnax und 
aller Fische, auBer Serranus (?) und Scyllium canicula. Blut¬ 
serum wurde vom Magensaft folgender Arten: Canis familiaris, 
Mus decumanus, Mus musculus, Fringilla coelebes, Can¬ 
nabina linota, Merops apiaster, Turdus merula, Botalis 
griseola, Pyrophthalma melanocephala, Pratincola rubi¬ 
cula, Philomachus pugnax und aller Fische, auBer S err an u s (?) 
und Scyllium canicula, aufgelost. EiweiB wurde von keinem Magen¬ 
saft angegriffen *). 

3) Der Pankreasauszug aller 74 Wirbeltiere loste Gelatine ebenso 
leicht wie Fibrin und Kasein auf; bei 22 Arten war er auf Serum, bei 
6 Arten (Mus decumanus, Botalis griseola, Solea vulgaris, 
Squatina angelus, Serranus, Gadus morrhua) auch auf Ei¬ 
weiB wirksam. 

4) Der Darmsaft von 32 unter 74 Wirbeltieren war auf Serum, bei 
21 Arten auch auf EiweiB wirksam. 


1) In vivo iindert sich die Sachlage; schon die gewohnliche Nahrungsweise zeigt, 
dafi einige Siifte, die in vitro keine Wirkung auf bestimmte Proteirmtoffe naben, intra 
vitam auSerst wirksam sein miissen. 



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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 447 


5) Die PylorusanhSnge der Fische waren alle auf Gelatine, fast alle 
auf Fibrin und Kasein wirksam; EiweiB konnten sie nicht angreifen. 

6) Die Proteasen der untersuchten wirbellosen Tiere verflussigten 
alle die Gelatine; unter Ausnahme folgender Blutsaugerarten und hungern- 
der Entwickelungsstadien: Culex pipiens (Imago und Puppe), Gast- 
rus equi, Ephemera vulgata, Vanessa cardui (Imago und 
Puppe), Ixodes ricinus, Holothuria tubulosa, Astropecten 
aurantiacus; unter den Wtirmern verfliissigten Gelatine Taenia 
erakis, inflexa, Hormogaster Redii. 

Kr&ftigere Proteasen hatten Blapsmucronata, Percus, Ditis- 
cusinarginalis.Hydrophilus piceus,Lucilia caesar (Larve); 
am schwSchsten waren die proteolytischen Enzyme von Bubos bison, 
Scaurus striatus, Melolontha vulgaris, Notonecta glauca, 
Vespa crabro (Imago und Puppe), Lucilia caesar (Imago), Mu sea 
vomitoria. 

Der Darmteil der Verdauungsrdhre war bei alien GliederfiiBern am 
wirksamsten, schwkcher wirkte der Brustteil, am schwachsten der Kopf- 
teil (Speicheldrtisen usw.). Der Kopf wirkte nur bei 11 Arten: Blaps 
mucronata, Scaurus striatus, Licinus granulatus, Euro- 
pinota hirta, Chrysomela varians, Agabres calonotus, 
Melolonthavulgaris, Grylluscampestris, Gryllotalpavul- 
garis, Notonecta glauca, Nepa cinerea; bei Blutsaugern und 
hungernden Stadien (Ephemera, Puppen) war er unwirksam. Bei Arten, 
deren Darm starke proteolytische Eigenschaften besaB, war auch der 
Kopfteil recht wirksam. 

7) Der Lebersaft loste nur Gelatine, und zwar bei folgenden 22 Arten 
auf: Canis familiaris, Mus decumanus, Alauda arvensis, 
Passer domesticus, Curuca atricapilla, Philolimnos galli- 
nula, Columba livia, Serinus hortulans, Larus marinus, 
Philoraachus pugnax, Oblatamelanura, Serranus (?), Conger 
vulgaris, Thycis mediterraneus, Muraena, Anguilla 
gymnothorax, Galeus canis, Serranus scriba, Trachynus, 
Cantharus orbicularis, Moena vulgaris, Limax agrestis; 
unwirksam war er bei Gallus domesticus, Cannabina linota, 
Gongylus ocellatus, Dentex vulgaris, Solea vulgaris, 
Squatina angelus. 

8) Der Milzsaft loste ebenfalls nur Gelatine auf, und zwar bei Mus, 
Gallus, Columba, Alauda, Strix, Passer, Chloris, Frin- 
gilla, Philolimnos, Carduelis, Pyrophthalma, Larus, 
Dentex, Oblata, Serranus, Conger, Thycis, Muraena, 
Anguilla, Solea, Galeus, Serranus scriba, Trachynus; keine 
Wirkung hatte er bei Squatina angelus. 

9) Nach abnehmender Wirksamkeit der VerdauungssSfte kann man 
die Tierklassen in folgende Reihe ordnen: 1) V5gel und Fische, 2) Sauge- 
tiere, 3) GliederftiBer (worunter die Spinntiere die starksten Wirkungen 
entfalten), 4) Reptilien, 5) Mollusken, 6) Krustentiere, 7) Stachelh&uter, 
8) Schw&mme, Protozoen und parasitische Wiirmer. 

Am starksten waren die Proteasen bei fleischfressenden und ge- 
mischte Nahrung aufnehmenden, schwacher bei krautfressenden Tieren, 
am schw&chsten bei Blutsaugern und hungernden Insektenstadien. 

Es fehlte aber auch nicht an Ausnahroen, denn die Proteasen 
folgender krautfressender Arten waren auch auf tierische Prote'instoffe 
sehr wirksam:Meerschweinchen, Kaninchen, Chloris horten- 


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448 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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sis, grflnem Girlitz, Carduelis elegans, Fink, Cannabina 
linota, Philolimnos gallinula, Gallinago gallinula, Fulica 
atra, Anas boschas, Hydrophilus piceus, Coccinella sep- 
tempunctata, Acridium aegyptium, Gryllus campestris, 
Locusta viridis. Wir werden spSter sehen, daB von einem zweck- 
m&fiigen Auftreten eines bestimmten Enzymes oft keine Rede sein kann. 

10) Gelatine schneller verflQssigende Enzyme waren aueh auf die 
tlbrigen Eiweifistoffe wirksamer, Gelatine langsam auflOsende Organsafte 
konnten hohere EiweiBkorper flberhaupt nicht angreifen. 

III. Verbreitung der proteolytisehcn Enzyme im Pflanzenrciche. 

Erste Versuchsreihe. 

Versuchsmethode. 100 g der Pflanzenorgane wurden nach sorgfaltigem Zer- 
reiben mit 100 ccm 1-proz. Phenols gemischt. Nach 5-stiindigem Verweilen bei 30° C 
filtrierte man und setzte einer Hiilfte des Filtrates 2,5 Proz. Zimmtol, der anderen 
Halfte 1 Proz. Oxalsaure hinzu; die Wirkung beider Praparate wurde auf Gelatine, 
Fibrin, Kasein, Serum und Eiweifl in derselben Weise wie mit den Tiersaften gepruft. 
Wir fanden, dafi: Cycas revoluta (ganze Pflanze), Pinus halepensis (Blatter), 
Callitris quadrivalvis (ganze Pflanze), Agapanthus umbellatus, Allium 
sativum (Zwiebeln), Allium porrum (Zwiebeln), Olivia miniata (Wurzeln), 
Morus alba (Blatter), Phytolacca dioica (ganze Pflanze), Vicia sativa (ganze 
Pflanze), Asclepiascurassavica (id.), Euphorbia Sc him peri (Milchsaft, Pflanze), 
E. caput medusae (id. id.), Opuntia sp. (Sprosse), Convolvulus sylvaticus, 
Campanula Trachelium (ganze Pflanze), Mandevillea suaveolens (id.), 
Orobanche speciosa (Fruchtstand), Cucurbita maxima (Zweige) keine Wirkung 
hatten; nur bei folgenden Arten wurden schwache Ektoproteasen beobachtet, welche 
aber nicht irastande waren, Serum und EiweiB anzugreifen: 


Pflanze 

Organ 

Gelatine 

Fibrin 

Kasein 

Zimmt- 

51 

mm 

Oxal¬ 

saure 

mm 

Zimmt- 

51 

Oxal- 

saure 

Zimmt¬ 

ol 

Oxal¬ 

saure 

Yucca gloriosa 

Blatter 

6-7 

6-7 

0 

0 

0 

0 

Agave araericana 


16 

21-22 

0 

0 

0 

0 

„ Beaucarnei 


22—24 

120-25 

0 

0 

0 

0 

Ficus carica 

Milchsaft 

4 

10 

•+* 

+ 

o 

0 

Broussonetia papyrifera 

Blatter 

— 


0 

0 

0 

0 

It i c i n u s communis 

ganze PfI. 

0 

CO 

1 

CO 

0 

0 

0 

0 

Euphorbia altissima 

Milchsaft 

2-4 

5 

0 

+ 

+ 

+ 

„ pubescens 


3*—11** 

0 

0 

+ 

0 

+ 

„ globosa 


5*-6** | 

0 

0 


0 

+ 

Anagallis arvensis 

ganze Pfl. 

7 

7 

0 

0 

0 

0 

Cucurbita maxima 

Wurzeln 

1 

/ 5 1 /,~6*| 
\ 7-8** 

0 

0 

0 

0 

1 

0 


* 2 Proz. Lavandaol; ** 1 Proz. Nelkenol anstatt des Zimtnfdles. 


Zweite Versuchsreihe. 

Aus VerBuchen friiherer Forscher (Ellen berger, Hofmeister, Mzoczkowski, 
Tommasoli und Dacomo, Vines) und eigenen, tells in Gemeinschaft. mit Bus- 
calioni schon vor Jabren, teils neu ausgefuhrten Untersuchungen habe ich folgende 
Angaben zusammengestellt (s. Tabelle p. 449). 

Ergebnisse. Unter 62 Pflanzen besaBen 41 ein gelatinever- 
fliissigendes Enzym; kraftig war es bei Yucca, Agave (m ex i can a 
und Beaucarnei), Ficus, Euphorbia (altissima, pubescens, 
g 1 o b o s a), A n a g a 11 i s, Cucurbita (maxima), L a g e n a r i a, P i r - 
cunia, Phytolacca (abessinica. dioica), Amorphophallus, 
Tam us, Cycas, Dioscorea. 

Nur der Milchsaft von Ficus carica und der Euphorbia-Arteu 
konute Fibrin ziemlich schnell angreifen; bei anderen 30 Arten war die 


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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 449 


Pfianzen teil 

Geiatine- 

verflussigung 

Fibrin- 

auflosung 

Tryptophanbildung 
bei der 

Fibrin verdauung 

A. Samen und Fruchte. 

A vena sativa 

+ 


+ 

Cannabis s ativa 

+ 

— 

4- 

Corylus avellana 

"b 

— 

4- 

Triti cum sativum 

+ 


4- 

flordeum sativum 

+ 


4- 

Lagenaria vulgaris 

+ 

+ 

4- 

Linum usitatissimum 

+ 

+ 

4- 

Lupinus hirsutus 

+ 


4- 

Phaseolus multiflorus 

+ 

— 

4- 

„ vulgaris 

+ 

— 

4- 

Pircunia dioica 

+ 

+ 

4- 

Pisum sativum 

+ 

— 

4- 

Ricinus communis 

+ 


4- 

Secale cereale 

+ 


4- 

Sin apis alba 

+ 

— 

4- 

Vicia faba 

4- 

— 

4- 

„ sativa 

+ 

— 

4- 

Zea mays 

+ 

_ 9 

4- 

B. Blatter und Zweige. 
Ananas sativa 

+ 


4- 

Asparagus officinalis 

+ 

— 

4- 

Beta vulgaris var. sacchar. 

+ 

— 

4- 

Broussonetia papyrifera 

+ 

+ 

4- 

Cucurbita pepo 

+ 

— 

4- 

Hyacinthus orientalis 

+ 

— 

4- 

Phytolacca abessinica 

+ 

— 

4- 

„ dioica 

+ 

+ 


C. Wurzeln und Knollen 
Amorphophallus rivieri 


4- 

+ 

4- 

Aspidistra elatior 

+ 

+ 

+ 

Tamus communis 

+ 

~b 

4- 

Cycas revoluta 

"1" 

+ 

4- 

Dioscorea bulbifera 

+ 

+ 

4- 


Fibrinauflosung schwach oder unsicher; die Tryptophanreaktion gelang 
recht haufig, obwohl sie meistens schwach ausfiel. 

In keinem Falle waren fibrinolytische und kaseinolytische Pflanzen- 
s&fte auf Gelatine unwirksam; darum miBlang der Nachweis eines ein- 
wertigen proteolytischen Enzymes auch bei Pfianzen. 

IV. Verbreltung der proteolytischen Enzyme bel Jlikrobcn. 

A. Reinkulturen. 

Versuchsmethode. Reagensglaser wurden mit 10 ccm zur 
H&lfte verdiinnter Fleischbrflhe, Fibriniiocken resp. Wiirfelchen von Ka- 
sein, Serum und geronnenem EiweiB beschickt, sterilisiert und mit be- 
kannten Schizo-, Blasto- und Hyphomyceten geimpft. Jede Probe wurde 
wenigstens 5mal wiederholt. 

Nach 10-tagigem Aufenthalt bei 37° C wurden die Ergebnisse ver- 
zeichnet; sodann das glutinolytische Vermogen der abfiltrierten Kultur- 
flflssigkeit nach der Qblichen Gelatinerohrchenmethode gepriift. Nach 
weiteren 10 Tagen wurde der Versuch abgeschlossen. Diese einfaclie 
Methode gestattete, etwa 1250 Versuche auszufuhren, was mit einer che- 
mischen Methode, etwa mit der EiweiBstickstoffbestimmung, unmSglich 
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5/6. 29 


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450 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5,6. 


Mikroorganismen 

Gelatine 

Fibrin 

1 

Kasein 

Blut- 

serum 

Eiweifl 

... 

1. Micrococcus candicans 

0 

0 

0 

0 

0 

2. Staphylococcus pyogenes 
albus 

3. Staphylococcus pyogenes 

+ 5 

0 

0 

0 

0 

+5 

0 

0 

0 

0 

aureus 






4. Micrococcus cereus flavus 

-5 

0 

0 

0 

0 

5. Streptococcus pyogenes 

0 

0 

0 

0 

0 

6. Tetragenus citreus 

—10 

—1 

+ 1 

0 

0 

7. „ septicus 

—9 

—1 

0 

0 

0 

8. Sarcina aurantiaca 

+5 

-4, +1 
+ 1, -1 

—1 

0 

0 

9. „ lutea 

-3, +4 

—1 

0 

—1 

10. „ rosea 

-2, +4 

0 

0 

0 

0 

11. Bacillus typhi 

12. „ coli 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

13. „ „ dysentericum 

0 

0 

0 

0 

0 

Celli 





0 

14. Bacillus cavicida 

0 

0 

0 

0 


15. „ Friedlanderi 

0 

0 

0 

0 

0 

16. „ glischobacter 

0 

0 

0 

0 

0 

17. „ icteroides 

0 

0 

0 

0 

0 

18. „ muripestifer 

0 

0 

0 

0 

0 

19. Bacterium prodigiosum 

+ 10 

+6 

+4 

+5 

0 

20. „ pyocyaneum 

21. „ fluorescens 1 ii|ue- 

+ 10 

4-2 

+7 

+6 

+6 

+3 

faciens 






22. Bacterium syncyaneum 

0 

0 

0 

0 

0 

23. „ rubrum 

0 

0 

0 

0 

0 

24. „ phosphoreum 

0 

0 

0 

0 

0 

25. „ acidi lactici 

0 

0 

0 

0 

0 

26. ., suisepticum 

0 

0 

0 

0 

0 

27. „ suipestifer 

0 

0 

0 

0 

0 

28. „ cholerae galli- 

0 

0 

0 

0 

0 

narum 






29. Bacterium ozenae 

0 

0 

0 

0 

0 

30. Bacillus anthracis 

+5 

+2 

+2 


0 

31. „ mycoides 

+5 

—2 

-1? 


0 

32. „ s u b t i 1 i 8 

+5 

0 

0 

0 

0 

33. „ pseudodiphthericus 

0 

0 

0 

0 

0 

34. „ alliaceus 

0 

0 

0 

0 

0 

35. „ mesentericus vul- 

+o 

—1 

+1 

0 

0 

gates 






36. Bacillus tetani 

+5 

+ 5 

-1, +4 

-4, +1 

+1 

37. „ anthracis sympto- 

+ 5 

+4, -2 

+4 

-2, +3 

4-2 

m a t i c i 






38. Bacillus oedematis maligni 

+5 

+4 

-2, +2 

0 

0 

39. Vibrio cholerae asiaticae 

+5 

+5 

-1, +3 

4-4 

+1 

40. „ Finkler Prior 

+5 

+5 

-1, +4 

-2, +3 

0 

41. „ massauensis 

+5 

-1, +4 

-1, +4 

-2, +3 

—1 

42. „ saprophiles 

0 

0 

0 

0 

0 

43. „ tvrogenes 

+5 

4-4 

-2, +3 

-3, +2 

+1 

44. „ Metscbnikoffii 

4-5 

-2, +3 

-3, +2 

-5 

0 

45. „ danubicus 

+5 , 

—3 

-4 

—2 

0 

46. Streptothrix alba 

+5 

-3, +1 

0 

-3, +1 

? 

0 

47. „ Eppingeri 

0 

o 

6 

0 

48. „ carnea 

0 

0 

0 

0 

0 

49. Cladothrix dichotoma 

—4 

0 

0 

0 

0 

50. Bacillus diphtheriae 

0 

0 

0 

0 

0 

51. Saccharomyces albus 

0 

0 

0 

0 

0 

52. „ roseus 

0 

0 

0 

0 

0 

53. „ flavus 

0 

0 

0 

0 

0 

54. Oidium lactis 

? 

0 

0 

0 

0 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 





Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 451 


gewesen ware. AuBerdem waren eventuelle Versuchsfehler durch die 
iiberaus groBe Probenanzahl inbglichst ausgeglichen. 

In der Tabelle auf p. 450 habe ich nur die Anzahl positiv gelungener 
Proben angegeben, mit + oder — eine Starke resp. schwache Wirkung 
gedeutet. 

3) Eiweifilosende Ektoprotease wurde nur bei B. pyocyaneum 
und Rauschbrandbacillus (schwach) getroffen. Die kraftigste Pro¬ 
tease scheint bei B. pyocyaneum vorzukommen; allerdings haben wir 
in faulenden Fliissigkeiten, im Boden usw. noch kraftigere Mikroben- 
enzyme aufgefunden, wie bald gezeigt werden soli. 

4) Die einzelnen proteolytischen Fahigkeiten scheinen raiteinander zu- 
sammenzuhangen, denn das Gelatine am schnellsten verfltissigende Enzym 
ist auch auf die iibrigen vier EiweiBkorper wirksamer und umgekehrt. 


B. Reinkulturen von Darmbakterien. 


Ueber das Vorkomraen von albumo- und kaseinolytischen, aber auf 
Gelatine unwirksamen Darmbakterien gibt eine Arbeit von Dr. Distaso 1 ) 
AufschluB, dessen Angaben ich fur folgende Tabelle verwertet habe: 


Mikroorganismen 

Gelatine 

Kasein 

Eiweifi 

1. 

B. 

putrificus filamentosus 

+ 

+ 

— (aufgehellt) 

2. 

B. 

sporogenes zoogloicus 

+ 

+ 

+ 

3. 

B. 

sporogenes saccharolyticus 

+ + 

+ + 

— 

4. 

B. 

sporogenes regularis 

+ 

— 

— 

5. 

B. 

multiformis 

+ 

— 

+ 

6. 

B. 

tenuis spatulifor mis 

+ 

— + 

— 

7. 

St 

aphylococcus liquefaciens au- 

+ 

- + 

— 


ra 

ntiacus 




8. 

Cc 

iccobaci 11 us liquefaciens 

+ 

— 

— 

9. 

Bacillus rigid us 

+ 

— 

— 


Unter 9 Darmbakterien zeigt keine einzige albumolytisches Ver- 
mogen ohne Kasein aufzulosen, oder albumo- und kaseinolytische Eigen 
schaften in Abwesenheit des glutinolytischen Enzymes. 


C. Rohgemische von Boden-, Wasser- und Luftmikroben. 

Nachdem die proteinlSsenden T&tigkeiten aller in unserer Sammlung 
gezuchteten Mikroorganismen durchgemustert worden waren, ging ich zur 
Untersuchung von natiirlichen Mikrofloren, besonders von faulenden 
Fliissigkeiten iiber, welche ein viel starkeres sero- und albumolytisches 
VermSgen aufwiesen als die einzelnen F&ulnisbakterien in Reinkultur. 
Auf diese wichtige Tatsache werden wir iibrigens spSter zuriickzukommen 
haben. 

Versuchsmethode. Wie in der vorstehenden Versuchsreihe 
beschickte Kulturrohrchen wurden mit allerlei faulenden Fliissigkeiten, 
stark beschmutzten oder frisch gediingten Erden usw. beimpft. Nach 
10-tagigem Briiten bei 37° C wurden die Resultate verzeichnet und die 
abfiltrierte Kulturfliissigkeit auf Gelatine bei 20° C gepriift. Nach 
weiteren 10 Tagen wurde die Senkung des Gelatineniveaus gemessen. 
Im ganzen wurden 23 Mikrobengemische verwandt, fiir jedes Gemisch 
wurden alle Proben wenigstens 5mal wiederholt. In der Tabelle ist auch 
die Hohe der verfliissigten Gelatineschicht in Millimeter angegeben. 


1) Distaso , A., Sur les microbes proteolytiques de la flore intestinale. 
f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. p. 97.) 


29* 


(Centralbl. 


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452 


CentralbJ. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 



D. Isolierte FSulnisbakterien. 

Zu diesem Zweck isolierte ich so viel Boden- und Faulwasserbakterien 
als es moglich war. Mit. diesen Organismen wurden in ganz Shnlicher 
AVeise wie oben beschickte Kulturrbhrchen geimpft. 


Bakterie 

Gelatine 

Fibrin 

Kasein 

Blutserum 

Eiweifl 

No. 1 

+ + 

0 

0 

0 

0 

2 

+ + 

0 

0 

0 

0 

3 

4* + 

4* 

4- 

4" 

4* 

4 

0 0 

0 

0 

0 

0 

5 

+ + 

— 


0 

0 

6 

+ 4- 

— 

4- 

0 

0 

7 

— 

0 

0 

0 

0 

8 

0 0 

0 

0 

0 

0 

9 

0 0 

0 

0 

0 

0 

10 

+ -t- 

4" 

4- 

0 

0 

H 

— 

0 

0 

0 

0 

12 

0 0 

0 

0 

0 

0 

13 

— 

0 

0 

0 

0 

14 

— 

0 

0 

0 

0 

15 

+ — 

0 

0 

0 

0 

16 

+ + 

4- 

+ 

+ 

+ 

17 

-f + 

0 

+ 

0 

0 

18 

0 0 

0 

0 

0 

0 

19 

o 0 

0 

0 

0 

0 

20 

0 0 

0 

0 

0 

0 

21 

+ + 

0 

— 

0 

0 

22 

+ + 

4- 

4- 

4- 

+ 

23 

— 

0 

0 

0 

0 

24 

— + 

0 

0 

0 

0 

25 

4- 

0 

0 

0 

0 

26 

0 0 

0 

0 

0 

0 

27 

4" 4- 

0 

— 

0 

0 


Ergebnisse. 1) Unter den vielen Mikrobengemischen lbste kein ein- 
ziges EiweiB, resp. Serum, Kasein oder Fibrin ohne Gelatine anzugreifen. 


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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 453 

2) Kein Gemisch verdaute EiweiB Oder Serum ohne Kasein und 
Fibrin aufzulOsen. 

3) Alle auf Gelatine unwirksamen Gemiscbe vermochten weder Ei¬ 
weiB noch die flbrigen EiweiBkorper aufzulosen. 


Mikroorganismen 

Gelatine 

Fibrin 

Kasein 

Blut¬ 

serum 

Eiweifi 

65. Penicillium brevicaule 

—3 

0 

| 

0 

0 

0 

56. „ toxicum 

? 





57. „ glaucum 

+5 

-4, ? 

-3, ? 

—1 

0 

58. Aspergillus niger 

+5 

-4, +2 

+ 1, -4 

+1, -1 

0 

59. „ fumigatus 

+5 

—5 

-5 

-2 

0 

60. „ f 1 a v u s 

? 

0 

0 

0 

0 

61. „ candidus 

-4, ? 

0 

0 

0 

0 

62. „ g 1 a u c u s 

? 

0 

0 

0 

0 

63. Mucor mucedo 

? 

0 

0 

0 

0 

64. Monilia fructigena 

? 

0 

0 

0 

0 

65. Botrytis bassiana 

+ 5 

+4, -1 

! +4, -1 

-3, +2 

—1 

66. Tricnothecium roseum 

? 

0 

0 

0 

0 

67. Oospora nicotianae 

? 

0 

0 

0 

0 

68. Sterigmatocytis alba 

+6 

—2, +3 

i —3, +2 

—2 

—1 

69. Mucor rouxii 

—5 

0 

0 

0 

0 

70. Botrytis fragariae 

-5 

0 

0 

0 

0 

71. „ cinerea 

-5 

0 

0 

0 

0 

72. Aspergillus oryzae 

—5 

0 

0 

0 

0 

73. Monilia Candida 

—5 

0 

0 

0 

0 


A. Hauptergebnisse. 

1) Keine Kulturfliissigkeit, d. h. keine Ektoprotease der 73 geprtlften 
Mikroorganismen besaB albumo- oder serolytisches Vermogen, ohne gleich- 
zeitig auf Kasein, Fibrin und Gelatine einzuwirken. 

2) Bei Gegenwart des kaseino- und fibrinolytischen Enzymes war 
stets auch Glutinase vorhanden. 

3) Alle des glutinolytischen Enzyms entbehrenden Mikroben besaBen 
auch kein fibrino-, kaseino-, sero- und albumolytisches Vermfigen. 

4) Die zahlreichen mit Mikroben ausgefilhrten Versuche zeigen noch- 
mals, daB das albumo-, sero-, kaseino-, fibrino- und glutinolytische Ver- 
m5gen einem und demselben Enzyme anhaftet. 

B. Nebenergebnisse. 

1) Von alien untersuchten Mikroorganismen entfalten fibrino- und 
kaseinolytische Wirkung nur folgende: Sarcina aurantiaca, lutea, 
B. prodigiosum, pyocyaneum, anthracis, tetani, Rausch- 
brand, oedematis maligni, alle Vibrionen (auBer V. sapro- 
philes), Aspergillus niger, fumigatus, Botrytis cinerea, 
Sterigmatocystis alba. 

2) Serolytische Wirkung wurde nur bei B. prodigiosum, pyo¬ 
cyaneum, tetani, Rauschbrand, alien Vibrionen (auBer V.sa- 
p r o p h i 1 e s) beobachtet x ). 

4) Die auf Fibrin und Kasein unwirksamen Gemische waren auch 
fflr Serum und EiweiB wirkungslos. 

5) Damit wird unsere Folgerung, das albumo-, resp. das sero-, fibrino-, 
kaseino- und glutinolytischen Vermogen seien keine selbst&ndige Enzyme, 
wohl aber Eigenschaften einer und derselben Protease, weiter erhartet. 


1) Je nach den Versuchsbedingungen konnen die Resultate abweichen; ea handelt 
sich oft um starkere Konzentration oder grofiere Wirksarnkeit des jeweiligen Praparates. 
Bo blieben Serum wiirfel in den Bouillonkulturen von B. mesen tericus und subtilis 
unangegriffen, wahrend dieselben Organismen bei Strichkultur das Blutserum verfliissigen. 


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454 


Centralbl. f. Bakt. etc. I Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


6) Dieselben Resultate wurden mit Reinkulturen der in den ange- 
wandten Faulgemischen auftretenden Mikroorganismen erhalten. 

7) F&ulnisgemische sind auf EiweiB, Serum usw. viel wirksamer als 
die einzelnen daraus reingezuchteten F&ulnisbakterien. 

Y. Verbreltung der protcolytischen Fiihigkciten in aatolysierten 

PrcBsilften. 

Kommt bei in Autolyse begriffenen tierischen Organen albumo-, 
kaseino-, fibrinolytisches Vermogen in Abwesenheit von gelatineveriiflssi- 
gendem Enzym oder albumo- und serolytisches ohne fibrino- und kaseino- 
lytisches Vermogen vor? 

In der Literatur sind nur einige Angaben zu finden, welche zu- 
gunsten einer Spezifizit&t der genannten Vermogen nicht sprechen: 

1) Milzbrei ist auf EiweiB, Serum (Cathcart), aber auch auf Fibrin 
(Hedin) und Gelatine (Fermi) wirksam; 

2) Leberbrei greift EiweiB und Gelatine an (Arnheim); 

3) Placentaenzym lost Blutserum ebenso leicht wie Fibrin auf. 

Zur weiteren Aufhellung dieser Frage habe ich folgende Unter- 

suchung angestellt: 

Versuchsmethode. 10 g verschiedener, mit 150 ccm 1-proz. 
Phenols zerriebener Organe von Kaninchen und Ratten wurde bei 37 0 C 
20—30 Tage aufbewahrt. Darauf wurden folgende Proben mit den aus- 
gepreBten oder abfiltrierten SSften angestellt: 

a) Auf 1 ccm Karbolgelatine wurde im Reagenzglase 0,5 ccm des 
Saftes gegossen und bei 20° C aufbewahrt; 

b) in 10 ccm des Saftes wurden im Reagensglase Fibrinflocken, Kasein-, 
Serum- und EiweiBwiirfelchen zusammengetan und bei 37 °C aufbewahrt. 

Nach 5 Tagen wurde die Gelatineverflussigung gemessen und die 
Auflosung der einzelnen EiweiBkorper beobachtet. Mit einiger Uebung 
gelingt es leicht, die Serum- von den EiweiB- oder Kaseinwiirfeln zu 
unterscheiden. 

Proteolytische Wirkungen wurden aber nur im Pankreas- und Milz- 
saft beobachtet: 


— 

— 





— 




— 

— 




Kaninchen 




Ratte 





Gelatine 

Fibrin 

a 

*55 

a 

* 

e 

2 

0) 

OQ 

Eiweifi 

Gelatine 

Fibrin 

Kasein 

6 1 
3 

** i 

- 

1 

C2 

'55 

* 

w 

Pankreas | 
(Kontrolle) j 

1 I. Versuch 

11. „ 

[ill. „ 

10 

11 

10 

+ 

+ 

+ 

_ 

— 


11 

7 

10 


J" 

0 

0 

0 

0 

0 

1 

1 I. Versuch 

5 

0 

o 

0 

0 

7 

? 

9 

0 

0 

Milz; j 

II. „ 

7 

? 

9 

0 

0 

3 

0 

6 

0 

0 

[HI- „ 

o 

0 

6 

o 

0 

5 

0 

0 

0 

0 


Autolytischer Saft aus Leber, Nieren, Lungen, Herzen, Gehirne, 
Hoden und Muskeln hatte iiberhaupt keine Wirkung auf die versuchten 
EiweiBkorper. 

SchluBfolgerung. Auch bei Anwendung von in Autolyse be¬ 
griffenen Siiften aus tierischen Organen konnte die Existenz eines die 
hoheren EiweiBstoffe (EiweiB, SerumeiweiB, Kasein, Fibrin) angreifenden 
Enzyms in Abwesenheit des gelatineverfliissigenden Vermogens nicht 
nachgewiesen werden. 


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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’s Bacillus etc. 


455 


Nachdruck verboten. 

The Pathogenicity of Johne’s Bacillus compared with 
that of other acid-fast Bacilli for some of the 
Laboratory Animals. 

By 

C. C. Twort, M. B., Ch. B., and T. Craig, M. R. C. V. S., D. V. H., 

“Beit Memorial Fellow”. Veterinary Burgeon to the Brown 

Institution, University of London. 

Up to the present time the only animals found to suffer naturally 
from Johne’s disease are cattle, sheep, and deer. The first case of the 
disease recorded was that described by Johne and Frothingham(l) 
in a cow, but these investigators considered the condition to be due to 
a modified form of one of the varieties of tubercle bacilli, probably the 
avian type. Vukovic (9) and Stockman (2) reported cases in sheep, 
and Me Fa dye an (3) found a similar condition in a deer. Many authors 
have succeeded in producing the disease experimentally in bovines; 
B. Bang (4), Miessner and Trapp (5) etc. with infected gut, and 
Twort and Ingram (6), and H o 11h (7) with pure cultures of J o h n e ’ s 
bacillus, while quite recently goats have been successfully inoculated by 
Twort and Ingram (8). Numerous attempts have been made to in¬ 
fect the ordinary laboratory animals by inoculating pieces of the organs 
of bovines that have died from the disease, but all the results have 
been negative. Even if pure cultures of the bacillus be used [Twort 
and Ingram (6), Holth(7)J, the animals remain perfectly healthy, and 
a post mortem examination reveals an apparently normal condition of the 
organs. From these results one is forced to assume that these animals 
are endowed with a natural immunity against the disease, in the same 
way as they are immune to the human leprosy bacillus. 

Our experiments were conducted, not so much with the idea of 
producing the typical disease as of studying the toxicity of Johne’s 
bacillus, and the mechanism of the immunity of these animal; a com¬ 
parison being made with many of the saprophytic acid-fast bacilli. For 
the animal inoculations, we used Johne’s bacillus grown for two months 
at 39° C on Twort and Ingram’s glycerine-saline-egg-timothy-grass 
bacillus medium, a bacillary emulsion being prepared from the cultures 
by shaking with 0.85 % NaCl solution in an ordinary electrical shaker. 
Most of the remaining acid-fast bacilli used were grown on ordinary 
Dorset’s egg medium at 37° C, but the fish tubercle bacillus and 
Moeller’s grass bacillus were kept at room temperature. The tem¬ 
perature (rectal) and weights of the animals used were taken before the 
commencement of the experiments, the temperatures being taken daily 
for three or four days, and as far as possible a record of both kept 
during the whole course of the experiments. The normal temperature 
of a rabbit is 38 to 40° C, and, as is well known, it is easily subject 
to considerable variation. 

Thus we have not considered a temperature below 40.2° C of much 
significance except in those animals in which the temperature has been 
consistently low, i. e. 38 to 39° C. The inoculations were made intra¬ 
venously, intraperitoneally, and subcutaneously, the doses varying from 
30 to 120 mg of the moist bacilli, some of the animals receiving a single 


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456 Oentralbl. f. Bnkt etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

injection, others several injections. The inoculations were carried out 
at varying intervals, the second dose being given on the third to the 
fifth day, presumably in the negative phase, and in other cases after an 
interval of a month. The comparative experiments were mostly per¬ 
formed in series of a dozen animals, half being inoculated with Johne’s 
bacillus and the other half with the same dose of Bacillus Phlei. 
The animals were then killed at varying intervals, one from each series 
being taken at a time. Post mortem examinations were subsequently 
made, and the organs examined microscopically for the distribution of 
the acid-fast bacilli and for histo-pathological changes. In all cases 
sections were mounted of the lungs, liver, kidney and spleen, and of 
such other organs that showed any pathological lesions macroscopically: 
in the animals inoculated with Johne’s bacillus, we also examined 
pieces of the intestine taken at different levels. Cultures were made 
from subcutaneous caseous abscesses, hepatic, splenic, and other nodules, 
and from the urine. 

The intravenous inoculation of rabbits with 
Johne’s bacillus. 

The intravenous inoculation into rabbits of a single dose of 30 to 
120 mg of living Johne’s bacillus produces apparently no effect on 
the animals’ health, they eat well and show no loss of weight, while in 
a young animal the normal growth is unimpaired. There is no immediate 
or subsequent rise of temperature, or at the most a rise of 0.2 to 0.3° C 
on the day following the injection. Jhe animals continue to remain in 
apparently perfect health, and, even when kept for 12—18 months, show 
no pathological lesions post mortem. If a second injection be made 
3—5 days later there is again apparently no ill effect except perhaps 
some slight loss of appetite for a day or two, and the temperature 
remains practically constant. In a large number of animals inoculated 
with Johne’s bacillus, we have never noted a rise of 0.5° C that could 
be said to be due to the injected bacilli, and in no case was a maximum 
temperature of 40 °C recorded. This applies to all our rabbits whether 
inoculated intravenously, intraperitoneally or subcutaneously, even if 
massive doses were given. Animals receiving a second inoculation 
usually remain quite healthy, but if a further dose be given 5 days later 
some, at the end of a month to 5 or 6 weeks, gradually become emaciated 
and ultimately die. 

If a second or third dose be given 15 to 30 days after the first 
inoculation, a large proportion of the animals die at intervals varying 
from a few days to a month. It is very probable that in these cases 
specific anticorps are present in the animals circulation and tissues, and 
that the second late inoculation calls forth a sudden reaction which may 
be sufficiently violent to cause death of the animal. 

“Post mortem examination”. In the animals that receive a 
single intravenous injection, all the organs with the exception of the kid¬ 
neys and lungs appear normal. Twenty-four hours after the inoculation, 
the former are seen to be congested, and this becomes more evident in 
animals killed on the third or fourth day. If the animals be killed 
after three or four weeks, no congestion or other pathological change 
can be detected. From the first day the lungs are usually somewhat 
congested, and small haemorrhages may be present, but after a few 
weeks the normal condition is again found. 

In the second category of animals, i. e. those inoculated intra- 


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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’a Bacillus etc. 


457 


venously with two or more doses within 5 days and killed shortly after¬ 
wards, much the same condition is found as with the single injection. 

In those killed at a later period, the organs usually show additional 
changes. The kidneys may or may not be congested, and sometimes 
present evidence of commencing cirrhosis. The lungs are usually normal 
in appearance or may be a little oedematous. The spleen is often some¬ 
what enlarged, while the liver is more or less fatty throughout. 

The third series of animals includes those that have died from the 
injections, i. e. those animals receiving a second intravenous dose 
15—30 days after the first injection, or those that have succumbed to 
repeated intravenous inoculations given at short intervals. In this case, 
post mortem examination reveals an acute nephritis, and sometimes the 
presence of fluid in the peritoneal cavity, more rarely the pleural cavity 
also contains fluid. There is usually fluid in the pericardial sac which 
is often disteuded to such a degree that one has no hesitation in attri¬ 
buting death to the presence of the fluid in this situation.' With few 
exceptions, the fluid in the serous cavities is of a pale straw colour and 
quite clear, although in two of our animals the fluid found in the peri¬ 
toneal cavity was haemorrhagic. The visceral layer of the pericardium 
is often somewhat rough, but except for the presence of the fluid there 
is not much evidence of pericarditis. The lungs are usually pneumonic. 
The liver may be pale and fatty, or congested, according to the length 
of time the animal has survived. 

The spleen is generally normal or may be slightly enlarged. The 
bladder is in most cases distended with urine, while the lymphatic glands 
such as those of the axilla are frequently congested, sometimes intensely 
so. In none of these cases was any pathological change found in the 
intestines, and nodular formations were absent from all the organs. 

“Microscopical examination of the organs”. The kidneys 
are congested from the first to the second day, and there is already 
evidence of tubal desquamation which appears to be most marked in the 
tubuli contorti. 

In animals receiving a single dose of bacilli, this inflammatory con¬ 
dition does not increase much in severity, and in a very short time the 
organ regains more or less its healthy state. When multiple doses are 
given, the changes described above are intensified, the kidneys often 
being in a state of marked haemorrhagic tubal nephritis; and in cases 
that have survived any length of time a commencing interstitial nephritis 
may also be present. The nodular formations, which follow the intra¬ 
venous injection of most of the other acid-fast bacilli, have not been 
observed with J o h n e ’ s bacillus, and we have been unable to trace 
the passage of the bacilli through the kidney by means of stained 
sections. However, the bacilli are undoubtedly excreted by this organ 
as they can sometimes be demonstrated in smears made from the stringy 
albuminous material usually present in the pelvis of the kidney. All 
our attempts to obtain cultures of Johne’s bacillus from the urine 
have failed, although numerous specimens were taken from 24 hours to 
2 months after the inoculation of the animals. Congestion of the lungs 
is evident after 24 hours, and masses of acid-fast bacilli are found sur¬ 
rounded by a few epithelioid cells. The cells rapidly increase in number, 
and small foci appear in the interstices of the alveoli which resemble, 
on casual observation, the early stage of a miliary tuberculosis. The 
majority of the bacilli are quickly taken up by the cells, but those in 
clumps remain extracellular and are surrounded “en masse” by epithelioid 


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458 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


cells, lymphocytes, etc. The intracellular bacilli are often found in the 
characteristic wreath-like formations, but disappear completely on the 
tenth to the fifteenth day after the last inoculation. 

In animals receiving a single injection, the lungs gradually resume 
their normal healthy state, but in some cases the alveolar walls may 
remain somewhat thickened. In those dying as a result of several in¬ 
oculations, the lungs are more or less completely solidified, and present 
a state of static pneumonia. The spleen is not much affected except 
for a certain amount of congestion, and, in animals inoculated several 
times, it often appears that the cells of the Malpighian bodies lose, 
to a certain extent, their staining properties. Acid-fast bacilli are present 
from the first day, and persist for at least 30 days. From the beginning 
practically all are intracellular, but they invariably resist the action of 
decolourising reagents, and remain well formed or become somewhat 
granular. The Malpighian bodies are usually free from bacilli. When 
present in the spleen they are also found in the liver, and may be 
present from the first to the twentieth or thirtieth day after the last 
injection. They are phagocytosed by the connective tissue cells 
(Kupffer’s cells, sessile macrophages of Metchnikoff), but the true 
gland cells remain free from bacilli. 

Some investigators have maintained that the liver gland cells may, 
under certain circumstances, show phagocytic properties. By the injection 
into animals of Johne’s bacillus or any of the other acid-fast bacilli, 
one gets a very clear picture of the phagocytic power of the interstitial 
cells, with complete inactivity of the gland cells; the former in many 
cases are crammed with bacilli. The liver soon becomes congested, 
and from the second to the third day shows evidence of degeneration; 
the protoplasm becomes granular while the nuclei remain well formed 
and stained. The condition is more marked in the hepatic than in the 
portal zone, as might be expected from the accompanying congestion 
of the organ. About the third day a lymphatic invasion commences 
around the portal vessels and bile ducts; but in those animals which 
receive only a single injection it is not extensive, and gradually dis¬ 
appears, leaving a loose fibrous tissue. On the other hand, where the 
injections have been repeated, a large portion of the parenchyma may 
be replaced by this loose fibrous tissue, and a general fatty condition 
of the remaining liver substance supervene. The intestine was examined 
at different levels, but the results were negative both as regards the 
presence of acid-fast bacilli and other pathological changes. 

In animals that receive several injections at long intervals, the 
axillary glands may be very congested and show small haemorrhages, 
while acid-fast bacilli can often be demonstrated in this situation. This 
condition is probably caused by the inoculation of an antigen in the 
presence of its specific anticorp. As only a comparatively small number 
of bacilli seem to be excreted by the kidney but, on the other hand, 
are rapidly absorbed by the, liver, it was thought that many might pass 
through the bile ducts into the intestines. 

In order to prove this, the following experiments were performed. 
Two rabbits were inoculated intravenously with 30 mg of the bacilli, one 
being killed 24 hours, and the other 48 hours after the inoculation. A 
few drops of the urine and bile were placed on to the special medium 
necessary for the growth of Johne’s bacillus and incubated at 39° C, 
while the remainder of each of the fluids was centrifuged, and the deposit 
examined microscopically for bacilli. A careful examination of the deposit 


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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne's Bacillus etc. 


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failed to reveal the presence of any micro-organisms, and the cultures 
appeared to be sterile at the end of three weeks. However, a week later 
several minute colonies were visible in the tube containing the bile from 
the rabbit killed 48 hours after inoculation, and on staining, bacilli 
identical in appearance with Johne’s bacillus were found. 

A similar series of experiments consisting in feeding rabbits with 
pure cultures of Johne’s bacillus are now being carried out, but have 
not yet been completed. 

The intraperitoneal Inoculation of Johne’s Bacillus into 

Rabbits. 

Rabbits resist the intraperitoneal inoculation of Johne’s bacillus, 
even when doses of 100 — 120 mg are given and no matter at what inter¬ 
vals of time the injections be made. None of the animals die nor do 
they show any general symptoms such as a rise of temperature or loss 
of weight etc. 

If small quantities of the fluid contents of the peritoneal cavity be 
pipetted off, a few hours after making the injection, and stained smears 
prepared, it is found that there is evidence of leucocytosis and the ba¬ 
cilli are found to be phagocytosed, only a few remaining free after 24 
hours. 

Johne’s bacillus, however, shows a great resistance to the de¬ 
structive agents of the host, and may be found well stained and well 
formed, inside the phagocytes, for several weeks. In animals killed 4 
weeks after inoculation all that can be seen, on post mortem examination, 
is a very small amount of thick stringy pus in the peritoneal cavity. Those 
kept for two or three months are of especial interest as they are the first 
animals in which we have found any evidence of nodular formation, but 
the nodules are usually not numerous and are limited to the abdominal 
cavity. They vary in size from a match head to a bean, the largest ones 
being lobulated and indistinguishable from an ordinary caseous tuber¬ 
cular gland. They occur on the under surface of the diaphragm, on the 
peritoneal covering of the liver and spleen, and in the large omentum, 
and often there is a good size nodule on the caecum. The last men¬ 
tioned may involve the serous and muscular layers of the organ, or may 
be simply attached to it by a broad pedicle. The nodules are perhaps 
most frequently found on the peritoneum covering the sharp anterior 
border of the quadrate lobe of the liver where it is in contact with the 
stomach, and in these animals the liver is often found to be fatty. 

On microscopical examination, the condition of the liver and spleen 
is more or less identical with that found when the intravenous method 
of inoculation is used. 

The distribution of the bacilli in these organs is very similar; they 
are present 24 hours after the inoculation and may persist, as in the 
intravenous cases, for a month. Examination of the affected abdominal 
lymphatic glands reveals a typical picture of the necrotic change caused 
by members of the acid-fast group, but as our cases were comparatively 
recent caseation was not very pronounced. The capsule and fibrous tissue 
trabeculae were much thickened, while the lymphatic tissue consisted of 
areas of semi-necrosed cells surrounded by a layer of epithelioid cells, 
giant cells not being much in evidence. In most of the sections made 
from the glands of recently inoculated animals, the bacilli were very 
numerous, and the multiple dense clumps of small or almost grain-like 
acid-fast rods scattered throughout the partially degenerated lymphocytic 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5|6. 


cells resembled the condition found in the intestine of naturally affected 
ruminants. Curiously enough these glands are in no way similar to the 
affected glands found in Johne’s disease of cattle, as in the latter the 
micro-organisms present are usually not numerous, and the parenchyma, 
which is seen to be in a simple oedematous condition, rarely shows any 
marked degree of necrosis. If the number of bacilli be large the patho¬ 
logical change is more marked, as in addition to the oedema there may¬ 
be large numbers of giant cells; but again these is practically no ne¬ 
crosis. 

In rabbits the number of bacilli in the glands appeared to be greater 
than could be accounted for by the inoculation, and, although our cul¬ 
tures were negative, we are inclined to think that multiplication had 
taken place in the animal body since the injection. The small caseous 
masses seen on the borders of the liver and spleen do not really in¬ 
vade these organs, and are only continuous with them through the inter¬ 
mediary of the thickened capsule of the organs and the fibrous tissue 
surrounding the caseous mass. Their frequency in this situation is no 
doubt due to the pus lying stagnant in the shallow groove formed by 
the apposition of the thin margin of the organs with the surface of the 
stomach and neighbouring structures, an identical condition being found 
with other acid-fast bacilli. The caseous pneumonic borders of the lungs 
so frequently found in animals inoculated intravenously with these bacilli 
involve the true substance of the organ, and are of course due to an 
entirely different cause. We have been unable to demonstrate bacilli in 
any of the other organs, and histologically all appeared to be normal. 

* * 

* 

The subcutaneous inoculation of Johne’s bacillus into rabbits pro¬ 
duces a caseous abscess at the site of inoculation. The abscesses per¬ 
sist for a great length of time, but the most interesting feature is the 
resistance of the bacilli to destruction in this situation. 

Cultures taken a week after inoculation remain sterile, but although 
the bacilli rapidly die they can be found in large numbers many months 
later, and remain well stained and formed. If dead bacilli be injected 
in place of living they show an equally marked resistance to destruction. 

We have been unable to find any trace of bacilli in the various in¬ 
ternal organs of these animals. 

In a few fowls inoculated intravenously with Johne’s bacillus, we 
have found the condition produced to be more or less similar to that de¬ 
scribed above in rabbits. 

The intravenous inoculation of Rabbits with Bacillus 

Phlei. 

We have performed a number of experiments with other members 
of the acid-fast group, with the object of comparing the toxicity of these 
bacilli with that of Johne’s bacillus for rabbits. Nearly 100 animals 
were inoculated, and subsequent examination of the organs made. The 
majority consisted of rabbits injected intravenously with Bacillus Phlei, 
and the description given below applies to this bacillus, the other mem¬ 
bers of the group being considered later. 

The intravenous inoculation into rabbits of 60 to 120 mg of moist 
Bacillus Phlei almost invariably ends in death of the animal, while 
with a dose of 30 mg, recovery is the rule. The appetite and weight are 
not much affected if the dose be small, but if quantities varying from 


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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’n Bacillus etc. 


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60 to 120 ing be given the animal loses all desire for food, and wasting 
often becomes very rapid. On the sixth to the eigth day signs of general 
intoxication are evident, the animal supporting itself with difficulty, and 
there is a very distinct inability to coordinate the movements of the head. 
Death frequently takes place about the eigth to the twelfth day, or the 
animal may temporarily recover and not die until six or eight weeks later. 
Occasionally recovery seems to be complete and when the animal is fin¬ 
ally killed the organs are found to be in a perfectly healthy state. Para¬ 
lysis of the muscles on one or both sides of the neck, presumably due 
to an embolus, is by no means infrequent, and in one of our animals 
the contraction of the right neck muscles was very pronounced, although 
otherwise the animal was in a perfectly healthy condition. 

In all the animals under consideration we have found a very definite 
rise of temperature, even if the dose be no more than 30 mg of the 
living bacilli. Twenty four hours after inoculation the temperature is 
usually at least 40,5° C whatever it may have been at the time of making 
the injection. On the following day it rises another 0,25° to 0,5° C, 
and keeping between 40,5° C and 41 0 C for a short time, it generally 
falls nearly to the normal on the fourth to the fifth day. There is no 
tendency for a secondary rise to take place, although, as we shall see later, 
the number of bacilli present in the kidney does not reach the maximum 
until the eigth or ninth day. The temperature appears to give but little 
information as to what the ultimate effect of the inoculation on the animal 
is likely to be. The relation of the temperature to the excretion of the 
bacilli from the animal body will be discussed later. Among a con¬ 
siderable number of cases only one animal, that which received 60 mg 
of bacilli, failed to show a well marked rise of temperature. It is pos¬ 
sible that this was due to an error in taking the temperatures or, what 
is more probable, that the emulsion had been kept too long in the ice 
chest, as we have found that it is necessary to use the emulsion quite 
fresh. If it be placed in the ice chest for two or three weeks it is no 
longer capable of producing much disturbance of the temparature of the 
animal, although the bacilli are presumably living. 

“Post mortem examination”. The kidney shows signs of con¬ 
gestion 24 hours after the inoculation, and on the third to the fourth day 
multiple minute white nodules appear just under the capsule, scattered 
over the surface of the organ. On section they are found to be limited 
mostly to the cortical area, and at this stage are usually quite rare in 
the medulla. 

The nodules gradually increase in size, never, however, being bigger 
than the head of a match. They attain a maximum in about 6 to 10 days, 
but as they increase in dimensions they become proportionately fewer in 
number, due no doubt to a coalescence of adjacent nodules. At this 
period they are found to be present in fair numbers in the medulla, 
although not to the same extent as in the cortex. The nodules gradually 
disappear and in about a month no further trace of them is to be seen, 
but the kidney appears to be left permanently damaged as evidenced by 
the markedly congested and inflammatory condition of the organ, to be 
found months later. 

The remaining organs are affected in much the same way as in the 
animals inoculated with Johne’s bacillus, with the following differences. 
The general inflammatory condition and presence of fluid in the serous 
cavities, in animals dead from repeated inoculations, is not so frequently 
found as when Johne’s bacillus is used, and if present it is usually 


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slighter in degree. In one case also an irregular caseous endo carditic 
tag about 0,7 cm in diameter was found attached to the mitral valve, 
and in stained sections an exceptionally large number of acid-fast bacilli 
were found to be present. 

“Microscopical examination”. Two days after the inoculation 
the kidneys are found to be in much the same condition as in animals 
inoculated with Johne’s bacillus. There is an apparent absence of acid- 
fast bacilli, or on the second day a very small number may be present. 
From the third to the fourth day the organ is invaded by au enormous 
number of the bacilli which are usually situated in the cortical area. 
The bacilli show a diminished resistance to decolourising reageuts, and 
are remarkable for their irregular staining and great length. They are 
usually extracellular, and by the fourth day have already induced an 
intense cellular reaction. A large number of lymphocytes are found in¬ 
vading the tissues and surrounding the masses of bacilli, the whole mak¬ 
ing up the nodules seen macroscopically. There modules are formed 
around the convoluted tubules and glomeruli, several of the latter often 
being included in a single nodule. There is no encapsulation and but 
little necrosis of tissue, caseation even in the later stages being incon¬ 
spicuous. The bacilli are almost entirely confined to the nodules, and 
it is generally not until the seventh or tenth day that they are present, 
in any numbers in the tubuli contorti and glomeruli. A little later they 
are to be found intermixed with desquamated tubal cells and leucocytes, 
obliterating the lumen of the conducting tubes etc. 

It appears to be by this means that we have a second invasion of 
lymphocytes around the blocked and broken down tubules, and nodular 
formation in the medullary portion of the organ becomes evident. At 
this stage a pure culture of Bacillus Phlei was in all cases obtained by 
the inoculation of a few drops of urine on to glycerine-agar, and as a 
matter of fact the cultures are positive 24 hours after inoculation. In 
animals killed about a month later the urine is usually sterile. 
If the animal survive this condition, which is the rule when small doses 
are used, the kidney regenerates remarkably well, considering the exten-' 
sive pathological change through which the organ has passed. We have 
not followed closely the disappearance of the bacilli and lymphocytes, but 
in many of the animals, which were killed or which died 6 w r eeks to 
3 months after the inoculation, practically no trace of nodules or bacilli 
was found. The organ presented a state of nephritis more or less acute, 
and often microscopical haemorrhages. 

The condition found in the lungs during the first few days is much 
the same as that found when using Johne’s bacillus, the bacilli possi¬ 
bly being more generally extracellular and disappearing somewhat more 
rapidly from the organ which is comparatively clear by the fourth or 
fifth day. In animals that die at a late stage, the lung shows the same 
pneumonic state as in animals inoculated with Johne’s bacillus, and in 
both cases there is an absence of bacilli. The liver does not appear to 
be quite so much affected in the early stages as in the Johne animals, 
but in the later stages the changes are practically identical or may be 
even more pronounced than is the case with Johne’s bacillus. In 
two of our animals more than half the liver substance was destroyed, 
while the remainder was very fatty. 

The distribution of the bacilli is also the same; they are taken up 
exclusively by the interstitial cells, the number of bacilli present being 
on the whole less than is the case with J o h n e’s bacillus. The spleen, 



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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’a Bacillus etc. 463 

both as regards distribution of the bacilli and general congestion of the 
organ, also shows much the same condition as in the corresponding 
Johne animals, with a slightly smaller number of bacilli present. The 
bacilli found in the remaining organs, in contrast to those found in the 
kidneys, are usually rather short, mostly intracellular, and resist decolour¬ 
ising well. If the bacilli be killed by heating in a water bath for an 
hour at 60° C, and then inoculated intravenously into rabbits, a very 
different condition is found. There is no toxic effect on the animal, the 
temperature, appetite, weight, etc. remaining normal. No nodules are 
produced in the kidneys, and microscopically it is difficult to discover 
the bacilli in these organs. On the other hand the distribution of the 
bacilli in the liver, spleen, and lungs is the same as in the animals 
inoculated with the unheated emulsion. Intravenous or intracranial in¬ 
oculation of a filtered broth culture of Bacillus Phlei, or a filtered 
watery extract of the same bacillus grown or glycerine-agar, also fails to 
produce any temperature or other symptoms of intoxication. 

* * 

* 

A small number of animals were inoculated into the peritoneal ca¬ 
vity, and others subcutaneously; but no deaths directly due to the bacilli 
inoculated occurred. In such animals the temperature remains invari¬ 
able, and the appetite and weight are maintained. 

In animals inoculated into the peritoneal cavity, the condition found 
on post mortem examination is the same as that described in animals 
inoculated with Johne’s bacillus, although the injected material dis¬ 
appears more rapidly. Similar small nodules may be found in the serous 
lining of the abdominal cavity and the contained organs. 

On microscopical examination the liver is often seen to be fatty, 
and sections show the presence of bacilli in this organ and in the spleen, 
but none apparently in the lungs and kidney. 

In the animals injected subcutaneously, the usual caseous abscess 
is produced at the site of inoculation, and one frequently finds a locali¬ 
sation of the bacilli in the lungs. In some of our animals a very large 
portion of this organ consisted of necrosed tissue with the presence of 
a fair number of acid-fast bacilli: the animals, however, appeared to be 
in a healthy condition, although, in one, only about a third of the nor¬ 
mal lung tissue remained. 

* * 

* 

A few fowls were inoculated intravenously and subcutaneously with 
multiple doses of Bacillus Phlei. 

In these, such organs aa the liver and spleen were found to be 
riddled with nodules, many of which attained the size of a bean. The 
typical picture of necrosis was found microscopically, and acid-fast ba¬ 
cilli were present in fairly large numbers. In other fowls, which survived 
for some time and were killed several months later, the organs were 
found to be apparently normal, and free from bacilli. It may be men¬ 
tioned that in both rabbits and fowls in which encapsulated nodules 
were present in other organs no trace of bacilli could be discovered in 
the kidneys. However, it is probable that in the process of breaking 
down and rupture of the nodules many of the bacilli are excreted from 
the body by the kidney, and it has been frequently observed by users 
of salvarsan that shortly after injection of this drug into tubercular or 
leprous patients the respective bacilli make their appearence in the urine. 


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We have attempted to increase the virulence of Bacillus Phlei for 
rabbits by making passages in these animals with the bacillus recovered 
from the urine. From our experiments it would appear that the viru¬ 
lence of the bacillus is not increased to any appreciable extent by this 
means. 

The Inoculation of other acid-fast Bacilli into Rabbits. 

In addition to the experiments with Bacillus Phlei, a few intra¬ 
venous inoculations were carried out with the following members of the 
acid-fast group : 

1. Smegmabacillus (Moeller). 2. The Nasenschleimbacillus (Kar¬ 
lin ski). 3. Marpmann’s Bacillus from urine. 4. The Paratubercle 
bacillus (Binot). 5. The Mistbacillus (Moeller). 6. Pseudoperlsucht- 
bacillus (Moeller). 7. Duval’s (leprosy) bacillus. 8. Tobler I. 
9. Tobler III. 10. Grassberger’s bacillus from buttere. 11. The 
Fish tubercle bacillus (Dubard). 12. Moeller’s Grasbacillus. 

The special points under consideration were: 

1. The ability of the bacilli to produce a definite rise of temperature 
in rabbits. 

2. The excretion of the bacilli by the kidney, and the production 
of nodules in this organ. 

3. The possibility of obtaining cultures from the urine of the in¬ 
oculated animals. 

4. The toxicity of the bacilli, and length of survival of the animals. 

5. The formation of caseous nodules. 

The bacilli detailed above may be divided into two groups, accor¬ 
ding to their toxicity. Numbers 1 to 6 may be considered as more or 
less toxic, and the remainder comparatively non-toxic. It was found 
that the bacilli of the toxic group produced a condition in rabbits more 
or less resembling that obtained with Bacillus Phlei, i. e. they 
caused a rise of temperature to 40.5° or 41 °C which was accompanied 
by loss of appetite and consequent wasting of the animal, death resulting 
in most cases in 5 to 15 days. The bacilli were excreted in large num¬ 
bers by the kidney, and were recovered in pure culture from the urine. 

Post mortem examination revealed a considerable number of nodules, 
but, as in animals which survived after the inoculation of small doses 
of Bacillus Phlei, these nodules soon disappeared, leaving practically 
no trace of the original condition with the exception of a tubal nephritis. 
The distribution, staining properties, etc. of these bacilli were similar 
to those found in animals inoculated with Bacillus Phlei. In the kid¬ 
ney they were of great length and showed a diminished resistance to 
decolourising reagents, while in the liver and spleen the bacilli were 
somewhat stunted, and, although usually intracellular, they retained 
the stain well. In one animal, inoculated with Bacillus Pseudoperlsucht, 
a special feature was the presence of a myocarditis with multiple foci 
of lymphocytes in the heart muscle. 

When heated, bacilli of this group, like Baci 11 u s P h 1 ei, are non¬ 
toxic. Even in the case of killed human tubercle bacilli as much as 

100 mg produced no appreciable effect on the temperature of many of 

our animals. 

The last six varieties of bacilli mentioned in the list appear to be 

far less toxic for rabbits than those already described. 

Duval’s so-called leprosy bacillus was the only member that pro¬ 
duced a temperature of 40.2° C, and this occurred in two rabbits. No 



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Twort and Craig, Pathogenicity of Johtie’s Bacillus etc. 


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bacilli could be found microscopically in the kidney nor were any lym¬ 
phocytic nodules present in this situation. In one of the animals, which 
was apparently quite healthy 27 2 months after the injection, caseous 
nodules were found in the omentum, on the peritoneal surface of the 
diaphragm, and on the serous covering of many of the abdominal viscera. 
The formation of there caseous masses in the peritoneal cavity appears 
to be the most common pathological condition found in animals in¬ 
oculated with either living or dead bacilli of the acid-fast group, and as 
a rule no inconvenience seems to be caused by their presence. Four 
animals inoculated with To bier I und III gave a rise of temperature 
of 0.5° to 1 0 C, but in no case did the temperature reach 40.2° C. In 
two animals inoculated with Tobler I, a few nodules were found in the 
kidneys, and cultures were obtained from the urine. Pure cultures were 
also isolated from the urine of animals inoculated with Tobler III, 
but no kidney nodules were found either microscopically or macroscopi- 
cally. In none of the animals were we able to find any bacilli in stained 
sections. 

Grassberger’s bacillus does not appear to produce any tempera¬ 
ture, and we were unable to find any evidence of nodules or micro¬ 
organisms in the kidneys, although the bacillus was cultivated from 
the urine. 

Moeller’s Grassbacillus and the Fish tubercle bacillus were 
negative as regards most of the points under consideration. The tem¬ 
perature remained normal, and nodular formations were absent from the 
kidneys; no bacilli could be found in these organs microscopically, and 
cultures made from the urines were sterile. 

With the Fish tubercle bacillus nodules were found, two months 
after inoculation, in the serous layers of the abdominal viscera, and, in 
one animal killed shortly after the commencement of the experiment, 
small nodules were present in the liver. 

In considering the last six varieties of bacilli there are a few special 
biological features which must be remembered. In the first place 
Tobler I and III, and Grassbergers’s bacillus are but little 
resistant to decolourising reagents, and as all of our sections after 
staining were treated with 33% HNO g , and rapidly counterstained with 
Loeffler’s Methylene blue, their passage through the kidney was 
difficult to trace by microscopical examination. 

The fish tubercle bacillus and Moeller’s Grassbacillus fail to 
grow at a temperature much above 30° C, and it is probable that in 
our animals they were rapidly killed out by the existing temperature 
and thus we were unable to obtain cultures from the urine or from the 
peritoneal nodules etc. A high temperature is also said to be detre- 
mental to Duval’s leprosy bacillus, and here again no cultures could 
be obtained from the urine or peritoneal nodules, but on the other hand 
our stock cultures of this bacillus were grown at 37° C, growth being 
as rapid as with the allied saprophytes. 

In reviewing these comparative experiments one is forced to assume 
that the difference in these acid-fast bacilli, as reagards their toxicity 
for rabbits, is one of degree only, and it is highly probable that when 
inoculated intravenously all of the varieties are excreted, at least to some 
extent, by the kidney. It must also be remembered that only a limited 
number of animals have been used in these experiments, so that a certain 
amount of reserve must be exercised in considering the results. 

Erne Abt. Orig. Bd. 68. Heft 6/6. 30 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd, 08. Heft 5/6. 


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The Resisting power ofjohne’s bacillus to the destructive 
agents of the animal body. 

While showing a high degree of resistance to decolourising reagents 
such as mineral acids and alcohol, Johne’s bacillus is at the same 
time very difficult to destroy in the animal body. As we have seen, 
when inoculated into the peritoneal cavity of rabbits, the bacilli are 
rapidly phagocytosed, but may be found a month later within the 
leucocytes, resisting well decolourising reagents after staining, and 
either normal in appearance or at the most somewhat granular. Bacillus 
Phlei and the human tubercle bacillus are also rapidly phagocytosed. 
but they soon disappear almost entirely from the peritoneal fluid; and 
the same has been found to occur in the peritoneal cavity of mice. In 
general terms one can say that caseous nodules produced by the tubercle 
bacillus in the peritoneal cavity contain but few microorganisms, while 
those caused by Johne’s bacillus may be crowded with bacilli; however, 
if the nodules be recent this difference is often not very manifest, and. 
in mice inoculated with killed bovine tubercle bacilli, we have seen 
nodules that consisted almost entirely of bacilli. 

In rabbits immunised by repeated subcutaneous inoculations of dead 
human tubercle bacilli, and subsequently inoculated into the peritoneal 
cavity with living bacilli of the same species or with Johne’s bacillus, 
the tubercle bacilli are found to disappear the more rapidly. This might 
be expected, but, on the other hand, in animals immunised with dead 
Johne bacillus and then inoculated with one of the two living bacilli 
as before, it is again the human tubercle bacillus that first disappears. 

If, as is thought by some authors (Wolff-Eisner etc.), the 
tuberculin reaction be due to the action of the specific lysin on the 
tubercle bacilli or particles of them, then one would expect the rise of 
temperature in the tuberculin test to take place at an earlier hour than 
in animals suffering from Johne’s disease and treated with a diag¬ 
nostic vaccine prepared from Johne’s bacillus. The contrary, however, 
seems to take place since the tuberculin reaction appears about the 
ninth to the eighteenth hour while the reaction in the case of Johne’s 
disease usually takes place before the ninth hour (Twort and Ingram 
[8]). It is, however, possible that the comparatively early disappearance 
of tubercle bacilli is not due to lysis, but to the fact that they are more 
toxic than Johne’s bacillus to the cells which break down more quickly 
and liberate the bacilli these subsequently becoming disseminated through¬ 
out the animal body. It is also well known that in an encapsulated 
caseous nodule the tubercle bacillus is usually not numerous, while we 
have seen that Johne’s bacillus is often present in enormous numbers. 
The same appears, in a general way, to be true as regards the destruc¬ 
tion of the bacilli in the subcutaneous abcesses. That lysed (?) Johne 
bacilli are as toxic as lysed (?) tubercle bacilli is proved by the general 
disturbance caused in animals by the inoculation of a diagnostic vaccine. 

The same is shown by experiments that we have performed on 
rabbits immunised by intravenous inoculations of Johne’s bacillus. 
Bacillus Phlei or the human tubercle bacillus. Five to ten milligrams 
of any one of these bacilli will often produce rapid death of the animal, 
if inoculated intravenously, a previous high rise of temperature in many 
cases being noted. This rise of temperature is usually preceded by a 
well marked fall which occurs during the first hour or two following 
the injection. When the inoculation is made subcutaneously the tem¬ 
perature often rises but little, and the experiment never terminates 



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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’s Bacillus etc. 


467 


fatally. It requires no larger dose of dead Johne’s bacillus to kill 
an animal immune to the human tubercle bacillus than it does of the 
latter to kill an animal immune to Johne’s bacillus. 

The bacillary emulsions have not been accurately titrated to find the 
minimum fatal dose, and it is, of course, assumed that the dose would 
be smallest in those cases in which the homologous bacillus is used. 
Control animals immunised with emulsified Dorset’s egg medium, to 
eliminate any effect of the egg albumin in these reactions, were negative 
both as regards the production of a temperature and death of the 
animal. 

If mice are inoculated into the peritoneal cavity with dead Johne’s 
bacillus, Bacillus Phlei, or the human, avian or bovine type of tubercle 
bacilli the most prominent feature is the more rapid disappearance of 
the four last mentioned varieties as compared with Johne’s bacillus. 
It is about a week or more after the injection that the difference is 
most noticeable. At the same time, animals inoculated with Johne’s 
bacillus do not appear to die so frequently as when inoculated with the 
other bacilli, and, if the dose used be about ten drops of a moderately 
thick bacillary emulsion, a fair proportion of the animals succumb in 
2 'or 3 weeks. 

Experiments in vitro on the toxicitiy of the bacilli to guinea-pigs, 
leucocytes are also interesting. The leucocytes are obtained in the 
usual way by the intraperitoneal inoculation of “Mellin’s Food” or some 
other similar substance. They are collected, centrifuged and washed, 
and six drops added to one drop of a homogeneous emulsion of the 
bacilli to be tested, together with two drops of a normal guinea-pig’s 
serum, and the mixtures are incubated at 37° C. Phagocytosis is com¬ 
plete in every case in about 24 hours if the emulsion be not too thick. 
The comparative non toxicity of Johne’s bacillus for the leucocytes is 
shown by the fact that the remaining tubes containing human, avian 
and bovine tubercle bacilli, or Bacillus Phlei soon become contami¬ 
nated, showing death of the leucocytes, while the tube containing 
Johne’s bacillus remains sterile for a longer time, and the leucocytes 
appear normal. On the other hand, the leucocytes are partially degene¬ 
rated in the tube containing Bacillus Phlei, and completely so in 
those containing tubercle bacilli. 

From what has been said above, it is clear that Johne’s bacillus 
has a low degree of toxicity, especially for such animals as rabbits etc. 
It is well known that, in cattle which suffer naturally from Johne’s 
disease, toxic symptoms are very little in evidence; the temperature 
remains constant throughout, showing a lack of any general disturbance 
of the animal economy, while the absence of local necrosis seems to in¬ 
dicate that the bacillus has no very harmful influence on the neighbouring 
cells. In advanced cases a rise of temperature is often found, but this 
is very probably due to a secondary infection of intestinal micro-orga¬ 
nisms, the general resistance of the animal being low owing to malnu¬ 
trition. In some fatal cases the number of bacilli found on post mortem 
examination is small, and, from this, certain authors have assumed that 
the symptoms accompanying the later stages of the disease are directly 
caused by highly toxic substances secreted by the bacillus. The view, 
however, generally held is that the toxicity of Johne’s bacillus is not 
great, and that a diseased animal is but little effected until the masses 
of Johne’s bacillus and inflammatory tissue lead to derangement of 
food absorption, malnutrition, and diarrhoea. In an intestinal disease 

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Centralbl. f. Bakt. eic. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 


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the number of factors influencing the general health must be considerable, 
and many authors have noted that an exactly opposite condition of affairs 
may exist, i. e. the presence of a large number of bacilli with a compara¬ 
tively robust state of health of the animal. 

In rabbits the temperature is never high, and the absence of any 
other signs of intoxication, as we have seen, was a marked feature of 
our experiments. The natural immunity of these animals to Johne’s 
bacillus is not sufficient to safeguard them against a fatal termination 
of the experiment, for we have seen that the saprophytic Bacillus 
Phlei may cause rapid death of the animal, although the latter is en¬ 
dowed with an immunity against this bacillus. This may be appreciated 
more easily by a brief consideration of what takes place in an animal 
inoculated with Bacillus Phlei. Although the timothy-grass bacillus, 
as its name implies, is a saprophytic micro-organism, when inoculated 
intravenously into rabbits it causes a rise of temperature within the first 
24 hours. This is presumably due to a toxin secreted by the bacillus, 
the animal possibly producing antibodies to the toxin so as to com¬ 
pletely neutralise it by the fourth or fifth day after the injection, at 
which time, as we have seen, the temperature falls more or less to the 
normal. Intraperitoneal or subcutaneous inoculation produces no rise 
of temperature; in these cases it is probable that the toxin is absorbed 
by such organs as the liver etc. or the subcutaneous tissue, and thus 
does not reach the heat regulating centres of the brain. That the crisis 
is not caused by the death of the bacilli in the animal body or their 
excretion from the host is proved by following closely the condition of 
the kidneys. It is true that cultures may be obtained from the urine 
24 hours after inoculation, but on microscopical examination of the or¬ 
gans the number of bacilli present is very small, and in some cases 
they could hot be found even after a prolonged examination. On the 
other hand, it is not until the third or fourth day that the kidney be¬ 
comes invaded by a large number of bacilli which increase in number 
up to the eighth or ninth day, long after the temperature has fallen. 
However, it must be remembered that at this stage, although the bacilli 
are numerous they are surrounded by a dense wall of small round cells, 
and it is significant that the appearance of these cells coincides with the 
fall of the temperature. 

The ultimate death of the animal appears to be caused by the patho¬ 
logical condition of the kidney. 

If we now consider Johne’s bacillus, we find a condition similar 
to that obtained when using killed Bacillus Phlei. The absence of 
a rise of temperature is probably due either to a rapid death of the 
micro-organism or to the lack of any toxin formation: we are inclined 
to favour the latter hypothesis in view of a similar absence of tempera¬ 
ture in naturally infected cattle. The survival of rabbits is undoubtedly 
due to the maintenance of the normal condition of the kidneys, the ba¬ 
cilli being slowly filtered out, and, owing to their death or to an inabi¬ 
lity to grow in this situation, the organ remains more or less in full 
functional activity. 

We thus consider Johne’s bacillus to be one of the least toxic 
among the acid-fast group of micro-organisms, it having failed to attain 
the power of secreting toxins or this power, having been acquired by 
the bacillus, has subsequently been lost. On the other hand, it is able 
to live and multiply in and around the cells of a specially selected part 
of the body of certain animals without apparently any very injurious 



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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’a Bacillus etc. 


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effect on these cells, and in this way the bacilli can develop progressi¬ 
vely, in the absence of any detrimental effect from the necrosed tissue 
debris of the host. 


SchluBfolgerungen. 

1) Die intravenose, intraperitoneale und subkutane Einimpfung von 
Reinkulturen des Johneschen Bacillus bei Kaninchen, Hiihnern und 
Mausen bringt keinen Zustand hervor, der irgendwie der Johneschen 
Krankheit des Rindes ahnlich sei, selbst wenn die Quantitat des inji- 
zierten Materials eine groBe ist und die Dosen haufig wiederholt werden. 

2) Auf eine intraperitoneale Einimpfung folgt gewbhnlich die Bil- 
dung kasiger Knotchen auf den serosen Ueberkleidungen der Abdominal- 
viscera, aber die sekretorischen Schichten des Darmkanals bleiben intakt, 
und das Vorhandensein der Knotchen hat anscheinend keinen EinfluB auf 
den allgemeinen Gesundheitszustand der Tiere. 

3) Eine einzelne intravenose Einimpfung des Johneschen Bacillus 
hat, praktisch genommen, keine toxische Wirkung auf irgendeines der 
oben genannten Tiere, wie solches durch die Aufrechterhaltung des Ap- 
petits und des Gewichts und durch die Abwesenheit irgendeines Steigens 
der Temperatur, so daB ein normaler Gesundheitszustand auf unbestimmte 
Zeit vorhanden ist, erwiesen wird. Vielfache Einimpfungen hingegen 
verursachen oft den Tod des Tieres, da die Gegenwart spezifischer Anti- 
korper in den Geweben wahrscheinlich zu dem verderbenbringenden Aus- 
gang des Versuches mitwirkt. 

4) Kaninchen, die gegen andere Glieder der siiurefesten Gruppe 
immun gemacht sind, unterliegen oft einer verh&ltnism&Big geringen intra- 
venQsen Dosis des toten Johneschen Bacillus, und in gleicher Weise 
sind diejenigen, welche gegen den Johneschen Bacillus immun gemacht 
sind, empfanglich gegenuber der Injektion einer kleinen Quantitat der 
verwandten Saprophyten. 

5) Die Verteilung des Johneschen Bacillus in den Organen eines 
geimpften Tieres stimmt nahe mit derjenigen ilberein, die man erhalt, 
wenn Bacillus Phlei usw. angewandt werden, aber bei denjenigen 
Tieren, die einer intravenbsen Einimpfung unterworfen sind, bleibt der 
Johnesche Bacillus eine liingere Zeit in den Lungen, und die Filtration 
dieser Bacillen durch die Nieren ist offenbar langsamer als diejenige 
vieler der anderen s&urefesten Bacillen. 

6) Johne’s Bacillus vermehrt sich nicht in der Substanz der Nieren 
von Kaninchen oder Hiihnern, denn bei mikroskopischer Untersuchung 
sind die Bacillen stets selten und veranlassen keine cellulare Reaktion, 
w&hrend Kulturen, die aus dem Urin angelegt werden, negativ sind, was 
darauf hinweist, daB die Bacillen wahrscheinlich schon tot sind. Anderer- 
seits wachsen Bacillus Phlei, der Smegma-Bacillus, Moellers 
Pseudoperlsuchtbacillus, Marpmanns Bacillus, der Nasenschleim- 
bacillus, der Paratuberkelbacillus und Moeller’s Mistbacillus kraftig 
in dieser Lage, wobei sie ein sehr betrachtliches Eindringen der Leuko- 


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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


cyten in das Organ veranlassen, und Reinkulturen der eingeimpften Ba- 
cillen lassen sich aus dem Urin erlangen. 

7) Johne’s Bacillus zeigt einen hohen Grad der WiderstandsfShig- 
keit gegen die destruktiven Agentien des tierischen Kdrpers, und an der 
Stelle einer lokalen Einimpfung ist das injizierte Material, praktisch ge- 
nommen, unangetastet noch viele Monate sp&ter aufzufinden. 

Wir sind der Royal Society zu Dank verpflichtet fflr die Bewilligung, 
die uns in den Stand setzte, die Tiere anzukaufen, die bei diesen Ver- 
suchen verwendet wurden. 


Litsrator. 

1) Johne und Frothingham, Ein eigentumlicher Fall von Tuberkulose beim Rinde. 
(Dtsche Zeitschr. f. Tiermed. u. vergl. Pathol. Bd. 21. 1895. p. 438.) 

2) Stockman, S., Report of the Ohief Veterinary Officer to the board of Agriculture. 
London 1909. 

3) McFadyean, J., Johne’s disease, a chronic bacterial enteritis of cattle. (The 
Journ. of Comp. Pathol, and Therap. 1907. p. 48.) 

4) Bang, B., Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1906. No. 41. 

5) Miessner und Trapp, Der chronische infekti6se Darmkatarrh des Rindes (Ente¬ 
ritis chronica infectiosa bovis). (Mitteil. d. Kaiser With.-Instit. f. Landwirteeh. in 
Bromberg. Bd. 2. 1910. p. 219—286.) 

6) Twort, F. W. and Ingram, G. L. Y., A method for isolating and cultivating the 
Mycobacterium enteritidis chronicaepseudotuberculosae bovis Johne, 
and some experiments on the preparation of a diagnostic vaccine for pseudotuberculous 
enteritis of bovines. (Proo. Roy. Soc. B. Vol. 84. 1912.) 

7) Holth, H., Reinzuchtuug des Bacillus der spezifischen chronischen Darmentziindung 
des Rindes (Paratuberkelbacillus). (Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 11. 
1912. p. 378.) 

8) Twort, F. W. and Ingram, G. L. Y., Further experiments with the Myco¬ 
bacterium enteritidis chronicae pseudotuberculosae bovis Johne, and 
with vaccines prepared from this micro-organism. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. 
Orig. Bd. 67. 1912.) 

9) Vukovic, Quoted by Bang. 66. Beretning fra den Kgl. Vet- og Landbohoj. 
Laboratorium ; p. 39. 


Nachdruck rerbolen. 

Ueber die Sarcina tetragena. 

[Aus dem Patholog. Institut der Wiener allgem. Poliklinik.] 

Von Dr. Theodor Bauer, gew. Assistenten des Institutes. 

Migula(l) und Lehmann und Neumann (2) haben ftir den 
von Koch (3) und Gaffky (4) beschriebeneu Micrococcus tetra¬ 
gon us das Synomym „Sarcina tetragena 11 vorgeschlagen und ein- 
gefiihrt, und zur Begriindung hierfiir angefiihrt, daB der, wie schon sein 
Name besagt, zu den Mikrokokken gehorige Micrococcustetragenus 
auf geeignetem Nahrsubstrat echte Sarcinepakete zu bilden imstande sei. 
Diese Umtaufe des Mi crococcus tetragon us hat zweifellos zu einer 
Reihe von MiBverstandnissen und Irrtiimern gefflhrt, da die Meinung 
besteht, daB HieBende Uebergiinge der einen in die andere Art bestehen. 

Ohne vorl&utig noch auf diese Frage nSher einzugehen, sei gleich 
eingangs betont, daB fakultativ wohl mancher Stamm des Micrococcus 
tetragenus unter Umstanden Pakete zu bilden vermag, daB aber eine 
unter alien Bedingungen Wiirfel bildende Sarcine streng von jener Mikro- 
kokkengruppe abzugrenzen ist. 

Gelegerheit, diesen Standpunkt zu prazisieren, war uns geboten 


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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena. 


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anlaBlich der UDtersuchung des nachstehend beschriebenen Falles von 
eitriger Meningo-encephalitis und -myelitis, bei dem wir die als menschen- 
pathogen noch so haufig angezweifelte Sarcina tetragena einwand- 
frei als einzigen Erreger der Erkrankung festgestellt und sie in Rein- 
kultur gezdchtet haben. 

Im AnschluB an die Beschreibung dieses Fades seien dann iiber das 
verschiedene Verhalten von Micrococcus tetragenus und Sarcina 
tetragena, sowie iiber die Stellung der beiden in der Literatur einige 
Bemerkungen angekniipft. 

Als Erreger eitriger Meningoencephalitiden sind schon eine gauze 
Reihe von Mikroorganismen beschrieben worden. Bekanntdch hat man 
alle gewohnlichen Eitererreger sowie auch Coli-, Typhus- und Dysenterie- 
Bacillen, anaerobe Bakterien, Pilze wie Soor, Streptothrix, Aktino- 
myces, Hefe etc. nachgewiesen. Von Tetraden bildenden Mikroorga¬ 
nismen wurde Micrococcus tetragenus etwa 3mal bei Ilirnpro- 
zessen, Sarcina tetragena noch niemals nachgewiesen. Micro¬ 
coccus tetragenus wird erwahnt bei Geiwe, Fackler, Mitchell 
und Hell maun, bei Pende und Besangon, doch liegt nur bei letz- 
terem ein Sektionsbefund und neben dem mikroskopischen auch ein 
kultureller Nachweis vor. Wissenschaftliche Verwertbarkeit koramt den 
ersteren Fallen nicht zu. 

Was den Ausgangspunkt der Erkrankung in unserem Fade betrifft, 
so sei gleich hier darauf hingewiesen, daB trotz genauen Nachsuchens 
ein solcher nicht gefunden werden konnte, und daB anscheinend weder 
ein Trauma vorlag, noch eine Fortleitung eines Prozesses (Otitis, Rhi¬ 
nitis), noch ein Anhaltspunkt fiir eine metastatische Erkrankung (Bron¬ 
chitis, Lungengangriin. Enteritis) bestanden hat und daB der Fad somit 
in die Gruppe der kryptogenetischen eitrigen Encephalitiden gehOrt. Die 
eitrigen Hirnprozesse, bei denen die Ursache der Erkrankung unbekannt 
bleibt, betragen ungefahr 10 Proz. der Gesamtzahl. 

Am 17. Februar 1911 kam an das pathologische Institut der Poli- 
klinik eine Lumbadiiissigkeit von der Kinderabteilung(Doz. Hamburger) 
zur bakteriologischen Untersuchung. Das Punktat zeichnete sich durch 
seine triibflockige Beschaffenheit und den reichlichen Bodensatz aus. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab einen reichlichen Gehalt an Eiter- 
zellen und an grampositiven, ungewohnlich plumpen, unscharf be- 
grenzten Gebilden, die meist eine Anordnung zu viert erkennen lieBen 
und an Warenballen erinnerten. Urn die Gebilde herum liegt eine zart 
fuchsinrot gefarbte, gelatinose Kapsel. 

Wir kultivierten von dem durch Zentrifugieren gewonnenen Sediment 
auf Agar- und Serumagarplatten und bekamen nacli 16-st(indigem Wachs- 
tum im Brutschrank bei 37° C grauweiBe, runde, dickschleimige, faden- 
ziehende Reinkulturen von Bac. Friedlander-ahnlichen Kolonieen. 

Mikroskopisch erwiesen sich diese als gram positive, in Paketen 
angeordnete, groBe Tetradenformen, welche von einer breiten schleimigen 
Kapsel umgeben waren. Die einzelnen Pakete hingen durch fuchsinrot 
gefarbte, netz- und spinngewebeartige Verbindungsbriicken miteinander 
zusammen. 

Eben war unsere Untersuchung so weit gediehen, als das Kind, uin 
dessen Lumbalfliissigkeit es sich hier handelt, nach 3-tiigigem Spitals- 
aufenthalt starb. Durch das bei der Obduktion (6 Stundeu post mortem) 
gewonnene Material wurden die Untersuchungen durchaus bestiitigt und 
konnten in grdBerem Umfange weiter verfolgt werden. Kurzer Auszug 
aus der Krankengeschichte: 


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Marie 8t., 3 Monate altes Brustkind. Seit 8 Tagen Unruhe, griine Stiihle. Seit 
3 Tagen Fieber, Erbrechen und Schreien. Keine Krankheit in der Familie. 

Status praesens: Ruhiger, somnolenter Zustand, kraftige Entwickelung. Lange 
63 cm, Kopfumfang 42 cm, Brustumfang 30 cm, Bauchumfang 35 cm. Haut blaB; 
Temperatur 41° C. Graziles Skelett. Scnadelknochen hart; grofle Fontanelle 5,5 cm. 
offcn und stark vorgewfilbt. Keine Zahne, keine Driisenschwellungen. 

Pupillen nicht reagierend. Geringe Nackensteifigkeit, Kcrnigsches Phanomen 
positiv. Ohren, Nase, Mund ohne Befund. Rachenschleimhaut blaB. Atmung vesikular. 
Koine Dampfung iiber der Lunge. Herz in normalen Grenzen; T6ne rein. I^eber und 
Milz nicht palpabel. Abdomen ohne Besonderheiten. 

Exitus am 20. Februar 1911 um 5 1 /, Uhr friih. 

Obduktionsbefund (Dr. Bauer): 

Dem Alter entsprechend kraftig entwickelte, kindliche weibliche Leiche, mit gut 
erhaltenem Panniculus adiposus, keinen aufleren auffallenden Merkmalen und keinen 
Zeichen von Rachitis. 

Beim Abpraparieren der Schadelschwarte tritt entsprechend der Sagittalnaht eine 
2 cm breite Diastase der beiden Scheitelbeine zutage, deren korrespondierende Rander 
eine deutliche Zahnung erkenncn lassen. Die groBe Fontanelle ist weit offen, ihre 
Durchmesser betragen 5 :6 1 /, cm. 

Beim Durchsagen des Schadeldaches geht die Dura mit und lafit sich vom 
Knochen kaum ablosen. In den Sinus des groBen Sicheldurchleilcrs und in den Sinus 
transversi dunkles fliissiges und frisch geronnenes Blut. 

Die bloflliegende Konvexitat des Gehirns zeigt zart injizierte GefaBe der weichen 
Hirnhaute und gelbe Eitermassen zwischen einzelnen Hirnwindungen der Scheitellappen. 
Die Hirnoberflacne verriit Besonderheiten nur an der Konvexitat des Occipitallappens: 
einzelne Stellen erscheinen stark vorgewolbt und fluktuierend, andcrc mehr eingesunken 
oder flach. Konvexitat und Basis sind in reichliche Eitermassen eingohiillt. Ein grofier 
Teil des graugelben, schleimigen Eiters — im ganzen betrug die Menge iiber 350— 
400 ccm — war schon beim Durchsagen des Schadeldaches abgeflossen. 

Mehrcre in frontaler Richtung angelegte Schnittflachcn lassen an den vorgewolbten 
Partien der Hirnoberfliiche kleiner bohncngroBe bis kleinapfelgroBe von den gleich- 
artigen Eitermassen erfiillte AbszeBhohlen erkennen, die teifs knapp unter der stark 
verdunnten Rinde, teils im Marklager liegen und mit den Hohlen des 3. und 4. Ven- 
trikels kommunizieren, so daB ein ausgesprochener Pyocephalus internus besteht. Die 
AbszeBhohlen sind glattwandig; nur hier und da hangen kleine nekrotische Gewelw- 
fetzen an der Wand herab. An einigen Stellen ist der Eiter vollig enlleert, so daB 
cystische Hohlraume zu sehen sind. 

Die meist. eng aneinandergrenzenden Abszesse sind nur durch ganz diinne Septen 
voneinander getrennt. Die Konsistenz des Gehirns ist bedeutend herabgcsetzt, die 
Schnittfliiche feucht und glanzend. 

Die eroffneten Ventrikel sind stark erweitert, mit Eitermassen erfullt; der Plexus 
chorioideus eitrig eingeschmolzen. 

Das Riickenraark ist seiner ganzen Lange nach, sowohl infra- wie extradural von 
den gleichen graugelben dicksohleitnigen Eitermassen erfullt. 

Das Hals- und obere Brustmark weist auf der Schnittfliiche einen vollstandigen 
Zerfall der grauen und weiBen Substanz auf. Nur die austretende Riickenmarkswurzeln 
und die rcsistentere Dura ist ziemlich unversehrt erhalten. Im Lendenabschnitt, wo 
der ProzeB noch nicht so weit vorgeschritten ist, liiBt sich die Querschnittszeichnnng 
deutlich erkennen. 

Die Ohren (inneres und mittleres Ohr), Nase und Nebenhohlcn zeigen ebenso wie 
Mundhohle, Zunge, Rachen- und Gaumeutonsille keine pathologischen Veriinderungen. 

Oesophagus, Larynx, Trachea weisen nichts Abnormes auf. 

Schilddriise blaB, leicht gekornt. 

Die l>eiden Lungen sind nirgends angewachsen, blutreich, in den Oberlappen rot- 
lich gelb in den Unterlappen blauviolett. Einzelne Partien der Unterlappcn sind leicht 
atelektatisch eingesunken. Die Lungen sind gut durchfeuehtet; von der Schnittflache 
liiBt sich schaumige Fliissigkeit abstreifen. 

Sparlich und zerstreut einige frische lobuliirpneumonische Herdc. 

Der Herzbeutel enthiilt einige Kubikzentimeter serose Fliissigkeit. Der Herz- 
muskel ist schlaff; der Klappenanparat zeigt koine Veriinderungen. 

Die Milz ist vergroBert. una weich; ihre Schnittflache sehr follikelreich und liiBt 
einen graurotlichen Saft abstreifen. 

Die Leber ist stellenweise braunrot und gelb gefleckt. Die Konsistenz ist herab- 
gesetzt. 

Die beiden Nieren sind leicht geschwollen, die Kapsel leicht abziehbar. Die 
Corticalis von braungelber Farbe. 

Die Harnblase enthiilt gelben, klaren Harn. Der Magen ist leicht dilatiert und 

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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena. 


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enthalt grauschleimige Masscn; stellenweise ist er seines Epithets (lurch Selbstverdnu- 
ung entblbGt. 

Ini Diinn- und Dickdarm linden sich gelbgriine Chytuusmassen. Die Schleimhaut 
ist Ieicht gerotet, atrophisch, stellenweise ganz abgestollen. 

Ein AufschluB fiber den Ausgangspunkt der Erkrankung wurde 
trotz genauer Untersuchung von Augen- und Nasen- sowie der pneu- 
matischen Holden ferner von Ohren, Rachen etc. nicht gewonnen. 

Der Magen-Danntrakt, der wohl das typische Bild eines chronischen 
Katarrhs darbot, wurde einer bakteriologischen Untersuchung nicht 
unterzogen, da dieser Versuch von vornherein aussichtslos erschien. 

Zur histologischen Untersuchung wurde, abgesehen von Gehirn und 
Ruckenmark auch Lunge, Leber, Milz, Niere, Magen-Darmschleimhaut, 
Lymphdriisen und Thymus in Formalin und M fi 11 e r - Formalin fixiert. 
Die zahlreich angefertigten Paraffinschnitte wurden mit H&malaun-Eosin, 
van Gieson und nach Gram-Weigert gef&rbt. 

Histologischer Befund: 

Lunge. Sie bietet nirgends das Bild schwerer Veranderungen dar. Die knapp 
unter der Pleura gelegenen Partien sind luftleer und bestehen aus zusammengesunkenen 
Alveolarsepten, zwischen denen abgestoBene Alveolarepithelien und Leukocyten eiu- 
gelagert sind. An diese atelektatiscken Stellen grenzen gegen die Mitte zu lufthaltige 
Lungenpartien mit oft stark verdiinnten oder geplatzten Alveolarsepten. 

Neben den Atelektaseu und emphysematosefi Anteilen finden sich auch lobular- 
pneumonische Herde im ersten Stadium des Beginnes: Die Alveolen sind von einer 
mit Lymphocyten und Alveolarepithelien vermengten serosen Fliissigkeit erfiillt; die 
Lungenkapdlaren strotzend mit Blut gefiillt. 

Vorgeschrittenere Stadien der Pneumonie als die eben beschriebenen finden sich nicht. 

Die kleinen Bronchialastchen sind uberall von intaktem Epithel bekleidet, ihr 
Lumen ist frei und zeigt keine Spuren von Bronchitis. 

Niere. Durchweg zeigen sich die Veranderungen der parenchymatosen Degene¬ 
ration : die Epithelien der Harnkaniilchen sind Ieicht geblaht und springen uuregel- 
maflig in das Lumen vor, oft verschlieflen die Epithelien aber dasselbe fast vollkommen, 
teils durch ihre Quellung, teils durch hyaline Zylinder. 

Milz. Die zahlreichen Follikel liegen in einer an roten Blutkorperchen auflerst 
reichen Pulpa. 

Entzundliche Erscheinungen sind nicht wahrzunehmen. 

Magen. Die Schleimhaut ist groBtenteils gut erhalten; nur in den Tiefen ein- 
zelner Falten derselben ist dies nicht der Fall. Weder die Magen- noch die Darm- 
schleimhaut ist entzundlich verandert. 

