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Full text of "Chronik des Marktes und der Stadt Melk umfassend den Zeitraum von 890 bis 1899 : mit besonderer Berücksichtigung der lekten 34 Jahre zusammengestellt"

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Chronik 


des 


Warktes us der Stadt Melk 


umfaflend 
den KHeitraum von 890 bis 1899 
mit befonderer Berücklichtigung der Ichfen 34 Jahre 


zufammengeltellt 


2 


von 


Franı Xaber Linde. 





Melk 1900. 
Selbftverlas der Gemeinde Melt. 
Druck von Franz Medl in Melt. 





weite Auflage. 











Der 


Stadtgemeinde Melk 


in treuer Ergebenheit 
gemwidmel von 


Frang Xaber Linde, 





— 2 — 


wenden wir in erſter Linie den Blick auf unſer geliebtes Heimatland 
Oſterreich, ſo ſchauen wir gleichwie im Spiegelbilde, welch' viele und 
große Umwandlungen ſtattgefunden und welche Völker der verſchiedenſten 
Art und Gattung dieſe Gefilde einſtens durchwandert haben. 


Wo, abgeſehen von manchen anderen, früheſtens Kelten ihre unſtäten 
Wohnſitze hatten, erdröhnte in der Folge der Boden von den Schritten 
römiſcher Legionen, dieſen folgten Slaven, ſpäter Avaren und Ungarn, 
endlich aber beſiegte deutſcher Heldenmuth und deutſche Kraft die ſtolze 
und feſte Iſinburg, und mit dieſem denkwürdigen Tage war die Geburt 
der Oſtmark, aus welcher unſer herrliches Öſterreich erblühte, verbrieft 
und beſiegelt. 


Daſs das heutige Melk und feine Bewohner ſich ob dieſes ehren— 
vollen, mehr als taufendjährigen Beſtehens freuen und dasfelbe in feit 
licher Weife begehen werden, kann wohl als jelbftverjtändlich angenommen 
werden, umjomehr, da diefelben nicht nur ein Recht, fonsern geradezu die 
Berpflichtung haben, ſich mit Freude und mit nahezu ftolzer Genugthuung 
ihrer Borfahren zu erinnern, welche den Ort, der wohl feinerzeit gut 
befejtigt gewejen, bei dei vielen Belagerungen, denen derfelbe ausgejeht 
war, tapfer und wacker vertheidigten, wie dies die nachſtehende Gefchichte 
des Näheren ergeben wird. 


Die darinnen angeführten Thatfachen mögen insbefondere aud) der 
heranwachjenden Jugend zeigen, wie viel Denfwürdiges und Herrliches in 
längjt vergangenen Zeiten ſchon gefchehen, fie mögen ferner dazu beitragen, 
denjenigen, welche in Melk felbft geboren find, die Vorkommniſſe und 
Freigniffe ihres Heimatsortes fernen und denſelben dadurd) lieben zu 
lernen. 


Gibt es nicht leicht ein zweites fo mächtiges und doc) jo ſüßes 
Zauberwort, als dasjenige, das da „Heimat“ lautet: „Wohl dem Kinde 
und noch mehr dem reife, welche eine Heimat lieb und eigen nennen,“ 
und jeder wird diefelbe ficherlich umfo höher fchäßen und umſo mehr 
lieben, wenn er deren Geſchichte kennt. Achten und chren wird er aber 
auch jene Männer, weldje dazır beigetragen und es ermöglichten, ihm 
diefelbe überhaupt kennen zu fernen. 


Und fo von diefem Standpunkte ausgehend, müſſen wir auch fchägen 
und Tieben jenen Mann, welcher, ausgejtattet mit vorzüglicher Begabung, 
reichem Wiſſen und mit unendlichen Fleiße, das große Werk „Die Gejchichte 
des Benedictiner-Stiftes und des Marktes Melk“ gefchrieben, den hoch— 
würdigen Herrn Profeſſor Ignaz Keiblinger, welcher, 1797 geboren, 





— 4 — 


wirklich) gewefen, in ihren Urfachen und Wirkungen bloßlegt vor dem 
prüfenden Auge des Forſchers, ohne jedwede Schünfärberei, aber aud) 
ohne alle Gehäfligkeit und Voreingenommenheit. Nur dann, wein fie die 
Wahrheit anfpruchslos und ungefchminft erzählt, wird fie eine Lehrmeiſterin 
der Menfchheit fein, nur dann ift fie auch wahrhaft patriotifch! 

Und fo möge denn diefer einfache, aber tauſend Jahre umfaljende 
Bericht von unferem lieben Melk gewiljermaßen als eine Art Titerarifchen 
Vermächmiſſes (wenn auch bejcheidenfter Gattung) freundlich entgegen- 
genommen und dem Schreiber desselben eine dauernde Erinnerung bewahrt 
werden. 

Im Geifte aber demjenigen die Hand reichend und denfelben 
begrüßend, welcher nach zehn weiteren Jahrhunderten die Gejchichte des 
Marktes oder der Stadt Melt über das zweite Iahrtaufend erbringen 
wird, fchließen wir mit dem Wunſche: 

Möge die gütige Vorfehung und ein günftiges Geſchick Melt vor 
jedem ſchweren Schidjalsichlage bewahren; möge Melt für alle Zeiten 
blühen und gedeihen, und mögen feine Bervohner derart wirfen und 
ſchaffen, dafs nur in allerbefter und vielfeitigfter Weife det Spruch zur 
Wahrheit werde, der da lautet: 


Facta loquuntur! 


Melt a. d. Donau, 29. November 1890. 


Dorwort zur zweiten Auflage. 


Das Jahr 1898 bildet für Melk in hiftorifcher Beziehung einen fo 
bedeutenden und erfreulichen Beitabjchnitt, daſs derjelbe ganz gewiss feit- 
gehalten zus werden verdient, ja, daſs es geradezu als unfere Pflicht 
erjcheint, einer fpäteren Generation alle fortichrittlichen Errungenjchaften 
und alle hiefigen Vorkommniſſe überhaupt vor Augen zu führen. 

St doc) im Jahre 1893 jener Traum verwirflicht worden, welder 
uns ſchon vor Jahrzehnten vorſchwebte; jind doch die vor neun Jahren 
in der erjten Ausgabe der Chronik von Melk niedergelegten Worte zur 
Wahrheit geworden: „Im Geiſte aber demjenigen die Hand reichend, 
welcher im Verlaufe der Zeit die weitere Gedichte des Marktes oder der 
Stadt Melf erbringen wird.“ | 

Durd) die Gnade Sr. Majeſtät des Kaiſers Franz Joſef I. wurde 
in dem Jubeljahre feiner HOjährigen Regierung über die unterthänigite 
Bitte der Gemeindevertretung infolge Allerhöchiter Entichliegung vom 
29. September 1393 der Markt Melt zur Stadt erhoben. 

Der Wortlaut der an Allerhöchiter Stelle unterbreiteten Bitte war 
folgender: 


„Eure Kaiſerliche und Königliche Apostolische Majeſtät! 
Allerdurchlauchtigiter, Allergnädigiter 
Kaiſer, König und Herr! 

Die chrerbtetigit unterzeichnete Vertretung der Eurer Majeſtät 
allezeit getreuen Marktgemeinde Melk naht den Stufen des Thrones 
mit der allerunterthänigiten Bitte um die allergnädigite Erhebung 
des Marktes Melk zur Ztadt. 

Ter altehnvürdige Markt Meet, der einst als Nefidenz der 
Fürſten Tefterreichs Zeuge des herrlichen Doflebens dev Babenberger 
war, unter ihrem Schutze zu einer mächtigen Gemeinde erblühte 


— 6 — 


und dam durch die weiſe Fürſorge des Allerdurchlauchtigſten Hauſes 
Habsburg zu Anſehen gelangte, hat gerade unter der glorreichen 
Regierung Eurer Majeſtät durch die Gründung behördlicher und 
humanitärer Inſtitute einen ſeiner hiſtoriſchen Bedeutung entſprechenden 
glücklichen Aufſchwung genommen. 

Us Sitz des gut gedeihenden k. k. öffentlichen Stiftsgymnaſiums 
und als Sitz des im Jahre 1850 errichteten k. k. Bezirksgerichtes 
und des Ef. E. Steueramtes hat ‚der Markt Melk in deu legten 
dreißig Jahren durch die Errichtung eines öffentlichen Krankenhauſes, 
einer wohlthätig wirkenden Sparcafje, eines Tandivirtfchaftlichen 
Bezirfsvereines, durch die Erweiterung der Volksſchule, durd) die 
Bıldung Humanitärer Vereine, durch die Vermehrung industrieller 
Unternehmungen, durch die im Jahre 1896 erfolgte Errichtung 
einer k. k. Bezirfshauptmannfchaft im Gefüge des Staates jene 
Bedeutung gewonnen, welche dem Nange einer Stadt entiprechen 
dürfte. 

Dank feiner ebenjo fchönen, als günftigen Lage im Centrum 
eines wohlausgebauten Straßennetzes erfreut fi Melt infolge der 
joeben mit großen Opfern hergeftellten Überbrückung des Donau- 
armes, in Verbindung mit einer über den Hauptjtrom führenden 
Rollfähre, aller erforderlichen Communicationsanftalten, und der 
infolge deſſen ſtets wachſende Verkehr gibt dem mit dem altehr- 
würdigen, prächtigen Benedictinerftifte und den nenentitandenen 
Privatbauten und öffentlichen Anlagen geſchmückten Markte aud) 
das Gepräge einer Stadt. 

AS Zeichen unbegrenzter Liebe zu Eurer Majeſtät und zur 
dauernden Erinnerung an das große Völkerfeſt Allerhöchſt Ihres 
fünfzigiährigen Negierungs: Jubiläums wird der Hochwürdige Herr 
Stiftsabt Alerander Karl die alte gothitche Kirche ftilgerecht reſtaurieren 
und einrichten fallen und einen Stindergarten errichten. Der Lehr: 
förper des f. f Stiftsgymnaſiums gründet im Vereine mit der 
Sparcalfe und der Gemeinde eine Studentenftiftung, welche, vor: 
behaltlich Allerhöcht Ihrer Genehmigung, den Namen Eurer 
Majeſtät führen foll, und die Gemeinde jelbft wird ein dem ge 
jteigerten Anforderungen entfprechendes öffentliches Krankenhaus 
erbauen und einem Bedürfniſſe des Landes Rechnung tragend, ein 
Blindenheim errichten. 

Hiemit wird nad) den erhabenen Intentionen Eurer Kaiſerlichen 
und Königlichen Apostolischen Majeſtät die Reihe jener humanitären 


Scöpfungen zum Abſchluſs gebracht werden, welche beitimmt find, 
die glorreiche Regierung Eurer Majeftät für die Nachwelt zu 
fennzeichnen. 

So reich der Markt Melk an natürlichen Reizen it, fo reich 
wird er dann an öffentlichen Gebäuden und Anſtalten fein, welche 
der Religion, dem Unterrichte, der Erziehung, der Rechtspflege, der 
Armen- und Kranfenpflege und dem gejelligen Verkehre gewidmet find. 

Wenn Eure Majeltät als großmüthiger, gütiger Landesvater 
dem Marfte Melk allergnädigft den Rang einer Stadt zu gewähren 
geruhen, dann wird den kommenden Generationen für ewige Zeiten 
die ſchönſte Kunde gegeben fein von dem glücklichen Aufſchwunge, 
den Melt, das Denkmal der Entftehung der Ofterreichiichen Monardjie, 
unter Allerhöchſt Ihrer Regierung gewonnen hat. 


Um die Gnade diefer Auszeichnung bittet alleruntertgänigft 
Eurer Majeftät treugehorjamifte 
Bertretung der Marktgemeinde Melt. 
Melt, am 25. April 1898. 


Am 18. October 1893 erfolgte von Seite der E k. Bezirkshaupt— 
maunſchaft Melt die offtcielle Verſtändigung, dafs 
Seine R. und k. Apoſtoliſche Majefät nit Allerhöchſter Entlchließung 
vom 29. September 1898 den Markt Melk zur 


Stadt 


allergnädigft zu erheben neruht haben. 


Kir erfüllen unſere angenehmſte Pflicht, wenn wir auch an Diefer 
Stelle Sr. Majeltät, unferem allgeliebten Kaiſer, welcher tür das Wohl 
aller feiner Völker gütig und liebevoll ſorgt, unſeren tieigefühlteſten Dauk 
unterbreiten und aus trenöſterreichiſchem Herzen den altehrwürdigem Zegens: 
wunjc Sprechen: 

„Bott erhalte, Gott bejchüge, Gott Tegue Se. Majeſtät, unſeren 
allergnädigiten Kaiſer ımd deren, Franz Joſef J.!“ 


Melk a. d. Donau, im Dar 1896. 


— 8 — 


Recrenſionen 
einiger Blätter über die erſte Ausgabe der Chronik von Melt. 


„Deutfche Zeitung” vom 2. December 1890: 


Met. („Chronit des Marktes Melt“, umfaſſend den Zeitraum 
von 890 bis 1890, mit bejonderer Berücjichtigung der legten 25 Jahre. 
Bufammengeftellt von Franz Xaver Linde). 


Ein um den Aufſchwung des heimatlichen Gemeinweſens hochver— 
dienter Dann, Gemeinderat) Apotheker Franz Kaver Linde, hat es unter- 
nommen, anläſslich des taufendjährigen, geſchichtlich nachweisbaren Beſtandes 
des heutigen Marktes Melk eine Chronik desfelben herauszugeben, die 
nicht nur für den Eingeborenen eine Fülle des Wiſſenswerten und 
Intereſſanten bietet, ſondern an ſich einen ſchätzenswerten Beitrag zur 
vaterläudischen Gefchichte bildet. 

Wer jemals die Donau hinauf: oder herunterdampfte oder per Bahn 
Tberöfterreic) zuftrebte, wird ftetS mit Vergnügen das auf ftolzem Fels 
thronende Stift und den lieblich ich anfchmiegenden ftattlichen Markt 
Melt betradytet Haben. Es iſt ein prächtiges Yandfchafsbild, wie es fid) 
namentlich von der Zandfeite bietet, und man bedauert, es jo raſch wieder 
entf hwinden zu fehen. 

Melt Hat feine uralte Gefchichte. Zum erſtenmale kommt der Name 
des Ortes in einer Schenkungsurkunde vom 29. November 890 vor, 
beftätigt vom Kaiſer Arnulf. Diejes Datum gilt denn auch als Geburtstag, 
und jo wurde am 29. November 1890 die taufendfte Wiederkehr desjelben 
begangen. An der Stelle, wo heute das fihöne Stift fi) erhebt, ſtand 
früher ein römifches Caftell, das unter dem Namen Namare bekannt tft. Bald 
darnach hört man aud) von Burg und Stadt Megilicha oder Megalicha. 
Im Jahre 975 oder 976 wurde Melk von Xeopold T., der es dem 
ungariichen Herzog Geifa abgenommen hatte, zur Reſidenz gemacht und 
von ihm um 985 em Gollegiatftift für Weltpriejter mit einer Kirche zu 
Ehren der Apoftel Petrus und Paulus gegründet. 1089 gieng dann dag 
Stift in den Beſitz der aus Yambad) gekommenen Benedictiner über, in 
deren Beſitz es bis heute unter 62 infulierten Prälaten geblieben iſt. 
Turd) Kauf: und andere Verträge brachten die Äbte bald grumdherrliche 
Rechte, Däufer und Grundſtücke an das Stift, das Ichließlich zum unge— 
theilten Befige der Trts: und Grumdobrigkeit über den Markt Melk 
gelangte. 





— 10 — 


jowie ein Verzeichnis der Marktrichter, Räthe und Bürgermeilter von 
1308 bis 1890. Bon großem Intereſſe find auch die im Text verftreuten 
Urfunden, jo das PBantaiding von 1497, verichtedene Gerichts- und 
Marktanordnungen, Acten aus intereflanten Criminalproceffen und fo 
manches Andere, das anzutühren ung der Raum mangelt. 

Die Chronik ift ein dankenswerter Beweis bürgerlichen Gemeinfinng, 
ein mit Bienenfleiß zuſammengetragenes Werk. Der Wert folcher Local- 
Chroniken für die Allgemeingefchichte iſt nicht zu unterfchägen, und follte 
das Beiſpiel fleißig nachgeahmt werden. Nichts ift mehr geeignet, Den 
Bürgerftolz und Gemeinfinn, ſowie die Liebe zur Heimat zu weden und 
zu fürdern, denn das Vertiefen in altes Herfommen, in die Sitten und 
Gebräuche, die Thaten und das Leben der Vorfahren, und der Verfaſſer 
einer ſolchen Chronik leiftet damit dem Gemeinwefen einen großen Dienft. 

Bemerkt jei noch, dafs anläſslich des taufendjährigen Jubiläums 
von Melt aud) eine Medaille gefchlagen wurde, die einerfeit3 das Wappen 
von Melt, andererfeitS die Inſchrift trägt: „Zur Erinnerung an den 
taufendjährigen Beitand des Marktes Melt, 29. November 1890." Sie 
bildet mit der Chronik ein jedem Melfer Tiebes Andenken an den Tag, 
der des taufendjährigen Beſtandes feines Heimatsortes gedacht werden konnte. 


„Rene Freie Preſſe“ vom 2. December 1890: 


Zaniendjähriges Jubiläum des Marktes Melt, In aller Stille, 
ohne äußerlichen Feitesprunf, erlebte diefer Tage der Markt Melk in 
Niederöfterreich das taujendfte Jahr feines Beitandes. Es find wohl mehr 
denn taufend Jahre, dajs Melk beftcht, jedoch erjt in einer Urkunde vom 
29. November 890 findet ſich zum „anderten” Male desjelben Erwähnung 
gethan. Zum Gedächtniſſe dieſes Tages erfchien eine umfaſſende, datenreiche 
Chronif aus der Feder des dortigen Apothefers und Gemeinde: Sunctionärg, 
5. X. Linde, Sowie eine Medaille, welche Genannter auf diefe Gelegenheit 
anfertigen lied. Diefe Medaille, 50 Veillimeter im Durchmeffer groß, 
trägt im Avers innerhalb eines Lorbeerfranzes dag mit dem Herzogshute 
bedectte Wappen des Marktes Melt, zu beiden Seiten die Jahreszahlen 
890---1890. Im Revers befindet fi) im fieben Zeilen die Dedication. 
Die Stempel diefer Medaille wurden vom Hof-Graveur Jauner angefertigt ; 
geprägt wurde diejelbe in der Anftalt 3. Chriftelbauer. 


„Das intereſſante Blatt” vom 18. December 1890: 


Tas Jubiläum don Melt. Am 29 November 1890 feierte 
Melk das taufendjährige Jubiläum feines Beſtandes. Wohl ift die Vers 


muthung berechtigt, daſs Melt weit länger, als feit dem Jahre 890 
beſteht. — Das römische Caſtell Namare, welches den Mittelpunkt einer 
Anfiedelung bildet, dürfte mit Melk identiſch gewefen fein, und im 
Nibelungenliede kommt Melk unter dem Namen Medelikhe vor — allein 
documentariſch nachweifen läſsſt fid) die Exiſtenz von Melt in feiner 
gegenwärtigen Lage erſt durch eine Schenkungsurkunde vom 29. November 
390, welche von Kaiſer Arnulf beitätigt wurde, und darum it auch der 
29. November 1890 der richtige Tag für das Jubiläum des taufend- 
jährigen Beitandes dieſes herrlic) gelegenen Marktes. 

Der Gemeinderatd von Melk, der Apotheker Franz Xaver Linde, 
hat anläfslich diejes Jubelfeftes eine jehr eingehende, reich ausgeftattete 
„Chronik des Marktes Melt, umfaſſend den Zeitraum von 390 bis 1890, 
mit bejonderer Berücfichtigung der lebten 25 Jahre”, zufammengeftellt 
und bat hiedurch nicht nur der Gemeinde Melk ein Denkmal von bleibenden 
Werte gefebt, ſondern aud) ſich jelbft ein ehrendes Zeugnis für feine 
Hingebung an die altehrwürdige Gemeinde ausgeftellt. Herr Linde widmet 
die Chronif „in treuer Ergebenheit der Marktgemeinde Melk"; allein es 
iſt mehr als bloß Ergebenheit, welche der Autor befundete, indem er mit 
außerordentlicher Gründlichkeit Archiv und Bücher durdjftudierte, um Die 
Geſchichte Melks zu fchreiben. Aus dem Werfe jpricht eine wahre Hin- 
gebung für Melk, und bei aller Objeetivität der Darjtellung und Schilderung 
merft man dem Autor die Sympathie für Melk an, und diefe Sympathie 
wirkt wohlthuend auf die Leſer. 

Es kann unjere Sache nicht fein, dem Autor in die Details feiner 
Forſchungen zu folgen; wir beichränfen ung nur darauf, aus dem Werfe 
Linde's zwei Zlluftrationen zu reproducieren, welche uns zeigen, wie Melk 
geweſen und wie es gegemwärtig it. Wohl die Mehrzahl unjerer Lefer 
fennt das maleriſch auf einem Felſen am Ufer der Donau bingelagerte 
Melk mit feiner gewaltigen, palaftähnlichen Benedictinerabtei, welche die 
Gegend überragend beherrſcht. Im Sahre 1089 wurde dieſe Abtei gegründet, 
allein der heutige Bau ſtammt aus den Jahren 1701 bis 1738. Dieſer 
Bau ift einer der antehnlichiten Bauten im ganzen Kronlande und macht 
auf jedermann einen bedeutenden Eindruck. 


— III — 





— 1 — 


dieitur (Wagram am Ipfelde unweit Neuſtadtl Pfarre Viehdorf) ultra 
ipisaıı. (die Ips), et in occidentali usque dum dieitur, ubi urala 
(die Url) se dimittit in praefatum amnem. Et quiequid in origentali 
parte jam dieti flaminis habere videmur, per totum tradimus 
ad praedietum monasterrum (dad Erzitift Salzburg bier ein 
Münſter genannt) exceptis duobus piscatoribus cum evrum ruribus 
in aquilonari parte. Ad Magilicham terciam partem 
civitatis, et sicut ille terıminus se disiungit de illis rebus in 
vecidentali parte, quas quondaın ad sanctum Emmerammum (Regens- 
burg) antecessores nostri tradiderunt. totum in termino origentalis 
al praefatum monasterium (an dag Münſter von Salzburg) tradimus 
exceptis hobis tribus. Ad Arnesdorf id est ad Wachavvam (Arnsdorf 
an der Donau) quidquid ibi habuimus cum vineis et saginacione 
‘et monte querceato. pratisque inter ipsum querceatum montem 
sitis. et inter silvam paltaın (nit bei Pald — Bald — nädjft 
Mautern und Göttweig, Pfarre Furt), jondern bei dem Dörfchen Palt— 
mühl in der Pfarre Langed, Herrſchaft Gurhof) vel quiequid in ipsis 
silvis habuimus (die bedeutenden Waldungen der Herrichaft Arnsdorf) 
totum in usum praedieti inonasterii concedimus. Ad Grunzita 
quiequid superfuit hobis quinque, quas fideli nostro dedimus Dietrico. 
hoc sunt hobas L (50). Ad Liubinam (Xoiben a. d. Donau) ad 
Holunburch (Sollenburg a. d. Donau) tereiam partem civitatis cum 
vineis XXX et hobis XV. sine eurtili terra. Ad Treisimam eivitatern 
et eeclesiam sancti Martini (Tratsinauer) cum decima, et sursum in 
australi atque origentali parte fluminis treisiina (die Traiſen) usque 





haben, jchenfen wir ganz und gar an das vorgenamme Miüniter (Salzburg) mit 
Ausnahme der zwei Fiſcher mit ihren Yandgütern im nördlichen Theile. In Magalicha 
Melth den dritten Iheil der Stadt. Und wie jene Grenze ſich abzweigt von jenen 
Beigungen im Oſten, weiche einſt unjere Vorfahren an Regensburg geichenft haben, 
übergeben wir mit Ausnahme von drei Riben. Bei Arnsdorf, d. i. in der Wachau, 
mas wir dort haben mit Weinaärten ug Moft und dem mit Eichen bejegten Berge 
md den Wieſen, die zwilchen dem mit Cichenmwäldern ſelbſt bejegten Berge ſelbſt aus 
dem Paltwalde gelegen find, und was wir in diefen Wäldern noch haben, geben wir 
ganz tüberlafjen wir ganz, zur Nutznießung des vorgenannten Münſters. Bei Grünz 
was von den fünf Buben übrig ift, welche wir unferm getveuen Dietrich übergeben 
haben. Tas jind He Huben bei Loiben, bei Hollenburg den dritten Theil der Stadt 
des Ortes) mit 30 Weingärten und 50 Buben ohne Höfeland. Bei Traisna die 
Stadt (den rt und die Nirche des heiligen Martin (Traismauer) mit dem Zehent 
und aufwärts im Züden und Oſten des Traiſenfluſſes bis Pottenbrunn, und wie der 
Dietrichsbach fließt, genen zwei Hügel (Daufen zu, welde im öſtlichen Iheile der 
Ebene gelegen jind und von da bis zur Tonau an jene Stelle, welde tripolija heißt 
und jo aufivärts, nahe der Toonau, mit Aedern, Wiejen, bebauten und unbebauten, 
mit Auen und Fiſchplätzen, welche deutſch AUngitetten genannt werden, und jo aufwärts 
bis zu jener Grenze Mark), welche zwiſchen ITraismauer und Hollenburg durch Unter: 
fcheiden beide Beſitzungen von einander trennt. 





1057 


11% 


— 16 — 


Biſchofe Baturich von Regensburg (damals zugleich Abt von St. Emmeram 
und Ludwigs oberſter Kapellan) im Jahre 832 geſchenkt hatte, und wo 
aus den Überbleibſeln jener mächtigen Burg, deren felſenfeſte Gewölbe 
und Grundmauern zum Theile noch in den Räumen der Herrſchaftsgebäude 
ſichtbar ſind, das Schloſs Pechlarn entſtand, welches oft von Regensburgs 
Kirchenfürſten beſucht, der Sitz ihrer meiſt adeligen Pfleger, ſowie das 
Städtchen der Hauptort einer einträglichen Herrſchaft bis in die neueſten 
Zeiten geblieben iſt. 

Daſs die übrigen zwei Theile der Stadt Magilicha, welche nicht 
an Salzhurg übergeben wurden, ein Eigenthum Ludwig des Deutſchen 
und ſeiner Nachfolger geblieben, unterliegt keinem Zweifel, da der Ort in 
der Folge wohl noch bloß durch das eiſerne Recht des Siegers, welcher 
behält, was er erkämpfte, an die Babenbergiſchen Markgrafen übergieng 
und von ihnen beſeſſen ward, bis ihn Leopold der Heilige zur 
Dotation des Stiftes vollkommen widmete (1113). Es iſt bekannt, daſs 
die deutſchen Kaiſer die Verdienſte der Markgrafen, die man ſich nicht 
als unabhängige Landesherren vorſtellen darf, durch Verleihung anſehnlicher 
Domänen zu belehnen pflegten. Wie lang ſich Salzburg im Beſitze ſeines 
dritten Theiles erhielt und auf welche Art es denſelben verlor, läſst ſich 
nicht angeben. Möglich iſt es allerdings, daj8 noch im Jahre 1057, da 
Kaiſer Heinrich IV. unter den falzburgischen Gütern aud) Meagilicha 
beſtätigungsweiſe nennet, das Erzſtift wenigjtens einen Theil diefer Ein- 
fünfte wirklich genoſs, dod) glaublicher mag es fich jchon feit der Ver— 
treibung der Ungarn aus der Burg Melt durch Leopold den Erlaud)ten 
feiner Ansprüche auf die hiefigen Renten frenvillig begeben, und dieſe 
wahrjcheinlich durch Verkauf, Tauſch oder für irgend eine andere Ent- 
jhädigung an die Markgrafen abgetreten haben oder vielleicht bei den 
damaligen verwirrten Zeitumſtänden feine Nechte darauf nicht mehr mit 
glüdlichem Erfolge geltend zu machen imftande geweſen fein. So viel ift 
nmoiderfprechlich, dajs Die Urkunde vom Jahre 1199, wodurd) Kaifer 
Philipp die Güter der Salzburger Kirche bejtätigt, ohne Rückſicht auf 
den inzwiſchen veränderten Stand des wirklichen Befiges aus dem älteren 
Tiplome wörtlid) abgefchrieben fer; dergleichen Fälle weilt die Diplomatif 
unzählige, in kaiſerlichen ſowohl, als im päpftlichen Beltätigunge: und 
‚greiheitsbrieten nach. Daher aus dem Umſtande, dafs Salzburg in dem 
gedachten Diplome nod) mit dem dritten Theile der Stadt Melk begütert 
erjcheint, wicht einmal auf noch wicht aufgegebene Anjprüche, geſchweige 
denn auf damaligen wirklichen Beſitz dieſer Einkünfte geſchloſſen 
werden darf. 


_ 17 — 


Welche Befchaffenheit es mit der Stadt Melk gehabt habe, fünnen 
wir nur Vermuthungen vorbringen. Gewiſs iſt es, daſs bei den Schrift- 
jtellern des Mittelalters unter dem Worte civitas und urbs fehr oft nur 
eine Burg von größerem Umfange, wie unter civis und urbanus ein 
Burgmann veritanden wird; aber nicht minder gewiſs, dafs die alten 
Chroniken das Wort civitas öfter für eine große, anjehnliche Gemeinde, 
fir ein weitläufiges und unter jid) zufammenhängendes, dem nämlichen 
Herrn oder der nämlichen Widmung angehöriges Beſitzthum überhaupt 
gebrauchen; mas aber nicht jo ganz mit den Alrfunden und gerade mit 
jenem der Karolingifchen Kaifer der Fall iſt und wohl zu beachten iſt die 
treffende Bemerkung : dafs der Ausdruck eivitas in der Oftmarf, wo er 
nicht fehr häufig vorkommt, zuverläffig meifteng einen Überbau, eine Siedlung 
auf römische Trümmer bedeute, wie denn damals im Lande unter der Enns 
viele und mächtige Ruinen von Tempeln, Kirchen, Burgen und bürgerlichen 
Gebäuden vorhanden waren, wohin größtentheil® die bayerijchen, jlavischen 
und fränkischen Coloniſten, die deportierten Sachſen u. }. w. famen. 


Biel ungefuchter als die Meinung, Staifer Arnulf habe den dritten 
Theil der füniglichen Burg Magiliha dem Erzbiſchofe Dietmar gegeben 
und fomit das Bejtchen einer Stadt glei) von vorneherein zu leugnen, 
iſt alio die gewöhnliche Erklärung, es fer damals dag aus der Römerfeſte 
Kamare hervorgegangene, durch jeine günftige Lage zu Handel und 
Landbau gleich trefflich geeignete Melk ein wohlbevölferter, von Slaven 
bewohnter Ort und mit einer Burg und Jchügenden Mauern verjehen 
geweſen, weldyer alfo mit Recht eine Stadt hieß (wie noch im Jahre 
1014), über deren dritten Theil das Erzitift Salzburg durd) königliche 
Schenkung grumdherrlihe Nechte bekam, da es vorher mur einen oder 
mehrere Höfe (curtes) allda bejellen hatte. 

Bevor wir den gefchichtlichen Begebenheiten folgen, envähnen wir nod), 
daſs es viel zu weitläufig und auch hier nicht am Plage wäre, in dieſer 
Chronik alles Merhvürdige aufzunehmen, was die Jahrbücher des Stiftes 
Melt von diefem altebrwürdigen und berühmten Denkmale der frommen 
Vorzeit berichten, wir müſſen uns vielmebr dem eigentlichen Zwecke diefer 
Überficht gemäß; auf diejenigen Ereigniſſe befchränfen, welche bejonders 
den Markt Metf!; betreffen, und dem wijsbegierigen Leſer, welcher aus: 
führlichere Kunde über die hier gegebenen Andeutungen zu erhalten wünfcht, 


) Ter Umjtand, dajs bei dem Brande des Rathhauſes im jahre 1548 
ſämmtliche Urkunden des Marktes mitverbrannten, bringt 08 teider felbitverjtändiich 
mit fi, daſs die Nachrichten aus den eriten Jahrhunderten, welche den Markt felbit 
betreffen, nur jehr ipärlich lauten können. 

2 


1014 


— 18 — 


auf das ſchon eingangs erwähnte große Werf von Profeflor Keiblinger 
veriveijen. 

Ein durchaus mifslungener Verſuch unferer Vorfahren, dem Orte 
Melt durd) eine gänzlich erdichtete Erzählung und Erklärung des mittel: 
alterlichen Namens „Medelik“ eine vor Chrifti Geburt hinaufreichende 
Berühmtheit zu verfchaffen, fchrieb die Entjtehung von Melk dem als 
Helden und Staatsmann gleid) ausgezeichneten Cajus Julius Cäſar zu, 
welcher diejen feinem Lieblingsorte den Namen „Mea dilecta“ gegeben 
haben fol. Wir willen nur, daſs auf dem Felſen au der Stelle des 
Stiftes dag römische Caſtell Namare ftand — einer jener zahlreichen 
befeftigten Plätze, welche das rechte Ufer der Donau vor den Überfällen 
feindlicher Horden aus dem großen, von den Römern noch unbeziwungenen 
Germanien zu jchügen beſtimmt waren. Daſs fich aber früher fchon eine 
von feltiichen Germanen beivohnte Ortichaft hier befunden Habe, läſst 
fi) zwar nicht beweifen, jedoch mit aller Wahrjcheinlichfeit annehmen. 

Nach den gewaltigen Stürmen der großen Völkerwanderung finden 
wir in den beiden früher erwähnten Urkunden aus den Jahren 860 und 
890 Melt unter dem Namen Magalicha und Meagilicha als einen von 
Anſiedlern ſlaviſcher Abkunft bewohnten, bedeutenden Ort als civitas — 
Stadt — angeführt, wovon der dritte Theil dem Erzftifte Salzburg -- - 
vielleicht Schon durdy Schenfung von Kaiſer Karl dem Großen gehörte, 
welcher Antheit aber und die beiden übrigen Theile jpäter an die öfter- 
reichiſchen Markgrafen gelangte. 

In der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, die Grenzfeſtung 
gegen die Deutjchen, das Iſinſchloſs, die Eifenburg, Castrum ferreum 
geheißen, wurde Melt von Leopold L., dem Erlauchten, nachdem dieſer 
Markgraf aus dem Stamme der Babenberger im Jahre 975 oder 976 
die Verwaltung der Oſtmark angetreten hatte, dem ungariſchen Herzoge 
Geiſa duch Waffengewalt abgenommen ımd zu jeiner Refidenz gemacht, 
bei welcher er um das Jahr 984 ein Collegiatſtift für Weltpriefter mit 
einer Kirche zu Ehren der heiligen Apoftel Petrus und Paulus gründete. 

Hieher „in feine Stadt”, wie uralte Schriften ſich ausdrücden, ließ 
Leopold's Sohn und Nachfolger, Heinri I, 101-4 den Leichnam des 
irländiſchen Prinzen Coloman, welcher auf ſeiner Bilgerreife nach dem 
gelobten Lande zwei Jahre früher zu Storferau den Märtyrertod erlitten 
hatte, feierlichit übertragen und in der Stiftskirche beifeßen, in deren 
(ruft fern getreuer Tiener Gotthalm, der, feinem geliebten Seren ver: 
gebens nachreifend, zu Mauer bei Met den unzähligen Bejchwerden 
feiner gefahrvollen Wanderung erlag, die legte Ruheſtätte gerunden hat. 


— 1 — 


Durch Adalbert den Sieghaften (1019—1055) befam dag Stift 
eine anjehnliche Reliquie vom Kreuze des Erlöfers, duch Ernſt den 
Zapferen (1055-—1075) die Lanze des heiligen Mauritius und den Trink: 
becher des heiligen Ulrich, Biſchofs zu Augsburg, wie auch das Gut 
Weifendorf im Marchfelde zum Gefchenfe. 

Leopold der Schöne entließ wahrfcheinlid) nad) dem Rathe oder auf 
Wunsch des Diöceſan-Biſchofs Altmann von Paſſau die weltpriefterlichen 
Chorherren und übergab ihr Stift im Jahre 1089 den mit dem erjten 
Abte Sigibold aus Lambach - berufenen Benedictinern, in deren Belite es 
bis heute unter zweiundfechzig ifulierten Prälaten geblieben ift. 

Der genannte Markgraf war der Ießte, welcher feine Hofhaltung 
zu Melk Hatte, wo er felbjt und feine Vorfahren feit Leopold I. mit fünf 
Mearfgräfinnen und der unvermählten Prinzeſſin Judith, Ernſt's des 
Zapferen Tochter, begraben find. Ihre Gebeine bewahrt eine Gruft Heute 
noch, gelennzeichnet duch den Marmorſarg, welcher fid in dem von 
der Winter-Sacriftei zum Ylltare des heiligen Coloman führenden Gange 
befindet. 

Es wird erzählt und fait allgemein geglaubt, dafs Markgraf Leopold 
der Scyöne zu St. Georgen jenjeitS der Tonau in der Pfarre Enmersdorf, 
wo urkundlid) ſchon 1190 eine Kapelle beitanden haben muſs, ein Frauen- 
Eofter vom Orden des heiligen Benedict errichtet habe, welches Später in 
den Markt Melt überjegt worden jei. Allein diefen Irrthum hat hinſichtlich 
des Kloſters zu St. Georgen Keiblinger in jeiner oben angeführten 
Geſchichte (Seite 245 bis 256) ausführlich widerlegt und zugleich den 
Beweis geführt, daſs wirklid) bald nach der Einführung der Benedictiner 
zu Melk hier auch ein Eleines, eine geninge Zahl von Nonnen zählendes 
Frauenkloſter entweder durd Leopold den Schönen oder deſſen Gemahlin 
Stha oder durch Abt Sigibold fein Daſein erhielt, dasſelbe nur kümmer— 
lich fortfeßte und bald nach) dem Jahre 1300 endigte. Wo aber Diele 
Benedietinerinnen, von denen nur Die Namen weniger Ordensſchweſtern 
und feiner von einer Vorſteherin bekannt find, ihre Wohnung gehabt haben, 


iſt ſchwer zu beitimmen ; es werden jedoch durch die mündliche Überlieferung 


die zwei an der Donau gelegenen Häufer unter den Conſcriptionsnummern 50 
(der ſogenannte Fiſchhof oder der alte Salzhot: und Wr. 38 als geweſenes 
Frauenkloſter bezeichnet. 

Yeopold IV., nad) neuer Zählung der Tritte, der Heilige, den 
29. September 1073 zu Melk geboren, folgte teinem Water in der 
Regierung, baute ſich 1101 eine neue Reſidenz aut dem nad) ihm benannten 
Xeopoldsberge in der Nähe von Wien, kehrte aber oft in die chrivürdigen 

2° 


1019 


1055 


1089 


1190 


1073 
1101 


1106 


1110 


1113 


1253 


— 20 — 


Hallen ſeiner edlen Ahnen nach Melk zurück, wo er in der Abſicht, an 
einem Kreuzzuge theilzunehmen (was jedoch unterblieb) ſich von dem 
Paſſauer Biſchofe Ulrich 1104 mit dem geweihten Ritterſchwerte umgürten, 
ſich am 1. Mai 1106 mit Agnes, der Tochter des Kaiſers Heinrich IV. 
und der Witwe des ſchwäbiſchen Herzogs Friedrich von Hohenſtaufen, 
trauen und noch 1125 ſeinen älteſten Sohn Adalbert nebſt 120 adeligen 
Jünglingen feierlich in die Rechte und Vorzüge des Ritterthums auf- 
nehmen ließ. 


Melk und insbeſondere das Stift verehrt den heiligen Leopold als 
feinen größten Wohlthäter und liebreichſten Vater. Er erwirkte dem Stifite 
1110 vom Papſte Pascalis II. eine merkwürdige Bulle, welche unter 
anderen fehr wichtigen Begünftigungen die Wahlfreiheit der Übte ficherte, 
diefe felbft zum Empfange ihrer Weihe nad) Rom berief und gſterreichs 
Landesfürſten als die beſtändigen Schirmvögte des Stiftes erkannte. 


Markgraf Leopold ftellte ferner die baufällig gewordene Kirche 
neu ber, ließ fie und das Stiftögebäude am 13. October 1113 durd) 
feinen, den Melfern wohlgeneigten Freund, den fchon genannten Biſchof 
Ulrich von Paffau, weihen und bei diefer kirchlichen eier die Dotationg- 
Urkunde ausfertigen. Xaut derjelben gab der heilige Leopold dem Stifte 
die Pfarren: Medling, Draiskirchen, Ravelsbach, Wullersdorf und Weilen: 
dorf, die freien Güter Melk, Landfriedjtetten (Amt Kendl), Zedelmaring 
(Ant Aigen oder Kettenveut), Neuhofen und Rohr in der Nähe von Melt, 
Srafendorf bei Stoderan, Kadendorf (Oberrohrendorf bei Nrems) und 
Blank (Anterplanf bet Gars). Auch die Pfarre Laſſee im Marchfelde und 
das Gut Alhartöberg in der Umgebung des Sunntagsberges werden zu 
Leopold's Schenkungen gezählt. 

Im Laufe der Zeit brachten die Hiefigen Äbte einzelne grundherrliche 
echte, Nenten, Häuſer und Grundſtücke durch Kauf und rechtsfräftige 
Verträge von verjchiedenen Eigenthümern derjelben an das Stift, wodurd) 
dDiejes namentlich auch zum ungetheilten Befige der Orts- und Grund: 
vbrigfeit über den Markt Melk gelangte. 


Vielen Dank fchuldete ſowohl der Markt als das Stift dem öfter- 
reichiſchen Landesfürſten Nönig Ittofar von Böhmen, welcher insbeſondere 
dem Stifte unter Abt Ortolph 1253 - 1275) im Jahre 1256 die Be- 
stätigung aller Nechte, Freiheiten und Güter derjelben ertheilte, worunter 
das Privilegium der eigenen Gerichtsbarkeit über die Unterthanen desfelben 
mit Ausnahme weniger Kriminalfälle, die Befreiung der eigenen Güter 
von allen Zöllen und Mauthen zu Waſſer und zu Lande, jowie von ge- 


— 21 — 


wilten Abgaben, welche damals unter dem Namen des Marchfutters und 
des Landpfennigs beitanden, zu verftehen find. 

Den Innungen der Bäder und Fleiſchhauer in Melt wurden vom 
Abte Gerung im Jahre 1277 ihre Ordnungen und Rechte beitätigt. 

Das unter dem Abte Conrad IV. um 14. Auguſt 1297 von einer 
verheerenden Feuersbrunſt gänzlich zerftörte und in Aſche gelegte Stift 
wurde durch Ulr’dh II. (1306-1324) neu erbaut. Berühmt machte 
denjelben feine unerfchütterliche Treue gegen jenen Landesfürſten Friedrich 
den Schönen, als diefer von feinen eigenen Großen befehdet und mit den 
Bayern in Krieg verwidelt war. Dem fraftvollen Landeshauptmann von 
Steiermarf, Ulrich von Wallfee, die Freundeshand reichend, nahm der Abt, 
ohne die Rache der mächtigen Gegenpartei und ihrer Häupter, der Herren 
von Zelfing und von Pottendorf, zu fürchten, eine auserlejene Schar 
rüftiger und muthvoller Streiter in die Ichügenden Mauern des wohlbe— 
jeftigten Stiftes auf, verpflegte fie nad) feinem Bermögen und jegte durch 
ihre Mitwirkung den zahlreichen Feinden des rechtmäßigen Landesherrn 
einen unbejiegbaren Widerjtand entgegen. 

Es iſt ſehr zu bedauern, daſs von diejer eriten Belagerung des 
Stiftes und Marktes feine einzelnen Thatſachen für die Nachwelt aufge- 
zeichnet find, die fic) daher mit der vollen Überzeugung begnügen mujs, 
daſs der danfbare Fürſt die großen Berdienfte des edlen Abtes um ihn 
und um das Land rühmend anerkannte und dieſes bet jeder Gelegenheit 
durch beſondere Beweiſe jeiner Huld und Gnade zu beitätigen Juchte. Wir 
erwähnen davon vorzüglich die in den Jahren 1310 und 1311 verlichene 
Beitätigung und Erweiterung der Privilegien des Stiftes, damit Der Abt 
desjelben künftighin in ähnlichen Fällen beieftigen und die Auslagen für 
die Beſatzung beitreiten könne, wodurd) alle das Stift Melt der Mus 
zeichnung verfichert wurde, jtets eine ſchirmende Yandesteitung nicht nur 
zu heißen, jondern aud) wirklich zu fein. 

Das früher ſchon erwähnte berühmte Heiligthum des Ztiftes, Die 
Neliquie vom Kreuze des Erlöſers, war chen zweimal durch diebiſche 
Hände eutfremdet worden: zuerit unter dem Abte Sieghard um das 
Jahr 1169 oder 1170 von einem Benitlichen, namens Rupert, aus 
deſſen frevelhaftem Beſitz ſie zuletzt zu den Schotten nad Wien gebrad)t 
wurde, welche ſie, wie Die alte Legende erzählt, erſt durch wunderbare 
Begebenheiten bewogen, den Melkern zuruckgaben: dann im Jahre 1362 
unter dem Abte Johann I. von Otto Grimſinger, Burger zu Emmersdori, 
weldyer aber bald entdeckt und ſowohl des begangenen Mirchenraubes als 
anderer Yajterthaten wegen mu Dem Feuertode beitraft wurde. 


1306 


1362 


1363 


1408 
1430 


— 22 — 


Dies geſchah, während Herzog Rudolf IV. von Ofterreich das neue 
goldene, mit Perlen und Edelſteinen gezierte Behältnis fiir die heilige 
Reliquie, wie auch eine neue Faſſung aus Silber für die Lanze des 
heiligen Mauritius verfertigen ließ (1363). 

Diefes Angedenfen wurde mit vielem anderen Kirchenfilber in den 
franzöfifchen Kriegen an das f. f. Miünzamt abgeliefert. 

Als bei den unſeligen Zerwürfniſſen zwiſchen den herzoglichen 
Brüdern Leopold IV. und Ernft wegen der vormundfchaftlichen Regierung 
während der Meinderjährigfeit Albrecht's V. ein allgemeiner Krieg in 
Dfterreich entbrannte, woran ſich Ungarn, Böhnen und Mähren ber 
theiligten und wobei der furchtbare Freibeuter Anführer Sokol das Land 
raubend und verrvüftend ducchzog, konnten der Markt und auch dag Stift 
Melt trog feiner feſten Lage den wilden Scharen derjelben nicht wider— 
Stehen, fordern wurden (1408) geplündert. 

Im Jahre 1430 war zwifchen dem Stifte und den Bürgern zu 
Melk eine Entzweiung entjtanden, und wurde von beiden Theilen Herzog 
Albrecht V. als Schiedsrichter erbeten. Der Beſcheid, welchen die Bürger 
erhielten, ſcheint freilich nad) den Nechtsbegriffen und ftaatSwirtjchaftlichen 
Grundſätzen unjerer Zeit ein unbilliger, ungerechter und harter geweten 
zu jein, bei dem aber von den heutigen fo weit verichiedenen Verhältniffen 
und Einrichtungen des Deittelalters war derjelbe vielleicht nicht als eine 
drücendeen Beſchränkung des Eigentgumsrcchtes oder als eine dem freien 
Verkehr nachtheilige Wirkung anzufehen. 

Es wurde nämlicd) von dem Herzoge mit Beiſtimmung feiner Näthe 
auf die von den Bürgern vorgebrachten Beſchwerden, gegen welche fid) 
das Stift auf das alte Herkommen ftügte, der Ausſpruch erlaſſen, dafs 
die Bürger von Melt bis auf des Herzogs oder feiner Nachfolger Widerrufen 
ihren Bedarf an Wein (außer den Erträgnilfen ihrer eigenen Weingärten) 
nur dom Stifte kaufen follten, eine Verfügung, welche mit der damaligen 
Bedrängnis des Stiftes, deſſen Beligungen jenfeits dev Tonau von den 
Huſſiten verwüſtet worden, gerechttertigt wurde; es wurde ferner Der 
Beſtimmung einiger anderer Gegenſtände Des Streites zuleßt der Befehl 
beigelegt, dajs die Bürger von Melk und dejjen Inſaſſen bei den drohenden 
‚seindesgefabren der an ſie ergebenden Aufforderung zur Bewachung und 
Bewehrung des Stiftes gehorjam fein Jollten. 

Kaiſer Friedrich III. IV.) beftätigte als Vormund des Brinzen 
Yadislans des Nachgeborenen dem Stifte nicht bloß nad) dem Inhalte der 
‚sreiheitsbriefe von 1256 und 1310 die niedere Gerichtsbarkeit nebſt allen 
anderen Gnaden, Nechten und reiheiten, ſondern gab auch auf die Nlage 


über die ungerechten Forderungen, womit die Zandrichter der landesfürft- 
lihen Schranne zu Markersdorf die Leute beſchwert Hatten, im Jahre 
1448 dem Stifte ein eigene8 Landgericht im Markte Melk und im Burg: 
frieden desjelben, worauf König Ladislaus 1453 ſowohl dieſes als die 
älteren Gerichtsprivilegien bejtätigte. 


Am 19. April 1451 erhielt die Bürgerfchaft des Marktes Melt 
von Kaiſer Friedrich das Privilegium, am Kreuzerfindungstage (3. Mai) 
einen Jahrmarkt zu halten mit fürjtlicher Freiung vierzehn Tage vorher 
und ebenjo lange darnach, wie auch an ihrem Kirchtage, am St. Colo— 
manstage, fürjtliche Freiung acht Tage vor und ebenfo viele nad) demfelben. 


Man liest aud) von einem Jahrmarkte, welchen Kaiſer Maximilian J. 
bewilligt haben foll, diejes ift aber ein Irrthum und das hicher bezogene 
Privilegium nicht für Melt, jondern dem Markte Ravelsbad) gegeben. 


Über die Verleihung des Wochenmarktes in Melk ift das Privilegium 
ſehr wahrjcheinlich in den Kriegszeiten in Verluft gerathen, aber jchon in 
einer Urkunde von 1949 und in den alten Bantatdungen aus eben dieſem 
Jahrhunderte ift vom Wochenmarfte die Rede. 


Hochinterefjant dürften daher die alten Rechtsbücher für die gegen: 
wärtigen Bewohner von Melt aus dem Grunde fein, weil ſich aus dem: 
jelben viele Sitten, Gebräuche, Gewohnheiten und die Nechtspflege 
damaliger Zeiten entnehmen laſſen; dieſe Bücher hatten cben den Namen 
Bantaidingbücher. 


Bantaiding ') heißt das für einen bejtimmten Bezirk (Kan, Ban) 
an einem angejagten oder herfünmlichen Tage abgehaltenen Bericht 
oder ijt der Inbegriff der Nechte und Gewohnheiten, nach welchen auf 
dem für einen jtreng abgegrenzten Bezirk ausgefegten Gerichtstage Tage— 
ding) entjchieden wurde. War es in oder für Ortſchaften, die ausjchliegend 
oder überwiegend Weinbau trieben, hieß es Bergtaiding: doch gab es 
auh Dörfer und Märkte, die neben dem PBantatdıng noch bejonders ein 
Bergtaiding hatten. An der Donau kommen Fiſcher und Arertatdinge 
vor, letztere für die Schiffsleute, und in einigen Gegenden auch Forſt und 
Waldtaidiunge. Die Rechte und Gewohnheiten wurden in den älieſten 
Zeiten nicht niedergeſchrieben, ſondern auf dem Wege muündlicher Über 
lieferung durch's Leben fortgepflanzt: die Bücher ſelbſt muſsten ſpäter 
von den Richtern mit großer Sorgfalt verwahrt und geheim gehalten 
werden. Übrigens war die eiymologiſche Bedeutung ſchon im fünfzehuten 


) J. P. Kaltenbaeck. Die öfterr. Rechtsbücher des Mittelatters. 


1448 


1451 


1549 


— 4 — 


Jahrhunderte verloren gegangen; denn da heißt es: „Pantaiding iſt ſo 
viel, als bei dem Pann und an Aydes ſtat nicht anderes zu reden, denn 
die lawttre warheyt.“ 


Das pantaiding im Markt zw Weikh. 
(14197.) 


Die DVorred zum Yantaiding. 
1. 


Richter und auch dy andern, als mein herr von Meld nach altem 
herfomen und Löbliher gwonhait alle Jar jein Pantaiding befigt, vnd 
dafjelb auf den heutigen tag angefagt iſt, Alſo ſchickt mein herr darzw 
jein Haubtman hoflewt vnd mid), wil aud) hören lafjen die freiheit, 
Priuilegj vnd gerechtigfait, So das wirdig gothaws Hat, wer dann zw 
Elagen Hat, dem wil man recht widergeen lajjen al3 pillich ift zc. 

2, 

Bon eriten jet mei here den Mat, al$ Ir vernemen werd, von 

ersten nennet den richter, darnad) dy ratherrn. 
3. 

Darnach ſagt In Welich vormalen im Rate nicht geweſen ſein, 
das ſy an das ſtäbl greiffen und ſchwern, das ſy ain göttlichs vnd pillichs 
recht ſprechen wollen dem armen als dem reichen vnd dem Reichen als 
dem Armen. 

4. 

Darnach Ee man die freihait hören laſt, So laſt ieden mit ſeinem 
nam ervordern oder rueffen, vnd welicher nit da iſt, den laſſet mercken 
vmb das wandl. Sagt In auch das ieder pen dem pantaiding bleib vntzt 
an das ende pei dem wand. 

> 

Darnach So man ji all berueftt Dat, So laſt leſen die freihait 
vnd gerechtigfatt Des gotshaws. 

G. 

So man dann die freihait geleſen hat, Sagt in allen, welich nun 
mw flagen haben, das ſy Ir klag fürpringen vnd laſt all klag auff 
ſchreiben. 


— 25 -- 
7. 
Sein dann flag vorhanden die hört man, Iſt aber kain klag vor— 
handen, So jagt in dennocht, Ich ſchaff vnd wil ernftlich, wie etlich artickl 
aufgemerkht fein, daß den aljo mit vleis vnd ernnſt nachgegangen werdt. 


Gerechtigkait, Privifegi, Fryait vnd löblich Gwonhait. 


8. 

Bon erſt das des genandten kloſters Richter So zw zeiten gewellet 
oder geſetzt wiert hie zerichten hat vmb all ſachen das ſey in dem Marckt 
vnd purgkfrid auch pey dem ſelben Marckt, Stock vnd gallgen, Schrann 
vnd dingſtat habn vnd richten daſſelbs vmb all ſachen dy den Tod 
berüerent vnd darzw vber all ander Sachen ze richten hat auſgenommen 
poden vnd grundt, darinn er nicht zerichten hat, Es wär im dann be— 
ſonder empfolchen als dann die fürſtlichen Brieff darvber geben vnd 
auſweyſent ꝛc. 

9. 

Item der Burgfrid des Marcks zw Melk wert als verr des kloſters 
purckdienſt raichet. 

10. 

Item es fol ein geſchworner Meſſer geſetzt werden, der Die ge 
prannten vnd gewärten Metzen Melcker muß Inne hab vnd in falten wiß 
zeleihen vnd darvber zeantwurten auch rechtlich dem kauffer vnd verkauffer 
als er got darvber antwurten ſol vnd ob er anders tätt, darüber ſol er 
nad) feinem verjchufden geltraftt werden, wie es m em mit recht erkaundt 
wierdt. ') 

11. 

Item desgleichen jo ainer geſchworn ſein zw der fronwag vnd 
gewichten, das er dy felben gerecht Inne hab vnd damit hanndl dem 
fauffer vd verfauffer in allem form als mit dem geſchwornen Meffer 
vermeldet ift, auff das Zimennt von Wienn aus?) 


1) Nachdem dad man ain geſchworn meſſer hat Tamit niemandi betrogen werdt, 
iſt billich, das das getraidt mindert andersivo gemejjen werdt dann von dein geſchworn 
Meier, So aber ainer den andern vertrawt zu meſſen, So fol dod dent meiier fein 
gerechtigkait geraicht werden. Es ſollen auch die, bey den Inſetzung mit getraidt ge 
ſchiecht, den Iuſetzern mit geltarten zu meſſen. Nur allain durch den geichiwornen meſſer 
vnd mit dem geprautten metzen, vnd wer darvber thuet, to iſt der Inſetzer auch der, 
ben dem ingeſetzt iſt, als offt das geſchiecht, verfallen 72%. Mandſchrift von 1519. 

) Es toll auch biefuer nimmer geitatt werden, das jemant was fhauffnans 
guet iſt, das mit wag khaufft oder verkhaufft. wiert, vnd gewonlich an der fronwag 
gewegt ſoll werden, gethue oder geſtatt an ſeiner wag zu wegen, ſondern der jronwag 
zueſchickt werdt vnd als offt ain ſolher vberjaren wiert, zu peen 72 (1510) 


— 26 — 


12. 

Item desgleichen Sol es mit der Wein vnd Moſt ham fürgeſechen 
vnd gehalten werden redlich auff Wiener maß, vnd wer damit vngerecht 
erfunden wiert, der ſoll darvmb nad) feinem verſchulden geſtrafft werden. 
Fragt 068 ir aller wort vnd recht jey. 

13. 

Item als es von alter hie mit der ellen gehandelt ift worden, Alſo 
fol e8 noch hewt fein, für vnd für, allain mit der Melder ellen vedlid) 
gehalten werden vngeuarlich. 

14. 

Item es fol auch der Richter, der z10 zeiten gejebt vnd gewelt wirdt, 
aus dem ratt zw Im ervordern vnd alle Jar voraus ainften vnd ſunſt 
als offt des nott thuet vnd guet bedundt die Meben vächter, die gewicht 
und ellen aufheben, wag befichten, wein vnd ander Maß angiefjen vnd 
redlich bezaichnen, dardurd) nyemandt betrogen werdt, wer darin vngerecht 
erfunden wiert, den fol der richter ftraffen nach verfchulden vnd des 
rat3 Rate. 

15. 

Item es follen zwen purger gejeßt werden vber das prot, das 
fullen ſy beichauen all fontag vnd all erichtag, war ſy das vindent zering 
Sp geb der nadjrichter zway pfenbert und 3 heler, darzw zewandl 72 9. 
ragt, obs ir aller wort vnd recht. jey.') 

16. 

Item zwen Burger vber das Fleiſch das fol man beichauen all 
ſambſtag vnd all erichtag, Welicher Fleiſchacker, aim hieiger oder auf: 
wendiger, nicht zeytigs Fleiſch hat, Es fen kue, kelber, Schaft oder jaw, 
dem fol mans nemen vnd fußer thuen, das niemandt davon jehaden nemb, 
darzw geben zewandl 6 3 2 3. 

1%. 

stem es jol aud) kain lediger geſell rleiichbadfen hie, auch) kain ander 
sleifchader der ain Tiſch hie hat, ainem ledigen geſellen ſein Fleiſch hie 
verfauffen, Ob ainer darvber begriffen wurdt, dev iſt vernallen den Fleiſch 
tiſch vnd darzw zw wand! 72 3. 

18. 

Es ſol auch kain auſwendiger Fleiſchacker auf dem wochen Marckt 
kain kalb noch lamp noch kitz noch ſchoff nicht fürkauffen vnd widervmb 

) Vnd ob aus nachläſſigkayt vnd an redlich genuegiam vriach des pedhs vnſer 


Mard abgang hiet an pro, ſolln dne pedhen JIrer freyhaitbrieff nad) zu wand! geben 
gen hoff 60 3 dem Nichter 12 3 an nachlaſſen. 151%.) 


7 — 


auf dem Marckt verlauffen, welcher das thuet, das fol man Im nemen 
vnd darzıv zevandl 72 8. Fragt obs ir aller wort vnd recht jen. 


19. 
‚tem es ſol aud) fain aufwendiger Fleiſchacker under den Fleiſch— 
tijchen kain ſchoffel noch haut verkauffen, ſunder er foll es auf dem Marckt 
verfhauffen vnd vail haben davon ift man den Zol pflichtig zegeben. 


2), 
Es jullen auch die Fleiſchacker Hie fain vie) in den Hewfern 
ſchlachen, Sunder ſy jullen ain offne Schlachprudh Haben, darauf fy das 
vid) ſchlachen fullen, wer danvider thuet, ze wandl 72 %. 


21. 
stem aud) jullen ſy den vnflat, den ſy löſent pei den penden, auf 
dy gaffen nicht werften, Sy jullens in die Tuenaw tragen, wer dDawider 
thuet, zewandl 72 8. 
22. 
‚stem jullen gejegt fein ziwen purger vber das wollein tuc). 


23. 
‚stem zwen purger vber die hawſen, Häring oder viſch, die ſol 
man al erichtag beichauen, vindt man ſy ungerecht So fol man ſy offentlid) 
auf dem Marckt verpreimen, darzw zewandl 72 9. 


24, 
Item zwen purger vber Die ledrer vnd zwen vber Die jchueiter, das 
fol man bejchauen all erichtag, vide man es vngerecht So ſol man es 
nemen vnd darzıv peflern nad) des rats Mat. 


25. 
em ain purger cben die Sam oder Swen ze ſchawn all erichtag 
vnd aud) ſunſt in der wochen ſol famer kain ſaw beſchawen den ainer 
der geſchwornn tt, damit das nyembt betrogen werdt noch gelaichen und 
ob er vindt, das nicht vertig it, das fol er merden, fundt man aber der 
geſchwornen ainen, das er nicht recht beſchawet Biet, den ſol der richter 
pellern nad) des Rats rat. Auch fol er von yedem nemen den zol pey 
vermeiden ſchwärer ſtraff der berichaftt. 
26. 
Item fol auch zwen purger vber dy Sail, dy man all erichtag be- 
ſchawn, vindt man du ungerecht, Zo ſol mans nemen vnd darzw pellern 
nad) des rats rat. Fragt ob es ir allen wort vnd recht ſey. 


— 28 — 


27. 

Item es ſol auch kain purger kainen kaſten hinlaſſen Er nem denn 
den geſchworn Meſſern ir Recht aus, Ob er das nit thät, So iſt er ins 
ſelbs ſchuldig zegeben. 

28. 

Item es fol auch kain purger kainen andern purger noch ander 
yemantz kainen Metzn leichen noch nichtz daran verkauffen allein durch den 
geſchworn Meſſer. Sey im ain geprandter bewarter Metzn gelichen, den 
fol er vber nacht in feinem haus nicht halten vnd wen der ains oder 
menigers vberfarn wirt, als offt zw wand! 72 8. 

29, 

tem es ift aud) zemerden, wer nicht fumbt zw der Taiding, wen 
darzw geruefft oder gejagt wirt, dy Heyjlich in dem purgfrid figendt, vnd 
das taiding iſt gewöndlich des nachjten Mitichen oder freytags nad) der 


heylign drey kunigen tag, der nit fumbt, der ift verfallen ze wandl 72 %. 
Fragt ob es iv aller wort vnd recht ſey. 


30. 

Item wer den Nat widertreibt der iſt der herichaft 10 7 % ver: 
vallen. 

31. 

Item ob etwer durch vnſern purgfrid ritt fuer oder gieng vnd tatt 
Ihaden an lewten oder an Viech oder an anderm gut, den ſol man auf- 
halten, als lang vıy er vmb den Schaden genueg thue nad) erfandtnug 
Dreyer oder vierer aus dem Nat, Tät ers aber mit frauel, der jol darzıw 
gepefjert werden an dem leib. Iſt das es an geuär geichiecht, ze wandl 
172», Geſchäch aber das mit frauel So iſt er ze wandl 6 3 2 %. 

32. 

stem es ſol auch kain purger noch kain Inman ainer vber den 
andern Hagen gen hoff allain er fey dann hofgefindt oder es treff an 
grumdt und poden, Es wär denn ob der Richter ainem mit genueg thuen, 
So mag er lagen meines herrn gnaden vber den Richter oder jenen 
amvellti. 

33. 

Item ob am fautf gejchiecht in dem Burgfried, vmb was das ilt, 
daran ain phening gegeben wirt, der fol ftätt fein. Er gee dann ab mit 
Ir patder willen, wer aber danvider wär, der ijt zewandl ain gejejlner 
1 @ » vnd jol aud) difem den ſchaden ablegen. Fragt ꝛc. 


— 29 — 


34. 

Item, es ſol auch kain hieiger purger oder Inman kains auſ— 
wendigen porg werden, noch kainen auff laiſtung oder kindlmues komen 
ze wand! 578. 

35. 

Item es ſol auch ainer dem andern hie, die in dem purgfrid ſein, 
feinem knecht noch feiner diern noch andern fein gedingten arbaittern nicht 
abweiſen noch entziehen, wer das tätt ift ze wand! 6 3 2 » vnd trag 
auch difem fein ſchaden ab. 

36. 

Item dingt ain herr atmen fnecht oder am dirn vmb ain gemandt 
guet und geyt im des nit als er zw recht folt, vnd mues vber in flagen, 
So fol im der richter genueg thuen darzue zewandl 72 % Erzelt aber 
der herr folchen fchaden den er von des knechts oder diern vnfüerſichtigkeit 
wegen genomen hat, vnd begert raitung, das fchledht er in mit recht alles 
wol ab an Irem lon, Wan gäb er in iren fon, So fuern ſy vielleicht ir 
ſtraß, vnd was ſy ihm verloren heeten vnd er ſchaden genomen hiet, des 
müeßt er dann ſchaden haben, davon iſt peller er Hab men. 

3. 

Item e& ſol aud) fain purger Fain dienftinecht nicht auffnemen der 
angeuogt fei, ob das geſchäch, ift der purger ze wand! 72 9. ragt ıc. 
38. 

Item es ſol auch kainer fain haus fauffen noch verkauften, denn 
vor dem richter vnd das zwen oder drey des rats dapey fein, Geſchäch 
e8 an ander enden ze wandl 72 8. 

39. 

Item es fol aud) kainer kainen kauff nicht vmb jaß machen denn 
vor dem richter, Tb Das geichäch, wer den machet von aim jeglichen ze 
wand 632% 

40. 

stem es ſol kainer visch Fürfauffen, die man herzw füert auf dem 
waſſer, Man fol die viſch des eriten gen hoff anfatlen, darnach aufrueffen, 
das das vol müg kaufen, wer dawider tätt, der iſt veruallen, die viſch 
der herſchaft vnd dem richter zwandl 6 3 2% Fragt ꝛc. 

41. 

Item es fol and) kainer den andern vberzimmern noch vberpawn, 
geichiechtS aber darüber, So pueß den ſchaden vnd vberruckh das Zimer 
alfo, das er dem andern nicht zeichaden komb vnd ijt zewandl 72 8. 


— 30 — 


42, 

stem wer den andern vberadert oder vberramdt in weingärten, in 
Wiſen oder in pawngarten vnd aud) vber das recht zeyndt vnd Marich 
jegt, der ift zevand! 10 7 % vnd der vichter fol es mit ſambt dem Rat 
wider Schaffen vnd ordnen. 

43. 

‚tem man fol aud) feinem fein Zawn nicht hintragen, wer das 
thuet oder jchuff zethuen, ze wand! 72 » und einem fein fchaden abtragen. 
4. 

stem es fol auch nyemandt dem andern in feiner wiſen, fraut- 
gartn, Adern, gartn vnd auf andern fein gründten nicht grafen, pletern 
oder fachern vber den willen des die gründt fint, wer das thuet oder 
ſchafft zewandl 72 9 und ainem fein fchaden abtragen. Fragt ꝛc. 

45. 

Item wer das ainer den andern fundt an ſeinem ſchaden, den mag 
er ſelbs wol pfendten, aber dasſelbig pfandt ſol er pringen hyntz dem 
Richter der ſol im darvmb genueg ſchaffen zethuen. 

46. 

Item auch ſol nyemandt der vnnſern ainen zwſperren noch ſelbs 
Im genueg thuen an des richter willen, wer aber das thuet zewandl 
632%. 

47, 

stem es mag aber ain ieder von feinem Inman oder Infrawn 
vmb feinem hoffzins wohl genueg thuen oder ain gaftgeb oder ain LXeitgeb 
das ainer hing Im verzert oder vertrindt an des ridhters erlawb vnd ift 
nich darvınb ſchuldig. Fragt ob es ir wort vıd recht jey. 

48. 

Item auch welicher dem andern in fräuel in ſein haus laufft der iſt 
zewandl 63 21 vnd fol an dem leib gepeſſert werden, vnd dem andern 
dem er in jein haus geloften iſt nad) des rats rat Erberlichen abtragen. 

49. 

Item vnd ob der Nachlauftendt von dem andern in fein haus oder 
in ainem andern haus durch das maul gejtochen oder ſunſt gejchlagen 
wurde, darvmb iſt er nichts ſchuldig. Fragt x. 

50. 

stem auch ob ainer ſein Mitpurger vmh hilff anruefft vnd Hört 
das vnd kumbt im nicht zw ſtatten, zeretten ſein guet, fein leib, vnd ſeine 
Ere, der iſt zwandl 61328. 


— 31 — 


51. 

Item ob ſich das gäb das ſich ain Burger mit dem andern purger 
oder Inman zefrieget, So fol er weder fein freundt noch guner noch 
helffer auff ſeins widertails fchaden in den purkfrid nicht laden noch 
pringen, Ob das geſchäch ze wand! als oft ain man 6 3 2%», Aber der 
ſy Herpringt als offt ain man dem Herrn 10 7%. ragt x. 

52. 

‚tem es fol auch kain aufwendiger noc) kain hHieiger fragner oder 
fürfäuffl dieweil das hüetl ftets, ') nicht fürfauffen, Ey fullens aud) nicht 
beftellen, das man yms behalt, Hink das man das hüetl fuder thue, wer 
das fiecht, der fol ymS nemen, vnnd dem Richter zwpringen. 


- 6 
ID. 


‚tem welicher fragner Leinbader, oder framer, der nicht aigen haus 
bie hat, ze Marckt jtet, der ift all quottemer 2 9 dem gericht Ichuldig 
zegeben, auch fullen die Framer vail haben pfenbert als in zuepürt vnd 
doch nur an dem Markt tag oder veyrtag nach fingzeit. Wer dawider 
thuet, zewandl 32 7 8. 


54. 

Item kain Inman in der Burger hewſer hie ſol handeln mit wein, 
Getraid, Gwanndt, Saltz, Eyſen, oder gmainer gaſtung, Wer darwider 
thuet, iſt zwandl 32 7». 

55. 

Item es ſol auch vor den Toren niemant nichtz kauffen, Sunder 
man ſols auf den Marckt tragen laſſen, wer das ſiecht, der ſol Ims 
nemen oder dem Richter zewiſſen thuen, darzue zewandl 72%.” Auch 
pey dem Wandl fol nyemandt in feinem haus geſtatten zuuerkauffen was 
narung anrüert, Sunder auf dem Mardt. Auch auſſerhalb des mard- 
tag ſoll fain fragner vder fragnerin vail haben als an dem Marckt oder 
plag, aud) nidyp von obs fürkauffen bye vor veiper zent per 12 pen”. 
Fragt ꝛc. 

) Dieweil das tandl auifgeſteckt iſt. 1519. 


) Es ſoll auch der Richter vor den thoren und ablasıburn vnd Ztrautgaiten 
beftellen zu briichten, ob jolb khaufier oder verfauffer erinnert wuerdn, da ſolln ge 
ſtrafft werden als ofjft zu wand! 72; (1519. 


9 Auch weicher jolchs niert vnd ſiecht und nit anbringt, tt zu wandl als offt 
ainer erfaren wiert 72%. Es jot auch der Nichter mit vieiß beitellen zu aufffechen, 
aus welchen heujern du fragner ſolh war tragen, vnd ſich arıumtich erfbunden, vud 
wo ainer fchuldig erfunden wiert, der Richter nit vberied oder nachgeb bei vermeydung 
vngnadt und jiraif der obrigfhait. (1519.) 


.- 2 — 


56. 

‚stem welid) frawn fid) mit einander fchenden vnd verpotne wort 
gegenatmander aujgeben die fol man ftraffen mit dem wegſtein zetragen 
als gewonhait ift, darzue zewandl 72 9. 

57. 

Ob ainer oder aine luſnet des nachts an den venjtern, der iſt 
zewandl 72 %, vnd dem, dem er an dem Fenſter gelufnet bet, Sol ers 
erberlich abtragen nach des Rats rat vnd darzw fol er offentlich geftrafft 
werden. j 

58. 

Item es ſol fain Burger fain Inman noch Infrawn nicht auf- 
nemen an des richter und rats willen, wer das thuet ze Wandl 72 %. 
59. 

stem welicher vnfuer zenachts treibt oder fchreit und vngezogen it 
auf der gaflen, ift ze wand! 72% Fragt ıc. 

60. 

Item wer der wär, der herin gieng oder rit in frauel vnd yemant 
in dem purgfrid ſchlachen oder anmutwillen wolt oder yembt ſchlueg, do 
ijt ain ieder, der alfo herin fäm ze wand! 6 3 2 9% vnd wie id) dan 
dy Inwoner entweren, jchlachen ſy tieff oder feucht, da jindt ſy yemants 
nichtz ſchuldig. 

61. 

Item ob etwer frau oder Man in dem purgfrid hie wär oder 
wuechs vnd müelich wär vnd der Marktmenig nicht fueget, der ſol zue 
ſtifften oder ab des gotshaws grundt ſich ziechen, vnd guet werden, das 
er den gotshaws vud ſeinen lewten an ſchaden ſey. 

62. 

Item wer Hacken, ſpieß, driſcheln, armbſt vnd andere ſoliche ver— 
potne wer zenachts auf der gaſſen tregt oder Wuerffhacken oder kolben 
zu dem wein, der iſt zu wandl 72 % vnd darzue vmb dy warfen. 

63. 

Item der ain armbſt ſpandt in fräuel im purgfrid zewandl 72 %, 

ſcheuſt er aber ze wand I 7 W Fragt ꝛe. 
64. 

Item wirfft ainer ain mit aim Meſſer im haws zewandl 27T, 

wirfft er ain auſſers haus zewandl 1 7 ir. 
65. 
Item wer ain meſſer oder ain ſchwert an not zuckt an fchaden 


— 33 — 


ze wand! 72 %. Tuet er aber ſchaden, ze wand! 6 3 2 % vnd den 
Tchaden abzutragen. 
66. 
Item der ain an das Maul fchlecht mit flacher handt ze wandl 
5 7 % oder mit der vauft an das wang fchlecht ze wand! 1 7 %. 
67. 
„Item von ainer vbl Handlung verpotner fülicher wort zewandl 6 3 
2 % vnd ob ers hin Im nit weilt, So thue er diefem genueg mit aim 
widerrueffen. Fragt ꝛc. 
68. 
Item wer er ainem ain fchammwundtn ſchlecht ze wand! 3 7 % 
vnd einem fein jchaden abzetragen. 
69. 
Item der ainen lembt als offt ain lamb ze wand! 5 7%. 
70. 
stem wer ain mit ainem ftain wirft, ze wanndl 1 7». 
11. 
Item ob ainer den andern rauffet ze wanndl 72 W. 
12. 
Item ob ainer den andern mit ainem fteden jchledyt ze wand! 
6329. 
73. 
Item wer ain vnrechtlich beklagt iſt zwandl 72 9. 
74. 
Item auch fol ainer den andern nit verſagen oder hinlegen pey 
auswendigen lewten pey 32 7 8. ) 
75. 
Auch ſol kain inwoner mit auſwendigen gemainſchafft haben in 
kauffmanſchafft auch pen 32 7% zewandl. 


76. 
Item wenn ain lediger geſell ain Erbern Man mit vbler hannd 
lung ainen h . . . . fun geyt, der ſol geſtrafft werden mit ſchlegen an 


dem pranger. Spricht es aber ain erber Man zw dem andern erbern 
Maun, der iſt ze Wandl 6 326. 


' Es fol auch khainer den ander in auswändigen gerichten vmb khainerley 
ſachen verklagen noch fonſt bey frembten wirtten hinlegen, verſagen oder ſchenden bey 
32 T > wandl. (1519. 


3 


—_ 34 — 


71. 

Wem ſain aigen fewr vber das Dach fumbt, der ift ze wand! 6 B 
2 % vnd peßer den leiten den fchadeu, ob er das nicht beichreyt, doch 
bat er bie in dem Marckt freyung drey tag. 

18. 

Item welicher purger oder haufwirdt fpielen oder karten läſt in 
jeinem aus, als offt er fpielen vnd farten läſt 1 = %, vnd als offt er 
jel68 fpilt oder fart 2 7 %, Aufgenommen ob mercklich geſt vndter in 
ſelbs zw gewondficher Zeit beſchaidenlichen karten wolten. Fragt ꝛc. 

79, 

Item man fol auch fainen vnflat aus den Reichen auf dy gaffen 

Ihütten noch tragen, ze wandl 72 8. 
80. 

stem man fol auch fain Miſt auf der gaſſen vber 4 wochen nicht 

ligen laffen, wer das thuet 3e wand! 72 8. 
| 81. 

‚stem e8 fol auch nyemandt fain erdtrih für fein Haus fehütten, 

dann er füer e8 aus als den Mift, wer das thuct ze Wandl 72 %. 
82. 

Item auch ift zemerden das nyembt kain zol noch Maut verfuer 
zwifchen des Salmans graben und des Werber tal, alfo iſt es von alter 
berfomen. Fragt ꝛc. 

83. 

ten Welicher im Rat zu dem Wein figt vnd wen fich krieg erhueb 
oder ob er auf der gaſſen darzue käme vnd wan er frid vnd gemach 
fhafft vnd jo Hat er des gewalt als ain vichter, und wer des nicht ge— 
horſam wär, der iſt ze wand! 6 3 2 W. 

84. 

Item auch wenn ain richter auf der gaſſen oder in aim haws 
yemandt vachen wolt, vnd wen denn der richter ze hilff erfordert, oder 
wer das ſäh vnd ym nicht zu hilff kumbt der iſt ze wandl 6 3 2 9. 

Rh. 

Item ze behuettung des fewrs des nachts vnd ze abgeen ab der 
galten auch in den Rat ze fomen vnd ander zatchen z1v zeiten der gemain 
ze then, Sol ain gelocken auf den fleifchtiichen oder dapey geordnet 
werden. Auch fol man bejtellen fewrhaden zw berettung des Marcks ob 
es not gejchach, damit man dy wilje ze wenden, da vor Got ſey mit 
jeinen genaden Amen. ragt ac. 


86. 

Item das der Richter fleis hab mit fambt den Rate, das die 
Ruegung in allen artickeln trewlich gehalten werde, Ob ſy ſtraff wellen 
vertragen fein vnd zevödrilt der Richter. Auch geichiecht ſchad an gras, 
Zewn, Holg vnd das nicht geitrafft wirdt durch den richter, Ob er ſolichs 
binfür mit fleis nicht wendet, So wird er darvmb geftrafft werden. 

87. 

stem das man Weinmas angieß, deigeleihen Megen ob es not 

thue, Item das der Richter Ellen und gewicht offt beicham. 


88. 
stem das ſy ainig, penftentig vnd gehorfam fein, und ob fich 
unpillicjfait begeb, die ſelb Tieblich erlegt vnd geftrafft werden vnd fi) 
halten gegen die Herrfchafft als ſy fchuldig fein, desgleichen wirdet man 
ſy auch halten, damit ſy Iren frumen, Ir auffnemen vnd lob vnd Eer 
erlangen. Fragt ꝛc. 


89. 
stem was dem Richter Hag fürfomen von den Inwonern des 
Mards, jo fol der Rate all freitag nad) der frnemeß zum richter komen 
vnd all Hag, was diejelb wochen gejchehen fein, oder ander notturfft 
durch richter und rate gehört vnd abgejchaiden werden, Es wär dann 
dag genötig fachen vorhanden wern, So mag der Richter zu Im vordern 
den gangen Rate vnd welicher darinn, nicht gehorfamb, it ze wandl 12 % 
in dy püchfen zum Richter vnd der richter ſol diejelben gen hoff in Itraff 
vordern. 
90. 
Item der Richter ſol von der Inlewt wegen im Nachtaiding, So 
Kate und gemain bet ainander it, dy wirt derjelben Inlewt ervordern 
vnd an denjelben ſich erfunden welid) angenogt ſein oder nit vnd jo ainer 
oder aine nicht angeuogt, ſol ſich im Nachtaiding anuogten, jo Ddiejelb 
perſon fain andern herrn hat, hiet aber dieſelb Perſon amen andern herrn 
aufivendig, oder der herrichafft ſunſt nicht fueglicd) wär, Zol man diejelb 
perjon zw vogtfnecht vder vogtfrawn nicht aufnemen, welicher wirt ſolch 
perſon vber den dritten tag aufhelt, derſelb iſt zewandl 72 3. 


91. 

Item das kainer im Marckt nach ſandt Meeten tag, Er ſey purger 
oder Juman Wein hereiniuer, dy er ſchencken oder verkauffen welle, bey 
peen der Wein, dy er herein fuert. Fragt 2. 

3° 


_ 36 — 


92. 

Item welicher wirt pey feinem wein oder funft in feim haus lewt 
bey Im hiet, die args oder vbl redten von den hern vnd nachpern 
aufwendig, das des ain wirt nicht geftatt und demſelben aus ſeim haws 
vrlawb geb, von welicdyen wirt ſolichs nicht gewendt wirdt und ein folicher 
darvber in feinem haws behielt, den wirt man darumb an leib vnd an 
guet Strafen. 

93. 

Item was ander notturfft des Marcks fürzenemen fein, mag man 
aus dem Nate, desgleichen aus der gemain vier nemen, dy ſolich notturfft 
aufmerdfen und dy vor dem nadtaiding an mein herrn pringen, der dan 
darinnen mindern oder meren mag. 


94. 

Item man jol auch vleis haben, damit der mardt pas in befridung 
fome vnd dapey gehalten werd. Auch welicher zw rechter weil vnnd Zeit 
an die Zirck nicht geet, vor demfelben fol der Nichter das wand! nemen, 
desgeleichen, ob ainer in Robat ſaumig wurt zewandl 12 8. Fragt ꝛc. 


9. 

Item es fchafft aud) mein genädiger herr ernftlic) vnd wil etlicher 
vrſach halben, dag der allerreichiit hie im marckt, So der fich beheyratt, 
vom erjten zwm verjprechen zw zwain tiſchen, vnd zw der rechten hochzeit 
am fruemal 6 tiſch unnd auf dy Trugkſäſſen ain tiſch haben fol vnd 
nicht mer, Wil derſelb viſch geben So geb er ain eſſen viſch vnd nicht 
mer, desgeleichen zwm nachtmak fol er haben zw zwain tiſchen mit ſambt 
den Trugſäſſen vnd kain viſch geben, wer auch ſolich pot vberfarn wurt 
vnd das alſo nicht hielt, der iſt zwu pen veruallen 10 7 » an alle gnad 
vnd ſol darzue geſtrafft werden. 

96. 

Item von des ſaltz wegen ſol ain ieder Inwoner des Marcks von 
icdem kueffl ſaltz geben zum Richter in dy püchſen 12 » als es da 
von alter her geben iſt worden. 

“7. 

sem wer hie wein verkauft eder kaufft oder vom Zapfen aufgibt, 
derjelb Yol von Emer ain helbling geben dem Marckt zw nuß vnd not— 
turitten, daſſelb gelt ſol zwm Richter in ain lad oder püchſen gelegt werden, 
darzw ſol der Richter ainer aus dem Rat vnd ainer aus der gemain ieder 
ain ſchlüſſel haben. Fragt ꝛc. 


— 37 — 


98. 

Item man ſol auch an dem veyrtag an kainem andern ende den 

Wein ausrueffen dann vor der kirchen nach ſingen zeyt. 
99. 

Item man ſol auch das Saltz an kainem veyrtag ausrueffen noch 

den kauff darvmb machen, noch das ſälz daran vaſſen laſſen bey pen 128. 
100. 

Item welicher wirt pei feinem wein oder funft in feinem haws 
ipilen oder farten läft umb gelt, Es wär dan das ain erber man mit 
dem andern vmb ain zech kurzweillen wolten, der berihaft 5 7 9% an 
alle genad verfallen und fol an dem leib geitrafft werden. ragt x. 

101. 

Item welicher purger in feinem haws oder anderiwo mit got8- 
worten oder andern heiligen ſchilt der fol am leib vnd guet geitrafft 
werden, Läſt er aber das von feinen Eehalten in feinem haws beſchechen 
vnd ſolichs nicht vndterfumbt, Sol er wie oben begriffen iſt geitrafft 
werden, dermaſſen fol es auch in dem grueblein pey dem Leitgeben ge 
halten werden. 

102. 

Item ob ainer geft hiet, dy ſölich obgemelte ſcheltwort in feinem 
haus gehen, So fol ers dem gaft ain mal vndterſagen, Thuet ers darüber, 
vrlaub in aus dem haws vnd kainer im Marckt fol in vber ſölichs bes 
haufen pei deu peen 10 7 9. Auch ob ainer von dem andern hörat vnd 
den, du ſolichs ze ſtraffen haben, nicht anpringt, ijt auch 10 7 % verfallen. 

103. 

Auch will mein gnädiger herr gemelt haben, wie wol bisher allen 
den, die hewſer an dem perg haben vnd au den perg geproden, aus 
gnaden nugung derielben fleck zuegeben iſt, darumb wil mein gnädiger herr 
darauff kaine gercchtigfait fomen lafjen, and behelt Im beuor ſolch nugung 
zu widerruerfen vnd abzuflachen, zu was Zeit ſolchs feinen guaden gefelt. 

104. 

Welcher ſich vmb bekäntlich ſchuld Deflagen läſt vor dem Michter, 

ift zewandl 72 1 
10. 

In dem Jahrmarck mag Sich ain jeder Gaſt mit feinem erbern 

band! den phenwert hie aufhalten, bis dy Freyung vergett. 
106. 
Kramerey, leynwand, honig, gſaltzu düer viſch, Sayl, Lezelten, leder 


1583 


— 38 — 


vnd allerlay phenwert nichts ausgenommen, ſollen vber den Marcktag nit 
behalten werden, Es wär dann ſach, das ainer ſambkauff den burgern 
wolt verkauffen, dem mag man vergunnen vber den marck. 
107. 
Vnd welher ſolh Inſetzung bey Im beſchechen läſt, iſt als offt 72 8. 
108. 
Es fol auch ain yeder bey dem wandl 72 9 das pantäding ende 
abwartten. 
109. 
Es jol aud) yeder hin benent vder beruefft zimlid), erberlich vnd 
nicht mit leychtvertigen oder jpöttichen wortten antwurten. 
110. 
Wer zu Hagen hat, dem fol man recht widerfaren laſſen und mag 
fein klag hie vor Richter vnd Nat füerbringen. 


Dermerkt des Hochwürden Gotteshaus und 

Klofters alhier zu Mölck Gerechtigkeit, Privilegien, 

Sreyheiten und löbl. Gewohnheit, So es hat in 
dem Markt daſelbſt. 


December 1558. 


1. 

Richter! auch Ihr die gautz Gemain! Nachdem unſer Gnädiger 
Herr Herr Abbt von Mölk ꝛc. nach Löbl. Gewohnheit und alten Her— 
kommen alle Jahr ſeiner Gnaden Panthädung beſitzt, und daſſelb auf 
heutigen Tag angeſagt iſt, werdet ihr vernehmen und hören die Privilegien, 
und Freyheiten, Gerechtigkeit und altes Herkommen, ſo dag würdig Gottes— 
haus und Kloſter Melk hat, und darnach, wer dann zu klagen hat, dem 
ſoll man Recht widergehen laſſen als billig iſt. 

2, 

Zum erjten jegt mem Gnädiger Herr Herr den Rath, als ihr 
vernehmen werdet, und welcher des Raths vormals nicht geweſen iſt, foll 
den Nichter an den Gerichtsſtab greifen, an Ayds ſtatt, und nachkommen, 
wie ihm von dem MNichter der Ayd vorgehalten wird, bey ſein Treu und 
gewiſſen, daß er cin göttliche und billiges Recht ſprechen wolle, dem 
Armen als dem Weichen. 


_ 39 — 


Hie pronuntiantur Consiliarii. 
Richters And. 
3. 

Richter! Ihr werdet geloben dem Hochwürdigen in Gott hochedl— 
gebohren und hochgelehrten Herrn Herrn Urbano Abbten zu Mölk anftatt 
eines geihmwornen Ayds, daß ihr das Gericht, jo euch durch Sr. Hochw. 
und Gnaden als geordneten Obrigkeit in Hochderofelben unterthänigen 
Markt Mölk alhie auf das künftige... . Jahr verliehen und gegeben 
worden iſt, alles Fleiſes treulich und ehrbarlid) handeln, und verwalten, 
auch darum nicht anſechen wollet, weder Müett, Gaab, Freundfchafft, 
Feindichaft, Gunst, Aigen Nutz, nod) etwas anders, fondern männiglich, 
den Reichen al8 den Armen, und den Armen als den Reichen, in allen 
bürgerlichen Sachen ein gleiches Recht und Gericht ergechen laffen, feiner 
Gnaden und des Gottshaufes oder Kloſters Freyheiten, als gut Löblich 
Gebrauch und Gewohnheiten feſtlich handhaben, wider Sr. Hochw. und 
Gnaden und das Kloster nichts practiciren, berathichlagen noch fürnehmen, 
da es aber von andern fürgenohmen wurde, nicht dabey ſeyn, daſſelb 
verhindern, und aufs ehilte St. Hodyw. u. Gnaden anbringen, zu dem 
Ihro Hochwürden und Gnaden und des Ktlofters Schaden und Nachtheil 
wenden, derjelben Fromen und Nu betrachten, fürderen und handhaben, 
und in allen und allweg ſich getreu, fleiſſig, und gehorfam erzeigen wie 
dan einen Chrijtlichen fromen Nichter und getreuen Unterthan wohl an- 
jtehet und gezimet, und ihr vor den jüngſten Gericht vor Gott verant- 
worte müeſt. Doch behalten jih Sr. Hochw. und Gnaden alles dieß, zu 
fih zu nehmen, von höherer IbrigfeitS wegen zu mindern, zu mehren, 
nach derjelben Gelegenheit und Willen damit zu handeln bevor. 


4. 


Welcher im Burgfrid häußlich figt uud zu dem Panthädıng, das 
dann von alten Herkommen gewöhnlich ist, an den nächiten Mittwoch nad) 
H. 3 König Tag gehalten wird, auf heutigen Tag mit Namen ertorderet, 
oder beruffet, nicht erjcheinet, iſt verfallen 72 ». Nur allein er hab Er: 
faubniß vom Nichter, oder durd) Gottes Gewalt oder Herrn geichäft ge: 
hindert wird. 


5. 
Es ſoll auch ein jeder der hier benennt oder berufft zimlich chrbahr: 
(ich, und nicht mit leichten Worten antworten. 


— 40 — 


6. 
Es ſoll auch ein ieder bey bemelten Wandl des Panthäding End 


erwarten. 
7. 


Von erſt hat der Richter, von der Obrigkeit geſetzt, hie zu richten 
um alle Sachen es ſey den Tod berührend, oder ander Gericht, um 
wellicherley Sache das ſey in dem Markt und Burgfried, auch bey dem— 
ſelben Markt Stock, Galgen und Dingſtött, und haben daſelbſt zu richten, 
wie bemeldt iſt, ausgenohmen Grund und Boden, darinnen der 
Richter nicht8 zu richten hat, Es werd ihm dann injonderbeit 
von der Obrigfeit befohlen, Als dann die fürftliche Brief, jo das 
gemeldt gotteshaus hat, darumen ausweiſen. 

8. 

Der Burgfried des Markts Mölk währt als fern des Stlofters 
Burgrechtdienſt raichen. 

9. 

Ob etwer durch unſeren Burgfrid ridt, fuhr oder ging, und thät 
Schaden an Leuthen oder Vieh, oder an anderen Gut, den ſoll man 
aufhalten, als lang, daß er um den jchaden genug thue, nad) Erkenntniß 
drey oder vier aus den Rath. So aber foldyes im Frevel geichäh, oder 
einer in den Burgfrid Schaden thun oder jemand muettwillen wollt oder 
einen flug, oder mit unzimlichen Scheltworten leſtert, jol ee gebeflert 
werden an den Leib und zu Wandl verfallen feyn 6 3 2 9. und mie 
ſich dann die Ihnwohner eincs ſollichen erwehren, fein fie ihm nichts 
darummen jchuldig, bejchäh aber ſolcher Schaden ohngefehr, ift ein ſolcher 
zu Wandl verfallen 72 %. 

W. 

Welcher einer den anderen im Frevel in fein Haus lauft, der iſt 
zu Wand! 6 52» und joll an dem Leib gebeflert werden, und dem 
anderen, dem er im ſein Haus geloften it nad) des Raths Natlı ehrbarlich 
abtragen, und ob der nachlaufend vou dem anderen in ſein Haus, oder 
zu em andern Haus Schaden nähm, oder ſonſt gejchlagen wurde, darum 
iſt man ihm nichts ſchuldig. 

11. 

Ob es ſich begäb, day ſich ein Yurger mit einem anderen zerkriegt, 
jo ſoll er weder ſein Freund, noch Gunner, noch Helffer auf feines Wider: 
theils Schaden in den Burgfrid nicht laden, noc bringen, Ob das beichäd), 
zu Wandl als oft ein Mann 6 3 2% aber der jie herbringt, ala oft 
ein Mann, dem Deren 10 Ti 


— 414 — 


12. 

Auch ob einer fein Mitburger um Hilff anrufft, und Hört das, 
und komt nicht, den Schaden, fein gut, fein Leib, und fein Ehr zu 
retten, der it zu Wand 6 X 2%. 

13. 

Welche Frauen fi gegen einander ſchänden und verbothene wort 
gegeneinander ausgeben, die foll man ftraffen, mit dem Wegſtain zutragen, 
als Gewohnheit it. Darzu Wandl 72 %. 


Fragt ob es aller Wort und Recht fen. 
14. 

Ob ewwan Frau oder Mann in dem Burgftied hier wäre, der 
wuchſ und Mühelich wär, und den Markt Mänig nit fueget, der ſoll zu- 
itiften oder ab des Gottshaus Gründen fahren, daß er dem Gottshauß 
und Gütern ohne Schaden jey. 

15. 

Wer Hafen, Spiß, Triſchl, Armbruſt, oder andere jolche verbottene 
wehr zu Nachts auf der Gaſſen trug, wurfhaken, Bleyfugl, oder Kolben 
zu dem wein, der ift zu Wand! 72 %. und dazu um die Waffen. 

16. 
Der ein Armbſt ſpannt im Frevel, im Burgfrid, iſt zu wand! 72 %. 
Schieit er, zu wand! 17%. 
17. 
Wirft ainer ainen mit einem Meſſer im Haus, ift zu Wand! 27». 
18. 

Wirft ainer den andern aufferhalb des Haus, it im Wand ver: 
fallen 1 2 $. 

19. 

Der ein Mefjer vder Schwerdt fräuelid) ohne Not aufzicht zu 
wand! 72 8 Thuet er aber ſchaden 6 32% und den Schaden ab: 
autragen. 

20. 

Der einen an das Maul ſchlägt mit flacher handt, Sn wandl 5 7 

Pfening oder mit der fauft an das wang, zu wand 1 7 Pfening. 
21. 

Bon ainer Ueblen handlung, verpottenen wort, zu wand 67 2% 
und fo er übel handlet zu dem Geſchmächten, oder Geicholtenen nit weiß, 
fo Thue Er Ihme genug mit ainen widerruf. 


_ 42 — 


22. 
Wer ainen ain Scham Wunden ſchlägt zu wand! 3 7 Pfening und 
Ihme feinen ſchaden abzutragen. 
23. | 
Wer ainen mit ainen Stein wirft, zu wand! em Pfundt Pfening. 


24. 

Der ainen lembt, als offt ein Lemb, zu wandl fünf Pfund Pfening. 
25. 

Ob ainer den anderen raufft, zu wand! 72 %. 
26. 

Ob ainer den anderen mit einen Stefhen fchlägt, zu wand! 68 8 %. 
27. 

Es ſoll fhainer den anderen in auswendigen gerichten vmb fhainerley 
fachen verklagen noch ſonſt bey fremden Leutten verfagen weder fchendten 
bey 32 Pfundt pfening wandl. 

28. 

Wen ein lediger Geſöll vbler Handlung einen Ehrbahren Mann 
einen D . . . John haiſt der ſoll geftrafft werden mit fdjlagen an dem 
Branger. Spridit es aber ein Ehrbahrer Mann zu dem anderen, zu 
wand 6 32 8 

29. 

Welcher zu Nachts auf der gaffen ungefug treibt, ſchreit und vnge— 
zogen it, zu wandl 72 W. 

30. 

DD ainer oder aine Loſent des Nachts an den fenfter, der oder 
die it zu wand! 72 9 und dem, dem er an den fenſter geloſet hat, ſoll 
er Ehrbahrlid) abtragen, nach Erkantniß aines ganzen Raths, vnd darzue 
foll er öffentlich geitraft werden. 

31. 

Welcher Würth) bey feinen Wein, oder in andern in feinen Hauß 
Leuthe hätte, die Arges oder Uebles redeten von Herrn und Nachbarn 
auswendig, das ſoll der Würth nicht geftatten, und demſelben aus feinem 
Baus Urlaub geben und von welchen Würth jolches nicht gewendt würdet, 
ain ſolchen darüber in feinen Hauß behielt, den foll man jtraffen an Leib 
und guett. 

32. 
Auch wann der Richter auf der gaſſen oder im ainem hauß iemandt 


— 43 .-- 


fahen wolt, und wen der Richter zu hilff ervordert, und folcher alfo 
ungehorfam nicht fombt, ift zu wand! 6 B 2 %. 
33. 

Welcher Burger oder Würth bei feinen Wein in feinen Haus Spiln 
oder Charten laſſt, oder jelbjt Spilt umb Geld, als offt das geichieht it 
ein folcher der Herrichafft gen Hoff verfahlen ohn all Gnad zu Ben Fünff 
Pfundt Piening, und foll an den Leib geftrafft werden. 

34. 

Ausgenohmen e8 wäre dan ob mörfliche Göft verhanden wären, 
oder ein Ehrbarer Mann mit den anderen zu gewöhnlidjer zeit, unter 
ihnen ſelbſt beichaidentlich Spileten, oder die Weil fhürzeten vmb ein 
Ziemlichs als umb ein zech oder des Gleichen. 

35. 

Daß auch kain Burger in fein Hauß hinfüran über Neune feine 
göft in der Nacht nicht fiten lafje, ES fey bey dem wein oder in ander 
weeg, es wären dann mörklich Göſt verhanden. 

30. 

Darzu aud) daß dem unzimlichen unübermejientlichen zutrinkhen nicht 
gejtatt, wer dan wider thät zu Peen verfallen ain Hungariſchen Gulden. 
37. 

Das auch Hinfiran Kainer im Markt Burgerliche hantterung treiben 
fol, allein er babe ein aigen Haus, oder glub inner Jahrfrift aines zu 
fauffen. 

38. 

Ob ainer aber ain Hau jnner Jahrfriſt zu kauffen angelübet, 
darüber Ihme Burgerliche handlung zu treiben zugelaflen wird, und 
dafjelb nit vollpringt, oder fein fachen auf wegzidhen jtellen wurde, Iſt 
zu wand! der Obrigkeit verfallen 65 Pfundt Pfening. 

39. 

Mein gnädiger Herr befilht und fchafft auch ernftlich, daß Die 
vom Rath alle Freytag nad) der fruemeſſe zu dem Richter kommen, und 
alda die Klag und andere Nothurft, jo viell der dieſſelb wochen für 
gefallen jeyn, follen Helfen verhören, handlen und abjchaiden, wann und 
als offt auch der Richter autjerhalb des Freytags ſonſt in der wochen 
nad) des Raths ainen oder michrer ſchicket, und den oder Diejelben von 
ainicherley zufallenden ſachen oder obligens wegen zu ainer beſtimmten 
ſtundt zu Ihme erfordert, das der oder diejelben gehorſamlich erjcheinen, 
und ob die bey folhen Handlungen nit fein fünen oder mögen, des Ihr 


— 4 — 


Chehafft noth jaumb fol genugſam anzaigen, welche aber das ains oder 
mehr überfahren, und mit thun, follen als oft 72 % zu wandl in die 
Püren beim Nichter verfallen fein, und darzu in die Straff nad) Hof 
geichafft werden. 

40. 

Der Richter foll von der Innleit wegen im Nachthading, So Rath 
und Gmain beieinander ift, die Würth derjelbig Inleüth ervorderen, und 
an denjelbigen ſich erkundigen, weldje angevogt ſeyn oder nicht, und fo 
ainer, oder aine nicht angevogt weren, die follen fi im Nachthading 
anvogten, fo diefelb Perjohn fhein andern Herrn hätte, hätte aber die 
Perſohn auswendig einen Herrn oder das in der Herrichaft ſonſt nicht 
füeglic) wer, folt mann diejelb Perſohn zu vogtinechten oder zu vogt- 
frauen nicht aufnehmen, welcher würth foldye Perſohn über den dritten 
Tag aufhält, der it zu wand! 72 9. 

41. 

Was ander Nottdurft des Markts fürzunehmen feyn, mag mann 
aus dem Rath, dergleichen aus der Gemain, nennen, die ſollich Notthurfft 
aufmerfhen, und die vor dem Nachtading vor unfern Gnäd. Herrn bringen, 
der dann darinnen zu mindern oder zu mehren hat. 


42. 
Es foll aud) Ehein Hiefiger Burger oder Inmann fheines auswendigen 
Borg werden, zu wand! 5 7%. 
43. 
Mer ainen unrecht verflaget, tft zu wand! 12 %. 


4. 

Welcher fid) befantfiche ſchuldt beflagen läft vor dem Richter, it 
zu wandl 72 %. 

40. 

Auch ſoll niemandt der unſern ainem andern zu ſperen, noch Ihme 
ſelbs genug thuen, ohne des Richters willen, wer aber das thuet im 
wandl 5 @ 2%. 

40. 

Es mag aber ein jeder ihm jelbft von feinem Innmann, oder In— 
frauen vmb ſein Hoffzins wohl genueg thuen, oder ein Gajtgeb, Würth 
oder Leuthgeb, da ainer Ichtes bei Ihme verzehrt oder vertrinkt, ohne des 
Nichters urlaub, und iſt Ihme auch nichts darum Jchuldig. 

47. 
Dingt ein herr ein Knecht oder Diern vmb ain genandt quett, und 


-- 45 -- 


gibt ihme das nicht, als Er zu Recht folt, und muß über Ihme Klagen, 
jo joll Ihme der Richter genug thuen, darzu zu wand! nemben 72 8. 


48. 

Erzält aber der Herr ſolchen ſchaden, den er von des Knechts oder 
Diern vnuorfichtigfeit wegen genonmen bat, und begert Raittung die joll 
Ihme geftatt und nicht abgefchlagen werden, und wo Sid) alfdann darinnen 
erfindet, da8 Ihme durch diefelben Knecht oder Diern etwas verwahrloft 
ift, oder er fonft Ihrenthalben fchaden genommen hat, das zicht Er Ihnen 
mit Recht alles wohl an ihrem lohn ab. 


49. 

Es ſoll auch Khainer dem anderen hie im Burgfried feinen Knecht 
noch diern noch andere feine gedingte Arbeitter nicht abweifen noch ent- 
ziehen, wer das thuet, ift zu wand! 6 B 2 3 und trägt aud) dijen feinen 
Schaden ab. 

50. 

Es foll auch fein Burger fhainen Dienſtknecht nit aufnehmen, der 
angevogt ey, obs aber gejchäch, ift der Burger zu wand! 72 %. 

n1. 

Es ſoll aud) ein geſchworner Mefjer gejegt werden, der die gebrenten 
und bewartten Mezen, Mölkermaſſ, Innen hab, vnd Inſaſſen wiſſe zu 
reihen, und darumb antworten, auch vechtlich dem Khauffer und Verkauffer 
meſſe, als er gott darumben antworten fol. Vnd ob er anders thät, 
darumben fol Er nach feinen Verſchulden geftraft werden, wie es ihme 
mit Recht erfhenet wirdet. 

32. 

Nachdem dab man ein gejchwornen Meſſer hat, damit niemandt 
betrogen werde, ijt billich, dal das getraidt oder Mehl nindert anderjwo 
gemefjen werde dann von dem gejchwornen Meſſer. So aber ainer dem 
andern vertrautt in mejlen, fo joll dem Meſſer ſein gerechtigkeit geraicht 
werden. Es toll auch) bey dennen Einjegen mit Getraith den Einſetzern 
nicht gejtattet jein zu mejjen, nur allem durch den geſchwornen Meier, 
und mit dem gebrenten Mezen, und wer darüber thuet So iſt der Ein— 
jezer, aud) der bey dem eingefegt iſt, als ofit das beichicht 72 9. 

23. 

Es ſoll auch fein Burger khainen andern Burger, noch iemandts 
andern den Mezen leichen, noch nichts darauf verkauffen allein durch den 
geſchwornen Meſſer, Iſt ainem ain geprenter Mezen gelichen, den ſoll Er 


— 46 — 


über Nacht nicht in feinen Haus behalten, vnnd wenn der ainß oder 
mehrers überfahren würdet, So ift Er als offt verfallen 72 ». 
nd. 

Es ſoll auch khain Burger fhainen Caſten Hinlafjen, ev nemb dan 
den gejhiwornen Meijer fein Recht aus, ob er das nit thät, fo ift ers 
Ihme ſelbſt Schuldig zu geben. 

bh. 

Depgleichen joll ein Geſchworner fein zu der fronwag und gewichten, 
das er diejelben gerecht Innen Hab und damit Hand! dem Khauffer und 
verfauffer, inn allen form, alß mit dem geſchwornen Meſſer vermeldt ift, 
auf das ziment von Wienn auß. 

56. 

Es joll aud) Hinfiran nimmer geftattet werden, das iemandt was 
Khauffmannpguet it, das mit Wag fhaufft oder verfaufft wird, und 
gewöhnlich in der fronwag gewegt foll werden, oder gejtatt an feiner Wag 
ze wegen, jonder der fronwag zugefchifht werdt, und als offt ein folcher 
erfahren wirdt zu Peen 72 8. 

57. 

Dergleichen joll es mit der Wein Maſſ, Maßhämb fürgejechen vnd 
gehalten werden, redlich auf Wiener maſſ, und wer damit ungerecht dan 
erfunden wirdt, der ſoll darım nad) feinen verjchulden geſtrafft werden. 

88. 

Daß fhamer im Markt nach St. Merten Tag, es fey Burger oder 
Innmann, Wein darf hereinführen, bey Peen der Wein, die er hereinführt. 
29. 

Mann ſoll aud) das Salz an khainen Feyrtag außrueffen noch 
den Khauff darumben machen, noc das Salz daran vaſſen laſſen bey 
Been 72 9. 

60. 

Es ſoll auch der Richter aus dem Rath zu Ihme erfordern, und 
alle Jahr vorauß ains und ſonſt als offt es noth thuet vnd guett ge— 
dunckt, die Mezen vächten, und die gewicht und Ellen aufheben, Waag 
beſichten Wein vund andere Maß angieſſen und Redlich bezaichnen, dar— 
durch niemandt betrogen werd, wer darinn unrecht erfunden wird, den 
joll der Nichter ſtraffen nach Verſchulden und des Raths Rath. 

61. 

Es ſollen zween Burger geſetzt werden über das Brod, das ſollen 

ſie beſchauen alle Sonntag und alle Erchtag und wann Sie das finden 


— 4 — 


zu ring, fo geb der Nachrichter zween pfening wert vmb drey helbling, 
darzu zu wandl 72 %. 
62. 

Und ob aus nadjläffigfeit und ohne redlich genugjame urfachen der 
Päcken unfer Markt abgang hett an Brod, follen die Peckhen Ihr Freyheit— 
brief nad) zu wandl geben gen Hoff 60 % dem Ridjter 12% ohne Nach— 
laſſen. 

63. 

Es ſollen auch Burger geſetzt werden über das fleiſch, das ſoll mann 
beſchauen alle ſambſtag und Erichtag, welcher fleiſchhacker ain hieſiger oder 
Auswendiger nit zeitigs fleiſch hat, es ſey Khüe, Khelber oder Schaf, dem 
ſoll mans nehmen, daß niemandt dauon ſchaden nehm, darzu zu wandl 
68298. 

64. 

Es ſoll auch fhein lediger Geſöll hie fleiſch baden auch khain anderer 
fleiſchhaker der ain Tiſch hie hat ein Lödig geſöllen ſein fleiſch hie ver— 
kauffen, ob ainer darüber begriffen wirdt, der iſt verfallen den Fleiſchtiſch 
vnnd darzu zu wandl 72 8. 

65. 

Es ſoll auch khain außwendiger fleiſchhaker khain Schöfel noch Haut 
verkauffen vnter den Fleiſchhackern, ſonder Er ſoll Es auf dem Markt 
verkauffen und fayl haben, dauon iſt mann den zoll pflichtig zu geben. 

66. 

Es follen aud die fleifchhader hie khain Vieh in den Heuſern 
fchlaggen, fonder Sy follen offen Schlachbruk haben, darauf Sie das 
Vieh fchlagen follen, wer darwider thuet, it zu wand! 72 W. 

67. 
Auch ſolln Sy den vnflat, den Sye leſen bey den Pruckhen, auf 
die gaſſen nit werffen, Sy ſollens in die Thouau tragen, wer darwider 
thuet, ift wand! 72 9. 


Fragt ob es Ihr aller Wortt vnnd Recht ſey. 
68. 

Es ſoll auch khainer Fiſch fürkhauffen, die mann herführt auf dem 
Waſſer, mann ſoll die Fiſch am erſten gen Hoff anfailen und darnach 
außruffen, daß das Volkh mag khauffen, wer darwider thuet, der iſt ver 
fallen die fiſch der Herrſchaft und den Richter zu wandel 6 3 2 %. 


— 48 — 


69. 

Auch ſollen geſetzt ſein zwen vber die Hauſen, Häring, oder Fiſch, 
die ſoll man all erichtag beſchauen, und befindt man die ungerecht, ſo 
ſoll man die öffentlich am Markt verprennen, darzu zu wandl 72 %. 

70. 

Es ſoll auch geſetzt ſein ein Burger über die Sau oder Schwein 
zu ſchauen all Erichtag und ſonnſt in der Wochen, es ſoll auch khainer 
Sau beſchauen, dann der darzu verordnet, und geſchworn iſt, damit 
Niemandt betrogen noch erwiſcht werde, und ob erfunden wurde, daß 
Rechtfertigkeit wär, das ſolle er merkhen, ob aber der geſchworne Sau— 
beſchauer vnrecht erfunden wurde inn ſeiner beſchau, ſoll Ihn der Richter 
ſtraffen, nach Rath des Raths, auch ſoll er von ieden nemben den Zoll 
bey Vermeidung ſchwärer ſtraff der Herrſchaft. 

71. 

Welcher fragner, Leinwatter oder Khrammer der nit ein aigen Hauß 
bie hätt und zu Markt ſtehet, der iſt alle Quartember 2 9 dem Gericht 
ſchuldig zu geben, auch ſollen die Cramer fail haben Pfeniwert, als Ihnen 
gebürt vnd doch nur an den Markttag, oder freytag nach Singen zeit, 
wer darwider thuet, zu wandl 72 %. 

72. 

Es ſoll auch khain auswendiger noch hieſiger fragner oder für— 
khauffler, dieweil das Fändl aufgeſteckt iſt, nichts fürkhauffen, noch be— 
ſtellen, das man Ihm bezalt, und das man das Fändl wegthuet, wer 
das ſicht der ſoll Ihms nemben und dem Richter zutragen. 

73. 

Es ſoll auch vor den Thorn niemandt niwts kauffen, ſondern man 
ſoll es auf den Markt tragen laſſen, wer das ſicht, der ſoll Ihms nemben, 
oder den Richter zu willen thuen darzu zu Wandl 72 86. 

74. 

Es toll auch der Richter vor den Thorn ablaßthüren und Strautt- 
gaſſen bejtellen, zu bejichten, ob ſollich khauffer erindert wurden, die follen 
gejtraftt werden, als orft zu wandl 72 %. 

75. 

