THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
LIBRARY
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CENTRALBLATT
fur
Bakteriologie, Parasitenkunde und
I nfektionskrankheiten
Erste Abteilung. 68. Band
Originale
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CENTRALBLATT
fur
Bakteriologie, Parasitenkunde
und Infektionskrankheiten
In Verbindung mit
Prof. Dr. F. Loeffler Prof. Dr. R. Pfeiffer
Qeh. Med.-Rat in Oreifswald Geh. Med.-Rat in Breslau
und
Prof. Dr. M. Braun
Geh. Reg.-Rat in Kdnigsberg
• herausgegeben von
Prof. Dr. O. Uhl worm und Dr. A. Weber
Geh. Reg.-Rat in Berlin Geh ; Reg.-Rat in Berlin-Lichterfelde
Brste Abteilung. 68. Band
Medizinisch-hygienische Bakteriologie
und tierische Parasitenkunde
Originate
Mit 12 Tafeln und 47 Abbildungen im Text
Jena
Verlag von Gustav Fischer-
1913
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Centralbl. f. Bakl etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft I.
Ausgegeben am 12. Februar 1913.
Nachdruck verbolen.
Ein abweichender Paratyphusstamm, der Zucker olme
Gasbildung zersetzt.
[Aus dem Hygienischen Institut der Universit&t Kiel
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. B. Fischer).]
Von Ernst Oette, Medizinalpraktikanten.
Mit 7 Figuren.
Am 21. Sept. 1912 wurden im Kieler Untersuchungsamte fflr an-
steckende Krankheiten in einer Stuhlprobe Bakterien gefunden, die in
alien ihren Eigenschaften mit den Schottm tiller schen Paratyphus-
bakterien vora Typus B tibereinstimmten, in einem Punkte jedoch davon
abwichen, indem sie in zuckerhaltigen N&hrboden ohne Gasbildung
wuchsen.
Krankengeschichte.
Ein 20-jahriger Landarbeiter erkrankte am 3. Sept. 1912 unter typhosen Er-
scheinungen; die Erkrankung verlief als mittelschwerer Typhus. Der Patient war
bettlagerig, es traten Milzschwellung und Roseolen auf, Durchfall bestand wenige Tage;
die Krankheil dauerte etwa 5 Wochen. Es liegt also kein akuter Brechdurchrall, wie
er bei Fleischvergiftung meist eintritt, vor, sondern ein durchaus typhusartiger Verlauf.
Bakteriologische Untersuchung. In der'iibersandten Urin-
probe wurden Krankheitserreger nicht gefunden; aus der Stuhlprobe
dagegen wurden so zahlreiche paratyphusartige Kolonieen geztichtet, daB
die Aussaat auf Malachitgrflnagar nur wenige andere Bakterien
aufwies. Eine dieser Kolonieen wurde geprtift; sie wurde von einem
spezifischen Paratyphus-B-Ziegenserum bis zum Endtiter 1:2000 agglu-
tiniert, von einem spezifischen Typhusserum dagegen nicht nennenswert
(1 : 200 negativ). Die ursprfingliche Aussaat auf Malachitgrtinagar wurde
in der im Kieler Institut tiblichen Weise nunmehr bei Zimmerw&rme
im Dunkeln aufgehoben; und nach weiterem 24-stundigen Wachstum
bei Zimmerwarme waren die ftir Typus B der Paratyphusbakterien so
bezeichnenden Schleimwalle rings urn die einzelnen Kolonieen ent-
standen. Auf diese Schleimwalle haben schon B. Fischer (1) u. a. vor
liingerer Zeit aufmerksam gemacht und Reiner Mtiller (5) hat 1910
darauf hingewiesen, daB sie trotz entgegengesetzter Behauptungen ein
stets vorhandenes Merkmal sind, wenn man nur die erst bei 36° C
gewachsenen Kulturen nachtraglich bei Zimmerwarme halt, und wenn
die Kolonieen gentigend voneinander entfernt stehen. So kann man die
die typhusahnliche Erkrankung hervorrufenden Schottm tiller schen
Paratyphusbakterien von den akute Fleischvergiftungen hervorrufenden
Enteritisbakterien vom Typus Kfinsche-Breslau Oder Aertryck unter-
scheiden, obwohl diese beiden Bakterientypen durch die Agglutination
nicht mit Sicherheit zu trennen sind.
Der bei dem Landarbeiter gefundene Bakterienstamm aber zeigte,
wie schon gesagt, nach der Verimpfung in Traubenzuckeragar und
-bouillon keine Gasbildung. Dieses abweichende Verhalten be-
hielt der Stamm auch bis zum AbschluB dieser Arbeit bei mehrmouatiger
Priifung. Der Sicherheit halber wurden von derselben Stuhlaussaat
Erste Abt. Orig. Bd. 68. H6ft 1* 1
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i/l/fr 2 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
5 weitere Kolonieen ebenso genau untersucht, und alle zeigten
dasselbe abweichende Verhalten. Am 7. Nov. erhielt das Untersuchungs-
amt Stuhl zur Nachuntersuchung, aber es wuchs keine einzige
Paratyphuskolonie mehr. Der Kranke wohnte in Risum im Kreise Tondern,
und deshalb mag im folgenden der Stamm als Paratyphusstamm „Risum-
Sohn“ bezeichnet werden, zugleich zur Uuterscbeidung von dem bei
der Mutter dieses Kranken gefundenen regelrechten Paratyphusstamine
„Risum-Mutter u .
Befund bei der Mutter.
Die Mutter dieses Kranken, eine Chausseearbeiterswitwe, die in ihrem
Hause den Sohn gepflegt hatte, erkrankte am 29. Sept. 1912, also
4 Wochen sp&ter als der Sohn, unter entsprechenden typhosen Er-
scheinungen; sie war 4—5 Wochen krank, es bestand Fieber und Durch-
fall. In der am 12. Okt. 1912 eingesandten Stuhl- und Urinprobe waren
reichlich Paratyphusbakterien zu linden, die im Gegensatz zu
den bei dem Sohne gefundenen sich vollkommen regel-
recht verhielten, also auch Traubenzucker unter Gasbildung zer-
setzten. Am 7. Nov. wurde eine nochmalige Stuhlprobe zur
Untersuchung eingeschickt, und es fanden sich darin noch viele Para¬
typhusbakterien. Am 23. Nov. waren bei der zweiten Nachunter¬
suchung keine Paratyphusbakterien mehr nachzuweisen.
Die in derselben Familie lebende Tochter erkrankte nicht. Bei
der Untersuchung einer Faecesprobe dieser Tochter am 7. Nov. 1912
wurden keine Paratyphusbakterien gefunden.
Eingehendere Priifung der gefundenen Bakterien.
Priifung auf Gasbildung aus verschiedenen Zuckerarten
und anderen Kohlenhydraten.
Die Paratyphusbakterien zeigen nach den im Kieler Hygienischen
Institut angestellten Versuchen (6):
unter Gasbildung bei:
Arabinose,
Mannit,
Dulcit,
Rhamnose (Isodulcit),
Dextrose,
Galaktose,
Mannose,
Lavulose,
Maltose.
Keine Gasbildung bei:
Glyzerin,
Erythrit,
Adonit,
Laktose,
Saccharose,
Raffinose,
Dextrin.
Zu dieser Untersuchung wurden Kulturrohrchen benutzt mit etwa
5 ccm des gebr&uchlichen Nfihragars, der je 1 Proz. eines der oben ge-
nannten Stoffe enthielt. Der Stamm „Risum-Mutter“ sowie ein anderer
regelrechter Paratyphusstamm verhielten sich wie oben mitgeteilt; sie
vergarten unter Gasbildung die 9 angefuhrten Kohlenhydrate.
DerStamm „Risum-Sohn“ dagegen tat dieses bei keinem
der 9 Stoffe, verhielt sich also in dieser Hinsicht genau wie die Typhus-
bakterien.
Priifung auf SSurebildung aus verschiedenen Zuckerarten
und Kohlenhydraten.
Hierzu wurden Nahrboden benutzt, deren Zusammensetzung dem
Drigalski-Conradischen Lackmuslaktoseagar entspricht, nur wurde
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Oette, Ein Paratyphusstamm, der Zucker ohne Gasbildung zersetzt.
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das Kristallviolett weggelassen, und anstatt des Milchzuckers wurde den
verschiedenen Proben je einer der oben genannten Stoffe zugesetzt;
etwa 15 ccm dieser Nahrboden wurden in Petri-Schalen ausgegossen
und auf je einer solchen Platte wurden auf einer etwa 1 qcm groBen
Fl&che die St&mme Risum-Sohn und Risum-Mutter. sowie zum Vergleich
ein anderer regelrechter Paratyphusstamm, Enteritis K &n sch e - Breslau
und ein Typhusstamm verrieben. Es zeigte sich auf diesen Nahrboden,
daB der Stamm Risum-Sohn, Risum-Mutter, der Laboratoriumsparatyphus-
stamm und Enteritis Kansche-Breslau sich in gleicher Weise verhielten,
indem sie den blauen Lackmusnahrboden infolge der Saurebildung
roteten.
Saure wurde gebildet ana:
Glyzerin,
Arabinose,
Mannit,
Dulcit,
Rhamnose (Isodulcit),
Dextrose,
Galaktose,
Mannose,
La vulose,
Maltose.
Die Typhusbakterien dagegen bildeten
Saure nur aus:
Glyzerin,
Mannit,
Dextrose,
Galaktose,
Mannose,
La vulose.
Maltose.
Der Stamm Risum-Sohn verh< sich also in der S&urebildung nicht
wie Typhus, sondern zersetzt wie ein regelrechter Paratyphusstamm auch
Arabinose, Dulcit und Rhamnose.
Indolbildung.
Ebenso wie Typhus- und Paratyphusbakterien bildeten auch die
Stamme Risum-Sohn und Risum-Mutter bei Zuchtung in Peptonwasser
kein Indol.
Schleimwallbildung.
Die beigegebenen Photographieen (1—3) zeigen in dreifacher Ver-
groBerung die fur frisch aus dem Menschen geziichtete Paratyphusbakterien
Fig. l. Fig. 2.
Fig. 1. Paratyphusstamm Risum-Sohn. 36 Stunden bei 36° C, dann 3 Tage bei
20° C auf Nahragar; photographiert im gerade durchtallenden Licht.
Fig. 2. Paratyphusstamm Risum-Mutter. Kultur wie bei Fig. 1 ; photographiert
im schrag durchfallenden Licht (Dunkelfeld).
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Typus B Schottmiiller charakteri-
stischen Schleimwalle bei den beiden
Risum-Stammen und ihr Fehlen bei
den fast gleich agglutinierenden Bak-
terien vom Typus K an sche-Breslau.
Die Kulturen wurden auf der Ober-
flache des gebrauchlichen Nahragars
in der Weise angelegt, daB auf je
1 qcm OberflSche die Reinkultur ver-
rieben wurde; die Kulturen blieben
dann 36 Stunden bei 37 0 C und wur¬
den dann 3 Tage bei Zimmerwarme
weitergeziichtet.
Fig. 3. Enteritisbakterien Typus Kansche-
Breslau. Kultur und Photographic wie Fig. 1.
Gelatin eoberfiachenkulturen.
Die einzelnen Kolonieen beider Risum-Stamme wuchsen auf Gelatine-
platten ganz wie alle frisch aus dem menschlichen Kbrper gezuchteten
Paratyphusbakterien vom Typus Schottmiiller in milchig-weiBlichen,
schleimigen, rahmigen, wenig durchsichtigen, stark gewblbten Kolonieen,
wahrend die Typhusbakterien und Enteritisbakterien vom Typus
Kan sche-Breslau nicht rahmartig, sondern in durchscheinenden Kolo¬
nieen wuchsen. Entsprechend diesem schleimigen Wachstum flieBt bei
S trich kulturen auf Schraggelatine diese rahmige, schleimige Masse nach
ungefahr 1 Woche in die Kuppe des Kulturrohrchens hinunter (1).
B1 u t a g a r.
Auf Blutagar ist bei beiden Risum-Stammen keine hamolytische Hof-
bildung zu erkennen.
Raffinoseaga r.
Zur Unterscheidung der Schott m tiller schen Paratyphus¬
bakterien von anderen, auch von den fast gleich agglutinierenden
Enteritisbakterien vom Typus Kan sche-Breslau hat Reiner Miiller
1908 (3 u. 5) die Ziichtung auf Raffinoseagar empfohlen. Seine Angaben
sind 1912 von W. J. Penfold (8) im Lister-Institut bestatigt worden,
der allerdings auch eine Ausnahme fand, aber auch sagt, daB der be-
treffende Stamm unbekannten Ursprungs sei. Die beigegebenen Fig. 4—7
zeigen Oberfiachenkulturen auf dem gebrauchlichen Nahragar, dem 1 Proz.
Raffinose zugesetzt war. Die Aussaat wurde in der Weise hergestellt,
daB mit der Platinnadel je 1 qcm mit der Reinkultur bestrichen wurde;
dann wurden die Kulturen vor Austrocknung geschiitzt, 6 Tage bei
36° C gehalten. In diesen in dreifacher VergroBerung und in durch-
fallendem Auerlicht hergestellten Photographien heben sich die Tochter-
kolonieen noch deutlicher von der Mutterkolonie ab als bei der Be-
trachtung der Aussaat mit dem Auge, denn bei der Aufnahme mit nicht
orthochromatischen photographischen Platten zeigen die etwas mehr
gelblich-braunlich gefarbten und auch starker gewblbten Tochterkolonieen
besonders starke Kontraste. Die Fig. 4—7 zeigen besser als jede Be-
schreibung diese Unterschiede.
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Fig. 6. Fig. 7.
Fig. 4. Paratyphusatamm Riaum-Sohn. Kultur auf Raffinoseagar 6 Tage bei 36° C;
photographiert irn durchfallenden Licht.
Fig. 5. Paratvphusstamm Riaum-Mutter. Kultur und Photographic? wie Fig. 4.
Fig. 6. Enteritisbakterien Typus Kanache-Breslau. Kultur und Photographic
genau wie bei Fig. 4.
Fig. 7. Typhnabakterien. Kultur und Photographic genau wie bei Fig. 4.
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(Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1.
Rham noseagar.
Zur Unterscheidung von Typhusbakterien und nahe Verwandten
hat Reiner Muller 1908 (3) die Tochterkolonieenbildung auf Rham-
noseagar angegeben und 1911 (6) genauer beschrieben; sie ist inzwischen
von alien bekanut gewordenen Nachpriifern, z. B. Pen fold (8), be-
statigt worden. Sie kann als das charakteristischste Kultunnerkinal fur
Typhusbakterien gelten. Die Versuche wurden entsprechend angesetzt
wie der beschriebene Raffinoseversuch. Als Nahrboden wurde benutzt
der gebrauchliche Nahragar mit 1 Proz. Rhamnose (Isodulzit). Beide
Risum-Stamme wuchsen, wie alle Paratyphusbakterien es tun, oline
Tochterkolonieen zu bilden; das Aussehen der Kolonieen entspricht also
ungefahr den Fig. 6 und 7, wahrend die zum Vergleich herangezogenen
Typhusbakterien vom 4. Tage an viele Tochterkolonieen bildeten, so daB
sie ungefahr so wie die Fig. 4 und 5 aussahen.
Mikroskopische Priifung.
Beide Risum - Stamme waren bei der Untersuchung im hSugenden
Tropfen ebenso beweglich wie die Typhus- und Paratyphusbakterien.
Im gefarbten Abklatschpraparat von einer 24 Stunden alten
GelatineoberflSchenkultur wiesen die beiden Risum - Stamme sowie der
Laboratoriumsparatyphusstamm keine Unterschiede auf, wahrend der zum
Vergleich herangezogene Typhusstamm in diesenjungen Gelatinekulturen
sichtlich schlankere Formen zeigte.
Agglutinationspriifung.
Die hierzu benutzten spezifischen Sera sind in der beifolgen-
den Tabelle angegeben. Sie wurden mit den 6 angegebenen Bakterien-
stammen in den Verdiinnungen 1:100, 1 : 200, 1: 500, 1:1000, 1:2000,
1 :5000 und 1 : 10000 angesetzt und nach 2-stiindigem Aufenthalte bei
36° C geprtift.
1
Risum-
Sohn
Risum-
Mutter
Para-
typhus B
Enter.
Kanschc-
Breslau
Typhus
Gartner
Typhusserum Ziege
Titer 1: 10000 *
500
500
500
0
10000
2000
Typhusserum Pferd
Titer 1:10000
500
500
500
0
10000
1000
Gartnerserum Ziege
Titer 1: 10000
0
0
0
0
1000
10000
Paratyphus B-Serum Ziege
Titer 1 :2000
2000
2000
2000
1000
0
0
Paratyphus B-Serum Kaninchen
Titer 1 :2000
2000
2000
2000
| 2000
0
0
Risum-Sohn-Serum Kaniuehen
Titer 1 :5000
5000
5000
5000
1000
500
100
Kansche-Breslau-Serum Ziege
Titer 1 :2000
2000
2000
2000
2000
0
0
Die angegebenen Zahlen zeigen, in welcher Holie jedes Serum jeden
der 0 Stamme noch deutlich agglutiniert hat; vom Stanime Risum-Sohn
wurden Kulturen von 6 verschiedenen Kolonieen der urspriinglichen
Stuhlaussaat geprtift, alle 6 verhielten sich bei der Agglutination ganz
gleich, so, wie es in der Tabelle angegeben ist. Die Zalil 0 in der
Tabelle bedeutet, daB der betreffende Stamm von der Senimverdiinnung
1 :100 nicht agglutiniert wurde. Der abweichende Stamm Risum-Sohn
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Oette, Ein Paratvphusstamm, der Zucker ohne Gasbildung zersetzt.
7
verhait sich also bei der Agglutination genau so wie alle regelrechten
Paratyphusstamme.
Ferner wurde ein Kanincheu durch Einspritzungen in die Ohrvene
soweit immunisiert, daB sein Serum diesen Stamm Risum-Sohn bis zur
Verdiinnung 1:5000 agglutinierte. Wie sich aus der Tabelle ergibt,
wurden die iibrigen Paratyphusstamme ebenso stark beeintluBt.
Tierversuche.
Bernhard Fischer hat 1905(1) daraufhingewiesen, daB bei der
Verfiitterung der Schottmiillerscheu Paratyphusbakterien an
Mfiuse diese Tiere meist nicht eingehen, wahrend bei der Verffitterung
von Kulturen der Enteritisbakterien vom Typus Kansche-Breslau dies
recht h&ufig der Fall ist. Auf angefeuchtetem Brot wurde je eine
24 Stunden alte Agarkultur der Stamme Risum-Sohn, Risum-Mutter und
eines Paratyphus B - Laboratoriumsstammes an je 2 Mause verffittert;
keines der 6 Tiere ging ein, obwohl bis zum 4. Tage nach der Ver-
ftitterug in den Aussaaten des M&usekotes die verffitterten Bakterien
nachzuweisen waren, und zwar erkennbar besonders an der oben ge-
schilderten Schleimwallbildung und der Bildung von Tochterkolonieen
auf Raffinoseagar, der Stamm Risum-Sohn war auBerdem noch erkenn¬
bar an der fehlenden Gasbildung. Untersucht wurde jedesmal der frisch
abgesetzte Kot, nachdem die Mause kurz vorher in ein steriles Mfiuse-
glas gesetzt waren.
Zum Vergleich wurden 5 Stfimme Enteritis Kfinsche-Breslau ver-
schiedener Herkunft in gleicher Weise an je 2 Mause verffittert; von
diesen 10 Tieren starben innerhalb einer Woche 5, die Aussaat des Herz-
blutes zeigt bei alien Enteritisbakterien vom Typus Kfinsche-Breslau
ohne Schleimwallbildung und ohne Bildung von Tochterkolonieen auf
Raffinoseagar.
Ein Meerschweinchen, 370 g schwer, erhielt 1 / 100 einer Oese
von etwa 2 mg in die Bauchhfihle eingespritzt; das Tier war nach
20 Stunden tot, aus dem Herzblute und den Organen wurde der Stamm
Risum-Sohn mit alien seinen besonderen Merkmalen gezfichtet. Ein
zweites Meerschweinchen, von 450 g Gewicht, erhielt ebenfalls Vioo Oese
und starb in der gleichen Zeit. Ein drittes Meerschweinchen, das V 500
Oese erhielt, blieb am Leben. Wir finden also hier eine Virulenz fiir
Meerschweinchen, wie sie bei Paratyphusbakterien in der Regel gefunden
wird, bei Typhusbakterien dagegen fast niemals in derselben Starke.
Ferner erhielten auch Mause unter die Haut die Stamme Risum-
Sohn, Risum-Mutter und Enteritis Kan sell e- Breslau eingespritzt;
V100 Oese wirkte bei samtlichen Stammen in 24 Stunden tSdlich, V500
Oese von den Enteritisbakterien vom Typus Kansche-Breslau totete
in 24 Stunden, V500 Oese von den beiden Risum-Stammen wirkte nicht
mehr todlich.
Der Stamm Risum-Sohn verhait sich also ganz wie ein regelrechter
Paratyphusstamm und weicht einzig und allein durch das Fehlen der
Gasbildung aus Zucker al>. Ueber das Vorkommen solcher abweichen-
den Paratyphusstamme habe ich in der Literatur nichts finden kfinnen;
dagegen fand sich eine kurze Angabe fiber einen Stamm von Mfiuse-
typhusbakterien im Handatlas von Lehmann und Neumann (2),
welche schreiben: ^Bacterium typhi murium: Wahrend die meisten
Stamme aus Traubenzucker neben Sfiure Gas bilden, besafien wir einen
Stamm, der kein Gas bildete.“
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Wenn man bedenkt, daB es recht wahrscheinlich ist, dafi die Mutter
bei der Pflege ihres Sohnes sich infiziert bat, und daB das Abweichen in
einer einzigen Eigenschaft eine sehr groBe Aehnlichkeit hat mit den Be-
funden, die in den letzten Jahren bei Bakterienmutationen gemacht
worden sind, so wird man es verstehen, wenn ich mit meiner Arbeit
keinen neuen Bakterientypus aufstellen will; nichts liegt vielmehr naher
als anzunehmen, daB es sich bei dem Stamme Risum-Sohu um eine
Mutationsform handele. Zunachst kann man annehmen, daB regelrechte
Paratyphusbakterien aus unbekannten Grunden mutationsartig das Gas-
bildungsvermogen verloren hatten. Nun wurden bei der spater er-
krankten Mutter, die sich hdchstwahrscheinlich bei der Pflege des Sohnes
angesteckt hat, regelrechte Paratyphusbakterien gefunden; das konnte
man so erklaren, daB jene verloren gegangene Eigenschaft wieder er-
worben worden ware. Andererseits hat Reiner Miiller 1911 in
Typhuskolonieen Tochterkolonieen von Paratyphusbakterien beobachtet (7).
Es ist also auch wohl die Moglichkeit nicht auszuschlieBen, daB der Stamm
Risum-Sohn eine Zwischenstufe zwischen Typhus und Paratyphusbakterien
darstellt.
Iiiter&tur.
1) Fischer, Bernhard, Klin. Jahrb. Bd. 15. 1905. p. 79—81.
2) Lehm ann und Neumann, Atlas u. Grundriti d. Bakt. 5. Aufl. 1912. T. 2. p. 367.
3) Muller, Reiner, Centralbl. f. Bakt Abt. I. Ref. Bd. 42. 1908. Beih. p. 57.
4) —, Miinch. med. Wochenschr. 1909. p. 885.
5) —, Dtsche med. Wochenschr. 1910. p. 2387.
6) —, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. 1911. p. 97.
7) —, Miinch. med. Wochenschr. 1911. p. 2247.
8) Pen fold, W. j., The Journ. of Hyg. Vol. 12. 1912. p. 210.
Nachdnick verboten.
L’Etiologie et la therapie de la fifcvre typholde (Pferdestaupe).
Par le Dr. E. Bemelmans,
Capitaine v6t4rinaire du 2* Reg' des Hussards 4 Venlo (Hollande).
Avec 1 figure.
Introduction.
C’est grftce a l’ttalon anglo-normand Demi-Monde, porteur de germes
virulents que Ton a pu faire une ttude approfondie de la fitvre typholde
(pink-eye, Pferdestaupe ou Rotlaufseuche).
C’est vers la fin de 1906 que Demi-Monde fut achete chez Mr. Roy
de Neuilly, pour le compte de l’Association Neerlandaise des courses au
galop et au trot. En 1907, il fut plact k Bemmel. II y fit, en un temps
relativement court, la saillie de 63 juments, dont 31 furent pleines. La
plupart de ces juments tomb&rent malades quelques jours apr&s la saillie.
Les symptomes ttaient: fitvre, depression certbrale, inappetence, oedfeme
des paupifcres et des membres; la jument saillie infectait les autres
chevaux cohabitant avec elle. Une commission constitute par Messieurs
De Bruyn et Wester, professeurs & l’Ecole vtttrinaire de l’Etat
d’Utrecht, s’est rendue k la station pour examiner Demi-Monde ainsi
que deux des juments saillies. Les deux juments paraissaient §tre at-
teintes de Pferdestaupe typique. On plaga done Demi-Monde en obser¬
vation k l’ficole vtttrinaire: rien d’anormal n’y fut relevt. Le rapport
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Bemelmans, L’Etiologie et la th£rapie de la fi&vre typhoide (Pferdestaupe). 9
relate: la transmission de la Pferdestaupe est possible par un 6talon qui
n’est pas malade ou m§me qui n’a pas 6t6 malade. On conseilla de ne
plus utiliser Demi-Monde pour l’61evage pendant la saison de 1907.
On ne parvint cependant pas k dScouvrir une cause pathogfcne sur
Demi-Monde. Sorti de l’£cole v6terinaire de l’£tat, Demi-Monde fut
ramend k la ferme de Mr. van Wickevoort-Crommelin, k Heem-
stede, ou les diffdrents dtalons (+ 12) de l’Association N6erlandaise des
courses au galop et au trot, revenant de leurs stations, furent places
6galement. Les boxes y sont construits de telle fagon que les animaux
peuvent se voir k travers des grillages en fer; ils peuvent meme se
toucher des lfcvres et de la langue. Pendant tout le temps que Demi-
Monde est rest6 dans cette ferme aucun signe de maladie ne fut relev6 ni
chez lui ni chez ses compagnons d’6curie. Le 6 f6vrier 1908 Mr. Crom-
melin fit saillir par Demi-Monde, une de ses juments qui 6tait log6e
pr&s de sa maison, „de Berkenrode*. Aprfes la saillie la jument fut
ramen^e dans son 6curie ou se trouvaient encore 5 autres chevaux. Le
12 f6vrier 1908 le Collogue Kruymel fut appe!16 k soigner cette meme
jument et son diagnostic 6tait: Pferdestaupe.
Deux jours plus tard les memes symptomes furent constates chez
quatre des cinq chevaux qui 6taient dans l’dcurie. Malgr6 ce cas Evident
de contagion il fut d6cid6 de placer le cheval dans une station de re¬
monte. C’est le 28 fdvrier 1908 que Demi-Monde fut conduit k Opynen.
Lors de l’expertise de Tiel ses quality et son trot firent l’admiration
des dleveurs. Dans la l e quinzaine du mois de mars, Demi-Monde saillit
12 juments, 7 tombaient malades et pr6sentaient les mgmes symptomes
que les juments de Tan dernier, devenues malades aprfes la saillie. On
fut oblig6 ainsi une seconde fois de mettre l’6talon hors de service.
On n’6tait done pas parvenu il 6claircir l’affaire. Bon nombre de
personnes ne pouvaient comprendre que les juments pouvaient Stre in-
fect6es par un 6talon sain. Pourtant le fait n’est pas si 6trange qu’on
le croit et, apr&s consultation de la literature, il m’a paru que maintes
fois d6ja on avait constat^ qu’un 6talon gueri depuis un an et mSme
depuis 2 ans pouvait encore transmettre la Pferdestaupe aux juments
saillies.
Literature.
James Clark, Transmission of pink eye from apparently healthy stallions to
mares. (Journ. of Comp. Pathol, and Therap. Vol. 5. 1894) relate qu’un 4talon Clydes¬
dale qui avait eu l’ann4e precedante la Pferdestaupe, fut plac6 dans son voisinage pour
servir il la monte. Du 11—27 avril cet 6talon saillit 21 juments dont 14 furent atteintes
de Pferdestaupe 6 4 9 jours plus tard. La maladie avait une marche typique et se
propagea dans toute la contrbe.
Dans les 30 dernifcres annees on n’avait constato qu’une seule fois la Pferdestaupe,
et ce il y a 8 4 9 ans, chez 2 chevaux importos; la maladie resta bontoe 4 ces deux
sujets. Les premiers symptomes firent leur apparition 6—9 jours aprbs la monte. Les
juments saillies par cet etalon infectaient, aprbs leur retour, les autres chevaux co¬
habitant avec elles. Une partie des juments saillies 6taient fecond&s.
Clark renseigne en ntome temps, qu’un autre M6decin v6t4rinaire, Mr. Pottie,
avait attir6 l’attention sur des cas semblables qui s’etaient produits 4 plusieurs ann4es
auparavant et ce 4 plusieurs reprises. On n’attacha aucun credit 4 ses dires. I^es sym¬
ptomes signals sont si caractoristiques qu’il n’y a pas lieu de douter des observations
de Mr. Clark.
Aprbs lYpizootie de Pferdestaupe en Danemark (1890—1893), une douzaine de
Medecine v^tonnaires ont constatd* que des ^talons qui avaient atteints de Pferde¬
staupe (itaient encore 14 2 ans apres, en etat de transmettre la maladie lors de la
saillie.
Prof. Jensen: rassembla toutes les donnees de ces Collbgues Danois (I)tsche
Zeitschr. f. Tiermed. 1894) qui correspondent en grande partie avec les communications
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
de Clark. La dur/e d’incubation Ztait de 4—7 jours. Jensen pr/sumait que le virus
v/g/tait et se maintenait virulent, sur la muqueuse des organes g/nitaux des /talons.
La Pferdestaupe se pr/sentait sous la forme la plus grave quand la saillie avait eu lieu
peu de temps apr/s la gu/rison de l’/talon; elle avait un caract/re plus b/nin quand
I’/talon Ztait gu/ri depuis deux ans. Peu de juments etaient f/cond/es si elles avaient
Zte saillies peu de temps apr/s la gu/rison de l’/talon; le nombre de saillies suivies de
f/condation devenait progressivement plus /lev/, au fur et a mesure que la gu/rison
datait de plus longtemps.
Reeks (The Journ. of Comp. Pathol, and Therap. 1902) dit ce qui suit au sujet
de la transmission de la Pferdestaupe aux juments par des /talons apparemment sains.
En 1901 apr/s qu’un Ztalon gu/ri de Pferdestaupe avait d/jil infecte des juments
qu’il avait saillies, Reeks pr/vint le propri/taire de ce que le mSme fait pourrait se
prodnire l’ann/e apr/s. C’est pour cette raison qu’on decida d’attendre les r/sultats que
aonnerait la saillie chez ses propres juments avant d’utiliser 1’/talon pour la monte
publique. Celui-ci ne fut done conduit dans les environs qu’apr/s avoir d/jil sailli 14
juments de l’/curie, qui toutes etaient rest/es saines. Beaucoup de juments furent cepen-
dant infect/es et firent la Pferdestaupe aprfes la saillie. Le fait que les juments saillies
de la meme /curie rest/rent saines, s’explique par 1’immunitZ acquise.
Dr. Orimme (Dtsche tierarztl. Wochenschr. 1903) a constat/: que des juments
qui avaient ZtZ saillies par l’4talon beige „Boxbart“ entre le 3 mars et le 4 avril 1902,
etaient atteinte dc Pferdestaupe 6 18 jours plus tard. L’/talon 4tait infect4 lui-meme,
le 3 mars, par une jument atteinte de la mZme affection. Seulement la jument qui
avait 4t4 saillie la premtere et qui fut cause de la dispersion du mal, succomba, aiusi
quo son poulain; 48 chevaux tomb/rent malndes dans 14 fermes. La maladie 4tait bZ-
nigne, 4voluait sans complication et la gu4rison s'obtenait apr/s 8—14 jours. L’4talon
fut de nouveau admis h la monte 5 semaines plus tard, apres d4sinfection soignee des
organes g4nitaux. MalgrZ cela la Pferdestaupe s’4tablit chez 5 des 7 juments saillies,
et cela end4ans les 6 a 8 jours. Dans le cas pr4sent 21 chevaux devinrent malades
dans 5 4curies. Sur les 28 juments, 10 avaient et/ f4cond4es. Boxbart paraissait encore
contagifhre par le co'it apr/s 14 semaines de convalescence. *
Le Coltegue Steen bergen constata en 1905 des faits il peu pr/s identiques pro-
voqu/s par l’/talon Frank. De la description de la maladie il resulte sans conteste
qu’il s’agissait aussi de la Pferdestaupe. Parmi les juments saillies 55 devinrent ma-
lades. La maladie 4tait plus grave chez les juments pleines. La dur4e de l’incubation
4tait de 2—10 jours. La maladie 4voIua sous forme b4ntgne, elle ne provoqua pas de
mortality. L’/talon en question fut lui aussi envoy/ en traitement il l’Ecole v/t/rinaire
de 1’Etat d’Utrecht.
Le 26 et 27 d/cembre „Frank” fit la saillie d’une jument de 9 ans en parfait
4tat de sant4. Rien d’anormal ne fut observ/ jusqu’au 2 janvier inclus. Le 3 janvier
il pr/senta 39,8 de temp/rature et de l’inapp/tence. Du c5t4 de l’urine ni du cdt4 du
sang dont des preparations microscopiques furent examin/es, on n’observa rien d’anormal.
La temp/rature et I’app/tit revinrent rapidement i la normale. Imm/diatement apr/s
la saillie on recueillit le produit de s/cr/tion ur/thral que l’on injecta sous cutan/ment
il une souris et, intrap/riton/alement il un cobaye. Ce dernier ne presents rien d'anormal,
quant il la souris elle succomba. Aucune bact/ridie ne fut retrouv/e dans le sang de
celle-ci. Le 13 et le 14 janvier P4talon fit la saillie d’une nouvelle jument parfaitement
saine. En dehors de la r/action thermique, la jument ne pr/senta aucun symptftme de
maladie. La r/action thermique Ztait:
janvier: 15 16 17 18 19 20 21 22 23
38 38,8 3942 40,3 40,3 41 39,8 39 37,8 .
Un cobaye et un lapin qui avaient re$u respectivemeyt une injection intraveineuse et
intrap/ritoneale de sang frais, n’eprouv/rent aucun malaise.
On pensa qu’il Ztait superflu de conserver Frank pendant un temps plus long il
l’Ecole v/t/rinaire. Il quitta done cet etablissement le 23 janvier, sans jamais avoir
montrZ des signes de maladie. Apr/s avoir ZtZ refus/ it l’expertise, il fut aehetZ aux
frais de l’Etat et rentra il l’Ecole v/t/rinaire le 26 avril. A cette date il paraissait
parfaitement sain. Il couvrit une autre jument, le 2 juin, qui pr/senta les temperatures
suivantea:
juin: 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
37,6 37,8 39.1 40,3 40,5 39,5 38,9 38,8 38,4 37,5
Le 25 juin seulement la jument pr/senta de la depression c/r/brale et ne prit
qu’une partie de sa ration habituelle. En dehors de ces sympt/mes on n’observa rien
d’anormal et la jument ne fut pas autrement troubl/e dans son /tat de santZ. Alors,
les exp/riences avec Frank prirent fin, des donn/es ult/rieures au sujet de la cause
morbide manquent. De tout ce qui pr/cZde il r/sulte que Frank resta pendant tout
un an porteur du virus de la Pferdestaupe.
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Bern el man s, L’Etiologie et la thdrapie de la ffevre typhoide (Pferdestaupe). H
Plusieurs cas de Pferdestaupe furent observes a Ede en 1908. A la suite d’une
enqufete sur place j’appris ce qui suit du Collogue Abspoel. La Pferdetaupe fut ap-
port6e par une jument qui avait dtd infecfee lore de la saillie h Barneveld. La raaladie
s’dtendit dans l’&urie du proprfetaire de cette jument. Comrae ce dernier 4tait a)16 au
marcife avec un cheval malade, la maladie se dC-clnrait bientOt dans les (5curiee dont des
chevaux avaient 6fe hdberges dans l’auberge oil 1’on d^telait la jument malade. Parmi
ces chevaux, 4 succombferent ii la suite d’une pneumouie secondaire; 3 de ces nnimaux
faisaient le service chez des voituriers, l’autre chez tin fermier. Tous les qualres avaient
continue it travailler, de sorte que le secoure du M<5decin v&6rinaire avait efe requis
trop tardivement.
On attacha cependant bien peu d’importance aux renseignements des M&leeins
v4t*?rinaire Danois publics par le Prof. Jensen ainsi qu’aux autres constatations faites.
Hutyra et Marek mettent dans leur traitd: „Spezielle Pathologic und Therapie
1909 un point d’interrogation aprfcs les publications de Jen Ren.
Friedberger et Frohner s’expriment de cette fagon dans leur traife: Dagegen
scheint es (das Kontagium) sich im Tierkorper unter Umstanden sehr lange zu erhalten.
Prof. Dr. Spilman declare dans un rapport public au 9* Congrbs international
de M^decine v4t6rinaire (La Have, septembre 1909): Meiner Ansicht nach ist die Be-
hauptung Jensens und anderer Autoren, dnB die von Influenza geheilten Heugstc nach
Monaten, ja sogar 1—2 Jahren, diese Krankheit durch Vermittelung des Bcschalakte6
auf Stuten iibertragen, unhaltbar. Auf meine Veranlassung wurden 119 Hengste, die
die Seuche vor 2, bzw. 4 Monaten uberslanden, und sich nach wiederholter Unter-
suchung gesund erwiesen haben, zum freien Verkehr und zum Belegen als unbedenklich,
da ohne Gefahr der Weiterverechleppung der Brustseuche, zugelassen. Wahrend der
ganzen Deckperiode, sowie auch spiiter (l*/, Jahre nachher) wurde kein einziger Fall
der Ansteckung einer Stute zur Anzeige gebracht. u Ce qui est vrai pour la Brustseuche
ne l’est cependant pas pour la Pferdestaupe, d’autant plus que la Brustseuche et la
Pferdestaupe sont deux maladies dont l’6tiologie et les caracferes cliniques different du
tout au tout, qui d’apfes moi sont injustement remeifees par feu Imminent Prof. Dicker-
hoff au groupe Influenza (dont nous parlerons plus loin), du moins quand leur
Evolution est r<5gulfere.
Le Prof. Dr. Poels, Directeur de l’Institut de S6roth6rapie it Rotterdam, a tou-
jours attache beaucoup d’importance aux communications danoises, d’autant plus que
dans les 6curies de la socfete du Tramway de Rotterdam, il eonstata maintes fois que
la Pferdestaupe se d&dara chez les chevaux nouvellemcnt achefes, quand ceux-ci 6taient
places a c6t6 de chevaux qui souvent avaient eu la Pferdestaupe plusieurs mois aupara-
vant. Vu son experience personnelle le Dr. Poels attachait une grande importance
aux publications du Prof. Jensen, de telle fagon que l’orsqu’on lui confia Demi-Monde,
il porta son attention sur la Pferdestaupe parcequ’il etait convaincu que cet animal
serait porteur du virus de cette maladie.
Son s6jour k la ferme de Heemstede, ^ l’Ecole v6t6rinaire de l’Etat,
k la station de remoute de Bemmel et de Opynen de meme qu’it l’ln-
stitut de Seroth£rapie de l’Etat demontrfcrent it l’6vidence le fait que
Demi-Monde ne transmettait pas, dans les conditions ordinaires. la
Pferdestaupe k d’autres chevaux, de telle fagon qu’il put sojourner avec
des chevaux sains sans les infecter. Ce n’est que lors de la saillie
qu’il 6tait contagiffere. Avec les 6talons „Frank“ et „Boxbart“ de meme
qu’avec les 6talons dont parlent Clark, Reeks et Jensen, les ob¬
servations furent identiques. Il faut done admettre que le virus ne pro-
vient pas de reins, mais de l’appareil genital. Dans le but de r£soudre
si possible cette question le Dr. Poels d4cida de faire une injection
intrajugulaire de sperme de cet 6talon k des chevaux sains. En se basant
sur la pathogSnie de la Pferdestaupe il faut admettre que le germe se
r6pand dans l’organisme par la voie sanguine puisque, apr&s un temps
d’incubation de quelques jours, les regions les plus 61oign6es du corps
sont entreprises simultanement, notamment la systfeme nerveux, la con-
jonctive, le tube digestif et le tissu cellulaire sous cutane des paupifcres
ainsi que des membres. L’injection intraveineuse de sperme 6tait bas£e
sur ces faits d’observation. Les premieres experiences furent faites vers
le 15 mai par le Dr. Reeser. L’animal & qui fut injectee + 5 c.c. de
sperme melangee k de la solution physiologique de chlorure de sodium
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Centralbl. f. Bakt. tee. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
pr^senta aprbs 4—5 jours d’incubation tous les symptomes qu’on peut
attribuer k la Pferdestaupe. Par la suite l’exp6rience fut renouvel6e
avec du sperme filtre sur bougie Berkefeld et Ton obtint le m6me
r^sultat. On pouvait encore provoquer la maladie avec du sang ordinaire
ou filtr6 qu’on avait pr61ev6 sur des chevaux prSalablement rendus ma-
lades par l’injection de sperme.
La maladie se transmettait par contagion dans les 6curies ou Ton
n’avait pas pris de mesures preventives, de telle fa^on qu’en peu de
temps 24 chevaux qui produisaient du s6rum en furent atteints. C’est
pour cette raison que de nouvelles experiences durent etre provisoirement
ajournees. Je fus detache & I’lnstitut de Serotherapie de l’Etat le ler juillet
dans le but de faire des etudes plus etendues sur des maladies infectieuses
du cheval, c’est ainsi que ces nouvelles experiences me furent confiees.
Demi-Monde etait k beaucoup de points de vue un cheval doux, tant
it l’ecurie que lors de la saillie. II etait toutefois difficile k ferrer et la
palpation des organes g^nitaux de mSme que l’exploration ainsi que la
prise de la temperature etaient dangereuses. II ne supportait pas Im¬
plication d’un condom destine k recueillir le sperme. Chez la jument,
{’introduction d’un pessaire ne reussit pas mieux. On reprit le sperme
sur un plateau desinfecte place en dessous de la vulve, immediatement
aprfcs le co'it. Les gouttes qui tombbrent du penis aprfcs la saillie furent
recueillies egalement. Le sperme recueilli de cette fatjon fut dilue avec
du serum physiologique, puis filtr6 & travers une mince couche d’ouate
afin de retenir les particules solides (smegma).
Afin d’eviter l’introduction d’une partie du filtrat dans le tissu cellu-
laire sous-cutane, lors de l’extraction de l’aiguille et ce pour empScher la
formation d’abcfcs, on fit suivre chaque injection de sperme dilue d’une
de serum physiologique au chlorure de sodium. Les animaux d’exp6ri-
ences etaient le plus souvent des chevaux de reforme de l’armee ou bien
de jeunes chevaux de remonte. Quelques chevaux de l’armee parais-
saient presenter de l’immunite contre la Pferdestaupe. Dans ces cas
on pouvait presque toujours observer que la Pferdestaupe avait r&gne
dans leur garnison d’origine. Les chevaux d’experiences furent toujours
isoies pareeque la Staupe s’etait communiquee aux chevaux producteurs
de serum lors des premieres experiences du Dr. Poels. On employait
presque toujours les memes juments pour l’experience de la saillie, 10 en
tout. Presque toutes avaient ete atteintes de l’affection lors de l’extension
de la maladie dans l’ecurie, de sorte qu’aprfcs la saillie elles resistaient
k la maladie. Deux des juments avaient 6t6 f6cond6es. L’une donnait
2 poulains lors d’un avortement, tandis que la seconde mit au monde un
poulain normal mais petit qui succomba d’ailleurs & l’S,ge de 3 semaines
La naissance de ce dernier poulain est d’autant plus remarquablo quand
on prend en consideration qu’on soutirait & cette jument, immunis<$e contre
le charbon bacteridien, au moins 2 fois par mois, 5 i 6 litres de sang.
Experiences au sujet du filtrage du virus de la
Pferdestaupe.
Lea experiences faites dans le but de confirmer le filtrage de virus de la Pferde¬
staupe furent lee auivantes:
Experiences.
Exp. No. I.
Demi-Monde saillit le cheval No. 59 le 2 juin 1908 le sperme fut recueilli et filtrii
il travers l’ouate. Immediatement a pres on fit une injection de 10 c. c. dans la veine
jugulaire du cheval No. 16 en bonne santd.
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Bemelmans, L’Etiologie et la thArapie de la fi&vre tvphoide (Pferdestaupe). 13
Dates 2 juin 1908 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
37,8 37,6 37,3 37,6 38 38,6 39,2 40,2 39,0 37,4 37,3
Le 8 juin, done 6 jours aprfes l’injection, le cheval No. 16 etait gravement nialade il
f >r6»entait de la depression cdrebrale et de l’inappetencs, de l’oedtime des paupieres, de
a conjonctivite, de la photophobie, et de l’oedkme des deux membres posterieures. Le
11 juin l'animal etait compietcment relabli.
Exp. No. 11.
Le 3 juin la jument No. 59 fut saillie une seconde fois. le sperme recueilli fut
melange avec une solution pbysiologique sterile de chlorure de sodium, puis filtre im-
mediatement apr&s sur bougie Berkefeld; 20 c.c. du filtrat bien clair furent injectes
dans la veine jugulaire du cheval No. 23.
Dates 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Temp. 37,4 37,6 37,5 36,8 37,6 39,0 39,3 40,0 38,9 37,6 37,2
L’animal presentait eomme autres symptAmea: diminution de l’appdtit pendant la
periode febrile, oedfeme de l’oeil gauche et des membres posterieurs. La jument saillie
No. 59 ne faisait pas la maladie.
Exp. No. III.
Le 9 juin on pr41eva 300 c.c. de sang il la jument No. 16 (Exp. No. I) alore que’elle
presentait une temperature rectale de 40,2. Le sang fut defibrine, puis on en injecta
10 c. c. dans la jugulaire du cheval No. 32.
Dates 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Temp. 37,1 37,6 37,6 38,1 38,8 39,3 40,0 39,4 37,9 37,1
Exp. No. IV.
Le reste du sang defibrine fut filtre sur bougie Berkefeld: on en injecta 20 c. c.
dans la jugulaire du cheval No. 24.
Dates 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Temp. 37,5 37,4 37.1 38,2 37,8 38,9 39,3 39,0 37,4 37,2
Le 14 et le 15 juin les 2 chevaux Nos. 32 et 24 presentaient, comme les chevaux
Nos. 16 et 23, aprks 5 k 6 jours d’incubation, les mAmes symptAmes typiques qu’on
peut attribuer k la Pferdestaupe.
Dans la suite la maladie s’etendit par contagion uaturelle, de telle fa^on, qu’aprks
peu de temps, 24 dee chevaux presents etaient atteints.
Le 15 juillet on reprit deux chevaux reformes de l’Ecole d’ecjuitation d’Amers-
foort, il s’agissait d’une jument de 7 ans abandonee pour cause de r6cidive d’une boiterie
et d'une jument poussive de 16 ans. Toutes les deux etaient parfaitement saines k la
date du 17 juillet.
Exp. No. V et VI.
L’etalon saillit la jument No. 68, le 17 juillet. Le sperme recueilli fut traite de la
fajon mentionnee plus haut. A 4 heures de I’aprks midi on fit une injection intrajugu-
laire de 10 c.c. aux deux chevaux. La jument de 7 ans reagit de la fayon suivante:
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Temp. 37,2 37,8 37,4 37,4 37,3 38,3 38,7 39,5 39,2 37,9 37,4
Comme autres symptAmes: inappctence du 22—24 juillet, un peu d’oedfeme des
paupikres et des membres.
La jument poussive ne reagit pas a l’injection.
Exp. No. VII.
Le 14 aodt, l’Atalon saillit la jument No. 67. Le sperme recueilli et melange k la
solution physiologique de chlorure de sodium fut aspire k travers un filtre Maassen.
On en injecta 5 c.c. dans la veine jugulare d’un gros cheval de labour kg£ de 5 ans
qui ne restait pas k l’Acurie de l’lnstitut de sArotherapie de l’Etat. Cet animal ne pre¬
sents aucune reaction.
Exp. No. VIII.
La jument No. 59 qui avait dejk Ate saillie plusieurs fois par Demi-Monde le fut
k nouveau le 24 aoht; on Ini injecta cnsuite par voie sanguine, 10 c.c. du sperme filtre
sur l'ouate. Pas de reaction, la jument restait parfaitement saine; — elle avait eu la
Pferdestanpe 3 mois auparavant.
Exp. No. IX.
Un cheval reforme fut admis k l’Academie militaire de Breda k la date du 6 sep-
tembre. Le meme jour on lui fit une injection intraveineuse de 20 c. c. de sperme filtre
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Ceniralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
sur l’ouate. Pas de reaction. On s’attendait d’ailleurs it ce rAsultat nAgatif, pareeque
l’influenza avait rAgnA parnii les chevaux de troupe de la garnison de Breda.
Exp. No. X.
Le 8 oetobre l’Atalon saillit la juraent No. 5. Le cheval No. 9 qui Atait arrivA le
6 oetobre regut, par voie veineuse, 10 c. c. de sperme filtrA sur bougie Berkefeld.
Dates 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Temp. 37,6 37,2 37,9 37,5 37,1 37,6 37,8 38,0 38,8 40,1 40,3
19 20 21 22 oetobre
38,9 37,6 37,1 37,2
Autres symptdmes: InappAtence du 16 ou 19 compris, oedkme des paupiAres, con-
jonctivitA, selles molles, oedAme sous cutanA des 4 membres.
Le 17 oetobre on lui soutira un demi-litre de sang qui, aprAs defibrination, fut
filtrA sur Berkefeld.
Exp. No. XI.
20 c. c. de filtrat furent injectAs par voie intraveineuse k une jument de 5 ans,
prise le 15 oetobre au I)4p6t de Reiuonte.
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 oetobre
Temp. 37,3 37,2 37,7 37,1 37,8 38,0 38,3 39,7 38,1 37,4
En dehors d’une lAgAre diminution de l’appetit, on n’observa qu’une lAgAre infil¬
tration des paupiAres et de 1’oedAme aux membres postArieurs.
Deux chevaux a et b furent alors repris k la garnison d’Amersfoort ou rAgnait la
Pierdestaupe, ils prAsentaient respectivement une temperature de 40,3 et 40,4 et mon-
traient tous les autres symptdmes de Pferdestaupe. Le 23 oetobre on leur soutira asep-
tiquement du sang qui fut defibrine. On ensemenga aussi divers milieux de culture
avec du sang retire directement de la veine jugulaire, au moyen d’un Irocart k saignee.
On fit en outre des preparations microscopiques par frottis, que l’on fixa avec de l’al-
cool absolu.
Exp. No. XII.
Le 2 novembre le cheval No. 11, originaire du 3* regiment de cavalerie (La Haye)<
regut une injection intraveineuse de 20 c.c. de sang filtre sur bougie Chamberlandi
le sang provenait du cheval No. 6 de Amersfoort qui, du 24 oetobre au 2 novembre»
avait presente une temperature de 37.
Dates 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Temp. 37,4 37,1 37,6 37,4 37,6 37,4 38,0 38,7 38,9 39,3 39,9
13 14 novembre
38,7 37,4
L’animal presenta, en outre, les symptAmes typiques de la Pferdestaupe. Le
12 novembre on soutira k ce cheval l /j litre de sang et on le defibrina.
Exp. No. XIII.
On injecta 10 c.c. de sang d4fibrin4 et filtr4 sur bougie Berkefeld repris sur le
cheval No. 11 (Exp. No. XII), dans la jugulaire du cheval No. 12, pris au 2<= rAgiment
de cavalerie k Ttoermonde.
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 novembre
Temp. 37,5 37,2 37,7 38,2 39,8 40,1 38,2 37,7 37,4
Pendant la pAriode fAbrile le cheval ne possedait pas d’appAtit, il Atait abattu et
prAscntait de l’oedeme prononcA des membres postArieurs. Le2l novembre on lui soutira
V, litre de sang qui fut dAfibrinA.
Exp. No. XIV.
Le 28 novembre l’Atalon saillit la jument No. 77.
Le sperme recueilli et diluA dans la solution physiologique de chlorure de sodium
fut filtrA sur bougie Chamberland. Le cheval No. 13 regut 5 c.c. du filtrat, en in¬
jection intraveineuse. II ne prAsenta aucune rAactiou.
Exp. No. XV.
Le 9 dAceinbre l’Atalon fit une nouvelle saillie. — 10 c. c. du sperme recueilli et
filtrA sur ouate d’aprAs la mAthode decrite prAcAdement, furent injectAs au cheval No. 14
qui avait AtA pris le 3 dAcembre, au 4 C regiment de cavalerie de Deventer. Cette in¬
jection ne fut cependant pas suivie d’une injection avec une solution physiologique
stArile au chlorure de sodium.
En rentrant la Canute une petite quautilA du sperme injectA s’est rApandue sous
la peau. Quelques jours aprAs il se forma un a bees douloureux, qui provoqua de la
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Bemelruans, L'Etiologie et la th^rapie de la fifevre typhoide (Pferdestaupe). 15
fif'vre. L’abcks fut ouvert aprfes dix jours: le pus renferraait surtout des strepto- et des
staphylocoques. A la suite de cette complication il fut impossible de determiner si l’in-
jection intraveineuse avait ete cause de reaction.
Exp. No. XVI.
Dans l’intention de mieux se renseigner si oui ou nou le sperme de Demi-Monde
etait infectant, l’Association Neerlandaise des courses au galop et au trot mit k notre
disposition une jument de 2 ans (No. lb) et une autre de 3 ans (No. 17) dont on etait
certain qu’elle n’avait jamais ete atteinte de Pferdestaupe.
Le 10 fevrier l’4talon saillit la jument No. 21.
Le sperme fut recueilli et traite de la fagon connue. Le 10 fevrier on fit, k 4 h de
I’aprfes-miai, les injections intraveineuses suivantes:
10 c. c. k la jument de 3 ans (No. 17)
5 „ „ „ „ 2 „ (No. 16)
Jument de 3 ans:
Dates 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
Temp. 37,6 37,8 38 38 37,9 38,1 39,2 39,4 39,9 38,4 38,2 38,1 37,8
Jument de 2 ans:
Dates 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
Temp. 37,4 37,6 37,8 38 38,1 38,4 39,1 39,3 39,9 38,9 38,4 37,9 37,6
En dehors de cette pouss^e de temperature on n’observe qu’un I6ger oedfeme des
membres posterieurs.
Le 16 fevrier on preleva k la jument de 3 ans, qui avait a ce moment 39,2 de
temperature, 1 litre de sang. Une partie de ce sang, defibrine, fut filtr4 sur bougie
Berkefeld et conserve k 37°.
Exp. No. XVII.
Le 12 mars 1’etalon fit la saillie, le sperme recueilli fut traite par la methode
connue, puis injecte par voie sanguine k une jument de 6 ans.
Dates 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Temp. 37,4 37,5 37,7 38,5 38.1 39,0 37,7 37,5 37,7 37,3
Le 17 mars le sujet ne consomma qu’une partie de son avoine et presenta de
l’cedeme des membres posterieurs.
Exp. No. XVIII.
Le re6te du sperme qui avait 4te recueilli le 12 mars fut filtre k travers Chamber-
land F; 10 c. c. de ce flltrat furent injectes dans la jugulaire d’un cheval qu’on venait
d’acheter.
Dates 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
Temp. 38,0 38,4 38,4 38,2 38,9 39,6 40,1 38,4 38,6 38,1 37,8
Le 18 mars ce cheval presentait moins d’appetit et un 16ger cedkme des membres
posterieurs; le 20 mars il y avait: oedfeme des membres et des paupiferes avec hyper¬
secretion des larmes.
Exp. No. XIX.
Le 14 mars 10 c. c. de sang, defibrine, preieve sur la jument de 3 ans (17 fevrier)
et conserve durant un mois dans un endroit frais, furent injectes sous-cutanement k
deux chevaux de remonte, kg6s de 4 ans, No. 407 et 304:
Reaction du No. 407:
Dates 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Temp. 37,9 37,6 37,8 38,6 40,3 39,6 39,0 37,7 37,7 37,7 37,7 37,7 37,8
Reaction du No. 304:
Dates 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Temp. 37,7 37,4 37,1 38,2 38,1 39,9 40,1 39,1 39,4 37,5 37,3 37,5 37,4
On observa en outre pendant le stade febrile chez le No. 407, une diminution de
l’appetit et un peu d’oedeme des membres posterieurs. Le No. 304 ne presenta que de
l’angmentation de la temperature. Le 20 mars 1 litre de sang fut preieve aux 2 chevaux,
il fut defibrine.
Le 17 mars on fit les injections suivantes k 6 chevaux de remonte, &g4s de 4 ans,
qui furent isoies les uns des autres.
Exp. No. XX.
10 c. c. de sang, defibrine, soutire le 17 fevrier k la jument typhique de 3 ans et
conserve depuis k la temperature du laboratoire furent injectes au No. 402:
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16
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Temp. 37,8 37,4 37,2 39,2 40,2 38,8 38.8 38,1 37,9 37,4
Pas d'alteration de l’appetit pendant le stade febrile, l’animal ne presenta qu’un
peu d’oedfeme aux members po6teneurs.
Exp. No. XXI.
Le No. 351 regut, sous la peau, 10 c. c. du sang, defibrine et filtr6 sur Berke-
feld, provenant de la jument tvphique de 3 ans (17 fevrier). Ce sang avait ete conserve
k la temperature du laboratoire jusqu’au 15 mars:
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Temp. 37,4 37,5 37,4 37,8 38,2 39,8 39,3 38,5 37,9 37,5 37,3
Le 22 mars alors que la temperature etait 39,8 on observa de la diminution de
l’appetit et de l’cedbme des membres posterieurs. On lui preleva k cette date 1 litre de
sang qui fut defibrine.
Exp. No. XXII.
Le No. 308 regut intra-veineusement 10c.c. desang, defibrine etfiltresur Chamber-
land, provenant de la jument typhique de 3 ans. Ce sang avait 6te conserve k la
temperature du laboratoire jusqu’au 18 mars:
Avant l’injection:
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Temp. 37,6 37,3 37,8 37,9 38,6 39,7 39,2 38,4 37,2 37,3 37,4
On n’observa qu’une diminution de 1’appetit pendant le stade febrile et un lkger
cedfeme aux membres posterieurs.
Exp. No. XXIII.
* Le No, 750 regut en injection sous-cutanee 10 c.c. de sperme filtre sur Chamber-
land F:
Dates 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Temp. 37,5 37,6 37,8 38,3 38,7 38,8 39,2 39,0 38,3 37,9 37,3
Le cheval presents un leger abattement durant l’augmentation de la temperature.
Exp. No. XXIV.
Le No. 388 regut en injection hypodermique 10 c. c. de sperme dilue dans la
solution physiologique au chlorure de sodium et filtre sur bougie Berkefeld:
Dates 17 18 10 20 21 22 23 24 25 26 27
- Temp. 37,9 37,9 37,7 37,8 37,8 38,3 39,2 38,4 37,8 37,8 37,7
En dehors de cette legfere augmentation de la temperature aucun autre symptfime
ne fut observe.
Exp. No. XXV.
Deux jeunee chevaux, qui n’avaient jamais ete atteints de la Pferdestaupe, recurent
au mois de mai une injection de 10 c. c. de sang defibrine qui avait ete conserve depuis
le 16 fevrier (done environ 3 mois) k la temperature du laboratoire. Aucun des deux
ne reagit.
Exp. No. XXVI.
Pour se renseigner sur la duree de l’immunite on prit 3 chevaux No. 376—213
—273 qui avaient ete atteints de la Pferdestaupe pendant le mois de mars 1909 — done
6 mois auparavant. On leur fit k tous une injection intra-veineuse de 10 c. c. de sang
virulent. Aucune reaction n’y fit suite.
No. 376
213
273
20
nov.
37,9
37,5
38,1
21
M
37,3
37,1
37,3
22
77
37,7
37,8
37,5
23
ft
37,6
38,0
37,2
24
77
37,8
37,7
37,4
25
77
37,7
38,1
37,1
26
77
37,5
37,4
37,7
Exp. No. XXVII.
L’etalon „Frank 11 qui d’aprks les communications du Collkgue Steenbergen et
les experiences faites k l’Eeole de Medecine veterinaire de l’Etat etait infectant de la
Pferdestaupe pendant les annees 1905 ct 1906, fut cede k l'lnstitut de S4rotherapie de
l’Etat quatre ans aprks sa maladie. On ne parvint plus k infecter des chevaux avec
le sperme de cet etalon et, l’injection intra-veineuse de 10 c. c. de sang virulent k cet
animal, n’etait suivie d’aucune reaction.
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Bemelmaus, L’Etiologie et la th^rapie de la fifcvre typhoide (Pferdestaupe). 17
Exp. No. XXVIII.
Le 20 novembre 1909, des chevaux de remonte de 3 ans regurent, par voie veineuse,
10 c. c. de sperme dilu6 dans une solution physiologique de chlorure de sodium. Aucune
r6action n’y fit suite; on pouvait en conclure que Demi-Monde avait perdu son pouvoir
infectant.
II r6sulte de ces experiences que la Pferdestaupe pouvait Stre
provoqu6e:
1° Avec le sperme de Demi-Monde, de meme qu’avec le sperme
filtr4 sur bougie Berkefeld et Chamberland.
2° Avec le sang d’un cheval rendu typhique par l’injection du
sperme; de meme qu’avec du sang filtr6 sur Berkefeld et Chamber-
land F.
3° Avec le sang et le filtrat de ce sang sur Berkefeld et
Chamberland F provenant de chevaux qui se sont infect6s spontan6-
ment (6pid6mie d’Amersfoort).
4° Avec du sang d6fibrin6, de meme qu’avec le filtrat de sang k
travers Berkefeld et Chamberland F, conserves pendant 1 mois k
la temperature du laboratoire.
Quant k la virulence du germe de Pferdestaupe et k l’immunite
acquise, il resulte:
1° Qu’on ne pouvait plus infecter des animaux avec du sang defibrine,
provenant de chevaux atteints de Pferdestaupe typique, conserve pendant
6 mois 4 la temperature du laboratoire.
2° Que les injections de sang virulent n’etaient pas suivies de reaction
chez les chevaux qui avaient ete atteints de la Pferdestaupe 6 mois
auparavant.
3° Que l’etalon „Frank“ qui avait ete atteint de la Pferdestaupe 4 ans
auparavant, ne presentait aucune reaction aprfcs l’injection de 10 c. c. de
sang virulent.
Recherches bacteriologiques.
On utilisa toutes les methodes et tous les milieux de culture. Comme
le virus se r6pand dans l’organisme, par la voie sanguine, on composa
differents milieux de culture & teneur variable en serum 6quin. En outre,
la viande de veau fut remplac6e par celle du cheval dans la preparation
des milieux de culture.
Les differents milieux de culture furent ensemences:
a) Avec du sang de chevaux presentant la maladie typhique. Apr£s
desinfection complete de la peau, on introduisit une canule sterile dans
la veine jugulaire et le jet de sang recueilli directement sur le milieu
de culture.
Cette operation fut repeteejournellement chez les animaux d’experiences
qui avaient ete infectes avec du sang ou du sperme virulent depuis le
premier jour aprfcs l’infection ou jusqu’au jour du retablissement complet
du sujet.
b) Avec le filtrat de sang virulent, defibrine, de meme qu’avec le
sperme aprfes son passage & travers les differentes bougies. Tous les
milieux de cultures restfcrent st6riles, on ne parvint jamais k constater
leur multiplication pas meme apr&s des jours des semaines ou des mois
tant k la temperature du laboratoire qu’a l’etuve k 37°.
L’examen microscopique, pratique immediatement apr£s qu’on avait
recueilli le sperme, decela toujours la presence de staphylocoques dores
et blancs, diplo- et streptocoques, Bac. pyocyaneus, Bac. coli et
Erste Abt. Orig. Bd. 68- Heft 1. 2
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18
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
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Bac. sub til is. Les diffdrentes inoculations faites a des souris, des
cobayes, pigeons et lapins, avec du sang et avec le filtrat sur bougie du
sang ou du sperme virulent, donnkrent toutes des rksultats nkgatifs.
Recherches microscopiques.
On fit des preparations microscopiques par frottis avec du sang
extrait directement de la veine jugulaire de chevaux atteints de la
Pferdestaupe typique, on en fit journellement et ce jusqu’au rktablissement
complet des sujets.
On fit en outre des coupes de sang fix6; on utilisa les diff4rentes
methodes de coloration, mais on ne parvint jamais k dkcouvrir ni des
bactkries ni des protozoaires (Trypanosomes, Spirochktes).
Dans les preparations par frottis, obtenues avec du sang qui prove-
nait de 2 chevaux qui avaient ete atteints de la Pferdestaupe (Pun aprks
des injections intraveineuses de sperme diluk et de solution physiologique,
l’autre par infection naturelle lors de repidkmie de la Pferdestaupe k
Amersfoort), et colorkes au bleu de Methylene de Loeffler on dkcou-
vrit apr6s de multiples examens soignks k l’oculaire 5 et Via immersion
k l’huile, quelques rares microdiplocoques dans des globules rouges. Le
sang virulent de ces deux chevaux servit k l’ensemencement de diffe*
rents milieux de culture mais, on n’observa aucun developpement. On
ne reussit pas non plus k contaminer des chevaux par des injections
intraveineuses ou sous - cutanees de milieux de cultures de skrums-
bouillons, qui avaient 6tk inoculks avec du sang provenant de ces
2 chevaux et qui avait etk conserve plusieurs jours a la temperature
du laboratoire ou de l’dtuve. Des recherches ktiologiques ultkrieures de
la Pferdestaupe ne furent pas entreprises, parcequ’avec les moyens dont
nous disposions, nous ne pouvions gukre espkrer obtenir un bon resultat.
Les experiences faites, qui ont pu etre si etendues parceque Demi-Monde
etait contagifkre, demontrent jusqu’k preuve du contraire que le virus
de la Pferdestaupe est
invisible-ultra microscopique.
II me parait k peu prks superflu d’ajouter:
Que des etalons qui ont et6 atteints de la Pferdestaupe ne posskdent
qu’exceptionnellement la faculte de transmettre la maladie aux juments
par l’acte du coit et, que cette faculte de contamination n’est pas en
rapport direct avec l’intensite de la maladie.
II rdsulte d’observations, relatkes dans la Literature medicale hu-
maine, ce fait de grande importance que des sujets apparemment gukris
d’une maladie contagieuse pouvaient devenir des infectants chroniques.
Des expkrimentateurs ont essayk d’etablir le fait par des experiences.
Quand on examine les cas cites dans la litterature, oil le virus
persistait encore chez les sujets gukris depuis longtemps, on en vient k
conclure que le virus peut se conserver dans diffkreuts endroits de Tor-
ganisme: c’est ainsi que Ton sait que les gonocoques restent virulents
dans les produits de secretion et les canaux d’excretion de l’homme
ainsi que de la femme, et qu’ils conservent la faculte de provoquer a
nouveau l’affection, alors que les 2 patients paraissaient gukris depuis
longtemps, et qu’ils n’ont pas subi de nouvelle infection.
On a trouve le bacille de la dipht6rie sur la muqueuse buccale et
nasale d’un sujet gukri depuis 7V 2 mois.
Chez l’homme, on a retrouve le bacille de l’influenza un an aprks
la guerison; Ivolle determina la presence du bacille choierique dans
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Bemelmana, L’Etiologie et la th4rapie de la fifevre typhoide (Pferdestaupe). 19
les seltes, 48 jours aprfes la guerison du sujet; les pneuuiocoques de
Frankel furent retrouv6s dans les produits d’expectoration jusque
3 ans aprfes la gu6rison (Nette). Gotschlich d6montra la presence
des bacilles de la peste dans les produits nonnaux d’expectoration cbez
des personnes guSries depuis 76 jours.
C’est d’ailleurs un fait prouv<§: que chez des sujets qui on fait le
typhus, la vSsicule biliaire renferme encore le bacille typhique apr&s
plusieurs mois (Lentz, Herbert, Kutscher,FroschetHHbner).
Le meme fait fut constat^ dans des maladies infectieuses des ani-
maux: ce fut le cas pour le rouget des pores (van der Veen).
Durant une p(iriode de 30 ann6es, le Dr. Poe Is a constat6 que
dans beaucoup de maladies de nos aniinaux domestiques les porteurs
de bacille ont une grande importance tant au point de vue enzootique
qu’au point de vue 6pizootique. Lors d’une conf6rence faite k Utrecht
le 19 avril 1908 il d^clara qu’on pouvait observer des porteurs de bacilles
dans les cas de pleuro-pneumonie des bovid6s, de mammites de la
vaches et du raouton, d’avortement et de vaginite, de fifcvre aphteuse,
de peste porcine et des maladies du poumon chez le pore.
On ne peut affirmer oil Demi-Monde conservait le germe a l’etat
virulent, on ne peut pas admettre que l’ultra-visible se trouve dans le
sang et s’61imine par voie des testicules, l’6talon ayant toujours 6te sain.
II parait peu probable qu’aprfes la guerison les testicules aient subi une
modification chronique ou que le virus y soit rest6 & demeure, pareeque
les testicules 6taient normaux et l’6talon f6cond. On ne pouvait pas
admettre que le virus 6tait en 6tat de vivre et de v6g6ter sur la mu-
queuse de voies urinaires. Dans ce cas il aurait 6t6 61imin6 avec l’urine,
ce que aurait provoqu6 l’infection. La v6sicule sSminale et la prostate
paraissent seules Stre le sifcge le plus probable de l’infection. Cela
parait le plus propable pour les v6sicules siiminales, ces organes fonc-
tionnant le moins.
Fdvrier
Mars
No.
19*
20*
21 e
22*
23*
24*
25 e
26*
27*
28*
le
2*
3*
844
37.4
37,2
37,3
37,2
38,7
37,4
38,7
39,8
38,3
37,7
36,9
37,2
37,6
107
38,1
38,2
38,1
37,7
38,0
38,3
38,4
38,0
38,9
37,1
37,7
37,4
37,0
702
37,7
37,8
37,7
37,7
38,6
37,7
38,2
38,9
39,6
37,3
37,8
37,5
37,1
838
38,2
38,0
38,1
38,3
37,6
37,2
40,0
39,5
37,4
37,5
38,6
37,3
37,6
263
37,5
37,6
37,7
37,5
37,9
38,0
38,7
39,2
39,3
37,0
38,1
37,9
37,3
853
37,0
37,6
37,1
37,3
38,4
37,1
38,0
38,6
39,3
36,9
37,8
37,0
37,0
66b
37,8
37,6
37,5
36,2
37,5
37,6
39,0
39,2
40,0
39,0
37,2
36,7
37,2
687
37,6
37,7
37,8
37,5
39,1
38,1
37,5
38,6
38,1
38,0
37,3
36,9
36,7
845
38,0
37,5
37,3
37,6
39,1
38,2
38,5
38,9
39,4
39,3
37,7
37,5
37,6
284
37,5
37,4
37,0
37,8
37,4
37,0
37,4
38,6
38,9
37,0
37.5
36,6
36,5
698
37,6
37,2
37,3
37,0
37,4
37,5
38,0
38,0
39,1
38,9
37,6
37,0
36,9
287
38,0
37,7
37,5
37,7
38,9
38,3
38,3
38,2
39,5
38,3
37,5
37,7
37,0
745
38,1
38,0
37,5
37,7
39,1
37,9
38,1
38,2
39,1
38,7
37,3
36,9
36,9
290
37,7
37,4
37,6
37,9
38,6
38,2
39,0
38,4
38,5
38,2
37,0
37,5
37,2
857
37,8
37,8
37,3
37,2
38,3
37,2
37,9
38,5
38,5
38,0
38,4
37,9
36,8
720
37,6
37,4
37,5
37,5
37,5
36,9
38,0
38,4
39,0
38,7
37,6
36,9
36,7
79
37,8
37,5
37,8
37,5
37,7
37,6
37,9
38,6
39,9
39,3
37,8
36,9
37,1
830
37,2
37,4
37,3
36,8
38,2
37,6
38,4
38,5
38,0
36,9
36,5
36,8
36.7
780
37,7
37,7
37,6
37,4
38,1
37,7
38,4
38,0
39,1
39,0
37,6
37,2
36,2
199
37,7
37,6
37,4
38,0
38,8
38,1
38,6
38,8
39,6
38,7
37,6
37,0
37,3
763
37,6
37,3
37,2
37,7
37,8
37,9
38,3
38,9
39,8
38,7
37,8
37,1
36,3
646
37,5
37,5
37,4
37,8
39,2
39,3
39,4
39,1
39,1
38,3
37,1
37,0
37,7
262
37,9
37,3
37,0
37,5
39,0
38,3
38,4
39,3
89,2
37,6
37,1
37,4
36,8
848
38,2
37,6
37,1
37,5
38,3
37,3
38.4
39,1
39,3
38,3
37,5
37,4
37,4
641
37,8
37,6
37,6
37,5
37,7
37,5
38,8
38,6
38,6
36,3
38,0
37,3
37,4
lr
2*
3 e
4*
5*
6 e
7 e
8*
9 e jour aprfcs 1’injection
2 *
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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Aprfes les int6ressants travaux du Collogue Gallandat Huet rela-
tifs k la presence de germes dans les v6sicules sdminales:
a) chez des chevaux, taureaux et verrats abattus
b) cliez des cobayes qui avaient et6 infectds artificiellement avec
diff^rents germes.
On peut admettre avec plus ou moins de certitude que dans ce cas
si le virus de Pferdestaupe sifegeait dans les v6sicules s6minales de Demi-
Monde et qu’il y restait vivant.
Demi-Monde conserva cette faculty d’infecter durant prbs de 3 ans
et fut en consequence 6cart6 pendant tout ce temps de l’eievage. Actuel-
lement, il est de nouveau parfaitement apte a faire son service.
Experiences relatives k l’lmmunisation active contre la
„Pferdestaupe“.
Dans le courant des experiences relatives & la filtration du contage
de la „Pferdestaupe u on s’apergut que la virulence du sperme de Demi-
Monde s’attdnuait progressivement. II parut entre autres, & l’experience
No. 16, que la jument de 2 et celle de 3 ans, rdagirent seulement & un
faible degrd aprbs l’injection directe, intraveineuse de sperme. La tem¬
perature atteignit le point le plus eieve soit 39,4 et 39,9 le 7 e et 8 e jours
apr£s 1’injection, tandis qu’on ne put noter, comme autres symptbmes, que:
abatement, diminution de l’appetit et legfcre tumefaction des membres
posterieurs. On supposa done que le sang defibrine de ces 2 jeunes
juments pourrait litre utilise comme vaccin. Pour controler cette hypo¬
thec, l’autorisation fut demandee pour faire des experiences preiiminaires
avec 25 jeunes chevaux du Depot de Remonte, Cette autorisation ob-
tenue, on put entreprendre le 19 fevrier 1909 les experiences en question.
Chaque cheval regut sous-cutanement + 5 c.c. de sang defibrine de la
jument de 3 ans, extrait le 17 fevrier, lorsque la temperature de celle-ci
etait de 39,4° C. La reaction fut la suivante (voir table des tempera¬
tures). Tous les 25 chevaux reagirent a l’injection.
Quatre de ces 25 chevaux ne presentment pas la temperature de
39° C chez 2 des chevaux on releva la temperature la plus haute: 40° C.
Chez les autres, la temperature oscilla entre 39 et 40° C. L’eievation
thermique debuta le 4 e , 5 e et 6 e jour aprfcs l’injection, pour atteindre le
maximum le 7 e et le plus frequemment le 8 e jour. Le 10 e jour aprfcs
l’injection, l’etat de tous les chevaux etait redevenu normal.
Les autres symptomes furent les suivants: du 5 e au 8 e jour (inclus)
aprfcs l’infection, durant l’eievation de la temperature, les chevaux etaieut
abattus et montraient peu ou point d’appetit. Ils presentaient en outre:
tumefaction des paupifcres, ptosis, conjonctivite, oedbme des membres. Le
pouls (60—70) et la respiration etaient acceieres durant la periode febrile.
Les muqueuses visibles etaient plus ou moins injectees. Chez quel-
ques-uus il se produisit un leger jetage nasal, clair, s’eiiminant par
gouttes; l’auscultation et la percussion du thorax donn^rent toujours des
resultats negatifs. Symptomes legers de catarrhe intestinal (crottins ra-
mollis), la muqueuse buccale etait chaude, sfeche, charg6e. Les ganglions
lymphatiques perceptibles etaient normaux. Quelques chevaux presen¬
taient de la polyurie. L’urine etait acide et albumineuse.
La duree moyenne de la maladie etait de + 10 jours. Les divers
symptomes disparurent progressivement, au fur et k mesure de la de-
croissance de la fifevre. Les auimaux restaient encore plus au moins
affaiblis un certain temps aprbs la guerison.
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Bemelmans, L’Etiologie et la th6rapic de la fifevre typhoide (Pferde* taupe). 21
Ces 25 chevaux se trouvaient dans l’6curie No. 4 (voyez le plan du
Depot de Remonte). L’6curie No. 4 appartient k la sdrie d’6curies Nos.
1, 2, 4 et 5, dont le personnel comprend 1 caporal et 12 hommes, et k
la t§te duquel se trouve un brigadier. II y avait done grand danger de
voir le personnel contaminer les chevaux de ces ^curies infect6es, Cela
s’observa seulement pour les chevaux de l’ecurie No. 5. La cause en fut,
R,emonte DepOt k Milligen (b k 5000).
9 Infirmerie. 6 Ecurie des chevaux du train, a Magasin de fourage.
qu’un cheval infects de l’6curie No. 4. fut introduit le 9 e jour aprks l’in-
jection, pour plaie, dans l’6curie des malades et avait 6te mis lk en con¬
tact avec un cheval de l’6curie No. 5. Vingt-cinq chevaux qui se trou¬
vaient h6berg6s dans cette 6curie, tombkrent malades et presentment les
mSmes symptomes. Dans ce cas la „Pferdestaupe u se termina aussi favo-
rablement. La maladie resta localis6e aux ecuries No. 4 et 5, quoiqu’k
partir de 8 heures du soir, les 2 caporaux de service inspectassent du-
rant deux heures toutes les 6curies, et que le brigadier qui avait le ser¬
vice de surveillance dans ses attributions, circulat plusieurs fois par jour
dans les diverses 6curies, et quoique tout le personnel des diffdrentes
4curies sdjournat dans les m§mes salles a manger et dortoir, en d’autres
termes, quoiqu’ils etaient constamment en contact entre eux.
De ce qui pr6ckde il faut conclure que l’infection de la „Pferdestaupe u
se fait de cheval a cheval et non pas par „Zwischentrager“ (porteurs
interm^diaires, personnes, foin, paille, harnais, termomktres, etc.). Pour
confirmer cette assertion il doit §tre not6 qu’en f6vrier 1909 la „Pferde-
staupe“ rkgnait parmi les chevaux de troupe de l’Artillerie de campagne
d’Amersfoort. Ces chevaux, ainsi que ceux de l’Ecole d’6quitation, se
trouvaient sous le meme toit. Ces derniers chevaux 6tait simplement
separ6s des premiers par un mur. L’^piddmie resta limits aux chevaux
d’artillerie de campagne.
Comme la vaccination des 25 chevaux de Remonte pouvait etre con-
sid6r6e comme etablie, on demanda l’autorisation d’inoculer les autres
chevaux de remonte (+ 550).
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
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Cette autorisation obtenue, on iujecta sous-cutauement 4 ces animaux,
le 20, 22, 23 et 24 mars +5 c. c. de sang detibrine (melange d’une so¬
lution physiologique de chlorure de sodium sterilisee). Le sang virulent
provenait des chevaux Nos. 407 et 304 atteints de la „Pferdestaupe a (voir
Exp6r. 19) et du cheval No. 351 (voir Exper. 21). Le r^sultat de ces
vaccinations fut le suivaut:
La plupart des chevaux infects presentment le 4 e et 5 C jour apres
l’injection, une elevation de temperature. La periode d'incubation varia
entre 3 et 5 jours. La temperature s’eieva jusqu’au 6 e ou 7 e jour et
atteignit le maximum le 7 e ou 8 e jour apr£s l'iujectiou, pour tomber en-
suite brusquement, de fagon que le 1(>' jour, sauf quelques rares ex¬
ceptions, elle etait redevenue normale. Une dizaine de chevaux vicieux
ne furent pas injectes & cause du danger pour l’operateur et les aides.
Us furent neanmoins infectes par les chevaux voisins; les symptomes se
manifesterent environ le 2 et 3 jours plus tard.
Quelques chevaux settlement ne presentment d’autres symptomes que
la courbe typique de la temperature. Pendant l’eievation thermique tous
les chevaux etaient somnolents, et ne poss&daient que peu d’app6tit:
chez quelques uns seulement on observa de l’anorexie. Qttand Tappetit
6tait altere, la digestion de l’avoine se faisait difficilement et les selles
etaient ramollies (proctitus). Comnie d’autres symptomes on observa:
conjonctivite catarrhale, cedeme du tissu cellulaire sous conjonctival et des
membres. Les lers symtomes predominaient chez certains animaux, chez
d’autres, les seconds. Ces symptomes se presentaient aussi separement.
Les chevaux irlandais de 5 ans qui se trouvaient le plus longtentps
dans le depot, done les plus vigoureux (achat 1907), et qui sejournaient
dans 1’ecurie presentant les meilleures conditions hygieniques r6agirent
le plus faiblement. Tandis que chez les chevaux indigenes, se trouvant
depuis peu de temps dans le depot (achat fin 1908 et janvier 1909) la
reaction fut la plus typique. Ces chevaux etaient moins vigoureux et
leurs conditions hygieniques moins favorables. La temperature de ces
chevaux indigenes s’eieva au moins it 40° C; chez 2, elle atteignit les
maxima de 41,3 et 41,7° C, alors qtt’ils etaient atteints d’une fa^on
frappante de troubles digestifs de conjonctivite et d’erdeme des membres.
Un cheval indigene ne montra aucune reaction, ce qui probablement peut
etre attribue & l’immunit6. Chez douze chevaux on observa de la di-
arrhee, notamment le 7°, 8 e ou 9 C jours apres l’inoculation; celle-ci dura
seulement 1 ou 2 jours, au maximum 3 jours (1 cas). Trois de ces
chevaux presentment en nteme temps que la diarrhee, des symptomes
de coliques. Le cheval No. 562, qu’on savait etre sujet aux coliques et
qui alors avait la fatale habitude de se laisser tomber brusquement sur
le sol, succomba subitement; l’autopsie demontra que la mort etait la
consequence d’une rupture de la rate (hdmorrhagie interne).
La jument indigene No. 138 avorta et ce sans malaise subsequent.
Chez un certain nombre de chevaux il se produisit, par gouttes, un 16ger
jetage nasal, clair.
Durant la maladie, 8 chevaux presenterent de la „toux“, tandis que
chez un cheval on put relever les symptomes caracteristiques d’une pneu-
monie lobaire. La toux, ainsi que cette pneumonie, furent attribuees a
une infection secondaire streptococcique. pareeque Taffection pulmonaire
se termina favorablement par le traitement au moyen du serum anti-
pneumostreptococcique. Un cheval indigene presenta concomittement de
la gourme benigne, abortive; Tissue fut favorable. (Les ganglions de
Gougle
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Bemelmans, L’Etiologie et la th6rapie de la fi&vre typhoide (Pferdeataupe). 23
l’ange ne s’abc4derent point) k la suite d’une injection de serum contre
la gourme b4nigne.
Dans Tdcurie No. 6, ou se trouvaient h6berg6s 40 vieux chevaux
(chevaux du train), on ne releva aucun cas de „Pferdestaupe a .
Se basant sur ces rSsultats favorables, il est done desirable, d£s que
la „Pferdestaupe“ typique se presente dans des 6curies militaires ou
particuli&res (de halage, de tramways, de voiturage), d’injecter sous cu-
tandment et ce le plus rapidement possible, aux chevaux cohabittant
avec le malade, du sang de celui-ci.
II est absolument n£cessaire que ces chevaux soient places an repos
complet. Alors tout danger sera 6carte.
Si, dfes que la „Pferdestaupe“ et constatee, on inocule tous les
chevaux, ils tomberont tous malades au m6me moment, et se r6tabliront
simultan^ment. Le cours de la maladie est ainsi consid^rablement rac-
courcie, le retablissement se produit end6ans les 14 jours et la disin¬
fection ultirieure sera rendue ainsi efficace.
Dans les garnisons, les chevaux qui ont eti inoculis ne resteront
pas aussi longtemps hors de service, car 4 semaines apris le ritablis-
seinent on peut dij& exiger des animaux un travail leger et ils seront
capable de reprendre progressivement leurs exercices. II n ! en sera pas
ainsi, si on laisse suivre k l’ipizootie son cours habituel.
Ces inoculations sont indispensables quand des complications inter-
nationales sont imminentes.
Elies prisentent encore une grande importance pour d’autres raison,
non seulement pour les chevaux militaires mais encore pour les chevaux
des particuliers. Parmi les 600 chevaux, du depot de remonte qui itaient
atteints de la „Pferdestaupe“ vaccinale une douzaine seulement, it un
examen attentif, montrirent de la „toux“ et, un unique cheval fut atteint
de pneumonie.
De -ces observations je pense pouvoir conclure, que les alterations
des organes respiratoires ne peuvent itre considiries comme symptomes
de la „Pferdestaupe“. Ces affections sont considirees par moi comme
des complications, consequences d’infections secondaires, specialement de
streptococcique.
L’iminent Prof. Dickerhoff denommait la „Pferdestaupe“, la
„Brustseuche“: „influenza catarrhal et influenza pectoral' 1 .
Je proteste energiquement contre ces appelations et ce pour les
raisons suivantes:
1° pareeque les alterations des organes respiratoires font d6faut dans
le cours normal de la „Pferdestaupe“;
2° pareeque la „Pferdestaupe“ et la „Brustseuche“ sont etologique-
ment tout k fait difT6rentes, que cliniquement elles sont caracteristiques
et que lorsqu’elles evoluent sans complication, elle n’ont absolument rien
de commun.
On recontre toutefois dans la littirature, des communications ou Ton
affirme le contraire.
II resulte de ce qui suit, que la Pferdestaupe et la Brustseuche sont
des affections independantes, caracteristiques.
Depuis l’institution du depot de remonte, en octobre 1886, il ne
s’est pas icouie une annee sans que la Brustseuche n’eut et6 constatee
sur les jeunes chevaux de remonte. Dans l’ecurie No. 4, il ne s’etait
pas encore produit de cas de Brustseuche la avant les experiences d’im-
munisation active contre la Pferdestaupe. Le 19 fevrier, l’inoculation
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24
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fut pratiqu4e avec r4sultats favorables, dejti signals. L’6tat des 25 che-
vaux inocul6s 6tait revenu k l’6tat normal au ler mars. Un mois plus
tart, le cheval No. 867 de l’6curie No. 4, fut trait6 pour Brustseuche.
ce ces fut suivi d’un 2d, 14 jours plus tard et, durant le mois d’avril
19 chevaux souffraient encore de cetta affection, soit 11 des 25 chevaux.
Et&ient atteints de Brustseuche.
No. 867 du 81 mars au 15 avril
„ 698 du 14 avril au 15 mai
„ 263 du 15 avril au 26 avril
„ 745 du 15 avril au 28 avril
„ 844 du 17 avril au 10 mai
„ 290 du 25 avril au 18 mai
No. 780 du 26 avril au 10 mai
„ 287 du 23 avril au 14 mai
„ 763 du 28 avril au 10 mai
„ 646 du 29 avril au 12 mai
„ 79 du 30 avril au 10 mai
II ne s’6tait pas present^ de cas de Brustseuche, non seulement
dans l’4curie No. 4 mais encore dans les 4curies Nos. 8 et 17, avant les
inoculations de la Pferdestaupe des 22 et 23 mars. Pendant les mois
d’avril et de juin, la Brustseuche fut constat4e sur 7 des 19 chevaux
dans l’4curie No. 8 et sur 8 des 21 chevaux de l’6curie No. 17. La
Brustseuche avait rfegn6 en 1908 dans les 6curies Nos. 1, 2, 11, 12, 13,
23, 27 et 30, et apr&s le ler janvier 1909 aucun cas de cette affection
ne s’dtait plus produit, tandis que dans les 4curies Nos. 10, 21, 28 et
31 la Brustseuche avait regn4 seulement durant les mois de janvier et
de fevrier 1909. Comme il a 6te signal^, tous les chevaux de ces 6curies,
apr&s l’immunisation du 20—24 mars, etaient atteints de Pferdestaupe
typique. Aucun cas nouveau de Brustseuche ne s’6tant plus produit, &
partir du-mois de mars, le Coll&gue Dr. Gallandat Huet, qui 4tait
charge du service v6t6rinaire du d6pot de remonte, pensa que l’enzootie
1908—1909 de la Brustseuche, pouvait etre consid4r4e comme proba-
blement termin6e, quoique la Brustseuche n’eut pas encore rfegne dans
les 4curies Nos. 4, 8 et 17. Consdquemment les inoculations contre la
Pferdestaupe furent pratiqu4es les 20—24 mars par un temps tr&s favo¬
rable (temps clair, k la gel4e). L’enzootie de Brustseuche ne parut pas
complfetement termin6e et comme il a d4jk 6t6 indiqu6, plusieurs cas de
Brustseuche se presentment pendant les mois d’avril-juin dans les ecuries
Nos. 4, 8 et 17. Pourtant, durant les mois d’avril, mai et juin, plusieurs
chevaux des 6curies Nos. 18, 20, 23, 25, 26 et 29, apr&s rimmunisation
contre la Pferdestaupe, furent mis en traitement, comme il ressort du
tableu suivant:
Ecurie
Nombre de
chevaux
Nombre de chevaux qui
Etaient atteints de Brust¬
seuche avant l’immunisation
contre la Pferdestaupe
; Nombre de cas de Brust¬
seuche apr&s 1’immunisation
contre la Pferdestaupe
18
32
7
6
20
25
16
3
23
17
8
4
25
30
14
3
26
25
11
3
29
38
16
6
Il r4sulte done que la Brustseuche et la Pferdestaupe sont deux
affection independantes.
Dans une 6tude approfont4, comprenant les r4sultats de mes recher-
ches bact6riologiques et s4rologiques durant les ann4es 1908—1910 dans
l’Institut serotherapique de l’Etat et des 4tudes cliniques durant les en-
zooties 1910—1911 et 1911—1912, au d6pot de remonte de Milligen,
je pense pouvoir declarer:
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Betnelmans, L’Etiologie et la th£rapie de la fifevre typhoi'de (Pferdestaupe). 25
1° que la Brustseuche des chevaux est un catarrhe des premieres
voies respiratoires;
2° que les pneumo- et pleuropneumonies qui se pr6sentent au cours
de la Brustseuche doivent 6tre consid6r6s comme des complications re¬
sultant d’une infection pulmonaire secondaire, par les diplostreptocoques
se trouvant dans les premieres voies respiratoires. A ces germes sont ordi-
nairement associ6s des staphylocoques mais aussi, avec des bacilles
ovoldes (Ligniferes) et des coli bact6ries. Les diplostreptocoques oc-
cupent le place principale parmi les microorganismes qui jouent un grand
role etiologique dans le catarrhe primaire, et
3° que les affections secondaires telles: le cornage, la fourbure, le
typhus petechial, les synovites tendineuses et articulaires, les ophtalmies
sont la consequence de Taction des toxines produites specialement par
les streptocoques sus-mentionnes.
Sans doute, la „Pferdestaupe“ predispose aux affections des organes
respiratoires et c’est specialement k cette raison, que Ton doit attribuer
la confusion frequente.
Comme preuve de ces affirmations, je rapporterai les observations
suivantes.
En 1908 il se presenta plusieurs cas de „Pferdestaupe“ dans les
environs d’Ede. D’aprfcs les communications du Collfcgue A b s p o e 1, quatre
chevaux sucbomberent par pneumonie, par suite du recours tardif M6decin
vet6rinaire. Trois de ces chevaux faisaient le service chez des cammi-
onneurs, 1 etait utilise comme cheval de labour. Ces 4 chevaux travail-
laient r4gulifcrement.
Alors que la „Pferdestaupe“ rfcgnait k Rotterdam, le Dr. Poe Is fit
durant le rude hiver 1890/91 les observations int6ressantes suivantes.
Le transport par eau etait emp§che par suite de la congelation de la
Meuse, de sorte qu’une grande partie des marchandise restaient accu-
mul6es et que les cammionneurs etaient surcharges de travail.
II etait done impossible de r6server le repos necessaire aux chevaux
atteints de „Pferdestaupe“. Malgre les avertissements formels de n’exiger
aucun service de ces animaux, la plupart des proprietaires pe pouvaient
les laisser inactifs. II en resulta, que + 3 14 jours aprfes les chevaux
succomberent k une pneumonie aigue. Les sujets nouvellement achetes
en remplacement des chevaux ayant succombes, malgr6 le signalement
du danger, furant places dans la mfime 6curie et subirent le m§me sort.
Le nombre de chevaux perdus durant cette 6pidemie de «Pferdestaupe»,
fut trfcs considerable.
Si on peut accorder le repos necessaire au malade atteint de „Pferde-
staupe“, la maladie evoluera d’une fagon benigne. Cela resulte claire-
ment des resultats des inoculations contre la „Pferdestaupe“ dans le
depot de remonte et des statistiques v6terinaires militaires de diff6rents
pays. Le °/ 0 des pertes s’61£ve seulement k 0,5% grace a la mise im¬
mediate hors de service et le sejour au grand air (bivouac). Ce % de
sinistre est provoque principalement par les chevaux les premiers in-
fectes et ce: 1° pareeque l’epizootie n’a pas et6 constatee k temps;
2° pareeque les malades infectes n’ont pas 6t6 mis k temps hors de
service.
Les morts subites sont provoquees le plus souvent par pneumonie
secondaire. Ce n’est qu’apr&s un pareil sinistre et apr&s que Ton a con-
stat§ que plusieurs chevaux sont malades, que l’affection est „diagno-
stiqu6e“.
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26
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
J’ai pu recueillir de tels faits dans les garnisons. Si durant Invo¬
lution de la „Pferdestaupe“ ou peu de temps apr&s la gu6rison de l’af-
fection il se pr6sente une affection pulmonaire secondaire, cons6quence
de ce que l’animal avait du reprendre trop rapideinent son service par
un temps d6favorable, le pronostic doit etre dfffavorable, a moins que
Ton ait recours k temps aux soins du medecin v6t6rinaire, et que par
l’emploi du s6rum contre la Brustseuche du cheval, c’est-k-dire un serum
antipneumostreptococcique et un serum contre les bacilles ovoides, on
peut combattre l’alt^ration pulmonaire. Dans la majorite des cas on doit
attribuer ces affections pulmonaires secondaires aux pneumostreptocoques,
qui sont ordinairement associGs k des staphylocoques, et 4 d’autres germes
(Bac. o voides; Bac. coli; Bac. subtilis.) Regoit-on un pared malade
en traitement et si les symptomes typiques de la „Pferdestaupe“, tels que
oedfeme des paupiferes, ptosis, conjonctivite, tumefaction sous cutanee des
parties infdrieures des membres ne sont plus perceptibles, la distinction
clinique avec la „Brustseuche“ est difficile, ce qui fait comprendre que
dans la pratique la „Pferdestaupe“ est fr6quemment confondue avec la
„Brustseuche“. II est souvent fait usage du mot „Influenza“, sans ad¬
dition des noms „Pferdestaupe“ ou „Brustseuche“, ce qui laisse sous
entendre que Ton n’est pas en 6tat d’6tablir un diagnostic precis.
La determination precise de la denomination exacte des 2 maladies
me semble aussi tr&s desirable au prochain Congr&s international de
Medecine veterinaire de Londres, en 1914. Experimentalement, il est pos¬
sible de definir les 2 maladies d’une fagon plus exacte. Comme la „Pferde-
staupe“ est une bacteri6mie — le virus ultravisible se trouve dans la
voie sanguine — et que la „Brustseuche“ est une toxemie, ce qui sera
prouve ulterieurement dans une etude detaill6e — (il est absolument
impossible de transmettre la „Brustseuche“ avec du sang provenant d’un
malade atteint de cette affection), on peut obtenir selon mes vues des
resultats precis, par inoculation sous-cutanee de quelques c. c. de sang
si durant l’affection pulmonaire secondaire, au cours de la „Pferdestaupe“,
le sang circulant renferme encore du virus de la „Pferdestaupe“.
Pour les chevaux des troupes et plus specialement pour les jeunes
chevaux de remonte, les inoculations de la „Pferdestaupe“ presentent
une grande importance. Comme je l’ai d6jk relat6, le Dr. Poels, a con¬
state dans plusieurs 6curies de la Campagnie des Tramways de Rotterdam
que la „Pferdestaupe“ eclatait parmi les animaux nouvellement achet6s,
qui 6taient h6berg6s k cot6 des sujets ayant 6t6 atteints de la „Pferde-
staupe 1 ' depuis plusieurs mois. J’attache une grande importance k ces
observations et ce quant aux inoculations contre la „Pferdestaupe“ chez
les jeunes chevaux de remonte. Apr&s m’Stre renseigne d’une fagon
precise, j’ai la conviction que sauf lors des inoculations contre la „Pferde-
staupe“ en f6vrier et mars 1909, cette affection n’a plus rfegn6 dans le
d6pot de remonte durant les 12 derniferes ann6es.
Il est livre annuellement aux divers regiments et depots, dans le
courant des mois d’aout et de septembre ± 450 chevaux. De nombreuses
preuves ont et6 recueillies de ce que les jeunes chevaux de remonte non
immunises contre la „Pferdestaupe“ souffraient de cette affection quel-
ques semaines aprfes leur arrivee dans les garnisons et, donnaient ainsi
lieu & une 6pizootie qui 6voluait sous la forme abortive chez les chevaux
plus ag6s qui ont 6t6 atteints 2 a 3 ans (et plus) auparavant de cette
affection. En 1907, etant en garnison k Bergen-op-Zoom, je pus faire
une telle observation. Environ 40 chevaux furent dirig6s sur Bergen-
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Berne I mans, L'EtioIogie et la th^rapie de la fifevre typhoide (Pferdestaupe). 27
op-Zoom imm4diatement aprfes leur achat chez l’61eveur, pour l’organisation
d’une nouvelle batterie. Quelques semaines apr&s leur arriv6e, la „Pferde-
staupe“ r4gn4 parmi les jeunes chevaux. Sous le mSme toit de l’6curie
dans laquelle logeait ces animaux, non totalement isol6s par des raurs,
se trouvaient les chevaux d’une autre batterie, qui, avaient 4t4 atteint
de la „Pferdestaupe“ 4 Bois-le-Duc, environ 3 ans avant. Par suite de
Involution concomraittente de la „Pferdestaupe“, et de gourme benigne
l’4pizootie se pr4senta sous une forme grave parmi les jeunes chevaux,
dont 3 succomb&rent k la suite de pneumonie secondaire. La „Pferde-
staupe“ 4volua favorablement parmi les chevaux plus ag6s de l’autre
batterie, ce qui devait etre attribu4 k l’immunit6 partielle existante. L’616-
■vation de la temperature fut de 1,5° C au dessus de la normale, tandis
que d’autres symptomes tels que: troubles des l’app4tit, oedfcme des
paupi&res et des parties inf6rieures des membres, aparaissaient s6pa-
rdment ou conjointement, k un faible degr4, et ce seulement durant
14 2 jours.
N’est-il pas remarquable, que pr6cis6ment en 1909 et 1910 lors de
la livraison des jeunes chevaux de remonte, qui avaient soufferts de la
,,Pferdestaupe“ d’inoculation au d4pot de remonte, il ne se pr6senta
pas d’4pizootie de „Pferdestaupe“ dans les diverses garnisons?
A peine eut-t-on livr4 en 1911, dans le courant du mois d’aout, k
l’artillerie mont6e d’Arnhem, des jeunes chevaux de remonte, que quel¬
ques semaines apr&s, la „Pferdestaupe“ rfcgnait parmi les chevaux de
troupes. (C’6tait pour savoir le r6sultat de ces observations que la
publication de ce travail a 6t4 tard6e.)
Ce fait est d’autant plus frappant que plusieurs cas de cette affection
se sont pr6sent4s parmi les chevaux des particuliers. Ceci confirme done
qu’il est desirable d’infecter les jeunes chevaux de remonte de la „Pferde-
staupe“ d’inoculation, durant leur s6jour dans le d6pot de remonte.
Compl^mentairement, la question suivante demande encore k etre
resolue. Quel est le moment le plus propice pour faire l’inoculation ?
La r6ponse k cette question doit §tre: le plus rapidement possible aprfes
leur arrivee dans le d6p6t de remonte et ce pour les raisons suivantes:
1° Parceque Ton dispose alors au moins encore d’une ann6e pour
mettre les chevaux en 6tat et pouvoir les livrer favorablement conditionn6s.
II sera inutile de dire, que la ,,Pferdestaupe“ affecte plus vite les
animaux jeunes et les faibles, de sorte qu’il faut absolument les 6pargtier
au moins durant 8 semaines apr&s leur r6tablissement, et
2° pour empecher la r6cidive des synovites tendineuses qui se pro-
duisent chez certains animaux atteints de Brustseuche; en d’autres
termes, la „Pferdestaupe“ doit pr4c6der la Brustseuche qui r&gne
annuellement, enzootiquement dans le d4pot de remonte de Milligen. On
ne constata, non seulement des r4cidives de synovites tendineuses mais
encore l’inflammation d’autres s4reuses, telles des bursites et arthrites par
contusions purent etre relevees aprfes les inoculations de la „Pferdestaupe“.
Toutes ces affections paraissaient de bonne nature et gu6rissaient
rapidement et sans suites d4favorables. Pour ces raisons, il est done
desirable de faire les inoculations contre la „Pferdestaupe“ avant l’ap-
parition de la „Brustseuche“.
En me basant sur ce qui pr4c6de, je pense pouvoir conseiller for-
tement ces inoculations contre la „Pferdestaupe“ aux depots de remonte.
Pour les m£mes raisons aussi je les conseille dans les ecuries des chevaux
de halage, de tramways, et des soci4t4s de voiturage; je dois toutefois
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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recommander la prudence dans les centres d’61evage, afin d’dviter de
provoquer des porteurs actifs de germes, quoique ce danger soit peut
etre trfcs minime.
L’avenir nous apprendra probablement que cette crainte n’est pas
fondle et, qu’avec une telle m6thode, l’inoculation sous-cutan6e de quel-
ques c. c. de sang ou du contenu de v6sicule, dilu6 ou non avec une
solution physiologique de chlorure de sodium, on pourra obtenir des
r4sultats positifs pour hater la marche d’une 6pizootie de fifcvre aphteuse
a cours b6nin.
En f6vrier—mars 1909, on fit l’inoculation de la „Pferdestaupe“ k
+ 600 chevaux de remonte. Environ 6 mois aprbs arrivbrent 550 jeunes
chevaux de diverses parties du pays et de l’4tranger (Irlande). Aucun
de ces chevaux ne pr6senta la „Pferdestaupe“. Les risques de cr4er
des porteurs de germes ne sont probablement pas aussi grands, d’autant
plus, que dans la literature relative aux 4talons, il y est seulement fait
mention d’un petit nombre d’observations. De ce qui pr4c4de, il ressort
qu’il est a conseiller d’infecter artificiellement les chevaux de remonte
lors de l’arriv4e dans les depots, et au d4but des Spizooties parmi les
chevaux militaires et des particuliers.
Des recherches pr4c4dentes il d4coule.
1° que le virus de la Pferdestaupe est ultravisible. L’affection peut
etre transmise par du sang filtr4 sur bougie, provenant de chevaux
infect4s artificiellement ou naturellement.
2° Le virus de la Pferdestaupe peut rester virulent durant un long
temps, m§me 3 ann6es, dans les vesicules s4minales d’un 6talon sain
sous tous les rapports et ce a tel degr4 que le sujet est un etat d’in¬
fecter d’autres chevaux, exclusivement au moment de la monte.
3° Aprfes d6veloppement de 1’affection, la jument saillie infecte de
la fa^on habituelle, les autres chevaux de l’4curie.
4° L’infection d’un cheval a l’autre ne se fait pas au moyen de soi
disant „Zwischentrliger“ (porteurs intermediates).
5® La periode d’incubation par infection artificielle est de 3—5 jours.
6° Le virus (sang virulent) conserve a la temperature de la chambre,
perd sa virulence endeans les 3 mois.
7° Le cours de la ,,Pferdestaupe" est b4nin (sauf chez les poulains
et les juments pleines). Dans les conditions normales le r6tablissement
se produit du 10 e au 12 e jour.
8° Pour hater Involution d’une enzootie de la „Pferdestaupe‘‘ il
est desirable, si on peut leur donner le repos indispensable, d’infecter
artificiellement tous les chevaux d’une m£me 4curie, a l’exception des
4talons et des juments de reproduction.
9° Il est fort desirable d’infecter artificiellement avec du virus de
la „Pferdestaupe", les chevaux de remonte et ce la plus rapideineut
possible aprr&s leur arriv6e aux depots de remonte.
10° La „Pferdestaupe“ ne peut etre class6 parmi les affections des
organes respiratoires, seulement elle predispose aux alterations secondaires
de ceux-ci.
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Dendrinos, Ueber einen neuen Krankheitserreger der Trypanosomengruppe. 29
Nachdruck verbolen.
Ueber einen neuen Krankheitserreger der Trypanosomen-
gruppe.
Von Dr. Georges Dendrinos, Athen.
Mit 1 Tafel.
Im April 1911 habe ich in der Griechischen Aerztlichen Gesell-
schaft zu Athen einen Vortrag fiber eine eigenttimliche Erkrankung, die
in Nordkephalonien vorkommt, gehalten und dabei mikroskopische PrS-
parate, die durch Milzpunktion gewonnen wurden, demonstriert.
Die dortigen Aerzte benennen die Krankheit „Aplopinako“, wegen
der tellerartig anschwellenden Milz; sie tritt in drei Stadien auf und
kann sich durch 3—4 Jahre hinziehen.
Die Erkrankung beginnt mit Schwfichezustfinden und m&Bigem Fieber;
im zweiten Stadium schwillt die Milz allmahlich an unter zeitweiliger
Unterbrechung des Fiebers. Im dritten Stadium reicht die Milzanschwel-
lung bis zur Fossa iliaca, mit gleichzeitiger tellerartigen Verflacbung
fiber den ganzen Bauch; das Fieber erreicht eine H5he bis zu 41°. Fast
immer beobachtet man dabei eine Leberanschwellung. In diesem Stadium
tritt auch 5fters ein toxisches Exanthem auf, das den ganzen Kfirper
bedeckt und fast immer einen tfidlichen Ausgang nimmt.
Ich will mich in weitere Erfirterungen darfiber nicht einlassen, da
fiber den klinischen Verlauf der Krankheit Dr. Pietro Alivisato
schon im Jahre 1901 auf dem KongreB in Athen berichtet hat.
Ich selbst habe spfiter fiber das klinische Bild an der Hand von
5 Fallen, deren Krankheitsgeschichten ich ebenfalls dem dort ansfis-
sigen Herrn Kollegen Dr. P. Alivisato verdanke, genaue Angaben
gemacht 1 ).
In meinem damaligen Vortrage betonte ich nachdrficklich, daB es
sich nicht um Kala-Azar handle, sondern daB der in den Milzausstrichen
nachweisbare Erreger ein die Mittelstufe zwischen Kala-Azar und Piro-
plasmen einnehmendes Protozoon sei.
Ich habe mich auch weiter mit der Erforschung dieses Parasiten
eingehend beschaftigt und konnte noch bei 2 weiteren Fallen an wieder-
holt durch Milzpunktionen gewonnenen Prfiparaten, die nach Giemsa
und Leishman gefarbt waren, dieselben Mikroorganismen beobachten,
welche in Blutpraparaten nur sparlich und schwierig aufzufinden waren.
Gelegentlich meines Aufenthaltes in Leipzig durfte ich Herrn Ge-
heimen Rat Marchand meine Prfiparate vorlegen.
Durch mikrometrische Messungen und vergleichende Untersuchungen
von Milzschnitten des frfiher von ihm veroffentlichten Falles von Kala-
Azar gewann Herr Geheimer Rat Marchand die Ueberzeugung, daB
in meinen Fallen kein Kala-Azar vorliege, sondern daB wir es bier mit
einem anderen Krankheitserreger zu tun hfitten, der nach seiner morpho-
logischen Beschaffepheit mit dem Erreger des Kala-Azar nahe verwandt
ist und wie dieser und der Erreger der Aleppobeule zu den Trypano-
somen gehfirt.
1) Dendrinos, G., Mikrobiologische Untersuchungen fiber die Aetiologie des
Aplopinako in Kephalonien. (Sitzung d. Aerztl. Gesellsch. zu Athen. 1911.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
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Die mikrometrischen Messungen des Herrn Prof. Marchand er-
gaben, daB der Langsdurchmesser 3// betragt, der Kern 1— l 1 /, p miBt,
wogegen der Durchmesser des Parasiten bei Kala-Azar an Schnittprapa-
raten des Herrn Prof. Marchand kaum ein Drittel des obigen aus-
macht.
Da es sich aber hier urn Ausstrichpraparate handelt, so kann die
bedeutendere GroBe zum Teil dadurch bedingt sein.
Aus den von Herrn Prosektor Dr. Vers6 hergestellten mikrophoto-
graphischen Aufnahmen raeiner PrBparate erkennt man bei einer Ver-
groBerung von 1:1140 Details sowohl an den Einzelindividuen als auch
an den Parasitenkolonieen. Haufig ist Phagocytose in Leukocyten fest-
zustellen.
Diese Mikroorganismen bestehen aus einem hyaloiden Protoplasma
und zwei Kernen, die die Halfte des Korpers einnehmen. Abgesehen
von der GroBe, unterscheiden sich die hier vorliegenden Protozoen durch
eine mehr iSnglich-ovale Form mit etwas zugespitzten Enden (zitronen-
formig) von dem Kala-Azar-Parasiten. Der kleine oder Nebenkern
(GeiBelkorn) — von kurz-stabchenf5rmiger Gestalt — liegt fast immer
neben dem groBen an der langeren Seite; manchmal beobachtet man
auch 3 Kerne.
Die Giemsasche und Leishmansche Methode farbt die Kerne
tiefrot; das Protoplasma bleibt farblos, zum Teil nimmt es aber auch
einen leicht bl&ulichen Ton an, wahrend die Randschicht sich deut-
licher bl&ut.
Reinkulturen sind noch nicht hergestellt worden; dies soil bei Ge-
legenheit noch nachgeholt werden, ebenso Uebertragungsversuche auf
Tiere.
Zum Schlusse erlaube ich mir, Herrn Prof. Marchand sowie Herrn
Prosektor Dr. Vers6 fiir das Interesse und die freundliche Unter-
sthtzung bei dieser Untersuchung meinen verbindlichsten Dank ab-
zustatten.
Erkl&rnng der Abbildungen.
Fig. 1 und 2. Einzelne Paraaitenformen von zitronenformiger Gestalt, mit Haupt-
und Geifielkern und zugespitzten Enden zwischen Erythrocyten.
Fig. 3. In einem Leukocyten ein durch Phagocytose aufgenommener Parasit.
Daneben mehrere freie Parasiten.
Fig. 4. Umfangreiche Parasitenkolonie.
Fig. 5. Parasiten in rosettenartiger Anordnung.
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Centralblatt fiir Bolderiologie Abt. I. Or-ig. Bd. 68.
Dendrinos, Neuer KrankhcHserrcycr der Trypanosamcngrujipe.
Fig. 5.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
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L lArlV
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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten.
31
Naclidnick verboten.
Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten
(Borrelien).
[Aus dem Institut fur Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg.
Leiter: Ober-Medizinalrat Prof. Nocht.]
Von Dr. Gleitsmann, Marine-Stabsarzt,
komm. zum Institut fur Schiffs- und Tropenkrankheiten.
Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.
Die Erforschung des Schicksals der Spirochaten l ) nach der Krisis
hat zu den verschiedensten Ansichten iiber die Wesensart dieser Krank-
heitserreger — ob Protozoen, ob Bakterien — und mannigfachen Theo-
rieen fiber den Modus ihrer Erhaltung geffihrt. Wfihrend aber der
Streit fiber die Art des Virus mehr und mehr zugunsten der Bakterien-
natur der Spirochaten beendet zu werden scheint, ist fiber die Fort-
pflanzungsart dieses Mikroorganismus eine Einigung noch keineswegs
erzielt.
So nimmt Levaditi (9) eine Persistenz der Spirochaten an, ver-
moge deren einzelne Spirochaten, die dem Untergang durch die Phago-
cjtose entgangen sind, sich den Antikorpern des Wirtsorganismus an-
passen, vermehren und die erworbene Resistenz auf die junge Generation
vererben.
Schaudinn (10, 11) dagegen begrtindete die Theorie der Ruhe-
formen. Er hat die Umwandlung der Spirochaten in kurze spindel-
formige bis ovale Gebilde unter dem Mikroskop beobachtet und fihnliche
Formen in der Milz Recurrenskranker und im Darm der fibertragenden
Wanzen gefunden.
v. Prowazek (12) schlieBt sich mit seinen Einrollungsformen der
Vermutung Schaudinns an: Er hat gegen das Ende des Anfalles
namentlich in der Leber eingerollte Spirochfitenexemplare gefunden, die
er als Ruhestadien anspricht. Sie entstehen durch Einrollung zu lfing-
1) VVenn hier noch die Bezeichnung: „Spirochaten“ beibehalten wird, so geschieht
das lediglich deshalb, weil fiir diesen Mikroorganismus in den Werken, auf denen diese
Arbeit basiert, durchweg noch der alte Name gewahlt ist und eine plotzliche Umtaufe
des Objektes hochstens Unklarheiten erzeugen konnte.
Nach dem Erscheinen der Zuelzerschen Arbeit (1) muB aber die alte Benennung
aufgegeben werden. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen verlangen mit Recht, dafi
„Spirochate“ nur auf Organismen angewandt werden darf, deren Bau mit dem Typ
dieser Gattung, der Spirochaeta plicatilis Ehrenberg, iibereinstimmt.
Einigkeit fiber den neu zu wahlenden Namen ist noch nicht erzielt.
Dia Benennung mit „Spironema“ — nach dem Vorschlag von Gross (2), auf
dessen Begriindung hier nicnt eingegangen werden kann — ist zugunsten einer Fla-
gellatenart (3) priiokkupiert.
Dobells (4) Forderung, die Bezeichnung Schaudinns (5): „Treponema“ ein-
zuffihren, kann erst Berficksichtigung fiuden, wenn die von Schaudinn beobachteten
morphologischen Unterschiede zwischen seiner Treponema pallida und dem Virus
des Kfickfallfiebers resp. der hier behandelten Hfihnerkrankheit durch Nachprfifungen
widerlegt sind.
Zwischen Sambon (6) und Swellengrebel (7), die schon vor den eben er-
wahnten Autoren auf die falsche Bezeichnung hingewiesen hatten, mu6 die Prioritat
entscheiden. Da Sambon erst im August 1907 mit der Bezeichnung: „Spiroschau-
dinniae" herauskam, Swellengrebel dagegen bereits im Juni desselben Jahres auf
Grund der Borrelschen (8) Ausffihrungen das Virus „Borrelia“ taufte, so mufi der
Streit fiber den neuen Namen des Virus zugunsten der Borrelia entschieden werden.
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32
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
lichen Docken, die anfangs sich noch abwickeln kdnnen, schliefllich aber
fest verkleben und nur in toto beweglich bleiben. Aus ihnen geht —
sehr wahrscheinlich in den flbertragenden Zecken — die neue Spiro-
ch&tengeneration hervor.
Balfour (13, 14, 15, 16), Hindle (17), Breinl (18), King-
horn (19), Dutton-Todd (20), Tobey (21), Hoffmann (22), Leisli¬
ra a n n (23a), Norris-Pappenheimer-Flourney (23) u. a. hoben die
gelegentlich kdrnige Struktur der Spiroch&ten hervor und glauben in ihr
einen Degenerations- oder einen Fortpflanzungsprozefi erkennen zu
konnen. Namentlich vertreten die beiden zuerst genannten Autoren die
sogenannte Kdrnchentheorie und bauen sie weiter aus. Nach ihr stofien
die Spirochaten unter bestiraraten Bedingungen feinste KOrnchen aus der
Korperscheide aus und bilden in diesen „Granula“ die arterhaltenden
Sporen. Diese „spore forms 14 machen — nach Hindle — nur in den
Zwischenwirten, den Zecken, ihren Entwickelungsgang zu normalen
Spirochaten durch, wahrend Balfour einen geschlechtlichen Entwicke-
lungszyklus in den Zwischenwirten, den Zecken, und einen ungeschlecht-
lichen in den Wirtstieren, den Hiihnern, unterscheidet, und den asexuellen
wiederum in einen endoglobularen Kreislauf innerhalb der Ervthrocyten
und einen extracellular sich in Organen (Leber, Milz) abspielenden Zyklus
einteilt.
Balfour fand nun bei seinen Experimenten mit Huhnerspirochatose
in den Erythrocyten seiner Versuchstiere eigenartige Gebilde, in denen
er das endoglobuiare Stadium herangewachsener Sporen des asexuellen
Entwickelungszyklus gefunden zu haben glaubt.
Die entdeckten Einschliisse beschreibt er als pigmentlose Korperchen,
die in dem extranuklearen Teil der roten Blutkorperchen liegen, oft in
inniger Bertihrung mit dem Kern stehen und manchmal in der Mitte,
Fig- l.
Fig. 1. A Schematische Darstellung der endoglobularen Korperchen. B Dieselbe
im au.sgelaugten Blutpraparat. Nach Balfour, Spirochaetosis of Sudanese fowls.
(III. Report of Wellcome research laboratories. 1908. p. 48.)
Fig. 2. Schematische Darstellnng von Spirochaeta granulosa penetrans.
Einschliisse als „spore forms*'. Die „Sporen“ verlassen den Erythrocyten (discharging).
Nach Balfour, Spirochaetosis of Sudanese fowls. (IV. Report of Wellcome research
laboratories. 1911. p. 82.)
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Gleitsmann, Beitrag zur Eotwickelungageuchichte tier Spirochaten.
33
hSufig auch am Rande der Erythrocyten zu sehen sind. Sie kommen in
der Eiuzahl vor, werden jedoch meist in einer Vielheit (gelegentlich bis
zu 7) in einem roten Blutkorperchen gefunden. Ihre Gestalt ist auBerst
variabel; die haufigste Form ist die Ring- und die Flammeuform; ferner
fand er Kokken- oder feste Kugelformen, Ringforraen mit dunkler ge-
farbten Teilen, Siegelringformen, piroplasmenkhnliche Einschliisse, und
schlieBlich unregelmafiige Gebilde mit peripher gelegenen Korncheu und
Granula im Innern; daun auch feinste, kreuzweise angeordnete Granula
und ein der Malariateilungsform sehr ahnliches Gebilde, die „Morula-
form^, die das Endprodukt des endoglobularen, ungeschlechtlichen Ent-
wicklungsganges darstellen soil. Aus ihr gehen — analog dem Vorgang
bei der Malaria — die „Merozoiten a hervor. Diese „Merozoiten“ ver-
lassen zuerst wieder als feinste Kornchen die Erythrocyten und suchen
das freie Serum auf (s. Textfigur 1 und 2). Ihr weiteres Schicksal ist
bisher noch unbekannt. Die Einschliisse — anfangs unmeBbar klein,
heranwachsend zu Gebilden von 3,5—4 — erscheinen nicht generations-
weise im peripheren Blut, sondern sind dort gleichzeitig stets in alien
Entwickelungsstadien zu sehen, weil die Einwanderung in die Erythro¬
cyten und das Heranwachsen in diesen zeitlich unregelmafiig erfolgt.
Diese mannigfachen intracellul&ren Gebilde sind im Gegeusatz zu
den eben aus den Spirochaten hervorgegangenen freien Sporen (spore
forms) unbeweglich, wkhrend diese selbst — sehr wahrscheinlich in den
inneren Organen: Leber, Lunge, Milz — aktiv in die Erythrocyten ein-
dringen und, dort zu den entdeckten EinschlQssen heranwachsend, den
obenerwahnten asexuellen endoglobularen Kreislauf durcheilen.
Die Farbreaktion der endoglobularen Stadien ahnelt bei den Ro¬
ma n o w s k y -Methoden der der Erythrocytenkerne. In den komplizierter
gebauten alteren Formen zeigen die Kerne Chromatiufarbung.
Die typische Blaufarbung, wie z. B. bei Malaria, ist auBerst selten.
In enthamoglobinisierten PrBparaten (Ruges Modifikation von Ross)
nehmen die Gebilde intensivere Farbung an als die Kerne der Erythro¬
cyten und zeigen eine identische Farbung mit der der Spirochatenkorper.
Nach der Methode Heidenhain und Gegenfarbung mit Safranin
werden die Einschliisse hellrosa (verlieren jedoch ihre Granulastruktur).
wahrend die Erythrocyten dunkelblaugrau und deren Kerne schwarzblau
erscheinen; letztere konnen jedoch im degenerierten Zustande auch rosa
erscheinen, unterscheiden sich dann aber durch das dunklere Timbre der
Rosafarbe.
Unfarbbar nach Romanowsky sind die extracelluiaren „spore
forms“. Erst in dem Augenblick, in welchem sie in den Erythrocyten
eindringen, verlieren sie die Eigenschaft. Die Ursache dafur liegt in der
mit der Einwanderung verbundenen Kapselbildung, deren Sekret den
Farbstoff annimmt.
Nach der Lev ad iti-Methode und ihren Modifikationen [Yama-
mato, Buchanan (16)J farben sich die Gebilde in tiefem Schwarz.
In frischem Praparat haben die Einschliisse Kugelform und ahneln
unpigmentierten Malariaparasiten; sind heller als der Erythrocyt, scharf
begrenzt; wie oben erwahnt pigmentlos und besitzen keine aktive Be-
weglichkeit. Sie sind schwer zu unterscheiden von den Crawlay-
schen (14) Blaschen.
Dieser ganze EntwickelungsprozeB ist eine Eigenart der anglo-
agyptischen Spirochate, der sogenannten Spirochaeta granulosa
penetrans nov. spec., und ist abhangig von dem Eintreten des chro-
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 1. 3
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34
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
nischen Stadiums der Htihnerspirochatose, derafter-phase, von Balfour
auch granula-phase genannt.
Nach den bis jetzt erschienenen Veroffentlichungen sind noch von
verschiedenen Autoren solche Oder ahnliche Einschliisse gefunden worden.
Jowett (24) konnte die gleichen Gebilde in der Umgebung von
Kapstadt nachweisen. Bouet (25) stellte sie bei Hiihnern des franzd-
sischen Sudan, die auf dem Wege der Heilung waren, fest. Galli-
Valerio (26) fand bei dem Marchoux-Stamm in einer mit Hflhner-
Spirochaten infizierten weiBen Ratte und bei einem Spiroch&tenhuhn
ahnliche Einschliisse. Dschunkowsky und Luss (27) entdeckten sie
in alterierten Erythrocyten kranker und gesunder Hiihner und in unver-
Snderten roten Blutkorperchen spirochatenkranker GS.nse in Elisabethpol
und Surnabad (Transkaukasien).
Auch bei Kaltbliitern konuten in den Erythrocyten Einschliisse ge¬
funden werden. So beschreiben Dutton, Todd und Tobey (28) in
Frdschen, Henry (29) und Tidswell (30) in Fischen solche Gebilde.
Im Gegensatz zu diesen heben Gillruth (31) und Dodd (32) —
dieser in Queensland, jener in Viktoria — ausdrucklich hervor, daB sie
die endoglobul&ren Korperchen nicht zu Gesicht bekommen hatten.
Andere Autoren halten die Gebilde — wohl auf Grund der Ab-
bildungen im Report No. Ill (13) — fur Kernprodukte, u. a. Dobell (33)
und Hindie (17) (der jedoch spater [34J nach Durchsicht der Balfour-
schen Ausstrichpraparate zu der Ueberzeugung gelangt, daB es sich hier
um ein noch unbekanntes, mit der Spirochatose nicht verwandtes
Virus handeln mlisse). — Gegen die Auslegung der Gebilde als Kern-
derivate fiihrt Balfour die obengenannte unterschiedliche Farbbarkeit
der Einschliisse und der Erythrocytenkerne nach Heidenhain an.
Die Mehrzahl der Forscher erwahnt vor und nach der Entdeckung
Balfours von solchen Kbrperchen nichts.
Unsere Versuche und Untersuchungen, die sich nur mit dem
asexuellen, intracelluiaren Entwicklungszyklus beschaftigen, wurden mit
der Spirochaeta Marchouxi und der Sudanspirochate Balfours
1. Versuche in vitro.
Technik: Von den abgestuften Serum verdiinnungen in physiologischer Kochsalz-
loaung werden je 2 Tropfen einer Pipette in enge Reagensrohrchen mit je 2 Tropfen
spirochatenhaltigen Blutes vermischt und von Zeit zu Zeit kontroliiert (Spirochatenolut
vom 2.—3. Tage nach der Infektion).
a) Marchoux-Spirochatenserum -f Marchoux-Spirochate reap, -f Sudanspirochate.
Serum-
verdunnungen
Marchoux-Spirochaten nach
1'/, Stunde
Sudanspirochaten nach
l 1 /, Stunde
V,
Alle unbeweglich; kornig aufgelost
(Plasmolyse ?), z. Teil agglomerierend
Alle lebend. Vereinzelte Agglo-
merationssterue
‘A
Wie bei */,
Wie bei */,
7„
Zum Teil unbeweglich; die moisten be-
weglich. Agglomerationssteme
'/so
Fast alle normal beweglich. Agglome-
rationssteme
Unverandert
»y*°
Jr
1200
1 Beweglich; groBe Agglomerations-
| sterne
Kontrolle
Beweglich; unverandert
Beweglich; unverandert
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tilei tsinan n , Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten. 35
b) Sudanspirochatenserum + M a r c h o u x - Spirochate reap. + Sudanspirochate.
Serum-
verdiinnungen [
Sudanspirochaten nach
1V 3 Stunde
Marchoux-Spirochaten nach
V, Stunde
V,
Alle unbeweglich, mit kornigem Aus-
sehen, viele auf dem Boden liegend.
GroSe Agglomerationssterne, die nur
von bewegungslosen Exemplaren ge-
bildet werden
Fast alle beweglich; Agglome-
rationshaufen von beweglichen
Spirochaten gebildet, mafiig
viel unbewegliche, kornig aus-
sehende Spirochaten
V.
•
Wie bei '/,
V,o
Grofitenteile unbeweglich, korniges Aus-
aehen. Agglomerationssterne wie
bei l |.
Zum Teil unbeweglich; die Mehr-
zahl unverandert, Agglome¬
rationssterne bildend
7m
Sehr viele Spirochaten beweglich; ver-
einzelte unbeweglich, von normalem l
Aussehen; Agglomerationssterne von I
beweglichen Exemplaren gebildet
Unverandert
>
1,00
h oo
] Alle beweglich; viele Agglomerations-
[ sterne
Kontrolle
Beweglich, unverandert
Beweglich, unverandert
c) Versuch mit
polyvalentem Serum, d. h. mit Marchoux- und Sudanspirochaten¬
serum -f Marchoux- resp. -(- Sudanspirochaten.
Serum-
verdunnungen
Sudanspirochaten nach
l 1 /, Stunde
Marchoux-Spirochaten nach
1 */, Stunde
7,
Meist korniges Aussehen, agglome-
rierend; viele tot, einzelne noch!
schwach beweglich
V.
Wie bei */,
1/
/io
Spirochaten meist korniges Aussehen,!
agglomerierend, einzelne mit noch|
lebhafter Bewegung
O O
*
Spirochaten agglomerierend, zum Teil
unbeweglich, kornig aussehend
Agglomerationssterne, zum Teil unbe¬
weglich, sehr viele beweglich
Wie bei den Sudanspirochaten
VlM
Agglomerationssterne; die meisten Spiro-J
chaten lebhaft beweglich, vereinzelte|
unbeweglich
1/
19 00
Agglomerationssterne nicht so hfiufig
wie bei l / l0o , lebhafte Bewegung
Kontrolle
Bewegliche Spirochaten, zum Teil zu-
sammengeballt, keine typischen Ag-
glomerationssterne
selbst angestellt. — Sie sollten einmal den Nachweis einer Identitat der
beiden Stamme erbringen, andererseits die Feststellung eines Zusammen-
hanges zwischen den Gebilden Balfours und der Hiihnerspirochatose
(iberhaupt resp. die engen spezifischen Beziehungen zwischen den neu-
entdeckten Einschlfissen und den Sudanspirochaten — wie sie Balfour
behauptet — bestatigen.
Die Identitatsversuche wurden sowohl in vitro, nach Angaben Man-
teufels (35), als auch in vivo und schliefilich nach der Methode Mar-
3*
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36
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. t>8. Heft 1
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choux’ und Salim ben is (36), die gewissermaBen eine Kombination
beider darstellt, vorgenommen.
II. Versuche nach Angaben Marchoux’ und Salimbenis reap. Bouets(19).
Tecbnik: Immunserum und virulente Blutaufschwemmung zu gleichen Teilen ver-
mischt und nach 5 Minuten einera Huhn subkutan eingespritzt. (Hier wurde statt der
gleichen Mengen das Verhaltnis 1:10 Immunserum una Blutaufschwemmung gewahlt.)
Huhn No.
Serum -f Spirochaten
Resultat
J
0,9 Sudanspirochatenblutaufschwemmung +
0,1 Sudanspirochatenimmunserum
Huhn bleibt gesund
II
0,9 Sudanspirochatenblutaufschwemmung +
0,1 Marchoux-Spirochatenimmunserum
tj n
Kontrolle
0,9 Sudanspirochatenblutaufschwemmung +
0,1 Normalserum
Huhn erkrankt
Nach 8 Tagen werden beide Hiihner (I und II) mit der Marchoux-Spirochate
infiziert:
Huhn I
1,0 Marchoux-Spirochatenblutaufschwemmung
subkutan
Huhn bleibt gesund
Huhn II
dgl.
77 TJ 11
Kontrolle *)
1)
III. Serum versuche in vivo.
Huhn erkrankt
Technik: Zuerst wird ein Tier mit einem der beiden Spirochatenstamme infiziert.
2—4 Wochen nach dem Anfall nochmalige subkutaue Injektion (1,0) desselben Virus
(zur Feststellung der Immunitat gegen denselben Stamm) und schliefllich, 8 Tage nach
der 2. Einspritzung, Versuch einer Neuinfektion auf gleichem VVege mit dem anderen
Stamm.
Huhn
No.
Infiziert mit
Resultat
Reinfiziert
mit
Resultat
Neuinfiziert
mit
Resultat
I
Sudan-
spirochaten
(aus Zecken)
Anfall
Sudan-
spirochaten
bleibt
gesund
Marchoux-
Spirochaten
bleibt
gesund
II
dgl.
(aus Zecken)
71
dgl.
dgl.
dgl.
dgl.
III
dgl.
(aus Huhn I)
71
17
71
17
11
IV
dgl.
(aus Huhn III)
7)
11
rt
11
11
V
dgl.
(aus Zecken)
n
71
71
n
VI
Marchoux-
Spirochiiten
71
Marchoux-
Spirochaten
71
Sudan-
spirochaten
11
VII
Kiiken
I
dgl.
V
77
71
dgl.
11
71
71
T.
71
11
11
II
Sudan-
spirochaten
11
Sudan-
spirochiiten
"
Marchoux-
Spirochaten
11
III
dgl.
71
dgl.
"
dgl.
11
1) Passagen tiere.
Go gle
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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochiiten.
37
Die Versuche ergeben also:
1) Beide Spirocbatenstfimme sind im gewissen Sinne nach deni
vitro-Versuch nicht identisch. Dagegen
2) die Immunsera beider Spirochfitenstfimme wirken in vivo auf
jede der beiden Spirochatenarten parasitizid, und jedes der beiden Sera
ist imstande, das Wirtstier gegen beide Spiroch&ten zu immunisieren,
3) ein Tier, das eiuen Anfall der einen Spirochfitenart tiberstanden
hat, ist immun gegen einen Anfall der anderen SpirochStenart.
Den serologischen Versuchen schlossen sich die Tierexperimente und
-untersuchungen zur Entdeckung der Balfourschen Gebilde an.
Als Material dienten die beiden Spirochfitenstamme und einheiniische
Htihner verschiedenen Alters. (Tfigliche Untersuchungen im Dunkelfeld
und gleichzeitige Kontrolle durch gefarbte Ausstrichpraparate.)
Die Farbemethode war die von Balfour empfohlene:
Alkoholfixierung. 7 Tropfen der Giemsa-Losung auf 4,5 ccm
Aqua destillata. FSrbedauer: 10 Minuten.
Als Kontrollpraparate dienten die zugeschickten ungefarbten Aus-
strichprSparate Balfours, die mit dieser Fflrbung die Einschliisse sehr
charakteristisch wiedergaben (s. folgende Tabelle).
In Balfours Lehre fiber die von ihm entdeckten Gebilde stfitzen
sich einerseits die Thesen auf noch keineswegs einwandfrei festgestellte
Tatsachen und harren andererseits noch so viele Fragen der Beantwor-
tung, daB erst die Losung der aufgestellten Probleme und die Herbei-
fiihrung Uberzeugender Beweise der Lehre den Charakter des Hypothe-
tischen zu nehnien vermogen.
Sie basiert in letzter Linie auf der noch nicht bewiesenen Kornchen-
theorie; es fehlt der Beweis, dal! die ausgestoGenen „spore forms“ fort-
pflanzungsfahige Individuen sind und als solche auch wirklich in die
Erythrocyten eindringen; es fehlt der Beweis der gleichen Eigenschaft
der systematisch noch nicht gesonderten, sondern lediglich der Grofie
nach geordneten, proteusartigen Einschliisse, und schlieClich fehlen die
Zwischenglieder zwischen den Merozoiten und den ausgewachsenen Spiro-
chSten.
Balfour mud eine besondere Spirochfitenart annehmen Oder bei
alien Hfihnerspirochfitenstfimmen einen gleichen Entwicklungsgang vor-
aussetzen, und schlieBlich bedarf or eines Krankheitsstadiums des Wirts-
tieres als ^definitive stage u des Entwicklungszyklus seiner resp. aller
SpirochSten.
Dieses Krankheitsstadium nun — von Balfour auch granula phase
genannt — ist zuerst von Marchoux und Salim ben i (3G) als soge-
nanntes chronisches Stadium bei der brasilianischen Hiilinerspirochate
ungefahr folgendermafien geschildert worden:
„... manchmal nimmt die Krankheit chronische Form an: das Tier
wird nach einer scheinbaren Genesung wieder hinfallig und liegt infolge
einer Lahmung der Beine dauernd auf dem Boden. Einige Tage spater
geht die Lahmung auch auf die Fliigel fiber; die Temperatur bleibt sub¬
normal, das Tier magert stark ah und stirbt im kachektischen Zustand
im Verlauf von 1—2 Wochen. Heilung ist in dieser Phase seltener als
nach dem akuten Stadium . .
Ebenso berichten dariiber Dodd (32) in Queensland sowie Comte
und Bouquet (39) bei afrikanischen HUhnern, ohne die Einschliisse
Balfours in diesem Stadium zu erwahnen.
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38
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1.
Art und No.
Infiziert am?
Befund
Chronisches Stadium.
. §
in
des Tieres
Womit?
Befund
!&
CP O
Ausgang
Huhn No. I
20. Marz
11 Zecken
angesetzt
(Argas per-
sicus infiziert
mit der
Sudan-
spirochate)
26./29. Marz. Anfall. Hubn
macht einen schwerkran-
ken, teilnahmlosen Ein-
druck. Kamm u. Beine
blaB, ikterisch, gestrau bte
Federn, keine FreSlust,
Durchfall.
Ausstrichpraparat:
Das Blutbild entspricht
dem nach Injektion einee
hamolytischen Giftes,
z. B. Pbenylhydrazin (37,
38): Auftreten polychro-
matischer Ery th roblas ten
und fruhester Jugend-
formen der roten Blut-
korperchen (fast hamo-
f lobinfreier, lymphoider
lamoblasten), zahlreich.
orthochromatischer, sehr
S ofier Normoblasten,
ikrocy ten.N ormocy ten,
kernloser Formen, Ha-
moglobintropfen, Ery
5./17. April. Das Tier ist!
wieder allmahlich imraer
schlafriger u. teilnahm-
loser geworden, ist stark
abgemagert, liegt auf dem
Boden, unfahig zu laufen.
Ikterischer (29) Kamm
und Beine; geringe Frefi-
lust, Durchfall, iibler
Geruch.
Dunkelfeld: Keine
Spiroehaten und keine
intracellularen Gebilde.
Ausstrichpraparat:
Blutbild d. Auamie. Das
System d. Erythrocyten
ist fast normal. Auf-
fallend ist die verhiiltnis-
mafiig schnelle Regene¬
ration (29) des Blutbildes
der Erythrocyten, im
Gegensatz zu dem der
Lcukocyten (Lympho
cytose),
throcvten itn Stadium Verschwinden der Jugend-
der Karyolyse u. solcher,
mit abgesprengten oder
nur noch in feinstem
Zusammenhang mit dem
Hauptkern stehenden!
formen, dagegen noch
erheblicheLymphocytose 1
(grofle mononukleare); 1
keine Eiosinophilie. Keine
Balfour-Korperchen.
Kemteilen. Thrombo- cr. 17. April. Beginn all-
cvten, oft vergroScrt mit mahlicher Besserung.
Polkorperchen. Leuko-
cyten: Ausgesprochene
Lymphocytose namentl.
E rofler mononuklearer
ymphocyten.
Zahlreiche Spiroehaten;
keine Spiroehaten inner-
halb der roten Blut-
korperchen.
Dunkelfeld: Starke In-
fektion. In den Erythro¬
cyten mit schwach licht-
brechender Membran u.
stark leuchtendem Kern:
Intracellulare Spirocha-
ten — oft in der Mehr-
zahl in einem roten Blut-
korperchen — in lebhaft.
oft entgegengesetzten
Umlaufbewegungen. Ein-
und Austritt aus d. Ery¬
throcyten ab u. zu nach-
weisbar. In den stark
lichtbrechenden Ervthro-
cyten mit schwach ieuch-
tendem Kern (also in
Nein
Das Huhn
gesundet
spa ter.
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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten.
39
Lrt und No.
des Tieres
Infiziert am?
Womit?
Befund
Chronisches Stadium.
Befund
c
A
3 9
a b
Ausgang
L
CC :©
Huhn No. 1)1
nicht alterierten roten
Blutkorperchen) n i e
Spirochaten sichtbar.
30. M&rz. Anfall voriiber.
Stark auBgepragtes an-
amisches Blutbild.
Huhn schwer krank, einen
auflerst iiblen Geruch
verbreitend. W achsgelber
Kamrn u. Beine, Durch-
fall und Abmagerung.
2. April. Huhn macht
munteren Eindruck, friBi
tiichtig. Aussehen und
Verhalten sonst wie am
30. Marz. Typischer
lkterus.
Ausstrichpraparat:
Bild der Anamie. Keinpi
Spirochaten.
Dunkelfeld: Keine|
Spirochaten.
JFortsetzung siehe unter:
i Chronisches Stadium.
Hnhn No. II
27. Marz
mit Blut aus
: Huhn No. I
(Sudan-
I spirochate)
29. Marz u. 1. April An¬
fall. 1
Behind wiebei Huhn No. I
(b. u. 26./29. Marz).
2. April. Anfall voriiber.
Blutbild wie bei Huhn
No. I.
3. April. Huhn munterer,
friSt tiichtig. Auffallende
ikterische Verf&rbg. von
Kamm und Bein. Ab-
niagerung. Durchfall.
Blutbild: Anamie wie bei
Huhn No. I.
Fortsctzung siehe unter:
Chronisches Stadium.
5./20. April. Allmahlicher
Verfall des stark riechen-
den Tieres. Durchfall.
Abmagerung z. Skelett;
fast farbloser Karam.
Nach und nach ein-
setzende Schwiiche und
Lahmung der Glied-
maflen und des Halses.
Das Huhn ist auBer-
stande, aufzustehen, zu
laufen und den um 180°
gedrehten Kopf zu heben.
Im Dunkelfeld: Keine
Spirochaten oderBalfour-
Kftrperchen.
Im Ausstrichpraparat: An-
amisches Blutbild mit der
Eigenschaftdes bei Huhni
No. I beschriebenen.
Keine Balfour-Einschliisse.
Nein
Das Huhn
erholt sich
langsam. Die
Lanmungen
gehen jeaoch
nur zum Teil
zuriick.
Hahn No. HI
27. Marz
mit Blut aus |Verhalten
Huhn No. I
(Sudan-
spirochate)
29./31. Marz Anfall.
des Tieres und
der Blutbefund wie bei
Huhn No. I und II.
Nach dem Anfall allmah¬
licher Uebergang zum
chronischen Stadium.
Zunehmende Abmagerung, Nein
Schwiiche und Lhhmung
der GliedmaBen, dauern- 1
de Anamie.
Milz;
Leber.
In den
Lunge,
Nach
2 Wochen
Exitus. Sek-
tion: Doppelt
_ vergroBerte
vergroBerte matschige
Organausstrichen von
Leber, Milz, Herz und
Gehirn (Fiirbung wie angegebeu)
keine Balfour-Einschliisse.
I
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40
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
Art und No.
lies Tieres
Infiziert am ?
Womit?
. 1
Befund
Chronisches Stadium.
Befund
Balfour-
Korperchen
_
Ausgang
Huhn No. IV
30. April 3./5. Mai. Anfall: Wie
mit Blut aus oben.
HuhnNo.III 7. Mai. Erhebl. Anamie
(Sudan- und starke Abmagerung.
spirochatc) Durchfall. Kurz anhal-
tende Hinfalligkeit; keine
Lahmung. Schnelle Gc-
nesung.
Dunkelfeld 1 wie
Ausstrichpraparate] oben
Nein
Nein
Heilung.
Huhn No. V
wird einige
Tage vor der
Infizierung
imSehlangen-
ziminer des
Institute
(Tropentemn.)
untergebracnt
10./11. April
durch in-
fizierte
Zecken
(Argas per-
sicus) mit
Sudan-
spirochaten
16./18 April. Anfall: Wie
oben.
Dunkelfeld 1 wie
Ausstrichpraparate] oben
20. April. Das Tier wird
kurz nach der Krisis
getotet.
Nein
Nein
Sektion: Wie
bei Huhn
No. III.
Huhn No. VI
vorher ins
Schlangen-
zimmer wie
Huhn No. V
gebracht
10./11. April
durch infi-
zierte Zecken
(Argas per-
sicus) mit
Sudan-
Nach dem Anfall schnelle
Heilung. Befund wie bei
den Hiihnern No. IV
und V.
Nein
Nein
Huhn wird
gesund.
Huhn
No. VII
Huhn
No. VIII
Huhn No. V
20. April Ver-
euch, durch
Verfiitterung
:von 6 infizier-
ten Zecken
cine Infektion
zu erzielen,
| mifilingt.
4. Mai Vers,
durch Ver-
fiitterung(36)
von Sp. galli-
narum- (Mar-
chouxi) hal-
tiger Blutauf-
sehwemmung
i stomachal
1 ccm
Mit Sudan-
spirochaten
8./11. Mai. Anfall. Schwerej Nein Nein Huhn wird
Infektion. Nach Ablaufj gesund.
des akuten Anfalles un-
ter Erscheinungen der
Anamie, starker Ab-
magerung und Durch-
fall kurze anhaltende
Schwiichezustiinde, aber
schnelle Wiederherstel-
lung.
Dunkelfeld: VVie bei der
Sudanspirochatose.
Ausstrichpraparate: Wie
bei der Sudanspirocha-
tose.
Anfall und Blutbefund wie Nach der Krisis allmahlieh Nein Huhn geht in
friiher. j einsetzende Schwache d. marastischem
Beiue, so daB das Tier 1 Zustande
dnuernd liegt u. uur ganz zugrunde.
unsicher lauft.
Starke Abmagerung, An¬
amie usw.
14 Tage nach dem Anfall!
wiihrend des chronischenj
Stadiums ein schwerer]
Ruckfall.
Blutbild: Wie oben.
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41
Art and No.
dee Tieres
Infiziert ana ?
Womit?
Befund
Chronisches Stadium.
Befund
Balfour-
Korperchen
Ausgang
1
HuhnNo.IX
Mit
i Marchoux-
Spirochaten
Anfall und Blutbefund wie
bei Huhn No. VIII.
[Nach dem Anfall allmah-
lich einsetzende, schnell
zunehmende Schwache
der Beine. Unfahigkeit
zu stehen; schwere An¬
amie, Abmagerung usw.
i Nein
Allmahliche
Genesung.
3—6 Wochen
ftltes Hiihn¬
ehen No. I
Sudan-
spirochate
Nach dem Anfall mit fol-
gender Abmagerung,
Anamie etc. (s. o.) tritt
schnelle Wiederherstel-
lung ein. Die Blut-
befunde (Ausstriche und
Dunkelfeld) unterschei-
den sich nicht von denen
der alteren Tiere.
Nein
Nein
Genesung.
t
Hiihnehen
No. II 1
Sudan-
spirochate
GenauwieHuhnchen No. I.
Nein
Nein
' Genesung.
Hiihnehen
No. Ill
|
Marchoux-
Spirochate
Nach dem Anfall Zustand
und Blutbefund wie bei
dem Sudanspirochiiten-
Hiihnchen.
Nein
Nein
Genesung.
Hiihnehen
No. IV ins
Schlangen-
ziminer (s.
Hahn No. V) |
Sudan-
spirochate
1
Wie bei Hiihnehen No. III.
Nein
Nein
Genesung.
Hiihnehen
No. V
(Schlangen-
zimmer e. o.) 1
Marchoux-
Spirochate
Wie bei Hiihnehen No. III.
Nein
Nein
^ Genesung.
1 Kiiken
8—10 Tage |
alt
2 Kliken niit.
Sudan-
spirochate i
2 Kuken mit 1
Marchoux-
Spirochate
Starben im Anfall.
Nein
Nein
Im Anfall
gestorben.
Ausstrich-
praparate
ausd.innereu
Organen:
keineBalfour-
Korperchen.
Dunkelfeld Kuochenmark, Gehirn, Herz, Lunge, Leber,
Milz: Vereinzelte noch bewegliche, sehr viele uubewegliche,
in der Gestalt, nicht veranderte Spirochaten. Keine intra-
eellularen Stadien zu finden.
i I I
Dasselbe Bild chronischen Siechtums, bei dem die Korperchen
fehlten, zeigten auch einige der einheimischen Hiihner (No. 1—3 und 8
bei der Sudan- und No. 9 bei der brasilianischen Spiroch&tose). Bei
ihnen traten noch — was Balfour schon bei seinen Tieren konstatierte —
Anamie, Durchfall und ein iibler penetranter Gestank als Charakteristika
dieser Phase hinzu.
Alle diese erwahnten und ganz besonders die hier mit der Spiro-
chaeta granulosa penetrans selbst gemachten Beobachtungen
widerlegen die Behauptung Balfours, daC seine Einschliisse eng mit
dem chronischen Stadium zusammenhangen, und lassen die Annahme
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42 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1.
einer verwandtschaftlichen Beziehung zu den Spirochaten als unwahr-
scheinlich erscheinen.
Selbst wenn der Beweis eines Zusammenbanges zwischen den
Korperchen uud den Spirochaten erbracht ware, so hatte man noch
nicht das Recht, die Gebilde als parasitar anzusehen. Die Tatsache,
daB die KSrperchen sowohl in einem einzelnen Erythrocyten als auch
im Gesamtblutbild bei einem im kachektischen Zustand eingehenden
Huhn an Zahl zunehmen und umgekehrt verschwinden, wenn das kranke
Tier sich wieder erholt, erklart das Wesen der Einschliisse nicht. Da-
nach kfinnen sie noch immer die Erzeuger (d. h. also Parasiten), aber
auch die Produkte (d. h. Degenerationsgebilde) der „after phase 44 sein.
Es ist also auch die SchluBfolgerung Balfours „I regard this after
phase as a definitive stage in the life-history of the parasite 14 zum
wenigsten verfriiht. Sie ist es auch insofern, als es nicht recht ver-
st&ndlich ist, daB — im Widerspruch mit der bisherigen Lehre von den
Wechselbeziehungen zwischen Parasitenschadigung und Abwehrvor-
kehrungen des Wirtsorganismus — ein bestimmter Abschnitt des Ent-
wickelungszyklus des Virus (hier das endoglobulare Stadium) abhtingig
sein soli von einer Periode der Krankheit des Wirtstieres (hier der
after-phase); mit anderen Worten, daB der Organismus des Wirtstieres
dem ihm nachteiligen Virus zu seiner Erhaltung auch noch behilflich
sein soli.
Diese Folgerung Balfours ist auch deshalb auffallend, weil der
Wirtsorganismus bei der Hiihnerspirochatose in seiner Selbstlosigkeit
keineswegs konsequent vorgeht, im Gegenteil diese fiir die Fortpflanzung
des Virus nach Balfour so notige Phase nur in seltenen Fallen aus-
bildet.
So sprechen March oux und Salim ben i (36) von dem „gelegent-
lichen 44 Auftreten des chronischen Stadiums; Blaizot (40) hebt be-
sonders die Unbestandigkeit des Erscheinens der Kachexie hervor —
unter 60 Hiihnern 8 chronische Falle — und die oben angegebenen Ver-
suche bestatigen die Eigenschaft dieses eigenartigen Krankheitsbildes.
Unter diesen Umstanden miissen die Spirochaten also notgedrungen
in ihrem Dasein zum nicht geringen Teile sich ohne diese Phase ihrer
Entwickelung behelfen konnen; ein Vorgang, der in der Geschichte der
Biologie einzig dastiinde.
Weiter ist Balfour gezwungen, entweder anzunehmen, es handele
sich bei seiner Entdeckung urn Produkte eines fremdartigen Spiro-
chatenstammes — der Spirochaeta granulosa penetrans — oder
er muB bei alien Hiihnerspirochaten den oben beschriebenen Entwicke-
lungsgang voraussetzen. Er entscheidet sich fiir die Aufstellung einer
neuen Species und legt fiir seine Theorie der Artverschiedenheit seiner
Spirochate auf ihre Eigenschaft, in inneren Organen in infektiose Gra-
nula zu zerfallen und den asexuellen Entwickelungsgang durchzumachen,
das Hauptgewicht, und stellt damit gleich zwei Hypothesen auf, da weder
das Auftreten von Granula, noch die Infektiositat, iiberhaupt die Lebens-
auBerung der vermuteten Sporen nachgewiesen sind.
Unsere Nachpriifungen haben lediglich festgestellt, daB in betreff der
behaupteten Vorgange und Eigenschaften zwischen der Sudan- und bra-
silianischen Spirochate Uebereinstimmung herrscht; die Deutung der be-
obachteten Ereignisse ermoglichen sie leider nicht.
In dem Marchoux- und Balfour-Spirochfitenblut kann man
im Dunkelfeld und mit Vitalfarbung im Focus spirochatenumtanzende.
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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten.
43
- neben Spirochaten auftauchende und verschwindeude, kokkenformige Gra-
nula beobachten; doch sind die Phfinomene nie so eindeutig, daB man
die umherirrenden Korperchen als aus einer gerade beobachteten, sich
keftig schfittelnden Spirochete geboren ansehen mochte. Oft pflegt iiber-
dies das ganze Gesichtsfeld von solchen Gebilden in lebhaftester Brown-
scher Molekularbewegung so zu wimmeln, daB eine Orientierung von
vornherein ausgeschlossen ist. Kontrolluntersuchungen im geffirbten
Prfiparat klfiren bei Anwendung einer der Romano wsky-Methoden
fiber die Natur der ratselhaften Gebilde nicht auf, da sie sfimtlich und,
wie Balfour besonders hervorhebt, auch seine spore forms auf diesen
FarbstofT nicht reagieren.
Mit der Le vaditi-Methode und ihren Modifikationen (Yamamato,
Buchanan), vermittels deren B. imstande sein will, die extracellulfiren
Sporen von anderen Gebilden zu unterscheiden, erluilt man ebensowenig
fiberzeugende Resultate; denn die auf diese Weise fixierten Korperchen
prasentieren sich als hellgelbe, braune bis schwarze, regellos angeordnete
und umherliegende Kornchen, und gleichen mit ihrer Undifferenzierbarkeit
den tanzenden glfinzenden Kornchen im Dunkelfeld auBerordentlich.
Da auch das Blut gesunder Vfigel (z. B. Kanarienvogel) im Dunkel¬
feld solche Korperchen mit gleichen Farbreaktionen wie im Spirochfiten-
blut wiedergibt, so wird man in der Frage der Granulaentstehung doppelt
vorsichtig sein mtissen, es sei denn, eine neue Beobachtungsmethode
verschaffte dem Untersucher einwandsfreieren Einblick in den Vorgang
der Geburt der „spore forms u . Vorlaufig ist man noch immer gezwungen,
aus der vollendeten Tatsache auf den Vorgang zu schlieBen, d. h. die
zu beobachtenden Spirochfitenschatten als das Endprodukt der angenom-
menen GranulaausstoBung anzusehen.
Solche „Schatten u sind zweifellos oft bei alien Spirochfitenarten als
Reste einer frflher normalen Spirochfite leblos am Boden liegend zu
finden und die sich prfisentierenden kornigen „Scheiden“ (Toluidinblau,
Levaditi-Methoden) konnen auf teilweises AusstoBen des Leibesinhaltes
zurfickgeffihrt werden, doch beweist die kornige Struktur nicht einzig,
daB sie ihr Dasein innerhalb des Spirochfitenleibes zurfickgehaltenen, ge¬
farbten Granulis verdankt: es ist doch keineswegs ausgeschlossen, daB
dieses Aussehen auf plasmolytische Vorgfinge hindeutet.
Selbst wenn die Annahme Balfours von dem AusstoBen der Granula
sich als richtig herausstellt, bleibt immer noch die Frage der Bewertung
des Vorganges zu beantworten: handelt es sich urn einen aktiven, art-
erhaltenden ProzeB Oder hat man einen Vernichtungsakt vor sich.
AufschluB hiertiber kann nur die Kultur oder Impfung ergeben. Mit
dem Ausfall des Nachweises auf diesem Wege, wie ihn Dobell (33)
schon gefordert hat, steht und ffillt die These Balfours fiber die In-
fektiositfit seiner Gebilde, fiber den verwandtschaftlichen Charakter dieser
und der spore forms; ffillt die These des endoglobulfiren Entwickelungs-
ganges der Spirochfiten.
Kulturversuche mit den Einschltissen fielen bisher negativ aus.
Impfexperimente mit den Gebilden hatten wechselnde Resultate, sind
also nicht einwandfrei; die positiven sprechen einerseits daffir, daB die
Einschlfisse infektifis sind und als Erreger irgendeiner Krankheit, die
aber nicht Spirochfitose zu sein braucht, iibertragbar sein dfirften.
Andererseits lassen sie aber die Deutung zu, daB sie Degenerations-
produkte, hervorgerufen durch das Spirochfitentoxin, darstellen, und in
dem neugeimpften Tier durch die mitverimpften Toxine erzeugt wurden.
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44
Central bl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 8. Heft 1.
Ebenso lassen sich Balfours Beobachtungen, daB nach dem Ein-
spritzen der Einschliisse und dem Wiedererscheiuen solcher Gebilde iin
neuen Impftier sich eine Spirochatose ausbildete. mit der Wahrschein-
lichkeit, daB eben auch Spirochaten mitverimpft wurden, erklaren. End-
lich beweist die auffallende Tatsache, daB auch Zeckenbisse und Ein-
spritzen von „Zeckenemulsion* solche Korperchen hervorzubringen ver-
mochte, wiederum nur, daB es sich bei ihnen um ein neues Virus
handelt, daB aber noch nicht unbedingt mit der Spirochatose zusammen-
h&ngen muB.
Unsere Versuche, die Infektiosit&t der spore forms nachzuweisen,
gingen einmal von der Erwagung aus, daB die „spore forms* — ob mit
Oder ohne Bildung der Balfourschen Einschliisse — gleich nach dem
Verschwinden der Spirochaten noch im peripheren Blut und in den
inneren Organen kreisen und im neuen Wirtstier zu jungen Spirochaten
heranwachsen miiBten, wenn anders der zweite, ungeschlechtliche Riick-
faile erzeugende Entwickelungsgang sich bewahrheitete; andererseits
(und damit die Frage der KSrnchentheorie im allgemeinen beriihrend),
daB die Entwickelung der „spore forms* in den Zecken abliefe, also durch
sie eine Infektion mdglich sein miisse.
Die Technik war folgende:
1) Am Tage des Verschwindens der Spirochaten aus dem peripheren
Blut (Dunkelfeld) wurden aus alien Organen (Lunge, Leber, Milz, Gehirn
und Herz) Extrakte gemacht und miteinander vermischt; die Mischung
zweimal gewaschen, zentrifugiert, der Bodensatz mit physiologischer
Kochsalzlosung aufgeschwemmt und schlieBlich nach einer Untersuchung
im Dunkelfeld verimpft.
2) Den Hiihnern, die im peripheren Blut zum ersten Male nach dem
Anfall keine Spirochaten mehr zeigten (Dunkelfeld), wurden gesunde
Zecken [Ornithodorus moubata (42)] angesetzt und diese nach
einiger Zeit (4—6 Wochen nach dem Saugen) — zum Teil, nachdem sie
kurz vorher bei 37 0 gehalten wurden — gesunden Hiihnern zugesellt.
Die (allerdings wenigen) Versuche auf beide Art verliefen negativ;
weder die „Sporen“ innerhalb der Organe des Wirtstieres vermochten
durch eine ungeschlechtliche Entwickelung zu Spirochaten eine Erkran-
kung zu erzeugen, noch die von den Zecken aufgenommenen „spore
forms* ihre Umwandlung in ihnen durchzumachen und als Spirochaten
ihre Lebenstatigkeit zu bekunden.
Versuche mit den Einschlussen miissen den Untersuchern, die im
Besitze solcher Gebilde sind, iiberlassen bleiben. Sie werden sich auch
um das Schicksal der „Merozoiten“ zu ktimmern haben, d. h. ob diese
sich der Miihe, in Erythrocyten einzudringen, uuterziehen, nur um dort
nach einem komplizierten Entwickelungsgang unterzugehen, oder wie und
wo sie als junge Generation ihre Jugend verlebten. Sie werden den Be-
weis erbringen miissen, daB ein Teil der „Sporen“ tatsachlich gleich die
inneren Organe aufsucht, um dort, das endoglobuiare Leben verschmahend,
als neue Spirochaten Riickfaile zu verursachen; wie sie sich umwandeln
und weshalb sie — ganz im Gegeusatz zu den Spirochaten des Menschen
— bei den Vogeln fast nie Riickfaile hervorrufen.
Selbst wenn die Infektiositat der „spore forms* feststiinde, bliebe
noch nachzuweisen, daB die „Sporen* im Zusainmenhang mit den Ein-
schliissen stehen, d. h. daB die spore forms aktiv in die Erythrocyten
eindringen. Den Vorgang hat Balfour bisher — selbst im Dunkelfeld
— noch nicht beobachten konnen. Der eine von ihm berichtete Fall, in
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Gleitsraann, Beitrag zur EntwickelungBgeschichte der Spirochnten.
45
dein eine Spore in einen Erythrocyten einzudringen schien. konnte nicht
bis zu Ende verfolgt werden; er beweist also eine aktive Invasion noch
nicht; er kann ebensogut als ein passiver Vorgang erklart werden.
Jedenfalls spricht die einzige Beobachtung (trotz vieler Nachforschungen
in OrganprSparaten) mehr fiir einen Zufallsbefund als fflr einen normalen
Ablauf einer arterhaltenden Notwendigkeit.
Die weiteren Griinde, die Balfour bestimmen, fiir seine Spirochate
eine besondere Art anzunehmen, bestehen unter anderem in dem unter-
schiedlichen Ablauf der durch die Spirochaeta granulosa pene¬
trans erzeugten Krankheit bei jungen und alten Hfihnern, in dem
eigenartigen Entwickelungsgang in den Zecken, der grundsatzlich ab-
weichen soli von dem Zyklus, wie ihn v. Prowazek fiir die Spiro¬
chaeta gallinarum beschrieben und schlieBlich in der Fahigkeit, sich
der Lause als Zwischenwirte bedienen zu konnen.
Auch diese Griinde entbehren zum groBen Teil der Ueberzeugungs-
kraft: Balfour ist in der Deutung seiner Beobachtungen so oft auf
Einschrankungen und Voraussetzungen angewiesen, daB die seinen For-
schungen entspringenden Resultate mehr Ergebnisse theoretischer SchluB-
folgerungen als Produkte einer ununterbrochenen Reihe einwandfrei be-
obachteter VorgBnge darstellen. Er hat eben auch — wie alle Forscher
in Afrika, die mit ihren Huhnerspirochatenstiimmen dieselben Beobach¬
tungen machten — mit den in bezug auf Vogelspirochatose verwickelten
Verhaltnissen dieses Erdteiles, des Mutterlandes der Huhnerspirochaten
(Blaizot), zu rechnen und muB im Verlauf seiner SchluBfolgerungen
resigniert eingestehen: „In this country it is hard to obtain fowls which
one knows have never had spirochaetosis u . . . und gerade diese Un-
gewiBheit ist es, die stets verhindern wird, oft wunderbar erscheinende
Abweichungen von der Norm als naturliche Folgen eines eben nicht zu
kontrollierenden fruheren Ereignisses zu erklaren.
In derselben miBlichen Lage befindet er sich mit der Frage der
Entwickelung der Granula in den Zecken. Auch hier muB er gestehen,
daB er noch nie Zecken gefunden hatte, die frei von solchen Granulis
waren; es mflssen danach also alle Zecken infiziert sein.
Mehr Wert als alle die eben angefuhrten Grflnde hatten Serumver-
suche zur Feststellung einer Identitat gehabt; die hat Balfour leider
nicht angestellt. Er erwahnt nur die Experimente B o u e t s (25), der die
Balfourschen Gebilde bei der Spirochatose des franzbsischen Sudans
fand und durch Serumversuche nach Angaben Marchoux’ eine Identitat
zwischen seiner und der Marchoux-Spirochate feststellte.
Unsere oben erwahnten gleichartigen Versuche in vivo erganzen die
Entdeckung Bouets dahin, daB die Spirochate des englischen Sudan
(Balfour) Immunitat gegen die brasilianische (Marchoux) verleiht,
und umgekehrt. Da ferner Bouet weiter nachweisen konnte, daB die
Spirochaeta neveuxi nov. spec, entgegen den Angaben Brumpts,
im Senegal identisch mit seiner franzosischen Sudanspirochate sei, so
muB man als zwingende SchluBfolgerung dieser Beobachtungen die An-
nahme einer neuen Species in der Spirochate Balfours fallen lassen
und eine Identitat zwischen den „coccoid bodies" bildenden SpirochMten
Balfours und Bouets und den Spirochaten, ohne Bildung solcher
Einschlusse (Brumpt, Blaizot, Marchoux etc.) ableiten; und da
endlich die Spirochaeta granulosa penetrans unter europaischen
Verhaltnissen (Klima, Hiihnerrasse) keine asexuellen Stadien produzierte,
ist man zusammenfassend wohl berechtigt, zu erklaren, daB nach den
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Centralbl. £. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Erfahrungen oben zitierter Autoren und nach unseren eigenen Beobach-
tungen die verschiedeaen, jeweilig zu Versuchen benutzten Spirochaten-
stamme sich im klinischen Bild, dem patkologischen Befund des befal¬
lenen Organismus, dem biologischen und serologischen Verhalten so ahn-
lich sind, daB, wenn man auf Grund der Reaktion bei dem Serumversuche
in vitro auch eine Identitat aller Stamme nicht anerkennen will, man doch
nicht gleich eine Artfremdheit mit einem so komplizierten Entwickelungs-
zyklus aufzustellen berechtigt ist.
DaB zur Bildung der Balfourschen Einschliisse ein besonderes
Klima und eine bestimmte Hiihnerrasse erforderlich sei, ist sehr unwahr-
scheinlich. In Afrika selbst (Blaizot, Brumpt, Compte, Bouquet),
in Amerika (Marchoux) und in Australien (Dodd) und scklieBlich bei
kiinstlichem Tropenklima verlauft die Spirochatose ohne Bildung der
Korperchen. Ebensowenig kann ein Rassenunterschied in den Wirts-
tiereu ausschlaggebend sein; bei ihm kann der Verlauf und der Grad
der Erkrankung (Blaizot, Balfour, Marchoux etc.) von dem ge-
wohnlichen Gang abweichen — und selbst das scheint nicht iinmer der
Fall zu sein — es ist aber ausgeschlossen, daB der Entwickelungslauf
eines Virus von einer Rassenverschiedenkeit des Wirtstieres bestimmt
werden kann.
Zum SchluB noch einige Bemerkungen iiber die Art der von anderen
Autoren gefundenen Einschliisse.
Nach den bis jetzt erschienenen Veroffentlichungen scheint Bouet (25)
im franzosischen Sudan, dessen Gebilde von Dr. Sam bon, dem ersten
Deuter der Balfourschen Einschliisse als Uebergangsstadien, mit den
Balfourschen Korperchen als identisch erklart wurden, ein weiterer
Entdecker der Gebilde zu sein. Auffallend ist bei ihm allerdings, daB
seine in Erythrocyten und im Knochenmark gefundenen Kdrperchen —
im Gegensatz zu den bodies Balfours — sich nur zeigen, wenn die
befallenen Hiihner auf dem Wege der Heilung waren.
Neben ihm ist noch Jo wet t (24) in Kapstadt allem Anschein nach
in der Lage gewesen, die neuen Gebilde zu finden.
Ebenso sind die Befunde Dschunkowskys und Luss’ (27)
zu bewerten, soweit sie sich auf die paranuklearen Korperchen in un-
veranderten Erythrocyten spirochatenkranker Ganse erstrecken.
Die Chromatineinschliisse in den veranderten roten Blutkbrperchen
normaler Ganse, Enten, Tauben etc. und die Gebilde in den anormalen
Erythrocyten kranker und anscheinend gesunder Hiihner kommen fur die
Balfourschen Gebilde aber sicher nicht in Betracht; ihre schlechte
Farbbarkeit nach Giemsa, die schaumige Struktur, die undeutlichen
Konturen, vor allem aber die Verdrangung des Kernes durch sie sprechen
gegen eine Identitat.
Die von Galli-Valerio (26) erwahnten Einschliisse — 2—5 /a
groBe abgerundete, birnforinige Oder ovale, zum Teil leicht azurgefarbte
Kbrperchen mit stark gefarbten, veilchenblauen Granulationen, die teil-
weise frei im Serum nachgewiesen werden konnten — haben auch so
prinzipielle Uuterscheidungsmerkmale von den Charakteristicis der Bal¬
fourschen, so z. B. die Farbbarkeit nach der Leishman-Methode
im freien Serum, ihr Verschwinden vor dem Tode der befallenen Tiere.
daB an eine Verwandtschaft nicht zu glauben ist. Es scheint sich bei
ihm iiberhaupt um Zufallsbefuude zu handeln, da er seine Entdeckungen
nur in „mehreren u roten Blutkorperchen (einer hiihnerspirochatenkranken
Ratte) und „hier und da u in den Erythrocyten eines Spirochatenhuhnes,
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Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Spirochaten.
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dagegen nicht bei vielen anderen kranken Hiihnern seiner Experiraente
machen konnte. Wie weit die Hervorhebung des Befundes, daB die
gerade befallenen roten Blutkbrperchen rosa gefarbt waren, auf eine De¬
generation hinweisen sollen, ist leider aus der Arbeit nicht zu ersehen.
Interessant ist, daB der Antor selbst iiber die Natur der Korperchen
kein Urteil fallen will. Die Frage, daB es sich um eine leichte Infektion
rait Neigung zum chronischen Stadium handelt, laBt er offen.
Von den iibrigen Autoren, die iiber die Balfourschen Einschlusse
— vor und nach ihrer Entdeckung — niclits berichten, kann mit sieherer
Bestimmtheit behauptet werden, daB ilinen solche Gebilde nicht begegnet
sind, denu ein Uebersehen ist bei der Zahl und GroBe der eigenartigen
Korperchen einfach ausgeschlossen.
Die bei unseren Untersuchungen gefundenen „Einschliisse u beziehen
sich nur auf vereinzelte, iibrigens auch bei normalen Hiihnern gelegentlich
zu tindende Kernderivate. Ihre Struktur, die gleiche Farbbarkeit, dazu
Uebergangsstadien von normalem Kern iiber gezackte, abgeschnurte
Kernkonturen zu ganz freien Kernpartikelchen lassen iiber die Natur
dieser endoglobularen Teile einen Zweifel nicht zu.
Balfour selbst erwahnt solcher, von seinen wahren Korperchen
wohl zu unterscheidenden Kernderivate, und ebenso Hindle; daB es sich
bei dessen Gebilden — wie Balfour (44) meint — um eine hereditare
Infektion durch die Eier Oder als Ueberbleibsel einer alten iiberstandenen
Spirochatenerkrankung handelt, steht dahin; bei unseren Gebilden ist
das jedenfalls nicht zutreffend, da es in unseren Gegenden eine en- oder
epidemische Huhnerspirochiitose und damit auch eine Vererbung durch
die Eier nicht gibt. Ebeusowenig ist unter den Verhaltnissen an eine
alte iiberstandene Erkrankung zu denken.
Es ist iiber die interessanten Einschliisse noch nicht das letzte Wort
gesprochen; ihre Bedeutung und ihre Natur kann natiirlich nur da er-
griindet werden, wo sie aufzutreten pflegen.
DaB es sich bei ihnen aber nicht um parasit&re Gebilde spirochaten-
artiger Natur handelt, kann nach alien bisherigen Erfahrungen wohl mit
Sicherheit angenommen werden.
Ob es nicht doch degenerative Produkte sind, verursacht durch
Toxine der Spirochaten, die diese auffallenden Einschlusse zeitigen, oder
ob eine andere der Spiroch&tose ganz fremde Krankheit zu der Ent¬
deckung gefuhrt hat, muB die Zukunft lehren.
Literatnr
1) Zuelzer, Margarete, Ueber Spirochaeta plicatilis Ehrenberg und deren
Verwandtschaftsbeziehungen. (Arch. f. Protistenk. Bd. 24. 1912. p. 1 ff.)
2) Gross, Zur Nomenklatur der Spiroehaeta pallida Schaudinn und Hoffmann.
(Arch. f. Protistenk. Bd. 24. 1912. p. 109 ff.)
3) Eyferth, Lebensformen des Tier- und Pflanzenreiches. p. 312.
4) Dobell, On Cristipira veneriB nov. spec, and the affinities and classification
of Spirochaets. (Quart. Journ. Microsc. Sc. Vol. 56. 1911.)
5) Schaudinn, Zur Kenntnis der Spirochaete pallida. [Vorlaufige Mitteilung.]
(Dtsche med. Wochenschr. Jahrg. 31. 1905. p. 1665 ff.)
6) Sambon, Manson’s Tropical diseases. 1907. p. 833.
7) Swellengrebel, Sur la cytologie compare des spirochetes et des spirilles. (Ann.
de l’lnst. Pasteur. T. 21. 1907. p. 448 ff.)
8) Borrel, Oils et division transversale chez le spirille de la poule. (Compt. rend,
hebd. de la soc. de biol. T. 60. 1906. p. 138.)
9) Levaditi et Roche, J., Immunisation des spirilles de la tik-fever contre les
anticorps. M6canisme de la r6chute. (Compt. rend. hi5bd. de la soc. de biol. T. 62.
1907. p. 815.)
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48
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
10) Schaudinn u. Hoffmann, Vorlaufiger Bericht fiber das Vorkommen von
Spirochaten in syphilitischen Krankheitsprodukten und bei Papitlomen. (Arb. a. d.
Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. XXII. 1905. p. 527.)
11) Lowenthal, Die Spirochaten. (Biophvsikal. Centralblatt. Bd. 1.)
12) v. Prowazek, Morphologische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen
iiber Hiihnerspirochaten. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 23. 1906. p. 554 ff.)
13) Balfour, Spirochaetosis of Sudanese fowls. (III. Report of the Wellcome research
laboratories at the Gordon memorial college Khartoum. 1908. p. 38 ff.)
14) —, Spirochaetosis of Sudanese fowls. (IV. Report of the etc. 1911. p. 76 ff.
15) —, Further observations on fowl spirochaetosis. (Journ. of trop. Med. Vol. 12. 1909.
p. 285.)
16) —, The rble of the infective granule in certain protozoal infections as illustrated
bv the spirochaetosis of Sudanese fowls. (Ebenda. Vol. 14. 1911. p. 113.)
17) flindle, On the life-cycle of Spirochaeta gallinarum. (Ann. of trop. Med.
and Parasit. Vol. 4. 1911. No. 4.)
18) Breinl, On the morphology and life-history of Spirochaeta Duttoni. (Ann.
of trop. Med. and Paras. Vol. 1. 1907. p. 435 ff.)
19) Breinl and Kinghorn, An experimental study of the parasite of the African
tik-fever (Spirochaeta Duttoni). (Memoir of the Liverpool school of trop. Med.
XXI. 1906. Sept.)
20) Dutton and Todd, A note on the morphology of Spirochaeta Duttoni. (The
Lancet. 1907. 30. Nov.)
21) Dutton, Todd and Tobey, Concerning certain parasitic protozoa observed in
Africa. (Memoirs of the Liverpool school of trop. Med. XXI. 1906. p. 91.)
22) Hoffmann, Zur Stellung der Spirochaten im System. (Centralbl. f. Bakt. etc.
Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912. p. 520.)
23) Norris-Pappenheim and Flournoy, Study of a spirochaete obtaines from a
case of relapsing fever in man with notes on morphology, animal reactions and
attemps at cultivation. (The Journ. of infect. Dis. Vol. 3. 1906. p. 278.)
23a) Leishman, Observations on the mechanism of infection in tick-fever and on
the hereditary transmission of Spirochaeta Duttoni in the tick. (Transact,
of the Soc. of trop. Med. Vol. 3. 1910. p. 77 ff.)
24) Jowett, Note on the occurrence of fowl spirochaetosis at the Cape. (The agricult.
Journ. of the Cape of Good Hope. Vol. 37. 1910. No. 6; nach Balfour zitiert.)
25) Bouet, Spirillose des poules au Sudan francais. (Bull, de la soc. de pathol. exot.
T. 2. 1909. p. 288.)
26) Galli-Valerio, Recherches sur la spiroch4tiase des poules de Tunisie. (Centralbl.
f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 50. p. 189.)
27) Dschunkowsky et Lus 8, Sur l’4tude des maladies protozoires des oiseaux
doraestiques en Transcaucasie. (Rev. g4n. de m4d. v4t. TI 14. No. 163/164, resp.
Ber. v. 9. intern, tierarztl. Kongr. in Haag. 1909. Sept.)
28) Dutton, Todd and Tobey, Concerning certain parasitic protozoa observed in
Africa. (Ann. of trop. Med. and Paras. Vol. 1. 1907. p. 287.)
29) Henry, On the Haemoprotozoa of British sea-fish. [A preliminary note.] (Journ.
of Pathol, and Bact. Bd. 14. 1910. p. 463; nach Balfour zitiert.)
30) Tide well, Report of the Government Bureau of Microbiol. New South-Wales.
1909. p. 45; nach Balfour zitiert.)
31) Gillruth, Note on the existence of spirochaetosis affecting fowls in Victoria.
(Proceed. Roy. Soc. Victoria. Vol. 23. 1910; nach Balfour zitiert.)
32) Dodd, Spirochaetosis in fowls in Queensland. (Journ. of comp. Pathol, and Therap.
Vol. 23. 1910. Teil 1.)
33) Dobell, Researches of the spirochaets and related organisms. (Arch. f. Protisten-
kunde. Bd. 26. 1912. p. 117 ff.)
34) Hindle, Note on the foregoing communication bv Dr. A. Balfour. (Parasitology.
Vol. 5. 1912. No. 2.)
35) Manteufel, Experimentelle Beitrage zur Kenntnis der Recurrensspirochaten und
ihrer Immunsera. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 27. 1907/08. p. 327 ff.)
36) Marchoux et Salimbeni, La spirillose des poules. (Ann. de l’Inst. Pasteur.
T. 17. 1903. p. 568 ff.)
37) Kasarinoff, Experimentelle Blutuntersuchungen bei Vogeln. (Folia haematolog.
Vol. 10. 1910. p. 391.)
38) Neufeld u. v. Prowazek, Ueber die Immunitatserscheinungen bei der Spiro-
chatenseptikamie der Hiihner und iiber die Frage der Zugehorigkeit der Spiro¬
chaten zu den Protozoen. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 25. 1907.
p. 494 ff.)
39) Comte et Bouquet, Recherches exp4rimentales sur la spirillose des poules en
Tunisie. (Arch, de l’Inst. Pasteur de Tunis. 1908. p. 163 ff.)
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L'mHY
Of THE
'WfVEffSiTv OF ILLINOIS.
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Centralblatt fiir Balcteriologie Abt. I. Orig. Bd. 68.
Gfeitsmanti , Evhriclel 11 ngxgeschirhtr der Spiroehdten.
Morula-
tormen
Fig. I. Fig. II.
i
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
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— -URBANA-CHAMPAIGN
Voigt, Die Kuhpockenimpfung und das Lama.
49
40) Blaizot, Nouvelles rechercbes sur la spirochdtose des poules. (Arch, de l’lnst.
Pasteur de Tunis. 1910. p. 147 ff.)
41) Balfour, The value of vital blood staining in the study of the so-called infective
granule. (Brit. med. Journ. No. 2(368. 1912.)
42) Fiilleborn u. Mayer, Martin, Ueber die Moglichkeit der Uebertragung patho-
gener Spirochaten durch verschiedene Zeckenarten. Notizen aus der Tropenpraxis.
(Arch. f. Schiffs- u. Tropenkrankh. Bd. 12. 1908. p. 29.)
43) Blaizot, Note sur la recurrence dans la spiroch4lose des poules en Tunisie. (Arch,
de l’lnst. Pasteur de Tunis. 1910. Part 2. p. 52.)
44) Balfour, The life-cycle of Spirochaeta gallinarum. (Parasitology. Vol. 5.
1912. No. 2.)
Tafelerkl&rung’.
Grofienverhaltnisse 1:1000.
Fig. 1. Blutbild eines stark „infizierten u Huhnee (mehrfache „Infektion u eines
Erythrocyten).
Fig. 2. Morulaformen.
Fig. 3. Ringformen.
Fig. 4. Zeigt das GraSenverhaltnis zwischen den Spirochaten und den Einschliissen
mittlerer Grofie („Coccoid“-Form, agglomerierende Spirochaten).
Nachdruck verboien
Die KuhpockenimpfuDg und das Lama.
Von Prof. Dr. Leonhard Voigt, Hamburg.
Mit 1 Tafel.
Das Rind dient zwar iiberall als Trfiger des Kuhpockenimpfstoffes,
aber die Schutzkraft dieses Stoffes vermindert sich nach wiederholten
Passagen durch das Rind meistens bald und bis zur Unbrauchbarkeit.
BesaBe ein anderes, leicht zu beschaffendes Tier, eins unserer Haustiere,
die Eigenschaften zur Hervorbringung eines ungeschwachten Schutzstoffs
in ununterbrochener Fortpflanzung von Tier zu Tier, so daB dieser Stoff
einwandfrei dem Menschen verimpft werden konnte, so wfirde das einen
Fortschritt bedeuten.
Im Verlauf der Jahre habe ich, im Hinblick auf Obiges, die vacci-
nalen Eigenschaften unserer Haustiere wie anderer leicht zu beschaffender
Tiere geprfift 1 ); hier mochte ich meine kilrzlich erhobenen Befunde der,
wie es mir scheint, hochgradigen Tauglichkeit des Lama zur Lymph-
gewinnung kurz schildern.
Durch das Entgegenkommen des Herrn C. Hagenbeck, Besitzer
des Tierparks, Hamburg-Stellingen, der mir seine Lamas unentgeltlich
zur Verfiigung gestellt hat 2 ), ist es mir ermfiglicht worden, dieses Tier
auf seine vaccinalen Eigenschaften zu prfifen.
Das Lama dient zwar nur in Siidamerika als Haustier, kommt fur
die flbrigen Lender nicht in Betracht, seine vaccinalen Eigenschaften er-
wiesen sich aber als sehr beachtenswert. Eine Mitteilung, die Car ini
fiber einen Versuch mit der Impfung dieses Tieres gemacht haben soil,
ist mir nicht zugfingig gewesen.
Das Lama ist ein fiuBerst gutmtitiges Tier; man kann es, wie ein
Kalb, auf den Impftisch legen, doch muB man sich vor seinen scharf-
1) Voigt, L., A propos des h6tes intermediates de la vaccine animate. (I. Congrt's
internat. de pathol. compar. du 17—23 Oct. 1912. T. II.)
2) Ich benutze diese Gelegenheit, Herrn C. Hagenbeck meinen aufrichtigen
Dank auszusprechen.
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 1. 4
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50 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
kantigen Hufen hiiten; auch spuckt es aufgewiirgten Mageninhalt, wenn
gereizt. An seinem zottig behaarten Rumpfe bieten Unterleib, wie auch
die Innenflachen der Oberschenkel, weil nur wenig behaart, geeignete,
bequem zu rasierende Impfflachen mit weicher Haut. Mir standen zwei
Lamas zur Verfiigung.
An Lama No. 1, einem noch nicht ausgewachsenen Tiere, geimpft
am 6. Sept. 1912, mit kritzelnden Impfstichen, wuchsen im Laufe von 5
Tagen Pustelu von mittlerer GroBe (Fig. 1), die etwas kleiner blieben
als die Pusteln eines Rindes, aber wesentlich groBer wurden als am ge-
impften Schafe oder der Ziege. Der anfangs klare Pustelinhalt begann
am 6. Tage sich zu trilben, trocknete danach ein. Die Borken stieBen
sich um den 20. Tag ab, mit Hinterlassung heller Narben.
Zur Impfung des Lama No. 1 war, mehr gegen den Nabel, eine
Retrovaccine erster Generation, also ein ganz besonders kraftiger Impf-
stoff, weiter abwarts eine ebenfalls sehr viruleute Lapine benutzt worden.
Die Pusteln aus der Retrovaccine entwickelten sich ganz besonders kraftig,
die Pusteln aus der Lapine mehr perlschnurformig.
Am Lama No. 2, geimpft mit dem am 5. Tage gewonnenen und mit
etwas Glyzerin verriebenen Impfstoffe des Lama No. 1, der 2 Tage alt
geworden war, entstanden ebensolche Pusteln wie am Lama No. 1 (Fig. 2).
W&hrend der Reifung der Pusteln stieg bei beiden Tieren zwischen deni
5. und 7. Tage die Normaltemperatur von 38,3° C bei dem ersten Tier
bis zu 39,3° C, bei dem zweiten Tier bis zu 38,8° C. Pathologische
Nebenerscheinungen oder Spuren eines allgemeinen Ausschlags zeigten
sich nicht.
Der dem Kaninchen, dem Rinde (Fig. 3) und dem Menschen (Fig. 4)
iibertragene Lamastoff wirkte uberall ebenso kraftig wie beste Kalbs-
lymphe, lieB sich auch von Rind zu Rind bis jetzt ungeschwiicht fort-
pflanzen.
Die am 23. Sept, vom Kalb No. 27 aus Lamastoff gewonnene reich-
liche Ernte lieferte, mit Glyzerin emulsioniert, vom 22.—31. Oktober,
auf 675 Erstimpflinge und 71 Wiederimpflinge verimpft, die schonsten
Pusteln, mit einem personlichen Erfolge der Erstimpfung in 100 Proz.,
der Wiederimpfung in 91 Proz., und mit einem Schnitterfolge der Erst¬
impfung in 99,37 Proz., der Wiederimpfung in 83 Proz. Der Erfolg
war sogar bei mehrereu in den Vorjahren 2mal ohne Erfolg Revacci-
nierten jetzt positiv. Dieser Impfstoff erwies sich nachher bis in den
Januar hinein bei den um die Jahreswende erforderlichen Massen-
impfungen als noch ganz ebenso erfolgreich wie im Oktober.
Zweifellos lassen sich vom Lama reichliche Ernten an Impfstoff ge-
winnen, denn die Tiere bieten leicht zugangliche Impfflachen von hin-
reichendem Umfange. Die Frage, wio lange der Kuhpockenimpfstoff von
Lama zu Lama ununterbrochen sich fortpflanzen lafit, ohne an Virulenz
zu verlieren, wird sich in den Impfanstalten Siidamerikas erproben lassen.
Ich nehme an, daB man dort das Lama ebensogut wie das Kaninchen
wird zur Lymphgewinnung benutzen kSnnen. Dann diirfte man dem
Stoff des Lama den Namen „Lamine“ geben, wie der Kaninchenstoff
„Lapine“ genannt wird.
Der Verwendung des Lamastoffes in Gestalt einer Glyzerinemulsion
zur Menschenimpfung durften Bedenken nicht entgegentreten, weil das
Lama als Schlachttier verwendet werden kann, seiue inneren Organe also
tierarztlicher Besichtigung zug&ngig gemacht werden konnen.
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Cenlralhlnlt fiir Balteriologic A hi. I. Orirj. B<L (IS. Voigt. Knhporhvnimpfunrj.
Fig. 1. Lama No. 1 horas G X 24 post Fig. 2. Lama No. 2 horas G X 2-1 post
vaccinationem 12. Sept. 1912. vaccinationem 19. Sept. 1912.
Fig. 3. Kalb No. 2G. Retro vaccine
l’usteln aus Stoff vom Lama No. 1 von 2. Generation,
horas 4X24 post vaccinationem.
Fig. 4. Am linken Anne Pusteln aus Lamalymphc, am rechten Arme Fustelu
aus Kalbsstoff horas 7X24 post vaccinationem 7. Okt. 1912.
Verlog von Gustav Fischer in Jenn.
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Kostrzewski, Hiimolytische Eigenschaften des Menschenserums etc. 51
Nachdruck verboten.
Hamolytische Eigenschaften des Menschenserums auf 2—4
verschiedene Blutkorperchenarten za gleicher Zeit untersucht.
[Aus dem serologischen Laboratorium der k. k. medizin. Universitats-
klinik zu Krakau. Direktor Prof. Dr. Jaw or ski.]
Von Dr. J. Kostrzewski, Assistenten an der Klinik.
Die nachstehende Arbeit handelt von Heterolysinen. GemalS der
Rolle, die das Komplement in der Immunitatslehre spielt, suchen alle
bisherigen Untersuchungen (ausgenoininen die Arbeit von Aschenheim,
diese Zeitschrift. Bd. 49. H. 1) im Blutserum Schwankungen, bzw. den
Scbwund des Komplementes festzustellen. Die dabei getibte Versuchs-
anordnung ist sehr einfach; rait einer oder der anderen Blutkorperchenart,
welche gewohnlich von Menschenserum hfimolysiert wird, wird das Serum
zusammengebracht und nach gewisser Frist das Resultat abgelesen; oder
aber, urn bei Bestimmung des Komplementes vom Ambozeptor des Serums
unabhangig zu sein, werden Serum, Blutktirperchen und eine starke Dosis
des entsprechenden Immunambozeptors (Moro benutzt den menschlichen
Normalambozeptor) verwendet. Entbehrt das Serum der hfimolysierenden
Eigenschaft, so wird das dem Mangel an Komplement zugeschrieben; der
Normalambozeptor des Serums bleibt dabei unberucksichtigt. Von den
bisherigen Untersuchungen sind unsere insofern verschieden, als sie den
Ambozeptorgehalt des Serums zu beurteilen suchen, ferner, daC sie das
Verhalten eines und desselben Serums gegeniiber zweien, gewohnlich
3—4 Blutkorperchenarten zu gleicher Zeit beriicksichtigen.
Methodik der Untersuchung.
Nach der Entnahme wurde das Menschenblut durch 6—8 Stundeu
im Eiskeller aufbewahrt. Ein Teil des gewonnenen Serums wurde im
Verhaltnis 1 ccm + 4 ccm 0,9-proz. NaCl-Losung verdtinnt, das andere
bei 56° C durch */« Stunde inaktiviert und nachher verdtinnt. Das
Serum wurde immer in Mengen von 1, 0,75, 0,5, 0,25 und 0,1 ccm ver¬
wendet; von der 5-proz. Blutkorperchenaufschwemmung wurde 0,5 ccm
gebraucht; es wurde immer mit 2,5 ccm Gesamtvolumen gearbeitet. Zu
inaktiviertem Serum wurde 0,5 ccm 1 :10 verdtinntes Meerschweinchen-
serum als Komplement zugegeben und deshalb entsprechend weniger
von der NaCl-Losung. Nach einsttindigem Verweilen bei 37 0 C wurde
das Resultat abgelesen. Beim Inaktivieren konnen Normalambozeptoren
vernichtet werden; am aber fiber die beiden Bestandteile des Ilamolysins
eine Orientierung zu gewinnen, wurde in folgender Weise vorgegangen:
Sowohl das unverdtinnte aktive Serum wie auch die Glaser mit je 0,5 ccm
Blutkorperchenaufschwemmung und 0,5, 0,75, 1,0, 1,25 und 1,4 ccm NaCl-
Losung geftillt wurden 1 / i Stunde im Eiskeller bei ca. +5°C gehalten.
Dann wurde das Serum auf 1:5 verdtinnt, in die Glaser getan und jetzt
wieder 2 Stunden in derselben Temperatur im Eiskeller aufbewahrt.
Nach dieser Frist wurden die Glaser zentrifugiert und die klare Fltissig-
keit abpipettiert l ); zu dem Bodensatz wurden 2 ccm 0,9-proz. NaCl-
1) Das Zentrifugat wurde ab und zu auf seine hamolytischcn Eigenschaften mit
derselben Blutkorperchenart, welche sensibilisiert wurde, gepriift (0,5 ccm der ent¬
sprechenden Blutkorperchenaufschwemmung -f 2 ccm des Zentrifugates).
4*
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52
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
Losung gegeben, die Glaser geschiittelt, dann 0,5 des auf 1:10 ver-
diinnten Meerschweinchenserums zugetan, der Inhalt der Glaser wieder
durchgeschiittelt und das Resultat nach einer Stunde bei 37° C langem
Stehen abgelesen. Als Kontrolle diente Bodensatz von 0,5 ccm Blut-
korperchenaufschwemmung mit 1 ccm (Vs verdiinnt) Serum sensibili-
sierter -f- 2,5 ccm NaCl-L5sung. Jedes Serum wurde also auf jede Blut¬
korperchen art in drei Reihen untersucht.
I. Reihe: Das native Serum (‘/ 5 verdiinnt).
NaCl 1,0 1,25 1,5 1,75 1,9
Serum 1,0 0,75 0,5 0,25 0,1
Blutkorperchen 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5
II. Reihe: Das inaktivierte Serum (*/« verdiinnt).
NaCl 0,5 0,75 1,0 1,25 1,4
Serum 1,0 0,75 0,5 0,25 0,1
Komplement 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5
Blutkorperchen 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5
III. Reihe: Das native Serum (*/ 6 verdiinnt) durch Sensibilisierung der Blut¬
korperchen.
NaCl 0,5 0,75 1,0 1,25 1,4
Serum 1,0 0,75 0,5 0,25 0,1
Blutkorperchen 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5
2 Stunden im Eiskeller gehalten, nachher zentrifugiert, die Fliissig-
keit abpipettiert und zum Bodensatz 2 ccm NaCl -f- 0,5 V 10 verdiinnten
Meerschweinchenserums zugegeben. Bei dieser Art der Versuchsanord-
nung gewann man in der I. Reihe den hamolytischen Titer des nativen
Serums; in der Reihe II den Titer des Ambozeptors des inaktivierten
Serums; in der Reihe III durch Sensibilisierung der Blutkorperchen
den Ambozeptortiter des nativen Serums. Gebraucht wurden Hammel-.
Meerschweinchen-, Kaninchen- und Ochsen-Blutkorperchen. Das Hammel-
blut stammte von 3 Tieren; bei alien dreien war es von derselben Re-
sistenz; die iibrigen Blutkorperchenarten waren nicht von gleicher Her-
kunft. Es wurden im ganzen 115 verschiedene Sera untersucht; 23 mit
Hammel- und Ochsenblut; 26 mit Hammel-, Meerschweinchen- und Ka-
ninchenblut; 29 mit Hammel-, Meerschweinchen- und Ochsenblut, und 37
mit Hammel-, Meerschweinchen-, Kaninchen- und Ochsenblutkorperchen.
Auf Hammelblut wurden alle 115 Sera untersucht, auf Ochsenblut 89.
auf Meerschweinchenblut 94, auf Kaninchenblut 63 Sera. Mehrere Sera
wurden in kiirzeren Oder langeren Zeitintervallen zu wiederholten Malen,
stets mit derselben BlutkSrperchenart, geprtift.
B e f u n d e.
Vorversuche haben gezeigt, daB die Hamolyse, nachdem die Glaser
eine Stunde bei 37° C gestanden hatten, nicht merklich weiterschreitet;
daher wurde das Resultat imraer nach dieser Zeit abgelesen.
Da die untersuchten Sera hauptsachlich von kranken Individuen
stammen, wollen wir nicht von dem normalen Gehalt des Menschen-
serums an Hamolysin sprechen, wohl aber von seinen grSBeren,
kleineren, bzw. dem Fehlen seiner hamolytischen Eigenschaften. Das
Arbeiten mit den 4 Blutkorperchenarten mit ein und demselben Serum
ergab folgendes:
1) Ein und dasselbe Serum auf die 4 Blutkorperchenarten unter¬
sucht, zeigt gegeniiber diesen verschiedene hamolytische Kraft. Am stark-
sten werden hamolysiert Hammel- und Meerschweinchenblutkfirperchen;
der Titer steigt bis auf 0,25 ccm des Serums; der Titer fiir Kaninchen-
blutkorperchen bis 0,5 ccm, fur Ochsenblutkorperchen auch bis 0,5 ccm.
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Kostrzewaki, Hamolytische Eigenschaften dea Mensehemserums etc. 53
2) Gegeniiber einer und derselben Blutkorperchenart zeigen ver-
schiedene Sera sehr groBe Unterschiede ihrer hamolytischen Eigen¬
schaften. Weder im Alter 1 ), noch im Fieber, den Ernahrungszustand
und einer groBen Reihe verschiedener Krankheiten ist die Ursache der
Schwankungen des hamolytischen Titers der Sera zu finden. Speziell
sei hingewiesen auf die Blutkrankheiten und die Leuko-
cytose; es besteht kein Zusammenhang zwischen 1 e t z -
teren und dem hamolytischen Titer des Serums.
3) Ochsenbluthamolysin kommt im Menschenserum nicht oft vor.
Von 89 auf Ochsenblutkorperchen untersuchten Fallen zeigten 12 Sera
hamolytische Eigenschaften. Eine Ursache des Hervortretens des Ochsen-
bluthamolysins im Menschenserum (alle diese Sera, ausgenommen 2 von
Graviden. starnmen von kranken Individuen) konnen wir nicht angeben;
es kann nur so viel gesagt werden, daB manche von den Seris, die starke
hamolytische Eigenschaften gegen Hammel-, Meerschweinchen- und Ka¬
ninchenblutkorperchen zeigen, auch Ochsenbluthamolysin enthalten.
4) Das Fehlen des Hammel-, Meerschweinchen- und
Kaninchenbluthamolysins im Menschenserum muB als
pathologischangesehen werden.
5) Es brauchen nicht zugleich die Hammel-, Meer¬
schweinchen- und Kaninchenbluthamolysine in einem
und demselben Serum zu fehlen.
6) AuBer der Art und der Starke der vorhandenen Hamolysine zeigt
das Menschenserum auch andere Unterschiede im Verhalten gegeniiber
den 4 Blutkorperchenarten.
a) Kaninchenblutkorperchen werden in den groBeren Dosen des
Serums hamolysiert, in den mittleren teils hamolysiert, teils agglutiniert,
in noch kleineren nur agglutiniert. Genauere Grenzen brauchen nicht
angegeben zu werden, weil sie mit der hamolytischen Starke des Serums
wechseln. Die hamolytischen und agglutinierenden Eigenschaften des
Serums gehen wieder nicht immer parallel miteinander; daB keine Agglu¬
tination mit Kaninchenblutkorperchen vorhanden ist, kommt ab und zu
vor; irgendwelche Regel aber in dieser Richtung konnten wir nicht finden.
b) Das inaktivierte Serum kann man mit Meerschweinchenkom-
plement reaktivieren fiir Hammel- und Ochsen - Blutkorperchen; fUr
Meerschweinchen- und Kaninchen - Blutkorperchen gelang es uns aber
niemals. Das inaktivierte Serum agglutiniert die Kaninchenblutkorperchen
etwas starker als das native.
c) Beim Sensibilisieren der Blutkorperchen bei der oben be-
schriebenen Art des Vorgehens (d. h. vor Zusammenbringen wurdeu
alle Reagentien gekiihlt) gelang es uns, beide Bestandteile des Hamo-
lysins zu trennen fiir Hammel- und Ochsen-Blutkorperchen; fur Ochsen¬
blutkorperchen in alien 12 Fallen; fiir Hammelblutkorperchen ausge¬
nommen zwei Sera (in einem Falle lag Ca. peritonei, im anderen Ca.
ventriculi vor); diese Sera hamolysierten auch im Eiskeller. DaB hier
kein Versuchsfehler vorlag, lehrte die wiederholte Priifung derselben
Sera; daB es sich urn zusammengesetzte Hamolysine handelte, ging
daraus hervor, daB das inaktivierte Serum unwirksam war.
Bei 2 Stunden langein Sensibilisieren wurde immer der ganze Ambo-
zeptorgehalt gebunden, ausgenommen die sehr stark wirksamen Sera,
1) Die Individuen, deren Blut untersucht wurde, standen im Alter von 6—72
Jahren.
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54 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
bei welchen offenbar 0,5 ccm Blutkorperchenaufschwemmung dazu uicht
reichte. Kaninchen- und Meerschweinchen-Blutkorperchen wurden beim
Sensibilisiereu agglutiniert; das Zentrifugat verlor seine hamolytischen
Eigenschaften fiir die betreffende Blutkorperchenart. Nachdem 11 unter-
suchte Sera in der zweiten und dritten Reihe unserer Versuchsanord-
nung immer das besprochene Verhalten gegen Meerschweinchen- und
Kaninchen - Blutkorperchen gezeigt hatten, verwandten wir seither das
inaktivierte Serum und das Sensibilisieren der Blutkorperchen nur bei
Hammel- und Ochsen-Blutkorperchen. — Die durch 30' bei 56° C in-
aktivierten Sera — dieses bezieht sich nach dent oben Gesagten nur auf
Hammel- und Ochsen-Blutkorperchen — konnten wir immer reaktivieren.
ausgenommen die Sera, welche unwirksam oder schwach wirks&m in der
ersten Reihe unserer Versuchsanordnung gefunden wurden. Ob es sich
bei den schwach lytischen Seris um thermolabile Ambozeptoren handelt.
oder nur um analoge Abschwachung des Ambozeptors beim Inaktivieren.
welche bei den mittelkraftig-lytischen Seris zu beobachten ist, bleibt offen.
Wie gesagt, suchen unsere Versuche in der II. und III. Reihe
unserer Versuchsanordnung den Ambozeptorgehalt der Sera zu be-
stimmen. Zum Aktivieren der inaktivierten Sera und der sensibilisierten
Blutkorperchen gebrauchten wir 0,5 ccm auf 1:10 verdtinnten Meer-
schweinchenserums. Dafi das Meerschweinchenserum als Komplement
nicht immer gleichwertig ist, ist bekannt. Diese Methodik der Unter-
suchung kann daher keine Ansprtiche auf Exaktheit der Titrierung des
Ambozeptors und indirekt des Komplementes der Sera haben; jedoch
ergibt sie im groBen und ganzen folgendes:
Je starker sich die Sera in der ersten Versuchsreihe gezeigt hatten,
deste starker konnten sie in der Reihe II und III aktiviert werden;
(diese Formel beriicksichtigt nicht die Details, von denen an anderer
Stelle gesprochen wird) oder mit anderen Worten gesagt, Ambozeptor-
und Komplementgehalt eines Serums gehen mehr oder weniger parallel
miteinander. Besonders deutlich tritt das hervor in der III. Reihe unserer
Versuchsanordnung. Beim Sensibilisieren der Blutkorperchen zeigten
die lytischen Sera starkere Wirkung, als in der ersten Reihe, wogegen
die unwirksamen Sera der ersten Versuchsreihe in der dritten entweder
gar nicht oder nur in sehr geringem Grade aktiviert werden konnten.
Ausnahme davon bildet Serum No. 9 und 16 (s. die Tabelle), d. h. in
der ersten Reihe der Versuchsanordnung zeigten sie fast gar keine hamo-
lytischen Eigenschaften, in der dritten dagegen gaben sie in der Dosis
1 ccm des Serums vollstandige Hamolyse, in 0,75 ccm noch starke.
Normales Menschenserum enthS.lt zugleich Hammel-, Meerschwein¬
chen- und Kaninchen - Bluthamolysin. In der folgenden Tabelle geben
wir jene von den von uns untersuchten Seris, die wir gemaB dem obigen
Standpunkte als pathologisch ansehen.
Die wiederholt untersuchten Sera teilen wir in zwei Gruppen; die
erste umfaBt die Sera, die bei wiederholter Priifung keine Unterschiede
gegeniiber der ersten Untersuchung zeigen:
a) Die wirksamen Sera (diese stammen von teils gesunden, teils mit
ganz verschiedenen Krankheiten behafteten Individuen und einigen Gra-
viden) zeigten, abermals untersucht, dieselben hiimolytischen Eigenschaften.
b) Die unwirksamen Sera No. 1, 2, 3, 4 wurden bei wiederholter
Priifung, in Intervallen von 7—25 Tagen von der ersten Untersuchung
gerechnet, immer unwirksam gefunden.
Zweite Gruppe. Unter a) rechnen wir die Sera No. 5, 6 und 7; in
alien 3 Fallen handelt es sich um lokale Eiterungen, in alien drei nach
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K os tr ze w s k i, Hamolytische Eigenschaften dee Menschenserums etc.
55
Diagnose und
No. de8
Versuches
Hammel-
blut-
korperchen
Meer-
schweinchen-
blut-
korperchen
Kaninchen-
blut-
korperchen
Ochsenblut-
korperchen
Bemerkungen
|
1) Cirrhosis
0
0
0 1
0
Wassermann positiv
hep. atroph..
Lues peracta
2) Tumor
0
0
0
Wassermann negat.
cerebri
•
3) Lymph-
aemia
1 ccm Spur
von H.
0
0
0 1
Leuk. 87 200
Erythr. 4 244 000
Hb. 88 Proz.
4) Akro-
0
1 u. 0,75 ccm
1 u. 0,75 ccm
—
Leuk. 8800
rnegalia
starke H.,
aber nicht
komplett
H. + Agg.
5) Abscessus,
0
—
—
0
Temp. 39,7 0
paraurethr.
Leuk. 12 400
6) Mastitis
0
1 ccm starke
1 ccm Spur
0
1 Temp. 38,7°
sup. in in- 1
H., 0,75 ccm
von H.
Leuk. 400000
dividuo cum
Leukaemia
myelogene
schwache H.
7) Mastitis
0
1 ccm
0
—
Temp. 37,7 0
suppur.
komplett
Leuk. 11000
8) Sepsis
1 ccm Spur
1 ccm fast
1 ccm starke
—
Temp. 39,2°
pnerperalis,
Anaemia
posthaemor-
rhagica
von H.
komplett
H. + A gg-
|
Leuk. 10 800
9) Sepsis
0
1 ccm starke
0
Temp. 38,8°
pnerperalis
H.
Leuk. 17 800
10) Tabes
0,75 ccm
1 ccm
l ccm Spur
—
Wassermann positiv
dorsalis
komplette H.
komplette H.
von H.
1
11) Ca. ven- (
0
1 ccm fast
1 ccm Spur
—
Wassermann negat.
triculi, Lues
peracta
komplett
von H.
12) Paralysis
0,75 ccm
0
0
Wassermann positiv
progressiva
komplett
13) Paralysis
0
1 ccm Spur
von H.
1 ccm Spur
von Ef.
—
Wassermanu positiv
progressiva
14) Paralysis
progressiva
0
0,75 ccm
komplett
1 ccm Spur
von H.
—
Wassermann positiv
15) Spleno-
0
1 ccm starke
0
—
Wassermann positiv
megalia
H.
anaemia
16) Tertiana
0,75 ccm
0,75 ccm
—
—
I Schiittel frost
duplex
komplett
fast komplett
; Temp. 39,7°
Erklarung der in der Tabelle gebrauchten Zeichen: H. = Hamolyse; Agg. = Agglu¬
tination ; — = nicht untersucht; 0=keine Hamolyse in 1 ccm Serum; Leuk. = weifie,
Erythr. = rote Blutkorperchen.
Entleerung ties Eiters (2—3 Tage nach der Operation zum zweitenmal
untersucht) haben die Sera hamolytische Eigenschaften gegen Hammel-,
Meerschweinchen- und Kaninchenblut erlangt, die sie vor der Operation
entbehrt hatten. Als Beispiel geben wir das Serum No. 6 an:
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X
56 Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Serum No. 6
Hammel-
blut-
korperchen
Meer-
schweinchen-
blut-
korperchen
Kaninchen¬
blut¬
korperchen
Ochseublut-
korperchen
Bemerkungen
20. 2. 1912
An demselben
Tage in Lo-
kalanasthesie
operiert
0
1 ccm starke
H., 0,75 ccm
schwache H.
1 ccm Spur
von H.
0
Temp. 38,7"
Leuk. 400000
Diazoreaktion im
Harne
23. 2. 1912
1 u. 0,75 ccm
starke H.
0,50 ccm
komplette H.
1
0,75 ccm
komplette H.
0
Temp. 36,7°
keine Diazoreaktion
im Harne
Von li
2 im ganzen von uns
untersuchten Lokaleiterungen zeigten
den Schwund der hamolytischen Eigenschaften nur die drei in der Tabelle
beriicksichtigten Sera; die ubrigen Sera haben von ihren Hamolysinen
nichts eingebiiBt. Wo die Ursache hiervon zu suchen ist, bildet den
Gegenstand weiterer Untersuchungen; jedenfalls ist die Ursache des
ungleichraafiigen Verhaltens der Sera von Kranken mit Lokaleiterungen
nicht in der Art des Eitererregers zu suchen; reine Streptokokken-
kulturen wurden auch gezuchtet vom Eiter in 7 von den 9 Fallen, dereu
Sera Hamolysine in hohem Grade besaBen.
b) Im Falle No. 8 handelte es sich uin Sepsis puerperalis mit
starker, posth&morrhagischer Auamie; wahrend der Infektionskrankheit
zeigt das Blut schwache h&molytische Eigenschaften (siehe die Tabelle).
Zum zweitenmal wurde das Serum 18 Tage nach der Entfieberung unter-
sucht; 10. Juni Meerschweinchen-, Hammel- und Kaninchenblutkorperchen
zeigen nicht eine Spur von Hamolyse auch in der Dosis von 1 ccm; zum
drittenmal wurde das Serum untersucht am 23. Juni, an diesem Tage
waren alle 3 Blutkbrperchenarten in der Dosis von 1 ccm scliwach
hamolysiert. Dieser Fall wurde ausfuhrlicher besprochen, um zu zeigen,
dafl die Regeneration der hamolytischen Eigenschaften des Menschen-
serums nicht so rasch ablauft, wie allgemein angenommen wird.
c) Im Falle No. 16 wurde zum erstenmal das Serum am 25. April 1912
Vi Stuude nach Beginn des Schiittelfrostes entnommen; Temperatur 39,7° C.
Hammelblut: 0,75 ccm komplett, 0,50 ccm fast komplett, 0,25 ccm
Spur von Hamolyse.
Meerschweinchenblut: 1 ccm komplett, 0,75 ccm fast komplett, 0,5 ccm
Spur von Hamolyse.
26. April, also 24 Stunden nach dem Anfall, Patient fieberfrei.
Hammelblut: 1 ccm nur Spur von Hamolyse.
Meerschweinchenblut: Auch in 1 ccm 0 Hamolyse.
Also wahrend des Fieberanfalles sind hamolytische Eigenschaften
des Serums vorhanden, 24 Stunden nachher keine zu linden.
d) Serum No. 15.
Serum No. 15
Hammelblut-
korperchen
Meer-
schweinchen-
blut-
korperchen
Kaninchenblut¬
korperchen
Bemerkungen
21. 6
, 1912
0
1 ccm starke,
0,75 ccm
schwache H.
0 II., nur Agg.
Wassermann positiv
29. 6
1912
1 ccm komplette,
0,75 ccm
starke H.
1 ccm starke,
0,75 ccm
schwache H.
1 ccm starke H.
u. Agg.
Wassermann nicht
untersucht
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Shibayama, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 57
Am 21. Juni nach der Entnahme des Blutes wurde 0,40 Salvarsan
intravenos injiziert, 8 Tage nachher wurden die hamolytischen Eigen-
schaften des Serums bedeutend starker gefunden; weiter wurde das Serum
nicht gepriift, weil der Patient die Anstalt verlassen hatte. In diesem
Falle miissen wir den Grund der Aendernng der hamolytischen Eigen-
schaften des Serums in der Salvarsanbehandlung sehen, urn so mehr, als
auch der klinische Zustand des Patienten sich gunstig geandert
hat; die Milz ist urn 2 Finger kleiner geworden. Was die Pathogenese
des Schwundes der hamolytischen Eigenschaften des Serums anbelangt,
so zeigen unsere Untersuchungen, dall die Ursache sein kann lokale
Eiterungen, Sepsis (Fall No. 8, erst nach der Entfieberuug H&molyse
nicht vorhanden) und Lues. z. B. Serum No. 1, 11, 12, 13, 14, 15 (siehe
Zeitschr. f. Immunit&tsforsch. Bd. 14. Heft 2). Fur die Auffassung,
daft die Hamolysine eine Schutzvorrichtung des Orga¬
nism us gegen Infektionen (larstellen, konnten wir in
unserer klinischen Beobachtung keine Stiitze fin den. Die
Patienten, deren Sera keine hamolytischen Eigenschaften zeigten, wurden
gefragt, ob die Wunden. die sie sich gelegentlich zuziehen (z. B. beim
Rasieren), eitern, oder ob sie oft an Angina follicularis zu leiden haben;
sie gaben alle verneinende Antworten; auch zwei von Graviden, deren
Sera sehr schwache hamolytische Eigenschaften zeigten besonders im
Vergleich mit den ubrigen Graviden (die Sera der Graviden wirken sehr
stark hamolytisch), haben fieberfrei das Puerperium iiberstanden.
SchluBfolgerungen.
1) Am besten von den vier von uns verwendeten Blutkorperchen-
arten sind zum Studium der Menschenserumhamolysine die Hammel-
blutkorperchen geeignet.
2) Normales Menschenserum enthalt Hammel-, Meerschweinchen- und
Kaninchenbluthamolysin.
3) Alle drei Hamolysine brauchen gleichzeitig in ein und demselben
Serum nicht zu fehlen, daher ist es angezeigt, jedes Serum auf alle
drei Blutkorperchenarten zu priifen.
4) In den meisten alytischen Seris ist mit der von uns geUbten
Untersuchungsmethode der Ambozeptor nicht zu fin den.
Nachdruck verbolen.
Experiments on the prophylactic inoculation against the
experimental plague pneumonia in guinea-pigs.
By Prof. Dr. (x. Shibayama, Tokio.
Introduction.
The prophylactic inoculation against plague pneumonia constituted
one of the most interesting items discussed before the International
Plague Conference at Mukden in 1911, which was held in consequence
of the fierce epidemic of plague pneumonia that prevailed in Manchuria
during that year. Our experiments, however, having chiefly been made
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58
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 1.
with bubonic plague, we were at a loss what to do with plague pneu¬
monia. During the aforesaid epidemic, prophylactic inoculation was made
to a great extent. However, it was concluded by the deligates that the
statistics which had been collected during that pest epidemic did not
allow them to come to any definite conclusion about the value of active
prophylactic inoculation against plague pneumonia. They, therefore, passed
the following motion “that experiments on animals should be carried on
by the method of inhalation in order to find out which vaccin can be
best used against pneumonic plague”.
The author having been present at the Conference as one of the
deligates, made a series of experiments on the active prophylactic in¬
oculation against pneumonic plague in animals according to the decision
of the congress, which constitutes the present communication.
General methods.
All the cases in Manchuria having exclusively been of the primary
pneumonic plague, infected through inhalation, our experiments should
be made with animals infected through inhalation also. But the diffi¬
culty met with in carrying on the experiments with guinea-pigs, for they
are best adapted, is that they do not get the disease simply because they
have a thick cluster of hair in their nostrils through which they breathe.
I discovered at Mukden that while the patient passes out the plague
bacillus in great numbers through their nostrils, for upon the open cul¬
ture media placed around and near him when he caughed severely, a
thick growth of the bacillus was produced, five guinea-pigs which had
been kept near him for twenty four hours in such a way as to receive
the materials caughed out right in their faces did not develop any sym¬
ptoms of plague pneumonia. Again, the trial was made to infect them
by means of artificial inhalation of the bacillus by keeping the mouths
of the animals open. This brought about no better effect, only producing
cervical buboes. Therefore, the following conclusion was made that the
best method applicable in the experiments is to inject a minute quantity
of the bacillus into the parenchyma of the lung.
For this purpose, an emulsion of 1 ear-loopful living virulent bacilli
from the agar and 10 c. c. physiological saline solution was filled in the
needle of a syringe having l / 4 m. m. diameter, and the smallest drop
which emit from the point was inoculated into the lung. The technique
followed by me was as follows. — The emulsion prepared according to
the preceding directions is sucked up into the syringe and then it is
pushed out entirely. But one final forcible push of the stamp of this
emptied syringe will issue forth still another minute dTop. I intended
to inoculate this last minute particle into the lung. Germs sticking
around the needle can be cleanly wiped away with a piece of gauze
saturated with alcohol, inorder to avoid them from infecting the sub¬
cutaneous tissue or the muscle through which the needle is passed. The
animal is first shaven clearly at the right breast Then its right leg is
pushed aside wide enough to pass the needle into the lung at the lower
edge of the great pectral muscle. The fact that by this method the
animal can be made to develop pneumonia exclusively in the parenchyma
of the lung, without affecting the subcutaneous tissue, muscles or bron¬
chial cavity, has been proven by the repeated anatomical findings. The
possibility of thus passing a foreign material into the lung exclusively
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Shibayama, Experiments on the prophylactic inoculation etc. 59
may be demonstrated by the injection of the color-solution with the same
technique.
For the purpose of determining the efficacy of various plague vaccins,
a number of animals were treated each separately with them previous
to the inoculation with the virulent plague bacillus isolated from the
cases in Manchuria into the parenchyma of the lungs according to the
method explained above, and then observed how they can be made to
survive or how many days their deaths should be protracted.
The normal guinea-pigs will die mostly on the fourth day by the
intraparenchymal inoculation of the bacilli according to my method. Quite
exceptionally they will die on the third or on the fifth day. Therefore,
I considered those that had lived more than five days to have been pro¬
tracted from death and the calculation was made.
1. Prophylactic inoculation with the nucleo-proteid
vaccins.
The nucleo-proteid under consideration was prepared from the agar-
culture of the virulent plague bacillus. First 1 % NaOH solution is
added into the culture, to effect bacteriolysis. When the fluid became
transparent, it is precipitated by means of acetic acid and the whole
content is laid over-night. It is then dessiccated over sulphuric acid.
The nucleo-proteid thus obtained is powdered and weighed. It was, then,
dissolved in weak alkalies.
One set of animals received V 20 mg of such solution for the first
injection and further V 2 mg for the second, while the other set received
Vs mg for the first and 1 mg for the second. One received the living
bacillus after an elapse of ten days as the controls. Having observed
no development of the protective power in these cases, the experiment
Table I.
Prophylactic inoculation with the nucleo-proteid.
bC
a
1st
In-
2nd
In-
3rd.
In-
4th.
In-
-3 «
£0
C ^
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a
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ocuiation
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Result
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Dose
Date
Dose
Date
Dose
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Dose
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18. 7.
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7.
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10 days
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—
—
—
—
1
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—
_
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21.9. t
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—
—
—
„ +
60
11
11
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—
—
—
_
17.
8.
22.8. t
30
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—
—
—
—
20. 8. +
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,,
10 mg
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20 mg
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„
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1 mg
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7.
30. 7. f
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» 10
275
—
—
—
4.8. t
10
„ 11
235
„
—
—
—
—
17.
8.
20. 8. f
30
„
„ 12
236
—
—
—
—
21. 8. f
30
„
„ 13
255
10 mg
23. 7.
20 mg
30. 7.
4.
10.
8.10. f
34
,,
„ 14
295
25.
9.
28.9. t
25
,, 15
235
29. 9. t
25
„ 16
260
;;
28.9. t
25
V
„ 17
225
„
3. 9. f
25
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335
M
11
11
1 *
11
4.
10.
7.10. f
64
»»
11
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
60
CentralbJ. f. Bakt. etc. 1. Abt. Onginale. Bd. 68. Heft 1.
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was repeated with 10 mg for the third and 20 mg for the fourth addi¬
tional inoculation. After receiving such a great quantity, the animals
were inoculated with the living organism on the 18th, 25th, 34th and
64th day from the last treatment. In no cases the protraction of death
occurred. Therefore, it can he said that this substance can produce no
protective power against plague pneumonia.
The table I shows the results.
2. Prophylactic inoculation with the killed bacilli from
the broth culture.
The vaccin used in this experiment was prepared after the similar
method employed by Haffkin in India, from the two months old broth
culture. It was pasteurized at 60° C for 30 minutes into which phenol
was added to the extent of 0.5 % 1-0 c. c. of such preparation was in¬
jected for the first time and then again 2.0 c. c. for the second. On the
12th, 20th, 37th and 50th day, the living virulent bacilli were inoculated
into the lung. Of the 10 animals 1 survived, 6 lived to 12 days longer
than the controls and the remaining 3 died on the same day as the
controls.
Thus the broth culture vaccin immunizes the animal to a certain
degree, if not high.
The following table shows the detail:
Table II.
Prophylactic inoculation with tho 2 months old culture vaccin (killed by heat).
*o3
a
c
V eight
1st. In¬
oculation
2nd. In¬
oculation
Inoculation
the lung
Interval
between in¬
oculation of
vaccin and
Pro¬
traction
of death
Dose ( Date
Dose Date
germ
No. 19
315
1.0 c. c.
26. 8.
2.0 c. c.
5. 9.
„ 20
270
»
11
It
11
„ 21
325
11
„ 22
280
11
1»
11
23
355
11
I)
11
24
260
If
11
„ 25
275
11
„ 26
260
11
27
270
11
11
„ 28
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i)
11
11
18. 9.
18. 9. ■
*
12 days
nil
11
30.9. •
•
12 „
12 days
11
19.9. ■
.
12 „
nil
25. 9.
—
20 „
survived
It
28.9. f
20 ..
nil
„
2. 9. f
20 „
6 days
4. 10.
12.10.+
37 „
5 „
II
13. JO.f
37 „
6
19. 10.
25.10. f
50 „
3 „
11
23.10. f
50 „
1 day
3. Prophylactic inoculation with the killed bacillus
vaccin from the agar culture.
This kind of vaccin has been used in Japan since many years for
the prophylactic inoculation against bubonic plague. It is prepared from
the 48 hour old agar culture. The bacilli are suspended in physiological
saline solution, and then pasteurized at 60° C for 30 minutes. Into
this phenol is added to the extent of 0.5 %■ This preparation contains
6 mg of the plague bacilli in each 1 c. c., 1.0 c. c. and 2.0 c. c. of this
vaccin were inoculated subcutaneously. On the 10th, 18th, 28th and
48th day respectively the living virulent bacilli were inoculated into the
lung. Of the 10 animals thus treated, 2 survived, 3 lived 2—10 days
longer than the control and the remaining 5 died on the same day as
the controls.
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-GtiAMPAKiN •
Shibayaraa, Experiments on the prophylactic inoculation etc.
61
This kind of vaccin seems to have produced a certain degree of
immunization, just like the broth culture, but not very high.
Table III.
Prophylactic inoculation with the killed bacilli vaccin from the 48 hour old
agar culture.
-a
‘S
<3
Weight
1st. In¬
oculation
2nd. In¬
oculation
Inoculation
with living
bacilli into
the lung
Results
Interval
between the
inoculation of
vaccin and
living bacilli
Pro¬
traction
of death
Dose
Date
Dose Date
(date)
No. 29
370
1.0 c. c.
29. 8.
2.0 c.c. | 7. 9.
16. 9.
18. 9. f
10 days
nil
30
355
99
99 99
99
—
10 „
survived
„ 31
420
91
99 99
99
19. 9. f
10 „
nil
„ 32
2&5
19
99
99 99
25. 9.
28.9.}
18 „
99
„ 33
280
9}
99
99 99
„
—
18 „
survived
„ 34
315
99
99
9* 1 99
99
6.10. f
18 „
10 days
„ 35
280
99
99
99 ; 99
4. 10.
15.10."
28 ,,
8 „
„ 36
270
99
99
7.10."
28 „
nil
„ 37
305
„
99
> j | 99
99 1 99
19. 10.
22.10."
48 „
99
„ 38
230
..
99
99 1 99
99
24.10."
48 „
2 days
4. Prophylactic inoculation with the bacillus vaccin
killed with galactose.
Considering that heat may play an untoward effect upon the plague
toxine galactose was employed instead. 50 % solution of galactose was
autoclaved into which 48 hour old agar culture was emulsified. The
emulsion is then sterilized, and left for 24 hours at 37° C. It is then
used as a vaccin without any further treatment. 1.0 c. c. of this emulsion
contains 6 mg of the plague bacilli.
1.0 c. c. and then 2.0 c. c. of the emulsion were injected under the
skin, and after an elapse of each 10, 15 and 20 days the living virulent
bacilli were inoculated into the lung. Of 9 guinea-pigs, 6 lived 1 — 7 days
longer, while 3 died on the same day as the controls. Thus we found
that this kind of vaccin is a little inferior to the preceding two, and
moreover that the sterilization with other means than heating has no
better advantage.
Table IV.
Prophylactic inoculation with the bacilli vaccin killed with galactose.
Animal
Weight
1st. In¬
oculation
2nd. In¬
oculation
Date of
b'3.
inoculation
Interval
between the
inoculation
with vaccin
and living
bacillus
Pro¬
traction
of death
Dose
Date
Dose
Date
No. 39
360
3 mg
9. 11.
6 mg
21. 11.
30.11. 5.12. f
10 days
2 days
„ 40
380
99
99
99
„ 10.12. t
10 „
7 „
41
330
99
99
99
„ 3.12."
10 „
nil
„ 42
270
99
99
99
5. 12. | 7.12."
15 „
99
„ 43
310
99
99
91
99
„ 10.12."
15 „
2 days
„ 44
300
99
99
„ 8.12."
15 „
nil
„ 45
320
99
99
99
9.12. 13.12."
20 „
1 day
„ 46
265
99
99
91
„ 14.12. t
20 „
2 days
„ 47
286
99
99
..
„ 19.12."
20 „
7 i,
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URBANA-CHAMPAIGN
62
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
5. Prophylactic inoculation with the attenuated
plague bacillus culture.
A strain of the attenuated plague bacillus was obtained from the
culture kept for years in a refrigerator. The bacillus thus attenuated
to a considerable degree were again cultivated in an incubator at
39—40° C. This culture was made to pass new media repeatedly. It is
of the same strain as I gave to Dr. Strong at Mukden. I tested its
virulency in April, 1909, with the following results:
Animal
Weight
Agar-slope
Injection
Date
Results
Guinea-pig
1
No. 1
285
7.
subcutaneous
16. 4. 09
healthy
V 2
280
: /:°
It
tl
11
„ 3
275
intraperitoneal
II
..
„ 4
260
'10
ft
II
II
Rat
No. 1
152
V.
subcutaneous
„ 2
175
7,0
It
tt
11
„ 3
215
Vs
intraperitoneal
It
»
„ 4
174
7,0
>1
”
If
Mouse
No. 1
12
7,0
subcutaneous
20. 4.
• sterile
„ 2
12
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V.O
It
tl
22. 4.-
11
12
iotraperitoneal
t»
22. 4. •
11
„ * !
11
7*
„
11
19. 4.1
11
Notice: The bacilli used in this experiment were cultivated for 48 hours at
32° C.
Guinea-pigs and rats did not die even if they were succumbed to
an inoculation of such a great quantity as Vs Vio agar slope under
the skin or into the peritoneal cavity. The mice will die, but no bacilli
were found in them. The cause of their death, therefore, may be
accounted for the toxine and not for the infection. As this strain has
been altering the generation incessantly since that time, the virulency
must have been considerably lessened.
First Vio and secondly '/s agar slope of the attenuated plague bacilli
was injected to one set of experimental animals, and first V 20 and
secondly V, 0 to the other set. After 12, 20, 28 and 47 days they
received the living virulent plague bacilli into the lung. Of 19, 15 sur¬
vived, while 4 lived 5—8 days longer than the controls.
From this experiment, it was found that the inoculation of the
attenuated plague bacilli may produce a striking effect upon prophylaxis.
However, as I used such a large quantity for each individual in these
experiments. I determined to carry on the same kind of experiments
consisting of a smaller quantity and at the same time of one injection.
I gave 7 100 th, Vsotli, Woth and Viotli agar slope. After an elapse of
14 days and 20 days, I inoculated them with the living virulent bacilli.
Of the 12 animals, 5 survived and 7 died but with the protraction of
death for 0—6 days. Therefore, the effect seems to be inferior to the
former experiments in which a large quantity was given twice.
The table V shows the detail:
Thus far we see the high prophylactic value of the living attenuated
plague bacilli. Hut its application to the human body is questionable, for.
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Animal
Shibayaraa, Experiments on the prophylactic inoculation etc.
63
Table V.
A
I 5P
1
». 48 i 320'
49 1310
50 305
51280
52 280
531 266
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
290
290
274
250
320
315
286
298
275
280
324
, 65 i 267
, 661315
). 67! 275
68 255
69 190
701220
71 225
72 205
73 230
74'260 |
75 280 1
76 274
77 245
78 240 I
1st. Inoculation
2nd. Inocu
lation
Date
Inoculation
with living
virulent
bacilli
Results
Interval between
inoculation with
attenuated and
virulent bacilli
Pro¬
traction
of death
Dose
Date
Dose
Prophylactic inoculation with the living attenuated plague bacilli.
‘/,o Agar
23. 6.
7s Agar
30. 6.
12. 7.
—
12 days
survived
77
»
77
77
>1
—
12 „
77
77
7,o Agar
77
27. 7. t
12 „
8 days
Vm Agar
77
77
77
—
12 „
survived
77
77
1»
77
77
—
12 „
1*
77
77
77
—
12 „
'ho Agar
77
7s Agar
77
19. 7.
—
20 „
77
77
77
77
77
—
20 „
7,o Agar
77
7,o Agar
77
77
20 „
77
77
77
1*
77
27. 7. f
20 „
5 days
7,o Agar
7s Agar
28. 7.
—
28 „
survived
77
77
77
—
28 „
7,o Agar
7,o Agar
—
28 „
77
77
»»
77
—
28 „
7,o Agar
7s Agar
11
17. 8.
47 „
77
J*
11
77
—
47 „
7,o Agar
77
7,o Agar
11
25. 8. +
47 „
5 days
77
77
77
77
77
26. 8. j
47 „
6 ,,
77
77
77
77
77
_
47 „
survived
Inoculation with various quantities of the organism.
7,00 Agar
11. 10.
24. 10.
—
14 days
survived
77
77
29. 10. f
14 „
2 days
7 SU Agar
77
77
—
14 „
survived
2. 11. +
14 „
6 days
7,o Agar
77
77
28. 10. t
14 „
1 day
?
14 „
9
7,o Agar
77
27. 10. f
14 „
6
11
31. 10. f
14 „
4 days
7,00 Agar
77
1. 11.
5. 11.
20
1 day
1/
—
20 „
survived
1 /
/ 20 77
77
77
—
20 „
>1
ho >,
77
77
—
20 „
77
although we give the attenuated or denaturalized virus to the human
body iu the prophylactic treatment of hydrophobia and small-pox, in which
those virus introduced into the tissue is so much attenuated or denatur¬
alized by being passed through the calf or the rabbit that in the first in¬
stance it develops only regional pustules, and in the second, it causes no
disease because of its change into fixed-virus; the artificially attenuated
anthrax bacillus is known to be inert with some animals while it will kill
others. These few cases of the inoculation losses may not be taken into
consideration with animals from the economical point of view. However,
these inoculation losses must never be allowed to occur among men.
Its impracticability arrises from the fact that the human body has a wide
range of susceptibility to the plague bacillus, and the anticipation is
entertained that some may become infected by the attenuated bacillus
while others remain unaffected.
I saw at once the necessity of the method with which inoculation
of the attenuated bacillus can be made without the least apprehension of
infection. The following attempts have been made for this purpose.
1. Inoculation with the attenuated bacillus following the establishment
of a certain degree of immunity with the killed bacilli vaccin from the agar.
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64
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
2. Another simultaneous method in which the attenuated plague ba¬
cilli and serum was used. This experiment was again divided into the
following processes:
a) First a mixture of the attenuated plague bacilli and the plague
immune-serum is injected and then the attenuated bacilli only were in¬
oculated.
b) The attenuated plague bacilli and the plague immune serum were
inoculated at the same time but each separately and then the attenuated
bacilli alone were inoculated.
c) A mixture of the attenuated plague bacilli 'and the plague immune
serum were injected but once.
6. Prophylactic inoculation with the killed bacilli vaccin
from theagarand the living attenuated bacillus combined.
In this experiment 1.0 c. c. (6 mg.) of the above mentioned plague
vaccin prepared from the agar slope culture was injected subcutaneously,
and then l / 5 agar slope of the living attenuated bacillus was inoculated.
After an elapse of each 12, 22, 36, 63 and 74 days the virulent plague
bacillus was inoculated. Of the 10 animals, 5 survived. They were those
that had been inoculated on the 12th and 22nd day. All the remaining
five, which received the inoculation after one month or over, died but
with the protraction of their lives for 1—4 days. Thus we see that a
high degree of immunity against the plague pneumonia can be produced
through this method, but its continuity is restricted. The following table
shows the detail.
Table VI.
Prophylactic inoculation with killed bacilli and living attenuated bacilli combined.
"5 Jq Killed bacilli
S ,S> inoculation
B 8*
< £ ——j——
Dose Date
Living atten¬
uated bacilli
inoculated on
Living
virulent
bacilli in¬
oculated
on
Result*
Interval between
inoculation with
attenuated
bacilli and
virulent germs
Pro¬
traction
of death
No. 79,235 1.0 c.c.
4. 9.
V* Agar
13. 9.
25. 9.
12 days
survived
„ 801230 ..
M
12 „
„ 81|315 „
12 „
„ 82300 „
4. 9.
22 „
„ 83 235 „
—
22 „
„ 84 235,' „
19. 10.
23. 10."
36 ,,
1 day
„ 85 215 „
22.10."
36 „
0
„ 86 285 „
16. 11.
19.11.”
63 „
0
„ 871330| „
23.11."
63 „
4 days
„ 88 [2601 „
»
»»
1. 12.
8.12. f
74 „
^ »
7. Prophylactic inoculation with the living attenuated
plague bacilli and the serum combined,
a) Inoculation with the living attenuated bacilli and the serum com¬
bined followed by the second inoculation with the living attenuated ba¬
cilli alone.
A mixture of l i 10 agar slope and 0,5 c. c. serum was first inoculated
and then l / 3 agar slope alone was given. After an elapse of each 10, 20.
35, 60 and 75 days from the last inoculation the living virulent bacilli were
inoculated. Of the 10 animals, 7 survived, and the remaining 3 died with
the protraction of death for 3— 10 days.
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-URBANA-CHAMPAIGN
Shibayama, Experiments on the prophylactic inoculation etc.
65
By this method a very high degree of immunity can be attained as
appears in the following results:
Table Vila.
- ~ 1
35 M
3 i
*5 ’©
1st. Inoculation
2nd. Inoculation
4
Virulent
bacilli
in-
Results
Interval between
inoculation with
attenuated and
Pro¬
traction
< £ .
Dose
Date
Dose
Date
oculation
virulent bacilli
of death
No. 89 .225 7 10 Agar
ana
0.5 c. c.
Serum
6. 9.
V. Agar
15. 9.
25. 9.
10 days
survived
„ 90 235
idem
it
it
I)
11
_
10 „
11
„ 91 340
it
if
if
11
11
—
10 „
11
„ 92 230
It
tt
>»
11
4. 10.
12.10. f
20 „
5 days
„ 93 195
ft
tt
M
11
„
—
20 „
survived
„ 94 270
it
a
11
it
19. 10.
—
35 „
11
„ 95 225
it
a
11
—
35 „
3 days
„ 96 195
it
a
tt
11
16. 11.
21.11. t
60 „
„ 97 220
it
tt
.
11
11
28.11. f
60 „
10 „
„ 98 2901
it
»»
1. 12.
—
75 „
survived
b) The living attenuated plague bacilli and the serum were inocul¬
ated at the same time but each separately and then the attenuated ba¬
cilli alone was given.
Vio agar attenuated bacilli culture and 0,5 c. c. serum were given
to the right and left side of the abdomen respectively. Vs agar attenutated
bacilli was given then. After an elapse of 10, 20, 35, 60 and 75 days,
the living virulent bacilli were inoculated into the lung. Of the 10, 8
survived, while only two died with the protraction of death for 4—8 days.
These results show that a very high degree of immunity can be conferred
on the animal by this method. The following table shows the detail:
Table Vllb.
Vniinal
IV eight
Inoculation of
living atten¬
uated bacilli
and Serum
2nd. In¬
oculation with
attenuated
bacilli alone
Virulent
bacilli
inocu¬
lation
Results
Interval between
inoculation with
the living atten¬
uated and viru¬
Pro¬
traction
of death
Dose
_
Date
Dose
Date
lent bacilli
No. 99
235
0.5 c. c.
serum
(right)
and
V.o agar
(left)
6. 9.
7* agar
15. 9.
23. 9.
10 days
survived
„ 100
240
idem
ft
71
it
11
—
10 „
M
„ 101
275
a
ft
ft
ii
11
—
10 „
11
„ 102
190
tt
ft
ft
ii
4. 10.
—
20 „
11
„ 103
210
a
i»
ft
ii
—
20 „
11
„ 104
195
a
ft
ft
it
19. 10.
30.10. f
35 „
8 days
„ 105
190
a
ft
ft
ii
11
—
35 „
survived
106
205
it
71
*
ii
16. 11.
—
60 „
11
„ 107
270
it
ft
ft
it
>»
—
60 „
11
„ 108
235
it
ft
ii
1. 12.
8.12. f
75 „
4 days
c) A mixture of the living attenuated plague bacillus and the plague
immune serum was inoculated but once.
Vso living attenuated bacillus agar slope combined with 0,5 c. c. serum
was inocalated under the skin, and 8, 13 and 17 days later, the living
Erst* Abt. Orig. Bd. 68 . Heft 1. 5
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66
Centralbl. f. Hakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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virulent plague bacillus was inoculated into the lung. Of the 8 animals,
4 survived, and the remaining 4 protracted their death 0—5 days. This
process seems to confer a high degree of prophylactic power but not so
high as “a” or “b”. The results are shown in the following table.
Table Vile.
Animal
Weight
Inoculation of i
living attenuated
bacilli and seruru
Inoculation
with living
virulent
bacilli
1
Results
Interval
between two
inoculation
Pro¬
traction
of death
Dose Date
So . 110
325
V.
and
22. 11.
30. 11.
5. 12. t
8 days
2 days
„ in
315
0.5 c. c.
serum
idem
3. 12. t
8
0
„ 112
336
5. 12.
—
13 „
survived
„ H3
275
13. 12. f
13 „
5 days
„ 114
310
13 „
survived
„ Ilf)
350
9. 12.
17 „
7 davs
„ 116
300
19. 12. f
17 „
„ 117
400
>»
»
»»
17 „
survived
General review.
From the foregoing experiments on the prophylactic inoculation
against plague pneumonia with various vaccins the following results
have been obtained.
That the killed bacilli may confer a certain degree of prophylactic
power on animal, but not so high as the living attenuated bacilli. Thi
fact has been affirmed by Kolle and Strong in their subcutaneous in¬
oculation tests.
That the nucleo-proteid seems to confer little immunity, if any.
That the inoculation with the living attenuated bacilli may incur in¬
oculation losses, and therefore, one of the following methods experimented
by the author is proposed in practice:
To inoculate with living attenuated plague bacilli after conferring
some degree of immunity by the inoculation with the killed bacilli from
the agar, or to inoculate with the mixture of the attenuated plague ba¬
cilli and the serum inorder to avoid the untoward effect produced by the
attenuated bacilli against the second inoculation with the attenuated ba¬
cilli alone (Experiment No. 7c), which will conferr a high degree of
immunity. Inoculation with the attenuated bacilli and the serum either
mixed or separately may be done equally effectively.
The following conclusion may be drawn:
The highest degree of immunity can be safely conferred on animals
by the inoculation with the attenuated plague bacilli combined with the
serum. If no serum can be obtainable, the preliminary inoculation with
the killed bacilli from the agar might do as well.
Gai gle_
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URBANA-CHAMPAIGN -
Bertarelli, Gegenwart von gegen Sohlangengift nachweisbaren Antikorpern. 07
Nachdruck verboten.
Ueber die Gegenwart von mittels Komplementablenkung
in den Seris gegen Schlangengift nachweisbaren
Antikorpern.
[Aus dein Institut fiir Hygiene der Kgl. Universitat Parma.
Vorsteher: Prof. E. Bertarelli.]
Von Prof. E. Bertarelli.
Ueber die Natur des Schlangengiftes und die charakteristischen
Merkmale der von den verschiedenen Reptilien gelieferten toxischen
Verbindungen liegt eine sehr weitgehende Literatur vor. Minder um-
fangreich, aber doch immerhin bemerkenswert, ist jene iiber die Heil-
sera, die mit groBem Vorteil in die Praxis gegen Schlangengift Eingang
gefunden haben und iiber deren Rationalitiit und groBe Wirksamkeit
niemand mehr — nach dem in alien Weltteilen in dieser Richtung er-
brachten Beweisen — eineu Zweifel hegt.
Allein die bisherigen experimentellen Untersuchungen mit den Gift-
heilseris sind noch verhaltnismaBig sp&rliche, weil die mit der Bereitung
der Sera betrauten Institute sich vielleicht selbst mehr mit praktischen
Fragen abgeben, als mit Untersuchungen, die kein anderes Ziel ver-
folgen, als die Erlangung theoretischer Kenntnisse, wahrend andererseits
bei den speziell mit wissenschaftlichen Forschungen sich befassenden
Instituten das zu dieser Art von Untersuchungen geeignete Material
nicht leicht zu haben ist.
Wir wissen, daB die Sera gegen die verschiedenen Schlangengifte
Antikorper enthalten, deren Gegenwart von dem Organismus durch Ver-
mittelung der von diesen Seris entfalteten Schutz- und Heilwirkung
enthiillt wird. Bekannt ist uns auch bei manchem Serum das Vor-
handensein von antagonistischen Stoffen, nachweisbar in vitro, z. B.
durch Hemmung der manchen Schlangengiften eigenen Hamolyse.
Allein, wie beweits erw&hnt, sind die einschliigigen Untersuchungen
noch bescheidene, ja manche derselben, wie z. B. jene iiber die Gegen¬
wart von vermittelst Komplementablenkung nachweisbaren Antikorpern,
sind, soviel ich weiB und soweit es mir moglich gewesen, aus Cal¬
mettes und Brazils zusammenfassenden Werken und dem Lehrbuche
von Kraus und Levaditi zu ersehen, niemals ausgefiihrt worden.
Aus diesem Grunde habe ich auf diesem Gebiete eine Anzahl von
Untersuchungen unternommen, um so mehr als ich Gelegenheit gehabt
habe, mich ausgiebig mit wertvollem Material zu versehen.
Zu den weiter unten mitzuteilenden Versuchen wurden trockene Gifte
und Giftheilsera benutzt. Ich verdanke dieselben der Liebenswiirdigkeit
des Herrn Dr. V. Brazil, Direktor des Instituts zu Butantan (St. Paul,
Brasilien), der mir zu wiederholten Malen beides in reichlichem MaBe
verschafft hat.
Wie aus den Publikationen Brasils zu entnchmen ist, werden im
Institute zu Butantan verschiedene Giftheilsera bereitet, und zwar ein
anticrotalisches, aus Tieren (Pferden) gewonnen, die ausschlieBlich
mit dem Gifte von Crotalus terrificus vorbehandelt worden sind;
ein antibotropisches, aus Tieren nach Vorbehandlung derselben mit
dem Gifte von zur Gattung Lachesis gehorenden Schlangen — am
*5
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68
Centralbl. f. Bakt. etc. L Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
haufigsten Lachesis lanceolatus, L. atrox, L. alternatus —;
ein antielapisches aus gegen das Gift von Elaps frontalis und
Elaps cor allin us immunisierten Tieren ; schlieBlich ein antiophidi-
sches, d. i. ein durch Vorbehandlung des Pferdes mit alien in Butantan
verfiigbaren Schlangengiften erhaltenes Serum, das in jenen Fallen An-
wendung findet, wo die Art, zu welcher das beiBende Tier gehort, nicht
bekannt ist. Es werden hierbei zur Immunisation ungleiche, und zwar
der Ilaufigkeit des Vorkommens der betreffenden gifterzeugenden Tier-
art proportionale Mengen der verschiedenen Gifte angewendet.
Zu meiner Verfiigung stand nun ophidisches bzw. crotalisches und
botropisches Serum. Ich will hier auf die charakteristischen Merkmale
der trockenen Gifte und der verschiedenen Heilsera nicht eingehen:
Brasil hat hierflber ausftthrliche analytische und synthetische Angaben
verbffentlicht. Ich verweise daher jene, die Naheres in dieser Richtung
erfahren mdchten, auf sein Werk „La defense contre l’ophidisme“.
Die von mir angestellten Untersuchungen zielten dahin, nachstehende
Fragen zu losen: a) Enthait das anticrotalische bzw. antibotropische
Serum durch Komplementablenkung an den betreffenden zur Gewinnung
des Serums verwendeten Antigenen (Crotalus- und Lachesis-Gift)
erkennbare Antikorper ? b) Enthait das mehrwertige anticrotalische Serum
Antikdrper fiir beide Giftarten? c) Enthait das anticrotalische Serum
etwa Antikorper ffir Lachesis-Gift und umgekehrt das botropische
Serum solche fiir Crotalus-Gift, so daB eine zwischen beiden Antigenen
bestehende Gruppenverwandtschaft denkbar erscheint?
Selbstverstandlich muBte bei den Versuchen der Komplementab¬
lenkung auBer fiir die iiblichen Kontrollen und eine NachprUfung der
Antigene fur sich allein und der Sera — gleichfalls fiir sich allein —
in bezug auf ihre Wirkung bei der Bordet-Gengouschen Erscheinung
auch noch fiir die Feststellung der Menge des zu verwendenden Anti¬
gens, der Art und Weise seiner Bereitung und schlieBlich der zur Er-
zielung der auffailigsten Reaktion erforderlichen Menge von Heilserum
gesorgt werden.
Zur besseren Uebersicht sollen hier zunachst die mit Anticrotal-
serum gegen Crotalus-Gift angestellten Versuche besprochen werden:
Es wurde hierbei in der iiblichen Weise verfahren. Das Antigen
wurde in Alkohol aufgeweicht Oder in physiologischer Kochsalzlosung
eingeriihrt. Allein sowohl wegen der Schwierigkeit, eine gewisse Menge
des Materials in Alkohol zu bekommen, als auch deshalb, weil der Ver-
brauch von Alkohol schon an und fiir sich bei Hamolyseversuchen immer-
hin mit manchen UebelstSndeu verbunden sein kann, habe ich nach
einigen Proben auf die Gewinnung eines alkoholischen Extraktes ver-
zichtet und an dessen Stelle das durch Zerreibung von 5 mg des trockenen
Giftes mit 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung in einem Morser er-
haltene Antigen benutzt. Die so gewonnene Fliissigkeit ist schwach
opalisierend.
Zu den weiter unten mitgeteilten Serienversuchen sind verschieden
groBe Mengen Antigen (0,2 = 0,1 = 0,05 = 0,02 = 0,01) verwendet
worden.
Fiir das spezifische Serum wurden Versuche angestellt mit 1 bzw.
2 ccm desselben, wobei die Probe zuerst mit samtlichen Reaktionen
des Antigens — wie bereits erwahnt — in verschieden groBen Mengen
wiederholt wurde.
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Bertarelli, Gegenwart vod gegen Schlangengift nachweisbaren Antikorpern. 69
Antigen Crotalusgift.
An ticro talserum.
(Die Angaben, welche aich auf den hamolytiachen Ambozeptor, auf die zugesetzte physio-
logiache Kochaalzlosung und auf die roten Blutkorperchen beziehcn, sind hier weg-
gelaaaen.)
Antigen
ccm
Anticrotal-
serum
50-proz.
Komplement
itesultat
0,2
0,1
0,10
keine Hamolyae
0,2
0,2
0,10
0,1
0,1
0,10
0,1
0,2
0,10
»» J1
0,05
0,1
0,10 i
schwache Hamolyae
0,05
0,2
0,10
. 0,02
0,1
0,10
0,02
0,2
0,10
0,01
0,1
0,10
Hamolyae
0,01
0,2
0,10
It
Kontrollen.
Antigen 0,2 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = auBerst schwache Hamolyae.
Antigen 0,1 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = vollatandige Hamolyae.
Serum 0,2 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = unvollstiindige Hamolyae.
Serum 0,1 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = Hamolyae.
Pferdenormalserum 0,1 + Komplement 0,10 + hamolyt. System = Hamolyae.
Aus diesem ersten Versuch ergibt sich nun also, daB das Anti-
crotalserum Antikdrper enthait, welche die FShigkeit besitzen, sich mit
dem Antigen Crotalus-Gift zu verbinden, und daB es angezeigt er-
scheint, bei der Probe 0,1 ccm des von mir in der oben angegebenen
Weise bereiteten Antigens anzuwenden, um dadurch zu verhiiten, daB
das Antigen fur sich allein ein wenig Komplement fixiert, oder daB die
Menge des Antigens zur Hervorrufung der Reaktion unzureichend aus-
fallt, oder endlich, daB das in groBer Menge vorhandene Serum schon
fQr sich allein eine schwache Komplementablenkung bewirkt.
Autigen Lachesiagift.
Antibotropiachea Serum.
(Die Angaben, welche sich auf den hamolytiachen Ambozeptor, auf die zugesetzte physio-
logiache Kochaalzloaung und auf die Schafblutkorperchen beziehen, aind hier weg-
gelaasen.)
Antigen
ccm
Serum
Komplement
Keaultat
0,2
0,1
0,1
keine Hamolyae
0,2
0,2
0,1
tt 1)
0,1
0,1
0.1
0,1
0,2
0,1
it V
0,05
0,1
0,1
achwache Hamolyae
0,05
0,2
0,1
0,02
0,1
0,1
Hamolyae
0,02
0,2
0,1
0,01
0,1
0,1
0,01
0,2
0,1
>»
Somit sind auch fur botropisches Serum Antikorper durch Komple¬
mentablenkung nachweisbar. Die dieser letzteren am besten ent-
sprechenden Antigen- und Serumgaben betragen in solchem Falle, so-
wohl fflr das von mir in der bereits angegebenen Weise bereitete Antigen
als auch fur das Serum, 0,1 ccm. (Die Kontrollen haben ganz das gleiche
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70
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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Verhalten gezeigt, wie bei Anwendung von Antigen Crotalus und von
crotalischen Serum.)
* *
*
Es war interessant, das Verhalten des, wie bereits erw&hnt, mehr-
wertigen ophidischen Serums gegentiber den beiden Antigenen kennen
zu lernen. SelbstverstSndlich sind mir die Mengeu der verschiedeuen
Gifte, welche zur Immunisierung des das zu untersuchende Serum
liefernden Pferdes verwendet wurden, unbekannt. Die Kenntnis dessen
aber, was ira Institut zu Butantan gewbhnlich und ini allgemeinen ilblich
ist, dtirfte zu der Annahme berechtigen, daB bei der Immunisation grOBten-
teils L ache sis- Gift zur Anwendung gekommen ist.
Die Versuche wurden in nachstehender Weise durchgefiihrt:
Antigen
OphidischeB
Serum
50-proz.
Kom-
plement
Physio-
logische
Kochsalz-
losung
Harno-
lytischer
Ambo-
zeptor
1:400
Schafblut-
korperchen
Resultat
Crotalus-Gift 0,2
0,1
0,1
q.s.f. 2 ccm
0,1
1 ccm
keine Hamolyse
„ 0,2
0,1
0,1
„ 2 „
0,1
1 ,,
» It
Lachesi e - Gift 0,1
0,1
0,1
,, 2 „
0,1
1 „
„ 0,2
0,1
0,1
» 2 „
0,1
1 „
Crotalus 0,1
0,1
>• 2 „
0,1
1 „
Hamolyse
LachesiB 0,1
—
0,1
„ 2 „
0,1
1 „
*1
—
0,1
0,1
„ 2 „
0,1
1 ,,
»»
—
0,1
„ 2 „
0,1
1 ,,
—
>, 2 „
0,1
1 ,,
keine Hamolyse
Es unterliegt daher keinem Zweifel, daB das von mir untersuchte opbidi-
sche Serum aus Butantan durch Kompleinentablenkung enthullbare Anti¬
korper enthielt, sowohl gegen Crotalus- als auch gegen Lachesis-
Gift. Eine quantitative Bestimmung ist mir nicht gelungen. Wenn es
aber gestattet ware, aus dem Auftreten einer durch auBerst schwache
Hamolyse bedingten roten Farbung irgendwelchen SchluB zu ziehen, so
muBte die Vermutung gerechtfertigt erscheinen, daB die crotalischen
Antikdrper in geringerer Anzahl vorhanden sind, als die botropischen.
* *
*
Ein Versuch schlieBlich, der im Hinblick auf sein biologisches In-
teresse es wohl verdiente, durchgefuhrt zu werden, war jener, der dahiu
zielte, zu ermitteln, ob denn im botropischen Serum Antikorper enthalten
sind, welche die Fahigkeit besitzen, sich an Crotalantigen zu binden und
umgekehrt, ob das crotalische Serum Antikorper enthalt, die imstande
sind, sich an das Antigen Lachesis zu binden. Eine derartige Unter-
suchung war nicht als eine einfache biologische Neugierde anzusprechen:
sie hatte ja fiber die Zusammensetzung der beiden Antigene und die
von denselben dargebotenen Analogien AufschluB verschaffen konnen.
Hatte man z. B., wie es leicht einzusehen ist, den Beweis dafiir erbracht.
daB es bei Komplementablenkungsversuchen gleichgliltig ist, ob man
mit crotalischem Serum das Antigen Crotalus oder Lachesis be-
handelt, so ware daraus zu folgern, daB die beiden Antigene sehr nahe
miteinander verwandt sind, oder doch wenigstens, daB eines der Kom-
plemente in beiden Antigenen das namliche ist.
Aus den Proben, die ich durch Weglassung der Zahlwerte der ver-
schiedenen zum Reagieren gebrachten Massen zusammengefaBt, hat sich
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Bertarelli, Gegenwart von gegen Schlangengift nachweisbaren Antikorpern. 71
ergeben, daB, wenn man die Komplementablenkung durch Anwendung
von Antigen Crotalus (0,1 meiner LSsung) bewirkt, Hamolyse eintritt;
verwendet man hingegen das Antigen Laches is (0,1) und crotalisches
Serum (0,1), so hat man keine Hamolyse, d. h. es erfolgt Komplement¬
ablenkung.
Die Erscheinung ist eine merkwiirdige, ja, eine um so merkwiirdigere,
als dieselbe, mit nur wenig voneinander verschiedenen Massen dreimal
wiederholt, sich stets als eine konstante erwiesen hat. Wie soli nun
dies gedeutet werden?
Die einfachste ErklSrung dafiir diirfte vielleicht die sein, daB in
mein trockenes Lachesis-Gift zufallig etwas Crotalus-Gift hinein-
geraten ist. Allein wegen der kanariengelben Farbung aller Kristallchen
des trockenen Giftes hat eine solche Auffassung wenig Wahrscheinlichkeit
fiir sich.
Es ist aber andererseits — falls eine solche Beimischung nicht an-
zunehmen ist — wohl kaum denkbar, daB im Lachesis-Gift ein auch
dem Antigen Crotalus zukommender Bestandteil enthalten ist. Ware
dies tatsachlich der Fall gewesen, so hatte auch bei der Reaktion
Crotalus-Gift — botropisches Serum eine Komplementablenkung ein-
treten mussen, ausgenommen, wenn der gemeinsame Bestandteil sich in
Crotalgift unter Verhaitnissen befindet, die ihm eine Lieferung von
Antikorpern veranlassende Einwirkung auf die Zellrezeptoren nicht ge-
statten, Oder die Moglichkeit einer Bindung in vitro bei der Probe der
Komplementablenkung nicht gewahren. Immerhin ist aber, wie gesagt,
die Sache merkwiirdig und bemerkenswert.
<1 * *
*
Die aus vorliegenden Untersuchungen sich ergebende praktische
SchluBfolgerung diirfte nachstehende sein:
Im crotalischen bzw. botropischen Serum sind tatsachlich zum Gifte
von Crotalus bzw. Lachesis in Beziehung stehende, durch Kom¬
plementablenkung nachweisbare Antikorper enthalten. Das mehrwertige
ophidische Serum enthalt Antikorper fiir beiderlei Gifte; ferner ist das
Bestehen irgendeiner Analogic zwischen den beiden als Antigene an-
zusehenden Giftgruppen wahrscheinlich.
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72
CentralbJ. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. US. Heft 1.
Nachdruck verboien.
Qeber Lahmungen im Verlauf der ToUwutschutzimpfimg.
Von Stabsarzt Dr. fterhard Simon,
Voretand der bakteriologischeu Abteilung der hygienisch-chemischen Untersuckungs-
stelle beim Sanithtsamt VII. Armeekorps in Munster i. W.
Die Entdeckung der Schutzimpfung gegen Tollwut and ihre Ein-
fiilirung beim Menschen durcb erfolgreiche Impfung des kleinen, von
einem tollen Hunde gebissenen Joseph Meister im Sommer 1885
ist die unsterbliche Tat Louis Pasteurs. Weil es durch diese Art
Impfung gelang, mit Tollwut infizierte Leute vor einem sicheren,
grausigen Tode zu retten, nannte sie Hbgyes 1 ) die Rettungsimpfung
und bezeichnete damit zugleich treffend den durch Pasteur gemachten
gewaltigen Eortschritt in der Methodik der menschlichen Schutzimpfung.
Aber nock weiter hat diese geniale Entdeckung Gutes gewirkt, indern sie die
Wissenschaft zur Erforschung der Tollwut anregte. Das erste Ergebnis war die
Wiederentdeckung der schon von van Swieten*) 1753 besckriebenen, aber wieder
vergessenen paralytiscken Form der "Wilt beim Menschen. Diese Krankheitsform
unterscheidet sick klinisch von der rasenden sogenannten klassisehen Wut durch
schnell auftretende Lahmungen und verlauft unter Bulbiirerscheinungen stets todlich.
Gemeinsam ist beiden Formen die Wasserscheu, die Lichtscheu und die reflek-
torischen Schling- und Atemkrampfe. Gamaleia 3 ) veroffentlichte 1887 19 Fiille
solcher paralytischer Wut beim Menschen und erkliirte sie als Ausdruck einer
starkeu Infektion bei besonders fur Wut empfanglichen Menschen. Pasteurs
Gegner aber sahen in ihnen einzig und allein eine schadliche Folge der Impfung;
sein Landsmann Lutaud 1 ) erklarte: M. Pasteur ne guerit pas la rage, il la
donne. Und Peter 5 ), ebenfalls ein Franzose, nannte die rabies paralytica „rage
du laboratoire 11 . Von den Deutschen bekiiinpfte aus gleichem Grunde besonders
der Wiener Professor v. Frisch 6 ) die Methode. Pasteur selbst gab die ex-
perimentelle Widerlegung dieser Behauptung in folgender Weise: Die Differential-
diagnose, ob in solchen Fallen wirkliche oder Laboratoriumswut vorlage, ergebe sich
aus der Inkubationsdauer subdural infizierter Kaninchen. Eine Inkubation von
14—17 Tagen zeige, dafl der Tod des Menschen durch den BiS eines tollwutigen
Tieres, eine von 6—7 Tagen, daB der Tod des Menschen an Laboratoriumswut
erfolgt sei 7 ). Eigentliche Beweise fiir die Gefahrlichkeit der Pasteurschen
Schutzimpfung konnte man nicht erbriugen. Die Idee hielt ihren Siegeszug durch
die ganze kultivierte Welt. Mit berechtigtem Stolz konnte Grancher 8 ) in seiner
Festrede zur Einweihung des Pariser P aS te u r - Institute am 14. XI. 1888 an-
fiihren, dafi auSerhalb Frankreichs bereits 21 solcher Institute errichtet seien und
bis jetzt nicht weniger als 4836 von tollwutigen Tieren Gebissene sich der Be-
handlung nach Pasteur ohne Schaden unterzogen hatten.
Auller diesen schweren, stets todlich verlaufenen Fallen paralytischer Wut
wurden alljahrlich von den verschiedensten P a s t e u r - Instituten eigenartige Er-
krankungen des Riickenrnarks oder peripherer Nerven gemeldet, die wahrend oder
kurz nach Beendigung der Impfung auftraten. Sie zeigten klinisch ineist das
Bild einer schnell einsetzenden Paraplegie der Beine mit Blasen- und Mastdarm-
liihmung. seltener das der aufsteigenden Landry schen Bulbiirparalyse und noch
seltener periphere Nervenentzundungen. Der einzelne Fall mochte je nach seinem
1") Hogyes, Lyssa, Nothnagels spez. Therap. u. Pathol. Bd. 5. Abt. 1. 1897.
2) Brouardel, Bull. d. 1’Acad. d. m6d. 1897. p. 777.
3) Gamaleia, Etudes sur la rage paralvtique chez l’homme. (Ann. de
1’Inst. Pasteur, T. 2, 1887.)
4) Lutaud, M. Pasteur et la rage. Paris 1887.
5) Peter, Les vaccinations antirabiques. (Journ. de Micrographie. 1887.
p. 449.)
6) v. Frisch, Die Behandlung der Wutkrankheit. Wien 1887.
7) Pasteur a Duclaux, Ann. de l’Inst. Pasteur. T. 2. 1888.
8) Inauguration de l’Instit. Pasteur. (Ebenda.)
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
73
kliniscben Bild und den in Betraeht kommenden Nebenumstiinden eiue besondere
Erklarung rechtfertigen. Dem ferner stehenden Leser inuliteu alle diese Vor-
kommnisse tlurck die Kegelmudigkeit ihrer Erscheinung und die Gleichartigkeit
des Krankheitsbildes schliellliek dock auffallen und Zweifel an der vbliigen Un-
sehadlichkeit der Methode aufkommen lassen. Eine groliere Arbeit liber (Fiese Er-
krankungen erBckieu aber erst 1905 von Rem linger 1 ), dem Direktor des
Pasteur-Institute in Konstantmopel, mit der Begriindung, dad jetzt, nackdem
die grolie Entdeckung Pasteurs liberal 1 anerkannt, der Augenbliek gekommen sei,
Liikmuugserscheinungen, die man ausnakmsweise bei der Impfung beobaektet, zu
studieren. Er veranstaltete zu diesem Zwecke eine Umfrage bei 25 grdderen
P a s t o u r - Instituten, bringt als Resultat 2b Kruukheitsgeschickten, kurze Skizzen
liber 15, ikm aus lieferaten bekannt gewordene Fiille und eine statistiseke Zu-
sammenstellung liber 107 712 Geimpfte.
In der deutsckeu Tollwut-Literatur kat man weder vor, noek naek der
Remlingerseken Arbeit dieeen Sckiidigungen groliere Bedeutuug beigelegt, son-
dern sic nur nebeuher 2 ) oder gar nicht 3 ) erwiiknt. Aktuell wurde diese Frage
in Deutschland ja auck erst, als kn Breslauer Institut 2 Persoueu wahrend der
Schutzimpfung sekwer an Liikmungsersckeinuugeu erkrankten und 1909, 1910,
3 aknlicke Fiille in der Berliner Wutschutzabteilung sich ereigneten.
Am wichtigsten bei diesen Liihinungen ist die Frage nack ikrer Aetiologie.
Sie ladt sich zurzeit in der Hauptsacke nur mit einer gewissen Wakrsckeinlickkeib
an der Hand der Kasuistik losen, da der Tolhvuterregcr nock nicht gefunden ist,
Negrische oder Lentzsche Korper als fur die Krankkeit spezifischc Gebilde
sich bisher beim Lebenden nickt kaben nachweisen lassen: die Verimpfung von
Sekreten, Speickel, Lumbalflussigkeit auf gecignete Versuckstiere nickt als zu-
verliissiges, diagnostisckes Hilfsnnttel anzuseiien ist. Die Kasuistik hat aber nur
Wert, ivenn sie mbglichst umfangreick ist.
Aulier der schon erwahnten Rernlingerschen Arbeit, die unvollstiindig
und auBerdem jetzt veraltet ist, gibt es keine weitero Arbeit von Gesundkeits-
sehadigungen durch die Wutschutzbehandlung. Nur Muller 4 ) kat den ersien
Fall aus der Breslauer Klinik, mehr voru neurologischen Standpunkt aus, niiker
bearbeitet und in tabellarischer Form die Rem 1 i n ge rsche Kasuistik kurz wieder-
gegeben.
Sons! sind immer nur einzelne Falle beschrieben und diese Ver-
offentlichungen finden sich in der ganzen Literatur zerstreut. Das
alles sind wohl Grtinde genug, ein genaueres Eingehen auf die vor-
liegende Kasuistik zu rechtfertigen. In folgendem sollen die einzelnen
Falle, zeitlich geordnet, kurz unter folgenden Gesichtspunkten, soweit
sie aus der Literatur erhaltlich, angefuhrt werden: Alter, Geschlecht,
Stand, InfektionsanlaB, Beginn der Erkrankung in bezug auf Tag der
Infektion und der ersten Impfung, Art der Erkrankung, Verlauf und
Dauer, Behandlung. Das Institut, in dem sich der Fall ereignet hat,
steht in Klammern neben dem Namen des Autors. Um aus der kurzen
Krankengeschichte gleich zu erkenncn, ob die Verletzung von sicher
tolhvUtigem, wahrscheinlich tolhvutigem. tollwutverdachtigem oder nicht
verdachtigem Mensch oder Tier herriihrt, bezeichne ich in Anlchnung
an das Pariser Schema, das infizierende Tier oder Objekt mit A, B, C,
D und die einzelnen Gruppen als A-. B-, C-, D-Gruppe.
1) Remlinger, Accidents paralytiques au cours du traitement antirabique.
(Ann. de l’Instit. Pasteur. T. 19. 1905.)
2) Marx, Lyssaimmunitat. (Kolle-Wassermann, Handb. d. pathogen.
Mikroorgan. Bd. 4. T. 2. 1904. p. 1264—1328.) — Frosck, Lyssa. (Ebenda,
Erganzungsbd. 1907.)
3) Hogyes, 1. c. — Casper, Pathologic der Tollwut. (Ergebn. d. allgem.
Pathol. Bd. 7. 1901.) — Kraus, R., Ueber Methoden der Schutzimpfung gegen
Lyssa. (Kraus-Levaditi, Handb. d. Tecknik u. Method, d. Imiuumtats-
forsch. Bd. 1. 1908.)
4) Muller, Ueber akute Paraplegieen nach Wutechutzimpfungen. (Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 34. 1908.)
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74
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Jahr 1888.
Fall 1. Gonzales 1 ) (Barcelona), cf, bekommt im Verlauf der Wutschutz-
impfung nach dem Ferr&nschen Verfahreu eine Lahmung der Beine und Ge-
sichtsmuskeln. Heilung.
Fall 2. Gonzales 1 ) (Barcelona), o', Offizier, wird am letzten Behandlungs-
tago nach dem Ferranschen Verfabren von einer Faraplegie beider Beine be¬
fallen. Die Lahmung widerstand jahrelang jeder Therapie.
Fall 3. Gonzales 1 ) (Barcelona), cf, erkrankt nach der letzten Impfnng
an einer Paraplegie der Beine. Krankheitsdauer: 6 Monate. Heilung.
Jahr 1889.
Fall 4. Bareggi*) (Mailand).
25-jahr. 3 alle 5 erkrankten einige Tage nach Beeudigung der Kur
Fall 5. 5-jahr. Kind nach dem Ferr&nschen Verfahren, nachdem sie von der
Fall 6. 46-jahr. <5 Infektion mit Tollwut fur geheilt oder fur nicht infiziert
Fall 7. 46-jahr. 3 erklart waren. Die Krankheitssymptome waren bei alien
Fall 8. 35-jahr. 3 gleich. Nach einem kurzen Prodromalstadium, bestehend
in Fieber, Kopfweh, Appetitmangel, JErbrechen, trauriger Verstimmung trat Schwache
der Beine auf. Ee entwickelte sich rasch eine Lahmung erst des einen, dann dee
anderen Beines mit Urinverhaltung, Herabsetzung der Beriihrungsempfindlichkeit und
Reflexe am gelahmten Unterkorper.
Die Krankheit dauerte bei keinem iiber 1 Woche und endete in alien 5 Fallen
todlieh. Gegen Ende trat unter ansteigender Temperatur Erschwerung der Sprache,
Lahmung der Nackenmuskulatur, Schielen, Erweiteruug der Pupillen auf. Sehling-
beschwerden, Wasser- oder Lichtscheu, Speichelflud wurden nicht beobachtet.
Die Autopsie ergab starke Hyperamie des Zentralnervensystems, Triibung
der harten Hirnhaut ohne Exsudat.
„Dio Impfungen des Riickenmarks in das Innere des Gehirns der Kaninchen
verursacht bei ihnen die gewohnliche paralytische Wut, wie sie durch anhaltend
veretiirktee Virus hervorgerufen wird. Die ersten Symptome zeigen sich am 5. bis
6. Tag, der Tod tritt am 7. Tage ein“, p. 219. Erst durch die Autopsie und
den Tierversuch wurde es klar, aall es sich bei alien 5 Personen wirklich um
Wut gehandelt hat.
Leider enthalt die Arbeit keine Angaben uber die BiBverletzungen und das
beifiende Tier.
Ueber die Arbeit Bareggis existiert in der auSeritalienischen Literatur nur
ein ganz kurzes Referat Bordoni-Uffreduzzis in Baumgartens Jahresber.
1889, p. 142 mit einer Fufinote, in der Referent sagt, dafl die italienische Regierung
auf das Vorkommnis hin die Schliefiung des Institute anordnete und weitere An-
ordnung der Ferrdnschen Methode verbot. Ueber die Krankheitserscheinungen
und das Tierexperiment sagt das Referat niehts aus. Ich habe deehalb die Original-
arbeit iibersetzt und ihren Inhalt hier etwas ausfiihrlich wiedergegeben, um die
in der Literatur immer wieder auftauchenden Zweifel iiber die Natur der Todes-
falle damit. zu beheben.
Jahr 1891.
Fall 9. Laveran 3 ) (Paris). 22-jahr. tf, Soldat, kein Alkoholiker, kein
Hysteriker, wird von einem C-Hund in das linke Knie gebissen, erkrankt am
8. Behandlungstag, dem 18. nach dem Bid mit Niedergeschlagenheit, Schmerzen in
der Bidwunde, Schlaflosigkeit. Bald tritt starke Parese der unteren Extremitaten
ein, Schlingbeschwerdeu ohne Wasserscheu. Heilung innerhalb 20 Tagen. Die
Schutzimpfung ist am 5. Krankheitetage ausgesetzt worden, wird aber nach Genesung
wieder aufgenommen und ohne Zwischenfall beendet.. Gleichzeitig Geimpfte eind
gesund geblieben.
Falt_ 10.Sabarthez 4 ) (Paris)._ 42-jahr. o", nicht nervos, wird von einem
D-Hund in den linken Unterarm gebissen. Auf Driingen des Arztes vorsichtshalber
Schutzimpfung im Tnstitut Pasteur. Lange Riiekfahrt mit der Bahn nach seiner
1) Gonzales, Un caso de rabia paralitica producida par las inoculacionee
preventivas; curacion. (Gaz. med. catalon. Vol. 11. 1888. p. 45—57.)
2) Bareggi, Sur cinque casi di rabbia paralitica de lalxiratorio nell’uomo.
(Gaz. med. ital. Lombards. Vol. 48. 1889. p. 217—219.)
3) Laveran, D’une forme attdnu<?e de la rage observoe nendant le cours
du traitement par les inoculations preventives. (Bull, et mdm. de la soc. m4d. d.
hopit. de Paris. T. 8. 1891. p. 191—200.)
4) Sabarthez, Rage attenu£e produite trfcs probablement par lee inoculations
pasteuriennes. (Gaz. d. h6pit. T. 64. 1891. p. 1311.)
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Simon, Ueber Liihmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
75
Heimat Perpignan. 3 Tage nach beendeter Kur, 2G Tage nacli dem Bid, bemerkt
Patient, dali er seine Zigarette nicht mehr im Munde balten kann. Inuerbalb der
nachsten 2 Tage treteu uuf: Sprachstoruugeu, Doppelbildersehen, Licbtscheu, Tris¬
mus, Atemnot, Herzangst, Prostration. Dauer der Xrankkeitsersckeinuugeu: 7 Tage,
dann langsame Besseruug und Heilung zuletzt der Faeialisparese.
Jahr 1892.
Fall 11. Novi et Poppi 1 2 ) (Bologna;. 21-jtihr. o", von einein A-Huud in
das hosenbedeckte linke Knie gebisseu, erkrankt am 20. Behandlungstag, dem 23.
nach dem Bid, plotzlich nachts mit keftigen Jttuckenschmerzen. Am nachsten
Morgen Fieber, Schwacke der Beine mit schnellem Uebergang in Lahmung, Urin-
und Kotverhaitung, Erldschen der Haut- und Sehnenreflexe. Nach 7-tagiger
Krankheitsdauer tritt Besseruug, schliedlich vollige Heilung ein. Die Schutz-
impfung wird wahrend der Krankheit fortgesetzt, sogar 5-, 4- und 3-tagiges
Mark intravenos eingespritzt.
Fall 12. Bordoni-Uffreduzzi*) (Turin). 40-jahr. o", von cinem B-
Hund in den Unterarm gebissen, erkrankt 1 Tag nach beendeter Kur, 24 Tage
nach dem Bid, mit Appetitlosigkeit, Widerwillen gegen Speisen, Schwache in den
Beinen. Basch eintretende Lanmung der Beine, der Blase und dee Mastdarms.
Dauer der Lahmungserseheinungen 6 Tage. Heilung nach 15 Tagen.
Jahr 1894.
Fall 13. Kraiouchkine 3 ) (St. Petersburg), (f , von einem A-Hund am
rechteu Mittelfinger gebissen. Beginn der Bckandlung 2 Tage nach dem Bid in
stark erkaltetem, hochfieberndem Zustand. Patient fakrt trotzdem tiiglieh bei
strengster Winterkiilte schlecht zugedeckt von Kronstadt nach Petersburg zur Be-
handlung im Pas teu r-Institut, erkrankte am 3. Bekandlungstage, dem 11. nach
dem Bid mit heftigen Schmerzen in der Impfgegend, die am 15. Behandlungstage
mit erneuter Heftigkeit wiederkehren. Am 16. Behandlungstage, dem 18. nach
dem Bid, neuralgische Schmerzen in Brust und Armen, Hyperasthesie des
Rumpfes, gesteigerte Kniescheibenreflexe, 4 Tage spater Parese der Beine. Urin-
und Kotverhaitung. Dauer der Lahmungserseheinungen 9 Tage. Nach weiteren
6 Tagen vollige Heilung. Die Einspritzungen werden am 13. Behandlungstage aus-
gesetzt. Es war nur 1- und 2-tagiges Mark verwendet worden. 4 andere von dem-
selben Hund Gebissene und gleicnzeitig Behandelte blieben gesund.
Fall 13. Murri 4 ) (Bologna), ol-jahr. cT, Zollwiichter, von einem C-Huud
in das rechte Bein gebissen, erkrankt am 10. Behandlungstage, 16 Tage nach dem
Bid, mit Unwoklsein, Uebelkeit; 2 Tage spater Frosteln, Parasthesien der Beine.
Innerhalb weiterer 2 Tage entwickelt sich Paraplegie der Beine; Urinverhaltung.
unfreiwilliger Kotabgang, allgemeine Hinfalligkeit, Analgesie der Beine und der
unteren Rumpfhalfte. Nach 5 Tagen Riickgang der Lahmungen. Dauernd fieber-
frei. Nur eine jetzt einsetzende Cystitis infolge Katheterinfektion halt ihn noch
weitere 4 Wochen im Spital. Geheilt entlassen. Behandlung nicht ausgesetzt;
wahrend der Lahmung wird sogar 2mal taglich je 3 ccm 6—3-tag. Mark injiziert.
Fall 15. Bordoni-UfFreduzzi 5 ) (Turin). 14-jahr. Kind, von einem
A-Hund in die Hand gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstage, dem 20. nach
dem Bid, mit Kopfweh, Niedergeschlagertheit, Appetitmangel. Nach weiteren 4 Tagen
stellen sich lanzinierende Schmerzen in den Beinen ein, denen bald eine von den
Beinen bis zum Kehlkopf aufsteigende allgemeine motorische Lahmung mit Sensi-
bilitatsstorungen folgt. Wahrend der 4-tagigen Dauer der Lahmung treten Wutan-
falle und SpeichelfluS auf. Dauernd fieberfrei. Heilung nach mehreren Monaten.
Die Einspritzungen von 14—3-tagigem Mark wurden am 3. Krankheitstage aus¬
gesetzt. Unter 2207 in den Jahren 1886—94 Geimpften der 1. Fall!
1) Novi et Poppi, La prima guariguione di un caso gravo di rabbia
nell’uomo. (Bull, de la sc. med. di Bologna. 1892.)
2) Bordoni-Uffreduzzi, A proposito di un caso di guarigione di rabbia
nell’uomo. (Riform. med. 1892.)
3) Kraiouchkine, Sur 1’effet dee injections sous-cutanees de virus fixe
de Ie rage. (Arch. d. scienc. biolog. de St. P^tersbourg. 1897. p. 312.)
4) Murri, Sulla guaribilita della rabbia paralitica. (II Policlinico. Vol. 8.
1894. p. 357.)
5) Bordoni-Uffreduzzi, De la gutirison spontan^e des formes de fausse
rage chez lea persones eoumises au traitement Pasteur. (Statist, de ITnstit.
Municip. de Turin. 1886—1894; Ann. de ITnstit. Pasteur. T. 9. 1895. p. 772.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. (58. Heft 1.
Jahr 1897.
Fall 16. Rendu 1 ) (Faria). 26-jahr. a”. Seziersaaldiener, sticht sich beim
Aufhebeu des Fankreas eines an Tollwut verstorbenen Mannea in den Finger, er-
krankt am 11. Behandlungstag, dem 13. nach der Verletzung mit Schiittellrost,
bekommt deshalb ein Bad verordnet. Bald nach dem Bade bekommt er Fariistheaie
der Beine mit. achnell folgcnder Paraplegic, Urinverlialtung, Kotabgaug, auf-
steigende Lahmung bis zu den Armen, Tachvkardie, Atemnot. Am 6. Krankheits-
tage tritt unerwartete Besserung ein. Sctmelle Heilung.
Die Schutzimpfung wird nicht uuterbrochen.
Fall 17. Roux 2 ) (Faria). von einem A-Hund gcbisseu, fiihrt nach der
letzten Einspritzung, dem 27. Tage nach dem Bill, von Farm nach Orleans zuruck.
Am Abend bemerkt er Harnverhaltung. Es cntwickelt sich in den niiehsten Tageu
eine Lahmung beider Beine. Dauer der Lahmung 8 Tage. Heilung.
Fall 18. Brouardel 3 ) (Faris). d"> von einem A-Hund in die rechte
Hand gebissen, fiihrt am letzten Behandlungstag, 31 Tage nach dem Bid, in seine
lieimat nach Bordeaux zuruck. Beim Verlassen des Zuges bemerkt er eine starke
Schwiiche der Beine, die schnell in vollige Lahmung mit Urinverhaltung iibergeht,
am 6. Krankheitstag sind auch die Hande paretisch, Fupillen ungleicn, A tin ling
und Fuls beschleuuigt. Es entivickell sich weiter Decubitus, Herzschwaehe, Tracheal-
rasseln. Diese schweren Krankheitserschcinungen bleiben 18 Tage besteheu, daun
tritt unerwartet schnelle Heilung ein. Subdurale Verimpfung des Speiehels au£
Kaninehen bleibt wirkungslos.
'Fall 19. I vo Novi 4 ) (Bologna). 50-iahr. o’, von einem C-Hund in das
liuke Knie gebissen, erkrankt am lo. Behandlungstag, dem 20. nach dem Bill, mit
Lahmung der Beine. Es tritt bald Besserung, aber keine Heilung ein. Niihcres
Schicksal unbekannt. Bei Ein tritt der Liihmungen wird viruleutes Mark intra-
venos iniiziert.
Fall 20. I vo Novi 4 ) (Bologna). 25-jithr. cf, von einem A-Hund in die
rechte Hand gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstag, 52 Tage nach dem Bid,
mit rheuniatiscnen Schmerzen in der Lendengegeud, allgemeiner Schwache. Er tritt
Faraplegie der Beine hinzu. Schnelle Heilung. Bei Beginn der Krankheit wird
virulentes Material intravenos injiziert und eine 2. Kur angesehlossen.
Fall 21. Ivo No vi (Bologna). 27-jahr. a*. von einem C-lIund gebissen,
erkrankt am 18. Behandlungstage, 23 Tage uach dem Bill, mit Fieber, Kreuz-
schmerzen, ansehliedend Faraplcgie der Beine und Urinverhaltung. Heilung. Die
Schutzimpfung wird auch wiihreud der Krankheit fortgesetzt.
Fall 22. Calabrese 5 ) (Neapel). cf, Bill in die Wade ohne nahere Angabe,
erkrankt am 10. Behandlungstage, 30 Tage nach dem Bid mit Fieber, Aufgeregtheit,
Schwache der Beine, Urin- und Kotverhaltuug. Krankheitsdauer: einige Tage.
Heilung noch vor Beendigung der Kur, die wiihrend der Krankheit nicht unter-
brochen wird.
Fall 23. Brault 6 ) (Algier). o’- von einem D-Hund gebissen, bekommt
am 13. Behandlungstage cine komplette Faraplegie der Beine mit Urin- und Kot-
verhaltung. Heilung nach 15 Tagen. Bei Beginn der Krankheit werden die Ein-
spritzungen ausgesetzt. ,
Fall 24. Brault 6 ) (Algier). 28-jiihr. cf, von einem D-Hund gebissen, er¬
krankt am 5. Behandlungstage, 28 Tage nach dem Bid, angeblich infolge eines
kalten Bades, mit Fieber und Farese der Beine. Innerhalb 8 Tagen entwickelt sich
eine Lahmung der Beine, Blase, des Mastdarmes. Langsame Heilung nach 3 Mo-
naten. Behandlung mit Krankheitsbeginn ausgesetzt.
1) Rendu, Paralysie ascendante aigue survenue au cours du Iraitement
antirabique. (Bull, de f’Acad. de Med. T. 37. 1897. p. 720—737.)
2) Roux, ebenda. p. 732.
3) Brouardel, Sur les paralysies au cours du traitement antirabique. (Bull,
de l’Acad de m6d. T. 37. 1899. p. 168—780.)
4) Ivo Novi, La eura dell Pasteur nell Institute) antirabbico di Bologna,
dal 1. I. 1894 — 30. VI. 1897. (Bull. d. scienz. med. di Bologna. 1897.)
5) Calabrese, Contributo alio studio della rabbin paralitica nelFuomo.
(La Riform. med. Vol. 3. p. 256—268, 278, 290.)
6) Brault, Paraphigie survenue au cours du traitement antirabique. (Bull,
do l’Acad. de m<5d. T. 37; zitiert nach Rem linger, p. 629. An der von Rera-
linger zitierten Stelle findet sich der Fall nicht. Auch Sou lid soli ihn ver-
offentlicht haben.)
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Simon, Ueber Lahmungeu im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
77
Jahr 1898.
Fall 25. Darkschewitz 1 ) (Kasan). 32-jahr cf, von einem B-Hund in
den Finger gebissen, erkrankt 3 Tage nach beendeter Kur, 12 Tage nacb dem Bill,
im AnschluB an ein FuBbad mit Schwiiche in beiden FfiUen, Schnierzen und
Schwiiche in Armen und besonders in den Fingern mit Abmageruug der Fiuger-
muskulatur. Dauer der Krankheit iil>er 10 Monate. Heilung. 2 vom gleichen IIund
Gebissene und gleicbzeitig schutzgeimpfte Manner blieben gesund.