Gehirn. Die zahlreichen Abszesse zeigen histologisch ein charak- 
teristisches Verhalten. Die grofieren reichen meist bis knapp unter die 
Hirnoberflache und besitzen eiue nur ganz diinne Decke, in der man 
Reste der Rinde und der Leptomeningen nachweisen kann. 

Im allgemeinen kann man an den Abszessen 3 Zonen unterscheiden: 
Erstens eine innere Granulationsschicht, die hauptsachlich aus Zerfalls- 
massen, untergehenden nervosen Elementen, Rundzellen und Kornchen- 
zellen bestehen. 

Die zweite Zone ist dadurch gekennzeichnet, daB die KapillargefaBe 
verdickt erscheinen und daB reichliche Rundzellen und Fibroblasten 
zwischen den zerfallenden Gliaanteilen auftreten und sozusagen die 
Abgreuzung gegen das gesunde Hirngewebe bilden. In dieser Zone 
fallen auch groBe wabige Zellen auf, die ein doppelbrechende Substanzen 
enthaltendes Protoplasma und runden, dunklen Kern besitzen. An- 
scheinend entsprechen diese Zellen der Molekularschicht der GroBhirn- 
rinde, doch sind sie als solche nicht mehr zu erkennen. 

Als dritte Zone umziehen wellige Lamellen, zwischen denen Rund¬ 
zellen, Epitheloidzellen, Lymphspalten und BlutgefaBe anzutreffen sind, 
den AbszeB in seiner Zirkumferenz. Dieser Streifen ist auch durch die 
Quellung der nervosen Elemente, durch Auftreten von Epitheloidzellen 
und durch perivaskulare Rundzelleninfiltration ausgezeichnet. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 


Die abszeBfreien Anteile des Gehirns sind gleichfalls betrachtlich 
odematfis, so daB die Zellen der Molekularschicht auseinandergedrangt 
und aufgedunsen erscheinen. Bemerkenswert erscheint das Verhalten 
der Blutgef&Be des Gehirns, welche eine auffallend verdickte Wand und 
reichliche Rundzelleninfiltration derselben aufweisen. 

In den Gram - Weigert-Schnitten, auch in den einfachen Hfim- 
alaun-Eosinschnitten kann man schon mit starkeren Trockensystemen im 
Innern der Abszesse gelegene dunkelblau - schwarz gef&rbte, reichliche 
Viererpakete erkennen. Meistens sind sie in der innersten und in der 
mittleren Zone anzutreffen; sie liegen immer extracellular und sehen 
zum Unterschied von den aus dem Eiter selbst angefertigten Praparaten 
etwas kleiner aus. Kapsel scheinen sie nicht zu besitzen. 

Auch bei den ganz kleinen Abszessen, wo es noch nicht zur eitrigen 
Einschmelzung gekommen ist, finden sich die Pakete nur im Zentrnm. 
Die reichlich infiltrierten Gefafie zeigen weder in der Wand noch im 
Lumen einen Gehalt an Mikroorganismen. 

Die Ventrikel, die — wie friiher erwahnt — in groBe Eiterbfihlen 
umgewandelt sind, besitzen histologisch kein Ependym mehr. Ihr histo- 
logisches Verhalten entspricht dem fiber die Abszesse bereits frfiher 
Gesagten. 

Rfickenmark. In den oberen Anteileu des Rfickenmarks zeigt 
sich folgendes Verhalten: die Dura erscheint als kontinuierlicher Ring, 
der aus konzentrisch angeordneten dfinnen Lamellen besteht und von 
zahlreichen Rundzellen und hfimatogenen Pigmentschollen durchsetzt, ist. 

Das Rfickenmark zeigt das Bild eitriger Einschmelzung. An dessen 
Stelle finden sich vielfach nur aus eitrigen Zerfallsmassen bestehende 
Herde, zwischen welchen die wohlerhaltenen Rflckenmarkswurzeln liegen. 

Die Querschnittsbilder der Nervenfasern selbst zeigen keine Ver- 
anderungen, wfihrend das Epineurium von einer groBen Menge polymorph- 
kerniger Leukocyten sowie Tetradenformen sehr stark durchsetzt ist. 

Die Dura mater spinalis ist auch an ihrer AuBenseite von einer aus 
einem Fibringerflst und Eiterzellen bestehenden Membran flberzogen. 
Die Blutgefafie sind durchwegs stark injiziert. 

Zusammenfassung. Aus vorangehenderer Beschreibung ist zu 
ersehen, daB es sich um Fall schwerster eitriger Encephalitis und Menin¬ 
gitis sowie Meningorayelitis, einhergehend mit ausgedehnter AbszeBbil- 
dung, handelt, die Form der Abszesse spricht ffir eine Dauer der Er- 
krankung von ca. 10—14 Tagen. 

Die aus dem Gehirn und dem Rfickenmark zahlreich angefertigten 
mikroskopischen Schnitte zeigen alle einen reichlichen Gehalt an Mikro¬ 
organismen in Tetradenform, die sich durch ilire auffallende GroBe aus- 
zeichnen. Da in alien fibrigen Organen keine besonderen Verfinderungen 
zu finden waren, scheint die Annahme, daB es sich um eine krypto- 
genetische Erkrankung handelt, vollauf berechtigt zu sein. 

Bakterlologischer Tell. 

Nach der bakteriologischen Verarbeitung des Falles bot sich eine 
besondere Schwierigkeit bei dem Versuch, den gezflchteten Mikroorganis- 
mus zu klassifizieren und dann zu identifizieren, denn die Art der 
Nomenklatur gerade der in Betracht kommenden Bakteriengruppen macht 
Irrtfimer und Verwechslungen leicht moglich. In Betracht gezogen 
wurde Micrococcus tetragenus, Sarcina tetragena und die 
von Sauerbeck (34) beschriebene Sarcina mucosa (n. sp.). 

Die Aehnlichkeit gerade dieser letztgenannten Form mit unserem 


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Mikroorganismus veranlaBt uns, die Sauerbecksche Sarcine und den 
Micrococcus tetrag. zum Vergleich heranzuziehen und die ein- 
schl&gige Literatur zu sammeln. Hierbei kamen wir auf Ergebnisse, die 
Gegenstand der folgenden Ausfiihrungen sein sollen. Vorerst seien die 
Resultate der bakteriologischen Untersuchung mitgeteilt: 

A. Verhalten unseres Mikroorganismus auf festen 

NahrbSden. 

Agarplatten: Nach 16—20-stundigem Wachstum zeigen die Platten 
kuppelformig erhabene, 2—4 mm hohe, tippige Kolonieen, die mattweiB, 
rund und von schleimiger Beschaflfenheit sind. 

Bei schwacher VergroBerung erscheinen die Kolonieen stark gekerbt 
und grob gekornt; in der Mitte der Kolonie ist eine dunkle Stelle, die 
sich gegen die Peripherie zu in kleine viereckige Scheiben und waren- 
ballenartige Pakete zerteilt. 

Serumagarplatte: Das Wachstum ist um ein wenig uppiger. 
Im allgemeinen war das Verhalten auf diesem N&hrboden wie frtiher be- 
schrieben. 

Gelatineplatte: Diese wird nicht vertiiissigt. Die in der Tiefe 
liegenden Kolonieen erscheinen als graue runde Scheiben, die oberflach- 
lichen sind schleimig und erhaben. 

Drigalsky- und Lentzplatten: Wie auf den Agarplatten. 
Keine Farben&nderung. 

Agarstich: Erst erscheint der Stichkanal als feines Band, spater 
perlschnurartig gekornt; an der OberflSche quillt ein schleimiger, un- 
regelmSBig begrenzter Knopf hervor. 

Schiefer Agar: Ueppig-schleimiges Wachstum wie auf den 
Platten. Stark getrubtes Kondenswasser. 

Zuckeragarplatten und Zuckeragarstich wie bei ein- 
fachem Agar. 

Bei SauerstoffabschluB ist das Wachstum weitaus sp&rlicher. 

B. Flflssige Nahrbdden. 

Bouillon: Nach 16 Stunden sieht man in den BouillonrShrchen 
eine ganz klare Fliissigkeit, nur am Boden einen reichlichen fadenziehen- 
den, flockigen Satz, der sich beim Aufschiltteln spiralig in die H6he 
windet, um sich dann homogen zu zerteilen. 

Milch bleibt dauernd unverandert. 

Lackmusmolke zeigt keine Farbenanderung. 

Heudekokt: Die Kulturen dieses Nahrbodens unterscheiden sich 
dadurch von den Bouillonkulturen, daB beim Aufschiltteln sofort die 
homogene Zerteilung auftritt. 

Tern peraturbedurfnis: Das tippigste Wachstum erzielt man 
bei 37 0 C im Brutschrank, ein weniger iippiges auch bei Zimmer- 
temperatur. 

Chemische F&higkeiten: Der Mikroorganismus besitzt kein 
peptonisierendes Ferment, und zeigt keine Indolbildung sowie S&ure- 
bildung. 

Das Verhalten zu Zuckerarten, das von vornherein kein bemerkens- 
wertes zu sein versprach, da es differentialdiagnostisch nicht in Betracht 
kommt, wurde nicht eingehend untersucht. Gepruft wurden trauben- 
zucker-, mannit- und milchzuckerhaltige Nahrboden, auf denen die Kolo¬ 
nieen kein anderes Bild darboten, wie auf den Agarplatten. 

Eigenbewegung konnten wir im hangenden Tropfen von Bouillon- 


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und Heudekoktkultur nicht beobachten; auch GeiBeln lieBen sich nicht 
darstellen. 

Mikroskopisch zeigte der Mikroorganismus, gleichgultig von welcher 
Kultur, folgendes Verhalten: 

GroBe, grampositiv gefarbte Viererballen liegen von einer gallertigen 
Hiille eingeschlossen, dicht beisamraen. Die einzelnen Pakete sind, wie schon 
friiher erwahnt, durch ein spinnwebenartiges Gerust miteinander verbunden. 

An dieser Stelle sei nebenbei einer Beobachtung gedacht, fur die 
eine passende Erkiarung nicht gefunden wurde: Wahrend sonst nSmlich 
kapseltragende Bakterien im Tierkorper eine besondere GroBe und Aus- 
gestaltung der Kapsel erlangen, war in unserem Fall geradezu das 
Gegenteil zu finden. 

Aus den oben angeftihrten Befunden im Zusammenhang mit den 
Tierversuchen geht ohne jeden Zweifel hervor, daB wir es in unserem 
Fall mit einer Sarcina tetragena zu tun haben. 

Der Vollstandigkeit halber unterlieBen wir es nicht, sowohl einen 
Vergleichsstamm des Micrococcus tetragenus wie auch der 
Sauerbeckschen Sarcine zu priifen. Wahrend der uns zur Verfugung 
stehende Tetragenus-Stamm sich morphologisch und biologisch nicht 
wesentlich von einem Staphylococcus albus unterschied, konnten 
wir zwischen der Sauer beckschen und unserer Sarcine nur ein iden- 
tisches Verhalten feststellen. Nur was die GroBe betrifft, zeigte sich 
unsere der Verfdeichssarcine weit tiberlegen. 

Bei dem Tetragenus-Stamm fanden wir keine Kapselbildung; 
vielleicht besaB er niemals eine, vielleicht war sie ihm durch h&ufiges 
Ueberimpfen verloren gegangen. Bei der Sau er beckschen Sarcine 
fand sich bloB die Andeutung einer solchen. AusfUhrlicher auf das 
sonstige Verhalten einzugehen, unterlassen wir, da es in keinem Punkt 
Neues gezeigt hat; soweit die Tierversuche mit diesen beiden St am men 
Besonderheiten aufwiesen, werden dieselben spater Erwahnung finden. 

Zu den Tierversuchen verwendeten wir weiBe, braune und graue 
(Haus-)Mause, weiBe und schwarze Ratten, Meerschweinchen und Kanin- 
cheu. Infiziert wurden die Tiere 1) durch Verfiitterung, 2) durch sub- 
kutane, 3) durch intraperitoneale und 4) durch intravenose Injektion. 

Der allererste Tierversuch war ganz primitiv: 3 Mauseu brachten 
wir mit einer Platinose vom Meningitiseiter kleine Mengen (2 Oesen) 
ins Maul. Von diesen 3 Tieren gingen 2 nach 3 und 4 Tagen ein, die 
3. Maus war nach 3 Wochen noch am Leben und wurde zu weiteren 
Versuchen verwendet. 

Dann wurden 3 (braune) Mause mit Semmel gefiittert, die 4 Stunden 
in Bouillonkultur geweicht worden war. Ein Tier ging nach 5, die beiden 
anderen nach 6 Tagen ein. 

Die Ffltterungsversuche mit Ratten hatten folgendes Ergebnis: Je 
ein weiBes und ein schwarzes Tier wurde mit gehacktem Fleisch, das mit 
28 Stunden alter Bouillonkultur iibergossen wurde, gefiittert 

Nach 5 Tagen zeigte sich keine Reaktion; am 7. Tage erfolgte eine 
neuerliche Fiitterung mit Bouillonkultur, am 12. Tage ging das Tier ein, 
das andere am 17. Tag. 

Zwei jungeMeerschweinchen erhalten Semmel in 24-stundiger Bouillon¬ 
kultur getrankt. Am 3. Tag stirbt eines der beiden Tiere durch eine 
Stallinfektion an Pseudotuberculosis rodentium. 

Das andere Meerschweinchen bekommt am 4. Tag noch l l /» ccm 
Bouillonkultur mit grunem Futter. Am 12. Tag ist das Tier apathisch 
und schleppt den linken HinterfuB nach; am 13. Tag Exitus. 


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Zwei Kaninchen blieben nach zweimaliger Verffltterung mit Bouillon- 
kultur noch nach 5 Wochen gesund und wurden dann fur Injektionsver- 
suche verwendet. 

Bei den Verfiitterungstieren ergab sich folgender Obduktionsbefund: 
Im Dunn- und Dickdarm sind zahlreiche, bis an die Serosa heran- 
reichende flache Geschwiire und ein h&inorrhagisch-eitriger Darmkatarrh. 
Die Milz ist von miliaren bis stecknadelkopfgroBen AbszeBchen flbersat. 
Einzelne Tiere haben auch kleine AbszeBchen in den Lungen. Aus der 
Milz und aus dem Herzblut eines jeden Tieres gewannen wir stets Rein- 
kulturen des besprochenen Mikroorganismus. Bei der Ratte und dem 
Meerschweinchen wich der Befund ein wenig ab, da es hier auch zu 
Peritonitis gekommen war, welche sich durch die zahdickflflssige und 
glasig-schleimige Beschaffenheit des Eiters auszeichnete. 

AuBerdem fand sich beim Meerschweinchen ein Oesophagopharyngeal- 
abszeB (Reinkultur!), bei der Ratte entztindliche Schwellung und Rotung 
samtlicher Lymphdriisen. 

Injektionsversuche: Je 2 Mause, Ratten, Meerschweinchen und Ka¬ 
ninchen bekamen 1 / 2 ccm Bouillonkultur subkutan unter die Rtickenhaut, 
und V 2 ccm intraperitoneal eingeimpft. 

Die subkutan behandelten Tiere bekamen an der Impfstelle deutlich 
sichtbare Abszesse und gingen nach wenigen Tagen ein, und zwar die 
MSuse nach 2, Ratten nach 4 und Meerschweinchen nach 5 Tagen. Ein 
Kaninchen unter die Bauchhaut mit 1V 2 ccm Bouillonkultur injiziert, 
bekam einen langdauernden AbszeB und ging an einer interkurrierenden 
Stallinfektion — an Pseudotuberculosis rodentium — ein. 

Von den intraperitoneal infizierten Tieren gingen die Mause nach 
24 Stunden, die Ratten nach 3mal 24, die Meerschweinchen nach 4mal 
24 Stunden ein. 

Der Obduktionsbefund ergab bei den subkutan geimpften Tieren 
meist nur subkutan gelegene, ausgebreitete Abszesse, die von hellgelbem, 
dickem Eiter erfiillt waren. Im Darm fand sich ein hamorrhagisch- 
schleimiges Exsudat. In den meisten Fallen konnten wir kleine Ab¬ 
szesse in der Milz nachweisen. AuBerdem fand sich stets Schwellung 
der regionaren -inguinalen oder axillaren Lymphdriisen, je nachdem ob 
die Injektion in die Riickenhaut gegen den Hals zu oder in die Bauch¬ 
haut gegen die Inguinalgegend gemacht wurde. 

Die intraperitoneal geimpften Tiere zeigten bei der Sektion ein dick- 
schleimiges gelbes zahes Exsudat am Peritoneum, Milzabszesse, bedeu- 
tende Schwellung der Lymphdriisengruppen im Mesenterium und in in- 
guine. Lungen- und Leberabszesse waren auch haufig, ebenso wie kleine 
in der Serosa und Muscularis gelegene kleine AbszeBchen des Diinn- 
und Dickdarms. Bei Ratten beobachteten wir nicht selten ausgebreitete 
Nierenabszesse in groBer Zahl, teils in der Rinde, teils aber auch im 
Mark gelegen. 

Wahrend Ratten dies Verhalten bei alien Injektionsarten zeigten, 
boten andere Versuchstiere das Verhalten nicht dar. 

Kaninchen, die sich dem Ausspruch vieler Autoren zufolge gegen- 
iiber dem Micrococcustetragenus refraktSr verhalten sollen, zeigten 
sich bloB bei dem Verfutterungsversuch (Griinfutter iibergossen mit 5 ccm 
24-stiindiger Bouillonkultur) gegen unsere Sarcina tetragena un- 
empfindlich, bei den Injektionsversuchen hingegen traten schwere Er- 
krankungen ein. 

Ein subkutan mit 3 ccm 28-stiindiger Bouillonkultur unter die 
Bauchhaut geimpftes Kaninchen bekam an der Impfstelle einen htihnerei- 


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478 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

groBen langdauernden AbszeB, aus dessen Eiter wir Sarcina tetra- 
gena in Reinkultur zflchteten. Ein Tier, dem 1 ccm 24-stflndiger 
Bouillonkultur intravenos (Ohrvene) eingespritzt wurde,- geht nach 2mal 
24 Stunden ein. Die Sektion ergibt miliare AbszeBchen in alien paren- 
chymatosen Organen, h&morrhagisches dflnnflflssiges Exsudat im ganzen 
Magen-Darmextrakt. 

Bei sflmtlichen verendeten Tieren legten wir Kulturen aus dem Herz- 
blut sowie aus den Abszessen an und fanden ausnahmslos in jedem Fall 
Reinkulturen der Sarcina tetragon a. Die Kulturen glichen denen 
aus deni Hirneiter und der Originalcerebrospinalfiflssigkeit gewonnenen. 

Die zu Vergleichszwecken benutzten Stflmme von Micrococcus 
tetragenus (Dr. W. Kern) und Original Sauerbeck-Sarcine 
(Dr. H. Dostal) zeigten beim Tierversuch ein flhnliches, keinesfalls 
uber ein identisches Verhalten, wie unsere Sarcina tetragena. 

In erster Linie fallen die Virulenzunterschiede auf; es gelang uns 
nicht bei den Vergleichsst&mmen selbst bei dreimaliger Passage, den 
gleichen Grad der Virulenz wie bei unserer zu gewinnen. 

Die Ffltterungsversuche mit beiden Stflmmen versagten bei MSLusen 
und Meerschweinchen vflllig. Nach 34 Tagen waren die Tiere noch in 
vollster Gesundheit und wurden dann fur weitere Versuche verwendet. 
2 Mfluse wurden obduziert, zeigen aber gar keine Veranderungen. 

Injektionsversuche mit Micrococcus tetragenus: 2 subkutan 
geimpfte Mfluse (V, ccm 24-stflndiger Bouillonkultur unter die Rfickenhaut) 
gehen nach 5 und 6 Tagen ein. 

Die Sektion ergibt dickflflssiges, eitriges gelbes Exsudat in einem 
die ganze linke Flanke einnehmenden AbszeB. Milzschwellung und 
Schwellung der axillaren und inguinalen Lymphdrflsen. 

Aus dem Herzblut wurde ein grampositiver, an Staphylokokken er- 
innernder kapselloser Micrococcus tetragenus gezflchtet. 

Zwei Mfluse werden intraperitoneal (V 2 ccm 24-stflndiger Bouillon¬ 
kultur) geimpft und verenden nach 48 Stunden. Bei der Sektion fanden 
wir eine diffus eitrige Peritonitis. Leber und Milz sowie die Darmserosa 
sind von einer dtinnen fibrincisen Eiterschicht umgeben. Parenchymatflse 
Degeneration der Organe. 

Ein Meerschweinchen, das unter gleichen Bedingungen behandelt 
wurde, ging bei subkutaner Impfung nach 8, ein Meerschweinchen und 
eine Ratte bei intraperitonealer, nach 6 l / 2 und 47 2 Tagen, ein. Die Ob- 
duktionsbefunde stimmten mit den oberen flberein, ebenso die Kultur- 
ergebnisse. 

Urn eine Spur virulcnter zeigte sich die Original - Sauer b eck- 
Sarcine. 

Von je 2 zu Ffltterungsversuchen verwendeten Mausen und Meer¬ 
schweinchen ging nur eine Maus nach 10 Tagen ein, w&hrend die fib- 
rigen Tiere am Leben blieben und keiner chronischen Erkrankung ver- 
fielen. 

Subkutane Injektion: 2 Mause und 1 Meerschweinchen (V 2 ccm 
24-stflndiger Kultur). Exitus der Mause nach 4, des Meerschweinchens 
nach 7 Tagen. 

Sektionsbefund: AbszeB an der Impfstelle; zShschleimiger, blaB- 
gelber Eiter in demselben. Schwellung und Rfltung der regionaren 
Lymphdrflsengruppen. Bei alien 3 Tieren bis stecknadelkopfgroBe Milz- 
abszeBchen. 

Im Abstrichpraparat sowie im Herzblut grampositive Tetraden, die 
keine Kapselbildung aufweisen und weit kleiner sind als unsere Sarcine- 


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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena. 


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wiirfel. Kulturell: ReinweiBe, ganz leicht erhabene, kleine Kolonieen, 
die kein Friedlander-artiges Verhalten zeigen: 

Intraperitoneale Injektion: 2 M&use, 1 Meerschweinchen und 1 Ratte 
<7* ccm 24-stiindiger, bereits von einer Passage stammenden, Bouillon- 
kultur). 

Sektionsbefund der nach 3 1 /* und 4 Tagen eingegangenen 
MSuse: Diffuse eitrige Peritonitis, Milz- und Lymphdriisenschwellung, 
sowie einzelne disseminierte AbszeBchen der Milz. 

Das Meerschweinchen, das am 6. Tag, und die Ratte, die nach 
4V 2 Tagen einging, boten denselben Obduktionsbefund dar. 

Im Abstrichpraparat der intraperitoneal geimpften Maus fanden sich 
gleichfalls wieder die grampositiven Tetraden, die eine Andeutung einer 
zarten Kapselhtille aufwiesen. Aus dem Herzblut wurde die Sarcine in 
Reinkultur geziichtet. 

Zur besseren Uebersicht iiber die Ergebnisse bei den Tierversuchen 
ra6ge folgende Tabelle dienen: 



Sarcina tetragena 

Sarcina mucosa 
(Sauerbeck) 

Micrococcus tetra¬ 
genus 

Tiergattung 

Mause 

_ 

Meerschwein¬ 

chen 

_ 

Kaninchen 

Mause 

Ratten 

i t 

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Kaninchen 

Mause 

Ratten 

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0) 

a 

s 

1 

Verfutterung 

3-57.1 

12—17 

"1 

interkurr. 

Erkran- 

kung 

10 

1 — 

rr 


— 

- ' 

— 

— 

Subkutane In¬ 
jektion 

2 ; 

4 

5 

chron. 

Erkran- 

kung 

4 


7 


5 


10 


Intraperitoneale 

Injektion 

l 

3 

4 

7 

3 

47 , 

6 


37 , 

47 ,| 

67 , 

— 

Intravenose In¬ 
jektion 

— 

— 


2 

— 

— 

— 

~ 

— 

— 

— 



Daraus ersehen wir, daB es sich bei dem von uns aus dem Meningitis- 
eiter reingezfichteten Mikroorganismus um ein sehr virulentes Bakterium 
handelt, dessen Virulenz nach 3 Monaten noch keine Abschwfichung zeigte. 

Wir haben es schon vorweggenommen, den Mikroorganismus Sar¬ 
cina tetragena zu nennen und wollen jetzt erst die gewonnenen Tat- 
sachen ftir die Richtigkeit unserer Diagnose verwerten. 

Zu den hervorstechendsten Eigentumlichkeiten unseres Mikroorganis¬ 
mus gehoren die Wiirfel- und Paketbildung sowie die Schleimkapsel- 
bildung und die ungewohnliche GroBe. 

W r iirden diese rein morphologischen Eigentiimlichkeiten auch hin- 
reichen, daB Bakterium als Sarcina zu identifizieren, so wird dies durch 
das biologische und kulturelle Verhalten nur noch bestatigt werden. 

Dazu gehSrt das schleimige „Friedl&nder-&hnliche“ Wachstum 
auf festen Nahrboden, die sehr bedeutende Pathogenitat fur die gebr&uch- 
lichen Laboratoriumstiere usw. 

Unseren Mikroorganismus dem Micrococcus tetragenus zu- 
zurechnen, ware ein prinzipieller Fehlschritt. Wohl sind seine allge- 
meinen Eigenschaften die gleichen wie die des Micrococcus tetra¬ 
genus, allein das Wesentliche — die Wiirfelbildung — bestimmt schon 
von vornherein seine Klassifizierung als Sarcine. 


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Anders steht es mit der Sarcina mucosa nova species (Sauer¬ 
beck), mit der unsere Sarcine vollig identisch ist, ohne daB wir uns 
entschlieBen kfinnten, ihr dieselbe Bezeichnung beizulegen. Denn wir 
sehen in der Sauerbeckschen Sarcine keine neue Species, vielmehr 
im besten Falle eine Varietat einer Sarcina tetragena. Aber auch 
das ist eigentlich schon zu weit gegangen, da Sauerbeck selbst nach 
einer einjahrigen Beobachtungsdauer das Verschwinden der Schleimkapsel 
feststellen konnte und wir an der Original-Sauerbeckschen auch nicht 
jene auffallend schleimige Beschaffenheit, die allenfalls zur Zeit, als 
Sauerbeck sie aus dem Sputum zflchtete, bestanden hatte, finden 
konnten. Wollte man aber doch zum Ausdruck bringen, daB eine Va¬ 
rietat — nicht eine Species vorliegt, so konnte man etwa von einer 
„ Sarcina tetragena mucosa" sprechen. Allein wir halten diese 
Bezeichnung nach den allgemeinen Nomenklaturgebrfiuchen weder fur 
richtig noch auch ffir wichtig. Denn es konnte genligen, ein fur alle- 
mal festzustellen, daB die Sarcina tetragena unter Umstanden einen 
stark schleimigen Charakter haben kann, der wohl temporar, aber nicht 
dauernd erhalten bleibt. 

Bei der groBen Aehnlichkeit, die ein schon aiterer Stamm der so- 
genannten Sauerbeckschen Sarcine mit dem Micrococcus tetra- 
genus hat, mag es nicht so selten vorgekommen sein, daB eine solche 
Sarcine fiir einen Tetragenus gehalten wurde. Denn nur so konnte 
man es erkiaren, daB in der Literatur kein einziger Fall von Sarcinen- 
erkrankung mitgeteilt ist Die Menschenpathogenitat des Mirococcus 
tetragenus und eo ipso auch die der Sarcina tetragena wird von 
manchen Autoren nicht anerkannt, wiewohl Tetragen us-Erkrankungen, 
besonders in der franzosischen Literatur, haufig genug angetroffen werden. 

So beschreibt Viquerat (6) den Micrococcus tetragenus als 
Eitererreger bei einem HalsabszeB; Boutron (7), der den Micrococcus 
tetrag. aus einem Brustdrfisen- und HalsabszeB isolierte, bezeichnete 
ihn als „septicus“. 

Looten et Qui (8) berichten iiber ein Wochenbettfieber, hervor- 
gerufen durch Micrococcus tetragenus, Cavazzani und Lu- 
zatto (9) fiber eine eitrige Pleuritis. Chauffard und F. Ramond (10) 
schildern 2 letal verlaufene Falle von Sepsis, Castaigne (11) einen 
offenen Beinbruch und daran anschlieBende Tetragenus-Pleuritis. 

Faisans und Le Dam any (12) fanden Tetragenus-Kokken 
(Mischinfektion!) im Blut bei Pleuritis, Anginen etc. In der Mundhohle 
und am Schadel Oberhaupt wurden Tetragenus-Infektionen nachge- 
wiesen von Karlin ski (13), Park(?) (14), Kapper (15) und Neu- 
haus (16) und J. Lartigan (17); K. Ziegler (18) beschreibt eine 
Sepsis nach Tetragen us-Angina, Delcarde (19) und Bose und Ga- 
larielle bei Bronchopneumonie. 

Ueber eine Peritonitis, entstanden bei Durchwanderung(?) des Tetra¬ 
genus durch die Darmwand, berichtet D e 1 a 1 an d e (21); R. M fi 11 e r (22) 
fiber einen appendicitischen Abszefi, Bose (23) fiber eine durch Ver- 
schlucken eines bronchopneumonischen Sputums entstandene Entero¬ 
colitis mit nachfolgender Tetragenus-Peritonitis. Arullani (24) 
und Brugnola(25) halten den Microc. tetragenus ffir den Erreger 
einer intestinalen Aniimie; Boni (26) fand ihn bei Osteomyelitis. 

Bei Meningitis — diese interessiert uns in Anbetracht unseres Falles 
am meisten — fanden bisher nur wenige Autoren den Micrococcus 
tetragenus. Und von diesen ist z. B. das, was Greiwe, Fachler, 


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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena. 


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Mitchell und Hellmann (27) in einer gemeinsamen Arbeit be- 
schreiben, wissenschaftlich kaum verwertbar, da nur eine fliichtige mikro- 
skopische, aber keine kulturelle Untersuchung vorliegt. 

Etwas genauer ist der Fall von Pende (28) untersucht, der aus der 
Lumbalfltissigkeit einer Meningitis Reinkulturen von Micrococcus 
tetragenus ziichtete. Dieser Fall ist unvollst&ndig, weil nach dem 
Tode die Sektion unterbleiben muBte. Einen an unseren erinnernden 
Fall linden wir beiBesangon (29): eitrige Meningitis mit dem sicheren 
Nachweis von Micrococcus tetragenus und BestStigung der Dia¬ 
gnose bei der nach dem Tode ausgefiihrten Obduktion. 

Endlich erw&hnen wir noch Cato la (30), der eine Poliomyelitis, 
hervorgerufen durch Micrococcus tetragenus, beschreibt, bei einem 
Patienten, der gleichzeitig an Blennorrhde und Lues erkrankt war. 

An dieser Stelle sei nochmals betont, daB es sich bei alien hier an- 
gefiihrten Fallen urn den Micrococcus tetragenus handelt und daB 
von Sarcina tetragena nirgends die Rede ist. Auch sind hiermit 
nicht alle FSlle erschopft, sondern es gibt noch FSlle beim Menschen, die 
wir nicht angefuhrt haben, und die Falle von Tetragen us-Infektion 
beim Tier; wie z. B. Altana (31) (iber einen beim Meerschweinchen 
isolierten Micrococcus tetragenus tardissimus mit geringer 
Kapselbildung berichtet. Teissier, Boutrou, Bose und Galarielle, 
Karl inski (32) und Lode (33) besprechen gleichfalls den Tetra¬ 
genus beim Tier, und zwar bei M&usen, Ratten, Meerschweinchen, 
Steinmarder, Vogel (Tauben), grauen Mausen etc. 

Im groBen und ganzen ist dies die Literatur der Tetragen us- 
frage. Der grofiere Teil der Falle ist wegen mangelhaften Studiums 
wissenschaftlich kaum verwertbar. 

Bemerkenswert erscheint es, daB man gerade in der deutschen 
bakteriologischen Literatur diesbeziiglich so wenig Material findet, wahrend 
die ausiandische, zumal die franzSsische und italienische Literatur einen 
weit grSBeren Schatz an einschiagiger Literatur aufweist. 

Von Interesse fflr uns scheint es, da uns ja ein Fall von Meningitis 
beschaftigte, daB gerade bei Hirnprozessen die Tetragen us-Kokken 
am allerseltensten gefunden wurden, Sarcinen jedoch iiberhaupt nicht. 

Und die Wichtigkeit des Falles ist darin gelegen, als hiermit die 
Ansicht vieler, daB der Tetragen us-Coccus implicite die Sarcina 
tetragena fur Menschen nicht pathogen wdren, entschieden widerlegt 
erscheint. 

Etwa die Baumgartens, der in seinem Lehrbuch sagt: 

„Die Tetragenus-Kokken sind auch fur die raenschliche Pathologie insofern vou 
einiger Bedeutung, als die Hauptfundstelle derselben die Wandung phthisischer Kaverneu 
ist. Mit dem Kavernensekrete mischen sie sich in mehr oder weniger grofier Zahl dem 
phthisischen Sputum bei. Ob ihre Anwesenheit im Kavernensekret eiuen schadlichen 
Ein flu 13 hat, ist zweifelhaft, da sichere Beweise einer pathogenen Wirksamkeit des in 
Rede stehenden Coccus beim Menschen nicht erbracht sind. In der Literatur finden 
sich zwar mehrfach Betrachtungen angefuhrt, in welchen dieser Coccus als Erreger von 
Abszessen, eitrigen Entziindungen seroser Haute, sogar von septischen Allgemeinerkran- 
kungen aufgetreten sein soli, doch ermangle diese Beobachtung der sicheren Beweis- 
kraft, da fur keine derselben die etwaige Anwesenheit von pyogeneu Staphylo- und 
Streptokokken in exakter Weise ausgeschlossen ist. 

Ich selbst habe niemals den Micrococcus tetragenus im Innern der Organe 
oder im Blute des Menschen gefunden und muS daher bis auf weiteres die Menscnen- 
pathogenitat derselben in Frage stellen. 14 

Diese Worte beziehen sich selbstverstSndlich auch auf die Sarcina 
tetragena und scheinen durch unsern Fall eben einwandfrei widerlegt. 

Erst* Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5 6. 31 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


E p i k r i s e. 

Fassen wir zum SchluB noch einmal zusammen, was sich bei dem 
Studium unseres Falles aus der Sarcinenfrage [ergeben hat, so konnen 
wir in wenigen S&tzen folgendes sagen: 

1) Der von uns untersuchte Fall stellt eine durch eine echte Sarcina 
tetragena hervorgerufene Meningo-encephalitis und -myelitis 
purulenta dar, die einen sehr bosartigen raschen Verlauf nahm. Der 
Ausgangspunkt der Erkrankung kann nicht festgestellt werden. 

2) Durch diesen Fall ist der sichere Beweis erbracht, dafi die Sar¬ 
cina tetragena fur die menscliliche Pathologie von Bedeutung ist; 
sie wurde aus dem Eiter als einziger Erreger in Reinkultur gezuchtet. 

3) Es ist von prinzipieller Wichtigkeit, die Sarcina tetragena 
vom Micrococcus tetragenus streng auseinanderzuhalten; denn es 
steht auBer Zweifel, daB der Micrococcus tetragenus fakultativ Sar- 
cinepakete zu bilden imstande ist; aber es ist ebenso sicher, daB die echte 
Sarcina keine Tafelkokken zu bilden pflegt. Aus diesem Grund eben 
ist man nicht berechtigt, die beiden Mikroorganismen Sarcina tetra¬ 
gena und Micrococcus tetragenus zu identifizieren. 

4) Der Unterschied der beiden Mikroorganismen ist ein wesentlich 
morphologischer und kultureller. Im Tierkorper jedoch ist der Unter¬ 
schied der beiden, abgesehen von der starkeren Virulenz der Sarcina 
tetragena kaum nennenswert. 

5) Alle gebrSuchlichen Laboratoriumstiere sind fflr die Sarcina 
tetragena empfanglich und verfallen bei jeder Infektionsart einer letal 
endigenden Allgemeinerkrankung. 

Xiiteraturangaben. 

1) Migula, siehe Lehmann und Neumann (2). 

2) Lehmann und Neumann, Atlas u. GrundriS der Bakteriol. 1910. 

3) Koch, Mitt, aus d. Kais. Gesundh.-Amt. Bd. 2. 

4) Gaffky, Langenbecks Arch. Bd. 28. p. 500. 

5) Sauerbeck, Sarcina mucosa nova species. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Org. 
Bd. 56. 1909. p. 289. 

6) Viquerat, Zeitschr. f. Hvg. Bd. 18. 1894. p. 411. 

7) Bou tron, Recherches sur le M icrococcus tetragenus septicus etc. [These.] 
Paris 1893. 

8) Looten et Qui, Infection puerp^rale prolong^. (Ann. de Gyn. et d’Obst. 1909. 
p. 134.) 

9) Carazzani und Luzzatto, Reform, med. 1903, No. 10. 

10) Chauffard et Ramond, F., Deux cas mortels de septic, tetrag. (Arch, de med. 
expdr. 1890.) 

11) Castaigne, Pleurdsie purul. et sept, mortelle. (Bullet, de la soc. anat. de Paria. 

1897.) 

12) Farisans et de Damany, Sem. m4d. 1897. 

13) Karl in sky, Centralbl. f. Bakt. Bd. 7. 1890. 

14) Park und Boswell, Med. News. Vol. 53. 1888. 

15) Kapper, Wien. med. Presse. 1890. No. 27. 

16) Stein ha us, Zeitschr. f. Ilyg. Bd. V. H. 3. 

17) Lartigan, A. J., Philadelphia med. Journ. 1899. Vol. III. p. 899. 

18) Ziegler, K., Munch, med. Wochenschr. 1908. p. 2487. 

19) Delearde, Gaz. hebd. de med. No. 54. p. 637. 

20) Bose et Gal a vie lie, Rech. sur le Micr. tetr. etc. (Arch, de mdd. exp<5r. et 
d’anat. path. T. 11. 1890. No. 1.) 

21) Delalande, Contribution il 1’dtude du Micr. tetr. [These.] Paris 1899. 

22) Muller, R., Wien. klin. Wochenschr. 1904. p. 815. 


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Konr&di, Wie lange widereteht das Wutvirus in der Erde etc. 


483 


23) Boschi et Belley, Bull. d. sc. mod. d. Bologna. Ser. 7. Vol. 8. 1897. 

21) Arullani, Gaz. d. Osp. e del. Clin. 1905. No. 85. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 
Ref. Bd. 42.) 

*25) Brugnola, Riform. rued. 1906. p. 60. 

26) Boni, Gaz. d. Osp. e. d. Clin. 1906. No. 72. 

27) Geiwe, Fachler, Mitchell und Hellmann, Philadelphia monthly med. 
Journ. 1899. Vol. 1. 

28) Pende, N., Policlinico. 8er. Prat. 1907. 

29) Besanfon, M. F., M6ningite suppurde localisee due au microcoque tetragfene. 
(Sem. med. 1898. p. 40.) 

30) Catola, Gaz. hebd., 1897. 

31) Altana, Ueber einen von Meerschweinchen isosierten Tetragenus. (Centralbl. f. 
Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 48.) 

32) Lode, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 29. p. 298. 

33) v. Baumgarten, Lehrbuch der pathog. Mikroorg. Leipzig 1911. 


Nachschrift. Lange nach Fertigstellung dieser Arbeit kam uns 
die Mitteilung von B u r k h a r d t (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 70. H. 3. p. 417) 
uber eine menschenpathogene Sarcina tetragena in die Hande. In 
dieser Arbeit verf&llt jedoch der Autor demselben Fehler, wie alle die- 
jenigen, die die Sarcina tetragena mit dem Micrococcus tetra¬ 
genus identifizieren. 

Wir haben in unserer Arbeit — so glauben wir, den Standpunkt 
geniigend pr&zisiert, daB die Identifizierung der beiden Mikroorganismen 
unrichtig ist und Verwirrung angerichtet hat. Burkhardt hat es, wie 
wir, mit einer echten Sarcine zu tun. Im iibrigen decken sich raeine 
Befunde mit den seinen fast vollig. 


Nachdruck verboten. 

Wie lange widersteht das Wutvirus in der Erde, an der 

Luft und in der Kalte? 

{Aus dem Institute fur Allgem. Pathologie und Therapie der Universitat 
Kolozsvar (Ungarn) (Vorstand: Prof. Dr. Joseph v. Lote).] 

Von Privatdozent und Adjunkt Dr. Daniel KonrAdi. 

Der Ausgangspunkt der hier folgenden Untersuchungeu war eine 
an das Institut am 8. August 1899 eingegangene Anfrage, als ein Stuhl- 
richter den Kadaver einer Katze mit der Frage einsandte: War die 
Katze wutkrank oder nicht? Wann die Katze zugrunde gegangen war, 
dartiber konnten wir nahere Daten nicht erfahren. Bei der Unter- 
suchung sahen wir, daB dieselbe ganz verfault und stinkend war. Es 
wurde aus ihrem verlSngerten Marke ein Kaninchen subdural infiziert, 
obwohl wir fiirchteten, daB das Tier an Septik&raie vor der Zeit zu¬ 
grunde gehen wurde. Es wurde aber nach Sitte unseres Institutes aus 
der Emulsion vor der Inokulation eine Aussaat auf Agar gemacht, die 
steril blieb. Das Kaninchen zeigte wahrend einer Beobachtungsdauer 
von 74 Tagen gar keine Krankheitserscheinungen, woraus gefolgert wurde, 
daB die fragliche Katze nicht wutkrank war. Wenn wir jetzt in einer 
gleichen Frage Antwort geben miiBten, konnten wir das nach einer so 
kurzen Beobachtungsdauer nicht tun, weil wir seitdem in mehreren Unter- 
suchungsserien, welche aus anderen Grunden unternommen wurden, zu 
dem Schlusse kamen, daB die Wutkrankheit beim Kaninchen manchmal 
nach einem, ja sogar nach 1 1 / 2 Jahren erscheinen kann. 

31* 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Zum zweiten Male hatten wir am 7. MSrz 1907 Gelegenheit gehabt r 
mit verfaultem Gehirn Untersuchungen anzustellen. Ein Hund verendete 
am 2. M&rz, da aber der Behorde-Tierarzt abwesend war, konnte die 
amtliche Untersuchung erst nach 5 Tagen unternommen werden und so 
gelangte das Gehirn in ziemlich verfaultem Zustande in das Institut. 
Die Aussaat blieb wieder steril. Das aus dera verlSngerten Mark sub¬ 
dural infizierte Meerschweinchen ging am 23. Tage nach einer Krank- 
heitsdauer von 4 Tagen, das in gleicher Weise inokulierte Kaninchen 
aber erst nach 160 Tagen unter den typischen Erscheinungen der VVut 
ein. DaB das Tier wirklich an Wut eingegangen ist, das bewies nicht 
nur der Befund der Negrischen K5rperchen, sondern auch das Tier- 
experiment, da das aus diesem Kaninchen subdural infizierte Meer¬ 
schweinchen nach 16, das Kaninchen aber nach 140 Tagen an typischer 
Wut eingingen. 

Zum dritten Male hatten wir am 7. Mai 1907 mit einem 3 Tage 
friiher zugrunde gegangenen und verfaulten Gehirn eines Hundes Uuter- 
suchungen begonnen. Mit dem Mikroskop wurden Streptobacillen und 
Negrische Korperchen gefunden. Das mit dem verliingerten Mark 
subdural infizierte Meerschweinchen ging nach 19, das Kaninchen nach 
21 Tagen, und zwar nach einer Kraukheitsdauer von 3 resp. 4 Tagen 
unter den typischen Erscheinungen der W T ut ein. 

Zum vierten Male konnten wir am 11. August 1908 das Gehirn eines 
in Nyiregyhaza (ca. 400 km weit) 3 Tage friiher verstorbenen Menschen 
untersuchen, welches der groBen Sommerwarme halber in ziemlich ver¬ 
faultem Zustande anlangte. Die Aussaat blieb aber steril. Im Ammons- 
horn wurden Negrische Korperchen gefunden. Das mit der Gehirn- 
emulsion subdural inokulierte Kaninchen ging am 16. Tage nach einer 
Krankheitsdauer von 3 Tagen, das intramuskular infizierte Meerschwein¬ 
chen aber erst nach 28 Tagen nach einer gleichen Krankheitsdauer an 
typischer Wut ein. 

Der filnfte Fall ereignete sich am 1. April 1910. Ein fremder Hund 
taumelte am 24. Marz in den Hof eines Mediziners. Das Tier war 
traurig, wollte nicht fressen. Am nachsten Tage schnappte es nach den 
Katzen und Handeln, am dritten Tage biB es die GroBmuttar des Medi¬ 
ziners und die im Hofe sich aufhaltenden Katzen, am 27. MSrz verendete 
es. Der sich mit dieser Frage nicht befassende junge Mediziner ver- 
scharrte den Hund, exhumierte denselben jedoch nach 3 Tagen auf das 
Mahnen anderer und iibergab den Kadaver dem pathologisch-anatomischen 
Institute, von wo derselbe am 31. MSrz zu uns uberfuhrt wurde. Bei 
der Untersuchung, die 5 Tage nach dem Tode des Tieres unternommen 
wurde, war das Tier ganz verfault und stinkend, im Ammonshorn sahen 
wir viele Negrische Kdrperchen. Aus dem verliingerten Marke wurde 
teils mit Salzlijsung, teils nach Marx mit 1-proz. Karbollosung eine 
Emulsion bereitet und aus derselben je ein Meerschweinchen und ein 
Kaninchen unter die harte Hirnhaut resp. aus der Karbolemulsion ein 
Meerschweinchen subkutan infiziert. Die Aussaat blieb steril. Alle vier 
Tiere gingen unter den typischen Erscheinungen der Wut ein, und zwar 
die zwei Kaninchen nach 18, das subdural infizierte Meerschweinchen 
nach 20, das subkutan geimpfte nach 28 Tagen. 

Der sechste Fall kam am 1. Dezember 1911 zur Untersuchung. Ein 
10-jiihriger Knabe wurde im pathologisch-anatomischen Institute seziert, 
der auf der internen Klinik in bewuBtlosem Zustande und zwischen 
Krampfen im Laufe von 3 Tagen starb. Da bei der Sektion spezifische 
Veranderungen nicht gefunden wurden, wurde der Verdacht auf Wut- 


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Konradi, Wie lange widersteht das Wutvirus in dcr Erde etc. 


485 


krankheit geschopft. Auf ihren Wunsch wurde daher aus dem ver- 
langerten Marke ein Meerschweinchen und ein Kaninchen subdural in- 
fiziert. Dies konnte jedoch aus auBeren Griinden erst 5 Tage nach dem 
Tode vorgenominen werden, als das Gehirn schon in Faulnis (iberging. 
Auf der Aussaat entwickelten sich Bacillen und Kokken. Das Meer¬ 
schweinchen ging unter den typischen Erscheinungen der Wut nach 
einer Krankheitsdauer von 24 Stunden am 22. Tage zugrunde, das 
Kaninchen blieb jedoch sehr lange am Leben, und es entwickelte sich 
bei demselben ein Krankheitsbild, welches v. Ldte unter dem Namen 
„lyssa recurrens“ beschrieben wurde. Wir konnten im ganzen 4 solcher 
rekurrenten Fieberanfalle beobachten, und schlieBlich verendete das Tier 
unter den typischen Erscheinungen der paralytischen Wut nach 411 Tagen 
mit einem Gewichtsverlust von 550 g. Im Ammonshorn konnten wir 
viele Negrische Korperchen nachweisen, die Aussaat blieb steril. 

Diese Beobachtungen geben uns Veranlassung, diese Frage auch 
experimentell eingehender zu untersuchen, und zwar urn so mehr, da in 
der diesbeziiglichen Literatur sehr widersprechendeResultate zu finden sind. 

Die erste diesbeziigliche Beobachtung stamiut aus dem Jahre 1882 von Pasteur, 
Chamberland, Roux und Thuillier. Nach ihrer Beobachtung war das Gehirn 
eines an Wut verendeten Tieres, welches bei einer Temperatur von 12° gehalten wurde, 
nach 3 Wochen noch virulent. Galtier untersuchte am 25. 11. 1887 das Gehirn eines 
Hundes, welcher 16 Tage friiher erlag und 15 Tage verscharrt war, und fand es noch 
virulent, da der aus dem verliingerten Marke subdural infizierte Hund am 12. Tage 
nach der Inokulation die Wut bekam. In einer anderen Mitteilung teilte Galtier 
noch im selben Jahre mit, daS das Gehirn des Kaninchens nach einer Faulnis von 15, 
dasjenige des Schafes nach einer von 31 und dasjenige des Hundes nach einer solchen 
von 44Tagen noch virulent ist. Nach RussoTravali und Brancaleone widersteht das 
Wutvirus in den verscharrten Kadavern 38, in den an der Luft verfaulenden aber nur 
21 Tage lang. Mergel fand das verfaulte Gehirn eines an Wut eingegangenen Wolfes 
nach 14 Tagen noch virulent. Kempner erwahnt in einer Mitteilung betreffs der ge- 
ringen Widerstandsfahigkeit des Wutvirus gegen Faulnis einige Versuche, die mit dem 
Marke solcher Kaninchen angestellt wurden, die einige Tage in der heiBen Sommerzeit 
in einem Stalle liegen geblieben waren, die erwiesen, daB die Faulnis schon nach 2 bis 
3 Tagen derart vorgeschrit.ten ist, daB nicht nur die subdural, sondern auch die intra- 
muskular infizierten Kaninchen an Sepsis eingingen. Nach Mazzei erhalt sich das 
Wutvirus bis nach einer 40-tagigen Verfaulung virulent, wenn es iiltriert in das Peri¬ 
toneum und bis 63 Tage lang, wenn es direkt in die Vorderkammer des Auges einge- 
impft wird. Jim off impfte 2 Kaninchen mit etwas zersetztem und 16 mit ganz zcr- 
setztem Gehirn. Unter diesen ging eines an Septikamie und 8 an Wut zugrunde. 
Jirnoff bemerkt noch, daB die Verwesung die Virulenz herabsetzt. Nicolle empfiehlt 
fur solche Fiille, das Gehirn auf 48 Stunden in steriles Glyzerin zu legen. Mit 7 so 
behandelten verfaulten Gehirnen bekam Nicolle 5 positive Resultate, eine Septikamie 
und ein Experiment fiel negativ aus. Rem linger Iiltriert das schon zersetzte Gehirn 
durch Berkefeld V-Kerzen und inokuliert erst nachher. So gelang es ihm mit ganz 
zersetztem Kaninchengehirn bei 7 unter 9 Kaninchen, mit in gleicher Weise zersetztem 
Hundegehirn in alien 8 Fallen Wut zu erzeugen. In einer anderen Mitteilung fand 
Rem linger die Gehirne, welche bei etwa 10° aufbewahrt waren, trotz starker Faulnis 
bis 72 Tage virulent. Klimmer fand 15 Tage lang faulendes Kaninchenmark noch 
virulent. Bertarelli untersuchte die Beziehungen zwischen den Virulenzmodifikationen 
des Wutvirus und den Veranderungen der Negrischen Korperchen und fand, dafl 
eine Verwesung von 11 Tagen an dcr Luft in etwas feuchtem Raume das StraBenwut- 
virus nicht zerstort, eine solche von 12—15 Tagen aber sowohl das fixe, als auch das 
StraBenvirus vernichtet, ohne die Negrischen Korperchen stark zu beeinflussen. Dies 
beobachtete schon Negri in seiner ersten Mitteilung, wo er sagt: „2—3 und noch 
mehr Tage nach dem Tode trotz vorgeschrittener Faulnis bcwahrt der von mir be- 
schriebene Mikroorganismus seine Vitalitat“. 

Es beschaftigt sich sehr eingehend mit dieser Frage v. Ratz. Er muBte zweimal 
das Gehirn von Hundekadavern untersuchen, von denen der eine 12 Tage, der andere 
3 Wochen lang verscharrt waren. Die Impfversuche blieben in beiden Fallen erfolglos, 
woraus er schlieBen muBte, daB die Tiere nicht von der Wut befallen waren. Er lieB 
aber die Kadaver der mit Straflenwutvirus geimpften Kaninchen einscharren oder an 
der Erdoberfliiche verfaulen und aus dem faulenuen Gehirn Kaninchen subdural, sub- 
kutan oder in die Schenkelmuskeln infizieren. Die Verscharrung geschah in einer 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Tiefe von 1 L —*/« m - v. Ratz kam aus semen Untersuchungen zu dem Schlusse, daB das 
WutviruR 14—24 Tage lang der Faulnis widersteht, schwacht inzwischen aber ab, da 
die Krankheitssymptome an den infizierten Tieren epater erscheinen und langer dauem *). 

Aus dem oben Angefuhrten sehen wir also, was ftir ein groBer Unter- 
schied zwischen den einzelnen Angaben ist. Es ist dies jedoch kein 
Wunder, da die Resulate der unter so verschiedenen Bedingungen unter- 
nommenen Versuche miteinander nicht verglichen werden konnen. Es 
ist aus den diesbezfiglichen Anftihrungen nicht zu entnehmen — aus- 
genommen die v. Rdtzschen Untersuchungen — wie tief die Kadaver 
verscharrt waren, wie die Gestaltung des Bodens war, zu welcher Jahres- 
zeit und wie lange nach dem Tode die Verscharrung geschah, ob die 
Weiterimpfungen mit an fixem oder an StraBenvirus eingegangenen Ka- 
davern vorgenommen wurden, da doch diese Faktoren bei der Vergleichung 
von groBer Wichtigkeit sind. Das Resultat der Probeimpfungen hangt 
ferner auch vom Tiere ab, welcher zur Infizierung benutzt wurde (Meer- 
schweinchen, Kaninchen, Hund etc.) und von der Art der Probeinfektion 
(subdural, subkutan, intramuskular etc.). Die Verfasser erwahnen auch 
nicht, ob sie in dem verfaulten Gehirn irgendwelche Bakterien gesucht 
und gefunden haben. Aus diesem Grunde halten wir es fur ratsam, 
unsere Erfahrungen und Untersuchungen zu veroffentlichen, da wir auch 
auf diese Verhaltnisse groBes Gewicht legten. Es soli schon im voraus 
bemerkt werden, daB wir die Faulnis in der Erde, an der Oberliache der 
Erde, im kalten, warmen, trockenen Raume zu jeder Jahreszeit vorge¬ 
nommen haben, urn damit samtliche im praktischeu Leben vorkommende 
Verhaltnisse besser nachahmen zu konnen. 

Exp. 1. Ein Kaninchen der 73. Passage, welches nach einer Krankheitsdauer 
von 4 Tagen am 14. Tage nach der subduralen Infektion unter den typischen Erschei- 
nungen der Wut zugrunde ging, wurde ain 23. August, 6 Stunden nach dem Tode 
(wiihrend dieser Zeit hielten wir es bei einer Temperatur von 8—10° C) 1 m tief in 
einen trockenen, lehmigen, schwarzen Boden verscharrt. Nach 7 Tagen ausgegraben, 
zeigt besonders der Kopf eine Verfaulung; das Gehirn ist erweicht. Aus dem Riicken- 
mark wird eine Emulsion mit Kochsalzlosung bereitet, in welcher die Kultur viele 
Bakterien zeigte. Es wurde aus dieser Emulsion ein Meerschweinchen und ein Kaninchen 
subdural infiziert. Das Meerschweinchen ging am 29. Tage nach einer Krankheitsdauer 
von 3 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde und die aus dem- 
selben angelegte Kultur blieb steril. Das Kaninchen zeigte anfangs gar keine Krank- 
heitserscheinungen, sein Korpergewicht nahm im 1. Monat urn 200 g zu, aber nach 
112 Tagen erschienen die typischen Wutsymptome, welche nach einer Dauer von 5 Tagen 
mit einem Gewichtsverluste von 230 g das Tier toteten. Die aus ihm angelegte Aus- 
saat blieb steril. Es soil bemerkt werden, daB auch die anderen geimpften Kaninchen 
der 73. Passage, die zur Fortsetzung der Serie dienten und die sofort nach dem Tode 
geimpft wurden, nach 12—14 Tagen an der Wut eingingen. 

Exp. II. Ein Kaninchen der 72. Passage, welches am 12. Tage nach der sub- 
duralen Infektion nach einer Krankheitsdauer von 4 Tagen unter den typischen Er¬ 
scheinungen der Wut einging, wurde am 9. August, 1 Stunde nach dem Tode, in dem- 
selben Boden, wie das vorige, 1 m tief, verscharrt. Nach 14 Tagen ausgegraben. war 
die Faulnis so vorgeschritten, daB sozusagen nur das Skelett ubng geblieoeu war; von 
dem Gehirn blieb auch kaum etwas, das Riickenmark war auch ganz erweicht. Die 
aus diesem Tier angelegte Aussaat zeigte sehr viele Bakterien. Das mit der Riicken- 
marks-Emulsion subdural infizierte Meerschweinchen ging nach einer Krankheitsdauer 
von 48 Stunden am 30. Tage unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde. 
Die aus seinem Gehirn angelegte Aussaat blieb steril. Das ebenfalls subdural infizierte 


1) Aufler den oben angefuhrten literarischen Angaben finden wir auch in einer 
von Motte und Protopopoff im Jahre 1887 erschienenen Mitteilung eine diesbezug- 
liche Erwahnung. Hier beschreiben Verff. einen Mikroben, welcher beim Kaninchen 
und Hund eine der paralytischen Rabies vollkommen ahnhche Krankheit hervorbringt. 
Sie batten einen Wolf ausgegraben, nachdem er 5 Tage in der Erde gelegen hatte. 
Von diesem Wolfe wurde die Medulla einem Hunde und einem Kaninchen durch Trepa¬ 
nation eingeirnpft. Das Kaninchen starb nach 7 Tagen und enthielt im Hirn genau 
dieselben Stiibcnen wie oben. Diese Beobachtung kann ich meinerseits aus leicht zu 
verstehenden Griinden nicht fiir beweiskraftig halten. 


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Konrddi, VVie lange widersteht das Wutvirus in der Erde etc. 


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Kaninchen fieberte 30 Stunden nach der Impfung, zeigte aber nachher 182 Tage hin- 
durch bei standigem Kftrpergewicht gar keine Krankheitserscheinungen; am 183. Tage 
aber brach die Wut aus, welche es uach 3 Tagen mit einem Gewichtsverlust von 300 g 
totet. Die Aussaat blieb steril. Die zur Fortsetzung der Serie aus dem andcren Gliede 
dieser Passage weitergeimpften Kaninchen gingen nach 14 Tagen an typischer Wut ein. 

Exp. III. Das einc Glied der 70. Passage, welches am 14. Tage nach der sub- 
duralen Infektion nach einer Krankheitsdauer von 5 Tagen der Wut erlag, wurde 12 
Stunden nach dem Tode in demselben Boden 1 m tief verscharrt, und zwar am 16. Juli. 
3 Wochen spater ausgegraben, zeigte die Faulnis einen derartigen Fortschritt. daS wir 
aus dem Genirne gar nichts und nur von dem Lendenmarke eine zur Probeinokulation 
notige Menge fanden. Die aus der Emulsion angelegte Aussaat zeigte verschiedene 
Bakterien. Das subdural infizierte Meerschweinchen ging am 44. Tage nach einer 
Krankheitsdauer von 10 Tagen an typischer Wut ein. Die aus seinem Gehirne ange¬ 
legte Kultur blieb steril. Das ebenfalls unter die h£rte Himhaut inokulierte Kaninchen 
ging nach einem fiebernden Zustande von 6 Tagen an Sepsis zugrunde. Das andere 
Glied dieser Passage ging nach 13 Tagen an Wut ein. 

Exp. IV. Ein Kaninchen der 6*3. Passage, das nach der subduralen Impfung am 
33. Tage nach einer Krankheitsdauer von 48 Stunden an Wut zugrunde ging, wurde 
am 10. Juni, 8 Stunden nach dem Tode, in demselben Boden und in derselben Tiefe, 
wie die vorherigen begraben. Nach 4 Wochen ausgegraben, waren die Knochen teils in 
den Gelenken nicht mehr zusammenhangend, der Schadel alleinstehend, die Weichteile 
waren zerfallen, der untere Teil der Wirbelsaule in allein stehenden Wirbeln, der 
Riickenleil der Wirbelsaule war noch zusammenhangend und aus diesem gelang es uns, 
eine zur Weiterimpfung notige Menge des Riickenmarkes zu entnehmen, aus welcher 
mit physiologischer KochsalzlOsung eine Emulsion bereitet wurde. Die Aussaat zeigte 
sehr verschiedene Bakterien. Das subdural infizierte Meerschweinchen ging nach einer 
Krankheitsdauer von 9 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Wut am 42. Tage 
zugrunde. Die aus demselben angelegte Aussaat blieb steril. Das subdural inokulierte 
Kaninchen zeigte anfangs gar keine Krankheitserscheinungen. Am 107. Tage ging das 
Tier nach einer Krankheitsdauer von 3 Tagen mit einem Gewichtsverluste von 300 g 
unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde. Die zur Fortsetzung der Serie 
aus dem anderen Gliede dieser Passage weitergeimpften Kaninchen gingen am 14. reap. 
17. Tage, ein Meerschweinchen am 8. Tage" an Wut zugrunde. 

Exp. V. Das eine Glied der 67. Passage, welches nach der subduralen Inokulation 
am 17. Tage an typischer Wut einging, wurae am 6. Juni, 24 Stunden nach dem Tode, 
wahrend welcher Zeit es bei einer Temperatur von 12—16° C stand, in denselben 
Boden 1 m tief verscharrt. Nach 5 Wochen ausgegraben, fanden wir Weichteile gar 
nicht; auch keine Spur von Gehirn. Knochen alle alleinstehend, nur aus dem Riickcn- 
teile des Markes konnten wir eine zur Weiterimpfung nfttige Menge gewinnen, aus 
welcher eine der gewohnlichen gleich dicke Emulsion bereitet wurde. Die aus dieser 
Emulsion angelegte Aussaat zeigte sehr viele Bakterien. Das subdural inokulierte Meer¬ 
schweinchen ging nach einer Krankheitsdauer von 9 Tagen am 43. Tage an reiner Wut 
zugrunde. Das auf gleiche Weise geimpfte Kaninchen zeigte vom 6.—10. Tage nach 
der Impfung eine Temperaturerhohung; nach Verlauf derselben fiihlte sich das Tier 
ganz wohl, am 90. Tage brach aber die Wut aus, welche nach einer Dauer von 4 Tagen 
das Tier tQtete. Die zur Fortsetzung der Serie weitergeimpften Kaninchen erlagen am 
12. reap. 13. Tage unter den typischen Wuterscheinungen. 

Exp. VI. Das eine Kaninchen der 64. Passage, das im Laufe von 21 Tagen an 
Wut zugrunde ging, wurde am 4. Mai 14 Stunden nach dem Tode in demselben Boden 
1 m tie? begraben. 6 Wochen nachher ausgegraben, fanden wir bloS alleinstehende 
Knochen; den zur Impfung notigen Stoff jedocn nicht. 

Exp. VII. Das eine Glied der 65. Passage, welches 18 Tage nach der subduralen 
Inokulation einging, wurde am 14. Mai 6 Stunden nach dem Tode in demselben Boden 
1 m tief begraben. 7 Wochen spater ausgegraben, fanden wir blofi Knochen und 
konnten deshalb keine Weiterimpfung vornehrnen. 

Exp. VIII. Das eine Kaninchen der 63. Passage, das am 12. Tage nach der 
subduralen Injektion zugrunde ging, wurde am 16. April in derselben Weise begraben. 
Nach 3 Monaten ausgegraben, wurden nur Knochen gefunden. Weiterimpfung konnte 
nicht vorgenommen werden. 

Exp. IX. Das eine Glied der 54. Passage, welches 19 Tage nach der subduralen 
Infektion an typischer Wut zugrunde ging, wurde nicht verscharrt, sondern an einem 
Orte gehalten, dessen Temperatur im 1. Monat zwischen +2 und +5° C, im 2. Monat 
zwischen +5 und +7°, schlieSlich im 3. Monat zwischen +7 und +10° C wechselte. 
Nach 3 Monaten war es derartig stinkend, dafi man kaum in der Nahe stehen konnte. 
Wir konnten nur aus dem Ruckenmarke eine Emulsion bereiten, in welcher die Kultur 
Bacillen und Kokken zeigte. Das subdural inokulierte Meerschweinchen bekam die 
Wut am 17. Tage und ging nach einer Krankheitsdauer von 3 Tagen daran zugrunde. 
Das unter die harte Hirnhaut infizierte Kaninchen erlag nach 278 Tagen an typischer 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Wut, und zwar nach einer Krankheitsdauer von 5 Tagen. Die aua beiden an gel eg te 
Aussaat blieb steril. Urn zu sehen, ob das Lyssavirus wahreud dieser Iangen Zeit keine 
Aenderung erlitten hatte, wurde aus ihm ein Meerschweinchen subdural infiziert. Dieses 
Tier ging nach 6 Tagen an typischer Wut zugrunde und das aus letzterem ebenfalls 
unter die harte Hirnhaut geimpfte auch nach 6 Tagen; es wurde mit dera letzteren 
Meerschweinchen auch ein Kaninchen subdural infiziert, welches nach 14 Tagen von 
der Wut getotet wurde. 

Exp. X. Ein Kaninchen der 60. Passage, welches innerhalb 14 Tagen an Wut 
zugrunde ging, wurde ebenfalls nicht verscharrt, sondern an einera Orte gehalten, desscn 
Temperatur zwischen +9 und +14° C schwankte. Nach einem Monate fanden wir in 
der aus dera Riickenmarke bereiteten Emulsion durch Kultur verschiedene Bakterien. 
Das subdural geimpfte Meerschweinchen bekam die Wut am 8. Tage und ging nach 
einer Krankheitsdauer von 24 Stunden daran zugrunde. Das ebenfalls subdural in- 
okulierte Kaninchen wurde am 20. Tage wutkrank und ging nach einer Krankheitsdauer 
von 2 Tagen zugrunde. In beiden Fallen blieb die Aussaat steril. 

Exp. XI. Das eine Glied der 48. Passage, welches 14 Tage nach der subduralen 
Infektiou an reiner Wut erlag, wurde ebenfalls nicht verscharrt, sondern 12 Tage hin- 
durch bei einer Temperatur von +10—15 0 O gehalten, und zwar im Oktober. Wahrend 
diesen Tagen wurde taglich aus dem Riickenmarke eine Kultur angelegt, und zwar 
jeden Tag aus einer frisch geoffneten Stelle der Wirbelsaule. Wir wollten namlich 
sehen, wann die Faulnisbakterien im Riickenmarke erscheinen. Alle Aussaaten blieben 
steril. Jetzt wurde auch die Schadelhohle geoffnet und die Kultur zeigte auch aus dem 
Gehirn keine Entwickelung. Nun wurde jetzt sowohl aus dem Gehirn, als auch aus 
dem Riickenmarke je ein Meerschweinchen und ein Kaninchen subdural infiziert. Das 
aus dem Gehirn inokulierte Meerschweinchen ging nach 8, das Kaninchen nach 14 Tagen 
an typischer Wut zugrunde nach einer Krankheitsdauer von 24, resp. 30 Stunden. Das 
aus dem Riickenmarke geimpfte Kaninchen ging vor der Zeit an einer fremden In- 
fektion zugrunde, das Meerschweinchen bekam die rasende Wut am 7. Tage, und zwar 
derart, daS es alles bid, was ihm vorgelegt wurde. Aus diesem Grunde Drachten wir 
in seinen Kafig 3 junge Schweinchen, um zu sehen, wie lange die Inkubation beim 
Meerschweinchen nach der natiirlichen Infektion dauert. Das wutkranke Meerschweinchen 
blieb noch 8 Stunden am Leben. bifi aber wahrend dieser Zeit alle 3 ofters. Sie be- 
kamen die Wut alle 3 auf einmal, und zwar nach 35 Tagen. Die Krankheitsdauer war 
bei 2 eine 3-tagige, beim dritten eine 5-tagige. 

Exp. XII. Mit dem Kaninchen der 49. Passage, das am 11. Tage zugrunde 
ging, machten wir denselben Versuch, wie im Exp. XI, mit dem Unterschiede, dafi 
wir den Kadaver 21 Tage lang faulen liefien. Die taglich aus den verschiedenen Teilen 
des Riickenmarkes sngelegten Aussaaten blieben steril. Bei der am 21. Tage vollfuhrten 
Sektion war der Kacfavcr sehr verfault und verbreitete einen unangenehmen Geruch, 
ja sogar die mit physiologischer Koehsalzlosung bereitete Riickenmarksemulsion. Das 
mit dieser Emulsion subdural geimpfte Meerschweinchen zeigte am 31. Tage die 
typischen Erscheinungen der Wut und ging nach einer Krankheitsdauer von 48 Stunden 
zugrunde. Das ebenfalls subdural iufizierte Kauinchen bekam die Wut schon am 
11. Tage und ging binnen 2 Tagen daran zugrunde. Auffallig ist es, daS das Kaninchen 
die Wut friiher bekam, da wir im Laufe unserer Experimente zu dem Resultate kamen, 
daS das Meerschweinchen viel empfindlicher ist. Die Ursache kann in diesem Falle 
darin gelegen haben, dafi das Meerschweinchen, das ein Korpergewicht von 600 g hatte, 
ein altes, das Kaninchen hingegen, welches 1050 g Korpergewicht zeigte, ein ganz 
junges Tier war. 

Exp. XIII. Das eine Kaninchen unserer 50. Passage, welches 12 Tage nach 
der subduralen Infektion unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde ging. 
wurde am selben Orte gehalten, wie im XI. und XII. Exp., jedoch 30 Tage lang. 
wahrend welcher Zeit die Temperatur nachts im Laufe der 5 letzten Tage auf +5° 
fiel; dieselbe schwankte zwischen +10 und 15°. Wahrend dieser Zeit begann das 
Haar auszufallen und schon in einer Ent.fernung von 1 m war der faulige Geruch be- 
merkbar. Nach 30 Tagen fanden wir in der Emulsion aus dem Riickenmarke Bakterien 
aus der Coli-Gruppe. Das subdural geimpfte Meerschweinchen bekam die Wut am 
36. Tage und ging nach 30 Stunden zugrunde, das auf gleiche Weise geimpfte Kaninchen 
fieberte nach 8 Tagen, am 10. Tage zittert es. atmet sc.hwer, die Bewegungen sind un- 
sicher, es zeigt einen Gewichtsverlust von 220 g. Dieser Zustand dauerte 6 Tage lang. 
wonach das Tier wieder munter wurde, das fruhere Korpergewicht erreichte, jedoch 
36 Tage nach der Impfung erschieneu die typischen Erscheinungen der Wut, und nach 
einer Dauer von 4 Tagen ging das Tier daran zugrunde. Da die Milz etwas ver- 
grofiert war, trotzdem wir keine andcren Veranderungen fanden, und auch die Aussaat 
steril blieb, impften wir, um eine richtige Diagnose stellen zu konnen, ein Meer¬ 
schweinchen subdural. Dieses Tier ging am 16. Tage nach einer 4-tagigen Krankheits¬ 
dauer an Wut zugrunde. 


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Konradi, Wie lange widersteht das Wutvirus in der Erde etc. 


489 


Exp. XIV. Ein Kaninchen unRerer 51. Passage, das unter den typischen Er- 
scheinungen der VVut am 13. Tage zugrunde ging, hielten wir an demselben Orte, wie 
in den letztgenannten 3 Experimented jedoch 2 Monate lang. Wahrend dieser Zeit fiel 
die Temperatur nachts in den 2 letzten VVochen auf + 2®, schwankte aber tagsiiber 
zwischen +10 und 10°. Wahrend dieser 2 Monate fielen die Haare ganz aus, der 
Kadaver verbreitete einen so unangenehmen Gerueh, daB wir kaum imstande waren, 
aus dem Riickenmarke desselben eme Emulsion zu bereiten. Die Aussaat zeigte ver- 
schiedene Bakterien. Das subdural geimpfte Meerschweinchen ging am nachsteu Morgen 
zugrunde, ohne daB wir Krankheitserscheinungen wahrnehmen konnten. Das eben- 
falls subdural geimpfte Kajiinchen ging binnen 24 Stunden an Septikamie zugrunde. 

Exp. XV. Das eine Kaninchen der 52. Passage, das 12 Tage nach der sub- 
duralen Infektion unter den typischen Wuterscheinungen zugrunde ging, hielten wir 
vom 3. Dezember bis zum 3. Februar an einem Orte, dessen Temperatur ini letzten 
Monate nachts auf 0° sank, am Tage jedoch +8° erreichte. Nach 2 Monaten war der 
Kadaver iibelriechend, in der Riickenmarksemulsion fanden wir Kokken. Das subdural 
geeimpfte Meerschweinschen bekam die Wut am 8. Tage, 24 Stunden darauf ging es zu- 

f runde. Das ebenfalls unter die harte Hirnhaut geimpfte Kaninchen zeigte am nachsten 
'age eine Temperatur von 41,2°, welche 48 Stunden anhielt. Das Tier ging dann nach 
14 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde, also zu gleicher Zeit, 
wie das aus dem anderen Gliede dieser Passage weitergeimpfte 53. Passagekaninchen. 

Exp. XVI. Das eine Kaninchen der 55. Passage, welches nach 12 Tagen unter 
den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde ging, wurde vom 10. Januar bis zum 
28. Marz, also 78 Tage lang, in einer Holzkammer aufbewahrt, deren Temperatur sogar 
—17° zeigte, wahrend der ganzen Zeit war die grofite Warme blofi 14mal +5 und 3°, 
und zwar wahrend der Mittagsstunden ; der Kadaver war wochenlang stcinhart gefroren. 
Aus der Riickenmarksemulsion eutwickelten sich in der Aussaat viele chromogene und 
farblose Bakterien. Das subdural geimpfte Meerschweinchen bekam die Wut am 
7. Tage und ging nach einer Krankheitsdauer von 48 Stunden daran zugrunde, das auf 
gleiche Weise geimpfte Kaninchen jedoch erst nach 267 Tagen. 

Exp. XVII. Ein Kaninchen der 56. Passage, welches 12 Tage nach der In¬ 
fektion zugrunde ging, hielten wir an demselben Orte, wie das vorige vom 21. Januar 
bis zum 28. Marz, also 67 Tage. Aussaat wie im vorigen Falle. Das subdural geimpfte 
Meerschweinchen ist am 10. Tage wutkrank und ging nach einer Krankheitsdauer von 
2 Tagen an reiner Wut zugrunde, das ebenfalls subdural geimpfte Kaninchen ging nach 
einer Krankheitsdauer von 4 Tagen am 263. Tage ein, und zwar an reiner Wut. 

Exp. XVIII. Das eine Kaninchen der 57. Passage wird nach seinem am 
12. Tage nach der subduralen Infektion erfolgten Tode in derselben Kalte gehalten, 
wie diejenigen des XVI. und XVII. Experimentes, und zwar vom 3. Febr.ms zum 
28. Marz, a. h. 54 Tage lang. Das aus demselben subdural infizierte Meerschweinchen 
ging am 11. Tage nach einer Krankheitsdauer von 24 Stunden an typischer Wut ein, 
das Kaninchen hingegen erst am 179. Tage nach einer Wutkrankheit von 4 Tagen. 
Aussaaten wie in vorigen Fallen. 

Exp. XIX. Ein Kaninchen der 59. Passage, welches am 14. Tage nach der In¬ 
fektion zugrunde ging, wurde in derselben Kalte gehalten, wie die vorigen, und zwar 
vom 28. Febr. bis 24. Marz, d. h. 29 Tage lang. Die Aussaat blieb steril. Das sub¬ 
dural infizierte Meerschweinchen wurde am 9. Tage wutkrank und ging innerhalb 
24 Stunden daran zugrunde; das Kaninchen bekam die Wut am 22. Tage und ging 
nach einer Krankheitsdauer von 3 Tagen daran zugrunde, d. h. 8 Tage spater, wie die 
aus dem anderen Gliede dieser Passage weitergeimpften Kaninchen. 

Exp. XX. Das eine Glied der 76. Passage wird nach seinem am 13. Tage er¬ 
folgten Tode in der Herbstzeit 3 Monate hindurch in einer Kammer gehalten, deren 
Temperatur zwischen +25 und 16° schwankte. Nach 3 Monaten war es derart aus- 

f etrocknet, daB wir weder aus dem Gehirne, noch aus dem Riickenmarke etwas be- 
ommen konnten. 

Exp. XXI. Das eine Kaninchen der 77. Passage, welches am 14. Tage nach der 
subduralen Infektion an der Wut zugrunde ging, wurde in derselben Jnhreszeit und in 
derselben Temperatur wie im vorigen Falle 79 Tage lang gehalten. Wahrend dieser 
Zeit ist es derart ausgetrocknet, daB wir zur Weiterimpfung koine Gelcgenheit batten. 

Diese Untersuchungen beweisen also, daB das Wutvirus in der Erde 
5 Wochen lang ganz sicher widersteht; ob es seine Virulenz noch langer 
bewahrt, konnen wir nicht sagen, da unsere Tiere in unserem Boden 
nach einer linger dauernden Faulnis keine zur Weiterimpfung ndtige 
Gehirn- Oder Markteile enthielten. 

An der Erdoberflache schreitet die Faulnis etwas langsamer vor, 
und so waren wir in der Lage, nach einer solchen auch am Ende des 


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490 Centralbl. f. Bakt. etc. [. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

3. Monats Probeimpfungen vorzunehmen. Bei einer solchen F£ulnis 
spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, und zwar besonders die 
Temperatur und der Feuchtigkeitsgrad der Luft-, deshalb enthielt ein 
Kadaver bei der niedrigen Temperatur noch nach 3 Monaten das Wut- 
virus, hingegen bei einer hbheren Temperatur schon nach 79 Tagen 
nicht mehr. Gegen Kalte bietet das Wutvirus wirklich einen groBen 
Widerstand und in dieser Hinsicht konnen wir die Resultate anderer 
Forscher best&tigen. Pasteur, Roux, Chamberland und Thuil- 
lier batten schon im Jahre 1882 nachgewiesen, dafi eine Kalte von 12° 
das Wutvirus nicht zerstort, bei einer Temperatur von 22° in trockener 
Luft aber binnen 14 Tagen die Vernichtung eintritt. Diese Tatsache 
der Unempfindlichkeit des Virus gegen Kalte konnte auch Celli be- 
statigen. Nach Galtier ist das Wutvirus bei einer Temperatur von 
—8 und -j-8 noch nach einem Monat virulent, wenn es im Eise von 
0°—8° gelegen, 21 Tage lang. Viala konnte nachweisen, daB das Virus 
bei einer Temperatur von —4 und +4° im feuchten Zustande 5 Mo- 
nate, im trockenen aber nur 18 Tage lang virulent bleibt. Jobertfand 
das Gehirn eines Kaninchcns, welches zwischen —10 und —25° ge- 
halten wurde, noch nach 10 Monaten infektionsfahig. Nach HSgyes 
schadet eine Kalte von 16—35° dem Virus nicht, hSchstens wird es ein 
wenig abgeschwiicht. Nach F r o t i n g h a m x ) erwies sich die vom Riicken- 
mark eiues Hundes gemachte Suspension, bei —4° C aufbewahrt, noch 
nach l Jahr und 10 Monaten als vollvirulent, indem das damit geimpfte 
Kaninchen am 18. Tage nach der Impfung erkrankte. Di Mattei 
untersuchte die Wirkung der Kalte und stellte fest, daB der Widerstand 
liber 8 Monate ohne merkliche Abschwiichung dauert 1 2 ). In 3 Fallen, 
welche von Wesbroock und Wilson untersucht wurden, war das 
von Hunden stammende Material 5, 18, resp. 22 Tage gefroren gewesen, 
bevor es zu Impfzwecken benutzt wurde. Die Inkubation war deutlich 
verkingert, die langste 107 Tage. Nach Barratt verliert das Virus iu 
Hiissiger Luft bei —190° seine Virulenz binnen 3 Stunden, ist aber iu 
tlussiger Kohlensaure noch nach 11 Stunden virulent. Nach den Be- 
obachtungen von Harris laBt sich der Impfstoff vollkommen trocknen, 
ohne an Virulenz zu verlieren, wenn die Wasserentziehung in der Kalte, 
etwa bei 10° unter Null, vor sich geht. Je betrachtlicher die Kalte ist, 
desto geringer ist der Verlust an Virulenz. Die Abnahme der Virulenz 
erfolgt sehr langsam, erst im Verlaufe von Monaten. Nach di Vestea 
geht das Virustiltrat, wenn es gefroren wird, sehr schnell zugrunde. 
Diese Beobachtung widerlegt die oben angefiihrten Angaben iiber die 
Wirkung der Kalte nicht, da die Filtrate ofters auch ohne jegliche Ein- 
wirkung nicht infektios sind und da nur manche Filter das Wutvirus 
passieren lassen (Berkefeld), wie dies aus den diesbeziiglichen Uuter- 
suchungen bekannt ist (S. Remlinger, Les microbes tiltrants im 
Bulletin de lTnstit. Pasteur 1906 samt Literatur). 

Es scheint, als ob in alien Fallen eine Abschwiichung des Virus 
erfolgte. da die geimpften Tiere die Wutkrankheit erst nach einer viel 
langeren Zeit bekamen (die Inkubation war bei Kaninchen 114, 160, 182, 
263, 267, 278, 411, bei Meerschweinchen 29, 30, 40, 43, 44 Tage lang), 
und auch das stadium morbi ist verlangert (9—10 Tage) in den meisten 


1) Diese Angabe wird bei Babes, ,,Traits de la rage“ auf p. 314 nicht richtig 
erwiihnt, da F. nicht nur 3 Monate, sondern 1 Jahr und 10 Monate lang das Virus in 
der Kalte hielt. 

2) Auch diese Angabe ist bei Babes p. 448 anders erwiihnt, da di Mattei das 
Virus nicht faulen lied, sondern in der Kiilte hielt. Auch die Quelle ist anders notiert. 


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Konradi, Wie lange widerateht das Wutvirua in der Erde etc. 


491 


Fallen. Diese Abschwachung 'zeigt sich am starksten bei denjenigen 
Kadavern, welche in die Erde verscharrt waren, etwas weniger bei den¬ 
jenigen, die auf der Erdoberfl&che faulten, und am wenigsten bei jenen, 
welche in der Kaite gehalten wurden. Es ist aber fraglich, ob das Virus 
wirklich abgeschwacht wurde, oder nur eine Verminderung eingetreten 
ist im faulenden Nervensystem, da nur in der 1. Generation die Inku- 
bation und die Krankheitsdauer veriangert ist; in der 2. Generation er- 
scheint die Wut nach einer ublichen Inkubation und ist von gewohn- 
licher Dauer, wie dies das IX. und XIII. Experiment beweist. Diese 
Untersuchungen zeigen noch, wie unumg&nglich notwendig es ist, die 
infizierten Tiere langere Zeit in Beobachtung zu halten. Sehr interessant 
ist in dieser Beziehung eine Beobachtung von di Mattei. Es handelte 
sich urn einen gerichtlich-medizinischen Fall von Tollwut. Patient starb 
48 Tage nach der Infektion. Auf Kaninchen flberimpft, hatte die Krank- 
heit eine Inkubationsdauer von 270 Tagen. Verf. fiihrt diese lange 
Dauer der Inkubation auf Faulnisprozesse zuriick und hebt mit Recht 
hervor, wie wichtig es ist, die Beobachtungsdauer zu verlangern, da be- 
sonders in der gerichtlich-medizinischen Praxis selten frisches Material 
zur Prufung vorgelegt wird und die MSglichkeit einer langdauernden 
Inkubation, bedingt durch Faulnisprozesse, den Sachverstandigen nicht 
dazu verleiten darf, eine verfriihte negative Diagnose zu stellen, wenn 
nach einer der normalen Inkubationsdauer entsprechenden Zeitfrist die 
biologische Reaktion negativ ausfallt. Durch diese Mahnung von 
di Mattei sehen wir unsere schon vor 8 Jahren betonte Anforderung 
der Notwendigkeit einer langen Beobachtung bestatigt. 

Auch aus diesen Untersuchungen erhellt unsere schon vor Jahren 
betonte Mahnung fur die Notwendigkeit der Verwendung des Meerschwein- 
chens bei der Lyssaforschung; wir sehen ja doch, wie rasch und sicher 
dieses Tier dem Kaninchen gegentiber die Wut bekoinmt, man konute 
sogar sagen, daB es der Septikamie besser widersteht als das Kaninchen. 
Auch Li von kam unabhangig von uns zu dieser Behauptung. Li von 
teilt namlich mit, daB in dem Marseiller antirabischen Institute das Ge- 
hirn der wutverdachtigen Tiere schon seit langer Zeit 24—48 Stunden 
in Glyzerin gelegt wird und erst nachher impft man ein Kaninchen und 
ein Meerschweinchen, da die Meerschweinchen gegen Septikamie viel un- 
empfanglicher sind. Nach unseren Erfahrungen kann dies, auch ohne 
das Virus in Glyzerin gelegt zu haben, geschehen. Besonders geeignet, 
ja sogar unentbehrlich, ist das Meerschweinchen, wenn ein auf irgend- 
welche Weise modifiziertes Virus zu untersuchen ist, wie unsere Erfah¬ 
rungen beweisen. Die Notwendigkeit der Verwendung der Meerschwein¬ 
chen und einer langeren Beobachtung wird, auf unsere Erfahrungen hin- 
weisend, auch von Rem linger betont. 

Zusammenfassung. 

Das Wutvirus bleibt im trockenen, schwarzen, lehmigen Boden in 
einer Tiefe von 1 m 5 Wochen lang sicher virulent, an der Erdoberflache 
zwischen -f-2 und 16° C 3 Monate, zwischen +16 und 25° C 67 Tage, 
zwischen +7 und —17° C 78 Tage und zwischen 0 und +8° C 2 Mo¬ 
nate lang. 

Es scheint, als ob wahrend der Faulnis eine Abschwachung erfolge, 
jedoch ist es fraglich, ob dies eine wirkliche Abschwachung, oder bloB 
eine Verminderung des Virus ist, da die Inkubation nur in der 1. Pas¬ 
sage langer dauert, in der 2. der Tod schon nach normaler Zeit erfolgt. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Bei solchen Untersuchungen ist es notwendig, neben Kaninchen 
auch Meerschweinchen zu gebrauchen, da wir so schneller zu einem 
Resultate kommen. 

Die Versuchstiere miissen l&ngere Zeit in Beobachtung gehalten 
werden, besonders wenn jemand nur mit Kaninchen experimentiert 

Literatur. 

Barratt, Centrifugalisation and Disintegration in relation to the virus of rabies. 

(Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Orig. Bd. 35. p. 633 u. 769.) 

Bertarelli, Ueber Beziehungen zwischen Virulenzmodifikationen dee Wutvirus und 
Veranderungen der Negrischen Korperchen. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. 
Bd. 36. p. 42.) 

Celli, Alcune propriety del Virus rabbico. (Ref. Baumgartens Jahresbericht. Bd. 3. 
p. 92.) 

Frotingham, Rabies in the vicinity of Boston. (Ref. Baumgartens Jahresbericht. 
Bd. 15. p. 687.) 

Gal tier, Resistance du virus rabique A la dessication et h la decomposition cadaverique. 

(Journ. de med. vet. T. 58. p. 463; zit. Hogyes, Lyssa, p. 69.) 

—, Persistance de la virulence rabique dans les cadavres enfouis. (Compt. rend. T. 106. 

p. 364; ref. Ann. Pasteur. 1888. p. 99.) 

—, Notes sur la rage. (Ref. Baumgartens Jahresber. Bd. 14. p. 735.) 

Harris, Recherches sur les proprietes du virus rabique conserve it I’etat sec. (Ann. 

Pasteur. T. 26. p. 732.) 

Hogyes, Lyssa. Wien 1897. 

Jirnoff, Zur Frage iiber die Wut. (Ref. Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 43. 
p. 697.) 

Jobert, Sur la resistance du viruB rabique it Taction du froid prolonge. (Compt. rend. 
T. 113. p. 277. 

Kempner, Ueber die Art der Versendung tollwutverdachtigen Materials und die Re- 
sistenz des Wutvirus gegen Faulnis. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 29. p. 281.) 
Klimmer, zit. Hutyra-Marek, Spez. Path. u. Therap. 3. Aufl. p. 465. 

Konradi, Beitrag zur Kenntnis der Symptome und Prophylaxe aer experimentellen 
Lyssa. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 33. p. 389.) 

—, Weitere Untersuchungen zur Kenntnis etc. (Ibid. Bd. 38. p. 194.) 

—, Ist die Wut vererbbar? (Ibid. Bd. 38. p. 60.) 

—, Ist die Wut vererbbar? Ist das Blut Lyssakranker infektionsfahig? (Ibid. Bd. 47. 
p. 203.) 

Livon, Le diagnostic experimentel de la rage. (Compt. rend. T. 57. 479; ref. Bull. 
Pasteur. 1905. p. 11.) 

v. Ldte, Ueber ein Symptom der experimentellen Lyssa. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 
Orig. Bd. 39. p. 32.) 

Marx, Lyssaimmunitat. (Kolle-Wassermann, Handb. d. pathog. Mikroorg. 1. Aufl. 
Bd. 4. p. 1264.) 

di Mattei, Untersuchungen iiber Rabies. (Ref. Centralbl. f. allg. Pathol, u. pathol. 

Anat. Bd. 9. p. 334 u. Baumgartens Jahresber. Bd. 13. p. 828.) 

—, Sulla longa incubazione della rabbia sperimentale nei rapporti colla medicina legale. 

(Ref. Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 43. p. 699.) 

Mazzei, Sulla resistenza del virus rabbico alia putrefazione. (Ref. Centralbl. f. Bakt. 
Abt. I. Ref. Bd. 40. p. 581.) 

Mergel, Zur Frage iiber aie Tenazitat des Wutkontagiums. (Zit. bei Hogyes, 
Lyssa, p. 69.) 

Motte u. Protopopoff, Ueber einen Mikroben. welcher beim Kaninchen und Hund 
eine Krankheit, vollkommen ahnlich der paralytischen Rabies, hervorbringt. (Ref. 
Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 2. p. 450.) 

Negri, Beitrag zum Studium der Aetiologie der Tollwut. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 43. 
p. 505.) 

Nicolle, Le diagnostic experimental de la rage avec les centres nerveux putrefies 
(Ref. Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 39. p. 788.) 

Pasteur, Chamberland, Roux u. Thuillier, zit. Galtier (Ref. Ann. de l’lnst. 
Pasteur. T. 2. p. 99.) 

v. Ratz, Die Wklerstandsfahigkeit des Virus der Tollwut gegen Faulnis. (Centralbl. 
f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 27. p. 825.) 

Rem linger, Isolement du virus rabique par filtration. (Ref. Bull. Pasteur. 1904. 

p. 68.) 


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Gleitsmann, Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den Wirtszellen. 493 


Rem linger, Enrobage du virus rabique dans les poudres inertes et antiseptiques. 

(Ref. Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 49. p. 168.) 

—, Rapport sur la rage. (I. congrfes internat. de pathol. comp. T. 1. p. 149.) 

Russo Travali e Brancaleone, Sulla resistenza del virus rabico alia putrefazione. 
(Riforma med. Vol. 5. p. 758.) 

Vi ala, Sur les causes de l’attenuation des moelles rabiques. (Ann. de l’Inst. Pasteur. 
T. 5. 1891. i>. 695.) 

di Vestea, zit. bei Babes, Traitd de la rage. p. 314. 

Wesbroock and Wilson, Preliminary report on the laboratory diagnosis in twenty 
cases of suspected rabies. (Ref. Hyg. Rundschau. Bd. 10. p. 33 u. Baum gar tens 
Jahresber. Bd. 15. p. 693.) 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den 

Wirtszellen. 

[Aus dem Institut fUr Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg. 

Leiter: Ober-Medizinalrat Prof. Dr. Nocht.l 

Von Dr. Gleitsmann, 

Marine-Stabsarzt, komm. zum Institut fiir Schiffs- und Tropenkrankheiten. 

Mit 1 Tafel. 

Die vielumstrittene Frage des Unterganges der Borrelien (Spirochaten, 
Spironemen) durch Phagocytose (Metschnikow) hat in der Arbeit 
von Leonid Frankel 1 ) einen neuen Gegner gefunden, und zwar in 
dem Sinne, daB er den Vorgang, den Metschnikow als einen Ver- 
nichtungskampf der Leukocyten gegen die Borrelien in die Milz verlegt, 
als einen auch im peripheren Blut sich abspielenden Parasitismus 2 ) 
des Virus erklart. 

Seine SchluBfolgerungen sind dabei folgende: 

1) „Die Recurrensspirochaten sind die aggressive Partei, die Leuko¬ 
cyten lediglich das Objekt der Aggression/ 

2) „Die Spirochaten uberfallen die Leukocyten, um dieselben zu 
parasitieren/ 

3—5). 

6) „Die Annahme einer Phagocytose bei Recurrens mufi man voll- 
standig fallen lassen.“ 

Diese Thesen begriindet er durch Reproduktionen zahlreicher Aus- 
strichpraparate, in denen Borrelien — meist nur mit dem einen Ende 
— im Bereich der Leukocyten liegen und durch Dunkelfeldbeobach- 
tungen. 

Das Material ist menschlichem Recurrensblut entnommen. 

Beim Vergleich der Reproduktionen Frink els mit entsprechenden 


1) Frankel, Leonid, Zur Biologie der Recurrensfaden. (Virchows Arch. f. 
pathol. Anat. u. Physiol. Bd. 209. 1912. p. 97.) 

2) Interessant ist, daB neuerdings Ross allem Anschein nach einen ahnlichen Vor¬ 
gang annimmt. Er land im Plasma mononuklearer Leukocyten Einschliisse, die von 
einem chromatinhaltigen „ZeIlwall“ umgeben waren, und stellte fest, daB dieses Chro¬ 
matin bei Luetikern spirochatenartige Form annchmen und als Spirochate die Gast- 
zelle verlassen koune. Die so entstandenen Spirochaten stellen die Mikrogameten 
dieses Virus dar. 

Naheres s. Ross, Ueber die Entwicklung eines intracellularen Parasiten.zu Spiro¬ 
chaten in syphilitischen Affektionen und im Blut von Syphilitikern wahrend des 
Sekundarstadiums; gefunden mit Hilfe der Agarmethode in vitro. (Brit. Med. Journ. 
1912. No. 2711.) 