Auch ſolle niemandt in ſeinen hauß zu khauffen, oder verkhauffen 
narung aurierent geſtatten, Alß Schmalz, Khäß, Milchram, Ayr, oder 
ander dergleichen, ob aber ainer erindert wurde, durch welches hilff, als 
Menigmahl geſchicht, fragner, hieſige oder Außwendige Inn feinem hauß 
verkhauffen, khauffen ‚oder fürkhauffen beſtellen, verhenget, oder verdeckt, 


.- 4 — 


Alß zu feines hauß notturft, den fragnern khaufft oder fürfhaufft, in 
waßgeſtalt folliches gefchicht, fol geitrafft werden an leib und Guett. 
76. 

Auch Welcher ſolches merkht und ſicht und nicht anbringt, iſt zu 

wandl, als offt einer erfahren werdt 72 9. 
77. 

Es ſoll auch der Richter mit fleiß beſtöllen zu aufſechen, aus welchen 
Häuſern die fragner ſolch wahr tragen, und ſich grintlich erkhundigen, wo 
ainer ſchuldig erfunden wierdt, das der Richter nicht überſeche, oder nachgeb 
bey Vermeidung ungenad und Straff der obrigkeit. 

78. 

Chramerey Leinwat, hönig, geſalzen dürr Viſch, Seil, Lezelten, War, 
Leder und allerley Phenwert, nichts außgenohmmen, Sollen über den 
Marktag nicht behalten werden, Es wäre dann ſach, daß ainer ſambkhauff 
den Burgern wolt verkhauffen, Denſelben mag man vergunen über des 
Markt. 

79. 

Und welcher ſolche einſetzung bei Ime beſchächen läſt, iſt als offt 
Verfallen zu wandl 72 8. 

SV. 

In dem Jahrmarkht mag jid) ein jeder gajt mit ſeinen erbern handl, 
oder Pfeniwert hie aufhalten bis jo lang die Freyung vergeht. 

sl. 

Khain Innmann in der Burger heufer hie ſoll handlen mit wein, 
Geträith, gewandt, Salz, Eijen, wer darwider thuet ift zu wand 32 8. 
82, 

Es ſoll auch Kheiner ain Haus fauffen oder verfhauffen dan vor 
dem Richter oder das zween oder drey des Raths darbey fein, Geſchäch 
es aber an anderen orthen zu wand! 72 %. 

83. 

Ob ain khauff geſchäch in dem Purghfridt vmb was daß iſt, daran 
ein Pfening geben iſt, der ſoll ſtätt ſein, Er geche dan ab mit Ihr beeder 
willen, wer darwider thueth. der iſt zu wandl ein geſeſſner ein Pfundt, 
und auch ein gaſt ein Pfundt Pfening, und ſoll auch den andern den 
Schaden abtragen. 

84. 

Und unangeſechen wie der Khauff beſchicht ſo ſoll Sich der alſo kaufft 

bat, derſelben behauſung oder anderen grundts, jo vor der von dem Gotts— 
4 


hauß belehnet, vor und ehe Er defjelben haus und Grundts, nad Sütt 
und Gewohnheit des Grundsbuchß, ordentlicd, an Nutz vnd Gwör fhomben 
it, khaines weegs unteritechen darein zu ziechen, oder deſſelben zu genieſſen, 
in khainerley weiß nod) weeg bey Peen zweyer Hungariichen Gulden. 


8. 

‚stem es follen auch alle Gründt, Wifen, äfher oder weingarten, 
jo dem Gottshauß Mölkh mit Grundtdienſten und Lehnſchafften vnter- 
worffen, wo fte fail, ob fie fail, oder verfhaufft wöllen werden, zuuor im 
Markht berufft werden, oder zum mwenigiten dem Richter ain Anzaig be— 
fchechen, aljo ob Jemandt im Markt verhanden, der jolche Gründt, Wifen 
Akher, oder Weingärtten mit Khauf an ſich bringen wolt, fo jollen Ihme 
die vor andern und Aufwendigen in zimlichen Khauff zueftchen, und 
verfhaufft werden, auf das die Gründt jo dem Gottshauß mit Lechen 
Ihafft zugehörig, bey dem Markt und Burgern bleiben und nit zue aus: 
wendigen handen, zu Nacjtheill dem Markt, verfaufft werden jollen, wer 
aber hiewider handlet, und dem nicht gegeben wurde, der foll der Herr: 
ſchaft zu Pennfall fünf Pfundt Pfening zugeben verfallen fein, und darzu 
dem auswendigen Khauffer fhain Gwör noch Lechenſchafft geben werden, 
Wo aber niemandt im Markht, jo Solche Gründt, wie ob anzaigt, khauffen 
wollte verhanden wäre, So mag ferners der Verfhauffer damit er nit 
geftert jey die den Ausiwendigen oder wie es Ihme dan gelegen fein will 
verkhauffen. 

86. 

Es ſoll feiner dem anderm überzimmern noch überbauen, geſchähe 
es aber darüber, jo büſſe er den Schaden, und überrücke das Zimmer 
alſo, daß es dem andern nicht zu Schaden komme, und tt zu wand! 72 84 

87. 

Wer dem anderm überadert, oder überramt im Weingarten, in 
Wifen, im Baumgarten, auch über das Necht zeinet und March jebt, der 
it zu Wandl 19 9. und der Richter joll es mit jamt dem Math wieder- 
Ihaften und ordnen. 

SS, 

Dean joll auch keinem einen Zaun oder ander Gebäu abbrechen, 
oder zerreiſſen, auch Brennholz oder anders Holz, wellcherley das fey, 
entfremden, oder eittragen, wer das thut, oder Schaft zu thun, it zu 
Wand 72 89. 

89. 
Es ſoll auch Niemaud dem andern auf ſeiner Wieſen, Krautgärten, 


— 51 — 


Aecker, Gärten und auf ander jeinen Gründen nit grajen, blätern vder 

fahern über den Willen dejjen die Gründe ſeyn. Wer das thut, oder zu 

thun Schafft zu Wandl 72 % Und iedem feinen Schaden abzutragen. 
90. 

Wäre aber, daß einer den andern fände an ſeinen Schaden, den 
mag er ſelbſt wohl pfänden, aber daſſelbe Pfand ſoll er bringen dem 
Richter, der ſoll darum ihme ſchaffen genug zu thun. 

91. 
Wem ſein eigen Feur über das Dad) kommt, der iſt zu Wand! 6 3 
2 $ und bejjer den Leuten den Schaden wann er das nidyt beichreiet. 
92. 
Doc hat er in dem Markt hier Freyung 3 Tag. 
03, 

Man foll auch zu guter Warnung und Fürſehung gemaines Markts 
verjchen jeyn mit Feuerhaden, Laitern, Schäffern, Aempern umd andern 
Kothdürften auch die an orth verorduen, wann die Noth es erfordert, 
daß man es zur Hand habe. 

44. 

Man foll keinen Unflat nod) Unſaubers aus den Neiben, oder in 
ander weeg auf die Gaſſen jchütten noch tragen, bey dem Mandl 72 8. 
95. 

Dean foll aud) feinen Mitt auf der Ballen und gemeinen Weeg 
über 4 Wochen ligen lajlen, ben dem Wandl 72 W. 

96 

Es ſoll auch keiner Erd vor ſein Haus ſchütten, er führte es dan 

aus als den Miſt, bey dem Mandl 60 9. 
97. 

Letzlichen will auch unſer Gnädiger Herr Herr Abbt gemeldt haben, 
wie wohl bißher allen denen, die Häufer an den Berg haben, und an 
den Berg gebrochen, aus Gnaden die Nutzung derſelben Fleck zugeben iſt, 
darum will mein Gnädiger Herr darauf Feine Gerechtigkeit kommen laſſen, 
und behält ihm bevor, ſolche Nutzung zu widerruffen und abzuſchlagen, 
zu was Zeit es Sr. Gnaden gefählt. 

98. 

Richter und Rath ſollen bey Vermeidung der Obrigkeitl. Ungnad 
fleißig darob ſeyn, daß dieſe Puncten, wie ſie verleſen, mit ihren Artikuln 
und Inhalt gehalten werden. 

4* 


99. 

Welcher im Rath bey dem Wein figt, und da fie Krieg erhuben, 
oder da er auf der gaſſen dazu kämme und wann er Frid jchaft, fo hat 
er deg Gewalt als ein Richter, wer dem nicht gehoriambt, der ift zu 
Wand 6 32%. 


Fragt, ob es Ihrer aller Wort und Recht fen. 


IM. 
Wer nun zu Hagen hat, dem foll man Recht widerfahren Lafjen, 
und mag fein Klag hier vor Richter und Rath fürbringen. 


Ende dieſes Panthädinge. 


Dann:Buch des Köbl. Eremten:Stift Melk freyen 
Herrfchaft und Marckt Obrigfeit zu Mel 1780. 


Wir Urbanus des freyen Stiftes und Gotteshauſes zu Mel Abt, 
Ihrer faiferl. königl. Apoſtol. Majtt. Rath in Defterreic) unter der Enns, 
Primas und Präjes eines löbl. Prälaten Standes ꝛc. Geben hiemit unfern 
Bürgern, Untertanen, und Innleuten in dem Markte Mel gnädig zu 
vernehmen, daB wir jederzeit eine vorzügliche Sorge dafür getragen haben, 
daß derenjelben ewige, und zeitliche Glückſeligkeit auf das beite möge be- 
förderet werden. Da nun biezu nichts jo ſehr beytragen fan, als, wenn 
eine gute Ordnung eingeführet, jedivederen feine P lichten genau ausge 
merfen, feine Rechte gehandhabet, und durchaus eine ſichere Richtſchnur 
feſt gefeßet wird, nach welcher ein jeder feine Handlungen abzumellen hat; 
jo haben wir für dienfich erachtet, nachfolgende Yan Artickel zuſammen— 
tragen zu laſſen, welche, To lang als von ns, oder unſern Nachfolgern 
fein anderes verordnet wird, ihre volle Krait haben, vnd von jenen, welche 
fie angeben, in die genaueſte Eriüllung gebracht werden ſollen. 

Ergebt demnach ſowohl an unſere aufgeltelte Kammer, als aud) 
an jeden von uns geſetzten Marckt Richter und geſammten Nat) unſer 
ernſtlicher Veſjehl, daß ſie nicht uur ſelbſt den hieran euthaltenen Vor— 
ſchrijiten und Geſezen punktlich nachleben, ſondern auch äuſſerſte Sorge 
anwenden ſollen, damit ihre untergebene Bürger und Junleute alle und 
jede hier enthaltene Verordnungen treu gehorſamſt befolgen, wie auch im 


- 53 — 


entgegen geſetzten Falle ſelbe zur hierin ausgemeſſenen Strafe unnach— 
ſichtlich gezogen werden. 

Hieran geſchieht unſer Gnädiger und ernſtlicher Wille mit der 
weiteren Erinnerung, daß wir dieſe Pann Artickeln gemäß habender 
Obrigkeitlichen Macht, hiemit ſetzen, genehm halten, und beſtättigen: jedoch 
mit dem Vorbehalte, ſelbe nach befundenen Umſtänden zu ändern, zu 
mindern, oder zu mehren. 

Zur Urkunde deſſen haben wir ſelbe eigenhändig unterſchrieben hinaus 
ertheilt. So geſchehen in unſeren Stift und Kloſter Melck den 15. Sep— 
tember 1780. 


Urbanus. Abbt ın’p. 


Bann Thätung. 


—1. 

Da nach Junhalt der Landes Ordnung, und des jüngſtens unterm 
4. Auguſt 1777 ergangenen Allerhöchſten Reviſions Urtheils dem Stifte, 
und Kloſter Melck, als eigentlicher Marckt Obrigkeit das Recht der Pann— 
thätung und die Unterſuchung aller gemeinſamen Angelegenheiten ſowohl 
quo ad publica, et politica, als auch Oeconomica gebühret, ſo melden 
wir gleich Anfangs ſolches Recht, und berufen biezu, jo oft dieſe gehandelt 
wird, alle Iunſaßen, damit ſich Niemand der Unwiſſenheit entichuldigen 
fünne. Wer nun ohne erbeblicher Urſache, und rechtmäſſiger Entichuldigung, 
die er vorläufig umerer Nammer Teputation beyzubringen bat, biebey 
nicht erjcheinet, giebt der Herrſchaft zum Wandel Sechs Schilling 
Bfenning. 


») 


Rod) vor Dieter Pannthäiuug, und neuen Richterwahl, bat am 
VBorabende vor Weihnachten ein zeitlicher auſgeſtelter Richter in unſerer 
Prälatur ſeine Reſignation nebſt Zurückbringung des Stabes und Pann 
Buches zu machen, woraui wir den 28. Chriſtmondes oder einen anderen 
Tag nad) Umständen zur neuen Richterwahl auberaumen werden. 


X 


Ben dieſer nun haben alle Burger -die Wittwen allem ausgenohmen: 
auf unferer Nammer zu ericheinen, und ihre Wahlſtimmen jeder mionder 
heit zu geben, woben fie auch Gelegenheit baben, ihre allenfahls wider 
den Richter, vder in Gemein Sachen habende Bejchwerden mit Beicheidenheit 


und Wahrheit anzubringen, denen fodanı durch den erfolgenden Pann- 
thätungsſchluß, oder auf andere fügliche Art abgeholfen werden wird. 


4. 

Welcher num durch die meiſte Wahljtimmen der Burgerſchaft wird 
erwählet werden, warn feine Herrichaftl. Bedenken fünvalten, folle ſogleich 
mit Ablegung jeines Eydes in dem Michter Amt beftättiget; im widrigen 
die zweyte Wahl zugelaffen werden, jedoch, daß der Herrſchaft zuſtehet, 
bey nicht Vergleichung deren Wahlftiimmen, oder aber nöthiger Abänderung, 
auch Todtenfahls unter den laufenden Jahr einen Marckt Nichter Amts- 
Berwalter ex offo: aufzuftellen. 


.), 

Ta nun der nen erwählte Markt Richter gleich bey feiner Be— 
ftättigung, nad) Uralt hergebrachten Gewohnheit auf der Herrichaftlichen 
Kammer, und in Beyſein gejamter Burgerjchaft mit auf dem Gerichts 
Stab angelegten drey Fingern, den hierunten enthaltenen Eyd abzulegen 
hat, folle ihm ermelte Burgerfchaft mit Berührung des Stabes den 
allgemeinen Gehorſam anloben. 

6. 

Damit demſelben ſein Amt erleichtert werde, ſo werden wir dem— 
ſelben jederzeit bey der Richterwahl zwölf Rathsburger oder Beyſitzer 
benennen, die tüchtigere beſtättigen, und nach Umſtände einer nöthig be— 
fundtener Abänderung auch unter dem Jahr nene hinzu ſetzen; die eben— 
fahls gemäß der zweyten Anulage in die Eydes Pflicht genohmen werden 
ſollen. 

1. 

Vor allen andern hat ein Marftrichter ſamt den ihm zugeordneten 
Mäthen darauf zuſehen, day Die ihm untergeordnete Gemeinde in einer 
guten Ordnung erhalten werde, daß ſelbe ihre Pflichten gegen Gott erfülle, 
einen Chriſtlichen Yebens Wandel rühre, die Ehleute in Fried und Einigkeit 
nt einander leben, Die Murder auferbaulich erziehen, und in der von 
Alleihöchſten Urte ſo weislich eingeführten neuen Xehrarte Torgfältig 
unterrichten laſſen, wie auch ihre Dienftleute, Geſellen, und Koſtgeher zu 
alten guten anbalten. Förderiſt ſoll dem jo erfchrödlichen Gottesläftern, 
Schwören und Fluchen alle erdendlicher Einhalt geichehen, und jene, Die 
jich deſſen unterfangen bey unſerem aufgeftellten Landgerichts Verwalter 
zur ſchweren Beſtrafung anzeiget werden. Ingleichen iſt ſowohl durch 
geiſtliche als weltliche Geſetze die leichtfertige Bemwohnung unehlicher 
Perſonen, und zuforderiſt die Ehbrechung verboten. Cs ſoll alſo jeder- 


— 55 — 


mann vor ſo groſſen Sünden ein Abſcheu tragen, und von dem Richter 
alle derley verdächtige Zuſammenkünften, fo viel möglich verhindert werden, 
wie man dann wider die lebertreter nad) Schärfe der Geſetzen unnach— 
jichtlidy verfahren wird. Ein nicht weniger objichtiges Aug ſoll auf die 
übermäfligen Spieler getragen, und denenfelben, befonders, wenn ſie ſich 
in die durch Landesfürſtliche Befehle höchſt verbothene Hazard Spiele 
einließen, oder um zu hoches Geld, vder aud) zur unerlaubten Zeit vor, 
oder unter dem Gottes Dienfte, wie aud) an den Werktagen, wo fie fich 
mit ihren Gewerbe beichäftigen jolten, Spiel, Gejellichaften anftellten, der 
nachdrücklichſte Einhalt geſchehen. Eben jo jind die Bollfaufer oder 
Nachtſchwärmer, die mit ihren Gefchrey, Gejang, oder anderen Muthwillen 
die nächtliche Ruhe jtören, empfindficd) herzunehmen und mit Arreft, oder 
anderer Leibes Straffe zu belegen. Vorzüglich iſt aud) dahin zu forgen, 
dag fich die hiefigen Inſaſſen an Sonn und gebothenen Feyertagen aller 
fnechtlichen Arbeit ohne Noth, und Erlaubniß ihres Scelforgers enthalten, 
bey den öffentlichen Gottesdiensten zahlreich) einfinden, in dem Haufe 
Gottes andächtig und ehrerbietig verhalten, den alda beſonders an höheren 
Feſtagen gewöhnlichen Upfergängen nicht ausweichen, und ſich bey den 
öffentlichen Proceßionen zahlreich) cinfinden, nicht aber, wie es bisher, 
nicht ohne Deipfallen, beobachtet worden, vorauseilen, um die Stühle in 
der Kloſterkirche noch vor Ankunft der Proceßion gänzlich zu bejegen. Bey 
allen diefen wird das erbauliche Beispiel Des Richters, und feiner Zuge: 
gebenen Käthe mehr als alle Ermahnungen und Strafen fruchten, welches 
auch dem einzureiien beginnenden übermäſſigen Kleider-Pracht, und 
kottipieligen Gajtereven, wodurd manche ihr Vermögen ſehr vermindern, 
Einhalt thun wird. 
8. 

Nebſt den gleich bie oben angeführten lichten gegen Gott, iſt 
auch der von uns geiegte Richter, jeine Räthe, und überhaupt die ganze 
Gemeinde uns als ihrer Ibrigkeit, den untere Stelle öfters vertretenden 
P. Prior, und der von uns aufgeitellten Kammer Tepntation alle Ehrerbietung 
und Gehorſam ſchuldig. Wird der Richter und ferne Mätbe, oder aud) 
Die geſamte Burgerichaft auf die Kammer berufen, jo tollen ſie mit Meänteht, 
und zwar genau um die benannte Stunde alda erjcheinen, den Vortrag, 
welcher ihnen gemacht wird, ehrerbietig anhören, und ſodan, wenn ie 
eine Erinnerung nöthig zu ſeun glauben, jelbe durch den Michter, oder 
anderen tüchtigen Bürger mit Beſcheidenheit benbringen; nicht aber durch 
unanſtändiges Geſchrey, wie es öfters geicheben, ihre Vorgefeßten beleidigen 
und eine Berwirrung anrichten. 


— 56 — 


9. 

Die ſodann von unſerer Kammer ergehenden Befehle und Ausſprüche 
find pünktlich, und ohne Verzögerung eben fo, als ob fie von ung ſelbſt 
ergangen wären, in Erfüllung zu bringen: doch, wenn fi) jemandt dabey 
in der That bejchwert zu feyn glaubte, fteht ihm allerdings bevor, ſich an 
uns jelbft zu wenden. 

10. 

Da oft jehr wichtige Gejchäfte, welche dag Wohl des Marckts, oder 
anderer Unterthanen betrefen, vorfommen, zu deren glüdlichen Vollendung 
e3 nöthig ift, Brieffchaften, Adten und andere Urkunden eiligit nach Wien 
abaufenden, alß werden die entweder naher Wien abgehende, oder nacher 
Mölck zurüc kehrende Schöf- und Fuhrleut, wie aud) andere Burger, um 
unfer Stift ſich verdienftlicher machen, Hier und dort eine Anmeldung nicht 
zuverabjaumen. 

11. 

Weil es ſich öfters ergeben kann, daß ein Burger aus Unverjtandt 
eingeführt wird, Zeugenihaft zum Nachtheile feiner Herrichaft oder des 
gemeinen Weſens zu ertheilen, folle der Zeugung-Geber zu Unterjuchung 
der Wahrheit entweder an den Mardtrath oder an die Herrſchaft ſelbſten 
fi) wenden, wie, und was er billig zu bezeugen habe: wird aber bey 
billig befundenen Umftänden die Erlaubnuß dieß zu thun nicht verweigert, 
jener Hingegen, der auf falſcher Zeugnüß betreten wird, empfindlich) am 
Leib abgeitrafet werden. 

12. 

Da das Stift in dem Gezierke des hiefigen Mardts alleiniger Dorf- 
Grund: und Freyheitsherr ift, ſo iſt es Jedermann verbothen, an ofenen 
Orten ohne Bewilligung der Herrschaft eine Lagſtatt zu errichten oder felbe 
einzuzäunen; noch viel weniger iſt es erlaubt, Keller hierauf zu graben, 
oder andere Gebäude zu errichten, ohne erhaltener Bewilligung und Ge- 
währ von unſerem Grundbuche, wie dann auch in diejen Sachen, welche 
Grund und Boden betreffen, gemäß des alten Pannbuches der Richter 
nichts zu richten bat, aufjer, wenn es ihm von der Thrigfeit eigens be— 
fohlen würde. Wer dawider handlet, hat zum Wandel auf unfere Kammer 
zu erlegen Schs Pfund Pfenning. 


13. 
Hleicher Gejtalt wollen wir zwar denen, welche Häufer an dem 
Berge haben, von jenen Flecken, die fich felbe zu Gärteln zugerichtet, die 
Nutzung noch ferners aus Gnaden vergünftigen, jedod) hierauf feine Ge— 


— 57 — 


rechtigteit fommen Taffen: fondern nad) dem Beyipiele unferer Vorfahrern 
uns vorbehalten, diefe Gnade nach Belieben zu widerrufen. 


14. 

Wieweit dem Marckt Gericht die Abhandlung und Vertrag in dem 
Mardt Melk find zugeftanden worden, hat jelbes zu beforgen, damit die 
Herrihafts Gebührnüfjen nicht in längeren Außſtandt verbleiben. Solten 
nun Erbſchafts⸗Gelder, oder anderes Vermögen ohne vorläufiger Anmeldung 
bey der Herrichaft hinaus gelafjen, oder jelbjt hinaus bezahlt werden, fo 
hat der Mardt für allen hieraus erwachlenden Schaden zu haften. 


13. 

Wenn Jemand in hiefigen Marckt das Zeitliche jegnet, jo ift ohne 
Verzug die Sperr anzulegen, damit zum Nachtheile der Erben, oder aud) 
der Herrſchaft nichts beträchtlicheg auf die Seite geraumet werden könne. 
Längſtens 8 Tage darauf ift die Inventur, bey weldyer verjtändige und 
unparteyiſche Schägmänner zu gebrauchen, und binnen 14 Tagen die 
Abhandlung vorzunehmen, und gleid) darauf ordnungsmäßig auf die 
Kammer zu geben, welches aud) von den Kaufbriefen, Heurathsbriefen, 
und allen dergleichen Verhandlungen zu verjtehen. Solten in einzelnen 
Fällen befondere Umftände vorkommen, wegen welchen der oben geſetzte 
Termin zu furz wäre, jo it hierüber auf unjerer Kammer die Anzeige 
zu machen, welche ſodann denjelben nad) Gutdunfen in envas verlängern 
wird. Da anpey die Schägungen der Häufer oder Ueberländen in vorigen 
Zeiten oft gar zu gering ausgetallen ſind, wodurch die Kinder und Erben, 
wie aud) die Herrichaft zu kurz gekommen, als hat unjere Kammer hierauf 
ein vorzügliches Augenmerk zu tragen, und bey vorkommenden Falle eine 
Ueberſchätzung ex offo. aufzulegen. 


16. 

Aus ganz beionderer Gnade haben wir und umiere Vorfahren der 
Bürgerjchaft im Marckte viele Auen, Wieſen, Meder, und Krautgärten um 
einen ſehr geringen Zins in Beſtandt verlaſſen: Wir behalten uns aber 
hiemit ausdrücklich bevor, obbeſagten Beſtand nach Gutdünken zu erhöchen 
oder wohl gar die Gründe heim zu nehmen: welches beſonders bey jenen 
erfolgen wird, die ſolche Gründe veröden, oder andern in weit höcherem 
Afterbeſtandt laſſen, ohne ſelbſt ein Viech zu halten. Gleiches Schickſal 
ſoll jenen bevorſtehen, die entweder ihren Zins vorhinein zu bezahlen 
verfäumen, oder das in den Auen wachlende Holz ſich ſelbſt zueignen, 
welches wir uns hiemit ausdrüdlicd) vorbebatten. 


— 58 — 


17. 

Da wir nunmehr unfern eigenen Stifts Hauptmann zum Panrichter 
ernennet, jo hat der Mareftrichter Sich in Zandgerichtliche Sachen keines— 
wegs zu miſchen: wohl aber iſt es feine und aller übrigen Melckeriſchen 
Inſaſſen Pflicht und Schuldigkeit, wenn verdächtige Perſonen, oder Sachen 
betreten wurden, dem Panrichter unverweilt die Anzeige zu machen, wie 
auch demſelben auf Begehren zur Habhaftwerdung derenſelben nöthige 
Wächter und Leute unverzüglich zu ſtellen; indem hiedurch eines jeden 
Leben und Guth in deſto größere Sicherheit geſtellet wird. 


18. 

Den uralten Verboth, fremde Weine nach Martini einzuführen, 
wollen wir nach Umſtände deren Zeiten noch zurückhalten; jedoch daß wir 
berechtigt ſind, das ſo genannte Wirthshauß zum goldenen Stern entweder 
ſelbſt zu errichten oder weiters mit ihrer anhangenden Gerechtigkeit zu 
verkauffen, mit welchen letzteren wir doch unſere getreue Burgerſchaft in 
jo lange zu verſchonen gedenken, als fie uns durch ihr widriges Betragen 
keinen Anlaß hiezu geben werden. 


19. 

Es iſt dem Marckt ſelbſt ſehr vieles daran gelegen, und unſere 
Obrigkeitliche Pflicht erfordert es, daß wir die Gemein, und Richter 
Rechnungen jährlid) auf dag genauejte unterfuchen laſſen; zu welcher 
Verrichtung wir unſern Stiftshauptmann, bis uns ein anders belichen 
wird, Hiemit verordnen. Diefem iſt alfo als unſern Abgeordneten alle 
Ehrerbietung, und Gehorſam zu erzeigen, und müſſen ihm wenigit 14 
Tage vorher oberwähnte Rechnungen auf die Kammer gebradjt werden, 
damit er ſich im ſelben erſehen und vorläufige Anmerkungen machen könne. 
An dem von ihm anberaumten Tage hat die ganze Burgerichaft auf den 
Kat Haug unausbleiblich zu erſcheinen, der Borlefung diefer Rechnungen 
beyzuwohnen, was ihr etwan an Empfängen, und Ausgaben, unrichtig 
jcheinen wird, mit Sittſamkeit vorzubringen. Nach Erörterung deſſen 
werden dieſe Rechnungen in unferen Namen ratifteirt und dem Richter, 
wie aud) den übrigen Beamten zur Grundlage ihrer künftigen Amtirungen 
übergeben werden. 

20, 

Ta nun em Mardt Richter fo verjchiedene Pflichten, Sorgen, und 
Verſaumnüſſen auf fid) ladet, jo iſt cs aud) billig, daB ihm und jenen 
Räthen in Verrichtung ihres Amtes von allen Untergebenen die gebührende 
Ehrerbietung, und Gehorſam erzeiget werden, wobey wir ihn wider Die 


— 59 -- 


Frefler, Berleimder, und Ungehorfamen nachdruckſamſt fchügen werben : 
Den demnad jemand mit ungebührlichen Worten herausfahren jolte, hat 
ihm der Richter das Stillſchweigen aufzulegen: wen aber auch dieſes 
nicht fruchtete, ift cin folcher gar abzufchaffen, oder nad) befundenen Um— 
ftänden mit Arreſt zu belegen. Auf gleiche, Art ift jener zu beitrafen, der, 
ob er fchon vorgefordert worden, doch aud) aus Widerfpenftigfeit nicht 
erfcheinet. Jener hingegen, welcher jid) öfters dieſes Vergehens ſchuldig 
machet, ijt bei der Herrichaft zur jchärferen Beſtrafung anzuzeigen. 


21. 

Da durch das fchädliche Ausſchwätzen vft die Heilfamften Abfichten 
vereitelt werden; jo wird die Entdeckung desjenigen, was bei der Herr: 
fchaft, oder auf den Rath Hauje von Wichtigfeit, und in Sachen, die nicht 
allgemein befandt find, gehandlet worden, auf das ſchärfeſte verbothen: 
wie wir dann auch jene Rathsburger ihres Amtes untüchtig erfeunen . 
werden, welche gewohnt find, ihren Weibern zu Haufe, oder jedermann 
in den Wirth3-Häujern alles herzufagen, was ihnen von Gemeinſachen 
befannt worden. 

22. 

Noch weit jträflicher it das Murren und Auffegen wider die Befehle 
und Anordnungen der Tbrigfeit, welches wir aud), wenn es wider den 
unfere Stelle vertretenden Nichter unternommen wird, nad) Befund der 
Umstände mit empfindlichen, zuweilen wohl gar öffentlichen Strafen zu 
ahnden, nicht unterlafjen werden. Es hat ſich jedermann vor Schaden zu 
hüten, und ſeine Beſchwerden am jenem Orte benzubringen, wo man ab— 
helfen kann, nicht aber die gutgeſinnten aus der Burgerſchaft durch ehr: 
abfchneideriiches Gewäſche und Murren zu verführen md unruhig zu 
machen. 

23. 

Wir erfennen es für ganz billig, dag jener, welcher für die Gemeinde 
Sorge tragen und arbeiten muß, dafür einige Ergöglichfeit erhalte, wir 
beitättigen dahero die dem Nichter erſt jüngit von der Gemeinde jährlich 
ausgeworfenen 40 fl. nebit andern Zuflüſſen, die vorhin ein Michter von 
der Gemeinde genoſſen bat, und dieſes in to lang, als die gemeinfchaft- 
lichen Einkünften zulangen werden. 


2.4. 
Hingegen ſoll diejer allen Armen ſowohl als Reichen ein gleidyes 
Recht Iprechen, die vorfallenden Zwiſtigkeiten nicht weit hinaus verſchieben, 
die Partheyen ſammt ihren Zeugen genau verhören, und alles zu Protokoll 


— 60 — 


nehmen laſſen, damit er im Falle einer Appellation an uns Rede und 
Antwort geben könne. 
25. 

Eben ſo ſoll derſelbe bey den Einquartierungen genaue Obſicht 
tragen, damit nicht ein Hauß gegen dem anderen zu ſehr überlegt, und 
beſchwert, die groſſen Gewerber verſchonet, und die Kleinhäußler gedrucket 
werden, ſondern es erfordert feine Pflicht, daß bey allen eine verhältniß— 
mäſſige Gleichheit beobachtet werde. 


26, 

Die Eintreibung der Schlaf Kreuzer, Schubs und Service Gelder, 
fol nicht zu lang hinaus verjchoben, fondern zeitlich betrieben, und jeden 
bievon ohne Verfürzung jenes zugetheilt werden, was ihm von Nedjts- 
wegen gebühret. 
27. 

Nebit den übrigen Schuldigfeiten eines Mardtrichters, iſt auch diefe 
nicht eine aus den geringiten, daß er ein aufmerkſames Aug trage, ob die 
zu den Gemein Aemtern auserjehene Burger in allen Stüden ihre Pflicht 
erfüllen, dieje fünnen zwar von dem Marifte benennet werden, es muß 
uns aber jährlich eine Liſte derenthalben zukommen, und um unſere 
obrigfeitliche Beitättigung angehalten werden. 


28. 

Eine ganz vorzüglidhe Obſorge erfordern die Feuers Gefahren, welche 
bier um jo größer find, als die Häußer dicht an einander gebauet ſtehen, 
und wenn einmal die Flammen überhand genohmen, faſt feine Nettung 
mehr ſtatt haben kann. Die vier ernennten Feuerbeſchauer haben aljo 
alle Viertl Jahre ıder Nichter jelbit aber ſamt einigen aus dem Rathe 
gleich) nad) der Nachtbätung) in dem Markte herumzugehen, die Häußer 
innen, und auswendig, wie aud) auf dem Boden jowohl als an den 
seuerjtatten und Rauchfängen genau zu befichtigen, und wenn ſie fanden, 
dat; Diele nicht rein und ſauber gefebret, oder an gefährlichen Urten Heu, 
Strohe, oder dergleichen Feuerfangende Sachen befindlich wären, dergleichen 
ſchadliche Unordnungen alſo bald abzuitellen, und die Unvorſichtigen zur 
Strafe zuziehen. Forderiſt jollen Die Amper, Laiden, Yeitern und Feuer: 
hagen immer in Bereitfchaft und qutem Stande ſeyn, deren Bejorgung 
dem aufgeltellien Baumeister, und den Feuerbeſchauern, als eine Höchft 
wichtige Verrichtung obliegt. Wenn aus ihren Unfleiße oder aus Unvor— 
jichtigfeit eines Haufpmannes oder ferner Leute ein größerer Schade ent: 
jtünde, fo haben fie denjelben den Bejchädigten nicht nur zu vergüten, 


— 61 — 


fondern auch von ung eine höchere obrigfeitliche Strafe zugewarten, welche 
auch jene trefen wird, die mit dem Feuer oder Kicht unbehutfam umgehen, 
mit diefen oder bloßer Glut auf ofener Gaße, in Ställen oder Stadeln 
betroffen werden, an welchen Orten auch das Tabakrauchen, nichtiveniger 
das Schießen in Marfte an den Rauchnachten, an den Freuden- oder 
Hochzeitfeiten, wie aud) die ohne dem vom Allerhöchlten Orte abgejchafften 
Sonnenwendfeuer auf das fchärfefte verbothen werden. Da untere Kloſter— 
wächter den ganzen Mardt überjehen können, jo haben fie den Auftrag, 
bey entjtehender Feuersbrunſt ſolche alſogleich zu bejchreyen, und den 
Marktwähtern fund zu machen. In diejen traurigen Falle, den Gott 
gnädiglich verhüten wolle, follen die Virtlmeiſter, Maurer, Schloßer, 
Schmidte, Zimmerleute, uud der Bader aljogleid) zur Stelle feyn, und 
alle erdenfliche Rettungsimittel anwenden. Damit auch genugiames Wajjer 
vorhanden, jollen die Brüne jederzeit in guten Stand erhalten, und von 
den mit Pferden verjehenen Burgern Wägen geitellet, und von jeden 
Haußmanne die nöthigen Geſchirre herbeygeichaifet werden. Auch von dem 
Stifte wird man mit den vorhandenen Sprügen und Feuer-Aempern zu 
Hilfe zu kommen nicht ermanglen, dabingegen es die Scjuldigfeit getreuer 
Untertdanen erfordert, bey im Kloſter entitebenden Unglüde zur Rettung 
ihr möglichſtes beyzutragen. Yeglich haben ſich vorzüglich Die tm Marckte 
wohnenden Inleute in derien Fällen gebrauchen gi lalfen, welche, wenn ſie 
hierin ſaumſelig gefunden wurden, empfindlich gejtrafet, und von dem 
Mardte abgeſchafet werden follen. 
2, 

Da unfer Marckt Melck nicht nur den Feuers jondern auch Waſſer— 
gefahren ausgeſezet it, wie bievon das Jahr 1727 ein trauriges Andenfen 
unterlalien hat, ſo haben wir auch zur Abwendung derentelben, eine ganz 
bejondere Obſicht anzuordnen für nöthig erachtet. In Folge dieſer jollen 
alle jene Bürger, welche neben den durch dem Marckte rinnenden Bach, 
Häußer, Schupfen, Städl oder Gärten beſitzen, ſo weit ihr Grund gehet, 
den Rinnſal des Baches, wie ſolcher nach vorſichtiger Anordnung unſerer 
Vorfiahren nach der legten Ueberſchvemmung ausgegraben, und bis zwey 
Klafter erweitert worden, aut ihr eigene Unkoſten erhalteni, denſelben in 
Falle einer ſich äuſſernden Nothdurit raumen, und ſäubern und ſich feiner 
bey ſonſt zu gewartigen habender Straie und zZuuammenwerfung des 
Gebäudes unterſtehen, uber die dermahlige Beblachiſtocken, weiters in 
den Bach teren zu bauen, ale den Rinnſaal enger zu machen. Es wird 
ebenfahls ernſtlich verbothen eine nee vorbin nicht uüblich geweſene Schwelle, 
oder etwas anders, Jo dem Lauie des Waſſers hemmet, ohne Obrigkeit 


_ 92 — 


(cher Bermilligung aufzurichten, und einzubauen, noch auch allerley 
Gehölz und Unrath in den Bach zu werfen. Zur deſto mehr verficherten 
Abwendung diejer ſchädlichen Müßbräuchen haben die verordneten Feuer: 
beichauer, da ſie alle Viertl Jahre die Feuerſtätte befichtigen, untereinſtens 
in dem Bade und Gärten, bey den Durchlaufen den Augenfchein einzu- 
nehmen, ob nichts ſchädliches alda angetroffen werde; in weldem alle 
fie dem Marckt Richter die Anzeige zu madyen, welcher nicht ſaumen wird 
dem Uebel abzuhelten. 
30. 

Da wir unferer gejamten Burgerjchaft, förderift aber den Armen 
alle nöthigen Eßwaren, nnd andere Nothwendigfeiten in rechter Maß und 
Gewicht, wie auch in einen leidentlichen Preife zu verjchafen juchen: Als 
ſoll forderiit in Anfehung des Jedermann jo nöthigen Brodes von den 
aufgeltellten Brodwägern felbes öfters, und die Woche wenigſt einmahl an 
einen nicht vorgejehenen Tage in allen der Schätzung unterliegenden 
Gattungen fowohl in den Bädenhäußern und Brodladen, al? aud) am 
Wochenmarckt den augswertigen Becken und Mühlern genau nadygewogen 
werden. Tas befundene Gewicht haben fie jodann aufzumerfen, und ihr 
Brodzetl alfobald dem Richter einzuhändigen. Würden fie hierin nadjläßig 
befunden, jo wären fie nicht mur zu bejtrafen, fordern auch ihres Amtes 
zu entjeßen. Wenn aber die Becken betreten würden, daß fie der aller- 
höchiten Mehl und Brod Sagung zumider handelt, und entweder ihr 
Gebächt nicht aufrecht baden, oder c8 am vorgefchriebenen Gewichte und 
Weiße ermangeln laſſen, jo ſoll, wenn auf die erfte Warnung feine 
Beſſerung ertolget, das Brod weggenohmen, den Spitälern vertheilet, und 
nad) Umständen aud) eine jchmwerere von uns gut zu heiffende Strafe 
über fie verhänget werden, welche auch nad) biefiger, und an andern 
Orten eingeführter Gewohnheit die alt aebadenen Semmeln um 3 9 zu 
verfaufen, von dem Mehl und Griesverfaufe aber ſich nacher hober 
Regierungs Verordnung gänzlich zu enthalten ſchuldig ſeyn follen: dahin: 
gegen jener, dem dieſer Mehl und Grieß Verkauf auf fein Hauß von uns 
verlieben worden, ſich ebenfals nad) oben erwähnter Satzung bey ſchwerer 
Strafe zu richten bat. Was endlich dag Brezenbächt betrift, jo foll nad) 
eingeführter Gewohnheit jelbes jährlich nur einer wechjehveife zu machen 
berechtigt jenn. 

31. 

Gleich den Brodwägern haben auch die Fleiſchbeſchauer wochentlid), 
und zu unvorgelehenen Zeiten nachzufchen, ob die Fleiſch Wagen gerecht 
und feine fo genannte Einramm an Schrot und Beinern darin befindlid), 


— 693 — 


wie fie dan auch das von den Leuten erfaufte Fleisch auf ihr Verlangen, 
oder aus eigener Bewegung öfters nachwägen, und den etwan betroffenen 
Fehler alfogleih dem Richter anzeigen ſollen. Eine noch größere Auf 
merfiamfeit, haben fie auf das zum Schlachten beitimmte Vieh, ob an 
felben feine Krankheit oder andere Ausftellung ſich äuſſere, zu wenden. 
Darum ſoll fowohl das Schlachten bey nächtlicyer Weille, als vor Tags, 
und zu andern ungevöhnlichen Stunden, wie auch in ihren eigenen 
Häußern, und ohne Berufung der aufgejtelten Fleiſchbeſchauer, nicht 
weniger das Aushaden vor der Erhaltung, und gleichmäßigen Belichtigung 
bey 2 Dufaten Strafe verbothen jenn, wovon die Helfte den Fleiſch— 
bejchauern, damit fte eine deſto genauere Obſicht tragen, zukommen, Die 
zweyte Helfte aber auf unſere Kammer verrechnet werden ſoll. Obige 
Fleiſchbeſchauer haben aud) eine gleiche Belichtigung des von dem Gey— 
Fleiichhader auf dem Wochenmarckte hieher gebrachten Fleiſches, der jedes 
Pfund dem alten Herfomen gemäß um 2 % wolfetler als die hieligen zu 
verfaufen hat, vornehmen, und in Falle einer Webertrettung nicht nur den 
Berfauf verbieten, jondern aud obige Strafe einfodern. Sowohl dieſer 
unterfangen follten, aus dem Rindfleiſch die Fette, um mehr Inslicht zu 
überfommen, heraus zu jchneiden, oder wen ſie die Ochſen und Kälberfüſſe, 
wie aud) Baufchen zuwägen wollten, worauf ein beſonders obachtiames 
Aug zu tragen, vor allen wird bey den Fleiſchhackern eine genaue Sapınıg, 
worin der Preis aller Gattungen des Fleiſches beitimmet, erfordert, damit 
weder fie zu furz kommen, noch die Leute überhalten. Weil aber Diele 
für immer wegen Veränderung des Viechypreiſes nicht teitgelegt werden 
kann, als it Ste von dem Marckt Gericht wenigſtens alle Jahre zu erneuern, 
und uns untereinſtens mit der Liſte der Gemein Beamten zur unſerer 
Thrigfeitlichen Beltättigung einzureichen. Nachdem dieſe erfolget, haben 
jelbe Sowohl die biefigen, als auch der Geyfleiſchhacker jedoch Pieter mit 
der jchon bie oben bemerkten Abänderung: vor ihren Fleiſchbänken bey 
Straf 3 jl. dergeltalt auszuhängen, day Tb jeder Kaufer darin erſehen 
kann. Zollte unter dem Jahr eine unvermuthete beträchtliche Theuerung 
ausbrechen, ſo ſteht ihnen bevor, um Erhocbung des Preiſes bittlich ein 
zukommen. Wer aber aus ihnen über ſolche Satzung eigenmächtig was 
höcher verkauft, der ſoll um einen Dukaten geſtrafet werden, und das 
zudiel eingenobmene Geld zurückzugeben verbunden ſeyn. Ebenfahls iſt 
ihnen verbothen ſelbſt, oder durch ihre Leute das junge Viech als Läm 
fein, Nigel, und dergleichen auf dem Wochenmarckte, oder mit Vorwartung 
bey den Thören aufzukaufen, damit es Die Burgerſchaft von ihnen allein 


— 64 — 


nehmen müſſe. Der Richter hat aljo den Diener einzubinden, daß er 
hierauf fleißige Objicht trage, und der Webertretern das eingefaufte weg: 
nehme. In Anjehung der Erlaubniß Schaafe zu halten, bat es bei der 
alten Verfaſſung fein erbleiben, daß nämlich den Fleifchhadern über 
Winter, bis auf Pfingften nur 15 Stüde gejtattet werden, hernach aber 
bis Martini jo viele, als fie fi) während diefer Zeit Pfundweis auszu- 
baden getrauen; im lWebertrettungsfalle jollen ihnen nicht nur die über 
die Zahl befundenen Schafe weggenohmen werden, fondern auch noch be- 
ſonders eine Obrigfeitliche Strafe bevorjtehen, der fie ih auch fchuldig 
machen würden, wenn fie ihre Schafe auf des Stifte® oder der Burger: 
haft Getraider, Gärten und Pointen treiben ließen. Derjenige, dem 
hierüber Schade geſchieht, ſoll die Schafe herein zu treiben, und durch 
dieſes Pfand fi) an feinen erlittenen Schaden zahlhaft zu machen nad) 
Erkenntniß der Obrigkeit befugt feyn. Letztlich jollen die Fleiſchhacker den 
Unflat von der offenen Schlagbrude nicht auf die Gaßen werfen, 
jondern in die Donau tragen. Was aber den aufgeftelten Scyweinbeichauer 
betrift, jo hat derjelbe, die von folchen Orten, wo etwann ein Umfall 
eingerilien, hergebrachten Scyweine bey Verluft feines Dienjtes aljobald 
abzuschaffen, die Beichau aber nicmals vor 7 Uhr vorzunehmen, und wen 
er auch nach verflogener Zeit Jemand eine beichauet, von einem Fremden 
2, von einem Burger aber, der Schweine verfauft, 1 fr. zu nehmen. Bon 
Schlachtung des Viechs jol ihm von einem Ochſen oder Kuhe 15 kr., 
von einer Möſtſchwein 10 fr. von einem Kalb 6 fr. von einem Schaf 
oder Gais 4 Fr. und von einem Lämlein 2 fr. gegeben werden. 


32. 

In Anſehung des Inßlicht Verkaufes baben ſich die Fleifchhader 
ſowohl, als die Saifentieder nad) der Satzung einer hochlöblichen Regierung 
genau zu halten, und nad) diefer ift aud) der Preis der Saife, und der 
gemeinen, wie aud) der Tafelkerzen mit baummvollenen Tachten, welche 
jederzeit um 1 fr. höcher als die eriten ſeyn dürfen, zu bejtimmen. 


33. 

Die hieher gebrachten fremden Fiſche ſollen erſtlich, ob ſie gerecht, 
von den auigeſtellten Beſchauern beſichtiget, durch offentlichen Aufruf feil 
gebothen, und in billigen Preiſe, jedoch nicht nach dem Geſichte, ſondern 
auf einer gerechten Schallwage mit zimentirten Gewichtern verkauft, und 
ausgewogen werden; derjenige, welchem der Fiſchhandel auf ſein Haus 
vergünſtiget worden, hat darauf zu ſehen, daß er immer ſo viel möglich 


einen Vorrat habe, damit die Burgerichaft ſich um fremde zu bewerben 
nicht Urſach Habe. 
34. 

Die in biefigen Marckte befündlichen Wirthe tollen forderiſt ange 
wieſen werden, ehrbahre und züchtige Dienſtlente zu halten, fen verdächtiges, 
diebiiches, oder ſonſt herum ſchwärmendes Geſind zu beherbergen, Tondern 
gleich bey der Ankunit Destelben unſeren Hanptmann ımd Land Serichts 
Verwalter cine heimliche Anzeige zu machen, die Säfte weder mit unge 
rechter Map oder verfälichten Wein, noch anch mit übermäßiger Anrechnung 
der Zeche zu beſchwären, an den Zom und gebottenen Feyertagen tanfer 
den zu Abreiße Schon Fertige Niemand vor der Mirchenzeit, weder Wein 
noch Fruheſtuck anszugeben, die Spieler oder Trinker über die 9. Stund 
in der Nacht nicht jißen zu laſſen, weder ihnen Wen anfzutragen. Das 
Verkaufen des geſelchten Fleiſches, wie auch der Würſte und dergleichen 
über die Halle, auſſer eigener, oder Gaſtiruugs Hanß Nothdurit, gleichen 
das Yeitgeben des Biernmoſtes bleibt wie vorhin, jederzeit verbotbhen, doc) 
ift 08 unverwehrt, wenn ſich ein Burger zu einem Hanußtrunke einen 
Biernwmoſt einſchaffen will. 

35. 

Den Kaufleuten, Krammern und Handwerkern iſt nach wiederholter 
allerhöchſten Verordnung verbotben, an Sonn und gebottenen Feyertagen 
ihre Gewölber zu eröffnen, darinnen gleich wie an een gemainen Werktage 
ihre Waaren feil zu bieten: ſondern es iſt ſich in dieſem Punkt durchans 
nad) den neuen verſchärften Yandestüritl. Generalien zu achten. Eben 
dieſe ſollen das Publiknm mit gnter wohl veriertigter, und nicht verlegeuer 
Waare verſehen, auch m dem Preiſe nicht uüberhalten, welches beſonders 
im Anſehnug des Stiftes zu beobachten, indem man zwar den Unterthanen 
vor anderen einen Gewinn vergönen will, jedoch künitig Die übermäßigen 
und ungewiſſeuhaften Forderungen in den Auszügeln, wie auch die ſchlechten 
Gattungen der Arbeit md geliferten Waaren nicht mehr aunehmen, Von 
dern vielmehr andern, Die das Stiit beſſer und wohlieiier verſehen, Den 
Verdienit zuwenden Wird. 

36. 

Ta der hieſtge Wochenmarcktt ent wirtliches Kleinod iur den Marckt 
iſt, als ſoll derſelbe nach Möglichkeit im Flor erhalten, md immer mehr 
Känfer und Verkäufer hieher gelocket werden. Hiezu wird vieles beytragen, 
wen Die Partheyen ſpüren werden, daß allda alles um guter Ordnung 
zugehe. In Folge deſſen, und zur Abſtellnug Der ſchädlichen Vorkanflereyen, 
iſt allen hieſigen Burgern md ihren Weibern verbothen, fir Fremde und 


— 66 — 


Auswerdige etwas zum Verkaufe zu beſtellen, oder würcklich zu kaufen: 
auch iſt den Vorkäufern, welche hier wohnen oder denen, welche aus der 
Wachau von Krems, Stain, und derley Orten gemeiniglich am Montage 
Abends oder Dienſtage gar früh hieher zu kommen pflegen, nicht zuge 
ſtatten, daß ſie bey ausgeſteckten Fähnl, welches von Altersher von Mit 
faſten bis Colomani um 7 Uhr, von Colomanı aber bis widerum Met 
falten nm 8 Uhr abgezohen wird, etwas einkaufen, oder zu einigen Burger 
einfegen. Wenn jid) jemand deſſen unterfienge, ſo wäre ſowohl der Aus 
wendige, als der Burger, weldyer hiezu Stat giebt, zu beitrafcıt: der 
Sadtrager aber, welcher zu oben erwähnter verbothenen Zeit einen Sad 
Traid ab oder anzutragen, auſſer des Markt Richters Erlaubuig, ich 
gelüſten lieffe, wäre jenes Dienſtes zu entjegen. Wenn unter der Woche 
ein Getraid eingeſetzet wird, jo darf bey Strafe jelbes nicht chender im 
das Hauß gebracht werden, als es dem Traidmeſſer wegen Entrichtung 
des Maßgeldes, und in der Mauth angemeldet worden. Obiger Traid 
Meßer ſoll ein ehrbarer redlicher Burger ſeyn und durch das anligende 
Jurament in die Pflicht geuohmen werden. Er ſoll ſeinem Amte perſön— 
lich abwarten, oder, da ihm wichtige Hindernüſſen vorfielen, bey dem 
Marktrichter um Benemmmmg eines andern anhalten. Das eingehende 
Maaßgeld, weldyes von jeden Metzen jchwären, und ringen Getraids 2%, 
bei einem Burger aber, der Getraid zu verfanfen bat, 1% beträgt, Toll 
derjelbe gleich nach) Vollendung des Wochen Markts zu Gerichte Banden 
erlegen, und fich zugleich mit dem 8. 8. Maut Amte im diefer Sache 
wohl einverftehen, weil durch die Gegeneinanderhaltung der Poſten leicht 
entderfet werden kann, wer einen oder den andern ohne Entrichtung der 
Gebühre entwilchet ſeye. Zum Abmeſſen joll Niemand anderer, als die 
Vaßziecher, und Stundrufer als ohnedem  beftelte Sackträger gebraucht 
werden. Zolte fich eier oder der andere deſſen weigern, jo wäre er auch 
des Sacktragens zu entjegen. Bey dem Abmeſſen ſelbſt iſt der Mißbrauch 
des tieferen Hineiufahrens in den Meegen, und der Wegnahme des abge 
ſtrichenen ernjtlidy verbotben, jenes aber, To abgeftrichen wird, den Ver: 
faufer als wahren Eigenthümer zuzuſtellen. Dieſe Abmeſſung muß nicht 
an den Wochenmarefttägen, ſondern auch bey jeder unter der Woche vor 
fallenden Getraid Verkauf alſo gewiß geicheben, und bievon der gewöhn— 
liche Anfſchlag md das Maagßgeld entrichtet werden: als in widrigen 
nicht nur das Getraid den hieſigen kank. Aufſchlags Amte in Contraband 
verfallen, ſondern die Uebertreter noch darzu wegen verlezter Maaß 
Gerechtigkeit für jeden Mepen um 30 tr. geſtrafet werden würden. Wenn 
fid) der Fall ergebe, dap die Armen, welche Wagenſchwärweiſe zu kaufen 


— 67 — 


nicht im Stande find, feinen einzelnen Metßen Getraid auf dem MWochen- 
marcdte befommen konnten, jo ol das Meardt Gericht die Verfügung 
treten, dag ein oder zwen Wägen Getraid Metzenweis in dem Werth, 
wie der Kauf acht taufer + # von Mepen Gewinſ verkauft, und alſo 
den Armen Brod verichafet werde. Weit der Abnahme des MWochenmarft 
Standgeldes, laſſen wir es bei der bisherigen Verfaſſung bewenden, ver 
ſehen uns aber, daß Niemand überhalten vder gefränfet werden wird: da 
ſich aber mit den hereingebracdhten Nrant und Ruben auf den Traidmarkt 
Ungelegeitheiten ereignet, fo joll jelbes nicht mehr dahin, ſondern an den 
Anznug zum Verkaufe gebracht werden, in den Holz Verkaufe aber bat 
man Nic) nad) der an dem Rathhanſe angehefteten Wiener Stadt Mlafter 
zu richten. 
37. 

Den verordneten Wagenmeiſtern wird hiemit eruſtlich anfgetragen, 
daß ſie das Gewicht und die Wage in guter Obſicht halten, und von 
einem Loth Safran nicht mehr nehmen als einen Pfennig, wenn aber die 
hieſigen Burger Safran answägen, kanfen oder verkanfen, und ſolchen 
nicht zur ordentlichen Frouwage bringen, to ſollen ſie den Safran ver 
loren haben, md noch darzu geſtraiet werden. Es ſoll auch alles übrige, 
was nach dem Gewichte gekauft oder verkanft wird, auſſer Per Handels 
gewölber, und Handwercker, die vermög ihrer Gewerben von der Hand 
mit dem jedoch wohl zimmentirten Gewicht zu verkaufen beingt ſeynd, zur 
ordentlichen Fronwage bey Strafe gebracht und allda gegen Abſtattung 
der Gebühren gewogen, das eingehende Wag Geld aber ordentlich ver 
rechnet, und zu gemeines Marktes Nutzen verwendet werden. Was den 
Inßlicht Verkauf betrift, bleibt es fernerhiu bey der alt hergebrachten 
Einrichtung. 

IN, 

Der aufgeſtelte Banmeiſter bat nicht nur, wie ſchon oben erwähnet 
worden, Fir Die Fener Reauiſiten au ſorgen, ſoudern auch Die Brünne, 
forderiſt Die Röhrbrünue, ſauber, rein und in quten Stande erhalten zu 
laſſen, damit mm vorfahlender Noth an Waſſer fett Abgaug ſeye. Wenn 
em nöthiges oder nutzliches Gebau dem gemeinen Marke vorfallt, ſoll 
er ſelbes gleich Anſaugs dem Richner wiegen, damu man hierüber eine 
ordentliche Bau Beſchaus, inid Berathiehlaquug halten tere. Wird telbes 
genehm gehalten, ſo iſt ſetbes womodglich uicht bey türzeſten Tagen, 
ſondern zu beauemlichen Seiten anzuſtelleu, und vor dem VBaumeiſter 
fleißig dabey nachzuſehen. Tas zum Gebau hergegebetie Sad iſt nach 
Vollendung deſſelben in eine ordentliche Verrechnung zu Druiden, md 


— 68 — 


iuntereinftens mit den übrigen Gemein Rechnuungen zu unterſuchen. Dem 
Baumeiſter liegt andy od, Weg und Steg in guten Stande zu erhalten, 
und darauf zu jehen, daß die alter Gräben ordentlich geranmt, neue aber 
ohne Vorwiſſen der Obrigkeit wicht aufgeworffen werden. Die Unfauberfeit 
auf den Gaſſen und Straſſen oder Hinwerfung des todten Viehes hat er 
nicht zugeſtatten, ſoudern jenen, der die Öffentliche Orte verunreiniget, dem 
Richter anzuzeigen. Der auf die Gaße zum Hinausbringen auf die 
Felder gelegte Ting foll längſtens in 8 Tagen weggeichaft, und auch in 
das durch den Mearft rinende Waſſer feine Unſauberkeiten geichüttet, noch 
weniger das umgeſtandene Vieh, oder fonft etwas jchädliches hinein ge 
worfen, jondern dergleichen Umfauberfeiten vor dem Sand: Thore dem 
Colomani Stein gegenüber in die Donau getragen: dargegen zur Erhaltung 
der Sauberkeit alle Feyer Abende die Gallen fleißig geferet und geremiget 
werden. 
39, 

Wegen den Inleuten verordnen wir folgendes: Der Marckt Richter 
joll nämlich jährlich qleid) nad) der Nachthätung ein ordentliches Ver 
zeichnüß, worin aller Inlente Tauf und Zunahme, wie and) dag Haus 
wo fie wohnen, enthalten, verfallen, und zur Herrichaft auf die Hammer 
einreichen, dDgmit man wiſſe, was für Juleute ſich bei dem Marckte be 
finden, die man bey Jich ereignenden alle bey dem Stifte, und weint fie 
da nicht von nöthen, auch bey dem Marckte gebrauchen könne. Solte ſich 
jemand aus dieſen der uns nach der Yandes Ordnung jchuldigen Robath 
weigern, jo würde ein jJolcher von dem Marfte abgeichafer werden. Was 
den ihnen und den übrigen Tagwerkern in Marckt gebührenden Xohn, 
wer fie sicht in der Robath arbeiten, betrift, Jo ſollen, wie bisher einem 
Manne im Zommer des Tage neben der Noft doch ohne Wen 6 kr., 
ingleichen von Marti bis Lichtmeſſen einem Manne des Tags nebſt der 
Koſt 5 fr. und einen Weib 4 fr. den Schnittern von einem Joch oder 
oder Korn zn Dorre zuſchneiden I fl. Geld und I Laib Brod, von einem 
Joch Ader oder Wismat zur Dörre zu machen 12 fr. gegeben, diefer 
Lohn aber nad) befundenen Veränderungen der Zeiten, von den Burgern 
var nicht eigenmächtig, ſonderen nad Ansiprich des Marckts Gerichte 
eutweder erhöchet oder vermindert: die Inlente aber, welche um den ge 
jepten Lohn nicht arbeiten wollen, aus dem Marckte geſchafet werden: 
eben dieſen Julenten iſt junges Vtech zu balten, oder anderes den Bur 
gern allem zuſtäudiges Gewerb zutreiben ganzlich verbothen. 

0. 
Wegen den Vaßziechern bleibt es ben Der alt bergebrachten Ord— 


— 69 — 


nung, daß nähmlich ihnen von der Burgerſchaft für jeden Emer, den ſie 
ans der Zille in den Keller bringen, 1Ikr., von auswendigen aber 6 4 
Auf: und Abziccher Lohn gereichet werden ſoll: jedoch mit Dielen ans— 
drücklichen Befehl, daß fie ihren Dieuſt emſig und fleißig verrichten, und 
Den Armen, wie den Reichen auf den Berufen alfobald zur Bande Stehen. 
Geſchiecht durch ihre Nachläfligfeit jemanden ein Schaden, To find jie 
denselben zu erſeten allerdings verbunden: der Gewohnheit nach haben fie 
ſich aud) bey den Wetterleutten, oder wem ſonſt eine Noth oder Feuers— 
gefahr in unſeren Stifte auskäme, gebranchen zu laſſen. 


41. 

Der Vich Hirt hat ſich an Sonn und gebottenen Feyertagen Bor 
mittag des Austreibens zu enthalten, und dafür ſammt den ſeinigen dem 
Gottes Dienſte, der geiftlichen Lehre, und dem Worte Gottes fleißig bey- 
zuwohnen. Damit er ſich aber ernähren könne, jo iſt ihm, jo lang das 
Ausireiben währet, von einer noch nicht halbjährigen Schwein 1 % von 
einer älteren aber 2 # und von Schaafen und jährigen Lämmern 1% 
wochentlich einzufodern erlaubt, dahingegen es ſich von jelbiten veriteht, 
dat er von dem Vieche, welches niemals ausgetrieben wird, gar nichts 
zu begehren, wohl aber den Schaden, der durch feine Verwahrloſung 
entitände, gut zu machen, und ſich des Austreibens der dem Anfluge der 
jungen Bäumen ſo jchädlichen Böcke und Gaiſe gänzlich zu entbalten habe 

42. 

Die von dem gemeinen Marckte bejoldeten Thoriperrer baben ſich 
nad) der Sperzeit in unſerem Stifte ſowohl im Zonmer als Winter zu- 
richten, und nach den die Thore geiveret, die Schlüſſel dem Marckt 
Richter zu überbringen; doch werden wegen dem aut und abgchenden 
Poſten zur Berörderung der Reiſenden ſowohl das Wiener, als Yınzertbor 
bei der Nacht eröfnet, und darum Die Schlüßl hiezu den Sperrern, weldje 
vertraute Leute ſeyn müſſen, in Handen gelaſſen. 


1. 

Die Schlüſil Der Burgerlade ſind 3 ebrbaren Verordneten, die une 
zu benennen ſind, wie bisher anzuvertrauen, ſo daß feiner ohne dem 
andern auiſpören konne, wäre einer ans dieſen etwan verhindert, To bat 
er den Schlüßl, nicht den nachſteln beſten, ſondern een ehrbaren, unver 
dächtigen Burger zu vertranen amd Durch ſelben zu überichicken. Es ſoll 
auch fein briciliches Inſtrument oder Contract mit gemeinen Marckts 
Inſiegel ausgeiertiget werden, es jene dann, daß ſelbes öffentlich vorge— 
leſen, und gut geheiſſen worden, darum tollen die gröſſeren 2 Siegl in 


— 70 — 


der Lade verbleiben, und nur das kleinere dem Richter zu beſtändig vor— 
fallenden Nothdurften in Handen gelaſſen werden, welches aber bey brief— 
lichen die ganze Gemeinde angehenden Inſtrumenten keine Giltigkeit 


haben ſoll. 
44. 


Wegen den Armen, die fi) bey dem Markte befinden, iſt noch 
ferners die Ordnung zu beobad)ten, daß jelbe von dem Almofen, welches 
die Burgerfchait dem beftellten Betlrichter wöchentlich) am Freytage bey 
der Abſammlung von Haus zu Haus reichet, unterhalten, auch einigen 
nicht in Spittal wohnenden erarmten Burgerslenten ihre Verpflegung von 
der Spital, ımd im Nothfahle aud) von der Beneficiat Kaſſe gereichet 
werde, hingegen follen alle fremden Bettler, die zur Unruhe des Stifte 
und Marets herumzichen, jo viel möglich) von den Häußern hindan ge: 
halten, und durch den Betl-Richter fleißiger als bisher geichehen, aus 
dem Marckte ab, und an ihre Herrfchaft zur Batentmäßigen Verpflegung 
angewiejen werden. 

45. 

Da man allen Burgern den Fleiß bey ihrer Handthierung, in der 
ſie vor allen Störrern geſchützet werden ſollen, auf das nachdrücklichſte 
empfiehlt, ſo iſt dabey das Abſehen nicht, ihnen anſtändige, und nicht 
koſtſpielige Ergötzung zu währen. Da nun zu dieſem Zwecke die hier 
errichtete Schießſtatt unter andern dienet, als ſehen wir nicht ungern, 
wenn dieſelbe beſuchet, dabey aber alle übermäſſige Unkoſten beſonders 
bey dem Beſtgeben vermieden werden, wie es dann auch bei der einge 
führten Gewohnheit, daß alle junge taugliche, und in Mittel zulangende 
Bürger bei den Scheibenſchießen wenigit 3 Jahre mithalten ſollen, fein 
Verbleiben haben fan. 

40, 

Endlich wollen wi als Markt Obrigkeit uns vorbehalten haben, 
alle vorerwähnte Paun Artickeln nach vorkomnenden erheblichen Umftänden 
zu vermehren oder zu vermindern, und weil biedurd) Die algemeine Ruhe 
befördert, Die Anordnungen abgelchaffet, und einem jeden Juſaſſen ein 
gleiches Necht ertbetlet wird, ala toll denenfelben, von allen und jeden, 
treu gehorſamſt nachgelebet, und pünktlicher Vollzug geleitet werden. 

Urbanus Abbe m. p. 


Richters Wahlen. 
Jurament 


Welches jeder nen beſtelte Mardi Richter mit Auflegung dev 3 Finger auf den Gerichts 
Stab öffentlich abzutegen hat, und von dem Herrſchaitl. Anwald foll vorgefprochen werden: 


— 71 — 


Marckt Richter! Er wird zu Gott dem Almächtigen einen Eid 
Ichmwören, und hierauf angeloben, dem Hochwürdigen in Gott Andächtigen 
Hoch Edl Gebohren und Hochgelehrten Herrn Herrn Urban Abten zu 
Melckh und deſſen Stift alda als feinen Gnädigen Herrrn und Obrigfeit 
in Allen getreu zugethan, und gehorjam zu jeyn, deſſelben Rechte und 
Freyheiten keineswegs verhindern, jchmälern, oder entzichen zu laſſen, 
fondern vielmehr in allen Umſtänden befördern zu helfen: deu oben gejegten 
und vermeldeten Bann Artickeln gewiſſenhaft und pünktlich nachzuleben, 
jedwederen Menſchen, er jene Freund oder Feind, reich oder arm, ohne 
Falſchheit, Haß, unit, Eigen Nutz, oder Vortheil zu ſprechen, und in 
allem ſich alfo zu verhalten, wie es einem Chriftlichen frommen Richter 
und getreuen Unterthan gebühret, und wie er fi) es einſtens vor dem 
ftrengen Richterftuhle EhHrijti zu verantworten getrauet (und ſprich er mir 
nach:; So wahr mir Gott helfe, und alle Heiligen. 


Jurament 
Der einem Marckt Richter neu zugegebenen Räthe, oder Raths Burger mit obiger 
Beſchaffenheit, und Auflegung der rechten drey Finger. 

Sie (oder ihr N. N. dem geſetzten Marckt Richter zugegebene Räthe, 
und Rathsburger werden zu Gott dem Almächtigen einen Eid ſchwören, 
und hierauf angeloben dem Hochwürdigen in Gott andächtigen Hoch Edl 
Gebohrn und Hochgelehrten Herrn Herrn Urban Abten zu Melck, und 
desſelbigen Stifte alda, ihren Gnädigen Herrn, und Obrigkeit in allen 
getreu, und gehorſam zu ſeyn, dem vorgelegten Marckt Richter gewiſſen— 
hafte, und verſchwiegene Käthe und Beuſitzer abzugeben, die hier feit- 
geſetzten Pann Artickeln als treue Gehilfen, in Erjüllung zu bringen, und 
darob zu ſeyn, daß Fried und Einigkeit erhalten, und jedem ſein Recht 
geſchützet, wie auch ohne Eigennutz. Gunſt oder Vortheil alle Gemein 
Handlungen alſo verrichtet werden, daß Te vor dem ſtrengen Richter 
Stuhle Sein Chriſti nichts zu verautworten haben. And ſoll mir jeder 
nachſprechen: So wahr mir Gott helfe, md alle Heiligen. 


Inrament 
Eines auigeſtellten Getraid Mesiers. 
Ich N. M. ſchwöre ya Bott dem Allmachtigen einen korperlichen 
Eid, wobey ich nicht anders gedeuke, als ich rede, und nicht anders rede, 
als ich gedente. ſondern wie ich mir es dermalens vor dem ſtrengen 
Richterſtuhle Wortes zu verautworten getraue, day ich als dermahl gericht 
lich aufgeſtelter, und obrichkeitlich beſtättigter Getraid Meſſer, das dem 


1840 


_ m — 


Gemeinem Mardte biereinzunehmen erlaubte Maaßgeld nicht allein richtig 
und genau abjodern, aud) feine Partheyen durch unbillige Maaß be: 
fchweren, und das eingehende ohne Aufſchub dem Herrn Mardt Richter 
ohne mindeiten Abgauge behändigen, einfolglid) den Nutzen des Gemeinen 
Mardtes in der aufhabenden Amtirung nad) Möglichkeit befördern werde. 
So wahr mir Gott helfe, und alle Heiligen. 

Tas lebte PBantatding, von welchem wir berichten können, fand im 
Beiſein der ſämmtlichen Hausbejiger des Marktes Melk, des damaligen 
Hochw. Herrn Stiftspriors Bincenz Huber, des Herrn Oberamtmannes 
Johann Ranzoni und des Actuars Adalbert Berl, bei gleicdjzeitiger 
Erneuerung der Vorjtände des Marktes Melt am 23. Jänner 1840 ſtatt. 

Die zur Verleſung gebrachten Artikel lauteten wie folgt: 


A. 
Don der GBemeinde-Verwaltung. 


1. Die Gemeinde als eine moraliiche Perſon iſt durch den Markt: 
richter, durch den &erichtsbeiliger und durch den Ausſchuß repräfentirt. 

2. Der Mearktrichter wird durch die Hausbeſitzer, u. 3. durch 
Stimmenmehrheit gewählt, und von der Stiftherrichaft, wein fie wider 
jeine Perſon mit Grund nichts zu beimerfen findet, auf die Dauer von 
drei Jahren beitättiget. Es werden ihm zur Berathung der Gemeinde 
Angelegenheiten 6 von der Stiitherrſchaft ernannte erichtsbeiliger, von 
denen einer zum Rechnungsführer beftimme iſt, und 4 von der Gemeinde 
duch Stimmenmehrheit gewählte Ausſchüße beigegeben, die er beizuziehen 
hat, jo oft es Such um Maßregeln handelt, welche im Wereiche feiner 
Befugniße liegen, und die gewöhnlichen ngelegenbeiten der Gemeinde 
betreten. 

3. Zu ſeiner pertönlichen Unterſtützung dient em von der Gemeinde 
betoldeter Vorſpanns, Markt und Polizei Commiſſär, der zugleich bei 
der Anfertigung und Reinſchrift der Gemeinde Rechnung, ſowie bei allen 
Eingaben an Die Trtsberrichaft, und an die höheren Behörden, die Auf: 
träge Des Marktgerichtes zu befolgen, amd ein Diener, der alle von dem 
Marfigerichtie ihm auigetragenen Gänge und Geſchäfte pünktlich zu be 
ſorgen bat. 

I. Damit ein Gemeinde Beſchluß, welcher allezeit nach Mehrheit 
der Stimmen zu jaſſen iſt, zu Stande komme, iſt mindeſtens die gleich— 
zeitige Anweſenheit des Marktrichters, zweier Gerichtobeiſitzer, und zweier 
Gemeinde Ausſchüſſe erforderlich. 


- 13 - 


5. In den Fällen, wo über die Heritellung oder Reparatur von 
Gemeinde-Gebäuden oder Effekten, welche nicht bei Verfaſſung der Prä— 
liminarien (Bor-Anfchläge) vorgeſehen wurde, über Anſchaffungen, über 
Gehalts-Bermehrung oder Berininderung der in dem Dienjte der Gemeinde 
ftehenden Berfonen, iiber die Aufnahme und Entlaſſung jolcher Berjonen, 
über die Anfertigung der Voranſchläge, über die Genehmigung der Ge- 
meinde-Rechnung, und über die Vermehrung des Stamm Vermögens 
berathen werden joll, haben ſich alle Serichtsbeiliger und Ausſchüße 
einzufinden. 

6. Soll es fid) aber um eine Verminderung des Stamm Vermögens, 
um eine Einrichtung, deren Koſten nicht aus dem Gemeinde Vermögen 
getragen werden können, jondern entweder ganz, oder theilweiſe durd) eine 
Umlage auf die Häufer und Gewerbe aufgebracht werden müſſen, um 
eine Beſchwerde wider eine höhere Verfügung handeln, ſowie, wenn ent. 
weder die Ausſchüße darum einſchreitet, oder die Urtzobrigfeit es noth— 
weudig findet, - it der veritärfte Gemeinde-Ausſchuß einzuberufen: d. D. 
jeder Dausbejiger hat acht Männer, denen er Vertrauen tchenft, aufzu 
fchreiben, ihre Namen an einen beitimmten Tage der Stiftherrſchaft zu 
übergeben, welche dieje acht durch Mehrheit der Stimmen gewählte Haus 
bejiger dem Markworſtande bekannt machen wird, um ſie teiner Verſamm 
lung für den beitimmten Fall beizugieben. 


B. 
Bon den Rechten des Urts-Porſtandes. 


1. Der Marftrichter an die pipe der Gemeinde geſtellt, erhält 
feine Weiſungen unmittelbar von der Stiitherrſchaft, und da ev, in dem, 
was er anordnet, die Stelle dev Urtsberrichatt vertritt, ſind ihm Die 
Ortsbewohner pünftlichen Gehorſam ſchuldig. 

2. Demnach untenvirtt jede Verletzung des Anſtandes, und Des 
Gehorſams einer unnachſichtlichen Straiſe. Jede wortliche oder thatliche 
Beleidigung wird als ſchwere Polizei Uibertrettung mit Arreſt von 3 
Tagen bis zu einem Monarbe beitrait, wäre dieſelbe ſo weit gegangen, 
daß der Markırichter in der Vollziehung eines obrigkeitlichen Auftrages 
gehindert wurde, jo ſteigert ſich Die Straie zum ſtrengen Arreſt von drei 
bis zu ſechs Monathen, und ſollie ſich Jemand beigeben alten, den von 
dem Mearktrichter in Vollziehung des hervichaftlichen Auftrages ausgebenden 
Befehlen mit einer gefährlichen Drohung, oder gar niit gewaltſamer Hand— 
anlegung entgegenzutretteu, jo verrällt ev dem Kriminal Gerichte. 


_ 74 -- 


3. In feiner Eigenſchaft gebühret ihm und den GerichtSbeifigern der 
Vorrang vor allen Marktberwohnern ; bei öffentlichen Aufzügen, und bei dem 
Gottesdieufte ein ausgezeichneter Platz: es wird ihnen bei Gericht ein Sitz 
zugeftanden und überhaupt wird die Urtsobrigfeit die Thätigkeit, den 
Eifer und die rechtliche Gefinnung des Ortsvorſtandes bei jeder Gelegen- 
heit anzuerfennen wiljen. 


C. 
Bon den pflichten des Gemeinde-Borflandes. 


Die Pflichten des Gemeindevorftandes find der Hauptjache nad 
von dreierlei Art: 

l. 

Sie legen demfelben auf, von Zeit zu Zeit und zwar mindeſtens 
monathlich einmahl, am füglichiten an Sonn: oder Feiertagen nad) dem 
nachmittägigen Gottesdienfte eine Gemeinde-VBerfammlung zu berufen, und 
bei derfelben die Gemeinde-Glieder mit den von den hohen und höchſten 
Behörden ergangenen Gejegen und Verordnungen befannt zu machen, auf 
das Erjcheinen bei diejen Verſammlungen ernſtlich zu Halten, und jene, 
bei denen Ermahnungen fruchtlos bleiben, der Urtsherrichaft anzuzeigen. 

Die Pflichten des Vorſtandes beziehen ſich 

11. 
auf die Gebahrung mit dem Gemeinde Vermögen, 


III. 
auf die Förderung jener Polizei-Vorſchriften, in deren Handhabung der 
Ortsvorſtand die Stiftherrichaft zu unterftügen bat. 


ad I. 
Don dem GBemeinde-Permögen. 


1. Nad) dem hohen Regierungs- Zirfulare von 3. September 1814 
bat ın jeder Gemeinde eine mit drei Schlöſſern verſehene Gemeinde-Caſſa 
zu bejtehen. Won den drei Schlüfjeln hat den einen der Marktridhter, den 
zweiten der älteite Gerichtsbeiliger, umd den dritten der Rechnungsführer 
zu verwahren. In diefer Galle ſind die entbehrlichen Geldmittel, jene 
Papiere, welche das Eigenthum der Gemeinde darjtellen, daher die Ge 
währen, Die Beltand Verträge über die Gemeinde-Realitäten, etwa vor- 
bandene Pretioſen, und alle Schuld Tofumente, endlich jene Urkunden, 
welche die Rechte der Gemeinden enthalten, als Privilegien, Gnadenbriefe 
u. ſ. f. aufzubehalten. 


— 75 — 


2. Die Rechnung iſt nach der Beſtimmung des erwähnten hohen 
Regierungs-Zirkulars in der vorgefchriebenen Form zu führen, monathlic 
abzujchliegen, monathlih von dem Marftrichter, zwei Gerichtsbeifigern, 
und wenigftens zwei Gemeinde-Ausfchüffen zu fertigen, am (Ende des 
Jahres aber dem geſammten Gemeinde-Vorjtande vorzutragen, von ihn 
zu fertigen, und ſohin big 15. Jänner des kommenden Jahres, zugleid) 
mit dem Spezial-Ausweile, welch' Letzterer dreifach auszufertigen iſt, der 
Stiftherrſchaft zu überreichen. 

3. Wenn die Gemeinde eine Ausgabe machen will, welche fie für 
nüglich oder nothwendig hält, die aber über 20 fl. C.M. koſten wird, 
jo hat fie vorläufig die Genehmigung der Stiftherrichaft zu enwirken, und 
den diepfälligen Stoften-Anichlag dem Geſuche beizufchliegen. Weil aber 
im Jahre viele, u. 3. immer wiederfehrende Auslagen über den Betrag 
von 20 fl. E.-M. gemacht werden müſſen, daher das fortwährende Ein 
fchreiten um Genehmigung viele Zeit und Mühe rauben würde, beiteht 
die Vorſchrift, daß jährlich zugleich mit der Gemeinde-Rechnung die Vor 
anfchläge für das kommende Jahr, u. 3. ſowohl jene über div Empränge, 
als jene über die Ausgaben zu überreichen ſey. Die Erjtern enthalten die 
wiederfehrenden Empfänge, die Yepteren die Ständigen Auslagen, und wird 
fohin bei der Verrechnung beider cin bejonderes Einſchreiten entbehrlich. 


ad II. 
Bon der Bandhabung der polizei-Porlchriften 


Tas Leben, die Geſundheit, Die Sittlichkeit, die Ehre und das 
Eigenthum find die wichtigiten Güter des Yebens, und in jeder Dieter 
Beziehung bat der Marfwworitand Prlichten, denen er ſo wie ſeine Mit 
bürger zu genügen haben. 

Die Stittherrichbatt wird die wichtigiten dieſer Pilichten der Ver 
ſammlung in das Gedächtniß ruien: 


A. 
Bon den polizei-Porlchriften das Leben betveffend. 


l. Tas Baden im Bachen oder Flußen, außer den von der Ztift 
herrichaft beſtimmien Magen, das Schlevten aut dem Eine, außer den dazu 
geeigneten Orten, das Betreten der Eisdecke, went ſie zu beriten droht, 
ift verbothen. 

2, Es iſt verbothen durch den Markt ſchnell zu tabren oder zu 


reiten, die Fenſter mit Blumentöpfen, oder auderen Gegenftänden zu be: 
ftellen, ohne fie vor dem Hinabfallen zu ſchützen. Ber einem vorzu- 
nehmenden Bau tt das Ausſtecken von Wahrnungszeichen niemals zu 
unterlaſſen. 

3. Arzneimittel ſollen nur in der Apotheke verkauft, Giftſtoffe von 
dem dazu Berechtigten nie ohne vorläufiger obrigkeitlicher Bewilligung 
verfauft, und waudernde Krämer oder Hauſierer, welche angeblich zur Ver—⸗ 
tilgung des Ungeziefers Stoffe von was immer für einer Gattung ver- 
faufen wollen, jogleid) der Stiftherrichaft angezeigt werden. Insbeſondere 
werden jene Gewerbsleute, welche Gift zu ihrem Gewerbe brauchen, wegen 
jedes Verſehens, jo wie wegen jeder Nachläfligfeit in der Aufbewahrung, 
und im Gebrauche der Giftſtoffe jehr verantwortlich. 

4. Wer immer vermöge feiner natürlichen oder übernommenen Ber: 
pflichtung, die Aufliht oder Wartung über Stinder oder Kranke führt, 
wird wegen jeder in Erfüllung diejer Pflichten fund gegebenen Sorglofigfeit 
dem Gerichte verantwortlich, und ſchon dadurd), daß er die ärztliche Hilfe 
herbeizurufen verzögert oder unterläßt, ſtrafbar. 

5. Tas Halten von Hunden oder anderen IThieren, deren Bösartigfeit 
dem Eigenthümer bekannt war, oder bekannt ſeyn konnte, iſt ein Vergehen, 
und mul ohne Rückſicht, vb durd) ein ſolches Thier ein Schade geſchehen 
ift, oder nicht, gejtraft werden. 

6. Jede Mißhandlung d. h. das Behandeln mit Schlägen auf eine 
Weile, day dem jo Behandelten ein Nachtheil an jenem Körper zugeht, 
und welcher fich Eltern gegen ihre Kinder, Lehrherren und Meiſter gegen 
ihre Geſellen und Lehrjungen, Dienjtgeren gegen ihre Tienftbothen ſchuldig 
machen, unterwerfen einer empfindlichen Ahndung. 


B. 
Bon den Poliei-Borlchriften die Gelundheit befreffend. 


1. Wer Geräthſchaften, Kleider oder Wäſchſtücke, welche ein an 
einer anfterfenden Krankheit geſtorbener Menſch gebraucht bat, verhehlet, 
auf die von dem Todtenbeſchauer anzugebende Weiſe zu reinigen unterläßt, 
oder int ſolchem Zuſtande verkauft, wird, jo wie der Känfer beſtraft. 

2. Ter öffentliche Gefundheits Juftand wird vornehmlich durd) Un: 
ventlichkeit gefährdet. So wenig ſich die Stiftherrſchaft berechtigt hält, 
im Innern der Haushaltungen Neinlichfeit zu erzwingen, eben jo ſehr 
fühle fie Tich aufgefordert, fir den Geſundheits Zuſtand durch Anordnungen. 
nützlich zu werden, die Jich auf die Neinhaltung der Strajien, Pläge und 


— 77 — 


Gaſſen beziehen. Sie fordert daher den Gemeinde-Vorſtand auf ſie hierbei 
mit Beharrlichfeit zu unterftügen, Alles Ausgießen oder Ausschütten von 
Spülwajier oder Unrath auf die Gaſſe, vder gar in Brunnen oder Bäche 
zu verwehren und hintanzuhalten, fie trägt allen Hausbejigern auf, wenig 
ſtens alle vierzehn Tage vor ihren Häufern zu fehren, und da die Lage 
vieler Häufer die Wegichaffung des Unrathes und Tüngers nur möglich) 
macht, indem derjelbe vor den Häuſern aufgehäuft, und von dort wegge— 
führt wird, jo madjt jie die Hausbeliger verantwortlich, dieſes Wegſchaffen 
längjtens binnen 24 Stunden zu baverfitelligen. 

3. Die Marftaufficht hat mit aller Strenge darauf zu halten, daß 
nur reife und geſunde Früchte zum Verkaufe fommen: der Marktvorjtand 
bat von Zeit zu Zeit die Beichattenheit der Speiſen und Getränfe in den 
öffentlichen Gaſthäuſern, des Brotes in den Bäckerläden, des Fleiſches in 
den Fleiichbänfen zu unterfuchen. Wenn in Galthäufern Kupfergeſchirre 
gebraucht werden, die fleißige Verzinnung desjelben zu überwachen, im 
zweitelhaften Fällen einen Sachkundigen beizuzichen und darauf zu jehen, 
dat die verordneten Fleiſchbeſchauer, hinſichtlich welcher cine beſondere 
Anordnung nachfolgen wird, ihre Thliegenheiten erfüllen. 


C. 
Von den Polizei-Vorlchriften die Sittlichkeit betreffend. 


Der Marktvorſtand wird die Stiftherrſchaft beſonders bei Hand 
habung dieſes wichtigen Zweiges der Polizei unterſtützen, und da die Polizei 
am kräftigſten wirkt, indem ſie vorbeugt, ſo wird er darauf ſehen 

1. Daß die Stunde, zu welcher das Geſetz die Schanukhäuſer ſchließt, 
daher im Winter um 9 Uhr im Sommer um 10 Uhr Nachts genau 
beobachtet: 

2. daß ledige Burſchen, dort um Geld gar nicht und höchſtens um 
die Zeche ein erlaubtes Spiel ſpielen, dar die verbotbenen viele, welche 
das Geſetz für jeden der Mitſpielenden, jo wie iür den Wirth, der Te 
fpielen läßt, mit 100 fll, oder ber erwieſener Armuth mit ſtreugen Arreſt 
von eimem bis zu Dres Monathen verpont, siterbleiben. 

3. Tal feine Zotten gerißen, keine unzüchtige Yieder geſungen, Daß 
fein Trunkenbold gedulder ſogleich ans den Schankhänſern weggeſchafft, 
und Trunkene, welche ſich aui offener Straſſe werten laden, ſogleich ver: 
haftet werden. 

4. Das heftige Schreien, Zanken oder Fluchen, welches zum 
Öffentlichen Aergerniſſe dient, verbimdert, und Bettler und VBagabunden, 


— 78 — 


wie ſie ſich blicken laſſen, aufgehoben, und der Ortsobrigkeit übergeben 
werden. 

5. Wird noch bemerkt, daß die Uiberwachung öffentlicher Tarız- 
muſiken vorgejchrieben jey, daher die Abhaltung einer foldyen ohne vor: 
läufiger Meldung und Entrichtung der gejeßlichen Gebühr an dem Wirthe 
mit einer empfindlichen Geldſtrafe geahndet werde. 


D. 
Bon den Polizei-Porfihriften die Ehre befreffend. 


1. Aus dem natürlichen Wunjche jedes Staatsbürgers, daß fein 
guter Name bewahret werde, fließt die geſetzliche Beſtimmung, daß Wie 
mand ohne gehörigen Grund eines Verbrechens oder eines ſchweren oder 
geringeren Vergehens oder font einer Handlung bezüchtiget werde, Die 
auf jein Fortkommen, jein Gejchäft oder jeinen Erwerb, einen fchädlichen 
Einfluß nehmen können, oder daß er durch Schmähſchriften, durch bild- 
liche Darjtellungen dem öffentlicdyen Spotte ausgeſetzt werde. 

2. Daraus folgt auch nod) ferner, daß Niemand auf der Strafie 
oder an einem öffentlichen Orte laut mit Schimpfnahmen belegt, geſchlagen, 
oder ihm wegen einer überitandenen oder erlaffenen Strafe ein Vorwurf 
gemadjt werde. — Der Marftvorftand wird alle diefe Vergehen zur 
Kenntniß der Urtsherrichaft bringen. 


E. 
Bon den Polizei-Porfchriffen das Eigenthum hefreffend. 


1. Am gefährlichiten kann dem Eigenthume die Vernachläffigung der 
Bau Vorfchriiten werden. Es wird daher den Marktbewohnern wiederholt 
eingeſchärft, keinen Bau ohne vorläufigen obrigfeitlichen Angenſchein vorzu- 
nehmen und demjenigen, was die Commiſſion verfügt haben wird, pünktlich 
nachzuleben. 

2. In den Häuſern joll nichts geduldet werden, wodurd) eine 
Feuersgefahr veranlaßt oder vermehrt werden fünne. Zu diefem Ende 
it Die zweimalige Feuerbeſchau in den Monaten April und October 
vorgetchrieben, welche der Marktvorſtand mit Zuziehung des Maurer: und 
Rauchiangkehrermeiſters vornehmen, md alle Sebrechen, welche entweder 
in dem Gebäude, oder in der Vereinigung der Nauchränge oder in der 
Aufbewahrung von Brennſtoffen und leicht Fener fangenden Gegenſtänden 

ren Grund baben, zur Abitellung und Ahndung anzeigen. 


— 9 — 


3. Der Markworſtand ſoll jede Unvorſichtigkeit in dem Gebrauche 
des Feuers oder Lichtes möglichſt hintanhalten, es iſt verboten, in der 
Nähe von Scheunen von Heu oder Strohſchöbern, während der Ernte 
oder während des Dreſchens Tabak zu rauchen, in der Nähe des Marktes 
zu ſchießen, bei offenem Lichte Hanf oder Flachs zu brechen, die Arbeiten 
auſſer den Zimmern und Küchen vorzunehmen u. ſ. 1. 

Wenn ein Feuer in einem Haufe ausbrechen follte, und die Anzeige 
nicht fogleich gemacht oder der Ausbruch verheimlicht werden wollte, wird 
der Schuldtragende jchon deßwegen allein mit einer Geldſtrafe von 10 big 
100 fl. C.M. belegt. 

4. Es bedarf nicht näher erörtert zu werden, daß Tiebitähle und 
Betrügereien der gejeßlichen Strafe unterwerfen; dem Marktvorſtande wird 
in diefer Beziehung dringend an dag Herz gelegt, wenn em Diebſtahl 
oder ein Betrug gejcheben it, die Anzeige zu bejchleunigen, damit die 
Spuren, die auf den Thäter führen, nicht verwilcht und die Erhebung der 
Verdachtsgründe nicht unmöglich werde. 

5. Dieraus folgt ſeine fernere Verpflichtung, aut alle Fremden ein 
achtſames Auge zu halten, und jeden Hausbeſitzer anzuzeigen, der einen 
Solchen, wenn er auch mit ordentlichen Nette Dokumenten verſehen wäre, 
Unterftand geben wollte, weil hierzu nur die öffentlichen Gaſthäuſer be: 
rechtiget und verpflichtet ind. 

6. Bevortheilungen im Maaße oder Gewichte unterliegen einer 
empfindlichen Strafe, daher joll das Mearktgericht darauf ſehen, day ein 
richtiges Maaß oder Gewicht gegeben, die Maaße oder Gewichte längitens 
innerhalb drei Jahren rezummentirt werden: das Brot und Fleiſch Toll 
bei den Gewerbeleuten von Zeit zu Zeit nachgewogen, das Ungewichtige 
jogleich abgenommen und hierüber Die Anzeige eritattet werden. 


Unſere geſchichtlichen Notizen wieder Forttegend, muſſen wir berichten, 
dag unter der langjährigen Regierung des Kaiſers Friedrich, welche 
er zuerit als Vormund Des Königs Yadislaus von Ungarn: und Böhmen 
und nad) deſſen frühzeitigem Tode als ſein Nachrotger in Oeſterreich führte, 
eine Neibe von inneren und äußeren Kriegen ſich abwickelte, im Inneren 
des Landes Auiruhr md Räuberunweſen herrſchte und Melt von letzterem 
hart mitgenommen wurde 

Im Sabre 1165 bedrohten de ſogenannten „ieindlichen Brüder“ 

— zahlreiche aus herrenloſen Soldnern, meiſtens Bohmen und Mährern. 
zu förmlichen Räuberbanden vereinigte Schaaren auch Melk, mit denen 


1465 


1481 


1529 


1501 


— 80 — 


ſich achtzig, um Holz zu holen, ausziehende Melker in ein unglückliches 
Gefecht einließen, in welchem ihrer ſechs getüdtet, die andern gefangen 
und beraubt wurden. 

Im Jahre 1472 ftreiften die Kriegsleute des ungarischen Königs 
Mathias Corvinug bis vor die Thore von Melt, welches ihr Anführer, 
der Böhme Zeleny, durd) einen plößlichen Weberfall zu nehmen gedachte ; 
dod) wurde derjelbe mit einem Verluſte von mehr als jechzig Mann zurück: 
geichlagen und rächte ſich Für dieſe jchimpflicye Niederlage, indem er die 
Häuſer des unteren Vormarftes, welche außerhalb der Thore gelegen (die 
jogenannte Zagelau) ſammt den Wirthichaftsgebäuden des Stiftes in Brand 
ſtecken hieß. Einem anderen ungariſchen Kriegshaufen gelang es ſpäter in 
Melt an der Donau zu landen, durch Liſt in den Markt einzudringen und 
jteben ihrer gefangenen Genoſſen zu befreien. Allein der Stiftshauptmann 
Oberbeamte) und der Marftrichter an der Spitze der bewaffneten Bürger: 
Ichaft ſetzten den Ungarn nad), griffen die nod) in der Nähe verweilenden 
an und nahmen bei vierzig Mann gefangen. As im Jahre 1477 zur 
Zeit des Abtes Yudwig III. der König Mathias Uelterreich mit Krieg 
überzog und Wien, Neuftadt, Krems und Stein mit harter Belagerung 
ängjtigte, feßte Melt wieder einen dem Feinde heharrlichen Widerftand 
entgegen; und als im Nahre 1431 die Ungarn neuerdings Oeſterreich 
durchſtreiften, erſchienen ſie zwar ebenfalls vor den Mauern von Melt, 
konnten aber nichts ausrichten, als daß fie eine Mühle verbrannten. 

Der Aufjtand der Banern im Jahre 1525 hatte die Bürgerichaft 
von Melt mit reiheitsgelüften erfüllt, welche jedod) durd) Ferdinands 1. 
Itrenge Maßregeln bald nuterdrückt wurden. 

Im Jahre 1528 ſchlich ſich die Secte der Wiedertäufer in Mei 
ein: drei davon wurden enthauptet und ihre Leichuame verbrannt, Die 
übrigen Irregeführten febrten hieranf zum Glauben ihrer Väter zurüd. 

Tie Türken, welche während der erjten Belagerung Wiens 1529 
mit ihren verheerenden Streifzügen die hieſige Gegend nicht fchonten, 
wagten doch feinen Angriff auf das wohlverwahrte Melk, albvo 1499 
Abt Johann V. außer anderen Befeſtigungen an der Oſtſeite des Stiftes 
eine ſehr hohe und Ttarfe Mauer aufgerührt hatte. 

Abt Sobann VI. von Schönburg hinterließ als ernannter Biſchof 
von Gurg vor Temer Abreije von Melk der Marktgemeinde den noch 
vorhandenen Nichteritab oder Berichtsitab zum Andenken, welcher mit 
feinen Namen und Wappen und der Jahreszahl 1591 bezeichnet, jedes: 
mal dem neugewählten Mearftrichter von der Urtsobrigfeit übergeben, bei 
der Ablegung der gewöhnlichen Angelobung von den Rathsherrn und bei 





1683 


1708 


— 2 — 


den Flammen zum Raube wurden. Die Bürger machten ſich ſogar durch 
einen freiwilligen Eid unter einander verbindlich, daß derjenige von ihnen, 
der ſeinen Poſten aus Feigheit oder Wankelmuth verläßt, von dem 
nächſten Mitbürger als Feind behandelt werden ſollte. Am 20. December 
wurde die Belagerung aufgehoben, — die legte, von der unfere Geichichte 
berichtet. 

Bon den Schweden blieb Melk und die Umgebung verjchont, aud) 
die Türfen, die bei der zweiten Belagerung von Wien 1683 auf dem 
von hier zehn Minuten entfernten Wachberge und auf der Hub erichienen, 
vor den Dorfe Spielberg einen Mann gefangen nahmen, ein Haus zu 
Pöverding anzündeten und im Thale des Flußes Melk bis gegen St. Xeon- 
hard das Blut unferer unglüclichen Nachbarn vergojien, unterftanden ich 
nicht, auf das wohlverwahrte Melk einen Angriff zu verfuchen, und Die 
beherzten Bürger, welche mit ihrem Wearktrichter Georg May feierlich 
gelobt hatten, Blut und Leben der Vertheidigung des Stiftes und Marktes 
zu opfern, fannten die Furcht jo wenig, daß ſie Ausfälle bis nad) Hain: 
dorf hinab zur Vertreibung der umherftreitenden Türken unternahmen und 
voll Zuverlicht waren, fie würden, wenn fie nur eim wenig mehr Zeute 
hätten, die ganze Gegend von den Barbaren reimigen fünnen. Näheres 
und Ausführlicheres hierüber in der vorzüglichen Schrift „Melt und die 
Zürfennoth des Jahres 1683" von Profeſſor Romnald Gumpolts- 
berger. | 

Wir unterbredjen nun die eigentliche Geſchichte abermals auf furze 
Zeit und erbringen einen im Jahre 1708 in Melt durchgeführten Kriminal- 
Proceß, um das Vorgehen und Verfahren in damaligen Zeiten (welches 
fi) bei allen übrigen vorgefommenen Proceſſen ziemlic ähnlich geblieben 
ift) zu verzeichnen und fügen zugleich aud) eine Rechnung für die Dienft- 
feiftung des amtierenden Freymannes bei. 


$riminal=Brocek 
Wolfgang J .. ..... geweſten Bürgers und Tagwerkhers zu Mölck, in puneto 
Latrocinij et furti, hingericht mit dem Rad den 11. May anno 1708. 
Summariſche Handlung Lat. X. 

Bey dem Markht Gericht zu Mölckh, Wolfgang J . . . . . . . behauſter 
Tagwerckher allda betreffend. 

Demnach bey allhieſigen Marckhtgericht durch allgemeines Ander 
unterſchiedlicher Perſohnen vorkhomben, daß den 20. Jener Lauffenden 
IToxen Jahres Späten abends, eine Manß Perſohn von langer Statur 
mit Wolfgang J . . . . . . . alß ſelbiger von Wienn nacher Haus gereiſt, 


—_ 83 — 


alhie anthomben, und Ben ihm über nacht geblieben, alß dann der J. 

mit Diejen fremden Meuſchen gegen Märzelitorff eine Stunde von Mölckh 1708 
ligent gegangen, und umb felbige Täg oberhalb Märzelſtorffi in einen 
Wäldl, eine Todte Mans Perſohn, welche unterſchiedliche Wunden Gm 
piangen Gefunden worden, woraus Die Muethmaßung entſtanden als 

ob es derjenige Menſch ſeye, welcher den J. begleitet hat. 

Item daß der J. umb ſelbige Zeit ben des alhieſigen Goldſchmidts 
Lehr Jungen ein Ringl habe ſehen laſſen, und Geiragt ob das Ringl! 
Gold ſeye oder nicht? welches der Goldſchmidt Jung für Meſſing zu ſein 
erkhennet hat, der J. aber dem Jungen verboden habe daß er es ſeinen 
Meiſter nicht ſagen ſolte, hingegen aber der Goldſchmidt ſelbſten geſehen, 
daß der J. mit dem Jungen in den Goldſchmidt Yaden geredt babe, An 
gleichen daß der J. ſelbiges Ningl einen Fleiſchhaker Knecht albiev Namens 
Joſef St.... pr. 3 fl. angefailt habe, und gejagt daß er das Ningl ſambt 
einen Beidl in nachhaußegeben von Pechlarn unweit Wörihs gefnnden, 
und dad Beidl feinen Mädl geichenfht habe: 

AR iſt anheunt Untengetegten Dato vfftbenenten Wolfgang J. Vor 
alhieſiges Marefhtgericht geiodert und in der Gnete Zummariter geiragt 
worden, ob denn alſo, daß eine dergleichen Perſohn wie oben gemeldet 
mit ihm alhero auf Mölckh khomben ſene und Den Er um ſeinen Hauß; 
über nacht beherbergt, wie auch Des andern Tags auf Märzeſtorfi ur 
begleidet habe? 

Worauf er J . . . . . . . ganz Verſichrokhen ausgeſagt daß a!ß St vor 
ungefähr 3. Wochen von Wienn nach Dat gereiſt ſeye unterhaib Des 
Anzbach, Ein Junger Ztaritber Menſch Bon Perſohn Laug :ud woll 
geſtaltet zu ihm Khomben, in der Band einen Ze Degen and Urier 
den armben ein Pünckher! vor qruüeuer Leinwath tragend aiß Er unn 
Ron Ihm I. vernoniben daß er nach Mölckh gebe, habe er jebede: ihm 
mit khomben zu laſſen. auf Der Ramt babe Er ſich BUS River Gardtier, 
Bald für einen Maller auſtgeben. und darbey geiagt Da; Wr vwzer Zul 
burg zu Rayſen willens Sen: ſeindt alte Beide dertiſeibeu Taa bis ueeh 
neuen Lembach Khoniben, nund ven errent Serr, mehlbar ot Fieeuncter. 
das Handwerckh aber it treiben die em fer Jetlonmibet DD GH uber 
Nacht gebliben: den andern Tags maren te anui Mudag aui Beenitrehen 
khomben jeder aldorten eucen Trute!b Sorrr böethan. ani Me Nacht aber 
ſeindt ſie auf Marckherſtorii Kvonibe.t. gt alderr ko Dont Panther uber 
nacht Gebliben aliwo Inc Der Ivarieı vr Maria Lyrerioomtd der: Träxler 
von Mölckh. welche alte Reide auch alidert geblibeit, angerreifen: Zotintags 
darauf ſind ſie alle Vier Von Mitldag at Loftorif Khomben ahvo Me in 


6* 


— 84 — 


die Kirchen gangen und dem Gotdesdienſt beygewohnet haben, und alß 
fie auß der Kirchen Gangen, habe er 3 . . . feinen Reyßgeſpan mit 
ihm zu feinen Schwagern Matdhiaſer Weinberger alldorten genomben 
allwo ihm der frembde ein Pfund Schweiners Fleiſch Kochen laſſen welches 
Er auch allein verzöhret Habe; von Loſtorff find fie Beide auf Albredjtsberg 
zuegegangen alda haben Er I... bey dem Lurger ein Pot abzulegen 
gehabt, von Albrechtsberg find fte auf Spielberg khomben, und haben bey 
dem Grüßt alda einen Wein getrunckhen, von Spielberg jeind ſie Meöldh 
zucegegangen; Unterwegs aber hätde der Reyſende Gardner, ihm 3.... 
ein Blaues Par ©. V. Strimpff abgefeilt, die Er ihm aud) abgefaufit, 
und gleich an der Stöll mit drey Siebenzehner Bezahlt hat, die Strimpft 
hätde Er glei) in feinen Ranzen geſtöckht und joldye mit nad) Hauß ge: 
tragen; in dem Vormarckt allhier find fie Beide zu dem Tijchler gangen 
alwo er 3... auch eine Bolt abzulegen gehabt, und alß fie Bon dem 
Tiſchler hinweg gangen hädte der Gardner gejagt, daß er ganz Mieth 
von der Reyß eye, Sintematen Er Unlängſt das hiesige ‘Sieber Gehabt, 
und jelbige Kranckheit hätte ihm über dreyßig Gulden gefoftet; Er habe 
wenig Geld zu zöhren und wiße nicht wo er diſe Nacht eindheren ſolte. 
Darauf hädte er J . . gejagt wan Er Borlieb will nemben? will Er 
ihm gehen über Nacht behalten, welches der Gardner angenomben ijt aud) 
mit ihm gangen und über Nacht allda geblieben. Montags darauf alf 
den 30. Jener habe der Gardner einen Siebner auf ein Fruehſtuckh ber: 
geben und 2 Pfund Rindfleiſch Khaufft, jolches gekocht, und ihnen auf- 
gefeßt welches fie genofjen und 1 Maß Pier darzue außgetrundhen; Nach 
diefen haben fie Berde ihren Weg auf Märzelſtorff zugenomben, weillen 
der Gardner gejagt Er hädte zu Wolfpäſſing einen Landts Man dem Er 
zuegehen will hädte Ihm alßdann bie oberhalb Märzelſtorff an daß 
Wäldl allwo die Zeldhinger Weingärden heraufſtoſſen begleitet, und wie 
fie dorthin Khomben find zwey Holzhackher durd die Werngärden herauf 
gegen dem Wäldl gehent zu ihnen fhommen Welche gejagt hädten fir 
gehen Unweith Wolffharts Brunn Holz Hackhen, wan der Reifende will 
mit ihnen geben jo wollen ie ihm den Weg weilen daß Er gahr auf 
Wolffpäſſing wird jehen können. Er J . . habe alß dann jenen Rayß 
genoſſen dieſen zwey Holzhackhern übergeben, Er aber ſeye Von ihnen 
hinweg gangen und ſeinen Weg auf Pechlarn genomben alwo Er über 
die Donau gefahren und auf Klein Pechlarn zu dem Schilcher bey welchen 
Er den Vergangenen Summer bey den Manrern zugericht gangen und 
willens Sein noch anſtändiges veitt To ſich bei I fl. 30 fr. bellauffet ein 
zufordern, er hädte aber den Schilcher zu Hauß nit angetroffen, deſſen 


85 


Weib aber hädte zu Ihm geſagt daß ſie es ihren Man ſagen wolle. Er 
jene alß dan wieder über die Donau ganz allein herüber gefahren und 
jelbigen Tag umb + Vhr abents nad) Hau fhomben. Hierauf it ihm 
vorgehalten worden wo Er daß Ringl genomben, welches Er dem Goldt- 
Ichmidts- Jungen ſehen laffen und warumben Er ihm Verbothen, daß er 
feinen Maiſter hiervon nichts jagen ſolle? Folgents auch felbiges dem 
Fleiſchhackher Knecht pr. 3 fl angefailt, mit der Bedeutung dag Er es 
jambt einen Beidel gefunden habe ? 

Antworth Er habe dieſes Ningl als Er anietzo zu Wienn Geweſt 
bey Dem Rothen Thurn auf dem Weg in den S. 3. Khod gefunden, bey 
welchen auch ein Kreuzer Gelt gelegen; bei dem albiefigen Goldtſchmidts— 
Jungen ſeye Er nie gewelt. 

Er hedte ihm aud) das Ringl nicht ſehen laſſen, dem Fleiſchhacker 
Knecht aber habe er jolches zu 3 fl. angefailt hedte aber nicht gelagt, daß 
er es in dem Wörth ſambt einen Beidel gefunden hedte; Worauf ihm der 
Gotdtichmidt und fein Kung wie auch der FleiſchhackerKnecht vor Augen 
gejtöllt werden die ihm alles day war oben beichrieben und ſie Vorhero 
ben Gericht ausgeſagt unter das Geſicht gelagt haben, Er aber iſt auf 
feiner Rede gebliben daß Er das Ringl zu Wien, und nicht in dem 
Wörth gefunden hedte. Daß J . . . . . . . Eheweib hat auch in Beyſein 
ihres Mannes außgeſagt, daß er obengedachte S. V. Strümpie nicht in ſeinen 
Ranzen nad) Hauß gebracht babe indem ſie den Ranzen, ſobald ihr 
Mann nach Hauß khomben viſitiret und in ſelbigen nichts als ſein Schnur 
oder Leindl gefunden habe. 

Auf vorgenannte Indicien, iſt vor dem Marchht Gericht beſchloſſen 
worden, daß mit Vorwiſſen Der Löbl. Kammer allbier der J.. . . . . . . in 
die Eyſen geſchloſiener Arreſtirt werden ſollte. Alß ihm nun durch den 
Gerichtsdiener die Eyſen vorgelegt worden, hat er ſich etwas alterirt er 
wieſen worauf ihm mit Eruſtlichen Worten, jedoch ohne der geringſten 
Bedrohung oder Verhenſſung einiger Gietigteit zuegeſprochen worden wann 
Er umb die geſchehnen Mordtad Wiſſenſchait habe ſolches in der Giete 
zu beckhennen. Hiraui gibt er zur Antwort. Er hedte es allein nicht 
geihan Sondern diejenigen zwey welche Durch die Zelckhinger Weingärten 
gegen den Wäldl gehend aut den Weg zu ihnen khomben hedten ihm dieſen 
Menſchen ermorden heliſen. Bevor Nie aber den Rauſenden angriffen ſey 
einer in einen Braunen Rockh den er vor einem Jahr zu Zelckhing in der 
Nirchen geſehen ihm ſonſten aber wetter nicht kheune Still geſtanden und 
gefragt wer Dev Rayſende ten, welcher Voran gehe? ob er ewan ein Yber 
either ſey, und ob er Gelt bey ibm babe? fie wollten jehen daß fie 

© 


— 86 — 


Gelt von ihm befhomben fünnten; er $..... aber gab zur Autwort daß 
ſich diefer Menſch bald für einen Gardner, bald für einen Maller, und 
bald für einen Baader ausgebe; Er werde aber wenig Geld bei ihm 
haben dieweil Er erit geftern aus Mangl des Gelds 1 Paar Strimpf 
umb drey Siebzehner verfaufft habe, worauf derjelbige Mann zu ihm 
J . . . . . weiters geſagt, er ſolle nur ein wenig Vorauß gehen, ſie wolltens 
ſchon recht machen, welches Er auch gethan. Als fie nun weiter in das 
Wäldl Ehomben, habe der Mann in dem Braunen Noch mit feiner bey 
ſich gehabten Hackhen dem Reyfenden Gardner einen Streih auf den 
Kopf gegeben und gleid) darauf Hedte ihm auch jener im Weiſſen Rockhe 
welcher mit dem Vorigen wie gejagt auf den Weg zu ihm fhomben den 
anderten Streid) auch mit jeiner bei fic) gehabten Hackhen auf den fopi 
gethan, auf welchen Streich der Gardner zu Boden gefallen und gejchrieen 
Jeſus, Maria, und Joſeph, mueß ich den da meinen Geiſt aufgeben, den 
dridten Ztreid) habe Er J . . . . . .. mit ſeinen bey ſich gehabten Reyß— 
Häckhl auch auf den Kopf gethan, haben dann alle drey nicht mehr nach— 
gelaſſen biß ſie dieſen Menſchen Völlig ermordet haben. Nachdem er nun 
Todt war haben ſie ihm viſitiret, und feine Säckh und Taſchen Vmb— 
gekehrt: ſie hedten aber nicht mehr als drey Siebenzehner Gelt bei ihm 
gefunden, die ſie auch au derſelben Stöll getheilet, den Todten körper 
aber hedten ſie in ſeiner völligen kleydung an der Stöll wo er umbgebracht 
worden ligen laſſen, daß er dann mit dem Kopf gegen Ornding und mit 
den S. V. fueſſen über den Weg gegen Zelckhing gelegen: des Entleibten 
Degen hedte dieſer zu ſich genomben, ſo den Erſten Streich gethan, das 
Pünckherl aber hedte Jener im weiſſen Rockh genomben jo den audtern 
Sireich gethan. Er . . . . . . . hedte nichts als einen Siebzehner gehabt, 
ſeind nach dieſem alle drey zugleich auß dem Wäldl gangen, die Zwey 
mit Gehilfien hedten ihren Weg auf Ornding zuegenomben, Er aber ſey 
nach Pechlarn gangen ſein ausſtändiges Schildl wie oben gemeldet ein— 
zubringen weillen Er aber uwerrichter Sachen zuruckhkomben mußte ſey 
er Rachmitiag Vmb 4 Uhr nach Hauß khomben. 
Beſchließt für diesmal hiemit ſeine Auſſag. 
Daraui mt Er Geſchloſſener in Arreſt geführt worden. 
Mer: Mölckh den 17. Februar 1708. 
l.. 8. Markht Gericht 


alda. 


Am 24 Febrnar erfolgte neuerdings ein „Guetiges Examen“, bei 
welchem dem Inquiſiten 37 Kragen vorgelegt wurden. Die gegebenen 
® 


— 87 — 


Anhvorten enthalten mit unmelentlichen Abweichungen den früher ange: 
deuteten Sachverhalt nur mit dem Unterichiede, daß J . . . .... ſchließlich 
eingeſteht das Verbrechen allein ohne Mithilfe, wie er früher ausgeſagt, 
begangen zu haben; worauf er als Geſchloſſener wiedernmb in den Arreſt 
geführt worden. Actum Markht Mölkh auf gemeines Markht Rathhaus 
den 24. February Anno 1708. 