Fall 20. Darkschewitz 1 ) (Kasan). 28-jahr. cf Trinker, von einem D-
Hund gebissen, wird vorsichtshalber schutzgeimpft; erkrankt 1 Woche nach be¬
endeter Kur, 1 Monat nach dem Bill plotzlich an rechtsseitiger Facial isparese;
nach 2 Tagen tritt auch eine linksseitige Facialisparese auf. Kraukheitsdauor iiber
0 Monate. Heilung.
Fall 27. Tonni 2 ) (Athen). Kind, von einem D-Hund gebissen, erkrankt
im Anschluli an die Wutbehandiung mit Lahmung der Beine, Urin- und Kotver-
haltung. Heilung in 12 Tagen.
Jahr 1900.
Fall 28. Puscariu et Lebell 3 ) (Jassy). Bei von 200 nach ihrer Methode
I 1896 bis 20. 3. 1900 schutzgeimpften Patienteu stellte sich am 8.—10. Tage der
Behandlung, dem 10.—18. nach dem BiB, leichtes Fieber, Gliederparese, Harn-
Stuhlverhaltung und Sensibilitiitsstorungen der unteren Rumpfhiilfte ein. Heilung
noch wahrend der nicht unterbrochenen Behandlung, zu welcher uicht erwarmte
Emulsion frischen Markes und 80—85° C warme Emulsionen in Abstufungen von
5° zu 5° verwendet wurden. Einzelheiten verdanke ich dor Liebenswiirdigkeit von
Herrn Professor Puscariu, der mir noch weiter bis 1908 vorgekommene Ffille
mitzuteilen die Giite hatte.
Fall 28a. Puscariu (Jassy), von einem A-Tier gebissen, erkrankt-am 13. Be-
handlungstag (16. Einspritzung), dem 13. Tage nach dem BiB, mit leichten
Schmerzen m den Untergliedern, Ham- und Stuhlverhaltnng. Die Erscheinungen
gehen schnell voriiber. Die Behandlung wird bei Krankheitsbeginn unterbroehen,
spater zu Ende gefiihrt.
Fall 29. Puscariu (Jassy), von einem A-Tier gebissen, erkrankt am 13. Be-
handlungstage nach der 14. Einspritzung, 16 Tage nach dem BiB, mit leichten
Schmerzen in den unteren Extremitaten, Harn- und Stuhlverhaltung. Die Er¬
scheinungen gehen schnell voriiber. Die Behandlung wird nicht unterbroehen.
Fall 30. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen, erkrankt am 7. Be-
handlungstage, nach der 13. Einspritzung, 10 Tage nacn dem BiB, unter ahnlichen
Erscheinungen wie Fall 28 und 29. Schnelle Heilung. Die Schutzimpfung wird
nicht unterbroehen.
Fall 31. Puscariu (Jassy), von einem B-Tier gebissen, erkrankt am 12. Be-
handlungstage, nach der 12. Einspritzung, 18 Tage nach dem BiB, wie Fall 28.
Schnelle Heilung. Die Schutzimpfung wird nicht unterbroehen.
Fall 32. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen. erkrankt am 11. Be-
handlnngstage, nach der 27. Einspritzung, 22 Tage nach dem BiB, mit Fieber, Parese
der unteren Extremitaten, Harn- und Stuhlverhaltnng. Die Krankheitserscheinungen
halten einige Tage an, Heilung. Die Schutzimpfung wird fortgesetzt.
Fall 33. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen, erkrankt am 11. Be-
handlungstage nach der 25. Einspritzung, 16 Tage nach dem BiB, wie Fall 32.
Daner der Krankheit einige Tage. Heilung. Die Schutzimpfung wird r.uch wfihrend
der Krankheit fortgesetzt.
Fall 34. Puscariu (Jassy), von einem A-Tier gebissen, erkrankt am 14. Be-
handlungstage, nach der 24. Einspritzung, 15 Tage nach dem BiB, wie Fall 32.
Dauer der Krankheit einige Tage. Heilung. Die Schutzimpfung wurde wfihrend
der Krankheit ausgesetzt, dann zu Ende gefiihrt.
Fall 35. Puscariu (Jassy), von einem C-Tier gebissen, erkrankt am 10. T?p-
handlungstage. nach der 10. Einspritzung, 16 Tage nach dem BiB, wie Fall 32.
Dauer der Krankheit einige Tage; dann Heilung. Die Schutzimpfung wird nicht
unterbroehen.
1) Darkschewitz, Zur Frage von den Liihmungserscheinungen bei Pasleur-
3chen Tmpfungen. (Neurol. Centralbl. Bd. 17. 1898. p. 98—102.)
2) Tonni, Compt. rend, statist, de l’lnst. antirab. du Caire. 1899—1901.
(Zitiert nach Rem linger, Ann. Instit. Pasteur. 1905. p. 637.)
3) Puscariu et Lebell. Compt. rend, sur le traitement antirabique. (Arch,
des scienc. med. de Boucarest. 1901). p. 156.) Herr Prof. Puscariu war so
liebenswiirdig, mir die sonst nicht zugangliehe Arbeit zu ubersenden und in zwei
Briefen mir nahere Auskunft fiber die beobachteten Fiille zu geben.
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Centralbl. f. Bakt. ere. I. Abt. Originate. Bd. 68. Hett 1.
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Fall 36. Puscariu (Jassy;, von einem A-Tier gebissen, erkrankt am 14. Be-
Uandlungstage, nacb der 22. Einspritzung, 19 Tage nach dem Bill, init aufsteigen-
der Liihmung, die aucb die Arrne ergreift, nach ca. 3 Wochen zuruckgeht und
schUelilich vollkoinmen heilt. Die Schutzimpfung wird wahrend der Krankheit
nicht unterbrochen.
Fall 37. Puscariu (Jassy), von einem C-Huud gebissen, erkrankt am 10. Be¬
handlungstage, nach der 10. Einspritzung, 18 Tage nach dem Bill, unter dem
klinischen Bild einer aufsteigendeu Landryschen Paralyse, die 20 Tage dauert,
dann zuriiekgeht und schlielllich vollkoinmen heilt. Die Schutzimpfung wird nicht
unterbrochen.
Fall 38. Borger 1 ) (Weltewredcn). 25-jahr. d" Fiisilier-Insulaner, von
einem (J-IIund oberfliichlich ins Bein gebissen. Begiun der Behandlung 4 Tage
nach dem Bill, Beginn der Erkrankung am 10. Behandlungstage, dem 14. nach
dem Bid, mit Fiebcr 39,2° C. Kopfweh, Riickehschmerzen, die nach den Beinen
ausstrahlen. Nach einigen Tagen tritt Parese und Pariisthesie der Bcine mit Harn-
verhaltung auf, bald Paraplegie mit Aniisthesie der Beine, Hyperasthesie derWirbel-
dornfortsatze, 12 Tage spiiter Cystitis, Incontinentia urinae et alvi, nach 4 Monaten
Decubitus. Tod am 161. Krankheitstage. Behandlung nach Pasteur, raittclsUirk,
war nur 2 Tage ausgesetzt., dann zu Ende gefuhrt worden. Sektion: Ilyperaeinia,
oedema cerebri et medullae spinalis, hydrocephalus externus. Mikroskopisch: aus-
gebreitete Degeneration des Riickenmarks, hauptsiichlich der weillen Substanz.
Impfung nicht gemacht.
Fall 39. Borger 1 ) (VVeltewreden). 35-jahr. d", Europaer, Schiffer, gleich-
zeitig mit 30 anderen Personen von einem C-Hund gebissen; oberfliichliche Finger-
wunde, erkrankt am 10. Behandlungstage, dem 24. nach dem Bid, mit Kopfweh,
Bauch- und Iluckenschmerzen, Parasthesien; in den folgenden 4 Tagen tritt hinzu:
Retentio urinae et alvi, Parese der Beine, Cystitis. Tod am 10. Krankheitstage.
Sektion ergibt: Tuberkulose verschiedener Organe, Cystopyelitis, normales Rficken-
mark. Tierversuch bleibt negativ. Behandlung: Pasteurs starke Kur, die auoh
wahrend der Erkrankung fortgesetzt wird.
Fall 40. Borger 1 ) (Weltewreden). 27-iahr. d\ Europaer, Matrose, von
glcichem C-Hund, wie Fall 39 gebissen, erkrankt am 12. Behandlungstage, dem
27. nach dem Bill, mit Kopf- und Gliederweh. Am nachsten Tage kurzdauernde
Retentio urinae, dann Parasthesien, Aniisthesien der Beine, oberhalb llyperiisthesien,
Lahinung beider Beine, im weiteren Verlauf Sensibilitatsstorungen una Parese der
Arme. Dauer der Lahtnungen 14 Tage. Genesung nach 3 Monaten. Starke Be¬
handlung nach Pasteur, die bei Beginn der Krankheit ausgesetzt wird.
Fall 41. Babes 2 ) (Bukarest). Kind, von einem D-Hund gebissen. tiekam
im Laufc der Schutzimpfung eine vorubergehende Liihmung der Beine.
Fall 42. Daddi 2 ) (Florenz). 26-jiihr. C f, Arzt, von einem A-IIund in das
linke Knie gebissen, erkrankt am 9. Behandlungstage, 24 Tage nach dem Bill, mit
Schmerzen in den Bidnarben, am nachsten Tage Paraplegie beider Beine, Urin- und
Kotverhaltung. Krankheitsdauer 3 Wochen, Heilung. Schutzimpfung mit 14-5-
tiigigem Mark wird nicht unterbrochen. Gleichzeitig Geimpfte bleiben gestind.
Jahr 1901.
Fall 43. H ey d en reic h 4 ) (Odessa). 4f>-jahr. 9, Magd, von einem C-Hund
oberfliichlich an der Unken Hand gebissen. mufl tiiglich 8 Kilometer gehen, um sich
imnfen zu lassen, erkrankt am 6. Behandlungstage, dem 11. nach dem Bill, mit
Scnmerzen an der Einspritzungsstelle und Schwiiche der Beine. Nach 3 Tagen
tritt unter Fieber Anorexie, Stuhlverhaltung und erhohte Schmerzempfindlichkeit
des Rumpfes auf; dann doppelseitige Facialislahmung, erschwertes Schlucken,
Harnverhaltung. Am 21. Tag Ruckgang der Liihmungen; es machen sich in der
Rekonvaleszenz Anzeichen einer Paralyse bemerkbar, der die Magd nach 10 Monaten
erliegt. Behandlung: 2mal tiiglich 1 Spritze nach dem intensiven Schema, 12 Tage
1) Borger, Paralysen voorkommende in het verloop eener antirabische be-
handeling (Geneeskund. Tijdschr. for Neederl. Indie. 1911.) Herr Professor
Wenckebach, Direktor der med. Klinik in Strallburg, war so liebenswiirdig, mich
auf diesc Arbeit aufmerksam zu machen.
1) 1. c.
2) Babes. La diagnostic rapide de la rage du chien mordeur. (La Presse
m6d. 1900. p. 202.)
3) Daddi, Sulla forme guaribilita della rabbia sviluppata nell’uomo. (Riv.
crit. de clin. med. Vol. 1. 1900. p. 465.
4) Heydenreich, Wirkhche Wntkrankbeit odcr angeimpfte modifizierte
Wut? (Berl. klin. Wochenschr. Bd. 41. 1904. p. 1002.)
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
79
iang, wird nicht unterbrochen. Ein gleichzeitig gebissenes, nber nicht sc'nutz-
geimpftes Madcben bleibt geaund.
Jab- 1902.
Fall 44. Borger 1 ) (Weltewreden). 35-jiihr. cf> Europiier, Kauftuann, von
einem A-Hund oberflaehlich am Finger gebissen, erkrankt am 14. Behandlungstage,
dem 16. Tage nacb dem Bifi, init Lahmung der Beine, der Blase, dea Mastdarms,
sehliefilich auch I’areae der Arme. Heilung nach 31 Tagen. Starke Behandlung
nacb Pasteur, wiihrend der Kraukheit ausgesetzt, dann zu Ende gefiihrt.
Fall 45. Borger 2 ) (Weltewreden). 29-jiihr. (f, Europiier, Ingenieur, von
einem C-Hund am Dauruen gebissen, erkrankt am 20. Bebandlungstage, dem 50.
nacli dem Bill, mit Harnvernaltung, Lahmung der Beine und des Mastdarms.
Heilung nacb kurzer Zeit. Starke Behandlung nach Pasteur; 2 Tage ausgesetzt.
dauu zu Ende gefiihrt.
Jahr 1903.
Fall 46. Borger 3 ) (Weltewreden). 30-jahr. o’. Europiier, Arzl. nie ge-
bissen, laSt sich nur vorsichtshalber wegen semer Tiitigkeit am Pasteur-Inst itut
schutzimpfen. Beginn der Kur am 27. 6. 1903. Beginn der Erkrankung am 9. 7.
1903, also am 13. Behandlungstage mit Ivopfweh und Blasenschwiicbe von 24-stiin-
diger Dauer. Schwachegefiibl in den Beiuen. Heilung nach 7 Tagen. Iveichte Be¬
handlung nach Pasteur, die bei Krankheitsbeginn ausgesetzt wird.
Fall 47. Zaccaria*) (Faenza). 10-jahr. Kind, von einem A-Hund in den
Unterschenkel gebissen, erkrankt am 8. Behandlungstage, 16 Tage nach dem Bifi,
mit Schwache in Kreuz und Beinen, am niichstcn Tage Liihmung der Beine. Dauer
der Liihmung 5 Tage. Heilung. Koine Unterbreehuug der Schutzimpfung, sondern
Yerlangerung der Kur. In 5 Jahren der 1. Fall.
Jahr 1904.
Fall 48. Calabrese u. Russo 4 ) (Neapel). 12-jiihr. o". von einem B-Huud
leicht am Arm verletzt, erkrankt am 13. Behandlungstage, 19 Tage nach dem Bifi.
mit Schwache der Beine, der Blase, des Mastdarms, die bald in vollige Liihmung
ubergeht. Unerwartet schnelle Heilung. Die Kur wird unterbrochen. In 3 Jahren
der einzige Fall!
Fall 49. Rem linger®) t Konstantino]>el). 13-jahr. o". vo, i einem B-Hund
in den rechten Oberschenkel gebissen, erkrankt am 12. Behandlungstage, 19 Tage
nach dem Bifi, mit Schwiiche in den Beinen, die er auf cine kalte Duscho am
Morgen zuruckfiihrt. Am niichsten Tag sind Beine und Blase vollkominen geliihmt,
am 3. Krankheitstag auch Arme, Nacken- und Gesichtsmuskulatur. Urin und Kot-
verhaltung. Sehnenreflexe erloschen, Beriihrungsempfindliohkeit erhalten. Die l^iili-
mung gent langsam zurflck, Heilung nach 38 Tagen, Schutzimpfung wird aus-
f esetzt. Ein vom gleichen Hund geoissenes und gleichzeitig schutzgeimpftcs Kind
leibt gesund.
Fall 50. Borger 7 ) (Weltewreden). o"» Europiier. Backer, von einem D-
Hund gebissen, erkrankt am 16. Behandlungstage, 17 Tage nach dem Bifi, mit
Ischias: nach 8 Tagen rechtsseitige Facial is pa rose mit vermindertem Gesehmaek-
t efiihl, Verstopfung. Heilung in 14 Tagen. Mittelstarke Behandlung nach Pasteur,
ie nicht unterbrochen wird.
Jahr 1905.
Fall 51. Borger 8 ) u. Nyland (Weltewreden). 34-jahr. a", Europaer,
nervoser Rittmeister, von einem A-Hund nicht gebissen, sondern nur berflhrt, er-
krankte am 16. Behandlungstage mit Parasthesien in beiden Fufien und der rechten
Hand, Schinerzen in Armen und Beinen, Facialisparese. Es entwickelt sich eine
aufsteigendc Landrysche Liihmung. Heilung in 3 Wochen. Leichte Kur nacli
Pasteur, die nur 1 Tag unterbrochen wird.
1) Borger, 1. c.
2) Borger, 1. c.
3) Borger, 1. c.
4) Zaccaria, Rendiconto della vacicnazione antirabbiche nel quinq. 1898—
1902. Pisa 1903. Zitiert nach Rem linger, Ann. Inst.it. Pasteur. T. 19.
1905. p. 631.)
5) Calabrese e Russo, Rendiconto delle vaccinazioni antirabbiche del
tricennio
Pasteur.
(Cornel
1901—1903.
T. 19. 1905.
..W
ivem linger,
U1 • X. • Xl/< 1UU(/| UUA. )
6) Remlinger, Contribution 5 I’titude de la toxine rabique. Faits cliniques.
_i J_ f’ _ t>i„i nn r£* innt .. otn \
r f xv o xxx x x xx x. v> i y vvuvi ii/uvxvix u x i/vuuo uu xu X'V'V
it. rend, de la soc. de Biol. T. 56. 1904. p. 349.)
Borger, 1. c.
Borger, 1. c.
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Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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Fail 52. Borger 1 2 ) (Weltewreden) u. Nyland (Wei tew reden). 53-jabr. cf,
Europaer, neurasthenischer Kaufrnann, mit einem A-Hund nur in Beriihrung ge-
koimuen, nicht gebissen, erkrankt sun 14. Behandlungstage, indem er plotzlich mit
seinern linken Auge nicht melir gut sehen kann. Skotorn, Steifigkeit in Kiefer-
gelenk und Schlafengegend. Iieilung in 3 l'agen. Leichte Kur nach Pasteur,
die nicht unterbrochen wird.
Fall 53. Borger*; (Weltewreden) u. Nyland’,) (Weltewreden). 39-jiihr.
CT, Europaer, von einem C-llund gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstage, dem
15. nach dem Bill, mit Fieber, Schmerzen in den Beinen und im Kreuz. Am
nachsteu Tage Parese der Beine, Harn- und Kotverbalrung. Nach 4 Tagen Besse-
rung, nach 14 Tagen Heilung. Leichte Behaudlung nach Pasteur, die am
3. Krankheitstag ausgesetzt, spiiter fortgefiihrt wird.
Falle 54—62 sind die, welche von Hemlinger 3 ; brieflich ohne ntihere Zeit-
angabe mitgeteilt sind.
Fall 54. 1 vo-Novi (Bologna). 40-jahr. o”, von einem C-Hund in die Beine
gebissen, erkrankt am 14. Behandlungstage, 88 Tage nach dem Bill, mit Schiittel-
irost, Schwiiche in den Beinen, bald vollige l’araplegie der Beine und beiderseitige
Facialislahraung. Keine Blasen- und Mastdarmstorungen. Krankheitsdauer 20 Tage,
Heilung. Schutzimpfung nicht unterbrochen.
Fall 55. IS eg r 6 (Mailand). 66-jiihr. cf, von einem C-Hund in die rechte
Hand gebissen, erkrankt am 15. Behandlungstage, 25 Tage nach dem Bifi. plotzlich
mit Schmerzen in Beinen und Kreuz. am nachsten Tage Paraplegie der Boine mit
Blasenschwaehe. Krankheitsdauer 1 Woehe, Heilung. Bei Beginn der Lahmung
wurde die Schutzimpfung ausgesetzt.
Fall 56. Or low ski (Wilna). 48-iiihr. 9> von einem B-Hund in die rechte
Hand gebissen, erkrankt 4 Tage nach beendeter Kur, 21 Tage nach dem Bill,
mit Schwiiche in den Beinen; bald tritt vollige Lahmung der Beine, der Blase,
des Mastdarms, Parese der Arme, beider Gesichtsnerven hinzu. Dauer tier Krank-
heit 8 Monate. Tod unter nicht niiher bekannten Umstiindeu.
Fall 57. Orlowski (Wilna). 15-jiihr. cf. von einem C-Hund ins linke
Knie gebissen. erkrankt eine Woehe nach Beendigung der Schutzimpfung,
3 Wochen nach dem Bill, mit Schwiiche in den Beinen, einige Tage an volliger
Liihmung der Beine, Blase, des Mastdarms, der Arme, Gesientsmuskeln. Krank¬
heitsdauer einige Wochen. Allmiihliche Besserung; Heilung.
Fall 58. Chailloud (Paris). 55-jiihr. 9, von einer D-Katze in die Hand
gebissen, erkrankt. 8—10 Tage nach Beginn der Behandlung. 10—12 Tage nach
dem BiC, mit allgemeiner Aniisthesie, Steifigkeitsgefuhl, dem bald vollige Liihmung
der Beine folgt. Tod nach ungefiihr einem Monat. Bei der Autopsie wurde eine
Pneumokokkenmeningomyelitis festgestellt. Tierexperiment nicht gemacht.
Fall 59. De Blasi (Palermo). 24-jahr. cf, von einem C-Hund in die rechte
Hand gebissen, erkrankt am 7. Behandlungstage, 12 Tage nach dem Bill, mit
Parese der Beine, bald tritt Lahmung der Beine, der Blase, des Mastdarms hinzu.
Krankheitsdauer 20 Tage. Allmiihliche Besserung; dann vollige Heilung. Die
Schutzimpfung wurde bei Beginn der Erkrankung unterbrochen.
Fall 60. De Blasi (Palermo). 48-jiihr. o', von einem B-Hund in die rechte
Wade gebissen, erkrankt am 21. Behandlungstage. 28 Tage nach dem Bid, an-
geblich infolge einer Erkaltung an Liihmung der Beine, der Gesichtsmuskeln und
Steigerung der Sehnenreflexe. Krankheitsdauer 9 Tage; dann Besserung und
Heilung. Die Schutzimpfung wurde nicht unterbrochen.
Fall 61. De Blasi (Palermo). 23-jiihr. 9. von einem A-Hund im Gesicht
gekratzt und begeifert. erkrankt am 8. Behandlungstage. 30 Tage nach der Ver-
letzung, unfer Fieber an Lahmung der Beine, der Blase, des Mastdarms. Dauer
der Lahmung 20 Tage; dann Besserung und vollige Heilung. Die Schutzimpfung
wird wiihrend der Krankheit unterbrochen.
Fall 62. De Biasi (Palermo). -40-jahr. cf, von einem A-Hund an den
Handen gekratzt und begeifert. erkrankt 1 Tag nach beendeter Kur, 35 Tage nach
der Verletzung, anscheinend infolge einer Erkaltung plotzlich an Lahmung der
Beine, der Blase, des Mastdarms und der Gesichtsmuskeln mit gleichzeit.iger Steige¬
rung der Sehnenreflexe. Dauer der Lahmung 8 Tage, langsame Heilung.
1) Borger. I. c. — N y 1 a nd , 15. Jaarsverslag van de Landeskoepockin-
richtingen, 11 Jaarsverslag van het Instit. Pasteur over 1905. (Geneeskund.
Tijdschr. v. Nederlandsch Indie. Bd. 46. 1906. p. 94.)
2) Borger, 1. c. — Nvland, I. c.
3) Hem linger, Ann. Instit. Pasteur. T. 19. 1905. p. 633—636 (Falle 18
bis 25).
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
81
Jahr 1906.
Kail 63. Nedrigailoff u. Ostrjanin 1 2 ) (Charkow). 11-jahr. 9> von
einem D-Hund in den rechten Mittelfinger gebissen, wird vorsichtshalber schutz-
geimpft; erkrankt 7 Tage nach beendetcr Kur, 24 Tage uaeli dem Bill, mit
Schmerzen in der unteren Korperhiilfte, und bekommt bald darauf eine Liilnnuug
der Beine, der Blase und des Mastdarms. Krankheitsdauer 3 Monate; Heilung. Die
Behandlung dauerte 14 Tage und bestand in 23 Einspritzungen. Die Geschwister,
die im gleichen Jahr und Monat von einem A-Hund gebissen worden sind, unter-
zieheu sieh der Pasteurschen Kur ohne nachteilige Folgen.
Fall 64. Nedri gal loft u. Ostrjanin 3 ) (Charkow). 15-jahr. O, von
einem A-Mund durch den Struinpf in den linken FuO gebissen, erkrankt. 2 Tage
nach Beendigung der Kur, 31 Tage naeh dem Bill, mit Lahmung der Beine, Blase,
des Mastdarms, und Parese der Arme. Sie war lange krank und konnte 1 Jahr
spiiter noch nicht gehen. Die Kur bestand in 24 Einspritzungen und dauerte
14 Tage.
Fall 65. Nedrigailoff u. Ostrjanin 3 ) (Charkow). 22-jahr. o"> Bruder
des vorigen, von gleichem A-Hund durch den Strumpf in den linken Full gebissen,
erkrankt 5 Tage nach beendeter Kur, 24 Tage naeh dem Bill, mit Parese der
unteren Extreraitaten, inutile 3 Monate zu Bett liegen. Vollige Heilung. Die Kur
bestand in 24 Einspritzungen und dauerte 11 Tage.
Fall 66. Nedrigailoff u. Ostrjanin 4 5 ) (Charkow). 9. Schwester der
beiden vorigen, vom gleichen A-Hund unbedeutend in den Zeigefinger gebissen,
erkrankt ebenfalls naeh der Kur, D/o Monate nach dem Bill — nahere Angaben
fehleu — mit leichter Lahmung der Beine. Die Kur bestand in 21 Einspritzungen
und dauerte 14 Tage. Zur gleichen Zeit wurden 30 Personen im Pasteur-Institut
zu Charkow geimprt, ohne dafl Schadigungen beobachtet wurden.
Fall 67. Borger 6 ) (IVeltewreden). 43-jiihr. o% Potator strenuus, mit einem
A-Hund in Beruhrung gekommen, nicht gebissen, erkrankt 13 Tage nach Be"inn
der Kur mit hohem Fieber und Parese der Beine. Innerhalb der niichsten 3 Tage
bekommt er eine Paraplegic der Beine, Blasenliihmung. Schmerzen im Riickcn und
in den Schultern, Nackensteifigkeit, Coma. Tod am 5. Krankheitstag. Sektion
nicht gemaeht. Leichteste Behandlung, die mit Krankheitsbeginn ausgesetzt wird.
Jahr 1907.
Fall 68. Nitsch“) (Krakau). 36-jiihr. 9. von einem B-Htind gebissen,
erkrankt einen Tag nach beendeter Kur, 18 Tage nach dem Bid, mit Kopfweh,
Nackensteifigkeit, Parese der Glieder, hauptsaehlien der Beine, und liekomint in den
niichsten Tagen eine schlaffe Lahmung der Glieder, Verminderung des Tastgefiihls
am ganzen Kcirper; Essen, Sprechen und Ilusten erschwert. Blase und Mastdarm
intakt; fieberfrei. Tod am 7. Krankheitstage. Die Kur bestand in 22 Ein-
spritznngen 4- bis 1-tagigen Marks und dauerte 12 Tage.
N. hiilt es nicht ffir ausgeschlossen, dad die angewandte energische Kur der
Frau geschadet hat.
Iall 69. Nit sc h 6 ) (Krakau). 7-jahr., cf. von einem B-Hund in Gesicht
und Hand gebissen, erkrankt. 5 Tage nach beendeter Kur, 20 Tage nach dem Bid,
ohne ein bemerkbares Prodromalstadium mit Fieber, Kopfweh, indenformigem
Puls (150 Schlage), Lahmung der linken Augenmuskeln, und stirbt am gleichen
Tage abends. Die Kur dauerte 14 Tage und bestand in Einspritzungen von
2- und 1-tagigem Mark.
Fall 70. He ymann 7 ) (Breslau). 36-jiihr. cf, Tierarzt, Luetiker. verletzt
sieh bei Sektion eines A-IIundes, erkrankt am 14. Behandlungstage, 17 Tage nach
der Verletzung. nachdem er tags zuvor einen mehrstundigen Marsc.h in groder
Hast zuruckgelegt hat, mit ziehenden Schmerzen in der Lendengegend und Kribbeln
in den Unterschenkeln. Innerhalb 4 Tage entwickelt sieh das typische Bild einer
1) Nedrigailoff u. Ostrjanin, Zur Frage liber die Griindc der Para-
Ivsen bei der Pasteurschen Vaccination. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 39.
(906. p. 731—734.)
2) Nedrigailoff u. Ostrjanin, 1. c.
3) Nedrigailoff u. Ostrjanin, 1. c.
4) Nedrigailoff u. Ostrjanin, 1. c.
5) B o r g e r , 1. c.
6) Nitsch, Bernerkungen fiber die Pasteursche Methode der Schutz-
impfungen gegen Tollwut. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 43. 1907.)
7) Hevm an n, Bericht fiber die Tiitigkcit der Wutsehutzimpfung am hygieni-
schen Institut der Universitiit Breslau vom 1. IV. 1907 bis 31. Ilf. 1908. Klin.
Jahrb. Bd. 21. 1903.)
Erste Abt. Orig. Bd «S. Heft 1 . 6
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82
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
schlaffen Querschnittslahmung des Lendenmarks mit volliger Urin- und Kot-
verhaltung. Anasthesie bis zur Hoke der Brustwarzen; es treten hinzu Pariisthesien
der Anne, rechtsseitige Facialislahmung, Liihmung des linken llectus superior
oculi. Erwartete weitere bulbare Storungen bleiben aus. Nach 14 Tagen ltiickgang
der Lahmungen. Trotz hinzugetretener eitriger Cystitis und Pyelitis tritt Heming
innerhalb 3 Monaten ein. Schutzimpfung (4—1-tagiges Mark) wird mit Krankheits-
beginn ausgesetzt.
Fall 71. Heymann (Breslau). 11-jahr. cf, Gymnasiast, von einem A-Hund
am linkeu Oberarm gebissen, erkrankt am 13. Behandlungstage, 13 Tage nach deni
BiB, mil Fieber (38,1° C) Kopfweh, Erbrechen, Appetitmangel, Patellarreflexe
gesteigert. In den niichsten Tagen bekommt er plotzlich Krampfe, denn fibrilliire
Zuckungen der linken Gesichtshalfte, doppelseitige Peroneusliihmung; Babinski
ist sicher angedeutet, laBt unter sich. Heilung 15 Tage nach Krankheitsbegiun.
Schutzimpfung wird mit Krankheitsbegiun ausgesetzt, am 3. Tage wieder aufge-
nommen und, als die Krampfe einsetzen, wieder unterbrochen.
Jahr 1908.
Fall 72. Babes und Mironescu 1 ) (Bukarest). 40-jahr. Q, mager, nervos,
nierenkrank, von einem C-Hund gebissen, erkrankt am 14. Behandlungstage,
20 Tage nach dem Bid, mit Lahmung der unteren Extremitaten. Es entwickelt
sich eine aufsteigende Paralyse, welcher der Kranke nach 15 Tagen erliegt. Die
Obduktion ergibt: Oedem der Meningen und des Gehirns, ausgedehnte Zerstorung
und Erweiterung des unteren Dorsal- und Lendenmarks. Die mikroskopischen Ver-
anderungen der weiBen Substanz sind: Schwellung der Nervenfasern mft Zer-
storung des Achsenzylinders, kleinzellige Infiltration um die GefaBe, die von da
aus strangformig das Gewebe durchsetzt.
Die mikroskopischen Veriinderungen der grauen Substanz sind: Zellige In¬
filtration um die Gefalie, Erweiterung der mit Leukocyten angefiillten GefaBe,
odematose Schwellung der grauen Substanz, Atrophie der Nervenzellen. Die Spinal-
ganglien zeigen zellige Wucherung der Hiille; in ihnen finden sich van Ge-
nuchtenscne Gebilde. Negri-Korperchen sind nicht nach weisbar. Einimpfung
von Hirn und Riickenmark auf Kaninchen ruft keine Krankheitserscheinungen
hervor. Babes schliellt daraus, daB alle diese Paralysen nicht rabischen Urspruugs
sind. Behandlung bei Krankheitsbeginn ausgesetzt.
Fall 73. Pfeilschmidt 1 ) (Dresden;. 24-jahr. cT, Student der Tierheil-
kunde, Luetiker, nervos, macht die Sektion eines A - Hundes, ohne sich dabei
zu verletzen, laBt sich vorsichtshalber schutzimpfen. Erkrankt am 10. Behaud-
lungstage mit Schiittelfrost und Brechreiz. 4 Tage spater treten Schmerzen in
Beinen, Lenden- und Blasengegend auf, Harnverhaltung, Steigerung der Patellar-
und Achillessehnenreflexe, in der 2. Woche doppelseitige Facialisliihmung. Voni
17. Krankheitstage ab gehen die Krankheitserscheinungen zuriick. Heilung. Schutz¬
impfung nach dem Berliner Schema wird mit Krankheitsbeginn ausgesetzt.
Fall 74. Babes 3 ) (Bukarest). 26-jahr. q", Neurastheniker, von einem A-
Hund in die Hose gebissen, Schenkel ohne deutliche Verietzung, Tnfektion ist sehr
fraglieh. Erkrankt am 12. Behandlungstage, 14 Tage nach dem BiB, mit allge-
meiner Schwache. Am 3. Krankheitstage sind beide Beine gelahmt, am 4. Krank¬
heitstage tritt aufsteigende Lahmung von Blase, Mastdarm, Rumpf, Zwerchfell.
Armen ein. Atemnot. Coma. Tod. Die Wutschutzimpfung war mit 5-tiigigem
Mark begonnen und bei Beginu der Erkrankuug ausgesetzt. 3 Kaninchen wurden
mit Hirn des Verstorbenen subdural geimpft, eins st.irbt nach 2 Tagen ohne Wut-
symptome, die anderen bleiben monatelang gesund.
Jahr 1909.
Fall 75. Koch 4 ) (Berlin). 9-jahr. o", von einem A-Hund in den rechten
Daumen gebissen, erkrankt nach der 11. Einspritzung, 19 Tage nach dem BiB,
mit Fieber (38° C), Kopfweh, Schwindel, Schwache der Beine, SpeichelfluB,
Delirien. Heilung 11 Tage nach Krankheitsbeginn. Schutzimpfung wahrend der
Krankheit ausgesetzt. Koch faflt, diesen Fall als eine leichte und geheilte Toll-
wuterkrankung auf.
11 Babes und Mironescu, La paraptegie ascendante mortelle survenue
apr£s le traitement antirabique. (Compt. rend, de la Soc. de Biol. T. 66. 1908.
p. 973—974.)
2) Pfeilschmidt. Zur Kenntnis der Erkrankungen des Nervensystems bei
YVutschutzimpfungen. (Neurol. Centralbl. Bd. 27. 1908. p. 1066—1069.)
3) Babes, Sur les causes des paralysies au cours du traitement antirabique.
(Compt. rend, de la soc. de Biol. T. 66. 1908.)
4) Koch, J., Ueber abortive Tollwut. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 64. 1909.)
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Simon, Ueber Lahinungen im Veriauf der Tollwutschutzimpfung.
83
Fall 76. Jones'; (.Minnesota. Stole Board of Health). 38-jiihr. cf, von
einem B-Hund gebissen, erkrankt am 23. Behandlungstage, 25 Tage nach dem,
BiB, mit Schmerzen im ganzen Korper, Fieber, Steifigkeit und Schwiiche im
rechten Beiu, Empfindungslosigkeit im linken Bein, Penis, Hodensack und linke
Rumpfhiilfte vom 7. Brustwirbel abwarts. Dauer der Krankheitserscheinungen
1 Monat. Besserung.
Fall 77. Jones') (Minnesota. Stole Board of Health;. 28-jahr. 9> ge-
bissen von ?
Beginn der ersten Ruckenmarkssymptome am 10. Behandlungstage, 13 Tage
nach dem BiB. Dauer der Lahmung 1 Monat.
Fall 78. v. Imredy 1 2 ) (Budapest). 30-jahr. 9> vor 10 Jahren an Phlegmasia
alba dolens, vor 1 Jahr an Gelenkrneumatismus erkrankt gewesen, wird von einem
D-Hund an einer Fingerwunde geleckt und laHt sich vorsichtshalber schutzimpfen.
Sie erkrankt am 10. Behandlungstage mit schmerzhafter Infiltration der lrnpf-
stellen und Mattigkeit. 2 Tage nach der letzten Einspritzung bekommt sie holies
Fieber, Parasthesien und Anasthesie in den Beinen, 2 Tage spiiter beginut eine
aufsteigende Lahmung, die Beine, Blase, Rumpf (Anasthesie bis zum 7. llalswirbel;,
Arme (Parasthesien) und Schlingmuskulatur befiillt. Nach 20 Tagen Riickgang
der Lahmung; langsame Heilung. Die Kur nach der Methode von Ildgyes wurde
am 3. Krankheitstage wegen zu groBer Schmerzhaftigkeit eingestellt.
Es ist dies unter 40000 schutzgeimpften Personen die erste liekannt ge-
wordene Lahmung bei der Methode von Hogyes.
Jahr 1910.
Fall 79. Athias 3 4 5 ) u. *) (Lissabon;. 51-jahr. 9i wird von einem D-Hund ins
Gesicht gebissen, und beginnt am gleichen Tage die Schutzimpfung. Sie erkrankt
am 15. Behandlungstage, nachdem sie 3 Tage zuvor zum ersten Male l-tagiges
Mark bekommen hatte, mit Fieber, Kopfweh, Abgeschlagenheit. Am 8. Tage setzt,
mit Schwiiche der Beine, Urin- und Kotverhaltung beginnend, eine schneil auf-
eteigende Lahmung der motorischen und sensiblen Nerven der Beine und des
Rumpfes ein. Unter starkem Decubitus, Oedemen, Schlingbeschwerden tritt am
40. Krankheitstage der Tod ein. Die Schutzimpfung nach dem Berliner Schema
war am 4. Krankheitstage ausgesetzt worden. Am 6. und 8. Krankheitstage war
eine Lumbalpunktion gemacht worden. Mit dem Lumbalpuuktat waren 3 Kaninchen
in die vordere Augenkammer geimpft worden. Eins von ihnen erkrankt nach 11
Tagen unter Wuterscheinungen und stirbt.
Mit dem Mark dieses Kaninchens werden 2 Kaninchen subdural infiziert.
Beide erkrankten am 7. und starben am 9. Tage nach der Impfung unter Wut¬
erscheinungen. Ein mit dem Mark aus dieser zweiten Passage intramuskuliir
infiziertes Kaninchen stirbt gleichfalls unter typischen Erscheinungen 9 Tage
nach der Impfung.
Es ist der 1. Fall seit Grundung des Instituts im Jahre 1893, seit welcher
Zeit. 12888 Personen jeden Alters schutzgeimpft sind.
Fall 80. Koch 6 ) (Berlin). 67-jahr. cf, Arteriosklerotiker, von einem A-
Hund an Handen und Armen erheblich verletzt, erkrankt am 12. Behandlungstage
mit Kopfweh, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Drficken in der Magengegend, und
bekommt 2 Tage spiiter eine aufsteigende Lahmung, die in 30 Tagen allmiihlich
Beine, beide Faciale6 und Arme befaflt. Die Liikmungen gehen allmiihlich zuriick.
Er wird 71 Tage nach Krankheitsbeginn mit einer Faciahsparese maliigen Grades
entlassen. Die Schutzimpfung war am 12. Krankheitstage ausgesetzt worden.
Fall 81. Koch 6 ) (Berlin). 25-jahr. o", von einem B-Hund in den rechten
Zeigefinger und entblfiSten rechten Oberarm gebissen, erkrankt am 12. Bchand-
lungstage, 23 Tage nach dem Bill, mit Fieber (38° C), starker Ilinfiilligkeit,
1) Jones, Probable spinal cord lesion following the Pasteur treatment.
(The Journ. of the Americ. med. Assoc. Vol. 53. 1909; zitiert nach Centralbl. f.
Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 64. 1910. p. 381.)
2) v. Imredy, Akute aszendierende Spinallahmung nach Wutschutzimpfung.
fPester med. chirurg. Presse. 1909. No .52 und 1910. No. 1.)
3) Athias, Le traitement antirabimie a l’lnstitut Royal de Bactdriologie
Camara Pestana. (Arch, do real Inst.it. Bact6rioI. Camara Pestana. T. 3. 1910.)
4) Franija, Du danger de l’einploi des moclles plus virulentes dans le
traitement de la rage. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 55. 1910.)
5) Koch, J., Zur Kenntnis atypischer Wutanfiille mit Bemerkungen fiber den
Mechanism us der Lyssainfektionen. (Zeitschr. f. Hvg. Bd. 67. 1910.)
6) Koch, J., Ueber die Entstehung der akuten Paraplegie nach Lyssa-
mfektion. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 64. 1912.
6 *
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84
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
heftigen Kopf- und Riickenschmerzen, Uebelkeit, Schlaflosigkeit, Schwiiche in den
Beiueu, Bildersehen. Am naclisteu Tage beginnt eine aufsteigende Riickenmarks-
lahmung, die nacheinander Beine, Rumpf, Arme, Blase befiillt. Nach 7 Tageu
gelieu die Liihmungserscheinungen zuriick, es entwickelt sich aber eine Cystitis uud
sehr starker Decubitus. Der Kranke stirbt unter septischen Erscheinungeu ain
67. Krankheitstage. Schutzimpfung mit Krankheitsbeginn ausgesetzt.
Die Obduktion ergibt ein umschriebenes starkes Oedem der Ria im Bereich
der Lendenanschwellung des Riickenmarks, Meningitis serosa circumscripta, kleine
Erweichungsherde im Lumbalmark, kleiuzellige Infiltration der grauen Substanz
mit Atropine der Ganglien. Hirnbiiute sind hyperiimisch, odematos getriibt. Weder
im Ammonshorn nocb Lendenmark lassen sich Negri-Korperchen nachweisen.
Von dem erkrankten Teil des Lendenmarks werden Emulsionen hergestellt
und 2—5 ccm intramuskular auf 5 Kaninchen, 3 Ratten, 4 Hunde verimpft. Die
Kaninchen starben alle an Sepsis; die Ratten am 33. und 34. Tage, 2 Hunde
am 118. Tage. Ratten wie Hunde unter dem Bild der konsumptiveu Wut. Yon
dem Geliirn einer Ratte und zweier Hunde wurden weitere Iinpfungen gemacbt
und in der 2. und 3. Passage Tod der Tiere nach 10—12 Tagen an Abmagerung
und allgemeinem Kriifteverfall erzielt, „ein Bild, das der konsumptiven Wut
entsprach“ (p. 204). Bei 2 Kaninchen, einem aus der 2., einem aus der 4. Passage
wurden Passagewutkorperchen gefunden.
Jahr 1911.
Fall 82. Babes 1 ) (Bukarest). 42-jahr. o"> Neurastheniker, maSiger Trinker.
wird von einem C-Hund tief in beide Hiinde gebissen, erkrankt. am 12. Be-
bandlungstage, 16 Tage nach dem Bifi, mit Kopfwen, schnell eintretender Lahmung
beider Beine, des Rumpfcs, so dafi sich der Kranke schwer aufrichten kann. Bald
tritt. auch Lahmung des Zwerchfells, der Brustmuskeln und Arme ein. Am
4. Krankheitstage sind auch Blase und Mastdarm geliihmt. Tod am 5. Krankheits¬
tage unter Erstickungssymptomen. Die Schutzimpfung war mit frischem auf
50° C erhitztem Mark begonnen und am 3. Krankheitstage ausgesetzt.
Obduktion ergibt hochgradige Myelitis mit Zerstorung der weiSen Substanz.
Tierversuch verlauft negativ. 3 subdural infizierte Kaninchen bleiben monate-
lang gesund.
Fall 83. Ba lies') (Bukarest). cf, von einem A-Hund durch das Heind
an den Armen gebissen, erkrankt am letzten Behandlungstage, 19 Tage nach dem
Bill mit Kopfwen. allgcmeincr Schwiiche besonders der Beine. Am nachsten Tage
setzt eine schnell aufsteigende Riiokenmarkslahmung ein, welche nacheinander
Beine, Blase, Mastdarm, Arme, Atemmuskulatur, Facialis, Brustmuskulatur be-
fiillt. Tod am 4. Krankheitstage unter Erstickungssymptomen. Die Schutzimpfung
war mit 4-tagigem Mark begonnen.
Obduktion ergibt hochgradige Entziindung des Riickenmarks, auch der weilien
Substanz. Im Gehirn lassen sich keine Negri-Korper nachweisen.
Tierversuch verlauft negativ. 4 subdural infizierte Kaninchen sind nach
5 Monaten noeli gesund. Schutzimpfung war mit 4-t.agigem Mark begonnen.
Fall 84. Borger 2 ) (Weltewreden). 29-jiihr. cf, Europaer, Arzt. ItiBt sich
vorsichtshalber schutzimpfen, weil am Institut beschaftigt. 4 Tage nach beendeter
Kur nach Hogyes tritt allgemeines Krankheitgefuhl auf. Bald bekommt er Urin-
und Kotverhaltung, eine aufsteigende schlaffe Lahmung, Nackenstcifigkeit. Schlaf-
losigkeit. Nach 16 Tagen tritt Besserung ein, nach weiteren 3 Wochen vSflige
Heilung.
Mit diesen 84 Fallen ist nun die Kasuistik der Weltliteratur
keineswegs erschopft.
So hat Kowalewski 3 ) auf dem 6. Kongreft der Gesellschaft russischer
Aerzte zum Andenken an Pirogoff liber Liihmungen wahrend der Schutz¬
impfung berichtet.
Ferner finden sich in den angefiihrten Arbeiten von Babes 4 5 ) noch 9 Falle
ganz kurz erwahnt.
Chmjelewski und S k sch i v a n r ') beschreiben solche Falle.
1) Babes, Bemcrkungen iiber atypischc Wutfalle. (Zeitschr. f. Hvg.
Bd. 69. 1911.)
2) 1. c.
3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 39. 1906. p. 731.
4) Siehe Literaturverzeiehnis.
5) Chmjelewski u. Skschivan, Eine milde Form paralytischer Lyssa
nach Pasteurscher Schutzimpfung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. T. Ref. Bd. 34.
1904. p. 146.)
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
85
Wyssokowitsch 1 2 3 ) erw&hnt in seinem Tatigkeitsbericht des Pasteur-
Instituts zu Charkow fiir das Jahr 1894 vier solcher Falle.
Ferner bericbtet. I’ampoukis’j ganz kurz iiber drei soldier Falle und
Imredy 8 ) neben dein selbsterlebten noch kurz flber einen iihnlichen Fall oines
Kollegen. Aus personlichen Mitteilungen weifl ich noch iiber 1 Fall aus VVilna.
Ich liabe die Falle absichtlich nicht in meine Kasuistik aufge-
nommen, weil naliere Angaben l'ehlen, dagegen in Tabelle I mit auf-
gezahlt.
Tabelle I.
Naruen der
Institute
Zahl der
Bemerkungen
Lahmungen
Behandelten
Berlin
4
4 221
Fall 73 ist mitinbegriffen, weil Dresden
kein Institut hat.
Breelau
2
985
Paris
6
32 045
Algier
2
4 755
Mai land
6
2 942
Bologna
6
3 062
Neapel
2
4 578
Faeuza
1
1 440
Turin
2
2 207
Palermo
4
7 129
1
Barcelona
3
1 784
|
Lissabon
1
12 888
|
Budapest
2
49 382
Krakau
2
1 424
Bukarest
15
7 056
6 aus der Kasuistik und 9 kurz er-
wiihnte Falle aus den Arbeiten von
Babe s.
Jassy
10
5 458 4 1
Kasan
2
2 407
Wilna
3
8 522*)
Charkow
8
24 051
Petersburg
1
13 000
Athen
4
6 588
Konstantinopel
1
3 291
Weltewreden
12
6 392
Florenz
1
3 262
Madrid
o
3 000
100
211 774
Odessa
1
Minnesota
2
103
Also nur in Madrid sind in den 10 Jahren seit Bestehen des Institus keine Liih-
mungen bekannt geworden.
Iu Tabelle I sind die Institute, in welchen sich die Lahmungen
ereignet haben, die Zahl der Lahmungen und die Zahl der schutz-
geimpften Personen in den einzelnen Instituten aufgefiihrt.
Die Differenz entsteht dadurch, dali ich zu den 84 der Kasuistik
die S. 84 erwahnten Falle der Vollstiindigkeit halber hier mit auf-
gezahlt habe. Fur die Anzahl der Behandelten habe ich die einzelnen
1) Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Ref. Bd. 39. 1906. p. 731.
2) Pampoukis, Zur Frage der wiihrend oder nach der antirabiseben Be-
handlung auftretendeu Paralysen. (Deutsch. med. Wochenschr. Bd. 34. 1908.
p. 2076.)
3) 1. c.
4) Nach personlicher Mitteilung der Herren Institutslciter.
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86
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Quellen aus Raummangel nicht aufgeftihrt und verweise auch auf das
ausfuhrliche Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit.
Es kommt demnach eiue Lahmung auf 2117 Geimpfte = 0,48 Prom.
Ueber die Haufigkeit solcher Lahmungen bei der Wutschutzimpfung
nach Pasteur wissen wir vorlhufig nur so viel, dab sie sehr selten
sind. Remlingers 1 ) Statistik setzt sich folgendermaBen zusammen:
59317 Geimpfte mit 30 Lahmungen in 12 Instituten, 48388 Ge-
impfte mit keinem Ealle von Lahmung in 15 Instituten und 11 Lah-
mungen in 6 Instituten ohne Angabe der Zahl der Geimpften, gibt
also auch keine genauen Anhaitspunkte fiir eine Statistik. Rem-
linger rechnet 1 Lahmung auf 1230 Geimpfte. Leider ist mir sein
neueres Werk Bacterioth6rapie, vaccination, s^rotherapie, Paris 1909,
in welchem er Uber 131979 Geimpfte berichtet, nicht zuganglich ge-
wesen. Babes schatzt die Haufigkeit der Lahmungen in Bukarest auf
1,3 Prom. Die Grundlagen einer genauen Statistik zu schaffen, muB
wohl auch in auBerdeutschen Landern sehr schwer sein, weil es mir
nach dem Literaturstudium den Anscliein erweckt, als ob die Institute
haufig nichts tlber das weitere Schicksal der Schutzgeimpften erfahren.
So weiB Pampoukis 1 ) anscheinend nichts von dem Tonnischen
Fall (Fall 27 der Statistik), nicht einmal die naheren Umstande desTodes
werden bekannt (Fall 53).
Schnell in Heilung iibergehende Lahmungen kommen gar nicht in
arztliche Behandlung; sodann wird es auch wohl von den behandelnden
Aerzten unterlassen, den Instituten von solchen Vorkommnissen immer
Mitteilung zu machen (Sabarthez 2 ) oder sie werden nicht erkannt
(M (i 11 e r 3 ).
Die ganze Statistik beruht also flir die nach beendeter Schutz-
impfung auftretenden Lahmungen, 27,4 Proz. meiner Falle, auf z'iem-
lich ungenauen Grundlagen. Bei der Wichtigkeit der Angelegenheit
mtiBte eine internationale Vereinbarung zur Schaffung genaueren Zahlen-
materiales fiir eine Statistik getroffen werden, mit eine dankbare Auf-
gabe fiir einen in nhchster Zeit wohl zu erwartenden internationalen
KongreB der Wutschutzimpfungsinstitute.
Es erilbrigt sich daher jetzt eine Besprechung der statistischen
Ergebnisse. Sie seien nur einmal nebeneinander gestellt. Haufigkeit
der Lahmungen nach:
Remlinger 1:1230 = 0,8 Prom.,
Babes 4 ) =1,3 Prom.,
Simon 1:2117 = 0,48 Prom.
Die Lahmungen sind also so selten, daB sie praktisch in gar keinem
Verhaltnis zu dem groBen Segen, den die Tollwutschutzimpfung ge-
bracht hat, stehen. Ich will nur 2 Beispiele anfilhren. Vor Einftihrung
der Tollwutschutzimpfung in Deutschland hat die Mortalitat der Ge-
bissenen, wie Kirrhner 5 ) zeigt, bis zu 6,67 Proz. betragen. Im Jahr
1899, dem ersten nach Erdffnung der Berliner Wutschutzabteilung.
sank die MortalitAt sofort auf 0,99 Proz. und ist seitdem noch weiter
1) I. c.
2) l. c.
3) 1. c.
4) Babes, In welchen Fallen ist man berechtigt, eine abortive Form der
Wutkrankheit anzunehmen? (Zeitechr. f. Hyg. Bd. 65. 1910. p. 411.)
5) K ire liner, Ueber die BiSverlctzungen von Menschen durch tolle oder
tollwutverdiichtige Tiere in Preulten wiihrend der Jahre 1900 und 1901. (Klin.
.Tahrb. Bd. 10. 1903.)
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Simon, Ueber Lahrnungen iui Verlauf der Tollwutschutzimpfung. 87
zuriickgegangen. Nach Doeberts 1 2 ) Berechnung sind von den nicht
schutzgeimpften Gebissenen sogar 14,8 Proz. gestorben, gegen 0,8ti Proz.
der Gebissenen mit vollem Impfschutz. Diese sckbnen Impferfolge sind
viel zu wenig bekannt. Es kommt noch hinzu, dab man die eigentliche
Ursache der wahrend der Schutzimpfung beobachteten Lahrnungen noch
gar nicht sicher kennt. Es ist bei den allermeisten sehr fraglich, ob sie
Uberhaupt Impfschadigungen sind, es ist vielmehr walirsclieinlich, dab
die Schutzimpfung gar nichts mit ihnen zu tun hat. Wir haben ge-
sehen, dab auf 2117 Schutzgeimpfte 1 Lahmung kommt, aber nach der
neuesten mir zuganglichen Narkosestatistik auf 2060 Chloroformnar-
kosen 1 Todesfall. Wird irgend jemand sich dadurch von einer not-
wendigen Narkose abhalten lassen? Zurzeit suchen in Deutschland
etwa 95 Proz. aller Gebissenen die beiden Wutschutzabteilungen in
Berlin und Breslau auf. Wir miissen durch Belehrung der Bevolkerung
zu erreichen suchen, dab jeder Gebissene sich unverztlglich zur Tollwut-
schutzimpfung begibt.
Zusammenfassung: Die Lahrnungen sind selten. H&ufig-
keit des Vorkommens 0,48 Prom.
In der folgenden Tabelle sind die Falle nach den Jahren, in denen
sie sich ereignet haben, beziiglich in denen sie veroffentlicht sind,
geordnet.
1888
3 Fade
Tabelle II.
1898 3 Fade
1906
5 Fade
1889
5 „
1900
15*) „
1 Fall
1907
4
1891
2 „
1901
1908
3 „
1892
2 „
1202
2 Fade
1909
4 „
1894
2 „
1903
2 „
1910
3 „
1895
1 Fad
1904
3 „
1911
3 „
1897
9 Fade
1905 12 „
Tabelle III.
84 Fade
Alter
Mannlich
Weiblich
Unbekannt
Unbekannt
9
1
10
20
Unter 12 Jahren
4
2
3
9
Ueber 12 Jahre
47
7
1
55
| 60
10
14
84
Also meist mannliche Erwachsene werden von der Krankheit be¬
fallen. Die Angaben tiber den Stand sind so Idckenhaft, dab sich eine
Auszahlung nicht lohnt. Es hat den Anschein, als ob der prozentuale
Anteil der Gebildeten an dieser Krankheit ein auffallend hoher ist,
eine Beobachtung, auf die auch Babes immer hinweist. Es mub also
wohl zur Erkrankung eine besondere Disposition gehbren.
Also mit Ausnahme der Jahre 1890, 1893, 1896, 1899 sind jahr-
lich solche Lahrnungen vorgekommen. Wahrscheinlich haben sie sich
jedes Jahr ereignet, und zwar, wie aus Tabelle I hervorgeht, in alien
Landern, in denen man Tollwutschutzimpfungen vornimmt.
Zusammenfassung: DieLahmungen kommen alljahrlichvor.
Nach dem Alter und Geschlecht verteilen sich meine 84 Falle
folgendermaben:
1) Doebert, Ueber die Tollwut bei Menschen und Tieren in PreuOeu
wahrend der Jahre 1902—1907. (Klin. Jahrb. Bd. 21. 1909.)
2) Davon 10 in Jassy wahrend der Jahre 1896—1907 beobachtete Fade.
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88
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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Das deutet auch schon die Seltenheit der Erkrankung, 0,48 Prom,
bei 211779 Schutzgeimpften an, ferner, dab unter den Erkrankten aul-
fallend viel Luetiker, Potatoren und Neurastheniker sind.
Siehe die Falle 26, 51, 52, 67, 70, 73, 74, 80, 82.
Eine weitere Stiitze fur die Annahme einer besonderen Disposition
ist aucli der in den Krankengeschichten ixnmer wiederkehrende Satz:
Glcichzeitig Geimpfte sind gesund geblieben. Die grofite Stiitze ist
aber wohl Borgers Statistik aus Weltewreden in Java, nach der von
2130 schutzgeimpften Europaern 11 erkrankten, von 4262 Insulanern
aber nur ein einziger.
Naheres siehe p. 101.
Zusammenfassung: Die Erkrankung befalit meist nur er-
wachsene Manner.
Als Vorbedingung zur Erkrankung mufi eine besondere Disposition
angenommen werden.
Die nachste Tabelle bringt die Einteilung der 84 Falle nach der
Sicherheit der moglichen Tollwutinfektion. Zu den p. 73 genannten
Gruppen A, B, C, D mud hier uoch eine 5. Gruppe hinzutreten, wo
nahere diesbezligliche Angaben fehlen. Ich nenne sie Gruppe E.
Bei der Wichtigkeit, die gerade diese Einteilung zur Losung der
Hauptfrage: Impfschadigung oder nicht, hat, werde ich bei Besprechung
der einzelnen Abschnitte die zugehorigen Falle immer wieder nach
dieser Gruppierung anfiihren.
Tabelle IV.
Gruppe
A
B
C
D
E
f25 = 29,76 Proz.
11 = 13,0 Proz
21 = 25 Proz.
17 = 20,23 Proz. 10= 11.9 Proz.
Gruppe A.
Verletzte, bei denen die Tollwut des beilienden Tieres pp. durch den Naeh-
weis von N e g r i - Korperchen oder durch kiinstlicke oder natiirliche TJebertragung
der Wut experimentell bewiesen ist.
Anzahl der Fiille 25.
11, IB, 15, 16, 17, 18, 20, 28, 29, 34, 36. 42, 44, 47, 61, 62. 64, 65, 66, 70, 71, 74+.
75, 80, 83 +.
Gruppe B.
Verletzte, bei denen die Wut des verletzenden pp. Tieres durch tieriirztliches
Gutachten mit Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist.
Anzahl der Fiille 11.
12, 25, 31, 48, 49, 56 f, 60, 68+, 69+, 76, 81 +.
Gruppe C.
Verletzte, bei denen nach Lage der Sache anzunehmen ist, daB das ver-
letzende Tier toll gewesen ist.
Anzahl der Fiille 21.
9, 14, 21, 30, 32, 33, 35, 37, 38+, 39+, 40, 43+, 45, 53, 54, 55, 57, 59, 72+, 82+.
Gruppe D.
Verletzte, bei denen Beobachtune des beiBenden Tieres oder das Tierexporimcnt
Tolhvut sicher ausschlieBen liiBt, oder Personen, die, ohue verletzt zu sein, zu
ihrer Beruhigung gehnpft wurden.
Anzahl der Fiille 17.
Von einem D-Tier gebissen;
10, 23, 24, 26, 27, 41, 50, 58+, 63, 78, 79 f.
Ueberhaupt nicht gebissen und nur vorsichtshalber schutzgeimpft:
46, 51, 52, 67+, 73, 84.
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
89
Gruppe E.
Verletzte, bei denen Angaben iiber die Sicherheit der Toilwut dee verletzenden
Tieres fehlen.
Auzahl der Falle 10.
1, 2, 3, 41, 5f, 6+, 71, 8+, 22, 77.
Ein Kreuz hinter den einzelnen Nummeru bedeutet: Todlich ver¬
lauf en.
Ich babe die Zweiteilung in Gruppe D, Gebissene und nicht Ge-
bissene, gemacht, weil ein wutkrankes Tier durch BiB nach Kochs 1 )
Beobachtungen tbdliche Wut Ubertragen kann, ohne selbst an der Lyssa-
inf ek lion einzugehen und demnach die Angabe in den Krankenge-
schichten, daB das beiBende Tier am Leben geblieben sei, kein Beweis
gegen eine trotzdem vorhandene, nur atypisch in Erscheinung getretene
Lyssa des Tieres sei. Es bleiben dann in der D-Gruppe immer noch
6 Erkrankte, ftlr welche nur die Tollwutschutzimpfung als Ursache in
Frage kommt. Damit ist der Beweis erbracht, daB in einzelnen Fallen
die Lahmungen als eine Impfschadigung aufzufassen sind, die Lahmun-
gen also durch die Pasteursche Tollwutschutzimpfung erzeugt werden
kOnnen.
Zusammenfassung : Die Lahmungen ereiguen sich bei
Gebissenen, wie nicht Gebissenen, die sich der Tollwut¬
schutzimpfung unterzogen haben.
Wann treten nun die Lahmungen auf?
Tabelle V—X werden darUber Auskunft geben.
Den Beginn der Erkrankung, gerechnet nach dem Tag des Bisses,
soli Tabelle V illustrieren.
Tabelle V.
Inkubationa-
|_
Art
der Infektion
—
dauer
A
B
C
D
E
1—10 Tage
—
1
No. 30
—
~T
11-20 „
14
No. 13, 15, 16,
28, 20, 34, 36,
44, 47, 70, 71,
74 f, 75, 83 f
5
No. 31, 47, 48,
68 f, 69 f
12
No. 9,14,19,33,
35, 37, 38 f,
43 f, 52, 59,
72 f, 82 f
4
No. 50,58 f, 73,
79 f
1
No. 75
1
36
21—30 „
5
No. 11, 17, 32,
61, 65
6
No. 12, 25, 56,
60, 76, 81
6
No. 21,32,391,
40, 55, 57
4 1 1
No. 10, 24. 26, No. 22
63
22
31—40 „
3
No. 18, 62, 64
—
—
—
—
3
41 —50 „
1
No. 66
—
1
No. 45
—
—
2
52 „ ,
1
No. 20
—
—
—
1
88 „
—
1
No. 54
—
1
ohne Angabe
1
No. 80
_ 1
1
1
9
No. 23, 27, 41,
46, 51, 52, 67,
78, 84
00
1
00'-'
6
&
18
1
25
11
21
17
10
84
1) Koch, 1. c.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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In den ersten 10 Tagen nacli dem Bid ist also nur 1 erkrankt, bei
weitem die meisten, 58 von 66 mit bekanntera Datum der Verletzung,
haben eine Inkubation von 11—30 Tagen.
Ueber die Inkubationsdauer, gerechnet vom Tag des Kurbeginnes
an, gibt Tabelle VI Aufschlufi.
Tabelle VI.
Inkubations-
Art der Infektion
1
dauer
A
B
C
1 »
E
1—10 Tage
4
No. 13, 42, 47,
61
j
9
No. 9,14,30,35
37, 38 f, 39 f,
43 f. 59
4
No. 24, 581,
73, 78
2
No. 22, 77
1 19
11-20 „
17
No. 11, 15, 16,
20, 28, 29, 34,
36, 44, 64, 65,
70, 71, 74 f,
75, 80, 83 f
9
No. 12, 25, 31,
48, 49, 561,
68 f. 69 f, 81 f
12
No. 19, 21, 32,
33, 40, 45, 53,
54,55,57,72f,|
81, 82 f
8
No. 23, 46, 50,
51, 52 , 63,
671, 791
|
!«
!
21—30 „
4
No. 17, 18, 62,
66
2
No. 60, 76
3
No. 10, 26, 84
9
ohne Angabe
—
—
—
2
No. 27, 41
8
No. 1-8
10
| 25
11
21
17
10
84
Das Ergebnis ist hier ein ganz anderes; alle 74 Behandelt-en mit
naheren Angaben sind in den ersten 30 Tagen, 19 sogar in den ersten
10 Tagen erkrankt.
Ich stelle die Ergebnisse beider Tabellen zum Vergleich und der
Wichtigkeit halber nebeneinander.
Tabelle VII.
Inkubationsdauer
Berechnet nach
BiiS
Kurbeginn
1—10 Tage
11-20 „
21-30 ,.
31-40 „
41-50 „
52 „
88
1 = 1,51 Proz.
36 = 54,54 „
22 = 33,33 ,
3 = 4,54 „
2 = 3,03 „
1= 1,51 „
1= 1,51 „
19 = 25,69 Proz.
46 = 62,16 „
9 = 12,16 „
Am 20. Behandlungstag und
nach Beendigung einer 14-
tagigen Kur
Am 13. Behandlungstag er¬
krankt
Am 14. Behandlungstag er-
kran kt
| 66
74
Die meisten, 88 Proz., erkrankten also 11—30 Tage nach dem
Bid und vom Tage des Kurbeginns an gerechnet sogar alle, Ge-
bissene wie nicht Gebissene, innerhalb dieser Zeit, der grbfite Teil,
88 Proz., sogar innerhalb der ersten 20 Tage nach Kurbeginn.
Die Inkubation bei Wilt nach den neuesten Statistiken habe ich in
Tabelle VIII zusammengestellt.
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
91
Tabelle VIII.
Inkubations¬
dauer
Nach v. Szdkely 1 )
Nach Kozewaloff’)
Schutzgeimpfte
Nicht
Schutzgeimpfte
1— 10 Tage
11- 20 „
21— 30 „
31- 40 „
41- 60 „
61- 80 „
81—100 „
iiber 100 „
43= 17,62 Proz.
67 = 27,45 „
47 = 19,26 „
36 = 14,75 „
18= 7,37 „
11 = 4,5 „
22 = 9,06 ,.
8 = 7,4 Proz.
10 = 9,34 „
22 = 20,55 „
30 = 28,03 „
21 = 19,62 „
5 = 4,67 „
11= 10,28 ,.
29 = 13,7 Proz.
186 = 40,6 ”
53 = 25,0 ”
13 = 6,1 „
9 = 4,2 „
22 = 10,4 „
244 = 100 Proz. 107 = 100 Proz.
212 = 100 Proz.
Die kUrzeste Inkubationsdauer bei Kozewaloff war 12 Tage bei
einem 2-jahrigen Kinde, das von einem Wolf ins Gesicht gebissen war.
Es erkrankten also an Wut innerhalb der ersten 30 Tage von den
Schutzgeimpften nur 44 Proz., von den nicht Schutzgeimpften gar nur
16 Proz. Die Inkubationsdauer bei den Lahmungen ist also ktlrzer,
als bei e'chter Lyssa. Die Schutzimpfung scheint den Eintritt typischer
Lyssa und der Lahmungen, wie Tabelle VII und VIII zeigt, zu be-
schleunigen.
Da 88 Proz. in den ersten 20 Tagen nach Kurbeginn erkranken,
so ist anzunehmen, dab die meisten wahrend der Kur ihre L&hmung
bekommen.
Genauer geben die nachsten Tabellen Auskunft:
Tabelle IX.
Wahrend der
Art der Infektion
Kur er¬
krankten
A
B
C
D
i E
1—10. Tag
3
No. 42, 47, 61
~ 1
9
No. 9, 14, 30,
35, 37, 38+,
39 +, 43 +, 59
4
No. 24, 581, 73,
; 78
2
'No. 22, 77
18
11.-20. „
16
No. 11, 13, 15,
16, 20, 28, 29,
34, 36, 44, 70,
71, 74 +, 75,
80, 83 +
4
No. 31, 48, 49,|
81 +
11
No. 19, 21, 32,
33, 40, 45, 53,
54, 55, 72+,
82 +
7
No. 23, 46, 50,
51, 52, 67+,
79 +
38
21.-30. „
—
2
No. 60, 76
—
—
2
Ohne Angabe
—
—
- 1
1
No. 41
2
No. 1, 2
3
19
6
20 |
12
4
61
1) v. Sz6kely, Das Pasteur-Institut zu Budapest. (Intern. Hyg.-Ausstell.
Dresden. 1911. p. 15.)
2) Kozewaloff, Die Mortalilat und Inkubationsdauer bei Rabies des
Menschen nach dem Material der Wutschutzstation zu Charkow wahrend der
Jahre 1888—1908. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 57. 1911.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Tabelle X.
Nach der
Art der Infektiou
i
Kur er¬
krankten
A
B
C
D
E i
1 — 10 Tage
6
No. 17, 18, 62,
64, 65, 66
5
No. 12,25,56f,
681, 69 f
1
No. 57
4
No. 10, 26, 63,
84
— 16
Ohne Angabe
i;
1
No. 27
6 7
No. 3, 4f, 5f
6+- 7 L 8+ |
6
5
i
5
6 2a
Es erkrankten also wahrend der Kur 61 = 72,6 Proz.; nach be-
endeter Kur 23 = 27,4 Proz.
Von den 61 wahrend der Kur Erkrankten gingen 29,3 Proz. in den
ersten 10 Tagen, 62,3 Proz. in der Zeit vom 11.—20. Tag zu. Der
friiheste Erkrankungstag ist der 5. (Fall 24.)
Die nach beendeter Kur Erkrankten bekommen ihre Lahmung zum
grofiten Teil in den ersten Tagen nachher, der spateste Tag ist der 7.,
gerichtsarztlich von groUer Bedeutung!
Zusammenfassung: Die Inkubationsdauer ist kiirzer
als bei typischer Lyssa; die meisten .erkranken. wahrend
der Kur; ein Viertel innerhalb 7 Tagen nach beendeter
Kur.
H&ufig sind die Lahmungen in unmittelbaren Anschluli an irgend-
eine kdrperliche Schadigung aufgetreten, die natlirlich nur als Ge-
legenheitsursache aufzufassen ist.
Als solche Gelegenheitsursachen werden angegeben:
Erkaltung Fall 13, 60, 62, auch in den Fallen von Pampoukis ;
kilhles Bad Fall 16, 24, 25, 49;
lange Eisenbahnfahrt Fall 10, 17, 18;
langer FuBmarsch Fall 43, 70.
In den meisten Fallen hat aber die Erkrankung plOtzlich aus voll-
ster Gesundheit heraus begonnen, ohne daB den Betreffenden eine
andere schadigende Ursache bekannt gewesen ware.
Da sich die angeschuldigten Schadigungen sicher nur im Kranken-
haus verhiiten lassen, ist es sehr erwtinscht, wenn alle, die sich der
Tollwutschutzimpfung unterziehen, sich ins Krankenhaus aufnehmen
lassen und dort noch einige Tage nach beendeter Kur bleiben, da drei-
mal lange Eisenbahnfahrt direkt nach der Kur die Paraplegie aus-
gelOst hat.
Zusammenfassung: Als Gelegenheitsursachen zur Er¬
krankung spielen Ueberanstrengungen und Abkflhlungen
eine Rolle.
Das erste Symptom sind gewbhnlich Kreuzschmerzen und Steifig-
keitsgeftihl in der Lendengegend, haufig auch Parasthesien der unteren,
seltener der oberen Extremitaten.
Dieses Vorlauferstadium dauert einige wenige Tage, dann setzen die
Lahmungen ein.
Puscariu teilt seine 10 Falle in einem an mich gerichteten
Briefe ein:
1) Schnell voriibergehende Erscheinungen. Leichte Schmerzen in
den Untergliedern. Harn- und Stuhlverhaltung. 4 Falle.
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Simon, Ueber Liihmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
93
2) Einige Tage (3—5) anhaltende Erscheinungen; leichter Allge-
meinzustand mit schwachem Eieber. Leichte Schwache (Paraparese)
der Unterglieder. Harn- und Stuhlverhaltung. 4 Falle.
3) Schwere, aber zurtickgehende Erscheinungen. Allgeraeinzustand.
Fieber; ausgesprochene, aufsteigende Paraplegie der Unter- lind Ober-
glieder, welche nach etwa 10—20 Tagen zuriickgingen und volJkommen
verschwanden (Heilung). 2 Falle.
Marinescu 1 ) schlagt ftir diese Lahmungen eine Einteilung in die
beiden Gruppen Facialislahmungen, Paraplegien und aufsteigende Para-
lysen vor.
Mir erscheint die in Tabelle XI vorgenommene Teilung zweck-
maBiger.
Tabelle XI.
Verlauf
Akut
Chronisch
.Nicht an-
gegeben
I. Facialislahnningen.
2
1
3
a) eineeitig.
B: 69f
2
D: 50
b) doppelseitig
• -
1
D: 26
1
11. Paresen der Beine
8
8
mit Urin- und Kot- A: 28, 29. 34
8
verhaltung
B: 31
C: 30, 32, 33, 35
III. Paraplegieen der
22
11
1
34
Beine.
a) ohne Lahmung
6
6
12
von Blase und
A: 20, 47, 66, 75
A: 65
Mastdarm,
C: 9
B: 76
D: 41
D: 58f
E: 2, 3, 77
b) mit Lahmung
16
5
l
22
von Blase una
A: 11, 13, 17, 42
A: 61
C: 21
Mastdarm
B: 12, 48
C: 19, 38f
G: 14, 39 f. 45, 53, 55,
59
D: 24, 63
D: 23, 27, 46
E: 22
IV. Aufsteigende Lab-
16
19
1
36
mungen
A: 16, 18, 74 f, 83 f
A: 15, 36, 44, 62, 64,
E: 1
36
B: 60, 68f
70, 80
C: 54, 72 f, 82f
B: 25, 49, 56-
81f
D: 51, 67 f
C: 37, 40, 43-
■, 57
E: 4 f > 5 f, 6 f, 7 f,
8t
D: 73, 78, 79-
r, 84
V. Multiple Lahmungen
3
_
_
3
A: 71
3
D: 10. 52
| 52
30
2
84
Die 84 Falle zeigten also folgendes Krankheitsbild:
1) 1. c.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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I. Fascialislahmungen.3 = 3,57 Proz.
II. Paresen der Beine mit Urin- und Kotverhaltung 8= 9,52 „
III. Paraplegieen der unteren Extremitaten. 34 = 40,47 ,,
IV. Aufsteigende Lahmungen . . . . •. 36 = 42,85 „
V. Multiple Lahmungen.3 = 3,57 „
84
Die Facialislahmungen, liier nur mit 3,5 Proz. verzeichnet, sind
aber wohl sehr viel haufiger, was auch besonders Babes verschiedent-
lich betont. Gibier 1 ) bat bei sich und seinen Assistenten leichtere
Paresen des Facialis mit vermehrter Speichelsekretion, Abgeschiagenheit,
Schmerzhaftigkeit der Impfstellen, Kopfweh und Schlaflosigkeit wahrend
der Schutzimpfung beobachtet.
Diese leichteren nervosen Stbrungen werden wohl einmal von den
Patienten nicht beobachtet, andererseits von den impfenden Aerzten
ignoriert. Und doch sind sie hoclist beachtenswert, denn sie zeigen uns
zum mindesten einen Reizzustand des Zentralnervensystems an, mahnen
zur Vorsicht und Beaufsichtigung der Gebissenen.
Multiple Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung scheinen
dagegen selten zu sein.
Bei weitem am haufigsten sind also Erkrankungen des lliicken-
markes, speziell des Lendenmarks, von den leichtesteu Extremitaten-
pareseu bis zu den schwersten Paraplegien der Beine oder der schreck-
lichen Form der aufsteigenden Landryschen Spinalparalyse.
Wenn diese Riickenmarkserkrankungen auch gleichsam der Tvp
der nervbsen Erkrankungen sind, die im Verlauf der Pasteur schen
Tollwutschutzimpfung vorkommen, so hat doch die Zusammenstellung
gelehrt, daB sie nicht die einzige Erkrankung des Nervensystems sind.
Vielleicht regen diese Zeilen an, die Leiter der Pasteur-Institute
auch auf die Facialisparesen und -Lahmungen, sowie die multiplen Lah¬
mungen mehr zu achten und statistische Angaben ilber ihre Haufigkeit
zu machen. ,
Der Verlauf ist meist akut, 50 Falle — 61,9 Proz., chronisch nur
bei 30 = 35,7 Proz., zieht sich dann aber gar nicht selten liber Monate
hin, z. B. Fall 64.
Tabelle XI lehrt. aber noch mehr. Sie zeigt uns, was besonders fttr
die Zwecke dieser Arbeit von Wichtigkeit ist, dafi die 3 Hauptformen
der Erkrankungen. Facialislahmungen, multiple Lahmungen, Paraplegien
und aufsteigende Lahmungen bei Gebissenen wie nicht Gebissenen im
Verlaut der Tollwutschutzimpfung beobachtet werden. Ganz besonders
zu beachten ist, dab von den 6 nicht Gebissenen 4 an aufsteigenden
Lahmungen, 1 an Paraplegie der Beine, 1 an multipier Lahmung er-
krankt sind. Ob es weit-er nur ein Zufall ist, daG bei den leichteren
Erkrankungsformen, Gruppe I und V. die D-Klasse am haufigsten ver-
treten ist, vermag ich nicht zu entscheiden, aber hinweisen muB ich auf
diese Eigenttimlichkeit.
Eine Beschreibung des hochinteressanten, vielgestaltigen Krankheits-
bildes fehlt noch, denn den vorhandenen liegen immer nur eigige wenige
Beobachtungen zugrunde [Remlinger 2 ), Nedrigailoff 3 ), Mtiller 4 )].
1) Gibier, Antirabic Inoculation. Sensations experienced by inoculated
persons. How immunity is attained? (The Journ. of the Americ. ined. Assoc.
Vol. 15. 1890. p. 383.
2) 1. c.
3) I. c.
4) 1. c.
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
95
Ich mbchte hier nur noch kurz auf einige differential-diagnostische
Punkte von Wichtigkeit hinweisen. Gegen die Poliomyelitis anterior
acuta grenzt sich die Ivrankheit durch das Fehlen atrophischer Lah¬
mungen ab, wie Mailer 1 ), der die Krankheit vom neurologischen
Standpunkt aus beschreibt, hervorhebt. Nur in einem Fall meiner Ka-
suistik ist Schwund der Fingermuskulatur erwahnt (Fall 25).
Von der echten paralytischen Wut unterscheiden sich die Lahmungen
durch das Fehlen der Ueberempfindlichkeit der Sinne wie der reflek-
torischen Schling- und Atemkrampfe.
Da aber beiden die Myelitis gemeinsain ist, so dUrften die fehlenden
Symptome doch nicht zur Aufstellung eines neuen Krankheitsbildes ge-
nugen, urn so weniger, als auch die Aetiologie far die paralytische Wut,
wie far die Lahmungen ebenfalls viel Gemeinsames hat. Die Fortschritte
in der atiologischen Erforschung der Krankheiten haben uns gelehrt,
dali klinisch gar nicht oder nur lose zusammengehorige Krankheits-
zustande durch ein und denselben Erreger hervorgerufen werden, z. B.
Schnupfen und Kehlkopfcroup durch den Diphtheriebaciilus, leichtester
Darmkatarrh und schwerste Ruhr durch die Ruhrbacillen.
Unter Berdcksichtigung aller dieser Punkte ist ein klinischer Zu-
sammenhang der von mir in Tabelle XI aufgestellten Krankheitsgruppen
untereinander, wie auch mit der paralytischen Form der Wut gewib
nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch die alte und jetzt wieder
bevorzugte Bezeichnung ..atypische oder abortive Form der Wut“ far
diese Lahmungen labt sich aus den oben angefUhrten GrUnden recht-
fertigen.
Zusammenfassung: Die Lahmungen treten auf als Fa-
cialislahmungen, Paresen und Paraplegien der Beine mit
Blasen- und MastdarmstOrung, aufsteigende Landrysche
Spinalparesen und als multiple Lahmungen; sie verlau-
fen in */ 3 der Falle akut, in 1 / 3 chronisch und befallen Ge-
bissene, wie nicht Gebissene.
Von den 84 Lahmungen sind 65 = 77,42 Proz. geheilt bzw. ge-
bessert. Die Heilung wird manchmal als vOllig unerwartet und aber-
raschend schnell trotz schwerster Krankheitssymptome ausdracklich ver-
zeichnet. Fall 16, 18, 20, wie andererseits betont wird, dab anfanglich
ganz leicht Erkrankte in karzester Zeit. unter den schwersten Sym-
ptomen starben.
19 = 22,6 Proz. sind gestorben. Diese 19 Todesfalle sind 13mal
bei akutem, 6mai bei chronischem Krankheitsverlauf erfolgt. Die Todes-
ursache ist in den letzteren Fallen haufig Sepsis, ausgeliend von ein-
getretenem Decubitus. Von den wahrend der Schutzimpfung Erkrankten
sind 11 gestorben, von den nach der Schutzimpfung Erkrankten 8.
Die Prognose bei den einzelnen Krankheitsbildern ist ebenfalls aus
Tabelle XI ersichtlich.
Danach weisen die 3 Facialislahmungen einen Todesfall auf. Daraus
eine allgemeine Prognose zu stellen, ist nicht angangig, weil hier
roeine Kasuistik ein ganz falsches Bild gibt, denn die Facialisparesen
sind anscheinend mit die haufigste und ungefahrlichste Form der Lah¬
mungen, die bei der Wutschutzbehandlung beobachtet werden.
Die 34Paraplegieen der Beine sind 3mal tbdlich verlaufen = 8,8 Proz.
Mortalitat.
1) 1. c.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 1.
Von den 36 aufsteigenden Landryschen Paralysen sind 15 ge-
storben = 41,6 Proz.
Die 16 akut yerlaufenen sind sogar llmal tddlich ausgegangen
= 68,75 Proz.
Die 19 chronisch verlaufenen 4mal = 21,05 Proz.
Die in der Literatur immer wiederkehrende Angabe, dab diese L&h-
mungen eine gtinstige Prognose haben, erscheint nach meiner Ivasuistik
nicht gerechtfertigt.
Den schlieblichen Ausgang der Krankheit in den einzelnen In-
fektionsgruppen soil Tabelle XII illustrieren.
Tabelle XII.
Art der
Infektion
Heiluog
Besserung
Tod
A
21
No. 11, 13, 15, 16, 17,18, 20,
28, 29, 34, 36, 42, 44, 47, 61,
62, 65, 66, 70, 71, 75
2
No. 64, 80
2
No. 74, 83
25
B
6
No. 12, 25, 31, 48, 49, 60
1
No. 76
4
No. 56, 68, 69, 81
11
c
15
No. 9, 14, 21, 30, 32, 33, 35,
37, 40, 45, 53, 54, 55, 57, 59
1
No. 19
5
No. 38, 39, 43, 72, 82
21
D
14
Gebissene:
No. 10, 23, 24, 26, 27, 41, 46,
50, 63, 78
Nicht Gebissene:
No. 10, 51, 52, 73, 84
3
Gebissene:
No. 58, 79
Nicht Gebissene:
No. 67
17
E
4
No. 1, 3, 22, 77
1
No. 2
5
No. 4. 5, 6, 7, 8
10
60
5
1 19
1 *1
Wir sehen eine sehr ungleiche Mortality bei den einzelnen In-
fektionsgruppen, und es ist gewib auffallend, dab die von nachgewiesener-
maben tollwiitigen Tieren Gebissenen, Gruppe A, und die von nicht toll-
wiitigen Tieren oder die tiberhaupt nicht Gebissenen, Gruppe D, die
geringste Mortalitat haben. Stellt man aber die Gebissenen der Gruppen
A, B, C denen der Gruppe D gegenilber, so ist kein sonderlicher Unt-er-
schied mehr nachweisbar, 19,3 Proz. gegen 17,6 Proz.
Von den 6 nicht Gebissenen, die alle schwere L&hmungen bekommen
haben, ist nur einer, ein Trinker, gestorben.
Zusammenfassung: Die Prognose ist in jedem Pall u n -
sicher, speziell bei den Paraplegieen nicht gtlnstig, bei
den aufsteigenden Lahmungen schlecht.
Die Gesamtsterblichkeit betr> 22,6 Proz.
Von den 19 Verstorbenen sind 12 obduziert. Siehe die folgende
Tabelle.
Tabelle XIII.
A
B
C
D
E
1
1
4
1
5
No. as
No. 81
No. 38, 39, 72, 82
No. 58
No. 4, 5, 6, 7, 8|
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
97
In Fall 39 wurde eine Tuberkuiose verschiedener Organe, Cysto-
pyelitis, gefunden.
In Fall 58 lautete die pathologisch-anatomische Diagnose Pneumo-
kokken-Meningomyelitis.
In alien iibrigen Fallen ist starke Hyperainie des Zen trainer ven-
systems und hochgradige Myelitis mit Zerstdrung der weiBen Substanz
des RUckenmarks, besonders in der Lendenanschwellung vermerkt.
Letztere soli bei der echten Lyssa felden. Genauer studiert sind die
mikroskopisclien Veranderungen des RUckenmarks, nur bei Fall 72 von
Mironescu in Bukarest, Fall 81 von Koch in Berlin.
Als wichtigstes Ergcbnis wird von beiden Untersuchern eine klein-
zellige Infiltration um die GefaBe, Schwellung der Nervenfasern mit
Zerstdrung der Achseuzylinder in der weiBen Substanz, Schwund der
Xervenzellen in der grauen Substanz angegeben.
Negri -Kdrperchen haben sich weder in diesen beiden Fallen, noch
im Fall 83, der noch darauf hin untersucht ist, nachweisen lassen, da-
gegen hat Mironescu die van Gehuchtenschen Gebilde, das sind
kleinste Kornchen in den Ganglienzellen, gefunden.
Auch der pathologisch-anatomische Befund in der A-, B-, C-Gruppe
ist, wie ja auch zu erwarten war, der gleiche.
Ueber die Pathogenese UuBert sich Mironescu 1 ) dahin, daB als
primar Zirkulationsstdrungen anzunehmen seien, welche zu den weiteren
Veranderungen des Nervensystems haupts&chlich im Rtlckenmark fUliren.
Koch 2 ) sieht in den pathologischen Veranderungen des RUcken-
marks eine spezifische Schadigung durch die Wuterreger. Er meint,
das Rtlckenmark stellt gleichsam einen lebendigen N&hrboden far sie dar.
Hier werden zuerst die am wenigsten widerstandsfahigen groBen
Ganglienzellen der Vorderhorner des Lenden- und Halsmarkes zerstort
daher zuerst die Spinalsymptome auftreten. Erst wenn auch die groBen
Ganglienzellen zerstort werden, entsteht typische Lyssa. Das Lenden-
mark erscheint Koch wie bei anderen Infektionskrankheiten, so auch
bei Lyssa als ein locus minoris resistentiae; deshalb seien auch hier die
schwersten Veranderungen.
Zusammenfassung : Pathologisch-anatomisch handelt
es sich um eine Myelitis, hauptsachlich des Lendenmarks
mit Zerstorung der weiBen Substanz. N egri-Korperchen
sind bei den Verstorbenen bisher nicht gefunden worden.
Ich Ubergehe damit das Krankheitsbild, das fUr die Zwecke der
Arbeit wohl genUgend skizziert ist.
Es waren nun der EinfluB der Impfmethodik auf Entstehung und
Verlauf der Lahmungen zu betrachten.
Bedauerlicherweise fand ich auch die Methode der Wutsclmtz-
behandlung, die ja jetzt in den einzelnen Instituten so verschieden
gehandhabt und immer noch abgeandert wird, in meinen Ivranken-
geschichten nicht regelm&flig und auch dann noch lUckenhaft angegeben.
Angewandt sind folgende Methoden :
1) 1. c.
2 ) Koch, Ueber abortive Tollwut. Zeitschr. f. Hyg. Bd. 04. 1909.) — Zur
Kenntnis atypischer Tollwutfalle. (Ebenda. Bd. 07. 1910.) — Ueber die Ent¬
stehung der akuten Paraplegie nach Lyssainfektion. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1.
Orig. Bd. 05. 1912.)
Erne Abt. Orig. Bd- 67. Heft- 1. 7
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98
Ceutralbi. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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1) Die klassische Methode Pasteurs) .•
2) ihre Modifikationen /
3) die Methode von Puscariu .. 10
4) die Methode von Babes (rumanische Methode) ,, 5
5) die Methode von Hogyes .. 2
6) die Methode von Ferrin. 8.
Die nachste Tabelle bringt die Verteilung der auf die einzelnen Me-
thoden fallenden Todesfalle.
Tabelle XIV.
A
B
C
D
E
Klassische Methode Pasteurs
1
1
! 2
Modifizierte Methode Pasteurs 1
4
2
1
8
Methode von Puscariu
0
„ ,, Babes 2
2
4
„ „ Hogyes
0
„ „ Ferran
5
5
1 ^
5
5
1
5
19
Prozentual haben sich die meisten Todesfalle nach der Methode von
Babes und Ferran ereignet, gar keine bei der Methode von Pus-
c a r i u und Hogyes.
Ich will mit Rticksicht auf ihre Bedeutung die einzelnen Methoden
der Tollwutschutzimpfung ganz kurz angeben, zumal sie den meisten
der Leser doch nicht so gelaufig sein werden.
Klassische Methode Pasteurs.
Riickenmark eines nach subduraler Infektion mit Virus fixe typisch
erkrankten und 24 Stunden vor dem zu erwartenden Ende getoteten
Kaninchens wird 2—14 Tage iiber Aetzkali bei 20° C im Dunkeln
getrocknet.
Dosis: 1 cm des getrockneten Rtlckenmarkes wird in 5 ccm steriler
Bouillon oder 0,8-proz. steriler Kochsalzlosung verrieben und taglich
subkutan zu beiden Seit-en des Nabels eingespritzt. Beginn mit 14-
tagigem, Ende mit 2-tagigem Mark.
Dauer bei der leichten Kur 14 Tage, bei der verst&rkten Kur
21 Tage.
Ergebnis: 32045 mit 6 Lahmungen.
Modifizierte Pasteursche Methode.
Die sogenanute klassische Methode ist auBerhalb Frankrcichs bald
verlassen, um die Erkrankungen mit kurzer wie mit langer Inkubations-
dauer zu verhdten und die Behandlungsdauer zu kUrzen. Weil sich
frisclieres Mark subkutan in diesen Dosen nicht virulent gezeigt hatte,
begann man mit frischeren Marken in der Hoffnung, die Kur erfolg-
reichcr zu gestalten. In Deutschland war besonders Marx 1 ) ftir die
Unschadlichkeit frischen Virus fixe bei subkutaner Injektion eingetreten.
Nitsch 2 ) und Toepfer 3 ) glaubten, an ihrem eigenen Korper den Be-
weis ftir die Richtigkeit dieser Annahme erbracht zu haben. Es seien
1) 1. c.
2 ) Nitsch, Benierkunp'en iiber die Pasteursche Methode der Schutz-
impfung gegen Tollwut. (Wien. klin. Wochenschr. Bd. 17. 1904.)
3) Topfer, Bericht iiber Tiitigkeit der Wutschutzabteilung des Instituts
fiir Infektionskrnnkheiten in Berlin voin 1. 1. 1905 bis 31. 3. 1906. (Klin. Jahrb.
Bd. 18. 1908.)
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf tier Tollwutschutzimpfung.
99
hier die in der Wutschutzabteilung des Instituts fiir Infektionskrank-
heiten Robert Koch in Berlin im Laut'e der Jahre getroffenen Ab-
anderungen chronoiogisch angeftlhrt.
Die Wutschutzabteilung ist am 28. Juli 1898 eroffnet worden.
Art der Bchnndlnng.
I. 28. 7. 1898 bia 28. 9. 1899: Beginn mit 12-tagigem, Ende mit 3-tiigigem
Mark. Dauer 21 Tage.
II. 29. 9. 1899 bis 20. 8. 1901: Beginn mit 8-tagigem, Ende mit 2-tagigem
Mark. Dauer 21 Tage.
III. 21. 8. 1901 bis 8. 3. 1902: Das leickte Schema wird dahin nbgeandert,
dad bereits am 12. Tage 2-tagiges Mark gegeben und die Kur auf 16 Tage ab-
gekiirzt wird.
IV. 9. 3. 1902 bis 1904: Das leichte Schema wird, nachdem 1 Patient 103 Tage
und 1 Patient 26 Tage nach beendeter Kur an Tollwut erkrankt waren, prinzipiell
verlasseu und fur schwere wie leichte Falle nur 1 Schema beibehalten. Bei
schwereu Fallen Wiederholung der Kur 1 Monat nach Beendigung der ersten, weil
4 erst sehr spat nach beendeter Behandlung aufgetretene Todesfalle vorgekommen
waren. Beginn mit 8-tagigem Mark, Ende mit 2-tagigem. Bereits am 8. Behand-
lungstage wird 2-tiigiges Mark eingespritzt. Dosis: 3 ccm Bouillonemulsion. Dauer:
21 Tage.
V. Periode 1904: Behandlungsschema auf l-lagiges Mark verstiirkt, weil trotz
der Impfung iinmer noch Todesfalle vorkommen.
VI. Periode 1905: Behandlungsschema wird weiter verstiirkt, indem mit
4-tagigem Mark begonnen und bereits am 4. Tage 1-tiigiges Mark gegeben wird.
VII. Periode 1. 4. 1906 wird bei Eeuten, welche erst sehr spat in die Be¬
handlung kommen, mit 3-tiigigem Mark begonnen und am 3. Tage bereits l-tiigiges
Mark eingespritzt.
Am 28. 7. 1906 wurde in Breslau eine Wutschutzabteilung eroffnet, die das
gleiche Schema angewendet hat.
1907 ereignen sich die ersten Paraplegien in Breslau I
VIII. Periode 1910: Es wird allgemein mit 3-fagigem Mark hegonnen. Das
Behandlungsschema ist folgendes:
1. 2.| 3.| 4.1 5.| 6. 7.| 8.j 9. 10. ll.| 12.' 13.| 14.| 15.| 16.; 17. 18.| 19. 20.j 21.| Behandlungstag
3 [ 2 11 | 11 3 j 2 1 , 1 j 31 2 | 1 | 1 j 3 | 2 | 1 | 1 j 3 | 2 j 1 | 1 j 1 | -tagiges Mark
Dosis 2 ccm Markemulsion (1:5 steriler physiologischer Kochsalzlosung) lmal
taglich subkutan unter die Bauchhaut Kindern wie Erwachsenen jedem mit seiner
nur fur ihn allein benutzten, jedesmal vor der Injektion frisch sterilisierten Spritze
gespritzt.
Statistisches Ergebnis fur Berlin und Breslau.
I.- - VI. Periode.
1898 —3. 1. 1906 2896 Behandelte mit 0 Liihmungen und 21 Todesfiillen
(abs. Mortalitat)
VII. Periode.
1. 4. 1906—3. 9. 1909 1490 „ „ 2 „ „ 7 Todesfiillen
(abs. Mortalitat)
VIII. Periode. 819 „ „ 3 „ * 5 „
(abs. Mortalitat)
5205 Behandelte mit 5 Liihmungen und 33 Todesfiillen
Die Methode von Puscariu (Jassy).
(Nach brieflicher Mitteilung.)
Das Hirn ernes an klinstlichem Virus i'ixe verendeten Ivaninchens
wird mit 100 ccm physiologischer Kochsalzlosung in sterilem Morser
verrieben, durch ein feines Drahtnetz geseiht, in Eprouvetten verteilt
und 15 Minuten in einem besonders konstruierten Wasserbad fiir jeden
Behandlungstag auf eine verschiedene Temperatur erwarmt.
I. Periode: Voin 1. 8. 1891 bis 5. 2. 1896 sind Gebissene in Jassy nach der
Pasteurschen Methode mit Babessc.her Modifikation behandelt. llesultat auf
631 Behandelte 7 Todesfalle.
7*
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100
Centralbl. f. Baku etc. I. Abt. Originate. Bd. 08. Heft 1.
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II. Periode: Am 5. 2 1896 fiihrte Puscariu seine Metkode der Abschwackung
durck Erwiirmung ein. Bis 1901 wurden die Emulsionen, in Wanneabstufungen
80—45° C, Dosis 2—3 g taglich 2 Iniektionen, angewendet. Behandlungsdauer
12—21 Tage. Statistisches Ergebnis: 2ol3 Bekandelte mit 10 Lakmungeu uud
12 Todesfaden an VVut.
III. Periode: Ende 1907 wurde ein weniger intensives Behandlungsschema
eingefiikrt, indem die starker erwarmten (80—70° C) Emulsionen weggelassen
wurden und nur lmal tiiglich gespritzt wurde. Alles Niihere ergibt das Schema.
Statistisches Ergebnis: 2214 Behandelte, keine Lahmungen, kein Todcefall.
Wie mir Herr Professor Puscariu am 2. 2. 1912 mitteilte, sind nach dem
letzteu Schema bereits liber 3000 ohne Nachteil mit bestem Erfolg behandelt.
Jetziges Behandlungsschema in Jassy.
1. 2. :
3. 4. j 5. 1 6. 1 7.
8.
9. 110.1
11. 12
13.
Tag
Leichte Falle
Mittel schwere
Falle
Sehr schwere
Fade
it>5 ol 60°:
65 °|60°
65"! 60°
1 1
55° 65 O| 60° 55° 50°
j53°|36 0 60°55”50 0
j
55 0 50 u 60° 55° 50°
1
45°
60°
45-
55° 50°'
60 1,1 55°
45 °!
■50° 43*
|
Virus fixe
normales Mark
n v
Dosis in den ersten Serien 3 ccm, in den letzten 5 ccm einmal t&glich.
Die Methode von Babes (rum&nische Methode)
ist eine Kombination der Methode Puscarius und Pasteurs. Dauer
der Kur 15 Tage. Resultat: 6525 Behandelte mit 8 L&hmungen 1 ).
Die Methode von Hogyes (Dilutionsmethode).
Das Gehirn eines mit Virus fixe subdural infizierten, an Wut er-
krankten, frisch getbteten Kaninchens wird mit 100 Teilen 0,7-proz.
steriler Kochsalzlosung verrieben. Diese Stammlosung und Verdtin-
nungen 1:200, 1:500, 1:1000, 1:2000 werden injiziert.
Dosis 1 / 2 —4 ccm = 0,001—0,04 g Mark.
Naheres ergibt das folgende Schema:
l.
2.
3.
4.
5.
' 6.
7.
8. 1 9.
10.
Tag
0,001
0,002
0,003
8
©
0,005
0,0075
0,01
Schema I.
Leichte Fade, Kinder
0,002
0,003
0,004
0,006
0,005
0,01
0,015
Schema II.
Mittelschwere Fade
0,002
0,004
0,006
0,008
1
0,01
0,015
0,02
Schema III.
Sehr schwere Fade
11.
12. |
13.
14. |
15. |
16.
17.
18.
19.
20.
| 21.
Tag
0,015
0,02 i
0,025
! 0,03
Schema I.
Leichte Fade, Kinder
0,02
0,025 ;
0,03
0,035
Schema II.
Mittelschwere Fade
0,025
0,03
0,035
1 0,04
Schema III.
Sehr schwere Fade
Die Dilutionsmethode von Hogyes wird in Budapest seit 1890
angewandt.
Das statistische Ergebnis ist:
45 477 Behandelte mit 2 Liihmungen uud 131 TodesfaUen.
1) Babes, Note sur les causes des paraplegics au eours du Iraitement anti-
rabique. (Oompt. rend. T. 65. 1908.)
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
101
In Weltewreden 1 2 ) hat man bis 1906 unit der verstarkten Methode
Pasteurs, von da ab mit der Dilutionsmethode von Hbgyes behandelt.
Statistisches Ergebnis:
1379 Europaer mit 10 Fallen von Lahmungen = 1:138
2073 Insulaner „ 1 Fall „ Lahmung = 1:2073
'3452 11 Falle 1:314
Nach Hbgyes Behandelte: '
751 Europaer mit 1 Fall von Lahmung = 1: 751
2189 Insulaner * 0 „ , „
2940 TTiH 1:2940
Wir ersehen hieraus, dab eine erhbhte Disposition zur Erkrankung
bei den Europaern besteht.
Auch in Madrid*) wird die Methode von Hogyes benutzt: Re-
sultat 3000 Behandelte, keine Lahmung.
Die Methode von Ferran 3 ).
0,8 g frisches Gehirn eines an kunstlicher Virus fixe-Infektion ge-
storbenen Kaninchens werden mit 2 g sterilem Sand in sterilem Por-
zellanmbrser zu einer moglichst liomogenen Masse verrieben. Dann
werden tropfenweise unter standigem Reiben 8 ccm einer Hg-Salz-
lOsung zugesetzt, Stunde sedimentiert.
Dosis 6 ccm taglich.
Behandlungsdauer 5 Tage. Erfolg Mortalitat: 2—4 Prom.
Nahere statistische Angaben kann ich leider nicht machen, doch fallen die
Falle Bar egg is der obigen neuen Methode nicht zur Last.
Fassen wir kurz zusammen:
I. Klassische Methode Pasteur:
^ 631 * n Jassy } Oeimpfte mit 6 Lahmungen = 1 : 5446.
II. Modifizierte Methode Pasteurs:
S3 Weltevreden } 0e ' m P^ t * Uhm u » 6 e» - 1 :M1.
III. Methode von Puscariu:
4827 in Jassy Geimpfte mit 10 Lahmungen = 1 .482.
IV. Methode von Hogyes:
45 477 in Budapest Geimpfte mit 2 Lahmungen 1
2 940 „ Weltevreden „ „ 1 Lahmung [ = 1:17 139.
3 000 „ Madrid „ „ 0 „ )
Der verscliieden grofien Grundzahlen wegen darf man nur I und IV,
II und III miteinander vergleichen. Da ergibt sich, dab bei der Methode
nach Hogyes die Lahmungen dreimal seltener sind, wahrend der Unter-
schied in der Haufigkeit der Lahmungen bei der modifizierten Methode
Pasteurs und der Puscarius nur unbedeutend ist. Dabei muB jedoch
betont werden, dab Puscariu mit seiner seit 1907 eingeftlhrten Me¬
thode etwa 3000 ohne irgendwelche GesundiieitsstOrung behandelt hat.
Freilich mub man bei der Seltenheit. der Lahmungen und den im Ver-
haltnis dazu kleinen Zahlen Puscarius auch dem Zufall eine grobe
Rolle zuerkennen.
Wenn danach filr die Entstehung der Lahmungen die einzelnen Me-
thoden anscheinend wenig verantwortlich zu machen sind, so kbnnte ja
1) Zitiert nach Borger, 1. c.
2) Murillo, Ueber 3000 mit der Hogyesschen Methode prophylaktisch
behandelte Falle von Lyssa. (Centraibl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912.)
3) Simon, Ueber die supra intensive Methode der Totwutschutzimpfung
Ferrdns. (Centraibl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 65. 1912.)
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102 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
die Schutzimpfung fdr den weiteren Krankheitsverlauf von EinfluB ge-
wes'en sein.
61 sind wahrend der Kur erkrankt, von 54 existieren Angaben fiber
die Tollwutschutzimpfung wahrend der L&hmungen.
Naheres ist aus Tabelle XIV ersicktlich.
Tabelle XV.
Die Schutzimpfung
wurde
Art der Infektion
A
B
C
D
E
fortgesetzt bei
4
No. 1G, 29, 36,
42
3
No. 31,48,
60
12
No. 14,21,30,32,
33,35,37, 38 f,
39 f, 43 f, 45,
54
3
No. 50,51,52
I
1
No. 22
23
fortgeselzt und ver-
starkt bei
3
No. 11,20,47
—
1
No. 19
—
4
unterbrochen undspatcr
wieder aufgenommen
bei
4
No. 28,34,44,
1 71
1
• 2
No. 9, 53
6
I
ausgesetzt am l.Tage
bei
4
No. 61, 70,
74 f, 75
2
No. 49,
81 f
4
No. 40, 55, 59,
72 f
5
No.23,24,46,
67 f, 73
15
am 3. Krankheitstage
bei
1
No. 15
—
1
No. 82 f
1
No. 78
_
3
am 4. Krankheitstage
bei
—
1
No. 79 f
| _
1
am 12. Krankheitstage
bei
1
No. 80
—
—
1
am 13. Krankheitstage
bei
1
No. 13
—
—
1 1
1
1 17
5
20
10
i 1
54
Die Schutzimpfung ist genau bei einer Halfte wahrend der Er-
krankung ruhig fortgeffihrt, bei anderen ausgesetzt worden, und der
Erfolg! Von der ersten Halfte sind 24 genesen und 3 gestorben, von
der zweiten Halfte sind 22 genesen und 5 gestorben. Ein nennens-
werter Unterschied ist das nicht. Es ist also ziemlich belanglos ge-
wesen, ob man die Einspritzungen unterbrochen hat oder nicht.
Auch das klinische Krankheitsbild der Lahmungen, das bei den
einzelnen Schutzimpfungsmethoden beobachtet worden ist, laBt keine
Unterschiede erkennen. Nur die 5 nach dem alten Ferr&nschen Ver-
l’ahren behaudelten Falle Bareggis (No. 4—8) fallen durch die Gleich-
maBigkeii der Schwere und des Ausganges auf.
Nach alledem gewinnt man den Eindruck, daB die Methodik der
Schutzimpfung auf Entstehung und Verlauf der Lahmung nur von
untergeordneter Bedeutung sein kann.
Zusammenfassung: Die Lahmungen sind bei alien Toll-
wutschutzimpfungsmethoden beobachtet worden, am sel -
tensten bei der Dilutiousmethode von H6gves. Fortsetzung
oder Unterbrechung der Kur hat den Krankheitsverlauf
nicht merklich beeinflufit.
Ftlr die Aetiologie kommen in ersterLinie die Ergebnisse der experi-
mentellen Pathologie in Betracht.
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Simon, Ueber Lahiuungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
103
Ueberimpfungen von Hirn und Rtlckenmark der Verstorbenen auf
Tiere (Kaniuchen, Ratten, Hunde) sind in folgenden Fallen gemacht:
No. 4, 5, 6, 7, 8 von Bareggi in Mailand mit dem Erfolg, dali
bereits in der 1. Passage die Kaniuchen am 5.—6. Tage mit den Zeichen
der „paralytischen Wut erkrankten, wie sie durcli anhaltend verstArktes
Virus hervorgerufen wird“. Weitere Passagen sind anscheinend nicht
angelegt. Anscheinend hat. das Ergebnis der 1. Passage zur Diagnose
Virus fixe-Wutinfektion gentlgt. Von welch weittragender Bedeutung
diese Diagnose gewesen ist, zeigen die behdrdlichen Malinahmen:
Schlieilung des Instituts, Verbot der Ferranschen Schutzimpfung.
No. 39 von Borger in Weltewreden mit negativem Erfolg.
No. 72, 74. 82, 83 von Babes in Bukarest ebenfalls mit negativem
Erfolg.
No. 81 von Koch in Berlin mit positivem Erfolg. Hier trat der
Tod der Versuchstiere in der 3. Passage in der fdr Virus fixe-Wut
typischen Zeit ein. Mit diesem Versuch *glaubt Koch den Beweis er-
bracht zu haben, dab die Paraplegie des Patienten durch den Erreger
der Wut verursacht worden ist und nimint auch fitr die anderen von ihm
veroffentlichten EAlle die gleiche Aetiologie an.
Ferner hat Franca in Lissabon mit Lumbalfltissigkeit einer D-Pa-
tientin, No. 79, 2 Kaniuchen subdural mit Erfolg infiziert. Das eine
Kaninchen zeigt 11 Tage spAt-er die ersten Krankheitssyraptome und
stirbt am 13. Krankheitstag. In der 2. und 3. Passage erkranken die
Tiere bereits am 7. und starben am 9. Tage. Sein Ergebnis faCt
Fran ga in die Worte zusammen: On voit par cette observation que
cet homme a eu une myelite rabique produite par le traitement non
seulement parce que le chien mordeur n’etait pas enragd mais A
cause de la periode d’inoculation de la rage qui a 6td celle de la rage
4 firus fixe (p. 155).
Speichel ist nur einmal (Fall 18) mit negativem Erfolg verimpft,
ebenso hat sich der Speichel 6 genesener FAlle von Lahmung bei int.ra-
muskularer Verimpfung auf Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde, Ratten
als avirulent erwiesen 1 ).
Hier sind auch noch die Versuche Paltaufs 2 ) zu erwahnen. P.
sezierte 4 Leute, die wahrend der Wutschutzbehandlung an inter-
kurrenten Krankheiten 22—27 Tage nach dem Bill durch A Hunde
gestorben waren, und impfte mit deren Medulla oblongata 4 Kaninchen
subdural. Die Kaninchen erkrankten 120—47—40—40 Tage spAter an
Erscheinungen paralytischer Wut und starben. Die lange Inkubations-
dauer fuhrt Paltauf auf Abschwachung des Virus durch die Schutz-
impfung zurtlck. Eine Weiterimpfung gelang aber nur lmal. In drei
weiteren Fallen, die erst langere Zeit nach Beendigung der antirabischen
Kur an interkurrenten Krankheiten gestorben waren, miBlang der Tier-
versuch. P. schlieBt aus seinen Tierversuchen, dall der Mensch
gewbhnlich eine latente Lvssainfektion durchmacht oder, wie Rem-
linger sagt, dab das Virus A l’dtat de vie latente selbst jahrelang
lebensfahig bleibt. Durch die Behandlung wird das Virus abge-
schwAcht, daher die lange Inkubationsdauer in den ersten 4 Fallen,
oder zerstdrt, wenn die Tollwutschutzimpfung zu Ende geftlhrt wird.
1) Babes, In welchen Fallen ist man bereehtigt, eine abortive Form der
Watkrankheit anzunehmen? (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6o. 1910.)
2) Paltauf, Zur Pathologie der Wutkrankheit beim Measchen. (Wien,
klin. Wochenschr. Bd. 22. 1909.)
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104
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abl. Originale. B<1. 08. Hefl 1.
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daher der negative Impferfolg in den 3 letzten Fallen. Die latente
Infektion erklart nach P. auch die spaten Erkrankungen, die gewohnlich
durch irgendeine Schadigung ausgelost werden.
Die Ergebnisse Kochs, Fran gas wie Paltaufs bedUrfen noch
weiterer Bestatigung. Zweifellos haben sie erst Licht in die dunkle
Aetiologie dieser Lahmungen gebracht, wenn auch eine Einigung der
auseinandergehenden Ansichten tlber die Aetiologie dieser eigenartigen
Erkrankungen durch die verschiedenen Ergebnisse erst recht in weite
Ferne gerUckt zu sein scheint. Sie sind aber wohl die richtigen Weg-
weiser.
Schon Pasteur hat diese Lahmungen gekannt und in ihnen teils
eine Heilwirkung der Schutzimpfung bei ausgebrochener paralytischer
Wut, teils Hysterie gesehen. Er nannte die Krankheit fausse rage. Ab-
gesehen davon, dab Pasteur bis an sein Lebensende fest von der
Avirulenz und volligen Unsckadlichkeit seiner Methode ttberzeugt ge-
wesen ist, mdgen ihn wohl auch noch negative Impfversuche mit Him
und Riickenmark an solchen Lahmungen Verstorbener in seiner Meinung
befestigt haben; hat er doch selbst Duclaux, wie anfangs erwahnt,
Tierversuche als sicherstes Differentialdiagnostikum angegeben. Seinen
Standpunkt kennzeichnet sehr treffend auch folgende Episode.
Als Sabarthez seinen Fall (No. 10) in Behandlung bekam, tele-
graphierte er das Krankheitsbild an Pasteur und bekam zur Antwort:
Issue fatale inevitable; faites injections de morphine. Auf ein zweites
Telegranun von Sabarthez, in dem er die unerwartet eingetretene
Besserung des Patienten und die inzwischen festgestellte vollige Gesund-
heit des beibenden Tieres mitteilte, drahtete Pasteur: Esp6rez encore
peut-etre hysterie et non rage und schrieb an Sabarthez: Vous vous
trompez en accusant les inoculations si le malade meurt ce que je ne
crois pas. parce que les accidents ne me paraissent pas rabiques. Etudions
ces accidents de peu pr6s et voyons s’ils sont reellement justificiables
de l’hyst6rie (p. 1312).
Zu Pasteurs Anschauungen bekennen sich Lav^ran, Ivo-Novi,
de Daddi, Zaccaria, Roux, Brouardel, Chailloud, Kraju-
schkin, BrauIt, Calabrese.
Aber bald nach Einftihrung der Tollwutschutzimpfung, schon im
Jahre 1887, trat Babes 1 ) mit einer anderen Lehre auf. Er sah in diesen
Vorkommnissen eine Impfschadigung, speziell eine Toxinwirkung des
verwendeten Markes, und suchte durch Modifikationen des Behandlungs-
schemas diese Lahmungen auszuschalten. Auch in Frankreich gewann
diese Lehre bald Anhanger. Wie schroff sie aber noch im Jahre 1897
von der Mehrzahl der Franzosen abgelehnt worden ist, zeigt folgendes
Vorkommnis:
In einer Aprilsitzung der Pariser medizinischen Akademie 1897
stellte Rendu Fall 16 der Kasuistik vor. Bei Besprechung der
Aetiologie drtlckte er sich vorsichtig dahin aus, daB er den Eindruck
gehabt hatte, als ob es sich um Toxinwirkung des Impfmarkes bei einem
gesundheitlich geschwachten Menschen handle. Rendu wurde darauf
hin von den amvesenden Autoritaten damaliger Zeit Lav^ran, Roux,
Brouardel, Grancher heftig angegriffen. Letzterer, auf dessen Rat
hin einst Pasteur seine Entdeckung auf gebissene Menschen anwandte,
1) Babes, Ueber Wuttoxine. (Intern. Beitr. z. inn. Med., E. v. Lev den
gewidmet. Bd. 1. 1902.)
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Simon, Uebcr Lahmungen ira Verlauf tier Tollwutschutzirapfung. 105
schloB seine AusfUhrungen mit den Worten: „Cette explication n’est pas
digne de l’autorit6 legitime qui s’attache a son nom“ p. 735. Die An-
nahme einer Toxinwirkung ist weitverbreitet, weil durch Tierexperiment
Toxine im avirulenten Impfstoff nachgewiesen werden konnten'). Zu
dieser Lehre bekennen sich von den angefiihrten Autoren Gouzales,
Bareggi, Sabarthez, Itendu, Darkschewitz, Puscariu,
Remlinger, Orlowski, Nedrigailoff, Nitsch, v. Imredy,
Heymann u. a.
Besonders durch die Arbeiten Claudio Fermis 1 2 ), der eiue ver-
schiedene und zeitig wechselnde Giftigkeit des Impfstoffes der einzelnen
Tollwutschutzimpfungsinstitute einwaiulfrei feststellte, fand dieAnnahme
einer Toxinwirkung eine weitere StUtze.
Pasteurs Gegner sahen, wie eingangs ja erw&hnt, in den Lahmun-
gen eine Infektion mit Virus fixe, man nannte die Krankheit deshalb
auch rage du laboratoire, Kaninchenlyssa, Impflyssa. Bareggis zwar
nicht allseitig anerkannten Impferfolge mit Hirn und Rtlckenmark'
seiner 5 verstorbenen Patienten und Fran gas geglUckte Erzeugung
von Virus fixe-Wut mit der LuinbalflUssigkeit seiner Patientin (Fall 79)
werden als experimenteller Beweis fiir die Richtigkeit der Ansicht
betrachtet. Auffallend bleibt dem experimentellen Ergebnis Fran gas
gegentiber, daB in den nun verflossenen 25 .Jahren Pasteurscher
Schutzimpfung noch nie ein Fall von Kaninchenlyssa bei dem zahl-
reichen Laboratoriumspersonal bekannt gewordcn ist.
Auch an die Moglichkeit einer akzidentellen Infektion hat man
gedacht, und die Pneumokokkenfunde im Fall 47 werden z. B. fiir
diese Aetiologie angefiihrt. Wir miissen sie aber wohl jetzt, wo gewiB
bei alien Instituten die Emulsion vor der Einspritzung auf Iveimfreiheit
kontrolliert wird, verneinen. In der Geschichte der Pasteur-Institute
finden sich auch akzidentelle Iufektionen und als groBte Seltenheit
verzeichnet. So ist unter den ersten 7000 Infektionen an der Berliner
Wutschutzabteilung 3 ) ein BauchdeckenabszeB vorgekommen. In War-
schau 4 ) hat man einmal als Ursache eines scharlachahnlichen Ausschlags,
der bei 22 von 40 Schutzgeimpften auftrat, nicht keimfreie Emulsion
ermittelt. Im allgemeinen hat die Annahme einer akzidentellen Infektion
nie viel Anhanger gehabt.
Natiirlich hat man auch an Anaphylaxie 5 ) gedacht, ohne Beweise
dafiir erbringen zu konnen. Folgender Fall konnte hochstens als ana-
phylaktischer Shock aufgefaBt werden:
Pasteur-Institut Bukarest.
Ein Bauer, der von einem tollwutverdachtigen Wolf gebissen ist,
wird nach dem Schema von Babes mit erw&rrater Markemulsion und
1) Heller u. Bertarelli, Beitrage zur Frage toxischer Subatanzcn durch
Lyssavirus. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 36. 1904.)
2) Siehe Literaturverzeichnis.
3) Schfider, Berichte fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am Kgl.
Institut f. Infektionskrankheiten zu Berlin im Jahre 1902. (Klin. Jabrb. Bd. 7.
1904.)
4) Fermi, Method es des vaccinations et sdrumvaccination appliquee ii
1’homme dans 1’institut antirabique de Sassari. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
Bd. 53. 1910.)
5 ) Remlinger, Absence d’anaphylaxie au eours des injections sous-cutantie
de virus rabique et de strain antirabique. (Compt. rend, de la soc. de biol.
1906.)
5) Babes, Ueber die Behandlung von 300 von wtitenden Wolfen gcbissenen
Personen im Bukarester pathologisch-bakteriologischen Institut. (Zeitschr. f. Hyg.
Bd. 47, 1904.)
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Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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antirabischem Serum behandelt. Am 4. Behandlungstage bekommt er
nach intravenoser Injektion von 10 ccm antirabischem Serum ein Coma.
Nachdem er sich erholt hat, wird die Behandlung mit Emulsion und
groBen Toxindosen wieder aufgenommen.
Nach einigen Tagen stirbt der Bauer.
Zurzeit steht mit im Vordergrunde der Tollwutliteratur ein Streit
zwischen Koch, Berlin und Babes, Bukarest tiber die Aetiologie
dieser Lahmungen. Ersterer sieht in ihnen eine Infektion mit abge-
schwachten Lyssaerregern, letzterer eine Toxinwirkung des verwendeten
Impfmarkes. Die Frage ist so wichtig, daB ich etwas auf sie eingehen
muB. Koch 1 ) geht von dem Standpunkt aus, daB die Lyssa eine echte
Wundinfektionskrankheit ist, deren Erreger, wie ihm die Versuche
Paltaufs zeigen und wie Versuche Schimmelbuschs mit Milz-
brandinfektion bei Ratten zu schlieBen erlauben, sehr bald in das
Zentralnervensystem gelangen. Die Infektion kann nun ja nach der
Disposition eine typische oder atypische oder gar keine Wut erzeugen.
Er konnte durch Infektion mit Wuthirn bei Versuchstieren Lahmungen,
wie sie beim Menschen wahrend und nach der Tollwutschutzimpfung
beschrieben sind, erzeugen, wenn auch die meisten eine typische Wut
bekamen. Aus diesen vielfach sich best&tigenden Versuchen glaubt
Koch auf den gleichen Vorgang beim gebissenen Menschen schlieBen
zu diirfen.
Die Tatsache, daB das beiBende Tier am Leben geblieben sei, ist
Koch kein Beweis, daB nun ftlr die Lahmungen nur die Impfung in
Frage komme, denn er hat erlebt, daB mit Tollwut infizierte Hunde
tbdliche Tollwut durch BiB auf andere Hunde Ubertragen, ohne selbst
zu erkranken. Deshalb verlangt Koch jetzt in jedem einzelnen Falle
eine genaue Angabe, ob eine Lyssainfektion seitens des verletzenden
Tieres mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. ,
Den SchluBstein seines Beweises glaubt Koch durch Fall 81 und
die sich anschlieBenden gelungenen Uebertragungen der Tollwut mit
dem erkrankten Lendenmark des Verstorbenen erbracht zu haben. Die
lange Inkubationsdauer bei der 1. Passage ist ihm nur ein weiterer
Beweis, daB diese Myelitiden durch abgeschwachtes Lyssagift entstehen
und daher mit Recht als abortive oder atypische Wut bezeichnet
werden konnen.
Gegen diese Anschauung ist Babes in zwei Arbeiten 2 ) aufgetreten,
in denen er an seiner alten Anschauung einer Toxinwirkung festhalt.
SeineHauptgrunde gegen Kochs Folgerungen sind eigene negative Tier -
versuche bei 3 todlich verlaufenen Paraplegieen und die ungeniigende
Zahl von Passagen bei Kochs positiven Ueberimpfungen.
Den letzten Einwand kann man gelten lassen, aber gegen den
ersteren ist zu erwidern, daB das negative Ergebnis bei Babes unter
Berucksichtigung der Geschichte der Lyssa vielleicht an der Kaninchen-
art, vielleicht an der ungeniigenden Zahl der Versuchstiere, an der
ungeeigneten Art der Versuchstiere, Koch hat Kaninchen, Ratten
und Hunde infiziert, und schlieBlich an der verschiedenen Technik
gelegen hat.
D 1. c.
2) Babes, In welchen Fallen ist man berecktigt, eine abortive Form dor
Wutkrankheit anzunekmen? (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 65. 1910.) — Bemcrkungen
fiber atypische Wutfalle. (Ebenda. Bd. 69. 1911.)
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Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutzimpfung.
107
Eine Toxinwirkung derMarkemulsionen ist wohl zuziijgeben. So wird
nacli dem neusten Tiitigkeitsbericht der Berliner Wutschutzabteilung
sogar bei 1 / 3 aller Behandelten, Kindern wie Erwachsenen, eine erythem-
artige Rotung an der Einstichstelle, die zwischen dem 8—12. Tage
auftritt und nach einigen Tagen wieder verschwindet, beobachtet. Sie
wird auch als Ueberempfindlichkeitsphanomen gedeutet und ist neuer-
dings zuin Gegenstand einiger Verbffentlichungen gemacht worden 1 ).
Es handelt sich aber nur um eine lokale schadliche Wirkung der
Markemulsion. Da die erkrankten Hautstellen zum Bereich des Lumbal-
segmentes gehoren, ist die Annahme einer analogen Schadigung des
Lumbalmarkes und der daraus resultierenden klinischen Erscheinungen
nur zu natUrlich.
Auch die leichten Facialisparesen und allgemeinen nervosen Storun-
gen, welche Aerzte bei sich im Verlauf der Schutzimpfung beobachtet
haben (Babes und Gibier), mogen noch als Toxinwirkung gelten. Ge-
wiB ist auch bei der relativen Seltenheit dieser Lahmungen im Vergleich
zu den typischen Lyssaerk rank ungen wahrend oder kurz nach der Schutz¬
impfung die Annahme einer Toxinwirkung zu verstehen. Die Er-
gebnisse der Tabellen VII und VIII, aus denen geschlossen werden
kann, daB die Schutzimpfung den Ausbruch von Lahmungen wie ty-
pischer Lyssa beschleunigt, sollen hier nicht. verschwiegen werden. Auch
der bisher stets miBlungene Nachweis von Negri - Ivbrperchen bei den.
Verstorbenen mag mit Recht als eine weitere Stiitze betrachtet werden.
Trotzdem erscheint mir die Kochsche Erklarung der Lahmungen
als eine leichte abortive Lyssa unter WUrdigung aller in Betracht kom-
menden Momente als die natUrlichste und einfachste.
Ich denke dabei besonders an meine Erfahrungen bei planmaBigen
Untersuchungen von Truppen, die mit Ruhr, Paratyphus oder Diphtherie
verseucht waren. Von der festgestellten Zahl der Infizierten ist immer
nur ein Teil typisch, ein anderer Teil atypisch, der groBte Teil tlberhaupt
nicht erkrankt. Da nur 2—3 Proz. aller von tollwdtigen Tieren ge-
bissenen Menschen tlberhaupt an typischer Wut erkranken, mUssen
wir unter BerUcksichtigung obiger Erfahrungen ganz gewiB mit einer
viel groBeren Anzahl latenter Infektionen und atypischer Erkrankun-
gen rechnen.
Die durchschnittlich viel kiirzere Inkubationsdauer dieser Myeli-
tiden gegentlber typischer Lyssa scheint mir auch far die von Koch
bevorzugte Aetiologie zu sprechen. Es ist sehr wohl moglich, daB der
Wuterreger zuerst das Lendenmark angreift und deshalb auch zuerst die
Infektion sich in Symptomen seitens des RUckenmarks auBert. Die
inzwischen entstandenen Antikorper hindern den Erreger, im Gehim
seine verderbliche Wirkung zu entfalten.
Wie oft nun StraBenwut oder Passagewut die Ursache sein mag,
laBt sich indirekt durch den Impferfolg mit dem Hirn des beiBenden
Tieres losen. Es mUBte moglichst jedes Gehirn an die Institute ein-
gesandt werden. Wieviel Prozent meiner Falle Impflyssa sind, laBt
sich natUrlich nicht angeben, es konnen wohl aber nicht gar zu viele
sein, da sich ja die gleichen Lahmungen auch bei Anwendung der
Originalmethode Pasteurs ereignet haben. Immerhin gibt zu denken,
1) Stimson, Ix>cal reaction in antirabic inoculations. (Journ. of med.
Research. Vol. 23. 1910.) — Frugoni u. Gargiano, Eine eigentumliche Kom-
plLkation der Pasteurschen Schutzimpfung gegen Lyssa. (Berl. kliu. Wocken-
schr. Bd. 48. 1911.)
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daB z. B. in den deutschen Instituten die Lahmungen erst bei Ver-
wendung frischerer Marke beobachtet worden sind.
Zusammenfassung : Die Aetiologie dieser Lahmungen
ist nicht einheitlich; sie werden mit grdBter Wahrschein-
lichkeit durch StraBenwut- wie Passagewutinfektion ver-
ursacht.
Hoffentlich wird in Zukunft jede, auch die leichteste bei der Toli-
wutschutzimpfung aufgetretene Lahmung genau beachtet, untersucht
und auch in den Tatigkeitsberichten verzeichnet.
Zusammenfassung:
1) Die Lahmungen sind selten.
Haufigkeit des Vorkommens 0,48 Prom.
2) Die Lahmungen kommen alljahrlich vor.
3) Die Erkrankung befallt meist erwachsene Manner.
Als Vorbedingung zur Erkrankung muB eine besondere Disposition
angenommen werden.
4) Die Lahmungen ereignen sich bei Gebissenen wie nicht Ge-
bissenen, die sich der Tollwutschutzimpfung unterzogen haben.
5) Die Inkubationsdauer ist kiirzer als bei typischer Lyssa. Die
meisten erkranken wahrend der Kur, ein Viertel innerhalb 7 Tagen
nach beendeter Kur.
6) Als Gelegenheitsursachen zur Erkrankung spielen Ueberan-
strengungen und Abkiihlungen eine Rolle.
7) Die Lahmungen treten auf als Facialislahmungen, Paresen und
Paraplegieen der Beine mit Blasen- und Mastdarmstdrung, aufsteigende
Landrysche Spinalparalysen und als multiple Lahmungen. Sie ver-
laufen in 2 / 3 der Ealle akut, in 1 / 3 chronisch und befallen Gebissene
wie nicht Gebissene.
8) Die Prognose ist in jedem Fall unsicher, speziell bei den Para¬
plegieen nicht giinstig, bei den aufsteigenden Lahmungen schlecht.
Die Gesamtsterblichkeit betragt 22,6 Proz.
9) Patliologisch-anatomisch handelt es sich um eine Myelitis, liaupt-
sachlich des Lendenmarkes, mit Zerstdrung der weiBen Substanz.
Negri-Kdrperchen sind bei den Verstorbenen bisher nicht gefunden
worden.
10) Die Lahmungen sind bei alien Tollwutschutzimpfungsmethoden
beobachtet worden, am seltensten bei der Dilutionsmethode von Hogyes.
Fortsetzung oder Unterbrechung der Kur hat den Krankheitsverlauf
nicht merklich beeinfluBt.
11) Die Aetiologie dieser Lahmungen ist nicht einheitlich; sie
werden mit grdBter Wahrscheinlichkeit durch StraBenwut, wie Virus
fixe-Wutinfektion verursacht.
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Simon, Ueber Lahinungen im Verlauf der Tollwutschutrimpfung.
109
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l’Instit. Pasteur. T. 25.)
89) Borger, Paralysen voorkommende in het verloop eener antirabische Be-
handeling. (Geneeskund. Tijdschr. v. Neederlandscn-Indie. 1911.)
90) Kozewaloff, Die Mortalitat und Inkubationsperiode bei Rabies des Menschcn
nach dem Material der Wutschutzstation zu Charkow, wiihrend der Jahre
1888—1908. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 57.)
91) v. Szdkely, das Pasteur-lnstitut zu Budapest. (Intern. Hyg.-Ausstell. Dresden
92) Kypke-Burchardi, Ueber den gegenwart.igen Stand der Diagnose und
Bekampfung der Lyssa. (Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. u. offentl. Sauitats-
wes. 3. Folg. Bd. 41.)
1912 .
93) Prausnitz, Bericht fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung am hygienischen
lnstitut der Universitat Breslau vom 1. 4. 1910 bis 31. 3. 1911. (Klin.
Jahrb. Bd. 26.)
94) Koch, Jos., Ueber die Entstehung der akuten Periplegie nach Lyssainfektion.
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 64.)
95) — Zusammenfassender Bericht fiber die Tatigkeit der Wutschutzabteilung
am Koniglichen lnstitut ffir Infektionskrankheiten in der Zeit vom 1. 4.
1908 bis 31. 3. 1911. (Veroffentl. a. d. Geb. d. Medizinalverwalt. Bd. 1.
Berlin 1912.)
96) Simon, Ueber die supraintensive Methode der Tollwutschutzimpfung Ferrfins.
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 65.)
97) Murillo, Ueber 3000 mit der Hogyesschen Methode prophylaktisch be-
handelte Falle von Lyssa. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62.)
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Ishiwara, Neue Farbeverfahren zur Darstellung granulierter Tuberkelbacillen. U3
Nachdruck verboten.
Ueber neue Farbeverfahren zur Darstellung granulierter
Tuberkelbacillen.
|Aus dem Schlachthof-Laboratorium Mfinchen.]
Von Dr. T. Ishiwara, Mfinchen.
Die Frage fiber das Wesen der Strukturformen der Bakterien ist
eine noch sehr umstrittene. Es wflrde in der Tat von groBer Bedeutung
sein, zu wissen, ob die Bakterien einen Kern enthalten oder nicht.
Fischer glaubt, daB die Bakterienzelle keinen Kern besitzt, und dafl die farb-
baren Granulationen, die man im Cytoplasma antreffen kann, einfach Produkte der
Ernahrung sind. Derselben Ansicht haben eich auch Migula, Massart und Hinze
angeschlossen. Bei vergleichenden Beobachtungen zwischen Bakterien und Cyanopkyceen
hat Biitschli die ChroraatingTanuIa und den zentralen Teil der Zelle als das Aequi-
valent einee Kernes betrachtet und einen solchen in den Schwefel bakterien auch gefunaeu.
Marx und VVoithe sehen die farbbaren Granulationen als Chromatin an, das
im Cytoplasma verbreitet ist.
R. Koch fand bereits bei der Entdeckung der Tuberkelbacillen haufig stark glnn-
zende Korperchen im ungefarbten Zelleibe; er fand fernerhin, daB die Tuberkelbacillen
Farbstoffe nicht gleichmafiig aufnahmen, sondern ungefarbte Liicken zeigten. Er hielt
deshalb die glanzenden Korperchen des ungefarbten Bacillus mit den Liicken des ge-
farbten fiir identisch und sprach sie urspriinglich als Bporen an. Auch P. Ehrlich
beobachtete, da8 sich die Tuberkelbacillen nicht gleichmafiig mit Farbstoff imbibierten;
und stellte fest, daB gewissen Abschnitten des Bakterienleibs der Farbstoff schwerer
als anderen durch die Saure entzogen wird. Nocard und Roux, Metschuikoff,
Klein u. a. haben ebenfalls Korner in den Tuberkelbacillen beobachtet.
Durch Doppelfiirbung konnten Babes und Czaplewski Korner nachweisen, die
sich farberisch anders verhielten wie der iibrige Zelleib. Beide stellten sie als rote Gra-
nula im blaugefarbten Zelleib dar, Babes durch Vorfiirbung mit Anilinwasserfuchsin
und intensiver Nachbehandlung mit Methylenblau, Czaplewski durch mehrstiindige
Farbung in heifiem Karbolfuchsin, Entfarbung mit Nairumbisulfit und Nachfiirbung
mit Karbolmethylenblau.
In neuerer Zeit hat man den Kornern im Zellinhalt besondere Aufmerksamkeit zu-
f ewandt, seitdem Michaelidhs und H. Much das Verhalten des Tuberkelbacillus
ei der Gram-Farbung genauer untersucht haben. M u ch hat, wie bekannt, nachgewiesen,
da8 es eine granulare Form des Tuberkulosevirus gibt, die uur bei Anwendung einer
bestimmten Modifikation der Gramschen Methode im Priiparat sichtbar wird.
Bei Anwendung der Muchschen Methode erscheinen die Bacillen fast ausnahmslos
in Kornerreihen aufgelost. Die einzelnen bliiulich schwarzen Korner der Reihen sind
entweder von rundlicher Form und unter sich gleich groB, oder es wechseln in dem-
selben Bakterienleib kleine, rundliche Korner mit groSeren, langlichen ab. Die zwischen
ihnen liegenden Liicken sind entweder vollig farblos, oder sie sind andeutungsweise
gefarbt, so dab man gerade noch erkenncn kann, daB ein gemeinsamer Zellkorper mehrere
hiutereinander liegende Granula umschliebt. Bei den kiirzesten Stabchen hat man den
Eindruck, als ob der Farbstoff die gauze Zelle gleichmaBig impragniert halte. Ebenso
erscheinen die Bacillen aus ganz jungen Kulturen in ihrer ganzen Ausdehnung gefarbt.
Granulare Formen der Tuberkelbacillen werden auch durch eine Reihe weiterer
Farbeverfahren zur Darstellung gebraclit, jedoch erweist sich nach meinen Erfahrungen
keine so vorteilhaft wie die M uchsche Farbemethode. Bei der Ehrl ich-Koch scnen
Methode sieht man wohl gewisse granulierte Formen, aber wenn man hiermit eine
Muchsche Gram-Farbung ver^leicht, so ist zu erkennen, daB durch die Ehrlich-
Kochsche Methode augenscheinlich weniger granulierte Formen und weniger Tuberkel¬
bacillen gefarbt werden als durch die Muchsche Farbung.
Auch bei der Farbemethode von Hermann waren nach meinen Untersuchungen
die meisten Granula sichtbar, jedoch fand ich weniger einzelstehende Granula als in
den nach Much gefarbten Praparaten. Bohm hat bei der Untersuchung Ziehl-
negativer Sputa mit der Hermannschen Methode Tuberkelbacillen gefunden, zudem
nach Much noch sehr viele Granula entdeckt, wahrend diese nach Hermann ungefiirbt
bleiben. Berka und Kayser halten nach ihren Befunden die Hermannsche Me¬
thode fur besser, als die Ziehlsche; Berka sieht sogar einen Vorteil in ihrer schnelleren
Krste Abt. Orig. Bd. 68. Ileft 1 . 8
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114
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Ausfiihrbarkeit, da aber weniger Bacillen, besonders weniger Granula gefarbt werden, sieht
auch Berka hicrin einen N'aehteil gcgeniiber der Muchsehen Farbung. Immerhin
diirfte dieselbe zu den beaten Farbemcthoden gerechnet werden.
Auch bei der Spenglcrschen Melkode findet man schon gcfarbte Granula, aber
sie waren naeh meinen Untersuchungen niemals so zahlreich als bei der Muchschen
Methode. Sie hat den Vorteil, daB die granulierten Formen auf dem blassen Grund gut
zu erkennen sind und daB die Praparate niemals durch Niederschlage verunreinigt werden.
Mit Much verglichen, hat sie den Vorteil der schnellen Farbung der Tuberkelbacillen,
die rot gefarbt erscheinen, doch bcsteht ihr Nachteil darin, daB weniger Bacillen und
Granula gefarbt werden. Kiirzlich hat Kirchenstein eine Pikrinjodosmiummethode
angegeben. Dieselbe ist jedoch ziemlich umstandlich, und vergleichende Untersuchungen
mit uerselben lagen meines Wissens bislang nicht vor.
Ich selbst babe versucht, die Tuberkelbacillen auf die verschieden-
artigste Weise zu farben, und habe hierbei schliefilich das folgende Ver-
fahren gefunden, mit welchem es gelingt, die granulierten Formen
des Tuberkclbacillus besonders schon zur Darstellung zu bringen. Das
Verfahren gestaltet sich folgendermaBen:
1) Farben mit Petrol&therwasserkarbolfuchsin 2 Mi-
nuten, unter wiederholtem Aufkochen.
2) 2 Sekunden langes EntfSrben in 25-proz. Salpeter-
saure mit nachfolgendem Abspulen in 70-proz. Alkohol,
bis das Praparat farblos erscheint.
3) Nachfarben mit gesattigter, wasseriger Methylen-
blaulosung.
Nach dem Farben, Entfarben und NachfSrben ist gut mit Wasser
abzuspiilen, urn Farbstoffniederschlage zu vermeiden.
Das Petrolatl^erwasserkarbolfuchsin habe ich folgendermaBen her-
gestellt:
Man nimmt in ein Reagenzglas so viel Petroiather, daB seine Kuppe
damit gefiillt ist, gieBt % ( l es Reagenzglases mit destilliertem Wasser
voll und schiittelt krkftig durch. Nach dem Durchschiitteln filtriert man
durch ein angefeuchtetes Filterpapier und fiigt l l i des Volumens Karbol-
fuchsin (100 ccm 5-proz. Karbolsaure, 10 cent gesattigte alkoholische
Fuchsinlosung) hinzu. Die Losung ist ziemlich haltbar.
Wenn man mit meiner Methode die Tuberkuloseerreger farbt, be-
kommt man Bilder, in welchen die Stiibchen meistens granuliert
sind. Sie bestehen in der Regel aus 2—8 Kornchen, die kettenartig
aneinander gereiht sind. Der Abstand zwischen den einzelnen Kornchen
der Reihe variiert. Oft weisen die Kornchen eiues Stiibcheuverbandes
einen ungleichen Farbenton auf; wahrend die einen dunkelrot sind, er¬
scheinen die anderen heller. Ferner sieht man neben den granulierten
Stabchen auch einzeln liegende Granula. Nur selten sind die Stabchen
ohne sichtbare Granulation und in toto gleichmaBig gefarbt wie bei der
Ziehlschen Farbung.
Was die spezifische Farbung der Tuberkelbacillen und die Bedeutung
der granuliiren Formen anbelangt, so ist der Chemismus derselben trotz
zahlreicher Untersuchungen noch nicht einwandfrei geklart.
R. Koch entdeckte das f&rberische Verhalten der Tuberkelbacillen,
die auBer dem EiweiB zum groBen Teil aus einem Geinische von fettartigen
Substanzen bestehen, welche letztere die Saurefestigkeit sowie die schwere
Fiirbbarkeit mit den gewolmlichen Farbstoffen bedingen. Seiner Meinung
nach ist der Tuberkelbacillus von einer Hiillsubstanz umgeben, welche sich
tinktoriell verschieden von der Inhaltsmasse verbalt, und nach ihm ist diese
Hiillsubstanz wachsartiger Natur, welche den Farbstoff in den Leib des Ba¬
cillus durchdringen laBt und ihn dann zuriickhalt, dagegen aber fiir Sauren
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Ishiwara, Neue Farbeverfahren zur Darstellung granulierter Tuborkclbacillen. H5
rnehr oder weniger undurchdringlich ist. Ebenso nahm Ehrlich an, daB die
Saurefestigkeit auf der Undurchiassigkeit der Hiille fiir Saure beruht.
Ziehl hat jedoch nachgewiesen, daB die Salpetersaure in das Innere
der Bacillen eindringt. Bienstock nimmt ebenfalls eine die Bacillen
unischlieBende Fetthiille an, welche die Entfarbung der Bakterien verhindert.
Unna glaubt, daB unter deni Einflusse von Beizen eine so feste Ver-
bindung des Bacillenleibes mit deni Farbstoffe erfolgt, daB sich der Ba¬
cillus nachher schwer entfarben laBt.
Manche Forscher schreiben die Ursache der Saurefestigkeit der
Tuberkelbacillen einem bestimmten fettartigen Stoffe zu, welche ini Bak-
tericnprotoplasma selbst enthalten ist. Die Tuberkelbacillen bestehen
zu 40 Proz. aus diesen fettartigen Substanzen, welche charakteristisch
fur die Tuberkuloseerreger sind. Der erste, der auf diese Tatsache hinwies,
war Ham merschlag. Durchschnittlich isolierte er 27 Proz. in Alkohol
und Aether lbslicher Substanzen aus den Bacillen. Beziiglich der Fett-
bestandteile in den Tuberkelbacillen haben weitere Forscher folgende
Feststellung gemacht:
Baud ran bestimmte die Menge an Fettsubstanzen in den Tuberkel¬
bacillen zu 36 bis 44 Proz.
Nach Cantacucdne gelingt die restloseEntfernung der fettahnlichen
Bestandteile am besten mit Methylalkohol und Petrolather.
A u cl air und Paris behandelten die im Vakuum tiber Schwefel-
saure getrockneten Tuberkelbacillen mit Petrolather, Alkohol, Aether
und Chloroform und gewannen so 33,8 Proz. der Bakterienmasse an
fettahnlichen Korpern.
Deycke extrahierte mit salzsaurem Alkohol oder mit Benzoaldehyd
ein Neutralfett, und erblickt in den freien Fettsauren die eigentlichen
Trager der Saurefestigkeit. Das Neutralfett ist an der Entstehung des
eigentumlichen farberischen Verhaltens insofern beteiligt, als es deni Ein-
dringen des Farbstoffs Widerstand entgegensetzt.
Krebs fand, daB die von ilirn als Fett angesehenen extrahierten Stoffe
die gleiche spezifische Farbbarkeit wie die unbehaudelten Tuberkelbacillen
gaben, wShrend die von den Fettstoffen befreiten Bacillen die Saure¬
festigkeit eingebuBt hatten.
Bulloch und Macleod bekamen durch Behandlung der Wachs-
massc mit Alkohol ein weiBes, flockiges Pulver, das bei der Farbung
mit Karbolfuchsin saurealkoholfest war, wahrend die aus dem Wachs
abgeschiedenen Fettsauren diese Eigenschaft vermissen lieBen. Somit
stimmen die meisten Beobachter darin (iberein, daB die wachsahnlichen
Bestandteile der Tuberkelbacillenleiber fur ihre farberischen Eigentiim-
lichkeiten verantwortlich zu machen sind. Aber auch noch verschiedene
andere Bestandteile der Tuberkelbacillen hangen mit der spezifischen
Farbbarkeit zusammen. So sahen Auclair und Paris die Saurealkohol-
festigkeit der Bacillenleiber auch nach Entfernung der Fettstoffe fort-
bestehen. Sie sind daher der Meinung, daB die Saurefestigkeit nicht
von einem einzelnen Bestandtteil abhangt, sondern sowohl dem Wachs
wie den Proteinen und der Cellulose, allerdings in verschiedenen
Graden, zukommt. Die Ursache hierfur sehen sie in der chemischen
Zusammensetzung dieser Substanzen und dann in dem Umstande, daB
sie sich in einem Zustande auBerordentlicher Dichtigkeit im Bacillen-
korper befinden. Deshalb sollen sowohl Farbstoffe wie Entfarbungs-
mittel so schwer eindringen.
8 *
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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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Wenn ich daher auf Grund der vorstehenden Befunde die Wirkung
der von mir verwendeten Farbverfahren erklaren soil, so komme ich zu
folgenden SchluBfolgerungen:
DieFetthulle derBacillen wird durch den PetrolSther
ffirFarbstoffedurchlSssiggemacht, und hierdurchwerden
die granulSren Formen der Tuberkelbacillen besonders
deutlich kenntlich. Wenn man dasstrukturelleVerhaltnis
der Tuberkuloseerreger hinsichtlich des Vorhandenseins
granulierter Formen nachweisen will, so empfiehlt sich
die vorgenannte FSrbung.
Zum Schlusse sei mir gestattet, Herrn Dr. M. Muller, Leiter des
Laboratoriums des Miinchener Schlachthofes, fur die Anregung zu dieser
Arbeit, sowie fur den stets bereitwilligen Rat meinen innigsten Dank
auszusprechen.
Nachtrag bei der Korrektur:-
Vermittelst einer modifizierten Gram-Farbung unter Zuhilfenahme
von Petrolatherwasser-Karbolgentianaviolett ist es mir weiterhin auch
gelungen, die Muchschen Granula und granularen Formen des Tuberkel-
bacillus leicht und schnell zur Darstellung zu bringen. Das Verfahren,
iiber welches bereits eingehender in der Zeitschrift fiir Fleisch- und
Milchhygiene berichtet worden ist, gestaltet sich folgendermaBen:
1) Aufkochen fiber der Flam me mit einer Losung von
Petrolatherwasser-Karbolgentianaviolett ( l / 4 Karbol-
gentianaviolettlosung auf 3 / 4 Petrolatherwasser);
2) fiinf Minuten lange Einwirkung von Jodjodkalium-
16 s u n g;
3) zehn Sekunden langes Entfarben in 3-proz. Salzs&ure;
4) Abspiilen in Azetonalkohol aa, bis kein Farbstoff
melir abflieBt;
5) Gegenfarbung mit 2-pro z. Safraninwasserlosung.
Literatnr.
Aronson, Berlin, klin. Wochenschr. 1898.
—, ebenda. 1910.
Betegh, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 47. 1908.
—, ebenda. Bd. 49. 1909.
Bittrolf u. Mornose, Dtsche med. Wochenschr. 1912.
Dev eke, Miinchen. med. Wochenschr. 1910.
Ehrlich, Dtsche med. Wochenschr. 1882.
Fischer Vorlesung iiber Baklerien. Jena 1897.
Oasis, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909.
Hammerschlag, Centralbl. f. klin. Med. 1891.
Hofmann, Wien. klin. Wochenschr. 1894.
Helbing, Dtsche med. Wochenschr. 1900.
Ishiwara, Zeitschr. t. Fleisch- u. Milchhygiene. Jahrg. 23. 1912. Heft 5.
Koch, Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundh.-Amt. 1884.
—, Dtsche med. Wochenschr. 1897.
Klebs, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 20. 1896.
Kresling, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 30. 1901.
Kossel, Handbuch d. pathog. Mikroorganismen. 1912.
Kirchenstein, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912.
Metschnikoff, Virchows Arch. Bd. 113. 1888.
Michaelidhs, Beitr. z. Klinik. d. Tuberkulose. Bd. 8. 1907.
Much, ebenda. 1907.
—, Berliu. klin. Wochenschr. 1908.
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Patzewitsch u. Isabolinsky, Gewinnung von Schweinerotlauf- etc. Sens. U7
Ruppe, Ztschr. f. physiol. Chemie. Bd. 26. 1898.
—, Beitr. z. experim. Therapie. 1900.
Rosenblat, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. 1911.
Spencler, Dtsche med. Wochenschr. 1907.
Schultz, Dtsche med. Wochenschr. 1909.
Spengler, Ztschr. f. Hyg. Bd. 49. 1905.
Wirths, Miinchen. med. Wochenschr. 1908.
Weihrauch, Ztschr. f. Tuberkulose. 1909.
Weiss, Berlin, klin. Wochenschr. 1909.
Ziehl, Dtsche med. Wochenschr. 1882.
Nachdruck verboten.
Ein Beitrag zur Technik der Grewimmng von Schweine-
rotlauf- und Milzbrandheilseris.
[Aus dem Bakteriologischen Institut zu Smolensk.]
Von B. Patzewitsch und M. Isabolinsky.
Das Streben, in kurzer Zeit das eine oder andere Heilserum zu
bekommen, hat nicht nur eine theoretische, sondern auch eine praktische
Bedeutung.
Die Gewinnung eines aktiven Serums in geringer Zeit und ohne
Arbeitsverlust ist die Hauptaufgabe einer Immunisierung; dazu gehort
auch die Aufgabe, das Leben des Pferdes langer zu erhalten, mit anderen
Worten, von einem Tiere mehr Serum zu bekommen.
Die Methodik, die wir empfehlen und die wir schon seit langerer
Zeit benutzten, entspricht den oben erw&hnten Forderungen. Obwohl
diese Methode im Prinzip nichts Neues darstellt, erlauben wir uns doeh,
ausfuhrlich den Immunisationsgang mitzuteilen, da in dieser Hinsicht
die Literaturangaben leider sehr sp&rlich sind.
1. Schweinerotlaufserum.
Wir immunisierten die Pferde intravenos mit mehreren St&mmen
1—2-tagiger Kulturen des Bac. rusiopathiae suum, die teils un-
mittelbar vom Blute oder Knochenmark der zugrunde gegangenen
Schweine teils vom Herzblute infizierter Tauben herausgeziichtet waren
(s. Tabelle Pferd No. 9).
Blutentnahme: 7 Tage nach der letzten Injektion, 22. Dez. (6 L.).
Die Priifung des Serums wurde an Tauben angestellt:
Taube No. 1: 0,5 Serum + 1,25 Virus (5-fache todliche Dosis)
„ „ 2: 0,5 „ + 0,75 „ (3-fache „ „ )
„ ,,3: 0,5 „ +0,5 „ (todliche Dosis)
„ „ 4: (Kontrolle) 0,5 „
Die ersten 3 Tauben blieben am Leben, die 4. Kontrolltaube ging
nach 60 Stunden zugrunde.
Wir bekommen auf diese Weise ein Serum, von dem 0,5 ccm eine
Taube vor einer 5-fachen todlichen Dosis schiitzt. Es ist dabei zu be-
merken, daB die Immunisierung fast einen ganzen Monat lang ausfiel
wegen einer Krankheit des Pferdes, die nicht von der Immunisierung
abhing (s. Tabelle Pferd No. 6).
Blutentnahme: 8 Tage nach der letzten Injektion, 20. Nov. (6 L.).
Die Priifung des Serums wurde an Tauben angestellt:
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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
Pf erd N o. 9. Anfang der Immunisierung 13. Okt., Ende 24. Dez. 1911 — 71 Tage.
Jahr
Tag und
Monat
Menge des
injizierten
Virus
Temperatur-
messung
Jahr
Monat
und Tag
Menge des
infizierten
Temperatur-
m ess ling
Morgen
Abend
Virus
Morgen
Abend
1911
13.
Okt.
50 ccm
38,0
38,1
1911
2.
Nov. 1 )
38,3
38.2
14.
38,1
38,0
28.
100 ccm
38,3
39,0
15.
38,0
38,0
29.
39,3
39,3
16.
38,1
38,1
30.
38,8
38,6
17.
38,1
37,9
1 .
Dez.
38,5
38,2
18.
75 „
37,8
38,1
2.
38,6
38,3
19.
38,0
38,1
3.
150 „
38,0
39,0
20.
38,1
39,0
4.
»»
39,0
38,0
21.
39,0
38,8
5.
37,8
38,0
22.
38,6
38,2
6.
38,0
37,9
23.
37,9
38,4
7.
f)
38,0
38,2
24.
38,3
38,4
8.
38,9
38,0
25.
100 „
37,9
39,3
9.
200 „
38,0
39,2
26.
38,0
38,0
10.
38,6
38,9
27.
38,1
38,3
11.
38,0
38,6
28.
38,1
38,2
12.
38,2
38,5
29.
125 „
38,0
39,7
13.
38,0
38,0
30.
38,6
38,1
14.
37,8
37,7
31.
38,1
38,2
15.
250 „
39,0
39,4
1 .
Nov.
150 „
38,1
39,5
16.
*»
38,0
37,9
Taube No. 1: 0,25 Serum + 1,25 Virus
,, „ 2: 0,5 „ + 1,25 ,,
„ „ 3: 0,5 ,, + 0,(5 ,,
„ „ 4: 0,5 „ + 0,5 „
„ „ 5: (Kontrolle) 0,5 „
1) Vom 2. Nov. bis 28. Nov. keine Injektionen wegen Knochenbruch des Pferdes.
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Patzewitsch u. Isabolinsky, GewinnuDg von Schweinerotlauf- e^c. Sens. U9
Taube No. 1 ging nach 5 Tagen zugrunde, Taube No. 5 nach
54 Stunden. No. 2, 3 und 4 blieben am Leben.
Pferd N o. 7. Anfang der Immunisierung 15 Febr., Ende 22. Marz 1912 — 37 Tage
Jahr
T g
5 und
)nat
Mengedes
iujizierten
Temperatur-
ruessung
Jahr
Tag und
Mnrmt.
Mengedes
injizierten
Temperatur-
messung
Virus
Morgen
Abend
Virus
Morgen
Abend
_
1912
15.
Febr.
25 ccm
37,9
38,3
1912
5.
Marz
150
ccm
38,0
38,1
16.
))
38,2
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6.
yy
38,1
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17.
yy
38,4
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7.
yy
37,8
38,2
18.
38,3
38,4
8.
yy
38,0
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19.
38,6
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350
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1.
Marz
38,1
38,5
20.
yy
38,0
37,9
2.
yy
37,9
38,3
21.
yy
37,7
37,8
3.
38,8
38,5
22.
yy
400
yy
38,0
39,2
4.
yy
38,4
38,2
Blutentnahme: 11 Tage nach der letzten Injektion, 4. April (6 L.).
Die Prufung des Serums wurde an Tauben angestellt.
Taube No. 1: 0,1 Serum +0,6 Virus
„ „ 2: 0,05 „ + 0,6 „
., „ 3: (Kontrolle) 0,6 „
Taube No. 3 ging nach 48 Stunden zugrunde; No. 1 und 2 blieben
am Leben.
Wenn wir als ein aktives Serum ein solches annehmen, von dem 0,5 ccm
eine Taube vor einer todlichen Dosis schiitzt (Leclainche. Prettner),
so konnen wir unser Serum als ein recht hochwertiges bezeichnen.
Bei dem von uns benutzten Immunisierungsverfahren muB man
moglichst Temperaturerhohungen vermeiden.
Beim Pferd No. 7, wo wir streng dieses Prinzip verfolgten, stieg
die Temperatur bis 39,2 nur bei Injektionen von grofieren Dosen (250
— 300 —400 ccm). Diese Temperatur hielt nicht mehr als 24 Stunden
an. Nachdem wir 6—8 1 Blut dem Pferde entnommen haben, gaben wir
ihm 3—4 Tage Ruhe, dann setzten wir die Immunisierung durch intra-
venose Injektionen von 150—200 ccm einer 1—2-tagigen Schweinerotlauf-
bouillonkultur fort, und fiigten, nachdem die Temperatur bis zur Norm
37,8—38,0) gefallen, zu der anfanglichen Dosis noch 100 ccm hinzu, bis
endlich in den letzten Tagen die Injektionsdosis bis auf 400—500 ccm
steigt. Nach 8—9 Tagen Blutentnahme, dann wieder 3—4 Ruhetage
und eine analoge Immunisierungsperiode usw.
II. Milz brand serum.
Zur Gewinnung von Milzbrandserum benutzten wir 4 Stamme, und
zwar vom Pferd, vom Rind, vom Schaf und vom Menschen.
Ein Pferd immunisierten wir subkutan, das andere intravenos. Bei
der subkutanen Immunisation benutzten wir eine asporogene Milzbrand-
kultur, bei der intravenosen Sporenvirus.
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URBANA-CHAMPAIGN
120
Centraibl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 1.
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Pferd No. 2 (asporogene Milzbrandkultur). Anfang der Immunisierung 27. Jan.,
Ende 25. Marz 1912 — 58 Tage.
Jahr
Tag und
\fonat
Menge des injizierten Virus
Temperaturmessung
Morgen Abend
1912
27.
Jan.
0,3 Virus 4- 10,0 Heilserum
37,7
37,9
28.
0,5
„ -f 10,0
,i
37,7
37,8
29.
0,5
37,7
37,7
30.
1,0
37,7
37,9
31.
2,0
37,7
38,9
1.
Febr.
37,8
37,8
2.
2,0
„ in 2 Stellen
37,7
37,8
3.
4,0
>i »« 2
37,7
37,8
4.
37,7
37,8
5.
5,0
»» >1 ^
37,7
37,8
G.
38,1
38,0
7.
6,0
9
ft
37,7
37,7
38,3
8.
8,0
»» 3
37,8
4
9.
10,0
ii ,i 4
37,7
37,8
10.
38,3
37,8
>Bouillonkultur
11.
15,0
4
37,7
37,8
|
12.
38,1
37,8
J
13.
37,9
37,9
14.
37,8
37,8
15.
2,0
n ?> 2
,, l )
37,0
37,8
16.
17.
»>
38,3
37,8
38,0
37,8
jkleines Infiltrat
18.
4,0
37,9
37,8
19.
37,8
38,1
20.
37,8
38,1
21.
g
38,0
38,0
22.
37,8
37,8
23.
37,8
37,8
24.
6,0
3
37,7
37,9
25.
38,1
38,0
2G.
8,0
4
37,8
37,9
27.
38,2
38,0
kleines Infiltrat
28.
38,0
37,8
29.
38,1
37,8
1.
Marz
10,0
n ii 4
37,7
37,8
2,
38,2
38,0
3.
38,0
37,8
grofies Infiltrat
4.
37,8
37,9
5.
37,8
37,8
6.
15,0
37,8
37,8
7.
38,8
38,2
8.
38.0
37,8
9.
2,0
„ (Agarkultur)
37,7
38,0
10.
38,5
38,0
11.
30,0
»» ( >T
)
37,8
37,8
12.
40,0
38,2
13.
38,3
38,0
14.
38,0
37,9
15.
30,0
»> ( >i
n
37,8
37,9
16.
39,3
38,1
17.
38,0
37,8
18.
40,0
„ (2 Agarkulturen)
37,7
37,7
19.
39,5
38,2
20.
38,5
38,0
21.
37,8
37,8
22.
37,8
37,8
23.
60,0
„ (2,5
„ i
37,7
38,4
24.
38,8
37,9
1) 2 ccm aus
zwei
24-stiindigen Agarkulturen, die in 40 ccm
physiologischer
Kochsalzlosung verdiinnt sind, entsprechen der Bakterienmasse nach 2d ccm einer
Bouillonkultur. 2) Friscke, mehr virulerite Stamme.
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Patzewitsch u. Isabolinsky, Gewinuung von Schweinerotlauf- etc. Seris. 121
Blatentnahrae 10 Tage nach der letzten Injektion am 3. April (8 L.).
Die Prufung des Serums wurde an Kaninchen vorgenommen:
Kaninchen
Gewicht
Serum
Virus
1) Kaninchen, echwarze Ohren
1385 g
3,0
0,1
2) graues Kaninchen
1300 „
6,0
0,1
3) graues Kaninchen, weiBe Nase
1535 „
2,0
0,1
4) weiBes Kaninchen
1300 „
4,0
0,1
5) weifies Kaninchen, rote Nase
1450 „
5,0
0,1
6) schwarzes Kaninchen
1350 „
—
0,1
Kontrolle
Pferd No. 11. IntravenSse Immunisierung mittels einer Sporenkultur, die in
physiologischer Kochsalzlbsung aufbewahrt war.
Anfang der Immunisierung 12. Marz, Ende 27. April 1912 — 45 Tage.
Jahr
Tag und
Mi mat
Menge des injizierten ViruB
Temperaturme8sung
Morgen Abend
1912
12. Marz
0,5 Virus + 10,0 Heilserum
37,8
38,1
13. „
38,0
38,0
14. „
0,5 „
37,9
37,9
15. ,.
38,3
38,0
16. „
L0 „
37,7
37,8
17. „
38,9
37,8
18. „
37,9
37,9
19. „
2,0 „
37,8
38,0
20. „
4,0 „
37,8
38,1
21. „
38,2
38,2
22. „
6,0 „
37,8
38,3
23. „
38,0
38,0
24. .,
38,0
37,8
25. „
37,7
38,0
26. „
37,8
38,0
27. „
8,0 „
37,8
38,0
28. „
38,2
38,0
29. „
10,0 „
37,8
38,1
30. „
38,0
37.8
31. „
15,0 „
37,7
38,0
1. April
37,7
37,8
2. .,
20,0 „
37,7
38,0
3. „
37,9
37,8
4. „
30,0 „
37,7
38,5
5. „
38,0
37,8
6. „
40,0 „
37,8
38,0
7. „
50,0 „
37,7
37,9
8. „
37,8
37,9
9. „
37,8
37,8
10. „
5,0 „ *)
37,8
38,0
11 . „
10,0 „
37,8
38,3
12. „
20,0 „
37,9
38,2
13. „
38,0
37,8
14. „
30,0 „
37,7
38,6
15. „
38,0
37,9
16. „
50,0 „
37,7
38,8
17. „
38,2
38,0
18. „
« 0,0 „
37,8
39,8
19. „
37,8
37,8
20. „
100,0 „
37,7
39,0
21. „
38,0
37,8
22. „
37,9
37,8
23. „
120,0 ,.
37,7
40,6
24. „
38,0
37,8
25. „
140,0 „
37,7
40,0
26. „
37,7
38,0
27. „
150,0 „
37,9
40,0
1) Neue Stamme.
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122
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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Die 5 ersten Kaninchen blieben am Leben. Das 6. Kaninchen ging
nach 56 Stunden zugrunde. Nach der Blutentnahme gaben wir dem Tiere
5—6 Tage Ruhe und begannen dann die Immunisierung mit 4 Agar-
kulturen, stiegen allmahlich damit und erreichten am Ende des Monats
bis 26 Agarkulturen pro Injektion.
Das Pferd dient uns noch und gibt bei jeder Blutentnahme ein
aktives Serum (s. Tabelle Pferd No. 11).
Blutentnahme 10 Tage nach der letzten Injektion am 7. April (8 L.).
Eine Ruhepause von 5—6 Tagen, nachher intravenose Immunisierung
mit Sporenkultur wahrend 2 Wochen von 120 ccm an bis auf 200 ccm.
Prtifung des Serums:
Kaninchen
Gewicht
Serum
Virus
1) Kaninchen, rote Nase
1400 g
2,0
0,1
2) graues Kaninchen
1380 „
3,0
0,1
3) Kaninchen, rotes Ohr
1270 „
4,0
0,1
4) Kaninchen, blaues Ohr
1230 „
5,0
0,1
5) schwarzes Kaninchen
1150 „
6,0
0,1
6) weifies Kaninchen
1160 „
—
0,1
Kontrolle
Die 5 ersten Kaninchen blieben am Leben, das 6. Kaninchen ging
nach 54 Stunden zugrunde.
Das oben erw&hnte Immunisierungsverfahren gab uns in verhaltnis-
m&Big kurzer Zeit die Moglichkeit, Sera zu gewinnen, die sich nicht nur
im Laboratoriumsversuche, sondern auch in der Praxis als recht aktiv
erwiesen. Es ist dabei zu bemerken, daB, obwohl die Pferde manchmal
mit groBen Temperatursteigerungen reagierten, dies letztere doch ohne
EinfluB war, denn w&hrend der Immunisierungszeit verloren die Pferde
den Appetit nicht und nahraen zu.
Nachdrttck verboten.
Ueber die Herstellung von festen Nahrboden ohne Ver-
wendung des Fleischwassers und der Fleischbriihe,
Ein Vorschlag zur Vereinfachung der Herstellungsweise und Ver-
billigung des Kulturniaterials.
[Aus der Abteilung fiir Tierhygiene des Kaiser Wilhelm-Instituts fur
Landwirtschaft zu Bromberg.]
Von MV. Pfeiler und MV. Lentz.
Wir sind seit liingerer Zeit mit dem Studium der Frage besch&ftigt,
welchen EinfluB verschiedene Mikroorganismen, insbesondere die patho-
genen, wie Rotz-, Tuberkel-, Milzbrand-, Rotlauf- und andere Bacillen
auf in vitro kultivierte Gewebsstiickchen bzw. die Zellen dieser Gewebe
im Sinne der Chemotaxis, Phagocytose, Karyorrhexis und Karyolysis
auszuiiben vermogen. Bei diesen Versuchen bedienten wir uns der zu-
erst von Harrison angegebenen und von Carrel so erfolgreich weiter
ausgebauten Methoden zur Kultivierung der Gewebe auBerhalb des Or-
ganismus. Fur die Kultur der Gewebe haben wir das Plasma, Serum
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PfeiJer u. Lentz, Ueber die Herntellung von feeten Nahrboden etc. 123
und nach dem Vorgange von Carrel zur Verdfinnung des Plasmas —
diese Yerdunnung wirkt unter UmstHiiden wachstumsbefbrdernd — bzw.
zur Spiilung der Gewebskulturen uud gelegeutlichen Aufbewahrung der
Ringerschen Losung bedient. Diese sucht in ibrer Zusammensetzung
den Salzgehalt des Blutes nachzuahmea und enthalt in 1000 g Wasser
10 g Natrium chloratum, 0,2 g Kaliuin chloratum, 0,2 g Calcium chlo-
ratum. 0,1 g Natrium bicarbonicum und 1,0 g Traubeuzucker. Die
Ringersche Losung laBt sich also, wenn man will, physiologisch als
eine von korperlichen Elementen befreite, enteiweiBte Blutfliissigkeit be-
trachten.
Der Gedanke lag nun nahe, daB diese FlOssigkeit, kUnstlich
mit EiweiB versetzt, sich wohl zur Kultur von Mikroor-
ganismen pflanzlicher wie tierischer Art eignen wurde.
DaB diese Voraussetzung nicht falsch war, zeigte sich sehr bald. Bei
unseren Versuchen sind auBerordentlich interessante Einzelheiten zutage
getreten, fiber die wir jedoch, da die betreffenden Arbeiten noch nicht
abgeschlossen sind, -schon heute zu berichten nicht in der Lage sind.
1st doch der Zweck dieser Arbeit nur, die Verwendbarkeit von
festen, ohne Zusatz von Fleisch wasser oder Fleischbriihe
hergestellten und deshalb wesentlich billigeren Nahr¬
boden zu schildern, die uns berufen erscheinen, als vollwertiger
Ersatz fiir die bisher bei der Ziichtung der saprophytischen und patho-
genen Mikroorganismen pflanzlicher Natur benutzten festen Nahrboden
zu dienen.
Die Herstellung dieser Nahrboden mit Agar-Agar geschieht in
der Weise, daB man zu 1 Liter Ringerscher LOsung 20 g Agar und
10 g Pepton hinzufugt, 3 Stunden kocht, den auf 50° C abgekflhlten
Agar mit EiweiBpulver klart, nochmals aufkocht und schlieBlich filtriert.
Die Nahrgelatine wird in analoger Weise hergestellt, nur daB hier
an Stelle des Agars zu der bereits mit Pepton versetzteu Ringer schen
Losung 150 g weiBer Tafelgelatine zugefugt werden. Die auf diese Weise
gewonnenen Agar- bzw. GelatinenOhrboden sind vollkoinmen klar und
durchsichtig, und besonders der Agar, zufolge seiner helleren FOrbung,
fur die Beurteilung der einzelnen unterscheidenden Kultunnerkmale viel-
leicht noch geeigneter als der bisher verwandte.
Da die von uns vorgeschlagene Herstellungsweise in jeder Beziehung
eine Ersparnis an Zeit, Mu he und Arbeit, nicht zum letzten
aber an Geld bedeutet, so diirfte sich die Verwendung unserer Nahr¬
boden in groBen Betrieben besonders empfehlen. Kostet doch bei der
alten Herstellungsweise unter Benutzung von Fleischwasser oder Fleisch¬
bruhe bei Verwendung von Rind fleisch 1 1 Agar 1,10 M., bei
Benutzung von Pferdefleisch 0,60 M., wahrend sich 1 1 des
mit Ringerscher Losung hergestellten Agars fiir 0,25 M. herstellen
laBt.
DaB die so vereinfachten und verbilligten Nahrboden die alten zu
ersetzen imstande sind, glauben wir durch folgende Versuche belegen
zu konnen. Wir priiften unter best&ndigem Umziichten eine nicht ge-
ringe Anzahl saprophytischer und pathogener Bakterienarten und konnten,
wie die folgenden Tabellen zeigen, Abweichungen gegenfiber dem
gewrihnlichen Verb alten der Mikroorganismen nicht fest-
stellen (s. Tabellen I—V).
Die Bakterien behielten also auch auf den neuen Nahrboden ihr
jeweils charakteristisches Wachstum, ihre Pathogenitat,
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124
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 1.
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die Fahigkeit zurFarbstoffbiidung, ihreAgglutinabilitat
und ihr Verhalten gegenuber der Gramf&rbung bei.
Zura Schlusse bemerken wir, daB die neuen Nahrboden in ihrer Zu-
sammensetzung als prinzipiell verschieden von den von Uschinsky,
Fraenkel, Proskauer und Beck, Maassen und Sullivan ange-
Tabelle I.
Die auf dem neuen Agar geziichteten Bakterien und deren Verhalten.
Bakterien Beschaffenheit der Kolonieen
Bac. acidi lactici
„ abortus Kondro
„ „ Bromberg
„ „ Deutschland
„ „ Vikso
„ „ Nielson
„ anthracis
„ avisepticus
„ butyricus
„ diphtheriae Loeffler
„ dysenteriae Flexner
„ enteritidis Gartner
„ phosphorescens
„ rhusiopathiaesuis
„ suipestifer
„ tuberculosis (4-proz.
Glyzerin)
„ t y p h i
„ paratyphi A
» », B
Bacterium coli commune
Mistbacillus
Rotzbacillus
Timotheebacillus
Meningococcus
Staphylococcus aureus
„ citreus
Kraftiger, durchsichtiger Belag.
Zarte, weifiliche Auflagerung.
>* b l> »
Grauweifle, zarte Belage.
Durchscheinende, weifiliche Belage.
Grauer, mattglanzender Ueberzug mit charakteristi-
scher Kolonieengestaltung.
Feine blaulich-weifle, durchsichtige Kolonieen.
Ueppiger grauweifier Ueberzug.
Matter, kraftiger, graugelblicher Belag.
Kleine runde, weiSgraue, mattglanzende flache
Haufchen.
Ueppiger graugelblicher, feuchter Belag.
Kraftiger, graugelblicher, durcheinender Belag.
Zarte, weiSliche Kolonieen.
Feine punktformige, glanzende und durchsichtige
Kolonieen.
Graugelber, gleichmafiig opaker Streif.
Charakteristische Anordnung der Kolonieen.
Graugelber, feuchter durchscheinender Belag.
Graugelber, durchscheinender Belag.
n » yt
Graugelber, uppiger Belag.
Kraftiger, grauweifier, rissiger Belag.
Flache, graugelbe, runde Kolonieen.
GrauweiBer, kraftiger, unebener Belag.
Schwacher, weiSlicner Streif.
Orangefarbene Auflagerungen.
Zitronengelbe, lackartige Auflagerungen.
Tabelle II.
Priifung auf Beweglichkeit, Gramfarbung und Pathogenitiit.
Bakterien
Beweglichkeit
Gramfarbung
Pathogenitiit
Bac. acidi lactici
unbeweglich
negativ
„ anthracis
positiv
Maus, subkutan geimpft,
nach 3 Tagen tot.
„ enteritidis Gartner
beweglich
negativ
„ d iphtheri ae Loffler
unbeweglich
positiv
„ rhusiopathiae sui6
»>
Maus, subkutan geimpft,
nach 3 Tagen tot.
„ suipestifer
beweglich
negativ
yy
„ avisepticus
unbeweglich
Taube, subkutan geimpft,
nach 1 Tage tot.
„ phosphorescens
beweglich
negativ
„ typhi
>5
Staphylococcus citreus
unbeweglich
positiv
Rotzbacillus
”
negativ
Meerschweinehen, subku¬
tan geimpft, nach 11
Tagen tot.
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Pfeiler u. Lentz, Ueber die Herstellung von festen Nahrboden etc. 125
Tabelle III.
Prufung auf Agglutinabilitat.
Verdiinnung
Bacillus
400
800 ;
1600
3200
4000
| 8000
16 000
enteritidis Gartner (16000)
+ + 1
+ +
+ +
+
+
+
—+
suipestifer (16000)
■f - 4*
4- 4-
+ +
+
+
+
+
paratvphi A (4000)
+ i
+
+
+
—F
I
—
„ B (8000)
+
+
+
+
+
+
—
2500
5000
10000
20 000
25000
50000
100000
typhi (1:50000)
+ +
+ +
++
+
+
1 +
—
Tabelle IV.
Die auf der neuen Nahrgelatine geziichteten Bakterien und deren Verhalten.
Bakterien Beschaffenheit der Kolonieen
Aktinomykose
Bac. enteritidis Gartner
„ dysenteriae Flexner
„ prodigiosus
„ suipestifer
.. tv phi
„ paratyphi A
.1 », B
„ „ B Greifswald
„ „ B Rosenberg
Vibrio Metschnikoff
Staphylococcus aureus
„ citreus
Weifle, nicht koufluierende, runzlige KnStchen.
Dunnes, durchscheinendes Hautchen.
Dunner, hautchenformiger Ueberzug.
Tiefblutroter Belag.
Hellgraue, durchscheinende Flecken.
Dunner, hautchenformiger Ueberzug.
Zarter. kautu sichtbarer Ueberzug.
Ueppige, dicke Belage.
M tf tf
>» ft ft
Feinkornige, durchsichtige Belage.
Gelblich-weifie, runde Kolonieen.
Gelbliche runde Kolonieen von maBiger Grofle.
Tabelle V.
Die in der neuen Hochschichtgelatine geziichteten Bakterien und deren Verhalten.
Bakterien
Beschaffenheit des Wachsturas
Bac. anthracis
„ mesentericus
Pseudomilzbrand HB
„ 50
„ 2731
„ HA
„ 3372
Bac. rhusiopathiae suis
Wachstum bis zum Grunde mit feinen fadenforraigen
Auslaufern (beginnende Verflussigung).
Gelatine nach 24 Stunden verfliissigt.
ft
l» ft
„ 48
1)
ft
ft
ft
ft
ft
»> «
„ 24
ft
ft
tf
ft
M
„ 48
ft
ft
Stecknadelkopfgrofle, runde, weifle Kolonieen (Glaser-
biirste).
gebenen anzusehen sind. Sind doch jene Nahrboden, oder besser gesagt,
NahrlOsungen, eiweiBfrei. So enthalt beispielsweise der Nahrboden nach
Uschinsky auf 1000 g Wasser 30—40 g Glyzerin, 5-7 g Chlornatrium.
0,1 g Chlorcalcium, 0,2—0,4 g Magnesiumsulfat, 20—25 g Dikaliuni
phosphat und 6—7 g Ammonium lacticum. Eine iihnliche Zusammen
setzung hat die Fraenkelsche Nahrlosung, die Asparagin enthalt und
durch verdunnte Natronlauge bis zu deutlich alkalischer Reaktion zu
bringen ist. Asparaginsaure-haltige Nahrboden sind auch von Pros-
kauer und Beck zur Ziichtung von Tuberkelbacillen angewandt worden,
die gut gediehen.
Maassen hat jedoch an seiner ebenfalls Asparaginsaure-haltigen
Nahrl5sung festgestellt, dad in ihr ebenso wie in den anderen Nahr-
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URBANA-CHAMPAIGN
126
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. (58. Heft 1.
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ldsungen nur ein geringer Prozentsatz von Bakterien wachst, daB letz-
tere zum groBten Teil ihre Pathogenitat verlieren und endlich ihr Ver-
mogen zur Farbstoffbildung einbuBen.
DaB tatsachlich die G e g e n w a r t desEiweiBes es ist, welclie die
Bakterien auf den neuen Nahrboden ganz wie auf den alten unter Ver-
wendung von Fleischwasser oder Fleischbriihe hergestellten wachsen l&Bt.
zeigen unsere Versuche, die gleichen Bakterienarten auf Nahrboden zur
Entwicklung zu bringen, die nur Ringersche Losung und Agar ent-
hiellen. Hierbei war es uns nur moglich, 5 Bakterienarten zu ziichten.
und zwar den Staphylococcus pyogenes citreus (ohne Farbstotf-
bildung), den Mist-, Timotheebacillus, das Bacterium coli commune
und den Bacillus acidi lactici.
Versuche, bei der Herstellung peptonhaltigen Agars an Stelle
der Ringerschen Losung nur Kochsalzlosung oder destilliertes
Wasser zu verwenden und auf so bereiteten Nahrboden Bakterien zu
ziichten, fielen vollkommen negativ aus, ein Umstand, der im Verein mit
der eben geschilderten Tatsache es beweisen diirfte, daB einmal die
Gegenwart des EiweiBes und andererseits die unseren
Nahrboden in Gestalt der Ringerschen Losung zuge-
fiihrten NShrsalze es sind, die das Wachstum der Bakte¬
rien auf den neuen Nahrboden bedingen.
Nachdruck verbolen.
Ein Erstarmngskasten fiir Nahrmedien.
Von Dr. L. Heydenreich, Odessa.
Mit 2 Textfignren.
VVenn man, wie es leider immer noch geschieht, heiBe gelatinose
Fliissigkeiten zum Festwerden ins Zimmer hinstellt, so werden dieselben
schlieBlich zwar fest, aber sie buBen zugleich an Festigkeit des Sub-
strats bedeutend ein. Hat man z. B. eine 10-proz. Gelatine bereitet, so
erhait man nach Abkiihlung bloB eine FestigkeitsgroBe von etwa 5 bis
7 Proz. Das ist aber nicht nur storend, sondern gibt bei Impfungen
oder bei Koloniebildungen ganz falsche Resultate, die mit den Ergeb-
nissen anderer Autoren haufig genug nicht ubereinstimmen, ja ihnen
direkt entgegenstehen konnen. So bleibt eine Typhuskolonie auf 6-proz.
Fleischpeptongelatine stets mehr oder weniger rundlich konturiert,
namentlich in der Tiefe; laBt man die Gelatine aber recht langsam er-
starren, also bei Zimmertemperatur, so treiben die Kolonieen sowobl
auf der OberHache als auch in der Tiefe verzweigte Ausliiufer. Je
diinner die Gelatine, desto reicher die Verzweigungen. Auch Milzbrand
whchst im Stich anders, bald mit, bald ohne horizontale Verzwei¬
gungen usw.
Um nun Gelatine sowohl als auch Agar moglichst rasch zum Er-
starren zu bringen, hatte ich bereits 1892 l ) einen Erstarrungskasten
1) Heydenreich, L., Einige Neuerungen in der bnkteriologischen Technik.
(Zeitechr. f. wissensch. Mikrosk. Bd. 9. 1892. p. 309.)
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Heydenreich, Ein Erstarrungokasten fur Nahrmedien.
127
angegeben, welcher sich in der Tat sehr gut bew&hrt hat und imraer
gleichmaBige Resultate gibt. Ein Literkolben, mit heiBer Gelatiuefliissig-
keit geffillt, erstarrt binnen 15—20 Minuten, je nach der Temperatur
des Leitungswassers.
Diese Zeilen bezwecken nun, eine scheinbar kleine, aber wichtige
Vereinfachung bekannt zu geben, die es erlaubt, mit wenig Zeit und Geld
sich einen solchen Erstarrungskasten selbst oder durch den Klempner
herstellen zu lassen.
Man nehme einen beliebigen Kasten, Kasserole, niedrigen Eimer,
kurz einen beliebigen Behalter, der bloB wasserdicht ist, und bohre etwa
3 cm vom Boden in die Seitenwand ein Loch, 2 cm im Durchmesser.
In dasselbe kommt ein durchbohrter Kautschukpfropf und in diesen
ein Glasrohr von 1 cm innerem Durchmesser und um 4—5 cm ktirzer
als die Hohe des Hastens. Das Glasrohr wird gebogen wie in Fig. 1.
Nachdem dasselbe samt Pfropfen in den Kasten (Fig. 2) eingesetzt ist
(kurzer Schenkel nach auBen), lSBt man in den Kasten Wasser einlaufen.
f
Fig. 1.
Fig. 2.
Das Wasserniveau wird nie hoher als die EiuHuBoffnung des Ulngeren
Rohrschenkels steigen, weil alles iiberschussige Wasser durch denselben
abflieBt. Natiirlich darf der WasserzufluB aus dem Wasserhalme nicht
groBer sein als der AbtiuB desselben aus dem Kasten. Stellt man nun
in das Wasser die Kolben mit den zu erstarrenden, noch fltissigen N&hr-
medien, so werden letztere fortwiihrend von kaltem Wasser umspillt,
weil die oberen, warmeren Wasserschichten bestandig durch den langeren
Schenkel des AMuBrohres abgefiihrt werden.
Will man ein kleineres GefaB ins Wasser stellen, so benotigt man
einen niedrigeren Wasserstand, denn sonst fallen die Kolben um, steigen
wie Blasen im Wasser in die Hohe und verderben den Inhalt. Zu
diesem Zwecke hat man dann nur das Glasrohr so weit zu neigen, bis
die AusfluBoffnung ungefahr 7s Finger breit unterhalb des gewiinschten
Niveaus steht. Sollte das Neigen scliwcr gehen, so lockere man den
Pfropfen ein wenig, bei leerem Kasten neige man das Rohr, stelle es
ein und lasse in den Kasten Wasser einflieBen.
Bei diesem Erkaltungskasten braucht man nicht mehr, wie fruher,
10 L5cher zu schneiden, auch hat man nicht mehr nbtig, mit 10 Pfropfen
zu manipulieren. Eine einzige Oeffnung tut dieselben Dienste. Auch
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128 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Original©. Bd. 68. Heft 1.
kann man jetzt dreist die heiBen N&hrmedien direkt aus dem Papin-
schen Topf ins kalte Leitungswasser stellen, Jenaer Glas spring! nicht.
Friiher kannte mau das nicht.
Eine fur gewohnliche Verhaltnisse ausreichende Grofie ware: Lange
des Kastens 25—30 cm, Breite 20 cm, H5he 15 cm. Der Hasten kann
aus dickem Zinkblech, noch besser, aber teuerer, aus dickem Messing-
blech gefertigt werden. Zur sichereu Einbringung des Pfropfens in das
Loch und zwecks besserer Dichtung kann an das Loch ein kurzer Zylinder,
ein Hals fur den Pfropfen angelStet werden. Der Apparat funktioniert
tadellos; es ist bloB darauf zu achten, daB das Niveau nicht hoher steht
wie die heiBen gelatinosen Fliissigkeiten in den Kolben (sonst fallen sie
urn), und dann muB der WasserzufluB nicht groBer sein wie der AbfiuB.
Die Rcdaktion dee „ Central blatts fitr Bakteriologie und Paraeitenkunde“ nehtej
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etteaige Wiinsche um Lieferung von
besonderen Abdriicken ihrer Aufsatxe entweder bei der Einsendung der Abhandlungen
an die Redaktion auf doe Manuskript sehreiben xu wollm oder spates tens nach
Empfang der ersten Korrekturabxilge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer
in Jena, gelangen xu lassen
Inhalt
Bemelmans, E., L’Etiologie et la th£ra-
pie de la fi&vre typhoide (Pferdew taupe),
p. 8.
Bertarelli, E., Ueber die Gegenwart von
mittela Komplementablenkung in den
Seris gegen Schlangengift nachweisbaren
Antikorpern, p. 67.
Bendrinos, Georges, Ueber einen neuen
Krankheitserreger der TrypanoBomen-
gruppe, p. 29.
Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelungs-
geschichte der Spirochaten (Borrelien),
p. 31.
Heydenreich, L., Ein Erstarrungskasten
fur Nahrmedien, p. 126.
Iahiwara, T., Ueber neue P’arbeverfahren
zur Darstellung granulierter Tuberkel-
bacillen, p. 113.
Kostrsewaki, J. , Hamolytische Eigen-
Bchaften des MenschenseruniB auf 2—4
verschiedene Blutkorperchenarten zu
gleicher Zeit untereucnt, p. 51.
Oette, Ernst, Ein abweichender Para-
typhusstamm, der Zucker ohne Gas-
bildung zersetzt, p. 1.
Fatzewitsch, B. u. Isabolinsky, M., Ein
Beitrag zur Technik der Gewinnung von
ychweinerotlauf- und Milzbrandheuseris,
p. 117.
Pfeiler, W. u. Lentz, W., Ueber die Her-
stellung von fee ten Nahrboden ohne V T er-
wendung des Fleischwartsere und der
Fleischbriihe, p. 122.
Sbibayama, Q., Experiments on the pro¬
phylactic inoculation against the ex-
perimeutal plague pneumonia in guinea-
pigs, p. 57.
Simon, Gerhard, Ueber Lahmuu-*
im Verlauf der Tollwutscb" -
p. 72.
Voigt, Leonhard, Die Kuhj. -i^iung
und daw Lama, p, 49.
KroromaoDKchc Buchdnickercl tHermann Pohle) m J«na.
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Centralbl. f. Bakt etc. I. Wit Originak Bd. 68. Haft 2.
Ausgegeben am 1. MSrz 1913.
Nachdruck verboten.
Beitrag zum Studium des Stoffwechsels der
Choleravibrionen.
[Aus dem Hygienischen Institut der Kgl. Universit&t zu Neapel
(Direktor: Prof. Vincenzo de Giaxa).]
Von Dr. Loreto Mazzettl, Stabsarzt und Honorarassistenten.
Mit 3 Figuren.
Die Eigenschaft der Choleravibrionen, Nitrate zu Nitriten zu re-
duzieren, ist seit einiger Zeit bekannt, und Emmerich griindete auf
derselben seine Theorie fiber die Pathogenese der Cholera.
Pelz studierte im Jahre 1911 eine groBe Anzahl von Mikro-
organismen, welche er nach der Energie ihres Reduktionsvermfigens in
3 Kategorieen brachte, wobei er in die erste, d. h. unter die gut re-
duzierenden, den Kommabacillus von Koch einordnete.
Um zu diesem Resultate zu gelangen, verfuhr er bei verschiedenen
Versuchen von 24 zu 24 Stunden in der Weise, dafi er in bezug auf
jeden der studierten Mikroorganismen das produzierte Nitrit und das
zersetzte Nitrat bestimmte (die Choleravibrionen wflrden hiernach in
4 Tagen 1,85 Proz. des Nitrats des Kulturbodens zersetzen).
VVenn man aber die oben erwahnte Publikation und diejenige von
Hellin, auf welche zurfickzukommen ich im Verlaufe der gegenwfirtigen
Studie Gelegenheit haben werde, ausnimmt, so existiert meines Wissens
in der Literatur keine Arbeit, die ein methodisches Studium fiber die
Vibrionen hinsichtlich ihrer Eigenschaft, die Nitrate quantitativ zu re-
duzieren, und hinsichtlich ihres Verhaltens in nitrat- und nitrithaltigen
Boden enthielte.
Im Auftrage des Direktors des Instituts, Herrn Prof. De Giax a,
habe ich solche Untersuchungen unternommen, und es ist der Zweck der
gegenw&rtigen Publikation. kurz fiber die ausgeffihrten Nachforschungen
zu berichten, welche die Frucht von Beobachtungen sind, die ungeffihr
1 Jahr in Anspruch genommen haben.
♦ *
*
Zu den Untersuchungen benutzte ich verschiedene Proben von
Choleravibrionen, die direkt und erst kurz vorher aus Faeces von
Cholerakranken isoliert waren, und eiuige Stftmme, die man seit mehreren
Jahren im Laboratorium kultiviert hatte.
Ich sate die Keime in Wasser mit 1 Proz. Pepton und 0,50 Proz.
Kochsalz und in dasselbe Substrat, nachdem ich darin verschiedene
Mengen von Nitraten, Nitriten und von beiden zugleich aufgelost hatte,
und zwar in verschiedenen Quantitaten, wie im folgenden nfiher an-
gegeben werden wird.
Zur Bestimmung der salpetrigeu Sfiure habe ich die Methode von
Preusse und Tiemann mit Metaphenylendiamin befolgt.
Ich habe die Methode von Gries ausgeschlossen, weil sie, wenn
sie auch viel empfindlicher ist, doch zu unseren Untersuchungen wenig
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 2. 9
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130
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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geeignet war, weil in Gegenwart starker Mengen von Nitriten die
Sulfanilsaure mit dem Naphthylamin eine ungewisse Farbung (eine gelbe,
wenn die Quantit&t der Nitrite auBerordentlich groB ist) und zuweilen
auch einen Niederschlag ergibt.
Die Reaktion wurde vorgenommen, indem ich mit destilliertem
Wasser in Hehnerschen Zylindern V 2 oder 1 ccm oder eine noch
grofiere QuantitSt des Kulturbodens verdflnnte und 1 ccm Schwefels&ure,
die im Verhaltnis von 1:3 verdiinnt war, und 1 ccm 5-proz. Losung
von Metaphenylendiamin zufilgte.
Die Farbe, die ich erhielt, wurde mittels des Kolorimeters von
Wolff mit der Probe eines anderen Hehnerschen Zylinders verglichen,
die an Stelle des Kulturbodens eine titrierte Lbsung salpetriger S&ure
enthielt [0,0224 g Kaliumnitrit in 1 1 destilliertem Wasser; von dieser
Lbsung enthielt jedes Kubikzentimeter 0,01 mg salpetrige S&ure (N 2 0 3 )J.
Alle Untersuchungen wurden doppelt ausgefiihrt, und von den
Resultaten je zweier Bestimmungen wurde die Mittelzahl festgestellt.
Einfaches peptonisiertes Wasser.
Nachdem der Boden in der oben angegebenen Weise prapariert war,
wurden zwei Erlenmeyer-Kolben, von denen jeder 200 ccm peptoni¬
siertes Wasser enthielt, mit einem kurz vorher isolierten Choleravibrio
geimpft.
Die Kolben wurden bei 37° C im Thermostaten gehalten; von 6 zu
6 Stunden fanden Bestimmungen statt, welche in der unten stehenden
Tabelle angegeben sind.
Durch vorl&ufige Versuche war festgestellt worden, daB der Kultur-
boden Spuren von Nitriten enthielt, und um jede Fehlerursache zu ver-
meiden, wurde in den H ehnerschen Kontrollzylinder auBer der titrierten
Nitritlosung steriles peptonisiertes Wasser in derselben Quantit&t wie
bei der Kultur in dem anderen Hehnerschen Zylinder gebracht. Auf
diese Weise wurde auch die Unbequemlichkeit beseitigt, die von der sehr
leichten gelblichen Farbung der Nfihrfliissigkeit herrOhrte; diese F&rbung
trat ein, wenn zu den Bestimmungen die Fliissigkeit in erheblicher
Quantit&t eingeftillt werden muBte.
Das Material, welches alle 6 Stunden, selbstverstSndlich in einer
Weise, um jede Ursache der Verunreinigung zu vermeiden, entnommen
wurde, betrug ungefahr 15 ccm und diente, nach Sterilisierung durch
W&rme bei 56° C wahrend der Dauer 1 Stunde, zur Bestimmung des
produzierten Nitrits.
Fig. 1. Produktion von Nitriten seitens eines vor liingerer Zeit isolierten Choleravibrio.
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Mazzetti, Beitr&g zum Stadium des Stoffwechselu der Choleravibrionen. 131
In den Bestimraungen der ersten 18 Stunden wurden, in Anbetracht
der Sparlichkeit der von deni Vibrio produzierten Nitrite, 10 ccm Kultur
mit 1 ccm der titrierten Nitritlosung verglichen. In den folgenden Be-
stimmungen wurde 1 ccm Kultur mit einer gleichen Quantitat titrierter
Lbsung von salpetriger Saure verglichen.
In der vorstehenden graphischen Darstellung sind die Resultate der
einzelnen Bestimmungen enthalten.
Aus dem oben Dargelegten geht hervor, dafi es moglich ist, die
Gegenwart von salpetriger Saure selbst in minimalen Quantitaten
(0,00005 g in 100) auch nach 6 Stunden der Entwickelung nachzu-
weisen.
Die Produktion der salpetrigen Saure ist eine allmahlich zunehmende;
sie ist langsam in den ersten 18 Stunden, nimmt in den folgenden
6 Stunden stark zu, dann allmahlich ohne starke Schwankungen, steigt
endlich bis zu einem Maximum von 0,01 g in 100; dieses Maximum wird
im Verlaufe von 48 Stunden erreicht und bleibt dann stehen; mehr Saure
wird wenigstens nicht im Verlaufe von 72 Stunden, bis wohin der Versuch
ausgedehnt wurde, produziert.
Petri behauptet, daB die Reaktion des Cholerarots infolge der
Wirkung der Nitrate eintritt, welche als Unreinlichkeit in den Kultur-
boden vorhanden sind und welche durch die Wirkung des Mikroorganismus
in Nitrite umgewandelt werden.
Bei meinen Versuchen enthielt nur das angewandte Kochsalz Spuren
von Nitraten, weswegen mir die von Petri gegebene Interpretation nicht
moglich erscheint, weil, wie aus den von mir ausgefuhrten Bestimmungen
hervorgeht, die Choleravibrionen imstande sind, eine Quantitat salpetrige
Saure, gleich 0,10 g in 1000, zu produzieren, und wenn diese von der
Reduktion der in dem Kulturboden enthaltenen Nitrate herrtihrte, diese
Salze nicht in Spuren, sondern in gut und deutlich bestimmbaren Quan¬
titaten (0,227 g in 1000) vorhanden sein miiBten.
Aus dem bisher Gesagten geht hervor:
1) Die Choleravibrionen sind imstande, Nitrite in ein-
fachem peptonisierten Wasser in der Maximalquantitat
von 0,01 g in 100 zu produzieren; diese Quantitat wird in
ungefahr 48 Stunden erreicht.
2) Da die Quantitat der produzierten Nitrite viel
groBer ist als die Quantitat, die von der Reduktion der
Nitrate herriihren k 5 n n t e, welche als Unreinlichkeit in
dem einfachen peptonisierten Wasser gegenwartig sind,
so muB man noch eine andere Quelle zu ihrer Bildung
(Zersetzung der organischen Substanzen?) annehmen.
Entwickelung der Vibrionen in Boden mit Nitraten.
Nachdem ich die Produktion von salpetriger Saure in einfachem
peptonisierten Wasser bestimmt hatte, stellte ich eine zweite Reihe von
Versuchen an, um die Art des Verhaltens des Mikroorganismus und die
Modalitaten der Entwickelung in Boden mit Zusatz von Nitraten zu
studieren.
Zu diesem Zwecke wurde der Entwickelungsboden in denselben
Verhaitnissen wie bei der ersten Versuchsreihe prapariert; sodann wurden
vor der Sterilisierung Quantitaten chemisch reinen Natriumnitrats zu-
gesetzt, um eine Lbsung von 0,25 g in 100, eine von 0,50 g in 100 und
eine von 1 g in 100 zu erhalten.
9*
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132
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Die Kolben, welche je 200 ccm Nahrboden enthielten, wurden nach
EinsSen derselben Vibrionen, die bei der ersten Versuchsreihe angewandt
worden waren, bei 37° C im Thermostaten gehalten; sodann wurden aus
deuselben von 6 zu 6 Stunden ungefahr 10 ccm Nahrboden entnommen,
welche nach Sterilisierung durch ErwSrmen wahrend 1 Stunde auf 56° C
zur Bestimmung der produzierten Nitrite dienten.
Die Bestimmung der Nitrite wurde wie bei der ersten Reihe nach
der Methode von Preusse und Tiemann in den Hehnerschen
Zylindern ausgefiihrt; die Kontrollosung, welche eine genau bestimmte
Quantitat von Nitriten enthielt, wurde entweder ohne irgendwelche vor-
laufige Behandlung Oder nach derselben Behandlung, der die in Unter-
suchung stehende Kultur unterworfen wurde, verwandt, ohne dafi es mir
jedoch moglich war, erhebliche Modifikationen des Resultates zu er-
langen.
Die Sterilisation der Kulturen mittels Erwarmung wurde in mehreren
vergleichenden Versuchen auch durch chemische Sterilisation mittels
Chloroformwassers ersetzt; die Resultate blieben aber bestandig die-
selben.
Ich gebe hier in der folgenden graphischen Darstellung die bei den
einzelnen Bestimmungen erhaltenen Resultate wieder, indem ich bemerke,
daB die Bakterienentwickelung in alien Kolben immer iippig war.
js Peptoniaiertea Wasser mit
£ 0,25 Proz.
, Natriumnitrat
M
a>
0,50 Proz.
Natriumnitrat
1 Proz.
Natriumnitrat
CO
alpetrige Saure
auf 100 ccm
Salpetrige Saure
auf 100 ccm
Salpetrige Saure
auf 100 ccm
12 1
0,0134 g
0,0156 g
0,024 g
18 !
0.022 „
0,0174 „
0,032 „
24'
0,026 „
0,021 „
0,048 „
30
0,030 „
0,024 „
0,070 „
36
0,088 „
0,070 „
0,106 „
42
0,106 „
0,080 „
0,106 „
48
0,106 „
0,106 „
0,106 „
54 1
0,106 „
0,106 „
0,106 „
72
0,106 „
0,106 „
0,106 „
Stunden der Entwickelung
Fig. 2. Produktion von Nitriten bei Zueatz von Nitraten in Lftaungen zu 0,25, 0,50
und 1 Proz.
Aus obenstehender Darstellung geht hervor, daB die Cholera vibrionen,
die in Boden kultiviert wurden, welche Nitratquantitaten in verschiedenen
Verhaltnissen von 0,25—1 Proz. enthielten, imstande sind, stets, von den
ersten Stunden der Entwickelung an, betrachtliche Nitritquantitaten zu
produzieren. Ich habe es fur geeignet gehalten, diese in der oben-
stehendeu Darstellung in salpetriger Saure ausgedriickt anzugeben.
Die in Boden mit Nitraten produzierte Quantitat von Nitriten.
welche ihr Maximum nach 36—48 Stunden der Entwickelung erreicht,
ist weit grSBer als diejenige, die sich in der ersten Reihe infolge der
Entwicklung des Keinies in einfachem peptonisierten Wasser ergeben hat.
Dies beruht sicherlich auf der Gegenwart des Nitrats in dern Nahr-
boden, aber unabhangig von der Quantitat desselben, wenigstens in den
verschiedenen Verdunnungen, mit denen ich bei diesen Untersuchungen
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Mazzetti, Beitrag zuni Studium des Stoffwechsela der Choleravibrionen. 133
experimentiert babe, in dera Sinne, daB, obgleich die Nahrboden Mengen-
verhaltnisse enthielten, die von 0,25—1 Proz. variierten, die produzierte
Maximalquantitat an salpetriger SSure immer 0,106 g in 100 betrug, je-
doch nach den ersten 12 Stunden der Entwickelung die produzierte Quan-
titat an Nitriten, in salpetriger Saure ausgedriickt, bei einem Minimum
von 0,013 g in 100 und einem Maximum von 0,024 g in 100 stets weit
grSCer war als die Maximalquantitiit, die sich infolge der Entwicklung
des Keimes in einfachem peptonisierten Wasser nachweisen lieB, und
zwar um 0,01 g in 100, welches Maximum erst nach 47 Stunden erreicht
wurde und im weiteren Verlauf meiner Beobachtungen bestfindig blieb.
Ferner ist zu beachten, dad die Zersetzung der Nitrate zu Nitriten
nicht iunehalt, nachdem sie diese Ziffer erreicht hat, sondern bis zu 36,
48 Stunden der Entwickelung fortdauert, so dad sie bis zu einer Ziffer
gelangt, die mehr als lOmal so grod ist, als die in der ersten Versuchs-
reihe erreichte, namlich bis zu 0,106 g salpetriger Satire in 100; diese
Quantitat ist nicht nur dieselbe, die sich bei alien Verdiinnungen von
Nitraten gebildet hat, sondern die sich auch auderdem in der Folge bei
den aufeinander folgenden Probeentnahmen konstant halt, die von 6 zu
6 Stunden ungefahr zwei weitere Tage nach den ersten 48 Stunden der
Entwickelung hindurch stattgefunden haben.
Hinsichtlich der Modalitat der Entwickelung und der daraus folgenden
Produktion von Nitriten, welche, wie wir hernach sehen werden, als in-
nigst verbunden mit der Entwickelung des Keimes anzusehen ist, ist zu
beachten, dad die Maximalziffer fiir die Produktion der Nitrite am
schnellsten bei den Losungen erhalten wird, die das Nitrat in Verhait-
nissen von 1 Proz. enthalten.
In ahnliclier Weise bietet die Produktion von Nitriten, wenn sie auch
progressiv ist und stufenweise vor sich geht, dennoch bei den Boden mit
0,25 und 0,50 Proz. unregelmadige Schwankungen in der fortschreitenden
Zunahme der Nitrite dar, nachdem in dem Boden eine gewisse Reduktion
erreicht ist, wabrend bei den Nitratlosungen zu 1 Proz. die Kurve f(ir
die Produktion der Nitrite, die bei einer Beobachtung von 6 zu 6 Stunden
bestimmt wurde, in arithmetischer Progression zunimmt, indem sie resp.
um 8, 16, 22, 36 mg pro hundert steigt, bis sie die Maximalziffer nach
36 Stunden der Entwickelung erreicht.
Es ist daher zu schlieBen, daB die Verdiinnung von Natriumnitrat
zu 1 Proz. unter den oben angefiihrten Losungen fiir den Keim zu seinem
biologischen Stoffwechsel und zur Bildung von Nitriten die geeignetste ist.
Infolge dieser Versuche habe ich es fiir angemessen gehalten, die
Keihe der Untersuchungen zu vervollstandigen, indem ich die Produktion
Produktion von Nitriten nach 48 Stunden aus verschiedenen Nitratquantitaten.
3
B
h
=J
Stunden
der Ent¬
wickelung
Zu den Kulturboden
zugesetztes Natrium¬
nitrat
Produzierte salpeterige
Baure
Bemerkungen
1
48
0,10 g in 100
0,015 g in 100
2
48
0,25 „ „ „
I
3
48
0,106 „ „ „
4
48
1,00 „ „ „
1
5
48
2,00 , „ „
0,015 „ „ „
6
48
^ >00 ,, ,, p
0,010 „ „ „
1
48
4,00 „ „ „
0,007 „ „ „
8
48
5,00 „ „ „
0,001 „ „ „
9
48
10,00,, „ „
— Es findet keine Entwicke-
|
lung des Keimes statt.
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Ontralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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der Nitrite in Boden bestimmte, welche Nitrate in Verdfinnungen ent-
hielten, die von denen bei den ersten Versuchen verschieden waren.
Zu diesem Zweck besfite ich gleichzeitig Nfihrboden, welche Natrium-
nitrat in Verhaitnissen, die 0,10 -10 Proz. variierten, enthielten. Da
ich aber zu solchen Untersuchungen nur vergleichende Resultate er-
halten wollte, so fiihrte ich eine einzige Bestimmung der Nitrite, die
nach 48 Stunden der Entwicklung produziert waren, nach der gewohnten,
bei den schon beschriebenen Versuchen angewandten Methode aus.
Aus den oben angegebenen Resultaten ist ersichtlich, daB die Pro-
duktion der Nitrite am grfiBten ist bei den Verdfinnungen von 0,25 bis
1 Proz.; dann nimmt sie ab bis zu einem Minimum von 0,001 g in 100
bei dem Kulturboden, der 5 Proz. Natriumnitrat enthfilt. In dem Boden,
welcher 10 Proz. Nitrat enthfilt, findet wegen fehlender Entwickelung der
Vibrionen keine Nitritproduktion statt.
Wenn man nun die verminderte Produktion von Nitriten in den
Nitratlfisungen, die mehr als 1 Proz. enthalten, in Betracht zieht, indent
man diese Produktion in Beziehung zur Entwickelung des Vibrio bringt,
so muB man anuehmen, daB die Produktion einer geringeren Quantitfit
von Nitriten in BSden, die eine grOBere Quantitfit von Nitraten enthalten,
auf dem Faktum beruht, daB der Keim in diesen Boden ein Hindernis
zu seiner Entwickelung findet.
Der indirekte Beweis dieses Verhfiltnisses zwischen der Produktion
von Nitriten und der Entwickelung des Keimes wird durch das Faktum
gegeben, daB, wenn die Zuffigung des Nitrats zur Kultur geschieht, nach-
dem diese schon eine Entwickelung wfihrend 24 Stunden in einfachem
peptonisierten Wasser durchgemacht hat, in diesem Fall die Produktion
des Nitrits bei weitem grfiBer ist.
So vegetiert z. B. in den Losungen mit 3 Proz. Nitrat der Cholera-
vibrio sehr kfimmerlich; nichtsdestoweniger gelangt er dazu, in
48 Stunden 0,010 g salpetrige Sfiure in 100 zu produzieren; wenn hin-
gegeu die Zuffigung des Nitrats, wiederum im Verhfiltnis von 3 Proz.,
zu einer Kultur in einfachem peptonisierten Wasser nach einer Ent¬
wickelung wfihrend 24 Stunden geschieht, dann betrfigt nach einem Ver-
lauf von 48 Stunden die Quantitfit produzierter salpetriger Sfiure 0,02 g
in 100, d. h. das Doppelte der vorhergehenden.
Ich habe es deshalb ffir wichtig erachtet, das Verhalten des Keimes
in Beziehung zur Produktion der Nitrite infolge von allmfihlich weiter
vor sich gehenden Entwickeiungen in einfachem peptonisierten Wasser,
welches Nitrate enthfilt, festzustellen. Zu diesem Zweck habe ich zu
meinen Versuchen eine Nitratlosung von 1 Proz. benutzt; die aufeinander-
folgenden Umpflanzungen in die verschiedenen Kulturtuben wurden in
bezug auf ihren Gehalt an Nitriten in Perioden von Tagen untersucht,
die von 2 bis zu 18 variierten.
In dieser Weise wurde es mir moglich, einerseits die Produktion
von Nitriten im Verhfiltnis zu den Tagen der Entwickelung, von
48 Stunden ab, wfihrend einer Zeit, die viel lfinger war als diejenige,
auf welche sich die vorhin besprochenen Versuche beschrfinkten, festzu¬
stellen; andererseits habe ich konstatieren kfinnen, in welcher Weise die
Produktion der Nitrite aus den Nitraten infolge der Anbequemung des
Keimes an die Entwickelung in Bfiden, welche ansehnliche Quantitaten
von Nitraten enthalten, variiert.
Die Ergebnisse, zu denen ich gelangt bin, lassen sich aus folgender
Tabelle ersehen.
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Mazzetti, Beitrag turn Btudium dee Stoffwechsels der Choleravibrionen. 1 35
Produktion von Nitriten nach Verlauf verschiedener Tage
der Entwickelung.
Tube
Tage der
Entwickelung
Produktion von salpetriger
Saure pro Kubikzentimeter
1
2
0,0875 g in 100
2
3
0,167 „ „ „
3
4
0,2 ,, ,, „
4
5
0,22 „ „ „
5
6
0,25 „ „ ,,
6
7
0.28 „ „ „
7
8
0,285 „ „ „
8
9
0,285 „ „ „
9
10
10
14
, r t% i)
Aus dieser Tabelle geht hervor, daB die Produktion von Nitriten
auch nach den ersten 54 Stunden der Entwickelung, wenn auch in ge-
ringerer QuantitAt, fortdauert, und daB das Maximum der in den Kul-
turen vorhandenen Nitrite nach 14 Tagen der Entwickelung in einer
Ziffer, welche 0,35 g salpetriger Saure in 100 entspricht, von mir auf-
gefunden wurde.
Es geht aus der Tabelle ebenfalls hervor, dad bei aufeinander*
folgenden Umpflanzungen in Boden mit Nitraten sich nicht eine merk-
liche Vermehrung der Produktion der Nitrite im Verhaltnis zu der An-
bequemung, die der Keirn in seiner Entwickelung erfahrt, konstatieren
l&Bt. Die erreichten Maximalziffern stehen eher im Verhaltnis zu dem
Alter der Kultur, als im Verhaltnis zu der Anbequemung, die der Keim
in den Kulturen in peptonisiertem Wasser mit Nitraten erfahrt.
Vielmehr ist in dieser Hinsicht wahrzunehmen, daB, wAhrend an-
fangs nach den ersten 3 oder 4 Umpflanzungen der Choleravibrio
sich sehr gut und tippig in den Boden mit Nitrat entwickelt, wobei er
ein dichtes und reichliches HAutchen produziert, nach langerer Zeit
diese Entwickelung in solchen Boden etwas kummerlich wird und das
Hautchen, welches sich gebildet hat, kaum wahrnehmbar ist.
Ich nahm mir vor, auch hinsichtlich der Produktion der Nitrite
seitens anderer Stamme von Choleravibrionen Versuche anzustellen.
Und zwar fflhrte ich im Gegensatz zu dem Stamme, mit welchem ich
experimentiert hatte, welcher direkt von den Faeces eines Cholerakranken
herrflhrte, andere Untersuchungen mit Choleravibrionen aus, die seit
langerer Zeit im Institut kultiviert worden waren; zu diesem Zweck
benutzte ich einen von der Epidemie in Hamburg (1903) her isolierten
Vibrio und einen anderen, der aus dem Hospital „Cotugno“ herstammte
and im Jahre 1909 isoliert worden war; beide hatten sich einem sapro-
phytischen Leben auf kulturellen B6den angepaBt.
Die Untersuchung der Kulturen des zweiten dieser Vibrionen, die sich
in peptonisiertem Wasser mit 0,5 Proz. Nitrat entwickelten, wurde von
6 zu 6 Stunden ausgeftihrt und hat folgende Resultate gegeben (s. Fig. 3).
Aus der Tabelle geht hervor, daB die Produktion der Nitrite viel
geringer war als diejenige, welche bei dem eine kurze Zeit vorher iso¬
lierten Vibrio erhalten wurde; sie erreichte ein Maximum von 0,035 g
salpetriger Saure in 100 in 54 Stunden der Entwickelung bei einer
gleichmABig und progressiv ansteigenden Kurve, welche nicht die Spriinge
der Kurven zeigt, die die Produktion der Nitrite bei der ersten Versuchs-
reihe darstellen.
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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Einfaches peptonisiertes Wasser
Stunden
der Entwickelung
Salpetrige Saure
erzeugt auf je 100 ccm
6
0,00005 g
12
0,0005 „
18
0,001 „
24
0,0039 „
30
0,005 „
36
0,006 „
42
0,008 „
48
0,01
72
0,01
Stunden der Entwickelung
Fig. 3. Produktion von Nitriten in
Ein zieinlich ahnlicher Fall war aucli von He 11 in konstatiert worden,
welcher festgestellt hatte, daB ein betrachtlicher Unterschied zwischen den
virulenten und den nicht-virulenten Vibrionen vorhanden ist, weil, wfih-
rend die letzteren nach 8 Tagen eine Nitritquantitat von 0,05 g in 100 pro-
duzierten, die virulenten zu dieser Quantitat schon nach 2 Tagen der Ent-
wickelung gelangten und nach 3 Tagen 0,065 g in 100 produziert hatten.
Indent ich sodann einen Vergleich nach 48 Stunden der Entwicke-
lung in Ltjsungen, die variable Quantitaten von Nitraten enthielten, an-
stellte, bemerkte ich, daB der Vibrio von Hamburg immer Ziffern gibt,
die viel niedriger sind als diejenigen eines vor kurzer Zeit isolierten
Vibrio und daB die Nitritproduktion proportional geringer ist in dem
MaBe, wie die Quantitat des Nitrats in dem Kulturboden zunimmt.
Es wtirde sich also folgendes ergeben:
1) Die Produktion der Nitrite wird durch die Gegen-
wart von Nitraten in dem Nahrboden betrachtlich be¬
gun s t i g t.
2) Die produzierte Quantitat von Nitriten ist unab-
hangig von der Quantitat an Nitrat, welches in dent
Nahrboden gegenwartig ist, in den Grenzen von 0,25 bis
1 g in 100.
3) Die produzierten Nitrite nehmen, wenn eine Ziffer
erreicht ist, die sich bei rneinen Versuchen konstant hielt,
in der Folge bei der weiteren Entwickelung des Keimes
nicht zu, wenn die Beobachtungen aucli auf zwei weitere
Tage ausgedehnt werden.
4) Die Quantitat der in einer Kultur produzierten
Nitrite, welche Nitrate in grSBeren Verhaltnissen als zu
1 Proz. enthalt, ist umgekehrt proportional zu der Quan¬
titat der Nitrate, die dem Nahrboden zugesetzt sind, was
wahrscheinlich der behinderten Entwickelung zuzu-
schreiben ist.
5) Die Produktion der Nitrite ist viel betrachtlicher,
wenn das Nitrat den schon entwickelten Kulturen zuge¬
setzt ist.
6) Die Anbequemung in einem Boden mit Nitrat b e -
einfluBt nicht merklich die reduzierende Wirksamkeit
des Keimes.
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Mazzetti, Beitrag zum Studium dee Stoffwechsels der Choleravibrionen. J37
7) Der vor karzer Zeit vom Menschen her isolierte
Vibrio besitzt in hdchstem Grade das Vermbgen, die
Nitrate zn Nitriten zu reduzieren.
8) Dieses Reduktionsvermbgen wird geschw&cht durch
das saprophytische Leben des Keimes, and die Unter-
schiede treten urn so deutlicher hervor in den Kulturen,
welche groBere Quantit&ten von Nitraten enthalten.
Kulturen in peptonisiertem Wasser init Zusatz von
Nitriten.
Aus den oben dargelegten Versuchen geht in flberzeugender Weise
die Eigenschatt des Keimes hervor, Nitrite sowohl in einfachem peptoni-
sierten VVasser als auch in peptonisiertem Wasser, zu welchem eine
variable QuantitSt von Nitraten zugesetzt ist, zu produziereu, weswegen
es mir von Wichtigkeit erschien, weitere Untersuchungen hinsichtlich
der ModalitSten der Entwickelung der Choleravibrionen in peptonisiertem
Wasser, zu welchem Nitrite zugesetzt sind, und hinsichtlich der Varia-
tionen, die infolge dieser Entwickelung der N&hrboden erf&hrt, auszufiihren.
Der von mir zu diesem Zwecke pr&parierte Boden war analog dem-
jenigen, der schon bei den vorhergehenden Versuchen angewandt worden
war, nur setzte ich vor der Sterilisation verschiedene Quantit&ten von
Natriumnitrit zu, welche, wie die Bestimmungen zeigten, 0,0285 g, 0,170 g
Oder 0,5 g salpetrige S&ure in 100 darstellten.
Die Quantitat der zugesetzten Nitrite war eine solche, daB sie eine
Beobachtung hinsichtlich der Entwickelung des Keimes in B5den ge-
stattete, welche respektive geringere, ungefahr gleiche oder grbBere
Quantit&ten enthielten, als diejenigen waren, die infolge der Entwickelung
des Keimes in B6den mit Nitraten bei den vorhergehenden Beobach-
tungen gefunden wurden. Die Methode, die bei der Impfung und der
folgenden Dosierung der Nitrite befolgt wurde, war dieselbe, wie bei der
ersten Versuchsreihe.
Die kolorimetrischen Ablesungen wurden immer mit denjenigen ver-
glichen, die sich direkt durch Tuben ergaben, welche sterile Kulturbbden
enthielten, die eine analoge Behandlung erfahren hatten, wie die in
Untersuchung stehenden Kulturen (Aufbewahrung im Thermostaten,
Sterilisation usw.).
Ich gebe die erhaltenen Resultate in folgender Tabelle wieder:
Produktion von Nitriten in peptonisiertem Wasser mit Zusatz
von Nitriten.
Peptonisiertes Wasser mit Zusatz von
Tage der
Ent¬
wicke¬
lung
0,0285 g salpetriger Saure
in 100
0,170 g salpetriger Saure
in 100
0,5 g salpetriger
Saure in 100
Salpetrige
Saure ge¬
funden pro
100 ccm
Salpetrige
Saure pro-
duziert pro
100 ccm
Salpetrige
Saure ge¬
funden pro
100 ccm
Salpetrige
Saure pro-
duziert pro
100 ccm
Salpetrige Salpetrige
Saure Saure
gefunden produziert
pro pro
100 ccm 100 ccm
1
3
* 0,032 g
0,0035 g
0,1775 g
|
0,0075 g
0,5 g
0,0 g
2
5
0.0332 „
0,0047 „
0,185 „
0,015 „
0,5 „
0,0 „
3
7
0,0330 „
0,0057 „
0,194 „
0,024 „
0,5 „
0,0 „
4
9
0,0342 „
0,0O57 „
0,20 „
0,03 „
0,5 „
0,0 „
5
15
0,0374 „
0,0089 „
0,36 „
0,19 „
0,5 „
0,0 ,.
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138 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Es mufi bemerkt werden, dafl die dem Boden zugesetzten Nitrite
stets ansehnliche Quantitaten von Nitraten enthielten, welche durch die
Reaktionen init Brucin und Diphenylamin nachweisbar waren, und daB
die Entwickelung des Keimes uppig war in den Boden, welche 0,0285 g
und 0,170 g salpetrige Saure in 100 enthielten, wahrend sie kaum deutlich
hervortrat in denen, welche 0,5 g salpetrige Saure in 100 enthielten.
Aus der Tabelle geht hervor, daB die Produktion der salpetrigen
Saure auch in den Kulturboden nachweisbar ist, welche Natriumnitrit
enthalten, aber in Quantitaten, die stets geringer sind als diejenigen,
die in den Boden nachzuweisen sind, welche Natriumuitrat enthalten.
Jedoch ist sowohl die Quantitat des totalen Nitrits als auch diejeuige
des produzierten direkt proportional zu der Quantitat an Natriumnitrit,
welches dem Nahrboden zugesetzt ist, immer wenn diese Quantitat nicht
groBer ist als die maximale, die vorkommendenfalls der Keim fahig ist,
von sich aus aus den Boden mit Nitraten zu produzieren.
Die Entwickelung des Keimes in peptonisiertem Wasser, welches
0,5 Proz. salpetrige Saure enthait, hat keine Produktion einer weiteren
Quantitat von Nitriten gegeben, und in diesem Falle sind die Ablesungen^
die an den entwickelten Kulturen, auch wenn sie von 6 zu 6 Stunden
und an drei aufeinanderfolgenden Tagen stattfanden, stets denjenigen
gleich gewesen, die sich nach MaBgabe der sterilen Biklen ergaben.
Dies Faktum ist um so bedeutungsvoller, wenn man erwagt, daB in
den erwahnten Boden, wenn darin auch keine.Produktion von salpetriger
Saure vorhanden ist, sich andere Produkte nachweisen lieBen, die, wie
wir hernach darlegen werden, gerade von der biologischen Wirksamkeit
des Keimes herriihren (Indol).
Um die weitere Produktion von Nitriten in den Boden, die schon
bis zu 0,170 g salpetriger Saure in 100 enthalten, zu erkiaren, ist es
nicht mbglich, wenn man die betrachtliche Quantitat produzierten Nitrits,
die aus der Tabelle ersichtlich ist, in Betracht zieht, anzunehmen, dafi
diese von dem Pepton des Nahrbodens herruhrt, welches, wie aus dem
ersten Teil meiner Untersuchungen hervorgeht, imstande ist, nach
48 Stunden der Entwickelung der Choleravibrionen nur 0,01 g in 100
salpetrige Saure zu liefern. Es muB an die immer ziemlich betrachtliche
Quantitat von Nitrat gebunden sein, welche in den Nitriten enthalten
ist, wie indirekt durch die Resultate meiner Untersuchungen bewiesen
wird, aus welchen mit Sicherheit hervorgeht, daB die Quantitat der
Nitrite neuer Produktion immer viel groBer gewesen ist in den B6den,
die die groBte Quantitat von Nitrit enthielten, wofern jedoch diese nicht
schon a priori groBer war als jene Maximalquantitat, die von dem Keime
selbst in den Boden mit Nitraten produziert wurde.
Es wurde sich also folgendes ergeben:
1) Die Produktion der Nitrite seitens der Cholera¬
vibrionen bekundet sich auch in den Bbden, die schon
Nitrite enthalten, bis zu einer gewissen Grenze.
2) Die Produktion von Nitriten in solchen Fallen ist
proportional zu den Nitriten, die vorher den Nahrbbden
zugesetzt sind, und ruhrtwahrscheinlich von den Nitraten
her, die in den von mir angewandten Nitriten enthalten
waren.
3) Wenn die Quantitat von Nitriten, die in dem Nahr¬
boden enthalten sind, gewisseGrenzenerreicht, sofindet
keine weitere Produ ktion von Nitriten statt, wenn auch
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Mazzetti, Beitrag zum Studium dee Stoffwechsele der Choleravibrionen. 139
die Entwickelung des Keimes und der Nachweis anderer
Produkte, die von dessen biologischer Wirksamkeit her-
rflhren, noch moglich ist.
Kulturen der Choleravibrionen in pepton isiertem Wasser
mit Zusatz von Nitraten und Nitriten.
Zur Vervollst&ndigung der oben dargelegten Versuche babe ich es
ffir wichtig erachtet, die Entwickelung des Keimes und die dabei er-
folgende Produktion von Nitriten in peptonisiertem Wasser zu studieren,
welches gleichzeitig 1,1 Proz. Natriumnitrat und variable Quantitaten
salpetrige Saure, welche 0,1 g und 0,35 g in 100 entsprechen, enthalt.
Ich gebe in folgenden Tabellen die erhaltenen Resultate wieder:
Produktion von Nitriten in peptonisiertem Wasser mit Zusatz
von Nitraten und Nitriten.
Peptonisiertes Wasser, welches 1 Proz. Peptonisiertes Wasser, welches 1 Proz.
Natriumnitrat und 0,10 g salpetrige Saure Natriumnitrat und 0.85 g salpetrige Saure
in 100 enthalt " in 100 enthalt
Tage der
Ent-
wicke-
lung
Salpetrige Saure
gefunuen pro
100 ccm
Salpetrige Saure
produziert pro
100 ccm
Tago der
Ent¬
wicke¬
lung
Salpetrige Saure
gefunden pro
100 ccm
Salpetrige Saure
produziert pro
100 ccm
4
0,15 g
0,05 g
10
0,3724 g
0.0224 g
5
0,20 „
0,1 „
12
0,3730 „
0,0230 „
6
0,24 „
0,14 „
14
0.3736 „
0,0236 „
8
0,25 „
0,15 „
16
0,3742 „
0,0222 „
10
0,30 „
0.2 „
19
0,3756 „
0,0256 „
13
0,32 „
0,22 „
21
0,3762 „
0,0262 „
15
0,35 „
0,25 „
17
0,35 „
0,25 „
20
0,35 „
0,25 „
Aus diesen Tabellen geht hervor, daB die Produktion von salpetriger
SSure neuer Bildung viel groBer ist in deni Boden, der nur 0,10 Proz.
salpetrige SSure enthalt; diese Produktion ist progressiv, fast gleich-
roaBig und erreicht ihr Maximum nach 15 Tagen der Entwickelung in
0,35 g totaler salpetriger Saure in 100, welches sich dann bei der weiteren
Entwickelung des Keimes unverandert erhait.
Diese Ziffer entspricht andererseits dem Maximum von Nitriten, die
in den Boden produziert werden, welche nur Natriumnitrat im Ver-
haitnis des Maximalprozents enthalten, das gerade nach 15 Tagen der
Entwickelung erreicht wird.
In dem Boden, der schon 0,35 Proz. salpetrige Saure enthalt, ist
die Produktion von Nitrit neuer Bildung eine minimale und erhait sich
als solche auch nach 20 Tagen der Entwickelung. Es muB noch hinzu-
gefiigt werden, daB, wahrend die Entwickelung des Keimes in dem ersten
Bodeu sehr iippig ist, so daB sie schon nach 24 Stunden die Bildung
eines reichlichen Hautchens ergibt, sie in dem zweiten Boden sehr langsam
und kflmmerlich ist.
Es lafit sich daher folgendes schlieBen:
1) Die Produktion von Nitriten neuer Bildung in den
Bfiden, welche Nitrate und Nitrite enthalten, ist u m -
gekehrt proportional, in den schon oben erwahnten
Grenzen, zu der Quantitat der Nitrite, die in dem N a h r -
boden enthalten sind.
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Centr&lbl. f. Bakt etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
2) Die Totalquantitkt der gegenwkrtigen Nitrite, a u 8 -
gedriickt in saipetriger Skure, ubersteigt niemals be-
trkchtlich die Maximalquantitkt von Nitriten, die in den
B6den produziert werden, die nur Nitrite enthalten.
Produktion von Indol.
Um das Studium der Biologie der Choleravibrionen zu vervoll-
standigen, habe ich es fur unerlaBlich erachtet, gleichzeitig mit alien den
oben erfirterten Untersuchungen auch die Produktion des Indols gerade
in bezug auf die angewandten Nahrboden zu studieren.
Es ist allgemein bekannt, daB eine der wichtigsten biologiscben
Eigenschaften des Choleravibrio, welcher in peptonisiertem Wasser
kultiviert wird, die Bildung des sogenannten Nitrosoindols ist, welches
sich durch Zusatz von Schwefelskure nachweisen lkBt und welches von
der gleichzeitigen Gegenwart von Indol und von salpetrigsauren Salzen
herrflhrt, die der Vibrio durch Reduktion des Kulturbodens zu pro-
duzieren vermag.
Die Reaktion des Indols wurde besonders binsichtlich einiger Fehler-
quellen, die die Reaktion verhiillen oder aber verhindern konnen, schon
eingehend von Bleisch studiert, besonders auch weil man dieser Re¬
aktion eine groBe Bedeutung bei der unterscheidenden Diagnose der
Choleravibrionen von den cholerakhnlichen Vibrionen zuschrieb. Der-
selbe Bleisch lenkte schon die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung hin,
welche betrkchtliche Quantitkten von Nitraten und Nitriten, unabhkngig
von anderen Ursachen, fur die Reaktion des Cholerarots haben konnen.
In den verschiedenen von mir angestellten Versuchsreihen war es
mir moglich, ein systematisches Studium hinsichtlich der Produktion des
Nitrosoindols in den verschiedenen angewandten Boden durchzufQhren.
Um die bei den einzelnen Versuchen erlangten Resultate klarer zu
machen, habe ich es liir geeignet gehalten, dieselben hier zusammen-
zufassen.
Die ersten Versuche wurden angestellt in einfachem peptonisierten
Wasser, welchem Kochsalz zugesetzt war, einem Nkhrboden, in welchera,
wie ich schon vorhin gesagt habe, nur Spuren von nachweisbaren Nitraten
vor der Entwickelung der Choleravibrionen mit den charakteristischen
Reaktionen vorhanden sind.
In solchen Boden beginnt die Kultur der Choleravibrionen eine Pro¬
duktion von Nitrosoindol, welche durch Zusatz von Schwefelskure nach-
weisbar ist, schon nach den ersten 6 Stunden der Entwickelung hervor-
zurufen; die Reaktion wird infolge der weiteren Entwickelung immer
klarer und starker hervortretend und erreicht ihr Maximum nach
42 Stunden der Entwickelung, worauf sie dann konstaut bleibt.
Es ist zu beachten, daB nach gleichzeitigen Untersuchungen die
Dosierung der Nitrite nach den ersten 6 Stunden der Entwickelung er-
folgte, zu welchem Zeitpunkte also nur Spuren der Reaktion des
Cholerarots vorhanden zu sein begannen, im Betrage von 0,00005 g in
100; sie nahm in der Folge zu, erreichte 0,0065 g in 100 nach 36 Stunden,
wahrend die Reaktion recht deutlich wurde, und 0,008 g in 100 nach
42 Stunden, entsprechend dem Maximum der Reaktion des Cholerarots.
In der Folge nahm die Quantitkt der salpetrigen Skure immer weiter zu,
ohne jedoch einigen EintluB auf die Reaktion des Indols zu bekunden.
Es wflrde sich also ergeben, daB die Reaktion des Indols sich schon
in Gegenwart einer minimalen Quantitkt saipetriger Saure zu erkennen
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Mazzetti, Beitrag zum Studium dee Stoffwechsels der Choleravibrionen. 14 ]
gibt, daB sie sich rait der Zunahme der salpetrigen Saure bis zu einer
gewissen Grenze verstfirkt, daB sie aber dann ihr Maximum erreicht, un-
abhSngig von der weiteren Produktion salpetriger Sfiure.
Die Nachforschung nach dem Cholerarot in den Kulturen der Vi-
brionen in peptonisiertem Wasser mit Zusatz von Nitraten, schon in
den minimalen Verh<nissen von 0,10 Proz. beginnend, hat hingegen
bestfindig ein negatives Resultat ergeben.
In solchen Kulturen, in welchem Augenblicke der Entwickelung die
Reaktion auch ausgeffihrt werden mflge, tindet niemals die charakteristi-
sche Reaktion des Cholerarots statt, sondern es erscheint statt dessen
eine gelbgriinliche, bestandige Farbung, welche urn so gelber ist, je
groBer die Quantitat Nitrat ist, die sich in dem Kulturboden vorfindet.
Da zu vermuten war, daB die Produktion des Cholerarots sich nicht
gerade durch die Gegenwart einer betrachtlichen Quantitat von Nitraten
ergab, so wollte ich prflfen, ob schwachere Verdiinnungen infolge der
Entwickelung der Choleravibrionen die Gegenwart des Cholerarots kund-
geben wfirden.
Ich praparierte daher eine Reihe von RShrchen, welche verschiedene,
unten angegebene Quantitaten Natriumnitrat enthielten, und untersuchte
nach 48 Stunden der Entwickelung die Reaktion des Cholerarots.
Beaktion des Cholerarots bei verschiedenea Quantitaten
N atrium nitrat.
Rohrchen
Natriumnitrat
Nitrosoindolreaktion
1
g 0,08 Proz.
abwesend
2
„ 0,04 „
abwesend
3
„ 0,02 „
sehr leicht
4
„ 0,01 „
sehr intensiv
5
„ 0,003 „
stark + + +
6
„ 0,006 „
stark + +
7
„ 0,004 „
sehr deutlich +
8
„ 0,002 „
leicbt
Die Reaktion gibt sich also nicht kund bei Verdiinnungen, die flber
0,04 Proz. hinausgehen, und ist am st&rksten bei Verdiinnungen bis zu
0,01 Proz., in welchem Falle sie eine stark hervortretende Intensitfit er¬
reicht, welche niemals bei einfachem peptonisierten Wasser zustande kommt.
Es ergibt sich also, daB die Zufiigung der Nitrate zu dem Nahr-
boden bis zu einer Verdiinnung von 0,01 Proz. die Reaktion sehr be-
gfinstigt. und eine groBere Verdiinnung sie hemmt.
In ahnlicher Weise findet in peptonisiertem Wasser, dem Nitrite in
den schon vorhin angegebenen Verhaitnissen (0,0285 g salpetrige Saure
in 100, 0,170 g in 100, 0,5 g in 100) zugesetzt sind, niemals die Re¬
aktion des Cholerarots statt; hingegen bringt die Zufiigung von Schwefel-
saure eine ins Griinliche gehende Farbung zuwege, welche urn so inten-
siver ist, je groBer die Quantitat des Nitrits ist.
In anderen B8den, die mit variablen Quantitaten von Nitriten von
mir prapariert worden sind, habe ich feststellen konnen, daB die Reaktion
des Cholerarots niemals bei einem Verhaitnis zustande kommt, welches
fiber 0,025 Proz. salpetriger Saure hinausgeht, und daB sie ihr Maximum
bei einer Verdiinnung gleich 0,005 g salpetriger Saure in 100 ergibt,
welches jedoch immer geringer ist als die Farbung, die man in einfachem
peptonisierten Wasser erhalt.
Die B5den, denen gleichzeitig Nitrate und Nitrite zugesetzt sind,
geben gleichfalls keine Reaktion; auch verandert die eine langere Zeit
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
andauernde Anpassung, sowohl in BQden mit Nitraten als auch in Bbden
mit Nitriten, nicht merklich das Verhalten des Keimes in seinen Kulturen
in Gegenwart der genannten Salze.
Nur laBt sich feststellen, daB die weiteren Umpflanzungen in pepto-
nisiertes Wasser, die mit dem Keime geschehen, der von Boden herriihrt,
denen Nitrate zugesetzt sind, eine intensivere Reaktion des Cholerarots
geben als die Kontrollkulturen, die sich in einfachem peptonisierten
Wasser entwickelt haben.
Nachdem diese Modalitaten in betreff der Reaktion des Indols fest-
gelegt waren, drangte sich mit Riicksichtnahme auf die Gegenwart be-
trSchtlicher Quantitaten von Nitriten sowohl in den Kulturen, die sich in
BOden mit Nitraten als auch in den Kulturen, denen Nitrite zugesetzt
waren, gebildet hatten, spontan die Frage auf, ob das Fehlen des Cholera-
rots auf einer wirklich fehlenden Produktion von Indol seitens des
Keimes oder vielmehr auf den Verbindungen beruhte, die sich durch den
Zusatz von Schwefels&ure gebildet hatten, welche ihrerseits fahig ge-
wesen waren, die Reaktion des Cholerarots zu verhiillen oder zu ver-
hindern.
Da diese zweite Hypothese sich auch wegen des Faktums geltend
machte, daB infolge des Zusatzes von Schwefelsaure zu den genannten
Kulturboden eine deutliche Entwickelung von nitrosen Dampfen stattfand,
welche, indent sie sich von der Flussigkeit los machten, die unteren
Schichten der in dem Probierrohrchen enthaltenen Luft in unmittelbarem
Kontakt mit der KulturllUssigkeit erfiillten.
Urn mir Rechenschaft iiber den wahren Grund der fehlenden Re¬
aktion zu geben, stellte ich eine Reihe von Versuchen an, die ich hier
kurz zusammenfasse.
Vor allem wollte ich mich vergewissern, ob die Gegenwart von be-
trachtlichen Quantitaten von Nitraten oder von Nitriten in den Kultur¬
boden, welche Nitrosoindol enthielten, fahig ware, die Reaktion zu ver¬
hiillen, und setzte zu diesem Zweck zu einer Kultur der Choleravibrionen
in peptonisiertem Wasser von 48-stiindiger Entwickelung, welche schon
deutlich die charakteristische Reaktion des Cholerarots zeigte, resp. Ka-
liumnitrat und Kaliumnitrit oder gleichzeitig beide Substanzen in dem
Verhaitnis von 2 Proz. bei jedem Salze zu.
Bei diesem Verfahren zur Untersuchung des Cholerarots ergab sich,
daB die Reaktion noch nachweisbar war, wenn auch in einer etwas we-
niger deutlichen Weise, bei den Kulturen, zu denen das Nitrat zugesetzt
war, aber sich nicht zu erkennen gab in den Kulturen mit Nitraten und
Nitriten zusammen.
Ich konnte noch beobachten, daB in ahnlicher Weise die Zufflgung
des Nitrats in denselben Verhaltnissen zur Fliissigkeit, in der die Re¬
aktion des Cholerarots bei dem Zusatz von SchwefelsSure schon statt-
gefundeu hatte, das schon zustande gekommene Rot nicht verschwinden
l&Bt, wahrend das Gegenteil bei dem Zusatz der Nitrite oder der Nitrate
und Nitrite zusammen eintritt.
Um jede mogliche Fehlerquelle zu beseitigen, habe ich dieselben
Versuche bei Fliissigkeiten wiederholt, die kiinstlich mit dem Zusatz
von Indol und von Spuren von Nitriten prapariert waren; die Resultate
waren vollstandig iibereinstimmend mit den vorhergehenden.
Es ergibt sich also, daB die Quantitat Nitrite, die in den Kulturen
der Choleravibrionen in Boden mit Nitraten und Nitriten oder in BOden
mit Nitriten, mogen diese zugesetzt sein oder sich aus Boden mit
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Mazzetti, Beitrag zum Studium des Stoffwechsels der Choleravibrionen. 143
Nitraten infolge der Entwickelung der Vibrionen selbst gebildet haben, ent-
halten ist, die F&higkeit besitzt, die Reaktion des Cholerarots zu hemmen.
Um mich andererseits zu vergewissern, ob in den Kulturen, welche
Nitrate und Nitrite enthalten, sich das Nitrosoindol gebildet hatte, habe
ich diese Substanz mit verschiedenen Mitteln zu extrahieren gesucht,
indem ich hierbei Rficksicht nahm auf die groBen Schwierigkeiten, welche
bei der direkten Elimination der Nitrate und der Nitrite aus den Kul¬
turen eintraten.
Das Verfahren, das meinem Zweck am besten entsprochen hat, ist
dasjenige der Separation mittels der Destination gewesen.
Um dasselbe auszufUhren, wurden die Kulturen in Erlenmeyer-
Kolben stark alkalinisiert und dann dem Destillieren unterworfen, bis
sich eine gewisse Quantitat Material ergab, die zu den Untersuchungen
geniigte (10—15 ccm auf 100 Kultur).
Das Destillat der Kulturen in einfachem peptonisierten Wasser gab
best&ndig die Reaktion des Cholerarots jedesmal dann, wenn eine solche
Reaktion direkt durch die Kulturen erhalten wurde. Dies lieB vermuten, *
dad bei einem solchen Destillat aufier dem Uebergang des Indols trotz
der vorhergehenden Alkalisierung auch der Uebergang der zur Reaktion
notwendigen salpetrigen Saure stattfand. Deshalb suchte ich die Gegen-
wart der Nitrite im Destillat selbst festzustellen, was zu einem vollig
negativen Resultate ftihrte. Dies ladt vermuten, daB hochstwahrschein-
lich mit der Destination aufier dem Uebergang des Indols auch der
Uebergang kleiner Quantitaten salpetriger Saure stattfindet, welche hin-
reichend sind, um die Reaktion des Cholerarots zu geben.
Andererseits wiirde das Fehlen der charakteristischen Reaktion der
Nitrite mit dem Griesschen Reagens in Anbetracht der ausgezeichneten
Empfindlichkeit dieser Methode die Vermutung rechtfertigen, daB die
kleine Quantitat von Nitriten, die ohne Zweifel in das Destillat tiber-
gegangen sind, in einer solchen Verbindung an das destillierte Indol
gebunden ist, daB sie die Reaktion nach der Methode von Gries nicht
ergibt.
Es ist jedoch zu beachten, daB, wenn der Zusatz von Schwefelsaure
unter solchen Bedingungeu bestandig die Reaktion des Nitrosoindols gibt,
die Intensitat der Reaktion nicht proportional zu der in dem Destillat
gegenwartigen Quantitat des Indols ist; selbst die schwachste Reaktion
infolge des ausschlieBlichen Zusatzes der Schwefelsaure verstarkt sich
in sehr deutlicher Weise durch den Zusatz einer kleinen Quantitat einer
Nitritlosung zu 0,01 Proz.
Es ergibt sich also, daB die Quantitat von Nitriten, welche offenbar
in das Destillat von Cholerakulturen in einfachem peptonisierten Wasser,
vielleicht an das Indol gebunden, ttbergeht, wirklich schwach und weit
geringer ist als diejenige, welche erforderlich ist, damit sich die Reaktion
in ihrer ganzen Intensitat einstelle.
In ahnlicher Weise hat das Destillat der Kulturen in peptonisiertem
Wasser, dem variable Mengen von Nitriten, Nitraten oder Nitriten und
Nitraten zugleich, in denselben Verhaitnissen wie bei den vorhergehen¬
den Untersuchungen, zugesetzt waren, hinsichtlich der von mir studierten
Choleravibrionen stets in deutlicher Weise die Reaktion des Nitrosoindols
gegeben. Hingegen hat das Destillat derjenigen B6den, welche stets be-
trachtliche Quantitaten von Nitriten enthielten, die zugesetzt waren Oder
sich aus den Nitraten gebildet hatten, gleichzeitig stets ein positives
Resultat hinsichtlich der Priifung auf salpetrige Saure gegeben.
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144
Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Es ist also anzunebmen, dad in den Bdden, welche betrachtliche
Quantitaten Nitrate und Nitrite enthalten, die Entwickelung der Cholera-
vibrionen die Bildung von Indol bestimint, wahrend die Reaktion durch
die Gegenwart einer betrfichtlicben Quantitat von Nitrit verliOllt wird.
Nebenhergehende Versuche, die mit dem Destillat von Kulturen des
Bacterium coli, denen vorher salpetrige Saure zugesetzt Oder nicht
zugesetzt war, angestellt wurden, haben die Resultate, die iiber die Re¬
aktion des Indols im Destillat erhalten worden waren, bestatigt. Es
findet deutlich die Reaktion bei ausschlieBlicher Zufiigung von Schwefel¬
saure dann statt, wenn vorher Nitrite zugesetzt waren, Oder bei Zu-
fflgung von Schwefelsaure und Nitriten zum Destillat der ursprflnglichen
Kulturen.
Es lailt sich also folgendes schlieBen:
1) Die Reaktion des Indols in den Kulturen in ein-
fachem peptonisierten Wasser erscheint schon nacb
6 Stunden und erreicht ihr Maximum bei ungefahr
42 Stunden der Entwickelung, d. h. also, friiher als die
Maximalquantitat der Nitrite erreicht wird, die der Keim
zu produzieren fahig ist.
2) Die Reaktion des Indols in den Kulturen, die sich
in Nitratboden entwickelt haben, bekundet sich nur dann,
wenn die Quantitat des Nitrats, welches zu dem peptoni¬
sierten Wasser zugefflgt ist, weniger als 0,4 Proz. betragt,
und ist am grOBten bei den VerdQnnungen zu 0,01 Proz.
3) Die Reaktion des Indols in den Kulturen, die sich
in den B5den mit Nitriten entwickelt haben, erhalt man
niemals, wenn diese eine Quantitat enthalten, die hdher
ist als 0,025 Proz. salpetriger Saure.
4) Der Zusatz von Nitraten zu den Kulturen in pep-
tonisiertem Wasser, in welchen die Reaktion des Indols
stattgefunden hatte, hemmt sie niemals und verhullt sie
niemals in betrachtlicher Weise: die Zusetzung der Ni¬
trite hingegen hemmt sie, wenn die Reaktion sich noch
nicht kund gegeben hat, und, wenn sie sich schon kund
gegeben hat, lafit sie sie verschwinden.
5) In dem Destillat der Kulturen derCholeravibrionen
in einfachem peptonisierten Wasser oderin solchem, wel-
chem Nitrate oder Nitrite zugesetzt sind, findetstets die
Reaktion des Cholerarots bei ausschlieBlichem Zusatz
von Schwefelsaure statt.
6) In dem Destillat der Kulturen derCholeravibrionen
in einfachem peptonisierten Wasser, wenn auch die Re¬
aktion des Cholerarots bei ausschlieBlichem Zusatz von
Schwefelsaure stattfindet, bekundet die Reaktion von
Gries nicht die Gegenwart von salpetriger Saure.
7) Die Produktion des Indols seitens der Cholera-
vibrionen ist unabhangig von dem ReduktionsvermQgen
der Nitrate, weil sie, auch in Gegenwart einer betracht-
liclien Quantitat von Nitraten oder Nitriten, selbst wenn
sie nicht fahig sind, das Nitrat zu reduzieren, die Eigen-
schaft, Indol zu produzieren, bewahren.
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Csernel, Beitrage zur sogenannten Mutation bei Choleravibrionen.
145
BibliogTaphie.
Petri, Ueber den Gehalt der Nahrgelatine an Salpetersaure. (Centralbl. f. Bakt.
Bd. 5. 18b9. p. 457.)
—, Reduktion von Nitraten durch die Cholerabakterien. (Ebenda. p. 561.)
Emmerich und Touboi, Coolers asiatica, eine durch Cholerabacillen verursachte
Nitritvergiftung. iMiinch. med. VVochenschr. 1893.)
Bleisch, Ueber einige Fehlerquelleu bei Anstellung der Cholerarotreaktion und ihre
Vermeidung. (Zeilschr. f. Hyg. Bd. 14. 1893.)
Heilin, Vernalten der Cholerabacillen in aeroben und anaeroben Kulturen. (Arch. f.
Hyg. Bd. 21. 1894.)
Burri und Stutzer, Ueber nitratzerstorende Bakterien und den durch dieaelben be-
dingten 8tick»toflverlust. (Centralbl. f. Bakt. Abt. II. Bd. 1. 1895. p. 257.)
Dieudonnl, Beitrage zur Nitritbildung der Bakterien. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesund-
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Maassen, Die Zeraetzung der Nitrate und Nitrite durch die Bakterien. (Arb. a. d.
Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 18. 1911.)
Emmerich, Nitiite, salpetrige Ssaure und Stickoxyd ala Choleragifte. (Berlin, klin.
Wochenschr. 1919.)
Pelz, Ueber Nitntbildung durch Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig.
Bd. 57. 1911.)
Nachdruck verboten.
Beitrage zur sogenannten Mutation bei Choleravibrionen.
[Aus dem Hauptstadtischen bakteriologischen Institut zu Budapest
(Vorstand: Universit&tsdozent B. Vas).]
Von Dr. Eugen Csernel.
Schon langst wurde die Beobachtung gemacht, daB die Cholera¬
vibrionen auBer den tjpischen auch atypische, inorphologisch differierende
Kolonieen bilden kSnnen. Bei Nachprlifung dieser Erscheinung tauchten
nun in den letzten Jahren neue Gesichtspunkte auf.
Wertvoll und interessant ist die diesbezflgliche Arbeit von Baerth-
lein, die er auf der V. Tagung der Freien Vereinigung f(ir Mikro-
biologie referierte, und in der er die verschiedenen Formen der Cholera-
mutation und jene „Gesetzmai!igkeit“ beschreibt, mit der sich diese
Erscheinung unter gegebenen UmstSndeu inimer wieder zeigt.
Besonders eingehend beschaftigte sich mit dieser Frage Ph. Eisen-
berg (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 66), von dessen Publikation
ich leider erst jetzt — beim Abfassen meiner Arbeit — Kenntnis erhielt.
Seine Untersuchungsergebnisse decken sich in vielen Punkten mit den
meinigen.
AnlaBlich der in den Jahren 1910/911 in Budapest vorgekommenen
Cholerafailen, deren Untersuchung das hauptstadtische bakteriologische
Institut ausftlhrte, hatte ich Gelegenheit, eine Anzahl von Cholera-
8tammen mit Bezug auf die Mutation und Variation zu untersuchen.
Zu meinen Untersuchungen habe ich die folgenden Cholerastamme
benutzt (s. Tabelle I).
Die Technik der Untersuchungen war kurz folgende: Damit ich den
zum Nachweis der Bakterienmutationen notigen „Ausgangspunkt a , das ist
die von Johannsen erwahnte „reine Linie u bekomme, wahlte ich das
Verfahren der sukzessiven Isolierung der einzelnen Cholerakolonieen auf
Agarplatten. Eine andere Methode, wie z. B. das Burr ische Tuschever-
fahren, erwies sich mir als nicht geeignet.
Ente Abt. Orig. Bd. 68. Heft 2. 10
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Tabelle I.
No.
Bezeich-
nung des
Btammes
Bemerkung
No.
Bezeich-
nung des
Stammes
Bemerkung
1
r
34 (911)
Aus dem Inhalt einer
23
172 (911)
Aus dunnflussigem Stuhl.
Dunndarmschlinge.
24
173 (911)
Aus konsistentem Stuhl
2
44 (910)
Aus dem Stuhl geziichtet.
eines Bacillentragers.
3
48 (9LI)
Aus Reiswasser ahnlichem
25
175 (911)
Aus konsistentem Stuhl
Sluhl.
eines Bacillentragers.
4
| 49 (910)
Aus dunnflussigem bluti-
26
177 (911)
Aus konsistentem Stuhl
gen Stuhl.
eines Bacillentragers.
5
50 (911)
Aus dein Stuhl geziichtet.
27
219 (911)
Aus Reiswasser ahnlichem
6
51 (910)
Aus dem Stuhl eines
Stuhl.
Bacillentr&gere.
28
230 (911)
Aus konsistentem Stuhl
7
52 (911)
Aus dem Stuhl eines
eines Bacillentragers.
Bacillentragers.
29
235 (911)
Aus dem Stuhl eines kli-
8
62 (911)
Aus dem Stuhl eines an
nisch geheilten Cholera-
Cholera Oestorbenen.
kranken.
9
75 (911)
Aus dem Erbrochenen ge-
30
290 (911)
Aus Reiswasser ahnlichem
zuchtet.
Stuhl.
10
78 (911)
Aus dem Inhalt einer
31
361 (911)
Aus dunnflussigem brau-
Dunndarmschlinge.
nen Stuhl.
11
82 (910)
Aus Reiswasser ahnlichem
32
362 (911)
Aus dunnflussigem brau-
Stuhl.
nen Stuhl.
12
88 (911)
Aus griinem dunnfliissigen
33
446 (911)
Aus dem Stuhl eines kli-
Stuhl.
nisch geheilten Cholera-
13
89 (911)
Aus dunnflussigem bluti-
kranken.
gen Stuhl.
34
468 (911)
Ausdem konsistenten Stuhl
14
91 (911)
Aus dem Stuhl eines
eines Bacillentragers.
Bacillentragers.
35
523 (911)
Aus dunnflussigem bluti-
15
97 (910) |
Aus dunnflussigem Stuhl.
gen Stuhl.
16
119 (910)
Aus breiigem braunen
36
524 (911)
Aus Reiswasser ahnlichem
Stuhl.
Stuhl.
17 ,
131 (911)
Aus dunnflussigem Stuhl.
37
552 (911)
Aus dem Stuhl eines
18
135 (911)
Aus dunnflussigem Stuhl.
Bacillentragers.
19
140 (911)
Aus konsistentem Stuhl
38
565 (911)
Aus dunnflussigem Stuhl.
eines Bacillentragers.
39
Duna (910)
Aus Donauwasser gezuch-
20
146 (911)
Aus konsistentem Stuhl
tet.
eines Bacillentragers.
40
Kolle
Ein alter Laboratoriums-
21
152 (911)
Aus dem Stuhl eines an
stamm.
|
Cholera Oestorbenen.
22
153 (911)
Aus dem Stuhl eines an
Cholera Oestorbenen.
Die auf der Agarplatte gewonnene typische, helle Cholerakolonie
wurde vor allera auf alkalische Agarrohrchen uberimpft, dann von diesen
am 12., 15., 20., 30. und 60. Tage auf Agarplatten eine Aussaat ange-
legt, und letztere nunmehr nach 24 Stunden untersucht.
AIs N&hrboden wahlte ich den alkalischen Agar, welcher bekanntlich
der ain meisten in Gebrauch stehende und brauchbarste Nahrboden bei
den Cholerauntersuchungen ist, darum, weil auf demselben die Beobach-
tung der einzelnen Kolonieen ziemlich leicht ist.
Baerthlein unterscheidet unter den Cholerakolonieen auf der Agar¬
platte drei Fortnen:
1) Helle, blaulich opaleszierende, stets aus grazilen Vibrionen be-
stehende Kolonien.
2) GelblichweiBe, undurchsichtige Kolonieen, welche denen des Bact.
coli ahnlich sind und aus kurzen, plumpen, sich bipolar fSrbenden
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Csernel, Beitrage zur sogenannten Mutation bei Choleravibrionen.
147
Stabchen, Oder aber aus langen, sich eigentiimlich segmentiert farbenden,
stark gekrQmmten Bakterien bestehen.
3) Die bereits von Kolle beschriebenen, sogenannten ringfbrraigen
Kolonieen mit einem undurchsichtigen Zentrum und umgeben von
einer hellen Zone. In diesen Kolonieen findet man zarte, schlanke, sich
gleichmafiig farbende Kommabacillen.
„Diese Veranderungen zeigen sowohl in bezug auf Kolonieenform,
wie hinsichtlich der Morphologie der Individuen und ihrer biologischen
Eigenschaften eine ausgesprochene Konstanz.“
Die wichtigsten Ergebnisse meiner eigenen Untersuchungen fasse
ich in der folgenden Tabelle zusammen.
Tabelle II.
Mutation der Choleravibrionen nach Baerthlein.
Bezeich- ■
Dung des
Stammes
Alter der
Cholera-
kultur
vor der
Aussaat
Ergebnis der Aussaat auf Agar
44 (910;
60 Tage
a) helle Kolonieen: Kleine, sich gut farbende Vibrionen.
b) ringformige Kolonieen: Kleine, s. g. f. l ) Vibrionen.
c) helle granulierte Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen.
51 (910)
13 „
a) helle Kolonieen: Grazile, s. g. f. Vibrionen.
b) ringformige Kolonieen: Grazile, s. g. f. Vibriouen.
c) coliartige Kolonieen: Kleine gekriimmte, s. g. f. Stabchen.
78 $11)
30 „
a) helle Kolonieen: Kleine Vibrionen und Coccobacillen-Formen.
b) gelbe Kolonie mit heller Randkrause: Grofle, s. g. f. Vibrionen.
83 (911)
18 „
a) helle Kolonieen: Kleine grazile, s. g. f. Vibrionen.
b) ringformige Kolonieen: Kleine grazile, s. g. f. Vibrionen.
135 (911)
13 n
a) helle Kolonieen: Kleine Vibrionen und kleine ovoide.
b) coliartige Kolonieen; Kleine Vibrionen und kleine s. g. f.
152 (911)
20 ft
a) helle Kolonieen: Kleine grazile, s. g. f. Vibrionen.
b) gelblich-weifle Kolonieen: Kleine plumpe, a. g. f. Vibrionen.
153 (911)
27 *
a) helle Kolonieen: Grofle diinne, s. g. f. Vibrionen.
b) gelblich-weifle Kolonieen: Kleine plumpe Vibrionen, die sich
schlecht farben.
173 (911)
27 „
a) helle Kolonieen; Kleine grazile Vibrionen, die sich schlecht
farben.
b) gelblich-weifle Kolonieen: Kleine grazile Vibrionen, die sich
gut farben.
! c) ringformige Kolonieen: Kleine grazile Stabchen.
230 (911)
30 „
1 a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen u. ovoide Stabchen.
, b) coliartige Kolonieen: Grofle plumpe, sich segmentiert farbende
Vibrionen.
446 (911)
70
a) helle Kolonieen: s. g. f. Coccobacillen-Formen.
b) coliartige Kolonieen: Coccobacillen-Formen.
523 (911)
71 „
a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. plumpe Vibrionen und ovoide
Stabchen.
b) coliartige Kolonieen: Kleine plumpe Bacillen.
524 (911)
30 ft
a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen.
b) ringformige Kolonieen: Dunne, s. g. f. Vibrionen.
Kolle
' 20 „
|
a) helle Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibrionen.
b) ringformige Kolonieen: Kleine, s. g. f. Vibriouen.
1) sich gut farbende. 10’
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Es ist aus dieser Tabelle ersichtlich, daB sich bei fast Vs der
St&rame die sogenannte „Mutation“ zeigte, d. h. es entwickelten sichauf der
Agarplatte nach 24 Stnnden nicht nur heile, sondern auch ringformige,
fein granulierte, coliartige Kolonieen, auBerdem solche von blasser, gelb-
licher Farbe. Dieser Charakter ist jedoch nicht konstant, insofern die
blaue Farbe beim Weiterimpfen ins intensiv Gelbe Oder ins WeiBe
iiberschlftgt.
DaB ich diese Mutation nur in ca. 30 Proz. der Cholerast&mme be-
obachtete, hangt vielleicht davon ab, daB ich ausschlieBlich mit ^ellen"
Kolonieen arbeitete. Vielleicht hatteich mit gelben Kolonieen einen groBeren
Prozentsatz erhalten, da dieselben — wie Baerthlein behauptet —
h&ufiger Mutationserscheinungen zeigen als die iibrigen.
Burger (Konigsberg) beobachtete bei Untersuchung von 15 Cholera-
und 40 anderen Vibrionenkulturen nur zweimal die Baerthleinsche
Mutation.
Was die morphologischen Eigenschaften der Individuen dieser
mutierten Kolonieen betrifft, so decken sich meine Befunde mit denen
Baerthleins nicht.
In den hellen Kolonien linden sich n&mlich nicht immer, sondern
nur haufig kleine, grazile Vibrionen; es gibt n&mlich heile Kolonieen r
die auch aus langen, diinnen, oder aber aus kleinen, plumpen Vibrionen
bestehen; seltener findet man sogenannte ovoide St&bchen. Ich be¬
obachtete sogar, daB in einigen Fallen in hellen Kolonieen mit kleinen
typischen Vibrionen nach ihrer Weiterimpfung nach 24 Stunden nur
Coccobacillen oder plumpe Vibrionen zu sehen waren. Auch umgekehrt
fand ich — sogar h&ufiger — in Kolonieen mit Coccobacillen und plumpen
Vibrionen nach der Ueberimpfung nur grazile Vibrionen.
In den coliartigen Kolonieen fand ich nicht nur kurze, dicke.
bipolar oder segmentiert sich fSrbende St&bchen, sondern auch von
Fall zu Fall kleine, grazile Vibrionen.
Aehnliches sah ich auch in ringfbrmigen Kolonieen.
Die auf Agarplatten ausgesSten Kolonieen habe ich nicht nur nacb
24 Stunden, sondern — bei Zimmertemperatur aufbewahrt — auch
nach mehreren Tagen untersucht, und beobachtete hierbei folgendes:
Auf Agarplatten, welche nach 24 Stunden morphologisch gleichfOrmig
aussehende Kolonieen aufwiesen, sah ich, daB die Cholerakolonieen nach
3 bis 36 Tagen die verschiedenartigsten Formen annehmen kbnnen.
und zwar teilweise die schon oben erwahnten vier typischen und auBer-
dem noch eine Anzahl von Uebergangsformen.
Wie aus den Ergebnissen dieser III. Tabelle zu ersehen ist, bleibt
ein Teil der von Anfang an hellen Kolonieen auch nach langerer Zeit
unver&ndert, ein anderer Teil jedoch verSndert bald langsamer, bald
rascher sein Kolorit, er bekommt einen leichten gelblichen Stich, oder
wird ausgesprochen gelb, Shnlich wie eine Colikolonie. Andere Kolonieen
wieder werden undurchsichtig, etwas weiBhch. Man sieht ferner aus
gleichformigen Kolonien ringformige und radiar gestreifte sich entwickeln,
ferner bilden sich „wallartig u aussehende und knopfformig aufgetriebene.
Die einzelnen Formen will ich nicht n&her beschreiben, da dies Ph.
Eisenberg in seiner interessanten Arbeit eingehendst schildert.
Nur hinsichtlich der Knbpfchenbildung, die ich bei den mit 152.
172, 177, 219, 290, 361 bezeichneten Stammen fand, mOchte ich einige
Bemerkungen machen.
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Csernel, Beitragc zur sogenanuten Mutation bei Cholera vibrionen.
149
Tabelle III.
Bezeich-
nung dee
Statu mee
Aussehen der original hellen Kolonieen
—- I
2 a s a
D t" P
► 4j I 2
la ^2
44 (910)
51 (1110)
78 (911)
83 (911)
89 (911)
131 (911)
135 (911)
152 |9U)
153 (911)
1.2 (911)
173 (911)
177 (911)
219 (911)
230 i9ll)
290 (911)
361 (911)
46S (911)
523 (911)
a) hell,
a) ,,
a) »,
a) wenig gelblich,
a) hell,
a) wenig gelblich,
a)
a) hell,
a) wenig gelblich,
a) hell,
a) „
a) „
b) ringformig, c)
b) „ c)
b) — c)
b) ringformig, c)
b) „ c)
b) — c)
b) weifilich, c)
b) gelbliche Sekundarkol., c)
b) - c)
b) gelbliche Sekundarkol., c)
c) fein granulierte Kol. 5 Tage
c) coliartige Kol. 15 „
c) ii n 15 ,,
c) ,, „ 15 I.
b) gelbliche Sekundarkol., c)
b) „
b) gelblich-weifl,
b) gelbliche Sekundarkol., c)
c) coliartige Kol.
b)
b) ringformig,
b) it
c) coliartige Kol.
c) ii ii
Ich beobachtete in hellen Kolonieen 15—30 Tage nach ihrer Ueber-
impfung auf Agar knSpfchenartige Tochterkolonieen, die lebhaft gelb
gef&rbt waren. Beim Weiterimpfen dieser letzteren entwickelten sich
helle Kolonieen und auf diesen nach 15—30 Tagen wieder knopfartige,
hellgelbliche Tochterkolonien.
Wir sehen also, daB, wenn wir auf Agarplatten morphologisch voll-
kommen identische Cholerakolonieen bei Zimmertemperatur mehrere
Tage lang belassen, die Kolonieen nach dieser Zeit ein ganz verschiedenes
Aussehen annehmen kdnnen. Diese degenerativen Erscheinungen halte
ich fflr bemerkenswert — vom theoretischen Standpunkte aus. WShrend
nach Baerthlein diese Divergenzen, welche er als Mutation bezeichnet,
„sprunghaft“, Oder besser gesagt, binnen 1 Tag sich zeigen, fand ich
ganz dieselben Erscheinungen auch nach 3—36 Tagen. Wir mochten
daher diese, nach einer so langen Zeit auftretenden morphologischen
Ver&nderungen nicht mehr als Mutation auffassen, sondern dieselben
als Zeichen der Degeneration, die in den Kolonieen vor sich geht, be-
trachten.
DaB sich derartige degenerative Prozesse im Leben der Bakterien
abspielen, ist eine bereits seit langem bekannte Tatsache. Betrachten
wir z. B. die Cholerakeime in einer typischen Kolonie, so finden wir
in einer 16—24 stflndigen Kolonie sich lebhaft bewegende, grazile, gut sich
fiirbende, nach 48 Stunden bereits bedeutend grSBere, plumpere, teilweise
sich schon etwas schw&cher farbende Vibrionen — nach weiteren 3— 4
Tagen nur mehr coccobacillenShnliche Formen, groBe Vibrionen, lange
Fkden, ovoide Sthbchen und Granulaformen; die groBeren Individuen
fkrben sich zumeist blaB und seginentiert, die kleineren, besonders die
cocco- und granulaartigen Formen, elektiv lebhaft. Das ist sozusagen
der regelmaBige Ablauf der Degeneration. Einzelne dazu disponierte
CholerastAmme machen nun diese Degeneration nicht erst in 72 Stunden
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150
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Oder sp&ter durch, sondern schon in 24 Stunden. — In jungen 8—16-
stiindigen Cholerakolonieen sieht man niemals derartige degenerative
Formen, sondern nur grazile, gut bewegliche Vibrionen.
Die „Choleramutation“ und Degeneration unterscheiden sich dem-
nach nur zeitlich voneinander.
Wenn wir aber schon die von Baerthlein geschilderte Erscheinung
als Mutation bezeichnen, so diirfen wir doch zwischen der
Degeneration, Variation uud Mutation eine scharfe Grenze nicht ziehen,
denn die bei der Choleramutation zu beobachtenden morphologischen
Ver&nderungen kommen geradeso auch im Laufe der Degeneration zum
Vorschein. DaB wir zwischen Mutation und Degeneration einen Zu-
sammenhang annehmen diirfen, dafiir scheint auch der Umstand zu
sprechen, daB diejenigen unter den 40 Stammen, die in 24 Stunden die
sogenannte Mutation zeigten. auch die oben geschilderten degenerativen
Veranderungen — nach 3—36 Tagen — aufwiesen.
Zusammenfassung.
1) Die von Baerthlein als Choleramutation beschriebene Er¬
scheinung ist wahrscheinlich als eine Degenerationserscheinung aufzu-
fassen.
Der Unterschied zwischen Choleramutation und -degeneration durfte
nur in dem zeitlichen Auftreten derselben bestehen, insofern die mutativen
Formen schon nach 24 Stunden entstehen, wShrend die ihnen ganz ahn-
lichen degenerativen Formen erst nach l&ngerer Zeit sich entwickeln.
2) Die auf alkalischem Agar wachsenden Cholerakolonieen konnen
ein verschiedenes Aussehen haben; sie sind a) typisch hell, b) blaBgelb,
doch durchsichtig, c) gelb, undurchsichtig, coliartig, d) ringforraig,
e) radiar, f) wallartig, g) fein granuliert.
Im Laufe des degenerativen Prozesses kommt in den Cholerakolonieen
auch die als Knopfchenbildung bezeichnete Erscheinung zur Beobachtung.
3) Zwischen der Morphologie der Kolonieen und der Morphologie
der Individuen, welche die betreffenden Kolonieen bilden, existiert nicht
jene GesetzmaBigkeit, die Baerthlein schildert.
Literatnr.
1) Baerthlein, Ueber Mutationserscheinungen bei Bakterien. (Arbeit, a. d. Kais.
Gesundheitsamte. Bd. 40.)
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Abt. I. Orig. Bd. 65.)
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Ref. Bd. 50.)
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Abt. I. Orig. Bd. 66.)
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7) Massini, Ueber einen in biologischer Beziehung interessanten Colistamm. (Arch. f.
Hyg. Bd. 61.)
8) de Vries, Die Mutationstheorie. Leipzig.
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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 151
Nachdruck verboten.
On the Organisms of the Typhoid-Colon Group 1 )
and their Differentiation.
[Lister Institute, London.J
By J. Henderson Smith.
I.
In the year 1906 M. Neisser recorded the occurrence of a coli-
form organism, which while primarily a non-fermenter of lactose, yet
could give rise to a fermenting strain when grown on lactose-agar. This
organism was very carefully aifd thoroughly studied by Massini, who
proved that the fermenting strain was not a contamination but was
really derived from the original non-fermenting organism and arose upon
lactose-agar as a variant with a new character, which bred true. Since
then numerous instances have been recorded by Burk, Jacobson,
Revis, and others and in particular by Twort and Reiner Muller,
of members of the Colon-Typhoid group, which displayed a similar capa¬
city of varying towards one more of the carbohydrates, and the fact of
bacterial variation in this direction is now beyond dispute. The impor¬
tant bearing which this fact may have upon the differentiation and identi¬
fication of the pathogenic intestinal organisms is obvious, and for the
last year or two W. J. Pen fold has been carrying out in the Lister
Institute a series of investigations on the subject. It is largely on his
work that the following considerations are based.
If a broth or peptone-water culture of a normal typhoid bacillus
be planted on the surface of a dulc.ite-agar plate, to which neutral red
has been added, the colonies which develop after incubation are all without
exception colourless. They do not produce enough free acid to turn
the colour of the neutral red, and it is reasonable to suppose that they
are composed, at least for the most part, of individuals which do not
ferment the alcohol. When we continue to observe such a dulcite-agar
plate, on which the colonies are discrete enough to allow of their free
development, on a considerable number of the colonies papillae begin to
appear, after a period which varies in different cases from 3 to 10 days.
These papillae are small very definite protuberances of characteristic
appearance, somewhat irregular in shape and of variable size. Their
number per colony, as also the number of colonies which show them,
varies considerably, but the number both of papillae and of papillated
colonies usually increases as time goes on. Eventually a proportion of
the papillae turn red. On these plate cultures of typhoid, then, the
organisms, which at first failed entirely to show any signs of fermenting
dulcite, now do so, but only in certain limited parts of the total growth.
It might appear that what is occurring on the plates is that the organisms
are turning to the dulcite as a source of food, having first exhausted
the accessible supply of other constituents of the nutrient agar. In other
1) At the Berlin meeting of the International Congress of Hygiene and Demo¬
graphy in 1907 certain Institutes were requested to untertake an inquiry into the dif¬
ferentiation of the “typhoid-like” bacteria, and to present a report upon these organisms
at the Washington meeting in 1912. This paper constitutes the report of the Lister
Institute of Preventive Medicine, London.
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152
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. (38. Heft 2.
words that typhoid bacilli are capable of fermenting dulcite, but refuse
to do so in the presence of other more appropriate nutriment. This is
not the explanation of the late fermentation. If the organisms which
compose such a papilla are plated out again upon dulcite agar, a number
of the colonies which appear are red throughout, and these show no
papillae. There is no longer an interval of several days, during which
other food supply is being used up, but the fermentation begins early.
The papilla then contains bacilli, which unlike normal typhoid are ca¬
pable of attacking dulcite from the first. The papillated colony arose
from a single organism of the original culture, and its progeny were
at first, if not all, at all events preponderating^ non-fermenting. From
among this progeny has arisen a strain, which now yields descendants
preponderatingly fermenting. This new character ist at first unstable,
and after a short period of growth on normal media, the fermenting
strain will again give progeny all or nearly all non-fermenting. But
continued selection of colonies from dulcite agar or a few months training
on dulcite broth establishes the character, and a strain is obtained which
remains a dulcite-fermenter, even after many months of cultivation in
the absence of dulcite.
The sequence of events is perhaps more easily followed on plates,
but a similar process takes place in dulcite-broth. All or nearly all
normal typhoid strains eventually turn a dulcite broth acid, but the time
taken to do so is very variable varying in Penfold’s strains from 5
to 15 days. This time can readily be reduced by continued culture in
dulcite broth to three days, and eventually to one day. By following the
changes which occur in litmus dulcite peptone-water, inoculated with
normal typhoid, Pen fold has shown the sequence of events leading
up to the eventual acidity of the medium. Multiplication at first occurs
just as in peptone-water containing none of the alcohol, and reaches the
maximum of some 200 millions per 1 cc, after which there is a slight
decrease. During this period plating on dulcite-agar shows that the
organisms are non-fermenters. Then there develops a second rapid and
very large increase in the number of organisms which may reach 600 to
1000 millions per 1 cc. This is entirely due to the development of dulcite-
fermenting organisms, and the medium turns acid. The non-fermenting
individuals almost completely disappear, and it appears almost as if the
two strains were antagonistic to one another. If as occurs in one type of
culture the numbers do not show this second great increase, the non¬
fermenters remain permanently in the majority. Fermenting individuals
appear but do not gain the upper hand, and the medium does not turn-
the full deep red of marked acidity.
So far as is known at present, growth on dulcite is the only means
by which a dulcite fermenting strain can be obtained. This naturally
suggests that the dulcite acts directly upon the individual typhoid ba¬
cillus in some specific manner, causing it to produce fermenting variants,
which do not arise without this specific stimulus. This may eventually
prove to be the correct view, but at present there is little to support
it, and it is difficult to reconcile with some facts already known. If a
non-fermenting individual be taken from a tube in which fermenting
organisms have already arisen, it takes as long to produce a fermenting
variant as an entirely untrained organism. It shows no indication of
having been affected in any way by the dulcite, and there is nothing to
suggest that it has been partially trained. The facts point rather to
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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 153
another interpretation, which is sufficient to account for them without
the hypothesis of specific alteration. It is enough to suppose that the
normal typhoid bacillus, even growing on a broth medium without dulcite,
tends to produce variants which have to a greater or les degree the power
of fermenting the alcohol. On a non-dulcite medium there is nothing to
encourage this type as compared with others, and as on its first appear¬
ance it does not breed true and occurs in very small numbers, the
variant disappears again. But if there is dulcite present, such organisms
as are able to attack it receive a stimulus to their multiplication which
the non-fermenters do not receive, and increasing to a disproportionate
extent may eventually displace them entirely. The effect of the carbo¬
hydrate in the medium is to select one type of variant amongst those
normally occurring, rather than to induce the production of a quite new
type. This increase of growth in the presence of an attackable carbo¬
hydrate is, as we have seen, what occurs in dulcite tubes, when the
fermenting variety appears, and it holds with other sugars also.
A medium containing glucose, for example, supports and produces a
larger population of typhoid, than one which contains lactose or cane-
sugar, which the organism cannot attack, and in which the numbers
are approximately the same as when no sugar is present. If the typhoid
has been previously “trained” to attack lactose, then the numbers exceed
the normal and approach those of the dulcite-variant or glucose-popula¬
tions. The development of a protuberant papilla of itself indicates a
greater energy of growth on the part of its components than that of the
rest of the colony.
Wc have here then an instance of variability in the typhoid bacillus
such that within a comparatively short time two races can be obtained
differing from one another in the definite property of fermenting dulcite.
Several other variations in the properties of typhoid with regard to
carbohydrates are known. Reiner Muller has described the appear¬
ance of papillae on isodulcite, and Pen fold like him has found this
appearance of papillae to be a constant character of typhoid. If iso¬
dulcite plates are made from these papillae, colonies are obtained which
show no papillae, and a race is obtained at once, which breeds true and
has lost the property of papilla-formation upon isodulcite. An arabinose-
fermenting strain is readily obtained, and strains are known which do
and others which do not ferment glycerin. Special interest attaches
to the lactose-fermenting variety produced by Twort. This organism
was subsequently examined in detail by Pen fold, and was found by
him to be a genuine typhoid both in its lactose and non-lactose states,
although it shows one or two slight divergences from the perfectly
typical B. typhosus. It took two years constant growth on lactose
before, the variant could be obtained, and even now after 2 year’s more
on lactose it does not breed true, showing a strong tendency to throw
out atavists and revert to its non-fermenting state. After 18 months of
training of a considerable number of strains on lactose media, Penfold
has failed to produce another fermenting variety of B. typhosus,
and it is evident that it is only with great difficulty and after a very
long growth on lactose that this particular variant can be produced from
normal typhoid. Similar ill-success has attended the attempt to produce
variants by growth on a number of other media, such as adonite, ery-
thrite, saccharose, amygdalin, salicin and formates.
It appears then that B. typhosus is an organism which can be made
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to alter its character with regard to many of the carbohydrates. But it
appears also that the readiness with which variation occurs differs in
different cases. On the one hand we have the isodulcite-papilla variant,
which arises with every strain very rapidly and has the new character
fixed immediately. Intermediate comes the dulcite-variant which can
be obtained from most strains fairly easily and can be fixed comparatively
quickly. On the other hand we have the lactose-fermenting variant, which
can be obtained only after years of “training” and has not yet been got
to breed true. It may be that even those characters, which have not yet
been found to vary are really characters whose variants take exceptionally
long to arise, and that there is no single carbohydrate character which
may not vary at one time or another under particular conditions. How¬
ever that may be, the readiness with which the variant appears and the
ease with which it becomes fixed show in general a rough agreement,
and the more disposed an organism is to produce a particular variant,
the more readily is it disposed to take on the new character permanently.
It is probable that when other organisms have been examined in
sufficient detail, it will be found that they are like typhoid in this readi¬
ness to produce particular variants and reluctance to produce others.
Unfortunately the data on this point are still somewhat meagre. The
occurrence of variants has been described for many members of the
Typhoid-Colon group, among the pathogenic as well as the so-called non-
pathogenic organisms occurring in the gut. Thus Reiner Mil Her
has obtained papillae with Paratyphoid B. on raffinose, and with
Flexner’s dysentery bacillus on isodulcite. Twort has induced the
paratyphoids, and also Flexner and Shiga to ferment cane-sugar, and
Shiga has also been made to ferment lactose. Hiss so early as 1904
obtained a maltose-fermenting variant of Bacillus Y, and other varia
tions have been recorded. It is a pity that it is not always possible to
ascertain from the published accounts how soon these alterations of
character arose nor whether the variants bred true, and in some cases
the identity of the new strain with the old has not been very satis¬
factorily established. But it is clear that these variants show great
differences in the readiness with which they arise. Massini’s lactose-
fermenting strain of B. coli mutabile, for example, arises at once
and breeds true, while others require weeks or months of training on the
particular sugar before a variant appears. More information is much
needed on this point., for so far as present knowledge goes it seems
likely that along this line is to be found the theoretical justification of
the recognised practical value of the carbohydrate tests.
It has been asserted that, the possibility of variation is sufficient to
destroy the value of the carbohydrate tests as aids to the differentiation
and identification of the organisms of this group. If it is possible, so
the argument runs, to make Shiga’s dysentery bacillus ferment both
lactose and cane-sugar, we cannot accept the absence of these properties
as significant characteristics of the organism. If plates made from a
suspected water or faeces from a case of enteritis show only lactose-
fermenting colonies, we can never be sure that these colonies, or some
of them, are not really colonies of a typhoid variant. May not something
of this kind be the real explanation of the extreme difficulty of iso¬
lating typhoid from water?
The difficulty must be admitted, and the possibility recognised that,
so far as carbohydrate tests go, one organism may be convertible into
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Smith, Oo the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. |f>5
another. We can in fact conceive the possibility of an organism with
the sugar-reactions of a B. coli and the agglutinating and other pro¬
perties of a dysentery bacillus, including its pathogenicity. It may even
be the case that in certain instances something of this sort does actually
occur in nature. Pen fold has brought forward some evidence to show
that, parallel to the main group of lactose-fermenting organisms in the
intestine, there are corresponding groups of non-lactose fermenting bac¬
teria. occurring naturally in fair numbers, which belong to the mutabile
class and are convertible into the fermenting types, and he considers
that one group may arise from its corresponding group under natural
conditions. Even if this were proved, however, beyond dispute, it
would not discredit the usefulness of the carbohydrate tests. It only
shows us that there are certain organisms for which the lactose relation
is unsuitable as a group-character ; it does not touch the possibility
that there are other carbohydrates more suitable. These particular or¬
ganisms of the mutabile group have a pronounced tendency to vary
towards lactose, and this experience in the laboratory would lead us to
anticipate the occurrence of such variants in nature. In a similar way we
know that typhoid has 1 a pronounced tendency to vary towards glycerin,
and this laboratory experience would lead us to reject glycerin ferment¬
ation as a safe character of the typhoid group 1 ). The dulcite-ferment-
ing variety is less likely to arise naturally, but even this is a frequently
occurring variation with a tendency to breed true. We should prefer
to take as a type-character one toward which a variant arises only with
great difficulty and breeds true only in very exceptional circumstances
existing over a long period, such as the lactose-relation. Lactose therefore
is a suitable sugar in the case of typhoid, but unsuitable in the case of
B. coli mutabile. Further experience will show for the different
groups of organisms what are the carbohydrates on which reliance is to
be placed as distinctive media.
To some extent this knowledge has been already acquired. It is
usual to make the carbohydrate tests in fluid media with an incubation
of several days, say from 3 to 7 days. A variant which does not arise
in that time is probably not a very common variant, and so in practice
our tests indicate approximately the lines along which further know¬
ledge will be found to develop. The discrepancies which different ob
servers occasionally record in the reactions of organisms t e - g• the
typhoid-relation to dulcite, and the different behaviour on solid and
fluid media ) find their explanation in this occurrence of variations.
It is not claimed by the supporters of the carbohydrate reactions
that they are capable of giving a complete and systematic classification
even of the intestinal bacteria according to their biological relationships.
We have no means of doing this at present with certainty. It must,
be remembered that most bacteria are extremely variable in other
characters as well as in their sugar reactions. In pigment production;
toxin-production, gelatin liquefaction and in practically all cultural reac
dons variability is very frequent. Variations of virulence are amongst
the oldest and commonest observations of bacteriology. Even agglu-
tinability is not a constant character, as the frequent occurrence of
strains non agglutinating at the time of isolation from the body is
1) The converse is not necessarily true, however, since all strains of typhoid produce
papillae on isodulcite, but lose this character readily, and no strain has yet been isolated,
which is already in the non-papilla-forming state.
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156 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 2.
sufficient to prove. In many of these instances the variation consists
simply of the gain or loss of a definite property found only with the
particular species, and not in the acquirement of a character possessed
by another and different species, and in this respect such changes may
appear to differ fundamentally from the carbohydrate changes. (This
may be n ot a very real distinction, since the carbohydrate reactions are
none of them specific under natural conditions in the way in which say
the toxin production of diphtheria is specific, but each is common to
many species.) Such instances show that variability is one of the
characteristic properties of bacterial protoplasm, and that systematic
classification is likely to prove exceedingly complex. The carbohydrates
do in large measure supply a simple method of practical differeniiation
of proved value, and it is the only method at present available suffi¬
ciently elastic to cover a large number of different organisms. That it
does in some instances group together organisms with close pathological
relationship is undeniable, and there would seem to be no reason to
doubt that as a general rule closely allied strains will produce similar
ferments.
It has been suggested by Keiner Muller that variability in
certain directions may be actually specific for certain organisms and
he instances the case of typhoid, of which all strains give the isodulcite
variations. This may be a usual or practically constant character of
typhoid, but as he himself recognises, it belongs to other organisms also,
and there is no known variation which is quite specific in the sense
that it is given by every member of a species, and by no others. A
tendency to variation in one particular direction may, indeed, be on
occasion a useful aid in differentiating closely similar bacteria, ft.
Milller found that Paratyphoid B produces papillae on raffinose, while
B. Aertryck does not. It is usual on the continent of Europe to consider
these organisms as strictly identical. Boycott, Bainbridge and
others in England hold that they are distinct, separable by means of
agglutinin-absorption tests, and it is an interesting confirmation of
this view that Penfold, using the raffinose test, was able to separate
a considerable number of strains into two groups, which practically
coincided with the groups distinguished by Bainbridge using the
absorption method.
In the variations we have been discussing the new strain differs
front its parent in a single character; alteration in one character does
not necessarily involve alteration in another. Two or more such variations
may be superadded, but several characters do not vary simultaneously.
Since the fermentation of the different carbohydrates is presumably
due to the action of different ferments, and since we have no reason to
suppose that power on the part of an organism to produce any one
ferment entails either the capacity or incapacity to produce any other
ferment, there does not appear to be at present any ground for antici¬
pating that such concomitant variations will often be found to occur.
Pen fold’s experiments on gas-production, however, show that loss of
a single ferment may affect several reactions 1 ). By growing various
organisms on chloracetic acid agar and selecting colonies from the
plates, Penfold succeeded in a number of instances in suppressing the
formation of gas from sugars, although power to produce acid remained
1) With this may be compared the non-gas producing B. Aertryck recorded by
Bainbridge.
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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 157
unimpaired. By this means he has bred strains of B. enteritidis
Gartner, B. paratyphosus B, B. Grilnthal, and B. coli Escherich
(B. acidi lactici and some others remain refractory) which no longer
produce gas from glucose. With the loss of this power went the loss of
the gas-production from various other carbohydrates. The extent of
this loss differs a little in the case of different organisms, but speaking
generally it was found that if an organism failed to produce gas from
a hexose or pentose which it was able to attack, then it also failed to
produce gas from other fermentable hexoses or pentoses, but might
continue to produce gas from such alcohols as it was able to attack.
The obvious interpretation of this phenomenon is that similar sugars
yield as the result of fermentation similar products, which are attackable
by a single ferment, but that alcohols yield different products requiring
other ferments for their further decomposition. This work of Pen fold
has another interest in that the altered strains are apparently also the
strains which show exceptional powers of resistance to the mono-
chloracetic acid, but the possible significance of this observation cannot
yet be fully estimated.
II.
It is usual to divide the bacilli of the Colon-Typhoid group into
two main subdivisions according as they do or do not ferment lactose
This practice has the sanction of a very large experience, but it must
be remembered that the nonlactose fermenters include one group of
organisms (that of the B. coli mu labile), which are really more
closely allied to the lactose-fermenters. These organisms, which are
more common than Massini’s experience led him to believe have a
pronounced tendency to produce fermenting variants, and in fluid media
most of them eventually ferment lactose, though they do so only late,
rarely before the sixth day of growth. If the existence of this group
is kept in mind little practical inconvenience is caused, and the classi¬
fication by lactose has the advantage of bringing together the more
definitely pathogenic organisms of the intestine hitherto recognised, and
is not invalidated by the facts of variation so far as they are yet known.