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494 


Centralbl. f. Bakt. etc.JI. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5|6. 


Pr&paraten vom Blute recurrenskranker Mfiuse ist ein wesentlicher Unter- 
schied zwischen beiden unverkennbar. 

Gemeinsam scheint nur eine gewisse Leukopenie, die ja auch Fr a n k e 1 
hervorhebt, dagegen f&Ut auf, daB im Nagerblut so gut wie keines 
der wenigen weiBen Blutkorperchen in seinera Innern — ob aktiv oder 
passiv dahin gelangt — eine der im freien Raum so zahlreichen Bor- 
relien birgt. 

Auch die im Bild des Dunkelfeldes gewonnenen Resultate weichen 
wesentlich von denen Frankels ab; weder den Vorgang des Eindringens 
der Borrelien in die Leukocyten noch die vollendete Tatsache selbst ist 
man zu beobachten imstande. 

Die Leukocyten sind so gut wie alle frei von Borrelien und nur in 
ganz vereinzelten Fallen sieht man aus den weiBen Blutkorperchen 
den letzten bewegungslosen, nur mattglanzenden, also wohl degenerierten 
Teil einer Borrelie herausragen. 

Nicht anders steht es mit der Beobachtung der Invasion eines Indi- 
viduums in eine weiBe Blutzelle. Die im freien Weg gleichmaBig ruhigen 
Bewegungen der Borrelien nehmen zwar den Charakter lebhaftester An- 
strengung an, sobald sich ihnen ein Hindernis, ganz gleichgiiltig ob es 
von einer Blutzelle oder irgendeinem Fremdkorperpartikelchen gebildet 
wird, in den Weg stellt, d. h. das eben noch gleichmaBige Spiel der Be¬ 
wegungen wird plotzlich von krampfhaften, oft peitschenden Bewegungen, 
die sich mit Unterbrechungen ganzlicher Ruhe wiederholen, abgelost, bis 
das Hindernis uberwunden ist, von einem Eindringen aber in eine sich 
in den Weg stellende Blutzelle ist in keiner der vielen Beobachtungen 
solcher Vorgange die Rede gewesen, und nie war es moglich zu ent- 
scheiden, ob die Ortsveranderungen der einzelnen Borrelien der Aus- 
druck ziel- und planlosen Umherirrens sind oder ob dabei ein zweck- 
maBiges Suchen oder Meiden der Blutkorperchen vorliegt. 

Die gleichen Verhaitnisse findet man bei Untersuchungen eines 
leukocytenreichen Blutes des durch Aleuronateinspritzungen verursachten 
Exsudates. 

Spritzt man einer Ratte oder Maus intraperitoneal eine bestimmte 
Menge einer Aleuronatlosung ein und setzt 24 Stunden spater dem 
inzwischen entstandenen leukocytenflberreichen Exsudat gewaschene Bor¬ 
relien einer im akuten Anfall befindlichen Maus zu, so vermiBt man 
auch in den in bestimmten Zwischenr&umen durch Kapillaren entnommenen 
fast nur aus Leukocyten und Borrelien bestehenden Pr&paraten den Vor¬ 
gang, den man als Parasitismus auslegen konnte, obwohl das Virus 
zum Parasitieren genug Gelegenheit hatte. Das gefarbte Praparat laBt 
in gleicher Weise keine andere Deutung zu. 

Bei einer Wiederholung des Aleuronatversuches in dem in 
der Zwischenzeit immun gewordenen Tiere setzt sofort die gegen die 
Annahme einer Phagocytose angefiihrte Lysis (v. Prowazek) ein. 

[Hier wurden nur in dem 5—10 Minuten nach der Einspritzung des 
Virus gewonnenen Praparat noch ganz vereinzelte Borrelien 1 ), die aber 
weder parasitierten noch phagocytiert waren, gefunden, wahrend in den 
sp&teren (15 und mehr Minuten) Praparaten Recurrenserreger nicht 
mehr zu finden waren.] — 

Entsprechend dem Parasitismus des Virus bei den Leukocyten erklart 

1) Vielleicht handelt es sich hierbei um Exemplare, die an der InjektionssteUe 
an der Haut zuruckgeblieben und spater von der Kapillare mit aufgenommen worden 
waren. 


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Gleitsmann, Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den Wirlszelien. 495 


F rank el das Verhaitnis zwischen Borrelien und Erythrocyten ebenfalls 
als einen Vorgang des Parasitisraus. 

Nach ihm ist die oft phantastische Formveranderung der Erythro¬ 
cyten das Produkt zielbewuBten Schlagens der auf Nahrung ausgehenden, 
angeblich sauerstoffgierigen Recurrenserreger, die den durch das Zer- 
schlagen der roten Blutkorperchen frei werdenden Sauerstoff vom Serum 
aus aufnehmen oder zuin Teil auch in die roten Blutzellen eindringen 
und an Ort und Stelle schmarotzen. Auch hierfur fuhrt er eine Reihe 
von Photogrammen an, die das Zerstoren der Erythrocyten und das 
Parasitieren des Virus wiedergeben sollen. 

Analoge Dunkelfeldbeobachtungen des Nagerblutes bestatigen die 
objektiv nachweisbare erstgenannte Erscheinung der sich unter den Be- 
riihrungen mit den Borrelien verandernden Erythrocyten; ob sichjedoch 
mit dieser Formveranderung — die keineswegs immer eine dauernde ist — 
auch eine Alteration der getroffenen roten Blutkorperchen verbindet, 
ist schwer zu sagen. Auffallend ist jedenfalls, daB die Hiihnerborrelien 
die ihnen zur Verfiigung stehenden Erythrocyten nicht zu verandern ver- 
mogen. 

Das andere objektiv sichtbare Phanomen, das Eindringen der Recur¬ 
renserreger in die roten Blutzellen konnte aber nie beobachtet werden: 
weder der Vorgang des Eindringens in Dunkelfeldbeleuchtung noch 
das einwandfreie fait accompli im gefarbten Ausstrichpraparat. 

Ganz ausnahmsweise sah man im Bereich eines Erythrocyten auf- 
gerollte Borrelien, vermochte jedoch nicht zu entscheiden, ob man 
ein invadiertes oder ein zufailig aufgelagertes Individuum vor sich hatte. 

Bei der auBerordentlichen Seltenheit solcher Befunde ist man wohl 
berechtigt, sie als Ausnahmeerscheinungen ungedeutet zu lassen. 

Fflr die Beantwortung dieser so viel noch umstrittenen Frage des 
Eindringens der Borrelien in die Erythrocyten sind nun die am Hiihner- 
borrelienblut im Dunkelfeld zu machenden Beobachtungen besonders 
charakteristisch und fur die Entscheidung (ob intracellular oder extra- 
korpuskuiar) sehr instruktiv: 

In den Erythrocyten mit stark lichtbrechendem Membranrand und 
erheblich schwacher leuchtendem Kern, d. h. also in den unveranderten 
roten Zellen, wird man nie eine Borrelie finden, dagegen ist es durch- 
aus nicht selten, daB man in irgendwie alterierten roten Blutkorperchen 
(mit schwach leuchtender Membran und stark lichtbrechendem Kern) ein 
oder mehrere Exemplare eindringen, ausschlQpfen oder um den Kern 
innerhalb der Membran kreisen sehen kann. 

Andererseits ist es nicht moglich zu beobachten, wie durch die meclia- 
nische Tatigkeit einer Borrelie die rote Zelle verandert, d. h. so alteriert 
wird, daB ein Individuum in sie einzudringen vermochte: die „eroberten u 
Erythrocyten sind stets vorher durch einen mechanischen Insult von 
auBenher (z. B., wovon man sich leicht Gberzeugen kann, durch leich- 
testeu Druck auf das Deckglas) beschadigt worden. 

DaB es sich schlieBlich bei den okkupierten Erythrocyten um aus- 
gelaugte etc. Exemplare handelt, beweist ihre Unfarbbarkeit. Im ausge- 
strichenen Kontrollpraparat lassen sich namlich Bilder, wie sie das Dunkel¬ 
feld lebend zeigt, nicht auffinden. 

Von den nur teilweise im Bereich eines Erythrocyten liegenden 
Borrelien laBt sich aber in den meisten Fallen durch Focusveranderungen 
leicht nachweisen, daB die anscheinend eingedrungenen Borrelienteile 
oberhalb oder unter der Zelle liegen. 


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496 


Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Organschnitte (Gehirn, Lunge, Leber, Milz und Niere) nach der Leva- 
diti-Methode angefertigt, vermochten ebenfalls nicht zu iiberzeugen, dafi 
Borrelien in die Blutzellen eingedrungen waren. 


Im AnschluR seien noch einige in den fur obige Arbeit angefertigten 
Praparaten festgestellte, wenn auch nicht neue, so vielleicht doch mor- 
phologisch nicht. uninteressante Borrelienbefunde angefflgt und nach 
den beigegebenen Bildern x ) kurz besprochen. 

Vorausgeschickt sei, dafi es sich um nicht zentrifugierte Borrelien 
der amerikanischen Recurrens 2 ) handelt, dafi die GeiBeldarstellung nach 
der Buchanan-Methode 3 ) (modifiziert nach Levaditi-Yamamoto 
hergestellt und die doppelt konturierten Exemplare Giemsa-Praparaten 
entnommen sind. 

Borrelien mit geifielartigen Forts&tzen an beiden Polen wurden zu- 
erst von Schaudinn gesehen und anfangs als Spezifica der Pallida hin- 
gestellt, spiiter jedoch auch von ihm und Zettnow bei Recurrens- 
erregern gefunden. 

Die Geifieln konnen (nach unseren Praparaten) von verschiedener 
Lange und Starke sein: kurze, starkere wechseln ab mit sehr feinen, den 
eigentlichen Korper um das Doppelte iibertreffenden. 

Auf die Natur dieser Gebilde soil hier nicht naher eingegangen werden, 
ich mufi da auf die Literatur verweisen. 

Ob es sich bei den kugeligen Verdickungen im Verlauf der Geifiel 
oder auch des eigentlichen Borrelienkorpers um Plasmolyse, d. h. „um 
das Produkt eines Druckes des Korperinhaltes auf die weniger wider- 
standsfahig gewordene, degenerierte Membran 11 (H in die), um Plasmo- 
ptyse, d. h. „ein Hervorquellen des Plasmas aus der Hiille“ (Schellack*), 
oder um Cystenbildung handelt, bleibe ebenfalls unerortert. Jedenfalls 
sind solche „cystischen u Verquellungen bei Anwendung der Buchanan- 


1) Die wissenschaftlich zweifellos wertvolleren Photogramme muSten hier notge- 
drungen durch naturgetreue Handzeichnungen erganzt werden, da es nicht gelang, die 
auSerst feinen charakteristischen Polunterschiede auf dem lichtempfindlichen Papier 
festzuhalten. 

2) In der Zwischenzeit gelang es durch die gleichen Methoden dieselben soma- 
tischen Verhiiltnisse auch bei den Huhnerborrelien nachzuweisen. 

3) Balfour, The rftle of the infective granule in certain protozoal infections as 
illustrated by the spirochaetotis of Sudanese fowls. (The Journ. of trop. med. and hvg. 
Vol. 14. 1911. p. 113.) 

1. Ausstriche in Alkohol. absolut. fixiereu. 

2. Griindlich in Aqu. destill, auswaschen: 10 Minuten. 

3. Farben mit ca. 10 ccm 5-proz. filtrierter Silbernitratlosung. Schichtseite nach 
unten: 2 Tage im Brutschrank 37°*). Als Farbstoffbehiilter dienen rechteckige Schalen 
mit Querleisten aus Glas, die ein Beriihren von Boden und Schichtseite verhindern. 
(Also im Prinzip die Farbtroge zur Schnellftirbung nach Giemsa.) 

4. Griindlich in laufendem Wasser auswaschen: 10 Minuten. 

5. Reduzieren in 2-proz. Acid, pyrogallic. + 1 Proz. Acid, tannic.: ca. 1 Stunde 
bei 37° Brutschrank*) (Schale wie unter No. 3). 

6. Griindlich in laufendem Wasser auswaschen: 10 Minuten. 

7. Nochmaliges Reduzieren in neuer Losung (wie unter 5): 2 Tage bei 37° Brut¬ 
schrank *). 

8. Griindlich abspulen und trocknen. 

4) Schellack, Sludien zur Morphologie und Systematik der Spirochaten aus 
Muscheln. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 30. 1909. p. 378 ff.) 

*) Wahrend des Aufenthaltes im Brutschrank werden die Farbschalen in groflere 
Glasschalen. deren Rand mit Salbe bestrichen und mit eng auschliellendem Glasdeckel 
bedeckt wird, gestellt. 



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Ce>Uralblatt fiir Bakteriologic Abt. I. Orig. Bd. 68. 

Gleitsmann, Bexiehungen der Borrelien zu den Wirtsxellen. 




Fig. 7. 



Fig. 4 a. 


Fig. 5 a. Fig. 6a. 


Vcrlag von (Justav Fischer in Jena. 


Fig. 7 a. 


I 


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Gleitamann, Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den Wirtszellen. 497 


Methode hfiufig, oft in der Mehrzahl bei einem Individuura, zu finden. 
Auch im Dunkelfeld kann man lebende Exemplare mit solchen Ge- 
bilden durchs Gesichtsfeld ziehen sehen; dagegen lSBt die Giemsa- 
Farbung auffallenderweise im Stich. Interessant ist der Befund inso- 
fern, als die Verdickung im Verlauf der GeiBel ein weiterer Beweis 
dafiir ist, daB die Fortsiitze nicht abgestorbene Gebilde sein kfinnen, 
sondern ahnlich wie der Korper strukturiert sein und Plasma enthalten 
mflssen. 

Die folgenden Reproduktionen zeigen doppelt konturierte Borrelien- 
exemplare (die bereits M. Mayer ahnlich abgebildet hat). MaBgebend 
ffir ihre Wiedergabe war der charakteristische Unterschied der beiden 
Pole. Der eine spitz zulaufend, der andere breiter, gegabelt, berechtigt 
immerhin zur Annahme einer an der Gabelung beginnenden Langsteilung. 

Schon Schaudinn hat Borrelien mit doppelten GeiBeln an einem 
Ende gefunden und in ihnen den Beginn einer Laugsteilung gesehen. 

Es kann hier natfirlich auf die vielen widerstrebenden Meinungs- 
auBerungen fiber die Art der Teilung nicht eingegangen werden, doch 
mogen die Abbildungen Beitrfige sein zu der Anschauung, dafi neben 
einer Querteilung auch eine Langsteilung eintreten kann (Mackinnon, 
Fantham, v. Prowazek u. a.), ffir welche ja auch die doppelt kontu- 
rierten Formen sprechen konnen. 

DaB diese doppelt konturierten Borrelienexemplare aber auch von 
den Anhangern der Kornchentheorie ffir sicli in Anspruch genommen 
und als zurfickgebliebene leere Scheiden (H in die, Balfour u. a.) ge- 
deutet werden konnen, soil nicht bestritten werden. Dagegen anzu- 
ffihren ware allerdings, daB die leeren „Scheiden“ als leblose Ueber- 
reste ehemaliger Borrelien als mattgianzende Gebilde auf dem Grund 
des Dunkelfeldbildes zu liegen pflegen und nicht — wie wir es sahen — 
noch lange Zeit als stark lichtbrechende Borrelien in schonen Schlangen- 
und Schraubenbewegungen durchs Dunkelfeld dahinziehen. Auch die 
gleiche intensive Farbung der „normalen“ und der doppelt konturierten 
Individuen scheint gegen die Auslegung, als handle es sich um solche 
„Schatten“, zu sprechen. 


Tafelerkl&rung. 

Fig. 1. Borrclie mit endatandigen GeiBeln. (Hergeatellt nach der Buchanan - 
Methode.) Im Verlauf der oberen GeiBel eine kugelige Verdickung. 

Fig. 2. Borrelie mit endstandigen GeiBeln. (Hergeatellt nach der Buchanan- 
Methode.) Am Korperende unten eine kugelige Verdickung. 

Fig. 3. Borrelie mit endatandigen GeiBeln. (Nach der Buchanan-Methode.) 
Fig. 4. Doppelt konturierte Borrelie mit Gabelung am oberen Ende (Buchanan- 
Methode). 

Fig. 5. Doppelt konturierte Borrelie unten geapalten (Giemaa-Farbung). 

Fig. 6. Doppelt konturierte Borrelie rechts geapalten (links keine Verdickung!). 
Giemaa- Farbung. 

Fig. 7. Doppelt konturierte Borrelie (ohne Spaltung), linka oben die gew&hnliche 
Borrelien form (Giem aa-Farbung). 

Fig. 1—7 Vergr. 1:1000. 

Fig. 4 a, Fig. 5 a, Fig. 6 a, Fig. 7 a. Handzeichnungen nach den Originalpraparaten. 
Vergr.: 1:1500. 


Erite Abt. Orig. Bd. 68. 


Heft 5 6. 


32 


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498 


Contralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 6/6. 


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Nachdruck verboten. 

Ueber reine Trypanosomenstamme. 

[Aus dem Institut fur Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg. 

Leiter: Obermed.-Rat Prof. Nocht.] 

Von S. t. Prowazek. 

R. Oehler bericbtet in dieser Zeitschrift Bd. 67. 1913. H. 7. 
iiber Gewinnung reiner Trypanosomenstamme durch Einzeliibertragung; 
unabhangig davon sind gleichgeartete Versuche nach Analogie der Iu- 
fusorienkulturen (Colpidien) nach der Verdiinnungsmethode im Institut fiir 
Schiffs- und Tropenkrankheiten angestellt worden. Aus einem mit physio- 
logischer Kochsalzlosung stark verdiinnten Blutmaterial wurden in einen 
sehr kleinen Tropfen gleicher Losung mit einem zugeschmolzenen Glas- 
stabchen durch Auftupfen Trypanosomen hineingebracht und sodann 
rasch mit Objektiv 16 mm Apert. 0,30 (Zeiss) und Kompensationsokular 18 
(klinstliches Licht) auf ein Trypanosomenindividuum hin durchmustert. 

Im positiven Falle wurde sodann dem kleinen Tropfen physiologische 
Kochsalzlosung zugefiigt und die Fltissigkeitsmenge einer gesunden Ratte 
eingespritzt. 

FOr die Versuche ist ein Stamm von Tryp. rhodesiense und 
Tryp. equinum Voges (Mai de Caderas) — naturlich atoxylfester 
(resistenter) Stamm 1 ) — sowie Proteosoma der Kanarienvogel ver- 
wendet worden. 

Der Zweck dieser und analoger Versuche war folgender: 

1) Sollte der Nachweis erbracht werden, daB die Infektion mit einem 
Trypanosoma moglich ist; 

2) Sollte die Frage beantwortet werden, ob der Dimorphism us 
(bzw. Trimorphismus), der besonders bei Tryp. rhodesiense (breite 
und schmale, l&ngere Formen) deutlich ausgeprSgt ist, prim Sr gegeben 
ist Oder ob diese Formen aus einem einzigen Individuum sekundar 
entstehen konnen. 

3) Sollte Material fiir die Beantwortung der Frage geliefert werden. 
ob versehiedene Stammeigentumlichkeiten (Atoxylfestigkeit, Blepharo- 
plastlosigkeit) primer im Stamme selbst enthalten sind (fast jeder 
Stamm enth&lt beispielsweise auch blepharoplastlose Formen) und nur 
durch Selektion zum Vorschein kommen oder Produkte von Zell- 
varianten sind, die plotzlich neue Eigenschaften zutage fordern. 

4) Sollte durch eine „reine“ Infektion (Individuuininfektion) das 
Material fiir chemotherapeutische Versuche, fur das Studium der Ab- 
sterbefolge u. a. m. geliefert werden. Die Trypanosomen sterben 
unter EinfluB von Schadlichkeiten ebenso wie Bakterien (vgl. H. R e i c h e n - 
bach, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 69. 1911) nicht alle gleichzeitig ab und es 
ist zu entscheiden, ob dabei Verschiedenheiten des unreinen Stamme9 
eine Rolle spielen, ob das Gesetz der monomolekularen Reaktionen zu 
Worte kommt, so daB die Zahl der absterbenden Individuen proportio¬ 
nal der Anzahl der noch vorhandenen Individuen ist und anderes mehr. 

5) Sollten nach dem Vorgang von Bruce und der englischen Forscher 
GroBenkurven der reinen und unreinen Stamme angelegt werden. 

6) Fiir die Vogelmalaria sollte die Frage beantwortet werden, ob 
man mit reifen Makrogameten im positiven Sinne infizieren und so in- 


1) Halberstaedter, L., Versuche mit einem spontan arsenfesten Trypanosomen- 
stamm. (Arch. f. Schiffs- und Tropenkrankh. Bd. 16. 1912.) 



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v. Prowazek, Ueber reine Trypanoeoraenstamme. 


499 


direkt den Nachweis erbringen kann, daB die Rezidive auf partheno- 
genetische Makrogameten zuriickzufiihren sind. 

Die letzteren Versuche fielen bis jetzt negativ aus. 
ad 1) Ebenso wie Oehler ist es uns gelungen, mit nur einem 
Trypanosoma mit Erfolg zu infizieren. — Im allgemeinen sterben die 
Rhodesiense-Ratten nicht an der Infektion, die Trypanosomen ver- 
schwinden nur zeitweise oder, genauer ausgedriickt, werden periodisch 
sehr sparlich. Der Rhodesiense-Ausgangsstamm wird in unserem 
Institut noch nicht lange Zeit gehalten und die Inkubation, d. h. die 
Zeit bis zum ersten Auftreten der Parasiten unterlag Schwankungen 
von 5—18 Tagen. Bei dem neuen Stamm (I) treten die Trypanosomen 
spater konstant nach 7 Tagen auf. Bei Mai de Caderas betrug die 
Inkubation sowohl beim Ausgangsstamm als beim I. Stamm 3—4 Tage. 

ad 2) Bei dem Rkodesiense-Stamm treten bereits in der dritten, 
mit voller Sicherheit in der vierten Passage neben den schlanken Formen 
die breiten Formen auf; kernlose Formen waren gleichfalls in der vierten 
Passage nachweisbar. Der Dimorphismus dieses Trypanosoma ist dem- 
nach nicht primar gegeben und die fraglichen Formen werden aus einem 
Individuum sekundiir aufdifferenziert. 

ad 3) Der Mai de Caderasstamm, der filr die Isolierungsversuche 
verwendet worden ist, war nach den Untersuchungen von L. Halber- 
staedter spontan arsenfest (resistent), d. h. 1 ccm einer Salvarsanlosung 
1:250 war pro 20 g unwirksam, ebenso 1 ccm einer 4-proz. Losung von 
Arsazetin sowie 1 ccm 1:1000 von Arsenophenylglyzerin. Unser atoxyl- 
fester Ausgangsstamm ergab mit 10-proz. Atoxyl behandelt folgende 
Resultate: 


Atoxyl 10-proz. Mai de Caderas-Ratte (Ausgangsstamm) am 18. 1. infiziert: 


No. 

Gewicht 

ccm 

der Ldsung 

Injektions- 

tag 

Tage nach der Injektion 

1 

96 

0,25 

22. 1. 13 

23. 1. + 

; 24. 1. + + 

25. 1. tot 

2 

85 

0,35 

22. 1. 

23. 1. -f 

24. 1. + + 

25. 1. tot 

3 

72 

0,5 

22. 1. 

23. 1. — 

I 24. 1. + 

25. 1. tot 


Stamm aus 1 Individuum. Atoxyl 1:10. Infiziert am 17. 1. 


o 

Gewicht 

Kubik- 
zenti- 
meter der 
Losung 

In- 

jektions- 

tag 


Tage nach der Injektion 


i 

112 

0,6 

20.1. 13 

21.1. + 

22.1. — 

23.1. — 

24.1. tot 


2 

66 

0.2 

20.1. 

21.1. + 

22.1. + + 

23.1. tot 



3 

72 

0,3 

20. 1. 

21.1. + 

22.1.+ + + 

23.1. tot 



4 

101 

0,7 

20.1. 

21.1. — 

22.1. — 

23.1. — 

24.1. tot 


5 

71 

0,4 

20.1. 

21.1. tot 

e 




6 

75 

0,2 

20.1. 

21.1. + 

22.1. — 

23.1. — 

24.1. -, 

25.1. —, 








26.1. — 

27.1. —, 








28.1. +, 29.1. tot 


Aus dieser Versuchsreihe sowie analogen Versuchen 1 ) geht hervor, 
daB der Atoxylausgangsstamm, der normal urn den 4. oder 5. Tag die Ratte 
tfitete, nach einer Behandlung mit 10-proz. Atoxyl die Tiere am 7. Tage 
totete. wShrend bei dem I. Stamm nach der Einspritzung vielfach, 
wenn auch nicht immer, die Trypanosomen zunachst verschwanden, erst 



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500 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5 6. 


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nach einiger Zeit wieder auftraten und dann die Ratten am 7.—12. Tage 
tdteten. 

Alt-Sal varaan 1: 125; bei Behandlung 5]—6 Trypanoaomen 

im Gesichtsfeld. 



Stamm I 

Auagangaatamm 

Kontrolle 

No. 

1 

2 

3 

1 .. ..L... 

5 

Gewicht 

90 

170 

140 

85 

120 

Infektionatag 

21. 1. 

21. 1. 

21. 1. 

21. 1. 

21. 1. 

Injektionatag 

24. 1. 

24. 1. 

24. 1. 

24. 1. 

24. 1. 

Salvareandosia 

3,5 

4,25 

7,0 

3,5 

6,0 

25. 1. 13 

tot 

+ 


tot 

tot 

26. 1. 


+ 

tot 



27. 1. 


tot 





Alt-Salvaraan 1:125; ebenao. 



Stamm I 

Aua 

J 

gangaatamm 

Kontrolle 

No. 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

Gewicht 

60 

120 

103 

54 

85 

58 

44 

i 62 

65 

Infektionatag 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

27. 1. 

Injektionatag 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

29. 1. 

Salvaraandoaia 

3,0 

3,0 

2,5 

2,5 

3,0 

2,2 

2,0 

2,3 

1,6 

30. 1. 

tot + 

+ 

+ 

tot — 

+ 

+ 

+ 

tot — 

+ 

31. 1. 


+ 

— 


— 

+ 

+ 


+ 

1. 2. 


+ 

— 


— 

tot — 

+ 


tot — 

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8. 2. tot 






Die Versuche mit Alt-Salvarsan ergaben gleichfalls gewisseUnter- 
schiede zwischen dem Stamm I und dem Ausgangsstamm, als dieser 
letztere die Versuchstiere friiher tOtete, wahrend die Trypanosomen beim 
Stamm I meist nach der Injektion verschwanden und im VerhSltnis zu 
den Kontrollen die Tiere spater toteten. 

ad 4) Bereits bei den ersten Teilungen des I. Stammes machen sich 
individuelle Verschiedenheiten elementarer Natur bezflglich der Teil- 
produkte bemerkbar. LaBt man einen kleinen Tropfen von 5-proz. Neutral- 
rot + 5-proz. Methylenblau in Kochsalzlosung auf einem Objekttrager 
eintrocknen und setzt hernach das Material hinzu, so farben sich nicht 
alle Individuen gleichartig und gleich schnell vital, noch sterben sie alle 
gleichzeitig ab — einzelne Individuen besaBen im Vorderendezahlreiche 
rote Granula. Selbst w&hrend der Teilung farbte sich das Karyosom des 
einen Individuums frtiher als das des anderen. Bei dem Rhodesiense- 
Stamm I kommen vielfach Vierteilungen einer Zelle vor, sind aber von 
der Art, daB die Zellkerne sich nicht gleichzeitig mit den Blepharo- 
plasten teilen, vielmehr sind folgende Variationen beobachtet worden ; 

• = Blepharoplast, o = Zentralkern. 

I. II. III. 

n i & i o 

Aus dieser Tatsache geht hervor, daB bereits bei den I. Trypanosomen 
(reiner Stamm) die Teilungen durchaus nicht synchron verlaufen, und es 
kann sich dabei, sofern wir uns alle Parasitenzellen zu einem Syncitium 
vereinigt denken, entweder um einen regellosen Teilungsvorgang oder 



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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 501 


um einen periodischen Wellenvorgang dieser Teilungen nach einer 
Richtung hin handeln*). In diesem Sinne ist auf die Beobachtung von 
Strassburger hinzuweisen, dergera&B im Embryosack der Friti 11 aria 
die Mitosen zonenweise auftreten. Die Richtigkeit der letzteren An- 
nahme vorausgesetzt, wiirde es bei einer Auslese von Trypanosomen aus 
einem unreinen Stamm darauf ankommen, aus welcher „Teilungszone“ 
(Wellensegment) man experimentell das jeweilige Trypanosoma isoliert 
hatte. 

Auch bei unseren reinen Stammeu stellten sich frQhzeitig un- 
abhangig von der Generationsfolge sowohl prim are Stoff- 
wechselverschiedenheiten (vitale Farbung) als auch Teilungs- 
verschiedenheiten innerhalb eines Stammes aus bloB einem 
Individuum ein. 

Der naturlich atoxylfeste Stamm von Mai de Caderas hat bis zum 
9. Nov. 1912, als die Isolierung des Trypanosoma vorgenommen 
worden ist, 714 Passagen durchgemacht, ohne den KQrper eines Insektes 
zu passieren, noch sich sonstwie zu verandern; die Vermehrung erfolgte 
anscheinend nur auf vegetative Weise. 

Die Untersuchungen werden fortgesetzt. 

Hamburg, 7. Febr. 1913. 


Nachdruck verboten. 

Ueber pbarmako-dynamische Einfliisse auf den opsonischen 

Index. 

[Aus der Abteilung fiir Vaccine-Therapie (frfiher: opsonischesLaboratorium) 
der Kgl. S. Tierarztl. Hochsch. zu Dresden.] 

Von Prof. Dr. med. Alexander Strubell, Leiter der Abteilung, gemeinsam 
mit Dr. med. vet. Michligk, friiherem Assistenten der Abteilung, Dresden. 

Mit 122 Kurven im Text. 

Wenn man einem Menschen oder Tier eine abgetotete Aufschwem- 
mung von der Reinkultur eines pathogenen Bakteriums unter die Haut 
spritzt, so treten die Ver&nderungen der opsonischen Immunit&t auf, 
welche wir nach Wright als negative und positive Phase bezeichnen. 
Diese Ver&nderungen sind spezifischer Natur, insofern, als nach Injek- 
tion eines bestimmten Bakteriums der opsonische Index nur fiir dieses 
Bakterium die eben genannten Veranderungen, n&mlich das zun&cbst 
auftretende Sinken und ein darauffolgendes Wiederansteigen aufweist. 
Diese Ver&nderungen sind ferner auch von der Menge der eingespritzten 
abgetQteten Bakterien abhangig. Es herrscht nun wohl die Meinung, daB 
es die in den K5rper gelangten Bakterien an sich seien, welche diese 
Abweichungen der opsonischen Immunit&t von der Norm verursachen. 
DaB dem aber nicht so ist, lSBt sich leicht feststellen. Spritzt man einem 


1) Vgl. hierzu die wichtigen Untersuchungen von A. Gurwitsch liber den ,,syn- 
chronen M6glichkeitsfaktor u und den „ periodischen Verwirklichungsfaktor“ der Teilung 
(Arch. f. Entwickelungsmechan. d. Organismen. Bd. 32. 1911. p. 468—471) sowie analoge 
Vorstellungen in meiner „Einfiihrung in die Physiologie der Einzelligen“. 1910. (Ver- 
mehrung) p. 87—88; damach waren die Organoide der Zelle (Basalkorner, Centriolen, 
Chromosomenendkorper. Chromiolen) immer im Zustande der Teilung, deren Verwirk- 
lichung erst durch Veriinderung im Protoplasma u. a. m. bedingt wird. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Kurve 7. Vers. 83. Kurve 8. Vers. 84. 

Kurve 1—8. Virulente Staphylokokken-Injektionen. 

Tier entsprechende Mengen einer lebenden, hochvirulenten, bakteriellen 
Reinkultur intravenos, so treten keinerlei cliarakteristische Schwankungen 
des opsonischen Index ein. Versuche 10—15, 79, 81, 83, 84 (Kurve 1—8). 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflfisse etc. 503 

Vielniehr schwankt derselbe, wie wir besonders an Versuchen mit Staphylo- 
kokken haben nachweisen kbunen, innerhalb der Grenzen der Norm, und 
erst nach 8 Tagen, 14 Tagen oder 3 Wochen treten bei den staphylo- 
kokkenempfimllichen Kaninchen Senkungen der opsonischen Immunitat auf. 
Der SchluB, den wir hieraus zu ziehen haben, ist der, dafi es nicht die 
lebenden Bakterien sind, welche die opsonische Immunit&tsreaktion der 
negativen und der positiven Phase verursachen, sondern ihre abgetoteten 
Leiber, respektive deren giftige EiweiBkorper. Eine Fehlerquelle hatten 
wir aber noch hier auszuschlieBen, namlich die, daB wir bei dem Pra- 
parieren solcher Vakzine gewohnlich mit einem Zusatz von 72 Proz. 
Lysol arbeiten. Es ware an die Moglichkeit zu denken, daB das Lysol einen 
solchen EinfluB auf das Blut austibt. Allerdings hatte dem Begriinder 
der Opsoninlehre ein ganz ungeheuer- 
licher Irrtum untergelaufen sein miis- 
sen, wenn das der Fall ware. Wir 
haben uns durch Versuche davon iiber- 
zeugt, daB Injektionen von einigen 
Kubikzentimetern Lysol - Kochsalz- 
losung keinerlei Veranderungen des 
opsonischen Index hervorrufen. Ver¬ 
suche 111, 112, 113 (Kurve 9 — 11). 

Dagegen hatte Strubell schon seit 
langerer Zeit dariiber nachgedacht, wie 
es kommt, daB gewisse Arzneimittel, 
die wir haufig geben, krankhafte Neben- 
erscheinungen hervorrufen, welche 
sonst, wenn sie spontan auftreten, 
nach unseren jetzigen Kenntnissen 
mit pathologischen Veranderungen des 
opsonischen Index einhergehen. Er 
dachte an die Akne vulgaris, bei der 
nach dem iibereinstimmenden Urteil 
aller Autoren, die sich damit heschaf- 
tigt haben, meistens ein sehr niedriger 
Stand des Index gegen Staphylokokken 
sich findet, und an die Akne, welche durch therapeutische Dosen von 
Jod und Brom kiinstlich erzeugt wird. Wenn er mit diesen Tatsachen 
noch die Erfahrungen verglich, daB die Jod- und Bromakne nach seinen 
Versuchen, die von Saalfeld bestiitigt wurden, durch Injektionen von 
Staphylokokkenvaccinen ganz besonders prompt und sicher beseitigt wird, 
so kam er unweigerlich zu dem SchluB, daB Jod im Organismus auf die 
Immunitat gegen Staphylokokken einen EintiuB ausiiben miisse. 

In No. 47 vom 22. November 1910 der Munchener med. Wochenschrift hat Herr 
v. Krehl einen kurzen, sehr interessanten Aufsatz publiziert, in dem er von der 
kritiklosen Anwendung des Jod in der Therapie warnt. Was dieser erfahrene Kliniker 
fiber die Schiidlichkeiten nicht sowohl des Jodismus als des durch den Jodgebrauch be- 
dingten, eventuell auftretenden Thyreoidistnus sagt, das wird wohl jeder von uns gern 
akzeptieren. Dafi auch das kritiklose Geben von Jodpraparaten bei der Arteriosklerose 
oder zur Verhfitung gar nicht vorhandener Sklerose, rein symptomatisch oder bloB in 
Rficksicht auf die von Romberg nachgewiesene Verminderung der Viskositat des 
Blutes bin, langst einer euergischen Korrektur bedarf, ist uns alien, die wir tiberhaupt 
uns etwas dabei denken, wenn wir eine Medizin verschreiben, langst klar. Hochst 
interessant ist es auch. wenn v. Krehl, der gelegentlich plotzlich spontan oder nach 
Jodgebrauch auftretender, auf thyreotoxischer Basis beruhender Abmagerungen Erwah- 
nung tut und geradezu von einer einfachen Nervositat zum Unterschied von der 
thyreogenen spricht. 


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Kurve 9—11. Lysol. Kochsalz. 


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Aber der Warnungsruf dee Heidelberger Klinikers enthalt noch mehr. Er schliefit 
in sich die Aufforderung, den Ursachen nachzuspiiren, welche solchen Wirkungen r.u- 
grunde liegen, den Quellen dieser tieferen Storungen .im Stoffwechsel nachzugehen. 
DaB der Gebrauch von eventuell recht geringen Mengen Jod eine ofienkundige Aende- 
rung der Viskositat des Blutes bedingt, sollte uns daran denken lassen, ob nicht andere, 
feinere Veranderungen im Blute auftreten, die mit der Viskositat korrespondieren oder 
parallel gehen. Und in dieser Meinung werden wir bestarkt, wenn wir an die unter 
dem Namen des Jod is m us bekannten Symptome des Kopfsch m erzes, Schnupfens 
und der Akne denken. Mag der Kopfschmerz und der Schnupfen durch GefaBkon- 
gestion oder durch direkte Giftwirkung entstehen, wie kommt die Akne zustande, 
aieoftbereitsamnachstenTagenacheinerkraftigenJodgabeauftritt? 

Wir wissen, und dieses Wissen ist durch unzahiige bakteriologische Untersuchungen 
bestiitigt, daB die Akne vulgaris eine lokalc Stapnylokokk en i n fek tion ist, Dei 
der auch der sogenannte FI as chen bacillus oder Aknebacillus in einem gewissen 
Prozentsatz von Fallen eine konkomitierende pathogenetische Kolle spielt. Wie kommt 


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Kurve 16. 


Vers. 140. 

Kurve 12—17. 


Kurve 17. 
Jodnatrium. 


Vers. 141. 


es nun, daB der Organismus eines Menschen, der sonst offenbar das Entstehen von 
Wucherungen der ubiquitaren Staphylokokken in seiner Haut unter den gewohnlichen 
Lebensbedingungen hintanzuhalten imstande ist, bald nach Einfuhrung groBerer oder 
kleinerer Joamengen in derselben Weise in seiner Abwehr der Staphylokokkeninvasion 
geschwacht wird, wie dies sonst bei anamischen oder kachektischcn Personen der Fall 
ist. DaO in den Aknepusteln nach Gaben von Jodsalzen sich Jod findet — ebenso 
wie in den Bromaknepusteln Brom (Kobert) —, kann man als Ursache der Akne 
deuten. Man konnte sagen, daB das in die Drusen der Haut gelangte Jod dort lobale 
Reiziibungen ausiibt. Es ist ja bekannt, daB die Jodide im menschhchen Korper unter 
Abspaltung von Jod zersetzt werden. Schon die CO,-Spannung der Gewebe ist nach 
Schwenkenbecher geniigend, um aus Jodalkalien Jodwasserstoffsaure frei zu 
raachen, eine Meinung, der Binz schon friiher Ausdruck gegeben hat. Auch der 
Speichel wirkt. durch seinen Rhodangehalt jodspaltend, wenigstens fur die Jodate, 
wahrend bei den Jodiden durch die salpetrige tsaure resp. deren Salze bei manchen 
Menschen im Magen Jod frei gemacht wird. Ferner ist an eine Zersetzung der Jolide 
flurch reduzierende Bakterien der Schleimhaute, des Respirations- und des Darmtraktus 
zu denken, ebenso wie Oppenheimer eine solche Zerlegung durch Staphylo- 



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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliiase etc. 505 


kokken verateckter Eiterherde angenommen hat. Auf Veranlasaung von Robert 
hat Altenburg die Zeraetzung von Jodkalium durch Reinkulturen verachiedener 
Bakterien im Brutachrank atudiert und bestatigt. Eine der beaprochenen Moglichkeiten 
soil nach Robert die Unvertraglichkeit des Jodidgebrauehs bedingen. 

Solche Voratellungen wiirden also eine 'Reizung, eine Lasion der tieferen Schichten 
der Haut reap, ihrer Driiaen durch freigewordenea Jod zur Vorauaaetzung haben. Els 
erschien nun nicht uninteressant, die feineren Immunitatsvorgange bei der durch Jod- 

S ebrauch artifiziell hervorgerufenen lokalen Staphylokokkenerkrankung der Haut, der 
odakne, zu atudieren, weil wir vielleicht an der Hand der Veranderung dieser Im¬ 
munitatsvorgange einen Anhaltapunkt gewinnen konnten fur die tieferen Wirkungen dea 
Joda, an welche neuerdinga Rrehl erinnert hat. Strubell beschaftigte sich seit 
langerer Zeit, und zwar bevor der intereaaante Artikel von Rrehl in seine Hande 
fiel, iuit den Veranderungeu dea opaonischen Index nach Gebrauch von Jod- 
aalzen, und wir raochten nicht verfehlen, die Resultate von Versuchen mitzuteilen, 
die er mit aeinem Aaaiatenten, dem Tierarzte Herrn Walter Jenke, und zwar durch 
Selbstver8uche am Rorper des Herrn Jenke, angestellt hat. Verauche 5—9, 136—141 
(Rurve 12—17). 

In Versuchen, bei denen Jenke jedeamal je eine Dosis Jodnatrium von 3—5 g 
auf einmal gcnommen hat, zeigte der opsonische Index gegen Staphylokokken h&chst 
charakteristiache Veranderungeu, die mit einem Sinken desselben bereits nach der eraten 
Viertelstunde einaetzten und zu aehr niedrigen Werten, weit unter der Norm, im Laufe 
von bereits einer Stunde gefiihrt haben. Diese ^negative Phase 11 hielt nach unseren 
Beobachtungen 8 Stunden an. Die nachsten, am folgenden Tage erhobenen Befunde 
zeigten, daB der Index aich offenbar allmahlich wieder der Norm genahert hatte. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen, dafi wir ea hier mit einem geaetzmaBigen Ver- 
halten zu tun haben, da wir bei unseren Versuchen mit dem gleichfalls Acne erzeugenden 
Brora natrium ein ganz analoges Verhalten beobachten konnten (a. Verauche 1—4, 
Rurve 18—20). Wir kdnnen nach dieaen Veranderungen der durch die Festatellung des 
opsonischen Index ge- 

f en Staphylokokken 

largelegten Immuni- 
tatsverhaltnisae nicht 
mehr der Meinung sein, 
daB wir ea hier mit 
einer primaren Reizung 
der Haut durch freiea, 
abgeapaltenes Jod oder 
Brom zu tun haben, 
aondern wir miiaaen die 
Moglichkeit oder besser 
die mit GewiBheit bei- 
nahe identische Wahr- 
scheinlichkeit ins Auge 
fassen, daB hier die 
Gabe einea Jodsalzea 
eine primare Ver¬ 
anderung der op- 
soniachen Immu- 
nitat gegen Sta¬ 
phylokokken her- 
vorgerufen hat, in 
deren Gefolge erat 
die Infektion mit 
dieaen Eitererre- 
gern am nachsten 
Page erfolgt iat. 

Also nicht die Eiter- 
infektion tritt zuerat in 
der Haut auf und dann 
die Veranderungen in 
der Blutbeschaffenheit, 
sondern umgekehrt, und 
ea zeigt sich dieses Ver¬ 
halten durchaus analog 
dem bei der Infektion 

mit Pneumokokken der Rurve 19. Vera. 2. 



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506 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Pneumonie, bei der Mac¬ 
donald bereits 12 Stun- 
den vor der Krise den 
Eintritt deraelben an der 
Hand des opsonischen 
Index gegen Pneumokok- 
ken vorhersagen konnte. 
Erst auf Grund der Ver- 
anderungen der Wider- 
standskraft des Organis- 
mus gegen das Bacte¬ 
rium, in diesem Falle 
gegen den Staphylo¬ 
coccus resp. Pneumo¬ 
coccus bei Macdo¬ 
nald, tritt die klinische 
Veranderung in die Er- 
scheinung. 

Es unterliegt wohl 
also keiner Diskussion, 
daB hier das Jod eine 
tiefergehende Wir¬ 
kung erzielt hat als 
man bisher annahm, und 
es fragt sich, ob nicht 
eine solche Alteration der 
Blutbeschaffenheit auch 
weitergehende Folgen 
haben xann fur den Fall, 
daB Gaben von Jod- 
salzen langer, d. h. wochen- oder monatelang verabreicht werden. Die hierbei auf- 
tretende Jodakne fuhrt sicher auch zur Resorption von Staphylotoxinen aus den ent- 
zundlichen, mit Eiter erfullten Knoten der Haut in das Blut Ich will mit dieser 
MeinungsauSerung nichts ausdriicken, was etwa der durch tausenfache Erfahrungen 
der Klinik und den Ergebnissen der Wrigh tschen Schulo erharteten Charakterisierung 
der Acne als einer rein lokalen Staphylokokkeninfektion der Haut widersprache. Ich 
weiB sehr wohl, dafi bei Acne vulgaris ein Tiefstand des opsonischen Index gegen Sta- 
phylokokken die Regel ist, und zwar gerade deshalb, weu von diesen Eiterpustelchen 
der Haut her verhaltnismafiig sparsam Autoinokulationen in den Kreislauf hineinge- 
langen. Aber ganzlich auszuschlieBen sind dieselben bei dem wechselnden Krankheits- 
bilae doch nicht, und ich kann mir sehr gut vorstellen, daB aus groBeren im gespannten 
Corium sitzenden, mehr furunkelahnlichen Akneknoten doch kleinere oder groBere 
Mengen bakterieller Giftstoffe in den K5rper gelangen. Auflerdem ist es vollig klar, 
daB, wenn durch dauernde Gaben von Joa, auch wenu dieselben klein sind, der opso- 
nische Index niedrig erhalten wird, Autoinokulationen in den Kreislauf gelangen konnen, 
ohne daB sie imstande waren, den kunstlich niedrig gehaltenen Index zu steigern. Wenn 
nun auf solche Weise die physiologische Reaktion auf die Staphylotoxine infolge des 
Jodgebrauchs ausfallt, dann ist anzunehmen, daB diese Giftstoffe ungestorter ihre 
Wirkung auf empfindlichere Organe ausiiben konnen. 

Es leuchtet ohne weiteres ein, von welch groCer pharmakologischer 
und klinischer Bedeutung diese Feststellungen sein miissen, wenn wir 
bedenken, daB, wie z. B. Boruttau (Zeitschr. f. experim. Pathologie 
u. Therapie, Bd. 8: „Ueber das Verhalten der organischen Halogenver- 
bindungen im Organismus“) schreibt, wir weder den Mechanismus der 
spezifischen Wirkung des Jods und Broms auf diejenigen Krankheits- 
prozesse genilgend kennen, gegen welche diese Korper empirisch ange- 
wendet werden, noch auch den Mechanismus ihrer sogenannten „Neben- 
wirkungen“ als Arzneimittel. richtiger gesagt, der nicht beabsichtigten 
toxischen Wirkungen, welche ihnen, in groBeren Mengen eingefflhrt, zu- 
kommen, und welche einen Teil ihres physiologischen Verhaltens im 
Organismus bilden. 

Ein vollst&ndiges Studium des physiologischen Verhaltens des Jods 
und Broms im Tierkorper bildet aber die notwendige Grundlage zum 



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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 507 


Verstandnis seiner Wirkungen; die Wirkungsweise seiner Verbindungen 
kann nur wieder durch vergleichende Untersuchung aufgekl&rt werden, 
und die vollst&ndige Pharmakodynainik dieser Stofte wird auch ihr Ver- 
halten in in bestiinmter Weise erkrankten Organismen resp. Organen 
und Geweben beriicksichtigen mflssen, wozu bereits AnsStze vorliegen. 

.Wieweit bier, z. B. bei der Wirkungsweise des Jodoforms 

und des Bromoforms, Wirkungen abgespaltenen Jods und Broms in den 
Geweben in Frage kommen, und inwieweit es sich hier urn eine gleich 
tiefgehende Verschiedenheit bandelt, wie etwa bei den Wirkungen des 
Chloroforms einerseits und der Chloralkalien andererseits, darauf resp. 
auf die hierfiber vorliegende Literatur geheu wir an dieser Stelle ab- 
sichtlich nicht ein. 

DaB zu den Organen, die bei der Haupt- und der Neben wirkung dee Jods, um 
dieeen Auedruck Boruttaue feetzuhalten, in Frage kommen, gerade diejenigen be- 
eondere zu rechnen sein werden, auf die das Jod gewissermaBen eine elektive Wirkung 
ausiibt, ist ein SchluB, der nicht gezwungen erscheint. In Frage kommt wohl in erster 
Linie die Schilddriise, von deren Veranaerungen nach Jodgebranch wir ausgegangen 
sind; aber auch die Nebennieren, deren chromaffine, physiologisch am meisten wirksame 
Substanz, wie F. Venulet und G. Dmitrowsky') an einer freilich kurzen Versuchs- 
reihe nachgewiesen haben, durch reichliche Gaben von Jod vermindert oder gar zum 
Schwinden gebracht wird. DaB aber diese Organe, beeonders die Schilddriise, aber auch 
Nebennieren, Pankreas usw., nicht auBer Zusammenhang mit der Abwehr dee Organiemus 
gegen Bakterien, sagen wir kurz, mit der Immunitat emd, dafiir eprechen mannigfache 
altere kliuische Erfahrungen und neuere Beobachtungen, von denen wir einige hier an- 
fiihren mochten. So erinnem wir an die Schwache der Diabetiker den Staphylokokken- 
infektionen und der Tuberkulose gegeniiber. Wenn auch bei weitem nicnt alle Falle 
von Diabetes auf einer Degeneration des Pankreas beruhen, so sind es immerhin ca. ‘/» 
der Falle, die hier in Frage kommen. 

Nach von Noorden erkranken l / 10 — l 3 U a ^ er Diabetiker an Furunkulose, nach 
Naunyn ist dieser Prozentsatz geringer. 

Dacosta und Beardsley 1 ) fauden, daB das Blutserum von 74 Diabetikern eine 
Herabsetzung des opsonischen Index um ‘/a — J / 8 gegeniiber der Norm aufweist, und 
zwar in gleicher Art auf Streptokokken, Staphylokokken und Tuberkelbacillen. Diabe¬ 
tiker mit Furunkeln verhielten sich hierbei auch nicht anders als solche ohne diese 
Koraplikation. 

Die Herabsetzung des Index schien meist von der Schwere des Diabetes bzw. der 
Hohe der Glykosurie abzuhangen. 

Handmann") stellte fest, daB der Gehalt des Blutes an Traubenzucker weder 
in vitro einen besseren Nahrboden fiir Staphylokokken abgibt, noch in vivo die bakte- 
rizide Oder die opsonische Kraft des Serums schadigt. Die verminderte Resistenz vieler 
Diabetiker muB nach ihm demnach auf Schadigung der inneren Sekretion des Pan¬ 
kreas beruhen. 

Einige experimented Untereuchungen von M. Hajaski 4 5 ) fiihren uns die alte 
Wahrheit im neuen Gewande wieder vor Augen. Der Zuckergehalt des Blutserums 
allein ist fiir die Erklarung einer so hervorragenden Veriinderung der antibakteriziden 
Widerstandsfahigkeit nicht gut in Rechnung zu ziehen, und es liegt nahe, auch hier an 
einen teilweisen Ausfall der inneren Sekretion des Pankreas zu denken. [DaB iibrigens 
die gefaBlosen Teile des Auges, zumal das Kammerwasser, sehr wohl teilhaben an dem 
im Blute gebildeten Antikorper, das hat wenigstens fiir die Opsonine neuerdings Knapp- 
New York 6 ) nachgewiesen, der die induzierte Phagocytose im Kammerwasser immuni- 
sierter Tiere dem verhalten des normalen Serums gegeniiber deutlich gesteigert fand.] 
Was Strubell aber besonders bestarkte, auf diesem Gedankenwege noch weiter vorzu- 
dringen, war eine Beobachtung von J. C. Mac Watters 6 ). 


1) Venulet, F., u. Dmitrowsky, Arch. f. experim. Pathol. Bd. 63. p. 460. 

2) Dacosta u. Beardsley, Americ. Journ. of med. Scienc. Sept. 1908. 

3) Handmann, Ueber die Ursache der verminderten Resistenz des Diabetikers 
gegen Infektionen. (Deutsch. Arch. f. klin. Med. 13. Marz 1911.) 

4) Hajaski, M., Ueber die Infektionsfahigkeit des Auges bei Diabetes, und iiber 
die bakterizide Wirkung des diabetischen Bluserums auf Eitererreger. (Graefes Archiv 
Bd. 76. H. 1.) 

5) Knapp, Arch, of Ophthalm. Vol. 38. 1910. p. 6. 

6) J. C. Mac Watters, Brit. med. Journ. 1911. p. 1161 ff. 


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508 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Eine Warterin in einem Lungensanatoriuru, deren Blut zur Kontrolle gegenflber 
den Seris der Patienten fur opsonische Zwecke offers untersucht wurde, zeigte nach 
einiger Zeit eine starke Herabsetzung des opsonischen Index gegen Tub. (0,6). Sie 
fiihlte sich zwar nicht so gesund wie friiher, aber die genaueste Unter6uchung der in- 
neren Organe ergab nichts Positives. Sie verliefi bald darauf das Sanatorium, ohne 
daS irgendwelche Symptome auf der Brust zu erkennen gewesen waren. 9 Monate 
spater bekam sie einen Basedow und muflte ihre Arbeit aufgeben. Als sie zu Mac 
Watters in Behandlung kam, waren alle Symptome des Basedow vollkommen ent- 
wickelt, trotz mehrmonatiger Behandlung bei strenger Bettruhe. Mac Watters fand 
einen tuberkulo-opsonischen Index von 0,6 und begann die Patientin mit Tuberkulin 
zu behandeln, und zwar mit einer Anfangsdosis 1 2 / J0000 mg. Diese erste Injektion war 
gefolgt von einer verstarkten Verschlimmerung der Herzbeschwerden und einer Zu- 
nahme des Halsumfanges, begleitet von Schmerzen in der Schilddriise. Nach drei 
Tagen erklarte die Patientin, 6ie fiihle sich besser als seit vielen Wochen, und nach 
10 Tagen war die Schilddriise nicht nur wieder so weit abgeschwollen wie vor der 
Injektion, 6ondern sogar noch mehr verkleinert. Mac Watters gab ihr in der Folge 
kleine Dosen Tuberkulin und sah jedesmal eine negative Phase mit VergroSerung und 
Schmerzen in der Thyreoidea und Yerachlechterung der ubrigen Symptome, worauf die 
positive Phase mit einer deutlichen Besserung folgte. Der Index stieg und mit ihm 
besserte sich das Allgemeinbefinden. Nach 3 Monaten hatte ihr Korpergewicht urn 
l‘/t Stones (20 Pfund) zugenommen. Tachykardie trat selten auf, die Ptosis war fast 
geschwunden und der Halsumfang unter normal. 

Wenn auch dieser einzelne Fall, wie Mac Watters sehr richtig betont, nicht 
als ein stringenter Beweis dafiir gelten kann, dafl die Affektion eine ausschlieBlich bak- 
terielle war, da ja spontane Besserungen bei Basedow vorkommen, so regt diese Krank- 
heitsgeschichte unter alien Umstanden zum Nachdenken an. (Mac Watters steht 
nebenbei bemerkt ebenso wie neuerdings auch Wright selbst auf dem Standpuukt, 
daB bei der Haufigkeit der Staphylokokkeninfektion bei Diabetes die Glykosurie das 
Iie8ultat und nicht die Ursache der verminderten Widerstandskraft des Organismus 
sein konne. Er sah bei mehreren Fallen von Diabetes deutliche Besserung der 
Glykuserio nach Injektion von Staphylokkenvaccine, ohne dafi die Diat geandert 
worden ware.) 

Joseph Hollds 1 ) bezeichnet direkt die Basedowsche Kraukheit als eine auf 
tuberkuldser Basis beruhende Affektion. Nach ihm ist die VergroSerung und erhohte 
Tatigkeit der Schilddruse eine der Folgeerscheinungen tuberkuloser Intoxikationen, die 
durch Hyperthyreoidisation die vorhandenen Symptome steigern, ja auch nach volliger 
Aufhebung des tuberkulosen Herdes sie aufrecht erhalten kann. Hoil6s behandelte 
4 Patienten spezifisch durch Einreibung mit dem Karl Spenglerschen Immunkorper 
mit dem Erfolg, daS Struma, Tachykardie und Exophthalmus bei diesen Patienten 
zuruckgingen, betrachtliche Gewichtsverluste ausgeglichen und uberkompensiert wurden. 
Hoi 16s weist darauf hin, daS, wahrend er selbst auf klinisch-experimentellem Wege 
den tuberkulosen Ursprung der Basedowschen Krankheit erkannt habe, Poncet’) 
unabhaugig von ihm auf pathologisch-anatomischem Wege ebenfalls den engen Zu- 
Rammcnhang zwischen den beiden Krankheiten entdeckt habe. 

G. Ghedini 3 ) beschreibt im AnschluS an Reid-Hunt und Trendelenburg 
die vermehrte Widerstandsfahigkeit von Versuchstieren (Mausen) gegen todliche Dosen 
von Acetonitryl, sobald die Tiere mit Schilddrusensubstanz bzw. dem Blute hyper- 
thyreotischer Schilddriisenkranker gefiittert worden waren, wahrend das Blut thyTeoidek- 
tomierter Tiere unwirksam war. Er glaubt, daS die Schilddruse auf das Zustande- 
kommcn dieser Hyperresistenz einen ganz besonderen EinlluS ausiibt, sei es nun, daS 
irgendein Umstand die Abspaltung der giftigen Cu-Gruppe vom Komplex CH,Cu ver- 
hindere, oder dafl oxydierende Komplexe imstande seien, diesen Komplex bzw. seine 
Cu-Gruppe in weniger giftige Korper zu verwandeln, oder sei es, daS irgendein anderer 
biochemischer Faktor im Spiele sei. Ghedini fiagt nun, ob das Zustandekommen 
dieser Hyperresistenz auf den direkten Einflufl der in Driisenextrakten und im Blute 
bestiinmter Kranker enthaltener Thyreoideasubstanzen zuriickzufiihren ist, oder ob die 
Erhohung der Widerstandsfahigkeit nur die Folge indirekter Wirkungen dieser Sub- 
stanzen ist, d. h. von Wirkungen, die sekundiir nach Veranderungen der verschiedenen 
inneren Organe oder der Blutzusammensetzung auftreten. Und konnte die Wirksamkeit 
des Bluies solcher Kranker nicht auf besonderen, von den Schilddriisen verursachten 
Veranderungen beruhen? 


1) Holl6s, Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther. VIII. Bd. 3. 4, p. 681. 

2) Poncet, A. et Leriche, Le rhumatisme tuberculeux. Paris (Doin) 1908. 

3) Ghedini, G., Experimenteller u. klin. Beitrag zur Acetonitrylreaktion, mitbe- 
sonderer Beriicksichtigung bei Morbus Basedowii. (Wien. klin. Wochenschr. 1911. No. 21.) 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 509 


eringtugigen Infektionen gegeben, welche ihrerseits, ohne dafi 
e fiihren miissen, den opsonischen Index stark beeinflussen 


Diese und andere Ueberlegungen fiihrten Strubell zu der Frage: Inwieweit ist 
der opaonische Index im menschlichen und im Tierkorper abhiingig 
vom Verhalten der inneren Organe und was haben speziell dieDriisen 
mit innerer Sekretion mit der opsonischen Immunitat zu tun? 

Dali hierbei die Wechselwirkung aieser Driisen ganz besonders mit in Rechnung 
gezogen werden rniifitc, war von vornnerein klar. Es ist iibrigens auch gut, zu betonen, 
dafi es sich bei unserer Fragestellung zunachst nur um die opsonische Immunitat 
handeln kann, indem z. B. fur die toxisch-antitoxische Immunitat bereits durch zahlreiche 
Versuche wichtige Rezeptorengruppen gefunden worden sind, so in der Nervensubstanz 
fur das Tetanustoxin, aas dort festgebunden und weitergeleitet wird, in den Neben- 
nieren bei der Vergiftung mit Diphtnerietoxin. 

Es lag nun bei unserer Fragestellung nahe, durch Exstirpation von Driisen mit 
innerer Sekretion (Sehilddruse, Nebensehilddruse, Pankreas, Ncbenniere, Hypophyse 
Ausfallserscheinungen hervorzurufen und in deren Verlaufe dann das Verhalten des 
opsonischen Index zu studieren. Strubell hat solche Operationen einigemal ausgefiihrt, 
ist aber von diesem Wege abgegangen auf Grand der Erwagung, dafi alle solchen 
Operationen doch ziemlich grofie Eingriffe notig machen, welche eventuell schon an 
sich das Tier sehr anstrengen miissen. Die dazu notige Narkose kann auch nicht als 
ein gleichgultiger Faktor betrachtet werden, und es sind bei solchen Operationen so 
viele Moglichkeiten zu 
sie zur Sepsis oder zum 
konnen. Wir haben es daher vorgezogen, mit Organ praparaten vorzugehen, deren Ein- 
verleibung sukutan oder per os unter vermeidung aller solcher Schadlichkeiten fiir den 
Korper des Tieres reinere Versuchsergebnisse erhoffen liefien. Wir gehen nun auf unsere 
Versuche mit Thyreoidin ein. Versuche: 32—41,45—57,60,61,178,179 (Kurve21—28). 

Wir haben das Mittel anfangs subkutan einverleibt, so dafi eine Anzahl der offi- 
zinellen Thyreoidintabletten in Aqua destillata steril verrieben und aufgeschwemmt 
wurden, und dann die Aufschwemmung — von einer Losung konnte man nicht sprechen 
— mit einer Spritze mit sehr starker Kaniile dem Tier unter die Haut des Riickens 
gespritzt wurde. Die Tiere bekamen aber mehrfach Nekrosen an der Injektionsstelle, 
und wir haben dann 
vorgezogen, das Thy¬ 
reoidin per os einzuver- 
leiben, was bei den 
Kaninchen verhaltnis- 
mafiig leicht geht. Auch 
einige Selbstversuche 
der Herren Assistenten 
mit geringen Dosen 
Thyreoidin haben wir 
ausgefiihrt. 

Was nun die Er- 
gebnisse an den Kanin¬ 
chen anlangt, die zum 
grofien Ten betracht- 
Fichere Dosen, 5—10 
Tablet ten auf einmal, 
erhielten, nur einmal 
(Versuch No. 50) eine 
Tablette, und einmal 
(Versuch No. 52) zwei 
Tabletten, so konnten 
wir bei den grofien 
Dosen beinahc durch- 
weg aufier einer rapiden 
Abnahme des Korper- 



Kurve 21. Vers. 36. 



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Kurve 24. Vers. 40. 


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Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 



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Kurve 25. Vers. 53. 




Kurve 26. Vers. 56. Kurve 28. Vers. 179. 

Kurve 21—28. Thyreoidin. 

gewichts und sichtlicher Abgeschlagenheit mit starkem Zittern der Versuchstiere eiue 
ungiinstige Beeinflussung des opsonischen Index gegen Staphylokokken beobachten. 
Dabei ist zu bemerken, dafi, wie dies bei Kaninchen haufig der Fall ist, die Ausgangs- 
zahlen schon verhaltnismiifiig niedrige waren. Die Kaninchen No. 50 und 51 bekamen 
nach 8 Tagen nochmals eine Dosis Thyreoidin. Besonders bei den Kaninchen No. 51 (= 53) 
war dann die Gewichtsabnahme eine besonders rapide, der Index gegen Staphylokokken, 
welcher gelegentlich auch einrnal nach oben schwankte, war iiberhaupt sehr niedrig. 
Im ganzen darf man wohl von einer ausgesprochenen Abnahme des opsonischen Index 
sprechen, die im Laufe der ersten Stunden allmahlich einsetzte und oft nach 4—8 Stunden 
here its ihr Minimum erreichte. 

Zwei Selbstversuche der Herren Dr. Heinzmann und Dr. Michligk, welche 
jeder eine Tablette Thyreoidin per os zu sich nahmen, haben nicht zu den gleichen Re- 
sultaten gefiihrt, indem der Index gegen Staphylokokken bei den beiden Herren bei 
dieser genngen Dosierung im Gegenteil angestiegen ist und zufallig bei beiden nach 
6 Stunden ein Maximum erreichte. 

Sehr merkwiirdig aber war der EinfluB von sehr geringen Gaben von Thyreoidin- 
tabletten bei einer Patientin mit starker Tachykardie una miifligem Exophthalmus. 
welche voriges Friihjahr in Strubells Behandlung trat und der vor 20 Jahren von 
chirurgischer Seite eine Strumaresektion, ganz offenbar wegen Basedow gemacht wor- 
den war. Diese Patientin, welche wegen unertriiglichen, entschieden thyreogenen Herz- 
klopfens und starker Tachykardie beinahe zur Morphinistin geworden war, nebenbei 
auch Digitalis mit schlechtestem Erfolg, friiher einmal Thyreoidintabletten in starker 
Dosis bekommen hatte, was sie ebenfalls nur stark herabgebracht hatte, wurde von inir 
nach Feststellung des Elektrokardiogrammes, das ebenfalls die fur Schilddrusenintoxi- 
kation charakteristische Erhohung der Nachsch wankung aufwies, mit Gaben 
von Heroin und elektrischen VVechselstrombadern mit gutem Erfolge behandelt, Da ich 
gerade mit den soeben beschriebenen Versuchen an Tieren beschaftigt war, untersuchte 
ich den opsonischen Index auf Tuberkulose und auf Staphylokokken und gab der Pa- 


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St rub ell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflfisse etc. 511 


tientin eine Tablettc Thyreoidin, was merkwiirdigerweise ein ganz betracht lichee Sioken 
dee osponischen Index gegen beide Bakterien gleichzeitig mit einer exquisiten Bes- 
serung der klinischen Beschwerden zur Folge hatte. 

Etne weitere, nach Monatsfrist gegebene Thyreoidintahlette lieS die beiden Indices 
auf gleichera Niveau, beeinflufite dagegen das Befinden deutlich ungfin s ti g, wahrend 
eine dritte und vierte Tablette, die nach 2 reep. 2 1 2 * /, Monaten gegeben wurae, der Pa- 
tientin wieder die Erleichtemng verschaffte wie die erete. 

So mancher Arzt, der diese Zeilen lieet, wird sagen, daS diese wechselnden Er- 
folge bei einer hochgradig nervosen Frau zweifellos nur auf suggestivem Gebiete liegen 
k5nnen. Wir mdchten nur dabei bemerken, dafi wir der Patientin von vornherein nicht 
einmal die Medikation mit der einen Tablette als eine Heilung oder Besserung ver- 

S recbende dargestellt haben, sondern dafi ihr erklart wurde, wir wiinschten mit ihr ein 
inisches Experiment behufs feinerer Diagnosenstellung vorzunehmen. Die Patientin 
kam dann sehr erstaunt nach der ersten Tablette in meine Sprechstunde und erklarte, 
noch nie habe ihr eine Medikation eine eolche Beruhigung verschafft. Aber selbstver- 
standlich wiirden auch solche Angaben einer erregbaren Frau auf uns nicht einen 
solchen Eindruck machen, dafi wir geneigt waren, irgendwelche weitergehenden Schliisse 
auf dieselben aufzubauen. Aber die be trachtlichen Schwankungen der opsonischen 
Werte gegen Tuberkelbacillen und gegen Staphylokokken, die mit ahnlichen Schwan¬ 
kungen des Korpergewichts einhergingen, sina ftir uns der unumstfifiliche Beweis da- 
fhr, dafi ganz offenbar die opsonischen Immunitatsverhaltnisse bei dieeer Patientin voll- 
kommen derangierte sein muasen. Es macht dieser labile Zustand auf uns den Ein¬ 
druck — wenn anders wir der Meinung Haunt geben diirfen, dafi wirklich die Schild- 
drfise hier eine Rolle spielt —, als wenn in diesem Falle das innere Sekret dieser Druse 
nicht etwa glcichmafiig, wie das klinisch bisher wohl zumeist angenommen wurde, 
sondern abwechselnd entweder in zu reichlichem oder zu diirftigem Ausmafie in die 
Blutbahn arelangt, als ob einmal zu viel, das andere Mai zu wenig sezerniert wfirde. 
Auf diese Weise ware einmal der wechselnde Erfolg der kleinen, doch wirklich gering- 
fiigigen Thyreoidingaben, andererseits aber die aufierdentlich grofien und auf kerne 
andere Weise erklarlichen Schwankungen des opsonischen Index gegen Tuberkulose 
nnd Staphylokokken und die damit korrespondierende auffallenden Schwankungen des 
Korpergewichts zu verstehen. 

Als diese Untersuchungen fiber die pharmakodynamische Beeinflussung des op¬ 
sonischen Index bereits im vollsten Gange waren und zu bemerkenswerten Resultaten 

f efuhrt hatten, erhielten wir Kenntnis von einigen kurzen Mitteilungen von S. Marb6‘), 
er fiber die Einwirkung von Schilddrfisensubstanz auf den opsonischen Index in vitro 
und in vivo gearbeitet und eine Erhohung des opsonischen Index nach Gaben von 
Thyreoidin gefunden hat. Der Autor, welcher von dem Gesichtspunkte ausgeht, dafi 
in der Schilddrfise mehrere Faktoren von verschiedener physiologischer Wirkung 
nebeneinander tatig sind, hat sich bemfiht, auf chemischem Wege das Thyratoxin vom 
Thyreoidin zu trennen, wobei er verschiedene Wirkungen feststellen konnte, indem das 
Thyratoxin den opsonischen Index steigerte, das Thyreoidin ihn im weeentlichen herab- 
setzte (siehe auch die Arbeiten von Mila Fassin 5 ), welche Autorin bei der experi- 
mentellen Hyperthryreoidosis rasche Vermehrung des hamolytischen Alexins und der 
bakteriziden Eigenschaften des Serums beobachten konnte). (Siehe ferner die grofie in 
franzosischer Sprache geschriebene Arbeit von L6on Mfiller: Recherches sur le lieu 
et le mode d’origine des cytolysines naturelles [Alexines et ambocepteurs normeaux] et 
les movens d’en provoquer rhypers4cr6tion.) 

Es greifen also hier die Untersuchungen anderer Forscher gleichsam wie ein 
Zahnrad in ein anderes in die unsrigen ein und geben denselben eine Stfitze, welche 
ihre Tragweite vergrofiert und das Fundament verstarkt, auf dem fernere Erwagungeu 
und Untersuchungen sich zu bewegen haben. 


Die Schltisse, die wir aber aus unseren obigen Untersuchungen 
haben ziehen kSnnen, werden noch gestiitzt durch die Tatsache, daB bei 
keiner anderen Form der Akne die therapeutische Anwendung einer 
Staphylokokkenvaccine, z. B. des Opsonogen, so ausgezeichnete und so 
prompte Erfolge zeitigt, wie bei der durch Gaben von Brom und Jod 
kflnstlich erzeugten, und daB es auch bei empfindlichen Personen voll- 
kommen gelingt, wahrend einer konsequent durchgeftthrten Jod- oder 


1) Marb4, S., Compt. rend. Soc. de biol. T. 31. 1910. p. 355. 

2) Mile. Fassin, Compt rend. Soc. de biol. 1907, 9. und 16. Marz, 20. April; 

1909, 20. Marz. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Brombehandlung das Auftreten von Akne durch regelm&Bige Injektionen 
von Opsonogen direkt hintanzuhalten und zu verhindern. 

Es frSgt sich nun: Wie kommt diese eklatante Wirkung eines Brom- 
und eines Jodsalzes zustande? Beruht sie auf einer spezifischen Wirkung, 
welche dem Jod und dem Brom speziell eigen ist, Oder handelt es sich 
hier um Einfliisse, die wir rein physiologisch-chemisch als Salz- 
wirkungen zu bezeichnen haben? 

Der Losung dieser Frage sind wir naher getreten durch Versuche, 
welche einer unserer Mitarbeiter, Herr Dr. Frenzel, an sich selbst aus- 
geftihrt hat. Herr Frenzel hat in drei Selbstversuchen das eine Mai 
20 g, das zweite und dritte Mai je 30 g Kochsalz, aufgelost in 125 resp. 
250 g Aqua destillata, auf einen Schluck zu sich genommen. Versuche 
16—18. Es ist selbstverstfindlich, daB zur Aufnahme einer solchen 
Dosis Kochsalz einmal eine gewisse Begeisterung und Hingabe fflr die 
Sache gehort, der wir auch an dieser Stelle unsere Anerkennung nicht 
versagen mochten. Herr Frenzel, dem wahrend der Versuchsdauer jede 
weiteren Gaben von Fliissigkeit verweigert wurden. hat Symptome Ieb- 
haften Durstes empfunden, sonst aber, abgesehen von einem unange- 
nehmen Geffihl im Magen, keinerlei wesentliche Beschwerden. Es ist 
nun interessant, mitzuteilen, daB diese doch wesentlich betrachtlicheren 
Dosen Kochsalz gar keinen irgendwie bemerkenswerten EinfluB auf den 
opsonischen Index ausgetibt haben. Der Index gegen Staphylokokken 
blieb vielmehr im wesentlichen auf gleicher Hohe, ist wohl einmal bei 
dem ersten Versuch nach etwa einer Viertelstunde etwas fiber die Norm 
gestiegen, im dritten Versuche ebenfalls nach einer Viertelstunde ein 
wenig unter die Norm gesunken, hat sich aber sonst durchaus nicht in 
charakteristischer Weise verfindert, etwa wie bei den so viel kleineren 

Gaben von Jod- 
und Bromnatrium. 
(Kurve 29, NaCl.) 

Es ist also nach 
diesem klar, daB es 
sich bei der Senkung 
des opsonischen In¬ 
dex nach Jod- und 
Bromnatrium nicht 
um eine Salzwirkung 
handeln kann, denn 
sonst mfiBte das Ein- 
nehmen von 30 g 
Kochsalz einen groBeren EinfluB ausfiben, als die Einnahme von 5 g 
Jod- Oder Bromnatrium. 

DaB aber derartige Verfinderungen des Index nicht ausschlieBlich 
auf Jod- und Brompraparate, die Erzeuger von Akne, beschrfinkt sind, 

das beweisen zwei Ver¬ 




suche am Leibe des Herrn 
Frenzel, der das eine 
Mai 4 g, das andere Mai 
6 g Harnstoff geschluckt 
hat, wobei jedesmal bereits 
nach einer Viertelstunde 
eine deutliche negative 
Phase einsetzte, die nach 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 513 


einer Stunde bereits ihr Maximum erreicht hatte. Versuche 19, 20. Es 
ist also auch dem Harnstoff die Ffthigkeit eigen, die opsonische Immu- 
nitat gegen Staphylokokken vorubergehend herabzusetzen. (Kurve 30, 
Harnstoff.) 

Es lag nun nahe, noch an der Hand anderer Mittel aus unserem 
Arzneischatz diese Verhaltnisse zu studieren, und was hatte wohl naher 
gelegen, als es einmal mit dem Arsen zu probieren, dessen bakterizide 
Eigenschaften alien Pharmakologen wohlbekannt sind, und dessen 
verschiedene chemische Verbindungen gerade fflr die Behandlung von 
Hautkrankheiten, besonders fOr die Acne vulgaris, seit langer Zeit im 
Schwange sind. (Ich sehe von der ganz neuerdings aufgetretenen Hoch- 






Kurve 35. Vers. 46. 

Kurve 31—35. 


Kurve 33|34. 

Liqu. kal. are.) 


Krste Abt. Orig. Bd. 68. 


Heft 5/6. 


Vere. 44|45. 

33 


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514 Centralbl. f. Bakl. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

flut der Arsenbehandlung aller mSglichen Infektionen mit dem Ehrlich- 
Hataschen Salvarsan vollkommen ab.) 

Es ist nun gewiB recht bemerkenswert, daB, wie sich aus den Versuchen 
am Korper der Herren Assistenten DDr. Heinzmann und Michligk 
erweisen lieB, die Einwirkung des Arsens (Liquor kalii arsenicosi 0,25— 
0,5, Versuche 42—47, Kurve 31—35) auf den opsonischen Index eine 
seinem klinischen, d. h. Akne beseitigenden Effekte durchaus parallel 
gehende ist, indem der opsonische Index der beiden Herren sowohl 
gegen Staphylokokken als auch gegen den Tuberkelbacillus in geradezu 
eklatanter Weise durch die Injektionen dieser Dosis von Liquor kalii 
arsenicosi in die Hohe getrieben wurde, eine Veranderung, die freilich 
bei dem Index gegen Staphylokokken sich in noch viel deutlicherer Weise 
manifestierte als bei dem gegen Tuberkulose. Wenigstens hat der Index 




Kurve 37. Vers. 64. 





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St rub el I u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 515 


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Kurve 41. 


Vers. 73|74. 

Kurve 36—42. 


Kurve 42. Vers. 77/78. 
Salvarsan. 


des Herrn Heinzmann gegen Tuberkulose in Versuch No. 45 nicht 
jene exquisite und dezidierte eindeutige Steigerung erfahren, wie er bei 
deraselben Herrn bei der gleichen Dosis und am selben Tage gegen 
Staphylokokken gestiegen ist. Es war ja ganz selbstverstandlich, daB wir 
es uns nicht entgehen lassen konnten, diese VerhSltnisse auch an der 
Hand des nun einmal so hoch aktuelllen Salvarsans zu studieren, was 
wir zun&chst an Hunden und Kaninchen getan haben. Versuche 62—65, 
68—70, 71—78 (Kurve 36—42). Es scheint nun, als wenn die Wirkung 
dieses Mittels, das eine viel h5her molekul&re und kompliziertere Ver- 
bindung darstellt, und das mit SesamSl verrieben, intramuskular injiziert 
wurde (0,1 Salvarsan mit SesamSl 1,0 verrieben pro dosi), wohl auch 
seiner auf diesem Wege erfolgten langsameren Resorption wegen, nicht 
in gleicher Weise als frappant bezeichnet werden durfte. Immerhin er- 
hellt auch aus diesen Tierversuchen die deutliche Tendenz des Mittels, 
den opsonischen Index gegen Staphylokokken zu steigern, was bei dem 
Versuchshund No. 62 freilich erst nach 8 Stunden zu einem deutlichen 
Ausschlage fflhrte, w&hrend die Versuchskaninchen No. 65 und 64 bereits 
nach 2—4 Stunden eine deutliche Beeinflussung des Blutserums auf- 
wiesen. Kaninchen No. 63 wies nur eine nach einer Viertelstunde er- 
kennbare geringftigige Steigerung auf. (Kurven: Arsen.) 

Das Gesamtergebnis dieser Versuche ist nun zun&chst die rein bio- 
logisch interessante Tatsache, daB die Norm wesentlich iiberschreitende 
VerSnderungen des opsonischen Index nach oben und nach unten nicht, 
wie wir bisher angenommen haben, ausschlieBlich durch im Korper des 
Menschen oder Versuchstieres bestehende bakterielle Infektionen oder 
durch die Injektion abgetbteter Bakterienkulturen, also durch spe- 
zifische Einwirkungen verursacht werden konnen, sondern daB es auch 
auf rein chemischem, also nicht spezifischera Wege mfiglich ist, die 
opsonische Widerstandsfahigkeit des Blutserums zu verandern. Und zwar 
ist dies moglich nicht sowohl durch physiologisch im Korper bereits 
vorhandene Substanzen, wie z. B. den Harnstoff, als auch andererseits 
durch zu dem eisernen Bestande unseres arzneilichen Riistzeuges ge- 
horige, allgemein in der arztlichen Praxis verwendete Drogen. Wenn 
diese bei einmaligen Gaben freilich nach relativ kurzer Zeit wieder vor- 
ubergehende chemische Beeinflussung des opsonischen Index selbstver- 
standlicherweise auch nicht als eine spezifische imponiert, so kann man 

33* 


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URBANA-CHAMPAIGN 














516 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


sie doch als eine spezielle bezeichnen insofern, als verschiedene Arznei- 
mittel verschiedene Wirkungen ausuben bei der Erhohung und bei der 
Erniedrigung des opsonischen Index, je nach der chemischen Eigenart 
des verwendeten Medikamentes, wahrend es rait dem im Korper ja stets 
vorhandenen, bei der Nierenpathologie eine so groBe Rolle spielenden 
Kochsalz nicht gelungen ist, trotz hoherer Dosen eine opsonische Wirknng 
zu erzielen. 

Es schlossen sich nun an diese Untersuchungen solche an, die wir 
mit den Substauzen der iibrigen Driisen fiir innere Sekretion resp. mit 
deren Hormonen angestellt haben. Ueber die Versnche rait Schilddriisen- 
substanz haben wir ja bereits oben berichtet. 

So haben wir Versuche mit Parathyreoidin, Versuch 32—35 (Kurve 
43—46), Pituitrin, Versuch 27 — 30 (Kurve 47—50) (Parke, Davis & 
Co.), Adrenalin, Versuch 21—26, 31 (Kurve 51—56), und Pankreon, 
Versuch 58, 59, 62, 67 (Kurve 57—60), gemacht, welche in der Art 
verliefen, dafi nach Parathyreoidin, Pituitrin und Adrenalin der opsonische 
Index gegen Staphylokokken und Tuberkulose sank, wahrend Pankreon 
den opsonischen Index gegen beide Krankheitserreger steigerte. Es fst 
nathrlich von ganz besonderer Wichtigkeit, wenn wir daran denken, daB 
bei Diabetikern, wo wir doch in einem gewissen nicht geringen Prozent- 



Kurve 43. Vers. 32. Kurve 45. Vers. 34. 


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Kurve 47. Vers. 27. 


Kurve 49. Vers. 29. 


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URBANA-CHAMPAIGN 































Strubell u. Miehligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 517 




Kurve 50. Vers. 30. 


Kurve 47—50. Pituitrinum. 


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Kurve 56. Vers. 31. 

Adrenalin. 


satz der Falle mit Pankreasdegeneration zu rechnen haben, der op- 
sonische Index gegen Staphylokokken nach Dacosta und Beardsley 
in 70 Proz. der Falle betr&chtlich unter der Norm blieb, auch bei den 
Diabetikern, welche keine Erkrankung an Furunkulose aufweisen. Die 
Haufigkeit der Furunkulose bei Diabetikern. ist ja andererseits nur allzu 
bekannt. Da nun die Furunkulose infolge einer Schwache der Immuni- 
tat gegen Staphylokokken entsteht, Pankreon aber die Widerstandsfahig- 
keit gegen Staphylokokken erhoht, so ist der SchluB nicht unberechtigt, 


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URBANA-CHAMPAIGN 






































518 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5|6. 






Kurve 59. Vers. 62. Kurve 60. Vers. 66. 

Kurve 57—60. Pankreon. 

den niedrigen Index gegen Staphylokokken im Blute der Diabetiker auf 
einen Ausfall der inneren Sekretion des Pankreas zu beziehen. 

Es drangte sich nun der Gedanke auf, dafi, wenn verschiedene 
pharmakologische Agentien, wie Jod, Brom, Arsen Thyreoidin, 
so charakteristische VerSnderungen der opsonischen Immunitat hervor- 
zurufen imstande sind, daB es dann auch mSglich sein mtisse, Jod- oder 
Brom- oder Arsenpr&parate von verschiedener Zusammensetzung auf op- 
sonischem Wege zu differenzieren. Zu diesem Zwecke verwendeten wir 
auBer Jod- und Bromnatrium per os Jod- und Bromnatrium und Kalium 
arsenicosum in Geloduratkapseln, Versuche 92, 93, 100—108, 115—123 
(Kurve 61—64), ferner das an organische Substanz gebundene Jod und 
Brom in Form von Jod- und Bromglidinen, Versuche 85—91, 94—99, 
109, 110, 114, 142, 158 (Kurve 65—80), ferner stellten wir Versuche an 
mit dem als ueurotrop bezeichneten Jodival, Versuche 126—132 (Kurve 
81—87), und applizierten das Jod extern durch perkutane Einreibungen 
von Jodvasogen, Versuche 133—135 (Kurve 88—90). Beziiglich der 
letzteren Applikationsform mochten wir daran erinnern, daB zwar be- 
hauptet worden ist, daB in die Drtisen der Haut nach Einnahme per os 
gelangte Jod erzeuge dort lokale Reizungen und auf solche Weise die 
Jodakne, daB es uns aber nicht bekannt ist, daB durch Einpinselung von 


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URBANA-CHAMPAIGN 
























Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusee etc. 519 


Jodtinktur Oder Einreibung von Jodsalben eine Akne erzeugt wird. 
Jedenfalls wird eben doch von der Haut aus nicht so viel Jod resorbiert, 
wie wir per os einfuhren, und gewiB ist nach den von uns hier vorge- 
tragenen Ergebnissen nicht eine lokale Reizung der Haut, sondern eine 
Veranderung der Immunitat gegen Staphylokokken die Ursache der Akne. 

Wir haben nun von alien diesen Mitteln so viel angewendet, als sie 
dem Jodgehalte der frdher von uns verwendeten Dosen von 3 und 5 g 
Jodnatrium und Bromnatrium entsprach. Das ergab ziemlich betr&cht- 
liche Mengen. So muBten wir, um auf der gleichen H6he zu bleiben, 





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Kurve 66. Vers. 87. 


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520 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 




Kurve 71/72. Vers. 94/95. 



Kurve 69/70. Vers. 90/91. 



Kurve 73/74. Vers. 96/97. 
Kurve 65—74. Jodglidine. 


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Kurve 75. Vers. 98. 



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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 521 



Kurve 75—79. Bromglidine. 




29 resp. 41 g Jodglidine, in Apfelmus verrieben, geben und bis 15 Stiick 
Geloduratkapseln und hatten etwa 45 g 6-proz. Jodvasogen auf die 
Haut einreiben mussen, was aber untunlich erschien, w&hrend 5,1 g 
Jodivalpulver, entsprechend 3,0 g Jodnatrium, genommen wurden. Am 
exquisitesten waren wohl die Ver&nderungen mit groBen Dosen Jod¬ 
glidine, bei welcher ja infolge der festen Bindung des Jods die Aus- 




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Kurve 81. Vers. 126. 


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522 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 




Kurve 88—90. Jodvasogen. 


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Kurve 89. Vers. 134. 



scheidung betrachtlich verlangsamt ist. Denn w&hrend die Toleranz 
gegen die von uns verwendeten groBen Dosen bei ernplindlichen Indivi¬ 
dual von den drei intern verabreichten Praparaten beim Jodival am ge- 
ringsten ist, ging bei dem einen Selbstversuche von Michligk der 
opsonische Index gegen Staphylokokken nacli Einnahme von 29 g Jod- 
glidine nach 8 Stunden von 1,0 auf 0,19 herab, und zwar ist diese 
Senkung der opsonischen Kurve ganz allrnahlich erfolgt, indent nach 
einer Viertelstunde der Index 0,94, nach eincr halben 0,95, nach einer 
Stunde 0,92, nach 2 Stunden 0,89, also noch ungefilhr im Bereich der 


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URBANA-CHAMPAIGN 



























Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 523 


Kurve 91. 


Norm war, wahrend er nach 6 Stunden 0,61, nacli 8 Stunden 0,19 
betrug, nach 24 Stunden die Norm mit 0,95 erreichte. Einen anderen 
Yersuch siehe Kurve 91. Mich¬ 
ligk, der als ein lebendes Reagens br.HiduiaK s'a.n. 2 Sqr Wgiidine 

auf Jod be/.eichnet werden kann, - °i i T mm m i im m m 

bekam die Erscheinungen, die man 

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beobachtet; Kopfschmerzen, Schnu- ^ o eo ---IIIIIXIIIIIIII 

pfen und Staphylokokkeninfektionen — - f - 

der Haut, wahrend die gleiche Dosis o.ts- - 

von anderen trotz betrSchtlicher Illllllll-ClilHI 

Herabsetzung des opsonischen In- 0,50 

dex noch recht gut vertragen wurde. ow-- 

Nun kommt aber etwas sehr Merk- 

wiirdiges: Wahrend die opsonische Kurve 91. 

Reaktion auf die Jodglidine zweifel- 

los gegenuber den gewohnlichen Jodnatriumgaben per os bei vielen 
Versuchen als eine ganz entschieden verlangsamte zu bezeichnen war, 
trat bei der Einnahme von Jodnatrium in Geloduratkapseln 
ein ganz anderes opsonisches Verhalten zutage. Wir konnten durch- 
aus nicht in alien, aber in einigen Fallen feststellen, daB ein ganz 
betrachtliches Steigen des opsonischen Index gegen Staphylokokken 
nach Gabe von Geloduratkapseln auftrat. So nahm der gegen Jod 
sehr empfindliche Michligk 10 Geloduratkapseln, Versuch 104, von 
denen jede 0,2 g Natriumjodat enthielt, und erzielte dadurch eine 
Steigerung seines opsonischen Index gegen Staphylokokken von 1,25 auf 
2,04 binnen 8 Stunden. Ein ganz ahnliches Verhalten konnte ich bei 
einem Patienten beobachten, der Bromnatrium in Geloduratkapseln be¬ 
kam. Eine ahnliche Steigerung des Index konnten wir nach perkutaner 
Einwirkung von Jodvasogen erkennen, Versuche 133—135. Es fragt 
sich nun, wie wir uns ein derartiges, vollig verschiedenes Verhalten zu 
erklaren haben. Dazu kommt, daB entgegen unseren Erwartungen, 
welche dahin gingen, daB die perkutane Einreibung von Jod keine 
nennenswerten Veriiuderungen der Immunit&t hervorrufen wurde, dies 
vielmehr in sehr deutlichem MaBe, und zwar nach kurzer Zeit der Fall 


gewesen ist. Nachdem wir nun auch noch die subkutane Einspritzung 
von Jodsalzen in den Bereich dieser Untersuchungen gezogen haben, 
die uns gleichfalls zu interessanten, freilich negativen, Resultaten gefiihrt 
hat, insofern als merkwiirdigerweise der Index durch die Injektion von 
Jodkalium und Jodnatrium nicht verandert wird, glaube ich, ohne auf 
die nahere Deutung und Erkliirung des gesamten, sehr reichhaltigen 
Materials einzugehen, das in nahezu zweijahriger, miihevoller Arbeit er¬ 
zielte vorlaufige Resultat dahin zusammenfassen zu konnen, daB bei 
jeglicher Applikationsweise des Jods mit gangbaren Praparaten ver- 
schiedenster Natur Schwankungen der opsonischen Immunitat besonders 
gegen Staphylokokken, aber auch gegen Tuberkulose hervorgerufen 
werden konnen, die so betrSchtlich sind, daB es in Zukunft nicht mehr 
moglich sein wird, diese Erscheinungen zu ignorieren. 

Fiir die ganze Beurteilung der von uns gewonnenen Resultate ist 
natiirlich von prinzipieller Bedeutung die I^rage nach der Resorption 
und der Ausscheidung der verschiedenen Jodpraparate. Es ist bekannt, 
daB nach Aufnahme von Jodalkalien freies Jod binnen wenigen Minuten 
im Mundspeichel nachweisbar sein kann, ein Beweis dafiir, daB das Jod 



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524 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

kaum erst im Darm resorbiert werden diirfte. Diese Tatsache ist den 
v. M eri n gschen *) Versuchen am Hund gegeniiber von Bedeutung. 
indem dieser Autor nach Abbindung des Hundemagens keine Resorption 
von Jod konstatieren konnte und hieraus auf physiologische Verhaltnisse 
beim Menschen denselben SchluB gezogen hat. Demgegenuber hat 
Otto 2 ) gezeigt, daB die Jodalkalien im Magen des Meerschweinchens 
und Kaninchens leichter resorbiert werden, als dies in dem Magen von 
Katzen und Hunden, auch ohne Abbindung des Magens, zu geschehen 
pflegt. A. Bohm (Dissertation Erlangen, 1895, zitiert nach Boruttau) 
nahm das erste Auftreten der Jodreaktion im Speichel als Zeichen des 
Beginns der Jodalkaliresorption im Magen. Boruttau betont, daB es 
sich nach seinem Erachten uberhaupt um eine wesentliche Liicke in der 
biochemischen und pharmakologischen Literatur handelt, indem seine 
sicher auBerst mannigfachen und verwickelten Einwirkungen der in den 
Intestinaltrakt aufgenommenen Nahrungs- und GetrSnkebestandteile auf 
eingefiihrte Arzneistoffe und vice versa — durch LSsung, Adsorption 
und chemische Reaktion — kaum systematisch untersucht worden sind. 
Es l&gen zwar die empirischen Empfehlungen der Praxis vor, diese und 
jene Medikamente vor oder nach der Mahlzeit zu nehmen, indes fehlte 
es zumeist an einer genauen wissenschaftlichen Begrundung; man habe 
den Eindruck, daB allgemeine Vorstellungen von gegenseitigen Aus- 
fallungen, von Resorptionsverlangsamung oder -beschleunigung maBgebend 
seien, aber keine experimentelle Durchprfifung in jedem einzelnen Falle. 

Boruttau weist auf die interessanten Angaben in der Arbeit von 
An ten aus Heffters Berner Laboratorium 3 4 ) hin fiber die Resorption 
der Jodalkalien, welche augenblicklich als grundlegend angesehen werden 
kann. An ten wies nach, daB nach einmaliger 0,5 g-Dose das Aus- 
scheidungsmaximum in der zweiten Stunde nach der Einnahme liegt, daB 
die Dauer der Ausscheidung etwa 40 Stunden betrBgt, und daB die 
mittlere ausgeschiedene Menge 76 Proz. der aufgenommenen betrigt. 
DaB in letzterer Beziehung die Schwankungen nach Individualist auBer- 
ordentlich groB sind, ist auch neuerlich nochmals von Heffter betont 
worden (Med. Klinik. 1910). Auf den wahrscheinlichen Zusammenhang 
dieses Verhaltens mit der Speicherung in den Organen kommt Boruttau 
sp&ter zuriick. An ten fand ferner, daB bei wiederholten Gaben die aus¬ 
geschiedene Gesamtmenge grOBer wird, die Ausscheidungsdauer langer. 
Endlich fand er, was mit Rticksicht auf die oben erSrterte Frage wichtig 
ist, daB ein gleichzeitig mit dem Jodalkali genossenes Mucilaginosum, 
wie Gummi arabicum die Resorption verzbgerte, derart, daB das Maximum 
der Ausscheidung statt nach 2, erst nach 3 Stunden eintrat. Dagegen 
beschleunigte und vermehrte die Aufnahme von Chlornatrium und Kalium- 
nitrit (welches ja bei saurer Reaktion HJ freimachen kann) die Aus¬ 
scheidung. Die Aufnahme von Natriumkarbonat hatte dagegen keinen 
EinfluB und verhindert auch den bei Aufnahme groBer Dosen auftretenden 
Jodschnupfen nicht. 