L. S. Johannu Wilh. Tunfpl, 
Markht und Pann Richter alda. 
L. S. Andreas Rieſer. I. S. Albrecht Raſchberger. 
L. S. Johann Führer. N. Mathias Deuber. 
L. 8S. Michael Mahringer. 1.N. Vaſſus Vietor Höbler. 


Am 14. März erfolgte ein weiteres Guetiges Examen, worauf das 
diesbezüglich gefaßte Parere den Rechtsgelehrten vorgelegt und nach deren 
fachmäuniſcher Begründung nachſtehendes Urtheil geſprochen wurde: 


End- Vrlhſ. 


Wir Markht und Panrichter wie auch Gerichts Aſſeſſores des Löbl. 
Exempten kloſters Mölkh habenden Landgerichis alda haben das in puncto 
Latrociny einkhombenen Woligang N . . . . . . vorgenommenes Criminal— 
Examen alles Fleißes mit einhollung deren Herren Rechtsgelehrten Parere 
durchgaugen, und erkennen zu Vrihl und Recht, dar Wolfgang J . . . . . . . 
dem Freynann übergeben aut Die gewöhnliche Richtſtatt geiührt, und alda 
mit dem Radt von oben herab erſtlich aui Den Halß hernach auf das 
Herz, und ihm alſo alle Glieder abgeſtoßen mithin vom Yeben zum Todt 
hingericht, der todte Nörper aui das Rad geilochten, über denſelben ein 
Galgen mit einem Zwang amgerichtet werden Selle: dieſes sten und ſeines 
Gleichen zu eier woblwerdieitten Straff, anderen aber zum Exempel und 
Abſcheu. 


Actum Mölth Dei 50 Marty Anro 1708 
Marthi und Vaunrichter 


te auch Gerichts Aſſeſſores, alda. 


Nach der am 16 per 1708 erioigten Veſtatigung dieſes Urtheils 
von Seite Dir h. Regiernug wurde am 11. Mai 1708 die Hinrichtung 
in nachſtehender Weiſe vollzogen: 


1708 


_ 38 — 


Axecutions⸗Formb. 

Drei Tag vor der Execution iſt dem armen Sünder der Todt 
folgender maßen anzukünden. Es gehet der Marktſchreiber nebſt zwey 
Gerichts Aſſeſſoren in das Diener Hauß rueffen den armen Sünder vor 
ſich ſetzen ſich an den Tiſch wie daß ſelber über ſeine begangenen und 
Bekhennten Mißethaten auf das von dem Landtgericht Mölkh geſchöpfte 
und von der Hochlöbl. Regierung ratificirte End-Vrthl und zwar nächſt— 
£hombenden Freytag fterben müfje, derohalber er fi) mit Godt verfühnen 
jolle; wann dieſes beichehen treten die Gerichts Perſonen ab, entgegen 
die Geiftlichen ein, und disponiren ihm dann zum Todt. Diejen und den 
folgenden Tag bleibt der arme Sünder ausgejeßt, und den dridten Tag 
Vormittag wird die Erecution vollzogen. Ber Anfündigung des Todts 
ft ihm mit michten anzudeuten mit was er hingerichtet werde, ſondern 
alleinig daß er Sterben müjje: An dem Tag der Erecution (iweillen zu 
Mölkh ſolches vorhin gebräudyig gewejen), fiten Herr Martht und Pan 
Richter wie auch ſämmitliche Gerichts Aifeflores vor dem Rathhauß umb 
gewöhnliche Zeit in einer ordentlichen Schranne Lajjen den armen Sünder 
durch den Gerichte Diener wohlvenvarther vor fich eintreten und das 
Vrthl in nachfolgender formb ablejen. 

Segemvärtige Vor und aufgeführte verheyerathe Manns Berfohn 
Wolfgang J . . . . ... bei Vierzig Jahren alt katholliſcher Religion in 
Ober- Oeſterreich in S.... gebürtig hat in den mit feiner Perſohn vor— 
gehabten Guetig Examine bekhennet, und ausgeſagt daß .. (folgt der ganze 
bekannte Ihatbeitandı. 

Dieſe ſeine begangene Miſſethaten ſeyen ihm vom Herzen leyd Be— 
fehle ſich Godt und der Obrigkeit und erwarte ein gnädiges PVrthl. 

Hierauf fraget ihn Herr Panrichter: Wolfgang I... . ... baft du 
die Verbrechen vernommen, und er antwortet Ia, cs ift alleg dem alßo. 
Höre alfo dein Vrthl. 

Hierauf ſoll kraft des bei allbiejiegen Landgericht gefchöpft und von 
Einer bocjlöblichen N. O. Regierung Confirmirten Vrthls Gegemvärtiger 
Deliquent Woligang J . . . . . . . dem Freymann übergeben werden daß 
ſelbiger auf Die allhieſige gewöhnliche Richtſtatt geführet und alldorten mit 
dem Radt von oben herab anfangs der Halß hernach das Herz, nach— 
mahlen alle Gliedmaßen abgeſtoßen und alſo vom Leben zum Todt hin— 
gerichtet, Der todte körper auf das Radt geflochten, und über das Radt 
ein Galgen mit einem Strang auigerichtet werden ſolle. Dieſes ihm zu 
einer wohl verdienten Straff, anderen aber zu einem Spieglenten Exempel 
und Abſcheu. 


— 80 


Kun wird der arme Sünder dem Scharfrichter übergeben, und 
weichet aljo das Criminal Gericht von einander, Herr Pan Richter aber 
reitet zu dem Richt Plag alda der Execution beizuwohnen: nachdem jolche 
vollzogen und der Scharfrichter die gewöhnliche Frag, babe ich Recht ge: 
richtet, von fich gibt, Herr Panrichter darauf antwortet: Ja du halt Recht 
gerichtet was Brthl und Recht vermag. 

In ähnlicher Weile wurden alle Kriminalproceſſe durchgeführt und 
lafjen wir, ohne in Einzelheiten eimzugehen, einige der erfolgten Ver: 
urtheilungen der damaligen Zeit Tolgen. 


Vrkhl. 

Wir Markt und Panrichter wie auch Gerichts Aſſeſores des Löbl. 
und Exempten Kloſters Mölkh habenden Land Gerichts haben das in 
puncto Homocidy Gefänglich Einkommenen Criminal Exanen alles 
Fleißes mit Einholung deren Herren Rechtsgelehrten parere durchgangen 
und Erkhennen zu Vrthl und Recht daß Sie Maria W. . . . . dem Frey 
mann übergeben auf die gewöhnliche Richtſtatt geführt und allda mit 
einem ganzen Schilling abgeitrichen und nach Hinterlaſſung eier ge 
jchworenen Urphed des Yandtgericht auf ewig verwieſen werde. 

Actum Markht Mölfh 20. November 1709, 

Markht und Paurichter 
wie auch Gerichts Aſſeſſores des Lanudgerichts zu Mölkh. 


Vrthl. 

Der Stefan R. . ‚. . tolle ſeiner begangenen Miſſeihaten halber auf 
drey Natural-Jahr auf die Galeere zur Ruederbanck verſchaffet nud nebſt 
Abſchwörung einer Urphed des Landgerichts Mölkh auf ewig verwieſen werden. 

Actum Wien + April 1727. 


Vrthl. 

Daß Johann Georg S . . . . . . dem Frenmang uübergeben. aut Die 
gewöhnliche Richtſtatt gerührt und alda mu dem Straug von eben zum 
Tod hingerichter werden ſolle. Tieſes ihm zu eier wohlverdienten Siraf 
andern aber zu einem Spiegleten Exempvel und Abicheni. 


Actum Markht Molth im Rathhauß den 4J Junt Auno 1792. 
L. X. Thomas Stadler, 
Miarkhtrichter und Landzerich:z. Verwmaälter. 
l.S. Sobanı Paul, l. 8. Tobtas Sacopn. 


Echaider. 


1709 


90 — 


Anbei aud) die Koſten der vorgenommenen erjterwähnten Erecution. 


Derzeidinus 
der Yandesgerichts-Uncojten welche bei des Löbl. Klofters Mölkh freien Landtgericht 
alda wegen des den 20, Febr in puncto furti gefänglich eingezogenen und den 


6. uni 1752 mit dem Strang hingerichteten Johann Georg S ..... ansgeleget 
worden. 

fi. fr. 
1. Dem —öichloſſermeiſter alhier umb Spring-Eyſen.. 4.30 
2. Zwey neue große Vorhäng Schloß.. 2721 
den 4. April einen brief von Münnchen . 2 2 2 2 2 2m 6 
den 2. May einen großen brie........ . —- 36 
einen brief von Purkbersdorf . . . . . .. .. —. 16 
einen brief nach Tebretichin und Antworth Ari. 2 | 
den 7. May einen Brief nach Purkbersdori . . . . 2er eene 16 
Vmb weille Leinwath zu einen hemmeth ſambt macher lohn .. } \ 
den Io. May einen bries nach Purkhersdorf - - >» 2» 2 2 2 22 nn nem. 
den 15. Wan die Annvort janıbt Examen zuruth. . ... ..—.40 
den Markhtſchreiber welcher mit gnädigiter licenz Ihrer Greelleng mit dem 

z. . Kriminai-Procch nad Wien gereift bar laut Beylag verfahrt 

6 fl. 4 fr. hievon kommt die Dältte anhero mit. . . . . . . . 312 
As der arme Sünder ausgeftellt worden auf 3 Tag zweyn Wachtern jeden 

täglich It. . 2.2.0. ....... ... —.18 
bei der Execution 26 Wachter jeder. ID ir. .... 2.36 
Zweyn Zimmermeiſtern welche den Bulfhen am Bochgericht vifitieret, und eine 

neue Yeiter gemacht jeden 1 fl. zuiammen . » 2 2 2 2 2 2 ne. 2.— 
Fünf Zimmergeiellen jeden 39 kr. . . . .. ... . 22.30 
dem Spranger unib Wein und Brod vermög Verlag . En 17: 7 
ein Dadl ſammt tel 2. 2 oo oo rer... m 19 
Zwey Stridl . 2.2... EEE | 
or die Merten dem Schmidt satt W .45 
Tem Spranger umb daß er durch 3 ““ dem armen Zunder und geiſil. Herrn 

die Kot arreidt . 2 2 200. — . . 2.0... 48 
dem Philipp Weißhapplt Borbenlohn um den Freyman nach arembs! ......— 350 
dem Seiller umb S Map Bier. . . .. nnd 
dem Freymann taut Bettellinigs-Wontract fur die Crecution 22222. TO - 
Seinen Knecht wegen Verbrennung der Leiter . .. >... 1-- 
dem allbiefigen Yandtaeruhts Tiener wegen ein und Ausſchließung, dann Arreit- 

Heid, und Atzung vermog Eprciflcation - 2 2 2 2 2 20 enen. .19.38 
den Herren Rechtsgelehrten . 2... || 
zzwey Ellen 33wilch zu boten, und machen laſſen .... . —. 
Einen Brieif von Praunau, Poſtgeld... 18 





89.06 


Das Marft und Bangericht, welches viele ähnliche Kriminalproceſſe, 
wie der oben mitgetheilte, durchgeführt, beitand in Met ſeit undenklichen 


— 91 — 


Zeiten, wurde aber oft mehr oder minder eingeſchränkt, ſo meldet ein 
Brief (1453) von König Ladislaus (Siegel und Unterſchrift Fehlen, 
wie tolgt: 

Wir Laſſlaw von Gots Gnaden zu Hunger zu Behem, Dalmatien, 
Eroatien & Kunig, Hertzog zu Oſterreich, zu Steir, zu Kernden md zu 
Nrain, & Marggrat zu Merbern, und Grat zu Tirol & befenmen und 
tun offentlich mit dem Brief allen Yeutten, die nu febent, und hernach 
kunftig jind — Seitmalen wir jpuern, daz unjer VBordern Gots lob und 
ern lieb gehabt, und viel föblicher öfter und Stift in Irn Yannden 
erhebt habent — Sodann wir nu Irn würdigen fürftlichen Sezzel befigen 
und Jen Fuſſpur in guten werfchen pillich nachuolgen fullen, zweifelt uns 
nicht, daz wir davon nicht allein mit weltlichen, ſunder halı mit hymliſchen 
eern gehöcht werden, und wann ıms die Erſamen Geiſtlichen, wer Lieben 
andedhtiaen, n, der Abbt und Gonuent des wirdigen Gotzhawss, und 
Denedicter Urdens zu Melkh fürgebracht, und ertzellt haben, wie unſer 
Lantrichter der dag Landtgericht, To weilent die von Meyſchaw, uud Ir 
Anwelt, und nachmalen Jorg Schekh, und Korg Sewfungker zu ers 
lieben Herrn Kunig Albrechts löblichen Gedechtnuß. und unſern Handen 
verweſt, und gehandelt habent, de Lewt zu Melkh mit vil untzimlichen 
und ungewondlichen Vordrungen beſchwert, und beiwungen haben, dadurch 
Sy ettwin offt in unew, und Ungemach tomen ſein, md auch an Irm 
Nutzen, und Rennten Mangel geliten babent, daß Ir und Irn Leuten 
ſchwer geweſen jey; darumb To haben wir angeſehen und betracht den 
ſteten und emſigen Gotzdienſt den der benanut Abt amd ſein Connentbruder 
ſteticklich in Iren Cloſter löblich haben, und verbringen auch das maunig— 
ueltig mitleiden, ſo Zu. mid Ir Lewi mit unſer Lande getan habent, und 
tund, und Haben In dadurch mit guter Betrachitnug, und rechten Wiſien 
nad) unſer namhaften Lannt herren, uud Met Rat ver Bösainber Macht, 
und als Herzog und Laudesſnurit si Titereieche ziriamot Dem inter und 


Freiheiten, Die In vormalen ver uneren vordern Dt, uud Landeseniten 
von Oſtereich ſeligen dad! außge: eben HD, af NE ILDEO ünd Ge— 
rechtigkeit, to wir in den Markt zu Meitlgehabi, ER 2 Pe eacttaüten 


unſern Yandgerubt acbert habent, Yırtaud aachen, an aebe:: ment 
im Kraſt Des Brieis In Selber Mai daz ginſer Bye mi DI Me 
daftelb unſer Vanmntgeriehln Inze habent. eoer Nr bare: Paten, und 
verweſen werden, un Dem ganzen Martlt and Kargitid u Melth kain 
Gericht weder Todgericht, noch anderlay Gericht, zunbewelcherlan ſachen, 
das ſey, haben ſullen, oder inenn Ware mit alles ſolchs unter Gericht 
und Gerechtigkein un dem Markchu and Burgirid zu Melkh, demſelben 


1453 


— 12 — 

Gotzhaws vorbehalten und ledichid) geben haben, daz Sy bei dem be: 
nannten Markt) zu Melkh, Stofh, und Galgen, Schrann und Dingitat, 
und aud) allzeit Jen Nichter jelbs weln, ſetzen und gehaben Yullen und 
mögen, den allweg von uns und unfern erben und nachkomen, Landes- 
fürften in Oſtereich Pan und Echt nem und empfad), die wir ihm dann 
genediglich verleihen fullen, und wellen, und umb alljachen, die den Tod 
berürent, und dartzu umb all ander jachen, es ſey umb Grund, Poden, 
Purgrecht, Pergrecht, Geldjchuld, Flieſſend wurden, oder welcherlay ſachen, 
Handel, oder Zuſpruch, die ſein nach Gelegenheit, ſchuld und tat, Gerichten, 
und mit Des Gotzhawss oder andern erben (ehrbarn) Lewten Recht beſitzen 
full, und mag, als in andern folchen Schrannen, Dingfteten, und Ge: 
richten in unſern Fürſtentum Oſtereich Sit, und Gewohnheit ijt, wann und 
wie offt ſich jolch Tadhen begeben, Damit amem jeden der da fürfumbt, 
und Rechtens begert, ain gleiche güttlichs Necht widerge, an alles geverde. 
Es jol auch kein Bamutrichter, der das vorgenannt Banutgericht In bat, 
oder Anhaben wirdet im hinfür ewichich zu Melkch in dem Marktcht und 
Purgfrid von Ellen, Wag, Gewicht, Mepen, Zol Maßß und allen vailen 
Pfenwertt davon Banntgerichts wegen feineriey Gerechtigkeit, oder Gewalt— 
ſam haben Des Gotzhawss, oder anderer Herrn Lewt zewandln, zeverpieten, 
zepfennden, noch in Feinerlan Tachen auf Sy zegreitfen, oder zepuffen an 
Irn Verb oder Gut, wie ſich das gefügen möchte. 

Wann des Gotzhawss zu Melkch Nichter und Amtlewt nun fürbaſſer 
all ſolch obgemelt ſachen von den Gotzhaws wegen handeln und tun 
jollen an aller Banntrichter und meniclichs Irrung und Hinderniß an 
Geverde. Wer auch daz in künftigen Zeiten Rawber, Diep, Uebeltäter, 
Manßlechter, und ander ſchedlich Lewt, einer, oder meniger zu Melkch 
und in dem Purgirid daſelbs, funden, oder begriffen wurden, die ſüllen 
des Gotzhawo Richter, Ambtlewt, und Anwelt, von Irs Gewalt und Ambts 
wegen ſelbs haben, und zu Irn Handen nemen, und ob Sy den Tod oder 
ander Straff verſchuld hieten, zu In Richter, und Recht beſitzen, und 
gern laſſen, in der Schrann zu Melkch, als ſolcher Gericht im Land zu 
Deſterreich recht und Gewonheit iſt: Wir ſehen auch und wollen ernſtlich, 
ob Die Lewt, und Hinterſeſſen daſelbs in den Markcht und Purgfrid in 
die Gemein Schrann zu Martbargdort gevordert wurden, von welcherley 
Zicht oder Sachen wegen das geſchah daz Zn dann nicht pflüchtig ſullen 
ſein, aut ſolch vordrung zekomen, noch ſich zu verantwurden, und ob unſer 
Bauntrichter, vogt, und Anwelt, Die das vorgemeldt unſer Banutgericht 
hiniur Junhaben, verweſen, und handeln werden, wider ſolch unſer Gegen: 
wärtig Freiheit und Gnad, ſo wir den Geiſtlichen Lewten, und allen Irn 


- 98 — 


Nachkommen, und Lewten dafelbs m dem Markcht und Purgfrid, als vor 
begriffen ijt, mit dieſem miſern Privilegi getan, und geben haben, kheinerley 
Irrung oder Hindernnß teten in kheinerley weis, oder Zu, oder Ir Lewt 
dawider au Irm Leib oder Gut beſwerten, oder angriffen, So ſüllen Sy 
wiſſen ſich in unſer und unſer Erben und nachkommen Herrn nnd Landes 
fuͤrſten im Tſtereich ſpere Ungnad kommen und darzu in unſer fürſtlich 
Nammer zu Deſtereich zu Peen verfallen ſein Tauſend Pfiund guter 
Piennig, und den vorgenanmten Geiſtlichen Lewten auch als viel und 
dartzu den Lewten den ſolch Beſchwerung geſcheh oder wideriuhr all Ir 
ſchaden abtragen, und widerkern geuglich an alles widerſprechen und Ge 
wer, all argliſt ganz ausgeſcheiden und hindan geſetzt. Und das alle ob 
gemeldt unſer Guad und Freiheit, und ſachen hinfür ewiclich ſtei, und 
uutzebrochen beleiben. Darum zu ainer warn md ſichtigen Urkund geben 
wir den vorgenannten Geiſtlichen Lewten zu Mellchh und allen Irn Nach 
kommen und Hinterſeſſen, iun dem Marktch. und Purgirid zu Meitheh Die 
Zu yebtzt babent, und hininr gewinnent dieſen unſern Brief beſiegelten mit 
unſern kuniglichen anhangenden Inuſigel. Geben zu Wienn au ſaud 
Urbaus Tag nach kruti Geburde vierzehn hindert darnach in Dem drey 
und fünfzigſten, unſerer Krönung unſers Reichs des huugeriichen u. im 
vierzehenden Jahre. 

Die Ernennungs Urtunde jur einen iolchen RPaunrichter 17364 
lautete wie jolgt: 

Wir Karl der Sechſte per Boris Giaden, Erwahlter Rom: Maler, 
zu allen Zeiten Mehrer des Reichs in Germanten zu Hpanien, beeder 
Sicilien, Hieruſalem. und Iudime, ne auch ä Hiingarn, Boheim. 
Dalmatimo, Croatimo, Z’avermmo "ta Qramerıon ji Oeilterteich. Herzog 
zu Burgnuud Steuer. Marten, Nam und Wurtemuerd. zu Ober und 
Nider Schleſien. Margaraf su Moor, in Ther ued Nider Laußniiß, 
Grai zu Habspurg, Flauder!. Tyroll. nd Ser Betettiten. D wir 
unſerm getreuen Mathias Stadier as het At Lattd One Gezir! 
Da Markts Möoict itnraeiteiten Men Born, nd Uber de ment m 


jochen Pann Reehte Jun: mer o.p ers oe, onen orten 28icitt. iel 
mi dem Brici, ao Det or wert aid ZnDI SD no Deu VPS an 
richten haben toll m dem Nabmin derli Mlemenm oo deu: Malin Urd 
Dem Reichen os Dem Aruleet ost y de NM. int ton iozRDEN, ID 
dariunen weder Moto, Brei. NEED, Fertidehnait noch anders 
anzuſehen wie Or lus dann Ba art awalneeh io out Tom Gefahrde 


mm Urtnud dies orte Weber 12 ler Zi Wiei Den zeheliden Tag 


Monats Seplemhbris nach Ehriſti Bern ai Zieh WÜRDET, Zube 


1736 


1683 


— 4 — 


und dreiſſigſten, Unſerer Reiche des Römiſchen im fünf, und zwainzigſten 
dero Hiſpäniſchen im drey, und dreyſigſten, denen Hungariſch und Böh 
miſchen im Sechs und zwainzigſten Jahre. 


Johanu Chriſtoph Graf Sand, 
vice- Statthalter. 


Jacharıas Grobraudt, 
Ganzler Amts Verwalter l. 
Commissio Domini Electi 
Imperatoris in Consilio 
serdinand Ed. Eugelshofen, 
sobann Sofeph Fraißt. 


Collationirt md den prodneirt obngeftempelten Original gleich 
lautend. 
Frauz Edler von Bolzer, 
t. k. n. ö. Texator. 


Der Hanptantheil der Jurisdiction und aller obrigkeitlichen Rechte 
war ſtets dem Stifte Melk als Herrſchaft vorbehalten. 

Obwohl dasſelbe dieſe Rechte zu jeder Zeit human handhabte 
(„Unter dem Krummſtabe iſt gut wohnen“ ſagt ein altes Sprichwort), 
ſo ſcheinen doch öfters Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen der Herrſchaft 
und den Bürgern des Marktes beſtanden zu haben, insbeſondere wegen 
Zueigunung und Durchführnug einzelner Gerechtigkeiten, ſo berichtet uns 
ein Beſcheid vom Jahre 1683: 

Des Marckts Mölck Beſchwärden beſtehen To im Pfundgeld, 240 in 
Inventirung deren Verlaſſenſchaften. So viel das erſte betrifft muß man 
der ergangenen, und nachhin durch Kayl: Resolutiones de datis 30. Au 
und 2. Novembris 1682 erlauterten Landesfürſtlichen ordnung nachleben 
und Miracıds mehr als aufs höchſte 3kr. von gulden zum pfundgelt 
nehmen, das Vorige und mehrere alles als ein ſchädlicher Mißbrauch 
in gauzen Land anigehebt, und Verbotten worden. 

Fürs Auderte müſſen die Inventuren bey denen Verlaſſenſchaften, 
wo ein, oder mehrere minderjährige Ninder oder dieſelben gleichmäſſige 
RPerſonen Jutereſſiret ſeind, darumen ohne unterlaß beſchechen, damit der- 
aleichen Rerionnen, wegen ihrer Legitimae verſichert ſeyen, und die Obrigkeit 
mt den perieulo actionis Subsilsarae uiecht beladen werde, durch welche 
Inventuren niemals das Jus testani, oder ireyer Willen zu disponiren 
benohmen, weder Eltern noch Kinder Laediret, ſondern vielmehr um ihre 


— 95 — 


gebihrende Antheill Verſicheret, auch Benebens die Burger ihrer Markt 
mama oder Abhandlung nicht entſetzt, noch ſonſt ihnen oder ihren 
Nachkommen in geringſten geſchadet, ſandern Die bis dato in ſchwungtge 
werte Mißbrauch in unterlaſſung der nothwendigen Inventur abgeſtellet, 
dahingegen ante Polizey eingefihrei, und was Recht iſt jeder Obrigkeit 
zu; Beobachten oblieget gethau, und gehandlet werde. 

Und dieſes ware meines wenigen Erachtens denen Snupplicanten 
mindtich zum Reſcheid zu geben, md daben ihmen uniormb ihres ſchriit 
lichen Anbringeus anch zu bedeuten. Notatum Wien den 20, Darin 1683 

Thomas Wuntkth. 


Nahezu hundert Jahre ſvater finden wir almliche Beielnverden der 


Rürgerſchaft, von welchen nachfolgendes Fragmetit Deinbier md Die Ein 
gabe Des damaligen Abtes Urban näheren Auinhiuß giht. Vorher er 
bringen wir jedoch noch eine „Bolten Berordinma fr Mell weueben am 
22, Febrnar 1770*. 


Gemeines Marckts Nölckh 
Pollicen Drdnung 
l're Arne 
1740. 
Folgen erſtlich die Amter wie fanden Dada Jalee saneet ninnert 


Weaenri: I: 


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Aus dem Natı Mrz Sr Gi hid. 
Joſeph Grutidheiier walitie. Mehl 
Mathias Toller sort ‘ri 
Joh. Mien Maunen Ali ie:der 
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und Häqu Srion, Zehibeli ouD Too oe Mut 21 rlobaıd 


macheit Latte, 2.0: derheit ART eden Don. SI OL ONWERTOND gute 
Sortebima titan Tolle, Dumm Tone dogs Zn merligtien, die Thor 
fleiſſig aüſgeralimet, auch Die Bert ſauler STD vein gehalten wierdrü. 


1770 


— 8 — 


gebräuchig iſt pr. 3 5 jeder männiglich verfauft werden. Da fie aber 
ſolchem in ein oder anderen nicht nachleben, jondern hierliber Handfen 
wurden, jollen fie mit Vorwiſſen guädiger Obrigkeit von Nichter und 
Rath unnachläßlich geitraft werden, wornach fi) auch die Fremde auf 
den Wochenmarkt hereinfommende Bäder, und Müller zu richten haben. 

Es follen auch hieführo denn Bäcken vermög hochlöbl. Regierungs 
Verordnung Grieß zu verkaufen gänzlich verbotten nud nur denen erlaubt 
ſeim auf dejjen Haus folches Gewerb verlieben iſt, und weilen jährf. unter 
ihnen Bäcken in der Kalten nur emer die Brezen gebaden, als folle es 
auch Dies Jahr darbey bleiben. 


Fleiſch-Beſchaner. 
Andre Stolz 
Franz Heinel. 


Bei Bedrohung groſſer Straff iſt den wöchentlich hereinfahrenden 
Gey fleiſchhacker auferleget kein Fleiſch zu verkanfen, es haben den ſolches 
zuvor die Fleiſch Beſchauer beſichtiget, und da ſie eine Ungebühr es ſeye 
mit Fleiſch, oder Wag befindeten ſolches bey Straff nicht verſchweigen. 
ſonderlich aber ſollen ſie bey den hieſigen Fleiſchſackern wegen des Gewichts 
fleißig nachſehen, auf daß die Schrott und Beine nicht geduldet, und 
hiermit Niemand beſchweret werde. Wen ſie um derley Ungebühr befünden 
ſollen ſie ſolches alſobald dem Richter anzeigen, Damit derſelbe gegen die 
Verbrecher mit Ernft zu verfahren wiſſe, und wau ein oder anderer 
fleiſchhacker zu ſchlachten ſich unterſtände ohne Zurecht Beruffung deren 
fleiſchbeſchanern, derſelbe Tolle jedesmahl nach hochlöbl. Regierungs Ver- 
ordnung um 12 Reichsthaler geſtrafft werden und damit die Fleiſchbe 
ſchauer in ihren Verrichtungen deſto fleiſſiger zu ſeym und die Üübertreter 
anzuzeigen Urſach haben alß ſolle Ihnen von ſolch eingehender Straff 
jedesmahl die Helfte gebühren. 


Fleiſch- Drdnung. 


Denen allhieſigen fleiſchhackern wird hiermit gleichermaſſen auferlegt 
daß ſie Alles Fleißes ſeyen Jung oder Altes nicht ehender aushacken bis 
es durch Die fleiſchbeſchauer beſichtiget worden, übrigens aber ſollen die 
fleiſchhacker nachfolgende fleiſchſaßzung bei ausgeſetzter Straff um fo mehr 
zu halten verbunden jeyn als ihnen das Wald fleiſch zu 5 fr. gegen deme 
dat; ſie das Hungariſche Rindfleiſch vobwohlen ſolches dermahlen von Hoh 
löbl. Regierung zu 5", fr. zu verhacken gnädig bewilliget it) ebenmäſſig 


— 9 — 


zu 5 fr. anshaden follen erlaubet iſt. Wan fich aber untern Jahr eine 
mehrere Thenernng untern Vieh begebete, jo ſtehet Ihnen bevor bey dem 
Marktrath oder guädigen Obrigkeit um andere Satzung anzubalten, von 
ſich jelbjt aber tollen jie bey grofier Straff wider die Saßung zu ver: 
kanfen Tich nicht betretten alien. 


Fleiſchlahung. 
il. kr. 
Tas MT Hungariich Rindfleiſhh.. oma. 
das „ gute Wald⸗Ochſen⸗Fleiſch... . —. D 
das A Kalbfleifch von liechtmejien bis Biinaiten . > oo anne .4 
"nn von Pingiten bis Mideeli . . . 2. 2 2 222 
» > en von Michaeli wieder bis fichtmellen . - - 2222220. 6 
das M Eämeineme nn 6 
„ Schafe . .. . . ......... | 
Das /7 Giejelcht 3 finger diden Speth . ......... ...... . - 16 
A ſe dit . .· · ··· ·23636:71 
der iriihe Speh . . . . er |} 
das T fchön gemachte Fleth. em 
Eine Ochſen Yung ſammt Höhen ......... . . —-.10) 
eine dtto. ohne Röhnn. N 
ein Schön gemachter Kalbe Ropf auf eritere Zeit. . rn 12 
“nn „ n „ den Pfingiten bis Michaeli . |; | 
„ bon Mächaelti Bis lichtmeſſen...... 115 
Ein Kalb Gröi, oder Pauſchen ſamt Prießl anf erftere Beit. .. 2... 12 
” „ „ ” n „ n aufi 3 110 1] Vs er 13 
Pe? " " „ „ anf dir dritte .. . 1414115 
Ein deto ohne Frieft anf erſtere Zeiti.... .. . —-æ.7 
„ ri n in zweyter . . . .. ...——. 
„ in dritierr...111 
Fin Kaibs Groß; in eriterer Jeit.... . . . .-.7 
n „ Inandant 02... ur .. C.. 9 
„ der rn ..... ..4111 
Ein ſchön gemachter Nalbs ‚Fu das gatnuze Nabr ed 
Fin Schaflopt > 2 2: 2 oe 
Fin Ihön gemachter Tchien ul 2 2 


Die Fleiſchhacker tollen ber Straif weder Ochſen: noch Kalber Fuß 
zuwägen, md Damız Sommers gen keitient aus Ihſien Das Fletöch ſtinkend 
werde, all; ſollen ſie im Sommer einer Dei auderen min dem Fleiſchhacker 
anahalten. Richter und Math wollen ſich dehnt Verwilligung guadiger 
Herrichatt vorbei babe Denen Fierſchliackeru Das steil auch nuterm 
Jahr durch zwey extiag Fleiſchhacker faxiren zu laden, und Das Schlechtere 
in ringeren I8ertb gi ſeßen. Obbemelte Fleijch Sabung Tolle anf einer 

7* 


— 100 — 


Tafel geſchriebener zu ſehen ſeyn, welche Tafel auſſerhalb ihrer Bauch 
bey 3 fl. Straff anszuhenfen iſt, Und weillen vermög Bann Buch über 
inter bis Pfingſten jedem Fleischhacker nicht mehr den 15 Stück Schaf, 
hernach aber, fo viel fie ihnen pfundweiß bis Martini auszuhaden ge: 
trauen paßiret werden, alß Tolle es auch dies Jahr ſein Verbleiben Haben. 

Die Fleiſchhacker follen auch ihre Schaf nach Innhalt bemeldten 
Bann-Buch weder auf des Gottes Hanß noch auf der Burgerſchaft ihre 
Getreyder, Gärten und Breiten treiben laffen, welchen hierüber Schaden 
geſchieht derjelbe Jolle die Schafe hereinzutreiben, um ſich ſeines Schadens 
nach gerichtl. Erkeuntnns Pfandſchaft zu machen Macht Haben, und mweilen 
Innhalt Baun Buch von Alters hero der Brauch geweſen, daß die Gey 
Tleischhader, jo auf den Wochen Markt herein fahren, jedes Pfund Fleiſch 
um 2 fr. wohlteiler als die hiefigen geben müſſen, alß folle es auch noch 
hieführo darbey verbleiben, ımd damit der Gey Fleiſchhacker willen möge, 
wie hoch er jedes Pfund Fleiſch zu verkaufen habe, ſolle demſelben in 
gleichen eine Satz Tafel aufgerichtet werden. Wer nun über ſolche Satzung 
was höher verkauft, derſelbe ſolle jedesmahl um einen Ducaten geſtrafft 
werden, und denen Leuthen das zu viel eingenohmene Geld zurückzugeben 
verbunden ſeyen. 


Inslichts- und Rerzen-Satzung. 
Tas 7 gememe Kerzen und Seifen.... . . . 10 kr. 
Das Tafel Kerzen.... . . .. 11 fr. 


Fiſch Beſchaner. 
Franz Malloyr 
Franz Moßner. 


Denen wird hiermit auferleget daß ſie die auhero bringenden Fiſch, 
als Höchten, Karpfen, und dergleichen mt Fleiß beſichtigen, nnd da ſolche 
nicht gerecht befunden dem Richter anzeigen, auch tollen dieſe Stiche zuwor 
nach Hoch angezeigt, nachhero aber in dem Markt veruffen, und öffentlich 
teil gebothen werden. Wegen Denen Häringen aber jollen die Nanflente 
gehalten ſeyn ſolche ehe ſie ſelbe verkaufen eben mäſſig befichtigen zu 
laſſen, damit nicht Die alten Häring für friſches Gut verkaufet werden. 

Schlüſſel zur Burger Laad. 
Carl Joſeph Stadler, 
Joſeph Gründberger, 
Gabriel Keinz. 


— 101 


Denen wird hiermit angefüget, weßcher aus Ahnen etwa aus vor 
tallenden Hinderniß mit dem Schlüfjl fo man deſſen bedürftig wäre, ſelbſten 
nicht erfcheinen Könnte, daß er Jolchen nicht veriperter balten, noch durd) 
eine verdächtige Perſohn, jondern durch einen hiezu qualificirten Burger 
ſchicken ſolle. Es ſolle auch kein briefliches Juſtrument oder Contract mit 
gemeinen Markts Inſigl ausgefertiget werden, es ſeye den ſolches zuvor 
gehöret worden, und ſollen die gröſſeren 2 Inſigl in der Laad verbleiben 
das kleinere aber dem Richter zu beſtändig fürfallenden Nothdurften in 
Banden gelaſſen werden, hingegen ſolle kein briefliches die ganze Gemeinde 
coucernirendes Inſtrument mit dem kleineren Inſigl fir giltig paſſiren. 


Thor Sperrer. 
Audre Weiter 
Das obere Thor gegen dem Bräuhauß 
Harııer Thörl 
Fiſcher Thörl 
Enuſer Thor 
Sand Thor. 
Sebaſtian Hauſer. 
Das Krauit Ballen Thor. 
„Ablaß Thörl 
auſere Hainer Thor. 


Dieſe beide Thor Sperrer, welche von gemeinen Markt beſoldet 
werden, ſollen in alle Weeg, ſowohl Sommer als Winters Jet der Speer 
Ordnuung wie ſolche tm löbl. Kloſter dahier obſerviret wird, uachleben. 


Getrayd Wetter. 
Frauz Eygl. 


Der Traid Weiter ſolle ben ſein abgelegtien Jurament ſewohl au 
Denen Wochen Martts Tagen, als aiich anſierhalb deren dem Traidmeſien 
in eigener Perſon abwarten, nad jedermatunuiglich gerechie Maaß ertheilen, 
auch von deren answelidigen vor jeden Meyer ver und geringen 
Trayds 2 HF von Denen Burgern aber, wei: ſelbe enunas vertanien 13h 
Maaiz Geld abrarderi, auch ſeibes aDebaid nud zwar ti Wochen Markts 
Tägen gleich nach Ausgang desſelben einzubringen. und zu Geerichts 
Handen erlegen, widrigens er den Abgang zu eritatten verbunden ſem 


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folle, dabey aber behaltet fi) Ein Markts-Rath bevor ſolches Traydmeſſen 
einen anderen Burger allbier zu überlaffen. 

Er Traydmeſſer tolle aud) darob ſeyn, damit der Abſtrich dein 
Berkänfer verbleibe, und jo der Wochen Markt vorüber, ſolle derſelbe 
dem Mearft-Gericht und zur Gerichts-Kanzley den Traydfauf namhaft 
machen damit biernad) die Mehl und Brod Sapınıg reguliret werden 
fünne, nicht weniger jolle an denen Wochen-Dlarfts-Tägen auch auſſerhalb 
derenfelben vermög hochlöbl. Reg: Verordnunng all: ſchwer und ringe 
Getrayd (es kanf jelbes ein Burger oder ein Fremder, oder auch ein 
Burger von den andern) durch den Hierzu verordneten Abmeſſer ſogewiß 
abgemefjen, und Hievon das gewöhnliche Aufichlag und Maß Geld ent: 
richtet werden, wie im widrigen nicht nur das Getrayd dem biefig f. k. 
Aufſchlag Amt in Kontrabond verfallen, jondern die Uebertreter noch darzu 
von jeden Metzen um 30 Er. geftraft werden würden. Damit aber des 
Meſſers halber niemand beichweret, noch gehinderet werde, follen hierzu 
die Faßzieher und Stund Ruffer, als ohnehin beitellte Säck Trager ge: 
brauchet werden. 

Waag Meiiter. 
Franz Ipranger 
Ignaz Rötzer. 

Denenſelben wird hiermit aufgetragen daß ſie das Gewicht und die 
Wagen in guter Obſicht halten, und von einen Pfund Haar mehr nicht 
als 1% nehmen, wem aber Jahr Markts Zeiten, oder auch auſſer dieſen 
Haar oder Safran, oder auch andere der Frohu Waag unterworfeue Sachen 
von der allhieſigen Burgerſchaft ohme ſolche anf die in dem Rathhaus 
hierzu beſtellte Waag zu bringen abgewogen würde, oder zu kaufen, und 
zu verkaufen geſtattete, ſolle nicht uur das abgewogeune confisciret, ſondern 
auch derjenige ſo offt beſchiehet jedesmahl um 2 Ducaten geſtraffet werden, 
und ſolle dieſes um ſo mehrer befolget werden, als die hierbey eingehende 
Einkünfte zu gemeines Markts Muzen verwendet werden. Jedoch ſollen 
hievor die Haudels Leuth, und Profeſſioniſten welche vermög ihrer Ge: 
werber mit dem Gewicht zu verkauien befnegt, befreyet ſeyn. — Wegen 
des Inslichts Verkaufs aber ſolle es bei der vorhinnigen Obſervanz ſeyn 
Verbleiben haben. 

Schwein Beſchauer. 
Joſeph Lieb. 

Deme wird hiermit anberoblen, daß er Die anhero bringenden Schwein 

von jenen Orten wo etwa der Umſtaud unter den Schweinen graſſiren thätte; 


103 — 


altobald abſchaffen folle, da ſich aber defjen jemand weigern würde folle 
er es dem Richter anzeigen. - Es tolle auch wiemand wer es immer 
jene vor 7 Uhr eine Schwein beichauen, und wenn ev nach verfloflener 
Zeit einem oder dem anderen bejchauet, jolle ev von einem fremden 2 
von einem Burger aber welcher Schwein verkaufet nur 1 fr. zu nehmen 
haben, nichtweniger ſolle Ihme wegen Schlachtuug des Vieh von einen 
Ochſen oder Kuh 19 fr. von eine Malt Schwein 10 fr. von einen Kalb 
6 kr. vom Schaf 4 fr. nud von einen Xambl 2 fr. gegeben werden. 


Wochen-Markt. 

Die allhieſige Burger, und ihre Weiber ſollen denen Fremden und 
auswendigen nichts zum Verkauf beſtellen, oder eiukanfen wie auch denen 
Verkäuflern welche allhier wohnen, noch denen welche aus der Wachau 
gemeiniglicd am Montag Abends auhero kommen, unter ausgeſteckten Fähnl 
envas einzukanfen oder zu einigen Burger einzuſetzen geſtattet werden. 
Und weilen des Fähnlein bishero am Frauen und Getrayd Markt jederzeit 
von Mitfaſten bis Colomani um 7 Uhr, und hiernach von Colomani bis 
wieder Mit Faſten um 8 Uhr abgezogen worden, alß ſolle es noch darbey 
verbleiben. Es ſollen auch die Säckh Trager unter ausgeſteckten Fahul 
bei Verliehrnug ihres Dienſtes auſſer des Markt Richters Erlaubniß nicht 
ab und antragen. Wie es bishero mit Einbriugung des Stand Geldes 
von den Kramern gehalten worden, laß man es uüoch darbey verbleiben, 
Nrant und Rueben aber ſollen wegen aut den Trayd Markt ſich öſiters 
ereigneten Ungelegeuheiten auf Den Auzug gebracht, und alda verkauft 
werdet. Damit aber auch wegen dev Doly Klaiter niemand hevortheilet 
werde, ſo iſt ſelbe zue jedermauns Emſicht auf den Rathhaus augemacht 
worden. Wegen Ablegnug Des Breiholz anf gemeinen Martts Anzug 
iſt zu obſerviren daß hierwider keine Klag vorkomme. 


Andere Artikul. 

Demnach der allmächtige Bott durch das ſchwören und Gotts Laſtern 
hoch beleidigt wird all ſolle wider alle dieienige ohne Unterſchied welche 
ſolches ansüben oder anderen ob machhetnder Auzeige geltatten mit Der 
in der £ E Laud Gerichts Ordunug vorgeſehrnen:; Siraie  Taracgangeı 
werden. 


Uber die Jeit in der Wacht. 
Es ſolle tein Buirger, Junwohner nob Adge Manus, oder Werbe 
Perſohu auf der Gaſſen nächtlicher Wei To nme ungeſtumen Geſchrey, 


— 104 — 


Geſang oder anderen Muthwillen hören laſſen, wicht minder follen auch 
vor, und nad) dem Gottesdienst (als zu ungewöhnlicher Zeit) Spiel an- 
geftellet, abfonderlid) aber die vermög allerhöchiten Patent verbottene 
Hazard Epiel nicht geftattet werden. Angleichen ſollen die Wirth und 
Gaſtgeber die Trinfer und Spieler vermög emanrt k. k. Patent im Winter 
nicht länger als 9 Uhr und Sommerszeit bie 10 Uhr fißen laſſen, noch 
Ihnen Wein auftragen wie dan der Mearft-Nichter die Wirths- und Vier 
Hänſer bisweilen vifitiren oder durch die Hierzu verordneten commmijjarien 
unternehmen laljen werde, nad) Befund auch gehörig abzuftrafen willen 
wird. Damit ſich Die Wirth vor die Reifende mit guten Wein verſehen, 
md feinen Gaft mit Speiß und Trankh noch weniger mit ungerechten 
Maß beichiweren, it dDieferwegen die Viſitation deren Zimendern, Kahnl 
und anderen Trinkh-Geſchirr von abhieſigen Markt Gericht vorzunehmen, 
nichts weniger ſollen ſie diejenige Weine, welche aus dem löbl. Kloſter 
erkaufen unvermiſcht und gerecht laſſen. Was aber die Wein Vorlag an— 
betrift hat es darbey vermög alt hergebrachter Poſſeſion auch fürhin ſein 
Verbleiben, daß nähmlich das löbl. Kloſter dahier denen Wirthen, und 
anderen Burgern Wert vorzulegen je und allzeit berechtiget ſeye. Inn— 
gleichen iſt allen Wein und Bierwirthen verbotten an denen Sonn und 
feier Tägen vor Kirchenzeit einigen Wein oder iruehſtuck auszugeben anfjer 
Denen Weegfertigen. Es ſolle auch au Som und feier Tägen als man 
das Wort Gottes verkündiget, und der Ehre Gottes abwartet, Niemand 
ſich in den Wirths Häuſern, oder offenen Plätzen, noch ſonſten wo leidht: 
fertig erzeigen, ſondern ein jeder ſeiner Chriſti. Pflicht nach in die Kirche 
trachten. 


Leutgeben des Biren-Moft. 


Werten durch das Leutgeben des Biern Moſt in denen Wirthg- 
Häuſern der Abgang des Weins und Bier aejchmälert wird alß Tolle 
vermög ergangenen herrſchaftl. Beiehl ſolches Moſt Leutgeben hinführo 
wie vorhin verbotten, doch aber einer ganzen Burgerſchaft zu einen Hauß— 
Irumtb Biern Moſt hereinzubriugen erlanbt ſeyn. 


Die Handels Leuth und Kramer. 


Denenſeiben iſt hiemit eruſtl. verbotten au denen heil. Soun und 
Feier Tagen ohne Unterſchied ihre Gewölber zu eröffnen, ſondern allein 
erlaubt ſein nach dem Gottes Draft wegen fremder Auſuchnug nur zur 
Helite aufzumachen, wer darüber betretten wird, ſolle jedesmahl um 3 fl. 
geſtrafft werden, und niemand hiermit zu verſchonen. 


105 


Der Mnfleiß deren Eheholden betreffend. 


Es tolle deren Eheholden keineswegs gejtattet ſeyn unſaubere Wähler 
oder Unflat auf die Gaſſen zu ſchütten, jondern aud die Gaſſen fleiſſig 
zu kehren annebſt aber auch ernſtlich eingebunden werden, daß der Tung 
welchen ſie zur hinausbringung auf die Gaſſen ſchlagen laſſen, läugſteus 
binnen 8 Tägen widerum hinweg gebracht werde, anch ſollen in den Durch 
den Markt rinnenden Bach feine Uuſauberkeiten gejebüittet, noch das um 
geftandene S. V. Vieh darein geworffen, jondern in die Donan getragen 
werden. wer darwider handelt ſolle anderen zum Beyſpiel öffentlich ge 
ſtraffet werden. 


Von überflüßigen Trinken und hieraus beſorgenden 
Keichtfertiakeiten. 


Dieweil Gott durch das überflüſſige Trinken nicht allein ſchwer be: 
leidiget, ſoundern aud) dasielbe den Menſchen um die Geſundheit, und 
- mdlicd) gar in das Verderben ſtürzet, alß wird ſich jedermamt bievor zu 
enthalten wiſſen. 

Es ſeynd Ihro Hochwürden und gnaden nicht geſinnet die ehrliche 
Retreationes abzuſtellen, ſondern wollen nnd befehlen es daß alle und 
jede Burger, ſo fähig ſeynd, Div von Hochderoſelben vrivilegirte Schieß 
Stadt um ſo gewiſſer fregentiren ſollen, alß Hochdieſelbte aut nüterth. 
gehorſ. Anlangen einen Schüßzen Vortheil im hoben Gnaden augedeihen 
a laſſen geruhen werden. Es ſollen dahero alle Innuge und taugliche 
Burger das Scheiben Schießen wegen ansdrückt. Zr. Hochwürden md 
guaden beſoiuders erheblichen Abſichten wenigſiens 3 Jam iaug beim 2 fl. 
jährliche Straf frequeutiren. 


Rleyder Pracht, Bochzeiten, und Uindl-Mahlen. 


Damit niemand hier der von allerbeibiten Orts ausgegange:en Bolten 
vergeſſe, alß wollen Ihro Hochwürden und araden mmmmab hieran erimme 
vet und gewarnet baben, den UUeberiluß torvohl au Klendern als Hochzeiten 
zu vermeiden. 


Innwolmer, und Lamveriker-Kohn. 


Denenfelben ſolle im Zommer Des Tags neben Der Mit jſedoch 
ohne Wein 6 fr., Atem von Martin ins Lichtmeſieſn else Mari Des 
Tags 5 fr. und einen Weib 4 Fr. denen Schnitiern aber von 1 Joch 


106 


Weiz und Korn zur Döre zu fchneiden 1 fl. 30 fr. jedoch ohne Brod 
und Trunk von einem Loch Acer oder Wißmad zur Döre zu mähen 
15 fr. von der Burgerjchaft gereichet werden. Bey deſſen Uebertretung 
der Burger um zwei Gulden geftrafft, der um folchen Lohn zu arbeiten 
verweigernde Tagwercker von Markt abgejchaffet werden Tolle. 

tem wird deinen Junleuthen das junge Vieh allhier zu halten 
ganz abgeschafft, wann denen Innleuthen zur Robboth angeſaget wird, jollen 
fie ſich fleigig ftellen, mit foldhen aber nad) den Steuer-Brief eine 
Arnderung zu machen, behaltet fid) die guädige Herrichaft bevor. 

Der Marktrichter folle auch gleich nad) der Nadydattung aller Inn: 
leuth, Zauf und Zunahmen, auch bei weme ſich diejelbe aufhalten be: 
ſchreiben, und ſothane Specifivation einreihen, damit man die Innleuth 
bey ſich ereignendem Fall bei dem Gotteshauß, und gemeinen Markt 
braudyen könne. 


Faßzieher-Lohn. 


Teen Faßziehern folle von der Burgerfchaft von jedem Eimer 
aus der Zillen in die Steller zu bringen 1 fr., von Auswendigen aber 6 4 
auf und abzieher Lohn gereichet werden, jedoch mit ausdrüdlichen Befehl 
daß fie ihren Dienst fleiffig beobachten, und fo zu Herbſt oder andern 
Zeiten der Burgerjchaft Wein vorgeleget wird fie ſelbe jo bald möglid) 
in Steller bringen, und thre Arbeit dem Neichen, jo wie dem Armen emfig 
verrichten, wie im widrigen wen duch ihre Unachtſamkeit einiger Schaden 
entſtäude fie Jolchen gut zu machen verbunden wären. Sie follen fi) aud) 
bey Straf 6 Reichsthaler nicht unterftehen einigen Bürgern groß oder 
Heine Faß Mein abzuſchiſſen und nad) Martini einzulaſſen. Site haben 
von gnädiger Herrſchaft den Conſens hierzu aufzuweiſen. Sie follen 
ſich auch warn nicht die Noth vorhanden an Sonn und Feier Tägen der 
Arbeit enthalten. 


Den Viehhirten betreffend. 


Demſelben wird hiermit auferlegt, daß er an Sonn und Feier⸗Tägen 
kein Vieh austreibe, ſondern ſich mit den ſeinigen in die Kirchen verfüge, 
und das Wort Gottes ſleiſſig anhören tolle, damit er ſich aber ernähren 
könne. amd Seinen Dienst fleiſſig verrichte, als ſolle ihn von einer Scywein, 
die unter halbjährig iſt 1 und von einer grollen 2%, item von Schafen 
und jährigen Lämmern von Stückh 1% wochentlich gereichet werden. Im 
all aber er ſelbſt oder die einige am Vieh etwas verwahrloſen follte, 
it der Vieh Dirt Dielen Schaden gutzumachen ſchuldig. Yegtlic) wird ihme 


— 107 -- 


verbothen einigen Bockh oder Gaiß auszutreiben um weilen dieſes Vich 
denen jungen Bäumen ſehr ſchädlich. 


Die arme Teufl; betreffend. 


Die armen Leuth welche fi bei dem Markt befinden, werden von 
dem Almoſen, weldyes von der Burgerfchaft wochentlic) am Freytag abge: 
fanılet wird unterhalten, Hingegen jollen alle fremden Bettler abgeſchaut 
werden. 


Actum Markt Mölckh den 22. Februar 1770. 


Die acht Verordneten 
alda. 


Das Seite 91 erwähnte Fragment einer Beſchwerde der Vürger: 
ſchaft, von welcher leider der Anfang fehlt, lautet folgendermaßen: 

..... Dieß zum Voraus geſagt, So iſt es ja unſtrittig, daß Die 
uns Verliehene Freyheiten, und Vorrechte älter, alß das Löbl. Stift jelbit 
jenen. wir brauchen alſo unſeres Dafürhaltens von dem Alter unſerer 
gerechtjiamen feine weitere Probe mehr, nur an dem envinder es, dal wir 
die Gattungen unjerer gerechtiame erproben. 

Es it fein Wunder, wen wir all, und jede darzuthun nicht ver: 
mögend find. Es it fein wunder, daß bei jo alt Bekaunten Kriegsläuien 
und zerftöhrungen des Yandes üfterrenb Von ein, und anderen Die 
Schriftliche Urkunden und frenbeits Brieie in ſo viele Jahrhunderten in 
Verluhr gegangen find, beſouders Da anne 1548 das Rathhauß ſamt 
dem ganten Markt in die Aſche geleget worden, wir wollen und müßen 
daher (weil wir mit Erdichtungen nichts zu thun haben wollen jene von 
welchen wir feine Spur mehr finden, dahin geſtellt ſeyn laſſen und nur 
jene berühren, von deren unerdenklichen Beſitz wir untrugliche Beweis 
thümer beyhanden haben. Niemand wird uns 

9no in Abrede ſtellen, Dat; wir mit einem beſonderen Wappen De 
guädiget worden und iſt nicht dieß eine beſordere pre rezatiii, und 
nebſt dieſer prarrorativa wurde auch dem Marke Molt ven den preis 
würdigſten Landesfürſten ſowoh' in Meliieas ons tithis als in 
Criminalibus die eigene gerichtsbabreteit alleranadigit eurgeraumet: in 
Politieis iſt der Marckt Molct von Sri ler Maximilian Dem zweyten 
Slonvürdigften Andentens Sumbalı des Torrent Bo o date 2° Nam 1508 
zu den den 19°" Aust anni ejuseg: beitimmien Latdiag durch Ab— 
geordnete zu erſcheinen Turgeforderd worden, Weyl: Naiſer Rudolph Der 


17 


— 108 — 


zweyte glorwürdigſten Andenkens hat dem Marckte Mölck durch das Decret 
Th ddo. 26° Juny 1579 die Invigilirung und Anhaltung eines be: 
vuffenen türckiſchen Spions aufgetragen eben Allerhöchft derjelbe mittels 
des Decrete Eg von IL! Marty 1596 ein Verzeichniß, was von Dem 
Marckte Mölck an Maurer und Zimmerlentgen bey dDamahlig. Kriegsläufen 
in das Feld abgegeben werden fünnte, abgefordert, endlichen vernög Tecrete 
IIh von Gien July anni ejusdem die Beförderung der Zufuhr in chriſt— 
liche Lager dem Marckte Mölck eifrigft eingebunden, und alß nachhin von 
höchft belobten Kaiſer Rudolph den zweyten das Erzherzogthum Oeſterreich 
an Mathiam den König von Hungarn und Böhmen gediehen bat auc) 
allerhöchft derjelbe Vermög Decret Jj ddo. 11!" Augt 1608 den Richter 
und Rath des Marckts Mölck neuerdings in feiner gerichtsbahrfeit aller: 
gnädigſt beftättiget. Tie Gerichtsbahrfeit in Civilibus beftärfet daS Decret 
Kk von Staifer Ferdinand, und das über dag Beidwvörbringen 1,1 von 
Kaiſer Rudolph dem anderten Glorwürdigſten Andenkens an den Marckt: 
rath zu Mölck erlajjene Deeret M ın vermög deren erfteren dem Marcktrathe 
Mölck die Zulaſſung der Appellation, vermög des zweyten hingegen Die 
Erſtattung des berichts aufgetragen worden iſt, daß nun aber aud) in 
(riminalibus dem Marckte Mölck die Gerichtsbahrfeit von den preis: 
würdigſten Yandesfürjten öſterreichs eingeräumet worden ſeyn, bewährt 
ji nur allein das von Weyl Kaiſer Mearimilian dem anderten von dem 
Marckt Mölck erlafiene Deeret N pn dio, 27er April 1574 vermög deſſen 
er das über einen Jicheren Prautner gefchöpfte Urtheil des Strangs aller- 
gerecht beitätdiget hat, Jundern auch der Paan Brief Oo von Kaiſer 
Ferdinand dem anderten ddo. 13er Marty 1632 ja fogar der Codex 
Austriaens Pag. 2 Folio 15 beitärdet, daß die jeweiligen Marckt Richter 
zu Mölck Baan und Acht bey Ener Excell. und Gnaden felbft empfangen 
haben und was noch mehr ift, To hat zeuge der Criminal Außſagen Pp 
et (9 de anno 1681 im Betreff deſſen wir nod) mehrere Beyfpiele bey: 
bringen könnten (ſelbſt das Stit Mötd ihre Unterthanen in Landgerichtl. 
füllen dem Marckt Nätblichen Yandgericht übergeben nicht alſo das Stift 
Mölck ſond der Mardt Rath Hat teor» des urthels Mr diefelbe abge 
urtheilt. 

Eudlichen auf Die legt erweißliche gerechtjame des Marckts Mölds 
zukommen, ſo zeigen 

Dieſer von allerhöchſten Landesfürſten Verlihenen gerichtsbarkeit 
ſind andere gerechtſame unſtrittig gefolget, deren die nächſte Inventuren, 
Abhandlungen und Crida Verfahruugen find. daß der Marckt Rath zu 


— 109 — 


Mölck bey den alda anſäßigen Bürgern die Inventuren nnd Abhandlungen 
jederzeit vorgenohmen zeigen. 

17m0 die Inventuren Ss Tt Uu WwXx YyoetZz und auf 
qleiche weiß hat der Marcktrath Mölck auch bey jenen Innlenthen, welche 
mit ihren Perſohnen unter fein anders forum gehörig ware, Die In—. 
venturen und Abhandlungen immerhin nuugeſtört geprlogen, und bey den 
ſowohl Behauß; alß unbehanßten, welche der Perſohm nach anderen Su 
itanzen wicht unterworfen ware, die Inventuren alleine Vorgenohmen. 
Tie Nichtigkeit deſſen beſtättigen die Inventuren von der Margaretha 
Werberin Inwohnerin ddo. Ir Way 1572 A 5 der alten Meathensen 
B 3 de anno 1573 der Frau Marta von Höfin ddo. 23" Juni 1689 
(' 3 der Frau Kätherina Pergerin Cloſter Mölckeriſchen grundſchreiberin 
ddo. 20 Junj 1695 D 3 des hr. Jacob Piſani Medizinae Dris und 
Viertl Mediei zu Mölck ddo. 301en April 1710 E 5 des hr. Karl Wälzl 
Vormahls geweſenen herrſchaftl. Pflegers ddo I2ten nm 1724 T3 und 
G 3 der Frau Cäcilia Schimrichin Kloſter Mölckeriſche Grundſchreiberin 
dda. 16! Febr. 1742 von mehr anderen, die wir noch beylegen könnten, 
zugeſchnweigen. unter den legteren ſind die Iuventuren der Frau Katharina 
Pergerin und ‚sr. Cäcilia Schimrichin beyder geweſten Kloſter Beamtens 
witnwen, dann des Herrn Karl Wälzls die merkwürdigſte, theils weil 
ſelbe die Verlaſſenſchafts einiger Kloſter Beamteuswittwen betreiffen, iheils 
aber weil bey der über Ableben Herrn Karl Wälzls gepflogenen Verlaſſen 
ſchafts Abhaudlung der dermahlige Herr Abbt Bertoldus ei Herr, Der 
durch ſeine ungemeine Klugheit und Einſicht noch bey jedmann im An— 
denken iſt, auch durch ſeine uneigennützigkeit, und Großmuth unſere ewige 
Daukbahrkeit verdienet; alß inſtitnirter univerial Erb, au ſtatt nus Die 
Abhandlung ſtrittig zu machen, vielmehr Durch Herrn Paui Karl Miller 
damals geweſten grundſchreibern zeuge des Raths Prothocolls Extraets 
NH 3 auf miſeren Rathhanſe erichienen, hier durch Dem Marckt Molek alß 
Abhandlungs Inſtanz anerkennet Ta ſogar tenore des attestati dem 
Marckt Rathe Die Todteuſahls Tax von IOD A 1 fl abgefnhri, und ent 
richtet hat. Tie Verhaudlungen in Eridae jalleit hirigegen Bewahren Die 
Edicte K 3 und J.3 dan Die Cridae Verhandiuug Mont. 

11mo daß Die in dem Moickeriſchen Burgirid gelegetie Hauier, gleich 
denen im Stadt Wieneriſchen Bürgirid getegenen Hauſer:nmmin Erbiallen 
von Dem gwöhr Piuudgeld deireyet ſind, und werden BE Me gwölr 
Täxen reſpective mitt luſfl. SO fr. od. dach. md die ab md anicreib 
geld von Der Perſon AG ir. bezahlen, dieß UL das emzige, was wir 
bisher noch nuverleßt erhalien, und vb wir gleichh uiehl vermuihen, daß 


— 110 — 


diefes von unſerer Löbl. Herrichaft nicht in abrede geftellt werden wird, 
jo wollen wir uns dennoch zur VBorjorge im Fall diefe gerechtfane denegiret 
werden jollte, uns die producirung der Herrſchafts Prothocollen und 
Rechnungen ausdrüclid) vorbehalten haben, und zwar um fo rechtlicher 
ala nus niemahl ordentliche grumdbuche Extracte aus in felben erfehen zu 
fünnen, ertradiret worden find. auf gleiche Weiſe find 

12m0 die Bürger zu Mölck Vorhin von dem Sterb Pfundgeld jeder- 
zeit frey geweſen, und hat, wie nachbin mit mehreren erwähnet werden 
jolle die anfbürdung Einer Todtenfahls Diseretion, und des Sterbpfund 
geldes erit mit Ende des vorigen Jahrhunderts ihren anfang genohmen, 
nicht minder hat 

131" der Mardt Möld das Jus Colleetandi von uufürdenklichen 
Jahren ber ununterbrochen exereiret, weder einem Bürger ift wißend, och 
unjere Löbl Derrichaft kann erproben, daß jemahl ein Burger zur Stifts 
Kanzley ſeine Haben erleget hätte, folglich iſt nicht zu wider Iprechen, daß 
der Marckt Mölck in imemoriali Possessione des Juris Collectandi fey, 
vb nun gleich biebey nichts anderes alß Mühe, und Arbeit, ja die gemeine 
Caſſa ſelbſt von eigem Verluſte nicht allerdings ficher it und daher Wir 
diefe gerechtfame Leicht Fahren laßen könuten, jo wollen wir demnach lieber 
Weihe, und Arbeit nicht anſehen, alß uns von einer To alt hergebracdhten 
gerechtiame ſo fchlechterdings Vordringen laſſen. 

142 die Marcktgerichtliche Amts Rechnnugen de anno 1667 ce 
1682 N 3 et 0.3 daß Die Strafgelder Ablöſungs Verträg und Häuſer 
Ntanfstären von dem gemeinen Meareft eingehoben worden find, Es werden 
war die Strafgelder od) dermalen von dem Marcktrathe eincaſſirt, alein 
Sie werden nicht mehr, wie vorhin dem Marcktrath verrechnet, ſondern 
der Derrichaftl. Kanzley übergeben, zu was zeit aber, und anf was arth 
dieſe Einkunft an unſere köbl. Herrſchaft gefommen dießralls iſt in unſerem 
Archiv nicht das mindeſte vorzufinden, es iſt daher allerdings zu ver: 
muthen, dal; durch eine Einſchläfernug unſerer Vorfahren der Marktrath 
um to thaner Einkunft Der Strafgelder aebracht worden joy. Wir Haben 
demnach 15 ad Sum ns billig geſtoßen da man uns die Inventirren 
nud Abhaudluugen ſowohl der Pıirgern, als anderen im Marckt Mölck 
domicilirenden unterthannen hat abnehmen wollen, wir ſind oben I1mo er 
wieſener maſſen in den unfürdenklichen, ja von mehreren Jahren hunderten 
her, im dem ruhigen Beſitze der dießiälligen Inventuren und Abhandlungen, 
nud auſeiten unſerer lobl. Herrſchait beſtehet hierinſahls die Probe wider 
nus, pur in den daß man vorgibt, alß ware ſothanes Recht dem Marckte 
Mölck pur ans gnaden jederzeit zugeſtanden worden. Dieſes will 1610 ad 


— 111 — 


ta mit dem erzmungen werden, daß anno 1089 foll aber heißen 1113 
imo man noch an Feine Abhandlung gedacht: der Marckt Mölck nebſt den 
Märckten Wullerſtorf Ravelsbad) und Weikendorf dem Stifte Mölck iiber 
geben, und einverleibet worden wären und weil den erſt gehörten 3 Märckten 
noch nicht eingefallen wäre eine dley gerechtſame anzuprätendiren, wir and 
uns deſſen anzumaßen nicht berechtiget Tem könnten. 

Allein wie Schwach diefer Schluß ſeye, überlaßen wir Ener Exeell. 
und guaden weilen Einficht, da wir bereits vornen gezeiget, was für Ver— 
ſchiedene gerechtfame dem Marckte Mölck von deſſen vormahligen Preis 
würdigften Landesfürften eingeranmet worden ind, gefebt auch in mein 
geſtandenen Fall der Marckt Mölck wäre im Jahre 1113 dem Stifte Mölck 
mit aller Inrisdiction (tim Betreff dDejjen wir ums aber die Produecirung 
des übergabsbriefs auf das Feyerlichite Vorbehalten übergeben worden, 
to tft doch im ſpäteren zeiten vermög der von 3 oben bengebradhten 
Urkunden wieder abgegangen worden. Man irrt daher von teten unſerer 
Löbl. Herrichaft weit, werm man von anderen Märckten, die vielleicht kein 
beionderes Vorrecht bejiten, md um deren Freyheit wir a anch nicht 
sn bekümmern haben, auf ımteren Meardt, der von den allerböchiten 
Landesfürſten mit beionderen guaden erwieſener maßen Werjeben, und 
begnadiget worden, eine Folge ziehen, md ms ſelben gleichhalten will. 
Man gibt weiters hin vor, das man zur Zeit, alß unſer Marckt Mölck 
den Stifte einverleibet worden noch an keine Abhandlung gedacht habe 
und hierans ſoll Jich zweifels ohne ergeben, daß and wir och Feine Ab 
handlung haben pflegen können, allen es iſt geung daß wir bereits dar 
gethan Haben, daß der Warte Mölck Schon m älteſten zeiten, und Da jelber 
dem Stifte bereits übergeben war, Die Juriselietionen in eivilibus ans 
geübet habe. denn daraus ergibt ſich nicht unr Die Fotge daß dem enjus 
quis in vivis Jurisdietienen rerogmeseit auch die Abhandemuig nach dem 
Tode gebühre ſond auch die vb augeſnhrie acteu von aiteſten zeiten und 
to lang man bey Mannsgedanten Mhand'ungen mer bennhbreüi unſere 
gerechtſame ebenfahls quo el possessorini, wo man vor: gegettieits keinen 
einzigen actum darzuthum vermögend DE aui gieiche werie veſtrittet man 

170° ad tm ander wir bergebrachtes Fasocell tert. wert Den üioßen 
andichten, daß 5 ſelbes cberrabis drureb den Weg der g:igde uigeſtauden 
worden ſey, weil wir uns Tv Die Ste, zut aſetn: üer'nidet: hatten. 
Wir wenigſtens wiſſen vor einer Don Veritdeichbteit anlets und wenn 
unſere Vorfahrer ſich hier zu verbtudett Bat, ende aim gaut MeDer 
die dießfälligen Urknnden ans zu uiherzerzeuu benelrunehit Haben Tieß Mt 
wicht beſchehen md un ſolang verbleibt auch die Verbundung zielch der 


—_ 112 ... 


Gnade ein leeres Andichten und eben fo befteht es mit dem vorſchutzenden 
Vorbehalt der herrfchaftlichen Rechten, gebührnußen und Kanzleygefällen: 
indem man ebenfahls ſothannen Vorbehalt nur angeführet, mit nichten 
aber erprobet hat. Übringens die vorbehalten worden feyn follenden 
gebührnuffen und Kanzley gefölle nicht unberührt zu laßeı, fo werden wir 
wegen des Mortuary, und Laudeny in Erbfällen, dann der Heurats 
Gonjensgeldern uns in unferer weiteren Nothdurftshandlung suo loco 
vernehmen lagen, respectu der Strafgelder haben wir bereitS oben 14!" 
durch die Richter Amts Rechnungen N 3 et O 3 emvicen, daß Telbe 
vorhin würdigften Landesfürjten mit ein und anderen Tsreyheit und Bor: 
recht begnädiget werden folle dem gemeinen Marckt zu guten in Verrechnug 
gekommen ſeyen, daß aber unfere Häufer unter das Stiftsgrundbuch 
dienftbahr jeyen, mithin aud) die Abfahrt, dann Kauf und Pfundgelder 
dem Stifte gebühren, die haben wir niemahl widerfprochen und es iſt 
ung auch nicht beygefallen ſothane Jura ftrittig zu machen, allein aus 
dem, daß unfere Haufer dem Stifte diejtbahr find, folget noch nicht, daB 
jelbe denen unterthänigen Baurn Häuſern gleich jeyen. 

Wir haben unfer praerogativa in betref des Laudemy in Erbfällen 
bereits oben 120 deß mehreren angeführet und hierauf wollen wir ung 
hrevitatis causa bezogen haben, in betref der Sanzleytären find wir eben— 
fahls mit unferer oben 14° verhandelten Notdurft veritanden, den Extract 
P 3 aus den Marcktsraths Prothocoll ddo. 14" Febr. 1691 wollen wir 
allhier nur noc) zum Überfluß beylegen, auß welchem fid) ganz Mar ver: 
vfenbahrt, daß weyl der Herr Abt Gregorius (welcher ein fonderbahrer 
Eiferer für Vermehrung der Stifts Praerogetiven war) bey erfaufung 
des goldenen Stern die ſogenaunten Gerichtsfoften per + fl. 30 kr. felbft 
zu handen Des gemeinen Marcks abgeführet hat. Nicht weniger unmwahr: 
haft it, daß alle und jede Verhandlungen nicht anderjt als mit Herrichäftt. 
Vorwißen und Eimvilligung haben vorgenohmen werden können und müßt 
den der Prorhocolls Extract Q 5 de anno 1682 zeiget des mehreren, 
daß erjt in beſagten Jahr von ſeiten nuſerer Herrſchaft anverlanget worden, 
daß die Inventuren überreichet werden jolten, und vermög des von gegen: 
ſeits ſelbſt allegirten Anbringen oben O hat der Marcktrath ſich nicht 
anderit, alß nach ed Abbandlung die Inventuren, und Verträge au die 
Herrſchafts Kauzley abzugeben anheiſchig gemacht, zu geſchweigen vieler 
anderer et, Wovon der Derrichatt nicht einmahl was zu willen fommt 
wie z. B. die Bürgerſpitalsrechnungen ſind, To nicht an die Herrſchaft 
ſondern unmittelbar an Die Natlerl. Konigl. Milderſtiftungen Hof Com— 
miſſion abgegeben worden. Belangend endlichen, daß bey jeglicher Wahl 


— 113 — 


eines Hochwürdigen Herrn Prälatens der Marfktrichter und Rath um die 
Gonserierung ihrer üblichen gebräuche gehorſ. bitten müßten, jo iſt nicht 
ohne, daß bei Injtallation und Vorftellung eines nen erwählten Deren 
Prälaten die Geilt: und Welt. Beamten des Stiftes, der Marktrichter 
und Rath ihre Devotion bezeugen und fich in deſſen Gnade und Schuz 
empfehlen, allein, daß wir um die Conferierung unſerer üblichen Gebräuche 
hätten bitten müßen, ift ung fo was neues, daß wir felbes wirklich aus 
dem erftatteten Berichte oben PD zum aller erſtenmahl erleſen haben. wir 
wenigſtens willen von einer derley bitten nichts und ſind erbietbig, daR 
von unferer löbl. Herrſchaft migetragene Juramentum in eontrariu ab 
zulegen, wohl aber fällt uns bey, und wir werden uns wicht irren, daß 
jelbjt der damalige Herr Prälath bey seiner Inſtallation die Reverſales 
dahin einlegen und den Eid dahin ablegen müßen dab er den Marckte 
Mölck die vorhinige Recht und gerechtigfeiten beylaßen wolle. Überdieß 
müßte fich, wenn dieſe vorgebliche Schuldigkeit ſeine Nichtigkeit hätte, 
enhveder cin derlen Jutimations Decret in unſerem Archiv oder aber in 
unſeren Raths Prothocollen von ſothaner Schuldigkeit etwas eingetragener 
Befinden, weil von einer Wahl zur andren gar oft 30 und mehrere 
Jahre verfliegen unter ſolcher Seit aber etliche Marckisrichter abiterben 
fünnen, bey welchen Umſtänden dann diefe Schuldigkeit gar leicht in Ber 
geſſenheit kommen könnte, ja man wurde ſelbſt ſchon vorlaugſt, wenn dieſe 
Schuldigkeit ihre vollkonimene Richtigkeit gehabt hatte aui eine mehrere 
Sicherheit geſehen und ſich nicht mit einem mundlichen Anſtiehen wie 
man beſchehen zu ſein vorgibt: begnüget, ſondern ſolches billiger maßen 
ſchriftlich anverlanget haben. Es ſtellet ſich alſo hierdurch mehrmal orten 
bahr am Tage, daß unſere gerechtſame ihren Urſprung von Dem Stiite 
nicht nehmen, ſondern ſelbe Älter alß das Snit ſeyen von gleichen gewichte 
iſt 1000 ad Hrn daß ſich der Marcktrath Molck wegen mehrerer Einſicht 
und Kenntniß der Burgerſchaft Selle in Gaaben, mid Abhaudluug etwas 
gleicher zu halten und gratis zu dienen angetragezt Date 1 nmel 
Zeiten iſt es nicht beſchehen, und ver afterer Jeiten hat man auch nichts 
erprobet es ſtünde ja Die vor gegenſeils a!s arretrage:t vorgebende Gleich 
haltung nicht einmal un Dev Macht des Marcktraths zu an, denn eit 
weder wären die Verlaßenſchaits Abhandetinaet: testate oder abersntestife 
vorzunehmen, ſo war das teſtainent Die Richtſiehnzur. waret: ſelbe aber in 
intestato zu verhandelen, ſo iſt Die Sticceſr:ousordtita vorhanden, welche 
Maaß und Regel vorschreibt: wie Datte aißo der Marckt MRaih Mol,«k üich 
, die Burgerſchaft gleich zu halten autrage:: taunen. Wat gleiche were ver 
hält es ſich mit der von dem Marckt Mark Möolck vorgegeben werden ſeyn 
N 


— 114 — 


follenden beſſeren Kentniß von der Burgerfchaft weil einerſeits allerdings 
zu vermuthen, daß ein deriey vorgeben um jo miünder wurde ftatt ge- 
funden haben, alß hierdurch dem anfehen und der weilen Einſicht der 
Herrſchaft jelbft, und derielben Beamten ab zu nahe getretten worden 
wäre, anderer ſeits aber ein derley Vorgeben jelbft wieder die Vernunft 
geftritten hätte imdem die Marckt Mölckeriſche Bürgerſchaft beitändig den 
Augen des Stiftes und deſſen Beamten ausgeſetzet ift, folgſam die umftände 
der Bürgerjchaft, dem Stifte deſto minder verborgen ſeyn könneu, endlichen 
auf die von weyl Herrn Abbt Sregorio im Jahr 1683 dem Markt Ratlı 
Mölck in Inventurs, und Abhandlungstähle vorgeichrieben worden feyn 
follende Maaß und Regel zu kommen, fo finden wir hierüber eine nähere 
Erleutterung allerdings nothwendig zu feyn. 

E83 war in dem Mardt Mölck zu den älteren zeiten die Einrichtung, 
daß nad) abfterben cin oder des anderen theils oder überlebenden Gon- 
perfohn, da fich jelbe nicht mehr vereheligte und eheleibliche Kinder vor- 
handen wären, daR ganze Vermögen beyhanden gelaßen und erſt nad) 
deflen Tode oder abfterben die Inventuren und Abhandlungen vorgenohmen 
wurde, weil man glaubte, daR der ütberlebende Theil feinen Kindern nichts 
verwirthſchaften, folgjam die Kinder ihre Vätter und Mütterl. Erbichaiten 
untereintens überfommen würden. Wo aber des verjtorbenen theils rechte 
Kinder zu dem überlebenden theil Stieffinder waren, oder da beyderfeits 
feibf. minorene Kinder vorhanden und der überlebende Theil fich wider 
zu verehelichen gejonnen war, da wurden die Inventuren errichtet; die 
Richtigkeit des erjteren zeigen die Inventuren R 5 der Juſtina Barbara 
Rothmayrin ddo. 20%" Aprit 1695 und 8 3 des Lorenz Kreuzer dda. 
25" Juli 1740 denn vermög der Abzugspoften in R 3 ift von dem 
Rothinayrijchen Bermögen für das Stift Mölck die Todtenfahls Disceretion 
(von deſſen Bejchaffenbeit und Urſprung wir nachbin Suo loco handeln 
werden) erjt nad) ableiben der beiagten Rothmayrin auch reipective ihres 
Mannes berechnet und in Abzug gebracht worden, und wie Abhandlung 
in 8 3 beweiſet, jo iſt über ableiben des Lorenz Nreuzer Ehewürthin 
Gertraud eine Abhandlung nicht fürgenohmen jondern nad) des Kreuzers 
Todte erjt die doppelte Verlaßenſchait abgehandelt und der Herrichaft ihr 
doppelte Todtenfahls Tiseretion gleid) der Rothmayriſchen Inventur R 3 
zugethetlet worden. Was hingegen das andere anbelanget, find faſt die 
gefamt übrige Inventuren der Beweiß. 

Von dieſem alten Gebrauch auf die von weyl. Sr. Abt Gregorio 
im Inveuturs und Abhandlungsfällen vorgeichrieben worden jeyn ſollenden 
Maaß und Regel fetbft zu kommen, jo ift Diefes fürs erſte ohnehin ein 


— 115 — 


blomwärthiges unerprobtes Aflertum fürs zweyte hingegen hat bejagter 
dr. Abbt Gregorius vermög des Prothocots Ertran oben Q 3 feinesivegs 
Roos und Negel vorgefchrieben fondern nur auf Ableiben der Maria 
Pländferin das eritemahl anverlanget daß eine ordentliche Inventur errichtet 
waden ſollte. 

Allein wie es die Worte des Prothocolls Ertracts 9 3 flar zeigen, 
fo bat jelber e3 nicht wegen an ihn gekommener lägen eines Pfundgelds 
wegen jondern bloß von darum anverlanget, damit wegen des Erbes 
feinem theil unrecht geſchehe. Es traneten aber unſere Vorfahrer 
diefed des Herrn Abbtens Gregory äußerung jchon damahl nicht, ſondern 
fie vermercften allerdings, daß jothaner Antrag etwas anderes zum End— 
wed haben müße. Sie beſchloßen daher ben einer den Str July bejagten 
Jahrs gehaltenen Raths Verſammlung weil diejes eine folche Neuerung 
Dar dic allen und jeden nachtheillig in der Bürgerſchaft ſchiene, man tolle 
mit einem beiveglichen wohl fundierte Memorial, daß tolches jo lange der 
Marckt jtehet nicht geweſen, noch beichehen, hierüber die behörige Vor— 
fellung machen. Es kann aud) hierzu allein es bleibt went Herr Abbt 
Sregorius bey feiner Erklärung, daß es auf fein Pfundgeld abgejchen 
ſey und er nur den Mugen der Pupillen zur Ablicht habe: es vergiengen 
fait 2 Jahre che Hierwegen die Sache in eine Nichtigkeit kam und erit 
den 20er April 1684 wurde endlichen von dem Marckt Rath die Er 
klärung dahin abgegeben, daß Selber ben ereigneten Fällen von Bericht aus 
die ordentliche Sperr und Inventur vornehmen und wach gentlogener 
Abhandlung authentijche Abſchrüten bievon überreichen wolte und hiemit 
wurde der damalige Nenerungs antrag gütlich abgethan: die über ableiben 
eines ſicheren Jacob Mayrs Wirih zum weißen Lämmel. Bon dem Kloſter 
angelegte Sperr widerum abgenohmen des gemeinen Marckis Sperr an 
geleget und der Marckt Rath ben ſeiner alten gerechtſame belaſten 

Euer Excell. und Gnaden aeruhen demnach hieraus von ſelbſem 
gnädig zu ſchließen, wir die gegeuth. Erzahlung mit dießeitigen Beweiß 
thümer übereinſtimme. Bon gleicher Veſchafienheit ſind atch Ion 
7u die anno 1574 vorgeiallene Stritugleiten, da namlichen einige Burger 
welche den damals eingeriſienen Lutheriſchen Irrihumern anhiengen, Vieh 
gegen den Pfarrer vergriſien hatten, der obwohlen dieſe irevelthat aller 
dings zu beſtrafen war, ſo folget dorh daraus keinesweg?, daß wegen des 
Vergehens einiger Burger der bemerme Marti eine EGerechtigkeiten habe 
verfiehren können: es iſt auch im den angeiuhrien Verzeichmiß welches 
man inmittels in ſeinem Wertb und unweriheberuhen ladet, weder von 
innen noch anßen zu vergehen, daß dieſes ein bloßes Pro Memorin was 


N, 


— 116 — 


man wider den Marckt vorzunchmen befchloßen hatte, gemejen ſey allein 
es findet ſich feine Spur daß die darin enthaltene Drohung in Erfüllung 
gebracht worden, und wenn auch etwas davon wäre in Erfüllung gebradjt 
worden, jo würde man ganz gewiß die diepfällige Beweißthümer eben fo, 
wie obige Scarteque N beygebracht haben. Man kann alßo nicht jagen, 
daß anno 1574 das Kloſter den Marft alle Serichtshandlungen abgenohmen 
habe, jondern man hätte jagen ſollen es jeye eine Anmerkung vorfindig, 
woraus zu entnehmen, daß Urbanus Im ung diefe Gerechtigfeiten babe 
abnehmen wollen, welches wir um jo leichter zugeben werden, je gewißer 
es ilt daß unſere gerechtfame der Herrichaft jederzeit ein Dorn in Auge 
geweien. Es kann aber aus den damahligen Vorhaben einige uns nad: 
theilige Folge eben jo wenig alß aus dem gegemvärthigen gezohen werden, 
und würde derjenige auß unſeren nachfommen fürwahr trrig fchließen, der 
nad) 197 Jahren unfere gerechtiame für Herrſchaftl. guaden von darım 
anfehen wollte, weil uns urbanus Ildus im Jahre 1772 die abnehmung 
derjelben zugedacht hätte und wenn Euer Ercell. und gnaden auf die von 
den Allerhöchiten Landesfürften an den Richter und Nat des Marfts 
Mölck erlaßene Deerete oben E2F2G212J2 K2M2K&N?2 
zurüczugehen ſich würdigen wolle, fo werden Hochdiejelben Befinden daß 
jowohl vor alß nad) dem Jahre 1974 der Markt Rath in feiner gerichts- 
bahrfeit verblieben fen. die Übrige allhier angebrachte Bejchuldigungen 
übergehen wir mit Stilljchweigen, weil ohnehin micht erwieſen worden, 
daß der Mardt Rath gegen die Herrjchaft oder Bürgerfchaft wider des 
Marckts alt hergebracdhte Gerechtigkeiten und gemohnheiten jemahls gehandld 
babe; Nur in Betreff der Täxen wollen wir etwas weniges erinnern. Es 
hat unjere Xöbl. Herrichaft in ihren erjtatteten Berichte oben D Giene an— 
geführet, daß wir ung gratis zu dienen angetragen hätten und Herr Abt 
Gregorius joll uns eben im D Te augeführtermaßen anno 1682 Die 
Zären Moderiret haben, ſind dieß nicht offenbahre Contradietoria und 
eben fo wird wahrbheitawidrig angebracht daß wir vorhin bey den aud) 
höheren Abhandlungen mir 3 oder höchſtens + fl. Tären abgenohnen 
hätten, dennſelbſt der gegentheiliſche Extracrt oben de anno 1712 be 
weifet, daß von den Peter Sacobifchen Erben 6 fl. von dem Polhamiſchen 
Haug Verkaui 12 fl. umd von den Johann Scherreriichen Erben 10 ft 
bezallet worden. Überhaupt bat man dieſe Türen A 1 fl. pe!" folgſam 
nad) Proportion abgenohmen und darbey iſt es noch immer geblieben, 
gleich wir auch anß den gegentbeiliichen Exrtracte oben IT eine übertriebene 
Türe nicht bervor leuchtet. daß aber 

20 ad Ss" unſere Mlage in Betreff der Sperre Inventuren und 


— 117 — 


Abhandlungen bey burgerl. und unburgerl. Perſohnen allerdings gegründet 
ka und daß wir in dem Beſitz dieſer gerechtiame ab immemoriali tempore 
men haben wir durd) fo Viele oben beygelegte Inventuren zur genüge 
erprobet ſolgſam find wir in fothannen alt hergebrachten Beſitz durch das 
Terret von lien Inuy 1771 allerdings turbiret worden und ftehet ung 
nich in den Werg, was man in Betref dev Naglifchen und Winkleriſchen 
Abhandlungen anführe. Den in Betref der Naglifchen Inventur haben 
wir die anno 1710 über ableiben des Herrn Jacob Johann Pilani er: 
ihtete Inventur oben E 3 für uns und ratione der Winfleriichen Inventur 
veroffenbahrt Tid) das klare MWideripiel aus denen über ableiben Frau 
Latharina Pergerin und Frau Cäcilia Schimrichin geweſt beyder Stift 
Mölckeriſchen Grundſchreibeibers Wittwen ſeel errichteien Inveuturen oben 
D3 or G 3 dann des Hr. Karl Wälzl geweſten Pflegers zu Emerſtorf 
Inventur oben T 3. Es ſtehet uns aud) nicht entgegen, daß iiber ableiben 
des Hr. Land Phyſici Nagel die allhieſig Löbl. unität das Compaß ſchreiben 
wegen Errichtung der Inventur nicht an den Marckt Rath ſondern au 
das Stift Mölck erlaſſen habe, weil dem Conſto Unitis nicht abgelegen 
zu unterſuchen wenne das Jus Inventandi zu Mölck zuſtändig iſt, wohl 
aber hätte unſere Löbl. Herrſchaft alß welcher die von dem Marckt Rath 
über ableiben des Herrn Phyſici Piſani errichtete Inveutur oben E 3 eben 
ſo aut, wie uns bewuſt war, mittels Remiß Schreiben erinnern ſollen, 
daß dem Marckte Mölck die Inventur zuſtändig ſey und eben daher kann 
auch aus dem von der Herrſchaft widerrechtlich acceptirten Compaß Schreiben 
und Clandestine fürgenohmenen Nagliſchen Inventur für den Marckt Natb 
Mölck ein pracjudieium eben jo wenig entſpringen, alß wenig dieheitigen 
Markt Rathe der von gegenſeits allegirte Rathſchlag oben kunachtheilig 
ſeijn kann, weil erſtens unerachtet Der von dem Marckt Richter hierwieder 
gemachten Proteſtation ſich unſere löbl. Herrſchaft ſelbit ohne allen Rechte 
eingemiſchet andererſeits aber damahl nicht die zwiſchen nus nd Der Lobl. 
Herrſchaft dermahl obſchwebende Sirittſache in quarstione geweiert, ſon 
dern das abhandlungs Recht zwiſchen dem hochlobl. UM. WU Yand 
Rechten und dem Stifte Mölck entſchieden worden tt 

Yo ad Yuum Haben wir bereits oben 10" gezeiget, daß der Marcht 
Rath Möld von allen anfäſſigen Vürgern ud Kalten, welehe ihrer 
Perſohn nach feinen anderen foro untergeben waren, die Imventitzen iür 
genohmen und die Abhandlungen gevſloögen habe: iſt ade der Marckt 
Rath erprobter maßen u dem unmiitrdentlichen Beſiß der Burger und 
Innſaßen zu Mölck abzuhandeln warum Volle denn demſeiben Des 
Hr. Paul Karl Müller geweſen Stiftshauptmann, and Hoirichters Ber: 


— 118 — 


laßenſchafts Abhandlung nicht gebühret haben. daß er ein Bürgerl. Hauß 
beſeßen, Stellet man nicht in Abred und das er des Stifts Hauptman und 
Hofrichter nicht mehr gewejen feye, auch feine Penfion genoßen, wird 
jelbft eingejtanden, es ift aljo ex simpliei ratione des Hr. Paul Karl 
Müller Abhandlung dem Mardt Rathe zuftändig geweſen, und zwar für's 
erite, weil er ein bürgerl. Behaußung beſeßen, fürs zweyte aber, weil er 
ein Innwohner des Markt Mölck geweſen, und aud) als Inwohner mit 
ſeiner Perſohn feinen anderen toro untergeben war; ein ganz andere Be⸗ 
Ichaffenheit hat es mit den in praejudieinm nostrum und al eine dießeitige 
Verſchweigung anführen wollenden zwey Abhandlungen der beyden Stifte: 
Hauptleuthen oder Hofrichtern Herrn Johann Anton Kirdhftetter, und 
Herrn Elias Strenner feel. denn erjterer war noch in actual officio al 
er verftorben und lezterer hat bis zu feinen Ableiben eine jährl. Penſion 
und dag Duartier genoßen und in derlen Fällen ijt uns ein Abhandlungs 
Hecht anzuvderlangen nicht einmal beygefallen, minder haben wir in unferer 
ganzen Klage die mündeſte Erwehnung gemachet, daß ung eine Dderley 
Abhandlung zuitehe. 

Reſpecte des widerbolten Eimvurts wegs des abgangs eines Grund: 
buche oder Dominicalis wollen wir uns Kürze halber auf unfere oben 
7uo verhandelte Nothdurft bezogen haben. lebrigens iſt ausgemachten 
Ntechtens, day die Unterthänigkeit der Häufer das Recht, die Abhandlungen 
fürzunehmen nicht ausmache, folgfam kann aud) diejes, dal unfere Häufer 
dem Stifte Mölck dienſtbahr find unferer Marckträthlichen Yurisdiction 
nicht hinderlich ſeyn. Ein untrügliches Beyſpiel deſſen ijt die Stadt 
Wienn. 

Es iſt allbekannt, daß die Stadt wienneriſche Bürger jederzeit von 
gemeiner Stadt Wienn abgehandlet werden, obſchon ei oder das anderen 
beſitzendes Hanuß einen Fremden Grundbuch dienſtbar wäre, gleichwie auch 
die in den unter der Stadt Wienneriſchen Jurisdiction liegenden Häuſern 
befindliche Junwohner, in ſofern ſelbe quo ad Personam feinen anderen 
foro unterligen von gmeimer Stadt Wienn abgebandelt werden. 

Wir haben vor erprobter Maßen em gleiches uralt bergebradjtes 
Recht, und eben daher bat ums auch 

22 ul JO Die Thereſia Zeilleriiche Verlaßenſchafts Abhandlung 
allerdings gebühret, weil beſagte Thereſia Zeillern Sid) zu Mölck Inn— 
wolmungsweiße aufgebalten md von ihren eigenen Mitteln gelebet hat 
folgſam baten wir auch billige Urſach und ob es keineswegs ein unan— 
ſtändig und ſtraibahres Berragen, daß wir wider die durch das Decret 
oben A zu entziehen intentiete Thereſia Zeilleriſche Verlaßenfchafts Ab⸗ 


— 119 — 


handlung unſere gegründete Vorſtellungen bey der Herrſchaft angebracht 
haben. vielmehr erhellt hieraus die beſondere Hochachtung die wir gegen 
unjerer Herrichaft getragen, da wir viel lieber bey felber vorher gütliche 
Abhelfung anfuchen alß fogleich uns wieder ſelbe beſchwären wollen. 


Übrigens ift e8 für den geweſten Mardt Richter im der Ihatt 
betrübt, da man jegt wider ihm jo viele feiner Ehre und guten Leimuunth 
lo nachtheifige Beſchuldigungen darnieder jchreibet, da doch derjelbe (ohn— 
erachtet er anno 1766 aly ihme die Markt Richters Stelle angetragen 
worden, mit Vorſchuzung feiner Profeſſion bejtändig Kräuklicher umſtände 
und übriger eine Markt Nichters Stelle befteidender Verdrüßlichkeiten ſich 
hievon zu dregmahlen zu entledigen verjuchet Hat) endlich fothanne Stelle 
aus gehorjam aunchmen müßen; wobey der dermahl würdige Herr Bor: 
iteher des Stiftes ihm Felbit die Verſicherung (welches Er Marcktrichter 
eidlich zu beharten urbieihig it) gegeben bat, day er ihn Marckt Nichter 
jederzeit ſchüzen, auch zu feiner zeit feine Neuerung aufbringen wolle. 

Es ift demmad) nicht zu verwundern, daß er Marckt Nichter bey der 
durd) das Deeret A aufzubringen verfuchtern Neuerung viel Lieber jene 
Marckt Richterftelle refigniven, alß entweder den Haß der Herrſchait, oder 
die böſen Nachreden der Burgerſchait auf ſich laden wollen, und nod) 
weniger kann jeine Reſignation ein Bößartiges Betragen genennet werden, 
wir wenden uns nunmehr 

2340 ad 11wid auf Die von gegenſeits auigeworfeue Fragen. wer 
zu Mölck obrigkeit ſey wen die Eidespflicht abgeleget werde, und ob wir 
den Privilegirt mitleidenden Städt und Marten gleichkommen ſollen, daß 
wir dem Löbl. Stifte Mölck unterthänig und unſere Häuſer demſelben 
dienſtbahr ſeyen, und was ſich hierauß ſolgere, haben wir bereus oben 
17 ad 51° wider die eben alda ſchon auigeworfenene unterthänigkeit unſere 
Nothdurft gehandlet, daß bey einen jeweiligen bechwürdigen Deren Stifts 
Vorſteher der Marckt Richter Eid abgeleget, daß der Marckt Richter nach 
vorheriger Vernehmung der Burgerſchait, und ordentlicher Einforderung 
der Wahl Stimmen, hiß auf gegenwarthiges Jahr, wo man uns unſerer 
freyen Wahl zu wider einen Marckt Richner augedrungen hat, beſtättiget, 
oder im Fall ſich eine Veranderung unter den Jahr ereignen ein Marckt 
Richter provisoriov mode geſezet die 12 Matbsbarger don Der Herrſchait 
nach gut befindet benennei, auch ent jeweiliger Baau Richter aus unſerer 
Mitte vorgeſchlagen worden, altes Das Dat ſeine ga Richtigkeit, allein 
aus Diefem folget noch nicht, daß wir vur unterthaänigen Bauern gleich) 
fonımen. 


-- 120 — 


Wir haben gleich den mitleidigen Städten und Märdten die freye 
Wahl unſerer Mardtrichter bis hieher gehabt und wir bitten ung in diefer 
gerechtfamen (anerwogen pendente lite auf unfere Wahlftimmen von der 
Herrichaft nicht reflectiret worden) fernershin zu handhaben in ynädiger 
Envegung, daß da felben die Gaben, und verjchiedene andere gefäll-Ein- 
fünfte zu handen fommen, da er dieje zu verredjnen hat wir nothtwendiger- 
weile Verfichert fein müſſen, wen das Marckt Richter Amt anvdertrauet 
werde damit nicht bei einer wider vermuthe ſich ergebenden üblen ge: 
bährung der gemeine Mardt und Burgerichaft wieder feine Schuld in eine 
Verlegenheit, derley Erjaz zu machen, verjezget werde auf gleiche weile 
ſtehet ung 


241° ad 12” das von gegenfeits beygebrachte Inſtrument oben M 
vom Nahre 1448 nicht entgegen, weil der von uns beygebrachte Baanbrief 
oben O 2 de dato 13" Marty 1632 von Kaifer Ferdinand dem zweyten 
Klar zeiget, daß weiters hin nicht dem Stifte, Sondern dem Marckt Mölck 
Baan und Acht verliehen worden und daher auch vermög des Cod. 
Austriaci Pag. 21% fol. 15 die jeweilige Marckt Nichter bei Euer Ercell. 
und guaden jederzeit Baan, und Acht empfangen haben. 


Es iſt aud) bereits über 300 Jahre, daß jederzeit aus dem Mardt 
Mölck ein Baan Nichter erwehlet worden, und eben fo alt find die oben 
Pp et (Iq angeführte Erimmalten die wir zu deſſen Erprobung beyge: 
bracht haben, auch wird von dem Markt. und nicht von dem Stifte Mölck 
die Neparation des Tiener Hauſes die Unterhaltung des Landesgerichts 
dieners, und Die Schub und Azungs Unköſten, worzu die Herrichaft die 
Hälfte wegen ihren anderen in das Land ghrt. Mölck gehörigen unterthannen 
beyträgt, beftritten, welches dem Marckt niemahl zu Laaſt geleget werden 
fünnte, wenn ihm wicht auch Paau und Acht zuftünde Mit Übergehung 
der weiteren albter angebrachten bloß wortigfeiten jchreitten wir 25% ad 
15" auf Die von gegenjeits widerhollende qnaden Bezeugungen, und da 
wir alhier nur jenes widerhollen müßen, was wir bereits ſchon angeführet, 
jo wollen wir aus Yieb zu all nur immer möglichen Kürze ung pur 
allein auf unsere in Vetret der von gegenfeits fo oft anrührenden gnaden 
Bezeugnußen bereits verichtedentlich verhandelte Notbdurtten bezogen haben, 
und Finden gar nicht nöthig Die allegirte Beſchwarungs Copia N ſo wir 
in dero Wertb oder Unwerth beruben laßen zu berühren, weil Daraus 
nichts anderes erprobet wird, all; Die widerholten Bedrängniſſe, ſo man 
von ſeiten Des lobl. Zufth ſchon vorlangit eben ſo wie jegt intentiert hat. 
uns iſt genug, daß wir unſere gerechtiame die dermahl in lite find, er- 


— 121 — 


probter maßen vor unfürdenklichen Jahren befizen und immerhin ausgeübet 

baden. um nun alßo aud) 26: ad 14% auf jenes zu kommen, daß Die 

Qurgerichaft von Möld von unerdenklichen Jahren her von ntrichtung 

eines Todtenfahls Prundgeldes Frey geweſen, und die dermahl jogenannte 
Todienfahls Discretion erft anno 1632 tentiret worden ſey, anno 1695 

aber würnlicy ihren Anfang genohmen habe, fo müſſen wir jchon auf 
die ältere Imventuren oben B bis G 3 zurückgehen, worinnen feine Spur 
zu finden, daß ein Todtenfahls Discretion an das löbl. Stift Mölck 
jemahſlen bezallet und abgeführet worden ſey. Wir gehen weitershin auf 
den Protocolls⸗Ertract oben I 3 vermög deſſen Herr Abbt Gregorius alß 

klber die übergebung der Inventuren das erjtemahl anbegehret ſich ſelbſt 
dahin geäußert hat, day die ſein Anverlangen auf nichts weniger alß 
die abnehmung eines Pfundgelds, jondern pur dahin angeteben jey, damit 
wegen des Erbes keinen Theill unrecht geſchehe. Im Sabre 1692 aber kam 
man mit der Sprache Härer heraus, indem bei der damahligen gehaltenen 
Panthädung weyl. Here Abt Gregorius anjtatt des Todtenfahls Prund- 
gelds die Entrichtung einer Todtentahls Discretion vortrug, allein daß 
ich niemand Hierzu einverftehen wollte, zeiget der Prothocols Ertract T 3 
ddo. 20. September 1695 und waren die Natharina Werner, dann Die 
Juſtina Barbara Rothmayrifche, dann Lorenz Krenzeriſche Abhandlungen 
oben DZ R3 ct S3 die erjteren Fälle, bet welchen eine Todtenfahls 
Discretion entrichtet worden, und worüber nachhin dieſe Tisereiion ſich 
vollfommen eingejchlichen hat. Anfangs verfuhr man ganz gelind, indem zeige 
der Inventuren DER 53 und S 3 man nur 24 fl. danu vermög der Sven 

tur Ü 3 anftatt 10.18 fr. S ft. 10 und Innhali der Inventur W 5 State 15.40 
nur 10 fl. abgenohmen hat nach hin aber iſt man weiter gegangen, und 
bat Innhalt Inventur oben S 3 anno 1740 won einem ganzen all, wo 
die Abhandlung über beyde Conleuthe yunleich geflogen worden, 2 tr., 
von einen halben Fall aber, wo nur eines theils Vermögen abgehandelt 
wurde 1 fr. abgefordert. Es bewährt ſich alle nur gar zu ofienbahr, 
dag die Burgerfchaft zu Mölck niemahl einem Mertiwurio untergelegen, 
minder daB von Dem Löbl. Stifte das Mortuarzum oa 5 . oder hocher 
abgenohmen worden ſey, Sondern man bat an ſtati des Mntunrs vor 
wehnter maßen nur Die Todtenfahls Diseretion eingefuhren: welches aber 
um fo widerrechtlicher beſchehen, alß daß im Betrei des Mortnarv aller 
höchſt ergangene Erleutterungs Patent Ada, 2 rn 16582 klar verorditet, 
daß an den Orthen wo 5 fr. Piundaeld groben worden es wine 
dabey verblieben, doeh wo ein wenigeres, oder gar nuichts genoimen 
worden, es auch dabey belaßen werden jolle. 


— 122 — 


Es folget alßo aus den gegentheiliſchen Beylagen O P et Q gar 
nichts widriges, denn weil Herr Abbt Gregorius wohl einſah, daß ihm 
erſt bemeltes Erleuterungs Patent nicht zu ſtatten komme, jo präſcindirte 
er in der über das von unſeren Vorfahrern eingereichte Beſchwar an— 
bringen O denſelben bekannt gemachten Entſchließung A von mehr er: 
wehnter Patente gänzlich, und drückte ſich hierüber nur dahin aus, daß 
obwohl er vermög Landesordnung, und Landichäftlichen Patent? befugt 
wäre, gleid) anderen Herrfchaften 3 kr. abzunehmen er dod) aber nur 
praecario fid mit einer gebräudigen Discretion be 
gnügen laßen wolle und machte dardurd) einen Abfprung auf die 
ſchon vormahls Intentirte Todtenfahls Diseretion quasi vero die Bürger: 
Ihaft um Einjtellung eines Mortuary oder Todtenfahls Discretion an— 
gelanget wäre. Es iſt aber aus dem Beſchwär Anbringen ſelbſt gleich 
Anfangs zu erſehen, daß ſelbes wegen des von gegenſeits angeſonnenen 
Hien Pfundes, welches, wir nach der Meinung des damahligen Herrn 
Abbten N 3 bey alten Verwandlungen forthin, oder führo— 
hin Hätten bezahlen follen, mithin wegen de8 Laudemy (von 
weldjyen wir nicht nur oberwehnter maßen von unjeren in dem Burg: 
fride liegenden Behaußen güttern in Erbfällen frey find, fondern aud) 
vormahls von unſeren außer ſothannen Burgfried gelegenen Grund 
Stücden vermög Prothocolls Extract X 3 ddo. 2Yter Jenner 1676 
vollfommen ren waren) nicht aber wegen des Mortuary, zweytens 
aber wegen der anbefohlenen Vornehmung der Inventuren in Casu 
testati et intestati eingereihte worden ſey und hier infahls Hat fich die 
Burgerſchaft ausdrüdlich auf ihre alt erfeßene Gewohn und 
Gerechtigkeiten und auf das beygeſchloßene Kaiſerl. Decret (meldyes 
eben das angeführte Erleutterungs Patent dido. Lten 9eris 1682 war) 
berufen, mit der weiteren Vorſtellung, daß die Hh. Anteſſores den Markt 
Mölck nicht nur Lobwürdig darbey gelaßen, ſondern auch demſelben in 
allen Irrungen und Strittigkeiten gnädig protegirrt haben, daraus erhellet, 
daß der gebrauchte Ausdruck bey vorigen Gnaden zu erhalten, ſich auf 
die gnädige Protection bey Irrungen und Strittigkeiten verſtehe, weil 
umſonſt ein auferlegter Widerſpruch geweſen wäre, wenn die Burgerſchaft, 
welche nach gegentheiliſchen Angaben vorhin mehr alß 3 fr. zum Pfundgeld 
gereichet haben ſolle, nach der durch die Landesordnung beſchehener Reduction 
um die Erhaltung bey vorig. Gnaden gebetten hätte. So widerrichtlich alßo die 
unſeren Vorfahrern anigedrungene Todtenfahls Diseretion iſt, eben jo iſt. 

27m ad Ile die ben einer Neuen Vereheligung eines Bürgers über 
Heuraths Conſens ımd andere grundbuchs und Herrſchafts gebührnußen 


— 123 — 


anführende Discretion. denn es wird in den gegenth. Bericht vorgegeben, 
daß diejes Discretionsgeld, wovon in vorigen N® 1419 die Rede geweſen, 
darin beitehe, da wenn ein theill beyder Gonperjohnen vor den anderen 
verftirbt, und an den Hauß mit Vergwöhnt it; der überlebende Theil 
bey der neuen Veränderung, und Not. anjchreibung des neuen Cheron- 
jortens nicht mehr das gewöhnliche Haußgewöhr Prundgeld zur Hälfte 
zu entrichten jondern ftatt des entgchenden halben Haußgwöhr rund: 
geld3 nebit der gwöhr Tär wegen des Heurath Conſens. außfindig zu 
madyen, und ſolche als ein Surrogatun wegen des entgehenden Pfund— 
geld8 vorzuftellen. Es wird aber jedmann, der den Nonm. 14 et 1510 des 
gegenth. berichts aufmerkſam Liejet erkennen müpen day im Nr" 14° von 
der in locuın mortuary zu Mölck eingeführten Todtenfahls Diseretion 
hingegen in Xro 15'° von Laudemio gehandlet werde, mithin, daß man 
nun Die letztere mit den erjteren vermilchen, und den Sub lit. L. allegirten, 
die Todtenfahls Discretion betreffenden Prothocols Extract ſicher extendiren 
wolle, es iſt aber ebenfahls ungegründet, dar nach abiterben einer Con— 
perfon der mit vergwöhrte Überlebende theill bey der neuen Veränderung 
und anjchreibung des neuen Eheconſortens nur eine leidentliche TDiseretion 
bezalle ; ſondern wir fünnen vielmehr zwanzig Burger für ein voritellen 
und ſelbſt die berrichaftlichen gewöbrbücher müßen es beweiſen, aud) die 
eigenen herrichaftlichen Beamten eidlich bejtärken, daß gleichwie in allen 
Erbiällen alßo aud) nad) abiterben eines Contheils von dem Überlebenden 
in Erbfällen wir oben 11" mir mehreren erklärt werden, nur Die gewöhr 
Zär, und fein Pfundgeld hingegen bey Anſchreibung der neuen Ehecon 
ſorten jedzeit das Prundaeld a > fr. von Gulden von Dev Hälfte des 
Werth, und keine Discretion bezallet werde, ſelbſt Die löbl. Herrſchaft 
kann nicht in Abrede ſtellen, oder wir werden in widerſprechnuings Fall 
durch eidliche Vernehmung des Pater Kämmerers und einer Menge Bürger 
beweiſen, das bey Vereheligung dev burgerl. Perſohnen beyderley We 
ſchlechtes, wie auch ihrer Kinder, obgleich dieſe letziere keine Haer beſitzen, 
und beyde Eltern noch leben, jedzeit toties quotes ent Heuraths Conſens 
zu weiten von > und mehr Ducaten, zu weilen auch weniger zu handen 
des Hr. P. Kämmerers entrichtet und noch beſonders Der vierte Theill 
deſſen, was der 1’. Kämmerer empiangt dem jeweilig Hoi Richter 
abgereichet werden muße, wir dann der Johann Geerg Weiß burgerl. 
Wirth alhier Für jede ſeine zwey kurz nacheuand verheuratheter Töchtern 
drey, mithin zuſammen 6Species DTücaten alß. eine Heuraths Conſens 
bezahlet hat: es muß weuers bin Die tobt. Herrſchait ebenfahls einge— 
ſtehen, daß die burgerl. Perſohn beyderley Geſchlechts, welche in Wittib 


— 124 -- 


jtand verbleiben, in Erbfällen die bloße gewöhr Tär pr. 45 fr. ſamt 
Schreib Täx a 6 fr. und weiter nichts zu bezahlen haben, und daß zu 
Mölck nur die Todtenfahl8 Discretion, und feine andere belannt feyn; 
da nun aber oberwähnter maßen einerfeits von ledigen unbehauften Per— 
johnen die Heuraths-Conſensgelder bezahlet, Hingegen von wirklich behauften 
die in Wittib Verblieben find feine jemahls gefordert worden, fo folget 
hieraus, daß die fo iibertricbene abgabe der Heuraths Conſens niemahls 
für eine Discretion wegen des entgehenden Pfundgelds angegeben werden 
könne, fondern diefe Ausflucht davon der Widerſpruch vor Augen liget, 
lediglich zu den Ende erſonnen worden fey, um einer unrechtmäßigen, 
und durch Landesfürftl. gefäze verbottenen Erpreffung eine minder fteäfliche 
geftalt zu geben und jelbe mit dem Vorwand einer gnaden Bezeugung 
zu bemänteln. Won gleichen Schrott und Kom it 280 ad 16tu die in 
Betreff des Adolph Haufer wider den Mardt Rath angebrachte Andichtung. 
wir dieſes das von beiagten Haußer ausgeftellte Attestatum X 3';, des 
mehrere beftättiget, übrigens aber die gewöhrs Veränderungs Täxen des 
Adolph Hauſer über ableiben feiner Ehewürtdin Maria Anna Hauferin 
belangend, jo zeiget anliegende an Eides ftatt unterjchribene Verzeichniß 
Y 3 daß felber nad alt hergebrachten Recht, und Gewohnheit an gewöhrs 
Beränderungs Tären zu löbl. Herrſchaft nicht mehr, alß 1:12 fr. zu ent: 
richten gehabt hat, und das auch bey allen Burgerl. Haußbelizern immer 
den Mölckeriſchen Burgfrid in Erbrällen die Gewöhrs Veränderung Tar 
niemahl anderjt entrichtet worden ſey. Eine ganz andere Beichaffenheit 
hat es wegen Anjchreibung an die Gwöhr feiner zweyten Chewürthin 
Klara einer gebohrnen Stögerm. In diefen Fall hätten die gwöhrs Ber- 
änderungs Täxen nad) Ausweis des Verzeichniß Z 3 34 fl. 521, fr. 
betragen, und wenn ihme jelber bis aut 727 vermindert worden wäre, 
jo wäre jelber m der Thatt undankbar, wenn er ſothanne Verminderung 
nicht alß eine Gnade erkennete, allein wir müßen alhier nur noch erinnern, 
und zeiget e8 auch das von dem Adolph Hauſer ausgeftellte Attestatum 
oben Y 3 daß ſeine nunmehrige Ehewürthin noch nicht an Nuten und 
gwöhr geichriben ſtehe, folgſam tt auch diele vermiudert abgeforderte Täre 
indebite abgenohmen worden, weil man jenes wotür die Tare abgenommen 
wurde nicht im das Merk gefezet hat. Dene nod) hinzu fommt, daß in 
dem von dem löbl. Stifte allegirten Grundbuchs Ertracte oben R felbft von 
dem gezogenen Haußgwöhr Konsens nicht das mindelte enthalten ift. 