None of the organisms of this division, to which most importance is
attached in human pathology, shows any marked tendency to produce
lactose-fermenting strains, and in laboratory experience it is only by
very long training that the occurrence of fermenting variants can be
demonstrated. Further, various workers who have had large experience
in this field have the impression that non-lactose fermenters are in some
way associated with abnormal conditions of the gut. They occur of
course in the normal intestine, but in diarrhoeal or local inflammatory
conditions they appear to increase in numbers relatively to the lactose-
fermenters. One may recall in this connection the enormous predominance
of typhoid and dysentery bacilli which is frequently met with in the
stools of carriers or patients suffering from these diseases.
When the group of late fermenters and the gelatin liquefiers have
been separated out, there remains a large number of non-lactose bacilli,
and amongst these one can distinguish by cultural methods alone three
main groups, about which something requires to be said. These three
groups are the typhoid, paratyphoid-Gdrtner or Enteritis, and the
dysentery group, and around these may be collected a large number of
organisms, which more or less resemble them. There remain still a
number of bacilli, which may be similarly brought together into group-
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158 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2.
ings of allied members. It is quite probable that some of them have
definite pathological importance, but this has not yet been clearly
established for any of them. These have been very carefully studied
by H. de R. Morgan, who over a series of years examined the intestinal
bacilli which neither ferment lactose nor liquefy gelatin. His investi¬
gations were concerned chiefly with summer diarrhoea, or cholera in¬
fantum (where he found a remarkable associations of this disease with
one particular organism rarely occurring elsewhere, and now widely
known as Morgan’s No. I), but they included also the intestinal flora
of children, adults and animals both in the normal state and in other
abnormal conditions accompanied by diarrhoea or enteritis. The detailed-
account of these organisms is to be found in his papers, and a conside
rable mass of confirmatory and additional information has been accumu¬
lated by other workers in cognate and more specialised fields of research.
The Typhoid Group. The typhoid group requires only a brief
reference. The characters of the typhoid bacillus are wellknown, and
I need only recall here that it produces acid without gas from glucose,
mannite and sorbite, turns milk acid without clotting it, and does not
ferment dulcite, saccharose nor of course lactose, and does not produce
indol nor liquefy gelatin. These characters are constant for all naturally
occurring strains of typhoid, with the possible exception of dulcite
already discussed. The B. typhosus is in fact a remarkably well
defined and stable organism. Very many strains have been examined in
a series of carbohydrates much larger than the above without the de'
tection of differences. An exception may be found in glycerin, since
both fermenting and non-fermenting strains have been described, and
it is probable that glycerin resembles dulcite or isodulcite in being a
substance to which variants are readily produced. But it seems beyond
doubt that unless artificial means are taken to alter it the typhoid
bacillus is very constant in its cultural characters. All these strains,
moreover, agree in their serological characters, and there is rarely any
difficulty in identifying B. typhosus when it is met. Further, it is an
organism to which close allies as judged by the cultural reactions do
not occur naturally. (A somewhat similar bacillus has been found by
Ledingham to occur frequently in flies, but it produces indol, pro¬
duces alkali in milk, and does not ferment sorbite.) Non-motile strains
have been described and strains inagglutinable on first isolation are
comparatively frequent. If we accept, as most would, motility and
aggluinability as definite characters of the B. typhosus, such strains
must be accepted as subvariants, and they illustrate the necessity of
employing more than one criterion in identifying any organism. No one
would refuse to accept as typhoid an organism which otherwise typical
is at first inagglutinable but subsequently conforms to type after a
short period of laboratory culture. But the duration of inagglutinability
in actually observed cases is very variable, and may extend to several
subcultures. Moreover, other organisms notably Gartner’s Bacillus
and Para typhosus B, are occasionally no less strongly agglutinated
by typhoid sera than a true B. typhosus. Neither the presence nor
the absence of the agglutination character is in itself finally conclusive,
and we must recognise that agglutinability is also a variable charac¬
teristic. In the case of typhoid, the stability of the cultural reactions
and the non-occurrence of organisms which closely resemble it make
these reactions of especial value in the differentiation.
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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 159
The Enteritis or Gar tner-Parat y phoid Group.
The second group is the Enteritis or Gartner- Paratyphoid group,
of which culturally the type-member is the B. Gartner. Its chief
cultural characters, which are the same as those of Paratyphosus B
and B. suipestifer arc the following. It produces acid with gas
from glucose, mannite, dulcite and sorbite, does not ferment cane-sugar
nor lactose, does not produce indol nor liquefy gelatin, and litmus-milk
is at first made acid but from about the third day on the milk
turns alkaline, and by the seventh day becomes strongly alkaline without
at any time clot-formation or digestion. Certain other reactions will
be referred to immediately. This group has been the subject of much
confusion and is still the cause of a good deal of controversy. To some
extent this is a relic of the pre-agglutination days, but to a still greater
degree it is due to a loose application of the term “paratyphoid” to
imperfectly examined organisms. The cultural characters which we have
detailed mark of a definite group of bacille within which further
distinction can be made by other methods, as will presently be described.
But there occur in the normal intestine several organisms which are
culturally very much like the type organisms of the enteritis group but
are to be definitely distinguished from them. Of these there are at least
two main subgroups, one which ferments cane-sugar and one which does
not ferment dulcite. Both are comparatively common, and neither has
any claim to the name of paratyphoid. Baiabridge and O’Brien
examined a number of strains of the saccharose-fermenters, which had
been isolated by Ledingham, and while they found minor variations
in the cultural reactions, they obtained no significant agglutination of
any of them w r ith Gartner, Paratyphoid B or other sera made from
organisms of the enteritis group. In this their experience agrees with
that of Savage and of Morgan, who also found the same to be true
of the dulcite non-fermenters. The members of both these subgroups are
apparently quite distinct from the genuine enteritis organisms. Unfor¬
tunately, however, many workers especially on the Continent of Europe
adopt even at the present time criteria which do nob exclude these
bacteria, and by omitting dulcite, sometimes even saccharose from their
tests, they extend the name of paratyphoid to organisms, which certainly
should not receive it. This has led to confusion in at least two directions.
On the one hand the epidemiology of paratyphoid fever is obscured by
their inclusion in this group, and on the other the agglutination test
is discredited because so many so-called ’’paratyphoid" strains fail to
give it.
These tw r o subgroups, the cane-sugar fermenters and dulcite non-fer-
menters are not known to have any pathogenic significance for man, but
the pathogenic B. paratyphosus A bears a close resemblance culturally
to the type-organisms. Paratyphoid A differs from the latter only in
not producing enough alkali in litmus-milk to overcome again the initial
acidity it causes. The milk turns acid and remains so permanently
without formation of clot or true digestion. This organism can be
readily identified by agglutination as well as by the milk-reaction. It
is not common in Europe, but in India is frequently met with and is a
common cause there of socalled “paratyphoid” fever. It is not yet known
whether subvarieties of this organism might be distinguished by means
of agglutination or other methods, but it may be noted that Morgan
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160 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 2.
has isolated an organism identical in all respects with Paratyphoid A,
except that it was not agglutinated by a strong Paratyphoid A serum.
These is still one other group of organisms which can be disting¬
uished from the true type-organisms by cultural tests, if we extend
them a little further. The type-bacilli ferment galactose, arabinose and
maltose, but produce no apparent change in salicin, raffinose or inulin.
In the intestine of healthy animals occurs an organism which resembling
the type in other cultural respects differs from it in fermenting salicin.
It is fairly frequent, e. g. Savage found it eight times in the
examination of 31 animals, and its differentiation is confirmed by the
absence of pathogenicity and of agglutination with standard sera.
When the field has been narrowed by the exclusion of these three
subgroups, there remains the mass of organisms, which are culturally
indistinguishable from the types. As was first shown by Durham and
de Nobele, these are separable into two very definite subgroups by
agglutination reactions. Pirst comes B. Gartner, an organism sharply
and readily differentiated by means of agglutination, since it is not
affected to any significant extent by sera of other members of the group.
The fact that it may be agglutinated by some typhoid sera, and that
conversely typhoid bacilli may be agglutinated by Gartner sera,
causes no difficulty in identification, because of the other charateristics
of these organisms. B. Gartner is the organism responsible for
many attacks of food poisoning, and it is contained in many rat-viruses
including “B. Danysz”. It is believed to have caused, and is certainly
associated with, spontaneous outbreaks of disease in mice, guinea pigs
(Bainbridge and O’Brien, MacConkey) and rats (Boycott),
and there is some evidence that it is a normal inhabitant of rats and
mice, or at all events is apt to develop in these animals when they
suffer from depressing or toxic influences. What are the conditions
which bring about the sudden epizootic virulence of the organism are
unknown, but it is of interest to note that in a similar epizootic in
guinea pigs associated with B. suipestifer, Petrie and O’Brien
found reason to believe in the occurrence of a filter-passing virus. In
a rat epizootic Boycott isolated an organism identical with B. Gartner
in all respects, cultural and serological (including absorption tests),
which possessed the property of changing the haemoglobin in infected
animals into methaemoglobin, so that their blood was chocolate or brown
in colour during life.
The second subgroup, into which serum-reactions divide the culturally
typical organisms, in its turn comprises two members, the B. para-
typhosus B and the B. suipestifer (with the latter of which
authorities are agreed that B. Aertryck is identical). Both organisms
are agglutinated by the same sera and to approximately equal degree
in most cases. Many authorities maintain that there is no real ground
for drawing any distinction between them. Most of the English workers,
however, and some German writers believe that they are separable
from one another by absorption tests carefully carried out and
that they are definitely distinct organisms. Bainbridge and O’Brien,
the most recent English investigators to make an extended study of the
subject, examined by this test a large number of strains from various
sources, and they found that they fell into two groups which corresponded
on the one hand to the B. par a typhosus B associated with para¬
typhoid infection in man and on the other to B. suipestifer. asso-
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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 161
ciated with food-poisoning. Their results are so consistent and clear
that it is difficult to believe the distinction to be unreal. It has further
received support from Pen fold’s application to their strains of the
raffinose-papilla test already described and also front complement-de¬
viation experiments of H. R. Dean.
The culturally typical organisms of the enteritis group then, are
divisible into three subgroups, B. Gartner, Par a typhosus B and
B. suipestifer (or Aertryck), and into one or other of these groups
fall all or nearly all the organisms associated with food-poisoning
outbreaks recorded in many places since Gartner’s original descrip¬
tion, as well as many of the organisms associated with animal epizootics.
It may be noted here that the B. typhi murium is apparently not a
separate species, but of the organisms passing under that name some are
B. Gartner and some are B. suipestifer.
It is outside the scope of this paper to discuss the epidemiology of the
diseases caused by these organisms, but it may be permissible to draw atten¬
tion to the importance of always distinguishing them clearly. As a single
illustration it is sufficient to mention the suggestion, which their results
led Bainbridge and O’Brien to put forward, that B. suipestifer
and B. paratyphosus B have a different distribution in nature, the
former occurring in the intestine of pigs and other animals, the latter
in the human alimentary tract.
The Dysentery Group. Some authorities, such as Lentz,
maintain that the dysentery organisms do not really belong to the
Typhoid-Colon group. Practically, however, they must be included, since
they have to be distinguished from other intestinal bacteria, which they
closely resemble. In some respects they are the least satisfactory of
the groups with which we have to deal, as in them we meet with a
marked difference in grouping according as we take the cultural or
the agglutination characters for our differentiating tests.
One of the varieties may be dismissed quite briefly, viz. the
original B. dysenteriae of Shiga. This organism, which is non-motile,
ferments glucose without production of gas, and after preliminary
acidification turnus milk alkaline on or soon after the third day. It
does not ferment mannite, dulcite, cane-sugar, lactose nor sorbite and
does not produce indol. A somewhat similar organism has been de¬
scribed by Morgan, but it is motile and produces indol, and the
agglutination reactions of the Shiga bacillus are characteristic.
It is when we come to the mannite-fermenting types of dysentery
bacilli that difficulties arise.. Some doubt has been expressed as to their
claim to be considered genuine dysentery bacilli at all, owing to an alleged
milder clinical course of the disease with which they are associated, but
they frequently produce extremely severe or fatal dysentery, and a doubt
of this kind is unjustified. An individual position is taken amongst
them by the bacillus of Strong. This organism is unlike the rest in
fermenting dulcite and cane-sugar, and in producing clot in milk, and
its agglutination reactions also separate it from the others. As it has
apparently been only once found in association with dysentery it is of
subordinate importance, but we may notice that organisms not very dis¬
similar culturally and agglutinated by “Strong” scrum have been found
by Morgan to occur in the stools of typhoid convalescents.
The representative organism of the mannite-fermenting type is
Blexner’s B. dysenteriae, and it is the best known member of a
Errte Abt Ori ? . Bd. B8. Heft 2. 11
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group which possesses the following general characters. They are non-
motile, ferment, glucose and mannite without production of gas, turn
milk alkaline after preliminary acidification, produce indol, and do not
ferment lactose, dulcite or cane-sugar and do not liquefy gelatin. These
group-characters are possessed by most of the mannite-fermentiug dysen¬
tery organisms, though variations occur in the readiness with which they
produce alkali in milk and form indol. Whether all intestinal organisms
with these characters are potential producers of dysentery cannot be
definitely stated as yet. It seems improbable, since they occur not in¬
frequently in individuals with no history of dysentery, but sufficient
evidence on the point is lacking. It is apparently questionable whether
agglutinability by Shiga, Strong, Flexner or even by Y serum
is a necessary property of all the pathogenic members of the group.
Flexner’s organism ferments maltose and dextrin, and does not
ferment sorbite, but other members of the sub-group show differences
in one or more of these characters. This has recently been clearly shown
by Morgan, who examined the behaviour toward eighteen carbohydrates
of over 50 strains, and it has also been brought out by Tebbutt in his
study of institutional dysentery in England, as well as by others. The
best known of these, the Y bacillus of Hiss and Russell, does not
ferment maltose in its original state, and therefore this sugar has been
used as a basis of subclassification. We know, however, from Hiss’s
own work that the Y organism readily acquires the power of fermenting
maltose, and there are other grounds for doubting the stability of the
character. Bacillus Y resembles B. Flexner much more closely than
do some other undeniable dysentery strains, e. g. some of the El Tor
organisms of Ruffer and Willmore, and a primary subdivision on a
maltose basis, even if the character were less variable than we know it
to be, would separate Y and Flexner, while bringing together other
organisms much less closely alike. It would appear to be more satis¬
factory to adopt a subdivision according to the more stable sorbite
character as suggested by Tebbutt, and to redivide the subgroups so
formed into those which do and those which do not ferment dextrin. This
gives us four groups, each of which contains some dysentery organisms.
It brings the Y bacillus into the same subgroup with the true Flexner.
from which it can if desired be distinguished by the maltose test.
Bj no system of classification, however, can we bring the cultural
and serological reactions into harmony. It appears that motile bacilli
with claims on cultural grounds at admission to the group are definitely
not agglutinated by dysentery sera, but otherwise the results are quite
discordant. All observers are agreed that absorption methods are unsatis¬
factory for these organisms, and in every subgroup there occur some
strains which are agglutinable by Flexner serum, and some which are
not. We must recognise the fact that the biochemical and serum reactions
are not at one in this group. Of course there is really no a priori ground
for expecting them to agree, since variation of one character is not
necessarily accompanied by variation in another. Between the two con¬
flicting methods of classification we have no conclusive reason for pre¬
ferring the one to the other, and we must wait for further experience on
the subject. The impression one gains is that the dysentery organisms as
a group are in a very unstable condition, and have not acquired fixed
characters such as we find in other bacilli of the Typhoid-Colon class.
A thorough examination of representative members from the mutation
or variation point of view is much to be desired.
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Smith, On the Organisms of the Typhoid-Colon Group and their Differentiation. 163
The details which have been given in the proceeding pages of this
section enable us accurately and easily to subdivide such of the organisms
of the Typhoid-Colon group as do not ferment lactose and do not liquefy
gelatin into a number of distinct subgroups. The members of each sub¬
group resemble each other more or less closely, but they admit of a further
subdivision by methods which are in most cases readily practicable. The
resulting classification is summarised briefly in the following Table.
Table of organisms which neither ferment lactose nor liquefy gelatin.
I. Late lactose-fermenters (p. 155 and p. 157).
II. Certain groups of no known pathogenic importance (p. 158).
III. Typhoid Group (p. 158).
IV. Paratyphoid-Enteritis Group.
1. Atypical members.
a. Saccharose-fermenters (p. 159).
b. Dulcite non-fermenters (p. 159).
c. B. paratyphosus A (p. 159).
d. Sahcin-fermenters (p. 160).
2. Typical members (p. 158, 160 ff.).
a. B. enteritidis Gartner distinguished from b. and c. by agglutination.
b. B. paratyphosus B (p. 160) distinguished from c. by absorption.
c. B. s u i p e s t i f e r.
V. Dysentery Group.
1. Mannite non-fermenting (p. 161) (B. dysenteriae Shiga).
2. Mannite fermenting.
a. B. dysenteriae Strong (p. 161).
b. Sorbite-fermenters (p. 162).
I. Dextrin non-fermenting.
II. Dextrin-fermenting.
c. Sorbite non-fermenters (p. 162).
I. Dextrin non-fermenting.
II. Dextrin-fermenting.
a. Maltose-fermenting (B. dysenteriae Flexner).
{3. Maltose non-fermenting (B. dysenteriae Y).
in.
In conclusion there are one or two general considerations which I
wish to bring forward. The amount of work, which is done in connection
with the typhoid-colon group every year and in all parts of the world,
is simply enormous. Even if we omit the routine-examinations of such
material as water, the work devoted to the investigation of faeces alone
in connection with enteritis-cases carriers, foodpoisonings, genuine or
suspected, and so on, is immense. This represents a large expenditure
of energy, and unfortunately much of it does less than it might to advance
our knowledge of bacteriology and the epidemiology of intestinal disease.
Thereis a waste of energy in two directions. On the one hand, much
time and labour are in many cases expended on the elaboration of points
which contribute little or nothing to establishing the identity of the or¬
ganism studied, and on the other much that is considered by many to be
essential to a complete description is too often omitted.
The early bacteriologists for want of other diagnostic tests were
compelled to lay stress on the appearance of colonies on the ordinary
media, their vine-leaf shape, prominence, moistness, translucency and
so on. Such points as these are of almost no value as differential tests.
Even a blue colony on Conradi-Drigalski is of only elementary
differential value, and the appearance of such colonies, their exact shade
of blueness etc., does not take the distinction beyond the primary division
into lactose-fermenters and non lactose-fermenters. But we still quite
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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frequently find these details set out with laborious minuteness as if they
contributed essential information in the distinction of the group-members
from one another. Lengthy descriptions of this kind do not repay they
trouble they demand, and will no doubt gradually disappear in time; but
we are threatened with another cause of waste of energy in the multi¬
plication of tests. The introduction of new tests is most desirable, for
by them we may hope to deepen our knowledge, but when a test has
received an extensive trial and has contributed nothing fresh to our
knowledge, it should be dropped again. There are certain complicated
media for example in frequent use for the growth of typhoid bacilli, which
might very well lapse into disuse.
On the other hand I would urge a more general recognition of the
value of the carbohydrate media. These tests supply most valuable help
in the differentiation of the typhoid-like bacteria from one another. This
is true of all the subgroups, but they are especially important in the
case of the Gartner-paratyphoid group, where we may meet so
many organisms closely resembling the genuine pathogenic bacilli. Yet
we find bacteriologists, even of great and deserved repute classifying
organisms, whose dulcite or saccharose reactions have not been studied,
as identical in fermentation activity with Paratyphoid B. Possibly they
look on these points as of minor importance, but the want of information
of this kind greatly reduces the value to others of the work done, and
handicaps them in subsequent investigations on similar lines.
This is an exellent illustration of what really constitutes at present
a great part of the difficulty which these organisms present, viz, the lack
of uniformity in the methods by which they are studied. Bacteriologists
in different countries and in different parts of the same country rely on
different criteria in establishing a diagnosis, and as a consequence neglect
the tests in which they happen to place less faith. To some extent this
is inevitable, but it has the result of making the information collected by
the followers of one set of criteria inadequate and therefore largely
useless to those who adopt another set. Now taken altogether, the number
of tests, employed by the leading bacteriologists who have devoted much
time to the study of these intestinal bacilli, is not very large; and it
should be possible for all workers to adopt as a basis a uniform standard
of minimum requirements. This standard would not be exhaustive in the
sense ot including all known tests, and individual workers would naturally
add other tests, either old or new, to which they attached importance.
It need have nothing dogmatic about it, and would not commit those who
adopted it to a belief in the validity of all the tests it included; and it
would be subject to revision from time to time. But it would be com
prehensive enough to cover all the most important tests an which bac
teriologists of different schools are accustomed to rely. It would there
fore ensure that work done in one part of the world by one school would
be available to other schools elsewhere, and we should avoid the very
real present difficulty, that the work of any one school is of full value
only to that school and to no other. Something of this kind seems very
much to be desired. Naturally it could be drawn up only by an asso¬
ciation, at which the different methods of examination where adequately
representated. If this Section of the International Congress of Hygif“ e
and Demography were to appoint a representative Committee to draft
recommendations of the nature indicated, it would take a step which it
is well qualified to take, and one which would be of great value to all
bacteriologists.
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Smith, On the Organisms of the Typhoid Colon Group and their Differentiation. 165
Resume.
It is scarcely possible to summarise this paper briefly, but its scope
may be indicated by the following.
Mutation or variation as it occurs in members of the typhoid-colon
group is discussed in some detail, and it is pointed out that, while many
members of the group are capable of such alteration towards one or
more carbohydrates, this does not occur haphazard but in certain direc¬
tions which are definite for each organism. An organism produces with
greater readiness variants towards some carbohydrates than to others,
and the more disposed an organism is to produce a particular valiant,
the more readily does it take the new character permanently. Variability
is one of the characteristics of bacteria, and affects most of their known
properties, and the fact that variation occurs towards carbohydrates docs
not invalidate their use as aids to differentiation. The carbohydrate
media are the most elastic, most practical and most satisfactory means at
present available of distinguishing the members of this group.
The primary division being made into those which do and those
which do not ferment lactose, the non-lactose fermenters, which include
the important pathogenic members, are considered in detail. The three
prominent groups of typhoid, paratyphoid Gartner, and dysentery
are taken separately, and their characters and those of the organisms most
closely resembling them are set out. Finally a plea is put forward for
greater uniformity and if possible some standardisation of the methods
employed in their study.
Btfareacti.
Bain bridge, Proc. Roy. Soc. Med. Epidemiol. Sect. February 1911.
-and O’Brien, Journ. of Hyg. Vol. 12. 1911. p. 24.
Boycott, Journ. of Hyg. Vol. 11. 1911. p. 443.
Burk, Arch. f. Hyg. Bd. 65. 1908. p. 235.
Hiss, Journ. med. Research. Vol. 13. 1904. p. 36.
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Morgan, H. de R., Bacteriology of summer diarrhoea. (Brit. med. Journ. 1906.
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-and Ledingham, Bacteriology of summer diarrhoea. (Proc. Roy. Soc. Med.
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Muller, Reiner, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 42. 1908. p. 57.
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Petrie and O’Brien, Journ. of Hyg. Vol. 10. 1910. p. 287.
Ruffer and Willmore, Brit. med. Journ. 1909. II. p. 862.
Savage, Journ. of Hyg. Vol. 12. 1912. p. 1.
Tebbutt, Journ. of Hyg. Vol. 12. 1912. p. 218.
Twort, Proc. Roy. Soc. 1907. Ser. B. Vol. 79. p. 329.
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Nachdruclc verboten.
Zur Kenntnis der kulturellen Eigenschaften einiger Coli-
Stamme.
[Aus deni pathologisch - bakteriologischen Institut der Landeskranken-
anstalt in Czernowitz (Vorstand: Doz. Dr. H. Rau bitschek.)]
Von Dr. Dcsider Natonek.
Wiewohl das Bact. coli wegen seiner weiten Verbreitung und seiner
nahen Verwandtschaft rait zahlreichen menschen- und tierpathogenen
Bakterien stets gebfihrende Beachtung gefunden hat, besteht ein Mangel
an einfachen und sicheren Methoden zu seiner Identifizierung. Dieser
macht sich nicht so sehr bei der Abgrenzung gegen die Gruppe des Ba¬
cillus acidi lactici bemerkbar 1 ), als bei der gegen die so h&ufig an-
zutreifenden Vertreter von Typen, die zwischen dem Bact. coli
einerseits, den Typhus-, Paratyphus- und Dysen terie-Ba-
cillen andererseits stehen.
In den Arbeiten, die einer friiheren Epoche angehoren, in der die
Abgrenzung des Bact. coli selbst von entfernten Verwandten Schwierig-
keiten bereitete, war das Hauptaugenmerk der Dntersucher darauf ge-
richtet, das Bact. coli durch Eruierung moglichst vieler morphologischer
und kultureller Eigenschaften, die daun als Charakteristikura jedem
Vertreter dieser Art zugesprochen wurden, scharf zu umschreiben.
Dieses Bestreben fiihrte aber nicht zu dem gewilnschten Ziele, da
in dem Made, als sich die Untersuchungen mehrten, h&ufiger beobachtet
wurde, dad Eigenschaften, die fur das Bact. coli als essentiell und
charakterisierend gegolten hatten, auch fehlen kbnnen, ohne dad man
imstande war, den vorliegenden Mikroorganismus einer anderen bekanuten
Bakteriengruppe einzuverleiben. Derartigen, vom gewShnlichen Typus
des Bact. coli mehr oder weniger abweichenden Bakterien wurden
die verschiedensten Bezeichnungen, wie Paracoli-Bacillen (Gilbert),
Similtyphus - Bacillen (Escherich), B. typhoides duplex
(Loeffler) u. a. m. beigelegt.
Bei der Fulle der Kombinationen, in denen die kulturellen Merk-
tnale dieser Paracolibacillen sich fanden, wurde es als Notwendigkeit em-
pfunden, Ordnung in diese Regellosigkeit zu bringen, und von zahl¬
reichen Forschern der Versuch einer Einteilung derselben unter-
nommen. Die grode Zahl und Verschiedenheit der aufgestellten Schemata
(vgl. Pfaundler) lSdt erkennen, dad es nicht gelungen ist, die durch
das Fehlen einer oder mehrerer Eigenschaften, wie Beweglichkeit,
I ndolbildung, Milchkoagulation,TraubenzuckervergSrung
u. a. vom typischen Bact. coli sich entfernenden St&mmc als sichere
und selbstandige Mikroorganismenarten zu gruppieren. Auch die neuere.
auf Grund des Verhaltens zu Kohlehydratnahrboden aufgestellte Ein¬
teilung von Jensen, der Bahr kurze Zeit spiiter einen neuen Typus
(von ihm Pseudocoli genannt) hinzufiigte, kann nicht als praktischc
LOsung dieser Frage bezeichnet werden.
1) Nach Lehmann nnd Neumann (Bakteriol. Diagnost.ik. 5. Aufl. 1912) kbnDW
wir Bact. coli von diesen Organismen scharf iiberhaupt nur durch die Unbeweglicbk clt
irennen, „aber auch die Bedeutung der CieiBelli zur Differentialdiagnose ist niht ver-
mindert“ (p. 301).
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Natonek, Zur Kenntnis der kulturellen Eigenschaften einiger Coli-Stamnie. I(j7
VeranlaBt durch die Schwierigkeiten in der Klassifizierung der Para-
colibacillen, haben altere und neuere Autoren den oben erwfihnten und
anderen morphologischen und kulturellen Merkinalen die Bedeutung als
Artcharakteristika des Bact. coli, als welche sie frfiher gegolten
hatten, gfiuzlich abgesprochen, die inehr oder minder abweichenden
^Paracolibacilleu* 1 deni Normaltypus des Bact. coli angegliedert und so
eine Uniwandlung der Species in eine groBe Gruppe vollzogen
(Pfaundler, Krencker, Piorkowski, Iiadziewsky, Kolil-
brugge, Jaff6).
Hierbei wurden auch schon gut umschriebene uud unterscheidbare
Typen von neuem (wenigstens nominell) der Coli-Gruppe im engeren
Sinne eingefiigt.
Durch die Zusammenfassung so vieler, in ihren Extremen recht stark
ditferierender Typen zu einer kaum iibersehbaren Gruppe wurden aber
die Schwierigkeiten einer sicheren und bequemen Unterscheidung der
ihr angehorenden Bakterieu von denen verwandter Gruppen bedeutend
vergroBert, was bei Beriicksichtigung praktischer Zwecke einen schwer
in die Wagschale fallenden Nachteil bedeutet.
Aus diesem Grunde richteten sich schon seit langem die Bestrebungen
der Forscher darauf, eine Kulturmethode ausfindig zu machen, durch
welche eine leichte Erkennung aller in die Coli-Gruppe gehorigen Bak-
terien erinoglicht wiirde. Am meisten nfihern sich diesem Ziele, nach
allgemeiner Erfahrung, die Nahrboden nach v. Drigalski und Endo.
So sicher im allgemeinen auf ihnen Coli-Stamme von alien anderen
Vertretern der groBen Typhus-Coli - Gruppe unterschieden werden
konnen, so findet man doch auch nicht selten, daB Vertreter der Coli-
Gruppe ein Typhus- oder Paratyphus-ahnliches Wachstum zeigen. Das-
selbe wird beim Malachitgrfinnfihrboden beobachtet, auf dem nach Kut-
scher auBer dem Bact. paratyphi B einige im Darm vorkommende
Coli-Arten gleichfalls unter Aufhellung des Nahrbodens, daher dem
Paratyphusbacillus sehr fihnlich, wachsen.
Aus der groBen Anzahl der flbrigen zur C o 1 i - Differenzierung ver-
wendeten Nahrsubstrate seien nur die angefiihrt, bei welchen Angaben
fiber die Art des Wachstums at y pise her Coli vorliegen.
So hat Loeffler zwei Losungen, eine Typhus- und eine Paratyphus-
Losung angegeben, deren erstere Traubenzucker, Milchzucker, Pepton,
Nutrose und Malachitgrfin, die letztere dieselben Bestandteile auBer
Traubenzucker enthalt. In der Typhuslosung wird von alien der Typhus-
Coli-Gruppe angehorenden Mikroorganismen die Nutrose in schmutzigen
Flocken ausgefallt; an der OberHache bildet sich ein griiner Schaumring.
Die Typhusbakterien verandern die Losung derart, daB sie wie Milch
gerinnt und fiber dem Gerinnsel eine klare, grfine Flfissigkeit steht. In
der Paratyphuslosung rufen die Coli-Bacillen die gleiche Gfirung her-
vor wie in der Typhuslosung. B. typhi und paratyphi A verandern
sie gar nicht; die der Gruppe des B. paratyphi B und B. enteritidis
angehorenden Starnme rufen in dieser LSsung ebenfalls keine Garung
hervor, entfarben sie aber langsam. Loeffler berichtet nun ferner
fiber Stfibchen, die er ofters auf Grfinplatten gefunden hat, die daselbst
ahnlich wie Typhusbacillen wuchsen und auch die Typhuslosung typisch
zum Gerinnen brachten. Diese Stfibchen unterschieden sich aber ganz
wesentlich von dem B. typhi dadurch, daB sie auch in der Paratyphus¬
losung Ausfallung der Nutrose bewirkten. Wegen dieses eigenartigen
Verhaltens, des Ausfallens der beiden Losungen, hat Loeffler diese
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Stabchen B. typhoides duplex genannt. Ein von Meinicke und
Neuhaus aus Leberabszessen beim Menschen kultivierter Coli-ahn-
licher Mikroorganismus, der sich durch den Mangel von Gasblldung in
Trauben- und Milchzucker vom echten Bact. coli unterschied, zeigte
bei der Prttfung in den beiden Losungen das gleiche Verhalten wie der
B. typhoides duplex.
Ein anderer differentialdiagnostisch verwendbarer Nahrboden scheint
die von Seitz jiingst als Ersatzmittel fiir Lackinusmolke angegebene
Losung zu sein, die im wesentlichen eine 2-proz. Milchzuckerlbsung mit
Zusatz von 0,04-proz. Traubenzucker, 0,2-proz. zitronensaurem Natrium
als Alkaliquelle und Azolitmin als Indikator darstellt. Atypische Coli-
Stamme zeigen in diesem Nahrsubstrat nach 24 Stunden nur ein leichtes
Rot; am 2. Tage pflegt durch Alkalibildung der Farbenton in Violett
Oder leichtes Blau iiberzugehen; erst am 3. oder 4. Tage tritt das helle
Rot auf, welches das typische Bact. coli schon nach 24 Stunden er-
zeugt. Die Rotung durch die Vertreter der Paratyphus B- und Gartner-
Gruppe erreicht ihren Hohepunkt am ersten Tag nach der Impfung
und geht dann sofort in Blauung iiber.
Von Vorteil fur die Identifizierung atypischer Coli-Stamme konnte
auch der polytrope Nahrboden von Lange sein, da in ihm nach Angabe
des Autors auch die „Modifikationen“ des Bact. coli, die direkt aus
Faeces - Abstrichen auf Endo-Platten farblos oder leicht rosa oder auf
Drigalski-Conradi-Platten blau wachsen, die fflr das gewbhnliche
Bact. coli typischen Ausschiage geben.
Der Vollstandigkeit halber seien noch zwei nur mehr historisches
Interesse bietende Kulturmethoden, die zur Erkennung atypischer C o 1 i-
Stamme verwendet worden sind, angefiihrt.
So hat sich nach Neufeld die sogenannte Normallosung von
Maas sen als gutes Differenzierungsmittel bewahrt; in ihr zeigen Typhus-
bacillen niemals ein sichtbares Wachstum, im Gegensatz zu Bact. coli
und auch atypischen Arten desselben.
Dagegen hat der Harngelatinenahrboden von Piorkowski einer
Nachpriifung seiner Verwendbarkeit bezuglich atypischer Formen von
Bact. coli nicht standgehalten (Kruchen).
Schliedlich sei noch als Differenzierungsmittel fiir atypische Coli-
Stamme die Saureagglutination nach L. Michaelis erwahnt, die
in jiingster Zeit zu diesem Zwecke herangezogen wurde und die bei dem
Versagen der artspezifischen Agglutination bei diesen Bakterien jeden-
falls Beachtung erfordert. Jedoch erfahrt die Verwertbarkeit dieses Ver-
fahrens zum Zwecke der Agnoszierung atypischer Coli-Stamme noch ver-
schiedene Beurteilung. Wahrend Jaff6 derartige Stamme mit Hilfe der
Saureagglutination nicht sicher als Coli erkennen konnte, gibt Rost
an, dafi dieselbe sich ihm gerade zur Differenzierung von solchen auf der
Dr igal ski-Platte blau wachsenden Coli-Arten bestens bewahrt hat.
Aus dem Angefiihrten ergibt sich, dad wir derzeit nicht in der Lage
sind, mit Hilfe eines Nahrbodens, der an einem grbderen Material er-
probt ist, eine rasche und sichere Abgrenzung atypischer C o 1 i - Stamme
von den in Betracht kommenden Bakterien zu bewerkstelligen.
In der Absicht, typische und atypische Darin-Coli mdglichst ver-
schiedener Provenienz miteinander zu vergleichen, haben wir eine grSBere
Reihe von Tieren in den Kreis unserer Untersuchungen gezogen, und
zwar: Pferd, Rind, Hammel, Kaninchen. Meerschweinchen, Hund, Katze.
Maus, Fledermaus, Huhn, Indian, Spatz, Ivanarienvogel, Frosch und Krebs.
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Natonek, Zur Kenntnis der kulturelleu Eigeaschaften einiger Uoli-Stamme. 169
Bevor wir zur Besprechung unserer eigenen Untersuchungen
schreiten, mochten wir kurz einige hierher gehbrige Literaturangaben
anfiihren, die sich besonders, was das Vorkommen von atypischen
Coli-Bacillen beim Tiere betrifft, in der letzten Zeit stark gehauft
haben.
Ueber vergleichende Untersuchungen des Bact. coli beim Menschen
und Tier (Schweine) berichtet Heinick, iiber solche bei verschiedenen
Tierarteu Moore und Wright. Wahrend Heinick zu dem Resultat
kommt, daB zwischen dem Bact. coli des Menschen und Schweines
keinerlei Unterschied besteht, fanden Moore und Wright zwar keine
ausgesprochene Verschiedenheit itn kulturellen Charakter der Coli ver-
schiedener Tierarten, aber doch Differenzen in der Einwirkung auf be-
stimmte Zuckerarten, in der Milchgerinnung und Indolbildung.
Mitteilungen iiber den Paracolibacillen zuzurechnende Stamme
sind zahlreich zu verzeichnen, wobei aber bemerkt werden muB, daB sie
nur in vereinzelten Fallen auch wirklich unter diesem Namen angefiihrt
werden. Hingegen nennen aber Titze und Weichel Paracolibacillen
bei K&lberruhr gefundene, der Enteritis- Gruppe angehorende Stamme,
Rim pa u wieder bezeichnet als solche kulturell von B. coli nicht ver-
schiedene, von „Paracoli u serum bis zur Titergrenze agglutinierte, aus
dem Darme von Schweinen gezQchtete Bakterien.
Atypische Coli -Stamme fanden V a 11 e t und Rimbaud beim Hunde,
Sangiorgi als Erreger einer spontanen Epizootie unter weiBen Mausen;
ferner isolierte Burri aus frischem Kuhkot einen von ihm als Bact.
imperfectum bezeichneten Stamm, der Milchzuckeragar unver&ndert
lieB, Milch nicht koagulierte, kein Indol bildete. Von Andrejew
wurden in Hammeldarmen, von Uhlenhuth und Hiibener, Glasser,
Dammann und Stedefeder bei K&lbern und Schweinen zwischen
Bact. coli und paratyphi B stehende Bakterien gefunden. Ferner
stellten Horn und Huber Paratyphus B-ithnliche Bakterien, die aber
aus Traubenzucker kein Gas bilden, im Rinderdarm fest, Huber im
Pferdedarm. SchlieBlich ist ein im Greifswalder hygienischen Institut bei
Katzen gefundenes Stabchen zu nennen, das von Loffler als Paracoli
(B. typhoid es duplex) agnosziert wurde.
In Beriicksichtigung der Erfahrungen zahlreicher Forscher, wie Kruse,
Lentz u. a. bei Ruhrbacillen, Handel und Gilderaeister bei Para-
typhusahnlichen, vermieden wir es altere, schon langer fortgeztichtete
Sammlungsstamme der Prfifung auf ihr kulturelles Verhalten zu unter-
werfen, da eine Aenderung desselben gegenflber den Ausgangssthmmen
nicht auszuschlieBen ware, uns aber daran gelegen war, die kulturellen
Eigenschaften der zu untersuchenden Stamme moglichst kurze Zeit nacli
ihrer Isolierung aus dem Tierkorper festzustellen.
Als AusgangsnShrboden fur die Faeceskultur dienten Fuchsin-Milch-
zucker-Agarplatten nach Endo, von denen nach mindestens 24-stiindiger
Bebrfltung eine Anzahl typisch mit Fuchsinglanz gewachsener, vor allem
aber die eventuell hellrosa oder farblos gewachsenen Kolonieen abge-
stochen wurden, um sodann der weiteren Untersuchung zugefiihrt zu
werden.
Es sei hier gleich bemerkt, daB wir bis auf drei Ausnahmen (Meer-
schweinchen, Fledermaus, Kanarienvogel) bei alien untersuchten Tierarten
typische Coli-Stamme fanden, die sich untereinander morphologisch und
kulturell vollstSndig gleichen.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Bei Meerschweinchen, in dessen Darin die Coli-Bacillen schon von
Piorko wski und J ess vermiBt worden sind, kaben wir aus der Coli -
Gruppe nur Traubenzucker uicht vergarende und auchsonst vom typiscben
Bact. coli stark abweichende Bakterien linden konnen. Ueber das
Fehlen von Bact. coli ini Darme gesunder Kanarienvogel haben jiingst
Adam und Meder berichtet. Auch dem Befunde dieser Autoren
konnen wir uns anschlieBen. An Stelle des Bact. coli ist ini Daruie
des Kanarienvogels ein lebhaft bewegliches, Gelatine nach 3—4 Wochen
verflussigendes St&bchen zu konstatieren, das sich aber in Kohlehydrat-
nahrboden dem Bact. coli vollig gleich verhalt. Auch im Spatzendarm
fandeu wir nebeu typischen Co 1 i-Bacillen solche St&inme, die wir wohl
als Bact. cloacae (Lehmann-Neumann) aufzufassen haben. Jaff6
vertritt hingegen die Meinung, daB ein Mikroorganismus, welcher alle
Eigenschaften des Bact. coli aufweist und nur durch geringere oder
starkere Gelatineverfliissigung abweicht, diagnostisch als Coli angesehen
werden muB.
Was unsere negativen Befunde von typischem Bact. coli im Darm
der Fledermaus betrifft, so muB es voriaufig dahingestellt bleiben, ob
wir es mit dem Fehlen von typischen Coli-Bacillen bei der ganzen
Species oder mit Ausnahmsfallen bei den wenigen Vertretern derselben.
die wir untersuchen konnten, zu tun haben.
Unsere bei den Tieren gefundenen atypischen Col i-Bacillen, die wir
der Uebersicht halber in einer Tabelle vereinigt haben, stammen voni
Meerschweinchen, der Fledermaus, der Maus, dem Krebse
und Frosche. SchlieBlich haben wir in die Tabelle einen Paracoli-
stamm vom Menschen aufgenommen, den wir wahrend unserer Unter-
suchungen aus dem Stuhle eines unter Dysenterieverdacht Erkrankten
kultiviert haben.
Wie aus der beigegebenen Tabelle hervorgeht, berechtigt uns das
abweichende Verhalten der in ihr angefiihrten Bakterien vom Bact.
coli commune, das zwei der fur die Artbestimmung desselben wichtig-
sten Fahigkeiten betrifft, namlich dieTraubenzuckerverg&rungoder
Milchkoagulation oder beide gleichzeitig, zu der Zusammen-
fassung der untersuchten Bakterien zu einer selbstandigen, wenn
auch in sich nicht einheitlichen Gruppe. Ihre gem ein s amen Merk-
male sind nebst denen der gesainten Typhus-Coli-Gruppe (Ent-
fiirbung der Stabchen nach Gram, Fehlen der Sporenbildung.
mangelnde Galatineverfliissigung) in der Beweglichkeit.
dem Verhalten gegen Milchzucker- und Mannitnahrboden *), schlieBlich
in der starken, bleibenden Rotung der Lackmusmolke gegeben.
Wir haben es also mit Bakterien zu tun, die, unzweifelhaft der
Typhus-Coli-Gruppe angehorend, keiner ihrer festumrissenen Gruppen
einzufiigen sind, ohne daB man seit langem bestehende Abgrenzungen
durchbricht. Die Traubenzucker n i c h t vergarenden Stamme konneD
ebensowenig den Coli- wie den Paratyphusbacillen zugerechnet werden.
die Stamme hingegen, die iu Traubenzucker Gas bilden, sind durcb
ihr Verhalten iu Milch von Bact. coli, in Milchzuckerniihrboden von B.
paratyphi B.und B. enteritidis abzutrennen. Vom Dysenteriebacillus
1) Die Zucker- Bowie Mannitniihrbbdcn wurden 1—1,5-proz. verwcndet, mit Zu-
satz von 5 Proz. Lackmustinktur (K ubel-Tiemail n) bei den fliisBigen, 10 Proz. bei
den festen Niihrboden; die Nutro8elosungen warden nach der Vorachrift von Hetsch
hergestellt.
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Natonek, Zur Kenntuis der kulturellen Eigensehaften einiger Coli-Stamme. 171
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unterscheiden sich alle Stamme durch die Beweglichkeit, auBerdem
durch die Milchzuckerzerlegung.
Un sere atypischen Coli-Stamnie lassen sich, wenn man die Fahigkeit
der Traubenzuckervergarung als Einteilungsgrund uimmt, in zwei Gruppen
teilen: In Traubenzucker vergSrende und solche, denen diese Fahigkeit
abgeht. Diese letzteren nahern sich offenbar dem Bact. coli a n -
aSrogenes (Lembke), das aber im Gegensatz zu unseren Stammen
unbeweglich ist und Indol bildet. Milch wird nur von zweien unserer
Stamme zur Gerinnung gebracht. (Maus I, Fledermaus I). Die iibrigen
rufen in der Milch auch nach mehreren Wochen keine Veranderung
hervor.
Indol ist bis auf die Stamme Frosch I und II bei keinem der
untersuchten Stamme nachzuweisen.
Neutralrot entfarbeu die beiden Stamme aus dem Frosch und
Krebs II. Die anderen Stamme, die den Neutralrotnahrboden unverdndert
lassen, waren nach dem Vorschlage von Scheffler schon aus diesem
Grunde aus der Coli-Gruppe auszuschlieBen.
Die unseren atypischen Stammen gemeinsamen Eigenschaften
sind diejenigen, durch welche sie dem Bact. coli commune am
meisten genahert werden. Beweglichkeit ist in 18—24-stiindiger
Bouillonkultur im hangenden Tropfen immer nachzuweisen, wenn auch
manchmal nur bei ganz vereinzelten Individuen.
In Man nit-Agar mit Lackmuszusatz wird bei alien Stammen
Rotung, bei den meisten auch Gasbildung festgestellt. Die Gasbildung
ist negativ bei Meerschweinchen I, Fledermaus I und II. Durchaus
gleich verhalten sich alle Stamme inMannitlackmusnutroselosung,
in der regelmaBig Rbtung und Koagulation auftritt.
In Milchzucker-Agar wird von alien Stammen Saure, von alien
mit Ausnahme von Fledermaus I und Mensch I auch Gas gebildet.
Milchzuckerlackmusnutroselosung wird von alien Stammen
in 1—6 Tagen gerdtet, von Maus I, Fledermaus I auch koaguliert.
Die Milchzuckerlackmusbouillon roten alle unsere Stamme
rasch unter Gasbildung.
SchlieBlich ist noch hervorzuheben, daB keiner unserer atypischen
Coli-Stamme in Rohrzucker -Agar Gas zu bilden imstande ist; unter
den typischen Coli hingegen fanden wir bei einer Reihe der von uns
untersuchten Tierarten auch immer Rohrzucker vergarende neben solchen.
die diese Eigenschaft nicht besitzen.
Ueberblicken wir das kulturelle Verhalten unserer atypischen
Coli, so linden wir bei Beriicksichtigung ihres Wachsturas in Milchzucker-
nahrbdden deutlich ihren Charakter als Coli-Stamrae ausgepragt, wahrend
andererseits bei bloBer Beachtung ihres Verhaltens im Traubenzucker-
nahrboden und Milch ihre Auffassung als Bact. coli gezwungen ware.
Daraus folgt, daB bei dem Versagen der serologischen Methoden zur
Abgrenzung derartiger Bakterien von den ihnen Nachststehenden die
kulturelle Differenzierung in ausgedehntem MaBe zu Hilfe genommen
werden muB.
Zusammenfassung.
Atypische Coli-Stiimme (Paracoli) sind in den Faeces zahlrdicher
Tierarten aufzufinden. Ihre Unterscheidung vom typischen Bact. coli
ist durch das Fehlen wichtiger Merkmale desselben (Gasbildung in
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Natonek, Zur Kenntnis der kulturlelen Eigenschaften einiger Coli-Stamme. J73
Traubenzucker, Milchkoagulation) gegeben. Zur Differenzierung von der-
artigen Stammen, die sich dem B. paratyphi B und B. enteritidis
Gartner nShern, eignen sich die Milchzuckernahrboden. Es sind starke
zeitliche Differenzen in der Zerlegung des Milchzuckers der verschiedenen
NShrsubstrate zu konstatieren. Am raschesten wird der Milchzucker in
der Milchzuckerbouillon zerlegt, weshalb sich diese zur Abtrennung von
Paracolibacillen von den Vertretern der Gruppe des B. paratyphi B
und B. enteritidis Gartner empfiehlt.
Liter at or.
Adam u. Meder, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. H. 7.
Andrejew, Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamt. Bd. 33. 1910.
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Pfaundler, Ibidem.
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Uhlenhuth u. Hiibener, Med. Klin. 1908. No. 48.
Vallet u. Rimbaud, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 48. 1911.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Nachdruck verboten.
Ueber das Vorkommen von Bakterien aus der Gruppe der
Fleischvergifter bei Vbgeln. Paratyphus B-Infektion
beim Huhn.
[Aus der Abteilung fur Tierhygiene des Kaiser Wilhelm-Instituts fur
Landwirtschaft zu Bromberg.]
Von Dr. W. Pfeiler und Dr. A. Rehse.
Die Beschreibung von durch Bacillen aus der Coli-Typhusgruppe
hervorgerufenen Erkrankungen nimmt in der neueren mediziuischen und
veterinarinedizinischen Literatur einen weiten Raum ein. Vor allem sind
die Beziehungen der bei verschiedenen Tieren und Tierarten gefundenen
Bacillen zueinauder und insbesondere zu den fur Menschen pathogenen
Bakterien dieser Gruppe zuin Gegenstand zahlreicher Untersuchungen auf
dem genannten Gebiete gemacht worden.
In letzter Zeit sind auch bei Vogeln des ofteren Bacillen gefunden
worden, die nach ihrem kulturellen und agglutinatorischen Verhalten in
die Coli-Typhusgruppe gestellt werden iniissen. Es liegt in der Natur
der Sache, daB es sich bei der Beschreibung dieser Falle mehr Oder
weniger um Beitr&ge handelt, die kasuistischen Charakter tragen. Diese
Befunde dflrften jedoch ein um so grSBeres Interesse beanspruchen, als
es bekannt ist, daB, ebenso wie nach dem GenuB von Fleisch groBerer
Haustiere, auch nach dem Verzehren von Gefliigel in den
versehiedensten Zubereitungsformen nichtselten heftige
Erkrankungen und selbst Todesf&lle beim Menschen b e -
obachtet worden sind. Zahlt doch Hilbener (1) in seiner klassi-
schen Monographie nicht weniger als 11 Krankheitsffille auf, die nach
dem GenuB von Gefliigel fleisch auftraten. In 5 von diesen Fallen wurden.
und zwar nach dem GenuB von geraucherter Gansebrust, Pastete und
Ganseklein sowie eines kranken Huhnes, durch die bakteriologische
Untersuchung Paratyphusbacillen ermittelt.
Diese also nicht so seltenen „Vergiftungen“, die, wie auch Hilbener
bei dem Falle in Mesum (Erkrankung einer ganzen Familie nach dem
GenuB eines kranken Huhnes) bemerkt, durchaus nicht immer auf eine
nachtragliche Infektion des Fleisches zuriickzufflhren sein durften, weisen
darauf bin, daB beim Sell lach tgeflii gel spontane Paratyphus-
e r k r an k ungen vorkommen miissen, deren Erreger unter
U m stan den die menschliche Gesundheit zu schadigen ini-
stande sind. Dieser Annahme steht jedoch die durch deu Tierversuch
festgestellte Tatsache entgegen, daB das Schlachtgefliigel eine
groBe Widerstandsfahigkeit gegen die kflnstliche Infek¬
tion m it den Bacillen aus der Gruppe der Fleischvergifter
besitzt. AuBerordentliches Interesse diirften in dieser Beziehuug die
Versuche beanspruchen, die Rein hold (2) auf Veranlassung des ver-
dienstvollen Leiters des Instituts fur Seuchenlehre an der Stuttgarter
Tierarztlichen Hochschule, Prof. Dr. Reinhardt, ausgefiihrt hat.
Rein hold infizierte Hiihner, Tauben, Oanse und Entcn durch endovenhse, intra-
pcritoncalo, subkutane und stomachikale Einverleibung groScr Mengen virulentcr Kul-
turen dog Bacillus enteritidis Gartner und des Bacillus paratyphosus B.
Von 8 Hiihnern verendete keines an den Folgen der Impfung, doch trat eine mehr-
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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. ]75
tagige Storung iru Allgemeinbefinden ein. Dagegen starben 8 von 10 Versuchs-
tauben. Von 3 mit Gartner-Bacillen infizierten Gnlen ging die subkutan geimpfte
ein, wahrend die stomachiknle und iutraperitoneale Verabreichung nur eine Krkrankung
der Enten auszuldsen vermochte. Naeh subku tuner Infektion und Fiitterung von Pnra-
typhus B-Bacillen starben die infizierten Enten. EineGans ging nach intravenoser
Injektion des Bacillus enteritidis ein, nach intravenfiser und intraperitonealer Ver-
impfung des Bacillus paratyphosus B traten schwere Erkrankungen auf.
Am wenigsten enipfanglich fiir Infektionen mit Bacillen der beiden
Hauptgruppen der Fleischvergifter sind also Hiihner, dann folgen
Ganse una Enten; Tauben sind nach den Versuchen Reinholds einer
solchen noch am zuganglichsten. Aber auch fiir letztere nimmt Reinhold an,
dafl eine todliche Infektion unter normalen L'mstiinden vom Verdauungs-
traktus, also der naturlichen Ei n trittspforte der Mikroorganismen ,
nicht zustande kommen diirfte.
Somit findet die Moglichkeit des Vorkommens spontaner, durch Bakterien aus der
Coli-Typhusgruppe verursachter Erkrankungen beiin Schlachtgefliigel eine starke Ein-
enguug. Andererscits steht es fest, daS bei Vogeln Infektionen auftreten
konnen, die ausgesprochen seuchenartigen Charakter tragen und deren
Erreger in die sogenannte Hog-Choleragruppe gestellt worden sind. Fiir
die Psittakose der Papageien wird sogar die Uebertragbarkeit auf den Menschen be-
hauptet. Sind doch beispielsweise in der bekannten Epizootie in Ziilpich bei Euskirchen
25 Personen erkrankt, von deuen 3 starben (3). Die Annahme, dab es sich in solchen
Fallen wirklich um Zoonosen gehandell habe, erscheint jedoch nach den Untersuchungen
von Leichtenstern (4) nicht immer hinreichend begrundet, mufl vielmehr fiir einzelne
der sogenannten „Psittakosis-Hausepidcmieen“ abgelehnt werden.
Auch bei Kanarienvogeln sind Seuchen beschrieben worden, deren Erscheinungen
denen der Psittakose auBerordentlich ahneln und die auf dieselbe Ursachc wie die Psitta¬
kose der Papageien zuriickzufiihren sein diirften.
Die duren Joeat (5) und Zsupan (6) mitgeteilten, durch Bakterien aus der
Enteritisgruppe bzw. dem Eberthschen Typhusbacillua sehr iihnliche Mikroorganismen
verursachten Krankheitsgange legen wenigstens wegen der Aehnlichkeit der klinischen
und anatomischen Befunde diese Deutung sehr nahe.
Bewiesen diirfte diese Annahme durch Pfeiler (7) sein, der durch eingehende
biologische Differenzierung und vergleichende Agglutinationsprufung mit ihm durch
M. Wassermann iiberlassenen echten Psittakosebacillen die Identitat der von ihm
gefundenen Bacillen dartun konnte. Eki handelte sich in dem vorliegenden Falle um
eine Epizootie, der mchr als 100 Vogel zum Opfer fielen. Obwohl die raumlichen Ver-
haltnisse sehr beschrankte waren, erkrankte die aus 5 Kopfen bestehende Familie des
Ziichters nicht.
Nach vergleichenden Priifungen, die Pfeiler vorgenommen hat, handelt es sich
bei der neuerdings von Adam und Meder(8) beschriebenen Seuchc der Kanarien-
vogel gleichfalls um eine Infektion mit Psitlakosebacillen. Adam und Meder haben
die Krankheit als Paratyphus B-Infeklion aufgefabt.
Um die Aufzahlung zu schlieben, sei endlich noch erwiihnt, dafi Tartakowski (9)
Bacillen bei Sperlingen gefunden hat, die dem Psittakoseerreger nahe stehen.
Somit ist das York om men von pathogenen Bakterien aus
der Gruppe der Fleisch vergifter bei Vogeln sichergestellt.
Es diirfte auch keinem Zweifel unterliegen, dad besondere Reprasentanten
dieser Gruppe unter Umstanden menschenpathogene Eigenschafteu ent-
falten konnen. was namentlich mit Riicksicht auf die nach dem Genull
von Getiiigel auftretenden Fleischvergiftungen als erwiesen anzusehen
sein dQrfte. Auf der anderen Seite mud es befremden, dad die kiinst-
liche Ansteckung des Getiiigels, besonders der Hiihner, mit Para B- und
Gar tne r-Bacillen grode Schwierigkeiten bereitet. In Uebereinstiminung
mit dieser experimentell ermittelten Tatsache stehen die Beobachtungen
der Praxis, wonach durch Bacillen aus der Coli-Typhusgruppe
verursachte und als solche auch sichergestellte Erkran¬
kungen derHiihner zum mindesten zu den groden Seiten-
heiten zu gehoren scheinen.
Danach schien es uns angezeigt, der erfirterten Frage griidere Auf-
merksamkeit zuzuwenden, und wir haben Gelegenheit genommen, bei dem
ira Tierhygienischen Institut zu Bromberg zur Untersuchung kommenden
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2 .
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Tabelle I.
lag
nach der
Be-
impfung
Agar
Gelatine
Bouillon
Drigalski-
Platte
Loeffler-
Griin-
platte
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Milch-
zucker-
bouillon
Trauben-
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bouillon
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Trubung, Triibung, Rotung
kein Gas Gas- j
bildung
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a
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Blauung
tiefblau
GeflugelaufdasVorhandensein von Paratyphus-, G&rtner-
und ahnlichen Bacillen zu achten. Diese F&lle miissen sehr
selten sein, denn wir haben bislang nur eininal zu einer solchen Fest-
stellung Gelegenheit gehabt. Um so mehr halten wir uns fflr verpflichtet.
diesen Fall bekannt zu geben, zumal uns vorlaufig die Wiedergabe derartiger
Beobacbtungen im allgemeinen wissenschaftlichen und sanitatspolizeilichen
Interesse geboten erscheint. Der Vorbericht war kurz folgender:
In dem wohlgepflegten Bestande der Frau v. D. starben auf unaufgeklarte Weise
ab und zu Hiihner. Sie wurden unter anderem mit Fleischabfallen und zerkleinerten
Knochen gefiittert.
Am 26. Juli wurde nun an die Abteilung ein toter Hahn eingesandt, an dem der
nachstehende Befund erhoben wurde: Die Leiche ist die eines mittelgut genahrteo
Tieres; sie zeigt miiBige Faulnis. In der Leibeshohle befindet sich kein fremder In¬
halt, im Herzbeutel grofiere Mengen seroser Flussigkeit. Am Magen und Darm be-
stehen keine krankhaften Veranderungen. Die Leber ist um das Dreifacbe vergroBert
und weiBgrau gefleckt. Auf dem Durchschnitte zeigen sich runde, bis reichlich erbsen-
groBe Herde, aie einen fettigen Glanz haben und von gleichmaBiger Bepchaffenheit und
weiBlicher Farbe sind. Die Milz ist reichlich walnufigroB und infolge Faulnis grau-
grun gefarbt. Am Epicard in der Kranzfurche finden sich einige warzige, bis klein-
erbsengroBe Wucherungen von der gleichen Farbe wie die in der Leber beschriebenen
Stellen. Aehnliche, aber kleinere Veranderungen zeigt der Kehlkopf. An den ubrigen
Organen bestehen keine pathologischen Prozesse.
In mit Karbolfuchsin gefarbten Ausstrichpraparateu aus Herzblut und den Or-
f anen sind coliahnliche Stabchen in groBerer Menge nachweisbar, die sich an den
!nden starker ffirben (1) und gramnegativ sind.
Mit Riicksicht auf diesen mikroskopischen Befund wurden Drigalski-
Platten mit Teilchen von verschiedenen Organen und der Muskulatur
beimpft. Ueberall wuchsen in grofier Zahl runde, blaue Kolo-
nieen, die aus beweglichen Stabehen zusanimengesetzt sind. Diese
haben, wie die Tabelle I zeigt, solche kulturellen Besonderheiten, dafi
sie als Glieder der Paratyph.usgruppe anzusehen sind.
Zur weiteren Identifizierung wurden Agglutinationsversuche
vorgenommen, und zwar mit vier verschiedenen Para B-Seris, je einem
Typhus-, Para A-, Psittakose-, Suipestifer-, Voldagsen-, r Hfihner-
typhus 14 - 1 ) und zwei Gar t n er- Seris, sowie einem Serum, das durch
1) Mit H iihnertyphus bezeichnen wir einstweilen eine sehr ansteckende In-
fektionskrankheit der Hiihner, deren Erreger wir jiingst zu studieren Gelegenheit hatten
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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. 177
Kulturprufung.
Milch
Loeffler-
Grun-
losung I
Loeffler- 1
Griin-
Idsung II
Barsiekow-
lftsung I
L._l
Barsiekow-
losung II
Hetsch-
losung
1
Neutral-
rotagar
L _ J
Endo-
Agar
1_
Ohne Ver-
anderung
Gerinnung
Aufhellung
Rotung,
Gerinnung
Ohne Ver-
anderung
Rotung,
Gerinnung
Unver-
andert
Oben
leicht ge-
rotet
dgl.
I
>1
It
d g L
dgl.
dgl.,
etwas Gas
dgl.
tiberall
leicht ge-
rOtet
91
If
99
”
11
dgl.
11
dgl.
beginnende
Klarung
»»
11
• »
11
• 1
If
11
Aufhel-
lung, gelb-
lich, diinn-
fluseig
•9
11
»»
1
1
1
”
11
11
mehrraalige intravenbse Behandlung eines Kaninchens mit dem zu identi-
lizierenden Stamm selbst gewonnen war und einen Titer von 1 : 10000
hatte (= Hahnserum).
Tabelle II.
Agglutinationsprufung.
Art des agglutinierenden
Serums
Titer
desselben
Die aus dem Hahn geziichteten Bacillen
werden agglutiniert (+) bzw. nicht agglu-
tiniert (—) in Verdiinnung des Serums von:
200
I 400
800 |
1600
2000
4000
8000 16000
Paratyphus B-Serum (Institut)
1 : 1200
1 +
| +
1 +
_ |
Paratyphus B-Serum (Pfeiler I)
1 : 16000
+
1 +
+
+ i
+
+
+ +
Paratyphus B-Serum (Pfeiler II)
1:8000
1 4-
+
+
+
+
+
+ —
Paratyphus B-8erum(Sachsisches
1:8000
±
, -
_
—
, -
- —
Serumwerk Dresden)
Typhusserum (Sachs. Serum werk)
, 1:50 000
+
+
+
+ 1
+
1 —
- -
Paratyphus A-Serum (S&chs.
1 : 4000
- 1
—
—
—
- -
Serum werk)
Psittakoseserum (Pfeiler)
1 : 4000
+
+
+
+
—
—
- -
Suipestiferserum (Institut)
1 : 16 0001
+
+
+
+
+
+
+
Vofdagsenserum (Institut)
1 : 50 000
± I
—
— i
—
—
- 1
- -
Gartner-Serum (Pfeiler)
1:8000
+
—
—
—
—
- -
Gartner-Serum (Institut)
1 :16 000
±
—
—
—
—
- -
,Huhnertyphus“-Serum (Institut)
1 :4000
—
— i
—
— 1
— —
Wie Tabelle II lehrt, agglutinierten die Para B-Sera (Institut,
Pfeiler I, Pfeiler II), Psittakose und Suipestifer die fraglichen
Bacillen in Verdunnungen von 1 :800, 1 :16000, 1 :8000 bzw. 1 : 1600
und 1 :8000, dagegen zeigte das Para B-Serum des Sachsischen Serum-
werks, das im ubrigen einen andereri Para B-Stamm bis zur Titergrenze
agglutinierte, keine Beeinfiussung der Bakterien im Sinne der Agglu-
nnd die durch Typhusserum auffallig hoch beeinfluBt wurden, ohne daB die Bacillen
selbst als Typhusbacillen anzusehen waren. Wegen dieser Feststellung ist das Typhus-
serum auch im vorliegenden Falle fur die Agglutinationsversuche mitherangezogen
worden.
Erne Abt. Orig. Bd 68. Heft 2. 12
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178
CentralbL f. B&kt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2 .
tination. Die beiden Gartner-Sera reagierten hfichstens bis zu Ver-
dfinnungen von 1 :200, das Typhusserum bis 1:2000, das Para A-, Vol-
dagsen- und „Hiihnertyphus u -Serum iiberhaupt nicht.
Umgekehrt beeinfluBte das „Hahnserum“, wie Tabelle III zeigt, den
Paratyphus B-Stamm „Institut“ und eine aus dem Loefflerschen In¬
stitute bezogene Para B-Kultur bis zu einer Verdiinnung von 1:8000,
einen Suipestifer-Stamm bis 1:4000. Ein Para A- und ein Gar tn er-
Stamm wurde bei 400-facher Verdiinnung nur noch teilweise agglutiniert,
ein anderer Giirtner- Stamm, ebenso wie Typhus- und „Hiihnertyphus“-
Bacillen nur mehr bei 200-facher Verdiinnung. Voldagsen-Bacillen wurdeu
iiberhaupt nicht beeinfluBt.
Tabelle III.
Agglutinationspriifung.
Testfliissigkeit aus
Paratyphus B-Bacillen (Institut)
Paratyphus B-Bacillen (Greifswald)
Paratyphus A-Bacillen (Institut)
Typhusbacillen (Greifswald)
Gartner-Bacillen (Greifswald)
Gartner-Bacillen (Institut)
Voldagsen-Bacillen (Institut)
Suipestiferbacillen (Institut)
„fiuhnertyphus'‘-Bacilten (Institut)
Mithin ist der isolierte „Hahnenstamm u , wenn man von dem Er-
gebnis der Versuche mit dem Dresdener Para B-Serum absieht, auf
Grund seines biologischen und agglutinatorischen V e r -
haltens als Para B-Stamm und die Infektion des Hahues
als Erkrankung im Sinne einer ParaB-Infektion aufzu-
fassen.
Diese Feststellung war es, die uns im Zusammenhang mit den oben
gemachten Ausfiihrungen dazu anregte, im Tierversuch zu erproben,
Tabelle IV.
Mit infektibsem Ausgangsmaterial infizierte Vorsuchstiere.
• 1 1
Art der In-
Gesund aus-
Bakterio-
£ \ Tiergattung
Infiziert mit
Tot nach
geschieden
logischer
_j _ !
|
1
nach
. -
Befund
l i
1 Huhn
intramuskular
Herzblut
1
3 Wochen
2lTaube
11
subkutan
—
3
_
3 Kaninchen
Leber u. Muskel
—
3
—
4 Meerschwein-
j chen
11
dgl.
10 Tagcn
Paratvphus-
bacillen
5 Mans
Leber
2 „
—
—
1
11
Muskel
5 „
—
Paratvphus-
bacillen
7 „
per os
.■
6 .,
—
dgl.
H „
dgi.
»»
Leber
5 „
_
—
a
4 „
—
—
10 „
ii
11
|
9 „
1
1
Paratyphus-
bacillen
Das „Hahnserum“ (Titer 1 : 10000) agglutiniert
I (-f) bzw. agglutiniert nicht (—) die Bacillen in
einer Verdiinnung von:
200
400
800
1600
2000
4000
8000
+
+
+
4-
+
±
+
+
+
+
+
+
+
+
+
—
_
+
+
-
—
—
—
—
+
+
+
4-
+
—
i +
—
—
—
—
—
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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei VogelD. 179
wie sich der t'ragliche Bacillus hinsichtlich seiner Pathogenit&t fQr Hilhner
und das Geflugel iiberhaupt sowie die gewohnlichen kleinen Versuchstiere
(Mause, Meerschweinchen, Kaninchen) verhielt, und ob es mit ihm ge-
lingen wiirde, eine iibertragbare Hiihner- oder Geflilgelseuche, die nach
dem Vorbericht nicht ausgeschlossen schien, zu erzeugen.
Deshalb wurden auBer einem gem&B der Uebung des Instituts intra¬
muskular mit Herzblut infizierten Huhn und einer Taube am folgenden
Tage noch weitere Versuchstiere mit Organteilchen, die inzwischen schon
stark in Faulnis iibergegangeu waren, geimpft. Endlich wurden spater
Infektionsversuche mit Reinkulturen des „Hahnenstammes“ vorgenommen.
Tabelle V.
Mit Reinkulturen infizierte Versuchstiere.
oj Tier-
Z! gattung
Art der In-
fektion
Menge der
Kultur
Tot nach
Gesund aus-
geschieden
nach
Bakterio-
logischer
Befund
ljHuhn
per os mit Kleie
2 Agarkulturen
(24-stundig)
3 Wochen
—
2 ” '
intramuskular
| *L Agarkultur
(24-8tiindig)
2 Tagen
1
Paratyphus-
bacillen
3lHahn
;
‘/ a Agarkultur
von No. 2
(24-8tiindig)
3 Wochen
4
»»
per os mit Kleie
4 Kulturen
von No. 2
(24-stiindigl
3
jlTaube
dgl.
1 Agarkultur
(24-8tiindig)
—
3
° »>
—
6 „
|
intramuskular
*/ 4 Agarkultur
(24-stiindig)
1 Tage
—
Paratyphus-
bacillen
T Gans
per os mit Kleie
2 Agarkulturen
(24-stiindig)
—
3 Wochen
—
8 Ente
dgl.
dgl.
—
3
—
9:Maus
1
subkutan
V 8 Agarkultur
(24-stundig)
1 Tage
—
Paratyphus-
bacillen
10| „
n
dgl.
1 „
—
dgl.
H|
„
*/j com Bouillon-
kultur (6-tagig)
12 Stunden
»»
1- „
1
*1
1 ccm Bouillon-
kultur (6-tiigig)
12 „
—
Aus Tabelle IV gelit in Uebereinstimmung mit den Ergebnissen der
Versuche in Tabelle V hervor, daB Hiihner und Tauben sich wie
gegen Paratyphusst&mme im allgem eine n, so auch gegen
den fraglichen Stamm sehr widerstandsfahig verbal ten.
Nachlnfektion mit Organteilchen verendeten we der Huhn
noch Taube, ebenso nicht nach stomach ikaler V e r -
abreichung von mit Kulturen verunreinigtem Gersten-
schrot. Nur nach in tram uskul&r er Injektion von ! | 2 bzw.
ViAgarkulturabschwemmung starben die Versuchstiere,
und zwar das Huhn nach 2, die Taube nach 1 Tage, w&hrend die Wieder-
holung des ersten Versuches ein negatives Ergebuis hatte. Da sich Gaus
und Ente bei Verfiitterung des Para B-Stammes gleichfalls refraktar
12 *
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180
Centralbl. f. Bakt. etc. i. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2 .
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verhielten, kann ihm eine weitergehende pathogene Wirkung
fflr Gefliigel iiberhaupt nicht zugesprochen werden. Es
rauB sich vielmehr in dem vorliegenden Falle um die sporadische
Erkrankung eines Einzeltieres gehandelt haben.
DaB diese Annahme richtig war, dtirfte sich auch aus folgendem
ergeben. Unsere Bitte, weitere Htihner einzusenden, wurde zunachst
nicht erftillt. Erst 3 Wochen nach dem Eingang des fraglichen Tieres
wurde ein zweites eingesandt, bei dem, ebenso wie bei einem 2 Monate
spater eingeschickten die chronische Form der Gefltigelcholera festgestellt
wurde. Erscheinungen von der Art wie bei diesen Tieren waren jedoch
bei unserem Hahn nicht festzustellen gewesen. Die vorhandenen Ver-
tinderungen hatten vielmehr von vornherein die Diagnose „Gefltigel-
cholera“ unwahrscheinlich gemacht. Erreicht doch die VergroBerung der
Milz und der Leber bei dieser Krankheit niemals den Umfang, wie er
von uns beschrieben worden ist. Auch sind die nekrotischen Vertinde-
rungen, die von der Gefltigelcholera wohlbekannt sind, niemals von der
GroBe einer Erbse und dartiber.
Was einzig und allein ftir das Bestehen einer gleichzeitigen Gefltigel-
cholerainfektion htitte sprechen konnen, war der mikroskopische
Befund. In den Ausstrichprtiparaten waren, wie oben erwahnt, deut-
lich bipolar farbbare, gramnegative St&bchen in groBerer
Menge vorhanden gewesen. Wenn diese auch groBer und plumper
waren, als Gefltigelcholerabacillen es gemeinhin sind, so ist ihre mikro¬
skopische Unterscheidung von anderen bipolar geftirbten
Mikroorganismen nicht immer einfach. Denn nach Pfeilers
Beobachtungen sehen Psittakosebacillen, also den Para B-Bacillen auBer-
ordentlich nahestehende Bakterien, im Herzblutausstrich bei ovoider
Gestalt den Gefltigelcholerabacillen bis auf minimale Abweichungen in
der GroBe sehr ahnlich.
Wie wir gesehen haben, klarte die Aussaat auf der Blauplatte diesen
Zweifel bald auf. Die Beimpfung dieses Oder eines anderen
elektiv wirkenden Nahrbodens sollte daher in Zweifels-
fallen stets ftir die Differenzierung neben dem Tier-
versuch herangezogen werden, eine MaBnahme, die mit Rticksicht
auf die von vornherein nicht auszuschlieBende gesundheitsschtidigende
Wirkung mit Para B intizierten Gefltigelfleisches besonders angezeigt
erscheint.
VeranlaBt durch die spater erfolgte Feststellung der Gefltigelcholera
in dem Bestande, haben wir uns dann noch die Frage vorgelegt, ob der
fragliche Hahn etwa bereits die Gefltigelcholera tiberstanden hatte und
infolge dieser Erkrankung so geschwlicht war, daB er einer zufailigen
Paratyphusinfektion etwa mit in den verftitterten Fleischabfallen oder
den zerkleinerten Knochen vorhanden gewesenen Bacillen zum Opfer
fallen konnte? Wir haben in Verfolgung' dieses Gedankenganges, ob-
wohl wir von der Schwierigkeit seines experimentellen Beweises Qber-
zeugt waren, versucht, diese Schwachung der Htihner ftir die nachfolgende
Para B-Infektion herzustellen, indent wir 3 Tiere mit im Institut be-
reiteter Gefliigelcholeravaccine in Mengen von 10, 12 und 14 ccm impften
und sie 3 Tage spater mit je drei 24-stflndigen Agarkulturen des frag¬
lichen Stammes infizierten. Eine Erkrankung trat jedoch auch hier
nicht ein.
Im Gegensatz zu dieser mangelnden Infektiosittit ftir Gefliigel hat
der „Hahnenstamm“ die bekannte Angriifskraft der Para B-Stiimme fflr
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Pfeiler u. Rehse, Bakterien aus der Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln. 181
die gewohnlichen kleinen Versuchstiere gezeigt. Wenn, was diesem
Satze zu widersprechen scheint, einige Mause eingingen, ohne daB bei
ihnen Para B-Bacillen nachzuweisen waren, so diirfte dieser interkurrente
Tod bei der faulen Beschaffenheit der verimpften Organe seine Erkl&rung
linden. Bei den iibrigen M&usen und dem Meerschweinchen lieBen sick
Para B-Bacillen von der gleichen Agglutinabilitat wie der „Hahnenstamm“
zuchten.
Endlich sei noch erwShnt, daB unser Stamm in der Kultur hitze-
best&ndige Gifte (Toxiue, Endotoxine?) bildete. Zwei mit x |, bzw. 1 ccm
unfiltrierter, 6-tSgiger Bouillonkultur, die 15 Minuten der Siedehitze aus-
gesetzt gewesen war, infizierte Mause waren nach 12 Stunden schwer
krank. Die eine erholte sich wieder, die andere starb. Die beimpften
AgarrOhrchen und die Blauplatte blieben steril. Wenn dieses Verhalten
auch nicht dafur spricht, daB der Stanyn durch ein hohes Giftbildungs-
vermogen ausgezeichnet ist, so diirfte man doch berechtigt sein, die
Erkrankung beider und den Tod des einen Versuchstieres auf die Wirkung
von Giften zuriickzufilhren, zumal wenn man sich mit MO Her (10) auf
den Standpunkt stellt, daB bei l&ngerer Fortzflchtung in Kulturen — dies
war bei uns der Fall — das GiftbildungsvermSgen abnimmt und ganz
verschwinden kann.
Uttntu.
1) Hiibener, Fleischvergiftungen und Paratyphusinfektionen, ihre Entstehung und
Verhutung. Jena (Gust. Fischer) 1910.
2) Reinhold, Infektionsversuche mit den „Fleischvergiftern“ beirn Geflugel. (Centralbl.
f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. p. 312-334.)
3) —, Dtsche tierarztl. Wochenschr. 1909. p. 527.
4) Leichtenstern, Ueber infektiose Lungenentziindungen und den heutigen Stand
der Psittacosisfrage. Werden durch spezifisch erkrankte Papageien bosartige
Lungenentziindungen beim Menschen hervorgerufen ? (Centralbl. r. allg. Gesund-
heitspfl. Jahrg. 18. Heft 7 u. 8.)
5) Joest, Eine durch Bakterien der Enteritisgruppe verursachte Kanarienvogelseuche.
(Ber. d. pathol. Inst. ub. d. Kgl. Tierarztl. Hocnschule zu Dresden a. d. Jahr 1906.
p. 17—18.)
6) Zsupan, Gastro-entdrite infectieuse des canaris (typhus des canaris). [Inaug.-Diss.]
(Kozlemenyek az osszchasonlitd dlet-hs Kdrstan Kordbol. Bd. 8. 1909. p. 149; cf.
Rev. gdndr. T. 15. No. 183.)
7) Pfeiler, Ueber ein seuchenhaftes, durch Bakterien aus der Paratyphusgruppe ver-
ursachtes Kanariensterben. (Berlin, tierarztl. Wochenschr. Jahrg. 27. 1911. p. 953
-954.)
8) Adam u. Meder, Ueber Paratyphus B-Infektionen bei Kanarienvogeln und Unter-
suchungen iiber das Vorkommen von Bakterien der Coli-Typhusgruppe im normalen
Kanarienvogeldarm. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. p. 569
-582.)
9 ) Tartakowski, zit. nach Nocard et Leclainche, Les maladies microbiennes
des animaux. Paris 1905. p. 234—235.)
10) Muller, Der Nachweis von FleischvergiftungBbakterieu in Fleisch und Organen
von Schlachttieren etc. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. 1912. p. 335
-373.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 2 .
Nachdruck verbotcn.
Fuso-spirillare Assoziation in einem Falle von Pseudo¬
elephantiasis des unteren linken Gliedes bei einem Araber.
[Aus deni Bakteriologischen Laboratorium des MilitSrhospitals
von Tripolis.] .
Von Stabsarzt Alfredo Bevaequa,
Privatdozent fur pathologische Anatomic an der Universitat Neapel.
Mit 3 Figuren.
Von groBem Interesse scheint mir die Beobachtung, fiber die ich
berichten werde. besouders vom atiologischen Standpunkte aus und
wegen der anatoniisch-pathologischen Form zu sein, da beides diesen
Fall als eine wahre Seltenheit erscheinen liiBt.
Ich babe Gelegenheit gehabt, diesen Fall vergangenen Februar in
Tripolis in der Poliklinik Guido Baccellis, deren chirurgische Sektion
ich leitete, bei einem Araber, namens Mohamed Saeed, zu be-
obachten.
Die klinische Geschichte ist mangelhaft wegen der Schwierigkeit,
sie aus dem Patienten herauszuholen. Er ist Tripolitaner, 42 Jahre alt.
hat Frau und 2 Kinder, alle bei guter Gesundheit. Hat Bruder und
Schwestern gehabt, welche an Krankheiten gestorben sind, die er nicht
genauer anzugeben weiB.
Er erzahlte mir, daB er niemals von einer anderen Krankheit vor
der gegenwartigen befallen gewesen sei; diese begann etwa 20 Jahre vor
dieser Zeit an den Zehen des linken FuBes infolge eines StoBes, den er
von einem tiirkischen Soldaten erhalten hatte. Nach diesem StoB schwoll
der FuB an, und der Patient sah eine gelbe Fliissigkeit aus den Zehen
desselben FuBes hervorkommen, welcher seit jener Zeit nicht mehr ge-
heilt ist.
Er berichtete fernerhin, daB er vor nunmehr 2 1 /* Jahren wegen eines
Verdrusses, den er hatte, das Bein stark mifihandelte, welches dann
auBerordentlich geschwollen wurde und vergangenen Januar, 2 Monate
ehe er sich meiner Beobachtung darbot, an verschiedenen Stellen stark
schwiirte, aus welchen er eine eiterige Fliissigkeit herauskommen sah.
Wegen der schweren Leiden, die hieraus erfolgten, entschloB er sich,
sich in die Poliklinik zu begeben, uni von denselben befreit zu werden.
Saeed zeigt eine normale Konstitution des Knochenbaues, ist un-
gefahr 1,70 m groB, hat einen abgefallenen N&hrzustaud; die Farbe
seiner Haut ist braun, mit einer Neigung zum Schwarzen, und die der
sichtbaren Schleimliiiute sehr bleich.
Er ist sehr leidend wegen des Schmerzes, den er in dem Gliede
empfindet, besouders beim Gehen, welches ein hinkendes ist.
Bei der Untersuchung des Gliedes schlfigt die Anschwellung des
Beines und des FuBes, welche beide wegen derselben ein elephantiastisches
Aussehen haben: Die Haut, die beide umgibt, hat eine dunklere Farbe
als die iibrige Hautoberflllche und ist mit kleinen Schiippchen, wie bei
der Ichthyosis, bedeckt.
Die Haut des Beines ist mit kleinen miliaren Knotchen besprenkelt
und bietet auBerdem Verluste an Substanz dar, die mit fleischigen
Knotchen nach Art eines HuhnersteiBes bedeckt sind, aus welchen eine
eiterartige, sehr stinkende Fliissigkeit herausgeht.
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Bevacqua, Fuso-spirillare Assoziation in einem Falle von Pseudoelephantiasis etc. 183
Wenn man solche Oeffnungen sondiert, bemerkt man eine weit-
gehende LoslSsung der gewohnlichen Fascie von der darunter befind-
dchen Aponeurosis; die Haut ist durch ein hartes Oedem stark ver-
dickt; die fistulosen Sinus haben keine Beziehungen weder zu den
darunter betindlichen Muskeln, noch zu den Knochen.
Der FuB ist deformiert, sehr ge-
schwollen in der Gegend der FuBwurzel
und des Spanns, retrahiert gegeniiber dem
Arcus plautaris, mit geschwollenen Zehen,
welche auf dem Riicken mit Knotchen
versehen sind, die sich so gruppiert haben,
daB sie ein charakteristisches blumenkohl-
artiges oder maulbeerartiges Aussehen
darbieten (Fig. 1, Photographic).
Zu der Deformation des FuBes trfigt
noch die bammerartige Stellung der mitt-
leren Zehe bei. Ein Druck ist schmerz-
haft, besonders auf die Zehen, weniger
beim Beine.
Urn die weitgehende subkutane Los-
losung am Beine zu drainieren und die
darin enthaltene eiterige Materie zu ent-
fernen, fiihre ich zwei lange Inzisionen
aus. welche die gewohnlichen Fascien be-
treffen, eine seitliche auBere und eine
mehr hintere, unterhalb der ersteren, und
setze sie untereinander in Verbindung.
Mittels dieser beiden breiten Schnitte,
deren Rander ich noch ausdehne, kann
ich mir Rechenschaft geben von den Ver-
haltnissen der unter der Haut befindlichen
Gewebe.
Das subkutane Gewebe stellt sich als
ein weicher, speckartiger, nachgiebiger,
sehr stinkender Brei dar, durch welchen
der Finger ohne irgendwelchen Widerstand
fiber die Aponeurosis hingleitet fast die ganze Ausdehnung des Beines
entlang.
Die Lymphdrusen der entsprechenden inguinalen Region zeigen keine
Empfindlichkeit, ebensowenig die Oberfiachendriisen der iibrigen Teile
des Korpers.
Die verschiedenen Organe und Apparate sind gesund. Der Kranke
wurde Waschungen mit verdunnter Lugol-Losung und einer aseptischen
Behandlung des Gliedes und einer allgemeinen wiederherstellenden Kur
mit eisenhaltigem Arsenik unterworfen.
Bakteriologische Untersuchung.
Zunachst wurden Gewebsstiickchen von den deischigen Knopfchen
der kutanen Oeffnungen und von dem subkutanen Gewebe entnommen,
um sowohl Striche als auch Einbettungen auszufiihreu.
Eine erste von Stabsarzt Gallia mit den Strichen angestellte Unter¬
suchung lieB sehr viele banale Staphylokokken und Kokken wahrnehmen,
von welchen letzteren einige, die sehr dick waren, eine nicht sehr be-
Fig. 1.
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184
Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 6b. Heft 2 .
stimmte Form hatten, so daB sich verschiedenartige Interpretationen
fiber dieselben aufstellen liefien.
Nach einigen Tagen entnahm ich unter Beachtung aller aseptischen
Regeln Material von den Oberflfichenknotchen der Zehen und des Beines,
nachdem ein tiefer Einschnitt an diesen Zehen und dem Beine vor-
genommen worden war. Mit dem Material wurden Striche auf zahlreichen
Platten ausgeffihrt
Ebenso wurden Prfiparate zu Strichkulturen von den fleischigen
Knopfchen und von dem Eiter hergestellt, der aus den fistulosen Sinus
des Beines herauskam.
Ferner wurden Stflckchen Haut, welche die Knotchen, sei es der
Zehen, sei es des Beines, enthielten, abgetrennt und in einer hydro-
alkoholischen essigsaueren Sublimatlosung fixiert. Nach den gewohnlichen
Uebertragungen wurden sie in Paraffin eingeschlossen.
Bei der bakteriologischen Untersuchung der Striche zeigt sich eine
reiche Bakterienflora, die aus verschiedenen Formen von Mikroorganisinen
besteht, unter welchen kokkenartige, paarweise verbundene Formen und
ein kurzer, leicht gekrfimmter Bacillus wahrnehmbar sind, welch letzterer
gleichmaBig mit Anilinfarben gefarbt wird.
Unter den erwahnten Bakterien sind aufierdem zahlreiche andere
Formen von langen Bacillen zu bemerken, welche isoliert oder auch
miteinander verbunden, leicht urn ihre eigene Achse gekrfimmt, spindel-
ffirmig sind, sich nicht gegen Gram widerstandsffihig zeigen und sich
schwach mit Anilinfarben ffirben lassen. Im Innern des erwfihnten
Bacillus, besonders in den Praparaten nach Giemsa, finden sich einige
Kornchen vor, die in viel
intensiverer Weise violett
' >
'■ •' > *•
' tv
' .. /■ l
\ \
^ /
I *■
V /
/ •
geffirbt sind (Fig. 2, Zeich-
nung).
Solche Bakterien kon-
nen wegen der morphologi-
schen Eigentfimlichkeiten
und der charakteristischen
Ffirbungsffihigkeit dafflr an-
gesehen werden, daB sie
zur Gruppe der spindel-
ffirmigen Bacillen gehfiren,
welche von mehreren Be-
obachtern und hauptsach-
lich von Vincent, nament-
lich bei Stomakake und bei
den Lasionen der Mund-
hohle, beschrieben worden
sind. Ueberdies ist das
Faktum wichtig, daB die
erwahnten Bacillen in
2 - dem vorliegeuden Unter-
suchungsfall, wie sich sol-
ches schon bei den Lasionen des Mundes, besonders den gangranosen,
und der Tonsillen erwiesen hat, mit zahlreichen Exemplaren von Spirillen
vermischt sind, welche zwei oder drei Krfimmungen, Uebergange zu
einer regelnniBigen Spirale, und stark zugespitzte Enden zeigen, wie
dieses gewohnlich bei Spirochaeta perfringens und bei anderen
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Bevacqua, Fuso-epirillare Assoziation in einem Falle von Pseudoelephantiasis etc. 185
Spirillen, die sich in der Mundhohle des Menschen vorfinden, wahr-
zunehraen ist (Fig. 2).
Eine weitere Untersuchung, die 1 Monat nachher mit Oberflflchen-
knStchen des Beines ausgefflhrt wurde, ergab denselben bakteriosko-
pischen Befund.
Die Nachforschung nach dem Lepra- und dein Tuberkulosebacillus,
die in ausgedehntem MaBe sowohl bei den Ausstrichen als auch bei den
Schnitten der Knotchen ausgefflhrt wurde, war ininier negativ.
Histologische Untersuchung.
Abgesehen von wenig bedeutungsvollen Veranderungen der epider-
mischen Schichten, fiber welche ich mich nicht aufzuhalten brauche,
Fig. 3.
gehoren die wichtigsten kutanen Lasionen deni Derma und dem sub-
kutanen Bindegewebe an und lassen sich kurz folgendermaBcn zusammen-
fassen: Starke nukleare Infiltration der unter-epiderinischen Schichten,
besonders der Papillen, in welchen zahlreiche, selir grofle Zellen wahr-
genommen werden, deren Kerne fast immer rosenkranzartig angeordnet
sind, wahrend die Zellen von zahlreichen epitheloidischen Eleinenten
nml von einer parvicellularen Schicht sich umgeben finden, wie dieses
bei den gewohnlichen Granulomen wahrzunehmen ist (Fig. 3, Mikro-
photographie).
In alien Schnitten, die von verschiedenen Knotchen her erhalten
burden, habe ich niemals irgendwelchen nekrotischen oder Verkasungs-
grind angetroffen; fast immer ist das Granulom mit der Epidermis be-
deckt wahrzunehmen; selten fehlt diese an irgendeiner Stelle. Keine
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186
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Schnitte von Talgdrflsen sind zu beobachten, nur Fragmente von SchweiB-
driisen, welche, wenn auch nicht bestSndig, verandert sind.
Aus dem histologischen und bakteriologischen Befunde, woriiber
oben berichtet wurde, und aus der klinischen Geschichte des Patienten
geht hervor, wie bei dieser pseudoelephantiastischen Form des Gliedes
es sich urn eine Infektion handelt, bei welcher, wie man fast mit Sicher-
heit sagen kann, die fuso-spirillare Symbiose das atiologische Moment
ist, indem dieses die granulomatosen Bildungen verursacht, die wir in
der Haut angetroffen haben; zu diesem Moment ist eine sekundSre In¬
fektion des subkutanen Zellgewebes des Beines bei einem nachfolgenden
Zeitpunkte hinzugekommen. Der spindelfSrmige Bacillus, dem sich eine
spirillare Form zugesellt hat, ist in mannigfachen pathologischen Pro-
zessen angetroffen worden.
Vincent 1 ) hat in den Jahren 1895—96, als er in Algier im Hospital
des Dey die Geschwiire, die die Araber ihm an den Beinen und den
FtiBen zeigten, in bakteriologischer Hinsicht studierte, in dem Exsudat,
welches solche Geschwiire bedeckte und demjenigen der nosokomialen
Gangran sehr ahnlich war, eiuen spindelformigen Bacillus in Assoziation
mit einem sehr feinen Spirillum angetroffen, welches sich nur schwierig
farben lieB, gegen Gram nicht widerstandsfahig und nicht zu kultivieren
war, in einigen Fallen sich zahlreicher als der Bacillus vorfand und zu-
gleich mit anderen banalen Keimen auftrat. Vincent behauptete, daB
die nosokomiale Gangran von einer solchen fuso-spirillaren Symbiose
herriihrt.
Derselbe Autor 2 ) traf in der Folge dieselbe Assoziation in einigen
Formen der Angina an; unter diesen unterschied er die diphtheroidische
Form, welche seltener ist und bei welcher der spindelfbrmige Bacillus
allein existiert, und die ulzero-membranose Form, bei welcher eiu solcher
Bacillus mit einem feinen Spirillum sich vereint vorfindet.
Wellman 3 ) beobachtete den spindelformigen Bacillus, mit ver-
schiedenen Formen der Spirochaeta assoziiert, unter welchen die
Perfringens wahrzunehmen war, die bei ulzerativen Lasionen der Frara-
bosie vorhanden ist, wahrend er in den von derselben intakt gebliebenen
Papulae eine Spirochaeta antraf, welche morphologisch mit der
Pertenuis Castellani identisch war.
Ferner ist die Assoziation dieser beiden Mikroorganismen in den
suppurativen und gangranosen Prozessen des Mundes, allein oder mit
anderen Keimen [Felmann 4 5 6 )] in den Suppurationen der Gelenk-
einfugungen, der Lunge [Sil ber sch midt) 3 ] und der anderen inneren
Organe [Costa ti )J angetroffen worden.
1) Vincent, Sur i’6tiologie et sur les lesions anatomo-pathologiques de la pourri-
ture d’hOpital. (Annal. de l’Inat. Pasteur. T. 10. 1896. p. 488.)
2) Vincent, Sem. m6d. 1901. p. 100.
3) Wellman, On the morphology of the spirochaetae found iu yaws papules.
(Arch. f. Schitfs- u. Tropenhyg. Bd. 11. Sept. 1907. p. 945, 547.)'
4) Felmann, Beitrage zu den durch Bacillus fusiform is und Spirillum
dentium hervorgerufenen Infektionen, mit besonderer Beriicksichtigung der Eiterungen.
(Wien. klin. Wochenschr.)
5) Si 1 bersch mid t, Ueber den Befund von spieSformigen Bacillen (Bac. fusi-
forme Vincent) und von Spirillen in einem OberBchenkelabszell beim Menschen.
(Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 30. 1901. No. 2.)
6) Costa, Le bacille fusiforrae et le spirille de Vincent en association avec
d’autres germes, dans un cns de n<icropioh<$mie. (Reunion biolog. Marseille in Compt.
rend. Soc. Biol. T. 67. 1909.)
Der Autor nahm in dem Eiter, der bei der Autopsie eines Individuums entnommen
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Bevacqua, Fuso-spirillare Assoziation in einem Fallc von Pseudoelephantiasis etc. 187
Nach Felmann bleibt die Infektion gewbhnlich lokalisiert, selten
dringt sie in das Blut ein, bisweilen kann sie eine Metastase ergeben.
Man konnte die Hautigkeit einer solchen mikrobischen Assoziation
erklareu, wenn man mit Tun nidi ff und Ruth 1 ) die Identitat der
beiden Parasiten annimmt, da nach diesen Autoren das Spirillum
ein Entwickelungsstadium des Bacillus fusiform is darstellt. In
der Tat haben dieselben Autoren in den Reinkulturen von Bacillus
fusiformis Spirochatenformen gefunden, die den von dem Material
herriihreuden (nach 28 Stunden bis zu 5 Tagen) analog waren.
Aus diesen kurzen Andeutungen wtirde hervorgehen, dad die fuso-
spirillare Assoziation sich haupts&chlich in den gangr&nosen und suppu-
rativen Prozessen vorfindet 2 ).
In unserem Fall nehmen wir sie in einem kutanen Granulom wahr,
welches vom strukturalen Gesichtspunkte aus ziemlich ahnlich dem-
jenigen der Tuberkulose, Syphilis, Lepra usw. ist, von welchem sie sich
nur unterscheidet durch den sehr langen Verlauf (20 Jahre) oline AnlaB
zu einer ZerstSrung des Gewebes, zu Ulzerationen, noch zu einer Ver-
kasung gegeben zu haben, wie solches gewohnlich bei diesen letzteren
morbosen Prozessen geschieht.
Allerdings, um mit groBer Sicherheit schlieBen zu konnen, daB die
Spirochaeta und der spindelformige Bacillus, die wir vorgefunden
haben, die Agentien des beobachteteu kutanen Granuloms sind, hatten
wir die kulturelle Probe und die Reproduktion der Lasion an Versuchs-
tieren haben miissen.
Wenn ich nun von der Tatsache absehe, daB die besonderen Be-
dingungen, unter denen ich mich befand, und die Sparlichkeit adaquater
Mittel mich hinderten, kulturelle Versuche und Inokulationen vorzu-
nehmen, so hatte mich die sehr groBe Schwierigkeit, das Spirillum
zu kultivieren, in eine gleiche Unmoglichkeit versetzt, das Ziel zu er-
reichen.
Gleichfalls hatte aber auch wegen der gleichzeitigen Wirksamkeit
vieler anderer banaler Keime die Einimpfung der emulsionierten Tu-
berkeln bei Versuchstieren aller Wahrscheinlichkeit nach ein negatives
Resultat ergeben.
Indessen kann der Umstand, daB ich diese beiden Keime bestandig
in alien Strichen, die von den verschiedenen kutanen Knotchen erhalten
wurden, angetroffen habe, die bestandige Abwesenheit des Bacillus der
Lepra, der Tuberkulose und der Spirochaeta pallida, die unge-
heuere Lange des Verlaufs, das Fehlen von nekrotischen Grindteilchen
und von zerstorenden Prozessen, welche bei den gewohnlichen Granu-
lomen, die seit einer gewissen Zeitperiode her datieren, so liaufig vor-
kommen, mich zu dem Schlusse fiihren, daB das beobachtete Granulom
von der fuso-spirillaren Assoziation herruhrt.
Dies ist das wirklich wichtige Faktum bei dem untersuchten Falle,
welcher, wie ich glaube, nicht von anderen beobachtet worden ist,
wurde, welches infolge von Infektion, verbunden mit stinkender Diarrhoe, typhosem Zu-
^tand und vielfachen Geschwuren der inneren Organe, gestorben war, den Bacillus
lusiformis und das Spirillum zusaminen mit Kokken wahr.
1) Tunnicliff and Ruth, The identity of fusiform bacilli and spirilla. (The
•lourn. of infect, dis. Vol. 3. Chicago 1306. No. 1. p. 148.)
2) Piccinnini traf in 2 Fallen von Phlegmone lignea des Halses den Bacillus
f usiformis ohne spirillare Assoziation an. (Contributo all’etiologia del flemmone
ligneo del collo. II rolicl., Sez. Chir. 1911. p. 433.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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wenigstens nach den angestellten bibliographischen Nachforschungen
zu urteilen, von welchen ich fibrigens nicht behaupte, daB sie voll-
standig sind.
Was den nekrotisch-suppurativen ProzeB des subkutanen Binde-
gewebes des Beines angeht, welcher AnlaB zu der pseudo-elephantiasti-
schen Form desselben gegeben hat, so halte ich daran fest, daB es sich
urn eine sekundare Infektion handelt, die von denselben Keimen her-
riihrt. Zu dieser Ueberzeugung fiihrt mich die Natur des Exsudats,
welches in das subkutane Gewebe eindringt und sehr ahnlich dem Ex-
sudat ist, welches bei den Prozessen zu beobachten ist, die durch die
fuso - spirillare Assoziation (nosokomiale Gangrtln usw.) unterhalten
werden, und der positive bakterioskopische Befund in betreff der Gegen-
wart des Bacillus fusiformis und des Spirillum im Eiter und
im Exsudat des subkutanen Gewebes des Beines.
Ich h&tte gerne den Patienten den Injektionen von Salvarsan unter-
werfen wollen, welche bei gewissen parasit&ren Formen, besonders
spirill&ren, wie dem Pian, so nfltzlich sind, weswegen ich ihm
dringend riet, sich in das Zivilhospital zu begeben, auch um MuBe zu
haben, ihn besser studieren und verfolgen zu kbnnen, aber der Kranke
lieB sich nach einem Monat einer fruchtlosen Kur nicht raehr sehen.
Nachdruck verboten.
Bacterium pseudopestis murium n. sp.
[Institut d’Hygibne et de Parasitologie de l’Universite de Lausanne.]
Par B. Galli-Valerio.
Avec 5 figures.
Au courant de 1912, je recevais du Jura quelques bouteilles d eau
de source, dans le but de verifier si l’eau en question pouvait determiner
le goitre chez le rat. Cette eau, montrait & l’examen bactdriologique
50 colonies par centimetre cube et absence de B. coli.
Je plagais alors dans une cage
Mus rattus No. 1 en lui donnant
exclusivement comme boisson, de
cette eau. Aprbs 21 jours, je trou-
vais ce rat mort dans sa cage. 11
etait amaigri, et il presentait sur
le cote droit du cou, au niveau du
lobe droit de la thyrolde, une.
tumefaction brune, de la dimen
sion d’un petit pois (fig. 1) *). In
cis4e, elle donna issue a un pu
jaune verdStre. La cavite com
muniquait avec un abcbs du lobe
correspondant de la thyroide, lobe
qui se presentait tumefiee. Tons
les autres organes etaient normaux, sauf la rate qui se presentait
tumefiee.
1) Dans cette photographie, faite sur une preparation, la peau du cou a cte deplacee
en avant.
Fig. 1.
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Galli-Valerio, Bacterium pseudopestis murium n. op.
189
L’examen microscopique du pus, colors a la fuchsine de Ziehl,
demontrait la presence d’une quantity formidable de bactdries, qu’on
pouvait prendre au premier abord, pour des diplocoques. II s’agissait,
au contraire, d’un batonnet court et trapu, se colorant presque exclusive-
ment aux extrdmit^s, et laissant un espace clair central, de sorte 4
simuler tout 4 fait B. pestis,
tel qu’on le trouve dans le
pus des bubons (fig. 2 a).
Examine & frais, dans une
goutte d’eau, il ne pr4sentait
que de 16gers mouveraents
browniens, mais point de
mouvements de deplacement.
II etait diss6min6 ou en petits
amas, au milieu des globules
de pus. II ne prenait pas le
Gram, et il ne r6sistait pas
a la decoloration par les acides
au 7s i apr&s avoir 6te colore
4 chaud par la fuchsine. Les
dimensions variaient entre 1,5
et 2 (U. A4robie, ce bacterium,
cultivait trfcs peu a la tempe¬
rature de la chambre, mieux
4 la temperature de 36—37°,
mais sans jamais avoir la
tendance 4 donner des cultures abondantes, les ditferentes colonies
restant petites et avec tr4s peu de tendance 4 confluer entre elles. Les
cultures, meme repiqu4es tous les 4 ou 5 jours, perdaient tr4s vite le
pouvoir de reproduction. Sur plaque d’agar, ce bacterium donnait des
colonies blanchatres, de la dimension d’une petite tete d’epingle, 4 bords
roods ou trfcs ieg4rement festonnes. Au microscope, ces colonies appa-
raissaient finement granuleuses.
En agar par piqure, il se formait en surface une colonie analogue
a celles observees sur plaque, et en profondeur une s6rie de petites
colonies spheriques.
En gelatine, tr4s faible developpement, analogue 4 celui sur agar,
et sans liquefaction.
Sur s4rum de cheval gelatinise incline, tr4s 14ger developpement de
petites colonies.
Sur pomme de terre et sur carotte, point de developpement visible.
En bouillon, trouble uniforme, avec de minces flocons le long des
parois. Puis le bouillon s’edaircissait et se formait au fond un 16ger
d4pdt blanchatre, se soulevant en spirale, quand on agitait l’eprouvette.
Ce bacterium ne fesait pas fermenter le glycose, ne determinait pas
la coagulation du lait, et ne d4gageait aucune odeur.
La recherche de l’indol, par les procedes de Salkowski-Kitasato,
Ehrlich-Bohme et de Crisafulli, a 6t4 complement negative.
Dans toutes les cultures, cette bacterie restait absolument immobile.
Coloree, elle presentait le meme aspect que dans le pus, mais il y avait
plusieurs formes un peu plus longues et prenant la couleur d’une faqon
plus uniforme. Par-ci par-14 on y trouvait de courtes chainettes de
3—5 elements. D4j4 dans les jeunes cultures, on trouvait quelques
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190 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
formes en court filament (fig. 2b), et quelques formes involutives en
poire ou presque en sphere (Fig. 2c). Les formes en filament et surtout
celles involutives, devenaient abondantes dans les vieilles cultures. Dans
le lait, pr6dominaient surtout les formes ovo'ides, trapues, ainsi que sur
carotte et pomme de terre, oil le developpement n’etait pas visible et
les formes rares.
Avec Vs c. c. d’une de ces cultures en bouillon, j’inocule Mus
rattus No. 2 sous la peau de la face interne de la cuisse gauche.
Sauf une tumefaction assez forte, qui disparait, au niveau du point in-
ocul£, on n’observe rien d’autre. Mais aprfes 70 jours, je constata sous
l’ceil gauche un ulcfcre profond, avec du pus jaun&tre. Du cot£ gauche
du cou, au niveau de la thyro'ide, il y a un ulcfcre analogue, en partie
couvert par une croftte
noiratre. Ce rat suc-
combe 14 jours apr&s.
II est fortement amaigri,
toute la surface du corps,
surtout au niveau de la
tete et du cou, est presque
compl&tement ddpilee
(fig. 3). La paupifcre in-
f£rieure droite est per-
for6e, la corn6e opaque,
la joue droite ulc£ree.
Du cot£ droit du cou,
au niveau de la thyroide.
il y a un abc&s de la
dimension d’un grain de
chanvre, contenant un
pus jaun&tre. Le lobe
correspondant de la thyroide est abc6d6 et tum6fi6. Dans le lobe
posterieur du poumon droit, il y a un abc£s de la dimension d’un gros
pois, rempli de pus jaunatre. La rate est fortement tum6fi6e. Dans
toutes les lesions et dans la rate, je trouve le bacterium avec les caract&res
indiqu£s.
Avec un peu de pus pris dans la thyro'ide du rat No. 2, j’inocule
sous la peau de la cuisse gauche Mus rattus No. 3. Vingt-trois jours
aprfes, il pr£sente au point inocuie un petit abc£s ouvert, a pus epais.
jaunatre. Cet animal meurt 3 mois et Vs apr&s fortement amaigri. Il
pr£sente tumefaction de la rate, testicule droit transform^ dans une
coque remplie de pus, testicule gauche presque compl£tement d£truit,
reduit & un simple moignon. Chez ce rat, l’examen microscopique
demontre la presence du bacterium ordinaire.
Avec Vs c. c. d’une culture en bouillon provenant du rat No. 1, j’ai
inocuie sous la peau du cou Mus rattus No. 4. Sauf amaigrissement
et perte des poils. surtout au niveau du cou, cet animal ne pr6sente
rien. Il succombe aprfcs 4 mois ne presentant comme lesion qu’une
tumefaction assez forte de la thyro'ide et de la rate. Malheureusement
les recherches bacteriologiques n’ont pas pu £tre pratiquees.
Avec une culture provenant du rat No. 2, j’inocule:
1° Mus rattus No. 5 avec 1 c. c. Vs sous l a P eau d e cuisse
gauche. Huit jours aprfcs il y a forte entlure des ganglions de l’aine
correspondante, et 17 jours apifes l’inoculation il se forme un £norme
Fig. 3.
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Galli-Valerio, Bacterium pseudopestis murium n. sp.
191
abces au point inoculfj. En meme temps apparaissent un nodule de
la dimension d’uu petit pois a la patte droite post6rieure et un analogue
a la face interne de la cuisse droite et un abces k l’aisselle gauche.
L'aniinal est maigre et il a de la peine it se d^placer. II succombe
24 jours aprfes l’inoculation. Je constate: Amaigrissement, depilation,
gros abcfes a pus jaun&tre, epais au point inocul6, nodule rempli de pus
de la dimension d’un pois au niveau du pouce de la patte droite post6rieure
et un nodule analogue it la face interne de la cuisse droite, deux gros
abcfes au niveau des deux aisselles, tumefaction de la rate. Dans le pus
des abces, le bacterium ordinaire est extremement abondant et les cultures
le mettent en evidence aussi dans la rate.
2° Le rat blanc No. 6 avec quelques gouttes, sous la muqueuse de
la narine droite. Aprfes 5 jours, je remarque une forte tumefaction
rouge, douloureuse au niveau de cette narine, avec enflure des ganglions
sousmaxillaires correspondants. La tumefaction de la narine s’ouvre
aprfcs 18 jours, donnant issue k un pus 6pais jaunatre. La peau se
Decrose sur une etendue assez vaste, et l’animal guerit. L’examen micro-
scopique et les cultures, demontrent dans le pus la presence du bacterium
ordinaire.
3° La souris blanche No. 7 avec x / 2 c. c. sous la peau de la cuisse
gauche. Aprbs 5 jours il y a forte enflure des ganglions de l’aine
correspondante, et en m6me temps deflation de la surface du corps.
Elle meurt dix jours aprfes l’inoculation: Fort amaigrissement et depilation.
Forte enflure des ganglions de l’aine gauche, qui sont remplis de pus
jaunatre. Tumefaction de la thyroide et de la rate. Examen micro-
scopique et cultures du pus et de la rate, demontrent la presence du
bacterium ordinaire, mais je n’arrive pas a l’isoler de la thyroide.
4° Le cobaye No. 8 avec 1 c. c. sous la peau de la cuisse gauche.
Il presente, apr&s 5 jours, forte tumefaction des ganglions de l’aine
correspondante, mais la lesion disparait et l’animal guerit complement.
5° Le lapin No. 9 avec 1 c. c. l /* sous la P eau de la cuisse gauche.
L’animal ne presente aucune lesion locale, mais il maigrit beaucoup et
il presente intense depilation sur tout le corps mais surtout sur le train
posterieur. Il succombe aprfes 2 mois fortement amaigri, mais sans
lesions des differents organes. Les recherches bacteriologiques, ont £te
absolument negatives.
6° Le pigeon No. 10 avec 1 c. c. dans les muscles pectoraux. Aprbs
5 jours, il presente au point inocuie, une petite plaque necrosee avec
tr&s peu de pus k bacterium ordinaire. Il se retablit complement.
Pour etablir si reellement l’eau du Jura en question, avait et6
l’origine des lesions observees chez Mus rattus No. 1, j’ai place dans
une cage Mus rattus No. 11 en lui donnant exclusivement comme
boisson de 1’eau de Lausanne. Cet animal est reste 2 mois dans ces
conditions, sans presenter aucun trouble morbide. Alors je reniplace
l’eau de Lausanne par 1’eau du Jura. L’animal maigrit, et meurt apr£s
23 jours, avec depilation, ulc£re il la cornee droite, deux nodules de la
dimension d’un petit pois, remplis de pus, le long du cou au niveau
des deux lobes de la thyroide (fig. 4). Ces deux abcfes penfetrent dans
les deux lobes correspondants de la thyroide qui sont tumeti6s. Tume¬
faction de la rate. Le bacterium ordinaire se trouve dans toutes les
lesions et dans la rate.
Dans cette m6me cage, non d6sinfect6e, je place Mus rattus No. 12,
en lui donnant il boire de l’eau de Lausanne. Il meurt apr&s 1 mois
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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et l l 2 , mais sans lesions. II presente une infection intestinale k Tricho¬
monas muris.
Un autre Mus rat-
tus No. 13, est place
dans une cage neuve et
abreuve avec de l’eau
du Jura. II succombe
un mois apres, amaigri.
avec un abcbs de la
dimension d’un pois au
niveau de l’appendice
xipho'ide et forte tume¬
faction de la rate. Dans
l’abcbs et dans la rate il
y a le bacterium ordi¬
naire.
Dans cette meme
cage, apres disinfection,
je place Mus rattus
No. 14, en l’abreuvant
avec de l’eau de Lau¬
sanne. Ce rat n’a rien
prisenti et il n’est mort
qu'apris 7 mois avec une
infection intestinale k H.
murina et k Stron-
gyloides longus.
Pour completer ces experiences sur le role de l’eau du Jura, j’a
laissi sidimenter une bouteille de cette eau, et apres decantation, j’ai
centrifugi le risidu et j’en ai fait des cultures et l’inoculation de 1 / i c. c.
sous la peau de la cuisse droite de Mus rattus No. 15. Les cultures
ne m’ont pas permis d’isoler le bacterium trouvi chez les rats.
L’animal inocule est mort apres 3 mois, prisentant forte tumefaction
des testicules et des lobes de la thyro'ide. Dans le lobe gauche il y a
un petit abcbs. La rate est tumefiee. L’examen microscopique du pus
de la thyro'ide dimontre la presence du bacterium ordinaire.
Ces quelques experiences, parlent bien au faveur du fait, que la
bactirie qui forme l’objet de ce travail, se trouvait reellement dans l’eau
du Jura ayant servi aux experiences, bien qu’il ne m’ait pas 6t£
possible de l’isoler directement par les cultures.
Une observation intiressante, dimontre que cette bactirie peut per-
sister pendant longtemps soit dans le corps d’une rat infecti et guiri.
soit dans la cage ou cet animal est place, ou bien, plus probablement que
l’incubation chez un rat infecte, peut etre trbs longue.
En effet, dans la cage oil il y avait le rat blanc No. 6, inocuie sous
la muqueuse de la narine droite, j’ai place, en m§me temps, un autre
rat blanc No. 16. Six mois et l j 2 apres l’inoculation du premier, ce se¬
cond rat presente forte tumefaction brune de le narine droite. tume¬
faction qui masque complement l’ceil correspondent (fig. 5). Huit jours
aprbs, cette tumefaction s’ulcere, et laisse sortir un pus jaunatre, Ipais.
Il finit pour rester une cavite noiratre, sbche avec trbs peu de pus, au
fond de laquelle on voit l’ceil. La peau necrosee se detache et il ne
reste plus qu'une petite cicatrice, mais apres 8 jours il se forme un
Fig. 4.
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Galli-Valerio, Bacterium pseudopestis murium n. sp.
193
petit ulcere A la corn6e de l’ceil droit. Cet ulc&re devient trAs grande,
a bords surAlevAs et durs. La cornAe est complAtement perdue. Dans
le pus de 1’abcAs nasal et
dans celui de 1’ulcAre A la
cornee, je trouve le bac¬
terium typique ordinaire.
J’ai compart les carac-
tAres de cette bactArie avec
ceux de quelques bactA-
riums isolAs par d’autres
observateurs du rat, tels
que B. bristolense de
Klein 1 ), B. pneumo-
enteritis murium de
Schilling 2 ), B. septi-
cemiae murium d’ls-
satschenko 3 )et Grimm 4 ),
B. de Toyama 5 ), B.
d’Amako 6 ), B. de Skschi-
van 7 8 ), B. d ’ A uj esz ky s ), B. de Neumann 9 ), B. pseudo tuber¬
culosis murium de Kutscher 10 11 ) et B. de la pseudotuberculose du
rat blanc de Galli Valerio u ).
Mais il prAsente des differences d’avec tous, soit au point de vue
raorphologique, soit au point de vue des cultures, soit surtout au point
de vue des lesions qu’il determine chez les rats et surtout de la ten¬
dance a se localiser a la thyroide. La tendance A cette localisation
accompagnee souvent par une forte depilation de la surface du corps,
n’ont ete jusqu’A maintenant, signages chez aucune des bacteries ob-
servees chez les rats. Le fait que cette bacterie a une origine hydrique,
rend encore plus interessantes ces lesions au point de vue de l’Atude
de la nature infectieuse du goitre.
Cette bactArie entre sans aucun doute dans le groupe B. pestis -
B. pseudotuberculosis r o d en ti u m 12 ), et je propose pour elle la
denomination de: Bacterium pseudopestis murium.
Cette nouvelle bactArie, va augmenter le nombre des bactAries du
rat fort analogues, surtout au point de vue morphologique et des cul¬
tures, de B. pestis, et dAmontre toujours plus le soin qu’on doit
porter A l’examen des rats avant de poser le diagnostic de peste bu-
bonique chez ces animaux. B. pseudopestis murium, diff&re sur¬
tout de B. pestis par les cultures moins riches, la tendance moindre
a donner des formes involutives surtout dans les jeunes cultures, l’in-
Fig. 5.
1) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd 32 p. 674.
2) Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte. Bd. 18. p. 108.
3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 23. 1898. p. 873.
4) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 31. 1902. p. 280.
5) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 33. 1903. p. 273.
6) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 34. 1904. p. 315.
7) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 33. 1903. p. 260.
8) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 36. 1904. p. 603.
9) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 45. 1903. p. 450.
10) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 18. 1894. p. 327.
11) Le neoformazioni nodulari. Parme 1897. p. 54.
12) Galli-Valerio, B., Manuale di patologia generate sperimentale e comparata
2. id. Milan 1911.
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 2. 13
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2.
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fection plut6t chronique qu’aigue qu’il provoque chez les rats avec ten¬
dance ii. determiner des lesions de la thyroide et m£me des testicules et
le peu d’action pathog&ne pour le cobaye.
Resum 6.
1) Je propose la denomination de B. pseudopestis murium,,
pour une bact4rie que j’ai isol4 des ganglions, de la thyroide, des testi¬
cules et de la rate de Mus rattus.
2) L’infection a eu, fort probablement, comme origine, une eau
du Jura.
3) Cette bact4rie est surtout int£ressante k cause de sa localisation
fr4quente it la thyroide.
Lausanne, 10 janvier 1913.
Nachdruck verboten.
Ueber die Piroplasmose der Schafe.
[Aus dem pathologisch-anatomischen Institut der Kgl. Ungarischen Tier-
arztlichen Hochschule zu Budapest.|
Von Prof. Dr. Stefan ron R4tz.
Mit 2 Figuren.
Babes 1 ) beschrieb im Jahre 1892 eine Schafseuche (Carceag), welche
auf den sumpfigen Donauinseln Rum&niens in den Monaten Mai und
Juni in manchen Jahren 1 / 5 der Schafbest&nde hinrafft. GroCtenteils er-
kranken jedoch nur altere Tiere, insbesondere in deu Herden der nord-
lichen Teile. Die Krankheitssymptome sind Schiittelfrost, Mattigkeit,
Fieber (40 —42° C), Blutarmut und Ilamoglobinurie. Der Sektionsbefund
besteht in Anamie, gelben, sulzigen Intiltrationen und Blutungen. Die
Muskulatur ist bleich und schlaff. Einzelne Lungenlappen sind infiltriert.
Die Milz ist groB und hyperiimisch. Die Leber und Nieren zeigen par-
enchymatose Degeneration. Die Schleimhaute sind cyanotisch, von H&-
morrhagieen durchsetzt und geschwellt. Im Mastdarme sind braunliche,
schwammige Pseudomembranen vorhauden. Die Harnblase ist mit hamo-
globinhaltigem Urin gefiillt.
Mit Hilfe der mikroskopischen Untersuchung des Blutes beobacbtete Babes
Leukocytose und in den roten Blutkorpercben, besonders in denen, die aus der
Milz und dem blutigen Oedem stammten, rundliche, unbewegliche Kokken von
0,5—0,0 n Grdlie, im Zeutrum mit den Zeichen der Teilung. Mit Methylviolett
und Methylenblau liellen sie sich gut farben und in den gefarbten Priiparaten war
uni selben eine lichtere Zone sichtbar. Selten fand er in einer Zelle auch zwei
Kokken.
Schafe, welchen er von diesem Blut 8—10 g einimpfte, erkrankten in
8 Tagen; in ihrem Blut konnte er, jedoch nur in geringer Anzahl, die endoglobu-
liiren Parasiten auffinden.
Babes nanute diesen Blutparasiten der Schafe Haematococcus ovis;
beziiglich seiner Natur tiulierte er sich jedoch nur zuriickhaltend, weil er denselben
sozusagen als eine Uebergangsform zwischen den Bakterien und Protozoen auf-
1) Babes, L’^tiologie d’uue enzootie de moutons d^nomme „carceag“ en
Roumaine. (Compt. rend, de l’Acad. de Scienc. de Paris. T. 115. 1892. p. 359.)
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v. Riitz, Uebcr die Piroplasmose der Schafe.
195
faBte. Die gruudlegeudeu Untersuchungeu vou S in i t It uud Kilboruo 1 ), mit
welchen die Aetiologie der Piroplasmose dea Texaser Rindes klargestellt wurde,
haben alsbald entschieden, daB auch diese Parasitea zu den Protozoen gebdren.
Ein Jabr epiiter hatte S ta rco v i c i l ) die Untersuchungen bezuglich des
rumanischen Carceags und der seuchenhaften Htimoglobinurie der Rinder zu-
sammengefaBt und indein er dieselbe mit den Erfahrungen der amerikanischen
Autoren in Vergleich brachte, konnte er ala SchluBfolgerung festatellen, dal} die
Erreger dieaer Krankheit, welche er Babeaia ovia und B. bo via benannte, ein
und deraelben Gattung angehoren; ihre systematiache Einreihung hatte aber aucli
er sehr unbestimmt bezeicnnet.
Bonomc 1 ) hatte im Jahre 1895 in der Gegend von Padua cine gelinde
Enzootic bei Schafen beobachtet, ala deren Erreger er einen in den Blutzcllen befind-
Lichen Parasiten beachrieb. Aua aeiner SchiLderung geht jedoch nicht mit voller
Bestimmtheil hervor, ob dieae Krankheit mit der ruiniinischen identisch geweaen
iat, indem sowohl die Beschreibung der Svmptome, als auch des Parasiten von
jeuer gewiasermaBen abweicht. Ee iat jedoch wahrschcinlich, daB es sich auch
da um Piroplasmose handelte; dies bestiitigt auch der Umstand, dad seit damals
dieselbe Krankheit auch in der rdmischen Campagua zur Beobachtung geluugte.
Laveran und Nicolle 1 ) beobachteten in der Umgebung von Konstan-
tinopel eine Schafseuche, welche beziiglich der Symptome, als auch hinaichtlich
der Aetiologie mit dem Carceag iibereinstimmt.
L. v. Betegh 5 ) befafite sich im Jahre 1898 in Bukarest mit der Unter-
suchung der Piroplasmose der Schafe. GemaB seiner Beobachtungen zeigen die
Piroplasmen im frischen Blut amobenartige Bewegung, die man in hiingenden
Tropfen bei Zimmertemperatur G Tage lang beobachten kann. In gefarbten Prii-
paraten sah er die in aen roten Blutkorperchen befindlichen Piroplasmen in einer
GroBe von 0,8—1,0 p im Durchmesser, mit rundlicher, ovaler oder selteu auch
etwas eckiger Form, an dem einen Ende mit einer etwas intensiver gefiirbten Partin,
dem Kern. Gewohnlich kommen die Parasiten zu zweien vor.
Leblanc und Savign6 b ) haben im Jahre 1909 in Frankreich in einer
Landwirtschaft die Piroplasmose der Schafe beobachtet, welche Seuche 5 Jahre
hindurch vom Februar bis April jiihrlich 40—70 Tiere hinraffte. GroStenteils
erkrankten Muttcrschafe und 3—4 Monate alte Liimmer. Der Verlauf der Krank¬
heit gestaltete sich sehr akut oder chronisch, mit intermittierendem Charakter.
Die Verwesung der Kadaver ging rasch vor sich, ihre allgemeine Decke und
die serosen Ueberziige waren von gelblicher Farbe, die Leber groB, hyperiimisch
und briichig, die Milz geschwollen, von schwiirzlicher Farbe, die Pulpa von weicher
Konsistenz, die Nieren odematos infiltriert. Der Inhalt der Blase kaffeebraun,
ohne Sediment, reich an EiweiB und Methamoglobin.
Bei der Blutuntersuchung konnten die Verff. in manchen roten Blutkorper¬
chen gliinzende Kugelchen wahrnehmen, iihnliche befanden sich auch in dem Plasma.
In getrockneten Deckglasprkparaten lieBen sich die Parasiten lcicht fiirben.
Nacb Mot as 7 ) kommt die Krankheit in Rumiinien in zwei Formcn vor,
namlich in einer bosartigen und in einer gutartigen Form. Die letztere iiuBerb
sich in einer mehr oder minder hochgradigen Blutarmut, die erstere dagegen in
anzlicher Hinfiilligkeit, Hiimoglobinurie und hochgradiger Antimie. Das Blut
es Kadavers ist blaB gefiirbt, wiisserig, die Lymphdriisen geschwollen, die Milz
zweifach vergrodert, die Schleimhaute cyanotisch.
1) Smith, Th., Die Aetiologie der Texasfieberseuche des Rindes. (Cen-
tralbl. f. Bakt. Bd. 13. p. 511.)
2) Starcovici, C., Bemerkungen iiber den durch Babes entdeckten Blut-
parasiten und die durch denselben hervorgebrachten Krankheiten etc. fCcntralbl.
F. Bakt. Bd. 14. p. 1.)
3) Bonome, A., Ueber parasitare Ictero-Hamaturie der Schafe. (Virch.
Arch. f. pathol. Anat. Bd. 139. 1895. p. 1.)
4) Laveran et Nicolle, Haematozoaires endoglobulaires du mouton. (Gompt.
rend, de la Soc. de Biol. 1899. p. 800.)
5) Betegh, Lajos, Adatok a szarvasmarhak haemoglobinuriiijiinak 6s a juhok
carceagjanak aetiologiajahoz. (Veterinarius. Vol. 21. 1898. p. 1.)
6) Leblanc et Savignd, Sur l’h6moglobin6mie du mouton. (Journ. de
m6d. vdt6r. 1889. p. 703.)
7) Mot as, C., Recherches sur la piroplasmose ovine. (Cornpt. rend, de la
Soc. de Biol. T. 53. p. 1523.) — Carceagul oilor (Piroplasmosa ovina). Bucuresci
1902.
13*
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. (J8. Heft 2.
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In den roten Blutkorperchen sind Piroplasraen vorhanden; sie sind zumeiat
rundlich oder mit amoboiden Fortsiitzen versehen. Man findet sie einzeln oder
zu zweien als birnenformige Gebilde, nur ausnahmsweise werden 4—6 in einer
Zelle angetroffen. Wahrend der Hiimoglobinurie kommen sie auch frei in dem
Blutplasma vor.
Piroplasma oder Babesia ovis ist ein eigenartiger Parasit der Schafe,
der sicli nur in diesem Wirt entwickelt. Mit der subkutanen, intravenosen oder
intramuskularen Verimpfung des infizierten Blutes ist die Krankheit auf gesunde
Schafe iibertragbar. Junge Tiere sind empfanglicher, wie die alteren; die importierten
Schafe erkranken leicliter als die einheimischen.
Als Vermittler der Krankheit erkannte Mot as eine Zeckenart, den Rhipi-
cephalus bursa.
Im Laufe der letzten Jahre liefen ofters Berichte dariiber ein, dad die
Krankheit auch in Deutschland existiere (Sonnenberg, Paschen); diese Meinung
entbehrt jedoch bisher der zweifellosen Bestatigung, aagegen wurde die Kraukhcit
in Transknukasien (Dshunkowsky und Luhs), in West-Indien und Venezuela
(Zieman), Transvaal und in der Kap-Kolonie (Hutch eon), in West-Montana
(Johnson) und China (Eggebrecht) auch mittels Blutuntersuchungen kon-
statiert 1 ).
Schon die Tatsache, daB in unserer n&chsten Nahe, in RumSnien,
nach Mot as sogar auch in Bulgarien, die Piroplasmose der Schafe
seuchenhaft vorkommt, rechtfertigte die Annahme, daB diese Krankheit
auch in Ungarn einheimisch sein kann. Und tatsachlich fanden wir im
MSrz 1909 gelegentlich der Untersuchungen einer periodischen, besonders
im Friihjahr seuchenhaft auftretenden und bisher naher noch nicht be-
kannten Schafkrankheit in den gefdrbten Blutpraparaten Piroplasmen
von charakteristischer Zwillingsform. Der Sektionsbefund entsprach je¬
doch nicht der Piroplasmose; die experimentellen Blutverimpfungen
blieben auch erfolglos, demzufolge wurde dem Befund keine besondere
Bedeutung zugeschrieben. Seitdem hatten wir in wiederholten Fallen
Gelegenheit, diese Krankheit zu beobachten, doch fanden wir im Blute
neuerlich keine Piroplasmen von charakteristischer Form.
Zu Ende des vergangenen Jahres konnten wir dann mit Bestimuit-
heit konstatieren, daB die Piroplasmose der Schafe auch in unserem
Lande vorkommt.
Am 24. Oktober 1911 hatte K. Balds, ein ehemaliger Assistent
meines Institutes, gelegentlich der Untersuchung eines aus Nagy-Zorlencz,
Komitat Krasso-Szordny, stammenden geschlachteten Schafes folgende
pathologische VerSnderungen beobachtet:
Im subkutanen Bindegewebe zahlreiche, punktformige bis hellergroBe
Blutungen. Samtliche Organe sind anainisch, das Blut lackartig. Blu-
tungen finden sich auch auf den serosen Ilauten, doch in geringerer An-
zahl. Die Milz zeigt geringgradige Schwellung. In den Dunn- und Dick-
ddrmen akuter Katarrh mit punktformigen Hamorrhagieen, welche be¬
sonders in der Pylorusgegend aufifallen. In der Lunge zahlreiche kleinere
bis groBere, blutige Intarkte. Auf dem Epicard punktformige Blutungen.
Die Lymphknoten zeigen akute Schwellung und sind mit punktformigen
Hamorrhagieen gesprenkelt.
Die Milz wurde behufs bestimmter Diagnose in mein Institut ge-
sendet, wo wir folgende Veranderungen konstatierten:
1) Nach Beendigung ineiner Untersuchungen hat Dr. Hugo Inchiostri
in Zara in einer Inauguraldissertation: „Vorkommen und Formen der Piroplastnosis
ovis in Dalmatien" festgestellt, da8 in Oesterreich, d. h. in eiuigen Gegcndeu
Dalmatiens, besonders innerhalb des Bezirkes Zara, die Piroplasmose der Schafe
(Mitilj) sehr verbreitet ist. Verf.
Gowgte
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v. Rdtz, Ueber die Piroplasraose der Schafe.
197
1
/
Fig. 1. Babesia ovis. Blutpraparat, nach
Okular 8.
Die Milz ist geringgradig vergroBert, die Riinder sind abgerundet;
die Milzkapsel glatt, glanzend, durchsichtig und steif. Auf der Kapsel sind
uberall, jedoch besonders auf der gewblbten FlSche und um die Spitze,
nadelstich- bis hirsengroBe,
scharf begrenzte, rotbraune
Flecke sichtbar. Sie ist von
duukelroter Farbe und teigi-
ger Konsistenz. Die Schnitt-
flache ist von weichselroter
Farbe, vorgewolbt; die Pulpa
leicht ausstreifbar; die Milz-
balken sind kaum, dagegen
die Lymphfollikel zienilich
gut sichtbar.
In den aus der Milz-
pulpa entnommenen, getrock-
neten und nach May-Griin-
wald 1 ) gefarbten Ausstrich-
praparaten fanden wir in den
roten Blutkorperchen Piro-
plasmen, und zwar in ziem¬
lich groBer Anzahl, da in
einem Gesichtsfelde sich
auch 8—10 solche rote Blut¬
korperchen befanden, in
denen man Piroplasmen
unterscheiden konnte.
Die Form der roten
Blutkorperchen erlitt zum
Teil kaum eine Aenderung;
sie nahmen auch die Farben
ziemlich gut auf. Besonders
solche Zellen schienen un-
verandert, in welchen nur
einzelne, kleinere Piroplas¬
men waren. Dagegen haben
jene Zellen, in welchen 1 — 3
groBere Gestalten vorhan-
den waren, zumindest eine
Schwellung erlitten; auch
finden sich nicht selten Ery-
throcyten von ganz unregel-
maBiger Form, deren Zen-
trum schwach gefSrbt, fast
farblos oder auch gespalten
erscheint; im letzteren Falle
ist das Piroplasma in der
Spalte sichtbar.
Die Piroplasmen zeigen hinsichtlich ihrer Gr6Be und Form eine
ziemlich groBe Variabilitat, indem ihr Durchmesser beilSufig 0,8—2 p.
betrSgt; ihre Gestalt ist zuweilen rundlich, oval, stabchen- oder ringformig,
iemsu gefarbt. Immersion
A
A
ik
' _ o
%
I-
WL
Fig. 2. Babesia ovis. Milzpraparat, nach
May-Griinwald gefarbt. Immersion */,,,
Okular 2.
1) Die Piroplasmen farben sich nach dieser Methode blau, der Kern dunkelrot.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
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und meistens laBt sich in den roten Blutkbrperchen um dieselben ein
lichterer Hof erkennen.
Die Piroplasmen befinden sich in der Mehrzahl der Falle dem Rande
der Zellen nahe; gegen die Mitte sind sie nur ausnahmsweise zu finden.
Die kleinsten Gebilde erinnern ihrer Form nach an Monokokken, jedoch
besitzen sie in ihrem Zentrum ein blaulich-rot gefSrbtes Kornlein, den
Nucleus. Die groBeren, rundlichen Piroplasmen haben das gleiche Aus-
sehen; doch ist ihr Kern verhaltnismaBig groBer, oder sie sind der Lange
nach durch einen feinen, hellen Querstreifen geteilt, in welchem Falle in
beiden Teilen je ein dunkelrot gefarbter Kern wahrnehmbar ist. Zu-
weilen kommen auch diplokokkenahnliche Formen vor, wenn zwei kleine,
rundliche Zellparasiten in nachster Nahe angetroffen werden.
Nicht selten kann man ovale Formen unterscheiden, bei welchen sich
der Kern in der Nahe eines Pols oder sogar ganz an dem einen Ende
befindet. Diese sind gewohnlich einzeln anzutreffen oder in Gemeinschaft
von mono-, bzw. diplokokkenahnlichen Formen, doch von diesen etwas
weiter, am entgegengesetzten Rande des roten Blutkorperchens gelagert.
Bei den rundlichen und ovalen Formen sind auch selten uiiregelmafiige,
pseudopodienformige, mehr oder weniger starke Fortsatze erkennbar.
Hier und da sind auch kurze, dicke Stabchenforraen, zumeist einzeln,
zu finden, deren beide Pole blaulich-rot gefarbt erscheinen, als enthielten
sie die bereits gespaltene Kernsubstanz; ihre Mitte ist hingegen von
etwas lichtblauer Farbe. Gebogene Stabchenformen sah ich an der
fiuBeren Fiache der roten Blutkorperchen. Diese erinnern an die Sporen
der Coccidien oder Sarcosporidien und werden unmittelbar nebeneinander
angetroffen, so daB sie rnit ihren ausgezogenen Enden sozusagen mit-
einander zusammenhangen; das andere Korperende zeigt eine geringe
Schwellung, und hier befindet sich der Kern. Es sind dies Entwicke-
lungsformen, analog denen, die Kinoshita im Blute bei Hundepiro-
plasmose in ahnlicher Anordnung gesehen hatte.
Im hochsten MaBe charakteristisch sind die birnenformigen Gebilde,
welche in den roten Blutkorperchen einzeln oder zu zweien angetroffen
werden. Die einzeln vorkommenden sind gewohnlich groB, an einem
Ende ausgezogen, an dem anderen angeschwollen und abgerundet, in
dessen Mitte, zumeist von einem hellen Hof umgeben, sich der Kern be¬
findet. In diesen groBeren Piroplasmen sah ich in der Nahe des spitzen
Pols offers ein bedeutend kleineres, rot gefarbtes Kbrnlein, wie dies bei
Babesia canis von Kinoshita, Breinl und Hindle auch beob-
achtet wurde. Dies mag der Nebenkern, der Blepharoplast, sein.
Die birneniihnlichen Zwillingsformen erscheinen in den roten Blut¬
korperchen inannigfaltig angeordnet. Zuweilen liegen sie nebeneinander,
so daB ihre LSngsdurchmesser fast parallel stehen, ein andermal kommen
sie mit ihren ausgezogenen Enden zusammen, so daB sie in gerader Liuie
oder in einem Winkel initeinander zusammenhangen. Die Zwillings¬
formen sind regelmaBig kleiner wie die einzeln vorkommenden, und ihr
abgerundetes Ende wird sozusagen ganz durch den Kern ausgefiillt.
In einigen Fallen beobachtete ich auch die Ringform, in welcher
man eine groBe, vakuolenartige, rundliche Hohle, und in dem blau ge-
fiirbten, schmalen Plasma den rundlichen oder etwas ausgezogenen Kern
unterscheiden konnte.
Endlich sah ich in vergroBerten und unvollkommen gefarbten, roten
Blutkorperchen zu wiederholten Malen eine, auch von Motas erwahnte,
interessante Form. In der Mitte der Zelle befindet sich eine unregel-
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v. Ratz, Ueber die Piroplasmose der Schafe.
199
m&Bige Hohle, in welcher zahlreiche, rStliche Kornchen eine Rosetten-
form bilden; um dieselben ist jedoch die blaugefarbte Plasmasubstanz
nicht immer zu erkennen.
Es ist eine sonderbare Erscheinuug, daB man in manchen roten
Blutkorperchen, in welchen 2—3 Piroplasmen sich befinden, zuweilen
ganz verschiedene Entwickelungsstadien unterscheiden kann. So konnte
ich auch wahrnehmen, dad neben der erwahnten, in mehrfacher Teilung
begriffenen Form auch eine amoben- oder birnenfdrmige Gestalt in einer
gewissen Entfernung vorhanden sein kann.
Ira Blutplasma frei vorkommende Piroplasmen von charakteristischer
Form habe ich kaum gesehen, was der Umstand erklSren konnte, daB
dieselben frei im Blutplasma nur gelegentlich der Hemoglobinurie, bzw.
bei Zerfall der roten Blutkorperchen zur Beobachtung gelangen.
Unser zweiter Fall stammt aus Kisszeben (Kom. S&ros), betreffs
welches Tierarzt Munkacsy in eiuem Briefe folgendes berichtet:
In der Schaferei der Kgl. ungar. Ackerbauschule in Kisszeben stellten sich
unter den Jiihrlingen am 19. April pldtzlich massenbafte Erkraukungen cin und
bis 2 Uhr Nachmittag sind schon 12 Liiminer umgestanden, bzw. geschlachtet
worden. Die Tiere weiden wahrend des Treibens iiber Kornsaat und erbalten
.auBerdem Riiben und Kleie als Futter. Auf gleiche Weise werden auch die
ubrigen Schafe gefiittert, jedoch kamen unter den Mutterschafen und Saugliimmern
keiue Krankheitsfiille vor, obwohl sie gemeinschaftlich gehalten werden.
AufGrund einigerObduktionen berichtet er gleichfalls, daB der Bauch miiBig auf -
getrieben, der Pansen etwas erweitert, die ubrigen Magcn leer gefunden werden; ihre
Schleimhaut ist stellenweise mitBlutungen durcksetzt, in den Dickdarinen chronischer
Katarrh und einzelne, 1—2 cm lange Spulwiirmer, im Mastdarm geringer Darm-
inhalt, auf der Schleimhaut chronischer Katarrh. Die Leber ist hyperiimisch, bei
manchen Individuen parenchymatos degeneriert; Leberegel kommen nur vereinzelt
zum Vorschein. Milz und Nieren zeigen keine Vcriinderungen. In der Lunge
finden sich Palisadenwiirmer, in niichster Umgebung katarrhalische Pneumome.
Am Herzbeutel bei einigen Tieren Blutungen, in den Herzkammern briiunlich-
rotee, gesetztes Blut.
Behufs Diagnose hat man einen Kadaver in das pathologisch - ana-
tomische Institut der tierarztlichen Hochschule gesendet.
Obduktion: Der Kadaver war schwach ernahrt. Die Nasen- und Maul-
schleimhaut blaB rotlich-grau. Das subkutane Bindegewebe grauweiB, mit Fett
wenig durchsetzt. Die Muskulatur blaB rotbraun. In der Bauchhdhle ca. 1 Dezi-
liter rbtlich-grauer, durchscheinender, seroser Fliissigkeit, das Peritoneum glatt,
etwas getriibt, von griiniicher Farbe. Im Labinagen griinlich-brauner, diinn-
fliissiger, schleimiger Inhalt, die Schleimhaut gelblich grau, etwas geschwollen.
In den Diinndarmen diinnfltissiger Inhalt von geringem Quantum, die Schleimhaut
blaBgrau, stellenweise dunkel graurot, geschwollen. Die meseuterialen Lymphknoten
etwas vergrdBert, von weicher Konsistenz, die Schnittfliiche graulich-braun, gliin-
zend, vorgewolbt. Die Milz ist von mittlerer GrdBe, bliiulich-roter Farbe und schlaffer
Konsistenz, die Milzkapsel glatt, die Schnittfliiche rotbraun, mit ziemlich gut hervor-
tretenden Milzbalkcn. Die Leber ist von mittlerer GrdBe, schlaff, die Leberkapsel
glatt, unter derselben etwas verdickte und lanzettfdrmige Egel enthaltende, erweiterte
Gallengiinge sichtbar; die Schnittflache ist grau lehmfarbig, das Parenchym zer-
reiBlich. Die Nieren sind parenchymatos degeneriert, die Blase stark zusammen-
gezogen, leer, die Schleimhaut blaB. In der Brusthdhle eine geringe Menge
durchsichtiger, seroser Fliissigkeit. In den Lungen waren einige kleine, broncho-
pneuinonisclie Ilerde, in den Bronchien mehrere Dictyocaulus (Strongylus)
filaria. Im Herzbeutel ca. 8ccm gelblicher, triiber, seroser Fliissigkeit, das Perl- und
Epicardium getriibt und mit gelbliehen, leicht abziehbaren, zerreiBlichen Fibrin-
membranen bedeckt, an der llerzbasis, am Epicardium erscheinen dicht neben-
einander punktformige bis grieskornchengroBe, scharf begrenzte, schwarzrote Flecke.
Das Herz ist von mittlerer GrdBe, die Muskulatur von hellbrauner Farbe, von
zerreiBlicher Konsistenz, in den Herzkammern ein mittelmiiBiges Quantum ge-
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200 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
ronnenen Blutes und Fibrins, das Endocardium glatt, glanzeud, durchsichtig, die
Herzklappen gesund.
Die pathologisch - anatomischen Ver&nderungen, namentlich die
Schwellung der Lymphknoten, die parenchymatose Degeneration der
Nieren, der Leber und Herzmuskulatur, ebenso auch die sero-fibrinose
Pericarditis und die auf dem Epicardiuin befindlichen Hamorrhagieen
liellen auf eine infektiose Krankheit folgern, doch boten sie kaum einen
Grund zur Annahme der Piroplasmose. Die mikroskopische Untersuchung
hatte trotzdem dies erwiesen, insofern in den nach Giemsa gef&rbten
Blutpraparaten eine Anzahl der roten BlutkSrperchen Piroplasmen be-
herbergte.
Der mikroskopische Befund stimmte iiberein mit dem des ersten
Falles, nur mit dem Unterschiede, daC die groBeren Piroplasmen unter
den rundlichen und amobenformigen in der Mehrzahl anzutretfen waren.
Unter den birnen&hnlichen Zwillingsformen befanden sich interessante.
in Teilung begriffene Gestalten, die geschwellt erschienen, ihr Kern war
etwas ausgezogen oder auch schon geteilt; in manchen Fallen konnte
man sogar auch in dem Plasma eine feine, helle Querlinie, das Zeichen
der Teilung, unterscheiden.
Am 8. Mai erhielt ich die Milz eines 7—8-wochigen, geschlachteten
Schafes von Kis-Kunmajsa (Komitat Pest). Die Milz war bedeuteud ver-
groBert, 100 g schwer, 12 cm lang, 7 cm breit und 3 cm dick, die Kapsel
gespannt, durchsichtig, mit nadelstichgroBen, zerstreuten Blutungen; ihre
Konsistenz war schlaff, die Schnittfiache kirschrot, die Pulpa erweicht
und leicht ausstreifbar.
In den nach May-Grtinwald und Giemsa gefSrbten BlutprSpa-
raten waren endoglobulare, rundliche Piroplasmen vorhanden, und zwar
in manchen Blutkorperchen bis zu vieren.
Am 19. Mai wurden mir abermals zwei Milzen zugeschickt von ge¬
schlachteten Lammern, deren Untersuchung ebenfalls eine akute Milz-
schwellung und das Vorhandensein von Piroplasmen nachgewiesen hat.
Die Untersuchungen haben demgemaB erwiesen, dafi die Piroplasmose
auch in Ungarn vorkommt, und zwar zweifelsohne auch in mehreren
Teilen des Landes, indem wir die Krankheit im ersten Falle an einem
aus dem ZemplSner, im zweiten aus dem Krassd Szbr6nyer, im dritten
aus dem Sdroser und in den tibrigen drei Fallen aus dem Pester Komitat
stammenden Schafe konstatierten.
Die Krankheit kommt auch in Ungarn in einer bbsartigen, akuten
und todlich verlaufenden Form (die Falle von Kisszeben), und zweitens
in einer milderen, chronischen, oder auch latenten Form vor, denn
manchmal kann man iiberhaupt keine charakteristischen pathologischen
Veranderungen in den Organen nachweisen, und die Blutuntersuchung
beweist dennoch das Vorhandensein der Piroplasmen.
Budapest, den 17. Dezember 1912.
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Miyagawa, Ueber den Wanderungsweg dee Ankyloatomum duodenale etc. 201
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Ueber den Wanderungsweg des Ankylostomum duo¬
denale (caninum) bei oraler Infektion.
lAus der raedizinischen Klinik des Prof. Dr. T. Irisawa an der Kaiserl.
UniversitSt Tokio.J
VorlSufige Mitteilung.
Von Dr. Yoncji )llyagawa.
Bei der Forschung liber die Invasionsmoglichkeit des Schistoso-
mum japonicum durch orales Einnehinen von zwischen den Reis-
feldern flieBendem Bachwasser beobachtete ich im letzten Jahre immer
den Infektionsgrad des Ankylostomum duodenale, weil die An¬
kylostomum - Larven fast immer lebendig im HieBenden Bachwasser
flottieren und die ins Wasser eintauchonden Organismen angreifen.
Zu meiner Verwunderung vermochten nur einige Ankylostomen bei
•9 Versuchstieren (Hunden) einzudringen, dagegen war die kutane In¬
fektion bei den in dasselbe Bachwasser eingetauchten Hunden immer so
hochgradig und so sehr auffallend, daB der erste Infektionsmodus ver-
schwiudend gering im Vergleiche mit dem letzten war. Es ist sehr
interessant und augenfallig, daB bei dem kfinstlich Oder natilrlich ge-
storten Intestinaltraktus immer ein gleiches Resultat erzielt wurde. Ueber
den Infektionsmodus durch Fattening der A n ky I os to m u m - Larven ist
schon seit langem von verschiedenen Autoren und Forschern geschrieben
worden; besonders erwahnenswert ist aus dein Jahre 1886 eine Arbeit
von Leichtenstern, „Ffitterungsversuche mit Ankylostomumlarven*.
AuBerdera untersuchten Leichtenstern und Looss die Kfirperent-
wickelung des Ankylostomum von der Larve bis zum erwachsenen
Zustand innerhalb des Wirtes durch Larvenffitterung u. a. m. Zur Zeit
ist der orale Infektionsmodus eine unzweifelhafte Tatsache.
Wie kommt es nun eigentlich, daB meine Versuchsresultate ziemlich
stark verschieden von denen der frfiheren Forschungen anderer Autoren
sind? Im letzten Jahre bezweifelten Ffilleborn und Schilling-
Torgau in ihrer Arbeit ,,Untersuchungen fiber den Infektionsweg bei
Strongyloides und Ankylostomum“ das Vorhandensein der oralen
Infektion des Ankylostomum und Strongyloides. Ich widmete
mich nun vom Frfihjahre 1912 an dieser Forschung fiber die Infektions-
moglichkeit durch Larvenffitterung, und erlangte endlich folgendes Re¬
sultat, das mir die Gelegenheit gibt, dieses noch ratselhafte Gebiet zu
beleuchten.
Durch verschiedene Untersuchungen und Forschungen bekam ich
fast immer das gleiche Ergebnis. Die orale Infektion der Ankylo-
s to m u in - Larven ist sicher vorhanden, ist aber viel geringer als die
kutane; der Wanderungsweg innerhalb des Wirtes ist ziemlich kom-
pliziert. Nur einige der verffitterten Larven dringen durch die Oeso¬
phagus- und Magendarmwand, werden durch Vermittelung des Blutstroins
bis zum rechten Herzen und zur Lunge befordert, kriechen dann selbst
hinauf bis zu den Bronchien, der Trachea, dem Kehlkopf und Pharynx,
und endlich wieder zum Oesophagus und zum Magendarmkanal, ganz so
wie bei der kutanen Infektion. Vielleicht gibt es aber noch einige, die
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 2.
von der Lunge zum linken Herzen zurflckkehren und dann durch Ver-
mittelung des grofien Kreislaufs den Digestionstraktus erreichen. Die
meisten der verfiitterten Larven gehen durch die Verdauungssafte, be-
sonders durch den Magensaft, zugrunde, weswegen es immer weniger
gelingt, durch orales Einnehmen der Larven, anstatt durch kutane Ap-
plikation, zu infizieren. Ich will hier nur kurz meine Forschungsmethode
erklaren.
Das Experiment mit Bachwasser zwischen Reisfeldern (ira letzten
Jahre 1911J:
I. Orale Infektion.
Als Versuchstiere w&hlte ich zahlreiche Hunde, weil bei diesen will-
kflrliche Operationen leicht ausfiihrbar waren. Durch Vermittelung des
Magenschlauches mit einer Mundklammer goB ich Bachwasser in den
Magen des Hundes, und zwar 500—1500 ccm auf einmal, je nach der
GroBe des Hundes, taglich 1—3mal, 2—9 Tage lang. Das Versuchs-
bachwasser war vorher vom Boden aus gut umgeruhrt worden und war
durch Beimischung von FluBniederschlSgen getrubt. Die eingegossene
Menge betrug im ganzen 3 — 20000 ccm. Vor dem Experiment suchte
ich immer nach der Anwesenheit der Parasiten bei den Versuchstieren
durch Mikroskopierung des Kotes. Ich untersuchte 9 Versuchstiere auf
folgende drei Arten:
1) Durch EingieBung von groBen Mengen gewShnlichen Alkohols in
den Magen erzielte ich akute Magendarmstorung, welche aber vielleicht
an dem schon vorher erkrankten Digestionstraktus durch akute Reizung
exazerbiert wurde. Durch EingieBen des Bachwassers wurde nur ein
Hund von den 4 Versuchstieren mit nur sparlichen Ankylostomen in-
fiziert.
2) Durch die gleiche Manipulation bei an Magendarmst5rung natur-
lich erkrankten Hunden war der eine von 2 Versuchstieren ganz in-
vasionsfrei und beim anderen waren bei der Sektion nur so spSiliche
Ankylostomen zu finden, daB das Ergebnis zweilelhaft war, weil der Kot
des Hundes schon vorher nur wenige Ankylostomeneier enthielt.
3) Die Ankylostomum-Larven sind sehr empfindlich gegen
S&ure, besonders Salzsaure. Zur Neutralisierung der SalzsSure im
Magen goB ich 2-proz. Sodalosung 15—20 Minuten vor dem EingieBen
des Wassers ein, und 30—40 Minuten nach der Operation injizierte ich
subkutan Morphium hydrochloricum oder Opiumtinktur, so daB die
Darinperistaltik sehr trag und die Harnentleerung verspatet wurde.
Vielleicht wegen der langsamen Resorption des eingegossenen Wassers,
war es imstande, lange Zeit die Magendarmwandoberfiache zu beriihren.
Unter den 2 Versuchstieren wurde nur das eine von sparlichen Ankylo¬
stomen ergriffen, das andere dagegen blieb ganz infektionsfrei.
II. Kutane Infektion.
Die Hunde, deren Kot ich vorher untersucht hatte, tauchte ich an
derselben Stelle des Baches, an der ich das oben erwahnte Versuchs-
wasser entnommen hatte, taglich 4 bis 6 Stunden, und zwar 4 bis 7
Tage lang ein, im ganzen also etwa 17 bis 40 Stunden. Bei den Sek-
tionen fand ich bei 4 Hunden immer zahlreiche Ankylostomen im Inte-
stinalkanale. Ich babe hier noch das ziemlich interessante Ergebnis
anzufiihren, daB die Ankylostomen den Wirt durch feuchte Erde infizierten
und daB die kutane Invasion der Larven eine starke war. Ich wahlte
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Miyagawa, Ueber den W&nderungsweg dee Ankylostomum duodenale etc. 203
ein trockenes Reisfeld, durch das in der N&he kein Bachwasser floB.
Als dieses trockene Reisfeld nach einem Regen sehr weich und schlamm-
artig wurde, grub ich die Erde etwas weit aus, stellte in dieses Loch den
Hund und bedeckte seine vier L&ufe t&glich 5 bis 6 Stunden lang mit
tSglich gewechselter Erde, im ganzen etwa :">1 Stunden lang. Der eine
von den 2 Versuchshunden wurde besonders stark von Ankylostomen
infiziert und ging nach 25 Tagen daran zugrunde. der andere wurde
ebenfalls ziemlich reichlich infiziert. Diese Versuche inachte ich im
Jahre 1911 und veroffentlichte die Ergebnisse bereits teilweise im Frflh-
ling 1912. Um nun die Ursache dieses so auffallenden Unterschiedes
zwischen beiden Infektionsmoden aufzuklaren, benutzte ich vom Friih-
jahr 1912 ab die folgende Forschungsmethode, mit der ich gliicklich zu
einem fast endgiiltigen Schlusse kam.
III. Die Untersuchungen im Jahre 1912.
Ich wfihlte auch diesmal als Versuchstiere Hunde und erforschte
den Wanderungsweg des Ankylostomum caninum bei oraler In-
fektion vollstSndig. Ich kultivierte die A n ky los t om u m - Larven in
Petri-Schalen mit Eier enthaltendem Hundekot und Tierkohle in meinem
Laboratorium.
a) Ich setzte reichlich Larven in den kleinen, provisorisch ausgeschalte-
nen Teil des Oesophagus, welcher mit der Nachbarschaft, besonders mit
GefaBen, in Verbindung stand. Nach gewissen Zeiten entnahm ich
diesen Teil, fixierte ihn in 8-proz. Formalinlosung, bettete ihn in Celloidin
ein und zerlegte ihn dann in zahlreiche SchnittprSparate zum mikro-
skopischen Studium. Unter den zahlreichen Prkparaten land ich einige,
in die Oesophaguswand eingebohrte Larven, z. B. in der Tunica mucosa,
in der T. submucosa, hier besonderes in Blutgefafien, in der T. muscu-
laris und auch in der T. serosa.
b) Durch die ganz gleiche Manipulation an einem kleinen Teile
des Diinndarms fand ich in den SchnittprSparaten gliicklich ziemlich
reichliche, in die Darmwand eingedrungene Larven. Im abgeschabten
Schleim an der Schleimhautobertl&che desselben Teiles sah ich neben
reichlichen lebendigen Larven schon abgestorbene und unbewegliche.
c) Obwohl ich die gleiche Operation am Magen ausfiihren wollte,
war mir dies so gut wie unmSglich, weshalb ich dann eine andere For¬
schungsmethode auwendete. Nach Ftitterung mit zahlreichen Larven
untersuchte ich sowohl den abgeschabten Schleim, als auch SchnittprSpa-
rate von Oesophagus, Magen und Darm in verschieden langen
Zwischenraumen (10, 24, 30, 48, 50 Stunden und nach 5 Tagen). Im
Schleim fand ich einige lebendige Larven, deren Zahl viel geringer als
die der gefiitterten war, daneben aber auch noch ziemlich viele ab¬
gestorbene und schon degenerierte, geschrumpfte Larven. In den zahl¬
reichen Schnittpr¶ten, besonders in den innerhalb 30 Stunden nach
der Operation fixierten fand ich ebenfalls nur sparliche Larven in alien
Magendarmwandschichten und ihren GefaBen. Es fiel mir sehr auf, daB
sich im Schleime etwa innerhalb 24 Stunden nach der Operation nur
sparlich lebendige junge Larven fand, wogegen die Zahl der abgestor-
benen ziemlich groB war. Nach 30, 40 Oder 50 Stunden fanden
sich viel entwickeltere Wiirmer iiberall im Digestionskanal. Nach dieser
Zeit fand ich einige Male auch viele entwickelte Larven im Tracheal-
schleim. Nach 5 Tagen waren die Larven hoch entwickelt und
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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
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grOBer, doch bildeten sie im ganzen nur einen verschwindend kleinen
Bruchteil der geliltterten Larven.
d) Hunden wurde die Trachea in der NShe des Kehlkopfes vOllig
durchtrennt, das pulmonare Elide in die SuBere Haut verpflanzt und
darin eine, einige Zentimeter lange Kaniile gelagert, so daB eine
direkte Ueberwanderung der Larven aus den Lungen zum Oeso¬
phagus unmOglich war und der Trachealschleim vollstsindig nach
auBen gehustet wurde. Wurden solchen Hunden reichlich Larven ge-
ftittert, so erschienen 2mal unter 6 Hunden in dem Trachealkaniilen-
sekret nur sparliche Larven.
Durch die oben angefiihrten Tatsachen stellte ich fest, daB die in
die Digestionswand eingedrungenen An ky 1 os t o m u m -Larven durch ver-
mittelung des Blutstroms via Lunge. Trachea, Oesophagus und Magen
zum Dartne gelangen. Ich untersuchte itnnier ganz genau die Schleiin-
hautobertiache des Darmes der Tracheotomierten und fand fast regel-
ni&Big darin ganz sparliche Larven, Dadurch gelangte ich zu dem Resul-
tate, daB ein, wenn auch kleiner Teil der Larven nach Passage der
Lungen in den groBen Kreislauf gelangen muB, um den Darm zu er-
reichen, sonst wQrden diese tracheotomierten Tiere ganz infektionsfrei
geblieben sein. Aus den oben geschilderten Versuchsresultaten kann
ich wohl schlieBen, daB direkt per os in den Magen eingebrachte An-
kylo stom u m-Larven fast samtlich zugrunde gehen und nur vereinzelt
in die Digestionswandung eindrinuen, um dann via Gef&Bsystem, rechtes
Herz, Lunge, Trachea und Oesophagus zuriiekzukehren Oder via rechtes
Herz, Lunge, wieder linkes Herz, groBer Kreislauf in den Darm ein-
zutreten.
Nachdruck -verbolen.
Ueberden WanderuDgsweg des Schistosomum japoni-
cum durch VermittluDg des Lymphgefassystems des Wirtes.
[Aus der medizimschen Klinik von Prof. Dr. T. Irisawa, an der
kaiserlichen University Tokio.]
II. Mitteilung.
Von Dr. Yonejl Miyagawa.
In meiner friiheren Arbeit, „Ueberdeu VVanderungsweg desSchisto-
somum japonicum von der Haut bis zum Plortadersystem und
iiber die Korperkonstitution der jungsten Warmer zur Zeit der Haut-
invasion“ (Centralbl. fiir Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912) erklarte ich,
daB die Infektionspforte des Schistosomum japonicum in der
Haut des Menschen und des Tieres liegt und daB der Wanderungsweg
via venoser Blutbahn, rechtes Herz, Lunge, linkes Herz, groBer Kreis¬
lauf bis zum Pfortadersystem ist. Es ist mir auch nach der Lage der
jungsten YVurmer im Hautgewebe klar, daB sie teils durch die ganz
gesunde Haut aktiv hineindringen und teils die Hilfe der Haarwurzeln
benutzen, wie die A n ky 1 os to m u in - Larven, um in die Lymphspallen
oder sofort in die Blutkapillaren im Hautgewebe zu gelangen, um dann
weiter tiefer den gewohnlichen Wohnsitz zu erreichen. Bei diesem
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Miyagawa, Ueber den Wanderungaweg dee Schistoeomum japonicum etc. 205
Studium fand ich zwar in zahlreichen Schnittprfiparaten der Lymph-
drflsen des infizierten Tieres einige jflngere VV(inner zur Zeit der Haut-
invasion, konnte aber doch nicht zu eineni endgflltigen Schlusse konimen.
Deswegen schrieb ich dainals nur, wie folgt: „Ist es doch mflglich,
daii die jiingsten Wflrincr in Lymphspalten des Ilautgewebes (lurch
Vermittlung des Lymphstroms weiter liefer bis zum rechten Herzen ge-
langen konnen? Uni diese schwierige Frage zu erklSren, benutzte ich
zablreiche SchnittprSparate der Lymphdrflsen des Versuchstieres, besonders
der Lymphoglandula inguinalis. leider aber erfolglos. Trotzdem ist es mir
sehr wahrscheinlich, daB die VV(inner siclier via LymphgefaBe tiefer ein-
dringen, einige von ihnen im Drflsengewebe liegen bleiben, aber die
Qbrigen von dort noch weiter an den Ductus thoracicus und an das
rechte Herz gelangen konnen. u
Im Friihling 1912 ging ich abermals nach Yamanasi, um diese r&tsel-
hafte Frage zu ergrfluden.
Die Untersuchungsmethode.
Die zahlreichen Versuchstiere, besonders Hunde, tauchte ich wahrend
etwa 7 Tagen tSglich 5- 6 Stunden lang zu verschicdenen Zeiten, nfimlich
vom 15.—21. Mai, vom 27.—29. Mai resp. 3. Juni, vom 5.—12.
Juni u. a. m. in Bachwasser der Provinzen Yamanaschi, Nakakomagori,
Ikedaniura, u. a., wo die Scuche auffallend stark herrscht, ein. Mit
Intervallen von 1—2 Stunden nach deni Herausziehen aus dem Wasser
antersuchte ich nach folgenden Methoden das LymphgefaBsystem der
Versuchstiere:
1) Die jiingsten Wflrmer des Schist os o m u m mflssen durch die
Lymphspalten des Hauptgewebes zum Teil in das BlutgefaB hineintreten
und zum Teil weiter in das LymphgefSB fortwandern. Durch Vermitt¬
lung des LymphgefaBcs mtissen sie zum Teil durch Lymphdriisen arretiert
werden, zum Teil konnen sie durch diese passieren. Danach sammeln
sie sich in gewisser Zeit im Ductus thoracicus von verschiedenen Korper-
teilen, um von dort zum BlutgefaBe (iberzugehen. Um diese, die
Wflrmer enthaltende Lymphe zu mikroskopieren, machte ich folgenden
operativen Eingriff. Innerhalb der Vena anonyma an der Fossa supra-
clavicularis sinistra, wo die Vena subclavia und Vena jugularis zusammen
in die Vena anonyma hineintreten, suchte ich den Ductus thoracicus
und nahm nach der provisorisohen Unterbindung des Blutgef&Bendes
durch Punktion die gestaule Lymphe heraus. Aber Leider mischte sich
wegen der schwierigen Operation das venose Blut immer mit der Lymphe
und stflrte dadurch liieine mikroskopisrhe Forsrhung. Hier muBte ich
daher eine andere Untersucliungsmethode anwenden. Ich machte ziemlich
schnell die Thoraxholile des Hundes auf und unterband darin den
Ductus thoracicus neben der Aorta. Wahrend kurzer Zeit schlug das
Herz noch lebhaft und durch Stauung der Lymphe trat der Ductus
immer mehr hervor. Die durch Punktion des angescbwollenen Ductus
thoracicus herausgenommene Lymphe trug ich dick auf das Objektglas
und fand nach Farbung mit Metbylenblaulosung, Giem sa-Losung Oder
Pikrokarminlosnng in zahlreichen I’rajiaraten einige jflngste Wflrmer.
2) Die Lymphdrtisen des Versuchstieres. besonders die Lyinpho-
glandulae inguinales u. a., fixierte ich in 8-jiroz. Formalinlflsung, zerlegte
sie in Schnittpraparate duicli Celloidineinbettung und laibte sie mit
Hamatoxyliueosin oder Boraxkarmin zum mikroskopischen Studium.
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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Unter zahlreichen PrBparaten fand ich glQcklich einige WQrmer im
LymphdrOsen-Hilusgewebe.
Die Grofie und die K orper kon sti tut io n der jQngsten
Warmer von Schistosornum japonicum.
Die Liinge der im LymphdrUsengewebe entdeckten jQngsten WQrmer
betrug meistens 0,040 mm, die Breite schwankte zwischen 0,016 bis
0,020 mm. Die Durchmesser bei dem quer geschnittenen Wurm be-
trugen 0,012 mm und 0.016 mm. Die Lange der in der Lymphe des
Ductus thoracicus entdeckten schwankte zwischen 0,035 bis 0,052 mm,
die Breite zwischen 0,013—0,016 mm. (Die GrQBe der im peripheri-
schen, venQsen Blut oder im Hautgewebe entdeckten jQngsten Parasiten
betrug im Jahre 1911 meistens 0,040 mm Lange und 0,015—0,022 mm
Breite, also waren sie ebenso groB wie die im Lymphsystem.) Die
KQrperform war nicht rundlich, sondern elliptisch. Die groBte Breiten-
dimension war in der Nahe des Kopfendes; das Kopfende war stumpfer
und das Schwanzende spitziger wie bei den beiden Befunden im Jahre 1911.
Die Doppelkontur der KQrperwand war nicht so deutlich, trotzdem
bestand sie aus einer cuticulaartigen Membran und enthielt ganz kurze
Flimmerharchen.
Unter der Cuticularwand sail man eine Reihe von ganz kleinen
Zellen. Das KQrperparenchym war fein netzfbrmig, mit kleinen, gut
gefarbten Zellkernen als Netzknotenpunkte. Im Maschenwerke zerstreut
sah man winzig kleine, mit Hamatoxylin oder Methylenblau gut tingierte
KQrner. Der im DrQsengewebe entdeckte Wurm enthielt eine ziemlich
deutliche Anlage des Mundsaugnapfes, dahinter streckten sich zahlreiche,
kleine Zellkerne, anfangs in einer Reihe, welche sich bald in 2 Strangen
bis etwa hinter die Mitte hinzogen. Neben diesen Zellstrangen fanden
sich eigenartige, gefarbte Pigmenthaufen, Qber welche ich mich in meiner
VerQffentlichung im Jahre 1911 ausgesprochen habe. Beider Invasions-
form sah man die Anlage des Bauchsaugnapfes nur andeutungsweise.
Wie die in obiger Schilderung erwahnten, haben die in den LymphdrQsen
oder in der Lymphe entdeckten Wurmer ganz gleiche GroBe und Struktur,
wie die im Hautgewebe und im peripherischen, venosen Blut gefundenen.
SchlieBlich will ich hier noch bemerken, daB ich im LyinphgefaB-
system, trotz sorgfaitiger Arbeit und zahlreicher P8parate, nur sparlich
WQrmer linden konnte. Deswegen will ich hier feststellen, daB der
eigentliche Wanderungsweg des Schistosornum japonicum von der
Haut bis zum Pfortadersystem nicht das LymphgefaB-, sondern das Blut-
gefaBsystem ist.
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Bierast u. Lam ere, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in der Praxis. 207
Nachdruck verboten.
Phobrol im Laboratoriumsversuch und in der Praxis.
[Aus dem Hygienischen Institut (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr.
G. Fraenken) und der Frauenklinik (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof.
Dr. J. Veit) der UniversitSt. Halle a. S.]
Von
Stabsarzt Dr. W. Bierast, und A. J. Iff. Laniers,
kommandiert zum Institut. Assistenzarzt der Klinik.
Schon 1889 hatte C. Fraenkel (1) die hohe bakterizide Kraft des
Metakresols festgestellt. Weitere Untersuchungen fiber den desinfek-
torischen Wert der Kresole, die in besonders eingehender Weise von
K. Laubenheimer (2) ausgeffihrt und veroffentlicht worden sind,
fflhrten zu einer Bevorzugung des Chlor-ra-Kresols als Desinfektions-
mittel. Da dieser Kfirper in Wasser unloslich ist, die WasserlQslichkeit
eiues Desinfektionsmittels aber seine allgemeine Verwendbarkeit bediugt,
wurde das Chlor-m-Kresol in die Form einer Seifenlosung gebracht, wo-
bei sich das ricinolsaure Kali als das geeignetste Losungsmittel erwies.
Eine 50 proz. LSsung des Chlor-m-Kresols in ricinolsaurera Kali stellt
•das Handelspraparat Phobrol „Roche u dar.
Im folgenden soil fiber Versuche berichtet werden, die mit diesem
neuen Desinfektionsmittel ausgeffihrt worden sind, bevor es in den
Handel gebracht wurde.
Uin sich nun gleichzeitig ein Urteil bilden zu konnen, wie sich die
bakterizide Kraft des Phobrols in vitro und in praxi verhalt, hat der
erste der oben genannten Verfasser seinen klinischen Kollegen gebeten,
seine im Laboratoriumsversuch erzielten Ergebnisse (I. Teil) durch prak-
tische Versuche (II. Teil) zu erganzen.
I. Phobrol Im Laboratoriumsversuch.
Das Phobrol ist eine braune, klare Flflssigkeit von Slartiger Konsi-
stenz. Sie lfiBt sich mit einer beliebigen Wassermenge verdttnnen, ohne
dafi ein AusfSllen des Desinficiens stattfindet. Die mit Leitungswasser
bergestellten Verdunnungen sind milchig getrtibt. Verdfinnt man das
Praparat mit destilliertem Wasser, so erhalt man fast vollstSndig klare,
hellbrfiunlich aussehende Lfisungen. Vollstfindig klare Lfisungen zu er-
halten, ist mir im Gegensatz zu Laubenheimer nie gelungen.
Das Phobrol ist von der Fabrik kfinstlich parffimiert worden, wo-
durch der den KresolprSparaten eigentfimliche, durchdringende Geruch
soweit zuriickgedrfingt ist, daB ein Arbeiten mit der Lfisung nicht un-
angenehm empfunden wird. Der Geruch haftet nur kurze Zeit den
Hfinden und Gegenstfinden an, die mit der Phobrollfisung in Berfihrung
gekommen sind.
Es sei bemerkt, daB die Laboratoriumsversuche sowohl mit dem
unparfumierten als auch mit dem parffimierten Prfiparat —
nur letzteres befindet sich im Handel — ausgeffihrt worden sind. Beide
Pr¶te unterscheiden sich nicht in ihrer bakteriziden
W i r k u n g.
Bei der Prfifung des Phobrols auf seinen desinfektorischen Wert
wurde die zuerst von R. Koch (3) angegebene Seidenfadenmethode
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208
CentralbL f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
verwendet. Als Testobjekte wurden der Diphtherie- und Typhus-
bacillus sowie der Staphylococcus pyogenes aureus gewahlt,
da die nieisten ftir den Menschen pathogenen Mikroorganismen keine
Dauerformen bilden und die Staphylokokken unter den vegetativen
Arten die resistentesten Keime gegenOber schadigenden auBeren Ein-
fliissen darstellen.
2 cm lange sterile SeidenfSden wurden mit Abschwemmungen einer
24-stflndigen Diphtherie-, Typhus- und Staphylokokken - Agarkultur ge-
trankt und im Brutschrank bei 37° C vollst&ndig getrocknet. Die Ab-
schwemmung erfolgte mit steriler NaCI (0.85-proz.)-LSsung und durch
Scliiitteln der Kulturrbhrchen, um eine AblOsung des Nahrbodens und
eine Uebertragung von Teilchen desselben auf die Seidenfaden zu ver-
meiden.
Die so zubereiteten Seidenfaden wurden in die betreffende Phobrol-
losung eingelegt und nach verschiedenen Zeiten herausgenommen. Die
Temperatur der Phobrollfisung betrug bei alien Versuchen 18° C.
Um eine Entwickelungshemmung der Keime durch das den Seiden-
faden anhaftende Phobrol mdglichst auszuschalten, wurden die Faden
& Minuten in sterilem destillierten Wasser, mebrmals erneuert, mit aus-
geglfihter Pinzette hin und her bewegt, bevor sie in einen fltissigen
Nahrboden, welcher in steriler Bouillon von stets gleicher Beschaffenheit
bestand, gebracht wurden. Leider gibt es nach Angabe der Firma kein
chemisches Mittel, um das den Faden etwa noch anhaftende Phobrol
neutralisieren zu k5nnen.
Die BouillonrShrchen wurden 2 Tage im Brutschrank bei 37° auf-
bewahrt, weitere 5 Tage bei Zimmertemperatur gehalten und taglich einer
genauen Besichtigung unterwoifen.
Als Kontrollen dienten Testobjekte gleichen Materiales, die der
PhobrollOsung nicht ausgesetzt wurden. Sie zeigten in jedem Falle nach
24 Stunden typisches Wachstum.
Zum Vergleich des desintektorischen Wertes des Phobrols mit dem
anderer Desinfektionsmittel dienten Lysol und Karbolsaure.
Die Versuche wurden unter gleichen Bedingungen fifters wiederholt
mit demselben Resultat, welches aus den Tabellen I—VI ersichtlich ist,
wobei Wachstum mit +, Abtfitung der Keime mit — bezeichnet ist.
Tabetic I. Tabelle II.
1-proz. Phobrol — 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol 1-proz. Phobrol = 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol
mit Leitiinptiwa^er hergeptellt. mit destill. Wasser hergestellt.
l)auer
der Kin-
wirkimg
Diph.-
Bacillcn
Typhus-
bacilleo
Staiihyio-
kokken
1 )auer
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wirkung
Diph.-
Bacillen
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bacillen
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kokken
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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsverauch u. in der Praxis. 209
Tabelle III.
2-proz. Phobrol = 1 Proz. Chlor-m-Kresol
mit Leitungswasser hergestellt.
Dauer
der Ein-
wirkung
Diph.-
Bacillen
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bacillen
Staphylo¬
kokken
30 Sek.
+
+
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1 Mio.
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4 „
5 „
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. Tabelle IV.
2-proz. Phobrol = 1 Proz. Chlor-m-Kresol
mil destill. Wasser herge^tollt.
Dauer
der Ein-
wirkung
Diph.-
Bacillen
Typhus¬
bacillen
Staphylo¬
kokken
30 Sek.
+
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1 Min.
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—
—
Tabelle V.
2-proz. Lysol = 1 Proz. Kresol mit destill.
Wasser hprgestellt.
Tabelle VI.
1 - proz. Karliolsaure (frisch bereitet mit
dpftill. Wasser ans And. earbol. liquef.)
Dauer
der Ein-
wirkung
Diph.-
Bacillen
Typhus¬
bacillen
Staphylo¬
kokken
Dauer
der Ein-
wirkunu
Diph.-
Bncillen
Typhus¬
bacillen
Staphylo¬
kokken
30 Sek.
1
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5
Mid.
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1 Min.
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10
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—
—
Ergebnis: Eine 1-proz. Phobrollosung mit einem fie-
halt von 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol tbtete Diphtherie-
nnd Typhuskeime in 2 Minuten, Staphylokokkeu in 3 M i -
nuten ab.
Eine 2-proz. Phobrollosung = 1 Proz. Chlor-m-Kresol
enthaltend, 181 e t e Diphtherie- und Typhuskeime in 1 Mi¬
nute, Staphylokokken in 2 Minuten ab.
Eine 2-proz. Lysollosung=l Proz. Kresol enthaltend,
vernichtete Diphtherie- und Typhuskeime in 5 Minuten,
Staphylokokken in 10 Minuten.
Eine 1-proz. Karbols&urelosung totete Diphtherie-
und Typhusbacillen in 60 Minuten, St a phylokok ken in
90 Minuten ab.
Es wurde ferner geprflft, ob eine 1-proz. bzw. 2-proz. alkoholische
Phobrollosung hohere bakterizide Kralt besit/.t als die enGprechenden
w&sserigen Losungen. Alkohol als VerdQnnungsmittel er-
hohte nicht die keimtfltende Kraft des Phobrols, wie
Tabelle VII und VIII erkennen laiit.
£nte Abt. Orig. Bd. 68.
lleft 2.
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mo
Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Tabelle VII. Tabelle VIII.
1-proz. Phobrol = 0,5 Proz. Chlor-m-Kresol
mit 70-proz. Aethylalkohol hergestellt.
2-proz. Phobrol = 1 Proz. Cblor-m-Krest
mit 70-proz. Aethylalkohol hergestellt.
Dauer
Diph.-
Typhus-
Staphylo-
Dauer
Diph.-
Typhus-
Staphylo-
wirkung
Bacillen
bacillen
kokken
wirkung
Bacillen
bacillen
kokken
30 Sek.
+
+
+
30 Sek.
+
+
+
1 Min.
+
+
+
1 Mm.
—
—
+
2 „
—
—
+
2 „
—
—
—
3 „
4
—
—
—
3 „
4 „
—
—
—
5 ;;
—
—
—
5
—
—
—
Weiterhin wurde die entwickelungshemmende Wirkung
<ies Phohrols geprflft. Hierbei wurde folgendermaBen verfahren: Mit
sterilem destillierteu Wasser wurden folgende Verdflnnungen des Phobrols
hergestellt:
1 :500, 1000, 1200, 1400, 1600, 1800, 2000, 2200, 2400, 2600.
Von diesen Verdflnnungen wurde je 1 ccm mit steriler Pipette ent-
nommen und in 9 ccm verfiflssigten und auf 42 0 abgekflhlten Agars ge-
bracht. Durch Umrtihren mit einem sterilen Glasstab wurde das Pho-
brol im Nflhrboden gleichmaBig verteilt. Die Beirnpfung tier Rohrchen,
die nunmehr das Phobrol in den Verdflnnungen 1:5000, 10000, 12000,
14000, 16000 usw. enthielten, erfolgte mit je einem Tropfen einer 24-
stUndigen Bouillonkultur genannter Keimarten. Nochmaliges Umrflbren
des Rohrcheninhaltes mit Glasstab, Ausgiefien der Rflbrchen in Petri-
Schalen, Aufbewahrung derselben 2 Tage im Brutschrank bei 37°, 5 Tage
bei Zimmertemperatur und tagliches Beobachten.
Tabelle IX.
Diphtheriebacillen.
Beob-
achtungs-
dauer
5000
10000
12 000
14 000
16000
18000
20 000
22000
24 000
26000
28000
1. Tag
_
_
_
_
_
—
+
+
+
2 . „
—
—
—
—
—
—
—
+
+
+
3. „
—
—
—
—
—
—
—
—
+
+
+
4. „
—
—
—
—
—
—
—
+
+
+
5. „
—
—
—
—
—
—
—
—
4-
+
+
6 . „
—
—
—
—
—
—
—
—
+
+
+
7. „
—
—
—
—
—
—
—
—
+
+
+
Tabelle X.
Typhusbacillen.
Beob-
*
achtungs-
dauer
5000
10000 ,
12 000
14 000
i__J
16 000
18000
20000
22 000
24 000
26 000
28000
1. Tag
_
_ 1 _ 1
—
—
—
—
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2 .
—
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— —
—
—
- 1
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+
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3. „
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4. „
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—
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+
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5. „
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URBANA-CHAMPAI6N
Bierast u. Lamers, Phobrol ini Laboratoriumsversuch u. in der Praxiti. 211
Tabelle XI.
Staphylokokken.
Beob-
achtungs-
dauer
5000
10000
12 000
14000
16000
18 000
2000 U
22 000
24000
26 000
28000
1. Tag
—
—
—
—
—
+
+
-1-
+
+
2 . „
—
—
—
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—
+
+
+
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3. „
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—
—
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+
+
4. „
—
—
—
—
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+
+
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5. „
—
—
—
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6 . „
—
—
—
—
—
—
+
+
+
+
+
7. „
—
—
—
—
—
—
+
+
+
+
+
Diese Versuche zeigen, daB die Entwickelungshemmung der in Rede
stehenden Keime durch Phobrol eine sehr hohe ist. Eine Konzen-
tration des Phobrols von l:22000 hemmtejeglichesWachs-
tum der Diphtheric -undTyphuskeirae und eine solche von
1:18000 das Wachstum der Staphylokokken.
Wichtig erschien es ferner festzustellen, wie sich die bakterizide
Kraft des Phobrols bei Anwesenheit von EiweiBstoffen
verhalt. Bekanntlich wird durch Anwesenheit von EiweiBkorpern die
Wirksarakeit der meisten chemischen Desinfektionsmittel beeintrachtigt.
Ein sehr geeignetes Objekt ftir die Entscheidung dieser Frage stellt
zweifellos der Tuberkelbacillen enthaltende Lungenauswurf dar. Das in
ihra enthaltene EiweiB und Mucin sind schwer zu iiberwindende Stoffe,
dazu kommt die wachsartige Hiille der Tuberkelbacillen, die dem Ein-
dringen chemischer Stoffe einen auBerordentlich hohen Widerstand ent-
gegensetzt.
Zahlreich sind die chemischen Mittel und deren Konzentration, mit
denen man versucht hat, die Tuberkelbacillen im Auswurf mit Sicherheit
abzutoten. So z. B. berichten Schill und Fischer (4), daB sie mit
Sublimat 2 Prom, die Tuberkelbacillen in 24 Stunden nicht abtoten
konnten, dagegen gelang ihnen dies in 24 Stunden mit Karbolsaure
5-proz. bei kraftigem Umruhren des Auswurfs nach Zusatz des Desin-
ficiens. Nach Ropke (5) blieb Sublimat 1, 3 und 5 Prom, nach 8
Stunden Einwirkungsdauer wirkungslos, dagegen wurden die Tuberkel¬
bacillen durch 1-2 Prom. Sublimat unter Zusatz von 1—4-proz.
Kalilauge in der eben genannten Zeit vernichtet. Bo finger (6) hat
ermittelt, daB Sublimat 1-prom, in 24 Stunden, Karbolsaure 5 proz.
in 48 Stunden, Kresolseifenlosung 5-proz. in 48 Stunden, Kresolseifen-
lSsung 10-proz. in 24 Stunden, Kiesolschwefelsaure 5-proz. in 48 Stunden,
Kresolschwefels&ure 10-proz. in 24 Stunden Tuberkelbacillen mit Sicher¬
heit zerstorten. In den Versuchen von Gerlach (7) blieb Karbolsaure
10-proz. bei 24-stundiger Einwiikung erfolglos; Lysol 5-proz. und
10-proz. zeigten nach 3-stundiger Einwiikung den gewtinschten Effekt.
Sprengler (8) gelang es mit Lysol 10-proz. erst nach 12 Stunden die
Schwindsuchtskeiine im Auswurf unschadlich zu machen, Butter sack
(9) mit Lysol 10-proz. nach 6 Stunden, ebenfalls nach 6-stiindiger Ein-
wirkung mit Solveolen 10-proz. unter kraftigem Umrfihren des Gemisches
von Auswurf und Desinfektionsmittel.
Je ungiftiger ein Desinfektionsmittel ist und je schneller mit ihm
das Ziel erreicht wird, urn so brauchbarer ist es ftir den in Rede
stehenden Zweck. In spatestens 12 Stunden muB das Mittel meines Erachtens
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212
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
die Keime im Auswurf vernichtet haben, wenn es den weitaus meisten
Fallen des tSglichen Lebens gerecht werden will.
Der Versuch wurde in folgender Weise ausgefflhrt: 20 ccm eines
geballten Lunnenauswurfes, der reichlich schleimige Beimengungen und
viele Tuberkelbaciilen enthielt, wurde mit20ccm einer 10-proz. Phobrol-
losung iibergossen und bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Kein
Umriihren. Allmahliehes Eintreten einer Verfliissigung des Sputums
bemerkbar. Vor Zusatz des Phobrols wurde ein festgeforniter Bestand-
teil aus dem Auswurf entnommen und mit NaCl-Losung (0,85-proz.) ver-
rieben. Je 1 ccm dieser Aufschwemmung wurde zwei Meerschweinchen
subkutan eingeimpft (Kontrolltier I und II). Dem mit Phobrol ver-
setzten Material wurden nach 5. 8. 10, 12 und 24 Stunden Teile ent¬
nommen und zentrifugiert. Das Sediment wurde nach 5maligem Waschen
mit sterilem, destillierten Wasser mit 0,85-proz. KochsalzlOsung auf-
geschwemmt und je einem Meerschweinchen subkutan (1 ccm) eingeimpft
(Tier III—VII).
Ergebnis:
1) Einwirkungsdauer 5 Stunden.
Tier III, getotet nach 35 Tagen. Sektion: Tuberkulose der Driisen, Milz und Leber.
2) Einwirkungsdauer 8 Stunden.
Tier IV, getotet nach 6 Wochcn. Sektion: Tuberkulose der Leber und Milz.
3) Einwirkungadauer 10 Stunden.
Tier V, getotet nach 8 VVochen. Sektion: Keine Tuberkulose vorhanden.
4) Einwirkungsdauer 12 Stunden.
Tier VI, getotet nach 9 Wochen. Sektion: Keine Tuberkulose.
5) Einwirkungsdauer 24 Stunden.
Tier VII, getotet nach 70 Tagen. Sektion: Keine Tuberkulose.
Die Kontrolltiere I und II wurden nach 8 Wochen getfltet und
zeigten eine schwere vorgeschrittene Tuberkulose aller inneren Organe.
Die 10-proz. Phobrollflsung (= 5 Proz. Chlor-m-K resol ent-
haltend) hatte nach lOstiindiger Einwirkung die Tuberkel¬
baciilen im Auswurf mit Sicherheit abgetfltet.
Vergleichsweise wurde ein Versuch mit Lysol ausgefflhrt. 20 ccm
desselben Sputums wurden mit 20 ccm einer 10-proz. Lysollosung =
5 Proz. Kresol enthaltend, versetzt und ebenfalls bei Zimmertemperatur
stehen gelassen. Vor Zusatz des Lysols subkutane Impfung zweier
Kontrolltiere (I und II), wie bei dem Versuch zuvor. Nach 5-, 8-, 10-, 12-,
20 und 24-stflndiger Einwirkung des Desinfektionsmittels Sputument-
nahme und subkutane Impfung der Tiere III—VIII mit je 1 ccm
Aufschwemmung des Materiales in NaCl-Losung nach vorausgegangenem
5-maIigen Waschen und Zentrifugieren.
Resultat:
Die Sektion des TieresITl, geimpft mit Sputum nach 5-st. Einwirkung der Lvsollbsung,
IV 8
f» 11 * ¥ t 11 11 11 11 ° 11 11 11 11
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IV 12
ii »» x T i ii ii ii a a >> ii it
ergab Tuberkulose der inneren Organe. Ein gleicher Befund wurde bei
der Sektion der Kontrolltiere erhoben.
Die Sektion des Tieres VII, geimpft mit Sputum nach 20-stflndiger
Einwirkung der Lysollflsung und des Tieres VIII, geimpft mit Sputum
nach 24stflndiger Einwirkung der Lysollosung lied keine tuberkulosen
Ver&nderungen der Driisen und inneren Organe erkennen.
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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsvereuch u. in der Praxis. 213
Die 10-proz. LysollSsung (= 5 Proz. Kresol enthaltend)
-war somit erst nach 20-stdndiger Einwirkung imstande
gewesen, die Tuberkelbacillen im Auswurf abzutbten.
Was nan die Giftigkeit des Phobrols anbelangt, so wurde am
Meerschweinchen diejenige Dosis festgestellt, welche nach subkutaner
Injektion binnen 48 Stunden zum Tode des Tieres fiihrte. Bei diesen
Versuchen wurden Dosen mitO,l ccra Phobrol auf 100 g Meerschweinchen
beginnend, um 0,1 ccm von Fall zu Fall steigend, gew&hlt.
1. Versuch.
Meerschweinchen, 240 g. Subkutane Injektion 0,24 Phobrol. Keinerlei Erscheinungen.
Tier bleibt am Leben.
2. Versuch.
Meerschweinchen, 180 g. Subkutane Injektion von 0,36 Phobrol. l*/,Stunde nach
der Injektion leichtee Zittern der Ohren, das bald voruber geht. Tier bleibt am Leben.
3. Versuch.
Meerschweinchen, 225 g. Subkutane Injektion von 0,675 Phobrol. 1 Stunde
■ipater vereinzelte Zitterbewegungen, nach 2 Stunden voruber. Tier bleibt leben.
4. Versuch.
Meerschweinschen, 210 g. Subkutane Injektion von 0,84 Phobrol. Nach 20 Minuten
unbedeutende Krampfe von kurzer Dauer. Tier bleibt leben.
5. Versuch.
Meerschweinchen, 193 e. Subkutane Injektion von 0,965 Phobrol. Nach 8 Minnten
Krampfe der Vorder- und Hinterbetne. Nach 4 1 /, Stunden voruber. Tier bleibt leben.
6. Versuch.
Meerschweinchen, 213 g. Subkutane Injektion von 1,27 Phobrol. Nach 30 Minuten
klonische Krampfe der Rumpf-und Extrenutatenmuskulatur. Nach 6 Stunden Krampfe
voruber. Tier bleibt leben.
7. Versuch.
Meerschweinchen, 285 g. Subktane Injektion von 1,99 Phobrol. Mehrere Stunden
anhaltende Krampfe. Tier erholt sich allmahlich, bleibt leben.
8. Versuch.
Meerschweinchen, 310 g. Subkutane Injektion von 2,5 Phobrol. Das Tier fallt
wenige Minuten nach der Injektion uuter hefligen Krampfen der gesamten Muskulatur
bei Seite. Atmung oberflachlich. Nur ganz allmahlich erholt sich das Tier und ist
nach 48 Stunden noch am Leben.
9. Versuch.
Meerschweinchen, 325 g. Subkutane Injektion von 2,925 Phobrol. Wenige Minuten
spater heftige Krampfe der gesamten Muskulatur, Tier liegt auf der Seite. Nach
3 Stunden Tod durch Atemstillstand.
Ergebnis: Als tbdliche Dosis wurde 0,9 ccm Phobrol =
0,45 Chlor-m-Kresol auf 100 g Meerschweinchen bei sub¬
kutaner Darreichung ermittelt.
DaB die Verabfolgung so konzentrierter Losungen des Phobrols eine
tiefgehende Zerstorung des Gewebes im Bereiche der Injektionsstelle zur
Folge hatte, muB hervorgehoben werden. Die nach 48 Stunden noch am
Leben gebliebenen Tiere lieBen in den folgenden Tagen infolge Gewebs-
nekrose eine rasch fortschreitende Gewichtsabnahme erkennen, die all-
mahlich zum Tode fiihrte.
Die Versuche beweisen trotz ungleichmaBig gesetzter Resorp-
tionsverhaltnisse die relativ geringe Giftigkeit des Phobrols
bei subkutaner Verabfolgung.
Aehnlich scheint sich seine Giftigkeit bei stomachaler, aber wesentlich
hoher die Giftigkeit bei intravenoser und intraperitonealer Injektion zu
verhalten, wie die Untersuchungen von Zahn (10) dartun. Er hat in
21 Versuchen die Phobrollosung (50-proz. Chlor-m-Kresol) mit der gleichen
Konzentration des oftiziuellen Liquor cresoli saponat. hinsichtlich ihrer
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Giftigkeit bei subkutaner, stomachaler, intraperitonealer und intravenoser
Applikation verglichen und dabei folgendes Ergebnis festgestellt: „Ein
fur alle Darreichungsarten geltender Ausspruch iiber die relative Giftig-
keit des Phobrols im Vergleich zum Kresolsaponat laBt sich nicht for-
mulieren, da sich je nach der Applikationsart die Giftigkeit wesentlich
Sndert. Bei oraler und subkutaner Darreichung ist das
Phobrol eine gliickliche Mischung von auffallig geringer
lokaler und allgenieiner Giftigkeit, dem Kresolsaponat
weit flberlegen. Die ganz allmahlich sich einschleichende
Wirkung ist fiir die Praxis von besonderer Bedeutung, da
bei eventuellen Vergiftungsversuchen reichlich Zeit zu Ausspiilungen und
antagonistischen MaBnahmen gegeben sein wird. Bei Applikation in die
Blutbahn und auf serSse Hohlen sind — im Gegensatz zu obigcm Ver-
halten — beide schon in kleinen Dosen schwer giftig, das Phobrol sogar
giftiger.“
Auf Grund dieser Zahnschen Angaben haben Dr. Ungermann
und Verf. chemo-therapeutische Versuche mit Phobrol aufgenommen,
die zurzeit noch nicht abgeschlossen sind. Bei der Mitteilung iiber das
Ergebnis dieser Untersuchungen wird gleichzeitig iiber die Giftigkeit
des Phobrols bei oraler, intravenbser und intraperitonealer Darreichung
berichtet werden.
Zum SchluB seien noch Untersuchungen mitgeteilt, durch welche der
Wert des Phobrols als Handed esinfektionsmittel festgestellt
werden sollte. Bei diesen Versuchen wurde die von Paul und
Sarwey (11) angegebene Methode benutzt, welche eine Verbesserung der
Fii r b r i ngerschen (12) Versuchsanordnung ist, die geringsten Mangel
besitzt und den Verhaltnissen der Praxis am meisten entspricht. Die
leitenden Gesichtspunkte der Paul-Sarweyschen Methodik sind fol-
gende:
1) „Jede nachtragliche Verunreinigung der desinfizierten Hande wird
mit Sicherheit ausgeschlossen durch die Verwendung eines sterilen
Hastens, welcher samtliche zum Versuche notwendigen Gegenstande
enthait, und in welchem die Priifung der Hande vorgenommen wird.
Die Sterilisation des Hastens samt Inhalt wird durch langeres Aus-
kochen bewirkt.“
2) „Die mit jeder chirurgischen Operation verbundene Aufweichung
und mechanische Beeinflussung der Hande wird in mindestens gleich
intensiver Weise durch langeres Waschen in heiBen Wasserbadcrn,
energisches Abscheuern mit Sand und Abschaben der mazerierten Haut
mit dem scharfen Loffel erzielt. Diese Manipulationen werden auf die
ganze Oberflache beider Hande ausgedehnt. 11
3) „Die nach den einzelnen Versuchsabschnitten vorzunehmende
Priifung des Keimgehaltes der Hande geschieht mit sterilen harten
Holzchen und zum Schlusse mit dem scharfen Loffel. Das energische
Abschaben mit den Holzchen und spater mit dem scharfen Loffel erstreckt
sich auf die Volar- und Dorsalseite beider Hande und alter Finger. Zum
Schaben wird nicht nur die Holzchenspitze, sondern auch, soweit nicht
die Nagelfalze und Unternagelraume in Betracht kommen, das ganze
Hdlzchen verwendet. Die Holzchen werden alsdann in ein Probierglas
mit 3 ccm sterilen Wassers geworfen, die anhaftenden Keime durch
langeres Schiitteln vom Holzchen mbglichst losgesprengt und im Wasser
gleichmaBig verteilt. Dasselbe geschieht mit den Epidermisstuckchen.
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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsverauch u. in der Praxis. 215
die mit dem scharfen LSffel abgeschabt wurden. SchlieBlich wird Wasser
saint Holzchen bzw. Epidermisstuckchen mit verflussigtem Agar gut ver-
mischt und in Petrische Schalen ausgegossen. 14
Hergang der Versuche, die alle in gleicher Weise, aber mit 6 ver-
schiedenartigen PhobrollSsungen ausgefUhrt wurden:
Feststellung der Sterilitat aller auBerhalb des sterilen Hastens ver-
wandten GegenstUnde. Abnahme der Keime von der trockenen Tages-
hand mit sterilen HUlzchen, und zwar a) von der Oberflache beider
Hande mit alien Fingern (Volar- und Dorsalseite), b) aus den Nagel-
falzen. c) aus den Unternagelraumen samtlicher Finger.
Die Holzchen wurden getrennt in Rohrchen mit je 3 ccm sterilen
Wassers getan.
Anfeuchten der Hande mit sterilem warmen Wasser, Untersuchung
auf Keimgehalt wie zuvor unter a, b, c.
5 Minuten langes Waschen der Hande und Unterarme mit sterilem
heiBen Wasser, Seife und Biirste. Keimabnahme wie oben unter a, b
und c.
Eigentliche Desinfektion der Hande, und zwar:
Im 1. Versuch mit 0,5-proz. wasseriger PhobrollQuung
i) i* » „ n n
„ 3. „ „ 0,5- „ alkoholischer PhobrollSsung (70-proz. Methylalkohol)
4. » » 1 „ „ „ (70- ,, ,,
„ 5. „ „ 0,5- „ „ „ (70- „ Aethylalkohol)
ii 6. „ i, 1|0- ii ii ii (70- ,, ,i
NB. Bei diesen Versuchen bezieht sich der angegebene Prozentgehalt der Phobrol-
verdiinnungen auf den Gehalt an wirksamer Substauz. Jeder Versuch wurde von
2 Personen ausgefiihrt.
5 Minuten langes Bearbeiten der Hande mit steriler Bflrste und
sterilem Tuche in dem Desinfektionsmittel. Abspfllen der Hande mit
sterilem heiBen Wasser. Keimabnahme wie oben (a, b, c).
EinfQhrung der Hande in den sterilen Hasten. Daselbst 10 Minuten
langes Baden der desinfizierten Hande in 42° C heiBem sterilen Wasser.
Keimabnahme wie zuvor.
5 Minuten langes Scheuern der Hande in einem 42° C heiBen sterilen
Sandbad. Keimabnahme wie bekannt.
Prufung des Wasser- und Sandbades auf Keimgehalt, indem je 1 ccm
mit Agar zu Platten gegossen wird.
Abschaben der Hande mit dem scharfen LMel, Einbringen der
Epidermisstflckchen und samtlicher Holzchen in RUhrchen mit 3 ccm
sterilen Wassers. Kraftiges Schutteln der Rohrchen, Vermischen eines
jeden Rohrchens mit 10 ccm 42° C warmen Agars, nochmaliges griind-
liches Schutteln der Rohrchen. PlattengieBen. Aufbewahrung der Platten
7 Tage lang bei 37° C und Zahlung der aufgegangenen Keime.
Urn das Phobrol an Handen von moglichst verschiedener Gttte hin-
sichtlich der Beschaffenheit der Haut auszuprobieren, wurden die Ver¬
suche von Aerzten, Laborantinnen und Dienern des Institutes unter
Aufsicht des Verf. ausgefuhrt.
Bei diesen Versuchen zeigte sich zunachst allgemein, daB das Phobrol
weder in wasseriger noch in alkoholischer LUsung die Hande irgendwie
angriff. Im speziellen liefien sie erkennen, daB alkoholische Losungen
des Phobrols zur HUndedesinfektion geeigneter zu sein scheinen als
wasserige Losungen, und daB der 70-proz. Aethylalkohol als Losungs-
mittel dem Methylalkohol vorzuziehen ist. Nur mit der 1-proz.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
alkoholischen Phobrollosung, hergestellt mit 70-proz.
Aet hylal kohol, wurde beide Male vollst&ndige Keim-
freiheit der Hande erzielt.
Obwohl das Phobrol in wSsseriger LSsung bei diesen zuletzt an-
gefilhrten Handedesinfektionsversuchen nicht so gut gearbeitet hat wie
bisher, rechtfertigen meine Untersuchungen dennoch das Urteil, daB das
Phobrol elite sclir wcrtvolle Bcrcichcruug unscres Dcsinfektlona-
mittclschatzcs 1st.
II. Das Phobrol In der Praxis.
Gern habe ich der Bitte meines Kollegen vom Hygienischen Institut
entsprochen, mich in Erg&nzung seiner Laboratoriumsuntersuchungen mit
der Feststellung des praktisclien Wertes des Phobrols als Desinfektions-
mittel fQr den klinischen Gebrauch und fQr die Privatpraxis zu befassen.
1st doch der Ausfall der Untersuchungen solcher Mittel in vitro in vielen
Fallen gar nicht entsprechend dem Erfolg derselben in dem praktischen
Gebrauch. Um so mehr war ich gern bereit, der Aufforderung Folge
zu leisten, als es sich nach Angabe der Hersteller des Phobrols in ihm
um eiu neues Mittel handeln soil, dem nicht nur die Nachteile anderer
ahnlicher Desiniektionsmittel (Lysol, Solveol, Lysoform) fehlen, sondern
das dazu noch deren 3-fache Desinfektionskraft besitzt.
So machte ich mich daran, die Brauchbarkeit des Phobrols unter
mbglichst gleichen Verhaltnissen, wie sie in der gewohnlichen taglichen
Praxis vorliegen, zu prflfen, mich dabei ausschlieBlich auf praktischem
Verwendungsgebiet beschrankend, unter Beiseitelassung aller theoretischen
Erorterungen und kiinstlich hergestellter Laboratoriumsbedingungen.
In Betracht kam dabei fflr mich nur die in der Gebrauchsanweisung
vorgeschriebene 0,5-proz. Losung.
Mitten in die tagliche Praxis hineingreifend, legte ich mir nun zuerst
mal die Frage vor: 1st das Phobrol iiberhaupt imstande und so ja, in
wie kurzer Zeit, um z. B. einen einfach unsterilen Gummihandschuh,
so wie ihn die Hebamme oder der Gebuitshelfer in der Praxis aus ihrer
Tasche ziehen, einwaudfrei zu desinfizieren?
Eine Wasser-, Biirsten- und Seifen wasehung schien mir dem Versuch nicht voran-
gehen zu miisscn. Erstens beeintriiohtigt sie die Oenauigkeit der Versuche insofern,
als sich nicht feststellen labt, welchcr Teil der eve.ituellcn desinfizierenden Wirkung
einerseits der mechanischen Rcinigung, andercreeits der desinfizierenden Wirkung des
Phobrols zuzuschreiben ist. Zweitens entspricht es mehr den Verhaltnissen der Praxis,
die vorherige Wasehung mit Wasser und Seifo wegzulassen, da sie ja in VVirklichkeit
nur zu oft vcrnachlassigt oder in einer Weise ausgefiihrt wird, in der von einer Keinigung
kaum die Rede seiu kann. Oft fehlt ja auch die Zeit zu einer 10 Minuten dauernden
Desinfektion, z. B. wenn die Hebamme zu einem Danuuschutz kommt bei schon sicht-
barem Kopf oder wenn der Arzt zur Entwickelung einer 8teiBlage hinzugezogen wird,
bei der der SjteiB schon geboren ist. Da kommt es auf moglichst scbnelle Herstellung
keimfreier Hande an. Auch ist bei der Untersuehung techwangerer oder drohendcr
Aborte z. B. eine Abkiirzung der Desinfeklionszeit in mancher Beziehung fiir beide
Parteien wiinschenswert.
Es liegt mir natiirlich fern, zu behaupten, dafl in der Praxis die vorangehende
mechanische Rcinigung der Hande oder Hundschuhe mit warmem Wasser, iSeife und
Biirste vernachlassigt werdcn kdnnte! Wenn aber in raeinen Versuchen die Waschungen
mil Phobrollosung wahrend bestimmter Zeit imstande sind, einen Gummihandschuh
oder eine Hand sicher zu desinfizieren, so wird eine vorangehende Wasehung mit Wasser
und Seife den Erfolg der Desinfektion nur noch um so sicherer machen.
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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in der Praxis. 217
Was das Wasser und die Schiisseln zur Hersteilung der Phobrolldsung sowie die
Biireten betrifft, benutzte ich entsprechend meineni Vorsatz, die ungiiiistigsten Ver-
haltnisse der Praxis nachzuahmen, eine nicbt sterile Waschschiissel, eine nicht aus-
gekochte Biirste (einfach die erste beste vom Waschtisch) und das einfache kalle Wasser
aus der Wasserleitung. In der Gebrauchsanweisnng steht zwar, man soil lauwarmes,
abgekochtes Wasser zur Losung des Phobrols verwenden, aber in der Praxis wird einem
dies auch nicht immer zur Verfiigung stehen oder Zeit und Gelcgenheit fehlen, es sich
herzustellen. Bursts, Schiissel und Wasser wurden eben der desinfizierenden Wirkung
der Losung selbst uberla*sen.
5 g Phobrol wurden in dem zugegebenen kleinen Becher abgemessen, einfach mit
1 1 Wasser iibergossen, ohne jede spezielle MaBnahme betreffs sorgfiiltiger Losung,
ebenso wie es in der Praxis gemacht wird.
Meine ersten Reihen Untersuchungen bestanden nun darin, daB ich versuchte, die
angezogenen unsterilen Handschuhe durch Biirsten in einer Schiissel rnit 1 1 Phobrol-
losung zu desinfizieren.
5£ur Kontrolle impfte ich immer vorher ab, um sicher zu sein, daB wirklich Keime
den Handscbuhen anhafteten, die in Bouillon wuchsen und bis nach spatestens 2mal
24 Stunden eine Triibung darin zu verursachen imstande waren.
Einen sterilen Haudschuh hube ich dabei unter den von mir benutzten nie
gefunden.
Nach der Desinfektion implte ich von neuem ab und nun nicht weniger wie
dreimal, einerseits um sicher zu sein, keine Keime zu iibersehen, andererseits um
zufallige Verunreinigungen oder auch Nichtsterilitat eines Bouillonrohrchens in der
Bewertung des Untersuchungsresultates ausschallen zu konnen.
Zum Abimpfcn benutzte ich l'J, cm lange, 3—5 mm dicke, extra fiir diese Ver-
suche angefertigte aufgewickelte und vcrniihte Gazetupfer, welche in einem GlasgefaB
jedesmal vor einer Versuchsserie (meist nahm ich 4 Versuche in einer Silzung vor)
trocken sterilisiert wurden. Ich faBie sie mit einer cbenfalls trocken sterilisierten Pinzette
an, welche vor jedem Gebrauch nochmals in der Flamme abgegliiht wurde.
Mit diesem Tupfer wurden die Handschuhe in alien Uichtnngen und an alien
moglichen Stellen, besonders zwischen den Fingern, kraftig abgerieben und dann der
ganze Tupfer in ein steriles Bouillonrohrchen geworfen.
Abwechselnd impfte ich von der rechten und von der linkeu Hand. Bis auf die
Versuche, wo dies extra vermerkt ist, desinfizierten sich also immer beide Hande oder
Handschuhe gegenseitig in der angegebenen Zeit.
Zur Entfernung des am Handschuh zuriickgebliebenen Phobrols nach der Des¬
infektion stand mir leider nicht die beste Methode, namlich die chemische Neutralisation
des Desinfektionsmittels zur Verfiigung. Nach Aussage der Fabrikanten des Praparates,
die Firma La Roche, gibt es ein solches Neutralisationsmittel nicht. Es blieb mir
also nichts anderes iibrig, als den Phobrolrest durch Abspiilen der Hande in sterilem
Wasser mechanisch zu entfernen. Das Phobrol muBte auf jeden Fall entfernt werden,
denn es wurde sonst, wenn auch nur in iiuBerst kleinen Mengen, in die Boudlon mit
hiniibergebracht, dort auf das Keimwachstum bemmend wirken. Das Abspiilen der
Hande 2 Minuten lang schien mir aber besonders in den Versucben mit Gtimmihand-
schuhen vollkommen zu geniigen. Der Rest des Spiilwassers, in dem vielleicht noch
eine Spur Phobrol vorhanaen sein konnte, liiiift auf dem glatten Handschuh in Tropfen
zusammen, die sich leicht abschiitteln oder bei der Abimpfung umgehen lassen. Ich
glaube nicht, daB auf dem trockenen Handschuh noch Phobrol vorhanden ist. Der
Qfters positive Ausfall der Versuche in dem Sinne. daB nach der Desinfeklion ab-
f eimpfte Keime in der Bouillon wachsen, ist der Beweis dafiir, daB dem Wachstum der
ieime nichts im Wege steht.
Das Abspiilen mit sterilem Wasser hat nun seine gewissen Schwierigkeiten, an
allererster Stelle in bezug auf die Wahrung der Sterilitat. Es ist unmoglich fur so
zahlreiche Versuche (im ganzen etwa 100) jedesmal mehrere sterile Schiisseln mit ge-
nugender Menge sterilen Wassers herbeizuschaffen, ohne gegen die Anforderungcn der
Sterilitat und der genugenden Verdiinnung des abzuspiilenden Phobrols zu verstoBen.
Ich habe mir also zu helfen gewuBt, indem ich die Hande unter der stromenden
Dusche der Warmwasserleitung abrieseln lieB. Dieses Wasser ist praktisch steril und
gibt unbedingt eine viel ausgiebigere Abspiilung wie das einfache Bewegen der Hande
in einer Schiissel sterilen Wassers.
Iramerhin diirfte der eine oder der andere positive Ausfall eines Versuches statt
an der ungenugenden desinfizierendeu Wirkung des Phobrols an einem Versuchsfehler
in dieser Wasserabspiiluug gelegen sein. Aber nur in fiir das Phobrol unverdient
ungiinstigem Sinne kann dadurch unser Versuchsresultat beeinfluBt werden ; ein Nicht-
funktionieren der desinfizierenden Wirkung des Phobrols konnte vorgetiiuscht werden,
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218
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
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wo dieses in Wirklichkeit nicht vorgelegen hat. iDBofern beeintrachtigt also das Ab-
spiilen der Hande outer der Wasserleitung den Wert unserer Untersuchungen keines-
falls.
Abgebfirstet babe ich bei dieser Phobrolentfemung den Handschuh oder die Hande
nicht menr, blofi abgespfilt, um das mechanische Entfernen der Keime nachtraglich
noch zu vermeiden.
Den positiven oder negativen Ausfall der Impfung habe ich nun an der dnrch
Keimwachstum verursachten Triibung der Bouillon gepruft, in die der zum Abimpfen
benutzte Tupfer hineingeworfen war. Keimfreiheit oder Keimgehalt des des-
infizierten Handschuhes, das zu beurteilen, war das einzige, worauf es mir ankam.
Welche Keinie da wuchsen, war mir fur meine praktiscnen Versuche ganz gleich-
gfiltig. Also Triibung oder Klarbleiben der Bouillon. Dafi ich durch Bchiitteln der
Rohrchen vermieden Babe, einen sich als Bodensatz vermehrenden Keim zu flbersehen,
mochte ich nur noch nebenbei bemerken.
Um sicher jedes Keimwachstum auszuschliefien, wurde das Resultat immer erst
nach 2raal 24 Stunden eudgultig vermerkt: Negativ (—), wenn nichts gewachsen war;
positiv ( + ), wenn eine Triibung Keimwachstum erkennen liefi.
Zur Beurteilung des Resultates sei folgendes bemerkt:
Wenn alle 3 Rohrchen triibe werden, mufi man unbedingt von einem vollstandigen
Versagen der Desinfektion reden.
Werden 2 Rohrchen triibe als Zeichen, daB sie infiziert Bind, dann liegt natiirlich
ebenfalls der Verdacht nahe, dad die Desinfektion nicht funktioniert hat. Die Abimpfung
kann das eine Mai zufiillig nicht auf einen Keim gestoBen sein.
1st nur 1 Rohrchen triibe geworden, so ist naturlich nicht mit absoluter Sicherheit
auezuschlieden, dad diese Triibung nicht durch einen trotz der Desinfektion auf dem
Handschuh zurfickgebliebenen Keim verursacht ist. Aber doch hat die Annahme einer
zufallig hinzugekommenen Verunreinigung mehr Wahrscheinlichkeit fur sich. Wie
leicht kann wahrend des Trocknenlassens des Handschuhes und der Dauer des Ab-
impfens (immerhin zusammen doch mindestens 5—7 Minuten) aus der Luft von neucm
ein Keim auf den bereits desinfizierten Handschuh gefallen sein. Der Weg, den der
zum Abimpfen benutzte Tupfer vom Aufbewahrungsgefad zum Handschuh, fiber den
Handschuh und von dort zum Bouillonrohrchen zurfickzulegen hat, ist sehr betrachtlich
und dabei die Gelegenheit der Luftinfektion sehr groB. Das wiederholte Oeffnen des
Deckels des Tupferoehalters bedeutet eine Gefahrdung der Sterilitat aller anderen darin
befindlichen Tupfer. Auch kann immer einmal ein Bouillonrohrchen unter den anderen
sein, dessen Sterilitat nicht einwandfrei bewahrt blieb. Und schlieGlich sei noch einmal
an die Infektionsmoglichkeit des desinfizierten Handschuhes durch das Abspulwasser
erinnert.
Alles in allem mochte ich eineTrfibung aller drei und auch zweier
Bouillonrohrchen ffir einen Beweis absolut negativen Ausfalles de6
Desinfektionsversuches ansehen. Das Wachstum von Keimen auf
blofi einem der drei Rohrchen dagegen mochte ich eher ffir eine zu-
fallige Verunreinigung einer der drei Abimpfungen und nicht oder
nicht mit Sicherheit ffir ein Versagen der Desinfektion halten.
Der Vorgang der Untersuchung war also immer der folgende:
Vorher Abimpfen.
Desinfizieren.
Abspiilen 2 Minuten lang unter der Warmwasserleitung und Trocknen-
lassen.
3mal Abimpfen mit 3 verschiedenen sterilen Tupfern, abwechselnd die
linke Hand mit der rechten und umgekehrt.
Die Tupfer in sterile Bouillon werfen und nach 2mal 24 Stunden
eventuelles VVachsen von Keimen an der Triibung der Bouillon fest-
stellen.
Das Resultat der beiden ersten Untersuchungsreihen war folgendes:
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Bieras t u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in der Praxis. 219
Versuch I.
Handschuhe 5 Minuten mit 0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher nachher
1
1
nur 1 Handschuh,
warme
Phobrollosung
+
+ -
2
II
+
+-
3
IV
2 Handschuhe,
+
—
4
V
2
+
—
5
XCVII
2
kaltc
+
+-
6
XCVIII 2
tt
tt
+
—
Versuch II.
Handschuhe 3 Minuten mit 0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher ; nachher
1
III
kalte Phobrollosung
+ '_
2
VI
]
■4" I-
3
VII
(dieselbe Losung (1 1) zu
alien 4 Versuchen
-f-
4
VIII
f benutzt;
kalt
-j--
5
IX
J
4--
6
XI
kalte Phobroll6sung
+-
7
XIII
+-
8
XIV
tt t*
4- 1-
9
XX
warme „
1 — “■
10
XXI
>» tt
+
Ob Zufall dabei im Spiele gewesen Oder nicht, in der 2. Versuchs-
reihe hat also vou den 10 Desinfektionsversuchen kein einziger versagt.
Die Waschung der Handschuhe wahrend 3 Minuten in 0,5-proz. Phobrol¬
losung ist also ein absolutes Desinfektiousmittel.
Natiirlich probierte ich nun auch, ob in noch kiirzerer Zeit die Steri-
litat der Handschuhe zu erreichen w&re.
Versuch III.
Handschuhe 2 Min. mit 0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher nachher
i
XXIII
kalte Phobrollosung
+
—
2
XXIV
tf
tt
+
+-
3
XXVII
tt
It
+
+ + +
4
XXVIII
It
It
+
—J— - -
5
XXX
warme
„ \ dieselbe Ldsung in
+
—
6
XXXI
tt
„ | beiden Versuchen
+
+ + +
7
XXXIV
kalte
+
—
8
XXXV
it
)t
+
—
9
XL
It
tt
+
—
10
XLI
11
11
+
—
Hier sind also 2 absolute MiRerfolge zu verzeichnen und 2mal war
ein etwas zweifelhaft positiver Erfolg.
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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Versuch IV.
Handschuhe 1 Min. mit 0,5-proz. Phobrollosung abgerieben.
Keimwachstum
vorher | nachher
1
XL VII
kalte Phobrollosung
+ +-
2
XL VIII
+ +-
3
LI V
tt
it
+ + H-
4
LV
tt
tt
+ +-
5
LIX
warme
+-
6
LX
it
tt
+ | +-
Hier ist also nur ein Versuch absolut negativ. Daneben aber so
viele andpre zweifelhaft, daB man von einem Versagen der Desinfektions-
methode fiir so kurze Zeit reden muB.
Natiirlich war es nicht mOglich, in einer Minute beide Hiinde ordentlich mit der
Biirste zu behandeln. Ich begniigte mich daher in der letzteren Vereuchsreihc damit,
Zeige- und Mittelfinger der linken Hand mittels eines groBen Wattebausches mit der
Phobrollosung abzureiben, und babe dann von diesen beiden Fingern geimpft. Eine
sichere Sterilitat, wie mit Jodtinktur, scheint man also nach dieser Methode nicht er-
reichcn zu konnen.
Zu gleicher Zeit habe ich Versuche angestellt, inwiefern eine Sterili¬
sation der nicht mit einem Handschuh bekleideten Hand durch Phobrol-
waschung zu erreichen ware. Das Abimpfen geschah in derselben Weise
wie bei den Handschuhversuchen mit Tupfern. Fiir die Untersuchung
der UnternSgelr&ume benutzte ich die sterilisierten abgebrochenen Spitzen
holzerner Zahnstocher, die ich wie die Tupfer mit sterilen Pinzetten an-
fafite und mehrere Male durch die Unternagelraume aller Finger hin-
durchfiihrte.
Eine Alkoholwaschung folgte der Phobroldesinfektion nicht. Daran ist
vielleicht der wenig befriedigende Erfolg der Sterilitatsdauer der H&nde
wahrend der Operation zuzuschreiben. Wie man sieht, genQgte die
5 Minuten lange Desinfektion zur Sterilisation der Haut vollkomraen
(nur ein negativer und ein zweifelhaft positiver Ausfall). Dagegen ver-
sagte die Methode als Desinfektionsmethode der H&nde, da es in der
Versuch V.
Desinfektion der Hande ohno Handschuhe 5 Min. mit 0,5-proz. Phobrollbsung.
Keimwachstum
vorher nachher
1 Unter-.
nagel- Haut
i rau me
1
X
ohne Nagelreinigung
+
+
—
2
XVII
V
+
+
—
3
XXII
mit
+
—
+-
4
XXVI
+
+
+ + +
5
XXIX
+
--
6
XXXVI
ohne
+
+
—
V,
Std. spater
+ + —
7
XLVI
mit
+
—
—
V,
Std. spater
+-
8
LVI
mit
+
—
—
9
LXI
7?
Tl
+
—
—
10
LX II
ft
4*
4*
—
Vi
Std. spater
1
+-
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Bi eras t u. Lamers, Phobrol i in Laboratori unis vers uch u. in der Praxis. 221
Halfte der F&lle trotz vorangegangener Nagelreinigung nicht gelang, die
Unternagelraume von Keiraen zu befreien.
Aus diesen Versuchen kann man nur den SchluB ziehen, daB eine
Keimfreiheit der Hande durch Phobrol ebensowenig wie durch alle an-
deren bisherigen Desinfektionsmittel sicher zu erreichen ist und nur der
Gebrauch von sterilen Gummihandschuhen den Anforderungen einer
sterilen Hand entspricht.
In Anbetracht des giinstigen Ausfalles der vorigen Versuche mit
der Desinfektion der Haut der H&nde war ich sehr erstaunt, ein voll-
kommenes Versagen der Methode bei der Desinfektion der Bauchhaut
konstatieren zu miissen. Ich hatte gehofft, in der Phobroldesinfektion
ein gutes Schnelldesinfektionsmittel fur Notoperationen gefunden zu haben,
aber die Versuche belehrten mich eines anderen.
Versuch VI.
Abdomen 5 Min. mit in Wasser gelbstem 0,5-proz. Phobrol desinfiziert.
Keimwachstum
vorher
nachher
1
XII
+
+ + —
2
XV
+
-f- + 4-
3
XVI imraer warrae Phobrollfisung
+
-i- 4* +
4
XVIII
+
4- -f -f
5
XIX
+
+ + -
6
XXV
+
Das Abdomen wurde 5 Minuten lang mit der Phobrollosung abge-
burstet und dann wahrend 2 Minuten mit Tiichern mit sterilem Wasser
nachgewaschen, am das Phobrol zu entfernen. Nachdem dann die des-
infizierte Stelle mit sterilen Tiichern abgetrocknet war, wurde dann von
ihr abgeimpft. Der Erfolg war, daB in alien 6 Fallen nachher nocli
Keime wuchsen.
Ich versuchte die Methode zu verbessern, indem ich das Phobrol
statt in Wasser in Alkohol ldste; der Erfolg war derselbe.
Versuch VII.
Abdomen 5 Min. mit in Alkohol gelostem 0,5-proz. Phobrol desinfiziert.
Keimwachstum
vorher nachher
1
XXXIX
+
+ + +
2
LII
+
4 - 4 - 4 -
3
LIII
4*
4- 4-
Damit habe ich die Versuche der Desinfektion des Abdomen mit
Phobrol aufgegeben.
Nun muB man aber in Betracht ziehen, daB es in der taglichen
Praxis sowohl des Arztes wie der Hebamme vorkommen kann, daB dem
Handschuh oder der Hand widerstandsfahigere Keime ankleben wie die
gewohnlichen, mit denen unsere Gebrauchsgegenstande bedeckt sind.
Eine groBe Resistenz gegen alle moglichen Desinfektionsmittel besitzt
z. B. der sporenbildende Wurzelbacillus.
Die Handschuhe wurden nun mit einer Bouillonkultur dieser Keime
eingerieben, die ich dann darauf eintrocknen lieB. Nachdem vorher die
Kontrollimpfung gemacht war, wurde dann die Desinfektion vorge-
nommen.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
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Versuch VIII.
Mit Wurzelbaci Hub infizierte Handschuhe 5 Min. lang mit
0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher
nachher
1
XXXII
+
___
2
XXXIII immer warme Phobrollosung
+
+-
3
XXXVII
+
—
4
LXXXIX
+
—
Versuch IX.
Mit Wurzelbacillus infizierte Handschuhe 3 Miu. lang mit
0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet.
Keimwachstum
, vorher
nachher
1
XXXVIII
kalte Phobrollosung
+
—
2
XLII
warme
+
+-
3
XLIII
+
—
4
XLIX
kalte
+
H—1-
5
L
+
+ —
6
LVII
warme
+
—
7
LVIII
kalte
+
—
8
LXIII
warme
+
+ —
9
LXIV
+
—
10
LXIX
7 )
+
—
Versuch X.
Mit Wurzelbacillus infizierte Handschuhe 2 Min. lang mit
0,5-proz. Phobrollosung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher | nachher
1 LXV
+ ]-
2 LX VI
+ + + —
3 | LXX immer kalte Phobrollosung
-f-
4 LX XI
■|* I ■ 1 ■ ■
5 LX XIV
+ + + —
6 LXXV
+-
Versuch XI.
Mit Wurzelbacillus infizierter Handschuh 1 Min. mit in 0,5-proz.
Phobrollosung getauchtem Wattebausch abgerieben.
Keimwachstum
vorher j nachher
1 LXXVIII I + ! +-
2 LXXIX + |-
3 C immer warme Phobroll 6 sung - 1 - + H-
4 | Cl + , +-
Auch hier kann man also sagen, daB die Desinfektion mit Pliobrol
ausreidit, uin in 3 Minuten den Handschuh von Wurzelbacillen sicher
zu befreien. 6 Versuche waren absolut positiv, und nur in einem kbnnte
man eventuell an der Wirksamkeit der Desinfektion Zweifel hegen.
Auch der Ausfall der 2 Minuten dauernden Waschung ist noch ein
sehr guter.
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Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriumsversuch u. in tier Praxis. 223
Mit diesen Versuchen habe ich eine andere Versuchsreihe kombiniert.
Zum Einreiben der Handschuhe mit den Keimen benutzte ich einen
Tupfer, der mit einer anatomischen Pinzette gehalten wurde. Letztere
wurde also ebenfalls mit dem Keime infiziert, und zwar an der gerifften
Spitze, an der Stelle, die am schwierigsten zu desinfizieren ist. Diese
Pinzette legte ich nun wahrend der Dauer der Handedesinfektion in die
Phobrollosung, spfllte sie nach beendeter Handewaschung unter der
Warmwasserleitung tfichtig ab und steckte sie dann in ein steriles
Bouillonrbhrchen. Ich muBte aber schon gleich erfahren, daB der Ver-
such sich in dieser Weise nicht ausfiihren lieB, da wahrscheinlich infolge
Einwirkung der Bouillon auf Metallteile auch ohne Keimwachstum die
ganze Bouillon schon innerhalb 12 Stunden trube wurde und einen
dicken Bodensatz zeigte. So habe ich also den Versuch in der Weise
modifiziert, daB ich die Pinzette in flilssiger AgarlSsung kraftig ab-
schflttelte und dann aus diesem Rohrchen eine Agarplatte groB. Der
Erfolg war ein iiberraschend guter.
Versuch XII.
Mit Wurzelbacillus infizierte Pinzette 3 Min. in 0,5-proz. Phobrollosung.
Keimwachstum
1 XLIV warme Phobrollosung —
2 XLV
3 LI kalte „ —
Versuch XIII.
Mit Wurzelbacillus infizierte Pinzette 2 Min. in 0,5-proz. Phobrollosung.
Keimwachstum
1 LX VII —
2 LXVIII —
3 LXXII immer kalte Phobrollosung —
4 LXXJII —
5 LX XVI —
6 LXXVII —
Innerhalb 2 Minuten waren also die Wurzelbacillen an den infizierten
Pinzetten mit Sicherheit abgetbtet.
Eine weitere Versuchsreihe mit kiinstlich infizierten Handschuhen
machte ich mit Bacterium subtilis, ebenfalls ein Keitn, welcher
durch die Eigenschaft auBerordentlich resistente Sporen zu bilden, aus-
gezeichnet ist. Der Vorgang bei der Untersuchung war derselbe, wie er
beim Wurzelbacillus beschrieben ist.
Versuch XIV.
Mit Bact. subtilis infizierte Handschuhe 3 Min. lang mit 0,5-proz. Phobrol¬
losung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher | uaehher
1
LXXX
warme
Phobrollosung
+
_
2
LXXXI
+
—
3
LXXXIV
+
+-
4
LXXXV
kalte
+
5
XU
warme
+
+-
6
XCI
V
n
+
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224
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
Versuch XV.
Mit Bact. subtilis infizierte Handschuhe 2 Min. lang mit 0,5-proz. Phobrol¬
losung gebiirstet.
Keimwachstum
vorher i nachher
1
LXXXII kalte Phobrollosung
+
_
2
LXXXIII „
+
+-
3
LXXXVI warme „
+
4
XCII kalte „
+
5
XC1II
+
+-
Auch hier war der Erfolg also ein auBerordentlich zufriedenstellen-
der, da sowohl bei der 2 Minuten wie 3 Minuten dauernden Desinfektion
kein einziger MiBerfolg zu verzeichnen war und nur je 2mal ein zweifel-
haftes Resultat gefunden wurde.
Nun konnte ich meinen Versuchen noch folgende anreihen. Ich legte
die mit Bacterium subtilis infizierten Tupfer, welche zum Einreiben
der Keime benutzt waren, verschieden lang in 0,5-proz. PhobrollSsung,
urn festzustellen, inwiefern letztere auch fUr die Desinfektion von Ver-
bandstoffen etc. dienlich sein konnte.
Es kam mir bei diesen Versuchen aber die Schwierigkeit, wie das
zur Desinfektion benutzte, dem Tupfer noch anhaftende Phobrol zu ent-
fernen sei. Es blieb mir nichts anderes ubrig, als dies ahnlich wie bei
den Handen durch Spulung mit sterilem Wasser zu tun und den Tupfer
in einem sterilen Reagensrdhrchen innerhalb 2 Stunden mehrere Male
(5—lOmal) mit sterilem Wasser zu ubergieBen. SchlieBlich wurde dann
wieder der Tupfer in sterile Bouillon geworfen.
Versuch XVI. Mit Bact. subtilis infizierter Tupfer,
'/, Std. in 0,5-proz. Phobrollosung.
Keimwachstum
1 LXXXIX +
2 XCVJ —
3 C1I —
Versuch XVII. Mit Bact. subtilis infizierter Tupfer,
1 / 4 Std. in 0,5-proz. Phobrollosung.
Keimwachstum
1 LXXXVII +
2 LXXXVIII +
3 XCIV —
4 XCV —
5 CI1I —
6 CIV -
Bacterium subtilis wird also unter gewissen Bedingungen an infi-
ziertem Verbandmaterial innerhalb 1 | 2 Stunde durch 0,5-proz. PhobrollQssung
abgetotet.
Es schien mir wiinschenswert, denselben Versuch mit einem
anderen Keim zu wiederholen, und sehr geeignet dazu muBle der uns leider
ab und zu belastigeude und sehr schwierig zu iiberwindende Bacillus
pyocyaneus sein. Ich ging dabei in derselben Weise vor, wie mit
dem Bacterium subtilis.
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URBANA-CHAMPAI6N
Bierast u. Laniers, Phobrol im Laboratoriums versuch u. in der Praxis. 225
Verauch XVIII. Mit Bac. pyocyaneus infizierter Tupfer,
V, Std. in 0,5-proz. Phobrollosung.
Keimwachstum
1 CV +
2 CVIII +
3 CIX +
4 CX +
5 CXI —
6 CXI I +
Versuch XIX. Mit Bac. pyocyaneus infizierter Tupfer,
*/ 4 Std. in 0,5-proz. Phobrol losung.
Keimwachstum
1 CVI +
2 CVII +
3 CXI1I +
Der Erfolg ist nicht besonders giinstig zu nennen. Es gelang nicht,
innerhalb einer halben Stunde den Pyocyaneus unter den vorliegenden
Verhaltnissen an dem Verbandmaterial abzutoten.
Versuch XX.
Verauch XXII.
Mit Pyocyaneus infizierte Tupfer.
1 Stunde in 0,5-proz. Phobrollosung
Keimwachstum
1
CXIV
+
2
CXV
+
3
CXVI
+
4
CXVII
+
5
CXVIII
+
0
CXIX
+
Versuch XXI.
Dasselbe, 3 Stunden in 0,5-proij. Phobrol¬
losung
Keimwachstum
1 CXXIX —
2 CXXX -
3 CXXXI
Dasselbe, 4 Stunden in 0,5-proz. Phobrol-
lhsung
Keimwachstum
1 CXX -
2 CXX1 -
3 CXXIV —
4 CXXV —
5 CXXVI —
6 CXXVII —
Versuch XXIII.
Dasselbe, 5 Stunden in 0,5-proz. Phobrol¬
losung
Keimwachstum
1 CXXII -
2 CXX1II —
3 CXX VIII —
Hieraus geht hervor, daB die Tupfer nach 3-stfindiger Einwirkung
sicher steril sind.
Wenn wir jetzt zu den anderen fur die Praxis wichtigen Punkten
in der Verwendung des Phobrols flbergehen, miissen wir wohl haupt-
sSchlich die folgenden ins Auge fassen:
Der Geruch des Phobrols (es ist von der Fabrik kiinstlich
parfumiert) ist ein recht guter. Nicht eindringlich oder reizend, ist er
typisch genug, urn daran die Losung fiir jedermann und jeden Laien zu
charakterisieren und notigenfalls auch iible Diinste zu flberstimmen. Er
bleibt den Gebrauchsgegenst&nden und Korperteilen nur sehr kurze Zeit
anhaften.
Phobrol greift Metalle nicht an. Ich habe vernickeltelnstrumente
24 Stunden lang in 0,5-proz. Ldsung liegen lassen, ohne daB dieselben
schwarz wurden oder in anderer VVeise dadurch litten.
Es macht keine Flecke in Kleider und W a sc he. Ich habe
mit der Losung in Bertihrung gekominene Handtucher und Aerztemantel
zeichnen lassen und sie kontrolliert, als sie aus der W&sche kamen. Ich
konnte daran keine Flecken oder sonstige Schadigungen infolge der Be-
riihrung mit Phobrol feststellen.
Erste Abt. Ong. Bd. 08. Heft 2. 15
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226
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Es greift die Hande nicht an. In der ganzen Zeit, die meine
Versuche dauerten, habe ich nichts von besonderen Reizzustanden oder
Ekzemen der Hande bemerkt. Auch ist es in der Verwendung absolut
schmerzlos, sogar beim Bflrsten der Hande und auch an zur Operation
vorbereiteten auBeren Genitalien der Patienten.
Was die Giftigkeit des Phobrols betrifft, verweise ich nach dem
daruber Gesagten im ersten Teil dieses Aufsatzes (Bierast, Zahn).
Phobrol brennt nicht und bietet keine Explosionsgefahr.
Die Originalverpackung ist nicht nur sehr nett zu nennen,
sondern die charakteristische Form der Flaschen gibt die notigc Sicher-
heit, daft Verwechselungen mit anderen Fliissigkeiten bei einiger Auf-
merksamkeit vermieden werden konnen.
Die fliissige Form des Mittels hat fiir den klinischen Gebrauch
sicher gewisse Vorteile; die Losung geht dadurch schneller und sicherer.
Die aus Fliissigkeiten herzustellenden Desinfizientien werden vom Pflege-
personal vor den aus Pastillen zu bereitenden (Sublimat) bevorzugt.
Es entsteht eine milchig-weifte Fliissigkeit, welche nicht leicht mit
anderen zu verwechseln ist: sie hat eine waftrige Konsistenz und macht
nicht glatt und kleberig.
Was den Preis betrifft, so ist das Phobrol billiger als Solveol und
Lysoform. Wenn ich den Kostenpreis fiir 1 Ltr. Desinfektionsfliissigkeit in
der „empfohlenen Konzentration u nach dem Preis von 1000 g der kon-
zentrierten Losung in Originalpackung berechne, stellen sich die Kosten
fiir den Privatgebrauch, wie folgt:
Solveol 2-proz. Losung (1000 g= 5,00 Mark) pro Liter 10 Pfennig
Lysoform 2- ,, „ „ ,, = 3.50 ,, ,, ., 7,0 „
Phobrol 0,5- „ „ „ „ -= 12,00 „ „ „ 6
Lysol 2- „ „ „ „ = 2,50 „ „ „ 5,0 „
Karbolsaure 1- „ „ „ „*= 4,45 . 4,45 „
Sublimat 1-prom. „ 100 Pastillen 2,75 „ „ „ 2,75 „
Die Losung des Phobrols in Alkohol kommt wegen des hohen
Preises fiir die Praxis nicht in Betracht.
Ich koratne also zu dem Schluft, daft das Phobrol alien An-
forderungen eines moderneu Desinfektions mittels injeder
Weise entspricht und in der Gesamtheit seiner Vorzflge
alle bisherigen, mit denen es in Konkurrenz tritt, fiber-
t r i f f t.
Literatur.
1) Fraenkel,C., Die desinfizierendcn Eigenschaften der Kresole, ein Beitrag zur
Desinfektionsfrage. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6. 1880. p. 521.)
2) Laubenheim er, K., Pheuole und seine Derivate als Desinfektionsmittel. Berlin-
VVien (Urban & Sckwarzenberg) 1909.
3) Koch, Robert, Ueber Desinfektion. (Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 1.
1881. p. 234.)
4) Schill u. Fischer, Ueber die Desinfektion des Auswurfs von Phthisikern. (Mitteil.
a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 2. 1888.)
5) Roepke, Zur Beseitigung und Desinfektion des Sputums. (Zeitschr. f. Medizinal-
beainte. 1903. No. 5.)
6 ) Bofinger, Zur Desinfektion tuberkulosen Auswurfs. (Arb. a. d. Kaiserl. Geeund-
heitsamt. Bd. 20. 1904. p. 114.)
7) Gerlach, Ueber Lysol. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 10. 1891. p. 167.)
8 ) Spengler, Untersuchungen iiber Desinfektion tuberkulosen Auswurfs. (Munchen.
med. Wochenschr. 1891. No. 45.)
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Bitter, Neuem zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung etc. 227
9) Bnttersack, Beitrage zur Deainfektionslehre und zur Kenntnis der Kresole. (Arb.
a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bil. 8. 1893. p. 357.)
10) Zahn, Versuche init Fhobrol (Chlormetakresol). (Med. Klinik. 1912. p. 1913.)
11) Paul u. Sarwey, Experimentaluntersuchungen iiber Handedesinfeklion. (Muncben.
med. Wochenschr. 1899. p. 1633, 1725; 1900. p. 934, 968, 1006, 1038, 1075; 1901.
p. 449, 1107.)
12) Furbringer. Untersucluingen und Vorechriften fiir die Desinfektion der Hiinde
des Arztes. Wiesbaden (Bergmann) 1888. (Dtsche med. Wochenschr. 1889. No. 2
u. 48; 1895. No. 8; 1899. No. 49.)
Nachdrtick verbolen.
Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung,
zugleich Mitteilungen iiber milzbrandahnliche und
wandernde Erdbacillen.
[Aus dem Hygienischen Institut in Kiel
(Direktor: Geheimrat Dr. B. Fischer).]
Von Privatdozent Dr. med. Ludwig Bitter.
Mit 1 Tafel.
Von den zahlreichen, im Laufe der Jalue angegebeneu Sporen-
farbungsmethoden war die nacli Mb Her wold die am meisten zu-
verlassige und daher verbreitetste. Dies Verfahren besteht in einer
Modifikation der von N e i s s e r bzw. Hauser (1) vorgesclilagenen
Farbung mit konzentrierter Fuchsinlogung unter Erliitzen, nach-
folgender Entfarbung mit Saure bzw. Alkohol und einer Gegen-
farbung mit Me thy leublau. M oiler schickt dieser Farbung eine
Beizung der PrAparate mit konzentrierter Chlorzinkjodit- Oder
besser 5-proz. Chromsaurelosung voraus, urn die Sporenmembran
durch Mazeration ftlr die Aufnahme des Farbstoffes empfanglicher zu
machen. Das Mbllersche Verfahren liefert - vorausgesetzt, daB ein
iiberhaupt mit den heute bekannten Methoden iarbbares Sporenmaterial
vorliegt — bei manchen Bacillenarten meistens ohne weiteres, bei den
weitaus meisten aber nur bei sehr sorgfaltiger Ausfiihrung durchweg
gute Resultate. Immerhin kommt es auch beim exaktesten Arbeiten
bfters einmal zu einem Miiierfolge. Zwei Punkte sind es besonders, die
den befriedigenden positiven Ausfall der Farbung in Frage stellen: Die
Zeit der Beizung und der Entfarbung. Die Dauer der Beizung
mub fiir jede Bacillenart erst ausprobiert werden; sie schwankt zwischen
5 Sekunden und 10 Minuten. Im allgemeinen wird man allerdings nach
meinen an umfangreichem Material gewonnenen Erfahrungen mit einer
5 Minuten wahrenden Chromsaurebehandlung das Richtige treffen, es
also erreichen, dafi einerseits die Spore bei der nachfolgenden Be-
handlung gefarbt wird, andererseits der Bacillenleib die Kontrastfarbe
annimmt. Die groBten Schwierigkeiten und hdufigsten MiBerfolge be-
dingt die Entfarbung. Die urn den Bruchteil einer Sekunde zulange
einwirkeude Saure kann die Schdnheit und Deutlichkeit des Praparates
vollkommen in Frage stellen. Schon lange verwende ich statt der von
Moiler vorgesclilagenen 5-proz. eine 2 1 / 2 -proz. Schwefelsdure, urn diese
Gefahr mdglichst auszuschalten; leider auch nicht immer mit Erfolgl
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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AuJier den beiden genannten Schwachen zeigt die Mollersche
Methode nocli die unwillkommene Eigenschaft, dab bei vielen Mikro-
organisinen, besonders aucli beim Milzbrand und deu Anaerobiern, bei
schon gelungener Sporenfarbung die Kontrastfarbung oft nur recht
schwacli ist und der Bacillenleib unverhaltnismabig dttnn erscheint.
Wir werden weiter unten sehen, dab die Fahigkeit des Bacillus, Farbe
aufzunehmen, mit dem zunelnnenden Alter der Kultur und der niehr
oder weniger vollendeten Reife der Sporen zusammenhangt, ein Unistand,
auf den neuerdings aucli Waldmann (2) in einer noch Of ter zu er-
wfthnenden Arbeit hingewiesen hat.
Bei meinen Sporenfarbungsversuchen machte ich schon vor mehreren
Jahren die Beobachtung, dab sich reifes Milzbrandsporenmaterial, das
durch Zilchtung in stark verdiinnter Bouillon (1 Teil Bouillon, 4 Teile
physiologische Kochsalzlosung) bei BrUttemperatur gewonnen und zwecks
gefahrloser Verarbeitung in Kursen und zur Konservierung mit 4 Proz.
Formalin versetzt war, auch ohne Vorbehandlung mit Chrom-
saure nach Holier leicht farbte. Die nicht mit Formalin versetzten
Sporen leisteten dagegen dem Eindringen des Karbolfuchsins ohne vor-
herige Chromsaurebehandluug trotz kraftigster Erhitzung Widerstand.
Objekttragerausstriche von sporenhaltigen nicht formalinisierten Kultu-
ren verschiedenster Mikroorganismen konnten aber auch durch wenig-
stens 10 Minuten lange Einwirkung von 10-proz. bis reiner Formalin -
lOsung bei nachfolgender Farbung zur Annahme einer schOnen Sporen¬
farbung gebracht werden. Das Formalin ist demnach imstande, die Auf-
nahinefahigkeit der Sporen fUr Farbe gtlnstig zu beeinflussen. Weiterhin
habe ich feststellen konnen, dab auch bei der nachfolgenden Behandlung
mit Saure die Farbe von den Sporen nach Formalinbehandlung nicht
so leicht wieder abgegeben wird, wie nach der Chromsaurebeizung.
ein Umstand, der wegen der oben erwahnten Gefahrlichkeit der Ent-
farbung sehr freudig zu begriiben ist. Auberdem ist schon die An-
wendung des unverdUnnten vorratigen Formalins bei Ausstrichprapa-
raten in einer Zeitdauer von mindestens 10 Minuten oder unbeschadet
der Wirkung aber diese Zeit hinaus bis zu Stunden viel einfacher und
bequemer als der Gebrauch der 5-proz. Chromsaure. Am einfachsten aber
ist jedenfalls die Verarbeitung von in 4-proz. Formalin konserviertem
Material.
Trotz dieser Vereinfachung und Verbesserung liefert die Moller¬
sche Methode nicht unter alien Umstanden und besonders nicht, von
der Hand des UngeUbten angewendet, gute Resultate. Es ergab sich
nun von selbst. die Frage, ob man die gefahrliche Entfarbung mit
Sehwefelsaure oder Salzsaurealkohol nicht ganz fortlassen und dafUr
von dem von Ernst (3) und M. Neisser (4) bei ihren KOrnchen-
farbungsmethoden angewendeten Prinzip der „Verdrangung 1 ', oder,
wie Unna (5) es nennt, „Diff erenzierung durch parti el le Uin
farbung“, Gebrauch machen kOnnte. Wirtz (6) hat bei der von ihm
vorgeschlagenen „einfachen Art der Sporenfarbung 1 ' auch von dicsem
Prinzip Gebrauch gemacht. Er farbte ohne Vorbehandlung mit 5-proz.
MalachitgrUnlOsung unter Erhitzen vor und erreichte eine Kontrastfarbe
durch nachtragliches ganz kurzes Einwirkenlassen einer 5fach ver-
dunnten Ivarbolfuchsinlosung. Von den Sporentragcrn, zu deren Farbung
er dies Verfahren benutzte, nennt er eigentlich nur den Tetanusbacillus.
Es ist sehr leicht zu verstehen, dab er bei den leicht farbbaren Sporen
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Bitter, Neuea zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfiirbung etc. 220
dieses Bacillus auf die angegebene Weise recht gute Erfolge erzielte;
ini allgcraeinen bewahrt sich die Methode nicht.
Von vornherein war anzunehnien, daB eiu so kraftig farbender
Stoff, wie das Ziehlsche Karbol fuchsin, sich schwerlich durch
einen anderen Farbstoff aus den Bacillenleibern einfach verdrangen
lassen wiirde, und diesbeziigliche eingehende Versuche bestatigten diese
Annahme. Von den ublichen kraftig farbenden LOsuugen verhielten
sich Anilinwasserfuchsin, Anilinwasser- und Karbolgen-
tianaviolett in der oben genannten Ilinsicht wie die Ziehlsche
Ldsung. ganz abgesehen davon, dad es mit den beiden letzteu meistens
gar nicht gelang, trotz Vorbehandlung und kr&ftigster Erhitzung. die
Sporen zu farben. Bessere Erfolge schien die Anwendung von Lbffler-
blau zu versprechen, und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal gelingt
mit seiner Hilfe unter kraftiger Erhitzung bei vielen Sporenarten die
Tinktion besonders der vorbehandelten Sporen verhaltnismafiig leicht,
und zweitens ist die Farbe des Bacillenleibes durch nachtrigliche Ein-
wirkung einer Kontrastfarbe, wie Fuchsin, Bismarckbraun
und besonders Safranin, leicht zu verdrangen. Dieses Verhalten der
LOfflerschen Farblbsung ist iibrigens schon lange bekannt; hat doch
schon Ernst (3) bei seiner Methode zur Darstellung der von ihm eine
Zeitlang als Sporen angesprochenen Kornchen in den Xerose-, Pseudo-
diphtherie- und Diphtheriebakterien in Verbindung mit Bismarckbraun
davon Gebrauch gemachtl
Einige Sporenarten, z. B. Rauschbrand, Milzbrand, Heu- und Kar-
toffelbacillen u. a. m. werden aber durch Lofflerblau trotz Anwendung
der groBten Sorgfalt oft nicht oder nur unvollkommen gefarbt, und es
lag daher der Gedanke nahe, durch Zusatz groBerer Alkalimengen das
Farbevermogen der Farblosungen zu steigern. Lofflerblau (30 ccm kon-
zentrierte alkoholische Methylenblaulosung + 100 ccm 0,01-proz. KOH)
enthalt in 100 ccm ca. 0,0077 g KOH. Es stellte sich heraus, daB zur
Farbung aller Sporenarten bei vorhergehender Formalinisierung eine
Losung sich eignete, die etwa den doppelten Gehalt an KOH, also 0.015
in 100 ccm aufwies.
Als besonders wirksam zur Kontrastfarbung hat sich mir eine
Safraninlosung erwiesen, die von einer konzentrierten alkoholischen
durch Verdtinnung von 1 Teil mit 4 Teilen Wasser hergestellt wurde.
Auch Bismarckbraun (1 Teil einer gesattigten LOsung in Wasser
und Glyzerin aa -(- 2 Teile Wasser) gibt gute Resultate, wenn auch bei
manchem Sporenmaterial der Bacillenleib damit sich nur blaB farbt.
Fuchsin, auch in ddnnen Losungen, scheint mir weniger empfehlens-
wert, da durch zu lange Einwirkung dieser LOsung leicht cine nach-
tragliche Rotfarbung der blau sein sollenden Sporen erzielt wird, ein
Uebelstand, der bei der Verwendung der erst genannten Farblosungen
nicht zu ftlrchten ist.
A ul die vorgeschlagene Weise gcfarbte sporenhaltige Ausstriche
zeichnen sich neben der auBerordentlich kraftigen und deutlichen Tink¬
tion der Sporen auch durch eine hervorragend schone Farbung des
Bacillenleibes aus, was wohl darauf zurtlckzuftlhren ist, daB dieser durch
die mit der ersten Farblosung einwirkende Kalilauge quillt. und dadurch
ftlr die Aufnahme von Farben tlberhaupt gtinstig beeinfluBt wird. Bei
der Mollerschen Methode bewirkt die doppelte Einwirkung von Saure
wohl gerade das Gegenteil.
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CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate Bd. (58. Heft 2.
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Meine Farbetechnik gestaltete sich also, wie folgt:
1. Vorbeliandlung des unfixierteu Objekttrdgeraus-
striches 10 Minuten lang mit Formalin (fallt weg, wenn
das Sporenmaterial in einer 4—5-proz. Formalinlosung, in
der es jahrelang unverandert haltbar ist, aufbewahrt
wurde; in diesem Falle rnuB jedoch in der Flam me fixiert
werden).
2. Kraftiges AbspUlen in flieBendem Wasser und
Trocknen.
3. Farbung mit der alkalischen Methylenblaulosung
unter mehrmaligem krkftigen Aufkochenlassen 3 Minuten
lang.
4. AbspUlen in flieBendem Wasser und Trocknen.
5. Nachfarbung mit Safranin oder Bismarckbraun 3—5
Min u ten.
6. AbspUlen in Wasser und Trocknen.
In diesem Stadium meiner Versuche kam mir ein lieferat in
„Mercks Jahresbericht“ fUr 1911 Uber eine Arbeit 0. Wald-
manns „Eine einfache Methode der Sporenfarbung 1 ' (2) zu
Gesicht. Die Kenntnis der Arbeit selbst war mir, weil sie in der mir
nicht regelmaBig zugUnglichen ,.Berliner tierarztlichen Wochenschrift“
erschienen war, entgangen. Die Farbevorschrift Wald man ns, der
mir inzwischen in liebenswUrdigster Weise einen Separatabdruck seiner
Arbeit zur VerfUgung gestellt hat, lautet folgendermaBen:
„Zu einer 0,2-proz. wasserigen Methylenblaulosung setzt man Kali-
lauge bis zu einem Prozentsatz von 0,01. (Ich selbst stellte mir die
LOsung stets frisch her, indem ich 1 ccm einer 2-proz. wasserigen Me¬
thylenblaulosung im Reagenzglase mit 9 ccm Aq. dest. verdtinnte, dazu
0,2—0,3 ccm oder 5—10 Tropfen einer 0,5-proz. Kalilauge zusetzte.)
Der Alkaligehalt ist somit bedeutend starker wie der von LOfflerblau.
Sodann folgt:
1. 1—2 Minuten langes Erhitzen resp. Aufkochen des mit dieser
Losung schwappend bedeckten Praparates (Objekttragerausstrich).
2. GrUndliches AbspUlen im kalten Wasserstrahl oder eventuell
kurzes Erwarmen unter Wasser; schwaches NachfUrben mit verdUnntem
Karbolfuchsin.“
Waldmann war also schon frUher zu einer ahnlichen Alkali-
konzentration der Methylenblaulosung zum Zwecke der Sporenfarbung
gekommen wie ich. Er verwendet aber eine wasserige Losung, die er
sich in etwas umstandlicher Weise aus einer 2-proz. wasserigen Stamm-
lOsung stets frisch herstellt. Empfehlenswerter und einfacher scheint
mir doch die Bereitung des alkalischen Farbgemisches aus einer ge-
sattigten alkoholischen Methylenblaulosung, die in jedem bakteriolo-
gischen I;aboratorium vorratig sein dUrfte, durch Verdtinnung von 1 Teil
mit 4 Teilcn Wasser und Zusatz von 0.3 ccm der 0,5-proz. KOH. Eine
solche alkoholische LOsung wird auBerdem durch langeres AufbewahreD
weniger verandert wie die Waldmannsche. Die von diesem vorge-
schlagene jedesmalige frische Herstellung seiner LOsung ist namlich
wohl angebracht, da alte LOsungen leicht eine zu intensive Farbnner
der Praparate bewirken. worunter einmal die Schonheit und in etwas
nuch die Deutlichkeit der Sporenfarbung leidet und es auBerdem der
Kontrastfarbe nicht in so kurzer Zeit gelingt, das Blau vOllig aus dem
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Bitter, Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfiirbung ete. 231
Bacillenleib zu verdrangen (Entfirben durch Erw&rmung unter Wasser
nach W aid mannj. Beirn Gebrauch mciner Mischuug braucht uian in
dieser Beziehung niclit iingstlich zu seiu und kommt inimer ohnc be-
sondere Entfarbung aus. Alan kann unbesorgt eine selbst Wochen alte
Losung benutzen, wenn man die Safraninlosung, bei der eine nach-
tragliche Ueberfarbung der Spore ja niclit zu beftirchten ist, etwas
langer einwirken l&bt. Das Alter der verweudeten KOH scheint mir
im Gegensatz zu Wald man ns Ansicht gar keine Rolle zu spielen;
selbst eine vor Monaten angefertigte, in der sich Schimmelpilze in reicli-
licher Weise angesiedelt hatten, war zur Bereitung der Farbfltissigkeit
noch vorzdglich geeignet.
Zur Nachfarbung benutzt Wald maun verdUnntes Karbolfuchsin,
dessen Verwendung aus dem oben angefilhrten Grunde nicht besonders
ratsam ist.
Bei fortgesetzten Versuchen hat sich mir eine Ammoniakme-
thy lenblauliisung noch besser bew&hrt. Eine solche wird in der
gleichen Weise aus der alkoholischen Stainmlbsung bereitet, wie das
Kalilaugenl’arbgemisch, nur setzt man statt der KOH 3—4 Proz. reines
Ammoniak hinzu. Es empfiehlt sich. den Ammoniakzusatz zu der kou-
zentrierten Farblosung zu machen und erst hernach mit Wasser zu
verdiinnen. Dieses Farbgemisch ist nach meinen bisherigen Erfahrungen
unbegrenzt lange haltbar und btibt, wenn das Aufbewahrungsgefab nur
einigermaben verschlossen ist, von seiner Farbekraft nichts ein. Die
Fiirbung der Sporen schien mir fernerhin nacli seinem Gebrauch schoner
und leuchtender zu sein, wie nach Anwendung der KOH-Farbldsung, so
daii ich ersteres im allgemeinen entschieden vorziche.
Will man lieber rote Sporen und blaue Bacillen haben, wie bei der
Alollerschen Methode, so kann man die Farbstoffe auch umgekehrt
• verwenden, d. h. mit alkalischer Safraninlosung unter Erhitzen vor- und
mit Alethylenblau nachfarben. Bierbaum (2), der das Verfahren
Waldmanns nachprtifte, hat auf diese Weise gute Resultate erzielt.
Im allgemeinen scheinen mir die blauen Sporen im roten Stabchen sich
besser abzuheben und auberdem bei der von mir angegebenen Farbeweise
Miberfolge durch mangelhafte Fdrbung der Sporen weit seltener zu
sein wie bei der umgekehrten Farbung.
Wie Waldmann in seiner Arbeit mitteilt, erstreckten sich seine
Farbeversuche auf sporentragende Ivulturen von Mil zb rand, Rausch-
brand. Tetanus, malignem Oedem, ferner auf ..sporenhaltige Ausstriche
von toten Mdusen usw.“. Es erscheint mir wohl erklarlich, dab er bei
diesem Material ohne irgendwelche Vorbehandlung gute Resultate mit
seiner Methode erzielt hat. Viele Stamme von Alilzbrand, Tetanus und
malignes Oedem durchweg erwiesen sich auch bei meinen Untersuchungen
als der Vorbehandlung nicht unbedingt bediirftig, besonders wenn man,
wie Wald man n es tut, das Erhitzen der I’raparate auf 1—2 Ali-
nuten ausdehnt. Hierdurch wird allerdings die an sich schon bestehende
Gefahr des Springens der Objekttrdger erheblich gesteigert und das Ent-
stehen von hablichen Niederschlagen durch die ganze oder teilweise Ein-
trocknung der Farblosung herbeigefiihrt. Der von mir verwendete
Rauschbrandstamm zeigte sich, was die Aufnahme der Farbe durch die
Sporen anbetraf, widerspenstiger, nahm aber immerhin bei sorgfaltiger
und langer Erhitzung meistens ganz gute Sporenf&rbung an. Nicht oder
nur unvollkommen ohne weiteres gelungen ist mir dagegen beispiels-
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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weise die Farbuug der Heu- und Kartoffelbaciliensporen, ferner der
Sporen des wurzelfbrmigen und hirnwindungsartigen Erdbacillus. Ueber-
aLl babe ich aber durch Vorbehandlung des Sporenmaterials bzw. der
fertigen Ausstriche mit Formalin gule Erfolge gehabt, und ich kann diese
mithin bei einem Material, dessen Aufnahmefahigkeit ftlr Farbe von
vornlierein nicht bekannt ist, in jedem Falle uur dringend anrateu.
Alles bisher Gesagte bezieht sich aber nur auf reifes Sj)oren-
material; denn nur solches ist nach den heute bekannten Methoden
Uberhaupt sic her durch Doppelfarbung darzustellen. Wohl jedem,
der haufiger Sporen farbt, ist es schon vorgekommen, dab in scheinbar
sporenreichen Kulturausstrichen von Milzbrand, Heubacillen usw. die
Sporen, wenigstens soweit sie noch in den Stabchen lagen, trotz aller
angewandten Miihe gar nicht oder nur unvollkommen gefarbt wurden.
Untersucht man diese Kulturen dann im hangenden Tropfen, so wird
man regelmabig den Eindruck gewinnen, dab die Sporen noch nicht die
gewbhnliche Grobe erreicht haben, sehr oft auch nicht die iibliche Ge¬
stalt besitzen, dab sie manchmal cine schrage Stellung im Stabchen ein-
nehmen, oder dab sie sogar noch nichts Einheitliches darstellen, viel-
mehr aus meistens zwei starker lichtbrechenden Elementen mit dunk-
lerem Zentrum bestehen. Alle freien Sporen einer solchen Kultur.
die ftlr Grbbe und Gestalt der noch eingeschlossenen auberordentlich
gut als Vergleichsobjekt dienen, farben sich tadellos, ebenso die in den
Stabchen liegenden, die mit den freien an Gestalt und Grbbe vdllig
Ubereinstimmen. Waldmann hat beim Milzbrandbacillus diese Er-
fahrung der Nichtf&rbbarkeit der Sporen ebenfalls gemacht und ftthrt
dieses Verhalten sehr richtig auf die nicht vollkommene Ausbildung
der Sporen zurtick. Er ist geneigt anzunehmen, dab den unreifen Sporen
das Vermogen fehlt, die Farbe bei Einwirkung der Kontrastfarbe fest-
zuhalten, trifft damit aber sicher nicht das Richtige. Wenn es sich
namlich so verhielte, so miibten die unfertigen Sporen in einem Pra-
parate, das man nach Einwirkung der ersten Farbe, ohne es mit Wasser
abzuspUlen, untersuchte, zweifellos gefarbt erscheinen, und das ist keines-
wegs der Fall!
Labt man die Kulturen mit den nicht oder nur undeutlich farbe-
risch darstellbaren Sporen, wie das auch Waldmann beim Milz¬
brandbacillus getan hat, nur gentlgend alt werden, so erhftlt man
sicher Material, in dem sich alle Sporen verhaitnismabig leicht farben.
Man mub sich aber htiten, zu alte Kulturen heranzuziehen, da mit dem
zunehmenden Alter, wie schon oben erwahnt, die Fahigkeit der Stab¬
chen. die Kontrastfarbe anzunehmen, abnimmt, des weiteren die Stabchen-
reste oft sehr bald nach der Reifung der Sporen zugrunde gehen, und
man daher keine schbnen Prhparate erhalt. Um letztgenanntem Mib-
stande zu begegnen, ist die Konservierung von gutem Sporenmaterial
in 4-proz. Formalin auberordentlich gut geeignet.
Es erscheint mir nach dem AngefUhrten nicht tiberfltissig, einiges
tiber die Erzielung von gut farbbarcm Sporenmaterial der am
meisten bekannten und charakteristischen Sporentrager mitzuteilen.
1) Die anaeroben Bacillen des Tetanus, Rauschbrandes,
maligen Ocdems, der Wurstvergiftung und der ButtersSure-
garung halt man in mit Paraffinverschlub versehenen Trauben-
zuckeragarstichku 11uren ca. 8 Tagc bei BrUttemperatur mit Aus-
nahme des Bacillus botulinus, der bei 22° wachsen mub. Material
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von Anaerobenkulturplatten der geuannteu Bacilleu nacli Heim bzw.
Lentz eignet sich unter gleiclien Temperaturbedingungen gehalten nach
Yerlauf etwas kiirzerer Zeit zur Sporenfarbung am besten. Letzteres
hat den Vorteil, dab man es mit 4-proz. Formalin abschwemmen und
jahrelang unverandert aufbewahren kann.
2 ) Milzbrandbacillen laBt man, am besten nach vorhergebendcr
Tierpassage, in mit 10 ccm verdiinnter Bouillon (2 Teilc + 8Teile
physiol. Kochsalzlosung) in diinner Schicht beschickten Erleumeyer-
kcilbchen, die mit ParaffinverschluB versehen sind, 7—8 Tage bei 37°
sporulieren und konserviert das durch sc hone Faden ausgezeichnete
Material durch Zusatz von 4-proz. Formalin. Ein luftdichter VerschluB
der Kdlbchen ist notwendig, um die E i n d i c k u n g der Bouillon wiihrend
des langen Aufenthaltes bei 37 0 zu verhindern, die die Sporulation un-
giinstig beeinfluBt.
3) Wurzelformiger und hirnwindungsartiger Erdbacil-
lus sporulieren unter Bildung von typischen Faden ebenfalls in ver-
dunnter Bouillon am besten, ersterer bei 18—20°, letzterer bei 37°
in ca. 8 Tagen. Die Zeit schwankt bei einzelnen Stammeu des Bacillus
mycoides ungeheuer, manchmal vergehen Monate bis zur Reifung der
Sporen.
4) Heubacillen ztlchtet man auf Agar bei Zim inert cm pe-
ratur. Nach 2 Monaten uugefahr sind die Sporen zur Farbung am
besten geeignet.
5) Kartoffelbacillen werden auf Kartoffeln bei 18—20° ge¬
halten, wo sie nach ca. 6 Tagen das beste Stadium zur Sporenfarbung
erreicht haben. Im ganzen ist es schwer, gutes Kartoffelbacillenmaterial
zur Sporenfarbung zu erhalten, da die Sporen so auBerordentlich leicht
aus den Stabchen ausfallen.
6) Her wandernde Erdbacillus bildet bei Zimmertempe-
ratur auf Kartoffeln in ca. 6 Tagen die prachtvollsten Kdpfchen-
sporen. Das Wachstum der Kultur ist m ak r osk opi sell kaum
wahrzunehmen!
Der letztgenannte Erdbacillus ist trotz seiner groBen Haufigkeit
und der fast konstanten Regelmafiigkeit, mit der er in von uns angelegten
Erdaussaaten von hiesiger Erde zu finden war, meines Wissens in der
Literatur nur dreimal erwahnt. Von diesen drei Angaben nn'ichte ich
zundchst die wortlich anftlhren. die B. Fischer in seiner „Anleitung
zu hygienischen Untersuchungen“ (7) macht. Sie gibt in Ktirze
ein Bild der wesentlichsten Eigenschaften des Wanderers. „Wander-
bacillus: Makroskopisch graue flache Triipfchen von zahlreichen
kleineren umgeben; bei schwacher VergrbBerung Ausgangskolonieen mit
kringelartigen oder spiraligen Ausldufern, sowie von zahlreichen kleineren
verschieden groBen und verschieden gestalteten, meist kringelartigen
Tochterkolonieen umgeben, die offenbar durch Fortwandern der Bacillen
tlber den N&hrboden hin entstanden sind. Im Abklatsch Stabchen schmaler
als beim Wurzel-, Heu- und Hirnwindungsbacillus mit abgerundeten
Enden in parallelen ZUgen und Windungen; im hdngendcn Tropfen leb
haft beweglich; Kopfchensporen."
Der Japaner Mu to (8) berichtete im Jahre 1904 iiber einen aus
seinem Speichel isolierten „eigenttlmlichen Bacillus, weleher sich
schneckenartig bewegende Kolonieen bildet". Kitasato, in dessen In
stitut die diesbeziiglichen Untersuchungen eremacht wur’den, nannte diesen
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 2.
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Mikroorganismus Bacillus helixoides. Muto beschreibt drei ver-
schiedene Arten von Oberflacbenkolonieen, die der Bacillus auf Platten-
kulturen bildet, und bezeichnet sie als scbneckenartige, ranken-
formige und wolkenartige Kolonieen. Die beigefiigten Photogramme
der Kolonieen zeigen in ihrem Aussehen viel Aehnlichkeit mit denen
des von Reiner Mtiller (9) kurz beschriebenen Wanderbacillus, des-
selben, den B. Fischer in seinem Buche anfdhrt. Einige Mikro-
photogramme dieser Kolonieen, von Reiner Muller selbst hergestellt,
sind zum Schlusse dieser Arbeit beigefiigt (Fig. 1—3). Einige der
mitgeteilten morphologischen und biologischen Eigenschaften des He¬
lixoides lassen es mir aber zweifelhaft erscheinen, ob es sich in beiden
Fallen um genau denselben Mikroorganismus handelt. Mutos Kolonieen
sollen nach seiner Beschreibung aus zwei verschieden gestalteten Stabchen-
sorten bestehen: die peripheren, sich bewegenden Kolonieen aus ziemlich
langen, meist einzeln oder zu zweien und dreien, seltener in langen
Faden zusammenliegenden Stabchen; die zentralen stillstehenden, aus nur
etwa ein viertel so langen, in ihrer Form einer „langlichen Kugel“
gleichenden. Samtliche von mir abgeklatschten Wanderkolonieen zeigten
gerade in der Hauptsache nur fadenformig angeordnete Stabchen, und
wenn GroBenunterschiede, wie tibrigens bei alien anderen Erdbacillen
aucli, unter den einzelnen Stabchen wolil bestanden, so habe ich doch
eine so ausgesprochene Differenz zwischen den Bacillen des Zentrums
und der Peripherie, wie sie Muto beschreibt, nicht konstatieren konuen.
Wahrend der Helixoides nach Muto auf Kartoffeln gelbbraune
Kolonieen bildet, habe ich beim Wanderer, ob wolil er, wie der Aus-
strich zeigt, sehr gerne auf Kartoffeln wachst, keine Verfarbung, nicht
einmal ein sichtbares Wachstum beobachten konnen. Helixoides
soli, wenn auch nicht besonders Uppig, bei BrUttemperatur wachsen,
der Wanderer geht im Brutschrank, oline Wachstum zu zeigen, sogar
ziemlich schnell zugrunde. Auch im Verhalten des Helixoides in
Bouillon zeigte sich ein Unterschied gegeniiber unseren Wander-
bacillusstammen. Letztere trtiben, wenn auch langsam, die Bouillon,
wobei sich allerdings der von Muto fUr Helixoides beschriebene
eigenartig schleimige Bodensatz nach einigen Tagen in maBiger Weise,
eigentlich aber nur in starker verdtinnter Bouillon, zeigt und auch das
im ganzen schlechte Wachstum in Bouillon Uberhaupt beobachtet werden
kann. Was die Sporenbildung anbetrifft, so spricht Muto die An-
sicht aus, daB der Schneckenbacillus nicht sporuliere: ,,er wird
durch Erwarmung bei 60° nach 15 Minuten abgetbtet“. Ob er noch
weitere Untersuchungen tiber diese Frage angestellt hat, geht leider
nicht aus seiner Arbeit hervor, sonst wUrde die Frage nach der IdeutitAt
der beiden besprochenen Mikroorganismen vielleicht mit einem Schlage
beantwortet sein. Der Wanderbacillus bildet, wie schon erwahnt, end-
standige Sporen (Fig. 4, Phot. v. G. Wagner), und zwar nicht
nur, wie Reiner Muller berichtet hat, auf Kartoffeln, sondern auch
bei genUgendem Alter der Kultur (2—4 Monate), auf Agar und in
Bouillon. Sporenhaltige lvartoffelkulturen sind nach 1 stiindigem Aufent-
lialt bei 75° noch nicht abgetotet, sie gehen bei 80° in ca. 3 / 4 Stunden
zugrunde, die Siedehitze totet sie in kUrzester Zeit. Die Sporen ver¬
halten sich also in dieser Hinsicht ahnlich wie die Botulinus-Sporen.
•Tunge, nicht Sporen tragende Kulturen werden durch Einwirkung von
Temperaturen in der Hohe von 60—70° in ca. 20—25 Minuten getdtet.
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Bitter, Neues zur Technik der Sporen- und Gonokokkenfarbung etc. 235
Aus den angefiihrten Verschiedenheiten scheint mir doch hervor-
zugehen. daB der von Mu to beschriebene Mikroorganismus mit dem
iin hiesigen Institut seit Jaliren in vielen Stammen kultivierten nicht
vo 11 ig identisch ist. Da sich auBerdem entschieden darilber streiten
laBt, ob der Vergleich unserer wandernden Bacillenkolonieen mit
Schnecken auch nur haufiger annahernd das Richtige trifft, so dtlrfte
es wolil nicht unaugebracht sein, den Wanderbacillus einfach als
Bacillus migrans zu bezeichnen.
Dieser Wanderbacillus zeigt das Bild der Kbpfchensporen in
besonders schbner Weise. Da namlich die Verdickung des Stabchens,
das Kbpfchen, so selir groB und die Spore selbst verhaltnismaBig klein
ist, so kann man auBerordentlich deutlich sehen, daB die Sporenbildung
eine vollkommen endogeue ist und nicht, wie man das eine Zeitlang
beim Tetanusbacillus anzunehmeu geneigt war, die freie Spore oben
auf dem Stabchen sitzt. Auch beim Tetanusbacillus kann man (ibrigens
in mit Alkaliblau und Safranin gefarbten Praparaten deutlich urn die
blaue Spore herum einen feinen roten Ring von der Leibessubstanz des
Bacillus wahrnehmen, eine Erscheinung, die ich in nach Mcller gefarbten
Ausstrichen nicht, jedenfalls nicht in der Deutlichkeit beobachten konnte.
Der hirnwindungsartige Erdbacillus, eine Abart des Kar-
toffelbacillus, der sich nach B. Fischer (7) auf Gelatineplatten meistens
makroskopisch grauweiB, trocken, rundlich, mit leicht gekerbtem Rand
und spat das Kulturmedium verfltlssigend prasentiert, der bei schwacher
VergrOBerung an die Oberflache eines Gehims erinnert, im Abklatsch
grofie lange Stabchen mit abgerundeten Ecken, in parallelen Ztlgcn und
Windungen angeordnet, zeigt, schwach beweglich ist und mittelstandige
Sporen bildet, ist in mancher Hinsicht interessant. Abgesehen von seinem
konstanten Vorkommen in den oberen Erdschichten und dem
charakteristischen Aussehen seiner Kolonieen auf Gelatine bei schwacher
VergrOBerung (Fig. 5 und 6, Phot, von R. Muller) erlangt cr ge-
legentlich dadurch groBe praktische Bedeutung, daB er bei der
Untersuchung von auf Infektionserreger zu prilfendein Material zur
Verwechselung mit Milzbranderregern fUhren kann.
Ira Laufe der letzten 5 Jahre habe ich im hiesigen Untersuchungs-
amtc dreimal diesen Mikroorganismus in auf Infektionserreger zu prUfen-
den Kulturen angetroffen. Zweimal waren die Kulturen aus Inhalt von
milzbrandverdachtigenPusteln, einmal von einem auf Meningo-
kokken zu untersuchenden Lumbalpunktat angelegt. Das Aussehen
einer Anzahl der auf Agarplatten in ca. 18 Stunden bei 37° ge-
wachsenen Kolonieen war ganz danach angetan, auch den GeUbten zu
einer falschen Milzbranddiagnose zu veranlassen: flache, mattweiBe,
unregelmftBige, am Rande aufgelbste Kolonieen mit spitzen VorsprUngen,
die bei schwacher VergrdBerung besonders am Rande an aufgelOste
Haarflechlcn erinnerten. Auch die von den Agarkolonien angelegten
Gelatineschalchen - und -Stichkulturen waren solchen von Milz-
brand zum Verwechseln ahnlich, und nur die schwache Beweglich-
keit der sonst in ihrer Gestalt, Sporulation usw. mit dem Milzbrand-
bacillus im hangenden Tropfen gut Ubereinstimmenden Stabchen, sowie
ihre fehlende Tierpathogenitat erbrachten zuerst den Beweis.
daB es sich nicht um Milzbranderreger handelte. In Bouillon zeigte der
Mikroorganismus von Anfang an ein dem Milzbrandbacillus gegentlber
differentes Wachstum: neben dem aus zusammengeknauelten Eaden
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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bestehenden Bodensatz ein melir oder weniger zartes Hautchen an
der Oberfliiche. AuBerdem trat im ganzen Rohrchen eine, wean auch
nur schwache, Trubung auf. Beim Fortziichten der Ausgangskultur
auf Agar und Gelatine verloren sich ailerdings sehr rascli die zur Ver-
wechselung mit Milzbrand Veranlassung gebenden Eigenschaften. Die
Agarkulturen wuchsen saf tiger, in den Gelatineschalchenaussaaten
verschwand das ftir Milzbrand charakteristische Aussehen der Ober-
flachenkolonieen mehr und mehr und ira Gelatinestich zeigte sich eine
starkere trichterformige Verfltlssigung, die oben mit einem
Hdutchen bedeckt war.
Wiederholt sind im Laufe der Jahre milzbrandahnliche Stabchen
beschrieben und auf ilire hohe Bedeutung fUr die Milzbranddiagnose ist
vielfach hingewiesen worden, aber nirgendwo ist meines Wissens er-
wahnt, daB es sich dabei, wenigstens meistens, um einen im Boden
konstant vorkommenden, wohlcharakterisierten Mikroorganismus handelt.
Aus den Beschreibungen der meisten dieser milzbrandahnlichen Stab¬
chen, wie, um nur ein Beispiel anzuftihren, des von Baumann (10)
aus verdachtigem Brunnenwasser isolierten, kann man mit Sicherheit
sagen, daB der besagte Erdbacillus vorliegt. Von den von Reich el auf
der 5. Tagung der freienVereinigungfilrMikrobiologie demon -
strierten milzbrandahnlichen Kolonieen ist die in Fig. 5 abgebildete r )
unschwer als durch Hirnwindungsbacillen hervorgerufen zu erkennen.
Der Name „Hirnwindungsartiger Erdbacillus 1 stammt, wie
mir Geh.-Rat B. Fischer initteilte, von Koch. Es ist meines Er-
achtens nicht angangig, diesen Bacillus ohne w'eiteres mit dem Ba¬
cillus mesentericus und vulgatus zu identifizieren, wie Lehmann
und Neumann in ihrem „Atlas und GrundriB der Bakteriologie"
(Taf. Ill, Nr. 14 und 15) das offenbar tun. Abgesehen von dem charakte-
ristischen Aussehen der Kolonieen auf Gelatine zeigt auch die Agar-
und besonders die Kartoff elkultur, sowohl die bei 37° als auch die
bei Zimmertemperatur gewachsene, ein anderes Aussehen wie die der
Kartoffelbacillen. Wohl kommt es auch beim Hirnwindungsbacillus zur
Bildung eines rdtlichgelben Farbstoffes auf Kartoffeln, aber die den
alteren Kartoffelbacillenkulturen eigene Faltung oder Netzzeich-
nung der Oberflache fehlt vollig. In den chemischen Leistungen ver-
halt er sich ailerdings ganz wie Mesentericus, Vulgatus und Sub-
tilis, immerhin nicht Grund genug zu der oben erwahnten Iden-
tifizierung. Ich mOchte vielmehr vorschlagen, den Mikroorganismus als
mit der Gruppe der Kartoffelbacillen verwandt zu bezeichnen, ihm aber
weiterhin einen eigenen Namen, namlich Bacillus gyroides zu geben.
Was nun weiterhin die von mir beschriebene Sporenfkrbung
anbetrifft, so muB bemerkt werden, daB die mit ihr gefarbten Pra-
parate leider nicht besonders halt bar sind. In Kanadabalsam oder
eingedicktes Zedernol eingebettete zeigten nach einigen Monaten ein
stark es Verblassen zunachst der Kontrastfarbe, dann aber auch der
blauen Sporen, so daB sie nach einem halben Jahre ungefahr nicht
mehr zu gebrauchen waren. Nicht eingebettete halten sich langer. Zeit-
angaben zu machen ist mir in dieser Hinsicht noc.h nicht mbglich. PrS-
parate, die zu mikrophotoeraphischen Zwecken den konzentrierten Strah-.
1) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 50. Beil. p. 93.
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leu einer Bogenlampe ausgesetzt wareu, batten nach wenigen Minuteu
schon Hire schBne Farbung eingebuBt.
Will man Massen far b u ngen zu Kurszwecken machen, so lfilit
man die Ausstrichpraparate nach der entsprechenden Vorbehaudluug
ohne vorhergehende Erliitzung in der KOH-Methylenblaulflsung 24 Si lin¬
den im Brutschrank stehen, alsdann folgt Abspillen mit Wasser und
Xachfarben mit Safranin. Man erliiilt auf diese Weise gutc Praparate.
Es entsteht wohl von selbst die Frage, ob das Festhalten des ein-
mal eingedrungenen alkalischen Farbstoffes bei nachtriglicher Ein-
wirkung der Kontrastfarbe nur cine spezifische Eigen sell aft
der Sporen ist, oder ob etwa einige Bakterien auch vermdge be-
stimmter in ihrer Leibessubstanz vorhandener chemise her Stoffe
imstande sind, ein gleiches Verhalten zu zeigen. Ich habe in dieser Hin-
sicht zahlreiche Versuche angestellt und gefunden, daB alle nicht sporu-
lierenden Bakterien mit EinschluB des Tuberkuloseerrcgers —
falls sie nicht etwa tagelang vor der Farbung in konzentrierteren For-
malinldsungen aufbewahrt sind — sich nach Einwirkung der beiden
Farbstoffe als mit der Kontrastfarbe gefarbt erweisen. Immerhin gibt,
es Bakterien, die dem Eindringen der zweiten Farbe einen ctwas
grdBeren Widerstand entgegensetzen als die (lbrigen. Es sind das in
erster Linie die Ku gel bakterien und von diesen wieder die Gono
kokken. Man erhalt Praparate von hervorragender SchOnheit und
Deutlichkeit, wenn man dUnne nach Art der Blutausst riche angefertigte
Trippersekretausstriche zunachst mit der KOII-MethylenblaulOsung 3 Mi-
nuten lang kalt farbt und nach voraufgegangener SpUlung mit flieBen-
dem Wasser */ 2 Minute mit einer Safraninldsung 1:5 nachbehandelt.
Die tiefblauen Gonokokken in den roten vollig gefarbten Eiterkorper-
chen sind auBcrordentlich deutlich waJirzunehmen und leicht zu finden.
Ich halte es ftir empfehlenswert, von dieser Doppelfiirbung beim
Aitfsuchen der Gonokokken Gebrauch zu machen, urn sich
das Auffinden der letzteren zu erleichtern. Dagegen glaube ich
nicht, daB die Farbung geeignet ist, indifferentialdiagnostischer
Beziehung gegentlber Staph yl ok ok ken einen wichtigen Dienst zu er-
weisen. Wenn namlich auch die Staphylokokken im allgemeinen wohl
leichter die Kontrastfarbe annehmen wie die Trippererreger, so kOnnen
doch auch diese, besonders dann, wenn sie frei, also auBerhalb des
EiterkOrperchens, liegen, sich dftcr einmal in der angegebenen Ein-
wirkungszeit der Kontrastfarbe rot farben. Andererseits kdnnen auch
auf oder in den Eiterkdrperchen liegende Staphylokokken, ja sogar
Stabchen, besonders an dicken Stellen des Praparates, die erste Farbung
behalten. Allerdings ist diese hellblaue Farbung gut von der schwarz-
blauen der Trippererreger zu unterscheiden. Erwahnen mBchte ich
noch, daB man auch bei einfacher Blaufarbung der Gonokokken-
praparate bei 2 Minuten langer Anwendung der KOH-Methylenblau¬
ldsung schdnere Bilder erhalt als beim Gebrauch der Ldfflerschen.
Das Protoplasma der EiterkOrperchen erscheint intensiver ge¬
farbt, und die intracelluiare Lage der Semmelkokken ist dement-
sprechend deutlicher zu beobachten. —
Bei den Bacillen im engeren Sinne kann man zu einer Zeit. wo die
Sporenbildung noch nicht beendet ist, ebenfalls eine grftBere Fahigkeit,
den ersten Farbstoff festzuhalten, beobachten. Diese Fahigkeit ist
aber niemals so weit entwickelt, daB es nicht gelange, durch etwas
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langere Einwirkung der Kontrastfarbe deu Bacillenleib mit dieser zu
farben. Mit zuuehmender Reit'ung der Sporen verschwindet die Fahig-
keit dann wieder.
Interessant ist es, daB sich die Babes-Ernstschen Kbrnchen
in Diphtheric-, Pseudodiphtherie-, Xerosebakterien usw. mit der be-
schriebenen Sporenfarbungsmethode darstellen lassen, uud
zwar dauernd, d. h. auch noch in ganz alten Kulturen, bei denen die
Neisser-Farbung oft versagt. Ob nicht aus diesem Verhalten der Korn-
chen die alte Ansicht, daB es sich bei dem Auftreten derseibeu uni
sporogeneGebilde handelt, neue Sttitzpunkte gewinnt, darauf mflchte
ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, hoffe aber demnachst nahere
Mitteilungen zu dieser Frage inachen zu konnen.
Zum Schlusse mag noch erwalmt werden, daB ich mit der von
Hanzawa (11) angegebenen Sporenfarbungsmethode (Vorbe-
handlung der Praparate mit Jodjodkalium) nur bei ganz wenigen
sich auBerordentlich leicht farbenden Sporen (Tetanus) Erfolg gehabt
habe, bei der groBen Mehrzahl hat sie vbllig versagt.
Literatnr.
1) Munchen. med. Wochenschr. 1887. No. 34.
2) Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1911. No. 15.
3) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 4. p. 30.
4) Ebenda. Bd. 24. p. 448.
5) Diese Zeitschr. Bd. 3. p. 94.
6) Ebenda. Bd. 46. p. 727.
7) 2. Aufl. Berlin 1912.
8) Diese Zeitschr. Bd. 37. p. 321.
9) Munchen. raed. Wochenschr. 1910. p. 886.
10) Hyg. Rundsch. 1905. p. 7.
11) Diese Zeitschr. Abt. II. Bd. 34. p. 172.
Tafelerkl&rnng 1 .
Fig. 1. Wanderbacillus. Erdaussaat auf der Oberflache von Gelatine. 3 Tage
bei Zimmerwarmc. Schncckenforra. Vergr. 20:1. Durchfallendes Licht
Fig. 2. Wanderbacillus auf der Oberflache von gut getrocknetem Agar. Von
einer aus einem Erdkornchen entstandenen Kolonie sind Bacillen fortgewandert und
unter Hinterlassung einer Spur zu immer grofler werdenden wandernden Kolonieen
herangewachsen. Vergr. 5:1. Auffallendes Licht.
Fig. 3. Wanderbacillus in Gelatine. Tiefenkolonie einer Reinkultur. 3 Tage
bei Zimtnerwarme. Vergr. 50 :1. Durchfallendes Licht.
Fig. 4. Wanderbacillus. Kopfchensporen von 6 Tage alter Kartoffelkultur.
Vergr. 1000:1.
Fig. 5. Hirnwindungsartiger Erdbacillus. Erdaussaat auf Gelatine.
40 Stunden bei Zimtnerwarme. Das Erdkornchen bildet die schwarze Mitte der Kolonie.
Vergr. 25 :1. Durchfallendes Licht.
Fig. 6 wie Fig. 5. Kolonie mit zarteren Windungen.
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CentrnlhlnH fiir Bakteriolngie Abt. I. Orig. Bd. 6S.
Bitter, Sporen - vnd Qonolokkenfarbvng.
Verlag vou Gustav Fischer in Jena,
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'Hivt^Sl rH *
,?I > Of II
Hviftot.
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Valletti, Nahrboden zur sehr raschen Entwicklung dew Tuberkelbacillus. 239
Nachdruck verboten.
Ueber einen neuen Nahrboden zur sehr raschen Entwick¬
lung des Tuberkelbacillus.
[Padiatrische Klinik der Kgl. Universitat Rom
(Direktor: Prof. L. Concetti).]
Vorlaufige Mitteilung.
Von Guido Valletti.