DaB das Maximum der Jodausscheidung in die ersten beiden Stunden 
fSllt, hat auch Witt 1 ) bestatigt; derselbe fand ferner, daB bei l&nger 
dauernder Jodalkaliabgabe vom zweiten Tage an eine regelm&Bige perio- 
dische Steigerung in den Vormittagsstunden zu erkennen ist, ebenso wie 


1) v. Mering, Klin. Jahrbuch. Bd. 7. Heft 3. 1899. 

2) Arch. f. VerdauuDgskrankheitcn, Bd. 8. p. 427. 

3) Arch. f. exper. Pathol, u. Pharm. Bd. 48. 1903. p. 331. 

4) Dissert. Greifswald. 1905. 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 525 


das mit vielen anderen im Harn zur Ausscheidung gelangenden Stotfen 
der Fall ist. 

Weitere Angaben finden sich in einer Verbffentlichung von Singer 1 ), 
welche wesentlich den Vergleich der Jodausscheidung bei Verabreichung 
von Jodalkali und Jodipin, und zwar letzteres aucli innerlich, im Auge 
hat. Es wurden danach von dem als Jodipin verabreichten Jod durch- 
schnittlich 78,5 Proz. ausgeschieden, von dem als Jodipin verabreichten 
58,5 Proz.; der Rest soil wesentlich als Jodfett abgelagert werden. 

Die Schwankungen in der AusscheidungsgroBe sollen beim Jodipin 
groBer sein als beim Jodkali, und zwar soil die Ausscheidung urn so 
groBer sein, je groBer die Muskelarbeitsleistung, resp. der „Fetthunger“ 
des betreffenden Individuums ist. In der Ruhe wird weniger Jod aus¬ 
geschieden, mehr mit Fett abgelagert. Die Beendigung der Jodaus¬ 
scheidung sah Singer bei JK binnen hochstens 60 Stunden, wogegen 
sie bei Jodipin 4 1 /*—5 Tage anhielt. Beim JK waren in den ersten 
12 Stunden schon 83 Proz. des Jods ausgeschieden, beim Jodipin ver- 
lauft die Ausscheidung sehr protrahiert. Noch protrahierter ist natiirlich, 
wie aus den Arbeiten verschiedener Autoren hervorgeht, die Ausscheidung 
bei der subkutanen Injektion von Jodipin, da hier erst allmShlich Re¬ 
sorption des so geschaffenen Jodfettdepots stattfinden muB .... 

Boruttau hat schon 1907 2 ) die Ausscheidung des Jods bei Dar- 
reichung von Jodglidine verfolgt und gefunden, daB dieselbe auch in den 
ersten Stunden einsetzte, aber langsamer anstieg als beim Jodkali, derart, 
daB das Maximum erst in den zweiten 12 Stunden erreicht wurde; die 
Dauer der Ausscheidung war trotzdem nicht langer als beim Jodkali, 
weder nach einmaliger, noch nach tagelang fortgesetzten Gaben. Das 
Verhaltnis der ausgeschiedenen zu der gegebenen Jodmenge war in den 
von B. angeftihrten Versuchen am Menschen wie beim Tier ein sehr 
vollstandiges, die Retention sehr gering; es ist das natiirlich ebenso wie 
bei den Jodalkalien, wo solches auch vorkommt (s. Heffter a. a. 0.) 
individuell verschieden. So hat auch Boruttau zum Teil abweichende 
Ziffern in seitdem wiederholt mit Jodglidine angestellten Versuchen er- 
halten: oft wurde wieder nahe 100 Proz., manchmal nur die Halfte und 
selbst bis zu 30 Proz. herab des gereichten Jods im Harn (natiirlich 
immer wieder nach Veraschung!) wiedergefunden. Konstant durch alle 
Ergebnisse geht indessen die Erscheinung, daB das Maximum der Aus¬ 
scheidung gegeniiber den Jodalkalien verspatet, die Dauer der Ausscheidung 
dagegen nicht oder wenig verlangert ist. Boruttau hat im AnschluB 
hieran auch die Jodausscheidung bei Verabreichung von Jodalbacid, sowie 
von nach Blum und Vaubel selbst hergestelltem JodeiweiB mit nur 
substituiertem Jod verfolgt. Die Losung des letzteren erfolgte mit 
ziemlich starker NaOH, die Fallung durch Neutralisation mit Essigs&ure. 
Der Konzentration der NaOH ist es otfenbar zuzuschreiben, daB aus 
nativem Hiihneralbumin Pr&parate von durchgehends 3,5 Proz. Jod- 
gehalt erhalten wurden, demjenigen des festjodierten „Kerns“ ent- 
sprechend. 

Boruttau faBt alle eigenen und fremden Befunde zusammen und 
kommt zu dem Resultat, daB „die Dauer der Jodausscheidung bei der 
Mehrzahl der betrachteten organischen Jodverbindungen nicht wesentlich 
diejenige der Jodalkalien Qbertrifft, welche im wesentlichen binnen 


1) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 52. 1905. H. 5/6. 

2) Dtsche med. Wochenschr. 1907. p. 1490. 


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526 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

48 Stunden beendet ist. Bei der wenig wasserloslichen JodfettsSuren- 
Kalkseife kann sich die Ausscheidung betr&chtlicherer Jodmengen auf 
4 Tage und mehr hinziehen; bei den Jodneutralfetten ist sie aufierst 
protrahiert. Bei alien organischen Jodverbindungen ist das Maximum 
der Ausscheidung gegen die Jodalkalien, wo es schon in die zweite 
Stunde f&llt, hinausgeschoben. Es kann bei den JodeiweiBpriiparaten, 
und zwar sowohl bei den das Jod in fester, wie den dasselbe zum Teil 
in lockerer Verbindung enthaltenden, bis in die zweiten 12 Stunden, bei 
den Jodfetts&uren fiihrenden Praparaten in die zweiten 24 Stunden ver- 
zdgern. Die Vollst&ndigkeit der Ausscheidung des eingefiihrten Jod 
scheint, unabh&ngig von der Art des Praparates, vor allem von dem 
individuellen Verhalten des betreffenden Tieres abhangig zu sein. u 


Beispiele: 

S. erhielt ura 7 Ubr morgens 2 g Jodglidine mit 188 mg Jod. 




Entleerte Harnmengen 




mit mg Jod 

= P M. 


Bis 9 Uhr 


380 ccm 

7,62 

0,020 


»» 

10 „ 


150 

tt 

9,65 

0,064 


it 

1 


125 

tt 

12,70 

0,100 


tt 

2 „ 


165 

a 

6,35 

0,039 


it 

4 „ 


140 

tt 

4,19 

0,030 


tt 

6 „ 


125 

tt 

3,56 

0,028 


if 

7 „ abends 


100 

tt 

2,54 

0,025 


tt 

10 „ 


250 

tt 

6,35 

0,025 


tt 

7 „ morgens des nachsten Tages 450 

tt 

11,43 

0,026 


it 

9 „ 


250 

it 

6,35 

0,025 


it 

10 „ abends 


900 

It 

9,00 

0,010 


it 

7 „ morgens des 3. Tages 

630 

»> 

Spur 

— 





Summe 79,74 = 42,4 Proz. d. aufg. 


Derselbe erhalt morgens 7 Uhr 

2 g JodeiweiS 

aua 

Eieralbumin 

mit 70 mg fest- 

gebundenem Jod. 







Entleerte Harnmengen 



mit 

mg Jod 

= pM. 

bis 

87, 

Uhr 

175 

ccm 


Spur 

— 

it 

10 

It 

100 

n 


2 

0,020 

it 

11 

it 

100 

tt 


1,8 

0,018 

ft 

2 

it 

200 

a 


12 

0,060 

ft 

47, 

it 

150 

n 


3,6 

0,024 

tt 

6 

it 

TOO 

it 


3,6 

0,036 

ft 

7 

„ abends 

50 

tt 


1 

0,020 

tt 

97 , 

tt it 

200 

tt 


3,6 

0,018 

It 

7 

„ morg. d. nachst. Tages 

600 

ti 


12 

0,020 

tt 

9 

tt tt 

200 

it 


2,4 

0,012 

It 

12 

„ mittags 

400 

tt 


2,4 

0,006 

tt 

10 

„ abends 

500 

tt 


2,5 

0,005 

tt 

7 

„ morg. d. 3. Tages 

500 

tt 


Spur 

— 



Summa 




46,9 = 69 Proz. des gereicht. 


Derselbe erhalt morgens 7 Uhr 

2 g Jodalbacid 

mit 91,6 mg Jod. 


bis 

9 

Uhr 

300 

ccm 


Spur 

— 

It 

117 , 

it 

220 

a 


4,5 

0,022 

tt 

1 

it 

150 

n 


12 

0,080 

It 

2 

tt 

100 

a 


8 

0,080 

tt 

47, 

it 

100 

a 


10 

0,100 

it 

7 

„ abends 

230 

tt 


16 

0,069 

tt 

10 

it ti 

100 

tt 


7,1 

0,071 

it 

7 

„ morg. d. nachst. Tages 

400 

tt 


8,0 

0,020 

it 

10 

„ abends 

1000 

it 


8 

0,005 

It 

7 

,, morgens 

710 

a 


Spur 

— 



Summa 




70,6 = 77,1 Proz. d. gereicht. 


Zum Resorptionsmechanismus organischer Jodverbindungen meint 
Boruttau, „die Verschiedenheiten im ersten Auftreten, im Verlauf und 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 527 


in der Dauer der Jodausscheidung bei der innerlichen Gabe der ver- 
schiedenen organischen Jodpraparate mussen erklart werden durch die 
Form, in welcher das betreffende Priiparat resorbiert wird, die Ge- 
schwindigkeit der Resorption, das Mall, in welcheni Jod im Korper 
zuruckgehalten wird, endlich die Vorgange bei der Ausscheidung durch 
die Nieren M . 

Wird Jod in Gestalt von Jodalkalien gegeben, so wird es als solches, 
d. h. bei der Tendenz des Organismus zur Erhaltung des osmotischen 
Gleichgewichts und bei der weitgehenden Dissoziation der Korper- 
elektrolyten, in Ionenform resorbiert werden und zirkulieren. In 
gleicher Gestalt, als Jodalkali, wird es auch im Ilarn ausgeschieden, und 
zwar, wie wir gesehen haben, in individuell sehr verschiedener Voll- 
standigkeit. Das nicht ausgeschiedene wird retiniert — wie und wo 
wird Gegenstand des nachsten Paragraphen sein. 

Aber auch bei Darreichung von Jod in organisch gebundener Form 
erfolgt die Ausscheidung im Harn stets in ganz uberwiegendem Made 
als Jodalkali; nach Jodeigonnatrium fanden Mosse und Neuberg 1 ) 
zwar Jodhippursaure im Harn; und bei Jodglidine fand auch Boruttau 
kleine Mengen organischen gebundenen Jods. Indessen handelt es sich 
einerseits meistens um kleine Mengen im Verhaltnis zum anorganischen 
Jodgehalt, und zweitens mud das nachgewiesenermaden oft sehr be- 
deutende Jodbindungsvermogen des Harns als solches beriicksichtigt 
werden. Das Jod mud also, um ausgeschieden werden zu konnen, aus 
der organischen Verbindung abgespalten werden. Dies kann schon vor 
oder wahrend der Resorption Oder nachher im Stoffwechsel erfolgen. 

Zur Entscheidung, wie weit schon vor der Resorption resp. wahrend 
derselben Abspaltung stattfindet, mud das Verhalten der Verbindungen 
den Verdauungssaften gegenuber, sowie die Resorptionsweise der Stoflfe, 
an welche das Jod gebunden ist, im allgemeinen, naher betrachtet 
werden. Da die per os einverleibten Halogenverbindungen stets eine 
gewisse Zeit mit wasserigen Fliissigkeiten — als solche ist im wesent- 
lichen der Inhalt des Verdauungskanals zu bezeichnen — in Beriihrung 
bleiben, so wird zun&chst die Halogenabgabe an solche bei langerem 
Verweilen interessieren. Bei kiirzerem Schiitteln mit Wasser gibt keines 
der hier betrachteten Praparate mehr als Spuren freies Jod oder JH an 
Wasser ab; auch das etwas wasserlbsliche Jodival macht hiervon keine 
Ausnahme. 

Mit Jodeiweidkorpern hat Boruttau Versuche mit langere Zeit 
hindurch fortgesetzter Dialyse von in wenig Wasser aufgeschwemmtem 
Praparat durch Pergamentpapier gegen viel, haufig gewechseltes Wasser 
in kiihlem Raume angestellt. Es gingen stets Spuren Jod, bei lockerer 
Bindung auch grodere Mengen in das Dialysewasser fiber. In weiteren 
Versuchen wurde die Dialysatorfliissigkeit mit 2 Proz. NaOH alkalisch 
gemacht, wobei das JodeiweiB ganz oder teilweise in Losung ging. Es 
enthielt hier nach 7-tagigem Dialysieren die Flussigkeit, die urspriinglich 


enthalten hat.te: 

1 g Jodglidine mit 99,4 mg Jod.noch 25,6 mg 

1 g wie oben fest jodiertes Hiihnereiweid mit 38,1 mg Jod „ 17,78 „ 

1 g Jodalbacid mit 45,7 mg Jod.„ 43,18 „ 


Boruttau kommt dann zur Besprechung der W 7 irkung des Pepsins 
zusammen mit Magensalzsaure. Dasselbe wird, wie man von vornherein 


1) Zeitschr. f. physiol. Cheni. Bd. 37. 1903 p. 427. 


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528 


Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


annehraen muB, in der Weise wirken, daB es fest jodierte bzw. bro- 
mierte EiweiBkorper in jodierte bzw. bromierte Proteosen und Peptone 
spaltet. Aber auch bei JodeiweiBpraparaten, die locker gebundenes bzw. 
raehr Oder weniger fest adsorbiertes Halogen bzw. Halogen wasserstoff- 
sSure enthalten, wird ganz offenbar eine solche lockere Bindung bzw. 
Adsorption fflr die bei der Verdauung entstehenden Proteosen und Pep¬ 
tone weiter bestehen bzw. wieder eintreten, — urn so mehr, als ja auch 
die Magensalzsaure mit ihnen lockere Verbindungen eingeht (wenn Pep¬ 
tone aus EiweiBkdrpern der Speisen vorhanden sind, werden sich die 
Magensalzstiure und die Halogensaure des HalogeneiweiBes in ihrer Bin- 
dung bzw. Adsorption vermutlich auf beide verteilen). Verbindungen 
der C1H, und JH mit EiweiB- und Leimpeptonen („Pepton- bzw. Glutin- 
pepton-Chlorhydrat u usw.) sind vor langerer Zeit von Paal angegeben 
worden, und es hat 0. Schulz in seiner Dissertation (Erlangen 1897) 
die Jodausscheidung nach Aufnahme von „jodwasserstoffsaurem Pepton“ 
verfolgt und aus den Ergebnissen die therapeutische Verwendbarkeit 
desselben statt der Jodalkalien gefolgert. 

Tabelle Boruttau. 


Substanz 

Feat gebund. 
Jod-Hiihner- 
eiweiB 

Jodalbacid 

Jodglidine 

Bromglidine 

Angewendete Menge 

0,5 

g 

0,5 

g 

0,9 

g 

U 

g 

darin J. resp. Br. 

Unverdnutcr Kiickatand 

19 

mg J. 

22,8 

mg J. 

87,6 

rag J. 

107,4 

mg Br. 

0,25 

g 

0,3 

g 

0,3 

g 

0,4 

g 

darin J. reap. Br. 

8 

mg J. 

12,8 

mg J. 

22,9 

mg J. 

41,9 

mg Br. 

in Proz. dea angewendeten 

42,1 

Proz. 

56,1 

Proz. 

26,1 

Proz. 

39,0 

Proz. 

Acidoprotein 

0,13 

g 

0,05 

g 

0,25 

g 

0,25 

g 

darin J. reap. Br. 

4 

mg J. 

2,2 

mg J. 

15,2 

mg J. 

13,4 

mg Br. 

in Proz. dea angewendeten 

21,0 

Proz. 

9,7 

Proz. 

17,3 

Proz. 

12,5 

Proz. 

,,Pepton“ 

0,12 

g 

0,15 

g 

0,25 

g 

0,25 

g 

darin J. reap. Br. 

4 

mg J. 

4 

mg J. 

9,5 

mg J. 

4,7 

mg Br. 

in Proz. dea angewendeten 

21,0 

Proz. 

17,5 

Proz. 

10,8 

Proz. 

4,4 

Proz. 

Im alkohol. Filtrat J. resp. Br. 

3 

mg J. 

3,7 

mg J. 

40 

rag J. 

47,4 

rag Br. 

in Proz. des angewendeten 

15,8 

Proz. 

16,2 

Proz. 

45,7 

Proz. 

j 44,1 

Proz. 


Wie vorstehende Uebersicht von Beispielen zeigt, sind von dem ge- 
samten Halogengehalt an die Verdauungsprodukte Acidoprotein, Prote¬ 
osen und Peptone gebunden geblieben beim fest jodierten HiihnereiweiB 
42 Proz., beim Jodalbacid 27,2 Proz., beim Jodglidine 28,1 Proz., beim 
Bromglidine 16,9 Proz. Abgespalten, anscheinend durchwegs in anor- 
ganischer Form, wurden bei den ersten Praparaten rund 16 Proz., bei 
den beiden letzteren rund 45 Proz. Es ist nun aber zu bedenken, daB 
der Verdauungsversuch in vitro mit den Verhaitnissen der natiirlichen 
Magenverdauung nicht wohl durchweg parallel gestellt werden darf, — 
in dem vorliegenden Falle um so weniger, weil ein bestSndiges Schfltteln 
resp. Ruhren des Verdauungsgemisches unterbleiben muBte. Es muB 
bestimmt angenommen werden, daB im Magen die Verdauung in viel 
kiirzerer Zeit eine viel vollstSndigere ist, so daB also weniger oder gar 
kein unverdautes HalogeneiweiB hinterbleibt, weit mehr Halogen in den 
Verdauungsprodukten enthalten sein und weniger Oder gar keins in an- 
organischer Form abgespalten werden wird. 

In nochmaliger Zusammenfassung dessen, was uns Verdauungsver- 
suche und an solche anschlieBende Betrachtungen liber Ort und Art der 
Resorption der in Rede stehenden Korper auszusagen gestatten, sagt 
Boruttau, daB Halogenkali offenbar am schnellsten und schon im 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynaruisclie Einfliisse etc. 529 


Magen resorbiert wird, danebea hier vielleicht etwas, aber wenig, von 
den Halogeneiweifikorpern. Die groBte Menge Oder das gesamte Halogen 
bei alien organischen Halogenverbindungen gelangt im Darra zur Resorp¬ 
tion, bei den Halogenfetts&ure-Kalkseifen wohl langsamer als bei den 
Halogeneiweifien und dein Jodival. Halogenaddierte Neutralfette scheinen 
manchmal schlecht Oder gar nicht vom Verdauungskanal aus resorbiert 
zu werden. 

Zur Form des Jodtransportes im Blute spricht sich Boruttau da- 
hin aus, dafi, wenn wir das Schicksal von Nahrungsstoffen und Medika- 
menten einigermaBen bis ganz nahe an die resorbierenden Elemente der 
Darmwand heran verfolgen kbnnen, doch der eigentliche Resorptions- 
und Assimilationsmechanismus, soweit er in der Darmwand lokalisiert 
ist, unserer direkten Untersuchung sogut wie unzuganglich bleibt, und 
wir uns hochstens bemiihen konnen, (iber das n&chste Schicksal der 
resorbierten Stoffe durch Untersuchung des Blutes etwas zu erfahren, 
bei der schnellen Zirkulation und Ausscheidung aus dem Blute, zumal 
bei geringen Mengen, eine oft schwierige, ja unlosbare Aufgabe. 

v. Fflrth und Friedmann 1 ) haben bei Katzen, welche Jodalbacid 
resorbierten (bei einzelnen dieser Tiere war dies nach der Angabe der 
Autoren flberhaupt nicht der Fall), Extrakte des Darminhaltes, der Darm¬ 
wand, sowie endlich das Blut auf das Verh&ltnis des noch an EiweiB 
und dessen Spaltprodukte gebundenen und des organischen Jodes unter- 
sucht, indem sie den Phosphorwolframsaure-Niederschlag einerseits und 
das Filtrat von diesem andererseits analysierten. So enthielt in dem 
einen Falle: 

der Niederschlag das Filtrat 

beim Darminhalt 176,00 mg 3,3 mg 

bei der Darmwand 0,79 „ 2,8 „ 

beim Blut 0,45 „ 3,28 „ 

Die Autoren schlieBen daraus, daB der gepriifte JodeiweiBkorper 
bei der Resorption eine so tiefgreifende Spaltung erfahrt, daB das Jod 
in der Darmwand und im Blut nicht als Jodproteose und -Pepton, sondern 
als Jodalkali auftritt. 

Boruttau hat bei Kaninchen, welche eine groBere Dosis von Sa- 
jodin resp. Jodival erhalten hatten, Blut direkt aus der Carotis in siedender, 
angesauerter Natriumacetatlbsung aufgefangen, das eingedampfte, eiweiB- 
freie Filtrst nach Kochen mit weiterem Saurezusatz zwecks Spaltung 
etwa vorhandener Jodfettseifen mit Aether erschopft und dann das so be- 
handelte Filtrat einerseits, das Koagulum plus dem Aetherextrakt anderer¬ 
seits auf seinen Jodgehalt analysiert. Derselbe fand sich im Filtrat 
viel groBer als im Koagulum plus Aetherextrakt, so nach Sajodin ein- 
mal 2,1 mg gegen 1,0, ein andermal 3,4 mg gegen 1,8 mg, beim Jo¬ 
dival 3,0 gegen 0,5. Es wird also offenbar auch hier jedenfalls ein 
weit groBerer Anted des Jods im Blute in organischer Form als in 
organischer Bindung transportiert. Wahrscheinlich gilt dies fur alle 
organischen Halogenverbindungen. 

Es ist nun wohl angesichts dieser Befunde anderer Autoren zweifel- 
los von dem groBten Interesse, zu wissen, daB die EinfQhrung von Jod- 
alkalien, speziell Jodnatrium (aber auch Bromnatrium) in den Darm ver- 
moge der Geloduratkapseln wenigstens in einigen Fallen eine prinzipiell 
veranderte Immunitatsreaktion hervorruft, nicht, wie man erwarten sollte, 

]) Arch. f. exp. Pathol., Festschr. f. Hchmiedeberg, 1908. p. 214. 

Ertt« Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5,6. 34 



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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



530 


Centralbl. f. fi&kt. etc. I. Abt. Originate Bd. 68. Heft 5/6. 


DigitizetLby 


lediglich ein verlangsamtes Eintreten opsonisch reaktiver Zust&nde. Diese 
Tatsache ist um so bemerkenswerter, als es nach den klinischen Be- 
obachtungen des einen von uns (Strubell) fiberjeden Zweifel erhaben 
ist, daB die Darreichung der Jodalkalien via Geloduratkapseln vom 
Darm aus eine Verbesserung der Toleranz deni Jod gegeniiber bei 
einer ganzen Reihe von Patienten ira Gefolge hat, Patienten, welche 
bei der Gabe der iiblichen Jodalkalilosungen stets fiber Jodschnupfen und 
Kopfschmerzen gejammert hatten, und die nun nach Strubells Er- 
fahrungen, besonders einige Falle von Asthma bronchiale, positiv angaben, 
daB sie in dieser Form keinerlei Oder nur geringe Zeichen von Jodis- 
mus zu erleiden hfitten. Diese klinische Tatsache ist fibrigens auch durch 
die Zeugnisse einwandfreier anderer Beobachter erhfirtet. 

Es frfigt sich nun tatsfichlich: Ist es moglich, die bessere Toleranz 
mancher Patienten den Jodalkalien in Geloduratkapseln gegenfiber init 
dem gelegentlichen Steigen der opsonischen Kurve gegen Staphylokokken 
in solchen Fallen in einen wissenschaftlich eindeutigen Konnex zu bringen? 
Diese Frage aufzuwerfen, halten wir ffir so wichtig, daB wir ihre Be- 
antwortung gern vorsichtig einer hoffentlich nicht mehr zu fernen Zu- 
kunft fiberlassen. 

Wenn man nach Boruttau unter den physiologischen Wirkungen 
des Jods gewohnlich diejenigeu versteht, welche bei innerer Darreichung 
seiner Alkalisalze auftreten, so ist es ebendoch sehr interessant, aus 
unseren Versuchen zu erfahren, daB die subkutane Injektion von Jod- 
kalium im Gegensatz zur internen keinerlei Verfinderungen des opso¬ 
nischen Index gegen Staphylokokken hervorruft, wahrend, wie wir schon 




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Kurve 93. Vers. 152. 


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Kurve 92. Vers. 151. 




Kurve 94. 


Vers. 155. 

Kurve 92—95. 


Kurve 95. 
Krist. Eiweifi. 


Vers. 156. 


Google 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA=CHAMPA16N-—“* 

















Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusae etc. 53 J 


oben erwahnt haben, die perkutane Einreibung von Jodvasogen sehr 
exquisite Schwankungen, und zwar nach oben, zeigt. Versuche 133—135. 
Was die Resorption und Ausscheidung des Jods bei der Verab- 


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Kurve 96. Vers. 143. 







34* 


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532 


CeDtr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 




Kurve 102. 


Vers. 149. 

Kurve 96—103. 


Kurve 103. 
Pepton. 


Vers. 150. 


reichung von JodeiweiBpraparaten anlangt, so fehlt es sehr an quantita- 
tiven Daten in der Literatur. Boruttau hat iiber diese Frage interessante 
Versuche, speziell auch mit der Jodglidine, angestellt (s. o.). 

Zweifellos aber ist die Ausscheidung des Jods bei den JodeiweiB¬ 
praparaten, sowohl bei denen, wo das Jod fester, als bei denen, wo das 
Jod lockerer gebunden ist, verlangsamt, wenn auch die Gesamtdauer der 
Ausscheidung nicht oder weniger verlangsamt ist. Dies deckt sich ja 
vollkommen mit unseren opsonischen Befunden, bei denen die tiefste 
und Hauptwirkung im Sinne der am weitesten nach unten gehenden 
negativen Phase oft erst nach 8 oder mehr Stunden aufgetreten ist, ganz 
im Gegensatz zu den per os gereichten Jodalkalien. 

Wenn wir aber jetzt die Betrachtung der Verhaltnisse bei den ver- 
schiedenen JodprSparaten verlassen, so schlieBen sich den bisher aufge- 
fiihrten weitere Versuche an, welche wir mit verschiedenenEiweiB- 
praparaten angestellt haben. Es erschien doch notig, besonders mit 
Riicksicht darauf, daB doch die Bakterienvaccine zum groBen Teil Ei- 
weiBsubstanzen darstellen, festzustellen, inwieweit das EiweiB oder seine 
Abbauprodukte opsonische Veranderungen hervorzurufen imstande sind. 
Und da haben wir zunachst mit kristallisiertem EiweiB gearbeitet, das wir 
in w&sseriger LSsung bei Kaninchen und Hunden in subkutaner Einspritzung 
verwendet haben. Versuche 151—153, 155, 156 (Kurve 92—95). Es ist 
unmoglich, hier von emheitlichen Resultaten zu sprechen, indem das 
eine Mai eine deutliche Senkung und darauffolgende Steigerung des In¬ 
dex resultierte, wShrend andere Versuche eine scheinbar vollig indifferente 
Wirkung des kristallisierten EiweiB ergaben. Ganz Aehnliches fanden wir 
bei der Einverleibung von Pepton Witte (Versuche 143—150, Kurve 96— 
103) in wttsseriger Losung subkutan, das zum Teil recht brtiske, aber schein¬ 
bar doch regelloseSchwankungen des Index gegen Staphylokokken bewirkte. 
Wir sind nicht in der Lage zu behaupten, daB man irgend etwas Bindendes 
aus diesen Kurven aussagen kann. Dagegen war es uns im hfichsten MaBe 
interessant, die hervorragend deutlichen Wirkungen zu verfolgen, welche 
nach der Aufnahme per os eines Lecithinpraparates, des Lecithin Per- 
dynamin, resultierten. Und zwar waren hier exquisite Steigerungen des 
staphylo-opsonischen, besonders aber auch des tuberkulo-opsonischen In¬ 
dex zu erkennen, welche aus den beigegebenen Kurven iiber die zum Teil 
iiber mehrere Tage ausgedehnten Versuche in der allerdeutlichsten Weise 
zu erkennen sind. Versuche 154,157,159—168,172—174 (Kurve 104—118). 
Es ist doch unter alien Umstanden hochst merkwiirdig zu konstatieren, 
daB die vielfach betonte giinstige klinische Wirkung von LecithinprSparaten 
auf die Ernahrung und den Stoffwechsel herabgekommener, anamischer 
und nervoser Patienten durch die so sehr in die Augen springenden 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 533 





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Kurve 104. Vers. 154. 


Steigerungen des opsoni- 
schen Index gegen Tuber- 
kulose und gegen Sta- 
phylokokken, wie wir sie an 
der Hand unserer Versuehe 
mit dem Lecithin Perdyna- 
inin nachweisen konnten, 
eine wirksame Illustration 
erhalt. Selbstverstandlich 
sind wir weit entfernt, aus 
unseren Ergebnissen an 
dem Lecithin Perdynamin, 
das ja keinen chemisch ein- 
heitlichen K5rper darstellt, 
nun auf alle LecithinprSpa- 
rate Schliisse ziehen zu 
wollen; vielmehr halten wir 
weitere Untersuchungen an 
anderen Lecithinpr&paraten 
fur unbedingt notwendig 
und geboten. Aber hochst 
merkwiirdig und interessant 
bleibt diese Konstatierung 
auf alle FSlle. 

Nun aber zum SchluB 
die Mitteilung von Tat- 
sachen, die uns wieder zu 
dem Ausgangspunkte der 
ganzen Betrachtungen zu- 
riickfiihren. Mit dem Stu- 
dium der Eiweifikorper 
nahern wir uns wieder 
denen der Bakterienleiber, 
und da haben wir nun, 
angeregt durch die Arbeit 
eines anderen Gelehrten, 
fiber die wir uns hier nicht 
auslassen konnen, uns daran 




Kurve 106/107.1. Versuch 150/160. 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliin.se etc. 535 



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Kurve 118. Vers. 174. 


Kurve 104—118. Lecithin-Perdynamin. 



Kurve 119. Vera. 169. 




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20JX.12 rCS. 2211 

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1.65 

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1,50 

1*5 

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135 

130 

125 

1,20 

1,15 

1.10 

1.05 

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Kurve 121. Vers. 171. 


Kurve 122. Vere. 177. 


Kurve 119—122. Staph, vacc. 


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URBANA-CHAMPAIGN 


































536 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

Tabellen iiber die Versuche im 


Die erhaltenen 


Art des Vereuches 

vor dem 

Versuch 

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1 Std. 

nach dem 

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2 Std. 

nach dem 

V ersuch 

4 Std. 

nach dem 

Versuch 

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3-S § 
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8 Std. 
nach dem 
Versuch 

S - 

2-5 § 

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1. Selbstversuch von Assist. Jenke mit 
5,0 g Bromnatrium. 3. Nov. 1910 

0,83 

0,54 

0,35 

0,39 

0,35 

0,59 

0,41 

0,57 

0,58 

2. dgl. 9. Nov. 1910 

0,85 

0,48 

0,33 

0,32 

0,42 

0,46 

0,41 

0,53 

0,56 

3. dgl. 17. Nov. 1910 

1,30 

1,04 

0,55 

0,64 

1,00 

1,04 

1,30 

1,29 

1,49 

4. dgl. 1. Dez. 1910 

1,10 

0,77 

0,67 

0,60 

0,77 

0,95 

0,95 

0,91 

0^1 

1. Selbstversuch von Assist. Jenke mit 
5,0 g Jodnatrium. 29. Juni 1910 

0,89 

0,82 

0,72 

0,57 

0,55 

0,46 

0,55 

0,56 

0,.'-'' 

2. dgl. 30. Juni 1910 

0,92 

0,79 

0,68 

0,53 

0,50 

0,45 

0,52 

0,55 

0,81 

3. dgl. 7. Juli 1910. 

0,95 

0,82 

0,75 

0,59 

0,57 

0,48 

0,54 

0,58 

0,80 

4. dgl. 27. Juli 1910 

0,91 

0,85 

0,73 

0,61 

0,57 

0,51 

0,62 

0,64 

0,84 

5. dgl. 3. Aug. 1910 

0,97 

0,80 

0,65 

0,59 

0,56 

0,49 

0,57 

0,60 

0,85 

1. Feldgraues Kaninchen, 2000g schwer, 
0,01 auf 1,0 ccm NaCl-Losung 24 Std. 


2. Tag 
abends 

3. Tag 
vorm. 

3. Tag 
abends 

4. Tag 
vorm. 

5. Tag 
vorm. 

6. Tag 
vorm. 

7. Tag 
vorm. 


alter Bouillonkultur v. Staph, pyog. 
aur. intravenos. 9. Nov. 1910 

0,98 

0,94 

1,02 

1,04 

1,08 

1,10 

0,99 

1,08 

• 

2. Schwarzes-Kaninchen, 1700 g, 0,02 
auf 1,0 ccm NaCl-Losung 24 Std. alter 
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur. 
intravenos. 9. Nov. 1910 

1,09 

1,06 

0,98 

1,09 

0,98 

1,06 

0,87 

0,93 


3. Blaugraues Kaninchen, 2500 g, 0,05 
auf 1 ccm NaCl-Losung 24 Sta. alter. 
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur. 
intravenos. 9. Nov. 1910 

1,04 

1,10 

0,98 

1,05 

1,01 

0,96 

0,99 

1,02 

• 

1. Schwarzes Kaninchen, 1300 g, 0,05 
auf 1 ccm NaCl-Losung 24 Std. alter 
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur. 
intravenSs. 24. Nov. 1910 

0,98 

1,16 

0,94 

1,07 

0,92 

0,99 

1,10 

0,87 

' 

2. Feldgraues Kaninchen, 1700 g, 0,1 
auf 1 ccm NaCl-Losung 24 Std. alter 
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur. 
intravenos. 24. Nov. 1910 

1,02 

1,16 

1,03 

0,99 

1,07 

1,12 

1,00 

0,80 


3. Feldgraues Kaninchen, 1800 g, auf 
1 ccm NaCl-Losung 0,15 ccm Bouil¬ 
lonkultur intravenos. 24. Nov. 1910 

1,17 

1,23 

1,10 

0,97 

1,10 

1,12 

1,07 

0,90 


1. Selbstversuch des Assistenten Fren- 
zel, 20,0 NaCl auf 125 Aq. font. 
30. Nov. 1910 

0,90 

1,27 

0,94 

0,94 

1,02 

1,12 

0,94 

1,16 

1,06 

2. dgl. 30,0 NaCl. 5. Febr. 1911 

1,02 

0,94 

0,90 

0,91 

1,00 

0,99 

1,03 

1,02 

0,99 

3. dgl. 30,0 NaCl. 28. Febr. 1911 

1,13 

0,88 

1,13 

0,89 

1,27 

1,13 

1,35 

• 

• 

1, Selbstversuch des Assist. Frenzel. 
4,0 Harnstoff. 10. Febr. 1911 

0,97 

0,69 

0,G6 

0,65 

0,68 

0,65 

0,66 

0,71 

0,79 

2. dgl. 6,0 Harnstoff. 21. Febr. 1911 

0,99 

0,71 

0,69 

0,65 

0,64 

0,67 

0,66 

0,66 

0,71 


Digitizes Gougle 


Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 














Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 537 


opaonischen Laboratorium. 


opaonischen Indices 


24 Std. 
nach dem 
Versuch 

28 Std. 
nach dem 
Versuch 

• Bja 

3-S g 

•M *0 

CO 08 >■ 
C 

48 Std. 
nach dem 
Versuch 

52 Std. 
nach dem 
Versuch 



0,63 

0,71 

0,63 

0,79 

0,91 

0,89 

• 

0,82 

0,88 

0,78 

0,71 

0,91 

0,88 

. 

1,60 

1,71 

1,62 

1,50 

1,90 

1,50 


0.91 

1,26 

• 

. 





- 0J3 
”2— S 


aQ 


■V 3 


J3 2 

$ 

c 


T 


Bemerkungen 


2 . 

3. 

4. 


5. Nach 5 Std. Juck- 
reiz am Korper und 
nach 10 Std. Akne 

6 . 

7. 

8 . 

9. 


10 . 


11. Kaninchen wurde 4 
Wocheu spater wegen 
Lahmung der Nach- 
handgetotet. Sektion: 
ohne pathol.Verande- 
rungen, ops. Ind. beim 
T8ten 0,81 

12 . 


13. 


14. 


15. Kaninchen starbam 
9. 12. 10. Sektion: 
Leber, Nieren, Herz 
und Milz Staphylo- 
kokkenherde 


1,0b 

1,02 

1,02 

0,98 

1,03 

• 

0,81 

0.79 

0,85 

0,77 

0,83 

0,85 


1,00 0,99 


0,82 


1,0b 


16. 

17. 

18. 


19. 

20 . 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 








538 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 



Die erhaltenen 

Art des Vereuchee 

vor dem 
Vereuch 

l-n 

®’° g 

- 

• S.Q 
■S-Sl! 
“ja fi. 

c. y O J 

1 Std. 
nach dem 
Vereuch 

■sH 

».q £ 

a ! 

4 Std. 
nach dem 
Vereuch 

6 Std. 
nach dem 
Vereuch 

8 Std. 
nach dem 
Vereuch 

• I-c 
S 

“at 

o a e 

1. Feldgrauee Kaninchen, 2300 g. 
0,00005 ccm Adrenalin eubkutan, 
13. Dez. 1910 

0,91 

0,88 

0,88 

0,88 

0,80 

0,70 

0,75 

0,84 


2. Schwarzee Kaninchen, 1200 g, 
0,000025 ccm Adrenalin eubkutan. 
13. Dez. 1910 

1,09 

1,02 

0,86 

0,98 

1 0,89 

0,97 

0,95 

0,88 

— 

3. Feldgrauee Kaninchen, 0,00005 ccm 
Adrenalin. 20. Dez. 1910 

0,97 

0,99 

0,83 

0,84 

0,78 

0,77 

0,72 

0,68 

0,68 

4. Blaugraues Kaninchen, 0,000025 ccm 
Adrenalin. 20. Dez. 1910 

0,99 

0,94 

0,78 

0,80 

0,73 

0,68 

0,67 

0,72 

0,77 

1. Hund (Wolfspitz) bekam die Neben- 
niere exstirpiert. 14. Dez. 1910 

0,94 

0,89 



0,80 

0,82 

0,77 



2. Hund bekam 0,0001 ccm Adrenalin 
injiziert. 20. Dez. 1910 

0,97 

1,05 

0,90 

0,75 

0,77 

0,81 

0,78 

0,76 

• 

1. GroSes grauee Kaninchen, 1 ccm 
Pituitrin eubkutan. 14. Jan. 1911 

0,96 

0,65 

0,68 

0,64 

0,64 

0,69 

0,64 

0,59 

0,64 

2. Grofies echwarzee Kaninchen, 1 ccm 
Pituitrin eubkutan. 14. Jan. 1911 

0,93 

0,66 

0,66 

0,64 

0,59 

0,64 

0,58 

0,62 

0,63 

3. Grauee Kaninchen, 1280 g, 1 ccm 
Pituitrin eubkutan. 25. Jan. 1911 

1,00 

0,65 

0,66 

0,72 

0,69 

0,65 

0,64 

0,66 

0,64 

4. Grauee Kaninchen, 1600 g, 1 ccm 
Pituitrin eubkutan. 20. Jan. 1911 

1,11 

0,76 

0,75 

0,72 

0,78 

0,81 

0,80 

0,77 

1 

031 

1. Vereuchehund (Wolfepitz), 0,0003 ccmj 
Adrenalin eubkutan. 25. Jan. 1911 

1,00 

0,63 

0,67 

0,67 

0,59 

0,65 

0,64 

0,69 

0,61 

1. Kleines grauee Kaninchen l‘/ 4 Tabl. 
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. 
font. 14. Jan. 1911 

0,92 

0,65 

0,67 

0,72 

0,74 

0,64 

0,55 

0,56 

"036 

2. Kleinee echwarzes Kaninchen 1 1 / 4 Tbl. 
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. font. 
14. Jan. 1911 

0,93 

0,67 

0,68 

0,64 

0,65 

0,68 

0,64 

0,59 

0,62 

3. Grauee Kaninchen, 1010 g, l'/ 4 Tbl. 
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. font. 
25. Jan. 1911 

0,98 

0,65 

0,70 

0,63 

0,66 

0,64 

0,62 

0,67 

— 

4. Grauee Kaninchen, 1220 g, l‘/ 4 Tbl. 
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. font. 
25. Jan. 1911 

1,16 

0,84 

0,88 

0,90 

0,82 

0,78 

0,77 

0,73 

— 

1. Grauee Kauinehes, 1120 g, 5 Tabl.| 
Thvreoidin auf 10 ccm Aq. font.! 
5. febr. 1911 

0,89 

0,79 

0,69 

0,68 

0,64 

0,60 

0.60 

0,59 

0,64 

2. Schwarz geschecktee Kaninchen,! 
1260 g, 10 Tabl. Thyreoidin auf 15 
ccm Aq. font. 5. Febr. 1911 

0,89 

0,79 

0,78 

0,62 

0,60 

0,68 

0,65 

0,65 

0,68 

3. Grauee Kaninchen 5Tabl. Thyreoidin. 
10. Febr. 1911 

0,54 

0,42 

0,44 

0,41 

038 

0,43 

0,44 

0,42 

0,41 


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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 539 


opeonischen Indices 


s-s! 

£ 

3Sj> 

n ^ 

28 Std. 
nach dem 
Versuch 

32 Std. 

nach dem 

Versuch 

48 Std. 

nach dem 
Versuch 

52 Std. 
nach dem 
Versuch 

56 Std. 
nach dem 

Versuch 

72 Std. 

nach dem 

Versuch 

■ 

i 



Bemerkungeu 

0,81 

• 

• 

■ 


1 

• 

• 

• 

• 

• 

21. 

0,93 

• 

• 



• 

. 

• 

• 

• 

■ 

22. 

0,81 

0,73 

• 

• 

• 

• 




• 


23. Kaninchen cf. Ver¬ 
such No. 10 

0,74 

0,76 










24. Gestorben a. 7.1.11. 
Magen u. Darm leer. 
Lahmung der Nach- 
hand. Kaninchen cf. 
Versuch No. 12. 


' 










25. Starb in der Nacht 
gegen 11 Uhr etwa 
11 Stunden nach der 
Operation, ohne das 
BewuBtsein wieder- 
erlangt zu haben 

■ 

. 


• 

• 

• 


• 

■ 

• 

• 

26. cf. No. 31 


0,64 

0.57 

0,63 

0,65 

• 

• 

m 

ifi 

a 

1 

27. Kaninchen cf.No.10 

0,68 


0,54 

0,56 

0,61 

• 

• 

U 


8 

8 

28. 


• 

• 

■ 

• 

■ 

• 

m 




29. 

0,75 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

H 

8 

8 

8 

30. 

0,59 

• 




• 

• 

■ i 

• 


• 

31. tiund cf. No. 26 

0,64 

0,64 

0,54 

0,54 

0,55 


• 


• 

• 

• 

32. Kaninchen cf.No.14 

0,64 

0,58 

0,63 

0,58 

0,59 


• 


• 

• 


33. Kaninchen cf.No.13 

0,68 

• 

• 

• 

• 

■ 


• 

■ 

• 

• 

34. 

0,78 

■ 

• 

• 

• 


• 




• 

35. 

0,58 

0,62 

0,64 

0,87 

— 

— 

0,91 

— 

— 

0,98 

• 

36. 

0,68 

0,79 

0,79 

0,91 

— 

— 

0,93 

— 

— 

0,96 

• 

37. Starb am 3. 3. 1911 
an hamorrhagischem 
Darmkatarrh 

0,43 

1 

0,48 

0,49 

• 

• 

• 

• 

• 

. 


• 

38. Kaninchen No. 29 


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540 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 









Die erhalteoi ii 

Art des Versuchee 

S J3 

Js 

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■2-S 3 

2 -S § 

. 

B ja 

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g 

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3 

£ 

c 

®!> 

£ 

c; 0 

*> 

c 

J 

4. Graues Kaninchen lOTbl.Thyreoidin. 

0,51 

0,44 

0,47 

0,43 

0,46 

0,44 

0,43 

0,45 

0,43 

10. Febr. 1911 






5. Graues Kaninchen 5 Tabl. Thyreoidin. 

0,65 

0,54 

0,48 

0,52 

0,44 

0,44 

0,45 

0,45 

0,44 

28. Febr. 1911 




6. Schwarzes Kaninchen 10 Tabl. Thy- 

0,67 

0,58 

0,49 

0,52 

0,44 

0,42 

0,47 

0,46 

0.45 

reoidin. 28. Febr. 1911 



Assistent Heinzmann bekam 0,25 

1,62 

1,43 

1,76 

1,92 

2,22 

1,26 

1,03 

1,66 

— 

Liq. Kal. amen, subkutan aut 
Staph, aur. 13. Marz 1911 

* _ 

0,88 

1,08 

1,18 

137 

0,77 

0,64 

1,02 

— 

Assistent Michligk bekam 0,5 Liq. 

0,82 

1,11 

1,17 

1,04 

0,92 

0,94 

1,28 

1,15 

— 

Kal. arsen. subkutan auf Staph, 
aur. 13. Marz 1911 

♦ _ 

1,35 

1,42 

1,25 

1,09 

1,11 

1,56 

1,40 

— 

Assistent Heinzmann bekam 0,25 

0,49 

0,50 

0,89 

0,73 

0,69 

0,65 

0,43 

0,71 

_ 

Liq. Kal. arsen. subkutan auf 
Staph, aur. 20. Marz 1911 

— 

1,02 

1,80 

1,49 

1,41 

1,31 

0,88 

1,45 

— 

DgL Tb. 

— 

0,71 

0,73 

1,60 

1,08 

1.14 

1,11 

1,69 

- 


0,41 

0,29 

0,29 

0,65 

0,44 

0,40 

0,45 

0,69 

— 

Assistent Michligk bekam 0,5 Liq. 

* _ 

1,67 

1,25 

2,09 

1,62 

1,53 

1,49 

1,95 


Kal. arsen. subkutan auf Staph, 
aur. 20. Marz 1911 










Dgl. Tb. 20. Marz 1911 

0,46 

0,74 

0,84 

0,52 

0,75 

0,90 

0,83 

0,69 

- 


* _ 

1,49 

1,70 

1,05 

1,44 

1,10 

1,02 

1,38 

— 

Kaninchen, schwarz- weiB, 1200 g, 

0,55 

0,51 

0,45 

0,30 

0,37 

0,34 

0,21 

0,41 

033 

10 Tabl. Thyreoidin subkutan (Staph, 
aur.). 13. Miirz 1911 


Dgl., 820 g, 10 Tabl. per os. 20. Marz 

0,42 

0.50 

0,33 

0,40 

0,49 

0,43 

0,47 

0,48 

0^2 

1911 



Kaninchen, grau, 2690 g, 1 Tabl. Thy- 

0,29 

0,24 

0,14 

0,29 

0,22 

0,26 

0,24 

0,28 

_ 

reoidin per os (Staph, aur.). 28. Miirz 
1911 










Kaninchen, weiB-grauscheckig, 2410 p, 

0,29 

0,32 

0,31 

0,30 

0,27 


0,25 

0,24 

0,25 

10 I'abl. Thyreoidin per os (Staph, 
aur.). 28. Marz 1911 










Kaninchen, grau, 2720 g, 2 Tabletten 
Thyreoidin per os (Staph, aur.). 

0,39 

0.29 

0,27 

0,43 

0,35 

0,82 

0,43 

— 

03J 

5. April 1911 

' 










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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 541 


opsoniBchen Indices 


• Sj3 
■2 * o 

m A £ 
SI 

| 28 Std. 

inach dem 

| Versuch 

i-1 

“M o CJ 
CO C 

a 

48 Std. 
nach dem 

Versuch 

s-ss 

£ 

56 Std. 
nach dem 
Versuch 

-6 §■§ 
r n° § 

J3 k. 
MO© 
CB 

P ^ 



• a.*, 

’^XI E 
p^ 


Bemerkungen 

0,42 

0,45 

0,50 

• 


• 


* 

• 

’ 


39. Kaninchencf.No.34 
starb am 6. 3. 1911. 
Befund negntiv 

0,47 

0,48 

0,53 

• 


• 




■ 


40. Kaninchencf.No.35 

0,51 

0,43 

0,51 

• 


■ 



j 

• 

41. Kaninchencf.No.13 

1,44 

0,89 

J ,50 
0,92 

1,29 

0,79 

1,82 

1,12 

1,84 

1,13 

1,52 

0,93* 



• 



42. *Phagocyt.-Zahl v. 
dem Versuch 57, wo- 
nach diese Indices 
umgerechnet sind 

0,95 

1,12 

0,96 

1,16 

1,02 

1,02 

1,01 

1,17 

0,97 

0,97 
_ * 





. 

43. * Phagocyt.-Zahl v. 
dem Versuch 29, wo- 
nach diese Indices 
umgerechnet sind 

1,00 

1,04 

0,73 

1,49 

0,75 

1,52 

(1,71) 

(3,42)* 

• 

• 



’ 



44. *Phagocyt.-Zahl v. 
dem Versuch 147, wo-, 
nach diese Indices 
umgerechnet sind 

0,92 

0,43 

1,46 

0,61 

1,37 

0,56 

1,72* 

0,70 

• 

• 






45. *Phagocyt.-Zahl y. 
dem Versuch 126, wo- 
nach diese Indices 
umgerechnet sind 

1,78 

1,85 








' 

. 

46. Bereehnet auf die 
Phagocyt.-Zahl v. d. 
Vers. * Phagoc.-Zahl 
v. dem Versuch 266 

0,40 

0,93 

0,80 
1,62 * 

• 

* 


• 

• 

• 


• 


47. * Phagocyt.-Zahl v. 
dem Versuch 154,wo- 
nach diese Indices 
umgerechnet wurden 

0,34 

0,20 

0,18 

0,27 

0,41 

0,29 

0,26 

• 

. 


. 

48. Am 2. Tag wog es 
1020 g, am 3. 980 g. 
Bekam nach 8 Tagen 
einen AbszcS mit 
Fistelgang an der r. 
Brustwand 

0,34 

0.38 

0,31 

0,28 

026 

024 

— 

• 

, 

• 

• 

49. Nahm langsam wie- 
der zu, AbszeB heilte 
allmahlich wieder ab 

0,23 

0,23 

0,21 

0,18 








50. 

Am 29.3. wog es 2670 g 
, 30.3. „ , 2680, 
, 31.3. , , 2600 , 
, 1.4. * , 2730, 

0,26 

0,27 

0,15 

0,25 



. 

• 

. 



51. 

Am29.3. wog es 22 lOg 
, 30.3. , ,2210, 
, 31.3. , ,2180, 
, 1.4. , , 2080, 

0,43 

0,20 

0,22 









52. 

Am 6.4. wog es 2580 g 
, 7.4. , , 2600, 

cf. 50 


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542 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Die erhaltenen 


Art des Versuches 

vor dem 
Versuch 

V 4 Std. 
nach dem 
Versuch 

‘/.Std. 
nach dem 
Versuch 1 

1 Std. 
nach dem 
Versuch 

Bja 

3-8 § 

“■aS 

c 

4 Std. 
nach dem 
Versuch 

6 Std. 
nach dem 
Versuch 

8 Std. 
nuch dem 
Versuch 

■elf 

O C 

Kaninchen, weifi-grauscheckig, 2130 g, 
10 Tabl. Thyreoidin per os (Staph, 
aur.). 5. April 1911 

0,29 

0,30 

0,61 

0,21 

0,24 

I 0,51 

0,31 

0,46 

— 

Frau Viertel, 1 Tabl. Thyreoidin auf 
Tuberk. 

21. 3. 

23. 3. 

4. 4. 
10 *“ 

4. 4. 

H.5 

4. 4. 

4 Uhr 
naelim. 

6 . 4. 

a 4. 

10. 4. 

12.4 


1,19 

0,70 

0,52 

1,59 

1A8 

1,39 

0,65 

_ 

1,20 

Dgl. auf Staph, aur. 

0,80 

0,48 

0,71 

0,63 

0,87 

0,85 

0,88 

0,87 

— 

Selbstversuch von Assist. Michligk, 
1 Tabl. Thyreoidin auf Staph, aur. 
27. April 1911. 

0,84 

1,05 

1,88 

1,56 

1,36 

1,23 

1,55 

1,39 


Selbstversuch v. Assist. Heinzmann, 
1 Tabl. Thyreoidin Ind. auf Staph, 
aur. 27. April 1911 

1,15 

1,08 

0,98 

1,05 

1,37 

1,16 

1,74 

1,37 


Assisteut Jen ke bekam 3 Tabl. (:\ 0,25) 
Pankreon per os 1. auf Staph, aur. 

0,74 

1,01 

1,32 

1,31 

1,23 

1,18 

1,16 

1,45 

1 ~ 

Assist. Michligk bekam 5 Tbl. (a 0,25) 
Pankreon per os Ind. auf Staph, aur. 

1,52 

1,34 

1,33 

1,42 

1,36 

1,52 

1,46 

1,02 

— 

Frau Viertel 1 Tabl. Thyreoidin, cf.54 
Staph, aur. 
Tuberkulose 

22. 5. 
1,35 
0,90 

29. 5. 
1,03 
0,87 

2 . 6. 
1,14 
1,02 

6 . 6. 
0,64 
0,51 

9. 6. 
0,60 
0,83 

13. 6. 

1,05 

0,71 

. 

• 

• 

Versuchshund (Wolfspitz) auf Staph, 
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular. 
Salvarsan mit Sesamol verrieben 
(.0,1 :1,0). 23. Mai 1911 

0,46 

0,32 

0,41 

0,33 

0,68 

0,77 

0,73 

1,51 


Feldgraues Kaninchen auf Staph, aur. 
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1: 1,0 
Sesamol). 23. Mai 1911 

0,68 

0,87 

0,58 

0,69 

0,59 

0,59 

0,68 

0,78 

— 

Stahlgraues Kaninchen auf Staph, aur. 
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1 : 1,0 
Sesamol). 23. Mai 1911 

0,64 

0,62 

0,82 

0,75 

1,19 

0,88 

0,74 

0,81 

• 

Weifischeckiges Kaninchen auf Staph, 
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular 
(0,1 :1,0 Sesamol). 23. Mai 1911 

0,47 

0,43 

0,66 

0,78 

1,15 

1,36 

1,25 

1,31 


Selbstversuch v. Assist. Heinzmann 
auf Staph, aur. 3 Tabletten (a 0,25) 
Pankreon per os. 15. Juni. 

1,38 

1,40 

1,34 

1,73 

1,19 

1,48 

1,00 

1,06 


Selbstversuch von Assist. Michligk 
I. auf Staph, aur. 2 Tabletten (il 0,25) 
Pankreon per os. 15. Juni 

1,12 

1,17 

1,09 

1,24 

1,72 

1,49 

1,97 

1,65 

— 

Patient A. mit Lues bekam intravenos 
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung. 
20. Juni 1911 

1,01 

0,75 

1,06 

1,05 

0,66 

0,79 

0,65 



Patient B. mit Lues bekam intravenos 
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung. 
20. Juni 1911 

1,05 

0,79 

1,12 

1,24 

1,24 

1,22 

1,05 

" 

— 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamisehe Einfliisse etc. 543 



u'S -d §'0 

flgS'Os 


OQ 3 

all 

a r 


0.37 I 0,22 0,23 —. 53. 

Am 6.4. wog es 1930g 
, 7.4. „ „ 1880 „ 

cf. 51 

25. 4. 25. 4. 25. 4. 25. 4. 27. 4. 29. 4. 2. 5. 8. 5. 11. 5. 15. 5. 18. 5. 54. PatientinmitKropf, 

lOUhr llUhr 2 Uhr 4 Uhr deroperiertworden 1 st 

(vor (1 Std. 

Tnyr.) nach 
Thyr.) 

0,88 0,96 0,87 0,96 0,94 0,91 1,05 1,23 1,13 0,73 0,76 

0,85 0,73 0,84 0,88 1,04 — 0,91 0,78 1,07 1,06 1,01 55. cf. 54 

1,37 1,24 —. 56. 



0,72 I 0,48 


0,75 0,65 — 

1,41 0,94 

0,90 0,78 - 

"IJ8 1,86 

1,47 1,17 

"0,99 — r 

1,35 — 


60. cf. 54 

61. „ 55 


62. Hund lahmte nach 
*/. Std. der Injektion 
senr utark auf dem 
injiz. Hinterechenkel. 
Die Lahme war am 
folgenden Tage ver- 
achwunden 

63. 23. 5. Gew. 2620 g 

26. 5. „ 2800 „ 

64. 23. 5. Gew. 2600 g 

26. 5. „ 2650 „ 

65. 23. 5. Gew. 2130 g 

26. 5. „ 2150 „ 


67. 

68 . Auf Staph, aur. 

69. Auf Staph, aur. 


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URBANA-CHAMPAIGN 


















544 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 









Die erhaltenen 

Art dee Versuchee 

vor dem 

Versuch 

3 J'f 

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^i> 

1 . Qjj 
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.1*0 41 

1 Std. 

nach dem 

Versuch 

2 Std. 

nach dem 

Versuch 

ill 

vfj 

G 

6 Std. 

nach dem 

Versuch 

8 Std. 

nach dem 

Versuch 

sis 

“at 

©at 

cr 

Patient C. mit Lues bekam intravends 
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung. 
20. Juni 1911 

1,27 

1,16 

1,01 

1,52 

1,43 

1,23 

0,97 

— 

— 

Versuchshund (Spitz) bekam 0,1 g Sal¬ 
varsan intramuskular mit Sesamol. 
29. Juni 1911 

0,64 

0,98 

1,00 

0,96 

0,96 

0,84 

0,68 

0,66 

i — 

Dgl. auf Tuberkulose 

0,46 

0,48 

0,50 

0,62 

0,66 

0,72 

1,06 

0,80 

1 — 

Kaninchen, feldgrau, bekam 0,1 g Sal¬ 
varsan in d. Riickenmuskulatur auf 
Staph. 29. Juni 1911 

0,76 

0,96 

1,16 

1,24 

0,88 

0,90 

034 

038 

l 

L>gl. auf Tuberkulose 

1,04 

! 1,15 

1,32 

1,20 

1,26 

1,20 

1,10 

0,94 


Kaninchen, weift-grau, bekam 0,1 g 
Salvarsan intramuskular mit Sesarn- 
51 verrieben, auf Staph, aur. 29. Juni 

0,52 

0,56 

0,78 

1,02 

0,80 

1,12 

0,91 

0,78 

i 

Dgl. auf Tuberkulose 

0,49 

0,45 

0,55 

0,90 

0,96 

0,98 

0,87 

| 0,92 

; — 

Kaninchen, feldgrau, Ohrmarke No. 7, 
bekam 0,1 g Salvarsan 1 ccm Sesam¬ 
ol intramuskular. 29. Juni 

0,65 

0,68 

0,85 

1,12 

0,98 

1,24 

1,02 

0,90 

t 

1 

Dgl. auf Tuberkelbac. 

0,49 

0,60 

0,72 

0,99 

0,97 

1,03 

1,06 

0,95 

— 

Kaninchen, weidscheckig, bekam 100 
Mill. Staph, aur. mitNaCl intravends. 
Unters. auf Staph, aur. 23. Sept. 1911 

0,52 


0,53 

0,69 

0,74 

0,49 

0,53 

0,51 


Dasselbe Tier erhiilt eine Vaccine von 
lOMill.Staph.subkutan. 24.Okt. 1911 

0,25 

0,22 

0,25 

0,23 

0,20 

0,24 

0,38 1 

0,36 

— 

Kaninchen, feldgrau, bekam 50 Mill. 
Staph, aur. in NaCl intravenSB. 

23. Sept. 1911 

0,59 ! 


0,57 

0,37 

0,54 

0,48 

0,37 

0,43 


Dasselbe Tier erhiilt cine Vaccine von 
10Mill. Staph, subkutan. 24. Okt. 1911 

0,20 

0,19 

0,22 

0,24 

0,32 

0,27 

0,29 

0,28 

— 

Kaninchen, grau, bekam 500 Mill. Staph, 
mit NaCl intravenos. 14. Okt. 1911 

0,42 

0,44 

0,40 

0,48 

0,50 

0,61 

0,39 


— 

Kaninchen, schvrarz, bekam 250 Mill. 
Staph, aur. mit NaCl intravenos. 

14. Okt. 1911 

0,52 

0,54 

0,58 

0,53 

0,48 

0,49 

' 0,44 

_ 


Arbeiter des Herrn Dr. Klopfer nahm 
29 g Jodglidine. 3. Nov. 

1,48 

1,44 

1,35 

1,25 

1,09 

1,12 

— 

133 

— 

Dr. Michligk nahm 29 g Jodglidine. 
5. Nov. 

1,0 

0,94 

0,95 

0,92 

0,89 


0,61 

0,19 ; 


Dgl. Tbc. 

1,0 

0,94 

1,05 

1,33 

1,25 


1,34 

035 

— 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 










Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 545 


opsonischen Indices 


24 Std. 
nach dem 
Versuch 
”28 Std7 
nach dem 
Versuch 

32 Std. 

nach dem 

Versuch 

48 Std. 

nach dem 

Versuch 

52 Std. 

nach dem 

Versuch 

I • Bjj 

S 

CD’S 
m «►> 
a 

J3 1 - 

e 



96 Std. 

nach dem 

Versuch 


0,83 

| — 

• 

• 

• 

• 


■ 

• 



0,64 

— 

• 

• 

• 

■ 


■ 

• 



0,70 

0,70 









. 

0,92 

0,68 

— 

— 

• 

• 


• 

• 


• 

1,12 

0,92 

_ 

_ 








0,80 

0,82 

— 

— 

• 

• 


• 

• 


• 

0,75 

0,76 

_ 

_ 








0,85 

0,82 

— 

— 


• 


• 




0,87 

0,71 

. 


. 

. 




. 

. 

0,46 

0,52 

_ 

0,53 

26. 9. 

27. 9. 

29. 9. 

4. 10. 

5. 10. 

6. 10. 

9. 10. 





1,00 

0,69 

0,71 

0,49 

0,53 

0,51 

0,55 





10. 10.111. 10. 

12. 10. 

13. 10. 

17. 10. 

19. 10. 






0,54 

0,42 

0,31 

0,33 

0,32 

0,35 


0,34 

— 

— 

0,29 


• 

• 

• 

• 

• 

• 

0,29 

0,40 

_ 

0,26 

26. 9. 

27. 9. 

28. 9. 

29. 9. 

4. 10. 

5. 10. 

6. 10. 





0,56 

0,64 

0,62 

0,56 

0,51 

0,53 

0,56 





9. 10. 

10. 10. 

11. 10. 

12. 10. 

13. 10. 

17. 10. 

19. 10. 





0,72 

0,69 

0,33 

0,29 

0,31 

0,31 

0,30 

0,18 

. 

• 


• 

• 

• 


• 

• 

• 

0,37 

— 


0,38 

— 

— 

0,35 

— 

— 

0,33 

— 

0,40 

_ 


0,42 



0,39 



0,40 

24. 10. 











0,36 











26. 10. 











0,34 

1,22 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

0,95 

— 

0,92 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

0,88 


1,18 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 

• 


Berner kungen 


Krite Abt. Orig. Bd. 


Heft 5/6. 


| 70. Auf Staph, aur. 


71. Auf Staph, aur. 
Injiz. in die Riicken- 
muskulatur 

72. 

73. 


74. 

75. 

76. 

77. Auf Staph, aur. 


78. 

79. Staph, aur. 


80. Staph, aur. 

81. Staph, aur. 

82. Staph, aur. 

83. Staph, aur. 

84. Staph.- aur. 

85. Staph, aur. 

86 . Staph, aur. 
Nachmittags heftige 
Schmerzen m. starker 
Schwellung der Hals- 
dr linen 

87. Tbc. Abends Mat- 
tigkeit, Schweifiaus- 
bruch, Stockschnup- 
fen. 

35 


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URBANA-CHAMPAIGN 














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URBANA-CHAMPAIGN 



24 Std 


Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamiache Einfliiase etc. 547 



35* 


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URBANA-CHAMPAIGN 
















542 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Die erhalteoen 


Art des Versuches 

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2 Std. 

nach dem 

Versuch 

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e 

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a 

3-Si 

2-sl 

a 

8 Std. 

nach dem 

Versuch 

. B - 

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~~ ~ 

x .= 2 
O O • 

~l> 

Kaninchen, weiB-grauscheckig, 2130 g, 
10 Tabl. Thyreoidin per os (Staph, 
aur.). 5. April 1911 

0,29 

0,30 

0,61 

0,21 

0,24 

0,51 

0,31 

0,46 

— 

Frau Viertel, 1 Tabl. Thyreoidin auf 
Tuberk. 

21. 3. 

23. 3. 

4. 4. 
10 4u 

4. 4. 

H15 

4. 4. 

4 Uhr 

nachm. 

6. 4. 

8. 4. 

10. 4. 

12.4. 


1,19 

0,70 

0,52 

1,59 

1,18 

1,39 

0,65 

__ 

1,20 

Dgl. auf Staph, aur. 

0,80 

0,48 

0,71 

0,63 

0,87 

0,85 

0,88 

0,87 

— 

Selbstversuch von Assist. Michligk, 
1 Tabl. Thyreoidin auf Staph, aur. 
27. April 1911. 

0,84 

1,05 

1,88 

1,56 

1,36 

l£3 

1,55 

1,39 


Selbstversuch v. Assist. Heinzmann, 
1 Tabl. Thyreoidin Ind. auf Staph, 
aur. 27. April 1911 

1,15 

1,08 

0,98 

1,05 

1,37 

1,16 

1,74 

137 


Assistent J e u k e bekam 3 Tabl. (k 0,25) 
Pankreon per os I. auf Staph, aur. 

0,74 

1,01 

1,32 

1,31 

1,23 

1,18 

1,16 

1,45 

— 

Assist. Michligk bekam 5 Tbl. (a 0,25) 
Pankreon per os Ind. auf Staph, aur. 

1,52 

1,34 

1,33 

1,42 

1,36 

1,52 

1,46 

1,02 

— 

Frau Viertel 1 Tabl. Thyreoidin, cf. 54 
Staph, aur. 
Tuberkulose 

22. 5. 
1,35 
0,90 

29. 5. 

1,03 

0,87 

2. 6. 
1,14 
1,02 

6. 6. 
0,64 
0,51 

9. 6. 
0,60 
0,83 

13. 6. 

1,05 

0,71 

• 

• 

• 

Versuchshund (Wolfspitz) auf Staph, 
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular. 
Salvarsan mit Sesamol verrieben 
(0,1: 1,0). 23. Mai 1911 

0,46 

0,32 

0,41 

0,33 

0,68 

0,77 

0,73 

131 


Feldgraues Kaninchen auf Staph, aur. 
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1: 1,0 
Sesamol). 23. Mai 1911 

0,68 

0,87 

0,58 

0,69 

0,59 

0,59 

0,68 

0,78 


Stahlgraues Kaninchen auf Staph, aur. 
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1:1,0 
Sesamol). 23. Mai 1911 

0,64 

0,62 

0,82 

0,75 

1,19 

0,88 

0,74 

0,81 

• 

Weifischeckiges Kaninchen auf Staph, 
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular 
(0,1 : 1,0 Sesamol). 23. Mai 1911 

0,47 

0,43 

0,66 

0,78 

1,15 

1,36 

1,25 

131 


Selbstversuch v. Assist. Heinzmann 
auf Staph, aur. 3 Tabletten (& 0,25) 
Pankreon per os. 15. Juni. 

1,38 

1,40 

1,34 

1,73 

1,19 

1,48 

1,00 

1,06 


Selbstversuch von Assist. Michligk 
I. auf Staph, aur. 2 Tabletten (& 0,25) 
Pankreon per os. 15. Juni 

1,12 

1.17 

1,09 

1,24 

1,72 

1,49 

1,97 

1,65 

— 

Patient A. mit Lues bekam intravenos 
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung. 
20. Juni 1911 

1,01 

0,75 

1,06 

1,05 

0,66 

0,79 

0,65 


~ 

Patient B. mit Lues bekam intravenos 
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung. 
20. Juni 1911 

1,05 

0,79 

1,12 

1)24 

1,24 

1,22 

1,05 

— 

— 


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Vereuch 
28 StdT 

inach dem 


Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 551 



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552 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


Die erbaltenen 


Art des Versuches 

vor dem 
Versuch 

• 0^3 

.-11 

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B 

- 

1 Std. 
nach dem 
Versuch 

S.q 

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3 

g 

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a 

4 Std. 
nach dem 
Versuch 

6 Std. 
nach dem 
Versuch 

8 Std. 
nach dem 
Versuch 

. E- 

o i. e 
“ 2> 

Kaninchen III bekam am 10. Mai 1912 
5 g Pepton (Witte) in gleicher Form 
in]iziert 

1,06 

0,55 

1,46 

0,71 

1,00 

0,77 

1,48 

0,71 


Kaninchen IV bekam am 10. Mai 1912 
5 g Pepton in gleicher Form in¬ 
jiziert 

1,20 

0,72 

0,65 

1,15 

0,74 

0,88 

0,60 

0,95 

* * 

Kaninchen I, hell, am 20. Mai 1912 
5 g Pepton (Witte) in H a O-L6sung 
subkutan injiziert 

0,45 

0,43 

0,39 

0,74 

0,48 

0,59 

0,45 

0,75 

* 

Kaninchen II bekam am 20. Mai 1912 
5 g Pepton (Witte) in H,0-L6sung 
subkutan injiziert 

0,51 

0,57 

0,63 

0,67 

0,65 

0,48 

0,97 

0,65 


Schwarzes Kaninchen bekam am 4. Juni 
1912 5 g krist. Eiweifi in H,0-L6sung 
subkutan injiziert 

0,30 

0,59 

0,47 

0,28 

0,36 

0,61 

0,44 

0,37 

* 

Mittelgrofier, schwarz-weifier Stuben- 
hund erhielt am 10. Juni 1912 5 g 
krist. Eiweifi in H a O-Losung sub¬ 
kutan injiziert 

0,69 

0,31 

0,60 

0,19 

0,36 

0,73 

0,66 

• 

• 

Mittelgrofier, schwarz-brauner Stuben- 
hund erhielt am 10. Juni 1912 5 g 
Eiweifi (krist.) in H a O-L6sung sub¬ 
kutan injiziert 

0,36 

0,35 

0,24 

0,48 

0,35 

0,55 

0,32 



Assist. Dr. Bohme nahm am 14. Juni 
1912 reichlich 2 E81. voll Lecithin- 
Perdynamin (auf 250 g Perdynamin 
2,5 g Lecithin, Jaff 6 - Berlin) 

1,00 

1,20 

1,52 

1,28 

1,35 

1,27 

123 

1,61 

• 

Feldgrauos Kaninchen erhielt am 14. Juni 
1912 5 g Eiweifi (krist.) in H,0-Losung 
subkutan injiziert 

0,82 

0,65 

0,25 

0,27 

0,43 

0,37 

0,41 

0,40 


Schwarz-braunes Kaninchen erhielt am 
14. Juni 1912 5 g krist. Eiweifi sub¬ 
kutan injiziert 

0,91 

0,59 

0,67 

0,80 

1,11 

0,70 

1,28 

0,83 


Cand. med. vet. Rathmann nahm 
am 20. Juni 1912 3 Efiloffel voll 
Lecithin-Perdynamin Jaff4-Berlin 
(auf 250 g Perdynamin 2,5 g Le¬ 
cithin) 

Arbeiter von Dr. Kl. nahm am 

0,81 

0,89 

0,70 

1,03 

1,07 

1,16 

# 

1,10 

0,92 


4. Juli 1912 3 Jodglidine-Tabl. 

per os 

1,37 ' 

1,66 

1,67 

1,68 

1,77 

1,48 

1,75 

• 

* 

Herr Rathmann nahm am 4. Juli 
1912 3 Efiloffel Lecithin-Perdynamin 

1,00 

1,36 

1,57 

1,39 

— 

0,20! 

1,53 

1,28 

• 

Dgl. 

1,15 

1,59 

1,96 

2,78 

2,75 

— 

2,78 

2,40 

* 

Herr Krimmel nahm am 4. Juni 1912 
3 Efiloffel Lecithin-Perdynamin 

1,00 

1,05 

1,10 

1,11 

0,94 

0,42 

0,92 

0,72 

* • 

Dgl. 

1,00 

0,83 

1,02 

1,51 

1,44 

0,83 

1,71 

1,59 

• 


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St rube 11 u. Mrchligk, Ueber pharruako-dynamische Emflusse etc. 553 


opsonisehen Indices 



0,90 


l98td. 

0,99 . 

1,47 1,32 1,26 1,03 

2,18 1,34 1,28 1,06 

0.56 0,65 0,91 1,06 

0,91 — 1,22 0,86 


Bemerkungen 

147. Staph. 

148. Staph. 

149. Staph. 

150. Staph. 

151. Staph. Das Tier 
verfiel post injec- 
tionem in einen sehr 
matten Zustand 

152. Staph. 

153. Staph. 

154. Staph. 

155. Staph. 

156. Staph. 

157. Staph. 

158. Staph. 

159. Staph. 

160. Tbc. 

161. Staph. 

162. Tbc. 



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500 Mill. Staph.-Vaccine per os 


554 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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Vor dem 
Versuch 

nacb^dem 

Versuch 

j */» Std. I 
nach dem 
Versuch 

1 Std. 
nach dem 

Versuch 

2 Std. 
nach dem 
Versuch 

4 Std. 
nach dem 
Versuch 
6 Std. 
nach dem 
Versuch 

II TstdT 

nach dem 
j| Versuch 
i! 24 Std. ] 
nach dem 
Versuch 

I 28 Std. 
nach dem 
Versuch 
'32 Std. 
nach dem 
Versuch 
t 48 Std. 
nach dem 
Versuch 


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Die erhaltenen opsonischen Indices 




Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 555 


Die erhaltenen opsonischen Indices 


Art des 
Versuche* 

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>> 

7 Std. 
nach dem 
Versuch 

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1 Std. 

nach dem 
Versuch 

S’S I 
”-s6 

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a 

Grau - wcifiee Ka- 
ninchen bekam 
am 21. IV. 1911 
lOTabletten Thy- 
reoidin per os 

0,33 

0,45 

0 23 

0,24 

0,42 

Graues Kaninchen 
bekam am 21. IV. 
1911 3 Tablettcn 
Thyreoidin per os 

0,63 

0,47 

0,26 

© 

oc 

0,09 


4 Std. 
nach dem 
Versuch 

6 Std. 
nach dem 
Versuch 

8 Std. 
nrch dem 
Versuch 

J'S 

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0,24 

0,27 

0,28 

0,52 

0,61 

0,20 

0,14 

0,12 

0,23 

! 

0,31 


Be- 

merkunge 


178. Staph. 
Gewicht am 
21.1 V.2230 g 
Gewicht am 
22.IV.2250g 


179. Staph. 
Gewicht am 
21.IV.2680g 
Gewicht am 
22.1V5630g 


gemacht, Staphylokokkenkulturen abgetotet per os zu geben (Versuche 
169—171,174,175,176,177, Kurve 119 — 122), rait dem gewiB bemerkens- 
werten Resultat, daB, obwohl doch die Staphylokokken durch die Salzsfiure 
des Pepsin des Magens in ihrer chemischen Natur verfindert werden mfissen, 
recht deutliche und zum Teil sehr betrfichtliche Schwankungen des opso- 
nischen Index auch nach der Einnahme per os resultierten. DaB das 
keine zufalligen Erscheinungen sein konnen, beweist einmal die Gr5Be 
der Schwankungen, andererseits aber auch ihre Tendenz, die sich im 
wesentlichen mit der der subkutan injizierten Staphylokokkenvaccine deckt. 
Es mag wohl sein, daB Herr Rathmann, unser Doktorand, der frtiher 
selbst Furunkelpatient war, indem er nach einer lokalen Infektion 4 schwere 
Karbunkel am Vorderarm sich zugezogen hatte, in seiner opsonischen 
Disposition etwas labiler gewesen ist, als sonst gesunde Menschen zu 
sein pflegen. Indesssen sind Schwankungen, wie wir sie an den Selbst- 
versuchen des Herrn Rathmann am 6. Aug. 1912 erlebt haben, wo am 
Tage nach der Einnahme per os von 500 Mill. Staphylokokken eine 
Steigerung des opsonischen Index von 1,20 auf 3,80 erfolgte, weder 
ohne weiteres durch die fruher ja ganz iiberstandene Infektion noch 
etwa gar durch irgendwelche Fehlerquellen zu erklfiren. Differenzen, die 
sich aus den Fehlerquellen der Technik herleiten konnten, dtirfen wir 
bei den von uns verwendeten Kautelen, soweit sie iiber 10 Proz. betragen, 
als ziemlich ausgeschlossen erkiaren, was wir besonders mit Riicksicht 
darauf betonen mochten, daB dem einen von uns (Strubell) nach einem 
Vortrage iiber diesen Gegenstand von einem Diskussionsredner gesagt 
wurde, er zweifele diese Befunde an. An die Moglichkeit, diese 
Befunde, welche in 2% jahriger Arbeit und im Zusammenwirken ver- 
schiedener opsonisch-technisch sehr gut geschulter Beobachter erhoben 
wurden, anzuzweifeln, ist nicht zu denken. Dagegen laBt sich natfirlich 
fiber jede Deutung, welche wir diesen Befunden gegeben haben, disku- 
tieren. Es ffillt uns nicht ein. behaupten zu wollen, daB die Auffassung, 
welche wir von unseren Resultaten haben, die einzig richtige und vollig 
abschlieBende sein mfisse. Das ist natfirlich nicht unsere Ansicht, um so 
mehr als diese ganze Versuchsreihe Neuland ist, welches Strubell 
zuerst betreten hat, wenn man von einigen Versuchen der MU e Fas sin 
und den ganz kurzen Publikationen des Herrn Marb6 in den Comptes 


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556 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

rendus absieht. Auf einer neuen Balm, welche der eine von uns (S t ru b e 11) 
zogernd und dann immer eifriger zuerst beschritten hat, kann nicht 
alles und jede SchluBfolgerung mit jener Sicherheit durchs Ziel gehen, 
wie in dem althergebrachten, eingefahrenen Gleise der bisherigen pharma- 
kologischen Betrachtungen. 


Nachdmck verbolen. 

Ueber die Spezifltat und liber den diagnostischen Wert 
der ,,Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli bei der Er- 
kennung des hamatischen Karbunkels und des Rotlaufs. 

[Institut ftir Pathologie und medizinische Veterinarklinik der Kgl. Uni- 
versitat zu Parma (Direktor: Prof. A. Lanfranchi).] 

[Vorlaufiger Bericht 1 ).] 

Von Dr. Guido Finzl, Assistenten und Privatdozenten. 

I. 

Die zahlreichen Arbeiten, die in Italien und im Auslande iiber den 
Wert der „Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli erschienen sind, haben 
die Wichtigkeit der Methode der Pr&zipitine bei der Diagnose des hSma- 
tischen Karbunkels nachgewiesen. Auch die Kontrollversuche, die von 
Favero in unserem Laboratorium angestellt worden sind, bestatigen 
nicht nur den diagnostischen Wert des „Thermoprazipitins u , sondern 
auch indirekt die Wichtigkeit einer solchen Methode hinsichtlich einer 
rationellen Prophylaxe des hamatischen Karbunkels. 

SchlieBlich stimmen alle Experimentatoren darin uberein, zu be- 
haupten: 

1) dad die Failungsreaktion immer positiv ist, wenn zu der Reaktion 
selbst Extrakte von Organen angewandt werden, die sicher karbunkulos 
sind; 

2) daB besonders die Milzextrakte, welche von Wesen herriibren, die 
experimentell mit verschiedenen Bakterienspecies infiziert sind, wenn man 
sie auf antikarbunkuloses Serum hat einwirken lassen, bestandig voll- 
kommen negative Resultate geben. 

Wie ich also wiederhole und wie aus dem oben Erwahnten her- 
vorgeht, wurde der praktische Wert der Reaktion von Ascoli bei der 
Diagnose des hamatischen Karbunkels unbestreitbar erscheinen. 

Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus ist indessen die Methode 
des „Thermoprazipitins u unserer Ansicht nach diskutierbar, und die 
Frage nach dem Grade der Spezifltat, wenn sie auch rein wissenschaft- 
licher Art ist, entbehrt nicht des Interesses und der Wichtigkeit. Die 
Spezifltat dieser Reaktion wird aber nicht dadurch erschilttert, daB 
anthrakoide und pseudokarbunkulose Oder karbunkuloseahnliche Stamme 
eine mehr oder weniger deutliche Prazipitoreaktion geben kbnnen, son¬ 
dern dadurch, daB das karbunkulOse Protoplasma von anderen thera- 
peutischen, nicht-antikarbunkulosen Seri gefallt werden kann. 

1) Mitteilung, vorgetragen in dor „Societil Centrale Veterinaria*, Sitzung Januar 


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Finzi, Diagnostischer Wert der „Thermoprazipitinreaktion u von Ascoli etc. 557 


Bei unseren Untersuchungen haben wir Milzextrakte, die von Meer- 
schweinchen herruhrten, welche experimentell mit Karbunkeln iufiziert 
waren, und Extrakte von Karbunkelbacillen, die in Agar kultiviert waren, 
angewandt. Die Milzextrakte waren teils dadurch erhalten worden, dali 
die Milz selbst zuerst mit Chloroform und sodann mit physiologischer 
L5sung zerrieben und emulgiert wurde (Extrakt A), und teils dadurch, 
daB die geriebene Milz in physiologischer Losung, welche schwach ges&uert 
war, gekocht wurde (Extrakt B). Die Extrakte von Kulturen waren erhalten. 
worden, indem man 24 Stunden alte Belagstiickchen von Karbunkeln, die 
in physiologischer Losung aufgeschwemmt waren, anwandte (Extrakt C). 
Natiirlich haben wir uns bei alien diesen Verfahrungsweisen zur Auf- 
nahme der Extrakte strenge an die von Prof. Ascoli angegebene 
Technik gehalten; auch wurde keine der Kontrollproben vernachlassigt, 
die auch in den speziellen Fallen bedingt waren (Anwendung von nor- 
malem Serum vom Pferde, vom Schaf, vom Rinde und von Extrakten 
von normaler Milz). Auch wurden die verschiedenen angewandten Sera 
(antibakterische, antitoxische, antineurotoxische und gegen Virus von 
noch nicht bestimmter Natur) und die verschiedenen Extrakte vor dem 
Versuch sorgfaltig filtriert, bis man sie vollig durchscheinend erhielt. 


Folgendes sind die erhaltenen Resultate: 

1) Serum gegen Rotlauf (Serotechn. Institut zu Toulouse) 

mit Extrakt A: nach 20 Minuten schwache zonale Reaktion, 

„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 

b b ^ • b v n b b 

2) Antipestoses Serum (Institut Pasteur in Paris) 

mit Extrakt A: negative Reaktion, 

„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 

b b ^ • b b v v b 

3) Antikarbunkuloses Serum (Serotherapeutisches Institut in 
Mailand) 

mit Extrakt A: nach 15 Minuten positive zonale Reaktion, 

„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 

b b ^ • b n n n n 

4) Antistreptokokkisches Serum (Institut Pasteur in Paris) 

mit Extrakt A: nach 20 Minuten schwache zonale Reaktion, 

„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 

f> v C • v v v v n 

5) Polyvalentes antipvogenes Serum (Methode von Le- 
clainche, Vallee-V6ter. Alfort) 

mit Extrakt A: negative Reaktion, 

„ „ B: nach 20 Minuten positive zonale Reaktion, 

„ „ C: „ 20 „ deutlich positive zonale Re¬ 

aktion. 

6) Antimeningokokkisches Serum (Institut Pasteur in Paris) 

mit Extrakt A: negative Reaktion, 

„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 

n v n n B 

7) Antidysenterisches Serum (Institut Pasteur in Paris) 

mit Extrakt A: nach 10 Minuten schwache zonale Reaktion, 

„ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 


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558 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


8) Antitetanisches Serum (Institut Pasteur in Paris) 

mit Extrakt A: nach 30—45 Minuten schwach positive zonale 
Reaktion, 

„ „ B: nach 20—30 Minuten schwach positive zonale 

Reaktion, 

„ „ C: nach 20—30 Minuten schwach positive zonale 

Reaktion. 


9) 


10 ) 


11 ) 


12 ) 


Antidiphtherisches Serum (Institut Pasteur in Paris) 
mit Extrakt A: negative Reaktion, 

„ „ B: augenblicklich schwach positive zonale Reaktion, 

n v C • „ n n n ri 

Antiskiavinisches Serum (Institut Pasteur fOr Algier) 
mit Extrakt A: nach 20 Minuten schwach positive zonale Re¬ 
aktion. 

„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion, 

w 11 G . n 11 ii n n 


Antiaphthoses Serum (Veterinarschule Alfort) 
mit Extrakt A: negative Reaktion, 

n n B • » * 

n n G. n n 


Antivenenoses Serum (Institut Pasteur in Lille) 
mit Extrakt A: negative Reaktion, 

„ „ B: nach 15 Minuten deutlich positive zonale Re¬ 

aktion, 

„ „ C: nach 15 Minuten deutlich positive zonale Re¬ 

aktion. 


Auf Grund der Resultate unserer Untersuchungen halten wir uns 
fflr berechtigt, behaupten zu konnen, dad, wenn auch die Methode von 
Ascoli (auf Thermoprazipitin) einen unbestreitbaren praktischen Wert 
bei der Diagnose des hamatischen Karbunkels zu haben scheint, sie 
doch keinen spezifischen Wert vom wissenschaftlichen Gesichtspunkte aus 
wegen des Faktums besitzt, dad die funktionale Gruppe der prazipi- 
tabeln Substanz (karbunkulose Derivate) etwas ihr Entsprechendes in den 
Prazipitinen spezifischer, nicht antikarbunkulflser Sera findet (des Serums 
gegen den Rotlauf, des antipestosen, des antistreptokokkischen, des poly- 
valenten antipyogenen, des antimeningokokkischen, des antidysenterischen, 
des antidiphtheritischen, des antiskiavinischen, des antivenenosen Serums). 


II. 

Aus den vorhergehenden Untersuchungen geht ohne weiteres deut¬ 
lich als Nebenergebnis hervor, dad die Reaktion von Ascoli (auf Thermo¬ 
prazipitin) bei der Diagnose des Rotlaufs vieles von ihrem wissenschaft¬ 
lichen und praktischen Wert verlieren mud. Wir haben ja gezeigt, dad 
Extrakte von Organen, die von Tieren herrflhren, welche experimentell 
mit Karbunkeln infiziert sind, uns eine deutlich positive zonale Reaktion 
zu geben vermogen, wenn sie dazu gebracht werden, auf ein Serum gegen 
den Rotlauf zu wirken. Indem wir unsere Untersuchungen weiter aus- 
dehnten, haben wir in der Folge festgestellt, dad Derivate von Kulturen 
des Bacillus suipestifer auch imstande sind, uns bei fortgesetzter 
Anwendung der Technik von Ascoli durchaus positive zonale Reaktionen 


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Finzi, Diagnostischer Wert der „Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli etc. 559 

zu geben, wenn noch Versuche rait denselben auf Serum gegen den Rot- 
lauf stattfinden. 

Endlich haben wir noch festgestellt, dad die loslichen Produkte des 
Bacillus von Preisz-Nocard (eines Typus, der von Nicolle und 
Loiseau isoliert und klirzlich von For geo t und Cesari zur Toxino- 
diagnose der Infektionen mit dem Bacillus von Preisz-Nocard an- 
gewandt worden ist) das Vermogen haben, eine durchaus positive Reak- 
tion nach Ascoli zu geben, wenn sie veranlaBt werden, auf Serum 
gegen den Rotlauf zu wirken. Bis heute haben wir hiermit den Bereich 
unserer Untersuchungen eingeschr&nkt, und zwar auch deshalb, weil die 
erhaltenen positiven Reaktionen, wenn wir auf Serum gegen den Rotlauf 
karbunkulose Derivate und Derivate des Bacillus suipestifer 
anwenden, uns in die Lage versetzen, an dem praktischen Wert der Me- 
thode des Thermoprazipitins bei der Diagnose des Rotlaufs zweifeln zu 
mflssen. 


III. 

Bei der Untersuchung nach der Natur des Pr&zipitats, welches die 
zonale Reaktion, die bei karbunkulfisen Extrakten erhalten wurde, kund 
gibt, sind wir gleich anfangs iiber folgendes Faktum erstaunt gewesen: 
Ein und dasselbe Serum (das antikarbunkulQse, das antistrepto- 
kokkische, das antimeningokokkische usw.), welches imstande ist, 
uns eine positive zonale Reaktion gegentlber karbunku- 
I5sen Produkten zu geben, war imstande, uns immerfort 
gegen dieselbe pr&zipitable Substanz immer deutlichere 
Reaktionen zu liefern in dem MaBe, wie wir die Erwarmung 
des Serums selbst im Warmbade bei einer Temperatur 
von 55—56°C wahrend eines l&ngeren Oder kiirzeren Zeit- 
verlaufes ausdehnten. 

Nach zahlreichen Versuchen haben wir festgestellt, dali das normale 
Serum des Pferdes, wenn es auf 55—56 0 C wahrend 6—12—24—48 Stunden 
erwSrmt wird, imstande ist, sofern es dazu gebracht wird, auf karbun¬ 
kulose Produkte zu wirken, uns deutlich positive und charakteristische 
Reaktionen zu geben. 

Wir sind sodann zu einer Untersuchung fibergegangen, welche die 
Spezifitat des Thermopr&zipitins bei der Diagnose des hamatischen Kar- 
bunkels und des Rotlaufs zusammenfassend klarlegen sollte. 

Von dem Serotherapeutischen Institut zu Toulouse haben wir uns 
200 ccm Serum gegen den Rotlauf (prapariert nach der Methode von 
Prof. Leclainche), welches aber noch nicht wegen der gewohnlichen In- 
aktivierung erwarmt war, und 200 ccm schon erwarmtes Serum gegen 
den Rotlauf zusenden lassen. (Die beiden Sera ruhrten von einem und 
demselben Tiere her und waren aus demselben AderlaB aufgenommen 
worden.) Die beiden Sera wurden dazu gebracht, auf Extrakte von kar- 
bunkuloser Milz zu wirken. Das zweite derselben, das inaktivierte, schon 
erwarmte, hat uns sofort eine augenblicklich positive zonale Reaktion 
geliefert; das frische hingegen, welches gegeniiber demselben Extrakt 
angewandt wurde, hat uns sofort eine schwach positive Reaktion ge- 
geben, wahrend sie nach 5', wie im vorhergehenden Falle ganz augen- 
scheinlich war. Selbstverstandlich hat uns auch dieses Serum, nachdem 
es auf 55—56° C erwkrmt war, augenblicklich eine positive Reaktion 
geliefert. 


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UentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


1st also die zonale Reaktion von Ascoli an die Quantitat der 
koagulierenden Antikorper, die in den spezifischen Sera vorhanden sind, 
gebunden? Nein, und jede weitere Diskussion ware fiber- 
flfissig. 1st sie denn andererseits das Resultat eines speziellen Affini- 
tfitsverhaltnisses der funktionalen Gruppe der prazipitabeln Substanz, 
die in den karbunkulosen Derivaten enthalten ist, gegenuber den Pr&zi- 
pitinen der Gruppe der spezifischen Sera? Auch nicht, und es wfirde 
fiberflflssig sein, dies zu erortern. 

Die Reaktion von Ascoli hingegen (auf Thermopr&zipitin), wenn 
sie auch wahrscheinlich nicht eine Reaktion biologischer Art ist, ist eine 
ausschlieBlich an die karbunkulosen Derivate enge gebundene Reaktion. 
Dies steht fest wenigstens nach den zahlreichen und interessanten Ar- 
beiten, die bis heute nur vom praktischen Gesichtspunkte aus die 
Wichtigkeit der Entdeckung von Ascoli kontrolliert und anerkannt 
haben. 

Diese Wichtigkeit l&Bt sich noch bis zu einem gewissen Punkte 
hinsichtlich des Thermoprazipitins bei der Diagnose des hamatischen 
Karbuukels bestatigen; sie laBt sich hingegen nicht bestatigen hinsicht¬ 
lich des Thermoprazipitins des Rotlaufs eben auf Grund der oben dar- 
gelegten Versuche. 

IV. 

Wir wollen uns fiir jetzt auf die einfache Feststellung eines Fak- 
tums beschranken. Das Eieralbumin (3 Teile Eiweifi und 1 Teil physio- 
logischer Losung — das Ganze filtriert) hat wie die anderen therapeu- 
tischen Sera die Eigenschaft, augenblicklich eine deutlich positive zonale 
Reaktion iinmer dann zu geben, wenn es veranlaBt wird, auf frische 
karbunkulose Derivate zu wirken. Hinsichtlich der Ausfflhrung einer 
solchen Reaktion wollen wir nur darauf aufmerksam machen, daB es am 
geeignetsten ist, in das Probierrohrchen zuerst das Eieralbumin zu 
bringen; dann sind die karbunkulosen Derivate einzufiihren, wobei man 
daftir sorgt, daB diese Derivate an der Wand des Probierrohrchens hin- 
abgleiten, indent man das Ende der Pipette dicht gegen die Wand half. 

An dem Punkte, wo die beiden Substanzen sich flbereinander- 
schichten, nehmen wir fast augenblicklich das Erscheinen eines deutlich 
charakteristischen zonalen Ringes wahr. 

V. 

Wir haben fernerhin Versuche angestellt, bei denen wir auf karbun¬ 
kulose Derivate (Extrakte von Organen von Tieren, die experimentell 
mit Karbunkeln infiziert waren, Derivate von Kulturen des Karbunkels) 
Sera vom Rinde, vom Kaninchen und vom Meerschweinchen, die 6—12— 
24 — 48 Stunden hindurch auf 55—56° erwarmt waren, einwirken lieBen. 
Wir haben stets augenblicklich positive zonale Prfizipitoreaktionen er- 
lialten, welche mit denjenigen vollig identisch waren, die wir erhielten. 
wenn wir unter denselben Bedingungen normales, erwfirmtes Serum vom 
Pferde an wand ten. 