Wie mideriprechend man nun von ſeiten unſerer Herrſchaft fich 
ſelbſt ſey, uberlaßen wir Euer Excell. und gnaden gnädiger Erwegung, 
nud wollen 


- 125 — 


29n0 ad 170 in Betref Des uns aufgedrungenen Robbatgelds unſere 
Rothdurft verhandlen. daß der Markt Mölck in vorigen zeiten einige 
Robbath sicht verrichtet habe, jondern von ſelber Frey, und das nadyhun 
von unferen Vorfahrern berrichtete heu auffangen igleichwie auch niemahl 
einige andere Gattung der Robbath von den Bürgern des Marckts Mölck 
verrichtet worden it) fir eine Schuldigfeit nicht an, indem zeige des 
Atteftate A 4 wenn auc wirkt. ein, und andere Burger ſothannen Heu 
tangen Niemand abgeſchicket haben, man wenig oder gar nichts entgegen 
gehabt hat; gejagt aber auch jedod) in mmeingeltandenen all, es bätte 
der Mardt Mölk das Hen fangen, als eine jchuldige Nobbat zu verrichten 
gehabt, gleichwie auch unſere Yöbt. Herrſchaft zenge des Atteſtate B 4 in 
der anno 1751 einer Hochlöbl. N. O. Rectifications Commiſſion überreichteit 
Ruſtical Faſſion die Amnotation beygernket, daß die Hänſer im Markt 
Mölck außer des bloßen heu, nud grämet Auffaugens zur Herrſchaft keine 
andere Robbath zu verrichten haben, ſo iſt dennoch das Stift nicht befugt 
geweſen, us, anerwogen nichts anderes alß das hen fangen von den 
Burgeri zu Mölck, und dieß nur willkührlich verrichtet worden, ein Robbath— 
geld aufzudringen. Dieſe Unbilligkeit Eier Excell. und guaden noch beſſer 
vor Augen legen zu können, haben wir uns zwar mit C 4 an das Hochlöbl. 
N. O. verordneten Collegium gewendet, allein wir wurden retro ſtehender 
maßen hierüber veritändiget, daß Dir Nobatb alda Speciſice ausgewieſener 
ſich nicht befinde. Dem fen aber wir ihm wolle, es babe uns gleich das 
Stift Mölck alß vollfommene Hand Robbather fativet, jo folgeret ſich Doch 
hieraus nicht, Daß wir die vollkommene Hand Robbaths zu vräſtiren oder 
dag wir auftatt deſſen Die anf jedes Haus dem gegentheiliſchen Vorgeben 
nach zu Verſtener kommende 4 fl. zu eutrichten ſchuldig ſind, weil ſelbſt 
duch das Rectifications Pateut von anno 1748 Der Herrſchaiten das 
Hecht, den Unterthauen eine mehrere natural Rohbats alß von Alters her 
gewöhnlich, war aufzubürden oder ſich dieſelbe in Geid in Die Vergüttung 
zu bringen nicht eingeranmer worden war. 

Die Herrichaften ſind vermög allerhöchſten Laudesordunngen bloß 
die herkömliche Natural Robbath vor Dem Unterthauen zn fordere beingt 
und warn ſtatt derſelben vie Forderung in: Geid bezegen werden will, 
jo fan es ohne vorherige Euiwilligung des Unterthauns meht beſchehen, 
ag auf deſſen Willtuhr es immerhin ankoöommet. vb er Me Nobbatb in 
natura verrichten, oder aber in Geld relutren wollt. 

Mat ms iſt man ganz anderſt verfahren: mann hat nus niemahl 
angegangen, ob wir anſtaiut Des Heufangen welches vorerwehnter maßen 
anfäuglidy nicht eiumahl cine Schuldigkeit war, und dem Burger der keine 


— 126 — 


eigenen Leuthe Hierzu abordnen könnte, in Folge des Attestati oben A 4 
das Lahr hindurch nur auf 36 fr. höchitens auf 45 fr. zuftchen fan) 
ein Robbathgeld entrichten wollen? wir find niemahl befraget worden, 
ob wir den von dem Stifte abgeforderten Robbathgeld Betrag pr. + fl. 
entrichten wolten, jondern man bat vermög der in der Robbathgelds An- 
fordungs Specification D + liegenden Original abrechnung anno 1753 
das erſtemahl jeden Haufe daß Nobbath geld a + fl. angerechnet, nach 
3 Jahren, da die Bürger bereits zu muhren anfiengen, ſetzte man, um 
der Klage anszınweichen, anno 1756 et 1757 vermög den in G 4 
liegenden Drigl abrechnungs Scheinen D und E das Robbathaeld auf 
2 5. herunter. Es zeigen zwar die weitere abrechnungsſcheiue m D 4 
von anno 1758 anfangend, das nachhin jeden Haufe abermaht + fl. an 
gerechnet worden find, allein wir willen wicht durch was vor Mittel die 
Herrichaft unſere damahlig verordneten ſich verbindlich gemacht habe: dann 
obwohlen nad) beweiß der weitheren Abrechnungen von anno 1758 au, 
aljährt. immer fort 4 fl. von Hauß bezallet worden ſind, To haben doc) 
beiagte verordnete, welche nach alten herkommen die Gaben zu reguliren 
pflegen, nach beweiß der origl. Gabenzetl E 4, F4 G +, die Hälfte 
von obigen Nobbathgeld unter die Landesfürſtl. Gaben vermifchet, und 
immerhin unr 2 fl. Robbathgeld ausgeichriben mithin die Burger fortan 
in der Meinung gelaßen dapjelbe nur 2 fl. von Hauß zu bezahlen hätten. 
alg aber anno 1764 die Gabenbüchſel ftatt obiger Zeteln eingeführet 
worden, jo getraneten Ste Sich nicht mehr die wahre Suma des Landes: 
fürftl. Contributionalis zu verfchweigen und muſten ſolcher gejtalt mit den 
Robbath geld hervor gerudet werden: da nun das Klagen der Burger- 
ichaft von nenen anfieng, ſo ſchützte die Herrſchaft (wie es auch der eigene 
Bericht weitet) die Yandes Nectivication vor, vermög welchen fte ſich die 
Robbath in geld zu vergütten berechtiget wäre; und auf diefe Weiſe hat 
der Marckt Mölck laut obiger aufordernngs Specification D 4 von anno 
1753 bis inelnſive 1771 Salva ulteriori an Robbath geld em Unantıım 
per 8208 Fl. höchſt widerrechtl. entrichten müßen gleichwie uns nun dieſe 
wider unſeren Willen abgedrungene 8208 fl. billig zu reſtituiren ſind, 
ebenſo muß 

30m ad 18°" ms das zu viel abgetorderte Coutributionale (welches 
vermög Der weiteren Anforderungs Specification II + 1230 fl. austrägt 
ganz unſtrittig vermdiret werden. Es vermeinet zwar unſere löbl. Herr- 
ſchaft ſich hievon mit dem Loß zu wicklen, das man uns mit dießfähliger 
Beſchnwoarde ar das Hochlöbl. Staudiſch verordneten Collegium auzuweiſen 
vermeinet, allein es bat nus nicht erſt beſagt hochlöbl. verordneten Colle— 


1 


— 127 — 


gum ein höheres Contribnale aufgebürdet, ſondern die Herrichaft hat nus 
zu wider der von dem Hochlöbl. verordneten Collegio verfaſten Nepartition 
ein höheres Coutributionale zur Laſt geleget, denn die von der Hochlöbt. 
Landſchaft adjuftirte und auf derſelben Verordunug J 4 von 22ten Hbris 
1771 auf unſeren Rath... ... 

Die Gegenvorſtellung des damaligen Abtes Urban, Datirt vom 
17. Jänner 1772, lautete folgendermaßen: 

Hochlöbl. N. O. Regierung ! 

Günstige Herren und Freund! Sub A de praes. 3. Decembris 
erſt abgrüdten Jahrs Haben ſich unter falſcher Rubrie N. Richter und 
Rath, wie auch geſammte Burgerſchaft des meinem Stift unterthänigen 
Markt Mölkh wider die Herrſchaft, mithin wider mein Stift Verſchiedene 
unjuſtificirliche Beſchwärden bei Euer Gunſt und Freundſchaft anzugeben 
erkeket, worauf über die an die in unterthans ſachen Verordneten Herren 
Räthe, ut retro ergangene Delegation von beſagter Herrſchaft Bericht 
abgefordert, und binnen 14 Tägen bei 10 Ducaten Pönnfall zu erſtatten 
auferleget worden: Dieſen unn Folge zu leiſten, ſo muß ich 

Primo et pracliminariter anmerken: daß es bei dieſen Straf 
mäßig eutlehnten Rubrie N, Richter und Math, wie and Dev geſammten 
Burgerichaft des Marktes Mölfh um to weniger beſtehen könne, als 
Keiner Dingen erweißlich zu machen, daß der Rath und geſammte Burger: 
ichaft zu denen in A. angeführten vermeintlichen Beſchwerden ihre Ei 
willigung gegeben haben, ſondern es iſt mir Der damahlige wider Die 
Herricheft aufgeſtandene Markt Nichter Marl Stadler, welcher einige Deo 
Raths aufgewiklet, und Diele zuſammen hinach wenige Buürger Durch 
ungleiche Information amt ihre ſeiten gezogen, und erweißlich mit Heim 
licher Berühr und Zuckung ihrer Kleider und Mäntel zu Beſtimmung dieſes 
unfundirten Stritts und Überreichnng der angebentlichen Beſchwärden be 
flieſſentlich einverleibet haben, dem ich aunoch beyſetzen muß, daß bon 
von Zeit eines halben Jahrs her unter dev Burgerſchaſft eben hierwegen 
Stritt, und Irrungen entſtanden, um nur hierdurch den von dem Markt 
Richter und ſeinen wenig adhäerenten augeſuchten Vegleitt zu erhaſchen, 
alleine aber der mehrere, ja drey Theile mit denen wert mehr einſehenden 
Rathsburgern haben die bis anhero von der Herrſchait zugeſtandenen 
Gnaden gar wohl erkennet, md durch ihre Erklaärnngen merbey B. de 
dato IM heſagten Monals, und Jahrs as das Licht geſtellet: day Te 
ſich von denen undankbaren Anfwicklern abgeſondert, und dem undaukbaren 
Aufſtand entgegen geweſen ſemn: ja cs conuteſtiren Diele dren Theile daß 
wiederholte contriwlieenten mehrere Burger aut ihre Seiten zieben, und 


18 — 


zur Unterjchrift zu vermögen geſuchet haben, womit fi) dem nach hervor: 
ſtellet daß dieſe in A. genannte Rubric nicht nur gänzlich entkräftet, Ton- 
dern der geweſte Markt Richter Stadler mit ſeinen einzelnen adhaerenten 
condigni zu beſtrafen ſeyen, und zwar um jo mehr, weilen dieſelbe ſich 
ſelbſten nahmhaft machen, nicht aber fälſchlicherweiſe die ganze Burgerſchaft 
zu dieſer ſchändlichen Unternehmung hätten ziehen ſollen. 

Anderteus aber hat der meinem Stift untergebene Markt Mölkh 
feine mehrerer erweisliche Freyheit oder Privilegium, als die übrigen dem 
Stifte untergebenen Märkte Wullersdorf, Navelsbach, Weikhendorf, Trays- 
firchen, md Aſparn an der Donan: jondern es iſt dieſer meinem Stift 
in allen unterthäuig, gleid) denen Vorbenannten, es hat diefer Markt fein 
Tominicale, it der Robot wie in folgenden des mehreren ſich eröfnen wird, 
unterworffen, und it ſohin all jenes, was denenfelben von denen ehemaligen 
Vorſtehern des Stifts, und auch wie in andern Weege eingeftanden worden, 
wie als cine Gnad, und als feine Schuldigkeit anzuſehen, welche dann zu 
allen Zeiten abgetban, und auigehoben werden kann. llis praemissis 
jo wirdet von Denen particular Klägern 

Trittens pro gravamine eingebracht: daß der Markt vor mer: 
denflichen Jahren her, ſowohl die in den Markt verftorbene Burger, alß 
auch andere dieß Orths domteilirende Inſaſſen ungeſtört abgehandlet habe, 
und man nun iſhmen dieſe vorgebentliche Gerechtſame benehmen, ſohin 
denſelben Eingriff machen wolle. 

Dieſes iſt eben dermalliger Auſtoß, mit welchen die contradicenten 
Die bishero ans herrſchaftlichen Gnaden zugeſtandene Begünſtigungen 
verlezet haben, ſohin von Jahr zu Jahr, auch von Schritt zu Schritt 
wider die Herrſchaft aufſtehen, nud ſofort ſich einer beſonderen Herrlichkeit 
(welche ſie eine Gerechtſame zu betiteln vermeinen), zu prävaliren gedenken, 
alleine aber es iſt: 

Viertens in Erwägung zu nehmen, daß der Markt Mölkh folg: 
ſam die nunmehrigen Unterthanen ſchon von Anbeginn der Stiftung als 
anno FO89 wo man noch anf eine Abhandlung am mindeſten gedacht 
batı mit Denen au vorbenannten drei Marttflecken Wullersdorf, Ravelpach, 
und Weitendorf Der Stiftung übergeben, und einverleibet worden. gleich 
wie min erſt berührten dreyen nuterthänigen Märkten niemahlen beygefallen 
een nur erdentlichen Ansnahm der allgemeinen Uuterthänigkeit anfzuwerfen, 
als iſt auch der Warte Mölk merüber zu ſtreiten von darumen unver: 
mögend, alldieweilen, derſelbe nicht Die geringſte Spur einer beſonderen 
Freyheit iund wie ſie es beuennen Gerechtſame; an das Licht zu ſtellen 
im ſtaud ſind: es ſollen alſo Die particular Kläger erweiſen, was ihnen 


— 129 — 


von beionderen landesfürftlichen Freyheiten oder herrſchaftliche Verbindlich 
keiten jemallens angeltanden, oder Dengeleget werden. Es vermeinen Die 
flageuden contradicenten. 

Fünftens da weilen der Markt der nächſte an dieſſeitigen Ztift 
Mölkh aulieget. und diejer Sich verbunden bat vor die Eintreibnugen deren 
jährlichen Gaben zu haften, und bey faſt zu gleicher Zeit Tirafalleien 
Unterthaus Juventuren, und Abbandinmgen von denen damaligen Vorſtehern 
des Stifte, nicht nur allein Die Inventuren igleichwie es in den voramge 
führten dem Stift unterthänigen Marktflecken üblich tr, ſondern auch Die 
Abhandlimgen in Gnaden zugeitanden worden, ein ertränmtes Necht zu 
erzwingen; nachdem aber aus purer Gnad dieſe Handinnugen mit der Ein 
ſchräuknug und Vorbehalt aller Herrſchafts Rechten Gehahrniſſen. und 
Ranzleigeföllen als da ſeynd die Mortuaria, Gewöhrpinndgel!lder. Maut, 
HeyrathsConſens, Entlaſſ, Abfahrt, Straſi, md mehr andere derſey 
Herrſchafts Taxen willkürlich beſchehen, ſo verfallet die einbilderiſche Ge 
rechttiame, welches obdem hervorleuchtet, weilen dergleichen einbriugende 
Geldbetrãge müſſen immerhin ben der Herrſchaits Kammer erleget, ingleichen 
auch alle Verhandluungen, wie ſolche immer Namen haben, mit herrſchaft 
lichen Vorwiſſen und Einwilligung vorgenommen, ja Toaar öchriftlich ein 
geleget werden müſſen: dieſe Vergünſtignung ſteiit ſich ao niehl an ein 
von denen Klägern eingebildetes Recht oder Possess, wor aber aut Gnad 
eines zeitlichen Vorſtehers des Stifts. wie denn ach ben jeder mim 
Wahl und Inſtallation eines Prälatens der zeitliche Martt Michter mod 
Kath um die Confirmirnug ihrer üblichen Gebrätich gleiche vo auch ben 
mir im Jahr 1763 geſchehen gehoörſamlich bien minſien, woran' Denen 
jelben auch geantwortet worden, daß wenn Te iich ierſersſun Pridinboaen 
achoriam aufführen wirden, Te auch von nur als dazume!en angeüender 
Roritcher jo wenig ats von meinen Voriahrern gekrattei wderden öorler, 
welches auch in hartnäckigen Wiederſprechungs Fall Mir b oem Meucmehrn 
anftragenden Ayd unter enmtens mrb an erorteri ſein werde Damon 
ans Gnaden zugeſtaudenen Mobandiimm Daher Moers. Ze 

Schitens, jo wer beuöommen, als Tone den Menineormietiub 


waren, oder Nutzen verkbiater nina Domebeo iii os nn 


weilen fie von der WiirageiiBatı vis nehrere BUHLbr od. aim 
diete ſowohl in denen tvahben!. zo aid SADEAUNIn Un steige spe]. 
halteit, und gratis Diem woilteit Da tn at aeion to. No tin 
offenen Partheilichfeitenn hervorgegebett pe so Pan De en 


Rage bei dießeitigen Veriahren  emiin dose de ie ebook Dr 
damalige Abt Gregorins um Sabre 1683 wegen tutinget Eturklunung der 
1 


_ 130 — 


Inventuren ımd Abhandlungen den Markt Mölkh Maaß und Regul vor- 
gefehrieben, und dieſe genau zu vollzichen aufgetragen. Schlieſſet ſich 
demnach, daß wann der Markt Rath ein derley vergebentliches Hecht 
habe, tolgfam die beygelegte Gnad zu erkennen nicht ſchuldig wäre, be 
fagter Abt Gregorius auch weder anbefohlen, weder auch den Antrag 
machen, weniger aber hie Kläger diefen Probmäſſigen Auftrag widerjpredjen 
können: Sa es hat ſchon 

Siebentens im Jahre 1574 Abt Urbanus dem Markt Rath 
Mölkh die Aufhebung dieſer Vergünſtigung zugedacht, wie es die Ver 
zeichnis C in terminis enthaltet deſſen zufolge alle Teſtamenta, Inventuren, 
Verträge, Ablöſung, Beſchauen, daun alle burgerliche und gerichtshaudlungen, 
und dergleichen dem Markt Rath entnommen wurden, bey dem es auch 
verblieben wäre, wenn ſie wicht ſelbſten ihren Fehler erkannt und in 
Hinknuft gehorſamlich zu achten verſprochen hätten, immo es würde aud) 
derzeit der Antrag dahin nicht bejchehen fein, wenn fie wicht immerhin 
denen Herrichaftlichen Rechten zu nahe getreten, und ich einer beſonderen 
Herrſchaft auzumaſſen geſuchet hätten, denn fie verweigeren von meiner 
Kloſter Kammer ein, jo anderen Befehl anzunehmen, und ſich in verfchie 
denen Gelegenheiten widerſpenſtig zu erzeigen, ſie feinden jene Bürger au 
welche bet der Herrichaft Hilfe fuchen, und was fie wicht ſelbſt abthun 
fünnen, chender au das Kreys Auit, ale an die Herrſchaft verweilen, 
mithin Arbeit verdopplen. Sie wollen nach ihren Rath Unwillen unter 
denen Bürgern, ftiftern, und ftörern, fie ercediren ganz eigenmächtig in Ab 
forderung eines Burger Nechts, und abitrarischen fo betitulten Gerichte 
Taren, weldy letztere vorerholter Abt Gregorins für ihre Bemühung tin 
kant nud Abhandlungs Sachen allichon anno 1682 moderiret hat, auch ın 
dem Jahre 1712 über derley Einnahm beſage mitkommenden Verzeichniß 
D ſich haben legitimiren müſſen, hieraus aber zu entnehmen iſt, daß in 
derley auch höheren Abhandlungen nur 3 höchſtens + fl. auſothanen Taxen 
angerechnet worden, wohingegen dermalen ſolchergeſtalten excediret wird, 
daß ſie öftermahlen die Hälite oder gar * „reſpectu des Herrſchaftlichen 
abfordern, und von denen Mitburgern erpreſſen, ja noch anbey zeigt uns 
mitgehender Extract BE. daß ſie noch beſondere Taxen fir ihren Markt 
Schreiber ganz eigenmächtig anuidrängen: dieſes unüberlegte Vorgehen 
hat ſich 

Achteus in den erſt kurz vergangenen Jahr noch mehreres gehänfet, 
und iſt endlichen in den dermahlig nunberlegten Stritt ausgebrochen, alleine 
es ſcheinet, daß dieſe Partienlar Nläger ihre Klag N. bey den rechten 
Ort gar nicht angegriffen, ſondern ſie hätten vielmehr jagen ſollen, Die 


— 131 — 


Herrichaft habe ihnen bishero in den Markt die Abhandlungen zuge: 
ftanden, aunebens auch vernög Deeret Er. de dato 1. Juni 1771 
fernershin über die Burger, Innleut, und Dienitbotben bengelaften dahin 
gegen aber die nicht bürgerliche, jondern in anderen Weg condittoniret 
ud, derley Abhandlungen vorzwichmen ſich vorbehalten, und zwar aus 
Urſach weilen derley actus, und Handlungen nicht von dem Markt Math, 
fondern der Herrichaft jelbiten abhangen, einfolglichen die von den che 
maligen Borftchern des Stifts zugedachte Vergünſtigungen nicht nur zu 
reftriugiren, jondern auch gar abzuthun berechtiget it, einen jeglichen nad) 
tolgenden Borftcher eines Stiits auch in Willkür ſtehet ob jelben der 
gleichen conceſſiones einen ſolchen nuterthänigen Markt, wie Mölkh it, 
noch Fernershin beylalien, oder aber abthnen, und nicht mehr veritatten 
wollen. zu beweiß deſſen, und im Rückſicht, des auvorberührten Deeret 
de anno 1771 ſubiutrirten verſchiedenen casus, in denen vorgefallenen 
Todtenfällen deren allda domicilirt conditionirten Perſonen, und zwar 
nachdem der vor Jahren geweſte Landſchaits Phyſicus Nagl zn Mölkh, 
und auch hinach deſſen Ehe Couſortin, verſtorben, ſo ſeiid über von 
ſeiner Behörde nicht an den Markt Rath, ſondern an die Herrſchaft ſelbſten 
eingelangte Requiſitorialien, die Zpür, und Inveutur Fürgenommen und 
johin der Vollzug geleifter worden, deßgleichen haben ſich auch nach Ab 
leben der Thereſia Winklerin geweſt verwittibten Verwalterin, die von 
derſelben rückgelaſſenen Erben mit ihrer Verlaſſenſchafts Abhandlung nicht 
zu dem Mölkher Markt Gericht, ſondern zu Der Herrſchaft ſelbſten ge 
wendet, welche ſodaun mit dem Kayl. Königl. W. O. Laud Nechten, in 
Stritt und Irrung verfallen, welche nicht von den Marti dahin man 
and) nicht gedacht: ſondern von des Stiit Miöltb tenoro Des Rath 
ſchlags F. entichteden worden. Noch weiters aber vergeben ſich 
Neuntens die einzelnen Mlager da Te Die Abhandlung meittes 
Stiffts geweſten Hanpimann oder Dot Nichters, Paul Kar! Müllers an 
zuführen ſich nicht entiärbet haben, gleichſam eine Herrſchaft zugeben würde, 
ihre weltliche Officianten durch ihre eigene Unterihauen abhandeln zu 
laſſen, das hierinfals erzwingen wollende argument ſolle war der Veit 
eines burgerlichen Hauſes Teint, allein alle burgerlichen Hauſer, Gründ 
und Woden, und Die geſammte Frenheit ſene Der Merehbatt oben den 
Stifte privative unterworſen, und dieuſtbar, ja es bat der Märtkt oder 
vielmehr die particular Kläger weil es Recht eb Freyheit, weniger ein 
(Grundbuch oder Dominicale auizumeiſen, einiolglichen ſind derley We 
ſinnungen ungegrundete Vorgebungen, weiche ſie zu erweiſen auiſer Stand 
ind, hanptſächlich aber haben ſie in ihrer Klag N Die vorhin geweſte 


IE 


— 132 — 


Stifts Hauptleute, oder Hof-Nichter befanntlichen Johaun Anton Kirch- 
jtetter und Elias Sternaner beffieffentlich vergeſſen, und verſchwiegen, 
zweifelsohne von darumen, weilen ihnen wiſſend war, daß dieſe von dem 
Stift als Herrſchaft abgehandelt worden. Dieſe ihre gegen der Herrſchaft 
ſträfliche Anfführung hat ſich anf 


Zehentens ob deme hervorgethau, daß ſie ſich unterſtanden die 
Abhandlung der abgelebten Thereſia Jeillerin wider den ausdrücklichen 
Verbott meinen aufgeſtellten Kammer subtole vorzunehmen, welche ſtraf 
mäßige Beilegung Gelegenheit gegeben, daß anvorgeſagtes Inhibitions 
Decret vom 1. Juni vorigen Jahres denenſelben zugefertiget worden: 
Es waren aber diefe ungeſchlachte Unterthanen, jo hißig, und unverfchänt, 
daß ſie ohne Anſuchung eines höheren Richters, ihre erträumte Privilegia, 
und Gerechtiame, (von denen jedoch niemahlen etwas gehöret oder erwieſen 
worden) vorzuſchüzen jich erfefet, ımd ſowohl von gedachte Urigutal 
Decret, nebſt einer jchriftlichen proteftation easıu inaudito, mir ſelbſten 
zu Handen geftellet, als auch durch den Markt Richter (welcher hals 
ftörrig religniren wollen), den Richterſtab, md das Panubnch abgeleget 
haben, welch jo nnartig als jtrahvürdiges Verfahren mid) endlichen ver 
anlaſſet das letztere Deeret mit vollen Inhalt deren Degangenen Higiegen 
Vergehungen an telbe ergehen zu tajjen, und diefen zu Folge Die ihnen 
aus purer Gnad eingeltandenen Abhandlungen nit anfang gegeimvärtig 
eingetretenen 1772 Sabre, jewohl als aud) die Bürde deren Gaben: 
Gollectirung anf mich zu nehmen, worinnen aud) ihren klägern vorbehalten 
worden, noch in der Zeit ihre ſo boch angethürmten Freyheiten, und 
jogenammte Gerechtſame darzuthuen, allein aber es ſeynd dieſelbe über Die 
zu dreymalen befolgte Zuſammenberufung nud Aufklärung denen geniejlenden 
Gnaden zur Erkenntniß nicht zu bringen gewejen, ſondern, bloshin vor 
ofterwähte Klag A. eingereichet und mit vielen ungegründten Beſchwär— 
niſſen vermiſchet haben. weiters ſind 


Eilitens Von meinen klägern dieſer ihnen beſchehenen deecretal 
Auflag um ſo weniger Folge zu leiſten, als bekanut wäre daß in einem 
mit beſonderer Gerichtsbarkeit verſeheuen Markt befindliche Incola in 
personalibus bey Niemaund anderen, dann dir Markt Obrigkeit, wo fie 
wohnen belanget werden könnten, folglich auch nach ihrem Todt von ſelben 
abzuhaudlen kommeten. 


Hlerauf iraget Ib, wer dam zu Mölkh Obrigkeit ſeye, und wen 
jährlich der Markt Richter die Andes Pflicht ablege?, und ob nicht der 
ausdrückliche Juhalt des Pannbuches ſeye: 


Ihr werdet geloben dem hechwürdigen . . anftatt eines geſchwornen 
dab ihr das Gericht jo Euch durch Ihro Gnaden als geordneten Obrig 
keit in deſſelben Burgfried allbier dieſes gegenwärtige Jahr verlieben 
worden, und dieſes zeiget der Extract FÜ L. 

Ferners iſt die Frag ob ſie denen beſonders privilegirten mitleydigen 
Stadt und Märkten, oder welche ſich Freyaigen eingelöſet, als durchaus 
vollfonimene Untherthanen gleichkommen wollen? gleichwie nun in derley 
übrigen Ortſchaften die Herrſchaft der Obrigkeit zukommet alſo iſt auch 
das Stift Mölkh über dieſen Markt bier vollkommen, und alleinige 
Ibrigfeit. dem zufolge ſie Unterthanen nur zu gewärtigen, was beſondere 
Vergünſtungen, oder Gnaden demſelben zugeſtanden werden. Daß unn 

Zwölitens Die unterbrochene Ansübnug tam in Judieialibus, 
quain in politicis augerühmt werden will, iſt ein ganz uujnſtifieirlicher 
Vortrag, denn in Judicinalihus haben ſie gar nichts, und iſt alles frey 
eigene Herrlichkeit, wanun aber einen Mlöltberiichen Burger Pann und Acht 
ertheilet worden, ſo hat dieſen Der Vorſteher Des Stifts erwählet, und 
mit einem ſchriftlichen Anbringen au die hohe landestüritliche Regierung 
begleitet, das Yandesgericht iſt von alten Zeiten her dem Stift frey eigen 
geweſen, da nun aber derley Vorgeſeßte zum Theil der Sachen nicht 
Kündige, zum Theil auch der Einſicht in eriminalibus nneriahrene Markt 
Schreiber gehabt annebens nichts als Auſtöſſigkeiten gemacht haben. alte 
iſt ſchon vor längeren Jahren Die Beſorgung deren Indica'ien Dani Ttıch 
Stifts Hauptmann auferleget, und von ihm och dato verwaltet worden, 
ud zeiget mitgehender Paunbrief Friederiei Reis G. de anno 1419 
daß dem Stift MPölkh, nicht aber dem Martt Die Beſorgung Des Land 
gerichts zugetheilet worden Eben to wenig ſemnd Ne inndiret in politieis, 
denn ein zeitlicher Pralat beſtellet Richter unnd Raih haltet Pattthating 
vermindert oder vermehrt Dre art beſtatiiget inter eigerein Sigilindie 
jährliche Gemein, oder Markt Saburgen woeruber mundieich das Riiſtchett 
gemachet werden muß, md verbleiben dem Monte ones pers übrig, 
als Die gemaine Markt Bande, ud brittire vütiatetter ieees atich 
Denen Dorf Richtern, und geöchnuagr:tet Deore BED Yo Wenden, 
daß jeden Beibwahrten Ihe: Me owmmiitte ar du Nast beror 
geftanden iſt, und noch bevorſtehel 


Dreyzehndenms: Werqgeicie 902 2b n“n es 
will demnach uns von cmam Zeit yo MIO WENDET Sur alle 


Gerichtsbarkeit abgerionniet:, WEM WEB uinent ie Lie. wellturlicher 
Laß, wie den linterthanigen Vauer:: SSR argelragen; nrdern, gleichwie 
wir es auch leider von enter Zeu zur Anderen eriahren haben: 


— 134 -- 


Daun nachdem der Markt keine befondere Herrlichkeit oder Herr- 
jchaft erweistich machen kaun, ſondern Iedigliche Untertganen, gleich denen 
übrigen den Kloſter Mölkh incorporirteu Märkt Orthen — verbleiben, 
und ſeynd, ſo ſchlüſſet ſich von ſelbſten, daß ſie ſich keinen dingen deren 
erträumten Herrlichkeiten, oder Vorzügen prävaliren können, vielmehr 
ſollen dieſelbe die der ganz Burgerſchaft von meinem Stift jährlich 
zuflüſſenden Gnaden und Gutthaben erkennen, als daß ſie ſich unterſtehen 
ihrer vorgeſetzten Herrſchaft und Obrigkeit Geſetze vorzuſchreiben, alleine 
dieſe von einer geiſtlichen Herrſchaft denenjelben jo unz und erſprießlich 
zugetheilte Guaden Bezeigungen haben ſchon im vorigen Saeculo einig 
damahlig widerſpenſtige Unterthauen oder Burger nicht erkennet, ſondern 
ſchon im Jahre 1624 verſchiedene ihrer vermeintlichen Einrichtungs-puuecten 
(wovon Die Copia II.) der Herrſchaft vorzuſchreiben gemeinet, dieſen eytlen 
Gedanken ſeynd mm and) die dermaligen contracidenten gefolget, ſomit 
aus dem Markts Protocoll ihre widerſinnige Einbildungen zu bekräften, 
alleine aber ſie finden keinen Schluß oder Ausgang, als die alte Thür des 
ſchuldigen Gehorſams, und der ihnen jo hart ſcheiuenden Unterthänigkeit. 
Tiefe ihre Undankbarkeit zeiget ſich 

Vierzeheudeus obdeme merklich hervor, wenn ſie zur Prob 
die Anfbringung einer ſogenannten Todesſalls Discretion ſeither das 
Jahr 1695, von welcher ihre Vorfahrer vormalen eben ſo wenig, als 
von einem Mortuario gewnſt haben, ohne Einſicht blindlingshin ber: 
zuſchreiben Sich angemaſſet, ſie ſollen aber chevor einen gründlichen 
ſachen Verhalt zu erhollen Bedacht geweſen ſeyn, als daß ſelbe mit 
ungewaſchenen Händen, ohne hinläuglicher Keuntniß in den Tag hinein 
geſchrieben haben: dam bekannt iſt daß von unerdenklichen Jahren der 
zu Mölkh, ſowie weiter. hinauf gegen Uber Oeſterreich die Gewohnheit 
war, bei denen Todtenfällen und Verändernugen das H' pfumd abzu— 
nehmen. Nachdem aber im Jahr 1682 die pfundgelder anf 3 fr. vom 
Gnulden Teltgefeßet worden, So bat Jich der damalige N. Nichter und Nat, 
beſage mitkommenden Bittgefuches J. de pra. 26. February 1683 zu 
den auch eotempore Borgeltandenen Abbten Gregorinm bittlich geavendet, 
mit Dem geönch Ne forthin, von den Hien 7 Weldern zu befreyen, und 
ſie bey vorigen Gnaden zu erhalten, aunebens bey den ergaugenen Kanl. 
Deeret tolle aber Patent beige bernuhen zu laſſen. 

Es hat anch erholter Abt Gregorins über das eingeholte rechtliche 
Parere K. de dato 20. März 1683 nicht erſt anno 1695 wie die Kläger 
irrig hinſchreiben, ſondern ſchon anno 1682 das pfnundgeld auf 3 fr. 
reducirie abgenommen, es hat ſogar dieſer Abt aus pur lauter Gut— 





136 - 


Siebenzehendes. Beſtehet die vermeintlide Beſchwerde in 
deme, daß ſie erſt feitber 18% Jahren ein neuaufgedrungenes Robotgeld 
a. 4 fl. von jegliches Haus entrichten müjfen, da dod) der Markt vormals 
nichts anders als jährlich die ziweimalige Hand Robot des Heu und 
Grammet Auffangens verrichtet habe: unftrittig aber it daß der Markt 
zu Robathen jchuldig, und day die Nobat in jich ſelbſten auf feine gewiſſen 
Täge ausgemeſſen jeyn, und wenn fie die Herrſchaft mit der Robath 
ſo genau nicht überhäufet hat ſo ware dieſe ihren Unterthanen zugelaſſene 
Erleichterung mehrmahlen reine Guad, und keine Schuldigkeit, und iſt 
übrigens ſchlimm genug, daß man bei mehreren Theils nur abgeſchickten 
Kindern, und ſchlechteren Dienſt Mägden nachgeſehen, und hiemit mehr 
ihre Zeit vertrieben, als die ſchuldige Robath beförderet haben; Alleine 
aber die vorjahren fürgeweſte Laudes reetification hat dieſem Üübel ab 
geholfen, indem ein jedes Haus a. + fl. Hand Robath eingeleget worden, 
md in daminicali dveriteuert werden muß, danenhero dann einer jeden 
Herrſchait bevorſtehet dieſen Dominical YZujchlag, wo nicht in mehrere 
Natural Robath, wenigſtens an Geld, ſich in die Vergütung zu bringen, 
übrigens aber können Die Kläger sauer der erkenntlichen Burgerſchait) 
ſich wohl beraibichlagen, und wird man denen tüchtigeren Nobathern nicht 
aber Kindern behörige Arbeit geben, ſonderlich da widerumen Eine Gnad, 
und nichn Schuldigkeit geweſen die Mindern mit alleinigen Heu und Gramet 
aufladen zu beſchäftigen. 

Was ſie nun 

Achtzehenudes, jernershin von der unrichtigen, oder zu viel be 
zahlten coutribntionali vorzuitelten ausgedacht, it ein Überfluß ihres zu 
Vermehrung Deren vermeintlichen Beſchwärden ansgefonnenen Ungrunds: 
denn ſchon unter dieſer nähmlichen Zeit haben dieſelbe bey den Löbl. 
Staudiiche Verordneten collegio eine Bittſchriit um zu willen was 
dev Warte eigentlich au Contributionali beyzulangen eingereichet: Wie 
unbeſontien dieſer hervorgeſuchte Einwuri, eröffnet ſich von darumen weilen 
die Herrichann im den Markt Raih öelbſten ſubrepartiret, demeſelben alles 
aurdennteſen. und wie zu Folgen auigetragen hat: es iſt aber derſelbe 
rt Beiselgung geitivientlich ausgewichen, und ben noch derzeit ſelbſt 
iheriaiiene creileetirung ihren aigenen Kopi geiolget: Sie wurden dahero 
whon sem‘ Teceribris abgedrucktien Jahrs auf Die rechte Ordnuug 
aienticen. uud haben ſich alle mehrmahlen ben erholter Verordneten 
sl ze rtterz zu beſchwahren, wann Me eine Unrichtigkeit unterloffen 
den ermeiſen donnen 


Jeh komme endlichen 





-- 138° — 


von welchen der antesignmus der geweſte Marft Richter Karl Stadler, 
bürgert. Bökh, dann Ignatz Neger Sleischhader, Michael Porzum Leb— 
zeltner, und mit ihnen der Markt Schreiber Mathias Wuhnbacher ſeynd, 
die Herrſchaftliche Recht, und Gerechtſame zu beſtreiten ſich angemaſſet, 
die ihnen bishero erwieſenen Gnaden mißbrauchet, und verſchiedene Mit: 
Burger durch irrige Vorſtellungen an ſich gezogen, die übrigen auch ſchon 
vor geraumer Zeit in Verwirrung gebracht, und die Güte des Stifts, 
ihrer vorgeſetzten Herrſchaft, und Obrigkeit vilipendiret, folgſam der Nach— 
barſchaft durch ihre Diffanirungen und Ausſchrayungen zu allen üblen 
Beiſpiel Gelegenheit gegeben haben. Von warumen ich auf die behörige 
Satisfaction gewärtig bin. 

Es gelang demnach an Euer Gunſt und Freundſchaft mein 
dienſtl. Bitten, dieſelbe geruhen 1wo0 dieſe erkekte particular Kläger nicht 
nur allein mit ihren unfundirten erdichteten Beſchwährden ab- und zu 
gebührenden Gehorſam der Herrſchaft anzınveien, ſondern aud) 24° die: 
jelden wegen ihrer gegen die Herrichaft gebrauchten Ausſchweifungen, und 
gezeigten Ungehorſam zur Straf in das Rumor-Hauß anf einige Zeit zu 
verschaffen ud 30° mich) bey meinen alt bergebradhten herrichaftlichen, 
und obrigkeitlichen Gerechtſamen günftig zu manuteniveu, vor allen aber 
damit die Mißbräuch, und ſo lang angefochtene Gnaden auf einmal 
angehoben werden) den Markt Mölkh ſich dem allgemeinen berrfchaftlichen 
Zandesgebraud), wie eben allhier fein anderer gebühret zu fügen aufzulegen. 

Tiefer Proceß nun, welcher Sahre fang dauerte, und bet welchem 
Die Herrſchaft Durch den Hof und Gerichts Advofaten Dr. Gregory Gewey, 
die Bürgerſchaft durch den Hof nnd Gerichts Advokaten Dr. Xeopold 
Moßbach vertreten war, batte eine Megierungs Commiſſion zur Folge 
welche den 25. und 24. März 1774 im Rathhauſe zu Melt berathichlagte, 
und bei welcher nachſtehendes Protofoll aufgenommen wurde: 

Gegenwärtige: Tie bien abgeordneten Commiſſarien Herr Graf 
Ugarte, Herr von Kees und Actnar Matt, ſodann von Zeiten der Herr— 
ſchaft Abt Urbanuns, Pater Prior, Pater Kämmerer, Pater Secretarius, 
dann der Landgerichts Verwalter F. X. Scheſtauer, von Seiten der 
Bürgerſchaft, Dev geſammte Marktrath mit alleiniger Ausnahme des Leopold 
Walzel, anweſend waren auch alle zu oder in Melk beſindlichen Bürger. 

Bei Eröfinung dev Commiſſion wurde der geſammten amvefenden 
Burgerſchait vorgetragen, es babe Die Regierung über den von der Bürger- 
ſchait wider die Derrichaft über verſchiedene Gegenſtände abgeführten Proceß 
tur noing befunden Die gegenwärtige Commiſſion zu den Ende abzu- 
ordnen, um theils ſtandhait zu erbeben, mwieweit jeder der Bürger an 


- 


— 139 — ⸗2 


dieſem Proceß Antheil nehme, und mit den rege gemachten Gegenjtänden 
emverftanden fen, iheil$ in einigen Punkten die nähere Aufklärung jo aus 
den abgeführten Schriften allein nicht binlänglich einleuchtet ex offo au 
prlegen, theils endlich um jo viel möglich dieſe Strittſache durch gütlichen 
Vergleich beizufegen. 

So wie daher die Bürgerichaft jelbit an der Herjtellung der Ruhe 
und Ordnung den größten Antheil nehme, alſo verjche man ſich daß ſelbe 
ch in ein und anderer Abficht, auch ihrerjeits werde geneigt finden lajien. 

Um nun die erjte Beftimmung der abgeordneten Commiſſion nämlic) 
die Unterſuchung der an dem Proceß Antheil nehmenden einzelnen Bürger 
zu erfüllen, hat man ſowohl die Herrichaft, als auch den Marktrath und 
geanımte Bürgerfchaft abzutreten befohlen, und iſt ſonach jeder Einzelne 
vorzutreten befehliget worden, um jeden die Gelegenheit zu verſchaffen, 
freimüthig, und ohne Scheu feine Geſinnungen zu eröffnen. 

Und da ſich hierauf ergeben, daß diejenigen welche ſich zur Bei— 
ſtinmung mit dem Proceß ausdrücklich nicht erkläret haben, entweder ſolche 
Leute ſind, die als Handwerker und Gewerbetreibende von der Herrſchaft 
RNutzen ziehen, und mit ihr verflochten ſind, oder aber wegen Unverſtand, 
er furzen Aufenthalt in Mölk, auf was cs anfommen nicht verftanden ; 
W nichreren Stimmen dagegen, doch immer in die Ausführung Des 
Kocefies gewilliget und hiezu beigeſtimmet baben, jo hat die Commiſſion 
imen Anſtand genommen zur Behebung der Gegenſtände des Proce'iſes 
fürzuichreiten. -- In dieſer Abſicht iſt der erite Punct in der Strittigen 
Gerichtsbarkeit der Bürgerſchaft ſowohl in Betrefi der Abhandlungen, 
als den ſonſtigen Civil Geſchäften, md hier ausgenommene das Mech! 
eines eigenen Volksgerichtes zur Auseinanderſetzung gedichen, 

In Betreff der Abhaudlungen iſt der Commiſſion Autrag in via 
amita bilis compositionis. und eines allgemeinen Vergleiches in Dem 
ganzen Proceß dahingegangen, day der Bürgerſchaitezu Mölt ein eigenes 
Marktgericht zu haben, von der Herrſchaft mb ferters und menrmin 
zugeſtanden werden, anch dieſem Marktgerichte nach Aoſterhen ihrer Brger, 
dann derſelben Weiber, Kinder und Inne, desgieiche:i Minen Jun 
lenthen, jo ſich Durch ihre Haſdarbeiten nahren, dar Wahr die Sverr an 
zulegen, die Juveutur vorzunehmen. nud Dei Abhatudenigs Vertraczu 
ennverfen, allerdings gebiihren dagegen Dei Marti Rath, das Peine, 
und den Bortrags Entwuri, San ailer: When diiiige setis der Herr 
haft ul ratilieandum jedesmal io überretchett vritdig 8, werach 
ſothauer Abhaudlungs Vortrag den einſhrreuenden Parihriet erit zach er 
tolgter herrſchaftlicher Beſtattigung extradiret werden, übrigens Der Martt 


2.140 — 


rath fi) vor Anmaſſung der Abhandlung und der diepfälligen Jurisdictions 
Actuum über die herrichaftlichen Beamten, und Dienſtlente, wie aud) 
entlaſſenen berrichaftlichen Diener, in jo lang leßtere fein bürgerliches Ge— 
werb ergreifen, endlich über diejenigen Innlente To lediglid) von eigenen 
Mitteln leben zu enthalten ſchuldig ſein, und dieſe Abhandlung iiber dieſe 
Berfonen, der Herrſchaft gebühren jolle. 

Ter Herr Abt zu Mölk hat fich mit diefem Autrage für den Fall 
daß alle Strittigfeiten abgethan werden können einverjtanden, die Bürger: 
ichaft dagegen bat Tidy mit den Stimmen getheilet, maſſen 97 derjelben 
ſich theils mittelbar affirmative erklärten theils von eigener Außerung 
praeſeindirten, und in jene der Mitbürger ſo dieſen Antrag beangenahmten, 
compromirten, 16 derſelben aber ſich dieſem Autrage aus zweyen Gründen 
widerſetzten. 

Erſtens weilen ſie erinnerten daß die herrſchaftliche Beſtättigung 
nicht nöthig ſeye, zumalen das Marktgericht das Recht der Abhandlungen, 
pleno jure innenhabe, und der Beſchwerte gleichwohlen in via recursus 
id) an die Herrſchaft verwenden könne. 

Zweytens: weilen ſie erinnerten, daB dem Mearktgerichte die Ab: 
handlung auch über jene herrichaftliche Beamte und Diener die ein bürger- 
liches Haus, obſchon ohne Ausübung des Gewerbs bejigeten, dann über 
jene Innleute die von eigenen Mitteln Lebten, zukommen müſſe, ſonach 
ſich die Herrſchaft feiner anderen Gerichtsbarkeit, als über die in ihrem 
Eold, oder Benfion jtchenden Beamte, derjelben Weiber, Wittwen, und 
Kinder anmaſſen könne. 

Da nun die Commiſſion ber dieſem Punct nicht verſichert ſeyn konnte, 
wie Die N. O. Regierung die Änſſernng der Bürger anfehen würde, als 
bat man auch hiebey in dem Weg der Unteriuchung nachfolgeude Umſtände 
erhoben, Die zur Entſcheidung allenfalls dienſam jenn dürften. 

Eritens hat man von dem Mearftratbe einige Benfpiele der ge 
prlogenen Abhandlungen abaetordert, wovon aber derjelbe feine vorzubringen 
vermochte, ſondern Lediglich Die errichtete Inventarien, und biernach ange- 
nommen ‚Jura beygebracht hat, mit dem Bedenten, daß auch die Derrichaft 
ihrer ſeits keine ordentlichen Verträge vorznzeigen vermögend jeyn wurde, 
malen man lediglich mad Ausweiſung des Inventarii die Waiſengelder 
excindiret, das Vermögen aber den rechtmäſſigen Erben überlaſſen habe, 
anch hiergegen niemals einige Beſchwerden entſtauden ſeyn. 

Zweytens bat man anf den Umſtand wie vorhin die Herrſchaft 
bey den Abhaudlungen euigeſchritten ſeyn gedrungen, wobey der Martı- 


— 141 — 


ſchreiber bemerft hat, Daß die Inventarien der Herrichaft nicht in Finem 
Ratificationis, jondern lediglich ad Statum XNotitiae um hiernach die 
Jura auszumeſſen übergeben worden. 


Drittens, hat man anch die Herrichaft ob felbe vorbin die Ab 
bandlungen über Bürger ratificiret habe, vernommen, die ſich dann auf 
einen einzigen all von anno 1685 bezichen wollte, wider welche pro: 
ducirung oder Legung einer Neuerung auf das feyerlichite proteitirte, und 
in der Erkenutnüß nur anf das was in dem Proceß vorgekommen zu reflectiren 
hatte. Es iſt aber von der Commiſſion das beygebrachte Praejuditinm 
emgefehen, und andurch erhoben worden, daß das von der Herrſchaft 
ratificirte Juſtrumentum ein bloßes Inventarium, und fein Abhandlungs 
Vertrag ſeye, wie ſolches hieoben anſchlüßig iſt. Welche Umſtände hier 
orts, um hievon dem allenfälligen behörigen Gebrauch zu nehmen bemerket 
werden 


In Anſehung der Tonitigen Civil Angelegenheiten inter vivor tt 
der Commiſſions Antrag ebenfalls dabingegangen, 

daß über jene Perjobnen, worüber dem Mearftgerichte die Abhand 
ung hieoben zugejtanden worden auch Die Civil Inrisdiction in allen 
Sortalleuheiten, jedoch Jolchergeitatten gebühren Tolle, daß Die erfolgende 
Frtäutnüßß jedesmal der Herrſchaft zur rechtlichen Beſtättigung überreichet 
werden ſolle; Lediglich ſolle hievon die Waiſengeſchäften ausgeuommen 
im, in Betref deren die Herrſchaft allein einzuſchreiten, eigene Waiſen 
Protocolle zu führen, die Gerhaben zu beſtimmen, die Waiſen gelder zu 
übernehmen, und dafür zu harten, mit einem Worte alles was in Das 
Bupillare einjchlägt, allen zu Letorgen, und die dießfälligen Jurisdictious 
Aus auszuüben. 

Die Herrichaft hat ſich bey dieſem ırnct eben mit Dem Autrage 
der commiſſion einverſtanden. Die Burger dagegen haben auch wier Tich 
getheilet. jene 79 Stimmen welche nt Betrei der Abhand!ungen ihre Ein 
willigung gaben, haben auch dieſen Commiſfiious Atitraa beaungeiehmet, 
die übrigen Meinungen aber ſind darat:; beharret daß Die herröchaitliche 
Ratification nicht eriorderet werden Soll: thetts werttet: diete derzeit nicht 
gewöhnlich geweſen. theils werten ade Der Weg Des Recuries mer 
ichränfet, jo mit dem Marktgerichte mt weſettlühen alie Inzisdiction Inter 
vivos Denommen wıurde Ex otlo Dat man du Meint [ret erboben, 
daß Derzeit Die Herrſchait in Gm Inrisdietvon uber Me Birger in settbus 
inter vivos gar micht emgeſchriiten, ſoridern altes vor dem Warttratbe 
allein jedod) salvo receursu an Die Herrichait qeichlichtet werd. 


— 142 — 


Ren Gelegenheit der Waiſen Beſorgung Hat jich ein meiterer Umstand 
der Commiſſion entdeket auf welden ex oflo der Bedadıt genommen 
werden mußte, nähmlich, day Die Herrichaft die übernommenen Waifen: 
gelder nur mit 3 pro Cento zu verzinfen pflege, und daß über jenes 
Puppilar Vermögen welches in den Händen einiger Bürger belaſſen wurde 
feine Sazbriefe Die der Herrſchaft zu übergeben fommeten. ansgefertiget 
würden; bey welcher Gewohnheit der größere Theil der Bürgerſchaft es 
von darumen zu befallen glaubte weilen anfonften denen Bürgern eine neue 
Laſt der Saz Unköſten anfgedrungen wirde, Übrigens hat bei Gelegenheit 
dieſes erſten Puncts, und da ſowohl die abgeführten Proceß Acten, als 
and) die weiters ex oflo eingeſehene Inventarien offenbar an den Tag 
legten, wie ſehr das Marftgericht, befonders der Marktichreiber in Ab 
nehmung der Taxen exerediret, die Commiſſion auch andurch Schranken 
ſetzen zu müſſen geglaubt day Tie den Antrag machte: 

Es ſollen zwar die Berichts und Kauzley Taxen dem Mearftgerichte 
noch ferners verbleiben, dagegen ſollen ſelbe nicht willkührlich abgenommen, 
ſondern hierüber eine förmliche Taxordnung entworfen, dieſelbe der Herr 
ſchaft ad ratifteandum überreichet, und nad) erfolgter Beſtättigung in 
dem Rathhauſe affigiret ſonach zu ewigen Zeiten zur Richtſchnur ge- 
nommen und niemand hierüber gekränfet werden, desgleichen ſollen Die 
Taxen in Hinkunft nicht mehr von Dem Mearftgerichte bezogen, ſondern 
dem .‚\erario eivico verrechnet, und hieraus den Mearktichreiber Die br 
nöthigte Beſoldung, dem Marktrichter und Beyſitzern aber eine angemeſſene 
Ergözlichkeit beſtimmt werden. 

Die Herrſchaft bat auch hiezu Bewilligung gegeben die Bürger: 
fchaft dagegen hat zwar in Betrei der Taxordnung fid) ebenfalls doch 
mit der Mäſſigung vinverftanden, daß ſelbe nicht von der Herrſchaft, 
jondern unmittelbar von der Regierung vatiftieirt werden ſolle. In dem 
zweyten Punct dagegen, waren die mebreren Stimmen der Meinung die 
Taren nad) der dermahlens beftchenden Gewohnheit dem Mearktgerichte 
beyzulaſſen, um Die Bürgerſchait dev Geſahr zu entbeben, aus ihren 
\erario civieco Dem Marktſchreiber. und Marktrichter dann Beyſitzern 
einen mehreren Vorſchuß teilten au müſſen. Ex ofheio bat man bet 
dieſem Puutt den jahrlichen betrag der eingehenden Berichts Taxen zu 
erheben getrachtei, allein der Marktſchreiber erinnerte daß hierüber feine 
Protocolla vorhauden ſeyn, ſondern Diele von Zeit zu Zeit unter dem 
Marktgerichte vertheilet werden. 

Ter zweue Gegenſtaund betrat die Torfobrigkeit in Angehung welcher 
die Commiſſion den Autrag machte, daß alle jene actus der Dorfobrigfeit 


— 143 — 


melde ber Gemeinde einen Nuzen abwerfen, ihr Gemeinde fortan bey- 
gelafien, Dagegen jene actus der Torfobrigfeit die lediglich m einer ein- 
gebildeten Herrlichkeit beſtänden der Herrichaft gebühren, speeifiee aber 
von ihr Herrichaft das jus volleetandi ausgeübet werden ſolle. 

Die Herrfchait Hat in diefem Punct erinnert, daß ihr zwar unſtrittig 
die Torfobrigfeit in ihrem ganzen Umfang zufommen, gleichhwie die VBürger- 
ichaft ein folches felbften anerkenne, zumalen ihr Herrſchaft jährlich nad) 
dem eingelegten Beyjpiele die Vollizey Ordnung, und in ſelber alles was 
ad publica, et politiea immer gehöre zur Beltättigung überreichet werden 
müſſe, auch fie Herrichaft bei den öffentlichen Pantheidungen die puneta 
der Beiorgung dem Marktrath vermög Anſchluſſes auftrage, folglichen 
derielbe nur im Namen der Herrichait vperiret babe, dal; dahero ſie 
Herrichait ohne allem Anftande alle actus der Dorfobrigfeit anzufordern 
berechtiget jene. Allein um ihre Neigung zur Ruhe offenbar an Tag zu 
legen, erkläre tie Jich der Gemeinde alle doriherrliche Gerechtſame beyzu 
legen, welche derfelben derzeit einen Nuzen abgeworfen baben, um aber 
hierin fünftige Irrungen bimanzubalten Tolle von ihr Gemeinde eine 
Specification des aus der Toriherrlichkeit derzeit gezogenen Mugen einge 
leget, und in dem erfolgenden vichterlichen Ausſpruch nach dieſer Speeifi 
cation die Jura der Bürgerſchait ausdrücklich beitimmet werde, jedoch 
behalte fie Herrichaft ich alle übrigen zul public et politiea gehörige 
Jurisdiction, befonders das jus collertandı allerdings bevor. 

Die Bürgerſchaft hat infolge Des von der Commiſſion erhaltenen 
Auftrags, alle derzeit ausgeübte doriobrigkeitliche Jura in Der anſchluſſigen 
Specification eingeleget mit der Bemerkung, daß die a den Markrrichter 
bey allen in puhlieis et politicis vorgeiollenen Gelegenheiten ausgeiertigte 
kreisänmtliche Decreta wovon ſie 17 Sincke zum Vemiſviele beygebracht 
haben) deutlicher beweiſeien, daß dem Marktrathe Die Toriobrigkeit plene 
jure gebührete, ſie könnten dahero in dieſen; Puneto anch dene zetus nicht 
vergeben, welche unmittelbar eben teren Ruzen abreverien, dahero hier 
wegen kein Vergleich zu Siaude gebracht werden bone, Ta übrigens 
die Commiſſion aus der eingelegten: Specritcalivnnerſab. daßz Die Burger 
Schaft nach ds 1" von einer Blumenſeieb, Weird, np Viehtrieb Meldung 
mache, und ſich hieben aut Die Ausſagen eigen aiter Bürger bene, als 
hat man auch bier dieſes Augeben vaher atizuklaren getrachtei, allein 
es war die Bürgerſchait nicht vermöogend mu eintgen nur von weiteren 
gegründeten Behelſen hervorzukbommen, und alle pe Biraer welche hievon 
eine Meldung machten redeten dk net ni, me konmuten keinen bu 
ſtimmten Grund, weder Die Yage dieſer Weide anzeigen. 


— 144 — 


In Rückſicht des dritten Puncts des Proceſſes, nähmfic der freyen 
Richterwahl ward von der Commiſſion cin zweyfacher Vorſchlag vorge 
tragen entweder, 

daß der Bürgerjchaft freyſtehen folle, nad) dermahliger Gewohnheit 
von der Herrichaft einzeln per modum Serutinii ihren Richter zu wählen, 
wonad dev Herrichaft obliege, den durch die Mehrheit der Stimmen cr: 
fiejenen Richter zu beitättigen, oder aber, daß bey erledigter Marftrichter: 
Stelle, von der Bürgerfchaft der Herrichaft drey Subjecta in Vorjchlag 
gebracht, und von dieſen einer von der Herrichaft ausgewählet, und zum 
Nichter-Amt benennet werden jolle. 

Die Herrichaft bat ſich zwar hHierinnen erfläret daR es derſelben 
gänzlid) gleichgiltig jene, auf welche Art der Richter erwählet werden jolle, 
nur behalte ſie ſich bevor, denjenigen platterdinge auszuſchlüſſen, wider 
welchen fie gegründete Bedenken findete, jedod) glaubte fie immerhin die 
Wahl per Serutinium vorzüglicher zu feyn weilen die Bürger hieben vor 
der Herrſchaft heimlich ihre Stimmen gäben, folglich ſich freymüthig 
äuſſerten, auch bey dieſer Gelegenheit ein und andere Beſchwerden an: 
brächten wegen welchen Sich jonft nirgends zur Herrſchaft zu gehen, aus 
Furcht bey den übrigen Bürgern einen Verdacht zu erwecken fich nicht 
gerne entſchlöſſen. 

Tie Bürgerſchaft hat ihrerjeits Sich zu dem letzteren Vorfchlage 
nähmlich zur Namhaftmachung dreyer Subjeeten, aus welchen die Herr 
ichaft eines zu erwählen hätte erkläret, weilen Dey dem Scrutinto die 
Vota manchmal von der Herrſchaft captirer, und nicht gar für freimüthig 
behandlet wurden. 

Ben dieſer Gelegenbeit hat die Burgerfchaft eine nee Gattung der 
Beſchwerde in dem angebracht, daß das Marktgericht eingerühret habe, als 
vb fein anderes Zubjertum, als aus den Marktgerichte ſelbſten, zum 
Richter ausgewählet werden könnte, da doch jeder aus der Burgerichaft 
zu diefem Amte gleiches Recht babe, dahero Tie and Dielen Unfug unter 
einen abzuthun gebetten. 

Desgleichen iſt gelegentlich dieſes Puncis hervorgekommen, dat jeder 
austrettende Richter ıpso facto senior Des Mat wurde, und da Die 
Kommmiten aus dieſem Umſtande glaubie, dar andurch das Mearktgericht 
mit jo viele Zubjeetts bejezet, folglich das arrarımm eivieun gekränket 
wurde, Jo iſt der Antrag gemachet worden, entweder, 

daß dieſer Gebrauch aufgehoben, oder aber jalls um einen erfahrenen 
Mann ım Nach beyzubebalten, dieſe Gewohnheit fortgeſezet werde, follte 





— 146 -- 


wolle. a in diefer determinirten Gattung wollen fie fi) allenfalls bis 
auf 20. einlaſſen. 

Die Herrfchaft dagegen ihrer Seits beharrte an dem, daß die 
Vürgerfchaft entweder 4 fl. Robathsgeld noch fortan bezahlen, oder aber 
durd) 16 Tage die Natural Robath, jedod) wohin fie die Herrichaft immer 
brauchen würde, und gegen dem daß fie taugliche Leuth ſchickten leiſten follte, 
allermafjen den Antrag der Bürgerfchaft bis auf 20 Täge nur eine neuere 
Vorſpieglung jeye, maſſen fie wohl mwufte, daß die Herrichaft in dem Heu, 
und Gramet machen, ihr nicht jo viel Täge Robath verlangen könne. 

Tas aljo fein Theil von feinem Anſinnen wiche, beynebens der 
Commiſſion erinnerlid) war, daß in dem angeführten Proceſſe diejer Punkt 
nicht vollends aufgeklärt feye, fo hat man durch ex offo Unterſuchung 
folgende Anftände erhoben: 


Erſtens daß die Bürger von Mölk bei ihren befizenden unterthänigen 
Häufern feine Grundftüde inne haben, und nur wenige Ueberlände befigen. 


Zweiteug bat nıan die ältelten der Bürger über die Eigenjchaft 
der derzeit geleifteten Robath gewiljenhaft conjtituiret, wo dann der Joſeph 
Anfchieringer, jo 48 Jahre hier, der Franz Edel fo 40 Jahre, der 
Joſeph Gauſchy jo 38 Jahre, und die Eliſabeth Schaalhafin, jo 72 Jahre, 
lid) zu Mölk aufhalten, einhellig befräftiget haben, daß zu Mölk niemals 
eine andere Robath als im Heu und Gramet machen, befannt, und 
üblich) geweſen, und diefe längftens 6, 8 bis 10 Tage betragen haben, mit 
der von der Schaalhafin gemachten Beyjage, daß auch hiebey jedesmal 
das Brod abgegeben worden jeye. 

Jedoch wurde ein jo anderes von der Herrichaft widerfprochen, 
mit Dem Bedeuten, daß falls es wirklich befchehen wäre, ein jolches nur 
entweder in der berrfchaftlihen Nacdjficht, oder in deme feinen Grund 
habe, daß von der Bürgerſchaft Leuthe abgeſchicket worden, .die zu nichts 
anderen gebrauchet werden könnten. 

Lrittens: ſind die von der Herrfchaft zur Behauptung des Rechts 
der Robath beygebrachten Triginal:Documenten ex offo eingejehen, und 
folgend befinden worden. 

As ein altes Robathbuch in welchen gleich anfänglich die Formalien 
angemerfet find: 

a. Der Bürgerfchaft zu Mölk Robath it ordinari Trayd abtragen, 
Scheiter antragen, Pflanzen jezen, Heu und Gramet auffangen; Desgleichen 

b. ein altes Napılare mit dev Aufſchrift: Markt Mölk Dandrobath 
it, erſtlich Treyd abtragen, Pflanzen jegen, Hey und Gramet auffangen. 


— 47 — 


Welche beide Documente zwar Sine die, et consule, jedoch nad) 
der Anmerkung des P. Secretarii, von der Hand desjenigen Grund 
ſchreibers geichrieben find, der fchon anno 1717 geitorben ift, gleichwie 
dann diegen Umſtand der Mearktichreiber aus anderen erlagten Grund 
ſchreibers Schriften eingeftanden hat. 

Endlid) wurde aud) eine Inſtruction des Kiüchelmeilters von anno 
15540 produciret, und eingejehen, in welcher ebenfalls Lemerfet war, was 
die Bürger an Brod, bey dem im, Trayd abtragen, Pflanzen ſezen, Heu 
und Gramet auffangen verrichteter Robath zu empfangen hätten. 

In Anfehung der Zahl der Nobathtägen ijt d. ein aus den Kuchel 
rechnungen des Stifts vorgefundenes altes Brodzettel beygebracht worden, 
in weldyem vorkommen: daß die Bürger beym Gramet machen, 7 Täge 
zugebracht hätten, woraus nach der Anmerkung des P. Seeretarii zu 
entnehmen wär, daß jie auch vorhin zu dem Heu, und Gramiet machen, 
mehr als die angegebenen 10 Täge gerobathet hätten, welche gepflogene 
Unterfucyung hierorts lediglich um bey der Eutſcheidung bieven den be 
hörigen Gebrauch zu machen angemerfet worden. 

Der ſechſte Gegenſtand betraf die Todtenfals Discretion; 

wobey die Commiſſion den Antrag machte daß Die Todtenfals Tis- 
aetion, als eine in der Landesverfaſſung nicht gegründete Abforderung auf 
gehoben, dagegen von dem reinen Verlaſſeuſchafts Bermögen das Wort 
arium vder Todtenfals-Pfundgeld, und zwar von jeden Gulden mit I kr. 
abgeführet werden jolle. Die Herrſchaft hätte ſich zwar anfänglich zu 
dieſem Antrag bequemt, allein nachden die Bürgerſchaft ihrerſeiis ſich auf 
dasjenige, was in den angeführten Schriften einkommet bezogen bat, 
folglich ſowohl von der Todtenfals Tiserenion als von allen Pfund 
Geldern befreyet zu werden glaubte, iſt anch die Herrſchait vor dem alten 
Bergleich abgegangen, und hat zu bemerken gebeten, daß Die von uner 
denflichen Jahren ber von allen Ueberländen abgeuommenen Pinndgeldern 
pr. 3 fr. in Salvo verbteiben müſſen, zumglen dieſe vict einnmal in Dem 
abgeführten Proceß von der Bürgerſchaft wideriprochen werden, iorzach 
nur von denen Todtenials Pinudgeldern in Rückſicht der burgerlichen 
Häuſer die Rede ſeye. 

Nachdem alſo diesfals fein Vergleich zu ſtatden aeeraebu erden 
tonnte fo Hat man ex offo tinterſuechet, wie es Derwir gie Dem nid 
geldern gehalten worden. 

Und hat fich hiebey die einhellige Ansiage der game NSiraedihan 
ergeben, daß ſeit dem tracatudee jrrtinus tert lihms Vol Den 
Ueberländen dag Veränderungs Pifundgeid jederzeit ver Guldent en > te 


DE 


— 148 — 


bezahlet, dagegen aber bey den Häufern, außer den Fällen eines Verkaufes 
wo ebenfal3 das gewöhnliche Pfundgeld pr. 3 fr. ftatt hätte, neuerer Zeit 
einige Discretion jo bald in einen mehreren, bald in einem geringeren 
Betrage beitänden enthalten worden. 

Uebrigens Hat die Herrichaft bey diefem Punct das anfchlüffige Pro 
Memoria überreichet. 

Bey dem fiebenten Punct der Heyraths Confens - Disceretionen bat 
die Commiſſion den Antrag gemachet, daß diefe 

den allerhöchiten Generalien zuwider laufende Wbforderung in Hin- 
funft eingeftellet, dagegen in jenem alle, daß ein überlebende Con: 
Perſohn fich anmwider vereheligte, und den angeheyratheten Theil an die Ge— 
wöhr bringen ließe, al8 dann das Laudemium von Gulden mit 1 fr. 
abgeführet werden folle. 


Die Herrfchaft Hat fich zwar über die befchehene Vorftellung des 
allerhöchiten Verbots ſelbſten begrieffen, daß ihr feine Heyraths Conſens 
Discretion zufommen, fondern lediglich von diefer Seiten die für den 
Heyrathsbrief gebührenden 1 fl. 30 fr. C.M. zufließen könne. Allein wenn 
diefe Heyraths Conſens Discrection abgejtellet werden wollte, fo müſſe ihr 
Herrichaft dagegen dag Recht vorbehalten werden die gewöhnlichen Lau⸗ 
demia abzufordern mit welchen die Herrfchaft derzeit in Casibus mortis 
in Nücdjicht der gegebenen Heyraths-Conſens Diseretion die Bürgerfchaft 
verfchonnt hätte. 

Die Bürgerfchaft ihrerfeits hat jich lediglidy auf jenes was wegen 
der Heyraths Conſens Discretion in dem Proceß einkommenes berufen, 
und zu nichts weiteren beygelaſſen. 


In dem 8. Gegenftand nemlichen wegen Burudijtellung des zu viel 
angejegten Gontributionalis hat zwar die Herrichaft glei zu Anfangs 
der Unterſuchung gemeldet daß diefer Gegenftand nicht hieher fondern 
zu den Ständen gehöre; 

Allein nachdem die Bürgerjchaft erinneret hatte, daß felbe bereits 
von den Ständen abgewiejen worden, daß das Factum nemlich die zu 
hoc) beſchehene Belegung der Bürgerſchaft in propatulo jey, und es 
nur darauf ankomme, ob die Herrichaft zu dieſer ungleichen Repartition 
berechtiget gewvejen, als müſſe dieſer Punct unmittelbar unter einem be» 
richtiget werden. 

Tahero dann zumalen diefer Erjaz Punct jeiner Natur nach feinen 
Vergleich zuläßt, weilen ſich entweder die Herrſchaft zum Erſaze, ober 
die Bürgerjchaft zur Rachſicht bequemen, folglidy ein oder anderer Theil 





1787 


1450 


15908 


— 150 — 


Wie dem Vorerwähuten nun zu entnehmen, fcheint die Commiſſion 
die möglichjten Anftrengungen verſucht zu Haben, um ein beide Theile 
zufriedenftellendes Ergebnis zu erzielen, allein erſt im Jahre 1787 gelangte 
dDie.Angefegenheit zur endgiltigen Eutfcheidung, indem durd) eine aller: 
höchſte Entfchliegung vom 15. Jänner genannten Jahres die Gerichtöbarfeit, 
welche bis dahin der Marktrath zu Melk beſeſſen hatte, diefen abgenommen 
und dem Stifte als der OrtSobrigfeit und Grundherrſchaft mit dem Wuftrage 
übergeben wurde, gegen Bezug aller Gerichtstagen einen geprüften Juſtiz 
beamten zur Ausübung diefer Gerichtsbarkeit anzuftellen. 

Wir ſind nun wohl der eigentlichen Chronik etwas zu weit voraus- 
geeitt und müflen nun auf Vorkommniſſe aus früheren Seiten zurüd: 
fommen. 

Im Sabre 1450 begaun die Bürgerfchaft und Pfarrgemeinde den 
Bau der Stirhe zur Himmelfahrt Marta mitten im Marfte, welche 1481 
in ihrer gegemvärtigen Seftalt vergrößert wurde und 1619 das Mauer: 
werf jenes Thurmes erhielt, dejjen Hohe Kuppel von weißem Eiſeublech 
1716 und wieder 1764 aufgejegt mit dem Geläute im Jahre 1847 durch 
Feuer zu Grunde ging. Die neuen Glocken wurden 1852 gegoſſen. 

sm Sabre 1684 ließ der Poſtbeförderer (Poſtmeiſter) Mathias 
srombwald die Maria Hilf-Kapelle im jüdlichen Nebenſchiffe der 
Kirche bauen, 1732 erfolgte durch Abt Berthold die Aufitellung einer 
neuen Orgel, von Gottfried Sonnholz verfertigt, 1772 ließ Abt 
Urban Il. die neuen Altäre mit Gemälden von Johann Martin Schmidt 
teren, und 1829 wurde das Innere der Kirche reſtaurirt. 

Einem Beiſpiele der Schuhmadyer Innung folgend, welche am 13. Sep- 
teinber 1505 eine Jahresſtiftung für ihre Mitglieder zur St. Stefans- 
Piarrkirche geinacht hatte, ftirtete am 11. November 1508 die Bürgerichaft 
mit den don ihren Eltern und Borfahrern zu dieſem Zwecke vermachter und 
gewidmeten Nealttäten eine Frühmeſſe zur Frauenkapelle im Markte und 
dazu einen eigenen Caplan, dem man ein Haus nächſt derjelben zur 
Wohnung aab. 

Ziben fiber wurde dieſe Veneftetatenficche der größeren Bequem: 
lichkeit und Sicherheit wegen in Kriegszeiten zu pfarelichen Berrichtungen 
gebraucht, da ſie auch mit einem Gottesacker umgeben war, welches die 
Folge hatte, daß die nun entbehrlicher gewordene Pfarrkirche auf dem 
Berge den Berfalle überlaſſen, wahrſcheinlich noch vor der Mitte des 
16. Jahrhunderts ihren gänzlichen Untergang erlitt, während der alte 
Freithoſ bei derſelben, bis 1637 gebraucht und erſt damals mit dem 
im teren Vormarkte zwiſchen der Ringmauer und dem Stiftgmaierhofe 


— 151 — 


gelegenen Gottesader vertauscht wurde, nebſt welchen man aber auch) jenen 
bei der Frauenkirche noch vor ungefähr Hundert Jahren befonders als 
Begräbnisstätte der Angefeheneren und VBermöglicheren benüßte, wozu die 
Kirchengruft ebenfalls diente. 

Der jebige Leichenhof auferhalb des Ortes wurde 1812 errichtet, 
1822 mit einer Kapelle verjehen, deren Dad) vom Brande im Jahre 1847 
verzehrt, aber alsbald wieder hergeftellt wide. Erweitert wurde Der 
Friedhof im Jahre 1889. 

Die Entftehung der Pfarre Melk it ohne Zweifel in ein fehr hohes 
Alter Hinaufzufegen, und höchſt wahrſcheinlich find lange vor der Errid)- 
tung des Stiftes die Biſchöfe von Paſſan, deren kirchlicher Sprengel big 
zur Wegierung des Kaiſers Joſef IT. talt das ganze Land unter der 
Enns umfaßte, ihre erſten Gründer und Stifter geweſen. Site hatte 
urſprünglich einen jeher weiten Umkreis; ımter dem erſten mit Namen 
befannten Pfarrer von Melk Gebhard wurde 1165 die Pfarre Gerolding 
errichtet und Schünbühel diefer zugetheilt; 1294 erſcheint ein Pfarrer 
von Belfing, welches 1346 gänzlich von der Meutterpfarre Melk getrennt 
wurde, 1350 ein Pfarrer zu Mapleinsdort, weiches ſchon 1544 als der 
Pfarre Melk einverleibt vorkommt, 1784 wieder als Yocalpfarre davon 
seirennt wurde. 

Die ſchon früher erwähnte erſte Wfarrfirche, welde wie der Tom 
zu Paſſau dem Heiligen Stefan geweiht war, ſtand nicht im Orie ſelbſt 
fondern auf der Anhöhe nächſt dem Stifte, wo die Benennung einiger 
Srundftüde „auf der Pfarre” die Ertimerumg an das längit verſchwnndene 
Gotteshaus bewahrt. 

Der Pfarrhof, längft nicht mehr das urſprüngliche Pfarrhaus 
fondern vorher cine bürgerliche Behauſung, ging 1595 durch Maut vom 
Fürſtbiſchofe Johann Philipp Grafen von Lamberg au das Stift 
Melk über. 

Der erfte bisher bekannt gewordene Ortsichullehrer der Schnl 
meifler Petrus) wird in einer Urkunde von 1315 geleſen.' 

An diefer Stelle ſei auch gleich der Schickſale des Dretiac! Siechen 
haufes gedacht, welches in Urkunden vorm Sabre 1412 vet genannt 
wird. Der Wohlthätigkeitsſiiiun des Mittelalters widmete Yetzv liebreiche 
Sorgfalt beſonders gerne der öfentlichen Amtalten, wehhe der aus Dem 
Morgenlande nad) Europa herübergebrachte Ausſatz nothrhendig machte. 

2) Ausführlicheres uber Die Schule Melt herichtet Die Schi: „Elnonik Der 
Boltsfchule Melt von F. %. Linde, Wien 1880”. 


164 


1737 
1786 


— 152 — 


Es wurden nicht bloß Spitäler zur Aufnahme der Armen, Kranfen und 
Sebrechlichen erbaut und mit Grundftüden, Geld und NRaturalreuten 
bedacht jondern aud) und zwar gewöhnlich außerhalb der Drtichaften oder 
doc) von den belebteften Theilen derjelben entfernt gelegene Siechenhäufer 
für die mit dem fürchterlichen Aussage und ähnlichen anſteckenden Krant- 
heiten behafteten Einheimischen und Fremden für die Sonderjiechen (abge 
jonderte Kranken) errichtet, welche jpäter Xeprofenhäufer (von lepra der 
Ausſatz; und von St. Lazarus dem Patron der Ausfägigen Lazarethe 
genammt wurden. 

Ein ſolches Siehenhaus beftand vielleicht ſchon feit den Kreuzzügen 
and) vor dem Wiener Thore zu Melt und wurde in der Folge anderen 
Kranken und den Ortsarmen eingeräumt. 

Eine Urkunde von 1412 nennt uns ein den Siechen gehüriges 
Grundſtück. Im Jahre 1447 brannte mit vielen andern Häufern and) 
dag Siechenhaug (domus leprorum) in der Zagelau oder im ımtern öſt— 
lichen Vormarkte ab, welches fich (1472) durch die Ungarn, 1619 bei der 
Belagernug von Melt, 1694 durch die Unvorfichtigkeit eines Knaben nd 
1847 bei dem großen Schadenfeuer wiederholte. 


Um das Jahr 1560 fing Abt Michael einen ganz nenen Bau des 
in Verfall gekommenen Spitales au, welchen fein Nachfolger Urban I. 
vollendete. Die Abtheilung in dag Stift und Mearftipital kommt 1592 
in alten Schriften vor. 

Abt Berthold ließ aud dem Spitalgebäude feine Sorge ange- 
deihen, indem er es mit eier Kapelle, der heiligen Eliſabeth geweiht, 
und einen hölzernen Thürmchen in der heutigen Geſtalt erbaute, woran 
die gemalten Bilduifje der Armenpatrone Zt. Martin und St. Elijabeth 
und das Marktwappen mit der Jahreszahl 1737 erinnern. 

Die Napelle mußte im Sabre 1786 den damals beftchenden faifer: 
lichen Verordnungen gemäß als eine entbehrliche Nebenfapelle entweiht, 
alle vorbandenen Kirchengeräthe an arme Landkirchen abgegeben und ſogar 
das Mauerwerk verſteigert werden, und nur daß es von der Marktge— 
meinde um 32°, Gulden Conventions Münze gekauft wurde, rettete 
das Gemäuer von dem Schickſale zerſtört und als Baumateriale abgebrochen 
zu werden. 

Der Altar jedoch mit dem von Joſef Pöck gemalten Bilde wurde 
durch Zufall erhalten, indem die Piarrgemeinde zu Waldhanſen im Viertel 
ober dem Manhartsberge, wohin er gebracht werden ſollte, denſelben zu 
unanſehnlich jand und daher ſtehen lieh. 


— 13 — 


Unfer dem Abte Berthold von Dietmayr wurde im Jahre 1702 
der Neubau des Stiftes begonnen und int Jahre 1736 vollendet. Zwei 
Jahre ſpäter am 10. Anguſt 1738 zerjtörte jedoch ein gewaltiger Brand 
die jämmtliche Bedachnng des Baues, welch” erjtere in der Folge in ihrer 
jegigen Art und Weiſe hergeitellt wurde. 

Bou dem foeben genanuten Abte befißt die Marktgemeinde (ver 
muthlich als Geſchenk) den vor dem Nathhanje befindlichen aus Stein 
gehanenen mit der Bildfänle des heiligen Coloman und dem Stiftswappen 
gezierten Springbrimmen, der die eingemeißelten Buchſtaben B. D. A. M. 
(Bertholdus Dietinayr, Abbas Mellicensis) und die Jahreszahl 1722 
trägt; Abt Rainer (1623- 1637) hatte dieſes Steinwerk im großen 
Hofe des Stiftögebändes vorher aufitellen laſſen: derſelbe Prälat bat auch 
1534 der Schüßengefellfchaft zu Melk eine von ſeinem Nachfolger 
Valentin 1683 bDeitätigte Ordnung gegeben, weiche leider jeßt nicht 
mehr aufzufinden war. 

Die alte „Schießftätte”, welche bei den im den Jahren 1635 und 
1652 hHerrfchenden Epidemien als Yazaretb tür Dienitboten verwendet 
worden war, wurde im Sabre 1705 aufgelaſſen und ſtatt derjelben eine 
neue und anfehnlichere am Wege öſtlich von der früberen Ztiftsbreite 
erbanıt. 

sn Jahre 1736 wurde die Stiftstaverne, das Grübeh genauut, 
(ießt das Gaſthaus zum goldenen Stern men gebaut. 

Bun Kaiſer Joſef Il. wurde im Sabre 1781 die bisher um Stifte 
beitandene Xehranftalt fiir Die Humanioren, Phitoſophie und Theologie 
in ein Öffentlihes Gymnaſium verwandelt, welches 1787 naeh Zt Pölten 
übertragen, 1804 nach Melk zuruckverſetzt. IDEE mit einrem Couviete ver 
bunden und 1850 zum ff Obergumnaſium erhoben wurde. 

Ueber die Gefahren und Drangſalte, vebtten Meit Der den oſter 
reichiſchen Erbfolgetrieg 171411. durdy die Invaſioten Des ira:zoſiſch 
bayeriſchen Heeres, ſowie durch die Juvaſiouen ISO Sud ISO aiianeleet 
war, ferner über die bedeutelidſten Ueberiehrventtntigen iD Frernciceruinite, 
berichtet in ausführlicher Weiſe der erſie Baund Des Lie er 
wähnten Werkes, Geſchichte des Betiedietine: Zitieren u: eteihliuger: 
bier ſoll nur kurz augefult werden. Dan die Jaüre JAnZ, 12172. 1M8, 
1664, 1706, 1727, Line, 17T, IS med 1862 direh ngervohnlich 
große Ueberfchvernmmmmmaen bezeidnier PRD, ie wileten Hellen wiſieun wir 
une, daß Teiterreich ort dub ſonhe tranrige Natittereignine Schaden litt, 
aber es mangelt Die Kenuitnis, untere, Mieit daber letrofien wurde. Es 
iſt von den oben aufgezählten Jahren isbelendere Kar Melt Das Jahr 


178 


— 154 — 


1727 hervorzuheben, in welchem am 6. Juli Nachmittags ein furchtbares 
von Hagel begleitetes Gewitter” niederging, welches mit einem fo heftigen 
Molfenbruche endigte, daß der zu ungewöhnlicher Höhe geſchwellte Trieben: 
bad) mit reißeuder Gewalt alle feinem Laufe im Wege gelegenen Hänfer 
und Bäume mit fortwälzte, fi) in den Markt hinein Bahn brach, Die 
Gärten der Bürger verwüſtete, Scheunen, Stallnugen, Werkftätten u. |. w. 
bejchädigte oder zerjtörte, in die Wohnungen und Seller eindrang, und 
mindeſtens 23 Menfchen (won denen aber nur 13 Leichen gefunden, Die 
übrigen in die Donau getragen wurden) in den empörten Wellen den 
Tod fanden. Nachdem die tobende Fluth das Thor, weldyes den damals 
noch an der Südfeite der Kirche gelegenen Kleinen Friedhof ſchloß, auf: 
gejtoßen hatte, drang das Waller in die Nirche und Sacriftei, füllte fie 
drei Ellen hoch mit Wafjer, Schlamm und Unrath an nnd ließ darin die 
Leichen einer weiblichen Perfon und eines kleinen Knaben zurück. Noch bewahren 
das Andenken dieſes ſchrecklichen Tages zwei Inſchriften im der Kirche, 
die Waſſerhöhe auzeigend, und zwar ſteht an der nördlichen Wand, bei 
dem Altare des Heiligen Sebafttan das Doppel:Chronographieum mit 
ſchwarzer Farbe gefchrieben : 


DIE se Xtra Mens]s ıvLı FELERRAT|S VESPER|S 


HVC. AsCEnDERYNT aQYae Post nYelrrac]y M. 


Wir können uns nun nicht verfagen, aus dem großen Werfe Keib— 
linger's einige Auszüge zu bringen, welche ſowohl für die Bewohner von 
Melk als auch fir Fernerſtehende wicht ganz ohne Intereſſe fein dürften, 
ja nach unſerer unmaßgeblichen Meinung einer Chrome von Melk geradezu 
einverleibt werden mußten: je mochte wohl insbefondere der 22. April 
1782 ein fir Melk wichtiger, feierlicher und erinnernugsreicher Tag ge- 
wefen fein, an welchen Ze. Betligfeit dev Papſt Pius VI von Wien 
nad) Rom zurückkehrend in Melk eintraf, um daſelbſt im Stifte zu über: 
machten. Der Papſft fam mit großem Gefolge, in welchem nebjt dem 
Gardinat Migazzi md dem Faijerlichen Commiſſär Johann Philipp 
(Braten von Cobenzl, der Patriarch von Konftantinopel Monfignore 
Mareuncci md der Erzbifchor von Athen Monfignore Conteſini 
waren, gegen 1 Uhr Nachmittags im Melk an md wurde wie überall 
anf das Feierlichite und mit größtem Gepräuge empfangen. Eine Gompagnie 
des Infanterie Regiments Pellegrini Geßt Def Stand als Ehrempache unter 
dem Gewehre, die Studierenden, Schulkinder und der Marktratb und die 
Bürgerſchaft bildeten Reihen. An der Hanupttreppe wurde Ze. Heiligkeit 
von dem Cardinal Migazzi, der Ihm von Wien vorausgeeilt war, 


— 155 — 


von einem zahlreichen Adel, dem Abte Urban und anderen Prälaten 


empfangen, und in die für Ihn bereiteten Zimmer geführt, wo den Ein- 
tretenden der faijerliche Abgeordnete Graf Cobenzl begrüßend erwartete. 
Nach kurzem Berweilen gab der Papſt aus einem Feuſter des Prälaten 
faaled der im großen Stiftshofe verfammelten Volksmenge den Segen 
und ging dam, das Haupt mit einem rothen Hute bedeckt, in die Biblio 
thef, um ſich die Seltenheiten derjelben zeigen zu laſſen. Dienſtag am 
23. April Früh um halb 6 Uhr reiste Graf Eobenzi nad) St. Florian, 
der zweiten Nachtitation, voraus; der Papſt begab ſich gegen halb 7 Uhr 
unter Voraustretung des ganzen Conventes, Des anweſenden Prälaten, Des 
Kuntins Garampi ımd der übrigen Begleiter in die Prälatur und 
jpendete wie am vorhergehenden Abende‘ aus einem Fenuſter Des Saales 
dem Volke, das aus der weiten Umgebung zuſammengeſtrömt war, den 
päpitlichen Segen, welchen er numittelbar vor dem Eiuſteigen in dei 
Reiſewagen an der großen Kirchenthüre neuerdings ertbeilte. 


Der zweite franzöfifche Krieg führte die Ruſſen (damals mit 
Tejterreich verbündet) in die Umgebung von St. Pölten und auf ihrem 
Weitermarſche nad) Italien durch Melk, welches überhanpt durch zablreiche 
Durchmärſche der Heere, durch viele Lieferungen und Kriegsſteuern bart 
mitgenommen wurde. 


Nach der Schlacht von Hohenliuden (>. December ISO draugen 
die Franzoſen durch Bayern in Oeſterreich ein und rückten nach dem 
Waffenſtillſtande von Steyr 125. Terember: bis an die Erlauf vor. 

An 23. und 24. December kam der Vortrab der auf Dem Ruckzuge 
begriffenen Deſterreicher mit allen Geſchützen nach Melt, weiber theils die 
Häuſer des Marktes bezog, theils ſich im nahen Walde und aut den 
Feldern lagerte; am 26. December rückte Der Nachtrab unter dem Beiehle 
des Fürſten Schwarzenberg hier ein, nachdem ſchon Des Morgens Die 
Kunde hier eingelaugt war, Dat; Div Fraitzoſent vereits hi Mobs ud 
Remmelbad) wären. Nur Die indeſſen qei,blenere Waſienrihe Diele ihr 
weiteres VBorrüden auf und erſt Der Friede wir Luneriile U. Febrnar 
1801 entferute die Gefahr, vor weiber Melf aus Toner Nabe be 
droht war. 


Während Dieter ganzen bangen Jeit und noch wider Dieb Der 
Radıtrab der Kaiſerlichen hier Urd in der Umgeluma Iren zog erit am 
8. Mai aus dem Markte ab und am iolgenden: Tage vehließ Der Göeneral 
major Graf Eiterbäazu das Zul Melt, woſeibſt er mu Seren Tfficteren 
ducch vier Monate offenes Quartier batte. 


IS00 


1-01 


1809 


- 156 — 


Allen die überftandene Gefahr erjchien nenerdings ſchon nad) vier 
Jahren im dritten Kriege mit Frankreich, ohne daß ſich jetzt die raſchen 
‚sortichritte des jiegenden Feindes aufhalten ließen. 

Am 4. October 1805 kam der ruſſiſche Oberftlientenant Eugelmannn, 
vom Gefolge des Kaiſers Alerander vder vom General-Unartiermeilter: 
ftabe, mit dem öfterreichifchen Major vom Generalftabe Tretter in Melt 
an, um den Marſch des in füuf Colonnen geteilten ruſſiſchen Armeecorps 
unter den Befehlen des Generals der Jufanterie, Michael Golenitſchew 
Kutuſow bis an den Inn zu reguliren. 

Am 5., 7., 9., 11. und 13. October wurde das Fußvolk 31.054 
Maun ftarf (worunter aber ein Troß von 1937 Köpfen war) am 12,, 
14, 16., 18. und 20, die Reiterei 4627 Bierde - - in der Station Melt 
untergebracht und verpflegt — im Stifte felbft nebft den Generalen 
Kutuſow, PBagration, Doctorow, Eſſen, Miller, Szepelow, Wittgenftern, 
Miloradowitich, n. A. nod) jehr viele Stabs- und andere Officiere, eine 
Menge Soldaten und die Beamten des Landes-Commiſſariates. 

In diefer Zeit der Unruhe und der Sorge tauchten die verfchiedeniten 
Gerüchte iiber den ZInſtand des Fatjerlichen Heeres auf und am 1. No— 
vernber theilte der gewejene Feſtuugscommandant von Branunau, Oberft 
Ebert von Ehrentren Die erfchütternde Nachricht mit, daß dasselbe 
unter dem Feldmarſchall Lieutenant Mad zu Ulm capitulirt und ſich ale 
friegsgefangen ergeben babe, und in Folge diefes Unglüdes das ruſſiſche 
Hiltscorps mit den Theilen der öfterreichifchen Armee im vollen Rückzuge 
gegen die Ems begriffen fer. An 6. November fam das rufjische Haupt- 
auartier in Melk an, Die einzelnen Heerhaufen bivonafirten auf der An 
höhe zwiſchen Melk und Spielberg gegen den MWachberg Dis zur Donau 
ausgedehut, em Jäger Bataillon, welches vorher die Brücke bei Winden 
iiber Die Melk abgebrannt hatte, folgte ihnen im Zeitraume von wenigen 
Stunden. 

Dieſes geringe Hindernis nicht achteud, ging der Vortrab der 
Franzoſen, geführt von dem Prinzen Murat, der an der Spitze der 
änßerſten Vorpoſten vitt, oberhalb Winden durch den eben ziemlich ſeichten 
Fluß, zog bunter dem Dorfe auf den Höhen über die Felder bis zu den 
Wieſen am Bftlichen Ende des Mearttes und war kaum aut Ztücjchußweite 
von linten Flügel Der vor dem Nager in Schlachtordnung anfgeftellten 
Ruſſen entiernt, als dieſe um 2 Uhr Nachmittags aufbrachen und im 


1, Te get beitehrnde Brite wurde aut Ztaatslolten in den Jahren 1848 
und 1819 aus Stein erbaut und tragt Die Aufſchrift MDUCCHL. —Franc, Jos. I. 


— 157 — 


Angefichte des Feindes auf der Straße abwärts nad) Groß Sierning 
zogen. Murat fam Abends nad) 4 Uhr in Melk au und itbernachtete im 
Etifte mit den Reichsmarſchall Lannes und dem übrigen jehr zahlreichen 
md glänzenden Gencralftabe; jeine Truppen, wie auch ein Theil vom 
Corps des Marichalls, jtanden größtentheils im dem von den Ruſſen 
verlattenen Lager. An 8 November Bormittags brach er nad) 
Pitteran auf. 


Sogleich nach Ankunft des Prinzen verlangte ſein Geueralcommiſſär 
die Ausſchreibung ſtarker Lieferungen ans den umliegenden Törfern. 
30.000 Rationen Brod, 1250 Meepen Hafer, 1000 Centner Heu und 
60 Ochſen, wovon aber wenig nach Melk gebracht wurde, das Meiſte 
unterwegs von den Heeresabtheilungen geplündert und die vor die Wagen 
geſpaunten Ochſen und Pferde geraubt wurden. Nichtsdeſtoweniger wieder 
holte der Generalcommiſſär ſeine Forderung, verzeichnete die im Stifte 
vorräthigen Weine und Murat ſelbſt gab den Befehl, daß jeder Mann 
der durchziehenden frauzöſiſchen Armee cine Bonteille id. i. eine halbe 
Maß) Wein bekommen ſolle. 

Nachmittags rückte das Corps des Marſchall Soult ein. Der ihm 
untergeorduete Diviſions General Salbigny verlangte HO.OOO Nationen 
Brod, eben foviel Fleisch und 30.000 Bonteillen Wein, Der ans den 
Stiftöfeller geliefert, das Uebrige aus den benachbarten Gemeinden requirirt 
wurde. 

Am 9. November geſchah der Abmarſch Sonlt's md Me Antunit 
der Diviſions Generäle Hardamıe, Urdomtr, Vaudamme und Belliard 
mit einem Theile der kaiſerlichen Garde, welche Schon des Morgens das 
ganze äußere (Hebände Des Kloſters Lefeßte, alles, was zhbt oyit derſelben 
gehörte, jelbit Generale mußten dasſerbe raume?,, wodürch Dive der ans 
ihren geplünderten und halbzerſtöorter Wohmrugen im das Stiit geitoheuen 
Bewohner Des Marktes genoihigt wurden, iogar ira der Clauſur. 
und zwar größtentheils im zweiten Stoelwerke des None ws ein Obdach 
zu juchen. Marſchall Ney zog mil ſeincin Sorte voraber, ar üelwlauger 
aufzuhalten als notinvendig war, m Wern un Zur oa Tal 

Am 10, November aemı 11 Mor ran nom auipäliſiigen 
Hagen Die Antnnit des Marwis Maren u BRegteitüng Des Mechls 
marichalle Alexander Berihier. Da ar ſeitier Seite um Wanet: hal, Des 
Marſchalls Beſſieres, des Oheritſtaci.ſieriters Calaztcoitti, Des COber Cere 
monienmeiſters Sequr. der Tiviiors Geiie:taie Taarac, Ravbrp, Bertrand, 


—R ı6& 


Morton u. A. und Netter uberaus yabtertdiei tvarde. 


— 158 — 


An der Haupttrepe des Stiftes empfing ihn der Prior Ferdinand 
Altmann, mit dem Bluviale bekleidet, an der Spite ſämmtlicher Conven— 
tualen, reichte ihm das Weihwaſſer nııd hielt eine kurze lateinifche Anrede 
welche der Kaiſer fehr gnädig anhörte und mit folgenden von Happ ver: 
deutichten Worten beantwortete: „Dites lui que jagree tout ce qu'il 
a dit. Les Benedictins ont des merites pour les sciences. Ils 
avaient soutenu mon armee: je les protegerai.” Hierauf eilte er, 
umgeben von feinen Generälen, in die Staijerzimmer, welche vor ihm 
Prinz Murat bewohnt und die Generäle Gardonne und Ordonuer für 
den Kaiſer gewählt hatten. 

Der Oaftmeifter Joachim Ballas führte ihn in die Kirche und 
Bibliothef, und nad) halb 1 Uhr wohnte Napoleon der vom Prior 
gelefenen ſtillen Meſſe bei. 

Am 11. November nad) halb 10 Ahr nahm der Kaifer ein Gabel— 
frühftück, während deſſen PBerthier vom Prior den Grundriß des Stiftes 
verlangte, den man ihm jedoch nicht geben konnte. Nach aufgehobenem 


Frühſtück befichtigte der Naifer einen Theil des Gebäudes und des Gartens 


und ſprach jich über das Geſehene jeher wohlgefällig aus,) und jebte 
gegen 11 Uhr feine Reiſe nad) St. Pölten fort. 

An demfelben Tage, an welchem aud) eine Nothbrücde über die 
Melt hergeftellt wurde, kam Marſchall Bernadotte mit dem Divifions: 
General Leopold Berthier (Bruder des Marſchalls Alerander Berthier 
in Melk an; deren Corps erhielt jedod) auf dem Marſche ſchon den Befehl 
nach Mautern umzumenden, wohin c8 auf Seitemvegen über Hafnerbad), 
Häusling, durch den Motifteingraben, Aggsbach und Arnsdorf 309. Die 
Veranlaſſung zu dieſem Gegenbefehle fcheint die Schlacht von Tirnftein 
gegeben zu haben, wo Marſchall Mortier, der zu Linz über die Donau 
gegangen und am 9., 10. und 11. November am linken Ufer Melt 
gegenüber herabmajchirt war, am 11. Abends zwar von den Ruſſen ge 
Ichlagen, felbjt verwundet und die Diviſion Gazan beinahe ganz auf: 
gerieben wurde, leider aber auch der Generalquatiermeiſter Schmidt von 
einer feindlichen Kugel getroffen, fein edles Leben auf dem Bett der Ehre 
anshanchte. Leber vierhundert meiſt leicht verwundete Franzoſen, weldye 


m Warten Trante der Maler den Prior, ob die Gegend geſund, Die Luft 
friſch. wie breit Die Tonau bier ſei? wen die jenieits Dev Tonau gelegenen Schlöfler 
gehen? bs er eriuhr, dak ſie ein Eigenthum Der öſterreichiſchen kaiſerlichen Familie 
ſeien. erknudigte er ſich um ihren Werth und Ertrag. Zulent ſagte er die Scherzworte, 
welche er durch Napp dentich wiederholen de: Ter Kaiſer findet ihr Stift jo ſchön, 
dab; ir ca nicht lange behalten werden, weil ea die Eiferiucht des deutſchen Kai 
erregen wird. 





1809 


IF 


1804 


— 160 — 


gefallenen Holze Teuer gemadjt Hatten, wovon der anfiteigende Rauch in 
die oberen Gewölbe drang, durch die engen Schießfcharten feinen Ausgang 
fand umd die armen Gefangenen zum Theil im Schlafe erſtickte. Diefe 
drei Urheber des Unglücks kamen aber, weil fie der Tiefe ſaßen, lebend 
davon; von ihren Xeidensgefährten blieben gegen 150 todt, ungefähr 
300 Halberſtickte wurden der ärztlichen Behandlung des in Melt domi 
cilivenden Arztes Seidl!) übergeben, doch ſtarben immerhin noch über 
fünfzig in wenigen Tagen. 

Tie Leichen diefer beffagenswerthen Krieger ruhen ferne von ihren 
heimatlichen Gefilden in einer Wieſe an der Neicheftraße, nahe bei dem 
Dorfe Winden, wo ein hölgernes (ſeute monumentales Krenz) den Wanderer 
an die beflagenswerthen Schlachtopfer des Krieges erinnern joll. 

Am 28. December, an welchem die Nachricht vom Abſchluſſe des 
Preßburger Friedens (26. December) den Bewohnern von Melk Tebhafte 
Frende verurſachte, ſahen diefelben den Naifer Napoleon nach ſchlennigſt 
gewechſelten Pferden allſogleich nach München hier durcheilen. 

Während der Auweſenheit der Franzoſen in den Jahren 1805 und 
1809 war der Gottesacker au den Ringmauern des Marktes Melk theils 
mit Leichen der im Feldſpital geſtorbenen Soldaten ſo überfüllt, theils 
durch die darin zeitweiſe aufgeſtellten Kanonen und Munitionwägen die 
Gräber jo nukenutlich geworden, daß die daraus für die Geſundheit der 
nahe Wohnenden entitandenen Gefahren die Eutfermung des Friedhofes 
dringend verlangten. Er wurde daher außer Gebrauch geſetzt und dafür 
ein dom Stifte tauſchweis überlafiener Acker außerhalb des Marktes zum 
Gottesacker beftimmt, und 1812 von dem Dechant Johaun Schneider 
geweiht, ſpäter mit einer Mauer umgeben und mit einer Kapelle verſehen. 

Vom 9. October des Jahres 1806 bis zum 12. April des folgenden 
hatten Die öſterreichiſch kaiſerlichen Hußaren des Negiments Fürſt Johaun 
Liechtenſtein im Markte Melt und im der Umgebung ihr Standquartier, 
nad) deren Abzug das Jufanterie Regiment Stein bis in den Winter 
hier blieb. 

Die unn Folgende Ruhe war wohl nicht von langer Dauer, dent 
bon im Jahre 1800 begann Die vierte Periode Des großen Kampfes 
zwiſchen Oeſterreich unnd Frantreich. Die Franzoſen, mit den Völkern des 
rheiurihhen Bundes vereinigt, näherten ſich uenerdings der Grenze uunſeres 

luy Soidleerhielt iur ſeine Bemuhung von dem Mailer Alerander einen 


Brillau:ring amd Dec Lrior Ars Stütes ein Tankſagungsichreiben durch den Grafen 
Raſiumeistu. 


— 161 -- 


Vaterlandes, überfchritten den Inn und rückten auf dem rechten Ufer der 
Tonau gegen Wien vor. 

Am 4. Mai war Napoleon's Hauptquartier zu Euns, am 5. erſchien 
der Vortrab unter dem Herzog von Montebello (Lannesı zu Amſtetten, 
unweit welchem Markte General Colbert in einem Angriffe der Weitere 
einige Hundert Uhlauen und der Herzog von Rivoli (Mlaftena) am 
tolgenden Tage ebenfoviel öſterreichiſche Krieger gefangen nahm. 

An 6. Mai kam der Nachtrab des fünften Armeecorps der Oeſter— 
reicher ter dem Erzherzoge Yudwig und Hiller in Melt an und 
320g am nächſten Morgen nad) St. Pölten. 

Rah 11 Uhr rückten Die erjten franzöſiſchen Jäger zu Pierde hier 
ein, deren Anführer Lannes und Oudinot Mittags im Markte blieben. 
Ilm halb 7 Uhr Ahbends verkündete Das Yäuten aller Glocken die Ankunft - 
Rapoleon's mit den Marjchall Prinzen Bertbier, Derzog von Neufchätel; 
von dem Brior Chriſtof Sporrer und dem ganzen Konvent empfangen, 
nahm hierauf Napoleon das Abendejjen ein, an welchem Bertbier und 
Launes Theil nahmen, inder mehrere Marichälle, Generale und Adjutanten 
in größter Sala um den Kaiſer berumftanden. Napoleon lien den Prior 
rufen, welcher um Schub für day Stift bat, ſowie dal der Werehl 
ertheilt werde, den Wein und die Lehensmittel nicht allzuſehr zu ver 
ſchwenden, um nicht jobald außer Staud gelegt zu werden, Die Oificiere, 
Truppen und das Spital damit zu verſehen. 

Er verſicherte mich deſſen, erzählt der Prior, ſprach mir Muth zu 
und fagte, er jei vor drei Jahren mit Melk zufrieden geweſen, ſei es 
auch jetzt. Unſere Perſonen, Eigenthum, Wohnungen würden durch Sauve 
garden, wo id) ſie immer brauchen werde, geſchünt Sen, nur mußlen Die 
Truppen, die jetzt zahlreich machtenemen werden, nach Moglichteit bedient 
und auf das Spital vorzuglich NrBicht genommen werden, Benedirtiner, 
bei welchen die Meiſten ſeiner Genetale itudirt Daten, ſchütte er. 

Nun fing er zu ſrageii az Wie ſtart die oſterreiltiiebe Arricere 
garde geweſen ſei? Wie viel man bisher au Tenppen verloten: zu haben 
glaube? Tb unſer Mutter oder em Prinz im Stuüie gemeſen Wr, welcher, 
und wie lange? Was nam vor: dem Mader erwarie ind jent erwarte? 
Bas wir von dieſem Kriege mid dem Urteber desſelbent Daten Wie 
das Volk und die Burgerſcha't in Wiern quiet ta? Welthie Miniſter, 
Beichtväter er Mater und der Bor habe? Wie ſiech Der Erzbiſchoi 
eest un jesuite beſinde? Welche Renyenunen, wie vie! Wein das Stift 
habe? Wo der Pralat Jet? ob er ein Fuiſt und auf lebenslaung, don wem 
er gewählt oder beſtätigt in müßte? vb er eigene Revenuen babe, um 

1t 


— 162 — 


des Prior Vaterland, Amt, Einfünfte, Zahl der Geiftlichen, Correction. 
Tem damaligen Profeſſor des Kirchenrechtes Philibert Seiberl legte er 
die Frage vor, ob der Papft als weltlicher Souverän abgefeßt werden 
könne? ꝛc. 2c., worauf Napoleon den Wunſch äußerte, den Garten zu 
befichtigen. 

Im Garten äußerte er über die Ausficht ein befonderes Vergnügen 
und bemerkte: Meine Truppen haben heute bei Ihnen einen guten Tag; 
aber der Wein ſchmeckt ihnen nicht jo wie vor vier Jahren, Sie werden ihn 
doc nicht mit Waſſer gemischt Haben ? Er lächelte und erhielt die Antwort: 
„Dire! Mich freut e8, wenn die fatiguirten Truppen bet ung einen 
Ruhetag gefunden haben, wir geben den Wein, wie er in den Keller kam. 
Es mag fein, daß die Bauern, weil er meiſtens Zehentwein ift, nicht 
rechtlich danıtt wie gewöhnlich umgegangen find.” Er verlangte hierauf auf 
den fürzeften Weg wieder zurüdgeführt zu werden. Alle Generäle ver: 
ließen ihn, er gieng mitten durch die Truppen, welche nahe an ihm aßen, 
tranfen und fchrieen: „Vive Tempereur!* Auf einmal machte er eine 
Wendung links, ſchwang ſich auf dag Neitpferd und ritt mit den Worten: 
„Adien, mon Prieur! davon nach St. Pölten. 

Durch feinen Leibkoch wieg er 450 öſterreichiſche Zmanzigkreuzer: 
Stücde von neuem Schlage für der Dienerfchaft des Haufes an. 


Gewiß intereffant und auch Hier an der richtigen Stelle ift die 
nachjtehende geichichtliche Erimmerung „die Franzofen vor Wien 1809“ 
entnommen dem Neuen Wiener Journal von 17. Juni 1899 Nr. 2028. 


Die Sranzojen vor Wien 1809. 
Aus den Memoiren des franzöfifhen Generals Marbot.) 
Die fransshlhe Armee bei Melk. Ein Bravsnrkük Marbei’s. 
Der ehrlige Ofitiersbarſtze. 

Tie hübſche, Fleine, an den Urern der Donau gelegene Stadt Melt 
wird von einem mächtigen vorgebirgartigen Felſen beberrfcht, auf deſſen 
Gipfel ein Benedietinerflofter liegt, das Tür das ſchönſte und reichſte der 
Chriſtenheit gilt, amd von deſſen ‚senftern das Auge den Lauf der Donau 


Wir entnehmen die vorftehenden hochintereffanten Wriegserinnerungen der 
jorben bei Nobert Lutz in Ztutigart eridienenen deutichen Ylusgabe der Wemoiren 
des iranzoſiſchen Generals Marcellin de Marbot. Tieies nahezu 1200 Seiten flarfe 
Memoirenwerk gehört zu den werthvollen Beiträgen der Nricgeliteratur und bringt 
eine jolche FJülle bisher unbefaunter Tetails, Dass es and) fir den Kenner jener Zeiten 
von ungewöhnlichem Intereſſe jein wird. Ueber die Yerjönlichteit des Memoiren⸗ 





— 164 — 


deren Breite an fich fchon ſehr erheblich, jet infolge der Lieberichwem- 
mung faft verdreifacht war. Ein ſehr heftiger Wind bewegte den Fluß, 
defjen Mellen wir raufchen hörten. Noch immer goß cs in Strümen, 
und die Nacht war außerordentlich finſter, aber troßden fonnte man auf 
der anderen Seite des Flufies eine lange Reihe von Wachtfeuern Sehen. 
Napoleon, der Marſchall und ich ſtauden allein auf dem Balkon. 

„2a drüben Tiegt em öfterreichifches Yager," begann der Marichall, 
und der Kaiſer fühlt das lebhaftelte Verlangen, zu willen, ob das Korps 
Hiller dort ift, oder ſich noch auf diefer Seite des Fluſſes befindet. An 
das feitzuftellen, müßte ein unerſchrockener Mann den Wagemuth haben, 
die Donau zu überfchreiten und einen feindlichen Soldaten zum Gefangenen 
zu machen. Ich habe dem Kaiſer verjichert, daß Sie dieje Aufgabe über 
nehmen würden.“ 

„Vergeſſen Sie nicht, daß ich Ahnen keineswegs den Befehl ertheile,“ 
jagt jeßt der Mater zu mir, „ich jprehe nur einen Wunſch aus. ch 
weiß, daß das Unternehmen jo gerährlich ift, als es nur fein kann, und 
Sie dürfen die Ausführung ablehnen, ohne zu beſorgen, daß Sie mir 
dadurch mißfallen. Treten Ste einige Augenblide ing Nebenzimmer und 
überlegen Sie ſich die Sache, und dann fommen Zie wieder und jagen Sie 
mir offen, zu welchem Entſchluſſe Sie gelangt Find.‘ 

Daß mir beim Anhören des Vorſchlages ein falter Schweiß auf 
die Stirn trat, muß ich zugeben, aber zu gleicher Zeit ſtieg aud) eine 
Empfindung in mir auf, die ich wicht bejchreiben kann, und in der ſich 
Ehrgeiz und Vaterlandsliebe mit berechtigtem Stolze milchten. 

„Wie?“ ſagte ich zu mir ſelbſt. „Bier bat der Kaiſer eine Armee 
von 150.0000 Mann, Tauter ihm ergebene Krieger, und dazıı noch 25.000 
Man ſeiner Garde, Die aus dei Tapferiten ausgewählt find. Er ift von 
Adjulanten und Urdomtanzofficieren umgeben, und dod) bin id) es, id), 
auf den Sich feine und des braven Marſchalls Lannes Blicke lenken, 100 
es ſich um ein Unternehmen handelt, zu deſſen Ausführung ebenfovicl 


Umſicht als Unerſchrockenheit gehören. „Sire,“ ſagte ich, ohne einen 
Aungenblick zu zögern, „ich werde gehen . . und wenn ich dabei das 
Leben verlieren ſollte, vermache ich Euer Maieſtät die Sorge für meine 


Matter!” 
Hierauf zupite mich der Maler am Ohre, was bet ibm der Be: 
weis ſeiner hochſten Zufriedenheit war, and deu Marſchall reichte mir die Hand. 
„Date ich nicht vecht. Euer Majeſtät zu verfichern, daß er gehen 
werde?“ rer ar dabei. „Jch wußte, Dal wir uns an einen braven Soldaten 
wandten.“ 


-— 1659 -- 


Nachdem ich mid, fo fir das waghalfige Unternehmen entichieden 
hatte, war es nöthig, an die Mittel zu ſeiner Ausführung zu deunken. 
Der Kaiſer lich den General Bertrand, jeinen Adjutanten, den General 
Dorſenne von den Gardegrenadieren, ſowie den Commandanten des failer: 
lichen Hauptquartiers rufen und befahl ihnen, mir Alles zur Verfügung 
zu Ttellen, defjen ich zu bedürfen glaubte. 

Die Fahrt mit fünf der legten Sciffer ging nad) allerlei Müh— 
ſeligkeiten glüclich von ftatten. ES mußte nad) meiner Schätzung etwa 
Mitternacht jein, als wir am feindlichen Lager landeten. Die Tefter: 
reicher, die durd) die ungeheure Breite der ans dem Ufern getretenen 
Tonan von den Franzoſen getrennt waren, fühlten ſich vollkommen Jicher, 
jo daß Alles im Lager fchliet, mit Ausnahme der Schildwachen. 