Als ich mich init einigen Untersuchungeu iiber die Tuberkulose
beschaftigte, hatte ich Gelegenheit, mich zu iiberzeugen, wie schwer und
langsam der Kochsche Bacillus sich auf den vielen, speziell fiir ihn
hergerichteten Nahrboden entwickelt. Dabei wunderte ich mich dariiber,
daB man noch nicht versucht hat, zu diesein Zwecke die Milch zu ver-
wenden, die bekanntlich nicht nur ein ausgezeichneter Nahrboden fOr
die Entwicklung vieler Keime, sondern auch ein Medium ist, in welchem
der Tuberkelbacillus seine Virulenz lange beibehalt, was zahlreiche
Beobachter nachgewieseu liaben. Die Milch wird tatsachlich unter den
verschiedenen Kulturboden fiir den Tuberkelbacillus nicht erw&bnt, nicht
einmal in den ausfilhrlichsten Handbilchern der Bakteriologie, z. B. im
Handbuch fiir pathogene Mikroo.rganismen von Kolle und Wasser-
m an n.
Beim Nachsuchen in der Literatur fand ich allerdings, daB Schmidt,
Mfihlheim und Klein eine gute Entwicklung des Tuberkelbacillus
bei 37° C in sterilisierter Milch erhielten, aber nach 14 Tagen; auch
Abbott spricht von einem aus Milch bestehenden Nahrboden, dem er
1 Proz. Agar zusetzte. Weber teilt ebenfalls in Sommerfelds
Handbuch der Milchkunde mit, daB er eine spiirliche Entwicklung von
Kulturen von Tuberkelbacillen auf der Oberflache der Milch erhalten
habe.
Bis jetzt war es mir aber unmtJglich, von der Arbeit Abbotts
direkt Einsicht zu uehmen; vielleicht hat sein Nahrboden Aehnlichkeit
mit dem von mir vorgeschlagenen. Trotzdem glaube ich — weil seine
Untersuchungen in der bakteriologischen Praxis nicht verwertet werden,
wie ja daraus hervorgeht, daB sie in den groBten Handbflchern der
Bakteriologie keine Erwahnung finden — folgern zu konnen, daB die
von diesem Autor wie von den anderen bei der Kultur des Tuberkel¬
bacillus in Nahrboden mit Milch als Basis erhaltenen Resultate, nament-
lich hinsichtlich der raschen Entwicklung, nicht besser gewesen sind, als
die in den anderen vorgeschlagenen Nahrboden erhaltenen.
Wie bekannt, entwickelt sich der Tuberkelbacillus nicht nur nicht in
den gewdhnlichen Nahrmitteln (Agar, Bouillon, Gelatine), sondern zeigt
eine sehr langsame Entwicklung, und zwar nur unter vorzuglichen Be-
dingungen, auch in den fiir ihn hergerichteten speziellen Substraten.
In der vollstandigen Arbeit werde ich die Erage der Kultivierbarkeit
des Tuberkelbacillus zusammenfassen. Hier geniigt es mir, daran zu
erinnern, daB dieser Bacillus sich in den bis jetzt vorgeschlagenen Nahr-
b6den erst in 6, 12, ja 15 Tagen entwickelt. Nur ira Hesseschen
Nahrboden tritt eine sehr rasche Entwicklung auch in weniger als
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Centralb). f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 08. Heft 2.
24 Stunden ein; Frugoni erhielt bei Versuchen, die er machte, um
die Experimente der Gebrfider Lumi&re zu kontrollieren, eine ver-
hfiltnismaBig raschere Eutwicklung in speziellen Nfihrboden mit Stucken
von Organen ais Basis. Diese beiden Methoden sind jedoch in tech-
nischer Hinsicht komplizierter als die meinige, die eben durch ihre
Einfachheit charakterisiert ist. Nach einer Reihe von Versuchen und
vorlaufigen Experimenten und nachdem ich die Milch in to to aus-
geschlossen hatte, gelang es inir, einen Nahrboden zu praparieren, der
aus gewohnlichem Agar (mit Bouillon und Chlornatrium ohne Glyzerin)
besteht, mit Zusatz von 2 ccm Kuhmilchserum; letzteres erhielt ich
durch Ansfiuern mit wenigen Tropfen Essigsfiure und Aufkochen aus
der Milch.
Auf diesem Nahrboden entwickelt sich der Kochsche Bacillus ziem-
lich iippig in ungefahr 1 1 / 8 Tagen, d. h. in einer Zeit, wahreud welcher
in den Kontrollkulturen auf Nahrboden mit Glyzerin, Blutserum etc.
nicht die geringste Entwicklung stattfindet.
Bis jetzt ist es mir nur gelungen, den Bacillus der Rindertuber-
kulose in diesem Nahrboden zu ziichten, wahrend die wenigen Exemplare
des Bacillus der menschlichen Tuberkulose mir nur eine unbedeutende,
ja fast gar keine Entwicklung ergeben haben.
Alle von mir bis jetzt mit dem Rinderbacillus angelegten Kulturen
lieferten in der angegebenen kurzen Zeit ein positives Resultat. Es
scheint. mir jedoch, daB die Entwicklung in diesem Nahrboden bald zum
Stillstand kommt, wahrend schon in eincm Zeitraum von 12—15 Stunden
nach der Inokulierung Anzeichen von mfiBiger Entwicklung der Patina
vorhanden sind, welche die ihr eigentiimlichen Merkmale erst nach
1 1 / 2 Tagen annimmt.
In diesen Kulturen entwickelt sich der Kochsche Bacillus mit einer
Patina Ifings der Inokulationslinie, die ein faltiges, erhohtes, trockenes
Aussehen hat, sehr wenig anhaftet, leicht auseinanderfailt und eine ocker-
artige Farbe hat. Hier und da beobachtet man auch isolierte Kolonieen
mit denselben Merkmalen, die also ungefahr dieselben sind, wie die in
der Kultur auf Agar mit Glyzerin nach 8, 10, 15 Tagen erscheinenden.
In den mikroskopischen Praparaten beobachtet man kurze, dicke, Gruppeu
bildende, sfiureresistente Bacillen. Interessant ist, daB bei den von dem-
selben Stamm herriihrenden aufeinanderfolgenden Passagen das Pigment
allmShlich immer mehr abgenommen hat. Indem ich mir vorbehalte.
ausffihrlich zu berichten fiber meine schon begonnenen Untersuchungen
fiber die Entwicklung der verschiedenen Stfimme der Tuberkelbacillen
sowohl vom Rinder- als vom menschlichen Typus auf meinem Nfihrboden,
fiber die rasche Isolierung der Bacillen auf diesem Nfihrboden aus
Organen und Tuberkelexpektoraten, fiber die Virulenz der in diesem
Boden entwickelten Keime und andere Einzelheiten, glaube ich schon
jetzt behaupten zu konnen, daB auf meinem Nfihrboden (Agar-t-
angesfiuertes Kuhmilchserum) eine sehr rasche — 1 Tag
bis zu 1 1 / 2 Tagen — Entwicklung des Kochschen Bacillus
eintritt, wie sie bis jetzt noch auf keinem andern der ge-
wohnlich verwendeten Nfihrbfiden beobachtet worden ist.
Einstweilen kann ich noch nicht mit Sicherheit entscheiden, ob
dieser Nfihrboden fiir den Rindertypus elektiv ist und mithin zu der
bisweilen so schwierigen Differentialdiagnose von dem menschlichen
Typus dienen kann. Sehr zu gunsten dieser Annahme spricht aber die
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v. Schuckmann u. YVernickc, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 241
Tatsache, daB bei alien meinen Experimenten stets der Rindertypus,
dagegen nie der menschliche Typus sich entwickelt hat.
In dieser Hinsicht behalte ich mir vor, fiir dieseu letzteren Typus
auch NShrboden mit Frauenmilchserum zu erproben und zu untersuchen,
welches Element des Serums die Entwicklung des Kochschen Bacillus
begflnstigt.
Einstweilen wollte ich in dieser vorlaufigen Mitteilung die meiuer
Ansicht nach sicher nachgewiesene fundamentale Tatsache initteilen; wie
mir scheint, ist sie nicht ohne Bedeutung sowohl fiir die Biologie des
Tuberkelbacillus als auch fiir eveutuelle praktische Anwendungen dieses
NShrbodens zur raschen Diagnose der Tuberkulose.
Nachdruck verboten.
Einiges fiber Methoden und Ergebnisse der
Trypanosomenzfichtung.
[Aus der Parasitologischen Abteilung (Vorstand: Prof. Dr. v. Wasie-
lewski) des Instituts fiir Krebsforschung in Heidelberg
(Direktor: Prof. Dr. V. Czerny, Exz.).|
Von W. von Schuckmann und K. Wernicke.
Mit 1 Figur.
Der groBe Aufschwung, den die Bakteriologie entsprecheud ihrer
auBerordentlichen Wichtigkeit und Bedeutung fflr Mediziner und Biologen
in den letzten Jahrzehnten genommen hat, beruht in erster Linie wohl
auf der Moglichkeit, Bakterien auf kiinstlichen Nahrboden in Reinkultur
zu ziichten, so daB man sie jederzeit fiir morphologische und biologische
Untersuchungen in groBeren Mengen zur Verfiigung hat. Es war von
vornherein anzunehmen, daB, falls dieses bei Parasiten ptlanzlicher Natur
so erfolgreiche ZQchtungsverfahren sich auch bei tierischen — und zwar
vor allem einzelligen — Parasiten zur Anwendung bringen lieB, die
tierische Parasitologie davon ebenfalls grofien Nutzen haben wiirde, da
auf diese Weise das auf die Dauer sehr kostspielige und haufig auch
umstandliche Halten von Versuchstieren, welche die betreffenden Parasiten
in sich beherbergen, bis zu einem gewissen Grade eingeschrankt und
dadurch die parasitologische Forschung wesentlich erleichtert werden
kann.
Die zahlreichen Versuche, die in dieser Richtung mit einzelligen
tierischen Parasiten angestellt wurden, waren zum Teil erfolgreich, so
bei der zu den Flagellaten in nahen Beziehungen stehenden Gattung
Leishmania, die im Menschen und Haushund schmarotzt, sowie bei
der Flagellatengattung der Trypan osomen, die ja in vielen Fallen
pathogene Bedeutung haben und daher von besonders groBer Wichtigkeit
fur die medizinische und biologische Forschung sind. Schon D a n i 1 e w s k i
war es gelungen, Trypanosomen aus dem Blute des Frosches bis zu
12 Tagen auBerhalb des Tierkdrpers am Leben zu erhalten; doch kann
man in diesem Falle von einer eigentlichen Ziichtung der Trypanosomen
insofern nicht sprechen, als eine Vermehrung der Parasiten durch Teilung
unter den von Danilewski geschaftenen Lebensbedingungen wahrend
Erste Abt. Orig. Bd. (W. Heft 2. 16
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242
Centrabll. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 2.
der angegebenen Zeit nur in geringem Grade stattgefunden hat. Dagegen
gelang es im Jahre 1903 zwei amerikanischen Forschern, Me Neal und
Novy, zum erstenmal, das weitverbreitete, jedoch nickt pathogene
Rattentrypanosom, Trypan osoina lewisi, auf einem aus NShragar
und Kaninchenblut bestehenden Nahrboden wirklich zu ziichten, d. h.
auch zur Vermehrung zu bringen, und diese Kulturen in einer langen
Reihe von Generationen weiterzuimpfen. Von weitaus groBerer Be-
deutung aber war es, als kurze Zeit spater (1904) dieselben beiden
Forscher auch mit der Ziichtung des in hohem Grade pathogenen
Trypanosoma brucei, des Erregers der Naganakrankheit, guten
Erfolg hatten.
Damit war der Anfang gemacht zu einer groBen Zahl von Ziichtungs-
versuchen an Trypanosomen, die zuin Teil erfolgreich waren. Besonders
leicht gelingt die Zuchtung von Trypanosomen, die nicht direkt pathogen
sind, z. B. die der Ratten- und Froschtrypanosomen, sowie der im Blute
verschiedener Vogel lebendeu Trypanosomen; schwieriger ist es dagegen,
die pathogenen Trypanosomen, die Erreger der Nagana, Surra, Dourine,
des Mai de Caderas u. a., auf kflnstlichen Nahrboden zu ziichten. Auch
bei dem als Erreger der Schlafkrankheit so hochwichtigen Trypano¬
soma gambiense sind neuerdings Ziichtungsversuche erfolgreich ge-
wesen (Thomson 1912). Von andereu Gruppen tierischer Parasiten
seien noch die Spirochaten erwahnt, deren Ziichtung ebenfalls, wenn
auch in anderer Weise als bei den Trypanosomen, gelungen ist.
Ein Hauptvorteil, den das Ziichtungsverfahren fiir die parasitologische
Forschung bietet, besteht in der Mbglichkeit, auf diesem Wege etwa nur
in geringer Anzahl im Wirtsorganismus vorhandene Parasiten gewisser-
maBen anzureichern und so mit Sicherheit nachzuweisen; das gilt in
erster Linie fur Blutparasiten, und zwar speziell fiir Trypanosomen. So
ist z. B. in frischen Blutpraparaten von Vogeln, in denen Trypanosomen
verniutet werden, oft trotz sorgfaltigen Durchmusterns zunachst kein
einziger Parasit zu finden; impft man aber mit dem betreffenden Blut
einige Kulturrohrchen, so treten haufig in der Kulturflilssigkeit zahl-
reiche Trypanosomen auf, wodurch der Nachweis fiir das Vorhandensein
von Parasiten in dem untersuchten Blute erbracht ist.
Von hohem Wert ist das Kulturverfahren ferner fiir die Differential-
diagnose, worauf unten noch kurz eingegangen werden soil, sowie fur
die Feststellung des kausalen Zusammenhanges zwischen einem Parasiten
und irgendwelchen Krankheitserscheinungeu, fiir welche der betrelfende
Parasit verantwortlich gemacht wird. Gelingt es, durch Einimpfung einer
Reinkultur eines Parasiten ein bestimmtes Krankheitsbild hervorzurufen,
so kann iiber den ursachlichen Zusammenhang zwischen dem Parasiten
und der betreffenden Ivrankheit wohl kaum ein Zweifel mehr bestehen.
Dagegen wiirde ein negativer Ausfall eines solchen Versuches noch nicht
beweisen, daB der vermutete Zusammenhang nicht besteht.
Es ist endlich fiir den Parasitologen auch von Bedeutung, daB er,
wie schon erwahnt, durch die Methode der Kultivierung einzelliger
Parasiten in die Lage versetzt wird, sich dauernd Untersuchungsmaterial
in groBerer Menge vorrStig zu halten, ohne fiir diesen Zweck die in
vielen Fallen auf die Dauer recht kostspielige Tierimpfung anwenden
zu miissen. Allerdings weisen z. B. die in Kulturen geziichteten
Trypanosomen gegeniiber den im Tierblut lebenden verschiedene Ab-
weichungen in morphologischer wie in biologischer Beziehung auf; doch
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v. Schuckmann a. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 243
ist fur die genaue Kenntnis vom Bau und von der Lebensweise dieser
Parasiten auch das Studium der erwahnten Abweichungen von Wert.
Eine auffallende Erscheinung ist es, daB gerade bei Bluttiagellaten
die Zuchtungsversuche so iiberraschend gQnstige Erfolge ergeben haben.
Es laftt sich diese Tatsache vielleicht damit erklSren, daB die erw&hnten
Flagellaten einen Teil ihres Lebens im Darin blutsaugender Insekten etc.
zubringen, wo sie, ahnlich wie in den Blutagarkulturen, fur ihre Er-
nahrung auf die in Zerfall begriffenen Bestandteile des Blutes an-
gewiesen sind.
Den unleugbaren Vorteilen der Kulturmethoden stehen jedoch auch
wesentliche Schwierigkeiten gegeniiber, und das gilt wiederum in erster
Linie fur die Kultivierung der Trypanosoinen. Urn aber diese Schwierig¬
keiten richtig beurteilen zu konnen, sei hier zunachst eine Beschreibung
der von Novy fiir seine Trypanosomenkulturen verwandten Methode
gegeben:
Wie bereits oben erwiihnt, besteht das zur Auweucluug konnnende Kultur-
niediuin au9 einer Miachung von Kaninchenblut und Nahragar. Die giinstigste
Zusammensetzung des ietzteren ist von Me Neal und Novy in zahlreietien Ver-
suehsreihen ausprobiert worden, und wird, wie folgt, angegeben:
125 g liindfleisch in 1000 ccm deatilliertem Wasser,
20 g Agar,
20 g Peptou,
5 g Kochsalz,
10 ccm Normallbsung von Naj(J0 3 .
Dem so zusainmengesetzten Niihragar wird, nachdcm er stcrilisiert und wieder
auf ca. 60° C abgekiihlt worden ist, defibriniertes Kaninciienblut zugesetzt, und
zwar je nach der Art des zu ziicht.enden Trypauosoms in verschiedener Menge:
Wahrend Trypanosoma lewisi noch reiohe Kulturen ergibt, wenu die zuge-
setzte Blutmenge */;o der verwendeteu Niihraganiienge betriigt, verlangt Try¬
panosoma brucei inindestens die gleiche Menge Blut wie Niihragar, am
giinstigsten ist in diesem Falle doppelt Boviel Blut als Nahragar. Es ist dcmnach
moglich, falls eininal beide Trypanosoinenarteu gleichzeitig in einein Wirtstier
vorkommen, sie durch Zusatz einer grdlJeren oder geringeren Blutmenge zu dem
Kulturmcdium voneinander zu trennen imd in iteinkulturen zu ziichteu. Man hat
somit, worauf oben bereits hingewiesen wurde, in dem Kulturverfahren l)ei Try-
panosomen in manchen Fallen auch ein wertvolles Hilfsmittel fiir die Differential-
diagnose.
Nachdem das defibrinierte Blut dem noch fliissigen Nahragar zugesetzt und
gehorig mit ihm vermengt worden ist, wobei jedoch jede Blasenbildung sorgfiiltig
zu verrneiden ist, la Of man das Gemisch. falls es sich in Rohrchen befindet, in
echriiger Lage erstarren; bei Verwendung von Flasehen oder Kolben als Kultur-
gefaBe geschieht die Erstarrung in aufrechter Stellung. Ist die Erstarrung be-
endet, so sammelt. sich auf der Agaroberfliiche eine kleine Menge Kondenswasser an,
und in dieses wird dann mit einer Pipette oder Platindse etwas von dcin auf
Parasiten zu untersuehenden Blut uberimpft. Um die Verdunstung des Kondens-
wassers zu verhindern, dient zuin VerschluH der Kulturgefafle auHer einem AVatte-
IkuiscIi noch Siegellack oder nach Novys A'orschlag eine Gummikappe.
Anfanglich gehen die Trypanosoinen in dem Kondenswasser in grollen Mengen
zugrunde: einige jedoch, die iinstande sind, sich den neuen Lebenshedingungen
anzupassen, beginnen nach einiger Zeit sich durch Teilung zu vermehren, und
bald enthalt die Kultur zahlreiche Trypanosoinen, die nun auf neue Kulturniihr-
boden weiter geimpft werden konnen. Bei den Vogeltrypanosomen scheint die
Vemiehrung in der Kultur gleich von vornherein einzusetzen, ohne dafi erst ein
Teil der Parasiten zugrunde geht, deuu sonst ware bei der ineist sehr geringen
Anzahl der im Blut erhaltenen Parasiten ein positives Resultat. der Kulturen so
gut wie ausgesehlossen. Die A’erinehrung der Trypanosoinen in den Kulturen geht
bei Zimmertemperatur ungefiihr ebenso rasch vor sich wie bei ea. 25° C. Dagogen
erfolgt bei ca. 37° G die \ 7 ermehrung mancher Trypanosoinen wesentlieh schnellcr,
hort jedoch auch fruher auf, so dad die Kultur bald zugrunde geht.
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244
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 2
Auf die beschriebene Weise, die uur, je uueh den zu ziichtenden Trypanosomen-
arteu unwescntlielic Abiiiuleruugeii erfuhr, waren Me Neal und Novy imstande.
Trypanosomen versehiedener lierkunft wiihrend langerer odor kiirzerer Zeit in
Kulturen zu ziichten. Ihr Verfahren wurde auch von einer ganzen lleihe anderei
Forscher mit niehr oder wcniger Erfolg angewendet und zum Teil modifiziert.
Bo verwandte Tliiroux fiir die Kultur von Yogeltrypanosomen Gauseblut, auch
andere Blutarten wurden ausprobiert. Irikura ziichtete Trypanosomeu nicht auf
festem Blutagar, sondern in einer mit Blut verniischten Bouillon.
Nachdem wir das Verfahren von Me Neal und Novy und die
groBen Vorteile, die es deni Forscher bietet, kennen gelernt haben, sind
wir nun auch in der Lage, etwaige Mangel, die diesem Verfahren noch
anhaften, zu erkenneu und zu beurteilen, sowie nach Mitteln zu ihrer
Beseitigung zu suchen: Die oben erw&hnten Versuche, das Kaninchen-
blut in deni Novyschen N&hrboden durch andere Blutarten zu ersetzen,
sind zum Teil wohl in der Absicht unternommen worden, der relativen
Umst&ndlichkeit und Kostspieligkeit des Verfahrens abzuhelfen. Me Neal
und Novy verwandten bei ihren ersten Ziichtungsversuchen auBer Kanin-
chen- auch Ratten- und Meerschweinchenblut, wkhrend bei spSteren Ver-
suchen dieser Forscher fast ausschlieBlich Kaninchenblut zur Anwendung
kam. In wissenschaftlichen Laboratorien ist das Halten der genannten
Versuchstiere in groBerer Anzahl ja nieistens nicht mit besonderen
Schwierigkeiten verknupft, wenn es auch ziemlich hohe Kosten ver-
ursachen kann. Anders dagegen steht es, wenn ein Forscher, dem kein
wohleingerichtetes Laboratorium zur Verfflgung steht, derartige Zflch-
tungsversuehe mit Trypanosomen anstellen will. Da kann es oft sehr
schwierig, wenn nicht unmoglich sein, Kaninchen, Ratten, Meerschwein-
chen oder andere Versuchstiere zu beschaffen. Es ist demnach erklar-
lich, daB man versucht hat, das Blut der genannten Tiere durch solche
Blutarten zu ersetzen, die auf einfachere Weise jederzeit und ilberall
zu beschaffen sind.
Es besteht ferner bei der Novyschen Kulturmethode die Gefahr.
daB die Kulturnahrboden schon vor der Impfung durch Bakterien ver-
unreinigt werden, die dann das Wachstum der Trypanosomenkultur
hemmen, wenn nicht ganz verhindern konnen. Me Neal und Novy
verwandten n&mlich bei ihren Versucheu fast ausschlieBlich defibriniertes
Blut. Bei der Defibrinierung aber, sowie bei dem dann notwendig
werdenden Umfiillen des Blutes in die Kulturgef&Be ist eine Verunrei-
nigung des Blutes durch Bakterien immerhin leicht moglich. Es wiirde
also von groBem Vorteil sein. wenn sich die Gefahr der Verunreinigung
soweit wie irgend moglich einschranken lieBe, was am einfachsten wohl
durch Ausschaltung der Defibrinierung zu erreichen w5re. Auch die
von Mathis (1906) vorgeschlagene Erw&rmung des Blutagars auf 75—
80° C resp. 100° oder 120° C vor der Impfung hat sish fflr diesen
Zweck als brauchbar erwiesen.
Es sind nun in der parasitologischen Abteilung des Instituts fOr
Krebsforschung auf Veranlassung von Herrn Prof. v. Wasielewski
eine ganze Reihe von Kulturversuchen mit Trypanosomen angestellt
worden, und zwar in der Hauptsache aus rein praktischen Gesichts-
punkten. ZunSchst handelte es sich darum, den wesentlichen Bestandteil
in dem fiir die Nahrboden verwandten Blut festzustellen, urn eventuell
einen Ersatz anzustreben. Sodann sollte aber auch versucht werden.
die Herstellung der Blutnahrbdden billiger und einfacher zu gestalten.
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v. Schuckrnann u. Wernicke, Ergebnisse der Trvpanosoinenziichtung. 245
sowie endlich sicher bakterienfreie Niihrboden von moglichst groBer
Haltbarkeit zu bekommen.
Das ffir die Nahrboden verwandte Blut wurde im Anfang der Ver-
suche der Schenkelvene von Kaninchen eutnommen, doch hat diese
Methode den Nachteil, daB eine Verunreinigung des ausflieBenden Blutes,
naraentlich durch Berfihrung mit den Haaren des Tieres, sich nur sehr
schwer vermeiden l&Bt. Besser bewahrt hat sich dagegen die Blutent-
nahme aus der Carotis, und diese Methode wird deshalb auch jetzt noch
im hiesigen Institut angewandt. In die freiprfiparierte Carotis wird,
nachdem sie nach dem Kopf zu abgebunden, nach dem Herzen zu ab-
geklemmt ist, ein kleiner Einschnitt gemacht und in diesen eine sterile
Glaskanule eingefuhrt, die mittels eines Fadens in der Carotis befestigt
wird. Durch Oeffnen der Klemme kann man dann eine beliebig groBe
Blutmenge aus der Carotis ausflieBen lassen. Der Vorteil dieser Methode
vor der oben erwahnten besteht darin, daB man das Blut, ohne daB es
beim AusflieBen irgendwie verunreinigt wird, aus der Carotis direkt in
die mit verfliissigtem Agar beschickten Kulturgef&Be einlaufen lassen
kann. Der Agar wurde nach der oben angegebenen Novyschen Vor-
schrift bereitet. Aus der eben beschriebenen Versuchsanordnung
geht schon hervor, daB das Blut — wenigstens das Kaninchenblut —
das zur Bereitung der Nahrboden dient, nicht defibriniert wird, wodurch
wiederum eine Moglichkeit der Verunreinigung des Blutes mit Bakterien
vermieden ist. Nachdem dann das Gemisch von Agar und Blut in den
schr&g liegenden Rfihrchen, die vorher durch Rollen zwischen den Handen
sorgfaltig gemischt werden mflssen, erstarrt ist, werden diese, um die Ver-
dunstung des Kondenswassers zu verhindern, mit Paraffin verschlossen.
Zu diesem Zweck werden die mit einem Wattepfropf versehenen Rohr-
chen moglichst bald nach der Erstarrung, noch ehe sich das Kondens-
wasser angesammelt hat, umgekehrt, d. h. mit dem Wattebausch nach
unten in fliissiges Paraffin gestellt und darin kurze Zeit belassen, bis
die Watte mit Paraffin durchtrankt ist. Um Rohrchen, die etwas Kon-
denswasser enthalten, oder fertige Kulturen, die sich
als undicht erwiesen, nur mit Paraffin zu verschlieBen,
leistete uns ein kleiner Kunstgriff ganz gute Dienste.
Das Rohrchen wird durch eine kleine Pappscheibe,
deren Oeffnung dies gerade erlaubt, hindurch gesteckt,
und dann ein kleiner Pappzylinder anfgesetzt, der den
Wattebausch noch um einiges fiberragt; dann fflllt man
den Zylinder, den man fest auf die Pappscheibe driickt,
mit Paraffin fiber den Wattebausch hinaus und wartet,
bis aus diesem keine Luftblasen mehr aufsteigen.
SchlieBlich halt man das Ganze fiber die Paraffintasse,
hebt den Zylinder ein wenig von der Scheibe ab und
laBt aus dem Spalt das iiberschfissige Paraffin wieder
abflieBen. Nattirlich ist diese Methode bei weiten nicht
so einfach und sauber wie das Umkehren, auch braucht
man viel mehr fliissiges Paraffin. Man erhait auf diese
Weise einen sehr guten VerschluB der Rohrchen, der
Verdunstung des Kondenswassers besser verhindert, als die vonN ovy u. a.
verwendeten Gummikappen, die, namentlich nach langerem Gebrauch, nie
unbedingt sicher abschlieBen. Um die mit Paraffin verschlossenen Rohrchen
zu offnen, halt man ihr oberes Ende kurz in die Flamme, ebenso erfolgt
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246 Centralbl. f. Bakt etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
tier VerschluB nach einer Oeffnung. Die GroBe der fur Trypanosomenkulturen
verwendeten Rohrchen ist wobl nur insofern von Bedeutung, als in
groBeren Rdhrchen die groBere Luftmenge die Verdunstung des Kondens-
wassers mehr beschleunigen wird, als das in kleineren Rohrchen der
Fall ist. Es werden deshalb im hiesigen Institut nicht die gewohulicheu
ReagensrShrchen, sondern kleinere fiir die Serumdiagnose gebrauchliche, von
10 cm Lange und 13 mm Durchmesser, fiir Trypanosomenkulturen verwendet.
Nachdem der ParaffinverschluB der Rohrchen erkaltet ist, werden die
Rbhrchen auf 24—36 Stunden in den auf 22° regulierten Brutschrank
gestellt, einmal urn festzustellen, welche Rohrchen etwa nicht vollig steril
geblieben sind, und andererseits, urn eine moglichst groBe Menge von
Kondenswasser sich ansammeln zu lassen. Nach Ablauf der genannten
Zeit sind dann die Rdhrchen fiir die Impfung mit trypanosomenhaltigem
Blut, die mittels der Platinose vorgenommen wird, bereit.
Novy und Me Neal haben, wie bereits erwiihnt, bei ihren Kulturen
fast ausschlieBlich Kaninchenbfut zur Bereitung der Nahrbdden verwendet.
Das Gleiche gilt auch von den meisten anderen Autoren. die Trypauosomen
auf kiinstlichen Nahrbdden geziichtet haben; andere Blutarten, wie z. B.
Meerschweinchen-, Ganse-, Hunde-, Ziegenblut, kamen sehr viel seltener
zur Anwendung. Urn festzustellen, ob die fiir die Nahrboden verwendete
Blutart von EinfluB auf das Kulturresultat ist, wurden im hiesigen In¬
stitut ganz systematisch Versuche mit verschiedenen Blutarten angestellt.
und zwar wurden dabei auch Kombinationen verschiedener Blutarten
gepruft, indem 5 Teile Serum von einer Tierart mit 1 Teil Blutkorper-
chen einer anderen Tierart gemischt, wurden. Die hierbei zur Anwendung
kommenden Blutarten waren: Kaninchen-, Meerschweinchen-, Ziegen-
und Rinderblut. Der Vergleich der mit diesen Blutarten sowie mit
ihren verschiedenen Kombinationen erzielten Kulturresultate ergab, daB
keine Serum- oder Blutkorperchenart fiir das Wachstum der Trypanosomen
besonders giinstig war. Die Kulturen zeigten vielmehr in alien Fallen
schon bald nach der Impfung uppiges Wachstum, und zwar nicht nur
in den Ausgangskulturen, sondern auch nach Ueberimpfung der Aus-
gangskultur auf andere Kulturrohrchen. Die mit trypanosomenhaltigem
resp. -verdachtigem Blut geimpften Kulturrohrchen wurden bei 22° im
Brutschrank gehalten, zeigten jedoch auch, wenn sie langere Zeit bei
Zimmertemperatur standen, keine wesentliche Herabminderung ihrer
Wachstumsfahigkeit. Hier und da kam es vor, daB trotz des Paratfin-
abschlusses das Kondenswasser in den Kulturrohrchen ganz oder zum
Teil verdunstete; in solchem Falle kann man sich, wie das bereits
mehrfach angegeben worden ist, durch Zusatz von etwas steriler physio-
logischer Kochsalzlosung helfen. Dieser Zusatz niitzt jedoch bei RShrchen.
die Trypanosomen enthalten, nur dann etwas, wenu das Kondenswasser
uoch nicht ganz verdunstet ist; nach volliger Eintrocknung gelingt es
nicht, die Kultur durch Zusatz von Kochsalzlosung wieder ins Leben
zu rufen. Dagegen kann man noch nicht geimpfte Rohrchen auch nach
volliger Eintrocknung mittels Kochsalzlosung wieder brauchbar machen.
Bei den hier besprochenen Kulturversuchen, die im hiesigen
Institut angestellt wurden, kamen als Kulturobjekte fast ausschlieBlich
Vogeltrypanosomen, und zwar solche vom Wald- und Steinkauz. zur An¬
wendung; doch waren auch Kulturversuche mit Trypanosoma lewisi
erfolgreich. Das Rattentrypanosom war bekanntlich das erste, dessen
Ziichtung auf kiinstlichen Nahrboden Me Neal und Novy gelang.
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v. Schuckmanu u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenzuchtung. 247
Bei diesen Kulturversuchen fanden die genannten beiden Forscher in
einem KulturgefaB noch 306 Tage nach der Inipfung lebende, bewegiiche
Trypanosomen; allerdings war der in diesem Fall verwendete Nahrboden in
seiner Zusammensetzung verschieden vom dem sonst (lblichen: er bestand
aus einer Mischung von 2 Teilen Agar, 1 Teil Rattenblut und 1 Teil einer
Losung von Glykokoll und asparaginsaurem Natrium. DaB aber auch bei
der sonst (iblichen Zusammensetzung des Nahrbodens aus Bouillon,
Agar, Pepton, Kochsalz, Natriumkarbonat und Kaninchenblut die Trypano-
somen lange Zeit am Leben gebalten werden konnen, beweisen einige
unserer Kulturen. So konnten wir in einem Falle in einer nach der
obigen Angabe hergestellten Kultur noch 277 Tage nach der Impfung
lebende Trypanosomen feststellen. Aber auch wenn statt des Kaninchen-
blutes Rinder- oder Ziegenblut bei der Herstellung der Nahrboden
Verwendung fand, lieBen sich die Trypanosomen lange Zeit am
Leben erhalten; auf einem Rinderblut-NShrboden wurden z. B. noch
nach 141 Tagen lebende Trypanosomen gefunden. Auch die
Verwendung der Kombinationen zweier verschiedener Blutarten ergab
bezuglich der Lebensdauer der Trypanosomen giinstige Resultate:
auf einem durch Mischung von „Blutagar“ und einer Kombination von
Kaninchenserum und Ziegenblutkorperchen hergestellten Nahrboden
waren die Trypanosomen noch 204 Tage nach der Impfung am Leben.
Wie die von uns angestellten Versuche zeigen, kann man fur die
Trypanosomenkulturen unbedenklich auch andere Blutarten als Kaninchen¬
blut verwenden, und diese Moglichkeit wurde in manchen Fallen von
groBem Vorteil sein. So wird es z. B., wie schon oben erwahnt, oft
schwierig, wenn nicht unmoglich sein, die fur die Herstellung der Nahr¬
boden notwendigen Kaninchen zu halten oder sonst irgendwie zu be-
schaffen ; das wird vor allem auf groBeren Reisen in nicht-zivilisierten
Gegenden der Fall sein. Rinder oder Ziegen wird man dagegen wohl
iiberall, wo Menschen wohnen, vorfindeu, wodurch auch in Fallen, wo
die ubrigen Laboratoriumstiere nicht zur Verfugung stehen, die Moglich¬
keit, Trypanosomen kulturell zu zQchten, gegeben ist.
Es sei jedoch bei dieser Gelegenheit auch auf eine Fehlerquelle hin-
gewiesen, die sich speziell bei der Verwendung von Rinderblut fur die
Nahrboden ergibt: In letzter Zeit sind mehrfach im Rinderblut Trypano¬
somen gefunden worden, und es ist daher nicht ausgeschlossen, daB die
etwa in einer Kultur auftretenden Trypanosomen gar nicht dem zu
untersuchenden Tier, sondern dem zur Herstellung der Nahrbfiden ver-
wendeten Blut entstammen, falls dieses nicht sterilisiert worden ist. Es
wird sich daher empfehlen, die Nahrbfjden, urn die angeftlhrte Fehler¬
quelle auszuschalten, nach der Erstarrung noch einmal zu sterilisieren,
wobei wohl hauptsachlich, namentlich wenn nicht-defibriniertes Blut ver-
wendet wird, die sogenannte fraktionierte Sterilisation in Frage kommt.
Dieses Sterilisierungsverfahren besteht bekanntlich in einer an mehreren
aufeinanderfolgenden Tagen wiederholten mehrstiindigen Erw&rmung der
Nahrboden auf eine maiiig hohe Temperatur (50— 60°). bei welcher etwa
vorhandene, nicht in Sporen- oder sonstigen Dauerzustanden betindliche
Lebewesen abgetotet werden, ohne daB dabei eine Gerinnung der im
Nahrboden enthaltenen EiweiBsubstanzen zustande kommt. Das Ver-
fahren hat sich bei mehreren im hiesigen Institut angestellten Versuchen
als brauchbar erwiesen. Die von Mathis (1906) angegebenen Versuche,
bei denen durch Erwarmung der mit defibriniertem Blut hergestellten
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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N&hrboden bis auf 120° neben anderen Vorteilen die Haltbarkeit der
Nahrbdden wesentiich erhoht sein soil, sind von uns nicht nachgeprQft
worden.
Es soil nun noch, nachdem die zur Anwendung kommende Kultur-
methode besprochen ist, etwas naher auf die Resultate der mit dieser
Methode angestellten Kulturversuche eingegangen werden. In Form
einer Tabelle sei zunachst eine Uebersicht liber diese Resultate ge-
geben.
Wie die tabellarische Zusammenstellung der angestellten Kultur¬
versuche mit Trypanosomen zeigt, sind die mit den verschiedenen Blut-
kombinationen erreichten Resultate ungef&hr gleich giinstig gewesen, so
dafi es den Anschein gewinnt, als ob spezifische Eigenschaften
des Serums oder der BlutkQrperchen bei den Trypauo-
somen-Kulturen keine wesentliche Rolle spielen. Weder
die Menge, noch die Lebensdauer der in den Kulturen auftretenden Fla-
gellaten wurde durch das dem Agar beigemischte Blut in merklicher
Weise beeinfluCt. Die Anzahl der durch Bakterien etc. verunreinigten
R5hrchen war bei Verwendung von Kaninchenblut geringer als bei Ver-
wendung anderer Blutarten, was seinen Grund in der beim Kaninchen
moglichen, oben genauer beschriebenen, sterilen Blutentnahme haben mag.
Immerhin bleibt jedoch zu bedenken, daB die Verunreinigung derRbhrchen
haufig nicht schon bei der Herstellung des Blutagars, sondern erst bei
der Impfung der Rohrchen erfolgt; das ist wohl naraentlich bei alien
Rohrchen der Fall, die erst einige Zeit nach Herstellung des Blutagars
geimpft werden, denn schon vorher verunreinigte Rdhrchen kamen na-
tiirlich bei der Impfung nicht zur Verwendung. Was das Alter des
Nahrbodens und seinen EinfluB auf das Kulturresultat betriift, so war,
wie Versuch 22 zeigt, die Impfung eines 62 Tage alten N&hrbodens er-
folglos. Doch ist es noch fraglich, ob dieses negative Resultat dem zu
hohen Alter des N&hrbodens zuzuschreiben ist, oder ob es nicht auch
andere Ursachen gehabt haben kann. Auf etwa 50 Tage alten N&hrbSden
ergab, wie die Versuche 49 -54 zeigen, die Impfung, zum Teil wenigstens,
glinstige Resultate.
Zu dieser Tabelle ist folgendes zu bemerken:
K. bedeutet Kaninchen, M. Meersehweincheu, R. Rind, Z. Ziege, bl. Blut,
blk. Blutkorperchen, s. Serum, Kblk. also z. B. Kaninchenblutkorperchen. Ks. +
Zblk. bedeutet eine Mischung von 5 Teilen Rinderserum mit 1 Teil Ziegenblut-
kdrperchen etc.
Die Rubrik „Alter des Nahrbodens" gibt an, wieviel Tage vor der Impfung
der Nahrboden hergestellt wurde. Es folgen daun die Zahlen der geimpfteu, ver-
dorbenen, d. h. durch Bakterieu etc. verunreinigten, sowie der erfolgreieh geimpften
Kulturrohrohen. Die Menge der in dieseu vorhandenen Flagellaten gibt ungefahr
die Rubrik „Optimum“ an, und zwar bedeutet:
: wenige Flagellaten in der Kultur,
-j—(- 1 Flagellat in jedem Mikroskoij-Gesichtsfeld bei Anweudung von Leitz
Obj. 6 und Ok. 2,
-j—j—: - melirere Flagellaten in jedem Gesichtsfeld,
-j—|—j—•- viele resp. sehr viele Flagellaten in jedem Gesichtsfeld.
Dio Rubrik „Lebensdauer“ besagt. wieviel Tage nach der Impfung noch
bewegliche Flagellaten in den betr. Kulturen gefunden wurden. In der letzten
Rubrik endlich besagt die Zahl 1, dali nur eine Kulturreihe angestellt wurde,
wahrend 2 bedeutet, dab von einem Rohrchen der ersten Kulturreihe auf mehrere
andere Rohrchen Flagellaten iibergeimpft wurden usf.
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v. Schuckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 2411
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3
59
Kbl.
15 „
3
—
2
60
Kbl.
15 „
3
—
—
! -o i g
Optimum Lebensdauer — £ o
s: >-
2
1
1
1
1
2
1
1
2
1
2
1
1
2
]
1
2
1
2
2
1
3
1
13
50
21
21
1 172 + x Tage
i172 + x
93
+ + + + , 92 + x
92 + x
H I I h i 92 + s
69 Tage
38
38
38
38
91
90
1
2
1
1
1
2
4
8
6
7
5
4
9
5
3
1
+ + + +
47 .,
9
+ + + +
46 „
10
+ + + +
45 „
6
+ + + +
92 „
10
+ + + +
51 „
11
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URBANA-CHAMPAIGN
250
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
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Bei den im vorstehendea geschilderten Kulturversuchen diente als
Ziichtungsobjekt aufangs eine von Rosenbusch dem Institut freund-
lichst iiberlassene sog. Hal teridiu m- Kultur, sp&ter ausschlieBlich das
sog. Vogeltrypanosom, Tryp. avium, aus dem Steinkauz. Athene
noctua. Naclidem durch die Versuche die Brauchbarkeit der angewandten
Nahrboden fur Vogeltrypanosomen erwiesen worden war, wurden mit
derselben Methode exakte Ziichtungsversuche angestellt, die einem be-
stimmten Endzweck dienen sollten: Es handelte sich n&mlich darum.
durch diese Versuche womoglich einen Beweis zu erbringen fur die
Richtigkeit der von Schaudinn (1904) aufgestellten Behauptung, dali
zwischen den im Steinkauz und anderen Raubvogeln h&ufig vorkommenden
Blutzellparasiten Haemoproteus und Leucocytozoon einerseits
und den im Blutplasma der gleichen Vbgel schmarotzenden Trypanosomen
andererseits ein enger genetischer Zusammenhang bestehe. Haemo¬
proteus noctuae sowohl wie Leucocytozoon Ziemanni sollen,
nach Schaudinn, die Gametocyten zweier Trypanosomenarten sein.
die Schaudinn Tryp. noctuae resp. Tryp. Ziemanni benennt,
und von denen das erstere in der Haemoproteus-Forra endoglobulSr
leben soli, w&hrend Tryp. Ziemanni, nach Schaudinns Ansicht, in
den blutbereiterulen Organen der Vogel junge Erythroblasten in sich
aufnimmt und bis auf den Kern verdaut. Die Befruchtung beider Try¬
panosomenarten soil im Magen von Culex pipiens vor sich gehen,
und aus der Zygote, dem sog. Ookineten, sollen wieder Trypanosomen
entstehen.
Bei den obenerwahnten Kulturversuchen wurde nun von der An-
nahme ausgegangen, daB, die Richtigkeit der Schaudinnschen Be-
hauptungen vorausgesetzt, es moglich sein muB, aus Blut, das Haemo¬
proteus oder Leucocytozoon resp. beide zusammen enthalt, auf
kiinstlichen Nahrboden Trypanosomen zu zuchten. Es wurde deshalb Blut
von einer groBen Anzahl Steinkauze, Waldkauze und Falken zunachst
mikroskopisch auf etwa vorhandene Parasiten untersucht; dabei ergab
sich bei Falken in der Mehrzahl der untersuchten F&lle eine Haemo-
proteus-Infektion, wiihrend Leucocytozoon und Trypanosomen viel
seltener und nur bei Stein- und Waldkauzen gefunden wurden (s. die
untenstehende Tabelle). Von fast alien so untersuchten VOgeln wurde
dann Blut auf den oben beschriebenen Blutagar iibertragen, ohne RUck-
sicht darauf, ob die mikroskopische Kontrolle ein positives oder negatives
Resultat ergeben hatte.
Mit jeder Blutsorte wurden jeweils mehrere ROhrchen geimpft und
mehrfach wurde, wenn die erste Impfung resultatlos blieb, eine zweite
Serie von Rohrchen mit dem betreft'enden Blut beschickt. Alle Kultur-
rohrchen wurden langere Zeit im Brutschrank bei etwa 22° C aufbe-
wahrt und mehrmals auf Trypanosomen untersucht. Die Ergebnisse
dieser Untersuchungen zeigt die folgende Tabelle:
In dieser Tabelle bedeutet das Zeichen nicht, wie in der oben aufgestellten
Tabelle eine bestiminte Menge von Parasiten, sondern gibt nur an, daB der Befund
positiv war, d. b. daB iiberhaupt Parasiten, gleichviel in weleher Menge, gr-
funden wurden. Die Starke der Haemoproteus-Infektion bei den Vogeln war
naturlich sehr verschieden, die positiven Kulturen aber enthielten alle nach einiger
Zeit Trypanosomen in groBer Anzahl (-|—\—|—|-).
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URBANA-CHAMPAIGN
v. Schnckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Try panosomenziichtung. 251
Mikroskopischer Befund
No. Vogelart
Haemo-
Leuco-
Trypano-
Kulturbefund
Bemerkungen
_L
proteus
cytozoon
Homa
77 Falke
+
O
0
0
78
0
0
0
Trypanosoma
79
0
0
0
0
80
0
0
0
0
82
4-
0
0
0
84
4"
0
0
0
88
0
0
0
Trypanosoma
89
+
0
0
0
91
0
0
0
0
113 I
0
0
0
0
V
+
0
0
0
172
+
0
0
0
173
+
0
0
0
176
+
0
0
0
2 Kulturserien
177
4“
0
0
0
dgl.
178
0
0
0
0
179
4*
0
0
0
180
+
0
0
0
2 Kulturserien
181 1
+
0
0
0
182
+
0
0
0
2 Kulturserien
183
+
0
0
keine Kultur
188
+
0
0
0
196
+
0
0
0
197
+
0
0
0
198
+
0
0
0
199 |
+
0
0
0
200
+
0
0
O
201 1
+
0
0
0
202
+
0
0
0
203 1
+
0
0
0
204
+
0
0
0
205
+
0
0
0
206
+
0
0
0
207
+
0
0
0
213
+
0
0
0
214
+
0
0
0
215
+
0
0
0
216
+
0
0
0
217
+
0
0
0
218
+
0
0
0
219
+
0
0
0
220 1
0
0
0
221
+
0
0
0
222
0
0
0
223
+
0
0
0
237
4 -
0
0
keine Kultur
238
+
0
0
dgl.
239
+
0
0
240
+
0
0
*1
241 1
+
0
0
yy
244 „
4-
0
0
245
+
0
0
246
+
0
0
247
+
0
0
253 1
0
0
0
0
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0
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0
0
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0
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0
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252
Centialbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Mikroskopischer Befund
No.
Vogel art
Haemo-
Leuco-
Trypano¬
Kulturbefund
Bemerkungen
proteuB
cytozoon
soma
72
Stein kau z
+
+
0
Trypanosoma
77
n
+
+
+
II
78
„
+
0
0
0
83
„
+
0
+
0
90
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0
0
0
0
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t »
0
0
0
0
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'i
0
0
0
0
99
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+
0
0
0
150
it
0
0
0
0
151
0
0
+
Trypanosoma
152
0
0
0
0
153
0
0
0
0
154
0
0
0
0
155
0
+
0
0
156
it
0
+
0
0
157
ii
0
0
0
0
158
ii
0
0
0
0
159
ii
0
0
0
0
160
ii
+
0
0
0
161
0
0
0
0
162
+
0
0
0
163
ii
0
0
0
keine Kultur
164
ii
0
0
0
dgl.
165
ii
0
0
0
166
}>
0
0
0
167
ii
0
0
0
Trypanosoma
168
ii
0
0
0
keine Kultnr
169
ii
0
0
0
dgl.
174
ii
4"
+
0
0
175
0
0
0
0
184
+
+
0
Trypanosoma
189
II
0
0
0
0
Proteosoma-In-
1
fektion
190
+
0
0
0
191
+
0
0
0
208
0
0
0
0
209
0
0
0
0
210
0
0
0
0
211
0
0
0
Trypanosoma
212
„ 1 o
0
0
224
V 0
0
0
0
225
„ 0
0
0
0
220
0
+
0
0
227
11
0
0
0
0
228
11
0
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0
0
229
II
0
0
0
0
230
11
0
0
0
0
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» 0
0
0
Trypanosoma
242
0
0
0
keine Kultur
243
0
0
0
dgl.
248
0
0
0
249
ii 0
0
0
„
73
Waldkauz
+
0
0
Trypanosoma
75
„ i o
0
0
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„ 0
0
0
6
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0
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keine Kultur
95
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0
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„ , 0
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193
„ 0
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0
194
„ 0
+
0
0
195
» 1 +
+
0
Trypanosoma
Auch Profeo-
1
soma-Infektion
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
v. Schuckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomeuzuchtung. 253
Ini Hinblick auf die oben aufgestellte Frage nach der Richtigkeit
der Schaudinnschen Behauptungen sind die aus der Tabelle hervor-
gelienden Resultate wohl von einigem Interesse. Es sind hier die Er-
gebnisse der Untersuchung an insgesamt 120 Vogeln (Falken, Stein-
und Waldkauzen) zusammengestellt. Von diesen 120 Vogeln erwiesen
sich bei der mikroskopischen Kontrolle des Blutes 67 infiziert mit
Haemoproteus, Leukocytozoon oder Trypanosoma; in zwei
Fallen konnte auch eine Proteosoraa-Infektion festgestellt werden.
In weitaus der Mehrzahl der Fade handelte es sich urn Haemo¬
proteus-Infektion, die namentlich bei Falken sehr haufig war. Weniger
oft fand sich Leucocytozoon, und Trypanosoma konnte nur
verhaitnismaBig selten, und zwar, ebenso wie Leukocytozoon, nur
bei Stein- und Waldkauzen auf mikroskopischem Wege festgestellt
werden.
Interessant sind nun aber vor allem die Ergebnisse der Kulturen
auf Blutagar: Von insgesamt 99 VSgeln wurden solche Kulturen ange-
legt und sorgfaitig auf Trypanosomen untersucht. In 13 von diesen
99 Fallen ergaben die Kulturen ein positives Resultat. Von den 13 ein
positives Kulturergebnis liefernden VSgeln waren, wie durch die mikro-
skopische Blutuntersuchung festgestellt war, 6 infiziert, und zwar 1 mit
Haemoproteus allein, 1 mit Trypanosoma allein, 3 mit Haemo¬
proteus und Leucocytozoon, und 1 mit Haemoproteus,
Leucocytozoon und Trypanosoma zusammen. Dagegen lieB sich
bei den 7 fibrigen Vdgeln, die ein positives Kulturresultat ergaben,
mittelst der mikroskopischen Blutuntersuchung eine Infektion irgend-
welcher Art nicht feststellen. Auf der anderen Seite ergaben
51 Vogel, bei denen auf mikroskopischem Wege eine
Blutinfektion mit Hamosporidien festgestellt war, ein
negatives Kulturresultat. Bei 35 VOgeln schlieBlich ergab weder
die mikroskopische Blutuntersuchung, noch die Kultur ein positives
Resultat.
Nach Schaudinn ist, wie oben erwahnt, das im Vogelblut vor-
kommende Trypanosoma kein selbstandiger Parasit, sondern es ge-
hdrt in den Entwickelungszyklus von Haemoproteus resp. Leuco¬
cytozoon. Wie ware dann aber, die Richtigkeit dieser Schaudinn¬
schen Behauptung vorausgesetzt, der in unserer Tabelle aufgestellte Fall
des Steinkauz 151 zu erklaren, bei welchem weder Haemoproteus,
noch Leucocytozoon im Blut zu finden waren, wohingegen Trypano¬
somen sowohl im Blut als auch in der Kultur festgestellt werden konn-
tenV Urn ein Anfangsstadium der Infektion konnte es sich in diesem
Falle wohl kaum handeln, denn auf diesem Stadium sollen die Trypano¬
somen noch klein sein, wahrend das von uns im Blut des Steinkauz 151
beobachtete Trypanosom eine recht betr&chtliche GroBe aufwies. Mbglicher-
weise konnte es sich urn eine der spateren „Schw&rmperioden u Schau-
dinns handeln; es mtiBte dann angenommen werden, daB alle im Blut
vorhandenen Parasiten gleichzeitig Trypanosomenforin annehmen und
ins Blut ausschwSrmen; denn von Parasiten, die an oder in den Blut-
kSrperchen lagen, war in unserem Fall nichts zu entdecken. Nach
Schaudinn sollen diese Schwarmperioden nachts eintreten; unsere Be-
obachtung wurde jedoch am Tage gemacht. Die in unserer Tabelle auf-
gefuhrten Falle Steinkauz 74 und Steinkauz 83 lieBen sich schon elier
im Schaudinnschen Sinne deuten, da hier durch die mikroskopische
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254
Gentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Untersuchung auBer Trypanosomen auch Haemoproteus resp. Leuco-
cytozoon festgestellt wurden. Auch die Fiille Steinkauz 72. Stein-
kauz 184, Waldkauz 73 und Waldkauz 195 wiirdeu sich im Schaudinn-
schen Sinne deuten lassen, da hier die mikroskopische Untersuchung nur
das Vorhandensein von Haemoproteus und Leucocytozoon ergak
w&hrend in den Kulturen Trypanosomen auftraten. Doch konnten in
diesen Fallen die Trypanosomen im Blut auch so gering an Zahl ge-
wesen sein, daB sie bei der mikroskopischen Blutuntersuchung nicht auf-
gefunden wurden, wahrend sie sich clann in der Kultur rasch und stark
vermehrten. DaB tatsachlich die Trypanosomen im peripheren Blut des
Vogels in sehr geringer Anzahl vorhanden sein konnen, bewies uns der
Fall Steinkauz 151, bei welchem wir erst nach sehr langem Suchen ein
einziges Trypanosom auffanden; dagegen enthielt die Kultur bereits nach
kurzer Zeit groBe Mengeu von Trypanosomen. In dem zuletzt auge-
deuteten Sinne sind, unseres Erachtens, auch die 7 Falle unserer Tabelle'
zu deuten, bei denen der mikroskopische Befund vollig negativ war.
whhrend die Kultur ein positives Resultat ergab. Auch in diesen Fallen
glauben wir eine Trypanosoineninfektion annehmen zu dflrfen, die aber
so gering war, daB sie sich nur auf kulturellem Wege nachweiseu lieB.
Es ist das einer der oben angefiihrten Hauptvorteile der Ziichtungs-
methode, die dadurch ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel wird.
DaB aber dies Hilfsmittel bisweilen auch einmal versagen kann, beweist
uns der Fall Steinkauz 83 unserer Tabelle, bei welchem im Blut Trypano¬
somen festgestellt wurden, wahrend die Kultur trotzdem ein negatives
Resultat ergab.
Was endlich die 51 Falle betrifft, in welchen durch mikroskopische
Untersuchung eine Infektion mit Haemoproteus resp. Leucocyto¬
zoon festgestellt wurde, wahrend das Kulturresultat negativ war, so
sprechen sie, unseres Erachtens, am stflrksten gegen die Richtigkeit
der Schaudinnschen Ansichten. Denn weshalb sollte, wenn wirk-
lich zwischen Haemoproteus respektive Leucocytozoon einer-
seits und den Trypanosomen andererseits ein genetischer Zusam-
menhang besteht, die Zuchtung von Trypanosomen aus Blut, das mit
Haemoproteus resp. Leucocytozoon infiziert ist, in so vielen
Fallen miBlingen, wenn sie anderen Fallen (Steinkauz 72 und 184, Wald¬
kauz 73 und 195) unter den gleichen Umstanden gelungen ist? Wir
glauben diese Verfuiltnisse vielmehr so erklaren zu dflrfen, daB in den
4 zuletzt genannten Fallen neben der Haemoproteus- resp. Leuco¬
cytozoon-Infektion noch eine Trypanosomen - Infektion bestand, die
sich nur durch die Kultur nachweisen lieB, wahrend eine solche Trypano-
somen-Infektion bei den 51 anderen Fallen, bei denen die mikroskopische
Untersuchung ein positives, die Kultur dagegen ein negatives Resultat
ergab, nicht bestand.
Es ist uns also, wieausderBeschreibung unserer Ver-
suchsresultate hervorgeht, nicht gelungen, vermittelst
der Zflchtung der Vogeltrypanosomen auf kflnstlichen
Nahrboden einen Beweis dafflr zu erbringen, daB der von
Schaudinn behauptete genetische Zusam men hang zwi¬
schen Haemoproteus resp. Leucocytozoon einerseits und
dem sog. Trypanosoma avium andererseits tats&chlich
besteht.
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v. Schuckmann u. Wernicke, Ergebnisse der Trypanosomenziichtung. 25b
In einer vor kurzem (1911) erschienenen Arbeit glaubt dagegen
M. Mayer „die Arbeit Fritz Schaudinns iiber Generations- und
Wirtswechsel bei Trypanosoma und Spirochaete in wichtigen
Punkten bestStigt u zu haben. Fiir die Impfung seiner Kulturrohrchen
verwandte Mayer „so geringe Blutmengen, daB man bei sorgfaltiger
Durchmusterung sicher die Anwesenheit von Trypanosomen feststellen
konnte“, und auf diese Weise gelang es ihm, „trotz negativen Trypano-
somenbefundes sowohl direkt im Kulturrohrchen als auch im hangenden
Tropfen Flagellatenkulturen zu erhalten, die demnach — da auch Leuco-
cytozoen in diesem Falle fehlten — zweifellos den Halteridien zuzu-
schreiben sind.“ Wir hatten, als diese Arbeit erschien, unsere Versuche
bereits zum AbschluB gebracht, und konnten sie bisher noch nicht
wieder aufnehmen. Jedoch glauben wir nicht, daB es Mayer gelungen
ist, den endgiiltigen Beweis fur die Richtigkeit der Schaudin n schen
Behauptungen zu erbringen, und behalten uns ein naheres Eingehen auf
diese Frage ftir spStere Zeit vor.
Literatnr.
1) Mathis, M. C., Sur une modification au milieu de Novy-Mc Neal pour la
culture de Trypanosomes. ((Jompt. rend. Soc. Biol. T. 61. 1906.)
2j Mayer, M., Ueber ein Halteridium und Leukocytozoou ties Wald-
kauzes und deren Weiterentwickluug in Stechmiicken. (Arch. f. Protistenk.
Bd. 21. 1911.)
3) McNeil and Novy, On the cultivation of Trypanosoma lewiai. (Con-
trib. to Med. Research, dedicated to Victor Clarence Vaughan, Ann.
Arbor, Mich. 1903.)
4) — — On the cultivation of Trypanosoma brucei. (Journ. Inf. Dis. Vol. 1.
1904. p. 1.)
5) -On the Trypanosomes of birds. (Journ. Infect. Dis. Vol. 2. 1905. p. 2.)
6) Schaudin n, F., Generations- und Wirtswechsel bei Trypanosoma und
Spirochaete. (Arb. a. d. Kais. Ges.-Amt. Bd. 20. 1904.)
7) Thomson u. Sin ton, The morphology of Trypanosoma gambiense and
Trypanosoma rhodesiense in cultures etc. (Ann. of,Trap. Med. and Para-
sitol. Vol. 6. 1912.)
8) v. Wasielewski, Studien und Mikroi)hotogramme zur Kenntnis der pathogenen
Protozoen. Heft 2. I^eipzig 1908.
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256
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.. Originate. Bd. 68. Heft 2.
Inhalt,
Bevacqua, Alfredo, Fuso-spirillare Asso-
ziation in einem Falle von Pseudo-
elephantiasis des unteren linken Gliedes
bei einem Araber, p. 182.
Biera8t, W., und Lamers, A. J. M.,
Phobrol im Laboratoriumsversuch und
in der Praxis, p. 207.
Bitter, Ludwig, Neues zur Technik der
Sporen- und Gonokokkenfarbung, zu-
gfeich Mittcilungen iiber milzorand-
ahnliche und wandernde Erdbacillen,
p. 227.
Csernel, Eugen, Beitrage zur sogenannten
Mutation bei Choleravibrionen, p. 145.
Galli-Valerio, B., Bacterium pseudo-
pestis murium n. sp., p. 188.
Massetti, Loreto, Beitrag zum Studium
des Stoffwechsels der Choleravibrioneu,
p. 129.
Miyagawa, Toneji, Ueber den Wande-
rungsweg des Ankylostomum duo-
denale (caninum) bei oraler Infek-
tion, p. 201.
Miyagawa, Toneji, Ueber den Wande-
rungsweg des Schistosomum japo¬
nic um durch Vermittlung des Lymph-
gefafisysteras des Wirtes, p. 204.
Natonek, Desider, Zur Kenntnis der
kulturelleu Eigenschaften einiger Coli-
Btamme, p. 166.
Ffeiler, W., und Kehse, A., Ueber das
Vorkommen von Bakterien aus der
Gruppe der Fleischvergifter bei Vogeln.
Paratyphus B-Infektion beim Huhn,
p. 174.
▼. Bits, Stefan, Ueber die Piroplasmoee
der Schafe, p. 194.
▼. Schuckmann, W., und Wernicke, K.,
Einiges iiber Methoden und Ergebnisee
der Trypanosomenzuchtung, p. 241.
Smith., J. Henderson, On the Organisms
of the Typhoid-Colon Group and their
Differentiation, p. 151.
Valletti, Guido, Ueber einen neuen Nahr-
boden zur sehr raschen Entwicklung des
Tuberkelbacillus, p. 239.
Die Herren Mitarbeiter werden hdf lichst gebeten, bercits fertig-
gestellte Klischees — falls solche mlt den Manuskriptcn abgellefert
werden — nicht der Redaktion, sondcrn direkt der Veriagshand-
Inng Grustav Fischer in Jena einzuscnden.
Die Redaktion des „Centralblatts fur Bakteriologie und Parasitenkunde “ richtet
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige Wunsche um Lieferung von
besondcren Abdriicken Hirer Aufsiitze entweder bei der Eimendung der Abhandlungen
an die Redaktion auf das Manuslcript schreiben zu wollen oder spiitestcns nach
Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer
in Jena, gelangen zu lassen.
Kroimnannfcche Buchdruckcrel (Hermann Pohle) in Jena.
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URBANA-CHAMPAIC
Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3|4.
Ausgegeben am 15. M§rz 1913.
Nachdruck verboten.
Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
Ein KleinhirnabszefS, bedlngt durch elncn anaeroben Spaltpilz, bei
chronischer elterig-jauchigcr Otitis, Sinasthrombose and Carcinom-
cntwickelung ini rechten Felsenbein.
[Mitteilung aus dem Institut fflr pathologische Anatomie
der k. k. Universit&t Innsbruck.]
Von weil. Prof. Dr. Emanuel v. Hibler.
Mit 1 Tafel und 6 Textfiguren *).
Einleitung.
Den hauptsachlichsten Gegenstand dieser Darlegungen bilden die Be-
funde, die ich bei der bakteriologischen Untersuchung des im Titel
skizzierten Falles aufnahm; im Interesse seiner naheren Kennzeichnung
wird hier aber auch (iber die Ergebnisse zu berichten sein, zu denen
ich bei seiner anatomischen und histologischen Untersuchung gelangte.
Auch die diesen Fall betreffenden klinischen Befunde erscheinen mit-
teilenswert.
Wie die bakteriologische Untersuchung ergab, wurde die AbszeB-
bildung im Kleinhirn, die sich den Veranderungen im Felsenbein anschloB,
abgesehen von den nebenbei nachweisbaren Streptokokken, durch einen
kleinen, der Eigenbewegung und Sporenbildung fahigen anaeroben Spalt¬
pilz ausgelost und unterhalten.
Die zur Erganzung des Sektionsbefundes — den ich am 25. Jan.
1909 (Protokollnummer 8518/26) aufnahm — gepflogene histologische
Untersuchung lieferte den Nachweis, dafi in dem Falle im Felsenbein
neben chronisch-entztlndlichen Veranderungen ein Plattenepithelkrebs zur
Entwicklung gekonnnen war, und daB der infektiose EntzttndungsprozeB,
hierdurch in seinem Fortschreiten begiinstigt, auf die hintere Flache des
1) Die Veroffentlichung der vorliegenden Mitteilung aus deifi reiehen wisseu-
Bchaftlichea Nachlasse Prof. v. Hi biers — der zu ineinem unsagbaren und
unaufhorlichen Schmerze am 23. Juni 1911 seinem Berufe zum Opfer fiel ist
durch den Umstand erinoglicht, dal! diese Arbeit von ihrein Verfasser selbst schon
in Maschinenschrift zur Drucklegung vorbereitet wurde; es eriibrigtc mir demnacb
nur mehr die Aufgabe, die stenographischen Notizen zu verwerten, die Emanuel
v. Hibler seinem Manuskript beiffigte, als er es entsprechend der ihm eigeuen
Sorgfalt wiederholt in Ausfeilung nanm. Auch die Auswahl der ffir die Arbeit
von ihrem Verfasser angefertigten Photogranune ist zum grollten Teil noch von
ihm selbst getroffen worden. An einzelnen Stellen envies es sich als angezeigt,
aus dem Tagebuch, das E. v. Hibler gleichwie uber seine vielen anderen unter-
suchungen, auch fiber die vorliegende Arbeit mit grolier Genauigkeit ffihrte, Er-
ganzungen in den Text der Abhandlung aufzunehmen. Dieses Tagebuch bcweist,
daS die Aufgaben der vorliegenden Arbeit von ihrem Verfasser im Anschlusse an die
der Obduktion des Falles folgenden ersten Untersuchungen, gleich am 26. Jan. 1909,
und zwar um Mitternacht in Angriff ^enommen und von da an unter Einschaltung
einzelner, teils im Thema gelegener, teils durch andere Arbeiten, teils durch Ferien-
zeiten und durch Erkrankungen bedingter Unterbrechungen bis zum 4. Febr. 1911
fortverfoljjt wurden, wobei die let.zte Zeit, und zwar vom 29. Nov. 1910 an wesent-
lich den im VII. Abschnitt aus dem Tagebuch mitzuteilenden Agglutinations- und
Prazipitationsversuchen gewidmet war. G. Pommer.
Exste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 3/4. 17
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Felsenbeines und weiter auf das hier anliegende Kleinhirn Ubergegriffen
und in diesera die AbszeBbildung veranlaBt hatte.
Wie aus dem sp&ter noch im Auszug mitzuteilenden Obduktions-
befunde erhellt, ist allerdings betreffs des Ausganges dieses Falles das
Schwergewicht mehr auf den InfektionsprozeB zu legen, als auf die
Krebsbildung, da ja die Ausbreitung der Infektion auf die Dura der
hinteren Schadelgrube, auf die Kleinhirnmeningen und auf das Kleinhirn
selbst, unter Hirndruck und unter meningitischen Erscheinungen, den
Tod herbeigefiilirt hat. Gleichwohl darf aber die Bedeutung der Krebs¬
bildung fur den Krankheitsverlauf nicht unterschatzt werden, da das
Vordringen der Infektion zweifellos auf dem Boden der vorgreifenden
Krebsbildung erfolgte und diese der Infektion den Weg bereitete. Der
Carcinombefund verdient in diesem Falle auch wegen des Umstandes
besondere Beachtung, weil er nicht bereits bei der anatomischen, sondern
erst durcli die histologische Untersuchung vollig sicherzustellen war.
Endlich sei in diesen einleitenden Bemerkungen tiber den wahrschein-
lichen Zusammenhang der in dem Falle am Felsenbein nachweisbaren
verschiedenartigen Krankheitsprozesse auch noch folgendes hervorge-
hoben: Der ungleiche Charakter der die chronische Otitis betreffenden
histologischen Veriinderungen des Felsenbeins leitet zu der Annahme,
daB mindestens zwei der Art nach verschiedene und zeitlich weit aus-
einanderliegende Infektionsprozesse sich daselbst abgespielt haben. Der
erste, dessen Beginn nach der Anamnese mbglicherweise sogar in die
Kindheit zuriickreicht, bestand wohl in einer Otitis media, die schlieBlich
groBenteils in Granulationsbildung innerhalb der betroffenen- Felsenbein-
bezirke, insbesondere des Warzenfortsatzgebietes, ausging. Der zweite
InfektionsprozeB war durch die Ansiedelung eines anaeroben Spaltpilzes
bedingt und im besonderen wohl durch die Entwickelung eines auf dem
Boden der alten Granulationen sprieBenden Carcinoms eingeleitet. Diese
neue Infektion zeichnete sich im Gegensatze zur friiheren durch grOBere
Bosartigkeit aus und fiihrte infolge Uebergreifens auf das Kleinhirn
frilhzeitig zum Tode.
Die im Sinus sigmoideus nachweisbaren thrombotischen Verhnde-
rungen konnen der Zeit der Krebsausbreitung und der damit verbundeuen
zweiten Infektion ebensowohl vorausgegangen als auch vielleicht erst von
der letzteren ausgelost worden sein. In den histologischen Befunden
findet meines Erachtens die erstere Annahme bessere Stutzpunkte.
Entsprechend der uberwiegenden Bedeutung des Infektionsprozesses
im gegebenen Krankheitsfalie habe ich mir dessen n&here Ivennzeichnung
und insbesondere das Studium der Eigenschaften des dabei vorgefundenen
Anaeroben zur Hauptaufgabe gemacht. Es erscheint dies urn so mehr
gerechtfertigt, als die Erreger solcher vom Mittelohr auf das Gehirn
Ubergreifender Infektionsprozesse bisher nur teilweise und meist unzu
langlich bekannt geworden sind. Ftlr diese Tatsache werden spater bei
Besprechung der Differentialdiagnose des vorgefundenen Anaeroben lite-
rarische Belege beigebracht werden.
In den mannigfachen Komplikationen, die den vorliegenden Fall
bezeichnen, wird der Literaturkenner, sofern er sie einzeln und fiir sich
betrachtet, keine besonders ungewohnlichen Vorkonunnisse erblicken.
Denn cs findet sich in der Literatur eine Reihe von Fallen, in denen ein
Plattenepithelcarcinom des Mittelohres mit chronischer Otitis bzw. auch
mit Sinusthrombose zusammen bestand. Ebenso sind im Gefolge von
chronischen Mittelohreiterungen Kleinhirn- oder Schlafelappenabszesse
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v. Hibler, Zur Kenntnis dcr pathogcnen Anaeroben.
259
ofters beobachtet worden. Ich verweise in ersterer Beziehung auf den
von Bezold ( 1 ) iiberlieferten, mit Mittelohreiterung komplizierten Car-
cinomfall, ferner auf die von Kretschmann (2) beobachteten ana-
logen Falle, sowie auf die zwei von Treitel ( 3 ) und auf die beiden
von Zeroni ( 4 ) beschriebenen Falle und endlich auf die Einzelbeobach-
tungen von Whiting ( 5 ), Sessous ( 6 ), Coinpaired ( 7 ) u. a.
Was die weitere Komplikation, d. i. die Verquickung von chroniscker
Mitlclohreiterung mit KleinhirnabszeB im Falle meiner Beobachtung
anlangt, so kl&ren Uber die Haufigkeit dieses Vorkommnisses die von
Kdrner ( 8 ), Rist ( 9 ), Heimann ( 10 ), Ghon, Mucha und
Muller ( 11 ), Neumann ( 12 ), Isemer ( 13 ) u. a. beobachteten Falle
auf. Besonders sei in dieser Beziehung bemerkt, daB Neumann in
seiner Monographie ( 12 , p. 57—118) 165 Falle von KleinhirnabszeB
bei chronischer Mittelohreiterung anfilhrt, die er in der Literatur auf-
findeu konnte, und unter denen in 49 Fallen Labyrintheiterung und
in 15 Fallen auBerdem Cholesteatom vorlag ( 12 , p. 3).
Was beim Vergleich mit alien diesen Fallen den meiner Beobachtung
auszeichnet und davon unterscheidet, ist das Zusammenbestehen von
Carcinombildung innerhalb des Felsenbeines mit chronischer Mittelohr¬
eiterung, mit Sinusthrombose und mit KleinhirnabszeB. Soweit ich in der
Literatur Umschau halten konnte, habe ich einen ahnlichen Fall nicht
verzeichnet gefunden.
Was die Entstehuug des Kleinhirnabszesses in dera Fall meiner Beobachtung
betrifft, so scheint mir, wie bereits erwahnt, die Fortleitung der Infektion vom
Mittelohr auf das Kleinhirn auf dem Wege und Boden des Carcinoma erfolgt zu
sein. Zu dieser Auffassung veranlaSt besonders die Tatsache, dafi das Carcinom
nur an jener einzigen Stelle in den Duraiiberzug des Felsenbeins vorgewachsen
und dieser zugleich hochgradig eiterig, jauchig durchsetzt und infiziert ist. Dieses
kleine Feld liegt hart liber dem Sinus sigmoideus, und es findet sich die Dura der
hinteren Felsenbeinflache wie gesagt, ausschlieSlich nur an dieser Stelle eiterig-
jauchig verandert und zerstdrt.
Von den praformierten Wegen, die naeh den Ausfuhrungen von Boesch ( 14 )
die Eiterfortleitung von erkranktcn Mittelohrbezirken in das Schadelinnere besonders
haufig vermitteln, kommt im Falle meiner Beobachtung der innere Gehorgang nicht
in Betracht. Auch der Weg entlang einer etwa vorhaudenen Bogengangfistel ist
ausgeschlossen, da die Cortischen B5gen und deren Umgebung, so weit sie zu
ubersehen, von narbigen Granulationen eingenommen sind. Dafi die Infektion im
Aquaeductus vestibuli oder cochleae vorgesehritten sei, ist auch unwahrsclieinlich,
wenngleich diese Moglichkeit offen bleibt, da die genannten Organteile und deren
Umgebung von Krebsgewebe sich ersetzt finden.
Was fur die Richtung der Infektionsausbreitung in dem Falle bestiinmend ge-
wesen sein mag, ist der ganzen Sachlage nach vorwaltend wohl die von der
Carcinomentwickelung im Felsenbein abhangige Knochenzerstorung. .Tedenfalls
lassen die histologLschen Befunde keine Zweifel bestehen, dafl der Infektion der Weg
zur Schadelinnenilache durch die carcinomatdse Knochendestruktion eroffnet wurde.
Diese Auffassung von der Entstehung des Kleinhirnabszesses stimmt auch mit der
von Neumann ( 12 , p. 9) hinsichtlich der KleinhirnabszeSgenesc aufgestellten
Regel Qberein, daS „Infektionen auf praformierten Bahnen (mit Ausnanme des
Aquaeductus vestibuli)“ „zu Meningitis, Infektionen auf nicht praformierten Wegen,
einschliefllich den Aquaeductus vestibuli, zu umschriebenem Extradural- und Ilirn-
abszefl“ fiihren. Die Bedeutung eiteriger Knochenzerstdrungen fiir die InfektiouB-
fortleitung ist iibrigens auch anderwarts genugsam beachtet und anerkannt. So
weisen z. B. Neumann ( 12 , p. 6, 7, <8) und auch Isemer ( 13 , p. 244) bei
Erklarung der Infektionsausbreitungen mil Nachdruck auf die sckundiiren Knochen-
erkrankungen hin und fordern die Beachtung dieses Umstandes.
Nach diesen vorausblickenden Erlauterungen will ich nun die zum
n&heren Verstandnis und (lberhaupt zur Kennzeichnung des Falles dien-
lichen anamnestishen Daten, klinischen Beobachtungen, Obduktions- und
histologischen Befunde der Reihe nach mitteilen und dabei mit den
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260 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3|4.
seitens der Innsbrucker oto-laryngologischen Klinik vorliegenden Be-
richteD und Beobachtungen beginnen, ftlr deren gef. Ueberlassung dem
Vorstande dieser Klinik Herrn Prof. G. Juffinger hiermit bestens
gedankt sei.
I. Von der Krankheitsgeschichte des Falles.
Der Anamne.se zufolge litt der am 23. .Tan. 1909 in die Klinik aufgenommene
46 Jahrc alte Patient Eduard Algi, Taglohner aus Rankweil in Vorarlberg, um deD
ea Bich in dem Falle handelt, als Kind an einem Hautausschlag (Impetigo?) und
war da auch „mit bosein Auge“, wie das Volk sagt, behaftet. Im 7. Lebensjahre
erkranktc er an „Glieder6ueht“, von der er nach etwa 12 Wochen genas. Er fiihlte
sich bis vor kurzem gesund.
Mit dem rechten Ohr horte aber Patient bereits von Kindheit an schlecht,
doch versptirte er daran angeblick vor den letzten 5 Wochen niemals Schmerzen.
Nach seiner Angabe besteht seit 10 Wochen AusfluB aus dem rechten Ohr. In den
letzten 5 Wochen haben die Schmerzen stetig zugenommen; seit 2 Tagen fuhlt
Pat. Schwindel und Neigung auf die kranke Seite zu fallen. Ohrengerausche hat
er angeblich niemals bemerkt. Seit 8—10 Tagen kann Pat. nicht inehr pfeifen
und das rechte Auge nicht mehr ganz schliefien.
Ueber den Statu s praesens gibt das klinischeProtokollfolgenden
Bericht: Der mittelkraftige, grobe Mann, von mdUigem Ernahrungs-
zustand, zeigt rechterseits Parese aller 3 Facialisaste. Die Pupillen
reagieren auf Akkommodation, Licht und konsensuell; die rechte Pupille
weiter als die linke. Starker, horizontaler Nystagmus nach rechts,
geringer nach links.
An Herz und Lungen nichts Krankhaftes nachzuweisen, ebenso-
wenig am Abdomen. Der Harn enthalt Nucleoalbumin, Eiweib, keinen
Zucker.
Nase frei, geringe Sekretborken im Vestibulum. Rachen und Kehl-
kopf normal.
Am linken Ohr Trommelfell und Horscharfe normal; Pat. hbrt auf
10 m Flusterstimme.
Im Gehorgang des rechten Ohres Eiter angesammelt, der putriden
Geruch ausstromt. Nach Ausspritzung zeigt sich der Gehorgang ver-
s'chlossen durch einen derben, gelappten bzw. hockerigen, etwas be-
legten, roten, polypenahnlichen Tumor.
Der Processus mastoideus nicht druckempfindlich, iiber demselben
auch keine Schwellung bemerkbar.
Es gelingt nur kleine Teile der Geschwulst mittels der Schlinge
aus dem Gehorgang zu entfernen. Dabei erweist sich die Geschwulst
betrachtlich hart und zu Blutungen geneigt.
Nach Entfernung einiger Geschwulstteilchen erscheint der Gelibr-
gang auffallend weit.
Die (nachtraglich auf der Klinik selbst durchgeftihrte) histologische
Untersuchung dieser Tumorstticke ergab den Befund von Granulations-
gewcbe, tibcrkleidet mit dicker Epidermis und auch durchsetzt von tiefer
eintrreifenden Epithelleisten, so dab Verdacht auf Carcinom erweckt wird.
Nach dem skizzierten damaligen Befunde wird die klinische
Diagnose gestellt auf Otitis med. chron. supp. dextra. Abscessus
cerebelli dextri.
Die krankhaften Storungcn nahmen am 24. Jan. zu, Pat. zeigte
sich somnolent und geistig unorientiert, den Blick hielt er nach links
gerichtet; die Pulsschlage sehr kraftig, 60 in der Minute. Der Kranke
wird zur Eroffnung des Kleinhirnabszesses in die chirurgische IGinik
iibertragen. Dort konnte man jedoch wegen des rasch eintretenden
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v. Hibler, Zur Kcnntnis der pathogenen Anaeroben.
261
Verfalles des Pat. den Eingriff nicht mehr unternehmen. Der Kranke
starb bereits am Abend des 24. Jan. 1909.
II. Von dem Obduktionsbefunde des Falles.
Die von mir am 25. Jan. 1909 vormittags vorgenommene Obduktion
ergab, spater erganzt durch die Befunde der mikroskopischen Unter-
suchung, als pathologisch-an atomise he Diagnose: WalnuB-
groBer jauchiger AbszeB in der rechten Kleinhirnhemi-
sphare und regionare putride Lepto- und Pachymeningitis
mit den Anzeichen von Hirndruck. Eiterig-jauchigeOtitis media,
Ostitis und Periostitis des rechten Felsenbeines kornbi-
niert mit Carcinomatose. Partielle, mit Obliteration a u s -
geheilte Thrombose des rechtsseitigen Sinus sigmoideus.
Teilweises Oedem der Lungen, Stauungshyperamie in diesen und in den
drtisigen Organen der Bauchhohle. Parenchymatftse Degeneration und
geringe Hypertrophie des linken Ventrikels bei Arteriosklerose der
Aorta und ihrer groBen Aeste.
Aus dem Obduktionsprotokolle seien folgende Befunde besonders
hervorgehoben:
Nach Durchtrennung des Tentorium cerebelli zeigt sich auf der rechten Seite
die Kleinhirnhemispbare test an die hintere Felseubeinwand angepreSt, und an
einer Stelle quillt daraus sehinutzig graubrauner, diinnfliissiger, leicht jauchig
atinkender Eiter hervor, der auch einzelne flockige Gebilde enthiilt.
Das der Schadelhohle entnonimene Gehirn bietet an den GroBhirnhemisphiiren
bei milchiger Trubung mancher Meningengpbiete Abplattung der Windungen, serose
Durchfeucntung und Cyanose der Rinde dar. Am Kleinhirn iibertrifft die rechte
Hemisphere die linke erheblich an GroSe, dabei ist sie ungleich schlaffer und
weicher als diese; ihr Meningcniiberzug weist eine braunlich-gelbe Verfiirbung auf.
Durch die hanfkorngroBe Eroffnungsliicke vorne am lateralen Rande der
rechten Kleinhirnhemisphare, aus der, wie erwahnt, stinkender Eiter hervorgequollen
war, entleert sich bei Druck auf die Nachbarschaft aus dem darunter liegenden
AbszeB wiisserig-eiterige Fliissigkeit von putrider Beschaffenheit. Beziiglicn der
naheren Beechreibung des Kleinhirnabszesses, der bei der Sektion nicht weiter
eroffnet, sondern erst spater nach erfolgter Hiirtung des Gehirns durchschnitten
wurde, verweise ich auf die spater unten folgenden ergiinzenden Angaben. Aus
dem Obduktionsbefund fiihre icn noch au, dais im durentrennten Wurmgebiet des
Kleinhirns seine Substanz in grofiem Bereiche die Schnittfliichen sulzig ge-
quollen und mehr oder weniger gelb verfiirbt zeigte. Der betrachtlich erweiterte
4. Ventrikel ent.hielt bernsteingelbe, etwas opaleszierend trube Fliissigkeit.
Ilinsichtlich der an der Dura des rechten Felsenbeines nach Entnahme des
Gehirns vorliegenden Befunde sei folgendes hervorgehoben: In einem groBen Be¬
reiche der hinteren und zum Teil auch der oberen Fliiche des Felsenbeines ist
die Dura sulzig infiltriert, aufgelockert, verdickt und etwas schmutzig-grau oder (
braun-griin verfarbt. An einer beschriiiikten Stelle oberhalb des Sinus sigmoideus
findet sich in der hier zunderig zerfallenden Dura auch ein etwa linsengroBer Sub-
stanzverlust, in dessen Grunde der Knochen des Felsenbeines freigelegt und jauchig-
eiterig infiltriert erscheint. Das Tegmen tympani und dessen Dura sind nur in
geringem Grade von entzundlichen Veriinderungen ergriffen.
Der rechte Sinus sigmoideus ist im medialen Anteil vollig, im lateralen nur
teilweise erfilllt von einem sulzigen, organisierten, liellbriiunlichen Thrombus. Die
Wande dieees geschrumpften Blutleiters erweisen sich groBenteils fest mit dem
Knochen verwacnsen. in den seitlichen Teilen schlieBen sich eng an: die erwahnten,
jauchig infiltrierten, bzw. zunderig zerstorten Gebiete der Dura und des Felsenbeines.
Vom Carcinom, das spater an Durchschnitten zur Beobachtung gelangte, konnte bei
der auBeren Besichtigung an keiner Stelle irgendetwas bemerkt werden.
Bei AufmeiBelung des Felsenbeines in der Paukenhohlengegend findet sich
nicht bloB das Gebiet dea Cavum tympani, sondern auch dessen Nachbarschaft in
ihren Knochenraumen ausgefiillt mit einer schmutzig-weiBen oder oraunlich-grauen
Substanz, die zum Teil aus eiterig-jauchiger Fliissigkeit, vorwaltend jedocn aus
feetem, durch AufgieBen von Kocnsalzlbsung nicht wcgschwemmbarein Materiale
beeteht. Dieses letztere gleicht ganz einer Gerinnungsmasse und zeigt eine mehr
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Ccntralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3|4.
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lichtgraue Farbung. Schleirahautreste oder Bestandteile des inneren GehSrorganes
Bind in dem AufmeiSelungsgebiet nirgend erkennbar. Der Knochen erweist sich
ortlich arrodiert und zerstort und ist vollstandig in der erwiihnten Erffillungs-
masse untergegangen. Diese Veriinderungen erstrecken sich auf die gesamten
hinteren Teile des freigelegten Felsenbeinbezirkes und bis in die Nachbarschaft der
Bogengiinge; die Schnecke erscheint da von nicht betroffen.
Bei Besichtigung der Umgebung des rechten Ohres zeigt sich, dafi der auSere
Gehorgang mit den anschliefienden, teilweise eroffneten Warzenfortsatzzellen ein
einheitliches Wundgebiet darstellt, in das ein Gazetampon eingelegt ist. Nach
Entfernung dieses letzteren dringt aus der Tiefe des Felsenbeines zuriickgestauter
jaucliiger Eiter hervor.
In der rechten Retromaxillargegend finden sich einige betrachtlich ange-
schwollene, jedoch nicht eiterig veranaerte Lymphdrusen.
Endlich ist hier noch iiber das Verhalten des Kleinhirnabszesses, wie dieses
sich am geharteten Objekt auf dem Durchschnitt darstellte, zu berichten.
Die AbszeBh&hle ist, wie die nebenstehende im Verhaltnis von
10,5:9 verkleinerte Textfigur 1 zeigt, etwas liber walnuBgroB und
Fig. 1. Durchschnitt durch die rechte Kleinhirnheinisphare mit der Abszeflhohle, von
unten gesehen.
nimmt die seitlich-hinteren Teile des Lob. quadrangularis und die seit-
lich-vorderen des Lob. semilunaris der rechten Kleinhirnhemisph&re
ein. Am seitlich-vorderen Rande der Hemispliare reicht der Abszefi
in einem begrenzten Gebiete an die Pia heran; er barst an dieser Stelle.
wie erw&hnt, nach dem Durchschneiden des Tentorium cerebelli, wobei
sich aus der so entstandenen LUcke ein Teil des in der AbszeBhohle an-
gesammelten putriden Liters ergoB. In der Nachbarschaft der Perfora-
tionsliicke umrahmen den AbszeB teils enveichte, teils noch unveranderte
Windungslaraellen des Lob. quadrangularis in wechselnd dicken Lagen.
Von einer pyogenen Membran.ist nirgends eine Spur zu
sehen. Die Wande des Abszesses erscheinen an den Stellen, an denen
sein Inhalt abgelaufen ist, rauli und wie fetzig zerfallend und sind innen
groBtcnteils grtin- oder grau-schwarzlich verfarbt.
Die durch Bakterieneinwirkung bedingte, auf Schwefeleisenbildung
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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
263
beruhende GrUn- und Schwarzfiirbung des den AbszeB umschlieBenden
Hirngewebes war bereits am frischen Objekt vorhanden. Am Durch-
schnitt des geharteten erweist sich der AbszeB vorherrschend wie von
einem breiten roten Band umfangen, so zahlreich und dicht siud die den
AbszeB unmittelbar umgrenzenden weiBen Marklager von frischen, zu-
meist punktformigen Blutungen eingenommen. Die reichlichere Schwarz-
farbung im medialen Randgebiet des Abszesses mag sich wohl haupt-
sachlich daraus erklaren, daB dort die Blutungen bereits langer De-
stehen und reichlicher erfolgten, zum Teil aber auch aus dem lebhafteren
Farbenkontrast, den dasel^t die unmittelbare Nachbarschaft der blen-
dend-weiBen Marklamellen des Arbor vitae bedingt und hervorbringt.
Dem beschriebenen Verhalten nach tragt dieser KleinhirnabszeB
alle Zeichen einer rezenten Bildung an sich, er entbehrt insbesondere
jeder Kapselmembran und gehbrt also im Sinne der Bezeichnungen
von R. Mtiller ( 15 ) zu den „parenchymatosen“ und nicht zu den
„interstitiellen“ AbszeBformen. Im engeren kennzeichnet ihn seine Be-
schaffenheit aber noch als jene spezifische AbszeBform, bei der anaerobe
Bakterien im Spiele sind. Denn, wie Neumann bereits ( 12 , p. 12)
treffend ausftihrt, zeigen diese gegentlber den durch gewohnliche
Eitererreger (grampositive Kokken) bedingten Hirnabszessen ein ganz
anderes anatomisches Bild. Sie haben statt einer distinkten Membran
„weiche nekrotische Rdnder“ und enthalten nicht dicken „guten“, son-
dern dtinnfltissigen stinkenden Eiter, bzw. nach Neumanns Beschrei-
bung ,,halbfltlssige nekrotische Massen und brOckeligen Detritus 11 .
III. Von den anatomischen und mikroskopischen Befunden des
Felsenbeines.
Behufs naherer Untersuchung des Felsenbeines wurde es nach Fixie-
rung in 4-proz. Formaldehydlosung in 6,5-proz. Salpetersdure entkalkt
und hierauf das Felsenbeininnere durch Anlegung von 2 vertikalen
Frontaldurchschnitten der Betrachtung zuganglich gemacht.
Der vordere dieser frontalen Durchschnitte (s. Textfig. 2) durch-
quert die Keilbeinhohle, schneidet die hintere Wand der Arteria carotis
(bzw. ihres Knochenkanales) in der ganzen Ausdehnung des oberen
vertikalen und des horizontalen Abschnittes, trennt die Spindel der
Schnecke im mittleren Anteil quer durch und trifft den Warzenfortsatz
in seiner grdBten Ausdehnung ungefahr 1 / 2 cm hinter dem auBeren
Gehdrgang.
An dieser Schnittfl&che nimmt die eiterig durchsetzte und in den
mittleren Teilen auch brockelig zerfallene Afterbildung das ganze Gebiet
der Trommelhohle, ohne daB von ihrem Hohlraum noch eine Restspur er-
halten ist, und ihre Umgebung in etwa Kronensttickausdehnung ein.
Die Afterbildung dringt oben im Gebiete zwischen Warzenfortsatz und
Schnecke und insbesondere iiber dem inneren und mittleren Drittel des iiuSeren
Gehorganges in die Decke des Felsenbeines, bis nahe an die Dura bin, vor. Der
mediale Gesehwulstrand halt sich in seinem oberen Anteil 2—4 cm von der Schnecke
entfemt, unterhalb von ihr ist er in konvexem Bogen medialwarts >veit vorge-
schotjen und tritt in seinen unteren Anteilesn nahe an den absteigenden Schenkel
des Canalis caroticus heran. Die untere Grenzlinie der Afterbildung verliiuft
f rofitenteils im unteren Knochensaum des Felsenbeines, zeigt, in der Umraumung des
'oramen stylomastoideum eine zackige Vorbuchtung und dringt in die medialen
Anteile des Knochens, sie voilig zerstdrend, vor und auch et.was ins anhegende,
narbig verdichtete und teilweise auch streifig infiltrierte Muskel- und Zell-
gewebe hinein.
Was das Verhalten jener Teile des Felsenbeines, die vom Krebs freigeblieben
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sind, anlangt, so ist insbesondere hervorzuheben, dafi der Warzenfortsatz in einer
Breite von IV 2 cm alter pneumatischen Zellen ermaugclt, also in ganzer Aus-
dchnuug, und zwar bindegewebig konsoldiert ist, und dab auch die Schnecke in
ihrein nautigen Teil verodet und nainentlich am medialcn und unteren Saum von
einem auffalLig dichten 2—4 mm breiten Knochenbindegewebszug umrahmt ist.
Der zweite, d. i. der hintere von den beiden durch das Felsenbein ge-
fiihrten Frontalscbnitten lauft in einem Abstand von l 1 / 2 cm mit dem vorderen
parallel, beruhrt das Foramen fur den Nervus glossopharyngeus und vagus am
vorderen Rand und fiillt im lateralen Teil des Sinus sigmoideus mit dessen Achse
zusammen. Die Afterbildung besetzt im Bereiche dieses Durchschnittes das Felsen-
bein oben bis nahe an die Dura hin, medial und unten greift sie bis an den
obliterierten Sinus sigmoideus und lateral bis zum inneren Rand des sklerosierten
Warzenfortsatzes vor. \
Schliefilich wurde das Verbreitungsgebiet der Geschwulst auch noch durch cine
teilweisc Abtragung der Decke des Felsenbeines niiher ermittelt. Diese
Fig. 2. Vorderer frontaler Durchschnitt durch das rechte Felsenbein. ( 7 / e der natur-
lichen Grofie).
Abtragung erfolgte durch einen etwas uach vorne geneigten Frontalschnitt, der an
der oDeren Flache des Felsenbeines einsetzte und ungefahr in der Achse des
auBeren Gehorganges bis an die Grenze des auliereu und mittlercn Drittcls des-
selben, und zwar seitlich gefiihrt wurde, ferncr mittels eines sagittalen Vertikal-
schnittes, der mit dem seitlichen Ende des ersteren unter rechtem Winkel zu-
saininenstieb. Auf diese Weise konnten die Deckenteile der Trommelhohle und
des medialen Gchdrganggebietes abgehobcn werden und stand der Einblick in diese
Abschnitte offen.
Dabei zeigte sich nun die Gcgend der Trommelhohle von brdcke-
ligem, weiBlichem Materiale erfilllt und ebenso auch die innersten Teile
des aufieren Gehorganges mit solchem vollgepfropft. Vom Tromnielfell
lieB sich. mit freiem Auge keine Spur erkennen, die freigelegten W&nde
des Gehorganges zeigten sich verdickt und ihre Innenflachc durch vor
ragende weiBliche KrUmel uneben.
Zur Ermittelung der Natur der Neubildung und der ilbrigen Ver-
anderungen ant Felsenbein, insbesondere auch am obliterierten Sinus
transversus, wurden von 3 Stellen Stilcke ausgeschnitten und diese nach
Einbettung in Celloidin in Schnitte zerlegt. Die Wahl fiel dabei:
1 ) auf das Deckengebiet der Trommelhohle und der inneren
Teile des iiufSercn Gehorganges; das dieser Stelle entnommene Stuck 1 st
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v. Hibler, Zur Kenntnis dcr pathogenen Anaeroben.
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der ( 0,75 und 0,5 cm der Hohc bzw. Breite, 2,75 cm der Dicke aach messende)
laterale Teil jenes Segmentes, das vom Felsenbeindach durch den Horizoutal-
schnitt, wie erwiihnt, abgetrennt wurde und gehort groBerenteils dem vorderen als
dem mittleren von den 3 Hauptteilstiicken an, in die das Felsenbein bei der
spateren Anlegung der beiden schon beschriebenen vertikalen Frontaldurchschnitte
zerfiel;
2) auf den innen vom sklerosierten Warzenfortsatz liegenden Abschnitt des
Felsenbeines in einer Ausdehnung von 3,5 cm in der Hohe, 1,25 in der Breite und
1 cm in der Dicke; dieeer Block entstammt dem mittleren Hauptteilstiick des
Felsenbeines und schlieBt den Kernteil der Qeschwulst mit der Region
der Mittelohrraume in sich;
3) auf ein 1,1cm breitesSegment aus dem hinterenHauptteilstiick des
Felsenbeines mit dem ooliterierten Sinus transversus, das vom
Foramen des Nervus vagus und accessorius 0,7 cm seitab liegt.
Was die Befunde in den Schnittpraparaten vom Block I
anlangt, sei zunachst auf jenen aufraerksam gemacht, der sich am
auBeren Gehorgang, und zwar an der im Schnitte vorliegenden oberen
Halfte desselben, darbietet. Es findet sich die Umrahmung des in den
betreffenden Schnitten querdurchsetzten Gehbrganges fast in ganzer
Ausdehnung durch ein Granulationsgewebe gebildet, das sehr reich-
liche, zu Strangen, Nestern und Kugeln angeordnete Plattenepithel-
wucherungen enthalt und bei ortlichem GefaBreichtum vielfach, m. m.
dicht, Leukocyteninfiltrate aufweist. Diese in typischer Weise krebsig
veranderte Wandstrecke ist groBenteils 1,6 mm breit und schlieBt mehr-
fach verhornte, geschichtete Epithelzellhaufen, Perlkugeln ein; einzelne
der letzteren finden sich auch m. m. abgelBst und in das Lumen des
Gehorganges vorgeschoben.
Die an dieses krebsige Granulationsgewebe angrenzende Knochen-
wand des auBeren Gehorganges ist vorne und oben volligerhalten, hinten
jedoch in ganz ahnlicher Weise wie der hautige Teil des Gehdrganges
durch krebsiges Granulationsgewebe ersetzt. Noch in viel weiterer
Entfernung vertritt dieses letztere auch die Deckenteile des Felsen¬
beines, es greift in der Richtung nach hinten und oben an einer Stelle
fast an die Dura vor.
Der hier am weitesten vorreichende Auslaufer des narbigen Granulations-
f ewebes ermangelt jedoch bereits der krebsigen Einlagerung. In diesen nicht
rebsigen Auslaufern und auch in den iibrigen m. m. krebsigen Teilen des Granu-
lationsgewebes finden sich da und dort Anhaufungen von braunem, kornigem
Pigment sowie einzelne erweiterte GefaBraume vor. Letztere enthalten auch zer-
fallendes Blut in Form verschieden groBer hyaliner Tropfchen und Kugeln, ferner
einige verquollene Zellen und sind an ihrer Innenflacne mit einem Kranze ge-
wucnerter Endothelien besetzt. Im knochernen Deckengebiet des Antrum tym-
panicum halt sich die Grenze der krebsigen Teile noch etwa 1,6 mm von der
Dura entfernt.
Im besonderen hervorzuheben ist hier auch noch, daB hinten und oben vom
auBeren Gehorgang das ins Gebiet vom Antrum tympanicum vorwachsende krebsige
Granulationsgewebe in einem 1 / i qcm groBen Felde zahlreiche nekrotische Knochen-
balkchen und splitterige Reste von solchen einschlieBt und selbst grSBtenteils
nekrotisch zerfallen ist.
Vom Block II wurden sowohl an der medialen als auch an der
lateralen Flache Schnitte abgenommen. Diese Schnitte stellen ent-
sprechend der Herkunft des Block es Sagittalschnitte durch die
mittleren bzw. seitlichen Teile des Felsenbeines dar, und zwar betreffen
die von der medialen Flache Gebiete, welche 1 cm, und die von der
lateralen Flache solche, welche 2 cm vom Meatus audit, intern, seitab
liegen.
Was die an diesen Schnitten zu beobachtenden histologischen
Veranderungen anlangt, so ergibt schon die Lupenbetrachtung, daB
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26(S Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3|4.
das Felsenbein in den Schnitten von der medialen Blockseite bis auf
kleine Randteile fast in ganzer Ausdehnung durch die krebsige After-
masse ersetzt ist, wahrend in den Schnitten von der lateralen Block-
seitc Einlagerung von Krebsgewebe nur in den mittleren Gebieten des
Felsenbeines besteht. In den Schnitten von der medialen Block¬
seite ist die Knochensubstanz des Felsenbeines nur oben und uritcn
im Randbereiche und im Innern an der Gehorgangumrahmung teil-
weise erhalten, im Ubrigen jedoch durclnveg von der Afterbildung
eingenommen, wie die nebenstehende Textfigur 3 erkennen l&Bt.
Fig. 3. Sagittaler Durchschnitt durch
den medialen Teil des aus dem mitt¬
leren Hauptteilsttick des rechten Felsen¬
beines herausgeschnittenen Blockes II.
Die vorgrcifenaenCarcinomwucherungen
durch Farbe kenntlich gemacht. (Beil.
37,-fache VergroBerung.)
Fig. 4. Sagittaler Durchschnitt durch
den lateralen Teil desselben
Blockes II wie Fig. 3. Die Carcinom-
einlagerungen durch Farbe keDnbar
gemacht. (BeiL 3 l /|-fache VergroSe-
rung.)
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In dieser Figur zeigen sich am vorderen Schnittrand, der abgesehen
vom Gehorgangsegment jeder natfirliehen Begrenzung ermangelt, alle Felsen-
beinteile von der Afterbildung eingenommen; am untcren Rande blieb der mit
Muskel- und Sehnengewebe besetzte Knochen nur im hinteren Anted erhalten.
vorne liel er jedoch der Afterbildung zuin Raube und ebenso im mittleren Bereiehe
dieses Randes; dein letzteren entlang ist die Afterbildung auch noch in die an-
liegende Muskulatur etwas vorgedrungen; am hinteren Schnittrande, der
im oberen und mittleren Teile der hinteren Flache des Felsenbeines und zwar
seiner naturlichen Begrenzung entspricht, findet die Afterbildung oben in der Dora
ihr Ende, wahrend sie in den mittleren Teden diesc zerstort und fiber sie hinaus
gegen den Blutleiter wenn auch nicht bis zur Oberflache des hier anliegenden
Kleinhirns vordringt.
Was die Schnitte von der lateralen Blockseite betrifft,
so findet sich, wie gesagt, die Afterbildung in denselben auf ein viel
Feld der spongidsen Binnenteile des Felsenbeines, namlich auf
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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anadroben.
267
die Nachbarschaft des Antrum mastoideum bzw. auf den Bereich dieses
selbst beschrankt; die Randbezirke des Felsenbeines, die in diesen
Schnitten vorliegen, sind in ziemlich breiten Schichten erhalten ge-
blieben. Entsprechend dein oberen Teil der hinteren Fl&che des Felsep-
beines zeigen diese Schnitte den Duraiiberzug und in demselben die
vordere Halfte des zum Teil obliterierten Sinus getroffen (vgl. Text-
fig. 4).
Beztiglich der Beschaffenheit der das Felsenhein ein-
nehmenden Gewebsbildungen sei hier gleich hervorgehoben, daB
diese keineswegs von gleichartiger Natur sind.
Es handelt sich vorwaltend um ein narbiges, dabei krebsig infil-
triertes und zugleich mehr oder minder nekrotisch ver&ndertes Gra-
Fig. 5. Das obere Gebiet des in Fig. 3 dargestellten Schnittes bei beil. 6-faeher Ver-
groflerung.
nulationsgewebe, teilweise aber auch bloB um eines, das eiterig durch-
setzt und auch jauchig zerfallen erscheint.
Au den Schnitten von der medialen Blockscite zeigt sich das
Krebsgewebe insbesondere in den Gebieten der Randausbreitung und ferner in
der Umgebung des Gehorgangsegmentes erhalten, wiihreud es in den mittleren
Teilen vollig nekrotisch veriindert ist. Erhalten blieb es in dem kleinen Felde vor
dem Gehorgangsegment, in dem auch die zelligen Infiltrate nahezu fehlen, die
hinten und oben vom Gehorgangsegment und auch sonst an den krebsigcn und
auch an den nicht-krebsigen Granulationen in verschieden hohem Grade allent-
halben bestehen.
Die zellig-eiterigen Infiltrate zeigen eine schiirfere Ausbildung be-
sonders an jener Stelle des unteren Felscnbeinrandes, an der, wie erwiihnt, auch
die dort ansetzenden Muskeln teilweise in die entziindliche Granulations-
bildung einbezogen sind.
In dem nekrotischen mittleren Krebsgebietfelde finden sich wie
auch sonst zahlreiche Knochensequeslerstiickchen, die gleichwie auch
manche nicht nekrotisierte Knochenbiilkchen sich m. o. m. vollstandig, teils von
Krebszellvegetationen, teils von entzundlichem Granulationsgewehe urngeben bzw.
arrodiert, teils auch von Eiter umlagert zeigen.
An dem im Schnitt getroffenen Segment der innersten Teile des iiufieren
Gehorganges erweist sich dessen Wand frei von krebsigen Einlagerungen und
in ihrem unteren Gebiete iiberhaupt nur wenig verandert, im oberen ningegen
infolgo reicher Leukocyteninfiltration betrachtlich verdickt. Im Lumen des Gchor-
ganges liegen einige mit Eiter bedeckte kleinste Knochensequester. (Vgl. bezuglicb
dieser Befunde obige Textfig. 5.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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In den Schnitten von der lateralen Blockseite, in -Jenen das
Krebsgewebe ein relativ kleines Gebiet des Felsenbeines einnimmt, hat im iibrigen
in alien Binnenraumen dee Knochens vorherrechend das schon erwahnte narbige
und dabei m. m. zellig infiltrierte Granulationsgewebe Platz gegriffen. In topo-
graphischer Hinsicht handelt es eich hierbei (vergl. Textfig. 4) groflenteils
um Spongiosaraume der medialen Warzenfortsatzregion. Oertlich
schlieBt dieses narbige Granulationsgewebe reichlich Haufchen and Elumpen
oder auch vereinzelte Korner von Blutpigment ein; auch Hamorrhagien und frische
entzundliche Veranderungen, wie Fibrmnetze und Eiterherdchen finden sich viel-
fach in dera alle Markraume erftillenden Granulationsgewebe.
In dem die Mitte des Schnittes einnehmenden carcinomatosen Felde
dieser Felsenbeinregion, das in Textfigur 6 bei beilaufig 7-facher VergroBerung
Fig. 6. Das mittlere Gebiet des in Fig. 4 dargestellteu Schnittes bei beil. 7-facher
Vergroflerung.
wiedergegeben ist, bemerkt man nur an wenigen Stellen Knochensequester, die der
Lage und dem Aussehen nach durchaus der Spongiosa entstammen und ebenfalls
von vereiterten Granulationen oder von Krebsgewebe oder teils von jenem, teils von
diesem umgeben und auch m. m. arrodiert sind.
Die im oberen Teil des Schnittpriiparates (s. Textfig. 4) vorhandene, der
hintereu Felsenbeinflache angehorige Dura zeigt, abgesehen von chronischen Ent-
zundungsveriinderungen in ihren oberflachlichen Schichten, mehrere zerstreut liegende
hamorrnagische Exsudatherdchen.
Der Dura schlieflt sich untenzu ein Segment der vorderen Wand dee Sinus
transversus beziehungsweise der ihn einnehmenden von feinen Kapillaren reieh
durchsetzten von Blutaustritten eingenommenen Thrombusreste an. (Vgl.
Textfig. 6.)
Noch hochgradigere Veranderungen weisen im Sinusbereiche
die vom Block III angefertigten Schnittpraparate auf, die
die medialen hintereu unteren Teile des Felsenbeines in der Umgebung
des Sinus im Sagittaldurchsc.hnitte zur Ansicht bringen. Hier zeigt
sich die knocherne Umrahmung in ihrem oberen vorderen Anteil durch
Krebsgewebe und vereiternde Granulationen vbllig sequestriert. Direkt
nach vornezu ersetzen hier den Knochen in Vernarbung begriffene
Granulationen, und nur im unteren Anteil ist die Knochenumrahmung
des Sinus erhalten geblieben. Der Blutleiter zeigt sich hier im Inneren
vollig mit lockerem gefaBreichen Bindegewebe ausgeftlllt, in seinen
Wanden von ebensolchem eingenommen und als Ganzes betrachtlich
geschrumpft. Das auf thrombotischer Grundlage entwickelte Ftlllgewebe
des Blutleiters enthalt hier auch einige kavernbse GefaBraume, Thrombus-
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v. Hi bier, Zur Kenutnia der pathogenen Anaeroben.
269
reste sind in ihnen jedoch nicht mehr erkennbar. An der hinteren Wand
des Sinus ist die straffe Dura kaum irgendwie verandert, aber zwischen
der oberen Sinuswand und den erwahnten Sequestern der knOchernen
Umrahmung der Sinusfurche liegt ein breiter Streifen von Granulations-
gewebe, das nach vornezu eiterig, nicht jedoch krebsig durchsetzt ist,
wohl aber im hinteren Anteil viele Krebsvegetationen einschlieBt und
dabei in vorgeschrittener Vernarbung begriffen ist.
Gleichwie in den Schnittpraparaten von der medialen Fl&che des
Blockes II so findet sich auch hier das dem Felsenbeine unten bzw.
vornezu anliegende Muskel- und Zellgewebe entziindlich verandert und
m J . in. stark verodet.
IV. Bericht ttber die bakteriologische Untersuchung.
A. Die bakteriologischen Befunde am frischen Eiter- and Jauche-
material des Kleinhirnabszesses und des Felsenbeininneren.
Die mikroskopischen Untersuchungen der aus dem Klcinhirnabszssse
entleerten schinutziggrauen und, wie gesagt, putrid ricchenden Eiter-
fltissigkeit ergab in Gram-Praparaten den Befund von zahlreichen,
meist kokkenartig kurzen, mitunter aber auch langgestreckten gram-
negativen Stabchen und auBerdem von wenigen grampositiven
Streptokokken. Die zelligen Elemente des Eiters zeigten im mikro¬
skopischen Bilde ungewOhnlich weitgehenden und ausgebreiteten Zer-
fall, so daB sie nur in wenigen Praparaten so gut darstellbar waren,
wie in dem in Fig. 1 der Tafel dargestellten.
Im besonderen hervorheben mOchte ich hier die Beobachtung, daB
an manchen Stellen der Praparate die langgestreckten Stabchen Sporen-
anlagen oder vollkommen ausgebildete Sporen entwickelt zeigen. Von
dieser Tatsache habe ich mich durch Anfertigung zahlreicher Deck-
glaschenausstrichpr¶te tlberzeugt, die ich entweder trocken oder mit
Kochsalzlosung auf Objekttr&ger gelegt untersuchte.
An dieser Stelle ist ferner auch noch anzuftlhren, daB an manchen
der kurzen und der langen Stabchen der Pr¶te bei Zusatz von Koch¬
salzlosung zum Eiter bei Untersuchung im hangenden Tropfen deut-
liche, wenn auch nur wenig lebhafte Eigenbewegung zu beobachten war.
B. Die Ergebnisse des Kulturverfahrens.
Bei meinen Ztlchtungsversuchen bildeten sich nach Einimpfung in
Agarnahrboden, die mit Hirnbreidekokt zubereitet waren (bei Brilt-
temperatur), bereits innerhalb von 24 Stunden Kolonieen, und zwar
von Linsengestalt, mit glatten, wenig konvexen Flachen, und von zu-
meist kaum 1 mm erreichendem Durchmesser (vgl. Fig. 2, Taf.).
Im Bereiche oder in der Nachbarschaft der Kolonieen kam es unter
diesen Umstanden ebenso wie in den Kulturen, die in traubenzucker-
haltigem Agar von gewOhnlicher Zusaramensetzung erzielt wurden, in
der Regel am 2. oder 3. Tage auch zur Entwicklung von Gas bias -
chen (vgl. Fig. 3, Taf.).
Die Kolonieen in diesen Nahrboden zeigten bei mikroskopischer Be-
trachtung selbst an den auBersten Randteilen manchmal keine deutliche,
wenn aber, so eher eine kornige als fadige Struktur und erschienen dabei
ilbrigens meist mehr oder weniger dunkelbraun gefarbt.
Nach den vorhin genannten Eigenschaften und im Sinne der von mir
anderorts ( 16 , p. 57, 58) gebrauchten Ausdruc.ksweise sind die ge-
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
schilderten Kolonieen dieses Anaerobiers zum Typus der „geschlossenen
Kolonieen“ zu stellen. Den gemeinten Typus halt jedock der Mikrobe
in seinen Kolonieen zwar in der Regel, aber doch nicht unter alien
Umstanden ein. In gewissen Fallen nahrnen die Kolonieen bei raeinen
Ztichtungsversuchen Wollballchen- oder Flockenform und nicht typische
Linsengestalt an. (Vgl. Fig. 4 und 5, Tafel.) Derartige Kolonieen
besaBen dann „zerschlissene“, aufgefaserte Rander und ausgesprochen
fadige Struktur.
Dieses Verhalten der Kolonieen beobachtete ich z. B. in Kulturen,
die nach Einsaat von Sporenmaterial des Mikroben und nach an-
schlieBendem, 2 oder 3 Minuten langem Erhitzen des Nahrbodens in
strbmendem Wasserdampf erzielt wurden. Den Umstdnden gem&B
konnten die Kolonieen solchenfalls nur aus Sporenkeimen der Mikroben
hervorgegangen sein. Aber auch aus vegetativen Keimen erwachsende
Kolonieen entwickelten sich in manchen Traubenzuckeragarkulturen zu
zerschlissenen Gebilden. Ein solcher Befund ergab sich z. B. nach Ver-
impfung von Mikrobenmaterial aus einer 6-tagigen Hirnbreikultur in
Traubenzuckerpeptonkochsalzagar, welcher Nahrboden mit Muskeln aus
einer Menschenleiche zubereitet worden war.
In den Agarkolonieen zeigen die Iudividuen des Mikroben, wie
die mikroskopische Untersuchung davon abgeloster Teilchen ini hdn-
genden Tropfen ergibt, in der Regel sehr verschiedene Formen.
Es finden sich meist kokkenartig kurze Gebilde, die nach Einsaat von
Sporenmaterial des Mikroben in Traubenzuckerserumagar, wie schon
erw&hnt, nach angeschlossenem 2—3 Minuten langem Erhitzen des
Nahrbodens im strbmenden Wasserdampf erzielt wurden, so daB sie sich
unzweifelhaft aus Sporen entwickelt batten. Aber keineswegs bloB
aus Sporen hervorgegangene Kolonieen zeigten in 1-proz. Traubenzucfcer-
agarkultur dieses Verhalten, sondern auch aus Vegetationsformen er-
wachsene Kolonieen.
Neben den so in vorwaltender Menge entwickelten kokkenartig
kurzen Gebilden finden sich ferner auch, wenngleich manchmal nur
in maBiger Anzahl, 2—3mal l&ngere Stabchen.
Der Dicke nach weichen dabei die Formen weniger voneinander ab.
Uebrigens liegen die kurzen vielfach in Paaren, wohl auch zu 3 und 4
beisammen, die langen bilden mitunter Faden und sind dann ineist zu
grOBeren Btlndeln und Haufen vereint. (Vgl. Fig. 6, Tafel.)
Ganz ahnlich verhalten sich die Wuchsformen der Mikroben, wie
ich im Anschlusse hier gleich vorweg bemerke, in Gelatinekulturen.
Einigen Bestimmungen zufolge, die ich an Mikrobenindi-
viduen von einer 7-tagigen Gelatinekolonie durchgeftihrt. habe,
schwankt die Lange der ungeteilten Mikrobenindividuen zwischen 2—5 n
bei einer Breite von 0,4—0,8 n.
In Teilung begriffene Individuen zeigten bei einer Breite von
0,6—0,8 n eine Lange von 3—6 n.
In vielen, wenngleich nicht in alien Fallen kann man an manchen,
sowohl der kurzen als langen Stabchen aus den Agarkolonieen schldn-
gelnde, fortschreitende, auch purzelndc Eigenbewegung beobachten.
wenn man die Kolonieenteilchcn im hangenden Tropfen untersucht.
Solche Eigenbewegung konnte auch an sporenhaltigen Stabchen be-
obachtet werden und nicht nur an dem Materiale von Agar- sondern
auch von anderen Kulturen.
Zum Nachweise der GeiBeln des Mikroben gelangte ich erst
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nach vieleu fehlgeschlagenen Versuchen, die ich besonders nach dem
Fischerschen 1 ) und Zettnowschen 2 ) Verfahren anstellte; namentlich
der erstgenannten Methode, die ich bereits beim Nachweise der GeiBeln
anderer Mikroben mit gutem Erfolg getibt habe, bediente ich mich im
weiteren Verlaufe zu inrer Darstellung.
Es ergab sich dabei, daJ3 die welligen GeiBeln vorherrschend an
den Langsseiten der Stabchen sitzen, und zwar in groBerer Anzahl,
n&mlich zu 12—18, und daB sie die Stabchen um das Zwei- bis Drei-
fache (ibertreffen (s. Fig. 7, 8, 9, Tafel).
Auch bei diesen Untersuchungen ergab sich mir neuerlich die Er-
fahrung, daB fiir den Erfolg der GeiBelfarbung fast mehr die Be-
schaffenheit der Kultur, in der die Mikroben sich entwickelt haben,
als die Beschaffenheit der Beize ausschlaggebend ist, die in Verwendung
kommt.
Wenn die Kulturen 3—4 Tage alt geworden sind und dabei die
alkalische Reaktion nicht eingebtlBt haben, so kommen |an manchen
namentlich der langen Stabchen kleine, fast vollig kugelige und end-
standige Sporen zur Beobachtung, so daB die Stabchen endlich ein
trommelschlagelformiges Aussehen darbieten (s. Fig. 10 und 11, Tafel).
Zu solcher Sporenbildung kommt es in der Regel mehr herdweise,
an Stellen reichlicher Fadenentwickelung, wo man sie dann meist in
groBerer Anzahl vorfindet. Unter den angeftlhrten Bedingungen bildet
der Mikrobe, was hier gleich hervorgehoben sei, auch in den Serum-
nahrboden und im Hirnbrei gleichwie in anderen Kulturen Sporen von
der beschriebenen Art.
Was die Gelatinekulturen anlangt, so ist noch im besonderen
anzugeben, daB die in traubenzuckerhaltigen Gelatinenahrboden aus-
gesaten Mikroben — und zwar, wenn diese Nahrboden eine analoge
Zusammensetzung haben wie die oben erw&hnten Agarnahrbdden —
bei 20—23° C kaum vor dem 6.—8. Tag zu kleinen punktfdrmigen
Kolonieen sich entwickeln (vgl. Fig. 12, Tafel).
Bei der weiteren Entwickelung kdnnen die Gelatinekolonieen ver-
schiedene GroBe erreichen (s. Fig. 13), doch bleiben sie mitunter aucli
bei HirsekorngroBe stehen, wahrend sich sonst in der Folge im Be-
reiche oder in der Nachbarschaft der Kolonieen bzw. der zusammen-
flieBenden Vegetationen Gasblasen bilden und noch spater, wenn auch
hiiufig sehr langsam und allmah 1 ich, Erweiclning und endlich Ver-
fltlssigung der Gelatine eintritt. Diese letztere Veranderung stellt
sich oft erst in der 4., 5. Woche oder noch spater ein. In solchen Fallen
werden die gebildeten Gasblasen lange Zeit in der zahen Gelatine fest-
gehalten und vermogen nicht wie sonst emporzudringen und zu ent-
weichen (s. Fig. 14, Tafel). Abgesehen von den vereinzelten Fallen,
in denen, wie erwahnt, die Kolonieen ihr Wachstum bei HirsekorngroBe
einstellten und dauemd getrennt blieben, erfolgte der Regel nach die
vollige VerflUssigung der Gelatine unter Zubodensinken der Kolonieen
etwa bis zum 30. Tage.
Was die Randbeschaffenheit der durchwegs kugeligen (Ge¬
latine-) Kolonieen betrifft, so ist anzufiihren, daB ich an ihnen in
keinem Falle und auf keiner Stufe der Entwickelung radiarstrahlige
1) Fischer, Alfred, Untersuchungen iiber Bakterien. fJahrb. f. wissensch.
Botanik. Bd. 27. 1895. p. 82—84.)
2) Zettnow, Ueber GeiUelfarbung bei Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. u.
Infektionskrankh. Bd. 30. 1899. p. 95 ff.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
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S&ume beobachten konnte. Meinen Beobachtungen nach bleiben jene
Kolonieen, welche ihr Wachstum bei HirsekorngroBe einstellen, wenn
sie auch manchmal etwas wellig auslaufen (vgl. Big. 15, 16, Tafel),
glatt begrenzt und ihr Gefiige zeigt am Rande eher kornige als fadige
Beschaffenheit. Dasselbe Verhalten bieten in den frtlhen Stadien der
Entwickelung auch die Kolonieen dar, die spater sogar mehr als Hanf-
korngroBe erreichen.
In noch spateren Stadien der Entwickelung fasern sich jedoch die zu
HanfkorngrbBe herangewachsenen Kolonieen am Rande auf, und zwar
unter Bildung eines filzigen, losen und dichten, feinen oder groben
Ranken- oder Fadenwerkes (s. Fig. 17, Tafel).
Hinsichtlich der Veranderungen, die der Mikrobe bei Ztichtung
in Gehirnbrei-, Serum- und MilchnaJirboden an den betreffenden Sub-
straten hervorruft, ist von mir bisher folgendes ermittelt worden:
In den Hirnbreinahrbdden bringt die Entwickelung desMikroben
allmahlich eine Verfarbung der Hirnbreimassen ins Graue und in
den typischen Fallen schlieBlich ins Schwarze mit sich. Schon vor dieser
Entwickelungsphase kommt es in den Kulturen aber auch zu betracht-
licher Gasbildung. Mit dem Eintritt der Schwarzfarbung fangen die
entwickelten Gase an mehr oder weniger stark faul zu riechen.
Im Vergleiche mit verwandten Anaeroben verzbgert sich bei den
Kulturen des hier beschriebenen die Verfarbung des Hirnbreies der
Regel nach urn einige Tage. Da die Entwickelung des Mikroben tiber-
haupt in den meisten Kultursubstraten erst am 2. oder 3. Tage grdBere
Lebhaftigkeit gewinnt, darf man wohl annehmen, dafi auch jenen Unter -
schied seine langsamere Entwickelungsfahigkeit an sich bedingt.
Gelangt der Mikrobe in Hirnnahrboden von urspriinglich neutraler
oder schwach alkalischer Reaktion zur Entwickelung, so erfolgt die
Verfarbung des Hirnbreies ins Grauschwarze der Regel nach im Ver-
lauf von etwa 8 Tagen, soferne die verimpften Mikroben ihre voile
Lebensenergie besitzen. Hat jedoch die betreffende Mikrobengeneration
in einem gewissen MaBe eine Abschwachung erfahren, so kann nament-
licli bei saurer Anfangsreaktion des Hirnbreinahrsubstrates die Grau-
schwarzfarbung viel spater sich einstellen und in einzelnen Fallen
iiberhaupt. kaum deutlich werden. Ein derartiges Verhalten lafit sich
an Kulturen mit sehr geringem Hirnbreiquantum (4—6 g) am ehesten
beobachten. Dabei handelt es sich jedoch um keine andauernde Ver-
anderung der Eigenschaften des Mikroben, denn nach Uebertragung
von Impfmaterial aus einer solchen Kultur auf eine groBere Menge
(V 4 Liter') Hirnbreisubstrat stellt sich darin gegen den 10. Tag regel-
maBig die typische Grauschwarzfarbung ein ebenso wie die Bildung
stinkender Gase.
Was im besonderen die Entwickelung faulig riechender Gase in den
Kulturen des Mikroben anlangt, so ist zu bemerken. daB sie mit dem
MaBe des zur Verwendung gelangenden Hirnbreiquantums augenschein-
lich zu- und abnimmt.
Hangt man in den lufterfullten Raum derartiger Kulturrflhrchen
einen mit Bleiacetat bzw. — nach Morellis Verfahren ( 17 ) — einen
mit Oxalsaure getranktcn sterilen Filtrierpapierstreifen, so farbt sich
der erst ere im Laufe der Kulturentwickelung allmahlich schwarzlich, der
letztere rotlich, worin sich die durch das Wachstum des Mikroben unter
diesen Umstanden erfolgende Bildung von Schwefelwasserstoff,
bzw. von Tndol kundeibt. Diesem Verhalten zufolee gehOrt also der
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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
273
Mikrobe zu den — wenigstens in Hirnbreinahrbbden — Alkali und
auch Indol bildenden Anaeroben.
An den verschiedenartigsten Serum- und Transsudatnahr-
bOden, die durch Hitzeeinwirkung zum Gerinnen gebracht
worden waren, konnte ich nach Einimpfung und Entwickelung des
Mikroben niemals eine AuflOsung und VerflUssigung der be-
treffenden Eiweibkorper beobachten. Zur VerflUssigung des starren
Serums kam es in den gemeinten Kulturen auch nicht im Verlauf vieler
Monate, und sie unterblieb auch in jenen Rohrchen, in denen die Ent¬
wickelung infolge Beimischung von Kohlehydraten ganz besonders Uppig
vor sich gegangen war.
Demnach fehlt diesem Anaeroben die Fahigkeit durch
Hitze koaguliertes Serum zu verflUssigen. Da alle anderen
Anaeroben, die das VermOgen, den Hirnbrei zu alkalisieren
und zu schwarzen, mit ihm teilen, geronnenes Serum unter
entsprechenden Umstanden verflUssigen, so verleiht dieser Um-
stand der untersuchten Art eine sie allein auszeichnende
Sonderstellung.
Die Kohlehydrate der verschiedensten Art zerlegt der Anaerobe
bei seinem Wachstum der Regel nach in so ausgiebigem Mabe, dab es
zu reichlicher Gasbildung in den Kulturen kommt. Ich benUtzte zu
den einschlagigen Versuchen, in denen diese Tatsache ermittelt wurde,
durchweg Agarnahrboden, die mit Milz aus Menschenleichen zubereitet
und mit 1 Proz. Pepton, 0,6 Proz. Kochsalz und 1 Proz. des betreffenden
Kohlehydrates versetzt waren. Schlieblich wurden diese Agarnahrboden
unter Zusatz einiger in Alkohol wiederholt ausgelaugter Lackmuswttrfel
(etwa 6 auf 100) alkalisiert und zugleich lackmushaltig gemacht.
Von Kohlehydratsorten zog ich Trauben-, Milch-, Rohrzucker,
Glyzerin, Maltose, Kartoffelstarke und Glykogen in Verwendung. In
alien mit einem der genannten Kohlehydrate versetzten Agarnahrboden
bewirkte der Mikrobe bereits am 2. Tage nach der Einsaat bei 37° C.
lebhafte Gasbildung; nur die glykogenhaltigen Kulturen machten
davon eine Ausnail me. In diesen zeigte sich trotz bester Entwickelung
des Mikroben keine Spur von Gas. In den meisten Kulturen mit einem
der anderen genannten Kohlehydrate erregte hingegen der Mikrobe so
reiche Gasbildung, dab das Agar allenthalben mit Gasblasen durchsetzt
und schlieblich zerkliiftet und zersprengt wurde. In geschlossenen
Kulturkolbchen mit traubenzuckerhaltigem Serum und Wasserstoff-
atmosphare hauften sich die unter der Wachstumseinwirkung des Mi¬
kroben gebildeten Gase unter derart hoher Spannung an, dab sie beim
Oeffnen der Kolbchen unter heftigem Zischen oder wolil gar unter
Knall entwichen.
Bemerkenswert ist noch, dab der Mikrobe in Kulturen mit reiner
Milch der Regel nach nur sehr schlecht und sparlich gedeiht und keine
Gasbildung hervorruft. Das Kasein der Milch wird auch in KOlbchen-
kulturen mit Wasserstoffatmosphare kaum jemals vor Ablauf der
3. Woche ausgeschieden, und das geronnene Kasein in der Folge
niemals peptonisiert und iiberhaupt nicht weiter verandert.
Aehnlich wie in Milchkulturen beobachtete ich auch in Kulturen
des Mikroben mit 1 Proz. Milchzucker haitigen Transsudatnahrboden
keine oder nur sehr geringfugige Gasbildung. Diese Tatsache legt die
Annahme nahe, dab, wenn nicht der starke Alkaligehalt an sich schon,
Erite Abt. Orig. Bd. 68. Heft 8'4. 18
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
so der mitbestehende tiberreiche EiweiBgehalt dieser N&hrsubstrate dem
Mikroben die Milchzuckervergarung erschwert.
In den Kulturen mit Traubenzuckertranssudatnahrboden stellten
sich manchmal an den Wuchsformen des Mikroben jene Plasmaver-
anderungen ein, die als Blahformen und Granulosebildung be-
zeichnet werden und deren Entstehungsbedingungen speziell bei den
Anaeroben von mir naher studiert wurden ( 16 , p. 157—183).
An Agarkulturen mit Milch- oder Rohrzucker, Glyzerin, Maltose
oder Glykogen kamen, wie es bei alien den Hirnbrei alkalisierenden und
schwarzenden Anaeroben ja die Regel bildet, Granulose ftihrende Bak-
terienzellen nur ausnahmsweise und vereinzelt zur Beobachtung.
V. Von der pathogenen Wirksamkeit des untersuchten
Anaeroben bei Versucbstieren.
Das patiiogene Vermogen des beschriebenen Anaeroben suchte ich
bei mehreren Tierarten, namlich bei weiBen Mausen, Kaninchen, Meer-
schweinchen und weiBen Ratten zu erproben. Die bei den durch-
geftlhrten Infektionsversuchen beachtenswerten Umstande, wie Be-
schaffenheit, Menge und Applikationsweise des Impfmateriales, Kbrper-
gewicht der Tiere u. a. sind in der folgenden Zusammensteilung der ge-
samteu Experimente des Naheren mitgeteilt. Ferner wird jn dieser
Zusammensteilung auch iiber die in den einzelnen Fallen erzielten
Infektionserfolge sowie iiber die beobachteten Krankheitserscheinungen
ausfiibrlich berichtet. Soferne der Zusammenhang der Befunde es er-
fordert, finden da und dort auch Bemerkungen iiber das Verhalten des
Mikroben im Impfbereiche ihren Platz. Es erscheint zweckmaBig, zu-
nachst diese Darlegungen folgen zu lassen und hierauf erst all das im
Anhange kurz zusammenzustellen, was sich nach den Ergebnissen "der
durchgefiihrten Experimente Uber die pathogene Wirksamkeit des unter¬
suchten Anaeroben im wesentlichen sagen laBt.
a) Infektionsversuche an weiBen Mausen.
Am 12. Februar 1910 impfte ich 4 weifie Mause von 14—24 g Korpergewicht
subkutan mit mikrobenhaltiger Kondenswasserfliissigkeit aus einer 4-tiigigen, untcr
Wasserstoff gehaltenen, mit Transsudat angelegten Kultur des Anaeroben, und zwar
die erete mit 0,25 ccm, die zweite, dritte und vierte mit 0,125 bzw. 0,075 und
0,05 ccm.
Dio 1. Mails zeigte bereits am folgenden und noch mehr am 2. Tage ncbst
den gewohnlichen Zeichen des Krankscins, d. i. Bewegungsunlust, Verschlafenheit
und Atmungsbeschleunigung, tonische krampfhafte Zusammenziehungcn des Korpers,
spontan und bei Beruhrungen namentlicn beim Anfassen des Schwanzes. Die
k r a m p f e betrafen der Regel hach den ganzen Korper, und es kam dabei vor-
herrsehend zu embrostotonischen Kriimmungen desselben mit Abstreckung
der Beine, ganz iihnlich wie man es beim Tetanus zu sehen gewohnt ist. Am
3. Tage, etwa 50 Stunden nach der Impfung, verendete das Tier. Die Krainpfe
traten bis zum Tode jederzeit. auf, so oft man das Tier aus dem Kiifig nahm und
auf den Tisch legte und verliefen stets in derselben Weise.
Die 2. Maus zeigte am Ende des 1. und am Anfang des 2. Tages gleichfalls
Kriimpfo von der bezeicbneten Art, wenn auch in Ieichterem Grade als die 1. Maus.
Am Ende des 2. und am 3. Tage sad das Tier mit gesehlossenen Augen ruhig im
Kiifig und war noch sichtlich krank, in der Folgezeit genas es jedocn allmaluich.
Die 3. Maus nahm stets Nahrung zu sich, zeigte keine Krainpfe und war
eigentlich niemals merklich krank.
Die 4., 14 g schwere Maus sad am 1. und 2. Tage mit verklebtcn Augen-
lidern und regungslos im Kafig. In der 116. Sturide nach der Impfung verendete sie,
ohne dad bei ihr je vorher Kriimpfe zu beobachten waren.
Am 21. Aug. 1910 infizierte ich 4 weidc Miiuse zwischen 12 und 19 g Korper¬
gewicht (Maus 5, 6, 7 und 8) ,und zwar mit mikrobenhaltiger Fliissigkeit aus einer
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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
275
3-tagigeu Kultur des Anaeroben mit Traubenzuckeragar. Die einzelnen Tiere er-
hielten diesmal das Impfmaterial in Mengen von 0,062 bzw. 0,03, 0,015 und
0,008 ccm subkutan eingespritzt.
Von diesen Tieren verendete nur die 12 g schwere mit 0,015 ccm Kultur-
material infizierte Maus 7, und zwar zu Ende des 3. Tages, nachdem sie am
2. Tage Krampfe der beschriebenen Art in typischer Weise gezeigt batte. Die
Mause Nr. 5 und 6, von 18 bzw. 19 g Kdrpergewicbt, saCen am 2. Tage ruhig
und mit leicht verklebten Augenlidern im Kiifig und aufgescheucbt bewegten sie
sich nur schwerfallig; bei der Maus 5 versagten besonders die Hinterbeine. Krampfe
kamen bei diesen Tieren nie zur Beobachtung. Sie genasen allmahlich. Die mit
der geringsten Dosis geimpfte Maus 8 blieb dauerud gesund.
Am 9. Okt. 1910 nahm ieh uochmals Probcimpfungen bei 3 weiSen Miiusen
vor (No. 9—11), und zwar mit fliissigem Materiale aus eiuer 2 1 /«-tagigen Hirnbrei-
kultur des untersuchten Anaeroben. Die 23 g schwere Maus 9 erlnelt 0,25 und
die 21,5 bezw. 13 g schweren Miiuse No. 10 und 11: 0,125 bzw. 0,0625 ccm von
dem Kulturmateriale subkutan eingeimpft.
Die Maus No. 9 verendete, nachdem sie einige Zeit vor dem Tode Krampfe
gezeigt hatte, noch vor Ablauf von 21 Stunden. Die Krampfe waren ganz von
der Art, wie sie bei der Maus I beobaehtet und oben bereits besehrieben worden
sind. Die beiden anderen Miiuse sprangen am niiehsteu Tag vormittag, als ich sie
aus dem Kafig nahm, noch ziemlich munter herum, gegen Abend (ues 10. Okt.)
verloren sie jedoch die Bewegungslust, zeigten verklebte Augenlider und die Maus
No. 10 vermochte die Augen uberhaupt nicht mehr zu tiffnen. Am Morgen des
11. lag die Maus No. 10 zur Seite gesunken schwer krank im Kafig und schien
bereits dem Tode nahe. Wenn man sie anfallte, verfiel sie sogleich in Kriiinpfe,
bei denen es zu embrostotonischer Verkriimmung des Korpers und
Abstreckung, inbesonders der hinteren Beine kain. Hob man (las Tier
aus dem Kafig und legte es auf den Tisch, so konnte man die Kriimpfe willkiirlich
und wiederholt durch Teichtes Drucken des Schwanzes auslosen. Gegen Mittag ver¬
endete das Tier. Bei der Maus 11 hatten sich ebenfalls bereits am Vormittag des
11. Okt. Krampfe eingestellt. Diese nahmen allmiihlich an Heftigkeit zu und abends
10 Uhr befand sich das Tier in einem ahnlichen Zustand, wie die Maus 10 ihn
morgens gezeigt hatte. In der Nacht verendete das Tier.
b) Infektionsversuche an Kaninchen.
Am 10. Mai 1909 impfte ich einem 1080 g schweren Kaninchen (No. 1)
1 oem fliissiges Material aus einer 14-tagigen Kultur des untersuchten Anaeroben,
entwickelt in Milchzuckertranssudatnahrboden unter Wasserstoff, subkutan in der
Lendengegend ein. Bis zuin 13. Mai entwickelte sich bei dem Tiere an der Impf-
stelle allmahlich ein Infiltrat, das sich in den folgenden Tagen auf TalergroSe aus-
dehnte. Am 17. Mai war das Impfs telle n infiltrat bereits in cinen AbszeS
von WalnuSgroSe und von praller elastischer Beschaffenheit verwandelt. Wie die
Punktion ergab, enthielt dieser AbszeO neben dem Eiter fast zur Halfte seines
Voluraens Gas. Ueberdies hatte sich in seiner Nachbarschaft nach vorne zu ein neues
bohnengroSes Infiltrat gebildet. Das Tier war siehtlich krank und herunter-
gekominen, die Lendenmuskeln und Hinterbeine stark abgemagert; cs wog nur
noch 920 g.
Am 24. Mai war es im Bereiche des durch Punktion entleerten Abszesses neuer-
lich zur Bildung einer walnuBgroOen Geschwulst gekommen, in die nun auch das
erwahnte regionare Infiltrat einbezogeu erschien. Beim Eroffnen drang aus der Ge¬
schwulst auch diesmal etwas Gas liervor, iiberwiegend jedoch dick richer, fet-
tiger Eiter. Der Einstichkanal wurde nach Entfernung des Eiters mit Jodo-
formkollodium verschlossen. In den folgenden Tagen verscnlimmerte sich der Zu-
stand noch mehr und in der Nacht auf den 1. Juni verendete das Kaninchen.
Die Abmagerung war so weit vorgeschritten, dad das Kaninchen nur noch 570 g
wog. Der am 24. Mai entleerte AbszeS der Riicken-Lendengegend war bereits
wieder prall mit Eiter gefiillt, enthielt aber nun kein freies Gas mehr.
Bei der Sektion des Tieres erwies sich die Milz auffallend atrophisch, klein
und blafi, an den Nieren und Lungen und am Herzen waren koine auffallenden
Veranderungen, insbesondere keine Abszesse festzustellen.
Am 23. Sept. 1909 infizierte ich ein Kaninchen (No. 2) von 1470 g Korper-
gewicht in der Rucken-Lendengegend subkutan mit 0,4 ccm Vegetationsmaterial
aus dem Kondenswasser einer 40 Stunden alten Kultur des untersuchten Anaeroben
in erstarrtem menschlichen Blut. Bis zuin 29. Sept, bildete sich bei dem Tiere
ein kleines Infiltrat an der Impfs telle von nicht deutlieh eiteriger Be¬
schaffenheit aus; wenigstens kam es in seinem Bereiche nicht zu nachweisbarer
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Eiterung. Das Tier zeigte aber Storungen der Gebrauchsfahigkeit der Hinterbeine,
die ganze hintere Korperhalfte war schlaff und ohne Tonus und besonders das
linke Bein erschien fast gelahmt.
Um die Erkrankung zu steigern und ihren Ablauf zu beschleuni^en, impfte
ich dem Tier am 29. Sept, neuerlich 1,25 ccm Material aus emcr 8-tag.
Hirnbreikultur des Anaeroben subkutan am Riicken ein. Am 2. Okt. fand sich im
Impfstellenbereiche bereits ein massiges zahes Exsudat ausgeschieden, das nuch
dem Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung aus Fibrin und Eiter bestand
und die kurzen und langen Wucksformen des eingeimpften Mikroben reichlich
enthielt.
Bis zuin 5. Okt. entwickelte sich in der rechten Schenkelbeuge, entsprechend
der erston Impfstelle, ein ungefiihr pflaumengroBer AbszeB und an der
zweiten Impfstelle ein ahnlich g ro Be r, der reichlich Gas fiihrte.
Im Eiter dieser Abszesse fanden sich typische Stiibcken nebcn kokkenahn-
lichen Gebilden und langeren gestreckten Formen, die vielfach in Paaren und
selbst in Ketten zusammenhingen. Ich erinnere daran, dad im Materiale, das ich
vom KleinhirnabszeB untersuchte, der Mikrobe in ganz analogen Wuchsformen zur
Beobachtung gekommen ist. (Vergl. obcn.)
Hervorzuheben ist, dafl sich im Abszefleiter des Kaninchens No. 2 die ver-
schiedenen Wuchsformen des Mikroben bei der Gram-Fiirbung
am phi bo 1 verhielten, d. h. sie erschienen teils mit Gentianaviolett gefiirbt, teils
hatten sie das zur Gegenfarbung beniitzte Fuchsin angenominen. An den Prii-
paraten vom KleinhirnabszeB des Fnlles 8518/26 war iedoch, wie gesagt (s. oben)
ein derartiges Verhalten bei der Gram- Fiirbung nicht zu bemerken.
Die am 5. Okt. 1909 durch Druck entleerten Abszesse verschwanden in der
Folge allmahlich und nach 3 Monaten erschien das Kaninchen No. 2 wieder
volhg gcsund.
c) Infektionsversuche an Meerschweinchen.
Die pathogene Wirkungsweise des untersuchten Anaeroben priifte ich bei Meer¬
schweinchen in folgenden Versuchen:
Am 13. Sept. 1909 infizierte ich einen Meerschweinc-henbock (No. 1) von
615 g Korpergewicht in der Riicken-Lendengegend subkutan mit 0,5 ccm Material
aus einer 4-tiigigen Hirnbreikultur. Dabei wurde wie gewohnlich die Einstich-
offnung mit Jodoformkollodium verklebt. Das Tier bekain in den darauffolgenden
3 Tageu eine leichte Anschwellung an der Impfstelle, die jedoch in den 3 uiicksten
Tagen verschwand. Da das Meerschweinchen daraufhin gesund blieb, impfte ich
ihm am 30. Sept, neuerlich 0,7 ccm Material aus einer 8-tiigigen Ilirnbrci-
kultur unter die Riickenhaut ein. Am niichsten Morgen saB das Tier audauernd
ruhig und mit gestraubten Haaren. Wenn man es zum Gehen notigte, so zeigte
es auffallige Scnwiiche an den Hinterbeinen und stieB Klagelaute aus. Einige
Stunden spater erschien die hintere Korperhalfte nahezu gelahmt, und nach 11 Uhr
verendete das Tier.
Bei der Obduktion ergaben sich an den inneren Organen keine bemerkensweften
Veriinderungen. In der Umgebung der Impfstelle fand sind reichlich
eiterig-fibrinoses Exsudat ausgeschieden. Dasselbe enthielt zahlrciche
Stabcnen- und Kokkenwuehsformen des eingeimpften Mikroben.
In nachster Nahe des Impfbereiches waren einige Muskeln auch von Gasbliis-
chen durchsetzt.
Am 28. Nov. 1909 infizierte ich ein 498 g sehweres Meerschweinchen (No. 2)
mit 0,75 ccm Material aus einer 5-tagigen Hirnbreikultur, indem ich ihm dasselbe
subkutan in der Riicken-Lendengegend einspritzte. Es entwickelte sich bei dem
Tier in den darauffolgenden Tagen bloB eine kleine Anschwellung an der Impf-
stelle, die in wenigen Tagen wieder verschwand.
Am 22. Febr. 1910 impfte ich 3 Meerschweinchen von 450 bzw. 455 und 520 g
Korpergewicht (No. 3, 4, 5) mit Material aus einer 68-stiindigen Hirnbreikultur
(der Hirnbrei versetzt mit einem Muskelstiickchen), indem ich den Tieren 0,5 bzw.
1 und 2 ccm — also et.wa Viooo. bzw. Vsoo l,n< i V«o des KSrpergewichtcs —
unter die Riickenhaut einspritzte. Von diesen Meerschweinchen erkrankte jcdoch
keines in auffalliger Weise. Nur das mit 2 ccm Kulturmaterial geimpfte Tier
(No. 5) bekam voriibergehend eine maBige Anschwellung an der Impfstelle.
Am 23. Aug. 1910 infizierte ich weitere 3 Meerschweinchen (No. 6, 7, 81.
Zwei dieser Ticre, von 710 bzw. 810 g Korpergewicht, erhielten Material aus einer
9Vs Monate alten Kultur des Anaeroben mit rohrzuckerhaltigem Transsudat ein-
gespritzt, und zwar das eine (No. 6) 0,5 ccm intramuskular am rechten Ober-
schenkel, das andere (No. 7) 1 ccm subkutan in der Riickengegend. Das 3. Meer-
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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
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schweinchen (No. 8), ein 840 g schweres Tier, impfte ich subkutan mit 1 ecm
Kondenswasser-Yegetationsmaterial aus einer 42-stiindigen Kultur des Anaeroben
mit koaguliertem menschlicheu Blut.
Abgesehen von voriibergehenden kleinen Anschwellungen im Irupf-
gebiet entwickelten sich bei keinem der Tiere besondere krankhafte V'erauderungen.
Am spatesten schwund das Impfstelleninfiltrat bei deni 3. Meerschweinchen (No. 8).
An Meerscbweiueben fiihrte ich schliefilich noch am 8. und am 25. Okt.
1910 je 2 Infektionsversuche durch.
Bei den 2 ersten Versuchen kamen Tiere von 800 bzw. 850 g Korpergewicht
zur Verwendung und sic wurden mit 1 (No. 9) bzw. mit 2 ccm (No. 10) Material
aus einer 48-stiindigen Ilirnbreikultur subkutan ain Riicken infiziert. Das Meer-
schweiuchen No. 10 reagierte auf die Infektion mit einer voriibergehenden miifiigen
Anschwellung an der Impfstelle und verlor in 14 Tagen 10 g von seinem urspriiug-
lichen Korpergewicht. Das Tier No. 9 bekam eine geringere und kiirzer dauernde
Anschwelluug an der Impfstelle, scin Korpergewicht stieg in derselben Zeit
um 40 g.
In der 2. Versuchsreihe impfte ich einem 870 g schweren Meerscbweinchen
(No. 11) 5 ccm Material aus einer ins Sehwarze verfiirbten 20-tiigigen llirnbrei-
kultur intraperitoneal und einem anderen 840 g schweren (No. 12) 4 ccm von
derselben Kultur subkutan in der Riicken-Lendengegcnd ein. Beide Tiere, be-
sonders aber das intraperitoneal gcimpfte, safien am 1. und 2. Tage nach der
Impfung rubig und sichtlich matt im Kafig.
Bei dem subkutan geimpften Meerschweinchen (No. 12) entstaud
an der Ablagerungsstelle des Impfmatcrials allmiihlich eine mehr als mandelgrofie
Anschwellung, die sich in der Folge zu einem Abszefi urnwandelte. Dieser
zeigte am 22. Tage nach der Impfung noch Mandelgrofie uud liefi bei Druck
? robes Knistern vernehmen, das offenbar von eingeschlossenen Gasbliischen herriihrte.
m Befinden liefi aber das Tier, auch spiiterhin, keine besonderen Storungen er-
kennen, insbesondere zeigte es weder auffallige Schwiiche, noch krampfhafte Zu-
stande an den Beinen. An Korpergewicht nahin es bis zum angegebenen Zeitpunkt
um 60 g zu.
Iin Gegensatze hierzu verlor das intraperitoneal geimpfte Meer-
schweinchen (No. 11) im Laufe der gleiehen Zeit 70 g an Korpergewicht und
biifite auch seine friihere Munterkeit und Bewegungslust ein. Am 22. Tage
nach der Impfung zeigte e3 bei naherer Prdfung auch eine auffallige Mattigkeit
und Steifheit an den Beinen. Dies trat besonders am linken Hinterbein zutage.
Aufierdem stellten sich noch mehr oder weniger andauernde St reckk rampfe an
den anderen Beinen des Tieres ein, namentlicn wenn man es auf den Riicken legte
und kurze Zeit festhielt. Friiher hatte sich das Tier heftig und andauernd gegen
diese Zwangslagerung gewehrt, nuntnehr vermochte es derselben kaum noch ge-
ringen Widerstand zu ieisten.
Am Eiter, der vom erwahnten Abszefi des 840 g schweren mit 4 ccm
Kulturmaterial subkutau geimpften Meerschweinchens (No. 12) gewonnen wurde,
ergaben sich folgende Befunde: Es wurde bei jener Punktion aus dem Impf-
stellenabszeS etwa 1 ccm leicht rotlichen weifigrauen Eiters entleert. In den davon
angefertigteu und nach Gram bzw. Schaffer 1 ) ^efiirbten Deckgliischenausstrich-
priiparaten fanden sich ungleichmafiig verteilt. typische Stabchenwuchsformen des
verimpften Anaiiroben in betrachtlicher Anzahl, und zwar sowohl innerhalb als
auch aufierhalb von Eiterzellen gelegen. Ein Teil der Stiibchen war in den nach
Gram behandelten Praparaten violett, also grampositiv, ein anderer — -et-
sprechend der angewandten Kontrastfiirbung mit Fuchsin — rot, also gram-
negativ gefarbt. Einzelne Stiibchen zeigten an einem Ende in typischer Weise eine
kugeligc Spore entwickelt, bzw. eine Sporenanlpge. Unter den Zelleleinenten des
Eiters zeigten sich in reicher Anzahl und ganz ungewohnlich grofieMakrocyten und
Makrophagen vertreten. Letztere enthielten zum Teil grofie Mengen versehwollener
und schlecht fiirbbarer kugeliger und stabchenformiger Mikrobenindividuen. Dieses
Abszefieitermaterial lieferte, in verfliissigte Milchzuclceragarnahrbodcn von 38 bzw.
90° C verrQhrt, durchweg Iieinkulturen des untersuchten Anaeroben
mit sehr iippigem Wachstum. Es entwickelten sich noch in den Rohrchen 2. und 3.
Verdfinnung zahlreiche Kolonieen und am 2. Tage erfolgte unter Zersprengung des
Agars in alien Kulturen reichliche Gasbildung. Den Gasen haftete ein penetranter
stfnkender Geruch an.
1) Schaffer, Verhundlungen des 5. deutschen Dermatologen-Kongresses
1895 (Ueber eine neue Bakterienfarbung und ihre spezielle Verwertung bei Gono-
kokken). Sonderabdruck, p. 2 ff.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
d) Infektionsversuche an weilien Ratten.
An weifien Ratten fiihrte ich 3 Versuche aus. Am 6. Juni 1909 impfte icb
einer 270 g scbweren Ratte (No. 1) 0,3 ccm Vegetationsmaterial von Kondeus-
wasser einer in Wasserstoffatmosphare entwickelten 22-tagigen Traubenzuckertrans-
sudatkultur unter die Riickenhaut ein. Das Tier reagierte auf diese Infektion mit
keinerlei Krankheitserscheinungen, nicht einmal an der Injektionsstelie entwickclte
sich einc Anschwellung.
Am 25. Okt. 1910 infizierte icb 2 junge weiBe Ratten von 180 (No. 2) bzw.
220 g Korpergewicht (No. 3) subkutan in der Rticken-Lendeugegend mit 1 bzw.
2 ccm Material aus derselben 20-tagigen Hirnbreikultur, mit der am gleichen Tugc,
wie bereits erwiihnt, auch 2 Meerschweinchen geimpft wurden. Von diesen Tieren
zeigte das mit 2 ccm Kulturfliissigkeit geimpfte (No. 3) am folgenden Tage groBe
Abgeschlagenheit, es safi den ganzen Tag fiber ruhig im Kafig, dabei rasch atmend,
waurend aas andere m unter BLieb. In den folgenden Tagen bckamen beide Tiere
im Bereiche der Impfstelle Anschwellungen, anderweitige Gesundhcitsstorungen
boten sic auch spaterhin nicht dar. Die Infiltrate bestanden noch naeh 3 Wochen,
Das Korpergewicht der Tiere hatte Bich bis dahiu auf 200 bzw. 230 g erhoht.
An der mit 2 ccm Kulturfliissigkeit geimpften Ratte (No. 3) nahm ich am
20. Nov. 1910 eine Punktion der Im p f s tel 1 en a n sc h we 11 u n g vor und er-
hielt dabei eine leicht rotliche und nur teilwcise grau flockig getrfibte Flfissig-
keit. Wie die mikroskopische Untersuchung der davon nergestellten und
nach Gram bzw. nach Schaffer gefarbten Priiparate ergab, enthielt die Punktions-
flfissigkeit nebst roten Blutkorperchen Lympho- und Leukocyten und in den zalien
flockigen Teilen auch einzelne Fibroplasten. Typische Stabchenmikroben fandeu
sich nicht darin vor, sondern bloB ganz vereinzelte, m. o. w. verblaBte, gcblahte
und verquollene Ueberreste solcher und zerstreut liegende kokkcniihnliche Ge-
bilde in einiger Menge. Diese letzberen konnten von freigewordenen Zellgranulis,
insbesondere von Mastzellen angehorenden nicht ohne weiteres unterschieden
werden. In Analogie mit anderweitigen Erfahrungen lieBen sich die kugeligen
Gebilde, die nach Gram positiv' gefarbt waren, immerhin aber auch als Mikroben-
keime oder als Anlagen zu Sporen auffassen, wofttr den Bewcis jedoch nur
positive Kulturerfolge liefern konnten. Und diese ergaben sich in der
Tat unter Bedingungen, die im besonderen den Sporencharaktcr iencr Gebilde ver-
bfirgen. Es entwickelten sich namlich in Rohrchcnkulturen mit hoher Agarschicht.
und zwar auch in solchen, die in heiBem Zustande von fiber 90° C mit Teilchen
der jene kugeligen Gebilde einschlieBenden Punktionsflussigkeit beschickt worden
waren, in reicher Anzahl und ausschlieBlich nur Kolonien des be-
schriebenen Anaeroben. In einem Versuche gingen hierbei aus kauni 0,015
ccm der eingetragenen Punktionsflfissigkeit fiber 250 Kolonien hervor.
e) Zusammenfassung der Ergebnisse der Infektionsversuche.
Wie die vorstehenden Mitteilungen zeigen, reagieren die Tiere
der gepriiften Species auf die Infektion mit dem beschriebenen Anaeroben
in einigermaCen verschiedener Weise. In gewissem Sinne typische
Krankheitserscheinungen kommen hauptsachlich bei weiiJen Mausen zur
Beobachtung. Diese Tiere erkranken nach Einftihrung von Material
aus (mehrtagigen) Kulturen des Mikroben unter Auftreten mehr oder
weniger ausgepragter tonischer Krampfe an den Extremit&ten und am
ganzen Korper und verenden mit Zunahme der Krampfe frtlher oder
spater.
Bei weiBen Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen fehlen im
Krankheitsbilde, der Regel nach, Krampfe. I’araplegische Zustande an
den Extremitaten kommen jedoch bei diesen Tieren, namentlich bei
Meerschweinchen, mitunter wohl auch zur Beobachtung. In den meisten
Fallen entwickeln sich bei subkutan infizierten Tieren dieser 3 Species
bloB Impfstelleninfiltrate, die je nach der Impfdosis bald aufgesaugt
werden, oder aber lange Zeit bestehen bleiben und alsdann in mehr
oder weniger weit ausgreifende Abszesse sich verwandeln.
Intraperitoneale Impfungen erwiesen sich bei den genannten Tieren
io-pr wirkungsvoll als subkutane. Im iibrigen richtete sich, wie
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v. Hi bier. Zur Kenntnis tier pnlhogenen Anaeroben.
279
gewdhnlich, der Infektionserfolg hauptsachlich nach Menge und Be-
schaffenheit des verwendeten Impfmateriales. In qualitativer Beziehung
ergaben sich insbesonders Wirksamkeitsunterschiede je nach Alter und
Nahrsubstratart der Kulturen, aus denen das Impfmaterial stammte.
Die starkste Wirksamkeit entfalteten aus 4—8-tagigen Hirnbreikulturen
des Mikroben entnommene Impfmaterialien.
Bei weiBen Mausen waren, auf 1 g Korpergewicht und auf un-
verdiinntes Material dieser Art berechnet, 0,006 ccm hinreichend, um
die erwahnten typischen Krampfe und den Tod herbeizufUhren.
Die ihnen nachstverwandten weifien Ratten blieben hingegen nach
Verimpfung von 0,005 und 0,01 ccm Ilirnbreikulturmaterial (pro 1 g
Korpergewicht) sowohl von Krampfen als von anderen schweren Scha-
digungen dauernd verschont; sie bekamen blob vorilbergehend Infiltrate
oder langer bestehende Abszesse im Impfstellenbereiche.
Auch bei Meerschweinchen entwickelten sich nach Verimpfungen
von 0,012—0,0057 ccm Hirnbreikulturmaterial pro Gramm KCrper-
gewicht in der Ilegel blob vortlbergehende Infiltrate oder kleine Ab¬
szesse und nur ausnahinsweise auch Krampfe (vgl. Versuch mit Meer¬
schweinchen No. 11). Ein junges derartiges Tier zeigte nach Einfilhrung
von 0,0008 ccm pro Gramm Korpergewicht und nach. 16 Tage spater
angeschlossener Nachimpfung von 0,001 ccm Hirnbreikulturmaterial pro
Gramm Korpergewicht paraplegische Zustande an den Hinterbeinen und
starb nach kurzer Zeit (s. Versuch mit Meerschweinchen No. 1).
Bei Kaninchen schlugen die Impfungen im allgemeinen nicht anders
aus als bei den Meerschweinchen. Zum Teil reagierten sie auf Impfungen
mit 0,0003 ccm Hirnbreikulturmaterial pro Gramm Ktjrpergewicht nicht
einmal mit Eiterungen im Impfstellenbereiche. Immerhin aber erkrankte
auch ein Kaninchen (wie angefiihrt: Nr. 1) schwerer, bekam unvoll-
standige Lahmung eines Beines und starb auch spater.
VI. Zur Speciesbestimmung des untersucliten Anaeroben.
Was die Speciesbestimmung dieses Anaeroben anlangt, so ist er
nach den unter IV mitgeteilten Befunden, seinen morphologischen Eigen-
schaften zufolge, zu den beweglichen sporenbildenden Anaeroben zu
stellen. Die Geibeln setzen an alien Seiten an, die Sporen sind kugelig
und vollig endstandig, die Gramfarbung nimmt er nicht an.
Im Hinblick auf die Einwirkungen, die der Mikrobe bei seinem
Wachstum auf eiweibartige Korper der Nahrsubstrate (wie Gelatine,
Albumin, Kasein) austibt, gehort er weiters in die Gruppe jener An¬
aeroben. die zwar Gelatine, nicht aber Kasein und ebensowenig unter
Hitzeeinwirkung koaguliertes Transsiidat- oder Serumeiweib zu ver-
fltissigen vermogen.
Da der Mikrobe bei voller Lebensenergie in Hirnbreinahrbbden
von neutraler und schwach saurer Reaktion Schwefelwasserstoff, Alkali,
Schwefeleisen und auberdem Indol bildet, so ist er im Sinne der von mir
( 16 , p. 88 ff. bzw. in meinen Verbffentlichungen 18 , 19 , 20 ) getroffenen
Gruppierung der Anaeroben in die Reihe der den Hirnbrei alkali-
sierenden und schwarzenden anaeroben Spaltpilze zu stellen. In dieser
Gruppe steht er unter den von mir beschriebenen Arten dem Bac. XV
wegen der geringen Widerstandsfahigkcit seiner Sporen am nachsten,
unterscheidet sich aber von ihm, abgesehen von morphologischen Eigen-
schaften, hauptsachlich durch sein UnvermOgen, Kasein and koagu-
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Original?.. Bd. 68. Heft 3|4.
liertes Serum zu peptonisieren und zu verflUssigen (vgl. 16 , p. 223
bzw. p. 99, 119, 120, 141, 143 und 20 , Tab. 2).
In der Reihe der von mir beschriebenen Anaeroben tritt dieser Ba¬
cillus demnach als eine eigene Species auf. Nun aber fragt es sich,
ob der Mikrobe etwa von anderen Untersuchern bereits gefundeu und
beschrieben worden ist, ob er speziell mit einem der Anaeroben Uberein-
stimmt, die Rist { 9 , Kap. VI bzw. p. 303, vgl. hierUber auch 11 , p.607,
608), Ghon-Mucha-Muller { 11 , p. 690—693) und Neumann { 12 ,
p. 12, 13) als Erreger entzUndlicher Gehirnaffektionen bei Otitis uns
kennen gelehrt haben.
Was zunachst die von Rist beschriebenen Anaerobier anlangt, so
ergibt sich beim Vergleich, daB keiner derselben auch nur in den
Grundeigenschaften mit dem von mir beschriebenen Bacillus Uberein-
stiramt. Der Komplex der Eigenschaften, die Rist hinsichtlich GroBe,
Gestalt, Eigenbewegung, Sporenbildung und Verhalten bei Gramfarbung
bei seinen verschiedenartigen Anaeroben vorfand, ist ein anderer als
bei dem Mikroben meiner Beobachtung. Gleichwohl ist die Mbglichkeit
nicht auszuschlieBen, daB in Wirklichkeit vielleicht doch einer von
Rists Anaeroben dem von mir gefundenen naher steht, als es den An-
schein hat.
Denn man muB, wie ich glaube, damit rechnen, daB die verschiedcne
Anordnung und Ausdehnung und namentlich die ungleichen Grund-
lagen der bakteriologischen Untersuchungen, die zur differential-diagno-
stischen Bestimmung gelegentlich vorgefundener anaerober Krankheits-
erreger angestellt werden, mitunter zu den abweichendsten Ergebnissen
fUhren konnen. Von diesem Gesichtspunkte aus wird man z. B. nicht
bloB Angaben Uber mangelnde Sporenbildung eines Anaeroben, sondern
auch Uber seine Unfahigkeit zur Eigenbewegung unter Umst&nden in
Zweifel ziehen dUrfen. BegrUnden sowie auch Ibsen lassen sich solche
Zweifel ja nattirlich in alien Fallen nur durch eine eingehende ver-
gleichende Untersuchung der betreffenden Mikroben. Wo diese nicht
moglich, bleiben freilich die Zweifel ebenso unnUtz als die schweben-
dcn Fragen unkl&rbar.
Indem ich micli wieder dem eigentlichen Gegenstand der ErOrterung
zuwende, hatte ich noch bezUglich der von Rist, bzw. Rist und
Guillemot, bzw. von Veillon und Zuber beschriebenen Anaeroben
nachzutragen, daB unter denselben vielleicht am ehesten noc.h der von
Rist und Guillemot beschriebene gramnegative und polymorphe Ba¬
cillus thetoides in Vergleich kaine. Eine Zusammenstellung dieses
Mikroben mit dem vor mir hier beschriebenen zeigt sich aber bald sehr
widerspruchsvoll, da der fUr Meerschweinchen pathogene Bacillus
thetoides im Gegensatze zu dem von mir gefundenen Anaeroben
unbeweglich ist und sich in Gelatine bei 23° C nicht entwickelt (vgl.
9 , p. 164, 165).
Was die 4 verschiedenartigen Anaeroben anlangt, die Ghon-
Mucha-Muller bei Fallen von Meningitis otitischen Ursprunges ge-
funden und eingehend untersucht haben, so zeigt der von mir gefundene
Mikrobe mit einem derselben, namlich mit dem von den Autoren unter
No. II angefuhrten, eine gewisse, wcnn auch beschrankte Ueberein-
stimmung.
Im besonderen sei hervorgehoben, daB die Uebereinstimmung meines
Erachtens sich zun&c.hst auf die GroBe und Form erstreckt, die die
beiden Mikroben in den Ausstrichpr¶ten von meningitischem Ex-
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v. Hibler, Zur Kenntni* dcr pathogcncn Anaeroben.
281
sudat (bei Ghon-Mucha-Muller) bzw. vom KleinhirnabszeBeiter
(in meinem Falle) darbieten (vgl. 11 , Fig. 8, Taf. I, bzw. Fig. 1, der
Tafel dieser Arbeit). Ferner ist der Anaerobe No. II bei Glion-
Mucha-Mtiller wie der von mir gefundene der Eigenbewegung
fahig; wie jener so bewirkt auch dieser in Traubenzucker-Neutralrot-
agar reichliche Gasbildung und Entfarbung des Neutralrotes, und beide
fiihren in Hirnbreinahrboden tiberimpft Schwarzfarbung nebst Indol-
bildung herbei. Ich bemerke weiters noch, dali ich an zahlreichen
Wuchsformen des von mir gefundenen Mikroben, und zwar insbesondere
aus Traubenzucker-Transsudatkulturen gauz ahnliche Bilder von Blah-
formen beobachtete, wie sie der zum Vergleich herangezogene Bacillus
II bei Ghon-Much a-Muller nach der Abbildung in deren Fig. 9
auf Taf. I in analog zusammengesetzten Nahrboden darbietet.
Verschiedenheiten ergeben sich aber beim Vergleich des von
mir gefundenen hier beschriebenen Anaeroben mit Ghons besagtem
Mikroben unter anderem bereits, insofern man das Verhalten ihrer
Kolonieen in Betracht zieht. Bei dem Bacillus II von Ghon fanden
sich die in der Tiefe von Agarkulturen gewachsenen Kolonieen im
allgemeinen „klein und meist maulbeerartig“ ( 11 , p. 149), beim An¬
aeroben meiner Beobachtung hingegen der Regel nach linsenformig
und glatt oder besonders, wenn sie aus Sporen sich entwickelt hatten,
wollballchen- oder flockenfomig und zerschlissen.
Auch hinsichtlich des Verbal tens der Gelatinekolonieen stimmen
die beiden Mikroben nach meinen bzw. Ghons Beobachtungen nicht
Uberein. So ist darauf zu verweisen, dali Ghon bei jenen Gelatine-
kulturen seines Anaeroben (No. II), die bei 21—22° C gebalten worden
waren, niemals VerflUssigung der Gelatine bemerken konnte ( 11 , p. 151),
wahrend ich in analogen Kulturen des von mir gefundenen Anagroben
der Regel nach GelatineverflUssigung auftreten sah.
Was das Verhalten bei der Gramfarbung anlangt, so zeigte es sich
bei dem von mir gefundenen Bacillus nicht in gleicher Weise schwan-
kend wie es Ghon bei seinem Bacillus Nr. II (vgl. 11 , p. 147) be-
merkt hat. Der Bacillus meiner Beobachtung erwies sich wenigstens
in Kulturen durchwegs in typischer Art gramnegativ. Nur in den
Eiterausstrichpr¶ten, die vom AbszeBmaterial des zu Infektions-
versuchen mit dem beschriebenen Mikroben geimpften Kaninchens No. 2
und Meerschweinchens No. 12 hergestellt wurden. konnte ich immerhin
auch ein amphiboles Verhalten der Stabchen bei der Gramfarbung
nachweisen.
Ein weiterer Unterschied besteht zwischen den beiden Mi¬
kroben insofern, als der von mir gefundene in verschiedenen Nahr-
boden unter Umstanden Sporen bildet, wahrend Ghon bei dem von
ihm beschriebenen Anaeroben (No. II) niemals Sporen finden konnte,
obgleich er ( 11 , p. 148) „daraufhin die verschiedensten Kulturen 11 unter-
suchte.
AuBerdem ist noch anzufUhren, daB die beiden Anaeroben eine un-
gleiche Wirkung auf das Kasein bzw. Albumin ausUben, wenn sie in
Milch bzw. in koagulierten Transsudatnahrbbden gezUchtet werden. Nach
Ghons Angabe ( 11 , p. 151, 152) bringt der Anaerobe II seiner Be¬
obachtung das Kasein in Milchkulturen nicht zur Gerinnung, wohl
aber verflUssigt er meist, aber langsam, erstarrte Hydrocelen- und
Ascitesfltissigkeit. Der von mir gefundene Anaerobe fallt in Milch¬
kulturen, wenn auch spat, das Kasein aus, vermag jedoch durch Hitze-
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282 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 3,4.
einwirkung koagulierte Transsudate nicht zu peptonisieren und zu ver-
fltissigen.
Hinsichtlich des pathogenen Vermogens der beiden Mikroben liegen,
wenigstens was die Wirkung auf Kaninchen anlangt, durchgreifende
Verschiedenheiten nicht vor; ja es gleichen sich sogar die Impfwirkungen
bei Kaninchen, wie aus den Angaben Ghons ( 11 , p. 307) erhelit.
Was die an Meerschweinchen angestellten Infektionsversuche be-
trifft, die bei dem von mir untersuchten Anaeroben tiberwiegend wenig
Erfolg hatten, so beobachtete Ghon bei diesen Tieren nach Ver-
impfung seines Bacilius II ebenfalls in der Mehrzahl keine oder nur
geringe, langsam sich zurtickbildende ortliche, reaktive Veranderungen
in Form kleiner derber Infiltrate; auch bei seinen Versuchen kam es
einmal, aber unter Entstehung eines ausgedehnten Infiltrates und schon
nach ca. 14 Stunden zum Tode des betreffenden j ungen Meerschwein-
chens (dem Ghon 2 ccm einer 56-stfindigen Zuckergelatinekultur sub-
kutan injiziert hatte) (s. 11 , p. 306).
Alle diese Hinweise auf die Verschiedenheiten zwischen dem Mi¬
kroben II Ghons (bzw. Ghon-Mucha-Mullers) und dem von mir
beschriebenen Bacillus verfolgen keinen anderen Zweck, als klarzu-
stellen, daB es sich bei den beiden Anabroben wahrscheinlich wohl um
verschiedene Species handelt. Um zu einem abschlieBenden Urteil in
dieser Beziehung zu gelangen, waren meines Erachtens weiter ein-
gehende Studien erforderlich. Ich glaube aber immerhin, dem anaeroben
Bacillus meiner Beobachtuiig die Bezeichnung als Bac. otitidis sporo-
genes putrificus auf Grund meiner Untersuchungen geben zu sollen.
Inwieweit etwa eine Uebereinstimmung des von mir gefundenen
Anaeroben mit den Bacillen besteht, die Neumann bei der Operation
eines otitischen Schl&fenlappenabszesses im Eiter desselbcu, und zwar
im Beinzustande vorfand, laBt sich, da eine nahere Beschreibung des
betreffenden Mikroben seitens Neumanns (vgl. 12 , p. 13) fehlt, nicht
feststellen.
Ebenso sehe ich mich auBer stande, dem von Heyde ( 21 ) in einem
AbszeB der linken GroBhirnhemisphare bei einem 15-jahrigen Knaben
vorgefundenen Anaeroben den Bacillus meiner Beobachtung an die
Seite zu stellen. Dem widersprache nicht nur das wechselnde Ver-
halten des Mikroben Hey des gegenUber der Gramschen Farbung
und der Mangel dieses Mikroben an Eigenbewegungsvermogen, sondern
auch der bisherige Mangel an Feststellungen iiber seine biochemische
Einwirkungsweise auf gewisse Nahrsubstrate, wie namentlich auf Gela¬
tine, Milch und SerumeiweiB.
SchlieBlich sei noch darauf hingewiesen, daB der Anaerobe meiner
Beobachtung moglicherweise derselben Gattung angehbrt wie
der von Heim ( 22 , p. 341) als Bac. postumus bezeichnete, von
Wurcker ( 23 ) ntiher beschriebene Anaerobe. Diese Annahme legen,
wie ich glaube, gewisse Eigenschaften nahe, die der Bacillus meiner
Beobachtung mit dem Bac. postumus geinein hat. Ich will in dieser
Beziehung nur anfuhrcn, daB es sich bei beiden Anaeroben um kleinere
Stabchen handelt, die der Eigenbewegung fahig sind, vollig endstandige,
kugelige Sporen bilden und keine peptonisierende Wirkung auf koagu¬
lierte EiweiBkorper auszuilben vermogen. Letzterer Umstand ist in
biochemischer Hinsicht um so mehr bemerkenswert, als sich beide Mi¬
kroben bei putriden Zersetzungsprozessen vorfanden. Im iibrigen be-
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v. Hibler, Zur Kenntnin der pathogenen Anaeroben.
283
schranke ich mich darauf, auf die Beschreibung hinzuweisen, die
Wtircker am angegebenen Ort vom Bac. postumus gibt.
VII. Untersnchungen iiber die Bildung spezifischer Agglutinin?
and Priizipitine bei den mit dera beschriebenen AnaSroben
infizierten Versuchstieren.
Wie im vorausgehenden dargelegt ist, fiihren Infektionen mit dem
beschriebenen Anaeroben bei vielen Versuchstieren zu Eiterungen, die
mehrere Wochen hindurch andauerten.
Es lag daher die Frage nahe, ob unter diesen TJmstdnden bereits
spezifische Antikorper in nachweisbaren Mengen im Blut der Ver-
suchstiere zur Bildung gelangen oder nicht. Um in dieser Beziehung
das Verhalten des Blutes zu ermitteln, ftihrte ich einige Agglutinations-
und Prazipitationsversuche mit dem Blutseruin einzelner Versuchstiere
aus. Ueber diese Versuchsergebnisse will ich noch im folgenden be-
richten.
Was zunachst das dabei eingeschlagene Verfahren anlangt, so
erprobte ich die Agglutinationsfahigkeit der Sera durchwegs in der
Weise, daB ich deren Einwirkung auf die in 0,8-proz. NaCl-Losung
aufgeschwemmten Keime des Anaeroben unmittelbar beobachtete, indem
ich die Fltissigkeiten innerhalb kleiner Eprouvetten zusamraen mischte
und ohne Zuhilfenahme optischer Instrumente die Reaktion verfolgte.
In jeder Versuchsreihe stellte ich zunachst die Bakterienaufschwem-
mung ftir die verschiedenen Verdiinnungen in toto, unter einem, her und
ftillte die entsprechenden Mengen in die vorbereiteten kleinen Eprou¬
vetten ab. Zu diesen Bakterienaufschwemmungen fiigte ich dann das
entsprechende Volumen des Serums, das je nach Umst&nden bereits
selbst auf Vio bzw. auf .VlOO mit 0,8-proz. NaCl-Ldsung vorverdilnnt
war, und brachte dann die Rohrchen mit den gemischten Fliissigkeiten
in den Brtitschrank. In der Regel wurde bei der Mischung der Fliissig¬
keiten durch Umriihren mittels eines Platindrahtes eine gleichm&Bige
Verteilung derselben herbeigeftlhrt.
Das zu den Aufschwemmungen notige Bakterienmaterial entnahm
ich durchweg Stichkulturen des Anaeroben.
Die hierbei verwendeten Kolonieen waren unter hoher Schicht, und
zwar zumeist in mit Blut von menschlichen Leichen unter Zusatz von
Pepton und NaCl und 1 Proz. Rohrzucker zubereitetem Agar gewachsen;
es wurden aus ihnen die nach 24—36 Stunden schon reichlich ent-
wickelten Vegetationen mittels Kapillarpipetten aufgesaugt und in die
NaCl-Losung tibertragen. Mitunter muBte das Material aus 3 Kultur-
rdhrchen gesammelt werden, um eine ftir die Agglutinationsproben der
betreffenden Versuchsreihe ausreichende, geniigend dichte, d. h. trUbe
Aufschwemmung zu erhalten.
Zum Abmessen der ftir die verschiedengradigen Verdiinnungen
erforderlichen Volumina einerseits der Bakterienaufschwemmungen, und
anderseits der Sera bediente ich mich graduierter enger Eprouvettchen,
mittels welcher 1 ccm sich in 20 Teile teilen lieB.
Was zunachst die Agglutinationsversuche anlangt, die sich
auf das Blut infizierter Meerschweinchen beziehen, so ergaben die-
selben bei 2 Meerschweinchen, von denen das eine 26 Tage und das
andere sogar 32 Tage lang Eiterungen gezeigt hatte, nichts Sachliches,
da spezifische Agglutininsubstanzen hierbei nicht zur Entstehung ge-
langt waren.
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284
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Btl. 68. Heft 3/4.
Diese FeststeLlung ergab sich bei Untersuchung von Verdtinnungen
des Serums der beiden Tiere, die irn Verhaltnis von 1:30, 1:60, bzw.
1:100 bereitet wurden, indem zu 3 ccm einer Aufschwemmung des
Mikrobenmateriales in 0,8-proz. Kochsalzlosung 0,1 ccm, bzw. 0,05, bzw.
0,03 ccm von dem Serum hinzugefiigt wurde.
In dem Rohrchen der Verdiinnung 1:30 erfolgte nach einer Stunde
Aufenthalt im Briitschrank bei 37° C eine leichte Aufhellung der
durch die Bakterien getrtlbten FlUssigkeit, die sich im Verlaufe der
2. Stunde etwas steigerte, ohne in der Folgezeit zu einer volligen
Klarung zu fiihren.
In der Verdtinnungsprobe 1:60 zeigte sich nach 3-stiindigem Ver-
weilen bei BrUtteinperatur eine geringgradigere, nur andeutungsweise
Aufhellung, und im Rohrchen mit der Verdiinnung 1:100 blieb die
Triibung fortdauernd gleichmaUig bestehen.
Ganz ahnlich gestalteten sich die Versuche iiber die Agglutinations-
fahigkeit des Serums des 2. Meerschweinchens.
Des weiteren prtifte ich noch das Serum einer weiiien Ratte,
die 28 Tage nach der Infektion mit dem Anaeroben noch einen Eiterherd
an der Impfstelle darbot. Das Serum dieses Tieres tibte in Ver-
dtlnnungen von 1:25, 1:50 und 1:75 keine klare Agglutinations-
wirkung auf die Aufschwemmung des Mikrobenmateriales aus.
Mit diesen negativen Erfolgen bei den e r wall n ten Ver-
suchstieren, die durchweg nur ein einziges Mai mit dem unter -
suchten Anaeroben infiziert worden waren, kann jedoch die weitere
Frage nicht beantwortet sein, ob nicht bei mehrmaliger Impfung
der Versuchstiere spezifische Antikorper zur Entstehung
gelangen.
Urn diese Frage zu priifen, wahlte ich ein grofies Kaninchen von
4650 g Korpergewicht aus, welchem Kaninchen (No. 20) ich (am 5. Dez.
1910) zun&chst 2 ccm einer 12-tagigen Bouillonkultur (Rohrchen 164)
in die Bauchhohle injizierte. Nachdem das Tier diese Infektion, ohne
merklich krank zu werden, 6 Tage Uberstanden hatte, brachte ich ihm
(am 11. Dez. 1910) neuerdings und zwar 2 l / 2 ccm derselben Bouillon¬
kultur intraperitoneal bei. Derartige Injektionen in die Bauchhohle
wiederholte ich bei dem Kaninchen (No. 20) noch 2mal, und zwar
9 Tage nach der vorausgegangenen Impfung (am 20. Dez. 1910) und
12 Tage spater (am 2. Jan. 1911). Ich steigerte dabei die Dosis das
eine Mai auf 4, das andere Mai auf 5 ccm, wobei zuletzt von der in-
jizierten Kultur (des Rbhrchens 165) einiges aufier in die Bauchhohle
auch in die Subcutis gelangte. Das Kaninchen (No. 20) wog jetzt nur
noch 4250 g, hatte also urn 400 g abgenommen.
Am 10. Jan. 1911 wurde dem Tiere, das hierbei verendete, unter
sterilen Bedingungcn Herzblut entnommen und zur Vornahme von Agglu¬
tinations- und Prazipitationsversuchen in Kugelpipetten und Eprouvetten
aufbewahrt.
Bei der Sektion des Tieres fand sich urn den Rest des ins Peritoneum
injizierten Materiales ein eitriges Infiltrat in abgekapseltem Zustande
vor. Von diesem wurde samt einem Sttickchen des benachbart liegenden
Netzes und samt einem Milzsttlckchen des Tieres Material in ein Agar-
rohrchen (168) unter holier Schicht eingetragen; von diesem Rbhrchen
nalim ich dann (am 16. Jan. 1911) hochmals Uebertragungen in ein Agar-
rohrchen (169) und auch in 2 Rohrchen (170, 171) mit frischbereitetem
Pepton-NaCl-Himbrei-Bouillon-Agar vor.
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v. Hibler, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
285
Am nachsten Tage (17. Jan. 1911) wurde von der im Rohrchen
No. 169 zur Entwickelung gelangten Kultur Material in 3 ccm steri-
lisierter NaCl-Losung aufgeschwemmt und
I) zu 0,9 ccm dieser Aufschwemmung 0,1 ccm von dem auf Vio
0,8-proz. NaCl-Lbsung verdUnnten Blutserum des Kaninchens (20) zu-
gesetzt, somit eine VerdUnnung von 1:100 hergestellt, ferner
II) zu 0,8 ccm der Aufschwemmung 0,2 ccm von demselben auf
Vio verdiinnten Blutserum beigemischt, also eine VerdUnnung von 1:50
ausgefUhrt.
Bereits nach einer halben Stunde trat in beiden Proben
I und II eine vollstandige Klarung der FlUssigkeit ein
imter Zusammenkleben der Mikroben am Grunde der Rohrchen.
Dieses positive Agglutinationsergebnis verfolgte ich am
21. Jan. 1911 weiter, indem ich ausgehend von der am 17. Jan. her-
gestellten VerdUnnung des Blutserums auf 1:10 und von der ange-
gebenen Mikrobenaufschwemmung zu VerdUnnungsproben von 1:1000,
1:2000 und 1:3000 vorschritt.
In alien diesen 3 VerdUnnungen trat schon nach 1 1 / 2
Stunden unter Klarung der oberen Schichten deutliche
Agglutination ein.
Bei den zur Kontrolle dieser Ergebnisse ausgefUhrten Ver-
suchen zog ich zunachst (am 27. Jan. 1911) das Serum eines nicht vor-
behandelten gesunden Kaninchens in Anwendung, das aber wahrschein-
lich von dem bereits erwdhnten Ivaninchen No. 2 abstammte, welches
in der Zeit des 23. Sept. bzw. 29. Sept. 1909 mit positivem Erfolge
zu Infektionsversuchen mit dem hier beschriebenen Anaeroben ver-
wendet worden war. (Siehe p. 275, 276.)
In Proben, die mit dem Serum des gemeinten Kaninchens in Ver¬
dUnnungen zu 1:25, 1:50, 1:100 am 27. Jan. 1911 angestellt wurden,
zeigte sich bereits nach einer Stunde Ausfallung der Bakterien, wahrend
die bei diesen Kontrollversucheu unversetzt gelassene Mikrobenauf¬
schwemmung trUbe geblieben war.
Ich fuhrte daher (am 31. Jan. 1911) weitere Kontrollversuche
mit dem Serum eines anderen, zweiten, nicht vorbehandelten
Kaninchens ganz in derselben Weise aus, wobei aber weder bei stAr-
kerer noch bei schwacherer VerdUnnung Agglutination eintrat.
Zu Ubereinstimmenden Ergebnissen fUhrten dann auch die Paral-
lelversuche, die ich zu nochmaliger Kontrolle am 1. Febr. 1911
ausfUhrte. Dabei wurde das Serum I des Kaninchens No. 20, von dem
ich eine 1 / 10 VerdUnnung aufbewahrt. hatte, in 1 / 100 VerdUnnung (mit
0,8-proz. NaCl-Ldsung) unter Beimischung der Bakterienaufschwemmung
aus einer 24-sttlndigen Rohrzuckeragarkultur des untersuchten Anaeroben
in Anwendung gebracht; ferner Serum II von dem schon erwahnten
nicht vorbehandelten Kaninchen, das wahrscheinlich vom Kaninchen
No. 2 abstammt, in VerdUnnung mit der besagten Bakterienauf¬
schwemmung vermischt; und endlich mit dem Serum III des anderen
nicht vorbehandelten Kaninchens ebenfalls in der VerdUnnung von 1:50
eine Agglutinationsprobe ausgefUhrt.
Das Ergebnis dieser Parallelversuche war bei:
Serum in VerdUnnung nach '/» Stunde 1 Stunde VL Stunden 2 Stunden
I 1:100 T +
II 1:50 T +
III 1:50 — —
und ebenso bei 1:25 — —
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286 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3j4.
als ich mit dem Serum III in dieser geringen VerdUnnung den Versuch
fortsetzte.
Zu einem den mitgeteilten Agglutinationsversuchen entsprechenden
Ergebnis fUhrten dann auch die im Anschlusse daran angestellten Pra-
zipitationsversuche.
Zu diesen verwendete ich am 3. Febr. 1911 eine 1 / 10 VerdUnnung
der KulturflUssigkeiten aus den Rohrchen 164 und 165, mit denen das
Ivaninchen No. 20 geimpft worden war. Zur VerdUnnung wurde 0,8-
proz. NaCl-Losung verwendet.
Dann fiigte ich zu 0,8 ccm dieser auf 1:10 verdiinnten Kulturfliissigkeit 0,2 ccm
„ 0,9_ ,, „ ,, ,, ^ ,, ,, 0>1_ »»
und „ 0,95 „ ,, ,, ,, ,* ,, 0,0o ,,
von dem unverdUnuten Serum des Kaninchens No. 20, so daC also Ver-
dUnnungen von 1:5, 1:10 und 1:20 hergestellt wurden.
In alien 3 Rohrchen war schon nacli einer Stunde bzw.
nach 3 Stun den in schon ster Weise ein flockiger Nieder-
schlag entstanden.
Zu dem am nachsten Tage (4. Febr. 1911) nachgeholten Kon troll -
versuche verwendete ich dieselbe auf 1:10 verdUnnte geklarte Kultur-
flUssigkeit:
a) unter Zusatz des vorhin (bei den Agglutinationsparallelversuchen)
erwahnten Kaninchenserums II,
b) unter Zusatz des ebendort angegebenen Kaninchenserums III,
welches bei dem Agglutinationsversuch sich vollig negativ verhalten
hatte.
Es wurden dabei 0,9 ccm der klarcn auf 1 / 10 mit 0,8-proz. NaCl-
Losung verdUnnten KulturflUssigkeit mit je 0,1 ccm des (in geringem
Grade hamoglobinhaltigen) Serums II bzw. des (starker hamoglobinhal-
tigen) Serums III versetzt. Der Erfolg war bei:
Versuch nach '/» Std. 1 Std. 2 Std. 3 Std. 36 Std.
a — — ? ? + also Ausflockungsniederschlag
b — — — — — „ kein „
Literator.
1) Bezold, Statistischer Bericht liber die in den Jahren 1884—1886 inkl. be-
handeiten Ohrenkranken. (Arch. f. Ohreuheilk. Bd. 25. 1888. p. 204.)
2) Kretschmann, Ueber Carcinome des Sehliifenbeines. (Arch. f. Ohrenheilk.
Bd. 24. 1886. p. 231.)
■?) Treitel, Ueber Carcinorn des Ohres. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 33. 1898.
E . 152.) Ein weiterer Beitrag zum Carcinorn des Ohres. (Zeitschr. f. Ohren-
eiLk. Bd. 38. 1901. p. 200.)
4) Zeroni, Ueber das Carcinorn des Gehororganes. (Arch. f. Ohrenheilk. Bd. 48.
1900. p. 144 bezw. p. 153.)
5) IV hi ting, Bericht liber ein Carcinorn, das in der Paukenhohle nach chroni-
scher Eiterung seinen Ausgang nahra. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 33. 1898.
p. 3C3.)
G) Sessous, Demonstration eines Praparates von linksseitigem Carcinorn des
Mittelohres und des Schliifelappens. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 44. 1903.
p. 291.)
7) Oompaired, Chronisch-eiterige Otitis mit Epitheliom des Mittelohres und
Warzenfortsatzes etc. (Arch. ital. d. Otologia. Vol. 14. 4; Zeitschr. f. Ohren¬
heilk. Bd. 46. 1904. p. 274.)
S) Rtimer, O., Die otitischen Erkrankungen des Hirns, der Hirnhaute und der
Blutleiter. 3. Aufl. Wiesbaden 1902. p. 1.36 ff. bzw. p. 197, 198.)
.9) Rist, E., Etudes bacferiologiques sur les infections d’origine otique. (Thfese.)
Paris 1898. — Neue Methoden und neue Ergebnisse im Gebiete der bakteriologi
sehen Untersuehung gangranoser und fotider Eiterungen. (Centralbl. f. Bakt.
Abt. f. Bd. 30. 1901. p. 287 ff. bzw. p. 303.)
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v. Hi bier, Zur Kenntnis der pathogenen Anaeroben.
287
10) Heimann, Ein Fall vou akutem otitischen Schliifcnlappenubszett (induziert
durch Otitis media suppurativa acuta artificialis. Einiges zur Statistik der
otitischen Hirnabszesse). (Arch. f. Ohrenheilk. Bd. 66. 1903. p. 251 ff. und
Bd. 67. 1906. p. Iff.)
11) Ghon, Mucha u. Muller, R., Zur Aetiologie dor akuten Meningitis.
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 41. 1906. p. Iff.)
12) Neumann, H., Der otitische Kleinhirnabszett. Leipzig u. Wien 1907.
13) Isemer, Zur Aetiologie des otitischen Kleinhirnabszesses. (Arch. f. Ohreu-
heilk. Bd. 74. 1907. p. 244 ff.)
14) Boesch, Der Aqueductus vestibuli als Infektionsweg. (Zeitschr. f. Ohren¬
heilk. Bd. 50. 1905. p. 337ff.)
15) Muller, R., Zur Lehre von den otitischen Hirnabszessen. (Arch. f. Ohren¬
heilk. Bd. 50. 1900. p. Iff. bzw. p. 14; vgl. daruber O. Korner 3) p. 144
u. 145.)
16) v. Hi bier, E., Untersuchungen fiber die pathogenen Anaeroben, fiber die
anatomischen und histologischen Veranderungen bei den durch sie bedingten
Infektionserkrankungen des Menschen sowie der Tiere und uber einige nicht
pathogene Anaerobenarten. Jena 1908.
17) Morelli, Ueber ein neues Verfahren zum Nachweis von Indol auf Niihr-
substraten. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909. p. 413.)
18) v. Hi bier, E., Beitriige zur Kenntnis der durch anaerobe Spaltpilze erzeugten
Infektionserkrankungen. Vorlaufige Mitteilung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I.
Bd. 25. 1899. p. 1 ff. bzw. p. 33, 34.)
19) — Ueber die Differentialdiagnose der pathogenen Anaerobien. (Verhandlg. d.
deutsch. patholog. Gesellsch. Meran 1905. p. 118 ff. bzw. p. 122.)
20) — Zur Kenntnis der anaeroben Spaltpilze und deren Differentialdiagnose
nebst einem Bestimmungsschliissel in 2 Tabellen. Jena (in Kommissiou bei
G. Fischer) 1909. p. 26, 27.
21) Heyde, Zur bakteriellen Aetiologie und Klinik des Hirnabszesses. (Deutsch.
med. Wochenschr. 1908. No. 51. Sonderabdr. p. 6, 7.)
22) Heim, Ueber anaerobiotische Technik, einige Anaerobier und beginnende Ei-
weififaulnis. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 55. 1910. p. 337 ff. bzw.
p. 341.)
23) Wfircker, K., Ueber Anaerobiosc, zwei Faulniserreger und Bacillus botulinus.
(Sitzungsber. d. physik. med. Soc. Erlangen. Bd. 41. 1909. p. 241 bis 245.)
ErklStrung der photographischen Abbildungen.'
Fig. 1. Ausstrichpriiparat voin Eiter das Kleinhirnabszesses. Vergr. 1000.
(Siehe im Ubrigen Text p. 269.)
Fig. 2. Linsenformige, glatt begrenzte Kolonicn, in 24 Stunden bei Brfit-
temperatur in Agarrohrchenkultur (No. 70) entwickelt. Verge. 12 1 /,.
Fig. 3. Agarrohrchenkultur (No. 70), einige Tage alt, mit lieginncnder Gas-
blaschenbildung; um 1 / 10 fiber die natfirlichen MaOe vergroSert.
Fig. 4 und 5. Atypische Kolonieen einer Agarrcmrehenkultur (No. 68).
Vergr. 12 l /<- (Siehe Text p. 270.^
Fig. 6. Pleomorphe Vegetationsformen des Anaeroben bei beilaufig 1000-
facher VergroBerung (siehe Text p. 270).
Fig. 7, 8, 9. Geifieltragende Individuen und Paare des Anaeroben (siehe Text
P . 271).
Fig. 10 u. 11. Stabchen mit Sporenanlagen bzw. mit ausgebildeten end-
stiindigen kugeligen Sporen (siehe Text p. 271).
Fig. 12. Junge Gelatine-Rohrchenkultur (No. 61) um 1 / 10 fiber die natfirlichen
Matte vergrottert (siehe Text p. 271).
Fig. 13. Aelbere Lackmus-Gelatine-Rohrehenkultur (No. Ill) um 3 / 10 Uber
die natfirlichen Matte vergrottert (siehe Text p. 271).
Fig. 14. Vorgeschrittene Verfliissigung der Lackmus-Gelatine-Rohrchenkultur
(No. 110) mit in der ziihen Gelatine zurfickgehaltenen Gasblasen. Vergr. 3 / 10 fiber
die natfirlichen Matte. (Siehe Text p. 271.)
Fig. 15 u. 16. In der Entwieklung stehen gebliebene glatt wellig auslaufcnde
kugelige Kolonieen der Gelatine-Rohrchenkultur (No. 62) (siehe Text p. 272).
Fig. 17. Vorgeschrittenes Ent.wicklungsstadium einer Gelatinekolonie mit Itand-
fadenwerkbildung (siehe Text p. 272).
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288
OentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3,4.
Nachdruck verboten.
Ueber Formenwechsel bei dem Bacillus faecalis
alcaligenes.
[Aus dem Bakteriologischen Institut der Landeskrankenanstalt in Brflnn
(Vorstand: Prof. Dr. C. Sternberg).]
Von k. u. k. R.-A. Dr. Richard Poliak, kominandiert zum Institut.
Mit 2 Figuren.
In einer friiheren Mitteilung 1 ) berichteten wir flber das Auftreten
von vibrionenfibnlichen Formen bei Kultur des Bacillus faecalis
alcaligenes auf bestiimnten NahrbSden und behielten uns weitere
Untersuchungen fiber die Ursache des beobachteten Formenwechsels vor.
Wie seinerzeit mitgeteilt, hatten wir aus Faeces von Personen,
welche an Brechdurchfall erkrankt oder gestorben waren, auf dem
Dieudonndschen Nfihrboden Kolonieen erhalten, welche aus Vibrionen
bestanden. Die gewonnenen Stfimme wurden in Agarstichkulturen fort-
gezfichtet; nach Ablauf mehrerer Monate zeigte sicli nun, daB in den
Deckglasprfiparaten nur vereinzelt Vibrionen, zumeist hingegen Stfibchen
vorhanden waren. Dieses Bild blieb auch nach Ueberprfifung der Rein-
heit der Stfimme durch das Plattenverfahren dasselbe. Ein neuerliches
Ruckimpfen auf Dieudonndschen Nfihrboden hatte zur Folge, dafi in
den Deckglaspriiparaten zwar nicht mehr ausschlieBlich Vibrionen, doch
jedenfalls weit mehr solcher Formen als Stfibchen sichtbar waren. Durch
ihr kulturelles Verhalten erwiesen sich die untersuchten 8 Stfimme als
Bacillus faecalis alcaligenes und zeigten die ffir dieses Bak-
terium von Baerthlein 2 ) geforderten Eigenschaften.
Aehnliche Beobachtungen fiber Formenwechsel dieses Bacillus ver-
offentlichte kurz vor uns Baerthlein 3 ); in einer friiheren Publikation
von Glaser und Ha chi a 4 ) linden wir die Bemerkung, daB in Fae¬
calis-Reinkulturen vom Dieudon ndschen Nfihrboden vibrionenartige
Formen vorgefunden wurden.
Der Umstand, daB Vibrioformen insbesondere bei Kulturen auf dem
Dieu d on neschen Nfihrboden zu beobachten waren, legte die Annahme
nahe, daB die besondere Zusammensetzung dieses Nfihrbodens die Ur¬
sache des Formenwechsels ware. Da der Dieudonndsche Nfihrboden
ein Agar mit hohem Alkali- und Blutgehalte ist, war es unsere Aufgabe,
zu untersuchen, ob eiuein dieser Faktoren und welchem derselben ein
bestimmender EinlluB auf die Form der gewachsenen Bakterien zukomme.
Bevor wir flber die Versuche und ihre Resultate berichten, mfichten
wir voraussenden, daB ffir die Beurteilung derselben die Durchmusternng
von Deckglasprfiparaten maBgebend sein muB. Hierbei ergeben sich nun
insofern Schwierigkeiten, als in vielen Fallen die Entscheidung schwer
ist, ob Stfibchen oder Vibrioformen vorliegen, namentlich wenn es sich
um Ifingere Verbfinde handelt. Noch schwieriger ist die Entscheidung.
ob die Stfibchen oder die Vibrioformen an Zahl fiberwiegen, woraus sich
1) Berlin, klin. Wochenschr. 1912. No. 9.
2) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 67. 1912. Heft 5.
3) Berlin, klin. Wochenschr. 1912. No. 4.
4) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 57. 1911. Heft 4.
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Poliak, Formenwechsel bei deni Bacillus faecalis alcaligenes.
289
die weitere Schwierigkeit ergibt, im Verlaufe von Fortimpfungen ein
richtiges Urteil fiber Zu- oder Abnahme der genannten Formen abzugeben.
Immer wird das Urteil in dieser Hinsicht subjektiv sein. Trotzdem ist
es jedoch bei genauer und zu verschiedenen Zeiten mehrraals wieder-
holter Durchsicht der Prfiparate moglich, sich ein verlaBliches Urteil
fiber diese Frage zu bilden. Hier sei schon bemerkt, daB ein deutlicher
und leicht feststellbarer Unterschied nur zwischen den Deckglasprfiparaten
von gewOhnlichem Agar einerseits, vom DieudonnSschen Blutalkali-
agar andererseits konstatierbar war.
Zur ErlSuterung der folgenden Angaben sei bemerkt, daB wir der
Kfirze halber die in unserer ersten Mitteilung genauer beschriebenen
Stfimme mit fortlaufenden Zahlen bezeichnen, und zwar: 1) No. 876,
2) No. 2324, 3) No. 78, 4) No. 2704, 5) No. 2334, 6) „Vostry“, 7) „Iglau“.
8) „Trebitsch“ und 9) den als Kontrollstamm verwendeten Bacillus
faecalis alcaligenes.
Als Ausgangskultur wurden bei jedem Stamme eine von einer ein-
zelnen Gelatinekolonie herrfihrende Agarkultur verwendet. Die Deckglas-
praparate zeigten bei den Stfimmen 2, 6 und 9 nur Stfibchen, bei den
Qbrigen auch spfirliche Vibrionen, bei 1, 4, 5 und 7 fiberdies noch
lfingere Ffiden.
Bei lOmaliger Ueberimpfung auf gewohnlichem, schwach alkalischem
Agar wurden keine besonderen Verfinderungen beobachtet. Die Stamme
3, 7 und 8 boten vielleicht eine Abnahme der Zahl gekrfimmter Formen.
Um den allffilligen EinfluB des Alkaligehaltes unseres Agarnfihr-
bodens auszuschalten, verwendeten wir zur nfichsten Versuchsreihe
neutralen Agar. Stamm 1 zeigte gleich das erste Mai, die Stfimme 5
und 7 beim zweiten Ueberimpfen weniger Vibrioformen, ohne bei
weiterem Fortzfichten sich zu findern. Die fibrigen Stfimme boten tiber-
haupt keine Unterschiede gegenfiber der Ausgangskultur.
Steigerung des Alkaligehaltes durch Zusatz von 5-proz. Normal*
kalilauge bewirkte bei den Stfimmen 1 und 4 eine Zunahme der Vibrionen.
Bei Erhohung des Alkaligehaltes auf 10 Proz. wuchsen nur die Stfimme
4, 6, 7 und 8. Ersterer zeigte gegenfiber dem 5-proz. Alkaliagar keine
weitere Differenz, letztere wiesen eine mfiBige Zunahme der Vibrioformen
auf. Bei einem Alkaligehalte des Nfihrbodens von 15 Proz., entsprechend
dem DieudonnSschen Agar, ging nur Stamm 6 an und verhielt sich
hierbei genau so, wie auf 10 proz. Alkaliagar.
Bei einem Versuche, die Normalkalilauge durch Soda zu ersetzen,
blieben die Platten, bis auf die Kultur des Stammes 6, steril. Auch bei
diesem Stamme war das Wachstum nur spfirlich und waren nur Stfibchen-
formen zu beobachten.
Im nfichsten Versuche wiederholten wir die Fortzflchtung auf dem
Dieudonn6schen Nfihrboden. Beim erstmaligen Ueberimpfen von der
Ausgangskultur (Agar) zeigten nur die Stamme 1 und 9 keinen Unter¬
schied. Hingegen wiesen alle fibrigen Stamme bereits das Ueberwiegen
von Vibrioformen auf. Diese Erscheinung ist beispielsweise aus den
beigegebenen Mikrophotogrammen der Ausstriche von Stamm 5 ersicht-
lich. Im allgemeinen nahm bei alien unseren Stfimmen die Zahl der
Vibrioformen bei Fortzflchtung etwa bis zur 5. Ueberimpfung zu, wah-
rend sich im weiteren Verlaufe keine wesentliche Veranderung mehr
ergab. Auch der Kontrollstamm 9 zeigte nach 5maligem Ueberimpfen
Vibrioformen. Eine Kultur, die ausschlieBlich Vibrionen enthalten hfitte,
EnU Abt. On*. Bd. 68. Heft 3/4. 19
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290
Centralbl. f. Hakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
erreichten wir bei keinem Stamme, auch bei dem 20nial liber den
Dieudonndschen Nahrboden geschickten Stamm 6 nicht.
Auf dem von Pilon 1 ) angegebenen 12-proz. Blutsodaagar ging nur
Stamm 6 auf, ohne Vibrioformen zu zeigen.
Zu einem weiteren Versuche verwendeten wir den Hamoglobin-
nahrboden nach Esch, welcher etwa halb so alkalisch ist, wie der
Dieudonndsche Nahrboden. Die Stamme 1, 3 und 8 wiesen hier
Fig. 1. Ausstrich von einer
Agarkultur.
Fig. 2. Ausstrich von einer Kultur
vom Dieudonn^schen Nahrboden.
vielleicht eine kleine Differenz gegeniiber der Ausgangskultur auf, indent
scheinbar etwas mehr Vibrioformen zu sehen waren. Bei Fortsetzung
der Ueberimpfung konnte jedoch weder bei diesen, noch bei den iibrigen
Stuntmen ein Unterschied wabrgenommen werden.
Bei Verwendung des Nahrbodens nach Voges (Zusatz von de-
fibriniertem Pferdeblut zu dem auf 100° erhitzten Agar) zeigte nur
Stamm 1 nach lOntaligem Ueberimpfen eine deutlichere Vermehrung
der Vibrionen. Die ubrigen Stamme boten gar keine oder nur minimale
(4, 7) Unterschiede gegenfiber der Agarkultur dar.
Nach wiederholter Ueberimpfung auf Schottmflllers Blutagar
nahmen die Vibrioformen bei den Stammen 3, 4, 8 und 9 vielleicht
etwas zu, die anderen Stamme anderten ihr morphologisches Verhalten
nicht.
Ueberblicken wir zusammenfassend die Ergebnisse unserer Versuche,
so ergibt sich, daB — wie schon friiher mitgeteilt — der Bacillus
faecalis alcaligenes auf dem Dieudonn6schen Nahrboden reich-
lich Vibrioformen bildet. Bei Rflckimpfen auf gewohnlichen, leicht
alkalischen Agar bleiben zunachst einzelne solcher Formen noch erhalten.
Bei Ueberimpfung auf neutralen Agar zeigte nur ein Stamm eine deut¬
lichere Verminderung dieser Formen, wahrend die anderen Stamme un-
verandert blieben. Zusatz groBerer Alkalimengen ohne Blut wirkte auf
das Wachstum der untersuchten Stamme hemmend. Zusatz maBiger
Alkalimengen allein, ebenso Zusatz von Blut allein oder von Hamoglobin
bewirkten bei einzelnen Stammen Auftreten, bzw. eine rnaBige Ver¬
mehrung von Vibrioformen.
Aus diesen Untersuchungen ergibt sich inithin, daB offenbar nur
ein Zusant men wirken beider Momente, des hoheren Alkali-
gehaltes in Verbindung mit Blutzusatz jenen Formen-
wechsel des Bacillus faecalis alcaligenes hervorzurufen
verntag, wie er auf dem Dieudonn6schen Nahrboden zu
beobachten ist.
1) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 60. p. 330.
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Poliak, Ueber Forraenweohsel bei dem Bacillus faecalis alcaligenes. 291
Diese Erscheinung mQchten wir aber nicht als Mutation auf-
fassen, da sie den Anforderungen von de Vries nicht entspricht; wir
werden hierauf an anderer Stelle naher eingehen.
Den hier initgeteilten Befunden koinmt unseres Erachtens auch eine
praktische Bedeutung filr die Choleradiagnostik zu. Unsere Stamme
wurden ja aus Stiihlen von Personen gewonnen, die an Brechdurchfall
erkrankt oder gestorben waren. Die Faeces derselben wurden auf
Dieudonn^schem Nahrboden kultiviert und hierbei eben Kolonieen
abgeimpft, die als Vibrionen imponierten. Ein derartiger Befund konnte
nun leicht zu falschen SchluBfolgerungeu Veranlassung geben. So halteu
z. B. Kolle und Hetsch 1 ) die Diagnose Cholera fast fur sichergestellt,
wenn man bei der Stuhluntersuchung verdSchtiger Krankheitsfalle in
den Originalplatten Vibrionenkolonieen in groBerer Menge findet. Auch
Zlatogoroff 2 ) kommt auf Grund zahlreicher Untersuchungen anlMBlich
der Choleraepidemie in Petersburg zu dem Schlusse: „Ein jeder Vibrio,
welcher beim Menschen wahrend Epidemieen oder in Erwartung der¬
selben gewonnen wird, ist, auch wenn er nicht agglutiniert, als ver-
dachtig anzusehen; man muB nicht vergessen, daB der Choleravibrio
nicht selten seine Agglutinationsfiihigkeit einbiiBt.“ Ueberdies fand
Zlatogoroff, daB der Choleravibrio je nach der Dauer seines Ver-
weilens im menschlichen Korper inorphologische Veranderungen zeigt,
indem er die Form eines Stabchens annimmt oder nur schwache Kriim-
mung aufweist und schwacher farbbar wird. Das Aussehen sei so ab-
weichend von dem gewohnlichen Bilde, daB hie und da nur nach der
Agarkolonie ^erraten* 4 wurde, es lagen Choleravibrionen vor.
Durch Impfung auf Pepton und Gelatine gewannen die Bakterien
erst ihr natiirliches Aussehen wieder. Diese Befunde bestatigte Horo¬
witz 3 ), wShrend Wank el 1 ) Umwandlungen nach Zlatogoroffs
Methoden nicht gelungen sind. Andererseits fand aber Bernhardt 5 )
auf Dieudonn6schem Agar choleraahnlich wachsende Vibrionen, welche
die Gelatine nicht verflfissigen und welche nicht agglutinieren. Er erklSrt
den Befund solcher Vibrionen filr nicht selten und mahnt daher zur
Vorsicht bei der Diagnose der Cholera.
Auch unsere Befunde sprechen in diesem Sinne; wir miissen
vor der Cholera diagnose lediglich auf Grund des Nach-
weises von Vibrionen auf dem Dieudonneschen Nahr-
boden direkt warnen, wodurch jedoch der groBe Wert dieses Niihr-
bodens in keiner Weise beeintriichtigt werden soli. Namentlich bei
ersten Fallen, doch auch sonst, ist es unbedingt notwendig, Vibrionen,
auch wenn sie von dem elektiven Nahrboden nach Dieudonn4 ge¬
wonnen wurden, mit einwandfreien Methoden zu identifizieren.
1) Kolle-Hetsch. 1911. p. 230.
2) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. p. 14.
3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. p. 79.
4) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 71. p. 172.
5) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 71. p. 495.
19*
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292
Centralbl. f. B&kt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Nachdruck verboten.
Zur Aetiologie des malignen G-ranuloms.
[Aus dem Pathologiscben Institut der Reichs-Universit&t Utrecht
(Direktor: Prof. Dr. C. H. H. Spronck).]
Von Ernestine de Negri und C. W. G. Mieremet, Assistenten.
Mit 4 Tafeln.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts hat Sternberg 1 ) in einer
verdienstlichen histologischen Arbeit als „eine eigenartige, unter dem
Bilde der Pseudoleukamie verlaufende Tuberkulose des lymphatischen
Apparates" das maligne Granulom von vielen raakroskopisch und zum
Teil klinisch gleichartigen Krankheiten abgetrennt. Er hat damit die
Aufmerksamkeit vieler Eorscher auf diejenige Krankheit gelenkt.
welche vielfach als Hodgkinsche Krankheit bezeichnet wird, obwohl
Hodgkin 2 ) in seiner 1832 erschienenen Arbeit keineswegs eine ein-
heitliche Krankheit beschrieben, und daher dieser Name, der immer nur
Verwirrung gebracht, unseres Erachtens besser nicht mehr gebraucht
werden sollte. Dasselbe gilt von dem Namen Pseudoleukamie, da Colin -
heim 3 ) diesen Namen einer umschriebenen, nicht mit dem malignen
Granulom im Zusammenhang stehenden Krankheit gegeben hat.
Die Anschauungen Sternbergs iiber die Aetiologie der von ihm be-
schriebeneu Krankheitsfiille sind zu erklaren aus dem unglucklichen I’mstande,
daB die groQe Mehrzahl seines Materiales mit Tuberkulose komnliziert war, und die
Untersuchung der histologischen Praparate in den meisten Fallen Tuberkelbacillen,
und nur ein einziges Mai Kokken, die keiue lokale Reaktion hervorgerufen hatten,
auffinden liefien. Auf der siebenten Tagung der deutschen Pathologischen Gesell-
schaft sprieht Benda 4 ) als seine Meinung aus, dafi es sich um „ein sich den
malignen Neubildungen nahemdes Granulom handelt, welches nicht durch einen
spezifischen Infektionstrager, sondern durch die modifizierten oder abgeschwachtcn
Toxino verschiedener Infektionstrager hervorgerufen wird.“
Askanazy 4 ) nennt die Aetiologie des malignen Granuloma eine offene
Frage.
Chiari-Yamasaki 4 ) sind der Meinung, dafi es ein chronischer Ent-
ziindungsprozefi ist, dessen Aetiologie uns nocn unbekannt, der aber jedenfalls
nicht als Tuberkulose aufzufassen ist.
Aschoff 4 ) kommt zu der Schlufifolgerung, „dafi es sich nicht um die ge-
wohnlichc Form der Tuberkulose handelt, auf Grund der negativen Resultate aer
Meerechweinchenimpfungen, die er in funf typischen Fallen anstellen konnte.
Sternberg 4 ) andert seine 1898 ausgesprochene Ansicht in folgender Weise:
„Wenn auch die seither publizierten Falle diese (seine) Auffassung meist be-
statigen, so rtiume ich doch gerne ein, dafi die damals von uns gewahlte Be-
zeichnung „eigenartige Tuberkulose des lymphatischen Apparates" vielleicht zu
weit geht. Immerhin glaube ich, dafi ein Zusammenhang zwischen dem diesen
Fallen zugrunde liegenden Entziindungsprozefi und der Tuberkulose nicht von der
Hand zu weisen ist.
Auch Fabian 8 ) stimmt in seinem Sammelreferate fiber die Lymphogranulo-
1) Sternberg, Ueber eine eigenartige unter dem Bilde der Pseudoleukamie
verlaufende Tuberkulose des lymphatischen Apparates. (Zeitschr. f. Heilk. Bd. 19.
1898. p. 21.)
2) Hodgkin, On some morbid appearances of the absorbent glands and
spleen. (Med. chir. Transact. Vol. 17. 1832.)
3) Cohnheim, Ein Fall von Pseudoleukamie. (Virch. Arch. Bd. 33. 1865.
p. 451.)
4) Benda, Zur Histologie der pseudoleuk&mischen GeschwfllBte. (Verhandl.
der Deutschen Pathol. Gesell. 7. Tagung. 26.—28. Mai 1904.)
5) Fabian, E., DieLymphogranuK)matoeis(Paltauf-Sternberg). Sammel-
rpfprat. Oentralbl. f. allsrem. Path. u. path. Anat. Bd. 22. 1911. No. 4.)
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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie deB malignen Granuloms.
293
matosia einer tuberkuloaeu Aetiologie bei, etellt aber daneben eine ayphilitische
und eine kryptogenetische.
Von grofier Bedeutung fiir unsere Kenntnis des malignen Granuloma ist eine
1910 von Fraenkel und Much'),*) publizierte Arbeit, in der aie angeben, in
12 von 13 unterauchten Fallen, von denen 11 sicher nicht init Tuberkulose kom 1 2 3 -
pliziert waren, durch das Antiforminaedimentierungaverfahren Uhlenhutha charak-
teristiache Gebilde gef unden zu haben, die morphologiach nicht von der granularen
Form des Tuberkuloaevirua zu unteracheiden aind und aich nach Ziehl nicht
farben lassen, wohl aber nach der Muchschen Modifizierung der G r am - Methode.
Dieae Gebilde haben aie in normalen Organen nie aufgefunden. Tierexperimente
und Kulturverauche konnten nur in 3 Fallen angestellt werden, und weder die
erateren noch die letzteren haben in nicht mit Tuberkulose komplizierten Fallen
ein positives Reaultat gegeben.
Die Autoren kommen in ihren Betrachtungen zu dem SchluBae: „Auf jeden
Fall ateht so viel feat, dad etwaa ganz Sicherea fiber den Zusammenhamj oden
Nichtzusammenhang der bei Morbus Hodgkin gefundenen granuliiren Formen
mit dem Tuberkuloaevirua einatweilen noch nicht geaagt werden kann.“ Und aie
schlieBen ihre Arbeit ab mit den Worten: „Die Lymphomatosis granulomatosa iat
eine Infektionskrankheit, die durch granulare Stabchen hervorgerufen wird. Dieae
granularen Stabchen aind antiforminfest, aber nicht saurefest. Sie sind durch ver-
scharfto Gramfarbung daratellbar und atehen dem Tuberkuloaevirua zum mindeaten
sehr nahe. Die Lymphomatosia granulomatosa ist nach unseren Erfahrungen nur
ausnahmaweiae mit typiacher TuDerkulose vergesellschaftet."
Die Zahl der FSlle, in denen ea Fraenkel gelungen ist, die granularen
Stabchen nachzuweiBen, iat, wie er in einem im Januar dieses Jahrea in Hamburg
gehaltenen Vortrage 8 ) mitteilt, bis auf 16 von 17 unterauchten Fallen angestiegen.
Auch andere Untersucher, unter denen wir Meyer, de Joaselin de
Jong 4 ), s ) (der auf Grund seiner eigenen Untersuchungen und der Tierimpfungs-
reaultate vieler anderen die Identitat dea Tuberkelbacillus mit dem Virus aer
bosartigen Granulome verneint), Simmonda und Jakobsthal nennen wollen,
haben in Fallen von malignem Granulom dieae Stabchen oder Granula gefunden.
In bezug auf seine eigenen und anderer Untersuchungen sagt Fraenkel 1 6 ):
Ea liegen jetzt fiber mehr ala 30 Falle nodgkinacher Krankheit von den ver-
a&hiedenaten Beobachtern herrflhrende, mit den unseren vollig fibereinstimmende
Angaben vor. Immerhin, das will ich offen bekennen, ist auch durch unsere
Untersuchungen eine vollige Klarung der Aetiologie der Hodgkinschen Krank¬
heit noch keineawega herbeigeffihrt. Und weiter: „Es muB die nachste Aufgabe
aein, Reinkulturen der fragfichen Gebilde zu erzielen und im Tierverauch weiter
zu kommen."
Dieae gerechte Skepsis wird von Ziegler 8 ) in seiner flbrigens sehr schfinen
Monographie zu weit getrieben, indem er fiber die Granula sagt: ..Wahrscheinlich
iat ihre atiologische Bedeutung nicht". Wohl hat er recht mit dem SchluBsatze
des 6. Kapitels fiber die Aetiologie: „Nach alledem miissen wir bekennen, daB der
Erreger der Hodgkinachen Erkrankung zurzeit noch unbekannt iat, und seine
Entdeokung weiterer Forachung vorhehalten hlcibt."
Auch die Lehrbficher von Aschoff 7 ) und Kaufmann 8 ) sprechen aich
mit Zuruckhaltung aus. Bei Aschoff finden wir in dem betreffenden Kapitel
von Schridde: „Meiner Meinung nach ist auch die Natur des Erregers noch
nicht sicher erwieaen."
1) Fraenkel, E., u. Much, H., Bemerkungen zur Aetiologie der Hodgkin-
schen Krankheit und der Leucaemia lymphatica. (Mfinch. med. Wochenachr.
1910. No. 13.)
2) Frank el, E., u. Much, H., Ueber die Hod gk in ache Krankheit
(Lymphomatosia granulomatosa), inabesondere deren Aetiologie. (Zeitschr. f. Hyg.
Bd. 67. 1910.)
3) Fraenkel, E., Ueber die sogenannte Hodgkinsche Krankheit (Lympho¬
matosia granulomatosa). (Deutsche med. Wochenachr. 1912. No. 14.)
4) de Joaselin de Jong, R., Bijdrage tot de Kennis der Pseudoleukaemie.
(Geneeskund. Bladen. 14e Reeks. T en II. 1909.)
5) Derselbe, Over acuut maligne Granuloom (Lymphomatosis granulo-
matosa). (Ned. Tijdschr. v. Gen. 1911. lie helft. No. 22.)
6) Ziegler, Kurt, Die Hodgkinsche Krankheit. Jena (G. Fischer) 1911.
7) Aschoff, L., Pathologische Anatomic. Ein Lehrbuch fflr Studierende und
Aerzte. 1911.
8) Kaufmann, E., Lehrbuch der speziellen path. Anatomie. 6. Aufl. 1911.
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294
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 08. Heft 3/1.
Kaufmann unterscheidet in der letzten Auflage seines Lehrbuches zwci
Gruppen der Lymphomatosis granuloinatosa (von der er spricht als „diese ver-
mutlich wohl auf infektioser Basis entetehende Erkrankung“), und zwar: A. Stern¬
bergs eigenartige, unter dem Bilde der Pseudoleukamie verlaufende Tuberkulose «
des lymphatischen Apparates, welche Kaufmann afs von tuberkuloser Natur
betracntet; und B. „mit vermutlich auch infektioser Aetiologie", „die im Sinne
von Chiari und anderen als Hodgkinsche Krankheit bezeichneten Falle, die
vorlaufig die Mehrzahl bilden“.
Zum SchluB sei noch erwahnt, was Fraenkel 1 ) im April 1912 auf der
15. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft gesagt: .,Die Frage der
Stellung der Granula zu den Tuberkelbacillen ist noch offen; atiologisch ist die
Lymphogranulomatose unklar.“
Am 4. Juni dieses Jahres hatten wir zuerst Gelegenheit, auf die
genannten Stabchen zu fahnden und ihre Ivultur zu versuchen.
Der 7-jahrige Knabe v. d. St., der an klinisch nicht mit Tuber¬
kulose kompliziertem, malignem Granulom gelitten hatte, wurde S 1 /*
Stunden p. m. obduziert.
Wir lassen von diesem ersten Falle hier die Krankengeschichte, das
Sektionsergebnis, den mikroskopischen Befund und das Resultat der
Tierimpfungen und Kulturversuche folgen:
Krankengeschichte.
(Aus der chirurgischen Klinik von Prof. Lameris.)
Auamnese: Das Kind ist seit dem Sommer 1911 poliklinisch suit Rbntgen-
strahlen behandelt worden wegen Lymphomata colli, und zwar : nfiinglich mit
gutem Erfolg, bis der Patient vor etwa 5 Monaten universclles Oedem bekam,
unter zunehmender VergroBerung der llalslumoreu. In wenigen Tagen verschwand
das Oedem, wahrend die Lymphomata griiBer blieben.
Das Kind fing allinahlich an zu husten; in der letzten Woche vor der Auf-
nahme hatte es Atmungsbeschwerdeu, hustete mehr, was taglich zunakm.
Wegen starker Beklemmung wurde das Kind am 18. Alai 1912 in die Klinik
aufgenommen.
Status praesens, 18. Mai 1912:
Das Kino ist stark cyanotisch, Atmung sehr beschleunigt und schwierig mit
in- und exspiratorischem Stridor, Bewegung der Nasenfliigel und Einziehung des
Thorax bei aer Atmung, starkc Pulsationen in der Regio cordis bis in die hintere
Axillarlinie; das Kind sitzt am liebsten in aufrechter Stellung; die Vencn am
Halse und an der Brust sind erweitert. Die linke Thoraxhalfte zeigt bei der
Respiration eine geringere Ausdehnung als die rechte. Am Halse, besonders
links, bis in die Claviculargrube bestehen grofle Mengen von isolierten, ziemlich
weichen Tumoren, die nicht mit der Haut verlotet sind. Die Trachea ist stark
nach rechts verdriingt. Die ganze linke Thoraxhalfte zeigt vorn starke Diimpfung,
die in die Herzdiimpfung iibergeht und auch auf dem Manubrium sterni vorhanden
ist. Die hintere linke Thoraxhalfte ist intensiv gedampft, das Atemgerausch links
vorn uud hinten stark abgeschw/icht und rauli; Probepunktion links hinten wurde
mit negativem Resultate ausgefiihrt.
Der Stimmfremitus ist links abgeschwaeht. Die Milz ist vergroBert und ragt
zwei Finger breit, die Leber cinen Finger broit unter den Rippenbogen hervor.
Gedampfter Schall in den abhiingigen Partien des Abdotuens.
Geringes Oedem an den Unterschenkeln.
Die Diagnose wird gestellt auf malignes Granulom (?).
Therapie: Dampfinhalation und Expectorans.
19. Mai. Die Oyanose ist vermindert und die Atmung freier. Die Temperatur
bleibt mit kleinen Remissionen ca. 39° C. Urin: EiweiB Zucker Urin-
sediment: Sehr viele granulierte Zylinder, einzelne Leukoeyten, einzelne Nieren-
epithelien (?) und sehr viel Schleim.
22. Alai. Urin: EiweiB aber weniger als am 19. Die Beklemmung ist
vermindert. die Temperatur abstcigend, wechselnder Umfang der Tumoren.
2fi. Alai. Abendtemperatur stark erhoht.
1) Fraenkel, E., u. Sternberg, Ueljer die sogenanntc Pseudoleukamie.
Referat. (Ber. iib. d. 15. Tagung d. Dtsch. Path. Ges. in StraBburg vom 15. bis
17. April; Centralbl. f. allgem. Path. u. path. Anat. Bd. 23. 1912. In. 10.)
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»Go^'ole
Negri u. Miereniet, Zur Aetiologie des malignen Granuloms.
295
27. Mai. Dyspnoe und Cyanosc wieder starker.
2. Juni. Die Temperatur bleibt stark erhoht rait tiefer Remission. Anfiille
von Beklemmung. Das Kind hustet viel, expektoriert maSig.
3. Juni. Der Patient stirbt unter den Symptomen von Herzparalyse; kcino
starke Dyspnoc.
Sektionaergebnis.
Leicbe eines bleicken, nicbt besonders abgemagerten Knaben.
Allgemeine Leichenstarre, keine Grunfiirbung des Abdomens, keine Ilypostase.
In der Linken Regio colli lateralis ein Drusenpaket, palpabel, aus inehreren
Knoten bestehend, nicht weich, aber auch nicht sehr hart.
Abdomen : Die Leber ragt eine Hand breit unter den Rippenbogen hervor;
der Situs viscerum bietet weiter koine Abweichungen. Keine Fliissigkeit im Ab¬
domen; die Serosa ist glatt und gliinzeud. Im Mesenterium und retroperitoneal
vergrolierte, nicht weiche Driisen. Das Diaphragma steht niedrig, reicht rechts
bis in den 5. und links bis in den 6. Interkostalraum.
Thorax: Im Mediastinum anterius werden vergrblierte, nicht weiche Driisen
gefunden; die Trachea ist umgeben von einem grofien Pakete erbsen- bis hiihnerei-
groBer Drusen, die zum Ten von einer gemeinschaftlichen fibrbsen Kapsel zu-
sammengehalten werden, aber voneinander zu unterscheiden sind.
Die Pleurahohlen enthalten keine Fliissigkeit. Die rechte Lunge ist grofier
als die linke, ragt iiber die Medianlinie hinaus und fiillt weniger zusammen als
die linke. Das Pericardium ist zwei Finger breit sichtbar und enthalt nur eine
Spur von Fliissigkeit. Das Herz ist gut kontrahiert, der linke Ventrikel leer;
die anderen Herzhohlen enthalten geronnenes Blut. Der Klappenapparat und der
Ilerzmuskel zeigen keine Abweichungen. Gewicht 110 g.
Die Lungen: Beiderseits am Hilus angescliwollene Driisen, weiche sicli
fest anfiihlen und die Ilauptbronchien ein wenig eineugen. Beim Durchschneiden
kommt aus den grolien Bronchien ein wenig muco-purulenter Fliissigkeit hervor.
Die Hilusdriisen sind auf dem Durchschnitt fest, homogen, weiS, nicht
verkiist, bis pflauinengrofi.
Die linke Lunge ist lufthaltend, fiihlt sich daunig an und zeigt keine festeren
Teile; auch auf dem Durchschnitt keine Abweichungen.
Die rechte Lunge ist grofi; der untere Teil des Lobus inferior ist dunkler.
gefarbt, von groBerer Konsistenz und liegt unter dem Niveau des iibrigen Lungen-
parenchyins. Die Lunge ist iibrigens emphysematos (Volumen Pulmonum auctum).
Sie ist durch Druck zu verkleinern. Der untere Teil des Lobus inferior zeigt eine
Bronehopueumonie.
Die Leber ist zieinlich groB, Oberfliiche glatt, von roter Farbe; auf dem
Durchschnitte norinale Zeichnung. Keine Abweichungen zu sehen. Gewicht 1000 g.
Die Gallenblase normal.
Die Milz stark vergrofiert; die Kapsel glatt, aber die Oberfliiche nicht regel-
iniiBig; es befinden sich niiinlich zwischen dem bleichroten Milzparenchym leicht
erhabene, gelblich gefiirbte Stellen von einzelnen Millimetern bis 3 cm Durch-
messer. Die Milz schlaff, aber nicht weich; auf dem Durchschnitte zeigt sie ein
sehr buntes Bild durch gelblichweiBe Herde, weiche unregelmiiflig in dem rot-
gefiirbten Milzparenchym verbreitet sind (Porphyrmilz). Gewicht 240 g.
Nieren. Die fibrose Kapsel leicht abzuschiilen; die Oberflache glatt; auf
dem Durchschnitte normale Zeichnung; das Mark dunkel, die Rinde leicliter ge¬
farbt und keine Abweichungen zu sehen. Gewicht 210 g.
Die Nebennieren normal.
D a r m o. B.
Die Halsorgane werden zusammen mit dem Halsdriisenpakete, den
mediastinalen Drusen, Oesophagus, Magen, Pankreas und retro-
peritonealen Drusen ausgeschnitten. An den Tonsillen, dem Larynx, der
Trachea, dem Oesophagus, dem Magen und dem Pankreas werden keine Ab¬
weichungen gefunden. Die Ilalsdrusen bieten keine Zeiclien von Erweichung; sic
sind alle von ziemlich derber Konsistenz: auf dem Durchschnitte meist gleich-
inaliig wei6, nur eine einzige zeigt eine kleine leiehtgelb gefarbte Stelle, aber
durchaus keine V T erkasung. In einer der traeheobronchialen Driisen wird eine
groSere, gelb-griinlich-weiBe Stelle gefunden.
Wo die Drusen zu einem Paket vcrlotet sind, treten die Konturen der ein¬
zelnen Driisen dennoch deutlich hervor. Dies gilt auch fur die anderen, bier ge-
nannten Drusenpakete.
Zum SchluS wurden vier Brust- und Lendenwirbel und 15 cm der Diaphyse
des rechten Femurs herausgenommen.
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Die Wirbel zeigen auf dein Durchschnitte keine Abweichungen des roten
Myelum8.
Im Femur wurde in der untereu Halfte eine nicht deutlich abgegrenzle,
gelb-weifie Stelle, ca 1 cm im Durchmesser in der Mitte des bleich-roten Myelums
gefunden.
Anatomische Diagnose: Malignes Granulom der Hals-, mediastinalen,
retroperitonealen und mesenterialen Lymphdriisen, der Milz und des Knochen-
markes.
Bronchopneumonie des linken Unterlappens.
Mikroskopischer Befund.
Zur histologischen Untersuchung wurden teils in Formol, teils in Alkohol
fixierte Stiicke von Hals-, mediastinalen, retroperitonealen Lymphdriisen nnd speziell
auch von der tracheo-bronchialen Driise mit dem nekrotischen Herde, von Milz,
Leber, Nieren, Lunge, Femur und Brust-Lendenwirbeln verwandt. Farbung mit
Eisenhamatoxylin van Gieson: GroBe Hals- und mediastinale Lymph-
dr use n. Die pflaumengroBen Lymphknoten, deren Kapsel nicht durchwucuert
ist, haben ihre normale Struktur verloren. Die lymphoiden Elemente sind an deu
verschiedenen Stellen in wechselnder Menge verschwunden. In cinigen Praparaten
werden noch umschriebene Follikel angetroffen, in andern nur noch Reste, oder
sie sind gar nicht mehr zu erkennen. Die Lymphsinus sind hier und da noch als
solche sichtbar, in andern Schnitten nicht inenr. An der Stelle des normalen
Driisengewebes trifft man ein Gewebe, das aus protoplasmareichen Bindegewebs-
zellen Desteht, die oft mehr oder weniger spindelforimg sind und die in Ziigen
oder Bandern durch das nicht veriindertc Gewebe hindurchziehen, oder groSere
Felder formen. AuBer diesen spindelformigen Zellen werden groBe, ineist runde
Zellen von 10 bis 20 p mit eineni oder mehreren (bis 5), ineist chromatinreichen
Kernen gefunden. In einem Teil dieser groBen Zellen sind die Kerne mehr oder
weniger deutlich in einem Kreise angeordnet, so daB die Zellen mit llecht als
Ringzellen bezeichnet werden konnen. Diese Ringzellen sind 16—24 p grofl. Die
Quantitat dieser „gro8en“ und Ringzellen ist sehr wechselnd, indem sie hier und
da fast nebeneinander liegeu, dann mehr zerstreut zwischen den anderen Ele-
menten. Diese zellreichen Partien gehen oft allmahlich in zellarine iiber, woselbst
die „groBen“ und Ringzellen an Zanl abnehmen und zwischen den spindelformigen
Bindegewebszellen intercellulare Substanz auftritt, bis schlieBlich zellarme, mehr
sklerotische Partien iibrigbleiben, wo die groBen Elemente bis auf eine einzelne
Ausnahme nicht mehr gefunden werden.
Die zur Untersuchung verwendeten Stuckchen zeigen diese Sklerose in sehr
verschiedenein Grade. Von tuberkulosen Veriinderungen wird nicht die geringste
Spur gefunden und auch Nekrosen fehlen in diesen Praparaten iiberhaupt.
Kleine Halsdriisen: Die mikroskopisehe Untersuchung zeigt, dafl ver-
schiedene erbsen- bis bohnengroBe Driisenknoten aus noch kleineren, von Binde-
gewebe zusammengehaltenen Knotchen bestehen. Die Kapsel dieser kleinsten
Drusen ist fast immer gut zu unterscheiden; nur in einem einzigen Falle scheint
die Kapsel vom Granulomgewebc durchwucliert zu sein. Das Bild dieser kleinen
Driisen ist dem Bilde der groBeren iihnlich, nur werden, im Gegensatz zu den
grdderen Drusen, in einzelnen Praparaten nekrotische Ilerdchen angetroffen, in
aenen aber noch einzelne Zellen und Kerne den Farbstoff gut aufnehmen. Von
Verkiisung kann nicht die Rede sein. „Grolle“ und Ringzellen werden in be-
deutender Menge aufgefunden. In keinem der Praparate ist auch nur die ge-
ringsto Andeutung von Tuberkulose vorhanden.
Eine tracneo- bronchiale Driise: In dieser Driise, die makroskopiseh
einen gelben, nekrotischen Herd zeigte, befindet sich inmitten von Granuloin-
gewebe eine groBe, gelblich gefarbte, aber nicht amorphe Stelle, in der noch un-
deutlich der Verlauf kollagener Fasern und deutlich einzelne, gut gefarbte Kerne
zu erkennen sind. Verkiisung kann mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden. Auch
sind nirgends Tuberkel- oder Langlianssche Riesenzellen aufzufinden. Die sich
rotfiirbenden, kollagenen Fasern in der Umgebung dieses Herdes gehen allmahlich
in das sich gelbfiirbende, absterbende GeweDe iiber. AuBerdem ist in der Druse
sowohl lymphoides als Granulomgewebc mit ,,groficn“ und Ringzellen vorhanden,
ganz dem in den anderen Driisen besekriebenen Gewebe Shnlich.
Retroperitoneale Driisen. Die Kapsel der Driisen ist an keinor Stelle
durchwuchert. Es werden Driisen zur Untersuchung gewahlt von verschiedener
GroBe, unter anderem zwei kleine Driisen von 3X2 und 6X3 mra - Alle Driisen,
auch die kleinsten, zeigen das oben beschriebene Bild des Granuloingewebes, aber
wieder in verschiedenein Grade. So sind in den kleineren Drusen die Lymph-
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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie des raalignen Granuloms. 297
follikel sehr gut abzugrenzen, wiihrend in den grofleren die Granulomwucherung
inehr in den Vordergrund tritt. Von Sklerose ist in den kleinsten Drusen noch
nichts zu bemerken; wohl aber in den groSeren, aber aucb da nur in geringer
Meuge und mehr in schinalen Ziigen ala in groben Bandern. Die Quantitat der
jjgrooen' - ' und Ringzellen ist aucn wieder wechselnd, aber in alien Priiparaten
vverden deren gefunden bis zur GroSe von 18 X 12 p und polvmorphe von 26 p
mit 3—4 cbroinatinarmen Kerneu. Weder Nekrosen noch tuberkulose Yerande-
rungen sind irgendwo zu entdecken.
M i 1 z. Die Kapsel wurde in den Praparaten nicht durchwuchert gefunden.
Die Trabekel sind uberall deutlich zu verfolgen. Die Kapsel zeigt. keinen glatten
Verlauf, sondern Einziehungen und Buckel in Uebereinstimmung mit der schon
bei makroskopischer Betrachtung konstatierten, nicht glatten Oberfliiche. Die Ein¬
ziehungen finden sich an Stellen, wo zellarmes Granulorngewebe mit der Teudenz
zur Sklerose vorhanden ist; die Erhabenheiten, wo zellreiches Gewebe. Die Follikel
sind ini allgemeinen wenig mehr abzugrenzen, sondern vom Granulorngewebe
durchwuchert. Dieses letzte besteht hauptsachlich aus fusiformen Zellen, meistens
zugweise angeordnet, mit groSen Zellen vermengt. Die intercellulare Substanz
tritt in den Hintergrund, wenn auch an einzelnen Stellen eiu Uebergaug in zell¬
armes Gewebe sich vorfindet. Die Bander sind stellenweise bdeinatos und in
scbmaleren Ziigen auseinander gedriingt. Zieinlich reichlich kommen groSe, meist
monouukleare Zellen vor (ca. 12 p) mit groSein, rundem Kerne, in geringer Zahl
Ringzellen von grdflerer Dimension. In einem der Praparate sind ziemlich zer-
streut liegende, polynukleare Leukocyteu vorhanden. (In alien Priiparaten bind aber
im allgemeinen polynukleare Leukocyten nur in sehr geringer Zahl zu finden.)
Nekrosen werden nirgendwo gefunden; auch von Tuberkulose war keine Spur.
Es sei noch erwiihnt, dad eine Durchwucherung in einem BlutgefaSe auf¬
gefunden wurde, aus deutlich erkennbarem Granulorngewebe mit einzelnen „groSen“
Zellen bestehend.
Leber. Die Leber hat auf dem Durchschnitte eine miiBige Stauung-s-
zeichnung. Die Leberbtilkchen sind in den Zentren der Acini ein wenig atrophisch
zwischen den erweiterten und stark gefiillten Blutkapillaren. Die Leberzellen sind
fettig infiltriert. Das interstitielle Gewebe zeigt hier und da eine kleinzellige In¬
filtration. In einzelnen Praparaten werden im periportalen Gewebe dcutliche
Granulomherdchcn aufgefunden, deren Struktur mit dem schon mehrmals be-
schriebenen Bilde iibereinstimmt. An einzelnen Stellen sieht man cinige abge-
schniirte Leberzellen im Granulorngewebe eingeschlossen.
Nieren. In den Nierenpraparaten wurde kein Granulorngewebe gefunden.
Lungen. Deutlich erkennbares Granulorngewebe ist nicht aufgefunden
worden; von Tuberkulose keine Spur.
Knochenmark. Femur. In dem iibrigens fettreichen Knochenmarke
trifft man kleine Herdchen, hauptsachlich aus protoplasmareichen, in die Lange
f ezogenen Bindegewebezellen bestehend, die Kerne oft parallel angeordnet, wo-
urcn eine bandfermige Anordnung erzeugt wird. Diese Zellen wechselu ab mit
runden, ca 10 p grouen, meistens mononukleiiren Elementen, welche nicht immer
gut zu unterscheiden sind von dem myeloischen Parenchyme. Die Herdchen sind
Dei schwacher VergroSerung schon gut sichtbar, sind aber ziemlich selten und nicht
in alien Praparaten aufzufinden. Auch sind in jenen Herdchen einzelne, 14—18 p
groSe Ringzellen mit 3—4 Kernen von den Megakaryocyten zu unterscheiden. Es
werden weder Nekrosen noch tuberkulose Veranderungen angetroffen.
Wirbel. Auch in den Wirbeln werden die gleichen Herd© aufgefunden,
aber diese sind von viel groSerem Umfange als im Femur. Ain ineisten heben
sich die langen Bindegewebszellen hervor, welche das faserige Bild erzeugen; sie
sind mit „grolien“ und einzelnen Ringzellen vermischt. Auch bier wieder fehlt
jede Andeutung von Nekrose und Tuberkulose.
MitMethylgrtinpyronin warden mehrere groBe und kleine Hals-
lymphdrflsen, die beschriebene tracheobronchiale Drtlse, retroperitoncale
Drilsen und Sttlckchen der Milz und des Knochenmarkes untersucht auf
die Anwesenheit von Plasmazellen. Diese werden in wechselnder
Quantitat (in der tracheobronchialen Lyinphdriise und im Knochenmark
nur sehr wenige), meistens zerstreut liegend, zuweilen in kleinen An-
haufungen aufgefunden. Eine spezielle Localisation anderen Zellele-
menten gegendber fallt nicht in die Augen.
Wei ter haben wir eine groBe Menge Schnittpraparate auf Bak
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
terien untersucht mit Methoden nach Gram (auch Muchschc Modi¬
fication). Spronck (H&mateineisenlack — Anilinwassergentianaviolett—
v. Gieson), Unna-Taenzer (Pranters Modifikation der Orcein
methode), Pappenheim (Methylgrtinpyronin), Ni colie (Karbolthio-
nin), Pfeiffer (verdiinntes Karbolfuchsin), Lang (Karbolfuchsin-
Karbolthionin) und Ziehl.
Nur in einem einzigen, nach Gram gef&rbten Milzpraparate wurden
einige, ca. 1,3 n lange, 0,8 n breite, an den Enden abgerundete Stab-
chen aufgefunden, in deren Mitte sich eine sehr schmale, weniger intensiv
als an den Polen gefarbte Stelle befindet. Sonst haben wir in keincm
einzigeu Priparate Bakterien gesehen, und wir wtinschen ausdrtlcklich
zu betonen, daB auch nirgendwo Tuberkelbacillen zu finden waren.
Es wird genUgen, hier kurz hervorzuheben, daB der vorliegende Fall
in ganz unkomplizierter Weise die von Sternberg beschriebenen histo-
logischen Veranderuugen auffinden lieB, ohne daB auch nur ira geriugsten
Anhaltspunkte ftlr Tuberkulose zu finden waren, was auch die sogleich
zu besprechenden Tierimpfungen noch bestatigen werden.
Einen von dem histologischen auffallend abweichenden Befund
wiesen die von der Milz angefertigten Strichpraparate auf, in denen
an einzelnen Stellen zahlreiche Stabchen aufgefunden wurden, welche
vollig mit den von Fraenkel und Much gegebenen Beschreibungen der
granulkren Stabchen ubereinstimmen, die in der groBen Mehrzahl der
daraufhin untersuchten Falle in dem charakteristischen Granulomgewebe
gefunden wurden. In anderen Strichpr¶ten wurden diese Stabchen
nur mit groBer Miihe gefunden.
Sonstige Mikroorganismen fanden sich nicht vor.
Ebenso w’ie Fraenkel und Much und viele andere Untersucher
haben auch wir versucht, durch Behandlung von Gew r ebssttlcken mit
Antiformin 1 ) und daran schlieBende Sedimentierung die granul&ren Stab¬
chen aufzufinden. Dazu wurden Sttlckchen von Milz und von DrUsen
mit 15 Proz. Antiformin behandelt und 2 X 24 Stunden bei Zimmer-
temperatur aufbewahrt. In den Strichpraparaten, welche vom Sediment
angefertigt wurden, konnten wir kurze, gram-positive, zum Teil granu-
lierte Stabchen und einzelne langere Stabchen nachweisen. Auch konnten
wir aus der Milz nach 2- bis 3-wochiger Aufbewahrung in Formol
und aus den Drtisen nach 5-wbchigem Aufenthalt in Formol durch
Behandlung mit 12-proz. Antiformin (teils 2 Stunden bei Bruttemperatur,
teils 24 Stunden bei Zimmertemperatur) und ca. 2-sttindigem Zentri-
fugieren noch Granula und granulare Stabchen nachweisen.
Die
Tierexperimente
gaben kein positives, sondern nur ein negatives Itesultat, insoweit keines
der injizierten Meerschweinchen tuberkulds geworden ist.
Am 4. Juni wurden mit Milz- und LymphdrUsenbrei 11 Meer¬
schweinchen geimpft (teils intraperitoneal, teils subkutan am Hinter-
beine), von diesen 3 mit Brei der schon mehrmals genannten tracheo-
bronchialen Drilse. Diese 3 sind, resp. nach 11, 45 und 53 Tagen ge-
storben. Das zweite (Tod nach 45 Tagen) hatte einen AbszeB am in¬
jizierten Hintcrbeine ohne nenncnswerte Inguinaldritsenschwellung; sonst
keine Abweichungen. Der Eiter w r urde untersucht ; von Tuberkelbacillen
keine Spur. Die beiden anderen zeigten keine Abweichungen. Von den
1) Friinkel, E., u. Much, II., Ueber die Ilodgkinsche Krankheit (Lympho¬
matosis grauulomatosa), iusbesoudcro deren Actiologie. (Zeitachr. f. Hyg., Bd. 67.
1910. p. 186.)
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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie des malignen Granuloms.
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8 iibrigen starben 7, resp. nach 12, 13, 22, 42, 49, 99 und 104 Tagen.
Die beiden ersten, subkutan injiziert (Tod nach 12 und 13 Tagen) zeigten
leichte Anschwellung der InguinaldrUsen und der Retroperitonealdrusen.
Bei der Untersuchung einer dieser Drtisen wurden keine spezifischen
Abweichungen gefunden. Das vierte von diesen (Tod nach 12 Tagen)
hatte einen AbszeB an der subkutanen Injektionsstelle. Auch hier wurden
keine Tuberkelbacillen aufgefunden. Sonst zeigte diese Sektion keine
Abweichungen. Bei den anderen 4 Meerschweinchen wurden keine Ab¬
weichungen gefunden.
Mit Ausnahme eines Falles wurde von alien diesen gestorbenen
Tieren das Blut, die Milz und das Peritoneum ausgestrichen und das
Blut ausges&t, alles mit negativem Resultat.
Eines der am 4. Juni injizierten Meerschweinchen ist jetzt (nach
136 Tagen) noch am Leben.
Weit'er wurden am 4. Juni mit Milz- und Lymphdrtlsenbrei in¬
jiziert: 3 Mause subkutan, 1 Kaninchen intraperitoneal und ein Affe
(Sphinx) subkutan am Riicken. Auch diese Tiere sind alle noch
am Leben. Bei dem Affen konnten wir 2 Wochen post injectionem
eine haselnuBgroBe, weiche, subkutane Schwellung ftlhlen, die weder
mit der Haut noch mit der Unterlage verwachsen war. Fluktuation
war nicht festzustellen. Die Oberflache war leicht buckelig. Kleine
Leistendrtisen waren beiderseits abzutasten. Nach 2 Monaten war von
der genannten Schwellung nichts mehr zu bemerken.
Nach 4 Monaten sind in der rechten Leistengegend kleine, hagel-
korngroBe Driisen zu palpieren, in der linken ein Paar gut voneinander
abzugrenzender Drtisen, die grbBte von KaffeebohnengrbBe; in der linken
Achselhohle ebenfalls eine kaffeebohnengrofie Drtise; in der rechten einige
hagelkorngroBe.
Bei den Mausen und dem Kaninchen wurde nichts Besonderes auf¬
gefunden.
Resultat der Kulturversuche.
Urn zum gewiinschten Resultate zu kommen, haben wir ziemlich
gTofie Mengen von Milzpulpa auf Nahrbbden, in verschiedenen Kombina-
tionen mit Pferdeserum, AscitesflUssigkeit, Galle, Blut, humanes Serum,
Hefedekokt, Nutrose, Zucker u. a. ausgestrichen. Alle diese Nahrbbden
wurden sowohl in Brut- als in Zimmertemperatur gestellt. Um sehr viel
Sauerstoffzutritt zu ermbglichen, wurden sehr kleine Mengen von ver¬
schiedenen der genannten fltlssigen Nahrboden in kleinen, schrag ge-
stellten Flaschen, die mit Milzpulpa versehen waren, sowohl in Brut-
als auch in Zimmertemperatur gestellt.
Nach 24 Stunden war schon auf dem Boden von Bordet (Blut-
Glyzerin-Kartoffeldekokt-Agar) Wachstum bemerkbar, nach 2 X 24 Stun¬
den schon sehr tippig. Auf den anderen Boden war erst nach 2 X 24
Stunden Wachstum wahrzunehmen.
Die Kultur des Bordet-Bodens war eine Reinkullur und bestand
aus Stabchen, die morphologisch mit den von Fraenkel und Much be-
schriebenen granularen Stabchen vollkommen identisch waren.
Auf den anderen Nahrbbden zeigten sich in Reinkultur feine Stab¬
chen mit Polfarbung, in der Galle Coccobacillen.
Die 2 X 24 Stunden alte Bordet-Kultur wurde auf Loeffler-
Serum Ubergetragen und ergab hauptsachlich konimafbrinige Stabchen
mit auBerst iippigem Wachstum. Die groBe Vielgestaltigkeit desMikroben
veranlaBte uns, Herrn Dr. S. L. Schouten zu bitten, mit seiner Me-
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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thode 1 ) 2 ) ein einziges Stabchen zu isolieren; fiir seine liebenswiirdige
Bereitwilligkeit sagen wir ihm hier unseren besten Dank. In der auf
dieser Weise erhaltenen Reinkultur wurde dieselbe Vielgestaltigkeit auf-
gefunden.
Beschreibung des geziichteten Mikroorganismus.
Mikroskopisches Aussehen.
Wechselnd nach den Nahrboden und dem Alter der Kulturen fanden
sich die folgenden Formen vor:
Plumpe, kurze Stabchen, 1 n lang, s / 4 n breit. Einige so
kurz, dab sie wie Coccobacillen von weniger als 1 p Durchmesser aus¬
sehen (auf Loeffler-Serum in geringer Zahl; in 8 Wochen alten
Kulturen auf Bordet-Boden fast ausschlieblich; in einzelne Tage alten
Kulturen auf Agar groBtenteils).
Kleine, schlanke Stabchen mit Polfarbung, 1V 2 —2 p
lang, ca. 3 / i p breit (auf alien Nahrboden jeden Alters).
Stabchen von 2—3 p, mit polarer Kornchenfarbung oder mit
mehreren Kornchen (diese bilden die iibergrobe Mehrzahl in alteren Kul¬
turen auf Loeffler-Serum); komraafOrmige Stabchen, oft scheinbar
zusammengesetzt aus zwei kurzeren Stabchen, ca. I 1 /* 9 lang, l / 2 “
breit (Bordet-Boden, Ascitesagar und Loeffler-Serum; in den ersten
Ascitesagarkulturen langer und feiner als in den spateren).
(rranulare Stabchen von verschiedener Grofie; 5—7 p lang.
?/ 4 —1 1 / 2 p breit. Diese groBte Breite gehort zu einer stacheligen Form,
die wir auf dem Bordet-Boden auffanden. Diese Stabchen sind in der
Mitte breiter und an den Enden spitz ausgezogen; die Breite wird oft
verursacht durch unregelmaBig angeordnete und vorspringende Granula.
In alteren Kulturen einige Riesenformen, die aber ganz die Zeichnung
behalten haben, d. h. einen deutlichen Korper, in dem die Granula liegen.
Hier und da wurden auf verschiedenen Nahrboden Verzweigungen
gesehen (Bordet-Boden fliissig und fest, Loeffler-Serum und Sac-
charose-Nutrose).
Kornerreihen: Nur Korner, angeordnet wie in den granuiaren
Stabchen, aber ohne sichtbaren Zellkorper. Die Kbrner liegen nicht immer
regelmabig angeordnet, aber oft mit dem langsten Diameter in verschie¬
denen Richtungen der KOrnerreihelangsachse gegentiber.
Involutionsformen : Verdickungen und Ansch well ungen an den
Enden der Stabchen (auf alten Nahrbbden) und Kugelformen bis 2
Eigenbewegung fehlt.
Farbbarkeit: Mit den gebrauchlichen Farbstoffen ftlrBakterien
farbt der Mikrobe sich gut. Nach Gram farben die kleinen Stabchen
mit Polkomchen sich abwechselnd positiv oder negativ, je nach dem
Nahrboden; die Kommaformen stets positiv; von den grauularen Stab¬
chen die Korper negativ, die Granula positiv. Mit der Muchschen
Modifikation der Gramschen Methode erhalt man keine besseren Re-
sultatc als mit der Gram-Farbung.
Saurefestigkeit nach Ziehl fehlt.
Sauerstoffbediirfnis: Der Mikrob ist fakultativ anaerob,
1) Soho u ten, S. L., Reinkulturen aus einer unter dem Mikroskop isolierten
Zelle. (Zeitschr. f. wiss. Mikr. Bd. 22. 1905.)
2) Schouten, S. L., Reinculturen uit een onder het microscope gefeoleerde
cel. (Kon. Ak. v. Wetensch. Verslag v. d. gewone Vergad. der wis- en nat. afd.
24 Dec. 1910. 1911.)
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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie dee malignen Granuloma.
301
wachst aber viel besser bei Sauerstoffzutritt. In tiefen Stichkulturen,
bedeckt mit Agar, und in Wasserstoffatmosph&re schlechteres Wachstura.
Ansprtiche an die Temperatur.
Das Optimum liegt um und bei 32° C.
Die hochste Temperatur, bei der noch einiges Wachstum besteht, ist
39° C. Bei 40° C hort jedes Wachstum auf.
Die niedrigste Temperatur, bei der noch ein geringes Wachstum
vorkommt, liegt zwischen 10° und 8° C; bei 5° C hort jedes Wachs¬
tum auf.
Ansprtiche an die Reaktion der Nahrboden.
Die alkalische Reaktion wird bevorzugt.
Wenn man zu 10 ccm Hefedekoktbouillon Ha V io- 10 /io ccm nor-
maler Essigsaure Oder normalen Natriumkarbonats hinzufiigt, und auch
Rohrchen mit 1—10 ccm normaler Essigsaure oder Na 2 C0 3 mit Hefe¬
dekoktbouillon bis zu 10 ccm anfUllt und diese Rohrchen besat, sieht
man, daB bei saurer Reaktion das Wachstum in 1 / 10 ccm am Uppigsten
ist, aber auch noch Wachstum besteht in 5 ccm normaler Essigsaure, ob-
wohl in abnehmendem MaBe. Bei alkalischer Reaktion findet sich in den
Rohrchen mit 1 / 10 —5 ccm normalem Na 2 C0 3 sehr iippiges Wachstum,
in den Rohrchen mit 6—10 ccm zwar ein geringeres, aber dennoch gutes
Wachstum.
Wachstum.
Gelatinestichkultur: Kicht verfltissigend; im Stichkanal ge¬
ringes Wachstum, fadenformig, nach der Tiefe hin sich allm&hlich ver-
schmalernd.
— strichkultur: GleichmaBig wachsend in maBiger Quantitat.
— plattenkultur (nach 24 Stunden): Aufliegende Kolonieen,
grau (spater graugelb bis ockergelb), rund, glattrandig, homogen,
ohne Zeichnung, tropfenformig, matt.glanzend. Spater werden die Ko¬
lonieen fein punktiert und der Rand fein gezahnt.
Agarstichkultur : Im Stichkanal geringes Wachstum, faden¬
formig, rauh, nach der Tiefe hin sich allmaiilich verschmalernd.
— strichkultur: GleichmaBig wachsend in bedeutender Quan¬
titat.
— plattenkultur (nach 24 Stunden): Aufliegende Kolonieen
gelblich, rund, glattrandig, leicht punktiert, am Rande feiner als in der
Mitte, wo sich ein dunkler Punkt befindet; tropfenartig fettglanzend,
Kondenswasser getrtibt, keine Ilautchenbildung.
Ascitesagarplattenkultur : Langsames, geringes Wachstum;
aufliegende Kolonien, fein punktiert, spater hier und da grbbere Kor-
nung, besonders am Rande, wodurch der zuvor glatte Rand ein fein ge-
gelapptes Aussehen erhalt; griin fluoreszierend. Junge Kolonieen tropfen¬
formig. fettglanzend, Kondenswasser wie Agar.
Bouillonkultur: Langsames Wachstum, getrtibt, mit Bodensatz,
der sich beim Schtitteln zu einer schleimigen Saule erhebt und sich homo¬
gen verteilen laBt. Keine Hautchenbildung, wohl aber auf Bouillon, die
gemischt ist mit Pferdeseruin, Hefedekokt oder Ascitesfliissigkeit.
Loeffler-Serumstrichkultur : Sehr stark wachsend in 24Stun¬
den, gleichmaBig stark schleimig.
— Plattenkultur (24 Stunden): Aufliegende Kolonieen inten-
siv kanariengelb, spater teilweise braunlichrot, rund, glattrandig,
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homogen fein punktiert, tropfenfbrmig, feuchtglanzend; Kondenswasser
sehr getrttbt, keine H&utchenbildung.
Milch wird nicht koaguliert, mit der Zeit aber rotlich gefarbt.
Glyzerinkartoffelkultur: Schlecht wachsend, wenig sichtbar,
hellgelb, mattglanzend.
Blut-Glyzerin-Kartoffcldekokt-Agarstrichkultur: Sehr
starkes Wachstum in 24 Stunden; die zuerst aus dem Material hervor-
gekommene Kultur war griinlich, spater mehr braun bis braunschwarz,
schokoladenfarbig; aufliegende Kolonieen stark schleimig, schnell zu-
sammenflieBend, glanzend; Kondenswasser getrdbt.
Sporenbildung war nicht zu konstatieren.
Lebensdauer. Nach 18 Wochen sind die Kulturen noch nicht
abgestorben.
Widerstandsfahigkeit gegen:
Austrocknen: Fltissige Kulturen, die nach Austrocknung noch
11 Wochen bei Zimmertemperatur aufgehoben wurden, waren noch lebens-
fiiliig.
Hitze. Bei 60° C werden die Kulturen in einer halben Stunde ab-
getotet, bei 80° C in 5 Minuten.
Kalte : Bei —60° C werden die Kulturen in 4 Stunden nicht ab
getbtet.
Licht: Diffuses Tageslicht totet nicht und veranlaBt sogar keinen
Unterschied im Wachstum gegeniiber den vor dem Lichte geschtltzten
Partien.
Antiformin : Die gebrauchliche Behandlung mit Antiformin
tbtet sie.
Chemische Leistungen.
Keine Gasbildung in Bouillon mit Glykose oder Laktose, auch
nicht in Nutrose mit Saccharose.
Saurebildung in Nutrose mit Glykose, Saccharose, Maltose oder
Mannit.
Alkalibildung fand sicli vor in Hefedekoktbouillon. Nach fiinf
Wochen war 1 ccm 7io normaler Essigsaure auf 9 ccm Hefedekokt¬
bouillon noch gerade neutralisiert.
Dieses wurde festgestellt in der niimlichen Weise, wie die Ansprflche
an die Reaktion der Nahrboden.
H 2 S wurde nicht gebildet (Gelatine -f Eisenoxydnatronlbsung).
Indol wurde ebenfalls nicht gebildet (rote Cholerareaktion und
Ehrlichsche Indolreaktion).
Nitrit wurde aus Nitrat nicht gebildet (JK-St&rkel5sung +
H 2 S0 4 ).
Diastatisches Ferment fehlt. (Kultur + Starke — Feh-
lingsche Reaktion.)
Farbstoffbildung.
Kanariengelb, hauptsachlich auf Loeffler-Serum, in geringerem
Grade auf den anderen festen Boden (ausgcnommcn auf dem Bordet-
Boden); auch in den flilssigen Nahrmedien.
Schmutziggrtin: Die ersten Kulturen auf dem Bordet-Boden.
Schokoladenartige Farbe auf dem Bordet-Boden.
Geringe Fluoreszenz auf Ascitesagar.
Braunliches Rot in alien iilteren Kulturen, ausgenommen auf
Ascitesagar.
Giftige Stoffe konnten nicht nachgewicsen werden. Mit der
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Negri u. Mieremet, Zur Aetiologie des malignen Granuloma.
303
obenstehenden FlUssigkeit von zentrifugierten, durch tri-Kresol abge-
toteten Hefedekoktkulturen, die mit Hautchenbildung gewachsen waren,
wurden Tierexperimente angestellt, um giftige Stoffe nachzuweisen, aber
bisher ohne Erfolg.
Tierpathogenitat.
Die Untersuchungen auf Tierpathogenitat sind noch nicht abge-
schlossen. Wir injizierten am 6. Juni mit der ursprunglichen, 48 Stunden
alten Bordet-Kultur einen Hund (subkutan), ein Ivaninchen intra-
venos und intraperitoneal, ein anderes subkutan an der Ohrwurzel und
4 Hiihner subkutan unter die Brusthaut.
Am 7. Juni mit 12 Stunden alter Bordet-Kultur nach einmaligem
Uebersaen 8 Meerschweinchen teilweise subkutan, teilweise intra-
peri toneal.
Weiter wurden 24 Stunden alte Loeffler-Serumkulturen injiziert:
2 Meerschweinchen subkutan unter die Brusthaut, 3 weiCe Mause, 4 weifle
Ratten und 2 Schweine; am ,15. 2 Ziegen, am 29. Juni 2 lilies us-
Affen. Alle diese Tiere sind jetzt nach 134, 133, 125, resp. Ill Tagen
noch am Leben und in voller Gesundheit, mit Ausnahme von:
1. Einem Huhn, das nach 108 Tagen, stark abgemagert, starb.
Die Sektion ergab nichts besonderes.
2. 9 Meerschweinchen, fiber die wir sogleich ausfUhrlich sprechen
werden.
3. 2 Mause, von denen die eine nach 2, die andere nach 21 Tagen
starb. Die Sektion ergab nichts Besonderes. In den Striclipraparaten
des Blutes und der Milz der zuerst verstorbenen Maus sehr viele granu-
lare Stabchen; Kulturversuche ergaben Stabchen vom degenerierten
Typus.
Bei der zweiten Maus fielen die Kulturversuche negativ aus.
Von den 8 am 7. Juni mit J / 4 Rohrchen 12-sttindiger Bordet-
Kultur injizierten Meerschweinchen sind 7 gestorben, resp. nach 8, 8, 8,
9, 10, 10 und 101 Tagen, wahrend eines noch jetzt, nach 133 Tagen,
am Leben ist. Die Sektion der gestorbenen Tiere ergab nichts Be¬
sonderes. Die Strichpraparate von Blut und Peritoneum zeigten nur
in einem Falle granul&re find degenerierte Stabchen; die Kulturversuche
ergaben nichts. Die beiden am 12. Juni mit 1 / 2 Rohrchen 24-stiindiger
Loeffler-Serumkultur unter die Brusthaut injizierten Meerschwein¬
chen starben nach 5 Tagen. Die Sektion und Strichpraparate ergaben
nichts Besonderes, die Kulturversuche fielen negativ aus. Diese beiden
Befundc veranlaBten uns, systematisch zu untersuchen, ob die Quantit&t
der injizierten Kulturen in irgendeinem Verhaltnisse zu der Zeit stande,
die zwischen der Injektion und dem Tode des injizierten Tieres ver-
lauft. Hierzu wurden am 28. Juni 18 Meerschweinchen injiziert, und
zwar jedesmal 3 mit resp. 1, 1 / 2 , 1 / 4 , 1 / 8 , 1 / lfi und V 32 Rohrchen 24-
stUndiger Loeffler-Serumkultur pro Tier. Es sind von diesen Ver-
suchstieren 11 gestorben, wahrend jetzt nach 112 Tagen noch 7 am
Leben sind. Die Resultate dieses Versuches zeigten keinen Zusammen-
hang zwischen der Quantitat der Dosis und der Zeit, die verlauft
zwischen der Injektion und dem Tode des injizierten Tieres.
Der hier beschriebene Mikroorganismus gehort unseres
Erachtens zu dem Genus Corynebacterium, und zwar auf
Grund von:
1. seiner septierten Struktur,
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2. seiner oft eigenartigen Form mit spitz ausgezogenen oder keulig
angeschwollenen Enden,
3. seiner Neigung zu echter Verzweigung,
4. seiner guten Farbbarkeit mit den gewohnlichen Bakterienfarbe-
mitteln, aber Feblen der Saurefestigkeit nach Ziehl.
Wir hatten Gelegenbeit, einen zweiten Fall zu untersuchen, indem
uns am 21. Juni eine Halsdriise des 21-jahrigen Patienten S. zur rnikro-
skopischen Diagnose zugescbickt wurde, bei welcher Gelegenheit es
uns gelungen ist, das oben beschriebene Corynebacterium auch aus
diesem Materiale zu ztichten.
Es folgen hier Krankengeschichte, histologischer Befund, Tier- und
Kulturversuche.
Krankengeschichte.
(Interne Klinik: Prof. Talma.)
Hieraus entnehmen wir folgendes:
Nicolaaa S., 20 Jahre, Maler, aufgenommen 29. Mai 1912.
Anamnese: Vor 3 Wochen hat S. angefangen fiber Ermfidung zu klagen;
die Arbeit fiel ihm schwer; er lokalisiert die Ermfidung in die Beine. Vorher ist
der Patient nie krank gewesen, keine Kopfschmerzen, weder Schwindel noch Herz-
klopfen. Der Appetit ist gut. Defakation meistens 2mal taglich, Urinlassen normal,
kein Husten. Vater, Mutter und Geschwister gesund. Ein Bruderchen hat eine
Meningitis fiberstanden.
30. Mai. Blutuntersuchung: S. G. 1040. Hamoglobingehalt 35 Proz.; rote
Blutkorperchen 3120000, weifie 13000. Eine einzelne Birnform, ubrigens keine
Poikilocytose noch Anisocytose.
3. Juni. Gewicht 37,5 kg.
6. Juni. Pirquet negativ. Blut: S. G. 1039. Hamoglobingehalt 45 Proz.
WeiGe Blutkorperchen 15 000.
7. Juni Pirquet bleibt negativ.
8. Juni. Status praesens: Patient sieht anfimisch aus, Panniculus sehr
diinn, Muskeln atrophisch.
Lymphdrfisenscnwellung in der linken Leistengegend, weniger in der rechten;
in der rechten Achsel, sehr viele fiber der linken Klavikel. Temperatur jeden Tag
erhoht bis 38, 38,7° C. Puls regelmiiBig, aqual, weich, frequent; Recurrens anwesend.
Respiration hauptsachlich thorakal.
Pupillen weit, reagieren auf Licht.
Leichter Exophthalmus, links mehr als rechts. Die Zunge ist feucht, bleich,
etwas belegt, und wird ohne Deviation vorgestreckt.
Thorax: Leichte Deformation, oben abgeplattet, unten weiter.
Die linke Lunge reicht fiber die Klavikel hinaus, in der Axillarlinie bis zum
Oberrand der 8. Rippe. Unter der linken Klavikel gedampft. Die reehte Lunge
reicht oben bis zur Klavikel, in der Papiliarlinie bis zum Unterrande der 5. Rippe,
in der Axillarlinie bis zum Unterrande der 7. Rippe. Das Sternum ist gedampft,
oben am starksten.
Auskultation: Ueber beiden Pulmones ein wenig verschiirftes In- und Ex-
spirium, hinten keine Abweichungen.
Herzdampfung: Nach oben bis zur 3. Rippe, nach links Papiliarlinie,
nach rechts bis zur rechten Sternallinie. SpitzcnstoG im 5. Interkostalraura. Bei
Auskultation iiberall ein systolisches Gerausch, besonders an der Spitze.
Abdomen aufgetrieben, besonders in der Lebergegend. Bei Palpation ziemlich
feste Rcsistenz. Leber: Bei Perkussion mehr als 2 cm fiber dem Umbilicus, mehr
als 8 cm unter dera langen Processus Xyphoideus; in der Papiliarlinie mehr als
6 cm unter dem Rippenbogen. Palpation unmoglich durch starke Spannung.
Milz steht 6 cm unter dem Rippenbogen, ist palpabel trotz der Spannung.
Kein Ascites noch abnorme Venenbildung.
10. Juni. Gewicht 38 kg.
11. Juni. Blutbefund: Rote Blutkorperchen 2900000.
Poikilocytose, Anisocytose, Polychromatophilie, W. 16200. Polymorphkernige
Leukocyten: basophile 1 I 5 roz., neutronhile 70 Proz., eosinophile 2 Proz.; Lympho-
cvten: gekornte 10 Proz., groGe 12 Proz., Myelocyten 5 Proz.
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Negri u. Miereraet, Zur Aetiologie dee malignen Granuloma.
305
Diagnose: Infektionskrankheit mit Reizung des lymphatischen Apparates
und des Knochenmarkes, wodurch abnorme Zellen ins Blut geraten. Hieraus wird
eine gemischte Leukamie diagnostiziert.
Die Faeces werden kontrolliert, um herauszufinden, ob die Jnfektion vom
Tractus intestinalis ausgeht.
Therapie: Rontgen best rah lung.
14. Jum. In den Faeces werden Eier von Ascariden und Trichocephalus
dispar aufgefunden.
17. Juni. Gewicht 38,1 kg.
20. Juni. Blutbefund: G. 1039,5; rote Blutkorperchen 3 188000; weiBe
17 600.
Nach Verabreichung von Anthelminticis sind 4 Ascariden abgegangcn.
21. Juni. In der Chirurgischen Klinik wird zur Diagnose eine Druse
exstirpiert.
22. Juni. Die Nachtrapporte geben seit der Aufnahme bis jetzt an, dafl Patient
morgens erheblich transpiriert.
24. Juni. Gewicht 37,6 kg. Schmerzen in den Lenden und dem recliten
Kpinp ‘ Kfliiph«nhnipr7pn
27. Juni. Blutbefund: S. G. 1040. Hamoglobingehalt 41 Proz. Rote Blut¬
korperchen 2720000; weiBe 18700.
I. Juli. Gewicht 37,5 kg.
4. Juli. Blutbefund: 8. G. 1039. Hamoglobingehalt 36 Proz. Rote Blut¬
korperchen 2528000; weiBe 19 800.
8. Juli. Gewicht 37,1 kg.
II. Juli. Blutbefund: S. G. 1043. Hamoglobingehalt 40 Proz. Rote Blut¬
korperchen 3 304 (XX); weifle 18 600.
13. Juli. Patient wird in das Stadtische Krankenhaus (Direktor Dr. Bosscha)
iibergefiihrt.
Bei dem Feststellen des Status wurde auBer den am 29. Mai gefundenen
Abweichungen konstatiert:
Temperatur 37,5, Puls ziemlich schwach.
Pulmones: Bei Auskultation Pfeifen iiber dem ganzen Thorax, uberall von
gleicher Intensitat, also wohl abhangig von den groBen Luftwegen (Stridor?).
Links hinten deutliches Reiben. Die Milz ragt bei Perkussion und Palpation bis
zu den Spinae iliac, ant. sup. Die Grenze scheint nach rechts bis zur Parastcrnal-
linie zu reichen.
Leber: Untergrenze ein wenig unter dem Rippenbogen hervorragend.
Lenden sind senr schmerzhaft, Patient kann nicht aufrecht sitzen.
20. Juli. Blutbefund: Hamoglobingehalt 37 Proz. Anisocytose, Poikilocytose.
Keine abnormen Leukocyten.
I. —15. August. Temperatur abnehmend. Patient fiihlt sich besser. Aniimie
bedeutend. Therapie: Liquor Fowleri.
14. September. Schmerzen in der linken Seite. besonders beim Bewegen und
Husten. Bei Untersuchung der Pulmones zwischen den Axillarlinien links leises
inspiratorisches Reiben zu horen. Beginnende Herpesblaschen, gerade bis zur
Medianlinie.
15. September. Herpes Zoster in voller Entwickelung.
17. September. Herpes Zosterschmerzen beinahe verscnwunden.
18. September. Patient kehrt zur Internen Klinik zuriick.
19. September. Status generalis regrcssiv.
Temperatur normal; Puls klein, regelmaBig, aqual; Respiration keine Be-
sonderheiten.
Thorax: Diimpfung auf dem Sternum ist verschwunden; nur noch unter dem
Ansatze der vierten Rippe vorhanden.
Pulmones: Bei Auskultation Stenosegeriiusch rechts. links nichts Besonderes.
Milz 6 cm unter dem Rippenbogen in der vordereu Axillarlinie.
Leber 7 cm unter dem Processus xyphoides, 5 cm iiber dem Umbilicus, ver-
schwindet in der hinteren Axillarlinie unter den Rippenbogen.
20. September. Blutbefund: S. G. 1044, Iliimoglobingehalt 40 Proz., rote
Blutkorperchen 3000000, weiBe 9 200.
24. September. Chronische Rhinitis. Einige Herpesblaschen haben einen
purulenten Inhalt. Temperatur: Abends bis 39,1. Patient fiihlt sich bei der Tem-
peraturerhohung nicht kranker, ist nicht kalt, hat keinen Schuttelfrost.
II. Oktober. Blutbefund: S. G. 1038; Hamoglobingehalt 40 Proz.; rote Blut¬
korperchen 2 935000, weiBe 38000.
ErsU Abt Orig. Bd. 68. Heft 8/4. 20
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Die Lympkdriisen sind in den letzten 14 Tagen viel groBer geworden, fuhlen
sich fest an, aber sind nicht mit der Umgebung verwachsen.
Seif 25. September ist die Temperatur angestiegen.
Beschreibung der uns am 21. Juni zugeschickten Halalymphdruse:
Diese ist von Mandelgrofie; die Oberflache ist leicht buckelig, die Konsistenz
feet; auf dem Durchschnitt ist die Driise homogen und feucht glanzend.
Mikroskopische Untersuchung (Eisenhamatoxylin—v. Gieson). Die Kapsei
ist nicht durchwuchert. Die gewohnliche Lymphdrusenstruktur nicht mehr vor-
handen; zwar sind zerstreut nock Iymphoide Partien erhalten, aber gut umsehriebene
Follikel finden sich nicht mehr. Durch die ganze Druse findet man cine Wuehe-
rung von protoplasmareichen Bindegewebszellen, die mehr oder weniger biindel-
weise angeordnet und mit den lymphoiden Elementen untermischt sind. Inter-
cellulare Substanz im allgemeinen noch wenig gebildet. An einzelnen Stellen findet
man Sklerose, aber der zellarmen Partien sind nur wenige. AuBerdem wird in den
Fibroblastbiindeln, und zwar in geringerem Grade, in den Riindern des lymphoiden
Gewebes eine ziemlich grofle Zahl groBer Zellen (10—16—22 p) mit einem bis
5 Kernen, oft als Ringzellen, gefunden. Meistens sind die Kerne dunkel gefiirbt,
dann wieder blaB und blasig. Nekrosen werden nicht gefunden, cbensowenig Ver-
kiisung oder Langhansschen Riesenzellen, oder sonst eine Andeutung von Tuber-
kulose.
Mit Methylgrtinpyronin wurden Plasmazellen in den verschiedcnen
Pr¶ten in verschiedener Zahl aufgefunden.
In den Schnitten konnten mit der Gram-Farbung keine Bakterien
nachgewiesen werden, und die nach Ziehl gefarbten Praparatc lieBcn
keine Tuberkelbacillen auffinden.
Auch wurde noch in von der Driise angefertigten Strichpraparaten
nach Bakterien gefahndet, doch erst nach miihsamem Suchen konnten
wir einige wenige granulare Stabchen nachweisen.
In derselben Weise wie im Falle v. d. St. haben wir auch liier
durch Behandlung von Driisenstiickchen mit Antiformin im Sedimente
Granula und granulare Stabchen aufgefunden.
Tierexperimente.
Mit Driisenbrei wurden 4 Meerschweinchen injiziert, 2 intraperi-
toneal, 2 subkutan. Ein subkutan injiziertes Meerschweinchen ist nach
47 Tagen gestorben. Die Sektion ergab weder Tuberkulose noch andere
Abweichungen; das Gewicht hatte abgenommen von 410 auf 280 g.
Die anderen sind nach 119 Tagen noch am Leben. Die Strichpraparate
aus Herz, Milz und Peritoneum zeigten keine Bakterien; Kulturver-
suche aus dem Blute fielen negativ aus.
Kulturversuche.
Von der Driise wurden Sttickchen, teils mit dem Messer ausge-
schnitten und abgekrazt, teils in einem sterilen Mbrser zerqUetscht, aus-
gestrichen auf Glyzerinkartoffel, Bordet-Boden, Hefeagar, Loeffler-
Serum und Bouillon. Nach 24 Stunden war makroskopisch kein Wachs-
tum zu sehen; dennoch haben wir mit einzelnen Gewebsstilckchen, die
auf den N&hrboden verweilt hatten, Strichpraparate gemacht. Dabei
fanden wir auf dem Loeffler-Serum kleine Anhaufungen granularer
Stabchen und zwischen den Zellen gramnegative, kiirzere Stabchen.
Nach 12 Tagen fanden wir kiirzere und langere Stabchen auf dem
festen Bordet-Boden; auf dem Glyzerinkartoffelboden gramnegative
Kornerreihen; auf dem Hefeagar unregelmafiige Granula. In Bouillon
konnten wir erst nach 6 Wochen grampositive, kleine Stabchen und
granulare Stabchen auffinden. Zu makroskopisch sichtbaren Kulturen
ist es auf alien diesen Boden jedoch nicht gekommen, mit Ausnahme
des Loeffler-Serums, auf dem nach 3 Wochen eine intensiv gelb-
gefarbte Kultur sichtbar war, die nach 6 Wochen die beschriebene, braun-
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Negri u. Mieremet,' Zur Aetiologie des maligneu Granuloms.
307
rote Farbe zeigte. Mikroskopisch bestand sie aus kleinen, gramposi-
tiven Stabchen, den beschriebenen Kommaformen am meisten iihnlich.
Bei weiterem Zilchten sind diese Stabchen zu langeren ausgewachsen, and
haben auch die beschriebene granul&re Form angenommen, so dab sie in
nichts von dem im Falle v. d. St. geztichteten Corynebakterium abwcichen.
Wir haben also in zwei nicht mit Tuberkulose komplizierten Fallen
aus dem granulomkranken Gewebe das gleiche Bakterium auffinden
und ziichten konnen.
1st dieses Corynebacterium mit den Fraenkel-Muc'ischen
Stabchen identisch?
Diese Frage meinen wir mit vollkommener Sicherheit bejahen zu
konnen.
Fraenkel und Much geben als Kennzeichen an die eigenartige
Morphologie, die Farbbarkeit und die Antiforininfestigkeit.
Die morphologische Beschreibung ihrer Stabchen stimmt ganz ilber-
ein mit der Morphologie unseres Bakteriums, und zwar sowohl in bezug
auf die Strichpraparate als auf die Priiparate der Kulturen.
Die Farbungen nach Ziehl und Gram sind fur beide identisch.
Ebenso wie Fraenkel und Much nach Antiforminbehandlung und
Zentrifugierung im Sedimente die Stabchen haben nachweisen konnen, ist
auch uns dies gelungen, sowohl aus der Milz und den Driisen v. d. St.,
wie aus der Driise S.
Die Antiforminfestigkeit ist aber nur eine geringe. Wir haben
namlich mit unserer Kultur diesbeztiglich folgende Versuche angestellt:
24-stundige Kulturen vom Bordet-Boden und ebenso alte Kulturen vom
Loeff 1 er-Serum wurden mit 15-, resp. 12-proz. Antiformin behandelt,
teils 24 Stunden bei Zimmertemperatur, teils 2 Stunden bei Bruttempera-
tur, und bis 2 Stunden zentrifugiert. Jedesmal stellte sich dabei heraus,
dab nur ein sehr geringer Teil der Bakterienmasse erhalten geblieben war.
Eine mit physiologischem Wasser behandelte Kontrollkultur ergab
wenigstens das 10-fache. Auberdem war ein grober Teil des Antiformin-
sedimentes mehr oder weniger amorph.
Kontrollversuche mit Tuberkelbacillen in genau derselben Weise,
ergaben, dab von den Tuberkelbacillen nur ein sehr geringer Teil durch
die Antiforminbehandlung verschwindet, wahrend Kontrollversuche mit
Staphylokokkenkulturen ergaben, dab von den Staphylokokken im Sedi¬
mente noch einige aufzufinden sind.
Wir glauben daher, dab die im Antiforminsedimente von Gewebs-
teilen aufgefundenen Stabchen nur ein Teil der dagewesenen sind. Wenn
es also nicht wunder nehmen kann, dab Fraenkel und Much von
antiforminfesten Stabchen reden, so glauben wir docli, dab auch sie
dieses Kriterium als ein nur relatives auffassen werden.
Kulturversuche mit dem Sedimente des mit Antiformin behandelten
Corynebacteriums fielen negativ aus. Es ist also sehr empfehlens-
wert, die Kulturversuche ohne vorausgeschicktes Antiforminverfahren
anzustellen!
Auberdem mochten wir den Rat geben, bei spateren Forschungen
eine grobe Menge von Strichpraparaten anzufertigen; hat docli diese
Methode uns bessere Resultate gegeben, als die Untersuchung von
Schnittpr¶ten und Antiforminsedimenten.
Andere Untersucher haben ebenfalls, auch wenn sie mit Antiformin¬
behandlung granulierte Stabchen gefunden haben, nicht angegeben, dab
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sie zu gleicher Zeit dieselben in Schnittpraparaten haben auffinden
kbnnen. Fraenkel und Much haben zwar in einzelnen Schnitten
Stabchen gefunden, aber in den Fallen war auch Tuberkulose nn Or-
ganisraus vorhanden, so daB raoglicherweise hier die Muchsche Form
der Tuberkelbacillen aufgefunden wurde.
Auch de Josselin de Jong hat in histologischen Praparaten nie
Stabchen, sondeni nur Kornerreihen gesehen.
Warum die Mikroorganismen sich in den histologischen Praparaten
so schwierig auffinden lassen, ist uns einstweilen unklar.
Wir kommen jetzt rzur Frage: Darf dieses Corynebacterium
als das atiologische Moment des malignen Granuloms gedeutet werden?
Um diese Frage zur Losung zu bringen, haben wir noch Versuche an-
gestellt, um in dem Serum des Patienten S. und dem Serum cines Pa-
tienten t. W. 1 ), der, wie die histologische Untersuchung einer Drtise
auswies, ebenfalls an malignem Granulom erkrankt ist, mittels der Kom-
plementbindungsmethode Antistoffe nachzuweisen. Dies ist uns aber bis-
her noch nicht gelungen. Auch durch Agglutinations- und angestellte
kutane Reaktionsversuche (in Analogie des Pirquetschen Verfahrens
ftlr Tuberkulose) haben wir keine festen Anhaltspunkte bekommen.
Wenn auch dieser negative Ausfall uns keine Sttitze filr die Auffassung
eines atiologischen Wertes dieses Corynebacteriums gibt, kann er
doch nicht als Gegenargument verwertet werden.
Dasselbe gilt von den Tierversuchen. Erstens sind diese noch nicht
abgeschlossen, und zweitens haben wir bei weitem nicht das Tiermaterial
erschopft, zumal haben wir nicht mit anthropoiden Affen experimentieren
konnen. Wenn auch die Kochsche Forderung, daB man zum atiologi-
schen Beweis die Krankheit experimentell muB hervorrufen konnen, cine
sehr gerechtfertigte ist, so darf sie doch nicht einschlieBen, daB die experi-
mentelle Erzeugung bei einer anderen Species als der crkrankten ge-
lingen muB.
Zu der zweiten Forderung der Kochschen Trias sei bemerkt, daB
wir zwar glauben, auf Grund der in der Literatur mitgeteilten F&lle, daB
es in alien Fallen moglich sein wird, dieses Corynebacterium aufzu-
finden, doch einstweilen weitere Untersuchungen abwarten mttssen.
Die dritte Forderung, das atiologische Agens dtirfe nie im gesunden
Organismus vorkommen, ist wohl nicht mehr als berechtigt zu betrachten.
Wenn wir auch das Recht, von einem Corynebacterium granu¬
loma tis maligni zu sprechen, einstweilen nicht beanspruchen wollen,
scheint es doch wenigstens sehr merkwiirdig, daB in so vielen Fallen
das gleiche Bakterium aufzufinden ist, und die Moglichkeit seiner atio-
logischen Bedeutung ist wohl nicht von der Hand zu weisen; ist es doch
nicht wahrscheinlich, daB das beschriebene Corynebacterium nur als
ein zufalliger Befund zu betrachten ist.
Wir glauben also, gesttltzt auf die oben beschriebenen Befunde, einer
sonstigen und speziell einer tuberkulosen Aetiologie nicht beistimmen
zu konnen.
Oktober 1912.
Erkl&rang za den Photogrammen.
Fig. 1. Strichpraparat von der Milz v. d. St. G rain - Farbung.
Fig. 2. Strichpraparat von der Milz v. d. St. Muchsche Modifikation.
1) Durch auflere Umstande kounten wir von diesem Falle keine Druse zur
hakteriologischeu Untersuchung erhalten.
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7 entralblatt fiir Bakieriologie Abt. 1. Orig. Bd. GS.
tie Negri u. Mieremet, Malignes Oranulom. Taf. I.
I
Fig. o. Fig. C.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
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Centralblatt fiir Bakteriologie Abt. 1. Orig. Bd. 68.
de Negri it. Mieremet, Malignes OranuJom. Taf. II.