Es m6ge hervorgehoben werden, daB jede Probe normalen Serums 
bei der 6.—12.—24.—48. Stunde der Erwfirmung im Warutbade zu den 
Versuchen angewandt werden muB, da bei einigen Sera die Reaktion auf 
karbunkulose Derivate entweder nach 6 oder nach 12 oder nach 24 oder 
nach 48 Stunden am deutlichsten ist. 


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Finzi, Diagnontischer Wert der ^Thermoprazipitinreaktion" von Ascoli etc. 561 


VI. 

Mit unseren erwfirmten normalen Sera haben wir stets eine positive 
zonale Prflzipitoreaktion erhalten, wenn diese Sera dazu gebracht wurden, 
auf die Extrakte der verschiedenen Organe von Meerschweinchen, die 
experimentell mit Karbunkeln infiziert waren, zu wirken. Dagegen hat 
uns das Epiploon, nachdem wir es in dein Fiinffachen und in dem Zehn- 
fachen seines Gewichts in schwach gesfiuerter physiologischer Losung 
(1-prom. Essigsfiure) hatten kochen lassen, uns einen Extrakt geliefert, 
der vielleicht noch aktiver war als der Extrakt der Milz, der von den- 
selben experimentell infizierten Tieren herrfihrte. Mit den von uns pra- 
parierten Sera konnen noch positive zonale Reaktionen erhalten werden, 
wenn man auf Extrakte des Herzens und der Leber von Meerschweinchen, 
die mit Karbunkeln infiziert sind, experimentiert. 

Allgemeine Sch lu fifol ger u n ge n. 

1) Das „Thermoprfizipitin“ von Ascoli bei der Diagnose des hfima- 
tischen Karbunkels scheint keinen spezifischen Wert vom wissenschaft- 
lichen Standpunkt aus wegen des Faktums zu haben, daB die fuuktio- 
nale Gruppe der pr&zipitabeln Substanz (die karbunkuloseu Derivate) 
etwas ihr Entsprechendes in den Prazipitinen spezifischer, nicht anti- 
karbunkuloser Sera findet. 

2) Das „Thermoprazipitin“ von Ascoli bei der Diagnose des Rot- 
laufs scheint wenig praktischen Wert wegen des Faktums zu haben, daB 
Extrakte von Organen karbunkuloser Tiere, experimentell infiziert, Deri¬ 
vate des Bacillus suipestifer und Produkte des Bacillus von 
Preisz-Nocard positive zonale Prazipitoreaktionen geben, wenn sie 
veranlaBt werden, gegenfiber den prfizipitierenden Antikfirpern des Serums 
gegen den Rotlauf zu wirken. 

3) Nicht nur das Serum von hyperimmunisierten Pferden ist gegen¬ 
fiber dem Karbunkel nach der Methode von Ascoli imstande, eine 
charakteristische zonale PrSzipitoreaktion zu liefern, wenn es veranlaBt 
wird, gegenfiber karbunkulosen Derivaten zu wirken, sondern auch das 
Serum von gesunden Pferden, wofern es 6—12—24—48 Stunden hindurch 
im Warmbad auf 55 —56° erwfirmt ist, ist imstande, gegenfiber derselben 
prazipitogenen Substanz augenblicklich eine charakteristische zonale Prfi- 
zipitoreaktion zu gebeu. 

4) Das Eieralbumin verhfilt sich gegenfiber karbunkulosen Derivaten 
wie das antikarbunkulose Serum von Ascoli und wie das Serum von 
gesunden Pferden, wofern es im Warmbade von experimentell infizierten 
Tieren 12- 24—48 Stunden hindurch auf 55—56° erwarmt worden ist. 

5) Das normale Serum vom Rinde, vom Kaninchen und vom Meer¬ 
schweinchen, wofern es 6—12—24—48 Stunden auf 55—56° erwfirmt ist, 
verhfilt sich gegenfiber karbunkulosen Derivaten wie das antikarbunku- 
lfise Serum von Ascoli, wie das erwarmte Serum des gesunden Pferdes 
und wie das Eieralbumin. 

Erste Abt. Orig. Bd. 68 . Heft 5/6. 36 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


6) Gegeniiber dem antikarbunkulosen Serum des serotherapischen 
Instituts in Mailand und deu verschiedenen normalen Sera, wofern sie er- 
warmt sind, und gegeniiber dem Eieralbumin erhait man sebr deutliche 
zonale Prazipitoreaktionen, sei es daB man Extrakte vom Epiploon, vom 
Herzen, von der Leber oder von der Milz karbunkuloser Meerschweinchen 
anwendet. Der Extrakt vom Epiploon scheint immer weit aktiver zu 
sein als der Extrakt der Milz. 

Parma, Dezember 1912. 


Nachdruck verboten. 

Dahlia-Agar als Unterscheidungsmittel zwischen Cholera- 

und anderen Vibrionen. 

[Aus dem Research Laboratory, Department of Health, New York. 

(Direktor: Prof. Dr. William H. Par k).| 

Von Dr. Charles Krumwlede jr. und Josephine S. Pratt. 

Als wir im Herbst des Jahres 1910 plotzlich in die Lage kamen, 
eine groBe Anzahl von Stiihlen auf Choleravibrionen zu untersuchen, 
stand uns anfangs kein Cholera-Immunserum zur Verfiigung, da ein 
Cholerafall in New York in mehr als 15 Jahren nicht vorgekommen war. 
Gleich die zweite Stuhlprobe enthielt einen Vibrio, welcher entschieden 
choleraverdSchtig erschien, aber infolge seiner Unfahigkeit, Indol zu pro- 
duzieren, ausgeschlossen werden konnte. 

Wo immer choleraverdachtiges Material nur selten, in Zwischen- 
raumen von Jahren, zur Untersuchung kommt, kann es sich leicht er- 
eignen, daB Serum zur Agglutinationsprobe nicht zur Hand ist, und in 
alien solchen Fallen ware ein Kulturverfahren, welches sicher echte 
Choleravibrionen von anderen Vibrionen unterscheiden laBt, von groBem 
praktischen Wert, ganz besonders wenn man das haufige Auftreten von 
Vibrionen in Stiihlen in Betracht zieht. In einer von uns untersuchten 
Anzahl von Stiihlen fanden sich Vibrionen in 50 Proz. der Proben. 

Kiirzlich hat nun Signorelli (1) eine Eigentiimlichkeit der Cholera¬ 
vibrionen beschrieben, die darin besteht, daB sie den Farbstoff aus rait 
Dahlia versetzten Niihrboden in sich aufnehmen und als violette Kolonieen 
auf farblos gewordenem N&hrboden erscheinen, wahrend andere Vibrionen 
dasselbe Substrat nicht entfSrben und auf demselben ungefarbte Rasen 
bilden. Signorelli glaubt, daB dieses Verhalten auf Dahlia-Agar prak- 
tisch zur Unterscheidung zwischen echten Cholera- und choleraShnlichen 
Vibrionen dienen konne. 

Bei unserer Nachprufung von Signorellis Arbeit haben wir Kul- 
turen von Cholera und anderen Vibrionen aus Stiihlen, sowie einige alte 
Laboratoriumsstamme verwendet. 

Signorelli erhielt iippige, gut gefiirbte Kolonieen mit einer 1-proz. 
wasserigen Dahlialosung, von welcher er 0,05 ccm auf 10 ccm Agar 
rechnet, so daB die endliche Verdiinnung des Farbstoffes 1 : 20000 be- 
tragt. Wir machten jedoch bald die Entdeckung, daB diese Konzentration 


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Krumwiede u. Pratt, Dahlia-Agar als Unterscheidungsmittel etc. 563 


(bei Verwendung von Griiblers Dahlia) einen ausgesprochenen wachs- 
tumhemmenden EinfluB auf unsere Stamme ausiibte. Infolgedessen ar- 
beiteten wir mit hoheren Verdiinnungen, n&mlich 1:50000, 1:75000, 
1:100000. Der mit Dahlia versetzte Agar wurde sowohl in Rohrchen 
schrag erstarrt, wie auch, in gewohnlicher Dicke, in Petri-Schalen aus- 
gegossen verwendet. In der Verdunnung 1:100000 waren die Kolonieen 
nur schwach gefSrbt, doch gab diese Verdunnung wertvolle Aufschliisse 
iiber den Grad des Wachstumshindernisses des Farbstoffes. Die starkste 
Konzentration wiederum lieB deutlich den EinfluB des Farbstoffes auf 
das Wachstum der verschiedenen Vibrionen erkennen — bei manchen 
Stammen horte jedes Wachstum auf. Zur Beschickung der Nahrboden 
verwendeten wir eine Millimeterdse einer frischen Peptonwasserkultur, 
welche tiichtig geschiittelt worden war. Wurde mehr als eine Millimeter- 
ose ausgesdt, so fand haufig Wachstum statt, wahrend es bei geringerer 
Menge unterblieb, d. h. die Resultate waren weniger verl&Blich, und 
Schliisse auf das Wachstumshindernis des Farbstoffes weniger sicher zu 
ziehen. Zur Kontrolle wurden dieselben Stamme auf gewohnliche Agar- 
platten ausgesat, zu deren Herstellung derselbe Agar ohne Zusatz von 
Dahlia verwendet wurde. 

Die beifolgende Tabelle zeigt unsere Resultate, aus denen erhellt, 
daB spezifische Unterschiede in der Absorption des Farbstoffes durch 
verschiedene Vibrionen nicht bestehen. Dagegen lieB sich ein deutlicher 
quautitativer Unterschied feststellen. Die Wachstumsiippigkeit der ein- 
zelnen Stamme ist besonders angefiihrt, denn es stellte sich heraus, daB 
dieselbe irn allgemeinen in umgekehrtem Verhaltnis steht zur F&rbung 
der Kolonieen. Wenn ein Stamm tippig wSchst und auch durch den 
Farbstoff nicht im Wachstum behindert wird, ist die Fdrbung der Kolo¬ 
nieen weit weniger intensiv. AuBerdem zeigte es sich auch, daB in dem- 
selben Grade, wie das Wachstum zunahm, die Intensitat der Farbe ab- 
nahm, und sogar ganz verschwand, genau so als ob bei reicherer Ent- 
wickelung sich dieselbe Menge der Farbe auf eine grSBere Anzahl Keime 
verteilte. Es ist auch moglich, daB schnelles Wachstum dem Farbstoff 
Sauerstoff entzieht und ihn derart ausbleicht. Das trat besonders bei 
groBen, zerflieBenden Kolonieen deutlich hervor. 

Die Beobachtungen wurden nach 18 und 48 Stunden angestellt, und 
obgleich, wie bemerkt, in einigen Fallen die F&rbung weniger intensiv 
war, wurden keine spezifischen Unterschiede angetroffen. Wo die st&rkere 
Konzentration der Farbe kein Hindernis fur das Wachstum bildete, waren 
die Resultate die gleichen. 

In der Tabelle ist auch die Indolproduktion angegeben. Da wir ein 
groBes Interesse daran hatten, eine moglichst einfache und schnelle 
Methode der Choleradiaguose auszuarbeiten, ohne der Agglutinations- 
probe zu bediirfen, hatten wir schon friiher 50 aus choleraverdachtigen 
Stfihlen isolierte Vibrionen auf ihr biologisches Verhalten untersucht (2). 
Nur 7 von diesen 50 produzierten Indol. Von diesen wieder verg&rten 
4 Glukose unter Gasbildung, 2 griffen sie iiberhaupt nicht an, und nur 
1 vergarte sie wie ein echter Choleravibrio. Dieser siebente bildete je- 
doch ein sehr zahes Hautchen auf Peptonwasser und auf Agar fest- 
haftende Kolonieen; auf Grund dieses Verhaltens wurde er als „nicht 
Cholera“ diagnosziert. Unsere Untersuchungen erstreckten sich auf mehr 
als 3000 Falle, und das angegebene Verfahren wurde nur ganz im An- 
fange verwendet. Es stellte sich bald heraus, daB die meisten der 

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') Ungeniigendes Wachstum. 



566 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 

anderen Vibrionen sich in Peptonwasser nicht anreichern, wfihrend 
dies echte Choleravibrionen stets tun. Es koinmt manchmal vor r 
daB in der ersten Aussaat in Peptonwasser nur sp&rliche Anreicherung 
der Choleravibrionen stattfindet, doch wird in solchen seltenen Fallen 
eine zweite Uebertragung stets den gewfinschten Erfolg haben, und die 
Choleravibrionen werden in den oberen Schichten des Peptonwassers 
fast in Reinkultur zu finden sein. 

Zusammenfassung. 

Dahlia-Agar eignet sich nicht zur Differenzierung von Cholera- und 
anderen Vibrionen, da keine spezifische Aufsaugung des Farbstoffes 
stattfindet. Wo kein Immunserum zur Verffigung steht, muB man sich 
auf die gewohnlichen Kultivierungsmethoden verlassen, welche genfigen, 
um fast alle solche Vibrionen auszuschlieBen, welche bei Stuhlunter- 
suchungen tSglich angetroffen werden. 

Erklarung der Zeichen zur Tabelle. Wachstum: + + + + wie auf Agar ohne 
Dahlia; ± sparliches Wachstum; -f, + + , + + + Zwischen grade. 

Farbe: + + + + intensiver Farbenton; ± Spur von Farbe; + , + +, + + + 
Zwischentone. 

Wachstum auf Agar: A Stamme iippigsten Wachstums; B, C und D Stamme 
abstufend weniger uppigen Wachstums. 


Iiiteratror. 

1) Signorelli, E., Ueber die Ziichtung des Cholera vibrio in gefarbten Nahrboden. 
(Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912. p. 469.) 

2) Krumwiede, C. jr., Pratt, J. S. and Grund, M., Cholera. (Journ. of Infect. 
Dis. Vol. 10. 1912. p. 134.) 


Nachdruclc verboien. 

Bakteriologische Ontersuchungeii liber die Wintersclilafer 1 ). 

[Aus dem Institut fiir Hygiene der Kgl. Universit&t Parma.] 

Von Prof. E. Bertarelli. 

I. 

Ueber die Physiologic der Winterschl&fer besitzen wir eine ziemlich 
reiche Literatur. So sind wohl die eingehenden Untersuchungen Blan¬ 
chards und seiner Schuler fiber die Physiologie wahrend der Periode 
des Winterschlafes allgemein bekannt. 

Die Kenntnisse, die sich auf die Pathologie der Winterschlafer be- 
ziehen, sind hingegen beschrfinkter, was auch mit der Schwierigkeit zu- 
sammenhangt, unter geeigneten Bedingungen zu arbeiten, um Vergleiche 
anzustellen. 

Nur Blanchard (1) und einige seiner Schuler — wie ich seiner- 
zeit noch eingehender angeben werde — und Billinger (2) haben be- 


1) Ins Deutsche iibertragen von Dr. med. K. Riihl in Turin. 


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Bertarelli, Bakteriologische Untersuchungen iiber die Winterschlafer. 567 


schrfinkte Untersuchungen fiber das Verhalten der Winterschlafer gegen- 
tiber einigen Krankheitserregern und einigen Bakterientoxinen ausge- 
fiihrt. 

Diese Untersuchungen, welche sich iibrigens fast ausschlieBlich auf 
groBe Parasiten und auf sehr wenige pathogene Keirnarten beziehen, 
sind aber vereinzelt geblieben. 

Auch ich babe seit mehreren Jahren diesbeztigliches Material ge- 
saramelt und Versuche rait den verschiedensten Winterschlfifern und den 
verschiedensten pathogenen Keirnarten ausgeftihrt. 

Nach meinen ersten Untersuchungen mit rein immunitarem Cha- 
rakter habe ich mein Arbeitsfeld allmahlich erweitert und meine Unter¬ 
suchungen auf verschiedene bakteriologische Erreger ausgedehnt, welche 
sich auf die Winterschlafer beziehen. 

Ich will tiber meine Resultate insofern synthetisch berichten, als sie 
von biologischem Interesse sein konnen, und werde mich in dieser ersten 
diesbezfiglichen Arbeit mit der Flora der Winterschlafer und mit der 
Selbstreinigung ihres Darmes befassen. 

Ich behalte mir dabei vor, nachstens fiber einige Untersuchungen 
zu berichten, die sich auf immunitare Fragen und auf die Empfanglichkeit 
der Winterschlafer ffir Bakterieninfektionen beziehen. 

Eine in biologischer Beziehung ziemlich interessante Frage ist die- 
jenige nach dem Verhalten der Bakterienflora des Darmes der Winter¬ 
schlafer. 

In der Tat, es ist nicht leicht denkbar, was aus den Keimen wird, 
welche nach der letzten Nahrungsaufnahme im Magen und Darm zurfick- 
bleiben, um so mehr als die Winterschlafer nach dem Beginn des Hungerns 
noch wahrend einer gewissen Zeit Faeces entleeren konnen; und wenn 
man nach 1—2-monatlichem Schlaf die Tiere seziert, in ihrem Darme 
neben sehr dickem Schleim einzelne an Gallenfarbstoff reiche Cibalae 
findet. 

Dafi eine starke Reinigung des Darmes erfolgt, das ist durch die 
Tatsache bewiesen, daB ich bei zahlreichen wahrend des Winterschlafes 
sezierten Tieren nie irgendwelche Entzflndungserscheinungen beobachtet 
habe; wie aber diese Reinigung in den verschiedenen Darmabschnitten 
geschieht, und welchen Grades sie ist, das ist nicht leicht zu denken. 

Ich habe infolgedessen Untersuchungen in dieser Richtung ausge- 
ffihrt und versucht, zu ermitteln, wie der SelbstreinigungsprozeB des 
Verdauungsapparates bei den Winterschlfifern vor sich geht. 

Meine Untersuchungen umfassen eine groBe Anzahl von Tieren und 
wurden in verschiedenen Zeitabschnitten ausgeftihrt, d. h. 1902—03, 
1903—04, 1907 —08, 1908 - 09. Es dienten zu denselben verschiedene 
Tierarten: Vesperugo noctula, Vesperugo pipistrellus, Ve- 
sperugo serotinus, Myoxus glis, Arctomys marmota. 

Die Technik, die ich anwendete, war sehr einfach, auch weil es mir 
nicht darauf ankam, bestimmt zu wissen, wie viele Bakterien in dem 
einen oder dem anderen Tiere vorhanden waren, sondern ffir mich der 
Nachweis von Interesse war, welche Keirnarten am lfingsten fortbestanden 
und in welchem Verhaltnis die Zahl der Keime abnahm. 

Wenn ich eine genaue Abzahlung der in einem bestimmten Darm- 
oder Magensegmente vorhandenen Keirnarten hfitte ausftihren wollen, so 
hfitte ich eine etwas umstfindliche Technik anwenden mflssen, da ich 


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568 (Jentralbl. f. Bnkt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 

* 

zahlreiche Verdfinnungen des Darmmaterials hfitte herstellen mfissen: 
dies entsprach iibrigens nicht meinen Absichten. 

Ich ging folgendermaBen vor: Verschiedene Gruppen von Tieren 
wurden an geeigneten Stellen gehalten, urn ein briiskes Erwachen aus 
dem Winterschlaf zu vermeiden, und von Zeit zu Zeit, d. h. vor dem 
Winterschlaf, nach begonnenem Winterschlaf, wahrend und am Ende 
dieses und unmittelbar nach dem Schlaf, wurden Tiere durch Entblutung 
getotet und unter der sorgfaltigsten Asepsis die Verdauungsorgane bloB- 
gelegt. Mit auf trockenem Wege sterilisierten Scheren wurde der Magen, 
das Duodenum, der Diinndarm, der Dickdarm und der Mastdarm ge- 
fiffnet, und in die Oeffnung eine kraftige Platinose — um vergleichende 
Beobachtungen zu machen, wurde als MaBeinheit stets dieselbe Oese be- 
nutzt — eingeffihrt, mit welcher Schleim und sonstiges Material in einer 
solchen Menge entnommen wurde, daB die Oeffnung der Oese mit Mate¬ 
rial ausgeffillt wurde. Nur bei vorgeschrittenem Winterschlaf gelingtdies 
nicht immer: zuweilen ist so wenig Schleim im Darm vorhanden, daB 
es, selbst wenn man eine kleine Oese benutzt und diese fiber die Schleiin- 
haut streifte, nicht immer gelang, eine voile Oese zu gewinnen. 

Die Oese wurde dann mit einer bestimmten konstanten Menge Bouillon 
aufgeschwemmt, aus welcher dann Plattenkulturen angelegt wurden. Danach 
verzichtete ich ohne weiteres auf die Verdfinnungen in Bouillon und 
legte Strichkulturen auf bereits hergestellten Platten an, und legte par- 
allele Reihen Strichkulturen an. Bemerkt sei diesbezfiglicb, daB dies 
vollstfindig gentigt, da es sich um fast steriles Material handelt, bei 
welchem eine groBe Entfernung zwischen den einzelnen Kolonieen er- 
zielt werden kann. 

Zu den Saaten, und zwar sowohl zu den aus den Verdfinnungen der 
Oese in Bouillon angelegten Kulturen wie zu den Reihen-Strichkulturen, 
benutzte ich Glyzerin - Agar und Drigalskis Agar, um rasch festzu- 
stellen, wie sich die acidofebrile Flora verhielt. 

Als in einem Darmabschnitt Faecesmassen gefunden wurden, wurden 
dieselben vermittels einer sterilen Pinzette in eine Petrische Schale 
gebracht und zerdrfickt, um eine Oese entnehmen und in der angegebenen 
Weise Kulturen anlegen zu konnen. 

Bemerkt sei hier, daB diese osenweise Abmessung unter solchen 
Verhfiltnissen keinen absoluten Wert haben konnte; es kam mir iibrigens 
auch nicht darauf an, da es sich nicht so sehr um die Ermittelung ab- 
soluter Zahlen wie vielmehr darum handelte, den ReinigungsprozeB zu 
verfolgen. 

Ich ging in derselben Weise bei der Untersuchung der afiroben 
Keime vor und benutzte Bombinische Schachteln und den Botklin- 
schen Apparat. 

Zuerst habe ich die Keimarten systematisch bestimmt; spater habe 
ich auf diese langwierige und langweilige, und auBerdem in biologischer 
Beziehung wenig interessante Bestimmung verzichtet und mich darauf 
beschrankt, die allgemeinen Artcharaktere zu ermitteln, die ffir meine 
Zwecke genfigten. 

Vor dem Beginn des Hungerns ist die Flora der Winterschlfifer 
— mit Ausnahme der Fledermause — sehr reichlich und verschieden- 
artig. 

Im Magen ist sie beim Beginn der Verdauungsperioden immer 
sehr reich, obwohl ibre Menge je nach der Stunde, in der die Unter- 


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Bertarelli, Bakteriologische Untersuchungen fiber die Winters chlafer. 569 


suchung ausgefflhrt wird, ira Magen viel groBere Schwankungen als im 
Darme aufweist. 

Bei den ira Laboratorium geffitterten Murmeltieren enthielten die 
Oesen (Entnahme bei leerem Magen) 150—200 aerobe Keime, d. h. man 
fand auch bei Abwesenheit grofier Futterreste eine ziemliche Menge von 
Keimen. 

Bei den Fledermfiusen waren die Zahlen sehr niedrig, und in dieser 
Beziehung entsprechen meine Befunde den Beobachtungen von Metsch- 
nikoff und Distaso (3) fiber die Bakterienflora der Pteropos. 

Die Menge der im Magen vorhandenen Keime ist im allgemeinen 
5—6mal geringer als bei dem Murmeltier, selbstverst&ndlich wenn die 
Entnahme unter denselben zeitlichen Verh&ltnissen in bezug auf Ent- 
fernung von den Mahlzeiten geschieht. 

Auch bei der Art Glis ist der Bakteriengehalt bedeutend geringer 
als bei den Murmeltieren. 

Die vorhandenen Keimarten wurden nicht alle identifiziert, weil dies 
ffir die Zwecke meiner Arbeit nicht notwendig war; hierffir genfigte es, 
die konstantesten und die am reichlichsten vorhandenen zu erkennen. 

Ich werde im folgenden die wichtigsten Daten darstellen: 

Murmeltier: Es fehlen nie gramfeste Kokkenformen; oft trifft 
man die Sarcina lute a, den Col i-Bacillus, den B. subtilis, den 
B. lactisafirogenes, das Megatherium. Es wurden auch verschiedene 
Arten von Anaerobien nachgewiesen, so ein mit dem B. bifidusTissiers 
wenn nicht identisches jedenfalls verwandter Keim, der B. putrificus, 
ein dem Streptobacillus anaerobicus magnus von Chont- 
k e v i t c h (4) sehr fihnlicher Coccobacillus mit kurzen Ketten, und ein grofier 
obligatanaerober gramfester Bacillus, den man in der Systematik von 
Migula und in den neueren Arbeiten fiber die anaeroben Keime des Ver- 
dauungsapparates nicht findet. 

Fledermause: Wenige gramfeste Kokken; hfiufig vorhanden: 
C oli-Bacillus, B. subtilis, Megatherium. Von Anaeroben der 
B. putrificus. 

Glis: Ziemlich grofie Menge von Kokken; ferner vorhanden: Coli- 
Bacillus, ein nicht gramfester Coccobacillus, B. subtilis, Proteus 
Von Anaeroben fast konstant:B. perfringens. Zuweilen ein Pseudo- 
tetanusbacillus. 

Im Dfinndarm der drei erwahnten Tiergruppen ist auch vor dem 
Beginn des Winterschlafes die Flora stets sehr spfirlich. Bei den Fleder- 
mausen ist zuweilen die entnommene Oese fast keimfrei, wenn man von 
einigen sporenbildenden Mikroben absieht. Interessant ist das haufige 
Verschwinden der Kokkenformen: der Coli-Bacillus und die anaeroben 
Keime bestehen dagegen stets fort. 

Im Dickdarm wird die Zahl der Keime wieder eine groBere; hier 
findet man leichter Arten, die aus den Dfinndarm zuweilen verschwin¬ 
den, vielleicht weil ihre Menge derartig vermindert ist, dafi sie sich der 
Kontrolle durch Aussaat entziehen. 

Bei den Fledermausen ist die Flora des Dickdarmes, obwohl der 
Coli-Bacillus zahlreicher wird, eine geringe, wahrscheinlich aus dem 
bereits von Metschnikoffbei seinen Untersuchungen fiber den Ptero- 
ptorus angegebenen Grunde, der verhfi.ltnism&Bigen Ktirze des Dick¬ 
darmes. 


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570 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6. 

Nach dem Beginn des Hungerns beobachtet man sofort ein rasches 
Sinken der Zahl der Keime im Magen und im Dickdarm, wkhrend man 
im Diinndarm zuweilen eine fast vollstandige Oder gar auch vollstandige 
Sterilitat beobachtet. 

Im Gegensatz zu dem, was man vielleicht denken konnte, bestehen 
die Schizomyceten im Magen linger fort, und zwar selbst wenn den Tieren 
jede Nahrung entzogen ist und der Winterschlaf bereits ein tiefer ist. 
Erst nach einer Woche kann man bei Murmeltieren und Glis die Reini- 
gung des Magens als vollzogen betrachten. 

Zuerst verschwinden die Kokken und einige Bakterien: der Coli- 
Bacillus besteht, wenn auch auf wenige Exemplare reduziert, weiter; 
ebenso die sporenbildenden Keime. In keinem Fall konnte ich selbst 
nach mehrwochigem Winterschlaf eine vollstandige Sterilitat des Magens 
beobachten. 

Bei den Flederm&usen erfolgt die Verminderung der Zahl der Arten 
und der Exemplare rascher; auch hier wird aber wahrend des ganzen 
Winterschlafes keine vollige Sterilitat erreicht. 

Die deutlichste natiirlichste Reinigung zeigt bei alien drei Gruppen 
von diesem der Diinndarm. 

Es kommt nicht selten vor, daB man, wenn man nach zweiwdchigem 
Winterschlaf eine Fledermaus seziert, im Diinndarm kleine Mengen von 
Schleim und von Gallenpigment findet, aber bei Aussaaten aus dem Dflnn- 
darminhalte eine vollstandige Sterilitat beobachtet. 

Auch bei dem Murmeltier und bei Glis reinigt sich der Diinndarm 
rasch und intensiv, obwohl man selbst nach mehrwochigem Winterschlaf 
im letzten Teile des Dfinndarms und im Dickdarm noch Reste (kom- 
pakte gallenreiche Cibalae) findet. 

Ja, es ist sogar auffallend, daB man im Diinndarm auch noch, wenn 
auch in sehr geringer Menge, sporeubildende Keime antriflft, so daB man 
gezwungen ist, anzunehmen, daB nach der bakteriziden Wirkung der 
Safte die mechanische Reinigung der Darmschleimhaut infolge der Ent- 
leerung des Darmes gewirkt haben muB, denn anders kbnnte man diese 
enorme Verminderung der gegen die Darmsafte sehr widerstandsfahigen 
Formen nicht erkiaren. Dieser besonders bei der Fledermaus, jedoch 
auch bei dem Murmeltier und bei Glis vorhandene Zustand einer rela- 
tiven Sterilitat dauert wahrend des ganzen Winterschlafes fort. 

Wenn dieser einmal aufgehort und die Nahrungsaufnahme wieder 
begonnen hat, nimmt die Darmflora in kurzer Zeit wieder ihre ge- 
wohnliche Physiognomic an. Wenn man wahrend des Winters den Schlaf 
unterbricht und die Tiere unter geeigneten thermischen Verhaitnissen 
halt, so nehmen sie wieder das ihnen dargebotene Futter zu sich und 
ihr Darm zeigt wieder eine normale Flora, abgesehen von der beson- 
deren mit der Futterart und mit dem Individuum zusammenhangenden 
Abweichungen. 

Bemerkenswert ist die Schnelligkeit, mit welcher nach solchen Unter- 
brechungen des Winterschlafes die Selbstreinigung des Darmes wieder 
zustande kommt: oft ist nach 2 Tagen der Darm wieder gereinigt und 
der Diinndarm steril. 

DaB die Reinigung zum grbfiten Teil auf mechanischem Wege zu¬ 
stande kommt, konnte ich in einem Falle feststellen, in welchem ich bei 
einem Glis den Winterschlaf unterbrach und dem Tier mit groBon 


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Bertarelli, Bakteriologische (Jntersuchungen iiber die Winterschlafer. 571 


Mengen von Sporen von B. subtilis Stilcke von Mandeln, Nflssen und 
Kastanien verabreichte. 

Bekannt ist die groBe Widerstandsfahigkeit dieser Sporen gegen 
physikalische und chemische Agentien. Trotz dieser grofien Wider¬ 
standsfahigkeit und trotzdem enorme Sporenmengen verabreicht wurden, 
fand man nach wenigen Tagen in den Schleimmassen des Magens noch 
eine gewisse Menge von Exemplaren von B. subtilis, aber aus dem 
Dfinndarm waren die Sporen fast ganzlich verschwunden. 

P*Eine weitere bemerkenswerte Erscheinung, welche mit dieser inten- 
siven Selbstreinigung des Darmes in Gegensatz steht — ist die Kon¬ 
stanz, mit der man selbst bei vorgeschrittenem Winterschlaf noch ein- 
zelne lebende Exemplare von Bacillus coli findet. 

Wahrend viele sehr widerstandsfahige Keimarten sei es infolge der 
chemischen sei es infolge der mechanischen Reinigung in kurzer Zeit 
aus dem Darme ganzlich oder fast ganzlich verschwinden, kann man 
hingegen stets auch bei vorgeschrittenem Winterschlaf einzelne Coli- 
Bacillen nachweisen. 

'"Wenige andere Beobachtungen konnen besser den Beweis dafiir ab- 
geben, daB der Coli-Bacillus tatslichlich im Darme ausgezeichnete 
LebensverhSltnisse findet, auch wenn andere sehr widerstandsfahige Keim¬ 
arten hingegen zerstort oder entfernt werden. 

II. 

Ein besonderes Interesse verdient (infolge ihrer Beziehungen zur 
gesamten Lehre der Infektionen) die bereits von Blanchard und von 
einigen anderen Autoren beriihrte Frage, ob die Tiere wahrend des 
Winterschlafes fur die Gifte und die Infektionen empfanglich sind. 

Blanchard (5) hat als erster 1903 einige diesbeziigliche Unter¬ 
suchungen veroffentlicht, und behauptet, daB Murmeltiere wahrend des 
Winterschlafes eine groBere Widerstandsfahigkeit als im normalen Zu- 
stande gegen das Aalserum, das Cobragift, das Diphtherie- und das 
Tetanustoxin besitzt. Nur durch betrachtliche Dosen des Toxins konnten 
die Tiere geweckt werden, und nach dem Erwachen entfaltete das Toxin 
seine Wirkung. 

Spater untersuchte Blanchard (6) das Verhalten des Murmeltieres 
wahrend des Winterschlafes gegeniiber den verschiedenen Typen von 
Trypanosomen (Lewisi, Brucei, gambiense, Evansi) und be- 
obachtete, daB dieses Tier wahrend des Winterschlafes eine auffallende 
Widerstandsfahigkeit auch gegen diejenigen Protozoen aufweist, die 
sonst eine gewisse pathogene Wirkung besitzen. 

Blanchard behauptete ferner, daB das Murmeltier wahrend des 
Winterschlafes gegen Trichinen widerstandsfahig ist und im allgemeinen 
gegen alle Helminthen sehr widerstandsfahig sein muB, was er aus der 
auch von mir beobachteten Tatsache schloB, daB man im Darme der 
Murmeltiere wahrend des Winterschlafes nie Wfirmer antrifft. 

Billinger (7) hatte mehrere Jahre friiher, von dem Standpunkte 
ausgehend, daB pathogene Keime nur bei hohen Temperaturen gedeihen 
kdnnen, das Verhalten einiger von ihnen bei dem Murmeltier und bei 
einigen anderen Winterschiafern untersucht und seine Aufmerksamkeit 
besonders auf den Milzbrand-, den Rotz-, den Tuberkulose- und den 
Tetanusbacillus gewendet. Er beobachtete, daB beispielsweise das Murmel- 


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572 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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tier wahrend des Winterschlafes dem Milzbrand, dem Rotz und der Tuber- 
kulose widersteht (!!) und fur den Tetanus nur eine verminderte Em- 
pfanglichkeit aufweist. 

Billard (8) hat die Wirkung einiger Gifte auf diese wahrend 
des Winterschlafes untersucht und eine gesteigerte Widerstandsfahig- 
keit beobachtet. 


* * 

* 

Ich habe 1909 Versuche iiber die Uebertragung der Rabies bet 
Murmeltieren ausgefuhrt und angegeben (9), daB es nicht gelingt, im 
Ammonshorn rabieskranker Murmeltiere Negri sche Kbrperchen nach- 
zuweisen, und glaube diese Befunde heute bestatigen zu konnen. 

Spater habe ich bei Murmeltieren, Glis, Fledermausen Versuche mit 
verschiedenen Infektionen ausgefuhrt. 

DaB wahrend des Winterschlafes die Empfanglichkeit fflr Infektionen 
vermindert ist, erscheint logisch annehmbar, wenn man bedenkt, daB 
wahrend des Winterschlafes eine geringe Herabsetzung der Temperatur 
eintritt und eine Abschwachung des Zellenmetabolismus zustande komrat. 
Andererseits aber kann dies mehr eine theoretische Auffassung als eine 
der wirklichen Sachlage entsprechende Tatsache sein, und ich kann mir, 
auf Grund meiner Beobachtungen, einen Teil der Behauptungen der er- 
wahnten Autoren nicht erklaren. 

Ich habe folgende Resultate erhalten: 

Rabies. Ich fuhrte ineine Versuche bei Murmeltieren zu ver¬ 
schiedenen Zeitperioden durch subdurale Einspritzungen (welche bei 
Murmeltieren leicht zu tbdlichen Blutungen AnlaB geben und somit fur 
solche Versuche wenig empfehlenwert sind) und durch intranervose 
(Ischiadicus) Inokulationen aus, und benutzte hierzu fixes Virus, Passage- 
virus und StraBenvirus. 

Aus den Versuchen, die ich in vergleichender Weise bei wach ge- 
halteuen Tieren ausfuhrte und zu zeiten wiederholte (fixes Virus), zu 
denen der Winterschlaf der Tiere aufgehort hat, konnte ich folgende 
SchluBfolgerung ziehen: In keinem Fall wurde eine konstante noch er- 
hebliche Veriangerung der Inkubationsdauer der Rabies wahrend des 
Winterschlafes beobachtet. Nur in einzelnen Fallen beobachtete man 
eine ganz geringe Veriangerung, welche jedoch nie eine so groBe ist, 
daB man sie auf eine verminderte Empfanglichkeit des Tieres wahrend 
des Winterschlafes zuruckfuhren konnte, sondern viel wahrscheinlicher 
mit den gewohnlichen von dem Winterschlaf unabhangigeu Schwankungen 
der Inkubationsdauer zusammenhangt. 

Milzbrand. Ich habe Versuche mit Laboratoriumkulturen ge- 
macht und dieselben bei Glis und bei Murmeltieren wahrend des 
Winterschlafes, auBerhalb der Zeit dieses, und ferner bei zur Zeit des 
Winterschlafes kiinstlich wach gehaltenen Individuen subkutan einge- 
impft. 

Sowohl Murmeltier wie Glis sind fur Milzbrand empfanglich und er- 
liegen stets der experimentellen Infektion; die Inkubation dauert 30 bis 
56 Stunden. 

Wahrend des Winterschlafes kann die Veriangerung der Inkubations¬ 
dauer auf wenige Stunden beschrankt sein und hat bei meinen Versuchen 


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Bertarelli, Bakteriologische Untersuchungen fiber die Winterschlafer. 573 


ira Durchschnitt nie 24 Stunden iibertroffen. Sie ist also nicht von 
Belang. 

Tuberkulose. Sowohl Murmeltier wie Glis erweisen sich fur die 
subkutane Einimpfung von tuberkulfisem Material menschlicher Her- 
kunft, wenn auch nicht in hohem Grade, empffinglich. Das Murrael- 
tier zeigt eine grSBere Empfindlichkeit; es ist auBerst empfindlich fur 
die sekundSren Infektionen, welche die tuberkulose Infektion begleiten 
konnen; man verliert infolgedessen zahlreiche Tiere, bevor der ortliche 
oder allgemeine ProzeB sich deutlich entwickelt hat. 

Bei dem Murmeltier sind die Grenzen der Entwickelung der Tuber¬ 
kulose infolge der subkutanen Einimpfung von menschlichem Material 
sehr verschieden: im allgemeinen fallen jedoch die Tiere nach 2 Monaten 
einem Siechtum anheim und gehen oft zugrunde. 

Bei Glis betrfigt die Dauer der Entwickelungsperiode der Krankheit 
etwa 40—50 Tage, zeigt jedoch Schwankungen, welche uns gestatten, 
allgemeine Regeln aufzustellen. Man kann somit, infolge der indivi- 
duellen Unterschiede zwischen Tier und Tier und der Unterschiede 
zwischen den verschiedenen Infektionsmaterialien, schwerlich feststellen, 
ob der Winterschlaf einen Einflufi auf die Widerstandsfahigkeit dieser 
Tiere gegen die Tuberkulose im Sinne einer Verlangerung der In- 
kubationsdauer ausflbt. 

Mein Gesamteindruck war der, daB der Winterschlaf bei Murmel- 
tieren und bei Glis die Empfanglichkeit fur Tuberkulose nicht be- 
einfluflt. 

Diphtherie. Die Versuche, fiber die ich berichte, beziehen sich 
nur auf das Diphtherietoxin und wurden bei Murmeltieren und bei Glis 
ausgeffihrt. 

Bei der subkutanen Einimpfung von Diphtherietoxin selbst in der 
minimalen todlichen Dosis naheliegeudeu Dosen beobachtet man nur eine 
geringe Verlfingerung (wenige Stunden) der Inkubation der spezifischea 
Vergiftung. 

* 

* * 

Diese Resultate meiner Versuche brauchen keine eingehende Er- 
orterung. 

Bevor ich ein Urteil aussprach, welches mit den SchluBfolgerungen 
<ler anderen wenigen Autoren, die sich mit diesem Gegenstand beschaf- 
tigt haben, im Widerspruch gestanden hatte, habe ich meine Beobach- 
tungen nachprfifen resp. wiederholen wollen, weshalb sich meine Unter¬ 
suchungen in die Lfinge gezogen haben. 

Trotz einiger theoretischen Bedenken, die zu anderen Annahmen 
fflhren wfirden, und trotz der Beobachtungen, die bei verschiedenen 
Arten von Wirbeltieren in bezug auf die Empffinglichkeit ffir die In- 
fektionskrankheiten und ffir Bakteriengifte unter dem EinfluB der Er- 
kfiltung und der Erwfirmung des Tieres gemacht wurden, steht fest, 
daB man wenigstens ffir die Vergiftung mit Diphtherietoxin und ffir die 
experimentelle Infektion mit Rabies, Milzbrand und Tuberkulose bei im 
Winterschlaf begriffenen Tieren nicht nur keine Immunitat, sondern 
auch keine merkliche Steigerung der Widerstandsfahigkeit nachweisen 
kann. 

Wenn wir uns auf die Protokolldaten stutzen und diese ihrem 
numerischen Wert gemfiB deuten wollten, so mUBten wir sagen, daB 


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574 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6. 


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eine ganz geringe Steigerung der WiderstandsfShigkeit wahrend des 
Winterschlafes eintritt, und daB infolgedessen bei den Infektionen und 
bei der Intoxikation mit Diphtherietoxin der Winterschl&fer eine Ver- 
l&ngerung der Inkubationsdauer beobachtet wird. 

Diese Verlangerungen der Dauer der Inkubation sind aber so ge- 
ring, daB man ihnen keinen praktischen Wert zuschreiben kann. Was 
iibrigens leicht annehmbar erscheint, wenn man bedenkt, daB die Herab- 
setzung des Zellenmetabolismus und die Verminderung der Entwickelung 
von W&rme wahrend des Winterschlafes innerhalb verhaltnismaBig enger 
Grenzen bleiben. 


Literatur. 

1) Blanchard, Experiences et observations sur la marmotte en hibernation. (Compt. 
R. Soc. Biol. T. 55. 1903.) — Immunite de la marmotte en hibernation a l’^gard 
des maladies parasitaires. (Archiv. de paras. T. 11. 1907.) 

2i Billinger, 0., Winterschlaf und Infektion. (Wien. klin. Rundschau. 45. 1896.) 

3) Metschnikoff, S., Apergu de la microbiologie du tube digestive. (Ann. Instit. 
Pasteur. 1909.) 

4) Conkevitch, Etude de la flore bacterienne du gros intest in du cheval. (Annal. 

Inst. Pasteur. 1913.) 4 ( 

5) Blanchard, Experiences et observations sur la marmotte en hibernation.-’(Compt. 
rend. Soc. Biol. 1903.) 

6) Blanchard, Immunite de la marmotte en hibernation k regard des [maladies 
parasitaires. (Arch, de paras. 1907.) 

7) Billinger, Winterschlaf und Infektion. (Wien. klin. Rundschau. 1896.) 

8) B i 11 a r d, Immunite naturelle de lerot aprhs hibernation etc. contre le venin de vipfere. 
(Compt. rend. Soc. Biol. 1911.) 

9) Bertarelli, Osservazione e ricerche sulle rabbia. Nota III. (Rivista di igiene. 
1902.) 


Berichtigung. 

In der Arbeit von Ludwig Bitter: Neues zur Technik der Sporen- 
und Gonokokkenf&rbung etc. in Bd. 68. Heft 2. p. 230 in Zeile 8 und 9 
von unten ist statt Verdflnnung von 1 Teil mit 4 Teilen Wasser Ver- 
dflnnung von 2 Teilen mit 8 Teilen Wasser zu lesen. 



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Berichtigung. 


575 


Berichtignng 


zu der Arbeit Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutz- 
impfung (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 68. Heft 1). 
p. 87 von Zeile 19 ab lies: 

In der folgenden Tabelle sind die Faile nach den Jahren, in denen 
sie sich ereignet haben, beziiglich in denen sie veroffentlicht sind, 
geordnet: 


1888 

3 Faile 

Tabelle II. 

1898 3 Faile 

1906 5 Faile 

1889 

5 „ 

1900 

15’),, 

1907 4 „ 

1891 

2 „ 

1901 

1 Fall 

1908 3 „ 

1892 

2 „ 

1902 

2 Faile 

1909 4 „ 

1894 

2 „ 

1903 

2 „ 

1910 3 „ 

1895 

1 Fall 

1904 

3 

1911 3 „ 

1897 

9 Faile 

1905 

12 „ 

84 Faile 


Also mit Ausnahme der Jahre 1890, 1893, 1896, 1899 sind jakrlich 
solche Lahmungen vorgekommen. Wahrscheinlich haben sie sich jedes 
Jahr ereignet, und zwar, wie aus Tabelle I hervorgeht, in alien Landern, 
in denen man Tollwutschutzimpfungen vornimmt. 

Zusaramenfassung: Die Lahmungen kommen alljahrlich vor. 

Nach dem Alter und Geschlecht verteilen sich meine 84 Faile 
folgendermaBen: 


Ta belle III. 


Alter 

Mannlich 

Weiblich 

Unbekannt 


Unbekannt 

9 

1 

10 

20 

Unter 12 Jahren 

4 

2 

3 

9 

Ueber 12 Jahre 

47 

7 

1 

55 


60 

10 

14 

84 


Also meist mannliche Erwachsene werden von der Krankheit be¬ 
fallen. Die Angaben fiber den Stand sind so lfickenhaft, daB sich eine 
Auszfihlung nicht lohnt. Es hat deu Anschein, als ob der prozentuale 
Anteil der Gebildeten an dieser Krankheit ein auffallend hoher ist, 
eine Beobachtung, auf die auch Babes immer hinweist. Es muB also 
wohl zur Erkrankung eine besondere Disposition gehoren. 

Das deutet auch schon die Seltenheit der Erkrankung, 0,48 Prom, 
bei 211779 Schutzgeimpften an, ferner, daB unter den Erkrankten auf¬ 
fallend viel Luetiker, Potatoren und Neurastheniker sind. 

Siehe die Faile 26, 51, 52, 67, 70, 73, 74, 80, 82. 
p. 95 Zeile 29 lies: Spinalparalysen statt Spinalparesen. 

p. 100 in der Tabelle: „Jetziges Behandlungsschema in Jassy'* letzte Spalte lies 
warmes Mark statt norm idea Mark. 

p. 105 Zeile 29 lies: nur statt und. 


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576 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Hoft 5/6. 


Inhalt, 


Bauer, Theodor, Ueber die Sarcina 
tetragena, p. 470. 

Bertarelli, E. , Bakteriologische Unter- 
Buchungen uber die Winterschlafer, 
p. 566. 

Fermi, Clandio, Ueber Spezifizitat und 
andere Eigenschaften der Ektoprotea- 
sen. I., p. 433. 

Finsi, Guido, Ueber die Spezifitat und 
fiber den diagnostischen Wert der 
„Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli 
bei der Erkennung des hamatischen Kar- 
bunkels und des Rotlaufs, p. 556. 

Gleitamann, Ueber die Beziebungen der 
Borrelien (Spirochaten) zu den Wirts- 
zellen, p. 493. 


Konr&di, Daniel, Wie lange widersteht 
das Wutviru8 in der Erde, an der Luft 
und in der Kalte? p. 483. 

Krumwiede jr., Charles u. Pratt, Jo¬ 
sephine S. , Dahlia-Agar als L'nter- 
scheidungsmittel zwischen Cholera- und 
anderen Vibrionen, p. 562. 
v. Prowasek, S., Ueber reine Trypano- 
somenstamrne, p. 498. 

Strubell, Alexander u. Michligk, Ueber 
pharmako-dynamische Einflfisse auf den 
opsonischen Index, p. 501. 

Twort, C. C. and Craig', T., The Patho¬ 
genicity of Johne’s Ha illus compared 
with that of other acid-fast Bacilli for 
some of the Laboratory Animals, p. 455. 


Die Redaktion des „Centralblalts fur Bakteriologie und 'Parasitenkunde" richtet 
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige Wiinsche um Lieferung von 
besonderen Abdriicken ihrer Aufsdtze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen. 
an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu utollen oder spdtestens nach 
Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer 
in Jena, gelangen zu lassen. 


Die Herren Mitarbeiter werden hdfllchst gebeten, bereits fertig- 
gcstellte Klischees — falls solche mit den Mannskrlpten abgeliefert 
werden — nicht dcr Redaktion, sondem direkt der Yerlagshand* 
long Gustav Fischer in Jena einznscnden. 


Krnmmannsche Huchdruckerei (Hermann Pohlc) in Jena. 


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Centralbl. f. Bakt etc. I. Jkbt Originate. Bd. 68. Heft 7, 

Ausgegeben am 23. April 1913. 


Nachdruck verboten. 

Zur Frage der Variation der Typhusbacillen und ver- 

wandter Gruppen 

[Aus dem Konigl. Hyg. Institut in Beuthen Ob.-Schl.] 

Von Prof. Dr. t. Lingclsheim. 

Direktor am Konigl. Hyg. Institut in Beuthen. 

Vor einer Reihe von Jahren stieB ich bei der Untersuchung alterer 
Typhuskulturen auf eine Kolonieform, die ein von der typischen Typhus- 
kolonie so abweichendes Aussehen zeigte, daB mir Zweifel an ihrer Zu- 
gehorigkeit zu den Typhusbacillen aufstiegen. W&hrend diese bekannt- 
lich auf der Lackmuslaktoseplatte runde, gewolbte Kolonieen von saftig 
glSnzendem Aussehen bilden, waren diese Kolonieen ganz flach, von 
relativ groBem Durchmesser und zeigten eine chagrinierte, trockene 
mattglSnzende Oberfl&che. Die gleichen Charaktere zeigten sich auch 
bei Uebertragung auf andere feste Nahrboden, den gewohnlichen 1-proz. 
Agar (hier jedoch weniger deutlich als auf dem 3-proz.) und Loffler- 
Serum. Ganz abweichend von dem sonst uns bekannten Verhalten der 
Typhusbacillen war das Wachstum auf Bouillon, das unter volligem 
Klarbleiben derselben in Form eines flockigen Oder auch scholligen 
Bodensatzes erfolgte, an den sich haufig nach einigen Tagen eine starke 
Hautbildung anschloB. 

Im mikroskopischen Praparate zeigten sich gramnegative, aber im 
VerhSltnis zu den typischen Typhusbacillen ziemlich lange und schlanke 
Bacillen. Beweglichkeit wurde, gleichviel ob der h&ngende Tropfen mit 
jungem oder altem Kulturmateriale, von festen oder fliissigen Nahrboden 
beschickt wurde, fast stets vollstandig vermiBt. Die Bacillen lagen in 
H&ufchen oder Schollen verklebt vollig ruhig, nur ab und zu bewegte 
sich wohl ein einzelner, bisweilen unbewegliche noch mit sich ziehend, 
durch das Gesichtsfeld. Gegeniiber den Zuckerarten und der Lackmus- 
molke verhielten sich die gewonnenen Bacillen wie Typhusbacillen. 

Da diese Formen mein Interesse erweckten, so priifte ich eine 
groBere Anzahl alterer Sammlungskulturen in der Weise, daB ich ohne 
Einschieben einer neuen Kultur das Material auf Lackmuslaktoseplatten 
aussate. Es gelang mir dann bald 6 neue Stamme von den oben be- 
schriebenen Eigenschaften zu gewinnen, von denen zurzeit noch 2 er- 
halten sind. Auf Agglutination kpnnten alle erwahnten Kulturen nicht 
geprttft werden, da sich sowohl von Agar- wie Bouillonkulturen keine 
haltbaren Suspensionen herstellen lieBen. Mit 2 der Kulturen gelang es 
jedoch schon nach kurzer Behandlung von Kaninchen ein auf typische 
Typhusbacillen stark agglutinierend wirkendes Serum zu erhalten. 

Die Q-Formen — so bezeichnete ich nach der ersten Ausgangs- 
kultur die neu gewonnenen Stamme — behielten ihre Eigenschaften, 
auf festem und fltissigem Nahrboden fortgezuchtet, mit groBer Zahigkeit 
bei; die jetzt noch vorhandenen wurden vor 5 Jahren gewonnen. Auch 
die Tierpassage vermochte hier nichts zu verandern. Bei der geringen 
Virulenz muBte zur Totung einer Maus l / 2 —1 Oese frischer Agarkultur 
Krite Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 37 


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578 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 

verwandt werden. Das Tier starb dann nach 24—36 Stunden, und die 
Aussaat des Herzblutes auf Lakmuslaktoseplatten ergab genau die eben 
beschriebenen Kolonien. Wurde hiervon wieder eine Agarkultur ange- 
legt und eine zweite Maus mit der angegebenen Dosis geimpft, so er¬ 
gab sich dasselbe Bild. In dieser Weise habe ich einen der jetzt noch 
vorhandenen St&mme hintereinander, unter Einschiebung von Platten- 
aussaat und Agarkultur, durch 8 Mause geschickt, ohne eine Aenderung 
der Charaktere erzielen zu konnen. Gleichwohl haben diese Stamme ab 
und zu die Neigung, wieder die typischen Eigenschaften der Typhus- 
bacillen anzunehmen, und zwar unvermittelt, ohne Bildung einer Ueber- 
gangsform. In den Kulturen treten dann zahlreicher deutlich bewegliche 
Bacillen auf, ebenso ergibt auch die Aussaat wieder typiscbe Typhus- 
kolonieen. Diese Umwandlung wird aber sehr begiinstigt durch den 
Aufenthalt in flussigen Nahrboden bei reichlichem Luftzutritt (Ziichtung 
in diinner Bouillonschicht und Flachkolben). Die Aussaat kann dann 
neben nur einzelnen Kolonieen der Q-Form lauter typische Typhus- 
kolonieen ergeben. Die hiervon gewonnenen Kulturen zeigen in ihrem 
mikroskopischen Aussehen, ihrer Beweglichkeit, dem Wachstum auf festen 
und fliissigen Nahrbbden alle Eigenschaften, wie wir sie beim Typhus- 
bacillus erwarten, und halten sich iiber Jahre wieder konstant. Ich 
mbchte aber hier ausdrucklich bemerken, daB man durch die oben an¬ 
gegebenen Ziichtungsbedingungen (flussiger Nahrboden in diinner Schicht) 
keineswegs immer oder auch nur der Regel nach den Uebergang in die 
typische Form erzwingen kann. Es gelingt das ebensowenig wie die 
willkiirliche Umwandlung des typischen Typhusbacillus in die Q-Form. 
Hier hatte ich allerdings einzelne Male den Eindruck, daB schfidigende 
Einflusse wiederholtes Erhitzen auf 55—60°, Zusatz von antiseptischen 
Mitteln (Methylviolett 1:20000) eine begiinstigende Wirkung ausubten. 
Es handelt sich aber olfenbar bei der einen wie der anderen Umwand¬ 
lung um VorgSnge der inneren Entwickelung, die der ktinstlichen Be- 
eindussung nur sehr beschrankt zug&nglich sind. 

Wahrend der im vorstehenden kurz mitgeteilten Untersuchungen 
iiber Typhusbacillen habe ich auch bei der Paratyphus- und Enteritidis- 
gruppe nach verwandten Formen in alteren Kulturen gefahndet und sie 
auch bald gefunden. Dieselben entsprachen in bezug auf das Aussehen 
der Kolonieen auf festen Nahrboden, das Bouillonwachstum, Mangel der 
Beweglichkeit vollkommen dem iiber die Q-Formen der Typhusbacillen 
Angegebenen. Nur darin konnte ich eine Abweichung erkennen, daB 
ihre Umwandlung in die ursprilngliche typische Ausgangsform sich in 
viel kiirzerer Zeit (innerhalb weniger Wochen) ohne weitere Hilfsmittel 
und vollstandig vollzog. 

Aus der A1 caligenes- Gruppe habe ich nun einen Stamm eingehen- 
der beobachten konnen. Auch hier entsprach die Einzelkolonie auf 
festen Nahrboden, das Bouillonwachstum, das Sistieren der Beweglich¬ 
keit der beim Typhusbacillus gegebenen Beschreibung. Es gelang aber 
hier eininal durch mehrfache Tierpassage die urspriingliche Form wieder- 
herzustellen. Bei der geringen Virulenz des Stammes war 1 Oese, intra- 
peritoneal verimpft, erforderlich, um eine Maus in 1—2 Tagen zu t5ten. 
Bei der Aussaat des Blutes auf die Lackmuslaktoseplatte wuchsen 
trockene, flache dem Inipfmaterial entsprechende Kolonieen aus, die, auf 
Agar ausgestrichen, das Material fiir die Impfung der nachsten Maus 
lieferten. Nach der 3. Passage traten auf den mit dem Herzblute be- 
schickten Platten neben den erwarteten Kolonieen sehr kleine auf, die 


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v. Lingelsheim, Zur Frage der Variation der Typhunbacillen etc. 579 


zunachst fiir Kokkenkolonien gehaltea wurden, sich aber als aus beweg- 
lichen Stabchen zusammengesetzt herausstellten. Von beiden Kolonieen- 
formen wurden Agarkulturen angelegt und mit der Kultur, die von 
einer der ausgebreiteten, trockenen, flachen Kolonieen beimpft war, eine 
4. Maus geirapft. Jetzt ergab die Aussaat des Blutes nur 2 dem Aus- 
gangsmaterial entspreckende Kolonieen, alle iibrigen gehorten dem kleiner 
wachsenden Typus an. Diese kleinen Kolonieen wurden aber, wie die 
weitere Untersuchung ergab, nur auf den 3-proz. Lackmuslaktoseplatten 
gebildet, auf gewohnlichem Agar entsprach das Aussehen der Kolonieen 
wie der Strichkultur dem des Alcaligenes, wenn auch das Wachstum 
auf festen N&hrbbden bei den ersten Uebertragungen etwas weniger 
uppig war. Das Verhalten gegeniiber Zuckerarten, Lackmusmolke war 
das des Alcaligenes. Es unterschieden sich aber diese Kulturen sowohl 
von dem ursprunglich typischen Alcaligenes, wie der gewonnenen 
Q-Form, sowohl durch die Virulenz, die fiir Mause zu einem betracht- 
lichen Grade — D. 1. m. unter 0,01 ccm — gesteigert werden konnte, 
wie auch durch das auBerst energische Wachstum auf fliissigen Nahr- 
boden. Was die Agglutination betrifFt, so lieBen sich auch hier durch 
Behandlung von Kaninchen mit der Q-Form Sera gewinnen, die in 
Verdiinnungen von 1:2000 und dariiber sowohl den urspriinglichen 
Alcaligenes wie die durch die Tierpassage entstandene Form agglu- 
tinierten. Die weitere Beobachtung der Kulturen ergab Resultate, die 
den bei Typhus gewonnenen entsprachen. Bei Aussaat alter Kulturen 
der Q-Form zeigten sich Kolonieen, die diffus getriibte Bouillonkulturen 
mit beweglichen Bacillen lieferten und auch sonst sich in nichts von 
den urspriinglichen Alcaligenes unterschieden. Die durch Tier- 
passage gewonnene Form hielt sich lange, iiber ein Jahr, unverandert, 
nur daB das Agarwachstuin langsam iippiger und der Durchmesser der 
Kolonieen entsprechend groBer wurde. Dann traten aber auch bei Aus¬ 
saat dieser Kulturen Kolonieen vom Q-Typ auf, die auf Bouillon iiber- 
impft wieder die klaren Kulturen mit Bodensatz lieferten. 

Nach alledem besteht fiir mich kein Zweifel, daB die Bacillen der 
Typhus-, der Paratyphus- und Enteritidisgruppe, sowie der Bacillus 
alcaligenes mindestens auf unseren kiinstlichen Nahrboden in zwei 
Formen vorkommen, und zwar auBer in der bekannten typischen in einer 
zweiten, die auf der Agarplatte durch flache Kolonieen von relativ 
groBem Durchmesser und glanzlosem, trockenem, chagriniertem Aussehen 
ausgezeichnet ist, in der Bouillonkultur durch das Wachstum am Boden 
und der Oberfliche unter Klarbleiben der Fliissigkeit und im h&ngenden 
Tropfen durch Unbeweglichkeit der Bacillen, die in kleinen Schollen 
zusammenliegen. 

Hkufiger als auf diese Q-Formen stbBt man bei Aussaat von alteren 
in die wiederholt bezeichneten Gruppen gehorigen Kulturen auf Kolonieen, 
die zun&chst durch relativ groBen Durchmesser auffallen und in der peri- 
pherischen Zone an die Formen erinnern. Hier hat auch die Kolonie 
den trockenen matten Glanz, die chagrinierte Oberflache, und zeigt einen 
haufig unregelmaBigen Rand, doch bleibt die zentrale Partie feucht- 
glBnzend und succulent. Von solchen Kolonieen angelegte Bouillon¬ 
kulturen zeigen iippiges Wachstum bei diffuser Triibung und meist schon 
nach 24 Stunden einen Bodensatz. Im hangenden Tropfen finden sich 
neben beweglichen auch zahlreiche unbewegliche Bacillen, letztere haufig 
in kleinen Klflmpchen vereint. Erneute Aussaat auf die Platte fiihrt in 
der Regel wieder zu Kolonieen, die durchaus den typischen Typhus- 

37* 


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580 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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kolonieen entsprechen. Doch gelingt es bisweilen auch, aus solchen 
Kulturen, die bei der Aussaat zahlreiche Kolonieen von dem oben be- 
schriebenen Aussehen zeigen, bei weiterem Stehenlassen echte Q-Formen 
zu gewinnen. Meiner Ansicht nach ist das Auftreten jener Kolonieen 
ein Ausdruck der Umbildung des Bacillus aus der typischen Form in 
die Q-Form. 

Auf andere vom Typ wesentlich abweichende und noch einer deut- 
lichen Beschreibung fahige Formen als die von mir beschriebenen bin 
ich bei ineinen einschlagigen Studien iiber Typhusbacillen und verwandten 
Gruppen nicht gestofien. In der neueren Literatur finden sich noch 
Angaben fiber andere Veranderungen, die die Bakterien bei langerem 
Wachstum auf kfinstlichen NShrbbden eingehen sollen. So unterscheidet 
Baerthlein 1 ) 2 ) beim Typhusbacillus nicht weniger als 6 verschiedene 
„Mutations“-Typen. DaB es sich hierbei auch urn die Formen handelte, 
die ich als Q-Formen beschrieben habe, konnte ich aus seinen Dar- 
stellungen nicht entnehmen. Von den mir auf meine Bitte fiber- 
sandten Kulturen waren keine damit identisch, wenn es auch aus einer 
(Glawe) spater gelang, die Q-Form zu gewinnen. Ich vermochte aber 
auch sonst den Stammen keine besondere Eigentiimlichkeit abzusehen 
mit Ausnahme von Glawe b, dessen Kolonieen zum Teil, aber auch 
nur einmal, sich durch GroBe, eine mattgl&nzende, etwas geriffelte peri- 
pherische Partie und leicht gezackten Rand auszeichneten, also ein Aus¬ 
sehen gewfihrten, wie ich es oben in solchen Stammen beschrieben habe, 
die ich als im Uebergang befindlich zu den Q-Formen ansehe. In 
anderer Gruppierung als Baerthlein bringen Bernhardt und Orn- 
stein 3 ) die vom Typ abweichenden Formen. So unterscheiden sie 
bei den Kolonieen runde, Dellen-, Zackenformen, chagrinierte, gerippte. 
zerflieBliche und trockene Formen. Gern will ich zugeben, daB man bei 
Aussaat alter Kulturen auf Kolonieen stoBt, die man in dieser Weise be- 
schreiben kann. Alle diese Abweichungen geringeren Grades habe ich 
aber als durchaus inkonstant gefunden; sie verschwanden fast regelmaBig 
schon bei der ersten oder zweiten Wiederholung der Aussaat und scheinen 
mir damit auch des weiteren Interesses zu entbehren. Dagegen erwecken 
andere Angaben von Bernhardt und Or n stein don Eindruck, daB 
die Autoren auch das, was ich als Q-Formen beschrieben habe, in den 
Handen hatten. So berichten sie von Typhusbacillen, die „ganz trockene, 
mit kornigen Auflagerungen bedeckte Kolonieen bildeten, die infolge 
ihres gelochten und gezackten Randes Milzbrand sehr ahnelten u . An 
anderer Stelle teilen sie mit, daB gewisse, stark divergente Typen die 
Bouillon vollig klar lieBen und Bodensatze und Kahmhaute bildeten. Es 
konnte sich hier also wohl um die Q-Formen handeln. Ich vermisse in 
der Darstellung aber einen Hinweis auf die Zusammengehorigkeit und 
die groBe Konstanz der angegebenen Eigenschaften, was mir gerade 
wesentlich erscheint. Typhus- (bzw. Paratyphus- und Alcaligenes-) 
Bacillen, die eine klare Bouillonkultur mit Bodensatz und Kahmhaut 
zeigen, bilden nach meinen Erfahrungen ausnahmslos auf Agar die groBen, 
flachen Kolonieen mit der mattglanzenden, gekornten oder chagrinierten 
Oberflache, und zwar regelmSBig, und ebenso ergibt die Abimpfung von 
Stammen, die auf Agar diese Kolonieen aufwiesen, auf Bouillon stets 


1) Berlin, klin. Wochenschr. 1911. No. 34. 

2) Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 40. 1912. H. 4. 

3) Berlin, klin. Wochenschr. 1913. No. 1. 


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v. Lingelsheim, Zur Frage der Variation der Typhusbacillen etc. 581 


ein Wachstum am Boden oder der OberflSche ohne Triibung. Hand in 
Hand mit diesen Eigenschafteu geht auch das Aufhoren der Beweglichkeit 
auch in ganz jungen Kulturen und das Zusammenbacken der Bacillen zu 
groBeren Verbfinden in Gestalt von Schollen, Flocken, Brockchen. 

Wie sind diese Formen zu deuten? Ira Gegensatz zu den zahl- 
reichen, von anderer Seite beschriebenen Variationen der Typhusbacillen, 
die mir bis dahin nicht genfigend charakterisiert erscheinen und sich 
meines Erachtens noch zwanglos in den Rahraen des Formenkreises 
einreihen lassen, rait dem wir bei den Bakterien immer gerechnet haben, 
liegen hier Formen vor, die so abweichend vom Typhusbacillus sich ver- 
halten, daB sie auf ihn gar nicht zunachst hinweisen und ihre abweichen- 
deu Eigenschaften mit groBer Zfihigkeit, unter Umstfinden iiber Jahre, 
beibehalten. Naher als die Annahme, daB es sich hier um Mutationen im 
Sinne von de Vries handelt, liegt mir die Vorstellung, daB dies Q-Sta- 
dium eine biologische Bedeutung fiir die Arterhaltung des Bacillus hat, 
zu ihm gehfirt. Das Wesentliche des Q-Stadiums liegt in dem Zu¬ 
sammenbacken der, sonst als freie Individuen vorkommenden Bacillen, 
und auf dieser Eigentfimlichkeit beruhen die Ubrigen besonderen Merk- 
male im Wachstum. Dies Verkleben der Bacillen scheint durch eine 
Schleimsubstanz bedingt zu sein, und es diirfte der Annahme nichts im 
Wege stehen, daB es sich bei den Q-Formen um Zoogloen-Zustfinde 
handelt. Wir kennen noch andere Bakterien, die sowohl in Schwfirmer- 
zustanden als auch als Zoogloen vorkommen. Bei den Nitritbakterien 
z. B. folgt auch dem Schwarmerzustand haufig sehr schnell die Zoogloea, 
und aus dieser vermag sich haufig schon nach wenigen Tagen unter 
gfinstigen Nahrstoffbedingungen der Schwarmer zu entwickeln. Beide 
Zustfinde konnen aber auch durch Generationen als solche konstant 
bleiben, bis der Uebergang aus dem einen in den anderen erfolgt. 

Es scheint, daB den Zoogloen, wenn sie auch nicht als Dauerzu- 
stfinde aufzufassen sind, doch eine gewisse Bedeutung fiir die Arterhal¬ 
tung zukommt. So sind nach Lafar 1 ) die Zoogloen der Nitritbakterien 
deutlich widerstandsffihiger gegen Austrocknung als die Schwarmer. 
Wieweit dies auch die betreffenden Formen der Typhusbacillen sind, 
ware noch festzustellen. Jedenfalls bediirfen diese aber fQr ihr Wachs¬ 
tum weniger Feuchtigkeit als die Schwarmer und vermSgen noch auf 
trockenen Substraten zu gedeihen. Wenn man etwa 0,5 cm dicke 
Agarschichten in Flachkolben durch Einstich in die Mitte mit Q-Formen 
und den gewdhnlichen beweglichen Formen impft und die Kolben durch 
Wochen bei Briittemperatur halt, so fiberziehen die ersteren trotz zu- 
nehmender Eintrocknung des Nfihrbodens die ganze Oberflfiche, wobei 
dann massenhafte knopfartige Tochterkolonieen in der Mutterkolonie 
auftreten, wahrend die Kolonieen der letzteren fiber eine gewisse GroBe 
nicht hinauskommen. Auf Agarplatten, die 24 Stunden offen bei 46° C 
getrocknet sind, entwickeln sich die Q-Formen im Laufe weniger Tage 
immer noch zu Kolonieen von respektabler GroBe (1,5—2 cm Durchin.), 
wahrend die der beweglichen Formen nicht etwa fiber LinsengroBe hin¬ 
auskommen. Doch sind die Untersuchungen fiber die biologischen Unter- 
schiede beider Formen noch nicht ganz abgeschlossen und sollen im 
einzelnen erst in einer spfiteren Arbeit zur Erorterung kommen. So 
viel diirfte aber auch aus dem schon Mitgeteilten hervorgehen, daB der 
Typhusbacillus nach Uebergang in die Zoogloea-Form noch unter Ver- 

1) Handbuch der techn. Mykologie. Bd. 3. p. 154. 


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582 Centrabll. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7. 

haltnissen gut zu gedeihen vermag, unter denen der SchwSrmer versagt. 
Solche Verhaltnisse konnen in der AuBenwelt sehr wohl eintreten, und 
die Annahme erscheint mir deshalb berechtigt, daB die Zoogloea- Form 
fflr Erhaltung und Verbreitung des Bacillus auBerhalb des menschlichen 
Korpers und damit auch fur die Epidemiologie des Typhus nicht ohne 
Bedeutung ist. Dem widerspricht auch nicht, daB diese Formen in der 
AuBenwelt durch die Untersuchung noch nicht festgestellt sind, da sie 
bei ihrein abweichenden Aussehen auch der aufmerksamen Untersuchung 
leicht entgehen konnten. Es durfte sich aber wohl lohnen, weiterhin in 
der bakteriologischen Praxis darauf zu achten. 


Nachdruck verbolen. 

Eine von Prof. v. Lingelsheim beschriebene Typhus- 
bakterienform imVergleichzu den bisherbekanntgewordenen, 

sogenannten Mutationen. 

[Aus dem Kdniglichen Hygienischen Institut Beuthen O.-S. 

Direktor: Prof. W. v. Lingelsheim.] 

Von Stabsarzt Dr. Sachs-MOke. 

Ein von Herrn Prof. v. Lingelsheim mir als Q-Form Obergebener 
Typhusstamm hatte folgende Eigenschaften: 

Die aus durchschnittlich 6 Monate alten Schragagarrohrchenkulturen 
auf Agarplatten gemachten Abimpfungen lieBen nach 24 Stunden sehr 
kleine Kolonieen erkennen, die nach 48 Stunden stets urn das Drei- bis 
Fiinftache grofier als gewohnliche Typhuskolonieen waren und sich scheiben- 
formig dem Nahrboden auflagerten. Sie zeigten eine auBerst trockene, 
mattglanzende Oberflache mit unregelmaBig gewellten Umrissen. Der 
Rand erschien meist etwas gefranst oder geriffelt. Die Oberflache war 
bei Lupenbetrachtung deutlich hockrig. Auf 2- bis 3-proz. Agar traten 
diese Eigenschaften noch deutlicher auf. 

Die Kolonieen bestanden aus schlanken, 3 bis 4 \l langen, nach Gram 
sich entfarbenden, unbeweglichen Stabchen. 

Ein mit der Q-Form hergestelltes Serum agglutinierte echte Typhus- 
bakterien. 

Das Wachstum in Lackmusmolke war wie beim echten Typhuser- 
reger. Dagegen war es in Bouillon durchaus abweichend. Diese blieb 
namlich vollkoinmen klar. Es bildeten sich ein kriiinelig-flockiger Boden- 
satz und nach einigen Tagen eine Haut an der Oberflache, von der ab 
und zu Flocken und Kriimel zu Boden fielen. 

Im hangenden Tropfen setzte sich der Bodensatz aus Schollen zu- 
sammen, die auch beim Verreiben bestehen blieben und aus vollkommen 
unbeweglichen, miteinander verklumpten Stabchen gebildet wurden. Nur 
bei ganz jungen Bouillonkulturen fanden sich zuweilen zwischen den 
Schollen vereinzelte Stabchen, die eine gewisse Beweglichkeit erkennen 
lieBen. 

Die Kolonieen waren wenig pathogen fur Mause. Erst eine Oese 
Agarkultur wirkte todlich. Aus dem Herzblute wurde dieselbe Form 
wiedergewonnen. 


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Sachs-Miike, Eine von Prof. v. Lingelsheira beschrieb. Typhusbakterienform etc. 583 


Da diese in ganz sinnf&lliger Weise von der gewohnlichen Typhus- 
form abwich, blieb festzustellen, ob sie gleichbedeutend mit den bisher 
bekannt gewordenen sogenannten Mutationen ist und ob sie auch aus 
anderen Kulturen herausgeziichtet werden kann. 

Die von Reiner-MGller beschriebene knopffSrmige Mutation konnte 
ihrer ganzen Art nach von vornherein ausgeschlossen werden. 

Dies war auch mit den beiden VarietGten Jacobsens der Fall, die 
wir durch die Gate von Herrn Professor Mad son in Kopenhagen naher 
priifen konnten und aus einer Form mit typischer Typhuskolonieenbildung 
und einer solchen mit streptokokkenartigem Wachstum bestanden. 

Weitere Mutationen sind von Baerthlein beschrieben. Aus 
wenigstens 2 Monate alten Agarkulturen zGchtete er beim Typhus 3 Mu¬ 
tation sgruppen: 

1) nach Art des Typhus 234 

a) hellwachsende, durchscheinende Kolonieen mit langen schlanken Stabchen. 

b) gelbweifle, saftige, undurchsiehtige Kolonieen mit kurzen, dicken, plumpen, 
Stabchen. 

2) nach Art des Typhus Stettin 

a) helle, geriffelte, durchscheinende Kolonieen mit diinnen, schlanken zu Faden 
auswachsenden Stabchen, 

b) homogene, glattrandige, triibere Kolonieen. 

3) nach Art des Typhus Glawe 

a) weinblattformige, auch geriffelte Kolonieen, mit scharfzackigem Rande und mit 
langeren schlanken Stabchen. 

b) glattrandige, hellere Kolonieen mit gelblich weiBem Zentrum und mit kurzen 
und dicken Stabchen. 

Diese Gruppen zeigten gegenGber den Immunitatsreaktionen und 
bei Ueberimpfung auf andere Nahrboden keine Unterschiede, mit Aus- 
nahme der hellen, geriffelten Form, die auf Blauagar ihr auffallendes Aus- 
sehen deutlich bewahrte. 

Im Gegensatz zu unserer Form ist jedoch eine Unbeweglichkeit 
der Bacillen nicht erwahnt. Auch wird ihr Wachstum in Trauben- und 
Milchzuckerbouillon als unverGndert bezeichnet. 

Da aber die geriffelte helle Form mit unserer eine gewisse Aehn- 
lichkeit zu haben schien, prGften wir daraufhin die folgende, uns vom 
Kaiserlichen Gesundheitsamt gutigst Gberlassenen Stamme: je 2 Varie¬ 
taten des Typhus 234, Stolzenburg und Glawe, sowie Stamm 
Schwendt „mutierend u . 

Die PrGfung erfolgte auf den verschiedenen Nahrboden gleichzeitig 
mit einem Q-Stamm und einem frisch isolierten Typhusstamm. 

Das Ergebnis der Prufung zeigt folgende Tabelle: 

Hiernach konnten wir uns nicht davon Gberzeugen, dad hier wirk- 
liche Unterschiede gegenGber echten Typhusbacillen vorlagen, mit Aus- 
nahme der weinblattforinigen, hellen, geriffelten oder gefransten Formen. 

Diese stGndig ineinander Gberfliedenden Formen waren jedoch 
wesentlich kleiner als die Qu-Form und zumeist vollig glanzlos. Sie 
unterschieden sich jedoch von dieser besonders durch ihr Wachstum 
in Bouillon und die Beweglichkeit. 

Als weitere kulturelle Unterschiede ergaben sich bei alien daraufhin 
geprGften StGinmen, dad unsere Form ebenso wie auf gewGhnlichem 
Agar und auf Blauagar auch auf anderen Nahrboden, z. B. Loefflers 
neuem Typhusnahrboden, Ascitesagar, dem Padlewskischen und dem 
Kindborgschen Agar wachst. Auf dem Loefflerschen Diphtherie- 
n&hrboden wGchst sie ebenso charakteristisch, nur zarter und glashell. 


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584 


CeDtralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7, 


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Sachs-Muke, Eine von Prof. v. Lingelsheim beschrieb. Typhusbakterienform etc. 585 

Diese Eigenschaften zeigen also, daB unsere Form, ganz abgesehen 
vom Aussehen und der GrbBe, die als durchaus von echten Typhus- 
kolonieen abweichend deutlich in Erscheinung traten, mit den bisher 
beschriebenen sogenannten Mutationen wenig gemein hat. 

Wahrend Baerthlein seine Mutationen durch plotzliche bessere 
Wachstumsbedingungen fQr die unter schlechten Verhaltnissen gehaltenen 
Keime entstehen laBt, sehen wir die Entstehung unserer Form durch 
eine mittelbare Schadigung, die allmahliche Verschlechterung des alter 
werdenden Nahrbodens, hervorgerufen. Demnach wurden im Sinne der 
Auslese die widerstandskraftigsten Individuen uberleben und die Qu- 
Formen annehmen. 

Es ergab sich daher die Aufgabe, einerseits aus monatealten Typhus- 
kulturen durch einfaches Ueberimpfen auf frische NahrbSden, wie bei 
der Gewinnung von Qu, die neue Form herauszuzuchten, andererseits 
aber durch kiinstliche Schadigungen den Versuch einer solchen Zflchtung 
zu machen. 

Aus 10 alten Laboratoriumskulturen des Instituts wurde zunachst 
versucht, die neue Form auf demselben Wege wie Qu, durch einfaches 
Ueberimpfen auf frischen Agar zu gewinnen. Es zeigten sich hierbei 
jedoch nach dem ersten Neuausstrich bei Kulturen nur Andeutungen 
einer anderen Form durch das Auftreten einzelner, etwas grSBerer und 
gefranster Kolonieen, wahrend eine eigentliche Qu-Form nicht sofort 
erhalten wurde. 

Von diesen Institutsstammen und den vom Kaiserl. Gesundheitsamt 
iibersandten Bouillonkulturen wurde nach 8—14-tagigem Aufenthalt im 
Brutschrank wieder auf Agar abgeimpft. Hierbei wiesen die beiden 
Varietaten Typhus Glawe, der bei der ersten Originalaussaat nur etwas 
groBere Kolonieen gebildet hatte, wieder mehr oder weniger groBe gefranste 
Formen auf, wahrend beim Institutsstamm 1579 nach 14 Tagen eine aus- 
gesprochene Qu-Form geziichtet wurde. Beim 6 Monate alten Instituts¬ 
stamm Hosemann zeigten sich nach dieser Zeit unter etwa 300 typischen 
Kolonieen 3 undeutliche gefranste, deren 6-stundige Bouillonkulturen aus 
beweglichen und unbeweglichen Stabchen bestanden. Aus dem Herzblute 
einer infolge Impfung mit dieser Kultur verendeten Maus wurden nun- 
mehr Kolonieen vom ausgesprochenen Qu-Typus in Reinkultur erhalten, 
ohne daB sich eine typische Typhuskolonie darunter befand. 

Ebenso verhielt sich der Institutsstamm 3095. 

Die iibrigen Bouillonkulturen wurden einer weiteren Schadigung 
durch 1-stiindiges Erhitzen im Wasserbad bei 60° C unterworfen und 
weitere 8 Tage bei 37° C gehalten. 

Die Stamme gingen, mit Ausnahme der als weinblattahnlich bezeichnet 
gewesenen, geriffelten Form Glawe samtlich zugrunde. Diese zeigte 
auf der Blauplatte groBe gefranste Kolonieen und in Bouillon Trubung 
mit Bodensatz. Nach weiteren 18 Tagen gluckte es, aus dem Herzblute 
einer mit den groBen gefransten Kolonieen geimpften und hieran ver¬ 
endeten Maus die typische Qu-Form zu erhalten. Diese lieB sich bei 
den 5 Stammen fiber l 1 /* Jahr mit ungeschwachter Wachstumskraft und 
dauernd denselben Eigenschaften bis jetzt weiterziichten, ohne in typische 
Typhuskolonieen iiberzugehen. 

Es kommen jedoch auch bei der Qu-Form aus irgendwelchen, uns 
bisher noch unbekannten Griinden wieder Uebergange in die urspriingliche 
Typhusform vor, die alien fur die Diagnose Typhus gestellten Bedingungen 
standhait. 


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586 


Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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Wir haben also hier zwei sich morphologiscb und biologisch ver- 
schieden verhaltende Formen vor uns, die durch ihr Agglutinations- 
verhalteH als zum echten Typhusbacillus gehorig sich erweisen. 

Vor kurzem berichteten Bernhardt und Ornstein beim Typhus 
iiber verschiedene Zwischenforraen, die auf festen N&hrboden und in 
Bouillon sogar noch weitere Uebergange zeigten. 

Als den extremsten Fall des Wachstums erwahnen sie Formen, die 
in Bouillon wie die Qu-Form wachsen und auch vbllig un- 
bewegliche Stabchen zeigten. 

Wir mtissen in diesen Formen zwar eine groGe Aehnlichkeit mit 
unserer Form und eine beschrankte Bestatigung unserer Untersuchungen 
erblicken, vermissen aber den Nachweis, daft die bodenstandige, un- 
bewegliche Form einer bestimmten Wuchsform auf Agar und den 
iibrigen NShrboden entspricht, wie wir sie eingangs fur die Qu-Form 
aufgestellt haben. 

Es bedarf wohl keines Hinweises, daG die Kenntnis solcher Formen 
nicht nur von Bedeutung fiir die Biologie und Diagnose der Krankheits- 
erreger, sondern auch fiir die Seuchenlehre iiberhaupt sein kann. 


Nachdruck verboten. 

Zur Frage iiber die Typhus- und Dysenterieverbreitung 

durch Fliegen. 

[Aus dem Bakteriologischen Institut in Kiew.] 

Von Dr. A. Krontowski. 

Es steht gegenwartig fest, daG die Fliegen unter gewissen Umst&nden 
Verbreiter von verschiedenen Infektionskrankheiten sein konnen 1 ). Sie 
leben gerne auf Exkrementen der Menschen und der Tiere, auf Auswurf, 
Eiter usw. Gewisse Bakterien, z. B. B. typhi (nach Celli und 
Ficker), Vibrio cholerae asiaticae (nach Sawtschenko) 
bleiben selbst im Darme der Fliegen lebendig und kbnnen spater mit 
dem Kote derselben ausgeschieden, unter Umst&nden die Nahrungs- 
mittel des Menschen infizieren. Neuerdings zeigte Cao, daG einige 
Bakterien 2 ), falls sie in den Darm der Larven von Fleischfliegen einge- 
fuhrt werden, auch im Gedarme der aus diesen Larven entwickelten 
Fliegen erscheinen. Galli-Valerio halt diese Tatsache fiir die Aetio- 
logie und Prophylaxe der parasitaren Krankheiten besonders wichtig, da man 
von diesem Gesichtspunkte ausgehend den Wiederausbruch einer abge- 
laufenen Epidemie erklaren konnte. Zeigt sich eine Infektionskrankheit 
nach einer gewissen Zeit in einer Gegend wieder, so kann das, seiner 
Meinung nach, mit dem Umstande, daG in der abgelaufenen Zeit eine 
neue Generation der infizierten, aus den angesteckten Larven entwickelten 
Fliegen erschienen ist, zusammenhangen. 

Um die Frage zu erklaren, ob die mit Typhus und Dysenterie an¬ 
gesteckten Larven in der Tat eine zur Verbreitung der genannten Krank¬ 
heiten befahigte Fliegengeneration geben konnen, wurden auf Vorschlag 


1) Ausfiihrlich bei Galli-Valerio und Lindemanu. 

2) Und zwar, B. ant hracis,B. prodigiosus.B. fluoresc. liquefac., B. Kiel., 
Sarcina aur., Staphylococcus pyogenes und Oidium (Cao, p. 662). 


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Krontowski, Ueber die Typhus- und Dysenterieverbreitung durch Fliegen. 587 


von Herrn Prof. W. K. Lindemann im Juni bis Oktober 1912 unsere 
Versuche angestellt. 

Versuch No. 1 wurde mit Larven von Sarcophaga carnaria 
und Lucilia Caesar, No. 8 mit Musca domestica und Lucilia 
Caesar, alle Qbrigen mit Sarcophaga (Cynomyia) mortuorum 
und Lucilia Caesar angestellt. Die Larven wurden in GlasgefaBe, 
an dessen Boden eine Schicht von Erde getan war, gebracht. An der 
Oberdache der Erdschicht befand sich etwas feingehacktes Fleisch, welches 
mit einer grofien Menge 24-stflndiger Bouillonkultur von B. typhi 
(derselben Nummern 3, 4, 9, 10 und 11), bzw. B. dysenteriae Shiga- 
Kruse (derselben No. 1, 2, 5, 6, 7 und 8) vermischt war; in den Ver- 
suchen No. 1, 3, 5, 6, 9 indzierte ich ganz junge Larven, wogegen die 
Versuche No. 2, 4, 7, 8, 10, 11 mit alteren Larven angestellt wurden. 
Die Nahrungsmenge wurde gewohnlich im Laufe von 1—2 Tagen durch 
die Larven verzehrt; am 3. Tage transportierte ich die so angesteckten 
Larven in ein anderes GefaB mit frischer Erde. In den Versuchen 
No. 5, 7, 9, 10 wurden die Larven sorgfaltig in Sublimat (1:1000) ge- 
waschen (1 Min.), um die Bakterien an der OberdSche ihres Korpers 
abzutoten. Als die Fliegen sich aus den Puppen entwickelten, schob 
ich sterile Papierstreifen in das GefaB hinein und untersuchte nach 
4—12 Stunden den auf diesen Streifen abgelegten Kot auf seinen Gehalt 
an Typhus- und Dysenteriebacillen; gleichzeitig wurde eine Einsaat vom 
Darme der Fliegen gemacht. In den Versuchen No. 1, 3, 5, 8, 10, 11 
isolierte ich einige Fliegen in einem GefaBe mit steriler Milch, die 
innerhalb 24 Stunden wie oben untersucht wurde. Zur Einsaat benutzte 
ich die Nahrmedien von Conradi-Drigalski und Endo. Ich mochte 
hervorheben, daB ich in diesen Versuchen kein einziges Mai eine Kultur 
isoliert habe, die durch das spezifische Serum agglutinierte. Die Ergeb- 
nisse dieser Versuche sind in Tabelle I kurz zusammengestellt: 


Tabelle I. 


No. 

Fliegenarten 

Ansteckungs- 

materia) 

An welc 
in 

ent- 
wickelt. 
sich die 
Fliegen 

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Sarcoph. mort. u. Luc. caes. 

B. typhi 

14 

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Es gelang mir also unter den oben angefiihrten Bedingungen kein 
einziges Mai, die Typhus- resp. Dysenteriebacillen im Kot oder im Darme 
der aus den infizierten Larven entwickelten Fliegen nachzuweisen; in 
keinem Falle vermochten die Fliegen auch, die ihnen gegebene Milch 
anzustecken. Meine Versuche kdnnen also zur Bestatigung der oben 
erwahnten epidemiologischen Hypothese von Galli-Valerio nicht 


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588 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


dienen. Was nun die Frage anbetrifft, ob die erwachsenen Fliegen als 
Typhusverbreiter angesehen werden konnen, so kann dieselbe auf Grund 
der Untersuchungen von Celli, Manning 1 ), Ficker, Bertarelli 
und anderer fur sicher erklBrt werden. Ficker zeigte, daB die Typhus- 
bacillen auf den FflBchen, Fliigeln und dera Kopfchen der Fliegen in der 
Regel 5 Tage, im Darme sogar 9 Tage am Leben bleiben konnen; in 
einem Falle ziichtete Ficker selbst noch 23 Tage nach der Ansteckung 
die Typhusbacillen aus der Fliege. 

Ueber die Frage von der Dysenterieverbreitung durch Fliegen existiert 
meines Wissens nur eine experimentelle Untersuchung von Auch6. 
Die Versuche dieses Autors ergeben folgendes: Die Fliegen, welche unter 
eine Glasglocke, wo der Stuhlgang eines Dysenteriekranken, bzw. eine 
Reinkultur (Typ. Flexner) sich befand, hineingebracht wurden, konnen 
den Agar in P e t r i - Schalen unter derselben Glocke infizieren; in der 
Einsaat von ihren FuBchen sind die Dysenteriebacillen nachweisbar. Wie 
lange aber dieselben sich auf den FflBchen und Saugrflsselchen der Fliegen 
erhalten, ob sie am Leben bleiben, falls sie in den Darm der Fliege ge- 
langen, und wie lange sie mit dem Kot der Insekten ausgeschieden 
werden, dariiber gibt uns die Arbeit von Auchd keinen AufschluB. 
Deswegen habe ich meine Versuche in dieser Richtung fortgesetzt. 

Die Versuche wurden folgendermaBen ausgefflhrt: 20—30 gemeine 
Stubenfliegen (Musca domestic a) wurden in einem GlasgefflB, auf 
dessen Boden einige Stiickchen Brot lagen, die mit einer 24-stflndigen 
Bouillonkultur von Bac. dysenteriae Shiga-Kruse reichlich durchtrankt 
waren, eingesperrt. Am nflchsten Tage wurden die Fliegen mittels einer 
speziellen Vorrichtung in ein reines GefaB bzw. in ein frisches mit in- 
fiziertem Brot in den Fallen, wo ich die Zeit des Ffltterns der Insekten 
mit dem infizierten Material verlangern wollte, iibergefiihrt. AuBerdem 
brachte ich meine Fliegen einmal taglich in ein reines GefaB 2 ) mit an- 
gefeuchtetem Brot. Die Fliegen waren im Versuch 18 nur ausnahms- 
weise 2 Tage in jedem GefaB geblieben. Ich untersuchte daraufhin: 
1) die FuBchen -f- Saugriissel, 2) den Kot, der von den Fliegen an den 
sterilen Papierstreifen (innerhalb 4—6 Stunden) abgesetzt wurde, 3) den 
Fliegendarm, 4) die Oberflache des Brotstuckes, welches im GefaBe mit 
den infizierten Fliegen gelegen hatte. Zur Einsaat auf die Conradi- 
Drigalski - und Endo-Nflhrbflden wurden der Darm resp. die FuBchen 
oder der Saugriissel von je 5 Fliegen auf einmal verwendet, wobei ich 
mich einer Aufschwemmung der oben genannten Objekte in Bouillon 
bediente. Diese Aufschwemmung wurde im allgemeinen derart vorbe- 
reitet, daB die FuBchen und Saugriissel, bzw. der Darm etc. in einer 
kleinen Menge von Bouillon mit dem Glasstab sorgfflltig zerrieben wurden; 
einige Tropfen von der so erhaltenen triiben Fliissigkeit dienten zur 
Einsaat. Die reingeziichteten Dysenteriebacillen wurden als solche erst 
dann anerkannt, wenn sie durch ein spezifisches Immunserum in ziemlich 
starker Verdiinnung agglutiniert wurden. 

Ich mochte darauf aufmerksam machen, daB die Ausfiihrung der 
Einsaat aus dem Darm der Fliegen allein mit gewissen Schwierigkeiten 
verkniipft ist. Die Untersuchungsmethode, welcher sich Ficker be¬ 
diente, bietet keine Garantie dar, daB nicht zur Einsaat aus dem Darme 


1) Zit. nach Kutscher. 

2) Es eei bemerkt, daB Ficker in gleichen Versuchen mit typhosen Fliegen sie 
2—3 Tage lang in einem und demselben GefaBe lieB. 


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Krontowski, Ueber die Typhus- und Uysenterieverbreitung durch Fliegen. 589 


Bakterien von der Oberflache des Unterleibs der Fliege sich gesellen, 
worauf aucb der Autor selbst aufmerksam gemacht hat. Deshalb suchte 
ich die Oberflache des Fliegenkbrpers irgendwie gut zu desinfizieren. 
Nachdem meine Versuche, mit den LOsungen von verschiedenen Anti- 
septicis das Ziel zu erreichen, fehlgeschlagen waren, habe ich mit For- 
malindampfen desinfiziert. Die durch Aetherdampfe getoteten Fliegen 
(mit abgeschnittenen Flflgeln und Beinchen) wurden 10—45 Minuten in 
einen kleinen Apparat mit Formalindampfen getan. Die Einsaat erfolgte 
entweder von dem ganzen, vorher abgeschnittenen Unterleib der Fliege 
oder vom Darme, welcher nach der Methode von Flu abprapariert wurde. 
Um mich zu iiberzeugen, daB die oben beschriebene Desinfektionsmethode 
geniigend wirksam ist, um die an der Oberflache des Fliegenkorpers an- 
haftenden Bakterien sicher abzutfiten, habe ich eine Reihe von Kontroll- 
versuchen mit verschiedenen Bakterienarten (Vers. No. 12: Bac. pro - 
digiosus, Sarcina aurantiaca und citrina, Vers. No. 13: Bac. 
dysenteriae Shiga-Kruse) angestellt; die Dauer der Desinfektion be- 
trug 3, 5, 10, 15, 20, 30 und 35 Minuten. Diese Kontrollversuche haben 
ergeben, daB schon eine 3 Minuten dauernde Einwirkung von Formalin¬ 
dampfen geniigt, um die Dysenteriebacillen an der Oberflache der Fliege 
zu vernichten. Was nun die Bakterien im Innern des Darmes anbetrifft, 
so hat sich dabei herausgestellt, daB dieselben selbst nach 45 Minuten 
dauernder Desinfektion noch v8llig lebendig bleiben konnen. Demnach 
hatte die Desinfektion in meinen Hauptversuchen folgende Zeitdauer: 
45 Minuten in Versuch No. 15; 30 Minutdn in Versuch No. 16 und 20; 
10 Minuten in Versuch No. 19; dagegen blieb in Versuch No. 17 und 18 
jede Desinfektion aus. 

Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle II angefuhrt: 


Tabelle II. 


No. 

Zeitdauer der 
Futterung mit infi- 
ziertem Material 



Tag der Ontersuchung von: 



Kot 

Darm 

1 Fiifichen mit Saug¬ 
russel 

Brot 

posit. 

negat. 

posit. 

negat. 

positiv 

negativ 

posit. 

negat. 

14 

24 Stunden 

2 

7 

_ 

____ 

2 

7 



15 

48 


3 

— 

1 

2 u. 3 

1 

2 u. 3 

_ 1 

_ 

16 

72 


3 

5 

— 

3 u. 5 

— 

3 u. 5 

' - 

3. u. 4 

17 

48 


— 

4 

1 

4 

— 

4 

_ 

_ 

18 

48 


— 

— 

— 

5 

(3) 

5 

— 

3 

19 

24 


2 

5 

2 

5 

2 

5 

2 

5 

20 

24 

V 

2 

3 

2 

3 

— 

2 u. 3 

2 

3 


Stellen wir nun die Ergebnisse der Literatur mit den allbekannten 
Tatsachen zusammen, daB die Fliegen sich zahlreich auf den Exkrementen 
des Menschen niederlassen (was durch Fehlen gewisser sanitarer MaB- 
nahmen, speziell in bezug auf die Darmentleerungen infektionskranker 
Menschen, begiinstigt wird), und daB sie sich mit Vorliebe in Kiichen, 
Fleisch- und Milchhandlungen u. dgl. m. ansiedeln und die betreffenden 
Nahrungsmittel beschmutzen, so wird es leicht begreiflich, dafi die Fliegen 
eine gewisse Rolle bei der Verbreitung der Darminfektionen spielen konnen. 

Unsere Versuche zeigen auch, daB die Dysenteriebacillen nicht nur 
an den FuBchen und dem Saugrussel, sondern auch im Darme der Fliegen 


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590 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7. 


eine gewisse Zeit sich am Leben erhalten kSnnen, um dann eventuell 
vom Darm ausgeschieden zu werden. Aus Tabelle II ist folgendes er- 
sichtlich: Die Dysenteriebacillen sind an den Beinchen und SaugrGsseln 
der Fliegen am 2. Tage (in Versuch 18, wo die Fliegen in einem und 
demselben GefaB 2 Tage gelassen wurden, selbst am 3. Tage). im Darm 
am 2. Tage, im Kot am 3. Tage noch nachzuweisen; die infizierten Fliegen 
vermochten selbst am 2. Tage, das Brot anzustecken. Die Zahl der 
Keime im Fliegenkot war am groBten kurz nach dem Infizieren, ver- 
minderte sich allmahlich, und schon am 4. Tage konnte ich in der Ein- 
saat niemals Dysenteriebacillen mehr entdecken. Es sind wohl im Darme 
der Fliegen keine zur Vermehrung der betreffenden Bakterien besonders 
gflnstige Bedingungen vorhanden, so daB diese Insekten als eine be- 
standige Quelle der Infektion kaum in Betracht kommen kdnnen. 

Falls sie aber einen freien Zutritt zu infektibsen Exkrementen und 
gleichzeitig zu Nahrungsmitteln bekommen, so vermbgen sie natflrlich, 
dieselben infektios zu machen. Das wird der Fall unter den antisani- 
taren Bedingungen, welche z. B. im Kriege, wahrend groBer Manover, 
in Dorfern usw. sich finden. In der Tat wissen wir bezGglich des Ab- 
dominaltyphus bestimmt, daB einige Epidemieen im Kriege [Footh 1 ), 
Veeder, Poore 2 3 ), Reed 9 )], ebenso wie Hausepidemieen (Berta- 
relli), in direktem Zusammenhang mit der Verbreitung der Infektion 
durch Fliegen gebracht werden konnten. 


Literatur. 

Auch6, Transport des bacilles dysent4riques par les mouches. (Compt. Rend. Soc. de 
Biologie. T. 2. 1906. p. 450.) 

Bertarelli, Verbreitung des Typhus durch die Fliegen. (Centralbl. f. Bakt etc. Abt I. 
Orig. Bd. 53. 1910.) 

Cao, Sul passagio dei germi a traverso le lavre di alcuni insetti. (Ann. d’lg. sperim. 
Vol. 16. 1906. p. 645.) 

Celli, Trasraissibilita dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. (Bull. d. 
Soc. Lancisiana degli osped. di Roma. 1888. Fasc. 1; nach Ref. im Centralbl. f. Bakt 
etc. Bd. 4. 1888.) 

Ficker, Typhus und Fliegen. (Arch. f. Hyg. Bd. 46. 1903.) 

Flu, Studien iiber die im Darm der Stubenfliege etc. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. 
Orig. Bd. 57. 1911.) 

Galli-Valerio, L’6tat actuel de nos connaissances sur le rdle des mouches dans la 
dissemination des maladies parasitaires etc. (Centralbl. f. Bakt etc. Abt I. Orig. 
Bd. 54. 1910.) 

Rutscher, Abdominaltyphus. (Handb. d. pathog. Mikroorg. von Kolle u. Wasser- 
mann. Erg.-Bd. I. 1907.) 

Lindemann, Arthropoda als Verbreiter der Infektionskrankheiten. Kiew 1911. [Russ.] 
Neufeld, Typhus. (Handb. d. pathog. Mikroorg. von Kolle u. Wassermann. 
Bd. 2. 1903.) 

Sawtschenko, Die Beziehung der Fliegen zur Verbreitung der Cholera. (Centralbl. 
f. Bakt. etc. Bd. 12. 1892.) 


1) Zit. nach Rutscher. 

2) Zit. nach Neufeld. 

3) Zit. nach Galli-Valerio. 


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LOwenstein, Beitrag zur Chcraie des Tuberkelbacillus. 


591 


Hachdruck verboten. 

Beitrag zur Chemie des Tuberkelbacillus. 

[Aus dem k. k. staatlich-serotherapeutischen Institut (Vorstand: 

Hofrat Paltauf)-] 

Vorlflufige Mitteilung. 

Von Dr. Ernst LSwenstein. 

Schon Robert Koch hatte versucht, die wirksame Substanz des 
Tuberkulins aus dem eingeengten Filtrat der Glyzerinbouillonkultur zu 
isolieren. Doch muBte dieser Versuch bei dem damaligen Stande der 
Chemie einerseits, des unsicheren Prtifungsmodus des Tuberkulins anderer- 
seits, scheitern. Spflter hat W. Kflhne dieselbe Frage wieder auf- 
gegriffen. Die groBte Schwierigkeit war von jeher, die wirksame Sub¬ 
stanz von den Bestandteilen der Glyzerinbouillon zu befreien. Kflhne 
suchte diese Schwierigkeit dadurch zu umgehen, daB er einfacher zu- 
sammengesetzte Nflhrboden benutzte. Aber seine Versuche waren nach 
seinen eigenen SchluBfolgerungen nicht geeignet, die Frage zu ent- 
scheiden, ob die wirksame Substanz des Tuberkulins aus dem Pepton- 
korper der Glyzerinbouillon stammt, oder bloB an einem Peptonkorper 
haftet. Auch waren die Substanzen, die er fflr die Zusammensetzung 
des Nflhrbodens verwendet hatte, zu kompliziert, urn eine chemische 
Untersuchung aussichtsreich zu gestalten. 

Im Jahre 1894 haben nun Proskauer und Beck gezeigt, daB die 
Tuberkelbacillen imstande sind, ihren gesamten Stickstoffbedarf mit As- 
paragin als einziger Stickstoffquelle zu bestreiten. 

Von dieser Beobachtung ausgehend, hatte Verfasser gemeinsam mit 
E. P. Pick versucht, die Stoffwechselprodukte, die auf diesem N&hr- 
boden durch Tuberkelbacillen gebildet werden, nflher chemisch zu cha- 
rakterisieren. Wir haben folgenden N&hrboden fflr die Zflchtung der 
Tuberkelbacillen verwendet: 

6 g Asparagm, 

6 g milchsaures Ammon, 

3 g neutrales Natriumphosphat, 

6 g Kochsalz, 

40 g Glyzerin. 

Spfiter konnte auch das milchsaure Ammon weggelassen werden. 

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen sich dahin zusammen- 
fassen, daB es gelingt, auf eiweiBfreien N&hrboden ein gut wirksames 
Tuberkulin zu erhalten, das als echtes Stoffwechselprodukt der Tuberkel¬ 
bacillen aufzufassen ist; es ist ein hitzebestflndiger, dialysabler, alkohol- 
unlflslicher Kflrper, der keine Biuretreaktion gibt, durch Gerbs&ure, 
Jodquecksilberkalium und Quecksilbersulfat in saurer Lflsung fallbar und 
durch Pepsinsalzsflure und Trypsinsoda zerlegbar ist. 

Spflter hat Georg Lockemann aus dem Institut fflr Infektions- 
krankheiten sich mit derselben Frage beschflftigt; allerdings war die Zu¬ 
sammensetzung seines Nflhrbodens ein wenig komplizierter. 

Seine N&hrstofflflsung hatte folgende prozentuale Zusammen¬ 
setzung : 


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592 


CeDtralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Monokaliumphosphat 0,50 
Magnesiumsulfat 0,06 

Magnesiumcitrat 0,25 

Asparagin 0,50 

Glyzerin 2,00 

Soda ca. 0,25 


Proz. 


Die von Lockemann erhaltenen Resultate differieren in einigen 
Punkten mit den von Lowenstein und Pick. Im Gegensatz zu 
Lockemanns Befunden waren bei uns die EiweiBreaktionen (Reak- 
tionen rait Ammonsulfat, Kaliumferrocyanid und Mi lions Reagens) 
sowie die Kochproben negativ aus. 

„Vielleicht sind diese Abweichungen darauf zuriickzufuhren, daB die 
genannten Autoren eine andere NahrbodenlOsung benutzten. Es ist wohl 
fiberhaupt anzunehmen, daB die Art der Zusamraensetzung und die syn- 
thetische Stufe der Tuberkelstoffwechselprodukte, wie auch Ldwenstein 
und Pick vermuten, bis zu einem gewissen Grade auch von der Art des 
Nahrbodens abhangig sind“ (zit. nach Lockemann). 

Um nun auch in diesen Punkten eine einheitliche Auffassung zu er- 
moglichen, habe ich mich bemiiht, noch einfachere N&hrmedien ausfindig 
zu machen. DaB dieser Versuch nicht so aussichtslos war, wie es nach 
den heutigen Anschauungen zu erwarten gewesen ware, beweist ein aller- 
dings vereinzelt gebliebener Versuch von Proskauer und Beck. In 
diesem Versuch hatte die Nahrfliissigkeit folgende Zusammensetzung: 
Ammoniumkarbonat (kaufliches) 0,35 Proz. 

primares Kaliumphosphat 0,15 „ 

Magnesiumsulfat 0,25 „ 

Glyzerin 1,5 „ 

Nach 2 Monaten war die ganze Oberfl&che der Kulturflflssigkeit von 
einer diinnen Haut iiberwachsen. In einer FuBnote beschrieben die 
Autoren auch die Tuberkulinwirkung dieser Flilssigkeit: Ein vor 
4 Wochen tuberkulos gemachtes Meerschweinchen reagierte auf Injektion 
von 0,1 ccm mit Temperatur von 38,4° auf 39,9° C. 

Ich habe nun zuerst dieses Verfahren nachgeprllft und in der Tat 
bestatigen konnen, daB das auf diesem N&hrboden gewonnene Tuberkulin 
alle Charakteristika des Tuberkulins zeigt, die wir bisher als spezifische 
angesehen haben. Ueber die chemische Natur dieses Tuberkulins werde 
ich an anderer Stelle in ausfuhrlicher Weise berichten. 

Meine Versuche gingen nun weiter darauf aus, festzustellen, welche 
Bestandteile der bisher ublichen Nahrboden fur das Wachstum derTuberkel- 
bacillen unbedingt notwendig sind. 

Wahrend Proskauer und Beck, Lockemann stets ihren Nahr¬ 
boden Schwefel (meistens in Form von Magnesiumsulfat) zugesetzt haben, 
ergaben schon meine Versuche mit E. P. Pick, daB sich die Tuberkel- 
bacillen auch ohne Schwefel und Magnesia auBerordentlich iippig und 
unter reichlicher Entwickelung spezifischer Substanzen entwickeln kOnnen. 

Die nachsten Versuche zielten darauf ab, die Rolle des Kaliums und 
Natriums fiir das Wachstum der Tuberkelbacillen aufzuklaren. Zu dem 
Zwecke wurde Stickstoff in Form von Ammoniumphosphat verwendet, so 
daB schlieBlich der Nahrboden nur aus folgenden Bestandteilen zusammen- 
gesetzt war: 

Ammoniumphosphat 6 Prom. 

Glyzerin 4 Proz. 

Acp dest. 1000 

Die Kontrollproben enthielten auBer diesem Zusatz noch 4 Prom. 
Natriumchlorid bzw. Kaliumchlorid oder Kalisulfat. 


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van der Bogert, Epidemic of throat infection with glandular enlargement. 593 


Es ergab sich dabei, daB in den Kolbeu, in denen Ammoniumpbos- 
phat allein vorhanden war, das Wachstum am schnellsten vorgeschritten 
war. Die Kolben, in denen neben dem Ammoniumphosphat noch Natrium- 
chlorid enthalten war, zeigten ein schwacheres Wachstum; immerhin war 
es starker als in den Kolben, in denen neben dem Ammoniumphosphat 
noch Kaliumchlorid vorhanden war; nach 2 1 /* Monate langem Wachstum 
verschwanden aber diese Unterschiede v5llig. 

Aus diesen Versuchen geht also mit Sicherheit her- 
vor, daB zum Wachstum der Tuberkelbacillen weder ein 
Zusatz von Kalium, Natrium, Chlor oder Schwefel zum 
Nahrboden notwendig ist. 

Gleichzeitig erhebt sich nun die Frage, ob auf diesem Nahrboden 
auch ein wirksames Tuberkulin gebildet wird. 

Trotzdem das Wachstum auf diesem Nahrboden kein so iippiges ist 
wie auf einer Glyzerinbouillon, so ist doch in der 3. Generation bereits 
nach 8 Wochen die Oberflache dieser Nahrflfissigkeit von einer diinnen 
Haut uberzogen. 

Dabei nimmt die an sich wasserklare farblose Fliissigkeit ebenso 
wie der Asparaginnahrboden einen gelblichen Stich an. Prtift man nun 
das klare, durch ein Reich el-Filter von den Bacillen befreite Kultur- 
medium durch intrakutane Injektion auf seinen Gehalt an spezifische 
Tuberkulinsubstanzen, so erweist sich dasselbe genau so wirksain, wie 
das Asparagintuberkulin. 

Auf diesen so einfach zusammengesetzten Nahrboden muB also das 
Tuberkulin synthetisch aufgebaut werden. 

Ich behalte mir vor, die auf diesen einfachen eiweifi- und schwefel- 
freien Nahrboden gebildeten Substanzen und Stoffwechselprodukte che- 
misch naher zu charakterisieren. 


Nachdruck verbotcn. 

An epidemic of throat infection with glandular enlargement. 

By Frank ran der Bogert, M. D., Schenectady, N. Y. 

The interest aroused by the epidemic of septic sore throat occurring 
in Massachusetts during 1911, and the recent apparently simular epidemic 
now prevalent in Baltimore, leads me to report a number of apparently 
simular cases which have occured in Schenectady during the past winter. 

Sixty-two cases have been investigated, several of them occurring 
in my own practice. This number, however, gives no idea of the actual 
number of cases existing in the city, since I was unable to obtain com¬ 
plete reports from many of which I had knowledge, and a large number 
of the physicians were not communicated with. Furthermore, many cases 
have occurred since the investigation was made. 

Twenty-six of the patients were between one and five years of age, 
13 unter one year, and only 6 of the series were over fifteen. 

Three of the cases should probably be eliminated from the series, 
1 being an affection of the inguinal glands, and 2 others apparent ordi¬ 
nary quinsy. 

The condition of the throat was noted as congested, sore, inflamed 
or red in 33, tonsils enlarged in 12, membrane or streaking in 4, folli- 

Krste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 38 


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594 


Centialbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


cular tonsillitis in 5, severe tonsillitis in 1, and simply as tonsillitis 
in 2. The throat was negative in 10, and its condition noted in 8. 

The glands enlarged were cervical in 28, submaxillary in 18, sub- 
mastoid in 10, those of the parotid region in 9, and sublingual in 1, 
and in 1 the gland was not noted. Eight were specified as anterior 
cervical, 4 as posterior cervical, and 2 as left cervical. 

As to the complications and sequellae, there were none noted in 
30 of the cases. Five of the glands suppurated, 1 patient, an adult, 
showed erysipelas of the face, 2 had headache, and 4 others developed 
otitis. There was pain in the joints or rheumatism in 3; 4 developed 
nephritis, 1 pneumonia, and 4 were complicated by bronchitis; in 5 there 
was no report as to complications. 

The most interesting question, in view of the larger epidemics, was 
the source of the milk supply. One baby was on the breast, 1 patient 
on certified milk, and the remaining 60 were supplied by 34 different 
distributors. The milk supply of 8 of the cases was not determined, 
which means that 52 were supplied by 34 distributors. An effort was 
made to trace their supply to the producer, but this was unsatisfactory. 
It was possible, however, to trace the supply at least part way in the 
cases of 13 of the distributors, and only in one or two instances was 
it found that any two men were supplied by a single producer or middle¬ 
man. This, together with the fact that the disease was so widely dis¬ 
tributed over the city, at least 1 case occurring in each of the thirteen 
wards, and not more than 8 in any one ward, leads to the belief that 
the milk supply may be disregarded as a causative factor. 

A search of the records of the Board of Health from October 1, 
1911, to February 1, 1912, the period covered by this report, shows 
that no deaths can be attributed to the disease. 


Nachdruck verboten. 

Kapselbildung bei den Bakterien der Septicaemia 

haemorrhagica. 

[Aus dem bakteriologischen Institut der Universitfit Budapest (Direktor: 

Prof. Dr. H. Preisz).] 

Von Dr. Ludwig Odzony, Assistenten. 

Mlt 3 Figuren. 

Im folgenden mochte ich fiber eine ziemlich bestfindige und charak- 
teristische Eigenschaft der sich bipolar ffirbenden Bakterien der Septicaemia 
haemorrhagica berichten, namlich fiber die Kapselbildung derselben. 

Preisz berichtet zwar schon im Jahre 1897, dafi der Bacillus 
suisepticus „eine Hfille (sei es Schleimhfllle oder Plasmarinde) be- 
sitzt, die durch wfisserige Farblosungen nicht gefarbt wird, wohl aber 
durch die Geifielfarbungsmethode. Auf die Gegenwart einer die Bacillen 
umgebenden, oder intercellularen Substanz weist ja auch die schleimige 
Konsistenz der Kulturen hin. Uebrigens kann eine Hfille dieses Bacillus 
nicht selten auch im Blute von Versuchstieren beobachtet werden“. 

Diese Beobachtung von Preisz scheint jedoch in Vergessenheit ge- 
raten zu sein, oder sie wurde nicht allgemein akzeptiert, denn wfihrend 


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G6zony, Kapselbildung bei den Bakterien der Septicaemia haemorrhagica. 595 

die erste Ausgabe des Kolle-Wasserraannschen Handbuches bei der 
Beschreibung des Bacillus suisepticusdie Preiszsche BeobachtuDg 
erw&hnt, schreibt Hutyra in der neuen Ausgabe dieses Handbuches 
folgendes: „Bisher ist es aber nicht gelungen, bei den bipolSren Bak¬ 
terien’flberhaupt eine Kapsel mit Sicherheit nachzuweisen.“ 

Die beiliegenden Mikrophotogramme mOgen als Belege dafiir dienen, 
daB die Kapseln des Bacillus suisepticus kein Kunstprodukt vor- 
stellen und daB auch die anderen zu dieser Gruppe gehorenden Bak¬ 
terien sowohl in frischen Kulturen, wie auch im infizierten Organismus 
von einer deutlichen Schleimhulle umgeben sind. 

Die Ursache der Unkenntnis dieser Tatsache liegt wohl darin, daB 
die Kapseln dieser Bakterien sich weder mit den gewohnlichen Bak- 
terienfarbemethoden, noch mit den (iblichen Kapself&rbemethoden dar- 
stellen lassen. Mit der Lofflerschen GeifielfSrbemethode gelingt es 
zwar, die Kapseln sichtbar zu rnachen, die Kompliziertheit des Verfahrens 
konnte aber leicht den Verdacht auf Kunstprodukte aufkommen lassen. 
In dem Tuscheverfahren besitzen wir jedoch eine Methode, mit welcher 
man die Kapseln dieser Mikroorganismen in ihrem natiirlichen Zustande 
(ohne jedes F&rbeverfahren) leicht veranschaulichen kann und dabei eine 
Gefahr der Entstehung von Kunstprodukten nicht zu befurchten braucht. 
Zu diesem Zwecke wird auf einen Objekttrager ein kleiner Tropfen 
Tusche (Tuschtintej gebracht, in diesen das Bakterien enthaltende Ver- 
suchsmaterial gemischt, sodann darauf ein Deckglas gelegt, welch letz- 
teres mit mehrfach gefaltetem Loschpapier sanft niedergedriickt wird. 
Infolge des Druckes verdr&ngen die zwischen Deckglas und Objekttrager 
befindlichen Kapselbakterien vollkommen die Tusche von ihrer Stelle 
und bei enger Irisblende erscheinen auf tiefschwarzem Hintergrunde die 
intensiver lichtbrechenden Bakterienleiber von einer Kapsel umgeben. 

Mit dieser Methode konnte ich zuerst beim Bacillus avisepticus 
eine Kapsel nachweisen, was bisher meines Wissens noch nicht ge¬ 
lungen war. Dieser Bacillus wachst auf entsprechendem Nahragar in 
tropfen&hnlichen weiBlichen, durchscheinenden, oft herab- und zusammen- 
flieBenden Kolonieen. die sich nur nach dem zweiten oder dritten Tage 
als fadenziehend erweisen. In Tusche untersucht, umgibt den Bakterien- 
leib eine Kapsel, deren Breite fast das Doppelte des Bacillenleibes er- 
reicht (s. Fig. 1). 

In infizierten Tau- 
ben bilden die Bacillen 
sowohl an der Infek- 
tionsstelle als auch im 
Herzblute (Fig. 2) reich- 
liche Kapseln. Ebenso 
zeigte sich eine reich- 
liche Kapselbildung im 
Blute und an der In- 
fektionsstelle infizierter 
Mause, Kaninchen, Meer- 
schweinchen und weiBer 
Ratten. Im Blutserum 
der nach Infektion ver- 
endeten Ratten und 
Meerschweinchen undim Fig. 1. Bac. avisepticus aus einer 24-stiindigen Agar- 
pericardialen Exsudat kultur (in Tusche untersucht). 

38* 



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596 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 

des Kaninchens war mit verdiinnter Essigsaure eine auf Mucin (Kapsel- 
stoff) charakteristische Trubung nachweisbar. 

Aehnlich den beschriebenen St&mmen verhielten sich auch zwei 
andere Stamrae des Bac. avisepticus. In Anbetracht der von 
Preisz gefundenen Tatsache, wonach der bei hbherer Temperatur 
fortgeziichtete Milzbrandbacillus sein Kapselbildungsvermogen und damit 
gleichzeitig auch seine Virulenz allmahlich verliert, versuchte auch ich, 
den Bac. avisepticus bei 44,5° C abzuschwSchen; er verlor jedoch 
auch in der 100. Generation (jeden 2. Tag iiberimpft) seine Kapsel- 
bildungsfahigkeit nicht, und ebenso bewahrte er stets seine Virulenz. 



Fig. 2. Bac. avisepticus im Herzblute einer in- Fig. 3. Bac. suisepticus aus einer 24- 
fizierten Taube (in Tusche untersucht). stiindigen Agarkultur (in Tusche untersucht). 

Dem Bac.avisepticus vollkoramen Shnlich verhielt sich auch Bac. 
cuniculicida, den ich aus einem Kaninchen geziichtet hatte, welches 
gelegentlich einer Instituts - Epizootie verendete. Diese Kultur bestand 
ebenso aus ab- und zusammenflieBenden Kolonieen, welche sich jedoch 
schon am ersten Tage als fadenziehend erwiesen. Bei der Untersuchung in 
Tusche konnte man urn die Bacillenleiber breite Kapseln beobachten und 
im Blute der verendeten Kaninchen waren nur bekapselte Bacillen sichtbar, 
an welchen bei enger Irisblende die Bipolaritat auch ohne FSrbung wahr- 
nehmbar war. Von den zwei untersuchten Stammen des Bac. sui¬ 
septicus wuchs der eine auf Nahragar ganz iibereinstimmend mit den 
zuvor erwahnten, und erwies sich in Tusche aus Kapselbakterien be- 
stehend. Die zweite Kultur, welche aus dem Institut fur Seuchenlehre 
der Budapester Tierarztlichen Hochschule stammte, zeigte ein kflmmer- 
liches Wachstum; die Kolonieen waren fast glanzlos, irisierend, aber 
trotzdem fadenziehend. In Tusche war etwa die Halfte der Bacillen init 
reichlichen Kapseln umgeben, die iibrigen hatten jedoch iiberhaupt keine 
oder hochstens sehr dunne Kapseln. Dieser letztere Stamm tfitete eine 
Maus in 96 Stunden; im Blute des Tieres fanden sich reichlich Kapsel- 
bacillen. In der aus diesem Blute gezuchteten Kultur waren die Kolo¬ 
nieen tropfeniihnlich herab- und zusammenflieBend. Gleichfalls sehr reich 
an Kapselbakterien waren die vom genannten Institute der Budapester 
Tierarztlichen Hochschule erhaltenen Kulturen des Bac. canisepticus, 
sowie auch eine untersuchte Kultur des Bac. mustelae septicus. 


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Mereshko wsky, Virulenz des Bacillus Danysz auf Agarkulturen. 


597 


Obwohl meine Untersucbungen sich nicht auf alle bisher bekannten 
Vertreter der Gruppe des Bac. bipolaris septicus erstreckten, laBt 
sich doch nach den mitgeteilten Beobachtungen mit Recht behaupten, 
daB die Kapselbildung bei der Bakteriengruppe der Septicaemia haemor- 
rhagica ebenso best&ndig und charakteristisch ist wie die bipolare Far- 
bung, und daB auch diese Eigenschaft differential-diagnostisch Verwertung 
finden dfirfte. 


Nachdruck verboten. 

Erhaltung derYirulenz des Bacillus Danysz auf Agar¬ 
kulturen. 

[Aus dem landwirtschaftl.-bakteriologischen Laboratorium des Ackerbau- 
ministeriums in St. Petersburg (Direktor: M. G. Tartakowsky).] 

Von S. S. Mercslikowsky. 

Nach den Untersuchungen von Danysz 1 ) bleibt die Virulenz des 
von ihm im Jahre 1900 zur Vernichtung der Ratten vorgeschlagenen 
Bacillus in Agarkulturen nicht langer als 2—3 Monate erhalten. Da 
das landwirtschaftlich - bakteriologische Laboratorium ebenfalls in Agar 
gesktes Aussaatmaterial zur Bereitung von Massenkulturen dieses Ba¬ 
cillus versendet 2 3 ), schien es mir von Interesse zu sein, die Frage auf- 
zuklSren, ob nicht auch seine Virulenz in dem Zustande, wie er vom 
Laboratorium versandt wird, ebenso rascher Abschwachung ausgesetzt sei. 

Zur Losung dieser Frage besate ich aus der 134. Generation einer 
in 10-proz. HiihnereiweiBdekokt erwachsenen Kultur des Bacillus Da¬ 
nysz etliche ReagensglSschen mit schwach alkalischem Agar, welcher 
auBer 2 Proz. Agar aus: 1 Proz. Extr. carnis Liebig, 1 Proz. Pepton 
sicc. Witte, 0,5 Proz. Kochsalz bestand. 

Da aber, wie meine Untersuchungen gezeigt haben, Bouillon unter 
gewissen Umstanden eine Virulenzverminderung des Bacillus Danysz 
hervorrufen kann *), besate ich auBer den erwjihnten Ileagensglaschen 
noch einige andere mit aus 10-proz. HiihnereiweiBdekokt zubereiteten 
Agar 4 ). 

Die einen sowie die anderen ReagensglSschen stellte ich sofort nach 
der Aussaat in den Brutschrank bei 38° C. Nach 24 Stunden bedeckte 
ich sie mit Gummikappen und brachte sie zur Aufbewahrung bei Zimmer- 
temperatur in einen Dunkelschrank. 


1) Danysz, J., Pathogene Mikroben als Vertilgungsmittel gegen schadliche Tiere. 
(Handb. d. Techn. u. Method, d. Immunitatsforsch. von R. Kraus u. C. Levaditi. 
Erganzgsbd. I. 1911. p. 635.) 

2) M eresb kowsky, S. S., Ueber das im landwirtschaftlich - bakteriologischen 
Laboratorium des Ackerbaurainisteriums in St. Petersburg angewandte Verfahren zur 
Herstellung von Aussaatmaterial fur Massenkulturen des Bacillus Danysz. (Centralbl. 
f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 65. 1912. p. 400.) 

3) Meresh kowsky, S. S., Die lWinflussung der Virulenz des Bac. Danysz 
durch fortlaufende Ueberimpfungen in Bouillon. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. 
Bd. 62. 1912. p. 64.) 

4) Mereshkowsky, S. S., Ein neuer Nahrboden, auf dem der Bacillus Da¬ 
nysz selbst nach langdauernden, fortlaufenden Ueberimpfungen seine Virulenz nicht 
verliert. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 65. 1912. p. 393.) 


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598 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7. 


Die am 544. Tage ihrer Aufbewahrung bei Zimmertemperatur vor- 
genommene Priifung dieser Reagensglaschen ergab, daB der in ihnen 
enthaltene Agar merklich ausgetrocknet war. Aus Furcht vor der schad- 
lichen Wirkung einer weiteren Konzentrationszunahme des Nahrmediums 
infolge des Austrocknens auf die Lebensf&higkeit des Bacillus wahlte 
ich an demselben Tage 2 Reagensglaschen, und zwar ein mit auf Bouillon 
bereitetem Agar und ein anderes mit auf 10*proz. EiweiBdekokt herge- 
stelltem Agar, in welchen der Agarinhalt auf die Halfte reduziert war, 
und machte aus ihnen Abimpfungen in 2 Kolbchen mit schwach alkali- 
scher Bouillon. Die Kolbchen brachte ich sofort nach der Aussaat in 
den Brutschrank bei 38° C. 

Nach 24 Stunden machte ich aus den in den Kolbchen erwachsenen 
Kulturen zuerst Kontrollaussaaten auf Endo-Agar, Conradi-Dri- 
galski-Agar und schrage Gelatine, und fiitterte diese Kulturen mit 
Roggenmehl vermengt, zu 10 ccm grauen Ratten (Mus decumanus), 
von denen, wie gewohnlich, je eine in einen K&fig untergebracht war. 

In den aus den Kolbchen auf E n d o - Agar, Conradi-Drigalski- 
Agar und schrager Gelatine gemachten Kontrollaussaaten entwickelte 

Tabelle No. 1. 


Resultate, die bei der Infektion grauer Ratten (Mus decumanus) dureh Abimpfung 
aus einem Reagensglaschen mit Bouillonagar erhaiten wurden. 


No. der Ratte 

Nach wieviel Tagen 
nach der Infektion 
fiel die Ratte? 

Die Peyerschen 
Plaques waren 
vergroBert oder 
nicht 

Neben den Danyszschen Bad lien 
fremdartige Bacillen gefunden (-+-) oder 
nicht (0) in: 

der Leber 

der Milz 

dem Herzblut 

1. 

9 

vergr. 

0 

0 

0 

2. 

41 


+ 

+ 

St. 

3. 

10 


0 

0 

0 

4. 

10 

,, 

0 

0 

0 

5. 

14 

„ 

0 

0 

0 

6. 

5 

u 

0 

0 

St 

7. 

13 


+ 

+ 

0 

8. 

31 


0 

0 

St. 

9. 

13 


0 

0 

0 

10. 

3 

nicht 

+ 

+ 

St 


Tabelle No. 2. 

Resultate, die bei der Infektion grauer Ratten (Mus decumanus) durch Abimpfung 
aus einem Reagensglaschen mit 10-proz. HiihnereiweiSdekokt zubereitetem Agar er¬ 
haiten wurden. 


1 

c3 

X Nach wieviel Tagen 
g nach der Infektion 
'o fiel die Ratte? 

Die Peyerschen 
Plaques waren 
vergroBert oder 
nicht 

Neben den Danyszschen Bacillen 
fremdartige Bakterien gefunden (-+-) oder 
nicht (0) in: 

o 

55 1 

der Leber 

der Milz 

I dem Herzblut 

1. 6 

vergr. 

+ 

+ 

o 

2. 5 


0 

0 

0 

3. 1 4 

nicht 

0 

0 

0 

4. 9 

vergr. 

0 

0 

0 

5.1 12 

71 

+ 

+ 

0 

6. | 9 

71 

0 

0 

0 

7. 8 

71 

+ 

+ 

0 

8. 6 

71 

0 

0 

0 

9. 9 


0 

0 

0 

10. | 8 

71 

+ 

+ 

0 


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Negri, Beobachtungen fiber Haemoproteus. 


599 


sich eine Reinkultur eines Bacillus, der dem Charakter seines Wachstums 
auf den genannten N&hrmedien nach sich in keiner Weise vom Ba¬ 
cillus Danysz unterschied. 

Die bei der Infektion der Ratten mit den in den Kolbchen ge- 
wachsenen Kulturen von mir erhaltenen Resultate sind in den Tabellen 
No. 1 und No. 2 dargestellt. 

Wenn wir diese Ergebnisse mit denjenigen vergleichen, die ich ge- 
legentlich bei der Infektion grauer Ratten mit durchaus virulenten Rassen 
des Bacillus Danysz beobachtet habe 1 ), so sehen wir ihre voll- 
standige Aehnlichkeit. 

Man ist folglich gezwungen, zu schlieBen, daB sogar nach lV 2 -jahriger 
Aufbewahrung der Agarkulturen bei Zimmertemperatur ihre Virulenz 
sowohl bei denjenigen, die auf mit Bouillon hergestelltem Agar, wie auch 
bei denjenigen, welche aus mit 10-proz. HilhnereiweiBdekokt bereitetem 
Agar gewachsen waren, keiner merklichen Aenderung ausgesetzt ist. 

Es besteht somit ein schroffer Widerspruch zwischen den von mir 
und den von Danysz erhaltenen Resultaten. Dieser Widerspruch ist 
aber nur ein scheinbarer und wird dadurch bedingt, daB der von Da¬ 
nysz aus Pferdefleischdekokt zubereitete Agar unter dem EinfluB der 
Lebenstatigkeit seines Bacillus saure Reaktion bekommt. Eine saure 
Reaktion des Nahrbodens hat aber, wie auch ich zu konstatieren Ge- 
legenheit hatte, eine sehr energische Wirkung auf den genannten Bacillus 
und ruft rasches Aufhdren seiner Lebenstatigkeit hervor. 

Schlufifolgerung. 

Die Virulenz der Agarkulturen des Bacillus Danysz 
kann bei gewisser Zusammensetzung dieses Mediums im 
Laufe von wenigstens iy 2 Jahren erhalten bleiben. 


Nachdruck verboten. 

Beobachtungen liber Haemoproteus. 

Von Prof. Adelchi Negri, Pavia. 

Mit 1 Tafel. 

Dem Studium der Protozoen der Gattung Haemoproteus (Hal- 
teridium) wurde durch die hochinteressanten Befunde, welche bei 
diesen Mikroorganismen beschrieben wurden, und durch die verschiedenen 
Hypothesen, welche beziiglich ihres Evolutionszyklus aufgestellt wurden, 
besondere Wichtigkeit verliehen. 

Auf diese Wesen wurde besonders durch die SchluBfolgerungen 
Schaudinns (1906) die Aufmerksamkeit gelenkt. 

Bekanntlich hat Schaudinn aus seinen Untersuchungen des Blutes 
der Athene noctua R. die Ueberzeugung gewonnen, daB die Try- 
panosomenformen und die Halteridium-Formen — die man in diesem 
Tiere, neben anderen Protozoen, so oft vergesellschaftet fiudet — nicht 
verschiedenen Arten angehoren, sondern differente Stadien des Evolutions¬ 
zyklus eines Trypanosoma darstellen. 

1) Mereshkowsky, S. 8., Die Wirkung der 186.—515. in 10-proz. Hfihner- 
eiweitidekokt erwachsenen Generationen des Bacillus Danysz auf graue Ratten 
(Mus decuman us). (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt I. Orig. Bd. 65. 1912. p. 482.) 


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600 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Nach Schaudinns Angaben lebt das Trypanosoma noctuae 
nicht immer im Blutplasma, sondern auch wShrend gewisser Stadien als 
Parasit der roten Blutkorperchen. Die freien Stadien, welche die Try- 
panosomenform aufweisen, und die endoglobularen Stadien (Halteri¬ 
dium- Form) wechseln mehrmals miteinander ab, bis der Parasit in der 
roten Blutzelle seine vollige Entwicklung (als Halteridium) erreicht. 
Nun veriafit er als ein Trypanosoma wieder die Blutzelle und ver- 
mehrt sich durch sukzessive Teilungen, wodurch neue Trypanosomen 
entstehen, welche einen neuen geschlechtslosen Zyklus beginnen. 

Nach einer Reihe von asexuellen Generationen treten im Kreislaufe 
die durch besondere Charaktere gekennzeichneten geschlechtlichen Indi- 
viduen, die Gametocyten, auf. Die Befruchtung erfolgt nicht im Blute 
der Athene noctua, sondern im Mitteldarm von Culex. welche das 
Blut jener saugen. Auch in diesem Wirt beschrieb Schaudinn einen 
komplexen Zyklus, welcher die Mucken in die Lage setzt, beim Stechen 
die infektion zu iibertragen. 

Sehr verschieden von demjenigen des Haemoproteus noctuae 
soil sich der Zyklus des Haemoproteus columbae Celli u. Sanf., 
eines Parasiten der Columba livia L. abspielen. 

Die Beschreibung dieses Zyklus verdanken wir Aragao de Beau re - 
paire (1908). 

Nach den Angaben dieses Autors, der seine Untersuchungen in 
Brasilien ausfuhrte, soli auch die Halteridium-Infektion der Co¬ 
lumba livia durch ein blutsaugendes Insekt, und zwar nicht durch 
Culex, sondern durch eine Lynchia-Art (ibertragen werden. 

Die Parasiten dringen, nachdem sie infolge eines Stiches der Lyn- 
chia den Blutkreislauf der Taube erreicht haben, in die in den Kapil- 
laren der Lunge vorhandenen Leukocyten ein, und in diesen Organen 
spielt sich *ihr monogamischer Zyklus ab. 

Der ursprunglich aus einer kleinen Protoplasmamasse mit einem 
einzigen Chromatinhaufchen bestehende Parasit, der allmahlich grbfier 
wird, teilt sich im Leukocyten, in 12—15 und selbst noch mehr KSrper- 
chen, die ebenfalls aus Protoplasma und Chromatin zusaminengesetzt sind. 

Jedes dieser Korperchen wachst rasch heran, wahrend eine intensive 
Vermehrung des Chromatins erfolgt, welches sich in Blbckchen in den 
einzelnen Protoplasmamassen anordnet, in deren Umgebung eine Meinbran 
zum Vorschein koinmt. Es entsteht somit eine verschieden groBe An- 
zahl von Cysten, die im Innern des stark hypertrophischen Leukocyten 
zu einem einzigen Haufen dicht aneinandergedrSngt sind. Die Cysten 
nehmen fortschreitend an Volumen zu, das Chromatin teilt sich in 
Blfickchen, in eine zunehmende Anzahl von Kornchen; rings um die 
einzelnen Kornchen koinmt allmahlich eine kleine Protoplasmaportion 
zum Vorschein, bis der Parasit, nachdem er seine vollige Entwicklung 
erreicht hat, was 25—26 Tage nach der Infektion der Fall ist, platzt und 
dann eine Unzahl von Merozoiten heraustritt, welche in die roten Blut¬ 
korperchen eintreten. Die Merozoiten entwickeln sich in den roten Blut- 
zellen zu den bekannten Formen von Halteridium, die nichts anderes 
als Gameten sind, welche dazu bestimmt sind, in der Lynchia eine 
geschlechtliche Generation zu bilden und in diesem Insekt Individuen 
zu erzeugen, welche neue Infektionen herbeifiihren. 

Bei der engen Verwandtschaft, welche zwischen den beiden Haemo¬ 
proteus, dein II. noctuae und dem II. columbae, besteht, ist es, 


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Negri, Beobachtungen iiber Haemoproteus. 


601 


wie bereits Doflein bemerkte, und zwar meines Erachtens mit Recht, 
schwerlich denkbar, daB ihr Zyklus sich in so verschiedener Weise 
abspielt. 

Ich hielt es infolgedessen fur zweckmtifiig, eine Reihe von Unter- 
suchungen tiber diesen Gegenstand auszuftihren. 

Bevor ich meine Aufmerksamkeit auf andere Vogel aus der groBen 
Reihe von Arten, die Halteridien bewirten ktinnen, wendete, hielt ich es 
ftir notwendig, den Zyklus der beiden Haemoproteus (H. noctuae 
und H. columbae), dessen Studium die zwei erwahnten Autoren zu 
so verschiedenen SchluBfolgerungen fiihrte, nachzupriifen. 

Ich will mich vorlaufig darauf beschranken, tiber den Parasiten der 
Taube zu berichten, den ich besser untersuchen konnte. 

Die von mir untersuchten Tauben stammten aus der Campania 
romana; in Pavia konnte ich, trotzdem ich zahlreiche Untersuchungen 
ausftihrte, keine infizierten Tauben finden. 

Bei einer ziemlichen Anzahl dieser romiscben Tauben, in deren 
peripheretn Blut alle bekannten intraglobultiren Formen des Halteri- 
diums nachweisbar waren, fand ich in der Lunge, und zwar zuweilen in 
den Leukocyten deutlich sichtbar, besondere parasit&re Gebilde, welche 
ohne Zweifel auf verschiedene Stadien des Entwicklungszyklus eines 
Protozoon zurtickzuftihren waren. 

Diese parasittiren Formen kann man ohne weiteres mit den von 
Aragao beschriebenen und abgebildeten identifizieren. 

Ich werde spater eingehend tiber die genauere Struktur der ver¬ 
schiedenen Stadien des Parasiten berichten, dessen durchaus nicht leichte 
Untersuchung mir bereits gestattete, recht interessante Details, besonders 
beztiglich des Verhaltens des Chromatins, nachzuweisen; ebenso werde 
ich bei einer sptiteren Gelegenheit den Zyklus, so wie er aus meinen 
Praparaten hervorgeht, ausfuhrlich beschreiben. Einige Stadien, be¬ 
sonders Frtihstadien, verlaufen vielleicht in einer von der beschriebenen 
etwas verschiedenen Weise; meine Beobachtungen tiber diese Frtihstadien 
sind, infolge von Mangel an geeignetem Material, noch unvollstandig. 

Wie dem auch sei, wenn Unterschiede bestehen, so beziehen sich 
dieselben nur auf einige Stadien, und zwar auf die ersten, die man in 
den Leukocyten beobachtet; die verschiedene Deutung kann tibrigens 
auch mit der angewandten Technik zusammenhangen. 

Der intrapulmonale Zyklus des Protozoon entspricht im wesent- 
lichen demjenigen, den Aragao beschrieben hat. 

DaB die betreffenden Formen auf das H. columbae zurtickzuftihren 
sind, scheint mir durch die sorgfSltigen Versuche des brasilianischen 
Autors tiber die Uebertragung der Infektion durch die Lynchiae un- 
zweifelhaft bewiesen zu sein. Es ware ein Wunsch von mir gewesen, 
diese Versuche zu wiederholen; es bewirtete aber keine der Tauben, die 
mir geliefert wurden, die betreffenden Insekten. Andererseits ist die 
Aehnlichkeit zwischen den Merozoiten, die aus den reifen Parasiten frei 
werden und den ganz jungen Halteridien, die man, und zwar zuweilen 
in demselben Pr&parate, in den roten Blutkorperchen antrifft, so groB, 
daB man allein auf Grund der morphologischen Kriterien fast bestimmt 
behaupten kann, daB der Zyklus des H. columbae sich tatsachlich in 
der von Aragao beschriebenen Weise abspielt. 

Ich beschranke mich vorlaufig auf die einfache Hervorhebung 
dieses Befundes, ohne demselben einen allgemeinen Wert zuschreiben zu 
wollen, obwohl seine Bedeutung wohl niemandem entgehen kann. 


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602 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Ich mbchte hier jedoch bemerken, daB ich bei den von mir unter- 
suchten Tauben nie einen Uebergang von der Halteridium-Form zur 
Trypanosomenform beobachten konnte, obwohl ich in dieser Beziehung 
in der giinstigsten Lage war. Ich habe auBerdem nie Trypanosomen 
gefunden, ebenso wie es mir bei zahlreichen Kulturversuchen, selbst 
unter Anwendung von an Halteridien reichstem Blute, nie gelungen ist, 
die Entwicklung von gegeiBelten Formen zu erzielen. 

Pavia, 16. Nov. 1911. 


Erkl&ronff der Abbildungen. 

Fig. 1—4. Parasiteu aus Ausstrichpraparaten der Lunge (Columba livia). — 
Farbung nach Romanowsky-Giemsa. Vergr. 1500X- 


Nachdruck verbolen. 

Untersuchungen liber Streptolysin 

fAus dem d&nischen Staats-Seruminstitut zu Kopenhagen.] 

Von Dr. 0. von Hellens, 

Dozenten der Hygiene an der Univereitat Helsingfors. 

Mit 12 Kurven im Text. 

Die Eigenschaft der Streptokokken, in Uebereinstimmung mit 
manchen anderen Bakterien, bei Ziichtung in verschiedenen N&hrbQden 
HSmolysin zu bilden, wurde im Jahre 1901 von Besredka konstatiert 
und ist seitdem von mehreren Forschern studiert worden. Da indessen 
die hierbei gemachten Beobachtungen in vielerlci Hinsicht recht erheblich 
voneinander abweichen, und diese Frage somit eines fortgesetzten Stu- 
diuins bedurftig erschien, so habe ich, auf Anregung des Direktors des 
danischen Staats-Seruminstituts, Herrn Dr. Th. Madsen, eine Reihe 
von Untersuchungen vorgenommen, welche sich auf die etwaige Bildung 
von Streptolysin bei Ziichtung von Streptokokken in verschiedenen Nahr- 
boden sowie auch auf die Eigenschaften des Streptolysins beziehen. 

Zu dem Plan dieser meiner Arbeit gehorte eigentlich nicht das Stu- 
diutu des Verhaltens verschiedener Streptokokkenstamme in bezug auf 
ihr hamolysinbildendes Vermogen. Da es indessen fur mich von Wich- 
tigkeit war, behufs der geplanten Untersuchungen einen oder zwei ver- 
haltnismiiBig stark hamolysierende Streptokokkenstamme ausfindig zu 
machen, so habe ich zunachst eine Anzahl bei verschiedenen Krank- 
heiten reingeziichteter, pathogener, derartiger Stiimme auf die soeben er- 
wiihnte Eigenschaft hin gepruft. Auf Grund der hierbei gewonnenen 
Resultate habe ich sodann fiir meine Arbeit zwei StSmme ausgewahlt, 
welche sich als die, unter alien von mir untersuchten, am st&rksten hamo- 
lysinbildenden erwiesen hatten. Diese Starnme, mit denen meine samt- 
lichen, nachstehend zu schildernden Versuche ausgefflhrt worden sind, 
und die in diesem Aufsatz als Stamm A und B bezeichnet werden, 
riihrten beide von eitrigen entziindlichen Prozessen her. 


Bildung von Streptolysin bei Ziichtung von Streptokokken 
in verschiedenen Nahrboden. 

Was die Streptolysin bildung betrifft, haben friihere Untersuchungen 
ergeben, daB sie sehr rasch vor sich geht, so daB der Hamolysingehalt 


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CmlralblnllWr Bakkriologic. tbt. / Ong fid. #<f. 


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v. He liens, Untersuchungen fiber Streptolysin. 


603 


der Kulturen schon binnen 24 Stunden oder noch frflher sein Maximum 
erreicht. Levin konnte schon in Kulturen, die erst 10 Minuten alt 
waren, eine geringe Menge Streptolysin nachweisen. Binnen einer Stunde 
hatte sich bei seinen Versuchen der Hfimolysingehalt bereits etwas erhfiht, 
und in zweistfindigen Kulturen fanden sich betrfichtliche Mengen Hamo- 
lysin vor, indes 7—8-stfindige Kaninchenserum-Bouillonkulturen ebenso 
stark hfimolysierend wirkten wie 24-stflndige. Nach Braun ist in Ka- 
ninchenserum-Bouillonkulturen der Streptolysingehalt nach Ablauf von 
8—10 Stunden, nach M’Leod in Pferdeserum-Bouillonkulturen nach 
17—18 Stunden am starksten, worauf er wieder abnimmt. De Waele 
und Sugg fanden, daB in gewfihnlicher Bouillon die Streptolysinmenge 
bis zur 18. Stunde stieg und dann mehr oder weniger konstant blieb, 
bis die Kultur ein Alter von 48 Stunden erreicht hatte. In 4-5-tagigen 
Kulturen konnten sie kein Hamolysin mehr nachweisen. Auch andere 
Forscher haben konstatiert, daB h&molysierende Streptokokkenkulturen 
ihr hamolytisches Vermfigen wieder einbflBen. So z. B. konnte Schle- 
singer nicht in alteren als 7-tagigen und Natvig hfichstens noch in 
10-tagigen Kulturen Streptolysin vorfinden. Sachs hat fiber den Strepto¬ 
lysingehalt von Bouillonkulturen verschiedener Art Versuche angestellt 
und dabei gefunden, daB bei Anwendung 1-prozentiger Milchsfiurebouillon 
HSmolysin nicht fiber 2 Tage lang, bei Anwendung von Traubenzucker- 
bouillon hochstens wkhrend 5 Tagen nachgewiesen werden konnte; ge- 
wfihnliche, schwach alkalische Bouillon blieb hochstens bis einschliefi- 
lich des 7., stark alkalische Bouillon hochstens bis einschlieBlich des 
9. Tages hfimolysinhaltig; bei Anwendung einer marmorstaubhaltigen 
Bouillon endlich fand sich hochstens noch in 12-tagigen Kulturen Hamo¬ 
lysin vor. 

Urn den EinfluB verschiedener Nahrsubstrate auf die Streptolysin- 
bildung zu ermitteln, habe ich sowohl mit dem Stamm A als auch mit B 
verschiedene vergleichende Versuche angestellt, bei denen gewohnliche, 
schwach alkalische Peptonbouillon. 1-proz. Traubenzuckerbouillon, 10- 
bis 50-proz. Pferdeserumbouillon, 10-proz. Kaninchenserumbouillon sowie 
33,3-proz. Ascitesbouillon zur Anwendung gelangten. 

Das Pferdeserum und die Ascitesflfissigkeit wurden je vor der Zu- 
mischung zur Bouillon w ah rend 1 / i Stunde bei 56° C, das Kaninchen- 
serum wiederuin ebenso lange bei 60° C inaktiviert. Sowohl die Serum- 
als auch die Ascitesbouillon wurde durch ein Cham ber land-Filter 
filtriert und je durch zweitagige Aufbewahrung im Thermostaten bei 
37° C auf ihre Sterilitat geprfift. 

Die Versuche wurden derart ausgeftihrt, daB bei jeder einzelnen 
Versuchsreihe eine Anzahl Reagensrohrchen, welche je 10 ccm eines 
gewissen, von den oben angegebenen Nahrsubstraten enthielten, zu 
gleicher Zeit mit der gleichen Menge Pferdeserumbouillon-Streptokokken- 
kultur infiziert und darauf gleichzeitig in einen auf 37° C regulierten 
Thermostaten gebracht wurden. Aus sfimtlichen zu einer Versuchsreihe 
gehfirenden Rohrchen wurden sodann, mit gewissen Zeitintervallen, gleich¬ 
zeitig gleich groBe Proben entnommen, um auf ihren resp. Hfimolysin- 
gehalt untersucht zu werden, worauf die Rohrchen unmittelbar wieder 
in den Thermostaten gestellt wurden. Vor der Entnahme der Proben 
wurden die Reagensglfiser behufs gleichmaBiger Verteilung ihres Inhaltes 
geschfittelt. Die Entnahme wurde selbstverstandlich in moglichst vor- 
sichtiger Weise bewerkstelligt, um eine Infektion der Kultur zu ver- 
meiden. 


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604 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Die Untersuchung des Hfimolysingehaltes wurde sowohl bei diesen 
als auch bei meinen sonstigen Versuchen nach der in dem Institut ub- 
lichen Methode ausgeffihrt. Von der lysinhaltigen Flfissigkeit wurden 
sukzessive abnehmende Dosen in einer Reihe von Reagensrohrchen ge- 
raessen, worauf in jedes R&hrchen so viel einer 0,9-proz. NaCl-L5sung 
zugefflgt wurde, daB das Gesamtvolumen 2 ccm betrug. Sodann wurden 
in jedes Rfihrchen mittels einer Spritze noch 8 ccm einer Aufschwemmung 
von zweimal ausgewaschenen Pferdeblutkorperchen in 0,9-proz. Kocbsalz- 
losung zugegeben. 

In der Regel habe ich eine 1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblut¬ 
korperchen benutzt; in einem Teil meiner Untersuchungen jedoch habe 
ich mich einer 2-proz. derartigen Aufschwemmung bedient. Unmittelbar 
nach Zusatz der Blutkorporchenaufschwemmung wurden die Rfihrchen 
kraftig geschiittelt und sodann auf 2 Stunden in einen auf 37° C ein- 
gerichteten Ostwaldschen Thermostaten gestellt. Nach Ablauf dieser 
Zeit wurden die Glaser abermals kraftig geschiittelt, worauf sie in den 
Eiskeller gebracht wurden, urn bis zu der am folgenden Tage vorzu- 
nehmenden Ablesung des Resultates dort zu verbleiben. Der Grad der 
Hfimolyse wurde nach einer Skala bestimmt, auf welcher 100 Proz. eine 
totale Hamolyse und 0 Proz. das Nichteintreten der Hfimolyse bezeichnen. 

Bei den jetzt in Rede stehenden Untersuchungen fiber den EinfluB 
verschiedener Nfihrbfiden auf die Streptolysinbildung wurde stets eine 
1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkfirperchen benutzt. 

Zur Beleuchtung der hierbei erzielten Ergebnisse habe ich einen 
Teil der bei diesen Versuchen gemachten Beobachtungen in den Tabellen 
1—4 zusammengestellt. In der Mehrzahl der Tabellen habe ich, statt 
der resp. Kulturmengen (in ccm), welche in verschiedenen zu einem ge- 
wissen Versuche gehfirigen Proben den gleichen Grad von Hfimolyse 
hervorgerufen haben, die Toxizitfit der betreffenden Dosen, ausgedrfickt 
durch den reziproken Wert der entsprechenden Lysindosen, angegeben, 
weil hierdurch der gegenseitige Vergleich der verschiedenen Resultate 
in hohem MaBe erleichtert wird. Urn die Art der Berechnung der Toxi¬ 
zitfit zu veranschaulichen, habe ich es jedoch fflr zweckmfiBig gehalten, 
in der Tabelle 1 auch die betreffenden Lysindosen selbst anzuffihren. 

Tabelle 1. 

Stamm A in Pferdeserumbouillon (4 + 6), Ascitesbouillon (1 + 2), ge- 
wohnlicher Bouillon und Tra uben z ucker boui lion (1 Proz.). 


Lysindosis bei 35 Proz. Hamolyse 


Alter 

der Kultur 

Pferdeserum¬ 

bouillon 

Ascites- 

bouillon 

Gewohnliche 

Bouillon 

Trauben- 

zucker- 

bouillon 

11 Stunden 

0,04 

1 

0,0725 

0,0725 

0,035 

12 „ 

0,028 

0,03 

0,055 

0,03 

15 „ 

0,013 

0,01 

0,04 

0,0225 

18 

0,01 

0,012 

0,0575 

0,015 

24 „ 

0,011 

0,0225 

Toxizitat 

0,045 

0,04 

11 Stunden 

25,0 

13,8 

13,8 

28,6 

12 „ 

35,7 

33,3 

18,2 

33,3 

15 „ 

76,9 

100,0 

25,0 

44,4 

18 „ 

100,0 

83,3 

17,4 

66,7 

24 „ 

90,9 

44,4 

22,2 

25,0 


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v. H el lens, Untersuchungen uber Streptolysin. 


605 


Tabelle 2. 

Stamm B in Pferdeserumbouillon mit wechselndem Serumgehalt sowie 
in Kaninchenserumbouillon (1 + 9) und in Aecitesbouillon (1+2). 

35 Proz. Hamolyse. 


Toxizitat 


Alter der 


Pferdeserumbouillon 


Kaninchen- 

Ascites¬ 

bouillon 

Kultur 

10 Proz. 
Serum 

20 Proz. 
Serum 

1 30 Proz. 
Serum 

1 40 Proz. 

1 Serum 

1 50 l’roz. 
Serum 

serum- 

bouillon 

10 Stunden 

76,9 

100,0 

111,0 

133,0 

138,0 

54,1 

83,3 

12 

76.9 

138,0 

143,0 

167,0 

154,0 

45,5 

90,9 

17 „ 

71,4 

87,0 

100,0 

125,0 

111,0 

43,5 

58,8 

22 „ 

50,0 

45,5 

55,6 | 64,5 

Tabelle 3. 

90,9 

43,5 

37,0 


Stamm B in Pferdeserumbouillon mit wechselndem Serumgehalt. 

55 Proz. Hamolyse. 


Alter 

der Kulturen 

Toxizitat 

10 Proz. | 
Serum 

20 Proz. 
Serum 

30 Proz. 
Serum j 

40 Proz. 
Serum 

50 Proz. 
Serum 

12 Stunden 
18 „ 

50,0 

55,6 

90,9 
| 83,3 

118,0 

100,0 

90,9 

118,0 

83,3 

154.0 


Tabelle 4. 

Stamm A in Pferdeserumbouillon (1 + 1) und in Kaninchenserum- 
boil Ion (1+9). 40 Proz. Hamolyse. 


Alter 

der Kultur 

Toxizitat 

Pferdeserum¬ 

bouillon 

Kaninchen¬ 

serum¬ 

bouillon 

8 Stunden 

25,0 

52,6 

10 „ 

52,6 

62,5 

12 „ 

100,0 

62,5 


Wie sich die Lysinbildung in den verschiedenen zur Anwendung 
gekommenen Nahrlosungen gestaltet, ergibt sich deutlich aus den unten- 
stehenden Figuren, in denen die in den Tabellen 1 und 2 angefiihrten 
Resultate graphisch dargestellt sind. 

Die mit den beiden BakteriensUimmen A und B ausgefiihrten Ver- 
suche haben im wesentlichen untereinander iibereinstimmende Resultate 
ergeben. 

Das starksteHamolysin wurdebeiZuchtung in Pferde¬ 
serumbouillon gewonnen. 

In bezug auf den Pferdeserumgehalt der Bouillon ging aus rneinen 
Versuchen hervor, dafi ein Zusatz von 40—50 Proz. Serum die 
besten Resultate gew&hrt. Zwischen einer Bouillon mit 40 Proz. 
und einer solchen mit 50 Proz. Serum konnte kein besonders merkbarer 
Unterschied nachgewiesen werden. In manchen Fallen stieg die Lysin- 
menge bei 40-proz. Serumgehalt hoher, in anderen Fallen umgekehrt. 
Doch erreichte in der Regel die Lysinmenge rascher ihr Maximum, wenn 
der Serumgehalt 40 Proz. betrug. 

Ein Zusatz von 30 Proz. Serum zur Bouillon ergab nur unerheblich 
schlechtere Resultate, indes ein Serumgehalt von nur 10—20 Proz. sich 
fur die Streptolysinbildung bedeutend weniger gunstig erwies. 


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606 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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Fig. 1. 

Streptolysinbildung in verschiedenen Nahrboden. 35 Proz. Hamolyse. 


Toxi- 

Jitat. 

100 


90 

80 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

0 



f 

/ 

c- -} 

\ / 
\ / 



/ 

/ 

f 

/ \ 
/ > 

\ 


I y 


\ 

\ 


/ / 

/ 

•. \ 

% V 


if 

/ 

\ \ 


i a 

*** 

\ 






y 


j; 


/ 




_1_ 




Pferdeserumbouillon (4+6) 


Ascitesbouillon (1+2) 


Traubenzuckerbouillon (1-proi.) 
gewohnliehe Peptonbouiilon 


11 12 


15 18 


24Siunden 


Fig. 2. 

Streptolysinbildung in verschiedenen Nahrboden. 35 Proz. Hamolyse. 


Toxi. 

zitat 

180 


160 

140 

120 

100 

80 

60 

40 

20 






Xx 



V /. 
[// 




/? 

• 

1 V N 




V \ 

\ 

0\\ 


»•••••! 


\ \ 

-••••xx 




N. V. 

N. > 

■ . V T 






1. PferdeBerumbouillon (1+1) 


2 Pferdeserumbouillon (44-6) 

3. Pferdeserumbouillon (3+7) 

4. Pferdeserumbouillon (1+9) 

5 Pferdeserumbouillon 12+8) 

6. Kaninchenscrumbouillon (1+9) 


7. Ascitesbouillon (1+2) 


225funden. 


Unter sonstigen von mir in dieser Beziehung gepruften NShrlfisungen 
kara die Ascitesbouillon (1 -f 2) hinsichtlich der gebildeten Lysinmenge 
der Pferdeserumbouillon am niichsten. 

Kaninchenserumbouillon (1 -f- 9) stand, wie die betreffenden Versuche 
ergaben, in bezug auf Streptolysinbildung hinter sotvohl Pferdeserum¬ 
bouillon verschiedener Konzentration als auch Ascitesbouillon bedeutend 
zuruck. 

Ueber die Streptolysinbildung in Kaninchenserumbouillon, gew8hn- 
licher Bouillon und Traubenzuckerbouillon (1 Proz.) wurden keine di- 
rekten vergleichenden Untersuchungen angestellt. Nach den Resultaten 
zu urteilen, die sich bei sonstigen von mir bewerkstelligten Unter- 



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v. Hellens, Untersuchungen iiber Streptolysin. 


607 


suchungen ergaben, scheint doch von diesen 3 Nahrlosungen die Ka- 
ninchenserumbouillon die Streptolysinbildung am besten zu befordern. 

Die Versuche mit Traubenzuckerbouillon (1 Proz.) haben selir 
wechselnde Resultate ergeben. So konnten in einem Falle in der Trauben¬ 
zuckerbouillon nur Spuren von Streptolysin nachgewiesen werden, 
wahrend z. B. in demjenigen Versuche, dessen Resultate in der Tabelle 1 
und in Fig. 1 wiedergegeben sind, in der Traubenzuckerbouillon eine 
bedeutend stSrkere Lysinbildung stattfand als in gewohnlicher Bouillon. 
In dieser letzteren Nahrlosung wurden bei alien Versuchen nur verhaltnis- 
mSfiig geringe Mengen Streptolysin gebildet. 


Von verschiedenen Forschern ausgefiihrte Untersuchungen haben er¬ 
geben, daB Streptokokkenkulturen, schon einige Stunden nachdem sie 
angelegt worden sind, Hiimolysin enthalten konnen, sowie daB der starkste 
Lysingehalt in 8—18-stiindigen Kulturen zu finden ist. Soweit ich habe 
in Erfahrung bringen konnen, sind indessen keine Versuche gemacht 
worden, exakt zu ermitteln, wie rasch die Streptolysinbildung bei Ziich- 
tung von Streptokokken in verschiedenen Nahrlosungen vor sich geht, 
und wie sich im ubrigen der Hamolysingehalt der Streptokokkenkulturen 
bei l&ngerer Ziichtung im Thermostaten bei 37 °C gestaltet. Da jedoch 
einer eingehenden Untersuchung dieser Fragen eine recht groBe Bedeutung 
beigemessen werden muB, so habe ich zur Klarlegung der betreffenden 
Verhaltnisse verschiedene Versuche, teils fiir sich allein, teils im Verein 
mit sonstigen Versuchen, angestellt. 

Zum Zweck derartiger Versuche mit Kaninchenserum- 
bouillon (1 + 9) wurden von dieser Nahrflussigkeit 200 ccm in einen 
Kolben gefiillt, worauf in dieselbe 6 Tropfen einer kraftig wachsenden 
Kaninchenserumbouillonkultur vom Stamm A verimpft wurden. (Die be- 
treffende Kultur war vorher wahrend 24 Stunden bei 37° C und sodann 
wahrend 16 Stunden bei Zimmertemperatur gehalten worden.) Der 
Kolben, welcher schon vor der Infektion mit den Streptokokken wahrend 
V 4 Stunde in einer Temperatur von 37° C gestanden hatte, wurde un- 
mittelbar nach bewerkstelligter Infektion wiederum in den Thermostaten 
gestellt. Bevor eine Probe zur Untersuchung entnommen wurde, wurde 
der Kolben jedesmal behufs gleichm&Biger Verteilung seines Inhaltes 
umgeschiittelt. 

Bei der Bestimmung des Lysingehaltes wurde in diesem Falle eine 
2-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkorperchen verwendet. Sowohl 
bei diesem wie bei anderen gleichartigen Versuchen wurde von Zeit zu 
Zeit die Reinheit der Kultur nicht nur durch mikroskopische Unter¬ 
suchung, sondern auch durch Anlegung von Kontrollkultureu auf schragem 
Agar kontrolliert. In der Tat hat sich die Kultur wahrend der ganzen 
Dauer des Versuches und auch noch nach Beendigung desselben als rein 
erwiesen. Noch 14 Tage nach dem AbschluB dieses Versuches enthielt 
sie lebende Streptokokken. Schon wahrend der letzten Tage der Ver- 
suchsdauer kamen in der Kultur Involutionsformen der Bakterien all- 
gemein vor. 

Als der Versuch abgeschlossen wurde, zeigte die Kultur bei Unter¬ 
suchung mit Lackmuspapier neutrale Reaktion. 

Das Ergebnis dieses Versuches findet sich in der Tabelle 5 wieder¬ 
gegeben. 


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608 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Tabelle 5. 


Alter der Kultur 

4 

Std. 

6 

Std. 

8 

Std. 

10 

Std. 

12 

Std. 

14 

Std. 

16 

Std. 

24 

Std. 

30 

Std. 

36 

Std. 

Lysindosis bei 100 Proz. 
Hamolyse 

_ 

_ 1 

0,08 

0,065 

0,05 

0,05 

0,065 

0,065 

0,065 

0,065 

Lysindosis bei 55 Proz. 
Hamolyse 

1,0 

0,23 

0,04 

0,02 

0,019 

0,012 

0,022 

0,028 

0,02 

0,036 

Alter der Kultur 

48 

Std. 

54 

Std. 

60 

Std. 

72 

Std. 

78 

Std. 

84 

Std. 

96 

Std. 

104 

Std. 

120 

Std. 

L j 

144 

Std. 

Lysindosis bei 100 Proz. 
Hamolyse 

0,065 

0,08 

0,17 

0,17 

0,2 

0,17 

0,25 

0,4 

0,4 

0,65 

Lysindosis bei 55 Proz. 
Hamolyse 

0,036 

j 0,03 

0,046 

0,04 

0,03 

0,05 

0,06 

0,04 

0,12 

0,125 


Zwei Stunden nachdem die Kultur angelegt worden war, konnte in 
derselben noch kein Lysin nachgewiesen werden, allein schon nach Ab- 
lauf von 4 Stunden hat, wie aus der Tabelle ersichtlich ist, 1 ccm Kultur 
55 Proz. Hamolyse ergeben. 

Der Lysingehalt stieg sodann sehrraschunderreichte 
in 14 Stunden sein Maximum. Darauf nahm die Lysin- 
menge anfangs schnell wieder ab, indes sp&ter die A b - 
nahme des H&molysingehaltes der Kultur nur allm&hlich 
weiterscliritt. Nach Ablauf von 6 Tagen wirkte die Kultur noch 
recht stark hSmolytisch, aber nach 8 Tagen, als die nSchste Probe ent- 
nommen wurde, ergab 1 ccm Kultur nur noch 30 Proz. Hamolyse. Nach 
Ablauf von 9 Tagen war in dieser Kultur kein Hamolysin mehr nach- 
zuweisen. 

Sowohl die obenstehende, als auch verschiedene andere in diesem 
Aufsatz enthaltene Tabellen bieten einige UngleichmaBigkeiten dar. Zuni 
Teil beruht dies ohne Zweifel auf kleineren Versuchsfehlern, die sich ja 
bei Untersuchungen dieser Art schwerlich ganz vermeiden lassen, zumal 
manche Proben infolge ungunstiger Tageszeit nicht sofort untersucht 
werden konnten, sondern wenigstens einige Stunden im Eiskeller auf- 
bewahrt werden mufiten, ehe ihr Lysingehalt bestimnit wurde. Ganz 
gewiB liegt jedoch die Ursache derartiger UngleichmaBigkeiten auch 
groBtenteils darin, daB an den verschiedenen Tagen Blut von verschie- 
denen Pferden und somit Blutkorperchen von wechselnder Resistenz zur 
Anwendung gelangten. 

Vers u ch e in it Ziichtung in Pferdeserumbouillon (1 + 1) 
wurden mit beiden von mir benutzten Streptokokkenstammen ausgefflhrt. 
Hierbei wurden zu gleicher Zeit zwei Kolben infiziert, die mit je 200 ccm 
Pferdeserumbouillon beschickt waren. In den einen Kolben wurden 
5 Tropfen einer kraftig wachsenden Pferdeserumbouillonkultur des 
Stammes A, welche vorher 24 Stunden lang im Thermostaten bei 37° C 
und sodann 20 Stunden bei Zimmertemperatur gestanden hatte, in den 
anderen die gleiche Menge einer ebensolchen Kultur des Stammes B 
eingeimpft, worauf die Kolben unmittelbar in den auf 37° C regulierten 
Thermostaten gestellt wurden. Die beiden Kolben hatten schon vorher 
2 Tage lang im Thermostaten gestanden, so daB die Bouillon bereits er- 
warmt war, als die Infektion erfolgte. 


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v. H el lens, Untersuchungen fiber Streptolysin 


609 


Auch bei diesem Versuche wurde der Streptolysingehalt mit Hilfe 
einer 2-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkdrperchen ermittelt, und 
auch im Qbrigen war das Verfahren in diesem Falle das gleiche wie in 
dem vorher beschriebenen. 

Beide Kulturen reagierten bei Untersuchung mit Lackmuspapier 
stark alkalisch. 

Als der Versuch abgeschlossen wurde, waren beide Kulturen rein, 
und noch 14 Tage spater enthielten sie lebende Streptokokken. 

Die bei diesem Versuch gemachten Beobachtungen kommen in der 
Tabelle 6 zum Ausdruck. Zum Teil sind sie auch in Fig. 3 graphisch 
dargestellt. 

Tabelle 6. 


! 2 

Alter der Kultur j g^ 

3 

Std. 

4 

Std.i 

5 

1 Std. 

6 

Std. 

7 

Std. 

8 

Std. 

10 

Std. 

12 

Std. 

24 

Std. 

36 

Std. 

Lysindosis f gtamm A 
bei 100 Proz.-J 

Hamolyse [Stamm B 

Lysindosis | gtamm A 
bei 50 Proz. [ 

Hamolyse [ Stamm B 

0,5 

0,25 

0,14 

0,17 

0,9 

0,043 

0,65 

0,065 

0,16 

1 0,023 

0,3 

0,025 

0,04 

0,0065 

0,08 

0,02 

0,03 

0,0051 

0,065 

0,02 

0,016 

3,0043 

0,05 

0,025 

0,014 

0,008 

0,05 

0,025 

0,016 

0,01 

0,0651 
0,0651 

0,025 1 
0,027 

0,1 

0,1 

0,04 

0,035 

Alter der Kultur 

48 

Std. 

1 60 

std. ; 

! 1 

3 

Tage 

3*/, 1 4 

Tage Tg. 

YJu 

Tage 

5 

Tage 

T 

Tg- j 

7 

Tg. 

i 8 
Tg. 

9 

Tg. 

TTo 

Tg. 

Lysindosis | gtamm A 
bei 100 Proz.! 

Hamolyse [ Stamm B 

Lysindosis | gtamm A 
bei 50 Proz. { 

Hamolyse | Stamm B 

! 0,25 
0,17 

0,06. r 

0,04 

0,4 

0,2 

> 0,095 
0,058 

0,4 

0,25 

0,075 

0,05 

1 

0,4 0,5 

0,3 0,3 

0,085 0,12 
0,05 0,07 

0,4 

0,17 

0.072E 

0,4 

0,15 
> 0,072E 

1,0 

>0,15 

0,15 

0,19 

0,11 

J 0,27 


Zur Erganzung der obigen Tabelle sei erwahnt, daB in dem mit dem 
Streptokokkenstamme B infizierten Kolben Hamolysin schon nach 
Ablaut einer Stunde nachweisbar war. Mit 1 ccm dieser Kultur 
wurden namlich zu dieser Zeit 20 Proz. Hamolyse erzielt. In dem anderen 
Kolben dagegen ist die Streptolysinbildung langsamer vorgeschritten. 
Nach einer Stunde konnte in dieser Kultur noch kein H&molysin nach- 
gewiesen werden, und 1 ccm derselben ergab nach 2 Stunden nur 8 Proz. 
und nach 3 Stunden nur 10 Proz. Hiimolyse. 

Der Streptolysingehalt erreichte in der Kultur des 
Stammes A in 10 Stunden, in der des Stammes B in 
8 Stunden sein Maximum. 

Die letztere Kultur behielt wahrend bedeutend langerer Zeit ihr 
hamolytisches Vermogen bei, als die erstere, worin nach Ablaut von 
8 Tagen kein Lysin mehr nachgewiesen werden konnte, indes die Kultur 
des Stammes B noch nach 10 Tagen ziemlich stark h&molysierend wirkte. 
Nach 12 Tagen war auch in dieser Kultur kein Hamolysin mehr nach¬ 
weisbar. 

Sowohl aus der angefiihrten Tabelle als auch aus der Fig. 3 geht 
deutlich hervor, daB — abgesehen von dem bedeutend starkeren Lysin- 
gehalt der B-Kultur — beide Kulturen in bezug auf die 
Streptolysinbildung groBe Uebereinstimmung darboten. 
In beiden Fallen stieg der Hamolysingehalt sehr rasch an und sank 

Erste Abt. Orig. Bd. 68 Heft 7. 39 


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610 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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darauf, unmittelbar nachdem er sein Maximum erreicht hatte, wiederum 
rasch. Nach Ablauf von 24 Stunden waren beide Kulturen nahezu gleich 
stark hamolytisch. Spkterhin nahm der Lysingehalt in beiden Kulturen 
nur allmkhlich ab. 

Fig. 3. 

Streptolysinbildung in aeroben Kulturen der Stamme A und B in Pferdeserumbouillon 

(1+1). 50 Proz. Hamolyse. 

loxi= 

zitat. 



Stamm B. 
Stamm A. 


Wie ersichtlich, erfolgte die Streptolysinbildung in den Pferdeserum- 
bouillonkulturen durchaus nach der gleichen Regel wie bei dem frQher 
beschriebenen Versuche mit Kaninchenserumbouillonkultur. Hierbei ist 
jedoch zu beachten, daC dieser letzterwShnte Versuch mit den soeben 
beschriebenen nicht vbllig vergleichbar ist, weil die Pferdeserumbouillon, 
wie bereits erwkhnt, schon auf 37° C erw&rmt war, als sie infiziert 
wurde, w&hrend dagegen dies bei der Kaninchenserumbouillon nicht der 
Fall war. 

Bei Untersuchungen fiber das Verhalten von Streptokokken- 
kulturen in Ascitesbouillon habe ich gefunden, daB auch in 
dieser Nkhrlosung der Streptolysingehalt, in engster Uebereinstimmung 
mit dem bei Anwendung von Pferde- bzw. Kaninchenserumbouillon be- 
obachteten Verhalten, anfangs zu- und sodann abnimmt. Dieses Ver¬ 
halten geht mit Deutlichkeit aus der Tabelle 7 hervor, welche das Er- 
gebnis eines Versuches mit einer Kultur des Stammes B in Aszites- 
bouillon wiedergibt, sowie auch aus Fig. 5 (p. 617), die denselben Versuch 
graphisch darstellt. Der Hamolysingehalt wurde bei diesem Versuch 
mittels einer 1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkbrperchen be- 
stimmt. 



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v. Hellene, Untereuchungen uber Streptolysin. 


611 


Tabelle 7. 


Alter der Kultur 

3 Stunden 

5 Stunden 

7 Stunden 

10 Stunden 

24 Stunden 

|48 Stunden 

Lysindosis bei 

55 Proz. Hamolyse 

0,1 

0,033 

0,008 

0,015 

0,037 

0,095 


Bei diesem Versuche wurde totale Hamolyse nach 5 Stunden mit 
0,13 ccm und nach 7 Stunden mit 0,04 ccm Kultur erzielt. 


Nach den vorstehend beschriebenen, sowie nach verschiedenen 
anderen, von mir ausgefilhrten Versuchen erreicht in Strepto- 
kokkenkulturen der Hamolysingehalt, je nach der Art 
der benutzten Nahrlosung, nach der Menge der ausge- 
saten Bakterienkultur und nach dem zur Anwendung 
gelangten Bakterienstamme, in 7 — 18 Stunden sein Maxi¬ 
mum. 

Bei Anwendung von Pferdeserum-, Kaninchenserum- und Ascites- 
bouillon konnte bei alien von mir angestellten Versuchen Hemolysin 
noch in 7-tagigen Streptokokkenkulturen nachgewiese.n 
werden. 

In der Mehrzahl der Falle enthielten die Kulturen 
nach Ablauf von 8 — 13 Tagen kein Hamolysin mehr. Aus- 
nahmsweise scheint jedoch auch in bedeutend alteren Kulturen Strepto¬ 
lysin noch vorhanden zu sein. So brachten z. B. 0,4 ccm einer 20 */* 
Tage alten Kultur des Stammes B in Kaninchenserumbouillon 40 Proz. 
Hamolyse zustande (Tab. 13, p. 615), und 0,95 ccm einer 27-tagigen 
Ascitesbouillonkultur desselben Stammes ergaben (bei Anwendung einer 
1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkorperchen) 45 Proz. Hamolyse 
(Tab. 10, p. 614). Diese beiden Kulturen reagierten bei Untersuchung 
mit Lackmuspapier schwach alkalisch. 

Selbst 3- bis 4-w6chige Streptokokkenkulturen 
konnen somit Hamolysin enthalten. 


Streptolysinbildung in anaeroben Kulturen. 

Nachdem ich mich durch vorbereitende Versuche davon uberzeugt 
hatte, daB die beiden von mir benutzten Streptokokkenstamme auch bei 
anaerober Zlichtung Hamolysin erzeugten, stellte ich mit dem Stamme B 
eine Reihe Untersuchungen an, urn in Erfahrung zu bringen, wie die 
Streptolysinbildung in anaeroben Kulturen vor sich geht, und wie lange 
sich das Streptolysin in solchen nachweisen laBt. Zu diesem Zwecke 
wurden zu gleicher Zeit mehrere mit je 10 ccm Pferdeserumbouillon 
(1+1) beschickte Reagensrohrchen je mit der gleichen Menge einer kraftig 
wachsenden Pferdeserumbouillonkultur des Stammes B geimpft. Nach 
Austreibung der Luft aus dem Rohrchen mit Hilfe von Wasserstoff, und 
nachdem die Rohrchen luftdicht geschlossen worden waren, wurden 
samtliche Rohrchen gleichzeitig in den Thermostaten (37° C) gebracht. 
Anfangs mit 2-stiindigen, spater mit langeren Zeitintervallen wurde je 
ein Rohrchen zur Untersuchung herausgenommen. Um ein moglichst 
gleichmaBiges Wachstum der Kulturen, in den verschiedenen Rohrchen 
zu erzielen, wurden jedesmal samtliche Rohrchen umgeschiittelt, wenn 
eines derselben aus dem Thermostaten herausgenommen wurde. Wie 
zu erwarten war, ergab die Untersuchung der in dieser Weise gewonnenen 

39* 


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612 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Proben dennoch keine gleichmaBigen Resultate; doch waren die Abwei- 
chungen nicht groBer, als daB dieser Versuch, trotz derselben, ein zu- 
verlSssiges Bild von der Streptolysinbildung in anaeroben Kulturen ge- 
wahrt. 

Bei der Bestimmung der H&molysinmenge wurde auch in diesem 
Falle eine 2-proz. Aufscbwemmung von Pferdeblutkbrperchen ver- 
wendet. 

Das Ergebnis dieser Untersuchung ist aus der Tabelle 8 ersichtlich 
und findet sich zum Teil in Fig. 4 graphisch dargestellt. 


Tabelle 8. 


Alter der Kultur 

4 

Std. 

6 

Std. 

8 

Std. 


12 

Std. 

24 

Std. 

2 

Tage 

3 

Tage 

4 

Tage 

6 

Tage 

9 

Tage 

Lysindosis bei 100 Proz. 
Hamolyse 

0,5 

0,065 

0,03 

0,08 

0,08 

0,2 

- 1 ) 



" 


Lysindosis bei 50 Proz. 
Hamolyse 

0,09 

0,012 

0,007 

0,011 

CO 

*“H 

o 

o 

0,04 

0,04 

0,025 

0,095 

0,35 

0,2 


Fig. 4. 

Streptolysinbildung in anaerober Kultur des Stammes B in Pferdeserumbouillon (1 +1). 

50 Proz. Hamolyse. 


Tojti. 

zi far. 



Schon in der ersten, 2 Stunden nach der Anlegung der 
Kulturen entnommenen Probe konnte Hamolysin nach- 
gewiesen werden, indent 1 ccm Kultur zu dieser Zeit 20 Proz. 
Hamolyse erzielte. Der Lysingehalt erreichte in 8 Stunden 
sein Maximum. Noch nach Ablauf von 9 Tagen hat 1 ccm Kultur 
80 Proz. und 0,2 ccm Kultur 50 Proz. Hamolyse ergeben. 

Ein Vergleich zwischen der obigen Fig. 4 und der entsprechenden 
Kurve der Fig. 3 (derjenigen Kurve, welche die Lysinbildung in aerober 
B-Kultur darstellt) laBt erkennen, daB beide bis auf die Lysinmenge 
nahezu vollstandig miteinander iibereinstimmen. In beiden Fallen wird 
der Hohepunkt in 8 Stunden erreicht, worauf unmittelbar ein starker 
Abfall erfolgt, so daB beide Kurven nach 24 Stunden nahezu und nach 
48 Stunden vollstandig zusammenfallen. 


1) Die Untersuchung iiber totale Hamolyse wurde nicht weiter fortgesetzt 


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v. H el lens, Untersuchungen liber Streptolysin. 


613 


Aus diesem Versuch ergibtsichalso, daB die Hamolysinbildung 
in anaeroben Streptokokkenkulturen im wesentlichen in 
der gleichenWeise vor sich geht wie in aeroben Kulturen. 
Doch erfolgte in dem in Rede stehenden Falle die Hamolysinbildung in 
den anaeroben Kulturen etwas langsamer als in den aeroben, und die 
Lysinmenge erreichte in den ersteren nicht die gleiche H5he wie in den 
letzteren. 

Das Vorkommen von „Prolysin u in Streptokokken¬ 
kulturen. 

Nach Untersuchungen von Walbum tritt in Proben von Kulturen 
von Staphylokokken, Bacillus tetani, Bacillus megatherium, 
Vibrio Nasik und Vibrio El Tor bei Zusatz von Pepton eine betrachtliche 
Steigerung des Hiimolysingehaltes ein. Zur Erkl&rung dieses VerhAltens 
nimmt W a 1 b u m an, daB in diesen Kulturen als Vorstadium des Hamolysins 
ein in physiologischer Beziehung unwirksamer, von ihm als Prolysin 
bezeichneter Stoff entsteht, welcher mit einer oder mehreren in der 
Peptonbouillon vorfindlichen Substanzen eine Verbindung eingehe und 
in dieser Weise das eigentliche Hamolysin mit den fflr dieses charakte- 
ristischen Eigenschaften bilde. 

Das von den Bakterien erzeugte „Prolysin“ wiirde sich also nach 
und nach mit den aktivierenden Substanzen des Nahrsubstrates ver- 
binden, bis diese vollstandig verbraucht waren, worauf die Hamolysin- 
bildung, trotz fortdauemder r Prolysinerzeugung“, aufhoren wiirde. Bei 
Zusatz weiterer aktivierender Substanz wiirde dann die Hamolysinbildung 
wiederum eine Steigerung erfahren. 

Im Staphylokokkenkulturen wurde die starkste Wirkung bei Zusatz 
von 5 Proz. Pepton erzielt. 

Soweit ich habe linden konnen, ist dieser Umstand von keinen 
anderen Forschern naher studiert worden. Da jedoch diese Beobachtung 
ohne Zweifel von hohem Interesse ist, so habe ich verschiedene Ver- 
suche vorgenommen, um wombglich zu ermitteln, ob ein ahnliches Ver- 
halten auch in Streptokokkenkulturen bei Anwendung verschiedener 
Nahrboden nachgewiesen werden kann. Es sind zu diesem Zwecke mit 
den beiden von mir benutzten Bakterienstammen recht umfassende Ver- 
suche bei Ztichtung in Pferdeserumbouillon (1+1), Kaninchenserum- 
bouillon (1+9) und Ascitesbouillon (1+2) bewerkstelligt worden. 

Die Untersuchungen wurden in der Weise ausgefiihrt, daB aus den 
Kulturen, in verschiedenen Fallen zu wechselnder Zeit, Proben entnommen 
wurden, in denen der Lysingehalt sowobl direkt, ohne Zusatz, als auch 
nach Zusatz von Pepton, Pferdeserum, Kaninchenserum oder Ascites- 
fliissigkeit festgestellt wurde. Die drei letzteren Fliissigkeiten wurden 
je vor dem betreffeuden Versuch wahrend 1 / 2 Stunde bei 56° C inaktiviert. 
Vom Pepton wurden, in Uebereinstimmung mit den oben erwahnten Ver- 
suchen W a 1 b u m s, 5 Proz. zugefUgt. Von Serum bezw. Ascitesfliissig- 
keit habe ich, auf Grund der von mir bei vorbereitenden Versuchen 
gewonnenen Resultate 30 Proz. zugegeben. Um einen gleichen Kon- 
zentrationsgrad aller dieser Proben zu erzielen, wurden sowohl diejenigen 
Proben, denen nichts zugefiigt worden war, als auch die iibrigen mittels 
0,9-proz. Kochsalzlosung auf das Doppelte des urspriinglichen Volums 
verdiinnt. In jedem Kubikzentimeter Kultur wurde somit entweder nur 


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614 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


1 ccm NaCl-Losung, Oder 0,3 ccm Serum Oder Ascites und 0,7 ccm 
NaCl-L5sung, Oder aber 0,5 ccm 10-proz. Peptonlosung und 0,5 ccm 
Kochsalzlosung zugemischt. 

Nachdem diese Verdfinnung erfolgt war, wurden die Proben kraftig 
geschflttelt und sodann, ehe die Untersuchung vorgenommen wurde, eine 
Stunde lang bei Zimmertemperatur aufbewahrt. 

Bei samtlichen Versuchen wurde durch Kontrolluntersuchungen fest- 
gestellt, daB die je betreffende Zusatzflflssigkeit (Serum, Ascitesflussigkeit, 
Peptonlosung) nicbt etwa schon ftir sich allein h&molytisch wirkte. Diese 
Kontrollproben ergaben alle negatives Resultat. 

Verschiedene weniger wesentliche Versuche beiseite lassend. habe 
ich die bei diesen Untersuchungen gewonnenen Resultate in den nach- 
stehenden Tabellen 9—14 zusammengestellt. In diesen Tabellen kommt 
die Tbxizitat durch die reziproken Werte derjenigen Lysinmengen zum 
Ausdruck, welche in jeder einzelnen Versuchsreihe erforderlich waren, 
urn einen gewissen Grad von Hkmolyse zu erzielen. 

Tabelle 9. 


Stamm A in Ascitesbouillon. 50 Proz. Hamolyse. 


Alter der Kultur 

1 Tag 

2 Tage 

3 Tage 

4 Tage 

-4-3 

Kultur ohne Zusatz 

28,6 

18,2 

10,5 

4,6 

G 

5 Proz. Pepton 

40,0 

27,0 

15,4 

7,7 

■R 1 > 

30 „ Ascites 

35,7 

25,0 

11,1 

6,9 

O I . I 

H 2 

30 ,, Pferdeserum 

43,5 

27,0 

21,3 

— 

In ! 

30 „ Kaninchenserum 

43,5 

27,0 

27,0 

5,0 


Tabelle 10. 

Stamm B in Ascitesbouillonku ltur. 45 Proz. Hiiraolyse. 



Alter der Kultur 

2 

Tage 

3 

Tage 

4 

Tage 

6 

Tage 

7 

Tage 

9 

Tage 

10 

Tage 

-4-3 1 

Kultur ohne Zusatz 

33,3 

22,2 

21,3 

14,3 

13,7 

13,7 

16,7 

.ts G 

5 Proz. Pepton 

50,0 

30,3 

28,6 

23,3 

22,7 

21,3 

25,0 

« 1 

30 „ Ascites 

41,7 

23,3 

21,3 

20,0 

18,2 

21,3 

16,7 

o 

H 2 

30 „ Pferdeserum 

40,0 

28,6 

27,0 

13,3 

16,7 

10,5 

— >) 

N 

30 „ Kaninchenserum 

45,5 

28,6 

37,0 

13,7 

13,3 

11,8 

—*) 




Alter der Kultur 

11 

Tage 

13 

Tage 

14 

Tage 

17 

Tage 

21 

Tage 

26 

Tage 

27 

Tage 



Kultur ohne Zusatz 

13,3 

8,0 

5,56 

5,26 

3,57 

1,25 

1.05 


G 

5 Proz. Pepton 

17,5 

16.7 

11,8 

8,33 

5,88 

2,13 

2,86 

X 

> 

30 „ Ascites 

13,3 

10,5 

8,33 

6,25 

6,25 

2,33 

2,7 

O 1 

H 1 

r. 

30 „ Pferdeserum 

— 

— 

— 

— 

— 

— 



G 

s: 

30 „ Kaninchenserum 

— 

— 

— 

| — 

— 

— 

— 


1) Der Versuch wurde abgebrochen, weil weiterer Serumzusatz den Lysingehalt 
nicht weiter zu steigern sehien. 


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v. H el lens, Untersuchungen fiber Streptolysin. 


615 


Tabelle 11. • 

Stamm A in Pferdeserumbouillon. 45 Proz. Hamolyse. 



Alter der Kultur 

l Tag 

2 Tage 

3 Tage 

4 Tage 

-*3 

2 

Kultur ohne Zusatz 

50,0 

333 

16,7 

12,5 

’n 

§ 5 Proz. Pepton 

583 

40,0 

27,0 

16,7 

X 

> 30 „ Ascites 

52,6 

37,0 

12,5 

13,3 

£ 

« 130 „ Pferdeserum 

50,0 

36,4 

15,4 

7,14 


eg |30 „ Kan inchen serum 

55,6 

37,0 

15,4 

8,33 


Tabelle 12. 

Stamm B in Pferdeserumbouillon. 50 Proz. Hamolyse. 



Alter der Kultur 

2 Tage 

3 Tage 

4 Tage 

6 Tage 

_ 

7 Tage 

a 

'n 

Kultur ohne Zusatz 

40,0 

27,0 

15,4 

8,33 

635 

g 1 5 Proz. Pepton 

50,0 

36,4 

22,7 

11,1 

10,5 

'x 

> 30 „ Ascites 

43,5 

27,0 

20,0 

5,88 

5,56 

© 

H 

« 30 „ Pferdeserum 

35,7 

27,0 

12,5 

5,0 

2,94 


E§ 30 „ Kaninchenserum 

40,0 

Tabelli 

29,4 

s 13. 

15,4 

5,56 

5,41 


Stamm B in Kanin chenserumbouillon. 40 Proz. Hamolyse. 


Alter der Kultur 

17 

Std. 

27, 

Tage 

37 , 

Tage 

57, 

Tage 

1 87 . 

Tage 

107, 

Tage 

137, 

Tage 

157,! 

Tage 

177, 

Tage 

207, 

Tage 

2 1 

;s Kultur ohne Zusatz 
o Zusatz von 5 Proz. Pepton 

H 1 

33,3 

40,0 

62,5 

83,3 

43,5 

50,0 

21.3 

33.3 

27,0 

40,0 

11,1 

23,3 

| 

5,56 

10,5 

4,17 

6,25 

4,0 

4,44 

2,5 

5,88 


Tabelle 14. 

Stamm B in Ascitesbouillon. 55 Proz. Hamolyse. 


Alter der Kultur 

1 

3 Std. 

5 Std. 

7 Std. 

10 Std. 

24 Std. 

48 Std. 

T3 Kultur ohne Zusatz 10,0 

§ Zusatz von 5 Proz. Pepton 22,7 

H : 

Im allgemeinen wurden die 

30,3 125,0 

55,6 154,0 

Versuche, das 

66,7 

90,9 

etwaif 

27,0 | 10,5 

55,6 43,5 

;e Vorkommen 


von „Prolysin u nachzuweisen, erst nachdem die Lysinbildung in der be- 
treffenden Kultur ihr Maximum erreicht hatte, unternommen. Aus den 
Tabellen 13 und 14 geht indessen deutlich hervor, dafi „Prolysin“ in 
Streptokokkenkultur schon fruher vorhanden sein kann. 