Wie groß aud) die Entfernung fein mag, Die ein Lager vom Feinde 
trennt, it e8 im Kriege Brauch, Geſchütze und Poſten to aufzuftellen, 
day Tie den» Feinde die Mündung, beziehungsweiſe das Geſicht zufchren. 
Eine vor dem Layer aufgefahrene Batterie war demnach auf den Fluß 
gerichtet, und die Schildwachen gingen auf Der Höhe der Uferböſchung bin 
und her, aber die Bäume hinderten ſie daran, dem Yande zunächſt ge 
legenen Streifen des Waſſers und Tomi auch unſer Boot zuſehen, während 
ich durch die Zweige einen großen Theil des Lagers überichauen konnte. 
Bis dahin war mein Unternehmen glücklich verlauien, galücklicher, als ich 
es hätte erwarten können, aber um einen vollſtändigen EEriolg zu erzielen, 


mußte ich einen Gefangenen mithringen, und deu mt 2 tittibarer Nähe 
von 50. O0) Feinden, Die ein einziger Secbrei auiecten totute, ya erlangen, 
ſchien faſt unmöglich, aber es mh verſticht gperden Terz beiahl 


‚id den fünf Schiffer, Sub auf den Boden der Barle zu legen, und er 
öffnete ihnen, dal zwei EGreuadiere ro Pamabei md bzw Gdarmen 
Jeden tödten wilden, Der einen Vor ver Sriueh, etc ovirheis, SEI zu 


erheben. Einen anderen Genadie: Seiite dpoam der DENT immDtt 
lwgenden pipe des Wooiez ut, geuma. ons NIE Geteiiet ZIP ala 
Ufer ſprang. Der Corvera' an Meist oei on UTESgm NVansı HAT, 


Schon Ichiefte ich mic ni, mini aa Den ers STINE N I hart, nun 
ihn zu entwaffnen, zi neben nnd Dee Barte iterreti LI Me, als 
ein metalliſches Mlarwer > Wilis Zus. Samı D. ihrug. Ein 
Man, der einen arencn Biechtenei ti, tanf tratlernd arr, int ISaller 
zu ſchöpfen. Schteu Meet own wer gi Den Flſe hama Der 
bargen ma inter dem Gewolhe der periav, und dis der Leſterreicher 
ſich herabbeugie, um ſeinen Keſſel zu Taten, Torasiygen mein Corporal und 
die beiden Grenadiere ibm am Die Kehle, hieltien ihm ein mit feuchten 


— 166 -- 


Sande gefülltes Tafchentuch vor den Mund und bedrohten ihn mit dem 
Zode, wenn er den geringften Widerjtand leilte oder einen Schrei auszu— 
ftoßen verſuche. Der Mann war mie betäubt vor Schred und gehordjte. 
Ruhig ließ er fi) ins Boot heben, wo ich ihm befahl, fich platt auf den 
Boden neben die Schiffer zu legen. Inzwiſchen hatte ich an feinem Anzuge 
erkannt, daß wir nicht einen eigentlichen Soldaten, jonderu einen Offtciers- 
burichen gefangen hatten, und mir wäre es natürlich lieber geivejen, wenn 
ih einen wirflichen Soldaten gefaßt hätte, aber mangel® eines befjeren 
wollte ich) mich ſchon mit diefem Gefangenen begnügen, als id) auf der 
Uferhöhe zwei Soldaten wahrnahm, die zufammen einen Stod trugen, 
von dem in der Mitte ein Keſſel herabhing. Da dieſe Leute nur wenige 
Schritte entfernt waren, Hätten wir unſer Boot nicht mehr erreichen 
fönnen, ohne gejehen zu werden, weshalb ich meinen Srenadieren ein 
Zeichen machte, ſich wieder zu verjteden. Als ſich die Vefterreicher vor: 
beugten, um ihr Gefäß zu füllen, wurden fie von Hinten von kräftigen 
Armen erfaßt und mit dem Kopfe voraus ing Waſſer geftürzt, denn da 
fie Säbel trugen, fürchtete ich, fie würden Widerjtand leiften, weshalb es 
nöthig war, fie zu betäuben. Dann wurde einer nad) dem andern vor: 
fichtig aufgehoben, und jo wie der Mund außerhalb des Waſſers erfchien, 
geradeſo verfahren, wie bei unferem erjten Gefangenen, worauf aud) ich 
mich mit dem Gorporal und den beiden Grenadieren wieder an Bord des 
Bootes begab. 


Bis dahin war Alles wunderbar geglüdt. Ich ließ die Schiffer 
aufftehen und wieder zu den Rudern greifen, während id) dem Corporal 
befahl, das Ende des Seiles, das uns am Ufer fefthielt, loszubinden 
Allern der Strid war ganz durchnäßt, und da das Boot während unfereg 
Aufenthaltes ſtark daran gezerrt hatte, war der Knoten zu feit geworden, daß 
es unmöglich war, ihn zu löjen, jo daß wir uns gezwungen fahen, das 
Seil Durchzujchneiden, was uns einige Minuten koſtete. Bei unjeren Be— 
mühungen, ung loszumachen, war der Baum, woran das Seil befeftigt 
war, in eine Starke Schwingende Bewegung verjept worden, die fich den 


nächjten Bäumen mitgetheilt hatte, und dadurd) ein Rauschen hervorgerufen ' 


worden, day die Aufmerkſamkeit des nächſten Poltens erregte. 

„Wer da?“ rief er, indem er ans Ufer trat. 

Keine Antwort. 

Die teindliche Schildwache wiederholte ihren Auruf, aber wir fuhren 
ſchweigend mit unſerer Arbeit fort. Ich war in einer furdhtbaren 
Spannung, denm cs wäre in der That Doc) zu granfam geweſen, wenn 





— 168 -- 


Napoleon empfing mich fo guädig als nur möglich, und obaleid) 
ich durchnäßt und mit Schmutz bededt war, legte er mir die Hand auf 
die Schulter, ohne den größten Beweis feiner Zufriedenheit, das Kneifen 
des Ohrläppchens, zu vergefjen. Wie id) jeßt mit Fragen beſtürmt wurde, 
könnt ihr Euch vorstellen. Der Kaifer wollte alle Einzelheiten meiner ge— 
fährlichen Fahrt kennen lernen, und alg ich meinen Bericht beendet hatte, 
jagte mir der Kaiſer: „Ich bin fehr zufrieden mit Ihnen, Chef d'Esca 
dron Marbot!“ 

Diefe Worte waren ebenfoviel wert), als Brief und Siegel, und 
ih) war ſehr glüdlih. Als in dieſem Augenblick ein Kammerherr ein: 
trat und meldete, daß das Frühſtück aufgetragen fei, glaubte ic), ich) würde 
im anftogenden Saale warten müſſen, bis der Kaiſer geipeift Hatte, allein 
Napoleon wies mit dem Finger nad) der offenen Thür und fagte: „Sie 
werden mit mir frühſtücken!“ Dieje Einladung war umſo ſchmeichelhafter 
für mid), als ein Officier meines Ranges nod) nie mit einer jolchen be: 
ehrt worden war! 

Endlich wurde gemeldet, die Wagen feien angelangt, fünnten aber 
das Kloſter kaum erreichen weil die Eimvohner von Melk die Schiffer 
fehen wollten und den Weg verjperrten. Napoleon fand dieſes Verlangen 
Sehr begreiflich und befahl die Thore zu öſfnen und Niemandem den 
Eintritt zu verwehren. Wenige Augenblicke nachher wurden die Srenadiere, 
die Schiffer und die Gefangenen im die Galerie geführt, wo der Kaiſer, 
der feinen Ueberſetzer bei ſich Hatte, zuerſt die Drei öfterreichifchen Sol 
daten einem Verhör unterzog und mit Befriedigung vernahm, daß nicht nur 
das Corps Hiller, Jondern auch Die ganze Armee des Erzherzogs Karl auf 
dem linken Tonamfer ſtauden. Sogleich beauftragte er den Prinzen 
Berthier, ſämmtlichen Truppen den Befehl zugeben zu laſſen, ſich unver: 
züglich nach St. Pölten in Marſch zu ſetzen. Hierauf ließ er den braven 
Corporal und ſeine fünf Greuagdiere vortreten, heftete ihnen eigenhändig 
das Krenz der Ehreulegion an die Bruſt und ernannte ſie zu Rittern des 
Kaiſerreichs, womit ent Sabreseinfonmmen von 1200 Franues verbunden 
war. Auch die Schiffer erhielten eine ſchöne Belohnung. 

Die Grenadiere, Die es kaum erwarten konnten, mit ihren nenen 
Orden vor ihren Kameraden zu glänzen, waren ſchon im Begriffe, ſich 
mr ihren dret Gefangelen zu entiernen, als Dev Kaiſer wahrnahm, daß 
der öſterreiciſihe Tiſiciersdiener heiſe Thranuenu vergoß. Gr ließ ihn über 
das ſeiner harrende Schickialt beruhigen, als der brave Burſche ſchluchzend 
erklärte, er wiſſe wohl, daß Me Frauzoſen Ihre Gefangenen gut behandelten, 
allein er trage in ſeinem Gürtel Tajt das ganze Vermögen feines Haupt⸗ 


= 169 -- 


mannes und fürdhte, man werde ihn befchuldigen, er ſei in der Abficht, 
dieſes zu ſtehlen, entrlohen, und diefer Gedaute zerriß ihm das Herz. 
Der Kaiſer war von der Verzweiflung des ehrlichen Menſchen gerührt 
und Lich ihm eröffnen, er ſei Frei und folle nach zwei Tagen, wenn wir 
vor Wien angelangt ferien, am die öfterreichifchen Vorpoſten aeführt 
werden, damit er zu feinem Herrn zurückkehreu könne. Hierauf entnahm 
Napoleon jeiner Caſſa eine Nolle mit 1000 Franues ımd übergab fie dem 
Maune mit den Worten: „Man joll die Tugend belohnen, wo man fie 
findet.“ 

Am 8. Mat Nachmittags rückte Marſchall Maſſena, ein düſterer, 
unfreundlicher Maun, an der Spitze ſeines Corps ein; am nämlichen Tage 
kamen Der Geueral JIudendaut Dorn, Die Generäle Gondin, Moronde, 
Molitor Friout, Sellier, dev Marſchall Davonſt und Vandamme mit den 
Kürttembergern bier au, welchen am 3. Juni Bernagdotte folgte. 

Die beitändige Belorgnis vor einem Weberfalle der Tefterreicher, 
welche im Befige des Yandes jenfeits der Donau waren, und noch mehr 
die niwerhohlene Furcht, in Folge einer veriorenen Schlacht zum Rück 
zuge geuöthigt zu werden, war Urſache, daß Melt ſo Start beieſtiget 
wurde als nothwendig ſchien, um ſich wenigſtens einige Tage lang halten 
m können. 

Die Schanzarbeiten, welche un Juniſihren Aniang nahmen. :miaßlen 
nicht bloß den Stiftsgarten, ſondern dehuten Ib noch eine Sirecte über 
denſelben hinaus und wurden größlentheuus Sue der Anicht neid Leitnug 
des Diviſions Genuerals Vandamme bis zum eihritge des SIND beit Heeres 
eifrig betrieben. 

An 24. Juni unternahmet: die steiler aui Seiice eiueti Ueher 
fall anf die öſterreichiſlhen Immo am rfeitiae: Toraun'er, zuateul) 
wurde durch drei Siunden Midich aus sw. ur Meiter Stiitsdarten 
anfgepflanzten Kanonen das Tarictie: Pati 2. BEAT SHLAHLEn ber 
dieſein Ueberfalle wurde Das tierie MINEN. OD nn Ridnalis, 
Lubereck, rent ausgerttideri 1 Dei Feerd thati eetiüb pren beine 
oder mochte, wurde zerſtort. 

An 16. Tetober Sorte Ab has 027 Napestio nit Dem 
Warfıhall Duroe 9 dem On alten Zah Zrmieemigt Stel 
Melk, lie aber Nicnaind vor LE ce am höre. Tage um hr 
Morgens wieder ab. 

Indeſſen war der zu sjnann am 12 Seit genivonies Waſicuſtillſtanud 
am 14. Detober in den Frieden don Wien pvermandel worden. Geueral 


— 1710 — 


Berthier, welcher am 7. November in Melt ankam und "den Prior des 
Stiftes Melt zum Nachtmahle beizog, drückte feinen Glückwunſch hierüber 
mit den Worten aus: „Meine Oefterreicher! Ihr habt den Frieden, aber 
wir Franzoſen nod) nicht.“ 

Am Folgenden Tage übernadhtete Maſſena, am 10. November ſchlugen 
Dudinot, Yanrifton und Dupas im Stifte ihre Nachtquartiere auf. 

As die lebten feindlichen Truppen das Land bereit geräumt hatten, 
blieb hier das Militärſpital noch lange bis zur gänzlichen Herſtellung 
der darin befindlichen Kranken zurück. 

Daß in jenen Beiten ſowohl die Bewohner von Melk und Die 
Gemeinde als ſolche viel zu leiden hatten, ift ganz ſelbſtverſtändlich; ein 
Curioſum dürfte jedod) eine Rechnung fein, welche für den franzöfiichen 
Platzcommandanten gezahlt werden mußte und folgendermaßen lautet: 


Ausgab 
für den franzöſiſchen Plag-Gommandanten vom 7. Mai 1809 angefangen. 
119 Buch Papier a fl. 1.--. 22220. ern enne 119. — 
2 „ EEE rn 5; 1.64 
6b „ Pe GE Een ı 7 ER 6.24 
33 „ FE VE — 8ß... 26.24 
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2 „ n Bu Bm ren. 4.— 
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7 Buſchen Federkühl AU Mo. 2 one 3.30 
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6 Schadteln Oblatten 12 u: 2 a 0 0 ern -. 1L12 
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21 Stangel Siegelad a 12 5 0 0 m nen 4.12 
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11 Stüd Bleiftifen a2) oo ren 2.12 
Tem Heren Commandanten zu feinem alleinigen Gebrauch: 
befonders 2, 7 Sienellad a 4 il................ 10.— 
2neue 4 1) 17 | Ber es 1.20 
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een 14.— 


llebertrag . . 434.87 


— 171 — 
fl. Ir. 
Vebertrag . . 434.87 
HET nn 140,-— 
117,2 Zuderr asfl . 222202 .. rn. . 69. - 
331, . ä7l. . ne 162.45 
EU 0 ° 701 7 22 à De .. 28. — 
> Go (1 TE | 20. — 
Verſchiedenes Gewürz... 43.27 
2, MT Weinbeeren a 48................... 2, - 
2, U Mann af... ..... nn 5. - 
20%, 7 Erdmandellaffee a 1 fl 2 222 Carr 20.30 
9 Stud Limoni a VO. 2 2 20er ren 2.— 
1 @ Saarpuder . 2 > 2 2 rer nen ren -- 40 
3wim..... nn nn 2.36 
‚Für die Ordonanzen, Wachen und Dienerfchajt des Seren Commandanten fir 
reparirte und neue Schuhe bezahlt . . 2. 2 2 220 . . 197. 9 
Weiſſe Putfarbbe.. . 5.— 
dem Schneidermeifter Schaufler fir die dem Plateommandanten und feinen 
Leuten verfertigten Arbeiten laut Conte . 2.2 nennen. 20).-- 
für abgegebene Badichivamm . - > 222 mn ern ne 19.40 


der Frau Sommandantin, Seiden Bandeln und Nadeln verabfolat. . . . . 1.55 
dem Adjutanten und Wachtofficier des tranzöftichen Deren Platzeommandanten 
Douet 220 . 20.— 
dem Herrn Leopold Altmann, bürgl. Wirth und Gaſtgeb zum weisen Röſſel, 
für Die dem franzöfifchen Herrn Plageommandanten und feinen Perional 
beigeichaffene Kot, Trunkh, Wohnung ꝛc. baar bezahlt . . ..... ..3072.15 


an das k. k. Salzamt fir abgegebenes Sala - 2 2 0 m ee een 35. - 
für gelieferte Situations- Bögen . © 2 2 22 0 ern. 25. 
dem Bädenmeilter Karl Mang fir Das Dem Herrn Kommandanten aelieferte 

Mundbrod gezahlt.. .... AN 14 
der Wäſcherin Suſanna Neger für Waſchung dev Waſche Des Herrn Com 

mandanten, feiner Frau und Nind bezahlt. 2 2 22... ... 233. 2 
dem Secretair und Bedienten Des legten Seren Platz Commandanten Duetruie 

auf Wen . . 222 20.0. a .. 71. 
dem Wirth Lang, für Spanſja oo oo ar nee 2.- 
der franzöſiſchen Fenerwache Tome 2 oo oo on 1.30 
für den Herrn Commandanten 2 U Schrott.............. 1.36 
ſür 1 117 EEE en 24.36 


den franzöfifchen Herrn Plazeommandauten Pinenu und Duitruie rür Die 
Monate Mai, ni, Juli, Auguſt und SZeyptember mir Tuenten ein 
Doucer ale Monat abgereicht, und zum ECinkanfe Dieter Ducaten aus 
1 02 | . 2183. 
ferner find dem Herrn Piatz Commandanten Bine Tr Mona: Zepieinber 
und Oectober, durch welche Zeit ev im Piarrhoſe logiret amd Tab ielbſt 
verpfleget bat, jur den Monat an rtirter ame DhORT to und zu 
jammen baar bezahle worden > 2 2 oo nn RO. 
Uebertran . . 11150.23 


1814 


_ 112... 


fi. k 

Ücbertrag. . 11159.23 
die Frau Altınayrin hat dem Herrn Gommandanten Pinenu verjchiedene 
Waaren durch ihren Herrn von. Wien geliefert, jo ihr laut Beilage 


Nr. 16 vergütet worden find Me . . 2 2 2 222 na 2.2. ..113.30 
dem Sattlermeifter für gelieferte Arbeiten . . 2 2 2 2 2 nr nn nn. 51.42 
den Weibern im Pfarrhof für ausreiben. 1.12 


Summa . 11301.07 


Am 20. Mai 1814 laugte auf ihrer Reife von Baris nad) Wien 
die Kaiſerin Maria Loniſe nadmalige Herzogin von Parma, Biacenza 
und Guaſtalla mit ihrem Sohne Napoleon Carl in Melk an und hielt 
im Stifte Nachtlager. Am nächſten Morgen reiſte fie mit ihrem ſehr be- 
trächtlichen Horftaate, wozu die Herzoginnen von Montebello (Launnes), 
Montesqien nebſt dem General Caſſarelli und dem Marquis Buſſet ge 
hörten, ihrem einſtweiligen Aufenthalte, Schönbrunn, ab. 

Ihr Bater, Mater Franz, welcher am 1. Inni Paris verlafien 
hatte, war am 15. auf feinem Schloſſe Weinzierl angefommen und von 
jener Gemahlin md dem Hofſtaate empfangen worden. Am 19. ſetzte 
er ſeine Reiſe, Die einem ununterbrochenen Triumphzuge glich, nad) Schön: 
brunu fort, um am 16. jeinen Tererlichen Einzug in Wien zu halten. 

An dem vorgenannten Tage (15. Inni) Früh um 9 Uhr fuhr er 
durch Miet, wo fich eine große Volksmenge ans der Nachbarichaft freude- 
trunken vertammelt hatte, um ihren geliebten Kaiſer nad) vollbrachtem 
Werke der Befreinng Europa's friedebringend iu die Burg feiner Ahnen 
heinmkehren zu ſehen. 

Am Yuryertbore war eine Inſchrifttafel's auf dem Marktplatze ein 
Trinmphbogen mit der Aufſchrift: „Erfrene Dich, Oeſterreich, Dein Vater 
kommt!“ augebracht: darüber webte eine große ſchwarzgelbe Fahne mit 
dem kaiſerlichen Adler, ein Denkmal der muthvollen Vaterlandsliebe, 
mit welcher ſich Die ſtreitbaren Männer und Jünglinge von Melk im 
Jahre 1797 den Schaaren Des Yandesanfgebots anſchloſſen. Von einem 
Valkon über dem Bogen begrüßte den Monarchen Trompeten: und 
Pankenſchall, mit Dem Geläute Der Glocken und dem Dröbnen der Ge— 
bie md tauſendſtimmigen Vivat Rufe in den Lüften verhallend. 

Der Marktflechen war in ſeiner ganzen Läuge mit einer Doppel 
reihe von Parma, die mit Blumengehaugen durchflochten waren, geziert, 
das Volk, Die Studiercuden und die Schulkinder, viele derſelben Körbchen 
tragend, Den Weg mit Blumen zu beſtrenen, hatten zu beiden Seiten der 


1) Tie tiber lautete: Franeiseon 1. Patri Patriae Kuropae Pacifientori, E Gallin 
Reduci. Devotum Melliosum NVA Cal Jul. MDUCOXIV. 


— 173 — 


Strafe fich aufgeftellt. Beim Poſthauſe hielt der Prälat, von dem Prior, 
von den Stiftsofficianten, Beamten und Bürgern ıinngeben, eine Aurede 
an den Kaiſer, welcher tie huldreid) beantwortete und dann ter nunauf— 
hörlichem Subel der wogenden Menge auf der Straße nach Zt. Pölten 
weiterfuhr. 

Im Verlaufe der weiteren Zeiten hatte Melk und ſelbſtoerſtändlich 
das löbl. Stift vielfach die Ehre, allerhöchſte und hohe Herrſchaften in 
ſeinen Mauern zu ſehen: jo am 1. Angnuſt 1814 den Großherzog Fer— 
dinaund von Toscana (Bruder Zr. Majeſtät des Kaiſers Franz 1) 
und Den königlichen Prinzen Anton von Sachſen und deſſen erlauchte 
Gemahlin Thereſia, geborne Erzherzogin von Oeſterreich und Schweſter 
des Kaiſers, ferner im September desſelben Jahres Ihre Majeſtät die 
Kaiſerin von Rußland und den bayriſchen Mor: 

am 18. September 1818: Ihre Majeſtät Die Kaiſerin Carolina 
Auguſta: 

am 19. Mai 1824: Ze. kaiſerliche Hoheit Erzherzog Frauz Kart: 

am 20. Inli desſelben Jahres: Se. Majeſtät den Kaiſer Fer 
dinand, Damals noch Kronprinz:; 

am 26. Juli 1825: Ihre Majieſtat Die Kaiſerin Caroling 
Anguſta nud die durchlanuchtigſte Erzherzögin Sofie: 

am 25. Auguſt md 19. Sepſeinben desſelben Jahres: Seine 
Eminenz nud kaiſerliche Hoheit dem Cardinal md Erybikbor von Olmuütz 
Erzherzog Rudoli: 

am 25. Anguſt 1812: Sr tanetiichen Hoheiteln die Herreit OT 
herzoge Frauz Joſei, Ferdinaiid Mar uud Bart Ludwing.em 
Begleitung Ihrer Kammerlwerret Graient Coroniuuuind Yero,berstt 


am 6. Auguſt 1855. Jiwe Miaieſia; lrfneid, str don 
Preußen. 

Die Erwägung nun Dar die der Fertcit Seen IRELDOT dretdniiſe 
en verhältnismäßig ya te NZ. itin a Test, diriie 
eme ausführlicher Srmadtinta der SEBo Nds DU NIE waugenen 
Jahre, inſoweit dieſetbet: aut Den Warte INCUNRoN. Betz on UMDITETTRN 
erſcheinen laſſen. 

Es iſt hier ment De eteiie on. wit Btaden 5 une 1817 
zu gedenken, ine Gen Weiri: atd von Tiie: GP üchadigte. 
Terjelbe entſtaud or. Me lironkenaiit og o MEDION den Naub 


mittagsſtunden der 2% Miarz IST un Hante Rer SOOHED- verbveiteie 
ſich, vom heitigen Siurmwinde augeraett, it Sehücthigteit gegen Oſten, 
indem er alle udlich von der Hanvütrahe sachen Gebaude, einſchließlich 


1847 


— 114 — 


des Kirchthurmes, der Wirthfchaftsgebände des Stiftes nnd der Kapelle 
im Friedhofe in Afche legte. Ja jelbft im Orte Spielberg wurde ein 
Haus von einer durch die Luft getragenen Brandflode erfaßt. Die langen 
Reihen der ziegelgedeekten Häuſer kennzeichnen noch heute die Stätten der 
von dem entfeſſelten Elemente verzehrten Gebäude. 

Durch) eingeleitetete Sammlungen wurde ein bedentender Erfolg 
erzielt, und wir glauben nur recht zu Handeln, wenn im Nachitehenden 
gewiſſermaßen zur Erinnerung der Aufruf hiezun vom 6. April 1847 eine 
Stelle findet. Derſelbe lautete: 


Nr. 4270, Eircufare, 3. 
wegen einer Sammlung für Die durch eine verheerende Feuersbrunſt ſchwer heim- 
gejuchten Bervohner ded Marktes Melk. 


Der 29. März d. J. war für die Bewohner des Marktes Meet 
ein höchſt tranriger und verhängntsvoller. 

An demfelben Tage Nachmittags um 41,, Uhr brach in dem oberen 
Theile dieſes Marktes Feuer aus, welches, genährt durch einen beftigen 
Nordweſtwind, mit einer folchen Wuth und Schnelligkeit um ſich ariff, 
daß ungeachtet Der angenblicklichen Handaulegung und geachtet der von 
der waderen Nachbarſchaft ſchlennigſt gejendeten Hilfe doch in kurzer Zeit 
die ganze Jüdliche Seite des Marktes in Flammen ſtand und ſiebzig 
Wohngebäude jammt Stallungen, Schoppen, Werkftätten u. dgl. in dem 
Zeitraume von einigen Stunden ein Raub des nicht zu fätttgenden Feuers 
wirden. 

Der Zuftand diejer Verunglückten iſt ein jammmervoller, - ein berz 
zerſchneidender. 

Der gefertigte Kreishanptmann fand die Armen, Tiefgebengten anf 
den rauchenden Trümmern ihrer Babe bänderingend ımd im tiefſten 
Schmerz aufgelöft; mit weinenden Augen jeben ſie ſammt ihren armen 
Mindern in die Zuknuft, und unr der Gedanfe an die ewige ſchühende 
Vorſehnug und der an die Mildthätigkeit edler guter Menſchenfreunde 
halt ſie zum Theil in der ſchweren Prüfung aufrecht. 

Nach dem eben heute eingelaugten obrigkeitlichen Erhebungs Proto 
koll beträgt der Schaden in All' und Jedem 169,670 fl. 26 fr. Conv. 
Meine. 

Die Verunglückten md größteutheils Heinere Gewerbsleute, die durch 
Fleiß, Arbeitſamkeit und Wirthſchaitlichteit für ſich md ihre Angehörigen 
muhſam Das Forikommen fanden, und welche Die ſeit längerer Zeit au 
haltende Thenerung in dem notlhwendigſten Artikel ohnehin empfindlich 
fühlen. 


— 15 — 


Auch die armen Pfründner, viele Dienftboten und Inleute verloren 
ihre wenigen Geräthichaften, ihre Kleidungsſtücke, Wäfche und Betten, und 
ftehen gegemvärtig ganz hilflos da. 

In diefem namenloſen Unglüce, und weil es gewiß fein ſchöneres, 
kein beglücenderes Gefühl geben kann, als den armen Wedrängten die 
Bruderhand zu reichen und fie nad) Möglichkeit in ihrem Elende und in 
ihrer ſchweren Heimſuchung aufzurichten, weil ferner Gott nichts wohlge 
fälliger iſt, und nichts mehr Segen und Lohn bringt, als die Thränen 

der Unglünlichen zu trocknen, ihnen beizuftchen in den ſchweren Prüfungen 
des Lebens, -— wendet ſich der gefertigte Kreishanptmann im Namen 
dieſer Unglücklichen vertrauungsvoll an den ftets wohlthätigen Clerns, an 
die edel gefinnten Herrſchafts Inhabungen, an die thätigen Vorftände der 
Magiftrate, an die Herren Oberbeamten, daun an die ſämmtlichen Bewohner 
dieſes Kreifes, und fordert fie auf das Angelegentlichſte und Wärmjte auf, 
den verunglücten Bewohnern Melfs die werfthätige Hilfe angedeihen zu 
falten, ımd das, was fie vermögen, auf den Altar der Mitdthätigfeit und 
thãtigen Bruderliebe miederziilegen. 

Der gefertigte Kreishauptmann bat fo oft die ſchöne Erfahrung ge 
macht, daß die wackeren Bewohner dieles Kreiſes Stets gerne beiten, wo 
es möglich ijt, daß fie nad) Kräften zur Lindernug unverschiideten Unglücks 
das Ihrige beitragen; er hofft daher auch im Dielen gauz beſonders mm 
glücklichen Kalle Erhörung zu finden. 

Gottes Segen möge die Edlen lohnen md die Unglücklichen, deren 
Thräuen durch die freundlich gebotene Unterſtübnung getrocknet werden, Die 
gebengten Familienväter, welchen es aui Diefe Art möglich werden wird, 
für ihre und ihrer Kinder Exiſtenz zu Sorgen, werden es au beißen Daut 
gebiet für ihre Wohlthäter nicht iehlen laſſen. 


1 


And) Bettgewand, Kleidungsſtücke, Wäſche wird mit dem aroßten 


welche größtentheils darnm kamen, zugeiuhrt sverden, 

Den Bewohnern Des Marktes Melt muß Das ehrenvolle zZeugnis 
der Ordnuugsliebe md Der ber jeder Gelegeuheit ar den Tag gelegten 
Anhänglichkeit an das Geſen und an ihre Obrigkeit gegeben werde, 

Zur Bernhigung iur die gerechte Vertheilumg wird Die Obrigkeit 
ein eigenes Comitte heſtellen und bei der Vertheiliing gewiß in dem Willen 
der edlen Menſchenirenude handeln. 

Die Obrigkeiten wollen daber dieſe Sammtung mmerrinalkd vereint 
mit den Herren Seelſorgern einleiten, Offerten gleiehy numittelbar au die 
Stiftsherrichatt Melt abführen, die Geidbeträge aber wo möglich bis 


1848 


1818 


— 176 -- 


längftens Ende d. M. hieher cinfenden, weil Hilfe ſchnell gebracht werden 
ſoll und weil die bald verichaffte doppelt Hilft. 


Nreisamt St. Pölten, am 6. April 1847. 


Weinberger, 
Kreishauptmann. 


Das folgenſchwere Jahr 1848 änßerte auch auf Melk feine näheren 
und entfernteren Wirkungen, und die an die allerhöchſt gewährten Zulagen 
ſich knüpfenden Hoffunngen und Befürchtungen erregten die Gemüther in 
manuigfachſter Weiſe. 

Im Frühling des Jahres 1848 wurde als Abgeordneter für den 
Haupt Wahlbezirk Melk in die dentſche Nationalverſammlung im Frankfurt 
Herr Johann Rauzoni, Oberamtmaun des löblichen Stiftes Melk, 
gewählt, welcher au ſeine Wähler am 31. März desſelben Jahres nach— 
ſtehendes Scyreiben ſendete: 


Erſtes Sendihreiben 
des Abgeordneten des Melkter Haupt-Wahlbezirkes zur con— 
jtituirenden deutſchen National Berfammiung in Frankfurt 
am Main Jobann Nanzonian feine Wähler. 
Meine Derren! 

As Sie mich mit dem Bertranen beehrten, Ihren Wahlbezirk auf 
dem Neichstage zu Frankfurt nach meinem beiten Willen zu vertreten, 
haben Sie zugleich die Billigung jener Grundſäte ansgeiprochen, über 
welche sch mich in kurzen Umriſſen erklärt batte. 

Ich fühle Die Unzulänglichkeit meiner Kraft zu ſehr, als daß ich 
hoffen fonute, Die Anſichten meiner politiſchen Gegner, durch eine lange 
Bewegung auf parlamentariichen Boden geübt md geſchult, mit gleichen 
Waifen zu befämpfen nud zu beftegen, und hätten Sie von mir eimen 
Zug in einem Worttampfe verlangt, ich hätte Die Miſſion nunbedeuklich 
ausgeſchlagen. 

Ich hielt mich vielmehr uberzeugt, Ihre Vollmacht ſei dahingegangen, 
dir Dean Ihrer Wahl ſollie dem Rechte und der Freiheit huldigen, er 
ſollie die Errungenſchaiten dentſcher Sitte und Ehre pflegen, zur Heilung 
der geſellſchaftiicheſn und ſtaatlichen Gebrechen uſverdroſſen mitwirken, und 
das Rund, melches Die dentichen Stamme Oeſterreichö an ihre Brüder, 
ſo wert Die deutſchen Gauen reichen, ſeit Jo vielen Jahrhunderten bindet, 
und im Lanie der lerten Jahrzehnte lockerer geworden iſt, feſter knüpfen 


— 1717 — 


helfen, der Stärkung und Kräftigung Dentfchlauds das Wort Sprechen, 
er jolle aber nicht vergeffen, daB feine Committenten zugleich Glieder des 
öterreichiichen Geſammiſtaates ſeien, der in feinem Inneren Millionen 
Brüder anderer Sprache zählt, — er folle nicht vergejlen, daß dieſe 
gleichen Schub ihrer Iutereffen anzuſprechen befugt jeien, wie fie denn 
auch, jo oft e8 den Beltand der Dynaſtie, die Integrität und die Ehre 
der Ration gegolten, ihr Gut und Blut eingefeßt haben und in dieſem 
Augenblicke in Italien für Oeſterreichs Necht ihr Leben opfern. 

Ic beichloß, mic daher dem Baer für den gemäßigten Fortſchritt 
anzureihen, ſomit jedem Reactionsverſuche kühn eutgegenzutreten, aber jeden 
Schritt vorwärts an der Volksſtimme, wie ich diefe durch einen fünfund 
zwanzigjährigen Verkehr in und mit dem Wolfe behorcht hatte, abzuwägen, 
der aus cigener Erfahrung und der Geſchichte geichöpften Lehre nie un 
treu zu werden, daB Springe im Leben der Völker nie zum Guten 
führen, daß nur die Beiriedigung wahrer Bedürfniſſe danernden Erfolg 
verbürge. 

Meine Herren! Die Feſthaltung dieſes Entichiufies iſt mir nicht 
leicht geworden. Die erften Tage meines Aufenthaltes in Frankiurt Stellten 
iim vichtac anf eine gerährliche Probe. Ich trat mit Männern aller 
Schattirungen politiicher Anfichten zuſammen, von Anbängern dev Repubtik, 
m dem Sinne Alles Bejtehende umzuſtürzen und auf den Trümmern 
iwern fie nicht etwa inzwiſchen von den nach Gütertheilnug Lechzenden 
vorweg genommen wären) ein Gebäude ihrer Träume aufzumanuern, bis 
zu den Bertheidigern des Abſolutismus und Der Zopizeit, welche ader 
man muB es geftehen, ſehr leiſe anitreten, in mehrere größere und Kleinere 
Parteien gegliedert. ES konnte mie zwar nicht eutgehen, daß Die Anhänuger 
der conftitutionellen Monarchie die große Mehrheit bildeten, dieſe Mehrheit 
wer aber durch Sonder Intereſſen zu ſehr gqeipalten und zerriſſen, als 
daß eine Vereinigung in naher Zeit zu hoffen ſtand. Deun während Die 
Sendlinge der kleinen Staaten Tentſchlands die Sicherung ihrer Iuſtände 
dadurch auſtreben wollten, daß ſie von den größeren fortwährend Opfer 
heiſchten und viele ihrer Mitglieder, durch eine langiährige Uebung tm 
Öffentlichen Leben unterſtüßt, namentlich uns Oeſterreicher, Die wir eben 
zum Bewußtſein der Freiheit gekommen waren, durch glauzende Reden 
bezanberten und fortriſſen, glaubten De Abgeordneten der größeren Staaten 
auf ihre eigenthümlichen Verhältniſſe hinweiſen zu muſſen, welche von det 
übrigen Völkeriamilien unſeres Erdtheils und ihren Verkehr mit ihnen 
bedingt werden ſie glanbten alſo ihre Verbindung mit Dentichland 
nicht bis zur völligen Verkenunng dieſer ihrer Stellung in Europa nicht 


12 


— 178 — 
— um einen Lieblings: Ausdrne der neueſten Zeit zu gebrauchen — Bis 
zum Aufgehen in Dentfchland verfolgen zu dürfen. -- Die BVertheidiger 
und Anhänger der rücjichtstofen Einigung mit Deutichland lichen es an 
Vorstellungen, ja jogar an Drohungen nicht fehlen, Begebniffe, ob be 
gründet oder nicht, mußten ihnen dazu dienen. Wenn es hieß, in Böhmen 
jeten die Deutjchen und Czechen in Confliet gekommen dag Landvolk 
werde dort im Sinne des Czechismus erfolgreid) bearbeitet - - am 31. 
Mai werde man beim Prager Slaven Congreſſe den eriten Stein zum 
großen Stavenreiche legen, wenn es hieß, in Poſen fei die deutiche Be: 
völferung mit der Vertilgung bedroht — in Berlin und Hannover wolle 
die Regierung die Beſchlüſſe der hiefigen National-Verfammlung ihrer 
Genehmigung unterziehen das öfterreichische Miniſterium habe hiezu 
das Ichlechte Beispiel gegeben, wenn es hieß, die öfterreichiichen Truppen 
würden in Italien von der ungeheuren Uebermacht der Aufſtändiſchen nud 
allen italienifchen Fürſten zwecklos hingeſchlachtet, die Siegesberichte ſeien 
unwahr oder übertrieben — Tirol ſei fortwährend bedroht, Treviſo, Venedig 
uneinnehmbar - - Trieit blodirt - als es hieß, unſer Kaiſer ſei in Seiner 
Burg zu Wien bedroht, es ſeien ihn Zugeftändniffe abgetroßt worden -- 
das Miniſterinm jet geftürgt und der ganze Dof nad) Juusbruck entflohen 
— immer und überall wurden wir auf den einzigen Nettungsanfer einer 
feften und innigen Verbindung mit Deutjchland, auf die Notwendigkeit 
hingewieſen, allen Sympathten für den öfterreichifchen Natjerftadt zu ent: 
jagen, von Deutjchlands Fräftiger Entwicting allein Hilfe zu erwarten. 

Es frommte wenig, auf Die nod) größere Spaltung unter den Kleinen 
dentjchen Volksſtämmen, auf anders lautende Ihatlachen, auf Widerjprüche 
in den Öffentlichen Blättern und namentlich in Beziehung auf Dejterreid), 
anf die jo vielfad) erprobte Kraft nud Selbjtanfopfering, auf die Helden: 
thaten feiner Söhne, auf die Liebe feiner Völfer für ihren Fürſten und 
ihr Vaterland, auf die Geſchichte aufmerkfjam zu machen, die in ihren 
Blättern die Belege entbält, day Oeſterreich jchon öfter in weit grüßerer 
Gefahr der Zerſplitternng und Zerſpaltung geitanden und allezeit gefräftigt 
und gejtählt jene ſo Gott will noch lange nicht abgejchlofiene Bahn 
verfolgt babe. 

Ich würde vergebens Ihnen eine genaue Schilderung der Kämpfe 
zu geben verſuchen, welche die Heine Schaar anf dem von mir gewählten 
Boden beitehen mußte, und es dürite Sie wandern, daß mehrere unſerer 
heitigjten Gegner inter den öſterreichiſchen Abgeordneten zu finden find. 
Es geben dieſelben zwar nicht von den gleichen Anfichten mit ihren Ge— 
noſſen anderer dentſchen Staaten aus, Tie begegnen fid) aber auf dem 





— 180 -: 


Ach habe eben davon gefprochen, daß der von mir gewählten Fahne 
noch Wenige obgleich) darımter ehrenwerthe geſinnungstüchtige ſelbſt De 
rühmte Männer aus den meijten Volksſtämmen Deutjchlands folgen, wir 
fonnten daher auch nicht an dem Erfolge zweifcht, als vor wenigen Tagen 
die ganz unſchuldig lautende Frage, ob ein im Preußen fir die Hiefige 
National Verſammlung und zugleich für den conftitwirenden Reichstag in 
Berlin gewählter Abgeordneter beide Wahlen ammehmen dürfe — allge 
meiner gefaßt, auf alle deutschen Länder ımd ihre Kammern, eigentlic) 
deren Beſchlüſſe eriveitert und in die unendlich folgenreichere umgeſtaltet 
wurde, od die Beſchlüſſe der Frankfurter Nationat Berfammlung für alle 
Reichstage der dentſchen Yandestheile dergeitalt bindend feien, daß die Be 
ſchlüſſe der lebteren, infoweit fie mit jenen der Erſten unvereinbar fern 
jollten, ungiltig jeien. Unfere Gegner aller Scyattirungen vereinigten fich 
nad) einem langen Stampfe, der durch mehrere Tage vorbereitet und ung 
endlich am Tage der Entſcheidung durch jieben Stunden an unſere Site 
fefjelte, in dem Beſchluſſe: die deutſche National-Verſammlung, als das 
aus den Wahlen und Willen der deutichen Nation hervorgegangene Organ 
zur Begründung der Einheit und politischen Freiheit Deutſchlands erklärt, 
daß alle Beltimmungen einzelner deutſcher VBerfaffinigen, weldje mit dem 
von ihr zu gründenden allgemeinen Berfaffungswerfe nicht übereinſtimmen 
nme nad) Maßgabe des Lepteren als giltig zu betrachten find, ihrer bis 
dahin beitandenen Wirkſamkeit unbeſchadet. 

sch wiederhole Ihnen, wir waren über den Erfolg der Abſtimmung 
nnd ımfere Niederlage gewiß, ebenſowenig fie uns überrafchte, ebeuſo 
wenig konnte fie uns entmuthigen, weil wir verteanen, daß die Würdigung 
der Folgen eines ſolchen Beſchluſſes wicht lange mehr ausbleiben könne, 
weil wir gewiß find, daß ein Bejchluß, der die Sauction dem Geſetze vor- 
ausjchiett, der ein volles unbedingtes VBertranen in Anspruch nimmt, ohne 
dasselbe vorerit gerechtfertigt zu haben, daß ein jolcher Beſchluß, wenn er 
ein im Sinne des Volksbewußtſeins gegebenes dentſches Verfaſſungswerk 
zur Folge haben wird, überflüſſig, wenn ein Anderes damit nicht Verein: 
barlichee nimmermehr bindend fein werde. 

Wir haben uns allo daraui beicbränft nuſere Nichtübereinſtimmung 
zu conſtatiren und uns zur Pflicht gemacht, nunmehr mir um fo ent: 
ſchiedener darob zu wachen, daß er die natürliche Entwicklung der einzelnen 
deutſchen Volksſtämme und insbeſondere jene des öſterreichiſchen Gefanmt- 
ſtaates nicht beeinträchtige, nicht jeßle. 

Wenn es mir in den vorhergehenden Zeilen gelang, Ihnen ein 
Bild von der dornenvollen Bahn zu entwerfen, welche Sie mich zu 


-- 181 -- 


beichreiten berufen haben, fo dürfte e8 mir auch gelungen fein, Ihnen die 
Beruhigung zu geben, daß ich fie gewiſſenhaft eingehalten habe. Ich 
wiederhole Ihnen zugleich, mein Muth ift ungebrochen, ic) rechne auf die 
deutfche Ehrenhaftigkeit, auf das den Deutjchen innavohnende Gefühl für 
Wahrheit und Recht und was die Hauptfacdhe it - auf den Segen 
des Himmels. 

Indem ic) Sie bejchwöre, im fernen Heimatslande, deſſen ich täglich, 
ja ftündfich mit den heißeſten Segenswünſchen gedenfe, mit al’ Ihrer 
Kraft für die Behauptung des gejehlichen Bodens zu wirfen, jeder Un— 
ordnung, aller Selbjthilfe, insbefondere den Aufreizungen dünkelvoller 
Weltverbefjerer kühn und rückſichtslos entgegenzutreten, und indem ich mir 
vorbehafte Sie von den demnächſt zu erwartenden Berathungen über die 
fünftige Conſtitunirung Deutschlands in Kenntnis zu ſetzen, empfehle ich 
mich Ihrem mir jehr thenren Angedenfen und empfehle ung insgefammt 
in den Schub Gottes. 

Frankfurt am Main, den 31. März 1548, 

Ranzoni. 


In wenigen Wochen erfolgte ein weiteres Schreiben, worin Herr 
Ranzoni die Mittheilung erjtattete, day er am 28. April in Melk 
wieder eintreffen werde. Es wurde nun von Zeite der Bürgerſchaft nad) 
Möglichkeit Alles aufgeboten, um den Abgeordneten des Melker Wahl 
bezirkes einen feitlichen Empfang zu bereiten: Herr Nanzont Scheint bier 
über auch fehr erfreut geweſen zu ſein, nachdem ev Tags darauf das lad) 
folgende Schreiben an den damaligen Marktrichter abjandte: 


Ar meine lieben Mitbürger in Melk! 

Wenn ich Ihnen Tage, daß Der geitrige Tag Der ſchönſte meines 
Lebens geweſen ijt, jo mögen Sie ſich verfichert halten, daß sticht Abre 
und meine Berufung zum Abgeordneten unſeres Wahlbezirkes iür Das 
Reichsparlament nach Frankfurt mich zu Dieter Erklärung beſtimmt babe, 
ich nannte dieſen Tag ſo, weil ich mich überzeugt habe, daß ich denſelben 
nur Ihrer Neigung und ihrer überſchwänglichen Anerlennung des Wenigen 
verdanke, was ich für Die Verbeſſerung des Loſes Der Bürgerſchaft und 
der übrigen Marktbewohner bis mm zu wirken im Stande war. Ich 
täufche mich nicht iiber Die großen Berpflichuungen, welche mir durch ein 
fo ſeltenes Vertrauen auferlegt geworden ind: ich ſchmeichle mir and) 
nidyt in Frankfurt, wo es Die wichtigſten Intereſſen ſo vieler Millionen 
galt, eine hervorragende Rolle zu ſpielen, ich habe aber Gott gebeten, 


18418 


— 132 — 


mir bei der Bejchreitung der Bahn, die ich für die richtige zum Seile 
unſeres Baterlandes erkenne, zur Seite zu ftehen. Wir haben manch' 
Pitteres erlebt, wir haben aber gejtern einen wahren Freudentag zuſammen 
gefeiert, laſſen Sie ung auch fünftig in Heiteren und trüben Tagen, in 
treuer Liebe zu Gott, zu unferm Fürften und unferm edlen Grundberrn 
wetteifern und wollen Sie mir glauben, daß die Liebe, welche Sie mir 
gejtern zu erkennen gegeben, nicht nur gleich) herzlid) von mir emvidert 
wurde, jondern auch bis an das Ende meiner Tage in meiner Erinnerung 
fortleben wird. Ic erfuhe den Herrn Marktrichter diefen Ausſpruch 
meiner tiefen Rührung und meines innigen Danke den biedern Markt: 
bewohnern insgeſammt und insbefondere der Nationalgarde und ihren 
ſehr achtbaren einftweiligen Kommandanten fobald als möglid) befamnt: 
zugeben. 


Stift Melt, am 29. April 1848. 
30h. Ranzoni, 


Oberamtmann. 


Gleichfalls im Frühjahre hatte fih auch hier eine Abtheilung der 
Nationalgarde gebildet, die jedod) wie im ganzen Lande noch vor Ablauf 
des Jahres filtirt nnd im Jahre 1851 volljtändig aufgehoben wurde. 

Eine Kundmachung des Berwaltungsrathes der Rationalgarde in 
Melt vom 12. Junt 1848, welche ſich noch vorgefunden, lautete wie 
folgt: 


Kundmachung 
des 
Derwaltungsrathes der Hationalgarde im Marke Melk. 


Wir haben nun unſere Chargen gewählt. Wir haben auch einen 
Verwaltungsrath eingejeßt, der aus zehn Mitgliedern, dem Vorſitzenden 
und ans einem Verwaltungs Commiſſär beſteht und außer den beiden 
Letzteren alle ſechs Monate gewechjelt wird. 

Um nun unſeren bewaffneten Verein feiner Beſtimmung zuzuführen, 
um die Tüchtigkeit desſelben, deſſen Dienjtespflichten und die Ehre des 
Körpers zu Fördern und aufrecht zu erhalten, wird Folgendes feſtgeſetzt: 


Ss 1. 
Jeder, er ſei Charge oder Gardiſt, Mitglied des Verwaltungsrathes, 
oder des von Fall zu Fall einzufegenden Ehrengerichtes hat auf dag 
Zeichen der Trommel vder auf bejonderen Befehl des Vorgeſetzten zur 


— 183 — 


beitimmten Zeit auf den Waffenübungsplake oder auf dem Dienſtplatze 
vor dem Rathhauſe pünktlich, rein, uniformirt und mit blanf gepußten 
Waffen zu erjcheinen, und darf fich erjt über ertheilte Erlaubnis des Obern 
von da wieder entfernen. Nichtericheinen im Dienſte kann nur Krankheit 
oder Geſchäftsabweſenheit von Melk entſchuldigen. Tiefe Hinderungsurjachen 
nd jedoch durch gejchriebenen Zettel rechtzeitig dem Zugscommandanten 
und von diefem dem Herrn Garde: Hanptinamm anzuzeigen, damit eine 
andere Vorfehrung für den Dienſt getroffen werden kaun. Yon dem 
Richterſcheinen am Uebungsplatze entichuldiget außerdem glanbwürdig dar: 
gethane Geſchäftsdringlichkeit, wovon jedoch die Anzeige mündlich bei dem 
Zugscommandanten gemacht werden muß. 
32. 

Wer eine oder die andere dieſer Pflichten verabſäumt, wer ſich im 
Dienſte, beim Exercieren oder bei einer Verſammlung dienſtwidrig, man: 
ftäudig oder roh beträgt, wer überhaupt Durch Wort und Handlung die 
Ehre deö Körpers oder des einzelnen Nationalgardiiten verlegt, macht fich 
itrafbar. 

Die Strafen ſollen ſein: 

a) Rüge oder Verweis, ſelbſt vor dem verfammelten Körper: 

b) Gelditrafe von 20 fr. bis 2 5. EM. zum Natienalgarde- zond, 
welche in Wiederholings oder in andern jehr erbeblichen Fällen 
bis zu 5 fl. und 10 fl. C. M. geiteigert werden kann; 

e) Ehreunerklärung, ſelbſt vor dem verfammelten Nörper: 

d) Abjegung vom Dienſtgrade und Ausſchließung ans den Verwaltungs 
rathe oder dem Ehrengerichte. 


4. 

Die obigen Strarbeitimmungen gelten auch für die Muſiker mit der 
Erkläruug, daß fir ſie zum Ausrücken mit den Muſikiuſtrumenten ein 
beſonderer Befehl des Herrn Hanptmanus erforderlich iſt: ſouſt bleiben 
ſie der Garde eingereiht. 

8 5. 

Zu allen Disciplinar Verhandlungen wird ein Dienſt und Ehren— 
gericht eingeſetzt, weiches aus den jeweiligen zehn Verwaltungémitgliedern 
unter Vorſitz Des Thercommandanten und des Verwaltungs Commiſſärs 
beſteht; der letztere hat die Anklage vorzutragen, hat aber kein 
Stimmrecht. 


- 184 — 


8 6. 

Tas Verfahren vor diefem Gerichte ift mindlih und für Die 
Kationalgarde öffentlich, das heißt: der Ankläger trägt die Anklage für 
feine Perſon oder im Namen des ganzen Körpers mündlich vor, der Au— 
geflagte vertheidiget ſich mündlich und jeder Nationalgardift hat das Recht 
als Zuſchauer und Zuhörer dabei zu erfcheinen. Nach gefcjlojjener Rede 
und Gegenrede tritt der Angeklagte ab; es wird fofort vom Ehrengerichte 
nad) Stimmenmehrheit das Urtheil gejchöpft und auch ſogleich kundgemacht. 
Wenn der Angeklagte auf Vorrufnung nicht erſcheint und ſich wegen Aus— 
bleiben nicht ſtatthaft entſchuldigen läßt, wird er als geſtändig angeſehen 
und verurtheilt. 

87. 

Gegen den Spruch des Schiedsgerichts ſoll feine weitere Berufung 
stattfinden. 

88. 

Der Verwaltungs Commiſſär iſt mit Vormerkung der Anzeige und 
mit der Strafvormerkung, zugleich aber and) mit der Vollſtreckung des 
Urtheils md nöthigenfalls mit der gerichtlichen Eintreibung der Geld: 
Itrafen (Conventionalftrafen) beauftragt. ES wird ihm zu diefem Zwecke 
und für ſolche Fälle Herr Adalbert Verl als Schriftführer unter Ent: 
hebung von den übrigen Dienftleiftungen beigebeben. 


89. 

Wenn ſich ein Mitglied des Ehrengerichts ſelbſt vergeht, ſo wird 
an deſſen Statt ein anderes von der ganzen Nationalgardemannſchaft 
gewählt. Tas Gericht hat in ſolchem alle auch zu entjcheiden, ob der 
Angeklagte ternerhin im Ehrengerichte zu fipen habe oder nicht ; im leßteren 
Falle tritt der gewählte Erſatzmann an jene Stelle. 

8S 10. 

St der Verwaltungsrath oder ein Mitglied desſelben der verlegte 
oder klagende Theil, jo wird an deſſen Stelle ein anderes Ehrengericht 
oder ein anderes Mitglied vom ganzen Körper gewählt. 


s 11. 

Um die nöthige Adjuſtirnng und Rüſtung der unbemittelten Rational: 
garden aus einem eigenen Gardefonde baverfitefligen und um einen derlei 
Fond gründen zu können, wird fejtgejegt, Daß jeder Gardiſt alle drei 
Monate 10 tr., der Borporal 15 kr., der Feldwebel 20 fr., der Lieutenant 
30 Er, Tberlieittenant 45 fr., der Hauptmann und der Obercommandant 
1 5. C. M. als Beitrag zum Gardefonde bezahle; es verfteht jid) jedoch) 


von felbft, daß es jedem unbenommen bfeibt, frenvillige Beiträge zum 
Beiten des Gardefondes zu leiſten. Wegen Einbringung der obigen 
beitimmmten Beiträge gilt die Vollmacht des S 8 an den Berwaltungs- 
Commiſſür. 

8 12. 

Im Falle als ein Mitglied aus dem Verwaltungsrathe, dem Ehren 
gerichte oder der Garde ſterben ſollte, hat die ganze Gardemaunſchaft 
die Verpflichtung auf ſich, denſelben mit den bei der Garde üblichen 
Ehreubezeugungen zu Grabe zu geleiten. Dieſe Ehrenbezengungen bat auch 
die Garde allen ihren Wohlthätern und Unterſtützern im Falle ihres Ab— 
fterbens zu leiſten. | 

$ 13, 

Jenen Garden, welche ſich durch Eifer und Genanigkeit im Dienſte, 
m dem Vollzuge ſchwieriger Verrichtungen bejonders auszeichnen, wird 
auf Beſchluß des Ehrengerichtes vor der Front eine Belobung  ertheilet 
und ihnen hierüber eine ſchriftliche Beſtätigung gegeben. 


Melt, 12. Juni 1848. 


Bom VBerwaltungsratbhe der Nativnalgarde: 


Böck, Teuchmaun, 
derzeit Ober⸗Commandant. Hauptmann. 
Schwarz, Leopold Speiſer, 
Garde. Ober Lieutenant. 
Cajetan Watzinger, A. Wandh, 
Corporal. Lieutenant. 
Anton Lagler, J. Moſer, 
Corporal. Feldwebel. 
Franz Wandh, Gregor Pimenskern, 
Corporail. Garde. 


Die der Melker Nationalgarde von Frau Thereſe Fiſcher geſpendete 
Fahne wurde nad) Aufhebung der Garde - mit verändertem Mittel— 
ſchilde — der Volksſchule in Melk überlaiten: das urſprüngliche Mittel- 
ſchild (der goldgeſtickte Marktlöwey ziert aber jeit 1862 die Fahne des 
Melker Singvereites. 

Bon tiefeingreifender Wirkung für Melk wie für ganz Lejterreich 
war die von dem in Wien tagenden conſtituirenden Neichstage beichlofjene 
und von Sr. Majejtät Staifer gerdinand dem Gütigen ſofort laut 


1849 


1850 


1852 


1853 


1854 


186 - 


Geſetzes vom 7. September 1848 fanctionirte Aufhebung des Unterthanen: 
verbandes — jenes für eine läugſt vergangene Zeit berechneten und bereits 
unnatürlichen Verhältniſſes, — das als cine mittelalterlid) überfommene 
Ruine in unfer Jahrhundert hineinragend, jede Autonomie der Gemeinde 
unterdrückte und die Mürde Des Bürgers nicht zur Geltung kommen ließ. 

Mit großer Freude wurde auch im ganzen Vande das Gemeinde: 
gefeß vom 17. März 1849 begrüßt, welches die fchönen Worte an ver 
Stirne trug: „Die Grundfefte des freien Staates ift die freie Gemeinde”. 

An die Stelle der mit dem Jahre 1850 aufgehobenen PBatrimonial- 
behörden traten nun die ka f. Behörden, und zwar wurde Melf der mit 
1. Jänner 1850 activirten Ef Bezirfshauptmannichaft St. Pölten als 
politifcher Behörde, dem gleichzeitig in's Leben getretenen f. f. Steueramte 
Melt, endlid) dem im Juni 1850 errichteten k. k. Bezirkögerichte Melt 
zugewieſen. 

Die beiden letzteren Behörden ſowie ſpäter das k. k. Bezirksamt 
bezogen ihre Amtslocalitäten im Stiftsgebäude. 

Ein Commiſſär der Bezirklshauptmaunſchaft hielt während der Dauer 
der Amtswirkſamkeit dieſer Behörde allwöchentlich einen Amtstag ab. 

Im Juli 1850 wurde der erſte Melker Gemeinde-Ausſchuß und 
aus dieſem der erſten Bürgermeiſter Büchel) gewählt, in deſſen Hände 
der letzte Marktrichter Anton Lorenz ſein Amt niederlegte. 

Im Jahre 1850 wurde das ſechsclaſſige Melker Gymnaſium in 
ein achtelaſſiges Obergymnaſium umgeſtaltet. 

Im Jahre 1852 wurde das zunächſt den Häuſern Nr. 63 und 77 
geſtandene Linzer Thor, ein nicht unſchönes alterthümliches Bauwerk, 
welches jedoch die Durchfahrt empfindlich beeinträchtigte, abgebrochen, 
wodurch es, nachdem der Bogen des Wiener Thores erweitert worden 
war, auch den ſchweren Wägen, welche bis dahin den Markt an der 
Südſeite umfahren mußten, möglich wurde, fernerhin durch den Markt 
ſelbſt ihren Weg zu machen. 

In den Morgenſtunden des 4. November 1853 brannten die meiſten 
der an der öſtlichen Seite der Stiftsbreite zerſtreut geſtandenen Scheuern 
ab, wodurch der Markt ſelbſt in großer Gefahr ſchwebte. Zur Vermeidung 
einer gleichen Gefahr wurden die neuen Scheuern feuerſicher aufgebaut. 

Infolge dieſes Brandes und hauptſächlich behufs Erleichterung 
der Zufuhr wurde im Jahre 1854 die Musfahrt nächſt dem früheren 
Sc) ulbaufe Kr. 94 gegen die Spigbdreite zu (derzeit zum Bahnhof führend) 
eröffnet, nachdem der damalige Poſtmeiſter Friedrich Hoffmann den 
bezüglichen Grund zu dieſem Zwecke unentgeltlich abgetreten Hatte. 


— 187 -- 


Mitte April d. 3. begannen in allen jenen rtichaften, welche 
unmittelbar an der Donau fid) befinden, große Vorbereitungen, um die am 
23. April nit dem Dampfboote nad) Wien reijende Kaiſerbraut Herzogin 
Eliſabeth von Bayern feitlidy zu begrüßen. So wurden auch in 
Melk die Uferlände der Donau mit Fahnen und Wappen, mit Weifig 
umzogenen Pyramiden zc. ꝛc. geichmücdt, und als die Stunde heraunahte, 
in welcher das Dampfboot in Sicht fam, erdröhnten Kauonen und Pöller: 
ſalven und Tauſende von Meenichen, welche die Ufer dicht beſetzt hatten, 
winften dem vorbeivilenden prädtig beflaggten Schiffe und der hohen 
Braut laute Glück- und Segenswünfche zu. 

Die neuerlihe Organiſirung der Staatsbehörden im Sabre 1854 
braten Melt im Spätherbite „ein Bezirksamt“ als politifche und zugleid) 
als Jujtizbehörde. 

Anfang des Jahres 1855 erfolgte die Tracirung der Wien Linzer- 
Eifenbahn und im Auguft 1856 der Beginn der Bahnbauten in Melk. 

Am 13. October 1858 fuhr die erjte Locomotive bier ein und am 
16. December desfelben Jahres wurde der regelmäßige Verkehr der k. £ 
priv. Kaiſerin Eliſabeth Bahn zwischen Wien und Yinz eröffnet. 

Bei diefer Gelegenheit dürfte es am late ſein, auch der im 
Jahre 1837 eröffneten Donau Dampfſchiffahrt zu gedenken, nachdem das 
Inslebentreten diejer beiden jich in mehrfacher Beziehung analogen Trans: 
portanjtalten mächtigen Einfluß auf die Geſtaltung der Vertehrsverbält 
nijje in Melk übte, wo bis zum Jahre 1837 die Frequenz der Wagen 
und der Schiffe, deren viele Melk zur Nachtitation wählten, eine unendlich 
lebhafte war. 

Das in den Jahren 1827 und 1828 erfolgte Einreißen der Donau 
in den Melkfluß, welcher bis dahin unterhalb des Stiftes Melt in Die 
Donau einmündete (wie dies noch aus Den Mataltralmadpen zu erſehen 
it), fam der Tampfjchittabrt in Auſehung Der Station Melt weſentlich 
zu Statten, da es den Dampiern hiedurch möglich ward in der Regel bis 
an den Markt zu fahren, während Tie nur bei niederem Waſſerſtande an 
der Inſel gegenüber dem Markte Emmersdori anlanden, was angelichts 
der fortichreitenden Berlandung des oberen Melker Donauarmes bier 
Erwähnung zu verdienen ſcheint. 

Im Laufe des Jahres 1858 wurde Die Nealttät Der Wielter Schützen 
gefellichaft, welche teptere im Jahre 1818 ihre Thätigkeit eingeſtellt hatie, 
nämlich die neue Schießſtätte und der Kngelſtrich in der Schlucht an der 
Weſtſeite der Stiftsbreite parzellenweiſe veräußert und Der Erlös einem 
wolthäthigen 3wecke gewidmet. 


1855 


1858 


1859 


1860 


1861 


-—- 188 — 


Im felben Jahre wurde im Melfer Donanarme eine Kalt- und 
Warın -Badeanftalt errichtet, welche bi zum Jahre 1865 als Privat: 
Unternehmung fortgefeßt, in diefem Jahre aber von einer zu diefem Behufe 
conjtituirten Sefellfchaft unter den Namen „Melker Bade: Anftalt“ über: 
nommen wurde. 

Während des italienischen Feldzuges des Jahres 1859 hatten zwei 
Compagnien des lombardiſchen Nufanterie: Regimentes Nr. 63 Baron 
Biauchi nebſt dem Bataillond-Stabe durd) nahezu zwei Monate ihr 
Hanptquartier in Melk. 

In demfelben Jahre wurde der über Schrattenbrud nah Scyalla- 
burg und Soos führende Weg (früher größtentgeil® Hohlweg) zu einer 
ordentlichen Straße erweitert. 

Die von. Melt an die Mündung der Pielach führende Straße wurde 
ſchon im „Jahre 1836 hergeftellt, bis zu welcher Zeit der Fahrweg von 
Melt nad) Schönbüchel über Spielberg ging. 

In Folge der durd) die Gewerbeordnung vom 20. December 1859 
mit 1. Mai 1860 in’s Leben getretenen befchränften Gewerbefreiheit ver- 
mehrte ſich wie allenvärts auch in Melt die Zahl der Gewerbe. Die 
Wirkungen zeigten fich gegenüber der früheren vapiden Steigerung aller 
Preiſe bald durch theihveife Preisrücdgänge.') 

Tuch die zugleih mit der Verfaſſung vom 26. Februar 1861 
publicirte nied. öjterr. Yandesordnung wurde der Markt Melt mit den 
Städten St. Pölten, Pechlarn und dem Markt Herzogenburg zu einem 
Wahlbezirk für den nied. öfterr. Landtag (Städtebezirf St. Pölten) eingereiht. 

Die friichere Negung, die fid) um diefe Zeit im ftattlihen Leben 
Oeſterreichs erhob, blieb nicht ohne Einfluß auf das Gemeindeleben von 
Melk. Tie nad) einer Pauſe von eilf Jahren im Frühjahre 1861 vor: 
genommene Neuwahl des Gemeinde - Musichuffes, den ſchon der Begriff 
„Sitzung“ abhanden gekommen war, indem in den lebten Jahren die 


.Berhandlungsgegenjtände nur mehr cireulando. meiftens aber durd) den 


Gemeindevorſtand allein entfchieden wurden, trug gute Früchte. 
Tie nunmehr wieder öffentlichen Ausſchußſitzungen wurden regel- 
mäßig allmonatlich am erjten Sonntags Nachmittage abgehalten. In die 


I In ipäteren Zeiten mag das hier folgende Verzeichnis der im Auguft 1867 
beitandenen Preiſe mehrerer Yebensartitel nicht unintereſſant ericheinen. Fin Metzen 
Weizen 5 fl. 50 fr., ein Metzen Nom 4 fl. 20 fr., ein Megen Gerfte 2 fl. 70 fr., ein 
Mepen Dafer I 1. 90 kr., ein Meten Erdäpfel 1 jl. 40 fr., ein Schober Stroh 6 fl., 
ein Eentner Deu 90 fr, ein Piund Rindfleiih 14 kr., ein Pfund Salz 10 kr. ein 
Pfund Butter 38 fr., bundert Stück Eier 1 fl. 70 kr., eine Maß Bier 20 fr., eine 
Klafter dreißigzöllige Vuchenfceiter 12 fl. ö. W. 


— 189 — 


Bermögungdgebahrung kam bald ftrenge Ordnung Das Streben nad) 
Berichönerung des Drtes brachte fich zur Geltung; die Ueberwölbung des 
durch den Markt fließenden Weyer-Baches wurde ihrer Vollendung genähert ; 
der Theil von der damaligen Schule 1861, jener von dem VBeneficiat- 
Stiftungshaufe 1866 hergeftellt, im Jahre 1861 die Beleuchtung des 
Marktes mit Photogen-Ga3, jpäter mit Petroleum eingeführt, Baumreihen 
an der Donau aufwärts gegen die Meltmündung und am Ztiftöberge, 
dann die zum Bahnhofe führende Allee gepflanzt (1863), die Promenade 
an der Stiftshreite (Spigbreite) mit Bewilligung des löbl. Stiftes als 
Grundeigenthümers hergeftellt (1862) und mit Sitzbänken verjchen, die 
Marktmauern bis auf beiläufig ſieben Schuh Höhe, jo mie der ruinen— 
hafte Thurm nächſt der Ausfahrt zum Bahnhofe abgenommen (ISCH), 
dad gegen den Stiftsmaierhof führende Thor demolirt (18675 u. dgl. ın. 


‚ Sm Jahre 1861 wurde der Melfer Singverein gegründet, eine 
Quelle heiterer, auch von Melk's Umgebung gerne bejuchter, gejelliger 
Bergnügungen. 

In den Tagen des 2., 3. und 4. Februar 1862 wurde Melk von 
einer furchtbaren Donau-Ueberſchwemmung, der größten jeit dem Jahre 
1787, heimgeſucht. 


Der ganze Marktplatz ſtand unter Waſſer, das jelbit bis in den 
Pfarrhof drang. An den Eleineren Hänſern in den weltlichen Vormarkte 
erreichte der Waſſerſpiegel falt das Dach. Nach den Meſſungen am Melker 
Tonau-Pegel und deiten Uebertraqguug betrug die Höhe der Tonau am 
4. Februar 23 Fuß I Zoll über dem Nullpunukt. 


Im Herbfte desjelben Jahres wurde von emem Verein von 4, 
fpäter 32 Melker Bürgern die Sparcaſſe in Melk gegründet, ein Inſtitut, 
welches ſich durch die Erleichterung der Aulage von Geldern, die Erhöhung 
des Geiſtes der Sparſamkeit, Die zablreichen der Haus und Grundbeſitzern 
gewährten Darlehen und die Förderung des Freidenverkehres ſchon in den 
ersten fünf Jahren ſeines Beſtandes als für Die ganze Gegend ſegenbringend 
erwies, Das aber in der Folge Durch den ſich von Jahr zu Jahr ſteigernden 
ftatutenmäßig zu Gnunſten der biefigen Marktigemeinde beftimmten Ver 
waltungsgewinn tür Den Markt Melk insbeſondere und namentlich für 
deſſen Schule zur wahren Wohlthäterin wurde." 





ı) Eingehenderes bierüber in der Schrijt „Gedenkbuch zum Feier Des fünfund 
nzigjährigen Jubiläums der Sparcaſſe in MeE, zuiammengeſtellt von ‚Franz Xav. 
inde, Melt 1887. 


1802 


1864 


— 190 --- 


Durch das Gemeindegefeh vom 31. März 1864 wurde der Gemeinde: 
Ausſchuß von 12 auf 16 (nämlich 15 aus drei Wahlkörpern gewählten 
Gliedern und dem Viril ftimmberechtigten Stifte) erweitert. 

Im Einflange mit den durch diejes Gefeß der Ortögemeinde zit: 


. erkannten Autonomie räumte das Scjulpatronatsgefeg vom 12. April 


desjelben Nahres, indem es das bisherige Schulpatronat aufhob, der 
Schulgemeinde die ihr gebührenden Rechte ein; wenn auch diefes Geſetz 
nicht ohne Mängel ift, fo wurde dasfelbe doc als die über die Nacht 
der früheren Schulzuftände angebrochene Meorgenröthe einer befjeren Ge- 
ftaltung unjeres Schulweſens freudigſt begrüßt. 

Der nun in Kürze conjtituirte Ausſchuß der Schulgemeinde Melk 
(umfaljend die LUrtsgemeinden Melt, Spielberg, Schrattenbrud und 
Frainingau) begann feine Wirkſamkeit im Herbſte 1864 mit der Er: 
richtung einer dritten Claſſe, da der Unterricht bisher nur in zwei 
Claſſen ertheilt worden war.') ' 

As Lehrzimmer der nen eröffneten Claſſe wurde das bisherige 
Wohnzimmer der Unterichrer im Erdgeſchoſſe des Lehrers (Beneftciaten: 
haus Nr. 96) eingerichtet. 

In der Ausſchußſitzung vom 8. Mai 1864 übergab Herr Anton 
Prinzl, jeit 1848 Bräuhausbejiger und feit 1853 Gemeinderath der 
Gemeinde, ein bübjches Gedenfbuch, zu welchen dann Herr Anton 
Yagler eine fehr ſchöne Caſſette ſpendete. 

In demjelden Jahre war Melk der Schauplag zweier bemerfens 
werther ‚seite. 

Am 22 Mat bejuchten nämlich zwei Wiener Männergejangvereine 
(Sängerbimd und Biederſinnm, gefolgt von einer jtattlichen Schaar heiterer 
Wiener (800 Köpfe), dag zu ihrem Empfange feitlich geſchmückte Melk und 
verbrachten bier und insbejondere nächſt dem im Jahre 1853 eröffneten 
Bräuer Neller au der Noppe des MWachberges und bei einer Zuhörer 
ichaft von mehreren tanfend Zeelen einen  lebensfrohen und genuß 
reichen Tag. 

Am 25. und 26. Zeptember veranilaltete der im Jahre 1863 unter 
dem Vorſitze des Seren Reichsraths Abgeordneten Narl Freiherrn von 
Tinti, Bejigers des benachbarten Gutes „Schallaburg“, neu conjtituirte 
landwirthſchaftliche Bezirlsverein Melk bier auf dem als Feſtplatz ſchön 

') Im Jahre 1864 betrug die Jahl der ſchulpflichtigen Rinder 245 bei einer 
Zahl von 2516 arrtewohner, wonen 1602 auf die Ortsgemeinde Melt entfielen 
unter welch' legterer zahl die 179 Studirenden des E. £, Obergymnaſiums inbe: 


griffen warem. Maheres bierüber „Chronik der Volksſchule tell“, von Frauz Zav. 
Yinde, Melt 1880. 


— 11 — 


decorirten öſtlichen Theile des „Spitzbreiten“-Feldes eine landwirth- 
Ichaftliche Ausstellung, mit welcher er ein die manigfaltigften Beluftiqungen 
gewährendes Volksfeſt verband, welches unter lebhaftem Zuſammenfluße 
von Menſchen aus Nah und Fern zur Zufriedenheit der Unternehmer 
und der Befucher ſtattfand. 

Aus Anla des Krieges im Jahre 1866 wurde in die Räume des 
Stiftes Melf ein Cadetten-Inftitut verfeßt, wofelbft es von Anfang Inli 
bis Ende October bequartirt war. Nach dem 3. Inli 1866 ſah ſich Melt 
in die Beſorgnis einer feindlichen Invafion und in die einer jolchen vor 
ausgehenden Aufregung verjekt. 

Tiefe Gefahr wurde jedod) — Dank dem jchirmenden Donau: 
ftrome und der vor dein Friedensſchluſſe erfolgten Vereinbarung der Waffen: 
tube — von Melt bald abgewendet. 

Welche Vorkehrungen von Seite der Gemeindevertretung getroffen 
wurden, um im Orte felbit Ruhe, Ordnung und Sicherheit aufrecht zu 
erhalten, zeigt Die nachjtehende Kundmachung, ſowie das folgende Statut, 
welches die Bürger verpflichtete eine Sicherheitswache zu errichten. 


An die P. T. Bewohner von Melk! 

Es werden vielfach Gerüchte über die durch eine allfällige 
feindlide Juvafion drohenden Gefahren ansgejtreut, 
welche grobe Entftellungen oder doch Uebertreibuugen der Wahrheit ent 
halten und geneigt find, das Publikum ohne Grund in hobem Grade zu 
beunrubigen. 

Die Gemeindevorſtehung ſieht ſich daber verpflichtet, über 
die Bedeutung, welche eine jolche Invaſion Für Melk haben könnte, jo wie 
über dag den preußischen Truppen gegenüber von den Marktbewohnern 
einzuſchlagende Verhalten Folgendes zu bemerken. 

Vor Allen muß erwähnt werden, Daß die Geiahr, daß Melt 
von den Feinden heimgeſucht werde, nad den letzten Zeitungs. 
berichten dadurch bedentend verringert worden dit, daß Die gegen 
Budweis im Anzuge geweſene preußiſche Kolonne ſich nicht in der Richtung 
gegen Budweis und Linz, ſondern in jener von Wittingan über Horn und 
über Krems, Tulln oder über Stockeraun nach Wien zu bewegen ſcheint. 
Die übrigen preußiſchen Colonnen aber ſchlagen die Richtungen nach Zuaim 
Brünn und Ulmip ein, kommen daher für Welt umſoweniger in Betracht. 
Der Kampf dürfte alle jedenfalls nördlich von Wien zur Austragung fommen. 

Die preußifchen Iruppen baben übrigens bisber in 
allen Ortſchaften, welche jie beiepten, Strenge Mannszucht 


1866 


gehalten und das Privateigentdum ftets vollftändig ge 
Ihont. Dagegen belegen fie die E f. Staatscalfen mit Beſchlag; fie 
fordern ferner je nad) der Größe und Wohlhabenheit der Gemeinden die 
Lieferung jener Naturalien, weldje fie (wie Fleiſch, Dich, 
Getränke, Cigarren, Hafer, Heu, Stroh ꝛc.) zur Erhaltung der Armee 
benötigen, — jedoch nie von den cinzelnen Gemeindegliedern jondern 
immer nur von den Gcmeindevorftänden Die £ f. Caſſen 
find bereits in Sicherheit gebracht. Der Lieferung von Naturalien würde 
ſich, Falls die feindlichen Truppen Hieher fommen follten, die Gemeinde: 
vorjtchung Melk nicht entziehen können. Sie würde daher über ein 
joldyes Verlangen die der Leiltungsfähigfeit der Gemeinde entjprechende 
Tuantität von Raturalien abliefern und ſohin die ganze Laſt — big zu der 
jeinerzeit vom Staate zu erlangenden Nüdvergütung — auf die einzelnen 
Gemeindemitglieder verhältnismäßig überwälzen müſſen. 

Dasjenige nun, was die Gemeindevorjtehung, um es dem Feinde 
liefern zu fünnen, von einzelnen Gemeindegliederu requiriren müßte, würde 
für die Lepteren ein Guthaben an die Gemeinde felbjt begründen. Ce 
braucht daher Niemand für fein Eigenthum, aud) wenn cs größtentheild 
in jolchen Naturalten beſtehen follte, zu zittern. Die preußifchen Truppen 
haben die bejeßten Städte jtets aufgefordert, die Induftrie, den 
Handel und Verkehr in bisheriger Weiſe fortzubetreiben, 
die Kaufgewölbe geöffnet zu erhalten und insbefondere haben fie aud) die 
Geldinitirute, namentlich die Sparcaſſen, ermuntert, ihre Geſchäfte 
nach wie vorber zu betreiben und feine der Ortſchaften, welche dieſer 
Aufforderung Folge leiftete, hatte Urjache, dies zu bereuen. So haben 
insbejonders die böhmiſchen Sparcaſſen ihre Functionen fortgefeßt, auch 
die Wiener Sparcaſſe hat bereitserkflärt, in ihrer Thätig- 
keit feine Unterbrechung eintreten zu laſſen und dasselbe 
iſt auch bei der hieſigen Sparcaſſe der galt. 

Es wird daher Jedermann in feinem eigenen Intereſſe dringend 
aufgefordert, ſein Hausweſen nicht zu verlaſſen, jenen Berufsgeſchäften 
wie bisher nachzugehen und vor allem ſich nicht unnöthigen Sorgen hin 
zugeben. Es iſt dies für Jedermann um ſo nothwendiger, als gerade eine 
Kriegskontribution eine neuerliche Laſt wäre, Der man ſich vermöge 
ihrer Natur als Gemeindelhaſt auch durch die Flucht nicht 
entziehen könnte und deren Beſtreitung demjenigen gewiß 
ſchwerer fallen würde, welcher durch voreilige Flucht, um den 
Ertrag ſeiner Wirthſchaft oder ſeines Gewerbes mehr oder minder ge 
kommen iſt. | 


— 193 — 


Tas Verlaſſen der Heimat febt ferner das Haus und die Wirth 
ihatt manchfacher Gefährdung (durd) Feuer, Ticbe 22.1 aus, es erbittert 
ferner den Feind und reizt ihn vielleicht zu Feindſeligkeiten, au die er 
bei artiger Begegnung und ordentlicher Verpflegung nie denken wirde. 

Der einzige Fall, in welhen dem Markt Melk eine ermite 
Gefahr drohen fünnte, würde der, daß untere Gegend der Schauplatz 
eines Gefechtes werden follte; allein hiezu beſteht nicht die 
geringite®ahrfheinlichfeit. Denn es it nicht nur Die Yage Mell's 
wach den beitimmtelten Verjicherungen jachveritändiger Generalſtabsofficiere 
zu ſtrategiſcher VBertheidigung gänzlich ungeeignet, jondern cs it wie 
oben bemerkt) nach dem jegigen Stande der Tinge nicht anzunehmen, daß 
ein feindliches Corps unjere Gegend beirete. 

Sollte demnach wider alles Verhoften die Geiahr droben, daß 
Melk zum Schauplatze eines Kampfes werde, jo würde Die Gemeindevor 
itehung dies unverzüglich veröffentlichen und allrällige weitere Vorſichts— 
maßregeln befammt geben. 

Zur Aufrechthaltung der Ordnung und insbeſondere zu mehreren 
Sicherheit der Perſonen und des Eigenthumes hat übrigens Der 
Gemeindeausſchuß unterm gejtrigen Die Errichtung einer 
Sicherheitswache beichlo.ien, deren Statut unter einem befammt ge 
macht wird, und es ergeht am ſämmtliche gerianete Bewohner Mell's 
biemit die Einladung, lid behufs Einreihnng im diejelbe beim 
Bürgermeijterante fofort zu melden. 

Gemeindevorftehung Melt, am 1-4. Juli 1866. 

F. N | Id vr, 


Burgermeiſter. 


Slalut 
für Die in Melf für die Dauer der Kriegsunruhen zn 
errichtende Sicherheitswache. 

Erjtens: Zufolge Beſchluſſes des Melter Gemeinde Ausſchuſſes 
vom 13. Juli 1866 wird fir Die Dauer der Kriegsunruhen eine Sicher 
heitswache in Melk errichtet. 

Zweitens: Tieſelbe bat den Zweck den Bürgermeiſter in Hand 
habung der Ortspolizei, iusbeſondere ur Anſehung der Sicherheit der 
Perſonen und des Eigenthums zu unterſtützen. 

Drittens: Alle hieſigen großjährigen und männlichen Steuer 
zahler find gehalten, ſich ſofort behuts Auinahme in die Sicherheitswache 
bei dem Bürgermeiſter zu melden. Ebenſo ergeht die Einladung zu dieſer 

13 


— 14 — 


Aırmeldung an alle gebildeten und großjährigen Bewohner Melks männ: 
lichen Geſchlechts. 

Biertens: Die Aufnahme fteht dem Bürgermeijter mit zwei Ge— 
meinderäthen zu, welche in die Wache nur vollftommen mafellofe und ver- 
trauenswürdige Perſonen aufnehmen werden. Leder Aufgenommene erhält 
einen von dem Bürgermeifter unterfchriebenen und mit dem (Hemeinde- 
Siegel verfehenen Legitimationgfchein, welchen derjelbe ſtets bei fich zu 
tragen „hat. 

Sünftens: Jedes Miedglied iſt, ſobald es ſich durch Vorweiſung 
dieſes Scheines legitimirt, ſtets als im Dienſte ſtehend zu betrachten. 

Sechstens: Zu den Functionen der Sicherheitswache gehört ing 
bejondere die Handhabung der Straßen: und Feuerpolizei, dam Die 
Uebenvadjung des Fremdenweſens. Zu diefen Behufe werden ihre Glieder 
in bejtinnmten Neihenfolgen nächtliche Runden durch und um den Markt, 
dann die Inſpection der Gaſthäuſer vornehmen Doc) fünnen zu den 
zulegt bezeichneten Functionen wider ihren Willen Perfonen im Alter von 
mehr als 50 Jahren oder von fchwächlicher Gefundheit nicht verhalten 
werden. 

Stebentens: Die Sicherheitswache wird Sich vorkommenden 
alles der nöthigen Aſſiſtenz verfichern. 

Ahtens: Die Dienjtleiftung der Sicherheitswache iſt ein Ehrenamt 
und daher unentgeltlich. 

Gemeinde VBorftehung Melk, am 14. Juli 1866. 

F. Fiſcher, 
Bürgermeiſter. 

Nach Abſchluß des Waffenſtillſtandes hatten zwei Compagnien des 
29. Jäger Bataillons mit dem Bataillons Stabe durch zwei Monate, ſowie 
ſchon früher eine Abtheilung Pionniere in Melk ihre Stammquartiere. 

Am 24. September 1866 betrauerte Melk den Tod des durch ſeine 
hohen Verſtandesgaben, wie durch ſeine raſtloſe Thätigkeit ausgezeichneten 
hochwürdigſten Herrn Wilhelm Eder, Abtes zu Melk, eines der hervor— 
ragendjten Mitglieder des öfterreichiichen Abgeordnetenhauſes, welchem er 
bis zu feinem im 87. Yebensjahre erfolgten Ableben bei einer für fein hohes 
Alter ungewöhnlichen Friſche Des Geiſtes und Nörpers angehörte Der 
jelbe wurde von der Cholera bimveggeraftt, welche, nachdem fie bisher 
Melk verſchont hatte, nun hier ſechs Opfer worunter vier im Haufe 
Nr. HR forderte. 

In Weihnachten 1866 wurde der Schuljugend von der hiefigen 
Bürgerjchaft zum eriten Male in den Räumen der Schule ein 


— 19 -- 


Chriftbanm veranftaltet und wurden biebei insbefondere die Kinder armer 
Leute mit Kletdungsftüden ꝛc. bedad)t, 


Zu Ende des Jahres 1866 wurden in Gemäßheit des Straßen 
Geſetzes vom 13, December 1866 der zur Verwaltung der Bezirksſtraßen 
berufene Straßen⸗Ausſchuß“ des Bezirkes Melk conjtituirt. 


Anı 16. Jänner 1867 wurde der hochw. Herr Clemens Mofer 
zum Abte des Stiftes Melt enwählt, welcher gleich in den erften Tagen 
der Belleidung feiner neuen Würde in feiner Eigenſchaft als Patron der 
Melker Pfarrfirche deu von der Pfarrgemeinde dankbar aufgenommenen 
Borfag ausiprad), den feit dem großen Brande durch zwanzig Jahre als 
Ruine emporragenden Thurm der Pfarrkirche fofort wieder aufzubauen;: 
der Bau erfolgte aud) in kurzer Zeit, in jeiner jegigen Vollendung, den 
Gläubigen zur Erhebung, dem Mearkte zur Zierde dienend. 

Am 1. September des Jahres 1867 wurde der Beſchluß gefaßt, 
eine Freiwillige Feuerwehr in Melk zu errichten und behufe Eintrittes in 
jelbe einen Aufruf ergehen zu lafjen, welcher auch von jo gutem Erfolge 
begleitet war, daß ın Kürze die freiwillige Fenerwehhr in Melk 64 Mit 
glieder zählte uud die erjten notwendigen Anſchaffungen von Löſch 
geräthen ꝛc. getroffen werden konuten.!, 

In diefer Zeit befaßte Jich das Haus der Abgeordneten in Wien 
mit der Regelung der confeſſionellen ‚Kragen und faßte To eniſcheidende De 
ſchlüſſe, daß der Gemeinde Ausschuß in ſeiner Sitzung vom 3. November 
beichloß, eine Dank Adreſſe au das hobe Baus zu übermitteln, deren 
Rortlaut wir hier folgen fallen, Da derielbe den Geiſt und die An 
ſchauungen, welche die damalige Verſammlung bejeelten, durchblicken läßt. 


ı, Das Inventar der freiwilligen Feuerwehr in Melk im Jahre 1899 beſteht 
im Folgendem: Ausrüſtung. Steiger Ausrüſitung fir 22 Mann, beſtehend aus 
Im, Lodenrof, Leinenkittel, Zwilchhoſe. GGurte mit Narabiner, Bade, Kettimasleine, 
Shwanm. Rauchbrille, Signalpieife, Ausrüſtung Fur 3 Shargen, beitehend ans Det, 
Lodenrod und Zwilchjacke. Ausriiſtung für 50 Mann, beitehend aus Helin, Loden⸗ 
rock und Gurte mit Veil, Signalpietife. 11 SZtück Mäntel, 16 Petroleumiackeln, 
Laternen, 9 Stück ‚yeuerhä.ten verſchiedener Länge, ? Schauſeln, 2 Hauen, 1 Rettungs 
taften, 6 Signalhorner, 1 Mauchhelm, 1 Commandoiahne und Laterne, 2 Hacken, 
2 Krallen, 1 Brunnenzeng, I alter und ein neuer Mannſchafiswagen Steiggeräthe: 
Große fahrbare dreitheilige Schiebleiter, groſe zweitheilige Schiebleiter. Heine nicht 
jahrbare dreitheilige Anitellleiter, T Geräthewagen, 3Stück Rollleitern, 2 Stück 
Hackenleitern, 7 Stück Hauleitern, 11 Anſiellleitern, 1 Sprungtuch. Loſchgeräthe: 
] große Trudiprige von Knauſt. Dev Gemeinde gehorig, ierner 1 dreiraderiger 
Smdrophor, I zweiräderige Abzron Springe, I Waſſerwagen mu Faß und Bot: 
tich. gleichialls Eigenthum der Gemeinde, Yardiabr Evriße, I zweiraderiger Hudro 
phor, 1 Extincteur, 2 Schlauchwagen mir heiläuiig 700 Meter Schläuchen, 1 Schlauch- 
abel aus Meſſing, I Strahl Regulator, S Stuck Loicheimer, 2 Riten Loichmaſſe, 
2 Löſchdoſen. 
13? 


1867 


IN68 


196 — 


Hohes Haus der Abgeordieten! 

Die Gemeinde - Vertretung Met bat in. ihrer Sibung vom 
3. November befchloffen, einem hohen Haufe mit gegeimvärtiger Adreite 
den Ausdrud ihrer unverbrücjlichen Treue und Ehrfurcht und ihre tiefite 
Dankbarkeit darzubringen, ob des mannhaften Beltrebens das Loncordat 
endlich zu befeitigen, die Unterordnung des Staates unter die Fortichritts 
feindliche Macht der Vorkämpfer jenes Concordates aufzuheben, die con- 
feſſionellen Vorrechte zu vernichten und die Volksſchule in deren Eläglicher 
Beichaffenheit die Gefertigten eine Hauptquelle von Oeſterreichs Leiden 
erblifen, auf einen bejjern eines gebildeten Staates wiürdigeren Stand 
zu erheben. -— Möge das hohe Haus von den alljeitigen Glückwünſchen 
begleitet, in dem Bewußtjein der vollften Zuftunmung der Völker einen 
Sporn zum Bruche mit weiteren Borurtheilen und ererbten Uebelſtänden 
erblicken. — Gott ſegne die Unternehmungen eines hohen Haufes! 

Melt, am 3. November. 1867. 

Tie Gemeindevertretung. 


Am 17. Tecember diefes Jahres verließ Herr Dr. Wilhelm Reid 
nach zwölljähriger Amvefenbeit ‚den Markt Melk, welchen ev geltebt aus 
vollem Herzen, und in welchen Orte er ſich wiederum die Liebe und 
Achtung Aller erworben hatte: 8 wurde daher am 22. December der ein 
ſtimmige Beſchluß gefaßt, Herrn Dr. Wilhelm Reich in gerechter Wür 
digung feiner vielen Verdienite zum Ehrenbürger des Marktes Melk zu 
ernennen. 

Der Wortlaut des am 2. Februar 1868 Herrn Dr. Wilhelm Reich 
überreichten Ehrendiplomes iſt folgender: 

Geſtützt auf die Erwägung, daß Herrn Dr. Wilhelm Neich, während 
eines Zeitraumes von zwölf Jahren in bieliger Gemeinde mit echtem 
Bürgerſinn und Sittlich ernſter Haltung vorangeleuchtet bat, daß er iu 
feiner Amtsführung als E E öffentlicher Notar durch Nedlicdjfeit, Sach— 
kenntnis und Leutſeeligkeit das allgemeine Vertrauen erworben und gerecht— 
fertigt, daß er als Gemeinderath helebend und vervollkommend auf die 
Gemeinde Verwaltung eingewirkt, die Rechtsgeſchäfte der Gemeinde ge— 
wiſſenhait und uneigennützig beſorgt, auch an der Verbeſſerung der Ge— 
meinde Anſtalten und an der Verſchönerung dis Marktes unabläſſig 
mitgearbeitet hat eriüllt von der weiteren Erwägung, daß derſelbe 
für die geiſtige und körperliche Bildung der Jugend, für die Hebung des 
ſtaatsbürgerlichen Bewußtſeins und Unabhängigkeitsſinnes, ſowie für den 
Aufſchwung des Vereinsweſens mit ganzer Hingebung thätig geweſen, daß 


— 1917 — 


insbefondere das Gedeihen der nach feinem Entwurfe zu Nutz und Frommen 
des Marktes Melt und feiner weiten Umgebung gegründeten Sparcaſſe 
wefentlich feinen Bemühungen zu danken iſt, — durchdrungen endlich) von 
der Erkenntnis jeiner bewährten trefflichen Eigenſchaften als jorgjamer 
Hausvater, Freund der Jugend und Wohlthäter der Nothbedrängten, 
als Belenner der humaniftiichen Grundſätze und als freiſinniger Patriot, 
bat demſelben der Gemeinde-Ausſchuß des Marktes Melk in feiner Sitzung 
vom 22. December 1867 dag Ehrenbürgerrecht verliehen, auf daß 
den Berdieufte öffentliche Anerkennung gezollt werde, unſerer Sugend ein 
nachahmungswürdiges Beilpiel aufgejtellt ſei und das Andenken diejes 
ehremverthen Bürgers für alle kommenden Zeiten gewahrt bleibe. 


Melt in Nieder Tellerreich, am 22. December 1867. 


Der Gemeinde Ausſchuß: 


Engelbert Haidvogl ui. p. Franz Fiſcher m. p. 
Anton Kausl ın. p. Bürgermeiſter. 
Franz Linde ın. p. Auton Schober m. p. 
Joſef Piſchinger m. p. Gemeinderath. 
Johann Rekentrag m. p. Anton Prinzlem. p. 
Richard Rupprecht m. p. Gemeindeath. 
Maximilian Sufup m. p. Yambert Auger m. p. 
Dr. Joſef Teuchmann ım. p. Johann Altermannm. p. 
Janaz Wally m. p. Gottiried Nartofchit m. p. 


Dan Wandlenmm. p. 


Im Verlaufe des Jahres 1868 wurde der Thurm dev Piarrkirche 
in ſeiner jetzigen Geſtalt durch Deren Banmeiſter Schlierholhz aus 
Wien vollendet und fand bei der Kreuzaufſetzung eine ſolenne Feierlichkeit 
itatt. Die Gemeinde Melk leittete zur Deckung der aui ſelbe eittallenden 
Raten eine 8", Umlage von Fänmtlihen direcien Ztenern jan Ju 
ſchlãgen. 

Am 16. Juni des Jahres 1868 wurde Die Stadt Ybbs von einem 
großen Brandunglücke betroffen: eine Abtheilung der damals noch jungen 
Fenerwehr, welche den um beiläufig 2 Uhr Nachıninags durchfahrenden 
Eiſeubahn-Laſtzug benügen durite, und von Kemmelbach nach Ybbs 
eilte, betheiligte ſich in opierwilligſter Weiſe, um dem Fener nad Kräfien 
möglichſt Einhalt zu thun.! 


) Unvergeſtiich bleibt der Moment, in welchem Franz Krankl vom ‚Seftmie 
der Kirche an ohne Yeiter ſich den Wen bis zu Dem bereits an zwei oder drei Stellen 


1869 


— 198 — 


Einige Tage nach dem Brande erhielten die beiden damaligen Com: 
mandanten der freiwilligen Feuerwehr in Melk, Anton Prinzl und Franz 
Linde, ſowie der Vorfteiger Franz Pranukl, Unerkennungsfchreiben von 
Seite der hohen f. k. Statthalterei, welche wie folgt lauteten: 

„, 3086 
* Präs, 
Ber dem verheerenden Brande, von welchen die Stadt Ybbs am 
16. d. M. eingeäfchert wurde, hat fid) die aus freiem Autriebe herbei: 
geeilte Melker Feuerwehr in fo ausgezeichneter Weile benommen, und durch 
ihre eben fo angeftrengte, als wahrhaft aufopfernde Thätigkeit zur Be: 
wältigung des entfeffelten Elementes, und namentlid) zur Wettung der 
dortigen bereit$ für verloren gehaltenen Pfarrkirche jo weientlich beigetragen, 
daß ich mich lebhaft verpflichtet fühle, Ihnen als Kommandanten (Vor: 
fteiger) diefer ‚zeuerwehr für Ihre perfönlic) an den Tag gelegte Hilfreiche 
Mitwirfung die verdiente, volle und dankbarſte Anerkennung auszusprechen. 
Wien, 18. Juni 1808. 


Chorinski. 


Am 21. Juni wurde einem Auftrage der hohen k. k. Statthalterei 
zufolge ein PBlaß zum Turnen für die Kinder der Volksſchule beſtimmt, 
und zwar gegen Miethe in einem Thetle des dem Herrn Wandl zu: 
gehörigen Gartens. 

Am 3. Auguſt d. J. wurde den Gemeindemitgliedern eine Zufchrift 
der £. £. Finanzbezirks Direction St. Pölten bekannt gegeben, nad) welcher 
die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen wäre, daß Melk endlid) von den 
drücenden XLaften der Weg und Brückenmauth befreit würde, allein die 
Angelegenheit iſt bis Heute noch immer in der Schwebe, die Mauth befteht 
aber ruhig fort. 

Am 25. Februar 1869 wurde einer der biederiten und ehren: 
werthejten Bürger Melt's zu Grabe getragen, nämlich Herr Joſef Wei 
dinger, Naufmanı und der erite Borftand der hiefigen Sparcajfe, 
welcher jeiner großen MWohlthätigfeit wegen von Allen verehrt und ob 
feines heiteren Wetens von Alt und Jung geliebt wurde. Ganz Meif 
trauerte um den Tahingejchiedenen und die überwältigende Menge, welche 
das Herz voll Leid den Sarg begleitete, gab volles Zeugnis davon. Durch 


brennenden Dachfirſte mit großter Lebensgefahr gegen 11 Uhr Nachts durch Einhauen 
der Dachziegel bahnte und durch energifches Eingreifen, unterjtügt von Seite der 
übrigen Feuerwehr und des unerfchrodenen Raudjangfehrermeiftere Herrn Uhlirecz 
von Pechlarn die Ntirche rettete. 


-- 199 — 


die jeinerzeitige Erbauung des zweiten Stocdes im Bürgerjpitale (aus 
eigenen Mitteln 1361) Hat er fich ein bleibendes Denkmal gejeßt und 
wird fein Andenken noch in fpäten Jahren erhalten bleiben. Friede 
feiner Aſche! 

In dankbarer Erinnerung ließ die Gemeinde im zweiten Stockwerke 
des Bürgerfpitales eine Marmortafel anbringen, welche nachjtehende ‚ur: 
khrift trägt: 

MEL's VERARMTEN PRÜRGERN 
ZUM OBDACH 
HABEN DIESES STOCKWERK ERBAUT 
JOSEF UND FRANCISKA WEIDINGER 
IM JAHRE MDCCCLXI. 
IN DANKBARER ANERKENNUNG 


Dıe GEMEINDE. 


Im April diefes Jahres wurden einer Mufforderung der £ k. Bezirks 
hauptmanſchaft St. Pölten zu Folge die erſten Lehrmittel Für die Hiefige 
Volksſchule, Hauptfächlid) in Landkarten ꝛc. beſtehend, angeſchafft; heute ift 
die Volksſchule in Melk im Beſitze einer vortrefflichen Lehrmittelſammlung, 
worunter fi) aud) eine Gollection von mehr als 2000 Münzen und 
Medaillen befindet. 

Im jelben Jahre wurde von Seren Anton Prinzl der am Huf— 
ſchlage befindliche Brummen auf eigene Koſten erbaut und ſpäter dem 
öffentlichen Gebrauche übergeben mit den gegemeitigen Webereinfommen, 
daß diefer Brunnen in der Folge von der Gemeinde erhalte werde. 

Im Monat Juni ſtarb der biefige Bürger Joſei Seidl und ver- 
machte dem Bürgerjpitale Melk zwei Stück galiziſche Grundentlaſtungs— 
Obligationen und einen Acer im Ausmaße von H00  " Klaiter. 

Rad) langen und ſchwierigen Verhandlungen mit den Vertretern Der 
Pfarrgemeinde wurde am 25. April 1870 der tür Melk bodwichtige 
Beichluß gefaßt, eine neue den Anforderungen der Jestzeit entſprechende 
Schule zu bauen. 

Die Kremjer Liedertafel internabın im Berlaufte des Frühjahres 1870 
und zwar am 5. Mat einen Ausflug nach Melt: wir eumebmen dem 
Gedenkbuche des Melter Zingvereines, daß Melk im ſchönſten Feſt und 
Flaggenſchmucke prangte und das ganze Feſt den ſchönſten Verlanf nahm 
bis auf eine kleine Störung, welche Jupiter pluvius verurſachte. 

In der Ausſchußſitzung von 12. Juni d. J. erklärte Herr Bürger— 
meiſter Franz Fiſcher, daß er eine Wahl als Bürgermeiſter von Melk nicht 


1870 


1871 


_ 200 -- 


mehr annehmen würde, welder Ausspruch wohl zur Kenntnis genommen, 
aber nicht verhindern konnte, daß bei der am 4. Juli ftattgefundenen Wahl 
Herr Franz Fiſcher neuerdings zum Bürgermeiſter gewählt wurde und 
infolge diejeg allgemeinen Vertrauens and) die Würde wieder annahm. 
Im Verlaufe des Abends brachte der Melfer Singvereim dem verehrten 
Manne ein Ständchen. 


Am 3. Juli ftarb der hochw. Herr Profeflor Ignaz Keiblinger, 


betrauert von Allen, die denfelben gefannt hatten. Sein Name und fen 


Andenfen werden für Melt und für die Wiſſenſchaft unvergänglic) bleiben. 


Am 18. Septeinber d. 3. wurde das Pfarrarmeninſtitut in Die 
Berwaltung der Gemeinde übergeben, und um diejelbe Zeit wurde auch 
die Anhöhe zwischen den beiden HBäufern des Bern Haidvog!l Wr. 42 
und Herrn Otto Nr. 41 abgegraben und die Anfgangsftiege, wie jelbe 
gegemvärtig beiteht, erbaut. 

Wohl wenig zu verzeichnen bietet das Jahr 1871, in welchem die 
Einhebung einer Hundeſtener eingeführt und höheren Orts auch bavilliget 
wurde; diejelbe beträgt per Stück und Jahr einen Gulden ö. W. Troß des 
geringen Anſatzes brachte diefe Einführung nabezu eine Gährung in der 
Eimvohnerichaft hervor, welche jedod) in Kürze wieder mehr oder minder 
verſchwand. 


Der Gelang: und Muſikverein von St. Pölten hatte längere Zeit 
ſchon beichlofjen, einen Ausflug nad) Melk zu unternehmen; am 8. Juni d. J. 
wurde aud) dieler Veſchluß zur That, indem der genannte Verein mit 
vielen anderen Theilnehmern muittelft Sonderzuges gegen 2 Uhr Nad)- 
mittags in Melt anlangte. Die Gäſte wurden feſtlich empfangen und 
denjelben mit Genehmigung des Löbl. Stiftes Melt der Garten und das 
Schlößchen Pielach in der Nähe von Melk zur Verfügung geftellt, woſelbſt 
Alles auf das Schönſte decorirt und hergerichtet worden war. Leider 
verdarb em plößlicher und unaufhaltſam ftrömender Negen, welcher gerade 
dann erſt begann, als mindeltens zweitauſend Perſonen im Garten ver: 
ſammelt waren, das jo ſchön begonnene Feſt; Alles mußte in wilder 
Haſt zu Fuß und zu Wagen nach Melk retiriren. 

Micht unenvähnt möge bleiben, daß in den erſten Monaten des 
Jahres 1872 von Seiten einer Wiener Geſellſchaft der Gemeinde Melk 
ein ſehr vortheilhaites Anerbieten, betreſſend die Eiuführnug von Gasbe 
leuchtung, gemacht wurde: allein nachdem der Antrag insbejondere bei 
dent damaligen hochw. Herrn Prälaten Clemens Moſer feine Unter: 
ſtützung geiunden und Die Mehrzahl der Bewolmer von der Aunahme 


201 -— 


ansging, daB Petrolenm doc) bedentend Billiger zu ſtehen fomme, jo unter 
blieben weitere Verhaudlungen. 

Am 24. April ſtarb Herr Anton Prinz, Braumeiſter in Melk, 
einer der tüchtigften Bürger, die Melt je beſeſſen. Aus dem Gedeuk 
bude des Melker Singvereines berichten wir über deſſen Yeichenfeier 
wie folgt: 

Der 26. April 1872 war wohl für ganz Melk, insbeſondere Für 
die Gemeinde nud für alle Vereine ein ſchwerer Tag: hieß es ja dod) 
nen Mann zu Grabe tragen, welchen wir Alle mit nuſerem beſten 
Herzblut gerne dem Orte erhalten hätten, galt dieſer Gaug doch einem 
Kanne, deſſen Herz nicht nur warm Für Freiheit und Recht, ſondern 
auch für alles Edle und Schöne, für alles Gemeinnüßzige ſich begeiſterie, 
der daher auch ein warmer Freund, ein treuer Anbänger Des Singvereines 
geweſen, einem Manne, deſſen Erfahrnung und praktiſcher Zimt groß 
waren, deſſen Rath von Allen geſucht und von ihm bereitwilligſt ertheilt 
wurde. Der Leichenzug ſelbſt enwwickelte ſich zu einem ſo großartigen, 
wie ein ſolcher hierorts wohl ſelten noch ſtattgefunden bat. 

Vor dem Tranerhanfe nahm Die ireiwillige Feuerwehr von Meet, 
deren früherer und eriter Commandant Herr Prinmzl war, ſone ie 
jahlreihen Deputationen der auswärtige Fenerwehren Antellung, ech 
dein zuerſt der Director der Sparcaſſe von Melt auf den hereitee von we 
Berftorbenen Freunde Deren Dr. Wilhelm Reich mit einem prachtvollen 
Kranze mit weißer Atlasſchleiie und gleichen Bäudern hedechlen Zara einen 
Krauz mit ſchwarzer Atlasſchleife und eben ſolchen Baudern, elle Die 
Inſchrift „Sparcaſſe Melk“ trugen, gelegt Date, tolgte der Gommaäandanmt 
der freiwilligen Fenerwehr Frauz Xav. Vinde mit einem Kranze mit 
ſchwarzrothgelber Atlastchleite und gieichen Wander, endliehy Sri Dr. 
Adolf Prüfer in Vertreinung Des Singvereins KRurſauden uit einen 
Krauze, zuſammengehalten mit rotlhweiſter Atlauſehleue sd gletihhet: Vanderz, 
mit dem Golddrucke „Melker Singverein“. | 

Kachdem dies geſchehen, tete Tb Der Zug, welcher aus einer großen 
Zahl Leidtragender beſtaud, in Bewegüng 

In der Kirche wurde vom Singvereile Das „Grahlied“ von Will 
vonseder geſnugen: vom Rathhauſe wehte die groſte Traileriahite. 

An Friedhofe ſelbſt wide nah ent Trauerchor geſtingen, Die Kränze 
wurden in Das Grab gelegt md Die Familie war um emen liebevollen 
Bater, Die Welt um einen nichtigen Juduſtriellen und dev Ort Melk um 
einen allgemein geachteten und beliebien Bäirger armer geworden. Friede 
ſeiner Aſche! 


1873 


Am 30. Aprit d. J. wurde der aus dem Jahre 1848 genngſam 
bekannte Volksmaun Hans Kudlich bei feiner Vorüberreife von einer 
großen Volksmenge am Laundungsplatze der Dampfichiffe auf der Donau— 
inſel begrüßt. 

Der 28. Inli 1872 war fir Melk ein wahrlich heißer Tag in des 
Wortes volljter Bedeutung. Drückende Schwüle lagerte über dem Urte, 
da ertünte zwiſchen Kund 5 Uhr Nachmittags das Feuerſignal: es ſtand 
die Scheuer im rüchvärtigen Theile des alten Poſtgebäudes (in der Mitte 
des Marktes) in hellen Flammen und durch Flugfeuner auch in wenigen 
Minuten das Dad) des alten Schulgebändes, ſowie die große vollgefüllte 
Stiftsichener. 

Den vereinigten Bemühnngen gelang es unter großen Anſtrengungen 
und mit Gottes Hilfe das Feuer zu localifiren. 

Wenige Wochen ſpäter, am 28. September, fand ein herzlicher und 
jeierlicher Abtchied von Herrn Dr. Mdolf Brüfer Statt, weldyer als 
f. k. Notar nach Kirchberg a. d. Pielach überfiedelte und während feines 
Aufenthaltes im Melk bei jeder Gelegenheit feine bewährte Kraft dem 
Markte Melk und feinen Körperſchaften widmete. 

In der Sitzung vom 3. November wurde der Beſchluß gefaßt, em 
eigenes Kraukenhauns zu erbauen. Am 1. December wurde über Auftrag 
der E. £. Bezirkshauptmannſchaft St. Pölten zur Errichtung eines Cholera 
Zpitales gejchritten, doch von der Suche ſelbſt blieb glücklicherweiſe der 
Markt Mell diesinal verschont. 

Im Februar des Jahres 1873 wurde von der frenvilligen Feuer 
wehr im Melt eine Eingabe der Gemeindevertretung unterbreitet, vier 
Punkte für Die Sicherheit des Ortes vor Feuersgefahr von großer Wichtig: 
keit enthaltend, welche auch in der Folge wicht in Vergefjenheit gerathen 
ſollen: 

Punkt 1. Jedes größere Dans muß mit einer Fenerleiter, einem 
Fenerhaken, zwei bis vier Löſcheimern und mindeſtens mit einer Leiter 
verſehen ſein: jerner auf allen mit Schindeln gedeckten Dächern muß eine 
Dachleiter augebracht werden. 

Punkt 2. Es ſeien neue Feuerleitern, Feuerhaken und ein Waſſer 
wagen anznſchaffen. 

Puukt 3. Es möge cin Aufruf an die Bewohner Melfs erlaſſen 
werden, entweder als wirkliche Mitglieder der Feuerwehr beizntreten 
oder ſich wenigſtens in Die nicht adjnſtirte Schußmanuſchaft einreihen 
zu laſſen. 


— 203 — 


Punkt 4. Der jeweilige Feuerwehr Commandant fer auf den Brand- 
plage in jeinen dienstlichen Anordnungen vollſtändig unabhängig und alle 
auf dem Brandplage befindlichen Perjonen Haben Sich dieſen dienſtlichen 
Anorduungen zu fügen, endlich es ſei ein geeignetes Locale zur Unter- 
briugung der Löjchrequifiten ausfindig zu machen, Fackeln auzuſchaffen, 
ſowie weiters zu veranlafjen, daß bei den Uebungen der Fenerwehr ein 
Arzt am Plage ſei und day mindeſtens ein Haus der ganzen mit Schindeln 
gedeckten Hänjerreihe mit einem Ziegeldach verjchen werden Tolle. 

Herr Bürgermeijter Fiſcher gab die Erklärung ab, daß die Gemeinde 
allen diefen Punkten md den darinnen enthaltenen Forderungen und 
Wünſchen die entiprechende Rechnung tragen werde. 

Am 15. Mai des näcjiten Jahres wurde and) von Seite der Ge: 
meinde eine 28 Baragraphe enthaltende Löſchordunug ausgegeben. 

Das Mandat der Gemeindevertretung lief nun in dieſem Sabre im 
Monate Juni ab und wurden die Nemvablen für den dritten Wahlfürper 
auf Sonntag den 8. Juni, für den zweiten amd erjten Wahlfürper auf 
Dienftag den 10. Juni angeordnet. 

Nachdem Herr Bürgermeifter Fiſcher entjchteden erklärte, daß er 
diesmal unter feinen Umständen eine Wahl annehme, wurde demfelben für 
fein erjprießliches Wirken von allen Seiten der verbindlichite Dauk aus 
geſprochen und fein Rücktritt, welcher am 16. Juni erfolgte, mit allge 
meinem Bedauern entgegengenommen. 

Fiſcher Hat fich durch ſein nennjähriges verdienitvolles Wirken als 
Bürgermeiſter und als entſchieden bewährter Vertreter dev Gemeinde ge 
radezu unvergeßlich gemacht. Inter ihm war es, daß das Juſtitut Der 
Sparcafje gegründet, deögleichen die freiwillige Feuerwehr errichtet wurden, 
unter ihm war es, daß die jeßige Volksſchnle in dieſer Art und Weiſe 
erbauet wurde. Dankbare Erinnerung wird Die Gemeinde Melk dem ver 
dienſtvollen Manne für alle Jeiten bewahren. 

Bei der nun folgenden Neuwahl wurde als Bürgermeiſter Herr 
Joſef Piſchinger gewählt. 

Der Anregung zur Erbanung eines Krankenhanſes, welche durch das 
Teſtament der Frau Agnes Loren; gegeben war, indem dieſelbe zu 
dieſem Zwecke ei Capital von 3004 fl. ö. W. teſtirte, Folgten bald weitere 
Spenden; unter dieſen ſind als Wohlthäter beſonders hervorzuheben: Frau 
Franziska Weidinger, Herr Anton Yanler, De lobl. Zvarcalte, 
Herr Fohringer, die vor dem Jahre 18548 beſtaudene Schutzen 
geſellſchaft mıd das Bürgerball Comitä«. 