Fig. 9. Fig. 10.
Fig. 11.
Fig. 12.
Verlag von Gustav Fischer in Jenn.
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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisse etc.
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Fig. 3. Antiforminsediment Milz v. d. St. 2 Stunden Bruttemperatur. Much-
Farbung.
Fig. 4. Antiforminsediment. Lymphdriise v. d. St. 2 Stunden Bruttem¬
peratur.
Fig 5. Histologisches Priiparat. Milz v. d. St. Gram-Farbung mit Nach-
farbung neutralrot.
Jig. 6. Bo r d e t - Kultur 2X24 St. Bruttemperatur. 1. Generation direkt
aus der Milz v. d. St. geziichtet. Gram- Farbung.
Fig. 7. Verzweigtes Stiibchen aus Blutglyzerin-Kartoffeldekokt. Gram-
Farbung.
Fig. 8. Bordet-Kultur. 18 Stunden Bruttemperatur. 2. Generation v. d.
St. Gram-Farbung ohne Gegenfarbung.
Fig. 9. Loeffler-Serumkultur v. d. St. 24 Stunden Bruttemperatur.
Gram-Farbung, hauptsachlich Kommaform.
Fig. 10. Ascitesagarkultur. 1. Aussaat. 5 X 24 Stunden Bruttemperatur.
Gram- Farbung.
Fig. 11. Bordet-Kultur. 5X24 Stunden Zimmertemperatur. Gram-
Farbung. Stacklige Stiibchen.
Fig. 12. Id. id. Ein einzelnes Stiibchen.
Fig. 13. Agarkultur. Kokkobacillen. G r a m - Farbung.
Fig. 14. L. S.-Kultur, iibergesat von *der Agarkultur Fig. 13. Gram-
Farbung. Die Kokkobacillen sind zu kurzen Stiibchen ausgewachsen.
Fig. 15. L. S.-Kultur aus dem Blut einer Maus. Uebergangsformen.
G ram - Farbung.
Fig. 16. Gelatineplattenkolonie.
Fig. 17. Agarplattenkolonie.
Fig. 18. L. S.-Plattenkolonie.
Fig. 19. Antiforminsediment. Lymphdriise S. 24 Stunden Zimmertemperatur.
Much- Farbung.
Fig. 20. Strichpraparat von einem Gewebsstiickchen der Lymphdriise S, das
24 Stunden auf L. S. gewesen. Gram- Farbung.
Fig. 21. Strichpriiparat von einem Gewebsstiickchen der Lymphdriise S.,
das 12 Tage auf Agar gewesen. Gram-Farbung.
Fig. 22. L. S.-Kuitur aus der Lymphdriise S.
Fig. 23. Sediment einer L. S.-Kultur v. d. St., nach Behandlung mit physio-
logischcm Wasser oder mit Antiformin. 2 Stunden bei Bruttemperatur.
Die VergrdBerung ist 560-fach; ausgenommen Fig. 3 und 7, wo die Ver-
grQfierung 1800-fach ist, Fig. 16, 17 und 18, welche 30-fach vergroBert sind,
und Fig. 23, welche ca. die natiirliche Grofie hat.
Die Photogramme sind nngefertigt von Herrn Hahn, Amanuensis im Institut.
Nachdruck verboten.
Experimentelle TJntersuchungen iiber das Gift der
Homisse (Yespa crabro L.).
[Aus dem Institut fflr Hygiene der Kgl. Universitat Parma.J
Von Prof. E. Bertarelli und Dr. A. Tedeschi.
Mit 2 Figuren.
W&hrend eine bedeutende Anzahl von experimentellen Arbeiten zum
Studium und zur Kenntnis der Gifte der Fische und Reptilien in alien
Landern durchgeffihrt worden ist, ist der zur Kenntnis der giftigen
Hymenopteren bisher gelieferte Beitrag — die Biene ausgenommen —
ein sehr bescheidener. Und doch sind die Falle von Stichen mancher
dieser Hymenopteren sehr haufig, und mehr als einmal haben die Srzt-
lichen Beobachter auf die relative Bedenklichkeit der Stiche, sowie auf
manclie sonderbaren, infolge derselben eintretenden Erscheinungen auf-
merksam gemacht.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Es sei hier nur an die jiingfiten Wahrnehraungen Perroncitos ! ) erinnert, der
1907 auf zwei schwere Falle von fetich der Vespa crabro — eine der haufigstcn und
f effirchtetsten Hornissen — hingewiesen hat. Neben Schmerz und der wohlbekannten
rritation an der Stichstelle kommen hierbei auch noch beachtenswerte allgemeine Er-
scheinungen (Unwohlsein, iiber den ganzen Korper verbreitete Pomphi, punktfijrmige
Exanthenie u. dgl.) zur Beobachtung. Mit Recht betont hierbei Perroncito die Not-
wendigkeit, das Gift solcher in dieser Hinsicht noch so wenig bekannten Insekten zu
studieren.
Eb ist schon gesagt worden, dafl von den giftigen Hymenopteren bisher nur die
Biene die Aufraerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt hat. Tatsachlich exist!ert iiber
das Gift der Bienen eine Literatur, die zahlreiche Erfahrungen verzeichnet hat. So
kennen wir seit langem den Bau der Giftdriise, oder, besser gesagt, der Giftdriisen.
Dank den Arbeiten von Leuckart, Leydig, Carlet, Brocfas, Janet, Seurat
wissen wir, dafl der Giftapparat aus einer Druse mit saurcr und einer solchen rait
alkalischer Absonderung nebst einer Nebendrfise besteht. Bekannt ist uns femer, wie
bei den zu den VVespen gehorenden Hymenopteren der Drusenapparat aussieht: Tin
Lehrbuche von Berlese 2 3 ) finden aich hieriiber ausffihrliche Angaben. Ebenso ist be-
ziiglich der physiologischcn Wirkung des Bienenstiches von Paul Bert an ein reich-
haltiges Untersuchungsmaterial gesammelt worden. fepeziell hat Phiealix*) die Art
und Weise festgestellt, wie sich Versuchstiere gegen den fetich der Apis mellifica
verhalten. Hierzu hat er sowohl deft Stich an und fur sich, als auch das aus den
Bienen durch Exstirpation der Druse gewonnene und hierauf inokulierte Gift benutzt.
Die allgemeine fechluflfolgerung seiner Untersuchungen lautet dahin, es sei das Bienen-
gift eine Krampf und Stupor erzeugende Substanz, bei 100° rasch zerstorbar, wenigstens
was ihre Lokalwirkungen und krampferzeugende Eigenschaften anbetrifft. Im Gifte
sollen drei voneinander gesonderte Substanzen vorkommen, und zwar eine phlogogene,
eine konvulsionierende und eine paralysierende bzw. stuporisierende; das Girt soli auch
in den Eiern enthalten sein.
Andere Forscher haben verschiedene andere feeiten der Frage ins Auge gefaflt. So
hat Danger 4 5 6 ) Untersuchungen angestellt, um zu erinitteln, ob denn das Bienengift als
ein wirkliches Toxin zu betrachten ist, wobei er darauf hinweist, dafl die Bienenziichter
sich gegen das Gift immunisieren konnen. Er hat femer festgestellt, dafl diesem letzteren
hiimolytische Eigenschaften zukommen, die aber durch Normalsera neutralisiert werden
konnen. Morgenroth und Carpi 1 ) haben die hamolytischen Eigenschaften des
Bieuengiftes bestatigt und die hochinteressante Tatsache festgestellt, dafl das Hamolysm
der Bienen sich mit dem Lecithin verbindet, um ein Lecithid zu bilden, ahnlicb jenem
wohlbekannten der Cobra; das Lecithid soil weit starker wirken (fiber 200mal) als das
Gift allein und der Siedehitze widerstehen.
Die weiter oben erwahnten Autoren sind bestrebt gewesen, die zweckmafligslen
Melhoden zur Gewinnung des Giftes ausfindig zu machen. Wir werden spater Gelegen-
heit haben, darauf wieder zuriickzukommen.
Von den ubrigen giftigen Hymenopteren hat nur die gemeine Wespc die Auf-
merksamkeit Phisalix’ 1 ') erregt. Durch Mazeration der Giftdriise in physiologischer
Kochsalzlosung und Glyzerin und darauffolgender Probierung des gewonnenen Materials
an Kaninchen nat dieser Autor die Natur des (hamolytischen) Giftes erkannt und hierauf
festgestellt, dafl es moglich ist, das Tier durch stufenweise Immunisierung daran zu
gewohnen, verschiedengradige todliche Dosen des Giftes zu vertragen.
Die allergroBte Schwierigkeit, die sich demjenigen entgegenstellt,
der an das Studium des Giftes der von der Biene verschiedenen Hymeno¬
pteren herantritt, ist die Beschaffung des Materials in hinreichender
Menge. Wohl mehr als einmal haben wir in den vergangenen Jahren
dieses Studium in Angriff genontinen, allein stets muBten wir davon
ablassen wegen der Uninoglichkeit, fiber geniigendes Material dazu zu
verfiigen. Heuer sind wir gliicklicher gewesen; es ist uns nSmlich ge-
lungen, in der Umgebung von Parma ein Nest der bei uns unter deni
1) Perroncito. E., Giorn. R. Accad. di Med. Torino 1907.
2) Berlese, Gli insetti. (feoc. Editr. Libraria.)
3) Phisalix, Compt. rend. Acad. d. Scienc. 1890; ibid. 1905.
I) Langer, Arch, intern, de Pharmacodyn. Vol. 6. 1899; Bienenvater. 1901.
No. 10.
5) Morgenroth u. Carpi, Berl. klin. Wochenschr. 1906. No. 44.
6) Phisalix, Compt. rend. feoc. Biol. 1897; Accad. d. fecienc. 1904.
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Bcrtarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisse etc.
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Namen „calabrone u (Hornisse) bekannten „Vespa crabro“ aufzufinden.
Nebenbei sei hier bemerkt, daB noch andere davon grundverschiedene,
nicht minder gefiirchtete Arten existieren.
Die in Rede stehende Hymenoptere ist in ihrer Lebensweise und in
alien ihren Struktureigentiimlichkeiten wohlbekannt; wir brauchen nur
den nicht zoologisch gebildeten Leser daran zu erinnern, daB dieselbe
wie eine sehr groBe, durchschnittlich 25 mm lange Wespe aussieht, die
beiden Fuhler und den Stachel am Hinterleibe selbst-
verstandlich nicht mit eingerechnet. Einzelne Exem-
plare sind noch weit groBer und konnen sogar 35 mm
erreichen. Mit Riicksicht auf die Einzelheiten der
FSrbung und Struktur ist dieser Hautfliigler zu den
Wespen zu zfihlen. In unseren Landern ist derselbe
sehr gefiirchtet, wenn auch ziemlich selten anzutreffeu
und — unseres Wissens — hat sein Stich noch keine
Falle mit gefahrdrohenden Erscheinungen veranlaBt.
Will man hinreichendes Untersuchungsmaterial
bekommen, so muB man ein Nest zur Verfugung
haben, aus dem man Exemplare in bedeutender Menge
entnehmen kann. Solche Nestor finden sich in hohlen
Baumen (Ulmen etc.); ein einzelnes Nest enthSlt sicherlich inehrere
Hunderte von Exemplaren.
Nachdem es uns gegliickt war, zwei derartige Nester aufzufinden,
haben wir zum Abfangen ein sehr einfaches Verfahren angewandt. Wir
halten es fur nicht nutzlos, dasselbe denjenigen bekannt zu geben, die
Untersuchungen in
dieser Richtung un-
ternehmen sollten.
Der Abfang wurde
stets abends be-
werkstelligt, kurz
nach eingetretener
Dammerung, wo die
Hornissen groBten-
teils im Neste ver-
sammelt sind. Zu
diesem Zwecke
wurde ein sackfor-
mig gestaltetes, mit
einem Metallreif ver-
sehenes Netz her-
gestellt; dasselbe
war 90 cm lang und
25 cm breit. Das
Netz war an einem
durch einen Stock
horizontal gehal-
tenen Stab befestigt;
an den Stock selbst
aber war der Netz-
boden angebunden.
Mit einem solchen Netze und mit Schutzhandschuhen und Schutzmaske
versehen, trat man an das Nest heran. Nun wurde die Oeffnung des Fang-
Fig. 2. Ansammlung von eingefangenen Vespa crabro.
Fig. 1. Vespa cra¬
bro (natiirl.).
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netzes an jene des Nestes, d. i. an das Loch des Baum stain mes, durch das
Hornissen in das Nest hineinschlflpfen, und hierauf eine Acetylenlampe die
hinter dem Netze angebracht, um die Insekten in dieses letztere herein-
zulocken. Hierauf wurde auf den das Nest beherbergenden Stamm
geklopft.
Die Hornissen stflrzen sich — buchstablich — nach der Ausgangs-
Sffnung hin und geraten auf diese Weise in das Netz; auch wenn das
nicht geschieht, so bekommt man sie doch immerhin ohne Schwierigkeit
in dasselbe.
Zuweilen gelang es auf diese Weise, fiber hundert Exemplare auf
einmal abzufangen. Erschien es angezeigt, das Netz zu entfernen und
die gefangenen Tiere in Sicherheit zu bringen, so wurde das Fangnetz
rasch um seine Achse gedreht und dadurch das Entweichen der Insekten
unmbglich gemacht. Das Netz mit der darin enthaltenen Beute wurde
sodann auf den Boden gelegt. Hierauf wurde der Hals des Netzes
mittels eines Bandes in der Weise zugeschnflrt, dali oberhalb der
Schniirung ein kleiner Teil des Netzes noch frei blieb. In denselben
wurde nun der Hals eines Ballons von entsprechend groBem Rauminhalt
eingeffigt und das frei gebliebene Netzstflck fest von auBen um diesen
Hals gebunden. Sodann wurde das erste Schniirband entfernt, wodurch
die Ballonoffnung unmittelbar in das Netzlumen flberging. Es war auf
diese Weise leicht, s&mtliche gefangene Insekten zum Hereinfallen in
den netzformigen Sack zu veranlassen, indem man diesen letzteren
schuttelte und die widerspenstigen loslfiste. So wurden samtliche Tiere
in den Ballon gebracht.
War dies geschehen, so wurde das den Sack um den Ballonhals
befestigende Schniirband abgenommen und der Ballon mittels eines
Baumwollpfropfens verschlossen. Auf diese Weise wird der Fang und
der Transport der Tiere zu einem einfachen, und man kann dadurch
mehrere zu mancher nutzlichen Beobachtung verwertbare Hunderte von
Exemplaren zur Verfiigung bekommen.
1st nun einmal das Material ins Laboratorium gelangt, so ist die
Art und Weise der Uebertragung der Insekten in die einzelnen Behalter
leicht. Die Tierversuche mit lebendigen Hornissen wurden mit Hilfe
hochwandiger Kristallisatoren durchgefiihrt. Dieselben waren mit einer
in der Mitte durchbohrten Lein wand bedeckt; durch die so entstandene
ZentralSffnung — die man vorerst mit einem -Baumwollpfropfen ver¬
schlossen hielt — wurden dann die Insekten unmittelbar in den Ballon
eingelassen, wahrend man das Tier in den Kristallisator hineinbrachte.
Auch war es nicht so schwer. die Hornissen mit der Pinzette zu erfassen
und sie zum Stechen zu zwingen, falls sie dazu sich nicht geneigt
zeigten.
Zur Gewinnung des Giftes haben wir das (ibliche Verfahren an-
gewandt, indem wir die Tiere mit einer Pinzette erfaBten und sodann
an deren Stachel mit sanftem Druck operierten. Die Giftdrflse wurde
hierauf samt dem Stachel je nach Umst&nden entweder in eine bestimmte
Menge physiologischer Kochsalzlfisung oder eine Mischung aus gleichen
Teilen von neutralem Glyzerin und physiologischer Kochsalzlosung ein-
geriihrt. Beim EinrQhren wurde auch Glasstaub hinzugenommen.
Erwahnt sei hier, daB Langer bei Anstellung seiner Versuche die
Insekten nicht opferte, sondern ohne weiteres aus der Stachelspitze ein
TrSpfchen Gift erhielt, das entweder in Wasser oder in physiologischer
Kochsalzlosung aufgefangen wurde; ja, die Bienen wurden von ihm sogar
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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornis.se etc.
313
zu weiteren Giftentnahmen aufbewahrt. In unserem Falle hatte uns ein
solches Verfahren nicht viel gentitzt, weil die Hornissen sich sehr ungern
dazu verstehen, das Gifttropfchen abzugeben, wenn sie nicht unter dem
Stachel eine durchdringbare Fl&che versptiren. Dies ist auch bei den
Tierversuchen der FalI; in der Regel wird kein Gift abgegeben, wenn
die mit dem Insekt in Bertihrung komraende Fltiche keine durchdringbare
ist. Bei Vogeln z. B., in deren Gefieder der Stachel nicht eindringt,
sticht die Hornisse erst dann, wenn sie eine durchbohrbare Hautstelle
gefunden hat.
Selbstverstandlich bekommt man durch Herausnahme der Giftdrtise
nicht jmmer die gleiche Giftmenge. Denkbar ist es daher, daC auch
beim natiirlichen Stich das namliche stattfindet. Und aller Wahrschein-
lichkeit nach wechselt die Menge des Giftes nach verschiedenen Zeiten,
nach Hungerperioden und der GroBe des Tieres. In manchen Fallen
ist die Menge des herausgetretenen Giftes eine ansehnliche; sicher betragt
dieselbe nicht weniger als */, 0 ccm.
Lan ger hatte sich in betreff der Bienen vorgenommen, reines Material
dadurch zu erhalten, daB er mehrere Tausende von Stacheln samt den
dazu gehorenden Drilsen in 96-proz. Alkohol brachte, sodann das ge-
hartete Material bei 45° C trocknen lieB, worauf dieses letztere fein
zerteilt und schlieBlich mehrere Stunden lang im Wasser verdaut wurde.
Nachdem auf diese Weise das wasserige Extrakt gewonnen war, wurde
dasselbe mit Alkohol behandelt; hierauf WiederauflSsen in Wasser, mehr-
malige Wiederholung des Reinigungsprozesses, Auswaschen des Nieder-
schlages mit Aether, schlieBlich Herstellung eines wasserigen Auszuges,
aus dem man mittels Ainmoniak als Endresultat einen Niederschlag
erhielt, der das Anstellen von chemischen resp. biologischen Unter-
suchungen gestattete.
Zur Erzielung eines Reinproduktes waren aber wenigstens Tausend
Exemplare ntitig gewesen. Daher kommt es, daB, trotzdem man an-
gefangen hatte, das zu eventuellen weiteren Untersuchungen geeignete
Material in Alkohol zu sammeln, wir uns gezwungen sahen, wegen
Unzuianglichkeit der vorhandenen verschiedenen Nester auf genauere
chemische Bestimmungen zu verzichten.
Bei ihren Untersuchungen liber das htimolytische Vermtigen des
Bienengiftes haben Morgenroth und Carpi stets 100 Bienenstacheln
in 10 ccm einer Mischung aus gleichen Teilen Glyzerin und physio-
logischer Kochsalzlbsung mazeriert und 24 Stunden lang ausziehen lassen.
Mit diesem Extrakt wurden dann die Proben angestellt.
Es sei hier gestattet, anzugeben, wie wir bei unseren Versuchen,
die anfangs nur Orientierungsversuche gewesen sind, vorgegangen sind:
Die ersten Erhebungen in bezug auf die Wirksamkeit und Natur
des Giftes unseres Hautfliiglers sind an den tiblichen Versuchstieren ge-
macht worden, und zwar sowohl unmittelbar durch den Stich der Hor¬
nissen, als auch durch Injektion des aus derselben gewonneuen Giftes.
Aus den Versuchsprotokolleu entnehmen wir einige diesbeztigliche An-
gaben.
Am 27. Sept. 1912 wird eine weiBe Ratte (Mus decumanus al-
binus) in den Kristallisator gebracht und hierauf 6 Hornissen in den-
selben eingefiihrt. Damit das Saugetier mit den Insekten in Bertihrung
kommt, wird der Behtilter von Zeit zu Zeit etwas geschtittelt. Die Ratte
ist vorher keiner Toilette unterzogen worden. 3 der Hornissen nahern
sich der Ratte und trachten, dieselbe zu stechen. Das Stiugetier w r ehrt
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314 Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
sich mit Zahnen und FiiBen und es gelingt ihm, 2 der Hymenopteren
den Prothorax zu brechen. Eines der Insekten kommt jedoch schlieB-
lich dazu, die Ratte in einen HinterfuB zu stechen; der Stachel steckt
so fest in der Wunde, daB das Tier ungeheuere Anstrengungen macht,
uin denselben wieder herauszuziehen. (Es sei an dieser Stelle daran
erinnert, daB der Stachel niemals in der Wunde stecken bleibt, so derb
auch die Haut ist, in die der Einstich erfolgt. Mehrmals haben wir auf
diesen in scharfem Gegensatz zum Volksglauben stehenden Umstand
hingewiesen. Auch nicht zu vergessen ist hierbei, daB der Stachel der
Hornisse bei zahlreichen Exemplaren eine Lange von 7 mm besitzt und
sehr stark ist, so daB er sogar einen dicken Handschuh zu durchstechen
und die darunter befindliche Haut zu erreichen vermag, eine Erfahrung,
die wir selbst unwillkiirlich beim Abfangen der Insekten gemacht haben.
Der Volksglaube bezilglich des Steckenbleibens des Stachels in der
Wunde kommt vermutlich daher, daB rings um den Einstich rasch ein
schwarzlicher Reif entsteht, bedingt durch die hier vor sich gehende
Hamolyse, so daB man hierbei ganz gut den Eindruck bekommen kann,
als ob der Stachel noch in der Haut stecke.)
Infolge abermaligen Schiittelns gelingt es einer 2. Hornisse, wenn
auch in sehr unvollst&ndiger Weise,- einen VorderfuB der Ratte zu
stechen, wahrend die anderen 2 sich des Stechens enthalten. Beim
Kampfe sieht man jedoch eines der Insekten einen dicken Gifttropfen
abgeben.
Sofort nach dem Stiche sind an der Ratte deutliche Zeichen des
Schmerzes erkennbar. Das Tier hat sich zusammengekauert, sein Haar
ist etwas gestraubt; die Zahl seiner Atemzfige nimmt betrSchtlich zu.
Unterdessen ist es von einem der Insekten in die Schuauze gestocheu
worden. Nach einigen Minuten zeigt die Ratte allgemeine Kontraktions-
erscheinungen von mittelmaBigem Aussehen, wahrend die Lokalerschei-
nungen immer deutlicher hervortreten.
An dem gerade in die Mitte getroffenen HinterfuB bemerkt man
eine starke Schwellung, deren cyanotische Farbung gegen die Ein-
dringungsstelle des Stachels hin dunkler wird. Die Schwellung nimmt
eine 5-centimesgroBe Flache ein. Auch an der Schnauze sind Schwel¬
lung und Farbung iinponierend. Die Ratte hebt den gestochenen FuB
empor und tragt ihn auch weiterhin in dieser Stellung.
Nach 3 Stunden scheint der Schmerz nachgelassen zu haben. wah¬
rend die Schwellung noch immer fortbesteht. Selbst nach 5 Tagen be-
steht noch Oedem an der Schnauze und an dem — noch emporgehobenen
— FuB, trotzdem die cyanotische Farbung bereits verschwunden ist.
Am 28. Sept, wird der Versuch an einem etwa 150 g wiegenden,
jungen Meerschweinchen wiederholt. Dem Tiere ist vorher das Haar
auf einem entsprechend groBen Sttick der Bauchflache zweckmaBig ab-
rasiert worden. Das Meerschweinchen wird von den 2 Ilornissen in den
Bauch gestochen und von einer derselben in einen FuB. Die lokale
Reaktion tritt, ebenso wie die allgemeine, mit Heftigkeit ein. Nach
wenigen Minuten bemerkt man am Bauche und am verwundeten FuBe
ein Oedem, welches die Neigung zeigt, sich weiter auszubreiten. Der
Zentralteil der betrofl'enen Zone zeigt eine biauliche Farbung, rings um
dieselbe einen rotgefarbten Bezirk. Das Tier hat heftiges Zittern, ge-
straubt.es Haar, beschleunigte Atmung; seine Haltung ist die eines
leidenden, von Stupor befallenen Tieres. Tod nach 5 Stunden. Bei der
Obduktion wird als bemerkenswert folgendes angetrotfen: Am Bauche
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315
reichliches hamorrhagisches Oedem rnit hSmorrhagischen Flecken;
schwacher ErguB ins Bauchfell, gerStete Darmschlingen, hamolysiertes
Herzblut.
Die Versuche an Meerschweinchen sind mehrere Male wiederholt
worden. Der Kfirze halber sind hier die betreffenden Protokolle nicht
mitgeteilt. Aus der Gesamtheit der hierbei gemachten Erfahrungen
geht aber hervor, daB ein junges Meerschweinchen zugrunde gehen
kann — und auch tats&chlich fast iramer zugrunde geht — wenn es auch
nur von einer einzigen Hornisse gestochen wird. In jedem einzelnen
Falle treten unmittelbare Erscheinungen auf, sowohl lokale als auch
allgemeine, ahnlich den bereits mitgeteilten. Dieselben sind ein Beweis
dafflr, daB dem Gifte neben einer entziindungserregenden Lokalwirkung
und einer konvulsionierenden Tatigkeit auch noch ausgesprochene hamo-
lytische Fahigkeiten zukommen. Jedesmal wurde im Herzen der infolge
des Stiches verendeten Meerschweinchen Auflosung der roten Blutkdrper-
chen vorgefunden. In manchen Fallen sind die Lokalerscheinungen wahr-
haft auBergewohnliche. So haben wir einraal bei einem jungen Meer¬
schweinchen 2 Stunden nach der Stichverletzung das Auftreten eines,
den ganzen Unterleib einnehmenden Oedems beobachten konnen. das
sogar die Haut desselben abgehoben hatte, als ware darunter ein ErguB
vorhanden.
In gleicher Weise reagieren weiBe Mause gegen den Stich, obwohl
wir niemals Gelegenheit gehabt haben, bei denselben eine besondere
Empfanglichkeit zu beobachten.
Als ganz besonders empfindlich gegen das Gift erweisen sich Sper-
linge. Am 30. Sept. lieBen wir einen Spatzen von einer Hornisse stechen.
Bald darauf zeigte sich das Tier niedergeschlagen und leidend und ging
nach wenigen Stunden unter schwachen Krampferscheinungen zugrunde.
Die Obduktion ergab BluterguB ins Bauchfell und diffuse hamorrhagische
Flecke an der Stichstelle.
Die Versuche an Sperlingen sind mehrmals wiederholt worden, und
zwar stets mit dem gleichen Erfolg. In der Natur sticht freilich eine
Hornisse einen Vogel nicht so leicht; das Gefieder dieses letzteren bildet
eine hochst wirksame natiirliche Schutzwehr dagegen. Sobald aber eine
Hautstelle der Federn beraubt und das Stechen dadurch ermoglicht wird,
so bemerkt man sofort, daB die Vergiftung mit der groBten Leichtigkeit
eintritt. Haufig sind diffuse Oedeme auch bei Sperlingen anzutreffen, und
beim ErQffnen des Herzens findet sich das Blut hamolysiert. Benutzt
man aber das aus den Drtisen gewonnene, in physiologischer Kochsalz-
losung oder in dieser und Glyzerin bereitete Gift, so bekommt man bei
den erwahnten Tieren die namlichen Erscheinungen. So bewirkt z. B.
eine 2 DrOsenapparaten entsprechende Giftmenge, einem Meerschwein¬
chen subkutan beigebracht, den Tod desselben. Durch noch geringere
Dosen wird nach 10—16 Stunden ein Sperling getotet. Mitunter bleibt
das Meerschweinchen 2—3 Tagen am Leben, aber nur- selten vermag es
auf die Dauer standzuhalten.
Dagegen sind beim Kaninchen, selbst bei Anwendung groBerer Gift-
men gen, weder lokale noch allgemeine Erscheinungen erzielbar. hochstens
wird leichtes, vortibergehendes Oedem hervorgerufen.
Aus all dem ist zu schlieBen, daB das Gift der Vespa crabro
sich als wirksam fur kleinere Versuchstiere erweist,
namentlich fiir Sperlingsvogel und junge Meerschwein¬
chen. Seine Wirkung erinnert an die des Bienengiftes und der ver-
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316
Centralbl. f. Bakt. etc. l'. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3|4.
schiedenen damit einhergehenden Erscheinungen. Am auff&lligsten sind
unter diesen letzteren die H&molyse und das Oedem, wahrend Krampf
und Lahmung in viel schwacherem Mafie hervorgerufen werden.
Ein ausgepragtes Gegenbild zu der in vivo nachweisbaren starken
hamolytischen Wirksamkeit des Giftes unserer Hornissen liefern die be-
ziiglich mancher Schlangengifte gemachten Erfahrungen, welche den Ge-
danken an die Moglichkeit mancher zwischen diesen beiden Giftgruppen
bestehender Analogien gerechtfertigt erscheinen lassen.
* *
*
Das erhaltene Gift wurde spater — entweder in physiologischer
Kochsalzlbsung oder in einer aus dieser letzteren und aus Glyzerin be-
stehenden Mischung suspendiert — noch fur eine Anzahl anderer Ver-
suche flber seine Zusammensetzung verwertet. Wegen der verhaitnis-
mafiig geringen zur Verfiigung stehenden Menge des Giftes war an eine
relativ reine Darstellung desselben wohl kaum zu denken. Wir haben
uns daher damit begnilgt, eine Anzahl Vorproben liber manche seiner
Eigentiimlichkeiten vorzunehmen.
Zur Bereitung des Untersuchungsmaterials haben wir den Giftdrfisen-
apparat in einem Morser zerstampft unter Beimischung von Glasstaub
behufs besserer Gewinnung der in der Drtise enthaltenen Stoffe. Die
durch Papier filtrierten Losungen wurden entweder sofort oder — wenn
die Auflbsung in der Mischung Glyzerin—physiologischer Kochsalzlosung
stattgefunden hat — erst nach einigen Tagen gebraucht. Die aus den
Drusen ausgeprefite Fllissigkeit besitzt einen typischen Geruch, der an
jenen gewisser den Haut- und Genitalsekreten eigenen Fettsauren (Capryl-
saure u. dgl.) erinnert. Beim Riechen derselben verspiirt man leichtes
Jucken ahnlich wie bei Formaldehyd. Die Lbsung zeigt eine schwache
braungelbe Farbe.
Ein Teil des Materials wird erwarmt; bekanntlich wird das Bienen-
gift durch eine 10 Minuten lang fortgesetze Erw3rmung auf 100° seiner
spezifischen Wirksamkeit beraubt.
Die ersten Untersuchungen verfolgen den Zweck, die Starke des
hamolytischen Vermogens kennen zu lernen. Zu den Versuchen bedient
man sich des Giftes in physiologischer Losung oder in einer Mischung
aus dieser letzteren und Glyzerin. Zu den verschiedenen Bestimmungen
benutzt man das Gift entweder so, wie es ist, oder nachdem es 10 Mi¬
nuten lang auf 100° C erwarmt worden ist; die Versuche werden mit
roten Blutkbrperchen (Kaninchen, Pferd, Schaf, Rind) gemacht. Hierzu
werden die roten Blutkbrperchen in der iiblichen Weise bereitet, indera
man namlich die Blutkbrperchen wascht und hierauf eine 5-proz. Hamatien-
aufschweminung in physiologischer Kochsalzlosung herstellt. Zu 1,5 ccm
Hamatienaufschwemmung werden verschiedene, einer bekannten Anzahl
von Hornissen entsprechende Giftmenge zugesetzt. In der Regel wurde
ein Extrakt in physiologischer Kochsalzlosung und Glyzerin bereitet, von
dein jedes Kubikzentimeter das 10 Hornissen entsprechende Material ent-
hielt; die zur Verwendung kommenden Mengen betrugen 0,1—0,3 ccm.
Aus den Versuchen ergibt sich nun folgendes: Das Gift der Hor¬
nissen besitzt ausgepragte hamolytische Eigenschaften flir die roten Blut¬
kbrperchen des Kaninchens und — in nur geringem Grade — fur die
des Pferdes. Selbst ganz geringe Mengen des Giftes (0,1 ccm) sind im-
stande, 1,5 ccm Hamatien in 5-proz. Aufschwemmung nahezu vollstandig
zu hamolysieren.
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Bertarelli u. Tedeschi, Ueber das Gift der Hornisae etc.
317
Das H&molysin geht in wenigen Tagen verloren, wenn das Gift in
physiologischer Kochsalzlbsung bereitet ist; bei Herstellung eines Glyzerin-
extraktes bleibt es dagegen erhalten.
Die 10 Minuten lange ErwSrmung auf 100° C vernichtet das Hamo-
lysin nahezu vollstSndig; eine aufierst schwache, die Blutkorperchen auf-
losende Wirkung macht sich jedoch noch bemerkbar.
Die Wirksamkeit des in Rede stehenden H&molysins wird noch ge-
steigert, wenn man zu demselben Meerschweinchenkompleraent hinzusetzt.
Will man die h&molytische Erscheinung herbeifiihren, so ist ein solcher
Zusatz unerlaBlich. Ob dieses HSmolysin bei vorhandenem Lecithin ein
giftiges Lecithid liefert, sind wir vorlaufig anzugeben auBerstande; wir
haben uns jedoch vorgenommen, eine Losung der Frage anzustreben, so-
bald wir im Besitze von noch anderem Material sein werden.
Das Giftmaterial wird durch Alkohol gefallt, &hnlich den gleichartigen
Giften der Hymenopteren.
Hitze ist nicht nur fUr das Hamolysin, sondern auch fur samtliche
toxische Fraktionen ungemein schadlich, so daB das der W&rme ausge-
setzt gewesene und sodann Meerschweinchen inokulierte Gift nur belang-
lose Erscheinungen hervorruft. Allein auch das durch W&rme nicht ver-
anderte Gift verliert, wenn es alt wird, in kurze Zeit seine Wirksamkeit,
und das gegen die Wirkung des frischen Giftes so empfindliche Meer¬
schweinchen zeigt sich hingegen so ziemlich abgestumpft, wenn das
Glyzerinextrakt nur einige Tage alt geworden ist.
* *
*
Diese wenigen Untersuchungen berechtigen uns fiir den Augenblick
nur zu dem Schlusse, daB das Gift der Hornissen sich sehr ahnlich ver-
halt wie jenes der Biene und Wespen; vor allem aber ist dasselbe ein
haupts&chlich hamolysierendes und konvulsionierendes. Ob hierbei der
wirksame Stoff analog oder ganz identisch ist mit dem der Bienen, l&Bt
sich auf Grund der sp&rlichen Erfahrungen nicht entscheiden. Zweifellos
entspricht in vielerlei Hinsicht der Wirkungsmechanismus des einen Giftes
jenem des anderen. Und ebenso unmoglich ist es uns, noch immer zu
behaupten, das Gift verhalte sich wie ein wahres Toxin. Erst wenn es
gelingen wird, Antikorper zu bekommen, wird es auch moglich sein,
diese Frage zu beantworten.
GewiB zeigt das Gift die Grundeigenschaften des Bienen- und
Wespengiftes und n&hert sich auch dem Gifte der Vipern sehr. Die
noch im Gange befindlichen Untersuchungen werden uns dariiber be-
lehren, ob das Gift der Hornissen wirklich ein Antitoxin erzeugt, und
ob dessen Analogien es verdienen, daB man sie auch fiir Schlangengifte
gelten l&Bt.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate, Bd. 68. Heft 3/4.
Nachdruck verbuten.
Ueber einen bisher unbekannten menschlichen Krankheits-
erreger.
Von Dr. 0. L. E. de Raadt,
Regierungsinspektor fur Volkshygiene, Malang, Niederl. Ostindien.
Mit 1 Tafel und 1 Kurve im Text.
Im Zusammenhange mit den parasitologischen Befunden in der
menschlichen Milz, die von mir in einigen Fallen festgestellt worden
sind und wovon noch weiter die Rede sein wird, diirfte die folgende -
Publikation von Interesse sein und wird hoffentlich auch die Aufmerk-
samkeit anderer Untersucher auf diese Frage lenken.
Beschreibung des Falles. Am 27. Nov. 1909 wurde der
der Soldat A. mit Fieber ins Lazarett von Long-Iram (Zentral-Borneo)
aufgenommen, in welcher Garnison ich mich damals als Oberarzt befand.
Historia morbi.
Anamnese. Patient ist 44 Jahre alt, 20 Jahre im Militardienste und Ein-
geborener der Insel Java (Madurese). Friiher war er ofters an Fieber erkrankt.
Die Krankheitsliste gibt nur Malaria an (nicht welche Form). 4 Jahre
vorher war er ins Gebirgsklima geschickt worden, um sich vom Fieber zu erholen.
Im iibrigen nichts Besonderes. Jetzt hat er schon 4 Tage Fieber (augeblich con-
tinua). Das Fieber hat sich ohne Schiittelfrost eingestellt.
Status praesens 27. Nov. 1909. Pat. ist klein und schwachlich aussehend.
Lungen und Herz normal. Puls kraftig, Frequenz 90. Leber nicht zu palpieren.
Milz 3 Finger breit unter dem Rippenbogen, weich, nicht schmerzhaft beim Druck.
Geringer Meteorismus. Urin frei von pathologischen Bestandteilen. Blutunter-
suchung auf Malariaparasiten negativ.
Vom 27. Nov. bis 9. Dez. hat Pat. 2mal taglich 1,2 g Chinin. bisulfur, bekommen.
Die Stunden der Temperaturaufnahme sind resp. 8 Uhr morgens, 12 Uhr mittags,
4 Uhr nachmittagR und 8 Uhr abends.
Diagnose schwankt zwischen Malaria tropica und Typhus abdominalis.
G r u b er - YV i d a lsche Reaktion nicht moglich, da keine Typhuskultur, bzw. das
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I JpRAMA-^HAM PAIfiN _
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320
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3 4.
Mikroskopische Untersuchung.
Die 7 Milzausstrichprkparate wurden alle nach Giemsa in ver-
schiedener Intensitat (Farbedauer von 1—24 Stunden) gefarbt. Alle
geben denselben mikroskopischen Befund: Zahlreiche, ring- Oder birn-
formige Gebilde (diese letzteren ebenso wie die ringfdrmigen mit groBer
Vakuole), sowohl in den Erythrocyten, als auch in den Phagocyteu, wie
gSnzlich frei vorkoramend. GroBe dieser Gebilde variierend von den
kleinsten Dimensionen bis zu 3 n.
Ganz erstaunlich aber war der Umstand, daB keines dieser Gebilde
Kerne sehen lieB, sogar bei 24-sttindiger Farbedauer. Selbst wenn man,
abgesehen von den anderen Differentialkriterien der Malaria (Fehlen von
Pigment, von groBeren Schizonten, Sporulationsformen und Gameten;
mannigfaches Vorkommen auBerhalb der roten Blutkdrperchen usw.),
annehmen wollte, es waren Degenerationsformen junger Tropicaschizonten,
ware doch, wenn auch sporadisch, die Chromatinfarbung zu sehen ge-
wesen.
Hierauf schickte ich 2 meiner frisch gefarbten Praparate zur Kon-
trolle in das pathologische und bakteriologische Laboratorium in Batavia.
Herr Dr. de Haan (Direktor) und Herr Dr. Gryns (Unterdirektor)
konnten meine mikroskopischen Befunde vollkommen bestatigen, waren
jedoch nicht imstande, mir AufschluB zu geben betreffs der Natur dieser
ganz eigentiimlichen, wie Parasiten imponierenden Gebilde.
Spater habe ich die Heidenhainsche Farbungsmethode zu Hilfe
genommen, urn mittels dieser Kernelemente in diesen Gebilden zur An-
schauung zu bringen. Da mir kein ungefarbtes Material mehr zur Ver-
fiigung stand, so bin ich zu diesem Zwecke von den schou nach Giemsa
gefarbten Praparaten ausgegangen.
Das Resultat dieses Verfahrens war das auf der Tafel dargestellte
mikroskopische Bild; dieselben Gebilde waren iiberall zu sehen. In dem
Protoplasma einiger dieser Ringe waren deutlich 1 — 3 schwarze Korn-
chen zu sehen, welche ich als Kernelemente deutete. Jedoch war das
eine Ausnahme; die meisten dieser Gebilde schienen auch jetzt vbllig
kernlos, in anderen kam deutlich die Wabenstruktur zum Ausdruck.
An der Hand dieses mikroskopischen Befundes habe ich die folgenden
Merkmale bei diesen Gebilden feststellen konnen:
A. Form, Bau und GroBe:
1) Ringformig durch eine groBe Vakuole.
2) Sichelformige Anhaufung von Protoplasma langs eines Teiles
dieses Vakuolarumfanges und alveoiarer Bau dieser Protoplasmamasse.
3) Fehlen eines eigentlichen Kernes; anscheinend hat sich der Kern
in Chromidien aufgeldst, die innig mit dem Plasma vermeugt sind.
4) Zuweilen Anwesenheit eines oder mehrerer sichtbarer Kern-
bestandteile in dieser Protoplasmamasse in Form von Ptinktchen oder
Brbckchen. Diese letzteren nehmen bei Farbung nach Giemsa schwer
bzw. nicht Chromatinfarbung an, sind jedoch bei FBrbung nach Heiden-
hain gut zu sehen.
5) Neben diesen Ringformen kommen auch Birnformen vor mit der
Vakuole am stumpfen Ende der Birn und der Piroplasmaanhaufung am
spitzen Ende (auch umgekehrt).
(5) Fehlen von Pigment.
7) GroBe variierend von den kleinsten Dimensionen bis zu 3 u.
B. Fortpflanzungsweise zweifach:
1) Durch Knospung. Aus der sichelformigen Protoplasmamasse
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de Raadt, Ueber einen bisher unbekannten menschlichen Krankheitnerreger. 321
w5chst eine kleine Knospe, die massiv ist und entweder an der Mutter-
zelle sitzen bleibt oder sich bald von dieser I5st. Diese massive Knospe
zeigt schon bald eine kleine Vakuole, die sich stets vergrdBert., wShrend
das Protoplasma sich sichelformig entlang einem Teile des Vakuol&r-
umfanges gruppiert und Wabenstruktur zeigt. Es kann vorkommen,
dad die Tochterzelle so lange an der Mutterzelle festsitzen bleibt, bis
sie ganz erwachsen ist.
2) Durch Teilung. Man sieht Formen, die sich teilen durch eine
Scheidcwand, ausgehend von der ProtoplasmahSufung.
C. Vorkommen in bestimmten Korperzellen:
1) Intraglobuliir (jedoch ist dies relativ eine Ausnahme).
2) In den Zellkbrpern groBer, mononukleSrer Leukocyten, ohne intra-
phagocytare Degeneration zu zeigen.
3) Zuweilen eingebettet in einer Matrix, die giinzlich dem Leuko-
cytenprotoplasma (wahrscheinlich bei der PrSparation entstanden durch
ZerreiBung der Phagocyten) gleicht.
4) G&nzlich frei im Blutplasma.
D. F&rbungseigenschaften:
1) Nach Giemsa. Blaue Ringe ohne Chromatinfarbung. Bei inten-
siver Farbung (24 Stunden) dunkelblauer Farbenton, oft mit einem Stich
ins Violette, jedoch ohne Differenzierung von Kern und Protoplasma.
2) Nach Heidenhain (Praparate vorher nach Giemsa gefarbt).
Graubraune Ringe, das Protoplasma haufig mit alveoiarem Bau, zuweilen
mit schwarzen Piinktchen oder Brdckchen. Ein eigentlicher Kern ist
bei beiden Farbungsmethoden nicht zur Anschauung zu bringen.
Seit 1 Jahre habe ich unter einer groBen Anzahl mir zugesandter
Milzausstriche, die durch Milzpunktion post mortem erhalten wurden,
dieselben Formen noch zweimal auf Java angetroffen, jedoch in viel ge-
ringerer Menge als bei dem Falle auf Borneo. Von den betreffenden
Patienten, die ich nicht selber gesehen habe, ist leider nichts weiteres
bekannt, als daB der eine an Fieber gestorben ist, der andere unter dem
Bilde allgemeiner Korpererschdpfung mit Pratibialodemen.
Auf Grund dieses ganz eigenttimlichen mikroskopischen Befundes
war ich schon damals zur Ueberzeugung gelangt, es in diesem Falle mit
einem Mikroorganismus zu tun zu haben, der zu den Protozoen gehort,
und zwar meinjje ich wegen der Ring- und Birnformen, dieselben bei
den Babesien einreihen zu mflssen. Herr Dr. v. Prowazek, der so
liebenswiirdig war, mir sein geschatztes Urteil fiber diese Sache zu
schreiben (die Praparate hatten ihn damals nicht erreiclrt, so daB er sich
in diesem Urteil auf meine Abbildungen hat beschranken miissen), sprach
sich jedoch gegen die Babesieuzugehorigkeit derselbeu aus auf Grund
des im allgemeinen auffallenden Mangels eines Kernes, ferner wegen
des haufigen Vorkommens in Phagocyten und der eigenartigen Knospung
und Teilung. Vor kurzer Zeit hat Herr Dr. v. Prowazek die Pra¬
parate selber durchgesehen; er halt die Organismen fur Protozoen einer
neuen Gruppe, obgleich er wegen der mangelnden Chromatinfarbung
und der Art der Sprossung (siehe Fig. 10) die Moglichkeit, es in diesem
Falle mit einer Hefe zu tun zu haben, ins Auge faBt.
Herr Dr. Swellengrebel aus Amsterdam, der sich jetzt zeitweilig
auf Java befindet, war so freundlich, die Praparate zu untersuchen; seiner
Ansicht nach gehoren die Parasiten zu den Protozoen, und es besteheu
alle Grflnde dafiir, sie im Lichte der Theilerschen und Balfourschen
Er«U Al>t. Orig. Bd 6S. Heft 3/4. 21
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
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Untersuchungen aufzufassen als beim Menschen vorkoinmende Ana-
plasma marginale - Organismen.
Wenn dies so ist, so weichen allerdings diese Organismen in zwei
kardinalen Punkten von den von Theiler und Balfour gefundenen
ab; erstens kommen sie nicht im peripheren Blute vor, und zweitens
ist das intraglobulare Vorkommen ein relativ seltenes, vielmehr kommen
sie entweder ganz frei oder im Zelleibe groBer Mononukle&ren vor.
Im AnschiuB an die von Herrn Dr. v. Prowazek ausgesprochene
Moglichkeit, daB es sich urn eine Hefe handeln kbnnte, habe ich meine
Praparate naher untersucht und an der Hand der von Dr. da Rocha-
Lima 1 ) hervorgehobenen Gram-Farbung als Differentialdiagnostikum
zwischen Protozoen und Biastomyceten feststellen konnen, daB die Orga-
nismeu grampositiv sind. Dies wiirde also nicht auf eine Stellung
unter den Protozoen hinweisen.
DaB es sich bei diesem Mikroorganismus vorwiegend am einen Zell-
parasitismus handelt, geht aus dem mikroskopischen Befunde unzwei-
deutig hervor. Die unregelmiiBige, intracellulare Verteilung (einige Mono-
nukleare sind strotzend voll von den Parasiten, andere giinzlich frei)
beweist dies geniigend; man bekommt den Eindruck, als ob die in die
Zellen eingedrungeneu c. q. durch diese aufgenominenen Parasiten sich
im Zelleibe auBerordentlich vermehren und erst durch das Platzen des
Zelleibes wieder frei werden.
Ob diesem Mikroorganismus, dem ich auf Grund der sehr typischen
Gestalt den Namen Ovoplasma anucleatum beilegen mochte, stets patho-
gene Eigenschaften zugeschrieben werden miissen. kann ich ohne weiteres
nicht entscheiden; es ist jedoch sehr gut moglich, daB der Parasit in
vielen Fallen relativ harmlos ist und erst unter Umst&nden ffir den Wirt
gefahrlich werden kann. Jedenfalls bin ich auf Grund des von rair in
Borneo genau beobachteten Falles der Ansicht, daB dies letztere vor¬
kommen kann. Weitere Untersuchungen werden liber diesen Punkt
Licht bringen mfissen.
Malang, September 1912.
Tafelerkl&rong'.
1—ill. Parasiten bei G iein sa-Farbung. Chromatinfarbung nicht walir-
nehmbar.
1—6. Intraglobulare Forinen. 3-Teilung8forra.
7—8. Freie Parasiten.
9—10. Intraphagocytare Parasiten. Eine Knospungsforra ist bei 10 deutlich
zu sehen.
11. Extracelluliire Fornien, eingebettet. in einer Matrix, die nllem Anscneine
nach von I.eukocy ton protoplasma stammt.
12—17. Parasiten bei Farbung nach Heidenhain.
12—15. Intraglobulare Fornien. In 13 und 14 ist Chromatinfarbung zu sehen.
16—17. Intraphagocytare Parasiten ohne Andeutung von Chromatinfarbung.
1) Da Rocha-Lima, H., Histoplasmosis und epizootischc Lymphangitis.
(Beiheft 1 z. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. 1912.)
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Lipschutz, Filtrierbare Infektionserreger und raaligne Tumoren.
323
Nachdruck rerboten.
Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren.
Von Dr. B. Lipschiitz, Wien.
Den Ausgangspunkt fiir die vorliegenden Betrachtungen und zutn
Teil hypothetischen Anschauungen gaben die teils auf eigene experimen-
telle, teils auf literarische Untersuchungen begrQndeten Studien iiber die
„filtrierbaren Infektionserreger 14 . Die weite Verbreitung letzterer im
Menschen-, Tier- und Pflanzenreich, ihre hohe Pathogenitat und eine
Anzahl biologischer Merkmale, die ihre Trennung von Bakterien und
Protozoen angebracht erscheinen lassen, machten ihr Studiura von den
verschiedensten Gesichtspunkten aus notwendig. Vergleichende Unter¬
suchungen fiihrten bei den filtrierbaren Infektionserregern zur Annalune
gewisser, gesetzmaBig wiederkehrender Eigenschaften, die sich von
ausschlaggebender Bedeutung fiir die Erklarung der hervorgerufenen
Kranklieitsbilder, ja fiir ihr Verstandnis (iberhaupt erwiesen. In meiner
demnachst erscheinenden Arbeit iiber n filtrierbare Infektionserreger u im
Handbuch der pathogenen Mikroorganismen von Kolle-Wassermann
habe ich auf diese Momente in Kiirze hingewiesen; an dieser Stelle
mochte ich auf sie etwas naher eingehen, da sie als Grundlage fiir die
Erklarung mancher Tatsacben aus der Geschwulstpathologie herangezogen
werden sollen. Ich bin mir dabei bewuBt, den Weg der Hypothese be-
treten zu mflssen, meine aber, daB wir das Unsichere mancher An¬
schauungen vorlaufig gelten lassen sollten, falls wir dabei imstande
waren. mit Hilfe bereits bekannter Faktoren zur deduktiven Erforschung
bisher noch wenig geklarter Affektionen beizutragen Oder letztere einem
weiteren wissenschaftlichen Studium zugauglich zu machen.
Eine bemerkenswerte und sehr charakteristische Eigenschaft vieler
filtrierbarer Infektionserreger, die bei ihnen in viel hbherem AusmaB
ausgepragt ist als etwa die Anpassung des Choleravibrio an den Darm-
trakt oder des Gonococcus an die Harnrdhre, stellt ihre spezifische
Aviditat zu entwickelungsgeschichtlich bestimniton Zell-
gruppen und Geweben dar. Erst das Zusammentreffen des Virus
mit einem bestimmten Gewebsabschnitt, in dem offenbar fiir ersteres
optimale Wachstumsbedingungen gegeben sind, dient als auslbsendes
Moment fiir das Auftreten der betreffenden spezifischen Krankheits-
erscheinungen, wahrend, wie ich es bereits andernorts kurz angedeutet
habe, andere Gewebe, zu denen das Virus keine Aviditat besitzt, sich
gewissermaBen „atreptisch“ verhalten und der Erreger daselbst entweder
zugrunde geht oder im Stadium des latenten Mikrobismus verbleibt.
Die Erreger der Lyssa, der Gefliigelpest (bei der Gans), der Polio¬
myelitis, der Meersch weinchenlahm e etc. stellen neurotrope
Vira dar. Das Wandern des Lyssa- oder des Poliomyelitisvirus nach
Verletzungen oder nach kiinstlicher Infektion, beispielsweise in den
Ischiadicus zentripetalwarts, und sein Hineingelangen ins Zentralnerven-
system stellt einen ebenso gesetzmaBig ablaufenden Vorgang dar, wie
etwa die fiir die Gefliigelpest von Kleine und Mbllers nachgewiesene
Tatsache, daB das Virus aus dem Korper intramuskular mit Hiihnerpest-
virus infizierter Ganse auf dem Blutwege ins Zentralnervensystem ein-
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
wandert, und daB das Blut nach einigen Tagen vollkommen avirulent
wird x ).
Hamotrope Erreger linden wir bei der Hiihnerleukamie und
bei der pernizibsen Anamie der Pferde; sie bedingen vornehmlich
eine Erkrankung des Blutes und der blutbildenden Organe und veran-
lassen eine Alteration der weiBen, bzw. der roten Blutkorperchen.
Zu den organotropen Vira mochten wir die Erreger der Peri-
pneumonie derRinder, der Agalactia contagiosa, des Gelb-
fiebers und bis zu einem gewissen Punkt auch das Virus myxoma-
tosum der Kaninchen rechnen. Die Infektion mit dem Agalaktievirus
ffihrt zum Auftreten einer polyposen Mastitis; bei der Pleuropneumonie
der Rinder lokalisiert sich der Infektionserreger, unabhSngig von der
Insertionsstelle des Virus, in Lungen und Pleura; beim Gelbfieber treten
schwere Leberveranderungen auf, und das Myxomvirus ruft in alien
seinen Lokalisationen in der Haut und in den Parenchymorganen eine
schleimartige Degeneration des Bindegewebes hervor.
Besondere, ausfiihrlichere ErwiLhnung verdienen ferner die d ermo-
trope n Erreger, da hier der gesetzmaBige Vorgang meist auBerordent-
lich leicht experimentell erzeugt und sein Ablauf ini Hautorgan der
genauesten Kontrolle stets zuganglich ist. Zu den dermotropen Infektions-
erregern rechnen wir das Virus der Vaccine-Variola, der Schaf-
pocke, der Gefliigelpocke und der Maul- und Klauenseuche,
ferner wahrscheinlich auch das Virus der Samoapocke und der bra-
silianischen Pocke (Alastrim). Untersuchungen von v. Prowazek,
Calmette und Gudrin, Burnet, Lipschiitz, Loeffler und Frosch,
No card und Roux etc. zeigen ubereinstimmend, daB die genannten
Vira eine maximal gesteigerte Aviditat zum Hautorgan besitzen und in
der Regel (die Schafpocke zeigt auch Beziehungen zum Mesoderm) bloB
in letzterem krankhafte Veranderungen des Gewebes durch ihre An-
wesenheit und Vermehrung hervorrufen. Spritzen wir Kaninchen intra-
venos Vaccinevirus ein oder werden Tauben intravenos mit Gefliigel-
pockenvirus vorbehandelt, so gelangt der Erreger in die Haut und er¬
zeugt daselbst nach der durch einen mechanischen Reiz (Rasieren der
Bauchhaut oder Skarifikation letzterer beim Kaninchen oder Rupfen der
Federn bei der Taube) erfolgten „AufschlieBung u der Haut das typische
Krankheitsbild. Bei der Maul- und Klauenseuche haben Loeffler und
Frosch nachgewiesen, daB bei intravenos injizierten Tieren das Virus
rasch aus der Blutbahn verschwindet, uni an den Hautstellen, an denen
die Blasenbildung erfolgt, ausgeschieden zu werden. Aehnlich lehren die
Versuche von Nocard bei der Schafpocke, daB die spontane Infektion
durch Inhalation stattfindet; das in die Lungenalveolen gelangende Virus
wird auf deni Blutwege der Haut zugefiihrt, wo es dann das typische
Exanthem hervorruft.
SchlieBlich hatten wir noch einige filtrierbare Infektionserreger zu
erwahnen, die, im Gegensatz zu den bisher angefuhrten, stets im Orga-
nismus, wenn auch oft nur teniporbr generalisierten Vira, ausschlieBlich
lokalisierte Alfektionen der Haut oder Schleimhaut darstellen, wir
nennen hier die Erreger des Moll u scum contagiosum, der Warzen
und des T radio ms.
1) Zu den durch ueurotrope Infektionserreger hervorgerufenen Krankheiten ware
moglicherweise auch die sympathische Ophthalmie zu zahlen. Die strenge Lokali-
sation des krankhaften Prozesses im Berciche des N. opticus wtirde dann ein Analogon
einer anderen ebenfalls isolierten Infektion eines Gehirnnerven bei der labyrin-
taren Erkrankung mit Gefliigelpestvirus infizierter Tauben (Centanni) abgeben.
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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und raaligne Tumoren.
S25
Aus den bisherigen Ausfuhrungen ersehen wir, daB bei einer Reihe
von Infektionskrankheiten auBerst innig bestehende Wechselbeziehungen
zwischen Erreger und Gewebe sich nachweisen lassen, daB sich jedoch
in dieser Hinsicht weitgehende Differenzierungen ergeben, je nach den
Keimbiattern, zu denen die Vira Aviditat besitzen, und je nach Art der
von ihnen ausgelosten Zell- und Gewebsreaktionen. Was diese betrifft,
so begegnen wir neben den aus der Pathologie der meisten anderen Mi-
kroben bekannten Bildern (akute und chronische Entziindungen mit Plasma-
zellenanhaufungen, degenerative Vorgange etc.) Reaktionsarten des Or-
ganismus, die sich in wesentlich abweichender Form reprasentieren.
Zun&chst Zellhypertrophie und Zellverniehrung (allerdings beschrankter
Art) im Rete Malpighi mit Bildung eigenartiger Einschlusse (Guar-
nierische Korper, Molluscumkbrper etc.) bei gewissen dermotropen In-
fektionserregern; ferner bemerkenswerte Gewebsreaktionen in Form einer
enormen Vermehrung der weiBen Blutkorperchen (im Blut und in den
blutbildenden Organen) bei der Htihnerleukamie, oder maBige Akanthose
des Rete und hauptsachlich inachtige Hyperkeratose bei den Warzen etc.
Fur die unten zu besprechenden Tropismen in derGeschwulst-
lehre erweisen sich aber von besonderer Bedeutnng namentlich die
eigenartigen Formen der Gewebsreaktionen bei manchen organotropen
Virusarten. Die im Blut kreisenden Erreger lokalisieren sich in be-
stimmten Organen oder Geweben und erzeugen daselbst charakteristische
Veranderungen, z. B. die polypose Mastitis bei der Agalactia contagiosa;
beim Virus myxomatosum der Kaninchen stellt das Bindegewebe den
Angriffspunkt des Virus dar, wobei es sowohl in der erkrankten Haut
als auch in den befallenen Parenchymorganen zu einer schleimartigen
Degeneration, mit Bildung groBer, sternformig verastelter Zellen, kommt.
Zusammenfassend konnen wir das Gesagte dahin ausdriicken, daB:
1) bei zahlreichen filtrierbaren Virusarten maximal gesteigerte, spezifische
Aviditaten zu entwickelungsgeschichtlich bestimmten Geweben bestehen,
und 2) daB bei vielen der genannten Infektionserreger die Art der Re-
aktionsfahigkeit des vom Virus befallenen Gewebes eine eigenartige, von
den durch Bakterien oder Protozoen hervorgerufenen pathologisch - ana-
tomischen Bildern vollkommen abweichende ist.
Wahrend die in den bisherigen Ausfuhrungen gemachten Angaben
experimentell begriindet und anatomisch einwandfrei nachgewiesen sind
und daher als wissenschaftlich gesichertes Gut betrachtet werden konnen,
wollen wir, von den hier angefuhrteu Faktoren ausgehend, den Versuch
unternehmen, eine Briicke zu schlagen zu einer Reihe von Tatsachen,
die in der Geschwulstlehre zum Teil namentlich in Untersuchungen der
letzten Zeit bekannt geworden sind, und nachsehen, ob es moglich er-
scheint, sie unter demselben Gesichtswinkel wie die besprochenen filtrier¬
baren Virusarten zu analysieren, bzw. ob es gestattet ist, in der Er-
brterung der zwei scheinbar so divergierenden Materien gemeinsame
Gesichtspuukte aufzustellen, die sich moglicherweise auch fur das wissen-
schaftliche Studium der Geschwiilste von Nutzen erweisen konnten.
Vorausgeschickt muB hier werden, daB die bosartigen Geschwiilste
— wir vermeiden hier und auch im Laufe der weiteren Ausfuhrungen
das Wort Carcinom (Krebs) — mit grOBter Wahrscheinlichkeit atiologisch
vollkommen verschiedenartige Affektionen darstellen, die nicht nur durch
klinisches Verhalten und histologisches Substrat differieren, sondern vor
allem auch bei den verschiedenen Tierarten oder selbst Tierrassen unter-
einander durchaus verschieden sind. Die Konsequenz dieser in friiheren
Arbeiten allzu wenig betonten Tatsache ist zunachst nicht nur die, daB
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326 Centralbi. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
wir mit dem Sammelnamen Carcinom iiberhaupt brechen, sondern daB
wir von vornherein auf die Unmoglichkeit verzichten miissen, Anschau-
ungen fiber die wahrscheinliche Genese und Aetiologie a Her bisher be-
kannten bosartigen Geschwfilste entwickeln zu wollen. Die hier vorzu-
tragenden Anschauungen sollen daher bloB den bescheidenen Ansatz ffir
das Studium einzelner Neubildungen abgeben und erst allmahlich. auf
Grund weiterer Untersuchungsergebnisse den Kreis der in diese Erorte-
rungen einzubeziehenden Geschwfilste erweitern.
Nachdem in vorliegender Arbeit ausschlieBlich auf Grund des ver-
gleichenden Studiums der Neoplasmen mit den filtrierbaren Infektions-
erregern versucht werden soli, den Wegen einer mfiglichen Infektions-
genese mancher Geschwfilste nachzugehen und die Faktoren zu eruieren,
die ffir die Lokalisierung der betreffenden Geschwfilste in den einzelnen
Organen und Geweben Geltung besitzen konnen, so ist es klar, daB wir,
trotz der supponierten Vielheit der Aetiologieen der Neoplasmen, uns
hier ausschlieBlich mit der parasitfiren Frage zu befassen haben
werden. Diese Frage, die seit jeher Gegenstand eifriger Diskussionen
war, hat hauptsachlich in Borrel einen Vorkfimpfer gefunden, der in
zahlreichen Arbeiten als erster immer wieder auf gewisse Aehnlich-
keiten im Bau der Geschwfilste mit den von ihm als „6pith61ioses in-
fectieuses 11 bezeichneten Gruppe von Krankheiten (Vaccine, Geflugelpocke,
Maul- und Klauenseuche etc.) hingewiesen hat. Auf diese Arbeit und
auf die vor wenigen Jahren erschienene Mitteilung „Le probl&me du
cancer u , in der auch die Literatur Berficksichtigung gefunden hat, sei an
dieser Stelle ganz besonders verwiesen.
Versuchen wir nun den Momenten nachzugehen, die ffir die in-
fektifise Theorie mancher Geschwfilste auf Grund der Untersuchungen
der letzten Jahre angeffihrt werden konnen.
Sehen wir zunfichst vom klinischen Verlauf der bosartigen Ge-
schwtilste vollkommen ab, so war bisher unter anderen Momenten nament-
lich die sehr weitgehende Differenz in den histologischen Substraten der
Geschwfilste einerseits und andererseits der durch Bakterien hervor-
gerufenen Infektionskrankheiten hinderlich gewesen ffir die Auffassung
der infektiosen Genese der Neoplasmen. Im Gegensatz zu bakteriellen
Affektionen konnen wir aber bei den filtrierbaren Virusarten eine auBer-
ordentliche Mannigfaltigkeit der Abwehrreaktionen des Gewebes nach-
weisen. Man fiberlege, welch weitgehende Differenzen bestehen zwischen
dem Bau eines Tuberkels, eines Leproms oder eines Furunkels etc.
einerseits und dem histologischen Substrat der polyposen Mastitis (bei
der Agalactia contagiosa), der mfichtigen Hyperkeratose (bei den Warzen),
der ausgeprfigten Akanthose des Rete Malpighii (bei der Geflfigelpocke
etc.), der enormen Vermehrung der weiBen Blutkfirperchen (bei der
Hfihnerleukamie) andererseits! Nimmt man auf Grund der hier ange-
ffihrten Tatsachen einen, wenn ich so sagen darf, weniger dogmatischen
Standpunkt in der Beurteilung der durch zweifellose Infektionserreger
bedingten pathologischen Gewebsalterationen ein, so wird man auch in
der Deutung der histologischen Substrate der Geschwfilste kein zwingendes
Argument gegen die Moglichkeit einer parasitaren Aetiologie der
Geschwfilste erblicken konnen. Diesen Standpunkt hatte bereits Borrel
vertreten, als er schrieb: „Pourquoi ne pas admettre comme possible—
et par principe — quA des virus encore inconnus peuvent correspondre
des ldsions sp4ciales, dont la raison d’etre sera expliqude plus tard?“
War man im allgemeinen frfiher geneigt, den Ergebnissen der histo¬
logischen Untersuchung der Tumoren keinerlei ffir die Entscheidnng
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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren.
327
ihrer Aetiologie maBgebende Rolle zuzuschreiben, so scheinen gewisse
aus tier letzten Zeit stammende Angaben iiber histologische Umwand-
lungen, z. B. aus Carcinom in Sarkom und umgekehrt, geradezu fiir
die parasitare Genese zu sprechen, in der Annahine einer Reiziiber-
tragung beispielsweise von eingebrachten Sarkomzellen auf Epithelien
der Nachbarschaft (Falle von Sticker und Lew in).
Entscheidende Bedeutung fiir die Frage der parasit&ren Natur der
Geschwiilste (oder, besser gesagt, einzelner Geschwiilste) miiBte natiirlich
dem Nachweise ihrer Kontagiosit&t bzw. der Moglichkeit ihrer kiinst-
lichen Uebertragung zukommen. Die Frage der Kontagiositfit betreffend
sei erwiihnt, daB die, wie es scheint, fast fehlende spontane Ueber-
tragungsinoglichkeit der Geschwiilste von einem Individuum auf ein
zweites durchaus nicht mit zwingender Logik gegen die parasitare Theorie
angefiihrt werden darf, nachdern Infektiositat und Kontagiositat bekannt-
lich keinesfalls einander stets vollkonnnen deckende Begriffe darstellen;
kennen wir doch sicher infektiose Prozesse, von denen geringste Mengen
des pathologischen Substrates (beispielsweise des Hiihnerpestvirus) im
Experiment die letale Infektion bewerkstelligen konnen, wahrend die
spontane, direkte Uebertragung in der Regel vermiBt wird; wahrschein-
lich miissen noch uns unbekannte Zwischenwirte (Borrel) oder be-
sondere Modalitaten zur Erzeugung der betreffenden Krankheiten in
Wirksamkeit treten.
Die in den Untersuchungen verschiedener Autoren (Behla, Werner
etc.) enthaltenen Mitteilungen iiber gehauftes Auftreten bosartiger Ge¬
schwiilste in einzelnen Ortschaften oder Hausern finden bekanntlich ein
Pendant in den Berichten Borrels. Dieser Forscher hatte rnehrfach
die interessante Beobachtung gemacht, daB in gewissen von tumor-
kranken Mausen bewohnten Kafigen ein spontanes gehauftes Vorkommen
von Mammacarcinomen bei vorher gesunden Mausen sich eingestellt
hatte, und diese Beobachtung konnte von einzelnen Autoren (Gaylord
und Clowes, Ascher, Michaelis etc.) bestatigt werden, — ein
Moment, das zweifellos bei der Beurteilung der parasitaren Aetiologie
der Geschwiilste nicht flbersehen werden darf.
Von Wichtigkeit ist ferner die Frage, ob die in den Untersuchungen
von Morau, Jensen, Borrel etc., namentlich aber in jenen Ehr¬
lichs zu so hoher Vollkommenheit herangebildeten kunstlichen
Uebertragungen der Geschwiilste als Infektion im bakteriologischen Sinne
oder als Gewebstransplantation gedeutet werden diirfen? Nachdern stets
zur Erzeugung neuer Geschwiilste intakte Tumorzellen iibertragen werden
muBten, die, mit lebhafter Wucherungsfahigkeit ausgestattet, das An-
gehen der Geschwulst „aus sich heraus u bedingten, war man bisher ge-
neigt, die Moglichkeit einer echten Infektion zu verneinen. Urn so be-
merkenswerter erscheinen mir einige Angaben Uhlenhuths, die bis¬
her, trotz der ihnen zweifellos zukommenden Bedeutung, von keiner
Seite Beachtung gefunden haben. Uhlenhuth berichtete iiber ein
virulentes Rattensarkom (histologisch ein groBzelliges Spindelzellen-
sarkom), das sich nicht nur durch die gewohnlichen Mothoden der
Transplantation (subkutane Einverleibung kleiner Tumorfragmente etc.)
auf gesunde Tiere ubertragen lieB, sondern die biologisch besonders
interessante Eigenschaft besaB, schon durch bloBes Einreiben der ra-
sierten Haut oder nach Einreiben skarifizierter Hautstellen das An-
gehen des Tumors zu bewirken. Diese auBerordentlich leichte kutane
Impfbarkeit des Tumors stellt ein Pendant zu der uns wohlbekannten
Moglichkeit der Einimpfung belebter Keime (Pestbacillus, Eiterkokken,
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328 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Vaccine, Taubenpocke etc.) in die verletzte Oberhaut dar und konnte
verleiten, auch im Uhlenhuthschen Fall die Uebertragung als echte
Ueberimpfung zu deuten. Da wir aber dem Einwand nicht begegnen
konnen, daB es sich dabei auch um die Einbringung einzelner, lebender,
intakter Tumorzellen gehandelt haben mag, werden wir, im streng bak-
teriologischen Sinne, von einer Keimiibertragung nur dann sprechen
konnen, wenn es gelingen sollte, die kiinstliche Erzeugung von Neo-
plasmen und ihre Fortfiihrung in Generationen durch die Einverleibung
vollkommen zellfreien Tumormateriales zu erreichen. Dieses Ziel
schwebte schon 1905 Haaland vor, als er im Borrelschen Labo-
ratorium versuchte, durch die Einimpfung von Berkefeld-Filtraten
Carcinome bei Mausen hervorzurufen. BloB bei einer Maus wurde das
Auftreten eines Carcinoms einige Zeit nach der Filtratimpfung, jedoch
nicht an der Impfstelle, sondern an der Vulva beobachtet. Seit Haa¬
land ist der Filtration durch bakteriendichte Filter keine Aufmerksam-
keit mehr geschenkt worden, bis es P. Rous gelang (1911), ein sehr
virulentes, bei Huhnern auftretendes Sarkom auch mittels Berkefeld-
Filtraten auf gesunde Tiere zu iibertragen. Durch diesen Nachweis der
Filtrierbarkeit des Hiihnersarkomvirus ist — die Richtigkeit der Rous-
schen Angaben vorausgesetzt — streng genommen, nur fur diese Ge-
schwulst der infektios-parasitSre Character erbracht. Auch ware ferner
noch die Sarkomnatur der beniitzten Hiihnergeschwulst vollkommen
sicherzustellen, nachdem bekanntlich auch fur das Sticker sche
Lymphosarkom des Hundes die Ansichten iiber seine echte Tumornatur
geteilte sind. Vom Standpunkt der in dieser Arbeit niedergelegten An-
schauungen wiirde ich aber diesen auf Grund histologischer Unter-
suchungen sich regenden Zweifeln keine entscheidende Bedeutung bei-
legen, nachdem die Ueberg&nge von den infektiosen Granulations-
geschwiilsten zu den sogenannten echten Neoplasmen wohl allm&hliche
sein diirften und es histologisch in dem einzelnen Falle auch unmbglich
sein kann, eine sichere Entscheidung zu treffen.
Nachdem es wenig wahrscheinlich ist anzunehmen, daB das Hiihner-
sarkom biologisch ganz vereinzelt in der Pathologie der Neoplasmen
dasteht, ist zu erwarten, daB ahnliche Versuchsergebnisse auch bei einer
Reihe anderer Geschwiilste werden gewonnen werden. Falls das Ex¬
periment zur Bestatigung dieser Ansicht flihren sollte, werden wir eine
Reihe bdsartiger Geschwiilste als infektiose Neubildungen betrachten
durfen, deren Virus infolge seiner auBerordentlichen Kleinheit und hochst-
wahrscheinlich infolge eines eigenartigen Aggregatzustandes (ahnlich wie
dies fiir das Htihnerpestvirus von Lode und Gruber supponiert wird)
die Eigenschaft besitzen konnte, die Poren der bakteriendichten Filter
zu passieren. Wir wiirden hierdurch auch zur Erorterung der Frage
gelangen, ob gewisse, fiir die bisher bekannten filtrierbaren Infektions-
erreger charakteristische Erscheinungen auch fiir die Entstehung der
Geschwiilste Geltung besitzen bzw. ob beide, wie bereits erw&hnt, im
ersten Augenblick so verschiedenartigen Materien eine Betrachtung von
gemeinsamen Gesichtspunkten vertragen. Bereits von Borrel wurde
1903 in seiner vorziiglichen Studie „Les 6pith61ioses infectieuses et les
6pitheliomes“ darauf hingewiesen, daB die krebsartigen Neubildungen
gewisse Aehnlichkeiten zu den von ihm untersuchten „Epitheliosen“
(Vaccine, Schafpocke, Maul- und Klauenseuche etc.) besitzen, weitere
literarische Angaben konnte ich iiber dieses Thema nicht auffiuden, nach-
dein durch den dogmatischen Standpunkt der pathologischen Anatomen
die weitere Verfolgung der parasitaren Theorie der Neoplasmen in den
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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren.
329
letzten Jahren immer mehr in den Hintergrund getreten war. Ich will
daher liier versuchen, namentlich auf Grund der Untersuchungon der
letzten Zeit, dem Parallelismus gewisser den Neoplasmen und den
filtrierbaren Infektionserregern zukomraenden Eigenschaften nachzugehen.
Bei letzteren hatten wir besonders das Vorkandensein spezifischer Avi-
ditaten zu entwickelungsgeschichtlich bestimmten Geweben hervorgehoben
und darauf hingewiesen, daB auch die Zell- und Gewebsreaktion auf die
Invasion des filtrierbaren Virus bereits gewisse charakteristische, jedoch
von den bei Infektionen mit Bakterien oder Protozoen auftretenden
pathologisch-anatomischen Bildern abweichende Bilder zeigt. Bei den
Geschwiilsten scheint uns auch die Annahme berechtigt zu sein, daB
ahnliche, aber noch viel innigere Beziehungen zwischen dem krankheits-
machenden, wahrscheinlich belebten Virus und dem Gewebe bzw. den
Zellen bestehen, in dem Sinne, daB ersteres streng und spezifisch
flCellulotrop 14 *) ist Entsprechend der Pluralitat der Geschwiilste wkre hier
nicht nur zwischen Vira, die zur Epithelzelle, und solchen, die zu den
Abkommlingen des Mesoderms vorwiegende spezifische Avidit&ten
besitzen, zu unterscheiden, sondern innerhalb jeder dieser Hauptgruppen
mfiBte man eine grofie Reihe untereinander verschiedener, biologisch
differierender Geschwulsterreger annehmen, — eine Ansicht, die sich auch
mit den aus klinischen Erfahrungen und anatomischen Untersuchungen
gewonnenen Ergebnissen wurde vereinbaren lassen. „Cellulotrop“ ware
dann der Ausdruck fur strenges Gebundensein des Geschwulstagens an
die Zelle, die, durch ersteres zur Wucherung angeregt, zun&chst das
Substrat des Primartumors erzeugt. Durch weitere, sehr rasch vor sich
gehende Vermehrung des Virus wflrden immer neue Zellen infiziert, die
wieder in Wucherung geraten, wodurch infolge mechanischer Ver-
haitnisse in den LymphgefaBen und in den interstitiellen Bindegewebs-
spalten eine weitere Fortsetzung des Tumorwachstums, Infarzierung der
LymphgefaBe und Metastasierung der Driisen etc. sich einstellen muBte
oder durch Einbruch in BlutgefaBe und Verschleppen Virus beherbergen-
der Zellmassen die Moglichkeit der Verallgemeinerung der Geschwulst,
der Metastasierung in den Organen etc. schaffen wiirde. Diese obligate
„symbiocelluiare“ (v. Prowazek) Existenz des Erregers stellt einen
wichtigen, wenn auch nur graduellen Unterschied zum diesbeziiglichen
Verhalten mancher filtrierbarer Infektionserreger dar. Spritzen wir Ka-
ninchen eine geringe Menge des Myxomvirus ein, so erfolgt eine Genera-
lisierung des Virus im Organismus, jedoch erkraukt in spezifischer Weise
nur eine Gewebsart sowohl in der Haut als auch in den befallenen
Parenchymorganen (Milz etc.), namlich das Bindegewebe. Auf die intra-
venSse Injektion mit Vaccine oder Gefltigelpocken virus etc. treten Haut-
veranderungen auf, und das Blut enthalt nur geringe Virusmengen oder
wird selbst avirulent. Bei diesen filtrierbaren Infektionserregern ist
jedoch der Zelltropismus des Virus nicht derart obligat, daB nicht auch
mit zellfreien Filtraten die Infektion herbeigefuhrt werden konnte, wahrend
bei den Tumoren offenbar die optimalen Uebertragungsverhaitnisse das
Vorhandensein bereits befallener Wirtszellen d. h. intakter Tumorzellen
erheischen. Indes zeigen die Filtrationsversuche von Rous mit Hiihner-
sarkom, daB unter Umstanden der obligate Zelltropismus auch durch-
brochen werden kann. Zum Angehen des Sarkoms gentigte jedoch meist
1) Bemerkenswert ist der Nucleotropismusbei manchen filtrierbaren Infektiona-
erregern (Myxomkrankheit der Kaninchen, Gelbsucht der Seidenraupen), wodurch es zur
Virusansiedelung im Kern kommt.
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330
Centralbl f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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die Einverleibung der Berkefe Id -Filtrate nicht, sondern es war not-
wendig, durch ein gleichzeitig gesetztes Trauma (oder durch Injektion
von Diatomaceenerde) eine Zellenschadigung hervorzurufen, um positive
Impfresultate zu erlangen.
Dieser Vorgang bietet weitgehende Analogieen mit Tatsachen aus der
Lehre von den filtrierbaren Vira. Das intravenos einverleibte Vaccine-
oder Gefliigelpockenvirus gelangt in die Haut, bleibt jedoch daselbst in-
aktiv und erst durch Einwirkenlassen eines mechanischen Traumas, wo-
durch ein „AufschlieBen u der Epidermis erzielt wird, gelangt der Erreger
zur Entfaltung seiner spezifischen biologischen Eigenschaften und zur
pathologischen Beeinflussung des Hautorgans. Beim Hiihnersarkom
bleibt das Filtrat unwirksam, bis der gesetzte mechanische Reiz zur
Virusverankerung an normale an Ort und Stelle befindliche Binde-
gewebszellen fiihrt, die durch das obligat-symbiozellulare Agens in Wuche-
rung geraten und die Geschwulst entstehen lassen.
Die bei den geschilderten Vorgangen eine Rolle spielenden Momente
konnen hypothetisch zur Erklarung einer Reihe von aus der Ge-
schwulstpathologie bekannten Tatsachen herangezogen werden, die sich
bisher unserem Verstandnis grofitenteils entziehen muBten. Das Auf-
treten von Gcschwiilsten (und Metastasen) nach vorausgegangenem Trauma,
und zwar sowohl von Sarkomen als auch von Carcinomen und des weiteren
die Tendenz mancher Geschwulste. sich in bestimmten Parenchymorganen
(Leber, Ovarium, Hoden etc.) primar anzusiedeln, konnen im Lichte
unserer hier entwickelten, hypothetischen Anschauungen eine wissen-
schaftliche Erklarung linden. DaB die hier aufgerollten Fragen einem
experimentellen Studium zuganglich gemacht werden konnen, daruber
belehren uns einige interessante Versuche von Lubarsch, die auch
weiter zeigen, wie wenig iiberhaupt diesen Fragen bisher experimentelle
Wiirdigung zuteil geworden ist.
Nach den Ausfiihrungen von Lubarsch konnen Traumen auf einen
Tumor verschlimmernd einwirken, indem sie das Wachstum beschleunigen,
die Bildung von Metastasen herbeifiihren und selbst die Lokalisation der
Metastasen bestimmen. Lubarsch berichtet liber einen Fall, in dem
mehrere Monate nach einem Trauma des linken Unterarmes sich daselbst
ein Tumor entwickelte, der sich spSter als Metastase eines Speiserdhren-
krebses herausstellte. Besonders lehrreich sind jedoch die Ergebnisse einiger
experimenteller Untersuchungen dieses Forschers. Bei Mausen, die mit
solchen Krebsstammen geimpft waren, die bisher noch niemals Metastasen
gemacht hatten, wurden, nachdem die subkutanen Tumoren sich zu Knoten
von Pflaumen- oder WalnuBgrbBe entwickelt hatten, Knochenbriiche an-
gelegt oder kleine Stiche in die Leber gemacht. Wahrend es an den
Stellen der Knochenbriiche niemals zur Metastasenbildung kam, ent¬
wickelten sich an den Stellen der Leberstiche in 2 Fallen kleine meta-
statische Knotchen. Es war also gelungen, an vorher gewahlten Stellen
das Auftreten von Metastasen experimentell zu bewirken, — ein
Pendant zu den bekannten Hautreizphanomenen bei der Vaccine
(C a 1 m e 11 e und Guerin, v. P r o w a z e k etc.), Geflugelpocke (Burnet,
Lipschiitz etc.) u. a. Bei diesen Affektionen kreist das Virus (manch-
mal nur temporftr) im Organismus, lokalisiert sich in bestimmten Or-
ganen, zu denen es eine maximal gesteigerte, spezifische Aviditat besitzt
und wird durch mechanische Reize zur Entfaltung seiner biologischen
Eigenschaften veranlaBt. Bei den Neoplasmen kbnnten wir ebenfalls
supponieren, daB das Virus im Organismus kreist, und zwar infolge des
obligaten Zelltropismus innerhalb der von ihm befallenen Wirtszellen und
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Lipschiitz, Filtrierbare Infektionserreger und maligne Tumoren.
331
daB die Metastasen den Ausdruck des Haftens derartiger Zellen, meist
an geschadigten Gewebsstellen (locus minoris resistentiae) abgeben. Dali
tibrigens auch bei den experimentellen M&usecarcinomen Tumorzellen in
den Kreislauf gelangen, hatten bereits die Untersuchungen von Borrel
und Ha aland bewiesen, die in den Lungen bloB mikroskopisch nach-
weisbare Metastasen finden konnten. Aehnlich wfire auch im Sinne
unserer Anschauungen das Auftreten von Prim&rtuinoren in Parenchym-
organen, ini AnschluB an auBerliche SchSdigungen oder innere Ursachen
(beispielsweise Stoffwechselstorungen bei Lebercarcinomen etc.) oder auch
im AnschluB an uns derzeit vollkommen unbekannte okkasionelle Momente
zu erklaren.
Dem in dieser Arbeit ausgefiihrten weitgehenden Parallelismus
zwischen filtrierbaren Infektionserregern und malignen Neoplasmen fiigen
sich auch folgende zwei Tatsachen ungezwungen ein: zunfichst die Eigen-
schaft dieser so verschiedenartig sich darbietenden Materien, tiefe Kaite-
grade durch lange Zeit ungeschfidigt zu vertragen, und ferner die, ihre
Virulenz in Glyzerin zu bewahren. Es ist anzunehmen, daB bei konse-
quenter Durchfilhrung paralleler Untersuchungsserien noch eine Reihe
anderer gemeinsamer Momente sich wird feststellen lassen.
Bieten die hier vorgetragenen Ansichten Ausblicke fiir die weitere
Erforschung der Geschwtilste und auf welche Arbeitsmethoden weisen
sie hin als forderlich zum wissenschaftlichen Studium der Neoplasmen?
Das experimentelle Studium der Geschwiilste von ausgesprochen bakte*
riologischen, in praxi noch gar nicht bewiesenen Gesichtspunkten hat
bereits lehrreiche Einblicke in manche dunkle Punkte der Geschwulst-
lehre geliefert, wofiir die meisterhaften Versuche Ehrlichs und Apo-
lants, Haalands und anderer Forscher fiber Immunitat, iiber die
Ausschaltung eines Bestandteiles von Mischtumoren etc. angeffihrt seien.
Wenn wir hier den weitgehenden Parallelismus im Studium der
Neoplasmen und der filtrierbaren Infektionserreger als Arbeitshypothese
akzeptieren, so ist es klar, daB wir den bakteriologischen VVeg weiter
werden verfolgen miissen, wobei wir durch die scharfere Formulierung
der Arbeitshypothese auch die Arbeitsmethoden genau vorge-
zeichnet finden. (Untersuchungen mittels der Filtrationsmethoden, Kom-
bination letzterer mit der Ultrafiltration, Virusanreicherung auf Kolloid-
filtern, moglichst wechselnde Impfungsarten behufs Feststellung der bei
einzelnen Geschwulstarten abweichenden Zelltropismen, Filtrationsnach-
weis beispielsweise durch Feststellung der Immunitat mittels Nachimpfung
mit virulentem Material nach den bekannten Methoden bei Vaccine etc.,
mikroskopische Untersuchungen mit den aus dem Studium der Stron-
gyloplasmen bekannten Methoden etc. etc.) Die Existenzberechtigung
unserer Arbeitshypothese mtiBte man gelten lassen, selbst wenn es mit
ihrer Hilfe auch nur gelingen sollte, eine Vereinfachung und Einschran-
kung des weiten Arbeitsgebiets zu erreichen und von der groBen Zahl
der bisher bekannten Geschwfilste eine Reihe von Neoplasmen (oder
ihnen nahestehenden Infektionsgeschwfilsten) mit bakterieller Aetiologie
abzugrenzen. Vielleicht gelingt es dann in der Erforschung der Aetiologie
der malignen Tumoren neue Ergebnisse zu erringen.
Wien, Ende Dezember 1912.
Literatur.
1) Apolant, Die experimentelle Erforschung der Geschwiilste. (Haudbuch v. Ko 1 le-
Wassermann.)
2) Ascher, Zeitschr. f. Krebsforsch. 1912.
3) Borrel, Ann. de l’Inst. Pasteur. 1903. u. Bull, de 1’Inst. Pasteur. 1907.
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332
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
4) Burnet, Ann. do l’lnst. Pasteur. 1906.
5) Calmette u. Guerin, Ann. de l’lnst. Pasteur. 1901.
6) Haaland, Ann. de l’lnst. Pasteur. 1905.
7) Lewin, Zeitschr. f. Krebsforsch. 1912.
8) Lipschfitz, Ceber Dermotropismus etc. (Handb. d. pathog. Protoz. von v. Pro-
wazek. 1911. u. CentTalbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 46 u. 48.
9) Loeffler u. Frosch, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. 1898.
10) Lubarsch, Med. Klinik. 1912.
11) v. Prowazek u. Yamamoto, Dtsche med. Wochenschr. 1909.
12) Rous, P. Americ. Assoc, f. Cancer Res.; Zeitschr. f. Krebsforsch. 1912.
13) Uhlenhuth, Handel u. Steffenhagen, Zeitschr. f. Immunitatsforsch. 1910.
14) Werner, Statistische Untersuchungen fiber das Vorkomraen des Krebses in
Baden etc. Tfibingcn 1910.
Nachdntck verboten
Quelques observations sur le dimorpMsme de Trypano¬
soma Pecaudi.
[Laboratoire de M. le prof. Mesnil, Institut Pasteur.]
Par le Dr. M. Ogawa, Fukuoka (Japan).
Avec 3 figures.
Au cours de ^’infection de Trypanosoma Pecaudi, virus de la
Baleri, chez les animaux, le parasite se prbsente sous deux formes diffb-
rentes, l’une longue et effilbe, l’autre courte et trapue 1 ). Au dbbut des
recherches sur la Baleri, Pbcaud btait incline k croire qu’il s’agissait
bien, au point de vue morphologique, d’une infection double due k deux
trypanosomes d’espbces distinctes, mais il n’a jamais pu appuyer son
hypothbse sur des preuves.
II etait done intbressant de rechercher, par la mbthode biometrique,
le rapport existant entre l’allure de l’infection et l’apparition des deux
formes du Trypanosome dans le sang des animaux en experience. Pour
cela, nous avons employb des cobayes et des souris inocules de ce virus.
Je resume simplement mes observations ci-dessous.
Au cours de l’infection, on peut constater une proportion remarquable
entre le nombre des formes longues et celui des formes courtes.
Ce sont les formes longues et les formes de division qui apparaissent
d’abord dans le sang. Les formes courtes se presentent seulement quel¬
ques jours aprbs l’apparition des premibres formes.
Quand la maladie dure assez longtemps comme chez les cobayes, des
la periode moyenne, les formes courtes se prbsentent en nombre notable.
Puis dans la dernibre pbriode de l’infection, ce sont de nouveau les
formes longues qui dominent.
Chez les animaux qui succombent rapidement (e’est l’ordinaire pour
les souris et l’exception pour les cobayes), les formes longues sont en
nombre bien supbrieur k celui des autres pendant tout le cours de Pin-
fection.
Cobaye No. 76 du poids de 440 grammes est inoculb avec le Try¬
panosoma Pecaudi le 15 juillet 1912. L’inoculation est faite sous
la peau avec le sang d’un cobaye fortement infeetb. Le 18 juillet, &
l’examen microscopique du sang pris b l’oreille, les Trypanosomes sont
extremeinent rares. Les parasites, dbs leur apparition, se multiplied
1) Voir en particulier Laveran. (Ann. Inst. Pasteur. T. 21. 1907.)
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Ogawa, Quelques observations sur le dimorphisme de Trypanosoma Pecaudi. 333
constamment. Cependant, ils diminuent notablement du 23 au 25 juillet.
Le 31 juillet, 1’animal meurt. On a constate, k la derni&re pdriode de
l’infection, une augmentation considerable du nombre des parasites.
Cobaye No. 18 du poids de 495 grammes est inocuie sous la peau
le 12 aout 1912. Les Trypanosomes apparaissent dans le sang le 15 aodt.
Le cobaye succombe le 19 aofit.
L’4tude biom6trique montre trfcs distinctement le rapport existant
entre l’allure de l’infection et le nombre des deux formes du Trypano¬
some chez ces deux cobayes.
Les Trypanosomes (dans les preparations fixees k l’etat humide aux
vapeurs osmiques et color6es au Giemsa) ont ete projetes & un gros-
sissement de 2000 diamfetre it l’aide de la chambre claire et mesures
avec un curvimfctre d’un millimetre d’entre-dent ( l /, /i par consequent).
La longueur a 6t6 prise dans l’axe du corps de rextr6mit6 posterieure au
bout du flagelle libre. Au mesurage, j’ai absolument neglige les formes
de division. 100 Trypanosomes par jour de l’infection, chez le cobaye
No. 76, du 20 au 29 juillet, au total 1000 individus, et chez le cobaye
No. 18, du 17 au 18 aout, au total 200 individus ont ete examines.
Tableau I.
Longueur en p.
No. 76
12
12,5
13
13,5
i 14
14,5
15
15,5
16
116,5
17
17,5
1 18
18.5
i 19 ,
19,5
,20
20.5
|21
Au total
9
7
12
14
I I
17
19
21
26
16
20
I
18
19
13
16
25
21
33
18
33
0/
10 \
0,9 '
0,7
1.2
I
1,4
1 1,7 |
1,9
2,1
2,6
1,6
2,0
I 1 ’ 8
1,9
j 1,3
1,6
2,5
2,1
3,3
1,8
; 3,3
Cobaye
Longueur
en
No. 76
21,5
22
22,5
23
23,5
24
24,5
251
25,5
26;
26,5
127
1 1
27,5
28
28,5
29 |
29,5
30
30,5
Au total
22
42
36
' 30
33
|
57
47
63
59
45
42
39
22
28
20
24 1
14
11
4
7.
2,2
4,2
8,6
3,0
3,3
5,7
4 ’ 7 ,
6,3
5,9
4.5
4,2
1
3,9 |
2,2
2,8
2.0
M
1,4
1,1
0,4
Cobaye
No. 76
Longueur
■ en j
LL
31
31,5
32
32,5
I
Au total
°/o
2|
0 , 2 ;
1
0,1
1
0,1
1
0,1
1000
Tableau II.
Cobaye 1 _Longu eur en p
No. 18
19
19,5
20
20,5
21
21,5
22
22,5
23
23,5
24
24,5
25
25,5
26
26,5
Au total
2
2
3
3
1
2
5
4
9
9
8
12
22
22
14
14
°f
lo
1
1
1,5
1,5
0,5
1
2,5
2
4,5
4,5
4
6
11
11
7
7
Cobave
Longueur en p
No. 18
27
27,5
rc
oc
_
28,5' 29
29,5 30
30,5
31
31,5
Au total
13
13
r _ . _
9
8 | 9
6 4
4
1
1
200
•/
lo
6,5
6,5
4,5
4 1 4,5
3 | 2
2
0,5
0,5
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Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Le tableau III donne la representation graphique des rdsultats de
mes observations.
Tableau III.
%
ii
10
9
8
7
6
5
9
3
2
/a. 12 13 H 14 16 17 18 is 20 21 22 23 2* 24 26 27 ?» 29 30 31 32
Les dimensions des Trypanosomes en /ti sont les suivantes:
Formes longues-effildes: 24—34 de long, 1—1,5 ft de large.
Formes courtes-trapues sans flagelle libre: 12—20 ft de long,
2,5—4 de large.
Formes intermddiaires munies d’un flagelle court:
21—23 /t de long, 1,5—2 ft de large.
' Je dois noter encore un fait morphologiquement trds intdressant.
Dans l’dtude morphologique de Trypanosoma rhodesiense,
Stephens et Fantham 1 ) ont decrit, chez les rats infectds, une forme
particulifere dont le noyau est situe tout prds de l’extrdmitd postdrieure.
Rdcemment Yorke etBlacklock 2 ) ont observd la mdme forme dgale-
ment chez Trypanosoma equiperdum. Chez Trypanosoma Pe-
caudi, j’ai notd aussi, k la suite de Wenyon 8 ), Laveran et N atton-
Larrier 4 ) la prdsence du noyau posterieur.
Parmi les formes courtes-trapues dans le sang des cobayes infectds,
se presentaient des individus avec le noyau situd prds de l’extrdmitd
postdrieure (k une distance variable) (fig. 1 et 2) ou mdme, assez rare-
ment, tout en arridre du bldpharoplaste (fig. 3).
Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3.
Quant a la structure du protoplastne et du noyau des deux formes
de Trypanosoma Pecaudi, on ne peut y trouver de diffdrence en
ce qui concerne la sexualite.
Decembre 1912.
1) Stephens and Fantham, On the peculiar morphology of a Trypano¬
soma etc. (Ann. of t.rop. Med. and parasit. IV. 1911.)
2) Yorke and Blacklock, A note on the morphology of a strain of Trypa¬
nosoma equiperdum. (Brit. med. Journ. 1912. No. 2696.)
3) Wenyon, Journ. of trop. Med. and Hyg. 1 juillet 1912.
4) in Laveran et Mesnil, Trypanosomes et Trypanosomiases, p. 745. Paris
(Masson) 1912.
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Mac Callum, Thoracocotyle croceus uov. gen., nov. sp.
335
Nachdruck verboten
Thoracocotyle croceus nov. gen., nov. sp.
[From the Department of Pathology, Columbia University New York.]
By Dr. G. A. Mac Callum.
With 4 figures.
A few specimens of a peculiar monogenetic trematode have been
found clinging to the gills of the Spanish mackerel (Scorn beromorus
maculatus) bought during the winter in the New York markets. The
form differs so markedly in its general structure and especially in its
most striking character, the arrangement of the clinging apparatus from
the allied genera Microcotyle, Gastrocotyle, Axine, Dactylo-
cotyle that it seems proper to construct for it a special genus of which
it forms the only known type species and the name chosen is suggested
by the peculiar barrel-like or thorax-like arrangement of the chitinous
ribs forming the skeleton of the suckers.
The worm is elongated measuring 4.5 mm X 0.75—0.9 mm, the
anterior portion of the body being especially slender and round (it
measures 2 X 0.2 mm) while the posterior part is flattened ventrally
and provided with mobile margins which carry the suckers. Anteriorly,
this margin projects somewhat on either side of an indentation and each
wing is tipped with a sucker. There are eighteen to twenty suckers
ranged along each side, varying somewhat in size, the larger ones being
somewhere near the middle of the row and decreasing in size anteriorly
and posteriorly. At the posterior extremity there are four small hooks
arranged in two pairs. The anterior and innermost of these are long
(0.22 mm) and but slightly curved with a long stalk and a stout cross¬
piece, while the terminal pair are short (0.12 mm) and sharply curved.
The suckers are wide at their outlet and narrower toward their
stalk. They present almost the appearance of the skeleton of a human
thorax viewed from the abdominal opening. There is a central chitinous
rod, like the vertebral column from which ribs run round to meet with
the upturned portion of the last or largest rib which itself runs to join
the inner or posterior surface of the anterior end of the original vertebra¬
like rod which is bent over to form something resembling the sternum.
Other rib-like structures cross in front to join the upcurved lowermost
rib as is shown in the figures.
The worm is deeply pigmented with scattered granules of pigment
diffusely placed through the parenchyma so that it is of a deep brown
color. The skin is unarmed and no armature of spines is found either
about the genital opening or the mouth.
The mouth is terminal and is guarded internally as in Microcotyle
by two lateral suckers, like cheek pouches — there is a small weak
muscular pharynx from which the short esophagus passes into two ex¬
tremely thin walled lateral coeca which appear to extend far back into
the body.
The genital pore is situated ventrally in the neck a short way be¬
hind the pharynx and is so inconspicuous that it could be made out
only in section.
The pigment is so dense and the vitellarium lobules so abundant
even up into the neck that nothing can be seen of the arrangement of
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336
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
the genitalia except in serial sections. Reconstruction of several series of
these shows that the male apparatus consists of a lobulated testicular
mass which occupies nearly the whole dorsal part of the posterior half
of the body. It is not divided up into small lobules as in the case of
Microcotyle etc. but is a continuous mass which is merely indented.
From it spermatozoa are carried by vasa deferentia, which could not
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Fig. 1.
Fig. 4. Fig. 2.
Fig. 1. Thoraco)cotyle croceus. Lateral view: neck twisted to show geni*
tal pore.
Fig. 2. Thoracocotyle croceus. Reconstruction to show genital organs etc.
M Mouth with two oral suckers and pharynx; G.P Genital pore; C Cirrus; v.i Seminal
vesicle; U Uterus with egg; v.g Vitelline gland; Y.D Yolk duct; OKOvary; OVd Ovi¬
duct; S.G Shell gland; t Testis; x Muscular tube described in text.
Fig. 3. Thorax-like skeleton of sucker.
Fig. 4. Minute hooks at posterior extremity of body.
UNIV
Bruschcttini, Vaccination gegen Rindertuberkulose an Laboratoriumstieren. 337
be made out to a long bent and folded clubshaped sac with walls so
thin that the spermatozoa can readily be seen through them. This sac
runs forward to end in a muscular cirrus which is rather thin walled
and which can apparently be everted.
The female apparatus is as follows:
Starting a short distance in front of the testicular mass and often
extending up a little way into the neck is the elongated and tortuous
ovary. From the end of this rather tubular structure, after it has turned
back, there is given off a short muscular oviduct. This is quickly joined,
as shown in the sketch, by one large duct from the vitellarium and then
by a thickwalled muscular tube which runs forward close against the
wall of the ovary. The conjoined tube gives a sharp turn through a
mass of red staining cells, the shell gland, and starts forward to form
the long straight uterus which accompanies the seminal vesicle to empty
with the cirrus at the genital pore. The vitellarian duct is cylindrical
as it runs forward but soon communicates widely with neighboring sac-
like masses of the gland. It forms nothing to resemble the distinct long
ducts which run laterally forward in Microcotyle. In four or five
series of sections I could not trace the muscular tube referred to above
to any orifice, for in every case it seemed to merely disappear toward
the anterior level of the ovary. It may be a vagina but if so it is more
independent of the yolk ducts than in the case of Microcotyle. The
uterus is thin walled but in it there may form three or four comparatively
huge eggs with terminal chitinous filaments.
The vitellarium fills the whole remainder of the posterior part of
the body. No dorsal vaginal aperture could be found although it seems
probable that it may exist. The ova which are elliptical in form and
provided with a rather thick horny wall measure 0.18 X 0-06 with a
tapering filament at each end about 0.27 mm long.
Thoracocotyle nov. gen. Body elongated, with bilaterally placed
ventral marginal clasping suckers extending along more than half the
body length. Testicular mass, single, dorsal, with elongated seminal
vesicle and protrusible cirrus. Ovary in single coil. Uterus elongated,
opening anteriorly with cirrus through an unarmed genital pore. Ova
three or four, large elliptical with terminal filaments.
Nachdruck verboten.
Untersuchungen iiber die Vaccination gegen Rindertuber¬
kulose an Laboratoriumstieren (Kaninchen, Meerschweinchen).
[Laboratorium fur experimentelle Therapie: Prof. Dr. A. Bruschettini.J
Von Prof. Dr. Bruschettini, Genua 1 ).
1. Das Problem der Vaccination gegen die Rindertuberkulose ist
aus zwei Griinden interessant, erstens wegen der enorraen Wichtigkeit
desselben fur die Nationalokonomie, zweitens infolge seiner Beziehung
zu der Menschentuberkulose.
Ohne hier die Ansteckungsmoglichkeit der Rindertuberkulose fiir
den Menschen besprechen zu wollen, besteht doch kein Zweifel dariiber,
1) Mitteilung auf dem 1. Internationalen KongreB de komp. Pathol. Paris, 17.—24.
Oktober.
Grate Abt. Orig. Bd. 68. licit 3/4. 22
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Centr&lbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
dafi eine Methode zur festen und dauerhaften Immunisierung der Rinder
einen groBen Fortschritt bedeuten wird.
Wenn wir die ersten Versuche zur Zeit der Entstehung der Bakte-
riologie unberiicksichtigt lassen, so f&ngt die eigentliche interessante
historische Periode der Vaccination groBer Tiere mit dera Jahre 1902 an,
als Behring sein aus raenschlichen Tuberkelbacillen bestehendes Bovo-
vaccin bekannt gegeben hat, dessen Virulenz fiir das Meerschweinchen
nach jahrelangem Verweilen der Bacillen auf gewbhnlichen Nahrbbden
fast bis Null herabgedriickt war. Diese Bacillen wurden den Rindern
intravenos eingespritzt. Leider haben sich die durch diese Mitteilung
erweckten Hoffnungen in der Praxis nicht bewahrt, insofern als die flber-
tragene Immunit&t unsicher und nicht dauernd, sogar manchmal gefahrlich
war wegen der mdglichen Bacillenausscheidung durch das Euter wahrend
der Laktationsperiode.
Andere, nach dem Bovovaccin von verschiedenen Autoren empfohlene
Methoden mit frischen Bacillen des Typus humanus, die auch
intravenos injiziert werden sollten, haben keine besseren Re-
sultate ergeben, und wurden sogar als gef&hrlicher anerkannt, wegen des
langen Verweilens der Bacillen in den Organen der vaccinierten Tiere.
Die Vaccination durch die subkutane Injektion aviru-
lenter Keime gibt auch ahnliche Resultate, wogegen die Vaccination
durch Einfiihrung in den Verdauungstraktus, besonders bei
jungen Tieren, zu besseren Erfolgen fQhrten, als die durch intravenbse
Injektionen erzeugten. Da diese Resultate doch immerhin zweifelhaft
waren, so wurden andere Verfahren der stomachalen Vacci¬
nation mit virulenten Bacillen des Typus bovinus vorge-
schlagen. Wie man besonders aus den Versuchen von Calmette und
Gu6rin entnehmen kann, ist die auf diese Weise erhaltene Immunity
hoher als diejenige, die nach anderen Verfahren herbeigefflhrt worden
war, und die Bacillenausscheidung aus dem Organismus erfolgt viel
schneller.
Das Problem war aber noch nicht geldst, weshalb andere Vacci-
nationsmethoden mit durch Hitze abgetdteten, sensibili-
sierten (Methode Besredka), auf besonderen N&hrbSden
modifizierten Bacillen (vor alien die Methoden von Cal¬
mette und Gudrin mit Tuberkelbacillenkulturen auf gly-
zerinierter Rindergalle) vorgeschlagen worden sind. Letzteres
Verfahren, welches bis jetzt auf dem Gebiete der experimentellen For-
schung die besten Resultate zu verzeichnen hat, ist meiner Meinung
nach auf die Notwendigkeit begriindet, die wachs- und fettartige
Hfille zu modifizieren, die den Tuberkelbacillus umgibt
und die Verarbeitung bzw. Resorption seitens der Safte des Organismus
hindert.
II. Da ich mich seit Jahren mit der Bearbeitung eines Verfahrens
fiir die spezifische Behandlung der menschlichen Tuberkulose besch&ftige
und ich iiberzeugt bin, daB nicht etwa mit Seris, sondern mit einem un-
schadlichen, vaccinierenden Stoff das erwiinschte Ziel zu erreichen ist, so
habe ich zahlreiche Versuche an Kaninchen und Meerschweinchen aus-
gefiihrt. um die verschiedenen angegebenen Vaccinationsverfahren n&her
zu priifen und um neue zu versuchen.
Meine Untersuchungen, die sowohl die menschliche als auch die
Rindertuberkulose beriicksichtigen, sind noch nicht ganz zum Abschlusse
gelangt; was aber die Rindertuberkulose anbetrifft, so haben sie zu Re-
sultaten gefiihrt, die ich mitzuteilen fiir angebracht erachte.
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Bruschettini, Vaccination gegen Rindertuberkulose an Laboratorium»tieren. 339
Die zahlreichen Beobachter, die sich mit der Vaccinationsfrage gegen
die Tuberkulose besch&ftigt haben, konnten feststellen, daB die injizierten
Tiere, wenn sie auch durch die Injektion anscheinend gesundheitlich nicht
gestort werden, falls sie getbtet werden, in den Organen, besonders in
den Lymphdriisen, Tuberkelbacillen beherbergen, und zwar entweder
lebende oder virulente Bacillen, wenn sie in einem solchen Zustande
einverleibt worden sind, oder noch erhalten und farbbar, wenn sie tot
injiziert wurden, mit einem Wort, daB eine Auflosung und Resorption
der Keime nicht stattgefunden hatte; daher die groBe Schwierigkeit, wenn
nicht Unmbglichkeit, des Zustandekommens einer festen und dauerhaften
Immunitat.
ZuerstmuBalso der Tuberkelbacillus dem Angriffe der 0 r-
ganismussafte zuganglich gemacht werden, damit er ver-
arbeitet.resorbiert und wirklichausgerottet werden kann.
Wie ich schon erw&hnte, ist durch die Untersuchungen Calmettes
und Gu6rins ein groBer Fortschritt erzielt worden, da sie mit ihren
periodisch auf glyzerinierten Kartoffeln mit Rindergalle geziichteten Ba¬
cillen Modifikationen erhalten konnten, die sogar eine intravenbse In¬
jektion von 100 mg ermbglichen, ohne zur Bildung mikroskopisch nach-
weisbarer Tuberkeln AnlaB zu geben, vielmehr eine betrachtliche Resistenz
gegen darauffolgende intravenose Injektionen virulenter Bacillen herbei-
ffihren.
Diese hochinteressanten Beobachtungen Calmettes und Guerins
sind in verschiedenen Zeitabstanden erschienen, als ich schon ahnliche
Untersuchungen angestellt hatte. Um die besseren Vaccinationsverfahren
vergleichen zu konnen, nahm ich eine Reihe von Untersuchungen an
Kaninchen und Meerschweinchen vor, wobei ich nur Methoden beriick-
sichtigte, die als die wirksameren anerkannt worden waren, d. h.
a) Vaccination mit auf Glyzerin-Rindergalle-Kartoffeln geziichteten
Bacillen;
b) mit entfetteten Bacillen;
c) mit bei 60° C in ausgesprochen alkalischem Menstruum lange Zeit
gehaltenen Bacillen;
d) mit zuerst in der Kalte mit entfetteten Stoffen behandelten und
dann bei 60° C in alkalischer L6sung gehaltenen Bacillen;
e) mit auf 40° C mit Chloroform behandelten und dann in vivo
mit Leukocyten zusammengehaltenen Bacillen (eigene Methode).
Mit Bacillen, die durch Erhitzung getotet worden
waren, sind keine Untersuchungen ausgefiihrt worden,
weil diese Methode bekanntlich zu fast negativen Resultaten fiihrt. Man
muB daher die Ausdauer mancher Autoren bewundern, die die Mbglichkeit
einer Vaccination vermittels der bei hohen Temperaturen (100—120° C)
abgetbteten Bacillen zugeben.
Die bei solchen Temperaturen des Bakterienprotoplasmas vor sich
gegangenen Verhnderungen sind so tiefgreifende, daB die Bakterien
beinahe vbllig jedes vaccinierende Vermogen einbtiBen. Man muB sich
davon flberzeugen, daB wir betreffs des Kochschen Bacillus nicht in
derselben Lage sind, wie z. B. hinsichtlich der Typhus- oder Cholera-
bacillen. Fiir diese geniigt ein kurzes Erhitzen auf 60°, um den Tod
herbeizufiihren, weshalb die Bakterienleiber das vaccinierende Vermbgen
(jedoch weniger als die lebenden Bacillen) beibehalten; die zum Toten
des Tuberkelbacillus erforderliche Temperatur macht ihn unschiidlich (aber
nur bis zu einem gewissen Grade), bewirkt aber auch die Nutzlosigkeit
der Inokulation desselben zum Zwecke der Immunisierung.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Bei meinen Untersuchungen versuchte ich es nur mit der intra-
venosen und der subkutanen Einfiihrung. Manchmal (siehe b, c, d)
wurde auch die von Maragliano bei der Vaccination des Menschen
gegen die Tuberkulose empfolilene intradermale Einspritzung versucht,
doch wurde davon Abstand genommen, weil die Resultate vollig negativ
ausgefallen sind.
III. Die Versuche wurden folgendermafien ausgefuhrt:
7 Meerschweinchengruppen zu 24 Stuck, deren Einzelgewicht 400—500 g
betrug, wurden bei jedem Versuch verwendet, und zwar wurden 6 Gruppen
vacciniert, w&hrend die siebente zur Kontrolle dieute; bei jedem Ver¬
suche wurden 3 Gruppen intravenos und 3 subkutan behandelt. Daher
kamen jedesmal zusammen 35 Gruppen in Betracht. Bei den Kaniuchen
wurden nur 3 Gruppen bei jedem Versuche verwendet; 2 wurden vacci¬
niert, w&hrend die dritte zur Kontrolle blieb. Selbstverstandlich wurden
die Versuche nicht alle rait einem Mai ausgefiihrt, sondern nach den
einzelnen Methoden verteilt.
Bevor ich die Beobachtungen und die erhaltenen Resultate angebe,
will ich noch kurz die Ausfiihrung der Vaccinationen b e -
schreiben:
a) Auf glyzerinierter Gallekartoffel geziichtete Bacillen wurden in
einer Dosis von 1 mg in den Blutkreislauf oder 0,10 mg subkutan pro
Kilogramm Korpergewicht injiziert, und zwar sowohl Kaninchen als
Meerschweinchen.
b) Entfettete Bacillen (mit PetroleumSther geschiittelt), in physio-
logisclier Kochsalzlosung suspendiert, wurden in einer Dosis von 0,50 mg
subkutan und 0,05 mg pro Kilogramm Korpergewicht intravenSs ein-
gespritzt.
c) Die auf Kartoffeln geziichteten Bacillen wurden gesammelt, mit
destilliertem, sterilem Wasser auf einem Papierfilter rasch gewaschen, so-
dann in 1-proz. NaOH-Losung emulgiert, wobei dafiir gesorgt wurde, daB
die Emulgierung im Morser mit Quarzpulver unter langsamem ZugieBen
der Losung geschah; die so erhaltene Emulsion wurde durch Watte ge-
schickt und dann im Wasserbad bei 60° C ca. 29 Stunden lang gehalten.
Zur Injektion wurde sie mit destilliertem, sterilem Wasser so verdfinnt,
daB ein 0,5-proz. NaOH-Gehalt entstand. Von letzterer Emulsion wurden
subkutan 1 und in den Blutkreislauf 0,1 ccm injiziert.
d) Es wurde so verfahren wie bei der vorigen Methode, aber die
Bacillen wurden zuerst wie bei Gruppe b) entfettet.
e) Virulente Bacillen aus Kartoffelkultur wurden sorgfaltig mit
Quarzpulver und Chloroform einulgiert, durch mit Chloroform imprSg-
nierte Watte filtriert, im Wasserbad bei 40° 12—18 Stunden lang ge¬
halten; wahreud dieser Zeit wurde das Chloroform 2—3mal gewechselt.
Die Bacillen wurden wieder auf dem Filter gewonnen (es sind hierzn
groBere Mengen Bacillen uotig), schnell eingetrocknet und in NaCl-L5sung
suspendiert in die Brusthohle von Kaninchen eingespritzt, die vorher
eine Injektion mit Aleuronat oder M ell ins Food Emulsion erhalten
batten. Nach 12 Stunden wurde die Aleuronat- oder Mellins Food-
Injektion wiederholt; nach anderen 12 Stunden wurde das Tier getdtet;
aus ihm wurde das Exsudat aseptisch entnommen und lange Zeit mit
Quarzpulver und der doppelten Menge 0,80-proz. NaCl-Losung in Wasser
sorgfaltig verrieben; danach wurden wenige Tropfen Chloroform zuge-
setzt und die Flussigkeit wurde 24 Stunden bei 37 0 C gehalten und
zentrifugiert.
Die erhaltene Flussigkeit wurde, nac.hdem die Sterilit&t derselben
Bruschettini, Vaccination gegen Rindertuberkulose an Laboratoriumstieren. 341
gepruft wordeu war, in einer Dosis von 1 ccm pro Kilogramm subkutan
und 0,1 ccm intravenos injiziert.
Die mikroskopische Prilfung des Exsudates ergab das Vorhandensein
einer enormen Menge von Leukocyten, die schwach rosarot gefarbte
Tuberkelbacillen enthalten; selten kamen freie Bacillen vor, sehr selteu
solche, die noth ziemlich gut gefiirbt waren.
Bei den an den so behandelten Tiergruppen gemachten Beobach-
tungen wurde die Anwesenheit von Agglutininen, Prazipitinen, Opso-
ninen, Antikbrpern nach den uns bekannten iiblichen Methoden beruck-
sichtigt, und diese Beobachtungen wurden auch an Tieren, die eiufach
mit virulenten Tuberkelbacillen injiziert worden waren, vergleichsweise
gemacht.
IV. Aus den sehr zahlreichen Versuchen muB ich den SchluB
ziehen, daB der Gelialt des Blutes an agglutinierenden,
prazipitieren den usw. Bestandteilen bei den vaccinierten Tieren
nicht erheblich hoher als bei den kiinstlich tuberkulos gemachten Tieren
war. Wild die Prufung in einem einzelnen Falle ausgefiihrt, so werden
wir manchmal nennenswerte Unterschiede finden; wird die Untersuchung
dagegen mehrmals wiederholt, so daB es moglich ist, aus den verschiedenen
Resultaten Prozentzahlen zu ziehen, dann muB anerkannt werden, daB
die Vermehrung der sogenannten Schutzstoffe im Blute der vaccinierten
Tiere ganz unbedeutend ist.
Trotzdem ist das Verhalteu der einzelnen Tiere gegen eine Injektion
mit lebenden und virulenten Bacillen ganz verschieden, und zwar sowohl
bezuglich der Kontrollen, als auch anderer Gruppen; darunter lassen
manche nur eine schwache Resistenz erkennen, andere wiederum sind
lange Zeit hindurch widerstandsfiihig, ja kommen sogar mit dem Leben
davon.
Dies beweist, daB wir eine merkliche Iinmuuitat erhalten konnen,
ohne daB dieselbe uns durch die Anwesenheit spezifischer Schutzstoffe
im Blute angezeigt wird; kurz, wir haben eine histiogene Immu¬
nity, die auf aktive m Wege entstanden, da her fest und
dauerhaftist.
Die Vaccination mit entfetteten Bacillen (b) und mit bei 60° C in
alkalischem Medium gehaltenen, nach Entfettung (c) oder ohne diese (d),
haben annahernd ahnliche Itesultate ergeben, namlich genugend ausge-
sprochene Resistenz gegen Injektionen virulenter Bacillen; bedeutendere
Resistenz bei Tieren, die mit entfetteten Bacillen behandelt worden
waren, als bei den mit bei 60° C in alkalischer Fliissigkeit gehaltenen
Bacillen behandelten Versuchstieren.
Alle 3 Tiergruppen haben aber sehr stark nach einer zweiten In¬
jektion des vaccinierenden Stoffes'reagiert, und besonders bei Gruppe b)
zeigten sich die nach 4 Monaten gepruften Lymphdriisen fiir Meer-
schweincheu virulent.
Weit besser sind dagegen die Resultate ausgefallen, die bei den
Tieren der Gruppen a) und e) erhalten wurden. Wahrend aber
die mit auf glyzerinierten Rindergallekartoffeln a) ge-
ziichteten Bacillen geimpften Tiere nach den vaccinieren¬
den Impfungen reagieren und diese Reaktion auch bei der zweiten
Injektion manchmal eintritt, reagieren die mit Bacillen aus der
Gruppe e) — Bacillen mit Leukocyten-Extrakt, wie ich sie kurz
nennen werde — eingespritzten Tiere tiberhaupt nicht, und
zwar auch nach mehrmals, in verschiedenen Zeitabstiinden wiederholter
Injektion; nur ausnahmsweite tritt mitunter bei den in den Blutkreislauf
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342
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
injizierten Meerschweinchen Temperaturerhohung (einige Zehntelgrad) ein,
die aber sogleich wieder verschwindet.
Ein groBer Vorzug der Vaccination mit Bacillen aus Grnppe e) liegt
in der raschen Absorption derselben. Nach subkutaner EinfQhrung
z. B. rufen sie eine kleine, lokale Reaktion hervor. Toten wir nach
wenigen Tagen die Tiere und untersuchen nicht nur die Einstichstelle,
sondern auch die proximalen und distalen Lymphdrtisen sorgf<ig, so
gelingt es niemals, Tuberkulose beim Meerschweinchen zu erzeugen;
auch wenn eine Dosis von 0,01 ccra in die Vorderkammer des Kaninchen-
auges injiziert wurde, erfolgt prompte und vollkommene Absorption.
Fiir die praktische Ausfiihrung der Vaccination ist dies ein be-
deutender Vorteil, welcher durch Verbesserung der Herstellungstechnik
noch erhbht werden kann, wodurch die MiBerfolge vOllig beseitigt werden
kOnnen und die Resorption der zum Zweck der Vaccination injizierten
Keime ohne Ausnahme gesichert ist.
Nach 5, 6, 11 Monaten seit der Vaccination wurden diese Tiere In-
jektionen mit virulenten Bacillen unterworfen; dabei zeigten sie, be-
sonders die Kaninchen, nicht nur eine bemerkenswerte Resistenz,
sondern auch bei sehr hohen Prozentzahlen eine wahre
Immunitat, insofern als bei den nach lSngerer Zeit abgetbteten Tieren
weder durch die mikroskopische Untersuchung, noch durch den Tier-
versuch lebende und virulente Tuberkelbacillen nachgewiesen werden
konnten.
Nach der Calmetteschen Methode wtirde man die Tiere mit Ba¬
cillen „non tuberculig&nes“ vaccinieren, die eine leichte, zur ImmunitSt
fflhrende Krankheit veranlassen sollten.
Nach meiner Methode wiirde man mit einem unsch&dlichen
Material die Immunity erzeugen, so daB jede, selbst geringe Gefahr fflr
denjenigen, der den vaccinierenden Stoff anwenden muB, vermieden wird;
dazu kommt der Vorteil einer moglichen Wiederholung der Injektion,
ohne daB dem Tiere infolge derselben irgendein Nachteil erw&chst, mit
darauffolgender Verininderung der vom tierischen Organismus gegen die
Tuberkuloseinfektion erworbenen Widerstandsfahigkeit.
Nachdruck verboten.
Ueber die pathogenen WirkuDgen der Dysenterietoxine.
[Aus dem Pathologisch-bakteriologischen Institut zu Osaka, Japan
(Direktor Prof. A. Sata).]
Von Prof. K. Horimi.
Von der Meinung ausgehend, daB zur Bildung der Krankheitsherde
auBer der biologischen Einwirkung der Krankheitserreger noch die
spezifische Affinitat zwischen den chemischen Bestandteilen der Bakterien
und denen der Gewebe gehore, habe ich die vorliegende Untersuchung
iiber die pathogene VVirkung des Dysenterietoxins an einer Reihe von
Versuchen ausgefiihrt und auch schon verschiedentlich dariiber be-
richtet 1 ).
1) 1m Oktober 1 909 schrieb ich einen Teil meiner Arbeit „ Ueber die pathogene
VY r irkung des Dysenterietoxins“ und trug dariiber in der Sitzung des Osakaer medizi-
nischcn vereins am 20. desselben Monats vor (Zeitschr. d. Vereins, Bd. 13, No. II,
herausgeg. am 15. November). Ueber die weiteren Ergebnisse meiner Studien sprach
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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine.
343
Zu Beginn meiner Arbeiten waren soeben die ersten Untersuchungen
von Conradi, Drigalski, Shiga und Neisser, Vaillard und
Dopter, Rosenthal, Dodt, Kraus und Doerr beendet, wfihrend
fiber die Differenzierung verschiedener Dysenteriegifte erst nachher von
Kolle und S el ter wie Bessau u. a. Mitteilungen gemacht wurden,
deren einige ich jedoch erst nach Vollendung meiner Arbeit durch-
gelesen habe.
Meinem Berichte schicke ich diesbeziigliche Literatur im Urarisse
voraus, und zwar 1. solche, die sich mit dem Dysenteriegift im allge-
gemeinen, dessen Darstellung und Wirkung befaBt, und 2. solche, die
sparlichere Literatur fiber die Trennung verschiedener Dysenteriegifte
wiedergibt und erst nach Beginn meiner Arbeit publiziert wurde.
Was die Giftwirkung des Dysenteriebacillus anbetrifft, so fand Shiga, dafi die
Kultur fur Kaninchen in hohem Grade giftig ist. Das Verdienst aber, zuerst die Toxizitat
der abgetoteten Kultur bewiesen, die anatomischen Veranderungen des Darmkanals der
daran verendeten Tiere festgestellt und sie in Analogic mit den Darmveranderungen
bei menschlicher Dysenterie gebracht zu haben, gebuhrt Conradi. Drigalski prfifte
die Untersuchung Conrad is nach und bestatigte, daB die Dysenterie eine Darm-
infektion ist, die mit toxischen Erscheinungen einhergeht. Die Untersuchungen von
Shiga und Neisser, Vaillard und Dopter u. a. ergaben fast ahnliche
Resultate. Uebrigens stimmten die Autoren zunachst darin iiberein, das Dysenteriegift
als eine Art Endotoxin im Sinne Pfeiffer anzusehen. Sie hatten nach dem damaligen
Stand unserer Kenntnisse vollkommen recht, denn es gelang ihnen nicht, mit Filtraten
der Bouillonkultur, selbst mit alterer Kultur in groBerer Menge, irgendeine Toxizitat
zu beweisen.
Erst im Jahre 1904 tauchte dieAnsicht auf, dafl das Dysenteriegift ein sezerniertea
losliches Toxin sei, wie das Diphtherie- und TetanuBgift. Es gelang niimlich Rosen¬
thal, durch Kultur in alkalischer M arti n-Bouillon ein losliches, vielmehr ein gelostes
Gift darzustellen, welches imstande war, Kaninchen zu toten. Es gait nun zu ent-
scheiden, ob dies der Eigentfimlichkeit der dazu verwendeten Bakterienart Oder der des
Nahrmediums zuzuschreiben sei. DieseFrage wurde bald nachher durch Dodt gelost,
der experimentell feststellte, daB die Giftbildung von einem gewissen Grad der Alkale-
szenz der Nahrbouillon bedingt ist. Beinahe gleichzeitig teilten Kraus und Doerr
mit, daB der Shiga-Stamm bei Bouillonkultur ein losliches Gift erzeugt, welches auf
Kaninchen sehr toxisch wirkt, und daB seine Toxinnatur durch die Wirkung dee
spezifischen Antikorpere im Dysenterieserum bewiesen wird.
Diese Entdeckungen brachten Rosenthal und Todt in ihrer Endotoxin-Ansicht
zum Wanken, und Kraus und Doerr stellten das Dysenteriegift als echtes, sezer-
niertes, losliches Gift auf gleiche Stufe mit dem Diphtherie und l'etanustoxin. Doerr
veroffentlichte nun eine Abhandlung Tiber Dysenterietoxin und berichtete darin fiber
seine umfassenden Stndien fiber die Darstellung und Wirkung des Dysenterietoxine,
sowie die dadurch verursachten anatomischen Veranderungen.
Ueberblickt man die diesbeziigliche Literatur, so ergiot sich kurz folgendes:
Shiga, Conradi, Drigalski, Shiga und N e i s s e r , V a i 1 la r d und
Dopter stellten die Giftigkeit des Dysenteriebacillus feet. Dieses Gift sollte nach
tibereinstimmender Ansicht aller Autoren ein Endotoxin und kein echtes sezemiertes
losliches Gift sein, denn es werde nur durch Zerstorung der Agarkultur herge6tellt,
lasse sich aber nicht durch Bouillonkultur gewinnen.
Seit 1904 wurde es aus den Arbeiten von Rosenthal, Todt, Kraus und
Doerr klar, daB das Dysenteriegift auch bei Bouillonkultur sezerniert wird, was nach
Doerr vom Bacillenstamme und der Kulturflussigkeit abhangt. Dieses sezernierte
Gift erzeugt in der Darmschleimhaut und im Nervenzentruru eigentfimlich dysenterische
Veranderungen. So vertrat Doerr die Ansicht, daB es aufler dem Endotoxin sehr
wahrscheinlich ein sezemiertes Gift gibt, und nun teilten sich die Forscher in ver-
schiedene Gruppen fiber das Wesen des Dysenteriegiftes. Die einen meinten, es handele
sich um ein im Bacillenleib verschlossenes Gift, d. h. Endotoxin; die andern, das
Ruhrgift sei ein auBerhalb des Bacillenleibes sezemiertes Gift, also ein Toxin; noch
andere nehmen ein Toxin neben dem Endotoxin an. Die Frage drehte sich darum,
welcher der beiden Giftsorten die vvahre Bedeutung als Krankheitsursache beizumessen
ich im April 1910 in der Sitzung der Pathologischen Abteilung des III. japanischen
Aerztekongresses, um endlich im April 1911 auf dem japanischen Pathologen-Kongresse
fiber die wiehtigsten Punkte meiner Forschung zu berichten. Nachfolgena gebe icn die
Resultate meiner Arbeit zusammenhangend wieder.
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sei, doch schritten noch wenige dazu, beide Gifte zu kennen und die Wirkung eines
jeden zu studieren.
Erst Pfeiffer, in Gemein8chaft mit Ungerraann, schloB aus der Tatsache,
daB das Kraussche Serum gegen das Kaninchengift neutralisierend wirkt, aber gegen
das Meerschweinchengift wirkungslos ist, auf die Esistenz zweier verschiedener (jifte,
und zwar sei bei der Men6chendysenterie nur cjas Meerschweinchengift von Bedeutung.
Diese Zweiteilung des Dysenteriegiftes wurde aber von Bacher und Laub aus der
Krausschen Scnule zunachst in Abrede gestellt.
Kolle stellte mit seinen Schulern Heller und Mestral vergleichende Studien
an fiber die Giftwirkung der Filtrate jungerer und alterer Kulturen sowie des Agar-
kultur-Waschwassers und des Bakterienriickstandextraktes; auch liber ihr Verhalten
gegen das Ruhrserum, und gelangte zur Unterscheidung des Dysenteriegiftes in losliches
Gift, auBerhalb des Baeillenleibes befindlich und mit Eigenschaften des Toxins aus-
gestattet, und in unlosliches Gift, aus der Bakterienlcibcssubstanz selbst bestehend uud
aem Endotoxin entsprechend; das Gift im Bakterienleib soil auBer dem Endotoxin auch
das Toxin enthalten.
Sei ter teilt das Gift ein in leicht extrahierbarcs, welches gegen das Serum
refraktar sein soil, und schwer extrahierbares, welches durch das Serum neutralisiert
wird.
Bessau bestreitet die Richtigkeit der Selterschen Ansicht, indem er das
Dvsenteriegift gegen das Kaninchen nach niiherer Beobachlung seiner Wirkungen in
das Parese auslosende, und das Temperatursturz, Muskelerschlaffung, Durchfall und
Marasmus hervorrufende teiltc, von denen er das erstere das paretische Gift und das
letztere das Endotoxin nannte. Das Ruhrserum entfaltet bei gleichzeitiger oder vor-
heriger Injektion gegen das paretische Gift einen antitoxischen Effekt; in vitro binden
sie sich aber nicht. Das Endotoxin verhalt sich in ganz entgegengesetzter Weise.
Bessau erweiterte diese Experimente auch auf Meerschweinchen, woraus er ersah,
daB hier das Endotoxin seine Krafte geltend macht und bei der Menschendysenterie
hauptsachlich das Endotoxin eine Rolle spielt.
Das Dysententeriegift wurde somit bald nach seiner Wirkung, bald nach seiner
Lokalisation eingeteilt: in Kaninchengift und Meerschweinchengift (Pfeiffer und
Uugermann); losliches Toxin auBerhalb des Baeillenleibes und Endotoxin im Bacillen-
leib selbst (Kolle, Heller und Mestral); in leicht extrahierbares und schwer
extrahierbares Gift (Seiter); iu paretisches Gift aufierhalb des Baeillenleibes und
Endotoxin im Baeillenleib (Bessau).
Die Trennung des Giftes und dessen Einteilung war aber uicht exakt genug und
ging nur darauf aus, aus der komplizierten Wirkung des Dysenteriegiftes darauf zu
schlieBen, daB das Gift nicht ein einheitliches sein kann; denn niemanden ist es bisher
gelungen, die verschiedenen Gifte prazis zu trennen und ihre Wirkungen aufzuklaren.
Da wir alle nur eine Gifttrennungsmoglichkeit annahinen, stellte ich
mir die Aufgabe, die Giftstoffe auBerhalb des Baeillenleibes von denen
innerhalb desselben zu trennen und auf ihre Giftwirkung bin zu priifen,
uni so die pathogene Wirkung der Dysenteriebucillen aufzuklaren.
Von dieseni Gesichtspunkte ausgehend, gelaug es mir, das Gift
prazis zu trennen, die pathgenen Wirkungen verschiedener Ruhrgifte
klar zu machen und endlich die spezifische Affinitiit zwischen jedem Gifte
und bestimmten Organteilen oder -geweben festzustellen, so daB ich
glaube, in der Ruhrpathologie einen neuen Gesichtspunkt erschlossen
zu haben.
TIerversueh.
Ich habe 5 Typen der Dysenteriebacillen, welche im pathologischen
Institut der medizinischen Akademie zu Osaka vorratig waren, zuerst
an Mausen, Meerschweinchen und Kaninchen, nachher aber ausschlieBlich
an Kaninchen vorgepriift. Zum Tierversuch nahm ich anfangs den Shiga-
Stamm und den FI ex ner-Stamm, nachher aber ausschlieBlich den
ersteren.
I. Versuchsreihe 1 ).
Versuch mit dem Filtrate der Bouilloukultur zweeks Aufklarung iiber
die Giftigkeit desselben.
1) Der Kiirze halber werden die Tabellen im ganzen unerwahnt gelassen.
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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine.
345
a) Steriles Filtrat einer 48-stiindigen Bouillonkultur bei
Tift 370 C;
b) Steriles Filtrat derselben Kultur, welche vor der Fil¬
tration 2 Wochen in Zimmertemperatur gestanden hatte.
Applikation: Injektion in die Ohrvene.
Aus dem Versuche geht hervor:
1) Die beiden Gifte sind sehr stark (die Giftigkeit wird nach der
Lebensdauer der Tiere nacli der Applikation gemessen) und toten das
Kaninchen in kurzer Zeit; bei 70 Proz. in weniger als 38 Stunden, im
Durchschnitt nach mehr als 18 Stunden.
2) Die Giftigkeit des Shiga-Stamines ist bedeutend starker und
totet immer binnen 26 Stunden, wahrend der FIexner-Stamm 4 Proz.
der Tiere in 2—38 Stunden totet, und die iibrigen Tiere erst in 17 bis
37 Tagen eingeheu oder, wenn auch sehr selten, den 37. Tag noch iiber-
leben.
3) Beide Gifte verursachen im Colon, Wurmfortsatz und Diinndarm
Veranderungen wie Hyperamie, kapillare Blutungen und submukose Blut-
austritte, welche aber im Vergleich zu holier Giftigkeit so gering sind,
daB sie unmoglich die Todesursache sein konnen.
4) Der Blinddarm selbst ist intakt.
5) Gift a greift sehr, Gift b nur wenig das Colon an.
6) Die Intensitat und Haufigkeit (unter Haufigkeit verstehe man die
Anzahl der krankhaften Kaninchen) scheint beiin Shiga-Stamm be-
deutender zu sein.
7) Die Starke der Giftigkeit stimmt nicht mit der Menge des Giftes
und die Intensitat der krankhaften Veranderungen ebenfalls nicht mit
der Giftigkeit, noch mit der Giftmenge iiberein.
II. Versuchsreihe.
Versuch mit lebenden Bacillen.
Da die erste Versuchsreihe ergab, daB die geringen krankhaften Ver¬
anderungen keineswegs Schritt halten mit der hohen Giftigkeit, schritt
ich zur zweiten, urn weitere Anhaltspunkte zu gewinnen.
a) 18-stflndige Bouillonkultur bei 37° C.
b) 1 Oese 24-stUndiger Agarstrichkultur bei 37° C wird mit 1 ccm
Kochsalzlosung versetzt.
Gift c) Obige Kultur wird mit 3 ccm Kochsalzlosung abgewaschen.
Das Wascliwasser wird in einer Roux-Flasche 24 Stunden
hindurch bei37°C kultiviert, dann mit 10 ccm Kochsalzlosung
abgewaschen. Das Waschwasser stellt Gift c dar.
Aus dem Versuch ersieht man folgendes:
1) Lebende Kultur kann, gleichgultig wo man sie appliziert (ausge-
nommen die intraperitoneale Injektion), Veranderungen im Blind- und
Diinndarm erzeugen, und zwar sind bei intravenoser Applikation die
Veranderungen des Colon besonders stark. Die Veranderungen sind im
allgemeinen bei weitem hochgradiger als solche der ersten Versuchsreihe:
im Colon konnen intensive submukose Blutungen entstehen; im Blind¬
darm erhabene Infiltrationen, hochgradige submukose Blutungen oder
hamorrhagische Nekrose. Die Veranderungen sind bei intravenoser
Applikation am starksten, bei intraperitonealer gibt es fast gar keine.
2) Die Giftigkeit ist bei subkutaner Applikation oder bei Injektion
in den Magen am schwachsten, und verendet das Kaninchen erst nach
ziemlich langer Zeit. Bei intravenoser Applikation ist der Shiga-
Stamm sehr giftig, doch nicht so, wie bei der ersten Versuchsreihe, wolil
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
vielleicht deshalb, weil bei dieser die fertigen Giftstoffe ihre Wirkung
gleich entfalten konnten, aber sich bei der zweiten Versuchsreihe erst
nach der Injektion bilden miissen, dies ist besonders bei intraventraler
Applikation der Fall.
3) Bei intravenoser Applikation rnft der Shiga-Stamm starkere
Veranderungen hervor, als der FI ex ner-Stamm.
4) Auch in dieser Versuchsreihe verendeten manche Kaninchen, un-
geachtet geringerer intestinaler Veranderungen, in verhaitnismaBig kurzer
Zeit, so daB die Todesursache nicht in den intestinalen Veranderungen,
sondern, wie klinisch anzunehmen ist, in den Lasionen der Nervenzentren
zu suchen ware.
5) Die Veranderungen des Blinddarmes werden, im Gegensatz zu
der 1. Versuchsreihe, haufig angetroffen; solche des Colon und Dflnn-
darms sehr selten.
6) Sehr interessant ist, daB bedeutendere Veranderungen des Colon
und Diinndarms nach intravenoser Injektion immer von denen des Blind¬
darmes begleitet sind, wahrend solche des Diinn- und Dickdarmes meist
vermiBt werden. Blinddarmveranderungen zeigen sich bei Kaninchen,
die binnen 38 Stunden verenden, wahrend solche des Colon und Diinn -
darmes sich erst spater entwickeln, namlich bei Tieren, die den 3. Tag
iiberleben. Somit wird das Blinddarmgift binnen 3 Tagen, das des Colon
und Diinndarmes erst spater produziert. Hieraus ist anzunehmen, daB
die Veranderungen des Blinddarms vom schnell produzierbaren Toxin,
die des Dunn- und Dickdarms vom langsam produzierbaren Endotoxin
herriihren. In der III. Versuchsreihe soil das Augenmerk auf diese Frage
gerichtet werden.
Gift
III. Versuchsreihe.
Versuch mit Ekto- und Endotoxin.
Da das Filtrat der Bouillonkultur (I. Versuchsreihe) trotz seiner
enormen Giftigkeit keine bedeutenderen Veranderungen des Darmkanals
erzeugte, insbesondere den Blinddarm verschonte, nahm ich mir eine
andere Herstellung des Giftes. Von nun an wurde ausschlieBlich mit
Shiga-Stamm gearbeitet.
a) Toxin. Eine Roux-Flasche 24-stQndiger Agarkultur bei37°C
wird mit 10 ccm Kochsalzlbsung abgewaschen. Das Wasch-
wasser wird nach 48 Stunden steril filtriert.
b) Endotoxin. Dieselbe Kultur wird mit 10 ccm Kochsalzlosung
versetzt, unter Schiitteln 58 Stunden bei 37 0 C und 7» Stunde
bei 60° C hindurch gehalten; dann steril filtriert.
Applikation: Injektion in die Ohrvene.
Aus dem Versuch ersieht man:
1) Nach Injektion von Toxin treten hinsichtlich der Intensitat. als
auch der Haufigkeit starke Veranderungen des Blinddarms, bei geringen
Veranderungen des Colon, auf.
2) Als Folge injizierten Endotoxins zeigen sich haufige und inten¬
sive Veranderungen des Colon zugleich mit fast denselben schwachen
und seltenen Veranderungen des Diinndarms, wie sie nach Applikation
des Toxins iiblich sind.
3) Die Annahme liegt nahe, daB das Toxin den Blinddarm angreift,
und das Endotoxin das Colon ladiert, womit auch Betrachtung 6 der
2. Versuchsreihe im Einklang steht.
4) Die Veranderungen des Diinndarms waren, im Gegensatz zu
friiherer Beobachtung, nach Anwendung beider Giftarten fast dieselben,
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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine. 347
und wire es nicht richtig, diese auf das Endotoxin zuriickfuhren zu
wollen.
5) Allerdings ist die Gifttrennung nicht genau, aber das Toxin ist
verhaltnism&Big rein und enthait nur wenig Endotoxin, wahrend dem
Endotoxin ziemlich viel Toxin beigemischt ist. Daher bedeutende Ver¬
anderungen des Blinddarms und geringere des Colon bei Anwendung
des Toxins, und bedeutende Veranderungen beider Darmteile bei Appli-
kation des Endotoxins.
6) Zur Bestatigung obiger Betrachtungen ist es unumganglich not-
wendig, die Gifttrennung scharfer zu betreiben, urn reinere Gifte her-
zustellen.
IV. Versuchsreihe.
Versuche mit reinerem Toxin und Endotoxin.
Bei dieser Versuchsreihe wurden die Gifte auf folgende Weise her-
gestellt, um sie moglichst rein zu gewinnen:
a) Toxin. Infolge zu langer Filtration in der 3. Versuchsreihe,
durch welche die Beimischung des Endotoxins begiinstigt wurde,
habe ich mich jetzt eines elektrischen Zentrifugals bedient und
habe die Trennung in 4 Stunden vollzogen und sterile Flussig-
keit erhalten.
b) Endotoxin. Der Zentrifugalriickstand wird mit steriler physio-
logischer Kochsalzlosung abgewaschen. Der Ruckstand (ur-
spriinglich aus 18 R o u x - Flaschen) wird unter Zutrbpfelung
0,4-proz. Aetzkalilbsung 5 Stunden hindurch zerrieben, um Bak-
terienleiber vollig aufzuschlieBen. Die so entstandene dickbrei-
ige Masse wird durch Zusatz von 25 ccm 0,4-proz. Aetzkali-
losung emulsiert, dann nach 4-stiindigem Stehen bei Zimmer-
temperatur mit steriler physiologischer Kochsalzlbsung auf 100ccm
verdtinnt, geschiittelt und zentrifugiert.
Applikation: Injektion in die Ohrvene.
1) Die Wirkung des Toxins ist deutlicher als in der III. Versuchs¬
reihe: Die Veranderungen des Colon sind in der Intensitat wie in der
Haufigkeit geringer und solche des Blinddarms treten desto mehr in den
Vordergrund.
2) Die Wirkung des Endotoxins ist auch deutlich, indem die Ver¬
anderungen des Colon bedeutender, die des Blinddarms dagegen geringer
sind.
3) Vergleicht man die Ergebnisse dieser Versuchsreihe mit denen
der vorigen, so wird man erkennen, daB durch genauere Gifttrennung
auch genauere Lokalisationen der pathologischen Veranderungen zu er-
zielen sind, was meine Annahme, das Toxin greift den Blinddarm, das
Endotoxin dagegen das Colon an, verifiziert.
4) Die Veranderungen des Diinndarms waren, wie in der III. Versuchs¬
reihe, bei der Anwendung des Toxins dieselben wie bei der Applikation
des Endotoxins, so daB die Folgerung aus der II. Versuchsreihe, daB sie
auf das Endotoxin zuruckzufiihren seien, nicht stichhaltig ist. Weitere
Studien sollen dariiber Aufkiarung verschaffen.
1) Somit habe ich experimentell festgestellt, daB das Dysenteriegift
in Toxin und Endotoxin zerfallt, und daB das letztere bei Kaniuchen
besonders die Veranderungen des Colon, das erstere dagegen die des
Blinddarms erzeugt.
2) Eine andere Beobachtung, ’daB beim Kaninchentode Parese der
hinteren f noch mehr der vorderen Extremitaten, sowie die Paralyse der
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348 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Harnblase und des Herzens vorkommt, ist schwerwiegend und zwingt
uns zur Folgerung, daB gewisse Veranderungen des zentraien Nerven-
systems vorliegen, wie manche Autoren behaupten. Welchem der beiden
Giftstoffe ist nun dies zuzuschreiben, oder gibt es ein besonderes
Nervengift?
3) In alien Versuchen gingen zahlreiche Kaninchen unter paretischen
Erscheinungen zugrunde, ohne irgendwelche intestinalen Veranderungen
aufzuweisen. Der Tod des Kaninchens ist, wie Do err experiinentell
festgestellt hat, vom Verhalten des Darmkanals abhangig.
4) Die pathologischen Veranderungen hRngen von der Herstellungs-
weise des Giftes, von der Zeit und Wendung der Giftproduktion lebender
Bacillen, sowie von der individuellen Eigentumlichkeit der Bakterien-
stamme und der Kaninchen ab.
A. Was die Herstellungsweise des Giftes anbetrifft, so entbehrte das
Bouillonfiltrat (Versuch I) giinzlich des Toxins, weshalb die Veranderungen
des Blinddarms verrniBt wurden; die auf das Endotoxin zurflckzufiihren-
den Veranderungen des Colon waren besonders bei Gift b geringfugig.
Der Giftigkeit war dessenungeachtet sehr stark und fiihrte unter Nerven-
symptomen zum Tode. Das Filtrat der Bouillonkultur greift also die
Nervenzentren ebenso stark an, wie andere Gifte.
B. Bei der Injektion lebender Kultur verhielt es sich ganz anders,
wie bei der Injektion fertiger Gifte. Hier haben die Bacillen erst das
Gift zu produzieren, welches dann auf das Organgewebe des Kaninchens
wirkt. So sieht man hier ein besonderes Verhaltuis in betreff der Gift-
bildung. Im Gegensatz zur III. oder IV. Versuchsreihe wirkt hier zunachst
nur das Toxin, und erst nach gewisser Zeit das Endotoxin, weshalb wohl
viele Tiere ausschliefilich den Nervensymptomen erliegen, wahrend dies
in der III. oder IV. Versuchsreihe sehr selten der Fall war.
C. Individualitfit. Gleiche Herstellungsweise, gleiche Menge und
gleiche Applikation des Giftes bedingen keineswegs die Gleichheit in der
Lokalisation und Intensit&t der pathologischen Veranderungen, noch die
Gleichheit der Giftigkeit; es existiert zwischen ihnen kein festes Ver-
haltnis, und sehen wir uns genotigt, die individuellen Eigentiimlichkeiten
sowohl der Bakterien als auch der Kaninchen anzunehmen, wodurch
unseren Forschungen groBe Hindernisse entgegengestellt werden, denn
wir miissen uns mit deni Allgenieinen zufriedenstellen und auf die
Einzelheiten verzichten. So kounen wir noch uicht sagen, welchem
Gifte die Nervenlasionen zuzuschreiben sind. Sehr wahrscheinlich ist es
aber, daB es ein spezifisches Nervengift neben dem Toxin und Endo¬
toxin gibt, welche den Blinddarm resp. das Colon angreifen; denn in der
1. Versuchsreihe waren die Nervensymptome sehr bedeutend, wahrend
die auf Toxin oder Endotoxin zu beziehenden Veranderungen sehr gering-
fiigig waren; dies war auch bei der Injektion lebender Kultur der Fall,
wie unter B angegeben worden ist.
5) Ob die Veranderungen des Diinndarms dem Toxin oder dem
Endotoxin zuzuschreiben sind, oder ob es ein besonderes Diinndarmgift
gibt, wissen wir zurzeit noch nicht. In der I. Versuchsreihe sahen wir
sie neben den Veranderungen des Colons in den Fallen, wo die auf das
Toxin zu beziehenden Veranderungen verrniBt wurden. So ware, wie in
der Betrachtung 6 der II. Versuchsreihe dargetan, anzunehmen, daB das
Endotoxin oder ein ihm beigemischtes Gift den Diinndarm angreift, aber
damit stehen ja die Bemerkungen 4 der III. und IV. Versuchsreihe in
Widerspruch.
6) Die Tatsache, daB das Toxin und das Endotoxin der Dysenterie-
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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungeu der Dyseuterietoxine.
349
bacillen jedes in bestimmten Darrateilen spezifische Veranderungen er-
zeugt, und daB die Wirkungen jedes Giftes bei der Injektion lebender
Kultur in gewisser Zeit zum Vorschein kommen, ist fur die Pathologie
der Infektionskrankheiten iiberhaupt von eminenter Bedeutung, und ist
geeignet, ein neues Licht auf die Entstehuug der Krankheitsherde und
auf die klinischeu Befunde zu werfen. (Unser Kollege Herr Dr. Arima
hat ja in dieser Beziehung in der Pathologie des Typhus abdominalis
Hervorragendes geleistet.)
7) Meine Ansicht iiber das Toxin und Endotoxin ist tats&chlich so
gut wie festgestellt, sie entbehrt aber noch der wissenschaftlichen Be-
statigung; denn die Trennung beider Gifte ist noch nicht vollkommen.
Uni die Eigenschaften der Gifte und ihre pathogenetischen Wirkungen
festzustellen, muB man danach streben, reine Gifte zu gewinnen.
Bevor ich nun die erste Mitteilung meiner Studien der Oeffentlichkeit
iibergebe und zur Gewiunung reiner Gifte und zur Forschung iiber das
Nerven- und Diinndarmgift schreite, will ich im folgenden die Hypothese
iiber die Giftarten, ihre Lokalisation im Bakterienleibe und ihre Ausgabe,
sowie die Methode der Gifttrennung besprechen.
A. Hypothese iiber die Giftarten, ihre Lokalisation im
Bacillenleibe sowie ihre Ausgabe.
Das Dysenteriegift zerfallt in:
a) Sezeruiertes Gift (Toxin), Blinddaringift, Toxin im urspriinglichen
Sinne.
| «) flautgift, Nervengift.
b) Leibesgift (Endotoxin) & Unterhautgift Diinndarmgift
b v ' J y) Inhaltgift, Colongitt, Endotoxin im
l ursprunglichen Sinne.
a) Sezerniertes Gift (Toxin) oder Blinddarmgift wird von den Bacillen
sezerniert, solange sie sich in einem gewissen Gesundheitszustande be-
finden, und existiert deshalb auBerhalb des Bacillenleibes. Es wirkt
friiher als das Endotoxin (Inhaltgift oder Unterhautgift), wie aus der
Bemerkung 6 der II. Versuchsreihe hervorgeht.
b) Leibesgift (Endotoxin) ist im Bacillenleibe selbst enthalten und
wird durch Autolyse der Bacillen herausgegeben. Es gibt 3 Arten von
Leibesgift:
a) Hautgift oder Nervengift ist in der Bacillenhaut selbst enthalten
und wird beim Ableben oder der Schwache der Bacillen durch Ver-
letzung, Zerstoruug oder Auflosung der Bacillenhaut frei gemacht.
Kommen lebende Bacillen in den Korper des Kaninchens, so wird,
solange sie gehorig gesund sind, nur das Toxin sezerniert. Nach einiger
Zeit aber, wenn sie schwiicher werden oder absterben, tritt das Inhalt¬
gift durch die verdiinnte Haut, oder es wird Perforation, Bruch oder
Zerstorung der Bakterienhaut frei gemacht. Dabei iiuBert das Nerven¬
gift, welches unter Paralyse zum Tode fiihrt, seine Wirkungen meist
friiher als das Inhaltgift (12 Falle II. Versuchsreihe). Es ist zu ver-
muten, daB das Nervengift in der Bacillenhaut enthalten ist, welclie unter
gewissen Bedingungen zuerst das in ihr selbst enthaltene Nervengift
herausgibt und dann erst, nachdem sie sehr verdiinnt, Locher oder Risse
bekommen hat oder gar zerstort worden ist, das Inhaltsgift durchlaBt.
Manchmal gelien die Nervensymptome den Blinddarmlasionen voran,
was auf den ersten Blick mit dieser Hypothese in Widerspruch zu stelien
scheint, aber leicht dadurch erklarlich wird, daB irgendwie abgeschwachte
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Oder abgestorbene Bacillen nicht inehr der Sekretion fahig sind, desto
leichter aber das in der Haut enthaltene Nervengift freigeben.
(i) Unterhautgift oder Diinndarmgift ist in der Substanz zwischen
der Haut und dem eigentlichen Inhalt enthalten und wird durch die
Verdiinnung, Verletzung oder Zerstbrung der Haut herausgegeben. Die
Veranderungen des Diinndarms kommen meist spater zum Vorscbein als
die Nervenerscheinungen (11 Falle) und friiher als solche des Colon
(2 Falle), woraus hervorgeht, daB das Diinndarmgift tiefer als das Nerven-
und seichter als das Colongift, also zwischen der Haut und dem eigent¬
lichen Inhalt lokalisiert ist.
In 2 Fallen wurden die Veranderungen des Colon gleichzeitig mit
solchen des Diinndarms, in zwei anderen Fallen ohne letztere beobachtet.
Erstere sind so zu verstehen, daB die Haut und das Unterhautgewebe
zugleich verletzt und das Unterhaut- und Inhaltgift gleichzeitig befreit
wurden; letztere so, daB das Unterhautgewebe Risse bekommt, wodurch
das Inhaltgift heraustreten konnte.
NB. Man kann sich auch das Gift (J und y gegeneinander vertauscht
vorstellen, oder im Falle, daB der Bacillus einen Kern besitzt, Gift
als Inhaltgift und Gift y als Kerngift denken. Voriaufig werde ich bei
meiner Einteilung bleiben.
DaB die Veranderungen des Diinndarms gleichzeitig mit den Nerven¬
erscheinungen vorkommen konnen, wird so erklart, daB bei gewissen
Verletzungen der Haut das Diinndarmgift gleichzeitig mit dem Nerven¬
gift freigegeben wird. Die Falle, wo der Blinddarm allein ver&ndert ist,
oder die Falle, wo der Blind- und Diinndarm verandert, aber das Colon
intakt ist, sind nach der Hypothese ganz natiirlich und bediirfen keiner
besonderen Erkiarung. Die Falle, wo der Diinndarm bei freiem Blind¬
darm pathologische Veranderungen zeigt, sind, wie oben bei Nervengift
angegeben, aus dem Schwachezustande oder dem Tod der Bacillen zu
erklaren.
Man konnte sich auch die Falle denken, wo infolge gewisser Ver¬
letzungen der Haut oder der Unterhautsubstanz das Unterhautgift oder
das Inhaltgift friiher als das Nervengift sein Wesen treibt; ich habe aber
noch nicht einen solchen Fall erlebt, denn die Nervensymptome wurden
in keinem meiner Versuche vermiBt. Wollte man aber einen solchen
Fall bestatigen, so miiBte man die Kaninchen tbten, bevor sich die
Nervenerscheinungen entwickelt haben.
y) Inhaltgift oder Colongift ist in der Inhaltssubstauz des Bacillen-
leibes enthalten und wird frei, wenn die Bacillen abgeschwacht oder ab-
gestorben sind, und die Haut und das Unterhautgewebe sehr verdiinnt,
verletzt, teilweise oder ganzlich zerstbrt sind. Die Veranderungen des
Colon treten in der Regel spater auf, als andere; Ausnahmen von der
Regel gibt es natiirlich, wie bereits oben angegeben wurde.
Hypothese liber die Gifttrcnnung.
A. Mechanische Trenuung.
1) Durch Abtbtung der Bacillen, wodurch die Sekretion aufgehoben
wird, und darauffolgende Abwaschung gewinnt man ein Gemisch der
drei Leibesgifte. Aus Waschwasser, das auch andere Gifte enthait, laBt
sich das Toxin nicht gewinnen.
2) Es ist anzunehmen, daB die Haut das festeste, das Unterhaut¬
gewebe das zweitfesteste Gebilde des Bacillenleibes darstellt. Werden
nun die abgetoteten und abgewaschenen Bacillenleiber zerstbrt und ab-
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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine.
351
gewaschen, so wird das Inhaltgift entfernt, und man bekommt ein Ge-
misch des Haut- und Unterhautgiftes. Durch abermaliges, griindliches
Waschen erhalt man reines Nervengift. Aus dem Waschwasssr, das auch
Hautgift enthait, laBt sich das Unterhautgift in reinem Zustande nicht
gewinnen.
3) Moglich ist die Trennung der Gifte, je nach ihrer Widerstands-
fahigkeit gegen die War me.
4) Eine andere Trennungsmbglichkeit ergibt sich, wenn man das Gift
gewisse Zeit stehen laBt.
B. Kulturelle Trennung.
1) Das Filtrat der Bouillonkultur entbehrt des Toxins, denn bei
seiner Injektion wurden niemals die Veranderungen des Blinddarms ge-
funden (I. Versuchsreihe). Es ist als ein Gemisch der iibrigen 3 Gifte
anzusehen. Dasselbe, durch 2 Wochen in Zimmertemperatur gelassen,
hat nur geringfiigige Veranderungen des Colon bewirkt (I. Versuchs¬
reihe), so daB es mOglich scheint, durch Modifikation dieser Methode das
Colongift zu eliminieren, d. h. durch besondere Kulturweise lieBe sich
gewisses Gift eliminieren.
2) Aus der Beobachtung, daB die dem Kaninchen einverleibten,
lebenden Bacillen in der ersten Zeit nur die Wirkungen des Toxins
zeitigen, ist zu folgern, daB durch eine kurzdauernde Kultur Toxin zu
gewinnen ist.
C. Chemische Trennung.
1) Durch Behandlung des Giftgemisches mit Organemulsionen kann
bestimmtes Gift daran gebunden werden, wodurch das andere Gift
frei wird.
2) Ein Giftgemisch, in welchem ein Gift das andere iiberwiegt, wird
dem Kaninchen injiziert. Dann bindet sich die ganze Menge des ersten
und ein Teil des zweiten mit dem Organgewebe des Kaninchens. Das
Blutserum eines solchen Kaninchens enthait dasjenige Gift, das im Ueber-
schuB vorhanden war.
3) Mittels Immunserum des gewonnenen Giftes kann man durch
Neutralisation andere Gifte gewinnen.
4) Gifttrennung mittels chemischer Agentien.
SchlnfJbetrachtungeii.
1) Das Dysenteriegift (S h i ga-Stamm), das ich aus der Bouillon¬
kultur herstellte (Bouillongift), ruft, dem Kaninchen intravenos injiziert,
paralytische Erscheinungen hervor und totet das Tier binnen 26 Stunden;
anatomisch werden nicht-hochgradige Veranderungen sowohl des Colon
als auch des Dunndarms gefunden. Dasselbe Gift, das vor der Filtration
langere Zeit in Zimmertemperatur gestanden hat (das veraltete Bouillon-
gift), zeitigt sehr geringfiigige Veranderungen des Colon. Der Blinddarm
bleibt intakt.
2) Injiziert man lebende Agar- oder Bouillonkultur (Shiga-Stamm)
dem Kaninchen in die Vene, so geht das Tier unter paralytischen Er-
scheinungen zugrunde. Die Giftigkeit ist nicht so groB, wie die des
Bouillongiftes, desto bedeutender sind aber die pathologischen Verande¬
rungen. Diese kommen im Blinddarm, spater und seltener im Colon
und Diinndarm vor. Manche Tiere verenden ohne irgendwelche intesti-
nalen Veranderungen aufzuweisen; dies wird hier lmufiger beobachtet,
als bei der Anwendung fertiger Gifte.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
3) Das Gift, das ich aus Agarkultur (Shiga-Stamm) herstellte, ist
gegen Kaninchen sehr giftig und ruft pathologische Veranderungen her-
vor, welche hochgradiger sind als bei der Applikation des Bouillongiftes
und ungefahr denjenigen nach der Injektion lebender Kultur gleich-
komraen.
Trennt man das Gift in Toxin und Endotoxin, so erzeugt das erstere
im Blinddarm, das letztere im Colon krankhafte Veranderungen.
4) Das Bouillongift erzeugt keine toxischen Veranderungen; das ver-
altete Bouillongift nur geringe endotoxische Veranderungen.
5) Bei Injektion lebender Kultur traten zuerst nur toxische Erschei-
nungen auf und erst nach lfingerer Zeit auch die endotoxischen. Daraus
geht hervor, daft bei Injektion lebender Bacillen die Produktion verschie-
dener Gifte zeitlich verschieden ist.
6) Bei Injektion lebender Kultur wird der Tod des Kaninchens durch
Lasionen der Nervenzentren verursacht. Diese Lasionen, glaube ich,
werden durch spezifisches Nervengift bewirkt, welches bei Applikation
lebender Kultur sehr oft allein wirkt.
7) Die pathologischen Veranderungen, welche durch pathogene Wir-
kungen der Dysenteriegifte (Shiga-Stamm) hervorgerufen werden, lassen
sich folgendermaBen zusammenstellen:
a) Veranderungen, welche durch Endotoxin hervorgerufen werden —
Veranderungen des Colon:
Hyperamie der Schleimhaut, submukose Blutaustritte, solche der
Falten, deren hochgradigere dicht zusammengedrangt, oft konfluierend
vorkoinmen; die Darmwand verdickt, oft hamorrhagisch, zuweilen fiber
die ganze Lange des Transversus und Descendens erstreckend; die
Serosa dunkelbiaulich verfarbt.
b) Toxische Veranderungen. — Verfinderungen des Blinddarms:
Entzfindliche Oedeme; Verdickung der Darmwand, in hochgradigen
Fallen gallertartig entartet; hamorrhagische Infiltrationen, meist an den
Falten, besonders am Kamm beginnend und allmahlich in den Zwischen-
faltenraum fibergreifend, anfangs hellrotlich, nachher dunkelrot, endlich
nekrotisch werdend, so daB die Falten manchmal fast vom Grunde ab-
getrennt erscheinen konnen; die hamorrhagische Infiltration kann auch
manchmal in dem Zwischenfaltenraum beginnen. Es kommen auch Ffille
vor, wo die entzfindlichen Oedeme von submukosen Blutaustritten und
-tlecken begleitet sind; auch gibt es Faile, wo entzfindliche Oedeme ver-
miBt werden, daffir aber kapillare Blutungen des Zwischenfaltenraumes
vorkommen. Die Serosa ist meist glatt, dfinn-agarartig, blfiulich, dunkel¬
rot Oder dunkelblau verffirbt, oft fibrinfis-entzfindlich; manchmal sub¬
serose Blutungen, oft an der Ansatzstelle der Falten, wodurch querlaufende
Blutungsstriche fibereinander entstehen.
c) Veranderungen der Nerven.
Aus klinischem Befunde der Paralyse, die zum Todc ffihrt, sowie
aus dem anatomischen Befunde des gelfihmten Diureticus und des er-
schlafften Herzens, auch aus den oben erwahnten Erwfigungen, schliefie
ich auf die Invasion der Nervenzentren. Heine Studien hierfiber sind
aber noch sehr mangelhaft und blicke ich mit Bewunderung auf die Ar-
beiten von Dopter, Guxberg und Karasawa.
d) Veranderungen des Dfinndarms. (Annahme eines Dfinndarm-
giftes.)
Die Serosa hyperamisch, manchmal dunkelrot; subserose Blutaus¬
tritte und -fiecken; die Darmwand kann etwas verdickt und odematfis
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Hor'imi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dyaenterietoxine.
353
sein. Die Schleimhaut hyperSmisch, in hocligradigen Fallen kapillare
Blutungen; auch submukflse Blutaustritte und -flecken, meist in der
Nahe der Ileococalgegend, Duodenum und in der Umgebung, sie konnen
auch diclit gedrangt vorkommen und nekrotisch sein; die Ileococal-
gegend zeigt auch bisweilen ahnliche Veranderuugen. Peyersche Driisen
konnen hyperamisch anschwellen, Blutllecken oder Blutungen zeigen;
sie kbnnen aber auch unabhangig von den Veranderungen des Diinn-
darms sein.
Nachtrag.
Trennung der Gifte und ihre pathogenen Wirkungen.
In meiner vorangehenden Arbeit habe ich festgestellt, daB das aus
dem Shiga-Stamm hergestellte Endotoxin, dem Kaninchen intravenos
appliziert, im Colon, das Toxin dagegen im Blinddarm pathologische
Veranderungen erzeugt, und daB es ein spezifisches Nervengiit gibt,
welches unter paralytischen Erscheinungen den Tod des Kaninchens ver-
ursacht. Gleichfalls habe ich auch Uypothesen aufgestellt ilber die Gift-
arten, ihre Lokalisation im Bacillenleibe und ihre Ausgabe, sowie fiber
die Methode der Gifttrennung.
Die Gewinnung reiner Gifte und die Priifung der Hypothese ist die
Aufgabe, die ich hier weiter mir gestellt habe.
Die Gewinnung des Toxins durch kurzdauernde Kultur (Hypothese b 2)
ist, nach dem Ergebnisse der Priifung an Kaninchen No. 139—144 zu
beurteilen, miBlungen, ebenso die Gifttrennung durch Behandlung mit
Organemulsion (Hypothese c 1) Kaninchen No. 146—207.
Die Trennung durch Bindung im Kaninchenkorper und die Ge¬
winnung des Giftes im Blutserum (Hypothese e 2) ist, nach den Er-
gebnissen der Priifung an Kaninchen No. 276—333 sehr aussichtsvoll.
Die Abwaschung des Toxins (Hypothese a 1) und die Gewinnung
reinen Nervengiftes durch fortgesetzte Abwaschung (Hypothese a 2)
haben sich bewahrt. Die Hauptpunkte dieser Studien teile ich, als
Nachtrag zur vorangeschickten Arbeit in folgendem mit.
TIerversuch.
I. Versuchsreihe.
Als Vorbereitung zu Experimenten mit dem durch Abwaschung des
Toxins befreiten Gifte habe ich diese Versuche angestellt, um Anhalts-
punkte fur die Wiederholung der Waschungen und fiir die Menge der
zu applizierenden Giftdosis zu gewinnen.
Hierzu wurde dasselbe Gift verwendet, wie in der IV. Versuchs¬
reihe des 1. Berichts, mit der Absicht, die Dosis letalis des Toxins und
des Endotoxins festzustellen, ferner iiber das Nervengift und fiber die
Wirkung sehr verdiinnten Giftes Aufschliisse herbeizuschaffen.
1. Die Dosis letalis des Toxins ist 0,1, die des Endotoxins 0,01.
Das Endotoxin totet in der Dosis von 0,01 das Kaninchen in 4 Stunden
bis 3 Tagen oder etwas dariiber; das Toxin in der Dosis von 0,05 in
4—7 Tagen, das Tier kann auch, wenn auch sehr selten, den 11. Tag
uberleben. Das Endotoxin ist also viel giftiger, als das Toxin.
2. In einer Dosis unter 0,05 vermag das Toxin keine intestinalen
Veranderungen hervorzurufen; ebenso werden beim Endotoxin die spe-
zifischen Colonveranderungen vermiBt, und man sieht nur ganz gering-
fiigige Darmveranderungen, welche auf das beigemischte Toxin mit Diinn-
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 3,4.
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CentraJbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
darmgift zuriickzufiihren waren. So scheinen bei starker Verdunnung
die Darmgifte verloren zu gehen, so daB das Nervengift allein seine Wir-
kung entfaltet. Bei Anwendung von 0,001 Oder 0,002 vermag weder
das Toxin noch das Endotoxin das Kaninchen in kfirzerer Zeit zu toten,
doch sah ich mit Interesse dem Ausgang entgegen, bis mir ein Hund
nach einer Woche die Kaninchen auffrafi und so einen Strich durch die
Rechnung zog.
3. Bei starker Verdunnung des Giftes entfaltet, wie oben angegeben,
nur das Nervengift seine Wirkung. So hat sich die Vermutung, daB
es durch wiederholte Abwaschungen der zerstorten Bacillenleiber zu ge-
winnen sei (Hypothese a 2) einigermaBen bew&hrt.
4. DaB der Tod des Kaninchens auf das Nervengift zu beziehen ist,
ergibt sich daraus, daB das hochgiftige Endotoxin mehr Nervengift ent-
halt, als das weniger giftige Toxin.
5. Daraus folgt wiederum, daB das Nervengift kein sezerniertes
Gift ist, wie das Toxin, sondern ein mit dem Endotoxin im Bacillenleib
vorkommendes ist. Das Endotoxin enthalt auch deshalb viel Nerven¬
gift, weil bei seiner Gewinnung die Bacillenhaut (Hypothese fiber Leibes-
gift) zerstort wird, wahrend diese bei zentrifugaler Trennung des Toxins
unversehrt bleibt.
6. Aus den obigen Beinerkungen geht hervor, daB es neben dem
Toxin und Endotoxin ein spezifisches Nervengift gibt (1. Bericht, Be-
trachtungen) und daB nicht nur jene beiden miteinander gemischt, son¬
dern auch mit dem Nervengift vereint, vorkommen.
7. Aus der kleinen Dosis letalis des Dysenteriegiftes kann man auf
die hohe Giftigkeit des Nervengiftes schlieBen. Um die toxischen und
endotoxischen Veranderungen zu unterdrticken, muB die Giftmenge sehr
klein sein, weshalb es notwgndig ist, die Abwaschung mehrmals zu
wiederholen, um das Toxin zu entfernen.
II. Versuchsreihe.
Um nach der Hypothese (a 1) der mechanischen Giftrennung durch
Abwaschen des Toxins das Endotoxin (d. h. ein Gemisch von Colon-,
Dunndarm- und Nervengift) zu gewinnen, wurde die Kultur mit Toluol
behandelt und das Toxin auf gewohnliche Weise entfernt, dann abge-
wascheu. Die Gewinnung des Endotoxins geschah auf gewohnlichem
Wege.
Von einer Roux-Flasche wurde zuerst das Toxin abgewonnen. Der
Rfickstaud wurde in 4 Rohrchen 5mal auf dem elektrischen Zentrifugal
abgewaschen. Der Riickstand wurde zerrieben und zentrifugiert. Das
auf diese Weise hergestelite Endotoxin wurde 5 Kaninchen, nach Korper-
gewicht geteilt, in die Ohrvene injiziert.
1. Kaninchen No. 255 wies nur geringffigige endotoxische Ver-
finderungen auf, sonst keine Veranderungen, weder des Blinddarms noch
des Dfinndarms.
2. Die Abwaschung des Toxins ist also gelungen. Die Verande¬
rungen des Colon und des Dfinndarms wurden aber auch zugleich fast
ganzlich vermiBt. Es ist anzunehmen, daB die Bacillen wahrend des
Abwaschens verletzt wurden, und daB sowohl das Colon- als auch das
Dfinndarmgift bereits abgewaschen worden war, als man zum Zerreiben
schritt, so daB nur das Nervengift fibrig blieb. Der kleine Rest des
Colongiftes hat bei einem Kaninchen seine Wirkung spurweise gefiuBert.
3. Durch wiederholte Abwaschungen der abgetoteten Bacillen kann
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Horimi, Ueber die pathogenen Wirkungen der Dysenterietoxine.
355
nicht nur das Toxin, sondern auch das Colongift und Diinndarmgift ent-
fernt werden, dann bleibt nur das Nervengift iibrig.
4. Die Versuche, die zwecks Abwaschung des Toxins vorgenommen
wurden, haben, infolge iibermaBiger Waschung zur Best&tigung der
Hypothese der mechanischen Gifttrennung (a 2) gefiihrt und auch so
die Hypothese iiber die Lokalisation des Giftes einigermaBen bestatigt;
das sezernierte Toxin wird nSmlich am ehesten abgewaschen, demnachst
das durch Zerstorung der Bacillen frei gelassene Inhaltgift (Colongift;
dann das im Unterhautgewebe enthaltene Dunndarmgift, und das Nerven¬
gift, das in der widerstandsfahigsten Haut enthalten ist, bleibt zurflck.
III. Versuchsreihe.
In der letzten Versuchsreihe waren alle Gifte, das Nervengift und
die Spur des Colongiftes ausgenommen, abgewaschen worden. In dieser
Versuchsreihe beabsichtige ich festzustellen, ob es gelingt, das Toxin
allein abzuwaschen. Zu dem Zwecke trennte ich aus vier Roux-Flaschen
zuerst das Toxin. Den Riickstand tat ich in 4 ROhrchen und wusch
ihn zweinial auf der Zentrifugalmaschine. Aus den Ergebnissen voriger
Versuchsreihe nahm ich an, daB die Bacillen zerstort worden waren,
bevor man sie zerrieb, weshalb ich diesmal den Riickstand ohne weiteres
in Kochsalzlosung aufschwemmte und dem Kaninchen applizierte.
1. Beriicksichtigt man, daB eine geringe Giftmenge schon geniigt, Ver¬
anderungen zu erzeugen, und dafi diesmal verh<nismaBig viel Kultur
genommen wurde, die Abwaschung dessenungeachtet nur zweimal ge-
schah, so ist zu erwarten, daB das Toxin nicht vollst&ndig beseitigt sein
kann, was auch in der Tat der Fall war.
2. Um das Toxin vollig abzuwaschen, sollte man kleinere Mengen
Kultur nehmen, und sie mehrmals abwaschen.
IV. Versuchsreihe.
Nach den Ergebnissen beider vorhergehenden Versuehsreihen sollte
eine 2—5malige Abwaschung geniigen, um das Toxin zu entferneu.
Dessenungeachtet habe ich diesmal 8mal Abwaschungen vorgenommen
mit Riicksicht darauf, daB ich ungefahr das doppelte Quantum Kultur
(die Halfte der III. Versuchsreihe) mit derselben Anzahl Zentrifugal-
rohrchen behandelte, wie bei der II. Versuchsreihe.
1) Ich habe keine toxischen Veranderungen angetroffen, aber solche
des Colon- und Diinndarmgiftes.
2) Das Toxin kann demnach durch mechanisches Waschen gewissen
Grades vom Bacillenleib entfernt werden. Die Hypothese iiber mecha-
nische Gifttrennung (a 1) ist somit belegt worden, ebenso die Hypothese,
daB das Toxin sezerniertes Gift ist.
3) Weiterhin werde ich zu priifen versuchen, ob es gelingt, mit
groBerer Menge Kultur und weniger Abwaschungen dasselbe Resultat
zu erzielen, und noch weiter, ob sich durch Abwaschungen gewissen
Grades das hypothetisch im Unterhautgewebe eingeschlossene Diinndarm¬
gift gewinnen l&Bt.
V. Versuchsreihe.
Diesmal wurde anderthalbmal soviel Quantum Kultur in derselben
Anzahl Rohrchen, wie das letzte Mai Gmal abgewaschen.
1. Ich beobachtete diesmal keine Veranderungen des Blinddarms,
aber solche des Colon und des Diinndarms.
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356 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bel. 68. Heft 3/4.
2. Bei geringeren Veranderungen des Colon waren solche des Diinn-
darras viel bedeutender als in der letzten Versuchsreihe.
3) Das Toxin wird durch mechanisches Waschen gewissen Grades
abgewaschen.
4) Die Veranderungen des Diinndarms werden in der II. Versucbs-
reihe vermiBt; sie waren in der IV. geringer als solche des Colon, unci
in der 5. verhaltnismaBig bedeutend. Ihre Intensitat oder ihr Vor-
koinmen uberhaupthangt wahrscheinlich vom Grade der Giftabwaschung ab.
5) Die Erfahrung, dafi die Veranderungen des Diinndarms diesmal
bei geringen Veranderungen des Colon bedeutender waren als in der
VI. Versuchsreihe, sowie daB sie in der I. ganzlich vermiBt wurden,
stimmt mit der Hypothese, dafi das Diinndarmgift ein Untergift sei.
iiberein. denn es geht bei Waschungen schwerer als das Inhalt- oder
Colongift und leichter als das Haut- oder Nervengift verloren.
Scklufibetraclitungcii.
1) Wie ich vorausgesehen hatte, laBt sich das sezernierte Toxin
durch Abwaschungen entfernen.
2) Meine Ansicht, daB der Kaninchentod auf das Nervengift zuriick-
zufuhren ist, griindete sich auf die Erfahrung, daB sehr viele Kaninchen
ohne bedeutende Darmiasionen doch unter Nervensyniptomen zugrunde
gehen, ferner auf die Berichte Doerrs und vieler anderer Autoren, die
sich mit dem Studium der pathologischen Veranderungen der Nerven-
zentren befaBt haben. Manche Punkte, z. B. ob das Nervengift fur sich
allein wirkt, oder ob es der Mitwirkung anderer Giftstofle bedarf, oder
ob die Veranderungen des Nervensystems als Teilerscheinungen einer
allgemeinen Vergiftung anzusehen seien usw., blieben unaufgekiart. Nun
ist es aber festgestellt, daB es ein spezifisches Nervengift gibt, welches
fur sich allein wirkt, wenn die anderen Gifte durch zu starke Verdiinnung
ihre Wirkungen verloren haben (Versuch 1), und welches bei schwacher
Abwaschung mit alien anderen Giften, bei staxkerer Abwaschung mit
anderen Leibesgiften und bei Extraktion tfichtig abgewaschener und
zerriebener Bacillen allein vorkommt, und dann ohne Darmveranderungen
unter paralytischen Erscheinungen zum Tode fiihrt; das Nervengift ist
demnach ein spezifisches selbstandiges Gift, und zwar Hiillengift.
3) Die Lokalisation des Nervengiftes in der Bacillenmembran geht
zwar aus dem Resultat der zweiten Versuchsreihe hervor, will man
jedocli dies deutlicher beweisen, so konnte man den Bakterienriickstand
(in der II. Versuchsreihe bediente ich mich dessen Extraktes) dem
Kaninchen applizieren und zusehen, ob das Tier ohne irgendwelche
Darmiasionen unter paralytischen Erscheinungen verendet.
Aus diesem Grunde bedauere ich, bei der II. Versuchsreihe. die ja
einem anderen Zwecke dienen sollte, den Bakterienriickstand nicht appliziert
zu haben. Das Extrakt enthielt zwar das Nervengift, aber in so geringer
Menge, daB das Tier l&nger als bei anderen Versuchen lebte und wohl
deshalb. weil der Riickstand nicht mehr viel Nervengift enthielt. Jeden-
falls ist es sicher, daB das Nervengift, das zuletzt extrahiert wird, in der
Bacillenmembran enthalten ist.
4) Wenn das durch gehorige Abwaschung des Toxins und des Colon-
giftes entledigte Gift, dem Kaninchen injiziert, den Tod (Nervengift!)
und die Veranderungen des Diinndarms hervorruft, nach weiterer Ab¬
waschung aber nur den Tod herbeifflhrt, so ware die Lokalisation des
Dtinndarmgiftes unterhalb der Membrau des Bacillus noch unzweideutiger
festgestellt.
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357
5) Die normale Anzahl der Waschungen, die notwendig ist, um ein
gewisses Gift aus der Kultur zu entfernen, habe ich noch nicht festge-
stellt. Es konnte durcli Abwaschversuche init deni jedesmaligem Tier-
versuch geschehen; Voraussetzung hierbei ware: gleiche Menge Kultur,
gleiche Anzahl Zentrifugalrohrchen und bestimmtes Quantum Fliissigkeit.
Doch macben die individuelle Eigentiimlichkeit sowohl der Bacillen als
auch der Kaninchen (I. Bericht, Betrachtung 4 C.) und die Eigenschaft
der Shiga-Bacillen, bei Zerstorung teigig zu werden, so daB die einzelnen
Bacillen schwer zu trennen sind, die Arbeit von vornherein nicht leicht.
6) Bei der Applikation des Bouillongiftes (I. Bericht, Versuch I)
und des toxinfreien Giftes (Versuch IV und V) wurden die Veranderungen
des Wurmfortsatzes gefunden, wahrend sie Applikation des Nervengiftes
(Versuch II) fehlten.
7) Es liegt auf der Hand, anzunehmen, daB sie weder dem Toxin
noch dem Nervengift, sondern entweder dem Colonbacillenleibesgift
oder dem Diinndarm-(Untermembran-)Gift zuzuschreiben sind. Weitere
Untersuchungen sollen auch daruber Aufklarung verschaffen.
7) Es ist festgestellt worden, daB man auf mechanischem Wege
durch Abwaschung:
a) ein toxin- (sezerniertes Gift) freies Mischgift,
b) reines Nervengift gewinnen kann.
Gelingt es nun auf demselben Wege
c) ein Gemisch von Diinndarm- und Nervengift zu gewinnen, so
konnte man
durch Immunisierung folgende Gifte im Blutserum gewinnen:
mit Gift a
d) das reine Toxin, welches nur im Blinddarm pathologische Ver¬
anderungen hervorruft;
mit Gift b
e) ein Gemisch von Toxin, Colon- und Diinndarmgift, welches keine
paralytischen Erscheinungen auslost;
mit Gift c
f) ein Gemisch von Toxin und Colongift; weiter durch Immunisierung
und Bindung
mit Gift d (Imm.) und Gift f (Bind.);
g) reines Colongift;
mit Gift f (Imm.) und Gift e (Bind.);
h) reines Diinndarmgift.
In Zukunft werde ich danach streben, erst die bestimmte Wieder-
holung der Abwaschung, welche notig ist, um gewisse Gifte abzuwaschen.
festzustellen und dann diese Hypothese weiter zu vervollkommnen.
Resume.
1. Das Dysenteriegift setzt sich zusammen aus:
Blinddarmgift,
Colongift,
Diinndarmgift und
Nervengift,
deren jedes den ihm spezifischen Organteil angreift.
2. Ich habe' iiber Giftarten und ihre Lokalisation folgende Hypothese
aufgestellt:
a) Sezerniertes Gift (Toxin) — Blinddarmgift;
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358
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Hullen-(Membran-)gift — Nervengift,
.. _ .i A . . Unterhullen-(Submembran-)gift — Dunn-
b) Leibesgift (Endotoxin) darm ift
Inhaltgift — Colongift,
und habe ihre Richtigkeit zum Teil bewiesen.
3. Wird das Dysenteriegift bis auf einen gewissen Grad verdiinnt,
so wirkt nur noch das Nervengift, bei weiterer Verdiinnung immer
schwacher und zuletzt nicht mehr.
4. Der Tod des Kaninchens nach der Applikation des Dysenterie-
giftes ist auf die Wirkung des Nervengiftes zurilckzufiihren.
5. Durch Abwaschen gewissen Grades der abgetoteten Shiga-Ruhr-
bacillen wird das Toxin entfernt, und
6. bei weiterer Abwaschung in gewissem Grade kdnnen auch das
Colon- und Dtinndarmgift entfernt werden, dann bleibt nur reines Nerven¬
gift iibrig.
7. Ebenso konnte man durch Abwaschung bis zu einem gewissen
Grade das Toxin und das Colongift entfernen und ein Gemisch von
Diinndarm- und Nervengift gewinnen.
8. Mit dem unter 6) angegebenen Nervengift und den unter 5) und
7) angegebenen Giftgemischen konnte man durch Immunisierung und
Giftbindung (Neutralisation) [auch andere Gifte in reinem Zustande ge¬
winnen.
9. Die Veriinderungen des Wurmfortsatzes waren entweder auf das
Colon- oder Dunndarmgift zu beziehen.
Zum SchluB erfulle ich die angenehme Pflicht, meinem hochver-
ehrten Herrn Prof. Dr. Sata fur die freundliche Anregung und Leitung,
dem Herrn Dr. Ishii fur den Beistand mit Wort und Tat, den Herren
Prof. Dr. Fukuhara, Prof. Dr. Tanaka, Prof. Dr. 0 gushi, Dr. Arima
und Dr. Honjo fur ihr wohlwollendes Entgegenkommen meinen herz-
innigsten Dank auszusprechen.
Nachdruck verboten.
Der Einfluss der intravenosen Sublimatinjektion auf die
Schutzstoffe des Organismus.
[Aus der I. Frauenklinik der Universitat zu Budapest
(Direktor: Hofrat Prof. B dr Sony).]
Von Dr. Lajos Kalledey.
Auf dem Internationalen AcrztekongreB 1909 hielt Prof. Barsony
einen Vortrag, in welchem er uber ein Verfahren berichtete, mit welchem
man an der unter seiner Direktion stehenden Klinik die fiebernden
Wochnerinnen bzw. samtliche fiebernde Kranken behandelt. Eine bisher
ungewohnte Verabreichungsweise des Sublimats, die intravenOse Injektion
desselben (Corrosiv intra venam = C. i. v.), ist das Wesen der Behandlung.
Das Resultat, welches wir Tag fiir Tag auf unserer Klinik von diesem
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Kalledey, Einflufi der intravendsen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 359
Verfahren vor Augen haben, kommt, wie die meisten Arzneiwirkungen,
vollstandig unbekannterweise zustande.
Meine Absicht war, zu erproben, ob das C. i. v. einen Einflufi auf
die Schutzkorper des Organismus ausfibt, ob es sie vermehrt oder ver-
mindert. Mit der Losung dieser Fragen wollte ich einen theoretischen
Grund schaifen ftir ein Verfahren, welches sich in der Praxis gut be-
wahrte, und weiterhin wollte ich eine von Tag zu Tag beobachtete
Wirkung erklaren.
Der Organismus reagiert auf jede Einwirkung, wenn Bakterien oder
deren Toxine auf einen Organismus einwirken, so produziert der
Organismus Antikorper, deren Aufgabe die SchwSchung, Neutralisierung
und Bindung ist. Die Einfuhrung grofier Mengen solcher Korper oder
die sehr schnelle Produktion derselben gegeniiber einem Agens kann
den Organismus schadigen, ja er kann auch der Einwirkung derselben
erliegen. Die verstarkte Produktion dieser Antikorper, sowohl die Ein¬
fuhrung derselben in fertiger Form als auch die Gewinnung der noligen
Zeit zur Produktion, ist die Aufgabe und das Streben von Heilungs-
vorgflngen den bakteriellen Erkrankungen gegeniiber.
Diese Schutzkorper sind auch im normalen Korper vorhanden
(Ehrlich). Bei der Immunisierung oder bei einer Erkrankung stellt
sich eine Ueberproduktion derselben ein. Wenn wir von den Schutz-
korpern des Organismus sprechen, so verstehen wir unter diesen in
ihrem Wesen und in ihrer Struktur noch derzeitig vollstandig unbekannte
Korper, mit welchen wir ein Symptom erklaren, welches wir in dem
Kampfe des Organismus gegeniiber dem infektibsen Agens beobachten
konnen. Z. B. verstehen wir unter Agglutininen Korper, deren An-
wesenheit dem Serum eine agglutinierende Fahigkeit verleiht. Nach
Ehrlich bindet der eine Teil dieser Kbrper den in den Organismus
gelangten Infektionskorper, der andere Teil besitzt die Fahigkeit der
eigeutlichen bakteriziden Wirkung. Im ersten Teil sind die Agglutinine,
Lysine und Prazipitine inbegriften, im zweiten Teil das Komplement,
oder nach Buchner das Alexin, nach Metschnikoff die Cytase. Das
Komplement ist der eigentlich aktive Korper, welchen wir bei 56° C in
V* Stunde wirkungsunfahig und hiermit das Serum inaktiv machen
konnen. Nur mit dieser Inaktivierung des Serums ist es moglich ge-
worden, einen Immunstoff quantitativ zu bestimmen. Zu einer sero-
logischen Reaktion, z. B. zu einem hamolytischen Versuche, benotigen
wir inaktives Hamolysin (Ambozeptor), reaktivierendes Komplement und
Blutkorperchen, welche zur Auflosung bestimmt sind. Zur Losung
gleicher Mengen Blutkorperchen brauchen wir mehr Hamolysin, wenn
das Komplement in kleinem, und weniger Hamolysin, wenn das Kom¬
plement in grofierein Quantum dazu gegeben wird. Also zur Bestimmung
der Quantitat eines Faktors ist die Kenntnis der beiden anderen notig.
Mittels der Inaktivierung wurde es also moglich, exakte quantitative
serologische Untersuchungen zu machen, auch konnen wir so mit einer
bestimmbaren Quantitat des Komplements bzw. Ainbozeptors arbeiten.
Die quantitative Veranderung der Schutzstoffe im Serum untersuchte
ich in den hier folgenden Experimenten nach der Behandlung mit C. i. v.
Die Veranderungen der Quantitat des Komplements, der Normalagglutinine
und Normallysine untersuchte ich bei Menschen bzw. graviden Frauen;
die spezifischen Antikorper, Lysine und Agglutinine bei Kaninchen, die
vorher mit Typhus bzw. mit Hammelblutkorperchen behandelt waren.
Als Pfeiffer sein Phanomen entdeckte, fand er das gewisse
„Etwas u , ohne welches sein Phanomen nicht entstand, und welches in
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360
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
jedem normalen Serum immer vorhanden ist. Zwar kamen wir durch
die Arbeiten von Bordet, Ehrlich, Morgenroth, Buchner,
Sachs und spater Liidke, hauptsachlich aber Kiss um vieles naher
in der Erkenntnis des Komplements, doch wissen wir noch immer nicht,
was es ist und wie es entsteht. Buchner und Ehrlich halten das
Komplement fair ein Sekret der Leukocyten, Metschnikoff fur ein
Zerfallsprodukt derselben. Nach den heutigen Ansichten ist die fermen¬
tative Eigenschaft des Komplements so gut wie festgestellt. Ich habe
in meinen Untersuchungen genau beobachtet, ob ein Zusammenhang
zwischen den quantitativen Veranderungen des Komplements und der
Leukocyten zu finden ware. Liidke untersuchte zum erstenmal die
quantitative Veranderuug des Komplements und faud beim Huugern
eine Yerminderung, beim Aufenthalt iin Warmen und bei Verabreichung
von Pilocarpin eine Steigerung des Quantuins. Hierher gehoren teil-
weise die Untersuchungen Kreibichs, welcher die Veranderungen der
Bakterizidie nach Quecksilberinjektionen beobachtete; doch waren seine
Untersuchungen nicht speziell auf das Komplement gerichtet. Nach den
Beobachtungen von Morgenroth und hauptsachlich Kiss konnen wir
mit einer gewissen Sicherheit sagen, daB das Quantum des Komplements
und Ambozeptors auf die IntensitSt und Geschwindigkeit der Reaktion
einen groflen EinfluB ausGbt. Die Reaktion ist namlich mit einer gleichen
Menge Ambozeptor intensiver, wenn wir viel Komplement dazu gebeu,
als wie mit weniger Komplement. Dagegen haben wir zur Bindung
bestimmter Mengen Antigen mehr Ambozeptor notig, wenn wir wenig
Komplement nehmen, und weniger Ambozeptor notig, wenn wir mehr
Komplement hinzufiigen. Neuber untersuchte grundlich die quantitativen
Veranderungen des Komplements nach Verabreichung von Arzneimittelu.
Er untersuchte nach der Injektion von verschiedenen Quecksilberpraparaten
(Sublimat, Kalomel, Hydrarg. atoxylic. und Hydrarg. salycilic.) die quan¬
titativen Veranderungen des Komplements. Er fiihrte seine Versuche
ebenfalls an Menschen und Tioren aus. Einen zweifellosen EinfluB be¬
obachtete er in jedem Falle, und zwar stieg das Quantum des Kom¬
plements vom 3.—5. Tage angefangen, am 7.—10. Tage erreichte es das
Maximum, dann fiel es am 13.—15. Tage auf die urspriingliche Menge
zuruck. Er beobachtete niemals eine Verminderung des Komplements
nach der Injektion und konnte niemals die ^negative Phasc“ konstatieren,
wie es Kreibich in der oben genaunten Arbeit bei der Bakterizidie
jedesmal getan hat.
Nachdem ich das Quantum des Komplements vorher bestimmt hatte,
untersuchte ich die Wirkung einer einmaligen Injektion von 3 Oder
5 mg C. i. v. am 1., 3., 5. usw. Tage nach der Injektion. Die Resultate
waren piinktlicher und besser vergleichbar gewesen, wenn ich mit s&mt-
lichen Versuchsseris eines Patienten auf einmal und mit derselben Blut-
korperchenemulsion die Reaktion hatte durchfiihren konnen. Denn ich
kann die Untersehiede, welche zwischen etwas alteren oder jflngeren,
mehr oder weniger widerstandsfahigen Blutkorperchen desselben Tieres
vorhanden sind, nicht fiir vollstiindig einfluBlos erklGren. Ich habe die
Reaktion Tag fflr Tag gemacht, wenn ich versuchte, das Serum bis zum
Ende der Reaktion im Frigo-Apparat aufzubewahren, wurde es, obwohl
ich diesen bei einer Temperatur von 5—6° C hielt, dennoch wirkungslos.
Bei den einzelnen Reaktionen achtete ich sehr darauf, daB ich die
Emulsion gleichmaBig herstellte, daB ich denselben Ambozeptor in der¬
selben Yerdunnung immer auf die Halfte des Titers beniitzte. Die Re¬
aktion wurde vorgenommen mit 3 ccm Fliissigkeit, namlich 1 ccm 5-proz.
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Kalledey, Einflufi der intravenosen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 361
gewaschener Hammelblutkorpercheuemulsion, 1 ccm Hamolysin und in
fallender Menge das Versuchsserum mit 0,9-proz. Kochsalzlosung auf
1 ccm erganzt. Nach kraftiger Durchschiittelung kamen die Versuchs-
rohren in den Thermostaten auf 2 Stunden und von hier in den Eis-
schrank auf 24 Stunden, und nur nach vollstandiger Absenkung notierte
ich das Resultat (Tabelle I—V).
Meine Bezeichnungen bei diesen wie bei den anderen Versuchen sind folgende:
— = Vollstandige Losung der Blutkorperehen, die Flussigkeit ist uberall gleieh-
rnSBig rot gefarbt und durchsichtig; bei der Agglutination ist die Fliissigkeit gleich-
miiBig triibe.
T = Beinahe vollstandige Losung, nur bei griindlichem Durchschiitteln sehen wir
eine kleine Triibung; bei der Agglutination ist eine kleine Wolke im unteren Teil der
gleiehmaBig triiben Flussigkeit.
± = Der oben beschriebene Befund etwas mehr ausgepragt. Die Unterscheidung
halte ich als Uebergang notig, weil der Unterschied zwischcn dieser und dor nachsten
Qualifikation auch so noch zu groB ist; die Uebergangsformen reihte ich irumer in
eine niedrigere Qualifikation eiu.
4 -= Ein kleiner, aber ausge.sprochcner Teil der Blutkorperehen liegt auf dem
Boden der Rohre, die Flussigkeit ist aber gleiehmaBig und deutlich rot; bei der Agglu¬
tination ist die Flussigkeit im oberen Drittel in 2 Teile geteilt, der obere Teil weniger,
der untere Teil vollstandig triib.
4- 4- = Ein groBer Teil der Blutkorperehen ungelost am Boden des Diases, die
Flussigkeit ist rosafarben; bei der Agglutination reicht die sehr triibe Flussigkeit nur
bis auf die halbe Hohe, die obenstehende Flussigkeit ist fast vollstandig klar.
4- + + = Blutkorperehen sind iiberhaupt nicht gelost, die Flussigkeit ist vollstandig
klar; bei der Agglutination liegt der Bakterienknauel am Boden, die Flussigkeit ist
ganz klar.
Schon hier sei bemerkt, daB die obige Unterscheidung bei der Agglutination groBe
Schwierigkeiten bereitete und daB ich nur mittels der Untersuchung von aus mehreren
Schichten des Kolbchens entnommenen hangenden Tropfen zu den obigen Unter-
scheidungen gelangte.
Wenn wir die in den Tabelleu I—V beschriebenen Resultate durch-
sehen, so konnen wir daraus schlieBen, daB das C. i. v. den Komplement-
gehalt des Serums beeinfiuBt. An dem Tage nach der Injektion ver-
mindert sich das Komplement. Am 3. Tage bleibt es auch meist unter
dem Normalen, dann vermehrt es sich und erreicht am 5.—6. Tage die
normale, am 7.—11. Tage die maximale Menge, von da niinmt es wieder
an Quantum ab und am 13.—16. Tage fallt es bis zum normalen Quantum,
zuweilen auch unter dieses.
Meine Resultate stimmen im groBen und ganzen mit jenen Neubers
uberein. Wahrend er nach der subkutanen Injektion des Sublimats
Tabelle I.
G. J., No. 1088. Bekam 3 mg C. i. v.
Scrum menge in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Hiimolysin in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
5-proz. Harnmel-
blutkorperchen-
emulsion
Aufenthalt im
Thermostaten
27. Juni.
Vor d. Injektion
28. Juni.
1. Tag nach der
Injektion
30. Juni.
3. Tag
2. Juli.
5. Tag
4. Juli.
7. Tag
6. Juli.
9. Tag
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0,33
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2 Std.
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+ 4-4-
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0 1 0,0025 1,0 ccm|2 fcstd. |H—|—h|-l—1—F|-l—1—h|-l—I—Fi-1—I—FlH—I—1~|H—I—FiH—1—1-|—
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Tabelle II.
Fran W. A. Bckam 3 mg C. i. v.
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COM
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Hamolysin in
1 ccm 0,9-proz.
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blutkorperchen-
emulsion
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Aufentbalt im
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30. Juni.
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2. Juli.
5. Tag
4. Juli.
7. Tag
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0,33
0,0025
1,0 ccm
2 Std.
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0,0025
1,0 „
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0,010
0,0025
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+ + +
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Kontrolle:
0 | 0,0025 | 1,0 ccm | 2 Std. | + + + I + + + | + + + | + + + | + + + | + + +
Tabelle III.
Jos. K. Bekam 5 mg C. i. v.
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Aufenthalt im
Thermostaten
10. Juli.
Vor d. Injektion
11. Juli.
1. Tag nach der
Injektion
13. Juli.
3. Tag
15. Juli.
5. Tag
18. Juli.
8. Tag
20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,33
0,0025 1,0 ccm
2 Std.
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0,165
0,0025 1,0 „
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Kontrolle:
0 | 0,0025 11,0 ccm| 2 Std. | + + + | + + + |¥ + ¥| + + ¥| + + + | + + + | + + + | + + ++ + +
Tabelle IV.
Sr. A. Bekam 5 mg C. i. v.
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eg
Hamolysin in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
emulsion
Aufenthalt im
Thermostaten
10. Juli.
Vor d. Injektion
11. Juli.
1. Tag nach der
Injektion
13. Juli.
3. Tag
15. Juli.
5. Tag
18. Juli.
8. Tag
20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,33
0,0025 11,0 ccm
2 Std. | —
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Kontrolle:
0 | 0,0025 [1,0 ccm 2 Std. ! + + + | + + + | + + + | + + + | + + + . + + + | + + + ! + ++;+ + +
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- OKB7WA-CHAfflPAf5N-
Kalledey, Einflufi der intravendsen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 363
Tabelle V.
P. R. Bekam 3 rag 0. i. v.
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18. Juli.
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20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
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0,0025
1,0 ccm
2 Btd.
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1,0 „
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+ + +
Kontrolle:
0 | 0,0025 |1.0 ccm| 2 Std. | + ++| + + + | + + + | + + + | + + + | + + + | + + + | + + + | + + +
niemals die Verminderung des Komplements beobachtete, konnte ich
dagegen bei der intravenosen Injektion diese Erscheinung immer finden.
Wenn ich auch mit Sicherheit diese Erscheinung nicht erklfiren kann,
so kbnnte man doch annehmen, daB bei der intravenosen Injektion, wo
das Arzneimittel auf einmal in die Blutbahn gelangt, der Reiz, welcher
die groBere Produktion des Komplements hervorruft, intensiver ist und
somit die primare destruktive Wirkung mehr zur Geltung kommt. In
der oben genannten Arbeit beschreibt Kreibich die Verminderung der
Bakterizidie 24—48 Stunden nach den subkutanen Sublimatinjektionen.
Auch er konnte keine befriedigende ErklSrung geben. Ich will schon
hier betonen, daB ich in der Wirkungsweise des Quecksilbers eine sehr
interessante Beobachtung gemacht habe, was iibrigens Neuber auch
schon erwahnte, namlich, daB der EinfluB der Injektionen vollstandig
gleichmSBig war, sowohl dem Komplement wie den nachfolgenden Anti-
korpern gegeniiber, mochte ich 3 oder 5 mg C. i. v. injizieren. Ich
komme noch in der Zusammenfassung auf dieses Thema zurlick.
Wie ich schon oben erwahnte, behaupten Metschnikoff, Buchner
und Ehrlich, daB zwischen dem Komplement und den Leukocyten ein
inniges Verhaitnis besteht. In meinen Untersuchungen, in welchen ich
die quantitativen Veranderungen des Komplements beobachtete, gab ich
auch auf die Veranderungen der Zahl der Leukocyten acht. Nach
Metschnikoffs Phagocytenlehre waren doch eben diese die Haupt-
schutzelemente des Organismus. Seine epochalen Versuche, in welchen
er bewiesen hat, daB diese amoboiden Korper das Agens nicht nur in
sich einschlieBen, sondern mit Hilfe eines Fermentes auch vernichten,
schafften eine ganz neue Richtung in den Versuchen, und wurden Grund-
satze einer derzeit schon gut ausgearbeiteten Behandlungsmethode.
Die Hyperleukocytose wollte man zur Heilung der Infektionskrank-
heiten beniitzen. Solche Hyperleukocytosen konnte man nach Ver-
abreichung gewisser Stoffe (Spermin, Nukleinsaure) feststellen. Die Frage
der Leukocyten in der Gynakologie studierte Horvdth sehr griindlich.
Seine Erfahrungen daruber legte er in seiner auf dem Internationalen
AerztekongreB 1909 vorgetragenen Arbeit nieder. Auch untersuchte
Horvdth die Einwirkung des C. i. v. sowohl auf die Qualitat, wie auch
auf die Quantitat der Leukocyten. Haucks Arbeit umfaBt auch die
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364
Centralbl. f. Bakt. etc. [. Abt. Originate. Bd. 08. Heft 3/4.
kleiusten Details dieser Frage. Wollte ich die Einzelheiteu dieser Frage
besprechen, so wurde ich mich von deni eigentlichen Zweck dieser
Arbeit sehr weit entfernen; ich verweise deswegen auf die obigen zwei
Arbeiten.
In meinen Fallen fand ich bei dera Zahlen der Lcukocyten vor der
C. i. v.-Injektion als Maximum 8000, als Minimum 6000: nach der In-
jektion 10000 als Maximum und 7600 als Minimum. Eine entschiedene
Vermehrung der Leukocyten bzw. eine nennenswerte Leukocytose fand
ich also nicht; jedenfalls muB ich aber betonen, daft die Leukocyten sich
in keinem Falle vermindert haben, eher noch vermehrt, wenu auch nicht
in nennenswertein MaBe. Beachtenswert ist aber jedenfalls bezuglich des
Zusammenhanges zwischen den Leukocyten und dem Komplemeut, daB
die Leukocyten bei der so ziemlich ausgesprochenen Vermehrung des
Komplements sich nur unwesentlich vermehrt haben.
Die quantitative Veranderung der Agglutinine und dercn Bestimmung
ist ein in der Praxis am meisten beniitztes Ivapitel der Serologie. Infolge
der groBen Brauchbarkeit der Reaktion kam es, daB man die Aggluti¬
nation bis auf das exakteste studierte und daB man mit keiner Sero-
reaktion so viel Experimente ausfiihrte, als eben mit dieser.
Den EintluB der Arzneimittel auf die Agglutinine untersuchte zuiu
erstenmal Schwartzmann. Dieser konute die agglutinierende Fahig-
keit des Hundeserums auf die roten Blutkorperchen des Kaninchens
feststellen, und fand, daB am 3. Tage nach der Injektion der Aggluti-
nationstiter von 1 : 10 auf 1 : 150 gestiegen war. Dohi injizierte
2—3 mg Sublimat mit Staphylococcus aureus vorbehandelteu
Kaninchen, untersuchte nach 1—2 Tagen die Agglutinine und stellte fest,
daB das Sublimat keiuen EintluB auf die Agglutinine hatte. Ich kanu
infolge meiner Resultate Dohis Untersuchungen nur bestatigen, denn
nach 1—2 Tagen konnte auch ich keinen EintluB feststellen, derselbe
war immer erst spater nachweisbar. Neuber untersuchte die quantitative
Veranderung der Agglutinine an mit Typhus immunisierten Kaninchen.
In jedem Falle sah er einen EintluB, uml zwar bis zum 2.-3. Tage eine
Verminderung und dann eine Vermehrung, und zwar am 10. Tage bis
zur normalen, am 12.—15. Tage bis zur maximalen Menge. Hier also
fand auch er eine negative Phase, welcher eine positive folgt.
In meinen Untersuchungen bestrebte ich mich, die quantitativen
Veranderungen teils der Normalagglutinine, teils der spezifischen Typhus-
agglutinine zu bestinunen. Bei denselben Personeu, bei welchen ich das
Komplement untersuchte, beobachtete ich auch die Normalagglutinine.
Zu den Agglutinationsversuchen benutzte ich eine 20-stiindige Typhus-
bouillonkultur und keine Bakterienemulsion, weil die Bouillon teils gleich-
maBiger verteilt ist, teils weil die Konzentration auch immer eine gleich-
maBigere, als bei der von Fall zu Fall angefertigten Emulsion ist.
Ein einzelnes Versuchsrohrchen enthielt 2 ccm Fliissigkeit; 1 ccm
Bouillon und 1 ccm verdiinntes Serum. Die Rohren kamen auf 2 Stunden
in den Thermostaten bei 37° C, nachher wurde das Resultat abgelesen.
Es war immer schwierig, zu bestimmen, in welche Ivlasse die einzelnen
Rohrchen eingereiht werden sollen. Bei den fraglichen Exemplaren bzw.
bei den Uebergangsforinen untersuchte ich immer im h&ngenden Tropfen
den Grad der Agglutination, manches Mai in aus raehreren Schichten
angefertigten Priiparaten, bis ich dieselben in eine Klasse einreihen
konnte.
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Kalledey, EinfluS der intravenosen Sublimatinjektion auf dieSchutzstoffe etc. 365
Tabelle VI.
G. J. Bekam 3 mg C. i. v.
Serummenge in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
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Tabelle VII.
Frau W. A. Bekam 3 mg C. i. v.
Serummenge in j
1 ccm 0,9-proz. J
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a
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Vor d. Injektion
28. Juni.
1. Tag nach der
Injektion
30. Juni.
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4. Juli.
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be
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Kontrolle:
0 | 1,0 ccm | 2 Std. | — | —
Tabelle VIII.
Jos. K. Bekam 5 mg Civ.
.2 hr
— O
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s<*.4
goJ
| BO
2 85
20-stiindige
Typhus bouillon-
kultur
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Thermostaten
10. Juli.
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3 0J 5
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O)
3
13. Juli.
3. Tag
15. Juli.
5. Tag
18. Juli.
8. Tag
20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,5
1,0 ccm
2 Std.
+ + +
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1,0 „
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Tabelle IX.
Sr. A. Bekam 5 mg C. i. v.
° § CO
V c
bCCL =
G —L 2S
8 °i-‘Q
0O*J
§ 85
£ 8.J
s
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ist
X ^
« Sja
S p-
H
Aufenthalt im
Thermostaten
10. Juli.
Vor d. Injektion
11. Juli.
1. Tag nach der|
Injektion
13. Juli.
3. Tag
15. Juli.
5. Tag
18. Juli.
8. Tag
20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,5
1,0 ccm
2 Std.
+ + +
+ + +
+ + +
+ + +
+ + +
+ + +
+ + +
+ + +
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0,25
1,0 „
2 „
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0,123
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—
0,061
1,0 „
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Tabelle X.
P. R. Bekam 3 mg C. i. v.
Serummenge in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Los ung
20-stiindige
Typhusbouillon-
kultur
Aufenthalt im
Thermostaten
10. Juli.
Vor d. Injektion
11. Juli.
1. Tag nach der
Injektion
13. Juli.
3. Tag
15. Juli.
5. Tag
18. Juli.
8. Tag
20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,5
1,0 ccm
2 Std.
+ + +
+ + +
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+■+ +
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0,004
1,0 „
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—
—
—
—
—
—
—
Laut der hier angefuhrten Tabellen VI—X ist die Wirkung des
C. i. v. auf die Agglutinine eine gleiche wie auf das Komplement. Der
Agglutinationstiter fallt am 1.—3. Tage auf die Halfte der Normalen,
von da an steigt die Menge der Agglutinine stufenweise, und zwar am
7.—9. Tage auf das Vierfache, nachher ist wieder ein Abfall der Menge
bis auf das Normale Oder auf eine kleinere Menge konstatierbar.
Die spezifischen Agglutinine (Tabelle XI —XII) beobachtete ich an
immunisierten Kaninchen. Zu diesem Zwecke injizierte ich das Kanin-
chen 3mal in Intervallen von einer Woche je 1 ccm 20-stiindiger Typhus-
bouillonkultur subkutan, welche durch Erw&rmung auf eine Temperatur
von 56° C wahrend einer Stunde abgetotet waren. Die subkutane In-
jektion wahlte ich darum, weil in der Intensity der Reaktion keine
Differenz nachweisbar ist, und weil ich die Venen schonen wollte. Nach
der 3. Injektion wartete ich noch eine Woche und erst dann fing ich
an, den Agglutinationstiter zu untersuchen. Erst als das Serum 2mal
nacheinander in derselben Verdiinnung agglutinierte, habe ich einem
Kaninchen 3, dem anderen 5 mg C. i. v. injiziert und erst dann beob¬
achtete ich die Wirkung. Im grofien und ganzen ist die Wirkung ein
und dieselbe auf die spezifischen Agglutinine, wie auf die nicht-spezi-
fischen menschlichen Agglutinine. Bei den spezifischen Agglutininen
fand ich also auch eine negative Phase (3.—5. Tag), nach welcher eine
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HRRAbJA-rHAMPAIO bJ „
Kalledey , EinfluS der intravenonen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 367
Tabelle XI.
Kaninchen No. VII. Bekam 3mal 1 ccm Typhusbouillon. 3 mg C. i. v.
Serum-
verdiinnung
mit 0,9-proz.
NaCl-Losung
20-Btiindige
Typhusbouiflon-
kultur
Aufenthalt im
Thermos ta ten
1. August.
Vor d. Injektion
2. August.
1. Tag nach der
Injektion
4. August.
3. lag
00
3 tC
CD
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CO
12. August.
10. Tag
« .
3 hL
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15. Tag
1:50
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2 Std.
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+ + +
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1,0 „
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1:800
1,0 „
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—
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1 :1000
1,0 „
2 „
—
—
—
—
—
—
—
—
Tabelle XII.
Kaninchen No. II. Bekam 3mal 1 ccm Typhusbouillon. 5 mg C. i. v.
Serum-
verdiinnung
mit 0,9-proz.
NaCl-Losung
20-stiindige
Typhusbouillon-
kultur
Aufenthalt im |
Thermostaten
1. August.
Vor d. Injektion
2. August.
1. Tag nach der
Injektion
4. August.
3. Tag
I ^
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^ to
CD
8. August.
7. Tag
11. August.
10. Tag
Ol
s ui
SX,sS
sH
<1 .
CO
H
16. August.
15. Tag
1:50
1,0 ccm
2 Std.
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1:400
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1:800
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—
1:1000
1,0 „
2 „
—
—
—
—
—
—
—
positive (bis 15. Tag) folgt und dann eine Ausgleichung, bei welcher die
Menge der Agglutinine etwas geringer wird als gewohnlich. Die Zeit
der einzelnen Phasen f&llt nicht vollstandig zusammen mit der bei dem
Komplement gefundenen.
Es wurde bisher nur eine kleine Anzahl von Versuchen gemacht,
die das Verhalten der Lysine gegentiber Arzneimitteln bestimmen. Dohi
untersuchte die Wirkung des Jod, Arsen und Quecksilber auf die hkmo-
lysierende Fahigkeit des Serums. Die Fahigkeit verringerte sich am 2.
bis 3. Tage und dann erhohte sie sich, um am 12. Tage ihr Maximum
zu erreichen, und von nun an verminderte sie sich wieder. Nach mehr-
maliger Verabreichung des Arzneimittels sah Dohi eine Verminderung
des Hamolysins, das auch auf dieser niedrigen Stufe blieb. N e u b e r
untersuchte die Wirkung des Quecksilbers auf die Lysine teils an mit
Typhus immunisierten Kaninchen, teils an syphilitischen Kranken. Seine
Resultate stimmen im allgemeinen mit jenen Dohis iiberein, nur be-
obachtete er den minimalen Wert am 8., den maximalen am 14. Tage.
Einen Teil meiner Untersuchungen filhrte auch ich, wie die oben
erwahnten, mit HSmolysin aus. Die normalen Hamolysine wurden an
Graviden und Wbchnerinnen untersucht, denen ich nach der Bestimmung
des normalen Lysinquantums 3—5 mg C. i. v. injizierte. Die Verande-
rungen der spezifischen Hamolysine beobachtete ich an mit Hammelblut-
korperchen behandelten Kaninchen. Zu diesem Zwecke wurden 3mal in
wochentlichen Zeitraumen je 1 ccm gewaschene Hammelblutkorperchen
subkutan injiziert. Am 8. Tag nach der 3. Injektion, nach der Bestim-
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URBANA-CHAMPAIGN
368
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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mung des hSmolytischen Titers verabreichte ich einem Versuchstier 3,
dem anderen 5 mg C. i. v. und untersuchte das Serum am 1., 3., 5. usw.
Tag. Ich habe das menschliche Serum, sowie das von immunisierten
Kaninchen stammende, eine halbe Stunde lang bei 56° C inaktiviert. Um
weiterhin auch diese minimalen Unterschiede zu vermeiden, welche
zwischen den von Fall zu Fall angefertigten Blutkorperchenemulsionen
bestehen, habe ich die Sera im Frigo-Apparat bei —5—6° C aufbewahrt.
Im allgemeinen halt man die Bakteriolysine und die Hamolysine fur den-
selben Stoff. Ich hielt es fiir wichtig, auch die Bakteriolysine zu be-
stimmen. Zu dieser Bestimmung wahlte ich nicht das bekannte
Pfeiffersche Phanomen, sondern das in Citrons Methodik be-
schriebene Vorgehen von Neisser und Wechsberg in der umge-
arbeiteten Weise von Stern und Korte. Die zur Untersuchung be-
stimmten Sera und ein Kontrollserum habe ich eine halbe Stunde lang
bei 56° C inaktiviert und sie stufenweise in kleineren Mengen in sterile
Versuchsrohrehen gegossen und mit steriler Kochsalzlosung zu 1 ccm
erganzt. Zu diesem habe ich 1 / a ccm 20-stundiger Typhusbouillonkultur
in der Verdiinnung 1:5000 und V 2 ccm 1:12 verdiinntes Meerschweinchen-
serum zur Reaktivierung gegossen, und das Ganze auf 3 Stunden in den
Thermostat gegeben; danach habe ich den Inhalt je eines Versuchs-
rohrchens zu einer Agarplatte verarbeitet. Nach 18—24 Stunden habe
Tabelle XIII.
G. J. Bekam 3 mg C. i. v.
Serummenge in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
emulsion
Komplement in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Aufenthalt im
Thermostaten
27. Juni.
Vor d. Injektion
28. Juni.
1. Tag nach der
Injektion
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CO
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4. Juli.
7. Tag
6. Juli.
9. Tag
8. Juli.
11. Tag
10. Juli.
13. Tag
0,5
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0,1
2 Std.
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Tabelle XIV.
Frau \V. A. Bekam 3 mg C. i. v.
Serummenge in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
emulsion
Komplement in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Aufenthalt im
Thermostaten
27. Juni.
Vor d. Injektion
28. Juni.
1. Tag nach der
Injektion
30. Juni.
3. Tag
2. Juli.
5. Tag
4. Juli.
7. Tag
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1,0 ccm
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Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Kalledey, Einflufl der intravenosen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 369
ich die Kolonieen gez&hlt. Unbegreiflicherweise zeigte sich das Serum
bei diesen Versuchen vollstandig wirkungsunfahig, trotzdem daB es bei
den Komplementbindungsreaktionen sich bestatigte, dafi bei der Zube-
reitung des Serums kein Fehler gemacht worden ist.
Tabelle XV.
Frau Sr. K. Bekam 5 mg C. i. v.
Serumraenge in
1 ccm 0,9-proz.
NaOl-Losung
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
emulsion
Komplement in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl Losung
Aufenthalt im
Thermos ta ten
10. Juli.
Vor d. Injektion
11. Juli.
1. Tag nach der
Injektion
13. Juli.
3. Tag
-5 tc
3 OS
18. Juli.
7. Tag
20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,1
2 Std.
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Tabelle XVI.
Sr. A. Bekam 5 mg C. i. v.
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Tabelle XVII.
P. R. Bekam 3 mg C. i. v.
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Komplement in j
1 ccm 0,9-proz.
NaCl- Losung j
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
emulsion
Aufenthalt im
Thermostaten
10. Juli.
Vor d. Injektion
11. Juli.
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Injektion
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20. Juli.
10. Tag
22. Juli.
12. Tag
24. Juli.
14. Tag
26. Juli.
16. Tag
0,5
0.1
1,0 ccm
2 Std.
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444
444
444
Erne Abt. Orig. Bd. 68. Heft 8/4. 24
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URBANA-CHAMPAIGN
370
Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Bei den mit den Hamolysinen angestellten Versuchen gelangte ich
zu denselben Resultaten, wie bei den oben beschriebenen Versuchen
mit dem Komplement und den Agglutininen. Mit den bei Menschen
festgestellten quantitativen Veranderungen des Normallysins (Tabelle XIII
bis XVII) gehen Hand in Hand die Veranderungen der anderen Schutz-
stoffe des Serums. Am folgenden Tage nach der Injektion sehen wir
auch hier eine Verminderung der Lysine, zwar nicht so ausgesprochen
wie bei den vorigen — dann ist eine deutliche Vermehrung sichtbar, am
7.—11. Tage Kulmination, danach eine Verminderung unter die normale
Menge. Diese Untersuchungen stimmen vollstandig mit den Unter-
suchungen an immunisierten Kaninchen iiberein mit spezifischen Hamo¬
lysinen (Tabelle XVIII- XIX).
Tabelle XVIII.
Kaninchen No. 15. Bekam 3mal 1 ccra gewaschene Hammelblutkorperchen.
3 mg C. i. v.
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1. August.
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2. August.
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4. August.
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Tabelle XIX.
Kaninchen No. 16. Bekam 3mal 1 ccm gewaschene Hammelblutkorperchen.
5 mg C. i. v.
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E a ?":o
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o •- a
► E55
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
cmulsion
Komplement in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Aufenthalt im (
Thermostaten i
1. August.
Vor d. Injektion
2. August.
1. Tag nach der
Injektion
4. August.
3. Tag
6. August. [
5. Tag
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16. August
15. Tag
1:50
1,0 ccm
0,1
2 Std.
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1:1000
1,0 „
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4-4-4“ 14-4-4-
4-4-4-
+++
+ + +
Auch dies spricht dafur, daB die spezifischen Schutzkorper auch
normalerweise vorhanden sind, und bei der Immunisierung nicht die
Qualit&t, sondern nur die Quantitat derselben sich verSndert Ich er-
wahne auch hier, daB ich keinen Unterschied gesehen habe, als ich 3
oder 5 mg C. i. v. injizierte.
Durch die von Bordet in die Serologie eingefflhrte Komplement-
fixation bekam der Antikorper eine grofie praktische Rolle, weshalb letz-
terer der Gegenstand vieler Untersuchungen und Mitteilungen wurde.
Ebenfalls empfehlen Wassermann und Bruck die Bestimmung des
Quantums der Antikorper mit der Komplementbindungsreaktion an ty-
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URBANA-CHAMPAIGNj_
Kalledey, EinfluB der iDtravenosen Sublimatinjektion auf die Schutzstoffe etc. 371
phosen Tieren. Leuchs studierte diese Reaktion genauer und fand sie
in so hohem Grade spezifisch, daB man mit ihrer Hilfe auch die ver-
schiedenen Bakterienarten der Coli-Typhusgruppe unterscheiden kann.
Nach Leuchs’ Vorschriften, doch mit einer gewisser Transformation,
arbeitete Neuber, der in der zitierten Arbeit auch die quantitativen
Veranderungen der Antikorper gegentiber den gebrfluchlichen Antiluetica
untersuchte.
Diese Komplementbindungsreaktionen habe ich mit den zu den
Agglutinationsversuchen immunisierten Kaninchensera gemacht. Das
Antigen verfertigte ich nach Neubers Vorschriften. Zwar war es in
meinem Falle nicht wichtig, daB das Antigen langere Zeit dieselbe
Starke behielt, da ich an ein und demselben Tag, an welchem ich das
Antigen titrierte, meine samtlichen Komplementbindungsreaktionen vor-
nahm. Zur Gewinnung des Antigens infizierte ich 15 Petri-Platten
mit Typhus und verstrich den Infektionsstoff mittels Glasstab gut auf die
ganze Platte. Nach 20 Stunden wusch ich diese Agarplatten mit je
3 ccm 0,9-proz. Kochsalzlosung ab. Die so gewonnene milchig trtibe
Fliissigkeit brachte ich auf 24 Stunden in ein Wasserbad von 80° C,
dann auf 48 Stunden in den Schuttelapparat; nachher zentrifugierte ich,
bis die Fliissigkeit vollstandig klar war, und dann gab ich 0,5 Proz.
Phenol hinzu.
Auf die Frage hin, ob das in dieser Weise gewonnene Antigen kon-
stant auf demselben Titer bleibt, kann ich keine Antwort geben, weil ich
es nur einmal titriert habe, da ich es nur einen Tag benutzte. Zu
meinen Versuchen nahm ich 0,25 ccm Antigen, fiigte 0,2 ccm Serum und
0,1 ccm Komplement hinzu, mit 0,9-proz. Kochsalzlosung zu je 1 ccm
erg&nzt. Die 3 ccm enthaltenden Rohrchen brachte ich nach grflndlicher
Durchschiittelung auf eine Stunde in den Thermostat von 37° C, dann
fiigte ich den Rohrchen 1 ccm Hamolysin, auf die Halbverdiinnung des
Titers und 1 ccm 5-proz. gewaschene HammelblutkOrperchenemulsion zu.
Nach grflndlicher Durchschiittelung brachte ich sie wieder auf 2 Stunden
in den Brutschrank und von da in den Eisschrank zur Absenkung, nach¬
her las ich die Resultate ab. Die Resultate (Tabelle XX—XXI) flber-
zeugen uns, daB die auf die spezifischen Antikorper ausgeflbte Wirkung
vollstandig der auf die Agglutinine ausgeflbten entspricht. An dem der
Injektion folgenden Tage vermindert sich die Menge der Antikorper, vom
5. Tage an vermehrt sie sich und ungefflhr am 13. Tage erreicht sie das
Maximum. Meine Resultate stimmen mit jenen von Kreibich, Do hi
und Neuber tiberein, abgesehen von einigen zeitlichen Differenzen.
Meine Resultate zusammenfassend, kann ich also behaupten, daB das
C. i. v. die Schutzkorper des Organismus deutlich beeinfluBt. Man kann
regelra&Big Oder besser gesetzmaBig beobachten, daB die von mir unter-
suchten Schutzstoffe nach einer an dem Tage nach der Injektion auf-
tretenden kleinen Verminderung sich vermehren. In der Wirkung des
C. i. v. kann man also eine kurze negative und danach eine langere und
intensivere positive Phase unterscheiden.
Auch ich kann die Befunde frflherer Beobachtungen bestatigen, daB
das C. i. v. auf die molekularen Bestandteile des Blutes nicht destruierend
wirkt, im Gegenteil, daB das C. i.v. diese immer noch vermehrt. SchlieBlich
habe ich beobachtet, daB die Wirkung der Injektion immer dieselbe war
ungeachtet dessen, ob ich 3 Oder 5 mg C. i. v. injizierte.
Die Erklarung dieser Befunde kann ich aber nur sehr lflckenhaft
geben, da wir von der Herkunft und von dem Wesen dieser Korper bzw.
Stoffe nur sehr wenig wissen, und nur betonen konnen, daB sie nach
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372
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
Tabelle XX.
Kaninchen No. 7. Bekam 3mal 1 ecm Typhusbouillon. 3 mg C. i. v.
Smirnmonge in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Typhusantigen
in 1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Komplement in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Aufenthalt im
Thermostaten
Hamolysin in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
5-proz. Hamruel-
blutkornerchen-
emulsion
Aufenthalt im
Thermostaten
C
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Injektion
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Tabelle XXI.
Kaninchen No. 11. Bekam 3mal 1 ccm Typhusbouillon. 5 mg C. i. v.
• S § M
a> 3
60 0.3
a • ®
® °l--o
goi-3
g ad
C g *
t»^-c
Typhusantigen
’in 1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
Komplement in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
1 Aufenthalt im
Thermostaten
Hamolysin in
1 ccm 0,9-proz.
NaCl-Losung
5-proz. Hammel-
blutkorperchen-
emulsion
Aufenthalt im
Thermostaten
1. August.
iVor d. Injektion
2. August.
1. Tag nach der
Injektion
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cc
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1 $
U)r*
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8. August
7. Tag
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—
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der meist vertretenen Ansicht von gewissen Zellen produziert werden.
Neuerdings bringt man die Toxine und Antitoxine mehr und mehr mit
den Enzymen in Zusammenhang, und es ist gar nicht unmoglich, daB
man in kurzer Zeit die meisten Serumwirkungen fur Enzymwirkungen
halten wird. Soli die eine oder auch die andere Ansicht die richtige
sein, in jedem Falle wirkt das Quecksilber als anregender Reiz. Die
negative Phase inochte ich als die primare destruktive Wirkung auf-
fassen, auf welche die positive als die eigentliche Reaktion folgt. Nahe-
liegend ist die Annahme, daB der Organismus sich gegenfiber dem
Quecksilber als Protoplasmagift schutzen muB, und die Folge dieser
Schutzwirkung ist die Vermehrung der Schutzstoffe. (Aehnlich mSchte
ich auch die Wirkung des Arsens resp. Salvarsans erklSren.) Es ist
fraglich, wie man mit dieser Auffassung die Tatsache erklaren konnte,
daB die Wirkung der Injektion nicht beeinfluBt wurde, wenn ich 3 oder
5 mg C. i. v. injizierte, namentlich daB die Reaktion nicht mit der Zu-
nahme der Aktion Schritt gehalten hatte. Neuber bespricht auch diese
Frage, indent er auch die Phagocytose nach Verabreichung verschieden
groBer Dosen von Quecksilberprdparaten untersuchte. Bei kleinen Dosen
von verschiedenen Arzneimitteln konnte er die Verstdrkung der Phago¬
cytose feststellen, bei groBeren Dosen einen Abfall dieser Eigenschaft.
Namlich nach groBen Dosen Quecksilber ist die prim&re destruktive
Phase so intensiv, daB die darauffolgende positive Phase zur Ausgleichung
beniitzt wird. Laut diesem ware also das Entsprechendste, in fort-
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Kodama, Die Ursache dcr natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 373
gesetzten kleinen Dosen das C. i. v. zu verabreichen, in welchem Falle
namlich die nacbeinander folgenden kleineren Reize eine konstante Ver-
mehrung aufrecht erhalten.
Ueber den Ursprung dieser Schutzstoffe haben wir zwar keine Auf-
klarung bekommen, doch konnen wir aus der Tatsache, daii auf denselben
Reiz samtliche Schutzstoffe gleichinabig reagieren, schlieBen, dafi ihre
Quelle gemeinsam ist, und daB mit der Vermelirung eines Schutzkorpers
auch die anderen sich verniehren.
Die Heilung der Infektionskrankheiten ist nach den heutigen An-
schauuugen ein siegreicher Kampf des Organismus dem Infektionsagens
gegenuber. Nach meinen Untersuchungen kaun ich ausdrilcklich be-
haupten, daB das C. i. v. auf die Schutzstoffe des Organismus
vermehrend wirkt, daB deninach die intravenose Subliinatinjektion
beijeder Infektionskrankheit begrtindet ist.
Literatnr.
Barsony, Janos, L'Obstetrique. 1910.
Liidke, Miinchen. med. Wochenschr. 1905. p. 43.
Kreibich, Arch. f. Dermat. 1907. p. 86.
Kiss, Orvosi Hetilap. 1909. p. 43.
Leuchs, Berlin, klin. Wochenschr. 1907. p. 3—4.
Neuber, Ede, Orvosi Hetilap. 1909; Aren. f. Dermat. 1910. p. 105.
Horvdth, Mihaly, Orvosi Hetilap. 1909. p. 49.
H a u c k, Arch. f. Dermat. 1906. p. 78.
Bchwarzmann. Berlin, klin. Wochenschr. 1908. p. 45.
Wassermann u. Bruek, Med. Klinik. 1905. p. 55.
Citron, Methoden der Imraunodiagnostik. Leipzig 1910.
Neuber, Ede, Arch. f. Dermat. 1911. p. 707.
Nachdruck verboten.
Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrand-
bacillen.
Entstehung, Wesen und Beschaffenheit der Kapsel.
[Aus der St&dtischen Hygienischen Untersuchungsanstalt zu Tokio
(Direktor: Prof. Toyama).]
Von II. Kodama, Vorsteher der bakteriologischen Abteilung.
Ueber die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrand¬
bacillen ist schon friiher eifrig geforscht und sehr vieles dariiber be-
richtet worden. Trotzdem sind die Auffassungen der Untersucher bisher
nicht die gleichen. Ich fing vor einigen Jahren an, (iber die Entstehung
der Kapsel der Milzbrandbacillen zu arbeiten, und babe micli spater der
Frage der natiirlichen Immunitat zugewendet. Ich will hier zunachst
kurz die einschiagige Literatur besprechen und dann iiber meine Resul-
tate berichten.
A. Die natiirliche Immunitat der Milzbrandbacillen.
Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen haben
Metschnikoff und einige andere Autoren ausschlielllich auf Uhagocytose zu-
riickgefiihrt; auf der anderen Seite sind Fodor, Fliigge, Nuttall, Buchner
und eine groOe Anzahl von Autoren der Ansicht, dafi die bakterizide Wirkung des
Serums eine Hauptrolle spielt. Indessen wurde diese letztere Auffassung durch die
Experimente von Behring und Niessen widerlegt, rvelche zeigen, dan das Serum
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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des Milzbrandempfiinglichen Kaninchens stark bakterizid ist, wahrend die Sera
milzbrandrefraktarer Tiere (Hund und Iluhnl es nicht. sind.
Beide Theorien standen lange Zeit einanaer gegeniiber, und es Let noch unsicher,
welches die richtige ist; neuerdings werden die Studien auf diesem Gebiete wieder
lebhafter betrieben.
I. Bail und Pettersson haben die Frage nach den Beziehungen zwischen
der bakteriziden Wirkung des Serums und der Immunitat gegen Milzbrand wieder auf-
genommen. Nach ihrer Ansicht ist die Vernichtung der Milzbrandbacillen bei dem
Huhn einem Komplement zuzuschreiben, das dem Knochenmark entstammt.
II. Deutsch und Feistmantei hatten beobachtet, dad die bei Meerschwein-
chen in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen sehr bald verschwanden, dann
aber nach einigen Stunden andere auftraten, welche eine Kapsel besaden und der
FreStatigkeit der Leukocyten widerstanden.
III. Ebenso fand Lohlein, dad frische tierische (eingekapselte) Milzbrand-
stabchen auch in vitro von den Fredzellen nicht aufgenommen weiden.
IV. Gruber und Futaki sind fiber die Widerstandsfahigkeit des Huhnes
gegen den Milzbrandbacillus der Meinung, dad einerseits die hohe Korpertemperatur,
die das Huhn von Natur aus hat, die Vermehrung der Bacillen hemmt, dad anderer-
seits aber der haupteachliche Schutz durch die wirksame Phagocytose bedingt ist,
welche die Bacillen vernichtet, noch bevor sie sich hatten einkapseln konnen. In
den ffir Milzbrand empfindlichen Kaninchen und Meerschwcinchen bildet der Milz¬
brandbacillus elne Kapsel als Abwehr gegen die Phagocytose.
V. Heim gelang der Nachweis, dad die Einkapselung der Bacillen zur Ab¬
wehr gegen bakterienfeindliche Stoffe im Blutserum geschieht.
VI. Preisz kommt auf Grund seiner zahlreichen Beobaehtungen zu dem Er-
gebnis, dad bei alien Tieren bakterizide Substanzen gegen Milzbrandbacillen in ver-
schiedenen Mengen und Konzentrationen vorhanden sind. Bei immunen Tieren
sind diese Substanzen in groderer, bei wenig empfindlichen in geringerer Menge,
bei sehr empfindlichen dagegen sparlich vorhanden. In letzterem Falle bleiben die
Bacillen noch im Gewebe am Eeben, bilden Kapseln, erhohen hierdurch ihre Resistenz
und bedingen die Allgemeininfektion; bei wenig empfindlichen und immunen Tieren
findet starkere Phagocytose deshalb statt, weil zahlreiche Bacillenleichen vorhanden
sind, die eine lebhaftere Tiitigkeit der Leukocyten zulassen, als es bei lebenden
Bacillen der Fall ist. Die Empfindlichkeit und Immunitat sind nicht von dem
Grade der Phagocytose, sondern von der bakteriziden Kraft der Siifte abhangig.
VII. Bail hat beobachtet, dad die Resistenz der animalisierten (von einer
Serumkultur stammenden) Bacillen nicht in kausalem Zusammenhang mit der
Kapsel steht, sondern eine Begleiterscheinung ihrer Zustandsiinderung ist. Er halt
also die Kapselform ffir eine Krankheitserscheinung oder doch wenigstens ffir einen
abnormen Zustand.
VIII. Schneider hat berichtet, dad die polymorphkernigen Leukocyten vom
Kaninchen, Meerschweinchen, Hund und Huhn auf gewisse Reize in vitro und
in vivo bakterizide Stoffe ffir Milzbrandbacillen ausscheiden konnen. Nach seinen
Beobaehtungen sind diese Stoffe nicht identisch mit dem im Blute zirkulierenden
Alexin. Er hat ffir diesen Stoff den Namen Leukin vorgeschlagen.
IX. Ascoli hat durch seine interessanten Experimente den Nachweis erbracht,
dad das Immunserum der Milzbrandbacillen weaer bakterizide Stoffe, noch die
Phagocytose befordernde Substanzen enthiilt. Es wirkt vielmehr als Paralysator
gegen die kapselhildenden Substanzen der Milzbrandbacillen; diese hat er anti-
plastische genannt.
X. Nach den Weilschen Beobaehtungen besitzen die Milzbrandbacillen im
Tierkorper eine vollstandig ausgebildete Kapsel, Schutz gegen Phagocytose, aber
keine Resistenz gegen Bakterizidie.
XI. Nunokawa hat berichtet, dad die eingekapselten Bacillen widerstands-
fahig gegen Phagocytose sind.
Xlt. Donati fafit seine Untersuchungen folgendermaden zusammen. Die in
vitro angestellten Versuche fiber Phagocytose und Bakterizidie geben koine Er-
kliirang ffir die natfirliche Immunitat der Hfihner und Tauben gegen Milzbrand.
Zwischen Infektion und Kapselbildung besteht. ein enger Zusammenhang. Ohne den
eingekapselten Formen grode Widerstandsfahigkeit zuzuschreiben, mud man die
Kapseln fur. eine IJmwandlung des Bacillus halten, die allemal an dessen In-
fizierungsfiihigkeit gebunden ist. Die Kapsel macht die Bacillen ungeeignet zur
Phagocytose, schiitzt. sie dagegen nicht vor den gelosten bakteriziden Substanzen:
die Leukocyten verhindern die Kapselbildung und vernichten die Bacillen nicht so
sehr durch ihre Fredtatigkeit. als durch goloste Substanzen: zuletzt sagt Donati,
dad die Ursaehe der natfirlichen Immunitat. der Hfihner und Tauben gegen Mil*-
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Kodama, Die Ursache der natfirlichen Iramunitat gegen Milzbrandbacillen. 375
brand in der raschen und reichiichen Leukocytenansarmnlung um die Impfstelle
herum zu suchen ist.
XIII. Toyosumi hat behauptet, daB die eingekapselten Bacillen (von Serum-
kulturen) keine groBerc Resistenz ala Kulturenbacifien (aus Bouillonkulturen) gegen
Phagocytose uihT die bakterizide Wirkung dea Serums besitzen.
XIV. Fast gleichzeitig auBert sich Fischoeder in einer ausffihrliehen Arbeit
fiber die Bioloeie des Milzbrandbacillus, daB die Kapseln nicht als Schutzmittel
gegen bakterizide Krafte angesehen werden konnen.
XV. Tsuda ist der Ansicht, daB die Leukocyten der Meerschweinchen und
Hfihner bakterizide Substanzen gegen Milzbrandbacillen bilden. Bei dem ersteren
Tiere werden diese durch Reizung des Serums, bei den letzteren durch Ilinzuffigen
der Kochsalzlosung gebildet.
XVI. Petterson sagt, daB der Extrakt der Lcukocyten der verschiedenen
Tiere bakterizide Wirkung sowohl gegen die Kulturbacillen als auch gegen die ein¬
gekapselten Bacillen des Tierkorpers nat.
XVII. Nach einer neuen Untersuchung von Weil und Nunokawa scheiden
die Leukocyten des Meerschweinchens ffir den Milzbrandbacillus todliche Sub¬
stanzen aus; trotzdem ist das Meerschweinchen sehr empfindlich ffir den Milz¬
brandbacillus. Beide Forscher haben die eigene Schutzkraft der Bacillen gegen die
Bakterizidio „Aggressivitat“ genannt.
XVIH. Baturo hat gefunden, dafl bakterizide Substanzen, sogenannte Plakine
(die schon Gruber und Futaki aus Blutpliittchen des Kaninchens nachgewiesen
haben), aus Blutpliittchen des Pferdes entstehen.
B. Die Entstehung der Kapsel.
I. Kern hat behauptet, dafl die Milzbrandbacillen immer eine Kapsel besitzen,
die unter gewissen Umstiinden breiter und dadurch leichter sichtbar wird.
II. Gebauer sagt dagegen, daB die Kapseln nicht ffir einen integrierenden
Bestandteil des Milzbrandbacillus zu gelten haben, sondern daB sie nur unter be-
stimmten Verhiiltnissen entstehen.
in. Nach Turros Ansicht soli die Kapsel dadurch zustande kommen, daB
ein Stoff diastatischer Natur den Milzbrandbacillus zum Aufquellen bringt.
IV. Heim gelang der Nachweis, daB die Kapsel des Milzbrandbacillus die
spezifische Schleimreaktion zeigt.
V. Nach Preisz entstent die Kapsel des Milzbrandbacillus durch Quellung
der Membran, mit der aber auch zugleich eine chemische Veranderung (Degene¬
ration) der Membran einhergeht, die sich durch starkes Farbungsvermogen zu er-
kennen gibt.
C. Bisherige Nachweise fiber Kapselbildung des Milzbrandbacillus.
I. Die Bacillen aus Blut und Organen des durch Milzbrandbacillen verendcten
Tierkorpers besitzen ebenfalls eine Kapsel. Diese Tatsache ist allgemein als richtig
anerkannt.
II. Sawtschenko, Danysz, Johne, Hase, Hinderberger, Pane,
Deutsch, Lohlein, Bongert, Ascoli, Bail, Gruber und Futaki,
Preisz, Toyosumi, Fischoder u. a. haben festgestellt, daB der Milzbrand¬
bacillus in iedem flussigen Serum Kapseln bildet.
in. Kern hat die Kapsel beim Milzbrandbacillus aus Agar, Bouillon, Gelatine
und Kartoffelkulturen in jedem Falle, wenn auch nicht in gleichem MaBe, nach-
weisen konnen. Junge Stabchen haben eine schmale, parallel zum Stabchen ver-
laufende, aber sehr schwer zu fiirbende Kapsel; altere Kulturen zeigen dagegen
blasenartig verbreiterte, 2—3mal breitere, — leichter zu farbende Kapseln, die
ihrereeits schwerer zu entfiirben sind.
IV. Hase, Johne, Pinase, Nutzel, Hinterberger und Preisz
haben l>ehauptet, daB normalerweise die Milzbrandbacillen auf aem gebriiuchlichen
Nahrboden keine oder nur ganz vereinzelte Kapseln bilden.
V. Nach Preisz zeigen nur solche Milzbrandbacillen Kapselbildung, welche
bis zu einem gewissen Grade abgeschwiicht sind. Je mehr der Bacillus abge-
schwacht ist, desto schneller bildet er auf Agar Kapseln.
VI. Weidenreich und Hamm haben behauptet, durch ihre Methode bei
Bacillen von gewohnlichen Agarkulturen die Kapsel nachgewiesen zu haben. Nach
dieser Methode ist der Nachweis der Kapsel indessen sehr schwer zu erbringen.
Vor fast 5 Jahren habe ich die Kapselbildung des Pneumococcus
(von 13 Stammen) studiert; damals habe ich gefunden und in der
Japanischen Hygienischen Zeitschrift veroffentlicht, dafi der Pneumo¬
coccus bei Ziichtung in fliissigem Serum von verschiedenen Tieren
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376 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
(z. B. Kaninchen, Pferd, Rind etc.) Kapseln bildet. In 3fach mit Bouillon
verdtinntem Serum geschieht das am besten; es ist noch nachweisbar in bis
zu 35fach mit Bouillon verdunntem normalen Serum. In Pneumokokken-
Immunserum werden ebenfalls Kapseln gebildet. Des weiteren habe ich
nachgewiesen, daB der Pneumococcus auf Glyzerinagar, Schr&g-
serumkulturen und auf Glyzerinagarkulturen, die durch 5-proz. Karbol-
sSure abgetbtet waren, ebenfalls Kapseln bildet, wenn man dieses Material
mit einem Tropfen 3fach verdiinnter Serumbouillon auf dem Deckglas
ausstreicht. Infolge dieser Tatsachen bin ich zu folgender Ansicht ge-
langt: Die Kapsel ist keine Neubildung, sondern eine Membran der
Bacillen, die unter bestimmten Bedingungen aufquillt.
Wenn diese Ansicht zutrifft, so mussen auch die Milzbrandbacillen
auBerhalb des Tierkorpers ebenfalls bei Ziichtung auf verschiedenen
fliissigen und festen Nahrboden Kapseln bilden.
Seit Anfang 1907 habe ich speziell iiber Kapselbildung des Milzbrand-
bacillus gearbeitet. Hierbei ergab sich die Frage, unter welchen Bedin¬
gungen die Milzbrandbacillen eine Kapsel bilden. Um diese Frage zu be-
antworten, habe ich zuerst folgende 3 Vorfragen gestellt und untersucht:
I. Nach wie viel Stunden beginnt im Korper der Maus die Kapsel¬
bildung der Milzbrandbacillen aus gewohnlichen Agarkulturen nach sub-
kutaner oder intraperitonealer Infektion?
Es lieB sich dafiir nach meinen Versuchen keine bestimmte Zeit
feststellen, vielmehr begann die Kapselbildung der Milzbrandbacillen in
dem geimpften Mausekorper in manchen Fallen sofort, in anderen nach
5, 10, 30 Minuten und bis zum Zeitraum von 2 Stunden.
II. Welche Form erhalten die Bacillen in den Organen des durch
Milzbrand verendeten Mausekorpers?
Bei den in Leber, Milz, Herz und der Bauchfliissigkeit der Maus ge-
fundenen Milzbrandbacillen konnte durch Loefflers MethylenblaulQsung
die Kapsel dargestellt werden, wie schon Heine nachwies.
Auch das Ende dieser Bacillen aus dem Tierkorper ist im Vergleich
zu den mittleren Teilen der Bacillen haufig noch leicht verdickt; in den
aus mehreren Einzelbakterien zusammengesetzten Faden erscheinen so-
genannte Bambusformen.
Diese besondere Form entsteht nach meiner Ansicht dadurch, daB
das Serum im TierkSrper durch osmotische Wirkung an beiden Enden
in den Bacillus hineindringt und die Membran dadurch aufquillt; moglicher-
weise ist sie bei den Milzbrandbacillen an den beiden Enden etwas diinner
(oder abnorm) als an den Langsseiten.
III. Bilden die Milzbrandbacillen bei Ziichtung auf gewShnlichem
Schragagar eine Kapsel?
Trotz zahlreicher Versuche konnte auf dem gewbhnlichen Agar nie
eine Kapselbildung der Milzbrandbacillen beobachtet werden. Dieser
Versuch ergab also kein positives Resultat. Als ich jedoch die Milz¬
brandbacillen auf Schrag-Pferdeserum zuchtete und dann die Kapsel¬
bildung untersuchte, hatten die Bacillen alle schbne Kapseln gebildet.
Wenn man das Material besonders von dieser Kultur mit einem Tropfen
Normalserum auf dem Deckglas aufstreicht und dann die Ivapselfarbung
vornimmt, zeigt sich hier ein schones Kapselbild. Ich habe aus
mehreren Einzelbakterien zusammengesetzte Faden (sogenannte Banibus-
formen), genau wie man es bei den im TierkOrper gefundenen Bacillen
sieht, beobachtet.
Ich habe weiterhin auf dem erstarrten HiihnereiweiB die Milzbrand-
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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 377
bacillen gezflchtet und untersucht, ob sich eine Kapsel bildet. Wenn man
dieses Material init einem Tropfen Serum auf dem Deckglas ausstreicht
und farbt, so erscheint ein besouders schones Kapselbild.
Auch bei Ziichtung auf Agar, der mit gekochtem HiihnereiweiB 1 :3
versetzt war, tritt eine Kapsel bei alkalischer Reaktion auf. Auf dem-
selben Nahrboden findet sich bei saurer Reaktion keine Kapsel.
Infolge dieser Resultate habe ich die Alkaleszenz des gewohnlichen
Agars noch weiter durch Zusatz von 10-proz. Sodalosung erhdht und
Milzbrandbacillen gezuchtet. Das Material dieser Kultur habe ich mit
einem Tropfen Serum von norinalen Tieren auf dem Deckglas ausge-
strichen, nach Johnes Methode gefarbt (wenn die Kapsel sich dabei
iiberfarbt, empfiehlt es sich, wie ich nachweisen konnte, dieses Praparat
mit Alkohol zu differenzieren) und sodann die Kapselbildung untersucht.
Hier bilden die Milzbrandbacillen immer eine schone Kapsel. Dieses
Ergebnis habe ich schon im Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62.
No. 3/4 mitgeteilt. Deshalb mochte ich hier nur noch kurz folgendes
berichten:
a) Bei einer 24-stiindigen Zfichtung auf schwach saurem (natiirliche
Saure des Rindfleisches) Agar bilden die Milzbrandbacillen keine Kapsel.
b) Nach 24-stiindiger Kultivierung auf schwach alkalischem (Rosol-
saurereaktion) Agar war die Kapsel ebenfalls nur bei einigen Bacillen
in einem Prftparate sichtbar.
c) Wenn man die Milzbrandbacillen auf dem stark alkalischen (dessen
Alkaleszenz der 100—400 fachen Verdiinnung der Normalsodalosung ent-
spricht) kultiviert. so sieht man schon nach 18—24 Stunden sehr viele
eingekapselte Bacillen in jedem Gesichtsfeld: daneben finden sich aber
auch Bacillen ohne Kapseln.
Ich habe meinen stark alkalischen Agar auf folgende Weise her-
gestellt: Man verdiinnt in einem kleinen Kolben 5 ccm fliissigen Agars
mit 45 ccm Aq. dest., kocht diese Mischung inehrere Minuten lang iiber
der Flamme, fflgt dazu 0,1 ccm Phenolphthaleinlosung (0,5 g Phenol-
phthalein geldst in 100 ccm Alkohol) und titriert mit 10-proz. Soda¬
losung bis zu deutlicher Hellrotf&rbung der Fliissigkeit. Die fiir die
Gesamtmenge des Agars notwendige SodalSsung wurde dann aus dieser
mit 5 ccm angesetzten Probe berechnet.
Durch meine Untersuchungen glaube ich festgestellt zu haben, daB
es 1) von der Reaktion des Schr&gagars abhSngt, ob das Milzbrand-
stabchen eine Kapsel bildet oder nicht, und 2) daB eine Beimischung
von Serum das Phanomen der Kapselbildung wesentlich mitbedingt.
Aus diesen Beobachtungen erklart sich das Resultat der ersten
Frage, daB n&mlich die Zeit des Beginns der Kapselbildung der Milz¬
brandbacillen aus gewohnlicher Agarkultur unbestimmt ist, wenn man
dieselben dem Mausekorper einimpft oder in das Serum einsdt. Die
Milzbrandbacillen haben in der schwach alkalischen Agarkultur schon zum
Teil eine Kapsel gebildet.
In gleicher Weise habe ich mit Milzbrandbacillen von schwach saurer
Agarkultur den Beginn der Kapselbildung in verschiedenen Seris unter¬
sucht.
Doch ist es notwendig, vorher noch festzustellen, ob das Serum von
verschiedenen Tieren auf Milzbrandbacillen auch irgendwelche Wirkung
(besonders eine bakterizide Wirkung) ausiibt. Das Ergebnis ist folgendes:
IV. Wie wirkt das Serum von verschiedenen norinalen Tieren auf
Milzbrandbacillen ?
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URBANA-CHAMPAIGN
378
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Bemerkungen: 1) Die im Serum eingesaten Milzbrandbacillen sind alle von
sehwach nlkalischcr, 24-stiindiger Agarkultur. 2) Die Zahl der Baktenen ist die Durch-
sehniltszahl aus 2—4 Agarplatten. 3) „oo“ ist die Bezeichnung fiir das Zusammen-
flieflen vieler Kolonieen.
Aus (lieser Tabelle denke ich, folgenden Schlub ziehen zu konnen:
1) Das aktive Serum des Pferdes iibt gegen Milzbrandbacillen deut-
lich bakterizide Wirkung aus. Das etwa 3 Tage alte aktive Pferdeserum
hat namlich samtliche eingesate Bacillen innerhalb 2 Stunden in vitro
abgetotet. Je alter das Serum wurde, desto geringer wurde allmahlich
die bakterzide Wirkung; zuletzt verschwand sie ganz.
Im inaktiven Serum des Pferdes scheinen die Milzbrandbacillen sich
schon 2 Stunden, nachdem man sie eingesat hatte, zu vermehren; eine
deutliche Vermehrung tritt im Verlaufe von 3—4 Stunden ein.
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URBANA-CHAMPAI6N
Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 379
b)
Arten
des
Beschaffen-
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Alter
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Anzahl der in 1 Oese (1 mg) des Serums
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2) Das aktive Rinderserum wirkt gegen Milzbrandbacillen nicht bak-
terizid, und die Zeit des Beginns der Vermehrung der Milzbrandbacillen
in diesem Serum ist fast gleich der im inaktiven Pferdeserum.
3) Das aktive Serum des Meerschweinchens und der Maus iibt gegen
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus. Die Milzbrandbacillen
beginnen sich in diesen beiden Seris nach 2 Stunden zu vermehren;
eine deutliche Vermehrung tritt im Verlaufe von 3—4 Stunden ein.
4) Das aktive Serum des Kaninchens wirkt gegen Milzbrandbacillen
sehr stark bakterizid; 2—4 Tage altes Serum hat namlich die ganze
Menge der eingesaten Bacillen innerhalb 30 Minuten abgetotet.
5) Das aktive Serum des Huhnes und Frosches hat gegen Milzbrand¬
bacillen keine bakterizide Wirkung. Die Vermehrung der Milzbrand¬
bacillen beginnt im Serum der erstgenannten Tiere etwa nach 2 Stunden;
deutlich tritt sie aber im Verlaufe von 3—4 Stunden auf.
Im Serum der Frosche zeigen die Milzbrandbacillen nach einer
Zeit von 6 Stunden noch keine deutliche Vermehrung, die erst nach
Verlauf von 24 Stunden eintritt. Infolge dieser Tatsache muBte ich
mir sagen, daB das Froschserum gegen Milzbrandbacillen zwar nicht
bakterizid, trotzdem aber fur die Vermehrung ungeeignet ist.
6) Das aktive Serum der weiBen Ratten wirkt gegen Milzbrand¬
bacillen stark bakterizid, quantitativ etwas geringer als das des Kaninchen-
serums. Bei 6 Tage altem aktiven Serum der weiBen Ratten ist diese
bakterizide Kraft sehr schwach.
Auch wirkt das inaktive Serum gegen Milzbrandbacillen noch bis
zu einem geringen Grade bakterizid, weil die in diesem Serum enthaltene
bakterizide Substanz bei 56° C nicht ganz zerstort ist.
Kurze Zusammenfassung.
Von milzbrandempfindlichen Tieren wirkt das Serum des Kaninchens
und Pferdes gegen Milzbrandbacillen bakterizid, dagegen hat aber das
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380
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Serum des Meerschweinchens, des Rindes und der Maus keine bakterizide
Wirkung.- Von den natiirlichen Immuntieren ist nur das Serum der
weiBen Ratten bakterizid, das Serum des Huhnes und des Frosches bat
gegen Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung. Deshalb konnen
wir die natfirliche Immunitat dieser Tiere gegen Milz-
brand durch die Bakterizidie des Serums nicht erklaren,
was auch schon andere Forscher beobachteten.
V. In welcher Zeit beginnt die Kapselbildung der Milzbrandbacillen,
wenn diese im Serum verschiedener normaler Tiere geziichtet werden?
1) Im aktiven Pferdeserum konnen die Milzbrandbacillen keine
Kapsel bilden wegen der in diesem Serum enthaltenen bakteriziden
Substanz. Sie bilden aber solche im 6 Tage alten Serum innerhalb
48 Stunden, wenn ziemlich viele Bacillen eingesat wurden. Wenn man
im 12 Tage alten Serum Milzbrandbacillen ziichtet, so beginnt schon
nach 3—4 Stunden deutliche Kapselbildung. Wenn man aber die Milz¬
brandbacillen im inaktiven Serum ziichtet, dann beginnen sie schon nach
3—4 Stunden eine Kapsel zu bilden. Das wird in 5—24 Stunden be-
sonders deutlich.
Die Kapselbildung der Milzbrandbacillen erfolgt meistens ebenso
schnell wie ihre Vermehrung. Wenn man aber die Bacillen von schwach
alkalischen Agarkulturen in inaktivem Serum ziichtet, so tritt sofort
nach dem Einsaen bei einigen Bacillen eine Kapsel auf, wie schon fest-
gestellt wurde.
2) Das aktive Rinderserum ubt gegen Milzbrandbacillen keine bak¬
terizide Wirkung aus. Trotzdem bilden die Milzbrandbacillen in diesem
Serum nicht schneller eine Kapsel. Erst 24 Stunden nach dem Einsaen
beginnt eine deutliche Kapselbildung. Doch beginnen die Milzbrand¬
bacillen in mehr als 7 Tage altem aktiven Serum schon in 3—4 Stunden
nach Anlegen der Kulturen die Kapseln zu bilden, was im Verlaufe von
5—24 Stunden besonders deutlich zu sehen ist.
Im inaktiven Rinderserum beginnen die Milzbrandbacillen schon nach
3 Stunden die Kapselbildung, welche im Verlaufe von 4—24 Stunden
erst recht deutlich wird. Wenn man aber die Milzbrandbacillen von
schwach alkalischer Agarkultur in diesem Serum ziichtet, so kann man
sofort nach dem Einsaen bei einigen Bacillen die Kapseln beobachten.
3) Im aktiven Serum des Meerschweinchens bilden die Milzbrand¬
bacillen sehr gute Kapseln; hier wird sie nkmlich schon nach 2 Stunden
deutlich.
4) Im inaktiven Serum des Kaninchens bilden die Milzbrandbacillen
nach 24 Stunden kaum Kapseln. Die in dieser Kultur gefundenen
Bacillen liegen alle einzeln; ein Teil dieser Bacillen bildet schone. ein
auderer Teil zackige Kapseln, letztere werden durch Farbstoff schlecht
gefarbt.
Nach meiner Ansicht wird die Kapselbildung durch eine bakterizide
Substanz, die im Serum noch zuruckgehalten wird, gehemmt.
5) Im aktiven Serum (blutkorperhaltigen Serum) der Maus bilden
die Milzbrandbacillen sehr gut Kapseln. Diese treten schon nach
2 Stunden deutlich in Erscheinung. Im Verlaufe von 3—5 Stunden
erreicht die Kapselbildung ihren Hohepunkt. Aber nach 24 Stunden ist
die Zahl der kapselhaltigen Bacillen wieder stark vermindert.
Auch im aktiven MSuseserum, dem Rosolskure (1 Tropfen des 500-
fachen Rosolsaurealkohols) zugesetzt war, bilden die Milzbrandbacillen
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Kodama, Die Ursaehe der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 381
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Kodama, Die Uraache der naturlichen Iramunitat gegen Milzbrandbacillen. 383
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384 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 3/4.
im Verlaufe von 2—5 Stunden keine Kapsel, trotzdein in diesem Serum
eine die Kapselbildung befordernde Substanz enthalten ist.
6) Im aktiven und inaktiven Serum der Hiihner bilden die Milzbrand-
bacillen meistens nach 5 Stunden bei Anwesenheit vieler Bacillen Kapseln;
die Kapsel der in diesen Kulturen gefundenen Bacillen ist bedeutend
schmfiler, als sie in auderen Serumkulturen erscheint.
7) Im aktiven Serum des Frosches bilden die Milzbrandbacillen gar
keine Kapsel.
8) Im aktiven Serum der weiBen Ratten kapseln die Milzbrand¬
bacillen sich nicht ein. Im inaktiven Serum bilden die Milzbrandbacillen
nach 24 Stunden wenig Kapseln, voraussichtlich wegen der in diesem
Serum enthaltenen bakteriziden Substanz.
Kurze Zusammenfassung.
Nach obigen Versuchen bilden die Milzbrandbacillen bei refraktaren
Tieren nur im Hfihnerserum nach 5 Stunden gute Kapseln; im inaktiven
Serum der weiBen Ratten bilden sie nach 24 Stunden kaum solche, im
Serum des Frosches iiberhaupt nicht.
Bei milzbrandempfftnglichen Tieren bilden die Milzbrandbacillen sehr
gute Kapseln, so z. B. im Serum der Maus und des Meerschweinchens
(hier haben fast alle Bacillen nach 2—6 Stunden Kapseln).
Im aktiven Serum des Pferdes bilden die Milzbrandbacillen keine
Kapseln, wohl aber deutlich im inaktiven Serum im Verlaufe von 5 bis
24 Stunden. Im aktiven Rinderserum bilden die Milzbrandbacillen erst
nach 24 Stunden Kapseln, im inaktiven Serum schon deutlich im Ver¬
laufe von 5—24 Stunden. Im inaktiven Serum des Kaninchens bilden
sie nach 24 Stunden kaum Kapseln.
Deshalb kann man nicht sagen, daB die Kapselbildung der Milzbrand¬
bacillen in Beziehung steht zu der Mbglichkeit eines Tieres, von Milzbrand
befallen zu werden oder nicht.
In solchen Fallen, in denen die Milzbrandbacillen, wie in den vor-
stehenden, in verschiedenartigen, fliissigen Serumkulturen gut Kapseln
bilden kbnnen, wird man neben den vielen eingekapselten Bacillen stets
einige Bacillen ohne Kapseln finden.
Im Serum, das bakterizide Substanzen enthait, konnen die Milzbrand¬
bacillen gute Kapseln nicht bilden.
Der Beginn der Kapselbildung der Milzbrandbacillen im Serum tritt
meistens fast gleichzeitig mit dem Beginn der Vermehrung dieser Bacillen
ein; doch trifft dies nicht immer zu. Im Rinderserum erfolgt die Ent-
stehung der Kapsel spater als der Eintritt der Vermehrung der Bacillen.
Dagegen bilden sie im Serum des Meerschweinchens und der Maus schon
nach 2 Stunden deutliche Kapseln. Deshalb ist die Zeit der Kapsel¬
bildung lfinger, als die der Vermehrung. Daraus wiirde also folgen.
daB nicht nur die durch Vermehrung entstandenen und gewachsenen
jungen Bacillen die Kapseln bilden, sondern, daB andererseits auch die
Bacillen, die in das Serum zuerst eingesat wurden, sich verkapselten.
Die absolut sichere Entscheidung ist schwer anders zu erbringen.
Weitere Versuche zur Klfirung dieser Frage wurden angestellt. Der
Bericht fiber dieselben folgt weiter unten.
Nach meiner Erfahrung hemmt Rosolsaure bis zu einem bestimmten
Grade die Vermehrung der Milzbrandbacillen. Daraufhin babe ich im
mit RosolsSure (1 Tropfen der 500-fachen Rosolsfiure-Alkohol + 0,3 cciu
Mausserum) versetzten Mauseserum die Milzbrandbacillen gezfichtet und
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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 385
untersucht, ob sie in diesera Nahrboden die Kapsel bilden oder nicht.
Die Milzbrandbacillen bilden hier nach 2—5 Stunden keine Kapseln,
wShrend sie im normalen Mauseserum in der genanuten Zeit sebr gut
eine solche bilden.
Zur Beantwortung der Frage, ob die anfangs eingesaten Bacillen
auch eine Kapsel bilden konnen, dienen folgende Versuche:
VI. Bilden die Milzbrandbacillen Kapseln in fliissigem Serumnahr-
boden, dem Antiseptica zugesetzt sind?
Im Serumnahrboden mit 0,25-0,5-proz. Karbolsaure oder mitPhenol-
phthalein (einige Tropfen d. 200-fachen Phenolphth.-Alkohol + 5 ccm in-
aktives Pferde- oder Rinderserum) kdnnen die Milzbrandbacillen sich
nicht mehr vermehren. Deshalb untersuchte ich, ob in diesem Nahr-
boden die Milzbrandbacillen Kapseln bilden oder nicht. Es zeigte sich,
daB, obgleich in solchem Serum eine die Kapselbildung befbrdernde
Substanz enthalten ist, von den Milzbrandbacillen hier keine Kapsel ge-
bildet wurde. Ueber weitere Versuche wird unten mehr berichtet werden.
VII. Bilden die Milzbrandbacillen in mit Bouillon verdunnten Serum¬
nahrboden Kapseln und bis zu welchem Verdiinnungsgrade?
Die Milzbrandbacillen bilden hochstens bis zur 4—6-fachen Ver-
diinnung des Serums Kapseln (dagegen die Pneumokokken gut bis zur
85-fachen Verdiinnung des Serums, wie ich schon erwahnt habe).
VIII. Bilden die Milzbrandbacillen in Bouillon Kapseln?
Dazu wurde folgender Versuch angestellt:
Beschaffenheit der
Untersuchung auf Kapelbildung
naeh
JJoUl 1 lull
24 Stunden
48 Stunden
72 Stunden
Schwach saure Bouillon
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Gewohnliche Bouillon (po¬
sitive RosolBaure-Reaktion)
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+ +
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Er»te Abt. Ori*. Bd. 68. Ileft 3/4. 25
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386 (Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Kontrolle
24-stiindige ge-
wohnlicheAgar-
kultur
Gewohnl. Bouil¬
lon (immer bei
37° C erhalten)
Pferde - Schrag-
serum (immer
bei 37° C er-
erhalten)
Stark alkalischer
Agar (immer bei
37° C erhalten)
Schwach alkali¬
scher Agar (im¬
mer bei 37° C
erhalten)
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IX. Das Verhaltnis der K apsel bi Id u n g zum Alter der Kulturen der M ilzbrandbacillen.
Kodama, Di Ursache der naliirlicheu Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 387
Die Milzbrandbacillen bilden in schwach saurer Bouillon keine
Kapseln; in schwach alkalischer Bouillon nur bei einigen Bacillen; in
der stark alkalischen (der Alkaleszenz des stark alkalischen Agars ent-
sprechend) Bouillon werden dagegen bei vielen Bacillen die Kapseln ge-
bildet.
Zum Nachweise der Kapsel habe ich auf dem Deckglas die Bacillen-
kultur mit 1 Tropfen Serum gemischt, ausgestrichen und nach Johnes
Kapselfarbungsmethode untersucht.
Einige Forscher haben behauptet, daB solche Milzbrandbacillen,
welche bis zu einem gewissen Grade abgeschwacht sind, auf festen Nahr-
boden (z. B. Agar) gut Kapseln bilden. Nach meinen obigen Unter-
suchungen bilden aber abgeschwBchte Milzbrandbacillen, welche 30—58—
70 Tage lang auf gewohnlichem Agar, in Bouillon, auf stark alkalischem
Agar oder auf Schragserum (Pferde) geziichtet wurden, nach Ueber-
impfung auf gewohnlicheu Agar nicht besonders gut Kapseln. Je alter
die Kultur ist, desto leichter verlieren die Bacillen die Fahigkeit, Kapseln
zu bilden. Zum Nachweise der Kapsel habe ich auf dem Deckglase das
Material mit 1 Tropfen Serum gemischt, ausgestrichen und nach Johnes
Kapselfarbungsmethode untersucht.
X. Ueber kapselahnliche Bildungen bei abgetSteten Milzbrandbacillen.
Wenn man eine 24-stiindige Schr&gagarkultur von Milzbrandbacillen
mit einer frischen 5-proz. Losung von Kaliumpermanganat abschwemmt,
dann 1— 2 Stunden lang bei Ziimnertemperatur stehen laBt und nun mit
inaktivem Pferdeserum versetzt, so bilden sich nach 24 Stunden bei
37° C bei alien Bacillen kapselahnliche Gebilde. Diese entstehen da-
durch, daB Zusammenziehung und Abtrennung des Protoplasmas nach
Art einer Membran erfolgt. Aber diese scheinbare Kapsel erscheint
schmaler als die wirkliche Kapsel.
XI. Formver&nderung der eingekapselten Milzbrandbacillen (aus dem
Mausekorper) in Kochsalzlosung.
Eine groBe Menge Milzbrandbacillen von 24-stiindiger Agarkultur
wurde in die Bauchhohle einer Maus eingespritzt; nachdem diese ge-
storben war, entnahm ich 10 Oesen des Ascites und schwemmte den-
selben mit 2—3 ccm physiologischer Kochsalzlosung oder sterilisierten
Wassers auf. Ich lieB diese Aufschwemmungen 2—3—24 Stunden in
einer Temperatur von iiber 19° C stehen, und fand durch Behandlung
dieser Bacillen mit der Kapselfarbungsmethode nur selten einige Bacillen
mit „Kapseln u . Diese erschienen besonders an beiden Enden des Ba-
cillenkorpers als diinner Saum; der groBen Mehrzahl hingegen fehlte die
Kapsel.
XII. Produzieren die Milzbrandbacillen Gift und besteht zwischen
„eingekapselten u und „nicht eingekapselten“ Bacillen eine Ditferenz?
Ich habe als Kapselbacillen einmal solche verwandt, die auf
einer Serumkultur von altem Pferdeserum gewachsen waren, ferner Ba¬
cillen aus der Bauchfliissigkeit einer Maus, die durch intraperitoneale
Injektion einer groBen Menge Milzbrandbacillen von Agarkulturen ver-
endet war.
Als nichtgekapselte Bacillen benutzte ich alte, gewohnliche Bouillon-
kulturen der Milzbrandbacillen. Die Chamberland -Filtrate dieser drei
wurden auf ihre Giftigkeit gegen Mause untersucht.
Durch aktives Kaninchenserum wurden die Milzbrandbacillen auf-
gelost. Diese Losung wurde ferner auf ihre Giftwirkung gegen die Maus
untersucht.
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388
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Das Ergebnis ist folgendes:
Beschaffen-
heit der
Milzbrand-
bacillen
Nichtgekapselte Milzbrand¬
bacillen
Eingekapselte Milzbrand¬
bacillen
In
Kaninchen-
serum geloste
Milzbrand¬
bacillen
Arten der
Kultur
Gewdhnliche Bouillonkulturen
Inaktive
Pferdeserum-
kulturen
Filtrat von
Bauchfliissig-
keit der durch
Milzbrand¬
bacillen ver-
endeten Maus
Alter der
Kultur
Filtrat.
von
2 Tage
alter
Kultur
Filtrat
von
4 Tage
alter
Kultur
Filtrat
von
10 Tage
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Kultur
Filtrat
von
14 Tage
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Kultur
Filtrat
von
2 Tage
alter
Kultur
Filtrat
von
10 Tage
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Kultur
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Agarkultur
in je 1 ccm
aktiv. Kanin¬
chenserum
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tier
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Injekt.
je 0,2 bis
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Folge
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gesund
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Die Filtrate der nicht-gekapselten und auch der eingekapselten Milz-
brandbacillen, ebenso wie die in Serum gelosten Milzbrandbacillen batten
auf die Maus keine giftige Wirkung.
XIII. Vergleichende Versuche fiber die Widerstandsfahigkeit der ein¬
gekapselten und der nicht-gekapselten Milzbrandbacillen gegen aktives
Kaninchenserum.
Ich habe als Kapselbacillen die Bacillen aus der Bauchtlflssigkeit
der Maus, die (lurch intraperitoneale Injektion einer groBen Menge von
Milzbrandbacillen aus Agarkulturen verendet war, einerseits, und nicht-
gekapselte von 24-stfindigen, schwach sauren Agarkulturen stammende
Bacillen andererseits benutzt und die Widerstandsfahigkeit gegen die
bakterizide Wirkung des aktiven Kaninchenserums uutersucht. Das Er¬
gebnis ist folgendes (s. Tabelle p. 389).
Die Widerstandsfahigkeit der eingekapselten Milzbrandbacillen gegen
die bakterizide Wirkung des aktiven Kaninchenserums ist also nicht
starker als die der nicht-gekapselten Bacillen. Ihre Resistenz ist schwach.
XIV. Hfimolytische Wirkung der Milzbrandbacillen gegen rote Blut¬
korperchen der verschiedenen Tiere.
Ich habe die hamolytische Wirkung der Milzbrandbacillen auf rote
Blutkorperchen der gegen Milzbrand refraktaren und empfanglichen Tiere
untersucht, und zwar auf 5-proz. blutkorperchen (steril entnommenen)-
haltigen Agarplatten.
Die Milzbrandbacillen tiben auf die roten Blutkorperchen vom Frosch,
weiBen Ratten, Meerschweinchen, Mausen und Kaninchen hamolytische
Wirkung nach einigen Tagen aus.
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Kodama, Die Ursache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 389
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Aber hierin machten die roten Blutkorperchen des Huhnes eine Aus-
nahme. Eine Woche nach Beimpfung der Blutplatte hatten die Milz-
bacillen noch keine Hamolyse verursacht.
Hamolylische Wirkn
ng der Milzbrandbacillen
auf Bint-
Agarplatten.
derTere Hiihner
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Erfolg
Bcmerkungen:
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XV. Untersuchungen iiber die Ursache der natiirlichen Immunitat
der Hiihner gegen Milzbrandbacillen (s. Tabelle a) p. 390).
Nach obigem Resultat wirken die Leukocyten des Frosches auf Milz¬
brandbacillen allein nicht phagocytar in vitro. Wenn man den Leuko¬
cyten aktives Serum des Frosches zusetzt, so fiben sie gegen Milzbrand¬
bacillen eine deutliche phagocytare Wirkung aus. Dadurch wird aber
die Zahl der Milzbrandbacillen nicht weseutlich verinindert.
(S. Tabelle b) p. 390.)
Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur bilden subkutan beim
Frosch keine Kapsel. Die Leukocyten uben gegen die geimpften Bacillen
phagocytare Wirkung aus. Deswegen werden die Bacillen langsam ver-
nichtet (s. Tabelle c) p. 392).
Wenn man die Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen in
die Bauchhohle des Frosches geimpft hat, so tiben die Leukocyten auf
die Bacillen phagocytare Wirkung aus. Dadurch werden die geimpften
Bacillen langsam (im Verlauf von einigen Tagen oder noch spater) ver-
nichtet.
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390
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Die abgetoteten Milzbrantlbacillen von gewohnlichen Agarkulturen
werden in der Bauchhohle des Frosches von den Leukocyten leicht ver-
nichtet.
a) Versuch iiber die phagocytare YVirkung derLeukocyten des Frosches
(Rana esculenta) gegen Milzbrandbacillen (Versuch in vitro).
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0,1 ccm
0,4 ccm
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0,2 ccm
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287
Bernerkungen: 1) Eine Mischung von Leukocyten und Bacilien oder Leuko¬
cyten. Bacillen und Serum hielt ieh 30 Minuten tang bei 37° C, sodann untersuchte ich
auf Zahl und Phagocvtose. 2) „Phag. +“ bei einigen Leukocyten, „Phag. ++“ bei
maBig vielen Leukocyten, „Phag. + + + “ bei sehr vielen Leukocyten.
b) Schicksa! der dein Frosch subkutan verimpften Milzbrandbacillen.
Arten der
Kullur der
Milzhrnnd-
Ge-
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und Verhaltnis zur Phagocytose
der subkutan geimpften Milzbrandbacillen nach
impfte
sofort
24 Stunden
72 Stunden
bacillen
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mikroskop. '
Beobaehtung
Zahl
der
Bacillen
mikroskop.
Beobaehtung
|
Zahl
der
Bacillen
mikroskop.
Beobaehtung
Zahl
der
Bacillen
Gewohnliche
24 stiindige
Agarkultur
1 Oese
Sehr viele
freie Bacillen
Kapsel —
Phag. —
Einige freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. -f
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Sehr viele
freie Bacillen
1 Kapsel —
Phag. —
90
Einige freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. +
1,5
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URBANA-CHAMPAIGfl _
Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gcgen Milzbrandbacillen. 391
Wenn man die eingekapselten Milzbrandbacillen (aus dem Ascites
der durch Milzbrandbacillen verendeten Maus, flussiger Serumkultur und
stark alkalischer Agarkultur) in die Bauchhohle des Frosches verimpft,
so verschwinden die Kapseln der geimpften Bacillen selir langsam; die
Bacillen werden daun von den Leukocyten aufgefressen.
Die Kapsel verschwindet schneller und die phagocytare Wirkung
der Leukocyten ist energisch, wenn man die mit Bacillen geimpften
Frbsche in Zimmertemperatur von 28—30° C (besonders im Brutofen
bei 37 0 C) stehen lSBt (s. Tabelle d) p. 396).
Die zwei Arten des Ascites, welcher einmal durch Injektion von
1 ccm Bouillonkultur in die Bauchhohle des Frosches, das andere Mai
durch 1 Oese Agarkultur der Milzbrandbacillen in 1 ccm Kochsalzlosung
gewonnen wurde, iiben gegen Milzbrandbacillen keine bakterizide Wir¬
kung aus.
Kurze Zusammenfassung.
Das Serum und der Ascites des Frosches iiben gegen Milzbrand¬
bacillen keine bakterizide Wirkung aus. Aber das Serum hat bei diesen
Tieren die Eigentiimlichkeit, daB es die Vermehrung und die Kapsel-
bildung der Milzbrandbacillen hemmt. AuBerdem ist die Korpertempe-
ratur des Frosches fur die Vermehrung der Milzbrandbacillen ungiinstig.
Der wichtigste Schutz ist aber die phagocytare Wirkung. Wenn man
eingekapselte Milzbrandbacillen dem Froschkorper einimpft, so ver¬
schwinden bei den Milzbrandbacillen die Kapseln, worauf sie von den
Leukocyten phagocytiert werden.
XVI. Untersuchungen fiber die Ursache der natiirlichen Immunitat
der Hiihner gegen Milzbrandbacillen (s. Tabelle a) p. 397).
1) Die Leukocyten der Hiihner allein haben gegen Milzbrandbacillen
keine deutliche phagocytare Wirkung. Die Zahl der eingesfiten Bacillen
vermindert sich nicht.
2) Wenn man den Leukocyten aktives Hiihnerserum zusetzt, so
wirken diese auf Milzbrandbacillen energisch phagocytar; die Zahl der
eingesSten Bacillen wird deutlich vermindert.
3) Setzt man den Leukocyten der Hiihner aktives Serum vom Rinde,
Pferd oder Frosch zu, so haben sie gegen Milzbrandbacillen keine
phagocytare Wirkung.
4) Die zwei Arten Extrakte, namlich 1) ein Gemisch von wenigen
Milzbrandbacillen, Leukocyten und aktivem Hiihnerserum oder 2) ein
Gemisch von Leukocyten und aktivem Hiihnerserum, das 30 Minuten
bei 37° C stehen gelassen und dann zentrifugiert wurde, iiben auf die
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus.
Nach obigem Resultat bin ich der Ansicht, daB die deutliche Ver-
minderung der Zahl der Milzbrandbacillen durch die phagocytare Wirkung
der Leukocyten verursacht wird. Obgleich in einigen Fallen die phago¬
cytare Wirkung der Leukocyten energisch ist, wird die Zahl der Bacillen
doch nicht vermindert, wie vorstehende Tabelle zeigt. Ich meinte, dieses
Resultat beruhe auf der Schwachung (namlich der Abnahme der phago-
cyt&ren Kraft) der Leukocyten, weil die damalige Zimmertemperatur
sehr niedrig (ungefahr 14° C) war.
Doch ist diese Ansicht irrig. Die Vernichtung der Bacillen wurde
vielmehr durch die von den Leukocyten produzierte bakterizide Substanz
bewirkt, wie ich durch folgenden Tierversuch festgestellt habe.
(S. Tabelle c) p. 399.)
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392
(JentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
c) Schicksal der in die Bauchhohle dea
Beschaf-
fenheit
der
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung
Datum der
Versuchs
Arten der
Kulturen der
Geimpfte
Bacillenmenge
Sofort
30 Min.
4 Stunden
Milz-
brand-
bacillen
Milzbrand-
bacillen
-“.3
gl
H 2
U
c c
•a
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Mikrosko-
pische Be-
obachtung
Mikroskopische
Beobachtung
fc c
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ii
1910
30. 5.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche Agar-
kultur
Vio Schragagar-
kultur
■
Kapsel —
Phag. + +
-
31. 5.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche Agar-
kultur
Schragagar-
kultur
•
* *
*
•
2. 6.
nicht-ge-
kapaelte
gewohnliche Agar-
kultur
V l0 ^ch ragagar¬
kultur
•
•
2. 6.
nicht-ge-
kapselte
gewfihnliche Agar-
kultur
7,„ Schragagar-
kultur
•
•
7. 6.
gekapselte
18-8tiindige inaktive
Rinderserumkultur
0,5 ccm
•
* 1
|
•
•
17. 6.
nicht-ge-
kapseltc
gewohnliche Agar-
kultur
Aufschwemmung
0,5 ccm
•
•
20. 6.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche Agar-
kultur
0,5 ccm
•
•
•
20. 6.
gekapselte
16-stiindige inaktive
Rinderserumkultur
0,5 ccm
•
.
•
24. 6.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche Agar-
kultur
Aufschwemmung
0,5 ccm
•
' i
•
24. 6.
nicht-ge-
kapselte
durch 5-proz. Per-
mangansaure abge-
totete gewohnliche
Agarkultur
0,5 ccm
•
•
•
24. 6.
nicht-ge-
kapselte
schwach sauere
Agarkultur
0,5 ccm
•
•
•
•
24. 6.
gekapselte
16-stiindige inaktive
Rinderserumkultur
1,0 ccm
•
•
•
•
30. 6.
gekapselte
24-stundige inaktive
Rinderserumkultur
0,5 ccm
•
•
einige freie Bac.
Kapeel —
Phag. -f + +
30
30. 6.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche Agar¬
kultur
Aufschwemmung
0,5 ccm
*
•
'
einige freie Bac.
Kapsel —
Phag. + + +
30
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Kod am a, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 393
Frosches geimpften Milzbrandbacillen.
und Verhaltuia fiir Phagocytose der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen
16 Stunden
17 Std.
18 Stunden
21 Stunden
24 Stunden
48 Stunden
Mikroskop.
Beobachtung
Zahl der
Bacillen
Mikro¬
skop. Be¬
obach¬
tung
Mikroskop.
Beobachtung
Zahl der
Bacillen
Mikroskop.
Beobachtung
Mikroskop.
lieobachtung
Zahl der
Bacillen
1
Mikroskop.
Beobachtung
Zahl der
Bacillen
•
•
•
•
.
1
.
•
I
1
•
•
•
•
•
einige freie
Bac.
Kapsel —
Phag.+ -f- +
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•
*
*
einige freie
Bac.
Kapsel —
Phag. +
39
•
•
•
•
•
*
keine freien
Bac.
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5
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•
•
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•
•
•
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Bac.
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•
•
einige freie
Bac.
Kapsel —
Phag. + + -f
10
einige freie
Bac.
Kapsel —
Phag.-f-+ +
8
•
*
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Kapsel —
Phag. + + +
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.
I
•
•
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Kapsel —
Phag. + + +
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•
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•
•
•
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Kapsel —
Phag. + + +
0
•
•
•
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•
•
•
mehrere freie
Bac.
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Phag. + + +
•
•
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.
-
•
•
•
•
•
•
•
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URBANA-CHAMPAIGN
394
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
j Beschaf-
| fenheit
der
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung
Datum des
Versuehs
Arten der
Kulturen der
Geimpfte
Sofort
30 Min.
4 Stunden
Milz-
brand-
bacillen
Miizbrand-
bacillen
Bacillen menge
Mikroskopische
Beobachtung
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II
Mikro¬
skopische
Beobach¬
tung
Mikroskopi¬
sche Beob-
achtung
i«J e
ill
1910
30. 6.
gekapselte
stark alkalische
Agarkultur
0,5 ccm
•
•
•
viele freie Bac.
Kapsel —
Phag. +
oc
1. 7.
gekapselte
18-stiindige in-
aktive Rinder-
serumkultur
0,5 ccm
•
•
•
•
1. 7.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche
Agarkultur
Aufschwemmung
0,5 ccm
•
•
•
*
•
2. 9.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche
Agarkultur
Aufschwemmung
0,8 ccm
(Keime 4 720000)
•
•
•
2. 9.
gekapselte
Bacillcn von
Bauchflussigkeit
der Maus
Aufschwemmung
l,0ccm(10Oesen)
(Keime 5840000)
*
•
•
•
1 •
7. 11.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche
Agarkultur
Aufschwemmung
0,5 ccm
•
•
•
•
•
7. 11.
gekapselte
Bacillen von
Bauchflussigkeit
der Maus
Aufschwemmung
1,0 ccm(lOOesen)
•
•
•
•
8. 11.
gekapselte
12-stundige in-
aktive Rinder-
serumkultur
0,5 ccm
•
•
•
•
13. 12.
1911
nicht-ge-
kapseite
gewohnliche
Agarkultur
Aufschwemmung
1,0 ccm
sehr viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
394
•
•
•
14. 1.
nicht-ge-
kapselte
gewohnliche
Agarkultur
Aufschwemmung
1,0 ccm
(*/« Schragagar-
kultur
sehr viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
184
5. 2.
gekapselte
Bacillen von
Bauchflussigkeit
der Maus
Aufschwemmung
l,0ccm(10Oesen)
sehr viele freie
Bac.
Kapsel + + +
Phag. —
20
•
5. 2.
gekapselte
Bacillen von
Bauchflussigkeit
der Maus
Aufschwemmung
in inaktivem
Rinderserum
l,0ccm(10Oesen)|
viele freie Bac.
Kapsel + + +
Phag. —
10
Bemerkungen:
1) Alle Frosche lieB ich in der damaligen Zimmertemperatur, aber als Ausnahme einen
Frosch, der im 4. Absatz vermerkt ist, ira Brutofen bei 37° C stehen.
2) Die gekapselten Alilzbrandbacillen rind der Bauchflussigkeit der Maus entnommen,
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Kodama, Die Ursache der natiirlicheu Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 395
und Verhaltnis fiir Phagocytose der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen
16 Stunden
Mikroskopische
BeobachtuDg
einige freie Bac.