So ist z. B. aus der Tabelle 14 ersichtlich, daB die Toxizitat der 
Kultur schon 3 Stunden nachdem diese angelegt worden war, bei Zu- 
satz von 5 Proz. Pepton eine betrachtliche Zunahme erfuhr, obwohl die 
Toxizitfit an und fur sich, erst als die Kultur 7 Stunden alt war, ihr 
Maximum erreichte. Auch bei diesem letzteren Zeitpunkte bewirkte 
ein Zusatz von 5 Proz. Pepton eine recht erhebliche Steigerung der 
Toxizitat. 

Auch bei dem der Tabelle 13 zugrunde liegenden Versuch ist in 
der nach 17 Stunden entnommenen Probe die Toxizitat bei Zusatz von 


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616 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Pepton bedeutend gestiegen, obwohl die Lysinmenge der Kultur iratner 
Doch in ZuDahme beg’riffen war. 

Wie aus den obigen Tabellen zu ersehen ist, hat, bis auf einen 
Fall, dieLysinmenge derKulturen bei Zusatz von Pepton 
stets zugenommen. Die Steigerung der Toxizitat war in den ver- 
schiedenen von einer und derselben Kultur stammenden Proben bei 
weitein nicht gleich, sondern bot bei jedem Versuche betr&chtliche 
Variationen dar. 

Im allgemeinen stieg die Lysinmenge verhaltnismaBig am starksten 
in alten Kulturen. In einer 27-tagigen Ascitesbouillonkultur nahm die 
Toxizitat um 172 Proz., in einer 207 2 Tage alten Kaninchenserum- 
bouillonkultur um 135 Proz., in einer 8-tagigen Ascitesbouillonkultur 
um 219 Proz. und in derselben Kultur, als sie 12 Tage alt war, um 
164 Proz. zu. Die starkste Zunahme, 314 Proz., wurde jedoch in einer 
nur 2 Tage alten Kultur beobachtet; hier war aber zu dieser Zeit 
die urspriingliche Toxizitat bereits ungewohnlich stark gesunken. 

Die auf Zusatz von Pepton erfolgende Toxizitatssteigerung hat in 
Pferdeserumbouillonkulturen von 14 bis 68 Proz., in Kaninchenserum- 
bouillonkulturen von 11 bis 135 Proz., in Ascitesbouillonkulturen von 
32 bis 314 Proz. variiert. 

Auch nach Zusatz von 30 Proz. Aszitesfliissigkeit trat 
bei alien Versuchen wenigstens zu irgendeiner Zeit, bzw. 
in irgendeiner der entnommenen Proben, eine recht bedeutende 
Vermehrung des Lysingehaltes der Kulturen ein. Doch 
war diese Zunahme bei weitem nicht so regelmafiig wie bei Zusatz von 
Pepton. 

In drei zu verschiedenen Zeiten von derselben Ascitesbouillonkultur 
entnommenen Proben blieb der Zusatz von 30 Proz. Ascitesfltissigkeit 
ohne EinfluB auf die Lysinmenge, im ubrigen aber schwankte hierbei die 
Toxitatszunahme der Ascitesbouillonkulturen zwischen 6 und 156 Proz. 

In verschiedenen Proben von Pferdeserumbouillonkulturen erfolgte 
nach Zusatz von Ascitesfltissigkeit eine Abnahme des Lysingehaltes. In 
anderen Proben wiederum blieb dieser unverandert, und in den flbrigen 
trat eine ziemlich unerhebliche Zunahme ein. Die starkste in Pferde¬ 
serumbouillonkulturen bei Zusatz von Ascitesfltissigkeit beobachteten 
Toxizitatssteigerung betrug nur 30 Proz. 

Noch unregelmaBigere Resultate ergaben sich bei Zu¬ 
satz von 30 Proz. Pferde- Oder Kaninchenserum. 

In verhaltnismaBig jungen Ascitesbouillonkulturen stieg jedoch hierbei 
in der Regel die Lysinmenge recht bedeutend. Auf den Lysingehalt der 
Pferdeserumbouillonkulturen dagegen hatte ein derartiger Serumzusatz 
sehr geringen EinfluB. In denjenigen Kulturen, deren Lysingehalt 
bereits ziemlich tief gesunken war, wurde nach Serumzusatz eine noch 
weitere Abnahme der Lysinmenge beobachtet. Dies muB wohl darauf 
beruhen, daB das zur Anwendung gelangte Serum, obgleich wahrend 
einer halben Stunde auf 56° C erwarmt, doch Antilysin enthielt, tvelches 
eine gewisse Hemmung der Hamolyse bewirkte. 

Uin zu erfahren, ob auch in anaeroben Streptokokkenkulturen eine 
Zunahme der Lysinmenge nach Peptonzusatz eintritt, habe ich eine 
Versuchsreihe vorgenommen, deren Resultat in der Tabelle 15 zusammen- 
gestellt ist. 


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t. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin. 


617 


Tabelle 15. 

Anaerobe Kultur des Stammes B in Pferdeserumbouillon. 

35 Proz. Hamolyse. 


Alter der Kultur 

1 Tag 

6 Tage 

9 Tage 

.J, 4J 

Kultur ohne Zusatz 

33,3 

8,7 

5,9 

O • ~ 

H N 

Zusatz von 5 Proz. Pepton 

45,5 

10,0 

8,7 


Wie aus tier Tabelle hervorgeht, hat bei s&mtlichen 
Proben der Zusatz von 5 Proz. Pepton auch in anaeroben 
Kulturen eine recht bedeutende Steigerung derToxizitat 
hervorger ufen. 

Das Verhaltnis zwischen der in der Streptokokkenkultur vor und 
nach Peptonzusatz vorhandenen Lysinmenge lSBt sich aus der Fig. 5 
deutlich entnehmen, worin der in der Tabelle 14 geschilderte Versuch 
graphisch dargestellt ist. 


Vorkommen von „Prolysin‘ 


Tom- 
z itat 
160 


140 

120 

100 

80 

60 

40 

20 


Fig. 5. 

in Asciteebouillonkultur (1+2) des Stammes B. 
55 Proz. Hamolyse. 







i 

\ 

\ 

1 1 




—r 

i 

i 

\ \ 

\ \ 
u 




i 

i 

y 




If 

II 





n 

/ 





7 / 
if 


N 

__ 





— 


3 5 7 10 24 

-Kultur ohne Zusatz. 

-Zusatz von 5 Proz. Pepton. 


48Sfunde«. 


Die vorstehend angefiihrten Beobachtungen stimmen ja in der 
Hauptsache mit den von Walbum bei Untersuchung anderer Bakterien- 
kulturen geraachten uberein und sprechen unzweifelhaft zugunsten der 
Annahme dieses Autors, daB ein „Prolysin“ existiert, welches bei Zusatz 
eines hierzu geeigneten Substrates zu wirksamem Hamolysin aktiviert 
wird. 

Auch in Serum- und Ascitesbouillonkulturen von Streptokokken 
scheint Pepton besonders geeignet zu sein, dieses „Prolysin u zu akti- 
vieren. 

In Ascitesbouillonkulturen wirkte jedoch auch Ascitesfliissigkeit in 
dieser Hinsicht recht kraftig, und ebenso hatte hier ein Zusatz von Serum 
oft einen ziemlich erheblichen EinfluB. Es erscheint daher annehmbar, 
daB der prozentische Gehalt der Bouillon an Ascitesfliissigkeit nicht der 
fiir die Lysinbildung gunstigste war, sondem hatte etwas hoher sein 


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618 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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konnen, wodurch sich wohl noch ein Teil des jetzt nicht aktivierten 
„Prolysins“ hatte aktivieren lassen, und somit die Lysinmenge moglicher- 
weise etwas gestiegen ware. In Pferdeserumbouillonkulturen hat, wie 
bereits erw&hnt, weder Ascitesflussigkeit noch Serum auf die Aktivierung 
des „Prolysins u irgendwelchen besonderen EinfluB ausgeubt. Dies er- 
scheint ja recht wohl erkl&rlich, denn aus meinen fruher erwahnten 
Versuchen ergibt sich, daB diese Nahrlosung schon an und fur sich die 
fiir Hamolysinbildung giinstigste Menge Serum oder eher sogar etwas 
dariiber enthielt. 

Ein naheres Studium der obigen Tabellen laBt erkennen, daB bei 
jedem Versuch die Menge des aktivierten „Prolysins“ in jungen Kul- 
turen am groBten war. Je alter die Kultur wurde, urn so mehr nahm 
die Menge des „aktivierbaren Prolysins 44 ab. In manchen Fallen erfolgte 
diese Abnahme uberaus regelmaBig, in anderen dagegen nicht, in 
alien Fallen aber konnte in den Kulturen gegen Ende des Versuches 
bedeutend weniger „aktivierbares Prolysin 44 nachgewiesen werden als 
fruher. Hand in Hand mit der bei fortgesetzter ZOchtung 
erfolgenden Destruktion des in den Kulturen gebildeten 
H&molysins scheintalso auch eine Zerstor ung desanf&ng- 
lich erzeugten „Prolysin s“ einzutreten. 

Hierdurch erkl&rt sich, daB die Lysinmenge, dem Zusatz aktivierender 
Substanz zum Trotz, in Uebereinstimmung mit dem Verhalten des direkt 
in den Kulturen gebildeten Lysins, regelm&Big abnahm in dem MaBe, wie 
wie die Kultur alter wurde. 


Das Vorkommen filtrierbaren Hamolysins in Strepto- 

kokkenkulturen. 

Vielen Forschern, Besredka, Lewin, Simon, Kerner, de 
Waeleund Sugg,Natvig,Tchitchkine,Landsteiner, Braun, 
M’Leod, Jupille, ist es gelungen, von Streptokokkenkulturen — teils 
von Kulturen, die im Serum allein, teils von solchen, die in Serum- 
bouillon verschiedener Art gewachsen sind — h&molysinhaltige Filtrate zu 
gewinnen. Als fiir diesen Zweck besonders giinstige Nahrlosung hebt 
Braun Kaninchenserumbouillon (10 Proz.), M’Leod Pferdeserum- 
bouillon (10—50 Proz.), Jupille gleichfalls Pferdeserumbouillen (50Proz.) 
hervor. 

Auch in Filtraten von gewohnlicher Bouillon konnten Schlesinger, 
Simon, Braun und M’Leod ausnahmsweise Hamolysin nachweisen. 

Bei meinen Untersuchungen iiber etwaiges Vorkommen von filtrier- 
barem Hamolysin in Streptokokkenkulturen gelangte ausschlieBlich der 
Streptokokkenstamm B zur Anwendung, weil dieser bedeutend starker 
hamolytisch wirkte als A und aus diesem Grunde fiir die betreffenden 
Versuche geeigneter erschien. Die Versuche wurden mit Kulturen 
ausgefiihrt, die in Pferdeserutnbouillon (1 -f- 1), Kaninchenserum¬ 
bouillon (1 -f- 9), Ascitesbouillon (1 4- 2) so wie gewohnlicher Pepton- 
bouillon wuchsen. 

Die Filtration wurde bei demjenigen Zeitpunkte vorgenommen, wo 
nach fruher gewonnener Erfahrung angenommen werden konnte, daB 
die Kultur verhaltnismaBig stark lysinhaltig sei; hierbei kam iu der 
Mehrzahl der Falle ein M aassen-Filter zur Auwendung. Urn den 
Durchgang durch dieses zu erleichtern, wurde gewbhnlich erst durch 



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v. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin. 


619 


doppeltes Filtrierpapier filtriert. In der Regel wurde ein und dasselbe 
Filter nur zum Filtrieren von je 50—80 ccm Kultur gebraucht. Nur in 
eiuem Falle (No. 7 der Tabelle) wurden zu gleicher Zeit durch zwei 
Filter im ganzen 250 ccm Kultur filtriert. 

In jedem Falle wurden in Pferdeserumbouillon Kontrollkulturen an- 
gelegt, docli konnten nur in einem mit Maassen-Filter gewonnenen 
Filtrat Streptokokken nachgewiesen werden. Dieses Filtrat wurde daher 
nicht verwendet, und der betreffende Versuch ist auch nicht in der 
untenstehenden Tabelle beriicksichtigt. 

Mit B erkefeld-Filtern wurden eine Probe von einer Pferde- 
serumbouillonkultur und eine von einer Kaninchenseruinbouillonkultur 
filtriert. Diese Proben erwiesen sich jedoch nicht als steril, sondern 
enthielten, wenngleich nur spSrlich, Streptokokken. 

Zur Ermittelung des Verhaitnisses zwischen der Lysinmenge in der 
Kultur und in dem je entsprechenden Filtrat wurde jedesmal sowohl 
die erstere als auch das letztere unmittelbar untersucht. Die hierbei 
gewonnenen Resultate finden sich in der Tabelle 16 zusammengestellt. 

Bei eingehenderer Betrachtung dieser Tabelle findet man, daB die 
Kultur in bezug auf das Hervorrufen einer totalen Hamolyse gewohn- 
lich bedeutend, bis 15,3mal starker war als das entsprechende Filtrat. 
In vier Pferdeserumbouillonkulturproben war jedoch das Verhaltnis ein 
anderes. In diesen Fallen war namlich die Kultur nur unerheblich, 
1,2— l,6mal starker hamolytisch als das betreffende Filtrat. 

Wenn man indessen beim Beurteilen der relativen Toxizitat der 
Kultur und des Filtrates nicht von derjenigen Dosis ausgeht, welche 
totale Hamolyse bewirkt, sondern von einer Dosis, die in beiden Fallen 
den gleichen Grad von partieller Hamolyse erzielt — ein Verfahren, 
welches bei vergleichenden Untersuchungen bekanntlich sichere Resultate 
gewahrt — so gestaltet sich das Verhaltnis anders, indem der Unter- 
scliied zwischen dem Hamolysingehalt der Kultur und des Filtrates sich 
als bedeutend geringer darstellt. Im Versuch No. 4 hat deinentsprechend 
die gleiche Dosis von Kultur und von Filtrat je 30 Proz. Hamolyse be¬ 
wirkt, und im iibrigen war, bis auf eine einzige Ausnahme, bei An- 
wendung von Pferdeserumbouillon, der Lysingehalt der 
Kultur bei einem Ilamolysegrad von 25 — 65 Proz. nur 
1,1 — l,4mal groBer als in dem je entsprechenden Filtrat. 
In einem Falle (No. 8) war jedoch die Kultur — auch mit bezug auf 
partielle Hamolyse — mehr als 3mal reicher an Streptolysin als das 
Filtrat. In diesem Falle ging jedoch die Filtration sehr langsain von 
statten, wahrscheinlich weil die Poren des Filters durch vorherige An- 
wendung sich teilweise verstopft hatten. Dieser Fall zeigt somit, daB 
es, um ein kraftig hamolytisches Filtrat zu erhalten, von Wichtigkeit ist, 
Filter zu gebrauchen, die eine leichte und rasche Filtration gestatten. 

Bei Anwendung von Ascitesbouillon erwies sich — bei 
einem Hamolysegrad von 25—65 Proz. — der Streptolysingehalt 
der Kultur 1,6 — 3,1 ma 1 groBer als der des Filtrates. 

MitKaninchenserumbouillonkultur wurde nur ein Versuch 
mit Maassen -Filter gemacht. Dieser Versuch ergab, daB bei einem 
Hamolysegrad von 30 bzw. 40 Proz. die Kultur 2,6- b z w. 2,7mal 
ly si ns tarker war als das Filtrat. Bei Filtrierung derselben 
Kultur durch ein B e r k ef e 1 d - Filter wurde ein etwas stiirkeres Filtrat 
gewonnen; dieses war aber, wie bereits erwahnt, nicht vollstiindig steril 


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620 


Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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Tabelle 16. 


Nummer 

dee 

Ver- 

Bucbes 

Grad der 
Hamolyse 

Lvsindosis 
in Kubikzentimeter 

Lvsinmenge 
der Kultur 
im Verhalt- 
nis zu der 
des Filtrates 

Bemerkungen 

Kultur 

Filtrat 



Pferdeserumbouillon. 


1 

100 Proz. 

0,04 

0,065 

1,6 

Filtrat mit Maassen-Filter 


45 „ 

0,008 

0,011 

1,4 



30 „ 

0,0065 

0,0075 

1,2 


2 

100 Proz. 

0,08 

0,13 

1,6 

dgl. 


65 „ 

0,017 

0,02 

1,2 



35 „ 

0,01 

0,013 

1,3 


3 

100 Proz. 

0,065 

0,1 

1,5 

dgl. 


60 „ 

0,013 

0.014 

1,1 



25 „ 

0,008 

0,0085 

1,1 


4 

100 Proz. 

0,065 

0,08 

1,2 

dgl. 


50 „ 

0,008 

0,009 

1,1 



30 „ . 

0,005 

0,005 

1,0 


5 

100 Proz. 

0,065 

0,2 

3,1 

dgl. 


55 „ 

0,01 

0,012 

1,2 



35 „ 

0,008 

0,0095 

1,2 


6 

55 Proz. 

0,013 

0,017 

1,3 

dgl. 


40 „ 

0,0095 

0,012 

1,3 


7 

100 Proz. 

0,2 

0,8 

4,0 

dgl. 


40 „ 

0,025 

0,033 

1,3 



30 „ 

0,02 

0,025 

1,25 


8 

100 Proz. 

0,2 

> 1,0*) 

_ 

dgl. 


45 „ 

0,025 

0,085 

3,4 

Die Filtration ging sehr 


35 „ 

0,02 

0,06 

3,0 

langsam von statten 

9 

100 Proz. 

0,05 

0.2 

4,0 

Filtrat mit Berkefeld- 


55 „ 

0,01 

0,013 

13 

Filter 




Ascites bouillon. 


10 

100 Proz. 

0,04 

0,4 

10,0 

Filtrat mit Maassen-Filter 


65 „ 

0,013 

0,04 

3,1 



30 

0,01 

0,023 

2,3 


11 

50 Proz. 

0.02 

0,037 

1,85 

dgl. 


45 „ 

0,017 

0,027 

1,6 


12 

45 Proz. 

0,04 

0,08 

2,0 

dgl. 

13 

50 Proz. 

1 0,04 

0,085 

2,1 

dgl. 


25 „ 

| 0,03 

0,05 

1,7 




Kaninchenserumbouillon. 


14 

100 Proz. 

0,065 

1,0 

15,3 1 

Filtrat mit Maassen-Filter 


40 „ 

0,03 

0,08 

2,7 

| 


30 „ 

0,025 

0,065 

2,6 


15 

100 Proz. 

0.065 

0,65 

10,0 

Dieselbe Kultur mit Berke- 


40 „ 

0,03 

0,065 

2,2 

feld-Filter filtriert 


30 „ 

0,025 

0,053 

2,1 



1) 1 ccm (die hochste zur Anwendung gebrachte Dosis) ergab noch nicht 100 Proz. 
Hamolyse. 


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622 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7. 

Bei der dritten Versuchsreihe gelangte ein steriles hamolytisches 
Filtrat zur Verwendung. Hiervon wurden innerhalb 5 1 /* Wochen bei 
der Ziege im ganzen 108 ccm, beginnend mit 0,4 und endigend mit 
40 ccm, und beim Meerschweinchen im ganzen 40 ccm, beginnend mit 
0,2 und bis 15 ccm steigend, injiziert. 

In jedem von diesen Versuchen wurde auch ein Kaninchen ver- 
wendet, diese verunglflckten aber samtlich, eheder Immunisierungsversuch 
abgeschlossen wurde. 

Alle diese Versuche haben ein negatives Resultat er- 
geben, indem im Serum der genannten Tiere keine Stei- 
gerung des Antistreptolysingehaites konstatiert werden 
konnte. 


Die Wirkung des Streptolysins bei verschiedenen 

Temperaturen. 

Ueber die Wirkung des Streptolysins bei verschiedenen Temperaturen 
haben Besredka und Braun Versuche angestellt. Der erstere fand, 
daB das Streptolysin bei 37° C viel krdftiger wirkte als bei Zimmer- 
temperatur. Braun wiederum sagt, daB die Giftwirkung des Strepto¬ 
lysins bei 0° und bei 37° C die gleiche sei, nur mit dem Unterschiede, 
daB bei 0° C das Auftreten der HSmolyse eine Verzflgerung erleide. 
Ueber die Art und Weise, wie die betreflende Untersuchung ausgefflhrt 
wurde, hat Braun keine nflheren Angaben gemacht. 

In betreff dieser Frage habe ich mit zwei verschiedenen, sterilen 
Filtraten von Pferdeserumbouillonkulturen des Stammes B Versuche 
angestellt, die sich auf Eiskellertemperatur (4—5°C), Zimmertemperatur 
(18—20° C) und Thermostattemperatur (37 0 C) beziehen. 

Die Versuche wurden derart ausgefflhrt, daB sowohl die NaCl-Losung 
als auch die Blutkorperchenaufschwemmung vor dem Versuche auf die 
ffir diesen in Betracht kommende Temperatur abgekflhlt bzw. erwflrmt 
wurde. Unmittelbar nachdem die Reagensglflser beschickt und ge- 
schiittelt worden waren, wurden sie auf zwei Stunden in den Eiskeller, 
bzw. in Zimmertemperatur oder in den Thermostaten gebracht. Sodann 
wurden die Gl&ser wieder geschflttelt und darauf alle in den Eiskeller 
gestellt, wo sie bis zu der je am folgenden Tage stattfindenden Ablesung 
des Resultates verblieben. 

Bei diesen Versuchen wurde eine 1-proz. Aufschwemmung von 
Pferdeblutkorperchen verwendet. 

Beim Versuch No. 1 bewirkten bei 37 0 C 0,02 ccm Filtrat 55 Proz. 
und 0,016 ccm Filtrat 40 Proz. Hamolyse. In denjenigen Rohrchen, 
welche bei Zimmertemperatur gehalten worden waren, erwiesen sich zur 
Erzielung der gleichen Hamolysengrade 0,1 bzw. 0,072 ccm Filtrat er- 
forderlich, indes bei Eiskellertemperatur 0,5 ccm Filtrat, die grflBte 
Dosis, welche hierbei zur Anwendung gelangte, nur Spuren von Hflino- 
lyse hervorriefen. 

Die Wirkung desStreptolysins war demnach bei 37 0 C 
4,5—5mal starker als bei Zimmertemperatur wahrend bei 
Eiskellertemperatur das Streptolysin so gut wie unwirk- 
sam war. 

Der zweite Versuch ergab ungefahr das gleiche Resultat. Bei 37 °C 
hatte namlich der Zusatz von 0,025 bzw. 0,02 ccm Filtrat 40 bzw. 30 Proz. 


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v. Hellene, Untereuchungen fiber Streptolysin. 


623 


Hamolyse zur Folge, indes bei Zimraertemperatur die gleichen Grade 
der HSmolyse von 0,17 bzw. 0,12 ccm Filtrat bewirkt wurden. In den- 
jenigen Rfihrchen, die wfihrend der ganzen Versuchszeit im Eiskeller 
gehalten wurden, traten nach Zusatz von 1 ccm Filtrat nur Spuren von 
Hamolyse auf. 

Das Streptolysin wirkte also in diesem Falle bei 37° C ca. 6mal 
starker als bei Zimmertemperatur. Bei Eiskellertemperatur zeigte sich 
auch in diesem Falle fast keine Giftwirkung. 

Bei dieser letzteren Untersuchung wurde auch ein Versuch gemacht, 
die Giftwirkung des Streptolysins bei lSngerer Einwirkung von Zimmer¬ 
temperatur zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurde eine Anzahl Rohrchen, 
nachdem sie beschickt und geschiittelt worden waren, 5 Stunden lang 
bei Zimmertemperatur stehen gelassen und erst dann, nach erneutem 
Umschfitteln, in den Eiskeller gebracht. 

Hierbei ergaben 0,1 und 0,08 ccm Filtrat 40 bzw. 30 Proz. HSmo- 
lyse. Die Wirkung des Streptolysins war also jetzt etwa V/ 2 m&\ starker 
als wenn die Rohrchen nur 2 Stunden bei Zimmertemperatur standen, 
aber auch jetzt nur 7* mal so stark wie bei 37 0 C. 

Aus diesen Versuchen geht somit hervor, daB sich 
die blutlfisende Wirkung des Streptolysins bei verschie- 
denen Teraperaturen sehr verschieden rasch geltend 
m a c h t. 


Die Einwirkung des Streptolysins auf verschiedene 

Blutarten. 

Untersuchungen tiber die Einwirkung des Streptolysins auf ver¬ 
schiedene Blutarten sind von Levin und Kerner mit hSmolysierenden 
Kulturen, von Besredka und Braun mit Filtraten ausgefiihrt worden. 
Der Erstgenannte fand, daB die Blutkorperchen des Kaninchens fur die 
Einwirkung des Streptolysins am ausgesprochensten, Pferdeblutkorperchen 
am wenigsten empfanglich waren. Zwischen diesen beiden standen, in 
bezug auf die Resistenz gegeniiber dem genannten Gift, die Menschen-, 
Rinds- und Rattenblutkorperchen, welche drei letzteren sich in dieser 
Beziehung anndhernd gleich verhielten. Kerner hat mit Menschen-, 
Hunde-, Kaninchen-, Meerschweinchen- und Froschblut gearbeitet und 
dabei mit Hundeblut die starkste, mit Menschen- und Froschblut die 
schwachste Hamolyse erhalten. Besredka konstatierte ebenfalls bei 
verschiedenen Blutarten eine verschiedene Empfindlichkeit, seine Resul- 
tate variierten aber je nach der Art des Serums, dessen er sich zur 
Darstellung des Streptolysins bediente. Bei den Versuchen Brauns 
wurden die Kaninchen-, M&use- und Menschenblutkorperchen am stfirk- 
sten angegriffen. 

Meinerseits habe ich sowohl mit Kulturen wie sterilen Filtraten 
verschiedener Art Versuche fiber die Einwirkung des Streptolysins auf 
verschiedene Blutarten ausgeffihrt. Diese Versuche wurden mit 10 ver¬ 
schiedenen Blutarten (Mensch, Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund, 
Kaninchen, Meerschweinchen und Taube) angestellt. In alien Fallen 
gelangteeine 1-proz. Aufschwemmungzweimal gewaschener Blutkorperchen 
in Dosen von je 8 ccm zur Anwendung. 

Sfimtliche Versuche mit Kulturen wurden an ein und demselben 
Tage ausgeffihrt, und ebenso fanden gleichzeitig alle Versuche mit Filtrat 


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624 


Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


unter sich gleichzeitig statt, wahrend dagegen zu diesen verschiedenen 
Versuchskategorien Blut von verschiedenen Individuen verwendet wurde. 
Die Filtratversuche sind daher auch nicht mit den Kuiturversuchen 
vfillig vergleichbar, weil natfirlich individuelle Verschiedenheiten in bezag 
auf die Resistenz des Blutes mitgespielt haben konnen. 

Die bei diesen Versuchen gemachten Beobachtungen habe ich in der 
Tabelle 17 zusammengestellt, welche somit eine Uebersicht gewahrt flber 
die in den einzelnen Fallen auf verschiedene Blutarten ausgeiibte Ein- 
wirkung des Streptolysins. 

Tabelle 17. 


Blut von 


Mensch 

Pferd 

Rind 

Schaf 

Ziege 

Schwein 

Hund 

Kaninchen 

Meer- 

schweinchen 

Taube 

Filtrat v. Pferdeserum- 
bouillonkultur. Stamm 
B. 45 Proz. Hamolyse 

Toxizitat 

50,0 

40,0 

50,0 

27,0 

30,3 

71,4 

100,5 

125,0 

50,0 

40,0 

Filtrat von Kaninchen¬ 
serumbouillonkultur. 
Stamm B. 40 Proz. 
Hamolyse 

II 

7,69 

10,0 

8,33 

5,26 

5,56 

11,8 

16,7 

16,7 

12,5 

5,56 

Pferdeserumbouillon- 
kultur. Stamm A. 

50 Proz. Hamolyse. 

II 

23,3 

33,3 

13,3 

7,69 

9,09 

76,9 

55,6 

40,0 

37,0 

25 fi 

Pferdeserumbouillon- 
kultur. Stamm B. 

45 Proz. Hamolyse 

IJ 

33,3 

37,0 

58,8 

25,0 

25,0 

133,0 

105,0 

50,0 

44,4 

37,0 

Kaninchenserumbouil¬ 
lonkultur. Stamm B. 
45 Proz. Hamolyse 

II 

71,4 

50,0 


25,0 

23,3 



105,0 

154,0 

105,0 


Aufier den dieser Tabelle zugrunde liegenden Versuchen wurde noch 
ein Versuch mit einem Filtrat einer Ascitesbouillon-Streptokokk'enkultur 
gemacht. Dieses Filtrat war jedoch schon verhaltnismaBig alt und in- 
folgedessen, obwohl es in der Gefrierkammer aufbewahrt worden war, 
dermaBen abgeschw&cht, daB ich das Ergebnis dieses Versuches nicht fur 
zuverlassig genug halte, um es hier ausfflhrlich wiederzugeben; es sei 
daher nur bemerkt, daB sich hierbei im wesentlichen das gleiche Resultat 
ergab wie mit Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 

Die obige Tabelle laBt erkennen, daB sowohl bei Versuchen 
mit Filtrat als auch bei solchen mit Kultur verschiedene 
Blutarten gegentiber der Einwirkung des Streptolysins 
in sehr wechselndem MaBe empfindlich waren. 

Die Ergebnisse der verschiedenen Versuche boten keine vdllige 
Uebereinstimmung miteinander dar. Ueberhaupt wirkte jedoch 
das Streptolysin am stSrksten auf Kaninchen-, Hunde-, 
Schweine- und Meerschweinchenblut. Menschen-, Pferde- 
und Rindsblut reagierte auf die Einwirkung des Giftes in 
der Regel etwas schw&cher als die erstgenannten Blut¬ 
arten, unter sich aber einigermafien gleich stark. Das 
Taubenblut ergab sehr wechselnde Resultate, verhielt 


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v. Hellens, Untersuchungen fiber Streptolysin. 


625 


sich aber dem Streptolysin gegenuber am ehesten wie 
Pferdeblut. Am unempfindlichsten war jedenfalls das 
Blut der Ziege und besonders das des Schafes. Von s&mt- 
lichen untersuchten Blutarten erwies sich die letztgenannte in der Regel 
am resistentesten gegen die Einwirkung des Streptolysins. 

AuBer in bezug auf die Empfindlichkeit ftir die Streptolysinwirkung 
boten die einzelnen Blutarten bei diesen Versuchen auch in sonstiger 
Hinsicht eine merkbare Verschiedenheit dar. Bei meinen Untersuchungen 
iiber das Streptolysin habe ich regelmaBig gefunden, daB die Pferdeblut- 
korperchen, wenn sie der durch Streptolysin bewirkten Hamolyse zum 
Opfer fallen, auch mehr oder weniger verfarbt werden, so daB die Farbe 
des Inhaltes der Blutrbhrchen einen mehr oder weniger ausgesprochenen 
Stich ins Braunliche annimmt. Diese Verfarbung trat nahezu bei alien 
meinen Versuchen, unablmngig von der Art des hierbei angewandten 
Streptolysins, ein. Je hochgradiger die Hamolyse, um so ausgesprochener 
war in der Regel die Braunfarbung der Fliissigkeit. 

Die gleiche Beobachtung habe ich im Beginne dieser Arbeit in Be¬ 
zug auf Schafblut gemacht, clessen ich mich bei gewissen vorbereitenden 
Versuchen bediente. Bei den jetzt in Rede stehenden vergleichenden 
Versuchen mit verschiedenen Blutarten zeigte sich, daB eine derartige 
Verfarbung auch bei Anwendung einiger anderen Blutarten eintrat. 
Durch Einwirkung von Filtrat sowohl von Pferdeserumbouillon- als 
auch von Kaninchenserumbouillon-Streptokokkenkulturen wurde bei 
Versuchen mit Pferde-, Rinds-, Schaf- und Ziegenblut 
die in den Rohrchen enthaltene Flflssigkeit in hohem 
Grade, bei Versuchen mit Menschen-, Schweine-, Hunde-, Kaninchen- 
und Meerschweinchenblut dagegen nicht in nennenswertem Mafie verfarbt. 
Taubenblut wurde durch Einwirkung von Pferdeserumbouillonkulturfiltrat 
verfarbt, beim Versuch mit Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur 
wurde aber eine Verfarbung auch des Taubenblutes beobachtet. 

Ein Unterschied in betreff der Einwirkung des Streptolysins auf 
verschiedene Blutarten machte sich endlich auch darin bemerkbar, daB, 
bei Versuchen mit gewissen Blutarten, in einem Teil der 
Rohrchen, wo nur eine unbetrachtliche Hamolyse vorkam, eine deut- 
lich ausgepragte Agglutination der Blutkbrperchen kon- 
statiert wurde. Bei Versuchen mit Filtrat von Kaninchenserum¬ 
bouillonkultur war dies der Fall mit Blutkorperchen des Menschen, des 
Schweines und des Meerschweinchens, bei den mit Filtrat von Pferde- 
serumbouillonkultur angestellten Versuchen aber nur mit Schweineblut- 
korperchen. Bei Versuchen mit den iibrigen Blutarten wurde keine 
solche Agglutination der Blutkorperchen wahrgenommen. 


Die Loslichkeit des Streptolysins in Aether. 

Bei Untersuchungen, die ich in der Absicht ausfiihrte, die Ein¬ 
wirkung verschiedener Stoffe auf hamolysierende Filtrate von Strepto- 
kokkenkulturen zu erforschen, ergab sich, daB ein derartiges Filtrat nach 
Schiitteln mit Aether bedeutend schwacher hamolytisch wirkte, als zuvor. 
Da dieses Verhaltens darauf hinzudeuten schien, daB die im Streptolysin 
enthaltene hamolysierende Substanz in Aether loslich sei, so habe ich, 
um iiber diese Frage AufschluB zu erlangen, mit Filtraten von Pferde- 

Erete Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 40 


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626 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


serumbouillon-, Kaninchenserumbouillon- und Ascitesbouillon-Strepto- 
kokkenkulturen eine Reiche von Versuchen angestellt. 

Die Versuche wurden in der Weise ausgefiihrt, daB das betreffende 
Filtrat mit reichlicher Menge Aether kraftig geschtittelt wurde. Sodann 
wurde der Aether vom Filtrat abgeschieden und auf dem Wasserbade 
bei ca. 40° C verdampft, worauf der zurtickgebliebene Aetherextrakt mit 
0,9-proz. NaCl-LGsung emulgiert wurde. Sowohl das Filtrat als der 
Aetherextrakt wurde sodann auf sein hamolytisches Vermogen untersucht. 

Bei Versuchen mit Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur erwies 
sich der Aetherextrakt stets hamolytisch wirksam, indes das Filtrat 
nachher bedeutend schwacher hamolysierte als zuvor. 

Das gleiche Resultat erhielt ich auch bei Versuchen mit dem Filtrat 
einer Ascitesbouillonkultur sowie auch bei einem Versuche mit dem 
Filtrat einer Kaninchenserumbouillonkultur. Die Untersuchung dieses 
letzteren Filtrates ergab jedoch in verschiedenen Fallen wechselnde 
Resultate, indem nach Schiitteln mit Aether in der Regel weder der 
Aetherextrakt noch das Filtrat hamolytisch wirkte oder nur das letztere 
noch ein schwaches hamolytisches Vermogen aufwies. Moglicher weise 
haben diese verschiedenen Resultate darauf beruht, daB das angewendete 
Filtrat von vornherein recht schwach blutlosend wirkte und infolgedessen 
leicht inaktiviert wurde. 

Aus diesen Versuchen l&Bt sich jedoch deutlich entnehmen, daB 
die im Streptolysin vorfindliche hamolysierende Substanz 
in Aether loslich ist und sich durch Behandlung mit 
dieser Fliissigkeit aus Kulturfiltraten extrahieren laBt. 

Indessen ist es mir nicht gelungen, in dieser Weise das Hamolysin 
aus den vor mir angewendeten Filtraten vollst&ndig zu extrahieren. 
Obwohl Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur 2—3 Stunden lang mit 
dem wiederholt gewechselten, mehrfachen Volumen Aether geschtittelt 
wurde, blieb es dennoch schwach hamolytisch; doch nahm hierbei sein 
hamolytisches Vermogen in samtlichen Versuchen um ca. 90 Proz. ab. 

Die Gesamtinenge des in dem Aetherextrakt und in dem mit Aether 
behandelten Filtrat enthaltenen H&molysins entsprach nicht vollstandig 
der ursprtinglichen Menge. 


Die Inaktivierun g des Streptolysins bei verschiedenen 

T emperaturen. 

Das von Besredka aus Serumkulturen dargestellte Streptolysin 
erlitt bei Aufbewahrung in Zimmertemperatur nur allm&hlich eine Ab- 
schwachung. Nach Ablauf von 15 Tagen war es jedoch schon sehr 
schwach, und nach 20 Tagen konnten mit demselben nur noch Spuren 
von Hamolyse erzielt werden. Auch bei mehrtagiger Aufbewahrung bei 
37° C trat eine erhebliche Abschwachung ein. Dagegen wurde die 
Toxizitat durch Erhitzung auf 55—56 °C wahrend einer halben Stunde 
fast gar nicht, und durch ebensolange Erhitzung auf 65° C nur in 
geringem MaBe herabgesetzt. Bei 10-sttindiger Erhitzung auf 55° C 
sowie durch 2-stiindige auf 70° C erfolgte eine ganzliche ZerstGrung 
dieses Streptolysins. 

Andere Forscher haben das Streptolysin bedeutend labiler gefunden. 
Nach Landsteiner werden stark hamolytisch wirksame Filtrate schon 


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v. Hellene, Untereuchungen fiber Streptolysin. 


627 


durch viertelstfindige Erhitzung auf 55 °C hochgradig abgeschwacht Oder 
inaktiv. Kerner gibt an, daB das Streptolysin gegen Erhitzung nur 
geringe Widerstandsfahigkeit besitzt, Schlesinger, daB dasselbe durch 
Erhitzung auf 47—48 °C wahrend einer halben Stunde in hohem Grade 
abgeschwacht und durch Erhitzung auf 60°C wahrend einer Viertel- 
stunde vollstandig zerstort wird. Braun, der mit Filtrat von Kaninchen- 
serumbouillonkultur arbeitete, konstatierte dabei, daB das genannte 
Filtrat durch 6-stundige Aufbewahrung bei Zimmertemperatur eine starke 
Abschwachung seines hamolytischen Vermogens erfuhr, wahrend es bei 
Eiskellertemperatur in der gleichen Zeit nur in unerheblichem MaBe 
abgeschwacht wurde und sich auch nach einigen Tagen noch etwas h&mo- 
lytisch wirksam erwies. Eine 2-stUndige Erwarmung auf 37 0 C bewirkte 
eine bedeutende Herabsetzung der Toxizitat, und eine 6-stundige Er¬ 
warmung auf diese Temperatur fiihrte die vollstandige Zerstorung des 
Streptolysins herbei. In der Regel wurde dieses auch durch 7 g -stflndige 
Erhitzung auf 60° C ganzlich inaktiviert. M’Leod fand, daB aus 
Pferdeserumbouillonkultur dargestelltes Streptolysin auf Eis wahrend 
8—10 Stunden unverkndert blieb, bei langerer Aufbewahrung aber ab¬ 
geschwacht wurde. Bei Zimmertemperatur erfolgte in 15 Stunden eine 
nahezu vollstandige Inaktivierung dieses Lysins, und bei 37° C nahm 
die Giftwirkung schon in einer halben Stunde bedeutend ab. Bei 49 °C 
wurde diese in 30 Minuten auf Vis reduziert, und bei 55° C trat in 
derselben Zeit eine totale Zerstorung des Streptolysins ein. 

Zur Ermittelung, wie rasch das Streptolysin bei verschiedenen 
Temperaturen inaktiviert wird, habe auch ich eine betrachtliche Anzahl 
Versuche angestellt. Diese wurden mit Filtraten von Kulturen des 
Stammes B, die in Pferdeserumbouillon (14-1), Kaninchenserumbouillon 
(1 9) und Ascitesbouillon (1+2) gewachsen waren, ferner —wo dies 

zweckmaBig geschehen konnte — auch mit hamolysierenden Kulturen 
ausgefdhrt. Die verschiedenen Temperaturen, deren Einwirkung auf die 
Toxizitat des Streptolysins ich zu konstatieren versuchte, waren Zimmer¬ 
temperatur (18—20° C), Thermostattemperatur (37° C), 4-50—75° C, 
ferner Eiskellertemperatur (+4-5° C) sowie —16° C. Endlich habe 
ich geprflft, welchen EinfluB Erhitzung auf 100° C auf den hamo- 
lysieren den Aetherextrakt vom Filtrat einer Pferdeserumbouillonkultur 
hatte. 

Meine hierbei gemachten Beobachtungen sollen hier nachstehend — 
ftir jede der betreffenden Temperaturen besonders — kurz wiedergegeben 
werden. 

Aufbewahrung bei Zimmertemperatur. 

Die auf die Inaktivierung des Streptolysins bei Zimmertemperatur 
beziiglichen Versuche wurden mit sterilen Filtraten ausgefiihrt. Diese 
wurden je wahrend der Dauer des Versuches im Dunkeln anfbewahrt, 
und ihre Reinheit wurde wahrend der ganzen Versuchsdauer genau 
kontrolliert. 

Die mit verschiedenen Proben desselben Filtratschlages vorgenom- 
menen Untersuchungen ergaben in der Hauptsache gleiche Resultate, 
weshalb mir ein ausfiihrlicher Bericht iiber diese samtlichen Versuche 
tlberflilssig erscheint. Ich habe daher in Fig. 6 nur die mit je einer 
Probe der verschiedenartigen von mir zur Anwendung gebrachten Kul- 
turfiltrate gewonnenen Ergebnisse graphisch dargestellt. 

40* 


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628 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


Fig. 6. 

Inaktivierung des Streptolysins bei Zimmertemperatur. 

Toxi- 

zitat. 



-Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse. 

--Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse. 

.Filtrat von Ascitesbouillonkultur. 50 Proz. Hamolyse. 

Wie die Figur ersehen lfifit, hatte in alien den untersuchten 
Filtraten die Toxizitat schon binnen 24 Stunden be- 
deutend abgenommen. Das Filtrat der Pferdeserumbouillonkultur 
bfiBte in 8 Tagen, das Filtrat der Kaninchenserumbouillonkultur in 
4 Tagen und dasjenige der Ascitesbouillonkultur in 3 Tagen sein Blut- 
losungsvermogen nahezu vollstfindig ein. 

Ein Vergleich der verschiedenen Filtrate untereinander wird in ge- 
wissem MaBe dadurch erschwert, daB hier, ebenso wie bei den iibrigen 
Temperaturversuchen, die Toxizitat der verschiedenen Filtrate von vorn- 
herein ungleich groB und der beobachtete Hfimolysegrad nicht in alien 
Fallen der gleiche war. Doch scheint aus meinen Versuchen hervor- 
zugehen, dafi das Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur 
resistenter ist als die iibrigen. 

Aufbewahrung im Eiskeller (4 — 5° C). 

Die Versuche fiber die Haltbarkeit des Streptolysins bei Eiskeller- 
temperatur wurden teils mit sterilen Filtraten, teils mit solchen Filtraten 
ausgeffihrt, die durch Filtration mit Berkefe 1 d-Filtern gewonnen und 
nicht absolut steril waren. Die letzteren enthielten jedoch so geringe 
Mengen Streptokokken, daB diese keinen EinfluB auf die Resultate haben 
konnten, zumal in Anbetracht der niedrigen Temperatur, bei der die 
Filtrate in diesem Falle aufbewahrt wurden. In der Tat konnte auch 
nicht im Verlaufe des Versuches irgendein Wachstum der Streptokokken 
in den Filtraten wahrgenommen werden. 

Die je zur Untersuchung bestimmten Proben wurden im Eiskeller 
entnommen, so daB das Streptolysin wfihrend der ganzen Versuchsdauer 
bei gleicher Temperatur gehalten wurde. 

Die Ergebnisse einer Versuchsreihe, mit einer Probe von jeder den 
angewandten Filtratarten, habe ich in der Tabelle 18 zusammengestellt, 
und auBerdem finden sich in Fig. 7 und 8 die bei einer zweiten Ver¬ 
suchsreihe gewonnenen Resultate in graphischer Darstellung wieder- 
gegeben. 


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v. Hellene, Untersuchungen fiber Streptolysin. 


629 


Tabelle 18. 


Filtrat von Pferdeserum¬ 
bouillonkultur. 55 Proz. 
Hamolyse 

Filtrat von Kaninchen- 
serumbouillonkultur. 

40 Proz. Hamolyse 

Filtrat von Ascitesbouillon- 
kultur. 45 Proz. Hamolyse 

Anzahl Tage 
inn Eiskeller 

Toxizitat 

Anzahl Tage 
im Eiskeller 

Toxizitat 

Anzahl Tage 
im Eiskeller 

Toxizitat 

0 

83,3 

0 

12,5 

0 

12,5 

1 

. 83,3 

2 

10,0 

1 

10,5 

3 

45,5 

4 

5,9 

4 

4,6 

7 

33,3 

6 

4,4 

6 

43 

8 

36,4 

8 

2,7 

8 

43 

14 

23,3 

10 

3,6 

13 

3,0 

18 

oa 

25.0 

15 

13 

17 

1,8 

30 

1 ^ 5,0 

8,3 

_ 

_ 

_ 

_ 

41 

7,1 

— 

— 

— 

— 


Fig. 7. 

Inaktivierung des Streptolysins bei Aufbewahrung im Eiskeller’(4—5° G). 
Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 55 Proz. Hamolyse. 


Toxi. 

zitat. 



Auch bei Aufbewahrung im Eiskeller nahm die Gift- 
wirkung ziemlich rasch, wenngleich bedeutend langsamer 
als bei Ziminertemperatur, ab. Schon binnen 24 Stunden konnte 
eine betrachtliche Abschwachung der Toxizitat konstatiert werden. Bei 
dem in der Tabelle 18 wiedergegebenen Versuche mit dem Filtrat einer 
Pferdeserumbouillonkultur erwies sich zwar nach 24-stiindiger Auf¬ 
bewahrung im Eiskeller das Filtrat ebenso stark hamolysierend wie 
zuvor. Bei einem anderen Versuche dagegen zeigte in derselben Zeit 
die Toxizitat des Filtrates einer ebensolchen Kultur eine Abschwachung 
um 20,6 Proz. 

Aus Kaninchenserum- oder Aszitesbouillonkulturen gewonnenes 
Streptolysin wurde bei Eiskellertemperatur in 13—17 Tagen so gut wie 
vollstandig inaktiviert, wahrend aus Pferdeserumboillonkultur bereitetes 
Steptolysin noch nach Ablauf von 6 Wochen schwach hamolytische Eigen- 



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630 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


schaft zeigte. Dieses letzterwahnte Streptolysin war also 
auch bei Eiskellertemperatur bedeutend resistenter als 
die iibrigen. 

Fig. 8. 

Inaktivierung dee Streptolysins bei Aufbewahrung im Eiskeller. 



-Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 40 Proz Hamolyse. 

-Filtrat von Ascitesbouillonkultur. 50 Proz. Hamolyse. 


AuBer diesen oben angefiihrten Versuchen mit Filtraten habe ich 
auch verschiedene solche angestellt, um den Einflufi zu studieren, den 
die Aufbewahrung im Eiskeller auf das hainolytische Vermogen in ver- 
schiedenen Nahrboden wachsender Streptokokkenkulturen ausiibt. Die 
hierbei gewonnenen Resultate scheinen mir jedoch ein zu geringes Inter- 
esse darzubieten, um hier ausftihrlich wiedergegeben zu werden. Doch 
verdient, wie mir scheint, als Ergebnis dieser Versuche hervorgehoben 
zu werden, daB auch die Toxizitat derartiger Kulturen bei Aufbewahrung 
im Eiskeller binnen kurzem eine bedeutende AbschwAchung erfahrt. 
Die Inaktivierung desH&molysins vollzog sich immerhin 
in Kulturen bedeutend langsamer alsinden entsprechen- 
den Filtraten. Bei mehreren Versuchen erwiesen sich demgemSB 
die Kulturen noch nach 2—3 Tageu ebenso stark blutlosend wie zu 
Beginn des Versuches. Am resistentesten waren Pferdeserumbouillon- 
kulturen. 


Aufbewahrung in der Gefrierkammer (—16° C). 

Bei diesen Versuchen gelangten sowohl Filtrate verschiedenartiger 
Kulturen als auch in verschiedenen NShrbbden wachsende hSmolysierende 
Kulturen zur Anwendung. Das Untersuchungsmaterial wurde in kleinen 
Portionen auf eine Menge einzelner Behaiter verteilt, welche sodann 
gleichzeitig in die Gefrierkammer gebracht wurden. Aus dieser wurde 
zu jedem Versuch eine neue Probe geholt, welche unmittelbar nachdem 
das gefrorene Lysin aufgetaut war, untersucht wurde. 

Bei der Untersuchung gleichartiger, zu verschiedenen Zeiten aus der 
Gefrierkammer geholter Proben ergaben sich nicht immer untereinander 
vOllig iibereinstimmende Resultate. Es zeigte sich namlich haufig, daB 
eine spater entnommene Probe etwas starker hamolytisch wirkte als 
eine fruhere. Wahrscheinlich hat dies darauf beruht, daB die in ver- 


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v. H el lens, Untersuchungen iiber Streptolysin. 


631 


schiedenen Beh&ltern aufbewahrten Proben obwohl gleichzeitig in die 
Gefrierkamraer gestellt, sich doch aus irgendeinem Grunde verschieden 
rasch abkiihlten, und dafi hierdurch das Streptolysin, vor dem Gefrieren, 
in einem Teil der Faile eine starkere Abschwachung erleiden konnte, 
als in anderen. 

Aus diesen meinen Untersuchungen ging bervor, daB Filtrate von 
verschiedenen Kulturen ira gefrorenen Zustande in der 
Regel 3 — 4 Tage ohne nennenswerte Abschwachung auf- 
bewahrt werden kbnnen. Zuweilen nahm jedoch die Toxizitat 
schon in kilrzerer Zeit als 3 Tagen bedeutend ab, andererseits aber 
konnte es sich auch wahrend erheblich lSngerer Zeit unver&ndert er- 
halten. So erwies sich z. B. in einem Falle das Filtrat einer Pferde- 
serumbouillonkultur nach Ablauf von 14 Tagen noch ebenso stark hamo- 
lytisch wie zu Beginn des Versuches. 

A11 m a h 1 i c h tratimmerhin auchbeidieserTemperatur, 
wiewohl noch bedeutend langsanier als bei Eiskeller- 
temperatur, eine betrachtlicheAbschwachung des Strepto¬ 
lysin s ein. 

Samtliche Filtrate, in bezug auf welche der betreffende Versuch 
lange genug ausgedehnt wurde, waren noch nach Ablauf von 100—110 
Tagen deutlich hamolytisch wirksam. Indessen hatte hierbei dieToxizitat 
um 58—78 Proz. abgenommen. 

Filtrate von Pferdeseruinbouillon- und Ascitesbouillonkulturen zeigten 
nahezu gleiclie Resistenz, wahrend Filtrate von Kaninchenserumbouillon- 
kulturen viel rascher abgeschwacht wurden als die beiden ersteren. 
Auch in gefrorenem Zustande behielten die Kulturen ihr blutlosendes 
Vermogen besser bei als die je entsprechenden Filtrate. 

Erwarmung auf 37° C. 

Die bei diesen Versuchen zur Anwendung gelangenden sterilen 
Filtrate wurden in der Weise auf 37° C erwarmt, daB die Flasche, 
worin die betreffende Probe wahrend des Versuches aufbewahrt wurde, 
unter fortwahrendem Umschiitteln, in ein auf ca. 70° C erwarmtes 
Wasserbad getaucht wurde, bis die in der Flasche befindliche Fliissigkeit 
gebiihrend erwarmt worden war. Auf diese Weise fand die Erwarmung 
jedenfalls sehr rasch statt. In denjenigen Fallen, wo der Versuch iiber 
langere Zeit als 12 Stunden ausgedehnt werden muBte, wurden zwei 
gesonderte Proben desselben Filtrates angewendet, von denen die eine 
12 Stunden spater als die andere erwarmt wurde. Diese Anordnung 
erschien deshalb geboten, weil es ja sonst kaum moglich gewesen ware, 
wahrend des ganzen Verlaufes des Versuches mit gebiihrend kurzen 
Zwischenzeiten die zur Untersuchung erforderlichen Proben zu entnehmen. 
Irgendwelcher Nachteil schien von diesem Verfahren nicht herzuriihren, 
denn die Untersuchung der resp. Proben, welche von diesen beiden je 
zu demselben Versuche gehorenden Portionen eines gewissen Filtrates 
entnommen wurden, ergab untereinander vollig iibereinstimmende 
Resultate. 

Zum Zweck der Untersuchung wurden die Proben anfangs allstiindlich 
entnommen; spater — als die Inaktivierung des Streptolysins in lang- 
samerem Tempo fortschritt — erfolgte die Entnahme mit etwas langeren 
Zwischenzeiten, deren bei den einzelnen Versuchen etwas wechselnde 


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632 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7. 


Lfinge nach Erfahrungen bemessen wurde, welche bei friiheren Versuchen 
der gleichen Art gewonnen worden waren. 


Fig. 9. 

Inaktivierung dee Streptolysins bei 37° C. 



-Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 45 Proz. Hamolyse. 

-Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse. 

.Filtrat von Ascitesbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse. 


Fig. 9 veranschaulicht die Ergebnisse einer Versuchsreihe, welche 
je eine Probe von einein jeden der zur Anwendung gelangten ver- 
schiedenen Filtrate umfaBt. 

In einem anderen Filtrat einer Pferdeserumbouillonkultur vollzog 
sich die Inaktivierung des Streptolysins bei 37° C etwas langsamer, 
indem dieses noch nach Ablauf von 24 Stunden schwach h&molysierte. 
Dasselbe war auch der Fall init einer anderen, von einer Ascitesbouillon¬ 
kultur herriihrenden Probe, deren Toxizitkt in 6 Stunden nur um 84 Proz. 
herunterging. 

Erwarmung auf 37° C beschleunigte somit in hohem 
Grade die Inaktivierung des Streptolysins. Filtrat von 
Ascitesbouillonkultur wurde in 6 — 7 Stunden, Filtrat von Kanin¬ 
chenserumbouillonkultur in ca. 9 Stunden und solches von Pferde- 
serumbouillonkultur in 20 — 24 Stunden so gut wie vollst&ndig in- 
aktiviert. 

Die bei den verschiedenen Versuchen wechselnde ursprtingliche 
Toxizitat des Streptolysins erschwert ja etwas einen Vergleich der 
verschiedenen Filtrate untereinander, allein aus Fig. 9 geht doch 
deutlich hervor, da 15 sich die Inaktivierung, unabhangig hier- 
von, in verschiedenen Filtraten verschieden rasch voll¬ 
zog, indem Filtrat von Ascitesbouillonkultur die geringste und sol- 


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v. Hellena, Untereuchungen fiber Streptolysin. 633 

ches yon Pferdeserum - Bouillonkultur die betrfichtlichste Resistenz 
darbot. 


Erhitzung auf 50 bis 75° C. 

Die Versuche wurden folgendermaBen ausgefiihrt: 

Die streptolysinhaltige Fliissigkeit wurde in ein groBes Reagens- 
glfischen geffillt und sodann dadurch auf die bestimmte Temperatur 
erwarmt, daB das Reagensglas unter stetiger Umrfihrung in einem Glase 
gehalten wurde, welches mit tiiissigem auf 105 bis 110° C erhitztem 
Paraffin gefiillt war. Die Temperatur des Streptolysins wurde durch 
einen in die betreffende Fliissigkeit getauchten Thermometer kontrolliert, 
mittels dessen diese unausgesetzt umgeriihrt wurde, damit ihre Durch- 
wfirmung gleichmaBig erfolgen sollte. In dieser Weise stieg die 
Temperatur der streptolysinhaltigen Fliissigkeit sehr rasch auf die be¬ 
stimmte Hohe; sobald diese erreicht war, wurde das Reagensglas mit 
einem Korkpfropfen geschlossen und in ein auf dieselbe Temperatur 
erwarmtes Wasserbad gestellt, welches mittels Toluolregulators und 
Umrfibrers bei konstanter Temperatur erhalten wurde. Die im Verlaufe 
der verschiedenen Versuche beobachteten Abweichungen von der beab- 
sichtigten Temperatur betrugen hochstens 0,1° C. Bei der Mehrzahl der 
Versuche konnten indessen nicht einmal UngleichmfiBigkeiten von dieser 
GroBe wahrgenommen werden. Die mit gewissen Zwischenzeiten ent- 
nommenen Proben wurden mittels kalten Wassers rasch abgektihlt und 
moglichst bald untersucht. 

Bei jedem Versuche wurde, vor der Erhitzung, von dem zur An- 
wendung gelangenden Streptolysin eine Probe entnommen, um fur jeden 
einzelnen Fall auf ihren Toxizitfitsgrad geprfift zu werden. 

Die zu diesen Versuchen dienenden Filtrate von Pferde- bzw. 
Kaninchenserum-Bouillonkulturen waren durch Filtration mit Berke- 
feld-Filtern gewonnen. Diese Filtrate waren nicht absolut steril, 
enthielten aber doch so geringe Mengen Streptokokken, daB diese, in 
Anbetracht der verhaltnismaBig hohen Temperatur, auf die das Strepto¬ 
lysin erhitzt wurde, sowie der kurzen Dauer des Versuches, die Ver- 
suchsresultate in keinem nennenswerten MaBe beeinflussen konnten. 

Samtliche zu je einer Reihe gehorenden Versuche wurden mit Proben 
eines und desselben Filtrates sowie unmittelbar nacheinander, und zwar 
bei Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur binnen 4 und bei Filtrat von 
Kaninchenserumbouillonkultur binnen 3 Tagen ausgefiihrt. Nichtsdesto- 
weniger hat die Starke des Streptolysins bei den einzelnen Versuchen 
derselben Reihe etwas variiert. 

Mit Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur wurden Ver¬ 
suche fiber die Inaktivierung des Streptolysins bei 7 verschiedenen Tem- 
peraturen, namlich bei 54,7°, 59,9°, 62,4°, 65,0°, 67,3°, 69,9° und 74,9° C 
angestellt. Die Untersuchung wurde dadurch erschwert, daB das im 
Filtrat enthaltene Serum bei Erhitzung auf die hochsten Temperaturen 
zum Teil koagulierte. Bei Erhitzung auf 74,9° C bildeten sich im Fil¬ 
trat verhaltnismaBig groBe Gerinnsel, welche der Untersuchung der ent- 
nommenen Proben nicht geringe Schwierigkeiten entgegensetzte; in den 
fibrigen Fallen aber rief die Gerinnung des Serums nur eine Opaleszenz 
der Fliissigkeit hervor, ohne daB groBere Gerinnsel beobachtet wurden. 
Die bei Erhitzung auf 74,9° C erlangten Resultate konnen daher nicht 
als ebenso sicher gelten wie die fibrigen; doch habe ich der Vollstfindig- 


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634 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


keit halber auch sie anfuhren wollen. Das von mir bei diesen Versuchen 
angewandte Streptolysin reagierte bei Priifung mit Lackmuspapier deut- 
lich alkalisch. Um den Grad dieser Alkaleszenz mit voller Exaktheit 
festzustellen, habe ich nach der von S. P. L. Sfirensen beschriebenen 
elektrometrischen Methodedie Wasserstoffionkonzentration der betreffenden 
Fliissigkeit bestimmt. Nach dem Ergebnis dieser Untersuchung betrug 
der Wasserstoffionexponent, ph, dessen Anwendung zum 
Ausdruck fur den Alkaleszenz- bzw. SSuregrad S. P. L. Sbrensen 
vorgeschlagen hat, in diesem Lysin 8.2 4 *). Das Streptolysin war somit 
recht stark alkalisch, da ja der Wasserstoffionexponent neutraler Lfl- 
sungen 7.07 betr£gt. 

Die Resultate dieser Versuche sind in der Tabelle 19 zusammen- 
gestellt und in der Hauptsache in Fig. 10 graphisch wiedergegeben. 
Die unter der Rubrik 0 Minuten angefiihrten Resultate beziehen sich 
auf die je vor der Erhitzung entnommene Probe. 


Tabelle 19. 


54,7 

0 C 

59,9 

0 C 

62,4° C 

65,0° C 

67,3° C 

69,6° C 

74,9 

i° c 

_ a 

e» 

49 

3 

— c 

4* 

— G 
XI « 

+9 

3 

G 

-49 

2 

— P 

49 

3 

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49 

3 

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49 

3 

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*<§ 

o 

H 


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H 


1 S 

\ 

H 

0 

47,6 

0 

62,5 

0 

90,9 

o ! 

58,8 

0 

90,9 

0 

58,8 

0 

62,5 

5 

58,8 

8 

50,0 

5 

76,9 

5 

62,5 

2 

100,0 

2 

62,5 

2 

5,0 

10 

50,0 

15 

47,6 

10 

58,8 

10 

40,0 

4 

83,3 

4 

45,5 

4 

2fi 

15 

41,7 

20 

37,0 

15 

43,5 

15 

27,0 

7 

66,7 

7 

29,4 

6 

1,5 

25 

36,4 

30 

23,3 

25 

25,0 

25 

12,5 

10 

45,5 

10 

20,0 

— 


35 

28,6 

40 

14,3 

35 

11,8 

- 1 

— 

14 

29,4 

14 

12,5 

- 1 

— 

50 

21,7 

55 

6,3 

50 

2,9 

— 

— 

20 

16,7 

— 

— 

— 

— 

70 

13,3 

70 

2,5 

— 


— 

— 

30 

5,0 

— 

— 

- 1 

— 

90 

7,1 

— 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

120 

2,3 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Bei vier von diesen Versuchen war das Lysin in der ersten, nach 
der Erhitzung entnommenen Probe starker hamolytisch als vor der Er¬ 
hitzung. Die gleiche Beobachtung habe ich auch bei gewissen anderen, 
weiter unten zu besprechenden Erhitzungsversuchen gemacht. 

Aus den hier in Rede stehenden Versuchen geht hervor, daU die 
Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins mit der 
Erhitzungstemperatur steigt, indem die Toxizitat um so rascher 
abnahm, je hoher die Erhitzungstemperatur war. So wurde das Strepto¬ 
lysin z. B. bei 74,9° in 4 Minuten ebenso stark abgeschwacht wie bei 
59,9° in 70 Min., desgleichen bei 69,6° in 14 Min. ebenso stark wie 
bei 65° in 25 Min. Nahezu vollstandig inaktiviert wurde dieses Strepto¬ 
lysin bei 54,7° in 120 Min., bei 59,9° in 70 Min., bei 62,4° in 50 Min., 
bei 65° in 40 Min., bei 67,3° in 30 Min. und bei 74,9° in 6 Min. 

Selbst eine Temperaturdifferenz von nur 2,5° C hatte 
einen deutlichen EinfluB auf die Inaktivierungsgeschwin¬ 
digkeit. 

1) S. P. L. Sorensen definiert den Begriff Wasserstoffionexponent folgendermaflen: 
r Unter dem Wasserstoffionexponenten, pH, einer Losung ist aer Briggsche Loga- 
rithmus des reziproken Wertes des auf Wasserstoffionen Dezogenen Normalitatsfaktore 
der Losung zu verstehen 11 . 

2) Der beobachtete Hamolysegrad betrug bei samtlichen Versuchen 40 Proz. 


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v. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin. 


635 


Fig. 10. 

Inaktivierung des Streptolysins bei Erhitzung. Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 

40 Proz. Hamolyse. 


Toxu 
zi tat. 



Die Abnahme der Giftwirkung des Streptolysins scheint in diesen 
Versuchen, soweit sich dies ohne genaue mathematische Berechnung be- 
urteilen lfiBt, im wesentlichen nach denselben Regeln zu geschehen, 
welche von Famulener und Madsen bei ahnlichen Versuchen mit 
Vibriolysin, Tetanolysin und hamolytischem Ziegenserum beobachtet wor- 
den sind. 

Versuche fiber den Einflufi der Erhitzung auf Filtrat von Ka- 
ninchenserumbouillonkultur wurden bei 5 verschiedenen Tem- 
peraturen rait je etwa 5-gradiger Abstufung, n&mlich bei 50,6°, 54,7°, 
59,8°, 64,9° und 69,7° C, angestellt. Die Untersuchung wurde hierbei 
gar nicht durch Gerinnung des Serums gestort, denn es wurden keine 
groBeren Gerinnsel beobachtet; bei den hochsten hier angewendeten 
Temperaturen entstand nur eine unerhebliche Opaleszenz der Fltis- 
sigkeit. 

Das zu diesen Versuchen benutzte Filtrat reagierte bei Unter¬ 
suchung mit Lackmuspapier schwach alkalisch. Bei Bestimmung der 
Wasserstoffionkonzentration des Filtrates nach der vorstehend angeffihrten 
Methode ergab sich ein Wasserstoffionexponent, Ph, von 


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636 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


7.8 7. Auch dieses Filtrat war somit deutlich alkalisch, doch war dies 
in bedeutend geringerem MaBe der Fall als bei dem zu den vorhiu be- 
schriebenen Erhitzungsversuchen gebrauchten Filtrat von Pferdeserum- 
bouillonkultur. 

Die bei den Versuchen mit Filtrat von Kaninchenserumbouillon- 
kultur gemachten Beobachtungen sind ira wesentlichen in Fig. 11 gra- 
phisch dargestellt. Als Erganzung hierzu sei angefuhrt, daB die Toxi- 
zitat der auf 50,6° C erhitzten Probe nach 30 Min. 4,6, nach 45 Min. 

2.8 und nach 65 Min. 1,1 betrug. Die fur 0 Min. angegebene Toxizit&t 
•ist die Toxizit&t der vor der Erhitzung entnommenen Probe. 

Fig. 11. 

Inaktivierung dee Streptolysins bei Erhitzung. Filtrat von Kaninchenserum- 
bouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse. 

Toiia 

zitst. 



Bei diesen Versuchen vollzog sich, wie aus der Figur er- 
sichtlich ist, die Inaktivierung des Streptolysins in der 
Hauptsache nach denselben Regeln wie bei den frflher 
angefuhrten Erhitzungsversuchen. Auch hier erfolgte sie um 
so rascher, je hoher die Erhitzungstemperatur war. Beispielsweise wurde 
das Streptolysin bei 69,7 0 in 2 Min. um ebensoviel abgeschw&cht wie 
bei 50,6° in 30 Min., bei 64,9° binnen 8 Min. um ebensoviel wie bei 
50,6° in 55 Min.; bei 59,8° ergab sich in 14 Min. eine betr&chtlichere 
Abnahme der Toxizitat als bei 54,7° in 18 Minuten. 

Bei 50,6° erwies sich dieses Filtrat noch nach 65 Min., bei 54,7° 
nach 28 Min., bei 59,8° nach 14 Min., bei 64,9° nach 10 Min. und bei 
69,7° nach 4 Min. schwach hamolytisch. 

Die Erhohung der Versuchstemperatur um 5° hat die Inaktivierung 
dieses Streptolysins stark beschleunigt. 

Ein direkter Vergleich der bei Erhitzung dieser beiden verschiedenen 
Filtrate gemachten Beobachtungen wird durch die groBe Verschiedenheit 
ihrer resp. Iuitialtoxizitat in betr&chtlichem MaBe erschwert. Doch lSfit 
eine eingehendere Priifung der Versuchsresultate erkennen, daB das 
aus Pferdeserumbouillonkultur gewonnene Streptolysin 


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v. Hellene, Untersuchungen uber Streptolysin. 


637 


gegen Erhitzung bedeutend resistenter war als das aus 
Kaninchenserumbouillonkulturdargestellte. Bei 59,8 0 er- 
litt die Toxizitat des letzteren in 2 bzw. 14 Min. eine Abschwachung 
urn 25 bzw. 90 Proz., wahrend bei 59,9° eine Toxizitatsabnahme des 
Pferdeserum-Streptolysins um 24 Proz. erst in 15 Min. erfolgte, und 
eine solche um 90 Proz. 55 Min. in Anspruch nahm. 

AuBer den bisher berfihrten Erhitzungsversuchen babe ich auch mit 
einem aus Ascitesbouillonkultur des Stammes B gewonnenen Streptolysin 
ebensolche Versuche angestellt. Dieses Streptolysin wurde indessen nicht 
in der gleichen Weise dargestellt wie das bei den oben angefuhrten 
Versuchen benutzte, sondern in der Weise, daB die Kultur durch dop- 
peltes Filtrierpapier filtriert, das Filtrat krSftig mit Toluol geschiittelt 
und sodann das letztere wieder abgeschieden wurde. Die Ergebnisse 
dieser Versuche waren jedoch sehr unregelmaBig, weshalb nur in groBter 
Kiirze einige derselben angefiihrt seien. 

Bei Erhitzung auf 50° C erfolgte in einen^Falle in 5 Minuten eine 
Abschwachung dieses Streptolysins um 62,7 froa. und in 10 Minuten 
um 67,2 Proz. Nach Ablauf von 15 Minuten hatte dasselbe seiu Blut- 
I5sungsverm6gen so gut wie vollstandig eingebiiBt. 

Eine andere Probe desselben Filtrates verlor bei 50° C binnen 
1 Minute 78 Proz. und in 2 Minuten 84 Proz. seiner Toxizitat und wurde 
in 6 Minuten so gut wie vollstandig inaktiviert. Dieselbe Probe wurde 
bei 45° C nahezu ebenso rasch abgeschwacht. 

Irgendwelche sicheren SchluBfolgerungen lassen sich natiirlich aus 
diesen Versuchen nicht ableiten. Immerhin deuten die bei denselben 
erlangten Resultate darauf hin, daB das aus Ascitesbouillon¬ 
kultur gewonnene Streptolysin bedeutend thermolabiler 
sei als das aus Pferde- oder Kaninchenserumbouillon- 
kultur erhaltene. 

Erhitzung auf 100° C. 

Wie bereits erwahnt, ist es mir gelungen, aus Filtraten von Strepto- 
kokkenkulturen mittels Aethers Hamolysin zu extrahieren. Nachdem ich 
durch vorbereitende Untersuchungen gefunden hatte, daB dieser Aether- 
extrakt bedeutend thermostabiler war als das betreffende Filtrat, habe 
ich verschiedene Versuche angestellt, um die Widerstandsfahigkeit des 
ersteren gegen Erhitzung zu ermitteln. Hierbei fand ich, daB ein in 
0,9-proz. Kochsalzlosung aufgeschwemmter derartiger Extrakt, ohne eine 
Abschwachung seines hamolytischen Vermogens zu erleiden, wahrend 
10 Minuten auf 100° C erhitzt werden kann. 

AusStreptokokkenkulturfiltraten mittels Aethers e x - 
trahiertes Hamolysin ist demnach koktostabil. 


Die Einwirkung von Saure und Alkali. 

Die Einwirkung von Saure und Alkali auf das Streptolysin ist von 
Braun geprtift worden, welcher dabei eine sehr grofie Widerstands¬ 
fahigkeit des Streptolysins gegeD starke sowohl Sauren als auch Alkalien 
konstatierte. 

Um die Einwirkung zu ermitteln, welche der Zusatz von Saure oder 
Alkali auf das Streptolysin ausiibt, habe ich mit Streptokokkenkultur- 


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638 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


filtrat, bei bestimmter Temperatur, sowohl ohne irgendeinen Zusatz als 
auch nach Zusatz verschiedener Mengen n. HC1 oder n. NaOH-L5sung 
Erhitzungsversuche angestellt. Hierbei bediente ich mich desselben 
Filtrates einer Pferdeseruinbouillonkultur des Stammes B, welches ich 
bei den friiher besprochenen Erhitzungsversuchen anwendete. Dieses 
war jedoch vorher wfihrend einiger Zeit in der Gefrierkammer aufbe- 
wahrt worden und aus diesem Grunde bei den jetzt in Rede stehenden 
Versuchen etwas schwacher hamolytisch als vorher. 

Die Versuchsanordnung war die gleiche wie bei den frfiher be- 
schriebenen Erhitzungsversuchen, nur mit dem Unterschiede, daB die 
Reagensgiaser, in welche die entnommenen Proben gefiillt wurden, 
wahrend des ganzen Verlaufes des Versuches in Eiswasser standen, 
wodurch die Abkiihlung der Proben noch rascher vor sich ging, als bei 
den friiheren Versuchen. 

Bei jedem Versuche gelangten 85 ccm Filtrat zur Anwendung; 
hierzu kamen die bei den einzelnen Versuchen angegebenen Mengen 
n. HC1 oder n. NaOH-Losung, nachdetn schon vorher so viel 0,9-proz. 
NaCl-Losung zugesetzt worden war, daB das Gesamtvoluinen in jedem 
Falle 100 ccm zu betragen kam. Von dieser Gesamtmenge wurde un- 
gefahr die Haifte zum Erhitzungsversuch und der Rest zu elektrometrischer 
Bestimmung der Wasserstoffionkonzentration angewendet. 

Um sogleich nach Entnahme der resp. Proben die weitere Ein- 
wirkung der zugeffigten Saure bzw. Natronlauge aufzuheben, wurden die 
Proben in Reagensgiaser getan, in welche vorher so viel n. NaOH-Losung 
oder n. HC1 eingemessen worden war, als der in den resp. Proben zum 
Lysingemisch zugesetzten Saure- bzw. Alkalimenge entsprach. AuBer 
der oben angegebenen berechneten Menge n. NaOH-Losung bzw. n. HC1 
wurde in diese Reagensgiaser auch so viel 0,9-proz. NaCl-L5sung zuge- 
geben, daB sanitliche Proben bei den verschiedenen Versuchen durch 
diesen Zusatz in gleich hohera Grade verdiinnt wurden. Beim Versuch 
mit Filtrat ohne Zusatz von Saure oder Alkali wurde in diese Glaser 
nur die berechnete Menge NaCl-Losung gemessen. 

Von samtlichen Lysingemischen wurden sowohl unmittelbar vor der 
Erhitzung als auch sobald das Lysingemisch die Versuchstemperatur 
erreicht hatte, Proben entnommen. Diese letztere Probe wird in der 
Tabelle 20 und in Fig. 12 als wahrend 0 Minuten erhitzt bezeichnet. 
Die iibrigen Proben wurden je nach Ablauf von 2, 5, 9, 14, 20, 30, 45 
und 65 Minuten entnommen. 

Nach der bei friiheren Versuchen gewonnenen Erfahrung fiber die 
Inaktivierung des hier zur Anwendung gebrachten Streptolysins ist mir 
ffir diese Versuche eine Temperatur von ca. 60° C am zweckmfiBigsten 
erschienen. Alle diese auf die Einwirkung von Saure bzw. Alkali be- 
zuglichen Versuche sind daher bei 60,2° C ausgeftihrt worden. 

Die Versuche wurden mit 6 verschiedenen Streptolysingemischen 
vorgenommen, namlich mit Filtrat allein, ohne Zusatz, mit Filtrat -J- 5 
bzw. 10 und 15 Proz. n. HC1, sowie mit Filtat +5 bzw. 10-proz. n. 
NaOII-Lfisung. Wie bereits erwahnt, habe ich in alien diesen Gemischen 
nach der fruher angefiihrten elektrometrischen Methode die Wasserstoff- 
ionkonzentration bestimmt. Hierbei ergab sich fur das Filtrat ohne 
Saure- oder Alkalizusatz ein Wasserstoifionexponent pn = 8,45. Bei Zu¬ 
satz von 5 ccm (= 5-proz.) n. HC1 sank derselbe auf ca. 7,5 und bei 
Zusatz von 10 bzw. 15 ccm n. HC1 auf 6,96 bzw. 6,15. Bei Zusatz von 


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v. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin. 


639 


5 bzw. 10 ccm n. NaOH-Losung wiederum stieg der Wasserstoffion- 
exponent auf 8,68 bzw. 9,47. In demjenigen Lysingemisch, welches 
5 ccm n. HC1 enthielt, war es nicht moglich, den Wasserstoffionexponenten 
vollkommen sicher zu bestimmen, weil die Reaktion der Flussigkeit im 
Verlaufe des Versuches sich anderte und nach und nach starker alkalisch 
wurde. 


Tabelle 20. 


Erhitzungs- 

dauer 

in Minuten 

Toxizitat 1 ) 

Lysin allein 
PH = 8,45 

Lysin 
+ 5 Proz. 
n. HC1 
p H = ca. 7,5 

Lysin 
+ 10 Proz. 

n. HC1 
p H = 6,96 

Lysin 
+ 15 Proz. 

n. HC1 
p H = 6,15 

Lysin 
+ 5 Proz. 
n. NaOH 
Ph = 8,68 

Lysin 
+ 10 Proz. 
n. NaOH 
Ph = 9,47 

nicht erhitzt 

20,0 

20,0 

17,4 

27,0 

16,7 

18,2 

0 

16,7 

23,3 

23,3 

37,0 

18,2 

22,2 

2 

21,3 

27,0 

23,3 

37,0 

25,0 

27,0 

5 

23,3 

27,0 

21,3 

27,0 

27,0 

27,0 

9 

22,2 

22,2 

15,4 

14,3 

25,0 

27,0 

14 

22,2 

17,4 

10,0 

6,3 

20,0 

21,3 

20 

13,3 

13,3 

5,9 

1,8 

14,3 

18,2 

30 

8,7 

7,7 

2,1 


10,5 

13,3 

45 

3,7 

3,0 



5,0 

7,1 

65 

1,1 


— 

| _ 

2,1 

2,5 


Fig. 12. 

Inaktivierung des Streptolysins bei 60,2° C bei Einwirkung von Saure oder Alkali. 

40 Proz. Hamolyse. 


Toxi. 

zitat. 



1) Der beobachtete Hamolysegrad betrug bei samtlichen Versuchen 40 Proz. 


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640 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 

Die bei diesen Versuchen erlangten Resultate lassen sich aus der 
Tabelle 20 sowie der Fig. 12 ersehen. 

Auch hier wurde in bezug auf die Einwirkung der Erhitzung auf 
die Toxizitat des Streptolysins dasselbe eigentiimliche Verhalten beob- 
achtet wie bei einem Teil der frtiher geschilderten Erhitzungsversuche, 
indem bei alien hier in Rede stehenden Versuchen das Streptolysin kurz 
nach der Erhitzung starker hamolytisch wirkte als zuvor. Die Unregel- 
maBigkeit, welche die vom Filtrat ohne S&ure- Oder Alkalizusatz bei 
0 Minuten entnommene Probe in dieser Hinsicht darbietet, beruht ganz 
gewiB auf einem kleinen Versuchsfehler. 

Zusatz von n. HC1 steigerte, wie aus der obigen Darstellung 
ersichtlich ist, bei der von mir angewendeten Versuchsteinperatur die 
Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins. In 
einigem Grade wurde schon durch Einwirkung von 5 Proz. n. HC1 die 
Inaktivierung des Streptolysins beschleunigt. Bei Zusatz von 10 Proz. 
n. HC1 vollzog sich die Inaktivierung bedeutend rascher, und in noch 
hoherem Grade war dies bei Zusatz von 15 Proz. n. HC1 der Fall. 

Die Wirkung des Alkalizusatzes war eine gerade ent- 
gegengesetzte, indem die Inaktivierung des Streptolysins schon durch 
die Einwirkung von 5 und noch mehr durch 10-proz. NaOH-L5sung 
verzogert wurde. 

Auf die Art und Weise, in der sich die Inaktivierung vollzog, hatte 
weder Salzsaure noch Natronlauge irgendwelchen EinfluB, sondern die 
Inaktivierung erfolgte nach den friiher beobachteten Regeln. 

Diese verhaltnismaBig sparlichen Versuche gestatten selbstverst&nd- 
lich keine sicheren SchluBfolgerungen in bezug auf die Beziehung 
zwischen der Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins und die 
Wasserstoffionkonzentration des betreffenden Lysingemisches. In den 
hier in Rede stehenden Fallen standen indessen die resp. 
Inaktivierungsgeschwindigkeiten im umgekehrten Ver- 
haltnis der entsprechenden Wasserstoffionexponenten, 
indem die Inaktivierung sich bei steigendem Wasserstoffionexponenten 
immer langsamer vollzog und vice versa. 


Zusammenfassung. 

1) In aeroben Kulturen geht die Streptolysinbildung sehr rasch vor 
sich. Schon in einstiindigen Streptokokkenkulturen l&Bt sich H&molysin 
nachweisen, und der HSmolysingehalt kann in derartigen Kulturen binnen 
7—8 Stunden sein Maximum erreichen. 

Je nach der Art des angewendeten N&hrbodens, nach der Menge der 
eingesaten Kultur und nach der Fahigkeit des betreffenden Bakterien- 
stammes, Hamolysin zu erzeugen, ist der H&molysingehalt der Kulturen 
nach Ablauf von 7—18 Stunden am grdBten. 

2) Unmittelbar nachdem der Streptolysingehalt der Kulturen seinen 
Hohepunkt erreicht hat, nimmt derselbe wieder ab. Im Laufe der 
ersten 24 Stunden erfolgt diese Abnahme sehr rasch, spkter aber nur 
allmSlilich. 


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v. H el lens, Untersuchungen fiber Streptolysin. 


641 


3) In der Mehrzahl der F&lle laBt sich in Streptokokkenkulturen 
nach Ablauf von 8—13 Tagen kein H&molysin mehr nachweisen. Aus- 
nahmsweise kdnnen jedoch selbst 3—4-wockige Kulturen noch Strepto¬ 
lysin enthalten. 

4) In anaeroben Kulturen erfolgt die Streptolysinbildung wie auch die 
Abnahme des Lysingehaltes ira wesentlichen in der gleichen Weise wie 
in aeroben Kulturen. Bei dem von mir angestellten diesbeziiglichen 
Versuche wurde zwischen der Streptolysinbildung in aeroben und 
anaeroben Kulturen nur der Unterschied konstatiert, dad in den 
letzteren die HSmolysinbildung etwas langsamer vor sich ging, und 
der H&molysingehalt nicht die gleiche Hohe erreichte, wie in aeroben 
Kulturen. 

5) Die in bezug auf Streptolysinbildung besten Resultate ergab die 
Ziichtung von Streptokokken in Pferdeserumbouillon, welche 40—50 Proz. 
wShrend einer halben Stunde bei 56° C inaktivierten Serums enthielt. 
Als in dieser Hinsicht n&chstbeste Nahrlosung erwies sich bei raeinen 
Versuchen Ascitesbouillon mit einem Gehalt von 33 Proz. wahrend 
V* Stunde bei 56° C inaktivierter Ascitesfliissigkeit. Bedeutend weniger 
vorteilhaft ist Kaninchenserumbouillon, mit 10 Proz. wahrend V* Stunde 
bei 60° C inaktivierten Serums. In gewohnlicher, schwach alkalischer 
Peptonbouillon wird nur eine verhaltnismafiig geringe Menge Strepto¬ 
lysin gebildet. 

6) In Uebereinstimmung mit dem Verhalten der Kulturen mancher 
anderen Bakterien zeigen auch Streptokokkenkulturen bei Zusatz von 
5 Proz. Pepton eine betrachtliche Steigerung ihres blutlosenden Ver- 
mbgens. Den gleichen Effekt bewirkt in einem groBen Teil der Kulturen 
auch der Zusatz von 30 Proz. inaktivierten Serums oder inaktivierter 
Ascitesfliissigkeit. Die hierbei erzielte Zunahme der Toxizitat ist in 
den verschiedenen Fallen von sehr wechselnder Starke, kann aber auf 
iiber 300 Proz. steigen. 

Diese Beobachtung stimmt mit denjenigen iiberein, welche Wal¬ 
bum an gewissen anderen Hamolysinen gemacht hat, und spricht sehr 
zugunsten der von Walbum zur Erklarung der betreffenden Erschei- 
nungen aufgestellten Annahme, daB in hamolytischen Kulturen ein „Pro- 
lysin“ sich vorfinde, welches durch Zusatz aktivierender Substanz in 
Hamolysin umgewandelt werde. 

7) Derartiges „Prolysin a ist in Streptokokkenkulturen vorhanden 
schon bevor der Hamolysingehalt derselben sein Maximum erreicht hat. 

Hand in Hand mit der bei fortgesetzter Ziichtung im Thermostaten 
eintretenden Abnahme des Hamolysingehaltes der Kulturen geht auch 
eine Zerstdrung dieses „Prolysins u einher. 

Enste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 41 


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642 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


8) Streptokokkenkulturen in Serum- sowie in Ascitesbouillon ent- 
halten filtrierbares Hamolysin. Auch zu dessen Darstellung eignet sich 
Pferdeserumbouillon bedeutend besser als Kaninchenserutn- oder Ascites¬ 
bouillon. Aus Pferdeserumbouillonkulturen laBt sich ein Filtrat ge- 
winnen, welches nur 1,1—l,4mal schwacher hamolytisch wirkt als die 
entsprechende Kultur. 

Gewohnliche Peptonbouillon stellt keine fttr die Bereitung eines fil- 
trablen Streptolysins geeignete Nahrldsung dar. 

9) Im Menschen-, Pferde-, Rinds-, Schaf-, Ziegen-, Hunde-, Schweine-, 
Kaninchen-, Meerschweinchen- und Taubenblut konnte ich nicht in nennens- 
wertem Made Antistreptolysin nachweisen. Ebensowenig hat sich (beim 
Meerschweinchen und bei der Ziege) bei subkutaner Einspritzung steigen- 
der Dosen hamolysierender Streptokokkenkultur oder eines Filtrates der- 
artiger Kultur Antistreptolysin gebildet. 

10) Die hamolytische Wirkung des Streptolysins zeigt bei verschie- 
denen Temperaturen eine stark wechselnde Intensitat. Bei 37 0 C wirkt 
es 4—6mal rascher als bei Zimmertemperatur, und bei Eiskellertempe- 
ratur ist es so gut wie unwirksam. 

11) Sowohl bei Versuchen mit hamolysierenden Kulturen als auch 
mit Filtraten erwiesen sich verschiedene Blutarten gegen die Einwirkung 
des Streptolysins in sehr verschiedenem Made empfindlich. Am starksten 
wurde in der Regel Kaninchen-, Hunde-, Schweine- und Meerschweinchen- 
blut, in etwas geringerem Grade Menschen-, Pferde-, Rinds- und Tauben¬ 
blut von der Hamolyse befallen, indes Ziegen- sowie Schafblut am resi- 
stentesten war. 

12) Unter der Einwirkung des Streptolysins trat eine Verfarbung 
des Pferde-, Rinds-, Schaf- und Ziegen- sowie ausnahmsweise auch des 
Taubenblutes ein. Bei Versuchen mit Menschen-, Hunde-, Schweine-, 
Kaninchen- und Meerschweinchenblut dagegen wurde keine derartige 
Verfarbung wahrgenommen. 

13) Agglutination der Blutkorperchen wurde bei einigen Versuchen 
mit Menschen-, Schweine- und Meerschweinchenblut beobachtet. 

14) Der hamolysierende Bestandteil des Streptolysins 
ist in Aether loslich und 1 aBt sich, durch Behandlung mit 
dieser Flussigkeit, aus Str e p t okokken k u It urfilt r at en 
groBtenteils extrahieren. 

15) Das in Filtraten verschiedenartiger Kulturen enthaltene Strepto¬ 
lysin ist von sehr labiler Art. Sowohl bei —16° C, bei -4-4 — 5° C, 
und bei Zimmertemperatur, als auch bei Erwarmung werden Fil¬ 
trate verschiedener Kulturen sehr verschieden rasch inaktiviert. Am 
resistentesten ist in dieser Hinsicht Filtrat von Pferdeserumbouillon- 
kultur. 


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v. HellenB, Untcrsuchungen iiber Streptolysin. 


643 


H&molysierende Kulturen werden langsamer inaktiviert als die ent- 
sprechenden Filtrate. 

16) Bei —16° C bleibt die Toxizit&t des Streptolysins in der Regel 
3—4 Tage lang ungeschwScht erhalten. Wahrend 100—110 Tage bei 
dieser Temperatur aufbewahrte Filtrate waren noch deutlich h&mo- 
lytisch. 

17) Bei +4—5° C wird das Streptolysin in der Regel binnen 
24 Stunden bedeutend abgeschwacht. Filtrate von Pferdeserumbouillon- 
kulturen waren noch nach 6-wochiger Aufbewahrung bei 4—5° C hamo- 
lytisch, indes Filtrate von Kaninchenserum- Oder Ascitesbouillonkulturen 
bei dieser Temperatur in 13—17 Tagen nahezu g&nzlich inaktiviert 
wurden. 

18) Die Toxizit&t des Streptolysins nimmt bei Zimmertemperatur 
bedeutend rascher ab als bei +4—5° C. Filtrat von Pferdeserum- 
bouillonkultur biiBte bei Zimmertemperatur in 8 Tagen, Filtrat von 
Kaninchenserurabouillonkultur in 4 Tagen und Filtrat von Ascitesbouillon- 
kultur in 3 Tagen seine Toxizitat so gut wie vollst&ndig ein. 

19) Erwfirmung auf 37° C beschleunigt in hohem Grade die In- 
aktivierung des Streptolysins. Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur 
wurde bei dieser Temperatur in 20—24 Stunden, Filtrat von Kaninchen- 
serumbouillonkultur in ca. 9 Stunden und solches von Ascitesbouillon- 
kultur in 6—7 Stunden inaktiviert. 

20) Bei Erhitzung auf hohere Temperaturen nimmt die Inakti- 
vierungsgeschwindigkeit des Streptolysins mit der Erhitzungstempe- 
ratur zu. Schon eine Temperaturdifferenz von 2V 2 ° C hat auf die 
Schnelligkeit, mit der die Abnahme der Toxizitat erfolgt, deutlichen 
EinfluB. 

21) Die Inaktivierung des Streptolysins bei Erhitzung scheint in der 
Hauptsache nach denselben Regeln zu geschehen, welche friiher bei Ver- 
suchen mit Vibriolysin, Tetanolysin u. a. beobachtet worden sind. 

22) Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur wurde bei 54,7° C in 
120 Minuten, bei 59,9° in 70 Minuten, bei 62,4° in 50 Minuten, bei 65° 
in 40 Minuten, bei 67,3° in 30 Minuten und bei 74,9° in 6 Minuten so 
gut wie vollst&ndig inaktiviert. 

Fiir Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur wiederum betrug die 
Inaktivierungszeit bei 50,6° C 65 Minuten, bei 54,7° 28 Minuten, bei 
59,8° 14 Minuten, bei 64,9° 10 Minuten und bei 69,7 4 Minuten. 

23) AusStreptokokkenkulturfiltraten mittels Aethers 
extrahiertes Hamolysin ist koktostabil. 

24) Durch Zusatz von HC1 wird die Inaktivierung des Streptolysins 
bei Erhitzung beschleunigt. 

41* 


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644 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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25) Zusatz von NaOH wiederum setzt die sonst bei Erhitzung 
sich geltend machende Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins 
herab. 

26) Bei meinen Versuchen mit Zusatz von n. HC1 oder n. NaOH- 
LSsung zum Streptolysin standen die Inaktivierungsgeschwindigkeiten 
des letzteren im umgekehrten Verh&ltnis der Wasserstoffionexponenten 
der betreffenden Fliissigkeiten. 

Dem Direktor des Staats-Seruminstitutes, Herrn Dr.Th. Madsen 
mochte ich mir gestatten, sowohl fiir die Liebenswflrdigkeit, mit der er 
mir im Institut einen Arbeitsplatz bereitet, als auch fur das Interesse, 
welches er meiner Arbeit entgegengebracht hat, und fur die wertvollen 
Ratschl&ge, die mir von seiner Seite zuteil geworden sind, auch an 
dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank darzubringen. 


Literaturverzeichnis 

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VValbum, Zeitschr. f. lmmunitatsforsch. Bd. 3. 1909. p. 70. 



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Hilgermann, Weitere Erfahrungen mit meiner Methode etc. 


645 


Nachdruck verbolen. 

Weitere Erfahrungen mit meiner Methode der AnsetzuDg 
der W.idalschen Reaktion mittels Typhus- und Para- 

typhusmischbouillon. 

[Aus dem Kgl. Medizinal-Untersuchungsamt Coblenz.J 

Von Kreisarzt Dr. R. Hilgermann, 

Vorsteher dee Medizinal-Untersuchungsamtes. 

Mit 1 Figur. 

Im 18. Band des Klin. Jahrbuchs 1907 veroffentlichte ich meine 
hierselbst gemachten Erfahrungen fiber die Ansetzung der Widalschen 
Reaktion nicht mit einem einzigen Stamm, sondern einer aus einer 
groBeren Anzahl Stfimme bereiteten Mischbouillon. Diese zunfichst fiir 
Typhus ausgearbeitete Methode der Widalschen Reaktion wurde auch 
spfiterhin fiir Paratyphus durchgefiihrt 1 ) 2 3 ) s ). Bei dem groBen Material 
des hiesigen Untersuchungsamtes war in den folgenden Jahren reichlich 
Gelegenheit gegeben, in objektivster Weise weitere Erfahrungen zu 
sammeln und festzustellen, ob die damals mitgeteilte Veroffentlichung 
tiber den Vorteil dieser Ausfiihrung der Widalschen Reaktion tatsfich- 
lich dauernd eine schnellere und umfassendere Diagnose ermfigliche. 
Um einwandfreie, vergleichende Resultate erzielen zu kfinnen, wurde in 
den ersten Jahren stets die Widalsche Reaktion auBer mit Mischbouillon 
(Ty und Pty) auch noch stets mit je einem einzigen leicht agglutinablen 
Stamm mikroskopisch ausgefiihrt. 

Des ferneren war durch sorgffiltige Priifungen festzustellen, ob etwa 
die Verwendung von Mischbouillons im Gegensatz zur Verwendung nur 
eines Stammes leichter Fehldiagnosen, besonders bei den dem Typhus- 
und Paratyphus nahestehenden Krankheitsformen, begiinstige. 

Was zunfichst die Technik bei Herstellung der Mischbouillon anbe- 
trifft, so sei im einzelnen folgendes ausgefiihrt: 

Durchaus nicht alle Stamme eignen sich zur Herstellung von Misch¬ 
bouillons, sondern es bedarf erst einer sorgffiltigen Auswahl geeigneter 
Stamme. Bedingung fiir die zur Verwendung gelangenden Stamme ist, 
daB sie als durchaus leicht agglutinabel erkannt sind und keinerlei 
Spontanagglutination zeigen. Genau wie bei der Ansetzung der Widal¬ 
schen Reaktion mit einem Stamm stets nur ein leicht agglutinabler 
verwandt wird, darf man auch fiir die Mischbouillon nur solche Stamme 
und nicht beliebige verwenden. Samtliche Stamme miissen von einem 
hochwertigen Serum bis zur Titerhohe agglutiniert werden. Die Agglu¬ 
tination muB schnell eintreten und auch in den hdchsten Verdunnungen 
nach 2 Stunden Brutschrankaufenthalt beendet sein. Jede Kontrollprobe 
muB gleichmaBig milchig getriibt sein und darf keinerlei Kriimelungen 


1) Hilgermann, Zum Ausbau der Gruber-Widalschen Reaktion. (Klin. 
Jahrb. Bd. 18. 1907. p. 360.) 