1874 


- 204 — 


Im Verlaufe diefes Jahres ließ Herr Anton Lagler auf feine 
Koſten die an der Nordferte der Kirche befindliche Darftellung „Chriſti 
md die Jünger auf dem Delberge” erneuern. 

sm Monate Juli bildete ſich ein Verſchönerungs-Verein. Zugleich 
wurden einige Herren beftimmt, welchen die Aufgabe zugewieſen wurde, 
einen für die Erbammmg des Krankenhanſes tanglichen Play anfzufinden. 

Der der Sparcalje gehörige Garten rückwärts des nenen Schu: 
gebäudes wurde der Deffentlichfeit übergeben und „Volksgarten“ genamıt ; 
and) wurde inter einem die Mauer bei dem Hanfe des Herrn Keim nen 
aufgeführt. 

Anfangs October d. 5. wurde die Straßenbenennung eingeführt und 
die Demolirung des alter Wiener Thorthurmes beſchloſſen. 

Der 19. November brachte für ganz Melk, insbeſondere für jene, 
welche es mit dem Orte und der Jugend gut und ehrlich meinen, eine 
frendige Anfregung hervor: war er doch der Eröffnungstag der nenge— 
bauten, durch die Großmuth der Sparcaſſe aud) zweckmäßig ausgeftatteten 
Volksſchule. 

Die ausführlichere Beſchreibung dieſer Feierlichkeit findet ſich in der 
ſchon erwähnten „Chronik der Volksſchule Melk“, hier fer nur in Kürze 
Folgendes erwähnt: 

Nach einem feierlichen Gottesdienſte begaben ſich ſämmtliche Feſtgäſte 
und die Kinder in das Schulgebäude, woſelbſt im Turnſaale die kirchliche 
Einweihnng durch den hochw. Herr Prälaten Clemens Mofer unter 
großer Aſſiſtenz erfolgte; nach gediegenen Auſprachen wurden die vergoldeten 
Schlüſſel des Hauſes vom Bürgermeiſter dem Obmann des Ortsſchulrathes 
Herru Engelbert Haidvogl übergeben. Zum Schluſſe wurde die „Ehre 
Gottes” vom Melker Singvereine geſungen und das Gebände in allen 
feinen Nänmen einer Befichtigung unterzogen. 

Der 2. December d. J. war ein Feſttag für das ganze öſterreichiſche 
Volk, das denſelben auch in allen Ganen feierte; es war das fünfund 
ywanzigjährige Inbiläum des Negieringsantrittes Zr. Majeſtät injeres 
Kaiſers Franz Seofjerl. 

Der Erinnerungstag wurde auch in Melk feſtlich begangen. Am 
Abende faud ein Feſt Concert ſtatt, deſſen Reinerträgnis der Lehrmittel 
Sammlung der neuen Volksſchule Melk gewidmet wide. - Vor dem 
Coucerte hielt der Vorſtand des Vereines eine Auſprache, welche mit 
einem Doch amt Zr Majeltät den Kaiſer Frauz Joſef 1. endete, in 
welches Die ganze Berfanmmbug begeiftert einſtimmte. 


” — 205 75 

Am 11. Jänner 1874 überließ Herr Anton Lagler eine Scheuer, 
weiche er um 1100 fl. gekauft hatte, dev Gemeinde gegen Vergütung von 
O0 FL. und der Bedingung, day au Stelle diefer Scheuer das Kranken 
haus erbaut werden müſſe. So gut dies einerſeits gemeint war, bildete 
dieſe Bedingung andererjeits die Urjache, dal das Krankenhaus an einem 
durchwegs verfehlten Platze ſich heutzutage befindet. 

Am 26. Februar wurde dem ſchwer erfranft geweſenen, unn aber 
im der Wiedergeneſung begriffenen Gemeinderatbe Franz Xav. Liude 
von der freimilligen Feuerwehr ein Fackelzug und von den Melker Zing 
vreine cin Ständchen gebracht, Desgleichen demfelben das Tiplom als 
Ehrenmitglied der fremvilligen Feuerwehr in Melk feierlich überreicht. 

Im Monate März d. J. verjendete der Verein zur Förderung der 
Volksſchul⸗Jutereſſen nachſtehende Einladung zum Beitritte: 


P. T. 

Seit nahezu zwei Jahren beſteht in Melk ein behördlich antoriſirter 
Verein, der ſich in erſter Linie zur Aufgabe gemacht, die Intereſſen der 
Volksſchule und des Lehrſtandes im Sinne der beſtehenden Geſetze zu 
fördern, deßgleichen ſo viel wie möglich zur allgemeinen Bildung bei 
zutragen. 

Obwohl von mehreren Perſönlichkeiten gewürdigt und nuterſtützt und 
dadurch im die Lage verſetzt, das vorgeſteckte Ziel zu erſtreben, wird das 
ſelbe doch nur daun vollſtändig erreicht werden, wenn es ermöglicht wird, 
die Tendenzen des Vereines jo zu ſagen in Fleiſch md Blut Der We 
völferung überzuführen, und vor Allen, wenn es gelingt, den Bürgerſtand 
von der Thätigkeit und Wichtigkeit des Vereines zu überzengen. 

Es wird, um erjtere anſchaulich zu machen, der Verein ſein Angen 
merk darauf richten, was iiberhaupt für die Kinder tauglich und notlhwendig, 
um ſelbe ihren Aulagen und Talenten entſprechend, zu tuchligen auf der 
Höhe der Zeit ſtehenden Kräften heranzubilden, es wird ierner vom Vereine 
ins Auge gefaßt, weiche Schritte zur Hebung, Verbeſſerung mud Ansbildung 
der Lehrkräfte zu geſchehen haben, es werden in den Vereinsverſaäammuiugen 
populäre Vorträge gehalten, Die darauf abzieien, eutweder demallgemeitten 
Auditorium die Kräfte der Ratur anſchautich zu machen, oder Dem VLehr 
ſtande den methodiichen Vorgaug Dev diverſen Unterrichtsiächer abe zu 
legen, es werden, ſobald cs die Verhältniſſe des Vereines ertaubei. die 
Lehrmittel (nicht nur Der Volksſchiile in Mel! aller erweiteri, Samm 
lungen angelegt, und falls es nothmendig Die Intereſſenn Dev Ze uber 
haupt duch Schrift und Wort vertheidigt werden: weun nun amd Das 


1871 


— 206 — 


Wirken und Schaffen des Vereines, wie ans oben angeführtem, nur ein 
Beſcheidenes zu nennen und die Erfolge nicht fogleid) fich zeigen können, 
jo find ſelbe doch ficher zu erwarten, dafür birgt die dentfche Ausdauer 
und Das gegebene dentſche Wort, zwei Factoren, die fi) noch immer 
bewährt haben. 

Au Dich nun Mutter, deren Kind Dein höchſtes Juwel, ein Stüd 
Deiner Seele iſt, an Dich Vater, deſſen Sohn einſt Dein Stolz, Deine 
Freude nud Deine Stütze im Alter werden ſoll, an Dich Du Menſcheu— 
und Kinderfreuud, deſſen höchſter Genuß Wohlthun iſt, ergeht nun 
die Bitte, dem Vereine, der ſich eine ſo ſchöne Aufgabe geſtellt, als Mit— 
glied beizutreten, deuſelben durch Math und That zu unterftügen, und fo 
ein Band zu Flechten, welches Familie und Schule im engſten und vor 
theilhaftejten Contact erhält. 


Für den Verein zur Förderung der Volksſchulintereſſen: 
Franz Kav. Yinde, 
Vorftand. 
Melt, im März 1874. 


Ende des Monates Inli wurden die Aupflanzungen vor dem nun 
hergerichteten Fenerlöſch Neguifitengebände (der alten Schule) geichaffen ; 
um diefe Zeit wurde auch die dreiclallige Volksſchule anf vier Glajjen 
erweitert. 

Frau Antonia Florian, welche am 3. November d. J. aus dem 
Leben ſchied, vermachte in großmüthiger Weiſe dem Armeninſtitute Melk 
eine Summe von 2000 fl. In daukbarer Weiſe betheiligte ſich die ſämmt 
liche Gemeindevertretung an dem Leichenbegäugniſſe nud legte auf den 
Zurg der Wohlthäterin einen Kranz ans friſchen Blumen mit prachtvoller 
Atlasichleite. 

Noch ein weiterer Wohlthätigkeitsakt iſt in diefem Jahre zu ver 
zeichnen, indem der verſtorbene hochv. Herr Pfarrer Kropf dem Armen 
inſtitute Melk gleichtalls eine Zumme von 100 Gulden, nad) Abzug der 
Percentnalgebühr 90 fl., vermachte. 

Nach Abſchluß des Jahres wurde noch die Errichtung einer Brücken 
wage und deren ſeinerzeitige Yrfftelling am Pfarrplatze beſchloſſen. 

Tas mm zur Neige gebende Jahr 1874 war gleich ſeiuem Vor 
qänger ein trübes und düſteres. Die unglücklichen finanziellen Kriſen 


) Ter Wereinsbeitrag von 50 fr. ſür das Jahr wird vom Vereins-Caſſier 
Deren Anton Schober entgegengenommen. 


— 07 — 


fitterten noch geradezu Hauptjächlich in den bürgerlichen Streifen erſt recht 
rühlbar nach, und wenig Aussicht jchien vorbanden, daß die Verhältniſſe 
bald fich beſſer gejtalten würden. 

Am 15. Februar 1875 ftarb zu Wien der hochw. Herr Prälat 
Clemens Moſer. 

Gegen Anfang des Jahres 1875 wurde eine nene Abprogiprige von 
Hiller in Brüun angekauft, welche bet dem am 7. Aprit d. J. in Blinden: 
markt ſtattgefundenen großen Brande mit beiten Erfolge von der dorthin 
geeilten freiwilligen Melker Fenerwehr verwendet wurde: am jelben Tage 
war es and), daß von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft St. Pölten über 
früher eingebradjtes Anfuchen die Bewilligung einlangte, daß von nun an 
die Militär Aſſentirung für den Bezirk Melk, in Melk ſelbſt, wicht mehr 
wie früher in St. Pölten, ſtattfinden könne, und wurde anch dieſelbe noch 
in dieſem Jahre im Saale des Sparcaſſegebändes abgehalten. 

Am 23. Mai erklärte der hochw. Herr Conſiſtorialrath Lambert 
Anger, welcher durch lange Zeit Der Gemeindevertretung durch ſeine 
Erfahrung und feine Kenntniſſe in vorzüglicher Weiſe zur Seite ſtand, 
ans dieſem Verbande ſcheiden zu wollen, welche Mittheilunng zu lebhaftem 
Bedauern Veraulaſſung gab: dem hochw. Herrn Lambert Auger wurde 
durch eine eigene Deputation der Dauk der Gemeinde für ſein vieljähriges 
verdienſtwolles Wirken ausgeſprochen. 

Am 25. Mat d. J. wurde das ehemals auf der Nationalgardefahne 
befindliche Kahnenband dem Melker Siugvereine geſpendet, welcher dastelbe 
au ſeine Fahue Heftete. 

Um diefe Zeit wurde einen rüber gefaßten Beſchluſie zufolge Dem 
£ & Bezirfsrichter in Meik, Herru Franz Daft, aus Anlaß teiner eben 
vollendeten 25jährigen Amtsthätigkeit in dieſer Eigeuſchaft in Melk und 
in gerechter Anerkennung ſeiner vielen Verdienſte fr den Bezirt das 
Ehrenbürgerrecht des Marktes Welt verlichen. Tas vrachtvoll ausgeſtattete 
Diplom (ausgeführt von A. Klein in Wien; wurde demſelben durch den 
Bürgermeiſter und die Gemeinderäthe ütberreicht. 

An 1. Sum d. J. Fand Die jeierliche Erofinurng Des Krankenhanſes 
ſtatt, bei welcher Dr. Braten Die Feſtrede Dielt, welche wir ihrer Wärme 
und Wahrheit wenen bier wortgetreu wiedergeben wollen. Dieſelbe lautete: 


Hochgeehrte Anweſende! 


Einer freundlichen mir zu Theil gewordenenen Einladung gerne 


ja freudig Folge leiſtend, bin ich heute unter Ihnen erſchienen, um mit 


— 208 — 


Ihnen theilzunehmen an der ſeltenen erhebenden Feier, die wir ſoeben 
begehen. 

Ungleich vertheilt ſind die irdiſchen Looſe: beut das Geſchick guädig 
lächelnd dem Einen Glück, Frende nud Segen in faſt überreichem Maße, 
ſo ſchüttet es zürnend über den Andern ein mnerſchöpfend ſcheinend 
Füllhorn von Kummer, Elend und Sorgen aus. Zahllos wie der Sand 
am Meere ſind die Beſchwerden, die der Menſch auf Erden zu be 
wältigen, ind die Kämpfe, die er zu beſtehen, ſind die Hinderniſſe, Die 
er zu überwinden hat; aber alle dieſe Hinderniſſe werden leicht nnd freudig 
überwunden, alle dieſe Kämpfe werden leicht und freudig überjtanden, 
alle dieſe Beſchwerden werden feicht und freudig bewältigt, wen dem 
Menschen nur das Eine wicht fehlt, das höchſte irdiſche Gut, die Ge 
ſundheit. 

Ja nur geſund ſein am Körper, geſund ſein am Geiſte und der 
Meunſch fan leicht und frendig hindurchwallen durch dieſe Welt, kaun 
leicht und frendig nach Kräften wirken und ſtreben, um den Platz würdig 
anszufüllen, den ihm der Schöpfer augewieſen, nur geſund fein am Körper, 
geſund am Geiſte, und Kummer, Elend und Sorgen werden leicht und 
freudig und geduldig ertragen. 

Aber den, den ſchweres, vielleicht unheilbares Gebreſte Jahre lang 
an's ſchmerzvolle Krankenlager feſſelt, den, den ein hartes Geſchick den 
Gebrauch ſeiner Gliedmaßen oder ſeiner Sinne beranbt, den, der hoff 
nunngslos dahinſiecht, wie eine Blume im Zonmenbrande welkt, der gehört 
zu den Aermſten unter den Armen, der hat des Lebens Mühſal am 
bitterſten empfunden, der bat den ſchwerſten Kampf zu kämpfen. Ihm 
hilfreich beizuſpringen und unter die Arme zu greifen, ſeine Schmerzen 
zu heilen oder wenigſtens nach Möglichkett zu lindern, it darum eine 
der Schönften, der erhabendſten Anfgaben der Nädjitentiebe und Niemand, 
ob groß oder klein, ob jung oder alt, vb reid) oder arm, follte fid) aus 
ſchließen, wenn es gilt ſolch erbabenem tele entgegenzuſtreben. Dies 
Dans iſt ſolch ein Werk der Nächſtenliebe und nicht ſchöner, nicht 
treffender hätte es gekenutzeichnet werden können, als durch die Worte, 
Die es an ſeiner Stirne trägt „Immer bedacht zu mildern die Schmerzen.“ 

Die gütige Mutter Natur bat in jedes zartfühlende Menſcheuherz 
einen zarten Keim gelegt, Dev, richtig gehegt ud gepflegt, Die ſeltenſten 
Blüthen, Me ſüſeſten Früchte trägt, Das Gefühl der Nächſtenliebe, der 
Karmherzigkeit. 

Darum ſtreben, ſeit Menſchen Leben, die einzelnen, ſo gut wie die 
Gemeinſchaften darnach, die Leiden des Nächſten nach Möglichkeit zu 


— 200 — 


lindern, feine Schmerzen zu Heilen und kann man unſerem fo vielfach als 
bodenfos materiell verjchrienen Jahrhunderte das Zeugnis nicht verjagen, 
dag cs nicht bloß anf dem Gebiete der Schule und fo vielen anderen 
Gebieten, ſondern ganz fperiell aud) auf dem Gebiete der Humanität, der 
Käcdhftenliebe, Großes, Gewaltiges gejchaffen hat. 

Brivate, Vereine, Eorporationen, Gemeinden, Länder nud Staaten 
ind emfig bedacht und bringen freudig Opfer, um dem feidenden, dem 
berrübten Mitmenſchen fein Loos leichter, erträglicher zu machen und 
zahlloje Humanitäre Anftalten geben laut und deutlich Zeugnis ab, daß 
auch unſer Zeitalter iſt: „befeelt vom Gefühle der Menſchlichkeit“. 

Auch dies Hans ift old) ein ſtummes ımd doch laut und weithin 
redendes Denkmal der NRächitentiebe, der Menjchlichkeitt. Wir haben aus 
den Worten des ehr geehrten Herrn Bürgermeiſters!) entnommen, von 
welch” Heinen Anfängen es ausgegangen, welch” vührender Sorgfalt, welch)‘ 
riefiger Pflege, welch” eifrigen Zuſammenwirkens aller Kräfte es bedurfte, 
um aus dem ſchwachen Steime das Werk beranzuzichen, das unn ſchön 
und prächtig vollendet vor uns jteht. 

Kur dem vereinten Inſammenwirken Aller war es möglich, em 
ſolches Werk zu Schaffen und darum gebührt Allen, die daran Theil ae 
nommen, der wärmſte Dank, die wärmite Anerkennung dafür. Geſtatten 
Sie aber mir aus der Reihe von Factoren, Die da jo ſegenbringend 
sufammengewirkt, ſpeciell einen Factor hervorzuheben, der ich um unſer 
Werk ganz beiondere Verdienste erworben bat; ich meine Me raten. 
„Ehret die rauen, fie Flechten und weben himmliſche Roſen in's irdiſche 
Leben“, it ein vielfach gekanntes, vielfach eitirtes Wahrwort unſeres 
unſterblichen Dichterfürſten Schiller: aber ich glaube, nicht bald wird 
dieſes Wort beifer und treitender anzuwenden geweſen fein, als heute. Ja, 
ehret die Frauen, ſie flechten und weben himmliſche Roſen in's irdiſche 
Leben; die ſchönſte, die duftigſte Roſe aber, die da blühet im Kranze 
weiblicher Tugenden, es iſt die Roſe der Nächſtenliebe, der Menſchlichkeit, 
der Barmherzigkeit. 

Iſt es doch der Frau ureigenſter Beruf die geſchlagenen Wunden 
zu heilen, die Kranken zu pflegen, die Leidenden zu tröſten, die Bekümmmerten 
aufzurichten und, daß die Frauen Melks als echte deutſche Frauen dieſen 
erhabenen Beruf jo richtig erfaßt, zu deſſen werkthätiger Erfüllung jo 
vieles gethan, gereicht ihnen zum bleibenden, unvertilgbaren Rubme Ja 


y Wir lichen dem Gaſte das Vorrecht und erbringen Die Anſprache Des Herrn 
Bürgermeifterd daraufjolgend. 
14 


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groß find die Verdienfte der rauen um dies edle Werf und nur recht 
und billig ift c$ daher, daß der Sab, den es an feiner Stirne trägt, 
ausdrücklich auch die Worte enthält: „unterjtügt von Frauen mit edlen 
Herzen“. 

Bürger von Melt! Euer Name ift weithin befannt und berühmt, 
Euer Gemeinwefen gilt in großen Streifen als eines der beitverwaltetiten, 
der tüchtigften; heute aber habt Ihr Euren reichen Ruhmeskranze ein neues 
Blatt eingefügt, das ficherlich nicht das fleinfte, unbedeutendfte in dem— 
jelben ift, ein unverwelkbares Nuhmesblatt, um welches Ihr vielfad) werdet 
beneidet werden, auf das Ihr jtolz fein möget fort und fort für ewige Zeiten. 

Daß Ihr dies fchöne Werk zu Stande gebradjt, daß Ihr jolches zu 
Ichaffen vermocht, Ihr danft es dem freien Bürgerfinne, der in Euch fcbt, 
Ihr danft es vor Allen der Einigkeit, die allezeit unter Euch herrſcht, 
befonder8 wenn es gift, Gutes zu fchaffen, Edles zu thun. 

O bewahret Eud) diefen Geiſt, diefe Einigkeit aud) fort und fort, 
auf daß aus derjelben noch manch Schönes Werk entfprießen möge, dem 
öffentlichen Dienjte gewidmet, das mit Necht wie dieſes von ſich Jagen 
kann: „Es erbaute dies Haus der Bürger Einigkeit“. 

Du aber Haus der Nächitenliebe, der Bruderlicbe! Du wachſe und 
gedeihe, Du trage reiche Früchte und werde ein Segen, für diefen Ort! 

Dep walte Gott! 

Herr Bürgermeifter Bilfinger erbrachte nachſtehende Anſprache: 

Mit Herzlichen Gruße bewillkomme ic) die hochgeehrte Verſammlung 
und nehme mir die Freiheit, meiner frendigen Stimmung mit einigen 
Worten Ausdruck zu verleihen. 

Die Gemeinde Melt befigt mit dem heutigen Tage ein geräumiges, 
wohl eingerichtetes Krankenhaus; ein menjchenfreundlicher Verein, gebildet 
aus hochachtbaren Bürgern, führt die IÜberleitung, der Arme, der Unbe- 
mittelte bat den wohlthuenden Troſt, day er für den Fall der Erkrankung 
die bejte Pflege finden werde, furz ein großer Schritt auf dem Wege der 
Humanität iſt geichehen; das ijt die Urſache meiner Freude, das ift auch 
gewiß die Urfache allgemeiner Freude, allgemeiner feſtlicher Stimmung. 

Verehrte Verſammlung! Man pflegt wohl die Freude mit dem 
zerjliegenden Schaume zu vergleichen, man redet wohl von Freudentaumel 
und von Freudenrauſch, allein die wahre jüttliche Freude theilt dieſes 
Moment der VBergänglichkeit wicht, fie hinterläßt vielmehr einen bleibenden, 
bildenden Eindruc in den Derzen edler Menichen. Eine ſolche höhere 
fittliche Freude muß aber auch unjer Herz bewegen, wenn wir ung die 
Entſtehung diefer wohlthätigen Stiftung näher betrachten. Klein und un- 


— 211 — 


iheinbar ilt der Anfang oft jo manches Unternehmens, feine Ausjicht auf 
Erfolg; dod) Bott gibt feinen Segen und auf einmal wird was Bedeutendes 
daraus, groß, impofant ift der Erfolg. 

Dies hatte ſich buchjtäblich aud) hier bewährt. Wer hätte danınla 
im Jahre 1856, als eine biefige Bürgersfrau 2000 Sl. zur Errichtung 
eins Krankenhauſes teftamentarifch hinterlajien Hatte, mit nur einiger 
Wahrſcheinlichkeit annehmen können, daß das mit einem fo bejcheidenen 
Zümmchen angeftrebte Ziel nach kaum zwanzig Sahren vollfoimmen erreicht 
jein werde? Ja hätte man damals, den Schleier der Zukunft lüftend, im 
Geiſte ſchauen können, von welch’ ſchweren Schickſalsſchlägen unſer theures 
Vaterland im Laufe der nächſten zwei Decennien betroffen werde, wahrlich 
man würde mit den Händen die Augen bedeckend ausgerufen haben: „Liebes 
Melk, in diefem Jahrhundert reift dir fein Krankenhaus.“ 

Hochgeehrte Berfammlung! Mit eberuem Griffel haben ich die 
mglüdlichen SKriegsjahre 1859, 1866 und der jo unholde Mat des 
Jahres 1873 in das Gedächtniß jedes wahren Tefterreichers eingejchrieben 
und wer von uns fühlte nicht noch jeßt mehr oder minder die drückende 
Laſt der Radywirfungen jener großen Opier und Verluſte? Und troß alle- 
dem Steht ein foldyes Krankenhaus da. - Der Gemeinſinn und 
die Opferwilligkeit der hieſigen Einwohner trug den Sieg davon über 
die Ungunft der Zeiten! In der Zipung vom 23. Inni 1872 Latte 
der Gemeindeausſchuß beichloiten, die Kraukenhausſtiitung der Frau Agnes 
Lorenz in nächſter Zeit mit den vorhandenen Mitteln in's Leben zu rufen, 
zu dieſem Zwecke ein eigenes Comite mit den NWorarbeiten betraut und 
als es ſich nur zu bald herausftellte, daß das angeitrebte Ziel am der 
Unzulänglichkcit dee Meirel ſcheitern müßte, das urſprüngliche Stiftungs— 
capital um 1100 fl. aus dem Fonde der einſtmals beitandenen Schützen 
gefellichaft vermehrt. Bald traten ueune Hemmniſſe in den Weg, es mußte 
vor Allen einem anderen dringenderen Bedüriniſſe Abbilte geleitet, es mußte 
ein neues Schulhaus erbant werden und jo konnte erit im Frithjahre 1874 
Hand any Werk gelegt werden. Ein Häuschen im beſcheideuſten Maß 
ftabe, ebenerdig ehe er und Comiort, dech To, daß es bei kommenden 
günftigen Verhältniſſen Leicht eutſprechend vergrößert werden könnte, Tollte 
außerhalb des Marktes im ſtiller Abgeſchiedenheit erbaut und eingerichtet 
werden; gleichtam ein Wahrzeichen der gedrückten Lage, ein arınjeliges 
Gegenſtück zu dem prächtigen Schulgebände. 

Und mm wie joll ich mich anders ausdrücken, als dal der Bummel 
ob dieſer Niedrigkeit jich erbarımme und die Herzen der Menschen zur werk 
thätigſten Nächftenliebe und Aufopferung entflammte! 

14° 


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Hochgeehrte Herren im Gemeindeausfchuffe! Wir werden uns noch 
jeher wohl jenes denkwürdigen Augenblickes erinnern, jener freudigen Leber 
rafchung, jenes Jubel, den die Mittheilung des hochwürdigen Herr 
Stiftskämmerers hervorrief, daß eine wohlthätige Hand dem feimenden 
Unternehmen die namhafte Summe von 3000 Gulden zugewendet habe! 
Und feit diefer Zeit verging fat fein Tag, der nicht neue Spenden neue 
Beihilfe, neue Berweife des Gemeinweſens und der Wohlthätigkeit brachte: 
mit dem Baue wuchjen die Mittel, und fo entitand aus dem Häuschen 
das Haus, das uns Heute feitlich aufnimmt. So fehr nun aud) das Zu: 
Itandefommen dieſes nothwendigen und deshalb ſchon lange gewünschten 
Inſtitutes unfere Herzen erfreuen mag, weit größer nod) wird die Freude, 
wenn wir unfer Augenmerk auf den Erfolg richten, auf den materiellen 
und moraliichen Nußen, den wir aus diefer Stiftung zu erhoffen haben. 
Indem Hier jedem Gemeindegenoflen, welcher ſich bei dem Krankenverpflegs 
Bereine mit dem geringen Beitrage von zehn Kreuzer verlichert, Unterkunft, 
ärztliche Hilfe und forgfame Pflege zu Theil wird, jo kommt diefe Stiftung 
zunächft den unbemittelten Dienftboten, den ärmeren Mitbürgern zu Gute. 
Ein nicht geringer Vortheil erwächſt daraus aber auch dem Dienjtgeber 
und dem wohlhabenden Bürger. Dieſes Inftitut überhebt ihn des läftigften 
und Eoftjpieligiten Theile feiner Pplicht, nämlich der Wartung feines 
kranfen Dienſtboten, gewährt ihm die Beruhigung, daß für den Kranken 
anf das Beſte gelorgt wird, und vermindert bei contagiöfen Fällen für ihn 
und feine Umgebung die Gefahr der Anſteckung. Und das find unftreitig 
große, ſehr ſchätzenswerthe Vortheile. 

Tie ganze Gemeinde wird deren Tragweite und Bedeutſamkeit im 
Laufe der Betten oft und vielmals erfennen und empfinden, umd aus 
diefen Gründen muß ic) ganz beionders die Unterſtützung diefes Inſtitutes 
durch den Beitritt zu dem Stranfenverpflegs Verein auf das Wärmfte und 
Dringendſte empfeblen. 

Mitbürger! tretet bei und vollendet das Werk der Wohlthätigkeit. 

Hochgeehrte Verſammlung! Sch muß noch eines Erfolges Erwähnung 
thun, und zwar des größten, den wir der fiegreichen Webenvindung aller 
Hinderniſſe, die dieſem Unternehmen bemmend in den Weg traten, zu 
verdanken haben. Ich meine die unleugbare Thatjache, den nnumſtößlichen 
Beweis, daß unfere Gemeinde vom Geifte der Gemeinſchaftlichkeit, vom 
Zinne für den wahren Fortſchritt belebt iſt: dieſe Thatſache muß unfer 
größter Stolz, diefer Beweis unfere größte Freude fein. 

sa noch mehr, dDiefe Männer werden nod) den jpätejten Generationen 
laute Kunde geben von dem Geilte, Der einft diefe Gemeinde belcbte, fie 


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werden rufen: „Wandelt den Pfad eurer opferwilligen Väter, damit ihr 
Euch denen würdig ermweifet.“ 

Ih kann nicht umhin nun allen Wohlthätern und Förderern diejes 
Verfes im Namen der Gemeinde den innigſten Dank auszufpredjen, ſie 
haben fi) um Melk jehr verdient gemacht, fie haben ſich in dieſem Werke 
ein bleibendes fchönes Denkmal gejebt; id) unterlaſſe es aber, alle namentlic) 
anzuführen, weniger aus dem Grunde, damit ich dieje hochgeehrte Ber: 
femmfung nicht ftöre, deren Nachſicht ic) gewiß bin, als vielmehr darum, 
daß ich das zarte Gefühl des Wohlthäters nicht verlege, der nicht nad) 
Ruhm und Bewunderung geizt, der vielmehr die Berriedigung in feinem 
imeren Heiligtum, dem beiftimmenden Gewiſſen jucht und aud) findet; 
doch der großmüthigen Spende der für uns zu früh dahingeſchiedenen 
grau Antonie Florian kann ic) hier ungefcheut Erwähnung thun; man 
faın es nicht als Schmeichelei auslegen, wenn ich jage, day; dieſe Hoc) 
berzige Frau unſer Unternehmen wefentlich getördert bat. Aus gleichem 
Grunde weife id) auf ein an und für ſich gemeinnütziges Inſtitut Hin, 
auf die Hiefige Sparcafje, welche wie ſchon oft auch diesmal ihr Intereſſe 
für Gemeindezwede an den Tag gelegt bat. 


Schließlich wende id) mich an Sie, hochgeehrter Herr Vorſtand des 
Kranfenverpflegs - Vereines; indem ich Ahnen die Schlüffel dieſes Hauſes 
überreiche, erlaube ic) mir anzufügen, daß ich und Die ganze Gemeinde 
zuverfichtlich erwarten, es werde unter ihrer umfichtigen Leitung unſere 
neu erftandene wohlthätige Stiftung ihr fegensreiches Wirken nad) allen 
Seiten Hin äußern und ſomit durch Ihre Mühe und durch Das edle 
Streben des vorgenannten Vereines der jo ſchöne und humane Zweck, 
die Aranfenverpflegung des Armen und Unbemittelten, erreicht werden. 

An 1. Juni d. J. verlegte die Zparcafla ihre Kanzlei Yocalitäten 
welche fie bisher im Rathhauſe inne hatte, im ihr eigenes Baus Ver. N5 
und 86. 

Am 12. Juli war der Wiener Männergeſangverein „Arion“ mit 
Hunderten von Begleitern aus der Nefidenz in Melt; es wurde am 
Wachberge ein wahres Volks und Säugerfeſt abgehalten, der Markt 
jelbft war recht hübſch decorirt, und wurde Alles aufgeboten, den Gäſten 
den Aufenthalt jo angenehm als möglich zu machen. 

In wenigen Tagen darnach wurde von Zeite des ‚zabrifanten Die 
Rechnuung über die neuerbaute, nunmehr vollltändig Fertige Brückenwage 
gelegt, welche 1170 FL. GI fr ö. W. betragen hatte: als künftighin zu 
geltender Tarif wurde feſtgeſetzt: für ein Gewicht bis einſchließlich 


187 


1.76 


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2000 Kilogramm pr. 100 Silo 4 kr., über 2000 Kilogramm pr. 100 Kilo 
2 fr. ö. W. 

Der 16. Juni d. J. war für das Stift Melt und wohl auch für 
den Markt Melk ein bedeutungsvoller Tag; es fand nämlich die Wahl 
des zufünftigen Abtes des Stiftes ftatt und erhielt bei derfelben der hoch— 
wirdige Herr Alerander Karl die überwiegende Majorität. Der ganze 
Ort nahın den herzlichiten Antheil, und Abends fuhren feftlich beleuchtete 
Schiffe, auf welchen der Melfer Singverein ein Ständchen erbrachte, die 
Donau hinunter. 

Erwähnenswerth dürfte noch fein, daß in dieſem Jahre das E f. 
Aichamt errichtet wurde. 

Fran Franziska Werdinger, welche wir fchon früher als eine 
für Melt ſehr wohlthätig wirkende Frau erwähnt Haben, ftarb am 
22. November d. I. Ihr letzter Wille zeigte neuerdings ihren groß: 
müthigen Sinn, indem fie 5000 fl. den Armen und 20.000 fl. ö. ©. 
zur jeinerzeitigen Errichtung eines WB linden-Inftitutes in Melk tejtirte. 
Bon Seite der emeindevertretung wurde ein prachtvoller Kranz mit 
entiprechender Schleife und Widmung auf ihren Sırg gelegt, und ihr 
Andenken wird Für alle Zeiten ein gejegnetes fein. 

Gegen Ende dieſes Jahres wurde auch das Bürgerfpital rejtaurirt, 
befonder8 aber die darin befindliche Kapelle hergerichtet und neu aus- 
gemalt, fowie das ganze Innere des Gebäudes einer volljtändigen Im: 
geftaltung unterzogen. 

Den 12. März 1876 fand in Meelt eine Zuſammenkunft der Bezirks: 
ſchätzungs-Commiſſionen Nieder - Tejterreihs jtatt, anläßlid) welcher ein 
Feſtabend mit Theater ꝛc. veranftaltet wurde, welcher Jich zu einem außer- 
ordentlich vergnügten gejtaltete. 

Sin Jahre 1874, am 14. November wurde der Studenten-Unter: 
ſtützungsverein gegründet, welcher ſich die Aufgabe geftellt Hatte, arme 
Studirende des kak. Tbergymnaſiums Melt mit Geldbeträgen oder Koft, 
Kleidung, Wohnung oder mit Büchern ꝛc. zu unterftügen. 

So bejcheiden der Beginn und die Ihätigkeit dieſes Vereines im 
erften Jahre geweſen, ebenjo ſchuell erſtarkte derjelbe, und viele Taufeude 
von Gulden ſind im Verlaufe der Jahre würdigen und unbemittelten 
Studirenden zugewendet worden. 

Die Bereimsleitung beftand tm eriten Jahre aus nachſtehenden 
Herren: Ambros Heller, Gymnaſialdirector, Präjes, Yudwig Prinz, 
Franz Kav. Yinde, Franz Gleiß, Carl Uhlircz, Vincenz Staufer, 
Iſidor Krenun, Ausſchußmitglieder. 


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Die Vereinsleitung im Jahre 1890 befteht aus den Herren: Her— 
mann Ulbrich, Gymuagſialdirector, Präſes, Franz Kav. Linde, Auguft 
Veidinger, Theodor Jungwirth, Joſef Piſchinger, Cöleſtin 
Jungnift, Zaurenz Bleininger, Ausjchußmitglieder. 

Am 19. April ſtarb Herr Bezirksrichter Franz Hakl, Ehrenbürger 
von Weit. 

Mit Ende Juni d. I. erlojch das Mandat des Gemeinde: Aus- 
ihuffes und wurden bei der am 3. Juli jtattgefundenen Neuwahl 
nachſtehende Herren gewählt: Joſef Piſchinger, als Bürgermeifter; 
Gemeinderäthe: Anton Schober, Franz Xav. Linde, Dr. Joſef 
Teuchmann und Anton Zagler; als Ausſchüſſe: Benno Nitter von 
Baumgartten, Leo Deffenhart, Franz Gleiß, Franz Butter, 
Ludwig Prinzl, Joſef Schaider, Vincenz Staufer, Joſef Vogler, 
Franz Völk und Auguft Weidinger. 

Anläßlich der Wiederwahl des Herrn Joſef Piſchinger zum 
Yürgermeilter brachte Abends der Melker Singverein demſelben vor 
feinem Haufe ein Ständchen. 

Bedeutende Borbereitungen waren zur Abhaltung eines Goncertes im 
großen Marmorfaale des löbl. Stiftes Melk getroffen; das Reinerträgnis 
jollte der Bolfsichule Melk und dem Fonde für arıne Studirende zu— 
gewendet werden. Das Concert, welches am 20. Juli abgehalten wurde, 
hatte einen jo glänzenden Erfolg, daß das Reinerträgnis ſich auf 400 fl. 
6. W. bezifferte und jedem der Genannten ein Betrag von 200 fl. 
ö. W. zugewendet \wurde. 

Am 1. Auguſt d. J. trat der für Melk neuernaunte Bezirksrichter, 
Herr Hugo von Harkenfeld, ein und wurde bei dem am Abend des— 
ſelben Tages ſtattfindenden Coucerte von allen Auweſenden auf das 
Herzlichſte bewillkommt. 

Einige Wochen ſpäter, am 20. November, tagte der Verein der 
Berfattungsfreunde aus St. Pölten in Melk und bielt im Gaſthofe 
„zum weißen Lamm“ eine zahlreich beſuchte Verſammlung ab, bet welcher 
nach den „gediegenen politifchen Borträgen der Melker Zingverein den 
gejelligen Theil übernahm; am jelben Tage und zur ſelben Stunde tagte 
auch im großen Saale des Ztiftes Melk der Verein der Erzengel Michael 
Bruderschaft aus Zt. Pölten. 

In dieſem Jahre wurde aud) der Pag vor den Häuſern der Herrn 
Niederreiter und Butter, ſowie theilweife jener vor dem Hauſe 
des Herrn Linde Nr. 110 Dis zur Strafe abgegraben, plauirt md 
gepflajtert. 


1876 


1876 


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Der 1. October d. I. bradjte den hochw. Herrn Prälaten Alexander 
Karl die Ernennung zum Mitglievde des hohen Herrenhaufes in Wien, 
in Folge weldjer Auszeichnung im Stifte ſelbſt eine große Feitlichkeit ab- 
gehalten und dem neuernannten Herrenhausmitzliede von Nah und Fern 
Sratulationen entgegengebracht wurden. 


Am jelben Tage war eine ungemein lebhafte Beſprechung im Saale 
des Sparcaflegebäudes bezüglich des nun feft zu bejtimmenden Platzes 
für das neu zu erbauende Aıntsgebäude. ES entichloß id) die Mehrzahl 
für jenen Platz, welcher der neuen Volksſchule gegenüber gelegen war und 
wurden nun im Verlaufe der Zeit mehrere Pläne vorgelegt, unter welchen 
der von Herrn 9. Bringmann, damaligen Director der Beamten: 
Baugejellichaft in Wien, vorgelegte al3 der ſchönſte und beitausgearbeitejte 
angenommen wurde. Der nun in Kürze in Angriff genommene Bau nahın 
überhaupt das lebhafteſte Interefie der Bewohner Melks in Anſpruch. 

Erwähnenswerth dürfte noch fein, daß gegen Anfang diefes Jahres 
im Boltgebände eine E& k. Telegraphentation errichtet wurde. 

Der unerbittliche Tod hielt jo wie all überall auch hier reiche Ernte! 
Sturze Seit nad) dem Gatten am 12. Febrnar des Jahres 1877 ſtarb 
Frau Therefia Hakl, welche in ihrem Tejtamente folgendes verfügte: 

Zum Andenken an meinen Mann, als Ehrenbürger von Melk, foll 
für die hiefige Marktpfarrkirche eine Thurmuhr angefchafft werden, wen 
diejelbe jammt deu Erhaltungsfoften um den Betrag von 300 fl. 6. W. 
hergeftellt werden kann, außerdem müßte das Fehlende von dem den armen 
Studirenden vermachten Betrage von 200 fl., was jedocd) 100 Fl. nicht 
überfteigen dürfte, oder von dem übrigen Nachlaſſe ergänzt werden. 

Zu einem erhebenden seite geitaltete ich die am 13. Mai d. J. 
erfolgte feierliche Decorirung des Feuerwehrmannes Wenzel Rieger mit 
dem filbernen Verdienſtkreuz, anläßlich der Errettung eines Menſchenlebens 
ans Fenersgefahr. Die Ueberreihung durch den k. k. Statthaltereirath 
Herrn Ritter von Epohu fand im Rathhausſaale im Beiſein der ge- 
ſammten Fenerwehr und einer großen Menge Gäſte ſtatt. , 

Ten 17. Juni Nachmittags wurde ein großer Brand in Amftetten 
ſignaliſirt: Jogleich eilten zwanzig Mitglieder der biefigen freiwilligen Fener— 
ehr mit dem euntiprechenden Geräthſchaften verjeben mittelſt Eifenbahn 
hinauf und fanden dort volle Arbeit; am jelben Tage um 5 Uhr Nach— 
mittags ertönte auch in Melk das Fenerſignal: es brannte eine Scheer, 
Prinzl's Erben gehörig; zum Glücke war jedoch die Windrichtung eine 
günftige, Die Dilfe trog der Abweſenheit jo vieler Feuerwehrmänner eine 


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ichnelle und jo war binnen wenigen Stunden jede weitere Gefahr gänzlich 
beſeitigt. 

Es wurde nun am andern Tage ſofort eine Sammlung für die 
durch Fener verunglückten Bewohner des Marktes Amſtetten verauſtaltet, 
welche eine Summe von 381 fl. ö. W. ergab: dieſelbe wurde am 20. Juni 
durch den Bürgermeifter Piſchinger und Gemeinderath Linde perjönlic) 
dem VBürgermeifter von Anftetten zur Vertheilung übergeben. 

Somitag den 8. Juli Nachmittags veranitaltete die erjte Section 
der k. £. Landwirtdichaftögejellfchatt ans Wien in Melk ein Verſuchsmähen 
mit Getreide: nnd Grasmähmaſchinen. 

Einige Zeit darauf wurde vom Verſchönerungsvereine die beim Dane 
des Herrn Otto in die Sterngaſſe Führende Stiege, welche ſich ſchon in 
einem ſehr ſchlechten Zuſtande befand, en hergerichtet. 

sm Krankenhauſe zu Melk ſtarb im dieſem Monate Herr Joſef 
Schön und vermachte dem Armeuninſtitute in Melk einen Betrag von 
381 fl. 41 fr. ö W. ſammt einigen Utenſilien. 

Im Verlaufe des Sommers wurde durch den hochw. Herrn Prälaten 
Alexander Karl im Stifte Melk ein neuer Bau zur Vergrößerung des 
Convictes aufgeführt; Gänge wurden gehoben, ein neuer ſehr ſchöner 
Speiſeſaal für die Zögliuge, desgleichen eine Winter Turnſchule hergerichtet, 
die Anftalt felbjt mit Badezimmern, phyſikaliſchem und naturhjiſtoriſchem 
Kabinet bereichert, durch welche Vergrößerung Die Zahl der Zöglinge be 
deutend vermehrt werden forte. 

Am 12. März 1878, dem WBegräbnistage Zr. taiſerl. Hoheit Des 
Erzherzog Franuz Carl, wurde am Rathhanſe die Traueriahne anfgebigt. 

Den 29. März d. N. wurde dem damaligen Bahnhof Reſtaurateur 
Franz Gruber der Conſens zur Erbaunng eines Hauſes auf der ſoge 
nannten Stiftsbreite ertheilt, der Ban ſpäter auch ausgeinhrt und iſt daher 
das nuunmehrige Hötel Gruber das erſtgebaute Haus aut Dielen, Hr Die 
Vergrößerung und Entwicklung Melt's ſo bochwichngen late. 

Am 7. Mat bechrte Ze. Excellenz Der k. k. Ztattbalter, Herr Conrad 
von Eybesfeld, Melk mit ſeinem Beſuche und jauden im Ztifte Die 
Borftellungen von Seite der Genſeindevertreinug und des Beamten 
förpers ftatt. 

Lange chen war es ein Wunſch, ja ein Webor der Nommendigteit 
der freiwilligen Feuerwehr, einen Thurm zum Trocknen der nalen Schläuche 
zu erbanen; endlich wurde um dieſe Zeit Das ganz praktiſche Thürmchen 
am Firſte des Feuerlöſchrequiſiten Hauſes errichtet. 


1879 


218 — 


Am 6. Auguſt d. J. fand das Begräbnis des wegen feines Wohl: 
thätigkeitsſinnes allgemein geacdhteten und geehrte Herrn Anton Lagler 
jtatt, welcher nad) einer Operation in Wien gejtorben und deſſen Leiche 
hieher überführt worden war. Die Tranerfahnen wehten von dem Spar: 
callegebäude, da der VBerftorbene Vorſtand der Sparcaſſe geweſen, und 
vom Rathhauſe. 

Tie Occupation Bosniens durch die k. k. öfterreihischen Truppen 
war nicht vollſtäudig noch beendet, und viele Neferviften und Landwehr 
männer befanden ſich in dieſem Yande, während ihre Familien in Oeſter 
reich) darbten und ſehnſüchtig des Ernährers harrten. Ueberall zeigte ſich 
nun die dem öſterreichiſchen Volke eigene Mildthätigkeit, in dem aller 
Orten Comttes und Vereine gebildet wurden, welche Geld und Lebens 
mittel ꝛc. ꝛc. anbrachten, um dieſelben den nothleidenden Familien zuzuwenden 

Auch in Melk bildete ſich ein ſolches Comite, welches unter anderen 
am 18. Angnſt auf dem Wachberge ein Volksfeſt abhielt, welches die für 
Melt bedeutende Einnahme von 755 fl. 50 fr. ö. W. erbrachte, jo daß 
nach Abzug der Auslagen mit 171 fl. 32 fr. ein Reinerträgnis von der 
höchſt aunehmbaren Summe von 584 fl. 18 fr. erzielt wurde, welche den 
verfchiedenen Familien zugewendet wurde. 

Wenige Tage darnach, am 30. Anguſt, wurde das neue Amtsgebände, 
deſſen Grundſtein am 19. Juni 1877 gelegt worden war, bezogen. 

Tie früher geplante Feierlichkeit bei der Uebernahme des Gebäudes 
fand nicht Statt, nachdem man für Verwundete und Nejerviften Geld be 
nötbigte und daher von aller unnützen Auslagen abjehen mußte. 

In dieſem Sabre war es auch, daß eine neue Straße angelegt 
wurde in der Michtung gegen Pöverding: diefelbe wırde anfangs November 
and bis zur Pöverdinger Freiheit beendet, welche Straße feinerzeit die 
fürzefte Verbindung mit St. Leonhard und den Binterlande herftellen ſollte. 

Im Frühling des Sabres 1879 war die Donan ſammt allen Reben: 
flüſſen durch fortwährenden Regen anferordentlich hoch angeſchwollen und 
in ſehr vielen Gegenden waren Ueberſchwemmungen eingetreten. In Ungarn 
litt die Stadt Szegedin am meiſten und wurde eine Sammlung für die 
ſelbe eingeleitet, welche ein Ergebnis von 137 fl. 91 fr. ö. W. erzielte: 
desgleichen wurden von einem zu dieſem Zwecke gebildeten Frauen;Comité 
71 fl. Gefr. ö. W., außerdem Kleidungsſtücke und Wäſche im Werthe 
von 150 jl. ö. W. nach Szegedin abgeſendet: auch die Sparcaſſe in Melk 
ſpendete Fiir Szegedin 200 fl. ö. W.; es hatte mithin auch in dieſem 
Jahre der Markt Melk eine anſehnliche Summe für Wohlthätigkeitszwecke 
auigebracht. 


Einem jeinerzeit eingebrachten Geſuche der freiwilligen Feuerwehr 
zufolge gab der hohe nied. öſterr. Landesausſchuß in einer Zuſchrift an 
die Gemeinde vom 22. März d. J. bekaunt, daß fir Auſchaffnug von 
geuerlöfchregnifiten eine Summe von 150 fl. ö. W. bewilligt worden ſei. 

Fünfundzwanzig Jahre waren es am 24. Aprit d. J. daß Seine 
Majejtät Naijer Kranz Sofer I. vermählt war. In allen Gauen Velter 
reichs wurde diejer erinnernugsvolle Tag feſtlich begangen und auch der 
Markt Melt bezengte feine Freude und feine patriotiſche Geſiunung dadurch, 
dag die Gemeindevertretung vollitändig bei dem in der Pfarrkirche  celeb- 
rirten Hochamte erfchienen war; von der Baſtion des Stiftes Melk, m 
deſſen Kirche gleichfalls ein feierliches Hochamt ſtattgefnunden, erdröhnten 
die Kauonen, welchen die Pöller der Gemeinde autworteten und ganz Melk 
praugte im ſchönſten Flaggenſchmucke. 

Bei der im Vorjahre in Steyr ſtattgefundenen Verſammlung der 
f. £ Notare wurde als näcjiter Verſammlungsort das frenndliche Melk 
gewählt md faud die Inſammenkunft auch wirklich am 22. Juni d. J. 
hier ſtatt. 

Am 15. September Nachmittags 2 Uhr ertönte das Fenerſignal: 
es brammte das Hans der Aloiſia Fürſt ıchemals Wienhofery Mr. TB. 
Nach einjtündiger Auſtreugung gelang es, das eier zu localiſiren. Die 
Urjache des Brandes war und blieb unbekaunt. 

Am 7. September d. J. wurde in Melk der niederöſterreichiſche 
Lehrertag abgehalten; die Verſammlung Fand im Turuſaale der Voltsſchule 
ſtatt; Abends war zu Ehren der Gäſte Concert, veramftalter vom Melker 
Zingverein, bei welchem es ſelbſtverſtändlich nicht an Saug und Mlang, au 
ſchwnugvollen Reden und frenndſchaftlichen Wünſchen maugelte. 

Die im daranffolgenden Jahre 1880 außerordentlich anhaltende Kalte 
hatte in kürzeſter Zeit die Donau in Feſſeln geſchlagen und einen Eisſtoß 
gebildet, der mehr als meterhoch mir Eisſtücken belegt war. Soba!d vs 
eben nun möglich war, wanderten Hnunderte Aber De Eisbrücke hinuber 
nach Luberegg, Weiteneck oder nach Emmersdori. Ton nir kdürze Jeit, 
höchjteng drei Tage war Der Uebergaung mogttih, aui einmal Tina Die 
Witterung um, Regen folgte auf Regeti, und alle a der Tora ae 
legenen Ortſchaften, auch Die Stiadt Wien: waren aui das Aerußeritenge 
faßt: alle möglichen nothwwendigen Bortehrunmgen warden geirofiet:, doch 
glũcklicherweiſe ging der Eisſtoß in dein Tagen des 1, 2 und :. Jauner 
ruhig ab, ohne day für irgend einen Ort ie Geiahr eingetretel: ware. 

Am 3., 4. md 5. Aprihed. J. ieierle das tobt. Stiit Meit Das 
vierzehuhundertjährige Inbiläum Des heingen Beuedict. Die Feierlichteit 


ISSU) 


1880 


ISO 


—_ 220 — 


wurde erhöht durch die Auweſenheit des Hochw. Herrn Bilchofes von 
St. Bolten. 

Der Marft war feitlich beflaggt und von Seite des löbl. Stiftes 
wurden Denfmünzen in Bronze und Silber ausgegeben. 

Bon Seite Schreibers diefer Zeilen war längjt ſchon an geeigneter 
Stelle der Autrag eingebracht, eine Feine Sammlung (Muſeum) zu gründen, 
nm alles aufzubewahren, was von hiſtoriſchem Werth oder überhaupt 
von Intereffe wäre: es wurde nun eudlicd) laut Beſchluß vom 29. Februar 
d. J. die Beſtellung hiezu tanglicher Käſten bewilligt, welcye and) am 
26. Mai d. 3. im Rathhausſaale aufgejtellt und mit den vorhandenen 
antiken Gegenftänden und den wenigen vorliegenden alten Schriften ver: 
jehen wurden. 

Seit langer Zeit hatten im Melk drei Losgefellichaften beitanden, 
welche im Belige von vielen größeren Loſen gewelen, doch wurde nie 
ein bedentenderer Gewinn erzielt; da ereignete es fid) am 2 Juli d. J., 
daß bei der au dieſem Tage ftattgefundenen Ziehung der Ereditlofe der 
Hanpttreffer mit 200.000 fl. auf Das Los Serie 522, Nummer 46 fiel, 
welches Die erſte Yosgejellichaft in Händen hatte. Daß hiedurch allgemeine 
Frende hervorgerufen wurde, läßt Sich wohl denken. Es wurden nad) 
Abzug der Steuer und des Escomptes, welcher durch Banquier Gerft: 
baner in Wien in conlantefter Weiſe bewerfitelligt wurde, beiläufig 
160.000 Fl. 5. W. Dehoben, jo daß auf ein Mitglied der genannten Ge: 
jellfchaft 7400 TE. 5. W. kamen. Bon Den an diefen Gewinnen Be- 
theiligten wurden unter anderen Spenden and 600 fl. 5. W. für das 
Armeninſtitut Melk gewidmet. 

Der Sommer brachte faſt jeden Tag ein mehr oder minder heftiges 
Gewitter und während eines ſolchen, am 4. Juli, Nachmittags 4 Uhr, 
ſchlug der Bliß in die Scheuer des Herrn A. Weidinger anßerhalb des 
Maierhofes, welche ſofort lichterloh brannte: doc) gelang es den Bemühnmgen 
der freiwilligen Fenerwehr, der braven Meithilfe der Studirenden, und von 
vielen anderen, den Brand auf das eine Object zu bejchränfen. 

Durch anhaltend ſtarke Negengüffe jtteg die Tonan in den Tagen 
des 13,, 14, 15. und 16. Anguſt zu einer bedeutenden Höhe; das Waſſer 
reichte noch über das Thor des Hauſes Nr. 45 (Mitleithirer). 

Tas am 18. Augnſt ſtattgefundene Jubiläum des 50. Geburtstages 
Zr. Majeſtät des Kaiſers Franz Joſef I wurde außer den jonftigen 
firchlichen und öffentlichen Feierlichkeiten auch Abends durch ein Goneert 
feſtlich begangen, welches vom Hausorcheſter des Melker Singvereines in 
Scene gelegt wurde. In dieſer Zeit wurde and) ein Theil der Straße, 


— 221 -- 


welcher parallel! mit der Stiftsbreite ſich hinzieht, und zwar vom ſoge 
nannten Wandel-Steller bis an die Neichsjtraße, gepflaitert. 

Am 29. Auguft wurde eine Verſammlung des Fenerwehrverbandes 
St. Pölten in Melt abgehalten, wobei ſämmtliche Fenerwehren des We 
zirksverbandes amwefend waren; nach gepflogener Beſprechung und Weber 
reichung eines Brillanteiiges an den um das Inſtitut der Fenerwehren 
bejonders verdienten Turnlehrer Carl Schnee von St. Pölten wurde 
ein Ausflug auf den Wachberg unternommen, wobei die ſtädtiſche Menfif 
capelle von St. Völlen vorzüglich Elingende Weiſen zum Bortrage brachte: 
den Abſchluß bildete Abends ein gemütbliches Kränzchen. 

Am 23. November jtarb der hochw. Herr Odilo Hochfellner, 
Capitular des Stiftes Melk und Profeſſor der Mathematik am Ef. Ober 
gyumnafirn dafelbit, ein geborener Melker, zugleich er Mann von tolchem 
Wiſſen, von jo vorzügficher Nechtlichkeit, daß ganz Melk um denfelben 
trauerte und wir mit bewegten Herzen rufen: Friede jerner che! 

Wie allerwärts wurde auch in Melk das Audenken an dei unver 
geßlichen Kaiſer Joſef II. in einfacher aber würdiger Weiſe gefeiert. 
Aus Anlaß des hundertſten Gedenkjahres ſeines Regiernugsautrittes 
wurde Melk beflaggt, Früh wurden die Pöller gelöſt: Vormittags faud 
ein feierliches Hochamt ſtatt und im Turnuſaale der Volksſchule wurde 
den Kindern die Bedentung des Tages in leicht verſtäundlicher Weiſe erklärt. 

Am 20. November wurde Die nenerrichtete Uhr am Piarrthurme in 
Gang geſetzt. 

Ju einer der erjten Verſammlungen des Gemeindeansſchuſſes im 
Jahre 1881 wurde beichlojien, den Vermähluugstag Sr. ER Hoheit Des 
Erzherzogs und Kronprinzen Rudolf feſtlich zu begehbar, ſowie am Tage 
der Durchfahrt Des hoben Brautpaares demſelben am Babıbore die ehr 
furchtsvollſten Begrüßnugen darzubringen. 

Ein gleichfalls Fiir die Bewohner von Wett nicht unwichtiger Antrag 
war nachftehender : Um den Geſchäftslenten und Hausbeſibeerü bei dem 
derzeitigen ſchlechten Geſchäftsgauge einige Erleichteruug und Beihilfe zu 
verſchaffen durch Befreinng von Der Special und Schutumlage, ſowie 
zur Deckung vieler Laſten und zur Durchiuhrung auderer nothwendiger 
Gemeindearbeiten, ſei an die Svarcaſſe in Met das Malınben zu ſtellen, 
der Gemeinde eine Zubvention in Dev Höhe von mehreren tauſeud Gulden 
zu gewähren, welchem Auſuchen tm der Folge anch won Seite der genanuten 
Spareaſſe, und zwar Jahr Tür Jahr hindurch wilkfſahrt wurde, to daß Die 
Bewohner von Melk ſeit jener Jeit keinerlei wie immer geuannte Se 


1881 


— 22 — 


meindeumlage entrichten, welcher Umftand wohl Heutzutage zu den Selten 
heiten zu rechnen fein dürfte. 

Turch eine Zujchrift der £ k. Finauz Bezirks-Direction St. Pölten 
wurde bekaunt gegeben, daß von Seite des hohen f. k. Miniſteriums die 
Auflaſſuug der Maut) ber dem Wiener Thore bewilligt fei, jedoch mit 
dem Zuſatze, day damı die bisherige Begünſtigung an der Linzer Manth 
in Wegfall komme, mithin alſo an Piefer das Doppelte gezahlt werden 
müſſe. 

Die ſeit jener Zeit gemachten Erfahrungen haben ergeben, daß die 
günſtigen Vorausſeßzungen, welche man an dieſe Bewilligung geknüpft 
hatte, nicht richtig waren und Melk ſich ſelbſt ein Danaer-Gefchenf ge— 
macht habe. 

Mittelſt Ertafies vom 11. März d. J. von Seiten der hoben E. E 
Ztatthalterei wurde dem Marfte Melk die Bewilligung zur Abhaltung 
eines Viehmarktes erteilt, welcher aud) zum erjten Male mit ziemlich 
gutem Erfolge am + Meat abgehalten wurde. 

Schon mit Beginn dieſes Kahres war hierorts uud in der ganzen 
weiten Umgebung das Gerücht und Die Meinung Stark verbreitet, daß von 
Seite Des Landes oder des Staates der Plan bejtehe, an irgend einer 
Stelle zwiſchen der Stadt Stein und der Grenze von Ober-Oeſterreich 
eine ſtabile Brücke über die Donan zu errichten. 

In Auſehung diefer für den Ort Melk und für die ganze Um: 
gebung jo hochwichtigen Frage wurde beſchloſſen, ein auf dieſe An— 
gelegenheit bezughabendes Geſuch an alle competenten Stellen ergelhen 
zu laſſen, desgleichen ein ſolches au das hohe Abgeordnetenhaus zu 
richten, ſowie alle notlmvendigen Schritte zu unternehmen, daß die ge 
plante Brücke in Melk ſelbſt oder in der unmittelbarſten Nähe erbant 
werden möge. 

Für den Fall, als der Wan der Brücke im Melk ſelbſt im Ausſicht 
genommen würde, Taste auch Die Sparcaſſe in Melk den Beſchluß, zu 
dieſem Zwecke, vorbehaltlich der Genehmigung der boben k.k. Statthalterei, 
eine Summe von DOOOO FL. öſterr. Währ., welche ſpäter auf 100.000 ft. 
öſterr. Währ. erhöht wurde, zu votiren, welche tt acht oder zehn Jahres- 
raten zahlbar gemacht würde. 

Es wurde auch ein lan ſammt Ueberſchlag, welchen wir bier 
ioigen fallen, aui eigene Koſten beſtellt und durch den Givilingenienr 
Herrn Egger aus Zt Pölten ausgearbeitet, doch ſei gleich im Vorhinein 
erwähnt, Day; das Project leider bis jetzt weder hier noch anderswo zur 
Ausführung kan. 


— 223 — 


Um die jtabile Berbindung zwilchen den beiden Ufern dev Donau 
bei Melk berzuftellen, wem in's Auge gefaßt wird, daß dieſe im Gebiete 
dieſer Gemeinde gelegen iſt, ſtellt ſich die im vorliegenden Sitnatiousplane) 
dargeſtellte Richtung für die Brückenanlage als die zweckmäßigſte heraus: 
dam fie iſt nach derjelben in der fürzeiten Strecke auszuführen md ver: 
mittelt die Directe Ausfahrt nad) den drei Hauptverkehrsrichtungen, nach 
Bien und Krems, Linz und zur Naijerm Eliſabethbahn am rechten Urer; 
nah Pögſtall anf der Weitenthalftrage und nach Spiß und Krems und 
Perſenbeug längs der Donau. 

Die Verbindung der Weitenthalſtraße mit Krems dürfte für Die 
projectirte Lcberjegung der Donau Dei Melk eines der gewichtigſten Mo 
mente ſein; deun über dieſe wird bei dem jegigen ausgebreiteten Strafen 
netze im V. O. M. B. und V. O. W. W. die directe Verbindung zwiſchen 
dem ſüdlichen Böhmen, Mähren und Steiermark hergeſtellt werden können: 
die Terrainsverhältniſſe ſind nicht ungünſtiger, als ſie bei den ausgeführten 
Donanüberſetzuugen zu Mauthauſen und nächſt Linz für Die Bahn Yinz 
Budweis geweſen find. Ein Umſtand it hier hervorzuheben. Die Höhen 
lage des Nullpunktes des Melker Pegels correſpondirt nicht mit dem maß 
gebenden Nullpunkte des Steiner Pegels. Im Jahre 1862 betrug Der 
höchſte Waſſerſtand 18° 8" — 15800 m über Null zu Stein, im Melk 
1766 Mieter; die obwaltende Differenz dürfte wohl dem uungeregelten 
Zuſtande des Stromes zuzuſchreiben jet, denn die Durchilußweite beträgt 
an der Steiner Donaubrücke unr 396 Mieter, während Te Sich hier anf 
die Länge von 36925 Mieter md mit Einrechnung Dev Breite Des 
Melker-Armes per 169 Meter auf 93425 Meter erſtrecktt, das 409 Meter 
breite Inundationsterrain nicht eingerechuet. 

Es kaun mit Grund vorausgeletr werden, daß mit Dem Foriſchritte 
der Donanregulirnngsbanten bei Melt, nach dem Abbau des Melter 
Donauarmes und Concentration Des Strombettes 7 Der Zwiſcher!ſſtreche, 
dem Ein- und Ausriunen desſeiben das Strotuproſit, Das Dee it 
Rull-Waſſerſtaude nicht viel über 360 Meter Breile Wa'ier: mie deſirt, 
in größerem Maße ansgetteit und Die Waierhohe vor Sabre ISH2 bei 
den höchſten Waſſerſtänden nicht mehr überſchrilten wird. 

Auf die Annahme und Die bei den neueren Vehdterbaiter am dem 
Tonauftrome zur Anwendung gebrachten Böberwerbaltnde Dusubilndb Der 
Lage der Fahrbahn, der Unterkante dev Coritruriienen Der Brückentrager 
iſt der vorliegende Autrag ausgearbeitet mid ſtelli ſieh inn Folgenden dar: 


1) Der Situationsplan erliegt im der Spareaſſe. 


_ 224 — 


Bon der Linzer Reichsstraße im Markte Melt fol nad) einer kurzen 
Auffahrtsrampe zwiſchen Seitenmanern die hölzerne Jochbrücke errichtet 
werden, welche mit einer Fahrbahnhöhe von 8705 Meter, 28°7* über 
Null in der Läuge von 17985 Meter, 5 Meter Fahrbreite auf 10 
hölzernen Jochen und zwei gemanerten Landpfeilern den derzeit unver 
bauten Donauarm, welcher auch den Melkfluß aufnimmt, überjegen. 

Die Jochöffnungen find von gleicher Yichtweite per 165 Meter ausgetheitt. 

Tie Uferſtraße bleibt unverändert und führt unter dem erſten Joch— 
felde durd). 

Ueber das Territorium der Stiftsau zwiſchen Donauarm und Haupt 
ftrom bis zum Anſchluſſe an den rechtufrigen Landpfeiler der Hauptbrücke 
würde der gefchlofjene Straßendamm mit 1 Meter Höhe der Krone über 
dem Hochwaſſer geführt. Die Straße bätte 5 Meter und 1 Meter beider- 
jeits anzulegenden Bankett, die Dammfrone 7 Meter zu erhalten. 

Zum Schuße des Dammes müßten die Böfchungen bis auf Hoch 
waſſerhöhe, die Anjchlußfegel an die Brückenpfeiler auf die ganze Höhe 
abgepflaitert werden. 

Die Hauptbrücke joll auf zwei gemanerten nad) der Grundbeichaffen 
heit fundirten Landpfeilern und vier Meittelpfeilern aus Quadern, dieſe 
auf Caiſſons gebaut, ruhen. 

Die Fin Terfmungen würden je 76 Meeter Breite beſitzen. 
breiten Gehogee auf 5 > Meter berechnet. 

Es würde die Fahrbahn 10765 Meter — 34‘, die Conftructions 
Unterfannte 9016 == 31° 4" über der Nulllinie beziehungsweiſe 300 
Meter und 215 Meter über dent Hochwaſſer liegen. 

MNach der oben angefügten Bemerkung würden dieſe Hohenverhalt 
niſſe auch dann noch die freie Durchfahrt unter der Brücke geſtatten, wenn 
ſie beiſpielsweiſe bei Stein nicht mehr möglich iſt. 

Tas linke Donauufer iſt an der Stelle, wo der Brückenkopf an: 
zulegen wäre, hoch gelegen und fünnten die Abtahrtsrampen zu dem am 
Strome entlang führenden Straßenzuge in bequeniter Weiſe in beiden 
Richtungen bergejtellt werden. Auf die Banfoften für dieſes Object über: 
gehend muß bemerkt werden, daß Die Erd und ‚Selsarbeiten, dann die 
zZimmermann und zum Theile die Meanrerarbeiten nad) dem beſtehenden 
günſtigen Material und Arbeitspreifen berechnet ind; für die Fundirung 
der Strompieiler und Die Lieferung der Eiſenconſtruction aber find die 
Koſten ähnlicher bereits ausgeſührter Tbjecte zur Grundlage genommen 
worden. Hiernach berechnen ſich die Baukoſten approximativ: 


— 25 — 


Gegenſtand 

4. Die Hauptbrücke 

mit 5 Oeffnungen a 76 m, die Pfeiler 
Mittel auf Mittel 80 in entfernt; die 
Landpfeiler auf Betonklotz, die Stern: 
pieilee auf Caiſſons Fundirt, dieie bis 
15 m lang, 5 ın breit, mit 2:30 Arbeits 
raum, die Pfeiler 1U ım lang, 4 m breit 
bei mittlerer Fundirungstiefe von 10 m 

Filenconjtruction: Die Tragwände aus 
2theiligen Fachwerke mit parallelen 
@urtungen Iammt ohrbahneonſirue 
tion von Sol . 

B. Strafiendamm von der Bauptbeiite 
zum Tonauarme, II) Meter lang, mit 
dhauffirter Fahrbahn von 5 in Breiite 
und Leiderjeitd 1 ın Bankett an den 
Böihungen auf Hochwaſſerhöhe av: 
pflaftert an der aufiwärtisen Zeit: 
mit Stein: Bernienvorlage auf 40) m 
Länge, 


röbewerung . . . 2. . Km. 
Chauffirung der Fahrbahı . m 
Zicherheitägeländer . . . ...... m 
Zalondpflafter. . . . .» ....6m 


C. Jochbrücke über Den Tonauarm mir 
3 gemanerten nach der örtlichen Grund 
bejchaffenheit fundirten Londoieitern, 10 
hölzerne Mitteljoche aus oe In Ent 
fernung geitellt, 97 m breiter Falir 
bahn nach dem Normale ver hötternen 
Fonanbrüden conſtruirt, eriordert bit 
Loch Feld ſammt Oberban: 

Endsbäume a 19 u ana, 7 Ztiutba 37 ii. 

Heländer u. Borlaget., 1m, Zu.asen, 

Spannbäune, 170 m da, 2 Zr a 2 dl. 

Jochſtecken in der Länge von 17 bis Turm 

SbZtailtl. 

Bafferruthen 136.12 11.40. „17 

Jochhölzer 120 m g. 2... 

Jochſchallen 47 u In. 2 

Durchzüge 8 u In. I...1. 

Beilogen u. Buuernhö:yr 10, 4. 


Fü rtrage. 





Quan— Koſtenbetrag 
6 pr. Sbiecet nuſaumien 
j Ir. ll. Ir. 


T TUN 


O0 on — 


aa HER) 

—RR 261 

SI) 2163 
Sr 1270 tiu7o7 





2814 1,2370 —— 
15 


226 — 


— EN 

















oſtendet 
Gegenſtand San. pr. osier u — 
—— fl. m N. fr. _ 
Mebertrag . " :1,230.750 | — 
BrudjtreuhölzerödmIg. 100 St. Afl. 3.50 350 | 
Ruthennägel 400 „mn — 0 | 20 | 
Bauernnägel 266 um 0 | . 53 29 
Schwingennägel 24 „u. -.14— | . | 3 36 | 
Jochſteckennägel 600 „p.M.18. — | 
Bilotenfchuhe, 8X. ſchwer 16 „afl. 2.— , 32 — | 
Jochſpangen , 10. ' . 40 — ur 
Jochſchauſchienen ne. | | | 
10er Walzenblech 28 Tafeln „„ 2. - .. 56. — N | 
Jochſpangenklampfen 40 1 60 
Jochſchallnägel 4ß —. Ve 2) 72 
; . 3580) ETy | | 
! — I 
Für 10 Joch und 10 Felder ..... . 31908 80 
Das letzte Jochfeld........ 88320 
2 gemauerte Landpfeiler . . . 2.2... i . BOH0| — | 
Rampenaufſchüttung und Chauſſirung der- | 
felben am rechten Ufer. . 2.2... . j , 350: - 44821 88 | 
D. Tie Auffahrts » Rampen am linken | ' ! 
Donauufer 3. Hauptbrücke nad) dem Mor | i 
male der n. ö. Bezirksſtraßen hergejtellt. | | 
Die beiden Neftungen zufanımen lg.240 m . , — | —_ 3600 — | 
E. Grund. und Gebäude -Einlöfung. f | 
Zur Berftelung der Einfabrten neben der ) f 
Brücke zur Üferftraße in Melt iſt Haus i i | 
Nr. 156 einzulöſen. | | | 
Einſtöckiges Gebäude mit circa 120 m ; | 
Baufläche fammt Baugrundwertha Wfl. . 4800 — Ä f 
Am linken Ufer die in den Bereich der I 
Auffahrten fallenden Gutturparzellenan- u 
theite mit circa I Joch Fläche ... . 100 — | 6800 
F. Für Uferſchutzbauten am rechten Ufer 300 300 | 
(“. Ein ebenerdiges Mauthaus . . . . . 1200 
H. Bauregie und jonftige Auslagen für | 
2 Baniahre . » 22 2 22 20. . — 25618 | 
Zotal- Summe. —5 1,314.789 | 77 


Tie (Frhaltungsaustagen dürfen an der hölzernen Jochbrücke, Clementar- 
fülle ausgenommen, ſammt Aurfichtspevionale betragen pro Jahr 1400 jl., melde 
ji meit der zunehmenden Verſandung des Tonauarmes vermindern Werden. 


Terzeit beichäftiger die berrichende Frequenz an den beiden Ufern 
der Tonau zwei Wierfuhranftalten für den Perfonen und Wagenverfehr, 


— 227 — 


den Transport von lebendem Vieh und Waaren, welcher während der 
Winterperiode durch vier bis fünf Meonate durch die Eisverhältniſſe des 
Stromes wejentlic) beeinträchtiget wird. 

Es kann beftimmt angenommen werden, daß ſich nad) dem Baue 
dieſes Verfehrsobjectes dev Zug der Frachten, welcher ſich unter den gegen: 
wärtigen Verhältniſſen längs dem linken Donauufer mit der Einftellintg 
der Schifffahrt ftant, zu einem ununterbrochenen nach den Diesjeitigen 
Abſatzgebieten heranbilden wird. 

Es war nun die Zeit herangerückt, in welcher alle üöfterreichtichen 
nnd echtpatriotifchen Herzen jchneller und höher pulfirten amd einem für 
das ganze gelichte Heimatland bedeutungsvollen und freudigen Ereiguiſſe 
entgegenjubelten; waren es doc) unr wenige Tage mehr, daß Belgiens 
Königstochter, die dicchlauchtigite Prinzeſſin Stefanie, ihrer neuen 
Heimat Wien zueilen und den Ort Melk auf ihrer Durchreiſe paltiren 
jollte. Alle Hände hatten nun vollauf zu thun, um den Orte ein freund. 
liches und feitliches Gepräge zu geben: voran ging mit leuchtenden Wer: 
ipiele das löbliche Stift Meet, welches die Yänasteite des großen Gebäudes 
in wahrhaft reicher und geſchmackvoller Weite decoriren ließ: Kränze, welche 
gelöſt eine Länge von vielen, vielen hundert Metern zählen würden, ſowie 
Hunderte von Fahnen in allen Farben ꝛc. zierten dasſelbe. Alle 
Gebäude, welche von der Eiſenbahn aus mehr in das Auge genommen 
werden fonnten, wurden in entſprechender Weiſe ausgeſchmückt, ſo dat; 
ſelbſt nach eingehendſter und umſichtigſter Rundſchau fein Haus ohme 
Schmuck oder ohne Fahne zu finden geweſen wäre. 

Endlich am 6. Mai pilgerten ganze Schaaren Volkes zum Bahn 
hofe; denn ſtunden, ja meilenweit, insbeſondere von jenſeits Der Donau 
waren Die Vandleute herübergekommen, um Prinzeſſin Stefanie zu 
ſehen und ehrfurchtsvoll zu begrüßen. 

Mittlerweile war auch die Auiſtellung von den verſchiedenen Behörden, 
Eorporationen und Vereinen mir Deren ahnen ertolgt, als um 2 Uhr 
das Signal die Ankunft Des Zuges verhindiate und ſofort Kanonen 
ihüjte von der Nation des Stiites erdrohnten. Mur wenige Minen, 
und von den am rechten Flügel auigeſtellten Sindiereuden des Lk 
Obergymnaſiums ertönte hundertiaches Hurrah, weiches das weilere 
Signal für Alle war, einzuſtimmen im tanſendiaches Hoch! 

Prinzeſſin Stefanie zeigte ſich am geſchloſſenen Sviegelfenſter 
des Hofwaggons und daulte ſür die Vegrüßung in huldvolliter Weiſe. 

Tauſend und abermals laufend Segenswünſche begleiteten die hohe 
Braut! 


188 


2 


1882 


— 228 — 


Gegen Ende des Monates Mai wurde mit einer theilweiſen Ab 
grabung des Seitentheiles der Hauptſtraße begonnen, um ein neues und 
breiteres Trottoir zu ſchaffen, deſſen Pflaſterung beim Hauſe Nr. 111 
begonnen und vorläufig bis zum Hauſe Nr. 102 fortgeſetzt wurde: des 
gleichen kam auch die Pflaſterung der Straße vom Markte bis außerhalb 
des ſogenannten Jägerhauſes zu Stande. 

Am Abende des 11. Juni 1882 wurde über Erſuchen der Orts 
gruppe Melk von Seite des Melker Singvereines in den Vereinslocalitäten 
zu Gunſten des deutſchen Schulvereines ein Concert abgehalten, bei 
welchem folgendes Programm durchgeführt wurde: Feſt Unverture von 
Joſef Sof, „Am Sonntag”, Chor von Abt, „Lied der Teutfchen in 
Oeſterreich“, Chor von J. A. Sofoll, „Elavierpicce”, „Meine Meutter 
Iprache”, Chor von E. S. Engelsberg, „Balletmuſik“ für Streichorchefter 
mit Slavierbegleittung von Schubert, Anſprache von Leite des Vereins 
vorftandes, „Tas deutſche Lied'. Sämmtlichen Vorträgen, insbejondere 
der Feſt Ouverture von Joſef Jokl, der Compofition von Joh. A. Sokoll 
„Lied der Deutſchen in Oeſterreich“ und ſelbſtverſtändlich dem „Deutſchen 
Liede“ wurde reicher Beifall gezollt; auch die Anſprache von Seite des 
Bereinsporjtandes Linde wurde beifällig aufgenommen. Dieſelbe lautete: 

Geehrte Auweſende! Es iſt von Seite der Leitung der Ortsgruppe 
des deutſchen Schulvereines in Melk an den Singverein der ehrenvolle 
Anftrag ergangen, eine Production zur materiellen Förderung des deutſchen 
Schulvereines zu veranſtalten, ber welcher auch iber den deutſchen Schul 
verein ſelbſt, über das Weſen und Wirken, ſowie über die Zwecke des 
ſelben die Sprache ſein ſoll, um dadurch den Bewohnern Melks eine 
Anregung zu geben, dem deutſchen Schulvereine als Mitglied beizntreten 
und dadurch die allgemeine Sache zu Fördern; es iſt daher mir als 
Vorſtand des Vereines gewiſſermaßen die Berechtigung ertheilt, von dieſer 
Stelle aus über Zweck und Wirken des deutſchen Schnulvereines, ſelbſt 
verſtändlich in kürzeſter Weiſe, zu berichten, und ich kaun wirklich ſagen, 
daß ich dieſem Auftrage auch mit großer Freude nachkomme, gerne jede 
Gelegenheit ergreiſend, wo es ſich m Förderung Der Schule, Liebe zum 
Vaterlande, und um das Intereſſe der nationalen Sache handelt. 

In jüngſter Zeit iſt überhaupt bei allen Nationen das Nationalitäts 
princiv mehr deunn je auigelaucht, Jede Matten trachtet, ein mehr oder 
minder abgeſchloſſenes Gare zu bilden, und dadurch wurde mehrfach der 
Verſuch gemacht, deutſche Sinne und Bildung und die deutſche Sprache, 
welche ſich vieliach eingelebt haben, nicht immer in der freundlichſten 
Weiſe zurückzudräugen. 


— 229 — 


Somie man einft ben Lefterreichern von verfchiedenen Seiten den 
mehr oder minder gerechten Vorwurf des Germanifirens machte, jo wurde 
und wird uun von Nation und Natiönchen verjucht, das deutſche Element 
zurüdzudrängen und entweder magyariirt, ezechiſirt, ſſoveniſirt und ſofort 
bis - wicht immer mit Grazie — ins Unendliche. 

Lange, lange Zeit hat der Teutfche, Haben die Deutſchen mit ihrer 
altbefaunten Langmuth und mit gemüthlicher Ruhe zugefehen, doch endlich 
ermannten fie fich, proteftirten gegen die Verdrängung des deutſchen Ele: 
mentes und gaben diefem Proteſte geſetzlichen Ausdruck durch die Bildung 
des deutſchen Schulvereines. 

Der deutſche Schulverein hat ſich den Zweck geſetzt, in Oeſterreichs 
Ländern mit ſprachlich gemiſchter Bevölkerung, beſonders au den deutſchen 
Sprachgrenzen und auf den deutſchen Sprachinſeln die Beſtrebungen 
zur Erlangung und Erhaltung deutſcher Schulen zu unterſtützen. 

Der deutſche Schulverein iſt kein politiſcher Verein, den großen 
politiſchen Tagesfragen ſteht er theilnahmslos gegenüber, aber die deutſche 
Sprache, die deutſche Ueberzengung, die deutſche Schule hält er feſt, nur 
dieſe und ſich ſelbſt haltend, ohne germaniſiren zu wollen, ohne eine 
andere Nation, ſeien ſie Slaven, oder wie ſie immer heißen mögen, zu 
unterdrücken oder zu verletzen, nur den Kindern, der Jugend und der 
deutſchen Nation zum Schild und zur Wehr dient der deutſche Schul 
verein. Und wahrhaftig, wenn auch nicht alles erreicht, wenn auch nicht 
ide Hoffnung fich ſchon eriüllte, vieles iſt geicheben, vieles iſt bereits 
erzwect worden. 

Biden Sie hin, auf die jüngſten Vorgänge tm Wien, auf die vor wenigen 
Tagen dortfelbjt abgehalten Verſammlung der Ortsgruvpen des Dentchen 
Schulvereines. Weber >00 Telegirie, eine Elite der Denen Mation, 
nicht als 50. (00 Mitglieder des deutſchen Schulvereiſtes repräſentirend, 
waren zugegen, und Die bei jener Verſammlung geſprocheuen, Her empf 
denen und herrlichen Worte ſind Ihnen gemiß größtentheils ans Den 
Zeitungen bekannt und es würde viel zu weinmſühren, dieſelben auch nur 
theilweiſe zu veproduciren. 

Diefe Beſtrebungen des dentſchen Sihnlvereines, dieſe nationale 
Sache zu unterſtützen, iſt Pelichi, DI Ehreuſache eirres Jeden, der ſich 
Deutſcher nennt, und keiner moge glauben, daß Me vielen übrigen Mit 
glieder des Vereines, wenn derſelbe auch den Namen „Tentiber Schul 
verein“ führt, nicht gute Parrioten, nicht auch wahrhaite Oeſterreicher 
ſind und bleiben werden. 


Möge daher jeder von ung, mögen daher ingbefondere die deutſchen 

rauen diefe Prlichtiteuer von einem Gulden jährlich verwirklichen, mögen 
jie ſich, wenn 05 jein müßte, in einem Jahre ein Band oder ein cinziges 
Paar Handjchuhe verfagen, ich kann Ihnen die Verſicherung geben, daß 
wir vor deutjchen Frauen, welche dies durch die That beweifen, gewiß 
noch viel tiefer als ſonſt den Hut ziehen, wenn auch der Handſchuh 
gänzlich Fehlen jollte. 
Möge mir wenigftens in Melk nicht mit der landläufigen, allgemem 
befannten Floskel entgegnet werden: ja mein Gott, die Steuern find fo 
boch, der Verdienſt ift jo gering, mit beſtem Willen ift es nicht möglich! 
Ich antworte darauf: ES ift richtig, Die Steuern find hoch, ſind drückend, 
\ind ſchwer, vielleicht für manchen nahezu unerſchwinglich, der Verdienft 
gering, der Verkehr ein trijter, find die Verhältnifje aber irgendivo anders 
beffer? Sie find nahezu überall diefelben, während aber in anderen Orten 
Semeindenmlagen bis zu 200°, eriftiren, hat Melt gar feine, während 
andere Orte zum Schuldenmachen greiten, bat Melk keine der Neuzeit 
angebörigen aufzuweiſen. Durch die Mumnificenz der Sparcajfe, welche in 
materieller Beziehung gewiſſermaßen der Schutzengel von Melk genanıt 
zu werden verdient, und jo Gott will noch viele, viele Jahrzehnte bleiben 
wird, ift der Geldbeutel des Vürgers, Des Stenerträgers viel weniger, 
als irgend an einem anderen Urte in Anſpruch genommen. 

Toch haben auch Melk und feine Bewohner ihre Opferwilligkeit 
im Verlaufe dev Jahre oft und abermals durch die That bewielen; ich 
erinnere an die Jahre 1850 und 1866, ich erinnere an das Comité für 
Die Familien der in Bosnien befindlichen Reſerviſten, welches an einen 
einzigen Nachmittage ein Erträgnis von über TOO Fl. erzielte, ich erinnere 
an die vielen vollwichtigen Sammlungen ber euer oder Waſſerſchäden, 
auch wenn jelbe für Ungarn stattgefunden, immer it Melk für feine Ver 
hältniſſe in anuſehnlicher Were eingelchritten: ich bin auch überzeugt, daR 
es nur der Anregung bedurfte, um Meets Bewohner Mir Die eminente 
Bedeutung des deutſchen Schulvereines zu begeiſtern und ſage ſchließlich 
Dank, herzlichen Dank jenen Männern, welche an der Spitze des Vereines 
Steben amd mit Auigebot all! ihrer geiitigen und materiellen Kräfte den 
jelben in's Lehen rieſen und mit bieuenemſiger Thätigkeit hegen und 
pflegen. 

Laſſen Sie uns unn thätige Miiglieder des deutſchen Schulvereines 
ſein, erinllt von dem Bewnßiſein, daß wir dadurch tauſenden von dentſchen 
Kindern müten, welche einſt erwachſen alle jene ſegnen werden, welche 
beigetragen, daß aus Ihnen Männer herangebildet wurden, die dentſches 


— 231 — 


Beten, deutſche Art nnd deutjches Nationalbewußtſein ſich bewahrten, dabei 
ad) wahrhafte Söhne Defterreichs bleiben und dies Alles zu jeder Zeit 
und an jedem Orte beweiſen werden. „Deß walte Gott!“ 

Am 1. Juli d. 3. trugen fie in Melt einen Mann zu Grabe, 
deſſen Wirken fchon von früheſter Jugend au ein vechtliches und um den 
Markt Melt ein vielfach verdienjtliches geweſen, einen Mann, welcher mit 
allem Eifer und mit aller Hingebung für das Gemeindewohl nnd insbe 
jondere für das ihm zur zweiten Seele gewordene Juſtitut der Sparcaſſe 
arbeitete, weichem „iuftitute er, dem Tode ſchon nahe, noch immer feine 
geiftige Kraft widmete. Nach langem Leiden war nämlich Herr Anton 
Schober, Gemeinderath, Sparcaſſe Caſſier ꝛc. geftorben, ein Maun, wie 
deren wenige im bürgerlichen Leben zu finden ſind. Ein Herz voll edler 
Empfindung und Wärme für alles Rechte und Gute war ſtille geſtanden, 
und bitteres Weh durchzuckte die Herzen ſeiner vielen Freuude. Seine 
Thätigkeit, ſeine Verdienſte beſchräukten ſich wohl nur auf Melk und Um— 
gebung und auch nur in der allgemeinen Anerkennung von Seite ſeiner 
Mitbürger, in ihrer Liebe und Freundſchaft mußte er für ſein Wirken 
und Schaffen ſo würdige Genngthuung erhalten. 

Die Mitglieder des Singvereines ehrten deſſen Audenken, indem 
von Seite des Vorſtandes ein mit dem Sängerzeichen geſchmückter Kranz 
aus friſchen Blnmen anf Schober's Sarg gelegt wurde, ſowie durch 
Abſingung eines Grabliedes in der Piarrkirche. Während der Sarg im 
Friedhofe in die Tiefe geſenkt wurde, ſang das Qnariett des Vereines 
‚Letzte Trene“ von Storch. Mein Ange blieb trocken, Die Sänger warfen 
als lebte Licbesgabe ihre Roſeuſträußchen, Die Sie vorber an der Brit 
gehertet Hatten, im den Dunklen Raum bunter und flüſterten unter 
Thränen: „Ruhe ſauft, Du edler Freund!“ 

Durch eine Abrutſchung Des Eiſenbahndammes wurde Die vor Miet 
auf der Linzerſtraße ſtehende alte Säule, das ſogenaunte „Veurlaubnugs 
frenz“, welches im Sabre 1625 von einem Schiffmeiſter errichtet wurde, 
am 11. Dat d. J. nahezu zerſtört. Durch eine ſofort eingeleitete Samm 
[ung war es ermöglicht, dieſe ſchöne Sänle durch den Steinneßmeiſter 
Joſef Leutkawäger in urſprüuglicher Form wieder herzuſtellenn 27. Angnſt!. 
Dieſelbe trägt auf einer Fiäche in Wappenform aus Stein Die Schiffer 
Embleme, Ruder und Hacken, ſowie Die Jahreszahl 1625, darunter Die 
Buchſtaben P. G. und M. G., auf der Vorderſeite gleichfalls Die irüher 
angedeuteten Embleme im Schwarz und die Buchſtaben IE l'. 8. J. 
G., fowie die Jahreszahl 1704, ferner ein bübjches Marieubild, auf der 
dritten Seite die Inſchrift: Renovirt 1881. 


1882 


1882 


Im October d. J. wurde ein Antrag auf Ankauf einer Dampf 
fähre, welche den regelmäßigen Verkehr mit dem jenſeitigen Donannfer 
heritellen jollte, einſiimmig angenommen und behufs der Durchführung 
ein eigenes Comité gewählt. 

Anläßlich des am 8. December d. J. ſtattgefindenen Brandes des 
Ringtheaters in Wien war eine Sammlung für die Hinterbliebenen der 
dabei Vernuglückten eingeleitet worden, welche mit den von der Sparcaſſe 
im Melk geſpendeten 100 Gulden ein Ergebnis von 212 7. 30 fr. öſterr. 
Währ. lieferte. Tiefer Betrag wurde ſofort feiner Beſtimmung zugeführt, 
worüber Die Empfangsbejtätigung des Gemeinderaths Präſidiums von 
Wien vom 25. December mit dem Ausdrucke Des Dankes für das tele 
graphiich ansgeiprochene Mitgefühl vorliegt. 

Am 9. März 1882 ſtarb Herr Adam Wandl, welcher dich viele 
Jahre der Semermdevertretung angehörte und unter Dem Namen „apa 
Wandl“ als vorzüglicher Wirth in den weiteſten Streifen eine ſehr bekaunte 
und beliebte Perſönlichkeit war. 

Renovirt wurden in dieſem Jahre das Zparcaflegebäude, ſowie die 
Statne Des heiligen Johannes am Marktplatze: gänzlich abgetragen wurde 
das dem lüblichen Stiite gehörige Togenamme Waſchhaus und dafür ein 
nenes mit allen nothwendigen Maſchinen verſehenes bergeftellt, welches als 
Specialität geradezu eine Seheuswürdigkeit zu neunen iſt. Dasſelbe trägı 
die Auiſchrift: Wexander Abbas Erexit 1882. 

Laut eines Erlaſſes der k. k. Bezirkshauptmannuſchaft St. Pölten 
wurde der Gemeinde Melt aufgetragen, anf die Erbannng eines gemein 
ſchaftlichen Schlachthauſes durch Die Fleiſchſauer außerhalb Des Ortes 
hinzuwirken. Dieſer in ſanitärer Beziehuug hochwichtigen Frage wurde 
die vollſte Anfmertſamtkeit geſchentt, doch ſtellten ſich insbeſondere wegen 
Mangels eines entſprechenden Plaßbes und Der damit verbundenen noth— 
wendigen Bewäſiſernng dev Durchfjührnng To große Hinderniſſe entgegen. 
daß vorläuſig von Der Erbauung abgeſehen werden mußte. 

Im Anange des Monats Mat wurde Die groſie Schener, ſogeuaunte 
Pott Secheuer, wegen Feuergefährlichtein eudlich abgetragen und an dieſer 
Ziele von Zi der Sparcaſſe in Melt ein Zinshaus erbaut: den Plan 
zu ſelbem lieſerie Herr Stadthaumeiſter Schönbichler, welcher auch 
den Van in vorzugtſiher Weiſe ausinhrte. 

Na-bden Das Mandat der Gemeindevertretung mit Ende Juni 
ſeinem Eude zugnig, ſo murde beiblerien, Hr die Neuwahl dei 23. nnd 
26. Inni ECG, und zwar den 25. Inni, 1 Uhr, die Wahl für 
den Dritten und Den 26. Junt, + Uhr Nachmittags, fir den zweiten und 


— 233 


mittelbar darauf die Wahl für den erſten Wahlkörper feſtzuſtellen. 
Das Reſultat der ſtattgefundenen Wahl war folgendes: Bürgermeijter : 
Here Joſef Piſchinger; Gemeinderäthe: die Herren Franz X. Yinde, 
Auguſt Weidinger, Joſef Schaider, Ludwig Brinzl: Ausſchüſſe: 
die Herren Joham Altermann, Joſef Feßl, Say Gleiß, 
Dr. Johanu Hueber, Franz Hutter, Theodor Jungwirth, 
Mor Krenn, Joſef Niederreiter, Johann Reckentrag, Fran 
Schöneck. 

Bei dem in den Tagen des 10, 11. und 12. Augnſt d. J. in 
Hamburg ſtattgefundenen großen allgemeinen dentſchen Sängerfeſte war 
außer der Stadt Wien Melk der einzige Ort von Niederöſterreich, welcher 
ducch eine Deputation ſeines Singvereines mit der Fahne vertreten war. 

Segen Ende des Monates September, als die Nachrichten von den 
verheereuden Elementarereigniſſen, welche das Laud Tirot betroffen, immer 
erniter und tranriger lanteten, da war wohl allerwärts und auch in 
Riederöfterreich der erſte Gedanke, Die unn allgemeine Noth nach Kräften 
zu lindern, helfend und rettend den verarmten Bewohnern Tirols beizu 
jtehen, um fo einigermaßen das über ſie hereingebrochene Elend zu 
mindern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, die verwüſteten Fluren 
nenerdingö zu fruchtbaren nud erträglichen zu geitalten. Oft nnd viel: 
mals hatten wir Gelegenheit, zu beobachten, daß in dieſer Beziehnug ein 
edler Wetteifer ſtattgefunden und daß die verichtedenften Gedauken und 
Ideen erfaßt wurden, um möglichſt günſtige und ausgiebige Reſultate zu 
erzielen. 

Daß große Städte und namentlich unſer herrliches Wien bei allen 
Belegenheiten ihre warm fühlenden Herzen md ihren Wohlthätigkeitsſinn 
in gläuzender Weiſe bethätigen, it nahezu ſelbſtwerſtäudlich und ſprich 
wörtlich geworden, daß vs aber auch in Heinen Orten möglich, nicht nur 
erfolgreih an den Wohlthätigkeitsfun der Vevölkernug ſich zu wenden, 
ſondern daß, wenn dies eben in der richtigen Weiſe geſchiehl, ganz er 
freuliche Reſnltate dabei zu Tage kommen tönen, davon gab Mell neuer 
dings einen Beweis. 

Nachdem allen voran das löbliche Stiit Melk einen Betrag don 
00 fi. ö. W., die Sparcaſie 100 71 geſpendet, Die Gemeinde eine weitere 
Sammlung eingeleitet hatie, wurde auch Dev Gedauke, Die Privat Wohl 
thätigkeit noch anf andere Weiſe heranzuziehen, zur ſchuellen DTurchiührung 
gebracht; da nämlich einerſeits Die Jeit Teblte, ein Wohlthatigkeits Coucert 
zu veranſtalten, andererſeits die Befürchiung nahe lag, daß, nachdem erſt 
im jüngfter Zeit cin ſolches Jtattgefunden, die Beiheiligung der Bevölkerung 


1883 


— 234 — 


feine allzugroße fein dürfte, To wurde von einem Mitgliede des Unartettes 
des Melker Singvereines, Herrn Joſef Hummel, der Vorſchlag erftattet, 
einen jeiner Zeit gut aufgenommenen Scherz nun im Ernte durchzuführen, 
nämlich das Quartett (die Herren Hummel, Haidvogl, Gamon und 
Dr. Kopp) möge als Tiroler Sänger Geſellſchaft, durch einige Tamen 
verftärft, in Tiroler Nationaltracht an verjchiedenen Orten Wohlthätigkeits 
Borftellungen geben. Frl. Marie Jokl und Frl. Sofefine Blieweis, 
jowie Herr Peter Jokl fagten gleichfalls in freundlicher Weiſe zu, die 
Nationaltrachten wurden von Tirol durch die gütige Vermittlung des 
Herrn Kirchlechner, Commnunal Benvalters in Schwaz, leihweiſe hieher 
gejendet und in wenigen Tagen hatte die Sejellichaft ein Reinerträgnis von 
443 fl. 67 fr. ö. W. erzielt, welches ſofort feiner Beſtimmuug zugeführt wurde. 

Es ſind alſo von Melk allein über tauſend Gulden für Tirol ge 
ſpendet worden, mithin der Zweck, welcher vom erſten Anfange in's Auge 
gefaßt wurde, nämlich feinen Mitmenſchen zu heiten und ihnen nad) 
Kräften in Noth und Gefahr beiznſtehen, volltändig erreicht worden, 
getren dem ſchönen Spruche: Es darf, joll es für andere nur geicheh'n, 
das Lied wohl bei der Liebe betteln geh'n.“ 

Tas Jahr 1883 erbrachte im Monat Jänner eine der größten 
Ueberſchwemmungen; went and dag Waller nicht die Höhe wie tm 
Sabre 1862 erreichte, To trat dennoch die Donau jo weit aus ihrem ge: 
wöhnlichen Bette, daß der halbe Parrplab von Melk vollitäudig über 
ſchvemmt war. 

Zobald es mm die Stromverhältniſſe zulichen, wurde m Monate 
Februar mit Erbanung eines Dammes begonnen, welcher die Inſel, an 
der die Tammprichiffe landen, mit der nach Krems ſich Hinzichenden Straße 
verbindet: zu gleicher Zeit wurde auch der Landungsplatz der Dampfſchiffe 
bedentend näher ſtromaufwärts gegen den Markt Melk verlegt. 

Wie ſchon Früher erwähnt, war im Uctober des Jahres 1881 der 
Beſchluß gefaßt worden, eine Verbindung mit dem jenſeitigen Donaunter 
durch eine Dampffähre herzuſtellen, und viele ſtundeulange Beſprechungen 
und Verathungen führten endlich dahin, einen Propeller anzukaufen, welcher 
anch wirklich im Winter des Sahres 1882 anlangte. 

Tas Schiff wurde unn, weil nothwendig, auf der Schiffswerfte der 
f. £. priv. Donan Dampiſchifffahrts Geſellſchaft in Korneuburg einer gründ 
lichen Renovirung unterzogen und überwinterte dortſelbſt. 

dei erſten Tagen des Monates April d. J. landete der Propeller in 
Melt, und am 10. April wurde eine Proberahrt unternommen, bei weicher 
ſich die volllommeue Zicberbeit des Schiffes in jeder Beziehung erwies. 


— 235 — 


Schon hatte es den Anſchein, als ſeien alle Borurtheile geſchwunden, 
alle vorgefaßten mitunter bösmwilligen Meinungen und die geradezu un 
endlich anftrengenden Vorarbeiten fiegreich) überwunden, da nahte der 
15. Aprit und mit ihm die nachſteheude verhängnisvolle Ktataftrophe. 

Es war Sonntags Nachmittag gegen ':, Uhr, als das Dampf 
boot „Sitela“, welches an diefem Tage zum eriten Male die Bergfabrt 
unternommen hatte, die Station Melk pajlirte und gegen Luberegg binanf: 
ruhr ; der Sapitän des Propellers, welcher bereits von Luberegg abgefahren, 
wollte noch vor dem bereits ganz in der Nähe fahrenden Dampfboote die 
Breite des Stromes hinüberfahren, doch die Strömung war zu ſtark, die 
Maſchine des Propellers zu wenig fräftig, der Dampfer „Giſela“ bebanp: 
tete unabänderlich feinen Curs, und cin ZIuſammeuſtoß erfolgte, bei welchem 
vier!) von den auf dem Propeller befindlichen Perſonen das Yeben in 
den Wellen einbüßten. 

Wir wollen und werden heute, obſchon Längst Klarheit in die traurige 
Angelegenheit gefommen, gewiß niemanden veranhvortlich mache: nur 
conjtatiren wir, daß der Schluß des Dramas cite Gerichtsverbandlung bei 
dem f. k. Kreisgerichte Krems und Die Verurtheilung Des den Yropeller 
führenden Capitäns bildete. 

Selbitverftändlich mußte der weitere Vetrieb ſofort eingeſtellt werden. 
Erit am 22. Mai 1884 laugte von der hoben E k. Statthalterei die Be 
willigung zur Inbetriebſetzung des Propellers ein und begannen nun auch 
die regelmäßigen Fahrten: nach einem regelrechten Betriebe von drei 
Jahren erwiefen ſich jedoch die WBetriebsipeien als viel zu groß, Das 
Unternegmen wurde aufgelaften und beichlofien, das Schiff zu verkaufen. 

Wir haben nur noch zu erwähnen, daß ſicher alle, welche ſich jo 
viel umendliche Mühe und Arbeit um das Gelingen und Zuſtandekommen 
des Unternehmens gegeben baben, Die dabei gemachten mehr als unange 
uchmen Erfahrungen noch lange ibrem Gedächtuifſe Her eingeprägt erbalten 
werden. Es dürfte fiir die der Zeit ferner Stebenden Perſonen oder auch 
für die nachfolgende Generation nicht nuiutereſſant ſein, an dieſer Stelle 
eine der jährlichen Schlußrechnnugen des Propellers herauszuzielſen, welche 
in vielfach gefürzter Weiſe ſolgendermaßen lautete: 

Finnahmen: Gajja Reit vom Jahre 1885 Ende Mai. 22 200. il. 80,37 
Bon der Gemeinde Met erhalie.... 1012.53 

Beförderung von 25.306 Besionen durch den Propeller, ĩowie 

Beförderung Der Pol vom 1. Juni 1885 bis 18, 
November INSD oo 2 0 ren 1701.08 


Uebertrag. fl. 2S0H.H8 


1) Joſef Zoll, Agnes ot, Maria Niederreiter, Friederile ZJeebe. 


1884 


— 236 — 


Uebertrag. fl. 2805.18 


Beförderung von Frachten . . . . . ee ..n 21658 
Beförderung von 5023 Perſonen durch die Ruderſchiffe 

von 1. Juni bis Ende December........ ..e „341.66 
Ruderſchiffe FFrachtenbeförderumg . > 2 2 2 2 nn „ 173.06 
Für Sohlen - Verkanf... „51.40 





fl. 3588.58 


Tiefen Enmahmen gegenüber ftellte fi) mn im dieſem Jahre Die 
gleiche Summe als Ausgabe entgegen ! 

Ten 29., 30. und 31. Inli tagte der n. ö. Forſt Congreß in Melt; 
demfelben zu Ehren wurden verjchtedene Feſtlichkeiten veranſtaltet. 

Nachdem ſich ſchon vor einiger Zeit eine Section des n. ö. Tonriſten 
CElnbs gebildet hatte, waren im Verlaufe der Zeit deren Beſtrebungen fort 
während daranf gerichtet, Wege zu verbeſſern, dieſelben zu markiren 2c. 
und gipfelte ſich deren Thätigkeit in dem Bane einer Unterkunftshütte anf 
dem Janerling. Dieſelbe wurde dent hochw. Herrn Profeſſor Viucenz 
Staufer zu Ehren „Stauferhütte“ genannt und am 25. Mai 1884 
feierlich eingeweiht. 

Die Weihe nahm Profeſſor Staufer unter Aſſiſtenz des hochw. 
Herrn Pfarrers von Maria Laach im Beiſein von nahezu tanſend Menſchen 
vor. Während des Abſtieges zeigten ſich ſchon Gewitterwolken, und kanm 
war der größere Theil der Geſellſchaft in Maria Laach angelangt, brach 
das Unwetter los. Einer der zahlreichen Bliße ſchlug in ein Bauerngehöft, 
welches ſofort lichterloh brannte, während der junge Befiger desſelben 
tödlich getroffen worden war. Ju Heinen Partien und mehr oder minder 
durchnäſtt langten die Theilnehmer au der Schön begonnenen Unternehmung 
Abends in Melk wieder cu. 

Es war die Kunde hieher gedrungen, daß am 14. Inni d. J. der 
„Donan Verein“ in Wien, eine Vereinigung aus Fachmännern und ber 
vorragenden Mäunern dev Wiſſenſchaft, eine Studienreiſe von Wien nach 
Paſſau unternehmen würde, um zu unterſuchen, wie und in welcher Weile 
Die ſeinerzeit vorzunehmende TDonaureguliruug vorgenommen werden ſollte, 
gleichzeiiig aber. um Die Wünſche und Vorſchläge jener Gemeinden oder 
Ortſchaiten eutgegeuzunehmen, welche an oder ſeitwärts der Donau ſich 
beſinden. 

Nachdem dieſe Angelegenheit an und fir ſich für Melk von großer 
Wichtighkeit war, wurden ſoiort Die hierortigen Anſichten und Wünſche 
entworien, hieranf in Truck gelegt und jeden Mitgliede Des genannten 


2337 — 


reines ein Blatt davon übergeben mit der Bine, die in ſelben aus 
geſprochenen Wünſche einer eingehenden Würdianug unterziehen zu wollen. 
Tiefe Wünſche lanteten: 


P. T. 


Die Bereinigung jo vieler mid ausgezeichneier Fachmänner und Die 
von denſelben projectirte Beſichtigungsreiſe der Donau und ihrer diverſen 
Lagerplätzen hat den ergebenſt Gefertigten den Gedanken nahe gelegt, Die 
Aufmerkſamkeit der P. T. Herren auf einen Ffir den Ort Melk und deſſen 
Gemeinwohl außerordentlich wichtigen, jür den geichäftlichen Verkehr und 
fir Juduſtrie und Geſundheit im jeder Beziehnnug weientlichen Punkt zu 
lenken, und ſtellen die Gefertigten die Witte, Die nachſtehend angeführten 
Daten einer geneigten eingehenden Würdignug zu uunterziehen. 

Ein kleiner Theil der Douau biegt unterhalb Weitenegg rechts ab 
und bildet den ſogenanuten Melker Arm. 

Nach dem Situationsplane der k. k. Donauregulirungs Commiſſion 
würde dieſer Arm durch einen Damm vollſtäudig abgebaut, um eine Ne 
gulirung der Donau durchzuführen, welche aber nur ſcheinbar genaunt 
werden kann, hi dem Sinme mäntlub, weil jedes Hoclywaſſer oder jeder 
ſtärkere Eisgaug dieſe auf dem Plaue wohl unverrückbare Linie, reſp. 
Tamm, überfluthen und daun wochenlang das alte Bett ausfüllen wirde, 
wodurch Für Melk bedeutende Uebelſtäude geſchaſſen würden. 

Die ergebeuſt Gefertigten würden unn die Bitte am die geehrten 
Herren zu ſtellen ſich erlauben, die ſeinerzeitige Sffenhalmnug dieſes Tammes, 
rip. Die Errichtung eines Cauales, einer geneigten Würdigung zu 1er 
ziehen und erlauben ſich im Nachſtehenden, mm vorläufſig die wihnigſlen 
Gründe, welche hiefür ſprechen, un gedrängteſter Kürze auzuinhreu. 

Nachdem, wie früher erwahnt, Div Vorausſebnuug, daß jedes Mord) 
waſſer den projectirten Tamm überilnihen wird, eine vollftätrdig rinige 
it, nachdem ferner dev Meltliliß, welcher in den lurſigen Torditarmeein 
mündet, immer dieſes Bett heibehalien wird und Ser ISottzskurbeit mit 


nuter ſehr bedentende Tamm tieren ae, tea rs Dome von 
Boden oder eine CEnltiviriia deſelenn noſt vortinreti N. ttitelbe, anti bel 
ſeits verſickert die Melt as om onen itettitz nter i lin Ber 
hältniſſen im Allnvialſchotter vo ont nun hin Arno. orte wuelent 
ansmindenden Gloalvı u. pam, un manteopelh arme Dar don 
dem Orte Meit ein ſtagnirviden Zen Beet, metdat sten Mrant 


beiten zur Folge haben nnuirde und erlaulbzeit mn me, an Adlternenburg 


— 238 — 


hinzinveien, die Bemerkung Hinzufügend, daß ein folcher künſtlich ange- 
legter Fieberherd doc nicht gleichgittig ſein kann fiir einen Ort, der nahezu 
2000 Einwohner zählt, in welchem ſich viele Aemter und ein bedentendes 
k. £ Obergymnaſinm befinden, welch' letzterem Söhne aus den beſten 
Familien des Laudes anvertraut ſind, nud wodurch wohl nicht in letzter 
Linie die gewiß reizende und von Fremden vielfach aufgeſuchte Gegend 
geradezu in einen Seuchenherd verwandelt würde. 

Durch die Feſthaltung an der Abbanung des Melker Armes würde 
and) der Urt Melk in commercieller Beziehung bedeutend geſchädiget, nach 
dem Melk die erſte Station der Weſtbahn iſt, welche von Wien her an der 
Donan liegt, und von welcher unmittelbar nur durch die beſtehende Ver 
fchrsader, die Donau, der Handel mit den jenjeitigen Ortſchaften betrieben 
wird (Meitenegg, Luberegg, Emmersdorf ꝛc. ꝛc.) und durch den Abban 
eine ganz andere noch unbekannte Nichtung nehmen würde, insbeſondere 
müßte die unmittelbar von hier betriebene Flößerei gänzlich eingeſtellt 
werden. 

Aus dieſen angedenteten Gründen, denen wohl noch viele andere 
anzureihſen wären, erlauben ſich die ergebenſt Gefertigten, den P. T. hoch 
geehrten Herren nachſtehenden Vorſchlag zu erſtatten, mit der Bitte, den 
ſelben gütigſt einer geneigten Würdigung zu unterziehen. 

Es möge augeſtrebt werden, daß der ſogenannte Melker Arm nicht 
vollſtäudig abgebant, ſondern in einen Für kleinere Schiffe paſſirbaren Canal 
umgewandelt erde, deſſen Herſtellnug umſo leichter durchzuführen wäre, 
weil das rechte Uſer dieſes in Ausſicht genommenen Canales bereits völlig 
verſichert beſteht und immer als ſolches Lejtehen wird und nur das 
parallele linke Ufer herzuſtellen wäre. 

Die zu dieſem Canale nothwendige Waſſermenge könnte ohne We 
denken dem Hauptſtrome eutnommen werden, weil die Waſſermenge zwi 
ſchen Weitenegg und Schönbüchl eine nugemein reichliche iſt und ein ſehr 
ſtarkes Geifälle bat. 

Die Einengung dieſes Canales würde nur bis zu der projectirten 
Traverſe genügen md würde der untere offengelaſſene Theil als Winter 
hafen und auch zur Eisgewinnung vortreiflich auszunützen ſein. 

Die rein hydrographiſchen Verhältniſſe laſſen ſich recht gut mit 
jenen don Wien vergleichen, und es würde der Melkfluß bier den Wien 
fluß md unſer Weiherbach den Alſerbach von dort bedeuten. In ihren 
Eigenſchaften ſind die Wäſſer gleich geartet. Es iſt rein undenkbar, dieſe 
beiden Zuilnſe To wenig hier als in Wien in ein von der Donau abge 
bautes, der Verſandung auheimgegebenes Waſſerbecken einmünden zu laſſen. 


— 239 — 


Sehr erwünscht und fehr begehrenswerth wäre die über dieſen 
Canal (jebigen Donauarm) projectirte, in dem Sitnationsplan der k.k. 
Donauregulirungs-Commiſſion bereits cingezeichnete Brücke, desgleichen 
die Anlegung der Traverſe anf der Luberegger Au, ſo wie die Verlegung 
der Dampfſchiffſtation an dag Ende der Traverſe. 

Einer beſonderen Berückſichtigung dürfte ſich dann dieſe erſt zu 
ſchaffende Dampfſchiffſtation als Umſchlagſtelle erfreuen, wenn von dem 
Gedanken ausgegangen wird, daß die Weſtbahn bei Freiningau (oberhalb 
Melt) in das Niveau der Donau eintritt, von welchen Punkte aus mit 
Leichtigkeit eine Flügelbahn, den neuen Negulirungsdanm benügend, zur 
neuen Dampfichifffahrtäftation, welche als Umſchlagſtelle durchaus geeigitet 
fit, gebaut werden könnte, welche kurze Strecke feine bedeutenden Koſten 
beanspruchen würde. 

Indem wir diefe Bitte um Aufrechterhaltung des Tonanarınes bei 
Melk, veipective die Errichtung eines Canales, weil dies eine Lebensfrage 
für Melt bildet, den P. T. hochgeehrten Herren einer geneigten eingehenden 
Bürdigung empfehlen, zeichnen mit vorzüglichtter Hochachtung 


Melk, im Juni 184. 


Für die Gemeinde Melt: 
Joſef Piſchinger, Bürgermeiſter, 
Franz X. Linde, Gemeinderath, 


Ludwig Primzt, r 
Auguſt Weidinger, „ 
Joſef Schaider, 


An 16. Juli wurde das Rathhaus renovirt und das in der Mitte 
deöfeiben befindliche Wappen gemalt und vergoldet. 