Kapsel —
Phag. + + +
einige freie Bac.
Kapsel —
Phag. + + +
keine freien Bac.
Kapsel —
Phag. +
keine freien Bac.
Kapsel —
Phag. + d-d-
17 Stunden
18 Stunden
21 Stunden
'24 Stunden
48 Stunden
Zahl der
Bacillen
Mikroukopische
Beobachtung
iir
a
T> =
Mikroskop.
Beobachtung
1
Mikroskop.
Beobachtung
•§.2
Mikroskop.
Beobachtung
b
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16
•
•
•
•
•
0
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•
•
.
mehrere freie Bac.
Kapsel —
Phag. + + +
•
•
•
•
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mehrere freie Bac.
Kapsel —
Phag. + + -f
•
•
mehrere freie
Bac.
Kapsel —
Phag. + + +
.
1
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. +
328
•
•
.
einige freie
Bac.
Kapsel —
Phag.+ + +
58
|
.
einige freie
Bac.
Kapsel 4-
Phag. —
0
.
I
1
• |
|
1
1
einige freie
Bac.
Kapsel —
Phag. +
1,5
die durch intraperitoneale Injektion von grofien Mengen Agarkultur der Milzbrand¬
bacillen verendet war.
3) Die Agarkulturen sind alle 24 Stunden alt.
4) „Kapsel +“ bei einigen freien Bacillen, „Kapsel + + “ bei vielen Bacillen,
„Kap8el + + +“ bei fast alien freien Bacillen.
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396
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate Bd. 68. Heft 3/4.
d) Versuch fiber die bakterizide Wirkung des Ascites vom Frosche
gegen Milzbran d bacillen.
EntDahme und Arten
der Bauchfliissigkeit.
Der Ascites wurde folgen-
Beschaffen-
heit der
Bauch-
fliissigkeit
Menge ■
d. Bauch-
fliissig-
keit
Eingesate
Bacillen-
menge
Zahl (in 1 Oese) der
Milzbrandbacillen
nach
dermaBen gewonnen:
sofort
30 Min.
j 1 Std.
2 Std.
1 ccm Bouillon intraperi-
toneal beim Frosch ver-
impft; Wiederholung
nach 10 Std. 1 Std.
darauf Aspiration des
Ascites
aktive
0,5 ccm
1 kleine
Oese von
Agar- -
kultur
218
514
370
Intraperitoneale Injektion
von 1 Oese Agarkultur
in 1 ccm NaCl-Losung
Aspiration des Ascites
aktive
0,5 „
dgl.
74
121
128
•
inaktive
b,5 ,,
69
86
121
•
Wenn man die Milzbrandbacillen von gewbhnlichen Agarkulturen
subkutan in Hiihner impft, iiben die Leukocyten der Hflhner gegen diese
Bacillen energische phagocytSre Wirkung aus (die innerhalb der Leuko¬
cyten gefundenen Milzbrandbacillen sind deutlich degeneriert).
Alle geimpften Bacillen verschwanden gewdhnlich aus den Impf-
stelleu im Verlaufe von 5—24 Stunden nacfi der Impfung.
Die Milzbrandbacillen der Impfstellen sind h&ufig deutlich degeneriert
und durch gewohnliche Farbstoffe schlecht zu farben.
Die Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen bilden sub¬
kutan selten schbne Kapseln; gewohnlich findet man diese 2—5 Stunden
nach der Impfung nur bei einigen Bacillen. AuBerdem wird man oft
bei einigen Bacillen der Impfstellen folgende Form erkennen: das Proto¬
plasma tritt scheinbar als schmaler Strich, entsprechend der Langsachse
des Bacillenleibes, zutage.
Wenn man die Milzbrandbacillen von stark alkalischen Agarkulturen
subkutan in Hiihner impft, so bilden sie bald sehr schdne Kapseln;
2 Stunden nach der Impfung verschwinden diese, und im Verlaufe von
5 Stunden werden alle geimpften Bacillen veruichtet. Auch kann man
hier eine deutliche phagocyt&re Wirkung beobachten.
(S. Tabelle c) p. 400.)
Wenn man Milzbrandbacillen von gewShnlicher Agarkultur in die
Bauchhohle der Hiihner impft, so kann man folgende Erscheinungen
beobachten:
1) In dem Ascitespriiparat von 40 Minuten nach der Impfung
bemerkt man, daB viele Milzbrandbacillen vorhanden und diese mit
Leukocyten verwickelt sind. Es besteht noch keine Phagocytose.
2) In dem Ascitespraparat von 4—5 Stunden nach der Impfung
ist die Phagocytose sehr deutlich (die innerhalb der Leukocyten gefun¬
denen Milzbrandbacillen sind deutlich degeneriert), und man kann ge-
wbhnlich keine freien Bacillen mehr linden.
Die Milzbrandbacillen von den Impfstellen sind haufig deutlich
degeneriert und durch gewohnlichen Farbstoff schlecht zu farben.
3) Eingekapselte Milzbrandbacillen (von fliissiger Pferdeserum-
kultur) wurden in die Bauchhohle der Hiihner geimpft; die Leukocyten
iiben meistens nach 5 Stunden noch keine phagocyt&re Wirkung aus,
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URBANA-CHAMPAIGN
Ueber die Phagocytose der H iihnerleu kocy ten gegen M i lz bran d baci 1 len.
a) Versuch in vitro.
Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 397
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398
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origin ale. Bd. 68. Heft 3/4.
b) Versuch in vivo.
Zimmer-
tempe-
ratur
Kulturen und
Menge der
Milzbrandbacillen
Menge der
Leuko¬
cyten
Zahl (in 1 Oese) und Verhaltnis zur
Phagocytose der Milzbrand-
bacillen nach
des
Menge des
sofort
30 Minuten
Ver-
BUCbs
Serums
Mikro-
skopische
Beobach-
tung
Zahl der
Bacillen
Mikro-
skopische
Beobachtung
Zahl der
Bacillen
13. 9.
21,0° C
Aufschwemmung v.
gewohnlicher Agar¬
kultur, 0,5 ccm
Aktives Hiihner-
serum, 0,1 ccm
0,3 ccm
Phag. —
o
Phag. + + +
0
13. 9.
dgl.
|
dgl., 0,2 ccm
dgl.
abgetotete
Leuko¬
cyten
0,3 ccm
>»
214
,, -
224
14. 9.
19,5° C
dgl., 0,2 ccm
dgl., 0,2 ccm
0,3 ccm
Phag. —
304
Phag. + + +
0
14. 9.
dgl.
dgl.
dgl.
0,3 „
452
yy +
450
14. 9.
ft
yy
Aktives Frosch-
serum, 0,2 ccm
0,3 „
yy
310
„ -
536
6. 10.
13,7° C
12-stiindige inaktive
Pferdeserumkultur,
0,3 ccm
Aktives Hiihner-
serum, 0,3 ccm
0,4 ccm
Phag. —
568
Phag. —
611
6. 10.
dgl.
dgl., 0/2 ccm
.
0,3 „
342
630
6. 10.
yy
Aufschwemmung v.
gewohnlicher Agar¬
kultur, 0,3 ccm
Inaktives Pferde-
serum, 0,3 ccm
0,3 „
yy
1237
V + +
1842
6. 10.
yy
dgl.
Aktives Hiihner-
serum, 0,3 ccm
0,3 „
yy
880
V +
962
14. 10.
14,5° C
dgl.
dgl.
0,3 ccm
Phag. —
15
Phag. + +
25
14. 10.
dgl.
0,3 „
>1
11
„ -
10
14. 10.
yy
yy
0,3 „
yy
78
yy +
376
27. 10.
14,0° C
dgl., 0,5 ccm
Aktives Hiihner-
serum, 0,5 ccm
0,5 ccm
Phag. —
39
Phag. -f
62
27. 10.
dgl.
dgl.
dgl.
0,5 „
452
yy +
415
27. 10.
yy
dgl., 0,3 ccm
dgl., 0,3 ccm
0,3 „
yy
158
yy +
288
4. 11.
10,9° C
dgl.
dgl., 0,4 ccm
0,4 ccm
Phag. —
174
Phag. + +
456
4. 11.
dgl.
yy
•
0,4 „
yy
34
yy + +
140
Bemerkungen: Die Mischung von Leukocyten und Bacillen oder von Leuko-
cyten, Bacillen und Serum liefi ich 30 Minuten lang bei 37° C stehen und untersuchte
dann auf Zahl und Phagocytose der Bacillen.
aber es sind diese gekapselten Bacillen durch gewbhnlichen Farbstoff
schlecht zu farben und die Peripherie der Kapsel ist zackig geworden.
(Ein Bacillenleib innerhalb der Kapsel ist nicht raehr nachweisbar.) Die
gekapselten Bacillen von diesem Ascites zeigen auf frischen Agarnahr-
boden kein Wachstum (s. Tabelle d) p. 402).
Der Ascites, zu welchem Kochsalzlosung in die Bauchhohle der
Hiihner eingespritzt und nach einigen Stunden entnommeu wurde, (ibt
auf Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus.
Der Ascites, zu welchem die Milzbrandbacillen (von gewohnlicher
Agarkultur oder von fliissiger Serumkultur [eingekapselte Bacillen]) ein¬
gespritzt und nach einigen Stunden entnommen wurden, wirkt gegen
eingekapselte und nichtgekapselte Milzbrandbacillen ziemlich stark
bakterizid.
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K od am a, Die Ureache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacilien. 399
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Einige freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. —
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•
•
•
48 Stunde
Mikro-
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Keine freien
Bacillen
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Keine freien
Bacillen
Phag. —
Keine freien
Bacillen
Phag. —
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Bacillen
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CM
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Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
400
Gentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
c) Das Schicksai der in die Bauchhohle der Huhner
Be-
Zahl (in 1 Oese), Kapeelbildung und
schaffen-
heit der
Arten der
Kulturen der
Geimpfte Bacillen-
sofort
nach 40 Minuten
Milz-
brand-
bacillen
Milzbrand¬
bacillen
menge
Mikroskop.
Be-
j obachtung
Zahl
der
Bacillen
Mikro-
skopische
Beobachtung
Zahl
der
Bacillen
Nicht-
ge-
kapselte
Gewohnliche
24-stiindige
Agarkultur
l l f Schragagarkultur
in 2 ccm Kochaalz-
losung
(Korpergew.
1606 g) viele
Bac. m. Leuk.
im Knaul
Kapsel —
Phag. —
92
dgl.
dgl.
1 / f Schragagarkultur
in 2 ccm Kochsalz-
losung (Keime
19520000)
dgl.
dgl.
Ganze Schragagar¬
kultur mit 5 ccm
Kochsalzlosung
(Keime 124 800000)
(Korper-Gew.
1520 g) sehr
viele rreie
Bacillen
Kapsel —
Phag. —
74
Ge-
kapselte
18-stiindige
inaktive
Pferde-
serumkultur
5 ccm
(Keime 872 800)
(Korper-Gew.
840 g) sehr
viele freie
Bacillen
Kaps. + + +
Phag. —
84
dgl.
dgl.
4 ccm
(Keime 22480000
•
•
•
Nicht
ge-
kapselte
Gewohnliche
24-stiindige
Agarkultur
7, Sch ragagarku 1 tur
mit 5 ccm Koch-
salzlosung
•
•
•
dgl.
dgl.
Ganze Schragagar¬
kultur mit 5 ccm
Kochsalzlosung
•
•
•
dgl.
dgl.
dgl.
'
*
Deshalb bin ich der Ansicht, daB die Leukocyten der Hiihner durch
den Reiz der Milzbrandbacillen eine bakterizide Snbstanz sezernieren
und dadurch die Bacillen vernichten. Die Wirkung dieser bakteriziden
Substanz wird bei 50° C in 30 Minuten nicht zerstSrt.
Die Vermiuderung der Zahl der in ein Gemisch von Leukocyten
und Serum geimpften Milzbrandbacillen (in vitro), die Entstehung von
Degenerationsformen der Hiihnern subkutan geimpften Milzbrandbacillen,
die FormverSnderung und Vernichtung der in die BauchhOhle der Hiihner
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URBANA-CHAMPAIGN
Kodama, Die Uraache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 401
geimpften Milzbrandbacillen.
Verhaltnis in die Bauchhohle geimpfter Milzbrandbacillen
nach 4 Stunden
nach 5 Stunden
nach 24 Stunden
Mikroskopische
Beobachtung
Zahl
der
Bacillen
Mikroskopische
Beobachtung
Zahl
der
Bacillen
Mikroskopische
Beobachtung
Zahl
der
Bacillen
(Kfirpergewicht
keine ^Bacillen
Phag. —
0
•
•
(Korpergewicht 2380 g)
einige freie Bacillen
Kapsel —
Phag. + + +
0,7
•
•
(Korpergewicht 850 g)
keine freie Bacillen
Phg. + + +
0
•
(Korpergewicht 645 g)
sehr viele gekapselte
Bacillen
Phag. + +
0
•
•
•
(Korpergewicht 875 g)
einige freie gekapselte
Bacillen
Phag. + +
•
•
(Korpergewicht
770 g)
(Korpertemper.
41,2° C)
einige freie Bac.
Kapsel —
Phag. + + +
•
(Korpergewicht 2180 g)
(Korpertemp. 41,8° C)
keine Bacillen
Phag. —
0
'
(Korpergewicht
1886 g)
keine Bacillen
Phag. —
.
geimpften gekapselten Milzbrandbacillen ist durch die Wirkung der
bakteriziden Substanz zu erklaren.
Kurze Zusammenfassung.
Das Serum der Hiihner allein ubt gegen Milzbrandbacillen keine
bakterizide Wirkung aus. Die Ursache der naturlichen Immunitat dieses
Tieres versuche ich mir folgendermaBen zu erklaren:
Erste Abt. Orig. Bd. 68.
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Heft 3 4.
26
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URBANA-CHAMPAIGN
402
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
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d) Versuch iiber die bakterizide Wirkung des Ascites der Huhner
gegen Milzbrandbacillen.
o
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E
Z
Entnahme und Arten der
Bauchfliissigkeit
Bes chaff en-
heit der
eingesiiten
Be-
schaffen-
heit der
Menge
der
Bauch-
Ein-
gesate
Bacill.-
Zahl (in lOese)
der Bad lien
nach
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J
Milzbrand¬
bacillen
Bauch-
flussigkeit
flussig-
keit
Menge
so- 20
fort Min.
1
Std.
I
Bauchfliissigkeit, welche nach
Nicht-
aktive
0,5 ccm
I kleine
196
26
fi
intraperitonal. Injektion von
gekapselte
Oese
4 ccm 18-stiindiger inak-
(gewohnliche
tivierter Pferdeserumkultur
aus der Bauchhohle ent-
nommen wurde
Agarkultur)
II
Intraperitoneale Injekt. von
dgl.
aktive
dgl.
dgl.
0
o
0
J t Schragagarkullur mit
5 ccm Kochsalzlosung. Nach
4 Stunden Injektion von
2 ccm Kochsalzlosung. So-
f ortige En tnahnje des A sci tes
III
Intraperitoneale Injekt. einer
dgl.
aktive
dgl.
dgl.
10
0
0
ganzen Schragagarkultur
mit 5 ccm Kochsalzlosung.
dgl.
inaktive
dgl.
dgl.
9
0
0
Nach 5 Stunden Injektion
Gekapselte
aktive
dgl.
0,2 ccm
54
15
27
von 4 ccm Kochsalzlosung.
(16-stundige
Sofortige Entnahme
inaktivierter
Pferdeserum-
kultur
IV
Wie III
Nichtgekap-
selte
aktive
dgl.
1 kleine
Oese
46
21
4
(gewohnliche
Agarkultur)
inaktive
dgl.
dgl.
110
1
0
V
Kontrolle
Behandlung der Tiere wie III
dgl.
aktive
dgl.
dgl.
0
15
151
und IV. In der Kochsalz¬
losung waren keine Milz¬
dgl.
inaktive
dgl.
dgl.
65
172
640
brandbacillen
Gekapselte
(18-stundige
aktive
dgl.
0,1 ccm
0
0,5
7,5
inaktivierte
Pferdeserura-
i kultur)
1) Durch hohe Korpertemperatur (die fur die Vermehrung der
Milzbrandbacillen ungiinstig ist).
2) Durch energische phagocytare Wirkung und durch st&rkere Ver-
dauungskraft der Leukocyten.
3) Durch eine unerschopfliche bakterizide Substanz, welche die Leuko¬
cyten der Huhner nur durch Reiz der Milzbrandbacillen produzieren
konnen. Die Wirkung dieser bakteriziden'. Substanz wird in 30 Minuten
bei 56° C nicht zerstort.
Dadurch werden die in den Hiihnerkorper geimpften „nicht-ge-
kapselten“ oder „eingekapselten u Milzbrandbacillen in sehr kurzer Zeit
vernichtet.
Die Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur bilden subkutan
bei den Iliihnern gewohnlich nur bei einigen Exemplaren Kapseln; in
der Bauchhohle dieser Tiere bilden sich keine Kapseln.
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-C HAMPAIGN
XVIII. Untersuchungen iiber die Ursache der natiirlichen Immunit&t der weiBen Ratten gegen Milzbrand-
Kodaraa, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 4Q3
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URBANA-CHAMPAIGN
404
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 405
Wenn man die Milzbrandbacillen von stark alkalischen Agarkulturen
subkutan Hiihnern einimpft, so bilden sie bald sehr schone Kapseln:
Wenn man die Milzbrandbacillen von gew&hnlicher Agarkultur sub¬
kutan weiBen Ratten injiziert, werden sie durch bakterizide und ener-
gische phagocytare (die in den Leukocyten gefundenen Milzbrandbacillen
sind deutlich degeneriert) Stoffe vernichtet.
Die Milzbrandbacillen aus den Impfstellen sind durch gewohnlichen
Farbstoff schlecht f&rbbar.
Die geimpften Milzbrandbacillen bilden eine Zeitlang (zwischen
2 und 5 Stunden) nach der Impfung sehr schone Kapseln, doch ver-
schwinden sie danach bald wieder.
Wenn man die Milzbrandbacillen von gewOhnlicher Agarkultur in die
Bauchhohle der weiBen Ratten impft, werden sie durch Bakterizidie und
energische Phagocytose in kurzer Zeit vernichtet.
c) Versuch fiber die bakterizide Wirkung des Ascites der weiBen
Ratten gegen Milzbrandbacillen.
Menge der
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Be-
Menge
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Eutnahme und
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Bacillen-
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Bauch-
flfissig-
menge
30
Min.
Schragagar-
kultur
flussigkeit
keit
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Std.
I
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Nach 4 Std. Injekt.
aktive
0,5 ccm
1 Oese von
125
0
0
NaCl-Losung
| von 2 ccm NaCl-
gewohn-
Losung. Sofortige
Entnahme des As-
licher
Agar¬
kultur
cites
11
1 Oese mit
Nach 3 Std. Injekt.
aktive
0,5 ccm
dgl.
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Losung
von 3 ccm NaCl-
Losung. Sofortige
Entnahme
inaktive
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325
86
57
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Injektion von 3 ccm
aktive
0,5 ccm
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Kochsalziosg., nach
3 Std. 3 ccm. So-
inaktive
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fortige Entnahme
IV
0
Injektion von 3 ccm
Kochsalziosg. So¬
fortige Entnahme
aktive '
0,5 ccm
dgl.
102
158
184
1
inaktive
0,5 „
n
266
290
346
Bauchfliissigkeiten, die durch Injektion von Kochsalzlosung mit Oder
ohne wenige Milzbrandbacillen in die Bauchhohle der weiBen Ratten er-
zeugt waren, iiben auf Milzbrandbacillen eine bakterizide Wirkung aus.
Kurze Zusammenfassung.
Die weiBen Ratten vernichten durch eine unerschopfliche bakterizide
Substanz, durch energische phagocytare Wirkung und durch starke Ver-
dauungskraft innerhalb der Leukocyten die Milzbrandbacillen.
Deshalb sind weiBe Ratten gegen diese Bacillen immun.
Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur bilden subkutan in
den weiBen Ratten einige Zeit (zwischen 2 und 5 Stunden) nach der
Impfung schone Kapseln; jedoch verschwinden sie bald nachher wieder.
In der Bauchhohle der weiBen Ratten bilden sie keine Kapseln.
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JJRBAN^HA^jgN
406
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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Gewohnliche 24-stundige Agarkulturen
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408 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Wenn man Kaninchen subkutan mit Milzbrandbacillen von gewbhn-
licher Agarkultur impft (moglichst die Blutung verineidend), so zerfallen
die langen Ketten dieser Bacillen bald in einzelne Glieder; solche ein-
zelne Bacillen sind durch gewohnliche Farbstoffe schlecht zu f&rben.
Die Zahl der geimpften Bacillen ist im Verlaufe der Zeit deutlich
vermindert; 24—48 Stunden nach der Impfung kOnnen an den Impf-
stellen hochstens noch einige Bacillen oder gar keine mehr nachgewiesen
werden.
Die Milzbrandbacillen bilden, sukutan verimpft, keine Kapseln.
Die Leukocyten des Kaninchens tiben gegen die eingeimpften Milz¬
brandbacillen keine phagocyt&re Wirkung aus. Wir kOnnen aber die Be-
obachtung machen, daB einige, selten viele Leukocyten mit den Bacillen
verwickelt sind.
Nach dem Tod dieser Tiere wurden an den Impfstellen nur einige
Bacillen gefunden, bei diesen Bacillen sind keine Kapseln nachweisbar;
indessen konnen wir in dem Herzblute and in den inneren Organen
viele schone eingekapselte Bacillen nachweisen.
Bei einem Kaninchen, dem eingekapselte Milzbrandbacillen (von
fliissiger Pferdeserumkultur) intravenos eingespritzt wurden und das ich
2 Stunden spater tStete, habe ich bei der mikroskopischen Untersuchung
nur in der Milz einige eingekapselte Milzbrandbacillen gefunden; bei
der Zflchtung wuchsen 5 Kolonieen; in anderen Organen konnte ich
keine Bacillen finden.
Ein Kaninchen, welchem Milzbrandbacillen von gewdhnlicher Agar¬
kultur intravenbs eingespritzt waren, wurde nach 2 Stunden getotet.
Im Herzblute und den inneren Organen konnte ich bei der mikrosko¬
pischen Untersuchung keine Bacillen nachweisen; durch Kultur habe ich
aber in der Leber 2 Kolonieen dieser Bacillen nachweisen konnen.
c) Schicksal der in die Bauchhohle des Kaninchens geimpften Milz¬
brandbacillen.
Arten der
Kulturen
Geimpfte
Bacillen-
meoge
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und Verhaltnis zur Phagocytose
der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen
nach
der Milz¬
brand¬
bacillen
sof. (n. ca.30 Min.
5 Stunden
60 Stunden
Mikroskop.
Beobachtung
Zahl
d. Ba¬
cillen
Mikroskop.
'Beobachtung
Zahl
d. Ba¬
cillen
Mikroskopische
Beobachtung
Zahl
d. Ba¬
cillen
Gewohn¬
liche,
24 stiin-
dige
Agar¬
kultur
Fur jedes ;
Kanin¬
chen eine
ganze
Schrag-
agarkul-
tur mit
5 ccm
Kochsalz-
losung
(Korpergew.
3150 g).
Einige Bacill.
sind mit den
Leukocyten
verwickelt
Kapsel —
Phag. -
2,5
(Korpergew.
2310 g).
Keine Bacill.
Kapsel —
Pha . -
|
Kein
Wachs-
tum
aus As¬
cites u.
inneren
Orga¬
nen
Tod
(Korpergew. 1960g)
Herz: wenige Bacill.
(bei einigen Ba¬
cillen o. Kapsel)
Leber: wenige Bacill.
(bei einigen Ba¬
cillen Kapsel)
Nieren: wenige Bac.
(bei V, Bacillen
Kapsel)
Milz: viele Bacillen
(keine Kapsel)
Ascitis: keine Bacill.
OC
oo
OC
oo
0
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Kodama, Die Ureache der nuturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 409
In dem Praparate von Herzblut und Nieren von Kaninchen, welche
durch die eingekapselten Milzbrandbacillen oder durch die nicht-gekapselten
Bacillen verendeten, konnte ich bei alien Bacillen schone Kapseln nach¬
weisen.
Von den zahlreichen Bacillen in Leber und Milz waren aber nur
sehr wenige eingekapselt.
In dem Praparate aus dem Ascites des Kaninchens, dem Milzbrand¬
bacillen von gewohnlicher Agarkultur in die Bauchhohle geimpft waren,
konnte man beobachten, daB sehr wenige Leukocyten vorhanden und
daB diese mit Bacillen verwickelt sind (keine Phagocytose).
In dem Ascites (5 Stunden nack Impfung) kann man keine Bacillen
nachweisen.
In Herzblut und Nieren des durch Milzbrandbacillen (intraperitoneale
Injektion) verendeten Kaninchens kann man bei vielen Bacillen schone
Kapseln nachweisen. In den PrSparaten von Milz und Leber dieses
Kaninchens findet man ebenfalls sehr viele Bacillen; eine Kapsel ist nur
bei einigen wenigen Bacillen zu konstatieren. In der BauchflQssigkeit
konnen wir keine Bacillen nachweisen.
d) Versuch fiber die bakterizide Wirkung des Ascites des Kaninchens
gegen Milzbrandbacillen.
Lfd.
No.
Menge der
intraperi-
tonealen In-
Entnahme und Arten
der
Beschaf-
fenheit
der
Menge
der
Bauch-
Ein-
gesiite
Zahl(in 1 Oese)
der Milzbrand¬
bacillen nach
jektion von '
Kulturen
Bauchfliissigkeit
Bauch- j
flussigkeit!
flussig- j
keit
1
menge
so-
fort
30
Min.
1
Std.
1
0
1
3 ccm Kochsalzlosung, nach
2 Stunden wieder 2 ccm
und sofortige Entnahme
aktive
inaktive
0,5 ccm
dgl.
1 kleinej
Oeseaus
Agarklt.
dgl.
25
22
10
47
14
74
II
7* Schrag-
agarkult. in
5 cem NaCl-
Losung
nach 5 Stunden Entnahme
aktive
>1
4
0
3
III
ganzeSchrag-
agarkult. in
4 ccm NaCl-
Losung
nach 2 Stunden Entnahme
:»
>1
11
47
25
51
IV
ganzeSchrag-
agarkult. in
5 ccm NaCl-
Losung
Tod nach 60 Stunden, dann
1 Entnahme
|
»>
11
111
1 135
214
V
0
Intravenose Injektion der
gekapselten M i Izbrandbac.
(lccm Rinderserumkultur,
nach 5 Stunden Entnahme
I)
11
30
11
7
VI
0
Intravenfise Injektion der
gekapselten Milzbrandbac.
1 ccm Pferdeserumkultur,
nach 5 Stunden Entnahme
»
f)
11
58
23
11
VII
0
Intravenose Injektion von
*/ 4 Schrag-Agarkultur,Tod
nach 32 Stunden, dann
Entnahme
»>
11
11
158
71
13
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URBANA-CHAMPAI6N
410
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
XIX. Untersuchungen fiber die Ursache der
a) Schicksal der subkutan in die
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und Verhaltnis nr
nach
Ge-
impfte
Ba¬
cillen-
menge
sofort
30 Min.
1 8tunde
1'/, Std.
2 Stunden
5 Stunden
Arten der
Kulturen
Mikro-
skojrische
obachtuug
U —
Q) C
Mikro-
skogische
obacht.
Mikro-
sko|)ische
obacht.
Mikro-
skojniche
obacht.
Mikro-
sko|dsche
obachtung
Mikro-
skopische
Beobachtung
Zahl
der
Ba¬
cillar.
Schwach
saure24-stiin-
dige Agar¬
kultur
1 Oese
(1 m g)
Kapsel —
Kapsel —
Kapsel —
Kapsel —
Kapsel -f +
Kapsel +-M-
Gewohnliche
24-stiindige
Agarkultur
dgl.
Viele freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. —
354
dgl.
dgl.
Viele freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. —
169
1
dgl.
dgl.
Viele freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. —
73
•
dgl.
dgl.
Viele freie
Bacillen
Kapsel —
Phag. —
133
‘
dgl.
2 Oesen
(2 mg)
Sehr viele
freie Bacillen
Kapsel —
Phag. —
45U
•
Viele freie
Bacillen
Kapsel + + +
Pha. +
1210
*) Keine Bacillen und kein Wachstum aus Herzblut und inneren Organen.
!) VieJe gekapselte Bacillen und iippiges Wachstum aus Herzblut und inneren Organen.
Bauchfliissigkeit, welche in der Bauchhohle des normalen Kaninchens
nach Injektion von Kochsalzlosung entstand, und nach einigen Stunden
entnommen wurde, iibt auf Milzbrandbacillen bakterizide Wirkung aus.
Die gleiche Wirkung hat Bauchfliissigkeit, welche nach intravenSser
Injektion von Milzbrandbacillen entstand und nach 5 Stunden oder nach
deni Tode entnommen wurde.
Bauchfliissigkeit, welche nach intraperitonealer Injektion von groBen
Mengen gewohnlicher Agarkultur der Milzbrandbacillen in der Bauch¬
hohle des Kaninchens entstand und nach 2—5 Stunden entnommen
wurde, iibt auf Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus.
Kurze Zusammenfassung.
Die Leukocyten des Kaninchens iiben gegen Milzbrandbacillen keine
Phagocytose aus. Das Serum und die Bauchfliissigkeit dieser Tiere
wirken normalerweise auf Milzbrandbacillen bakterizid; aber diese Wir-
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Kodama, Die Ursache der natiirlicheu Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 411
EmpfSnglichkeit der Maus gegen Milzbrandbacillen.
Maus geimpften Milzbrandbacillen.
Phagocytose der subkutan verimpften Milzbrandbacillen
nach
15 Stunden
18 Stunden
21 Stunden
22 Stunden
28 Stunden
Mikro-
ekopische
Beobaohtung
1
Zahl
der
Ba¬
cillen
Mikro-
skopische
Beobachtung
1
Zahl
der
1 Ba¬
cillen
Mikro-
akopische
Beobachtung
Zahl
I der
Ba¬
cillen
Mikro-
skopische
Beobachtung
Zahl
der
Ba¬
cillen
Mikro-
skopische
Beobachtung
i
Zahl
der
Ba¬
cillen
‘
l
1
•
•
Viele freie
Bacillen
Kapsel-f-f-f
Phag. — !)
*
1
•
‘
I
Wenige freie:
Bacillen
Kapwel + + +
Phag. — *)
4
Viele
freie Bacillen
Kapeel-f- 4- +
Phag. + *)
*
)
1176
‘
Sehr viele
freie Bacillen
Kapsel-f -f +
Phag. — !)|
|
•
126
Enorm viele
freie Bacillen
Kapsel+-f -f
Phag. —
00
kung ist nicht so erheblich, dad das aktive Kaninchenserum in vitro die
Milzbrandbacillen vernichtet (siehe oben).
Obwohl ein groBer Teil der geimpften Milzbrandbacillen im Kaninchen¬
korper infolge der bakteriziden VVirkung vernichtet wird, entgehen die
iibrigen Bacillen derselben im derben Gewebe (z. B. Milz). Nachdem
die natiirliche bakterizide Substanz, die nicht unendlich ist, aufgezehrt
ist, vermehren sich diese wenigen Bacillen im Kaninchenkorper plotzlich
energisch. Dadurch verendet das Kaninchen.
Die Milzbrandbacillen konnen im Kaninchenkorper nicht so leicht
Kapseln bilden, wie in der Maus und im Meerschweinchenkorper.
Zwischen der Kapselbildung und der Infektionsfahigkeit der Milzbrand¬
bacillen im Kaninchenkorper besteht kein VerhSltnis. Die Kapselbildung
ist nur eine Begleiterscheinung der ZustandsSnderung der Milzbrand¬
bacillen.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
b) Schicksal der in die Bauchhbhle der
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und VerhaltniB zur
Arten der
Kulturen
der
Milzbrand-
bacillen
Geimpfte
Bacillen-
menge
Mikrosk.
Beobach
lung
Mikrosk,
Beobach-
tung
Gewohnl.
24-stund.
Agarkultur.
Schwach
saure 24-
stiindige
Agarkultur
Gewohnl.
24-stund.
Agarkultur
('/« Schrag-
agarkultur)
dgl.
Kapsel + -1-
Phag. -f + 4-
keine freien
Bac.
Kapsel —
Phag. + + -I-
gering.Menge
(2 Oesen)
(Keime
44800)
groBe Menge
(Keime
308000)
(Keime
978600)
gering.Menge
(Keime 7000)
gering.Menge
(Keime 5152)
groBe Menge
(Keime
334 600)
36-stund.
gewohnl.
Agarkultur
*/, 8ehrag-
agarkultur
Bemerkungen:
Ich habe Miiuse von moglichst gleichem Korpergewicht verwandt.
* Keine Bacillen und kein Wachstum aus Herzblut und inneren Organen.
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1 Stunde ' l 1 /, Std.
■ Mikrosk.
Beobach-
tung
Mikrosk.
Beobach-
tung
sofort
15 Min.
Mikrosk.
Beobach-
tung
Is
11
SjO
Mikrosk.
Beobach-
tung
O
cs
2
s
Kapsel +
•
Kapsel -f
•
Kapsel —
•
Kapsel —
•
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
59
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
21
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
28
' 1
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
26
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
50
viele freie
Bac.
Kapsel —
Phag. —
180
einige
freie Bac.
Kapsel —
Phag. —
1
sehr viele
freie Bac.
Kapsel —
Phag. —
0,5
iZnhld.Bac
Kodaraa, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 413
Maus geimpften Milzbrandbacillen.
Phagocytose der in die Bauchhohle geimpften Milzbrandbacillen
3 Std.
5 Std. 7 Std.
15 Std
1 18 Std.
24 Std.
Mikrosk.
Beobach-
tung
Zahld.Bac.
65
Mikroskop. ® Mikroskop.
Beobachtung ~ Beobachtung
a
s:
-cJ! Mikrosk.
2 ^ Beobach-
«£ tung
= Mikroskop.
2 p Beobachtung
-Sj Mikrosk.
— Beobach-
|| tung
| Zahl der
Bacillen
Kapsel+ + +
Kapsel + + + •
*
Kapsel + + +
Kapsel+ + + ( .
•
|
keine freien
0,7
Bac.
• |
Kapsel —
Phag. + + +
keine freien
2,5
einige freie )41
einige freie
1,5
Bac.
Bac.
Bac.
Kapeel —
Kapsel + + +
Kapsel H—b -j-
Phag.+ + +*
Phag. — *
Phag. — *
viele freie
118
*
Bac.
|
Kapsel + + +
Phag.+ -f + *
einige freie
5,5
keine freien 38 viele freie
862 sehr viele
760
. Tod inner-
165
Bac.
Bac. Bac.
freie Bac.
halb 24 St.
Kapsel 4-
Kapsel — 1 Kapsel + + +
Kapsel
Befund
Phag. + + +*
Phag. + + + Phag. + 4- +!
+ + +
gleich wie
Phag.— !
15 Std. !
wenige freie
33
einige freie 10;wenige freie
34 jsehr viele
3 Tod inner-
212
Bac.
Bac. Bac.
j freie Bac.
halb 18 Std.
Kapsel + +
Kapsel + + + Kapsel + +
1 Kapsel
1 sehr viele
Phag. + + +*
Phag.+ + + ' ( Phag. + + +*
! ++ +
freie Bac.
Phag.— !
Kapsel+ + 4-
I’hag. — !
.
. [ . keine freie
26 sehr viele
Tod inner-
'
,
Bac.
freie Bac.
halb 18 Std.
Kapsel —
Kapsel
sehr viele
Phag.+ + + *
l +-f +
freie Bac.
Phag.- !
Kapsel + + +
Phag. — !
wenige freie
0
viele freie 10
*
Bac.
Bac.
Kapsel -f-f
Kapsel + + +
1
Phag.+ + +*
Phag. +!
.
.
'
. Tod inner-
halb 18 Std.
bei sporen-
tragend. Bac.
gefunden,
;scn6neKapsel
} Viele gekapselte Bacillen und iippiges Wachstum auB Herzblut und inneren Or-
ganen.
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414 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Wenn man Milzbrandbacillen von schwach sauren Agarkulturen sub-
kutan der Maus einimpft, so beginnen sie ca. 2 Stunden nach der Impfung,
Kapseln zu bilden; dies ist im Verlaufe von 5 Stunden deutlich. Des-
halb beginnt die Kapselbildung der im M&useserum einges&ten Milzbrand¬
bacillen fast sofort.
Wenn man aber die Maus mit einer groBen Menge von schwach
alkalischer Agarkultur geimpft hat, so findet man oft schon bald nach
der Impfung bei einigen Bacillen eine Kapsel.
Gewolmlich beginnt indessen die Kapselbildung zwei Stunden nach
der Impfung; im Verlaufe von 5 Stunden wird sie deutlich.
Die Zahl der subkutan geimpften Milzbrandbacillen vermehrt sich
gewohnlich allmShlich. AuBerdem kann man auch an den Impfstellen
oft Phagocytose beobachten.
Die Zeit, in welcher die subkutan geimpften Milzbrandbacillen in
das Blut eindringen, wird je nach der Menge der geimpften Bacillen
verschieden sein. Bei meinen Versuchen habe ich erst 21 Stunden nach
der Impfung in dem Blute die Milzbrandbacillen nachweisen konnen.
1) Nach meinem ersten Versuche war die Zeit des Beginns der
Kapselbildung in der Bauchhohle der Maus (die Milzbrandbacillen
stammten von gewOhnlichen Agarkulturen) so unbestimmt, daB zuweilen
schon sofort nach der Impfung, in anderen Fallen nach 5, 10, 30 Minuten
bis zu 2 Stunden eine Kapselbildung begann. Diese UngleichmaBigkeit
erklarte sich spater dadurch, daB die Milzbrandbacillen von gewohnlicher
Agarkultur durch Alkaleszenz des Agars oft schon in der Agarkultur bei
einigen Bacillen eine Kapsel bilden.
2) Deshalb habe ich im zweiten Versuche eine groBe Menge von
Milzbrandbacillen von schwach saurer Agarkultur (die Milzbrandbacillen
bilden in diesem Nahrboden keine Kapsel) in die Bauchhohle der Maus
geimpft und den Beginn der Kapselbildung untersucht, wie vorstehende
Tabelle zeigt.
Danach beginnen viele Milzbrandbacillen 1 1 / 2 Stunden nach Impfung
in der Bauchhohle der Maus die Kapselbildung, diese hat im Verlaufe
von 3—5 Stunden ihren HOhepunkt erreicht. Dies geschieht in der
gleichen Zeit, wie die Kapselbildung bei den Milzbrandbacillen, die im
Mauseserum (in vitro) gezOchtet werden.
3) In einem dritten Versuche habe ich nachgewiesen, daB der Beginn
der Kapselbildung der Milzbrandbacillen in der Bauchhohle bei geringer
Bacillenmenge spater eintritt. Dieser Versuch ist wie folgt:
a) Die Leukocyten der Maus iiben eine energisch phagoytlre Wirkung
auf die in die Bauchhohle der Maus geimpften Milzbrandbacillen (von
gewohnlicher Agarkultur) aus. Deswegen verringert sich die Zahl
der Milzbrandbacillen von 3 bis 5 bis 7 Stunden nach der Impfung
allmahlich.
b) Wenn man wenige Milzbrandbacillen von gewohnlicher Agarkultur
in die Bauchhohle der Maus impft, so tritt massenhafte Kapselbildung
gewohnlich nach 5—7 Stunden oder noch spater auf.
c) Wenn man dagegen groBe Men gen der Milzbrandbacillen ver-
impft, so tritt dieselbe Erscheinung schon 2—3 Stunden nach der Impfung
ein.
4) Die Zeit, wahrend welcher die in' 1 die Bauchhohle der Maus
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K od am a, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 415
geimpften Milzbrandbacillen in das Blut eindringen, ist je nach der
geinipften Bacillenmenge verschieden.
Wenn man groBe Mengen der Bacillen von gewohnlicher Agarkultur
in die BauchhOhle der Maus impft, so treten die Bacillen meistens 5—7
Stunden der Impfung in das Blut ein. Wenn man dagegen eine sehr
geringe Bacillenmenge verimpft, so konnen wir im Verlaufe von 18
Stunden nach der Impfung die Bacillen in dem Blut noch nicht nach-
weisen.
5) Wenn man eine halbe 36—48-stiindige Schriigagarkultur (sog.
sporenhaltige Bacillen) in die Bauchhohle der Maus impft, so ist diese
Maus stets innerhalb 18 Stunden nach der Impfung tot. In der Bauch-
flussigkeil der Maus kann man neben Vegetationsformen (nichtsporen-
haltigen Bacillen) in aus mehreren Einzelbakterien bestehenden F&den
Sporen beobachten. Aus alien diesen aus Vegetationsformen und
sporentragenden Bacillen bestehenden Faden habe ich immer schone
Kapseln durch die Kapselfarbung nachweisen kbnnen. Nicht nur die
in der Bauchhohle durch Vermehrung entstandenen, jungen Milzbrand-
c) Schicksal der in die Bauchhohle der Maus geimpften, ein-
gekapselten Milzbrandbacillen.
(a)
Beschaffen-
heit der
Milzbrand¬
bacillen
eingekapselte
tt
yy
yy
O
»-
c
o
14
nicht-
gekapselte
desgl.
!
Arten der Kulturen
der Milzbrand¬
bacillen
Geimpfte
Bacillen¬
menge
Verhaltnis der Phagocytose der in die
Bauchhdhle geimpften eingekapselten
Milzbrandbacillen nach
3 Stunden
5 Stunden
L
mikroskopische
Beobachtung
mikroskopische
Beobachtung
20 -stiindigc aktive
Rinderserumkultur
0,7 ccm
*
Phag. —
(wenige I>eukocyten)
•
jG-stiindige aktive
Meerschweinchen-
serumkultur
0 ^ „
1
1
*
*
Phag. —
(wenige Leukocyten)
14-stundigc aktive
Rinderserumkultur
0,7 „
*
Phag. +
•
12 -stiindige aktive
Rinderserumkultur
i
0,7 „
*
Phag. +
(wenige Leukocyten)
2 Oesen 18-stundiger
1 gewohnlicher Agar¬
kultur in 1 ccm ak-
tiven Rinderserums
aufgeschwemmt
1,0
keine freien Bacill.
Phag. + + +
iviele Leukocyten)
desgl.
1
1 1
0,7 „
viele freie Bacill.
Kapsel +
Phag. + + +
(viele Leukocyten)
2 Oesen 18-stundiger
gewohn licher Agar-!
kultur in 1 ccm ak-
tiven Pferdeserums
aufgeschwemmt
1,0 „
keine freien Bacill.
Kapsel —
Phag. + + +
(viele Leukocyten)
* Die einzelnen Bacillen sind eingekapselt.
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416
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
bacillen, sondern auch die eingeirapften, noch nicht geteilten Bacillen
(nSmlich die sporentragenden) bilden eine Kapsel, was ich besonders
hervorheben mochte.
Die Milzbrandbacillen bilden mit flflssigen Serumniihrboden von ver-
schiedenen normalen Tieren und in meinem stark alkalischen Agar schone
Kapseln, wie ich schon oben ausgefiihrt babe. Man findet in diesen
Kulturen neben eingekapselten Bacillen auch Bacillen ohne Kapseln.
(b)
Beschaffen-
heit der
Milzbrand¬
bacillen
Arten der Kulturen
der Milzbrand-
Geimpfte
Bacillen-
Zahl (in 1 Oese), und Verhaltnis zur
Phagocytose der in die Bauchhohle der
Maus eingeimpften, eingekapselten Milz¬
brand bacillen nach
bacillen
menge
sofort
3 Stunden
mikroskop.
Beobachtung
Zahld.
Racill.
mikroskop.
Beobachtung
Zahld.
Bacill.
eingekapselte
18-stiindige inaktive
Pferdeseruinkultur
0,7 ccm
(Keime,
16,31,000)
Phag. —
638
,
Phag. -
502
>1
ll-stiindige inaktive
Tferdeserurnkultur
0,4 ccm
(Keime,
70800)
*
Phag. —
100
*
Phag. —
463
IT
5 - stiindige aktive
Meerch wei n chen -
8 erumkultur
0,4 ccm
(Keime,
726000)
Etwa a / 3 Bac.
istkapselhltg.
Phag. —
825
*
Phag. +
706
>1
18-stiindige aktive
Rinderserurnkultur
0,4 ccm
*
Phag. —
42
*
Phag. —
274
»>
2 Oesen 18-stundiger
stark alkal. Agar-
kultur in 1,0 ccm
inaktiver Binders,
aufgeschwemmt
0,5 ccm
(Keime,
102000 )
Etwa % Bac.
ist kapselhltg.
Phag. —
929
*
Phag. —
632
IT
2 Oesen 18-stiindiger
stark alkal. Agar-
kultur im 1,0 ccm
Kochualzlosung
aufgeschwemmt
0,5 ccm
(Keime,
12000 )
•
Phag. —
0
*
Phag. —
3
IT
desgl.
0,5 ccm
(Keime,
7000)
*
Phag. —
0
*
Phag. —
0,5
IT
IT
0,5 ccm
*
Phag. —
15
*
Phag. +
OO
IT
II
0,5 „
*
Phag. —
25
*
Phag. —
4
Bemerkungen: 1) Ich habe Mause von moglichst gleichem Korpergewicht ver-
wendet.
* = Bei jedem freien Bac. ist eine Kapsel.
Wenn man eine Kultur, welche bei moglichst vielen Milzbrand¬
bacillen Kapseln aufweist, in die Bauchhohle der Maus impft, kann
man in der Bauchtlilssigkeit dieses Tieres beobachten, daB sehr wenige
Leukocyten vorhanden sind und daB diese Bacillen in der Bauchhohle
der Tiere im Verlaufe von einigen Stunden nach der Impfung ohne irgend-
welches Hindernis sich langsam vermehren. Wenn man dagegen eine
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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbaciilen. 417
Kultur, welche auBer eingekapselten Bacillen sehr viele nicht-gekapselte
Bacillen enthalt, in die Bauchhohle der Maus impft, so kann man in
der Bauchflussigkeit dieser Tiere beobachten, daB Leukocyten in ziemlich
groBer Zahl sich ansammeln und daB alle nicht-gekapselten Bacillen von
den Leukocyten phagocytiert werden, wShrend die eingekapselten Bacillen
von Leukocyten nie angegriffen werden.
Die eingekapselten Milzbrandbaciilen von Rinder-, Pferde- und Meer-
schweinchenserumkulturen und meiner stark alkalischen Agarkultur sind
gleichmaBig widerstandsfahig gegen den Angriff der Leukocyten.
d) Versuch iiber die bakterizide Wirkung der Bauchflussigkeit
der Maus gegen Milzbrandbaciilen.
Laufende No.
Entnahme und Arten
Bauchflussigkeit
der
Angewandte
Menge der
Bauch¬
flussigkeit
|
Eingesate
Bacillen- |
menge
Zahl (in 1 Oese)
der Bauchflussigkeit
nach
sofort
30 Min.
1 Std.
1
I. j
Intraperitoneale Injektion
0,8 ccm
0,4 ccm
1 kleine Oese
1 14
124
80
Bouillon, nach 15 Std.
Wieder-
aus 18-stiind.
holung, nach 2 Stunden Entnahme
gewohnlicher
des Ascites
Agarkultur
II.!
Intraperitoneale Injektion 1
kleine Oese 18-stund. ge-
wohnlicher Agarkultur in
aktive
0,3 „
dgl.
59
310
373
1 ccm Kochsalzlosung,
[inaktive
0,3 „
17
237
339
nach 3 Std. 1 ccm Koch-
salzlosung und Entnahme
III.
Intraperitoneale Injektion
1 ccm
0,3 „
17
338
365
Kochsalzlosung, nach 3
Stunden
1
Wiederholung und Entnahme
Resultat: Bauchtlflssigkeit, welche in der Bauchhohle der Maus
nach intraperitonealer Injektion von Bouillon, Kochsalzlosung allein oder
mit wenigen Milzbrandbaciilen (von gewohnlicher Agarkultur) entstand,
ubt gegen Milzbrandbaciilen keine bakterizide Wirkung aus.
Kurze Zusaminenfassung.
Das Serum und die Bauchflussigkeit der Maus iiben auf Milzbrand-
bacillen keine bakterizide Wirkung aus.
Die Resistenz dieses Tieres gegen Milzbrandbaciilen ist auf die
energische phagocyt&re Wirkung zuriickzufuhren. Die Form der inner-
halb der Leukocyten liegenden Bacillen ist nicht so deutlich degeneriert
wie in den Leukocyten der weiBen Ratten und des Huhnes.
Wenn man in die Bauchhohle der Maus Milzbrandbaciilen von ge¬
wohnlicher Agarkultur impft, so wird die Zahl der geimpften Bacillen in
einigen Stunden nach der Impfung geringer. Jedoch bilden die Milz-
brandbacillen nach einigen Stunden in diesen Tierkorpern eine Kapsel
als Abwehr gegen die Phagocytose; sie vermehren sich ohne Hindernis
mit der Zeit lebhaft. Infolgedessen geht dann das Tier schlieBlich zu-
grunde.
Erste Abt. Orift- Bd. 68 . Heft 3/4. 27
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418
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
XX. Untersuchungen zur Erklarung der Ursache der Empfanglichkeit des
a) Schicksal der subkutan und intraperitoneai beim
Be-
schaffen-
heit der
brand-
bacillen
Arten der
Kulturen der
Milzbrand-
bacillen
I
Nicht-
gekapselte
24-stundige
schwach
saure Agar-
kultur
dgl.
24-stundige
gewShnlicne
Agarkultur
dgl.
dgl.
dgl.
1
dgl.
dgl. dgl.
Ein- ll-stiindige
gekapselte inaktive i
Pferdeserum-
kultur
|
Geirapfte
Bacillen -
menge
Impfstelle
Zahl (in 1 Oese), Kapselbildung und
Verhaltnis
zur
sofort 1 Std.
I'/, std.
2 Stunden
jssa.
Beotachtn "P;|al^“ng
Mikro-
skopische
Beob-
achtung
Mikro-
skopische
Beob-
achtung
U
a|
2 Oesen
subkutan
1 1
Viele freie x? Viele freie
Viele freie
Viele freie
oo
Bacillen Bacillen
Bacillen
Bacillen
Kapsel — Kapsel —
Kapsel --
Kaps.-I- +
Phag. — Phag. —
Phag. —
Phag.-f
2 ccm
intra-
Kapsel — . Kapsel —
Kapsel —
Kapsel —
Auf-
peritoneal
schwemmung
V* Schrag-
dgl.
(KQrpergew. i 8
•
agarkultur
225 g)
(Keime
Wenige freie
566000)
Bacillen
Kapsel —
Phag. + + +
7« Schrag-
dgl.
|
(Kdrpergew. 84
agarkultur
170 g)
(Keime
Viele freie
14 960 000)
Bacillen
Kajrsel —
Phag. —
V* Schriig-
dgl.
(Korpergew. 413
.
agarkultur
425 g)
(Keime
Viele freie
38 500000)
Bacillen
Kapsel — |
Phag. —
0,7 ccm
dgl.
(Korpergew. 206
(Keime
210 g)
123 906) Wenige freie
Bacillen
Kapsel+ + +
Phag. -
* = Keine Bacillen und kein Wachstura aus Herzblut und inneren Organen.
! = Viele gekapselte Bacillen und iippiges Wachstum aus Herzblut und inneren Organen.
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Kodama, Die Ursache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 419
Meerschweinchens gegen Milzbrandbacillen.
ileerschweinehen geimpften Milzbrandbacillen.
PliagoeytOBe der subkutan und intraperitoneal geimpften Milzbrandbacillen nach
24 Stunden
3 Stunden
5 Stunden
7 Stunden
Mikro-
l C
ru
Mikro-
1 Oi B
1^3 0>
Mikro-
1
fe B
-o
skopische
skopische
skopische
Beobachtung
"9 «
iS3»
Beobachtung
Beobachtung
.
•
Viele freie
800
1
.
Bacillen
1
Kapsel 4-4-4-
Phag. + 4-4-
I 1
i
*
Kapsel 4-4-
. i
* |
|
(K&rpergew.
0
(Korpergew.
0
220 g)
200 g)
Keine freien
Keine freien
1 j
Bacillen
Bacillen
1
Kapsel —
Kapsel —
Phag. + 1
Phag. +
■ ! •
•
(Korpergew.
0 ;
160 g)
Keine freien
Bacillen
Kapsel —
|
Phag. + *
.
(Korpergew.
0,5
i
565 g)
Keine freien
i
Bacillen
1 |
Kapsel —
. j
I
Phag. + + +*
.
(Korpergew.
636
210 g)
Sehr viele freie
i
I
gekapselte
Bacillen
'
|
Phag. —
1
27 Stunden
Mikro- 4s j| Mikro-
skopische — S skopische
Beobachtung "§ ^ Beobachtung
0) B
S3»
(Tod)
Viele freie
Bacillen
Kapsel + + H
Phag.
677
(Korpergew.
190 g)
Wenige freie
Bacillen
Kapsel + + 4-
Phag. +
38
27"
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420 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 3/4.
Der Beginn der Kapselbildung der in den MausekSrper geimpften
Milzbrandbacillen (aus Agarkultur) ist je nach der Impfstelle und der Be-
schaffenheit des Agars (n&mlich Alkaleszenz des Agars) und der Menge der
geimpften Bacillen verschieden. Wenn man subkutan der Maus die Milz¬
brandbacillen von schwach saurer Agarkultur verimpft, so beginnen sie
gewohnlich 2 Stunden nach der Impfung die Kapselbildung; im Verlaufe
von 5 Stunden ist diese deutlich geworden; wenn eine groBe Menge der
schwach alkalischen Agarkultur verimpft worden ist, konnen oft alsbald
bei einigen Bacillen die Kapseln nachgewiesen werden.
Wenn man in die BauchhShle der Maus eine groBe Menge Bacillen
von schwach saurer Agarkultur geimpft hat, so beginnt gewohnlich l 1 /*
Stunde spater die Kapselbildung, im Verlaufe von 3—5 Stunden tritt
diese deutlich auf. Wenn man eine groBe Menge der Bacillen von
schwach alkalischer Agarkultur verimpft, so beginnt zuweilen bald oder
nach 10—30 Minuten oder 1 Stunde die Kapselbildung, und im Verlaufe
von 2—3 Stunden tritt dieselbe ganz deutlich auf. Ebenso verhait es
sich, wenn man eine geringe Menge von dieser Kultur impft; dann be¬
ginnen die Bacillen 3—5—7 Stunden oder noch spater die Kapseln zu
bilden.
Impft man in die Bauchhohle der Maus Bacillen von stark alkalischer
Agarkultur, so kann man alsbald bei fast alien schone Kapseln nachweisen.
Nicht nur die in der Bauchhohle nach Injektion durch Vermehrung
entstandenen jungen Bacillen (Vegetationsformen) bilden Kapseln, sondern
auch die eingeimpften, noch nicht geteilten Bacillen (n&mlich sporen-
tragende Bacillen).
Wenn man in die Bauchhohle der Maus eingekapselte Milzbrand¬
bacillen impft, so findet man wenige Leukocyten in dem Ascites; die
eingekapselten Bacillen werden von den Leukocyten nie phagocytiert.
Die Vermehrung findet in der Bauchhohle dieses Tieres ohne Hindemis
statt.
Die Zeit, welche die subkutan oder intraperitoneal bei der Maus
geimpften Milzbrandbacillen brauchen, um in das Blut einzudringen, ist
je nach der Menge der geimpften Bacillen verschieden.
Wenn man subkutan Meerschweinchen Milzbrandbacillen von schwach
saurer Schragagarkultur impft, so beginnen die Milzbrandbacillen ge-
wdhnlich 2 Stunden nach der Impfung Kapseln zu bilden; im Verlaufe
von 5 Stunden deutlich.
Die Zahl der subkutan geimpften Milzbrandbacillen vermindert sich
gewohnlich nur wenig.
Wenn man in die Bauchhohle der Meerschweinchen 1 / i Kultur Milz¬
brandbacillen von gewohnlichem Agar impft, so iiben die Leukocyten
dieser Tiere gegen die Bacillen intensive phagocyt&re Wirkung aus. Diese
Wirkung ist so energisch, daB die geimpften Bacillen 2—7 Stnnden
nach der Impfung weder durch mikroskopische Untersuchung, noch durch
Ziichtung nachgewiesen werden konnen. Im weiteren Verlauf findet
man indessen wieder schone eingekapselte Bacillen neben sehr wenigen
Leukocyten.
Der Beginn der Kapselbildung der in die Bauchhohle geimpften
Milzbrandbacillen (von gewohnlicher Agarkultur) ist je nach der Menge
der geimpften Bacillen sehr verschieden. Wenn man in die BauchhShle
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Kodama, Die (Jrsache der natiirlichen lmmunitat gegen Milzbrandbaciilen. 421
b) Untersuchung der bakterizideu Wirkung der Bauchfliissigkeit und
der Leukocyten des Meerschweinchens gegen Milzbrandbaciilen.
-O <V
1 1
Beschaffen- Zahl ( in \ °«? e ) der Milsbrand-
heit dee | bacillen nach
Ascites
sofort
30 Min.
1 Std.
I
I
II
III
IV
;Intraperitoneale Injektion von 3 ccm
Kochsalzlosung, nach 4 Stunden
I Injektion von 2 ccm, dann Ent-
: nahme der Bauchfliissigkeit
Intraperitoneale Injektion von 2 mg
20-stiindiger, gewohnlicher Agar-
kultur in 3 ccm Kochsalzlosung,
nach 4 Stunden Injektion von
1 2 ccm Kochsalzlosung, Entnahme
aktive
aktive
inaktive
Leukocyten des Aufschwemmung von
I Meerschweinchens , 18-stiindiger, gewohn-
0,4 ccm licher Agarkultur
0,4 ccm
Leukocyten Aktives Meer- Aufschwem-
des Meer- schweinchen- mung von 18-
schweinchens ■+• serum + stiindiger Agar-
0,4 ccm 0,3 ccm kultur
0,4 ccm
56 44
34 86
27 J 71
902 , 894
(Phag.—) (Phag. —)
7^ 755
(Phag. —) |(Phag. + + + )
39
74
177
des Meerschweinchens y 4 Kultur der Milzbrandbaciilen von gewohnlichem
Schr§g-Agar impft, so konnen 2 — 7 Stunden nach der Impfung bei
diesen Bacillen noch keine Kapseln nachgewiesen werden; eine solche
bildet sich erst mehrere Stunden spSter.
Wenn man in die Bauchhohle des Meerschweinchens eingekapselte
Milzbrandbaciilen impft, so findet man in der Bauchfliissigkeit dieses
Tieres sehr wenige Leukocyten. Die eingekapselten Bacillen werden
von den Leukocyten nie phagocytiert. Sie vermehren sich ungehindert.
Resultat.
Ascites, der durch Kochsalzlosung mit Oder ohne geringe Mengen
von Milzbrandbaciilen, erzeugt war, enthSlt keine bakteriziden Stoffe gegen
Milzbrandbaciilen.
Die Leukocyten des Meerschweinchens uben gegen Milzbrandbaciilen
von gewohnlicher Agarkultur in vitro keine phagocytare Wirkung aus.
Die Zahl der Bacillen kann durch die Leukocyten allein nicht vermindert
werden. Wenn man den Leukocyten aktives Serum des normalen Meer¬
schweinchens zusetzt, so uben die Leukocyten in vitro gegen Milz¬
brandbaciilen energische phagocytare Wirkung aus. Aber die Zahl dieser
Bacillen kann trotzdem nicht vermindert werden.
Kurze Z u s am m e n fa s s u n g.
Das Serum und die Bauchflussigkeit ebenso wie die Leukocyten
des Meerschweinchens uben gegen Milzbrandbaciilen keine Bakterizidie
aus.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
Die Leukocyten vernichten durch Phagocytose (die Form der inner-
halb der Leukocyten gefundenen Bacillen ist nicht deutlich degeneriert)
die Milzbrandbacillen so energisch, daB die in die Bauchhohle des Meer-
schweinchens geirapften Bacillen ( 1 / 4 gewohnlicher Schrag-Agarkultur)
2—7 Stunden nach der Impfung in der Bauchfliissigkeit weder durch die
mikroskopische Untersuchung noch durch Ziichtung nachgewiesen werden
konnen. Trotzdem bleiben wahrscheinlich einige am Leben, die durch
unsere Technik nicht mehr nachgewiesen werden konnteu; diese bilden
dann Kapseln und widerstehen der Phagocytose.
Die Milzbrandbacillen vermehren sich auf diese Weise in der Bauch¬
hohle dieses Tieres spater ungehindert und tbten schlieBlich das Tier.
Milzbrandbacillen von Agarkultur beginnen bei subkutaner Ver-
impfung 2 Stunden nach Impfung eine Kapsel zu bilden, die im Verlauf
von 5 Stunden deutlich wird. Wenn man in die Bauchhohle des Meer-
schweinchens eingekapselte Milzbrandbacillen impft, so beobachtet man,
daB in der Bauchfliissigkeit sehr wenige Leukocyten sich ansammeln und
daB die eingekapselten Bacillen von den Leukocyten nie phagocytiert
werden. Diese Bacillen vermehren sich allmfihlich ungehindert.
Die Leukocyten allein uben auf Milzbrandbacillen von gewohnlicher
Agarkultur in vitro keine phagocytSre Wirkung aus. Wenn man den
Leukocyten aktives Serum von normalen Meerschweinchen zusetzt, so
tritt lebhafte Phagocytose ein. Die Zahl dieser Bacillen wird trotzdem
nicht vermindert.
Uebersichtstabelle.
Beginn der Kapselbildung der Mdzbrandbacillen von Agarkultur
im Serum (vitro)
im Tierkorper
aktives
inaktives
subkutan
intraperitoneal
Hiihner
A.
5 Stunden
, Refraktare
4—5 Stunden
Tiere.
Voriibergehende
Kapselbildung bei
einigen Bacillen
(2—5 Stunden)
keine Kapseln
Friische
keine Kapseln
nicht gepriift
keine Kapseln
keine Kapseln
weifie Ratten
keine Kapseln
7—24 Stunden
Voriibergehende
Kapselbildung bei
vielen Bacillen
keine Kapseln
(2—5 Stunden)
B. Empfangliche Tiere.
Pferde
Rinder
Manse
Meerschweinchen
Kaninchen
keine Kapseln 3—4 Stunden
nicht gepriift
9—24 Stunden l 3—4 „
II P
2—3 „ nicht gepriift
2 Stunden
•) _'-t
! “ V »» >>
2 „
keine Kapseln 8—24 Stunden !
keine Kapsel
nicht gepriift
15—7”std. *
5 Stunden *
keine Kapseln X
Bemerkungen: * Verschieden nach injizierter Bacillenmenge: je mehr um so
schoner die Kapsel. V Aus Herzblut und Kieren des toten Tieres schiine, aus Milz
und Leber undeuthche Kapseln.
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Kodamu, Die Ureache der naturlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 423
Schlu B.
Vorstehende Untersuchungen veranlassen mich zu folgenden SchluB-
folgerungen:
1) Das Serum der fiir Milzbrand empfanglichen Kaninchen und Pferde
wirkt auf Milzbrandbacillen bakterizid, das Serum der ebenfalls empfang¬
lichen Meerschweinchen, Rinder und Miiuse hat keine bakterizide Wir-
kung. Von den normalerweise refraktaren Tieren hat allein das Serum
der weiBen Ratten eine bakterizide VVirkung; das Serum des Huhns
und des Frosches ist fiir Milzbrandbacillen nicht bakterizid.
Die naturliche Immunitat der Tiere gegen Milzbrand kSnnen wir
deshalb durch bakterizide VVirkung des Serums nicht erklaren; das ent-
spricht auch Beobachtungen anderer Untersucher.
2) Die Milzbrandbacillen von Agarkulturen bilden bei Ziichtung im
Serum verschiedener Tiere Kapseln. Der Beginn der Kapselbildung ist
nach Beschaffenheit (niimlich Alkaleszenz) des Agars und der Menge der
eingesiiten Bacillen verschieden. Die Kapselbildung dieser Bacillen ver-
halt sich gewohnlich folgendermaBen: Bei refrakt&ren Tieren bilden die
Milzbrandbacillen nur im Hiihnerserum in 5 Stunden Kapseln (die Breite
dieser Kapseln ist bedeutend schmaler, als in anderen Serumkulturen),
im inaktiven Serum der weiBen Ratten bilden sie in 24 Stunden kaum
Kapseln; im Serum des Frosches iiberhaupt nicht. Bei railzbrand-
empfanglichen Tieren bilden die Bacillen im Serum der Maus und des
Meerschweinchens sehr gute Kapseln (fast alle Bacillen haben nach
2 — 6 Stunden Kapseln). Im aktiven Pferdeserum bilden die Milzbrand¬
bacillen keine Kapseln, dagegen deutlich im inaktiven Serum im Ver-
laufe von 5—24 Stunden. Im aktiven Rinderserum bilden die Milzbrand¬
bacillen erst nach 24 Stunden Kapseln, im inaktiven dagegen schon
deutlich im Verlaufe von 5—24 Stunden. Im inaktiven Kaninckenserum
bilden sie in 24 Stunden kaum Kapseln.
Man kann deshalb nicht sagen, daB die Milzbrandbacillen im Serum
der milzbrandempfanglichen Tiere gut, im Serum der milzbrandrefrak-
t&ren Tiere dagegen Kapseln nicht zu bilden vermogen.
3) Im Serum, das bakterizide Substanzen (gegen Milzbrandbacillen)
enthielt, konnen Milzbrandbacillen von Agarkulturen nicht gute Kapseln
bilden.
4) Der Beginn der Kapselbildung der Milzbrandbacillen von Agar¬
kulturen im Serum tritt meistens (— nicht inimer —) fast gleichzeitig
mit der Vermehrung dieser Bacillen ein. Im Rinderserum entsteht die
Kapsel nach dem Eintritt der Vermehrung der Bacillen. Dagegen bilden
sich im Meerschweinchen- und Mauseseruin schon nach 2 Stunden deut-
liche Kapseln. Die Kapselbildung tritt also vor der Vermehrung ein.
Es bilden daher nicht nur die durch Vermehrung entstandenen jungen
Bacillen Kapseln, sondern andererseits verkapseln sich auch die Bacillen,
die in das Serum zuerst eingesat wurden (siehe unten).
5) Milzbrandbacillen von Agarkulturen bilden in 4 —6-fach mit ge-
wohnlicher Bouillon verdiinntem Serum Kapseln.
6) Milzbrandbacillen von Agarkulturen konnen in mit Karbols&ure
oder Phenolphthalein versetzten fltissigen Serumnahrboden (in denen die
Milzbrandbacillen sich nicht vermehren konnen) keine Kapseln bilden.
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424 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
7) Milzbrandbacillen bilden auBer auf obigen flflssigen Serumnahr-
bbden auf Schragserum, erstarrtem HiilmereiweiB, meinem stark alkali-
schen Agar und in stark alkalischer Bouillon Kapseln.
8) Milzbrandbacillen bilden einerseits in dem ftir ihr Wachstum
giinstigsten Mause- und Meerschweinchenserum, andererseits auf dem
fiir ihr Wachstum relativ ungunstigen, erstarrten HiihnereiweiB und stark
alkalischem Agar Kapseln.
9) Nach meinen Versuchen bilden die abgeschwachten Milzbrand¬
bacillen auf gewohnlichem Agar keine besonders guten Kapseln.
10) Die durch 5-proz. Kaliumpermanganatlosung abgetfiteten Milz¬
brandbacillen (von gewohnlicher Agarkultur) zeigen, in inaktivem Pferde-
serum aufgeschwemmt, nach 24 Stunden bei 37° C bei alien Bacillen
ein kapselahnliches Gebilde.
11) Wenn man eingekapselte Milzbrandbacillen (aus dem Mause-
korper) in physiologischer Kochsalzlosung aufschwemmt und diese 2—3
—24 Stunden bei einer Temperatur von iiber 19° C stehen liiBt, findet
man nur selten einige Bacillen mit Kapseln. Diese sind nur an beiden
Enden des Bacillenkbrpers als zarte Zone erkennbar, der groBen Mehr-
zahl hingegen fehlt die Kapsel.
12) Die Filtrate der nichtgekapselten (gewohnliche Bouillonkultur)
und der eingekapselten Milzbrandbacillen (fliissige Serumkultur) sowie
die steril filtrierten Nahrfliissigkeiten, ferner die Agarkultur der durch
aktives Kaninchenserum abgetoteten Milzbrandbacillen haben samtlich
fiir die Maus keine giftige Wirkung.
13) Die Widerstandsfahigkeit der gekapselten Bacillen ist gegen die
bakterizide Wirkung des aktiven Kaninchenserums nicht starker als die
der nicht-gekapselten Bacillen; ihre Resistenz ist gering.
14) Die Milzbrandbacillen hamolysieren die roten Blutkorperchen .
vom Frosch, weiBen Ratten, Meerschweinchen, Mausen und Kaninchen
nach einigen Tagen. Die roten Blutkorperchen des Huhnes dagegen
werden nach 1 Woche von den Milzbrandbacillen noch nicht hamo-
lysiert.
15) Das Serum und die Bauchflussigkeit des Frosches haben gegen
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung. Aber das Serum hat bei
diesen Tieren die Eigenschaft, die Vermehrung und die Kapselbildung
der Milzbrandbacillen zu hemmen. Abgesehen davon, ist die Korper-
temperatur des Frosches fur die Vermehrung der Milzbrandbacillen
ungiinstig.
Der wichtigste Schutzapparat ist aber die phagocytare Wirkung;
dadurch werden die geimpfteu Milzbrandbacillen im Froschkorper lang-
sam vernichtet.
Wenn man die eingekapselten Milzbrandbacillen in den TierkSrper
einimpft, so verschwinden die Kapseln, und dann werden auch die
Bacillen von den Leukocyten phagocytiert.
16) Das Serum der Htihner hat fiir Milzbrandbacillen keine bakteri¬
zide Wirkung. Die Ursache der naturlichen Iminunitat dieses Tieres
kbnneu wir folgendermaBen erklaren:
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URBANA-CHAMPAI6N
K od am a, Die Uraache der natiirlichen Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 425
a) Durch hohe KSrpertemperatur (die fiir die Vermehrung der Milz-
brandbacillen ungfinstig ist);
b) durch energische Phagocytose und durch die starke Verdauungs-
kraft innerhalb der Leukocyten;
c) durch eine unerschflpfliche bakterizide Substanz, welche die Leuko¬
cyten der Hilhner durch den Reiz der Milzbrandbacillen produ-
zieren. Dadurch werden die in den Hfihnerkfirper geirapften, nicht-
gekapselten oder eingekapselten Milzbrandbacillen in sehr kurzer
Zeit vernichtet.
Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen bilden subkutan
bei den Hflhnern gewohnlich nur bei einigen Bacillen Kapseln; in der
Bauchhflhle dieser Tiere entstehen keine Kapseln.
Wenn man Milzbrandbacillen von stark alkalischen Agarkulturen
subkutan Hflhnern verimpft, so bilden sie bald sehr schone Kapseln,
aber diese verschwinden nach 2 Stunden.
17) Die weiBen Ratten vernichten durch eine unerschflpfliche bakteri¬
zide Substanz, durch energische phagocyt&re Wirkung und durch starke
Verdauung innerhalb der Leukocyten die geimpften Milzbrandbacillen.
Deshalb sind sie gegen diese Bacillen immun.
Die Milzbrandbacillen von gewohnlichen Agarkulturen bilden nach
subkutaner Verimpfung in den weiBen Ratten zwischen 2 und 5 Stunden
schone Kapseln, jedoch verschwinden sie bald wieder. In der Bauch¬
hflhle der weiBen Ratten bilden sie keine Kapseln.
18) Kaninchen: Die Leukocyten des Kaninchens flben auf Milzbrand¬
bacillen (aus Agarkultur) keine phagocytflre Wirkung aus. Das Serum
und die Bauchflfissigkeit dieses Tieres wirken auf Milzbrandbacillen
bakterizid; aber diese Wirkung ist nicht so energisch, daB das aktive
Kaninchenserum in vitro die Milzbrandbacillen vernichtet.
Obwohl ein groBer Teil der geimpften Milzbrandbacillen im Kanin-
chenkflrper infolge bakterizider Wirkung vernichtet wird, entgehen einige
Bacillen derselben im derben Gewebe (z. B. Milz). Nachdem die nattir-
liche bakterizide Substanz, die nicht unendlich ist, verschwunden ist,
vermehren sich die wenigen tibrig gebliebenen Bacillen im Kauinchen-
kflrper plfltzlich energisch, wodurch das Kaninchen schlieBlich ver-
endet.
Milzbrandbacillen von Agarkulturen kflnnen im Kaninchenkflrper
nicht so leicht Kapseln bilden, wie in der Maus und im Meerschweinchen-
kflrper.
Zwischen der Kapselbildung und der Infektion des Kaninchens mit
Milzbrandbacillen besteht kein Verhflltnis. Die Kapselbildung ist eine
Begleiterscheinung der Zustandsflnderung der Milzbrandbacillen.
19) Maus: Das Serum und die Bauchflfissigkeit der Maus flben auf
Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung aus.
Dieses Tier widersteht der Milzbrandinfektion durch die energische
Phagocytose. (Es ist aber die Form der innerhalb der Leukocyten
liegenden Bacillen nicht so deutlich degeneriert, wie in den Leukocyten
der weiBen Ratten und Hfihner.) Jedoch bilden die Milzbrandbacillen
nach einigen Stunden in diesem Tierkflrper Kapseln als Abwehr gegen
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426
(Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. tj8. Heft 3/4.
die Phagocytose und vermehren sich oline Hindernis. Das bedingt den
Tod der Tiere.
Der Beginn der Kapselbildung der in den Mausekorper geimpften
Milzbrandbacillen (aus Agarkultur) ist je nach der Impfstelle und der
Beschaffenheit (namlich Alkaleszenz des Agars) und der Menge der ge¬
impften Bacillen verschieden. Wenn man subkutan der Maus Milzbrand¬
bacillen von schwach saurer Agarkultur einimpft, so beginnt gewohn-
lich 2 Stunden nach der Impfung die Kapselbildung; im Verlaufe von
5 Stunden wird diese deutlich; wenn eine grofie Menge von der schwach
alkalischen Agarkultur geimpft worden ist, konnen bald danach bei
einigen Bacillen Kapseln nachgewiesen werden.
Wenn man in die Bauchhohle der Maus eine grofie Menge von
schwach saurer Agarkultur impft, so beginnt gewohnlich l'/ 2 Stunden
spater die Kapselbildung, im Verlaufe von 3—5 Stunden ist diese deut¬
lich ; wenn man eine grofie Menge von schwach alkalischer Agarkultur
impft, so beginnt sofort Oder nach 10—30—60 Minuten die Kapsel¬
bildung; im Verlaufe von 2—3 Stunden tritt dieselbe deutlich hervor;
ahnlich verhait es sich, wenn man eine geringe Menge von dieser Kultur
impft; dann beginnen die Bacillen von 3—5—7 Stunden oder noch
spater, Kapseln zu bilden.
Wenn man Bacillen in die Bauchhohle der Maus von stark alkali¬
scher Agarkultur impft, so sind alsbald bei fast alien schdne Kapseln
nachzuweisen.
Nicht nur die in der Bauchhohle durch Vermehrung entstandenen
jungen (Vegetationsformen) Milzbrandbacillen bilden eine Kapsel, son-
dern auch die eingeimpften, noch nicht geteilten Bacillen (namlich sporen-
tragenden Bacillen).
Wenn man in die Bauchhohle der Maus eingekapselte Milzbrand¬
bacillen (von der Serumkultur) impft, so findet man in dem Ascites sehr
wenige Leukocyten. Die eingekapselten Bacillen werden von den Leuko-
cyten nie phagocytiert und vermehren sich in der Bauchhohle dieses
Tieres ohne Hindernis.
Die Zeit, welche die subkutan oder intraperitoneal bei der Maus
verimpften Milzbrandbacillen brauchen, urn in das Blut einzudringen, ist
je nach der Menge der geimpften Bacillen verschieden.
20) Meerschweinchen: Das Serum und die BauchflQssigkeit des
Meerschweinchens iiben auf Milzbrandbacillen keine bakterizide Wirkung
aus; die Leukocyten dieses Tieres produzieren keine bakteriziden Sub-
stanzen gegen Milzbrandbacillen.
Sie vernichten vielmehr durch Phagocytose die Milzbrandbacillen -
(Die Form der innerhalb der Leukocyten gefundenen Bacillen ist nicht
deutlich degeneriert.) Diese Wirkung ist so energisch. daB die Bacillen
von '/ 4 gewohnlicher SchrSgagarkultur 2—7 Stunden nach der Impfung
weder durch mikroskopische Untersuchung, noch durch Ziichtung nach¬
gewiesen werden konnen. Es miissen jedoch noch einige Bacillen am
Leben bleiben, die mit unserer Technik nicht mehr nachgewiesen werden
konnten: in spaterer Zeit bilden diese wenigen Bacillen Kapseln und
widerstehen dadurch der AuflOsung in der Bauchhohle. Diese wenigen
vermehren sich dann und toten schlieBlich das Tier.
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K oil a in a, Die Ursache der natiirlicben Immunitat gegen Milzbrandbacillen. 427
Die Agarkulturen der Milzbrandbacillen beginnen, subkutan dem
Meerschweinchen verimpft, nach 2 Stunden eine Kapsel zu bilden; ira
Verlaufe von 5 Stunden wird diese deutlich. Wenn man in die Bauch-
hohle des Meerschweinchens eingekapselte Milzbrandbacillen impft, so
findet man nach einiger Zeit wenige Leukocyten. Eingekapselte Bacillen
werden von den Leukocyten nie phagocytiert. Die Vermehrung dieser
Bacillen findet ungehindert statt.
Die Leukocyten des Meerschweinchens tiben auf die Milzbrand¬
bacillen von gewohnlichen Agarkulturen in vitro keine phagocytSre
Wirkung aus. Wenn man den Leukocyten aktives, normales Meer-
schweinchenserum zusetzt, so findet deutliche Phagocytose statt. Die
Zahl der Bacillen wird durch diese bedeutende Phagocytose nicht ver-
mindert.
SchluBbemerkungen.
a) Die Kapsel der Milzbrandbacillen entsteht nach meiner Ansicht
aus einer Membran, die unter verschiedenen Bedingungen vom Bacillen-
leib durch Aufquellen abgehoben wird. Die Kapsel ist ein Schutz-
apparat dieser Bacillen wohl gegen die Phagocytose, nicht aber gegen
die bakterizide Wirkung des Serums.
b) Die Ursache der natiirlichen Immunitat der Frosche, Htihner
und weiCen Ratten gegen Milzbrandbacillen ist bei jeder dieser Tier-
arten eine andere. Die den Tod der Tiere verhindernde Fahigkeit des
jeweiligen Korpers beruht auf einer komplizierten Wirkung, deren Folge
die Abtotung der Bacillen ist.
c) Die Ursache der Empfanglichkeit der Maus, des Meerschweinchens
und des Kaninchens gegen Milzbrandbacillen ist ebenfalls verschieden.
Eine Vernichtung der Bacillen ist bei den ersten beiden Tierarten even-
tuell als Folge der Kapselbildung aufzufassen, fur den Kaninchenkorper
ware indessen eine solche Erklarungsmoglichkeit unzulassig.
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-UR^JA-CHAMPAIQN^
Wedensky, Verfahren zur ZQchtung von Tuberkelbacillen etc.
429
Nachdruck verbolen.
Ueber ein Yerfabren zur unmittelbaren Ziichtung
von Tuberkelbacillen aus menscblicben und tierischen
Organen.
[Aus der Epizootologischen Abteilung des K. Institutes ftir Experimental-
medizin (Leiter A. A. Wladimiroff)
und der Chirurgischen Klinik der K. militarmedizinischen Akademie
(Leiter N. A. Welliaminoff.)]
Von K. K. Wedensky.
Mit 1 Figur.
Die Isolierung und Gewinnung von Reinkulturen des Tuberkel-
bacillus aus den erkrankten Organen ist bekanntlich eine der schwierigen
Aufgaben. Zwar wird dieselbe bedeutend erleichtert durch Bearbeitung
des verschiedenartigen tuberkulbsen Materiales mit Antiformin, weil hier-
bei die MSglichkeit geboten ist, die Tuberkelbacillen rein in dem Boden-
satze zu erhalten. Jedoch bei unmittelbarer Aussaat dieses Bodensatzes,
selbst nach sorgfaltiger Waschung mit physiologischer Kochsalzlosung,
gelingt es nur selten, Wachstum auf den kiinstlichen Nahrmedien zu
erzielen. Schon besser sind die Resultate, wenn man den mehrfach ge-
waschenen Bodensatz Meerschweinchen in die Bauchhohle einflihrt, und
nach 4—6 Wochen die in den inneren Organen entstandenen Knotchen
zur Aussaat verwendet. Aber auch in diesem Falle gehen die Kulturen
nicht immer an.
Der Vergleich des Wachstums von Reinkulturen auf verschiedenen
Nahrbbden hatte uns gezeigt, daB die Tuberkelbacillen am schnellsten
und iippigsten auf der Oberflache von Fleischbouillon mit einem Zusatz
von 5 Proz. Glyzerin (zu 100—200 ccm in schmalhalsige Erlenmeyer-
sche Kblbchen vergossen) gedeihen. Diese Beobachtung gab mir den
AnstoB zu dem Versuch, analoge Kulturbedingungen fur die in Organ-
teilen vorhandenen Tuberkelbacillen zu schaffen. Zu diesem Zweck be-
diente ich mich eines Verfahrens, wobei steril entnommene Stiickchen
tuberkulbs veranderter Organe mittels steriler Seidenfaden an der
Bouillonoberflache suspendiert wurden.
Die technischen Details dieser Suspensionsmethode bestehen in
folgendem:
Zunachst werden mehrere Seidenfaden von 20 cm Lange mit einem
ihrer Enden an je eine Michelsche Serrefine angebunden, wahrend das
andere Ende frei bleibt, und darauf, in Pergament oder festes Papier
verpackt, oder aber in Probierrohrchen unter WatteverschluB einer halb-
stuudigen Sterilisation im Autoklaven bei 120° unterworfen.
Bei der Preparation einer grofieren Anzahl von Faden ist es ratsam, sie nur in
Probierrohrchen zu sterilisieren, wo sie besser vor nachfolgender Verunreinigung ge-
schutzt sind. Damit die Faden sich nicht untereinander verwickeln, empfiehlt es sich,
sie in Gruppen von 5—10 Stuck mit ihren freien Enden vermittels einer Nadel durch
2 weiche Korke oder dicke Kartonscheiben hindurchzuziehen, deren Durchmesser genau
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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dem Lumen dee Probierrohrchens angepafit ist. In das Rohrchen werden zunachst die
freien Enden der Faden eingesenkt, welche unmittelbar unter dem ersten Kork (resp.
Karton) durch einen Wattebausch auseinandergehalten werden. Der erste Kork wird
bis fast auf den Grund des Kohrchens vorgesehoben; darauf kommt ein zweiter, die
Faden ordnender Wattebausch und endlich der zweite Kork mit den ihm unmittelbar
aufsitzenden Serrefinen, welcher so weit vorgetrieben wird, bis die Serrefinen 4—5 cm
unter dem offenen Rande des Kohrchens zu liegen kommen. Die Sterilisation erfolgt,
wie oben angegeben, unter WatteverschluS im Autoklaven.
Die zur Entnahme der Organstfickchen erforderlichen Instrumente
— einige Scheren mit spitzen Enden, anatomische Pinzetten und spe-
zielle Kleinmpinzetten zum SchlieBen der Serrefinen — werden jedesnial
unmittelbar vor dem Gebrauch
durch 20 — 30 Minuten langes
Kochen in 3-proz. Sodalosung
sterilisiert.
Die Stiickchen werden dem
zu untersuchenden Material unter
Beobachtung strengster Asepsis
resp. Antisepsis entnommen. Han-
delt es sich urn chirurgiscbes
Material vom Menschen oder
durch Vivisektion vom Tiere ge-
wonnenes Material, so ist Asepsis
vorzuziehen. Wenn wir es aber
mit sog. pathologisch-anatomischen
Material von Leichen zu tun
haben, so desinfizieren wir zu¬
nachst die Oberflfiche des ent-
sprechenden Organs mit 5-proz.
Karbol- oder 2,5-proz. Solveol-
Lfisung und brennen sie dann
fiber dem zu untersuchenden
Herde oder Knoten mit einem
gltihenden Platinspatel ab. Die
zur Aussaat bestimmten Stfick-
chen werden in einer GrfiBe von
0,5—1 ccm mit den sterilen In-
strumenten aus der Tiefe ausge-
schnitten und sofort in eine der
praparierten Serrefinen einge-
klemmt. Wahrend dieser letz-
teren Manipulation halt ein As-
sistent den Seidenfaden an seinem freien Ende, um ihn vor Verunreini-
gung zu schtitzen. Nunmehr wird das Aussaat-Stiickchen durch den
vorher fiambierten Hals eines Erlenmeyer-Kolbchens mit Glyzerin-
bouillon an dem Faden so weit herabgelassen, bis es von der Flflssigkeit
vollkommen bedeckt ist. Nach VerschluB des Kolbchens mit gleichfalls
fiambiertem Wattestopfen wird die Lage des Stfickchens durch Ziehen
an dem frei heraushangenden Fadenende so weit reguliert, daB nur noch
Vs—V, des Stfickchens in die Bouilloii eintaucht. Die in dieser Weise
beschickten Kolben werden im Brutschrank bei 37—38° C gehalten.
Wenn trotz aller Kautelen das Material durch fremde Bakterien ver-
unreinigt war, so trfibt sich die Bouillon im Thermostaten binnen der
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Wedensky, Verfahren zur Zuchtung von Tub e rkelbacillen etc. 431
ersten 3 Tage; bleibt sie aber nach Ablauf dieser Frist klar, so hat man
die GewiBheit, daB die Aussaat rein ausgefiihrt war.
Sichtbares Wachstum der Tuberkelbacillen tritt bei Anwendung des
Suspensionsverfahrens gewdhnlich nach 1—2 Wochen ein, selten etwas
spater. Hierbei ist zu bemerken, daB das Wachstum nicht immer nur
an der Oberflache stattfindet; oft losen sich kleine Partikel von dem
suspendierten Stiickchen los und bilden am Boden des Kolbchens den
Ausgangspunkt fiir die Entwickelung der Tuberkelbacillen, welche be-
sonders reichlich vor sich geht, wenn man die Bouillon von Zeit zu Zeit
etwas schwenkt. Bisweilen bleibt das Oberflachenwachstuni im Anfange
ganz aus, wahrend am Boden einzelne Bakterienkliimpchen entstehen,
deren Wachstum man in der soeben angegebenen Weise, d. h. durch
periodisches, leichtes Schutteln der Bouillon, verstarken kann. In diesem
Falle empfiehlt es sich, den WatteverschluB etwas zu ltiften, das suspen-
dierte Stiickchen bis zur BerOhrung mit dem Tiefenwachstum hinabzu-
senken und es nach Verlauf von 2—3 Tagen vorsichtig wieder bis an
die Oberflache der Bouillon hinaufzuziehen. Durch diesen Eingriff ge-
lingt es oft, noch ein gutes Oberflachenwachstuni zu erzielen.
Sobald sich an der Oberflache ein Hautchen zu zeigen beginnt in
Form kleinster speckiger Inseln, kann man schon Ueberimpfungen auf
Bouillon und verschiedene feste Nahrmedien vornehmen. Auf letztere
kann man mit Erfolg auch die tiefen Kolonieen iibertragen, indem man
sie mit einer sterilen Pipette auffischt.
Mit Hilfe dieses Suspensionsverfahrens ist es mir gelungen, ex-
perimentell an Tieren nachgepriifte Reinkulturen von Tuberkelbacillen
zu erhalten, und zwar aus chirurgischem Material (junge Granulationen
einer tuberkulosen Kniegelenkaffektion), aus Vivisektionsmaterial (Milz
und Netz eines Meerschweinchens, das mit Reinkultur vom Typus avium
infiziert war) und aus pathologisch-anatomischem Material (Lunge einer
perlsuchtigen Kuh und tuberkuldser Euterherd einer Ziege).
Meine freilich noch nicht sehr zahlreichen Versuche haben mir immer-
hin gezeigt, daB das Suspensionsverfahrin haufig sehr gute und ziemlich
schnelle Resultate ergibt, so daB ich glaube, es der Beachtung der auf
diesem Gebiete arbeitenden Fachgenossen empfehlen zu diirfen.
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432
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 3/4.
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t. Bibler, Emanuel, Zur Kenntnis der
pathogenen Anaeroben. Ein Kleinhim-
abezeu, bedingt durch einen anaeroben
Spaltpilz, bei cnronischer eiterig-jauchiger
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entwickelung im rechten Felsenbein,
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Korimi, K., Ueber die pathogenen Wir-
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bei dem Bacillus faecalis alcali-
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de Raadt, O. L. E., Ueber einen bisher
unbekannten menschlichen Krankheits-
erreger, p. 318.
Wedensky, K. K., Ueber ein Verfahren zur
unmittelbaren Zuchtung von Tuberkel-
bacillen aus menschlichen und tierischen
Organen, p. 429.
Die flerren Mltarbelter werden hOf llchst gebeten, bereits fertlg-
gestellte Kllschees — falls solche mlt den Mannskrlpten abgeliefert
werden — nicht der Redaktion, sondern dlrekt der Verlagshand-
lnng Gnstav Fischer in Jena einznsenden.
Die Redaktion des „Cenlralblatts fur Bakteriologie und Parasitenkunde" richlet
an die Ilerren Mitarbeiier die ergebene Bitte, etwaige Wiinache um Lieferung von
beaonderen Abdriicken ihrer Aufsdtze entwcder bei der Einsendung der Abhandlungen
an die Redaktion auf das Manuslcript schreiben zu wollen oder spdtestens nach
Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer
in Jena, gelangen zu lassen.
Kroromannschc Buchdruckeret (Hermann Pohle) In Jena.
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Centralbl. f. Sakt etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5|6.
Ausgegeben am 16. April 1913.
Nachdruck verboten.
TJeber Speziflzitat und andere Eigenschaften der Ekto-
proteasen. I.
Von Prof. Dr. Clandio Fermi,
Vorstand des Kgl. Hygienist-hen Institutes in SaesarL
I. Anschanungen ttber die Speziflzitat der proteolytischen Ekto-
enzymc.
Die Meinungen iiber die Speziflzitat, d. h. die spezifische oder all-
gemeine Wirkung, oder auch die Mono- resp. Polyvalenz der proteo¬
lytischen Enzyme weichen stark voneinander ab und betreffen meistens
die Existenz einer spezifischen Glutinase. WShrend Verf.>), sp&ter As-
coli und Neppi, die SelbstSndigkeit der Glutinase in Abrede stellten,
indent sie dieselbe als eine Teileigenschaft der tryptischen Enzyme be-
trachteten, traten Poliak und Hattori fflr die Existenz einer spezi¬
fischen, vom Trypsin unabhangigen Glutinase ein.
Weniger klare Anschauungen stammen von Duclaux, der bald eine
Identitat von Glutinase und Kasease, bald von Glutinase und Trypsin
annahm 2 ), schlieBlich (p. 664) Trypsin und Papain im Gegensatz zu
Sidney Martin zusammenwarf 3 4 ), und von Achalme, der die Mikroben-
glutinase mit Trypsin und Trypsin selbst mit Kasease (wohl nach Paw-
low) identifiziert *).
Poliak gibt eine das glutinolytische Vermogen aufhebende, das
serolytische unbeeinflussende Antiglutinase (inaktiviertes Trypsin) an,
womit er das Vorkomraen einer spezifischen Glutinase nachgewiesen zu
haben glaubt.
Hattori behauptet, das albumo-, sero- und fibrinolytische unter
Schonung des glutinolytischen Vermogens mittels Chemikalien zerstort
und dadurch die Existenz einer spezifischen Glutinase nachgewiesen zu
haben.
Nun miissen wir aber die Existenzberechtigung der Pollakschen
Antiglutinase in Abrede stellen, und die von Hattori beobachtete Tat-
1) Duclaux (Microbiologie. II. p. 618) befindet eich im Irrtum, wenn er schreibt.
„Duns une s6rie de travaux Fermi donne la diastase qui dissout la gelatine comme
identique it la trypsine 1 *. In der Tat habe ich niemals von Identitat gesprochen, die
von mir entschiedeif abgewieeen wurde. Ich bezeichnete als tryptisch die proteolytischen
Enzyme der Mikroben, weil dieselben dem Trypsin eher als dem Pepsin ahnlich sind.
2) „Nous avons d6ji 6tudi4 cette question et conclu, que la glutinase «5tait peut-
otre identique it la trypsine, peut-etre diif^rente. u
3) ^Sidney Martin a vu que le jus de la plante donne avec la fibrino des acides
amides et cependant il ne consent pas it assimiler la papaine et trypsine, sous pretext*
que les produits intermediaires ne sont pas lee mSmes. Si cela etait bien demon tre, le
S rdtexte serait dee plus valuables, mais cette distinction et cette differentiation des pro-
uits intermediates repose sur dee reactions tellement incertaines et tellement difficiles
it interpreter, aue le doute est permis et qu’on peut jusqu’l plus ample informe reunir
la trypsine et la papaine.“
4) Man diirfte eigentlich von Identitat nicht sprechen. Es gibt keine Identitat
im Gebiete der proteolytischen Enzyme. Starke Unterschiede, insbesondere gegen phy-
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5/6. 28
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434 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5|6.
sache ganz anders deuten, wie eigene Erfahrungen gezeigt haben. Wollte
man iibrigens Trypsin als ein Gemisch zahlreicher einfacher glutino-,
caseino-, fibrino-, sero- und albumolytischer Katalysatoren auffassen. so
miiBte man auch dem Pepsin eine gemischte Natur zuschreiben, d. h.
ebensoviele peptische Enzyme wie alle vom Pepsin angegriffene EiweiB-
stoffe annehmen. Dasselbe miiBte dann fiir Papain und alle tierische
und pflanzliche Sekrete und S&fte gelten, so daB schliefilich eine fast
unendlich groBe Anzahl einwertiger Katalysatoren vorkommen dtirfte 1 ).
Warum sollte iibrigens ein eiweiBlbsendes Enzym, Fibrin, Kasein usw.
nicht angreifen? Jedenfalls ist die Frage eine sehr schwierige und noch
vollstandig aufzulbsen. Fischer selbst, der zur Begrfindung des Spezifi-
zitatsbegriffes so viel beigetragen hat, mahnt, daB diese Frage unlosbar
ist und bleiben wird, solange die chemische Zusammensetzung der En¬
zyme nicht bekannt sein wird 2 ).
Ich wandte mich an Prof. E. Fischer und Prof. E. Abder-
halden, urn ihre gegenw&rtige Anschauung auf diesem Gebiete kennen
zu lernen.
Prof. E. Fischer gab freundlichst folgende Antwort: „DaB viele
von unseren gewohnlichen Fermenten Gemische sind, ist recht wahr-
scheinlich. Wie weit man nun hier in der Differenzierung gehen soil,
l&Bt sich ohne Experimente schwer sagen, und auBerdem muB ich ge-
stehen, daB die meisten bisher angestellten Versuche in dieser Beziehung
auch nur eine sehr geringe Beweiskraft besitzen.
Jedenfalls glaube ich, daB es iibertrieben ist, fur jedes Protein, das
von Pepsin und Trypsin angegriffen wird, ein besonderes Enzym anzu-
nehmen, denn die notwendige Folge davon w&re, daB man auch fiir jedes
Glukosid, z. B. fiir (3-Methylglukosid und /?-Phenylglukosid ein spezielles
Enzym voraussetzen miiBte. Nach alien chemischen Analogieen muB ich
das aber fiir recht unwahrscheinlich halten. u
Sehr ahnlich klang die giitige Antwort von Prof. Abderhalden:
„Es spricht manches dafiir, daB Pepsin und Trypsin nicht einheitlich sind,
doch fehlt nach meiner Ueberzeugung zurzeit jeder sichere Nachweis
einer Glutinase usw. Solange man gezwungen ist, mit unbekannten
Substraten und den unbekannteren Fermenten zu arbeiten, sind sichere
Scbliisse sehr schwierig zu fiihren."
Eine so verwickelte Frage miiBte offenbar von moglichst vielen
Seiten angegriffen werden. Wir suchten zun&chst, ob im Tier- und
sikalische, chemische und biochemische Agentien, wie Verf. fur mehrere Alikroben-
proteasen nachwies, trennen die einzelnen tierischen und pflanzlichen Protcasen von-
einander. Unstatthaft ist, zwei auf verschiedene Eiweifistoffe einwirkende Enzyme, wie
Glutinase und Kasease, als identisch zu betrachten. Die Annahme von Duclaux, alle
Gelatine verfliissigendcn Enzyme losen Kasein auf, trifft auch nicht zu, wie Verf. ge¬
zeigt hat. Noch weniger darf man von ldentitat der Glutinase, Kasease und des
Trypsins reden, da Trypsin ein Enzymgemisch, die beiden ersteren einzelne (einwertige)
enzymatische Vermogen darstellen.
1) Die bei enzymatischen Untersuchungen ofters verwandten Eiweifistoffe (Gelatine,
Fibrin, Kasein, Serum, Eiweifi, Kleber usw.) sind wiederum Gemische; so besteht z. B.
Kleber aus zwei Proteinen, Eiweifi aus Ovoglobulin, das auch nicht einfach ist, dem
Hofmeisterschen kristallisierten Ovalbumin und dem Osborne- und C a nip bell-
schen Konalbumen usw.
2 ) Bedeutung der Stereochemie fur die Physiologie. (Zeitechr. f. physiol. Chern.
Bd. 26.)
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| Fermi!, Ueber Spezifizitat und andere Eigenechaften der Ektoproteaaen. 435
Pflanzenreiche einwertige proteolytische Enzyme vorkommen. Sollten in
der Tat jeder einzelnen Wirkung ebensoviele einwertige Enzyme ent-
sprechen, so diirfte man in der Natur irgendeinem albumo- und sero-
lytisch wirksamen, aber kaseino-, fibrino- und glutinolytisch unwirksameu
Enzym begegnen.
Sodann suchten wir, ob bei der ontogenetischen Entwickelung, bei
der Ausscheidung aus Organen und Zellen, bei der Aktivierung des
Zymogens ein albumo- und serolytisch, aber nicht glutinolytisch wirkender
Verdauungssaft auftritt.
Wir trachteten, auch festzustellen, ob die Gegenwart eines bestimmten
Enzyms in einem tierischen oder pflanzlichen Organismus mit der Gegen¬
wart resp. Darbietung jenes EiweiBkflrpers zusammenf&llt, worauf das
fragliche Enzym einzuwirken pflegt, d. h. ob die Ausscheidung eines be¬
stimmten Enzyms einem Partialzweck zu dienen hat.
Es wurde auch versucht, einzelne Teilvermogen unter Beibehaltung
der (ibrigen zu vernichten, die Ausscheidung einiger Enzyme zu be-
gtinstigen resp. zu hemmen, eine Trennung durch Filtration, Dialyse,
Failung, Adsorption an spezifische Eiweifikorper zu erzielen.
II. Verbreitung der einzelnen proteolytischen Enzyme im Tler-
reiche.
Wir lieBen tryptische und peptische Verdauungssafte einer groBen
Anzahl von Tierarten auf Gelatine, Fibrin, Kasein, Blutserum und Eier-
eiweiB einwirken.
Versuchsmethode. Wir bereiteten wSsserige Ausziige der ein¬
zelnen Organe (20 Teile auf 100 Teile Wasser) unter Zusatz von 2 Prom.
Thymol oder 1 Proz. Phenol. Manchmal wurde der Magensaft ver-
schiedener Tiere auch bei neutraler oder alkalischer Reaktion verwandt.
Die glutinolytische Wirkung wurde durch GieBen von 1 ccm der
genannten Ausziige auf 7-proz. Karbolgelatine im Rdhrchen oder durch
Auflegen von Organstiicken auf Gelatine in Petri-Schalen nach den
Methoden des Verf. gepriift 1 ).
Das fibrino-, kaseino-, sero- und albumolytische Vermogen wurde
durch Einlegen von Wiirfelchen der entsprechenden, geronnenen EiweiB-
korper in 10 ccm der Extrakte im Rohrchen untersucht. Die Gelatine
wurde bei saurer, neutraler und alkalischer Reaktion, die iibrigen EiweiB-
stoffe nur bei der naturlichen, neutralen oder schwach alkalischen Re¬
aktion des Organsaftes gepriift.
Die Gelatineproben standen bei 20°, die iibrigen bei 30° und 37° C.
Im folgenden gebe ich die Beobachtungen in aller Kiirze wieder,
wobei nur das Mittelergebnis mehrerer Proben unter Benutzung folgender
Zeichen erwShnt wird:
1) Fermi, Cl., La gelatina come reagente etc. (Ann. per le Scienze med.
Vol. 16. 1892. No. 8 .) — Metodi vecchi e nuovi etc. (Giorn. a. R. 80 c. Ital. di Jg.
1905. p. 26.)
28*
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436
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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Gelatine
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1. Canis familiaris
Magen
Pankreas
Darm
Leber
Milz
2. Bus acrofa
Pankreas
Darm
3. Lepus cuniculus
Magen
Darm
4. Cavia cobaya
Magen
Pankreas
Darm
5. Mur decuman us
Magen
Milz
Pankreas
Darm
Leber
6. Mus decumanus albinus
Darm
{ Magen
Darm
Leber
7. Mus mu8cuius
Magen
Darm
8. Erinaceus europaeus
Pankreas
Darm
9. Corvus cor nix
Pankreas
Darm
10. Falcus tinunculus
Speiserohre
Muskelmagen
Darm
11. Stryx flammea
Speiserohre
Darm
Leber
Milz
12. Athene noctua
Pankreas
Darm
13. Gallus domesticus
Hpeiserohre
kronf
Pankreas
Saugetiere.
t. + pfL N.
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4-
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pfl. N.
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4-
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0
pfl. N.
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4-
+
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4-
4-
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4-
4-
4-
—
—
—
t. + pfl. N.
+
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4-
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+
+
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4-
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—
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0
t + pfl. N.
4-
4-
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4"
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4-
4-
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t. + pfl. N.
0
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4-
4-
+
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t N.
+
4-
4-
+
+
—
+
+
+
—
—
—
II. Vogel.
t. 4- pfl. N.
4-
4-
4-
4-
+
4-
4-
4-
4-
4"
4-
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t. N.
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4-
4-
4-
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4-
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t. N.
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+
4-
4-
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0
0
0
0
+
4-
4-
0
0
0
t. N.
4-
4-
4-
4-
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0
pfl. 4-1. N.
4-
4-
4-
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4-
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4-
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4-
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0
0
0
4-
0
0
0
4-
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Zeicheuerklar ungen: -f starke, positive Wirkung; — schwache Wirkung;
0 keine Wirkung; ? bald positive, bald keine Wirkung; t. N. tierische Nahrung; pfl. «.
f danzliche Nahrung; t. 4- pfl. N. vorwiegend tierische; pfl. + t. N. vorwiegend pflanz-
iche Nahrung.
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Fermi Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteaeen. 437
Gelatine
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Tierart
Nahrung
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Darm
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Leber
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0
0
0
14. Melagris gallopavo
pfl. + t.
Magen
+
+
+
+
+
?
0
Darm
+
+
+
+
—
—
0
15. Columba livia
pfl. + t.
Speiserohre
0
0
0
0
0
0
0
Pankreas
+
+
+
+
+
9
0
Darm
+
+
+
—
?
0
Leber
+
+
+
0
0
0
0
Milz
+
+
0
0
0
0
16. Coturnis communis
pfl. + t.
Magen
Pankreas
+
+
+
+
—
0
0
+
+
+
+
+
—
0
Darm
+
+
+
+
—
0
0
17. Tharraleus modularis
t
Darm
+
+
+
+
+
0
0
18. Alauda arvensis
pfl. + t.
Darm
+
+
+
+
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0
0
Leber
+
+
+
0
0
0
0
Milz
+
+
+
0
0
0
0
19. Passer domesticus
pfl. + t.
Speiserohre
Magen
0
0
0
0
0
0
0
+
+
+
+
+
9
?
Darm
0
0
+
+
—
—
0
Leber
0
0
+
0
0
0
0
Milz
+
+
+
0
0
0
0
Embryo: Darm
—
+
—
0
0
0
0
20. Chloris hortensis
pfl.
Vormagen
0
0
0
0
0
0
0
Darm
+
+
+
+
+
0
0
Magen
+
+
+
+
—
0
0
Pankreas
+
+
+
+
+
—
0
Leber
+
+
0
0
0
0
0
Milz
0
+
_
0
0
0
0
21. Serinus hortulanus
pfl.
Vormagen
?
+
+
0
0
0
0
Muskelmagen
+
+
+
0
0
0
0
Leber
+
+
—
0
0
0
0
Milz
+
+
—
0
0
0
0
22. Carduelis elegans
pfl. + t. N.
Speiserohre
Magen
?
?
?
?
?
0
0
+
+
+
?
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0
0
Pankreas
+
+
+
+
+
—
—
Darm
+
+
+
+
+
—
—
Leber
+
+
+
0
0
0
0
Milz
+
+
+
0
0
0
0
23. Fringilla coelebs
pfl. +1
0
+
0
+
0
+
0
+ l )
Speiserohre
Muskelmagen
+
+
+
+
Vormagen
0
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0
0
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0
0
Darm
+
+
+
+
+
+
+
Leber
+
+
Milz
+
+
+
0
0
0
0
1) Albuminsaures Kali.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Gelatine
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24. Cannabina linota
pfl. + t.
Speiserohre
Muskelmagen
+
+
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Darm
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25. U p u p a e p o p s
t.
Pankreas
+
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4-
4-
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—
0
Darm
+
4-
4-
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0
0
26. Merops apiaster
t.
0
4-
Speiserohre
Muskelmagen
0
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0
4-
0
4-
0
4-
0
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0
0
Pankreas
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Darm
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Leber
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Mite
0
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0
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0
0
0
27. Cecropis rustica
Muskelmagen
t.
+
+
4-
0
0
0
0
28. Gypselus apus
Pankreas
t.
4-
4-
4-
4-
0
Darm
4-
4-
4-
?
0
29. Merula vulgaris
k + pfl.
Speiserohre
Magen
Pankreas
0
0
0
0
0
0
0
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4"
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Darm
4-
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0
Leber
0
0
0
0
0
0
0
Milz
0
0
0
0
0
0
0
30. Sturnus vulgaris
t. + pfl.
Darm
4-
4-
4-
4-
4-
—
0
Pankreas
4-
4-
4-
4-
4-
——
_
31. Turd us merula
pfl. + t.
Darm
4-
4-
4-
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4-
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0
32. Botalis grisola
t.
Speiserohre
4-
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0
Vormagen
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+
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Muskelmagen
4-
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4-
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Pankreas
4-
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+
4-
—
_
Darm
4-
4-
—
4-
+
_
_
33. Rubecula sylvestris
t.?
Speiserohre
4-
4-
4-
?
?
0
0
Magen
4-
+
4-
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—
0
0
Darm
+
4-
+
4-
4-
4-
4-
34. Curruca atricapilla
t. + pfl.
•
Vormagen
+
4-
4-
4-
4-
0
0
Muskelmagen
+
4-
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4-
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0
0
Darm
4-
4-
4-
4*
+
0
0
Leber
4-
4-
+
0
0
0
0
35. Pyrophthalma melano-
t. + pfl.
cephala
Vormagen
4-
4-
0
! 4-
9
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T ‘)
M uskelmagen
4-
4-
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4-*)
Darm
4-
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Leber
+
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—
0
0
0
0
Mite
4-
4-
—
0
0
0
0
36. Parus major
t. + pfl.
Pankreas
1 4-
4-
4-
4-
4-
j —
—
1) Albuminsaures Kali.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5|6.
Tierart
Nahrung
Gelatine
Fibrin
a
*5
s
&
Serum
C3
V
s
15
c
3
01
a
alkalisch
h
01
3
2
CD
50. Testudo graeca
pfl. +1.
Speiserohre
0
+
9
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9
0
0
Magen
?
?
?
?
0
0
Pankreas
+
+
+
+
+
?
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Darm
?
+
?
?
?
?
9
Eirohre
—
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0
0
0
6
51. T,ropidonotus natrix
t.
Pankreas
+
4*
4
4
—
0
0
Magen
+
0
0
0
0
0
0
Darm
+
4“
0
0
0
0
0
Leber
+
0
+
+
—
9
0
52. Anguis fragilis
t.
Leber
o
+
0
0
0
0
1 0
IV. Amphibien.
53. Phryne vulgaris
t.
1
Magen
+
+
+
+
1 +
0
Darm
+
+
+
+
+
; 4
0
54 D i scog 1 o s s u s pictus
t.
Pankreas
+
+
+
+
+
—
0
Darm
+
+
—
+
+
—
0
55. Rana esculents
t.
i
i
Darm
4
+
—
0
0
Milz
+
0
0
o
0
V.
F i s c h e.
56. Dentex vulgaris
t.
1 i
Speiserdhre
+
+
+
—
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
—
0
Darm
+
+
+
+
+
+
+
Pylorusanhange
+
4
+
1 4
—
—
0
Leber
0
0
0
0
0
0
0
Milz
+
+
+
0
0
0
0
Eier
?
?
—
0
0
0
57. Oblata melanura
t.
Speiserohre
—
+
—
0
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
—
0
Pankreas
+
+
+
+
+
4-
0
Darm
+
+
4
+
+
4
0
Pylvorusanhange
+
+
+
—
—
0
0
Leber
—
4
—
0
0
0
0
Milz
+
+
+
0
0
0
0
58. Solea vulgaris
t.
Speiserohre
—
+
?
0
0
0
0
Magen
+
+
+
—
0
Pankreas
+
+
+
+
+
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9
Darm
+
+
+
+
+
+ 1
—
Pylorusanhange
4“
4
4
+
—
9
: 1
0
Leber
0
0
0
0
0
0
0
Milz
+
+
+
0
0
0
0
59. Mullue barbatus
t.
1
Speiserohre
+
+
+
0
0
0
0
Magen
+
+
+
—
Pankreas
+
+
+
+
+
0
0
Darm
+
+
+
+
+
—
0
Pylorusanhange
+
+
+
+
—
0
0
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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 441
Tierart
Nahrung
Gelatine
Fibrin
1
a
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neutral
alkalisch
s
i
Serum
1
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60. Serranus sp.
t.
Magen
+
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0
0
Pankreaa
+
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+
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Darm
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Leber
+
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0
Milz
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+
— 1
0
0
0
0
■61. Conger vulgaris
Magen
t
?
+
?
+
—
- |
—
Darm
+
i +
+
+
+
—
I^ber
+
+
+
0
0
0
0
Milz
+
0
0
0
0
0
62. Thycis mediterraneus
Speiserohre
t.
+
+
+
0
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
—
—
Darm
+
+
+
+
4-
+
4"
Leber
+
+
—
0
0
0
0
Milz
+
+
—
0
0
0
0
■63. Gymnothorax murena
Speiserohre
t.
+
0
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
— ,
—
Leber
+
+'
—
0
0
0
0
Milz
+
0
0
0
0
64. Anguilla vulgaris
Speiserohre
t.
0
+
0
0
0
0
Magen
—
+
—
+ 1
—
—
—
Leber
0
+
—
0
0
0
0
Milz
0
+
0
0
0
0
0
€5. Galeus canis
Speiserohre
t.
+
+
?
0
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
+
—
Pankreas
+
+
+
+
+
—
—
Darm
+
+
+
+
+
4-
4-
Leber
+
+
+
0
0
0
0
Milz
+ ■
+
+
0
0
0
0
66. 8cyllium canicula
Speiserohre
t.
0
0
0
0
0
0
0
Magen
0
—
0
?
0
0
Darm •
+
+
?
+
0
0
Pylorusanhange
0
0
0
—
—
0
0
Milz
0
+
0
0
0
0
0
67. Chrysophris aurata
Speiserohre
t.
+
+
?
0
0
0
0
Magen
+ 1
+
+
4-
+
—
0
Darm
+
+
+
+
+
+
—
Pylorusanhange
+
+
?
—
0
Leber
+ 1
+
—
0
0
0
0
68. Serranus scriba
Speiserohre
t.
—
+
0
0
0
0
0
Magen
+ j
+
+
+
+
—
0
Darm
+
+
+
+
+
+
—
Pylorusanhange
+
+
+
4-
+
—
Leber
+
+
—
0
0
0
0
Milz
+
+
—
0
0
0
0
69. T r a c h i n u s sp.
Speiserohre
t.
+
+
+
0
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
—
—
Darm
+
+
+
+
+
+
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URBANA-CHAMPAIGN
442
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5|6.
Gelatine
Tierart
Nahrung
neutral
alkalisch
U
a
03
CD
Fibrin
Kasein
Serum
®
fc
&
Leber
+
+
1
0
0
0
0
Milz
+
+
—
0
0
0
0
70. Cantharus orbicularis
Speiserohre
Magen
t.
+
+
0
0
0
0
+
+
4-
+
4-
—
—
Leber
Darm
+
4-
+
+
4-
+
+
+
Pylorusanhange
+
+
—
?
71. Moena vulgaris
Speiserohre
t.
4-
+
+
0
0
0
0
Magen
+
+
+
+
+
—
0
Darm
+
+
4- 1
+
?
4~
4-
Leber
+
+
0
0
0
0
Pylorusanhange
+
+
?
—
—
0
0
72. Squatina angelus
Magen
Pankreas
t.
+
4-
+
+
4-
___
4-
+
4-
+
+
4-
4-
Darm
+
+
+
+
+
4“
4-
Leber
0
0
0
0
0
0
0
Milz
0
0
0
0
0
0
0
73. Gadus morrhua
Magen
t.
0
+
+
+
+
4-
4-
Darm
+
4-
4-
+
+
—
—
74. Manteltiere (Salpa)
t.
?
?
+
?
?
9
?
VI. V
75. Loligo vulgaris
Magen
feichtiere
t.
4-
4-
4-
4-
1
4-
\ 0
0
Darm
4-
4-
4-
4-
i 4-
0
0
Leberpaukreas
4*
+
4-
4-
1 4-
! 0
0
Milz
?
?
4-
; ?
1 ?
0
0
76. Limax agrestis
Magen
pfl.
4-
+
4-
4~
! o
0
Leberpankreas
4-
4-
—
?
: o
0
0
Darm
4-
4-
4-'
4-
! 0
0
77. Helix pisana
Darm
Pfl-
4-
4-
+
o
0
78. Xerophila sp.
pfl.
4- '
4-
4-
—
—
?
0
79. Chiton sp.
t.
4-
4-
4-
4- |
?
?
9
80. Mya arenaria
t.
4- 1
4-
4-
4-
?
?
9
81. Mytilus edulis
t.
4- 1
4-
4-
4-
9
9
?
82. Aeolis sp.
t.
4- |
4-
4-
4-
?
?
?
83. Dory ops is sp.
t.
4-
4-
4-
+
?
? 1
?
84. Aryon rufus
t.
4-
4-
4-
?
?
?
?
85. Patella sp.
t.
4-
4-
4-
4-
?
?
9
86. L i 11 o r i n a sp.
t
4-
4-
4-
4-
?
?
9
87. Purpura sp.
t
4-
4-
4-
4-
?
?
?
88. F u s u s sp.
t.
4-
4-
4-
4-
?
9
?
89. Siccotypus sp.
t.
4-
4-
4-
4-
?
?
9
90. Octopus sp.
t.
4-
+
4-
4-
?
9
?
91. Sepia officinalis
t.
4-
4-
4-
4-
9
+
?
VII. Insekten.
Die Gelatine wurde bei der Untersuchung der Insektens&fte entweder
alkalisch oder mit Salz- resp. Milchs&ure anges£uert. Die Gelatineproben
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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 443
konnten mit Kopf, Brust und Abdomen der einzelnen Insekten gesondert
angestellt werden, wahrend die Priifung der iibrigen EiweiCkorper nur mit
dem Brei aus dem ganzen Insektenkorper ausgefiihrt wurde.
Tierart
Nahrung
alkalisch
Gelatine
Halzsauer
milch-1
sauer
• Fibrin
Kasein
a
2
ci
p
a
Kopf
' -*-* i
2
M
Bauch
1 <4i
Q-
O
Brust
Bauch
Kopf
♦a 1
/
=5
t-
:q 1
Bauch
92. Bubos bison
t. + pfl.
+
+
+
0
+
4-
+
+
98. Ateuchus laticollis
+
+
+
0
+
+
0
0
+
+
+
+
?
94. Blaps mucronata
4"
4"
+
+
+
+
0
0
+ +
4-
—
—
95. Percus sp. (?)
?
0
0
+
0
0
96. Pristonycus algerinus
9
+
+
+
+
+
+
4"
4 -
+
l+l
+
+
4 -
97. Hyster bimaculatus
t. + pfi.
4"
+
+
+
+
+
0
+ : +
4-
+
4"
0
98. Scaurus striatus
0
0
+
?
?
0
0
99. Licinus granulatus
?
0
+
+
0
0
+
0
0
+
—
0
0
100. Akis spinosa
t. + pfi.
+
+1
+
4“
4-
+
+ +
4“
0
101. Oryctes nasicornis
+
+
+
0
0
+
+
+
+
+ +
0
0
102. Hyster major
+
4"
+
—
0
0
103. Eropinota hirta
pfi.
0
0
+
0
0
+
0
0
+
—
0
0
104. Chrysomela varians
0
4-
+
—
0
0
105. Ocypus olens
?
+
+ 1
+
0
+
+
0
+
+
1+
+
—
—
106. Carobus morbillosus
t.
4-
+
+
; + ! +
—
0
107. Agabres calonotus
?
0
0
+
—
—
0
0
108. Brachycerus corrosus
V
0
+
+
0
+
+
0
0
+
—
—
0
0
109. Coccinella septempunctate
pfl.
+
4-
+
—
—
0
0
110. Melolontha vulgaris
0
0
+
0
0
+
0
0
+
—
1 —
0
0
111. Acridium aegyptium
7)
4-
+
+
+
+
+
!+
+
—
0
112. Gryllus campestris
If
0
+
+
+
—
0
0
113. Gryllotalpa vulgaris
t. + pfl.
0
+
+
0
0
0
0
0
0
+
—
0
0
114. Notonecta glauca
t.
0
0
+
0
0
0
0
0
0
+
—
_
0
115. Blatta orientalis
t. + pfl.
+
+
+
+
+
+
0
0
0
+
+
+
—
116. Ditiscus margiualis
t.
+
+
+
+
+
+
—
+
—
+
+
+
4"
117. Hydrophilus piceus
t. + pfl-
+
+
+
+
4-
+
—
—
—
+
+
—
0
118. Nepa cinerea
t.
0
4-
+
0
0
+
0
0
+
+
—i
—
0
119. Locusta viridis
t. 4- pfl.
+
+
+
+
+
0
0
+
+
—
0
0
120. Mantis religiosa
t.
0
+
+
+
—
,0
0
121. Libellula depressa
t.
+1
+
+
—
+
4-
—
—
1+
+
—
0
0
122. Torficula auricularia
t.
— 1
—
?
—
—
?
—
—
?
0
0
0
0
123. Eristalis tenax
?
+
4*
4"
—
—
4”
—
—
— 1
4"
4-
0
0
124. Culex pipiens
t
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Puppe
—
o:
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Larve
t.
0
+
+
0
4“
4“
o
'0
4“
1
?
0
0
Eier
—
0
0
0
0
0
0
0
0
0
6
0
0
0
125. Gastrus equi
t.
0
0
0
0
0
0
0|0
0
0
0
0
0
126. Vespa crabro
t.
0
0
+
0
0
+
0
0
0
0
0
0
0
Puppe
—
0
0
+
0
0
+
0
1°
0
0
0
0
0
Larve
pfl.
0
4-
4-
0
0
+
0
0
4 -
?
?
0
0
127. Ephemera vulgata
t.
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Larve
keine
0
+
4*
0
4-
4"
0
4“
+
—
?
0
0
128. Vanessa cordui
pfl.
o
0
?
0
0
?
0
0
?
0
0
0
0
129. Lucilia caesar
t. + pfl.
0
0
+
0
0
4“
0
0
4-
?
?
0
0
Puppe
—
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Larve
t.
4"
4"
+
4“
4"
4"
+
4-
4-
4"
4*
0
0
Eier
—
0
0
?
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
130. Musca vomitoria
t.
0
0
+
0
0
+
0
|o
+
?
?
0
0
Larve
t.
+
+
+
+
+
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URBANA-CHAMPAIGN
444
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6.
Tierart
Nahrung
Gelatine
(alkalisch)
VIII. Arachnid.en.
131. Scorpio europaeus
132. Phalangides sp.
133. Tegenaria sp.
134. Epeira sp.
135. Ixodes ricinus
t.
t.
t.
t.
Blut
+
+
+
+
0
IX. Tausen dfufier.
136. Scolopendra forficulata | t. | +
X. Krustentiere.
137. Onicus murarius t,
138. Astacus fluviatilis t. + pfl.
139. Homarus vulgaris t.
140. Carcinus moenas t.
141. Palinurus vulgaris t.
142. T r i f i a sp. t.
143. Pagurus sp. t.
144. Squilla mantis t.
145. Maya verrucosa t.
146. Squinado sp. t.
147. Nephrops norvegicus t.
148. Trifiaspinifrons t.
149. Cancer sp. t
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
150. Holothuria tubulosa
151. Astropecten aurautiacus
XI. Stachelhkuter.
t. -f pfl.
t.
0
0
152. Taenia solium
153. Taenia mediocanellata
154. „ exilis
155. Ascaris lumbricoides
156. „ vituli
157. Erakis infecta
158. Eustrongylus gigas
159. Gordius aquaticus
160 . Horniogaster Redii
161. Nereis sp.
162. Spirographis sp.
163. Arenicola sp.
164. A phr odite sp.
165. Hirudo officinalis
166. Haemopis sp.
XII. Wiirmer.
t. 4- pfl.
dgf.
0
0
0
0
0
0
+
+
+
+
+
?
+
167.
168.
169.
170.
171.
172.
173.
174.
175.
176.
177.
178.
Suberites sp.
Hyrcinia sp.
Taedania sp.
Sykon sp.
Chondrosia sp.
Geodia sp.
Reniera sp.
Actinia sp.
Hydra sp.
Medusa sp.
Siphonophora sp.
It h i z o s t o m a sp.
t. + pfl.
t.
t.
t.
t.
t.
t.
XIII. S c h wa m m e.
t +
t. 4-
t. +
t. +
t. +
t. +
+
XIV. Colenteraten.
t +
t. +
t. +
t. +
t. +
Fibrin
Kasein
i Serum
EiweiB
+
+
0
+
?
?
r
+
?
9
r
+
?
?
?
0
0
0
0
+
1 +
1 -
1 0
+
_
0
—
—
?
0
+
?
?
r
+
?
?
?
+
?
?
?
+
9
?
?
+
?
?
f
+
?
?
?
+
?
?
?
+
?
?
?
+
?
?
?
+
?
?
?
+
?
?
?
0
1 0
0
0
0
1 0
o
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
—
?
?
?
—
?
?
?
—
?
?.
f
—
?
?
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—
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—
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+
?
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+
?
?
?
+
?
?
?
+
?
?
?
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URBANA-CHAMPAIGN
Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 445
Tierart
Nahrung
Gelatine
(alkalisch)
Fibrin
Kasein
Serum
EiweiB
XV.
179—181. Mycetozoen 1 2 )
Protozoen.
t. + pfl. 1 4-
+
?
?
9
182. Amoeba sp.
dgl.
+
+ ?
+?
+ ?
+ ?
188. Actinospnaerium sp.
+
?
?
?
9
184. Pelomyza sp.
+
?
f
?
1
185. Euplotes sp.
+
?
?
?
?
186. Nocticula sp.
+
?
?
?
?
187. Stylonychia sp.
„
+
?
?
?
9
188. Carchesium sp.
+
?
?
?
?
189. Paramaecium sp.
»
+
?
?
?
?
A. Hauptergebnisse.
1) Unter 410, aus 189 Tierarten (8 Saugetieren, 39 Vogeln, 5 Rep-
tilien, 3 Amphibien, 18 Fischen, 1 Manteltier, 17 Weichtieren, 39 Kerfen,
5 Spinntieren, 1 Tausendfufi, 13 Krustentieren, 2 StachelhSutern,
15 Wflrmern, 7 Schwammen, 5 Colenteraten, 14 Protozoen) gewonnenen
Organsaften hatte kein einziger albumolytisches Vermbgeu in Abwesen-
heit der sero-, fibrino-, kaseino-, glutinolytischen Wirkung.
2) Serolytische Flflssigkeiten besaBen auch fibrino-, kaseino- und
glutinolytische Eigenschaften.
3) Alle mit kaseino- und fibrinolytischer Fahigkeit versehenen Safte
konnten Gelatine verflflssigen.
4) Auf Gelatine unwirksame Safte waren auch auf Fibrin, Kasein,
Blutserum und EiweiB unwirksam.
5) Im ganzen Tierreiche kommen keine albumo- Oder serolytischen
Enzyme vor, welche auf Kasein, Fibrin und Gelatine unwirksam w8ren.
Ebenfalls besitzen kaseino- und fibriuolytische Enzyme auch glutinolytische
Fahigkeit.
Im Gegenteil, glutinolytische Enzyme haben sehr oft keine Wirkung
auf Fibrin und Kasein, resp. Fibrin und Kasein losende Proteasen kbnnen
Blutserum und EiweiB nicht angreifen. Es kommt dabei meistens auf
die aktuelle Wirksamkeit und Konzentration des Pr8parates an, wie spater
(Kap. XVI) gezeigt werden soli.
Sollte die vielfaltige Wirkung mancher Organsafte von ebenso
vielen selbstandigen Enzymen abhangen, so dflrfte man nur EiweiB
oder Serum angreifenden Verdauungssaften begegnen oder Fibrin und
Kasein, aber keine Gelatine verflussigende Ektoproteasen finden, was in
der Tat niemals beobachtet werden konnte.
In der folgenden Tabelle habe ich das gemeinschaftliche Auftreten
der einzelnen Wirkungen bei einem und demselben Verdauungssaft in
Prozenten ausgedriickt. Diese Zahlen sind hauptsachlich mit den Er-
gebnissen der Versuche mit Wirbeltierorganen gewonnen.
Der albumolytische Saft besaS glutinolytische Eigenschaften in 100 Proz. Fallen
,, ,, „ ,, serolytische ,, ,, 100 ,, ,,
„ „ „ „ fibriuolytische „ „ 100 „ „
„ ,, „ „ kaseinoiytische „ „ 100 „ „
„ serolytische „ „ glutinolytische „ „ 100 „ „
1) Aethalium septicum, C hondrioderma di f f orme, Didymium ser-
p u 1 a.
2) Ausgenommen einige peptische Enzyme, welche bei Gegenwart von Salzsaure
ein eigentiimliches Verhalten gegeniiber Gelatine aufweisen.
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446
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.JOriginale. Bd. 68. Heft 5/6.
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Der albumolytische Saft besaS
serolytische „ „
)l tt tt tt
M tt >» »l
„ kaseinolytische „ „
)» n tt ff
ff ft ft tt
tt # » tt
„ fibrinolytische „ „
tt tt tt It
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tt tt ft tt
„ glutinolytiaehe „ „
tt 11 tt tt
It tt It tt
tt tt It It
glutinolytische Eigenschaften in
fibrinolytische „ „
kaseinolytische „ „
albumolytische „ „
glutinolytische „ „
fibrinolytische „ „
serolytische „ „
albumolytische „ „
glutinolytische „ „
serolytische „ „
kaseinolytische „ „
albumolytische „ „
fibrinolvtische „ „
kaseinolytische „ „
serolytische „ „
albumolytische „ „
100 Proz. Fallen
100
•» l»
100
>1 1)
60
It tt
100
tt tt
90,4
It tt
80
It tt
44
tt tt
100
It tt
51
tt
50
J1 tt
41
It tt
37
V tt
61,7
»> tt
60
tt tt
64
It 1
B. Nebenergebnisse.
1) Die Schleiinhaut der Speiserohre war auf Gelatine bei alien
Saugetieren unwirksam, bei Vogeln (Strix flammea, Carduelis
elegans, Fringilla coelebes, Cannabina linota, Merula
vulgaris, Botalis griseola, Rubecula sylvestris, Pratin-
cola rubicola) und bei Fischen (unter Ausnahine von Scyllium
canicula [?]) wirksain; auf Fibrin und Kasein war sie unwirksam
oder vielleicht nur bei Carduelis elegans und Rubecula syl¬
vestris wirksam; auf Blutserum hatte sie nur eine sehr schwache
Wirkung, und zwar nur in einem Falle, bei Rubecula sylvestris;
auf EiweiB hatte sie bei alien Tieren keine Wirkung.
2) Der Magensaft aller 74 Wirbeltierarten verfliissigte Gelatine bei
saurer ebenso leicht wie bei alkalischer Reaktion. Auf Fibrin und
Kasein war der Magensaft folgender Saugetiere und Vogel wirksam:
Canis familiaris, Lepus cuniculus, Mus decumanus, Mus
musculus, Falcus tinunculus, Passer domesticus, Chloris
hortensis, Carduelis elegans, Fringilla coelebes, Canna¬
bina linota, Merops apiaster, Sturnus vulgaris, Turdus
merula, Botalis griseola, Rubecula sylvestris, Carruca
atricapilla, Pyrophthalma m e 1 a n ocephala, Pratincola
rubicula, Charadrius auratus, Philomachus pugnax und
aller Fische, auBer Serranus (?) und Scyllium canicula. Blut¬
serum wurde vom Magensaft folgender Arten: Canis familiaris,
Mus decumanus, Mus musculus, Fringilla coelebes, Can¬
nabina linota, Merops apiaster, Turdus merula, Botalis
griseola, Pyrophthalma melanocephala, Pratincola rubi¬
cula, Philomachus pugnax und aller Fische, auBer S err an u s (?)
und Scyllium canicula, aufgelost. EiweiB wurde von keinem Magen¬
saft angegriffen *).
3) Der Pankreasauszug aller 74 Wirbeltiere loste Gelatine ebenso
leicht wie Fibrin und Kasein auf; bei 22 Arten war er auf Serum, bei
6 Arten (Mus decumanus, Botalis griseola, Solea vulgaris,
Squatina angelus, Serranus, Gadus morrhua) auch auf Ei¬
weiB wirksam.
4) Der Darmsaft von 32 unter 74 Wirbeltieren war auf Serum, bei
21 Arten auch auf EiweiB wirksam.
1) In vivo iindert sich die Sachlage; schon die gewohnliche Nahrungsweise zeigt,
dafi einige Siifte, die in vitro keine Wirkung auf bestimmte Proteirmtoffe naben, intra
vitam auSerst wirksam sein miissen.
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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 447
5) Die PylorusanhSnge der Fische waren alle auf Gelatine, fast alle
auf Fibrin und Kasein wirksam; EiweiB konnten sie nicht angreifen.
6) Die Proteasen der untersuchten wirbellosen Tiere verflussigten
alle die Gelatine; unter Ausnahme folgender Blutsaugerarten und hungern-
der Entwickelungsstadien: Culex pipiens (Imago und Puppe), Gast-
rus equi, Ephemera vulgata, Vanessa cardui (Imago und
Puppe), Ixodes ricinus, Holothuria tubulosa, Astropecten
aurantiacus; unter den Wtirmern verfliissigten Gelatine Taenia
erakis, inflexa, Hormogaster Redii.
Kr&ftigere Proteasen hatten Blapsmucronata, Percus, Ditis-
cusinarginalis.Hydrophilus piceus,Lucilia caesar (Larve);
am schwSchsten waren die proteolytischen Enzyme von Bubos bison,
Scaurus striatus, Melolontha vulgaris, Notonecta glauca,
Vespa crabro (Imago und Puppe), Lucilia caesar (Imago), Mu sea
vomitoria.
Der Darmteil der Verdauungsrdhre war bei alien GliederfiiBern am
wirksamsten, schwkcher wirkte der Brustteil, am schwachsten der Kopf-
teil (Speicheldrtisen usw.). Der Kopf wirkte nur bei 11 Arten: Blaps
mucronata, Scaurus striatus, Licinus granulatus, Euro-
pinota hirta, Chrysomela varians, Agabres calonotus,
Melolonthavulgaris, Grylluscampestris, Gryllotalpavul-
garis, Notonecta glauca, Nepa cinerea; bei Blutsaugern und
hungernden Stadien (Ephemera, Puppen) war er unwirksam. Bei Arten,
deren Darm starke proteolytische Eigenschaften besaB, war auch der
Kopfteil recht wirksam.
7) Der Lebersaft loste nur Gelatine, und zwar bei folgenden 22 Arten
auf: Canis familiaris, Mus decumanus, Alauda arvensis,
Passer domesticus, Curuca atricapilla, Philolimnos galli-
nula, Columba livia, Serinus hortulans, Larus marinus,
Philoraachus pugnax, Oblatamelanura, Serranus (?), Conger
vulgaris, Thycis mediterraneus, Muraena, Anguilla
gymnothorax, Galeus canis, Serranus scriba, Trachynus,
Cantharus orbicularis, Moena vulgaris, Limax agrestis;
unwirksam war er bei Gallus domesticus, Cannabina linota,
Gongylus ocellatus, Dentex vulgaris, Solea vulgaris,
Squatina angelus.
8) Der Milzsaft loste ebenfalls nur Gelatine auf, und zwar bei Mus,
Gallus, Columba, Alauda, Strix, Passer, Chloris, Frin-
gilla, Philolimnos, Carduelis, Pyrophthalma, Larus,
Dentex, Oblata, Serranus, Conger, Thycis, Muraena,
Anguilla, Solea, Galeus, Serranus scriba, Trachynus; keine
Wirkung hatte er bei Squatina angelus.
9) Nach abnehmender Wirksamkeit der VerdauungssSfte kann man
die Tierklassen in folgende Reihe ordnen: 1) V5gel und Fische, 2) Sauge-
tiere, 3) GliederftiBer (worunter die Spinntiere die starksten Wirkungen
entfalten), 4) Reptilien, 5) Mollusken, 6) Krustentiere, 7) Stachelh&uter,
8) Schw&mme, Protozoen und parasitische Wiirmer.
Am starksten waren die Proteasen bei fleischfressenden und ge-
mischte Nahrung aufnehmenden, schwacher bei krautfressenden Tieren,
am schw&chsten bei Blutsaugern und hungernden Insektenstadien.
Es fehlte aber auch nicht an Ausnahroen, denn die Proteasen
folgender krautfressender Arten waren auch auf tierische Prote'instoffe
sehr wirksam:Meerschweinchen, Kaninchen, Chloris horten-
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CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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sis, grflnem Girlitz, Carduelis elegans, Fink, Cannabina
linota, Philolimnos gallinula, Gallinago gallinula, Fulica
atra, Anas boschas, Hydrophilus piceus, Coccinella sep-
tempunctata, Acridium aegyptium, Gryllus campestris,
Locusta viridis. Wir werden spSter sehen, daB von einem zweck-
m&fiigen Auftreten eines bestimmten Enzymes oft keine Rede sein kann.
10) Gelatine schneller verflQssigende Enzyme waren aueh auf die
tlbrigen Eiweifistoffe wirksamer, Gelatine langsam auflOsende Organsafte
konnten hohere EiweiBkorper flberhaupt nicht angreifen.
III. Verbreitung der proteolytisehcn Enzyme im Pflanzenrciche.
Erste Versuchsreihe.
Versuchsmethode. 100 g der Pflanzenorgane wurden nach sorgfaltigem Zer-
reiben mit 100 ccm 1-proz. Phenols gemischt. Nach 5-stiindigem Verweilen bei 30° C
filtrierte man und setzte einer Hiilfte des Filtrates 2,5 Proz. Zimmtol, der anderen
Halfte 1 Proz. Oxalsaure hinzu; die Wirkung beider Praparate wurde auf Gelatine,
Fibrin, Kasein, Serum und Eiweifl in derselben Weise wie mit den Tiersaften gepruft.
Wir fanden, dafi: Cycas revoluta (ganze Pflanze), Pinus halepensis (Blatter),
Callitris quadrivalvis (ganze Pflanze), Agapanthus umbellatus, Allium
sativum (Zwiebeln), Allium porrum (Zwiebeln), Olivia miniata (Wurzeln),
Morus alba (Blatter), Phytolacca dioica (ganze Pflanze), Vicia sativa (ganze
Pflanze), Asclepiascurassavica (id.), Euphorbia Sc him peri (Milchsaft, Pflanze),
E. caput medusae (id. id.), Opuntia sp. (Sprosse), Convolvulus sylvaticus,
Campanula Trachelium (ganze Pflanze), Mandevillea suaveolens (id.),
Orobanche speciosa (Fruchtstand), Cucurbita maxima (Zweige) keine Wirkung
hatten; nur bei folgenden Arten wurden schwache Ektoproteasen beobachtet, welche
aber nicht irastande waren, Serum und EiweiB anzugreifen:
Pflanze
Organ
Gelatine
Fibrin
Kasein
Zimmt-
51
mm
Oxal¬
saure
mm
Zimmt-
51
Oxal-
saure
Zimmt¬
ol
Oxal¬
saure
Yucca gloriosa
Blatter
6-7
6-7
0
0
0
0
Agave araericana
16
21-22
0
0
0
0
„ Beaucarnei
22—24
120-25
0
0
0
0
Ficus carica
Milchsaft
4
10
•+*
+
o
0
Broussonetia papyrifera
Blatter
—
0
0
0
0
It i c i n u s communis
ganze PfI.
0
CO
1
CO
0
0
0
0
Euphorbia altissima
Milchsaft
2-4
5
0
+
+
+
„ pubescens
3*—11**
0
0
+
0
+
„ globosa
5*-6** |
0
0
0
+
Anagallis arvensis
ganze Pfl.
7
7
0
0
0
0
Cucurbita maxima
Wurzeln
1
/ 5 1 /,~6*|
\ 7-8**
0
0
0
0
1
0
* 2 Proz. Lavandaol; ** 1 Proz. Nelkenol anstatt des Zimtnfdles.
Zweite Versuchsreihe.
Aus VerBuchen friiherer Forscher (Ellen berger, Hofmeister, Mzoczkowski,
Tommasoli und Dacomo, Vines) und eigenen, tells in Gemeinschaft. mit Bus-
calioni schon vor Jabren, teils neu ausgefuhrten Untersuchungen habe ich folgende
Angaben zusammengestellt (s. Tabelle p. 449).
Ergebnisse. Unter 62 Pflanzen besaBen 41 ein gelatinever-
fliissigendes Enzym; kraftig war es bei Yucca, Agave (m ex i can a
und Beaucarnei), Ficus, Euphorbia (altissima, pubescens,
g 1 o b o s a), A n a g a 11 i s, Cucurbita (maxima), L a g e n a r i a, P i r -
cunia, Phytolacca (abessinica. dioica), Amorphophallus,
Tam us, Cycas, Dioscorea.
Nur der Milchsaft von Ficus carica und der Euphorbia-Arteu
konute Fibrin ziemlich schnell angreifen; bei anderen 30 Arten war die
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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 449
Pfianzen teil
Geiatine-
verflussigung
Fibrin-
auflosung
Tryptophanbildung
bei der
Fibrin verdauung
A. Samen und Fruchte.
A vena sativa
+
+
Cannabis s ativa
+
—
4-
Corylus avellana
"b
—
4-
Triti cum sativum
+
4-
flordeum sativum
+
4-
Lagenaria vulgaris
+
+
4-
Linum usitatissimum
+
+
4-
Lupinus hirsutus
+
4-
Phaseolus multiflorus
+
—
4-
„ vulgaris
+
—
4-
Pircunia dioica
+
+
4-
Pisum sativum
+
—
4-
Ricinus communis
+
4-
Secale cereale
+
4-
Sin apis alba
+
—
4-
Vicia faba
4-
—
4-
„ sativa
+
—
4-
Zea mays
+
_ 9
4-
B. Blatter und Zweige.
Ananas sativa
+
4-
Asparagus officinalis
+
—
4-
Beta vulgaris var. sacchar.
+
—
4-
Broussonetia papyrifera
+
+
4-
Cucurbita pepo
+
—
4-
Hyacinthus orientalis
+
—
4-
Phytolacca abessinica
+
—
4-
„ dioica
+
+
C. Wurzeln und Knollen
Amorphophallus rivieri
4-
+
4-
Aspidistra elatior
+
+
+
Tamus communis
+
~b
4-
Cycas revoluta
"1"
+
4-
Dioscorea bulbifera
+
+
4-
Fibrinauflosung schwach oder unsicher; die Tryptophanreaktion gelang
recht haufig, obwohl sie meistens schwach ausfiel.
In keinem Falle waren fibrinolytische und kaseinolytische Pflanzen-
s&fte auf Gelatine unwirksam; darum miBlang der Nachweis eines ein-
wertigen proteolytischen Enzymes auch bei Pfianzen.
IV. Verbreltung der proteolytischen Enzyme bel Jlikrobcn.
A. Reinkulturen.
Versuchsmethode. Reagensglaser wurden mit 10 ccm zur
H&lfte verdiinnter Fleischbrflhe, Fibriniiocken resp. Wiirfelchen von Ka-
sein, Serum und geronnenem EiweiB beschickt, sterilisiert und mit be-
kannten Schizo-, Blasto- und Hyphomyceten geimpft. Jede Probe wurde
wenigstens 5mal wiederholt.
Nach 10-tagigem Aufenthalt bei 37° C wurden die Ergebnisse ver-
zeichnet; sodann das glutinolytische Vermogen der abfiltrierten Kultur-
flflssigkeit nach der Qblichen Gelatinerohrchenmethode gepriift. Nach
weiteren 10 Tagen wurde der Versuch abgeschlossen. Diese einfaclie
Methode gestattete, etwa 1250 Versuche auszufuhren, was mit einer che-
mischen Methode, etwa mit der EiweiBstickstoffbestimmung, unmSglich
Erste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5/6. 29
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450
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5,6.
Mikroorganismen
Gelatine
Fibrin
1
Kasein
Blut-
serum
Eiweifl
...
1. Micrococcus candicans
0
0
0
0
0
2. Staphylococcus pyogenes
albus
3. Staphylococcus pyogenes
+ 5
0
0
0
0
+5
0
0
0
0
aureus
4. Micrococcus cereus flavus
-5
0
0
0
0
5. Streptococcus pyogenes
0
0
0
0
0
6. Tetragenus citreus
—10
—1
+ 1
0
0
7. „ septicus
—9
—1
0
0
0
8. Sarcina aurantiaca
+5
-4, +1
+ 1, -1
—1
0
0
9. „ lutea
-3, +4
—1
0
—1
10. „ rosea
-2, +4
0
0
0
0
11. Bacillus typhi
12. „ coli
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
13. „ „ dysentericum
0
0
0
0
0
Celli
0
14. Bacillus cavicida
0
0
0
0
15. „ Friedlanderi
0
0
0
0
0
16. „ glischobacter
0
0
0
0
0
17. „ icteroides
0
0
0
0
0
18. „ muripestifer
0
0
0
0
0
19. Bacterium prodigiosum
+ 10
+6
+4
+5
0
20. „ pyocyaneum
21. „ fluorescens 1 ii|ue-
+ 10
4-2
+7
+6
+6
+3
faciens
22. Bacterium syncyaneum
0
0
0
0
0
23. „ rubrum
0
0
0
0
0
24. „ phosphoreum
0
0
0
0
0
25. „ acidi lactici
0
0
0
0
0
26. ., suisepticum
0
0
0
0
0
27. „ suipestifer
0
0
0
0
0
28. „ cholerae galli-
0
0
0
0
0
narum
29. Bacterium ozenae
0
0
0
0
0
30. Bacillus anthracis
+5
+2
+2
0
31. „ mycoides
+5
—2
-1?
0
32. „ s u b t i 1 i 8
+5
0
0
0
0
33. „ pseudodiphthericus
0
0
0
0
0
34. „ alliaceus
0
0
0
0
0
35. „ mesentericus vul-
+o
—1
+1
0
0
gates
36. Bacillus tetani
+5
+ 5
-1, +4
-4, +1
+1
37. „ anthracis sympto-
+ 5
+4, -2
+4
-2, +3
4-2
m a t i c i
38. Bacillus oedematis maligni
+5
+4
-2, +2
0
0
39. Vibrio cholerae asiaticae
+5
+5
-1, +3
4-4
+1
40. „ Finkler Prior
+5
+5
-1, +4
-2, +3
0
41. „ massauensis
+5
-1, +4
-1, +4
-2, +3
—1
42. „ saprophiles
0
0
0
0
0
43. „ tvrogenes
+5
4-4
-2, +3
-3, +2
+1
44. „ Metscbnikoffii
4-5
-2, +3
-3, +2
-5
0
45. „ danubicus
+5 ,
—3
-4
—2
0
46. Streptothrix alba
+5
-3, +1
0
-3, +1
?
0
47. „ Eppingeri
0
o
6
0
48. „ carnea
0
0
0
0
0
49. Cladothrix dichotoma
—4
0
0
0
0
50. Bacillus diphtheriae
0
0
0
0
0
51. Saccharomyces albus
0
0
0
0
0
52. „ roseus
0
0
0
0
0
53. „ flavus
0
0
0
0
0
54. Oidium lactis
?
0
0
0
0
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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 451
gewesen ware. AuBerdem waren eventuelle Versuchsfehler durch die
iiberaus groBe Probenanzahl inbglichst ausgeglichen.
In der Tabelle auf p. 450 habe ich nur die Anzahl positiv gelungener
Proben angegeben, mit + oder — eine Starke resp. schwache Wirkung
gedeutet.
3) Eiweifilosende Ektoprotease wurde nur bei B. pyocyaneum
und Rauschbrandbacillus (schwach) getroffen. Die kraftigste Pro¬
tease scheint bei B. pyocyaneum vorzukommen; allerdings haben wir
in faulenden Fliissigkeiten, im Boden usw. noch kraftigere Mikroben-
enzyme aufgefunden, wie bald gezeigt werden soli.
4) Die einzelnen proteolytischen Fahigkeiten scheinen raiteinander zu-
sammenzuhangen, denn das Gelatine am schnellsten verfltissigende Enzym
ist auch auf die iibrigen vier EiweiBkorper wirksamer und umgekehrt.
B. Reinkulturen von Darmbakterien.
Ueber das Vorkomraen von albumo- und kaseinolytischen, aber auf
Gelatine unwirksamen Darmbakterien gibt eine Arbeit von Dr. Distaso 1 )
AufschluB, dessen Angaben ich fur folgende Tabelle verwertet habe:
Mikroorganismen
Gelatine
Kasein
Eiweifi
1.
B.
putrificus filamentosus
+
+
— (aufgehellt)
2.
B.
sporogenes zoogloicus
+
+
+
3.
B.
sporogenes saccharolyticus
+ +
+ +
—
4.
B.
sporogenes regularis
+
—
—
5.
B.
multiformis
+
—
+
6.
B.
tenuis spatulifor mis
+
— +
—
7.
St
aphylococcus liquefaciens au-
+
- +
—
ra
ntiacus
8.
Cc
iccobaci 11 us liquefaciens
+
—
—
9.
Bacillus rigid us
+
—
—
Unter 9 Darmbakterien zeigt keine einzige albumolytisches Ver-
mogen ohne Kasein aufzulosen, oder albumo- und kaseinolytische Eigen
schaften in Abwesenheit des glutinolytischen Enzymes.
C. Rohgemische von Boden-, Wasser- und Luftmikroben.
Nachdem die proteinlSsenden T&tigkeiten aller in unserer Sammlung
gezuchteten Mikroorganismen durchgemustert worden waren, ging ich zur
Untersuchung von natiirlichen Mikrofloren, besonders von faulenden
Fliissigkeiten iiber, welche ein viel starkeres sero- und albumolytisches
VermSgen aufwiesen als die einzelnen F&ulnisbakterien in Reinkultur.
Auf diese wichtige Tatsache werden wir iibrigens spSter zuriickzukommen
haben.
Versuchsmethode. Wie in der vorstehenden Versuchsreihe
beschickte Kulturrohrchen wurden mit allerlei faulenden Fliissigkeiten,
stark beschmutzten oder frisch gediingten Erden usw. beimpft. Nach
10-tagigem Briiten bei 37° C wurden die Resultate verzeichnet und die
abfiltrierte Kulturfliissigkeit auf Gelatine bei 20° C gepriift. Nach
weiteren 10 Tagen wurde die Senkung des Gelatineniveaus gemessen.
Im ganzen wurden 23 Mikrobengemische verwandt, fiir jedes Gemisch
wurden alle Proben wenigstens 5mal wiederholt. In der Tabelle ist auch
die Hohe der verfliissigten Gelatineschicht in Millimeter angegeben.
1) Distaso , A., Sur les microbes proteolytiques de la flore intestinale.
f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. p. 97.)
29*
(Centralbl.
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452
CentralbJ. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
D. Isolierte FSulnisbakterien.
Zu diesem Zweck isolierte ich so viel Boden- und Faulwasserbakterien
als es moglich war. Mit. diesen Organismen wurden in ganz Shnlicher
AVeise wie oben beschickte Kulturrbhrchen geimpft.
Bakterie
Gelatine
Fibrin
Kasein
Blutserum
Eiweifl
No. 1
+ +
0
0
0
0
2
+ +
0
0
0
0
3
4* +
4*
4-
4"
4*
4
0 0
0
0
0
0
5
+ +
—
0
0
6
+ 4-
—
4-
0
0
7
—
0
0
0
0
8
0 0
0
0
0
0
9
0 0
0
0
0
0
10
+ -t-
4"
4-
0
0
H
—
0
0
0
0
12
0 0
0
0
0
0
13
—
0
0
0
0
14
—
0
0
0
0
15
+ —
0
0
0
0
16
+ +
4-
+
+
+
17
-f +
0
+
0
0
18
0 0
0
0
0
0
19
o 0
0
0
0
0
20
0 0
0
0
0
0
21
+ +
0
—
0
0
22
+ +
4-
4-
4-
+
23
—
0
0
0
0
24
— +
0
0
0
0
25
4-
0
0
0
0
26
0 0
0
0
0
0
27
4" 4-
0
—
0
0
Ergebnisse. 1) Unter den vielen Mikrobengemischen lbste kein ein-
ziges EiweiB, resp. Serum, Kasein oder Fibrin ohne Gelatine anzugreifen.
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Fermi, Ueber Spezifizitat und andere Eigenschaften der Ektoproteasen. 453
2) Kein Gemisch verdaute EiweiB Oder Serum ohne Kasein und
Fibrin aufzulOsen.
3) Alle auf Gelatine unwirksamen Gemiscbe vermochten weder Ei¬
weiB noch die flbrigen EiweiBkorper aufzulosen.
Mikroorganismen
Gelatine
Fibrin
Kasein
Blut¬
serum
Eiweifi
65. Penicillium brevicaule
—3
0
|
0
0
0
56. „ toxicum
?
57. „ glaucum
+5
-4, ?
-3, ?
—1
0
58. Aspergillus niger
+5
-4, +2
+ 1, -4
+1, -1
0
59. „ fumigatus
+5
—5
-5
-2
0
60. „ f 1 a v u s
?
0
0
0
0
61. „ candidus
-4, ?
0
0
0
0
62. „ g 1 a u c u s
?
0
0
0
0
63. Mucor mucedo
?
0
0
0
0
64. Monilia fructigena
?
0
0
0
0
65. Botrytis bassiana
+ 5
+4, -1
! +4, -1
-3, +2
—1
66. Tricnothecium roseum
?
0
0
0
0
67. Oospora nicotianae
?
0
0
0
0
68. Sterigmatocytis alba
+6
—2, +3
i —3, +2
—2
—1
69. Mucor rouxii
—5
0
0
0
0
70. Botrytis fragariae
-5
0
0
0
0
71. „ cinerea
-5
0
0
0
0
72. Aspergillus oryzae
—5
0
0
0
0
73. Monilia Candida
—5
0
0
0
0
A. Hauptergebnisse.
1) Keine Kulturfliissigkeit, d. h. keine Ektoprotease der 73 geprtlften
Mikroorganismen besaB albumo- oder serolytisches Vermogen, ohne gleich-
zeitig auf Kasein, Fibrin und Gelatine einzuwirken.
2) Bei Gegenwart des kaseino- und fibrinolytischen Enzymes war
stets auch Glutinase vorhanden.
3) Alle des glutinolytischen Enzyms entbehrenden Mikroben besaBen
auch kein fibrino-, kaseino-, sero- und albumolytisches Vermfigen.
4) Die zahlreichen mit Mikroben ausgefilhrten Versuche zeigen noch-
mals, daB das albumo-, sero-, kaseino-, fibrino- und glutinolytische Ver-
m5gen einem und demselben Enzyme anhaftet.
B. Nebenergebnisse.
1) Von alien untersuchten Mikroorganismen entfalten fibrino- und
kaseinolytische Wirkung nur folgende: Sarcina aurantiaca, lutea,
B. prodigiosum, pyocyaneum, anthracis, tetani, Rausch-
brand, oedematis maligni, alle Vibrionen (auBer V. sapro-
philes), Aspergillus niger, fumigatus, Botrytis cinerea,
Sterigmatocystis alba.
2) Serolytische Wirkung wurde nur bei B. prodigiosum, pyo¬
cyaneum, tetani, Rauschbrand, alien Vibrionen (auBer V.sa-
p r o p h i 1 e s) beobachtet x ).
4) Die auf Fibrin und Kasein unwirksamen Gemische waren auch
fflr Serum und EiweiB wirkungslos.
5) Damit wird unsere Folgerung, das albumo-, resp. das sero-, fibrino-,
kaseino- und glutinolytischen Vermogen seien keine selbst&ndige Enzyme,
wohl aber Eigenschaften einer und derselben Protease, weiter erhartet.
1) Je nach den Versuchsbedingungen konnen die Resultate abweichen; ea handelt
sich oft um starkere Konzentration oder grofiere Wirksarnkeit des jeweiligen Praparates.
Bo blieben Serum wiirfel in den Bouillonkulturen von B. mesen tericus und subtilis
unangegriffen, wahrend dieselben Organismen bei Strichkultur das Blutserum verfliissigen.
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454
Centralbl. f. Bakt. etc. I Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
6) Dieselben Resultate wurden mit Reinkulturen der in den ange-
wandten Faulgemischen auftretenden Mikroorganismen erhalten.
7) F&ulnisgemische sind auf EiweiB, Serum usw. viel wirksamer als
die einzelnen daraus reingezuchteten F&ulnisbakterien.
Y. Verbreltung der protcolytischen Fiihigkciten in aatolysierten
PrcBsilften.
Kommt bei in Autolyse begriffenen tierischen Organen albumo-,
kaseino-, fibrinolytisches Vermogen in Abwesenheit von gelatineveriiflssi-
gendem Enzym oder albumo- und serolytisches ohne fibrino- und kaseino-
lytisches Vermogen vor?
In der Literatur sind nur einige Angaben zu finden, welche zu-
gunsten einer Spezifizit&t der genannten Vermogen nicht sprechen:
1) Milzbrei ist auf EiweiB, Serum (Cathcart), aber auch auf Fibrin
(Hedin) und Gelatine (Fermi) wirksam;
2) Leberbrei greift EiweiB und Gelatine an (Arnheim);
3) Placentaenzym lost Blutserum ebenso leicht wie Fibrin auf.
Zur weiteren Aufhellung dieser Frage habe ich folgende Unter-
suchung angestellt:
Versuchsmethode. 10 g verschiedener, mit 150 ccm 1-proz.
Phenols zerriebener Organe von Kaninchen und Ratten wurde bei 37 0 C
20—30 Tage aufbewahrt. Darauf wurden folgende Proben mit den aus-
gepreBten oder abfiltrierten SSften angestellt:
a) Auf 1 ccm Karbolgelatine wurde im Reagenzglase 0,5 ccm des
Saftes gegossen und bei 20° C aufbewahrt;
b) in 10 ccm des Saftes wurden im Reagensglase Fibrinflocken, Kasein-,
Serum- und EiweiBwiirfelchen zusammengetan und bei 37 °C aufbewahrt.
Nach 5 Tagen wurde die Gelatineverflussigung gemessen und die
Auflosung der einzelnen EiweiBkorper beobachtet. Mit einiger Uebung
gelingt es leicht, die Serum- von den EiweiB- oder Kaseinwiirfeln zu
unterscheiden.
Proteolytische Wirkungen wurden aber nur im Pankreas- und Milz-
saft beobachtet:
—
—
—
—
—
Kaninchen
Ratte
Gelatine
Fibrin
a
*55
a
*
e
2
0)
OQ
Eiweifi
Gelatine
Fibrin
Kasein
6 1
3
** i
-
1
C2
'55
*
w
Pankreas |
(Kontrolle) j
1 I. Versuch
11. „
[ill. „
10
11
10
+
+
+
_
—
11
7
10
J"
0
0
0
0
0
1
1 I. Versuch
5
0
o
0
0
7
?
9
0
0
Milz; j
II. „
7
?
9
0
0
3
0
6
0
0
[HI- „
o
0
6
o
0
5
0
0
0
0
Autolytischer Saft aus Leber, Nieren, Lungen, Herzen, Gehirne,
Hoden und Muskeln hatte iiberhaupt keine Wirkung auf die versuchten
EiweiBkorper.
SchluBfolgerung. Auch bei Anwendung von in Autolyse be¬
griffenen Siiften aus tierischen Organen konnte die Existenz eines die
hoheren EiweiBstoffe (EiweiB, SerumeiweiB, Kasein, Fibrin) angreifenden
Enzyms in Abwesenheit des gelatineverfliissigenden Vermogens nicht
nachgewiesen werden.
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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’s Bacillus etc.
455
Nachdruck verboten.
The Pathogenicity of Johne’s Bacillus compared with
that of other acid-fast Bacilli for some of the
Laboratory Animals.
By
C. C. Twort, M. B., Ch. B., and T. Craig, M. R. C. V. S., D. V. H.,
“Beit Memorial Fellow”. Veterinary Burgeon to the Brown
Institution, University of London.
Up to the present time the only animals found to suffer naturally
from Johne’s disease are cattle, sheep, and deer. The first case of the
disease recorded was that described by Johne and Frothingham(l)
in a cow, but these investigators considered the condition to be due to
a modified form of one of the varieties of tubercle bacilli, probably the
avian type. Vukovic (9) and Stockman (2) reported cases in sheep,
and Me Fa dye an (3) found a similar condition in a deer. Many authors
have succeeded in producing the disease experimentally in bovines;
B. Bang (4), Miessner and Trapp (5) etc. with infected gut, and
Twort and Ingram (6), and H o 11h (7) with pure cultures of J o h n e ’ s
bacillus, while quite recently goats have been successfully inoculated by
Twort and Ingram (8). Numerous attempts have been made to in¬
fect the ordinary laboratory animals by inoculating pieces of the organs
of bovines that have died from the disease, but all the results have
been negative. Even if pure cultures of the bacillus be used [Twort
and Ingram (6), Holth(7)J, the animals remain perfectly healthy, and
a post mortem examination reveals an apparently normal condition of the
organs. From these results one is forced to assume that these animals
are endowed with a natural immunity against the disease, in the same
way as they are immune to the human leprosy bacillus.
Our experiments were conducted, not so much with the idea of
producing the typical disease as of studying the toxicity of Johne’s
bacillus, and the mechanism of the immunity of these animal; a com¬
parison being made with many of the saprophytic acid-fast bacilli. For
the animal inoculations, we used Johne’s bacillus grown for two months
at 39° C on Twort and Ingram’s glycerine-saline-egg-timothy-grass
bacillus medium, a bacillary emulsion being prepared from the cultures
by shaking with 0.85 % NaCl solution in an ordinary electrical shaker.
Most of the remaining acid-fast bacilli used were grown on ordinary
Dorset’s egg medium at 37° C, but the fish tubercle bacillus and
Moeller’s grass bacillus were kept at room temperature. The tem¬
perature (rectal) and weights of the animals used were taken before the
commencement of the experiments, the temperatures being taken daily
for three or four days, and as far as possible a record of both kept
during the whole course of the experiments. The normal temperature
of a rabbit is 38 to 40° C, and, as is well known, it is easily subject
to considerable variation.
Thus we have not considered a temperature below 40.2° C of much
significance except in those animals in which the temperature has been
consistently low, i. e. 38 to 39° C. The inoculations were made intra¬
venously, intraperitoneally, and subcutaneously, the doses varying from
30 to 120 mg of the moist bacilli, some of the animals receiving a single
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456 Oentralbl. f. Bnkt etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
injection, others several injections. The inoculations were carried out
at varying intervals, the second dose being given on the third to the
fifth day, presumably in the negative phase, and in other cases after an
interval of a month. The comparative experiments were mostly per¬
formed in series of a dozen animals, half being inoculated with Johne’s
bacillus and the other half with the same dose of Bacillus Phlei.
The animals were then killed at varying intervals, one from each series
being taken at a time. Post mortem examinations were subsequently
made, and the organs examined microscopically for the distribution of
the acid-fast bacilli and for histo-pathological changes. In all cases
sections were mounted of the lungs, liver, kidney and spleen, and of
such other organs that showed any pathological lesions macroscopically:
in the animals inoculated with Johne’s bacillus, we also examined
pieces of the intestine taken at different levels. Cultures were made
from subcutaneous caseous abscesses, hepatic, splenic, and other nodules,
and from the urine.
The intravenous inoculation of rabbits with
Johne’s bacillus.
The intravenous inoculation into rabbits of a single dose of 30 to
120 mg of living Johne’s bacillus produces apparently no effect on
the animals’ health, they eat well and show no loss of weight, while in
a young animal the normal growth is unimpaired. There is no immediate
or subsequent rise of temperature, or at the most a rise of 0.2 to 0.3° C
on the day following the injection. Jhe animals continue to remain in
apparently perfect health, and, even when kept for 12—18 months, show
no pathological lesions post mortem. If a second injection be made
3—5 days later there is again apparently no ill effect except perhaps
some slight loss of appetite for a day or two, and the temperature
remains practically constant. In a large number of animals inoculated
with Johne’s bacillus, we have never noted a rise of 0.5° C that could
be said to be due to the injected bacilli, and in no case was a maximum
temperature of 40 °C recorded. This applies to all our rabbits whether
inoculated intravenously, intraperitoneally or subcutaneously, even if
massive doses were given. Animals receiving a second inoculation
usually remain quite healthy, but if a further dose be given 5 days later
some, at the end of a month to 5 or 6 weeks, gradually become emaciated
and ultimately die.
If a second or third dose be given 15 to 30 days after the first
inoculation, a large proportion of the animals die at intervals varying
from a few days to a month. It is very probable that in these cases
specific anticorps are present in the animals circulation and tissues, and
that the second late inoculation calls forth a sudden reaction which may
be sufficiently violent to cause death of the animal.
“Post mortem examination”. In the animals that receive a
single intravenous injection, all the organs with the exception of the kid¬
neys and lungs appear normal. Twenty-four hours after the inoculation,
the former are seen to be congested, and this becomes more evident in
animals killed on the third or fourth day. If the animals be killed
after three or four weeks, no congestion or other pathological change
can be detected. From the first day the lungs are usually somewhat
congested, and small haemorrhages may be present, but after a few
weeks the normal condition is again found.
In the second category of animals, i. e. those inoculated intra-
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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’a Bacillus etc.
457
venously with two or more doses within 5 days and killed shortly after¬
wards, much the same condition is found as with the single injection.
In those killed at a later period, the organs usually show additional
changes. The kidneys may or may not be congested, and sometimes
present evidence of commencing cirrhosis. The lungs are usually normal
in appearance or may be a little oedematous. The spleen is often some¬
what enlarged, while the liver is more or less fatty throughout.
The third series of animals includes those that have died from the
injections, i. e. those animals receiving a second intravenous dose
15—30 days after the first injection, or those that have succumbed to
repeated intravenous inoculations given at short intervals. In this case,
post mortem examination reveals an acute nephritis, and sometimes the
presence of fluid in the peritoneal cavity, more rarely the pleural cavity
also contains fluid. There is usually fluid in the pericardial sac which
is often disteuded to such a degree that one has no hesitation in attri¬
buting death to the presence of the fluid in this situation.' With few
exceptions, the fluid in the serous cavities is of a pale straw colour and
quite clear, although in two of our animals the fluid found in the peri¬
toneal cavity was haemorrhagic. The visceral layer of the pericardium
is often somewhat rough, but except for the presence of the fluid there
is not much evidence of pericarditis. The lungs are usually pneumonic.
The liver may be pale and fatty, or congested, according to the length
of time the animal has survived.
The spleen is generally normal or may be slightly enlarged. The
bladder is in most cases distended with urine, while the lymphatic glands
such as those of the axilla are frequently congested, sometimes intensely
so. In none of these cases was any pathological change found in the
intestines, and nodular formations were absent from all the organs.
“Microscopical examination of the organs”. The kidneys
are congested from the first to the second day, and there is already
evidence of tubal desquamation which appears to be most marked in the
tubuli contorti.
In animals receiving a single dose of bacilli, this inflammatory con¬
dition does not increase much in severity, and in a very short time the
organ regains more or less its healthy state. When multiple doses are
given, the changes described above are intensified, the kidneys often
being in a state of marked haemorrhagic tubal nephritis; and in cases
that have survived any length of time a commencing interstitial nephritis
may also be present. The nodular formations, which follow the intra¬
venous injection of most of the other acid-fast bacilli, have not been
observed with J o h n e ’ s bacillus, and we have been unable to trace
the passage of the bacilli through the kidney by means of stained
sections. However, the bacilli are undoubtedly excreted by this organ
as they can sometimes be demonstrated in smears made from the stringy
albuminous material usually present in the pelvis of the kidney. All
our attempts to obtain cultures of Johne’s bacillus from the urine
have failed, although numerous specimens were taken from 24 hours to
2 months after the inoculation of the animals. Congestion of the lungs
is evident after 24 hours, and masses of acid-fast bacilli are found sur¬
rounded by a few epithelioid cells. The cells rapidly increase in number,
and small foci appear in the interstices of the alveoli which resemble,
on casual observation, the early stage of a miliary tuberculosis. The
majority of the bacilli are quickly taken up by the cells, but those in
clumps remain extracellular and are surrounded “en masse” by epithelioid
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458
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
cells, lymphocytes, etc. The intracellular bacilli are often found in the
characteristic wreath-like formations, but disappear completely on the
tenth to the fifteenth day after the last inoculation.
In animals receiving a single injection, the lungs gradually resume
their normal healthy state, but in some cases the alveolar walls may
remain somewhat thickened. In those dying as a result of several in¬
oculations, the lungs are more or less completely solidified, and present
a state of static pneumonia. The spleen is not much affected except
for a certain amount of congestion, and, in animals inoculated several
times, it often appears that the cells of the Malpighian bodies lose,
to a certain extent, their staining properties. Acid-fast bacilli are present
from the first day, and persist for at least 30 days. From the beginning
practically all are intracellular, but they invariably resist the action of
decolourising reagents, and remain well formed or become somewhat
granular. The Malpighian bodies are usually free from bacilli. When
present in the spleen they are also found in the liver, and may be
present from the first to the twentieth or thirtieth day after the last
injection. They are phagocytosed by the connective tissue cells
(Kupffer’s cells, sessile macrophages of Metchnikoff), but the true
gland cells remain free from bacilli.
Some investigators have maintained that the liver gland cells may,
under certain circumstances, show phagocytic properties. By the injection
into animals of Johne’s bacillus or any of the other acid-fast bacilli,
one gets a very clear picture of the phagocytic power of the interstitial
cells, with complete inactivity of the gland cells; the former in many
cases are crammed with bacilli. The liver soon becomes congested,
and from the second to the third day shows evidence of degeneration;
the protoplasm becomes granular while the nuclei remain well formed
and stained. The condition is more marked in the hepatic than in the
portal zone, as might be expected from the accompanying congestion
of the organ. About the third day a lymphatic invasion commences
around the portal vessels and bile ducts; but in those animals which
receive only a single injection it is not extensive, and gradually dis¬
appears, leaving a loose fibrous tissue. On the other hand, where the
injections have been repeated, a large portion of the parenchyma may
be replaced by this loose fibrous tissue, and a general fatty condition
of the remaining liver substance supervene. The intestine was examined
at different levels, but the results were negative both as regards the
presence of acid-fast bacilli and other pathological changes.
In animals that receive several injections at long intervals, the
axillary glands may be very congested and show small haemorrhages,
while acid-fast bacilli can often be demonstrated in this situation. This
condition is probably caused by the inoculation of an antigen in the
presence of its specific anticorp. As only a comparatively small number
of bacilli seem to be excreted by the kidney but, on the other hand,
are rapidly absorbed by the, liver, it was thought that many might pass
through the bile ducts into the intestines.
In order to prove this, the following experiments were performed.
Two rabbits were inoculated intravenously with 30 mg of the bacilli, one
being killed 24 hours, and the other 48 hours after the inoculation. A
few drops of the urine and bile were placed on to the special medium
necessary for the growth of Johne’s bacillus and incubated at 39° C,
while the remainder of each of the fluids was centrifuged, and the deposit
examined microscopically for bacilli. A careful examination of the deposit
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URBANA-CHAMPAI6N
Twort and Craig, Pathogenicity of Johne's Bacillus etc.
459
failed to reveal the presence of any micro-organisms, and the cultures
appeared to be sterile at the end of three weeks. However, a week later
several minute colonies were visible in the tube containing the bile from
the rabbit killed 48 hours after inoculation, and on staining, bacilli
identical in appearance with Johne’s bacillus were found.
A similar series of experiments consisting in feeding rabbits with
pure cultures of Johne’s bacillus are now being carried out, but have
not yet been completed.
The intraperitoneal Inoculation of Johne’s Bacillus into
Rabbits.
Rabbits resist the intraperitoneal inoculation of Johne’s bacillus,
even when doses of 100 — 120 mg are given and no matter at what inter¬
vals of time the injections be made. None of the animals die nor do
they show any general symptoms such as a rise of temperature or loss
of weight etc.
If small quantities of the fluid contents of the peritoneal cavity be
pipetted off, a few hours after making the injection, and stained smears
prepared, it is found that there is evidence of leucocytosis and the ba¬
cilli are found to be phagocytosed, only a few remaining free after 24
hours.
Johne’s bacillus, however, shows a great resistance to the de¬
structive agents of the host, and may be found well stained and well
formed, inside the phagocytes, for several weeks. In animals killed 4
weeks after inoculation all that can be seen, on post mortem examination,
is a very small amount of thick stringy pus in the peritoneal cavity. Those
kept for two or three months are of especial interest as they are the first
animals in which we have found any evidence of nodular formation, but
the nodules are usually not numerous and are limited to the abdominal
cavity. They vary in size from a match head to a bean, the largest ones
being lobulated and indistinguishable from an ordinary caseous tuber¬
cular gland. They occur on the under surface of the diaphragm, on the
peritoneal covering of the liver and spleen, and in the large omentum,
and often there is a good size nodule on the caecum. The last men¬
tioned may involve the serous and muscular layers of the organ, or may
be simply attached to it by a broad pedicle. The nodules are perhaps
most frequently found on the peritoneum covering the sharp anterior
border of the quadrate lobe of the liver where it is in contact with the
stomach, and in these animals the liver is often found to be fatty.
On microscopical examination, the condition of the liver and spleen
is more or less identical with that found when the intravenous method
of inoculation is used.
The distribution of the bacilli in these organs is very similar; they
are present 24 hours after the inoculation and may persist, as in the
intravenous cases, for a month. Examination of the affected abdominal
lymphatic glands reveals a typical picture of the necrotic change caused
by members of the acid-fast group, but as our cases were comparatively
recent caseation was not very pronounced. The capsule and fibrous tissue
trabeculae were much thickened, while the lymphatic tissue consisted of
areas of semi-necrosed cells surrounded by a layer of epithelioid cells,
giant cells not being much in evidence. In most of the sections made
from the glands of recently inoculated animals, the bacilli were very
numerous, and the multiple dense clumps of small or almost grain-like
acid-fast rods scattered throughout the partially degenerated lymphocytic
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460
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5|6.
cells resembled the condition found in the intestine of naturally affected
ruminants. Curiously enough these glands are in no way similar to the
affected glands found in Johne’s disease of cattle, as in the latter the
micro-organisms present are usually not numerous, and the parenchyma,
which is seen to be in a simple oedematous condition, rarely shows any
marked degree of necrosis. If the number of bacilli be large the patho¬
logical change is more marked, as in addition to the oedema there may¬
be large numbers of giant cells; but again these is practically no ne¬
crosis.
In rabbits the number of bacilli in the glands appeared to be greater
than could be accounted for by the inoculation, and, although our cul¬
tures were negative, we are inclined to think that multiplication had
taken place in the animal body since the injection. The small caseous
masses seen on the borders of the liver and spleen do not really in¬
vade these organs, and are only continuous with them through the inter¬
mediary of the thickened capsule of the organs and the fibrous tissue
surrounding the caseous mass. Their frequency in this situation is no
doubt due to the pus lying stagnant in the shallow groove formed by
the apposition of the thin margin of the organs with the surface of the
stomach and neighbouring structures, an identical condition being found
with other acid-fast bacilli. The caseous pneumonic borders of the lungs
so frequently found in animals inoculated intravenously with these bacilli
involve the true substance of the organ, and are of course due to an
entirely different cause. We have been unable to demonstrate bacilli in
any of the other organs, and histologically all appeared to be normal.
* *
*
The subcutaneous inoculation of Johne’s bacillus into rabbits pro¬
duces a caseous abscess at the site of inoculation. The abscesses per¬
sist for a great length of time, but the most interesting feature is the
resistance of the bacilli to destruction in this situation.
Cultures taken a week after inoculation remain sterile, but although
the bacilli rapidly die they can be found in large numbers many months
later, and remain well stained and formed. If dead bacilli be injected
in place of living they show an equally marked resistance to destruction.
We have been unable to find any trace of bacilli in the various in¬
ternal organs of these animals.
In a few fowls inoculated intravenously with Johne’s bacillus, we
have found the condition produced to be more or less similar to that de¬
scribed above in rabbits.
The intravenous inoculation of Rabbits with Bacillus
Phlei.
We have performed a number of experiments with other members
of the acid-fast group, with the object of comparing the toxicity of these
bacilli with that of Johne’s bacillus for rabbits. Nearly 100 animals
were inoculated, and subsequent examination of the organs made. The
majority consisted of rabbits injected intravenously with Bacillus Phlei,
and the description given below applies to this bacillus, the other mem¬
bers of the group being considered later.
The intravenous inoculation into rabbits of 60 to 120 mg of moist
Bacillus Phlei almost invariably ends in death of the animal, while
with a dose of 30 mg, recovery is the rule. The appetite and weight are
not much affected if the dose be small, but if quantities varying from
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60 to 120 ing be given the animal loses all desire for food, and wasting
often becomes very rapid. On the sixth to the eigth day signs of general
intoxication are evident, the animal supporting itself with difficulty, and
there is a very distinct inability to coordinate the movements of the head.
Death frequently takes place about the eigth to the twelfth day, or the
animal may temporarily recover and not die until six or eight weeks later.
Occasionally recovery seems to be complete and when the animal is fin¬
ally killed the organs are found to be in a perfectly healthy state. Para¬
lysis of the muscles on one or both sides of the neck, presumably due
to an embolus, is by no means infrequent, and in one of our animals
the contraction of the right neck muscles was very pronounced, although
otherwise the animal was in a perfectly healthy condition.
In all the animals under consideration we have found a very definite
rise of temperature, even if the dose be no more than 30 mg of the
living bacilli. Twenty four hours after inoculation the temperature is
usually at least 40,5° C whatever it may have been at the time of making
the injection. On the following day it rises another 0,25° to 0,5° C,
and keeping between 40,5° C and 41 0 C for a short time, it generally
falls nearly to the normal on the fourth to the fifth day. There is no
tendency for a secondary rise to take place, although, as we shall see later,
the number of bacilli present in the kidney does not reach the maximum
until the eigth or ninth day. The temperature appears to give but little
information as to what the ultimate effect of the inoculation on the animal
is likely to be. The relation of the temperature to the excretion of the
bacilli from the animal body will be discussed later. Among a con¬
siderable number of cases only one animal, that which received 60 mg
of bacilli, failed to show a well marked rise of temperature. It is pos¬
sible that this was due to an error in taking the temperatures or, what
is more probable, that the emulsion had been kept too long in the ice
chest, as we have found that it is necessary to use the emulsion quite
fresh. If it be placed in the ice chest for two or three weeks it is no
longer capable of producing much disturbance of the temparature of the
animal, although the bacilli are presumably living.
“Post mortem examination”. The kidney shows signs of con¬
gestion 24 hours after the inoculation, and on the third to the fourth day
multiple minute white nodules appear just under the capsule, scattered
over the surface of the organ. On section they are found to be limited
mostly to the cortical area, and at this stage are usually quite rare in
the medulla.
The nodules gradually increase in size, never, however, being bigger
than the head of a match. They attain a maximum in about 6 to 10 days,
but as they increase in dimensions they become proportionately fewer in
number, due no doubt to a coalescence of adjacent nodules. At this
period they are found to be present in fair numbers in the medulla,
although not to the same extent as in the cortex. The nodules gradually
disappear and in about a month no further trace of them is to be seen,
but the kidney appears to be left permanently damaged as evidenced by
the markedly congested and inflammatory condition of the organ, to be
found months later.
The remaining organs are affected in much the same way as in the
animals inoculated with Johne’s bacillus, with the following differences.
The general inflammatory condition and presence of fluid in the serous
cavities, in animals dead from repeated inoculations, is not so frequently
found as when Johne’s bacillus is used, and if present it is usually
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slighter in degree. In one case also an irregular caseous endo carditic
tag about 0,7 cm in diameter was found attached to the mitral valve,
and in stained sections an exceptionally large number of acid-fast bacilli
were found to be present.
“Microscopical examination”. Two days after the inoculation
the kidneys are found to be in much the same condition as in animals
inoculated with Johne’s bacillus. There is an apparent absence of acid-
fast bacilli, or on the second day a very small number may be present.
From the third to the fourth day the organ is invaded by au enormous
number of the bacilli which are usually situated in the cortical area.
The bacilli show a diminished resistance to decolourising reageuts, and
are remarkable for their irregular staining and great length. They are
usually extracellular, and by the fourth day have already induced an
intense cellular reaction. A large number of lymphocytes are found in¬
vading the tissues and surrounding the masses of bacilli, the whole mak¬
ing up the nodules seen macroscopically. There modules are formed
around the convoluted tubules and glomeruli, several of the latter often
being included in a single nodule. There is no encapsulation and but
little necrosis of tissue, caseation even in the later stages being incon¬
spicuous. The bacilli are almost entirely confined to the nodules, and
it is generally not until the seventh or tenth day that they are present,
in any numbers in the tubuli contorti and glomeruli. A little later they
are to be found intermixed with desquamated tubal cells and leucocytes,
obliterating the lumen of the conducting tubes etc.
It appears to be by this means that we have a second invasion of
lymphocytes around the blocked and broken down tubules, and nodular
formation in the medullary portion of the organ becomes evident. At
this stage a pure culture of Bacillus Phlei was in all cases obtained by
the inoculation of a few drops of urine on to glycerine-agar, and as a
matter of fact the cultures are positive 24 hours after inoculation. In
animals killed about a month later the urine is usually sterile.
If the animal survive this condition, which is the rule when small doses
are used, the kidney regenerates remarkably well, considering the exten-'
sive pathological change through which the organ has passed. We have
not followed closely the disappearance of the bacilli and lymphocytes, but
in many of the animals, which were killed or which died 6 w r eeks to
3 months after the inoculation, practically no trace of nodules or bacilli
was found. The organ presented a state of nephritis more or less acute,
and often microscopical haemorrhages.
The condition found in the lungs during the first few days is much
the same as that found when using Johne’s bacillus, the bacilli possi¬
bly being more generally extracellular and disappearing somewhat more
rapidly from the organ which is comparatively clear by the fourth or
fifth day. In animals that die at a late stage, the lung shows the same
pneumonic state as in animals inoculated with Johne’s bacillus, and in
both cases there is an absence of bacilli. The liver does not appear to
be quite so much affected in the early stages as in the Johne animals,
but in the later stages the changes are practically identical or may be
even more pronounced than is the case with Johne’s bacillus. In
two of our animals more than half the liver substance was destroyed,
while the remainder was very fatty.
The distribution of the bacilli is also the same; they are taken up
exclusively by the interstitial cells, the number of bacilli present being
on the whole less than is the case with J o h n e’s bacillus. The spleen,
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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’a Bacillus etc. 463
both as regards distribution of the bacilli and general congestion of the
organ, also shows much the same condition as in the corresponding
Johne animals, with a slightly smaller number of bacilli present. The
bacilli found in the remaining organs, in contrast to those found in the
kidneys, are usually rather short, mostly intracellular, and resist decolour¬
ising well. If the bacilli be killed by heating in a water bath for an
hour at 60° C, and then inoculated intravenously into rabbits, a very
different condition is found. There is no toxic effect on the animal, the
temperature, appetite, weight, etc. remaining normal. No nodules are
produced in the kidneys, and microscopically it is difficult to discover
the bacilli in these organs. On the other hand the distribution of the
bacilli in the liver, spleen, and lungs is the same as in the animals
inoculated with the unheated emulsion. Intravenous or intracranial in¬
oculation of a filtered broth culture of Bacillus Phlei, or a filtered
watery extract of the same bacillus grown or glycerine-agar, also fails to
produce any temperature or other symptoms of intoxication.
* *
*
A small number of animals were inoculated into the peritoneal ca¬
vity, and others subcutaneously; but no deaths directly due to the bacilli
inoculated occurred. In such animals the temperature remains invari¬
able, and the appetite and weight are maintained.
In animals inoculated into the peritoneal cavity, the condition found
on post mortem examination is the same as that described in animals
inoculated with Johne’s bacillus, although the injected material dis¬
appears more rapidly. Similar small nodules may be found in the serous
lining of the abdominal cavity and the contained organs.
On microscopical examination the liver is often seen to be fatty,
and sections show the presence of bacilli in this organ and in the spleen,
but none apparently in the lungs and kidney.
In the animals injected subcutaneously, the usual caseous abscess
is produced at the site of inoculation, and one frequently finds a locali¬
sation of the bacilli in the lungs. In some of our animals a very large
portion of this organ consisted of necrosed tissue with the presence of
a fair number of acid-fast bacilli: the animals, however, appeared to be
in a healthy condition, although, in one, only about a third of the nor¬
mal lung tissue remained.
* *
*
A few fowls were inoculated intravenously and subcutaneously with
multiple doses of Bacillus Phlei.
In these, such organs aa the liver and spleen were found to be
riddled with nodules, many of which attained the size of a bean. The
typical picture of necrosis was found microscopically, and acid-fast ba¬
cilli were present in fairly large numbers. In other fowls, which survived
for some time and were killed several months later, the organs were
found to be apparently normal, and free from bacilli. It may be men¬
tioned that in both rabbits and fowls in which encapsulated nodules
were present in other organs no trace of bacilli could be discovered in
the kidneys. However, it is probable that in the process of breaking
down and rupture of the nodules many of the bacilli are excreted from
the body by the kidney, and it has been frequently observed by users
of salvarsan that shortly after injection of this drug into tubercular or
leprous patients the respective bacilli make their appearence in the urine.
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We have attempted to increase the virulence of Bacillus Phlei for
rabbits by making passages in these animals with the bacillus recovered
from the urine. From our experiments it would appear that the viru¬
lence of the bacillus is not increased to any appreciable extent by this
means.
The Inoculation of other acid-fast Bacilli into Rabbits.
In addition to the experiments with Bacillus Phlei, a few intra¬
venous inoculations were carried out with the following members of the
acid-fast group :
1. Smegmabacillus (Moeller). 2. The Nasenschleimbacillus (Kar¬
lin ski). 3. Marpmann’s Bacillus from urine. 4. The Paratubercle
bacillus (Binot). 5. The Mistbacillus (Moeller). 6. Pseudoperlsucht-
bacillus (Moeller). 7. Duval’s (leprosy) bacillus. 8. Tobler I.
9. Tobler III. 10. Grassberger’s bacillus from buttere. 11. The
Fish tubercle bacillus (Dubard). 12. Moeller’s Grasbacillus.
The special points under consideration were:
1. The ability of the bacilli to produce a definite rise of temperature
in rabbits.
2. The excretion of the bacilli by the kidney, and the production
of nodules in this organ.
3. The possibility of obtaining cultures from the urine of the in¬
oculated animals.
4. The toxicity of the bacilli, and length of survival of the animals.
5. The formation of caseous nodules.
The bacilli detailed above may be divided into two groups, accor¬
ding to their toxicity. Numbers 1 to 6 may be considered as more or
less toxic, and the remainder comparatively non-toxic. It was found
that the bacilli of the toxic group produced a condition in rabbits more
or less resembling that obtained with Bacillus Phlei, i. e. they
caused a rise of temperature to 40.5° or 41 °C which was accompanied
by loss of appetite and consequent wasting of the animal, death resulting
in most cases in 5 to 15 days. The bacilli were excreted in large num¬
bers by the kidney, and were recovered in pure culture from the urine.
Post mortem examination revealed a considerable number of nodules,
but, as in animals which survived after the inoculation of small doses
of Bacillus Phlei, these nodules soon disappeared, leaving practically
no trace of the original condition with the exception of a tubal nephritis.
The distribution, staining properties, etc. of these bacilli were similar
to those found in animals inoculated with Bacillus Phlei. In the kid¬
ney they were of great length and showed a diminished resistance to
decolourising reagents, while in the liver and spleen the bacilli were
somewhat stunted, and, although usually intracellular, they retained
the stain well. In one animal, inoculated with Bacillus Pseudoperlsucht,
a special feature was the presence of a myocarditis with multiple foci
of lymphocytes in the heart muscle.
When heated, bacilli of this group, like Baci 11 u s P h 1 ei, are non¬
toxic. Even in the case of killed human tubercle bacilli as much as
100 mg produced no appreciable effect on the temperature of many of
our animals.
The last six varieties of bacilli mentioned in the list appear to be
far less toxic for rabbits than those already described.
Duval’s so-called leprosy bacillus was the only member that pro¬
duced a temperature of 40.2° C, and this occurred in two rabbits. No
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bacilli could be found microscopically in the kidney nor were any lym¬
phocytic nodules present in this situation. In one of the animals, which
was apparently quite healthy 27 2 months after the injection, caseous
nodules were found in the omentum, on the peritoneal surface of the
diaphragm, and on the serous covering of many of the abdominal viscera.
The formation of there caseous masses in the peritoneal cavity appears
to be the most common pathological condition found in animals in¬
oculated with either living or dead bacilli of the acid-fast group, and as
a rule no inconvenience seems to be caused by their presence. Four
animals inoculated with To bier I und III gave a rise of temperature
of 0.5° to 1 0 C, but in no case did the temperature reach 40.2° C. In
two animals inoculated with Tobler I, a few nodules were found in the
kidneys, and cultures were obtained from the urine. Pure cultures were
also isolated from the urine of animals inoculated with Tobler III,
but no kidney nodules were found either microscopically or macroscopi-
cally. In none of the animals were we able to find any bacilli in stained
sections.
Grassberger’s bacillus does not appear to produce any tempera¬
ture, and we were unable to find any evidence of nodules or micro¬
organisms in the kidneys, although the bacillus was cultivated from
the urine.
Moeller’s Grassbacillus and the Fish tubercle bacillus were
negative as regards most of the points under consideration. The tem¬
perature remained normal, and nodular formations were absent from the
kidneys; no bacilli could be found in these organs microscopically, and
cultures made from the urines were sterile.
With the Fish tubercle bacillus nodules were found, two months
after inoculation, in the serous layers of the abdominal viscera, and, in
one animal killed shortly after the commencement of the experiment,
small nodules were present in the liver.
In considering the last six varieties of bacilli there are a few special
biological features which must be remembered. In the first place
Tobler I and III, and Grassbergers’s bacillus are but little
resistant to decolourising reagents, and as all of our sections after
staining were treated with 33% HNO g , and rapidly counterstained with
Loeffler’s Methylene blue, their passage through the kidney was
difficult to trace by microscopical examination.
The fish tubercle bacillus and Moeller’s Grassbacillus fail to
grow at a temperature much above 30° C, and it is probable that in
our animals they were rapidly killed out by the existing temperature
and thus we were unable to obtain cultures from the urine or from the
peritoneal nodules etc. A high temperature is also said to be detre-
mental to Duval’s leprosy bacillus, and here again no cultures could
be obtained from the urine or peritoneal nodules, but on the other hand
our stock cultures of this bacillus were grown at 37° C, growth being
as rapid as with the allied saprophytes.
In reviewing these comparative experiments one is forced to assume
that the difference in these acid-fast bacilli, as reagards their toxicity
for rabbits, is one of degree only, and it is highly probable that when
inoculated intravenously all of the varieties are excreted, at least to some
extent, by the kidney. It must also be remembered that only a limited
number of animals have been used in these experiments, so that a certain
amount of reserve must be exercised in considering the results.
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The Resisting power ofjohne’s bacillus to the destructive
agents of the animal body.
While showing a high degree of resistance to decolourising reagents
such as mineral acids and alcohol, Johne’s bacillus is at the same
time very difficult to destroy in the animal body. As we have seen,
when inoculated into the peritoneal cavity of rabbits, the bacilli are
rapidly phagocytosed, but may be found a month later within the
leucocytes, resisting well decolourising reagents after staining, and
either normal in appearance or at the most somewhat granular. Bacillus
Phlei and the human tubercle bacillus are also rapidly phagocytosed.
but they soon disappear almost entirely from the peritoneal fluid; and
the same has been found to occur in the peritoneal cavity of mice. In
general terms one can say that caseous nodules produced by the tubercle
bacillus in the peritoneal cavity contain but few microorganisms, while
those caused by Johne’s bacillus may be crowded with bacilli; however,
if the nodules be recent this difference is often not very manifest, and.
in mice inoculated with killed bovine tubercle bacilli, we have seen
nodules that consisted almost entirely of bacilli.
In rabbits immunised by repeated subcutaneous inoculations of dead
human tubercle bacilli, and subsequently inoculated into the peritoneal
cavity with living bacilli of the same species or with Johne’s bacillus,
the tubercle bacilli are found to disappear the more rapidly. This might
be expected, but, on the other hand, in animals immunised with dead
Johne bacillus and then inoculated with one of the two living bacilli
as before, it is again the human tubercle bacillus that first disappears.
If, as is thought by some authors (Wolff-Eisner etc.), the
tuberculin reaction be due to the action of the specific lysin on the
tubercle bacilli or particles of them, then one would expect the rise of
temperature in the tuberculin test to take place at an earlier hour than
in animals suffering from Johne’s disease and treated with a diag¬
nostic vaccine prepared from Johne’s bacillus. The contrary, however,
seems to take place since the tuberculin reaction appears about the
ninth to the eighteenth hour while the reaction in the case of Johne’s
disease usually takes place before the ninth hour (Twort and Ingram
[8]). It is, however, possible that the comparatively early disappearance
of tubercle bacilli is not due to lysis, but to the fact that they are more
toxic than Johne’s bacillus to the cells which break down more quickly
and liberate the bacilli these subsequently becoming disseminated through¬
out the animal body. It is also well known that in an encapsulated
caseous nodule the tubercle bacillus is usually not numerous, while we
have seen that Johne’s bacillus is often present in enormous numbers.
The same appears, in a general way, to be true as regards the destruc¬
tion of the bacilli in the subcutaneous abcesses. That lysed (?) Johne
bacilli are as toxic as lysed (?) tubercle bacilli is proved by the general
disturbance caused in animals by the inoculation of a diagnostic vaccine.
The same is shown by experiments that we have performed on
rabbits immunised by intravenous inoculations of Johne’s bacillus.
Bacillus Phlei or the human tubercle bacillus. Five to ten milligrams
of any one of these bacilli will often produce rapid death of the animal,
if inoculated intravenously, a previous high rise of temperature in many
cases being noted. This rise of temperature is usually preceded by a
well marked fall which occurs during the first hour or two following
the injection. When the inoculation is made subcutaneously the tem¬
perature often rises but little, and the experiment never terminates
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fatally. It requires no larger dose of dead Johne’s bacillus to kill
an animal immune to the human tubercle bacillus than it does of the
latter to kill an animal immune to Johne’s bacillus.
The bacillary emulsions have not been accurately titrated to find the
minimum fatal dose, and it is, of course, assumed that the dose would
be smallest in those cases in which the homologous bacillus is used.
Control animals immunised with emulsified Dorset’s egg medium, to
eliminate any effect of the egg albumin in these reactions, were negative
both as regards the production of a temperature and death of the
animal.
If mice are inoculated into the peritoneal cavity with dead Johne’s
bacillus, Bacillus Phlei, or the human, avian or bovine type of tubercle
bacilli the most prominent feature is the more rapid disappearance of
the four last mentioned varieties as compared with Johne’s bacillus.
It is about a week or more after the injection that the difference is
most noticeable. At the same time, animals inoculated with Johne’s
bacillus do not appear to die so frequently as when inoculated with the
other bacilli, and, if the dose used be about ten drops of a moderately
thick bacillary emulsion, a fair proportion of the animals succumb in
2 'or 3 weeks.
Experiments in vitro on the toxicitiy of the bacilli to guinea-pigs,
leucocytes are also interesting. The leucocytes are obtained in the
usual way by the intraperitoneal inoculation of “Mellin’s Food” or some
other similar substance. They are collected, centrifuged and washed,
and six drops added to one drop of a homogeneous emulsion of the
bacilli to be tested, together with two drops of a normal guinea-pig’s
serum, and the mixtures are incubated at 37° C. Phagocytosis is com¬
plete in every case in about 24 hours if the emulsion be not too thick.
The comparative non toxicity of Johne’s bacillus for the leucocytes is
shown by the fact that the remaining tubes containing human, avian
and bovine tubercle bacilli, or Bacillus Phlei soon become contami¬
nated, showing death of the leucocytes, while the tube containing
Johne’s bacillus remains sterile for a longer time, and the leucocytes
appear normal. On the other hand, the leucocytes are partially degene¬
rated in the tube containing Bacillus Phlei, and completely so in
those containing tubercle bacilli.
From what has been said above, it is clear that Johne’s bacillus
has a low degree of toxicity, especially for such animals as rabbits etc.
It is well known that, in cattle which suffer naturally from Johne’s
disease, toxic symptoms are very little in evidence; the temperature
remains constant throughout, showing a lack of any general disturbance
of the animal economy, while the absence of local necrosis seems to in¬
dicate that the bacillus has no very harmful influence on the neighbouring
cells. In advanced cases a rise of temperature is often found, but this
is very probably due to a secondary infection of intestinal micro-orga¬
nisms, the general resistance of the animal being low owing to malnu¬
trition. In some fatal cases the number of bacilli found on post mortem
examination is small, and, from this, certain authors have assumed that
the symptoms accompanying the later stages of the disease are directly
caused by highly toxic substances secreted by the bacillus. The view,
however, generally held is that the toxicity of Johne’s bacillus is not
great, and that a diseased animal is but little effected until the masses
of Johne’s bacillus and inflammatory tissue lead to derangement of
food absorption, malnutrition, and diarrhoea. In an intestinal disease
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the number of factors influencing the general health must be considerable,
and many authors have noted that an exactly opposite condition of affairs
may exist, i. e. the presence of a large number of bacilli with a compara¬
tively robust state of health of the animal.
In rabbits the temperature is never high, and the absence of any
other signs of intoxication, as we have seen, was a marked feature of
our experiments. The natural immunity of these animals to Johne’s
bacillus is not sufficient to safeguard them against a fatal termination
of the experiment, for we have seen that the saprophytic Bacillus
Phlei may cause rapid death of the animal, although the latter is en¬
dowed with an immunity against this bacillus. This may be appreciated
more easily by a brief consideration of what takes place in an animal
inoculated with Bacillus Phlei. Although the timothy-grass bacillus,
as its name implies, is a saprophytic micro-organism, when inoculated
intravenously into rabbits it causes a rise of temperature within the first
24 hours. This is presumably due to a toxin secreted by the bacillus,
the animal possibly producing antibodies to the toxin so as to com¬
pletely neutralise it by the fourth or fifth day after the injection, at
which time, as we have seen, the temperature falls more or less to the
normal. Intraperitoneal or subcutaneous inoculation produces no rise
of temperature; in these cases it is probable that the toxin is absorbed
by such organs as the liver etc. or the subcutaneous tissue, and thus
does not reach the heat regulating centres of the brain. That the crisis
is not caused by the death of the bacilli in the animal body or their
excretion from the host is proved by following closely the condition of
the kidneys. It is true that cultures may be obtained from the urine
24 hours after inoculation, but on microscopical examination of the or¬
gans the number of bacilli present is very small, and in some cases
they could hot be found even after a prolonged examination. On the
other hand, it is not until the third or fourth day that the kidney be¬
comes invaded by a large number of bacilli which increase in number
up to the eighth or ninth day, long after the temperature has fallen.
However, it must be remembered that at this stage, although the bacilli
are numerous they are surrounded by a dense wall of small round cells,
and it is significant that the appearance of these cells coincides with the
fall of the temperature.
The ultimate death of the animal appears to be caused by the patho¬
logical condition of the kidney.
If we now consider Johne’s bacillus, we find a condition similar
to that obtained when using killed Bacillus Phlei. The absence of
a rise of temperature is probably due either to a rapid death of the
micro-organism or to the lack of any toxin formation: we are inclined
to favour the latter hypothesis in view of a similar absence of tempera¬
ture in naturally infected cattle. The survival of rabbits is undoubtedly
due to the maintenance of the normal condition of the kidneys, the ba¬
cilli being slowly filtered out, and, owing to their death or to an inabi¬
lity to grow in this situation, the organ remains more or less in full
functional activity.
We thus consider Johne’s bacillus to be one of the least toxic
among the acid-fast group of micro-organisms, it having failed to attain
the power of secreting toxins or this power, having been acquired by
the bacillus, has subsequently been lost. On the other hand, it is able
to live and multiply in and around the cells of a specially selected part
of the body of certain animals without apparently any very injurious
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Twort and Craig, Pathogenicity of Johne’a Bacillus etc.
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effect on these cells, and in this way the bacilli can develop progressi¬
vely, in the absence of any detrimental effect from the necrosed tissue
debris of the host.
SchluBfolgerungen.
1) Die intravenose, intraperitoneale und subkutane Einimpfung von
Reinkulturen des Johneschen Bacillus bei Kaninchen, Hiihnern und
Mausen bringt keinen Zustand hervor, der irgendwie der Johneschen
Krankheit des Rindes ahnlich sei, selbst wenn die Quantitat des inji-
zierten Materials eine groBe ist und die Dosen haufig wiederholt werden.
2) Auf eine intraperitoneale Einimpfung folgt gewbhnlich die Bil-
dung kasiger Knotchen auf den serosen Ueberkleidungen der Abdominal-
viscera, aber die sekretorischen Schichten des Darmkanals bleiben intakt,
und das Vorhandensein der Knotchen hat anscheinend keinen EinfluB auf
den allgemeinen Gesundheitszustand der Tiere.
3) Eine einzelne intravenose Einimpfung des Johneschen Bacillus
hat, praktisch genommen, keine toxische Wirkung auf irgendeines der
oben genannten Tiere, wie solches durch die Aufrechterhaltung des Ap-
petits und des Gewichts und durch die Abwesenheit irgendeines Steigens
der Temperatur, so daB ein normaler Gesundheitszustand auf unbestimmte
Zeit vorhanden ist, erwiesen wird. Vielfache Einimpfungen hingegen
verursachen oft den Tod des Tieres, da die Gegenwart spezifischer Anti-
korper in den Geweben wahrscheinlich zu dem verderbenbringenden Aus-
gang des Versuches mitwirkt.
4) Kaninchen, die gegen andere Glieder der siiurefesten Gruppe
immun gemacht sind, unterliegen oft einer verh<nism&Big geringen intra-
venQsen Dosis des toten Johneschen Bacillus, und in gleicher Weise
sind diejenigen, welche gegen den Johneschen Bacillus immun gemacht
sind, empfanglich gegenuber der Injektion einer kleinen Quantitat der
verwandten Saprophyten.
5) Die Verteilung des Johneschen Bacillus in den Organen eines
geimpften Tieres stimmt nahe mit derjenigen ilberein, die man erhalt,
wenn Bacillus Phlei usw. angewandt werden, aber bei denjenigen
Tieren, die einer intravenbsen Einimpfung unterworfen sind, bleibt der
Johnesche Bacillus eine liingere Zeit in den Lungen, und die Filtration
dieser Bacillen durch die Nieren ist offenbar langsamer als diejenige
vieler der anderen s&urefesten Bacillen.
6) Johne’s Bacillus vermehrt sich nicht in der Substanz der Nieren
von Kaninchen oder Hiihnern, denn bei mikroskopischer Untersuchung
sind die Bacillen stets selten und veranlassen keine cellulare Reaktion,
w&hrend Kulturen, die aus dem Urin angelegt werden, negativ sind, was
darauf hinweist, daB die Bacillen wahrscheinlich schon tot sind. Anderer-
seits wachsen Bacillus Phlei, der Smegma-Bacillus, Moellers
Pseudoperlsuchtbacillus, Marpmanns Bacillus, der Nasenschleim-
bacillus, der Paratuberkelbacillus und Moeller’s Mistbacillus kraftig
in dieser Lage, wobei sie ein sehr betrachtliches Eindringen der Leuko-
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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
cyten in das Organ veranlassen, und Reinkulturen der eingeimpften Ba-
cillen lassen sich aus dem Urin erlangen.
7) Johne’s Bacillus zeigt einen hohen Grad der WiderstandsfShig-
keit gegen die destruktiven Agentien des tierischen Kdrpers, und an der
Stelle einer lokalen Einimpfung ist das injizierte Material, praktisch ge-
nommen, unangetastet noch viele Monate sp&ter aufzufinden.
Wir sind der Royal Society zu Dank verpflichtet fflr die Bewilligung,
die uns in den Stand setzte, die Tiere anzukaufen, die bei diesen Ver-
suchen verwendet wurden.
Litsrator.
1) Johne und Frothingham, Ein eigentumlicher Fall von Tuberkulose beim Rinde.
(Dtsche Zeitschr. f. Tiermed. u. vergl. Pathol. Bd. 21. 1895. p. 438.)
2) Stockman, S., Report of the Ohief Veterinary Officer to the board of Agriculture.
London 1909.
3) McFadyean, J., Johne’s disease, a chronic bacterial enteritis of cattle. (The
Journ. of Comp. Pathol, and Therap. 1907. p. 48.)
4) Bang, B., Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1906. No. 41.
5) Miessner und Trapp, Der chronische infekti6se Darmkatarrh des Rindes (Ente¬
ritis chronica infectiosa bovis). (Mitteil. d. Kaiser With.-Instit. f. Landwirteeh. in
Bromberg. Bd. 2. 1910. p. 219—286.)
6) Twort, F. W. and Ingram, G. L. Y., A method for isolating and cultivating the
Mycobacterium enteritidis chronicaepseudotuberculosae bovis Johne,
and some experiments on the preparation of a diagnostic vaccine for pseudotuberculous
enteritis of bovines. (Proo. Roy. Soc. B. Vol. 84. 1912.)
7) Holth, H., Reinzuchtuug des Bacillus der spezifischen chronischen Darmentziindung
des Rindes (Paratuberkelbacillus). (Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 11.
1912. p. 378.)
8) Twort, F. W. and Ingram, G. L. Y., Further experiments with the Myco¬
bacterium enteritidis chronicae pseudotuberculosae bovis Johne, and
with vaccines prepared from this micro-organism. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I.
Orig. Bd. 67. 1912.)
9) Vukovic, Quoted by Bang. 66. Beretning fra den Kgl. Vet- og Landbohoj.
Laboratorium ; p. 39.
Nachdruck rerbolen.
Ueber die Sarcina tetragena.
[Aus dem Patholog. Institut der Wiener allgem. Poliklinik.]
Von Dr. Theodor Bauer, gew. Assistenten des Institutes.
Migula(l) und Lehmann und Neumann (2) haben ftir den
von Koch (3) und Gaffky (4) beschriebeneu Micrococcus tetra¬
gon us das Synomym „Sarcina tetragena 11 vorgeschlagen und ein-
gefiihrt, und zur Begriindung hierfiir angefiihrt, daB der, wie schon sein
Name besagt, zu den Mikrokokken gehorige Micrococcustetragenus
auf geeignetem Nahrsubstrat echte Sarcinepakete zu bilden imstande sei.
Diese Umtaufe des Mi crococcus tetragon us hat zweifellos zu einer
Reihe von MiBverstandnissen und Irrtiimern gefflhrt, da die Meinung
besteht, daB HieBende Uebergiinge der einen in die andere Art bestehen.
Ohne vorl&utig noch auf diese Frage nSher einzugehen, sei gleich
eingangs betont, daB fakultativ wohl mancher Stamm des Micrococcus
tetragenus unter Umstanden Pakete zu bilden vermag, daB aber eine
unter alien Bedingungen Wiirfel bildende Sarcine streng von jener Mikro-
kokkengruppe abzugrenzen ist.
Gelegerheit, diesen Standpunkt zu prazisieren, war uns geboten
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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena.
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anlaBlich der UDtersuchung des nachstehend beschriebenen Falles von
eitriger Meningo-encephalitis und -myelitis, bei dem wir die als menschen-
pathogen noch so haufig angezweifelte Sarcina tetragena einwand-
frei als einzigen Erreger der Erkrankung festgestellt und sie in Rein-
kultur gezdchtet haben.
Im AnschluB an die Beschreibung dieses Fades seien dann iiber das
verschiedene Verhalten von Micrococcus tetragenus und Sarcina
tetragena, sowie iiber die Stellung der beiden in der Literatur einige
Bemerkungen angekniipft.
Als Erreger eitriger Meningoencephalitiden sind schon eine gauze
Reihe von Mikroorganismen beschrieben worden. Bekanntdch hat man
alle gewohnlichen Eitererreger sowie auch Coli-, Typhus- und Dysenterie-
Bacillen, anaerobe Bakterien, Pilze wie Soor, Streptothrix, Aktino-
myces, Hefe etc. nachgewiesen. Von Tetraden bildenden Mikroorga¬
nismen wurde Micrococcus tetragenus etwa 3mal bei Ilirnpro-
zessen, Sarcina tetragena noch niemals nachgewiesen. Micro¬
coccus tetragenus wird erwahnt bei Geiwe, Fackler, Mitchell
und Hell maun, bei Pende und Besangon, doch liegt nur bei letz-
terem ein Sektionsbefund und neben dem mikroskopischen auch ein
kultureller Nachweis vor. Wissenschaftliche Verwertbarkeit koramt den
ersteren Fallen nicht zu.
Was den Ausgangspunkt der Erkrankung in unserem Fade betrifft,
so sei gleich hier darauf hingewiesen, daB trotz genauen Nachsuchens
ein solcher nicht gefunden werden konnte, und daB anscheinend weder
ein Trauma vorlag, noch eine Fortleitung eines Prozesses (Otitis, Rhi¬
nitis), noch ein Anhaltspunkt fiir eine metastatische Erkrankung (Bron¬
chitis, Lungengangriin. Enteritis) bestanden hat und daB der Fad somit
in die Gruppe der kryptogenetischen eitrigen Encephalitiden gehOrt. Die
eitrigen Hirnprozesse, bei denen die Ursache der Erkrankung unbekannt
bleibt, betragen ungefahr 10 Proz. der Gesamtzahl.
Am 17. Februar 1911 kam an das pathologische Institut der Poli-
klinik eine Lumbadiiissigkeit von der Kinderabteilung(Doz. Hamburger)
zur bakteriologischen Untersuchung. Das Punktat zeichnete sich durch
seine triibflockige Beschaffenheit und den reichlichen Bodensatz aus. Die
mikroskopische Untersuchung ergab einen reichlichen Gehalt an Eiter-
zellen und an grampositiven, ungewohnlich plumpen, unscharf be-
grenzten Gebilden, die meist eine Anordnung zu viert erkennen lieBen
und an Warenballen erinnerten. Urn die Gebilde herum liegt eine zart
fuchsinrot gefarbte, gelatinose Kapsel.
Wir kultivierten von dem durch Zentrifugieren gewonnenen Sediment
auf Agar- und Serumagarplatten und bekamen nacli 16-st(indigem Wachs-
tum im Brutschrank bei 37° C grauweiBe, runde, dickschleimige, faden-
ziehende Reinkulturen von Bac. Friedlander-ahnlichen Kolonieen.
Mikroskopisch erwiesen sich diese als gram positive, in Paketen
angeordnete, groBe Tetradenformen, welche von einer breiten schleimigen
Kapsel umgeben waren. Die einzelnen Pakete hingen durch fuchsinrot
gefarbte, netz- und spinngewebeartige Verbindungsbriicken miteinander
zusammen.
Eben war unsere Untersuchung so weit gediehen, als das Kind, uin
dessen Lumbalfliissigkeit es sich hier handelt, nach 3-tiigigem Spitals-
aufenthalt starb. Durch das bei der Obduktion (6 Stundeu post mortem)
gewonnene Material wurden die Untersuchungen durchaus bestiitigt und
konnten in grdBerem Umfange weiter verfolgt werden. Kurzer Auszug
aus der Krankengeschichte:
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Marie 8t., 3 Monate altes Brustkind. Seit 8 Tagen Unruhe, griine Stiihle. Seit
3 Tagen Fieber, Erbrechen und Schreien. Keine Krankheit in der Familie.
Status praesens: Ruhiger, somnolenter Zustand, kraftige Entwickelung. Lange
63 cm, Kopfumfang 42 cm, Brustumfang 30 cm, Bauchumfang 35 cm. Haut blaB;
Temperatur 41° C. Graziles Skelett. Scnadelknochen hart; grofle Fontanelle 5,5 cm.
offcn und stark vorgewfilbt. Keine Zahne, keine Driisenschwellungen.
Pupillen nicht reagierend. Geringe Nackensteifigkeit, Kcrnigsches Phanomen
positiv. Ohren, Nase, Mund ohne Befund. Rachenschleimhaut blaB. Atmung vesikular.
Koine Dampfung iiber der Lunge. Herz in normalen Grenzen; T6ne rein. I^eber und
Milz nicht palpabel. Abdomen ohne Besonderheiten.
Exitus am 20. Februar 1911 um 5 1 /, Uhr friih.
Obduktionsbefund (Dr. Bauer):
Dem Alter entsprechend kraftig entwickelte, kindliche weibliche Leiche, mit gut
erhaltenem Panniculus adiposus, keinen aufleren auffallenden Merkmalen und keinen
Zeichen von Rachitis.
Beim Abpraparieren der Schadelschwarte tritt entsprechend der Sagittalnaht eine
2 cm breite Diastase der beiden Scheitelbeine zutage, deren korrespondierende Rander
eine deutliche Zahnung erkenncn lassen. Die groBe Fontanelle ist weit offen, ihre
Durchmesser betragen 5 :6 1 /, cm.
Beim Durchsagen des Schadeldaches geht die Dura mit und lafit sich vom
Knochen kaum ablosen. In den Sinus des groBen Sicheldurchleilcrs und in den Sinus
transversi dunkles fliissiges und frisch geronnenes Blut.
Die bloflliegende Konvexitat des Gehirns zeigt zart injizierte GefaBe der weichen
Hirnhaute und gelbe Eitermassen zwischen einzelnen Hirnwindungen der Scheitellappen.
Die Hirnoberflacne verriit Besonderheiten nur an der Konvexitat des Occipitallappens:
einzelne Stellen erscheinen stark vorgewolbt und fluktuierend, andcrc mehr eingesunken
oder flach. Konvexitat und Basis sind in reichliche Eitermassen eingohiillt. Ein grofier
Teil des graugelben, schleimigen Eiters — im ganzen betrug die Menge iiber 350—
400 ccm — war schon beim Durchsagen des Schadeldaches abgeflossen.
Mehrcre in frontaler Richtung angelegte Schnittflachcn lassen an den vorgewolbten
Partien der Hirnoberfliiche kleiner bohncngroBe bis kleinapfelgroBe von den gleich-
artigen Eitermassen erfiillte AbszeBhohlen erkennen, die teifs knapp unter der stark
verdunnten Rinde, teils im Marklager liegen und mit den Hohlen des 3. und 4. Ven-
trikels kommunizieren, so daB ein ausgesprochener Pyocephalus internus besteht. Die
AbszeBhohlen sind glattwandig; nur hier und da hangen kleine nekrotische Gewelw-
fetzen an der Wand herab. An einigen Stellen ist der Eiter vollig enlleert, so daB
cystische Hohlraume zu sehen sind.
Die meist. eng aneinandergrenzenden Abszesse sind nur durch ganz diinne Septen
voneinander getrennt. Die Konsistenz des Gehirns ist bedeutend herabgcsetzt, die
Schnittfliiche feucht und glanzend.
Die eroffneten Ventrikel sind stark erweitert, mit Eitermassen erfullt; der Plexus
chorioideus eitrig eingeschmolzen.
Das Riickenraark ist seiner ganzen Lange nach, sowohl infra- wie extradural von
den gleichen graugelben dicksohleitnigen Eitermassen erfullt.
Das Hals- und obere Brustmark weist auf der Schnittfliiche einen vollstandigen
Zerfall der grauen und weiBen Substanz auf. Nur die austretende Riickenmarkswurzeln
und die rcsistentere Dura ist ziemlich unversehrt erhalten. Im Lendenabschnitt, wo
der ProzeB noch nicht so weit vorgeschritten ist, liiBt sich die Querschnittszeichnnng
deutlich erkennen.
Die Ohren (inneres und mittleres Ohr), Nase und Nebenhohlcn zeigen ebenso wie
Mundhohle, Zunge, Rachen- und Gaumeutonsille keine pathologischen Veriinderungen.
Oesophagus, Larynx, Trachea weisen nichts Abnormes auf.
Schilddriise blaB, leicht gekornt.
Die l>eiden Lungen sind nirgends angewachsen, blutreich, in den Oberlappen rot-
lich gelb in den Unterlappen blauviolett. Einzelne Partien der Unterlappcn sind leicht
atelektatisch eingesunken. Die Lungen sind gut durchfeuehtet; von der Schnittflache
liiBt sich schaumige Fliissigkeit abstreifen.
Sparlich und zerstreut einige frische lobuliirpneumonische Herdc.
Der Herzbeutel enthiilt einige Kubikzentimeter serose Fliissigkeit. Der Herz-
muskel ist schlaff; der Klappenanparat zeigt koine Veriinderungen.
Die Milz ist vergroBert. una weich; ihre Schnittflache sehr follikelreich und liiBt
einen graurotlichen Saft abstreifen.
Die Leber ist stellenweise braunrot und gelb gefleckt. Die Konsistenz ist herab-
gesetzt.
Die beiden Nieren sind leicht geschwollen, die Kapsel leicht abziehbar. Die
Corticalis von braungelber Farbe.
Die Harnblase enthiilt gelben, klaren Harn. Der Magen ist leicht dilatiert und
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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena.
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enthalt grauschleimige Masscn; stellenweise ist er seines Epithets (lurch Selbstverdnu-
ung entblbGt.
Ini Diinn- und Dickdarm linden sich gelbgriine Chytuusmassen. Die Schleimhaut
ist Ieicht gerotet, atrophisch, stellenweise ganz abgestollen.
Ein AufschluB fiber den Ausgangspunkt der Erkrankung wurde
trotz genauer Untersuchung von Augen- und Nasen- sowie der pneu-
matischen Holden ferner von Ohren, Rachen etc. nicht gewonnen.
Der Magen-Danntrakt, der wohl das typische Bild eines chronischen
Katarrhs darbot, wurde einer bakteriologischen Untersuchung nicht
unterzogen, da dieser Versuch von vornherein aussichtslos erschien.
Zur histologischen Untersuchung wurde, abgesehen von Gehirn und
Ruckenmark auch Lunge, Leber, Milz, Niere, Magen-Darmschleimhaut,
Lymphdriisen und Thymus in Formalin und M fi 11 e r - Formalin fixiert.
Die zahlreich angefertigten Paraffinschnitte wurden mit H&malaun-Eosin,
van Gieson und nach Gram-Weigert gef&rbt.
Histologischer Befund:
Lunge. Sie bietet nirgends das Bild schwerer Veranderungen dar. Die knapp
unter der Pleura gelegenen Partien sind luftleer und bestehen aus zusammengesunkenen
Alveolarsepten, zwischen denen abgestoBene Alveolarepithelien und Leukocyten eiu-
gelagert sind. An diese atelektatiscken Stellen grenzen gegen die Mitte zu lufthaltige
Lungenpartien mit oft stark verdiinnten oder geplatzten Alveolarsepten.
Neben den Atelektaseu und emphysematosefi Anteilen finden sich auch lobular-
pneumonische Herde im ersten Stadium des Beginnes: Die Alveolen sind von einer
mit Lymphocyten und Alveolarepithelien vermengten serosen Fliissigkeit erfiillt; die
Lungenkapdlaren strotzend mit Blut gefiillt.
Vorgeschrittenere Stadien der Pneumonie als die eben beschriebenen finden sich nicht.
Die kleinen Bronchialastchen sind uberall von intaktem Epithel bekleidet, ihr
Lumen ist frei und zeigt keine Spuren von Bronchitis.
Niere. Durchweg zeigen sich die Veranderungen der parenchymatosen Degene¬
ration : die Epithelien der Harnkaniilchen sind Ieicht geblaht und springen uuregel-
maflig in das Lumen vor, oft verschlieflen die Epithelien aber dasselbe fast vollkommen,
teils durch ihre Quellung, teils durch hyaline Zylinder.
Milz. Die zahlreichen Follikel liegen in einer an roten Blutkorperchen auflerst
reichen Pulpa.
Entzundliche Erscheinungen sind nicht wahrzunehmen.
Magen. Die Schleimhaut ist groBtenteils gut erhalten; nur in den Tiefen ein-
zelner Falten derselben ist dies nicht der Fall. Weder die Magen- noch die Darm-
schleimhaut ist entzundlich verandert.
Gehirn. Die zahlreichen Abszesse zeigen histologisch ein charak-
teristisches Verhalten. Die grofieren reichen meist bis knapp unter die
Hirnoberflache und besitzen eiue nur ganz diinne Decke, in der man
Reste der Rinde und der Leptomeningen nachweisen kann.
Im allgemeinen kann man an den Abszessen 3 Zonen unterscheiden:
Erstens eine innere Granulationsschicht, die hauptsachlich aus Zerfalls-
massen, untergehenden nervosen Elementen, Rundzellen und Kornchen-
zellen bestehen.
Die zweite Zone ist dadurch gekennzeichnet, daB die KapillargefaBe
verdickt erscheinen und daB reichliche Rundzellen und Fibroblasten
zwischen den zerfallenden Gliaanteilen auftreten und sozusagen die
Abgreuzung gegen das gesunde Hirngewebe bilden. In dieser Zone
fallen auch groBe wabige Zellen auf, die ein doppelbrechende Substanzen
enthaltendes Protoplasma und runden, dunklen Kern besitzen. An-
scheinend entsprechen diese Zellen der Molekularschicht der GroBhirn-
rinde, doch sind sie als solche nicht mehr zu erkennen.
Als dritte Zone umziehen wellige Lamellen, zwischen denen Rund¬
zellen, Epitheloidzellen, Lymphspalten und BlutgefaBe anzutreffen sind,
den AbszeB in seiner Zirkumferenz. Dieser Streifen ist auch durch die
Quellung der nervosen Elemente, durch Auftreten von Epitheloidzellen
und durch perivaskulare Rundzelleninfiltration ausgezeichnet.
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Die abszeBfreien Anteile des Gehirns sind gleichfalls betrachtlich
odematfis, so daB die Zellen der Molekularschicht auseinandergedrangt
und aufgedunsen erscheinen. Bemerkenswert erscheint das Verhalten
der Blutgef&Be des Gehirns, welche eine auffallend verdickte Wand und
reichliche Rundzelleninfiltration derselben aufweisen.
In den Gram - Weigert-Schnitten, auch in den einfachen Hfim-
alaun-Eosinschnitten kann man schon mit starkeren Trockensystemen im
Innern der Abszesse gelegene dunkelblau - schwarz gef&rbte, reichliche
Viererpakete erkennen. Meistens sind sie in der innersten und in der
mittleren Zone anzutreffen; sie liegen immer extracellular und sehen
zum Unterschied von den aus dem Eiter selbst angefertigten Praparaten
etwas kleiner aus. Kapsel scheinen sie nicht zu besitzen.
Auch bei den ganz kleinen Abszessen, wo es noch nicht zur eitrigen
Einschmelzung gekommen ist, finden sich die Pakete nur im Zentrnm.
Die reichlich infiltrierten Gefafie zeigen weder in der Wand noch im
Lumen einen Gehalt an Mikroorganismen.
Die Ventrikel, die — wie friiher erwahnt — in groBe Eiterbfihlen
umgewandelt sind, besitzen histologisch kein Ependym mehr. Ihr histo-
logisches Verhalten entspricht dem fiber die Abszesse bereits frfiher
Gesagten.
Rfickenmark. In den oberen Anteileu des Rfickenmarks zeigt
sich folgendes Verhalten: die Dura erscheint als kontinuierlicher Ring,
der aus konzentrisch angeordneten dfinnen Lamellen besteht und von
zahlreichen Rundzellen und hfimatogenen Pigmentschollen durchsetzt, ist.
Das Rfickenmark zeigt das Bild eitriger Einschmelzung. An dessen
Stelle finden sich vielfach nur aus eitrigen Zerfallsmassen bestehende
Herde, zwischen welchen die wohlerhaltenen Rflckenmarkswurzeln liegen.
Die Querschnittsbilder der Nervenfasern selbst zeigen keine Ver-
anderungen, wfihrend das Epineurium von einer groBen Menge polymorph-
kerniger Leukocyten sowie Tetradenformen sehr stark durchsetzt ist.
Die Dura mater spinalis ist auch an ihrer AuBenseite von einer aus
einem Fibringerflst und Eiterzellen bestehenden Membran flberzogen.
Die Blutgefafie sind durchwegs stark injiziert.
Zusammenfassung. Aus vorangehenderer Beschreibung ist zu
ersehen, daB es sich um Fall schwerster eitriger Encephalitis und Menin¬
gitis sowie Meningorayelitis, einhergehend mit ausgedehnter AbszeBbil-
dung, handelt, die Form der Abszesse spricht ffir eine Dauer der Er-
krankung von ca. 10—14 Tagen.
Die aus dem Gehirn und dem Rfickenmark zahlreich angefertigten
mikroskopischen Schnitte zeigen alle einen reichlichen Gehalt an Mikro¬
organismen in Tetradenform, die sich durch ilire auffallende GroBe aus-
zeichnen. Da in alien fibrigen Organen keine besonderen Verfinderungen
zu finden waren, scheint die Annahme, daB es sich um eine krypto-
genetische Erkrankung handelt, vollauf berechtigt zu sein.
Bakterlologischer Tell.
Nach der bakteriologischen Verarbeitung des Falles bot sich eine
besondere Schwierigkeit bei dem Versuch, den gezflchteten Mikroorganis-
mus zu klassifizieren und dann zu identifizieren, denn die Art der
Nomenklatur gerade der in Betracht kommenden Bakteriengruppen macht
Irrtfimer und Verwechslungen leicht moglich. In Betracht gezogen
wurde Micrococcus tetragenus, Sarcina tetragena und die
von Sauerbeck (34) beschriebene Sarcina mucosa (n. sp.).
Die Aehnlichkeit gerade dieser letztgenannten Form mit unserem
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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena.
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Mikroorganismus veranlaBt uns, die Sauerbecksche Sarcine und den
Micrococcus tetrag. zum Vergleich heranzuziehen und die ein-
schl&gige Literatur zu sammeln. Hierbei kamen wir auf Ergebnisse, die
Gegenstand der folgenden Ausfiihrungen sein sollen. Vorerst seien die
Resultate der bakteriologischen Untersuchung mitgeteilt:
A. Verhalten unseres Mikroorganismus auf festen
NahrbSden.
Agarplatten: Nach 16—20-stundigem Wachstum zeigen die Platten
kuppelformig erhabene, 2—4 mm hohe, tippige Kolonieen, die mattweiB,
rund und von schleimiger Beschaflfenheit sind.
Bei schwacher VergroBerung erscheinen die Kolonieen stark gekerbt
und grob gekornt; in der Mitte der Kolonie ist eine dunkle Stelle, die
sich gegen die Peripherie zu in kleine viereckige Scheiben und waren-
ballenartige Pakete zerteilt.
Serumagarplatte: Das Wachstum ist um ein wenig uppiger.
Im allgemeinen war das Verhalten auf diesem N&hrboden wie frtiher be-
schrieben.
Gelatineplatte: Diese wird nicht vertiiissigt. Die in der Tiefe
liegenden Kolonieen erscheinen als graue runde Scheiben, die oberflach-
lichen sind schleimig und erhaben.
Drigalsky- und Lentzplatten: Wie auf den Agarplatten.
Keine Farben&nderung.
Agarstich: Erst erscheint der Stichkanal als feines Band, spater
perlschnurartig gekornt; an der OberflSche quillt ein schleimiger, un-
regelmSBig begrenzter Knopf hervor.
Schiefer Agar: Ueppig-schleimiges Wachstum wie auf den
Platten. Stark getrubtes Kondenswasser.
Zuckeragarplatten und Zuckeragarstich wie bei ein-
fachem Agar.
Bei SauerstoffabschluB ist das Wachstum weitaus sp&rlicher.
B. Flflssige Nahrbdden.
Bouillon: Nach 16 Stunden sieht man in den BouillonrShrchen
eine ganz klare Fliissigkeit, nur am Boden einen reichlichen fadenziehen-
den, flockigen Satz, der sich beim Aufschiltteln spiralig in die H6he
windet, um sich dann homogen zu zerteilen.
Milch bleibt dauernd unverandert.
Lackmusmolke zeigt keine Farbenanderung.
Heudekokt: Die Kulturen dieses Nahrbodens unterscheiden sich
dadurch von den Bouillonkulturen, daB beim Aufschiltteln sofort die
homogene Zerteilung auftritt.
Tern peraturbedurfnis: Das tippigste Wachstum erzielt man
bei 37 0 C im Brutschrank, ein weniger iippiges auch bei Zimmer-
temperatur.
Chemische F&higkeiten: Der Mikroorganismus besitzt kein
peptonisierendes Ferment, und zeigt keine Indolbildung sowie S&ure-
bildung.
Das Verhalten zu Zuckerarten, das von vornherein kein bemerkens-
wertes zu sein versprach, da es differentialdiagnostisch nicht in Betracht
kommt, wurde nicht eingehend untersucht. Gepruft wurden trauben-
zucker-, mannit- und milchzuckerhaltige Nahrboden, auf denen die Kolo¬
nieen kein anderes Bild darboten, wie auf den Agarplatten.
Eigenbewegung konnten wir im hangenden Tropfen von Bouillon-
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und Heudekoktkultur nicht beobachten; auch GeiBeln lieBen sich nicht
darstellen.
Mikroskopisch zeigte der Mikroorganismus, gleichgultig von welcher
Kultur, folgendes Verhalten:
GroBe, grampositiv gefarbte Viererballen liegen von einer gallertigen
Hiille eingeschlossen, dicht beisamraen. Die einzelnen Pakete sind, wie schon
friiher erwahnt, durch ein spinnwebenartiges Gerust miteinander verbunden.
An dieser Stelle sei nebenbei einer Beobachtung gedacht, fur die
eine passende Erkiarung nicht gefunden wurde: Wahrend sonst nSmlich
kapseltragende Bakterien im Tierkorper eine besondere GroBe und Aus-
gestaltung der Kapsel erlangen, war in unserem Fall geradezu das
Gegenteil zu finden.
Aus den oben angeftihrten Befunden im Zusammenhang mit den
Tierversuchen geht ohne jeden Zweifel hervor, daB wir es in unserem
Fall mit einer Sarcina tetragena zu tun haben.
Der Vollstandigkeit halber unterlieBen wir es nicht, sowohl einen
Vergleichsstamm des Micrococcus tetragenus wie auch der
Sauerbeckschen Sarcine zu priifen. Wahrend der uns zur Verfugung
stehende Tetragenus-Stamm sich morphologisch und biologisch nicht
wesentlich von einem Staphylococcus albus unterschied, konnten
wir zwischen der Sauer beckschen und unserer Sarcine nur ein iden-
tisches Verhalten feststellen. Nur was die GroBe betrifft, zeigte sich
unsere der Verfdeichssarcine weit tiberlegen.
Bei dem Tetragenus-Stamm fanden wir keine Kapselbildung;
vielleicht besaB er niemals eine, vielleicht war sie ihm durch h&ufiges
Ueberimpfen verloren gegangen. Bei der Sau er beckschen Sarcine
fand sich bloB die Andeutung einer solchen. AusfUhrlicher auf das
sonstige Verhalten einzugehen, unterlassen wir, da es in keinem Punkt
Neues gezeigt hat; soweit die Tierversuche mit diesen beiden St am men
Besonderheiten aufwiesen, werden dieselben spater Erwahnung finden.
Zu den Tierversuchen verwendeten wir weiBe, braune und graue
(Haus-)Mause, weiBe und schwarze Ratten, Meerschweinchen und Kanin-
cheu. Infiziert wurden die Tiere 1) durch Verfiitterung, 2) durch sub-
kutane, 3) durch intraperitoneale und 4) durch intravenose Injektion.
Der allererste Tierversuch war ganz primitiv: 3 Mauseu brachten
wir mit einer Platinose vom Meningitiseiter kleine Mengen (2 Oesen)
ins Maul. Von diesen 3 Tieren gingen 2 nach 3 und 4 Tagen ein, die
3. Maus war nach 3 Wochen noch am Leben und wurde zu weiteren
Versuchen verwendet.
Dann wurden 3 (braune) Mause mit Semmel gefiittert, die 4 Stunden
in Bouillonkultur geweicht worden war. Ein Tier ging nach 5, die beiden
anderen nach 6 Tagen ein.
Die Ffltterungsversuche mit Ratten hatten folgendes Ergebnis: Je
ein weiBes und ein schwarzes Tier wurde mit gehacktem Fleisch, das mit
28 Stunden alter Bouillonkultur iibergossen wurde, gefiittert
Nach 5 Tagen zeigte sich keine Reaktion; am 7. Tage erfolgte eine
neuerliche Fiitterung mit Bouillonkultur, am 12. Tage ging das Tier ein,
das andere am 17. Tag.
Zwei jungeMeerschweinchen erhalten Semmel in 24-stundiger Bouillon¬
kultur getrankt. Am 3. Tag stirbt eines der beiden Tiere durch eine
Stallinfektion an Pseudotuberculosis rodentium.
Das andere Meerschweinchen bekommt am 4. Tag noch l l /» ccm
Bouillonkultur mit grunem Futter. Am 12. Tag ist das Tier apathisch
und schleppt den linken HinterfuB nach; am 13. Tag Exitus.
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Zwei Kaninchen blieben nach zweimaliger Verffltterung mit Bouillon-
kultur noch nach 5 Wochen gesund und wurden dann fur Injektionsver-
suche verwendet.
Bei den Verfiitterungstieren ergab sich folgender Obduktionsbefund:
Im Dunn- und Dickdarm sind zahlreiche, bis an die Serosa heran-
reichende flache Geschwiire und ein h&inorrhagisch-eitriger Darmkatarrh.
Die Milz ist von miliaren bis stecknadelkopfgroBen AbszeBchen flbersat.
Einzelne Tiere haben auch kleine AbszeBchen in den Lungen. Aus der
Milz und aus dem Herzblut eines jeden Tieres gewannen wir stets Rein-
kulturen des besprochenen Mikroorganismus. Bei der Ratte und dem
Meerschweinchen wich der Befund ein wenig ab, da es hier auch zu
Peritonitis gekommen war, welche sich durch die zahdickflflssige und
glasig-schleimige Beschaffenheit des Eiters auszeichnete.
AuBerdem fand sich beim Meerschweinchen ein Oesophagopharyngeal-
abszeB (Reinkultur!), bei der Ratte entztindliche Schwellung und Rotung
samtlicher Lymphdriisen.
Injektionsversuche: Je 2 Mause, Ratten, Meerschweinchen und Ka¬
ninchen bekamen 1 / 2 ccm Bouillonkultur subkutan unter die Rtickenhaut,
und V 2 ccm intraperitoneal eingeimpft.
Die subkutan behandelten Tiere bekamen an der Impfstelle deutlich
sichtbare Abszesse und gingen nach wenigen Tagen ein, und zwar die
MSuse nach 2, Ratten nach 4 und Meerschweinchen nach 5 Tagen. Ein
Kaninchen unter die Bauchhaut mit 1V 2 ccm Bouillonkultur injiziert,
bekam einen langdauernden AbszeB und ging an einer interkurrierenden
Stallinfektion — an Pseudotuberculosis rodentium — ein.
Von den intraperitoneal infizierten Tieren gingen die Mause nach
24 Stunden, die Ratten nach 3mal 24, die Meerschweinchen nach 4mal
24 Stunden ein.
Der Obduktionsbefund ergab bei den subkutan geimpften Tieren
meist nur subkutan gelegene, ausgebreitete Abszesse, die von hellgelbem,
dickem Eiter erfiillt waren. Im Darm fand sich ein hamorrhagisch-
schleimiges Exsudat. In den meisten Fallen konnten wir kleine Ab¬
szesse in der Milz nachweisen. AuBerdem fand sich stets Schwellung
der regionaren -inguinalen oder axillaren Lymphdriisen, je nachdem ob
die Injektion in die Riickenhaut gegen den Hals zu oder in die Bauch¬
haut gegen die Inguinalgegend gemacht wurde.
Die intraperitoneal geimpften Tiere zeigten bei der Sektion ein dick-
schleimiges gelbes zahes Exsudat am Peritoneum, Milzabszesse, bedeu-
tende Schwellung der Lymphdriisengruppen im Mesenterium und in in-
guine. Lungen- und Leberabszesse waren auch haufig, ebenso wie kleine
in der Serosa und Muscularis gelegene kleine AbszeBchen des Diinn-
und Dickdarms. Bei Ratten beobachteten wir nicht selten ausgebreitete
Nierenabszesse in groBer Zahl, teils in der Rinde, teils aber auch im
Mark gelegen.
Wahrend Ratten dies Verhalten bei alien Injektionsarten zeigten,
boten andere Versuchstiere das Verhalten nicht dar.
Kaninchen, die sich dem Ausspruch vieler Autoren zufolge gegen-
iiber dem Micrococcustetragenus refraktSr verhalten sollen, zeigten
sich bloB bei dem Verfutterungsversuch (Griinfutter iibergossen mit 5 ccm
24-stiindiger Bouillonkultur) gegen unsere Sarcina tetragena un-
empfindlich, bei den Injektionsversuchen hingegen traten schwere Er-
krankungen ein.
Ein subkutan mit 3 ccm 28-stiindiger Bouillonkultur unter die
Bauchhaut geimpftes Kaninchen bekam an der Impfstelle einen htihnerei-
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groBen langdauernden AbszeB, aus dessen Eiter wir Sarcina tetra-
gena in Reinkultur zflchteten. Ein Tier, dem 1 ccm 24-stflndiger
Bouillonkultur intravenos (Ohrvene) eingespritzt wurde,- geht nach 2mal
24 Stunden ein. Die Sektion ergibt miliare AbszeBchen in alien paren-
chymatosen Organen, h&morrhagisches dflnnflflssiges Exsudat im ganzen
Magen-Darmextrakt.
Bei sflmtlichen verendeten Tieren legten wir Kulturen aus dem Herz-
blut sowie aus den Abszessen an und fanden ausnahmslos in jedem Fall
Reinkulturen der Sarcina tetragon a. Die Kulturen glichen denen
aus deni Hirneiter und der Originalcerebrospinalfiflssigkeit gewonnenen.
Die zu Vergleichszwecken benutzten Stflmme von Micrococcus
tetragenus (Dr. W. Kern) und Original Sauerbeck-Sarcine
(Dr. H. Dostal) zeigten beim Tierversuch ein flhnliches, keinesfalls
uber ein identisches Verhalten, wie unsere Sarcina tetragena.
In erster Linie fallen die Virulenzunterschiede auf; es gelang uns
nicht bei den Vergleichsst&mmen selbst bei dreimaliger Passage, den
gleichen Grad der Virulenz wie bei unserer zu gewinnen.
Die Ffltterungsversuche mit beiden Stflmmen versagten bei MSLusen
und Meerschweinchen vflllig. Nach 34 Tagen waren die Tiere noch in
vollster Gesundheit und wurden dann fur weitere Versuche verwendet.
2 Mfluse wurden obduziert, zeigen aber gar keine Veranderungen.
Injektionsversuche mit Micrococcus tetragenus: 2 subkutan
geimpfte Mfluse (V, ccm 24-stflndiger Bouillonkultur unter die Rfickenhaut)
gehen nach 5 und 6 Tagen ein.
Die Sektion ergibt dickflflssiges, eitriges gelbes Exsudat in einem
die ganze linke Flanke einnehmenden AbszeB. Milzschwellung und
Schwellung der axillaren und inguinalen Lymphdrflsen.
Aus dem Herzblut wurde ein grampositiver, an Staphylokokken er-
innernder kapselloser Micrococcus tetragenus gezflchtet.
Zwei Mfluse werden intraperitoneal (V 2 ccm 24-stflndiger Bouillon¬
kultur) geimpft und verenden nach 48 Stunden. Bei der Sektion fanden
wir eine diffus eitrige Peritonitis. Leber und Milz sowie die Darmserosa
sind von einer dtinnen fibrincisen Eiterschicht umgeben. Parenchymatflse
Degeneration der Organe.
Ein Meerschweinchen, das unter gleichen Bedingungen behandelt
wurde, ging bei subkutaner Impfung nach 8, ein Meerschweinchen und
eine Ratte bei intraperitonealer, nach 6 l / 2 und 47 2 Tagen, ein. Die Ob-
duktionsbefunde stimmten mit den oberen flberein, ebenso die Kultur-
ergebnisse.
Urn eine Spur virulcnter zeigte sich die Original - Sauer b eck-
Sarcine.
Von je 2 zu Ffltterungsversuchen verwendeten Mausen und Meer¬
schweinchen ging nur eine Maus nach 10 Tagen ein, w&hrend die fib-
rigen Tiere am Leben blieben und keiner chronischen Erkrankung ver-
fielen.
Subkutane Injektion: 2 Mause und 1 Meerschweinchen (V 2 ccm
24-stflndiger Kultur). Exitus der Mause nach 4, des Meerschweinchens
nach 7 Tagen.
Sektionsbefund: AbszeB an der Impfstelle; zShschleimiger, blaB-
gelber Eiter in demselben. Schwellung und Rfltung der regionaren
Lymphdrflsengruppen. Bei alien 3 Tieren bis stecknadelkopfgroBe Milz-
abszeBchen.
Im Abstrichpraparat sowie im Herzblut grampositive Tetraden, die
keine Kapselbildung aufweisen und weit kleiner sind als unsere Sarcine-
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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena.
479
wiirfel. Kulturell: ReinweiBe, ganz leicht erhabene, kleine Kolonieen,
die kein Friedlander-artiges Verhalten zeigen:
Intraperitoneale Injektion: 2 M&use, 1 Meerschweinchen und 1 Ratte
<7* ccm 24-stiindiger, bereits von einer Passage stammenden, Bouillon-
kultur).
Sektionsbefund der nach 3 1 /* und 4 Tagen eingegangenen
MSuse: Diffuse eitrige Peritonitis, Milz- und Lymphdriisenschwellung,
sowie einzelne disseminierte AbszeBchen der Milz.
Das Meerschweinchen, das am 6. Tag, und die Ratte, die nach
4V 2 Tagen einging, boten denselben Obduktionsbefund dar.
Im Abstrichpraparat der intraperitoneal geimpften Maus fanden sich
gleichfalls wieder die grampositiven Tetraden, die eine Andeutung einer
zarten Kapselhtille aufwiesen. Aus dem Herzblut wurde die Sarcine in
Reinkultur geziichtet.
Zur besseren Uebersicht iiber die Ergebnisse bei den Tierversuchen
ra6ge folgende Tabelle dienen:
Sarcina tetragena
Sarcina mucosa
(Sauerbeck)
Micrococcus tetra¬
genus
Tiergattung
Mause
_
Meerschwein¬
chen
_
Kaninchen
Mause
Ratten
i t
a
'©
1 s
I’S
Si
Is
Kaninchen
Mause
Ratten
|a
o3
S a
I*
|S
c
0)
a
s
1
Verfutterung
3-57.1
12—17
"1
interkurr.
Erkran-
kung
10
1 —
rr
—
- '
—
—
Subkutane In¬
jektion
2 ;
4
5
chron.
Erkran-
kung
4
7
5
10
Intraperitoneale
Injektion
l
3
4
7
3
47 ,
6
37 ,
47 ,|
67 ,
—
Intravenose In¬
jektion
—
—
2
—
—
—
~
—
—
—
Daraus ersehen wir, daB es sich bei dem von uns aus dem Meningitis-
eiter reingezfichteten Mikroorganismus um ein sehr virulentes Bakterium
handelt, dessen Virulenz nach 3 Monaten noch keine Abschwfichung zeigte.
Wir haben es schon vorweggenommen, den Mikroorganismus Sar¬
cina tetragena zu nennen und wollen jetzt erst die gewonnenen Tat-
sachen ftir die Richtigkeit unserer Diagnose verwerten.
Zu den hervorstechendsten Eigentumlichkeiten unseres Mikroorganis¬
mus gehoren die Wiirfel- und Paketbildung sowie die Schleimkapsel-
bildung und die ungewohnliche GroBe.
W r iirden diese rein morphologischen Eigentiimlichkeiten auch hin-
reichen, daB Bakterium als Sarcina zu identifizieren, so wird dies durch
das biologische und kulturelle Verhalten nur noch bestatigt werden.
Dazu gehSrt das schleimige „Friedl&nder-&hnliche“ Wachstum
auf festen Nahrboden, die sehr bedeutende Pathogenitat fur die gebr&uch-
lichen Laboratoriumstiere usw.
Unseren Mikroorganismus dem Micrococcus tetragenus zu-
zurechnen, ware ein prinzipieller Fehlschritt. Wohl sind seine allge-
meinen Eigenschaften die gleichen wie die des Micrococcus tetra¬
genus, allein das Wesentliche — die Wiirfelbildung — bestimmt schon
von vornherein seine Klassifizierung als Sarcine.
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480
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Anders steht es mit der Sarcina mucosa nova species (Sauer¬
beck), mit der unsere Sarcine vollig identisch ist, ohne daB wir uns
entschlieBen kfinnten, ihr dieselbe Bezeichnung beizulegen. Denn wir
sehen in der Sauerbeckschen Sarcine keine neue Species, vielmehr
im besten Falle eine Varietat einer Sarcina tetragena. Aber auch
das ist eigentlich schon zu weit gegangen, da Sauerbeck selbst nach
einer einjahrigen Beobachtungsdauer das Verschwinden der Schleimkapsel
feststellen konnte und wir an der Original-Sauerbeckschen auch nicht
jene auffallend schleimige Beschaffenheit, die allenfalls zur Zeit, als
Sauerbeck sie aus dem Sputum zflchtete, bestanden hatte, finden
konnten. Wollte man aber doch zum Ausdruck bringen, daB eine Va¬
rietat — nicht eine Species vorliegt, so konnte man etwa von einer
„ Sarcina tetragena mucosa" sprechen. Allein wir halten diese
Bezeichnung nach den allgemeinen Nomenklaturgebrfiuchen weder fur
richtig noch auch ffir wichtig. Denn es konnte genligen, ein fur alle-
mal festzustellen, daB die Sarcina tetragena unter Umstanden einen
stark schleimigen Charakter haben kann, der wohl temporar, aber nicht
dauernd erhalten bleibt.
Bei der groBen Aehnlichkeit, die ein schon aiterer Stamm der so-
genannten Sauerbeckschen Sarcine mit dem Micrococcus tetra-
genus hat, mag es nicht so selten vorgekommen sein, daB eine solche
Sarcine fiir einen Tetragenus gehalten wurde. Denn nur so konnte
man es erkiaren, daB in der Literatur kein einziger Fall von Sarcinen-
erkrankung mitgeteilt ist Die Menschenpathogenitat des Mirococcus
tetragenus und eo ipso auch die der Sarcina tetragena wird von
manchen Autoren nicht anerkannt, wiewohl Tetragen us-Erkrankungen,
besonders in der franzosischen Literatur, haufig genug angetroffen werden.
So beschreibt Viquerat (6) den Micrococcus tetragenus als
Eitererreger bei einem HalsabszeB; Boutron (7), der den Micrococcus
tetrag. aus einem Brustdrfisen- und HalsabszeB isolierte, bezeichnete
ihn als „septicus“.
Looten et Qui (8) berichten iiber ein Wochenbettfieber, hervor-
gerufen durch Micrococcus tetragenus, Cavazzani und Lu-
zatto (9) fiber eine eitrige Pleuritis. Chauffard und F. Ramond (10)
schildern 2 letal verlaufene Falle von Sepsis, Castaigne (11) einen
offenen Beinbruch und daran anschlieBende Tetragenus-Pleuritis.
Faisans und Le Dam any (12) fanden Tetragenus-Kokken
(Mischinfektion!) im Blut bei Pleuritis, Anginen etc. In der Mundhohle
und am Schadel Oberhaupt wurden Tetragenus-Infektionen nachge-
wiesen von Karlin ski (13), Park(?) (14), Kapper (15) und Neu-
haus (16) und J. Lartigan (17); K. Ziegler (18) beschreibt eine
Sepsis nach Tetragen us-Angina, Delcarde (19) und Bose und Ga-
larielle bei Bronchopneumonie.
Ueber eine Peritonitis, entstanden bei Durchwanderung(?) des Tetra¬
genus durch die Darmwand, berichtet D e 1 a 1 an d e (21); R. M fi 11 e r (22)
fiber einen appendicitischen Abszefi, Bose (23) fiber eine durch Ver-
schlucken eines bronchopneumonischen Sputums entstandene Entero¬
colitis mit nachfolgender Tetragenus-Peritonitis. Arullani (24)
und Brugnola(25) halten den Microc. tetragenus ffir den Erreger
einer intestinalen Aniimie; Boni (26) fand ihn bei Osteomyelitis.
Bei Meningitis — diese interessiert uns in Anbetracht unseres Falles
am meisten — fanden bisher nur wenige Autoren den Micrococcus
tetragenus. Und von diesen ist z. B. das, was Greiwe, Fachler,
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Bauer, Ueber die Sarcina tetragena.
481
Mitchell und Hellmann (27) in einer gemeinsamen Arbeit be-
schreiben, wissenschaftlich kaum verwertbar, da nur eine fliichtige mikro-
skopische, aber keine kulturelle Untersuchung vorliegt.
Etwas genauer ist der Fall von Pende (28) untersucht, der aus der
Lumbalfltissigkeit einer Meningitis Reinkulturen von Micrococcus
tetragenus ziichtete. Dieser Fall ist unvollst&ndig, weil nach dem
Tode die Sektion unterbleiben muBte. Einen an unseren erinnernden
Fall linden wir beiBesangon (29): eitrige Meningitis mit dem sicheren
Nachweis von Micrococcus tetragenus und BestStigung der Dia¬
gnose bei der nach dem Tode ausgefiihrten Obduktion.
Endlich erw&hnen wir noch Cato la (30), der eine Poliomyelitis,
hervorgerufen durch Micrococcus tetragenus, beschreibt, bei einem
Patienten, der gleichzeitig an Blennorrhde und Lues erkrankt war.
An dieser Stelle sei nochmals betont, daB es sich bei alien hier an-
gefiihrten Fallen urn den Micrococcus tetragenus handelt und daB
von Sarcina tetragena nirgends die Rede ist. Auch sind hiermit
nicht alle FSlle erschopft, sondern es gibt noch FSlle beim Menschen, die
wir nicht angefuhrt haben, und die Falle von Tetragen us-Infektion
beim Tier; wie z. B. Altana (31) (iber einen beim Meerschweinchen
isolierten Micrococcus tetragenus tardissimus mit geringer
Kapselbildung berichtet. Teissier, Boutrou, Bose und Galarielle,
Karl inski (32) und Lode (33) besprechen gleichfalls den Tetra¬
genus beim Tier, und zwar bei M&usen, Ratten, Meerschweinchen,
Steinmarder, Vogel (Tauben), grauen Mausen etc.
Im groBen und ganzen ist dies die Literatur der Tetragen us-
frage. Der grofiere Teil der Falle ist wegen mangelhaften Studiums
wissenschaftlich kaum verwertbar.
Bemerkenswert erscheint es, daB man gerade in der deutschen
bakteriologischen Literatur diesbeziiglich so wenig Material findet, wahrend
die ausiandische, zumal die franzSsische und italienische Literatur einen
weit grSBeren Schatz an einschiagiger Literatur aufweist.
Von Interesse fflr uns scheint es, da uns ja ein Fall von Meningitis
beschaftigte, daB gerade bei Hirnprozessen die Tetragen us-Kokken
am allerseltensten gefunden wurden, Sarcinen jedoch iiberhaupt nicht.
Und die Wichtigkeit des Falles ist darin gelegen, als hiermit die
Ansicht vieler, daB der Tetragen us-Coccus implicite die Sarcina
tetragena fur Menschen nicht pathogen wdren, entschieden widerlegt
erscheint.
Etwa die Baumgartens, der in seinem Lehrbuch sagt:
„Die Tetragenus-Kokken sind auch fur die raenschliche Pathologie insofern vou
einiger Bedeutung, als die Hauptfundstelle derselben die Wandung phthisischer Kaverneu
ist. Mit dem Kavernensekrete mischen sie sich in mehr oder weniger grofier Zahl dem
phthisischen Sputum bei. Ob ihre Anwesenheit im Kavernensekret eiuen schadlichen
Ein flu 13 hat, ist zweifelhaft, da sichere Beweise einer pathogenen Wirksamkeit des in
Rede stehenden Coccus beim Menschen nicht erbracht sind. In der Literatur finden
sich zwar mehrfach Betrachtungen angefuhrt, in welchen dieser Coccus als Erreger von
Abszessen, eitrigen Entziindungen seroser Haute, sogar von septischen Allgemeinerkran-
kungen aufgetreten sein soli, doch ermangle diese Beobachtung der sicheren Beweis-
kraft, da fur keine derselben die etwaige Anwesenheit von pyogeneu Staphylo- und
Streptokokken in exakter Weise ausgeschlossen ist.
Ich selbst habe niemals den Micrococcus tetragenus im Innern der Organe
oder im Blute des Menschen gefunden und muS daher bis auf weiteres die Menscnen-
pathogenitat derselben in Frage stellen. 14
Diese Worte beziehen sich selbstverstSndlich auch auf die Sarcina
tetragena und scheinen durch unsern Fall eben einwandfrei widerlegt.
Erst* Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5 6. 31
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
E p i k r i s e.
Fassen wir zum SchluB noch einmal zusammen, was sich bei dem
Studium unseres Falles aus der Sarcinenfrage [ergeben hat, so konnen
wir in wenigen S&tzen folgendes sagen:
1) Der von uns untersuchte Fall stellt eine durch eine echte Sarcina
tetragena hervorgerufene Meningo-encephalitis und -myelitis
purulenta dar, die einen sehr bosartigen raschen Verlauf nahm. Der
Ausgangspunkt der Erkrankung kann nicht festgestellt werden.
2) Durch diesen Fall ist der sichere Beweis erbracht, dafi die Sar¬
cina tetragena fur die menscliliche Pathologie von Bedeutung ist;
sie wurde aus dem Eiter als einziger Erreger in Reinkultur gezuchtet.
3) Es ist von prinzipieller Wichtigkeit, die Sarcina tetragena
vom Micrococcus tetragenus streng auseinanderzuhalten; denn es
steht auBer Zweifel, daB der Micrococcus tetragenus fakultativ Sar-
cinepakete zu bilden imstande ist; aber es ist ebenso sicher, daB die echte
Sarcina keine Tafelkokken zu bilden pflegt. Aus diesem Grund eben
ist man nicht berechtigt, die beiden Mikroorganismen Sarcina tetra¬
gena und Micrococcus tetragenus zu identifizieren.
4) Der Unterschied der beiden Mikroorganismen ist ein wesentlich
morphologischer und kultureller. Im Tierkorper jedoch ist der Unter¬
schied der beiden, abgesehen von der starkeren Virulenz der Sarcina
tetragena kaum nennenswert.
5) Alle gebrSuchlichen Laboratoriumstiere sind fflr die Sarcina
tetragena empfanglich und verfallen bei jeder Infektionsart einer letal
endigenden Allgemeinerkrankung.
Xiiteraturangaben.
1) Migula, siehe Lehmann und Neumann (2).
2) Lehmann und Neumann, Atlas u. GrundriS der Bakteriol. 1910.
3) Koch, Mitt, aus d. Kais. Gesundh.-Amt. Bd. 2.
4) Gaffky, Langenbecks Arch. Bd. 28. p. 500.
5) Sauerbeck, Sarcina mucosa nova species. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Org.
Bd. 56. 1909. p. 289.
6) Viquerat, Zeitschr. f. Hvg. Bd. 18. 1894. p. 411.
7) Bou tron, Recherches sur le M icrococcus tetragenus septicus etc. [These.]
Paris 1893.
8) Looten et Qui, Infection puerp^rale prolong^. (Ann. de Gyn. et d’Obst. 1909.
p. 134.)
9) Carazzani und Luzzatto, Reform, med. 1903, No. 10.
10) Chauffard et Ramond, F., Deux cas mortels de septic, tetrag. (Arch, de med.
expdr. 1890.)
11) Castaigne, Pleurdsie purul. et sept, mortelle. (Bullet, de la soc. anat. de Paria.
1897.)
12) Farisans et de Damany, Sem. m4d. 1897.
13) Karl in sky, Centralbl. f. Bakt. Bd. 7. 1890.
14) Park und Boswell, Med. News. Vol. 53. 1888.
15) Kapper, Wien. med. Presse. 1890. No. 27.
16) Stein ha us, Zeitschr. f. Ilyg. Bd. V. H. 3.
17) Lartigan, A. J., Philadelphia med. Journ. 1899. Vol. III. p. 899.
18) Ziegler, K., Munch, med. Wochenschr. 1908. p. 2487.
19) Delearde, Gaz. hebd. de med. No. 54. p. 637.
20) Bose et Gal a vie lie, Rech. sur le Micr. tetr. etc. (Arch, de mdd. exp<5r. et
d’anat. path. T. 11. 1890. No. 1.)
21) Delalande, Contribution il 1’dtude du Micr. tetr. [These.] Paris 1899.
22) Muller, R., Wien. klin. Wochenschr. 1904. p. 815.
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Konr&di, Wie lange widereteht das Wutvirus in der Erde etc.
483
23) Boschi et Belley, Bull. d. sc. mod. d. Bologna. Ser. 7. Vol. 8. 1897.
21) Arullani, Gaz. d. Osp. e del. Clin. 1905. No. 85. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I.
Ref. Bd. 42.)
*25) Brugnola, Riform. rued. 1906. p. 60.
26) Boni, Gaz. d. Osp. e. d. Clin. 1906. No. 72.
27) Geiwe, Fachler, Mitchell und Hellmann, Philadelphia monthly med.
Journ. 1899. Vol. 1.
28) Pende, N., Policlinico. 8er. Prat. 1907.
29) Besanfon, M. F., M6ningite suppurde localisee due au microcoque tetragfene.
(Sem. med. 1898. p. 40.)
30) Catola, Gaz. hebd., 1897.
31) Altana, Ueber einen von Meerschweinchen isosierten Tetragenus. (Centralbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 48.)
32) Lode, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 29. p. 298.
33) v. Baumgarten, Lehrbuch der pathog. Mikroorg. Leipzig 1911.
Nachschrift. Lange nach Fertigstellung dieser Arbeit kam uns
die Mitteilung von B u r k h a r d t (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 70. H. 3. p. 417)
uber eine menschenpathogene Sarcina tetragena in die Hande. In
dieser Arbeit verf&llt jedoch der Autor demselben Fehler, wie alle die-
jenigen, die die Sarcina tetragena mit dem Micrococcus tetra¬
genus identifizieren.
Wir haben in unserer Arbeit — so glauben wir, den Standpunkt
geniigend pr&zisiert, daB die Identifizierung der beiden Mikroorganismen
unrichtig ist und Verwirrung angerichtet hat. Burkhardt hat es, wie
wir, mit einer echten Sarcine zu tun. Im iibrigen decken sich raeine
Befunde mit den seinen fast vollig.
Nachdruck verboten.
Wie lange widersteht das Wutvirus in der Erde, an der
Luft und in der Kalte?
{Aus dem Institute fur Allgem. Pathologie und Therapie der Universitat
Kolozsvar (Ungarn) (Vorstand: Prof. Dr. Joseph v. Lote).]
Von Privatdozent und Adjunkt Dr. Daniel KonrAdi.
Der Ausgangspunkt der hier folgenden Untersuchungeu war eine
an das Institut am 8. August 1899 eingegangene Anfrage, als ein Stuhl-
richter den Kadaver einer Katze mit der Frage einsandte: War die
Katze wutkrank oder nicht? Wann die Katze zugrunde gegangen war,
dartiber konnten wir nahere Daten nicht erfahren. Bei der Unter-
suchung sahen wir, daB dieselbe ganz verfault und stinkend war. Es
wurde aus ihrem verlSngerten Marke ein Kaninchen subdural infiziert,
obwohl wir fiirchteten, daB das Tier an Septik&raie vor der Zeit zu¬
grunde gehen wurde. Es wurde aber nach Sitte unseres Institutes aus
der Emulsion vor der Inokulation eine Aussaat auf Agar gemacht, die
steril blieb. Das Kaninchen zeigte wahrend einer Beobachtungsdauer
von 74 Tagen gar keine Krankheitserscheinungen, woraus gefolgert wurde,
daB die fragliche Katze nicht wutkrank war. Wenn wir jetzt in einer
gleichen Frage Antwort geben miiBten, konnten wir das nach einer so
kurzen Beobachtungsdauer nicht tun, weil wir seitdem in mehreren Unter-
suchungsserien, welche aus anderen Grunden unternommen wurden, zu
dem Schlusse kamen, daB die Wutkrankheit beim Kaninchen manchmal
nach einem, ja sogar nach 1 1 / 2 Jahren erscheinen kann.
31*
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484
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Zum zweiten Male hatten wir am 7. MSrz 1907 Gelegenheit gehabt r
mit verfaultem Gehirn Untersuchungen anzustellen. Ein Hund verendete
am 2. M&rz, da aber der Behorde-Tierarzt abwesend war, konnte die
amtliche Untersuchung erst nach 5 Tagen unternommen werden und so
gelangte das Gehirn in ziemlich verfaultem Zustande in das Institut.
Die Aussaat blieb wieder steril. Das aus dera verlSngerten Mark sub¬
dural infizierte Meerschweinchen ging am 23. Tage nach einer Krank-
heitsdauer von 4 Tagen, das in gleicher Weise inokulierte Kaninchen
aber erst nach 160 Tagen unter den typischen Erscheinungen der VVut
ein. DaB das Tier wirklich an Wut eingegangen ist, das bewies nicht
nur der Befund der Negrischen K5rperchen, sondern auch das Tier-
experiment, da das aus diesem Kaninchen subdural infizierte Meer¬
schweinchen nach 16, das Kaninchen aber nach 140 Tagen an typischer
Wut eingingen.
Zum dritten Male hatten wir am 7. Mai 1907 mit einem 3 Tage
friiher zugrunde gegangenen und verfaulten Gehirn eines Hundes Uuter-
suchungen begonnen. Mit dem Mikroskop wurden Streptobacillen und
Negrische Korperchen gefunden. Das mit dem verliingerten Mark
subdural infizierte Meerschweinchen ging nach 19, das Kaninchen nach
21 Tagen, und zwar nach einer Kraukheitsdauer von 3 resp. 4 Tagen
unter den typischen Erscheinungen der W T ut ein.
Zum vierten Male konnten wir am 11. August 1908 das Gehirn eines
in Nyiregyhaza (ca. 400 km weit) 3 Tage friiher verstorbenen Menschen
untersuchen, welches der groBen Sommerwarme halber in ziemlich ver¬
faultem Zustande anlangte. Die Aussaat blieb aber steril. Im Ammons-
horn wurden Negrische Korperchen gefunden. Das mit der Gehirn-
emulsion subdural inokulierte Kaninchen ging am 16. Tage nach einer
Krankheitsdauer von 3 Tagen, das intramuskular infizierte Meerschwein¬
chen aber erst nach 28 Tagen nach einer gleichen Krankheitsdauer an
typischer Wut ein.
Der filnfte Fall ereignete sich am 1. April 1910. Ein fremder Hund
taumelte am 24. Marz in den Hof eines Mediziners. Das Tier war
traurig, wollte nicht fressen. Am nachsten Tage schnappte es nach den
Katzen und Handeln, am dritten Tage biB es die GroBmuttar des Medi¬
ziners und die im Hofe sich aufhaltenden Katzen, am 27. MSrz verendete
es. Der sich mit dieser Frage nicht befassende junge Mediziner ver-
scharrte den Hund, exhumierte denselben jedoch nach 3 Tagen auf das
Mahnen anderer und iibergab den Kadaver dem pathologisch-anatomischen
Institute, von wo derselbe am 31. MSrz zu uns uberfuhrt wurde. Bei
der Untersuchung, die 5 Tage nach dem Tode des Tieres unternommen
wurde, war das Tier ganz verfault und stinkend, im Ammonshorn sahen
wir viele Negrische Kdrperchen. Aus dem verliingerten Marke wurde
teils mit Salzlijsung, teils nach Marx mit 1-proz. Karbollosung eine
Emulsion bereitet und aus derselben je ein Meerschweinchen und ein
Kaninchen unter die harte Hirnhaut resp. aus der Karbolemulsion ein
Meerschweinchen subkutan infiziert. Die Aussaat blieb steril. Alle vier
Tiere gingen unter den typischen Erscheinungen der Wut ein, und zwar
die zwei Kaninchen nach 18, das subdural infizierte Meerschweinchen
nach 20, das subkutan geimpfte nach 28 Tagen.
Der sechste Fall kam am 1. Dezember 1911 zur Untersuchung. Ein
10-jiihriger Knabe wurde im pathologisch-anatomischen Institute seziert,
der auf der internen Klinik in bewuBtlosem Zustande und zwischen
Krampfen im Laufe von 3 Tagen starb. Da bei der Sektion spezifische
Veranderungen nicht gefunden wurden, wurde der Verdacht auf Wut-
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Konradi, Wie lange widersteht das Wutvirus in dcr Erde etc.
485
krankheit geschopft. Auf ihren Wunsch wurde daher aus dem ver-
langerten Marke ein Meerschweinchen und ein Kaninchen subdural in-
fiziert. Dies konnte jedoch aus auBeren Griinden erst 5 Tage nach dem
Tode vorgenominen werden, als das Gehirn schon in Faulnis (iberging.
Auf der Aussaat entwickelten sich Bacillen und Kokken. Das Meer¬
schweinchen ging unter den typischen Erscheinungen der Wut nach
einer Krankheitsdauer von 24 Stunden am 22. Tage zugrunde, das
Kaninchen blieb jedoch sehr lange am Leben, und es entwickelte sich
bei demselben ein Krankheitsbild, welches v. Ldte unter dem Namen
„lyssa recurrens“ beschrieben wurde. Wir konnten im ganzen 4 solcher
rekurrenten Fieberanfalle beobachten, und schlieBlich verendete das Tier
unter den typischen Erscheinungen der paralytischen Wut nach 411 Tagen
mit einem Gewichtsverlust von 550 g. Im Ammonshorn konnten wir
viele Negrische Korperchen nachweisen, die Aussaat blieb steril.
Diese Beobachtungen geben uns Veranlassung, diese Frage auch
experimentell eingehender zu untersuchen, und zwar urn so mehr, da in
der diesbeziiglichen Literatur sehr widersprechendeResultate zu finden sind.
Die erste diesbeziigliche Beobachtung stamiut aus dem Jahre 1882 von Pasteur,
Chamberland, Roux und Thuillier. Nach ihrer Beobachtung war das Gehirn
eines an Wut verendeten Tieres, welches bei einer Temperatur von 12° gehalten wurde,
nach 3 Wochen noch virulent. Galtier untersuchte am 25. 11. 1887 das Gehirn eines
Hundes, welcher 16 Tage friiher erlag und 15 Tage verscharrt war, und fand es noch
virulent, da der aus dem verliingerten Marke subdural infizierte Hund am 12. Tage
nach der Inokulation die Wut bekam. In einer anderen Mitteilung teilte Galtier
noch im selben Jahre mit, daS das Gehirn des Kaninchens nach einer Faulnis von 15,
dasjenige des Schafes nach einer von 31 und dasjenige des Hundes nach einer solchen
von 44Tagen noch virulent ist. Nach RussoTravali und Brancaleone widersteht das
Wutvirus in den verscharrten Kadavern 38, in den an der Luft verfaulenden aber nur
21 Tage lang. Mergel fand das verfaulte Gehirn eines an Wut eingegangenen Wolfes
nach 14 Tagen noch virulent. Kempner erwahnt in einer Mitteilung betreffs der ge-
ringen Widerstandsfahigkeit des Wutvirus gegen Faulnis einige Versuche, die mit dem
Marke solcher Kaninchen angestellt wurden, die einige Tage in der heiBen Sommerzeit
in einem Stalle liegen geblieben waren, die erwiesen, daB die Faulnis schon nach 2 bis
3 Tagen derart vorgeschrit.ten ist, daB nicht nur die subdural, sondern auch die intra-
muskular infizierten Kaninchen an Sepsis eingingen. Nach Mazzei erhalt sich das
Wutvirus bis nach einer 40-tagigen Verfaulung virulent, wenn es iiltriert in das Peri¬
toneum und bis 63 Tage lang, wenn es direkt in die Vorderkammer des Auges einge-
impft wird. Jim off impfte 2 Kaninchen mit etwas zersetztem und 16 mit ganz zcr-
setztem Gehirn. Unter diesen ging eines an Septikamie und 8 an Wut zugrunde.
Jirnoff bemerkt noch, daB die Verwesung die Virulenz herabsetzt. Nicolle empfiehlt
fur solche Fiille, das Gehirn auf 48 Stunden in steriles Glyzerin zu legen. Mit 7 so
behandelten verfaulten Gehirnen bekam Nicolle 5 positive Resultate, eine Septikamie
und ein Experiment fiel negativ aus. Rem linger Iiltriert das schon zersetzte Gehirn
durch Berkefeld V-Kerzen und inokuliert erst nachher. So gelang es ihm mit ganz
zersetztem Kaninchengehirn bei 7 unter 9 Kaninchen, mit in gleicher Weise zersetztem
Hundegehirn in alien 8 Fallen Wut zu erzeugen. In einer anderen Mitteilung fand
Rem linger die Gehirne, welche bei etwa 10° aufbewahrt waren, trotz starker Faulnis
bis 72 Tage virulent. Klimmer fand 15 Tage lang faulendes Kaninchenmark noch
virulent. Bertarelli untersuchte die Beziehungen zwischen den Virulenzmodifikationen
des Wutvirus und den Veranderungen der Negrischen Korperchen und fand, dafl
eine Verwesung von 11 Tagen an dcr Luft in etwas feuchtem Raume das StraBenwut-
virus nicht zerstort, eine solche von 12—15 Tagen aber sowohl das fixe, als auch das
StraBenvirus vernichtet, ohne die Negrischen Korperchen stark zu beeinflussen. Dies
beobachtete schon Negri in seiner ersten Mitteilung, wo er sagt: „2—3 und noch
mehr Tage nach dem Tode trotz vorgeschrittener Faulnis bcwahrt der von mir be-
schriebene Mikroorganismus seine Vitalitat“.
Es beschaftigt sich sehr eingehend mit dieser Frage v. Ratz. Er muBte zweimal
das Gehirn von Hundekadavern untersuchen, von denen der eine 12 Tage, der andere
3 Wochen lang verscharrt waren. Die Impfversuche blieben in beiden Fallen erfolglos,
woraus er schlieBen muBte, daB die Tiere nicht von der Wut befallen waren. Er lieB
aber die Kadaver der mit Straflenwutvirus geimpften Kaninchen einscharren oder an
der Erdoberfliiche verfaulen und aus dem faulenuen Gehirn Kaninchen subdural, sub-
kutan oder in die Schenkelmuskeln infizieren. Die Verscharrung geschah in einer
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486
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Tiefe von 1 L —*/« m - v. Ratz kam aus semen Untersuchungen zu dem Schlusse, daB das
WutviruR 14—24 Tage lang der Faulnis widersteht, schwacht inzwischen aber ab, da
die Krankheitssymptome an den infizierten Tieren epater erscheinen und langer dauem *).
Aus dem oben Angefuhrten sehen wir also, was ftir ein groBer Unter-
schied zwischen den einzelnen Angaben ist. Es ist dies jedoch kein
Wunder, da die Resulate der unter so verschiedenen Bedingungen unter-
nommenen Versuche miteinander nicht verglichen werden konnen. Es
ist aus den diesbezfiglichen Anftihrungen nicht zu entnehmen — aus-
genommen die v. Rdtzschen Untersuchungen — wie tief die Kadaver
verscharrt waren, wie die Gestaltung des Bodens war, zu welcher Jahres-
zeit und wie lange nach dem Tode die Verscharrung geschah, ob die
Weiterimpfungen mit an fixem oder an StraBenvirus eingegangenen Ka-
davern vorgenommen wurden, da doch diese Faktoren bei der Vergleichung
von groBer Wichtigkeit sind. Das Resultat der Probeimpfungen hangt
ferner auch vom Tiere ab, welcher zur Infizierung benutzt wurde (Meer-
schweinchen, Kaninchen, Hund etc.) und von der Art der Probeinfektion
(subdural, subkutan, intramuskular etc.). Die Verfasser erwahnen auch
nicht, ob sie in dem verfaulten Gehirn irgendwelche Bakterien gesucht
und gefunden haben. Aus diesem Grunde halten wir es fur ratsam,
unsere Erfahrungen und Untersuchungen zu veroffentlichen, da wir auch
auf diese Verhaltnisse groBes Gewicht legten. Es soli schon im voraus
bemerkt werden, daB wir die Faulnis in der Erde, an der Oberliache der
Erde, im kalten, warmen, trockenen Raume zu jeder Jahreszeit vorge¬
nommen haben, urn damit samtliche im praktischeu Leben vorkommende
Verhaltnisse besser nachahmen zu konnen.
Exp. 1. Ein Kaninchen der 73. Passage, welches nach einer Krankheitsdauer
von 4 Tagen am 14. Tage nach der subduralen Infektion unter den typischen Erschei-
nungen der Wut zugrunde ging, wurde ain 23. August, 6 Stunden nach dem Tode
(wiihrend dieser Zeit hielten wir es bei einer Temperatur von 8—10° C) 1 m tief in
einen trockenen, lehmigen, schwarzen Boden verscharrt. Nach 7 Tagen ausgegraben,
zeigt besonders der Kopf eine Verfaulung; das Gehirn ist erweicht. Aus dem Riicken-
mark wird eine Emulsion mit Kochsalzlosung bereitet, in welcher die Kultur viele
Bakterien zeigte. Es wurde aus dieser Emulsion ein Meerschweinchen und ein Kaninchen
subdural infiziert. Das Meerschweinchen ging am 29. Tage nach einer Krankheitsdauer
von 3 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde und die aus dem-
selben angelegte Kultur blieb steril. Das Kaninchen zeigte anfangs gar keine Krank-
heitserscheinungen, sein Korpergewicht nahm im 1. Monat urn 200 g zu, aber nach
112 Tagen erschienen die typischen Wutsymptome, welche nach einer Dauer von 5 Tagen
mit einem Gewichtsverluste von 230 g das Tier toteten. Die aus ihm angelegte Aus-
saat blieb steril. Es soil bemerkt werden, daB auch die anderen geimpften Kaninchen
der 73. Passage, die zur Fortsetzung der Serie dienten und die sofort nach dem Tode
geimpft wurden, nach 12—14 Tagen an der Wut eingingen.
Exp. II. Ein Kaninchen der 72. Passage, welches am 12. Tage nach der sub-
duralen Infektion nach einer Krankheitsdauer von 4 Tagen unter den typischen Er¬
scheinungen der Wut einging, wurde am 9. August, 1 Stunde nach dem Tode, in dem-
selben Boden, wie das vorige, 1 m tief, verscharrt. Nach 14 Tagen ausgegraben. war
die Faulnis so vorgeschritten, daB sozusagen nur das Skelett ubng geblieoeu war; von
dem Gehirn blieb auch kaum etwas, das Riickenmark war auch ganz erweicht. Die
aus diesem Tier angelegte Aussaat zeigte sehr viele Bakterien. Das mit der Riicken-
marks-Emulsion subdural infizierte Meerschweinchen ging nach einer Krankheitsdauer
von 48 Stunden am 30. Tage unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde.
Die aus seinem Gehirn angelegte Aussaat blieb steril. Das ebenfalls subdural infizierte
1) Aufler den oben angefuhrten literarischen Angaben finden wir auch in einer
von Motte und Protopopoff im Jahre 1887 erschienenen Mitteilung eine diesbezug-
liche Erwahnung. Hier beschreiben Verff. einen Mikroben, welcher beim Kaninchen
und Hund eine der paralytischen Rabies vollkommen ahnhche Krankheit hervorbringt.
Sie batten einen Wolf ausgegraben, nachdem er 5 Tage in der Erde gelegen hatte.
Von diesem Wolfe wurde die Medulla einem Hunde und einem Kaninchen durch Trepa¬
nation eingeirnpft. Das Kaninchen starb nach 7 Tagen und enthielt im Hirn genau
dieselben Stiibcnen wie oben. Diese Beobachtung kann ich meinerseits aus leicht zu
verstehenden Griinden nicht fiir beweiskraftig halten.
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Konrddi, VVie lange widersteht das Wutvirus in der Erde etc.
487
Kaninchen fieberte 30 Stunden nach der Impfung, zeigte aber nachher 182 Tage hin-
durch bei standigem Kftrpergewicht gar keine Krankheitserscheinungen; am 183. Tage
aber brach die Wut aus, welche es uach 3 Tagen mit einem Gewichtsverlust von 300 g
totet. Die Aussaat blieb steril. Die zur Fortsetzung der Serie aus dem andcren Gliede
dieser Passage weitergeimpften Kaninchen gingen nach 14 Tagen an typischer Wut ein.
Exp. III. Das einc Glied der 70. Passage, welches am 14. Tage nach der sub-
duralen Infektion nach einer Krankheitsdauer von 5 Tagen der Wut erlag, wurde 12
Stunden nach dem Tode in demselben Boden 1 m tief verscharrt, und zwar am 16. Juli.
3 Wochen spater ausgegraben, zeigte die Faulnis einen derartigen Fortschritt. daS wir
aus dem Genirne gar nichts und nur von dem Lendenmarke eine zur Probeinokulation
notige Menge fanden. Die aus der Emulsion angelegte Aussaat zeigte verschiedene
Bakterien. Das subdural infizierte Meerschweinchen ging am 44. Tage nach einer
Krankheitsdauer von 10 Tagen an typischer Wut ein. Die aus seinem Gehirne ange¬
legte Kultur blieb steril. Das ebenfalls unter die h£rte Himhaut inokulierte Kaninchen
ging nach einem fiebernden Zustande von 6 Tagen an Sepsis zugrunde. Das andere
Glied dieser Passage ging nach 13 Tagen an Wut ein.
Exp. IV. Ein Kaninchen der 6*3. Passage, das nach der subduralen Impfung am
33. Tage nach einer Krankheitsdauer von 48 Stunden an Wut zugrunde ging, wurde
am 10. Juni, 8 Stunden nach dem Tode, in demselben Boden und in derselben Tiefe,
wie die vorherigen begraben. Nach 4 Wochen ausgegraben, waren die Knochen teils in
den Gelenken nicht mehr zusammenhangend, der Schadel alleinstehend, die Weichteile
waren zerfallen, der untere Teil der Wirbelsaule in allein stehenden Wirbeln, der
Riickenleil der Wirbelsaule war noch zusammenhangend und aus diesem gelang es uns,
eine zur Weiterimpfung notige Menge des Riickenmarkes zu entnehmen, aus welcher
mit physiologischer KochsalzlOsung eine Emulsion bereitet wurde. Die Aussaat zeigte
sehr verschiedene Bakterien. Das subdural infizierte Meerschweinchen ging nach einer
Krankheitsdauer von 9 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Wut am 42. Tage
zugrunde. Die aus demselben angelegte Aussaat blieb steril. Das subdural inokulierte
Kaninchen zeigte anfangs gar keine Krankheitserscheinungen. Am 107. Tage ging das
Tier nach einer Krankheitsdauer von 3 Tagen mit einem Gewichtsverluste von 300 g
unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde. Die zur Fortsetzung der Serie
aus dem anderen Gliede dieser Passage weitergeimpften Kaninchen gingen am 14. reap.
17. Tage, ein Meerschweinchen am 8. Tage" an Wut zugrunde.
Exp. V. Das eine Glied der 67. Passage, welches nach der subduralen Inokulation
am 17. Tage an typischer Wut einging, wurae am 6. Juni, 24 Stunden nach dem Tode,
wahrend welcher Zeit es bei einer Temperatur von 12—16° C stand, in denselben
Boden 1 m tief verscharrt. Nach 5 Wochen ausgegraben, fanden wir Weichteile gar
nicht; auch keine Spur von Gehirn. Knochen alle alleinstehend, nur aus dem Riickcn-
teile des Markes konnten wir eine zur Weiterimpfung nfttige Menge gewinnen, aus
welcher eine der gewohnlichen gleich dicke Emulsion bereitet wurde. Die aus dieser
Emulsion angelegte Aussaat zeigte sehr viele Bakterien. Das subdural inokulierte Meer¬
schweinchen ging nach einer Krankheitsdauer von 9 Tagen am 43. Tage an reiner Wut
zugrunde. Das auf gleiche Weise geimpfte Kaninchen zeigte vom 6.—10. Tage nach
der Impfung eine Temperaturerhohung; nach Verlauf derselben fiihlte sich das Tier
ganz wohl, am 90. Tage brach aber die Wut aus, welche nach einer Dauer von 4 Tagen
das Tier tQtete. Die zur Fortsetzung der Serie weitergeimpften Kaninchen erlagen am
12. reap. 13. Tage unter den typischen Wuterscheinungen.
Exp. VI. Das eine Kaninchen der 64. Passage, das im Laufe von 21 Tagen an
Wut zugrunde ging, wurde am 4. Mai 14 Stunden nach dem Tode in demselben Boden
1 m tie? begraben. 6 Wochen nachher ausgegraben, fanden wir bloS alleinstehende
Knochen; den zur Impfung notigen Stoff jedocn nicht.
Exp. VII. Das eine Glied der 65. Passage, welches 18 Tage nach der subduralen
Inokulation einging, wurde am 14. Mai 6 Stunden nach dem Tode in demselben Boden
1 m tief begraben. 7 Wochen spater ausgegraben, fanden wir blofi Knochen und
konnten deshalb keine Weiterimpfung vornehrnen.
Exp. VIII. Das eine Kaninchen der 63. Passage, das am 12. Tage nach der
subduralen Injektion zugrunde ging, wurde am 16. April in derselben Weise begraben.
Nach 3 Monaten ausgegraben, wurden nur Knochen gefunden. Weiterimpfung konnte
nicht vorgenommen werden.
Exp. IX. Das eine Glied der 54. Passage, welches 19 Tage nach der subduralen
Infektion an typischer Wut zugrunde ging, wurde nicht verscharrt, sondern an einem
Orte gehalten, dessen Temperatur im 1. Monat zwischen +2 und +5° C, im 2. Monat
zwischen +5 und +7°, schlieSlich im 3. Monat zwischen +7 und +10° C wechselte.
Nach 3 Monaten war es derartig stinkend, dafi man kaum in der Nahe stehen konnte.
Wir konnten nur aus dem Ruckenmarke eine Emulsion bereiten, in welcher die Kultur
Bacillen und Kokken zeigte. Das subdural inokulierte Meerschweinchen bekam die
Wut am 17. Tage und ging nach einer Krankheitsdauer von 3 Tagen daran zugrunde.
Das unter die harte Hirnhaut infizierte Kaninchen erlag nach 278 Tagen an typischer
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Wut, und zwar nach einer Krankheitsdauer von 5 Tagen. Die aua beiden an gel eg te
Aussaat blieb steril. Urn zu sehen, ob das Lyssavirus wahreud dieser Iangen Zeit keine
Aenderung erlitten hatte, wurde aus ihm ein Meerschweinchen subdural infiziert. Dieses
Tier ging nach 6 Tagen an typischer Wut zugrunde und das aus letzterem ebenfalls
unter die harte Hirnhaut geimpfte auch nach 6 Tagen; es wurde mit dera letzteren
Meerschweinchen auch ein Kaninchen subdural infiziert, welches nach 14 Tagen von
der Wut getotet wurde.
Exp. X. Ein Kaninchen der 60. Passage, welches innerhalb 14 Tagen an Wut
zugrunde ging, wurde ebenfalls nicht verscharrt, sondern an einera Orte gehalten, desscn
Temperatur zwischen +9 und +14° C schwankte. Nach einem Monate fanden wir in
der aus dera Riickenmarke bereiteten Emulsion durch Kultur verschiedene Bakterien.
Das subdural geimpfte Meerschweinchen bekam die Wut am 8. Tage und ging nach
einer Krankheitsdauer von 24 Stunden daran zugrunde. Das ebenfalls subdural in-
okulierte Kaninchen wurde am 20. Tage wutkrank und ging nach einer Krankheitsdauer
von 2 Tagen zugrunde. In beiden Fallen blieb die Aussaat steril.