2) Hilgermann, Klin. Jahrb. Bd. 20. 1908. p. 103. 

3) Falta-Noggerath, Deutsch. Arch. f. kiin. Med. Bd. 83. 1905. 


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646 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt Originale. Bd. 68. Heft 7. 


oder Klumpungen zeigen. Eine nochmalige Besichtigung nach 24 Stunden 
Aufenthalt bei Zimmertemperatur muB ubereinstimmende Ergebnisse 
zeigen. 

AuBer serologisch milssen die einzelnen Stamme auch durcb um- 
fassende morphologische und biologische Untersuchungsinethoden als ab- 
solut einwandfreie Ty- resp. Pty-Stamme zuvor festgestellt sein. 

Die einmal zur Herstellung von Mischbouillons als geeignet er- 
kannten Stamme konnen lange Zeit Verwendung finden, ohne daB ein 
Nachlassen der Agglutinabilitat zu befiirchten ist. Vorteilhaft ist es, die 
betreftenden Stamme als Gelatineschragstriche aufzubewahren und erst 
zur Herstellung der Mischbouillon Agarscbragstriche anzulegen. Werden 
die Stamme nur als Agarkulturen aufbewahrt, so zeigen sie eher die 
Neigung, Kriimelungen und Klumpungen zu bilden, als auf Gelatine. 
Bei letzterer ist dieses auf Grund meiner Beobachtungen ausgeschlossen. 
Von Zeit zu Zeit ist die Anlegung neuer Reinkulturen — ca. alle 6 Mo- 
nate — mittels a-, /?-, y-Gelatineplatten erforderlich. Man hat dann stets 
sichere, gebrauchsfertige Reinkulturen vorratig. 

Durch zahlreiche Vorversuche mit bekannten Sera sind die mit den 
ausgewahlten Stammen hergestellten Mischbouillons auf ihre Brauch- 
barkeit zu priifen. 

Zwecks Herstellung von Mischbouillons wird von den von Rein¬ 
kulturen angelegten, 24 Stunden bei 37° C gewachsenen Schragagar- 
strichen (6 Stamme) je 1 voile Oese in 100 ccm steriler Bouillon sorg- 
faitig verrieben. Die Anzahl von 5—6 Stammen hat sich zur Herstellung 
von Mischbouillons gut bewahrt. Die Verreibung geschieht in der Weise, 
daB oberhalb der Flussigkeitssaule der Oeseninhalt an der Glaswand zu 
einer milchigen Emulsion unter standigem vorsichtigen Heraufholen von 
Flussigkeit fein verrieben wird. Brockelbildung muB unbedingt ver- 
mieden werden. Es empfiehlt sich nicht, bei der Entnahme der Kultur- 
masse mit der Platinbse ins Kondenswasser zu gehen, weil sich dann 
die Kultur in der Oese nicht so reichlich anhaufen und auch weniger gut 
verreiben laBt. 

Peinlichst steriles Arbeiten ist bei alien Manipulationen unbedingt 
erforderlich. Besondere Sorgfalt ist darauf zu legen, daB der Kolbchen- 
rand bei dem jedesmaligen Oeffnen des Kolbchens zwecks Verreibung 
der einzelnen Kulturmenge sorgfaltig abgebrannt wird, urn das Hinein- 
gelangen von Luftkeimen und damit eine Verunreinigung der Bouillon 
zu verhiiten. Bildung von Spontanagglutinationen ist sonst die Folge. 
Umgekehrt ist Mischbouillon, bei deren Herstellung steriles Arbeiten 
streng beobachtet wurde, monatelang brauchbar, ohne Spontanagglutination 
zu zeigen. 

Die mit den Kulturen beschickte Bouillon wird im Brutschrank von 
37° C durch 24 Stunden aufbewahrt. Nach 24-stiindigem Wachstum 
wird die Mischbouillon durch Zusatz von 1 ccm Formalin abgetotet. Uni 
etwaige suspendierte Bestandteile, welche bei der Agglutinationsprilfung 
zu Tauschungen Veranlassung geben konnten, abzuscheiden, wird die 
Formalinmischbouillon in einen sterilen MeBzylinder ubertragen und 
1—2 Tage bei 37 0 C stelien gelassen, worauf die iiberstehende geklarte 
Flussigkeit von dem etwa gebildeten Bodensatz abgegossen wird. Vor 
dem Gebrauch ist die Bouillon jedesmal gut durchzuschiitteln. 


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Hilgermann, Weitere ErfahruDgen mit meiner Methode etc. 


647 


Hervorzuheben ist, daB die Herstellung von Mischbouillons durchaus 
nicht leicht, sondern recht diffizil ist und erst langeres sorgf&ltiges Ein- 
arbeiten erforderlich macht. 

Jede Mischbouillon muB vor ihrer Benutzung mit einem sicheren 
Typhus- resp. Paratyphusserum in VerdQnnungen von 1:100 und 1:1000 
und physiologischer Kochsalzlosung als Kontrolle gepriift werden. Nur 
Mischbouillons, welche den noch spiiter zu beschreibenden dichten 
Schleier der Kontrolle und die typische Kornchenbildung mit Klarung 
der iiberstehenden Flussigkeit in den mit Serum angesetzten Proben 
zeigen, diirfen Verwendung finden. 

Bei dieser Form der Herstellung der Mischbouillon ware es moglich, 
daB der eine oder andere Stamm die ubrigen iiberwuchert, und damit das 
eigentliche Prinzip der Mischbouillon ausgeschaltet wird. Urn diese Frago 
zu priifen, wurden Mischbouillons auf verschiedene Weise hergestellt. 
An einer groBen Zahl von Sera wurden diese auf ihren Wert und iin 
Verhaltnis ihrer Leistungsfahigkeit gegeniiber der ursprunglichen Her- 
stellungsform verglichen. Diesen Untersuchungen unterzog sich Kreis- 
assistenzarzt Dr. Mar man n mit dankenswerter Milhe. 

Nachstehende Methoden gelangten zur Anweudung: 

1) Emulsion mit CINa: 24-stundige Agarkulturen der 6 Typhus- 
Mischbouillonstamme wurden mit je 5 ccm steriler physiologischer Koch¬ 
salzlosung abgeschwemmt. Die Abschwemmung sedimentierte in einem 
Zylinder nach Zusatz von 1 ccm Formalin 24 Stunden. Die Auf- 
schwemmung war sehr dicht. Agglutinationsprobe mit Typhus-Immun- 
serum sehr deutlich, Kontrolle einwandfrei. 

2) Emulsion mit Bouillon: 24-stiindige Agarkulturen der 6 Misch- 
bouillonstamme wurden mit je 10 ccm Bouillon abgeschwemmt und 
dann wie 1 behandelt. Kontrolle mit Typhusimmunserum und CINa 
einwandfrei. 

3) Sekundar-Mischbouillon: Je 1 Oese einer 24-stundigen Agarkultur 
der 6 Mischbouillonstamme wird in je 15 ccm steriler Bouillon, wie vor- 
hin ausgefiihrt, verrieben. 24-stundige Bebrutung bei 37 0 C. Zusammen- 
gieBen der einzelnen Bouillonrohrchen in einen Zylinder, Zusatz von 1 ccm 
Formalin. 24-stundiges Sedimentieren bei 37° C. Kontrollen mit Typhus¬ 
immunserum und CINa einwandfrei. 

Die mit den ersten beiden Herstellungsmethoden — Emulsion mit 
Kochsalzlosung und Bouillon — erzielten Resultate waren bedeutend 
schlechter als die der ursprfinglichen Mischbouillon. Die als Sekundiir- 
mischbouillon bezeichnete Herstellungsweise, welche der seinerzeit ge- 
gebenen Anregung Falta-Noggeraths entsprechen diirfte, ergab im 
groBen und ganzen die gleichen Resultate als die eigentliche Mischbouillon, 
letztere zeigte allerdings manchmal starkere Agglutination als die Se- 
kundarmischbouillon. Da die Mischbouillon der urspriinglichen Her¬ 
stellungsweise die gleichen, sogar noch priignantere, Resultate als die 
durch ZusammengieBen der einzelnen Bouillonkulturen gewonnene Misch¬ 
bouillon ergab, ist die Annahme widerlegt, daB bei der gleichzeitigen 
Verreibung einer groBeren Anzahl Kulturen in der gleichen Bouillon 
der eine oder andere Stamm von den ubrigen iiberwuchert und ausge¬ 
schaltet werden konne. Andererseits mochte ich die SekundSjmisch- 


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548 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7. 

bouillon bei den damit erhaltenen annahernd gleich guten Ergebnissen 
wegen ihrer einfacheren Herstellungsweise fflr diejenigen empfehlen, 
welche sich erst in die Methodik der Mischbouillon einarbeiten wollen. 
Braucht doch jedes Bouillonrohrchen nur einmal zur Verreibung der 
entsprechenden Kultur geoffnet zu werden, womit die Gefahr einer even- 
tuellen Verunreinigung viel geringer wird. Selbst wenn bei dem Ueber- 
tragen der einzelnen Bouillonrohrchen in den Zylinder einmal eine Ver¬ 
unreinigung eintreten sollte, so ware diese nicht weiter storend, weil 
die Bouillon nach dem ZusammengieBen sofort formalinisiert wird. Die 
weitere Herstellungsweise als Sedimentation usw. ist ja die gleiche wie 
bei der ursprtinglichen Mischbouillon. 

Die guten Ergebnisse der Mischbouillon im Gegensatz zu den schlechten 
der Emulsionen zeigen ferner, von wie groBer Bedeutung es ist, daB die 
Bacillen in der Bouillon selbst gewachsen sind, womit erst die erforder- 
liche Dichte der Bouillon erreicht wird. 

Die Ansetzung der Mischbouillon und die Ausffihrung der Agglu¬ 
tination erfolgt in Blockschalchen, was sich stets aufs beste bewahrt 
hat. Die entsprechenden Serumverdiinnungen erfolgen mittels Kapillare, 

welche des schnellen Arbeitens wegen ein 
fflr allemal fiir eine bestimmte Serum- 
verdtinnung ausprobiert ist. Letzteres 
geschieht in der Weise, daB bis zu 
einem bestimmten Punkt etwas gefarbte 
Kolben Flussigkeit aufgesogen und dieser Punkt 

Spritze durch einen Glasstiftstrich markiert wird 

(Marke A). Nunmehr werden 24 gleich 
groBe Mengen Flfissigkeit, als die Flflssig- 
keitsmenge bis zur Marke A betrug, auf- 
GummiverbindungsBtuck gesogen, tvomit eine Verdiinnung 1 : 25 

hergestellt ist, welche durch eine neue 
Markierung am Ende der Fliissigkeitssaule 
bezeichnet wird (Marke B). Beim Aus- 
glflhen der Kapillare brennen diese Marken 
ein und sind dann ein fur allemal an der 
Kapillare festgelegt (cf. Figur). Zuerst 
Glaskapillare werden die Kontrollproben mit physio- 

logischer Kochsalzlosung (fflr Ty und 
Marke B Pty-B) angesetzt, d. h. in je ein Block¬ 

schalchen wird bis zur Marke B auf- 
gesogene Kochsalzlosung gegeben. 

Da jedes Serum mit Ty- und Pty- 
Mischbouillon angesetzt wird, werden die 
Marke A entsprechenden Serumverdiinnungen dop- 

pelt hergestellt und in je ein Blockschal¬ 
chen ubertragen: In Blockschalchen I 
und II der Typhusserie wird mittels Saug- 
kappe oder Spritze zweimal bis zur Marke B der Kapillare aufgesogene 
physiol. Kochsalzlosung flbertragen. Das zu untersuchende Serum wird 
zunachst zweimal bis zur Marke A aufgesogen, in Blockschalchen I zu- 
gefiigt und mehrmals behufs guter Durchmischung und Entfernung 
etwaiger Serumreste in der Kapillare aufgesogen (Serumverdfinnung 


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Hilgermann, Weitere Erfahrungen mit meiner Methode etc. 


649 


1 : 25). F(lr BlockschUlchen II wird nur einmal Serum bis zur Marke A 
aufgesogen, zugefiigt und griindlich durch Aufziehen in der Kapillare 
gemischt (SerumverdUnnung 1 : 50). Jede Halfte dieser SerumverdUn- 
nungen 1 : 25 und 1 : 50 wird nach erfolgter Durchmischung sofort in 
das betreffende BlockschUlchen der Paratyphusserie Ubertragen. Weitere 
Verdiinnungen werden in gleicher Weise hergestellt. 

Sodann wird die Kapillare 5—6mal mit sterilem destillierten Wasser 
ausgespUlt und durch ofteres Durchziehen durch die Bunsenflamme 
sterilisiert. Nach Erkaltenlassen wird die vorher durch leichtes Schtitteln 
gut durchmischte Ty-Mischbouillon unter jedesmaliger Fiillung der 
Kapillare bis zur Marke B zu der Kontrolle und den Serumverdunnungen 
zugegeben, so daB nunmehr die Serumverdunnungen 1:50, 1 :100 und 
1:200 usw. hergestellt sind. Nach Zugabe der Ty-Mischbouillon wird 
die Kapillare mit sterilem destillierten Wasser sorgfaltig ausgespUlt, 
durch Durchziehen durch die Bunsenflamme sterilisiert, erkalten gelassen 
und zu der Kontrolle und den Serumverdunnungen fiir Paratyphus B 
die Pty-Mischbouillon zugesetzt. 

Sollen mehrere Sera angesetzt werden, so werden erst sUmtliche 
Serumverdunnungen — zwischen jedem Serum ist die Kapillare gut 
durchzuspUlen und durch die Flamme zu ziehen — hergestellt und zu- 
letzt mit der durchgespUlten und ausgegltihten Kapillare die Mischbouillon 
alien VerdUnnungen und den Kontrollen zugesetzt. Nach Beendigung 
der Ansetzung der Reaktion ist die Kapillare ebenfalls wieder sorgfaltig 
durchzuspUlen und auszugltihen. Keinesfalls darf die Kapillare, wenn 
die Mischbouillon zugesetzt wird, mit den Serumverdunnungen in Be- 
rUhrung kommen, weil sonst Serum in die Mischbouillon gelangen und 
damit die Mischbouillon verdorben sein wtirde. Es empfiehlt sich daher 
besser, etwas von der gut geschuttelten Mischbouillon in je ein steriles 
Schaichen abzugieBen und von diesem aus zuzusetzen. Ist einmal ver- 
sehentlich Serumverdtinnung wahrend des Zusetzens der Mischbouillon 
in die Kapillare gekommen, so rauB die Kapillare vor weiterer Benutzung 
mit sterilem destillierten Wasser durchgespUlt und ausgeglUht werden. 

Diese ftir den ersten Augenblick etwas umstandlich erscheinende 
Methodik geht bei einiger Uebung aufierordentlich schnell von statten 
und erfordert keinesfalls mehr Zeit als die Agglutination im hangenden 
Tropfen oder in Reagensrohrchen. Um die Arbeitsdauer noch weiter 
abzukttrzen, empfiehlt es sich, eine groBere Anzahl Kapillaren mit gleich 
groBen Markierungen vorrUtig zu halten. 

Zudem ist bei dieser Methodik nur 0,03 ccm Serum erforderlich, um 
die Serumverdunnungen 1:50 und 1:100 fUr Typhus und Paratyphus 
herstellen zu konnen, ftir eine Austitrierung nur 0,05 ccm Serum. Von 
welcher Bedeutung eine Methode aber ist, welche mit derartig geringen 
Serummengen auskonmit, wird jeder ermessen, welchem die winzigen 
Serummengen. mit den sich Untersuchungsanstalten hSufig begnUgen 
mUssen, bekannt sind. 

Im Brutschrank bei 37° C verbleiben die Blockschalchen 2 bis 
5 Stunden, bei negativem oder zweifelhaftem Ausfall der Agglutination 
wird noch weiterhin 24 Stunden bei Ziramertemperatur beobachtet. Die 
Besichtigung erfolgt mittels Lupe tiber einem dunklen Untergrund. Ist 
Agglutination eingetreten, so besteht die ganze untere FlUche des Block- 


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650 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7. 

schalchens aus lauter feinsten Kflrnchen — bei sehr starker Agglutination 
mehr flockenfflrmig. Die darflberstehende Flflssigkeit ist infolge des Zu- 
bodensinkens der Hflufchen klar, wflhrend die Kontrollprobe einen dichten 
spinnwebenartigen Schleier darstellt. 

Die Forraalinmischbouillon halt sich durch mehrere Monate gebrauchs- 
fahig, ist jedoch sofort aus dem Gebrauche auszuschalten, sobald sich 
Trflbungen Oder suspendierte Partikelchen zeigen. Man erkennt dies 
sofort an der Kontrollprobe, in welcher sich dann grobere Krumelungen 
bilden und das dichte Bild des Schleiers von diesen durchbrochen er- 
scheint. 

Was die bei Verwendung von Mischbouillons erzielten Resultate der 
Widalschen Reaktion anbetrifft, so darf auf Grund objektivster Unter- 
suchung mehrerer Tausend Sera gesagt werden, daB die Misch- 
bouillon um 20 Proz. bessere Resultate ergibt, als die 
Verwendung nur eines Stammes. Wflrde man selbst die 
bei Ansetzung mit einem Stamm noch erhaltenen posi- 
tiven Ergebnisse in der Verdfinnungvon 1:30 und 1:60, 
was aber nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft 
nicht angBngig ist, hinzurechnen, so wflrde auch dann 
noch die Mischbouillon um 15 Proz. bessere Resultate 
haben. Besonders wertvoll ist bei der Benutzung von 
Mischbouillons, daB sie auch bereits schon in den ersten 
Erkrankungstagen positive Resultate ergeben. Mithin ist 
es mflglich, die Frtihdiagnose des Typhus und Paratyphus bakteriologisch 
zu sichern und jene Ffllle auszuschalten, bei denen auf Grund der 
klinischen Erscheinungen Typhus resp. Paratyphus diagnostiziert wird, 
die Gruber-Widalsche Reaktion aber sonst versagt. 

Durch Austitrierung der sowohl in der Mischbouillon enthaltenen 
als auch anderweitiger Laboratoriumsstamrae gegenflber Sera, bei welchen 
die Widal sche Reaktion mit einem Stamm versagt hatte, lieB sich 
von neuem best&tigen, daB die Agglutinabilitfit der einzelnen Stflmme 
gegenflber den einzelnen Sera eine sehr verschiedene ist, und daB es 
zahlreiche Stflmme gibt, welche dem betreffenden Serum gegenflber 
schwer agglutinabel sind 1 ). Man mflfite mithin, um Tfluschungen durch 
negativen Ausfall des Widals zu vermeiden, immer mit mehreren 
Stammen arbeiten, was natflrlich sehr zeitraubend und praktisch nicht 
durchfflhrbar w&re. In der Mischbouillon haben wir hierfflr vollwertigen 
Ersatz. Desgleichen konnte niemals das Auftreten von Hemmungszonen, 
hochstens andeutungsweise beobachtet werden. Letzteres wflrde die Auf- 
fassung Falta-Noggeraths best&tigen, daB die durch agglutinations- 
hemmende Kflrper in frischen Seris bedingten Fehlerquellen bei An- 
wendung sehr dichter Bouillons, namentlich von Mischbouillons, vermieden 
werden. 

Aber nicht nur zur Feststellung akuter Erkrankungsfalle leistet die 
Verwendung von Mischbouillons gute Dienste, sondern auch bei der 
Suche nach Bacillentragern. Auch hier versagte ofters die 
Widal sche Reaktion mit nur einem Stamm, w&hrend die Benutzung 
von Mischbouillons stets positive Resultate ergab. 


1) Vgl. auch Rimpau, Arch. f. Hvg. Bd. 76. 1912. p. 313. 


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Hilgermann, Weitere Erfahrungen mit meiDer Methode etc. 


651 


Die Austitrierung der einzelnen in der Miscbbouillon enthaltenen 
Stamme gegentiber zahlreichen Ty- und Pty-Sera und die Austitrierung 
der Mischbouillons gegenflber den gleichen Sera ergab weiterhin die 
wichtige Beobachtung, daft die Mischbouillon eine erhebliche 
Erhohung des Agglutinationstiters gegentiber den ein¬ 
zelnen St Jim men bedingt. Es durfte dies auf die Ausschaltung 
agglutinationshemmender Korper zurilckzufiihren sein. Praktisch wichtig 
ist diese Erfahrungstatsache insofern, als dadurch ebenfalls eine sicherere 
Diagnose ermbglicht wird. 

Von groftter Bedeutung fflr den Wert der Mischbouillon war ferner 
erforderlich, festzustellen, ob etwa die Mischbouillon wegen ihrer grbfteren 
LabilitSt leichter zu Fehldiagnosen als der einfache Widal Veranlassung 
geben kbnne. Bekanntlich kann, wenn auch nur in geringen Prozent- 
satzen, die Widalsche Reaktion auch bei anderen Krankheiten positiv 
sein. Bei der Verwendung eines Gemisches einer groBeren Anzahl 
Stamme, wie es ja die Mischbouillou darstellt, kbnnte diese Gefahr viel- 
leicht noch viel ausgesprochener sein. Zur Kiarung dieser Frage wurden 
lange Zeit hindurch s&mtliche mit Hilfe der Mischbouillon bei negativem 
Widal als positiv erkannten Falle systematisch weiter verfolgt. Er- 
gaben die iiblichen weiteren Nachuntersuchungen kein positives Ergeb- 
nis, so wurde der klinische Befund festzustellen versucht. Unter 500 
in dieser Weise geprtiften Sera waren nur 3 angebliche Fehldiagnosen 
zu verzeichnen. In dem einen Fall handelte es sich klinisch um einen 
Masernfall bei einem Kinde. Zu beriicksichtigen hierbei ist aber, daft 
dieser Masernfall in eine Typhusepidemie von 157 Erkrankungen failt, 
sehr leicht also auch eine Mischinfektion vorgelegen haben kann. Bei 
den anderen Fallen soli einmal eine Pneumonie, das andere Mai eine 
Sepsis vorgelegen haben. Erstere Erkrankuugsform kann ebenfalls sehr 
wohl durch Typhusbacillen bedingt, „Pneumotyphus“, letztere vielleicht 
ebenfalls eine schwere Form des Typhus gewesen sein. Gaethgens 
gibt auf Grund seiner umfassenden Zusammenstellung unter 842 Seris 
13 Fehldiagnosen — 1,54 Proz. an, bei Verwendung von Mischbouillons 
wurden unter 500 Sera nur 3 Fehldiagnosen =0,6 Proz. (aber auch diese 
noch fraglich) vorgekommen sein. Im Gegenteil scheint sogar demnach 
die Mischbouillon weniger zu Fehlerquellen in dieser Richtung Veran¬ 
lassung zu geben. Auch sonst sind aufter diesen systematischen Fest- 
stellungen in den letzten Jahren nur drei Mitagglutinationen bei ander- 
weitigen Infektionen zur Kenntnis gekommen. Ebenso war bei Unter- 
suchung einer grbfteren Anzahl von im Laufe der Jahre vorgekommenen 
Ruhrerkrankungen niemals auch nur eine Andeutung von Agglutina¬ 
tion bei Ansetzung der Sera mittels Ty und Pty B-Mischbouillon zu 
konstatieren. Stets war die Widal sche Reaktion fur Ty und Pty 
negativ und gab nur mit den spezifischen Krankheitserregern positive 
Resultate. 

Desgleichen war bei samtlichen iibrigen Fallen, welche sich spater- 
hin als Ty Oder Pty nicht bestatigten, ebenso wie der einfache Widal 
auch der Widal mit Mischbouillons negativ gewesen. 

Diese an einem umfangreichen Material objektiv gewonnenen Be- 
obachtungen diirften zur Geniige beweisen, daft die Ansetzung der 
Widalschen Reaktion mittels Mischbouillons in keiner 
Weise leichter zur Fehldiagnose, auch nicht bei den dem 


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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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Typhus und Paratyphus nahestehenden Krankheitsforraen 
Veranlassung gibt. 

GeiBe 1 2 3 ) konnte im Gegensatz zu Blasius und Rathe*)*; bei 
Verwendung einer Typhusmischbouillon keine besseren Resultate er- 
zielen als mit einem Stamm. Es diirfte sich dies ohne weiteres daraus 
erklaren, daB GeiBe zwar einen gut agglutinablen Stamm zur Aus- 
flihrung der Widalschen Reaktion, zur Herstellung der Mischbouillon 
hingegen auBer dem eben erwahnten Stamm 3 beliebige ihm gerade zur 
Verfugung stehende Typhusstamme benutzte. Letzteres ist aber, wie 
vorstehend ausgefiihrt, und wie sich gemaB des ganzen Prinzips der 
Mischbouillon ohne weiteres ergibt, durchaus nicht angangig. Bei einer 
Versuchsreihe war sogar ein Stamm, den GeiBe benutzt hatte, bei der 
erst nachtraglichen Nachprufung sehr schwer agglutinabel und rnuBte als 
eine Abart des Typhusbacillus angesprochen werden. DaB derartige 
Stamme sich nicht zur Mischbouillon eignen, bedarf keiner weiteren Er- 
orterung. Wenn nur einwandfreie, leicht agglutinable Stamme Verwendung 
linden, dann ist auch die Annahme Geifies von selbst hinfallig, „daB 
die weniger gut agglutinablen Bacillenstamme gewissermaBen verdflnnend 
und Agglutinationstiter erniedrigend wirken“, desgleichen, was meiner 
Ansicht nach im Gegensatz zu GeiBe in einem gut geleiteten bakterio- 
logischen Laboratorium nicht vorkommen darf, „daB durch Verwendung 
mehrerer Typhusstamme in Form einer Typhusbacillenmischbouillon zum 
Zwecke der W i d a 1 - Reaktion auch die Moglichkeit wachst, daB ein 
nicht absolut einwandfreier Typhusstamm darunter ist“. 

Diejenigen Typhus- resp. Paratyphus-Stamme, aus welchen die Misch¬ 
bouillon hergestellt werden soil, miissen eben erst vorher auf das sorg- 
faitigste morphologisch, biologisch und serologisch gepriift wordeu sein, 
ehe sie fur die Mischbouillon Verwendung linden dlirfen. 


1) GeiBe, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Orig. Bd. 48. 1909. p. 517. 

2) BlaBius u. Kathe, Hygien. Rundsch. 1909. p. 521. 

3) Blasius, Hygien. Runasch. 1910. p. 345. 


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Strzyzowski, Gin praktisches Reagensgestell etc. 


653 


Nachdruck verboten. 

Ein praktisches Reagensgestell zur Ausfiihrung der foren- 
sischen Blutdiagnose und anderer Eiweissdifferenzierungen 

auf biologischem Wege. 

[Aus dem Universitfits-Laboratorium fiir physiologische und gerichtliche 

Chemie in Lausanne.] 

Von Prof. Dr. Casimir Strzyzowski. 

Mit 2 Figuren. 

Zwecks leichterer Erkennung von spezifischen Triibungen bei der 
Vornahme des biologischen EiweiBdifferenzierungsverfahrens mit prSzi- 
pitierenden Seris haben bereits Uhlenhuth und Beumer, E. Fried- 
berger, W. A. Schmidt, Carnwath 1 ), J. P. M’Gowan 2 ) u. a. 



Fig. 1. Vervollkommnetes Reagensgestell fiir das biologische Eiweifidifferen - 
zierungs verfahren. 



Fig. 2. Ergebnis einer positiven Prazipitinreaktion beim menschlichen Blut in 
Begleitung der erforderlichen und unentbehrlichen Kontrollen. 


1) Uhlenhuth, P. u. Weidanz, O., Praktische Anleitung zur Ausfiihrung des 
biologischen EiweiBdifferenzierungsverfahrens. 1909. p. 42 u. 53. 

2) M’Gowan, Zwei praktische Methoden bei der gerichtlich-medizinischen An- 
wendung der Prazipitinprobe. (Zeitschr. f. biolog. Techn. u. Method. 1909. p. 392.) 


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654 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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verschiedene Vervollkomranungen und Anweisungen angegeben, fiber 
welche in der in den unten angefiihrten FuBnoten zitierten Literatur die 
notigen Aufschliisse zu finden sind. 

Unter Berficksichtigung der von diesen Autoren eingeffihrten Appa- 
ratur, habe ich raich bemflbt, derselben noch weitere, aus meiner Labo- 
ratoriums- und Demonstrationspraxis erzielte Verbesserungen beizubringen. 
So entstand das hier abgebildete Reagensgestell, dessen Vorteile fur die 
Pr&zipitinprobe sich aus den folgenden Satzen ergeben: 

1) Das Reagensgestell ist zur Aufnahme von anflugfreien, mit ver- 
starktem Boden versehenen Reagensrdhrchen, die demselben nicht, wie 
dies bisher iiblich war, in einer Form, sondern in 2 GroBen beigegeben 
werden, eingerichtet. Die grbBeren sind 6,5 ccm lang und 6,5 mm im 
Lichten weit, w&hrend die kleineren bei gleicher Lange nur einen lichten 
Durchmesser von 3,5 mm haben 3 ). Bei letzteren kann noch mit 0,1 ccm 
eines EiweiBauszuges die PriLzipitinreaktion vorgenommen werden. 

2) Das Gestell ist zur besseren Beurteilung des Befundes mit einem 
schrag befestigten schwarzen Schirm, der die Abwendung des Lichtes 
bezweckt, ausgestattet. Die 2 beigegebenen, auf 0,1 ccm kalibrierten, 
fein ausgezogenen Pipetten sind zur leichteren Aufnahme bzw. Einffih- 
rung von prazipitierenden Seris bestimmt. 

3) Jedes Gestell ist auBerdem mit 12 fiber jedem Rohrchen ent- 
sprechend abgeteilten Kartenbiattern, die oberhalb eingeschoben werden, 
versehen. Auf denselben ist der bei der Anstellung der 
Prazipitinreaktion bei jedem Rohrchen zu beobachtende 
quantitative Vorgang im Sinne der von Uhlenhuth an- 
empfohlenen Anordnung aufgedruckt. Hierbei kommt nicht 
nur die forensische Ermittelung von menschlichem BluteiweiB 
allein in Betracht, sondern es werden auch samtliche Moglich- 
keiten von EiweiBdiagnosen beriicksichtigt. Fflr Anmerkung der 
Ergebnisse ist gleichfalls geniigend Platz vorgesehen. 

Die Herstellung des Gestelles hat die Firma Warmbrunn, Qui- 
litz u. Co. in Berlin iibernommen. 


3) Die Reagensrohrchen diirfen nur mit Vogelfedern gereinigt werdeu. Die An- 
wendung von Draht oder Sand ist unzulassig! 


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Inhalt. 


655 


Inhalt. 


▼an der Bogart, Frank, An epidemic of 
throat infection with glandular enlarge¬ 
ment, p. 593. 

Odsony, Ludwig, Kapselbildung bei den 
Bakterien der Septicaemia haemorrhagica, 
p. 594. 

▼. Hellene, O., Untersuchungen iiber Strep¬ 
tolysin, p. 602. 

Hilgermann, B.., Weitere Erfahrungen 
mit meiner Methode der Ansetzung der 
Widalschen Reaktion mittels Typhus- 
und Paratyphusmisch bouillon, p. 645. 

Zrontowaki, A., Zur Frage iiber dieTyphus- 
und Dysenterieverbreitung durch Fliegen, 
p. 586. 

▼. Lingelsheim, Zur Frage der Variation 
der Typhusbacillen und verwandter Grup- 
pen, p. 577. 


Lfiwenstein, Ernst, Beit rag zur Chemie 
des Tuberkelbacillus, p. 591. 

Uereshkowsky, S. S., Erhaltung der Viru- 
lenz des Bacillus Danysz auf Agar- 
kulturen, p. 597. 

Negri, Adelchi, BeobachtungeniiberHae- 
moproteus, p. 599. 

Sachs-Mflcke, Eine von Prof. v. Lingels¬ 
heim beschriebene Tvphusbakterienform 
im Vergleich zu den bisher bekannt 
gewordenen, sogenannten Mutationen, 
p. 582. 

Strsyaowski, Casimir, Ein praktisches 
Reagensgestell zur Ausfiihrung der foren- 
sischen Blutdiagnose und anderer Eiweifi- 
differenzierungen auf biologischem Wege, 
p. 653. 


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656 


Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 7. 


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Die Redaktion dee „Centralblatts fiir Bakteriologie und Varasitenkunde“ richtet 
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wunsche um Lieferung von 
besonderen Abdriicken ihrer Aufsdtze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen 
an die Redaktion auf das Manuslcript schreiben zu wollen oder spatestens nach 
Empfang der ersten Korrekturabzilge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer 
in Jena, gelangen zu lessen. 


Die Herren Mitarbeiter werden hdflichst gebeten, bereits fertig- 
gestellte Kiischees — falls solche mit den Mannskripten abgeliefert 
werden — nicht der Redaktion, sondern direkt der Yerlagshand- 
lnng Gustav Fischer in Jena einzusenden. 


Kroromannsche Buchdruckerel (Hermann Fohle) in Jena. 


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Centralbl. f. Bald etc. I. Abt Originals. Bd. 68. Heft 8. 

Inhaltsverzeichnis. 

I. Yerzeiehnis der In Band 68 enthaltenen Arbelten. 


Bauer, Theodor, Ueber die Sarcina tetra- 
gena. 470 

Bemelman8, £., L’EtioIogie et la therapie 
de la fifcvre typhoide (Pferdestaupe). 8 
BertarelH, E., Ueber die Qegenwart von 
mittela Komplementablenkung in den 
Seria gegen Schlangengift nachweiabaren 
Antikorpern. 67 

— Baktenologiache Unterauchungen iiber 

die Winterachlafer. 566 

— undTedeschi, A., Experimentelle Unter¬ 

auchungen iiber das Gift der Horniaae 
(Veapa crabro L.). 309 

Bevacqua, Alfredo, Fuao-apirillare Asso¬ 
ciation in einera Falle von rseudoelephan- 
tiaaia dea unteren linken Gliedea bei 
einem Araber. 182 

Bierast, W. und Laniers, A. J. M., Pho- 
brol im Laboratoriumaverauch und in 
der Praxis. 207 

Bitter, Ludwig, Neuea zur Technik der 
Cporen- und Gonokokkenfarbung, zu- 
gleich Mitteilungen iiber milzbrandahn- 
liche und wandernde Erdbacillen. 227. 574 
van der Bogert, Frank, An epidemic of 
throat infection with glandular enlarge¬ 
ment. 593 

Bru8chettini , Unterauchungen iiber die 
Vaccination gegen Rindertuberkulose an 
Laboratoriumatieren (Kaninchen, Meer- 
achweinchen). 337 

Craig, T. a. Twort, C. C. 

Csemel, Engen, Beitrage zur sogenannten 
Mutation bei Choleravibrionen. 145 
Dendrinos, Georges, Ueber eineu neuen 
Krankheitserreger der Trypanoaomen- 
gruppe. 29 

Fermi, Claudio, Ueber Spezifizitat und 
andere Eigenachaften der Ektoproteaaen 
I. 433 

Finzi, Guido, Ueber die Spezifizitat und 
iiber den diagnoatiachen Wert der 
„Thermoprazipitinreaktion“ von Aacoli 
bei der Erkennung dca hamatischen 
Karbunkela und (Tea Rotlaufa. Vor- 
laufiger Bericht. 556 

Galli-Valerio, B., Bacterium paeudopeatia 
murium n. ap. 188 

Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelunga- 
geachichte der Spirochaten (Borrelien). 31 

— Ueber die Beziebungen der Borrelien 
(Spirochaten) zu den Wirtazellen. 493 

G6zony, Ludwig, Kapaelbildung bei den 
Bakterien der Septicaemia haemorrhagica. 

594 

Erste Abt. Orig. B<i, 08. Heft 8. 


von Hellens, 0., Unterauchungen iiber 
Streptolysin. 602 

Heydenreieh, L., Ein Eratarrungskaaten 
fur Nahrmedien. 126 

t. Hibler, Emanuel, Zur Kenntnia der 
pathogenen Anaeroben. Ein Kleinhirn- 
abazeu, bedingt durch einen anaeroben 
Spaltpilz, bei chroniacher eitrig-jauchiger 
Ostitis, Sin an thrombose und Carcinom- 
entwickelung im rechten Felaenbein. 257 
Hllgermann, R- Weitere Erfahrungen mit 
meiner Methode der Anaetzung der Widal- 
achen Reaktion mittels Typhus- und Para- 
typhuamiachbouillon. 645 

Horiml,' K., Ueber die pathogenen Wir- 
kungen der Dysenterietoxine. 342 

lsabollnsky, M. a. Patzewitseh, B. 
Ishiwara, T., Ueber neue Farbeverfahren 
zur Daratellung grauulierter Tuberkel- 
bacillen. 113 

Kalledey, Lajos, Der Einflufi der intra- 
venoaen Sublimatinjektion auf die Schutz- 
atoffe dea Organiamua. 358 

Kodunia, H., Die Uraache der natiirlichen 
Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 
Entstehung, Weaen und Beachaffenheit 
der Kapael. 373 

Kour&di, Daniel, Wie lange widerateht daa 
Wutvirua in der Erde, an der Luft und 
in der Kalte? 483 

Kostrzewskl. J., Hamolytiache Eigen- 
schaften aea Menachenaeruma auf 2—4 
verachiedene Blutkorperchenarten zu 
gleicher Zeit unteraucht. 51 

Krontowskl, A., Zur Frage uber die 
Tvphua- und Dyaenterieverbreitung 
durch Fliegen. 586 

Krumwiede, Charles und Pratt, Josephine 
S, Dahlia-Agar ala Unteracheidungsmittel 
zwiachen Cholera- und anderen Vibrionen. 

562 

Lamei's, A. J. M. a. Bierast, W. 

Lentz, W. a. Pfeller, W. 
v. Lingelshelm, Zur Frage der Variation 
der Typhuabacillen und verwandter 
Gruppen. 577 

Lipschiitz, B^ Filtrierbarelnfektionaerreger 
und maligne Tumoren. 323 

LSweusteln, Ernst. Beitrag zur Chemie 
dea Tuberkelbacillus. Vorlaufige Mit- 
teilung. 591 

Mac Callum, G. A., Thoracocotyle croceua 
nov. gen., nov. ap. 335 

Mazzetti, Loreto, Beitrag zum Studium 
dea Stoffwechaela der Choleravibrionen. 

129 
42 


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658 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68 Heft 8. 


Mereshkowsky, S. 8., Erhaltung der Vi- 
rulenz des Bacillus Danysz auf Agar- 
kulturen. 597 

Michligk a. Strubell, Alexander. 
Mieremet, C. W. G. s. de Negri, Ernestine. 
Miyagawa, Yoneji, Ueber deu Wanderungs- 
weg des Ankylostomum duodenale (cani- 
nura) bei oraler Infektion. Vorlaufige 
Mitteilung. 201 

—, Ueber den Wanderungsweg des Schisto- 
somum japonicum durcn Vermittlung des 
LymphgefaSsystems des Wirtes. II. Mit¬ 
teilung. 204 

Natonek, Desider, Zur Kenntnis der kul- 
tnrellen Eigenschaften einiger Coli- 
Stamrne. 166 

Negri, Adelcbi, BeobachtuDgen iiber 
Haemoproteus. 599 

de Negri, Ernestine, u. Mieremet, C. W. G., 
Zur Aetiologie des maligneu Granulotns. 

292 

Oette, Ernst. Ein abweichender Paratyphus- 
stamm, der Zucker ohne Gasbildung 
zersetzt. 1 

Ogawa, M., Quelques observations sur le 
dimorphisme de Trypanosoma Pecaudi. 

332 

Patzewitsch, B. und Isabolinsky, M., Ein 
Beitrag zur Technik der Gewiunung von 
Schweinerotlauf- und Milzbrandheilseris. 

117 

Pfeiler, W. und Lentz, W., Ueber die 
Herstellung von festen Nahrbodcn ohne 
Verweudung des Fleischwassers und der 
Fleiscbbrfihe. Ein Vorschlag zur Ver- 
einfachung der Herstellungsweise und 
Verbilliguug des Kulturmaterials. 122 
— und Rehse, A., Ueber das Vorkommen 
von Bakterien aus der Gruppe der Fleisch- 
vergifter bei Vogeln. Paratyphus B-In- 
fektion beim Huhu. 174 

Poliak, Richard, Ueber Formenwechsel 
bei dem Bacillus faecalis alcaligenes. 288 
Pratt, Josephine 8. s. Krumwiede, 
Charles. 

T. Proivazek, 8., Ueber reine Trypanosomen- 
stiimme. 498 


de Raadt, 0. L. E., Ueber einen bisher 
unbekannten menschlichen Krankheits- 
erreger. 318 

von R&tz, Stefan, Ueber die Piroplasmose 
der Schafe. 194 

Rehse, A. s. Pfeiler, W. 

Sachs-Miike, Eine von Prof. v. Lingelabeim 
beschriebene Typhusbakterienform im 
Vergleich zu den bisher bekannt ge- 
wordenen sogenannten Mutationcn. 582 
v. Schuekmauu, W. und Wernicke, K., 
Einiges fiber Methoden und Ergebniase 
der Trypanosomenztichtung. 241 

Shibayama, G., Experiments on the pro¬ 
phylactic inoculation against the experi¬ 
mental plague pneumonia in guinea-pigs. 

o7 

Simon,Gerhard, Ueber Lahmungen im Ver- 
lauf der Tollwutschutzimpfung. 72. 575 
Smith, J. Henderson. On the Organisms 
of the Typhoid - Colon Group and their 
Differentiation. 151 

Strubell, Alexander und Michligk, Ueber 
pharmako-dynamische Einflfisse auf deu 
opsonischeu Index. 501 

Strzyzowski, Casimir, Ein praktisches Re- 
agensgestell zur Ausffihrung der forensi- 
schen Blutdiagnose und anderer Eiweifi- 
differenzierungeu auf biologischem Wege. 

653 

Tedeschi, A. s. BertareUi, E. 

Twort, C. C. and Craig, T., The Patho¬ 
genicity of Johne’s Bacillus compared 
with that of other acid-fast Bacilli for 
some of the Laboratory Animals. 455 
Yalletti, Guido, Ueber einen neuen Nahr¬ 
boden zur sehr rascben Entwicklung des 
Tuberkelbacillus. Vorlaufige Mitteilung 

Voigt, Leonhard, Die Kuhpockenimpfung 
und das Lama. 49 

Wedensky, K. K., Ueber ein Verfahren zur 
unmittelbaren Zfichtung von Tuberkel- 
bacillen aus menschlichen und tierischen 
Organen. 429 

Wernicke, K. s. von Schuckmann, W. 


II. Sachverzelchnis, 


Abszefi, Kleinhirn-, durch Anaeroben ver- 
ursacht. 257 

Acridium aegyptium, proteolyt. Enzyme 443 
Actinia sp., proteolyt. Enzyme. 444 

Actinomyces, Kultur. 125 

Actinosphaerium sp., proteolvt. Enzyme. 

' 445 

Adrenalin, Wirkung auf d. opson. Index. 

516 

Aeolis sp., proteolyt. Enzyme. 442 

Agabres calonotus, proteolyt. Enzyme. 443 


Agalactia contagiosa, Actiol. 324 

Agar, Dahlia-, zur Differentialdiagnose von 
Choleravibrionen. 562 

Agave arnericana, proteolyt. Enzyme. 448 

— beaucarnei, proteolyt. Enzyme. 448 

Aggutinatiou von Anaeroben.' 285 

— (Widal) mittcl Typhus- und Paratvphus- 

Mischbouillon. 645 

Agglutinine, Wirkung intravenoser Sub- 
limatinjektion. 364 

Akis spinosa, proteolyt Enzyme. 443 


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Register. 


659 


Akne, Behandlung niit Staphylokokken- 
vaccine. 511 

Alauda arvensis, proteolyt. Enzyme. 437 
Alkali, Wirkung auf Streptolysin. 637 
Amoeba sp., proteolyt Enzyme. 445 

Amorphopnallus rivieri, proteolyt. Enzyme. 

449 

Amphibien, proteolyt. Enzyme bei denselb. 

440 

Anamie, perniziose, der Pferde, Aetiol. 324 
Anagallis arvensis, proteolyt. Enzyme. 448 
Ananas sativa, proteolyt. Enzyme. 449 
Anas boschas, proteolyt. Enzyme 439 
Anchylostomum caninum, Wanderungsweg 
bei oraler Infrktion. 201 

— duodenale, Wanderungsweg bei oraler 

Infektion. 201 

Anguilla vulgaris, proteolyt. Enzyme. 441 
Anguis fragilis, proteolyt.' Enzyme. 440 
Antikorper in Schlangengiftseris. 67 

—, Wirkung intravenoser Sublimatin- 
jektion. 358 

Antistreptolysin,Entstehen und Vorkommen 
in verschiedenen Seris. 621 

Aphrodite sp., proteolyt Enzyme. 444 
Aplopinako, Aetiologie. 29 

Arachniden, proteolyt Enzvme bei denselb. 

444 

Arctomys marmota, Bakterien flora des 
Magendarmkanals im Winterschlafe. 569 
Arenicola sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Arsen, Wirkung auf d. opson. Index. 513 
Aryon rufus, proteolyt. Enzyme. 442 
Arzneimittel, Wirkung auf d. opson. Index. 

501 

Ascaris lumbricoides, proteolyt. Enzyme. 

444 

— vituli, proteolyt Enzyme. 444 

Ascites, Wirkung auf Bac. anthracis. 396 
Asparagus officinalis, proteolyt. Enzyme. 

449 


Aspergillus eandidus, proteolyt. 


Enzyme. 

453 


— flavus, proteolyt. Enzyme 453 

— fumigatus, proteolyt. Emzyrne. 453 

— glaucus, proteolyt. Enzyme. 453 

— niger, proteolyt. Enzyme. 453 

— oryzae, proteolyt. Enzyme. 453 

Aspidistra elatior, proteolyt.. Enzyme. 449 
Astacus fluviatilis, proteolyt. Enzyme. 444 
Astropecten aurantiacus, proteolyt. Enzyme. 


444 

Ateuchus laticollis, proteolyt. Enzyme. 443 


Athene noctua, proteolyt. Enzyme. 436 

Auswurf Tuberkuldser, Desinfektion mit 

Phobrol. 211 

Autolyse und proteolyt. Enzyme. 454 

Avena sativa, proteolyt. Enzyme. 449 

Bacillus abortus, Kuftur. 124 

— acidi lactici, proteolyt. Enzyme. 450 

— acidi lactici, Kultur. 124 

— alcaligenes, Variation. 578 

— alliaceus, proteolyt. Enzyme. 450 

— anthracis s. a. Milzbrand. 


-, proteolyt. Enzyme. 450 

— —, Hamolyse. 388 


Bacillus anthracis, Kapsel, Beechaffenheit, 


Entstehung. 375 

-, Kultur. 124 

-, Sporenbildung. 223 

-, Wirkung von Ascites. 396 

-, Wirkung von Serum. 378 

— avisepticus, Kapselbildung. 595 

-, Kultur. 124 

— bipolaris septicus, Kapselbildung. 594 

— botulinus, Sporenbildung. 232 

— Buttersaure-, Kauincheninfektion. 464 

— butyricus, Kultur. 124 

-, Sporenbildung. 232 

— canisepticus, K&spelbildung. 596 

— cavicida, proteolyt. Enzyme. 450 

— coli, Differentialdiagnose. 167 

-, proteolyt. Enzyme. 450 

-dysentericum (Jelli, proteolyt. En¬ 
zyme. 450 

— coli-Gruppe, Differenzierung. 151 

-, Kulturelles. 151 

-, Systematischcs. 157 

— coli, Kultur. 124 

— —, Kulturelles. 166 

— cumiculicida, Kapselbildung. 596 

— Danysz auf Agarkulturen, Virulenz- 

erhaitung. 597 

— diphtheriae s. a. Diphtheric. 

-, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Kultur. 124 

-, Wirkung von Phobrol. 208 

— dysenteriae s. a. Ruhr. 

— —, Kultur. 124 

— —, Toxin, Arten. 349 

— —, Toxin, Lokalisation im Bakterien- 

leibe. 349 

— —, Toxin, pathogene Wirkung. 342 

— enteritidis Gartner, Differentialdiagnose 

von Bac. coli. 170 

-, Gefliigelinfektion. 174 

-Gartner-Gruppe, Differenzierung. 159 

-Gruppe, Variation. 578 

-, Kultur. 124 

— Erd-, Sporenbildung. 233 

— faecalis alcaligenes, Formenwechsel. 288 

— Friedlanderi, proteolyt. Enzyme. 450 

— fusiformis, Pseudoclephantiasis, Rolle 

bei derselben. 182 

— glischobacter, proteolyt. Enzyme. 450 

—, Gras-, Kanincheninfektion. 464 

— helixoides, Kulturelles. 234 

— icteroides, proteolyt. Enzyme. 450 

— Johnes, Gefliigelinfektion. 460 

-, Kanincheninfektion. 456 

-, Pathogenitiit. 455 

— mallei, Kultur. 124 

— mesentericus vulgatus, proteolyt. En¬ 
zyme. 450 

— -, Kultur. 125 

— -, Sporenbildung. 233 

— migrans, Sporenbildung. 233 

— Mist-, Kultur. 124 

— multiformis, proteolyt. Enzyme. 451 

— muripestifer, proteolyt. Enzyme. 450 

— mustelae septicus, Kapselbildung. 596 

— mvcoides, proteolyt Enzyme. 450 

42* 


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660 


Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 68. Heft 8. 


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Bacillus mycoides, Sporenbildung. 233 

— oedematis maligni, proteolvt. Enzyme. 

450 

-, Sporenbildung. 232 

— paracoli, Kulturelles. Ib6 

— paratyphi, Differentialdiagnose von Bac. 

coli. 170 

-, Gefliigelinfektion. 174 

-Gruppe, Differenzierung. 159 

-, Variation. 578 

-, Kultur. 124 

-und typhi-Mischbouillon zur Widal- 

schen Reaktion. 645 

-, Zucker ohneGasbildungzersetzend. 1 

— phlei, Gefliigelinfektion. 463 

-, Kanincheninfektion. 460 

— phosphorescens, Kultur. 124 

— prodigiosus, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Kultur. 125 

— pseudoanthracis, Kultur. 125 

— peeudodiphthericus, proteolvt. Enzyme 

450 

— putrificus filamentosns, proteolyt. En¬ 
zyme. 451 

— pyocyaneus, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Wirkung von Phobrol. 225 

—, Rauschbrand-, Sporenbildung. 232 

— rhusiopathiae suis, Kultur. 124 

— rigidus, proteolyt. Enzyme. 451 

—, Smegma-, Kanincheninfektion. 464 

— sporogenes regularis, proteolyt. Enzyme. 

451 

-saccharolyticus, proteolyt. Enzyme. 

451 

-zoogloicus, proteolyt. Enzyme. 451 

— subtilis, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Sporenbildung. 233 

— —, YVirkung von Phobrol. 223 

— suipestifer, proteolyt. Enzyme. 450 

— —, Kultur. 124 

— suisepticus, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Kapselbildung. 594 

— tenuis spatuliformis, proteolyt. Enzyme. 

451 

— tetani, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Sporenbildung. 232 

—, Timothee-, Kultur. 124 

— tuberculosis s. a. Tuberkulose. 

-, Chemie. 591 

-, Farbung. 237 

-, gran u I are Form, Farbung. 113 

-, Kultur. 124. 591 

-, —, unmittelbare, aus Organen. 429 

— —, Nahrboden (Kultur). 239 

-, Wirkung von Phobrol. 211 

-piscium, Kanincheninfektion. 464 

— typni s. a. Typhus abdominalis. 

-, proteolvt. Enzyme. 450 

-, Form Lingelsheim. 582 

— -Grtip{)e, Differenzierung. 151 

-, Kulturelles. 151 

-, Systematisches. 157 

— — —, Variation. 577 

-, Kultur. 124 

-, Morphologie. 577. 582 

-, Mutation. 577. 582 


Bacillus typhi und paratyphi-Mischbouillon 
zur Widalschen Reaktion. 645 

-, Variation. 577 

-, Wirkung von Phobrol. 208 

Bacterium cholerae gallinarum, proteolyt. 
Enzyme. 450 

— fluorescens liquefaciens, proteolyt. En¬ 
zyme. 450 

— ozenae, proteolyt. Enzyme. 450 

— phosphoreum, proteolyt. Enzyme. 450 

— pseudopestis murium n. sp., Morphol., 

Kulturelles. 189 

— rubrum, proteolyt. Enzyme. 450 

— syncyaneum, proteolyt. Enzyme. 450 
Bakterien, anaerobe, Agglutininbildung. 285 
—, —, Eiterung, Ursache derselben. 257 

—, Pathogenitat. 257 

—, Prazipitinbildung. 286 

Enzyme, proteolyt. bei denselben. 450 
Farbung. 113. 227. 574 

-Flora des Darmes bei Winterschlafern 

567 

-des Magens bei Winterschlafern. 569 

—, Indolbildung. 140. 172 

—, Kapsel, Darstellung mittels Tuschever- 
fahrens. 595 

—, Kapselbildung. 375. 594 

—, Mutation. 145. 577. 582 

—, saurefeste, Kanincheninfektion. 464 

— der Septikamie, hamorrhag., Kapsel¬ 
bildung. 594 

—, Sporenbildung. 232 

—, Variation. 577. 582 

— Vorkommen im Fliegendarm. 589 

—, Wirkung von Phobrol. 208 

Bakterizidie durch Serum. 378 

Beta vulgaris var. sacchar. proteolyt. En¬ 
zyme. 449 

Blaps mucronata, proteolyt. Enzyme. 443 
Blatta orientalis, proteolyt. Enzyme. 443 
Blut-Diagnose, forensische, Reagenzgeetell. 

653 

Boden, Widerstandsfahigkeit des Wutvirus 
in demselben. 483 

Borrelien, Beziehungen zu den Wirtszellen. 

493 

—, Entwickelungsgeechichte. 31 

—, Morphologie. 496 

—, Phagozytose. 493 

Botalis grisota, proteolyt Enzyme. 438 
Botrytis bassiana, proteolyt. Enzyme. 453 

— cinerea, proteolyt Enzyme. 453 

— fragariae, proteolyt. Enzyme. 453 
Brachvcerus corrosus, proteolvt. Enzyme. 

443 

Brom, Wirkung auf den opeon. Index. 

505 

Broussonetia papvrifcra, proteolvt. Enzvme. 

448 

Bubos bison, proteolyt. Enzyme. 443 
Buttersaurebacillus, Kanincheninfektion. 

464 

Cancer sp., proteolyt Enzyme. 444 

Canis familiaris, proteolyt. Enzyme. 436 
Cannabina linota, proteolyt Enzyme. 438 
Cannabis sativa, proteolyt. Enzyme. 449 


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Register. 


661 


Cantharus orbicularis, proteolyt. Enzyme. 

442 

Carchesium sp., proteolyt. Enzyme. 445 
Oarcinus moenas, proteolyt. Enzyme. 444 
Carduelis elegans, proteolyt. Enzyme. 437 
Carobus morbillosus, proteolyt. Enzyme. 443 
Cayia cobaya, proteolyt. Enzyme. 436 
Cecropis rustica, proteolyt. Enzyme. 438 
Charadrius auratus, proteolyt. Enzyme. 439 
Chiton sp., proteolyt. Enzyme. 442 

Chloris horleusis, proteolyt. Enzyme. 437 
Chondrosia sp., proteolyt! Enzyme. 444 
Chrysomela vnrians, proteolyt. Enzyme. 443 
Chrysophris aurata, proteolyt. Enzyme. 441 
Cladothrix dichotoma, proteolyt. Enzyme. 

450 


Coccinella septempunctata, proteolyt. En¬ 


zyme. 443 

Coccobacillus liquefaeiens, proteolyt. En¬ 
zyme. 451 

CSlenteraten, proteolyt. Enzyme bei den- 
selben. 444 

Columba livia, proteolyt. Enzyme. 437 
Conger vulgaris, proteolyt. Enzyme. 441 
Corvus cornix, proteolyt. Enzyme. 436 
Corylus avellana, proteolyt. Enzyme. 449 
Corynebacterium granulomalis maligni, 


Morphol., Kulturelles. 300 

Coturnis communis, proteolyt. Enzyme. 437 
Crustaceen, proteolyt. Enzyme bei denselb. 

440 

Cucurbita maxima, proteolyt. Enzyme. 448 

— pepo, proteolyt. Enzyme. ' 449 

Culex pipiens, proteolyt. Enzyme. 443 
Curruca atricapilla, proteolyt. Enzyme. 438 
Cycas revoluta, proteolyt. Enzyme. 449 
Cynomyia s. Sarcophaga. 

Dahlia-Agar als Unterscheidungsmittel 

zwischen Cholera und anderen Vibrionen. 

562 

Darm, Bakterienflora bei Winterschlafern. 

567 

—, Fliegen-, Bakterien in demselben. 589 
Dentex vulgaris, proteolyt. Enzyme. 440 
Desinfektion des Auswurfes Tuberkuloser 
mit Phobrol. 211 

— von Gummihandschuhen mit Phobrol. 

216 

— der Hande mit Phobrol. 214 

— mit Phobrol. 207 

Dioscorea bulbifera, proteolyt. Enzyme. 449 
Diphtherie s. a. Bacillus diphtheriae. 

—, Empfanglichkeit der Winterschlafer. 

573 

Discoglossus pictus, proteolyt Enzyme. 440 
Ditiscus marginalis, proteolyt. Enzyme. 443 
Doryopsis sp., proteolyt. Enzyme. 442 
Dysenterie s. a. Bacillus dysenteriae, Ruhr. 
Echinodermen, proteolyt. Enzyme bei den- 
selben. 444 

Eiterung, durch Anaeroben verursacht 257 
EiweiS-Differenzierung, biolog., Reagenz- 
gestell. 653 

Ektoproteasen, Spezifizitiit. 433 

Elephantiasis, Pseudo-, Aetiol., Histol. usw. 

182 


Encephalitis, durch Sarcina tetragena ver¬ 
ursacht. 471 

Enzyme, Ekto-, proteolyt., Spezifizitat 433 
proteolyt., bei Amphibien. 440 

—, bei Arachniden. 444 

—, und Autolyse. 454 

—, bei Bakterien. 450 

—, bei Colenteraten. 444 

—, bei Crustaceen. 444 

—, bei Echinodermen. 444 

—, bei Fischen. 440 

—, bei Insekten. 442 

—, bei Mollusken. 442 

—, bei Pflanzen. 448 

—, tiei Protozoen. 445 

—, bei Reptilien. 439 

—, bei Saugetieren. 436 

—, bei Schimmelpilzen. 453 

—, bei Schwammen. 444 

—, bei Vogeln. 436 

—, bei Weichtieren. 442 

—, bei Wiirmern. 444 

Epeira sp., proteolyt. Enzyme. 444 

Ephemera vulgata, proteolyt. Enzyme. 443 
Erakis infecta, proteolyt. Enzyme. 444 
Erdbacillus, Sporenbildung. 233 

Erde, Wideretandsfahigkeit des Wutvirus 
in derselben. 483 

Erinaceus europaeus, proteolyt. Enzyme. 436 
Eristalis tenax, proteolyt. Enzyme. 443 
Eropinota hirta, proteolyt. Enzyme. 443 
Erstarrungskasten fur Nahrmedien. 126 
Euphorbia altissima, proteolyt. Enzyme. 448 

— globosa, proteolyt. Enzyme. 448 

— pubescens, proteolyt. Enzyme. 448 
Euplotes sp., proteolyt. Enzyme. 445 
Eustrongyfus gigas, proteolyt. Enzyme. 444 
Farbung des Bac. tuberculosis. 113. 237 

— von Micrococcus gonococcus. 237. 574 

— von Sporen. 227. 574 

Falcus tinunculus, proteolyt. Enzyme. 436 
Ficus carica, proteolytische Enzyme. 448 
Fische, proteolyt. Enzyme bei denselb. 440 
Fledermause, Bakterienflora des Magen- 

darmkanals im Winterschlafe. 569 
Fliegen, Darm, Bakterien in demselb. 589 
—, Ruhrverbreitung. 586 

—, Typhusverbreitung. 586 

Forficula auricularia. proteolytische En¬ 
zyme. 443 

Fringilla coelebs, proteolyt. Enzyme. 437 
Frosch, Milzbrandimmunitat. 389 

Fulica atrn, proteolytische Enzyme. 439 
Fusus sp., proteolytische Enzyme. 442 
Gadus morrhua, proteolytische Enzyme. 442 
Galeus canis, proteolytische Enzyme. 441 
Gallinago gallinula, proteolyt. Enzyme. 439 
Gallus domesticus, proteolyt. Enzyme. 436 
Gastrus equi, proteolytische Enzyme. 443 
Geflugel, Infektion mit Bac. enteritidis 
Gartner. 174 

—, Infektion mit Bac. phlei. 463 

—, Infektion mit Johnes Bacillus. 460 
—, Paratyphus. 174 

Gefliigelpest, Aetiologie. 323 

Geflugelpocken, Aetiologie. 324 


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662 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 8. 


Gelbfieber, Aetiologie. 324 

Geodia sp., proteolytische Enzyme. 444 
Geschwiilste, maligne, Aetiologie. 292. 323 
—, maligne, und Infektionserreger, filtrier- 
bare. 323 

Gift, Hornissen- b. Hornissen-Gift. 

—, Schlangen- s. Schlangen-Gift. 

Gongylus ocellatus, proteolyt. Enzyme. 439 
Gordias aquaticus, proteolyt. Enzyme. 444 
Granulom, malignes, Aetiologie. 292 

—, —, Histologie. 296 

Grasbacillus, Kanincheninfektion. 464 
Gryllotalpa vulgaris, proteolyt. Enzyme. 443 
Gryllus campestris, proteolyt. Enzyme. 443 
Gummihandsehuhe, Desinfektion mit Pho- 
brol. 216 

Gymnothorax murena, proteolytische En¬ 
zyme. 441 

Gypselus apus, proteolytische Enzyme. 438 
Hamolyse durch Bac. anthraeis. 388 

— durch Hornissen-Gift 316 

— durch Menschenserum, an 2—4 Blut- 
korperchenarten zugleich untersucht. 51 

— durch Streptokokken. 602 

Hamolysin, Wirkung intravenoserSublimat- 

injektion. 367 

Haemopis sp., proteolytische Enzyme. 444 
Haemoproteus columbae, Zvklus. 601 
Hande, Desinfektion mit Phobrol. 214 
Halteridien u. Trypanosomen, Beziehungen. 


Halteridium, Kultur. 250 

Halteridium columbae, Zyklus. 601 

Handschuhe, Gummi-, Desinfektion mit 
Phobrol. 216 

Harnstoff, Wirkung auf d. opson. Index. 

512 

Helix pisana, proteolyt. Enzyme. 442 
Hirudo officinalis, proteolyt. Enzyme. 444 
Holothuria tubulosa, proteolyt. Enzyme. 444 
Homarus vulgaris, proteolyt. Enzyme. 444 
Hordeum sativum, proteolyt. Enzyme. 449 
Hormogaster Redii, proteolyt. Enzyme. 444 
Hornissen, Enzyme, proteolytische. 443 

— -Gift, Hamolyse. 316 

-, Wirkung. 313 

Hiihner-Leukamie, Aetiologie. 324 

—, Milzbrandimmunitat. 389 

—, Paratyphus. 174 

Hund, proteolyt. Enzyme bei demselb. 436 
Hyacinthus orientalis, proteolytische En¬ 
zyme. ' 449 

Hydra sp.. proteolyt. Enzyme. 444 

Hydrophilus piceus, proteolyt. Enzyme. 443 
Hyrcinia Bp., proteolyt. Enzyme. 444 
Hyster bimaculatus, proteolyt. Enzyme. 443 
Hyster major, proteolytische Enzyme. 443 
Immunisierung gegen Milzbrand. 117 

— gegen die Pestpneumonie der Meer- 

scnweinchen. 57 

— gegen Pferdestaupe. 20 

— gegen Rindertuberkulose. 337 

— gegen Schweinerotlauf. 117 

— gegen VVut. 72. 575 

Immunitat, naturliche, gegen Milzbrand, 

Ursache. 373 


Immunkorper, Wirkung intravenoser Sub- 
limatinjektion. 358 

Impfung, Kuhpocken- und Lama. 49 
Index, opsonischer, Wirkung von Adrenalin. 

516 

—, —, Wirkung von Arsen. 513 

—, Wirkung von Brom. 505 

—, Wirkung pharmako - dynamischer 

Einflusse. 501 

—, Wirkung von Harnstoff. 512 

—, Wirkung von Jod. 505 

—, Wirkung von Kochsalz. 512 

—, Wirkung von Lezithin-Perdynamin. 

532 

—, Wirkung von Pankreon. 516 

—, Wirkung von Parathyreoidin. 516 

—, Wirkung von Pituitrin. 516 

—, Wirkung von Salvarsan. 515 

—, gogeniiber Staphylokokken. 503 

, —, Wirkung von lhyreoidin. 503 

Indol, Bildung durch Vibrio cholerae. 140 
Infektionserreger, filtrierbare, und maligne 
Geschwiilste. 323 

Infektionskrankheiten, Empfanglichkeit der 
Winterschlafer. 572 

—, Verbreitung durch Fliegen. 586 

Insekten, proteolyt. Enzyme bei denselb. 442 
Jod, Ausscheidung nach Gebrauch von 
Jodpraparaten. 523 

—, Wirkung auf den opsonischen Index. 505 
Johnes Bacillus s. Bacillus, Johnes. 

Johnes Krankheit. 455 

Ixodes ricinus, proteolyt. Enzyme. 444 
Kaite, Wirkung auf das Wutvirus. 490 
Kaninchen, Enzyme, proteolytische, bei den- 
selben. 436 

—, Infektion mit Johnes Bacillus. 456 

— mit Bac. phlei. 460 

— mit Bac. tubercul. piscium. 464 

— mit saurefesten Bakterien. 464 

— mit Buttersaurebacillen. 464 

— mit Grasbacillus. 464 

— mit Smegmabacillen. 464 

Milzbrand. 406 

Vaccination gegen Rindertuberkulose. 

337 

Kapsel des Bac. anthraeis, Beschaffenheit, 
Entstehung. 375 

—, Bakterien-, Darstellung mittels Tusche- 
verfahrens. 595 

Bildung bei Bac. avisepticus. 595 

— bei Bac. bipolaris septicus. 594 

— bei Bac. cavisepticus. 596 

— bei Bac. cuniculicida. 596 

— bei Bac. mustelae septicus. 596 

— bei Bac. suisepticus. 594 

— bei Bakterien der hamorrhagischen 

Septikamic. 594 

Karbunkel, hamatischer, Diagnose mittels 
Thermopriizipitinreaktion. 556 

Karzinom im Felsenbein und Kleinhirn- 
abszell. 257 

Kleinhim - Abszefi, durch Anaeroben ver- 
ursacht. 257 

Kochsalz, Wirkung auf den opsonischen 
Index. 512 


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Register. 


663 


Komplement, Wirkung intravenoser 8ub- 
limatinjektion. 360 

Komplementbindung und Antikorper in 
8cwangengiftseris. 67. 

Krankheit, Johnes. 455 

Krankheitserreger, menschlicber, bisher uu~ 
bekannter. 318 

Kuhpockenimpfung und Lama. 49 

Lacerta muralis, proteolyt. Enzyme. 439 
Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutz- 
impfung. 72. 575 

Lagenaria vulgaris, proteolyt. Enzyme. 449 
Lama und Kuhpockenimpfung. 49 

Lamine. 50 

Larus argentatus, proteolyt. Enzyme. 439 
— marinus, proteolyt. Enzyme. 439 

Lepus cuniculus, proteolyt. Enzyme. 436 
Leukoeytozoon und Trvpanosomen, Be- 
ziehung. 250 

Leukamie, Hiihner-, Aetiologie. 324 

1-eukozyten, Wirkung intravenoser Sub- 
limatinjektion. 363 

Lezithin Perdynamin, Wirkung auf den 
opsonischen Index. 532 

Libellula depressa, proteolyt. Enzyme. 443 
Licinus granulatus, proteolyt. Enzyme. 443 
Limax agrestis, proteolyt. Enzyme. 442 
Linum usitatissimum, proteolvt. Enzvme. 

'449 

Littorina sp., proteolyt. Enzyme. 442 
Locust* viridis, proteolyt. Enzyme. 443 
Loligo vulgaris, proteolyt. Enzyme. 442 
LucUia caesar, proteolyt. Enzyme. 443 

-, Ruhrverbreitung. 587 

-, Typhusverbreitung. 587 

Lupinus hirsutus, proteolyt. Enzyme. 449 
Lysin, Strepto- s. Streptolysin. 

Manse, proteolyt. Enzyme bei denselb. 436 
—, Milzbrand. 410 

Magen, Bakterienflora bei Wintersehlafern. 

569 

Malaria der Vogel. 498 

Manteltiere (Sal pa), proteolyt. Enzyme. 442 
Mantis religiosa, proteolyt. Enzyme. 443 
Maul- und Klauenseuche, Aetiologie. 324 
Maya verrucosa, proteolyt. Enzyme. 444 
Medusa sp., proteolyt. Enzyme. 444 

Meerschweinchen, proteolytische Enzyme 
bei demselben. 436 

—, Milzbrand. 418 

—, Pestpneumome, Imnmnisierung. 57 
—, Vaccination gegen Rindertuberkulose. 

337 

Meerschweinchenlahme. Aetiologie. 323 
Meleagris gallopavo, proteolyt. Enzyme. 437 
Melolontha vulgaris, proteolyt. Enzyme. 443 
Meningococcus, Kultur. 124 

Meningo-eneephalitis, durch Sarcina tetra- 
gena verursacht. 471 

Meningo-mvelitis, durch Sarcina tetragena 
verursacht. 471 

Menschenserum,hamolytischeEigenschaften 
auf 2—4 Blutkorperchen zugleich unter- 
sucht. 51 

Merops apiaster, proteolyt. Enzyme. 438 
Merula vulgaris, proteolyt. Enzyme. 438 


Micrococcus candicans, proteolytische En¬ 
zyme. 450 

— cereus flavus, proteolyt. Enzyme. 450 

— gonococcus, Farbung. 237. 574 

— tetragenus, Differeutialdiagnose von Sar¬ 
cina tetragena. 476 

-, proteolyt. Enzyme. 450 

Milzbrand, s. a. Bacillus anthracis. 

—, Empfanglichkeitder Winterschlafer. 572 
—, Immunitat der Frosche. 389 

—, — der Hiihner. 389 

—, — der weiBen Ratten. 403 

—, —, natiirliche, Ursache. 373 

— beim Kauinchen. 406 

— bei Miiusen. 410 

— bei Meerschweinchen. 418 

— bei Pferden. 422 

— bei Rindern. 422 

—Serum, Herstellung. 117 

Mistbacillus Kultur. 124 

Moena vulgaris, proteolyt. Enzvme. 442 
Molluscum contagiosum, Aetiologie. 324 
Mollusken, proteolytische Enzyme bei den- 

selben. 442 

Monilia Candida, proteolyt. Enzyme. 453 

— fructigena, proteolyt. Enzyme. 453 
Mucor mucedo, proteolyt. Enzyme. 463 

— rouxii, proteolytische Enzyme. 453 
Mullus barbatus, proteolyt. finzyme. 440 
Murmeltier. Bakterienflora des Magendarm- 

kanals im Winterschlafe. 569 

Mus decumanus, proteolyt. Enzyme. 436 
-albinus, proteolyt. Enzyme. 436 

— mu8culus, proteolyt. Enzyme. 436 

Musca domestica, Ruhrverbreitung. 587 
-, Typhusverbreitung. 587 

— vomitoria, proteolytische Enzyme. 443 

Mutation bei Bac. typhi. 577. 582 

— bei Vibrio cholerae. 145 

Mya arenaria, proteolytische Enzyme. 442 
Mycetozoen, proteolytische Enzyme. 445 
Myelitis, durch Sarcina tetragena verursacht. 

471 

Mytilus edulis, proteolytische Enzyme. 442 
Nahrboden, Erstarrungskasten. 126 

—, feste, Herstellung. 122 

Nepa cinerea, proteolytische Enzyme. 443 
Nephrops norvegicus, proteolyt. Enzyme. 444 
Nereis sp., proteolytische Enzyme. 444 


Nitrit, Bildung durch Vibrio cholerae. 129 
Nocticula sp., proteolytische Enzyme. 445 
Notonecta glauca, proteolyt. Enzyme. 443 
Oblata melanura, proteolvt. Enzyme. 440 
Octopus sp., proteolytische Enzyme. 442 


Oidinm lactis, proteolyt. Enzyme. 450 

Onicus murarius, proteolyt. Enzyme. 444 
Oospora nicotianae, proteolyt. Enzyme. 453 
Opsonine gegenuber Staphylokokken. 503 
—, Wirkung von Adrenalin. 516 

—, — von Arsen. 513 

—, — von Brom. 505 

—, — pharmako - dynamischer Einfliisse. 

.501 

—, — von Harnstoff. 512 

—, — von Jod. 505 

—, — von Kochsalz. 512 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 8. 


Opsonine, Wirkung von Lezithin Per- 
dynamin. 532 

— von Pankreon. 516 

— von Parathyreoidin. 516 

— von Pituitrin. 516 

— von Salvarsan. 515 

— von Thyreoidin. 509 

Oryctee nasicornis, proteolyt. Enzyme. 443 
Otitis media purulenta und Kleinhirn- 

abszefl. 257 

Ovoplasma anudeatum n.sp., Beschreibung, 
Pathogenitat. 318 

Pagurus sp., proteolytische Enzyme. 444 
Palinurus vulgaris, proteolyt. Enzyme. 444 
Pankreon, Wirkung auf den opsonischen 
Index. 516 

Paramaecium sp., proteolyt. Enzyme. 445 
Parathyreoidin, Wirkung auf den opsoni- 
Behen Index. 516 

Paratyphus bei Huhnern. 174 

Parus major, proteolytische Enzyme. 438 

— palustris, proteolytische Enzyme. 439 

Passer domesticus, proteolyt. Enzyme. 437 
Patella sp., proteolytische Enzyme. 442 
Pelorayza sp., proteolytische Enzyme. 445 
Penicillium brevicaule, proteolytische En¬ 
zyme. 453 

— glaucum, proteolytische Enzyme. 453 

— toxicum, proteolytische Enzyme. 453 

Percus, proteolvtische Enzyme. 443 

Perdynamin, Wirkung auf den opsonischen 

Index. 532 

Peripneumonie der Rinder, Aetiologie. 324 
Pest-Pneumonie der Meerschweinchen, Im- 
munisierung. 57 

Pferde, Anamie, perniziose, Aetiologie. 324 
—, Milzbrand. 422 

—Staupe, Aetiologie, Bakteriologie usw. 8 

-, Immunisierung. 20 

-Virus, Filtration usw. 12 

Pflanzen, proteolyt. Enzyme bei denselb. 448 
Phagozytose und Milzbrand-Imrnunitat. 373 

— der Spirochaten. 493 

Phalangiaes sp., proteolytische Enzyme. 444 
Phaseolus multiflorus, proteolytische En¬ 
zyme. 449 

— vulgaris, proteolytische Enzyme. 449 

Philolimnos gullinula, proteolytische En¬ 
zyme. 439 

Philomachus pugnax, proteolytische En¬ 
zyme. 439 

Phobrol zur Desinfektion. 207 

— zur Desinfektion des Auswurfes Tuber- 

kuloser. 211 

— zur Desinfektion von Gummihand- 

schuhen. 216 

— zur Desinfektion der Hande. 214 

—, Giftigkeit. 213 

—, Wirkung auf Bakterien. 208 

Phryne vulgaris, proteolyt. Enzyme. 440 
Phytolacca abessinica, proteolytische En¬ 
zyme. 449 

— dioica, proteolytische Enzyme. 449 
Pircunia dioica, proteolyt. Enzyme. 449 
Piroplasma ovis, Erreger der Schafpiro- 

plasraose. 197 


Piroplasmose der Schafe in Ungarn. 194 
Pisum sativum, proteolytische Enzyme. 449 
Pituitrin, Wirkung auf d. opson. Index. 516 
• Pneumonie, Pest-, der Meerschweinchen, 
Immunisierung. 57 

Pocke, brasilianische, Aetiologie. 324 
Pocken, Aetiol. 324 

Pocken-Impfuug und Lama. 49 

Poliomyelitis acuta, Aetiologie. 323 

Prazipitine bei Anaeroben-Infektion. 286 
Prazipitinreaktion, Thermo-, bei hamat. 

Karbunkel. 556 

—, —, bei Rotlauf. 556 

Pratincola rubicola, proteolyt. Enzyme. 439 
Pristonycus algerinus, proteolytische En¬ 
zyme. 443 

Prolysin, Bildung durch Streptokokken. 613 
Proteasen, Ekto-, Spezifizitat. 433 

Proteosoma der Kanarienvogel, Einzell- 
kultur. 498 

Protozoen, proteolyt. Enzyme bei denselb. 

445 

Pseudoelephantiasis, Aetiol., Histol. usw. 182 
Purpura sp., proteolytische Enzyme. 442 
Pyrophthalma melanocephala, proteolyti¬ 
sche Enzyme. 438 

Rachen-Infektion mit DriisenvergroSerung. 

593 

Rana esculents, proteolyt. Enzyme. 440 
Ratten, Bact. pseudopestis murinum-In- 
fektion. 188 

—, proteolytische Enzyme bei denselb. 436 
—, weifle, Immunitat gegen Milzbraud. 403 
Reagenzgestell zur Ausfiihrung der foren- 
sischen Blutdiagnose. 653 

Reniera sp., proteolytische Enzyme. 444 
Reptilien, proteolyt. Enzyme bei denselb. 439 
Rhizostoma sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Ricinus communis, proteolyt. Enzyme. 448 
Rinder, Milzbrand. ' 422 

—, Peripneumonie, Aetiologie. 324 

—Tuberkulose, Vaccination gegen dieselbe. 

337 

Rotlauf, Diagnose mittels Thermoprazipitin- 
reaktion. 556 

Rubecula sylvestris, proteolyt. Enzyme. 438 
Ruhr s. a. Bacillus dvsenteriae. 

—Toxin, pathogene Wirkung. 342 

—, Verbreitung durch Fliegen. 586 

Saccharomyces albus, proteolytische En¬ 
zyme. 450 

— flavus, proteolytische Enzyme. 450 

— roeeus, proteolytische Enzyme. 450 

Sfiugetiere, proteolytische Enzyme bei den- 

selben 436 

Baure, Wirkung auf Streptolysin. 637 
Salvarsan, Wirkung auf d. opson. Index. 515 
Samoapocke, Aetiologie. 324 

Sarcina aurantiaca, proteolyt. Enzyme. 450 

— lutea, proteolytische Enzyme. 450 

— rosea, proteolytische Enzyme. 450 

— tetragena, Differentialdiagnose von Micro¬ 
coccus tetragenus. 476 

— —, Kulturelles. 475 

-, Ursache einer Meningo-eucephalitis 

und -myelitis. 471 


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Register. 


665 


Sarcophaga carnaria, Ruhrverbreitung. 587 
-, Typhusverbreitung. 587 

— raortu’orum, Ruhrverbreitung. 587 

-, Typhusverbreitung. 587 

Scaurus striatus, proteolvt. Enzyme. 443 
Schafe, Piroplasmose, Vorkommen in Un- 

garn. 194 

Scnafpocke, Aetiologie. 324 

Schilddriise und Opsonine. 511 

— bei Ratten, Bact. pseudopestis murium- 

Infektion. 188 

Schimmelpilze, proteolytische Enzyme bei 
denselben. 453 

Schi8to8omum japonicum, Wanderungsweg 

204 

Schlangengift - Serum, Antikorper in dem- 
selben. 07 

Schutzstoffe des Organismus, EinfluS der 
intravenosen Sublimatinjektion. 358 
Schwamme, proteol. Enzyme bei denselben. 

444 

Schweine, proteolyt. Enzyme bei denselben. 

43b 

Schweinerotlauf, Diagnose mittels Thermo- 
prazipitinreaktion. 556 

— -Serum, Herstellung. 117 

Scolopendra forficulata, proteolvt. Enzvme. 

* 444 

Scomberomorus maculatus, Wirt von Tho- 
racocotyle croceus. 335 

Scorpio europaeus, proteolyt. Enzyme. 444 
Scyllium canicula, proteolyt. Enzyme. 441 
Secale cereale, proteolyt. Enzyme. 449 
Sepia officinalis, proteolyt. Enzyme. 442 
Serinus hortulanus, proteolyt. Enzyme. 437 
Serranus, proteolyt. Enzyme. 441 

Serum, antibotropisches, Antikorper in dem- 
selben. 69 

—, antikrotaliscnes, Antikorper in dems. 69 
—, Hamolyse von 2—4 Blutkorperchen- 
arten. 51 

—, Milzbrand-, Herstellung. 117 

—, Schlangengift-, Antikorper in demselb. 

67 

—, Schweinerotlauf-, Herstellung. 117 
—, Wirkung auf Bac. anthracis. 378 
Serumbehandlung des Milzbrandes. 117 

— des Schweinerotlaufs. 117 

Serumdiagnose des hamat. Karbunkels. 556 

— des Rotlaufes. 556 

— des Typhus abdominalis. 645 

Siccotypus sp., proteolyt. Enzyme. 442 
Sinapis alba, proteolyt. Enzyme. 449 
Sinusthrombose und KleinhirnabszeB. 257 
Siphonophora sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Smegmabacillus, Kanincheninfektion. 464 
Solea vulgaris, proteolyt. Enzyme. 440 
Spirochaete granulosa penetrans n. sp., Ent- 

wickelung. 33 

— marchouxi, Entwickelung. 34 

Spirochaten, Beziehungen zu den Wirts- 

zellen. 493 

—, Einschlusse. 32 

—. Entwickelungsgeschichte. 31 

—, Kultur. 242 

—, Morphologie. 496 


Spirochaten, Phagozytose. 493 

—, Pseudoelephantiasis, Rolle bei derselb. 

182 

Spirographis sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Sporen, Earbung. 227. 574 

Squatina angelus, proteolyt. Enzyme. 442 
Squilla mantis, proteolyt. Enzyme. 444 
Squinado sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Staphylococcus liquefaciens aurantiacus, 
proteolyt. Enzyme. 451 

— pyogenes albus, proteolyt. Enzyme. 450 

-aureus, proteolyt. Enzyme. 450 

-—, Kultur. 124 

-, Wirkung von Phobrol. 208 

-citreus, Kultur. 124 

Staphylokokken, Index, opsonischer, gegen- 

iioer denselben. 503 

Staupe, Pferde- s. Pferde-Staupe. 
Sterigmatocystis alba, proteolyt. Enzyme. 

453 

Stoffwechsel des Vibrio cholerae. 129 
Streptococcus pyogenes, proteolvt. Enzyme. 

450 

Streptokokken, Hamolyse. 602 

—, Prolysinbildung. 613 

—, Streptolysinbildung. 602 

Streptolysin, Anti-, Entstehung und Vor¬ 
kommen in verschiedenen Seris. 621 
—, Bildung durch Streptokokken auf ver¬ 
schiedenen Nahrboden. 602 

—. Loslichkeit in Aether. 625 

—, Wirkung von Alkali. 637 

—, — auf verschiedene Blutarten. 623 
—, — von Saure. 637 

—, — der Temperatur. 622. 626 

Streptothrix alba, proteolyt Enzyme. 450 

— carnea, proteolyt. Enzyme. 450 

— eppingeri, proteolyt. Enzyme. 450 
Strvx flaramea, proteolyt. Enzyme. 436 
Sturnus vulgaris, proteolyt. Enzyme. 438 
Stylonychia sp., proteolyt. Enzyme. 445 
Suberites sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Sublimat-Injektion, intravenose, EinfluB auf 

die Schutzstoffe des Organismus. 358 

-, —, Wirkung auf Agglutinine. 364 

-, —, — auf Hamolysine. 367 

-, —, — auf das Komplement. 360 

-, —, — auf Leukozyten. 353 

Sub scrofa, proteolyt. Enzyme. 436 

Sykon sp., proteolyt. Enzyme. 444 

Taedania sp., proteolyt. Enzyme. 444 
Taenia exilis, proteolyt. Enzyme. 444 

— mediocanellata, proteolyt. Enzyme. 444 

— solium, proteolyt. Enzyme. 444 

Tamus communis, proteolvt. Enzyme. 449 
Tegenaria sp., proteolyt.. Enzyme. 444 
Temperatur, Wirkung auf das Streptolysin. 

622. 62b 

Testudo graeca, proteolyt. Enzyme. 440 
Tetragenus citreus, proteolyt. Enzyme. 450 

— septicus, proteolyt. Enzyme. 450 

Tharraleus modularis, proteolyt. Enzyme. 

437 

Thermoprazipitinreaktion bei hamolvtischem 
Karbunkel. 556 

— bei Rotlauf. 556 


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666 


Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 8. 


Thoracocotyle croceus n. g. n. sp., Be- 
schreibung. 335 

Thycis mediterraneus, proteolyt. Enzyme. 

441 

Thyreoidin, Wirkung auf d. opson. Index. 


509 

Timothee-Bacillus, Kultur. 124 

Tollwutfichutzimpfung, Lahmungen im Ver- 
laufe derselben. 72. 575 

Toxin des Bac. dysenteriae, Arten. 349 

-, Lokalisation im Bakterienleibe. 

349 

-, pathogene Wirkung. 342 

Trachinus sp. proteolyt. Enzyme. 441 
Trachom, Aetiol. 324 

Trichothecium roseum, proteolyt. Enzvme. 

453 

Trifia sp., proteolyt. Enzyme. 444 

Triticum sativum, proteolyt. Enzyme. 449 
Tropidonotus natrix, proteolyt. Enzyme. 440 
Trypanosana avium, Kultur. 250 

— brucei, Kultur. 242 

— equinum, Einzellkultur. 498 

— equiperdum, Morphol. 334 

— gambiense, Kultur. 242 

— lewisi, Kultur. 242 

— neues. 29 

— pecaudi, Dimorphismus. 332 

— rhodesiense, Dimorphismus. 498 

-, Einzellkultur. 498 

— —, Morphol. 334 

Trypanosomen, Dimorphismus. 498 

—, Einzellkultur. 498 

— und Halteridien, Beziehungen. 600 

—, Kultur. 241 

Tuberkulose s. a. Bacillus tuberculosis. 

—, Empfanglichkeit der Winterschlafer. 573 
—, Rinder, Vaccination gegen dieselbe. 337 
Turdus merula, proteolyt. Enzyme. 438 
Tuscheverfahren zur Darstellung der Bak- 
terienkapseln. 595 

Typhus abdominalis s. a Bacillus typhi. 

-, Diagnose mittels Agglutination 

(Widal). 645 

-, Verbreitung durch Fliegen. 586 

Ungarn, Bchafpiroplasmose. 194 

Upupa epops, proteolyt. Enzyme. 438 
Vaccination und Lama. 49 

— gegen Pestpneumonie der Meerschwein- 

chen. 57 

— gegen Rindertuberkulose. 337 

Vanellus cristatus, proteolyt. Enzyme. 439 
Vanessa cordui, proteolyt. Enzyme. 443 
Variation des Bac. alcaligenes. 578 

— der Bac. enteritidis-Gruppe. 578 

— der Bac. paratyphi-Gruppe. 578 

— der Bac. typhi-Gruppe. 577 

Variola, Aetiol. • 324 

—, Vaccination und Lama 49 


Vespa cabro s. Hornisse. 


Vesperugo s. Fledermause. 

Vibrio cnolerae, Degeneration. 149 

-, Differentialdiagnose mittels Dahlia- 

Agars. 562 

-proteolyt. Enzyme. 450 

— —, Indolbildung. 140 

-, Kultur. 124 

-, Mutation. 145 

-, Nitritbildung. 129 

-, Stoffwechsel. 129 

— danubicus, proteolyt. Enzyme. 450 

— Finkler Prior, proteolyt. Enzyme. 450 

— massauensis, proteolyt. Enzyme. 450 

— Metschnikoff, proteolyt. Enzyme. 450 

-, Kultur. 125 

— saprophiles, proteolyt. Enzyme. 450 

— tyrogenes, proteolyt. Enzyme. 450 
Vibrionen, Differentialdiagnose mittels 

Dahlia-Agars. 562 

Vicia faba, proteolyt. Enzyme. 449 

— sativa, proteolyt. Enzyme. 449 

Virulenz des Bac. Danysz auf Agarkul- 

turen, Erhaltung. 597 

Virus, filtrierbares, und maligne Ge- 
schwulste. 323 

Vogel, proteolyt. Enzyme bei denselb. 436 
—, Malaria. 498 

Warze, Aetiol. 324 

Weichtiere, proteolyt. Enzyme bei dcn- 
selben. 442 


Winterschlafer, Bakterienflora des Darmes. 


567 

—, Bakterienflora des Magens. 569 

—, Bakteriologisches. 566 

—, Empfanglichkeit fur Infektionskrank- 
heiten. 572 

Wirtszellen, Beziehungen der Bpirochaten 
zu denselben. 493 

Wiirmer, proteolyt. Enzyme bei denselben. 


444 

Wut, Aetiol. 323 

—, Empfanglichkeit der Winterschlafer. 

572 

—, Immunisierung. 72. 575 

— -Schutzimpfung, Lahmungen im Ver- 

laufe derselben. 72. 575 

— -Virus, Widerstandsfahigkeit in derErde. 

483 


-, Widerstandsfahigkeit in der Kalte. 

490 


-, Widerstandsfahigkeit an der Luft. 

490 

Xerophila sp., proteolyt. Enzyme. 442 
Yucca gloriosa, proteol. Enzyme. 448 
Zea mays, proteolyt. Enzyme. 449 

Zellen, Wirts-, Beziehungen der Spirochatcn 
zu denselben. 493 

Zucker, Zersetzung durch Bac. paratyphi. 1 


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Register. 


667 


III. Verzeichnis der Abbildungeu. 


Abszefi im Kleinhirn. 2(52 

Babesia ovis, Blutpraparat. 197 

-, Milzpraparat. 197 

Bacillus avisepticus, Kapselbildung. 595. 

596 

—, Erd-. Kulturelles (Taf., Fig. 5, 6). 

238 

— faecolis alcaligeues, Formeuwechsel. 290 

— niigrans s. Bacillus, Wander-. 

— paratyphi, Kultur auf Raffinoseagar. 5 

-, Schleimwallbildung. 8. 4 

— suisepticus, Kapselbildung. 596 

— tuberculosis, Zuchtung aus Organen, 

Vorrichtung. 430 

—, Wander-, Kulturelles (Taf., Fig. 1—4). 

238 

—, —, Sporeu (Taf., Fig. 4). 238 

Bacterium pseudopestis murium n. sp., 
Morphol. 189 

-murium n. sp., Ratteninfektion. 188. 

190. 192. 193 

Bakterien, anaerobe, Kulturelles und Mor- 
phologisches (Taf.). 287 

Blut-Diaguose, forensische, Reagenzgestell. 

613 

Borrelien, Entwickelung (Taf.). 49 

—, Morphol. (Geifieln) (Taf.). 497 

EiweiB, Differenzierung, biolog., Reagenz- 
gestell. 653 

Elephantiasis, Pseudo-, des FuBes, Bakteriol. 

und Histol. 183—185 

Erdbaeillus, Kulturelles (Taf., Fig. 5. 6). 

238 

Erstarrungskasten fur Nahrboden. 127 
Felsenbein mit Karzinomentwickelung. 264. 

266—268 

FuC, Pseudoelephantiasis, Bakteriol. und 
Histol. 183—185 

C4ranulom, malignes, Bakteriol. und Histol. 

(Taf. 1—4). 309 

Haemoproteus columbae, Morphol. (Taf.). 

602 

Hornisse, Abbildung. 311 

— im Untersuchungskolben. 311 


Kapillarc zur Widalschen Reaktion mittels 
Typhus- und Parathyphusmischbouillon. 

648 

Kapsel, Bildung bei Bac. avisepticus. 595. 

596 

—, Bildung bei Bac. suisepticus. 596 
Karzinom im Felsenbeine. 264. 266—268 
Kasten, Erstarrungs-, fiir Nahrboden. 127 
Kleinhirnheniisphiire mit Abszefihohle. 262 
Kuhpockenimpfung und Lama (Taf.). 50 

Kulturrohrchen fiir Trypanosomen, Paraf- 
finverschluB. 245 

Lama, Kuhpockenimpfung (Taf.). 50 

Nahrboden, Erstarrungskasten. 127 

Ovoplasma anucleatum n. sp., Morphol. 

(Taf.). 322 

Piroplasma ovis, Blutpraparat. 197 

-, Milzpraparat. 197 

Pseudoelephantiasis des FuBes, Bakteriol. 

und Histol. 183—185 

Ratten, Infektion mit Bact. pseudopestis 
murium. 188. 190. 192. 193 

Reagenzgestell zur Ausfiihrung der forens. 
Blutdiagnose und anderer Eiweifidif- 
ferenzierungen. 653 

Spiroehaete granulosa penetrans, schemat. 

Darstel lung. 32 

Spirochaten, Entwickelung (Taf.). 49 

—, Morphol. (GeiSeln). (Taf.). 497 

Sporen des VVanderbacillus (Taf., Fig. 4). 

238 

fhoracocotyle croceus n. g. n. sp., Ana- 
tomie. 336 

Trypanosoma, neues, Morphol. (Taf.). 30 

— pecaudi, Dimorphismus. 334 

Trypanosomen, Kulturrohrchen, Paraffin- 

verschlufi. 245 

—, Morphol. 32 

Variola-Vaccination und Lama (Taf.). 50 
Vespa crabro, Abbildung. 311 

— — im Untersuchungskolben. 311 

Wanderbacillus, Kulturelles (Taf., Fig. 1—4). 

238 

Wanderbacillus, Sporen (Taf., Fig. 4). 238 


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COO 1 


589 OSCE 


ZENTRALBLATT FUR BAKTERIOLOGIE. PARASITE 


68 1913