Wenige Tage daraui, am 20. Kult, fand in Melt ein Sängerieſt 
des |.-w. n. ö. Gauverbandes ſtatt, deſſen Werlauf ein gläuzender zu 
nennen war; der nähere md ausiührlichere Bericht hieruber iſt zu erſelhſen 
in dem gedruckten Jahresberichte Des Melker Singvereines inr das Jahr 
INS4, Seite 24. 

Der 2. October brachte die Mitglieder des internationalen Fiſcherei 
Congreſſes, welche im Stiite Melt ibre Berathungen x. abbielten: Der 
Markt wurde beilaggt. 

Den in dieſem Monat durch Feuer verimmgtüchen VBewohnern von 
dein jenfeits der Donau gelegenen Dorie Zt. Georgen wurden durch Die 
Sparcaffe von Met 175 fli, durch Sammlung 146 fl. 30 fr, zuſammen 


1885 


-- 240 — 


321 fl. 30 fr. öſterr. Währ. unmittelbar einen Tag nad) dem ftattge: 
Jundenen Brande zugewendet. 

sm Jahre 1885 war das Mandat der Gemeindevertretnng zu Ende 
und wurde zur Neuwahl für den dritten Wahlförper der 21. Juni, für 
den zweiten Wahlförper, jowie für den erften der 24. Juni beſtimmt. 

Anfangs März d. J. wurde von der Sparcafie in Melk der welt 
liche Theil der ſogenannten Stittsbreite angefauft und Die Anlage eines 
Parkes, reſpective die Vorarbeiten im Spätherbite (10. November) be— 
gonnen. Yan und Ausführung wurden der Firmna Abel & Comp. 
übergeben. 

Ten 31. Mai, Nachts, brannten in der Stadt Pechlarn über 
40 Häufer ab; in Erwägung des Grundſatzes, „Wer fehnell gibt, gibt 
doppelt”, wurden von Zelte der Gemeinde Melt ſchon im VBormittage 
des I. Inni 200 fl. ö. W. dem Herr Bürgermeiſter von Pechlarn 
zur Verteilung überreicht. 

Von einem raſch gebildeten Comitée wurde zu Gunſten der Abge 
brannten am Wachberge ein Feſt abgebalten, welches das Neinerträgits 
von DO0 SL. ö. W. ergab, welchem die Sparcaſſe in Melk noch weitere 
20 7. ö. W. hinzufügte. 

Am 28. Juni 1885 beging der Melker Veteranenverein das Feſt 
ſeiner Fahnenweihe, an welcher ſich ſehr viele Vereine aus Wien und 
aus der Umgebung betheiligten. 

Nachts 10 Uhr brach im Hauſe Nr. 102 Feuer aus, welches 
jedoch localiſirt wurde. 

Ber der mittlerweile erfolgten Neuwahl wurden nachſtehende Herren 
in Die Gemeindevertretiung gewählt: Herr Joſeſ Piſchinger els 
Bürgermeiſter: als Genmieinderäthe Die Herren: Stanz xav. Linde, 
Auguſt Weidinger, Ludwig Prinzl, Joſef Schaider; als Aus 
ſchüſſe die Herren: Johaun Altermann, Johann Exel, Joſef Feßl, 
Romuald Gumpoltsberger, any Hutter, Theodor Jungwirth, 
Dr. Auguſt Kopp, Iſidor Kreun, Joſeij Niederreiter, Franz 
Zibönedt md Benno Ritter von Paumgartten als Vertreter des 
löblichen Stiites Melk Wirilſtimnie.: 

Anläßlich Des herangerücten SO, Geburtstages Sr. Exellenz Des 
RPräuidenten des oberſten Gerichtshoöies, Herrn Auton Ritter von Schmer 
li wurde beſchloſſen, dem um Das Vaterland ſo hochverdienten Manne 
en Beglückwunſchnugs Telegramm abzuſenden. 

Desgleichen wurde in der Zipung von 8. Auguſt beſchloſſen, den 
hochw. Herrn Dechant und Conſiſtorialrathh Leo Deffenhart anläßlich 


— 241 — 


der Feier feiner Secundiz die Glückwünſche der Gemeinde durch cine 
Deputation zu übermitteln, ſowie an der eier ſelbſt durch Errichtung 
von Ehrenpforten, durd) Pöllerfalven und Beflaggung des Ortes ich zu 
betheiligen. 

Gtetchzeitig wurde auch dem hochw. Herrn Proieſſor Franz Gleiß 
rür die fo viele Jahre hindurch muſterhafte Führnng der Protokolle der 
Dank der Gemeinde jchriftlichh zum Ausdrucke acbracht und das Er 
tregtende Aktenſtück durch eine Teputation überreicht. 

Am 8 Auguſt d. 3. unternahm eine ziemlich große Anzahl von 
der Centrale de niederöjterreichiichen Touriſten Clubs in Wien einen 
Ausflug über Amitetten, Ardagger nach Grein und laugte von dort 
mittelft Dampfboot beiläufig um 5 Uhr Abends in Melk an. Am 
Yandungsplage war fejtlicher Emvwiang von Seite der Section Melk und 
vielen anderen, welche ſich derjelben angeſchloöſſen harten. Der Einmarſch 
nach Melk, bei weldyen von Jung und Ait, unter den erſten von 
vielen Mädchen, hunderte von Lampions getragen wurden, geſtaltete ſich 
ganz intereſſant, umſomehr, da a der Straße entlang große Piannen 
mit brennendem Pech aufgeſtellt waren, welche werben Die Fluthen der 
Tonau befeuchteten; in Melk waren Materanartiere hergerichtet. Die 
Brauerei Prinzl beherbergte allein 10 Mann. 

Am andern Morgen fuhr Die große Werellkbatt minc!it Sonder— 
ſchiff nach Dürrenitein. 

Am 13., 14. uud 15. Seviembern d. J. iand in Miell eine land 
wirthſchafiliche Regional Ausſtellung ſtau. eine der gelur:geniſten ner 
nehmungen, welche der Markt Melt neh me umnternommen hatie. 

Ohne und in eine eingehende Sehildernug derſelben einzülaiſen, 
erbringen wir zwei Berichte aus verſchiedenneti Jeitürgeit: 

Der erſte lautete: 


Ausſlellung und Volkſeſt in Nielk. 

Wer den freundlichen Marti Miell teren, wie er ch Sprit ſtill und 
ruhig, friedlich und ſonnenbeg!äuzt an den Wer der Term birviehn, der 
wird einigermaſſen überraſehrndie iremdarftige Kawioattotnte Der leiten 
Tage beobachtet haben. Tieies base Menſetzengewege, das Daten jeden 
nen ankommenden Zug verſtärkt, Ya in erſter Linie Der Ruüsitellungs 
plag ergoß, um ſich in Der Folge tan dem Warte und dem pracbmollen 
Garten des impoſaunten Stiites zu zerſtreien, war Fr das Mille Mielk 
ſelbſt eine neue Erſcheinung, und verwnuüdert btickten die altersgrauen 
Häuſer in Das moderne fremde Geiriebe. 

15 


1881 


— 22 — 


Das Berdienft, diefe neue Erfcheinung hervorgerufen zu haben, ge: 
bührt in erjter Linie dem rührigen Ausſtellungs -Comite, das im Vereine 
und unterftügt von den Ausftellern einen jo fchönen Erfolg feiner Be: 
mühungen erzielte. 

Wochenlang, feine Mühe fcheuend, Dat dag Comite an dem Aus 
ſtellungsplatze gearbeitet, um ihm, fowie dem anſtoßenden Volksfeſtplatz 
ein möglichjt Feitliches Ausfehen zu verleihen. Dazu kommt nod) ein vor- 
theilhaftes Arrangement durch fachverjtändige Hände, eine zahlreiche Be: 
Ichiefung, ein Einfehen des Himmels, der nad) Regen die Sonnenftrahlen 
herniederjandte, um dag Unternehmen zu einem vollfommen gelungenen 
zu geitalten. Treten wir nun in den Ausftellungsrauın. 

Nenn wir die etwas halsbrechertiche Stiege, weldye einige Stufen 
tief auf die Wieſe hinabführt, glücklich) Hinter uns haben, fo nehmen uns 
gleich die verjchiedenjten Eindrücke gefangen. 

Die Militärcapelle begrüßt uns, und umrauſcht von diefen Tönen 
wenden wir uns einem Glanzpunkte der Ausjtellung, dem Bavillon des 
Stiftes Melt zu. Mar das äußere Arrangement durch niedliche Zwerg— 
obftbäume und prachtvolle Blattpflanzen ſchon ein reizendes zu nennen, 
jo blieb Hinter demfelben das Innere nicht zurück: herrliche Früchte von 
jeltener Größe und Schönheit, vorzüglicyes Dunſtobſt, Bouteillen feinen 
Weines ꝛc. Alles in geſchmackvoller Ordnung, das it in wenig Strichen 
ein Bild dieſes Objectes. Ihm gleichwerthig zur Seite, vielleicht durd) die 
srendartigfeit Des Mlateriales von noch höherem Intereſſe, ſteht der 
Pavillon für Forſteultur, deſſen leichter luftiger Bau aus Baumrinde jo 
prächtig zu dem Ganzen paßte und dejjen innere Austattung, ſowie die 
augen ſich herumzichenden Gruppen von Nadelholzpflanzungen und ver- 
ſchiedenen Bolzarten von großem Intereſſe waren. Nicht unerwähnt laſſen 
dürfen wir die in der Mitte des Pavillons angebrachten prächtigen Jagd: 
gewehre und zierlichen Revolver. 

Bejonders nennenswerth ſind die zahlreichen Lehrmittel-Ausftellungen, 
von denen wieder jene der Ackerbauſchule Edtbof bei Amſtetten und die 
Darftellung der Seldenraupenzucht, zuſammengeſtellt von dem Xehrer 
Prießner in Krems, bejonders empähnt zu werden verdienen. 

Reizend waren Die von Frau Stagl ausgeftellten jiamefischen 
Serdenhühner, ſowie die prachtvollen Cochinchinahühuer und die Brief: 
tauben des Herrn Prinz. 

Auperordentlich ver) beſchickt war die Ansitellung von Rindvieh, 
ſowie jene von Schweinen. Su je einem Exemplar waren aud) das Schaf 
und die Ziege vertreten, feßtere als vierhörnige Merkwürdigkeit. 


— 243 — 


Auch die Feuerjprigen, Wägen, landwirthichaftlichen Majchinen und 
Geräthe Dürfen nicht unerwähnt bleiben. Doch es iſt nicht Zweck dieſes 
Artifels, einen betatllirten Ausſtellnugsbericht zu bieten, Sondern nur ein 
gedrängtes Bild des regen Lebens und Treibens während der Ausitellungs: 
tage zu liefern. Die reichhaltige Ausftellung ſowie das Volksfeſt mit 
feinen zahlreichen Beluftigungen waren vollitändig gelingen, was wohl 
nicht anders zu erwarten war, wenn ein Comité, das aus jo tüchtigen, 
umjichtigen Männern gebildet war, die feine Arbeit und Opier ſcheuten, 
um dem Unternehmen ein Gelingen zu fichern, an der Spitze ſtand. 

Dazu die liebliche Umgebung Melfs das impojante Ztift mit 
feinem großen Garten und den veizenden Ausſichtspunkten auf Die Donan 
und das Donauthal, am jenjeitigen Ufer Emmersdort, freundlich und 
einladend herübergrüßend, jtromabwärts die weißen Mauern Des Schloſſes 
Schönbühel im Sonuenglanze heraufleuchtend. Fürwahr! Melk iſt ein 
Ort, des Beſuches werth, und keinesfalls wird einer der Ansitellungs- 
beſucher den Ausflug nach Melk bereuen. 

Melt hat Glänzendes geleiſtet, und die Tage des 15, 14. und 
15. September werden einen wertbvollen Theil im Buche ſeiner Er: 
mnerungen bilden. 

Der zweite, einem Wiener Dlatte entnommene, etwas gelürzte Bericht 
erzählt ‚Rachitehendes : 


Die fand- und forſtwirthſchaflliche Ausflellung in elf. 

Die Ausstellung war reich beſchickt, das Arrangement ein vorzügliches, 
und das fichengliedrige Comitee, Dem in erſter Linie das Berdtenit Des 
tadellojen Zuſtandekommens dieſer prächtigen Ausſtelluug gebührt, bat 
weder Opfer noch Mühe geſcheut, um den Beweis zu liefen, daß Melt 
Gediegenes zu leiſten im Siande iſt. 

Um 1/9 Uhr raugirte ſich ein wohlgeordneter Zug durch Die reich 
beflaggte Stadt, der ſeinen Weg vom Raihhaus mach dem Ausſtellungs 
plage nahm und von der am Platze ſchon beſindlichen tauſendköpfigen 
Menge ſympathiſch und jubelnd begrüßt wurde. 

Ein allerliebſtes herziges Minderpaar im Coſtüme als Bauer umd 
Bäuerin mit Senſe md Mechen, die wichtigiten Werkzenge Des Ackerbaues, 
eröffneten den Zug, au dieſe ſchloßen ſich weißgetteidete Mädchen au, 
welche die Preismedaillen trugen, daun folgien Die Fahnen and Barmer, 
beſteckt mit den zahlteichen reifen: an Diele veibten ſich Die Preisrichter, 
bierauf folgte das Gomiti, an der pipe Abt Alcxauder Karl. 

16 


1835 


INN) 


— 244 — 


Am Ausſtellungsplatze angelangt, wurde die Ausſtellung für cı 
öffnet erklärt. 

Tas Nrrangement war wie erwähnt ein überrafchendeg. Unte 
anderen befand ſich auch ein Muſik- und zwei Obſt Bavillons am lat 
in einem der leßteren war die Obſtdörre des Herrn Jablanczi; i 
demjelben hatten ſechs der ſchönſten Mädchen aus den beiten Familie 
Melt in netter öfterreichifcher Landestracht die nothwendigen Arbeite 
übernommen. 

Es war dies allerdings eine jchr anftrengende Arbeit, denn d 
Ihönen jugendlichen Engelsgefichtchen mit den bezaubernden Augen übte 
unbewußt eine mächtige Anziehungskraft aut die Beichauer, und imme 
neue Menſchenmaſſen ftrömten in die Dörre, um die Mädchen zu ſehe 
und aus ihren zarten Händen die ſüßen (Früchte entgegenzunehmen, weld 
das Yand hervordringt. Es fungirten daſelbſt die rl. Adolfine Hof 
mann, Hildegard Yinde, Berta Nenner, Garolme Schönwiefı 
Anna Jokl und Marie Werner. 

Tie IThätigfeit der Comitemitglieder war eine rührige und eir 
ungemein aftrengende, die vollite Kraft und Energie war nothiwendic 
um die Ausſtellung im Großen und Ganzen fowohl, wie in den kleinſte 
Details mit jener Gründlichkeit durchzuführen, wie dies thatſächlich ge 
ſchehen war. 

Nicht minder haben ſich viele andere Herren in rühmlichſter un 
anerfennenziwertber Weiſe hervorgethan, jo dal uns nichts anderes 3 
jagen überbteibt, als Melk hat in Fürzefter Zeit eine glänzende Ausſtellun 
zu Stande gebracht. 

Nevor nun das Jahr 1885 vollitändig zur Neige ging, erlitten di 
Gemeinde und die Sparcaſſa noch einen großen und ſchweren Verluſt. 

Herr Franz Fiſcher, ehemaliger um Melt vielverdienter Bürge: 
meifter, nun Director der Sparcaſſe, welcher mit feltener Umſicht um 
mit der größten Pflichttreue die mitunter ſchwierigen Geſchäfte der Anſta 
geleitet batte, Ytarb nach langer Erkrankung am 13. November d. J. M 
ihm hate die Sparcaſſe einen ausgezeichneten Director, die Gemeint 
Melt einen in früheren Jahren  vechtlich wirkenden und verdienſtvo 
ſchaffenden Bürgermeiſter verloren. 

Tem braven tüchtigen Manne wird Für alle Seiten hierorts ci 
ehrenvolles Andenten gewahrt bleiben. 

sm Monate Mat Des Jahres 1886 wurde der mu vollſtändi 
jertig angelegte Park eröfinet, bei welcher Welegenbeit in dem in dx 
Mitte destelben befindlichen Pavillon eine Muſikcapelle heitere Weife 


— 245 -- 


tpielte. Zugleich erwies ſich die mit unendlicher Mühe und großer Aus— 
dauer hergeitellte Waſſerleitung und der dadurch bewerfitelligte Spring: 
brunnen als ganz geluugen. 

Den Armeninftitute Melk fielen durch ein Legat der in dieſem 
Jahre verstorbenen rau Anna Altmayer 100 fl. Notenrente zu. 

Segen Ende des Monates Mai wurde eine bereits früher begonnene 
Bilafterung des Gehweges vom Haufe des Herrn Exel bis zu jenem 
des Herrn Aſtleithner fortgeicht. 

Um diefe Zeit fällt auch die Errichtung einer Volksbibliothek oder 
Freibücherei, zu welcher über Aufforderung viele Spenden an quten Büchern 
erfolgten, welche auch recht häufig von den verjchiedeniten Sejellichafts- 
claſſen benütt werden. 

Mitte Juli wurden über Auftrag der k. k. Bezirkshauptmannſchaft 
St. Bölten gegen etwaiges epidemijches Auftreten der Cholera alle noth— 
wendigen Borkehrungen getroffen, doch blieb Melk glücklichenveife von 
der Seuche verichont. 

Am 7. und 83. September d. J. fand das Feſt des 2bjührigen 
Veſtandes des Melfer Singvereines jtatt, welches einen wirdigen, ja es 
it nicht zu viel gejagt, geradezu glänzenden Verlauf nahm. 

Es wurden von dem Vereine zum Empfange der erwarteten lieben 
Bäfte Die umfaſſendſten Vorbereitungen getroffen, die VBereinslocalitäten 
wurden theilweiſe reitaurirt, wobei uns die Adminiſtratoren Des Daufes, 
die Herren Joſef Aſtleithner md Joſef Vogler, im freundlichſter 
Weiſe unterftüßten. Der anal, ſowie die übrigen Nänme erhielten eine 
einfache aber geſchmackoolle Decoration mit Wappen, Fahnen, Bildern ꝛc. ꝛc. 
mid insbeſondere jenes Zinimer, welches mit den Ausſtattungsgegenſtänden 
der Operette „Die Azteken“, ſowie ein zweites, welches die Decorations 
und Einrichtungsgegenſtände Der Tperette „Der Bremer Keller“ enthielt, 
gewährten eine recht hübſche Augenweide, und machte die Zuſammen 
ſtellung dem Decorations Comité alle Ehre. Immer näher und näher rückte 
man den Stunden Der Feſttage entgegen, und als der Morgen Des 
6. September herangekommen war, da zeigte ſich einem kundigen Blicke, 
daß Alles in Ordnung und daß zu jeder Minute Das eigentliche Feſt tu 
Scene geſetzt werden könne. 

Doch wurde noch vorher dem Vorſtande des Melker Zingvereines 
eine große Freude und leberraſchung zu Theil: während derſelbe in den 
Stunden des Vormittags ahnungslos in ſeiner Wohnung mit den 
Freunden Franz Mair md Dr Prüfer cin gemüthliches Plauder 
ftündehen hielt, erichien in corpore der Melker Zingverein Namens des 


1886 


1886 


— 20 — 


Vereines, überreichte unter einer kurzen Anfprache Herr Chormeiſter 
Tcehler dem Boritande eine prachtvolle, künſtleriſch ansgeftattete, mit dem 
Wappen des Marktes Melk gezierte Mappe, welche auf einer Seite eine 
Widmung, auf der anderen im einer wunderſchön arrangirten Gruppe die 
Photographien ſämmtlicher derzeitig ausübenden Metglieder des Vereines 
enthielt. Selbjtverjtändlich war die Ueberraſchung eine vollftändig gelungene, 
und mit Worten des beiten Dankes wurde das Ehrengefchenf entgegen- 
genommen Sei es an diefer Stelle geftattet, Allen, Allen nochmals für 
die fo chrenvolle Anerkennung den herzlichſten Dank auszufprechen. 

Mittlerweile langten nun ſowohl mit den Dampiſchiffen, als mit 
den verjchiedenen Eifenbadnzügen die Säfte an und wurden von Dem 
Empfangs und Bequartierungs Comité , ſowie von Seite des Herrn 
Rürgermeilters bewillkommt. Einer angenehmen Pflicht fommen wir mm 
nach, wenn wir neuerdings ſowohl dem Herrn Bürgermeilter als der 
Wöblichen Gemeindevertretung für alÜ das bereinvillige und liebenswürdige 
Eutgegenkommen, ſowie dem löblichen Stifte und den Bewohnern des 
Marktes fiir die freundliche Decorirung vielen und beſten Dank ausiprechen. 

Um ',5 Uhr traf die ſtädtiſche Mnfifcapelle von St. Pölten ein, 
welche ſich ſoſort in Bereitſchaft jeßte, um in dem Garten des löbl. 
Stiites Melk ein Promenade: Concert durchzuführen, nad) welchem gegen 
8 Uhr der muſikaliſche Zaprenftreich begann, wober über Anordnung 
des Vereines dem Bürgermeiſter von der Mufifcapelle ein Ständchen ge: 
bracht wurde. Zur bejtimmten Stunde, ' 9 Uhr, begann das Feſteoncert. 
Sowohl die Sänger als die zahlreichen Theilnehmer waren in feftlicher 
Kleidung, erſchienen und die Vereinslocalitäten, welche durch die Gefällig 
keit der ſonſt neben wohnenden Familie Prinzl!l bedeutend vergrößert 
worden waren, zeigten ſich Dicht beſetzt. Präciſe ',9 Uhr ergriff Herr 
Capellmeiſter Klimſch den Taltſtock, worauf das Orcheſter die Ouverture 
zu „Prometheus“ von Ludwig v. Beethoven in muſterhafter Weiſe 
zum Vortrage brachte, und allgemeine Auerkennung äußerte ſich von Seite 
des Auditoriums in lebhafter Weiſe. 

Die Sänger bildeten unn eine Gruppe, überragt von der Fahne des 
Vereines: der Vorſtaud Franz Xav. Linde betrat die Rednerbühne, um 
Die Feſtrede zu hallen, welche annähernd iolgendermaßen lautete: 


Hochgeehrte Anweſende! 
Frendig bewegten Herzens ſind wir an jenem Zeitabſchnitte und an 
jener Stunde angelangi, ur welcher der Melker Singverein fein 25ñjähriges 
Jubelſeſt begeht. 


— 247 — 


Seit Jahren wurde in idenler Begeiſterung von dieſem Zeitpunfte 
geiprochen, mit berzlicher Freude wurde demfelben entgegengefehen, und 
Ihneller, als geahut, ift er nunmehr erjchienen. 

Wenn der Melfer Singverein und feine Mitglieder ſich diefer Stunde 
doppelt erfreuen, fo ilt der Grund hiefür darin zu juchen, weil einerſeits 
der Berein feine Treue und jeine Ausdauer für das deutſche Lied am 
heutigen Tage documentirt, und weil anderjeits dieſes Jubelfeſt uns liche 
und werthe Säfte, Freunde und Sangesgenofjen aus längft vergangenen 
Tagen, fowie viele andere liebwerthe Ehrengäſte zugeführt hat, welch” Alle 
ih jowohl im Namen des Melker Singvereines, als auc), id) darf mir 
dies wohl geitatten, im Namen von ganz Melk freundlichſt willkommen 
heiße und auf das Beſte und Herzlichjte begrüße! 

Wohl erinnern Sie jich, verehrte Freunde, an jene längjt ver: 
gangene Zeit, in welcher wir jung an Jahren, das Herz und das Gemüth 
von freudiger Begeifterung durchglüht, das Studium der Chöre begonnen 
haben, an jene Zeit, in welcher Männer, wie unfer unvergeßlicher Vor— 
ftand, Herr Dr. Wilhelm Weich, und fer nicht minder dem Herzen und 
dem Gedächtniffe tief eingeprägter, heute noch alljeitig verehrter Chor: 
meifter Herr Friedrich Ungersthaler jich au die Spiße des Vereines 
ftellten, mit Ernſt und Liebenswiürdigfeit der Erfte, mit ſcharfem Ber: 
jtändniffe und tüchtig muſikaliſcher Begabung der Zweite, beide zuſammen 
den Brennpunkt, die Seele des Melker Singvereines bildeten und friſch 
pulfivendes Leben der jungen Geſellſchaft einhauchten. 

In dankbarer Erinnerung ſei heute AU derjenigen gedacht, welche 
dem Vereine überhaupt jemals als ausübende oder unterſtützende Mit: 
glieder angehörten, insbejondere ſprechen wir vielen Dank aus jenen 
einjtigen Mitgliedern des Vereines, welche uns die Freude bereiteten, bei 
unjerer Jubelfeier perſönlich zu erjebeinen und eine dankbare Erinnerung 
jei AU denjenigen geweibt, und es iſt deren leider eine ziemliche Anzahl 
von einjtigen Mitgliedern, welche die kühle Erde deckt. 

Geradezu am heutigen Tage fühlen wir die VBerprlichtung, Rück 
ſchau zu halten und in gedrängtelter Kürze das Streben und jene Inten— 
tionen überhaupt zu beleuchten, welche dem Melker Singverein ſeit Beginn 
desjelben innewohnten, und welche ev ſich Stets vor Augen gehalten bat. 

Strenge ımd wirdig waren Die Grundſätze, im und unter welchen 
der Melker Singverein entſtanden, Terme gebalten wurde Alles, was den 
reinen Schild Desjelben nur mit einem Wölkchen Hätte trüben können, 
und Diefer Schild, er Tpiegelt heute nach 29 Jahren glänzend, iſt rein 
und blank, gewiß für den Verein uud feine Mitglieder ein chrendes Zeichen. 


— 28 — 


Nicht blos um ‚gelte zu feiern, nicht um einen oder mehrere Chöre 
einfach zu gen, oder des eitlen Vergnügens wegen wurde der Meier 
Singverein gegründet, nein! der Hedanfe war eben vom Anfange au 
maßgebend, als bildendes, veredeludes Element zu wirken, eine Gorporation 
zu Schaffen, welche mindeſtens für Localverhältniſſe eine culturelle Aufgabe 
zu erfüllen habe, eine Vereinigung endlich zu bilden, im welcher durch die 
Pflege des dentſcheu Liedes damals ſchon der nationale Standpunkt zum 
entichiedenen Ausdruck gelangte. 

Bei Emprangnabme diefer sahne, welche durch die Hochherzigkeit 
der Frauen und Mädchen Melts als das Symbol der Einheit und der 
Inſammengehörigkeit m unſere Hände gegeben wurde, es war am 29. Mai 
1862, zeigte Sich das zu jener Seit jonft noch mehr oder minder ſchlum 
mernde Nationalbewußtſein, indem durchglüht von patriotifcher Dingebung 
nnd Begeiſterung für Geſang und Fir das gemeinſame Vaterland ergriffen, 
unter anderen von mir jelbjt Folgende Worte gelprochen wurden, welche, 
wenn auch ter damals nie geabnten Verhältniſſen ſpäter zur vollendeten 
Wahrheit geworden ſind: 

Seit mehr denn drei Decennien iſt es, daß das Lied, dag dentſche 
Lied, einen Aufſchwung erhalten wie nie zuvor; von des Wasgaus Hügeln 
bis zu den Alpen Siebenbürgens, von den wogumbranſten Geſtaden unſerer 
Nordküſte bis zu den Felſen Ufern der öjterreichifchen Adria, mit einem 
Sorte, im Nord md Süd, in Oſt und Welt bildeten ſich Männergefang 
Vereine, und in aller Ganen folgte man mit vapider Schnelligkeit ihrem 
Beiſpiele. 

Koch ſind ihrer aber da viele, welche dasjenige, was Vereine und 
insbeſondere dieſe Vereine leiſten ſollen, nicht erlennen, nicht begreifen, 
nicht begreiſen wollen, md darum ſei nur in aller Kürze die Aufgabe der 
Männergeſang Vereine ſtizzirt. 

Abgeiehen von der Hebung und Ansbildung der Muſik und dee 
(Geſauges, abgeſehen von den geſelligen Frenden, welche dieſe Vereine 
teten, So ſollen ſie dem Kerue Des Volkes, dem Bürgerſtande, moraliſche 
RArait, moralijchen Muth verleihen, Ne ſollen denſelben zu heben, zu be 
ſeben, in beieitigen Ast: Ne ſollen dem Bürger lehren, ſeine Intereſſen 
nicht min deuen des Katerlaudes zu verwechſeln, ſeine Jutereſſen denen 
des Vaterlandes nachzuſeten: Ne tollen ihm lehren, eine Generation heran: 
zuhilden, weiche wen rem augeſtammten Herrſcher, aber ſtark und muthig 
nach Malen iſt, ſie ſollen endlich in die ranhe Proſa der Werfſtätte des 
Arbeiters den roſigen Ti der Poeſie hineintragen. 


— 249 — 


Daß und welch' gewaltige Erfolge durch das Lied ermöglicht ſind, 
beweiſen nus zahlreiche Beiſpiele aus der Geſchichte. 

Als Deutſchland in ſeiner tiefſten Erniedrignug lag, als das zer 
riſſene Deutſchland ans mehr denn tanuſend Wunden blutete, die ihm 
Napoleon I. mit eiſerner Hand geſchlagen, da waren cs Männer wie 
Uhlaud, Dar von Schenfendorf, Nöruer ud schließlich Vater 
Arıdt, welche durch ihre zimdenden Lieder den ſchon halb geſunkenen 
Muth aufs Nene eutflammten und zu fühnen Thaten begeifterten. 

Wenn wir aber heute (nochmals erwähnend, day wir Worte vom 
Jahre 1862 citiren) einen ſchlichten deutſchen Bürger oder Landmann 
fragen würden, welcher Nation ev angehöre, jo wird er, went er es 
überhaupt weiß, zögernd zur Antwort geben: er ſei ein Deutſcher: 
würden wir aber einen Frauzoſen fragen, und wäre ev der legten einer, 
jo wird er zur Antwort geben: Herr, ich bin jtolz darauf, ein Franzoſe 
zu fein! 

Soweit muß es eben auch mit uns Deutſchen kommen, jo weit muß 
es fommen mit einen Wolfe, welches mehr dem fünfzig Millionen zählt, 
mit einem Volke, welches das Herz von Enropa bildet, dal nicht einer 
mit Erröthen ſich als Deutſchen bekenut, Tondern mit jenem Bewußtſein, 
welched Die eigene Straft verleiht. 

Dit diefem ſtolzem Bewußtſein der eigenen Kraft können nun auch 
wir Heute dieſe Fahne, geſchmückt mit Eriunerungsbäudern von allen 
großen deutſchen Sängerfeiten und heute neuerdings durch die Sitte der 
Franen Meets geziert mit einem prachwollen Jeichen ihrer Huid, ent 
rollen, und fie, die wir gleich einem Juwel hoch und hehr gehaltell, auf's 
Neue begrüßen. 

Die weitere Rückſchau der Thätigkeit inneres Singvereines auf 
chend, Hat derjelbe bei den verſchiedenſten ireudigen md auch Dei 
tranrigen Anläſſen mitgewirkt: viele Sänger Dat derſelbe empfangen und 
wieder fortbegleitet, dem Freunde, Der eine Verbinduung Hd das Leben 
einging, ſowie manchem Freunde, der Me Verbindung mt Den Leben 
beendet, wurde Dem Wahlipruche „Su Lnſu md Freud', in Ernſt und 
Leid“ getreu ein Lied geſnngen. 

Wenn Die Anfgabe herantrat, und es war zu wiederholten Malen Der 
Fall, materielle Schäden, durch Feuer oder Waſſer hervorgernien, zu 
lindern, war der Verein ſteis bereit und erzielie namhaite Erfolge, und 
als es galt, in und mach Dem Tagen Des Krieges Kir Soldaten unſerer 
braven Armee zu ſorgen, Verwundeteit und Kranuten die möglichſte Hilie 
ud Linderung zuzuführen, da hat auch der Meller Singverein nach 


— 50 — 


ſeinen Kräften und Verhältniſſen mitgeholfen und iſt in keiner Weiſe zu— 
rückgeblieben. 

In echt patriotiſcher Weiſe hat der Verein jede Gelegenheit benüßzt, 
nm Familieufeſte unſeres allerhöchſten Kaiſerhauſes durch Abhaltung außer 
ordentlicher Concerte unter jubelnder Theilnahme der Bevölkerung zu 
feiern, und mit wahrhaftem Stolze md inniger Frende hat der Verein in 
ſeinen Gedenkbüchern und in ſeinen Herzen verzeichnet, daß demſelben die 
hohe Ehre zu Theil geworden, am 4. September 1863 vor Sr. Maieſtät 
unſerem allerhöchſten Herrn und Kaiſer Franz Joſef J. die Volkshymue 
zu ſingen, ſowie bei der in Wien am 25. April 1880 von den Sängern 
dargebrachten Ovation mitzuwirken. 

Unerſchüttert hat der Melker Singverein an dem n.ö. Sängerbunde 
feſtgehalten, treues Mitglied iſt er ſeit Gründung desſelben geblieben. 

Doch auch ſchwere Tage kamen über den Verein im Verlaufe von 
fünfuundzwanzig Jahren; Die edelſten Herzen, die beſten muſikaliſchen Kräfte 
wurden demſelben durch Domicilwechſel oder andere Verhältniſſe entzogen, 
und mehr als einmal wurde dem Gedanken Ausdruck gegeben, ſo könne 
es nicht mehr fortgehen, doch Glück oder freundlicher Zufall brachten 
nene Kräfte, deutſche Zähigkeit und Ausdauer thaten das ihre, und der 
Verein blühte und erſtarkte; Beweis deſſen das heutige Feſt. 

Möge nun auch für alle Zukunft ein günſtiger Stern walten über 
den Melker Singverein, auf daß er feine eulturelle und nationale Aufgabe 
erfülle und für alle Zeiten Fefthalte, möge der Berein immer und immer 
das deutſche Lied und deutſche Sitte hoch und hehr halten, und möge er 
gekräftigt und geftärkt tm weiteren fünfundzwanzig Jahren das 50jährige 
Jubiläum feiern; nus aber, die wir Stein fir Stein zufammengetragen, 
auf day der Bau erjtarke und der Verein gedeihe, uns, von welchen wohl 
viele zur Zeit des 50jährigen Jubelfeſtes nicht mehr auf, fondern ınıter 
der Erde weilen werden, uns möge auch damı ein frenudliches Andenken 
gewahrt bleiben. Das walte Wort! 

Kaum war der Weifall, der dieſer Anſprache folgte, verranjcht, über 
reichte Frau Eliſe Linde Namens der Frauen Melfs dem Verein ein 
nenes, in den Farben Des Ortes igelb und blan) gehaltenes, reich in 
Gold geſtickies Fahnenband, dabei uachſtehende Worte ſprechend: 


GBGeehrter Singverein! 


Die Frauen Mell's widmen Ihnen dieſes Erinnerungsband, von 
dem Gedauken ausgehend, daß ein Verein, welcher unſere ſchöne Mutter: 


— 2351 — 


\prache durch das Reich der Töne werm möglich noch verjchönert, wohl 
der Spende durch Frauenhand werth iſt. 

So wie wir ımjeren Söhnen zurufen: „Werdet ganze deutſche 
Männer!“ jo rufen wir Ihnen zu: „Möge dieſes Band Sie jtets erinnern, 
einig zujanımen zu wirfen und zu allen Zeiten Hoch und hehr zu Halten 
„Das deutjiche Lied!“ 

Unter den Klängen des Bereinswahlipruches befeftigte Frau Elife 
Zinde das Band an die Fahne; der Fahnenjunker ſchwenkte dieſelbe zum 
Zeichen des Danfes md der Verehrung den Frauen zu, und Der ganze 
Moment bildete ein unvergleichlich jchönes, unvergeßliches Bild. 

Das Band jelbit trägt am Knoten der Schleife das Wappen des 
Marktes Melk in feiner Seiden Relief Stickerei mit Goldfäden durchzogen 
und iſt in kunſtvoller Arbeit mit der Juſchrift geztert: „Die Frauen 
Mell's den Sängern zum 25jährigen Jubiläum 1886." 

Der Berein fang Hierauf zwei Chöre: „Wie die wilde Roſ' im 
Wald'“ von Franz Mair, welcher uns die Ehre feines perfönlichen Er: 
ſcheineus gegeben, und „Meine Meutteriprache” von S. Engelsberg mit 
ſchönem und wirkungsvollem Bortrage. 

Nun betrat ein Mann (Dr. Prüfer die Medierbühne, den Gott 
die Guade der zündenden, überzeugenden Beredtſamkeit verlieben bat und 
ſprach, ſchon bei feinem Erjcheinen ſtürmiſch acelamirt, Folgende Worte: 


Meine Herren! 

Sie feiern heute ein seltenes, echebendes Feſt, Das Feſt Des 25jäh 
rigen Beſtandes eines Vereines, gegriimder zur Pflege dentſchen Yiedes 
und dentichen Geiſtes. In Ihren Feſtiubel ſtimmen nun et, an Ihrer 
Feſtesfreude nehmen Theil cine Anzahl von Männern, denen einſt das 
Glück gegönnt war, den reizenden, idylliſchen Fleck Erde, geuannt Melk, 
Ihr Heim neunen zu dürfen, und welche damals auch dem Verbande Des 
Vereines angehörten, die aber heute durch verſchiedene Fügnugen Des 
Schickſals nach allen Richinugen Der Windroſe auseinander geſtreut worden 
ſind, troß aller räumlichen Treunnug aber durch ein geiſtiges Band unter 
ſich vereint blieben, durch das Band der Liebe und Anhänglichkeit zu dem 
ſchönen Melk, durch das Band der Trene zu dem Singvereine, deſſen 
ſiegreich fortſchreitender Fahne ſie einſtens geiolgt, in deſſen Wette ſie jo 
herrliche, unvergeßliche Tage verlebt. 

Dieſe Liebe und Treue, dieſe warme Auhänglichkeit an den Verein, 
dieſes aus Aulaß ſeines heutigen Jubelfeſtes durch ein ſichtbares Jeichen 
zum Ausdrucke zu bringen, war das Beſtreben einer Wırzabl von einſtigen 


Mitgliedern des Vereines, und ich ſchätze mich glücklich, im Namen diejer 
früheren Bereinsinitglieder heute dieſes Feine Ehrengefchenf überreichen zu 
fünnen mit dem aus tieffter Seele kommenden Wunſche, „Der Melker 
Singveren er lebe, wachſe, blühe und gedeibe, als trener Förderer Dee 
dentjchen Yiedes und dentſchen Geiſtes für und für, fo lange deutſche 
Zitte und dentſche Worte noch gelten in diefer herrlichen Oſtmark, ſo 
lange deutſche Cultur md deutſcher Geiſt die erjten ſein werden auf 
diefem großen, weiten Erdenrund! Das walte Gott! 

Stirmijcher Beifall tohute den Nedner für feine mit größter Be 
geifterung und mit oratorischer Vollendung vorgebrachten Worte. 

Nun überreichte Dr. Prüfer namens der einſtigen ausübenden 
Mitglieder Des Vereines ein Ehrengefchenf, bejtehend aus einer wunder 
bar gearbeiteten Caſſette, welche einen reich und geſchmackvoll verzierten 
ſilbernen Pokal enthielt. 

Der Vorſtand dankte mit herzlichen Worten für dieſe Ehrenſpende 
und gelobte, der erſte Trunk aus dieſem Becher ſoll mit dem des Bechers 
würdigen Weine dem Wohle der alten Freunde, dem Wohle der einſtigen 
ausübenden Mitglieder gelten, welchen Gelöbniffe er auch am nächiten 
Tage nachkam. 

Nach einem Soloquartett „Abendſtändchen“ von Abt, das dem 
erſten Tenore, Herrn Leopold Wen ninger, Gelegenheit gab, feine ſchönen 
Stimmmittel zur vollen Geltung zu bringen, nach einer weiteren Ouverture 
„Tas Glöckchen des Eremiten” von Maylart und nad) Abjingung des 
herrlichen Chores „Die Heimat“ von Abt, überbrachte Herr Map (Ybbs) 
als Bertreter des ſüdweſt mederöfterreichifchen Zänger:Sauverbandes dem 
Melker Zingvereime die Glückwünſche des Verbandes mit nachſtehenden 
Worten: 


Hochgeehrte Anweſende! 
Vielwerther Jubelverein! 


Bon Sehnſucht getrieben, lenkte ich am heutigen Tage meine Schritte 
nach dem freundlichen Melt, um als Vertreter des ſ. w. n. ö. Sängergaucs 
an dem erbabenen Jubelieſte des bierortigen  verebrlichen Singvereines 
theilzunehmen, um al» Bote jenes Verbandes Ihnen, vielgeliebte Sanges: 
geuoſſen, aus tiefinnerſtem Herzensgrunde wen deutſche Grüße und Glück 
wunſche zu entbieten. 

Vor 25 Jahren bat ſich im Melk eine Schaar biederer Männer 
das deutſche Lied als Braut auserkoren und ſich derſelben anvermählt. 


— 253 — 


Sagt der vaterländifche Dichter fo treffend von unſerer Heimat: 


„sm Land, das Lerchen in dem Schilde trägt, 
Bar jtet3 die Heimat des Gefanges. 

In ferner Oſtmark des germanischen langes 
Ward ftetd das deutjche Lied zuerſt gepflegt,” 


to konnte doch Melk, dereinft ein mächtiges Bollwerk gegen die nach. 
ftürmenden Barbaren, ein Vorpoſten deutſcher Cultur, sticht länger dem 
allgewaltigen Zuge einer der Pflege deutjchen Männergeſanges verftändigen 
Zeit widerjtehen und gründete eine Heimſtätte für denfelben. Fürſorglich 
haben Sie durch ein Vierteljahrhundert mit raſtloſem Eifer das Lied 
gepflegt und können deshalb mit gerechtem Stolze auf dieſen langen Zeitraum 
zurücbliden, denn nur Ruhm und Ehre hat Jich Stets au Ihr Banner geknüpft. 

Ich Finde nicht die Worte, das wahrhaft fegensreiche Wirken Ihres 
Jubelvereines gebührend zu beleuchten. Treu Ihrem Motto führte das 
deutſche Lied in Ernſt und Freud', in Luſt und Leid Ste als freie 
Männer ſicherlich zu wackeren und klugen Thaten an. Wie viele frohe 
Stunden haben Sie nicht der hieſigen Bevölkerung bereitet? Wie oft hat 
Ihr Geſang die Zuhörer mit Begeiſterung erfüllt! Wie viele Thränen 
Unglücklicher und unterſtützungsbedürfiiger Mitmenſchen haben Sie nicht 
ſchon mit dem erſungenen Lohne getrocknet? Und erhielt nicht manches 
Feſt durch Ihre Mitwirkung die rechte Weihe? 

Ja der Name des Melker Singvereines bat nicht nur in unſerem 
Gau einen guten Klaug, ſein Nur weicht vielmehr weit über die Gemark 
ungen desjelben hinaus. 

Jahrelang ijt Melk im Bundesraihe des n. ö. Sängerbundes auf 
die würdigſte Art vertreten. 

Auch unter den Theilnehmern an den großen allgemeinen deutſchen 
Sängerfeſten begegnen wir immer Mitgliedern Des hieſigen Siugvereines. 

Und wem verdanke wohl ich die Ehre, daß ich heute von dieſer 
Stelle aus zu einer ſo gewählten Geſellichait ſpreihzen dari? Ihrem mer 
müdlichen Vorſtande dem eigentlichen Begründer unſeres Sängergaues. 

Kein und makellos ergläuzt Desbalb in dieſen Feittagen der Ehren 
ſchild des Jubelvereines im Sonnenglanze Des deutichen Liedes. 

Zu eng war der Raum, mm alle Ihre Freuunde bei dieſer Feier 
vereinen zu können. Doch, were Saugesbrüder. das Menſchenherz keunt 
ja feine Raumverhältniſſe, und unſer Gauverband wohnt gewiß im Werte 
Ihrem ſchönen Familienfeſte au. 

Und jo geſtatten Sie daher, daß ich Im Namen aller derjenigen, 
welche heute zu verireren ich Die Ehre babe, den Gefühlen derfelben Aus 


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druck verleihe, wenn ich rufe: Es blühe, wachſe und gedeihe der verehrte 
Singverein für immerdar, damit er dereinſt in ungeſchwächter Kraft die 
goldene Jubelfeier in einer für unſer deutſches Volk beſſeren Yufunft be: 
geben fünne! Das gebe Gott. 

Taf auch diefen von echtem deutfchen Geiſte durchwehten Worten 
reicher Beifall gezollt wurde, tft wohl jelbftverftändlich. 

Ter Vorftand brachte ſohin mehrere Briefe und Telegramme zur 
Berlefung und überreichte Namens des Vereines dem langjährigen, pflicht- 
eifrigen Chormeifter Heren Johaun Oehler ein Ehrengefchenf in Form 
jeines (Dehlers) wohlgetroffenen Bildes und ſchmückte endlich jene Mit- 
glieder des Vereines, welche demjelben durch finfundzwanzig Jahre um 
unterbrochen angehört haben (es find dies deren vier, die Herren Erel, 
Linde, Schönek und Weidinger) mit den Jubiläumsringen, jedem der 
Herren noch eine jpeeielle Anſprache widmend. Dem Vorſtande ſelbſt 
wurde der Wing vom Chormeiſter überreicht. 

Noch eine Freude jollte dem” Vereine an diefem Abende bereitet 
werden; es wide demſelben von Seite des einſtigen Mitgliedes Herrn 
Joſef Rueßkäfer aus Wien eine jehr ſchöne Enveloppe, einen pracdjtvoll 
gearbeiteten Trinkbecher enthaltend, zugejendet, welchen der Vorftand jofort 
überreichte und welcher gleid) dem früheren Becher allgemeine Bewunderung 
fand md wofür dem Spender nochmals beiten Dank erbracht wird. Des 
gleichen wurde dem Vorſtande ein Brief-Couvert mit nachjtehender Auf 
ſchrift überreicht : 

Jubiläums Spende eines Veteranen des Melker Singvereines mit 
der Beſtimmung: es möge dieſes Zamenforn beitragen, auf daß der 
Wunſch zur That werde, dieſem verdienftvollen Verein im nicht zu ferner 
Jeit ein eigenes Heim zu Schaffen. E. 4. 

Den Inhalt bildete ein ungariiches Rothes Kreuz Los, welches 
danfend in Empfang genommen wurde. 

Es folgte der ſchöne und zarte Chor „Waldvögelein“ von Johann 
Derbed, und mit den rauſchenden Vecorden des Chores „Lied der 
Deutſchen in Telterrekh“ von Rudolf Weinwurm ſchloß das Feſt 
concert. 

Nun trat Der Tanz in ſeine Rechte, welchem von der jungen Welt 
bis zum lichten Morgen gehuldigt wurde. 

Glänzend erbob ſich Die Sonne an dieſem Morgen, blauer, wolfen 
loſer Himmel umſpannte Die reizende Landſchaft und raſch wurde es 
auch in den Straßen lebendig: dem ſchon um 6 Uhr Früh wurde der 


— 255 — 


übliche muſikaliſche Weckruf abgehalten und bildete die Einleitung zu dem 
zweiten Feſttage. 

Einen Alte der Pietät folgend, verfammelten ſich um halb 10 Uhr 
die ausübenden Bereinsmitglieder und zogen, begleitet von vielen früheren 
Mitgliedern, auf den Ortsfriedhof, woſelbſt der Vorſtand nach warnen 
Worten der Erinnerung einen Kranz aus frischen Blumen auf dag Grab 
des in fchönfter Jugendkraft verstorbenen Mitgliedes Albert Dietrich, 
des Einzigen, der während der fünfundzwanzig „Jahre als ausübendes 
Mitglied von Tode hinweggerafft wurde, -niederlegte. 

Zurüdgefehrt, begaben fi) Sänger und Gäſte in dei reizend ge: 
legenen Brauhansgarten zum Frühſchoppen, der unter den Klängen der 
vortrefflichen Capelle id) Hinzog, bis die Zeit zum Feſtbankette vier. 

Dem Schreiber diefer Zeilen war es nicht vergönnt, bis zum all: 
gemeinen Aufbrucdye der Geſellſchaft zu verbleiben, er mußte, um feiner 
Berpflihtung nachzukommen, in den Bereinslocalitäten nachjehen, ob Alles 
zum Enipfange und zum Meittagtijche bereit jet, und müge es demſelben verziehen 
werden, wenn er über das Geſehene in eingehender Weiſe Bericht erftattet. 

Die Frauen der Mitglieder des Vereines waren über Anregung der 
rauen Yinde und Prinzl zuſammengetreten und batten in liebens— 
würdigfter Weile die Herjtellumg des Feſtbankettes übernommen, während 
den Mädchen die Aufgabe des Servirens jugerallen war. Und grauen 
und Mädchen Haben, es jei dies ſofort conſtatirt, ihre Auigabe in geradezu 
glänzender Weife gelöft. Cine belle Freude war es, Die bereits fertig 
gedeckte Tafel, welche ınit Munvand des beiten Geſchmackes, mit kundigſter 
Hand und mit dem nur Den ‚grauen eigenen zarten Verſtändniſſe geſchafien 
und gerichtet war, zu überblicken. 

Für Hundert Gäſte waren Die Gedecke gerichtet: das feine Linnen 
wetteiferte in Farbe mit den Beſtecken aus Silber, und die in den Ser 
vietten zierlich angebrachten Sträußchen aus friſchen Blumen ließen Die 
Weiße der erſteren noch heller hervortreten: auf jedem Gedeckte war eine 
Enveloppe, Die Aufſchriit tragend: „Zur Eriunerung an das innufund 
zwanzigjährige Jubiläum des Melker Singvereines, T., 8. September ISS6*, 
darinnen eine hübſche Photographie von Melt. 

Am oberſten Tiſche war eine vergoldete Lyra mit prachtvollen 
Roſen zu Schauen, während allerwärts Vaſen mit lieblichen Buumenſträußchen 
ſich breit machten. 

Schön und geſchmaclvoll gezierte Torten im den verſchiedenſten 
Formen ſchienen geradezu zum Genuſſe herauszuſordern, und je näher 
die Stunde heranrückte, im welcher alÜ dieſe jo einheitliche Ordnung und 


— 256 -- 


Herrlichkeit zerjtört werden follte, defto prüfender und forfchender wurden 
die Blicfe aus den ſchönen Augen der amtirenden Frauen, welch) erſtere 
alsbald mit Stolz zu fragen fchienen: it e8 fo recht? 

Und wahrhaftig es war Alles in vollendetiter Ordnung, wicht die 
kleinſte Kleinigkeit zu ändern, ja jelbjt viele andere Frauen, weldye es 
fi) nicht verſagen konnten, Die fertig vorgefchrittene Tafel mit kritiſcher 
Kennermiene zu befichtigen, Jah man umvillfürlich mit dem Kopfe niden, 
und dadurch ihre Zufriedenheit ausdrücken. 

Je näher ſich der Zeiger gegen die Ziffer Eins richtete, deſto Ich: 
hafter ging es im den Müchen zu; gejchäftige Hände an allen Enden und 
Orten, nicht diejenigen zu vergeſſen, welche joeben zwei mächtigen Fäſſern 
ihren Inhalt entzogen und in Flaſchen bargen, welche nun den berr- 
lichjten Gumpoldskirchner Wer vorläufig enthielten. 

Mittlerweile erjchienen die Gäſte, die Pläße wurden eingenommen, 
ud das Bankett, während welchem die ſtädtiſche Mufifcapelle recht hübſche 
Vorträge exeeutirte, nahm feinen Anfang. 

Zur geeigneten Zeit begann die Neihe der Toafte. Tiefelbe wurde 
eröffuiet vom Vorſtande des Zingvereines mit einem  begeifterten und 
ſtürmiſch acclamirten Hoch auf Se. Majeftät den Sailer. Und nun 
möchten wir gerne, day wir mit Worten malen könnten, um ein Bild des 
herrlihen Momentes zu geben Wie ein Mann erhoben fi) die Ver. 
ſammelten, die Muſikcapelle intonirte die Volkshymne, die Kanonen er: 
dröhnten von den Baltionen und Boch! und wieder Hoch klang es von 
allen Lippen, ein Strom der Begeifterung war entfellelt, und ein Brauſen 
md Tönen erklang durch den Zaal, als vb das Manfchen der entfalteten 
Schwingen des Ölterreichtichen Doppel-Aars vernehmbar wäre. 

Der zweite Trinkſpruch des Vorſtandes galt den einſtigen Mit. 
gliedern und den Gäſten des Vereines. Herr Dr Reich (Wien), 
Gründer und Ehrenmitglied des Vereines, Drachte fein Hoch in längerer 
herzlicher Anſprache dem Wachen und Gedeihen des Melfer Singvereines 
und überreichte unter lauten Beifalle als Ehrengeſchenk einen reizenden 
ſilbernen Pokal. 

Yun erhob ſich Herr Director Frauz Bobies (Wien), Vorſtand 
des u. ö. Sängerbundes, und hielt nachſtehende Anſprache: 


Hochanſehntiche Verſammlung! 
Sehr er brie Feſt ı] ülte! 
Ein ebenſo ſeltenes als ſchönes Feſt iſt es, das uus heute an einer alten 
Culturſtätte Dem ireundlichen Melk am heimiſchen Donauſtrande vereinigt. 





— 28 — 


und ımerjchütterlich zu unferem Banner zu ftehen, und das Wappen 
unferes jchönen SHeimatslandes auf der anderen Seite der Medaille joll 
den Sangesbrüdern zurufen: Bleibt ftets in unwandelbarer Liebe und An- 
hänglichkeit treu der ſchönen Heiinat, dem geliebten Kaifer und dem ganzen 
grogen Vaterland! Das walte Gott! 

Unter lauten Beifallsbezeugungen, welche den prächtigen, bewegten 
Herzens gefprochenen Worten folgten, übernahm danfend Vorstand Linde 
die Silberne Bundesmedaille. 

Herr Dr. Brüfer (Meitra) ſprach nun in fchwungvollen oft und 
oft vom Beifalle unterbrochenen Worten auf die Frauen und Mädchen 
Melks, denen die Verſammlung ſofort eine ſtürmiſche Uvation bereitete. 

Reichsraths: Abgeordneter Herr Dr. Ofner toaftirte auf dag Stift 
Melt und deſſen amvefenden, allgemein Hochverehrten Herrn Prälaten 
Alerander Narl. Tiefer erwiderte jofort in launigen Worten und ſchloß 
mit einem Goch auf den Verein als Körderer aller edlen Beftrebungen. — 
Yehrer Rappl Modanım, einſtiger Chormeiſter des Vereines, brachte 
demfelben in dreifache Nichtung feine Glückwünſche dar. - Vorſtand 
Yinde jprah mu auf den woblverdienten Bürgermeiſter Herrn 
Piſchinger und die Gememdevertreiung von Melk, ferner brad)te Herr 
Bezirksrichter Schade, als Vorſtand der Section des Oeſterreichiſchen 
Touriſten Clubs, dem Vereine die wärmſten Wünſche für ferneres Ge 
deihen aus und Kaufmann Baur ı Wien dankte endlich Namens der einſtigen 
Mitglieder für die freundliche Einladung und die herzliche Aufnahme. 

Somit war die Reihe der officiellen Toaſte, welche alle in der Ver— 
ſammlung lauten Widerhall gefunden, geſchloſſen und dennoch kam noch 
ein Glückwunſch zum Ausdrucke, welcher in aller Herzen lautes Echo 
iand. Herr Pr. Reich erhielt im Angenblicke em bereits ſehnlichſt er— 
wartetes Telegramm aus Wien mit Der Trendigen Nachricht, daß deſſen 
jüngſte Tochter Frau Editha von Haumeder unter den günſtigſten Um 
ſtänden das erſte Mädchen erhalten habe. An dieſer freudigen Nachricht 
nahm alles herzlichen Antheil, gratulirte Herrn Dr. Reich zu ſeiner neuen 
Würde als junger Groſpapa md lieh Die kleine Weltbürgerin vielfach leben. 

Zum Schluß verlas der Vorſtaud einige eingelangte Telegramme 
und Bricie und überreichte im Namen des Vereines den ſervirenden 
Madehen“ reizende ſilberne Armbäuder mit Der eingravirten Juſchrift: 
Melter Singverein St, 


Ten um die Turbiuhrung des Bankettes hochverdienten Frauen: Aigner 

Fannng, Berger Kannta, Eyet Muri, Sammel Anna, Yinde Eliſe, Michel 
= 13 4 . In 7 u 4 ®. [1 ' ’ 

Marine, Prinzt Antonie, Zchonet Ihereie, Weidinger Fanny, ſowie den mit. 


— 259 — 


Es war inzwilchen nahezu 4 Uhr geworden und alles ftrömte nach 
der Inſel am Landungsplage der Dampfichiffe, dem Melker Prater, wo 
telbft fich unter den Klängen der Muſik ein Heiteres und ungezwungenes 
Volksfeſt entwickelte, welches nad) eingetretener Dämmermg feinen Ab: 
ihluß in einem von Herrn Dr. Teuchmann abgebrannten Feuerwerke fand. 

Nach 8 Uhr fand ſich alles wieder in den Vereinslocalitäten zu 
einem gemüthlichen Commerſe zuſammen. 

Denfelben eröffnete Dr. Prüfer mit einem Zrinffpruche auf den 
Boritand des Vereines, worauf Tirector Bobies auf den Chormeifter 
und die Mitglieder des Vereines toaſtirte. Chöre, Commerslieder, 
Duartette, Darunter auch ein Chor und ein Quartett von einftigen Meit: 
gliedern des Vereines, wechjelten in raſcher Aufeinanderfolge. Nachdem 
von Seite des Vorſtandes eingelangte Telegramme und Briefe vor- 
gelefen wurden, feierte Dr. Prüfer in begeifterten Worten unter 
braufendem Jubel „das deutfche Lied“ 

Im Detternacht, nachdem der legte Tom der ſtädtiſchen Muſikcapelle 
von St. Pölten, weldye VBorzügliches geleiftet, verflungen war, fchloß der 
Vorſtand mit warmen Worten des Dankes fir alle Feſttheilnehmer den 
Commers und damit waren die Feſttage verranicht. 

Wer dem Feſte beigewohnt, der weiß es aus eigner Erfahrung, 
dab Dasfelbe ein ſchönes und trautes Familienſeſt geweſen, denn wohl 
leiner der Theilnehmer iſt unergriffen geblieben und wenn jene einſtigen 
Mitglieder, welche nicht Zeuge desſelben geweſen ſind, nad) Durchleſung 
dieſer einfachen Beſchreibung die Ueberzeugung gewonnen haben, daß dem 
wirklich ſo geweſen ſein müſſe, dann mögen auch dieſe ihr Herz dabei 
erwärmen laſſen und ſich freuen der jo herrlich ſtattgeiundenen Wer 
brüderungs- und Erinmeruuasfeier. 

Frau Babette Bauer, welche am 1. October d. J. mit Tod 
abging, vermachte Dem Kraukenhanſe in Melk einen Beirag von 100 11. 
Notenrente mit der Beſtimmung. daß die Intereſſen dieſes Betrages 
nur für Krauke des Marktes Melt in Verwendung kommen Dürfen. 

Tem hochgeehrten, um Melk und den gauzen Bezirk vielfach ver 
dienten Reichsratihs Abgeordneten Herrn Dr Oiner wurde am 15. 
Rovember d. J. anläßlich ſeines 70. Geburistages durch eine nach St. 
Pölten entſendete Deputation der Glückwunſehh Des Marktes Melt 
überbracht. 


wirkenden Fräuleins: Linde Hiida, Yinde Marie, Lo nich Emilie, Primzl Paula, 
und Werner Marie ſei nochmals der beſte Tank des Vereines erjtattet, 


lv * 


1887 


— 20 —- 


Schon mit den erſten Tagen de8 Jahres 1887 war der Winter 
mit aller Macht in's Land gezogen und reichlicyer Schneefall bildete 
allenthalben eine fo vorzügliche Schlittenbahn, daß dem allgemeinen 
Wunſche Rechnung getragen und ein Schlittemvettfahren (Baffelfahren) 
am 23. Jänner d. J. auf der üftlichen Seite der Stiftsbreite abgehalten 
wurde Selbjtverftändlicd) war vor und nach dem eigentlichen Wettfahren 
großer Feltzug durch den Markt, und unter den vorhandenen Gruppen 
machte ſich insbefondere eine vielgliedrige Sejellichaft von Eskimos bemerk 
bar, weiche auf einem mit vier Ochſen bejpannten Schlitten, in malerijcher 
Weiſe decorirt, einen Hübjchen Anblick gewährten. Der Veranftalter diejer 
Gruppe, Herr Edmund Szallay, welcher mit unendlicher Mühe, aber 
auch mit eben jo viel Yuft fi) um das Zuſtandekommmen derfelben ver 
dient gemacht hatte, wurde leider in diefem Jahre nod) in der Blüte der 
Jugend von einem tückiſchen Lungenleiden bimveggerafft. 

Mährend der Muferjtehungsfeier am Charfamftage den 9. April 
geriethen in der Pfarrkirche die Decorationsſtücke des heiligen Grabes in 
Brand: troß des aufregenden Yugenblides wurde von den zahlreichen 
Anvefenden die Geiftesgegemvart beigehalten, jo daß ſich Fein weiterer 
Unfall ereignete. 

Vielfach wurde in dieſem Jahre die Frage bezüglich einer zu bauenden 
Eiſenbahn angeregt, welche Wahn, ausgehend von Traismauer nach Melt, 
dafetbjt über die Tonan in das Weitentbal bis Gmünd führen und jo 
den Anſchluß an die Kaiſer Franz Joſeſs-Bahn bewerkfſtelligen follte; es 
wurde ein Entwurf ausgearbeitet und derſelbe durch die Herren F. Linde 
und E. Haidvogl Zr. Excellenz dem Herrn Präſideuten Baron Czedik 
bebuts ſeiner Wohlmeinung unterbreitet, von demſelben auch in Empfang 
genommen und in liebenswürdiger Weiſe Die Zulage gegeben, den Ent 
wurf einer genanen Prüfung unterziehen zu laſſen. 

Tas übergebene Schriftſtüct welches vielleicht in der Zukunft noch 
venverthet werden kann, lautet wie Folgt: 

Futwurf einer 
»efifionder Gemeinde Melk 


in 
Angelegeuheit der Erbauung einer Eiſenbahn 
von 
Traismauer, Mautern, Melk, uber die Tonau in's Weitenthal, nad Pöggſtall, Otten 
ſchlag, Zwettl und nach Gmund zum Anſchluſſe am die Kaiier ‚Franz Joſefs Bahn. 
Die Frage der Erweiterung des niederöſterreichiſchen Eiſenbahnnetzes 
berührt die Intereſſen einzelner Orte, insbeſondere die des Marktes Melt 
in hervorragender Weiſe. 


— 261 — 


Unter den Projecten, welche in diefer Richtung auftauchen, hat eines, 
das ſchon vor dem Jahre 1873 in feinen wichtigften Theilen in's Auge 
geſaßt wurbe und jegt wiederum ventilirt wird, einen ganz befonderen 
Berth nicht nur für Melk, fondern auch für Land und Reid). 

Dieſes Project plant die Ausführung einer Schienenbahn von Trais- 
mauer über Mautern, Melt, von der Ueberbrückung der Donau und Fort: 
fung der Linie am linken Ufer durch's Meitenthal über Pöggſtall nad) 
Üttenichlag, Zwettl bis Gmünd zum Anſchluſſe an Die Kaiſer Franz 
Joſefs⸗Bahn. 

Daß dieſe Bahn eine ungemeine Bedeutung in cultureller, handels: 
politifcher und ftrategifcher Beziehung hat, erhellt aus Gründen welche 
geradezu unanfechtbar find und jedem Kenner miederöfterreichifcher Ver 
hältniffe, zumal des Viertel ober dem Manbartsberg und ober dem 
Bienerwald fofort in die Augen jpringen. 

Die Strede Traismauer, Mautern, Melk, ſeit läugſter Zeit von 
Mautern an ein Hauptverkehrsweg des Weinfuhrwerkes nad) den oberen 
Gegenden — die Weinſtraße iſt heutzutage die notwendige Fortſetzung 
einer Donauuferbahn, durch welche eine theilweiſe Entlaftung der Frachten 
und Erweiterung des Localbahnverkehres der kank. Eliſabeth Weſtbahn 
ermöglicht würde. 

Diefe zicht fi) ohne erhebliche Steigung längs der Donan bir, 
wobei fid) die Grundeinlöſung ſehr billig beransttellen müßte, da größten 
theils ſteiniges Gebiet und Hutweide vorbamden mt. Größere Obiecte, 
Ueberbrückungen wären nur in geringer Anzahl zu errichten, bedentendere 
technifche Schwierigkeiten würden ic) höchſtens au einzelnen Stellen, wo 
die Felſen Hart die Donau berühren, darbieten. 

Der Endpunkt Dieter Sirecke Melk müſte dann Der Knotenpunkt 
werden, wo ſich die neue Bahn an die Weſtbahn anſchlöſſe, und von wo 
durch Ueberbrückung der Donau Die Fortſetzung aut dem anderen Ufer 
ermöglicht würde. Schon 1881 iſt Die Frage der Donanüberbrückung 
zwiſchen Mantern und Mauthauſfen in Anregung gebracht worden. Mun 
gewinnt dieſe Frage in Verbindung mit dem Eiſenbahmorojecte eine ganz 
eminente Bedeutung. 

Freilich iſt Der Wan einer Eiſenbahnbruͤcke unterhalb Mautern 
nach Krems zum zZuſammenſchluſſe der projectirien Linien Herzogen 
burg — Mautern und Krems Gföhl wert geplant, Aber die Bürger 
Mauterns erklären einſtimmig, daß Durch dieſes Projeet ihre Stadt in 
materieller und elementarer Hinſicht in ihrer Exiſten; bedroht würde und 


— 22 — 


bekannt ift, daß die Stadt Stein dadurd) gerade ihrem Ruine entgegen- 
geführt würde. 

Wenn nun einerjeitS dadurch zwei alte Donauftädte auf das 
jchwerfte gejchädigt erjcheinen und die Strecke Krems -- Gföhl--- Zwettl 
offenbar der ſchon beftehenden Verbindung mit der Franz Joſefs-Bahn 
zu nahe liegt, weshalb auch ein großer Theil des mit Verkehrswegen jo 
ftiefmütterlic) bedachten Waldviertel ganz abfeits liegen gelaſſen würde, 
je muß amderjeits conftatirt werden, daß der Bau der eingangs be: 
zeichneten Linie und die Ueberbrüdung der Donau bet Melt eine viel 
größere Bedeutung Hat und viel weitere Kreiſe von Intereſſenten berührt, 
als die Linie Mautern — rem -— Gföhl — Zwettl und daß von der 
Schädigung eines Ortes dabei nicht die Rede fein fan. 

Wenn die Bewohner Melkts in erjter Linie mit größter und vpfer: 
willigfter Begeifterung für dag Zuſtandekommen des genannten Projectes 
eintreten, jo gejchieht dies nicht allein aus localem Jutereſſe, fondern mit 
dem vollen Bewußtſein, daß Melk durch feine natürliche Lage, durch feine 
alte culturelle Million, wofür die Geſchichte leuchtenden Beweis liefert, 
auch in Wirklichkeit den Werth und die Wichtigfeit bejigt, um für ſich 
das Berdienft in Anſpruch zu nehmen, ein hervorragender Kuotenpunft 
des Verfehres zu werden. 

Kicht weit oberhalb Melk mündet am jenfeitigen Ufer das Weiten: 
thal aus, der Hauptverbindungsweg des Ottenjchlager Waldviertels mit 
dem Tonaugebiete. 

Tiefer Theil des Waldviertels hat eine anerkannt große Holz 
induftrie, der nur zur größeren Entwicklung ein Schienenweg fehlt; aud) 
gedeiht bier vorzügliche Daferfrucht, hier befinden fich die großen kaiſer 
lichen Derrjchatten Yeiben und Pöggſtall und troß der Ungunſt der Ver 
hältniſſe bedeutende ‚Sabrifen, wie die Ultramarinfabrit in Weitenegg, Die 
faijerliche Slasfabrif in Guttenbrunn, daſelbſt aud) eine große Dampf 
ſäge uud Lohſtampie. 

Auf dem rechten DTonauufer im Viertel ober dem Wienerwalde in 
der Mühe von Melk und durch den Rücken des in einer Stunde zu er 
reichenden Hiesberges Davon getrennt befindet ſich der reiche Getreide 
boden Des Manker Bezirkes. Bereits Führt eine neue Straße bis zum 
Fuße Des genannten Berges, uur eine kurze Strecke harrt noch des Aus 
baues, daun iſt auch dieſes Gebiet mit den bedentenden Urten von 
VLeonhard und Ruprechtshoöſen in nächſter Verbindung mit Melk, wit der 
Tonau und nur Der Fluß allein iſt das Hindernis des regen Waaren- 
austauſches zwiſchen den beiden an Production jo verſchiedenen Vierieln. 


— 3 — 


Eine Donaubrüde bei Melt und die vrojectirte Bahn durd) das 
Beitenthal würden den von der Welt fait abgeſchloſſenen großen ſüd— 
weſtlichen Theil des Waldviertels dem Verkehre geradezu auffchließen. 

Der Heritellung der Brücke bei Melk itellen ſich keineswegs be: 
dentende Schwierigkeiten entgegen, da die Breite Des reaulirten Haupt: 
fkomes nicht mehr ald 280 Meter beträgt. Auch it in hydrotechniſcher 
Hmficht gar Feine Gefahr vorhanden, da die Inundationsbrücken jeinerzeit 
facht aufgehoben werden fünnten, zumal diejelben nach Ausſpruch der 
Sachverſtändigen über leicht auzujchwenmendes Terrain führen würden, 
und nöthigenfalld der Melker Arın leicht abzubauen wäre. Außerdem iſt 
der Berücjichtigung zu empfehlen, daß die Beichaftung des Baumateriales 
eine außerordentlich leichte it, da unterhalb Weitenegg bei Luberegg ein 
ausgezeichneter Steinbruch ſich befindet und in dem genannten Hiesberge 
vorzüglicher Granit zu gewinnen it, aus welchem die meisten Veltbahn: 
objecte, fowie die Brücken über die Melk, Pielach und Traiſen und die 
Schwarzenbergbrücke in Wien gebaut wurden. 

Daß hier in Melk, wo Eiſenbahn und Reichsſtraße hart an die 
Donau treten, wo iſolirte Höhenzüge das flacher werdende Terrain De: 
herrſchen, ein wichtiger ſtrategiſcher Punkt iſt, liegt auf der Hand. 

Bar doch am 8. November des Jahres IST und am 13. Auguſt 
des Jahres 1831 Feldzeugmeiſter Jovanovich mit einer Suite don 
Generalſtabs⸗ODfficieren im Stiite Melk zum werke ſtrategiſcher Studien 
in der nächſten Umgebung und betonte ausdrücklich Div große Bedeutung 
der Gegend in genannter Hinſicht. 

Der Markt Melk ſelbſt zähle zu den wichtigeren Orten am Donau. 
ſtrande. Von der alten geſchichtlichen Bedeutung abgeſehen, iſt cc noch 
heute die Stätte geiſtiger und materieller Cultiur. Wenn in erſterer 
Richtung ſchon ſeit den Anjängen Oeſterreichs das Benedictinerſtiit und 
ſeit langer Zeit das damit verbundenenk. k. Gumnaſium erfolgreich wirken, 
ſo arbeitet in letzerer Beziehuug auf dem Gebiete Dev Landwirihichaft 
der zu dieſem Zwecke geſtifteie Bezirksverein, deſſen Thätigkeit durch Die 
im vorigen Jahre arraugirte Ausſtellung ſich glänzend bewahrt Dat. 

Zengnis Fir gemeinnütziges Wirken und jöoriſchrittliche Arbeit Der 
Bürger gibt in hervorragender Weiſe die im Jahre 1562 gegründete 
Sparcaſſe, welcher Verein ſich durch die Erbalung eines den An'orde 
rungen dev Neuzeit eutſprechenden Schulhauſes und Vezirksgerichtes 
bleibende Denkmäler ſeiner erſprießlichen Thatigkeit errichtet bat. Nur 
durch die Unterſtüßung derſelben iſt es der Gemeinde Melt möglich, ein 
Unternehmen fortzuführen, das die Hebnug des Verkehres mit dent jen— 


1887 


— 264 -- 


feitigen Ufer, eine Lebensfrage für Melk, zum Zwecke hat, nämlich die 
Propeller-Ueberfuhr. 

Obwohl bei dem Mangel einer ftabilen Brüde der Verkehr zwiſchen 
den beiden Ufern Winters über förmlich abgefchnitten ift, wurde doch im 
verfloffenen Jahre ein großer Berjonenverfehr erzielt, wie die Ausgabe 
von 30.000 Karten offen darthut. Welch” ein bedeutender Verkehr, welcher 
Aufſchwung des wirthichaftlichen Lebens nicht allein für Melk, ſondern 
weithin von da, als dem Gentralpunfte nach Süden und Norden in den 
Gebieten des Viertels ober dem Wienerwald und ober dem Maıbarts- 
berge, müßte ſich entwickeln, wenn durch Verwirklichung des gejchilderten 
Projectes eine dauernde Verbindung zweier an verichiedenen Producten 
reichen Gegenden und damit der lebhafte Austauſch derjelben ermöglicht 
würde. 

Wahrlich zu weit ift die Verjpective, die fich dem Auge eröffnet, 
zu glänzend das Zufunftsbild, als daß nicht die Bürger von Melk bangen 
Herzens der Entjcheidung harrten, welcher für fie den Beginn einer neuen 
Epoche des Aufſchwunges und der Wohlfahrt oder das Verbleiben in den 
alten beengenden Schranten und damit den wirthichaftlichen Niedergang 
bedeutet. 

Gelegentlich der am 7. Mai d. J. im Herrenhauſe erfolgten Ab— 
ſtimmung über den bekannten Antrag Schmerliug's trat der hoch— 
wirrdige Herr Prälat Alexander Karl, Abt des Benedictineritiftes 
Meit, für den die deutjche Sprache ſchützenden Antrag ein. Dieſer Ab— 
ſtimmung zu Folge hatte die Gemeinde Melk den Beſchluß gefaßt, dem 
hochw. Herrn Prälaten eine Dauf: und Anerkennungs Adreſſe zu über- 
reichen und dieſelbe auch von den deutichen Gemeinden Oeſterreichs fertigen 
zu laſſen. 

Tie Ueberreichnng erfolgte am 14. Juli in nachftehender Weile: 
Am genammten Tage fuhr vom Rathhanſe des feſtlich beflaggten Marktes 
Met ans die Gemeindevertretung bei dem hochw. Herrn Prälaten vor, 
demſelben Melt's Dankadreſſe, der ſich weit über 1500 Gemeinden, viele 
Vereine und Privatperjonen angejchloilen hatten, zu überreichen. An den 
Ztufen des mit Blumen und Zierpflanzen überrajchend ſchön geſchmückten 
Stiegenbanjes wurden die Gemeindevertreter vom hochw. Herrn Prior und 
Conſiſtorialraih sriedrid) Deilmann und den beiden Herren Gaſtmeiſtern 
P. Vincenz Staufer ımd Dr. Berthold Hoffer empfangen und im den 
Prälaturſaal geleitet, in welcher die Büſten Ihrer Majeſtäten de8 Kaiſers 
und der Kaiſerin im veichen Blumenſchmucke prangten, und wo die Herren 
Capitularen und Cleriker des Stiftes ſich bereits eingefunden hatten. 


Asbald erichien der Herr Brälat, worauf Gemeinderat) Linde vortrat 
md eine Ansprache hielt, in welcher er das Eutſtehen der Adreſſe Ichilderte 
und dem Erjuchen Ausdruck gab, die Gefühle der Dankbarkeit und Ver: 
ehrung von Seite der Gemeindevertreting Melk auch den Meitgliedern 
des hohen Herrenhaufes, welche für die dentjche Sprache eintraten, insbe 
iondere Sr. Ereellenz dem Herrn Anton Nitter von Schmerling gütigit 
u übermitteln, worauf die Verleſung der Adreſſe erfolgte. Dieſelbe lautete: 


Hohwürdigiter Herr Prälat! 


Bevor noch Telegraph und Zeitungen das Ergebnis der am 7. Mai 
d. 3. im Hohen Herrenhauſe des öfterreichiichen Neichsrathes erfolgten 
Abſtimmung über den Antrag Sr. GEreellenz des Herrn Auton Ritter 
von Schmerling verkündeten, hatten alle jene, welche die Ehre hatten, 
Sie, hochwürdigfter Herr Prälat, zu feinen, die volle Gewißheit, daß 
Sie Ihre Stimme, entſprechend Ihrer überzengungsteenen, politiſchen 
Geſinnung, für den die deutiche Sprache ſchützenden Antrag abgeben 
werden. 

Und dieſe Erwartung wurde nicht getäuscht. Sie, hochwürdigjter 
Herr Prälat, Haben unerjchüttert, nicht hoffend auf Gunſt und Dank, nur 
Ihrem Gewiſſen folgend im Momente der Gefahr tren zu Ihrer Nation 
gehalten. Sie haben ſich als würdiger Nachfolger jener Helden bewährt, 
welde vor neunhnndert Kahren die Eitenburg erjtürmten, auf ihre Zinnen 
das deutſche Banner pflanzten und Die deutſche Oſtmark gründeten, aus 
welcher unſer geliebtes Tejterreich erwuchs. 

Dem charakterfeſten Manne nud deutſchfühlenden Prieſter jubeln 
Taufende von öſterreichiſchen Patrioten eutgegen, welche ſtets bereit ſind, 
für ihr Vaterland und ihre Dynaſtie Gut und Blut zu opiern, welche 
aber zugleich ihre Mutterſprache, ihre deutſche Nationalität Für das höchſte 
Gut Halten, für das fie mie Leib und Seele zu jeder Jeit und unter allen 
Umjtänden einſtehen. 

Dielen patriotifchen und nationalen Gefühlen baben Sie durch Ihre 
Abſtimmung in jener denkwürdigen Sitzung Ausdruck gegeben, und Deshalb 
ſehen wir, von Begeiſternng für Die Ehre mid Größe nuſeres Vaterlandes 
erfüllt, es als eine alle Dentſchen Oeſterreichs bindende Pflicht au, Ihnen 
hochwürdigſter Herr Prälat hiemit unſere vollſte Anerkennuug und unſeren 
aufrichtigſten Dank auszudrücken. 


Melk, 14. Mai 1887. 
Die Gemeindevertretung Melk. 


— 266 — 


Herr Bürgermeiſter Piſchinger überreichte dann die von der 
Firma Haidinger in Wien höchſt geſchmackvoll ausgeſtattete Adreſſe, welche 
ſowie die zahlreichen in einer Caſſette eingeſchloſſenen Beilagen von dem 
Herrn Prälaten einer kurzen Beſichtigung unterzogen wurden, worauf 
derſelbe in höchſt bewegten Worten erwiderte: 

„Geſtatten Sie mir das aufrichtige Geſtändnis, daß es mir zur 
größten Ehre gereicht, ja daß es meine Bruſt mit gerechtem Stolze erfüllt, 
die gewählten Herren Vertreter der löblichen Marktgemeinde Melk auf das 
Freundlichſte willkommen heißen zu können in jenem Hauſe, im welchem 
einſtmals die Babenberger vefidirt, von welchen aus fie die Oſtmark ge 
gründet haben, aus der, wie Ihre Adreſſe ſagt, unſer geliebtes Oeſterreich 
erwuchs. Der Inhalt Ihrer Adreſſe, die zahlreichen Beitrittserflärungen, 
die voruchne und feierliche Form der Uebergabe, die funftvolle und ge: 
lungene Ausftattung derfelben, die tiefergreifende Anſprache, welche Herr 
Gemeinderat) Yinde gehalten, machen auf mich einen jo gewaltigen 
Eindruck, daß ich bei meiner obwohl frendigen Erregtheit nidyt im Stande 
bin, die rechten Worte für all das Wohhwollen und die bürgerliche Aus 
zeichnung zu finden, mit welchen fie mich überhäufen. 

Bor Allem fühle ich mich verpflichtet, der löblichen Gemeindevertretung 
Melk für die aus Anlaß meiner Abjtimmung im Herrenhauſe votirten 
Adreſſe, jowie den jo zahlreichen und angejehenen Gemeinden, Corporationen 
und einzelnen Perjöntichkeiten, welche ich der Melker Adreſſe angeſchloſſen 
oder mir perſönlich ihre Zuſtimmung ansgedrücdt haben, meinen verbind 
lichſten und tiefgerühlteften Dank auszuſprechen. 

Mit Rückſicht auf den Inhalt jener Kundgebungen und auf die von 
verſchiedenen Barteittandpinkten meiner Abſtimmung gegebenen Deutungen 
erlaube ich mir folgendes zu ſagen. 

Ich war und bin vollends überzeugt, daß hinſichtlich des Verhält 
niſſes der bekauuten Sprachenverorduung zu den Inſtizgeſetzen und ihres 
Einfluſſes auf die Rechtspflege dem oberſten Richter Oeſterreichs das 
competenteſte Urtheil zuſtehe, den ich als Nichtjuriſt mit voller Beruhigung 
zuſtimmen torte, 

Vom politijchen md nationalen Standpunkte aber darf ich mir aud) 
ein ſelbſtſtäudiges Urtheil zutrauen, und es Fand Jich dieſes in voller 
Uebereinſtimmung mit dem Autrage der Minorität des hohen Herrenhauſes. 
Mein volitiſcher Staudpuntt war ſtets der geſammtſtaatliche, echt öſterreichiſche, 
der Geſchichte nud Cultur inneres Vaterlandes beſtentſprechende, insbeſonders 
aber Der von der trenen Liebe zu nuſerer allerhöchſten Dynaſtie geradezu 
geſorderte, wahrhaft patriotiſche Siandpunkt. Tas Nationalitätsbewußtſein iſt 


— 267 — 


en wicht zu unterfchägender Factor, darf jedod) in feinem Staate weniger 
als im völferreicdhen Oeſterreich die Politik als leitende Richtſchnur be— 
bereichen, deren oberſte Grundſätze die der Religion und Gerechtigkeit fein 
müyjen. 

Bei der Sprachenverordnung handelte es ſich auch um das wichtige 
Intereſſe Des dentſchen Volkes Böhmens und Mährens, feinen Söhnen 
ebeuſo wie den Söhnen ſlaviſcher Völker, die höheren Inſtizämter offen 
und zugänglich zu erhalten. Noch höher ſteht das Intereſſe des Geſammt. 
ftaates an der Einheit jeiner Amts: und Dienſtſprache. Ale Achtung vor 
der Gleichberechtigung der Länder, Völker und Sprachen Oeſterreichs 
untereinander. Die Geſammtheit ftebt höher als die einzelnen Theile 
derfelben, die Monarchie höher als deren einzelne Länder und Völker. 
Die Staatsfpradjye, die nicht wir lebenden Dentjchen geſchaffen babeı, 
jondern der öfterreichifche Staat nad) Geburt und Ennvielung als ſeine 
Mutter- oder Umgangsiprache Sich angeeiguet bat, ſteht höher als Die 
anzelnen Landesfprachen. 

Ich ließ mich daher bei meiner Abſtimmung im hohen Herrenhauſe 
nur von meinem öſterreichiſchen, patriotiichen und nationalen Bewußtſein 
leiten und fühle mich dabei auch vom veligiöfen Standpunkte ans vollends 
beruhigt. Sch bin mir bewußt, hiefür feine beſondere Auerkennnug ge 
winscht, geſucht und verdient zu haben: da mir aber ſolche deunoch in 
jo reihem Maße zu Theil geworden iſt, To nehme ich ſie mit dem auf 
rihtigften Danke entgegen und verjichere Sie, meine Herren, daß mich 
das Bewußtſein, in Uebereinſtimmung mit den Werüblen md Anſchaunugen 
einer Gemeindevertretung zu befinden, die ihre Auhäuglichkeit und Treue 
um Thron und Vaterland, wie amd für unſern Voltsſtamm in der 
Adreſſe jo beredten Ausdruck gegeben bat, mit großer rende erfüllt. Wir 
alle wollen ein großes und mächtiges Oeſterreich, ſein Bott glucklich und 
ſeinen Kaiſer ruhmgekrönt. Ter ruhmgekrötite Kaiſer ud allerhöchſte Herrſcher 
dreimal hoch!“ 

Die zahlreiche Verſammlnug Mimi begeiſtert ein, td dreimal 
erbranſte der Saal von Dem Ruſe: Se. Miajeſtät Kaiſer Frauz Joſei J. 
lebe hoch! 

Hiemit war Die Feierlichteit geſchtoen. 

Am 25. Augnſt 1887 wirde Zr. Hochwurden Hr. Adalbert Bratke, 
Conſiſtorialratih und Beſitzer des goldenen Verdienſttreuzes. welcher am 
18. Auguſt zum Dechant des Meiler Decangates weint werden war, il 
feierlicher Weiſe ats Piarrer inſtalliri. 


IS87 


1687 


— 268 — 


An 16. September, Abends 6',, Uhr, brannten zwei Schenern 
neben der ſogenannten alten Schießftätte ab, ohne daß ein Nebenobject 
ergriffen worden wäre. 

Am 24. September (. 3. beging die Sparcafje in Melt in zwar 
jehr einfacher, aber umfo wiürdigerer Weile die Feier ihres fünfundzwanzig— 
jährigen Beſtandes. Zu dieſem Zwecke verfammelten ſich die erjchienenen 
Gäſte, die Gründer und Mitglieder der Sparcaſſe im Sitzungsſaale der 
Anſtalt. 

Der Vorſtand der Sparcaſſe, Herr Franz Xav. Linde, begrüßte 
die Erſchienenen in einer warm gehaltenen Anſprache und machte Mit 
theilnngen ſowohl über die Entſtehung der Anſtalt als and über den 
Verlauf ihrer geſchäftlichen Entwicklung und conſtatirte, daß der Auf: 
ſchwung des Juſtitutes nur dadurch möglich wurde, daß alle Functionäre 
der Melker Sparcaſſe durch eifriges, opferwilliges Zuſammenwirken ihr 
Beſtes zu dem Gelingen des Ganzen beitrugen. Hierauf ergriff Herr 
Dr. Wilhelm Reich, E E Notar in Wien, als Gründer und Mitglied 
der Anſtalt das Wort und wies in längerer Nede nad), daß vornehmlich 
dem Borjtande des Inſtitutes für defjen verdienftvolles und uneigennütziges 
Wirken durch volle 25 Jahre die Palme des heutigen Feſttages gebühre, 
und dag die Mitglieder diejer Anftalt dem Danfe dadurd) glauben Aus- 
druck geben zu jollen, daß Ddiejelben dem Vorſtaude als äußeres Zeichen 
ihrer Anerkennung einen Brillantring überreichen. Vorſtand Linde nahm 
dieſes Ehrenzeichen mit Nührung entgegen und verficherte, auch in Hinkunft 
dem JInſtitute ſeine bejten Kräfte widmen zu wollen. 

Dieranf wurden die Jubiläums Denfnünzen an die Gründer, ſowie 
die Denkſchrift an ſämmtliche Anweſende der Verſammlung verteilt und 
hiemit war die interne Jubiläumsfeier geſchloſſen. 

Hierauf wurde das Stift Melk beſichtigt, wobei ſich Herr Regiernngs— 
rath Dr. Alexauder Nava, Generalſecretär der Erſten öſterreichiſchen 
Sparcaſſe, Herr Eruſt Zinner, Director der Sparcaſſe in St. Pölten 
und Herr Johann Schmid, Director der Sparcaſſe in Waidhofen a. d. Ybbs 
betheiligten. 

Während dieſer Beſichtigung wurden im Amtslocale der Sparcaſſe 
die Betheilnung der Ortsarmen vorgenommen und weiters 20 ſchöne 
Kränze ans friſchen Blumen auf 20 Gräber verſtorbener Mitglieder dieſes 
Sparinuſtitutes gelegt. 

Die Mitiagsſtunde vereinigte die Gäſte und Mitglieder der Melker 
Sparcaſſe zu einem frohen Mahle im Hötel Gruber, wobei der erſte 
Toaſt vom Vorſtaude der Auſtalt auf Sr. Majeſtät den Kaiſer, den 


— 269 — 


Spender weifer und freiheitlicher Geſetze, ausgebracht und von den Ver: 
fammelten mit großer Begeifterung aufgenommen wurde; die Städtische 
Rufitcapelle von St. Pölten intonirte die Volfshymme, welcher ſich die 
üblichen Salven anjchlofjen. 


Die Feierlichkeiten diefes Tages wurden mit einem Sejtconcert und 
Kränzchen in den Bereinstocalitäten geſchloſſen. 

Die Sparcaſſe in Melt Hat es fid) vorwiegend zur Aufgabe geſtellt, 
humanitären Zwecken zu dienen; dieſem Beſtreben gab fie neuerdings an 
dieſem Feſttage Ausdrnd, indem fie allen im Melk bejtchenden wohlthätigen 
Vereinen, ſowie der Gemeinde und Volksſchule größere Spenden widmete, 
insbefondere aber eine Stiftung für verarmte Bürger Melfs errichtete: 
was diejelbe in humanitärer Richtung geleistet, gebt aus der Summe von 
mehr als 64.000 fl. öſterr. Währ. hervor, welche bis zu dieſem Jahre 
für genannte Zwecke gefpendet wurden. 


Die Gejchichte der Gründung, ſowie die Entwicklung und Gebahrung 
der Sparcafie in Met iſt in dem anläßlich des Zöjährigen Beltandes 
der Sparcajje heransgegebenen Gedenkbuche zu erſehen und laſſen wir 
daher an dieſer Stelle nur einige Daten in gedrängteſter Kürze folgen: 

Die Anregung zur Gründung einer Vereinsſparcaſſe in Melk ging 
vom damaligen Gemeinderathe Autoun Prinzl in der Zipung vom +. Meat 
1862 aus. Nachdem zur Bildung eines Garantiefondes und zur Be 
ſchaffung der erjten Auslagen und Emwichtung ein Betrag von 4090 Tl. 
ölterr. Währ. jubjeribirt worden war, erfolgte am 2, Zeptember 1862 
die Conſtitnirung der Eparcaiie. 

Das Amtslocal Des Inſtitutes befand Th Damals in einem Zimmer 
schen dem Rathhausſaale. Der Reiugewinn des erſten Jahres beliei ſich 
auf 184 fl. 94 fr. öſterr. Währ. 

Im nächſtfolgenden Sabre Forte dem Reſervefond ſchon ein Betrag 
von 684 fl. 69 fr. öſterr. Waähr. zugewendet werden. Am J. Novenber 
ſchied der erſte Director, Here £ b Notar Dr. Wilhelm Reich, in ‚solar 
ſeiner Ueberſiedlung nach Wien von ſeinem Amte. 

Am 22. Febrnuar 1869 verſchied der erſte Vorſtaud der Auſtalt, 
Herr Joſef Weidinger. Yır Grund Des Beſchlniies Des Sparcaſſe 
Ausſchuſſes vom 3. December 1870 erwarb die Anſtalt das Poſtgebäude 
ſammt Garten und Scheuer in Melt. 

Die ungünſtigen Verhältniſſe des Jahres 1873 beeinflußten Die 
Sparcaſſe in mr ganz geringer Weiſe. 


1887 


— 270 -- 


Am 1. Sänner 1881 wurde die Borfchußcaffe auf Berfonaleredit 
eröffnet, und im Jahre 1884 erwarb das Juſtitut Die ſogenannte „Seine 
Stiftsbreite”, um dortjelbft öffentliche Anlagen zu ſchaffen. 

Sp geitaltete fi das 25jährige Wirken der Melker Sparcajir, 
welche heute einen Umſatz von nahezu vier Millionen erbringt, als ein 
jegenbringendeg für den Markt Melk, deſſen Bewohner und für die weite 
Umgebung. 

Die Aufangstage des Monats October d. X. konnten wohl leiden 
Ichaftlich erregte genannt werden; es jollte nämlich am 13. October die 
Wahl eines Reichsraths Abgeordneten an Stelle des verftorbenen Herrn 
Dr. Ofner ftattfinden; von dem Gentral-Comite in St. Pölten war 
Bert Dr. Granitſch, von antifemitifcher Seite Here Urfin aus Tulln 
vorgejchlagen. Die Stimmenmehrheit entichied für Herru Urfin. 

Der 3. November d. J. riß neuerdings eine Lücke in den Eleinen 
Kreis von valtlos thätigen Männern; es ftarb an diefem Tage nad) langem 
Yeiden der verdienftvolle Director der Sparcafieanftalt, Herr Engelbert 
Haidvogl, welcher ſowohl Gründer des Sparcaſſe Vereines, wie lang- 
jähriges Mitglied der Direction geweſen und leider bei der Jubelfeier der 
Sparcafje durch Krankheit ſchon verhindert war, Theil zu nehmen. 

Reiche Erfahrung und umfichtige Gefchäftsgebahrung waren ihm 
eigen. Er ruhe in Frieden! 

Am 24. November d. 5 wurde dem Armeninſtitute Melk von der 
Familie Linde, melde den Gedenktag des urknndlich nachgewieſenen 
250, eigentlich 200jährigen Beſtandes feierte, TOO fl. Notenrente über 
geben und bei der im engſten Kreiſe ſtattgefnundenen Feier nachſtehendes 
Gedicht zum Vortrage gebracht. 


583 
Feſtgedicht 
zur Feier des 
2500290 jährigen Beſtandes der Familie Linde, 
beziehunssweiſe „von der Linde”, 
am 4. November 1887. vorgelranen vom zebnjährigen ötto Lind: 


N 


»: Genius des Glückes ſpricht aus mir 
Dem jüngſten Zweig des Stammes von der Linde, 
Noch blübt der bebre Vaum in ſchönſter ‚Stier. 
Noch Lebt der Geiſt des Ahnherrn in dent Kinde. 


— 271 -- 


Der Baum erwuchs aus deutfcher Erde Grund, 
Ein Reis von ihm hat Wurzeln hier aefchlagen, 
Doch liebevoll raufcht feiner Blätter Mund 

Loch immer deutfch, wie in der Kindheit Tagen. 


Und wie der Baum ein Sinnbild ift der Kraft, 
Die hundert Arme nach dem Himmel breitet, 
So mein Befchlecht, es wirft, es forgt, es fchafft, 
Die Zufunft winkt, der es entgegen fchreitet. 


Und wie die Blüthe wechfelt mit der Frucht, 
Daß voller ftets die Krone fich Delaube, 

So hält uns aufrecht in der ‚Seiten Flucht 
Die Hoffnung und die Kicbe und der Glaube. 


Wenn audy der Kerbit des Baumws Schmuck bereift, 
Der Frühling läßt uns neue Precht entfalten, 

Noch hat uns Gottes Finger nur aeftreift, 

Und niemals hat cin Blitz den Baum zerſpalten. 


D’rrum Heil Euch Eltern! Ehre dem Kefchlecht! 

Des Glückes Genius ſpricht aus mir dem Kinde! 
Wir bleiben Alle deutſch und ſchlicht und recht, 
Dom Ahnherrn - bis zu mir dent jüngſten Linde! 


Graf Fmerih v. Sladien. 


Am 1. Juli 1597 erwarb Peter von der Linde das Bürgerrecht 
in Braman i. B. 

In der Sitzung Der Gemeindevertretung Melks am 29. Jänner 
1888 wurde der einſtimmige Beſchinß geiaßt, eine erneuerte Petition an 
das Hohe Abgeordnetenhaus zum richten und in ſelbe um vollſtändige 
Aufrechthaltuug Der gegenwartig zu Recht beſtehenden Volksſchulgeſete 
zu bitten; ein weiterer Beſchlußs ging dahin, Dem Landtagsabgeordneten 
Herrn Schöffel eine Dank und Vertrauensadreſſe zu überreichen, weil 
er der Gründer und Schöpfer der Natnralverpflegsſtationen geweſen, 
welche ſich bereits für alle Betheiligten ſehr wohlthätig wirkend erwieſen 
haben.') 

) Lie Naätural Berpflegsttation in Me wurde vom 1. Jänner 1887 bis 


fegten December 1887 in Anipruch genommen von 68 Pertonen aus Nicderöfter 
reich, 1044 aus Böhmen, 183 aus Oberoſterreich, I ans Salzburg, 513 aus Mähren, 


1888 


1888 


1888 


— 272 — 


In diefem Jahre ftarb der in Wien mwohnende hochwürdige Herr 
Profeſſor, E. £ Minifteriafrat) und Domherr Dr. Karl Werner, welcher, 
wie er ſelbſt in jeinem Teftamente jagt, in treuer Anhänglichkeit an 
feinem einftigen Studienorte Melk, dem Armeninſtitute dajelbft ein Legat 
von 2000 Sl. zuwendete, welches dem genannten Inftitute nach dem Ableben 
der Schweiter des verstorbenen Herrn Brofellors, welche bis zu jenem 
Zeitpunkte im Zinſengenuß dieſes Capitales bleibe, auheim fallen fol. 

Wir fühlen die tiefinnerſte Verpflichtung, auch an dieſer Stelle im 
Namen der Armen dem edlen Wohlthäter den wärmſten Dank auszu— 
drücken. 

Nachdem ſchon durch läugere Zeit die Wahrnehmung gemacht wurde, 
daß der gegenwärtig beſtehende Friedhof ſich als viel zu klein erweiſe, ſo 
wurde im Frühjahre 1888 die Erweiternug desſelben beſchloſſen, bezüglich 
der Erwerbung des hiezu nothwendigen Grundes ſetzte ſich die Semeinde- 
vertretung mit dem löbl. Stifte Melk als Eigenthümer desſelben in das 
jofortige Einvernehmen, und im November des nächjten Jahres wurde 
die Erweiterung auch in Angriff genommen. 

Am 1. Juli d. J. erfolgte die Neuwahl der Gemeindevertretung 
und wurde hiebei nachftchendes Reſultat erzielt: 

Bürgermeiſter: Herr Joſef Piſchinger; Gemeinderäthe: die Herren 
Frauz Xav. Linde, Auguſt Weidinger, Dr. Auguſt Kopp, Ludwig 
Prinzl; Ausſchüſſe: die Herren Johann Altermann, Johann Exel, 
Joſef Feßl, Romuald Gumpoltsberger, Franz Hutter, Theodor 
Jungwirth, Joſef Niederreiter, Benno Ritter von Paum— 
gartten, Franz Schöneck und Hermann Ulbrich. 

An 18. September d. J. ereignete ſich in der Nähe von Melk ein 
Schiffsunglück, wie es in dieſer Art bisher mindeſteus auf der Donau 
ſeines gleichen ſucht. 

Etwa 200 Schritte unterhalb der Eiumündung der Pielach in die 
Tonan ſank gegen 8 Uhr Abends der Kettendampfer „March“ in Folge 
eines Riſſes der Kette. Die herabgelaſſenen Anker griffen nicht ſofort ein, 
und nachdem die Nette eben am Hiutertheile Des Schiffes geriſſen war, 
am Bordertheile aber noch am Schiffe Hing, 309 ſie abrollend und den 
Hoden ſchleifend, das Schiff mit dev ganzen Breitieite gegen die Strömung, 
die nun mit allev Wucht und furchtbarer Gewalt gegen die Schiffswand 


114 aus Schleſien, 135 aus Steiermark, 51 aus Märnten, 46 aus Krain, 6 aus 
Iſtrien, 2 aus Voralberg, 17 aus Galizien, 260 aus Ungarn, 201 aus Deutichland, 
2 aus Rußland, 11 aus der Schweiz, 12 aus Italien und 38 aus Tirol, zu- 
ſammen 3522. 


— 273 — 


emftürmte, den inneren Raum erfüllte und das Schiff ſofort zum Sinfen 
brachte: leider war bei diefem Unglücke der Verluſt von drei Meenfchen 
leben zu beflagen. 

In wenigen Tagen wurden von Seite der k. f. priv. Donau Dampf: 
ſchiffahrtsgeſellſchaft Anftalten getroffen, um das Wrak, von dem mir en 
Theil des Schornfteine® und des Radkaſtens über dem Waſſerſpiegel 
iihtbar waren, zu heben und gelang Dies ur nad) äußerſt jchwieriger 
Arbeit am 4. Rovember d. I. 

Anläßlich des vierzigjährigen Negierungsjubiläuns Sr. Meajeftät 
des Kaiſers Franz Joſef I. wurde von Zeite der Sparcaſſe in Melk 
am 2. December d. J. der Gemeinde Melk ein Betrag von 500 fl. ö. WM. 
zur Vergrößerung des Fondes fir verarmte Büraer übergeben, von Zeite 
der Gemeinde wurden an dieſem Tage 50 Arme mit je einem Zilber 
gulden betheilt ımd vom Melker Singverein als Erträgnis eines au 
diefem Tage abgehaltenen Concertes dem Armeninſtitute Mfl. ö. W. zugewendet. 

Ende des Monates November erfolgte auf Koſten der Spareaſſe 
die Abtragung jenes Theiles der Stadtmauern, welcher ſich vom Zpar 
caliegebände bis zu dem jegt noch vorhandenen Befeſtigungsthurme hinzog: 
durdy deren Beleitigung wurde ein hübſcher öffentlicher Weg geſchafien. 

In dieſem Jahre wiirde auch Die vierclaſſige Volksſchule zu eier 
fünfclaſſigen erweitert. 

Am 1. Februar des Jahres ISSU wurde die Gemeindevertretung 
zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, in welchen den Geiühlen 
der innigiten Theilnahme und der teilten Trauer anläßlich Des Ablebens 
Er. kaiſerlichen Hoheit des durchlauchtigſten Krotprinzen Rudohf Aus 
druck gegeben wurde. 

Von Den Zinnen des Stiftes, ſowie von den Giebeln des Rath 
hauſes, des Amtsgebäudes, der Sparcaſie und des Schnigebäudes wehten 
Trauerflaggen. 

Sobald als cs nun Die Witlerung geſtattete, wurde Die ſchon früher 
projectirte Erweiternng des Friedhoies vorgenommen und Der nunmehr 
dort befindliche Brunnen gegraben, wobei eine reichliche Meiuge von ver 
ſteinerten Auſternmuſcheln zu Tage gefördert wurden. 

Gegen Mitte des Mongtes Februar d. J. begannen die Unterhand 
lungen von Seite der Sparcaſie in Melk mit den lobl. Stiſfte Melt wegen 
Ankaufes der ſogenannten öſtlichen Stiitsbreite. 

An 20. und 21. März wurde in Meet der Gedenkiag an Die vor 
500 Jahren durch den Markgrafen Leopold TIL erfolgte Einführung der 
Benedietiner dajelbjt Feitlich begangen. 


1S 


1888 


1889 


Ist) 


189 


1889 


— 274 — 


Obwohl von Seite des löbl. Stiftes Melk eine eigentliche Feier 
dieſes Gedenktages erſt für ſpätere Zeit geplant war, überbrachte dennoch 
die Bürgerſchaft Melks und cine zahlreiche Deputation einſtiger Mellker 
Studenten dem Hauſe ihre Glückwünſche. 

So wurde am Vortage, den 20. März, von der Gemeindevertretung 
Abends ein Fackelzug veranſtaltet, welcher durch die Zahl der Theilnehmer 
und durch die Art und Weiſe der Durchführung einen für Melk geradezu 
glänzenden Verlauf nahm. An der Spitze des Zuges, welcher vom Herrn 
Joſef Hum mel geleitet wurde, marſchirte die ſtädtiſche Muſikcapelle von 
St. Pölten, dieſer folgten die Gemeindevertretung, die Deputationen ſämmt 
licher Vereine und Genoſſenſchaften, Hierauf mehr als 200 Fackel- und 
100 Lampionsträger, begleitet von der Veteranen-Muſikcapelle. Vom 
Sparcaſſegebäude, in deſſen Hofraum die Fackeln angezündet wurden, 
bewegte ſich der von Ordnern umgebene Zug durch den ganzen Markt 
zum Stifte hinauf. In dem großen Hofe desſelben wurden mehrere 
Schwenkungen vorgenommen, und während die Muſikcapellen abwechſelud 
Concertvorträge fpielten, begaben ſich die Deputationen in die Prälatur, 
um die verschiedenen Glückwünſche zu erftatten. 


In derfelben Ordnung bewegte ſich der Zug wieder abwärts dem 
Sparcafjegebäude zu, in deſſen geränmigem Hofe die Tafeln ausgelöſcht 
wurden. Won vielen Fremden, welche anläßlich des Fackelzuges nad) 
Melt gekommen waren, wurde die einſtimmige Meinung zum Ausdrude 
gebracht, diefe von der Bürgerfchaft dem löblichen Stifte Melk dargebrad)te 
Ehrenbezeugung ſei eine geradezu glänzende geweſen. 

Am Morgen des 20. März (Stift und Markt waren feftlich be- 
flaggt) fuhr die Gemeinmdevertretung in das Stiftsgebäude, wohnte am 
feierlichen Hochamte bei, nad) welchem ſich diejelbe in den Prälatenjaal 
begab, wofelbjt bereits Der hochw. Herr Prälat und die Geiftlichen des 
Stiftes verfammelt waren. 

Im Auftrage dev Gemeindevertretung hielt Gemeinderath Franz 
Linde nachtolgende Auſprache: 


Hochwürdigſter Herr Prälat! 

Die Marktgemeinde Melk, welche durch acht Jahrhunderte hindurch 
in Freud' und Leid, in Noth und Gefahr, in den Tagen des Glückes 
und des Unglückes mit dem löblichen Stifte Melk im innigſten Zuſammen. 
hange verbinden war, beehrt ſich heute, zur X00jährigen Jubelfeier des 
löblichen Stiftes Melt, Ihnen Hochwürdigſter Herr Prälat und den 


- 275 — 


bohimmürbigen Herren Gapitularen Ihres Hochanfehnlichen Haufes Die 
imigften und ergebenften Glückwünſche zu überbringen. 

Wohl mag es ein wichtiger, feierlicher, würdiger und erhebender 
Moment gewefen fein, als am 21. März 1089 Abt Sigibold mit feinen 
Drbensbrübern den Einzug in jene Hallen und in jene denkwürdige Stätte 
bielt, an welcher einft die viel umworbene, ftolze und feite, durch deutſche 
Kraft und deutfchen Heldenmuth eroberte Iſinburg geitanden, um daſelbſt 
die bereits begonnenen Segnungen des Chrijtenthumes in wirkſamſter 
Weile fortzuſetzen. 

Wohl mag diefer Augenblick, fage ich, ein erhebender, feierlicher 
und wichtiger gewefen ſein, doch auch die gegemvärtige Stunde, in welcher 
wir mit Ihnen das Andenken diefer und aller Ihrer Vorfahren ehren, 
ift eine feierlich bewegte, noch umſomehr, nachdem wir heute, das Bud) 
der Geſchichte des Stiftes Melk entrollend, in der glüclichen Lage find, 
den Nachweis einer 800jährigen, ruhmreichen Vergangenheit zu erbringen 
und wie im Spiegelbilde das rajtloje, jegensreiche Wirken und Schaffen 
Ihres Haufes, Ihrer Vorfahren und des Urdens Benedicti erjchauen 
zu fönnen. 

Wo und warn es galt, fegens- und hilfreich einzutreten, warn und 
wo es galt, Roth und Elend zu mildern, da iſt in echt chrijtlicher Weiſe 
der Orden St. Benedict's und Ihr Haus in erſter Linie eingejtanden ; 
in ben Tagen der Gefahr und des Ernſtes wurde der Stab des Friedens 
mit dem Schwerte vertaufcht, und treu zu Kaiſer und Weich jtehend 
wurden alle Stürme ſiegreich überwunden; Künſte und Wiſſenſchaften 
erblühten fortan neuerdings und wurden in ſorgſamſter Weile gepflegt 
uud erhalten. 

Sp möge denn, Dies iſt unſer Aller herzinnigſter Wunſch, der chren- 
vollen und fegensreichen 8300jährigen Vergangenheit eine eben jo ruhm 
und fegeusreiche Zukunft folgen, möge Ihr Orden und Ihr Baus fernerhin 
blühen und gedeihen, um in gleicher Weife wie bis nun Gott zur Ehre, 
dem Lande zum Weiten wohlthätig wirken und ſchaffen zu können, md 
mögen alle etwa aufiteigenden Gewitterwolken und Stürme, welche übrigens 
nicht nur unſer geliebtes Heimatland Xeiterreich, Sondern Die ganze 
gebildete Welt mit Aufmerkſamkeit verfolgen werden, an Ihrem Hauſe, ſowie 
an allen Anderen wirkungslos vorüberziehen.“ Tas walte Gott! 

Nachdem von Seite des hochw. Deren Prälaten in freundlichſter 
Weile in ſeinem und im Namen der hochw. Herren Capitularen der 
Gemeindevertretung der Tank ausgeſprochen worden war, wurde zum 

18* 


1889 


1889 


1889 


— 276 — 


Bahnhofe gefahren, um die Deputation after und noch jugendlicher einjtiger 
Melter Gymnaſiaſten zu envarten. 

Alles Nähere hierüber findet fi) in der im Selbjtverlage des Stiftes 
erfchienenen Feitichrift: Die 800jährige Jubelfeier im Stifte Melt in 
ihren Hauptzügen geichildert von Theodor Jun gwirth, Stiftscapitular 
und Symnafiallehrer in Melf 1889. 

Es dürfte nicht unintereflant fein, nun fchließlicd) zu erwähnen, daß 
gerade vor 100 Jahren, am 21. März 1789, au weldyen Tage die 
700jährige Jubelfeier des Stittes Melk abgehalten wurde, u. A. nad) 
ſtehende Herren als Gäfte der Feierlichfeit "beivohnten: Der Prälat 
Anfelm von Göttiweig, weldyer das Hochamt Hielt, Prälat Michael 
von NHerzogenburg, dev Domberr Georg Funk von St Pölten, der 
Kreishauptmann Baron Ottenwolf, die Grafen von Millejfimo und 
von Satterburg, die reiberren von Stillfried und von Mana: 
aetta, nebſt einer zahlreichen Menge anderer Gäſte geiftlichen und welt: 
lichen Standes. 

Dieſen ftellen wir gegenüber die Namen jener Herren, welche von 
Wien und anderen Urten am 21. März 1880 grüößtentheils die früher an- 
geführte Deputation bildeten: Sc. Ercellenz Landmarſchall Graf Kinsky, 
Dr. Victor Ruß, La Chevalier Louis Brinceps, Dr. Karl Uhlircz 
Dr. von Belfer, Karl Honas, Joſef Zeisberger, Lothar Weyda, 
Albert Würmbed, Franz Deppner, Eduard Gralod, Karl Bad 
heimer, Dr. Albert Zeisberger, Victor Raab, Herman Bader, 
Karl Wopaleusfy, Ferdinand Boos, 9. Glairmont, Johann 
Pilhlewitzer, Yadislaus Eigen Petrovits, Wilhem Fuchs, Dr. Wil 
helm Edler von Welle, Karl Rimböck, Rudolf Hirfchler, Eugen 
Schmid, Hans Nogenrieder, Fritz Schanberger, Dr. Victor 
Heim, von Trautweiler, Otto Judtmann, Joſef Neder, Otto 
Haidvogl, Robert Wiyuter, Dr. Karl Beneſch, Dr. Rudolf Hauen 
Ihild, Dr. Kart Nimböd, Niedl v. Leuenſtern, Dr. Alfons Trohl, 
Dr. Emil Rohllet, Rudoli Kramer, Bictor Eiſenmayr, Arthur 
Ehrmann, Dr Albert Huber, Emerich Ranzoni, Dr. Gottlieb 
Güttl, Pr. Auguſt Kupka, Franz Graber, Franz Jechmeiſter, 
Franz Linde jun. Rudoli Bayer, Joſef Liebl, Wilhelm Ranzoni, 
Rudolf Schelle, Löw, Dr. Hermann Ofner, Thurn. 