Exp. XI. Das eine Glied der 48. Passage, welches 14 Tage nach der subduralen
Infektiou an reiner Wut erlag, wurde ebenfalls nicht verscharrt, sondern 12 Tage hin-
durch bei einer Temperatur von +10—15 0 O gehalten, und zwar im Oktober. Wahrend
diesen Tagen wurde taglich aus dem Riickenmarke eine Kultur angelegt, und zwar
jeden Tag aus einer frisch geoffneten Stelle der Wirbelsaule. Wir wollten namlich
sehen, wann die Faulnisbakterien im Riickenmarke erscheinen. Alle Aussaaten blieben
steril. Jetzt wurde auch die Schadelhohle geoffnet und die Kultur zeigte auch aus dem
Gehirn keine Entwickelung. Nun wurde jetzt sowohl aus dem Gehirn, als auch aus
dem Riickenmarke je ein Meerschweinchen und ein Kaninchen subdural infiziert. Das
aus dem Gehirn inokulierte Meerschweinchen ging nach 8, das Kaninchen nach 14 Tagen
an typischer Wut zugrunde nach einer Krankheitsdauer von 24, resp. 30 Stunden. Das
aus dem Riickenmarke geimpfte Kaninchen ging vor der Zeit an einer fremden In-
fektion zugrunde, das Meerschweinchen bekam die rasende Wut am 7. Tage, und zwar
derart, daS es alles bid, was ihm vorgelegt wurde. Aus diesem Grunde Drachten wir
in seinen Kafig 3 junge Schweinchen, um zu sehen, wie lange die Inkubation beim
Meerschweinchen nach der natiirlichen Infektion dauert. Das wutkranke Meerschweinchen
blieb noch 8 Stunden am Leben. bifi aber wahrend dieser Zeit alle 3 ofters. Sie be-
kamen die Wut alle 3 auf einmal, und zwar nach 35 Tagen. Die Krankheitsdauer war
bei 2 eine 3-tagige, beim dritten eine 5-tagige.
Exp. XII. Mit dem Kaninchen der 49. Passage, das am 11. Tage zugrunde
ging, machten wir denselben Versuch, wie im Exp. XI, mit dem Unterschiede, dafi
wir den Kadaver 21 Tage lang faulen liefien. Die taglich aus den verschiedenen Teilen
des Riickenmarkes sngelegten Aussaaten blieben steril. Bei der am 21. Tage vollfuhrten
Sektion war der Kacfavcr sehr verfault und verbreitete einen unangenehmen Geruch,
ja sogar die mit physiologischer Koehsalzlosung bereitete Riickenmarksemulsion. Das
mit dieser Emulsion subdural geimpfte Meerschweinchen zeigte am 31. Tage die
typischen Erscheinungen der Wut und ging nach einer Krankheitsdauer von 48 Stunden
zugrunde. Das ebenfalls subdural iufizierte Kauinchen bekam die Wut schon am
11. Tage und ging binnen 2 Tagen daran zugrunde. Auffallig ist es, daS das Kaninchen
die Wut friiher bekam, da wir im Laufe unserer Experimente zu dem Resultate kamen,
daS das Meerschweinchen viel empfindlicher ist. Die Ursache kann in diesem Falle
darin gelegen haben, dafi das Meerschweinchen, das ein Korpergewicht von 600 g hatte,
ein altes, das Kaninchen hingegen, welches 1050 g Korpergewicht zeigte, ein ganz
junges Tier war.
Exp. XIII. Das eine Kaninchen unserer 50. Passage, welches 12 Tage nach
der subduralen Infektion unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde ging.
wurde am selben Orte gehalten, wie im XI. und XII. Exp., jedoch 30 Tage lang.
wahrend welcher Zeit die Temperatur nachts im Laufe der 5 letzten Tage auf +5°
fiel; dieselbe schwankte zwischen +10 und 15°. Wahrend dieser Zeit begann das
Haar auszufallen und schon in einer Ent.fernung von 1 m war der faulige Geruch be-
merkbar. Nach 30 Tagen fanden wir in der Emulsion aus dem Riickenmarke Bakterien
aus der Coli-Gruppe. Das subdural geimpfte Meerschweinchen bekam die Wut am
36. Tage und ging nach 30 Stunden zugrunde, das auf gleiche Weise geimpfte Kaninchen
fieberte nach 8 Tagen, am 10. Tage zittert es. atmet sc.hwer, die Bewegungen sind un-
sicher, es zeigt einen Gewichtsverlust von 220 g. Dieser Zustand dauerte 6 Tage lang.
wonach das Tier wieder munter wurde, das fruhere Korpergewicht erreichte, jedoch
36 Tage nach der Impfung erschieneu die typischen Erscheinungen der Wut, und nach
einer Dauer von 4 Tagen ging das Tier daran zugrunde. Da die Milz etwas ver-
grofiert war, trotzdem wir keine andcren Veranderungen fanden, und auch die Aussaat
steril blieb, impften wir, um eine richtige Diagnose stellen zu konnen, ein Meer¬
schweinchen subdural. Dieses Tier ging am 16. Tage nach einer 4-tagigen Krankheits¬
dauer an Wut zugrunde.
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Konradi, Wie lange widersteht das Wutvirus in der Erde etc.
489
Exp. XIV. Ein Kaninchen unRerer 51. Passage, das unter den typischen Er-
scheinungen der VVut am 13. Tage zugrunde ging, hielten wir an demselben Orte, wie
in den letztgenannten 3 Experimented jedoch 2 Monate lang. Wahrend dieser Zeit fiel
die Temperatur nachts in den 2 letzten VVochen auf + 2®, schwankte aber tagsiiber
zwischen +10 und 10°. Wahrend dieser 2 Monate fielen die Haare ganz aus, der
Kadaver verbreitete einen so unangenehmen Gerueh, daB wir kaum imstande waren,
aus dem Riickenmarke desselben eme Emulsion zu bereiten. Die Aussaat zeigte ver-
schiedene Bakterien. Das subdural geimpfte Meerschweinchen ging am nachsteu Morgen
zugrunde, ohne daB wir Krankheitserscheinungen wahrnehmen konnten. Das eben-
falls subdural geimpfte Kajiinchen ging binnen 24 Stunden an Septikamie zugrunde.
Exp. XV. Das eine Kaninchen der 52. Passage, das 12 Tage nach der sub-
duralen Infektion unter den typischen Wuterscheinungen zugrunde ging, hielten wir
vom 3. Dezember bis zum 3. Februar an einem Orte, dessen Temperatur ini letzten
Monate nachts auf 0° sank, am Tage jedoch +8° erreichte. Nach 2 Monaten war der
Kadaver iibelriechend, in der Riickenmarksemulsion fanden wir Kokken. Das subdural
geeimpfte Meerschweinschen bekam die Wut am 8. Tage, 24 Stunden darauf ging es zu-
f runde. Das ebenfalls unter die harte Hirnhaut geimpfte Kaninchen zeigte am nachsten
'age eine Temperatur von 41,2°, welche 48 Stunden anhielt. Das Tier ging dann nach
14 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde, also zu gleicher Zeit,
wie das aus dem anderen Gliede dieser Passage weitergeimpfte 53. Passagekaninchen.
Exp. XVI. Das eine Kaninchen der 55. Passage, welches nach 12 Tagen unter
den typischen Erscheinungen der Wut zugrunde ging, wurde vom 10. Januar bis zum
28. Marz, also 78 Tage lang, in einer Holzkammer aufbewahrt, deren Temperatur sogar
—17° zeigte, wahrend der ganzen Zeit war die grofite Warme blofi 14mal +5 und 3°,
und zwar wahrend der Mittagsstunden ; der Kadaver war wochenlang stcinhart gefroren.
Aus der Riickenmarksemulsion eutwickelten sich in der Aussaat viele chromogene und
farblose Bakterien. Das subdural geimpfte Meerschweinchen bekam die Wut am
7. Tage und ging nach einer Krankheitsdauer von 48 Stunden daran zugrunde, das auf
gleiche Weise geimpfte Kaninchen jedoch erst nach 267 Tagen.
Exp. XVII. Ein Kaninchen der 56. Passage, welches 12 Tage nach der In¬
fektion zugrunde ging, hielten wir an demselben Orte, wie das vorige vom 21. Januar
bis zum 28. Marz, also 67 Tage. Aussaat wie im vorigen Falle. Das subdural geimpfte
Meerschweinchen ist am 10. Tage wutkrank und ging nach einer Krankheitsdauer von
2 Tagen an reiner Wut zugrunde, das ebenfalls subdural geimpfte Kaninchen ging nach
einer Krankheitsdauer von 4 Tagen am 263. Tage ein, und zwar an reiner Wut.
Exp. XVIII. Das eine Kaninchen der 57. Passage wird nach seinem am
12. Tage nach der subduralen Infektion erfolgten Tode in derselben Kalte gehalten,
wie diejenigen des XVI. und XVII. Experimentes, und zwar vom 3. Febr.ms zum
28. Marz, a. h. 54 Tage lang. Das aus demselben subdural infizierte Meerschweinchen
ging am 11. Tage nach einer Krankheitsdauer von 24 Stunden an typischer Wut ein,
das Kaninchen hingegen erst am 179. Tage nach einer Wutkrankheit von 4 Tagen.
Aussaaten wie in vorigen Fallen.
Exp. XIX. Ein Kaninchen der 59. Passage, welches am 14. Tage nach der In¬
fektion zugrunde ging, wurde in derselben Kalte gehalten, wie die vorigen, und zwar
vom 28. Febr. bis 24. Marz, d. h. 29 Tage lang. Die Aussaat blieb steril. Das sub¬
dural infizierte Meerschweinchen wurde am 9. Tage wutkrank und ging innerhalb
24 Stunden daran zugrunde; das Kaninchen bekam die Wut am 22. Tage und ging
nach einer Krankheitsdauer von 3 Tagen daran zugrunde, d. h. 8 Tage spater, wie die
aus dem anderen Gliede dieser Passage weitergeimpften Kaninchen.
Exp. XX. Das eine Glied der 76. Passage wird nach seinem am 13. Tage er¬
folgten Tode in der Herbstzeit 3 Monate hindurch in einer Kammer gehalten, deren
Temperatur zwischen +25 und 16° schwankte. Nach 3 Monaten war es derart aus-
f etrocknet, daB wir weder aus dem Gehirne, noch aus dem Riickenmarke etwas be-
ommen konnten.
Exp. XXI. Das eine Kaninchen der 77. Passage, welches am 14. Tage nach der
subduralen Infektion an der Wut zugrunde ging, wurde in derselben Jnhreszeit und in
derselben Temperatur wie im vorigen Falle 79 Tage lang gehalten. Wahrend dieser
Zeit ist es derart ausgetrocknet, daB wir zur Weiterimpfung koine Gelcgenheit batten.
Diese Untersuchungen beweisen also, daB das Wutvirus in der Erde
5 Wochen lang ganz sicher widersteht; ob es seine Virulenz noch langer
bewahrt, konnen wir nicht sagen, da unsere Tiere in unserem Boden
nach einer linger dauernden Faulnis keine zur Weiterimpfung ndtige
Gehirn- Oder Markteile enthielten.
An der Erdoberflache schreitet die Faulnis etwas langsamer vor,
und so waren wir in der Lage, nach einer solchen auch am Ende des
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490 Centralbl. f. Bakt. etc. [. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
3. Monats Probeimpfungen vorzunehmen. Bei einer solchen F£ulnis
spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, und zwar besonders die
Temperatur und der Feuchtigkeitsgrad der Luft-, deshalb enthielt ein
Kadaver bei der niedrigen Temperatur noch nach 3 Monaten das Wut-
virus, hingegen bei einer hbheren Temperatur schon nach 79 Tagen
nicht mehr. Gegen Kalte bietet das Wutvirus wirklich einen groBen
Widerstand und in dieser Hinsicht konnen wir die Resultate anderer
Forscher best&tigen. Pasteur, Roux, Chamberland und Thuil-
lier batten schon im Jahre 1882 nachgewiesen, dafi eine Kalte von 12°
das Wutvirus nicht zerstort, bei einer Temperatur von 22° in trockener
Luft aber binnen 14 Tagen die Vernichtung eintritt. Diese Tatsache
der Unempfindlichkeit des Virus gegen Kalte konnte auch Celli be-
statigen. Nach Galtier ist das Wutvirus bei einer Temperatur von
—8 und -j-8 noch nach einem Monat virulent, wenn es im Eise von
0°—8° gelegen, 21 Tage lang. Viala konnte nachweisen, daB das Virus
bei einer Temperatur von —4 und +4° im feuchten Zustande 5 Mo-
nate, im trockenen aber nur 18 Tage lang virulent bleibt. Jobertfand
das Gehirn eines Kaninchcns, welches zwischen —10 und —25° ge-
halten wurde, noch nach 10 Monaten infektionsfahig. Nach HSgyes
schadet eine Kalte von 16—35° dem Virus nicht, hSchstens wird es ein
wenig abgeschwiicht. Nach F r o t i n g h a m x ) erwies sich die vom Riicken-
mark eiues Hundes gemachte Suspension, bei —4° C aufbewahrt, noch
nach l Jahr und 10 Monaten als vollvirulent, indem das damit geimpfte
Kaninchen am 18. Tage nach der Impfung erkrankte. Di Mattei
untersuchte die Wirkung der Kalte und stellte fest, daB der Widerstand
liber 8 Monate ohne merkliche Abschwiichung dauert 1 2 ). In 3 Fallen,
welche von Wesbroock und Wilson untersucht wurden, war das
von Hunden stammende Material 5, 18, resp. 22 Tage gefroren gewesen,
bevor es zu Impfzwecken benutzt wurde. Die Inkubation war deutlich
verkingert, die langste 107 Tage. Nach Barratt verliert das Virus iu
Hiissiger Luft bei —190° seine Virulenz binnen 3 Stunden, ist aber iu
tlussiger Kohlensaure noch nach 11 Stunden virulent. Nach den Be-
obachtungen von Harris laBt sich der Impfstoff vollkommen trocknen,
ohne an Virulenz zu verlieren, wenn die Wasserentziehung in der Kalte,
etwa bei 10° unter Null, vor sich geht. Je betrachtlicher die Kalte ist,
desto geringer ist der Verlust an Virulenz. Die Abnahme der Virulenz
erfolgt sehr langsam, erst im Verlaufe von Monaten. Nach di Vestea
geht das Virustiltrat, wenn es gefroren wird, sehr schnell zugrunde.
Diese Beobachtung widerlegt die oben angefiihrten Angaben iiber die
Wirkung der Kalte nicht, da die Filtrate ofters auch ohne jegliche Ein-
wirkung nicht infektios sind und da nur manche Filter das Wutvirus
passieren lassen (Berkefeld), wie dies aus den diesbeziiglichen Uuter-
suchungen bekannt ist (S. Remlinger, Les microbes tiltrants im
Bulletin de lTnstit. Pasteur 1906 samt Literatur).
Es scheint, als ob in alien Fallen eine Abschwiichung des Virus
erfolgte. da die geimpften Tiere die Wutkrankheit erst nach einer viel
langeren Zeit bekamen (die Inkubation war bei Kaninchen 114, 160, 182,
263, 267, 278, 411, bei Meerschweinchen 29, 30, 40, 43, 44 Tage lang),
und auch das stadium morbi ist verlangert (9—10 Tage) in den meisten
1) Diese Angabe wird bei Babes, ,,Traits de la rage“ auf p. 314 nicht richtig
erwiihnt, da F. nicht nur 3 Monate, sondern 1 Jahr und 10 Monate lang das Virus in
der Kalte hielt.
2) Auch diese Angabe ist bei Babes p. 448 anders erwiihnt, da di Mattei das
Virus nicht faulen lied, sondern in der Kiilte hielt. Auch die Quelle ist anders notiert.
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Konradi, Wie lange widerateht das Wutvirua in der Erde etc.
491
Fallen. Diese Abschwachung 'zeigt sich am starksten bei denjenigen
Kadavern, welche in die Erde verscharrt waren, etwas weniger bei den¬
jenigen, die auf der Erdoberfl&che faulten, und am wenigsten bei jenen,
welche in der Kaite gehalten wurden. Es ist aber fraglich, ob das Virus
wirklich abgeschwacht wurde, oder nur eine Verminderung eingetreten
ist im faulenden Nervensystem, da nur in der 1. Generation die Inku-
bation und die Krankheitsdauer veriangert ist; in der 2. Generation er-
scheint die Wut nach einer ublichen Inkubation und ist von gewohn-
licher Dauer, wie dies das IX. und XIII. Experiment beweist. Diese
Untersuchungen zeigen noch, wie unumg&nglich notwendig es ist, die
infizierten Tiere langere Zeit in Beobachtung zu halten. Sehr interessant
ist in dieser Beziehung eine Beobachtung von di Mattei. Es handelte
sich urn einen gerichtlich-medizinischen Fall von Tollwut. Patient starb
48 Tage nach der Infektion. Auf Kaninchen flberimpft, hatte die Krank-
heit eine Inkubationsdauer von 270 Tagen. Verf. fiihrt diese lange
Dauer der Inkubation auf Faulnisprozesse zuriick und hebt mit Recht
hervor, wie wichtig es ist, die Beobachtungsdauer zu verlangern, da be-
sonders in der gerichtlich-medizinischen Praxis selten frisches Material
zur Prufung vorgelegt wird und die MSglichkeit einer langdauernden
Inkubation, bedingt durch Faulnisprozesse, den Sachverstandigen nicht
dazu verleiten darf, eine verfriihte negative Diagnose zu stellen, wenn
nach einer der normalen Inkubationsdauer entsprechenden Zeitfrist die
biologische Reaktion negativ ausfallt. Durch diese Mahnung von
di Mattei sehen wir unsere schon vor 8 Jahren betonte Anforderung
der Notwendigkeit einer langen Beobachtung bestatigt.
Auch aus diesen Untersuchungen erhellt unsere schon vor Jahren
betonte Mahnung fur die Notwendigkeit der Verwendung des Meerschwein-
chens bei der Lyssaforschung; wir sehen ja doch, wie rasch und sicher
dieses Tier dem Kaninchen gegentiber die Wut bekoinmt, man konute
sogar sagen, daB es der Septikamie besser widersteht als das Kaninchen.
Auch Li von kam unabhangig von uns zu dieser Behauptung. Li von
teilt namlich mit, daB in dem Marseiller antirabischen Institute das Ge-
hirn der wutverdachtigen Tiere schon seit langer Zeit 24—48 Stunden
in Glyzerin gelegt wird und erst nachher impft man ein Kaninchen und
ein Meerschweinchen, da die Meerschweinchen gegen Septikamie viel un-
empfanglicher sind. Nach unseren Erfahrungen kann dies, auch ohne
das Virus in Glyzerin gelegt zu haben, geschehen. Besonders geeignet,
ja sogar unentbehrlich, ist das Meerschweinchen, wenn ein auf irgend-
welche Weise modifiziertes Virus zu untersuchen ist, wie unsere Erfah¬
rungen beweisen. Die Notwendigkeit der Verwendung der Meerschwein¬
chen und einer langeren Beobachtung wird, auf unsere Erfahrungen hin-
weisend, auch von Rem linger betont.
Zusammenfassung.
Das Wutvirus bleibt im trockenen, schwarzen, lehmigen Boden in
einer Tiefe von 1 m 5 Wochen lang sicher virulent, an der Erdoberflache
zwischen -f-2 und 16° C 3 Monate, zwischen +16 und 25° C 67 Tage,
zwischen +7 und —17° C 78 Tage und zwischen 0 und +8° C 2 Mo¬
nate lang.
Es scheint, als ob wahrend der Faulnis eine Abschwachung erfolge,
jedoch ist es fraglich, ob dies eine wirkliche Abschwachung, oder bloB
eine Verminderung des Virus ist, da die Inkubation nur in der 1. Pas¬
sage langer dauert, in der 2. der Tod schon nach normaler Zeit erfolgt.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6.
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Bei solchen Untersuchungen ist es notwendig, neben Kaninchen
auch Meerschweinchen zu gebrauchen, da wir so schneller zu einem
Resultate kommen.
Die Versuchstiere miissen l&ngere Zeit in Beobachtung gehalten
werden, besonders wenn jemand nur mit Kaninchen experimentiert
Literatur.
Barratt, Centrifugalisation and Disintegration in relation to the virus of rabies.
(Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Orig. Bd. 35. p. 633 u. 769.)
Bertarelli, Ueber Beziehungen zwischen Virulenzmodifikationen dee Wutvirus und
Veranderungen der Negrischen Korperchen. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig.
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(Journ. de med. vet. T. 58. p. 463; zit. Hogyes, Lyssa, p. 69.)
—, Persistance de la virulence rabique dans les cadavres enfouis. (Compt. rend. T. 106.
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Hogyes, Lyssa. Wien 1897.
Jirnoff, Zur Frage iiber die Wut. (Ref. Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 43.
p. 697.)
Jobert, Sur la resistance du viruB rabique it Taction du froid prolonge. (Compt. rend.
T. 113. p. 277.
Kempner, Ueber die Art der Versendung tollwutverdachtigen Materials und die Re-
sistenz des Wutvirus gegen Faulnis. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 29. p. 281.)
Klimmer, zit. Hutyra-Marek, Spez. Path. u. Therap. 3. Aufl. p. 465.
Konradi, Beitrag zur Kenntnis der Symptome und Prophylaxe aer experimentellen
Lyssa. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 33. p. 389.)
—, Weitere Untersuchungen zur Kenntnis etc. (Ibid. Bd. 38. p. 194.)
—, Ist die Wut vererbbar? (Ibid. Bd. 38. p. 60.)
—, Ist die Wut vererbbar? Ist das Blut Lyssakranker infektionsfahig? (Ibid. Bd. 47.
p. 203.)
Livon, Le diagnostic experimentel de la rage. (Compt. rend. T. 57. 479; ref. Bull.
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v. Ldte, Ueber ein Symptom der experimentellen Lyssa. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. Bd. 39. p. 32.)
Marx, Lyssaimmunitat. (Kolle-Wassermann, Handb. d. pathog. Mikroorg. 1. Aufl.
Bd. 4. p. 1264.)
di Mattei, Untersuchungen iiber Rabies. (Ref. Centralbl. f. allg. Pathol, u. pathol.
Anat. Bd. 9. p. 334 u. Baumgartens Jahresber. Bd. 13. p. 828.)
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(Ref. Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 43. p. 699.)
Mazzei, Sulla resistenza del virus rabbico alia putrefazione. (Ref. Centralbl. f. Bakt.
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Mergel, Zur Frage iiber aie Tenazitat des Wutkontagiums. (Zit. bei Hogyes,
Lyssa, p. 69.)
Motte u. Protopopoff, Ueber einen Mikroben. welcher beim Kaninchen und Hund
eine Krankheit, vollkommen ahnlich der paralytischen Rabies, hervorbringt. (Ref.
Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 2. p. 450.)
Negri, Beitrag zum Studium der Aetiologie der Tollwut. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 43.
p. 505.)
Nicolle, Le diagnostic experimental de la rage avec les centres nerveux putrefies
(Ref. Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 39. p. 788.)
Pasteur, Chamberland, Roux u. Thuillier, zit. Galtier (Ref. Ann. de l’lnst.
Pasteur. T. 2. p. 99.)
v. Ratz, Die Wklerstandsfahigkeit des Virus der Tollwut gegen Faulnis. (Centralbl.
f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 27. p. 825.)
Rem linger, Isolement du virus rabique par filtration. (Ref. Bull. Pasteur. 1904.
p. 68.)
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Gleitsmann, Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den Wirtszellen. 493
Rem linger, Enrobage du virus rabique dans les poudres inertes et antiseptiques.
(Ref. Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 49. p. 168.)
—, Rapport sur la rage. (I. congrfes internat. de pathol. comp. T. 1. p. 149.)
Russo Travali e Brancaleone, Sulla resistenza del virus rabico alia putrefazione.
(Riforma med. Vol. 5. p. 758.)
Vi ala, Sur les causes de l’attenuation des moelles rabiques. (Ann. de l’Inst. Pasteur.
T. 5. 1891. i>. 695.)
di Vestea, zit. bei Babes, Traitd de la rage. p. 314.
Wesbroock and Wilson, Preliminary report on the laboratory diagnosis in twenty
cases of suspected rabies. (Ref. Hyg. Rundschau. Bd. 10. p. 33 u. Baum gar tens
Jahresber. Bd. 15. p. 693.)
Nachdruck verboten.
Ueber die Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den
Wirtszellen.
[Aus dem Institut fUr Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg.
Leiter: Ober-Medizinalrat Prof. Dr. Nocht.l
Von Dr. Gleitsmann,
Marine-Stabsarzt, komm. zum Institut fiir Schiffs- und Tropenkrankheiten.
Mit 1 Tafel.
Die vielumstrittene Frage des Unterganges der Borrelien (Spirochaten,
Spironemen) durch Phagocytose (Metschnikow) hat in der Arbeit
von Leonid Frankel 1 ) einen neuen Gegner gefunden, und zwar in
dem Sinne, daB er den Vorgang, den Metschnikow als einen Ver-
nichtungskampf der Leukocyten gegen die Borrelien in die Milz verlegt,
als einen auch im peripheren Blut sich abspielenden Parasitismus 2 )
des Virus erklart.
Seine SchluBfolgerungen sind dabei folgende:
1) „Die Recurrensspirochaten sind die aggressive Partei, die Leuko¬
cyten lediglich das Objekt der Aggression/
2) „Die Spirochaten uberfallen die Leukocyten, um dieselben zu
parasitieren/
3—5).
6) „Die Annahme einer Phagocytose bei Recurrens mufi man voll-
standig fallen lassen.“
Diese Thesen begriindet er durch Reproduktionen zahlreicher Aus-
strichpraparate, in denen Borrelien — meist nur mit dem einen Ende
— im Bereich der Leukocyten liegen und durch Dunkelfeldbeobach-
tungen.
Das Material ist menschlichem Recurrensblut entnommen.
Beim Vergleich der Reproduktionen Frink els mit entsprechenden
1) Frankel, Leonid, Zur Biologie der Recurrensfaden. (Virchows Arch. f.
pathol. Anat. u. Physiol. Bd. 209. 1912. p. 97.)
2) Interessant ist, daB neuerdings Ross allem Anschein nach einen ahnlichen Vor¬
gang annimmt. Er land im Plasma mononuklearer Leukocyten Einschliisse, die von
einem chromatinhaltigen „ZeIlwall“ umgeben waren, und stellte fest, daB dieses Chro¬
matin bei Luetikern spirochatenartige Form annchmen und als Spirochate die Gast-
zelle verlassen koune. Die so entstandenen Spirochaten stellen die Mikrogameten
dieses Virus dar.
Naheres s. Ross, Ueber die Entwicklung eines intracellularen Parasiten.zu Spiro¬
chaten in syphilitischen Affektionen und im Blut von Syphilitikern wahrend des
Sekundarstadiums; gefunden mit Hilfe der Agarmethode in vitro. (Brit. Med. Journ.
1912. No. 2711.)
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Centralbl. f. Bakt. etc.JI. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5|6.
Pr¶ten vom Blute recurrenskranker Mfiuse ist ein wesentlicher Unter-
schied zwischen beiden unverkennbar.
Gemeinsam scheint nur eine gewisse Leukopenie, die ja auch Fr a n k e 1
hervorhebt, dagegen f&Ut auf, daB im Nagerblut so gut wie keines
der wenigen weiBen Blutkorperchen in seinera Innern — ob aktiv oder
passiv dahin gelangt — eine der im freien Raum so zahlreichen Bor-
relien birgt.
Auch die im Bild des Dunkelfeldes gewonnenen Resultate weichen
wesentlich von denen Frankels ab; weder den Vorgang des Eindringens
der Borrelien in die Leukocyten noch die vollendete Tatsache selbst ist
man zu beobachten imstande.
Die Leukocyten sind so gut wie alle frei von Borrelien und nur in
ganz vereinzelten Fallen sieht man aus den weiBen Blutkorperchen
den letzten bewegungslosen, nur mattglanzenden, also wohl degenerierten
Teil einer Borrelie herausragen.
Nicht anders steht es mit der Beobachtung der Invasion eines Indi-
viduums in eine weiBe Blutzelle. Die im freien Weg gleichmaBig ruhigen
Bewegungen der Borrelien nehmen zwar den Charakter lebhaftester An-
strengung an, sobald sich ihnen ein Hindernis, ganz gleichgiiltig ob es
von einer Blutzelle oder irgendeinem Fremdkorperpartikelchen gebildet
wird, in den Weg stellt, d. h. das eben noch gleichmaBige Spiel der Be¬
wegungen wird plotzlich von krampfhaften, oft peitschenden Bewegungen,
die sich mit Unterbrechungen ganzlicher Ruhe wiederholen, abgelost, bis
das Hindernis uberwunden ist, von einem Eindringen aber in eine sich
in den Weg stellende Blutzelle ist in keiner der vielen Beobachtungen
solcher Vorgange die Rede gewesen, und nie war es moglich zu ent-
scheiden, ob die Ortsveranderungen der einzelnen Borrelien der Aus-
druck ziel- und planlosen Umherirrens sind oder ob dabei ein zweck-
maBiges Suchen oder Meiden der Blutkorperchen vorliegt.
Die gleichen Verhaitnisse findet man bei Untersuchungen eines
leukocytenreichen Blutes des durch Aleuronateinspritzungen verursachten
Exsudates.
Spritzt man einer Ratte oder Maus intraperitoneal eine bestimmte
Menge einer Aleuronatlosung ein und setzt 24 Stunden spater dem
inzwischen entstandenen leukocytenflberreichen Exsudat gewaschene Bor¬
relien einer im akuten Anfall befindlichen Maus zu, so vermiBt man
auch in den in bestimmten Zwischenr&umen durch Kapillaren entnommenen
fast nur aus Leukocyten und Borrelien bestehenden Pr¶ten den Vor¬
gang, den man als Parasitismus auslegen konnte, obwohl das Virus
zum Parasitieren genug Gelegenheit hatte. Das gefarbte Praparat laBt
in gleicher Weise keine andere Deutung zu.
Bei einer Wiederholung des Aleuronatversuches in dem in
der Zwischenzeit immun gewordenen Tiere setzt sofort die gegen die
Annahme einer Phagocytose angefiihrte Lysis (v. Prowazek) ein.
[Hier wurden nur in dem 5—10 Minuten nach der Einspritzung des
Virus gewonnenen Praparat noch ganz vereinzelte Borrelien 1 ), die aber
weder parasitierten noch phagocytiert waren, gefunden, wahrend in den
sp&teren (15 und mehr Minuten) Praparaten Recurrenserreger nicht
mehr zu finden waren.] —
Entsprechend dem Parasitismus des Virus bei den Leukocyten erklart
1) Vielleicht handelt es sich hierbei um Exemplare, die an der InjektionssteUe
an der Haut zuruckgeblieben und spater von der Kapillare mit aufgenommen worden
waren.
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Gleitsmann, Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den Wirlszelien. 495
F rank el das Verhaitnis zwischen Borrelien und Erythrocyten ebenfalls
als einen Vorgang des Parasitisraus.
Nach ihm ist die oft phantastische Formveranderung der Erythro¬
cyten das Produkt zielbewuBten Schlagens der auf Nahrung ausgehenden,
angeblich sauerstoffgierigen Recurrenserreger, die den durch das Zer-
schlagen der roten Blutkorperchen frei werdenden Sauerstoff vom Serum
aus aufnehmen oder zuin Teil auch in die roten Blutzellen eindringen
und an Ort und Stelle schmarotzen. Auch hierfur fuhrt er eine Reihe
von Photogrammen an, die das Zerstoren der Erythrocyten und das
Parasitieren des Virus wiedergeben sollen.
Analoge Dunkelfeldbeobachtungen des Nagerblutes bestatigen die
objektiv nachweisbare erstgenannte Erscheinung der sich unter den Be-
riihrungen mit den Borrelien verandernden Erythrocyten; ob sichjedoch
mit dieser Formveranderung — die keineswegs immer eine dauernde ist —
auch eine Alteration der getroffenen roten Blutkorperchen verbindet,
ist schwer zu sagen. Auffallend ist jedenfalls, daB die Hiihnerborrelien
die ihnen zur Verfiigung stehenden Erythrocyten nicht zu verandern ver-
mogen.
Das andere objektiv sichtbare Phanomen, das Eindringen der Recur¬
renserreger in die roten Blutzellen konnte aber nie beobachtet werden:
weder der Vorgang des Eindringens in Dunkelfeldbeleuchtung noch
das einwandfreie fait accompli im gefarbten Ausstrichpraparat.
Ganz ausnahmsweise sah man im Bereich eines Erythrocyten auf-
gerollte Borrelien, vermochte jedoch nicht zu entscheiden, ob man
ein invadiertes oder ein zufailig aufgelagertes Individuum vor sich hatte.
Bei der auBerordentlichen Seltenheit solcher Befunde ist man wohl
berechtigt, sie als Ausnahmeerscheinungen ungedeutet zu lassen.
Fflr die Beantwortung dieser so viel noch umstrittenen Frage des
Eindringens der Borrelien in die Erythrocyten sind nun die am Hiihner-
borrelienblut im Dunkelfeld zu machenden Beobachtungen besonders
charakteristisch und fur die Entscheidung (ob intracellular oder extra-
korpuskuiar) sehr instruktiv:
In den Erythrocyten mit stark lichtbrechendem Membranrand und
erheblich schwacher leuchtendem Kern, d. h. also in den unveranderten
roten Zellen, wird man nie eine Borrelie finden, dagegen ist es durch-
aus nicht selten, daB man in irgendwie alterierten roten Blutkorperchen
(mit schwach leuchtender Membran und stark lichtbrechendem Kern) ein
oder mehrere Exemplare eindringen, ausschlQpfen oder um den Kern
innerhalb der Membran kreisen sehen kann.
Andererseits ist es nicht moglich zu beobachten, wie durch die meclia-
nische Tatigkeit einer Borrelie die rote Zelle verandert, d. h. so alteriert
wird, daB ein Individuum in sie einzudringen vermochte: die „eroberten u
Erythrocyten sind stets vorher durch einen mechanischen Insult von
auBenher (z. B., wovon man sich leicht Gberzeugen kann, durch leich-
testeu Druck auf das Deckglas) beschadigt worden.
DaB es sich schlieBlich bei den okkupierten Erythrocyten um aus-
gelaugte etc. Exemplare handelt, beweist ihre Unfarbbarkeit. Im ausge-
strichenen Kontrollpraparat lassen sich namlich Bilder, wie sie das Dunkel¬
feld lebend zeigt, nicht auffinden.
Von den nur teilweise im Bereich eines Erythrocyten liegenden
Borrelien laBt sich aber in den meisten Fallen durch Focusveranderungen
leicht nachweisen, daB die anscheinend eingedrungenen Borrelienteile
oberhalb oder unter der Zelle liegen.
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Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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Organschnitte (Gehirn, Lunge, Leber, Milz und Niere) nach der Leva-
diti-Methode angefertigt, vermochten ebenfalls nicht zu iiberzeugen, dafi
Borrelien in die Blutzellen eingedrungen waren.
Im AnschluR seien noch einige in den fur obige Arbeit angefertigten
Praparaten festgestellte, wenn auch nicht neue, so vielleicht doch mor-
phologisch nicht. uninteressante Borrelienbefunde angefflgt und nach
den beigegebenen Bildern x ) kurz besprochen.
Vorausgeschickt sei, dafi es sich um nicht zentrifugierte Borrelien
der amerikanischen Recurrens 2 ) handelt, dafi die GeiBeldarstellung nach
der Buchanan-Methode 3 ) (modifiziert nach Levaditi-Yamamoto
hergestellt und die doppelt konturierten Exemplare Giemsa-Praparaten
entnommen sind.
Borrelien mit geifielartigen Forts&tzen an beiden Polen wurden zu-
erst von Schaudinn gesehen und anfangs als Spezifica der Pallida hin-
gestellt, spiiter jedoch auch von ihm und Zettnow bei Recurrens-
erregern gefunden.
Die Geifieln konnen (nach unseren Praparaten) von verschiedener
Lange und Starke sein: kurze, starkere wechseln ab mit sehr feinen, den
eigentlichen Korper um das Doppelte iibertreffenden.
Auf die Natur dieser Gebilde soil hier nicht naher eingegangen werden,
ich mufi da auf die Literatur verweisen.
Ob es sich bei den kugeligen Verdickungen im Verlauf der Geifiel
oder auch des eigentlichen Borrelienkorpers um Plasmolyse, d. h. „um
das Produkt eines Druckes des Korperinhaltes auf die weniger wider-
standsfahig gewordene, degenerierte Membran 11 (H in die), um Plasmo-
ptyse, d. h. „ein Hervorquellen des Plasmas aus der Hiille“ (Schellack*),
oder um Cystenbildung handelt, bleibe ebenfalls unerortert. Jedenfalls
sind solche „cystischen u Verquellungen bei Anwendung der Buchanan-
1) Die wissenschaftlich zweifellos wertvolleren Photogramme muSten hier notge-
drungen durch naturgetreue Handzeichnungen erganzt werden, da es nicht gelang, die
auSerst feinen charakteristischen Polunterschiede auf dem lichtempfindlichen Papier
festzuhalten.
2) In der Zwischenzeit gelang es durch die gleichen Methoden dieselben soma-
tischen Verhiiltnisse auch bei den Huhnerborrelien nachzuweisen.
3) Balfour, The rftle of the infective granule in certain protozoal infections as
illustrated by the spirochaetotis of Sudanese fowls. (The Journ. of trop. med. and hvg.
Vol. 14. 1911. p. 113.)
1. Ausstriche in Alkohol. absolut. fixiereu.
2. Griindlich in Aqu. destill, auswaschen: 10 Minuten.
3. Farben mit ca. 10 ccm 5-proz. filtrierter Silbernitratlosung. Schichtseite nach
unten: 2 Tage im Brutschrank 37°*). Als Farbstoffbehiilter dienen rechteckige Schalen
mit Querleisten aus Glas, die ein Beriihren von Boden und Schichtseite verhindern.
(Also im Prinzip die Farbtroge zur Schnellftirbung nach Giemsa.)
4. Griindlich in laufendem Wasser auswaschen: 10 Minuten.
5. Reduzieren in 2-proz. Acid, pyrogallic. + 1 Proz. Acid, tannic.: ca. 1 Stunde
bei 37° Brutschrank*) (Schale wie unter No. 3).
6. Griindlich in laufendem Wasser auswaschen: 10 Minuten.
7. Nochmaliges Reduzieren in neuer Losung (wie unter 5): 2 Tage bei 37° Brut¬
schrank *).
8. Griindlich abspulen und trocknen.
4) Schellack, Sludien zur Morphologie und Systematik der Spirochaten aus
Muscheln. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 30. 1909. p. 378 ff.)
*) Wahrend des Aufenthaltes im Brutschrank werden die Farbschalen in groflere
Glasschalen. deren Rand mit Salbe bestrichen und mit eng auschliellendem Glasdeckel
bedeckt wird, gestellt.
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Ce>Uralblatt fiir Bakteriologic Abt. I. Orig. Bd. 68.
Gleitsmann, Bexiehungen der Borrelien zu den Wirtsxellen.
Fig. 7.
Fig. 4 a.
Fig. 5 a. Fig. 6a.
Vcrlag von (Justav Fischer in Jena.
Fig. 7 a.
I
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Gleitamann, Beziehungen der Borrelien (Spirochaten) zu den Wirtszellen. 497
Methode hfiufig, oft in der Mehrzahl bei einem Individuura, zu finden.
Auch im Dunkelfeld kann man lebende Exemplare mit solchen Ge-
bilden durchs Gesichtsfeld ziehen sehen; dagegen lSBt die Giemsa-
Farbung auffallenderweise im Stich. Interessant ist der Befund inso-
fern, als die Verdickung im Verlauf der GeiBel ein weiterer Beweis
dafiir ist, daB die Fortsiitze nicht abgestorbene Gebilde sein kfinnen,
sondern ahnlich wie der Korper strukturiert sein und Plasma enthalten
mflssen.
Die folgenden Reproduktionen zeigen doppelt konturierte Borrelien-
exemplare (die bereits M. Mayer ahnlich abgebildet hat). MaBgebend
ffir ihre Wiedergabe war der charakteristische Unterschied der beiden
Pole. Der eine spitz zulaufend, der andere breiter, gegabelt, berechtigt
immerhin zur Annahme einer an der Gabelung beginnenden Langsteilung.
Schon Schaudinn hat Borrelien mit doppelten GeiBeln an einem
Ende gefunden und in ihnen den Beginn einer Laugsteilung gesehen.
Es kann hier natfirlich auf die vielen widerstrebenden Meinungs-
auBerungen fiber die Art der Teilung nicht eingegangen werden, doch
mogen die Abbildungen Beitrfige sein zu der Anschauung, dafi neben
einer Querteilung auch eine Langsteilung eintreten kann (Mackinnon,
Fantham, v. Prowazek u. a.), ffir welche ja auch die doppelt kontu-
rierten Formen sprechen konnen.
DaB diese doppelt konturierten Borrelienexemplare aber auch von
den Anhangern der Kornchentheorie ffir sicli in Anspruch genommen
und als zurfickgebliebene leere Scheiden (H in die, Balfour u. a.) ge-
deutet werden konnen, soil nicht bestritten werden. Dagegen anzu-
ffihren ware allerdings, daB die leeren „Scheiden“ als leblose Ueber-
reste ehemaliger Borrelien als mattgianzende Gebilde auf dem Grund
des Dunkelfeldbildes zu liegen pflegen und nicht — wie wir es sahen —
noch lange Zeit als stark lichtbrechende Borrelien in schonen Schlangen-
und Schraubenbewegungen durchs Dunkelfeld dahinziehen. Auch die
gleiche intensive Farbung der „normalen“ und der doppelt konturierten
Individuen scheint gegen die Auslegung, als handle es sich um solche
„Schatten“, zu sprechen.
Tafelerkl&rung.
Fig. 1. Borrclie mit endatandigen GeiBeln. (Hergeatellt nach der Buchanan -
Methode.) Im Verlauf der oberen GeiBel eine kugelige Verdickung.
Fig. 2. Borrelie mit endstandigen GeiBeln. (Hergeatellt nach der Buchanan-
Methode.) Am Korperende unten eine kugelige Verdickung.
Fig. 3. Borrelie mit endatandigen GeiBeln. (Nach der Buchanan-Methode.)
Fig. 4. Doppelt konturierte Borrelie mit Gabelung am oberen Ende (Buchanan-
Methode).
Fig. 5. Doppelt konturierte Borrelie unten geapalten (Giemaa-Farbung).
Fig. 6. Doppelt konturierte Borrelie rechts geapalten (links keine Verdickung!).
Giemaa- Farbung.
Fig. 7. Doppelt konturierte Borrelie (ohne Spaltung), linka oben die gew&hnliche
Borrelien form (Giem aa-Farbung).
Fig. 1—7 Vergr. 1:1000.
Fig. 4 a, Fig. 5 a, Fig. 6 a, Fig. 7 a. Handzeichnungen nach den Originalpraparaten.
Vergr.: 1:1500.
Erite Abt. Orig. Bd. 68.
Heft 5 6.
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Contralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 6/6.
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Nachdruck verboten.
Ueber reine Trypanosomenstamme.
[Aus dem Institut fur Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg.
Leiter: Obermed.-Rat Prof. Nocht.]
Von S. t. Prowazek.
R. Oehler bericbtet in dieser Zeitschrift Bd. 67. 1913. H. 7.
iiber Gewinnung reiner Trypanosomenstamme durch Einzeliibertragung;
unabhangig davon sind gleichgeartete Versuche nach Analogie der Iu-
fusorienkulturen (Colpidien) nach der Verdiinnungsmethode im Institut fiir
Schiffs- und Tropenkrankheiten angestellt worden. Aus einem mit physio-
logischer Kochsalzlosung stark verdiinnten Blutmaterial wurden in einen
sehr kleinen Tropfen gleicher Losung mit einem zugeschmolzenen Glas-
stabchen durch Auftupfen Trypanosomen hineingebracht und sodann
rasch mit Objektiv 16 mm Apert. 0,30 (Zeiss) und Kompensationsokular 18
(klinstliches Licht) auf ein Trypanosomenindividuum hin durchmustert.
Im positiven Falle wurde sodann dem kleinen Tropfen physiologische
Kochsalzlosung zugefiigt und die Fltissigkeitsmenge einer gesunden Ratte
eingespritzt.
FOr die Versuche ist ein Stamm von Tryp. rhodesiense und
Tryp. equinum Voges (Mai de Caderas) — naturlich atoxylfester
(resistenter) Stamm 1 ) — sowie Proteosoma der Kanarienvogel ver-
wendet worden.
Der Zweck dieser und analoger Versuche war folgender:
1) Sollte der Nachweis erbracht werden, daB die Infektion mit einem
Trypanosoma moglich ist;
2) Sollte die Frage beantwortet werden, ob der Dimorphism us
(bzw. Trimorphismus), der besonders bei Tryp. rhodesiense (breite
und schmale, l&ngere Formen) deutlich ausgeprSgt ist, prim Sr gegeben
ist Oder ob diese Formen aus einem einzigen Individuum sekundar
entstehen konnen.
3) Sollte Material fiir die Beantwortung der Frage geliefert werden.
ob versehiedene Stammeigentumlichkeiten (Atoxylfestigkeit, Blepharo-
plastlosigkeit) primer im Stamme selbst enthalten sind (fast jeder
Stamm enth< beispielsweise auch blepharoplastlose Formen) und nur
durch Selektion zum Vorschein kommen oder Produkte von Zell-
varianten sind, die plotzlich neue Eigenschaften zutage fordern.
4) Sollte durch eine „reine“ Infektion (Individuuininfektion) das
Material fiir chemotherapeutische Versuche, fur das Studium der Ab-
sterbefolge u. a. m. geliefert werden. Die Trypanosomen sterben
unter EinfluB von Schadlichkeiten ebenso wie Bakterien (vgl. H. R e i c h e n -
bach, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 69. 1911) nicht alle gleichzeitig ab und es
ist zu entscheiden, ob dabei Verschiedenheiten des unreinen Stamme9
eine Rolle spielen, ob das Gesetz der monomolekularen Reaktionen zu
Worte kommt, so daB die Zahl der absterbenden Individuen proportio¬
nal der Anzahl der noch vorhandenen Individuen ist und anderes mehr.
5) Sollten nach dem Vorgang von Bruce und der englischen Forscher
GroBenkurven der reinen und unreinen Stamme angelegt werden.
6) Fiir die Vogelmalaria sollte die Frage beantwortet werden, ob
man mit reifen Makrogameten im positiven Sinne infizieren und so in-
1) Halberstaedter, L., Versuche mit einem spontan arsenfesten Trypanosomen-
stamm. (Arch. f. Schiffs- und Tropenkrankh. Bd. 16. 1912.)
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v. Prowazek, Ueber reine Trypanoeoraenstamme.
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direkt den Nachweis erbringen kann, daB die Rezidive auf partheno-
genetische Makrogameten zuriickzufiihren sind.
Die letzteren Versuche fielen bis jetzt negativ aus.
ad 1) Ebenso wie Oehler ist es uns gelungen, mit nur einem
Trypanosoma mit Erfolg zu infizieren. — Im allgemeinen sterben die
Rhodesiense-Ratten nicht an der Infektion, die Trypanosomen ver-
schwinden nur zeitweise oder, genauer ausgedriickt, werden periodisch
sehr sparlich. Der Rhodesiense-Ausgangsstamm wird in unserem
Institut noch nicht lange Zeit gehalten und die Inkubation, d. h. die
Zeit bis zum ersten Auftreten der Parasiten unterlag Schwankungen
von 5—18 Tagen. Bei dem neuen Stamm (I) treten die Trypanosomen
spater konstant nach 7 Tagen auf. Bei Mai de Caderas betrug die
Inkubation sowohl beim Ausgangsstamm als beim I. Stamm 3—4 Tage.
ad 2) Bei dem Rkodesiense-Stamm treten bereits in der dritten,
mit voller Sicherheit in der vierten Passage neben den schlanken Formen
die breiten Formen auf; kernlose Formen waren gleichfalls in der vierten
Passage nachweisbar. Der Dimorphismus dieses Trypanosoma ist dem-
nach nicht primar gegeben und die fraglichen Formen werden aus einem
Individuum sekundiir aufdifferenziert.
ad 3) Der Mai de Caderasstamm, der filr die Isolierungsversuche
verwendet worden ist, war nach den Untersuchungen von L. Halber-
staedter spontan arsenfest (resistent), d. h. 1 ccm einer Salvarsanlosung
1:250 war pro 20 g unwirksam, ebenso 1 ccm einer 4-proz. Losung von
Arsazetin sowie 1 ccm 1:1000 von Arsenophenylglyzerin. Unser atoxyl-
fester Ausgangsstamm ergab mit 10-proz. Atoxyl behandelt folgende
Resultate:
Atoxyl 10-proz. Mai de Caderas-Ratte (Ausgangsstamm) am 18. 1. infiziert:
No.
Gewicht
ccm
der Ldsung
Injektions-
tag
Tage nach der Injektion
1
96
0,25
22. 1. 13
23. 1. +
; 24. 1. + +
25. 1. tot
2
85
0,35
22. 1.
23. 1. -f
24. 1. + +
25. 1. tot
3
72
0,5
22. 1.
23. 1. —
I 24. 1. +
25. 1. tot
Stamm aus 1 Individuum. Atoxyl 1:10. Infiziert am 17. 1.
o
Gewicht
Kubik-
zenti-
meter der
Losung
In-
jektions-
tag
Tage nach der Injektion
i
112
0,6
20.1. 13
21.1. +
22.1. —
23.1. —
24.1. tot
2
66
0.2
20.1.
21.1. +
22.1. + +
23.1. tot
3
72
0,3
20. 1.
21.1. +
22.1.+ + +
23.1. tot
4
101
0,7
20.1.
21.1. —
22.1. —
23.1. —
24.1. tot
5
71
0,4
20.1.
21.1. tot
e
6
75
0,2
20.1.
21.1. +
22.1. —
23.1. —
24.1. -,
25.1. —,
26.1. —
27.1. —,
28.1. +, 29.1. tot
Aus dieser Versuchsreihe sowie analogen Versuchen 1 ) geht hervor,
daB der Atoxylausgangsstamm, der normal urn den 4. oder 5. Tag die Ratte
tfitete, nach einer Behandlung mit 10-proz. Atoxyl die Tiere am 7. Tage
totete. wShrend bei dem I. Stamm nach der Einspritzung vielfach,
wenn auch nicht immer, die Trypanosomen zunachst verschwanden, erst
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500
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nach einiger Zeit wieder auftraten und dann die Ratten am 7.—12. Tage
tdteten.
Alt-Sal varaan 1: 125; bei Behandlung 5]—6 Trypanoaomen
im Gesichtsfeld.
Stamm I
Auagangaatamm
Kontrolle
No.
1
2
3
1 .. ..L...
5
Gewicht
90
170
140
85
120
Infektionatag
21. 1.
21. 1.
21. 1.
21. 1.
21. 1.
Injektionatag
24. 1.
24. 1.
24. 1.
24. 1.
24. 1.
Salvareandosia
3,5
4,25
7,0
3,5
6,0
25. 1. 13
tot
+
tot
tot
26. 1.
+
tot
27. 1.
tot
Alt-Salvaraan 1:125; ebenao.
Stamm I
Aua
J
gangaatamm
Kontrolle
No.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Gewicht
60
120
103
54
85
58
44
i 62
65
Infektionatag
27. 1.
27. 1.
27. 1.
27. 1.
27. 1.
27. 1.
27. 1.
27. 1.
27. 1.
Injektionatag
29. 1.
29. 1.
29. 1.
29. 1.
29. 1.
29. 1.
29. 1.
29. 1.
29. 1.
Salvaraandoaia
3,0
3,0
2,5
2,5
3,0
2,2
2,0
2,3
1,6
30. 1.
tot +
+
+
tot —
+
+
+
tot —
+
31. 1.
+
—
—
+
+
+
1. 2.
+
—
—
tot —
+
tot —
2. 2.-5. 2.
—
—
—
4.2. tot
6. 2.
8. 2. tot
6. 2. tot
8. 2. tot
Die Versuche mit Alt-Salvarsan ergaben gleichfalls gewisseUnter-
schiede zwischen dem Stamm I und dem Ausgangsstamm, als dieser
letztere die Versuchstiere friiher tOtete, wahrend die Trypanosomen beim
Stamm I meist nach der Injektion verschwanden und im VerhSltnis zu
den Kontrollen die Tiere spater toteten.
ad 4) Bereits bei den ersten Teilungen des I. Stammes machen sich
individuelle Verschiedenheiten elementarer Natur bezflglich der Teil-
produkte bemerkbar. LaBt man einen kleinen Tropfen von 5-proz. Neutral-
rot + 5-proz. Methylenblau in Kochsalzlosung auf einem Objekttrager
eintrocknen und setzt hernach das Material hinzu, so farben sich nicht
alle Individuen gleichartig und gleich schnell vital, noch sterben sie alle
gleichzeitig ab — einzelne Individuen besaBen im Vorderendezahlreiche
rote Granula. Selbst w&hrend der Teilung farbte sich das Karyosom des
einen Individuums frtiher als das des anderen. Bei dem Rhodesiense-
Stamm I kommen vielfach Vierteilungen einer Zelle vor, sind aber von
der Art, daB die Zellkerne sich nicht gleichzeitig mit den Blepharo-
plasten teilen, vielmehr sind folgende Variationen beobachtet worden ;
• = Blepharoplast, o = Zentralkern.
I. II. III.
n i & i o
Aus dieser Tatsache geht hervor, daB bereits bei den I. Trypanosomen
(reiner Stamm) die Teilungen durchaus nicht synchron verlaufen, und es
kann sich dabei, sofern wir uns alle Parasitenzellen zu einem Syncitium
vereinigt denken, entweder um einen regellosen Teilungsvorgang oder
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 501
um einen periodischen Wellenvorgang dieser Teilungen nach einer
Richtung hin handeln*). In diesem Sinne ist auf die Beobachtung von
Strassburger hinzuweisen, dergera&B im Embryosack der Friti 11 aria
die Mitosen zonenweise auftreten. Die Richtigkeit der letzteren An-
nahme vorausgesetzt, wiirde es bei einer Auslese von Trypanosomen aus
einem unreinen Stamm darauf ankommen, aus welcher „Teilungszone“
(Wellensegment) man experimentell das jeweilige Trypanosoma isoliert
hatte.
Auch bei unseren reinen Stammeu stellten sich frQhzeitig un-
abhangig von der Generationsfolge sowohl prim are Stoff-
wechselverschiedenheiten (vitale Farbung) als auch Teilungs-
verschiedenheiten innerhalb eines Stammes aus bloB einem
Individuum ein.
Der naturlich atoxylfeste Stamm von Mai de Caderas hat bis zum
9. Nov. 1912, als die Isolierung des Trypanosoma vorgenommen
worden ist, 714 Passagen durchgemacht, ohne den KQrper eines Insektes
zu passieren, noch sich sonstwie zu verandern; die Vermehrung erfolgte
anscheinend nur auf vegetative Weise.
Die Untersuchungen werden fortgesetzt.
Hamburg, 7. Febr. 1913.
Nachdruck verboten.
Ueber pbarmako-dynamische Einfliisse auf den opsonischen
Index.
[Aus der Abteilung fiir Vaccine-Therapie (frfiher: opsonischesLaboratorium)
der Kgl. S. Tierarztl. Hochsch. zu Dresden.]
Von Prof. Dr. med. Alexander Strubell, Leiter der Abteilung, gemeinsam
mit Dr. med. vet. Michligk, friiherem Assistenten der Abteilung, Dresden.
Mit 122 Kurven im Text.
Wenn man einem Menschen oder Tier eine abgetotete Aufschwem-
mung von der Reinkultur eines pathogenen Bakteriums unter die Haut
spritzt, so treten die Ver&nderungen der opsonischen Immunit&t auf,
welche wir nach Wright als negative und positive Phase bezeichnen.
Diese Ver&nderungen sind spezifischer Natur, insofern, als nach Injek-
tion eines bestimmten Bakteriums der opsonische Index nur fiir dieses
Bakterium die eben genannten Veranderungen, n&mlich das zun&cbst
auftretende Sinken und ein darauffolgendes Wiederansteigen aufweist.
Diese Ver&nderungen sind ferner auch von der Menge der eingespritzten
abgetQteten Bakterien abhangig. Es herrscht nun wohl die Meinung, daB
es die in den K5rper gelangten Bakterien an sich seien, welche diese
Abweichungen der opsonischen Immunit&t von der Norm verursachen.
DaB dem aber nicht so ist, lSBt sich leicht feststellen. Spritzt man einem
1) Vgl. hierzu die wichtigen Untersuchungen von A. Gurwitsch liber den ,,syn-
chronen M6glichkeitsfaktor u und den „ periodischen Verwirklichungsfaktor“ der Teilung
(Arch. f. Entwickelungsmechan. d. Organismen. Bd. 32. 1911. p. 468—471) sowie analoge
Vorstellungen in meiner „Einfiihrung in die Physiologie der Einzelligen“. 1910. (Ver-
mehrung) p. 87—88; damach waren die Organoide der Zelle (Basalkorner, Centriolen,
Chromosomenendkorper. Chromiolen) immer im Zustande der Teilung, deren Verwirk-
lichung erst durch Veriinderung im Protoplasma u. a. m. bedingt wird.
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502
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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Kurve lo.Vers. 10.
Kurve 2. Vers. 12.
Kurve 6. Vers. 81.
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Kurve 7. Vers. 83. Kurve 8. Vers. 84.
Kurve 1—8. Virulente Staphylokokken-Injektionen.
Tier entsprechende Mengen einer lebenden, hochvirulenten, bakteriellen
Reinkultur intravenos, so treten keinerlei cliarakteristische Schwankungen
des opsonischen Index ein. Versuche 10—15, 79, 81, 83, 84 (Kurve 1—8).
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflfisse etc. 503
Vielniehr schwankt derselbe, wie wir besonders an Versuchen mit Staphylo-
kokken haben nachweisen kbunen, innerhalb der Grenzen der Norm, und
erst nach 8 Tagen, 14 Tagen oder 3 Wochen treten bei den staphylo-
kokkenempfimllichen Kaninchen Senkungen der opsonischen Immunitat auf.
Der SchluB, den wir hieraus zu ziehen haben, ist der, dafi es nicht die
lebenden Bakterien sind, welche die opsonische Immunit&tsreaktion der
negativen und der positiven Phase verursachen, sondern ihre abgetoteten
Leiber, respektive deren giftige EiweiBkorper. Eine Fehlerquelle hatten
wir aber noch hier auszuschlieBen, namlich die, daB wir bei dem Pra-
parieren solcher Vakzine gewohnlich mit einem Zusatz von 72 Proz.
Lysol arbeiten. Es ware an die Moglichkeit zu denken, daB das Lysol einen
solchen EinfluB auf das Blut austibt. Allerdings hatte dem Begriinder
der Opsoninlehre ein ganz ungeheuer-
licher Irrtum untergelaufen sein miis-
sen, wenn das der Fall ware. Wir
haben uns durch Versuche davon iiber-
zeugt, daB Injektionen von einigen
Kubikzentimetern Lysol - Kochsalz-
losung keinerlei Veranderungen des
opsonischen Index hervorrufen. Ver¬
suche 111, 112, 113 (Kurve 9 — 11).
Dagegen hatte Strubell schon seit
langerer Zeit dariiber nachgedacht, wie
es kommt, daB gewisse Arzneimittel,
die wir haufig geben, krankhafte Neben-
erscheinungen hervorrufen, welche
sonst, wenn sie spontan auftreten,
nach unseren jetzigen Kenntnissen
mit pathologischen Veranderungen des
opsonischen Index einhergehen. Er
dachte an die Akne vulgaris, bei der
nach dem iibereinstimmenden Urteil
aller Autoren, die sich damit heschaf-
tigt haben, meistens ein sehr niedriger
Stand des Index gegen Staphylokokken
sich findet, und an die Akne, welche durch therapeutische Dosen von
Jod und Brom kiinstlich erzeugt wird. Wenn er mit diesen Tatsachen
noch die Erfahrungen verglich, daB die Jod- und Bromakne nach seinen
Versuchen, die von Saalfeld bestiitigt wurden, durch Injektionen von
Staphylokokkenvaccinen ganz besonders prompt und sicher beseitigt wird,
so kam er unweigerlich zu dem SchluB, daB Jod im Organismus auf die
Immunitat gegen Staphylokokken einen EintiuB ausiiben miisse.
In No. 47 vom 22. November 1910 der Munchener med. Wochenschrift hat Herr
v. Krehl einen kurzen, sehr interessanten Aufsatz publiziert, in dem er von der
kritiklosen Anwendung des Jod in der Therapie warnt. Was dieser erfahrene Kliniker
fiber die Schiidlichkeiten nicht sowohl des Jodismus als des durch den Jodgebrauch be-
dingten, eventuell auftretenden Thyreoidistnus sagt, das wird wohl jeder von uns gern
akzeptieren. Dafi auch das kritiklose Geben von Jodpraparaten bei der Arteriosklerose
oder zur Verhfitung gar nicht vorhandener Sklerose, rein symptomatisch oder bloB in
Rficksicht auf die von Romberg nachgewiesene Verminderung der Viskositat des
Blutes bin, langst einer euergischen Korrektur bedarf, ist uns alien, die wir tiberhaupt
uns etwas dabei denken, wenn wir eine Medizin verschreiben, langst klar. Hochst
interessant ist es auch. wenn v. Krehl, der gelegentlich plotzlich spontan oder nach
Jodgebrauch auftretender, auf thyreotoxischer Basis beruhender Abmagerungen Erwah-
nung tut und geradezu von einer einfachen Nervositat zum Unterschied von der
thyreogenen spricht.
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Kurve 11. Vers. 113.
Kurve 9—11. Lysol. Kochsalz.
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504
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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Aber der Warnungsruf dee Heidelberger Klinikers enthalt noch mehr. Er schliefit
in sich die Aufforderung, den Ursachen nachzuspiiren, welche solchen Wirkungen r.u-
grunde liegen, den Quellen dieser tieferen Storungen .im Stoffwechsel nachzugehen.
DaB der Gebrauch von eventuell recht geringen Mengen Jod eine ofienkundige Aende-
rung der Viskositat des Blutes bedingt, sollte uns daran denken lassen, ob nicht andere,
feinere Veranderungen im Blute auftreten, die mit der Viskositat korrespondieren oder
parallel gehen. Und in dieser Meinung werden wir bestarkt, wenn wir an die unter
dem Namen des Jod is m us bekannten Symptome des Kopfsch m erzes, Schnupfens
und der Akne denken. Mag der Kopfschmerz und der Schnupfen durch GefaBkon-
gestion oder durch direkte Giftwirkung entstehen, wie kommt die Akne zustande,
aieoftbereitsamnachstenTagenacheinerkraftigenJodgabeauftritt?
Wir wissen, und dieses Wissen ist durch unzahiige bakteriologische Untersuchungen
bestiitigt, daB die Akne vulgaris eine lokalc Stapnylokokk en i n fek tion ist, Dei
der auch der sogenannte FI as chen bacillus oder Aknebacillus in einem gewissen
Prozentsatz von Fallen eine konkomitierende pathogenetische Kolle spielt. Wie kommt
Scmu.rvclss Kan.l 10X12. 20gr Jodnatr.bg.
_(Imooo Hdlsubkutan.)
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r
s
S
r
Kurve 16.
Vers. 140.
Kurve 12—17.
Kurve 17.
Jodnatrium.
Vers. 141.
es nun, daB der Organismus eines Menschen, der sonst offenbar das Entstehen von
Wucherungen der ubiquitaren Staphylokokken in seiner Haut unter den gewohnlichen
Lebensbedingungen hintanzuhalten imstande ist, bald nach Einfuhrung groBerer oder
kleinerer Joamengen in derselben Weise in seiner Abwehr der Staphylokokkeninvasion
geschwacht wird, wie dies sonst bei anamischen oder kachektischcn Personen der Fall
ist. DaO in den Aknepusteln nach Gaben von Jodsalzen sich Jod findet — ebenso
wie in den Bromaknepusteln Brom (Kobert) —, kann man als Ursache der Akne
deuten. Man konnte sagen, daB das in die Drusen der Haut gelangte Jod dort lobale
Reiziibungen ausiibt. Es ist ja bekannt, daB die Jodide im menschhchen Korper unter
Abspaltung von Jod zersetzt werden. Schon die CO,-Spannung der Gewebe ist nach
Schwenkenbecher geniigend, um aus Jodalkalien Jodwasserstoffsaure frei zu
raachen, eine Meinung, der Binz schon friiher Ausdruck gegeben hat. Auch der
Speichel wirkt. durch seinen Rhodangehalt jodspaltend, wenigstens fur die Jodate,
wahrend bei den Jodiden durch die salpetrige tsaure resp. deren Salze bei manchen
Menschen im Magen Jod frei gemacht wird. Ferner ist an eine Zersetzung der Jolide
flurch reduzierende Bakterien der Schleimhaute, des Respirations- und des Darmtraktus
zu denken, ebenso wie Oppenheimer eine solche Zerlegung durch Staphylo-
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliiase etc. 505
kokken verateckter Eiterherde angenommen hat. Auf Veranlasaung von Robert
hat Altenburg die Zeraetzung von Jodkalium durch Reinkulturen verachiedener
Bakterien im Brutachrank atudiert und bestatigt. Eine der beaprochenen Moglichkeiten
soil nach Robert die Unvertraglichkeit des Jodidgebrauehs bedingen.
Solche Voratellungen wiirden also eine 'Reizung, eine Lasion der tieferen Schichten
der Haut reap, ihrer Driiaen durch freigewordenea Jod zur Vorauaaetzung haben. Els
erschien nun nicht uninteressant, die feineren Immunitatsvorgange bei der durch Jod-
S ebrauch artifiziell hervorgerufenen lokalen Staphylokokkenerkrankung der Haut, der
odakne, zu atudieren, weil wir vielleicht an der Hand der Veranderung dieser Im¬
munitatsvorgange einen Anhaltapunkt gewinnen konnten fur die tieferen Wirkungen dea
Joda, an welche neuerdinga Rrehl erinnert hat. Strubell beschaftigte sich seit
langerer Zeit, und zwar bevor der intereaaante Artikel von Rrehl in seine Hande
fiel, iuit den Veranderungeu dea opaonischen Index nach Gebrauch von Jod-
aalzen, und wir raochten nicht verfehlen, die Resultate von Versuchen mitzuteilen,
die er mit aeinem Aaaiatenten, dem Tierarzte Herrn Walter Jenke, und zwar durch
Selbstver8uche am Rorper des Herrn Jenke, angestellt hat. Verauche 5—9, 136—141
(Rurve 12—17).
In Versuchen, bei denen Jenke jedeamal je eine Dosis Jodnatrium von 3—5 g
auf einmal gcnommen hat, zeigte der opsonische Index gegen Staphylokokken h&chst
charakteristiache Veranderungeu, die mit einem Sinken desselben bereits nach der eraten
Viertelstunde einaetzten und zu aehr niedrigen Werten, weit unter der Norm, im Laufe
von bereits einer Stunde gefiihrt haben. Diese ^negative Phase 11 hielt nach unseren
Beobachtungen 8 Stunden an. Die nachsten, am folgenden Tage erhobenen Befunde
zeigten, daB der Index aich offenbar allmahlich wieder der Norm genahert hatte.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dafi wir ea hier mit einem geaetzmaBigen Ver-
halten zu tun haben, da wir bei unseren Versuchen mit dem gleichfalls Acne erzeugenden
Brora natrium ein ganz analoges Verhalten beobachten konnten (a. Verauche 1—4,
Rurve 18—20). Wir kdnnen nach dieaen Veranderungen der durch die Festatellung des
opsonischen Index ge-
f en Staphylokokken
largelegten Immuni-
tatsverhaltnisae nicht
mehr der Meinung sein,
daB wir ea hier mit
einer primaren Reizung
der Haut durch freiea,
abgeapaltenes Jod oder
Brom zu tun haben,
aondern wir miiaaen die
Moglichkeit oder besser
die mit GewiBheit bei-
nahe identische Wahr-
scheinlichkeit ins Auge
fassen, daB hier die
Gabe einea Jodsalzea
eine primare Ver¬
anderung der op-
soniachen Immu-
nitat gegen Sta¬
phylokokken her-
vorgerufen hat, in
deren Gefolge erat
die Infektion mit
dieaen Eitererre-
gern am nachsten
Page erfolgt iat.
Also nicht die Eiter-
infektion tritt zuerat in
der Haut auf und dann
die Veranderungen in
der Blutbeschaffenheit,
sondern umgekehrt, und
ea zeigt sich dieses Ver¬
halten durchaus analog
dem bei der Infektion
mit Pneumokokken der Rurve 19. Vera. 2.
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H Jenke . 9StiQ 5gr. Bromnatnum.
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Pneumonie, bei der Mac¬
donald bereits 12 Stun-
den vor der Krise den
Eintritt deraelben an der
Hand des opsonischen
Index gegen Pneumokok-
ken vorhersagen konnte.
Erst auf Grund der Ver-
anderungen der Wider-
standskraft des Organis-
mus gegen das Bacte¬
rium, in diesem Falle
gegen den Staphylo¬
coccus resp. Pneumo¬
coccus bei Macdo¬
nald, tritt die klinische
Veranderung in die Er-
scheinung.
Es unterliegt wohl
also keiner Diskussion,
daB hier das Jod eine
tiefergehende Wir¬
kung erzielt hat als
man bisher annahm, und
es fragt sich, ob nicht
eine solche Alteration der
Blutbeschaffenheit auch
weitergehende Folgen
haben xann fur den Fall,
daB Gaben von Jod-
salzen langer, d. h. wochen- oder monatelang verabreicht werden. Die hierbei auf-
tretende Jodakne fuhrt sicher auch zur Resorption von Staphylotoxinen aus den ent-
zundlichen, mit Eiter erfullten Knoten der Haut in das Blut Ich will mit dieser
MeinungsauSerung nichts ausdriicken, was etwa der durch tausenfache Erfahrungen
der Klinik und den Ergebnissen der Wrigh tschen Schulo erharteten Charakterisierung
der Acne als einer rein lokalen Staphylokokkeninfektion der Haut widersprache. Ich
weiB sehr wohl, dafi bei Acne vulgaris ein Tiefstand des opsonischen Index gegen Sta-
phylokokken die Regel ist, und zwar gerade deshalb, weu von diesen Eiterpustelchen
der Haut her verhaltnismafiig sparsam Autoinokulationen in den Kreislauf hineinge-
langen. Aber ganzlich auszuschlieBen sind dieselben bei dem wechselnden Krankheits-
bilae doch nicht, und ich kann mir sehr gut vorstellen, daB aus groBeren im gespannten
Corium sitzenden, mehr furunkelahnlichen Akneknoten doch kleinere oder groBere
Mengen bakterieller Giftstoffe in den K5rper gelangen. Auflerdem ist es vollig klar,
daB, wenn durch dauernde Gaben von Joa, auch wenu dieselben klein sind, der opso-
nische Index niedrig erhalten wird, Autoinokulationen in den Kreislauf gelangen konnen,
ohne daB sie imstande waren, den kunstlich niedrig gehaltenen Index zu steigern. Wenn
nun auf solche Weise die physiologische Reaktion auf die Staphylotoxine infolge des
Jodgebrauchs ausfallt, dann ist anzunehmen, daB diese Giftstoffe ungestorter ihre
Wirkung auf empfindlichere Organe ausiiben konnen.
Es leuchtet ohne weiteres ein, von welch groCer pharmakologischer
und klinischer Bedeutung diese Feststellungen sein miissen, wenn wir
bedenken, daB, wie z. B. Boruttau (Zeitschr. f. experim. Pathologie
u. Therapie, Bd. 8: „Ueber das Verhalten der organischen Halogenver-
bindungen im Organismus“) schreibt, wir weder den Mechanismus der
spezifischen Wirkung des Jods und Broms auf diejenigen Krankheits-
prozesse genilgend kennen, gegen welche diese Korper empirisch ange-
wendet werden, noch auch den Mechanismus ihrer sogenannten „Neben-
wirkungen“ als Arzneimittel. richtiger gesagt, der nicht beabsichtigten
toxischen Wirkungen, welche ihnen, in groBeren Mengen eingefflhrt, zu-
kommen, und welche einen Teil ihres physiologischen Verhaltens im
Organismus bilden.
Ein vollst&ndiges Studium des physiologischen Verhaltens des Jods
und Broms im Tierkorper bildet aber die notwendige Grundlage zum
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 507
Verstandnis seiner Wirkungen; die Wirkungsweise seiner Verbindungen
kann nur wieder durch vergleichende Untersuchung aufgekl&rt werden,
und die vollst&ndige Pharmakodynainik dieser Stofte wird auch ihr Ver-
halten in in bestiinmter Weise erkrankten Organismen resp. Organen
und Geweben beriicksichtigen mflssen, wozu bereits AnsStze vorliegen.
.Wieweit bier, z. B. bei der Wirkungsweise des Jodoforms
und des Bromoforms, Wirkungen abgespaltenen Jods und Broms in den
Geweben in Frage kommen, und inwieweit es sich hier urn eine gleich
tiefgehende Verschiedenheit bandelt, wie etwa bei den Wirkungen des
Chloroforms einerseits und der Chloralkalien andererseits, darauf resp.
auf die hierfiber vorliegende Literatur geheu wir an dieser Stelle ab-
sichtlich nicht ein.
DaB zu den Organen, die bei der Haupt- und der Neben wirkung dee Jods, um
dieeen Auedruck Boruttaue feetzuhalten, in Frage kommen, gerade diejenigen be-
eondere zu rechnen sein werden, auf die das Jod gewissermaBen eine elektive Wirkung
ausiibt, ist ein SchluB, der nicht gezwungen erscheint. In Frage kommt wohl in erster
Linie die Schilddriise, von deren Veranaerungen nach Jodgebranch wir ausgegangen
sind; aber auch die Nebennieren, deren chromaffine, physiologisch am meisten wirksame
Substanz, wie F. Venulet und G. Dmitrowsky') an einer freilich kurzen Versuchs-
reihe nachgewiesen haben, durch reichliche Gaben von Jod vermindert oder gar zum
Schwinden gebracht wird. DaB aber diese Organe, beeonders die Schilddriise, aber auch
Nebennieren, Pankreas usw., nicht auBer Zusammenhang mit der Abwehr dee Organiemus
gegen Bakterien, sagen wir kurz, mit der Immunitat emd, dafiir eprechen mannigfache
altere kliuische Erfahrungen und neuere Beobachtungen, von denen wir einige hier an-
fiihren mochten. So erinnem wir an die Schwache der Diabetiker den Staphylokokken-
infektionen und der Tuberkulose gegeniiber. Wenn auch bei weitem nicnt alle Falle
von Diabetes auf einer Degeneration des Pankreas beruhen, so sind es immerhin ca. ‘/»
der Falle, die hier in Frage kommen.
Nach von Noorden erkranken l / 10 — l 3 U a ^ er Diabetiker an Furunkulose, nach
Naunyn ist dieser Prozentsatz geringer.
Dacosta und Beardsley 1 ) fauden, daB das Blutserum von 74 Diabetikern eine
Herabsetzung des opsonischen Index um ‘/a — J / 8 gegeniiber der Norm aufweist, und
zwar in gleicher Art auf Streptokokken, Staphylokokken und Tuberkelbacillen. Diabe¬
tiker mit Furunkeln verhielten sich hierbei auch nicht anders als solche ohne diese
Koraplikation.
Die Herabsetzung des Index schien meist von der Schwere des Diabetes bzw. der
Hohe der Glykosurie abzuhangen.
Handmann") stellte fest, daB der Gehalt des Blutes an Traubenzucker weder
in vitro einen besseren Nahrboden fiir Staphylokokken abgibt, noch in vivo die bakte-
rizide Oder die opsonische Kraft des Serums schadigt. Die verminderte Resistenz vieler
Diabetiker muB nach ihm demnach auf Schadigung der inneren Sekretion des Pan¬
kreas beruhen.
Einige experimented Untereuchungen von M. Hajaski 4 5 ) fiihren uns die alte
Wahrheit im neuen Gewande wieder vor Augen. Der Zuckergehalt des Blutserums
allein ist fiir die Erklarung einer so hervorragenden Veriinderung der antibakteriziden
Widerstandsfahigkeit nicht gut in Rechnung zu ziehen, und es liegt nahe, auch hier an
einen teilweisen Ausfall der inneren Sekretion des Pankreas zu denken. [DaB iibrigens
die gefaBlosen Teile des Auges, zumal das Kammerwasser, sehr wohl teilhaben an dem
im Blute gebildeten Antikorper, das hat wenigstens fiir die Opsonine neuerdings Knapp-
New York 6 ) nachgewiesen, der die induzierte Phagocytose im Kammerwasser immuni-
sierter Tiere dem verhalten des normalen Serums gegeniiber deutlich gesteigert fand.]
Was Strubell aber besonders bestarkte, auf diesem Gedankenwege noch weiter vorzu-
dringen, war eine Beobachtung von J. C. Mac Watters 6 ).
1) Venulet, F., u. Dmitrowsky, Arch. f. experim. Pathol. Bd. 63. p. 460.
2) Dacosta u. Beardsley, Americ. Journ. of med. Scienc. Sept. 1908.
3) Handmann, Ueber die Ursache der verminderten Resistenz des Diabetikers
gegen Infektionen. (Deutsch. Arch. f. klin. Med. 13. Marz 1911.)
4) Hajaski, M., Ueber die Infektionsfahigkeit des Auges bei Diabetes, und iiber
die bakterizide Wirkung des diabetischen Bluserums auf Eitererreger. (Graefes Archiv
Bd. 76. H. 1.)
5) Knapp, Arch, of Ophthalm. Vol. 38. 1910. p. 6.
6) J. C. Mac Watters, Brit. med. Journ. 1911. p. 1161 ff.
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Eine Warterin in einem Lungensanatoriuru, deren Blut zur Kontrolle gegenflber
den Seris der Patienten fur opsonische Zwecke offers untersucht wurde, zeigte nach
einiger Zeit eine starke Herabsetzung des opsonischen Index gegen Tub. (0,6). Sie
fiihlte sich zwar nicht so gesund wie friiher, aber die genaueste Unter6uchung der in-
neren Organe ergab nichts Positives. Sie verliefi bald darauf das Sanatorium, ohne
daS irgendwelche Symptome auf der Brust zu erkennen gewesen waren. 9 Monate
spater bekam sie einen Basedow und muflte ihre Arbeit aufgeben. Als sie zu Mac
Watters in Behandlung kam, waren alle Symptome des Basedow vollkommen ent-
wickelt, trotz mehrmonatiger Behandlung bei strenger Bettruhe. Mac Watters fand
einen tuberkulo-opsonischen Index von 0,6 und begann die Patientin mit Tuberkulin
zu behandeln, und zwar mit einer Anfangsdosis 1 2 / J0000 mg. Diese erste Injektion war
gefolgt von einer verstarkten Verschlimmerung der Herzbeschwerden und einer Zu-
nahme des Halsumfanges, begleitet von Schmerzen in der Schilddriise. Nach drei
Tagen erklarte die Patientin, 6ie fiihle sich besser als seit vielen Wochen, und nach
10 Tagen war die Schilddriise nicht nur wieder so weit abgeschwollen wie vor der
Injektion, 6ondern sogar noch mehr verkleinert. Mac Watters gab ihr in der Folge
kleine Dosen Tuberkulin und sah jedesmal eine negative Phase mit VergroSerung und
Schmerzen in der Thyreoidea und Yerachlechterung der ubrigen Symptome, worauf die
positive Phase mit einer deutlichen Besserung folgte. Der Index stieg und mit ihm
besserte sich das Allgemeinbefinden. Nach 3 Monaten hatte ihr Korpergewicht urn
l‘/t Stones (20 Pfund) zugenommen. Tachykardie trat selten auf, die Ptosis war fast
geschwunden und der Halsumfang unter normal.
Wenn auch dieser einzelne Fall, wie Mac Watters sehr richtig betont, nicht
als ein stringenter Beweis dafiir gelten kann, dafl die Affektion eine ausschlieBlich bak-
terielle war, da ja spontane Besserungen bei Basedow vorkommen, so regt diese Krank-
heitsgeschichte unter alien Umstanden zum Nachdenken an. (Mac Watters steht
nebenbei bemerkt ebenso wie neuerdings auch Wright selbst auf dem Standpuukt,
daB bei der Haufigkeit der Staphylokokkeninfektion bei Diabetes die Glykosurie das
Iie8ultat und nicht die Ursache der verminderten Widerstandskraft des Organismus
sein konne. Er sah bei mehreren Fallen von Diabetes deutliche Besserung der
Glykuserio nach Injektion von Staphylokkenvaccine, ohne dafi die Diat geandert
worden ware.)
Joseph Hollds 1 ) bezeichnet direkt die Basedowsche Kraukheit als eine auf
tuberkuldser Basis beruhende Affektion. Nach ihm ist die VergroSerung und erhohte
Tatigkeit der Schilddruse eine der Folgeerscheinungen tuberkuloser Intoxikationen, die
durch Hyperthyreoidisation die vorhandenen Symptome steigern, ja auch nach volliger
Aufhebung des tuberkulosen Herdes sie aufrecht erhalten kann. Hoil6s behandelte
4 Patienten spezifisch durch Einreibung mit dem Karl Spenglerschen Immunkorper
mit dem Erfolg, daS Struma, Tachykardie und Exophthalmus bei diesen Patienten
zuruckgingen, betrachtliche Gewichtsverluste ausgeglichen und uberkompensiert wurden.
Hoi 16s weist darauf hin, daS, wahrend er selbst auf klinisch-experimentellem Wege
den tuberkulosen Ursprung der Basedowschen Krankheit erkannt habe, Poncet’)
unabhaugig von ihm auf pathologisch-anatomischem Wege ebenfalls den engen Zu-
Rammcnhang zwischen den beiden Krankheiten entdeckt habe.
G. Ghedini 3 ) beschreibt im AnschluS an Reid-Hunt und Trendelenburg
die vermehrte Widerstandsfahigkeit von Versuchstieren (Mausen) gegen todliche Dosen
von Acetonitryl, sobald die Tiere mit Schilddrusensubstanz bzw. dem Blute hyper-
thyreotischer Schilddriisenkranker gefiittert worden waren, wahrend das Blut thyTeoidek-
tomierter Tiere unwirksam war. Er glaubt, daS die Schilddruse auf das Zustande-
kommcn dieser Hyperresistenz einen ganz besonderen EinlluS ausiibt, sei es nun, daS
irgendein Umstand die Abspaltung der giftigen Cu-Gruppe vom Komplex CH,Cu ver-
hindere, oder dafl oxydierende Komplexe imstande seien, diesen Komplex bzw. seine
Cu-Gruppe in weniger giftige Korper zu verwandeln, oder sei es, daS irgendein anderer
biochemischer Faktor im Spiele sei. Ghedini fiagt nun, ob das Zustandekommen
dieser Hyperresistenz auf den direkten Einflufl der in Driisenextrakten und im Blute
bestiinmter Kranker enthaltener Thyreoideasubstanzen zuriickzufiihren ist, oder ob die
Erhohung der Widerstandsfahigkeit nur die Folge indirekter Wirkungen dieser Sub-
stanzen ist, d. h. von Wirkungen, die sekundiir nach Veranderungen der verschiedenen
inneren Organe oder der Blutzusammensetzung auftreten. Und konnte die Wirksamkeit
des Bluies solcher Kranker nicht auf besonderen, von den Schilddriisen verursachten
Veranderungen beruhen?
1) Holl6s, Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther. VIII. Bd. 3. 4, p. 681.
2) Poncet, A. et Leriche, Le rhumatisme tuberculeux. Paris (Doin) 1908.
3) Ghedini, G., Experimenteller u. klin. Beitrag zur Acetonitrylreaktion, mitbe-
sonderer Beriicksichtigung bei Morbus Basedowii. (Wien. klin. Wochenschr. 1911. No. 21.)
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 509
eringtugigen Infektionen gegeben, welche ihrerseits, ohne dafi
e fiihren miissen, den opsonischen Index stark beeinflussen
Diese und andere Ueberlegungen fiihrten Strubell zu der Frage: Inwieweit ist
der opaonische Index im menschlichen und im Tierkorper abhiingig
vom Verhalten der inneren Organe und was haben speziell dieDriisen
mit innerer Sekretion mit der opsonischen Immunitat zu tun?
Dali hierbei die Wechselwirkung aieser Driisen ganz besonders mit in Rechnung
gezogen werden rniifitc, war von vornnerein klar. Es ist iibrigens auch gut, zu betonen,
dafi es sich bei unserer Fragestellung zunachst nur um die opsonische Immunitat
handeln kann, indem z. B. fur die toxisch-antitoxische Immunitat bereits durch zahlreiche
Versuche wichtige Rezeptorengruppen gefunden worden sind, so in der Nervensubstanz
fur das Tetanustoxin, aas dort festgebunden und weitergeleitet wird, in den Neben-
nieren bei der Vergiftung mit Diphtnerietoxin.
Es lag nun bei unserer Fragestellung nahe, durch Exstirpation von Driisen mit
innerer Sekretion (Sehilddruse, Nebensehilddruse, Pankreas, Ncbenniere, Hypophyse
Ausfallserscheinungen hervorzurufen und in deren Verlaufe dann das Verhalten des
opsonischen Index zu studieren. Strubell hat solche Operationen einigemal ausgefiihrt,
ist aber von diesem Wege abgegangen auf Grand der Erwagung, dafi alle solchen
Operationen doch ziemlich grofie Eingriffe notig machen, welche eventuell schon an
sich das Tier sehr anstrengen miissen. Die dazu notige Narkose kann auch nicht als
ein gleichgultiger Faktor betrachtet werden, und es sind bei solchen Operationen so
viele Moglichkeiten zu
sie zur Sepsis oder zum
konnen. Wir haben es daher vorgezogen, mit Organ praparaten vorzugehen, deren Ein-
verleibung sukutan oder per os unter vermeidung aller solcher Schadlichkeiten fiir den
Korper des Tieres reinere Versuchsergebnisse erhoffen liefien. Wir gehen nun auf unsere
Versuche mit Thyreoidin ein. Versuche: 32—41,45—57,60,61,178,179 (Kurve21—28).
Wir haben das Mittel anfangs subkutan einverleibt, so dafi eine Anzahl der offi-
zinellen Thyreoidintabletten in Aqua destillata steril verrieben und aufgeschwemmt
wurden, und dann die Aufschwemmung — von einer Losung konnte man nicht sprechen
— mit einer Spritze mit sehr starker Kaniile dem Tier unter die Haut des Riickens
gespritzt wurde. Die Tiere bekamen aber mehrfach Nekrosen an der Injektionsstelle,
und wir haben dann
vorgezogen, das Thy¬
reoidin per os einzuver-
leiben, was bei den
Kaninchen verhaltnis-
mafiig leicht geht. Auch
einige Selbstversuche
der Herren Assistenten
mit geringen Dosen
Thyreoidin haben wir
ausgefiihrt.
Was nun die Er-
gebnisse an den Kanin¬
chen anlangt, die zum
grofien Ten betracht-
Fichere Dosen, 5—10
Tablet ten auf einmal,
erhielten, nur einmal
(Versuch No. 50) eine
Tablette, und einmal
(Versuch No. 52) zwei
Tabletten, so konnten
wir bei den grofien
Dosen beinahc durch-
weg aufier einer rapiden
Abnahme des Korper-
Kurve 21. Vers. 36.
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Kurve 24. Vers. 40.
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Kurve 25. Vers. 53.
Kurve 26. Vers. 56. Kurve 28. Vers. 179.
Kurve 21—28. Thyreoidin.
gewichts und sichtlicher Abgeschlagenheit mit starkem Zittern der Versuchstiere eiue
ungiinstige Beeinflussung des opsonischen Index gegen Staphylokokken beobachten.
Dabei ist zu bemerken, dafi, wie dies bei Kaninchen haufig der Fall ist, die Ausgangs-
zahlen schon verhaltnismiifiig niedrige waren. Die Kaninchen No. 50 und 51 bekamen
nach 8 Tagen nochmals eine Dosis Thyreoidin. Besonders bei den Kaninchen No. 51 (= 53)
war dann die Gewichtsabnahme eine besonders rapide, der Index gegen Staphylokokken,
welcher gelegentlich auch einrnal nach oben schwankte, war iiberhaupt sehr niedrig.
Im ganzen darf man wohl von einer ausgesprochenen Abnahme des opsonischen Index
sprechen, die im Laufe der ersten Stunden allmahlich einsetzte und oft nach 4—8 Stunden
here its ihr Minimum erreichte.
Zwei Selbstversuche der Herren Dr. Heinzmann und Dr. Michligk, welche
jeder eine Tablette Thyreoidin per os zu sich nahmen, haben nicht zu den gleichen Re-
sultaten gefiihrt, indem der Index gegen Staphylokokken bei den beiden Herren bei
dieser genngen Dosierung im Gegenteil angestiegen ist und zufallig bei beiden nach
6 Stunden ein Maximum erreichte.
Sehr merkwiirdig aber war der EinfluB von sehr geringen Gaben von Thyreoidin-
tabletten bei einer Patientin mit starker Tachykardie una miifligem Exophthalmus.
welche voriges Friihjahr in Strubells Behandlung trat und der vor 20 Jahren von
chirurgischer Seite eine Strumaresektion, ganz offenbar wegen Basedow gemacht wor-
den war. Diese Patientin, welche wegen unertriiglichen, entschieden thyreogenen Herz-
klopfens und starker Tachykardie beinahe zur Morphinistin geworden war, nebenbei
auch Digitalis mit schlechtestem Erfolg, friiher einmal Thyreoidintabletten in starker
Dosis bekommen hatte, was sie ebenfalls nur stark herabgebracht hatte, wurde von inir
nach Feststellung des Elektrokardiogrammes, das ebenfalls die fur Schilddrusenintoxi-
kation charakteristische Erhohung der Nachsch wankung aufwies, mit Gaben
von Heroin und elektrischen VVechselstrombadern mit gutem Erfolge behandelt, Da ich
gerade mit den soeben beschriebenen Versuchen an Tieren beschaftigt war, untersuchte
ich den opsonischen Index auf Tuberkulose und auf Staphylokokken und gab der Pa-
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St rub ell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflfisse etc. 511
tientin eine Tablettc Thyreoidin, was merkwiirdigerweise ein ganz betracht lichee Sioken
dee osponischen Index gegen beide Bakterien gleichzeitig mit einer exquisiten Bes-
serung der klinischen Beschwerden zur Folge hatte.
Etne weitere, nach Monatsfrist gegebene Thyreoidintahlette lieS die beiden Indices
auf gleichera Niveau, beeinflufite dagegen das Befinden deutlich ungfin s ti g, wahrend
eine dritte und vierte Tablette, die nach 2 reep. 2 1 2 * /, Monaten gegeben wurae, der Pa-
tientin wieder die Erleichtemng verschaffte wie die erete.
So mancher Arzt, der diese Zeilen lieet, wird sagen, daS diese wechselnden Er-
folge bei einer hochgradig nervosen Frau zweifellos nur auf suggestivem Gebiete liegen
k5nnen. Wir mdchten nur dabei bemerken, dafi wir der Patientin von vornherein nicht
einmal die Medikation mit der einen Tablette als eine Heilung oder Besserung ver-
S recbende dargestellt haben, sondern dafi ihr erklart wurde, wir wiinschten mit ihr ein
inisches Experiment behufs feinerer Diagnosenstellung vorzunehmen. Die Patientin
kam dann sehr erstaunt nach der ersten Tablette in meine Sprechstunde und erklarte,
noch nie habe ihr eine Medikation eine eolche Beruhigung verschafft. Aber selbstver-
standlich wiirden auch solche Angaben einer erregbaren Frau auf uns nicht einen
solchen Eindruck machen, dafi wir geneigt waren, irgendwelche weitergehenden Schliisse
auf dieselben aufzubauen. Aber die be trachtlichen Schwankungen der opsonischen
Werte gegen Tuberkelbacillen und gegen Staphylokokken, die mit ahnlichen Schwan¬
kungen des Korpergewichts einhergingen, sina ftir uns der unumstfifiliche Beweis da-
fhr, dafi ganz offenbar die opsonischen Immunitatsverhaltnisse bei dieeer Patientin voll-
kommen derangierte sein muasen. Es macht dieser labile Zustand auf uns den Ein¬
druck — wenn anders wir der Meinung Haunt geben diirfen, dafi wirklich die Schild-
drfise hier eine Rolle spielt —, als wenn in diesem Falle das innere Sekret dieser Druse
nicht etwa glcichmafiig, wie das klinisch bisher wohl zumeist angenommen wurde,
sondern abwechselnd entweder in zu reichlichem oder zu diirftigem Ausmafie in die
Blutbahn arelangt, als ob einmal zu viel, das andere Mai zu wenig sezerniert wfirde.
Auf diese Weise ware einmal der wechselnde Erfolg der kleinen, doch wirklich gering-
fiigigen Thyreoidingaben, andererseits aber die aufierdentlich grofien und auf kerne
andere Weise erklarlichen Schwankungen des opsonischen Index gegen Tuberkulose
nnd Staphylokokken und die damit korrespondierende auffallenden Schwankungen des
Korpergewichts zu verstehen.
Als diese Untersuchungen fiber die pharmakodynamische Beeinflussung des op¬
sonischen Index bereits im vollsten Gange waren und zu bemerkenswerten Resultaten
f efuhrt hatten, erhielten wir Kenntnis von einigen kurzen Mitteilungen von S. Marb6‘),
er fiber die Einwirkung von Schilddrfisensubstanz auf den opsonischen Index in vitro
und in vivo gearbeitet und eine Erhohung des opsonischen Index nach Gaben von
Thyreoidin gefunden hat. Der Autor, welcher von dem Gesichtspunkte ausgeht, dafi
in der Schilddrfise mehrere Faktoren von verschiedener physiologischer Wirkung
nebeneinander tatig sind, hat sich bemfiht, auf chemischem Wege das Thyratoxin vom
Thyreoidin zu trennen, wobei er verschiedene Wirkungen feststellen konnte, indem das
Thyratoxin den opsonischen Index steigerte, das Thyreoidin ihn im weeentlichen herab-
setzte (siehe auch die Arbeiten von Mila Fassin 5 ), welche Autorin bei der experi-
mentellen Hyperthryreoidosis rasche Vermehrung des hamolytischen Alexins und der
bakteriziden Eigenschaften des Serums beobachten konnte). (Siehe ferner die grofie in
franzosischer Sprache geschriebene Arbeit von L6on Mfiller: Recherches sur le lieu
et le mode d’origine des cytolysines naturelles [Alexines et ambocepteurs normeaux] et
les movens d’en provoquer rhypers4cr6tion.)
Es greifen also hier die Untersuchungen anderer Forscher gleichsam wie ein
Zahnrad in ein anderes in die unsrigen ein und geben denselben eine Stfitze, welche
ihre Tragweite vergrofiert und das Fundament verstarkt, auf dem fernere Erwagungeu
und Untersuchungen sich zu bewegen haben.
Die Schltisse, die wir aber aus unseren obigen Untersuchungen
haben ziehen kSnnen, werden noch gestiitzt durch die Tatsache, daB bei
keiner anderen Form der Akne die therapeutische Anwendung einer
Staphylokokkenvaccine, z. B. des Opsonogen, so ausgezeichnete und so
prompte Erfolge zeitigt, wie bei der durch Gaben von Brom und Jod
kflnstlich erzeugten, und daB es auch bei empfindlichen Personen voll-
kommen gelingt, wahrend einer konsequent durchgeftthrten Jod- oder
1) Marb4, S., Compt. rend. Soc. de biol. T. 31. 1910. p. 355.
2) Mile. Fassin, Compt rend. Soc. de biol. 1907, 9. und 16. Marz, 20. April;
1909, 20. Marz.
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512
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Brombehandlung das Auftreten von Akne durch regelm&Bige Injektionen
von Opsonogen direkt hintanzuhalten und zu verhindern.
Es frSgt sich nun: Wie kommt diese eklatante Wirkung eines Brom-
und eines Jodsalzes zustande? Beruht sie auf einer spezifischen Wirkung,
welche dem Jod und dem Brom speziell eigen ist, Oder handelt es sich
hier um Einfliisse, die wir rein physiologisch-chemisch als Salz-
wirkungen zu bezeichnen haben?
Der Losung dieser Frage sind wir naher getreten durch Versuche,
welche einer unserer Mitarbeiter, Herr Dr. Frenzel, an sich selbst aus-
geftihrt hat. Herr Frenzel hat in drei Selbstversuchen das eine Mai
20 g, das zweite und dritte Mai je 30 g Kochsalz, aufgelost in 125 resp.
250 g Aqua destillata, auf einen Schluck zu sich genommen. Versuche
16—18. Es ist selbstverstfindlich, daB zur Aufnahme einer solchen
Dosis Kochsalz einmal eine gewisse Begeisterung und Hingabe fflr die
Sache gehort, der wir auch an dieser Stelle unsere Anerkennung nicht
versagen mochten. Herr Frenzel, dem wahrend der Versuchsdauer jede
weiteren Gaben von Fliissigkeit verweigert wurden. hat Symptome Ieb-
haften Durstes empfunden, sonst aber, abgesehen von einem unange-
nehmen Geffihl im Magen, keinerlei wesentliche Beschwerden. Es ist
nun interessant, mitzuteilen, daB diese doch wesentlich betrachtlicheren
Dosen Kochsalz gar keinen irgendwie bemerkenswerten EinfluB auf den
opsonischen Index ausgetibt haben. Der Index gegen Staphylokokken
blieb vielmehr im wesentlichen auf gleicher Hohe, ist wohl einmal bei
dem ersten Versuch nach etwa einer Viertelstunde etwas fiber die Norm
gestiegen, im dritten Versuche ebenfalls nach einer Viertelstunde ein
wenig unter die Norm gesunken, hat sich aber sonst durchaus nicht in
charakteristischer Weise verfindert, etwa wie bei den so viel kleineren
Gaben von Jod-
und Bromnatrium.
(Kurve 29, NaCl.)
Es ist also nach
diesem klar, daB es
sich bei der Senkung
des opsonischen In¬
dex nach Jod- und
Bromnatrium nicht
um eine Salzwirkung
handeln kann, denn
sonst mfiBte das Ein-
nehmen von 30 g
Kochsalz einen groBeren EinfluB ausfiben, als die Einnahme von 5 g
Jod- Oder Bromnatrium.
DaB aber derartige Verfinderungen des Index nicht ausschlieBlich
auf Jod- und Brompraparate, die Erzeuger von Akne, beschrfinkt sind,
das beweisen zwei Ver¬
suche am Leibe des Herrn
Frenzel, der das eine
Mai 4 g, das andere Mai
6 g Harnstoff geschluckt
hat, wobei jedesmal bereits
nach einer Viertelstunde
eine deutliche negative
Phase einsetzte, die nach
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 513
einer Stunde bereits ihr Maximum erreicht hatte. Versuche 19, 20. Es
ist also auch dem Harnstoff die Ffthigkeit eigen, die opsonische Immu-
nitat gegen Staphylokokken vorubergehend herabzusetzen. (Kurve 30,
Harnstoff.)
Es lag nun nahe, noch an der Hand anderer Mittel aus unserem
Arzneischatz diese Verhaltnisse zu studieren, und was hatte wohl naher
gelegen, als es einmal mit dem Arsen zu probieren, dessen bakterizide
Eigenschaften alien Pharmakologen wohlbekannt sind, und dessen
verschiedene chemische Verbindungen gerade fflr die Behandlung von
Hautkrankheiten, besonders fOr die Acne vulgaris, seit langer Zeit im
Schwange sind. (Ich sehe von der ganz neuerdings aufgetretenen Hoch-
Kurve 35. Vers. 46.
Kurve 31—35.
Kurve 33|34.
Liqu. kal. are.)
Krste Abt. Orig. Bd. 68.
Heft 5/6.
Vere. 44|45.
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514 Centralbl. f. Bakl. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
flut der Arsenbehandlung aller mSglichen Infektionen mit dem Ehrlich-
Hataschen Salvarsan vollkommen ab.)
Es ist nun gewiB recht bemerkenswert, daB, wie sich aus den Versuchen
am Korper der Herren Assistenten DDr. Heinzmann und Michligk
erweisen lieB, die Einwirkung des Arsens (Liquor kalii arsenicosi 0,25—
0,5, Versuche 42—47, Kurve 31—35) auf den opsonischen Index eine
seinem klinischen, d. h. Akne beseitigenden Effekte durchaus parallel
gehende ist, indem der opsonische Index der beiden Herren sowohl
gegen Staphylokokken als auch gegen den Tuberkelbacillus in geradezu
eklatanter Weise durch die Injektionen dieser Dosis von Liquor kalii
arsenicosi in die Hohe getrieben wurde, eine Veranderung, die freilich
bei dem Index gegen Staphylokokken sich in noch viel deutlicherer Weise
manifestierte als bei dem gegen Tuberkulose. Wenigstens hat der Index
Kurve 37. Vers. 64.
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Kurve 41.
Vers. 73|74.
Kurve 36—42.
Kurve 42. Vers. 77/78.
Salvarsan.
des Herrn Heinzmann gegen Tuberkulose in Versuch No. 45 nicht
jene exquisite und dezidierte eindeutige Steigerung erfahren, wie er bei
deraselben Herrn bei der gleichen Dosis und am selben Tage gegen
Staphylokokken gestiegen ist. Es war ja ganz selbstverstandlich, daB wir
es uns nicht entgehen lassen konnten, diese VerhSltnisse auch an der
Hand des nun einmal so hoch aktuelllen Salvarsans zu studieren, was
wir zun&chst an Hunden und Kaninchen getan haben. Versuche 62—65,
68—70, 71—78 (Kurve 36—42). Es scheint nun, als wenn die Wirkung
dieses Mittels, das eine viel h5her molekul&re und kompliziertere Ver-
bindung darstellt, und das mit SesamSl verrieben, intramuskular injiziert
wurde (0,1 Salvarsan mit SesamSl 1,0 verrieben pro dosi), wohl auch
seiner auf diesem Wege erfolgten langsameren Resorption wegen, nicht
in gleicher Weise als frappant bezeichnet werden durfte. Immerhin er-
hellt auch aus diesen Tierversuchen die deutliche Tendenz des Mittels,
den opsonischen Index gegen Staphylokokken zu steigern, was bei dem
Versuchshund No. 62 freilich erst nach 8 Stunden zu einem deutlichen
Ausschlage fflhrte, w&hrend die Versuchskaninchen No. 65 und 64 bereits
nach 2—4 Stunden eine deutliche Beeinflussung des Blutserums auf-
wiesen. Kaninchen No. 63 wies nur eine nach einer Viertelstunde er-
kennbare geringftigige Steigerung auf. (Kurven: Arsen.)
Das Gesamtergebnis dieser Versuche ist nun zun&chst die rein bio-
logisch interessante Tatsache, daB die Norm wesentlich iiberschreitende
VerSnderungen des opsonischen Index nach oben und nach unten nicht,
wie wir bisher angenommen haben, ausschlieBlich durch im Korper des
Menschen oder Versuchstieres bestehende bakterielle Infektionen oder
durch die Injektion abgetbteter Bakterienkulturen, also durch spe-
zifische Einwirkungen verursacht werden konnen, sondern daB es auch
auf rein chemischem, also nicht spezifischera Wege mfiglich ist, die
opsonische Widerstandsfahigkeit des Blutserums zu verandern. Und zwar
ist dies moglich nicht sowohl durch physiologisch im Korper bereits
vorhandene Substanzen, wie z. B. den Harnstoff, als auch andererseits
durch zu dem eisernen Bestande unseres arzneilichen Riistzeuges ge-
horige, allgemein in der arztlichen Praxis verwendete Drogen. Wenn
diese bei einmaligen Gaben freilich nach relativ kurzer Zeit wieder vor-
ubergehende chemische Beeinflussung des opsonischen Index selbstver-
standlicherweise auch nicht als eine spezifische imponiert, so kann man
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516
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
sie doch als eine spezielle bezeichnen insofern, als verschiedene Arznei-
mittel verschiedene Wirkungen ausuben bei der Erhohung und bei der
Erniedrigung des opsonischen Index, je nach der chemischen Eigenart
des verwendeten Medikamentes, wahrend es rait dem im Korper ja stets
vorhandenen, bei der Nierenpathologie eine so groBe Rolle spielenden
Kochsalz nicht gelungen ist, trotz hoherer Dosen eine opsonische Wirknng
zu erzielen.
Es schlossen sich nun an diese Untersuchungen solche an, die wir
mit den Substauzen der iibrigen Driisen fiir innere Sekretion resp. mit
deren Hormonen angestellt haben. Ueber die Versnche rait Schilddriisen-
substanz haben wir ja bereits oben berichtet.
So haben wir Versuche mit Parathyreoidin, Versuch 32—35 (Kurve
43—46), Pituitrin, Versuch 27 — 30 (Kurve 47—50) (Parke, Davis &
Co.), Adrenalin, Versuch 21—26, 31 (Kurve 51—56), und Pankreon,
Versuch 58, 59, 62, 67 (Kurve 57—60), gemacht, welche in der Art
verliefen, dafi nach Parathyreoidin, Pituitrin und Adrenalin der opsonische
Index gegen Staphylokokken und Tuberkulose sank, wahrend Pankreon
den opsonischen Index gegen beide Krankheitserreger steigerte. Es fst
nathrlich von ganz besonderer Wichtigkeit, wenn wir daran denken, daB
bei Diabetikern, wo wir doch in einem gewissen nicht geringen Prozent-
Kurve 43. Vers. 32. Kurve 45. Vers. 34.
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Kurve 47. Vers. 27.
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Strubell u. Miehligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 517
Kurve 50. Vers. 30.
Kurve 47—50. Pituitrinum.
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Kurve 56. Vers. 31.
Adrenalin.
satz der Falle mit Pankreasdegeneration zu rechnen haben, der op-
sonische Index gegen Staphylokokken nach Dacosta und Beardsley
in 70 Proz. der Falle betr&chtlich unter der Norm blieb, auch bei den
Diabetikern, welche keine Erkrankung an Furunkulose aufweisen. Die
Haufigkeit der Furunkulose bei Diabetikern. ist ja andererseits nur allzu
bekannt. Da nun die Furunkulose infolge einer Schwache der Immuni-
tat gegen Staphylokokken entsteht, Pankreon aber die Widerstandsfahig-
keit gegen Staphylokokken erhoht, so ist der SchluB nicht unberechtigt,
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518
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5|6.
Kurve 59. Vers. 62. Kurve 60. Vers. 66.
Kurve 57—60. Pankreon.
den niedrigen Index gegen Staphylokokken im Blute der Diabetiker auf
einen Ausfall der inneren Sekretion des Pankreas zu beziehen.
Es drangte sich nun der Gedanke auf, dafi, wenn verschiedene
pharmakologische Agentien, wie Jod, Brom, Arsen Thyreoidin,
so charakteristische VerSnderungen der opsonischen Immunitat hervor-
zurufen imstande sind, daB es dann auch mSglich sein mtisse, Jod- oder
Brom- oder Arsenpr¶te von verschiedener Zusammensetzung auf op-
sonischem Wege zu differenzieren. Zu diesem Zwecke verwendeten wir
auBer Jod- und Bromnatrium per os Jod- und Bromnatrium und Kalium
arsenicosum in Geloduratkapseln, Versuche 92, 93, 100—108, 115—123
(Kurve 61—64), ferner das an organische Substanz gebundene Jod und
Brom in Form von Jod- und Bromglidinen, Versuche 85—91, 94—99,
109, 110, 114, 142, 158 (Kurve 65—80), ferner stellten wir Versuche an
mit dem als ueurotrop bezeichneten Jodival, Versuche 126—132 (Kurve
81—87), und applizierten das Jod extern durch perkutane Einreibungen
von Jodvasogen, Versuche 133—135 (Kurve 88—90). Beziiglich der
letzteren Applikationsform mochten wir daran erinnern, daB zwar be-
hauptet worden ist, daB in die Drtisen der Haut nach Einnahme per os
gelangte Jod erzeuge dort lokale Reizungen und auf solche Weise die
Jodakne, daB es uns aber nicht bekannt ist, daB durch Einpinselung von
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusee etc. 519
Jodtinktur Oder Einreibung von Jodsalben eine Akne erzeugt wird.
Jedenfalls wird eben doch von der Haut aus nicht so viel Jod resorbiert,
wie wir per os einfuhren, und gewiB ist nach den von uns hier vorge-
tragenen Ergebnissen nicht eine lokale Reizung der Haut, sondern eine
Veranderung der Immunitat gegen Staphylokokken die Ursache der Akne.
Wir haben nun von alien diesen Mitteln so viel angewendet, als sie
dem Jodgehalte der frdher von uns verwendeten Dosen von 3 und 5 g
Jodnatrium und Bromnatrium entsprach. Das ergab ziemlich betr&cht-
liche Mengen. So muBten wir, um auf der gleichen H6he zu bleiben,
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Kurve 71/72. Vers. 94/95.
Kurve 69/70. Vers. 90/91.
Kurve 73/74. Vers. 96/97.
Kurve 65—74. Jodglidine.
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Kurve 75. Vers. 98.
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 521
Kurve 75—79. Bromglidine.
29 resp. 41 g Jodglidine, in Apfelmus verrieben, geben und bis 15 Stiick
Geloduratkapseln und hatten etwa 45 g 6-proz. Jodvasogen auf die
Haut einreiben mussen, was aber untunlich erschien, w&hrend 5,1 g
Jodivalpulver, entsprechend 3,0 g Jodnatrium, genommen wurden. Am
exquisitesten waren wohl die Ver&nderungen mit groBen Dosen Jod¬
glidine, bei welcher ja infolge der festen Bindung des Jods die Aus-
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Kurve 81. Vers. 126.
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Kurve 88—90. Jodvasogen.
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Kurve 89. Vers. 134.
scheidung betrachtlich verlangsamt ist. Denn w&hrend die Toleranz
gegen die von uns verwendeten groBen Dosen bei ernplindlichen Indivi¬
dual von den drei intern verabreichten Praparaten beim Jodival am ge-
ringsten ist, ging bei dem einen Selbstversuche von Michligk der
opsonische Index gegen Staphylokokken nacli Einnahme von 29 g Jod-
glidine nach 8 Stunden von 1,0 auf 0,19 herab, und zwar ist diese
Senkung der opsonischen Kurve ganz allrnahlich erfolgt, indent nach
einer Viertelstunde der Index 0,94, nach eincr halben 0,95, nach einer
Stunde 0,92, nach 2 Stunden 0,89, also noch ungefilhr im Bereich der
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Kurve 91.
Norm war, wahrend er nach 6 Stunden 0,61, nacli 8 Stunden 0,19
betrug, nach 24 Stunden die Norm mit 0,95 erreichte. Einen anderen
Yersuch siehe Kurve 91. Mich¬
ligk, der als ein lebendes Reagens br.HiduiaK s'a.n. 2 Sqr Wgiidine
auf Jod be/.eichnet werden kann, - °i i T mm m i im m m
bekam die Erscheinungen, die man
nach Eingabe groBer Jodmengen --I
beobachtet; Kopfschmerzen, Schnu- ^ o eo ---IIIIIXIIIIIIII
pfen und Staphylokokkeninfektionen — - f -
der Haut, wahrend die gleiche Dosis o.ts- -
von anderen trotz betrSchtlicher Illllllll-ClilHI
Herabsetzung des opsonischen In- 0,50
dex noch recht gut vertragen wurde. ow--
Nun kommt aber etwas sehr Merk-
wiirdiges: Wahrend die opsonische Kurve 91.
Reaktion auf die Jodglidine zweifel-
los gegenuber den gewohnlichen Jodnatriumgaben per os bei vielen
Versuchen als eine ganz entschieden verlangsamte zu bezeichnen war,
trat bei der Einnahme von Jodnatrium in Geloduratkapseln
ein ganz anderes opsonisches Verhalten zutage. Wir konnten durch-
aus nicht in alien, aber in einigen Fallen feststellen, daB ein ganz
betrachtliches Steigen des opsonischen Index gegen Staphylokokken
nach Gabe von Geloduratkapseln auftrat. So nahm der gegen Jod
sehr empfindliche Michligk 10 Geloduratkapseln, Versuch 104, von
denen jede 0,2 g Natriumjodat enthielt, und erzielte dadurch eine
Steigerung seines opsonischen Index gegen Staphylokokken von 1,25 auf
2,04 binnen 8 Stunden. Ein ganz ahnliches Verhalten konnte ich bei
einem Patienten beobachten, der Bromnatrium in Geloduratkapseln be¬
kam. Eine ahnliche Steigerung des Index konnten wir nach perkutaner
Einwirkung von Jodvasogen erkennen, Versuche 133—135. Es fragt
sich nun, wie wir uns ein derartiges, vollig verschiedenes Verhalten zu
erklaren haben. Dazu kommt, daB entgegen unseren Erwartungen,
welche dahin gingen, daB die perkutane Einreibung von Jod keine
nennenswerten Veriiuderungen der Immunit&t hervorrufen wurde, dies
vielmehr in sehr deutlichem MaBe, und zwar nach kurzer Zeit der Fall
gewesen ist. Nachdem wir nun auch noch die subkutane Einspritzung
von Jodsalzen in den Bereich dieser Untersuchungen gezogen haben,
die uns gleichfalls zu interessanten, freilich negativen, Resultaten gefiihrt
hat, insofern als merkwiirdigerweise der Index durch die Injektion von
Jodkalium und Jodnatrium nicht verandert wird, glaube ich, ohne auf
die nahere Deutung und Erkliirung des gesamten, sehr reichhaltigen
Materials einzugehen, das in nahezu zweijahriger, miihevoller Arbeit er¬
zielte vorlaufige Resultat dahin zusammenfassen zu konnen, daB bei
jeglicher Applikationsweise des Jods mit gangbaren Praparaten ver-
schiedenster Natur Schwankungen der opsonischen Immunitat besonders
gegen Staphylokokken, aber auch gegen Tuberkulose hervorgerufen
werden konnen, die so betrSchtlich sind, daB es in Zukunft nicht mehr
moglich sein wird, diese Erscheinungen zu ignorieren.
Fiir die ganze Beurteilung der von uns gewonnenen Resultate ist
natiirlich von prinzipieller Bedeutung die I^rage nach der Resorption
und der Ausscheidung der verschiedenen Jodpraparate. Es ist bekannt,
daB nach Aufnahme von Jodalkalien freies Jod binnen wenigen Minuten
im Mundspeichel nachweisbar sein kann, ein Beweis dafiir, daB das Jod
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524 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
kaum erst im Darm resorbiert werden diirfte. Diese Tatsache ist den
v. M eri n gschen *) Versuchen am Hund gegeniiber von Bedeutung.
indem dieser Autor nach Abbindung des Hundemagens keine Resorption
von Jod konstatieren konnte und hieraus auf physiologische Verhaltnisse
beim Menschen denselben SchluB gezogen hat. Demgegenuber hat
Otto 2 ) gezeigt, daB die Jodalkalien im Magen des Meerschweinchens
und Kaninchens leichter resorbiert werden, als dies in dem Magen von
Katzen und Hunden, auch ohne Abbindung des Magens, zu geschehen
pflegt. A. Bohm (Dissertation Erlangen, 1895, zitiert nach Boruttau)
nahm das erste Auftreten der Jodreaktion im Speichel als Zeichen des
Beginns der Jodalkaliresorption im Magen. Boruttau betont, daB es
sich nach seinem Erachten uberhaupt um eine wesentliche Liicke in der
biochemischen und pharmakologischen Literatur handelt, indem seine
sicher auBerst mannigfachen und verwickelten Einwirkungen der in den
Intestinaltrakt aufgenommenen Nahrungs- und GetrSnkebestandteile auf
eingefiihrte Arzneistoffe und vice versa — durch LSsung, Adsorption
und chemische Reaktion — kaum systematisch untersucht worden sind.
Es l&gen zwar die empirischen Empfehlungen der Praxis vor, diese und
jene Medikamente vor oder nach der Mahlzeit zu nehmen, indes fehlte
es zumeist an einer genauen wissenschaftlichen Begrundung; man habe
den Eindruck, daB allgemeine Vorstellungen von gegenseitigen Aus-
fallungen, von Resorptionsverlangsamung oder -beschleunigung maBgebend
seien, aber keine experimentelle Durchprfifung in jedem einzelnen Falle.
Boruttau weist auf die interessanten Angaben in der Arbeit von
An ten aus Heffters Berner Laboratorium 3 4 ) hin fiber die Resorption
der Jodalkalien, welche augenblicklich als grundlegend angesehen werden
kann. An ten wies nach, daB nach einmaliger 0,5 g-Dose das Aus-
scheidungsmaximum in der zweiten Stunde nach der Einnahme liegt, daB
die Dauer der Ausscheidung etwa 40 Stunden betrBgt, und daB die
mittlere ausgeschiedene Menge 76 Proz. der aufgenommenen betrigt.
DaB in letzterer Beziehung die Schwankungen nach Individualist auBer-
ordentlich groB sind, ist auch neuerlich nochmals von Heffter betont
worden (Med. Klinik. 1910). Auf den wahrscheinlichen Zusammenhang
dieses Verhaltens mit der Speicherung in den Organen kommt Boruttau
sp&ter zuriick. An ten fand ferner, daB bei wiederholten Gaben die aus¬
geschiedene Gesamtmenge grOBer wird, die Ausscheidungsdauer langer.
Endlich fand er, was mit Rticksicht auf die oben erSrterte Frage wichtig
ist, daB ein gleichzeitig mit dem Jodalkali genossenes Mucilaginosum,
wie Gummi arabicum die Resorption verzbgerte, derart, daB das Maximum
der Ausscheidung statt nach 2, erst nach 3 Stunden eintrat. Dagegen
beschleunigte und vermehrte die Aufnahme von Chlornatrium und Kalium-
nitrit (welches ja bei saurer Reaktion HJ freimachen kann) die Aus¬
scheidung. Die Aufnahme von Natriumkarbonat hatte dagegen keinen
EinfluB und verhindert auch den bei Aufnahme groBer Dosen auftretenden
Jodschnupfen nicht.
DaB das Maximum der Jodausscheidung in die ersten beiden Stunden
fSllt, hat auch Witt 1 ) bestatigt; derselbe fand ferner, daB bei l&nger
dauernder Jodalkaliabgabe vom zweiten Tage an eine regelm&Bige perio-
dische Steigerung in den Vormittagsstunden zu erkennen ist, ebenso wie
1) v. Mering, Klin. Jahrbuch. Bd. 7. Heft 3. 1899.
2) Arch. f. VerdauuDgskrankheitcn, Bd. 8. p. 427.
3) Arch. f. exper. Pathol, u. Pharm. Bd. 48. 1903. p. 331.
4) Dissert. Greifswald. 1905.
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 525
das mit vielen anderen im Harn zur Ausscheidung gelangenden Stotfen
der Fall ist.
Weitere Angaben finden sich in einer Verbffentlichung von Singer 1 ),
welche wesentlich den Vergleich der Jodausscheidung bei Verabreichung
von Jodalkali und Jodipin, und zwar letzteres aucli innerlich, im Auge
hat. Es wurden danach von dem als Jodipin verabreichten Jod durch-
schnittlich 78,5 Proz. ausgeschieden, von dem als Jodipin verabreichten
58,5 Proz.; der Rest soil wesentlich als Jodfett abgelagert werden.
Die Schwankungen in der AusscheidungsgroBe sollen beim Jodipin
groBer sein als beim Jodkali, und zwar soil die Ausscheidung urn so
groBer sein, je groBer die Muskelarbeitsleistung, resp. der „Fetthunger“
des betreffenden Individuums ist. In der Ruhe wird weniger Jod aus¬
geschieden, mehr mit Fett abgelagert. Die Beendigung der Jodaus¬
scheidung sah Singer bei JK binnen hochstens 60 Stunden, wogegen
sie bei Jodipin 4 1 /*—5 Tage anhielt. Beim JK waren in den ersten
12 Stunden schon 83 Proz. des Jods ausgeschieden, beim Jodipin ver-
lauft die Ausscheidung sehr protrahiert. Noch protrahierter ist natiirlich,
wie aus den Arbeiten verschiedener Autoren hervorgeht, die Ausscheidung
bei der subkutanen Injektion von Jodipin, da hier erst allmShlich Re¬
sorption des so geschaffenen Jodfettdepots stattfinden muB ....
Boruttau hat schon 1907 2 ) die Ausscheidung des Jods bei Dar-
reichung von Jodglidine verfolgt und gefunden, daB dieselbe auch in den
ersten Stunden einsetzte, aber langsamer anstieg als beim Jodkali, derart,
daB das Maximum erst in den zweiten 12 Stunden erreicht wurde; die
Dauer der Ausscheidung war trotzdem nicht langer als beim Jodkali,
weder nach einmaliger, noch nach tagelang fortgesetzten Gaben. Das
Verhaltnis der ausgeschiedenen zu der gegebenen Jodmenge war in den
von B. angeftihrten Versuchen am Menschen wie beim Tier ein sehr
vollstandiges, die Retention sehr gering; es ist das natiirlich ebenso wie
bei den Jodalkalien, wo solches auch vorkommt (s. Heffter a. a. 0.)
individuell verschieden. So hat auch Boruttau zum Teil abweichende
Ziffern in seitdem wiederholt mit Jodglidine angestellten Versuchen er-
halten: oft wurde wieder nahe 100 Proz., manchmal nur die Halfte und
selbst bis zu 30 Proz. herab des gereichten Jods im Harn (natiirlich
immer wieder nach Veraschung!) wiedergefunden. Konstant durch alle
Ergebnisse geht indessen die Erscheinung, daB das Maximum der Aus¬
scheidung gegeniiber den Jodalkalien verspatet, die Dauer der Ausscheidung
dagegen nicht oder wenig verlangert ist. Boruttau hat im AnschluB
hieran auch die Jodausscheidung bei Verabreichung von Jodalbacid, sowie
von nach Blum und Vaubel selbst hergestelltem JodeiweiB mit nur
substituiertem Jod verfolgt. Die Losung des letzteren erfolgte mit
ziemlich starker NaOH, die Fallung durch Neutralisation mit Essigs&ure.
Der Konzentration der NaOH ist es otfenbar zuzuschreiben, daB aus
nativem Hiihneralbumin Pr¶te von durchgehends 3,5 Proz. Jod-
gehalt erhalten wurden, demjenigen des festjodierten „Kerns“ ent-
sprechend.
Boruttau faBt alle eigenen und fremden Befunde zusammen und
kommt zu dem Resultat, daB „die Dauer der Jodausscheidung bei der
Mehrzahl der betrachteten organischen Jodverbindungen nicht wesentlich
diejenige der Jodalkalien Qbertrifft, welche im wesentlichen binnen
1) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 52. 1905. H. 5/6.
2) Dtsche med. Wochenschr. 1907. p. 1490.
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526 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
48 Stunden beendet ist. Bei der wenig wasserloslichen JodfettsSuren-
Kalkseife kann sich die Ausscheidung betr&chtlicherer Jodmengen auf
4 Tage und mehr hinziehen; bei den Jodneutralfetten ist sie aufierst
protrahiert. Bei alien organischen Jodverbindungen ist das Maximum
der Ausscheidung gegen die Jodalkalien, wo es schon in die zweite
Stunde f&llt, hinausgeschoben. Es kann bei den JodeiweiBpriiparaten,
und zwar sowohl bei den das Jod in fester, wie den dasselbe zum Teil
in lockerer Verbindung enthaltenden, bis in die zweiten 12 Stunden, bei
den Jodfetts&uren fiihrenden Praparaten in die zweiten 24 Stunden ver-
zdgern. Die Vollst&ndigkeit der Ausscheidung des eingefiihrten Jod
scheint, unabh&ngig von der Art des Praparates, vor allem von dem
individuellen Verhalten des betreffenden Tieres abhangig zu sein. u
Beispiele:
S. erhielt ura 7 Ubr morgens 2 g Jodglidine mit 188 mg Jod.
Entleerte Harnmengen
mit mg Jod
= P M.
Bis 9 Uhr
380 ccm
7,62
0,020
»»
10 „
150
tt
9,65
0,064
it
1
125
tt
12,70
0,100
tt
2 „
165
a
6,35
0,039
it
4 „
140
tt
4,19
0,030
tt
6 „
125
tt
3,56
0,028
if
7 „ abends
100
tt
2,54
0,025
tt
10 „
250
tt
6,35
0,025
tt
7 „ morgens des nachsten Tages 450
tt
11,43
0,026
it
9 „
250
it
6,35
0,025
it
10 „ abends
900
It
9,00
0,010
it
7 „ morgens des 3. Tages
630
»>
Spur
—
Summe 79,74 = 42,4 Proz. d. aufg.
Derselbe erhalt morgens 7 Uhr
2 g JodeiweiS
aua
Eieralbumin
mit 70 mg fest-
gebundenem Jod.
Entleerte Harnmengen
mit
mg Jod
= pM.
bis
87,
Uhr
175
ccm
Spur
—
it
10
It
100
n
2
0,020
it
11
it
100
tt
1,8
0,018
ft
2
it
200
a
12
0,060
ft
47,
it
150
n
3,6
0,024
tt
6
it
TOO
it
3,6
0,036
ft
7
„ abends
50
tt
1
0,020
tt
97 ,
tt it
200
tt
3,6
0,018
It
7
„ morg. d. nachst. Tages
600
ti
12
0,020
tt
9
tt tt
200
it
2,4
0,012
It
12
„ mittags
400
tt
2,4
0,006
tt
10
„ abends
500
tt
2,5
0,005
tt
7
„ morg. d. 3. Tages
500
tt
Spur
—
Summa
46,9 = 69 Proz. des gereicht.
Derselbe erhalt morgens 7 Uhr
2 g Jodalbacid
mit 91,6 mg Jod.
bis
9
Uhr
300
ccm
Spur
—
It
117 ,
it
220
a
4,5
0,022
tt
1
it
150
n
12
0,080
It
2
tt
100
a
8
0,080
tt
47,
it
100
a
10
0,100
it
7
„ abends
230
tt
16
0,069
tt
10
it ti
100
tt
7,1
0,071
it
7
„ morg. d. nachst. Tages
400
tt
8,0
0,020
it
10
„ abends
1000
it
8
0,005
It
7
,, morgens
710
a
Spur
—
Summa
70,6 = 77,1 Proz. d. gereicht.
Zum Resorptionsmechanismus organischer Jodverbindungen meint
Boruttau, „die Verschiedenheiten im ersten Auftreten, im Verlauf und
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in der Dauer der Jodausscheidung bei der innerlichen Gabe der ver-
schiedenen organischen Jodpraparate mussen erklart werden durch die
Form, in welcher das betreffende Priiparat resorbiert wird, die Ge-
schwindigkeit der Resorption, das Mall, in welcheni Jod im Korper
zuruckgehalten wird, endlich die Vorgange bei der Ausscheidung durch
die Nieren M .
Wird Jod in Gestalt von Jodalkalien gegeben, so wird es als solches,
d. h. bei der Tendenz des Organismus zur Erhaltung des osmotischen
Gleichgewichts und bei der weitgehenden Dissoziation der Korper-
elektrolyten, in Ionenform resorbiert werden und zirkulieren. In
gleicher Gestalt, als Jodalkali, wird es auch im Ilarn ausgeschieden, und
zwar, wie wir gesehen haben, in individuell sehr verschiedener Voll-
standigkeit. Das nicht ausgeschiedene wird retiniert — wie und wo
wird Gegenstand des nachsten Paragraphen sein.
Aber auch bei Darreichung von Jod in organisch gebundener Form
erfolgt die Ausscheidung im Harn stets in ganz uberwiegendem Made
als Jodalkali; nach Jodeigonnatrium fanden Mosse und Neuberg 1 )
zwar Jodhippursaure im Harn; und bei Jodglidine fand auch Boruttau
kleine Mengen organischen gebundenen Jods. Indessen handelt es sich
einerseits meistens um kleine Mengen im Verhaltnis zum anorganischen
Jodgehalt, und zweitens mud das nachgewiesenermaden oft sehr be-
deutende Jodbindungsvermogen des Harns als solches beriicksichtigt
werden. Das Jod mud also, um ausgeschieden werden zu konnen, aus
der organischen Verbindung abgespalten werden. Dies kann schon vor
oder wahrend der Resorption Oder nachher im Stoffwechsel erfolgen.
Zur Entscheidung, wie weit schon vor der Resorption resp. wahrend
derselben Abspaltung stattfindet, mud das Verhalten der Verbindungen
den Verdauungssaften gegenuber, sowie die Resorptionsweise der Stoflfe,
an welche das Jod gebunden ist, im allgemeinen, naher betrachtet
werden. Da die per os einverleibten Halogenverbindungen stets eine
gewisse Zeit mit wasserigen Fliissigkeiten — als solche ist im wesent-
lichen der Inhalt des Verdauungskanals zu bezeichnen — in Beriihrung
bleiben, so wird zun&chst die Halogenabgabe an solche bei langerem
Verweilen interessieren. Bei kiirzerem Schiitteln mit Wasser gibt keines
der hier betrachteten Praparate mehr als Spuren freies Jod oder JH an
Wasser ab; auch das etwas wasserlbsliche Jodival macht hiervon keine
Ausnahme.
Mit Jodeiweidkorpern hat Boruttau Versuche mit langere Zeit
hindurch fortgesetzter Dialyse von in wenig Wasser aufgeschwemmtem
Praparat durch Pergamentpapier gegen viel, haufig gewechseltes Wasser
in kiihlem Raume angestellt. Es gingen stets Spuren Jod, bei lockerer
Bindung auch grodere Mengen in das Dialysewasser fiber. In weiteren
Versuchen wurde die Dialysatorfliissigkeit mit 2 Proz. NaOH alkalisch
gemacht, wobei das JodeiweiB ganz oder teilweise in Losung ging. Es
enthielt hier nach 7-tagigem Dialysieren die Flussigkeit, die urspriinglich
enthalten hat.te:
1 g Jodglidine mit 99,4 mg Jod.noch 25,6 mg
1 g wie oben fest jodiertes Hiihnereiweid mit 38,1 mg Jod „ 17,78 „
1 g Jodalbacid mit 45,7 mg Jod.„ 43,18 „
Boruttau kommt dann zur Besprechung der W 7 irkung des Pepsins
zusammen mit Magensalzsaure. Dasselbe wird, wie man von vornherein
1) Zeitschr. f. physiol. Cheni. Bd. 37. 1903 p. 427.
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
annehraen muB, in der Weise wirken, daB es fest jodierte bzw. bro-
mierte EiweiBkorper in jodierte bzw. bromierte Proteosen und Peptone
spaltet. Aber auch bei JodeiweiBpraparaten, die locker gebundenes bzw.
raehr Oder weniger fest adsorbiertes Halogen bzw. Halogen wasserstoff-
sSure enthalten, wird ganz offenbar eine solche lockere Bindung bzw.
Adsorption fflr die bei der Verdauung entstehenden Proteosen und Pep¬
tone weiter bestehen bzw. wieder eintreten, — urn so mehr, als ja auch
die Magensalzsaure mit ihnen lockere Verbindungen eingeht (wenn Pep¬
tone aus EiweiBkdrpern der Speisen vorhanden sind, werden sich die
Magensalzstiure und die Halogensaure des HalogeneiweiBes in ihrer Bin-
dung bzw. Adsorption vermutlich auf beide verteilen). Verbindungen
der C1H, und JH mit EiweiB- und Leimpeptonen („Pepton- bzw. Glutin-
pepton-Chlorhydrat u usw.) sind vor langerer Zeit von Paal angegeben
worden, und es hat 0. Schulz in seiner Dissertation (Erlangen 1897)
die Jodausscheidung nach Aufnahme von „jodwasserstoffsaurem Pepton“
verfolgt und aus den Ergebnissen die therapeutische Verwendbarkeit
desselben statt der Jodalkalien gefolgert.
Tabelle Boruttau.
Substanz
Feat gebund.
Jod-Hiihner-
eiweiB
Jodalbacid
Jodglidine
Bromglidine
Angewendete Menge
0,5
g
0,5
g
0,9
g
U
g
darin J. resp. Br.
Unverdnutcr Kiickatand
19
mg J.
22,8
mg J.
87,6
rag J.
107,4
mg Br.
0,25
g
0,3
g
0,3
g
0,4
g
darin J. reap. Br.
8
mg J.
12,8
mg J.
22,9
mg J.
41,9
mg Br.
in Proz. dea angewendeten
42,1
Proz.
56,1
Proz.
26,1
Proz.
39,0
Proz.
Acidoprotein
0,13
g
0,05
g
0,25
g
0,25
g
darin J. reap. Br.
4
mg J.
2,2
mg J.
15,2
mg J.
13,4
mg Br.
in Proz. dea angewendeten
21,0
Proz.
9,7
Proz.
17,3
Proz.
12,5
Proz.
,,Pepton“
0,12
g
0,15
g
0,25
g
0,25
g
darin J. reap. Br.
4
mg J.
4
mg J.
9,5
mg J.
4,7
mg Br.
in Proz. dea angewendeten
21,0
Proz.
17,5
Proz.
10,8
Proz.
4,4
Proz.
Im alkohol. Filtrat J. resp. Br.
3
mg J.
3,7
mg J.
40
rag J.
47,4
rag Br.
in Proz. des angewendeten
15,8
Proz.
16,2
Proz.
45,7
Proz.
j 44,1
Proz.
Wie vorstehende Uebersicht von Beispielen zeigt, sind von dem ge-
samten Halogengehalt an die Verdauungsprodukte Acidoprotein, Prote¬
osen und Peptone gebunden geblieben beim fest jodierten HiihnereiweiB
42 Proz., beim Jodalbacid 27,2 Proz., beim Jodglidine 28,1 Proz., beim
Bromglidine 16,9 Proz. Abgespalten, anscheinend durchwegs in anor-
ganischer Form, wurden bei den ersten Praparaten rund 16 Proz., bei
den beiden letzteren rund 45 Proz. Es ist nun aber zu bedenken, daB
der Verdauungsversuch in vitro mit den Verhaitnissen der natiirlichen
Magenverdauung nicht wohl durchweg parallel gestellt werden darf, —
in dem vorliegenden Falle um so weniger, weil ein bestSndiges Schfltteln
resp. Ruhren des Verdauungsgemisches unterbleiben muBte. Es muB
bestimmt angenommen werden, daB im Magen die Verdauung in viel
kiirzerer Zeit eine viel vollstSndigere ist, so daB also weniger oder gar
kein unverdautes HalogeneiweiB hinterbleibt, weit mehr Halogen in den
Verdauungsprodukten enthalten sein und weniger Oder gar keins in an-
organischer Form abgespalten werden wird.
In nochmaliger Zusammenfassung dessen, was uns Verdauungsver-
suche und an solche anschlieBende Betrachtungen liber Ort und Art der
Resorption der in Rede stehenden Korper auszusagen gestatten, sagt
Boruttau, daB Halogenkali offenbar am schnellsten und schon im
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Magen resorbiert wird, danebea hier vielleicht etwas, aber wenig, von
den Halogeneiweifikorpern. Die groBte Menge Oder das gesamte Halogen
bei alien organischen Halogenverbindungen gelangt im Darra zur Resorp¬
tion, bei den Halogenfetts&ure-Kalkseifen wohl langsamer als bei den
Halogeneiweifien und dein Jodival. Halogenaddierte Neutralfette scheinen
manchmal schlecht Oder gar nicht vom Verdauungskanal aus resorbiert
zu werden.
Zur Form des Jodtransportes im Blute spricht sich Boruttau da-
hin aus, dafi, wenn wir das Schicksal von Nahrungsstoffen und Medika-
menten einigermaBen bis ganz nahe an die resorbierenden Elemente der
Darmwand heran verfolgen kbnnen, doch der eigentliche Resorptions-
und Assimilationsmechanismus, soweit er in der Darmwand lokalisiert
ist, unserer direkten Untersuchung sogut wie unzuganglich bleibt, und
wir uns hochstens bemiihen konnen, (iber das n&chste Schicksal der
resorbierten Stoffe durch Untersuchung des Blutes etwas zu erfahren,
bei der schnellen Zirkulation und Ausscheidung aus dem Blute, zumal
bei geringen Mengen, eine oft schwierige, ja unlosbare Aufgabe.
v. Fflrth und Friedmann 1 ) haben bei Katzen, welche Jodalbacid
resorbierten (bei einzelnen dieser Tiere war dies nach der Angabe der
Autoren flberhaupt nicht der Fall), Extrakte des Darminhaltes, der Darm¬
wand, sowie endlich das Blut auf das Verh<nis des noch an EiweiB
und dessen Spaltprodukte gebundenen und des organischen Jodes unter-
sucht, indem sie den Phosphorwolframsaure-Niederschlag einerseits und
das Filtrat von diesem andererseits analysierten. So enthielt in dem
einen Falle:
der Niederschlag das Filtrat
beim Darminhalt 176,00 mg 3,3 mg
bei der Darmwand 0,79 „ 2,8 „
beim Blut 0,45 „ 3,28 „
Die Autoren schlieBen daraus, daB der gepriifte JodeiweiBkorper
bei der Resorption eine so tiefgreifende Spaltung erfahrt, daB das Jod
in der Darmwand und im Blut nicht als Jodproteose und -Pepton, sondern
als Jodalkali auftritt.
Boruttau hat bei Kaninchen, welche eine groBere Dosis von Sa-
jodin resp. Jodival erhalten hatten, Blut direkt aus der Carotis in siedender,
angesauerter Natriumacetatlbsung aufgefangen, das eingedampfte, eiweiB-
freie Filtrst nach Kochen mit weiterem Saurezusatz zwecks Spaltung
etwa vorhandener Jodfettseifen mit Aether erschopft und dann das so be-
handelte Filtrat einerseits, das Koagulum plus dem Aetherextrakt anderer¬
seits auf seinen Jodgehalt analysiert. Derselbe fand sich im Filtrat
viel groBer als im Koagulum plus Aetherextrakt, so nach Sajodin ein-
mal 2,1 mg gegen 1,0, ein andermal 3,4 mg gegen 1,8 mg, beim Jo¬
dival 3,0 gegen 0,5. Es wird also offenbar auch hier jedenfalls ein
weit groBerer Anted des Jods im Blute in organischer Form als in
organischer Bindung transportiert. Wahrscheinlich gilt dies fur alle
organischen Halogenverbindungen.
Es ist nun wohl angesichts dieser Befunde anderer Autoren zweifel-
los von dem groBten Interesse, zu wissen, daB die EinfQhrung von Jod-
alkalien, speziell Jodnatrium (aber auch Bromnatrium) in den Darm ver-
moge der Geloduratkapseln wenigstens in einigen Fallen eine prinzipiell
veranderte Immunitatsreaktion hervorruft, nicht, wie man erwarten sollte,
]) Arch. f. exp. Pathol., Festschr. f. Hchmiedeberg, 1908. p. 214.
Ertt« Abt. Orig. Bd. 68. Heft 5,6. 34
Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
530
Centralbl. f. fi&kt. etc. I. Abt. Originate Bd. 68. Heft 5/6.
DigitizetLby
lediglich ein verlangsamtes Eintreten opsonisch reaktiver Zust&nde. Diese
Tatsache ist um so bemerkenswerter, als es nach den klinischen Be-
obachtungen des einen von uns (Strubell) fiberjeden Zweifel erhaben
ist, daB die Darreichung der Jodalkalien via Geloduratkapseln vom
Darm aus eine Verbesserung der Toleranz deni Jod gegeniiber bei
einer ganzen Reihe von Patienten ira Gefolge hat, Patienten, welche
bei der Gabe der iiblichen Jodalkalilosungen stets fiber Jodschnupfen und
Kopfschmerzen gejammert hatten, und die nun nach Strubells Er-
fahrungen, besonders einige Falle von Asthma bronchiale, positiv angaben,
daB sie in dieser Form keinerlei Oder nur geringe Zeichen von Jodis-
mus zu erleiden hfitten. Diese klinische Tatsache ist fibrigens auch durch
die Zeugnisse einwandfreier anderer Beobachter erhfirtet.
Es frfigt sich nun tatsfichlich: Ist es moglich, die bessere Toleranz
mancher Patienten den Jodalkalien in Geloduratkapseln gegenfiber init
dem gelegentlichen Steigen der opsonischen Kurve gegen Staphylokokken
in solchen Fallen in einen wissenschaftlich eindeutigen Konnex zu bringen?
Diese Frage aufzuwerfen, halten wir ffir so wichtig, daB wir ihre Be-
antwortung gern vorsichtig einer hoffentlich nicht mehr zu fernen Zu-
kunft fiberlassen.
Wenn man nach Boruttau unter den physiologischen Wirkungen
des Jods gewohnlich diejenigeu versteht, welche bei innerer Darreichung
seiner Alkalisalze auftreten, so ist es ebendoch sehr interessant, aus
unseren Versuchen zu erfahren, daB die subkutane Injektion von Jod-
kalium im Gegensatz zur internen keinerlei Verfinderungen des opso¬
nischen Index gegen Staphylokokken hervorruft, wahrend, wie wir schon
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Kurve 93. Vers. 152.
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Kurve 92. Vers. 151.
Kurve 94.
Vers. 155.
Kurve 92—95.
Kurve 95.
Krist. Eiweifi.
Vers. 156.
Google
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA=CHAMPA16N-—“*
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusae etc. 53 J
oben erwahnt haben, die perkutane Einreibung von Jodvasogen sehr
exquisite Schwankungen, und zwar nach oben, zeigt. Versuche 133—135.
Was die Resorption und Ausscheidung des Jods bei der Verab-
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Kurve 96. Vers. 143.
34*
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URBANA-CHAMPAIGN
532
CeDtr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Kurve 102.
Vers. 149.
Kurve 96—103.
Kurve 103.
Pepton.
Vers. 150.
reichung von JodeiweiBpraparaten anlangt, so fehlt es sehr an quantita-
tiven Daten in der Literatur. Boruttau hat iiber diese Frage interessante
Versuche, speziell auch mit der Jodglidine, angestellt (s. o.).
Zweifellos aber ist die Ausscheidung des Jods bei den JodeiweiB¬
praparaten, sowohl bei denen, wo das Jod fester, als bei denen, wo das
Jod lockerer gebunden ist, verlangsamt, wenn auch die Gesamtdauer der
Ausscheidung nicht oder weniger verlangsamt ist. Dies deckt sich ja
vollkommen mit unseren opsonischen Befunden, bei denen die tiefste
und Hauptwirkung im Sinne der am weitesten nach unten gehenden
negativen Phase oft erst nach 8 oder mehr Stunden aufgetreten ist, ganz
im Gegensatz zu den per os gereichten Jodalkalien.
Wenn wir aber jetzt die Betrachtung der Verhaltnisse bei den ver-
schiedenen JodprSparaten verlassen, so schlieBen sich den bisher aufge-
fiihrten weitere Versuche an, welche wir mit verschiedenenEiweiB-
praparaten angestellt haben. Es erschien doch notig, besonders mit
Riicksicht darauf, daB doch die Bakterienvaccine zum groBen Teil Ei-
weiBsubstanzen darstellen, festzustellen, inwieweit das EiweiB oder seine
Abbauprodukte opsonische Veranderungen hervorzurufen imstande sind.
Und da haben wir zunachst mit kristallisiertem EiweiB gearbeitet, das wir
in w&sseriger LSsung bei Kaninchen und Hunden in subkutaner Einspritzung
verwendet haben. Versuche 151—153, 155, 156 (Kurve 92—95). Es ist
unmoglich, hier von emheitlichen Resultaten zu sprechen, indem das
eine Mai eine deutliche Senkung und darauffolgende Steigerung des In¬
dex resultierte, wShrend andere Versuche eine scheinbar vollig indifferente
Wirkung des kristallisierten EiweiB ergaben. Ganz Aehnliches fanden wir
bei der Einverleibung von Pepton Witte (Versuche 143—150, Kurve 96—
103) in wttsseriger Losung subkutan, das zum Teil recht brtiske, aber schein¬
bar doch regelloseSchwankungen des Index gegen Staphylokokken bewirkte.
Wir sind nicht in der Lage zu behaupten, daB man irgend etwas Bindendes
aus diesen Kurven aussagen kann. Dagegen war es uns im hfichsten MaBe
interessant, die hervorragend deutlichen Wirkungen zu verfolgen, welche
nach der Aufnahme per os eines Lecithinpraparates, des Lecithin Per-
dynamin, resultierten. Und zwar waren hier exquisite Steigerungen des
staphylo-opsonischen, besonders aber auch des tuberkulo-opsonischen In¬
dex zu erkennen, welche aus den beigegebenen Kurven iiber die zum Teil
iiber mehrere Tage ausgedehnten Versuche in der allerdeutlichsten Weise
zu erkennen sind. Versuche 154,157,159—168,172—174 (Kurve 104—118).
Es ist doch unter alien Umstanden hochst merkwiirdig zu konstatieren,
daB die vielfach betonte giinstige klinische Wirkung von LecithinprSparaten
auf die Ernahrung und den Stoffwechsel herabgekommener, anamischer
und nervoser Patienten durch die so sehr in die Augen springenden
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URBANA-CHAMPAIGN
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 533
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Kurve 104. Vers. 154.
Steigerungen des opsoni-
schen Index gegen Tuber-
kulose und gegen Sta-
phylokokken, wie wir sie an
der Hand unserer Versuehe
mit dem Lecithin Perdyna-
inin nachweisen konnten,
eine wirksame Illustration
erhalt. Selbstverstandlich
sind wir weit entfernt, aus
unseren Ergebnissen an
dem Lecithin Perdynamin,
das ja keinen chemisch ein-
heitlichen K5rper darstellt,
nun auf alle LecithinprSpa-
rate Schliisse ziehen zu
wollen; vielmehr halten wir
weitere Untersuchungen an
anderen Lecithinpr¶ten
fur unbedingt notwendig
und geboten. Aber hochst
merkwiirdig und interessant
bleibt diese Konstatierung
auf alle FSlle.
Nun aber zum SchluB
die Mitteilung von Tat-
sachen, die uns wieder zu
dem Ausgangspunkte der
ganzen Betrachtungen zu-
riickfiihren. Mit dem Stu-
dium der Eiweifikorper
nahern wir uns wieder
denen der Bakterienleiber,
und da haben wir nun,
angeregt durch die Arbeit
eines anderen Gelehrten,
fiber die wir uns hier nicht
auslassen konnen, uns daran
Kurve 106/107.1. Versuch 150/160.
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Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliin.se etc. 535
R3,gl2.3Essloff. Lecithin-Perrfynamin &.2S0g P 2,5g.L.).
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Kurve 118. Vers. 174.
Kurve 104—118. Lecithin-Perdynamin.
Kurve 119. Vera. 169.
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Kurve 121. Vers. 171.
Kurve 122. Vere. 177.
Kurve 119—122. Staph, vacc.
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URBANA-CHAMPAIGN
536 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Tabellen iiber die Versuche im
Die erhaltenen
Art des Vereuches
vor dem
Versuch
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2 Std.
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4 Std.
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Versuch
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8 Std.
nach dem
Versuch
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2-5 §
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1. Selbstversuch von Assist. Jenke mit
5,0 g Bromnatrium. 3. Nov. 1910
0,83
0,54
0,35
0,39
0,35
0,59
0,41
0,57
0,58
2. dgl. 9. Nov. 1910
0,85
0,48
0,33
0,32
0,42
0,46
0,41
0,53
0,56
3. dgl. 17. Nov. 1910
1,30
1,04
0,55
0,64
1,00
1,04
1,30
1,29
1,49
4. dgl. 1. Dez. 1910
1,10
0,77
0,67
0,60
0,77
0,95
0,95
0,91
0^1
1. Selbstversuch von Assist. Jenke mit
5,0 g Jodnatrium. 29. Juni 1910
0,89
0,82
0,72
0,57
0,55
0,46
0,55
0,56
0,.'-''
2. dgl. 30. Juni 1910
0,92
0,79
0,68
0,53
0,50
0,45
0,52
0,55
0,81
3. dgl. 7. Juli 1910.
0,95
0,82
0,75
0,59
0,57
0,48
0,54
0,58
0,80
4. dgl. 27. Juli 1910
0,91
0,85
0,73
0,61
0,57
0,51
0,62
0,64
0,84
5. dgl. 3. Aug. 1910
0,97
0,80
0,65
0,59
0,56
0,49
0,57
0,60
0,85
1. Feldgraues Kaninchen, 2000g schwer,
0,01 auf 1,0 ccm NaCl-Losung 24 Std.
2. Tag
abends
3. Tag
vorm.
3. Tag
abends
4. Tag
vorm.
5. Tag
vorm.
6. Tag
vorm.
7. Tag
vorm.
alter Bouillonkultur v. Staph, pyog.
aur. intravenos. 9. Nov. 1910
0,98
0,94
1,02
1,04
1,08
1,10
0,99
1,08
•
2. Schwarzes-Kaninchen, 1700 g, 0,02
auf 1,0 ccm NaCl-Losung 24 Std. alter
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur.
intravenos. 9. Nov. 1910
1,09
1,06
0,98
1,09
0,98
1,06
0,87
0,93
3. Blaugraues Kaninchen, 2500 g, 0,05
auf 1 ccm NaCl-Losung 24 Sta. alter.
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur.
intravenos. 9. Nov. 1910
1,04
1,10
0,98
1,05
1,01
0,96
0,99
1,02
•
1. Schwarzes Kaninchen, 1300 g, 0,05
auf 1 ccm NaCl-Losung 24 Std. alter
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur.
intravenSs. 24. Nov. 1910
0,98
1,16
0,94
1,07
0,92
0,99
1,10
0,87
'
2. Feldgraues Kaninchen, 1700 g, 0,1
auf 1 ccm NaCl-Losung 24 Std. alter
Bouillonkultur v. Staph, pyog. aur.
intravenos. 24. Nov. 1910
1,02
1,16
1,03
0,99
1,07
1,12
1,00
0,80
3. Feldgraues Kaninchen, 1800 g, auf
1 ccm NaCl-Losung 0,15 ccm Bouil¬
lonkultur intravenos. 24. Nov. 1910
1,17
1,23
1,10
0,97
1,10
1,12
1,07
0,90
1. Selbstversuch des Assistenten Fren-
zel, 20,0 NaCl auf 125 Aq. font.
30. Nov. 1910
0,90
1,27
0,94
0,94
1,02
1,12
0,94
1,16
1,06
2. dgl. 30,0 NaCl. 5. Febr. 1911
1,02
0,94
0,90
0,91
1,00
0,99
1,03
1,02
0,99
3. dgl. 30,0 NaCl. 28. Febr. 1911
1,13
0,88
1,13
0,89
1,27
1,13
1,35
•
•
1, Selbstversuch des Assist. Frenzel.
4,0 Harnstoff. 10. Febr. 1911
0,97
0,69
0,G6
0,65
0,68
0,65
0,66
0,71
0,79
2. dgl. 6,0 Harnstoff. 21. Febr. 1911
0,99
0,71
0,69
0,65
0,64
0,67
0,66
0,66
0,71
Digitizes Gougle
Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 537
opaonischen Laboratorium.
opaonischen Indices
24 Std.
nach dem
Versuch
28 Std.
nach dem
Versuch
• Bja
3-S g
•M *0
CO 08 >■
C
48 Std.
nach dem
Versuch
52 Std.
nach dem
Versuch
0,63
0,71
0,63
0,79
0,91
0,89
•
0,82
0,88
0,78
0,71
0,91
0,88
.
1,60
1,71
1,62
1,50
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Bemerkungen
2 .
3.
4.
5. Nach 5 Std. Juck-
reiz am Korper und
nach 10 Std. Akne
6 .
7.
8 .
9.
10 .
11. Kaninchen wurde 4
Wocheu spater wegen
Lahmung der Nach-
handgetotet. Sektion:
ohne pathol.Verande-
rungen, ops. Ind. beim
T8ten 0,81
12 .
13.
14.
15. Kaninchen starbam
9. 12. 10. Sektion:
Leber, Nieren, Herz
und Milz Staphylo-
kokkenherde
1,0b
1,02
1,02
0,98
1,03
•
0,81
0.79
0,85
0,77
0,83
0,85
1,00 0,99
0,82
1,0b
16.
17.
18.
19.
20 .
Digitized by Google
Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
538
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6.
Die erhaltenen
Art des Vereuchee
vor dem
Vereuch
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c. y O J
1 Std.
nach dem
Vereuch
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4 Std.
nach dem
Vereuch
6 Std.
nach dem
Vereuch
8 Std.
nach dem
Vereuch
• I-c
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1. Feldgrauee Kaninchen, 2300 g.
0,00005 ccm Adrenalin eubkutan,
13. Dez. 1910
0,91
0,88
0,88
0,88
0,80
0,70
0,75
0,84
2. Schwarzee Kaninchen, 1200 g,
0,000025 ccm Adrenalin eubkutan.
13. Dez. 1910
1,09
1,02
0,86
0,98
1 0,89
0,97
0,95
0,88
—
3. Feldgrauee Kaninchen, 0,00005 ccm
Adrenalin. 20. Dez. 1910
0,97
0,99
0,83
0,84
0,78
0,77
0,72
0,68
0,68
4. Blaugraues Kaninchen, 0,000025 ccm
Adrenalin. 20. Dez. 1910
0,99
0,94
0,78
0,80
0,73
0,68
0,67
0,72
0,77
1. Hund (Wolfspitz) bekam die Neben-
niere exstirpiert. 14. Dez. 1910
0,94
0,89
0,80
0,82
0,77
2. Hund bekam 0,0001 ccm Adrenalin
injiziert. 20. Dez. 1910
0,97
1,05
0,90
0,75
0,77
0,81
0,78
0,76
•
1. GroSes grauee Kaninchen, 1 ccm
Pituitrin eubkutan. 14. Jan. 1911
0,96
0,65
0,68
0,64
0,64
0,69
0,64
0,59
0,64
2. Grofies echwarzee Kaninchen, 1 ccm
Pituitrin eubkutan. 14. Jan. 1911
0,93
0,66
0,66
0,64
0,59
0,64
0,58
0,62
0,63
3. Grauee Kaninchen, 1280 g, 1 ccm
Pituitrin eubkutan. 25. Jan. 1911
1,00
0,65
0,66
0,72
0,69
0,65
0,64
0,66
0,64
4. Grauee Kaninchen, 1600 g, 1 ccm
Pituitrin eubkutan. 20. Jan. 1911
1,11
0,76
0,75
0,72
0,78
0,81
0,80
0,77
1
031
1. Vereuchehund (Wolfepitz), 0,0003 ccmj
Adrenalin eubkutan. 25. Jan. 1911
1,00
0,63
0,67
0,67
0,59
0,65
0,64
0,69
0,61
1. Kleines grauee Kaninchen l‘/ 4 Tabl.
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq.
font. 14. Jan. 1911
0,92
0,65
0,67
0,72
0,74
0,64
0,55
0,56
"036
2. Kleinee echwarzes Kaninchen 1 1 / 4 Tbl.
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. font.
14. Jan. 1911
0,93
0,67
0,68
0,64
0,65
0,68
0,64
0,59
0,62
3. Grauee Kaninchen, 1010 g, l'/ 4 Tbl.
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. font.
25. Jan. 1911
0,98
0,65
0,70
0,63
0,66
0,64
0,62
0,67
—
4. Grauee Kaninchen, 1220 g, l‘/ 4 Tbl.
Parathyreoidin auf 5 ccm Aq. font.
25. Jan. 1911
1,16
0,84
0,88
0,90
0,82
0,78
0,77
0,73
—
1. Grauee Kauinehes, 1120 g, 5 Tabl.|
Thvreoidin auf 10 ccm Aq. font.!
5. febr. 1911
0,89
0,79
0,69
0,68
0,64
0,60
0.60
0,59
0,64
2. Schwarz geschecktee Kaninchen,!
1260 g, 10 Tabl. Thyreoidin auf 15
ccm Aq. font. 5. Febr. 1911
0,89
0,79
0,78
0,62
0,60
0,68
0,65
0,65
0,68
3. Grauee Kaninchen 5Tabl. Thyreoidin.
10. Febr. 1911
0,54
0,42
0,44
0,41
038
0,43
0,44
0,42
0,41
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 539
opeonischen Indices
s-s!
£
3Sj>
n ^
28 Std.
nach dem
Versuch
32 Std.
nach dem
Versuch
48 Std.
nach dem
Versuch
52 Std.
nach dem
Versuch
56 Std.
nach dem
Versuch
72 Std.
nach dem
Versuch
■
i
Bemerkungeu
0,81
•
•
■
1
•
•
•
•
•
21.
0,93
•
•
•
.
•
•
•
■
22.
0,81
0,73
•
•
•
•
•
23. Kaninchen cf. Ver¬
such No. 10
0,74
0,76
24. Gestorben a. 7.1.11.
Magen u. Darm leer.
Lahmung der Nach-
hand. Kaninchen cf.
Versuch No. 12.
'
25. Starb in der Nacht
gegen 11 Uhr etwa
11 Stunden nach der
Operation, ohne das
BewuBtsein wieder-
erlangt zu haben
■
.
•
•
•
•
■
•
•
26. cf. No. 31
0,64
0.57
0,63
0,65
•
•
m
ifi
a
1
27. Kaninchen cf.No.10
0,68
0,54
0,56
0,61
•
•
U
8
8
28.
•
•
■
•
■
•
m
29.
0,75
•
•
•
•
•
•
H
8
8
8
30.
0,59
•
•
•
■ i
•
•
31. tiund cf. No. 26
0,64
0,64
0,54
0,54
0,55
•
•
•
•
32. Kaninchen cf.No.14
0,64
0,58
0,63
0,58
0,59
•
•
•
33. Kaninchen cf.No.13
0,68
•
•
•
•
■
•
■
•
•
34.
0,78
■
•
•
•
•
•
35.
0,58
0,62
0,64
0,87
—
—
0,91
—
—
0,98
•
36.
0,68
0,79
0,79
0,91
—
—
0,93
—
—
0,96
•
37. Starb am 3. 3. 1911
an hamorrhagischem
Darmkatarrh
0,43
1
0,48
0,49
•
•
•
•
•
.
•
38. Kaninchen No. 29
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
540
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 68. Heft 5/6.
Die erhalteoi ii
Art des Versuchee
S J3
Js
■ £ J3
■2-S 3
2 -S §
.
B ja
■s-sl
. i-a
^-3 3
►rfl
" 00
>>
CG CC
ja u
-Zu ®
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Jj CC
-a
- 1 *
g
M «>
3
£
c
®!>
£
c; 0
*>
c
J
4. Graues Kaninchen lOTbl.Thyreoidin.
0,51
0,44
0,47
0,43
0,46
0,44
0,43
0,45
0,43
10. Febr. 1911
5. Graues Kaninchen 5 Tabl. Thyreoidin.
0,65
0,54
0,48
0,52
0,44
0,44
0,45
0,45
0,44
28. Febr. 1911
6. Schwarzes Kaninchen 10 Tabl. Thy-
0,67
0,58
0,49
0,52
0,44
0,42
0,47
0,46
0.45
reoidin. 28. Febr. 1911
Assistent Heinzmann bekam 0,25
1,62
1,43
1,76
1,92
2,22
1,26
1,03
1,66
—
Liq. Kal. amen, subkutan aut
Staph, aur. 13. Marz 1911
* _
0,88
1,08
1,18
137
0,77
0,64
1,02
—
Assistent Michligk bekam 0,5 Liq.
0,82
1,11
1,17
1,04
0,92
0,94
1,28
1,15
—
Kal. arsen. subkutan auf Staph,
aur. 13. Marz 1911
♦ _
1,35
1,42
1,25
1,09
1,11
1,56
1,40
—
Assistent Heinzmann bekam 0,25
0,49
0,50
0,89
0,73
0,69
0,65
0,43
0,71
_
Liq. Kal. arsen. subkutan auf
Staph, aur. 20. Marz 1911
—
1,02
1,80
1,49
1,41
1,31
0,88
1,45
—
DgL Tb.
—
0,71
0,73
1,60
1,08
1.14
1,11
1,69
-
0,41
0,29
0,29
0,65
0,44
0,40
0,45
0,69
—
Assistent Michligk bekam 0,5 Liq.
* _
1,67
1,25
2,09
1,62
1,53
1,49
1,95
Kal. arsen. subkutan auf Staph,
aur. 20. Marz 1911
Dgl. Tb. 20. Marz 1911
0,46
0,74
0,84
0,52
0,75
0,90
0,83
0,69
-
* _
1,49
1,70
1,05
1,44
1,10
1,02
1,38
—
Kaninchen, schwarz- weiB, 1200 g,
0,55
0,51
0,45
0,30
0,37
0,34
0,21
0,41
033
10 Tabl. Thyreoidin subkutan (Staph,
aur.). 13. Miirz 1911
Dgl., 820 g, 10 Tabl. per os. 20. Marz
0,42
0.50
0,33
0,40
0,49
0,43
0,47
0,48
0^2
1911
Kaninchen, grau, 2690 g, 1 Tabl. Thy-
0,29
0,24
0,14
0,29
0,22
0,26
0,24
0,28
_
reoidin per os (Staph, aur.). 28. Miirz
1911
Kaninchen, weiB-grauscheckig, 2410 p,
0,29
0,32
0,31
0,30
0,27
0,25
0,24
0,25
10 I'abl. Thyreoidin per os (Staph,
aur.). 28. Marz 1911
Kaninchen, grau, 2720 g, 2 Tabletten
Thyreoidin per os (Staph, aur.).
0,39
0.29
0,27
0,43
0,35
0,82
0,43
—
03J
5. April 1911
'
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URBANA-CHAMPAIGN
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 541
opsoniBchen Indices
• Sj3
■2 * o
m A £
SI
| 28 Std.
inach dem
| Versuch
i-1
“M o CJ
CO C
a
48 Std.
nach dem
Versuch
s-ss
£
56 Std.
nach dem
Versuch
-6 §■§
r n° §
J3 k.
MO©
CB
P ^
• a.*,
’^XI E
p^
Bemerkungen
0,42
0,45
0,50
•
•
*
•
’
39. Kaninchencf.No.34
starb am 6. 3. 1911.
Befund negntiv
0,47
0,48
0,53
•
•
■
40. Kaninchencf.No.35
0,51
0,43
0,51
•
■
j
•
41. Kaninchencf.No.13
1,44
0,89
J ,50
0,92
1,29
0,79
1,82
1,12
1,84
1,13
1,52
0,93*
•
42. *Phagocyt.-Zahl v.
dem Versuch 57, wo-
nach diese Indices
umgerechnet sind
0,95
1,12
0,96
1,16
1,02
1,02
1,01
1,17
0,97
0,97
_ *
.
43. * Phagocyt.-Zahl v.
dem Versuch 29, wo-
nach diese Indices
umgerechnet sind
1,00
1,04
0,73
1,49
0,75
1,52
(1,71)
(3,42)*
•
•
’
44. *Phagocyt.-Zahl v.
dem Versuch 147, wo-,
nach diese Indices
umgerechnet sind
0,92
0,43
1,46
0,61
1,37
0,56
1,72*
0,70
•
•
45. *Phagocyt.-Zahl y.
dem Versuch 126, wo-
nach diese Indices
umgerechnet sind
1,78
1,85
'
.
46. Bereehnet auf die
Phagocyt.-Zahl v. d.
Vers. * Phagoc.-Zahl
v. dem Versuch 266
0,40
0,93
0,80
1,62 *
•
*
•
•
•
•
47. * Phagocyt.-Zahl v.
dem Versuch 154,wo-
nach diese Indices
umgerechnet wurden
0,34
0,20
0,18
0,27
0,41
0,29
0,26
•
.
.
48. Am 2. Tag wog es
1020 g, am 3. 980 g.
Bekam nach 8 Tagen
einen AbszcS mit
Fistelgang an der r.
Brustwand
0,34
0.38
0,31
0,28
026
024
—
•
,
•
•
49. Nahm langsam wie-
der zu, AbszeB heilte
allmahlich wieder ab
0,23
0,23
0,21
0,18
50.
Am 29.3. wog es 2670 g
, 30.3. „ , 2680,
, 31.3. , , 2600 ,
, 1.4. * , 2730,
0,26
0,27
0,15
0,25
.
•
.
51.
Am29.3. wog es 22 lOg
, 30.3. , ,2210,
, 31.3. , ,2180,
, 1.4. , , 2080,
0,43
0,20
0,22
52.
Am 6.4. wog es 2580 g
, 7.4. , , 2600,
cf. 50
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URBANA-CHAMPAIGN
542
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Die erhaltenen
Art des Versuches
vor dem
Versuch
V 4 Std.
nach dem
Versuch
‘/.Std.
nach dem
Versuch 1
1 Std.
nach dem
Versuch
Bja
3-8 §
“■aS
c
4 Std.
nach dem
Versuch
6 Std.
nach dem
Versuch
8 Std.
nuch dem
Versuch
■elf
O C
Kaninchen, weifi-grauscheckig, 2130 g,
10 Tabl. Thyreoidin per os (Staph,
aur.). 5. April 1911
0,29
0,30
0,61
0,21
0,24
I 0,51
0,31
0,46
—
Frau Viertel, 1 Tabl. Thyreoidin auf
Tuberk.
21. 3.
23. 3.
4. 4.
10 *“
4. 4.
H.5
4. 4.
4 Uhr
naelim.
6 . 4.
a 4.
10. 4.
12.4
1,19
0,70
0,52
1,59
1A8
1,39
0,65
_
1,20
Dgl. auf Staph, aur.
0,80
0,48
0,71
0,63
0,87
0,85
0,88
0,87
—
Selbstversuch von Assist. Michligk,
1 Tabl. Thyreoidin auf Staph, aur.
27. April 1911.
0,84
1,05
1,88
1,56
1,36
1,23
1,55
1,39
Selbstversuch v. Assist. Heinzmann,
1 Tabl. Thyreoidin Ind. auf Staph,
aur. 27. April 1911
1,15
1,08
0,98
1,05
1,37
1,16
1,74
1,37
Assisteut Jen ke bekam 3 Tabl. (:\ 0,25)
Pankreon per os 1. auf Staph, aur.
0,74
1,01
1,32
1,31
1,23
1,18
1,16
1,45
1 ~
Assist. Michligk bekam 5 Tbl. (a 0,25)
Pankreon per os Ind. auf Staph, aur.
1,52
1,34
1,33
1,42
1,36
1,52
1,46
1,02
—
Frau Viertel 1 Tabl. Thyreoidin, cf.54
Staph, aur.
Tuberkulose
22. 5.
1,35
0,90
29. 5.
1,03
0,87
2 . 6.
1,14
1,02
6 . 6.
0,64
0,51
9. 6.
0,60
0,83
13. 6.
1,05
0,71
.
•
•
Versuchshund (Wolfspitz) auf Staph,
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular.
Salvarsan mit Sesamol verrieben
(.0,1 :1,0). 23. Mai 1911
0,46
0,32
0,41
0,33
0,68
0,77
0,73
1,51
Feldgraues Kaninchen auf Staph, aur.
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1: 1,0
Sesamol). 23. Mai 1911
0,68
0,87
0,58
0,69
0,59
0,59
0,68
0,78
—
Stahlgraues Kaninchen auf Staph, aur.
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1 : 1,0
Sesamol). 23. Mai 1911
0,64
0,62
0,82
0,75
1,19
0,88
0,74
0,81
•
Weifischeckiges Kaninchen auf Staph,
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular
(0,1 :1,0 Sesamol). 23. Mai 1911
0,47
0,43
0,66
0,78
1,15
1,36
1,25
1,31
Selbstversuch v. Assist. Heinzmann
auf Staph, aur. 3 Tabletten (a 0,25)
Pankreon per os. 15. Juni.
1,38
1,40
1,34
1,73
1,19
1,48
1,00
1,06
Selbstversuch von Assist. Michligk
I. auf Staph, aur. 2 Tabletten (il 0,25)
Pankreon per os. 15. Juni
1,12
1,17
1,09
1,24
1,72
1,49
1,97
1,65
—
Patient A. mit Lues bekam intravenos
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung.
20. Juni 1911
1,01
0,75
1,06
1,05
0,66
0,79
0,65
Patient B. mit Lues bekam intravenos
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung.
20. Juni 1911
1,05
0,79
1,12
1,24
1,24
1,22
1,05
"
—
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamisehe Einfliisse etc. 543
u'S -d §'0
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all
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0.37 I 0,22 0,23 —. 53.
Am 6.4. wog es 1930g
, 7.4. „ „ 1880 „
cf. 51
25. 4. 25. 4. 25. 4. 25. 4. 27. 4. 29. 4. 2. 5. 8. 5. 11. 5. 15. 5. 18. 5. 54. PatientinmitKropf,
lOUhr llUhr 2 Uhr 4 Uhr deroperiertworden 1 st
(vor (1 Std.
Tnyr.) nach
Thyr.)
0,88 0,96 0,87 0,96 0,94 0,91 1,05 1,23 1,13 0,73 0,76
0,85 0,73 0,84 0,88 1,04 — 0,91 0,78 1,07 1,06 1,01 55. cf. 54
1,37 1,24 —. 56.
0,72 I 0,48
0,75 0,65 —
1,41 0,94
0,90 0,78 -
"IJ8 1,86
1,47 1,17
"0,99 — r
1,35 —
60. cf. 54
61. „ 55
62. Hund lahmte nach
*/. Std. der Injektion
senr utark auf dem
injiz. Hinterechenkel.
Die Lahme war am
folgenden Tage ver-
achwunden
63. 23. 5. Gew. 2620 g
26. 5. „ 2800 „
64. 23. 5. Gew. 2600 g
26. 5. „ 2650 „
65. 23. 5. Gew. 2130 g
26. 5. „ 2150 „
67.
68 . Auf Staph, aur.
69. Auf Staph, aur.
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URBANA-CHAMPAIGN
544
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Die erhaltenen
Art dee Versuchee
vor dem
Versuch
3 J'f
“al
_ ■+ o &■> 1
^i>
1 . Qjj
-o « O
!]|8
.1*0 41
1 Std.
nach dem
Versuch
2 Std.
nach dem
Versuch
ill
vfj
G
6 Std.
nach dem
Versuch
8 Std.
nach dem
Versuch
sis
“at
©at
cr
Patient C. mit Lues bekam intravends
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung.
20. Juni 1911
1,27
1,16
1,01
1,52
1,43
1,23
0,97
—
—
Versuchshund (Spitz) bekam 0,1 g Sal¬
varsan intramuskular mit Sesamol.
29. Juni 1911
0,64
0,98
1,00
0,96
0,96
0,84
0,68
0,66
i —
Dgl. auf Tuberkulose
0,46
0,48
0,50
0,62
0,66
0,72
1,06
0,80
1 —
Kaninchen, feldgrau, bekam 0,1 g Sal¬
varsan in d. Riickenmuskulatur auf
Staph. 29. Juni 1911
0,76
0,96
1,16
1,24
0,88
0,90
034
038
l
L>gl. auf Tuberkulose
1,04
! 1,15
1,32
1,20
1,26
1,20
1,10
0,94
Kaninchen, weift-grau, bekam 0,1 g
Salvarsan intramuskular mit Sesarn-
51 verrieben, auf Staph, aur. 29. Juni
0,52
0,56
0,78
1,02
0,80
1,12
0,91
0,78
i
Dgl. auf Tuberkulose
0,49
0,45
0,55
0,90
0,96
0,98
0,87
| 0,92
; —
Kaninchen, feldgrau, Ohrmarke No. 7,
bekam 0,1 g Salvarsan 1 ccm Sesam¬
ol intramuskular. 29. Juni
0,65
0,68
0,85
1,12
0,98
1,24
1,02
0,90
t
1
Dgl. auf Tuberkelbac.
0,49
0,60
0,72
0,99
0,97
1,03
1,06
0,95
—
Kaninchen, weidscheckig, bekam 100
Mill. Staph, aur. mitNaCl intravends.
Unters. auf Staph, aur. 23. Sept. 1911
0,52
0,53
0,69
0,74
0,49
0,53
0,51
Dasselbe Tier erhiilt eine Vaccine von
lOMill.Staph.subkutan. 24.Okt. 1911
0,25
0,22
0,25
0,23
0,20
0,24
0,38 1
0,36
—
Kaninchen, feldgrau, bekam 50 Mill.
Staph, aur. in NaCl intravenSB.
23. Sept. 1911
0,59 !
0,57
0,37
0,54
0,48
0,37
0,43
Dasselbe Tier erhiilt cine Vaccine von
10Mill. Staph, subkutan. 24. Okt. 1911
0,20
0,19
0,22
0,24
0,32
0,27
0,29
0,28
—
Kaninchen, grau, bekam 500 Mill. Staph,
mit NaCl intravenos. 14. Okt. 1911
0,42
0,44
0,40
0,48
0,50
0,61
0,39
—
Kaninchen, schvrarz, bekam 250 Mill.
Staph, aur. mit NaCl intravenos.
14. Okt. 1911
0,52
0,54
0,58
0,53
0,48
0,49
' 0,44
_
Arbeiter des Herrn Dr. Klopfer nahm
29 g Jodglidine. 3. Nov.
1,48
1,44
1,35
1,25
1,09
1,12
—
133
—
Dr. Michligk nahm 29 g Jodglidine.
5. Nov.
1,0
0,94
0,95
0,92
0,89
0,61
0,19 ;
Dgl. Tbc.
1,0
0,94
1,05
1,33
1,25
1,34
035
—
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URBANA-CHAMPAIGN
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 545
opsonischen Indices
24 Std.
nach dem
Versuch
”28 Std7
nach dem
Versuch
32 Std.
nach dem
Versuch
48 Std.
nach dem
Versuch
52 Std.
nach dem
Versuch
I • Bjj
S
CD’S
m «►>
a
J3 1 -
e
96 Std.
nach dem
Versuch
0,83
| —
•
•
•
•
■
•
0,64
—
•
•
•
■
■
•
0,70
0,70
.
0,92
0,68
—
—
•
•
•
•
•
1,12
0,92
_
_
0,80
0,82
—
—
•
•
•
•
•
0,75
0,76
_
_
0,85
0,82
—
—
•
•
0,87
0,71
.
.
.
.
.
0,46
0,52
_
0,53
26. 9.
27. 9.
29. 9.
4. 10.
5. 10.
6. 10.
9. 10.
1,00
0,69
0,71
0,49
0,53
0,51
0,55
10. 10.111. 10.
12. 10.
13. 10.
17. 10.
19. 10.
0,54
0,42
0,31
0,33
0,32
0,35
0,34
—
—
0,29
•
•
•
•
•
•
0,29
0,40
_
0,26
26. 9.
27. 9.
28. 9.
29. 9.
4. 10.
5. 10.
6. 10.
0,56
0,64
0,62
0,56
0,51
0,53
0,56
9. 10.
10. 10.
11. 10.
12. 10.
13. 10.
17. 10.
19. 10.
0,72
0,69
0,33
0,29
0,31
0,31
0,30
0,18
.
•
•
•
•
•
•
•
0,37
—
0,38
—
—
0,35
—
—
0,33
—
0,40
_
0,42
0,39
0,40
24. 10.
0,36
26. 10.
0,34
1,22
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
0,95
—
0,92
•
•
•
•
•
•
•
•
0,88
1,18
•
•
•
•
•
•
•
•
Berner kungen
Krite Abt. Orig. Bd.
Heft 5/6.
| 70. Auf Staph, aur.
71. Auf Staph, aur.
Injiz. in die Riicken-
muskulatur
72.
73.
74.
75.
76.
77. Auf Staph, aur.
78.
79. Staph, aur.
80. Staph, aur.
81. Staph, aur.
82. Staph, aur.
83. Staph, aur.
84. Staph.- aur.
85. Staph, aur.
86 . Staph, aur.
Nachmittags heftige
Schmerzen m. starker
Schwellung der Hals-
dr linen
87. Tbc. Abends Mat-
tigkeit, Schweifiaus-
bruch, Stockschnup-
fen.
35
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24 Std
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamiache Einfliiase etc. 547
35*
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URBANA-CHAMPAIGN
542
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Die erhalteoen
Art des Versuches
QM
a o
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•73 ® cl
CO S
vS §
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s-sl
2-sfi
2 Std.
nach dem
Versuch
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3-S §
e
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a
3-Si
2-sl
a
8 Std.
nach dem
Versuch
. B -
■aSz
~~ ~
x .= 2
O O •
~l>
Kaninchen, weiB-grauscheckig, 2130 g,
10 Tabl. Thyreoidin per os (Staph,
aur.). 5. April 1911
0,29
0,30
0,61
0,21
0,24
0,51
0,31
0,46
—
Frau Viertel, 1 Tabl. Thyreoidin auf
Tuberk.
21. 3.
23. 3.
4. 4.
10 4u
4. 4.
H15
4. 4.
4 Uhr
nachm.
6. 4.
8. 4.
10. 4.
12.4.
1,19
0,70
0,52
1,59
1,18
1,39
0,65
__
1,20
Dgl. auf Staph, aur.
0,80
0,48
0,71
0,63
0,87
0,85
0,88
0,87
—
Selbstversuch von Assist. Michligk,
1 Tabl. Thyreoidin auf Staph, aur.
27. April 1911.
0,84
1,05
1,88
1,56
1,36
l£3
1,55
1,39
Selbstversuch v. Assist. Heinzmann,
1 Tabl. Thyreoidin Ind. auf Staph,
aur. 27. April 1911
1,15
1,08
0,98
1,05
1,37
1,16
1,74
137
Assistent J e u k e bekam 3 Tabl. (k 0,25)
Pankreon per os I. auf Staph, aur.
0,74
1,01
1,32
1,31
1,23
1,18
1,16
1,45
—
Assist. Michligk bekam 5 Tbl. (a 0,25)
Pankreon per os Ind. auf Staph, aur.
1,52
1,34
1,33
1,42
1,36
1,52
1,46
1,02
—
Frau Viertel 1 Tabl. Thyreoidin, cf. 54
Staph, aur.
Tuberkulose
22. 5.
1,35
0,90
29. 5.
1,03
0,87
2. 6.
1,14
1,02
6. 6.
0,64
0,51
9. 6.
0,60
0,83
13. 6.
1,05
0,71
•
•
•
Versuchshund (Wolfspitz) auf Staph,
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular.
Salvarsan mit Sesamol verrieben
(0,1: 1,0). 23. Mai 1911
0,46
0,32
0,41
0,33
0,68
0,77
0,73
131
Feldgraues Kaninchen auf Staph, aur.
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1: 1,0
Sesamol). 23. Mai 1911
0,68
0,87
0,58
0,69
0,59
0,59
0,68
0,78
Stahlgraues Kaninchen auf Staph, aur.
0,1 g Salvarsan intramuskular (0,1:1,0
Sesamol). 23. Mai 1911
0,64
0,62
0,82
0,75
1,19
0,88
0,74
0,81
•
Weifischeckiges Kaninchen auf Staph,
aur. 0,1 g Salvarsan intramuskular
(0,1 : 1,0 Sesamol). 23. Mai 1911
0,47
0,43
0,66
0,78
1,15
1,36
1,25
131
Selbstversuch v. Assist. Heinzmann
auf Staph, aur. 3 Tabletten (& 0,25)
Pankreon per os. 15. Juni.
1,38
1,40
1,34
1,73
1,19
1,48
1,00
1,06
Selbstversuch von Assist. Michligk
I. auf Staph, aur. 2 Tabletten (& 0,25)
Pankreon per os. 15. Juni
1,12
1.17
1,09
1,24
1,72
1,49
1,97
1,65
—
Patient A. mit Lues bekam intravenos
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung.
20. Juni 1911
1,01
0,75
1,06
1,05
0,66
0,79
0,65
~
Patient B. mit Lues bekam intravenos
0,4 Salvarsan in alkalischer Losung.
20. Juni 1911
1,05
0,79
1,12
1)24
1,24
1,22
1,05
—
—
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
Vereuch
28 StdT
inach dem
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einflusse etc. 551
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URBANA-CHAMPAIGN
552
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
Die erbaltenen
Art des Versuches
vor dem
Versuch
• 0^3
.-11
■g-sl
B
-
1 Std.
nach dem
Versuch
S.q
_: a? T5
3
g
« %>
a
4 Std.
nach dem
Versuch
6 Std.
nach dem
Versuch
8 Std.
nach dem
Versuch
. E-
o i. e
“ 2>
Kaninchen III bekam am 10. Mai 1912
5 g Pepton (Witte) in gleicher Form
in]iziert
1,06
0,55
1,46
0,71
1,00
0,77
1,48
0,71
Kaninchen IV bekam am 10. Mai 1912
5 g Pepton in gleicher Form in¬
jiziert
1,20
0,72
0,65
1,15
0,74
0,88
0,60
0,95
* *
Kaninchen I, hell, am 20. Mai 1912
5 g Pepton (Witte) in H a O-L6sung
subkutan injiziert
0,45
0,43
0,39
0,74
0,48
0,59
0,45
0,75
*
Kaninchen II bekam am 20. Mai 1912
5 g Pepton (Witte) in H,0-L6sung
subkutan injiziert
0,51
0,57
0,63
0,67
0,65
0,48
0,97
0,65
Schwarzes Kaninchen bekam am 4. Juni
1912 5 g krist. Eiweifi in H,0-L6sung
subkutan injiziert
0,30
0,59
0,47
0,28
0,36
0,61
0,44
0,37
*
Mittelgrofier, schwarz-weifier Stuben-
hund erhielt am 10. Juni 1912 5 g
krist. Eiweifi in H a O-Losung sub¬
kutan injiziert
0,69
0,31
0,60
0,19
0,36
0,73
0,66
•
•
Mittelgrofier, schwarz-brauner Stuben-
hund erhielt am 10. Juni 1912 5 g
Eiweifi (krist.) in H a O-L6sung sub¬
kutan injiziert
0,36
0,35
0,24
0,48
0,35
0,55
0,32
Assist. Dr. Bohme nahm am 14. Juni
1912 reichlich 2 E81. voll Lecithin-
Perdynamin (auf 250 g Perdynamin
2,5 g Lecithin, Jaff 6 - Berlin)
1,00
1,20
1,52
1,28
1,35
1,27
123
1,61
•
Feldgrauos Kaninchen erhielt am 14. Juni
1912 5 g Eiweifi (krist.) in H,0-Losung
subkutan injiziert
0,82
0,65
0,25
0,27
0,43
0,37
0,41
0,40
Schwarz-braunes Kaninchen erhielt am
14. Juni 1912 5 g krist. Eiweifi sub¬
kutan injiziert
0,91
0,59
0,67
0,80
1,11
0,70
1,28
0,83
Cand. med. vet. Rathmann nahm
am 20. Juni 1912 3 Efiloffel voll
Lecithin-Perdynamin Jaff4-Berlin
(auf 250 g Perdynamin 2,5 g Le¬
cithin)
Arbeiter von Dr. Kl. nahm am
0,81
0,89
0,70
1,03
1,07
1,16
#
1,10
0,92
4. Juli 1912 3 Jodglidine-Tabl.
per os
1,37 '
1,66
1,67
1,68
1,77
1,48
1,75
•
*
Herr Rathmann nahm am 4. Juli
1912 3 Efiloffel Lecithin-Perdynamin
1,00
1,36
1,57
1,39
—
0,20!
1,53
1,28
•
Dgl.
1,15
1,59
1,96
2,78
2,75
—
2,78
2,40
*
Herr Krimmel nahm am 4. Juni 1912
3 Efiloffel Lecithin-Perdynamin
1,00
1,05
1,10
1,11
0,94
0,42
0,92
0,72
* •
Dgl.
1,00
0,83
1,02
1,51
1,44
0,83
1,71
1,59
•
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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
St rube 11 u. Mrchligk, Ueber pharruako-dynamische Emflusse etc. 553
opsonisehen Indices
0,90
l98td.
0,99 .
1,47 1,32 1,26 1,03
2,18 1,34 1,28 1,06
0.56 0,65 0,91 1,06
0,91 — 1,22 0,86
Bemerkungen
147. Staph.
148. Staph.
149. Staph.
150. Staph.
151. Staph. Das Tier
verfiel post injec-
tionem in einen sehr
matten Zustand
152. Staph.
153. Staph.
154. Staph.
155. Staph.
156. Staph.
157. Staph.
158. Staph.
159. Staph.
160. Tbc.
161. Staph.
162. Tbc.
Original from
UNIVERSITY OF ILLINOIS AT
URBANA-CHAMPAIGN
500 Mill. Staph.-Vaccine per os
554
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
ft ft
3 £3
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P
Xct
B §S
P E=P
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B
S3 3
151
§ §.g
SP ►
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CT3 CO 7*
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Die erhaltenen opsonischen Indices
Strubell u. Michligk, Ueber pharmako-dynamische Einfliisse etc. 555
Die erhaltenen opsonischen Indices
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178. Staph.
Gewicht am
21.1 V.2230 g
Gewicht am
22.IV.2250g
179. Staph.
Gewicht am
21.IV.2680g
Gewicht am
22.1V5630g
gemacht, Staphylokokkenkulturen abgetotet per os zu geben (Versuche
169—171,174,175,176,177, Kurve 119 — 122), rait dem gewiB bemerkens-
werten Resultat, daB, obwohl doch die Staphylokokken durch die Salzsfiure
des Pepsin des Magens in ihrer chemischen Natur verfindert werden mfissen,
recht deutliche und zum Teil sehr betrfichtliche Schwankungen des opso-
nischen Index auch nach der Einnahme per os resultierten. DaB das
keine zufalligen Erscheinungen sein konnen, beweist einmal die Gr5Be
der Schwankungen, andererseits aber auch ihre Tendenz, die sich im
wesentlichen mit der der subkutan injizierten Staphylokokkenvaccine deckt.
Es mag wohl sein, daB Herr Rathmann, unser Doktorand, der frtiher
selbst Furunkelpatient war, indem er nach einer lokalen Infektion 4 schwere
Karbunkel am Vorderarm sich zugezogen hatte, in seiner opsonischen
Disposition etwas labiler gewesen ist, als sonst gesunde Menschen zu
sein pflegen. Indesssen sind Schwankungen, wie wir sie an den Selbst-
versuchen des Herrn Rathmann am 6. Aug. 1912 erlebt haben, wo am
Tage nach der Einnahme per os von 500 Mill. Staphylokokken eine
Steigerung des opsonischen Index von 1,20 auf 3,80 erfolgte, weder
ohne weiteres durch die fruher ja ganz iiberstandene Infektion noch
etwa gar durch irgendwelche Fehlerquellen zu erklfiren. Differenzen, die
sich aus den Fehlerquellen der Technik herleiten konnten, dtirfen wir
bei den von uns verwendeten Kautelen, soweit sie iiber 10 Proz. betragen,
als ziemlich ausgeschlossen erkiaren, was wir besonders mit Riicksicht
darauf betonen mochten, daB dem einen von uns (Strubell) nach einem
Vortrage iiber diesen Gegenstand von einem Diskussionsredner gesagt
wurde, er zweifele diese Befunde an. An die Moglichkeit, diese
Befunde, welche in 2% jahriger Arbeit und im Zusammenwirken ver-
schiedener opsonisch-technisch sehr gut geschulter Beobachter erhoben
wurden, anzuzweifeln, ist nicht zu denken. Dagegen laBt sich natfirlich
fiber jede Deutung, welche wir diesen Befunden gegeben haben, disku-
tieren. Es ffillt uns nicht ein. behaupten zu wollen, daB die Auffassung,
welche wir von unseren Resultaten haben, die einzig richtige und vollig
abschlieBende sein mfisse. Das ist natfirlich nicht unsere Ansicht, um so
mehr als diese ganze Versuchsreihe Neuland ist, welches Strubell
zuerst betreten hat, wenn man von einigen Versuchen der MU e Fas sin
und den ganz kurzen Publikationen des Herrn Marb6 in den Comptes
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556 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
rendus absieht. Auf einer neuen Balm, welche der eine von uns (S t ru b e 11)
zogernd und dann immer eifriger zuerst beschritten hat, kann nicht
alles und jede SchluBfolgerung mit jener Sicherheit durchs Ziel gehen,
wie in dem althergebrachten, eingefahrenen Gleise der bisherigen pharma-
kologischen Betrachtungen.
Nachdmck verbolen.
Ueber die Spezifltat und liber den diagnostischen Wert
der ,,Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli bei der Er-
kennung des hamatischen Karbunkels und des Rotlaufs.
[Institut ftir Pathologie und medizinische Veterinarklinik der Kgl. Uni-
versitat zu Parma (Direktor: Prof. A. Lanfranchi).]
[Vorlaufiger Bericht 1 ).]
Von Dr. Guido Finzl, Assistenten und Privatdozenten.
I.
Die zahlreichen Arbeiten, die in Italien und im Auslande iiber den
Wert der „Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli erschienen sind, haben
die Wichtigkeit der Methode der Pr&zipitine bei der Diagnose des hSma-
tischen Karbunkels nachgewiesen. Auch die Kontrollversuche, die von
Favero in unserem Laboratorium angestellt worden sind, bestatigen
nicht nur den diagnostischen Wert des „Thermoprazipitins u , sondern
auch indirekt die Wichtigkeit einer solchen Methode hinsichtlich einer
rationellen Prophylaxe des hamatischen Karbunkels.
SchlieBlich stimmen alle Experimentatoren darin uberein, zu be-
haupten:
1) dad die Failungsreaktion immer positiv ist, wenn zu der Reaktion
selbst Extrakte von Organen angewandt werden, die sicher karbunkulos
sind;
2) daB besonders die Milzextrakte, welche von Wesen herriibren, die
experimentell mit verschiedenen Bakterienspecies infiziert sind, wenn man
sie auf antikarbunkuloses Serum hat einwirken lassen, bestandig voll-
kommen negative Resultate geben.
Wie ich also wiederhole und wie aus dem oben Erwahnten her-
vorgeht, wurde der praktische Wert der Reaktion von Ascoli bei der
Diagnose des hamatischen Karbunkels unbestreitbar erscheinen.
Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus ist indessen die Methode
des „Thermoprazipitins u unserer Ansicht nach diskutierbar, und die
Frage nach dem Grade der Spezifltat, wenn sie auch rein wissenschaft-
licher Art ist, entbehrt nicht des Interesses und der Wichtigkeit. Die
Spezifltat dieser Reaktion wird aber nicht dadurch erschilttert, daB
anthrakoide und pseudokarbunkulose Oder karbunkuloseahnliche Stamme
eine mehr oder weniger deutliche Prazipitoreaktion geben kbnnen, son¬
dern dadurch, daB das karbunkulOse Protoplasma von anderen thera-
peutischen, nicht-antikarbunkulosen Seri gefallt werden kann.
1) Mitteilung, vorgetragen in dor „Societil Centrale Veterinaria*, Sitzung Januar
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Finzi, Diagnostischer Wert der „Thermoprazipitinreaktion u von Ascoli etc. 557
Bei unseren Untersuchungen haben wir Milzextrakte, die von Meer-
schweinchen herruhrten, welche experimentell mit Karbunkeln iufiziert
waren, und Extrakte von Karbunkelbacillen, die in Agar kultiviert waren,
angewandt. Die Milzextrakte waren teils dadurch erhalten worden, dali
die Milz selbst zuerst mit Chloroform und sodann mit physiologischer
L5sung zerrieben und emulgiert wurde (Extrakt A), und teils dadurch,
daB die geriebene Milz in physiologischer Losung, welche schwach ges&uert
war, gekocht wurde (Extrakt B). Die Extrakte von Kulturen waren erhalten.
worden, indem man 24 Stunden alte Belagstiickchen von Karbunkeln, die
in physiologischer Losung aufgeschwemmt waren, anwandte (Extrakt C).
Natiirlich haben wir uns bei alien diesen Verfahrungsweisen zur Auf-
nahme der Extrakte strenge an die von Prof. Ascoli angegebene
Technik gehalten; auch wurde keine der Kontrollproben vernachlassigt,
die auch in den speziellen Fallen bedingt waren (Anwendung von nor-
malem Serum vom Pferde, vom Schaf, vom Rinde und von Extrakten
von normaler Milz). Auch wurden die verschiedenen angewandten Sera
(antibakterische, antitoxische, antineurotoxische und gegen Virus von
noch nicht bestimmter Natur) und die verschiedenen Extrakte vor dem
Versuch sorgfaltig filtriert, bis man sie vollig durchscheinend erhielt.
Folgendes sind die erhaltenen Resultate:
1) Serum gegen Rotlauf (Serotechn. Institut zu Toulouse)
mit Extrakt A: nach 20 Minuten schwache zonale Reaktion,
„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
b b ^ • b v n b b
2) Antipestoses Serum (Institut Pasteur in Paris)
mit Extrakt A: negative Reaktion,
„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
b b ^ • b b v v b
3) Antikarbunkuloses Serum (Serotherapeutisches Institut in
Mailand)
mit Extrakt A: nach 15 Minuten positive zonale Reaktion,
„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
b b ^ • b n n n n
4) Antistreptokokkisches Serum (Institut Pasteur in Paris)
mit Extrakt A: nach 20 Minuten schwache zonale Reaktion,
„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
f> v C • v v v v n
5) Polyvalentes antipvogenes Serum (Methode von Le-
clainche, Vallee-V6ter. Alfort)
mit Extrakt A: negative Reaktion,
„ „ B: nach 20 Minuten positive zonale Reaktion,
„ „ C: „ 20 „ deutlich positive zonale Re¬
aktion.
6) Antimeningokokkisches Serum (Institut Pasteur in Paris)
mit Extrakt A: negative Reaktion,
„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
n v n n B
7) Antidysenterisches Serum (Institut Pasteur in Paris)
mit Extrakt A: nach 10 Minuten schwache zonale Reaktion,
„ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
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558
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
8) Antitetanisches Serum (Institut Pasteur in Paris)
mit Extrakt A: nach 30—45 Minuten schwach positive zonale
Reaktion,
„ „ B: nach 20—30 Minuten schwach positive zonale
Reaktion,
„ „ C: nach 20—30 Minuten schwach positive zonale
Reaktion.
9)
10 )
11 )
12 )
Antidiphtherisches Serum (Institut Pasteur in Paris)
mit Extrakt A: negative Reaktion,
„ „ B: augenblicklich schwach positive zonale Reaktion,
n v C • „ n n n ri
Antiskiavinisches Serum (Institut Pasteur fOr Algier)
mit Extrakt A: nach 20 Minuten schwach positive zonale Re¬
aktion.
„ „ B: augenblicklich deutlich positive zonale Reaktion,
w 11 G . n 11 ii n n
Antiaphthoses Serum (Veterinarschule Alfort)
mit Extrakt A: negative Reaktion,
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n n G. n n
Antivenenoses Serum (Institut Pasteur in Lille)
mit Extrakt A: negative Reaktion,
„ „ B: nach 15 Minuten deutlich positive zonale Re¬
aktion,
„ „ C: nach 15 Minuten deutlich positive zonale Re¬
aktion.
Auf Grund der Resultate unserer Untersuchungen halten wir uns
fflr berechtigt, behaupten zu konnen, dad, wenn auch die Methode von
Ascoli (auf Thermoprazipitin) einen unbestreitbaren praktischen Wert
bei der Diagnose des hamatischen Karbunkels zu haben scheint, sie
doch keinen spezifischen Wert vom wissenschaftlichen Gesichtspunkte aus
wegen des Faktums besitzt, dad die funktionale Gruppe der prazipi-
tabeln Substanz (karbunkulose Derivate) etwas ihr Entsprechendes in den
Prazipitinen spezifischer, nicht antikarbunkulflser Sera findet (des Serums
gegen den Rotlauf, des antipestosen, des antistreptokokkischen, des poly-
valenten antipyogenen, des antimeningokokkischen, des antidysenterischen,
des antidiphtheritischen, des antiskiavinischen, des antivenenosen Serums).
II.
Aus den vorhergehenden Untersuchungen geht ohne weiteres deut¬
lich als Nebenergebnis hervor, dad die Reaktion von Ascoli (auf Thermo¬
prazipitin) bei der Diagnose des Rotlaufs vieles von ihrem wissenschaft¬
lichen und praktischen Wert verlieren mud. Wir haben ja gezeigt, dad
Extrakte von Organen, die von Tieren herrflhren, welche experimentell
mit Karbunkeln infiziert sind, uns eine deutlich positive zonale Reaktion
zu geben vermogen, wenn sie dazu gebracht werden, auf ein Serum gegen
den Rotlauf zu wirken. Indem wir unsere Untersuchungen weiter aus-
dehnten, haben wir in der Folge festgestellt, dad Derivate von Kulturen
des Bacillus suipestifer auch imstande sind, uns bei fortgesetzter
Anwendung der Technik von Ascoli durchaus positive zonale Reaktionen
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Finzi, Diagnostischer Wert der „Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli etc. 559
zu geben, wenn noch Versuche rait denselben auf Serum gegen den Rot-
lauf stattfinden.
Endlich haben wir noch festgestellt, dad die loslichen Produkte des
Bacillus von Preisz-Nocard (eines Typus, der von Nicolle und
Loiseau isoliert und klirzlich von For geo t und Cesari zur Toxino-
diagnose der Infektionen mit dem Bacillus von Preisz-Nocard an-
gewandt worden ist) das Vermogen haben, eine durchaus positive Reak-
tion nach Ascoli zu geben, wenn sie veranlaBt werden, auf Serum
gegen den Rotlauf zu wirken. Bis heute haben wir hiermit den Bereich
unserer Untersuchungen eingeschr&nkt, und zwar auch deshalb, weil die
erhaltenen positiven Reaktionen, wenn wir auf Serum gegen den Rotlauf
karbunkulose Derivate und Derivate des Bacillus suipestifer
anwenden, uns in die Lage versetzen, an dem praktischen Wert der Me-
thode des Thermoprazipitins bei der Diagnose des Rotlaufs zweifeln zu
mflssen.
III.
Bei der Untersuchung nach der Natur des Pr&zipitats, welches die
zonale Reaktion, die bei karbunkulfisen Extrakten erhalten wurde, kund
gibt, sind wir gleich anfangs iiber folgendes Faktum erstaunt gewesen:
Ein und dasselbe Serum (das antikarbunkulQse, das antistrepto-
kokkische, das antimeningokokkische usw.), welches imstande ist,
uns eine positive zonale Reaktion gegentlber karbunku-
I5sen Produkten zu geben, war imstande, uns immerfort
gegen dieselbe pr&zipitable Substanz immer deutlichere
Reaktionen zu liefern in dem MaBe, wie wir die Erwarmung
des Serums selbst im Warmbade bei einer Temperatur
von 55—56°C wahrend eines l&ngeren Oder kiirzeren Zeit-
verlaufes ausdehnten.
Nach zahlreichen Versuchen haben wir festgestellt, dali das normale
Serum des Pferdes, wenn es auf 55—56 0 C wahrend 6—12—24—48 Stunden
erwSrmt wird, imstande ist, sofern es dazu gebracht wird, auf karbun¬
kulose Produkte zu wirken, uns deutlich positive und charakteristische
Reaktionen zu geben.
Wir sind sodann zu einer Untersuchung fibergegangen, welche die
Spezifitat des Thermopr&zipitins bei der Diagnose des hamatischen Kar-
bunkels und des Rotlaufs zusammenfassend klarlegen sollte.
Von dem Serotherapeutischen Institut zu Toulouse haben wir uns
200 ccm Serum gegen den Rotlauf (prapariert nach der Methode von
Prof. Leclainche), welches aber noch nicht wegen der gewohnlichen In-
aktivierung erwarmt war, und 200 ccm schon erwarmtes Serum gegen
den Rotlauf zusenden lassen. (Die beiden Sera ruhrten von einem und
demselben Tiere her und waren aus demselben AderlaB aufgenommen
worden.) Die beiden Sera wurden dazu gebracht, auf Extrakte von kar-
bunkuloser Milz zu wirken. Das zweite derselben, das inaktivierte, schon
erwarmte, hat uns sofort eine augenblicklich positive zonale Reaktion
geliefert; das frische hingegen, welches gegeniiber demselben Extrakt
angewandt wurde, hat uns sofort eine schwach positive Reaktion ge-
geben, wahrend sie nach 5', wie im vorhergehenden Falle ganz augen-
scheinlich war. Selbstverstandlich hat uns auch dieses Serum, nachdem
es auf 55—56° C erwkrmt war, augenblicklich eine positive Reaktion
geliefert.
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560
UentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
1st also die zonale Reaktion von Ascoli an die Quantitat der
koagulierenden Antikorper, die in den spezifischen Sera vorhanden sind,
gebunden? Nein, und jede weitere Diskussion ware fiber-
flfissig. 1st sie denn andererseits das Resultat eines speziellen Affini-
tfitsverhaltnisses der funktionalen Gruppe der prazipitabeln Substanz,
die in den karbunkulosen Derivaten enthalten ist, gegenuber den Pr&zi-
pitinen der Gruppe der spezifischen Sera? Auch nicht, und es wfirde
fiberflflssig sein, dies zu erortern.
Die Reaktion von Ascoli hingegen (auf Thermopr&zipitin), wenn
sie auch wahrscheinlich nicht eine Reaktion biologischer Art ist, ist eine
ausschlieBlich an die karbunkulosen Derivate enge gebundene Reaktion.
Dies steht fest wenigstens nach den zahlreichen und interessanten Ar-
beiten, die bis heute nur vom praktischen Gesichtspunkte aus die
Wichtigkeit der Entdeckung von Ascoli kontrolliert und anerkannt
haben.
Diese Wichtigkeit l&Bt sich noch bis zu einem gewissen Punkte
hinsichtlich des Thermoprazipitins bei der Diagnose des hamatischen
Karbuukels bestatigen; sie laBt sich hingegen nicht bestatigen hinsicht¬
lich des Thermoprazipitins des Rotlaufs eben auf Grund der oben dar-
gelegten Versuche.
IV.
Wir wollen uns fiir jetzt auf die einfache Feststellung eines Fak-
tums beschranken. Das Eieralbumin (3 Teile Eiweifi und 1 Teil physio-
logischer Losung — das Ganze filtriert) hat wie die anderen therapeu-
tischen Sera die Eigenschaft, augenblicklich eine deutlich positive zonale
Reaktion iinmer dann zu geben, wenn es veranlaBt wird, auf frische
karbunkulose Derivate zu wirken. Hinsichtlich der Ausfflhrung einer
solchen Reaktion wollen wir nur darauf aufmerksam machen, daB es am
geeignetsten ist, in das Probierrohrchen zuerst das Eieralbumin zu
bringen; dann sind die karbunkulosen Derivate einzufiihren, wobei man
daftir sorgt, daB diese Derivate an der Wand des Probierrohrchens hin-
abgleiten, indent man das Ende der Pipette dicht gegen die Wand half.
An dem Punkte, wo die beiden Substanzen sich flbereinander-
schichten, nehmen wir fast augenblicklich das Erscheinen eines deutlich
charakteristischen zonalen Ringes wahr.
V.
Wir haben fernerhin Versuche angestellt, bei denen wir auf karbun¬
kulose Derivate (Extrakte von Organen von Tieren, die experimentell
mit Karbunkeln infiziert waren, Derivate von Kulturen des Karbunkels)
Sera vom Rinde, vom Kaninchen und vom Meerschweinchen, die 6—12—
24 — 48 Stunden hindurch auf 55—56° erwarmt waren, einwirken lieBen.
Wir haben stets augenblicklich positive zonale Prfizipitoreaktionen er-
lialten, welche mit denjenigen vollig identisch waren, die wir erhielten.
wenn wir unter denselben Bedingungen normales, erwfirmtes Serum vom
Pferde an wand ten.
Es m6ge hervorgehoben werden, daB jede Probe normalen Serums
bei der 6.—12.—24.—48. Stunde der Erwfirmung im Warutbade zu den
Versuchen angewandt werden muB, da bei einigen Sera die Reaktion auf
karbunkulose Derivate entweder nach 6 oder nach 12 oder nach 24 oder
nach 48 Stunden am deutlichsten ist.
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Finzi, Diagnontischer Wert der ^Thermoprazipitinreaktion" von Ascoli etc. 561
VI.
Mit unseren erwfirmten normalen Sera haben wir stets eine positive
zonale Prflzipitoreaktion erhalten, wenn diese Sera dazu gebracht wurden,
auf die Extrakte der verschiedenen Organe von Meerschweinchen, die
experimentell mit Karbunkeln infiziert waren, zu wirken. Dagegen hat
uns das Epiploon, nachdem wir es in dein Fiinffachen und in dem Zehn-
fachen seines Gewichts in schwach gesfiuerter physiologischer Losung
(1-prom. Essigsfiure) hatten kochen lassen, uns einen Extrakt geliefert,
der vielleicht noch aktiver war als der Extrakt der Milz, der von den-
selben experimentell infizierten Tieren herrfihrte. Mit den von uns pra-
parierten Sera konnen noch positive zonale Reaktionen erhalten werden,
wenn man auf Extrakte des Herzens und der Leber von Meerschweinchen,
die mit Karbunkeln infiziert sind, experimentiert.
Allgemeine Sch lu fifol ger u n ge n.
1) Das „Thermoprfizipitin“ von Ascoli bei der Diagnose des hfima-
tischen Karbunkels scheint keinen spezifischen Wert vom wissenschaft-
lichen Standpunkt aus wegen des Faktums zu haben, daB die fuuktio-
nale Gruppe der pr&zipitabeln Substanz (die karbunkuloseu Derivate)
etwas ihr Entsprechendes in den Prazipitinen spezifischer, nicht anti-
karbunkuloser Sera findet.
2) Das „Thermoprazipitin“ von Ascoli bei der Diagnose des Rot-
laufs scheint wenig praktischen Wert wegen des Faktums zu haben, daB
Extrakte von Organen karbunkuloser Tiere, experimentell infiziert, Deri¬
vate des Bacillus suipestifer und Produkte des Bacillus von
Preisz-Nocard positive zonale Prazipitoreaktionen geben, wenn sie
veranlaBt werden, gegenfiber den prfizipitierenden Antikfirpern des Serums
gegen den Rotlauf zu wirken.
3) Nicht nur das Serum von hyperimmunisierten Pferden ist gegen¬
fiber dem Karbunkel nach der Methode von Ascoli imstande, eine
charakteristische zonale PrSzipitoreaktion zu liefern, wenn es veranlaBt
wird, gegenfiber karbunkulosen Derivaten zu wirken, sondern auch das
Serum von gesunden Pferden, wofern es 6—12—24—48 Stunden hindurch
im Warmbad auf 55 —56° erwfirmt ist, ist imstande, gegenfiber derselben
prazipitogenen Substanz augenblicklich eine charakteristische zonale Prfi-
zipitoreaktion zu gebeu.
4) Das Eieralbumin verhfilt sich gegenfiber karbunkulosen Derivaten
wie das antikarbunkulose Serum von Ascoli und wie das Serum von
gesunden Pferden, wofern es im Warmbade von experimentell infizierten
Tieren 12- 24—48 Stunden hindurch auf 55—56° erwarmt worden ist.
5) Das normale Serum vom Rinde, vom Kaninchen und vom Meer¬
schweinchen, wofern es 6—12—24—48 Stunden auf 55—56° erwfirmt ist,
verhfilt sich gegenfiber karbunkulosen Derivaten wie das antikarbunku-
lfise Serum von Ascoli, wie das erwarmte Serum des gesunden Pferdes
und wie das Eieralbumin.
Erste Abt. Orig. Bd. 68 . Heft 5/6. 36
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562
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
6) Gegeniiber dem antikarbunkulosen Serum des serotherapischen
Instituts in Mailand und deu verschiedenen normalen Sera, wofern sie er-
warmt sind, und gegeniiber dem Eieralbumin erhait man sebr deutliche
zonale Prazipitoreaktionen, sei es daB man Extrakte vom Epiploon, vom
Herzen, von der Leber oder von der Milz karbunkuloser Meerschweinchen
anwendet. Der Extrakt vom Epiploon scheint immer weit aktiver zu
sein als der Extrakt der Milz.
Parma, Dezember 1912.
Nachdruck verboten.
Dahlia-Agar als Unterscheidungsmittel zwischen Cholera-
und anderen Vibrionen.
[Aus dem Research Laboratory, Department of Health, New York.
(Direktor: Prof. Dr. William H. Par k).|
Von Dr. Charles Krumwlede jr. und Josephine S. Pratt.
Als wir im Herbst des Jahres 1910 plotzlich in die Lage kamen,
eine groBe Anzahl von Stiihlen auf Choleravibrionen zu untersuchen,
stand uns anfangs kein Cholera-Immunserum zur Verfiigung, da ein
Cholerafall in New York in mehr als 15 Jahren nicht vorgekommen war.
Gleich die zweite Stuhlprobe enthielt einen Vibrio, welcher entschieden
choleraverdSchtig erschien, aber infolge seiner Unfahigkeit, Indol zu pro-
duzieren, ausgeschlossen werden konnte.
Wo immer choleraverdachtiges Material nur selten, in Zwischen-
raumen von Jahren, zur Untersuchung kommt, kann es sich leicht er-
eignen, daB Serum zur Agglutinationsprobe nicht zur Hand ist, und in
alien solchen Fallen ware ein Kulturverfahren, welches sicher echte
Choleravibrionen von anderen Vibrionen unterscheiden laBt, von groBem
praktischen Wert, ganz besonders wenn man das haufige Auftreten von
Vibrionen in Stiihlen in Betracht zieht. In einer von uns untersuchten
Anzahl von Stiihlen fanden sich Vibrionen in 50 Proz. der Proben.
Kiirzlich hat nun Signorelli (1) eine Eigentiimlichkeit der Cholera¬
vibrionen beschrieben, die darin besteht, daB sie den Farbstoff aus rait
Dahlia versetzten Niihrboden in sich aufnehmen und als violette Kolonieen
auf farblos gewordenem N&hrboden erscheinen, wahrend andere Vibrionen
dasselbe Substrat nicht entfSrben und auf demselben ungefarbte Rasen
bilden. Signorelli glaubt, daB dieses Verhalten auf Dahlia-Agar prak-
tisch zur Unterscheidung zwischen echten Cholera- und choleraShnlichen
Vibrionen dienen konne.
Bei unserer Nachprufung von Signorellis Arbeit haben wir Kul-
turen von Cholera und anderen Vibrionen aus Stiihlen, sowie einige alte
Laboratoriumsstamme verwendet.
Signorelli erhielt iippige, gut gefiirbte Kolonieen mit einer 1-proz.
wasserigen Dahlialosung, von welcher er 0,05 ccm auf 10 ccm Agar
rechnet, so daB die endliche Verdiinnung des Farbstoffes 1 : 20000 be-
tragt. Wir machten jedoch bald die Entdeckung, daB diese Konzentration
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Krumwiede u. Pratt, Dahlia-Agar als Unterscheidungsmittel etc. 563
(bei Verwendung von Griiblers Dahlia) einen ausgesprochenen wachs-
tumhemmenden EinfluB auf unsere Stamme ausiibte. Infolgedessen ar-
beiteten wir mit hoheren Verdiinnungen, n&mlich 1:50000, 1:75000,
1:100000. Der mit Dahlia versetzte Agar wurde sowohl in Rohrchen
schrag erstarrt, wie auch, in gewohnlicher Dicke, in Petri-Schalen aus-
gegossen verwendet. In der Verdunnung 1:100000 waren die Kolonieen
nur schwach gefSrbt, doch gab diese Verdunnung wertvolle Aufschliisse
iiber den Grad des Wachstumshindernisses des Farbstoffes. Die starkste
Konzentration wiederum lieB deutlich den EinfluB des Farbstoffes auf
das Wachstum der verschiedenen Vibrionen erkennen — bei manchen
Stammen horte jedes Wachstum auf. Zur Beschickung der Nahrboden
verwendeten wir eine Millimeterdse einer frischen Peptonwasserkultur,
welche tiichtig geschiittelt worden war. Wurde mehr als eine Millimeter-
ose ausgesdt, so fand haufig Wachstum statt, wahrend es bei geringerer
Menge unterblieb, d. h. die Resultate waren weniger verl&Blich, und
Schliisse auf das Wachstumshindernis des Farbstoffes weniger sicher zu
ziehen. Zur Kontrolle wurden dieselben Stamme auf gewohnliche Agar-
platten ausgesat, zu deren Herstellung derselbe Agar ohne Zusatz von
Dahlia verwendet wurde.
Die beifolgende Tabelle zeigt unsere Resultate, aus denen erhellt,
daB spezifische Unterschiede in der Absorption des Farbstoffes durch
verschiedene Vibrionen nicht bestehen. Dagegen lieB sich ein deutlicher
quautitativer Unterschied feststellen. Die Wachstumsiippigkeit der ein-
zelnen Stamme ist besonders angefiihrt, denn es stellte sich heraus, daB
dieselbe irn allgemeinen in umgekehrtem Verhaltnis steht zur F&rbung
der Kolonieen. Wenn ein Stamm tippig wSchst und auch durch den
Farbstoff nicht im Wachstum behindert wird, ist die Fdrbung der Kolo¬
nieen weit weniger intensiv. AuBerdem zeigte es sich auch, daB in dem-
selben Grade, wie das Wachstum zunahm, die Intensitat der Farbe ab-
nahm, und sogar ganz verschwand, genau so als ob bei reicherer Ent-
wickelung sich dieselbe Menge der Farbe auf eine grSBere Anzahl Keime
verteilte. Es ist auch moglich, daB schnelles Wachstum dem Farbstoff
Sauerstoff entzieht und ihn derart ausbleicht. Das trat besonders bei
groBen, zerflieBenden Kolonieen deutlich hervor.
Die Beobachtungen wurden nach 18 und 48 Stunden angestellt, und
obgleich, wie bemerkt, in einigen Fallen die F&rbung weniger intensiv
war, wurden keine spezifischen Unterschiede angetroffen. Wo die st&rkere
Konzentration der Farbe kein Hindernis fur das Wachstum bildete, waren
die Resultate die gleichen.
In der Tabelle ist auch die Indolproduktion angegeben. Da wir ein
groBes Interesse daran hatten, eine moglichst einfache und schnelle
Methode der Choleradiaguose auszuarbeiten, ohne der Agglutinations-
probe zu bediirfen, hatten wir schon friiher 50 aus choleraverdachtigen
Stfihlen isolierte Vibrionen auf ihr biologisches Verhalten untersucht (2).
Nur 7 von diesen 50 produzierten Indol. Von diesen wieder verg&rten
4 Glukose unter Gasbildung, 2 griffen sie iiberhaupt nicht an, und nur
1 vergarte sie wie ein echter Choleravibrio. Dieser siebente bildete je-
doch ein sehr zahes Hautchen auf Peptonwasser und auf Agar fest-
haftende Kolonieen; auf Grund dieses Verhaltens wurde er als „nicht
Cholera“ diagnosziert. Unsere Untersuchungen erstreckten sich auf mehr
als 3000 Falle, und das angegebene Verfahren wurde nur ganz im An-
fange verwendet. Es stellte sich bald heraus, daB die meisten der
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') Ungeniigendes Wachstum.
566 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6.
anderen Vibrionen sich in Peptonwasser nicht anreichern, wfihrend
dies echte Choleravibrionen stets tun. Es koinmt manchmal vor r
daB in der ersten Aussaat in Peptonwasser nur sp&rliche Anreicherung
der Choleravibrionen stattfindet, doch wird in solchen seltenen Fallen
eine zweite Uebertragung stets den gewfinschten Erfolg haben, und die
Choleravibrionen werden in den oberen Schichten des Peptonwassers
fast in Reinkultur zu finden sein.
Zusammenfassung.
Dahlia-Agar eignet sich nicht zur Differenzierung von Cholera- und
anderen Vibrionen, da keine spezifische Aufsaugung des Farbstoffes
stattfindet. Wo kein Immunserum zur Verffigung steht, muB man sich
auf die gewohnlichen Kultivierungsmethoden verlassen, welche genfigen,
um fast alle solche Vibrionen auszuschlieBen, welche bei Stuhlunter-
suchungen tSglich angetroffen werden.
Erklarung der Zeichen zur Tabelle. Wachstum: + + + + wie auf Agar ohne
Dahlia; ± sparliches Wachstum; -f, + + , + + + Zwischen grade.
Farbe: + + + + intensiver Farbenton; ± Spur von Farbe; + , + +, + + +
Zwischentone.
Wachstum auf Agar: A Stamme iippigsten Wachstums; B, C und D Stamme
abstufend weniger uppigen Wachstums.
Iiiteratror.
1) Signorelli, E., Ueber die Ziichtung des Cholera vibrio in gefarbten Nahrboden.
(Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 66. 1912. p. 469.)
2) Krumwiede, C. jr., Pratt, J. S. and Grund, M., Cholera. (Journ. of Infect.
Dis. Vol. 10. 1912. p. 134.)
Nachdruclc verboien.
Bakteriologische Ontersuchungeii liber die Wintersclilafer 1 ).
[Aus dem Institut fiir Hygiene der Kgl. Universit&t Parma.]
Von Prof. E. Bertarelli.
I.
Ueber die Physiologic der Winterschl&fer besitzen wir eine ziemlich
reiche Literatur. So sind wohl die eingehenden Untersuchungen Blan¬
chards und seiner Schuler fiber die Physiologie wahrend der Periode
des Winterschlafes allgemein bekannt.
Die Kenntnisse, die sich auf die Pathologie der Winterschlafer be-
ziehen, sind hingegen beschrfinkter, was auch mit der Schwierigkeit zu-
sammenhangt, unter geeigneten Bedingungen zu arbeiten, um Vergleiche
anzustellen.
Nur Blanchard (1) und einige seiner Schuler — wie ich seiner-
zeit noch eingehender angeben werde — und Billinger (2) haben be-
1) Ins Deutsche iibertragen von Dr. med. K. Riihl in Turin.
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Bertarelli, Bakteriologische Untersuchungen iiber die Winterschlafer. 567
schrfinkte Untersuchungen fiber das Verhalten der Winterschlafer gegen-
tiber einigen Krankheitserregern und einigen Bakterientoxinen ausge-
fiihrt.
Diese Untersuchungen, welche sich iibrigens fast ausschlieBlich auf
groBe Parasiten und auf sehr wenige pathogene Keirnarten beziehen,
sind aber vereinzelt geblieben.
Auch ich babe seit mehreren Jahren diesbeztigliches Material ge-
saramelt und Versuche rait den verschiedensten Winterschlfifern und den
verschiedensten pathogenen Keirnarten ausgeftihrt.
Nach meinen ersten Untersuchungen mit rein immunitarem Cha-
rakter habe ich mein Arbeitsfeld allmahlich erweitert und meine Unter¬
suchungen auf verschiedene bakteriologische Erreger ausgedehnt, welche
sich auf die Winterschlafer beziehen.
Ich will tiber meine Resultate insofern synthetisch berichten, als sie
von biologischem Interesse sein konnen, und werde mich in dieser ersten
diesbezfiglichen Arbeit mit der Flora der Winterschlafer und mit der
Selbstreinigung ihres Darmes befassen.
Ich behalte mir dabei vor, nachstens fiber einige Untersuchungen
zu berichten, die sich auf immunitare Fragen und auf die Empfanglichkeit
der Winterschlafer ffir Bakterieninfektionen beziehen.
Eine in biologischer Beziehung ziemlich interessante Frage ist die-
jenige nach dem Verhalten der Bakterienflora des Darmes der Winter¬
schlafer.
In der Tat, es ist nicht leicht denkbar, was aus den Keimen wird,
welche nach der letzten Nahrungsaufnahme im Magen und Darm zurfick-
bleiben, um so mehr als die Winterschlafer nach dem Beginn des Hungerns
noch wahrend einer gewissen Zeit Faeces entleeren konnen; und wenn
man nach 1—2-monatlichem Schlaf die Tiere seziert, in ihrem Darme
neben sehr dickem Schleim einzelne an Gallenfarbstoff reiche Cibalae
findet.
Dafi eine starke Reinigung des Darmes erfolgt, das ist durch die
Tatsache bewiesen, daB ich bei zahlreichen wahrend des Winterschlafes
sezierten Tieren nie irgendwelche Entzflndungserscheinungen beobachtet
habe; wie aber diese Reinigung in den verschiedenen Darmabschnitten
geschieht, und welchen Grades sie ist, das ist nicht leicht zu denken.
Ich habe infolgedessen Untersuchungen in dieser Richtung ausge-
ffihrt und versucht, zu ermitteln, wie der SelbstreinigungsprozeB des
Verdauungsapparates bei den Winterschlfifern vor sich geht.
Meine Untersuchungen umfassen eine groBe Anzahl von Tieren und
wurden in verschiedenen Zeitabschnitten ausgeftihrt, d. h. 1902—03,
1903—04, 1907 —08, 1908 - 09. Es dienten zu denselben verschiedene
Tierarten: Vesperugo noctula, Vesperugo pipistrellus, Ve-
sperugo serotinus, Myoxus glis, Arctomys marmota.
Die Technik, die ich anwendete, war sehr einfach, auch weil es mir
nicht darauf ankam, bestimmt zu wissen, wie viele Bakterien in dem
einen oder dem anderen Tiere vorhanden waren, sondern ffir mich der
Nachweis von Interesse war, welche Keirnarten am lfingsten fortbestanden
und in welchem Verhaltnis die Zahl der Keime abnahm.
Wenn ich eine genaue Abzahlung der in einem bestimmten Darm-
oder Magensegmente vorhandenen Keirnarten hfitte ausftihren wollen, so
hfitte ich eine etwas umstfindliche Technik anwenden mflssen, da ich
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568 (Jentralbl. f. Bnkt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
*
zahlreiche Verdfinnungen des Darmmaterials hfitte herstellen mfissen:
dies entsprach iibrigens nicht meinen Absichten.
Ich ging folgendermaBen vor: Verschiedene Gruppen von Tieren
wurden an geeigneten Stellen gehalten, urn ein briiskes Erwachen aus
dem Winterschlaf zu vermeiden, und von Zeit zu Zeit, d. h. vor dem
Winterschlaf, nach begonnenem Winterschlaf, wahrend und am Ende
dieses und unmittelbar nach dem Schlaf, wurden Tiere durch Entblutung
getotet und unter der sorgfaltigsten Asepsis die Verdauungsorgane bloB-
gelegt. Mit auf trockenem Wege sterilisierten Scheren wurde der Magen,
das Duodenum, der Diinndarm, der Dickdarm und der Mastdarm ge-
fiffnet, und in die Oeffnung eine kraftige Platinose — um vergleichende
Beobachtungen zu machen, wurde als MaBeinheit stets dieselbe Oese be-
nutzt — eingeffihrt, mit welcher Schleim und sonstiges Material in einer
solchen Menge entnommen wurde, daB die Oeffnung der Oese mit Mate¬
rial ausgeffillt wurde. Nur bei vorgeschrittenem Winterschlaf gelingtdies
nicht immer: zuweilen ist so wenig Schleim im Darm vorhanden, daB
es, selbst wenn man eine kleine Oese benutzt und diese fiber die Schleiin-
haut streifte, nicht immer gelang, eine voile Oese zu gewinnen.
Die Oese wurde dann mit einer bestimmten konstanten Menge Bouillon
aufgeschwemmt, aus welcher dann Plattenkulturen angelegt wurden. Danach
verzichtete ich ohne weiteres auf die Verdfinnungen in Bouillon und
legte Strichkulturen auf bereits hergestellten Platten an, und legte par-
allele Reihen Strichkulturen an. Bemerkt sei diesbezfiglicb, daB dies
vollstfindig gentigt, da es sich um fast steriles Material handelt, bei
welchem eine groBe Entfernung zwischen den einzelnen Kolonieen er-
zielt werden kann.
Zu den Saaten, und zwar sowohl zu den aus den Verdfinnungen der
Oese in Bouillon angelegten Kulturen wie zu den Reihen-Strichkulturen,
benutzte ich Glyzerin - Agar und Drigalskis Agar, um rasch festzu-
stellen, wie sich die acidofebrile Flora verhielt.
Als in einem Darmabschnitt Faecesmassen gefunden wurden, wurden
dieselben vermittels einer sterilen Pinzette in eine Petrische Schale
gebracht und zerdrfickt, um eine Oese entnehmen und in der angegebenen
Weise Kulturen anlegen zu konnen.
Bemerkt sei hier, daB diese osenweise Abmessung unter solchen
Verhfiltnissen keinen absoluten Wert haben konnte; es kam mir iibrigens
auch nicht darauf an, da es sich nicht so sehr um die Ermittelung ab-
soluter Zahlen wie vielmehr darum handelte, den ReinigungsprozeB zu
verfolgen.
Ich ging in derselben Weise bei der Untersuchung der afiroben
Keime vor und benutzte Bombinische Schachteln und den Botklin-
schen Apparat.
Zuerst habe ich die Keimarten systematisch bestimmt; spater habe
ich auf diese langwierige und langweilige, und auBerdem in biologischer
Beziehung wenig interessante Bestimmung verzichtet und mich darauf
beschrankt, die allgemeinen Artcharaktere zu ermitteln, die ffir meine
Zwecke genfigten.
Vor dem Beginn des Hungerns ist die Flora der Winterschlfifer
— mit Ausnahme der Fledermause — sehr reichlich und verschieden-
artig.
Im Magen ist sie beim Beginn der Verdauungsperioden immer
sehr reich, obwohl ibre Menge je nach der Stunde, in der die Unter-
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Bertarelli, Bakteriologische Untersuchungen fiber die Winters chlafer. 569
suchung ausgefflhrt wird, ira Magen viel groBere Schwankungen als im
Darme aufweist.
Bei den ira Laboratorium geffitterten Murmeltieren enthielten die
Oesen (Entnahme bei leerem Magen) 150—200 aerobe Keime, d. h. man
fand auch bei Abwesenheit grofier Futterreste eine ziemliche Menge von
Keimen.
Bei den Fledermfiusen waren die Zahlen sehr niedrig, und in dieser
Beziehung entsprechen meine Befunde den Beobachtungen von Metsch-
nikoff und Distaso (3) fiber die Bakterienflora der Pteropos.
Die Menge der im Magen vorhandenen Keime ist im allgemeinen
5—6mal geringer als bei dem Murmeltier, selbstverst&ndlich wenn die
Entnahme unter denselben zeitlichen Verh<nissen in bezug auf Ent-
fernung von den Mahlzeiten geschieht.
Auch bei der Art Glis ist der Bakteriengehalt bedeutend geringer
als bei den Murmeltieren.
Die vorhandenen Keimarten wurden nicht alle identifiziert, weil dies
ffir die Zwecke meiner Arbeit nicht notwendig war; hierffir genfigte es,
die konstantesten und die am reichlichsten vorhandenen zu erkennen.
Ich werde im folgenden die wichtigsten Daten darstellen:
Murmeltier: Es fehlen nie gramfeste Kokkenformen; oft trifft
man die Sarcina lute a, den Col i-Bacillus, den B. subtilis, den
B. lactisafirogenes, das Megatherium. Es wurden auch verschiedene
Arten von Anaerobien nachgewiesen, so ein mit dem B. bifidusTissiers
wenn nicht identisches jedenfalls verwandter Keim, der B. putrificus,
ein dem Streptobacillus anaerobicus magnus von Chont-
k e v i t c h (4) sehr fihnlicher Coccobacillus mit kurzen Ketten, und ein grofier
obligatanaerober gramfester Bacillus, den man in der Systematik von
Migula und in den neueren Arbeiten fiber die anaeroben Keime des Ver-
dauungsapparates nicht findet.
Fledermause: Wenige gramfeste Kokken; hfiufig vorhanden:
C oli-Bacillus, B. subtilis, Megatherium. Von Anaeroben der
B. putrificus.
Glis: Ziemlich grofie Menge von Kokken; ferner vorhanden: Coli-
Bacillus, ein nicht gramfester Coccobacillus, B. subtilis, Proteus
Von Anaeroben fast konstant:B. perfringens. Zuweilen ein Pseudo-
tetanusbacillus.
Im Dfinndarm der drei erwahnten Tiergruppen ist auch vor dem
Beginn des Winterschlafes die Flora stets sehr spfirlich. Bei den Fleder-
mausen ist zuweilen die entnommene Oese fast keimfrei, wenn man von
einigen sporenbildenden Mikroben absieht. Interessant ist das haufige
Verschwinden der Kokkenformen: der Coli-Bacillus und die anaeroben
Keime bestehen dagegen stets fort.
Im Dickdarm wird die Zahl der Keime wieder eine groBere; hier
findet man leichter Arten, die aus den Dfinndarm zuweilen verschwin¬
den, vielleicht weil ihre Menge derartig vermindert ist, dafi sie sich der
Kontrolle durch Aussaat entziehen.
Bei den Fledermausen ist die Flora des Dickdarmes, obwohl der
Coli-Bacillus zahlreicher wird, eine geringe, wahrscheinlich aus dem
bereits von Metschnikoffbei seinen Untersuchungen fiber den Ptero-
ptorus angegebenen Grunde, der verhfi.ltnism&Bigen Ktirze des Dick¬
darmes.
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570 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 5/6.
Nach dem Beginn des Hungerns beobachtet man sofort ein rasches
Sinken der Zahl der Keime im Magen und im Dickdarm, wkhrend man
im Diinndarm zuweilen eine fast vollstandige Oder gar auch vollstandige
Sterilitat beobachtet.
Im Gegensatz zu dem, was man vielleicht denken konnte, bestehen
die Schizomyceten im Magen linger fort, und zwar selbst wenn den Tieren
jede Nahrung entzogen ist und der Winterschlaf bereits ein tiefer ist.
Erst nach einer Woche kann man bei Murmeltieren und Glis die Reini-
gung des Magens als vollzogen betrachten.
Zuerst verschwinden die Kokken und einige Bakterien: der Coli-
Bacillus besteht, wenn auch auf wenige Exemplare reduziert, weiter;
ebenso die sporenbildenden Keime. In keinem Fall konnte ich selbst
nach mehrwochigem Winterschlaf eine vollstandige Sterilitat des Magens
beobachten.
Bei den Flederm&usen erfolgt die Verminderung der Zahl der Arten
und der Exemplare rascher; auch hier wird aber wahrend des ganzen
Winterschlafes keine vollige Sterilitat erreicht.
Die deutlichste natiirlichste Reinigung zeigt bei alien drei Gruppen
von diesem der Diinndarm.
Es kommt nicht selten vor, daB man, wenn man nach zweiwdchigem
Winterschlaf eine Fledermaus seziert, im Diinndarm kleine Mengen von
Schleim und von Gallenpigment findet, aber bei Aussaaten aus dem Dflnn-
darminhalte eine vollstandige Sterilitat beobachtet.
Auch bei dem Murmeltier und bei Glis reinigt sich der Diinndarm
rasch und intensiv, obwohl man selbst nach mehrwochigem Winterschlaf
im letzten Teile des Dfinndarms und im Dickdarm noch Reste (kom-
pakte gallenreiche Cibalae) findet.
Ja, es ist sogar auffallend, daB man im Diinndarm auch noch, wenn
auch in sehr geringer Menge, sporeubildende Keime antriflft, so daB man
gezwungen ist, anzunehmen, daB nach der bakteriziden Wirkung der
Safte die mechanische Reinigung der Darmschleimhaut infolge der Ent-
leerung des Darmes gewirkt haben muB, denn anders kbnnte man diese
enorme Verminderung der gegen die Darmsafte sehr widerstandsfahigen
Formen nicht erkiaren. Dieser besonders bei der Fledermaus, jedoch
auch bei dem Murmeltier und bei Glis vorhandene Zustand einer rela-
tiven Sterilitat dauert wahrend des ganzen Winterschlafes fort.
Wenn dieser einmal aufgehort und die Nahrungsaufnahme wieder
begonnen hat, nimmt die Darmflora in kurzer Zeit wieder ihre ge-
wohnliche Physiognomic an. Wenn man wahrend des Winters den Schlaf
unterbricht und die Tiere unter geeigneten thermischen Verhaitnissen
halt, so nehmen sie wieder das ihnen dargebotene Futter zu sich und
ihr Darm zeigt wieder eine normale Flora, abgesehen von der beson-
deren mit der Futterart und mit dem Individuum zusammenhangenden
Abweichungen.
Bemerkenswert ist die Schnelligkeit, mit welcher nach solchen Unter-
brechungen des Winterschlafes die Selbstreinigung des Darmes wieder
zustande kommt: oft ist nach 2 Tagen der Darm wieder gereinigt und
der Diinndarm steril.
DaB die Reinigung zum grbfiten Teil auf mechanischem Wege zu¬
stande kommt, konnte ich in einem Falle feststellen, in welchem ich bei
einem Glis den Winterschlaf unterbrach und dem Tier mit groBon
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Bertarelli, Bakteriologische (Jntersuchungen iiber die Winterschlafer. 571
Mengen von Sporen von B. subtilis Stilcke von Mandeln, Nflssen und
Kastanien verabreichte.
Bekannt ist die groBe Widerstandsfahigkeit dieser Sporen gegen
physikalische und chemische Agentien. Trotz dieser grofien Wider¬
standsfahigkeit und trotzdem enorme Sporenmengen verabreicht wurden,
fand man nach wenigen Tagen in den Schleimmassen des Magens noch
eine gewisse Menge von Exemplaren von B. subtilis, aber aus dem
Dfinndarm waren die Sporen fast ganzlich verschwunden.
P*Eine weitere bemerkenswerte Erscheinung, welche mit dieser inten-
siven Selbstreinigung des Darmes in Gegensatz steht — ist die Kon¬
stanz, mit der man selbst bei vorgeschrittenem Winterschlaf noch ein-
zelne lebende Exemplare von Bacillus coli findet.
Wahrend viele sehr widerstandsfahige Keimarten sei es infolge der
chemischen sei es infolge der mechanischen Reinigung in kurzer Zeit
aus dem Darme ganzlich oder fast ganzlich verschwinden, kann man
hingegen stets auch bei vorgeschrittenem Winterschlaf einzelne Coli-
Bacillen nachweisen.
'"Wenige andere Beobachtungen konnen besser den Beweis dafiir ab-
geben, daB der Coli-Bacillus tatslichlich im Darme ausgezeichnete
LebensverhSltnisse findet, auch wenn andere sehr widerstandsfahige Keim¬
arten hingegen zerstort oder entfernt werden.
II.
Ein besonderes Interesse verdient (infolge ihrer Beziehungen zur
gesamten Lehre der Infektionen) die bereits von Blanchard und von
einigen anderen Autoren beriihrte Frage, ob die Tiere wahrend des
Winterschlafes fur die Gifte und die Infektionen empfanglich sind.
Blanchard (5) hat als erster 1903 einige diesbeziigliche Unter¬
suchungen veroffentlicht, und behauptet, daB Murmeltiere wahrend des
Winterschlafes eine groBere Widerstandsfahigkeit als im normalen Zu-
stande gegen das Aalserum, das Cobragift, das Diphtherie- und das
Tetanustoxin besitzt. Nur durch betrachtliche Dosen des Toxins konnten
die Tiere geweckt werden, und nach dem Erwachen entfaltete das Toxin
seine Wirkung.
Spater untersuchte Blanchard (6) das Verhalten des Murmeltieres
wahrend des Winterschlafes gegeniiber den verschiedenen Typen von
Trypanosomen (Lewisi, Brucei, gambiense, Evansi) und be-
obachtete, daB dieses Tier wahrend des Winterschlafes eine auffallende
Widerstandsfahigkeit auch gegen diejenigen Protozoen aufweist, die
sonst eine gewisse pathogene Wirkung besitzen.
Blanchard behauptete ferner, daB das Murmeltier wahrend des
Winterschlafes gegen Trichinen widerstandsfahig ist und im allgemeinen
gegen alle Helminthen sehr widerstandsfahig sein muB, was er aus der
auch von mir beobachteten Tatsache schloB, daB man im Darme der
Murmeltiere wahrend des Winterschlafes nie Wfirmer antrifft.
Billinger (7) hatte mehrere Jahre friiher, von dem Standpunkte
ausgehend, daB pathogene Keime nur bei hohen Temperaturen gedeihen
kdnnen, das Verhalten einiger von ihnen bei dem Murmeltier und bei
einigen anderen Winterschiafern untersucht und seine Aufmerksamkeit
besonders auf den Milzbrand-, den Rotz-, den Tuberkulose- und den
Tetanusbacillus gewendet. Er beobachtete, daB beispielsweise das Murmel-
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572
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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tier wahrend des Winterschlafes dem Milzbrand, dem Rotz und der Tuber-
kulose widersteht (!!) und fur den Tetanus nur eine verminderte Em-
pfanglichkeit aufweist.
Billard (8) hat die Wirkung einiger Gifte auf diese wahrend
des Winterschlafes untersucht und eine gesteigerte Widerstandsfahig-
keit beobachtet.
* *
*
Ich habe 1909 Versuche iiber die Uebertragung der Rabies bet
Murmeltieren ausgefuhrt und angegeben (9), daB es nicht gelingt, im
Ammonshorn rabieskranker Murmeltiere Negri sche Kbrperchen nach-
zuweisen, und glaube diese Befunde heute bestatigen zu konnen.
Spater habe ich bei Murmeltieren, Glis, Fledermausen Versuche mit
verschiedenen Infektionen ausgefuhrt.
DaB wahrend des Winterschlafes die Empfanglichkeit fflr Infektionen
vermindert ist, erscheint logisch annehmbar, wenn man bedenkt, daB
wahrend des Winterschlafes eine geringe Herabsetzung der Temperatur
eintritt und eine Abschwachung des Zellenmetabolismus zustande komrat.
Andererseits aber kann dies mehr eine theoretische Auffassung als eine
der wirklichen Sachlage entsprechende Tatsache sein, und ich kann mir,
auf Grund meiner Beobachtungen, einen Teil der Behauptungen der er-
wahnten Autoren nicht erklaren.
Ich habe folgende Resultate erhalten:
Rabies. Ich fuhrte ineine Versuche bei Murmeltieren zu ver¬
schiedenen Zeitperioden durch subdurale Einspritzungen (welche bei
Murmeltieren leicht zu tbdlichen Blutungen AnlaB geben und somit fur
solche Versuche wenig empfehlenwert sind) und durch intranervose
(Ischiadicus) Inokulationen aus, und benutzte hierzu fixes Virus, Passage-
virus und StraBenvirus.
Aus den Versuchen, die ich in vergleichender Weise bei wach ge-
halteuen Tieren ausfuhrte und zu zeiten wiederholte (fixes Virus), zu
denen der Winterschlaf der Tiere aufgehort hat, konnte ich folgende
SchluBfolgerung ziehen: In keinem Fall wurde eine konstante noch er-
hebliche Veriangerung der Inkubationsdauer der Rabies wahrend des
Winterschlafes beobachtet. Nur in einzelnen Fallen beobachtete man
eine ganz geringe Veriangerung, welche jedoch nie eine so groBe ist,
daB man sie auf eine verminderte Empfanglichkeit des Tieres wahrend
des Winterschlafes zuruckfuhren konnte, sondern viel wahrscheinlicher
mit den gewohnlichen von dem Winterschlaf unabhangigeu Schwankungen
der Inkubationsdauer zusammenhangt.
Milzbrand. Ich habe Versuche mit Laboratoriumkulturen ge-
macht und dieselben bei Glis und bei Murmeltieren wahrend des
Winterschlafes, auBerhalb der Zeit dieses, und ferner bei zur Zeit des
Winterschlafes kiinstlich wach gehaltenen Individuen subkutan einge-
impft.
Sowohl Murmeltier wie Glis sind fur Milzbrand empfanglich und er-
liegen stets der experimentellen Infektion; die Inkubation dauert 30 bis
56 Stunden.
Wahrend des Winterschlafes kann die Veriangerung der Inkubations¬
dauer auf wenige Stunden beschrankt sein und hat bei meinen Versuchen
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Bertarelli, Bakteriologische Untersuchungen fiber die Winterschlafer. 573
ira Durchschnitt nie 24 Stunden iibertroffen. Sie ist also nicht von
Belang.
Tuberkulose. Sowohl Murmeltier wie Glis erweisen sich fur die
subkutane Einimpfung von tuberkulfisem Material menschlicher Her-
kunft, wenn auch nicht in hohem Grade, empffinglich. Das Murrael-
tier zeigt eine grSBere Empfindlichkeit; es ist auBerst empfindlich fur
die sekundSren Infektionen, welche die tuberkulose Infektion begleiten
konnen; man verliert infolgedessen zahlreiche Tiere, bevor der ortliche
oder allgemeine ProzeB sich deutlich entwickelt hat.
Bei dem Murmeltier sind die Grenzen der Entwickelung der Tuber¬
kulose infolge der subkutanen Einimpfung von menschlichem Material
sehr verschieden: im allgemeinen fallen jedoch die Tiere nach 2 Monaten
einem Siechtum anheim und gehen oft zugrunde.
Bei Glis betrfigt die Dauer der Entwickelungsperiode der Krankheit
etwa 40—50 Tage, zeigt jedoch Schwankungen, welche uns gestatten,
allgemeine Regeln aufzustellen. Man kann somit, infolge der indivi-
duellen Unterschiede zwischen Tier und Tier und der Unterschiede
zwischen den verschiedenen Infektionsmaterialien, schwerlich feststellen,
ob der Winterschlaf einen Einflufi auf die Widerstandsfahigkeit dieser
Tiere gegen die Tuberkulose im Sinne einer Verlangerung der In-
kubationsdauer ausflbt.
Mein Gesamteindruck war der, daB der Winterschlaf bei Murmel-
tieren und bei Glis die Empfanglichkeit fur Tuberkulose nicht be-
einfluflt.
Diphtherie. Die Versuche, fiber die ich berichte, beziehen sich
nur auf das Diphtherietoxin und wurden bei Murmeltieren und bei Glis
ausgeffihrt.
Bei der subkutanen Einimpfung von Diphtherietoxin selbst in der
minimalen todlichen Dosis naheliegeudeu Dosen beobachtet man nur eine
geringe Verlfingerung (wenige Stunden) der Inkubation der spezifischea
Vergiftung.
*
* *
Diese Resultate meiner Versuche brauchen keine eingehende Er-
orterung.
Bevor ich ein Urteil aussprach, welches mit den SchluBfolgerungen
<ler anderen wenigen Autoren, die sich mit diesem Gegenstand beschaf-
tigt haben, im Widerspruch gestanden hatte, habe ich meine Beobach-
tungen nachprfifen resp. wiederholen wollen, weshalb sich meine Unter¬
suchungen in die Lfinge gezogen haben.
Trotz einiger theoretischen Bedenken, die zu anderen Annahmen
fflhren wfirden, und trotz der Beobachtungen, die bei verschiedenen
Arten von Wirbeltieren in bezug auf die Empffinglichkeit ffir die In-
fektionskrankheiten und ffir Bakteriengifte unter dem EinfluB der Er-
kfiltung und der Erwfirmung des Tieres gemacht wurden, steht fest,
daB man wenigstens ffir die Vergiftung mit Diphtherietoxin und ffir die
experimentelle Infektion mit Rabies, Milzbrand und Tuberkulose bei im
Winterschlaf begriffenen Tieren nicht nur keine Immunitat, sondern
auch keine merkliche Steigerung der Widerstandsfahigkeit nachweisen
kann.
Wenn wir uns auf die Protokolldaten stutzen und diese ihrem
numerischen Wert gemfiB deuten wollten, so mUBten wir sagen, daB
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574
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 5/6.
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eine ganz geringe Steigerung der WiderstandsfShigkeit wahrend des
Winterschlafes eintritt, und daB infolgedessen bei den Infektionen und
bei der Intoxikation mit Diphtherietoxin der Winterschl&fer eine Ver-
l&ngerung der Inkubationsdauer beobachtet wird.
Diese Verlangerungen der Dauer der Inkubation sind aber so ge-
ring, daB man ihnen keinen praktischen Wert zuschreiben kann. Was
iibrigens leicht annehmbar erscheint, wenn man bedenkt, daB die Herab-
setzung des Zellenmetabolismus und die Verminderung der Entwickelung
von W&rme wahrend des Winterschlafes innerhalb verhaltnismaBig enger
Grenzen bleiben.
Literatur.
1) Blanchard, Experiences et observations sur la marmotte en hibernation. (Compt.
R. Soc. Biol. T. 55. 1903.) — Immunite de la marmotte en hibernation a l’^gard
des maladies parasitaires. (Archiv. de paras. T. 11. 1907.)
2i Billinger, 0., Winterschlaf und Infektion. (Wien. klin. Rundschau. 45. 1896.)
3) Metschnikoff, S., Apergu de la microbiologie du tube digestive. (Ann. Instit.
Pasteur. 1909.)
4) Conkevitch, Etude de la flore bacterienne du gros intest in du cheval. (Annal.
Inst. Pasteur. 1913.) 4 (
5) Blanchard, Experiences et observations sur la marmotte en hibernation.-’(Compt.
rend. Soc. Biol. 1903.)
6) Blanchard, Immunite de la marmotte en hibernation k regard des [maladies
parasitaires. (Arch, de paras. 1907.)
7) Billinger, Winterschlaf und Infektion. (Wien. klin. Rundschau. 1896.)
8) B i 11 a r d, Immunite naturelle de lerot aprhs hibernation etc. contre le venin de vipfere.
(Compt. rend. Soc. Biol. 1911.)
9) Bertarelli, Osservazione e ricerche sulle rabbia. Nota III. (Rivista di igiene.
1902.)
Berichtigung.
In der Arbeit von Ludwig Bitter: Neues zur Technik der Sporen-
und Gonokokkenf&rbung etc. in Bd. 68. Heft 2. p. 230 in Zeile 8 und 9
von unten ist statt Verdflnnung von 1 Teil mit 4 Teilen Wasser Ver-
dflnnung von 2 Teilen mit 8 Teilen Wasser zu lesen.
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Berichtigung.
575
Berichtignng
zu der Arbeit Simon, Ueber Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutz-
impfung (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 68. Heft 1).
p. 87 von Zeile 19 ab lies:
In der folgenden Tabelle sind die Faile nach den Jahren, in denen
sie sich ereignet haben, beziiglich in denen sie veroffentlicht sind,
geordnet:
1888
3 Faile
Tabelle II.
1898 3 Faile
1906 5 Faile
1889
5 „
1900
15’),,
1907 4 „
1891
2 „
1901
1 Fall
1908 3 „
1892
2 „
1902
2 Faile
1909 4 „
1894
2 „
1903
2 „
1910 3 „
1895
1 Fall
1904
3
1911 3 „
1897
9 Faile
1905
12 „
84 Faile
Also mit Ausnahme der Jahre 1890, 1893, 1896, 1899 sind jakrlich
solche Lahmungen vorgekommen. Wahrscheinlich haben sie sich jedes
Jahr ereignet, und zwar, wie aus Tabelle I hervorgeht, in alien Landern,
in denen man Tollwutschutzimpfungen vornimmt.
Zusaramenfassung: Die Lahmungen kommen alljahrlich vor.
Nach dem Alter und Geschlecht verteilen sich meine 84 Faile
folgendermaBen:
Ta belle III.
Alter
Mannlich
Weiblich
Unbekannt
Unbekannt
9
1
10
20
Unter 12 Jahren
4
2
3
9
Ueber 12 Jahre
47
7
1
55
60
10
14
84
Also meist mannliche Erwachsene werden von der Krankheit be¬
fallen. Die Angaben fiber den Stand sind so lfickenhaft, daB sich eine
Auszfihlung nicht lohnt. Es hat deu Anschein, als ob der prozentuale
Anteil der Gebildeten an dieser Krankheit ein auffallend hoher ist,
eine Beobachtung, auf die auch Babes immer hinweist. Es muB also
wohl zur Erkrankung eine besondere Disposition gehoren.
Das deutet auch schon die Seltenheit der Erkrankung, 0,48 Prom,
bei 211779 Schutzgeimpften an, ferner, daB unter den Erkrankten auf¬
fallend viel Luetiker, Potatoren und Neurastheniker sind.
Siehe die Faile 26, 51, 52, 67, 70, 73, 74, 80, 82.
p. 95 Zeile 29 lies: Spinalparalysen statt Spinalparesen.
p. 100 in der Tabelle: „Jetziges Behandlungsschema in Jassy'* letzte Spalte lies
warmes Mark statt norm idea Mark.
p. 105 Zeile 29 lies: nur statt und.
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576
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 68. Hoft 5/6.
Inhalt,
Bauer, Theodor, Ueber die Sarcina
tetragena, p. 470.
Bertarelli, E. , Bakteriologische Unter-
Buchungen uber die Winterschlafer,
p. 566.
Fermi, Clandio, Ueber Spezifizitat und
andere Eigenschaften der Ektoprotea-
sen. I., p. 433.
Finsi, Guido, Ueber die Spezifitat und
fiber den diagnostischen Wert der
„Thermoprazipitinreaktion“ von Ascoli
bei der Erkennung des hamatischen Kar-
bunkels und des Rotlaufs, p. 556.
Gleitamann, Ueber die Beziebungen der
Borrelien (Spirochaten) zu den Wirts-
zellen, p. 493.
Konr&di, Daniel, Wie lange widersteht
das Wutviru8 in der Erde, an der Luft
und in der Kalte? p. 483.
Krumwiede jr., Charles u. Pratt, Jo¬
sephine S. , Dahlia-Agar als L'nter-
scheidungsmittel zwischen Cholera- und
anderen Vibrionen, p. 562.
v. Prowasek, S., Ueber reine Trypano-
somenstamrne, p. 498.
Strubell, Alexander u. Michligk, Ueber
pharmako-dynamische Einflfisse auf den
opsonischen Index, p. 501.
Twort, C. C. and Craig', T., The Patho¬
genicity of Johne’s Ha illus compared
with that of other acid-fast Bacilli for
some of the Laboratory Animals, p. 455.
Die Redaktion des „Centralblalts fur Bakteriologie und 'Parasitenkunde" richtet
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige Wiinsche um Lieferung von
besonderen Abdriicken ihrer Aufsdtze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen.
an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu utollen oder spdtestens nach
Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer
in Jena, gelangen zu lassen.
Die Herren Mitarbeiter werden hdfllchst gebeten, bereits fertig-
gcstellte Klischees — falls solche mit den Mannskrlpten abgeliefert
werden — nicht dcr Redaktion, sondem direkt der Yerlagshand*
long Gustav Fischer in Jena einznscnden.
Krnmmannsche Huchdruckerei (Hermann Pohlc) in Jena.
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Centralbl. f. Bakt etc. I. Jkbt Originate. Bd. 68. Heft 7,
Ausgegeben am 23. April 1913.
Nachdruck verboten.
Zur Frage der Variation der Typhusbacillen und ver-
wandter Gruppen
[Aus dem Konigl. Hyg. Institut in Beuthen Ob.-Schl.]
Von Prof. Dr. t. Lingclsheim.
Direktor am Konigl. Hyg. Institut in Beuthen.
Vor einer Reihe von Jahren stieB ich bei der Untersuchung alterer
Typhuskulturen auf eine Kolonieform, die ein von der typischen Typhus-
kolonie so abweichendes Aussehen zeigte, daB mir Zweifel an ihrer Zu-
gehorigkeit zu den Typhusbacillen aufstiegen. W&hrend diese bekannt-
lich auf der Lackmuslaktoseplatte runde, gewolbte Kolonieen von saftig
glSnzendem Aussehen bilden, waren diese Kolonieen ganz flach, von
relativ groBem Durchmesser und zeigten eine chagrinierte, trockene
mattglSnzende Oberfl&che. Die gleichen Charaktere zeigten sich auch
bei Uebertragung auf andere feste Nahrboden, den gewohnlichen 1-proz.
Agar (hier jedoch weniger deutlich als auf dem 3-proz.) und Loffler-
Serum. Ganz abweichend von dem sonst uns bekannten Verhalten der
Typhusbacillen war das Wachstum auf Bouillon, das unter volligem
Klarbleiben derselben in Form eines flockigen Oder auch scholligen
Bodensatzes erfolgte, an den sich haufig nach einigen Tagen eine starke
Hautbildung anschloB.
Im mikroskopischen Praparate zeigten sich gramnegative, aber im
VerhSltnis zu den typischen Typhusbacillen ziemlich lange und schlanke
Bacillen. Beweglichkeit wurde, gleichviel ob der h&ngende Tropfen mit
jungem oder altem Kulturmateriale, von festen oder fliissigen Nahrboden
beschickt wurde, fast stets vollstandig vermiBt. Die Bacillen lagen in
H&ufchen oder Schollen verklebt vollig ruhig, nur ab und zu bewegte
sich wohl ein einzelner, bisweilen unbewegliche noch mit sich ziehend,
durch das Gesichtsfeld. Gegeniiber den Zuckerarten und der Lackmus-
molke verhielten sich die gewonnenen Bacillen wie Typhusbacillen.
Da diese Formen mein Interesse erweckten, so priifte ich eine
groBere Anzahl alterer Sammlungskulturen in der Weise, daB ich ohne
Einschieben einer neuen Kultur das Material auf Lackmuslaktoseplatten
aussate. Es gelang mir dann bald 6 neue Stamme von den oben be-
schriebenen Eigenschaften zu gewinnen, von denen zurzeit noch 2 er-
halten sind. Auf Agglutination kpnnten alle erwahnten Kulturen nicht
geprttft werden, da sich sowohl von Agar- wie Bouillonkulturen keine
haltbaren Suspensionen herstellen lieBen. Mit 2 der Kulturen gelang es
jedoch schon nach kurzer Behandlung von Kaninchen ein auf typische
Typhusbacillen stark agglutinierend wirkendes Serum zu erhalten.
Die Q-Formen — so bezeichnete ich nach der ersten Ausgangs-
kultur die neu gewonnenen Stamme — behielten ihre Eigenschaften,
auf festem und fltissigem Nahrboden fortgezuchtet, mit groBer Zahigkeit
bei; die jetzt noch vorhandenen wurden vor 5 Jahren gewonnen. Auch
die Tierpassage vermochte hier nichts zu verandern. Bei der geringen
Virulenz muBte zur Totung einer Maus l / 2 —1 Oese frischer Agarkultur
Krite Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 37
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578 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
verwandt werden. Das Tier starb dann nach 24—36 Stunden, und die
Aussaat des Herzblutes auf Lakmuslaktoseplatten ergab genau die eben
beschriebenen Kolonien. Wurde hiervon wieder eine Agarkultur ange-
legt und eine zweite Maus mit der angegebenen Dosis geimpft, so er¬
gab sich dasselbe Bild. In dieser Weise habe ich einen der jetzt noch
vorhandenen St&mme hintereinander, unter Einschiebung von Platten-
aussaat und Agarkultur, durch 8 Mause geschickt, ohne eine Aenderung
der Charaktere erzielen zu konnen. Gleichwohl haben diese Stamme ab
und zu die Neigung, wieder die typischen Eigenschaften der Typhus-
bacillen anzunehmen, und zwar unvermittelt, ohne Bildung einer Ueber-
gangsform. In den Kulturen treten dann zahlreicher deutlich bewegliche
Bacillen auf, ebenso ergibt auch die Aussaat wieder typiscbe Typhus-
kolonieen. Diese Umwandlung wird aber sehr begiinstigt durch den
Aufenthalt in flussigen Nahrboden bei reichlichem Luftzutritt (Ziichtung
in diinner Bouillonschicht und Flachkolben). Die Aussaat kann dann
neben nur einzelnen Kolonieen der Q-Form lauter typische Typhus-
kolonieen ergeben. Die hiervon gewonnenen Kulturen zeigen in ihrem
mikroskopischen Aussehen, ihrer Beweglichkeit, dem Wachstum auf festen
und fliissigen Nahrbbden alle Eigenschaften, wie wir sie beim Typhus-
bacillus erwarten, und halten sich iiber Jahre wieder konstant. Ich
mbchte aber hier ausdrucklich bemerken, daB man durch die oben an¬
gegebenen Ziichtungsbedingungen (flussiger Nahrboden in diinner Schicht)
keineswegs immer oder auch nur der Regel nach den Uebergang in die
typische Form erzwingen kann. Es gelingt das ebensowenig wie die
willkiirliche Umwandlung des typischen Typhusbacillus in die Q-Form.
Hier hatte ich allerdings einzelne Male den Eindruck, daB schfidigende
Einflusse wiederholtes Erhitzen auf 55—60°, Zusatz von antiseptischen
Mitteln (Methylviolett 1:20000) eine begiinstigende Wirkung ausubten.
Es handelt sich aber olfenbar bei der einen wie der anderen Umwand¬
lung um VorgSnge der inneren Entwickelung, die der ktinstlichen Be-
eindussung nur sehr beschrankt zug&nglich sind.
Wahrend der im vorstehenden kurz mitgeteilten Untersuchungen
iiber Typhusbacillen habe ich auch bei der Paratyphus- und Enteritidis-
gruppe nach verwandten Formen in alteren Kulturen gefahndet und sie
auch bald gefunden. Dieselben entsprachen in bezug auf das Aussehen
der Kolonieen auf festen Nahrboden, das Bouillonwachstum, Mangel der
Beweglichkeit vollkommen dem iiber die Q-Formen der Typhusbacillen
Angegebenen. Nur darin konnte ich eine Abweichung erkennen, daB
ihre Umwandlung in die ursprilngliche typische Ausgangsform sich in
viel kiirzerer Zeit (innerhalb weniger Wochen) ohne weitere Hilfsmittel
und vollstandig vollzog.
Aus der A1 caligenes- Gruppe habe ich nun einen Stamm eingehen-
der beobachten konnen. Auch hier entsprach die Einzelkolonie auf
festen Nahrboden, das Bouillonwachstum, das Sistieren der Beweglich¬
keit der beim Typhusbacillus gegebenen Beschreibung. Es gelang aber
hier eininal durch mehrfache Tierpassage die urspriingliche Form wieder-
herzustellen. Bei der geringen Virulenz des Stammes war 1 Oese, intra-
peritoneal verimpft, erforderlich, um eine Maus in 1—2 Tagen zu t5ten.
Bei der Aussaat des Blutes auf die Lackmuslaktoseplatte wuchsen
trockene, flache dem Inipfmaterial entsprechende Kolonieen aus, die, auf
Agar ausgestrichen, das Material fiir die Impfung der nachsten Maus
lieferten. Nach der 3. Passage traten auf den mit dem Herzblute be-
schickten Platten neben den erwarteten Kolonieen sehr kleine auf, die
i
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v. Lingelsheim, Zur Frage der Variation der Typhunbacillen etc. 579
zunachst fiir Kokkenkolonien gehaltea wurden, sich aber als aus beweg-
lichen Stabchen zusammengesetzt herausstellten. Von beiden Kolonieen-
formen wurden Agarkulturen angelegt und mit der Kultur, die von
einer der ausgebreiteten, trockenen, flachen Kolonieen beimpft war, eine
4. Maus geirapft. Jetzt ergab die Aussaat des Blutes nur 2 dem Aus-
gangsmaterial entspreckende Kolonieen, alle iibrigen gehorten dem kleiner
wachsenden Typus an. Diese kleinen Kolonieen wurden aber, wie die
weitere Untersuchung ergab, nur auf den 3-proz. Lackmuslaktoseplatten
gebildet, auf gewohnlichem Agar entsprach das Aussehen der Kolonieen
wie der Strichkultur dem des Alcaligenes, wenn auch das Wachstum
auf festen N&hrbbden bei den ersten Uebertragungen etwas weniger
uppig war. Das Verhalten gegeniiber Zuckerarten, Lackmusmolke war
das des Alcaligenes. Es unterschieden sich aber diese Kulturen sowohl
von dem ursprunglich typischen Alcaligenes, wie der gewonnenen
Q-Form, sowohl durch die Virulenz, die fiir Mause zu einem betracht-
lichen Grade — D. 1. m. unter 0,01 ccm — gesteigert werden konnte,
wie auch durch das auBerst energische Wachstum auf fliissigen Nahr-
boden. Was die Agglutination betrifFt, so lieBen sich auch hier durch
Behandlung von Kaninchen mit der Q-Form Sera gewinnen, die in
Verdiinnungen von 1:2000 und dariiber sowohl den urspriinglichen
Alcaligenes wie die durch die Tierpassage entstandene Form agglu-
tinierten. Die weitere Beobachtung der Kulturen ergab Resultate, die
den bei Typhus gewonnenen entsprachen. Bei Aussaat alter Kulturen
der Q-Form zeigten sich Kolonieen, die diffus getriibte Bouillonkulturen
mit beweglichen Bacillen lieferten und auch sonst sich in nichts von
den urspriinglichen Alcaligenes unterschieden. Die durch Tier-
passage gewonnene Form hielt sich lange, iiber ein Jahr, unverandert,
nur daB das Agarwachstuin langsam iippiger und der Durchmesser der
Kolonieen entsprechend groBer wurde. Dann traten aber auch bei Aus¬
saat dieser Kulturen Kolonieen vom Q-Typ auf, die auf Bouillon iiber-
impft wieder die klaren Kulturen mit Bodensatz lieferten.
Nach alledem besteht fiir mich kein Zweifel, daB die Bacillen der
Typhus-, der Paratyphus- und Enteritidisgruppe, sowie der Bacillus
alcaligenes mindestens auf unseren kiinstlichen Nahrboden in zwei
Formen vorkommen, und zwar auBer in der bekannten typischen in einer
zweiten, die auf der Agarplatte durch flache Kolonieen von relativ
groBem Durchmesser und glanzlosem, trockenem, chagriniertem Aussehen
ausgezeichnet ist, in der Bouillonkultur durch das Wachstum am Boden
und der Oberfliche unter Klarbleiben der Fliissigkeit und im h&ngenden
Tropfen durch Unbeweglichkeit der Bacillen, die in kleinen Schollen
zusammenliegen.
Hkufiger als auf diese Q-Formen stbBt man bei Aussaat von alteren
in die wiederholt bezeichneten Gruppen gehorigen Kulturen auf Kolonieen,
die zun&chst durch relativ groBen Durchmesser auffallen und in der peri-
pherischen Zone an die Formen erinnern. Hier hat auch die Kolonie
den trockenen matten Glanz, die chagrinierte Oberflache, und zeigt einen
haufig unregelmaBigen Rand, doch bleibt die zentrale Partie feucht-
glBnzend und succulent. Von solchen Kolonieen angelegte Bouillon¬
kulturen zeigen iippiges Wachstum bei diffuser Triibung und meist schon
nach 24 Stunden einen Bodensatz. Im hangenden Tropfen finden sich
neben beweglichen auch zahlreiche unbewegliche Bacillen, letztere haufig
in kleinen Klflmpchen vereint. Erneute Aussaat auf die Platte fiihrt in
der Regel wieder zu Kolonieen, die durchaus den typischen Typhus-
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580
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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kolonieen entsprechen. Doch gelingt es bisweilen auch, aus solchen
Kulturen, die bei der Aussaat zahlreiche Kolonieen von dem oben be-
schriebenen Aussehen zeigen, bei weiterem Stehenlassen echte Q-Formen
zu gewinnen. Meiner Ansicht nach ist das Auftreten jener Kolonieen
ein Ausdruck der Umbildung des Bacillus aus der typischen Form in
die Q-Form.
Auf andere vom Typ wesentlich abweichende und noch einer deut-
lichen Beschreibung fahige Formen als die von mir beschriebenen bin
ich bei ineinen einschlagigen Studien iiber Typhusbacillen und verwandten
Gruppen nicht gestofien. In der neueren Literatur finden sich noch
Angaben fiber andere Veranderungen, die die Bakterien bei langerem
Wachstum auf kfinstlichen NShrbbden eingehen sollen. So unterscheidet
Baerthlein 1 ) 2 ) beim Typhusbacillus nicht weniger als 6 verschiedene
„Mutations“-Typen. DaB es sich hierbei auch urn die Formen handelte,
die ich als Q-Formen beschrieben habe, konnte ich aus seinen Dar-
stellungen nicht entnehmen. Von den mir auf meine Bitte fiber-
sandten Kulturen waren keine damit identisch, wenn es auch aus einer
(Glawe) spater gelang, die Q-Form zu gewinnen. Ich vermochte aber
auch sonst den Stammen keine besondere Eigentiimlichkeit abzusehen
mit Ausnahme von Glawe b, dessen Kolonieen zum Teil, aber auch
nur einmal, sich durch GroBe, eine mattgl&nzende, etwas geriffelte peri-
pherische Partie und leicht gezackten Rand auszeichneten, also ein Aus¬
sehen gewfihrten, wie ich es oben in solchen Stammen beschrieben habe,
die ich als im Uebergang befindlich zu den Q-Formen ansehe. In
anderer Gruppierung als Baerthlein bringen Bernhardt und Orn-
stein 3 ) die vom Typ abweichenden Formen. So unterscheiden sie
bei den Kolonieen runde, Dellen-, Zackenformen, chagrinierte, gerippte.
zerflieBliche und trockene Formen. Gern will ich zugeben, daB man bei
Aussaat alter Kulturen auf Kolonieen stoBt, die man in dieser Weise be-
schreiben kann. Alle diese Abweichungen geringeren Grades habe ich
aber als durchaus inkonstant gefunden; sie verschwanden fast regelmaBig
schon bei der ersten oder zweiten Wiederholung der Aussaat und scheinen
mir damit auch des weiteren Interesses zu entbehren. Dagegen erwecken
andere Angaben von Bernhardt und Or n stein don Eindruck, daB
die Autoren auch das, was ich als Q-Formen beschrieben habe, in den
Handen hatten. So berichten sie von Typhusbacillen, die „ganz trockene,
mit kornigen Auflagerungen bedeckte Kolonieen bildeten, die infolge
ihres gelochten und gezackten Randes Milzbrand sehr ahnelten u . An
anderer Stelle teilen sie mit, daB gewisse, stark divergente Typen die
Bouillon vollig klar lieBen und Bodensatze und Kahmhaute bildeten. Es
konnte sich hier also wohl um die Q-Formen handeln. Ich vermisse in
der Darstellung aber einen Hinweis auf die Zusammengehorigkeit und
die groBe Konstanz der angegebenen Eigenschaften, was mir gerade
wesentlich erscheint. Typhus- (bzw. Paratyphus- und Alcaligenes-)
Bacillen, die eine klare Bouillonkultur mit Bodensatz und Kahmhaut
zeigen, bilden nach meinen Erfahrungen ausnahmslos auf Agar die groBen,
flachen Kolonieen mit der mattglanzenden, gekornten oder chagrinierten
Oberflache, und zwar regelmSBig, und ebenso ergibt die Abimpfung von
Stammen, die auf Agar diese Kolonieen aufwiesen, auf Bouillon stets
1) Berlin, klin. Wochenschr. 1911. No. 34.
2) Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 40. 1912. H. 4.
3) Berlin, klin. Wochenschr. 1913. No. 1.
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v. Lingelsheim, Zur Frage der Variation der Typhusbacillen etc. 581
ein Wachstum am Boden oder der OberflSche ohne Triibung. Hand in
Hand mit diesen Eigenschafteu geht auch das Aufhoren der Beweglichkeit
auch in ganz jungen Kulturen und das Zusammenbacken der Bacillen zu
groBeren Verbfinden in Gestalt von Schollen, Flocken, Brockchen.
Wie sind diese Formen zu deuten? Ira Gegensatz zu den zahl-
reichen, von anderer Seite beschriebenen Variationen der Typhusbacillen,
die mir bis dahin nicht genfigend charakterisiert erscheinen und sich
meines Erachtens noch zwanglos in den Rahraen des Formenkreises
einreihen lassen, rait dem wir bei den Bakterien immer gerechnet haben,
liegen hier Formen vor, die so abweichend vom Typhusbacillus sich ver-
halten, daB sie auf ihn gar nicht zunachst hinweisen und ihre abweichen-
deu Eigenschaften mit groBer Zfihigkeit, unter Umstfinden iiber Jahre,
beibehalten. Naher als die Annahme, daB es sich hier um Mutationen im
Sinne von de Vries handelt, liegt mir die Vorstellung, daB dies Q-Sta-
dium eine biologische Bedeutung fiir die Arterhaltung des Bacillus hat,
zu ihm gehfirt. Das Wesentliche des Q-Stadiums liegt in dem Zu¬
sammenbacken der, sonst als freie Individuen vorkommenden Bacillen,
und auf dieser Eigentfimlichkeit beruhen die Ubrigen besonderen Merk-
male im Wachstum. Dies Verkleben der Bacillen scheint durch eine
Schleimsubstanz bedingt zu sein, und es diirfte der Annahme nichts im
Wege stehen, daB es sich bei den Q-Formen um Zoogloen-Zustfinde
handelt. Wir kennen noch andere Bakterien, die sowohl in Schwfirmer-
zustanden als auch als Zoogloen vorkommen. Bei den Nitritbakterien
z. B. folgt auch dem Schwarmerzustand haufig sehr schnell die Zoogloea,
und aus dieser vermag sich haufig schon nach wenigen Tagen unter
gfinstigen Nahrstoffbedingungen der Schwarmer zu entwickeln. Beide
Zustfinde konnen aber auch durch Generationen als solche konstant
bleiben, bis der Uebergang aus dem einen in den anderen erfolgt.
Es scheint, daB den Zoogloen, wenn sie auch nicht als Dauerzu-
stfinde aufzufassen sind, doch eine gewisse Bedeutung fiir die Arterhal¬
tung zukommt. So sind nach Lafar 1 ) die Zoogloen der Nitritbakterien
deutlich widerstandsffihiger gegen Austrocknung als die Schwarmer.
Wieweit dies auch die betreffenden Formen der Typhusbacillen sind,
ware noch festzustellen. Jedenfalls bediirfen diese aber fQr ihr Wachs¬
tum weniger Feuchtigkeit als die Schwarmer und vermSgen noch auf
trockenen Substraten zu gedeihen. Wenn man etwa 0,5 cm dicke
Agarschichten in Flachkolben durch Einstich in die Mitte mit Q-Formen
und den gewdhnlichen beweglichen Formen impft und die Kolben durch
Wochen bei Briittemperatur halt, so fiberziehen die ersteren trotz zu-
nehmender Eintrocknung des Nfihrbodens die ganze Oberflfiche, wobei
dann massenhafte knopfartige Tochterkolonieen in der Mutterkolonie
auftreten, wahrend die Kolonieen der letzteren fiber eine gewisse GroBe
nicht hinauskommen. Auf Agarplatten, die 24 Stunden offen bei 46° C
getrocknet sind, entwickeln sich die Q-Formen im Laufe weniger Tage
immer noch zu Kolonieen von respektabler GroBe (1,5—2 cm Durchin.),
wahrend die der beweglichen Formen nicht etwa fiber LinsengroBe hin¬
auskommen. Doch sind die Untersuchungen fiber die biologischen Unter-
schiede beider Formen noch nicht ganz abgeschlossen und sollen im
einzelnen erst in einer spfiteren Arbeit zur Erorterung kommen. So
viel diirfte aber auch aus dem schon Mitgeteilten hervorgehen, daB der
Typhusbacillus nach Uebergang in die Zoogloea-Form noch unter Ver-
1) Handbuch der techn. Mykologie. Bd. 3. p. 154.
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582 Centrabll. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7.
haltnissen gut zu gedeihen vermag, unter denen der SchwSrmer versagt.
Solche Verhaltnisse konnen in der AuBenwelt sehr wohl eintreten, und
die Annahme erscheint mir deshalb berechtigt, daB die Zoogloea- Form
fflr Erhaltung und Verbreitung des Bacillus auBerhalb des menschlichen
Korpers und damit auch fur die Epidemiologie des Typhus nicht ohne
Bedeutung ist. Dem widerspricht auch nicht, daB diese Formen in der
AuBenwelt durch die Untersuchung noch nicht festgestellt sind, da sie
bei ihrein abweichenden Aussehen auch der aufmerksamen Untersuchung
leicht entgehen konnten. Es durfte sich aber wohl lohnen, weiterhin in
der bakteriologischen Praxis darauf zu achten.
Nachdruck verbolen.
Eine von Prof. v. Lingelsheim beschriebene Typhus-
bakterienform imVergleichzu den bisherbekanntgewordenen,
sogenannten Mutationen.
[Aus dem Kdniglichen Hygienischen Institut Beuthen O.-S.
Direktor: Prof. W. v. Lingelsheim.]
Von Stabsarzt Dr. Sachs-MOke.
Ein von Herrn Prof. v. Lingelsheim mir als Q-Form Obergebener
Typhusstamm hatte folgende Eigenschaften:
Die aus durchschnittlich 6 Monate alten Schragagarrohrchenkulturen
auf Agarplatten gemachten Abimpfungen lieBen nach 24 Stunden sehr
kleine Kolonieen erkennen, die nach 48 Stunden stets urn das Drei- bis
Fiinftache grofier als gewohnliche Typhuskolonieen waren und sich scheiben-
formig dem Nahrboden auflagerten. Sie zeigten eine auBerst trockene,
mattglanzende Oberflache mit unregelmaBig gewellten Umrissen. Der
Rand erschien meist etwas gefranst oder geriffelt. Die Oberflache war
bei Lupenbetrachtung deutlich hockrig. Auf 2- bis 3-proz. Agar traten
diese Eigenschaften noch deutlicher auf.
Die Kolonieen bestanden aus schlanken, 3 bis 4 \l langen, nach Gram
sich entfarbenden, unbeweglichen Stabchen.
Ein mit der Q-Form hergestelltes Serum agglutinierte echte Typhus-
bakterien.
Das Wachstum in Lackmusmolke war wie beim echten Typhuser-
reger. Dagegen war es in Bouillon durchaus abweichend. Diese blieb
namlich vollkoinmen klar. Es bildeten sich ein kriiinelig-flockiger Boden-
satz und nach einigen Tagen eine Haut an der Oberflache, von der ab
und zu Flocken und Kriimel zu Boden fielen.
Im hangenden Tropfen setzte sich der Bodensatz aus Schollen zu-
sammen, die auch beim Verreiben bestehen blieben und aus vollkommen
unbeweglichen, miteinander verklumpten Stabchen gebildet wurden. Nur
bei ganz jungen Bouillonkulturen fanden sich zuweilen zwischen den
Schollen vereinzelte Stabchen, die eine gewisse Beweglichkeit erkennen
lieBen.
Die Kolonieen waren wenig pathogen fur Mause. Erst eine Oese
Agarkultur wirkte todlich. Aus dem Herzblute wurde dieselbe Form
wiedergewonnen.
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Sachs-Miike, Eine von Prof. v. Lingelsheira beschrieb. Typhusbakterienform etc. 583
Da diese in ganz sinnf&lliger Weise von der gewohnlichen Typhus-
form abwich, blieb festzustellen, ob sie gleichbedeutend mit den bisher
bekannt gewordenen sogenannten Mutationen ist und ob sie auch aus
anderen Kulturen herausgeziichtet werden kann.
Die von Reiner-MGller beschriebene knopffSrmige Mutation konnte
ihrer ganzen Art nach von vornherein ausgeschlossen werden.
Dies war auch mit den beiden VarietGten Jacobsens der Fall, die
wir durch die Gate von Herrn Professor Mad son in Kopenhagen naher
priifen konnten und aus einer Form mit typischer Typhuskolonieenbildung
und einer solchen mit streptokokkenartigem Wachstum bestanden.
Weitere Mutationen sind von Baerthlein beschrieben. Aus
wenigstens 2 Monate alten Agarkulturen zGchtete er beim Typhus 3 Mu¬
tation sgruppen:
1) nach Art des Typhus 234
a) hellwachsende, durchscheinende Kolonieen mit langen schlanken Stabchen.
b) gelbweifle, saftige, undurchsiehtige Kolonieen mit kurzen, dicken, plumpen,
Stabchen.
2) nach Art des Typhus Stettin
a) helle, geriffelte, durchscheinende Kolonieen mit diinnen, schlanken zu Faden
auswachsenden Stabchen,
b) homogene, glattrandige, triibere Kolonieen.
3) nach Art des Typhus Glawe
a) weinblattformige, auch geriffelte Kolonieen, mit scharfzackigem Rande und mit
langeren schlanken Stabchen.
b) glattrandige, hellere Kolonieen mit gelblich weiBem Zentrum und mit kurzen
und dicken Stabchen.
Diese Gruppen zeigten gegenGber den Immunitatsreaktionen und
bei Ueberimpfung auf andere Nahrboden keine Unterschiede, mit Aus-
nahme der hellen, geriffelten Form, die auf Blauagar ihr auffallendes Aus-
sehen deutlich bewahrte.
Im Gegensatz zu unserer Form ist jedoch eine Unbeweglichkeit
der Bacillen nicht erwahnt. Auch wird ihr Wachstum in Trauben- und
Milchzuckerbouillon als unverGndert bezeichnet.
Da aber die geriffelte helle Form mit unserer eine gewisse Aehn-
lichkeit zu haben schien, prGften wir daraufhin die folgende, uns vom
Kaiserlichen Gesundheitsamt gutigst Gberlassenen Stamme: je 2 Varie¬
taten des Typhus 234, Stolzenburg und Glawe, sowie Stamm
Schwendt „mutierend u .
Die PrGfung erfolgte auf den verschiedenen Nahrboden gleichzeitig
mit einem Q-Stamm und einem frisch isolierten Typhusstamm.
Das Ergebnis der Prufung zeigt folgende Tabelle:
Hiernach konnten wir uns nicht davon Gberzeugen, dad hier wirk-
liche Unterschiede gegenGber echten Typhusbacillen vorlagen, mit Aus-
nahme der weinblattforinigen, hellen, geriffelten oder gefransten Formen.
Diese stGndig ineinander Gberfliedenden Formen waren jedoch
wesentlich kleiner als die Qu-Form und zumeist vollig glanzlos. Sie
unterschieden sich jedoch von dieser besonders durch ihr Wachstum
in Bouillon und die Beweglichkeit.
Als weitere kulturelle Unterschiede ergaben sich bei alien daraufhin
geprGften StGinmen, dad unsere Form ebenso wie auf gewGhnlichem
Agar und auf Blauagar auch auf anderen Nahrboden, z. B. Loefflers
neuem Typhusnahrboden, Ascitesagar, dem Padlewskischen und dem
Kindborgschen Agar wachst. Auf dem Loefflerschen Diphtherie-
n&hrboden wGchst sie ebenso charakteristisch, nur zarter und glashell.
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CeDtralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7,
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Sachs-Muke, Eine von Prof. v. Lingelsheim beschrieb. Typhusbakterienform etc. 585
Diese Eigenschaften zeigen also, daB unsere Form, ganz abgesehen
vom Aussehen und der GrbBe, die als durchaus von echten Typhus-
kolonieen abweichend deutlich in Erscheinung traten, mit den bisher
beschriebenen sogenannten Mutationen wenig gemein hat.
Wahrend Baerthlein seine Mutationen durch plotzliche bessere
Wachstumsbedingungen fQr die unter schlechten Verhaltnissen gehaltenen
Keime entstehen laBt, sehen wir die Entstehung unserer Form durch
eine mittelbare Schadigung, die allmahliche Verschlechterung des alter
werdenden Nahrbodens, hervorgerufen. Demnach wurden im Sinne der
Auslese die widerstandskraftigsten Individuen uberleben und die Qu-
Formen annehmen.
Es ergab sich daher die Aufgabe, einerseits aus monatealten Typhus-
kulturen durch einfaches Ueberimpfen auf frische NahrbSden, wie bei
der Gewinnung von Qu, die neue Form herauszuzuchten, andererseits
aber durch kiinstliche Schadigungen den Versuch einer solchen Zflchtung
zu machen.
Aus 10 alten Laboratoriumskulturen des Instituts wurde zunachst
versucht, die neue Form auf demselben Wege wie Qu, durch einfaches
Ueberimpfen auf frischen Agar zu gewinnen. Es zeigten sich hierbei
jedoch nach dem ersten Neuausstrich bei Kulturen nur Andeutungen
einer anderen Form durch das Auftreten einzelner, etwas grSBerer und
gefranster Kolonieen, wahrend eine eigentliche Qu-Form nicht sofort
erhalten wurde.
Von diesen Institutsstammen und den vom Kaiserl. Gesundheitsamt
iibersandten Bouillonkulturen wurde nach 8—14-tagigem Aufenthalt im
Brutschrank wieder auf Agar abgeimpft. Hierbei wiesen die beiden
Varietaten Typhus Glawe, der bei der ersten Originalaussaat nur etwas
groBere Kolonieen gebildet hatte, wieder mehr oder weniger groBe gefranste
Formen auf, wahrend beim Institutsstamm 1579 nach 14 Tagen eine aus-
gesprochene Qu-Form geziichtet wurde. Beim 6 Monate alten Instituts¬
stamm Hosemann zeigten sich nach dieser Zeit unter etwa 300 typischen
Kolonieen 3 undeutliche gefranste, deren 6-stundige Bouillonkulturen aus
beweglichen und unbeweglichen Stabchen bestanden. Aus dem Herzblute
einer infolge Impfung mit dieser Kultur verendeten Maus wurden nun-
mehr Kolonieen vom ausgesprochenen Qu-Typus in Reinkultur erhalten,
ohne daB sich eine typische Typhuskolonie darunter befand.
Ebenso verhielt sich der Institutsstamm 3095.
Die iibrigen Bouillonkulturen wurden einer weiteren Schadigung
durch 1-stiindiges Erhitzen im Wasserbad bei 60° C unterworfen und
weitere 8 Tage bei 37° C gehalten.
Die Stamme gingen, mit Ausnahme der als weinblattahnlich bezeichnet
gewesenen, geriffelten Form Glawe samtlich zugrunde. Diese zeigte
auf der Blauplatte groBe gefranste Kolonieen und in Bouillon Trubung
mit Bodensatz. Nach weiteren 18 Tagen gluckte es, aus dem Herzblute
einer mit den groBen gefransten Kolonieen geimpften und hieran ver¬
endeten Maus die typische Qu-Form zu erhalten. Diese lieB sich bei
den 5 Stammen fiber l 1 /* Jahr mit ungeschwachter Wachstumskraft und
dauernd denselben Eigenschaften bis jetzt weiterziichten, ohne in typische
Typhuskolonieen iiberzugehen.
Es kommen jedoch auch bei der Qu-Form aus irgendwelchen, uns
bisher noch unbekannten Griinden wieder Uebergange in die urspriingliche
Typhusform vor, die alien fur die Diagnose Typhus gestellten Bedingungen
standhait.
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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Wir haben also hier zwei sich morphologiscb und biologisch ver-
schieden verhaltende Formen vor uns, die durch ihr Agglutinations-
verhalteH als zum echten Typhusbacillus gehorig sich erweisen.
Vor kurzem berichteten Bernhardt und Ornstein beim Typhus
iiber verschiedene Zwischenforraen, die auf festen N&hrboden und in
Bouillon sogar noch weitere Uebergange zeigten.
Als den extremsten Fall des Wachstums erwahnen sie Formen, die
in Bouillon wie die Qu-Form wachsen und auch vbllig un-
bewegliche Stabchen zeigten.
Wir mtissen in diesen Formen zwar eine groGe Aehnlichkeit mit
unserer Form und eine beschrankte Bestatigung unserer Untersuchungen
erblicken, vermissen aber den Nachweis, daft die bodenstandige, un-
bewegliche Form einer bestimmten Wuchsform auf Agar und den
iibrigen NShrboden entspricht, wie wir sie eingangs fur die Qu-Form
aufgestellt haben.
Es bedarf wohl keines Hinweises, daG die Kenntnis solcher Formen
nicht nur von Bedeutung fiir die Biologie und Diagnose der Krankheits-
erreger, sondern auch fiir die Seuchenlehre iiberhaupt sein kann.
Nachdruck verboten.
Zur Frage iiber die Typhus- und Dysenterieverbreitung
durch Fliegen.
[Aus dem Bakteriologischen Institut in Kiew.]
Von Dr. A. Krontowski.
Es steht gegenwartig fest, daG die Fliegen unter gewissen Umst&nden
Verbreiter von verschiedenen Infektionskrankheiten sein konnen 1 ). Sie
leben gerne auf Exkrementen der Menschen und der Tiere, auf Auswurf,
Eiter usw. Gewisse Bakterien, z. B. B. typhi (nach Celli und
Ficker), Vibrio cholerae asiaticae (nach Sawtschenko)
bleiben selbst im Darme der Fliegen lebendig und kbnnen spater mit
dem Kote derselben ausgeschieden, unter Umst&nden die Nahrungs-
mittel des Menschen infizieren. Neuerdings zeigte Cao, daG einige
Bakterien 2 ), falls sie in den Darm der Larven von Fleischfliegen einge-
fuhrt werden, auch im Gedarme der aus diesen Larven entwickelten
Fliegen erscheinen. Galli-Valerio halt diese Tatsache fiir die Aetio-
logie und Prophylaxe der parasitaren Krankheiten besonders wichtig, da man
von diesem Gesichtspunkte ausgehend den Wiederausbruch einer abge-
laufenen Epidemie erklaren konnte. Zeigt sich eine Infektionskrankheit
nach einer gewissen Zeit in einer Gegend wieder, so kann das, seiner
Meinung nach, mit dem Umstande, daG in der abgelaufenen Zeit eine
neue Generation der infizierten, aus den angesteckten Larven entwickelten
Fliegen erschienen ist, zusammenhangen.
Um die Frage zu erklaren, ob die mit Typhus und Dysenterie an¬
gesteckten Larven in der Tat eine zur Verbreitung der genannten Krank¬
heiten befahigte Fliegengeneration geben konnen, wurden auf Vorschlag
1) Ausfiihrlich bei Galli-Valerio und Lindemanu.
2) Und zwar, B. ant hracis,B. prodigiosus.B. fluoresc. liquefac., B. Kiel.,
Sarcina aur., Staphylococcus pyogenes und Oidium (Cao, p. 662).
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Krontowski, Ueber die Typhus- und Dysenterieverbreitung durch Fliegen. 587
von Herrn Prof. W. K. Lindemann im Juni bis Oktober 1912 unsere
Versuche angestellt.
Versuch No. 1 wurde mit Larven von Sarcophaga carnaria
und Lucilia Caesar, No. 8 mit Musca domestica und Lucilia
Caesar, alle Qbrigen mit Sarcophaga (Cynomyia) mortuorum
und Lucilia Caesar angestellt. Die Larven wurden in GlasgefaBe,
an dessen Boden eine Schicht von Erde getan war, gebracht. An der
Oberdache der Erdschicht befand sich etwas feingehacktes Fleisch, welches
mit einer grofien Menge 24-stflndiger Bouillonkultur von B. typhi
(derselben Nummern 3, 4, 9, 10 und 11), bzw. B. dysenteriae Shiga-
Kruse (derselben No. 1, 2, 5, 6, 7 und 8) vermischt war; in den Ver-
suchen No. 1, 3, 5, 6, 9 indzierte ich ganz junge Larven, wogegen die
Versuche No. 2, 4, 7, 8, 10, 11 mit alteren Larven angestellt wurden.
Die Nahrungsmenge wurde gewohnlich im Laufe von 1—2 Tagen durch
die Larven verzehrt; am 3. Tage transportierte ich die so angesteckten
Larven in ein anderes GefaB mit frischer Erde. In den Versuchen
No. 5, 7, 9, 10 wurden die Larven sorgfaltig in Sublimat (1:1000) ge-
waschen (1 Min.), um die Bakterien an der OberdSche ihres Korpers
abzutoten. Als die Fliegen sich aus den Puppen entwickelten, schob
ich sterile Papierstreifen in das GefaB hinein und untersuchte nach
4—12 Stunden den auf diesen Streifen abgelegten Kot auf seinen Gehalt
an Typhus- und Dysenteriebacillen; gleichzeitig wurde eine Einsaat vom
Darme der Fliegen gemacht. In den Versuchen No. 1, 3, 5, 8, 10, 11
isolierte ich einige Fliegen in einem GefaBe mit steriler Milch, die
innerhalb 24 Stunden wie oben untersucht wurde. Zur Einsaat benutzte
ich die Nahrmedien von Conradi-Drigalski und Endo. Ich mochte
hervorheben, daB ich in diesen Versuchen kein einziges Mai eine Kultur
isoliert habe, die durch das spezifische Serum agglutinierte. Die Ergeb-
nisse dieser Versuche sind in Tabelle I kurz zusammengestellt:
Tabelle I.
No.
Fliegenarten
Ansteckungs-
materia)
An welc
in
ent-
wickelt.
sich die
Fliegen
hem Tage nach der Ein-
ipfung der Larven
wurde untersucht:
Resultat ,
der
Kot
der
Darm
die i
Milch j
1
Sarcoph. car. u.Lucil. Caes.
B. dysenteriae
8
13 u. 15
_
18
2
Luc. Caesar u. Sarc. mort.
dgl.
14
15
- 1
—
3
dgl.
B. typhi
9
13 u. 15
23
18
4
dgl.
7
10
23
—
5 I
9*
B. dysenteriae
13
14
21
20
>
6i
9f
dgl.
13
14
- 1
—
cS
bfi
V
14
15
—
—
5T
a
8
Musca domest. u. Luc. caes.
13
14
21
20
9
Sarcoph. mort. u. Luc. caes.
B. typhi
14
15
—
—
10
dgl.
dgl.
12
—
—
18
11
)9
99
12
13
1
21
20
Es gelang mir also unter den oben angefiihrten Bedingungen kein
einziges Mai, die Typhus- resp. Dysenteriebacillen im Kot oder im Darme
der aus den infizierten Larven entwickelten Fliegen nachzuweisen; in
keinem Falle vermochten die Fliegen auch, die ihnen gegebene Milch
anzustecken. Meine Versuche kdnnen also zur Bestatigung der oben
erwahnten epidemiologischen Hypothese von Galli-Valerio nicht
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588
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
dienen. Was nun die Frage anbetrifft, ob die erwachsenen Fliegen als
Typhusverbreiter angesehen werden konnen, so kann dieselbe auf Grund
der Untersuchungen von Celli, Manning 1 ), Ficker, Bertarelli
und anderer fur sicher erklBrt werden. Ficker zeigte, daB die Typhus-
bacillen auf den FflBchen, Fliigeln und dera Kopfchen der Fliegen in der
Regel 5 Tage, im Darme sogar 9 Tage am Leben bleiben konnen; in
einem Falle ziichtete Ficker selbst noch 23 Tage nach der Ansteckung
die Typhusbacillen aus der Fliege.
Ueber die Frage von der Dysenterieverbreitung durch Fliegen existiert
meines Wissens nur eine experimentelle Untersuchung von Auch6.
Die Versuche dieses Autors ergeben folgendes: Die Fliegen, welche unter
eine Glasglocke, wo der Stuhlgang eines Dysenteriekranken, bzw. eine
Reinkultur (Typ. Flexner) sich befand, hineingebracht wurden, konnen
den Agar in P e t r i - Schalen unter derselben Glocke infizieren; in der
Einsaat von ihren FuBchen sind die Dysenteriebacillen nachweisbar. Wie
lange aber dieselben sich auf den FflBchen und Saugrflsselchen der Fliegen
erhalten, ob sie am Leben bleiben, falls sie in den Darm der Fliege ge-
langen, und wie lange sie mit dem Kot der Insekten ausgeschieden
werden, dariiber gibt uns die Arbeit von Auchd keinen AufschluB.
Deswegen habe ich meine Versuche in dieser Richtung fortgesetzt.
Die Versuche wurden folgendermaBen ausgefflhrt: 20—30 gemeine
Stubenfliegen (Musca domestic a) wurden in einem GlasgefflB, auf
dessen Boden einige Stiickchen Brot lagen, die mit einer 24-stflndigen
Bouillonkultur von Bac. dysenteriae Shiga-Kruse reichlich durchtrankt
waren, eingesperrt. Am nflchsten Tage wurden die Fliegen mittels einer
speziellen Vorrichtung in ein reines GefaB bzw. in ein frisches mit in-
fiziertem Brot in den Fallen, wo ich die Zeit des Ffltterns der Insekten
mit dem infizierten Material verlangern wollte, iibergefiihrt. AuBerdem
brachte ich meine Fliegen einmal taglich in ein reines GefaB 2 ) mit an-
gefeuchtetem Brot. Die Fliegen waren im Versuch 18 nur ausnahms-
weise 2 Tage in jedem GefaB geblieben. Ich untersuchte daraufhin:
1) die FuBchen -f- Saugriissel, 2) den Kot, der von den Fliegen an den
sterilen Papierstreifen (innerhalb 4—6 Stunden) abgesetzt wurde, 3) den
Fliegendarm, 4) die Oberflache des Brotstuckes, welches im GefaBe mit
den infizierten Fliegen gelegen hatte. Zur Einsaat auf die Conradi-
Drigalski - und Endo-Nflhrbflden wurden der Darm resp. die FuBchen
oder der Saugriissel von je 5 Fliegen auf einmal verwendet, wobei ich
mich einer Aufschwemmung der oben genannten Objekte in Bouillon
bediente. Diese Aufschwemmung wurde im allgemeinen derart vorbe-
reitet, daB die FuBchen und Saugriissel, bzw. der Darm etc. in einer
kleinen Menge von Bouillon mit dem Glasstab sorgfflltig zerrieben wurden;
einige Tropfen von der so erhaltenen triiben Fliissigkeit dienten zur
Einsaat. Die reingeziichteten Dysenteriebacillen wurden als solche erst
dann anerkannt, wenn sie durch ein spezifisches Immunserum in ziemlich
starker Verdiinnung agglutiniert wurden.
Ich mochte darauf aufmerksam machen, daB die Ausfiihrung der
Einsaat aus dem Darm der Fliegen allein mit gewissen Schwierigkeiten
verkniipft ist. Die Untersuchungsmethode, welcher sich Ficker be¬
diente, bietet keine Garantie dar, daB nicht zur Einsaat aus dem Darme
1) Zit. nach Kutscher.
2) Es eei bemerkt, daB Ficker in gleichen Versuchen mit typhosen Fliegen sie
2—3 Tage lang in einem und demselben GefaBe lieB.
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Krontowski, Ueber die Typhus- und Uysenterieverbreitung durch Fliegen. 589
Bakterien von der Oberflache des Unterleibs der Fliege sich gesellen,
worauf aucb der Autor selbst aufmerksam gemacht hat. Deshalb suchte
ich die Oberflache des Fliegenkbrpers irgendwie gut zu desinfizieren.
Nachdem meine Versuche, mit den LOsungen von verschiedenen Anti-
septicis das Ziel zu erreichen, fehlgeschlagen waren, habe ich mit For-
malindampfen desinfiziert. Die durch Aetherdampfe getoteten Fliegen
(mit abgeschnittenen Flflgeln und Beinchen) wurden 10—45 Minuten in
einen kleinen Apparat mit Formalindampfen getan. Die Einsaat erfolgte
entweder von dem ganzen, vorher abgeschnittenen Unterleib der Fliege
oder vom Darme, welcher nach der Methode von Flu abprapariert wurde.
Um mich zu iiberzeugen, daB die oben beschriebene Desinfektionsmethode
geniigend wirksam ist, um die an der Oberflache des Fliegenkorpers an-
haftenden Bakterien sicher abzutfiten, habe ich eine Reihe von Kontroll-
versuchen mit verschiedenen Bakterienarten (Vers. No. 12: Bac. pro -
digiosus, Sarcina aurantiaca und citrina, Vers. No. 13: Bac.
dysenteriae Shiga-Kruse) angestellt; die Dauer der Desinfektion be-
trug 3, 5, 10, 15, 20, 30 und 35 Minuten. Diese Kontrollversuche haben
ergeben, daB schon eine 3 Minuten dauernde Einwirkung von Formalin¬
dampfen geniigt, um die Dysenteriebacillen an der Oberflache der Fliege
zu vernichten. Was nun die Bakterien im Innern des Darmes anbetrifft,
so hat sich dabei herausgestellt, daB dieselben selbst nach 45 Minuten
dauernder Desinfektion noch v8llig lebendig bleiben konnen. Demnach
hatte die Desinfektion in meinen Hauptversuchen folgende Zeitdauer:
45 Minuten in Versuch No. 15; 30 Minutdn in Versuch No. 16 und 20;
10 Minuten in Versuch No. 19; dagegen blieb in Versuch No. 17 und 18
jede Desinfektion aus.
Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle II angefuhrt:
Tabelle II.
No.
Zeitdauer der
Futterung mit infi-
ziertem Material
Tag der Ontersuchung von:
Kot
Darm
1 Fiifichen mit Saug¬
russel
Brot
posit.
negat.
posit.
negat.
positiv
negativ
posit.
negat.
14
24 Stunden
2
7
_
____
2
7
15
48
3
—
1
2 u. 3
1
2 u. 3
_ 1
_
16
72
3
5
—
3 u. 5
—
3 u. 5
' -
3. u. 4
17
48
—
4
1
4
—
4
_
_
18
48
—
—
—
5
(3)
5
—
3
19
24
2
5
2
5
2
5
2
5
20
24
V
2
3
2
3
—
2 u. 3
2
3
Stellen wir nun die Ergebnisse der Literatur mit den allbekannten
Tatsachen zusammen, daB die Fliegen sich zahlreich auf den Exkrementen
des Menschen niederlassen (was durch Fehlen gewisser sanitarer MaB-
nahmen, speziell in bezug auf die Darmentleerungen infektionskranker
Menschen, begiinstigt wird), und daB sie sich mit Vorliebe in Kiichen,
Fleisch- und Milchhandlungen u. dgl. m. ansiedeln und die betreffenden
Nahrungsmittel beschmutzen, so wird es leicht begreiflich, dafi die Fliegen
eine gewisse Rolle bei der Verbreitung der Darminfektionen spielen konnen.
Unsere Versuche zeigen auch, daB die Dysenteriebacillen nicht nur
an den FuBchen und dem Saugrussel, sondern auch im Darme der Fliegen
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590
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7.
eine gewisse Zeit sich am Leben erhalten kSnnen, um dann eventuell
vom Darm ausgeschieden zu werden. Aus Tabelle II ist folgendes er-
sichtlich: Die Dysenteriebacillen sind an den Beinchen und SaugrGsseln
der Fliegen am 2. Tage (in Versuch 18, wo die Fliegen in einem und
demselben GefaB 2 Tage gelassen wurden, selbst am 3. Tage). im Darm
am 2. Tage, im Kot am 3. Tage noch nachzuweisen; die infizierten Fliegen
vermochten selbst am 2. Tage, das Brot anzustecken. Die Zahl der
Keime im Fliegenkot war am groBten kurz nach dem Infizieren, ver-
minderte sich allmahlich, und schon am 4. Tage konnte ich in der Ein-
saat niemals Dysenteriebacillen mehr entdecken. Es sind wohl im Darme
der Fliegen keine zur Vermehrung der betreffenden Bakterien besonders
gflnstige Bedingungen vorhanden, so daB diese Insekten als eine be-
standige Quelle der Infektion kaum in Betracht kommen kdnnen.
Falls sie aber einen freien Zutritt zu infektibsen Exkrementen und
gleichzeitig zu Nahrungsmitteln bekommen, so vermbgen sie natflrlich,
dieselben infektios zu machen. Das wird der Fall unter den antisani-
taren Bedingungen, welche z. B. im Kriege, wahrend groBer Manover,
in Dorfern usw. sich finden. In der Tat wissen wir bezGglich des Ab-
dominaltyphus bestimmt, daB einige Epidemieen im Kriege [Footh 1 ),
Veeder, Poore 2 3 ), Reed 9 )], ebenso wie Hausepidemieen (Berta-
relli), in direktem Zusammenhang mit der Verbreitung der Infektion
durch Fliegen gebracht werden konnten.
Literatur.
Auch6, Transport des bacilles dysent4riques par les mouches. (Compt. Rend. Soc. de
Biologie. T. 2. 1906. p. 450.)
Bertarelli, Verbreitung des Typhus durch die Fliegen. (Centralbl. f. Bakt etc. Abt I.
Orig. Bd. 53. 1910.)
Cao, Sul passagio dei germi a traverso le lavre di alcuni insetti. (Ann. d’lg. sperim.
Vol. 16. 1906. p. 645.)
Celli, Trasraissibilita dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. (Bull. d.
Soc. Lancisiana degli osped. di Roma. 1888. Fasc. 1; nach Ref. im Centralbl. f. Bakt
etc. Bd. 4. 1888.)
Ficker, Typhus und Fliegen. (Arch. f. Hyg. Bd. 46. 1903.)
Flu, Studien iiber die im Darm der Stubenfliege etc. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I.
Orig. Bd. 57. 1911.)
Galli-Valerio, L’6tat actuel de nos connaissances sur le rdle des mouches dans la
dissemination des maladies parasitaires etc. (Centralbl. f. Bakt etc. Abt I. Orig.
Bd. 54. 1910.)
Rutscher, Abdominaltyphus. (Handb. d. pathog. Mikroorg. von Kolle u. Wasser-
mann. Erg.-Bd. I. 1907.)
Lindemann, Arthropoda als Verbreiter der Infektionskrankheiten. Kiew 1911. [Russ.]
Neufeld, Typhus. (Handb. d. pathog. Mikroorg. von Kolle u. Wassermann.
Bd. 2. 1903.)
Sawtschenko, Die Beziehung der Fliegen zur Verbreitung der Cholera. (Centralbl.
f. Bakt. etc. Bd. 12. 1892.)
1) Zit. nach Rutscher.
2) Zit. nach Neufeld.
3) Zit. nach Galli-Valerio.
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LOwenstein, Beitrag zur Chcraie des Tuberkelbacillus.
591
Hachdruck verboten.
Beitrag zur Chemie des Tuberkelbacillus.
[Aus dem k. k. staatlich-serotherapeutischen Institut (Vorstand:
Hofrat Paltauf)-]
Vorlflufige Mitteilung.
Von Dr. Ernst LSwenstein.
Schon Robert Koch hatte versucht, die wirksame Substanz des
Tuberkulins aus dem eingeengten Filtrat der Glyzerinbouillonkultur zu
isolieren. Doch muBte dieser Versuch bei dem damaligen Stande der
Chemie einerseits, des unsicheren Prtifungsmodus des Tuberkulins anderer-
seits, scheitern. Spflter hat W. Kflhne dieselbe Frage wieder auf-
gegriffen. Die groBte Schwierigkeit war von jeher, die wirksame Sub¬
stanz von den Bestandteilen der Glyzerinbouillon zu befreien. Kflhne
suchte diese Schwierigkeit dadurch zu umgehen, daB er einfacher zu-
sammengesetzte Nflhrboden benutzte. Aber seine Versuche waren nach
seinen eigenen SchluBfolgerungen nicht geeignet, die Frage zu ent-
scheiden, ob die wirksame Substanz des Tuberkulins aus dem Pepton-
korper der Glyzerinbouillon stammt, oder bloB an einem Peptonkorper
haftet. Auch waren die Substanzen, die er fflr die Zusammensetzung
des Nflhrbodens verwendet hatte, zu kompliziert, urn eine chemische
Untersuchung aussichtsreich zu gestalten.
Im Jahre 1894 haben nun Proskauer und Beck gezeigt, daB die
Tuberkelbacillen imstande sind, ihren gesamten Stickstoffbedarf mit As-
paragin als einziger Stickstoffquelle zu bestreiten.
Von dieser Beobachtung ausgehend, hatte Verfasser gemeinsam mit
E. P. Pick versucht, die Stoffwechselprodukte, die auf diesem N&hr-
boden durch Tuberkelbacillen gebildet werden, nflher chemisch zu cha-
rakterisieren. Wir haben folgenden N&hrboden fflr die Zflchtung der
Tuberkelbacillen verwendet:
6 g Asparagm,
6 g milchsaures Ammon,
3 g neutrales Natriumphosphat,
6 g Kochsalz,
40 g Glyzerin.
Spfiter konnte auch das milchsaure Ammon weggelassen werden.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen sich dahin zusammen-
fassen, daB es gelingt, auf eiweiBfreien N&hrboden ein gut wirksames
Tuberkulin zu erhalten, das als echtes Stoffwechselprodukt der Tuberkel¬
bacillen aufzufassen ist; es ist ein hitzebestflndiger, dialysabler, alkohol-
unlflslicher Kflrper, der keine Biuretreaktion gibt, durch Gerbs&ure,
Jodquecksilberkalium und Quecksilbersulfat in saurer Lflsung fallbar und
durch Pepsinsalzsflure und Trypsinsoda zerlegbar ist.
Spflter hat Georg Lockemann aus dem Institut fflr Infektions-
krankheiten sich mit derselben Frage beschflftigt; allerdings war die Zu¬
sammensetzung seines Nflhrbodens ein wenig komplizierter.
Seine N&hrstofflflsung hatte folgende prozentuale Zusammen¬
setzung :
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592
CeDtralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Monokaliumphosphat 0,50
Magnesiumsulfat 0,06
Magnesiumcitrat 0,25
Asparagin 0,50
Glyzerin 2,00
Soda ca. 0,25
Proz.
Die von Lockemann erhaltenen Resultate differieren in einigen
Punkten mit den von Lowenstein und Pick. Im Gegensatz zu
Lockemanns Befunden waren bei uns die EiweiBreaktionen (Reak-
tionen rait Ammonsulfat, Kaliumferrocyanid und Mi lions Reagens)
sowie die Kochproben negativ aus.
„Vielleicht sind diese Abweichungen darauf zuriickzufuhren, daB die
genannten Autoren eine andere NahrbodenlOsung benutzten. Es ist wohl
fiberhaupt anzunehmen, daB die Art der Zusamraensetzung und die syn-
thetische Stufe der Tuberkelstoffwechselprodukte, wie auch Ldwenstein
und Pick vermuten, bis zu einem gewissen Grade auch von der Art des
Nahrbodens abhangig sind“ (zit. nach Lockemann).
Um nun auch in diesen Punkten eine einheitliche Auffassung zu er-
moglichen, habe ich mich bemiiht, noch einfachere N&hrmedien ausfindig
zu machen. DaB dieser Versuch nicht so aussichtslos war, wie es nach
den heutigen Anschauungen zu erwarten gewesen ware, beweist ein aller-
dings vereinzelt gebliebener Versuch von Proskauer und Beck. In
diesem Versuch hatte die Nahrfliissigkeit folgende Zusammensetzung:
Ammoniumkarbonat (kaufliches) 0,35 Proz.
primares Kaliumphosphat 0,15 „
Magnesiumsulfat 0,25 „
Glyzerin 1,5 „
Nach 2 Monaten war die ganze Oberfl&che der Kulturflflssigkeit von
einer diinnen Haut iiberwachsen. In einer FuBnote beschrieben die
Autoren auch die Tuberkulinwirkung dieser Flilssigkeit: Ein vor
4 Wochen tuberkulos gemachtes Meerschweinchen reagierte auf Injektion
von 0,1 ccm mit Temperatur von 38,4° auf 39,9° C.
Ich habe nun zuerst dieses Verfahren nachgeprllft und in der Tat
bestatigen konnen, daB das auf diesem N&hrboden gewonnene Tuberkulin
alle Charakteristika des Tuberkulins zeigt, die wir bisher als spezifische
angesehen haben. Ueber die chemische Natur dieses Tuberkulins werde
ich an anderer Stelle in ausfuhrlicher Weise berichten.
Meine Versuche gingen nun weiter darauf aus, festzustellen, welche
Bestandteile der bisher ublichen Nahrboden fur das Wachstum derTuberkel-
bacillen unbedingt notwendig sind.
Wahrend Proskauer und Beck, Lockemann stets ihren Nahr¬
boden Schwefel (meistens in Form von Magnesiumsulfat) zugesetzt haben,
ergaben schon meine Versuche mit E. P. Pick, daB sich die Tuberkel-
bacillen auch ohne Schwefel und Magnesia auBerordentlich iippig und
unter reichlicher Entwickelung spezifischer Substanzen entwickeln kOnnen.
Die nachsten Versuche zielten darauf ab, die Rolle des Kaliums und
Natriums fiir das Wachstum der Tuberkelbacillen aufzuklaren. Zu dem
Zwecke wurde Stickstoff in Form von Ammoniumphosphat verwendet, so
daB schlieBlich der Nahrboden nur aus folgenden Bestandteilen zusammen-
gesetzt war:
Ammoniumphosphat 6 Prom.
Glyzerin 4 Proz.
Acp dest. 1000
Die Kontrollproben enthielten auBer diesem Zusatz noch 4 Prom.
Natriumchlorid bzw. Kaliumchlorid oder Kalisulfat.
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van der Bogert, Epidemic of throat infection with glandular enlargement. 593
Es ergab sich dabei, daB in den Kolbeu, in denen Ammoniumpbos-
phat allein vorhanden war, das Wachstum am schnellsten vorgeschritten
war. Die Kolben, in denen neben dem Ammoniumphosphat noch Natrium-
chlorid enthalten war, zeigten ein schwacheres Wachstum; immerhin war
es starker als in den Kolben, in denen neben dem Ammoniumphosphat
noch Kaliumchlorid vorhanden war; nach 2 1 /* Monate langem Wachstum
verschwanden aber diese Unterschiede v5llig.
Aus diesen Versuchen geht also mit Sicherheit her-
vor, daB zum Wachstum der Tuberkelbacillen weder ein
Zusatz von Kalium, Natrium, Chlor oder Schwefel zum
Nahrboden notwendig ist.
Gleichzeitig erhebt sich nun die Frage, ob auf diesem Nahrboden
auch ein wirksames Tuberkulin gebildet wird.
Trotzdem das Wachstum auf diesem Nahrboden kein so iippiges ist
wie auf einer Glyzerinbouillon, so ist doch in der 3. Generation bereits
nach 8 Wochen die Oberflache dieser Nahrflfissigkeit von einer diinnen
Haut uberzogen.
Dabei nimmt die an sich wasserklare farblose Fliissigkeit ebenso
wie der Asparaginnahrboden einen gelblichen Stich an. Prtift man nun
das klare, durch ein Reich el-Filter von den Bacillen befreite Kultur-
medium durch intrakutane Injektion auf seinen Gehalt an spezifische
Tuberkulinsubstanzen, so erweist sich dasselbe genau so wirksain, wie
das Asparagintuberkulin.
Auf diesen so einfach zusammengesetzten Nahrboden muB also das
Tuberkulin synthetisch aufgebaut werden.
Ich behalte mir vor, die auf diesen einfachen eiweifi- und schwefel-
freien Nahrboden gebildeten Substanzen und Stoffwechselprodukte che-
misch naher zu charakterisieren.
Nachdruck verbotcn.
An epidemic of throat infection with glandular enlargement.
By Frank ran der Bogert, M. D., Schenectady, N. Y.
The interest aroused by the epidemic of septic sore throat occurring
in Massachusetts during 1911, and the recent apparently simular epidemic
now prevalent in Baltimore, leads me to report a number of apparently
simular cases which have occured in Schenectady during the past winter.
Sixty-two cases have been investigated, several of them occurring
in my own practice. This number, however, gives no idea of the actual
number of cases existing in the city, since I was unable to obtain com¬
plete reports from many of which I had knowledge, and a large number
of the physicians were not communicated with. Furthermore, many cases
have occurred since the investigation was made.
Twenty-six of the patients were between one and five years of age,
13 unter one year, and only 6 of the series were over fifteen.
Three of the cases should probably be eliminated from the series,
1 being an affection of the inguinal glands, and 2 others apparent ordi¬
nary quinsy.
The condition of the throat was noted as congested, sore, inflamed
or red in 33, tonsils enlarged in 12, membrane or streaking in 4, folli-
Krste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 38
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594
Centialbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
cular tonsillitis in 5, severe tonsillitis in 1, and simply as tonsillitis
in 2. The throat was negative in 10, and its condition noted in 8.
The glands enlarged were cervical in 28, submaxillary in 18, sub-
mastoid in 10, those of the parotid region in 9, and sublingual in 1,
and in 1 the gland was not noted. Eight were specified as anterior
cervical, 4 as posterior cervical, and 2 as left cervical.
As to the complications and sequellae, there were none noted in
30 of the cases. Five of the glands suppurated, 1 patient, an adult,
showed erysipelas of the face, 2 had headache, and 4 others developed
otitis. There was pain in the joints or rheumatism in 3; 4 developed
nephritis, 1 pneumonia, and 4 were complicated by bronchitis; in 5 there
was no report as to complications.
The most interesting question, in view of the larger epidemics, was
the source of the milk supply. One baby was on the breast, 1 patient
on certified milk, and the remaining 60 were supplied by 34 different
distributors. The milk supply of 8 of the cases was not determined,
which means that 52 were supplied by 34 distributors. An effort was
made to trace their supply to the producer, but this was unsatisfactory.
It was possible, however, to trace the supply at least part way in the
cases of 13 of the distributors, and only in one or two instances was
it found that any two men were supplied by a single producer or middle¬
man. This, together with the fact that the disease was so widely dis¬
tributed over the city, at least 1 case occurring in each of the thirteen
wards, and not more than 8 in any one ward, leads to the belief that
the milk supply may be disregarded as a causative factor.
A search of the records of the Board of Health from October 1,
1911, to February 1, 1912, the period covered by this report, shows
that no deaths can be attributed to the disease.
Nachdruck verboten.
Kapselbildung bei den Bakterien der Septicaemia
haemorrhagica.
[Aus dem bakteriologischen Institut der Universitfit Budapest (Direktor:
Prof. Dr. H. Preisz).]
Von Dr. Ludwig Odzony, Assistenten.
Mlt 3 Figuren.
Im folgenden mochte ich fiber eine ziemlich bestfindige und charak-
teristische Eigenschaft der sich bipolar ffirbenden Bakterien der Septicaemia
haemorrhagica berichten, namlich fiber die Kapselbildung derselben.
Preisz berichtet zwar schon im Jahre 1897, dafi der Bacillus
suisepticus „eine Hfille (sei es Schleimhfllle oder Plasmarinde) be-
sitzt, die durch wfisserige Farblosungen nicht gefarbt wird, wohl aber
durch die Geifielfarbungsmethode. Auf die Gegenwart einer die Bacillen
umgebenden, oder intercellularen Substanz weist ja auch die schleimige
Konsistenz der Kulturen hin. Uebrigens kann eine Hfille dieses Bacillus
nicht selten auch im Blute von Versuchstieren beobachtet werden“.
Diese Beobachtung von Preisz scheint jedoch in Vergessenheit ge-
raten zu sein, oder sie wurde nicht allgemein akzeptiert, denn wfihrend
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G6zony, Kapselbildung bei den Bakterien der Septicaemia haemorrhagica. 595
die erste Ausgabe des Kolle-Wasserraannschen Handbuches bei der
Beschreibung des Bacillus suisepticusdie Preiszsche BeobachtuDg
erw&hnt, schreibt Hutyra in der neuen Ausgabe dieses Handbuches
folgendes: „Bisher ist es aber nicht gelungen, bei den bipolSren Bak¬
terien’flberhaupt eine Kapsel mit Sicherheit nachzuweisen.“
Die beiliegenden Mikrophotogramme mOgen als Belege dafiir dienen,
daB die Kapseln des Bacillus suisepticus kein Kunstprodukt vor-
stellen und daB auch die anderen zu dieser Gruppe gehorenden Bak¬
terien sowohl in frischen Kulturen, wie auch im infizierten Organismus
von einer deutlichen Schleimhulle umgeben sind.
Die Ursache der Unkenntnis dieser Tatsache liegt wohl darin, daB
die Kapseln dieser Bakterien sich weder mit den gewohnlichen Bak-
terienfarbemethoden, noch mit den (iblichen Kapself&rbemethoden dar-
stellen lassen. Mit der Lofflerschen GeifielfSrbemethode gelingt es
zwar, die Kapseln sichtbar zu rnachen, die Kompliziertheit des Verfahrens
konnte aber leicht den Verdacht auf Kunstprodukte aufkommen lassen.
In dem Tuscheverfahren besitzen wir jedoch eine Methode, mit welcher
man die Kapseln dieser Mikroorganismen in ihrem natiirlichen Zustande
(ohne jedes F&rbeverfahren) leicht veranschaulichen kann und dabei eine
Gefahr der Entstehung von Kunstprodukten nicht zu befurchten braucht.
Zu diesem Zwecke wird auf einen Objekttrager ein kleiner Tropfen
Tusche (Tuschtintej gebracht, in diesen das Bakterien enthaltende Ver-
suchsmaterial gemischt, sodann darauf ein Deckglas gelegt, welch letz-
teres mit mehrfach gefaltetem Loschpapier sanft niedergedriickt wird.
Infolge des Druckes verdr&ngen die zwischen Deckglas und Objekttrager
befindlichen Kapselbakterien vollkommen die Tusche von ihrer Stelle
und bei enger Irisblende erscheinen auf tiefschwarzem Hintergrunde die
intensiver lichtbrechenden Bakterienleiber von einer Kapsel umgeben.
Mit dieser Methode konnte ich zuerst beim Bacillus avisepticus
eine Kapsel nachweisen, was bisher meines Wissens noch nicht ge¬
lungen war. Dieser Bacillus wachst auf entsprechendem Nahragar in
tropfen&hnlichen weiBlichen, durchscheinenden, oft herab- und zusammen-
flieBenden Kolonieen. die sich nur nach dem zweiten oder dritten Tage
als fadenziehend erweisen. In Tusche untersucht, umgibt den Bakterien-
leib eine Kapsel, deren Breite fast das Doppelte des Bacillenleibes er-
reicht (s. Fig. 1).
In infizierten Tau-
ben bilden die Bacillen
sowohl an der Infek-
tionsstelle als auch im
Herzblute (Fig. 2) reich-
liche Kapseln. Ebenso
zeigte sich eine reich-
liche Kapselbildung im
Blute und an der In-
fektionsstelle infizierter
Mause, Kaninchen, Meer-
schweinchen und weiBer
Ratten. Im Blutserum
der nach Infektion ver-
endeten Ratten und
Meerschweinchen undim Fig. 1. Bac. avisepticus aus einer 24-stiindigen Agar-
pericardialen Exsudat kultur (in Tusche untersucht).
38*
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596 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
des Kaninchens war mit verdiinnter Essigsaure eine auf Mucin (Kapsel-
stoff) charakteristische Trubung nachweisbar.
Aehnlich den beschriebenen St&mmen verhielten sich auch zwei
andere Stamrae des Bac. avisepticus. In Anbetracht der von
Preisz gefundenen Tatsache, wonach der bei hbherer Temperatur
fortgeziichtete Milzbrandbacillus sein Kapselbildungsvermogen und damit
gleichzeitig auch seine Virulenz allmahlich verliert, versuchte auch ich,
den Bac. avisepticus bei 44,5° C abzuschwSchen; er verlor jedoch
auch in der 100. Generation (jeden 2. Tag iiberimpft) seine Kapsel-
bildungsfahigkeit nicht, und ebenso bewahrte er stets seine Virulenz.
Fig. 2. Bac. avisepticus im Herzblute einer in- Fig. 3. Bac. suisepticus aus einer 24-
fizierten Taube (in Tusche untersucht). stiindigen Agarkultur (in Tusche untersucht).
Dem Bac.avisepticus vollkoramen Shnlich verhielt sich auch Bac.
cuniculicida, den ich aus einem Kaninchen geziichtet hatte, welches
gelegentlich einer Instituts - Epizootie verendete. Diese Kultur bestand
ebenso aus ab- und zusammenflieBenden Kolonieen, welche sich jedoch
schon am ersten Tage als fadenziehend erwiesen. Bei der Untersuchung in
Tusche konnte man urn die Bacillenleiber breite Kapseln beobachten und
im Blute der verendeten Kaninchen waren nur bekapselte Bacillen sichtbar,
an welchen bei enger Irisblende die Bipolaritat auch ohne FSrbung wahr-
nehmbar war. Von den zwei untersuchten Stammen des Bac. sui¬
septicus wuchs der eine auf Nahragar ganz iibereinstimmend mit den
zuvor erwahnten, und erwies sich in Tusche aus Kapselbakterien be-
stehend. Die zweite Kultur, welche aus dem Institut fur Seuchenlehre
der Budapester Tierarztlichen Hochschule stammte, zeigte ein kflmmer-
liches Wachstum; die Kolonieen waren fast glanzlos, irisierend, aber
trotzdem fadenziehend. In Tusche war etwa die Halfte der Bacillen init
reichlichen Kapseln umgeben, die iibrigen hatten jedoch iiberhaupt keine
oder hochstens sehr dunne Kapseln. Dieser letztere Stamm tfitete eine
Maus in 96 Stunden; im Blute des Tieres fanden sich reichlich Kapsel-
bacillen. In der aus diesem Blute gezuchteten Kultur waren die Kolo¬
nieen tropfeniihnlich herab- und zusammenflieBend. Gleichfalls sehr reich
an Kapselbakterien waren die vom genannten Institute der Budapester
Tierarztlichen Hochschule erhaltenen Kulturen des Bac. canisepticus,
sowie auch eine untersuchte Kultur des Bac. mustelae septicus.
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Mereshko wsky, Virulenz des Bacillus Danysz auf Agarkulturen.
597
Obwohl meine Untersucbungen sich nicht auf alle bisher bekannten
Vertreter der Gruppe des Bac. bipolaris septicus erstreckten, laBt
sich doch nach den mitgeteilten Beobachtungen mit Recht behaupten,
daB die Kapselbildung bei der Bakteriengruppe der Septicaemia haemor-
rhagica ebenso best&ndig und charakteristisch ist wie die bipolare Far-
bung, und daB auch diese Eigenschaft differential-diagnostisch Verwertung
finden dfirfte.
Nachdruck verboten.
Erhaltung derYirulenz des Bacillus Danysz auf Agar¬
kulturen.
[Aus dem landwirtschaftl.-bakteriologischen Laboratorium des Ackerbau-
ministeriums in St. Petersburg (Direktor: M. G. Tartakowsky).]
Von S. S. Mercslikowsky.
Nach den Untersuchungen von Danysz 1 ) bleibt die Virulenz des
von ihm im Jahre 1900 zur Vernichtung der Ratten vorgeschlagenen
Bacillus in Agarkulturen nicht langer als 2—3 Monate erhalten. Da
das landwirtschaftlich - bakteriologische Laboratorium ebenfalls in Agar
gesktes Aussaatmaterial zur Bereitung von Massenkulturen dieses Ba¬
cillus versendet 2 3 ), schien es mir von Interesse zu sein, die Frage auf-
zuklSren, ob nicht auch seine Virulenz in dem Zustande, wie er vom
Laboratorium versandt wird, ebenso rascher Abschwachung ausgesetzt sei.
Zur Losung dieser Frage besate ich aus der 134. Generation einer
in 10-proz. HiihnereiweiBdekokt erwachsenen Kultur des Bacillus Da¬
nysz etliche ReagensglSschen mit schwach alkalischem Agar, welcher
auBer 2 Proz. Agar aus: 1 Proz. Extr. carnis Liebig, 1 Proz. Pepton
sicc. Witte, 0,5 Proz. Kochsalz bestand.
Da aber, wie meine Untersuchungen gezeigt haben, Bouillon unter
gewissen Umstanden eine Virulenzverminderung des Bacillus Danysz
hervorrufen kann *), besate ich auBer den erwjihnten Ileagensglaschen
noch einige andere mit aus 10-proz. HiihnereiweiBdekokt zubereiteten
Agar 4 ).
Die einen sowie die anderen ReagensglSschen stellte ich sofort nach
der Aussaat in den Brutschrank bei 38° C. Nach 24 Stunden bedeckte
ich sie mit Gummikappen und brachte sie zur Aufbewahrung bei Zimmer-
temperatur in einen Dunkelschrank.
1) Danysz, J., Pathogene Mikroben als Vertilgungsmittel gegen schadliche Tiere.
(Handb. d. Techn. u. Method, d. Immunitatsforsch. von R. Kraus u. C. Levaditi.
Erganzgsbd. I. 1911. p. 635.)
2) M eresb kowsky, S. S., Ueber das im landwirtschaftlich - bakteriologischen
Laboratorium des Ackerbaurainisteriums in St. Petersburg angewandte Verfahren zur
Herstellung von Aussaatmaterial fur Massenkulturen des Bacillus Danysz. (Centralbl.
f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 65. 1912. p. 400.)
3) Meresh kowsky, S. S., Die lWinflussung der Virulenz des Bac. Danysz
durch fortlaufende Ueberimpfungen in Bouillon. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig.
Bd. 62. 1912. p. 64.)
4) Mereshkowsky, S. S., Ein neuer Nahrboden, auf dem der Bacillus Da¬
nysz selbst nach langdauernden, fortlaufenden Ueberimpfungen seine Virulenz nicht
verliert. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 65. 1912. p. 393.)
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598
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7.
Die am 544. Tage ihrer Aufbewahrung bei Zimmertemperatur vor-
genommene Priifung dieser Reagensglaschen ergab, daB der in ihnen
enthaltene Agar merklich ausgetrocknet war. Aus Furcht vor der schad-
lichen Wirkung einer weiteren Konzentrationszunahme des Nahrmediums
infolge des Austrocknens auf die Lebensf&higkeit des Bacillus wahlte
ich an demselben Tage 2 Reagensglaschen, und zwar ein mit auf Bouillon
bereitetem Agar und ein anderes mit auf 10*proz. EiweiBdekokt herge-
stelltem Agar, in welchen der Agarinhalt auf die Halfte reduziert war,
und machte aus ihnen Abimpfungen in 2 Kolbchen mit schwach alkali-
scher Bouillon. Die Kolbchen brachte ich sofort nach der Aussaat in
den Brutschrank bei 38° C.
Nach 24 Stunden machte ich aus den in den Kolbchen erwachsenen
Kulturen zuerst Kontrollaussaaten auf Endo-Agar, Conradi-Dri-
galski-Agar und schrage Gelatine, und fiitterte diese Kulturen mit
Roggenmehl vermengt, zu 10 ccm grauen Ratten (Mus decumanus),
von denen, wie gewohnlich, je eine in einen K&fig untergebracht war.
In den aus den Kolbchen auf E n d o - Agar, Conradi-Drigalski-
Agar und schrager Gelatine gemachten Kontrollaussaaten entwickelte
Tabelle No. 1.
Resultate, die bei der Infektion grauer Ratten (Mus decumanus) dureh Abimpfung
aus einem Reagensglaschen mit Bouillonagar erhaiten wurden.
No. der Ratte
Nach wieviel Tagen
nach der Infektion
fiel die Ratte?
Die Peyerschen
Plaques waren
vergroBert oder
nicht
Neben den Danyszschen Bad lien
fremdartige Bacillen gefunden (-+-) oder
nicht (0) in:
der Leber
der Milz
dem Herzblut
1.
9
vergr.
0
0
0
2.
41
+
+
St.
3.
10
0
0
0
4.
10
,,
0
0
0
5.
14
„
0
0
0
6.
5
u
0
0
St
7.
13
+
+
0
8.
31
0
0
St.
9.
13
0
0
0
10.
3
nicht
+
+
St
Tabelle No. 2.
Resultate, die bei der Infektion grauer Ratten (Mus decumanus) durch Abimpfung
aus einem Reagensglaschen mit 10-proz. HiihnereiweiSdekokt zubereitetem Agar er¬
haiten wurden.
1
c3
X Nach wieviel Tagen
g nach der Infektion
'o fiel die Ratte?
Die Peyerschen
Plaques waren
vergroBert oder
nicht
Neben den Danyszschen Bacillen
fremdartige Bakterien gefunden (-+-) oder
nicht (0) in:
o
55 1
der Leber
der Milz
I dem Herzblut
1. 6
vergr.
+
+
o
2. 5
0
0
0
3. 1 4
nicht
0
0
0
4. 9
vergr.
0
0
0
5.1 12
71
+
+
0
6. | 9
71
0
0
0
7. 8
71
+
+
0
8. 6
71
0
0
0
9. 9
0
0
0
10. | 8
71
+
+
0
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Negri, Beobachtungen fiber Haemoproteus.
599
sich eine Reinkultur eines Bacillus, der dem Charakter seines Wachstums
auf den genannten N&hrmedien nach sich in keiner Weise vom Ba¬
cillus Danysz unterschied.
Die bei der Infektion der Ratten mit den in den Kolbchen ge-
wachsenen Kulturen von mir erhaltenen Resultate sind in den Tabellen
No. 1 und No. 2 dargestellt.
Wenn wir diese Ergebnisse mit denjenigen vergleichen, die ich ge-
legentlich bei der Infektion grauer Ratten mit durchaus virulenten Rassen
des Bacillus Danysz beobachtet habe 1 ), so sehen wir ihre voll-
standige Aehnlichkeit.
Man ist folglich gezwungen, zu schlieBen, daB sogar nach lV 2 -jahriger
Aufbewahrung der Agarkulturen bei Zimmertemperatur ihre Virulenz
sowohl bei denjenigen, die auf mit Bouillon hergestelltem Agar, wie auch
bei denjenigen, welche aus mit 10-proz. HilhnereiweiBdekokt bereitetem
Agar gewachsen waren, keiner merklichen Aenderung ausgesetzt ist.
Es besteht somit ein schroffer Widerspruch zwischen den von mir
und den von Danysz erhaltenen Resultaten. Dieser Widerspruch ist
aber nur ein scheinbarer und wird dadurch bedingt, daB der von Da¬
nysz aus Pferdefleischdekokt zubereitete Agar unter dem EinfluB der
Lebenstatigkeit seines Bacillus saure Reaktion bekommt. Eine saure
Reaktion des Nahrbodens hat aber, wie auch ich zu konstatieren Ge-
legenheit hatte, eine sehr energische Wirkung auf den genannten Bacillus
und ruft rasches Aufhdren seiner Lebenstatigkeit hervor.
Schlufifolgerung.
Die Virulenz der Agarkulturen des Bacillus Danysz
kann bei gewisser Zusammensetzung dieses Mediums im
Laufe von wenigstens iy 2 Jahren erhalten bleiben.
Nachdruck verboten.
Beobachtungen liber Haemoproteus.
Von Prof. Adelchi Negri, Pavia.
Mit 1 Tafel.
Dem Studium der Protozoen der Gattung Haemoproteus (Hal-
teridium) wurde durch die hochinteressanten Befunde, welche bei
diesen Mikroorganismen beschrieben wurden, und durch die verschiedenen
Hypothesen, welche beziiglich ihres Evolutionszyklus aufgestellt wurden,
besondere Wichtigkeit verliehen.
Auf diese Wesen wurde besonders durch die SchluBfolgerungen
Schaudinns (1906) die Aufmerksamkeit gelenkt.
Bekanntlich hat Schaudinn aus seinen Untersuchungen des Blutes
der Athene noctua R. die Ueberzeugung gewonnen, daB die Try-
panosomenformen und die Halteridium-Formen — die man in diesem
Tiere, neben anderen Protozoen, so oft vergesellschaftet fiudet — nicht
verschiedenen Arten angehoren, sondern differente Stadien des Evolutions¬
zyklus eines Trypanosoma darstellen.
1) Mereshkowsky, S. 8., Die Wirkung der 186.—515. in 10-proz. Hfihner-
eiweitidekokt erwachsenen Generationen des Bacillus Danysz auf graue Ratten
(Mus decuman us). (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt I. Orig. Bd. 65. 1912. p. 482.)
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600
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Nach Schaudinns Angaben lebt das Trypanosoma noctuae
nicht immer im Blutplasma, sondern auch wShrend gewisser Stadien als
Parasit der roten Blutkorperchen. Die freien Stadien, welche die Try-
panosomenform aufweisen, und die endoglobularen Stadien (Halteri¬
dium- Form) wechseln mehrmals miteinander ab, bis der Parasit in der
roten Blutzelle seine vollige Entwicklung (als Halteridium) erreicht.
Nun veriafit er als ein Trypanosoma wieder die Blutzelle und ver-
mehrt sich durch sukzessive Teilungen, wodurch neue Trypanosomen
entstehen, welche einen neuen geschlechtslosen Zyklus beginnen.
Nach einer Reihe von asexuellen Generationen treten im Kreislaufe
die durch besondere Charaktere gekennzeichneten geschlechtlichen Indi-
viduen, die Gametocyten, auf. Die Befruchtung erfolgt nicht im Blute
der Athene noctua, sondern im Mitteldarm von Culex. welche das
Blut jener saugen. Auch in diesem Wirt beschrieb Schaudinn einen
komplexen Zyklus, welcher die Mucken in die Lage setzt, beim Stechen
die infektion zu iibertragen.
Sehr verschieden von demjenigen des Haemoproteus noctuae
soil sich der Zyklus des Haemoproteus columbae Celli u. Sanf.,
eines Parasiten der Columba livia L. abspielen.
Die Beschreibung dieses Zyklus verdanken wir Aragao de Beau re -
paire (1908).
Nach den Angaben dieses Autors, der seine Untersuchungen in
Brasilien ausfuhrte, soli auch die Halteridium-Infektion der Co¬
lumba livia durch ein blutsaugendes Insekt, und zwar nicht durch
Culex, sondern durch eine Lynchia-Art (ibertragen werden.
Die Parasiten dringen, nachdem sie infolge eines Stiches der Lyn-
chia den Blutkreislauf der Taube erreicht haben, in die in den Kapil-
laren der Lunge vorhandenen Leukocyten ein, und in diesen Organen
spielt sich *ihr monogamischer Zyklus ab.
Der ursprunglich aus einer kleinen Protoplasmamasse mit einem
einzigen Chromatinhaufchen bestehende Parasit, der allmahlich grbfier
wird, teilt sich im Leukocyten, in 12—15 und selbst noch mehr KSrper-
chen, die ebenfalls aus Protoplasma und Chromatin zusaminengesetzt sind.
Jedes dieser Korperchen wachst rasch heran, wahrend eine intensive
Vermehrung des Chromatins erfolgt, welches sich in Blbckchen in den
einzelnen Protoplasmamassen anordnet, in deren Umgebung eine Meinbran
zum Vorschein koinmt. Es entsteht somit eine verschieden groBe An-
zahl von Cysten, die im Innern des stark hypertrophischen Leukocyten
zu einem einzigen Haufen dicht aneinandergedrSngt sind. Die Cysten
nehmen fortschreitend an Volumen zu, das Chromatin teilt sich in
Blfickchen, in eine zunehmende Anzahl von Kornchen; rings um die
einzelnen Kornchen koinmt allmahlich eine kleine Protoplasmaportion
zum Vorschein, bis der Parasit, nachdem er seine vollige Entwicklung
erreicht hat, was 25—26 Tage nach der Infektion der Fall ist, platzt und
dann eine Unzahl von Merozoiten heraustritt, welche in die roten Blut¬
korperchen eintreten. Die Merozoiten entwickeln sich in den roten Blut-
zellen zu den bekannten Formen von Halteridium, die nichts anderes
als Gameten sind, welche dazu bestimmt sind, in der Lynchia eine
geschlechtliche Generation zu bilden und in diesem Insekt Individuen
zu erzeugen, welche neue Infektionen herbeifiihren.
Bei der engen Verwandtschaft, welche zwischen den beiden Haemo¬
proteus, dein II. noctuae und dem II. columbae, besteht, ist es,
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Negri, Beobachtungen iiber Haemoproteus.
601
wie bereits Doflein bemerkte, und zwar meines Erachtens mit Recht,
schwerlich denkbar, daB ihr Zyklus sich in so verschiedener Weise
abspielt.
Ich hielt es infolgedessen fur zweckmtifiig, eine Reihe von Unter-
suchungen tiber diesen Gegenstand auszuftihren.
Bevor ich meine Aufmerksamkeit auf andere Vogel aus der groBen
Reihe von Arten, die Halteridien bewirten ktinnen, wendete, hielt ich es
ftir notwendig, den Zyklus der beiden Haemoproteus (H. noctuae
und H. columbae), dessen Studium die zwei erwahnten Autoren zu
so verschiedenen SchluBfolgerungen fiihrte, nachzupriifen.
Ich will mich vorlaufig darauf beschranken, tiber den Parasiten der
Taube zu berichten, den ich besser untersuchen konnte.
Die von mir untersuchten Tauben stammten aus der Campania
romana; in Pavia konnte ich, trotzdem ich zahlreiche Untersuchungen
ausftihrte, keine infizierten Tauben finden.
Bei einer ziemlichen Anzahl dieser romiscben Tauben, in deren
peripheretn Blut alle bekannten intraglobultiren Formen des Halteri-
diums nachweisbar waren, fand ich in der Lunge, und zwar zuweilen in
den Leukocyten deutlich sichtbar, besondere parasit&re Gebilde, welche
ohne Zweifel auf verschiedene Stadien des Entwicklungszyklus eines
Protozoon zurtickzuftihren waren.
Diese parasittiren Formen kann man ohne weiteres mit den von
Aragao beschriebenen und abgebildeten identifizieren.
Ich werde spater eingehend tiber die genauere Struktur der ver¬
schiedenen Stadien des Parasiten berichten, dessen durchaus nicht leichte
Untersuchung mir bereits gestattete, recht interessante Details, besonders
beztiglich des Verhaltens des Chromatins, nachzuweisen; ebenso werde
ich bei einer sptiteren Gelegenheit den Zyklus, so wie er aus meinen
Praparaten hervorgeht, ausfuhrlich beschreiben. Einige Stadien, be¬
sonders Frtihstadien, verlaufen vielleicht in einer von der beschriebenen
etwas verschiedenen Weise; meine Beobachtungen tiber diese Frtihstadien
sind, infolge von Mangel an geeignetem Material, noch unvollstandig.
Wie dem auch sei, wenn Unterschiede bestehen, so beziehen sich
dieselben nur auf einige Stadien, und zwar auf die ersten, die man in
den Leukocyten beobachtet; die verschiedene Deutung kann tibrigens
auch mit der angewandten Technik zusammenhangen.
Der intrapulmonale Zyklus des Protozoon entspricht im wesent-
lichen demjenigen, den Aragao beschrieben hat.
DaB die betreffenden Formen auf das H. columbae zurtickzuftihren
sind, scheint mir durch die sorgfSltigen Versuche des brasilianischen
Autors tiber die Uebertragung der Infektion durch die Lynchiae un-
zweifelhaft bewiesen zu sein. Es ware ein Wunsch von mir gewesen,
diese Versuche zu wiederholen; es bewirtete aber keine der Tauben, die
mir geliefert wurden, die betreffenden Insekten. Andererseits ist die
Aehnlichkeit zwischen den Merozoiten, die aus den reifen Parasiten frei
werden und den ganz jungen Halteridien, die man, und zwar zuweilen
in demselben Pr¶te, in den roten Blutkorperchen antrifft, so groB,
daB man allein auf Grund der morphologischen Kriterien fast bestimmt
behaupten kann, daB der Zyklus des H. columbae sich tatsachlich in
der von Aragao beschriebenen Weise abspielt.
Ich beschranke mich vorlaufig auf die einfache Hervorhebung
dieses Befundes, ohne demselben einen allgemeinen Wert zuschreiben zu
wollen, obwohl seine Bedeutung wohl niemandem entgehen kann.
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602
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Ich mbchte hier jedoch bemerken, daB ich bei den von mir unter-
suchten Tauben nie einen Uebergang von der Halteridium-Form zur
Trypanosomenform beobachten konnte, obwohl ich in dieser Beziehung
in der giinstigsten Lage war. Ich habe auBerdem nie Trypanosomen
gefunden, ebenso wie es mir bei zahlreichen Kulturversuchen, selbst
unter Anwendung von an Halteridien reichstem Blute, nie gelungen ist,
die Entwicklung von gegeiBelten Formen zu erzielen.
Pavia, 16. Nov. 1911.
Erkl&ronff der Abbildungen.
Fig. 1—4. Parasiteu aus Ausstrichpraparaten der Lunge (Columba livia). —
Farbung nach Romanowsky-Giemsa. Vergr. 1500X-
Nachdruck verbolen.
Untersuchungen liber Streptolysin
fAus dem d&nischen Staats-Seruminstitut zu Kopenhagen.]
Von Dr. 0. von Hellens,
Dozenten der Hygiene an der Univereitat Helsingfors.
Mit 12 Kurven im Text.
Die Eigenschaft der Streptokokken, in Uebereinstimmung mit
manchen anderen Bakterien, bei Ziichtung in verschiedenen N&hrbQden
HSmolysin zu bilden, wurde im Jahre 1901 von Besredka konstatiert
und ist seitdem von mehreren Forschern studiert worden. Da indessen
die hierbei gemachten Beobachtungen in vielerlci Hinsicht recht erheblich
voneinander abweichen, und diese Frage somit eines fortgesetzten Stu-
diuins bedurftig erschien, so habe ich, auf Anregung des Direktors des
danischen Staats-Seruminstituts, Herrn Dr. Th. Madsen, eine Reihe
von Untersuchungen vorgenommen, welche sich auf die etwaige Bildung
von Streptolysin bei Ziichtung von Streptokokken in verschiedenen Nahr-
boden sowie auch auf die Eigenschaften des Streptolysins beziehen.
Zu dem Plan dieser meiner Arbeit gehorte eigentlich nicht das Stu-
diutu des Verhaltens verschiedener Streptokokkenstamme in bezug auf
ihr hamolysinbildendes Vermogen. Da es indessen fur mich von Wich-
tigkeit war, behufs der geplanten Untersuchungen einen oder zwei ver-
haltnismiiBig stark hamolysierende Streptokokkenstamme ausfindig zu
machen, so habe ich zunachst eine Anzahl bei verschiedenen Krank-
heiten reingeziichteter, pathogener, derartiger Stiimme auf die soeben er-
wiihnte Eigenschaft hin gepruft. Auf Grund der hierbei gewonnenen
Resultate habe ich sodann fiir meine Arbeit zwei StSmme ausgewahlt,
welche sich als die, unter alien von mir untersuchten, am st&rksten hamo-
lysinbildenden erwiesen hatten. Diese Starnme, mit denen meine samt-
lichen, nachstehend zu schildernden Versuche ausgefflhrt worden sind,
und die in diesem Aufsatz als Stamm A und B bezeichnet werden,
riihrten beide von eitrigen entziindlichen Prozessen her.
Bildung von Streptolysin bei Ziichtung von Streptokokken
in verschiedenen Nahrboden.
Was die Streptolysin bildung betrifft, haben friihere Untersuchungen
ergeben, daB sie sehr rasch vor sich geht, so daB der Hamolysingehalt
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CmlralblnllWr Bakkriologic. tbt. / Ong fid. #<f.
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v. He liens, Untersuchungen fiber Streptolysin.
603
der Kulturen schon binnen 24 Stunden oder noch frflher sein Maximum
erreicht. Levin konnte schon in Kulturen, die erst 10 Minuten alt
waren, eine geringe Menge Streptolysin nachweisen. Binnen einer Stunde
hatte sich bei seinen Versuchen der Hfimolysingehalt bereits etwas erhfiht,
und in zweistfindigen Kulturen fanden sich betrfichtliche Mengen Hamo-
lysin vor, indes 7—8-stfindige Kaninchenserum-Bouillonkulturen ebenso
stark hfimolysierend wirkten wie 24-stflndige. Nach Braun ist in Ka-
ninchenserum-Bouillonkulturen der Streptolysingehalt nach Ablauf von
8—10 Stunden, nach M’Leod in Pferdeserum-Bouillonkulturen nach
17—18 Stunden am starksten, worauf er wieder abnimmt. De Waele
und Sugg fanden, daB in gewfihnlicher Bouillon die Streptolysinmenge
bis zur 18. Stunde stieg und dann mehr oder weniger konstant blieb,
bis die Kultur ein Alter von 48 Stunden erreicht hatte. In 4-5-tagigen
Kulturen konnten sie kein Hamolysin mehr nachweisen. Auch andere
Forscher haben konstatiert, daB h&molysierende Streptokokkenkulturen
ihr hamolytisches Vermfigen wieder einbflBen. So z. B. konnte Schle-
singer nicht in alteren als 7-tagigen und Natvig hfichstens noch in
10-tagigen Kulturen Streptolysin vorfinden. Sachs hat fiber den Strepto¬
lysingehalt von Bouillonkulturen verschiedener Art Versuche angestellt
und dabei gefunden, daB bei Anwendung 1-prozentiger Milchsfiurebouillon
HSmolysin nicht fiber 2 Tage lang, bei Anwendung von Traubenzucker-
bouillon hochstens wkhrend 5 Tagen nachgewiesen werden konnte; ge-
wfihnliche, schwach alkalische Bouillon blieb hochstens bis einschliefi-
lich des 7., stark alkalische Bouillon hochstens bis einschlieBlich des
9. Tages hfimolysinhaltig; bei Anwendung einer marmorstaubhaltigen
Bouillon endlich fand sich hochstens noch in 12-tagigen Kulturen Hamo¬
lysin vor.
Urn den EinfluB verschiedener Nahrsubstrate auf die Streptolysin-
bildung zu ermitteln, habe ich sowohl mit dem Stamm A als auch mit B
verschiedene vergleichende Versuche angestellt, bei denen gewohnliche,
schwach alkalische Peptonbouillon. 1-proz. Traubenzuckerbouillon, 10-
bis 50-proz. Pferdeserumbouillon, 10-proz. Kaninchenserumbouillon sowie
33,3-proz. Ascitesbouillon zur Anwendung gelangten.
Das Pferdeserum und die Ascitesflfissigkeit wurden je vor der Zu-
mischung zur Bouillon w ah rend 1 / i Stunde bei 56° C, das Kaninchen-
serum wiederuin ebenso lange bei 60° C inaktiviert. Sowohl die Serum-
als auch die Ascitesbouillon wurde durch ein Cham ber land-Filter
filtriert und je durch zweitagige Aufbewahrung im Thermostaten bei
37° C auf ihre Sterilitat geprfift.
Die Versuche wurden derart ausgeftihrt, daB bei jeder einzelnen
Versuchsreihe eine Anzahl Reagensrohrchen, welche je 10 ccm eines
gewissen, von den oben angegebenen Nahrsubstraten enthielten, zu
gleicher Zeit mit der gleichen Menge Pferdeserumbouillon-Streptokokken-
kultur infiziert und darauf gleichzeitig in einen auf 37° C regulierten
Thermostaten gebracht wurden. Aus sfimtlichen zu einer Versuchsreihe
gehfirenden Rohrchen wurden sodann, mit gewissen Zeitintervallen, gleich¬
zeitig gleich groBe Proben entnommen, um auf ihren resp. Hfimolysin-
gehalt untersucht zu werden, worauf die Rohrchen unmittelbar wieder
in den Thermostaten gestellt wurden. Vor der Entnahme der Proben
wurden die Reagensglfiser behufs gleichmaBiger Verteilung ihres Inhaltes
geschfittelt. Die Entnahme wurde selbstverstandlich in moglichst vor-
sichtiger Weise bewerkstelligt, um eine Infektion der Kultur zu ver-
meiden.
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604
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Die Untersuchung des Hfimolysingehaltes wurde sowohl bei diesen
als auch bei meinen sonstigen Versuchen nach der in dem Institut ub-
lichen Methode ausgeffihrt. Von der lysinhaltigen Flfissigkeit wurden
sukzessive abnehmende Dosen in einer Reihe von Reagensrohrchen ge-
raessen, worauf in jedes R&hrchen so viel einer 0,9-proz. NaCl-L5sung
zugefflgt wurde, daB das Gesamtvolumen 2 ccm betrug. Sodann wurden
in jedes Rfihrchen mittels einer Spritze noch 8 ccm einer Aufschwemmung
von zweimal ausgewaschenen Pferdeblutkorperchen in 0,9-proz. Kocbsalz-
losung zugegeben.
In der Regel habe ich eine 1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblut¬
korperchen benutzt; in einem Teil meiner Untersuchungen jedoch habe
ich mich einer 2-proz. derartigen Aufschwemmung bedient. Unmittelbar
nach Zusatz der Blutkorporchenaufschwemmung wurden die Rfihrchen
kraftig geschiittelt und sodann auf 2 Stunden in einen auf 37° C ein-
gerichteten Ostwaldschen Thermostaten gestellt. Nach Ablauf dieser
Zeit wurden die Glaser abermals kraftig geschiittelt, worauf sie in den
Eiskeller gebracht wurden, urn bis zu der am folgenden Tage vorzu-
nehmenden Ablesung des Resultates dort zu verbleiben. Der Grad der
Hfimolyse wurde nach einer Skala bestimmt, auf welcher 100 Proz. eine
totale Hamolyse und 0 Proz. das Nichteintreten der Hfimolyse bezeichnen.
Bei den jetzt in Rede stehenden Untersuchungen fiber den EinfluB
verschiedener Nfihrbfiden auf die Streptolysinbildung wurde stets eine
1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkfirperchen benutzt.
Zur Beleuchtung der hierbei erzielten Ergebnisse habe ich einen
Teil der bei diesen Versuchen gemachten Beobachtungen in den Tabellen
1—4 zusammengestellt. In der Mehrzahl der Tabellen habe ich, statt
der resp. Kulturmengen (in ccm), welche in verschiedenen zu einem ge-
wissen Versuche gehfirigen Proben den gleichen Grad von Hfimolyse
hervorgerufen haben, die Toxizitfit der betreffenden Dosen, ausgedrfickt
durch den reziproken Wert der entsprechenden Lysindosen, angegeben,
weil hierdurch der gegenseitige Vergleich der verschiedenen Resultate
in hohem MaBe erleichtert wird. Urn die Art der Berechnung der Toxi¬
zitfit zu veranschaulichen, habe ich es jedoch fflr zweckmfiBig gehalten,
in der Tabelle 1 auch die betreffenden Lysindosen selbst anzuffihren.
Tabelle 1.
Stamm A in Pferdeserumbouillon (4 + 6), Ascitesbouillon (1 + 2), ge-
wohnlicher Bouillon und Tra uben z ucker boui lion (1 Proz.).
Lysindosis bei 35 Proz. Hamolyse
Alter
der Kultur
Pferdeserum¬
bouillon
Ascites-
bouillon
Gewohnliche
Bouillon
Trauben-
zucker-
bouillon
11 Stunden
0,04
1
0,0725
0,0725
0,035
12 „
0,028
0,03
0,055
0,03
15 „
0,013
0,01
0,04
0,0225
18
0,01
0,012
0,0575
0,015
24 „
0,011
0,0225
Toxizitat
0,045
0,04
11 Stunden
25,0
13,8
13,8
28,6
12 „
35,7
33,3
18,2
33,3
15 „
76,9
100,0
25,0
44,4
18 „
100,0
83,3
17,4
66,7
24 „
90,9
44,4
22,2
25,0
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v. H el lens, Untersuchungen uber Streptolysin.
605
Tabelle 2.
Stamm B in Pferdeserumbouillon mit wechselndem Serumgehalt sowie
in Kaninchenserumbouillon (1 + 9) und in Aecitesbouillon (1+2).
35 Proz. Hamolyse.
Toxizitat
Alter der
Pferdeserumbouillon
Kaninchen-
Ascites¬
bouillon
Kultur
10 Proz.
Serum
20 Proz.
Serum
1 30 Proz.
Serum
1 40 Proz.
1 Serum
1 50 l’roz.
Serum
serum-
bouillon
10 Stunden
76,9
100,0
111,0
133,0
138,0
54,1
83,3
12
76.9
138,0
143,0
167,0
154,0
45,5
90,9
17 „
71,4
87,0
100,0
125,0
111,0
43,5
58,8
22 „
50,0
45,5
55,6 | 64,5
Tabelle 3.
90,9
43,5
37,0
Stamm B in Pferdeserumbouillon mit wechselndem Serumgehalt.
55 Proz. Hamolyse.
Alter
der Kulturen
Toxizitat
10 Proz. |
Serum
20 Proz.
Serum
30 Proz.
Serum j
40 Proz.
Serum
50 Proz.
Serum
12 Stunden
18 „
50,0
55,6
90,9
| 83,3
118,0
100,0
90,9
118,0
83,3
154.0
Tabelle 4.
Stamm A in Pferdeserumbouillon (1 + 1) und in Kaninchenserum-
boil Ion (1+9). 40 Proz. Hamolyse.
Alter
der Kultur
Toxizitat
Pferdeserum¬
bouillon
Kaninchen¬
serum¬
bouillon
8 Stunden
25,0
52,6
10 „
52,6
62,5
12 „
100,0
62,5
Wie sich die Lysinbildung in den verschiedenen zur Anwendung
gekommenen Nahrlosungen gestaltet, ergibt sich deutlich aus den unten-
stehenden Figuren, in denen die in den Tabellen 1 und 2 angefiihrten
Resultate graphisch dargestellt sind.
Die mit den beiden BakteriensUimmen A und B ausgefiihrten Ver-
suche haben im wesentlichen untereinander iibereinstimmende Resultate
ergeben.
Das starksteHamolysin wurdebeiZuchtung in Pferde¬
serumbouillon gewonnen.
In bezug auf den Pferdeserumgehalt der Bouillon ging aus rneinen
Versuchen hervor, dafi ein Zusatz von 40—50 Proz. Serum die
besten Resultate gew&hrt. Zwischen einer Bouillon mit 40 Proz.
und einer solchen mit 50 Proz. Serum konnte kein besonders merkbarer
Unterschied nachgewiesen werden. In manchen Fallen stieg die Lysin-
menge bei 40-proz. Serumgehalt hoher, in anderen Fallen umgekehrt.
Doch erreichte in der Regel die Lysinmenge rascher ihr Maximum, wenn
der Serumgehalt 40 Proz. betrug.
Ein Zusatz von 30 Proz. Serum zur Bouillon ergab nur unerheblich
schlechtere Resultate, indes ein Serumgehalt von nur 10—20 Proz. sich
fur die Streptolysinbildung bedeutend weniger gunstig erwies.
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606
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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Fig. 1.
Streptolysinbildung in verschiedenen Nahrboden. 35 Proz. Hamolyse.
Toxi-
Jitat.
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
f
/
c- -}
\ /
\ /
/
/
f
/ \
/ >
\
I y
\
\
/ /
/
•. \
% V
if
/
\ \
i a
***
\
y
j;
/
_1_
Pferdeserumbouillon (4+6)
Ascitesbouillon (1+2)
Traubenzuckerbouillon (1-proi.)
gewohnliehe Peptonbouiilon
11 12
15 18
24Siunden
Fig. 2.
Streptolysinbildung in verschiedenen Nahrboden. 35 Proz. Hamolyse.
Toxi.
zitat
180
160
140
120
100
80
60
40
20
Xx
V /.
[//
/?
•
1 V N
V \
\
0\\
»•••••!
\ \
-••••xx
N. V.
N. >
■ . V T
1. PferdeBerumbouillon (1+1)
2 Pferdeserumbouillon (44-6)
3. Pferdeserumbouillon (3+7)
4. Pferdeserumbouillon (1+9)
5 Pferdeserumbouillon 12+8)
6. Kaninchenscrumbouillon (1+9)
7. Ascitesbouillon (1+2)
225funden.
Unter sonstigen von mir in dieser Beziehung gepruften NShrlfisungen
kara die Ascitesbouillon (1 -f 2) hinsichtlich der gebildeten Lysinmenge
der Pferdeserumbouillon am niichsten.
Kaninchenserumbouillon (1 -f- 9) stand, wie die betreffenden Versuche
ergaben, in bezug auf Streptolysinbildung hinter sotvohl Pferdeserum¬
bouillon verschiedener Konzentration als auch Ascitesbouillon bedeutend
zuruck.
Ueber die Streptolysinbildung in Kaninchenserumbouillon, gew8hn-
licher Bouillon und Traubenzuckerbouillon (1 Proz.) wurden keine di-
rekten vergleichenden Untersuchungen angestellt. Nach den Resultaten
zu urteilen, die sich bei sonstigen von mir bewerkstelligten Unter-
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v. Hellens, Untersuchungen iiber Streptolysin.
607
suchungen ergaben, scheint doch von diesen 3 Nahrlosungen die Ka-
ninchenserumbouillon die Streptolysinbildung am besten zu befordern.
Die Versuche mit Traubenzuckerbouillon (1 Proz.) haben selir
wechselnde Resultate ergeben. So konnten in einem Falle in der Trauben¬
zuckerbouillon nur Spuren von Streptolysin nachgewiesen werden,
wahrend z. B. in demjenigen Versuche, dessen Resultate in der Tabelle 1
und in Fig. 1 wiedergegeben sind, in der Traubenzuckerbouillon eine
bedeutend stSrkere Lysinbildung stattfand als in gewohnlicher Bouillon.
In dieser letzteren Nahrlosung wurden bei alien Versuchen nur verhaltnis-
mSfiig geringe Mengen Streptolysin gebildet.
Von verschiedenen Forschern ausgefiihrte Untersuchungen haben er¬
geben, daB Streptokokkenkulturen, schon einige Stunden nachdem sie
angelegt worden sind, Hiimolysin enthalten konnen, sowie daB der starkste
Lysingehalt in 8—18-stiindigen Kulturen zu finden ist. Soweit ich habe
in Erfahrung bringen konnen, sind indessen keine Versuche gemacht
worden, exakt zu ermitteln, wie rasch die Streptolysinbildung bei Ziich-
tung von Streptokokken in verschiedenen Nahrlosungen vor sich geht,
und wie sich im ubrigen der Hamolysingehalt der Streptokokkenkulturen
bei l&ngerer Ziichtung im Thermostaten bei 37 °C gestaltet. Da jedoch
einer eingehenden Untersuchung dieser Fragen eine recht groBe Bedeutung
beigemessen werden muB, so habe ich zur Klarlegung der betreffenden
Verhaltnisse verschiedene Versuche, teils fiir sich allein, teils im Verein
mit sonstigen Versuchen, angestellt.
Zum Zweck derartiger Versuche mit Kaninchenserum-
bouillon (1 + 9) wurden von dieser Nahrflussigkeit 200 ccm in einen
Kolben gefiillt, worauf in dieselbe 6 Tropfen einer kraftig wachsenden
Kaninchenserumbouillonkultur vom Stamm A verimpft wurden. (Die be-
treffende Kultur war vorher wahrend 24 Stunden bei 37° C und sodann
wahrend 16 Stunden bei Zimmertemperatur gehalten worden.) Der
Kolben, welcher schon vor der Infektion mit den Streptokokken wahrend
V 4 Stunde in einer Temperatur von 37° C gestanden hatte, wurde un-
mittelbar nach bewerkstelligter Infektion wiederum in den Thermostaten
gestellt. Bevor eine Probe zur Untersuchung entnommen wurde, wurde
der Kolben jedesmal behufs gleichm&Biger Verteilung seines Inhaltes
umgeschiittelt.
Bei der Bestimmung des Lysingehaltes wurde in diesem Falle eine
2-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkorperchen verwendet. Sowohl
bei diesem wie bei anderen gleichartigen Versuchen wurde von Zeit zu
Zeit die Reinheit der Kultur nicht nur durch mikroskopische Unter¬
suchung, sondern auch durch Anlegung von Kontrollkultureu auf schragem
Agar kontrolliert. In der Tat hat sich die Kultur wahrend der ganzen
Dauer des Versuches und auch noch nach Beendigung desselben als rein
erwiesen. Noch 14 Tage nach dem AbschluB dieses Versuches enthielt
sie lebende Streptokokken. Schon wahrend der letzten Tage der Ver-
suchsdauer kamen in der Kultur Involutionsformen der Bakterien all-
gemein vor.
Als der Versuch abgeschlossen wurde, zeigte die Kultur bei Unter¬
suchung mit Lackmuspapier neutrale Reaktion.
Das Ergebnis dieses Versuches findet sich in der Tabelle 5 wieder¬
gegeben.
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608
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 7.
Tabelle 5.
Alter der Kultur
4
Std.
6
Std.
8
Std.
10
Std.
12
Std.
14
Std.
16
Std.
24
Std.
30
Std.
36
Std.
Lysindosis bei 100 Proz.
Hamolyse
_
_ 1
0,08
0,065
0,05
0,05
0,065
0,065
0,065
0,065
Lysindosis bei 55 Proz.
Hamolyse
1,0
0,23
0,04
0,02
0,019
0,012
0,022
0,028
0,02
0,036
Alter der Kultur
48
Std.
54
Std.
60
Std.
72
Std.
78
Std.
84
Std.
96
Std.
104
Std.
120
Std.
L j
144
Std.
Lysindosis bei 100 Proz.
Hamolyse
0,065
0,08
0,17
0,17
0,2
0,17
0,25
0,4
0,4
0,65
Lysindosis bei 55 Proz.
Hamolyse
0,036
j 0,03
0,046
0,04
0,03
0,05
0,06
0,04
0,12
0,125
Zwei Stunden nachdem die Kultur angelegt worden war, konnte in
derselben noch kein Lysin nachgewiesen werden, allein schon nach Ab-
lauf von 4 Stunden hat, wie aus der Tabelle ersichtlich ist, 1 ccm Kultur
55 Proz. Hamolyse ergeben.
Der Lysingehalt stieg sodann sehrraschunderreichte
in 14 Stunden sein Maximum. Darauf nahm die Lysin-
menge anfangs schnell wieder ab, indes sp&ter die A b -
nahme des H&molysingehaltes der Kultur nur allm&hlich
weiterscliritt. Nach Ablauf von 6 Tagen wirkte die Kultur noch
recht stark hSmolytisch, aber nach 8 Tagen, als die nSchste Probe ent-
nommen wurde, ergab 1 ccm Kultur nur noch 30 Proz. Hamolyse. Nach
Ablauf von 9 Tagen war in dieser Kultur kein Hamolysin mehr nach-
zuweisen.
Sowohl die obenstehende, als auch verschiedene andere in diesem
Aufsatz enthaltene Tabellen bieten einige UngleichmaBigkeiten dar. Zuni
Teil beruht dies ohne Zweifel auf kleineren Versuchsfehlern, die sich ja
bei Untersuchungen dieser Art schwerlich ganz vermeiden lassen, zumal
manche Proben infolge ungunstiger Tageszeit nicht sofort untersucht
werden konnten, sondern wenigstens einige Stunden im Eiskeller auf-
bewahrt werden mufiten, ehe ihr Lysingehalt bestimnit wurde. Ganz
gewiB liegt jedoch die Ursache derartiger UngleichmaBigkeiten auch
groBtenteils darin, daB an den verschiedenen Tagen Blut von verschie-
denen Pferden und somit Blutkorperchen von wechselnder Resistenz zur
Anwendung gelangten.
Vers u ch e in it Ziichtung in Pferdeserumbouillon (1 + 1)
wurden mit beiden von mir benutzten Streptokokkenstammen ausgefflhrt.
Hierbei wurden zu gleicher Zeit zwei Kolben infiziert, die mit je 200 ccm
Pferdeserumbouillon beschickt waren. In den einen Kolben wurden
5 Tropfen einer kraftig wachsenden Pferdeserumbouillonkultur des
Stammes A, welche vorher 24 Stunden lang im Thermostaten bei 37° C
und sodann 20 Stunden bei Zimmertemperatur gestanden hatte, in den
anderen die gleiche Menge einer ebensolchen Kultur des Stammes B
eingeimpft, worauf die Kolben unmittelbar in den auf 37° C regulierten
Thermostaten gestellt wurden. Die beiden Kolben hatten schon vorher
2 Tage lang im Thermostaten gestanden, so daB die Bouillon bereits er-
warmt war, als die Infektion erfolgte.
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v. H el lens, Untersuchungen fiber Streptolysin
609
Auch bei diesem Versuche wurde der Streptolysingehalt mit Hilfe
einer 2-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkdrperchen ermittelt, und
auch im Qbrigen war das Verfahren in diesem Falle das gleiche wie in
dem vorher beschriebenen.
Beide Kulturen reagierten bei Untersuchung mit Lackmuspapier
stark alkalisch.
Als der Versuch abgeschlossen wurde, waren beide Kulturen rein,
und noch 14 Tage spater enthielten sie lebende Streptokokken.
Die bei diesem Versuch gemachten Beobachtungen kommen in der
Tabelle 6 zum Ausdruck. Zum Teil sind sie auch in Fig. 3 graphisch
dargestellt.
Tabelle 6.
! 2
Alter der Kultur j g^
3
Std.
4
Std.i
5
1 Std.
6
Std.
7
Std.
8
Std.
10
Std.
12
Std.
24
Std.
36
Std.
Lysindosis f gtamm A
bei 100 Proz.-J
Hamolyse [Stamm B
Lysindosis | gtamm A
bei 50 Proz. [
Hamolyse [ Stamm B
0,5
0,25
0,14
0,17
0,9
0,043
0,65
0,065
0,16
1 0,023
0,3
0,025
0,04
0,0065
0,08
0,02
0,03
0,0051
0,065
0,02
0,016
3,0043
0,05
0,025
0,014
0,008
0,05
0,025
0,016
0,01
0,0651
0,0651
0,025 1
0,027
0,1
0,1
0,04
0,035
Alter der Kultur
48
Std.
1 60
std. ;
! 1
3
Tage
3*/, 1 4
Tage Tg.
YJu
Tage
5
Tage
T
Tg- j
7
Tg.
i 8
Tg.
9
Tg.
TTo
Tg.
Lysindosis | gtamm A
bei 100 Proz.!
Hamolyse [ Stamm B
Lysindosis | gtamm A
bei 50 Proz. {
Hamolyse | Stamm B
! 0,25
0,17
0,06. r
0,04
0,4
0,2
> 0,095
0,058
0,4
0,25
0,075
0,05
1
0,4 0,5
0,3 0,3
0,085 0,12
0,05 0,07
0,4
0,17
0.072E
0,4
0,15
> 0,072E
1,0
>0,15
0,15
0,19
0,11
J 0,27
Zur Erganzung der obigen Tabelle sei erwahnt, daB in dem mit dem
Streptokokkenstamme B infizierten Kolben Hamolysin schon nach
Ablaut einer Stunde nachweisbar war. Mit 1 ccm dieser Kultur
wurden namlich zu dieser Zeit 20 Proz. Hamolyse erzielt. In dem anderen
Kolben dagegen ist die Streptolysinbildung langsamer vorgeschritten.
Nach einer Stunde konnte in dieser Kultur noch kein H&molysin nach-
gewiesen werden, und 1 ccm derselben ergab nach 2 Stunden nur 8 Proz.
und nach 3 Stunden nur 10 Proz. Hiimolyse.
Der Streptolysingehalt erreichte in der Kultur des
Stammes A in 10 Stunden, in der des Stammes B in
8 Stunden sein Maximum.
Die letztere Kultur behielt wahrend bedeutend langerer Zeit ihr
hamolytisches Vermogen bei, als die erstere, worin nach Ablaut von
8 Tagen kein Lysin mehr nachgewiesen werden konnte, indes die Kultur
des Stammes B noch nach 10 Tagen ziemlich stark h&molysierend wirkte.
Nach 12 Tagen war auch in dieser Kultur kein Hamolysin mehr nach¬
weisbar.
Sowohl aus der angefiihrten Tabelle als auch aus der Fig. 3 geht
deutlich hervor, daB — abgesehen von dem bedeutend starkeren Lysin-
gehalt der B-Kultur — beide Kulturen in bezug auf die
Streptolysinbildung groBe Uebereinstimmung darboten.
In beiden Fallen stieg der Hamolysingehalt sehr rasch an und sank
Erste Abt. Orig. Bd. 68 Heft 7. 39
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610
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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darauf, unmittelbar nachdem er sein Maximum erreicht hatte, wiederum
rasch. Nach Ablauf von 24 Stunden waren beide Kulturen nahezu gleich
stark hamolytisch. Spkterhin nahm der Lysingehalt in beiden Kulturen
nur allmkhlich ab.
Fig. 3.
Streptolysinbildung in aeroben Kulturen der Stamme A und B in Pferdeserumbouillon
(1+1). 50 Proz. Hamolyse.
loxi=
zitat.
Stamm B.
Stamm A.
Wie ersichtlich, erfolgte die Streptolysinbildung in den Pferdeserum-
bouillonkulturen durchaus nach der gleichen Regel wie bei dem frQher
beschriebenen Versuche mit Kaninchenserumbouillonkultur. Hierbei ist
jedoch zu beachten, daC dieser letzterwShnte Versuch mit den soeben
beschriebenen nicht vbllig vergleichbar ist, weil die Pferdeserumbouillon,
wie bereits erwkhnt, schon auf 37° C erw&rmt war, als sie infiziert
wurde, w&hrend dagegen dies bei der Kaninchenserumbouillon nicht der
Fall war.
Bei Untersuchungen fiber das Verhalten von Streptokokken-
kulturen in Ascitesbouillon habe ich gefunden, daB auch in
dieser Nkhrlosung der Streptolysingehalt, in engster Uebereinstimmung
mit dem bei Anwendung von Pferde- bzw. Kaninchenserumbouillon be-
obachteten Verhalten, anfangs zu- und sodann abnimmt. Dieses Ver¬
halten geht mit Deutlichkeit aus der Tabelle 7 hervor, welche das Er-
gebnis eines Versuches mit einer Kultur des Stammes B in Aszites-
bouillon wiedergibt, sowie auch aus Fig. 5 (p. 617), die denselben Versuch
graphisch darstellt. Der Hamolysingehalt wurde bei diesem Versuch
mittels einer 1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkbrperchen be-
stimmt.
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v. Hellene, Untereuchungen uber Streptolysin.
611
Tabelle 7.
Alter der Kultur
3 Stunden
5 Stunden
7 Stunden
10 Stunden
24 Stunden
|48 Stunden
Lysindosis bei
55 Proz. Hamolyse
0,1
0,033
0,008
0,015
0,037
0,095
Bei diesem Versuche wurde totale Hamolyse nach 5 Stunden mit
0,13 ccm und nach 7 Stunden mit 0,04 ccm Kultur erzielt.
Nach den vorstehend beschriebenen, sowie nach verschiedenen
anderen, von mir ausgefilhrten Versuchen erreicht in Strepto-
kokkenkulturen der Hamolysingehalt, je nach der Art
der benutzten Nahrlosung, nach der Menge der ausge-
saten Bakterienkultur und nach dem zur Anwendung
gelangten Bakterienstamme, in 7 — 18 Stunden sein Maxi¬
mum.
Bei Anwendung von Pferdeserum-, Kaninchenserum- und Ascites-
bouillon konnte bei alien von mir angestellten Versuchen Hemolysin
noch in 7-tagigen Streptokokkenkulturen nachgewiese.n
werden.
In der Mehrzahl der Falle enthielten die Kulturen
nach Ablauf von 8 — 13 Tagen kein Hamolysin mehr. Aus-
nahmsweise scheint jedoch auch in bedeutend alteren Kulturen Strepto¬
lysin noch vorhanden zu sein. So brachten z. B. 0,4 ccm einer 20 */*
Tage alten Kultur des Stammes B in Kaninchenserumbouillon 40 Proz.
Hamolyse zustande (Tab. 13, p. 615), und 0,95 ccm einer 27-tagigen
Ascitesbouillonkultur desselben Stammes ergaben (bei Anwendung einer
1-proz. Aufschwemmung von Pferdeblutkorperchen) 45 Proz. Hamolyse
(Tab. 10, p. 614). Diese beiden Kulturen reagierten bei Untersuchung
mit Lackmuspapier schwach alkalisch.
Selbst 3- bis 4-w6chige Streptokokkenkulturen
konnen somit Hamolysin enthalten.
Streptolysinbildung in anaeroben Kulturen.
Nachdem ich mich durch vorbereitende Versuche davon uberzeugt
hatte, daB die beiden von mir benutzten Streptokokkenstamme auch bei
anaerober Zlichtung Hamolysin erzeugten, stellte ich mit dem Stamme B
eine Reihe Untersuchungen an, urn in Erfahrung zu bringen, wie die
Streptolysinbildung in anaeroben Kulturen vor sich geht, und wie lange
sich das Streptolysin in solchen nachweisen laBt. Zu diesem Zwecke
wurden zu gleicher Zeit mehrere mit je 10 ccm Pferdeserumbouillon
(1+1) beschickte Reagensrohrchen je mit der gleichen Menge einer kraftig
wachsenden Pferdeserumbouillonkultur des Stammes B geimpft. Nach
Austreibung der Luft aus dem Rohrchen mit Hilfe von Wasserstoff, und
nachdem die Rohrchen luftdicht geschlossen worden waren, wurden
samtliche Rohrchen gleichzeitig in den Thermostaten (37° C) gebracht.
Anfangs mit 2-stiindigen, spater mit langeren Zeitintervallen wurde je
ein Rohrchen zur Untersuchung herausgenommen. Um ein moglichst
gleichmaBiges Wachstum der Kulturen, in den verschiedenen Rohrchen
zu erzielen, wurden jedesmal samtliche Rohrchen umgeschiittelt, wenn
eines derselben aus dem Thermostaten herausgenommen wurde. Wie
zu erwarten war, ergab die Untersuchung der in dieser Weise gewonnenen
39*
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612
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Proben dennoch keine gleichmaBigen Resultate; doch waren die Abwei-
chungen nicht groBer, als daB dieser Versuch, trotz derselben, ein zu-
verlSssiges Bild von der Streptolysinbildung in anaeroben Kulturen ge-
wahrt.
Bei der Bestimmung der H&molysinmenge wurde auch in diesem
Falle eine 2-proz. Aufscbwemmung von Pferdeblutkbrperchen ver-
wendet.
Das Ergebnis dieser Untersuchung ist aus der Tabelle 8 ersichtlich
und findet sich zum Teil in Fig. 4 graphisch dargestellt.
Tabelle 8.
Alter der Kultur
4
Std.
6
Std.
8
Std.
12
Std.
24
Std.
2
Tage
3
Tage
4
Tage
6
Tage
9
Tage
Lysindosis bei 100 Proz.
Hamolyse
0,5
0,065
0,03
0,08
0,08
0,2
- 1 )
"
Lysindosis bei 50 Proz.
Hamolyse
0,09
0,012
0,007
0,011
CO
*“H
o
o
0,04
0,04
0,025
0,095
0,35
0,2
Fig. 4.
Streptolysinbildung in anaerober Kultur des Stammes B in Pferdeserumbouillon (1 +1).
50 Proz. Hamolyse.
Tojti.
zi far.
Schon in der ersten, 2 Stunden nach der Anlegung der
Kulturen entnommenen Probe konnte Hamolysin nach-
gewiesen werden, indent 1 ccm Kultur zu dieser Zeit 20 Proz.
Hamolyse erzielte. Der Lysingehalt erreichte in 8 Stunden
sein Maximum. Noch nach Ablauf von 9 Tagen hat 1 ccm Kultur
80 Proz. und 0,2 ccm Kultur 50 Proz. Hamolyse ergeben.
Ein Vergleich zwischen der obigen Fig. 4 und der entsprechenden
Kurve der Fig. 3 (derjenigen Kurve, welche die Lysinbildung in aerober
B-Kultur darstellt) laBt erkennen, daB beide bis auf die Lysinmenge
nahezu vollstandig miteinander iibereinstimmen. In beiden Fallen wird
der Hohepunkt in 8 Stunden erreicht, worauf unmittelbar ein starker
Abfall erfolgt, so daB beide Kurven nach 24 Stunden nahezu und nach
48 Stunden vollstandig zusammenfallen.
1) Die Untersuchung iiber totale Hamolyse wurde nicht weiter fortgesetzt
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v. H el lens, Untersuchungen liber Streptolysin.
613
Aus diesem Versuch ergibtsichalso, daB die Hamolysinbildung
in anaeroben Streptokokkenkulturen im wesentlichen in
der gleichenWeise vor sich geht wie in aeroben Kulturen.
Doch erfolgte in dem in Rede stehenden Falle die Hamolysinbildung in
den anaeroben Kulturen etwas langsamer als in den aeroben, und die
Lysinmenge erreichte in den ersteren nicht die gleiche H5he wie in den
letzteren.
Das Vorkommen von „Prolysin u in Streptokokken¬
kulturen.
Nach Untersuchungen von Walbum tritt in Proben von Kulturen
von Staphylokokken, Bacillus tetani, Bacillus megatherium,
Vibrio Nasik und Vibrio El Tor bei Zusatz von Pepton eine betrachtliche
Steigerung des Hiimolysingehaltes ein. Zur Erkl&rung dieses VerhAltens
nimmt W a 1 b u m an, daB in diesen Kulturen als Vorstadium des Hamolysins
ein in physiologischer Beziehung unwirksamer, von ihm als Prolysin
bezeichneter Stoff entsteht, welcher mit einer oder mehreren in der
Peptonbouillon vorfindlichen Substanzen eine Verbindung eingehe und
in dieser Weise das eigentliche Hamolysin mit den fflr dieses charakte-
ristischen Eigenschaften bilde.
Das von den Bakterien erzeugte „Prolysin“ wiirde sich also nach
und nach mit den aktivierenden Substanzen des Nahrsubstrates ver-
binden, bis diese vollstandig verbraucht waren, worauf die Hamolysin-
bildung, trotz fortdauemder r Prolysinerzeugung“, aufhoren wiirde. Bei
Zusatz weiterer aktivierender Substanz wiirde dann die Hamolysinbildung
wiederum eine Steigerung erfahren.
Im Staphylokokkenkulturen wurde die starkste Wirkung bei Zusatz
von 5 Proz. Pepton erzielt.
Soweit ich habe linden konnen, ist dieser Umstand von keinen
anderen Forschern naher studiert worden. Da jedoch diese Beobachtung
ohne Zweifel von hohem Interesse ist, so habe ich verschiedene Ver-
suche vorgenommen, um wombglich zu ermitteln, ob ein ahnliches Ver-
halten auch in Streptokokkenkulturen bei Anwendung verschiedener
Nahrboden nachgewiesen werden kann. Es sind zu diesem Zwecke mit
den beiden von mir benutzten Bakterienstammen recht umfassende Ver-
suche bei Ztichtung in Pferdeserumbouillon (1+1), Kaninchenserum-
bouillon (1+9) und Ascitesbouillon (1+2) bewerkstelligt worden.
Die Untersuchungen wurden in der Weise ausgefiihrt, daB aus den
Kulturen, in verschiedenen Fallen zu wechselnder Zeit, Proben entnommen
wurden, in denen der Lysingehalt sowobl direkt, ohne Zusatz, als auch
nach Zusatz von Pepton, Pferdeserum, Kaninchenserum oder Ascites-
fliissigkeit festgestellt wurde. Die drei letzteren Fliissigkeiten wurden
je vor dem betreffeuden Versuch wahrend 1 / 2 Stunde bei 56° C inaktiviert.
Vom Pepton wurden, in Uebereinstimmung mit den oben erwahnten Ver-
suchen W a 1 b u m s, 5 Proz. zugefUgt. Von Serum bezw. Ascitesfliissig-
keit habe ich, auf Grund der von mir bei vorbereitenden Versuchen
gewonnenen Resultate 30 Proz. zugegeben. Um einen gleichen Kon-
zentrationsgrad aller dieser Proben zu erzielen, wurden sowohl diejenigen
Proben, denen nichts zugefiigt worden war, als auch die iibrigen mittels
0,9-proz. Kochsalzlosung auf das Doppelte des urspriinglichen Volums
verdiinnt. In jedem Kubikzentimeter Kultur wurde somit entweder nur
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614
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
1 ccm NaCl-Losung, Oder 0,3 ccm Serum Oder Ascites und 0,7 ccm
NaCl-L5sung, Oder aber 0,5 ccm 10-proz. Peptonlosung und 0,5 ccm
Kochsalzlosung zugemischt.
Nachdem diese Verdfinnung erfolgt war, wurden die Proben kraftig
geschflttelt und sodann, ehe die Untersuchung vorgenommen wurde, eine
Stunde lang bei Zimmertemperatur aufbewahrt.
Bei samtlichen Versuchen wurde durch Kontrolluntersuchungen fest-
gestellt, daB die je betreffende Zusatzflflssigkeit (Serum, Ascitesflussigkeit,
Peptonlosung) nicbt etwa schon ftir sich allein h&molytisch wirkte. Diese
Kontrollproben ergaben alle negatives Resultat.
Verschiedene weniger wesentliche Versuche beiseite lassend. habe
ich die bei diesen Untersuchungen gewonnenen Resultate in den nach-
stehenden Tabellen 9—14 zusammengestellt. In diesen Tabellen kommt
die Tbxizitat durch die reziproken Werte derjenigen Lysinmengen zum
Ausdruck, welche in jeder einzelnen Versuchsreihe erforderlich waren,
urn einen gewissen Grad von Hkmolyse zu erzielen.
Tabelle 9.
Stamm A in Ascitesbouillon. 50 Proz. Hamolyse.
Alter der Kultur
1 Tag
2 Tage
3 Tage
4 Tage
-4-3
Kultur ohne Zusatz
28,6
18,2
10,5
4,6
G
5 Proz. Pepton
40,0
27,0
15,4
7,7
■R 1 >
30 „ Ascites
35,7
25,0
11,1
6,9
O I . I
H 2
30 ,, Pferdeserum
43,5
27,0
21,3
—
In !
30 „ Kaninchenserum
43,5
27,0
27,0
5,0
Tabelle 10.
Stamm B in Ascitesbouillonku ltur. 45 Proz. Hiiraolyse.
Alter der Kultur
2
Tage
3
Tage
4
Tage
6
Tage
7
Tage
9
Tage
10
Tage
-4-3 1
Kultur ohne Zusatz
33,3
22,2
21,3
14,3
13,7
13,7
16,7
.ts G
5 Proz. Pepton
50,0
30,3
28,6
23,3
22,7
21,3
25,0
« 1
30 „ Ascites
41,7
23,3
21,3
20,0
18,2
21,3
16,7
o
H 2
30 „ Pferdeserum
40,0
28,6
27,0
13,3
16,7
10,5
— >)
N
30 „ Kaninchenserum
45,5
28,6
37,0
13,7
13,3
11,8
—*)
Alter der Kultur
11
Tage
13
Tage
14
Tage
17
Tage
21
Tage
26
Tage
27
Tage
Kultur ohne Zusatz
13,3
8,0
5,56
5,26
3,57
1,25
1.05
G
5 Proz. Pepton
17,5
16.7
11,8
8,33
5,88
2,13
2,86
X
>
30 „ Ascites
13,3
10,5
8,33
6,25
6,25
2,33
2,7
O 1
H 1
r.
30 „ Pferdeserum
—
—
—
—
—
—
G
s:
30 „ Kaninchenserum
—
—
—
| —
—
—
—
1) Der Versuch wurde abgebrochen, weil weiterer Serumzusatz den Lysingehalt
nicht weiter zu steigern sehien.
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v. H el lens, Untersuchungen fiber Streptolysin.
615
Tabelle 11. •
Stamm A in Pferdeserumbouillon. 45 Proz. Hamolyse.
Alter der Kultur
l Tag
2 Tage
3 Tage
4 Tage
-*3
2
Kultur ohne Zusatz
50,0
333
16,7
12,5
’n
§ 5 Proz. Pepton
583
40,0
27,0
16,7
X
> 30 „ Ascites
52,6
37,0
12,5
13,3
£
« 130 „ Pferdeserum
50,0
36,4
15,4
7,14
eg |30 „ Kan inchen serum
55,6
37,0
15,4
8,33
Tabelle 12.
Stamm B in Pferdeserumbouillon. 50 Proz. Hamolyse.
Alter der Kultur
2 Tage
3 Tage
4 Tage
6 Tage
_
7 Tage
a
'n
Kultur ohne Zusatz
40,0
27,0
15,4
8,33
635
g 1 5 Proz. Pepton
50,0
36,4
22,7
11,1
10,5
'x
> 30 „ Ascites
43,5
27,0
20,0
5,88
5,56
©
H
« 30 „ Pferdeserum
35,7
27,0
12,5
5,0
2,94
E§ 30 „ Kaninchenserum
40,0
Tabelli
29,4
s 13.
15,4
5,56
5,41
Stamm B in Kanin chenserumbouillon. 40 Proz. Hamolyse.
Alter der Kultur
17
Std.
27,
Tage
37 ,
Tage
57,
Tage
1 87 .
Tage
107,
Tage
137,
Tage
157,!
Tage
177,
Tage
207,
Tage
2 1
;s Kultur ohne Zusatz
o Zusatz von 5 Proz. Pepton
H 1
33,3
40,0
62,5
83,3
43,5
50,0
21.3
33.3
27,0
40,0
11,1
23,3
|
5,56
10,5
4,17
6,25
4,0
4,44
2,5
5,88
Tabelle 14.
Stamm B in Ascitesbouillon. 55 Proz. Hamolyse.
Alter der Kultur
1
3 Std.
5 Std.
7 Std.
10 Std.
24 Std.
48 Std.
T3 Kultur ohne Zusatz 10,0
§ Zusatz von 5 Proz. Pepton 22,7
H :
Im allgemeinen wurden die
30,3 125,0
55,6 154,0
Versuche, das
66,7
90,9
etwaif
27,0 | 10,5
55,6 43,5
;e Vorkommen
von „Prolysin u nachzuweisen, erst nachdem die Lysinbildung in der be-
treffenden Kultur ihr Maximum erreicht hatte, unternommen. Aus den
Tabellen 13 und 14 geht indessen deutlich hervor, dafi „Prolysin“ in
Streptokokkenkultur schon fruher vorhanden sein kann.
So ist z. B. aus der Tabelle 14 ersichtlich, daB die Toxizitat der
Kultur schon 3 Stunden nachdem diese angelegt worden war, bei Zu-
satz von 5 Proz. Pepton eine betrachtliche Zunahme erfuhr, obwohl die
Toxizitfit an und fur sich, erst als die Kultur 7 Stunden alt war, ihr
Maximum erreichte. Auch bei diesem letzteren Zeitpunkte bewirkte
ein Zusatz von 5 Proz. Pepton eine recht erhebliche Steigerung der
Toxizitat.
Auch bei dem der Tabelle 13 zugrunde liegenden Versuch ist in
der nach 17 Stunden entnommenen Probe die Toxizitat bei Zusatz von
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616
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Pepton bedeutend gestiegen, obwohl die Lysinmenge der Kultur iratner
Doch in ZuDahme beg’riffen war.
Wie aus den obigen Tabellen zu ersehen ist, hat, bis auf einen
Fall, dieLysinmenge derKulturen bei Zusatz von Pepton
stets zugenommen. Die Steigerung der Toxizitat war in den ver-
schiedenen von einer und derselben Kultur stammenden Proben bei
weitein nicht gleich, sondern bot bei jedem Versuche betr&chtliche
Variationen dar.
Im allgemeinen stieg die Lysinmenge verhaltnismaBig am starksten
in alten Kulturen. In einer 27-tagigen Ascitesbouillonkultur nahm die
Toxizitat um 172 Proz., in einer 207 2 Tage alten Kaninchenserum-
bouillonkultur um 135 Proz., in einer 8-tagigen Ascitesbouillonkultur
um 219 Proz. und in derselben Kultur, als sie 12 Tage alt war, um
164 Proz. zu. Die starkste Zunahme, 314 Proz., wurde jedoch in einer
nur 2 Tage alten Kultur beobachtet; hier war aber zu dieser Zeit
die urspriingliche Toxizitat bereits ungewohnlich stark gesunken.
Die auf Zusatz von Pepton erfolgende Toxizitatssteigerung hat in
Pferdeserumbouillonkulturen von 14 bis 68 Proz., in Kaninchenserum-
bouillonkulturen von 11 bis 135 Proz., in Ascitesbouillonkulturen von
32 bis 314 Proz. variiert.
Auch nach Zusatz von 30 Proz. Aszitesfliissigkeit trat
bei alien Versuchen wenigstens zu irgendeiner Zeit, bzw.
in irgendeiner der entnommenen Proben, eine recht bedeutende
Vermehrung des Lysingehaltes der Kulturen ein. Doch
war diese Zunahme bei weitem nicht so regelmafiig wie bei Zusatz von
Pepton.
In drei zu verschiedenen Zeiten von derselben Ascitesbouillonkultur
entnommenen Proben blieb der Zusatz von 30 Proz. Ascitesfltissigkeit
ohne EinfluB auf die Lysinmenge, im ubrigen aber schwankte hierbei die
Toxitatszunahme der Ascitesbouillonkulturen zwischen 6 und 156 Proz.
In verschiedenen Proben von Pferdeserumbouillonkulturen erfolgte
nach Zusatz von Ascitesfltissigkeit eine Abnahme des Lysingehaltes. In
anderen Proben wiederum blieb dieser unverandert, und in den flbrigen
trat eine ziemlich unerhebliche Zunahme ein. Die starkste in Pferde¬
serumbouillonkulturen bei Zusatz von Ascitesfltissigkeit beobachteten
Toxizitatssteigerung betrug nur 30 Proz.
Noch unregelmaBigere Resultate ergaben sich bei Zu¬
satz von 30 Proz. Pferde- Oder Kaninchenserum.
In verhaltnismaBig jungen Ascitesbouillonkulturen stieg jedoch hierbei
in der Regel die Lysinmenge recht bedeutend. Auf den Lysingehalt der
Pferdeserumbouillonkulturen dagegen hatte ein derartiger Serumzusatz
sehr geringen EinfluB. In denjenigen Kulturen, deren Lysingehalt
bereits ziemlich tief gesunken war, wurde nach Serumzusatz eine noch
weitere Abnahme der Lysinmenge beobachtet. Dies muB wohl darauf
beruhen, daB das zur Anwendung gelangte Serum, obgleich wahrend
einer halben Stunde auf 56° C erwarmt, doch Antilysin enthielt, tvelches
eine gewisse Hemmung der Hamolyse bewirkte.
Uin zu erfahren, ob auch in anaeroben Streptokokkenkulturen eine
Zunahme der Lysinmenge nach Peptonzusatz eintritt, habe ich eine
Versuchsreihe vorgenommen, deren Resultat in der Tabelle 15 zusammen-
gestellt ist.
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t. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin.
617
Tabelle 15.
Anaerobe Kultur des Stammes B in Pferdeserumbouillon.
35 Proz. Hamolyse.
Alter der Kultur
1 Tag
6 Tage
9 Tage
.J, 4J
Kultur ohne Zusatz
33,3
8,7
5,9
O • ~
H N
Zusatz von 5 Proz. Pepton
45,5
10,0
8,7
Wie aus tier Tabelle hervorgeht, hat bei s&mtlichen
Proben der Zusatz von 5 Proz. Pepton auch in anaeroben
Kulturen eine recht bedeutende Steigerung derToxizitat
hervorger ufen.
Das Verhaltnis zwischen der in der Streptokokkenkultur vor und
nach Peptonzusatz vorhandenen Lysinmenge lSBt sich aus der Fig. 5
deutlich entnehmen, worin der in der Tabelle 14 geschilderte Versuch
graphisch dargestellt ist.
Vorkommen von „Prolysin‘
Tom-
z itat
160
140
120
100
80
60
40
20
Fig. 5.
in Asciteebouillonkultur (1+2) des Stammes B.
55 Proz. Hamolyse.
i
\
\
1 1
—r
i
i
\ \
\ \
u
i
i
y
If
II
n
/
7 /
if
N
__
—
3 5 7 10 24
-Kultur ohne Zusatz.
-Zusatz von 5 Proz. Pepton.
48Sfunde«.
Die vorstehend angefiihrten Beobachtungen stimmen ja in der
Hauptsache mit den von Walbum bei Untersuchung anderer Bakterien-
kulturen geraachten uberein und sprechen unzweifelhaft zugunsten der
Annahme dieses Autors, daB ein „Prolysin“ existiert, welches bei Zusatz
eines hierzu geeigneten Substrates zu wirksamem Hamolysin aktiviert
wird.
Auch in Serum- und Ascitesbouillonkulturen von Streptokokken
scheint Pepton besonders geeignet zu sein, dieses „Prolysin u zu akti-
vieren.
In Ascitesbouillonkulturen wirkte jedoch auch Ascitesfliissigkeit in
dieser Hinsicht recht kraftig, und ebenso hatte hier ein Zusatz von Serum
oft einen ziemlich erheblichen EinfluB. Es erscheint daher annehmbar,
daB der prozentische Gehalt der Bouillon an Ascitesfliissigkeit nicht der
fiir die Lysinbildung gunstigste war, sondem hatte etwas hoher sein
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618
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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konnen, wodurch sich wohl noch ein Teil des jetzt nicht aktivierten
„Prolysins“ hatte aktivieren lassen, und somit die Lysinmenge moglicher-
weise etwas gestiegen ware. In Pferdeserumbouillonkulturen hat, wie
bereits erw&hnt, weder Ascitesflussigkeit noch Serum auf die Aktivierung
des „Prolysins u irgendwelchen besonderen EinfluB ausgeubt. Dies er-
scheint ja recht wohl erkl&rlich, denn aus meinen fruher erwahnten
Versuchen ergibt sich, daB diese Nahrlosung schon an und fur sich die
fiir Hamolysinbildung giinstigste Menge Serum oder eher sogar etwas
dariiber enthielt.
Ein naheres Studium der obigen Tabellen laBt erkennen, daB bei
jedem Versuch die Menge des aktivierten „Prolysins“ in jungen Kul-
turen am groBten war. Je alter die Kultur wurde, urn so mehr nahm
die Menge des „aktivierbaren Prolysins 44 ab. In manchen Fallen erfolgte
diese Abnahme uberaus regelmaBig, in anderen dagegen nicht, in
alien Fallen aber konnte in den Kulturen gegen Ende des Versuches
bedeutend weniger „aktivierbares Prolysin 44 nachgewiesen werden als
fruher. Hand in Hand mit der bei fortgesetzter ZOchtung
erfolgenden Destruktion des in den Kulturen gebildeten
H&molysins scheintalso auch eine Zerstor ung desanf&ng-
lich erzeugten „Prolysin s“ einzutreten.
Hierdurch erkl&rt sich, daB die Lysinmenge, dem Zusatz aktivierender
Substanz zum Trotz, in Uebereinstimmung mit dem Verhalten des direkt
in den Kulturen gebildeten Lysins, regelm&Big abnahm in dem MaBe, wie
wie die Kultur alter wurde.
Das Vorkommen filtrierbaren Hamolysins in Strepto-
kokkenkulturen.
Vielen Forschern, Besredka, Lewin, Simon, Kerner, de
Waeleund Sugg,Natvig,Tchitchkine,Landsteiner, Braun,
M’Leod, Jupille, ist es gelungen, von Streptokokkenkulturen — teils
von Kulturen, die im Serum allein, teils von solchen, die in Serum-
bouillon verschiedener Art gewachsen sind — h&molysinhaltige Filtrate zu
gewinnen. Als fiir diesen Zweck besonders giinstige Nahrlosung hebt
Braun Kaninchenserumbouillon (10 Proz.), M’Leod Pferdeserum-
bouillon (10—50 Proz.), Jupille gleichfalls Pferdeserumbouillen (50Proz.)
hervor.
Auch in Filtraten von gewohnlicher Bouillon konnten Schlesinger,
Simon, Braun und M’Leod ausnahmsweise Hamolysin nachweisen.
Bei meinen Untersuchungen iiber etwaiges Vorkommen von filtrier-
barem Hamolysin in Streptokokkenkulturen gelangte ausschlieBlich der
Streptokokkenstamm B zur Anwendung, weil dieser bedeutend starker
hamolytisch wirkte als A und aus diesem Grunde fiir die betreffenden
Versuche geeigneter erschien. Die Versuche wurden mit Kulturen
ausgefiihrt, die in Pferdeserutnbouillon (1 -f- 1), Kaninchenserum¬
bouillon (1 -f- 9), Ascitesbouillon (1 4- 2) so wie gewohnlicher Pepton-
bouillon wuchsen.
Die Filtration wurde bei demjenigen Zeitpunkte vorgenommen, wo
nach fruher gewonnener Erfahrung angenommen werden konnte, daB
die Kultur verhaltnismaBig stark lysinhaltig sei; hierbei kam iu der
Mehrzahl der Falle ein M aassen-Filter zur Auwendung. Urn den
Durchgang durch dieses zu erleichtern, wurde gewbhnlich erst durch
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v. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin.
619
doppeltes Filtrierpapier filtriert. In der Regel wurde ein und dasselbe
Filter nur zum Filtrieren von je 50—80 ccm Kultur gebraucht. Nur in
eiuem Falle (No. 7 der Tabelle) wurden zu gleicher Zeit durch zwei
Filter im ganzen 250 ccm Kultur filtriert.
In jedem Falle wurden in Pferdeserumbouillon Kontrollkulturen an-
gelegt, docli konnten nur in einem mit Maassen-Filter gewonnenen
Filtrat Streptokokken nachgewiesen werden. Dieses Filtrat wurde daher
nicht verwendet, und der betreffende Versuch ist auch nicht in der
untenstehenden Tabelle beriicksichtigt.
Mit B erkefeld-Filtern wurden eine Probe von einer Pferde-
serumbouillonkultur und eine von einer Kaninchenseruinbouillonkultur
filtriert. Diese Proben erwiesen sich jedoch nicht als steril, sondern
enthielten, wenngleich nur spSrlich, Streptokokken.
Zur Ermittelung des Verhaitnisses zwischen der Lysinmenge in der
Kultur und in dem je entsprechenden Filtrat wurde jedesmal sowohl
die erstere als auch das letztere unmittelbar untersucht. Die hierbei
gewonnenen Resultate finden sich in der Tabelle 16 zusammengestellt.
Bei eingehenderer Betrachtung dieser Tabelle findet man, daB die
Kultur in bezug auf das Hervorrufen einer totalen Hamolyse gewohn-
lich bedeutend, bis 15,3mal starker war als das entsprechende Filtrat.
In vier Pferdeserumbouillonkulturproben war jedoch das Verhaltnis ein
anderes. In diesen Fallen war namlich die Kultur nur unerheblich,
1,2— l,6mal starker hamolytisch als das betreffende Filtrat.
Wenn man indessen beim Beurteilen der relativen Toxizitat der
Kultur und des Filtrates nicht von derjenigen Dosis ausgeht, welche
totale Hamolyse bewirkt, sondern von einer Dosis, die in beiden Fallen
den gleichen Grad von partieller Hamolyse erzielt — ein Verfahren,
welches bei vergleichenden Untersuchungen bekanntlich sichere Resultate
gewahrt — so gestaltet sich das Verhaltnis anders, indem der Unter-
scliied zwischen dem Hamolysingehalt der Kultur und des Filtrates sich
als bedeutend geringer darstellt. Im Versuch No. 4 hat deinentsprechend
die gleiche Dosis von Kultur und von Filtrat je 30 Proz. Hamolyse be¬
wirkt, und im iibrigen war, bis auf eine einzige Ausnahme, bei An-
wendung von Pferdeserumbouillon, der Lysingehalt der
Kultur bei einem Ilamolysegrad von 25 — 65 Proz. nur
1,1 — l,4mal groBer als in dem je entsprechenden Filtrat.
In einem Falle (No. 8) war jedoch die Kultur — auch mit bezug auf
partielle Hamolyse — mehr als 3mal reicher an Streptolysin als das
Filtrat. In diesem Falle ging jedoch die Filtration sehr langsain von
statten, wahrscheinlich weil die Poren des Filters durch vorherige An-
wendung sich teilweise verstopft hatten. Dieser Fall zeigt somit, daB
es, um ein kraftig hamolytisches Filtrat zu erhalten, von Wichtigkeit ist,
Filter zu gebrauchen, die eine leichte und rasche Filtration gestatten.
Bei Anwendung von Ascitesbouillon erwies sich — bei
einem Hamolysegrad von 25—65 Proz. — der Streptolysingehalt
der Kultur 1,6 — 3,1 ma 1 groBer als der des Filtrates.
MitKaninchenserumbouillonkultur wurde nur ein Versuch
mit Maassen -Filter gemacht. Dieser Versuch ergab, daB bei einem
Hamolysegrad von 30 bzw. 40 Proz. die Kultur 2,6- b z w. 2,7mal
ly si ns tarker war als das Filtrat. Bei Filtrierung derselben
Kultur durch ein B e r k ef e 1 d - Filter wurde ein etwas stiirkeres Filtrat
gewonnen; dieses war aber, wie bereits erwahnt, nicht vollstiindig steril
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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Tabelle 16.
Nummer
dee
Ver-
Bucbes
Grad der
Hamolyse
Lvsindosis
in Kubikzentimeter
Lvsinmenge
der Kultur
im Verhalt-
nis zu der
des Filtrates
Bemerkungen
Kultur
Filtrat
Pferdeserumbouillon.
1
100 Proz.
0,04
0,065
1,6
Filtrat mit Maassen-Filter
45 „
0,008
0,011
1,4
30 „
0,0065
0,0075
1,2
2
100 Proz.
0,08
0,13
1,6
dgl.
65 „
0,017
0,02
1,2
35 „
0,01
0,013
1,3
3
100 Proz.
0,065
0,1
1,5
dgl.
60 „
0,013
0.014
1,1
25 „
0,008
0,0085
1,1
4
100 Proz.
0,065
0,08
1,2
dgl.
50 „
0,008
0,009
1,1
30 „ .
0,005
0,005
1,0
5
100 Proz.
0,065
0,2
3,1
dgl.
55 „
0,01
0,012
1,2
35 „
0,008
0,0095
1,2
6
55 Proz.
0,013
0,017
1,3
dgl.
40 „
0,0095
0,012
1,3
7
100 Proz.
0,2
0,8
4,0
dgl.
40 „
0,025
0,033
1,3
30 „
0,02
0,025
1,25
8
100 Proz.
0,2
> 1,0*)
_
dgl.
45 „
0,025
0,085
3,4
Die Filtration ging sehr
35 „
0,02
0,06
3,0
langsam von statten
9
100 Proz.
0,05
0.2
4,0
Filtrat mit Berkefeld-
55 „
0,01
0,013
13
Filter
Ascites bouillon.
10
100 Proz.
0,04
0,4
10,0
Filtrat mit Maassen-Filter
65 „
0,013
0,04
3,1
30
0,01
0,023
2,3
11
50 Proz.
0.02
0,037
1,85
dgl.
45 „
0,017
0,027
1,6
12
45 Proz.
0,04
0,08
2,0
dgl.
13
50 Proz.
1 0,04
0,085
2,1
dgl.
25 „
| 0,03
0,05
1,7
Kaninchenserumbouillon.
14
100 Proz.
0,065
1,0
15,3 1
Filtrat mit Maassen-Filter
40 „
0,03
0,08
2,7
|
30 „
0,025
0,065
2,6
15
100 Proz.
0.065
0,65
10,0
Dieselbe Kultur mit Berke-
40 „
0,03
0,065
2,2
feld-Filter filtriert
30 „
0,025
0,053
2,1
1) 1 ccm (die hochste zur Anwendung gebrachte Dosis) ergab noch nicht 100 Proz.
Hamolyse.
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622 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7.
Bei der dritten Versuchsreihe gelangte ein steriles hamolytisches
Filtrat zur Verwendung. Hiervon wurden innerhalb 5 1 /* Wochen bei
der Ziege im ganzen 108 ccm, beginnend mit 0,4 und endigend mit
40 ccm, und beim Meerschweinchen im ganzen 40 ccm, beginnend mit
0,2 und bis 15 ccm steigend, injiziert.
In jedem von diesen Versuchen wurde auch ein Kaninchen ver-
wendet, diese verunglflckten aber samtlich, eheder Immunisierungsversuch
abgeschlossen wurde.
Alle diese Versuche haben ein negatives Resultat er-
geben, indem im Serum der genannten Tiere keine Stei-
gerung des Antistreptolysingehaites konstatiert werden
konnte.
Die Wirkung des Streptolysins bei verschiedenen
Temperaturen.
Ueber die Wirkung des Streptolysins bei verschiedenen Temperaturen
haben Besredka und Braun Versuche angestellt. Der erstere fand,
daB das Streptolysin bei 37° C viel krdftiger wirkte als bei Zimmer-
temperatur. Braun wiederum sagt, daB die Giftwirkung des Strepto¬
lysins bei 0° und bei 37° C die gleiche sei, nur mit dem Unterschiede,
daB bei 0° C das Auftreten der HSmolyse eine Verzflgerung erleide.
Ueber die Art und Weise, wie die betreflende Untersuchung ausgefflhrt
wurde, hat Braun keine nflheren Angaben gemacht.
In betreff dieser Frage habe ich mit zwei verschiedenen, sterilen
Filtraten von Pferdeserumbouillonkulturen des Stammes B Versuche
angestellt, die sich auf Eiskellertemperatur (4—5°C), Zimmertemperatur
(18—20° C) und Thermostattemperatur (37 0 C) beziehen.
Die Versuche wurden derart ausgefflhrt, daB sowohl die NaCl-Losung
als auch die Blutkorperchenaufschwemmung vor dem Versuche auf die
ffir diesen in Betracht kommende Temperatur abgekflhlt bzw. erwflrmt
wurde. Unmittelbar nachdem die Reagensglflser beschickt und ge-
schiittelt worden waren, wurden sie auf zwei Stunden in den Eiskeller,
bzw. in Zimmertemperatur oder in den Thermostaten gebracht. Sodann
wurden die Gl&ser wieder geschflttelt und darauf alle in den Eiskeller
gestellt, wo sie bis zu der je am folgenden Tage stattfindenden Ablesung
des Resultates verblieben.
Bei diesen Versuchen wurde eine 1-proz. Aufschwemmung von
Pferdeblutkorperchen verwendet.
Beim Versuch No. 1 bewirkten bei 37 0 C 0,02 ccm Filtrat 55 Proz.
und 0,016 ccm Filtrat 40 Proz. Hamolyse. In denjenigen Rohrchen,
welche bei Zimmertemperatur gehalten worden waren, erwiesen sich zur
Erzielung der gleichen Hamolysengrade 0,1 bzw. 0,072 ccm Filtrat er-
forderlich, indes bei Eiskellertemperatur 0,5 ccm Filtrat, die grflBte
Dosis, welche hierbei zur Anwendung gelangte, nur Spuren von Hflino-
lyse hervorriefen.
Die Wirkung desStreptolysins war demnach bei 37 0 C
4,5—5mal starker als bei Zimmertemperatur wahrend bei
Eiskellertemperatur das Streptolysin so gut wie unwirk-
sam war.
Der zweite Versuch ergab ungefahr das gleiche Resultat. Bei 37 °C
hatte namlich der Zusatz von 0,025 bzw. 0,02 ccm Filtrat 40 bzw. 30 Proz.
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v. Hellene, Untereuchungen fiber Streptolysin.
623
Hamolyse zur Folge, indes bei Zimraertemperatur die gleichen Grade
der HSmolyse von 0,17 bzw. 0,12 ccm Filtrat bewirkt wurden. In den-
jenigen Rfihrchen, die wfihrend der ganzen Versuchszeit im Eiskeller
gehalten wurden, traten nach Zusatz von 1 ccm Filtrat nur Spuren von
Hamolyse auf.
Das Streptolysin wirkte also in diesem Falle bei 37° C ca. 6mal
starker als bei Zimmertemperatur. Bei Eiskellertemperatur zeigte sich
auch in diesem Falle fast keine Giftwirkung.
Bei dieser letzteren Untersuchung wurde auch ein Versuch gemacht,
die Giftwirkung des Streptolysins bei lSngerer Einwirkung von Zimmer¬
temperatur zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurde eine Anzahl Rohrchen,
nachdem sie beschickt und geschiittelt worden waren, 5 Stunden lang
bei Zimmertemperatur stehen gelassen und erst dann, nach erneutem
Umschfitteln, in den Eiskeller gebracht.
Hierbei ergaben 0,1 und 0,08 ccm Filtrat 40 bzw. 30 Proz. HSmo-
lyse. Die Wirkung des Streptolysins war also jetzt etwa V/ 2 m&\ starker
als wenn die Rohrchen nur 2 Stunden bei Zimmertemperatur standen,
aber auch jetzt nur 7* mal so stark wie bei 37 0 C.
Aus diesen Versuchen geht somit hervor, daB sich
die blutlfisende Wirkung des Streptolysins bei verschie-
denen Teraperaturen sehr verschieden rasch geltend
m a c h t.
Die Einwirkung des Streptolysins auf verschiedene
Blutarten.
Untersuchungen tiber die Einwirkung des Streptolysins auf ver¬
schiedene Blutarten sind von Levin und Kerner mit hSmolysierenden
Kulturen, von Besredka und Braun mit Filtraten ausgefiihrt worden.
Der Erstgenannte fand, daB die Blutkorperchen des Kaninchens fur die
Einwirkung des Streptolysins am ausgesprochensten, Pferdeblutkorperchen
am wenigsten empfanglich waren. Zwischen diesen beiden standen, in
bezug auf die Resistenz gegeniiber dem genannten Gift, die Menschen-,
Rinds- und Rattenblutkorperchen, welche drei letzteren sich in dieser
Beziehung anndhernd gleich verhielten. Kerner hat mit Menschen-,
Hunde-, Kaninchen-, Meerschweinchen- und Froschblut gearbeitet und
dabei mit Hundeblut die starkste, mit Menschen- und Froschblut die
schwachste Hamolyse erhalten. Besredka konstatierte ebenfalls bei
verschiedenen Blutarten eine verschiedene Empfindlichkeit, seine Resul-
tate variierten aber je nach der Art des Serums, dessen er sich zur
Darstellung des Streptolysins bediente. Bei den Versuchen Brauns
wurden die Kaninchen-, M&use- und Menschenblutkorperchen am stfirk-
sten angegriffen.
Meinerseits habe ich sowohl mit Kulturen wie sterilen Filtraten
verschiedener Art Versuche fiber die Einwirkung des Streptolysins auf
verschiedene Blutarten ausgeffihrt. Diese Versuche wurden mit 10 ver¬
schiedenen Blutarten (Mensch, Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund,
Kaninchen, Meerschweinchen und Taube) angestellt. In alien Fallen
gelangteeine 1-proz. Aufschwemmungzweimal gewaschener Blutkorperchen
in Dosen von je 8 ccm zur Anwendung.
Sfimtliche Versuche mit Kulturen wurden an ein und demselben
Tage ausgeffihrt, und ebenso fanden gleichzeitig alle Versuche mit Filtrat
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624
Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
unter sich gleichzeitig statt, wahrend dagegen zu diesen verschiedenen
Versuchskategorien Blut von verschiedenen Individuen verwendet wurde.
Die Filtratversuche sind daher auch nicht mit den Kuiturversuchen
vfillig vergleichbar, weil natfirlich individuelle Verschiedenheiten in bezag
auf die Resistenz des Blutes mitgespielt haben konnen.
Die bei diesen Versuchen gemachten Beobachtungen habe ich in der
Tabelle 17 zusammengestellt, welche somit eine Uebersicht gewahrt flber
die in den einzelnen Fallen auf verschiedene Blutarten ausgeiibte Ein-
wirkung des Streptolysins.
Tabelle 17.
Blut von
Mensch
Pferd
Rind
Schaf
Ziege
Schwein
Hund
Kaninchen
Meer-
schweinchen
Taube
Filtrat v. Pferdeserum-
bouillonkultur. Stamm
B. 45 Proz. Hamolyse
Toxizitat
50,0
40,0
50,0
27,0
30,3
71,4
100,5
125,0
50,0
40,0
Filtrat von Kaninchen¬
serumbouillonkultur.
Stamm B. 40 Proz.
Hamolyse
II
7,69
10,0
8,33
5,26
5,56
11,8
16,7
16,7
12,5
5,56
Pferdeserumbouillon-
kultur. Stamm A.
50 Proz. Hamolyse.
II
23,3
33,3
13,3
7,69
9,09
76,9
55,6
40,0
37,0
25 fi
Pferdeserumbouillon-
kultur. Stamm B.
45 Proz. Hamolyse
IJ
33,3
37,0
58,8
25,0
25,0
133,0
105,0
50,0
44,4
37,0
Kaninchenserumbouil¬
lonkultur. Stamm B.
45 Proz. Hamolyse
II
71,4
50,0
25,0
23,3
105,0
154,0
105,0
Aufier den dieser Tabelle zugrunde liegenden Versuchen wurde noch
ein Versuch mit einem Filtrat einer Ascitesbouillon-Streptokokk'enkultur
gemacht. Dieses Filtrat war jedoch schon verhaltnismaBig alt und in-
folgedessen, obwohl es in der Gefrierkammer aufbewahrt worden war,
dermaBen abgeschw&cht, daB ich das Ergebnis dieses Versuches nicht fur
zuverlassig genug halte, um es hier ausfflhrlich wiederzugeben; es sei
daher nur bemerkt, daB sich hierbei im wesentlichen das gleiche Resultat
ergab wie mit Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur.
Die obige Tabelle laBt erkennen, daB sowohl bei Versuchen
mit Filtrat als auch bei solchen mit Kultur verschiedene
Blutarten gegentiber der Einwirkung des Streptolysins
in sehr wechselndem MaBe empfindlich waren.
Die Ergebnisse der verschiedenen Versuche boten keine vdllige
Uebereinstimmung miteinander dar. Ueberhaupt wirkte jedoch
das Streptolysin am stSrksten auf Kaninchen-, Hunde-,
Schweine- und Meerschweinchenblut. Menschen-, Pferde-
und Rindsblut reagierte auf die Einwirkung des Giftes in
der Regel etwas schw&cher als die erstgenannten Blut¬
arten, unter sich aber einigermafien gleich stark. Das
Taubenblut ergab sehr wechselnde Resultate, verhielt
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v. Hellens, Untersuchungen fiber Streptolysin.
625
sich aber dem Streptolysin gegenuber am ehesten wie
Pferdeblut. Am unempfindlichsten war jedenfalls das
Blut der Ziege und besonders das des Schafes. Von s&mt-
lichen untersuchten Blutarten erwies sich die letztgenannte in der Regel
am resistentesten gegen die Einwirkung des Streptolysins.
AuBer in bezug auf die Empfindlichkeit ftir die Streptolysinwirkung
boten die einzelnen Blutarten bei diesen Versuchen auch in sonstiger
Hinsicht eine merkbare Verschiedenheit dar. Bei meinen Untersuchungen
iiber das Streptolysin habe ich regelmaBig gefunden, daB die Pferdeblut-
korperchen, wenn sie der durch Streptolysin bewirkten Hamolyse zum
Opfer fallen, auch mehr oder weniger verfarbt werden, so daB die Farbe
des Inhaltes der Blutrbhrchen einen mehr oder weniger ausgesprochenen
Stich ins Braunliche annimmt. Diese Verfarbung trat nahezu bei alien
meinen Versuchen, unablmngig von der Art des hierbei angewandten
Streptolysins, ein. Je hochgradiger die Hamolyse, um so ausgesprochener
war in der Regel die Braunfarbung der Fliissigkeit.
Die gleiche Beobachtung habe ich im Beginne dieser Arbeit in Be¬
zug auf Schafblut gemacht, clessen ich mich bei gewissen vorbereitenden
Versuchen bediente. Bei den jetzt in Rede stehenden vergleichenden
Versuchen mit verschiedenen Blutarten zeigte sich, daB eine derartige
Verfarbung auch bei Anwendung einiger anderen Blutarten eintrat.
Durch Einwirkung von Filtrat sowohl von Pferdeserumbouillon- als
auch von Kaninchenserumbouillon-Streptokokkenkulturen wurde bei
Versuchen mit Pferde-, Rinds-, Schaf- und Ziegenblut
die in den Rohrchen enthaltene Flflssigkeit in hohem
Grade, bei Versuchen mit Menschen-, Schweine-, Hunde-, Kaninchen-
und Meerschweinchenblut dagegen nicht in nennenswertem Mafie verfarbt.
Taubenblut wurde durch Einwirkung von Pferdeserumbouillonkulturfiltrat
verfarbt, beim Versuch mit Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur
wurde aber eine Verfarbung auch des Taubenblutes beobachtet.
Ein Unterschied in betreff der Einwirkung des Streptolysins auf
verschiedene Blutarten machte sich endlich auch darin bemerkbar, daB,
bei Versuchen mit gewissen Blutarten, in einem Teil der
Rohrchen, wo nur eine unbetrachtliche Hamolyse vorkam, eine deut-
lich ausgepragte Agglutination der Blutkbrperchen kon-
statiert wurde. Bei Versuchen mit Filtrat von Kaninchenserum¬
bouillonkultur war dies der Fall mit Blutkorperchen des Menschen, des
Schweines und des Meerschweinchens, bei den mit Filtrat von Pferde-
serumbouillonkultur angestellten Versuchen aber nur mit Schweineblut-
korperchen. Bei Versuchen mit den iibrigen Blutarten wurde keine
solche Agglutination der Blutkorperchen wahrgenommen.
Die Loslichkeit des Streptolysins in Aether.
Bei Untersuchungen, die ich in der Absicht ausfiihrte, die Ein¬
wirkung verschiedener Stoffe auf hamolysierende Filtrate von Strepto-
kokkenkulturen zu erforschen, ergab sich, daB ein derartiges Filtrat nach
Schiitteln mit Aether bedeutend schwacher hamolytisch wirkte, als zuvor.
Da dieses Verhaltens darauf hinzudeuten schien, daB die im Streptolysin
enthaltene hamolysierende Substanz in Aether loslich sei, so habe ich,
um iiber diese Frage AufschluB zu erlangen, mit Filtraten von Pferde-
Erete Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 40
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626
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
serumbouillon-, Kaninchenserumbouillon- und Ascitesbouillon-Strepto-
kokkenkulturen eine Reiche von Versuchen angestellt.
Die Versuche wurden in der Weise ausgefiihrt, daB das betreffende
Filtrat mit reichlicher Menge Aether kraftig geschtittelt wurde. Sodann
wurde der Aether vom Filtrat abgeschieden und auf dem Wasserbade
bei ca. 40° C verdampft, worauf der zurtickgebliebene Aetherextrakt mit
0,9-proz. NaCl-LGsung emulgiert wurde. Sowohl das Filtrat als der
Aetherextrakt wurde sodann auf sein hamolytisches Vermogen untersucht.
Bei Versuchen mit Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur erwies
sich der Aetherextrakt stets hamolytisch wirksam, indes das Filtrat
nachher bedeutend schwacher hamolysierte als zuvor.
Das gleiche Resultat erhielt ich auch bei Versuchen mit dem Filtrat
einer Ascitesbouillonkultur sowie auch bei einem Versuche mit dem
Filtrat einer Kaninchenserumbouillonkultur. Die Untersuchung dieses
letzteren Filtrates ergab jedoch in verschiedenen Fallen wechselnde
Resultate, indem nach Schiitteln mit Aether in der Regel weder der
Aetherextrakt noch das Filtrat hamolytisch wirkte oder nur das letztere
noch ein schwaches hamolytisches Vermogen aufwies. Moglicher weise
haben diese verschiedenen Resultate darauf beruht, daB das angewendete
Filtrat von vornherein recht schwach blutlosend wirkte und infolgedessen
leicht inaktiviert wurde.
Aus diesen Versuchen l&Bt sich jedoch deutlich entnehmen, daB
die im Streptolysin vorfindliche hamolysierende Substanz
in Aether loslich ist und sich durch Behandlung mit
dieser Fliissigkeit aus Kulturfiltraten extrahieren laBt.
Indessen ist es mir nicht gelungen, in dieser Weise das Hamolysin
aus den vor mir angewendeten Filtraten vollst&ndig zu extrahieren.
Obwohl Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur 2—3 Stunden lang mit
dem wiederholt gewechselten, mehrfachen Volumen Aether geschtittelt
wurde, blieb es dennoch schwach hamolytisch; doch nahm hierbei sein
hamolytisches Vermogen in samtlichen Versuchen um ca. 90 Proz. ab.
Die Gesamtinenge des in dem Aetherextrakt und in dem mit Aether
behandelten Filtrat enthaltenen H&molysins entsprach nicht vollstandig
der ursprtinglichen Menge.
Die Inaktivierun g des Streptolysins bei verschiedenen
T emperaturen.
Das von Besredka aus Serumkulturen dargestellte Streptolysin
erlitt bei Aufbewahrung in Zimmertemperatur nur allm&hlich eine Ab-
schwachung. Nach Ablauf von 15 Tagen war es jedoch schon sehr
schwach, und nach 20 Tagen konnten mit demselben nur noch Spuren
von Hamolyse erzielt werden. Auch bei mehrtagiger Aufbewahrung bei
37° C trat eine erhebliche Abschwachung ein. Dagegen wurde die
Toxizitat durch Erhitzung auf 55—56 °C wahrend einer halben Stunde
fast gar nicht, und durch ebensolange Erhitzung auf 65° C nur in
geringem MaBe herabgesetzt. Bei 10-sttindiger Erhitzung auf 55° C
sowie durch 2-stiindige auf 70° C erfolgte eine ganzliche ZerstGrung
dieses Streptolysins.
Andere Forscher haben das Streptolysin bedeutend labiler gefunden.
Nach Landsteiner werden stark hamolytisch wirksame Filtrate schon
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v. Hellene, Untereuchungen fiber Streptolysin.
627
durch viertelstfindige Erhitzung auf 55 °C hochgradig abgeschwacht Oder
inaktiv. Kerner gibt an, daB das Streptolysin gegen Erhitzung nur
geringe Widerstandsfahigkeit besitzt, Schlesinger, daB dasselbe durch
Erhitzung auf 47—48 °C wahrend einer halben Stunde in hohem Grade
abgeschwacht und durch Erhitzung auf 60°C wahrend einer Viertel-
stunde vollstandig zerstort wird. Braun, der mit Filtrat von Kaninchen-
serumbouillonkultur arbeitete, konstatierte dabei, daB das genannte
Filtrat durch 6-stundige Aufbewahrung bei Zimmertemperatur eine starke
Abschwachung seines hamolytischen Vermogens erfuhr, wahrend es bei
Eiskellertemperatur in der gleichen Zeit nur in unerheblichem MaBe
abgeschwacht wurde und sich auch nach einigen Tagen noch etwas h&mo-
lytisch wirksam erwies. Eine 2-stUndige Erwarmung auf 37 0 C bewirkte
eine bedeutende Herabsetzung der Toxizitat, und eine 6-stundige Er¬
warmung auf diese Temperatur fiihrte die vollstandige Zerstorung des
Streptolysins herbei. In der Regel wurde dieses auch durch 7 g -stflndige
Erhitzung auf 60° C ganzlich inaktiviert. M’Leod fand, daB aus
Pferdeserumbouillonkultur dargestelltes Streptolysin auf Eis wahrend
8—10 Stunden unverkndert blieb, bei langerer Aufbewahrung aber ab¬
geschwacht wurde. Bei Zimmertemperatur erfolgte in 15 Stunden eine
nahezu vollstandige Inaktivierung dieses Lysins, und bei 37° C nahm
die Giftwirkung schon in einer halben Stunde bedeutend ab. Bei 49 °C
wurde diese in 30 Minuten auf Vis reduziert, und bei 55° C trat in
derselben Zeit eine totale Zerstorung des Streptolysins ein.
Zur Ermittelung, wie rasch das Streptolysin bei verschiedenen
Temperaturen inaktiviert wird, habe auch ich eine betrachtliche Anzahl
Versuche angestellt. Diese wurden mit Filtraten von Kulturen des
Stammes B, die in Pferdeserumbouillon (14-1), Kaninchenserumbouillon
(1 9) und Ascitesbouillon (1+2) gewachsen waren, ferner —wo dies
zweckmaBig geschehen konnte — auch mit hamolysierenden Kulturen
ausgefdhrt. Die verschiedenen Temperaturen, deren Einwirkung auf die
Toxizitat des Streptolysins ich zu konstatieren versuchte, waren Zimmer¬
temperatur (18—20° C), Thermostattemperatur (37° C), 4-50—75° C,
ferner Eiskellertemperatur (+4-5° C) sowie —16° C. Endlich habe
ich geprflft, welchen EinfluB Erhitzung auf 100° C auf den hamo-
lysieren den Aetherextrakt vom Filtrat einer Pferdeserumbouillonkultur
hatte.
Meine hierbei gemachten Beobachtungen sollen hier nachstehend —
ftir jede der betreffenden Temperaturen besonders — kurz wiedergegeben
werden.
Aufbewahrung bei Zimmertemperatur.
Die auf die Inaktivierung des Streptolysins bei Zimmertemperatur
beziiglichen Versuche wurden mit sterilen Filtraten ausgefiihrt. Diese
wurden je wahrend der Dauer des Versuches im Dunkeln anfbewahrt,
und ihre Reinheit wurde wahrend der ganzen Versuchsdauer genau
kontrolliert.
Die mit verschiedenen Proben desselben Filtratschlages vorgenom-
menen Untersuchungen ergaben in der Hauptsache gleiche Resultate,
weshalb mir ein ausfiihrlicher Bericht iiber diese samtlichen Versuche
tlberflilssig erscheint. Ich habe daher in Fig. 6 nur die mit je einer
Probe der verschiedenartigen von mir zur Anwendung gebrachten Kul-
turfiltrate gewonnenen Ergebnisse graphisch dargestellt.
40*
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628
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Fig. 6.
Inaktivierung des Streptolysins bei Zimmertemperatur.
Toxi-
zitat.
-Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse.
--Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse.
.Filtrat von Ascitesbouillonkultur. 50 Proz. Hamolyse.
Wie die Figur ersehen lfifit, hatte in alien den untersuchten
Filtraten die Toxizitat schon binnen 24 Stunden be-
deutend abgenommen. Das Filtrat der Pferdeserumbouillonkultur
bfiBte in 8 Tagen, das Filtrat der Kaninchenserumbouillonkultur in
4 Tagen und dasjenige der Ascitesbouillonkultur in 3 Tagen sein Blut-
losungsvermogen nahezu vollstfindig ein.
Ein Vergleich der verschiedenen Filtrate untereinander wird in ge-
wissem MaBe dadurch erschwert, daB hier, ebenso wie bei den iibrigen
Temperaturversuchen, die Toxizitat der verschiedenen Filtrate von vorn-
herein ungleich groB und der beobachtete Hfimolysegrad nicht in alien
Fallen der gleiche war. Doch scheint aus meinen Versuchen hervor-
zugehen, dafi das Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur
resistenter ist als die iibrigen.
Aufbewahrung im Eiskeller (4 — 5° C).
Die Versuche fiber die Haltbarkeit des Streptolysins bei Eiskeller-
temperatur wurden teils mit sterilen Filtraten, teils mit solchen Filtraten
ausgeffihrt, die durch Filtration mit Berkefe 1 d-Filtern gewonnen und
nicht absolut steril waren. Die letzteren enthielten jedoch so geringe
Mengen Streptokokken, daB diese keinen EinfluB auf die Resultate haben
konnten, zumal in Anbetracht der niedrigen Temperatur, bei der die
Filtrate in diesem Falle aufbewahrt wurden. In der Tat konnte auch
nicht im Verlaufe des Versuches irgendein Wachstum der Streptokokken
in den Filtraten wahrgenommen werden.
Die je zur Untersuchung bestimmten Proben wurden im Eiskeller
entnommen, so daB das Streptolysin wfihrend der ganzen Versuchsdauer
bei gleicher Temperatur gehalten wurde.
Die Ergebnisse einer Versuchsreihe, mit einer Probe von jeder den
angewandten Filtratarten, habe ich in der Tabelle 18 zusammengestellt,
und auBerdem finden sich in Fig. 7 und 8 die bei einer zweiten Ver¬
suchsreihe gewonnenen Resultate in graphischer Darstellung wieder-
gegeben.
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v. Hellene, Untersuchungen fiber Streptolysin.
629
Tabelle 18.
Filtrat von Pferdeserum¬
bouillonkultur. 55 Proz.
Hamolyse
Filtrat von Kaninchen-
serumbouillonkultur.
40 Proz. Hamolyse
Filtrat von Ascitesbouillon-
kultur. 45 Proz. Hamolyse
Anzahl Tage
inn Eiskeller
Toxizitat
Anzahl Tage
im Eiskeller
Toxizitat
Anzahl Tage
im Eiskeller
Toxizitat
0
83,3
0
12,5
0
12,5
1
. 83,3
2
10,0
1
10,5
3
45,5
4
5,9
4
4,6
7
33,3
6
4,4
6
43
8
36,4
8
2,7
8
43
14
23,3
10
3,6
13
3,0
18
oa
25.0
15
13
17
1,8
30
1 ^ 5,0
8,3
_
_
_
_
41
7,1
—
—
—
—
Fig. 7.
Inaktivierung des Streptolysins bei Aufbewahrung im Eiskeller’(4—5° G).
Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 55 Proz. Hamolyse.
Toxi.
zitat.
Auch bei Aufbewahrung im Eiskeller nahm die Gift-
wirkung ziemlich rasch, wenngleich bedeutend langsamer
als bei Ziminertemperatur, ab. Schon binnen 24 Stunden konnte
eine betrachtliche Abschwachung der Toxizitat konstatiert werden. Bei
dem in der Tabelle 18 wiedergegebenen Versuche mit dem Filtrat einer
Pferdeserumbouillonkultur erwies sich zwar nach 24-stiindiger Auf¬
bewahrung im Eiskeller das Filtrat ebenso stark hamolysierend wie
zuvor. Bei einem anderen Versuche dagegen zeigte in derselben Zeit
die Toxizitat des Filtrates einer ebensolchen Kultur eine Abschwachung
um 20,6 Proz.
Aus Kaninchenserum- oder Aszitesbouillonkulturen gewonnenes
Streptolysin wurde bei Eiskellertemperatur in 13—17 Tagen so gut wie
vollstandig inaktiviert, wahrend aus Pferdeserumboillonkultur bereitetes
Steptolysin noch nach Ablauf von 6 Wochen schwach hamolytische Eigen-
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630
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
schaft zeigte. Dieses letzterwahnte Streptolysin war also
auch bei Eiskellertemperatur bedeutend resistenter als
die iibrigen.
Fig. 8.
Inaktivierung dee Streptolysins bei Aufbewahrung im Eiskeller.
-Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 40 Proz Hamolyse.
-Filtrat von Ascitesbouillonkultur. 50 Proz. Hamolyse.
AuBer diesen oben angefiihrten Versuchen mit Filtraten habe ich
auch verschiedene solche angestellt, um den Einflufi zu studieren, den
die Aufbewahrung im Eiskeller auf das hainolytische Vermogen in ver-
schiedenen Nahrboden wachsender Streptokokkenkulturen ausiibt. Die
hierbei gewonnenen Resultate scheinen mir jedoch ein zu geringes Inter-
esse darzubieten, um hier ausftihrlich wiedergegeben zu werden. Doch
verdient, wie mir scheint, als Ergebnis dieser Versuche hervorgehoben
zu werden, daB auch die Toxizitat derartiger Kulturen bei Aufbewahrung
im Eiskeller binnen kurzem eine bedeutende AbschwAchung erfahrt.
Die Inaktivierung desH&molysins vollzog sich immerhin
in Kulturen bedeutend langsamer alsinden entsprechen-
den Filtraten. Bei mehreren Versuchen erwiesen sich demgemSB
die Kulturen noch nach 2—3 Tageu ebenso stark blutlosend wie zu
Beginn des Versuches. Am resistentesten waren Pferdeserumbouillon-
kulturen.
Aufbewahrung in der Gefrierkammer (—16° C).
Bei diesen Versuchen gelangten sowohl Filtrate verschiedenartiger
Kulturen als auch in verschiedenen NShrbbden wachsende hSmolysierende
Kulturen zur Anwendung. Das Untersuchungsmaterial wurde in kleinen
Portionen auf eine Menge einzelner Behaiter verteilt, welche sodann
gleichzeitig in die Gefrierkammer gebracht wurden. Aus dieser wurde
zu jedem Versuch eine neue Probe geholt, welche unmittelbar nachdem
das gefrorene Lysin aufgetaut war, untersucht wurde.
Bei der Untersuchung gleichartiger, zu verschiedenen Zeiten aus der
Gefrierkammer geholter Proben ergaben sich nicht immer untereinander
vOllig iibereinstimmende Resultate. Es zeigte sich namlich haufig, daB
eine spater entnommene Probe etwas starker hamolytisch wirkte als
eine fruhere. Wahrscheinlich hat dies darauf beruht, daB die in ver-
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v. H el lens, Untersuchungen iiber Streptolysin.
631
schiedenen Beh<ern aufbewahrten Proben obwohl gleichzeitig in die
Gefrierkamraer gestellt, sich doch aus irgendeinem Grunde verschieden
rasch abkiihlten, und dafi hierdurch das Streptolysin, vor dem Gefrieren,
in einem Teil der Faile eine starkere Abschwachung erleiden konnte,
als in anderen.
Aus diesen meinen Untersuchungen ging bervor, daB Filtrate von
verschiedenen Kulturen ira gefrorenen Zustande in der
Regel 3 — 4 Tage ohne nennenswerte Abschwachung auf-
bewahrt werden kbnnen. Zuweilen nahm jedoch die Toxizitat
schon in kilrzerer Zeit als 3 Tagen bedeutend ab, andererseits aber
konnte es sich auch wahrend erheblich lSngerer Zeit unver&ndert er-
halten. So erwies sich z. B. in einem Falle das Filtrat einer Pferde-
serumbouillonkultur nach Ablauf von 14 Tagen noch ebenso stark hamo-
lytisch wie zu Beginn des Versuches.
A11 m a h 1 i c h tratimmerhin auchbeidieserTemperatur,
wiewohl noch bedeutend langsanier als bei Eiskeller-
temperatur, eine betrachtlicheAbschwachung des Strepto¬
lysin s ein.
Samtliche Filtrate, in bezug auf welche der betreffende Versuch
lange genug ausgedehnt wurde, waren noch nach Ablauf von 100—110
Tagen deutlich hamolytisch wirksam. Indessen hatte hierbei dieToxizitat
um 58—78 Proz. abgenommen.
Filtrate von Pferdeseruinbouillon- und Ascitesbouillonkulturen zeigten
nahezu gleiclie Resistenz, wahrend Filtrate von Kaninchenserumbouillon-
kulturen viel rascher abgeschwacht wurden als die beiden ersteren.
Auch in gefrorenem Zustande behielten die Kulturen ihr blutlosendes
Vermogen besser bei als die je entsprechenden Filtrate.
Erwarmung auf 37° C.
Die bei diesen Versuchen zur Anwendung gelangenden sterilen
Filtrate wurden in der Weise auf 37° C erwarmt, daB die Flasche,
worin die betreffende Probe wahrend des Versuches aufbewahrt wurde,
unter fortwahrendem Umschiitteln, in ein auf ca. 70° C erwarmtes
Wasserbad getaucht wurde, bis die in der Flasche befindliche Fliissigkeit
gebiihrend erwarmt worden war. Auf diese Weise fand die Erwarmung
jedenfalls sehr rasch statt. In denjenigen Fallen, wo der Versuch iiber
langere Zeit als 12 Stunden ausgedehnt werden muBte, wurden zwei
gesonderte Proben desselben Filtrates angewendet, von denen die eine
12 Stunden spater als die andere erwarmt wurde. Diese Anordnung
erschien deshalb geboten, weil es ja sonst kaum moglich gewesen ware,
wahrend des ganzen Verlaufes des Versuches mit gebiihrend kurzen
Zwischenzeiten die zur Untersuchung erforderlichen Proben zu entnehmen.
Irgendwelcher Nachteil schien von diesem Verfahren nicht herzuriihren,
denn die Untersuchung der resp. Proben, welche von diesen beiden je
zu demselben Versuche gehorenden Portionen eines gewissen Filtrates
entnommen wurden, ergab untereinander vollig iibereinstimmende
Resultate.
Zum Zweck der Untersuchung wurden die Proben anfangs allstiindlich
entnommen; spater — als die Inaktivierung des Streptolysins in lang-
samerem Tempo fortschritt — erfolgte die Entnahme mit etwas langeren
Zwischenzeiten, deren bei den einzelnen Versuchen etwas wechselnde
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632
CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7.
Lfinge nach Erfahrungen bemessen wurde, welche bei friiheren Versuchen
der gleichen Art gewonnen worden waren.
Fig. 9.
Inaktivierung dee Streptolysins bei 37° C.
-Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur. 45 Proz. Hamolyse.
-Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse.
.Filtrat von Ascitesbouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse.
Fig. 9 veranschaulicht die Ergebnisse einer Versuchsreihe, welche
je eine Probe von einein jeden der zur Anwendung gelangten ver-
schiedenen Filtrate umfaBt.
In einem anderen Filtrat einer Pferdeserumbouillonkultur vollzog
sich die Inaktivierung des Streptolysins bei 37° C etwas langsamer,
indem dieses noch nach Ablauf von 24 Stunden schwach h&molysierte.
Dasselbe war auch der Fall init einer anderen, von einer Ascitesbouillon¬
kultur herriihrenden Probe, deren Toxizitkt in 6 Stunden nur um 84 Proz.
herunterging.
Erwarmung auf 37° C beschleunigte somit in hohem
Grade die Inaktivierung des Streptolysins. Filtrat von
Ascitesbouillonkultur wurde in 6 — 7 Stunden, Filtrat von Kanin¬
chenserumbouillonkultur in ca. 9 Stunden und solches von Pferde-
serumbouillonkultur in 20 — 24 Stunden so gut wie vollst&ndig in-
aktiviert.
Die bei den verschiedenen Versuchen wechselnde ursprtingliche
Toxizitat des Streptolysins erschwert ja etwas einen Vergleich der
verschiedenen Filtrate untereinander, allein aus Fig. 9 geht doch
deutlich hervor, da 15 sich die Inaktivierung, unabhangig hier-
von, in verschiedenen Filtraten verschieden rasch voll¬
zog, indem Filtrat von Ascitesbouillonkultur die geringste und sol-
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v. Hellena, Untereuchungen fiber Streptolysin. 633
ches yon Pferdeserum - Bouillonkultur die betrfichtlichste Resistenz
darbot.
Erhitzung auf 50 bis 75° C.
Die Versuche wurden folgendermaBen ausgefiihrt:
Die streptolysinhaltige Fliissigkeit wurde in ein groBes Reagens-
glfischen geffillt und sodann dadurch auf die bestimmte Temperatur
erwarmt, daB das Reagensglas unter stetiger Umrfihrung in einem Glase
gehalten wurde, welches mit tiiissigem auf 105 bis 110° C erhitztem
Paraffin gefiillt war. Die Temperatur des Streptolysins wurde durch
einen in die betreffende Fliissigkeit getauchten Thermometer kontrolliert,
mittels dessen diese unausgesetzt umgeriihrt wurde, damit ihre Durch-
wfirmung gleichmaBig erfolgen sollte. In dieser Weise stieg die
Temperatur der streptolysinhaltigen Fliissigkeit sehr rasch auf die be¬
stimmte Hohe; sobald diese erreicht war, wurde das Reagensglas mit
einem Korkpfropfen geschlossen und in ein auf dieselbe Temperatur
erwarmtes Wasserbad gestellt, welches mittels Toluolregulators und
Umrfibrers bei konstanter Temperatur erhalten wurde. Die im Verlaufe
der verschiedenen Versuche beobachteten Abweichungen von der beab-
sichtigten Temperatur betrugen hochstens 0,1° C. Bei der Mehrzahl der
Versuche konnten indessen nicht einmal UngleichmfiBigkeiten von dieser
GroBe wahrgenommen werden. Die mit gewissen Zwischenzeiten ent-
nommenen Proben wurden mittels kalten Wassers rasch abgektihlt und
moglichst bald untersucht.
Bei jedem Versuche wurde, vor der Erhitzung, von dem zur An-
wendung gelangenden Streptolysin eine Probe entnommen, um fur jeden
einzelnen Fall auf ihren Toxizitfitsgrad geprfift zu werden.
Die zu diesen Versuchen dienenden Filtrate von Pferde- bzw.
Kaninchenserum-Bouillonkulturen waren durch Filtration mit Berke-
feld-Filtern gewonnen. Diese Filtrate waren nicht absolut steril,
enthielten aber doch so geringe Mengen Streptokokken, daB diese, in
Anbetracht der verhaltnismaBig hohen Temperatur, auf die das Strepto¬
lysin erhitzt wurde, sowie der kurzen Dauer des Versuches, die Ver-
suchsresultate in keinem nennenswerten MaBe beeinflussen konnten.
Samtliche zu je einer Reihe gehorenden Versuche wurden mit Proben
eines und desselben Filtrates sowie unmittelbar nacheinander, und zwar
bei Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur binnen 4 und bei Filtrat von
Kaninchenserumbouillonkultur binnen 3 Tagen ausgefiihrt. Nichtsdesto-
weniger hat die Starke des Streptolysins bei den einzelnen Versuchen
derselben Reihe etwas variiert.
Mit Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur wurden Ver¬
suche fiber die Inaktivierung des Streptolysins bei 7 verschiedenen Tem-
peraturen, namlich bei 54,7°, 59,9°, 62,4°, 65,0°, 67,3°, 69,9° und 74,9° C
angestellt. Die Untersuchung wurde dadurch erschwert, daB das im
Filtrat enthaltene Serum bei Erhitzung auf die hochsten Temperaturen
zum Teil koagulierte. Bei Erhitzung auf 74,9° C bildeten sich im Fil¬
trat verhaltnismaBig groBe Gerinnsel, welche der Untersuchung der ent-
nommenen Proben nicht geringe Schwierigkeiten entgegensetzte; in den
fibrigen Fallen aber rief die Gerinnung des Serums nur eine Opaleszenz
der Fliissigkeit hervor, ohne daB groBere Gerinnsel beobachtet wurden.
Die bei Erhitzung auf 74,9° C erlangten Resultate konnen daher nicht
als ebenso sicher gelten wie die fibrigen; doch habe ich der Vollstfindig-
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
keit halber auch sie anfuhren wollen. Das von mir bei diesen Versuchen
angewandte Streptolysin reagierte bei Priifung mit Lackmuspapier deut-
lich alkalisch. Um den Grad dieser Alkaleszenz mit voller Exaktheit
festzustellen, habe ich nach der von S. P. L. Sfirensen beschriebenen
elektrometrischen Methodedie Wasserstoffionkonzentration der betreffenden
Fliissigkeit bestimmt. Nach dem Ergebnis dieser Untersuchung betrug
der Wasserstoffionexponent, ph, dessen Anwendung zum
Ausdruck fur den Alkaleszenz- bzw. SSuregrad S. P. L. Sbrensen
vorgeschlagen hat, in diesem Lysin 8.2 4 *). Das Streptolysin war somit
recht stark alkalisch, da ja der Wasserstoffionexponent neutraler Lfl-
sungen 7.07 betr£gt.
Die Resultate dieser Versuche sind in der Tabelle 19 zusammen-
gestellt und in der Hauptsache in Fig. 10 graphisch wiedergegeben.
Die unter der Rubrik 0 Minuten angefiihrten Resultate beziehen sich
auf die je vor der Erhitzung entnommene Probe.
Tabelle 19.
54,7
0 C
59,9
0 C
62,4° C
65,0° C
67,3° C
69,6° C
74,9
i° c
_ a
e»
49
3
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4*
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H
0
47,6
0
62,5
0
90,9
o !
58,8
0
90,9
0
58,8
0
62,5
5
58,8
8
50,0
5
76,9
5
62,5
2
100,0
2
62,5
2
5,0
10
50,0
15
47,6
10
58,8
10
40,0
4
83,3
4
45,5
4
2fi
15
41,7
20
37,0
15
43,5
15
27,0
7
66,7
7
29,4
6
1,5
25
36,4
30
23,3
25
25,0
25
12,5
10
45,5
10
20,0
—
35
28,6
40
14,3
35
11,8
- 1
—
14
29,4
14
12,5
- 1
—
50
21,7
55
6,3
50
2,9
—
—
20
16,7
—
—
—
—
70
13,3
70
2,5
—
—
—
30
5,0
—
—
- 1
—
90
7,1
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
120
2,3
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Bei vier von diesen Versuchen war das Lysin in der ersten, nach
der Erhitzung entnommenen Probe starker hamolytisch als vor der Er¬
hitzung. Die gleiche Beobachtung habe ich auch bei gewissen anderen,
weiter unten zu besprechenden Erhitzungsversuchen gemacht.
Aus den hier in Rede stehenden Versuchen geht hervor, daU die
Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins mit der
Erhitzungstemperatur steigt, indem die Toxizitat um so rascher
abnahm, je hoher die Erhitzungstemperatur war. So wurde das Strepto¬
lysin z. B. bei 74,9° in 4 Minuten ebenso stark abgeschwacht wie bei
59,9° in 70 Min., desgleichen bei 69,6° in 14 Min. ebenso stark wie
bei 65° in 25 Min. Nahezu vollstandig inaktiviert wurde dieses Strepto¬
lysin bei 54,7° in 120 Min., bei 59,9° in 70 Min., bei 62,4° in 50 Min.,
bei 65° in 40 Min., bei 67,3° in 30 Min. und bei 74,9° in 6 Min.
Selbst eine Temperaturdifferenz von nur 2,5° C hatte
einen deutlichen EinfluB auf die Inaktivierungsgeschwin¬
digkeit.
1) S. P. L. Sorensen definiert den Begriff Wasserstoffionexponent folgendermaflen:
r Unter dem Wasserstoffionexponenten, pH, einer Losung ist aer Briggsche Loga-
rithmus des reziproken Wertes des auf Wasserstoffionen Dezogenen Normalitatsfaktore
der Losung zu verstehen 11 .
2) Der beobachtete Hamolysegrad betrug bei samtlichen Versuchen 40 Proz.
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v. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin.
635
Fig. 10.
Inaktivierung des Streptolysins bei Erhitzung. Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur.
40 Proz. Hamolyse.
Toxu
zi tat.
Die Abnahme der Giftwirkung des Streptolysins scheint in diesen
Versuchen, soweit sich dies ohne genaue mathematische Berechnung be-
urteilen lfiBt, im wesentlichen nach denselben Regeln zu geschehen,
welche von Famulener und Madsen bei ahnlichen Versuchen mit
Vibriolysin, Tetanolysin und hamolytischem Ziegenserum beobachtet wor-
den sind.
Versuche fiber den Einflufi der Erhitzung auf Filtrat von Ka-
ninchenserumbouillonkultur wurden bei 5 verschiedenen Tem-
peraturen rait je etwa 5-gradiger Abstufung, n&mlich bei 50,6°, 54,7°,
59,8°, 64,9° und 69,7° C, angestellt. Die Untersuchung wurde hierbei
gar nicht durch Gerinnung des Serums gestort, denn es wurden keine
groBeren Gerinnsel beobachtet; bei den hochsten hier angewendeten
Temperaturen entstand nur eine unerhebliche Opaleszenz der Fltis-
sigkeit.
Das zu diesen Versuchen benutzte Filtrat reagierte bei Unter¬
suchung mit Lackmuspapier schwach alkalisch. Bei Bestimmung der
Wasserstoffionkonzentration des Filtrates nach der vorstehend angeffihrten
Methode ergab sich ein Wasserstoffionexponent, Ph, von
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636
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
7.8 7. Auch dieses Filtrat war somit deutlich alkalisch, doch war dies
in bedeutend geringerem MaBe der Fall als bei dem zu den vorhiu be-
schriebenen Erhitzungsversuchen gebrauchten Filtrat von Pferdeserum-
bouillonkultur.
Die bei den Versuchen mit Filtrat von Kaninchenserumbouillon-
kultur gemachten Beobachtungen sind ira wesentlichen in Fig. 11 gra-
phisch dargestellt. Als Erganzung hierzu sei angefuhrt, daB die Toxi-
zitat der auf 50,6° C erhitzten Probe nach 30 Min. 4,6, nach 45 Min.
2.8 und nach 65 Min. 1,1 betrug. Die fur 0 Min. angegebene Toxizit&t
•ist die Toxizit&t der vor der Erhitzung entnommenen Probe.
Fig. 11.
Inaktivierung dee Streptolysins bei Erhitzung. Filtrat von Kaninchenserum-
bouillonkultur. 40 Proz. Hamolyse.
Toiia
zitst.
Bei diesen Versuchen vollzog sich, wie aus der Figur er-
sichtlich ist, die Inaktivierung des Streptolysins in der
Hauptsache nach denselben Regeln wie bei den frflher
angefuhrten Erhitzungsversuchen. Auch hier erfolgte sie um
so rascher, je hoher die Erhitzungstemperatur war. Beispielsweise wurde
das Streptolysin bei 69,7 0 in 2 Min. um ebensoviel abgeschw&cht wie
bei 50,6° in 30 Min., bei 64,9° binnen 8 Min. um ebensoviel wie bei
50,6° in 55 Min.; bei 59,8° ergab sich in 14 Min. eine betr&chtlichere
Abnahme der Toxizitat als bei 54,7° in 18 Minuten.
Bei 50,6° erwies sich dieses Filtrat noch nach 65 Min., bei 54,7°
nach 28 Min., bei 59,8° nach 14 Min., bei 64,9° nach 10 Min. und bei
69,7° nach 4 Min. schwach hamolytisch.
Die Erhohung der Versuchstemperatur um 5° hat die Inaktivierung
dieses Streptolysins stark beschleunigt.
Ein direkter Vergleich der bei Erhitzung dieser beiden verschiedenen
Filtrate gemachten Beobachtungen wird durch die groBe Verschiedenheit
ihrer resp. Iuitialtoxizitat in betr&chtlichem MaBe erschwert. Doch lSfit
eine eingehendere Priifung der Versuchsresultate erkennen, daB das
aus Pferdeserumbouillonkultur gewonnene Streptolysin
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v. Hellene, Untersuchungen uber Streptolysin.
637
gegen Erhitzung bedeutend resistenter war als das aus
Kaninchenserumbouillonkulturdargestellte. Bei 59,8 0 er-
litt die Toxizitat des letzteren in 2 bzw. 14 Min. eine Abschwachung
urn 25 bzw. 90 Proz., wahrend bei 59,9° eine Toxizitatsabnahme des
Pferdeserum-Streptolysins um 24 Proz. erst in 15 Min. erfolgte, und
eine solche um 90 Proz. 55 Min. in Anspruch nahm.
AuBer den bisher berfihrten Erhitzungsversuchen babe ich auch mit
einem aus Ascitesbouillonkultur des Stammes B gewonnenen Streptolysin
ebensolche Versuche angestellt. Dieses Streptolysin wurde indessen nicht
in der gleichen Weise dargestellt wie das bei den oben angefuhrten
Versuchen benutzte, sondern in der Weise, daB die Kultur durch dop-
peltes Filtrierpapier filtriert, das Filtrat krSftig mit Toluol geschiittelt
und sodann das letztere wieder abgeschieden wurde. Die Ergebnisse
dieser Versuche waren jedoch sehr unregelmaBig, weshalb nur in groBter
Kiirze einige derselben angefiihrt seien.
Bei Erhitzung auf 50° C erfolgte in einen^Falle in 5 Minuten eine
Abschwachung dieses Streptolysins um 62,7 froa. und in 10 Minuten
um 67,2 Proz. Nach Ablauf von 15 Minuten hatte dasselbe seiu Blut-
I5sungsverm6gen so gut wie vollstandig eingebiiBt.
Eine andere Probe desselben Filtrates verlor bei 50° C binnen
1 Minute 78 Proz. und in 2 Minuten 84 Proz. seiner Toxizitat und wurde
in 6 Minuten so gut wie vollstandig inaktiviert. Dieselbe Probe wurde
bei 45° C nahezu ebenso rasch abgeschwacht.
Irgendwelche sicheren SchluBfolgerungen lassen sich natiirlich aus
diesen Versuchen nicht ableiten. Immerhin deuten die bei denselben
erlangten Resultate darauf hin, daB das aus Ascitesbouillon¬
kultur gewonnene Streptolysin bedeutend thermolabiler
sei als das aus Pferde- oder Kaninchenserumbouillon-
kultur erhaltene.
Erhitzung auf 100° C.
Wie bereits erwahnt, ist es mir gelungen, aus Filtraten von Strepto-
kokkenkulturen mittels Aethers Hamolysin zu extrahieren. Nachdem ich
durch vorbereitende Untersuchungen gefunden hatte, daB dieser Aether-
extrakt bedeutend thermostabiler war als das betreffende Filtrat, habe
ich verschiedene Versuche angestellt, um die Widerstandsfahigkeit des
ersteren gegen Erhitzung zu ermitteln. Hierbei fand ich, daB ein in
0,9-proz. Kochsalzlosung aufgeschwemmter derartiger Extrakt, ohne eine
Abschwachung seines hamolytischen Vermogens zu erleiden, wahrend
10 Minuten auf 100° C erhitzt werden kann.
AusStreptokokkenkulturfiltraten mittels Aethers e x -
trahiertes Hamolysin ist demnach koktostabil.
Die Einwirkung von Saure und Alkali.
Die Einwirkung von Saure und Alkali auf das Streptolysin ist von
Braun geprtift worden, welcher dabei eine sehr grofie Widerstands¬
fahigkeit des Streptolysins gegeD starke sowohl Sauren als auch Alkalien
konstatierte.
Um die Einwirkung zu ermitteln, welche der Zusatz von Saure oder
Alkali auf das Streptolysin ausiibt, habe ich mit Streptokokkenkultur-
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
filtrat, bei bestimmter Temperatur, sowohl ohne irgendeinen Zusatz als
auch nach Zusatz verschiedener Mengen n. HC1 oder n. NaOH-L5sung
Erhitzungsversuche angestellt. Hierbei bediente ich mich desselben
Filtrates einer Pferdeseruinbouillonkultur des Stammes B, welches ich
bei den friiher besprochenen Erhitzungsversuchen anwendete. Dieses
war jedoch vorher wfihrend einiger Zeit in der Gefrierkammer aufbe-
wahrt worden und aus diesem Grunde bei den jetzt in Rede stehenden
Versuchen etwas schwacher hamolytisch als vorher.
Die Versuchsanordnung war die gleiche wie bei den frfiher be-
schriebenen Erhitzungsversuchen, nur mit dem Unterschiede, daB die
Reagensgiaser, in welche die entnommenen Proben gefiillt wurden,
wahrend des ganzen Verlaufes des Versuches in Eiswasser standen,
wodurch die Abkiihlung der Proben noch rascher vor sich ging, als bei
den friiheren Versuchen.
Bei jedem Versuche gelangten 85 ccm Filtrat zur Anwendung;
hierzu kamen die bei den einzelnen Versuchen angegebenen Mengen
n. HC1 oder n. NaOH-Losung, nachdetn schon vorher so viel 0,9-proz.
NaCl-Losung zugesetzt worden war, daB das Gesamtvoluinen in jedem
Falle 100 ccm zu betragen kam. Von dieser Gesamtmenge wurde un-
gefahr die Haifte zum Erhitzungsversuch und der Rest zu elektrometrischer
Bestimmung der Wasserstoffionkonzentration angewendet.
Um sogleich nach Entnahme der resp. Proben die weitere Ein-
wirkung der zugeffigten Saure bzw. Natronlauge aufzuheben, wurden die
Proben in Reagensgiaser getan, in welche vorher so viel n. NaOH-Losung
oder n. HC1 eingemessen worden war, als der in den resp. Proben zum
Lysingemisch zugesetzten Saure- bzw. Alkalimenge entsprach. AuBer
der oben angegebenen berechneten Menge n. NaOH-Losung bzw. n. HC1
wurde in diese Reagensgiaser auch so viel 0,9-proz. NaCl-L5sung zuge-
geben, daB sanitliche Proben bei den verschiedenen Versuchen durch
diesen Zusatz in gleich hohera Grade verdiinnt wurden. Beim Versuch
mit Filtrat ohne Zusatz von Saure oder Alkali wurde in diese Glaser
nur die berechnete Menge NaCl-Losung gemessen.
Von samtlichen Lysingemischen wurden sowohl unmittelbar vor der
Erhitzung als auch sobald das Lysingemisch die Versuchstemperatur
erreicht hatte, Proben entnommen. Diese letztere Probe wird in der
Tabelle 20 und in Fig. 12 als wahrend 0 Minuten erhitzt bezeichnet.
Die iibrigen Proben wurden je nach Ablauf von 2, 5, 9, 14, 20, 30, 45
und 65 Minuten entnommen.
Nach der bei friiheren Versuchen gewonnenen Erfahrung fiber die
Inaktivierung des hier zur Anwendung gebrachten Streptolysins ist mir
ffir diese Versuche eine Temperatur von ca. 60° C am zweckmfiBigsten
erschienen. Alle diese auf die Einwirkung von Saure bzw. Alkali be-
zuglichen Versuche sind daher bei 60,2° C ausgeftihrt worden.
Die Versuche wurden mit 6 verschiedenen Streptolysingemischen
vorgenommen, namlich mit Filtrat allein, ohne Zusatz, mit Filtrat -J- 5
bzw. 10 und 15 Proz. n. HC1, sowie mit Filtat +5 bzw. 10-proz. n.
NaOII-Lfisung. Wie bereits erwahnt, habe ich in alien diesen Gemischen
nach der fruher angefiihrten elektrometrischen Methode die Wasserstoff-
ionkonzentration bestimmt. Hierbei ergab sich fur das Filtrat ohne
Saure- oder Alkalizusatz ein Wasserstoifionexponent pn = 8,45. Bei Zu¬
satz von 5 ccm (= 5-proz.) n. HC1 sank derselbe auf ca. 7,5 und bei
Zusatz von 10 bzw. 15 ccm n. HC1 auf 6,96 bzw. 6,15. Bei Zusatz von
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v. Hellene, Untersuchungen iiber Streptolysin.
639
5 bzw. 10 ccm n. NaOH-Losung wiederum stieg der Wasserstoffion-
exponent auf 8,68 bzw. 9,47. In demjenigen Lysingemisch, welches
5 ccm n. HC1 enthielt, war es nicht moglich, den Wasserstoffionexponenten
vollkommen sicher zu bestimmen, weil die Reaktion der Flussigkeit im
Verlaufe des Versuches sich anderte und nach und nach starker alkalisch
wurde.
Tabelle 20.
Erhitzungs-
dauer
in Minuten
Toxizitat 1 )
Lysin allein
PH = 8,45
Lysin
+ 5 Proz.
n. HC1
p H = ca. 7,5
Lysin
+ 10 Proz.
n. HC1
p H = 6,96
Lysin
+ 15 Proz.
n. HC1
p H = 6,15
Lysin
+ 5 Proz.
n. NaOH
Ph = 8,68
Lysin
+ 10 Proz.
n. NaOH
Ph = 9,47
nicht erhitzt
20,0
20,0
17,4
27,0
16,7
18,2
0
16,7
23,3
23,3
37,0
18,2
22,2
2
21,3
27,0
23,3
37,0
25,0
27,0
5
23,3
27,0
21,3
27,0
27,0
27,0
9
22,2
22,2
15,4
14,3
25,0
27,0
14
22,2
17,4
10,0
6,3
20,0
21,3
20
13,3
13,3
5,9
1,8
14,3
18,2
30
8,7
7,7
2,1
10,5
13,3
45
3,7
3,0
5,0
7,1
65
1,1
—
| _
2,1
2,5
Fig. 12.
Inaktivierung des Streptolysins bei 60,2° C bei Einwirkung von Saure oder Alkali.
40 Proz. Hamolyse.
Toxi.
zitat.
1) Der beobachtete Hamolysegrad betrug bei samtlichen Versuchen 40 Proz.
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640 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
Die bei diesen Versuchen erlangten Resultate lassen sich aus der
Tabelle 20 sowie der Fig. 12 ersehen.
Auch hier wurde in bezug auf die Einwirkung der Erhitzung auf
die Toxizitat des Streptolysins dasselbe eigentiimliche Verhalten beob-
achtet wie bei einem Teil der frtiher geschilderten Erhitzungsversuche,
indem bei alien hier in Rede stehenden Versuchen das Streptolysin kurz
nach der Erhitzung starker hamolytisch wirkte als zuvor. Die Unregel-
maBigkeit, welche die vom Filtrat ohne S&ure- Oder Alkalizusatz bei
0 Minuten entnommene Probe in dieser Hinsicht darbietet, beruht ganz
gewiB auf einem kleinen Versuchsfehler.
Zusatz von n. HC1 steigerte, wie aus der obigen Darstellung
ersichtlich ist, bei der von mir angewendeten Versuchsteinperatur die
Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins. In
einigem Grade wurde schon durch Einwirkung von 5 Proz. n. HC1 die
Inaktivierung des Streptolysins beschleunigt. Bei Zusatz von 10 Proz.
n. HC1 vollzog sich die Inaktivierung bedeutend rascher, und in noch
hoherem Grade war dies bei Zusatz von 15 Proz. n. HC1 der Fall.
Die Wirkung des Alkalizusatzes war eine gerade ent-
gegengesetzte, indem die Inaktivierung des Streptolysins schon durch
die Einwirkung von 5 und noch mehr durch 10-proz. NaOH-L5sung
verzogert wurde.
Auf die Art und Weise, in der sich die Inaktivierung vollzog, hatte
weder Salzsaure noch Natronlauge irgendwelchen EinfluB, sondern die
Inaktivierung erfolgte nach den friiher beobachteten Regeln.
Diese verhaltnismaBig sparlichen Versuche gestatten selbstverst&nd-
lich keine sicheren SchluBfolgerungen in bezug auf die Beziehung
zwischen der Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins und die
Wasserstoffionkonzentration des betreffenden Lysingemisches. In den
hier in Rede stehenden Fallen standen indessen die resp.
Inaktivierungsgeschwindigkeiten im umgekehrten Ver-
haltnis der entsprechenden Wasserstoffionexponenten,
indem die Inaktivierung sich bei steigendem Wasserstoffionexponenten
immer langsamer vollzog und vice versa.
Zusammenfassung.
1) In aeroben Kulturen geht die Streptolysinbildung sehr rasch vor
sich. Schon in einstiindigen Streptokokkenkulturen l&Bt sich H&molysin
nachweisen, und der HSmolysingehalt kann in derartigen Kulturen binnen
7—8 Stunden sein Maximum erreichen.
Je nach der Art des angewendeten N&hrbodens, nach der Menge der
eingesaten Kultur und nach der Fahigkeit des betreffenden Bakterien-
stammes, Hamolysin zu erzeugen, ist der H&molysingehalt der Kulturen
nach Ablauf von 7—18 Stunden am grdBten.
2) Unmittelbar nachdem der Streptolysingehalt der Kulturen seinen
Hohepunkt erreicht hat, nimmt derselbe wieder ab. Im Laufe der
ersten 24 Stunden erfolgt diese Abnahme sehr rasch, spkter aber nur
allmSlilich.
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v. H el lens, Untersuchungen fiber Streptolysin.
641
3) In der Mehrzahl der F&lle laBt sich in Streptokokkenkulturen
nach Ablauf von 8—13 Tagen kein H&molysin mehr nachweisen. Aus-
nahmsweise kdnnen jedoch selbst 3—4-wockige Kulturen noch Strepto¬
lysin enthalten.
4) In anaeroben Kulturen erfolgt die Streptolysinbildung wie auch die
Abnahme des Lysingehaltes ira wesentlichen in der gleichen Weise wie
in aeroben Kulturen. Bei dem von mir angestellten diesbeziiglichen
Versuche wurde zwischen der Streptolysinbildung in aeroben und
anaeroben Kulturen nur der Unterschied konstatiert, dad in den
letzteren die HSmolysinbildung etwas langsamer vor sich ging, und
der H&molysingehalt nicht die gleiche Hohe erreichte, wie in aeroben
Kulturen.
5) Die in bezug auf Streptolysinbildung besten Resultate ergab die
Ziichtung von Streptokokken in Pferdeserumbouillon, welche 40—50 Proz.
wShrend einer halben Stunde bei 56° C inaktivierten Serums enthielt.
Als in dieser Hinsicht n&chstbeste Nahrlosung erwies sich bei raeinen
Versuchen Ascitesbouillon mit einem Gehalt von 33 Proz. wahrend
V* Stunde bei 56° C inaktivierter Ascitesfliissigkeit. Bedeutend weniger
vorteilhaft ist Kaninchenserumbouillon, mit 10 Proz. wahrend V* Stunde
bei 60° C inaktivierten Serums. In gewohnlicher, schwach alkalischer
Peptonbouillon wird nur eine verhaltnismafiig geringe Menge Strepto¬
lysin gebildet.
6) In Uebereinstimmung mit dem Verhalten der Kulturen mancher
anderen Bakterien zeigen auch Streptokokkenkulturen bei Zusatz von
5 Proz. Pepton eine betrachtliche Steigerung ihres blutlosenden Ver-
mbgens. Den gleichen Effekt bewirkt in einem groBen Teil der Kulturen
auch der Zusatz von 30 Proz. inaktivierten Serums oder inaktivierter
Ascitesfliissigkeit. Die hierbei erzielte Zunahme der Toxizitat ist in
den verschiedenen Fallen von sehr wechselnder Starke, kann aber auf
iiber 300 Proz. steigen.
Diese Beobachtung stimmt mit denjenigen iiberein, welche Wal¬
bum an gewissen anderen Hamolysinen gemacht hat, und spricht sehr
zugunsten der von Walbum zur Erklarung der betreffenden Erschei-
nungen aufgestellten Annahme, daB in hamolytischen Kulturen ein „Pro-
lysin“ sich vorfinde, welches durch Zusatz aktivierender Substanz in
Hamolysin umgewandelt werde.
7) Derartiges „Prolysin a ist in Streptokokkenkulturen vorhanden
schon bevor der Hamolysingehalt derselben sein Maximum erreicht hat.
Hand in Hand mit der bei fortgesetzter Ziichtung im Thermostaten
eintretenden Abnahme des Hamolysingehaltes der Kulturen geht auch
eine Zerstdrung dieses „Prolysins u einher.
Enste Abt. Orig. Bd. 68. Heft 7. 41
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642
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
8) Streptokokkenkulturen in Serum- sowie in Ascitesbouillon ent-
halten filtrierbares Hamolysin. Auch zu dessen Darstellung eignet sich
Pferdeserumbouillon bedeutend besser als Kaninchenserutn- oder Ascites¬
bouillon. Aus Pferdeserumbouillonkulturen laBt sich ein Filtrat ge-
winnen, welches nur 1,1—l,4mal schwacher hamolytisch wirkt als die
entsprechende Kultur.
Gewohnliche Peptonbouillon stellt keine fttr die Bereitung eines fil-
trablen Streptolysins geeignete Nahrldsung dar.
9) Im Menschen-, Pferde-, Rinds-, Schaf-, Ziegen-, Hunde-, Schweine-,
Kaninchen-, Meerschweinchen- und Taubenblut konnte ich nicht in nennens-
wertem Made Antistreptolysin nachweisen. Ebensowenig hat sich (beim
Meerschweinchen und bei der Ziege) bei subkutaner Einspritzung steigen-
der Dosen hamolysierender Streptokokkenkultur oder eines Filtrates der-
artiger Kultur Antistreptolysin gebildet.
10) Die hamolytische Wirkung des Streptolysins zeigt bei verschie-
denen Temperaturen eine stark wechselnde Intensitat. Bei 37 0 C wirkt
es 4—6mal rascher als bei Zimmertemperatur, und bei Eiskellertempe-
ratur ist es so gut wie unwirksam.
11) Sowohl bei Versuchen mit hamolysierenden Kulturen als auch
mit Filtraten erwiesen sich verschiedene Blutarten gegen die Einwirkung
des Streptolysins in sehr verschiedenem Made empfindlich. Am starksten
wurde in der Regel Kaninchen-, Hunde-, Schweine- und Meerschweinchen-
blut, in etwas geringerem Grade Menschen-, Pferde-, Rinds- und Tauben¬
blut von der Hamolyse befallen, indes Ziegen- sowie Schafblut am resi-
stentesten war.
12) Unter der Einwirkung des Streptolysins trat eine Verfarbung
des Pferde-, Rinds-, Schaf- und Ziegen- sowie ausnahmsweise auch des
Taubenblutes ein. Bei Versuchen mit Menschen-, Hunde-, Schweine-,
Kaninchen- und Meerschweinchenblut dagegen wurde keine derartige
Verfarbung wahrgenommen.
13) Agglutination der Blutkorperchen wurde bei einigen Versuchen
mit Menschen-, Schweine- und Meerschweinchenblut beobachtet.
14) Der hamolysierende Bestandteil des Streptolysins
ist in Aether loslich und 1 aBt sich, durch Behandlung mit
dieser Flussigkeit, aus Str e p t okokken k u It urfilt r at en
groBtenteils extrahieren.
15) Das in Filtraten verschiedenartiger Kulturen enthaltene Strepto¬
lysin ist von sehr labiler Art. Sowohl bei —16° C, bei -4-4 — 5° C,
und bei Zimmertemperatur, als auch bei Erwarmung werden Fil¬
trate verschiedener Kulturen sehr verschieden rasch inaktiviert. Am
resistentesten ist in dieser Hinsicht Filtrat von Pferdeserumbouillon-
kultur.
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v. HellenB, Untcrsuchungen iiber Streptolysin.
643
H&molysierende Kulturen werden langsamer inaktiviert als die ent-
sprechenden Filtrate.
16) Bei —16° C bleibt die Toxizit&t des Streptolysins in der Regel
3—4 Tage lang ungeschwScht erhalten. Wahrend 100—110 Tage bei
dieser Temperatur aufbewahrte Filtrate waren noch deutlich h&mo-
lytisch.
17) Bei +4—5° C wird das Streptolysin in der Regel binnen
24 Stunden bedeutend abgeschwacht. Filtrate von Pferdeserumbouillon-
kulturen waren noch nach 6-wochiger Aufbewahrung bei 4—5° C hamo-
lytisch, indes Filtrate von Kaninchenserum- Oder Ascitesbouillonkulturen
bei dieser Temperatur in 13—17 Tagen nahezu g&nzlich inaktiviert
wurden.
18) Die Toxizit&t des Streptolysins nimmt bei Zimmertemperatur
bedeutend rascher ab als bei +4—5° C. Filtrat von Pferdeserum-
bouillonkultur biiBte bei Zimmertemperatur in 8 Tagen, Filtrat von
Kaninchenserurabouillonkultur in 4 Tagen und Filtrat von Ascitesbouillon-
kultur in 3 Tagen seine Toxizitat so gut wie vollst&ndig ein.
19) Erwfirmung auf 37° C beschleunigt in hohem Grade die In-
aktivierung des Streptolysins. Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur
wurde bei dieser Temperatur in 20—24 Stunden, Filtrat von Kaninchen-
serumbouillonkultur in ca. 9 Stunden und solches von Ascitesbouillon-
kultur in 6—7 Stunden inaktiviert.
20) Bei Erhitzung auf hohere Temperaturen nimmt die Inakti-
vierungsgeschwindigkeit des Streptolysins mit der Erhitzungstempe-
ratur zu. Schon eine Temperaturdifferenz von 2V 2 ° C hat auf die
Schnelligkeit, mit der die Abnahme der Toxizitat erfolgt, deutlichen
EinfluB.
21) Die Inaktivierung des Streptolysins bei Erhitzung scheint in der
Hauptsache nach denselben Regeln zu geschehen, welche friiher bei Ver-
suchen mit Vibriolysin, Tetanolysin u. a. beobachtet worden sind.
22) Filtrat von Pferdeserumbouillonkultur wurde bei 54,7° C in
120 Minuten, bei 59,9° in 70 Minuten, bei 62,4° in 50 Minuten, bei 65°
in 40 Minuten, bei 67,3° in 30 Minuten und bei 74,9° in 6 Minuten so
gut wie vollst&ndig inaktiviert.
Fiir Filtrat von Kaninchenserumbouillonkultur wiederum betrug die
Inaktivierungszeit bei 50,6° C 65 Minuten, bei 54,7° 28 Minuten, bei
59,8° 14 Minuten, bei 64,9° 10 Minuten und bei 69,7 4 Minuten.
23) AusStreptokokkenkulturfiltraten mittels Aethers
extrahiertes Hamolysin ist koktostabil.
24) Durch Zusatz von HC1 wird die Inaktivierung des Streptolysins
bei Erhitzung beschleunigt.
41*
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644
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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25) Zusatz von NaOH wiederum setzt die sonst bei Erhitzung
sich geltend machende Inaktivierungsgeschwindigkeit des Streptolysins
herab.
26) Bei meinen Versuchen mit Zusatz von n. HC1 oder n. NaOH-
LSsung zum Streptolysin standen die Inaktivierungsgeschwindigkeiten
des letzteren im umgekehrten Verh<nis der Wasserstoffionexponenten
der betreffenden Fliissigkeiten.
Dem Direktor des Staats-Seruminstitutes, Herrn Dr.Th. Madsen
mochte ich mir gestatten, sowohl fiir die Liebenswflrdigkeit, mit der er
mir im Institut einen Arbeitsplatz bereitet, als auch fur das Interesse,
welches er meiner Arbeit entgegengebracht hat, und fur die wertvollen
Ratschl&ge, die mir von seiner Seite zuteil geworden sind, auch an
dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank darzubringen.
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Hilgermann, Weitere Erfahrungen mit meiner Methode etc.
645
Nachdruck verbolen.
Weitere Erfahrungen mit meiner Methode der AnsetzuDg
der W.idalschen Reaktion mittels Typhus- und Para-
typhusmischbouillon.
[Aus dem Kgl. Medizinal-Untersuchungsamt Coblenz.J
Von Kreisarzt Dr. R. Hilgermann,
Vorsteher dee Medizinal-Untersuchungsamtes.
Mit 1 Figur.
Im 18. Band des Klin. Jahrbuchs 1907 veroffentlichte ich meine
hierselbst gemachten Erfahrungen fiber die Ansetzung der Widalschen
Reaktion nicht mit einem einzigen Stamm, sondern einer aus einer
groBeren Anzahl Stfimme bereiteten Mischbouillon. Diese zunfichst fiir
Typhus ausgearbeitete Methode der Widalschen Reaktion wurde auch
spfiterhin fiir Paratyphus durchgefiihrt 1 ) 2 3 ) s ). Bei dem groBen Material
des hiesigen Untersuchungsamtes war in den folgenden Jahren reichlich
Gelegenheit gegeben, in objektivster Weise weitere Erfahrungen zu
sammeln und festzustellen, ob die damals mitgeteilte Veroffentlichung
tiber den Vorteil dieser Ausfiihrung der Widalschen Reaktion tatsfich-
lich dauernd eine schnellere und umfassendere Diagnose ermfigliche.
Um einwandfreie, vergleichende Resultate erzielen zu kfinnen, wurde in
den ersten Jahren stets die Widalsche Reaktion auBer mit Mischbouillon
(Ty und Pty) auch noch stets mit je einem einzigen leicht agglutinablen
Stamm mikroskopisch ausgefiihrt.
Des ferneren war durch sorgffiltige Priifungen festzustellen, ob etwa
die Verwendung von Mischbouillons im Gegensatz zur Verwendung nur
eines Stammes leichter Fehldiagnosen, besonders bei den dem Typhus-
und Paratyphus nahestehenden Krankheitsformen, begiinstige.
Was zunfichst die Technik bei Herstellung der Mischbouillon anbe-
trifft, so sei im einzelnen folgendes ausgefiihrt:
Durchaus nicht alle Stamme eignen sich zur Herstellung von Misch¬
bouillons, sondern es bedarf erst einer sorgffiltigen Auswahl geeigneter
Stamme. Bedingung fiir die zur Verwendung gelangenden Stamme ist,
daB sie als durchaus leicht agglutinabel erkannt sind und keinerlei
Spontanagglutination zeigen. Genau wie bei der Ansetzung der Widal¬
schen Reaktion mit einem Stamm stets nur ein leicht agglutinabler
verwandt wird, darf man auch fiir die Mischbouillon nur solche Stamme
und nicht beliebige verwenden. Samtliche Stamme miissen von einem
hochwertigen Serum bis zur Titerhohe agglutiniert werden. Die Agglu¬
tination muB schnell eintreten und auch in den hdchsten Verdunnungen
nach 2 Stunden Brutschrankaufenthalt beendet sein. Jede Kontrollprobe
muB gleichmaBig milchig getriibt sein und darf keinerlei Kriimelungen
1) Hilgermann, Zum Ausbau der Gruber-Widalschen Reaktion. (Klin.
Jahrb. Bd. 18. 1907. p. 360.)
2) Hilgermann, Klin. Jahrb. Bd. 20. 1908. p. 103.
3) Falta-Noggerath, Deutsch. Arch. f. kiin. Med. Bd. 83. 1905.
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646
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt Originale. Bd. 68. Heft 7.
oder Klumpungen zeigen. Eine nochmalige Besichtigung nach 24 Stunden
Aufenthalt bei Zimmertemperatur muB ubereinstimmende Ergebnisse
zeigen.
AuBer serologisch milssen die einzelnen Stamme auch durcb um-
fassende morphologische und biologische Untersuchungsinethoden als ab-
solut einwandfreie Ty- resp. Pty-Stamme zuvor festgestellt sein.
Die einmal zur Herstellung von Mischbouillons als geeignet er-
kannten Stamme konnen lange Zeit Verwendung finden, ohne daB ein
Nachlassen der Agglutinabilitat zu befiirchten ist. Vorteilhaft ist es, die
betreftenden Stamme als Gelatineschragstriche aufzubewahren und erst
zur Herstellung der Mischbouillon Agarscbragstriche anzulegen. Werden
die Stamme nur als Agarkulturen aufbewahrt, so zeigen sie eher die
Neigung, Kriimelungen und Klumpungen zu bilden, als auf Gelatine.
Bei letzterer ist dieses auf Grund meiner Beobachtungen ausgeschlossen.
Von Zeit zu Zeit ist die Anlegung neuer Reinkulturen — ca. alle 6 Mo-
nate — mittels a-, /?-, y-Gelatineplatten erforderlich. Man hat dann stets
sichere, gebrauchsfertige Reinkulturen vorratig.
Durch zahlreiche Vorversuche mit bekannten Sera sind die mit den
ausgewahlten Stammen hergestellten Mischbouillons auf ihre Brauch-
barkeit zu priifen.
Zwecks Herstellung von Mischbouillons wird von den von Rein¬
kulturen angelegten, 24 Stunden bei 37° C gewachsenen Schragagar-
strichen (6 Stamme) je 1 voile Oese in 100 ccm steriler Bouillon sorg-
faitig verrieben. Die Anzahl von 5—6 Stammen hat sich zur Herstellung
von Mischbouillons gut bewahrt. Die Verreibung geschieht in der Weise,
daB oberhalb der Flussigkeitssaule der Oeseninhalt an der Glaswand zu
einer milchigen Emulsion unter standigem vorsichtigen Heraufholen von
Flussigkeit fein verrieben wird. Brockelbildung muB unbedingt ver-
mieden werden. Es empfiehlt sich nicht, bei der Entnahme der Kultur-
masse mit der Platinbse ins Kondenswasser zu gehen, weil sich dann
die Kultur in der Oese nicht so reichlich anhaufen und auch weniger gut
verreiben laBt.
Peinlichst steriles Arbeiten ist bei alien Manipulationen unbedingt
erforderlich. Besondere Sorgfalt ist darauf zu legen, daB der Kolbchen-
rand bei dem jedesmaligen Oeffnen des Kolbchens zwecks Verreibung
der einzelnen Kulturmenge sorgfaltig abgebrannt wird, urn das Hinein-
gelangen von Luftkeimen und damit eine Verunreinigung der Bouillon
zu verhiiten. Bildung von Spontanagglutinationen ist sonst die Folge.
Umgekehrt ist Mischbouillon, bei deren Herstellung steriles Arbeiten
streng beobachtet wurde, monatelang brauchbar, ohne Spontanagglutination
zu zeigen.
Die mit den Kulturen beschickte Bouillon wird im Brutschrank von
37° C durch 24 Stunden aufbewahrt. Nach 24-stiindigem Wachstum
wird die Mischbouillon durch Zusatz von 1 ccm Formalin abgetotet. Uni
etwaige suspendierte Bestandteile, welche bei der Agglutinationsprilfung
zu Tauschungen Veranlassung geben konnten, abzuscheiden, wird die
Formalinmischbouillon in einen sterilen MeBzylinder ubertragen und
1—2 Tage bei 37 0 C stelien gelassen, worauf die iiberstehende geklarte
Flussigkeit von dem etwa gebildeten Bodensatz abgegossen wird. Vor
dem Gebrauch ist die Bouillon jedesmal gut durchzuschiitteln.
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Hilgermann, Weitere ErfahruDgen mit meiner Methode etc.
647
Hervorzuheben ist, daB die Herstellung von Mischbouillons durchaus
nicht leicht, sondern recht diffizil ist und erst langeres sorgf<iges Ein-
arbeiten erforderlich macht.
Jede Mischbouillon muB vor ihrer Benutzung mit einem sicheren
Typhus- resp. Paratyphusserum in VerdQnnungen von 1:100 und 1:1000
und physiologischer Kochsalzlosung als Kontrolle gepriift werden. Nur
Mischbouillons, welche den noch spiiter zu beschreibenden dichten
Schleier der Kontrolle und die typische Kornchenbildung mit Klarung
der iiberstehenden Flussigkeit in den mit Serum angesetzten Proben
zeigen, diirfen Verwendung finden.
Bei dieser Form der Herstellung der Mischbouillon ware es moglich,
daB der eine oder andere Stamm die ubrigen iiberwuchert, und damit das
eigentliche Prinzip der Mischbouillon ausgeschaltet wird. Urn diese Frago
zu priifen, wurden Mischbouillons auf verschiedene Weise hergestellt.
An einer groBen Zahl von Sera wurden diese auf ihren Wert und iin
Verhaltnis ihrer Leistungsfahigkeit gegeniiber der ursprunglichen Her-
stellungsform verglichen. Diesen Untersuchungen unterzog sich Kreis-
assistenzarzt Dr. Mar man n mit dankenswerter Milhe.
Nachstehende Methoden gelangten zur Anweudung:
1) Emulsion mit CINa: 24-stundige Agarkulturen der 6 Typhus-
Mischbouillonstamme wurden mit je 5 ccm steriler physiologischer Koch¬
salzlosung abgeschwemmt. Die Abschwemmung sedimentierte in einem
Zylinder nach Zusatz von 1 ccm Formalin 24 Stunden. Die Auf-
schwemmung war sehr dicht. Agglutinationsprobe mit Typhus-Immun-
serum sehr deutlich, Kontrolle einwandfrei.
2) Emulsion mit Bouillon: 24-stiindige Agarkulturen der 6 Misch-
bouillonstamme wurden mit je 10 ccm Bouillon abgeschwemmt und
dann wie 1 behandelt. Kontrolle mit Typhusimmunserum und CINa
einwandfrei.
3) Sekundar-Mischbouillon: Je 1 Oese einer 24-stundigen Agarkultur
der 6 Mischbouillonstamme wird in je 15 ccm steriler Bouillon, wie vor-
hin ausgefiihrt, verrieben. 24-stundige Bebrutung bei 37 0 C. Zusammen-
gieBen der einzelnen Bouillonrohrchen in einen Zylinder, Zusatz von 1 ccm
Formalin. 24-stundiges Sedimentieren bei 37° C. Kontrollen mit Typhus¬
immunserum und CINa einwandfrei.
Die mit den ersten beiden Herstellungsmethoden — Emulsion mit
Kochsalzlosung und Bouillon — erzielten Resultate waren bedeutend
schlechter als die der ursprfinglichen Mischbouillon. Die als Sekundiir-
mischbouillon bezeichnete Herstellungsweise, welche der seinerzeit ge-
gebenen Anregung Falta-Noggeraths entsprechen diirfte, ergab im
groBen und ganzen die gleichen Resultate als die eigentliche Mischbouillon,
letztere zeigte allerdings manchmal starkere Agglutination als die Se-
kundarmischbouillon. Da die Mischbouillon der urspriinglichen Her¬
stellungsweise die gleichen, sogar noch priignantere, Resultate als die
durch ZusammengieBen der einzelnen Bouillonkulturen gewonnene Misch¬
bouillon ergab, ist die Annahme widerlegt, daB bei der gleichzeitigen
Verreibung einer groBeren Anzahl Kulturen in der gleichen Bouillon
der eine oder andere Stamm von den ubrigen iiberwuchert und ausge¬
schaltet werden konne. Andererseits mochte ich die SekundSjmisch-
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548 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68. Heft 7.
bouillon bei den damit erhaltenen annahernd gleich guten Ergebnissen
wegen ihrer einfacheren Herstellungsweise fflr diejenigen empfehlen,
welche sich erst in die Methodik der Mischbouillon einarbeiten wollen.
Braucht doch jedes Bouillonrohrchen nur einmal zur Verreibung der
entsprechenden Kultur geoffnet zu werden, womit die Gefahr einer even-
tuellen Verunreinigung viel geringer wird. Selbst wenn bei dem Ueber-
tragen der einzelnen Bouillonrohrchen in den Zylinder einmal eine Ver¬
unreinigung eintreten sollte, so ware diese nicht weiter storend, weil
die Bouillon nach dem ZusammengieBen sofort formalinisiert wird. Die
weitere Herstellungsweise als Sedimentation usw. ist ja die gleiche wie
bei der ursprtinglichen Mischbouillon.
Die guten Ergebnisse der Mischbouillon im Gegensatz zu den schlechten
der Emulsionen zeigen ferner, von wie groBer Bedeutung es ist, daB die
Bacillen in der Bouillon selbst gewachsen sind, womit erst die erforder-
liche Dichte der Bouillon erreicht wird.
Die Ansetzung der Mischbouillon und die Ausffihrung der Agglu¬
tination erfolgt in Blockschalchen, was sich stets aufs beste bewahrt
hat. Die entsprechenden Serumverdiinnungen erfolgen mittels Kapillare,
welche des schnellen Arbeitens wegen ein
fflr allemal fiir eine bestimmte Serum-
verdtinnung ausprobiert ist. Letzteres
geschieht in der Weise, daB bis zu
einem bestimmten Punkt etwas gefarbte
Kolben Flussigkeit aufgesogen und dieser Punkt
Spritze durch einen Glasstiftstrich markiert wird
(Marke A). Nunmehr werden 24 gleich
groBe Mengen Flfissigkeit, als die Flflssig-
keitsmenge bis zur Marke A betrug, auf-
GummiverbindungsBtuck gesogen, tvomit eine Verdiinnung 1 : 25
hergestellt ist, welche durch eine neue
Markierung am Ende der Fliissigkeitssaule
bezeichnet wird (Marke B). Beim Aus-
glflhen der Kapillare brennen diese Marken
ein und sind dann ein fur allemal an der
Kapillare festgelegt (cf. Figur). Zuerst
Glaskapillare werden die Kontrollproben mit physio-
logischer Kochsalzlosung (fflr Ty und
Marke B Pty-B) angesetzt, d. h. in je ein Block¬
schalchen wird bis zur Marke B auf-
gesogene Kochsalzlosung gegeben.
Da jedes Serum mit Ty- und Pty-
Mischbouillon angesetzt wird, werden die
Marke A entsprechenden Serumverdiinnungen dop-
pelt hergestellt und in je ein Blockschal¬
chen ubertragen: In Blockschalchen I
und II der Typhusserie wird mittels Saug-
kappe oder Spritze zweimal bis zur Marke B der Kapillare aufgesogene
physiol. Kochsalzlosung flbertragen. Das zu untersuchende Serum wird
zunachst zweimal bis zur Marke A aufgesogen, in Blockschalchen I zu-
gefiigt und mehrmals behufs guter Durchmischung und Entfernung
etwaiger Serumreste in der Kapillare aufgesogen (Serumverdfinnung
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Hilgermann, Weitere Erfahrungen mit meiner Methode etc.
649
1 : 25). F(lr BlockschUlchen II wird nur einmal Serum bis zur Marke A
aufgesogen, zugefiigt und griindlich durch Aufziehen in der Kapillare
gemischt (SerumverdUnnung 1 : 50). Jede Halfte dieser SerumverdUn-
nungen 1 : 25 und 1 : 50 wird nach erfolgter Durchmischung sofort in
das betreffende BlockschUlchen der Paratyphusserie Ubertragen. Weitere
Verdiinnungen werden in gleicher Weise hergestellt.
Sodann wird die Kapillare 5—6mal mit sterilem destillierten Wasser
ausgespUlt und durch ofteres Durchziehen durch die Bunsenflamme
sterilisiert. Nach Erkaltenlassen wird die vorher durch leichtes Schtitteln
gut durchmischte Ty-Mischbouillon unter jedesmaliger Fiillung der
Kapillare bis zur Marke B zu der Kontrolle und den Serumverdunnungen
zugegeben, so daB nunmehr die Serumverdunnungen 1:50, 1 :100 und
1:200 usw. hergestellt sind. Nach Zugabe der Ty-Mischbouillon wird
die Kapillare mit sterilem destillierten Wasser sorgfaltig ausgespUlt,
durch Durchziehen durch die Bunsenflamme sterilisiert, erkalten gelassen
und zu der Kontrolle und den Serumverdunnungen fiir Paratyphus B
die Pty-Mischbouillon zugesetzt.
Sollen mehrere Sera angesetzt werden, so werden erst sUmtliche
Serumverdunnungen — zwischen jedem Serum ist die Kapillare gut
durchzuspUlen und durch die Flamme zu ziehen — hergestellt und zu-
letzt mit der durchgespUlten und ausgegltihten Kapillare die Mischbouillon
alien VerdUnnungen und den Kontrollen zugesetzt. Nach Beendigung
der Ansetzung der Reaktion ist die Kapillare ebenfalls wieder sorgfaltig
durchzuspUlen und auszugltihen. Keinesfalls darf die Kapillare, wenn
die Mischbouillon zugesetzt wird, mit den Serumverdunnungen in Be-
rUhrung kommen, weil sonst Serum in die Mischbouillon gelangen und
damit die Mischbouillon verdorben sein wtirde. Es empfiehlt sich daher
besser, etwas von der gut geschuttelten Mischbouillon in je ein steriles
Schaichen abzugieBen und von diesem aus zuzusetzen. Ist einmal ver-
sehentlich Serumverdtinnung wahrend des Zusetzens der Mischbouillon
in die Kapillare gekommen, so rauB die Kapillare vor weiterer Benutzung
mit sterilem destillierten Wasser durchgespUlt und ausgeglUht werden.
Diese ftir den ersten Augenblick etwas umstandlich erscheinende
Methodik geht bei einiger Uebung aufierordentlich schnell von statten
und erfordert keinesfalls mehr Zeit als die Agglutination im hangenden
Tropfen oder in Reagensrohrchen. Um die Arbeitsdauer noch weiter
abzukttrzen, empfiehlt es sich, eine groBere Anzahl Kapillaren mit gleich
groBen Markierungen vorrUtig zu halten.
Zudem ist bei dieser Methodik nur 0,03 ccm Serum erforderlich, um
die Serumverdunnungen 1:50 und 1:100 fUr Typhus und Paratyphus
herstellen zu konnen, ftir eine Austitrierung nur 0,05 ccm Serum. Von
welcher Bedeutung eine Methode aber ist, welche mit derartig geringen
Serummengen auskonmit, wird jeder ermessen, welchem die winzigen
Serummengen. mit den sich Untersuchungsanstalten hSufig begnUgen
mUssen, bekannt sind.
Im Brutschrank bei 37° C verbleiben die Blockschalchen 2 bis
5 Stunden, bei negativem oder zweifelhaftem Ausfall der Agglutination
wird noch weiterhin 24 Stunden bei Ziramertemperatur beobachtet. Die
Besichtigung erfolgt mittels Lupe tiber einem dunklen Untergrund. Ist
Agglutination eingetreten, so besteht die ganze untere FlUche des Block-
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650 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 7.
schalchens aus lauter feinsten Kflrnchen — bei sehr starker Agglutination
mehr flockenfflrmig. Die darflberstehende Flflssigkeit ist infolge des Zu-
bodensinkens der Hflufchen klar, wflhrend die Kontrollprobe einen dichten
spinnwebenartigen Schleier darstellt.
Die Forraalinmischbouillon halt sich durch mehrere Monate gebrauchs-
fahig, ist jedoch sofort aus dem Gebrauche auszuschalten, sobald sich
Trflbungen Oder suspendierte Partikelchen zeigen. Man erkennt dies
sofort an der Kontrollprobe, in welcher sich dann grobere Krumelungen
bilden und das dichte Bild des Schleiers von diesen durchbrochen er-
scheint.
Was die bei Verwendung von Mischbouillons erzielten Resultate der
Widalschen Reaktion anbetrifft, so darf auf Grund objektivster Unter-
suchung mehrerer Tausend Sera gesagt werden, daB die Misch-
bouillon um 20 Proz. bessere Resultate ergibt, als die
Verwendung nur eines Stammes. Wflrde man selbst die
bei Ansetzung mit einem Stamm noch erhaltenen posi-
tiven Ergebnisse in der Verdfinnungvon 1:30 und 1:60,
was aber nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft
nicht angBngig ist, hinzurechnen, so wflrde auch dann
noch die Mischbouillon um 15 Proz. bessere Resultate
haben. Besonders wertvoll ist bei der Benutzung von
Mischbouillons, daB sie auch bereits schon in den ersten
Erkrankungstagen positive Resultate ergeben. Mithin ist
es mflglich, die Frtihdiagnose des Typhus und Paratyphus bakteriologisch
zu sichern und jene Ffllle auszuschalten, bei denen auf Grund der
klinischen Erscheinungen Typhus resp. Paratyphus diagnostiziert wird,
die Gruber-Widalsche Reaktion aber sonst versagt.
Durch Austitrierung der sowohl in der Mischbouillon enthaltenen
als auch anderweitiger Laboratoriumsstamrae gegenflber Sera, bei welchen
die Widal sche Reaktion mit einem Stamm versagt hatte, lieB sich
von neuem best&tigen, daB die Agglutinabilitfit der einzelnen Stflmme
gegenflber den einzelnen Sera eine sehr verschiedene ist, und daB es
zahlreiche Stflmme gibt, welche dem betreffenden Serum gegenflber
schwer agglutinabel sind 1 ). Man mflfite mithin, um Tfluschungen durch
negativen Ausfall des Widals zu vermeiden, immer mit mehreren
Stammen arbeiten, was natflrlich sehr zeitraubend und praktisch nicht
durchfflhrbar w&re. In der Mischbouillon haben wir hierfflr vollwertigen
Ersatz. Desgleichen konnte niemals das Auftreten von Hemmungszonen,
hochstens andeutungsweise beobachtet werden. Letzteres wflrde die Auf-
fassung Falta-Noggeraths best&tigen, daB die durch agglutinations-
hemmende Kflrper in frischen Seris bedingten Fehlerquellen bei An-
wendung sehr dichter Bouillons, namentlich von Mischbouillons, vermieden
werden.
Aber nicht nur zur Feststellung akuter Erkrankungsfalle leistet die
Verwendung von Mischbouillons gute Dienste, sondern auch bei der
Suche nach Bacillentragern. Auch hier versagte ofters die
Widal sche Reaktion mit nur einem Stamm, w&hrend die Benutzung
von Mischbouillons stets positive Resultate ergab.
1) Vgl. auch Rimpau, Arch. f. Hvg. Bd. 76. 1912. p. 313.
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Hilgermann, Weitere Erfahrungen mit meiDer Methode etc.
651
Die Austitrierung der einzelnen in der Miscbbouillon enthaltenen
Stamme gegentiber zahlreichen Ty- und Pty-Sera und die Austitrierung
der Mischbouillons gegenflber den gleichen Sera ergab weiterhin die
wichtige Beobachtung, daft die Mischbouillon eine erhebliche
Erhohung des Agglutinationstiters gegentiber den ein¬
zelnen St Jim men bedingt. Es durfte dies auf die Ausschaltung
agglutinationshemmender Korper zurilckzufiihren sein. Praktisch wichtig
ist diese Erfahrungstatsache insofern, als dadurch ebenfalls eine sicherere
Diagnose ermbglicht wird.
Von groftter Bedeutung fflr den Wert der Mischbouillon war ferner
erforderlich, festzustellen, ob etwa die Mischbouillon wegen ihrer grbfteren
LabilitSt leichter zu Fehldiagnosen als der einfache Widal Veranlassung
geben kbnne. Bekanntlich kann, wenn auch nur in geringen Prozent-
satzen, die Widalsche Reaktion auch bei anderen Krankheiten positiv
sein. Bei der Verwendung eines Gemisches einer groBeren Anzahl
Stamme, wie es ja die Mischbouillou darstellt, kbnnte diese Gefahr viel-
leicht noch viel ausgesprochener sein. Zur Kiarung dieser Frage wurden
lange Zeit hindurch s&mtliche mit Hilfe der Mischbouillon bei negativem
Widal als positiv erkannten Falle systematisch weiter verfolgt. Er-
gaben die iiblichen weiteren Nachuntersuchungen kein positives Ergeb-
nis, so wurde der klinische Befund festzustellen versucht. Unter 500
in dieser Weise geprtiften Sera waren nur 3 angebliche Fehldiagnosen
zu verzeichnen. In dem einen Fall handelte es sich klinisch um einen
Masernfall bei einem Kinde. Zu beriicksichtigen hierbei ist aber, daft
dieser Masernfall in eine Typhusepidemie von 157 Erkrankungen failt,
sehr leicht also auch eine Mischinfektion vorgelegen haben kann. Bei
den anderen Fallen soli einmal eine Pneumonie, das andere Mai eine
Sepsis vorgelegen haben. Erstere Erkrankuugsform kann ebenfalls sehr
wohl durch Typhusbacillen bedingt, „Pneumotyphus“, letztere vielleicht
ebenfalls eine schwere Form des Typhus gewesen sein. Gaethgens
gibt auf Grund seiner umfassenden Zusammenstellung unter 842 Seris
13 Fehldiagnosen — 1,54 Proz. an, bei Verwendung von Mischbouillons
wurden unter 500 Sera nur 3 Fehldiagnosen =0,6 Proz. (aber auch diese
noch fraglich) vorgekommen sein. Im Gegenteil scheint sogar demnach
die Mischbouillon weniger zu Fehlerquellen in dieser Richtung Veran¬
lassung zu geben. Auch sonst sind aufter diesen systematischen Fest-
stellungen in den letzten Jahren nur drei Mitagglutinationen bei ander-
weitigen Infektionen zur Kenntnis gekommen. Ebenso war bei Unter-
suchung einer grbfteren Anzahl von im Laufe der Jahre vorgekommenen
Ruhrerkrankungen niemals auch nur eine Andeutung von Agglutina¬
tion bei Ansetzung der Sera mittels Ty und Pty B-Mischbouillon zu
konstatieren. Stets war die Widal sche Reaktion fur Ty und Pty
negativ und gab nur mit den spezifischen Krankheitserregern positive
Resultate.
Desgleichen war bei samtlichen iibrigen Fallen, welche sich spater-
hin als Ty Oder Pty nicht bestatigten, ebenso wie der einfache Widal
auch der Widal mit Mischbouillons negativ gewesen.
Diese an einem umfangreichen Material objektiv gewonnenen Be-
obachtungen diirften zur Geniige beweisen, daft die Ansetzung der
Widalschen Reaktion mittels Mischbouillons in keiner
Weise leichter zur Fehldiagnose, auch nicht bei den dem
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 68. Heft 7.
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Typhus und Paratyphus nahestehenden Krankheitsforraen
Veranlassung gibt.
GeiBe 1 2 3 ) konnte im Gegensatz zu Blasius und Rathe*)*; bei
Verwendung einer Typhusmischbouillon keine besseren Resultate er-
zielen als mit einem Stamm. Es diirfte sich dies ohne weiteres daraus
erklaren, daB GeiBe zwar einen gut agglutinablen Stamm zur Aus-
flihrung der Widalschen Reaktion, zur Herstellung der Mischbouillon
hingegen auBer dem eben erwahnten Stamm 3 beliebige ihm gerade zur
Verfugung stehende Typhusstamme benutzte. Letzteres ist aber, wie
vorstehend ausgefiihrt, und wie sich gemaB des ganzen Prinzips der
Mischbouillon ohne weiteres ergibt, durchaus nicht angangig. Bei einer
Versuchsreihe war sogar ein Stamm, den GeiBe benutzt hatte, bei der
erst nachtraglichen Nachprufung sehr schwer agglutinabel und rnuBte als
eine Abart des Typhusbacillus angesprochen werden. DaB derartige
Stamme sich nicht zur Mischbouillon eignen, bedarf keiner weiteren Er-
orterung. Wenn nur einwandfreie, leicht agglutinable Stamme Verwendung
linden, dann ist auch die Annahme Geifies von selbst hinfallig, „daB
die weniger gut agglutinablen Bacillenstamme gewissermaBen verdflnnend
und Agglutinationstiter erniedrigend wirken“, desgleichen, was meiner
Ansicht nach im Gegensatz zu GeiBe in einem gut geleiteten bakterio-
logischen Laboratorium nicht vorkommen darf, „daB durch Verwendung
mehrerer Typhusstamme in Form einer Typhusbacillenmischbouillon zum
Zwecke der W i d a 1 - Reaktion auch die Moglichkeit wachst, daB ein
nicht absolut einwandfreier Typhusstamm darunter ist“.
Diejenigen Typhus- resp. Paratyphus-Stamme, aus welchen die Misch¬
bouillon hergestellt werden soil, miissen eben erst vorher auf das sorg-
faitigste morphologisch, biologisch und serologisch gepriift wordeu sein,
ehe sie fur die Mischbouillon Verwendung linden dlirfen.
1) GeiBe, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. 1. Orig. Bd. 48. 1909. p. 517.
2) BlaBius u. Kathe, Hygien. Rundsch. 1909. p. 521.
3) Blasius, Hygien. Runasch. 1910. p. 345.
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Strzyzowski, Gin praktisches Reagensgestell etc.
653
Nachdruck verboten.
Ein praktisches Reagensgestell zur Ausfiihrung der foren-
sischen Blutdiagnose und anderer Eiweissdifferenzierungen
auf biologischem Wege.
[Aus dem Universitfits-Laboratorium fiir physiologische und gerichtliche
Chemie in Lausanne.]
Von Prof. Dr. Casimir Strzyzowski.
Mit 2 Figuren.
Zwecks leichterer Erkennung von spezifischen Triibungen bei der
Vornahme des biologischen EiweiBdifferenzierungsverfahrens mit prSzi-
pitierenden Seris haben bereits Uhlenhuth und Beumer, E. Fried-
berger, W. A. Schmidt, Carnwath 1 ), J. P. M’Gowan 2 ) u. a.
Fig. 1. Vervollkommnetes Reagensgestell fiir das biologische Eiweifidifferen -
zierungs verfahren.
Fig. 2. Ergebnis einer positiven Prazipitinreaktion beim menschlichen Blut in
Begleitung der erforderlichen und unentbehrlichen Kontrollen.
1) Uhlenhuth, P. u. Weidanz, O., Praktische Anleitung zur Ausfiihrung des
biologischen EiweiBdifferenzierungsverfahrens. 1909. p. 42 u. 53.
2) M’Gowan, Zwei praktische Methoden bei der gerichtlich-medizinischen An-
wendung der Prazipitinprobe. (Zeitschr. f. biolog. Techn. u. Method. 1909. p. 392.)
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 7.
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verschiedene Vervollkomranungen und Anweisungen angegeben, fiber
welche in der in den unten angefiihrten FuBnoten zitierten Literatur die
notigen Aufschliisse zu finden sind.
Unter Berficksichtigung der von diesen Autoren eingeffihrten Appa-
ratur, habe ich raich bemflbt, derselben noch weitere, aus meiner Labo-
ratoriums- und Demonstrationspraxis erzielte Verbesserungen beizubringen.
So entstand das hier abgebildete Reagensgestell, dessen Vorteile fur die
Pr&zipitinprobe sich aus den folgenden Satzen ergeben:
1) Das Reagensgestell ist zur Aufnahme von anflugfreien, mit ver-
starktem Boden versehenen Reagensrdhrchen, die demselben nicht, wie
dies bisher iiblich war, in einer Form, sondern in 2 GroBen beigegeben
werden, eingerichtet. Die grbBeren sind 6,5 ccm lang und 6,5 mm im
Lichten weit, w&hrend die kleineren bei gleicher Lange nur einen lichten
Durchmesser von 3,5 mm haben 3 ). Bei letzteren kann noch mit 0,1 ccm
eines EiweiBauszuges die PriLzipitinreaktion vorgenommen werden.
2) Das Gestell ist zur besseren Beurteilung des Befundes mit einem
schrag befestigten schwarzen Schirm, der die Abwendung des Lichtes
bezweckt, ausgestattet. Die 2 beigegebenen, auf 0,1 ccm kalibrierten,
fein ausgezogenen Pipetten sind zur leichteren Aufnahme bzw. Einffih-
rung von prazipitierenden Seris bestimmt.
3) Jedes Gestell ist auBerdem mit 12 fiber jedem Rohrchen ent-
sprechend abgeteilten Kartenbiattern, die oberhalb eingeschoben werden,
versehen. Auf denselben ist der bei der Anstellung der
Prazipitinreaktion bei jedem Rohrchen zu beobachtende
quantitative Vorgang im Sinne der von Uhlenhuth an-
empfohlenen Anordnung aufgedruckt. Hierbei kommt nicht
nur die forensische Ermittelung von menschlichem BluteiweiB
allein in Betracht, sondern es werden auch samtliche Moglich-
keiten von EiweiBdiagnosen beriicksichtigt. Fflr Anmerkung der
Ergebnisse ist gleichfalls geniigend Platz vorgesehen.
Die Herstellung des Gestelles hat die Firma Warmbrunn, Qui-
litz u. Co. in Berlin iibernommen.
3) Die Reagensrohrchen diirfen nur mit Vogelfedern gereinigt werdeu. Die An-
wendung von Draht oder Sand ist unzulassig!
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Inhalt.
655
Inhalt.
▼an der Bogart, Frank, An epidemic of
throat infection with glandular enlarge¬
ment, p. 593.
Odsony, Ludwig, Kapselbildung bei den
Bakterien der Septicaemia haemorrhagica,
p. 594.
▼. Hellene, O., Untersuchungen iiber Strep¬
tolysin, p. 602.
Hilgermann, B.., Weitere Erfahrungen
mit meiner Methode der Ansetzung der
Widalschen Reaktion mittels Typhus-
und Paratyphusmisch bouillon, p. 645.
Zrontowaki, A., Zur Frage iiber dieTyphus-
und Dysenterieverbreitung durch Fliegen,
p. 586.
▼. Lingelsheim, Zur Frage der Variation
der Typhusbacillen und verwandter Grup-
pen, p. 577.
Lfiwenstein, Ernst, Beit rag zur Chemie
des Tuberkelbacillus, p. 591.
Uereshkowsky, S. S., Erhaltung der Viru-
lenz des Bacillus Danysz auf Agar-
kulturen, p. 597.
Negri, Adelchi, BeobachtungeniiberHae-
moproteus, p. 599.
Sachs-Mflcke, Eine von Prof. v. Lingels¬
heim beschriebene Tvphusbakterienform
im Vergleich zu den bisher bekannt
gewordenen, sogenannten Mutationen,
p. 582.
Strsyaowski, Casimir, Ein praktisches
Reagensgestell zur Ausfiihrung der foren-
sischen Blutdiagnose und anderer Eiweifi-
differenzierungen auf biologischem Wege,
p. 653.
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Centr&lbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 7.
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Die Redaktion dee „Centralblatts fiir Bakteriologie und Varasitenkunde“ richtet
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wunsche um Lieferung von
besonderen Abdriicken ihrer Aufsdtze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen
an die Redaktion auf das Manuslcript schreiben zu wollen oder spatestens nach
Empfang der ersten Korrekturabzilge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer
in Jena, gelangen zu lessen.
Die Herren Mitarbeiter werden hdflichst gebeten, bereits fertig-
gestellte Kiischees — falls solche mit den Mannskripten abgeliefert
werden — nicht der Redaktion, sondern direkt der Yerlagshand-
lnng Gustav Fischer in Jena einzusenden.
Kroromannsche Buchdruckerel (Hermann Fohle) in Jena.
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Centralbl. f. Bald etc. I. Abt Originals. Bd. 68. Heft 8.
Inhaltsverzeichnis.
I. Yerzeiehnis der In Band 68 enthaltenen Arbelten.
Bauer, Theodor, Ueber die Sarcina tetra-
gena. 470
Bemelman8, £., L’EtioIogie et la therapie
de la fifcvre typhoide (Pferdestaupe). 8
BertarelH, E., Ueber die Qegenwart von
mittela Komplementablenkung in den
Seria gegen Schlangengift nachweiabaren
Antikorpern. 67
— Baktenologiache Unterauchungen iiber
die Winterachlafer. 566
— undTedeschi, A., Experimentelle Unter¬
auchungen iiber das Gift der Horniaae
(Veapa crabro L.). 309
Bevacqua, Alfredo, Fuao-apirillare Asso¬
ciation in einera Falle von rseudoelephan-
tiaaia dea unteren linken Gliedea bei
einem Araber. 182
Bierast, W. und Laniers, A. J. M., Pho-
brol im Laboratoriumaverauch und in
der Praxis. 207
Bitter, Ludwig, Neuea zur Technik der
Cporen- und Gonokokkenfarbung, zu-
gleich Mitteilungen iiber milzbrandahn-
liche und wandernde Erdbacillen. 227. 574
van der Bogert, Frank, An epidemic of
throat infection with glandular enlarge¬
ment. 593
Bru8chettini , Unterauchungen iiber die
Vaccination gegen Rindertuberkulose an
Laboratoriumatieren (Kaninchen, Meer-
achweinchen). 337
Craig, T. a. Twort, C. C.
Csemel, Engen, Beitrage zur sogenannten
Mutation bei Choleravibrionen. 145
Dendrinos, Georges, Ueber eineu neuen
Krankheitserreger der Trypanoaomen-
gruppe. 29
Fermi, Claudio, Ueber Spezifizitat und
andere Eigenachaften der Ektoproteaaen
I. 433
Finzi, Guido, Ueber die Spezifizitat und
iiber den diagnoatiachen Wert der
„Thermoprazipitinreaktion“ von Aacoli
bei der Erkennung dca hamatischen
Karbunkela und (Tea Rotlaufa. Vor-
laufiger Bericht. 556
Galli-Valerio, B., Bacterium paeudopeatia
murium n. ap. 188
Gleitsmann, Beitrag zur Entwickelunga-
geachichte der Spirochaten (Borrelien). 31
— Ueber die Beziebungen der Borrelien
(Spirochaten) zu den Wirtazellen. 493
G6zony, Ludwig, Kapaelbildung bei den
Bakterien der Septicaemia haemorrhagica.
594
Erste Abt. Orig. B<i, 08. Heft 8.
von Hellens, 0., Unterauchungen iiber
Streptolysin. 602
Heydenreieh, L., Ein Eratarrungskaaten
fur Nahrmedien. 126
t. Hibler, Emanuel, Zur Kenntnia der
pathogenen Anaeroben. Ein Kleinhirn-
abazeu, bedingt durch einen anaeroben
Spaltpilz, bei chroniacher eitrig-jauchiger
Ostitis, Sin an thrombose und Carcinom-
entwickelung im rechten Felaenbein. 257
Hllgermann, R- Weitere Erfahrungen mit
meiner Methode der Anaetzung der Widal-
achen Reaktion mittels Typhus- und Para-
typhuamiachbouillon. 645
Horiml,' K., Ueber die pathogenen Wir-
kungen der Dysenterietoxine. 342
lsabollnsky, M. a. Patzewitseh, B.
Ishiwara, T., Ueber neue Farbeverfahren
zur Daratellung grauulierter Tuberkel-
bacillen. 113
Kalledey, Lajos, Der Einflufi der intra-
venoaen Sublimatinjektion auf die Schutz-
atoffe dea Organiamua. 358
Kodunia, H., Die Uraache der natiirlichen
Immunitat gegen Milzbrandbacillen.
Entstehung, Weaen und Beachaffenheit
der Kapael. 373
Kour&di, Daniel, Wie lange widerateht daa
Wutvirua in der Erde, an der Luft und
in der Kalte? 483
Kostrzewskl. J., Hamolytiache Eigen-
schaften aea Menachenaeruma auf 2—4
verachiedene Blutkorperchenarten zu
gleicher Zeit unteraucht. 51
Krontowskl, A., Zur Frage uber die
Tvphua- und Dyaenterieverbreitung
durch Fliegen. 586
Krumwiede, Charles und Pratt, Josephine
S, Dahlia-Agar ala Unteracheidungsmittel
zwiachen Cholera- und anderen Vibrionen.
562
Lamei's, A. J. M. a. Bierast, W.
Lentz, W. a. Pfeller, W.
v. Lingelshelm, Zur Frage der Variation
der Typhuabacillen und verwandter
Gruppen. 577
Lipschiitz, B^ Filtrierbarelnfektionaerreger
und maligne Tumoren. 323
LSweusteln, Ernst. Beitrag zur Chemie
dea Tuberkelbacillus. Vorlaufige Mit-
teilung. 591
Mac Callum, G. A., Thoracocotyle croceua
nov. gen., nov. ap. 335
Mazzetti, Loreto, Beitrag zum Studium
dea Stoffwechaela der Choleravibrionen.
129
42
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658
Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 68 Heft 8.
Mereshkowsky, S. 8., Erhaltung der Vi-
rulenz des Bacillus Danysz auf Agar-
kulturen. 597
Michligk a. Strubell, Alexander.
Mieremet, C. W. G. s. de Negri, Ernestine.
Miyagawa, Yoneji, Ueber deu Wanderungs-
weg des Ankylostomum duodenale (cani-
nura) bei oraler Infektion. Vorlaufige
Mitteilung. 201
—, Ueber den Wanderungsweg des Schisto-
somum japonicum durcn Vermittlung des
LymphgefaSsystems des Wirtes. II. Mit¬
teilung. 204
Natonek, Desider, Zur Kenntnis der kul-
tnrellen Eigenschaften einiger Coli-
Stamrne. 166
Negri, Adelcbi, BeobachtuDgen iiber
Haemoproteus. 599
de Negri, Ernestine, u. Mieremet, C. W. G.,
Zur Aetiologie des maligneu Granulotns.
292
Oette, Ernst. Ein abweichender Paratyphus-
stamm, der Zucker ohne Gasbildung
zersetzt. 1
Ogawa, M., Quelques observations sur le
dimorphisme de Trypanosoma Pecaudi.
332
Patzewitsch, B. und Isabolinsky, M., Ein
Beitrag zur Technik der Gewiunung von
Schweinerotlauf- und Milzbrandheilseris.
117
Pfeiler, W. und Lentz, W., Ueber die
Herstellung von festen Nahrbodcn ohne
Verweudung des Fleischwassers und der
Fleiscbbrfihe. Ein Vorschlag zur Ver-
einfachung der Herstellungsweise und
Verbilliguug des Kulturmaterials. 122
— und Rehse, A., Ueber das Vorkommen
von Bakterien aus der Gruppe der Fleisch-
vergifter bei Vogeln. Paratyphus B-In-
fektion beim Huhu. 174
Poliak, Richard, Ueber Formenwechsel
bei dem Bacillus faecalis alcaligenes. 288
Pratt, Josephine 8. s. Krumwiede,
Charles.
T. Proivazek, 8., Ueber reine Trypanosomen-
stiimme. 498
de Raadt, 0. L. E., Ueber einen bisher
unbekannten menschlichen Krankheits-
erreger. 318
von R&tz, Stefan, Ueber die Piroplasmose
der Schafe. 194
Rehse, A. s. Pfeiler, W.
Sachs-Miike, Eine von Prof. v. Lingelabeim
beschriebene Typhusbakterienform im
Vergleich zu den bisher bekannt ge-
wordenen sogenannten Mutationcn. 582
v. Schuekmauu, W. und Wernicke, K.,
Einiges fiber Methoden und Ergebniase
der Trypanosomenztichtung. 241
Shibayama, G., Experiments on the pro¬
phylactic inoculation against the experi¬
mental plague pneumonia in guinea-pigs.
o7
Simon,Gerhard, Ueber Lahmungen im Ver-
lauf der Tollwutschutzimpfung. 72. 575
Smith, J. Henderson. On the Organisms
of the Typhoid - Colon Group and their
Differentiation. 151
Strubell, Alexander und Michligk, Ueber
pharmako-dynamische Einflfisse auf deu
opsonischeu Index. 501
Strzyzowski, Casimir, Ein praktisches Re-
agensgestell zur Ausffihrung der forensi-
schen Blutdiagnose und anderer Eiweifi-
differenzierungeu auf biologischem Wege.
653
Tedeschi, A. s. BertareUi, E.
Twort, C. C. and Craig, T., The Patho¬
genicity of Johne’s Bacillus compared
with that of other acid-fast Bacilli for
some of the Laboratory Animals. 455
Yalletti, Guido, Ueber einen neuen Nahr¬
boden zur sehr rascben Entwicklung des
Tuberkelbacillus. Vorlaufige Mitteilung
Voigt, Leonhard, Die Kuhpockenimpfung
und das Lama. 49
Wedensky, K. K., Ueber ein Verfahren zur
unmittelbaren Zfichtung von Tuberkel-
bacillen aus menschlichen und tierischen
Organen. 429
Wernicke, K. s. von Schuckmann, W.
II. Sachverzelchnis,
Abszefi, Kleinhirn-, durch Anaeroben ver-
ursacht. 257
Acridium aegyptium, proteolyt. Enzyme 443
Actinia sp., proteolyt. Enzyme. 444
Actinomyces, Kultur. 125
Actinosphaerium sp., proteolvt. Enzyme.
' 445
Adrenalin, Wirkung auf d. opson. Index.
516
Aeolis sp., proteolyt. Enzyme. 442
Agabres calonotus, proteolyt. Enzyme. 443
Agalactia contagiosa, Actiol. 324
Agar, Dahlia-, zur Differentialdiagnose von
Choleravibrionen. 562
Agave arnericana, proteolyt. Enzyme. 448
— beaucarnei, proteolyt. Enzyme. 448
Aggutinatiou von Anaeroben.' 285
— (Widal) mittcl Typhus- und Paratvphus-
Mischbouillon. 645
Agglutinine, Wirkung intravenoser Sub-
limatinjektion. 364
Akis spinosa, proteolyt Enzyme. 443
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Register.
659
Akne, Behandlung niit Staphylokokken-
vaccine. 511
Alauda arvensis, proteolyt. Enzyme. 437
Alkali, Wirkung auf Streptolysin. 637
Amoeba sp., proteolyt Enzyme. 445
Amorphopnallus rivieri, proteolyt. Enzyme.
449
Amphibien, proteolyt. Enzyme bei denselb.
440
Anamie, perniziose, der Pferde, Aetiol. 324
Anagallis arvensis, proteolyt. Enzyme. 448
Ananas sativa, proteolyt. Enzyme. 449
Anas boschas, proteolyt. Enzyme 439
Anchylostomum caninum, Wanderungsweg
bei oraler Infrktion. 201
— duodenale, Wanderungsweg bei oraler
Infektion. 201
Anguilla vulgaris, proteolyt. Enzyme. 441
Anguis fragilis, proteolyt.' Enzyme. 440
Antikorper in Schlangengiftseris. 67
—, Wirkung intravenoser Sublimatin-
jektion. 358
Antistreptolysin,Entstehen und Vorkommen
in verschiedenen Seris. 621
Aphrodite sp., proteolyt Enzyme. 444
Aplopinako, Aetiologie. 29
Arachniden, proteolyt Enzvme bei denselb.
444
Arctomys marmota, Bakterien flora des
Magendarmkanals im Winterschlafe. 569
Arenicola sp., proteolyt. Enzyme. 444
Arsen, Wirkung auf d. opson. Index. 513
Aryon rufus, proteolyt. Enzyme. 442
Arzneimittel, Wirkung auf d. opson. Index.
501
Ascaris lumbricoides, proteolyt. Enzyme.
444
— vituli, proteolyt Enzyme. 444
Ascites, Wirkung auf Bac. anthracis. 396
Asparagus officinalis, proteolyt. Enzyme.
449
Aspergillus eandidus, proteolyt.
Enzyme.
453
— flavus, proteolyt. Enzyme 453
— fumigatus, proteolyt. Emzyrne. 453
— glaucus, proteolyt. Enzyme. 453
— niger, proteolyt. Enzyme. 453
— oryzae, proteolyt. Enzyme. 453
Aspidistra elatior, proteolyt.. Enzyme. 449
Astacus fluviatilis, proteolyt. Enzyme. 444
Astropecten aurantiacus, proteolyt. Enzyme.
444
Ateuchus laticollis, proteolyt. Enzyme. 443
Athene noctua, proteolyt. Enzyme. 436
Auswurf Tuberkuldser, Desinfektion mit
Phobrol. 211
Autolyse und proteolyt. Enzyme. 454
Avena sativa, proteolyt. Enzyme. 449
Bacillus abortus, Kuftur. 124
— acidi lactici, proteolyt. Enzyme. 450
— acidi lactici, Kultur. 124
— alcaligenes, Variation. 578
— alliaceus, proteolyt. Enzyme. 450
— anthracis s. a. Milzbrand.
-, proteolyt. Enzyme. 450
— —, Hamolyse. 388
Bacillus anthracis, Kapsel, Beechaffenheit,
Entstehung. 375
-, Kultur. 124
-, Sporenbildung. 223
-, Wirkung von Ascites. 396
-, Wirkung von Serum. 378
— avisepticus, Kapselbildung. 595
-, Kultur. 124
— bipolaris septicus, Kapselbildung. 594
— botulinus, Sporenbildung. 232
— Buttersaure-, Kauincheninfektion. 464
— butyricus, Kultur. 124
-, Sporenbildung. 232
— canisepticus, K&spelbildung. 596
— cavicida, proteolyt. Enzyme. 450
— coli, Differentialdiagnose. 167
-, proteolyt. Enzyme. 450
-dysentericum (Jelli, proteolyt. En¬
zyme. 450
— coli-Gruppe, Differenzierung. 151
-, Kulturelles. 151
-, Systematischcs. 157
— coli, Kultur. 124
— —, Kulturelles. 166
— cumiculicida, Kapselbildung. 596
— Danysz auf Agarkulturen, Virulenz-
erhaitung. 597
— diphtheriae s. a. Diphtheric.
-, proteolyt. Enzyme. 450
-, Kultur. 124
-, Wirkung von Phobrol. 208
— dysenteriae s. a. Ruhr.
— —, Kultur. 124
— —, Toxin, Arten. 349
— —, Toxin, Lokalisation im Bakterien-
leibe. 349
— —, Toxin, pathogene Wirkung. 342
— enteritidis Gartner, Differentialdiagnose
von Bac. coli. 170
-, Gefliigelinfektion. 174
-Gartner-Gruppe, Differenzierung. 159
-Gruppe, Variation. 578
-, Kultur. 124
— Erd-, Sporenbildung. 233
— faecalis alcaligenes, Formenwechsel. 288
— Friedlanderi, proteolyt. Enzyme. 450
— fusiformis, Pseudoclephantiasis, Rolle
bei derselben. 182
— glischobacter, proteolyt. Enzyme. 450
—, Gras-, Kanincheninfektion. 464
— helixoides, Kulturelles. 234
— icteroides, proteolyt. Enzyme. 450
— Johnes, Gefliigelinfektion. 460
-, Kanincheninfektion. 456
-, Pathogenitiit. 455
— mallei, Kultur. 124
— mesentericus vulgatus, proteolyt. En¬
zyme. 450
— -, Kultur. 125
— -, Sporenbildung. 233
— migrans, Sporenbildung. 233
— Mist-, Kultur. 124
— multiformis, proteolyt. Enzyme. 451
— muripestifer, proteolyt. Enzyme. 450
— mustelae septicus, Kapselbildung. 596
— mvcoides, proteolyt Enzyme. 450
42*
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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 68. Heft 8.
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Bacillus mycoides, Sporenbildung. 233
— oedematis maligni, proteolvt. Enzyme.
450
-, Sporenbildung. 232
— paracoli, Kulturelles. Ib6
— paratyphi, Differentialdiagnose von Bac.
coli. 170
-, Gefliigelinfektion. 174
-Gruppe, Differenzierung. 159
-, Variation. 578
-, Kultur. 124
-und typhi-Mischbouillon zur Widal-
schen Reaktion. 645
-, Zucker ohneGasbildungzersetzend. 1
— phlei, Gefliigelinfektion. 463
-, Kanincheninfektion. 460
— phosphorescens, Kultur. 124
— prodigiosus, proteolyt. Enzyme. 450
-, Kultur. 125
— pseudoanthracis, Kultur. 125
— peeudodiphthericus, proteolvt. Enzyme
450
— putrificus filamentosns, proteolyt. En¬
zyme. 451
— pyocyaneus, proteolyt. Enzyme. 450
-, Wirkung von Phobrol. 225
—, Rauschbrand-, Sporenbildung. 232
— rhusiopathiae suis, Kultur. 124
— rigidus, proteolyt. Enzyme. 451
—, Smegma-, Kanincheninfektion. 464
— sporogenes regularis, proteolyt. Enzyme.
451
-saccharolyticus, proteolyt. Enzyme.
451
-zoogloicus, proteolyt. Enzyme. 451
— subtilis, proteolyt. Enzyme. 450
-, Sporenbildung. 233
— —, YVirkung von Phobrol. 223
— suipestifer, proteolyt. Enzyme. 450
— —, Kultur. 124
— suisepticus, proteolyt. Enzyme. 450
-, Kapselbildung. 594
— tenuis spatuliformis, proteolyt. Enzyme.
451
— tetani, proteolyt. Enzyme. 450
-, Sporenbildung. 232
—, Timothee-, Kultur. 124
— tuberculosis s. a. Tuberkulose.
-, Chemie. 591
-, Farbung. 237
-, gran u I are Form, Farbung. 113
-, Kultur. 124. 591
-, —, unmittelbare, aus Organen. 429
— —, Nahrboden (Kultur). 239
-, Wirkung von Phobrol. 211
-piscium, Kanincheninfektion. 464
— typni s. a. Typhus abdominalis.
-, proteolvt. Enzyme. 450
-, Form Lingelsheim. 582
— -Grtip{)e, Differenzierung. 151
-, Kulturelles. 151
-, Systematisches. 157
— — —, Variation. 577
-, Kultur. 124
-, Morphologie. 577. 582
-, Mutation. 577. 582
Bacillus typhi und paratyphi-Mischbouillon
zur Widalschen Reaktion. 645
-, Variation. 577
-, Wirkung von Phobrol. 208
Bacterium cholerae gallinarum, proteolyt.
Enzyme. 450
— fluorescens liquefaciens, proteolyt. En¬
zyme. 450
— ozenae, proteolyt. Enzyme. 450
— phosphoreum, proteolyt. Enzyme. 450
— pseudopestis murium n. sp., Morphol.,
Kulturelles. 189
— rubrum, proteolyt. Enzyme. 450
— syncyaneum, proteolyt. Enzyme. 450
Bakterien, anaerobe, Agglutininbildung. 285
—, —, Eiterung, Ursache derselben. 257
—, Pathogenitat. 257
—, Prazipitinbildung. 286
Enzyme, proteolyt. bei denselben. 450
Farbung. 113. 227. 574
-Flora des Darmes bei Winterschlafern
567
-des Magens bei Winterschlafern. 569
—, Indolbildung. 140. 172
—, Kapsel, Darstellung mittels Tuschever-
fahrens. 595
—, Kapselbildung. 375. 594
—, Mutation. 145. 577. 582
—, saurefeste, Kanincheninfektion. 464
— der Septikamie, hamorrhag., Kapsel¬
bildung. 594
—, Sporenbildung. 232
—, Variation. 577. 582
— Vorkommen im Fliegendarm. 589
—, Wirkung von Phobrol. 208
Bakterizidie durch Serum. 378
Beta vulgaris var. sacchar. proteolyt. En¬
zyme. 449
Blaps mucronata, proteolyt. Enzyme. 443
Blatta orientalis, proteolyt. Enzyme. 443
Blut-Diagnose, forensische, Reagenzgeetell.
653
Boden, Widerstandsfahigkeit des Wutvirus
in demselben. 483
Borrelien, Beziehungen zu den Wirtszellen.
493
—, Entwickelungsgeechichte. 31
—, Morphologie. 496
—, Phagozytose. 493
Botalis grisota, proteolyt Enzyme. 438
Botrytis bassiana, proteolyt. Enzyme. 453
— cinerea, proteolyt Enzyme. 453
— fragariae, proteolyt. Enzyme. 453
Brachvcerus corrosus, proteolvt. Enzyme.
443
Brom, Wirkung auf den opeon. Index.
505
Broussonetia papvrifcra, proteolvt. Enzvme.
448
Bubos bison, proteolyt. Enzyme. 443
Buttersaurebacillus, Kanincheninfektion.
464
Cancer sp., proteolyt Enzyme. 444
Canis familiaris, proteolyt. Enzyme. 436
Cannabina linota, proteolyt Enzyme. 438
Cannabis sativa, proteolyt. Enzyme. 449
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661
Cantharus orbicularis, proteolyt. Enzyme.
442
Carchesium sp., proteolyt. Enzyme. 445
Oarcinus moenas, proteolyt. Enzyme. 444
Carduelis elegans, proteolyt. Enzyme. 437
Carobus morbillosus, proteolyt. Enzyme. 443
Cayia cobaya, proteolyt. Enzyme. 436
Cecropis rustica, proteolyt. Enzyme. 438
Charadrius auratus, proteolyt. Enzyme. 439
Chiton sp., proteolyt. Enzyme. 442
Chloris horleusis, proteolyt. Enzyme. 437
Chondrosia sp., proteolyt! Enzyme. 444
Chrysomela vnrians, proteolyt. Enzyme. 443
Chrysophris aurata, proteolyt. Enzyme. 441
Cladothrix dichotoma, proteolyt. Enzyme.
450
Coccinella septempunctata, proteolyt. En¬
zyme. 443
Coccobacillus liquefaeiens, proteolyt. En¬
zyme. 451
CSlenteraten, proteolyt. Enzyme bei den-
selben. 444
Columba livia, proteolyt. Enzyme. 437
Conger vulgaris, proteolyt. Enzyme. 441
Corvus cornix, proteolyt. Enzyme. 436
Corylus avellana, proteolyt. Enzyme. 449
Corynebacterium granulomalis maligni,
Morphol., Kulturelles. 300
Coturnis communis, proteolyt. Enzyme. 437
Crustaceen, proteolyt. Enzyme bei denselb.
440
Cucurbita maxima, proteolyt. Enzyme. 448
— pepo, proteolyt. Enzyme. ' 449
Culex pipiens, proteolyt. Enzyme. 443
Curruca atricapilla, proteolyt. Enzyme. 438
Cycas revoluta, proteolyt. Enzyme. 449
Cynomyia s. Sarcophaga.
Dahlia-Agar als Unterscheidungsmittel
zwischen Cholera und anderen Vibrionen.
562
Darm, Bakterienflora bei Winterschlafern.
567
—, Fliegen-, Bakterien in demselben. 589
Dentex vulgaris, proteolyt. Enzyme. 440
Desinfektion des Auswurfes Tuberkuloser
mit Phobrol. 211
— von Gummihandschuhen mit Phobrol.
216
— der Hande mit Phobrol. 214
— mit Phobrol. 207
Dioscorea bulbifera, proteolyt. Enzyme. 449
Diphtherie s. a. Bacillus diphtheriae.
—, Empfanglichkeit der Winterschlafer.
573
Discoglossus pictus, proteolyt Enzyme. 440
Ditiscus marginalis, proteolyt. Enzyme. 443
Doryopsis sp., proteolyt. Enzyme. 442
Dysenterie s. a. Bacillus dysenteriae, Ruhr.
Echinodermen, proteolyt. Enzyme bei den-
selben. 444
Eiterung, durch Anaeroben verursacht 257
EiweiS-Differenzierung, biolog., Reagenz-
gestell. 653
Ektoproteasen, Spezifizitiit. 433
Elephantiasis, Pseudo-, Aetiol., Histol. usw.
182
Encephalitis, durch Sarcina tetragena ver¬
ursacht. 471
Enzyme, Ekto-, proteolyt., Spezifizitat 433
proteolyt., bei Amphibien. 440
—, bei Arachniden. 444
—, und Autolyse. 454
—, bei Bakterien. 450
—, bei Colenteraten. 444
—, bei Crustaceen. 444
—, bei Echinodermen. 444
—, bei Fischen. 440
—, bei Insekten. 442
—, bei Mollusken. 442
—, bei Pflanzen. 448
—, tiei Protozoen. 445
—, bei Reptilien. 439
—, bei Saugetieren. 436
—, bei Schimmelpilzen. 453
—, bei Schwammen. 444
—, bei Vogeln. 436
—, bei Weichtieren. 442
—, bei Wiirmern. 444
Epeira sp., proteolyt. Enzyme. 444
Ephemera vulgata, proteolyt. Enzyme. 443
Erakis infecta, proteolyt. Enzyme. 444
Erdbacillus, Sporenbildung. 233
Erde, Wideretandsfahigkeit des Wutvirus
in derselben. 483
Erinaceus europaeus, proteolyt. Enzyme. 436
Eristalis tenax, proteolyt. Enzyme. 443
Eropinota hirta, proteolyt. Enzyme. 443
Erstarrungskasten fur Nahrmedien. 126
Euphorbia altissima, proteolyt. Enzyme. 448
— globosa, proteolyt. Enzyme. 448
— pubescens, proteolyt. Enzyme. 448
Euplotes sp., proteolyt. Enzyme. 445
Eustrongyfus gigas, proteolyt. Enzyme. 444
Farbung des Bac. tuberculosis. 113. 237
— von Micrococcus gonococcus. 237. 574
— von Sporen. 227. 574
Falcus tinunculus, proteolyt. Enzyme. 436
Ficus carica, proteolytische Enzyme. 448
Fische, proteolyt. Enzyme bei denselb. 440
Fledermause, Bakterienflora des Magen-
darmkanals im Winterschlafe. 569
Fliegen, Darm, Bakterien in demselb. 589
—, Ruhrverbreitung. 586
—, Typhusverbreitung. 586
Forficula auricularia. proteolytische En¬
zyme. 443
Fringilla coelebs, proteolyt. Enzyme. 437
Frosch, Milzbrandimmunitat. 389
Fulica atrn, proteolytische Enzyme. 439
Fusus sp., proteolytische Enzyme. 442
Gadus morrhua, proteolytische Enzyme. 442
Galeus canis, proteolytische Enzyme. 441
Gallinago gallinula, proteolyt. Enzyme. 439
Gallus domesticus, proteolyt. Enzyme. 436
Gastrus equi, proteolytische Enzyme. 443
Geflugel, Infektion mit Bac. enteritidis
Gartner. 174
—, Infektion mit Bac. phlei. 463
—, Infektion mit Johnes Bacillus. 460
—, Paratyphus. 174
Gefliigelpest, Aetiologie. 323
Geflugelpocken, Aetiologie. 324
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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 8.
Gelbfieber, Aetiologie. 324
Geodia sp., proteolytische Enzyme. 444
Geschwiilste, maligne, Aetiologie. 292. 323
—, maligne, und Infektionserreger, filtrier-
bare. 323
Gift, Hornissen- b. Hornissen-Gift.
—, Schlangen- s. Schlangen-Gift.
Gongylus ocellatus, proteolyt. Enzyme. 439
Gordias aquaticus, proteolyt. Enzyme. 444
Granulom, malignes, Aetiologie. 292
—, —, Histologie. 296
Grasbacillus, Kanincheninfektion. 464
Gryllotalpa vulgaris, proteolyt. Enzyme. 443
Gryllus campestris, proteolyt. Enzyme. 443
Gummihandsehuhe, Desinfektion mit Pho-
brol. 216
Gymnothorax murena, proteolytische En¬
zyme. 441
Gypselus apus, proteolytische Enzyme. 438
Hamolyse durch Bac. anthraeis. 388
— durch Hornissen-Gift 316
— durch Menschenserum, an 2—4 Blut-
korperchenarten zugleich untersucht. 51
— durch Streptokokken. 602
Hamolysin, Wirkung intravenoserSublimat-
injektion. 367
Haemopis sp., proteolytische Enzyme. 444
Haemoproteus columbae, Zvklus. 601
Hande, Desinfektion mit Phobrol. 214
Halteridien u. Trypanosomen, Beziehungen.
Halteridium, Kultur. 250
Halteridium columbae, Zyklus. 601
Handschuhe, Gummi-, Desinfektion mit
Phobrol. 216
Harnstoff, Wirkung auf d. opson. Index.
512
Helix pisana, proteolyt. Enzyme. 442
Hirudo officinalis, proteolyt. Enzyme. 444
Holothuria tubulosa, proteolyt. Enzyme. 444
Homarus vulgaris, proteolyt. Enzyme. 444
Hordeum sativum, proteolyt. Enzyme. 449
Hormogaster Redii, proteolyt. Enzyme. 444
Hornissen, Enzyme, proteolytische. 443
— -Gift, Hamolyse. 316
-, Wirkung. 313
Hiihner-Leukamie, Aetiologie. 324
—, Milzbrandimmunitat. 389
—, Paratyphus. 174
Hund, proteolyt. Enzyme bei demselb. 436
Hyacinthus orientalis, proteolytische En¬
zyme. ' 449
Hydra sp.. proteolyt. Enzyme. 444
Hydrophilus piceus, proteolyt. Enzyme. 443
Hyrcinia Bp., proteolyt. Enzyme. 444
Hyster bimaculatus, proteolyt. Enzyme. 443
Hyster major, proteolytische Enzyme. 443
Immunisierung gegen Milzbrand. 117
— gegen die Pestpneumonie der Meer-
scnweinchen. 57
— gegen Pferdestaupe. 20
— gegen Rindertuberkulose. 337
— gegen Schweinerotlauf. 117
— gegen VVut. 72. 575
Immunitat, naturliche, gegen Milzbrand,
Ursache. 373
Immunkorper, Wirkung intravenoser Sub-
limatinjektion. 358
Impfung, Kuhpocken- und Lama. 49
Index, opsonischer, Wirkung von Adrenalin.
516
—, —, Wirkung von Arsen. 513
—, Wirkung von Brom. 505
—, Wirkung pharmako - dynamischer
Einflusse. 501
—, Wirkung von Harnstoff. 512
—, Wirkung von Jod. 505
—, Wirkung von Kochsalz. 512
—, Wirkung von Lezithin-Perdynamin.
532
—, Wirkung von Pankreon. 516
—, Wirkung von Parathyreoidin. 516
—, Wirkung von Pituitrin. 516
—, Wirkung von Salvarsan. 515
—, gogeniiber Staphylokokken. 503
, —, Wirkung von lhyreoidin. 503
Indol, Bildung durch Vibrio cholerae. 140
Infektionserreger, filtrierbare, und maligne
Geschwiilste. 323
Infektionskrankheiten, Empfanglichkeit der
Winterschlafer. 572
—, Verbreitung durch Fliegen. 586
Insekten, proteolyt. Enzyme bei denselb. 442
Jod, Ausscheidung nach Gebrauch von
Jodpraparaten. 523
—, Wirkung auf den opsonischen Index. 505
Johnes Bacillus s. Bacillus, Johnes.
Johnes Krankheit. 455
Ixodes ricinus, proteolyt. Enzyme. 444
Kaite, Wirkung auf das Wutvirus. 490
Kaninchen, Enzyme, proteolytische, bei den-
selben. 436
—, Infektion mit Johnes Bacillus. 456
— mit Bac. phlei. 460
— mit Bac. tubercul. piscium. 464
— mit saurefesten Bakterien. 464
— mit Buttersaurebacillen. 464
— mit Grasbacillus. 464
— mit Smegmabacillen. 464
Milzbrand. 406
Vaccination gegen Rindertuberkulose.
337
Kapsel des Bac. anthraeis, Beschaffenheit,
Entstehung. 375
—, Bakterien-, Darstellung mittels Tusche-
verfahrens. 595
Bildung bei Bac. avisepticus. 595
— bei Bac. bipolaris septicus. 594
— bei Bac. cavisepticus. 596
— bei Bac. cuniculicida. 596
— bei Bac. mustelae septicus. 596
— bei Bac. suisepticus. 594
— bei Bakterien der hamorrhagischen
Septikamic. 594
Karbunkel, hamatischer, Diagnose mittels
Thermopriizipitinreaktion. 556
Karzinom im Felsenbein und Kleinhirn-
abszell. 257
Kleinhim - Abszefi, durch Anaeroben ver-
ursacht. 257
Kochsalz, Wirkung auf den opsonischen
Index. 512
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Register.
663
Komplement, Wirkung intravenoser 8ub-
limatinjektion. 360
Komplementbindung und Antikorper in
8cwangengiftseris. 67.
Krankheit, Johnes. 455
Krankheitserreger, menschlicber, bisher uu~
bekannter. 318
Kuhpockenimpfung und Lama. 49
Lacerta muralis, proteolyt. Enzyme. 439
Lahmungen im Verlauf der Tollwutschutz-
impfung. 72. 575
Lagenaria vulgaris, proteolyt. Enzyme. 449
Lama und Kuhpockenimpfung. 49
Lamine. 50
Larus argentatus, proteolyt. Enzyme. 439
— marinus, proteolyt. Enzyme. 439
Lepus cuniculus, proteolyt. Enzyme. 436
Leukoeytozoon und Trvpanosomen, Be-
ziehung. 250
Leukamie, Hiihner-, Aetiologie. 324
1-eukozyten, Wirkung intravenoser Sub-
limatinjektion. 363
Lezithin Perdynamin, Wirkung auf den
opsonischen Index. 532
Libellula depressa, proteolyt. Enzyme. 443
Licinus granulatus, proteolyt. Enzyme. 443
Limax agrestis, proteolyt. Enzyme. 442
Linum usitatissimum, proteolvt. Enzvme.
'449
Littorina sp., proteolyt. Enzyme. 442
Locust* viridis, proteolyt. Enzyme. 443
Loligo vulgaris, proteolyt. Enzyme. 442
LucUia caesar, proteolyt. Enzyme. 443
-, Ruhrverbreitung. 587
-, Typhusverbreitung. 587
Lupinus hirsutus, proteolyt. Enzyme. 449
Lysin, Strepto- s. Streptolysin.
Manse, proteolyt. Enzyme bei denselb. 436
—, Milzbrand. 410
Magen, Bakterienflora bei Wintersehlafern.
569
Malaria der Vogel. 498
Manteltiere (Sal pa), proteolyt. Enzyme. 442
Mantis religiosa, proteolyt. Enzyme. 443
Maul- und Klauenseuche, Aetiologie. 324
Maya verrucosa, proteolyt. Enzyme. 444
Medusa sp., proteolyt. Enzyme. 444
Meerschweinchen, proteolytische Enzyme
bei demselben. 436
—, Milzbrand. 418
—, Pestpneumome, Imnmnisierung. 57
—, Vaccination gegen Rindertuberkulose.
337
Meerschweinchenlahme. Aetiologie. 323
Meleagris gallopavo, proteolyt. Enzyme. 437
Melolontha vulgaris, proteolyt. Enzyme. 443
Meningococcus, Kultur. 124
Meningo-eneephalitis, durch Sarcina tetra-
gena verursacht. 471
Meningo-mvelitis, durch Sarcina tetragena
verursacht. 471
Menschenserum,hamolytischeEigenschaften
auf 2—4 Blutkorperchen zugleich unter-
sucht. 51
Merops apiaster, proteolyt. Enzyme. 438
Merula vulgaris, proteolyt. Enzyme. 438
Micrococcus candicans, proteolytische En¬
zyme. 450
— cereus flavus, proteolyt. Enzyme. 450
— gonococcus, Farbung. 237. 574
— tetragenus, Differeutialdiagnose von Sar¬
cina tetragena. 476
-, proteolyt. Enzyme. 450
Milzbrand, s. a. Bacillus anthracis.
—, Empfanglichkeitder Winterschlafer. 572
—, Immunitat der Frosche. 389
—, — der Hiihner. 389
—, — der weiBen Ratten. 403
—, —, natiirliche, Ursache. 373
— beim Kauinchen. 406
— bei Miiusen. 410
— bei Meerschweinchen. 418
— bei Pferden. 422
— bei Rindern. 422
—Serum, Herstellung. 117
Mistbacillus Kultur. 124
Moena vulgaris, proteolyt. Enzvme. 442
Molluscum contagiosum, Aetiologie. 324
Mollusken, proteolytische Enzyme bei den-
selben. 442
Monilia Candida, proteolyt. Enzyme. 453
— fructigena, proteolyt. Enzyme. 453
Mucor mucedo, proteolyt. Enzyme. 463
— rouxii, proteolytische Enzyme. 453
Mullus barbatus, proteolyt. finzyme. 440
Murmeltier. Bakterienflora des Magendarm-
kanals im Winterschlafe. 569
Mus decumanus, proteolyt. Enzyme. 436
-albinus, proteolyt. Enzyme. 436
— mu8culus, proteolyt. Enzyme. 436
Musca domestica, Ruhrverbreitung. 587
-, Typhusverbreitung. 587
— vomitoria, proteolytische Enzyme. 443
Mutation bei Bac. typhi. 577. 582
— bei Vibrio cholerae. 145
Mya arenaria, proteolytische Enzyme. 442
Mycetozoen, proteolytische Enzyme. 445
Myelitis, durch Sarcina tetragena verursacht.
471
Mytilus edulis, proteolytische Enzyme. 442
Nahrboden, Erstarrungskasten. 126
—, feste, Herstellung. 122
Nepa cinerea, proteolytische Enzyme. 443
Nephrops norvegicus, proteolyt. Enzyme. 444
Nereis sp., proteolytische Enzyme. 444
Nitrit, Bildung durch Vibrio cholerae. 129
Nocticula sp., proteolytische Enzyme. 445
Notonecta glauca, proteolyt. Enzyme. 443
Oblata melanura, proteolvt. Enzyme. 440
Octopus sp., proteolytische Enzyme. 442
Oidinm lactis, proteolyt. Enzyme. 450
Onicus murarius, proteolyt. Enzyme. 444
Oospora nicotianae, proteolyt. Enzyme. 453
Opsonine gegenuber Staphylokokken. 503
—, Wirkung von Adrenalin. 516
—, — von Arsen. 513
—, — von Brom. 505
—, — pharmako - dynamischer Einfliisse.
.501
—, — von Harnstoff. 512
—, — von Jod. 505
—, — von Kochsalz. 512
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664
Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 68. Heft 8.
Opsonine, Wirkung von Lezithin Per-
dynamin. 532
— von Pankreon. 516
— von Parathyreoidin. 516
— von Pituitrin. 516
— von Salvarsan. 515
— von Thyreoidin. 509
Oryctee nasicornis, proteolyt. Enzyme. 443
Otitis media purulenta und Kleinhirn-
abszefl. 257
Ovoplasma anudeatum n.sp., Beschreibung,
Pathogenitat. 318
Pagurus sp., proteolytische Enzyme. 444
Palinurus vulgaris, proteolyt. Enzyme. 444
Pankreon, Wirkung auf den opsonischen
Index. 516
Paramaecium sp., proteolyt. Enzyme. 445
Parathyreoidin, Wirkung auf den opsoni-
Behen Index. 516
Paratyphus bei Huhnern. 174
Parus major, proteolytische Enzyme. 438
— palustris, proteolytische Enzyme. 439
Passer domesticus, proteolyt. Enzyme. 437
Patella sp., proteolytische Enzyme. 442
Pelorayza sp., proteolytische Enzyme. 445
Penicillium brevicaule, proteolytische En¬
zyme. 453
— glaucum, proteolytische Enzyme. 453
— toxicum, proteolytische Enzyme. 453
Percus, proteolvtische Enzyme. 443
Perdynamin, Wirkung auf den opsonischen
Index. 532
Peripneumonie der Rinder, Aetiologie. 324
Pest-Pneumonie der Meerschweinchen, Im-
munisierung. 57
Pferde, Anamie, perniziose, Aetiologie. 324
—, Milzbrand. 422
—Staupe, Aetiologie, Bakteriologie usw. 8
-, Immunisierung. 20
-Virus, Filtration usw. 12
Pflanzen, proteolyt. Enzyme bei denselb. 448
Phagozytose und Milzbrand-Imrnunitat. 373
— der Spirochaten. 493
Phalangiaes sp., proteolytische Enzyme. 444
Phaseolus multiflorus, proteolytische En¬
zyme. 449
— vulgaris, proteolytische Enzyme. 449
Philolimnos gullinula, proteolytische En¬
zyme. 439
Philomachus pugnax, proteolytische En¬
zyme. 439
Phobrol zur Desinfektion. 207
— zur Desinfektion des Auswurfes Tuber-
kuloser. 211
— zur Desinfektion von Gummihand-
schuhen. 216
— zur Desinfektion der Hande. 214
—, Giftigkeit. 213
—, Wirkung auf Bakterien. 208
Phryne vulgaris, proteolyt. Enzyme. 440
Phytolacca abessinica, proteolytische En¬
zyme. 449
— dioica, proteolytische Enzyme. 449
Pircunia dioica, proteolyt. Enzyme. 449
Piroplasma ovis, Erreger der Schafpiro-
plasraose. 197
Piroplasmose der Schafe in Ungarn. 194
Pisum sativum, proteolytische Enzyme. 449
Pituitrin, Wirkung auf d. opson. Index. 516
• Pneumonie, Pest-, der Meerschweinchen,
Immunisierung. 57
Pocke, brasilianische, Aetiologie. 324
Pocken, Aetiol. 324
Pocken-Impfuug und Lama. 49
Poliomyelitis acuta, Aetiologie. 323
Prazipitine bei Anaeroben-Infektion. 286
Prazipitinreaktion, Thermo-, bei hamat.
Karbunkel. 556
—, —, bei Rotlauf. 556
Pratincola rubicola, proteolyt. Enzyme. 439
Pristonycus algerinus, proteolytische En¬
zyme. 443
Prolysin, Bildung durch Streptokokken. 613
Proteasen, Ekto-, Spezifizitat. 433
Proteosoma der Kanarienvogel, Einzell-
kultur. 498
Protozoen, proteolyt. Enzyme bei denselb.
445
Pseudoelephantiasis, Aetiol., Histol. usw. 182
Purpura sp., proteolytische Enzyme. 442
Pyrophthalma melanocephala, proteolyti¬
sche Enzyme. 438
Rachen-Infektion mit DriisenvergroSerung.
593
Rana esculents, proteolyt. Enzyme. 440
Ratten, Bact. pseudopestis murinum-In-
fektion. 188
—, proteolytische Enzyme bei denselb. 436
—, weifle, Immunitat gegen Milzbraud. 403
Reagenzgestell zur Ausfiihrung der foren-
sischen Blutdiagnose. 653
Reniera sp., proteolytische Enzyme. 444
Reptilien, proteolyt. Enzyme bei denselb. 439
Rhizostoma sp., proteolyt. Enzyme. 444
Ricinus communis, proteolyt. Enzyme. 448
Rinder, Milzbrand. ' 422
—, Peripneumonie, Aetiologie. 324
—Tuberkulose, Vaccination gegen dieselbe.
337
Rotlauf, Diagnose mittels Thermoprazipitin-
reaktion. 556
Rubecula sylvestris, proteolyt. Enzyme. 438
Ruhr s. a. Bacillus dvsenteriae.
—Toxin, pathogene Wirkung. 342
—, Verbreitung durch Fliegen. 586
Saccharomyces albus, proteolytische En¬
zyme. 450
— flavus, proteolytische Enzyme. 450
— roeeus, proteolytische Enzyme. 450
Sfiugetiere, proteolytische Enzyme bei den-
selben 436
Baure, Wirkung auf Streptolysin. 637
Salvarsan, Wirkung auf d. opson. Index. 515
Samoapocke, Aetiologie. 324
Sarcina aurantiaca, proteolyt. Enzyme. 450
— lutea, proteolytische Enzyme. 450
— rosea, proteolytische Enzyme. 450
— tetragena, Differentialdiagnose von Micro¬
coccus tetragenus. 476
— —, Kulturelles. 475
-, Ursache einer Meningo-eucephalitis
und -myelitis. 471
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Register.
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Sarcophaga carnaria, Ruhrverbreitung. 587
-, Typhusverbreitung. 587
— raortu’orum, Ruhrverbreitung. 587
-, Typhusverbreitung. 587
Scaurus striatus, proteolvt. Enzyme. 443
Schafe, Piroplasmose, Vorkommen in Un-
garn. 194
Scnafpocke, Aetiologie. 324
Schilddriise und Opsonine. 511
— bei Ratten, Bact. pseudopestis murium-
Infektion. 188
Schimmelpilze, proteolytische Enzyme bei
denselben. 453
Schi8to8omum japonicum, Wanderungsweg
204
Schlangengift - Serum, Antikorper in dem-
selben. 07
Schutzstoffe des Organismus, EinfluS der
intravenosen Sublimatinjektion. 358
Schwamme, proteol. Enzyme bei denselben.
444
Schweine, proteolyt. Enzyme bei denselben.
43b
Schweinerotlauf, Diagnose mittels Thermo-
prazipitinreaktion. 556
— -Serum, Herstellung. 117
Scolopendra forficulata, proteolvt. Enzvme.
* 444
Scomberomorus maculatus, Wirt von Tho-
racocotyle croceus. 335
Scorpio europaeus, proteolyt. Enzyme. 444
Scyllium canicula, proteolyt. Enzyme. 441
Secale cereale, proteolyt. Enzyme. 449
Sepia officinalis, proteolyt. Enzyme. 442
Serinus hortulanus, proteolyt. Enzyme. 437
Serranus, proteolyt. Enzyme. 441
Serum, antibotropisches, Antikorper in dem-
selben. 69
—, antikrotaliscnes, Antikorper in dems. 69
—, Hamolyse von 2—4 Blutkorperchen-
arten. 51
—, Milzbrand-, Herstellung. 117
—, Schlangengift-, Antikorper in demselb.
67
—, Schweinerotlauf-, Herstellung. 117
—, Wirkung auf Bac. anthracis. 378
Serumbehandlung des Milzbrandes. 117
— des Schweinerotlaufs. 117
Serumdiagnose des hamat. Karbunkels. 556
— des Rotlaufes. 556
— des Typhus abdominalis. 645
Siccotypus sp., proteolyt. Enzyme. 442
Sinapis alba, proteolyt. Enzyme. 449
Sinusthrombose und KleinhirnabszeB. 257
Siphonophora sp., proteolyt. Enzyme. 444
Smegmabacillus, Kanincheninfektion. 464
Solea vulgaris, proteolyt. Enzyme. 440
Spirochaete granulosa penetrans n. sp., Ent-
wickelung. 33
— marchouxi, Entwickelung. 34
Spirochaten, Beziehungen zu den Wirts-
zellen. 493
—, Einschlusse. 32
—. Entwickelungsgeschichte. 31
—, Kultur. 242
—, Morphologie. 496
Spirochaten, Phagozytose. 493
—, Pseudoelephantiasis, Rolle bei derselb.
182
Spirographis sp., proteolyt. Enzyme. 444
Sporen, Earbung. 227. 574
Squatina angelus, proteolyt. Enzyme. 442
Squilla mantis, proteolyt. Enzyme. 444
Squinado sp., proteolyt. Enzyme. 444
Staphylococcus liquefaciens aurantiacus,
proteolyt. Enzyme. 451
— pyogenes albus, proteolyt. Enzyme. 450
-aureus, proteolyt. Enzyme. 450
-—, Kultur. 124
-, Wirkung von Phobrol. 208
-citreus, Kultur. 124
Staphylokokken, Index, opsonischer, gegen-
iioer denselben. 503
Staupe, Pferde- s. Pferde-Staupe.
Sterigmatocystis alba, proteolyt. Enzyme.
453
Stoffwechsel des Vibrio cholerae. 129
Streptococcus pyogenes, proteolvt. Enzyme.
450
Streptokokken, Hamolyse. 602
—, Prolysinbildung. 613
—, Streptolysinbildung. 602
Streptolysin, Anti-, Entstehung und Vor¬
kommen in verschiedenen Seris. 621
—, Bildung durch Streptokokken auf ver¬
schiedenen Nahrboden. 602
—. Loslichkeit in Aether. 625
—, Wirkung von Alkali. 637
—, — auf verschiedene Blutarten. 623
—, — von Saure. 637
—, — der Temperatur. 622. 626
Streptothrix alba, proteolyt Enzyme. 450
— carnea, proteolyt. Enzyme. 450
— eppingeri, proteolyt. Enzyme. 450
Strvx flaramea, proteolyt. Enzyme. 436
Sturnus vulgaris, proteolyt. Enzyme. 438
Stylonychia sp., proteolyt. Enzyme. 445
Suberites sp., proteolyt. Enzyme. 444
Sublimat-Injektion, intravenose, EinfluB auf
die Schutzstoffe des Organismus. 358
-, —, Wirkung auf Agglutinine. 364
-, —, — auf Hamolysine. 367
-, —, — auf das Komplement. 360
-, —, — auf Leukozyten. 353
Sub scrofa, proteolyt. Enzyme. 436
Sykon sp., proteolyt. Enzyme. 444
Taedania sp., proteolyt. Enzyme. 444
Taenia exilis, proteolyt. Enzyme. 444
— mediocanellata, proteolyt. Enzyme. 444
— solium, proteolyt. Enzyme. 444
Tamus communis, proteolvt. Enzyme. 449
Tegenaria sp., proteolyt.. Enzyme. 444
Temperatur, Wirkung auf das Streptolysin.
622. 62b
Testudo graeca, proteolyt. Enzyme. 440
Tetragenus citreus, proteolyt. Enzyme. 450
— septicus, proteolyt. Enzyme. 450
Tharraleus modularis, proteolyt. Enzyme.
437
Thermoprazipitinreaktion bei hamolvtischem
Karbunkel. 556
— bei Rotlauf. 556
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Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 68. Heft 8.
Thoracocotyle croceus n. g. n. sp., Be-
schreibung. 335
Thycis mediterraneus, proteolyt. Enzyme.
441
Thyreoidin, Wirkung auf d. opson. Index.
509
Timothee-Bacillus, Kultur. 124
Tollwutfichutzimpfung, Lahmungen im Ver-
laufe derselben. 72. 575
Toxin des Bac. dysenteriae, Arten. 349
-, Lokalisation im Bakterienleibe.
349
-, pathogene Wirkung. 342
Trachinus sp. proteolyt. Enzyme. 441
Trachom, Aetiol. 324
Trichothecium roseum, proteolyt. Enzvme.
453
Trifia sp., proteolyt. Enzyme. 444
Triticum sativum, proteolyt. Enzyme. 449
Tropidonotus natrix, proteolyt. Enzyme. 440
Trypanosana avium, Kultur. 250
— brucei, Kultur. 242
— equinum, Einzellkultur. 498
— equiperdum, Morphol. 334
— gambiense, Kultur. 242
— lewisi, Kultur. 242
— neues. 29
— pecaudi, Dimorphismus. 332
— rhodesiense, Dimorphismus. 498
-, Einzellkultur. 498
— —, Morphol. 334
Trypanosomen, Dimorphismus. 498
—, Einzellkultur. 498
— und Halteridien, Beziehungen. 600
—, Kultur. 241
Tuberkulose s. a. Bacillus tuberculosis.
—, Empfanglichkeit der Winterschlafer. 573
—, Rinder, Vaccination gegen dieselbe. 337
Turdus merula, proteolyt. Enzyme. 438
Tuscheverfahren zur Darstellung der Bak-
terienkapseln. 595
Typhus abdominalis s. a Bacillus typhi.
-, Diagnose mittels Agglutination
(Widal). 645
-, Verbreitung durch Fliegen. 586
Ungarn, Bchafpiroplasmose. 194
Upupa epops, proteolyt. Enzyme. 438
Vaccination und Lama. 49
— gegen Pestpneumonie der Meerschwein-
chen. 57
— gegen Rindertuberkulose. 337
Vanellus cristatus, proteolyt. Enzyme. 439
Vanessa cordui, proteolyt. Enzyme. 443
Variation des Bac. alcaligenes. 578
— der Bac. enteritidis-Gruppe. 578
— der Bac. paratyphi-Gruppe. 578
— der Bac. typhi-Gruppe. 577
Variola, Aetiol. • 324
—, Vaccination und Lama 49
Vespa cabro s. Hornisse.
Vesperugo s. Fledermause.
Vibrio cnolerae, Degeneration. 149
-, Differentialdiagnose mittels Dahlia-
Agars. 562
-proteolyt. Enzyme. 450
— —, Indolbildung. 140
-, Kultur. 124
-, Mutation. 145
-, Nitritbildung. 129
-, Stoffwechsel. 129
— danubicus, proteolyt. Enzyme. 450
— Finkler Prior, proteolyt. Enzyme. 450
— massauensis, proteolyt. Enzyme. 450
— Metschnikoff, proteolyt. Enzyme. 450
-, Kultur. 125
— saprophiles, proteolyt. Enzyme. 450
— tyrogenes, proteolyt. Enzyme. 450
Vibrionen, Differentialdiagnose mittels
Dahlia-Agars. 562
Vicia faba, proteolyt. Enzyme. 449
— sativa, proteolyt. Enzyme. 449
Virulenz des Bac. Danysz auf Agarkul-
turen, Erhaltung. 597
Virus, filtrierbares, und maligne Ge-
schwulste. 323
Vogel, proteolyt. Enzyme bei denselb. 436
—, Malaria. 498
Warze, Aetiol. 324
Weichtiere, proteolyt. Enzyme bei dcn-
selben. 442
Winterschlafer, Bakterienflora des Darmes.
567
—, Bakterienflora des Magens. 569
—, Bakteriologisches. 566
—, Empfanglichkeit fur Infektionskrank-
heiten. 572
Wirtszellen, Beziehungen der Bpirochaten
zu denselben. 493
Wiirmer, proteolyt. Enzyme bei denselben.
444
Wut, Aetiol. 323
—, Empfanglichkeit der Winterschlafer.
572
—, Immunisierung. 72. 575
— -Schutzimpfung, Lahmungen im Ver-
laufe derselben. 72. 575
— -Virus, Widerstandsfahigkeit in derErde.
483
-, Widerstandsfahigkeit in der Kalte.
490
-, Widerstandsfahigkeit an der Luft.
490
Xerophila sp., proteolyt. Enzyme. 442
Yucca gloriosa, proteol. Enzyme. 448
Zea mays, proteolyt. Enzyme. 449
Zellen, Wirts-, Beziehungen der Spirochatcn
zu denselben. 493
Zucker, Zersetzung durch Bac. paratyphi. 1
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Register.
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III. Verzeichnis der Abbildungeu.
Abszefi im Kleinhirn. 2(52
Babesia ovis, Blutpraparat. 197
-, Milzpraparat. 197
Bacillus avisepticus, Kapselbildung. 595.
596
—, Erd-. Kulturelles (Taf., Fig. 5, 6).
238
— faecolis alcaligeues, Formeuwechsel. 290
— niigrans s. Bacillus, Wander-.
— paratyphi, Kultur auf Raffinoseagar. 5
-, Schleimwallbildung. 8. 4
— suisepticus, Kapselbildung. 596
— tuberculosis, Zuchtung aus Organen,
Vorrichtung. 430
—, Wander-, Kulturelles (Taf., Fig. 1—4).
238
—, —, Sporeu (Taf., Fig. 4). 238
Bacterium pseudopestis murium n. sp.,
Morphol. 189
-murium n. sp., Ratteninfektion. 188.
190. 192. 193
Bakterien, anaerobe, Kulturelles und Mor-
phologisches (Taf.). 287
Blut-Diaguose, forensische, Reagenzgestell.
613
Borrelien, Entwickelung (Taf.). 49
—, Morphol. (Geifieln) (Taf.). 497
EiweiB, Differenzierung, biolog., Reagenz-
gestell. 653
Elephantiasis, Pseudo-, des FuBes, Bakteriol.
und Histol. 183—185
Erdbaeillus, Kulturelles (Taf., Fig. 5. 6).
238
Erstarrungskasten fur Nahrboden. 127
Felsenbein mit Karzinomentwickelung. 264.
266—268
FuC, Pseudoelephantiasis, Bakteriol. und
Histol. 183—185
C4ranulom, malignes, Bakteriol. und Histol.
(Taf. 1—4). 309
Haemoproteus columbae, Morphol. (Taf.).
602
Hornisse, Abbildung. 311
— im Untersuchungskolben. 311
Kapillarc zur Widalschen Reaktion mittels
Typhus- und Parathyphusmischbouillon.
648
Kapsel, Bildung bei Bac. avisepticus. 595.
596
—, Bildung bei Bac. suisepticus. 596
Karzinom im Felsenbeine. 264. 266—268
Kasten, Erstarrungs-, fiir Nahrboden. 127
Kleinhirnheniisphiire mit Abszefihohle. 262
Kuhpockenimpfung und Lama (Taf.). 50
Kulturrohrchen fiir Trypanosomen, Paraf-
finverschluB. 245
Lama, Kuhpockenimpfung (Taf.). 50
Nahrboden, Erstarrungskasten. 127
Ovoplasma anucleatum n. sp., Morphol.
(Taf.). 322
Piroplasma ovis, Blutpraparat. 197
-, Milzpraparat. 197
Pseudoelephantiasis des FuBes, Bakteriol.
und Histol. 183—185
Ratten, Infektion mit Bact. pseudopestis
murium. 188. 190. 192. 193
Reagenzgestell zur Ausfiihrung der forens.
Blutdiagnose und anderer Eiweifidif-
ferenzierungen. 653
Spiroehaete granulosa penetrans, schemat.
Darstel lung. 32
Spirochaten, Entwickelung (Taf.). 49
—, Morphol. (GeiSeln). (Taf.). 497
Sporen des VVanderbacillus (Taf., Fig. 4).
238
fhoracocotyle croceus n. g. n. sp., Ana-
tomie. 336
Trypanosoma, neues, Morphol. (Taf.). 30
— pecaudi, Dimorphismus. 334
Trypanosomen, Kulturrohrchen, Paraffin-
verschlufi. 245
—, Morphol. 32
Variola-Vaccination und Lama (Taf.). 50
Vespa crabro, Abbildung. 311
— — im Untersuchungskolben. 311
Wanderbacillus, Kulturelles (Taf., Fig. 1—4).
238
Wanderbacillus, Sporen (Taf., Fig. 4). 238
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3 0112 009814663
UNIVERSITY OF ILLINOIS-URBANA
COO 1
589 OSCE
ZENTRALBLATT FUR BAKTERIOLOGIE. PARASITE
68 1913