Die ſchon längere Zeit von Seite der Sparcaſſe in Melk mit dem 
löblichen Stiite gepflogenen Unterhandlungen bezüglich der Erwerbung 
dev öſtlichen Stiftsbreite gingen nun ihrem Ende zu, und am 11. Auguſt 
1889 wurde der Betrag von 12.422 fl. öſterr. Währ. nad) Abſchlag der 


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Koften für den vom Stifte übernommenen Volksgarten baar erlegt und 
jomit diefer Bauplag übernommen. 

Im Sommer d. 3. wurde der der Sparcalie gehörige Befeſtigungs— 
thurm einer ſtylgerechten Nenovirung unterzogen und am 18. Anguſt 
Hatterte gar Herrlich die Fahne in den Farben des allerhödjiten Kaiſer 
haufes von der Zinne des nun vollitändig hergeitellten Thurmes. 

Am 29 November jtard der hochwäürdige Herr Prior des löblichen 
Stifte Melk, Friedrich Heilmann, ein wahrer Prieſter des Herrn, 
ein Charakter, rein und lauter wie gediegen Gold. Nicht nur ſeine zahl— 
reichen Schüler, welche in ihm ihren väterlichen Lehrer und Erzieher ver— 
ehrten, ſondern Alle welche ihn kaunten, werden dem Manne ein treues 
Andenken für alle Zeiten bewahren. Der Herr laſſe ihn in Frieden ruhen. 

Mit Beginn des Jahres 1890 Stand Melk unter dem Einfluſſe der 
Influenza, weldye, wenn auch gerade nicht verheerend, doch in ſehr Läftiger 
Weite ihr Daſein befundete. 

Reuerdings wurde in den erſten Monaten des Jahres 1890 die ‚Frage 
behufs einer von Traismauer ach Mautern und Melk zu erbanenden 
Eiſenbahn erörtert; Herr Herzog von Roſſatz ſetzte ſich bezüglich der eriten 
vorzunehmenden Belprechungen mit der Gemeindevertretung von Meelt 
in das nothiwendige Einvernehmen: es wurde nunmehr eine Zuſammen; 
kunft der Jutereſſeuten veramitaltet, welche am 25. Mär d. J. im 
hieligen Rathhausſaale ſtattiand. Um auch weitere Kreiſe diesbezüglich 
aufmerkſam zu machen, wurde einigen größeren Wiener Jeitungen nad) 
ftehende Notiz eingeſendet: 

Am 25. März werden Bermeter vieler Gemeinden, welche ein be- 
ſonderes Intereſſe am 


Bau einer Eiſenbahn am rechten Tonaunfer zwiſchen 
Mautern und Melt 


haben, zur Berathung über dieſes Projeet ſich in lepterem Orte verſammeln. 
Den Vorſitz dieſer Verſammlung wid der hochwürdigſte Herr Prälat 
Alexander Karl übernehmen Schon im Jahre 1886 hat Die Gemeinde 
Melt große Anſtreugung gemacht, um für dieſes Unternehmen Propaganda 
zu machen: ja damals wagte man ſogar am eine leberbrückung der 
Donan bei Melk und den Bau einer Eiſenbalm durch's Weitenthal mit 
dem Auſchluſſe an die Franz Joſefsbahn zu denken. Diesmal beſchränkt 
man ſich mit den Plane der Erbauung enter Eiſenbahn in der ſchönen 
Wachau und erwartet, daß ſich auch weitere Kreiſe für dieſes Project 


1884) 


1810 


1890 


1890 


18% 


— 278 — 


intereffiren werden. Durch den Bau diefer Bahn, welche fich an die am 
rechten Ufer der Donau liegende Strede der Franz Joſefsbahn an 
ſchließen foll, würde aud) den Bewohnern Wiens diefer ſchönſte Theil 
des Donauthales in allen feinen Punkten leicht zugänglich werden, und 
e3 dürfte die Hoffnung nicht ungerechtfertigt fein, daß viele, von dem 
Reize der Gegend angelodt, hier ihren Summeraufenthalt nehmen und 
dazu beitragen würden, den alten Ortichaften der Wachau, die bisher 
auf den unzulänglidden Dampfſchiffsverkehr angewiefen find, Aufſchwung 
und Wohlſtand zu fchaffen. Weberallhin zieht der Strom diejenigen, die 
im Sommer dem Staube und der Hibe der Nefidenz entfliehen, nur die 
herrliche Wachau, fo nahe derjelben, wird bei dem Mangel einer Bahn: 
verbindung abſeits Tiegen gelaffen. Möge e8 der in Melk ftattfindenden 
Verſammlung gelingen, dem gedachten Unternehmen Förderer und Freunde 
und dadurch Ausficht auf Verwirklichung zu gewinnen. 


Gemeindevorftchung Melt, am 18. März 1890. 


Diefe geplante Berfammlung fand auch am 25. März Nachmittags 
ftatt und waren bei derfelben nachjtehende Orte vertreten: Krems, Stein, 
Mautern, Traismauer, Hollenburg, Mauternbah, Rührsdorf, Genojjen- 
haft Roſſatz, Gemeinde Roſſatz, Metterarnsdorf, Oberarnsdorf, Spiß, 
Gansbach, Kiking, Aggsbad), Gerolding-Mauer, Loosdorf, Geyersberg, 
Schönbüchl, Melt, Spielberg, Schrattenbruck-Langegg, Mapleinsdorf und 
St. Leonhard am Forft. 

Nadyden der hochwürdigfte Herr Prälat Alerander Karl und 
Se. Eerellenz Graf Falkenhayn die VBerfanmlung eröffneten, bejpricht 
num Herr Heinrich Herzog in längerer Ausführung die Nothwendigfeit 
einer Donauuferbahn und weist insbefondere darauf Hin, daß durch den 
Umjtand, day dieſe neue Wahn eine bedeutende Entlaftung der Weſtbahn⸗ 
Dauptitreefe herbeiführen würde, jene Bedingungen vorhanden feien, daß 
auch die hohe Regierung den Bau diefer nur 40 Kilometer langen Strede 
als zweckmäßig uud nothwendig erachten würde. 

Herr Bürgermeiſte Weifmann von Iraismauer hält die Bahn 
nur für lebenstähig, wenn der Anſchluß in Traismauer hergeftellt würde. 
Herr Doc von Hollenburg ſchließt Tich dem Vorredner an, wünfcht 
jedoch, daß die Obſt und Meingärten in Hollenburg gejchont werden. 
Im ähnlichen Sinne Iprechen ſich die Vertreter von Roſſatz, Matzleins 
dort, Gansbach, Met, Schönbüchl, Nührsdorf, Spig, Krems und 
Mautern aus. 


— 279 — 


Nach längerer Debatte beantragen Herr Schneeweis von Roſſatz 
und Herr Weiß von Roſſatz, die Berfammlung möge ſich nur für die 
Sie Traismauer-Melf ausfprechen und jede andere Abzweigung außer 
Acht laſſen, weil nur die Donauthalbahn am rechten Ufer erreichbar 
eriheint und den Bedürfniſſen der Orte in der Wachau vollfommen 
entipreche. 

Herr Herzog betont noch, dag eine Bahn am finfen Donauufer, 
welche Krems mit Gmunden oder Mauthaujen verbindet, mindejtens 140 
Kilometer lang fein müßte, während die Bahn von Melk ſelbſt bis Trais— 
mauer nur 54 Kilometer lang jein wide. Die große Mehrheit der 
Verſammlung jchloß jich diejem Antrag au. Se. Excellenz Herr Graf 
Falkenhayn äußerte den Wunſch, daß ſchon jeßt ein fürmliches Project 
vorliege, um die beiläufigen Koften Lerechnen zu können, worauf Herr 
Herzog erwidert, daß auf Grund Einſichtnahme in die Banfoften: 
Rechnungen anderer Bahnen anzunchmen jei, e$ werden ſich gewiß Bau— 
unternehmer finden, welche den Stilometer Bahn ſammt Objecten um 
%000 fl. Durdichnittspreis herjtellen werden, was bei 54 Kilometer 
2.160.000 ft. ergeben würde. 

Es wurde nun ſofort ein engeres Executiv Comité für Die noth— 
wendigen Vorarbeiten gewählt, beſtehend aus den Herren Abt Karl 
von Melk, Sr. Excellenz Graf Falkenhaynu, Heinrich Herzog von 
Roſſatz, Dr. Heinemann, Bürgermeiſter in Krems, Grat Schön: 
born-Buchheim in Mautern, (eventuell deſſen Forſtrath Eduard 
Lemberg als Vertreter), Ludwig Prinzlin Melk, Joſei Weikmann, 
Bürgermeilter von Traismauer, Karl Jedek, Bürgermeiſter von Spitz. 

Möge dad Comité cine rührige Thätigkeit entwickeln und die 
Arbeiten von beſtem Erfolge gekrönt werden. 

Wenn wir an früherer Stelle erwähnten, daß die Jufluenza 
wenigſtens hierorts feine beſondere Geiahr Im Geiolge haite, ſo ereig 
neten ſich doch im Frühjahre dieſes Jahres einige Sterbefälle micht in 
Folge von Influenza, welche die allgemeine Theilnahme des größten 
Theiles der Bewolmer Melks hervorrieren. 

So itarb am 24. März Herr Joſef Tugendſam, Mgent der 
f. k. Donaudampfſchiffahrts Geſellſchaft: am 30. März der Nealichüler 
Walther Felix Yinde im 16, am 51. März Comteſſe Emma Gräfin 
v. Eoreth im 21. Yebensjabre: am 14. April Frau Cornelia Schade, 
£ 8. Bezirfsrichtersgattin; am 15. April I. Stemmer md am 20. 
April Franz Schönek jun. 


18% 


18090 


180 


18064 


— 280 — 


Andauerude Thätigkeit entfaltete in den erften fchönen Frühliugs— 
tagen der VBerfchönerungs Berein in Melk, ingbefondere machte fich derjelbe 
durch Menanpflanzungen von Bäumen und durch Herſtellung neuer Au 
lagen am Donauufer ſehr verdient. 

Samſtag den 5. April brach im Hauſe Nr. 67 um ';,12 Uhr 
Nachts Feuer aus, welches die nebeuſtehende Schener ergriffen hatte: 
nachdem jedod) ſchnelle Hilfe zur Hand geweſen, beichränfte fich der Brand 
auf diefe beiden Objecte. Erſchienen waren außer der Fenerwehr van 
Melk die Feuerwehren von Matzleiusdorf und Zelking. 

Am 2. Mai fuhr der Bürgermeiſter ſammt zwei Gemeinderäthen 
nad) St. Pölten, um dortſelbſt dem Leichenbegängniſſe des leider zu früh 
verjtorbenen, alljeitig verehrten Seren Bofrathes Nitter von Spohn bei 
zuwohnen. 

Durch die E. £& Wiener Zeitung vom 18. Mai d. J. wurde bekannt, 
daß unſer Ehrenbürger Herr Dr. Wilhelm Neich, k. k. Notar in Wien, 
für ſeine viehjeitigen VBerdienfte von Er. Majeftät dem Naifer mit dem 
Urden der eiſernen Krone ansgezeichnet worden ſei. Der allgemeinen 
rende und Begeiſterung hierüber wurde durch jofortige Abfendung von 
Beglückwünſchungs Telegrammen von Zeite der Gemeinde, der Sparcalie 
und von vielen Freunden Ausdruck gegeben. 

An 27. Mat hielt der an Stelle des verſtorbenen Herrn Hofrathes 
Nitter von Spohn men ernaute k.k. Bezirkshauptmaun Freiherr Conrad 
von Eibysfeld den erjten Amtstag in Melk ab. 

Tie am 28. Mat vom Urtsgruppentage des deutſchen Schul 
vereines in Linz mittelft Damprbootes zurückkehrenden Mitglieder Des ge 
namen Vereines wurden am der Yandingsbrüde von einer großen 
Menſchenmenge begrüßt: auch fehlte es nicht an flatternden Fahnen und 
Salutſchüſſen. 

Anläßlich der Vermählung Ihrer kaiſerlichen Hoheit der durchlauch 
tigſten Frau Erzherzogin Marie Valerie mit Zr. kaiſerlichen Hoheit 
dem Erzherzoge Fraumz Zalvator wurde in der Ausſchußſitzung des 
Svarcaiſevereines in Metf vom I. Inli 1890 der einſtimmige Beſchluß 
geiaßt, eine Summe von LEO fl. ö. W. zu Wohlthätigkeitszwecken zu 
ſpeuden, und nachdem auch Die Vollverſammlung dieſem Beſchluſſe ein 
ſtimmig zuſtimmte, wurden TO.OOO SL Dem bereits beſtehenden Fonde zur 
Erbanung eines Blindeninſtitutes tm Mell, 3900 FL dem gleichfalls ſchon 
beſtehenden Fonde jür verarmte Bürger zugeführt, je 250 fl. erhielt das 
Armeninſtitut und das allgemeine Kraukenhaus. 


— 2831 — 


Am Tage der Vermählung jelbit (31. Aut wurde in der Warr 
hrche ein teierlicher Gottesdienft abgehalten, und ganz Melk prangte in 
reichen Flaggeuſchmucke. 

Die zum vierten dentſchen Sängerfeſte am 14. Auguſt anf zwei 
Dampfſchiffen vorüberfahrenden Zänger aus Bayern x. wurden vom 
Melfer Singverein, der Gemeindevertretung, ſowie durch Anihiſſen von 
Flaggen und Abfeuern der Pöller herzlichtt begrüßt. 

Tags darauf Fuhren 20 Säuger von Melk nach Wien, um das 
dortjelbit jtattfindende Sängerfeſt mirzufetern und fehrten nach Schluß 
desjelben, erfüllt mit den befriedigendſten Eindrücken über das gelungene 
seit, zurück. 

Gegen Ende des Monates Auguſt wurde das Haus Wr. 48 
nahezu volljtändig abgetragen und in ſeiner gegenwärtigen Geſtalt neu 
erbaut. 

In den erſten Tagen des Monates September d. J. trat die Donau 
in Folge nnunterbrochener Regengüſſe aus ihren Ufern, und alle an der 
Donan gelegenen Ortſchaften waren mehr oder minder überſchvemmt. Die 
Meſiungen des Waſſerſtandes während des Hochwaſſers ergaben in Melk 
nachſtehendes Reſultat: 


l. September 302 Meter ober Null. 
2. , 30, i 
3. —410 " „ 
4. ’ 510 J J 
N, . 2, 
6. wild 
1. n *755 
N. 32 . 
9. ISO, „ 

10, , 20, ’ 

11. , 30000, on 


Am 2. October d. J. jand die Wahl eines Landtags Abgeordneten 
fir Deu Städtebezirk St. Pölten ſtatt, und erhielt bei derſelben Der 
Candidat der liberalen Partei, Herr Dr. Joſef Fröſtl, Burgermeiſter 
der Stadt St. Pölten, die Majoritat. 

Ber Abgrabung der gleichialls um dieſe Zeit en angelegten, nach 
Winden führenden Straße jauden die Arbeiter an dem zum Kupierſchmied 
Kreuze führenden Kreuzweg in der Tiere von kaum 40 em ein med) 
liches Skelett, ſowie ein zum Theil gut erhaltenes Mauerwerk, anf welchem 


1840 


1840 


1890 


1810 


— 23832 — 


ein glatt Dbehanener Stein ohne jedwede Inſchrift ruhte, der, wie 
der Augenſchein ergab, feinerzeit Sicherlich mut einer Gedenkſäule oder mit 
einem Krenz geziert war; doch muß der Aufſatz dieſes Steines längit 
verſchwunden jet, denn die älteften Lente hierorts willen fid) nicht zu er- 
innern, an diefer Stelle jemals einen Gedenkſtein oder ein Kreuz geſehen 
zu haben. 

Es ſei hiebei noch die Bemerkung geftattet, daß in längſt ver: 
gangenen Zeiten das jogenannte Hochgericht vornehmlich an Kreuzwegen 
fich befand, daher hierorts auch allgemein die Anſchauung verbreitet tft, 
daß eben an jener Stelle einftens eine ſolche Richtſtätte bejtanden habe. 

Ein zweites od) To ziemlich erhaltenes Mauerwerf, eine hohe, vier: 
eckige Säule vorftellend, befindet fi) eine halbe Stimde von Melk ent: 
fernt außerhalb des Dorfes Winden; an diefem Plage war in früheren 
Zeiten das Hochgericht der Herrichaft Zelfing, und heute wird im Volks— 
munde od) der ganze beivaldete Umkreis die Galgenleiten genannt. 

Schon im Vorjahre waren viele der an der Reichsftraße entlang 
jtehenden alten, mitunter prachtvollen Bappelbäume der Art zum Opfer 
gefallen, der ftehen gebliebene Neft davon wurde im Spätherbite des 
Jahres 1890 umgehanen und an deren Stelle Obſtbäume gepflanzt. 

Nachdem im jedem dritten Jahre eine Neuzuſammenſtellung jener 
Stittungen ſtattfindet, welche dem Armen: Ruftitute in Melt angehören, 
und dieſer Zeitpunkt eben herangerückt ift, jo bringen wir diefe Zurfammen- 
stellung mit dem Wunſche, daß dieſe Beträge ımd Stiftungen zum Wohle 
der Armen ſich in der Zukunft bedentend vermehren mögen Es find 
außer den jährlich mehr oder minder wechſelnden Eimmahmen vorhanden 
an Stiftungen: Von Barbara Hufnagl 79 je 80 kr.; von Leopold 
Hirſch 1276 fl. 80 fr.: von Frauz Huber 159 fl. 60 fr.; von Joſef 
von Lonovies 670 SL; von Agnes Lorenz 400 fl; von Eliſabeth 
Yindaner 480 fl; von Joſef Weidinger 300 fl; von Therefia 
Scheſtauer 126 fl: von Joſef Zagitz 50 SL: von Garl Kropf 
150 fl. von Joſef Schön 400 fe: von Therefia Lagler 1000 fl.: 
von der eriten Los Geſellſchaft BOO FL; von der Familie Ziude 
100 Fl; von % Mayer 100 Sl: von Faunny Weidinger 200 fl; 
von emem Ungenaunten 300 TC; von der löbl. Sparcaſſe in 
Melt 390 fl., 200 Te und 3500 fl. 

Der Ef Wiener Zeitung vom 28, October d. J. entnehmen wir, 
daß Herr Dr. Anguſt Kopp, der durch längere Zeit das k. k. Notariat 
im Melt welches mittlerweile durch Herrn Notar Carl Briuzl beſetzt 
wurde) leitete, zum E E Notar in Spiß a. d. Donau eruannt wurde. 


— 283 — 


Bir wünſchen dem langjährigen Fremde die beite Zukunft und rufen 
ihm ein herzliches Profit zu. 

Vielfach wurde die Frage erörtert, ob nicht für das Stift und für 
den Markt Melt fich die Möglichkeit ergeben würde, elektrische Beleuchtung 
enzuführen; es wurde daher der Antrag einer Wiener Firma, einen ent: 
fprechenden Plan und Koften-Ueberichlag auf ihre eigene Nechnung zu 
entwerfen, bereitwilligjt angenommen; wir können aber vorläufig mr in 
großen Grundzügen einige feiner Zeit vielleicht nicht unintereſſante Einzeln: 
beiten der vorzunchmenden Aulage erbringen. 

Nachdem gegenwärtig die Waſſerkraft der Donau, ſowie jene der 
Pielach nicht in Betracht gezogen werden fonnte, wurde der Betrieb durch 
Aufftellung einer Dampfmaſchine und als Mafchinenhaus Nr. 40 in 
Ausficht genommen. 

Die in den Straßen lanfenden Leitungen jind als blanfe Frei— 
(eitungen gedacht, welche mit Telegraphen Iſolatoren längjt dev Häuſerreihen 
geführt werden. An Brivat-Lanıpen wurde Die Zahl von 600 angenommen. 
Die Koften dürften pro Jahr 11.900 fl. 6. W. betragen. Winden diefelben 
vom löbl. Stifte und dem Markte getheilt, ferner die von den 600 Privat 
lampen zur Einnahme gelangende Summe, welche bei einer Grundgebühr 
von 18 fl. pr. Glühlampe und Jahr, ca. 10.800 fl. betragen wird, in 
derfelben Weiſe getheilt werden, jo würde die Gemeinde ſowohl, als das 
löbl. Stift, nachdem die Einnahmen die Ausgaben deren, bloß fir die 
Amortifation und Berzinfung des auigewendeten Capitales zu jorgen 
baben, und beträgt dieſe Quote bei Spereentiger Verzinſung und Amorti 
ſation auf 50 Jahre jährlich 2054 fl. ö. W., alſo nicht viel mehr als die 
jegige Beleuchtung koſtet. 

Im Jahre 1890 war es auch, day für Die von Seite der Sparecaſſe 
angefauften Baugründe, Grundriſſe und Pläne vinlangten, von welch 
legteren insbeſondere jener des Architekten Herrn Carl Mitter von 
Borkowsky, Tiretor Des Cottage Bereines in Wien, ſich auszeichnet. 
Die Sparcafje in Melk iſt demnach im der Yage was in früherer Zeit 
geradeza etwas Unmögliches geweſen wäre, vortrefflich gelegene Vauplätze 
zu verfanfen und jo dasijenige Durchyutübven, was ſeit Jahren auge 
ftrebt wide, nämlich Mekk eine nene Entwicklung und Vergrößerung 
zuzuwenden. 

Es erübrigt uns noch, des Wappens und der Schreibweiſe von 
Melk zu gedenken. 

Das Wappen des Marktes Melk beſteht aus einem blauen Schilde, 
der von bekleideten Eugeln gehalten und in welchem ein emporgerichteter 


IR) 


1899 


— 284 — 


goldener Löwe mit herausgeſtreckter rother Zunge erſcheint; dieſer hält 
einen mit dem Schließblatte nach aufwärts gekehrten ſilbernen Schlüſſel 
in den Prauken. 

Bezüglich der Schreibart Melk oder Mölk iſt anzuführen, daß Melk 
unbeſtrittlich allein die richtige iſt, weil ſie aus den alten Namen Medeliche, 
Medelike, Medelik, Medlik, im Lateiniſchen Medelicum, Mellicum, jetzt 
Mellicinm durch) Zuſammenziehung entſtanden iſt, während die Schreibari 
Mölk ebenſo wie Mödling, ſtatt Medling, erſt im 16. Jahrhunderte durch 
nuſtatthafte Nachgiebigkeit gegen die gewöhnliche Ausſprache des Oeſter 
reichers, welcher das e häufig mit 5 verwechſelt, in die Urkunden und 
Bücher gekommen iſt. Mit Recht alſo hat die verbeſſerte dentſche Recht— 
ſchreibung das fehlerhafte Mölk verworfen und das der Etymologie des 
Ortsnamens entſprechende Melk den ihm gebührenden Platz behauptet. 

Zum Schluſſe unſerer Anfzeichnungen unn eilend, können wir Die 
Behauptung nicht unterdrücken, daß der Ort Melk, wenngleich derſelbe nur 
als ein Atom einer Speiche jenes großen Räderwerkes, welches Staat 
genannt wird, erſcheint, daß, Jagen wir, Melk nicht zurückgeblieben iſt in 
den Anforderungen, welche die Sehtzeit gejtellt, Beweis deſſen, daß Meif 
bei der kleinen Nummerzahl von 165 Häuſern außer zwei großen und 
Ichönen Parkanlagen, acht öffentliche Gebäude beſitzt, deren eines der 
Religion und dem Wiſſen, ein weiteres dem Geifte der Humanität, ein 
drittes Dem Nechte und der Gerechtigfeit, ein viertes den Armen, ein 
fünftes der Arbeit und der Sparfamfeit, ein jechstes den Verkehr, ein 
jiebentes dem Löſchweſen und ein achtes dem Liebften, was wir bejigen, 
unſeren Kindern geweiht ift. 

Ach die Gemeindevertretung von Melk und alle Factoren, welche 
mit ihr im Zuſammenhange gejtauden, haben jederzeit in patriotiſch 
dynaftiichem, zugleich Fortichrittlichem und humanen Geifte gewirkt md 
geſchaffen und ihr beſtes Wiſſen und Können eingeſetzt, um das Wohl 
ihrer Mitbürger zu fördern und in treuer Vaterlandsliebe unſerem lieben 
Heimattande Oeſterreich ſich jederzeit uutz und dienſtbhar zu erweiſen. 

Möge cs mn and Fir alle Zukunft hierorts md all überall in 
Tefterreich To gebalten werden. Tas walte Gott! 


Die Jahre 1890 bis 1899. 


Wir können nunmehr unſere Aufzeichnungen dee Ereigniſſe der 
weiterfolgenden Jahre nicht Schöner und ſtimmungsvoller einbegleiten, als 
durch Beibringung des nachltchenden Gedichtes, welches anläßlich Des 
taufendjährigen Jubiläums Herr Yeopold G. Ricek, Lehrer in Gerolding, 
dem Urte Melk widmete. 


Bun Melks faufendiähbriger Gedenkfeier. 
Gedicht von Leopold G. Ricek, Yehrer in Serolding. 


Eintauſend Jahre ſind's . . In Sountagslaune 
An Wolkenthron der liebe Herrgott ſaß, 

Tief unten knoſpete am Gartenzanne 

Der Schlehdorn, pfiff der Fink ohn' Unterlaß, 
Das Bienchen ſummend flog von Blum' zu Blume 
Zum erſtenmal erfreut im Sonnenſtrahl. 

Und trillernd ſtieg die Lerch' zu Bones Ruhme, 
Und pflügend zog der Landmann durch das Thal. 


Es ſpielte in der Frühlingsſonne Gluthen 

Der Flattrer bunte Schar im Flügelglauz, 

Es tauchten in des Stromes Silberfluthen 

Der Berge dunkler, wälderreicher Kranz. 

sm Stroume liebebergend ſaugen Fergen 

Ein Lied von holden Mat, to wunderbar! 

Ein Jauchzen war's im Thal und auf den Bergen 
Wie ein Hoſanng aus Dev irommen Schaar! 


Kurzum, ein Frühlingstag . . . Wer kann Die Worten 
Mit Worten ſchildern noch ſo inhaltreich? 

Und „erſter“ Frühlingstag, wie goldumſponnen 

Dein Name tönt und ſphärenklängereich! 


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Und „deutſcher“ Frühlingstag vollends erklinget 
Wie Jubelton und Jauchzen ſonder End, 

Wie Siegsfrohlocken, das die Luft durchdringet, 
Da nun vorbei des Winters Regiment. 


Der Herr in feiner Güte, feiner Milde, 

Er jah der Donau ftolze Fluth entzückt, 

Das enge Stromthal, und in dem Gefilde 
Den Landmann mühend fi) und doc) beglüdkt ; 
Ein emfig Volt, beftellend feine Felder, 

Zu jeder Gutthat willig und bereit; 

Er ſah die ftolzen, dunfeln Nadelwälder 

Sp reich au edlem Wild im Jägerkleid. 


Und wo das Stromthal ſich zum Becken weitet, 
Zum Himmel ragt granitne Felſenwand, 
Sruchtfelder find und Gärten rings gebreitet --- 
Sieht er erblüh'n im ſchönen Ofterland 

Ein Städtchen: alt find feine Baftionen, 

Laut zeugen fie von Feindes Liſt und Sturm, 
Doch Breiche jchießen feine Sturmeyklonen, 

's iſt ja der Eijenfeftung ſtarker Ihrem. 


„Mea dilecta“ hieß in alten Tagen 

Der Tändergierige Römer diejen Ort. 

Was auch Geſchichtsphiliſter trocken jagen: 

Es iſt und bleibt ein ſtolzes, wahres Wort. 
Denn als der Herr hinabſah in die Fluthen, 
Und auf die Fluren, reich wie Brautgewand — 
Da flammten mächtig ſeiner Liebe Gluthen, 

Da hob er ſegnend ſeine Vaterhand. 


Er ſprach: „Du Magalicha, Hochgeborne 
Ob mancher Stadt im weiten, ſtolzen Reich, 
Tu meines Vaterherzens Auserforne, 

Dir iſt im Oſterlande feine gleich) ! 

Tu Ruhmbedeckte, nod) zu hohen Ehren 
Bılt du von mir erfüret, ausenwählt 

Und daß fein Heidenſchwert dich mag verjehren, 
Ser reckenhaft dein Volk und kampfgeſtählt! 


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Du Liebliche, die du wie eine Roſe 

Erblüht am grünen, dornenlojen Hag, 

Wie Perlenzierde, du, im Meeresichoße, 

Du Sonne, licht wie junger Maientag, 

Du eined neuen Reiches ſtolze Wiege, 

Du eines Fürftenhaufes feiter Sik, 

Das dich im Kampf und Noth von Sieg zu Siege 
Einft führen wird mit Schwert und Geiftesblig. -— 


Bleib’ unverzagt! Wenn wilder Brandung Tofen, 
Wenn Waffenklirren deinen Mauern naht, 

Bin ich mit dir, und weiße Friedensroſen 

Will id) dir ſtreu'n auf blutigen Siegespfad, 

So waffne did mit Schild und ſpitzen Geren 
Und fchmüde mit der Brünne deinen Leib! 

Sei du ein Fels und Grab den Heidenheeren, 

D Magalicha, ritterliches Meib! 


Dod) auch des Friedens Künſte ſchirmend walte! 
Des Lichtes Fackel trage du voran! 

Der Weisheit Schäge berge und erhalte! 

Zu Sonnenhöhen lenke dene Bahn! 

Bleib, was du warſt in dämmwigsalten Tagen: 
Mea dileeta, teuer mie und treu! 

Gern will ich helfen deine Bürde trage, 

Ich bin bei dir, ich ſegne Dich aufs neu! 


Und taufend Sabre ſind's jeitber . . . Es raget 

Der Zeit zum Trotz der Markt am mächtigen Strom. 
Granitnen Felſens mächtige Säule traget 

Des ſtolzen Kloſters dreifach ſtolzen Dom. 

Die Fluthen rauſchen und die Wellen rinnen, 

Noch bergend altes Nibelungengold ... 

Dem einen Wunſch gilt heut mein ganzes Sinnen: 
„Allvater, ſei dem Ort auch ferner hold!“ 


So ziemlich ruhig und ſtill verfloſſen die erſten Monate des Jahrs 
1891 für Melk dahin, doch ſchon der 7. April 1801 brachte ein freudiges 1891 
Ereiguis; es fand nämlich an dieſem Tage in der Prälatur des Stiftes 
Melk die feierliche Decorirung des hochw. Herrn Norbert Koller, 


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Kitchen: und Garten Directors, mit dem ihn von Sr. Majeltät dein Kaiſer 
Franz Joſef T. verlichenen goldenen Verdienfttreuze mit der Kroue ſtatt, 
und es wurde ihm dasjelbe durch den E. f. Statthaltereirath) Baron Conrad 
von Eibysfeld im Beifein des ganzen Capitels und vieler Freunde an 
die Brut gebeftet. 

Wir gratuliren hiezu dem wackeren Manne aufs Neue! 

Am 23. Mai konnte die im Stifte Melk anberaumte Frohnleichnams 
procejjion wegen zu heftigen Negnens im Freien nicht abgehalten werden, 
und es fand diefelbe in der Kirche ſelbſt ftatt. 

Der 31. Mat brachte den lieben Befuch der Humanitärzgefelligen 
Geſellſchaft „Die Wachauer“ aus Wien, und zugleid) auch die Mitglieder 
des Miinz- und Medaillen Clubs in Wien, aus deren Meittheilungen wir 
über den jtattgefundenen Ausflug nadjstehenden Bericht folgen laſſen: 


Elub-Ausflug nad Stift Melk. 

In der Erwägung, daß auf den Numismaten und Sammler nichts 
jo bildend und belehrend wirkt, als die eingehende Befichtigung großer 
älterer Sammlungen, bejchloß die Klubleitung, die Gelegenheit hiezu den 
Mitgliedern des Club in dem corporativen Beſuche zunächſt jener Samm 
[ungen zu bieten, welche im den reichen und kunſtſinnigen Stiften und 
Klöſtern Teiterreichs verborgen, dem einzelnen Sammler oft unbekannt oder 
nur ſchwer zugänglich find. Nicht Selbſtzweck allein ſollen diefe Beſuche 
jein, es ſoll biedurch auch der in vergangenen Tagen im diefen geiftlichen 
Corporationen jo hervorragend betbätigte numismatiſche Geiſt nene An 
regung empfangen und die wohlwollende, fördernde Theilnahme dieſer zu 
allen Zeiten für die geiſtige und eulturelle Entwicklung jo überaus mäch 
tigen Factoren der gerade um nuſerer ZJeit zu ſo hohem Aufſchwunge ge 
diehenen numismatiſchen Wiſſenſchaft aufs Neue zugewendet werden. 
Wie eine günſtige Vorbedentung Für die Zuknnit ſcheint es, wenn wir 
den Verlani der erſten über Eiuladung Zr. Hochwürden und Gnaden 
des Herru Abtes Alexander Narl am 31. Mat nach dem durch ge 
ſchichtliche Vergangenheit und Gaſtfreundſchaft gleich berühmten Bene 
dictinerſtiite Melt a. d. Douau unternommenen Fahrt betrachten. Die 
freundliche Auinahme im Stifte, ſowie die hohe Beiriedigung über das 
Geſehene laſſen dieſen Tag gewiß lange in der Erinnerung der Theil— 
nehmer nachleben, Ne verpilichten den EClub und ſeine Leitung zum der 
bindlichſten Dauke Fir das Viele nud Schöne, was da geboten ward. 
Ter Vormittag verging mit der Beſichtigung der Prälatur, wobei der 
hochw. Herr Prälat ſelbſt die erforderlichen Erklärungen gab, ferner der 


— 289 —- 


reichhaltigen, gegempärtig in neuerlicher Ordnung begriffenen Münzen: und 
Medaillenfanmlung, fowie der Schapfammer des Stiftes unter der fad)- 
fundigen Führung des Cuſtos und Clubmitgliedes Prof. Eduard Katſch— 
thaler, welcher auch nachmittags bei dem Beſuche der anderen Schens: 
würdigfetten des Stiftes (Kirche, Bibliothek 2c.) den unermüdlichen Gicerone 
machte. Nach dem vortrefflichen Mittagmahle, bei welchen die Theil: 
nehmer der Fahrt als Gäſte des Herrn Abtes an feiner Tafel ſaßen, 
bejuchten die Theilnehmer das im Stifte befindliche Atelier des SOjährigen 
Neſtors der öfterreichiichen Maler J. Neugebauer, wobet fie Gelegen: 
heit fanden, die jugendfriiche Schaffenskraft des auf den verſchiedenſten Ge 
bieten der Malkunſt gleich ausgezeichneten greifen Künſtlers zu bewundern. 
Ron Elubmitgliede, dem Ehrenbürger, Gründer der Sparcaſſe in Melk, 
ac als Geichichtsfundigen bekannten Seren Franz X. Linde eiugeladen, 
wurde die Schule ſammt der Hiemit verbundenen Yehrmittelfunmlung be 
ſichtigt; in leßterer fand die Jtattliche, lediglich aus fremvilligen Spenden 
gebildete Sammlung von Münztypen ungetheilte Anerkeunung. Eine 
Jauſe im Stiftsgarten in dem aus der thereſianiſchen Zeit ſtammenden 
Pavillon beſchloß den von ſchönſtem Wetter begünſtigten Tag. 

Die Clubleitung hatte zur Erinnerung an dieſen Ausflug einen 
Jeton anfertigen laflen, der vom Maler Ludwig Dans Fiſcher quyeichnet 
und in der Prägeanitalt Chriſtelbauer fertiggeſtellt wurde. Im 
Avers diefes Jetons iſt Die Frontanſicht des Stiftsgebäudes, unterhalb 
das Wappen des gegenwärtigen Abtes Alexander Narl und Die Mono 
gramme des Künſtlers und Prägers. Der Revers zeigt ein ſpaniſches 
Krenz, in deſſen Mitte in drei Zeilen: 31. MAT. 189, auf den vier 
Balken in untereinandergeſtellten WBuchltaben nach Art der Benedietus 
krenze) von außen nach innen zu leſen: BESUCH IN STIFT MELXK. 
zwiichen den Balken im Felde die Umichrift: CLUB D. MÜNZ- TV. 
- MED. FR. -IN WIEN. Dar 27 mm. Tieſer Jeton wurde vom 
Club⸗-Obmann Dr. Fiſcher, dent hochw. Herrn Prälaten, tote den 
Stiftsfunctionären rot. Eduard Katſchthabher, dem liebenswürdigen 
Gaſtmeiſter P. Dr. Berihold Hoifer ſowie Anderen uberreicht, wobei es 
allſeitig Intereſſe erregte, ats man eriuhr, dat; Diele Medaille die einzige 
ſei, welche eine Auſicht Des Stiies zeigt. 


Am 6. Juli 1811 langte Herr Tbertt von Zujew, taiſerlich ruſſiſcher 
Militär Attache in Wien, hier au um bezüglich des von der ruſſiſchen 
Regierung für Die ſeinterzeit hier begrabenen ruſſiſchen Soldaten zu errich 
tenden Denkmales die nöthigen Vorarbeiten einzuleiten. Derſelbe wurde am 

19 


—_ 290° — 


Bahnhofe von dem Gaſtmeiſter des löbl. Stiftes Melt, den hochw. Herrn 
Dr. Berthold Hoffer, ſowie vom Bürgerineifter Bilchinger und Gemeinde 
rat) Yinde empfangen, ſodann an die Gedenkſtätte geleitet, worauf über 
Einladung des hochw. Herren Brälaten Alerander Karl im Stifte in der 
Brälatur jelbft ein Diner jtattfand. 

In dieſem Monate und zwar am 26. Juli 1891 ſtarb, allfeitig 
betranert, Here Ferdinand Schmid, Cherbuchhalter der Commune Wien: 
zahlreiche Freunde gaben ihm das fette Geleite, und heile rufen wir noch 
ſchmerzerfüllt: Theurer Freund, ruhe in Frieden! 

Vielleicht dürfte nicht unintereſſant ſein, in dieſen Blättern auch zu 
erwähnen, daß am 9. September 1891 eine Brieftaube von Melk nad) 
Linz abgelaflen wurde, welche auch in einer Stunde und zweiundfünfzig 
Meinten dortjelbjt glücklich anlangte. 

In den nun folgenden Wochen wurde mit den Arbeiten zur Auf- 
stellung des Denkmales fir die in der Nähe Melks begrabenen ruſſiſchen 
Soldaten begonnen, und laſſen wir nun in Münze ſelbſt einen authentijchen 
Bericht folgen. 


Die SEnkhüllung des Aufen- Denkmals. 

In feierlicher Weiſe wurde am 4. October 1891, Mittags, das au 
Stelle des Ruſſenkreuzes bei Melk auf Befehl des Kaiſers Alexander III. 
errichtete Denkmal über der Ruheſtätte der in der Nacht vom 13. auf 
den 14. December 1505 in der nördlichen Baſtei des Melker Stiftes erſtickten 
300 ruſſiſchen Zoldaten vom Kutuſow'ſchen Corps eingeweiht. 

Zehn Minuten entfernt von Melk erhebt ſich das neue ſtattliche 
Ruſſendenkmal auf einem maleriſch ſchön gelegenen Punkte. Die Feier 
erhielt eine erhöhte Weihe durch die Betheiligung von Vertretern aller 
Truppengattungen unſeres Heeres. 

Um "1 Uhr Mittags fuhren Die Feſtgäſte in 20 eleganten Wägen 
vom Bahnhofe weg durch den reich mit Flaggen und Fahnen geſchmückten 
Markt anf der Reichsſtraße hinans zur Ztätte, an der die 300 unglück 
lichen Opier liegen und wo ſieltjetzt ein Pracht Denkmal erhebt. Dort 
hatten ſich bereits Die Veteranenveceine von Melk und Wilhelmeburg mit 
Fahnen amd Want, De Regiments Vavelle Mlerander 1. von Rußland 
und De St Poliner Ztadtrapelle poſtirt. Schauluſtige waren ſicher über 
OO verſammell. Eit eigener Raum vor den Deutmal war für den 
ruſſiſchet; Erzprieſter Ibeopitle Nartaſſewies, der Die kirchliche Hand 
lung vormabm, und iur den aus ment Zangen der ruſſiſchen Botſchafts 
capelle beſtehenden Chor beſmmt. Am I Uhr Mittags nahm die Feier 


— 291 — 


ihren Anfang. Derſelben wohnten bei: Botichaftsrath Fürſt Cantacuzene, 
in Bertretung des Botichafters Fürjten Lobanoft, mit den Herren der 
Botſchaft, G. M. von Bed, mit dem Oberſten von Navarre und Major 
Waitz vom orpsartillerie- Regiment Nr. 2, dem Hauptmann Zur von 
der Feſtungsartillerie, dem Dberjten von Batas und Regimentsadjutanten 
Cortai vom Infanterie- Regiment Nr. 2, Kaiſer Alerander II. von Ruf 
land, dem Oberſt Johann Czek für die Fägertruppe, dem Genie - Haupt 
mann Streihert und dem NWittmeifter von Tahlen vom Tragoner: 
Regiment Rr. 4, der Abt Karl, Stiitsprior Hugo Kriechbaum, die Geiſt 
lichkeit des Melfer Stiftes, dann die Bürgermeifter Piſchinger von Melk, 
Holzapfel von Schrattenbrucd und die Gemeindevertretung beider Orte. 

Die Feier begann mit einer Auſprache des Steimetzmeiſters Joſef 
Leutkawäger, an den Fürſten Gantacuzene, welche lautete: 

„Euer Durchlaucht, ich übergebe hiemit an Zie, als Vertreter Sr. 
Majeität des Kaiſers Alerander III. von Rußland, diefes zum Andenten 
an die hier ruhenden 300 ruſſiſchen Krieger errichtete Denkmal.” Nun 
fiel die Hülle und den Blicken Aller zeigte ſich das mit Meiſterſchaft 
ausgeführte neue Ruſſenkreuz. Hierauf erfolgte die Beſichtigung desjelben, 
indem die erfchienenen Bertreter einen Rundgang um dastelbe machten. 
Fürſt Santacuzene erjuchte Den Bürgermeiſter, das Mommment der Tb 
hut der Gemeinde anvertrauen zu dürfen, Die das alte Kreuz nahezu ein 
Jahrhundert lang treu bewahrte; ich danke Ahnen, ſchloß der Fürſt, Für 
diefen pietätvollen Schuß, ich danke aber auch den Vertreiern der öfter 
reichiſch ungarischen Armee tür ihre Betheiligung an der beutigen Feier.“ 

Nun ergriff Gemeinderaih Yinde das Wort Er ſagte: Euer 
Durchlaucht! Die Gemeinde Melk fühlt ſich Durch die Uebergabe dieſes 
Denkmales, welches den hier ruhenden, mit Oeſterreichs Herren verbündeten, 
tapferen ruſſiſchen Kriegern gewidmet wurde, hochgeehrt und übernimmt 
dasſelbe mit großer Vereinvilligteit in ihre OEbhut. Die Gemeinde Melk, 
ih) bin deſſen überzeugt, übernimmt dieſes Denkmal mit einem Gefühle 
berechtigten Stolzes, einerſeits weil derſelben To großes Vertrauen entgegen 
getragen wird, anderſeits, weil es für jeden Patrioten, welcher Nation er 
immer angehören möge, eine erhebende Thaiſache bilden muß, wenn er 
ſieht, wenn er miterlebt, wie durch die Errichtung eines ſolchen DTenkmales 
von Seite Sr. Majeſtät des Kaiſers von Rußland ein Met der Pietät, ein 
Act der Dankbarkeit an längſt begrabenen Zo'daten abgetragen wird. 
In den vielen und verfehtedeniten Ziblachten und Geiechten bat keine 
Kugel, Hat kein Schwert ihre Bruſt geinnden, in dev Vollkraft der Se 
fundgeit, ohne eine Ahnung zu haben, dem Frieden ſchon ale  - der 

19* 


.- 292 — 


Heimat, dem Baterlande, — der Familie zuetlend, mußten diefelben einem 
tragischen Geſchicke Hier erliegen. Aus ganzem Herzen und aus ganzer 
Seele widmen wir hier Verſammelte, den unter dieſem Rafen Ichlummernden 
ruſſiſchen Soldaten eine chrenvolle Erinnerung und cin freundliches 
Andenken und jagen: „Ruhet in Frieden für alle Zeiten, für und für!“ 
Mit diefem Segenswunfche, Durchlaucht, Hat die Gemeinde Melt das 
Denkmal mın in ihre Obhut genommen und wird dasjelbe, ſoweit ihre 
Kräfte reichen, ſchützen, jchirmen und wahren, fir alle Zeiten. „Tas 
walte Gott!” 

Nach der prieiterliden Einweihung des Denkmales richtete Oberſt 
von Zujew an G. M. Beck eine kurze Anſprache, in welcher er 
unter Anderem ſagte: „ALS Soldat und Vertreter der ruſſiſchen Armee 
freut es mich beſonders, Sie, Herr General, die Officiersdeputationen und 
die braven Veteranen an dieſer Stätte zu ſehen. Seien Sie überzeugt, 
daß die unglücklichen Ruſſen aus Himmelshöhe dankbar auf die Nachfolger 
herabblicken. Und ſo nehmen Sie alle den wärmſten Dank der geſammten 
kaiſerlichen ruſſiſchen Heeresmacht für Ihre liebenswürdige, kameradſchaft 
liche Antheilnahme an der Feier entgegen.“ (Die Muſik ſtimmte die 
ruſſiſche Volkshymne an.) 

Generalmajor von Beck erwiderte hierauf: „Als Vertreter Der öfter: 
reichifch : ungarischen Armee bringe ich) zum Ausdruck die Gefühle 
warminniger Aniheilnahme nicht nur Für Jene, die bier in grauenvoller 
Weiſe gejtorben ſind, Sondern ich bringe auch die Hochachtung und Die 
fameradichaftlichen Gefühle Für alle übrigen kaiſerlich-ruſſiſchen Soldaten 
zum Ausdruck, welche 1805, getven den Traditionen des ruflifchen Heeres, 
mit treuer Standhartigfett Ihre Pflicht erfüllend, als unfere Verbündeten 
einen hoben Ziele zuitrebend, in den Tod gegangen find. Wohl find 
fie weit entfernt von ihrer Heimat, aber fie ruhen mitten in einer 
Bevölterung, welche 1805 die friegeriichen Tugenden unferer Wer 
bündeten kennen gelernt bat: jerner kennen gelernt hat ihre Ergebenheit 
für Die heilige Sache, ihre Genügſamkeit, und was ich beſonders hervor 
hebe, ihre Manneszucht. Zu ſchließe ich angefichts der Waffengefährten 
don 1805, Die ausgezogen ſind als Neprijentanten des Ruhmes und 
Des Krieges, mit dem lebhaften Wunſche: „Möge ihnen in unferem 
Vaterlande die Erde leicht werden“, Die Bevölkerung wird dieſes Grab 
ſchünren und erhalten, dafür garantiren die Kammeraden und Waffen- 
gefährten.“ 

zum Schluſte hielt Gemeinderath Linde jolgende Rede: „Hochgeehrte 
Anweſende! Wenn uns nun nahezu das Gefühl der Wehmuth übermannt 


— 293 — 


hätte, fo liegt doch für uns Defterreicher ein freudiger Gedanke nahe und 
joll ſofort zum Ausdrucke gebracht werden, der Gedanke nämlich, 
daß wir durch die Wahl des Tages, an welchem dieſe Feier ab: 
zubalten beſtimmt wurde, welche heute in fo illuftrer, würdiger und 
erhebender Weiſe ftattgefunden hat, durch die Wahl des Feſttages, an 
welchen die Völker Defterreihs das Allerhöchſte Namensfeſt ihres 
erhabenen Herrn und Kaiſers feiern, doppelt uns gechrt fühlen, doppelt 
erfreut und zu dauernden Danke verpflichtet bleiben. -- Millionen der 
Bölfer Oeſterreichs erflchen heute für ihren Staifer des Himmels reichſten 
Segen, und fo rufen und bitten aud) wir aus ganzer Seele und vollſtem 
Herzen: Gott erhalte, „Gott beſchütze, Gott ſegne Se. Majeftät unfern 
allergnädigiten Kaifer und Herrn Franz Joſef T., dreimal Hoch!“ 

Während die Sapelle die öſterreichiſche Volkshymne fpielte, brach die 
Verſammlung in Hochrufe auf den Kaiſer aus. Mit der Unterzeichnung 
der Urkunde Schloß die eier. 

Die Urkunde lautete: Unter der glorreichen Negierung Sr. Majeſtät 
des Kaiſers Franz Joſef I. wurde an dieſer Stelle zur Erinuerung 
an die am 13. December 1805 verjtorbenen und hier ruhenden ruſſiſchen 
Soldaten auf allerhödjften Bericht Sr. Majeſtät des Kaiſers Alexander III. 
von Rußland diefes vom Steinmegmeilter Joſef Leutkawäger in Melt 
ausgeführte Denkmal errichtet und am 4. October 1891 in Gegemvart 
Sr. Durchlaucht des Fürſten Gantaruzene, als kaiſerlich ruſſiſcher Geſchäfts 
träger in Wien, des Herrn von Zujew, kaiſerlich ruſſiſcher Oberſt und 
Militärbevollmächtigter, von Stalewoky, kaiſerlich ruſſiſcher Hofrath, Graf 
Benkendorf I. Botſchaftsſecretär, des Abtes Des Stiftes Melk, Alexander 
Karl und der Gemeindevertretung Melk und Schrattenbruck vom ruſſiſchen 
Erzprieſter Theophile Kardaſſewich unter Aſſiſtenz von einem Diakonen, 
eines Pſalmiſten und neun Chorſäugern feierlich eingeweiht und Der 
Gemeinde Melk zur dauernden Erhaltung!übergeben. 

Melk, am 4. October Ist. 


Fürſt Cantacuzene Franuz Freiherr von Dahlen 
kaiſerlich⸗ruſſiſcher Geĩchäftsträger. Riumeiſter bei Sarrnen Tragoner, 
56 8 .r 
Graf Benlendori Abt Alexander Karl 


Erſter Botſchafisſeeretär. 
Oberſt von Zujew 
Militärbevollmachtiger. 
Emannel von Ballas Frauz Xav. Linde 
Oberſt im 2. Inſanerie Regiment. Gemeinderath. 
3, Für die Erhaltung werden von dev ti. k. ruſfiſchen Botichaft in Wien der 
Gemeinde Melt jahrlich 2 fl. zugewieien. 


Joſef Piſchinger 
Kurgermeiſter. 


— 294 — 


Sofef von Ezef Auguft Weidinger 
Sherit im 2. Tiroler Jäger⸗Regiment. Gemeinderath. 
Johann Berk Anton Evitufch 
k. k. Generalmajor. Regiments⸗-Adjutant des 2. Infant.Regm. 
Von Stalewsky Franz Hutter 
kaiſerlich-ruſſiſcher Hofrath. Gemeinderath. 
Joſef Waitz Ludwig Prinzl 


k. . Major im 2. Corpsartillerie⸗Regiment. 


Anton Lux 
k. k. Hauptmann im Feſt.Artill. Regim. 


Gemeinderath. 


Theodor Jungwirth 


Katfer Franz Joſef, Nr. 1. Symnafial-Profeifor. 
Othmar Streichect Hermann Ulbrich 
k. t. Hauptmann des 2. Genie-Regiments Director des k. k. Obergymnaſiums. 

Erzherzog Carl. , Franz Schöncd, 
Johann Erel, Johann Holzapfel, 

“ Heinrich Oefterreicher, Jul. Fischer Colbrie, 
Joſef Feßl, Adalbert Bratke, 

Joſef Niederreiter, Karl Martin Schade. 


Die Feſttheilnehmer fuhren hierauf in das Stift Melk, wo im herr 
lichen Marmorſaale das Diner eingenommen wurde. Ber demjelben 
wurden folgende Toaſte ausgebracht: Sr. Durchlaucht Fürft Cantacuzene 
das Glas erhebend, „Auf das Wohl Sr. Majeftät des Kaiſers Frauz 
Joſef I. von Oeſterreich, Gott befchüge Se. Majeſtät.“ Die Verſammlung 
brachte ein dreimaliges begeiftertes Doc) aus. Die Regimentsmufif intonirte 
die öſterreichiſche Volkshymne. 

Abt Alexander Karl ſprach Folgendes: Der heutigen patriotiſchen 
Feier auf unſerem hiſtoriſchen Boden verdanken wir die große Ehre des 
Beſuches der ruſſiſchen Botſchaft, der Vertreter des En. k. öſterreichiſcheit 
Heeres und der übrigen Gäſte. Die hente bei der Melker Brücke ſtatt 
gefundene Feier bat gewiß Alle, die derſelben beigewohnt haben, tief er- 
griffen, und Ddielelbe wird uns Stets in Erinnerung bleiben. gerne vom 
geliebten Vaterland ruhen in Frieden öfterreichiicher Erde 300 ruſſiſche 
Krieger, welche ihr Yeben für ihren geliebten Naifer gaben. Der 
Kaiſer aber hat nicht vergeſſen feiner Krieger und nicht vergeſſen, 
was ſich in Melk 1805 ereignet bat. Im Sabre 1806 lieh Kaiſer 
Altexander I. von Rußland den Capitularen des Stiftes Melk in liebens 
würdigſter Weiſe jur ihre Auſopferung und Bemühung mit den ruſſiſchen 
Geiaugenen und Verwundeten den allerhöchſten Dank ſagen. Als im 
Jahre 1810 Kaiſerin Eliſabeth von Rußland das Stift und den Markt 





— 26 --- 


denhvürdiges Monnment gefeßt werde. Wie ehrenvoll für die Soldaten! 
Nie chrenvoll für den Monarchen ſelbſt! Die Trene und Obforge des 
Monarchen iſt immer mit der Treue und Anhänglichkeit am ihn innig 
verbinden. Die Perfönlichfeit des Monarchen iſt ein wichtiger Factor in 
nuſeren Staaten. Ich komme gewiß Ihrer Geſinnung nahe entgegen, 
wenn ich Sie einlade, einzujtimmen im den Auf: „Se. Majeſtät Kaiſer 
Alexander II. von Rußland lebe hoch!" Die Verſammlnng brach in ein 
dreimaliges Hoch aus. Die Regimentsmuſik fpielte die ruſſiſche Volkshymne. 
Und mm einige Daten über das Denkmal ſelbſt. — Auf 4 mäch 
tigen Sranitplatten, welche die Gruft dedfen, umgeben von 12 gramituen 
Säulen, die durd) eine 268 Kilo ſchwere, geſchmiedete eiferne Kette ver: 
bunden find, fteht aus ſchwarzem Syenit auf gleichem Sodel das Kreuz, 
das über ımd über mit fleinen goldenen ruſſiſchen Doppelkrenzen reid) 
befäct it. Die ter Straße zugewendete Seite des Denkmals trägt in 
ruſſiſcher Schrift die von Kaiſer Alexander genehmigte Widinung, auf der 
rückwärtigen Seite iſt pie deutſche Ueberſetzung eingemeißelt. Sie lautet: 

„Ewines Andenken an 300 ruſſiſche Krieger 

im Jahre 1805 in Melk verfchieden und an 

diefer Stelle begraben. 


Miemand hat größere Liebe, denn die, daß 
er fein Leben läßt für ſeine Freunde.“ 


Am Sockel befindet fi) die Inſchrift: 
„Errichtet auf Allerhöchſten Befehl im Jahre 1891.“ 


Nrenz und Zodel wiegen 3400 Kilogramm. Das ganze Denkmal 
bat eine Höhe von 526 Meetern bei einer Breite von 5.29 Metern. Der 
prachtvolle ſchwarze Stein ſtammt aus den Brüchen bei Scyiudenan. Die 
eiferne Nette iſt Handarbeit des Schlojfermeifters Franz Enzmann 
in Melk. 

Der Verbeſſernng wegen und damit Die dermalen ſehr enge Donan 
gaſſe erweitert werden konnte, wurden im Jahre 1892 die beiden Hänſer 
Nr. 45 und 16, welche dem Lederermeiſter Herrn J. Aſtleithner gehörten, 
von Seite Der Gemeinde Melt augekauft, niedergeriſſen, neuerbaut in der 
Weiſe, daß die Straße bedeutend verſchönert und vergrößert wurde: in 
der Mitte derſeiben bezeichnet jetzt ein weißer, größerer Stein wie Die 
übrigen die Stelle, bis zu welcher die Gaſſe in früheren Zeiten auslief: 

IS82 leider ſtarb am 18. Anguſt 1892 der frühere Beſißer dieſer Häuſer, Herr 


_ 297 -. 


Joſef Aſtleithner, welcher in Bürgerkreiſen beſtens bekaunt und and) 
Gründer der Sparcaſſe geweſen, am Schlagfluß. 

In dieſem Jahre wurde auch die als morſch und ſchadhaft befundene 
Decke des Rathhausſaales durch eine neue, ganz der alten gleichend erfegt : 
die vorzüglich gelnugene Arbeit wurde durch Bildhaner Schwarzer aus 
Wien, die Malerei von Kalt, gleichfalls aus Wien, ausgeführt, Der hiezu 
gehörige, ſtylgerechte Ofen wurde vom Hoflieferauten Feßler bezogen. 

Am 7. und 8. September 1892 feierte die freiwillige Feuerwehr 
m Melk ihre 25jähriges Jubiläum.!) 

Eingeleitet wurde dieſe Feier am 7. September durch einen ſolennen 
Fackelzug, an dem ſich ſämmtliche Mitglieder der Feuerwehr betheiligten. 
Der Zug bewegte ſich unter den Klängen der Muſikcapelle durch Die 
Hauptjtraße des Marktes, und wurde vor den Hänſern des Deren Bürger 
meilter8 Piſchinger und des erſten Gemeinderathes Linde Aufſtellung 
genommen, um dieſen beiden Herren, ſowie anch Herrn Dr. Kopp, als 
feinen Ehrenmitgliedern, herzliche Ovationen darzubringen. Nach dem 
Fackelzuge begann in dem feſtlich decorirten Singvereinsſaale ein Feſt 
commers. 

Nach einem vom Singvereine unter der Leitung des tüchtigen Chor 
meiſters Johaun Dehler vorgetragenen Chore erhob ſich Herr Gemeinde 
rath Linde, um im einer gediegenen Auſprache einen Rückblick auf das 
Entſtehen, ſowie auf die Entwickluug der Fenerwehr ſeit 25 Jahren bis 
auf den heutigen fortgeſchrittenen Staud zu werfen. Er ſchloß mit einem 
Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer, als den ſteten Beſchützer und Förderer 
des Feuerwehrweſens, in welches die Verſammelten begeiſtert einſtimmten. 
Herr Hauptmann Prinzl dankte im ſeiner Rede der Gemeinde und Dem 
Bürgermeiſter für die Sympathie, mit welcher dieſelbe jederzeit der Fener 
wehr entgegengekommen iſt. Yon dem nun tolgenden Anſprachen iſt De 
ſonders jene des hochwürdigen Herrn Gymnaſial Direciors Hermann 
Ulbrich hervorzuheben, welche nicht im wegen ihrer Formvollendung, 
ſoudern auch des herzlichen Tones wegen von allen Verſammelten mit 
ſtürmiſchem Beifall anigenommen wurde. Sie lautete: 


Meine Herren! 
Die Gemende Mel!, inr Deren Gedeihen und Emvorbluhen, Dank 
der Schaffenskraft nud Opferlicbe ihrer Bürger, nameiutich in Den lebten 
Decennien, unermüdlich nud eriotgreich gewirtt worden tt, erirent ſich 


i)j Bericht der freiwilligen Jeuerwehr. Mmammengeſtellt von otet Hummel 
Sauptmann-Stellvertreter. 


D 
— 


— 298 — 


einer verhältnismäßig großen Zahl theils humanitärer, theil® gefelliger 
Bereine und Inſtitute, und Die Bürger von Melk dürfen auf ihr Gemein- 
weſen auch in diefer Richtung jtolz ſein; in ihren Bürgerkranz bat aber 
die Gemeinde eines der größten und fchönften Blätter eingefügt, als Sie 
am 1. September 1867 das Inſtitut der freiwilligen Fenerwehr gründete, 
eines der nothwendigſten und nützlichſten Auftitnte fiir jede Gemeinde, um 
jo nüglicher für den Ort Melk, in welchem die Hälfte der Hänſer vermöge 
ihres Alters und ihrer Bauart ſtets einer großen und folgenſchweren 
Feuersgefahr ausgeſetzt ſind. 

Es war daher in unſerer an Inbiläen reichen Zeit ganz ſelbſtver 
jtändlich, day die Gemeinde Melk einen Jubilar fetere, der ehrwürdig in 
ihr ſelbſt daſteht wie Fein zweiter, nämlich das Inſtitut der frenvilligen 
Feuerwehr. 

Meine Herren! es kann nicht meine Aufgabe ſein, dem Gedeihen 
und dem 25jährigen Wirken der Melker freiwilligen Fenerwehr bier das 
Lob zu reden: aber der hohen Achtung möchte ich Ausdruck geben, die ich 
nit jedem billig Denkenden diefem humanitären Inſtitute entgegenbringe. 

Meine Herreu! es iſt gewiß lobenswerth, wenn Jemand ſein 
Scherflein zur Erleichterung des Loſes der Armen beiträgt, oder wenn 
er ſich ſonſt an einem Unterftügungsvereine beteiligt; es iſt gut und 
löblich, weun er ſür die Verſchöuerung der Gemeinde wirft oder die Ge— 
ſelligkeit ſeiner Mitbürger fördern hilft: aber in allen dieſen Fällen bringt 
er unr ſolche Opfer, deren Höhe und Werth er nad) Maßgabe ſeiner 
perſönlichen Aniagen und ſeiner materiellen Verhältniſſe zum voraus ſelbſt 
beſtimmen lat. 

Ganz anders ſteht es mit den Leiſtungen eines freiwilligen Feuer 
wehrmannes. Er weiß nicht, wann und wohin und wie oft und wie 
lange er auszurücken haben wird: er bringt den Wohle feines Mitbürger 
Opier, deren Höhe er im voraus wicht zu berechnen vermag, — er opfert 
ſich in unbeſchräuften Maße. Die Tpfer des Fenerwehrmannes über- 
treffen an Werth alle anderen Opfer, anch noch in einer anderen Richtung: 
ſie ſind nämlich keine bloß materiellen Opfer au Zeit und Geld, ſondern 
Tprer eier höheren md edleren Art, er bringt dem Wohle ſeiner 
Mitbürger das Opier der Selbſtverlengnung, das Opfer des Gehorſams. 
Der Vorzug der Freiwilligkeit des Löſchdienſtes vor der in vielen Ge 
menden heute noch üblichen allgemeinen Löſchpflicht liegt ja in Der milt: 
täriſchen Urganmatten der Maunſchaft, vermöge welcher der freiwillige 
Fenerwehrmann nicht blos die Handhabung der Geräthe kennen zu lernen, 
jonderi auch den Geiſt der Manneszucht und Unterordnung fi) anzueignen 


— 299 — 


bat, der allein den Sieg über das Element des Feuers ermöglicht. Das 
it e8, was dem Dpfer des Feuerwehrmannes den höheren Werth verleiht. 
Richt daß er bei Sturm und Wetter, bei Froſt und Hitze, bei Tag und 
Nacht auf das vernommene Signal ſelbſt mit der Gefahr ſeines eigenen 
Lebens dem bedrängten Nächten zu Hilfe eilt, erzwiugt ihm unſere Hoch 
ahtung in dem Maße, wie der Umjtand, daß er wie der Soldat Die 
Manneszucht übt und wie der Trdensmann den Frenvilligen Gehor— 
jam leiſtet. 


Darum fage ic) „Dit ab“ vor jedem ausübenden Mitgliede eier 
freiwilligen Fenerwehr. Unſere Fenerwehr it ein Jubilar, anf deſſen 
Haupt wir morgen den ſchönſten Ehrenkrauz drücken dürfen. Die Gemeinde 
vertretung hat daher denjenigen wackeren Männern, welche dieſem hoch 
achtbaren humanitären Juſtitute ſeit ſeinem Beſtehen oder ſeit 20 Jahren 
angehören, die höchſten Ehren zugedacht, iiber die ſie in ihrem Wirknugs 
kreiſe zu verfügen hat. Möge ſich in dieſen wackeren Männern das ganze 
Chor geehrt und gefeiert ſehen! Das Stift Melk hat mit der Gemeinde 
Melk ſeit mehr als 800 Jahren Feinden und Gefahren getrotzt, Leid und 
Freud getheilt, Glück und Unglück getragen, es iſt daher ſelbſtverſtändlich, 
daß es auch an Ihrem Inbiläumsfeſte den innigſten Antheil nimmt. Mi 
der Spitze des Stiftes Steht ein Mann, der als oberſter Leiter eines 
großen Brandſchaden Verſicheruugsinſtitntes das wohlthätige Wirken der 
freiwilligen Feuerwehren entſprechend zn würdigen weiß. 

In ſeinem Namen m deunn der hochw. Herr Prälat Alecauder 
Karl iſt leider verhiudert, perſönlich in Ihrer Mitte zu erſcheinen 
habe ich mir das Wort erbeien, mm Dev ireiwilligen Fenerwehr vou 
Melk unſere Sympathie und unſere Hochachtung zu bezengen und um 
ihr zu dem ſchönen Feſte, das ſie Fetert, unſeren innigſten Glückwunſch 
darzubringen. 

Gottes Segen walte in aller Zuknuft nber Die ausübenden Wet 
glieder der freiwilligen Fenerwehr. Imen briuge ich im Mamen Des 
Stiftes mein „Doch“! 

Am anderen Tage ı8. Septembert verſammelten ch Vormittags 
10 Uhr die Feuerwehrmäuner im Nequiſitenhanie, von wo ans Te zum 
Bahuhof marſchirten, um Die ankommenden Gäſte zu erwarten und zu 
begrüßen. Nach lub der beiden Zuge von Linz und Wien wurde 
in den feſtlich geſchmückteu Markt gezogen, um dei Herrn Bürgermeiſter, 
ſowie die Gemeindevertretnug zur Feſtmeſſe abzuholen, welche um LI Uhr 
geleſen wurde. 


300 - 


Um 2 Uhr fand die Delegirtenverſammlung des Bezirtsverbandes 
Melt im Rathhausſaale ftatt. Nach kurzer Erledigung der Verbands: 
angelegenhetten teßte der Obmannftellvertreter des Landesverbandes, Herr 
Prof. Carl Schned, in längerer Nede den Zweck und die VBortheile der 
nenzugründeuden Sterbecaſſe für Fenerwehren auseinander und empfahl 
allen Anweſenden, zu einem möglichſt zahlreichen Beitritt hinzuwirken. 

Um halb 3 Uhr begann auf der Bahnhofſtraße die Aufſtellung 
zum Feſtzuge. Unter einem förmlichen Blumenregen marſchirten die 
Fenerwehrlente, welche ſich in großer Anzahl (400 Mann) zu dem Feſte 
eiugefnuden hatten, bis zum Rathhanſe, vor welchem die geſammte Ge 
meindevertretung mit dem Bürgermeiſter an der Spitze verſammelt war. 
Herr Gemeinderath Franz Xav. Linde hielt nun Folgende Anrede: 


Schr geehrte Mitglieder der frenvilligen Fenerwehren! 

Sejtatten Sie mir, Sie im Namen des Bürgermeiſters von Mei, 
im Namen der emeindevertretung auf das Herzlichſte, Innigſte und 
Wärmſte zu begrüßen und gleichzeitig der Freude über Ihr zahlreiches 
Erſcheinen lebhaften Ausdruck geben zu dürfen. Die Gemeinde Melk bat 
durch 25 Jahre hindurch dem geregelten Löſchweſen und der Aufgabe der 
freiwilligen Fenerwehr ihre volljte Aufmerkſamkeit geſchenkt und der legteren 
ihre wärmſte Sympathie entgegengebracht, ſich freuend, daß das Feuer— 
wehrweſen aus beſcheidenen Aufängen ſich ſo herrlich entwickelt hat. Die 
Gemeindevertretung von Melk, wiederhole ich, freut ſich heute doppelt, 
daß Sie alle hier zur friedlichen Action erſchienen ſind, daß Sie gekommen 
ſind, unſere Feuerwehr an ihrem Ehreutage anszuzeichnen und ſo das 
Inbiläumsfeſt zu verſchönern. 

Mögen Ihnen die wenigen Stunden, die Sie Hier zubringen, in 
freuudlicher Erinnerung bleiben, mögen dieſelben and) dazu beitragen, um 
das Wand der Freundſchaft, um das Band der Stameradjchaft neuerdings 
jefter und inniger zu knüpfen und dadurch der Sache des Fenerwehr 
weſens neuerdings wichtige Dienſte zu leiſten. In dieſem Sinne re 
ich Ihnen allen ein herzliches „Gut Heil“ zu. 

Wenn ich irüher erwähnte, daß die Gemeindevertretung von Melk 
der Fenerwehr die vollite Sympathie zugewendet babe, To will fie dieſelbe 
auch heute bethätigen. ZIwar bat Ste nicht Schäße zur Verfügung, aber 
den tieigefühlteſten Daut ans freier Mannesbruſt ſpricht Ihnen dieſelbe 
hente aus, den Tant Fir ihr hethätigtes Pilichtgeiühl, ſei es bei lebungen 
oder ſei es in den Stunden der Gefahr geweſen: dieſem Dank gibt fie 
Ausdruck durch Die höchſte Anszeichnnug, welche ſie zu verleihen hat, 


— 301 -- 


durch die Ertheilung des Bürgerrechtes, der Zuſtändigkeit und durch 
Ucherreihung von Diplomen an jene Mitglieder, welche durch volle 
25 Jahre oder durch 20 Jahre der Fenerwehr angehören. 

Indem ich nun an Se das Erſuchen jtelle, auch fernerhin der 
Sache des Feuerwehrweſens treu zu bleiben und fortan einig und opfer 
willig, ſowie volljtändig discipliniet vorzugehen, weil in Diefen Factoren 
die Macht der Feuerwehr enthalten ift, danke ich nochmals im Namen 
der Gemeinde Meelk. 


Hierauf vertheilte der Bürgermeiter die Anerkennungsdiplome 
a) an nachfolgende Jubilare: 


Jerzabek Gottfried, Büchſenmacher, 

Rieger Wenzel, Spenglermeiſter, 

Weidiuger Augnſt, Kaufmaunn, 

Wiſtawiel Vincenz, Wagqnermieiſter: 
b) an jene Mitglieder, welche wenigitens 20 Sabre der Feuerwehr 

angehören und zwar: 

Groß Franz, Schueider, 

Keim Wilhelm, Meſſerſchmied, 

Pelzl Joſef, Sattler, 

Pfleger Alois, Schueider, 

Prinz Ludwig, Brauer, 

Wallis Alois. Sparcaſſediener, 

Slatuſchta Anton, Schneider. 


Nachdem auch das Ehreumitglied Herr rot. Schneck ans Zr. Pölten 
anf das herzlichſte begrüßt worden war und derſelbe in bergen Worten 
gedaukt Hatte, jerte ſich der Zug bis zum Piarrvplatze fort, anf welchem 
die Fenerwehren im Halbkreiſe Anitelling vahmen. Es iolgie mn cl 
gut durchgeführte Schulübniig amt der ſieuen, auch ieitlich leitbaren: Schieb 
leiter von Lieb in Bieberach ber Umm nuter Dem Commando Des zJug 
führers J. Wander und Der iahrbaren Abwrogiprier mit Vordergeſtell von 
Kernreuter unter Dem Commando des zjingiubrers N Burreiter. Nach 
Schluß der Schulübung wiurde Feneralarm geblaſen, tl rückte die 
geſammte Feuerwehr von Melk unter Der Oberleitnug des Hauptmannes 
Ludwig Prim md Des Stellvertreiers Joſei Hummel tt drei Löſchzugen 
zur Brandübung aus. Der 3. Zug 3Iugiührer Johanu Erxelh; beſorgte 
anch die Waſſerbeſchaſiung von der Touan, während der J. Ama t3ug 
führer Herr Notar Cart Prinzlendie Ordnung aufrecht bielt. 


v 8 
Ian 


— 302 — 


Als erites Brandobject wurde ein am Stiftsielfen gelegenes Wirth: 
Ichaftsbans angenommen, von wo ans das Feuer ſich auf die tiefer ge: 
legenen Nachbarhänfer ausdehnte. Um den Brand bewältigen zu können, 
mußte auch Hilfe von answärts in Anspruch genommen werden, und 
famen diefer Anfgabe die Feuerwehren von Xoosdorf und Mapleinsdorf 
in der vorzüglichſten Weiſe nad), To daß die Geſammtübung auf alle 
Zuſeher einen vollfommen befriedigenden Eindruck machte. 

Nach der Uebung verfügte ich der größte Theil der Gäſte und 
Einheimifchen in den Volksgarten, wofelbft bei den Klängen der Minfit 
md manch treffenden Auſprachen die wenigen Stunden des Abends in 
der angenehniſten Weiſe verflojfen. Ein Kränzchen Ichloß dag gelungene 
Jubelfeſt. 

Am 24. September d. J. beehrte ihre kaiſerliche Hoheit Kronprin— 
ceſſin Stephanie Melk mit ihrem allerhöchſten Beſuche, bei welchem die 
Behörden vorgeſtellt wurden md die Schuljugend Spalier bildete; aus dieſem 
Anlaſſe erhielten die Herren Bürgermeiſter Piſchinger und Stromauf 
jeher Fadler je eine goldene Buſennadel. 

Am ſelben Tage feierte die hieſige Sparcajle ihren 30jährigen Be 
ſtand. Ars dieſem Anlaſſe faud nach einer h. Segenmeſſe die Enthüllung 
einer auf prachtvollem Sockel aus Carrara Marmor ruhenden Kaiſerbüſte 
ſtatt, welche in dem der Sparcaſſe Melk gehörigen Parke aufgeſtellt iſt; 
an dieſer Feier nahmen der hochw. Herr Prälat Alexander Karl, Die 
jämmtlichen Metglieder der Sparcaſſe, viele Bäfte und die Schuljugend 
mit ihren Fahnen, ſowie der Zingverein mit jener Fahne theil. Nach 
erfolgter Enthüllnug bielt der VBorjtand der Sparcaſſe, Herr Franz Xav. 
Linde, nachſtehende Auſprache: 


Hochgeehrte Anweſende! 

Aus der tiefſten Tiefe des Meeresgrundes, vielfach mit Gefahr des 
eigenen Lebens wird Die edle Perle zu Tage qefördert, welche von aller 
Welit als eine Der ſchönſten Zierden, ala einen der ſchönſten Schmud 
gegenſtände betrachtet wird, aber auch tief im eigenen Herzen des 
Menſchen ruht eine Perle, welche, wenn ſie auch ſeltener, als 08 vielleicht 
ſein ſollte, zu jinden iſt, deunoch den Schmuck, die Zierde aller gut und 
edel denkenden Menſchen bildet: dieſe ſynboliſche Perle im Herzen des 
Menſchen, ſie iſt Die Dankbarkeit. Dieſes warme nuund herrliche Gefühl 
der Tantbarteit beſeelt uns Alle am hentigen 30jährigen Erinnerungstage 
were Allerhöchſten Herru und Kaiſer gegenüber, durch deſſen Gnade 
und weile Geſetzgebung es dem Sparcaſſe Verein in Melk möglich geworden 


— 305 — 


it, durch 30 Jahre hindurch zu blühen uud zu gedeihen und für das 
Wohl des Ortes Melk und der weiten Umgebung in humauſter und auf 
opierungsvollſter Weiſe zu wirken und zu ſchaffen. Dieſem Gefühle der 
Dankbarkeit gibt die Sparcaſſe am heutigen Tage dadurch Ansdruck, daß 
ſie in ihrem Parke hier die Büſte unſeres Allergnädigſten Herrn und 
Kaiſers aufitellt als ſichtbares Zeichen ihrer unverbrüchlichen Treue und 
Anhänglichkeit au das allerhöchſte Kaiſerhaus, als ſichtbares Zeichen ferner, 
daß jeder brave Oeſterreicher, welcher dieſe Stätte betritt, mit wahrer 
Andacht und mit gehobenem Herzen den Segenswunſch erbringe: „Gott 
erhalte, Sort beſchütze, Gott ſegne Zr. Majeſtät unſeren allerguädigſten 
Kaiſer und Herrn Franz Joſef J.!“ Dreimal hoch! 


Der Melker Singverein intonirte die Volkshhymue, und die Ver 
ſammlung erbrachte ein begeiſtertes dreimaliges Hoch! Vie Jubiläumsfeier 
fand ihren Abſch'uß durch ein im Hotel Gruber veranſtaltetes Feſtmahl, 
bei welchem es an Trinkſprüchen in den verſchiedenſten Richtungen nicht 
fehlte. 

Im Verlaufe des Jahres 1892 wurden von der kaiſerlich ruſſiſchen 
Botichaft die von Er. Majeſtät dem Mailer Alexander III. verliehenen 
Auszeichnungen zugeitellt und zwar dem bochw. Herrn Präiaten Alexander 
Karl der kaiſerlich ruſſiſche St. Stanislans Orden IT. Et. mir dem Sterne, 
dem Bürgermeiſter Piſchinger und dem Gemeinderath Linde der ruſſiſche 
St. Stanislaus Orden III. Claſſe nebſt den dazu gehörigen Deereten. 

In der Gemeindeausſchußſitzung vom 28. Jinner 1805 wurde Die 
Mittheilung erftattet, daß der k. E. Notar Carl Pens als Teſtaments 
ereentor und Abhandlungspileger nach Fraucisca Wurkuer die Schlußab 
rechnung mit dem der Gemeinde von Frau Francisca Würkuer gewidmeien 
Keftbetrage per 4915 11. > kr. bieranıts erlegt hat und zwar 15 I 85 kr. 
bar, 4900 ft. im Nominalwerthe: 


l. Ein Stüf Notenrente Wr, 206551 ver ji. 10m 

2. 10 ungariſche Grundentlaſtungs Obligationen a gt 10H il. Tom 
Hr. 18866, I8S67, ISSH8, 188068, ISSTO, DSTL, 
18872, INS75, 1S8>74, md 1B3B56G5o. 

3. 10 Stück Notenrente a fl 100 jl. Im) 
Nr. 3763362, 118505, FPOASS, 198500, 278086, 


49252, 95055, 182522, 112625, 112024 


fl. 30V 


1803 


IN 


304 — 





Vebertrag fl. 3000 
4. 19 Stück Silberrente A fl. 100 fl. 1900 
Kr. 685756, 826888, 848818, 854386, 156319, 
156320, 156321, 156322, 156323, 156324, 156325, 
195-417, 207053, 206453, 278618, 281984, 287237, 
297799, 500930. 


fl. 4900 


Tiefe Summe fällt der Marktgemeinde Melt laut Teſtamen tes 
der Frau Fraucisca Würkner als Erbiheil zu, mit der Beſchränkung von 
den Zinſen alljährluh an Johanua Höfermayer 100 fL, m zwei Raten 
zu zahlen, und den Reſt der Zinfen für Silfsbedürftige auperhalb des 
Bürgerfpitals zu verwenden; nach Ableben der Frau Höfermayer, tft 
das geſammte Zinfenerträgnis für Arme zu venvenden. Das Lapital 
jetbft bleibt Eigenthum der Gemeinde Melk und wird als Francisca 
Würkneriſche Stiftung verwaltet. Anfangs April d. 3. wurden in Wien 
bei maßgebenden Perſönlichkeiten Erkundigungen eingeholt bezüglich der 
dermals nicht nur viel bejprochenen, ſondern theilweiſe chen tracirten 
Eiſenbahn: Melk, Zwettl, Schwarzenau; doc) ergaben dieſelben Leider ein 
negatives Reſultat. 

Am il. Februar 1893 ſtarb in Wien nach einer vorgenommenen 
Tperation im 49. Lebensjahre Herr Dr. Auguſt Kopp, Ef Notar in 
Spitz. Seine zablreichen Frennde konuten dieſe traurige Nachricht kaum 
faſſen, denn Niemand ahute eine nunmehr couſtatirte tückiſche Erkrankung 
des Sprechorganes, welche den unmittelbaren Tod zur Folge hatte. 


Wit Dr. Kopp ſchied ein vortrefflicher Charakter, eine edel angelegte 
Natur, ein Mann, wie er ſelten zu finden iſt, wurde mu zu Grabe ge 
tragen; während ſeiner nahezu 2Ojäbhrigen Thätigkeit in Melk war ſeine Leut 
ſeligkeit und fein freundſchaftlicher Verkehr ſprichwörtlich geworden, gleichfalls 
ſeinte Güte, welche ſich ach darin zeigte, dal; er dem Aermſten bereit: 
willigſt mit Rath und That beiltand, zu gleicher Zeit ſich an allen Unter 
ſehmungen Der Bewohner des Marktes Melk in hervorragendſter Weiſe 
betbeiligte. Tie Gemeinde, Die Sparcaſſe, der Melker Singverein und 
Die ireiwillige Feuerwehr hatten an Dr. Nopp einen waceren, braven und 
opferwilligen Collegen verloren, welcher wenn er ſich einmal einer Sache ge 
widmet Datte, derſelben auch mit volier Ueberzengung angehörte, dieſelbe 
niemals mehr auigab, ihr immer treu Lieb und jede etwaige Anfechtung 
ſeimeidig yurichvies. Seiner eigenen legten Anordnung zufolge wollte 
er in Melt, dem Orte, welchen er jo ſehr liebte, beſtattet werden; 





— 306 — 


XLVIII. Bericht des n.ö. Landesausſchuſſes, betreffend die ausgeführten 
Vaulichteiten an der vaudesblindenſchule in Purkerodorf (3. 3 1886. 2070. 


Gauz anders ſteht es mit den blinden Mädchen, weiche aus der 
Anstalt (Purkersdorf) im Alter von 17 oder 18 Jahren entlafjen werden. 
Ein ſolches Mädchen, wenn es nicht in das Elternhaus gelangen Fam, 
— und bei den arınen Mädchen it das oft der Fall — iſt außerordentlid) 
vielen Gefahren ausgelegt, und es ift für den Landesausſchuß und für 
die Direction der Blindenanftalt viel ſchwerer, für diefe Mädchen zu jorgen, 
als bei den Blinden männlichen Geſchlechtes. 

Da liegt nun ein ſehr edler Antrag von einer Gemeinde vor. Die 
Gemeinde Melk, welche über ein Legat zu verfügen Dat, das von einer 
wohlthätigen Seele binterlaffen wurde, von einer gewillen Francisca 
MWeidinger, hat ſich bereit erklärt, ein Blindenaſyl, eine Beſchäftigungs— 
anftalt in Melk jelbft insbefondere für Mädchen zu errichten, und wir 
können von unferer Seite nur mit der arößten Anerkennung und Be— 
friedigung dieſen Beſchluß der Gemeinde Melk entgegennehmen. Auch 
die Sparcaſſe in Melk hat ſich bereit erklärt und 10.000 fl. votirt, um 
die Errichtung einer ſolchen Anſtalt zu fördern. Ich zweifle nicht, wenn 
es dazu fommt, day ein folches Aſyl, beionders für blinde Mädchen, 
welche aus unſerer Anſtalt entlaſſen werden, im Melk entjtehen wird, 
dann werden ſich viele Wohlthäter finden, welche ein ſo außerordentlic) 
wohlthätiges Inſtitut unterjtügen werden, und ic) bin überzeugt, daB von 
Seite des Landtages in Dieter Veziehung gewiß das Möglichſte ge 
fchehen wird. 

Ich kaun daher nur den Landesausſchuß, der uns diefe Sachlage 
dargeltellt hat, auffordern, daR er die Verhandlungen mit der Gemeinde 
fortpflegen und darnach trachten möge, daß ſobald als möglich ein ſolches 
Inſtitut entjtehe, welches Tür blinde Mädchen Die größte Wohlthat wäre. 

Sc glaube, es exiſtirt im Yande nichts Aehnliches. Die Blinden- 
beſchäftignugsanſtalt in Wien tt fir Das ganze Weich, Hat auch wenig 
Raum, md es ſind die Stiftsplätze auf lange Jeit hinaus beſetzt oder in 
Vormerkung genommen. 

Es iſt daher für die Blinden eine dringende Nohvendigfeit, daß ein 
ſolches Inſtitut entſtehn. Da nur hier m Melk die Bedingungen vor 
handen ſind, an die man anknüpien kann, ſo kann ich nur empfehlen, 
daß der Herr Landesausſchuß Dr. Luſtfandi, der ſich um die blinden 
Kinder im Inſtitute in Purkersdorf große Verdienſte erworben bat, auch 
dieſe Sache mit dem ihm eigenen Fleiße und ſeiner Ausdauer verfolgt, 





1891 


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Vereines näher treten könne. In der Comite-Sigung vom 8. November 
1805 wurde daher die Gründung des Blindenheim-Vereines in Melk zum 
Beichluffe erhoben, und die Bildung des Vereines wurde von der hoben 
k. k. n.-d. Statthalterei mit Erlaß vom 6. Februar 1896, 3. 3009, ge 
nehmigt. 

Als Baugrund für das zu errichtende Blindenheim wurde in der 
Sitzung vom 19. Februar 1896 ein Theil des dem Kaufmann Auguſt 
Weidinger gehörenden Gartens, der ſich an den öſtlichen Theil der Ge— 
meinde anſchließt, in Ausſicht genommen. 

Am 8. März 1896 wurde im Rathhausſaale die conſtituirende 
Verſammlung des Blindenheim Vereines abgehalten. Die Aufgabe des 
mit den Vorarbeiten betrauten Comites war hiemit gelöft, und an feine 
Stelle trat der in dieſer Verſammlung gewählte, unten verzeichnete Vereins: 
Ausſchuß. 

Die noch vom Comité vorgelegten Vereins Statuten wurden von 
der hohen FE. k. n.:ö. Statthalterei mittelſt Decretes vom 1. April IR06, 
3. 24.516, genehmigt und der Beitand des Blindenhein-Bereines in Melt 
anerfannt. 

In der conftituirenden Sitzung des Vereins-Ausschujies wurde am 
13. April 1896 der Gemeinderat) Frauz X. Linde als VBorftand, der 
Bürgermeifter Joſef Piſchinger als deſſen Stellvertreter, der Gemeinderath 
Auguft Weidinger als Gaffier und der Gymnaſial Director Hermann 
Ulbrich als Schriftführer gewählt. Ueber die Thätigkeit dieſes Vereines 
folgt an ſpäterer Stelle ein weiterer Bericht. 


— .—.- — — ⸗— — — * 


Die Sparcaſſe in Melk hatte im Frühling des Vorjahres den Be— 
ſchluß gefaßt, den in ihrem Anſtaltsgebäude befindlichen, vom Mellker 
Singvereine benügten Saal eines gründlichen Umbaues zu unterzichen, 
um ein der Frequenz entſprechendes Locale herzuftellen. Die Pläne hiezu 
lieferte Bert Architect Raymımd Jeblinger aus Linz, die Ausführung be: 
forgte Herr Franz Bern. 

Am 18. Jänner 1804 fand nun Die feierliche Eröffnung des neuen 
Saales vor einem ſehr gewählten und eleganten Publicum ftatt, darunter 
der Bezirfshauptmann von Zt. Pölten Here Baroı Conrad von Eibysfeld, 
Beneralmajor Graf Coreth, Rittmeiſter Graf Heußenſtamm fanımt Ge 
mahlin ꝛc. ꝛc. Nach Vortrag einiger Muſikſtücke einer Abtheilung der 
Regiments Muftfcapelle Freiherr von Heß leitete Die eigentliche ‘Feier ber 
Vorjtand der Sparcaſſe, Gemeinderatd F. X. Yinde mit nachſtehender 
Anſprache ein. 





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Ausdauer, ausgerüftet mit jener Eigenjchaft, welche zur Macht führt, 
es iſt dies die Einigkeit, ihre Chöre erjchallen laſſen, mögen Sie durd) 
Geſang und Freundichaft noch manches Herz veredeln, mögen Sie aber 
auch wie bisher im Dienite der Humanität, durch ihre LXieder noch manche 
Thräne des Unglücklichen trocknen, daun Haben wir Alle den idealen 
Zribut, welchen wir für die Menschheit zu leiiten und welchen die Men⸗ 
jchen auch mehr oder minder zu fordern berechtigt find, getreulich erfüllt, 
wenn uns aud) fein anderes Bewußtfein übrig bleiben follte, als jenes 
der jtrengften Plichterfüllung gegen fich felbft und gegen die Menfchheit 
im großen Allgemeinen. 


Sodann dankte der Vorſtand des Singvereines, Lehrer Joſef Hummel, 
für die Munificenz der Sparcafle, worauf die Sänger ihren Wahliprud) 
und den Storch'ſchen Chor „Die Heimat“ unter der Leitung des Chor: 
meiſters Dehler jun. in brillanter Weile zum Vortrage brachten. Schlieh- 
id) dankte auch Bürgermeifter Pifchinger im Namen der Gemeindcver- 
tretung von Melt der Sparcafje für diefe ihre neueſte ſchöne Schöpfung. 

Den Anfprachen folgte der Vortrag einiger Concertſtücke ſeitens der 
Muſikcapelle, ſodann ein animirter Ball. 


„Der Bote von Waidhofen an der Ybbs“ fchreibt hierüber unterm 
21. Jänner 1894 Folgendes: 

Melt. (Eröffnung des neuen Teftianles.) Der Gedanfe, von 
welchen wir in Melt bei Beranftaltung einer Unterhaltung oder eines 
Feſtes immer ausgehen, entweder etwas Urdentliches oder gar nichts zu 
bieten, Fam wohl noch) nie jo glänzend zum Ausdruck, als bei Eröffnung 
und Uebergabe des neuen Feſtſaales jeiteng der Sparcafje an den Melfer 
Eingverein. 

Der Saal, welcher durd) die Munificenz der löbl. Sparcaſſe 
entitand, macht durch jeine gediegene Eleganz in Bezug auf Bau, fowie 
innere Ausſtattung auf jeden Beſucher einen höchſt angenehmen, ja be- 
ranfchenden Eindrud, und wird derjelbe in der Provinz kaum feinesgleichen 
finden. Schon lange vor der feſtgeſetzten Stunde des Beginnes begannen 
ſich die Rume mit einem höchſt diſtinguirten Publicum zu füllen, fo daß 
um 8Uhr der Saal dicht gefüllt war und ein lieblicher, farbenreicher 
Kranuz reizender Frauen und Mädchen in den reichſten Toiletten ſich dem 
Auge darbot. 

Eingeleitet wurde das Feſt durch zwei Concertſtücke der vorzüglichen 
Regimentscapelle Freihſerr von Heß Nr. 49, worauf Herr Franz Xaver 
Linde als Vorſtand der Sparcaſſe das Wort ergriff. In ſchwungvoller 


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Nede betonte derſelbe, daß der Saal zum Mittelpunkte des geſelligen 
Lebens in Melt werben möge, und nachdem er den verſchiedenen Factoren, 
welche mitwirkten, jeinen Dank ansgeſprochen, ſchließt Nedner, ein Drei 
maliges Hoch auf Se. Majeftät unferen allerguädigften Kaifer Franz 
Joſef I. ausbringend, in welches die Verſammelten begeijtert einſtimmten, 
während die Muſik die Volkshymue intouirte. 


Auf diefe mit vielem Beifalle aufgenommene Nede Spricht Herr 
Borjtand Hunmel Namens des Vereines den beſten Danf aus und fordert 
die Sänger auf, zum eriten Male im neuen WereinSlocale das Motto, 
jowie den Feſtchor „Die Heimat“ von Storch zu fingen. Nachdem noch 
Herr Bürgermetiter Pilchinger den Dank im Namen der Gemeinde der 
Sparcafle ausgefprochen hatte, nahm die officielle Feier ihr Ende, und 
nun begann der Ball, welcher vom Borjtande der Sparcaſſe mit Frau 
Anna Hummel und vom Singvereinsvorjtande Hummel mit Frau Elife 
Linde eröffnet wurde. 

Das ganze Feſt, wie ein folches in der ‘Provinz kaum feiner gedacht 
werden kann, trug ein vornehmes, elegantes Gepräge, ohne daß dadurd) 
die gemüthliche Unterhaltung in irgend einer Weiſe beeinträchtigt worden 
wäre. Es war in diefer Art ein rechtes Familienfeſt im vollften Simne 
des Wortes. 

Wenige Tage darauf, jehon am 24. Jänner, veranitaliete der hieſige 
Zurnverein in dieſem neuen Feſtſaale ein Kränzchen, welches, wie es bei 
der allgemeinen Beliebtheit dieſes noch jungen Vereines vorausgeſetzt 
werden fonnte, ſich eines außerordentlich ſtarken Beſuches erfreute, jo daß 
der geräumige Saal kaum im Stande war, Die Gäſte zu falten. Getanzt 
wurde bei den herrlichen Klängen der Regimentscapelle Freiherr von Heß 
Ar. 49 mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer. Während der Ruhe 
brachten 15 Turner unter dev Leitung ihres Turnwartes Buxbaum einen 
komiſchen Reigen, welcher, muſterhaft ſtramm ausgeführt, einen wabrhaften 
Beifallsſturm hervorrier. 

Wir erbringen den wackeren Turnern unſere erneuerte Anerkennung 
und rufen ihnen ein kräftiges „Gnt Heil“ zu. 

Im Verlauf der erſten Monate Des Sahres 159-4 waren auch die 
vom Melker Zingverein bejtellien Theater Derorationen fertig, das Theater 
jelbft im Wereinstocale aufgeſtellt worden, und am 4 März 1894 
begammen unter der Leitung des Herrn Dr. Ignaz Tobiſch die Tilettanten: 
theater Vorſtellungen im neuen Saale, welche mit nachſtehendem ſtimmungs- 
vollen Gedichte eröffiiet wurden. 


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Prolog 


anläßlich der 
erfien Dileftantentheater-Borfielung im neuen Saale des Melker 
Singvereines am 4. März 1894. 
Berfaßt und geſprochen von Dr. Ignaz Tobiſch. 





Da wir heut’ zum erften Male 
Hier, im neu erichaffinen Saale 
Vor Euc) treten follen, kühn, 
Doch mit redlichem Bemüh'n, 
Sei uns erſt ein Wort verwilligt 
Ohne Maske; ohne Schein 

Soll die erfte Rede fein. 


Daß Ihr unfer Streben billigt, 
Gütig diefen Spielen feid, 

Willen wir aus jeder Zeit, 

Da wir nod) im engen Raum 
Sudten Euer Wolgefallen. -— 
Wie ein kurzer flüchtiger Traum 
Scheint der Menſchen Erdenwallen, 
Wenn das Bild vergangener Tage, 
Einftiger Freude, alter Klage 

Sie vorüberzichen laffen. 

Bald in folches Traumbild paſſen 
Mag die einge liebe Stätte 
Unſerer Lieder, unferer Spiele 
Und des Tanzes unferer Srauen. 


Aber heute gilt's zu Schauen 

Neue Bilder, neue Farben. 

Ten Biergefang aus Männerbruft, 
Dem deutichen Liede, das wir preifen, 
Der Lebens und der Tanzesluſt, 
Den ernften und dein frohen Weifen 
Ward bier ein glänzend Heim beicheert. 


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Vom Bürgerfchab, den treu fie wahren, 
Den Fleiß und Klugheit ſtets vermehrt 
In vollen dreißig Menjchenjahren 
Bon dieſem Schate ward geſpendet 
Mit reicher Hand und edlem Sinne. 
Was ihre Weisheit jo vollendet, 
Trägt nicht den fchlechteiten Gewinn. 


Nun ward Euch ſchon vertraut geworden, 
Daß an der Stätte, wo Ihr fingt 

Und wo Ihr Euch im Tanze ſchwingt, 
Thaliens Tempel feine Pforten 

Aufthue und zu ſeh'n Euch lade, 

Die Ihr im Alltagsfteide fennt, 

Sogar al8 Euer Lichtes nennt, 

In bunter Bühnenmaskerade. 


Und weil das kleine Scheingehäuſe, 
Das einfteng unſer Spiel umengt, 
Zu dürftig fiir die reiche Weiſe 
Des Saales, der Euch jeßt umfängt, 
So hat ein Bund von wacker'n Sängern 
Geſchaffen uns dies Bühnenhaus, 
Daß unſer Spiel auch aus dem Enger 
Ins Weite wachſe friſch hinaus. 
Dank ihnen für die prächtige Spende, 
Für dieſer Farben holden Schein! 
Nun gilt's auch, daß in dieſe Wände 
Der heitern Muſe Geiſt zieh" ein. 


Wir können zwar der Kunſt nicht leben 
So, wie wir's wollten, frei und ganz, 
Und unſer täglich Müh'n und Streben 
Dient nicht Thalien's Ruhm und Glanz. 
Nicht Prieſter find wir, die am Altar 
Der Göttin ſich begeiltert weibl, 
Kir bringen unſ're Opfer all dar 
Im Vorhof nur de8 Tempels Nein. 


.- 314 -. 


Eined nur iſt unfer Wollen: 

Daß die wenigen Stunden bier 
End) im Scherz vorüberrollen, 

Daß der Bühne Schmud und Zier, 
Unfer Spiel, dem feine Nichter 
Sondern Ihr nur Gönner feid, 
Dad Eucd Bühne hier und Dichter 
Hold wegtäufchen dieje Zeit. 


Was Jeder aud) von ung mag wirken, 
Wir finden ung auf gleicher Spur 
In aller Thätgkeit Bezirken, 

Sie gilt der teuren Heimat nur, 
Sie gilt zu Schaffen eine Stätte 
Boll Bürgerſtolz und Bürgerfleiß, 
Drin alle Sträfte um die Wette 
Sich mühen nad) dem einen Preis, 
Kur einen Ehrtrieb wir dann fenuen: 
Spricht man vom fchönen Donauftrand, 
Day Melt fie als die fchönfte nennen 
Der Perlen an dem fchönen Band, 


In der angerordentlichen Ausſchußſitzuug vom 7. März 1894 wurde 
der einſtimmige Beſchluß gefaßt, den hochw. Herrn Prälaten Alerander 
Karl anläßlich jenes am 5. April 1894 tallenden 70. Geburtstages 
im Hinblick auf die vielen Verdieuſte, welche ſich Abt Alexander Karl um 
die Gemeinde Melt envorben bat, das Ehrenbürgerrecht des Marktes 
Melk zu verleihen. 

Tie in prachtvoller Enveloppe ruhende Adreſſe lautete: 


Dochwürdigiter Herr Prälat! 

Mit dem heutigen Tage haben Sie, hochwürdigſter Herr Prälat, 
das 70. Lebensjahr erreicht. 

Ar ein vielbewegtes, mehr denn em halbes Jahrhundert der Arbeit 
und der Thätigkeit gewidmetes Leben können Sie mit voller Befriedigung 
zurückblicken. 

In den verſchiedenſten Stellungen haben Sie mit voller Hingebung 
redlich Stets mehr als Ihre Prlicht erfüllt, umd in Ihrer weiteren Hohen 


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Wirde als Abt des Stiftes Melk war Ihrer Umficht und Ihrer Schaffens- 
fraft ein weites Feld eröffıtet. 

As Mitglied des hohen Herrenhanies, des n. ö. Landtages und in 
Ihren verfchiedenen Ehrenftellen waren Sie jederzeit fir das Wohl des 
Reiches und insbefondere für das Gedeihen des Landes Nieder-Tejterreid) 
bejorgt und bedacht. 

Sie haben es dem Markte Melk ermöglicht, daß er die drückenden, 
ihn rings beengenden Feſſeln endlich ſprengen konnte und daß dadurch Melk, 
wenn auch erſt in ferner Zukunft, ſich einer beſſeren und günſtigeren Entwick: 
lung erfreuen können wird. In daufbarer Anerkennung hat die Gemeinde— 
derteetung des Marktes Melk in ihrer außerordentlichen Sitzung vom 
ĩ. März 1894 den einſtimmigen Beſchluß gefaßt, Sie, den von echt öfter 
reichiſchem, dynaſtiſch⸗patriotiſchem Gefühle durchglühten Prieſter, den 
hochwürdigſten Herrn Prälaten 


Alexander Rarl 
zum 
Ehrenbürger des Marktes Melk 
zu ernennen. 
Urkund deſſen unſere Unterjchriften: 
Melk, am 19. März 1894. 


Joſef Piſchinger Franz Kad. Linde 
Bürgermeiſter. Gemeinderaih. 
Auguſt Weidinger Ludwig Prinzl 
Gemieinderath. Gemeinderath. 
Franz Hutter Heinrich Oeſterreicher, 
Gemeinderath. Joſef Schaider, 
Joſef Feßl, Johann Exel, 
Romuald Gumpoldsberger, Theodor Jungwirth, 
Joſef Niederreiter, Johann Burreiter, 
Hermann Ulbrich, Franz Schöneck. 


Es war nun der eigentliche Feſtiag nähher und naher gerüctt, und 
am Vorabende desſelben wurde von den Bewohnern Melfs Abt Alexander 
eine Dvation gebracht, welche wir im Nachſtehenden wahrheitsgetren be— 
richten. 

Am Abende des 2. d. M., am Vorabende der Feier des TO, We 
burtstages Des hochwürdigſten Herrn Prälateu Alexander Karl, 


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wurde diefem von Seite der LDrtövereine von Melk eine großartige 
Dvation dargebradjt. Diefe Ovation beftand in cinem Fackelzuge mit 
Lampions und einer Serenade. Um 8 Uhr Abends verfammelten ſich die 
Mitglieder der Vereinte im Sparcaljchofe, von wo fich der reizende Zug 
unter Meufifbegleitung durch den Markt zum Stift in Bewegung feßte. 
Tie Vereine waren nach dem Alter ihres Beſtandes geordnet, voran der 
Singverem, dan Die Fenerwehr, der Veteranenverein und der Turnverein. 
Bier Turner marjchirten an der Spitze des Zuges vor der Mufifcapelle 
und leiteten den von Gymnaſialturnlehrer Joſef Hummel entworfenen 
Aufmarſch. Derſelbe wurde im Prälatenhofe ausgeführt, beſtand in 
in mehrfachen Windungen, Winfel- und Gegenzügen mit Kreuzen der 
Reihen und endete mit der Aufſtellung in Form des A (Alexander). An 
dem rechten Fußpunkte des A Hatte die Muſikcapelle mit der Sahne der 
Beteranen und an dem linfen der Siugverein ebenfalld mit Fahne Auf— 
Itellung genommen Die verfchiedenfarbigen Lampions, über Hundert an 
der Zahl, mit den transparenten Abzeichen der Sänger, Fenerwehr, 
Veteranen und Turner, boten in der Finſternis der Nacht ein äußerſt 
reizendes Bild. Die Serenade wurde durch eine Muſikpiece der Amſtettener 
Muſikcapelle eingeleitet. Hierauf trug der Singverein den Prachtchor von 
Abt: „An Zonntag” vor. Während die Muſikcapelle ein zweites Stüd 
jpielte, begaben ich die Vertreter des Singvereines, der Feuerwehr, des 
Veteranenvereines, des Turnvereines und des tonriftisch-gejelligen Clubs 
„Wachan“ in die Prälatur, wo der Vorſtand Des Singvereines als 
älteften der vertretenen Vereine im Namen diefer dem hochwürdigſten 
Herrn Prälaten zu ſeinem 70, Geburtstage die ehrfurchtsvollite Gratu 
lation und den Danf für die den Vereinen von jeher, insbeſondere aber 
aus dieſem Anlaſſe geäußerte Meunificenz darbrachte. Der Herr Prälat 
begleitete die Deputation in den Prälatenhof, wo eine ungehenre Menge 
von Menſchen aus Melk, der nächſten Umgebung nud aus Nah 
und Fern ſich angeſammelt hatte. Nachdem der Singverein uoch den 
Chor von Abt: „Abendlied' zum Vortrag gebracht hatte, ergriff der Ge 
feierte das Wort und dankte den Vereinen nit mächtiger, weithinſchalleuder 
Stimme in herzlichen Worten und ſchloß mit einem Hoch anf Se. Majeſtät 
den Kaiſer, in das die Verſammelten begeiſtert einſtimmten. Die 
Muſikcapelle intonirte die Volkshymne, die entblößten Hauptes von 
den Anweſenden augehört wurde. Hierauf ſetzte ſich der Zug zum Ab— 
mariche in Bewegung, und unter dem Kläugen der MWenfifcapelle zog man 
mit Jichtlich gebobenen Gefühlen wieder durch den Markt ımd in den 
Zparcallebor ein. 





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der Gemeindevertretung von St. Pölten unter Führung des Bürgermeiſters 
Dr. Ofner au, welche gleichfalls die Ueberbringer koſtbarer Widmungs: 
Adreſſen waren. Unter den Gratulanten befanden ſich überdies noch 
General Goreth, die Landesausſchüſſe Dr. Weitlof und Luſtkandl, Stadt- 
rath Mabenauer und Betriebsdireetor Gerjtl. Abt Karl nahm in ant- 
mirteſter Stimmung all die Glückwünſche entgegen, dankte zumeift in 
launigen Worten und verlicherte, daß er, um al diefer Werthſchätzung 
würdig zu fein, noch einmal ſiebzig Jahre lang im öffentlichen Dienfte 
thätig jern müßte. Der ſich bis in die Mittagsftunde erftredfenden Gratu 
lation folgte ein Feſtbankett mit über 200 Gedecken. Den eriten Toaft 
brachte der Subilar auf den Kaiſer aus, worauf Landmarſchall Freiherr 
von Gudenus dem gefeterten Prälaten einen Trinfipruch widınete. Won 
den zahlreich eingelanfenen Telegrammen jeien bier folgende erwähnt: 
Finanzminiſter von Plener überfandte die herzlichiten Glückwünſche mit 
dem Ausdrucke tieffter Verehrung, der chemalige ruſſiſche Militärattaché 
Zujew gratuliete aus Petersburg telegraphiich feinem Freunde. Weiter 
telegraphirten noch: der Prälident des Abgeordnetenhauſes, Baron Chlu 
mecky aus Luſſinpiccolo, Abgeordneter Profeflor Such, Die Herrenhaus: 
mitglieder Fürſt Starheinberg und Graf Falkenhayn und viele Andere. 

Die „Kremſer Zeitung” im ihrer Nummer vom 8. April 1894 
ſchreibt Nachitehendes : 

Meit, 2. April, 10 Uhr Nachts. (Abt Alerander-Feier.) 
Soeben iſt die Worfeter zum Feſte des TOfjährigen Geburtstages des 
des hochiw. Seren Prälaten beendigt, und ich beeile mich, fotort davon 
Nachricht zu geben, denn die Kunde davon foll in alle Gaue Oeſterreicho 
dringen, wie eine Gemeinde, ja pie ein Volk feinen Priefter ehrt. Der 
immer annvärtsitrebende, ſich verichönernde Markt Melk, deſſen Empor: 
blühen anch unter Mitwirkung des Abtes Alerander möglid) war, hatte 
Alles aufigeboten, Die Feſtesfeier zu verherrlichen. Eine wogende Menge 
von Einheimiſchen md Fremden belebte ſchon Abends den ſchön und ge: 
ſchmackvoll decorirten Markt, und Abends zogen die Vereine (Singverein 
mit Fahne, Veterauenverein mit Fahne, Feuerwehr und Turner) mit vielen 
farbigen und prächtigen Lampions ins Stiit, begleitet von den Klängen 
der Amſtettener Muſikcapelle, und nahmen Auiſtellung in dem grandioſen 
Note, md unter lautloſer Stille der vielhunderttöpfigen Menge executirte 
die Muſikcapelle mehrere Stücke in meiſterhafter Weite und der Sing— 
verein in gewohnter Meiſterſchait ein Ständchen. In bewegten Worten 
dantie der boche. Herr Prälat jedem einzelnen Vereine und brachte em 
Hoch auf Se. Majeltät aus, in das begeiftert Die wogende Menge 


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einftimmte. Hierauf erglänzte die Taachbergwarte hoch oben auf dem Berge 
im bengalifchen Lichte, herrliches Zeugnis gebend, wie Berg und Thal 
von dem Freudenfeſte das cine dankbare Gemeinde feiert zu Ehren eines 
Maunes, dem fie fo viel verdankt, den Alles liebt und hochverehrt, von 
dem man in Wahrheit jagen. kann: Hoch Flingt das Yied vom braven 
Mann, wie Orgelton und Glockenklang! 

Meit, 3. April, 11 Uhr Meittags. KIbt Alexander Seien.) 
Soeben ift die Auffahrt der Miener Gäſte geweſen. Herrliches Naifer- 
weiter. Hoc vom Stifte flattert die Kaiſer Standarte. Der Markt it 
aufs Prächtigfte geſchmückt und geziert mit friſchem Grün. Ein Flaggen: 
wald flüftert taufendfache Grüße den Gäſten zu, die von Nab und ‚gern 
dem gaftlichen Stifte zujtreben. Pöllerſchüſſe verkünden ſchon am reihen 
Morgen weithin die Freude danfbarer Meenichen. Die Studenten, eine 
gar ſtattliche Schaar, wurden vom Lehrfürper unter Vorantragung ihrer 
Sahne in die Stiftskirche gerührt, we der bochw. Herr Prälat von Her 
sogenburg das Hochamt hält, nach welchem Oetavaner Wieſinger in der 
Abtei im Namen der jugendlichen Schüler und künitigen Staatsbürger 
dem Patrone des Gymnaſinms, dem Freunde der Studenten groß und 
Hein, in formvollendeter Rede die Verdienſte des Hauſes und ſeines Vor— 
ſtandes preiſt, worauf der Sängerchor unter Chorleitung des tüchtigen 
Stiftsorganiſten P. Ambros ein „Dantlied“ ſingt, das wunderbar ſchön 
die Feſträume durchklingt und Alle begeiſtert. Nun gratulirt Die wackere 
Gemeinde-Vertretung ihrem jüngſten Ehrenbürger und überreicht ihm das 
diesbezügliche, geſchmackvoll ausgeführte Tiplom; die k.k. Beamten in 
Uniform, Lehrer, Verſchönerungsverein, Feuerwehr von Aggsbach, Veteranen 
von Mank, Bürgerſchaft von Pöchlarn und Yoosdort x, und Fir Alle, 
Alle Hat der Jubilarius, der in jugendlicher Friſche Die TO Jahre ſeines 
Lebens wicht erkennen läßt, ein ireundliches und in gewohnter Meeiterichaft 
ein — witziges Wort. Es iſt 10 Uhr Die Stiſtswägen fabreit vor 
und bringen Wiener alte, diſtinguirte Perſönlichkeiten, prononzirte 
Bolitifer. Landinarichall Baron Gudenus überbriugt Namens des Land 
tages, Dumba Namens Des Herrenhauſes, Dr. Rueß Namens der Ber 
einigten Linken Des Abgeordnetenhauſes ihre Gratulation, Die dankbaren 
Beamten der Wechſelſeitigen Braudſchaden Veriicherungsanſtalt, der Laudes 
Hypothekenbank ſchlieſſen ſich an. Landesſchülinſpecior Mareſch, Landes 
ausſchuß Luſtkandt, Bezirksſtraßenausſchuß Melk, Tv. Rueß im Namen 
der dankbaren Meller Studenten, Die Gemeinde Gainfahrn, Die ebenfalls 
den Patronatsherru Abt Alexauder zum Ehrenbürger ernannt bat — 
Alle loben und preiſen die Verdienſte des Mannes. der heute die Soune 


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des Tages, das Centrum ift und überreichen ihm äußerſt prächtige und 
geichmadvoll ausgeführte Adreſſen; es gratuliven die einzelnen Gäſte, 
danfbare Schüler und Freunde des Haufe, eine gehobene Stimmung be- 
herricht Alle! 


Met, 3. April Abends. (Zur Abt Alerander- Feier) Die 
sefttafel, an der mehr als 200 Säfte theilnahmen, iſt beendet. Alle 
Gratulanten von Nah und Fern wurden in der liebenswürdigſten Weife 
vom Abte geladen. War fchon die Danfrede des Herrn Prälaten an Die 
Itudirende Jugend cine von Liebe zu derfelben getragene, für Wiſſenſchaft 
und Tugend eifernde Rede, fo zeigte die bei Tifche den glühenditen 
„Patriotismus“, unendliche Liebe zum öfterreichifchen Kaiſerſtaat, Ergeben- 
heit gegen die erhabene Perfon des Monarchen und treuem Gehorjam 
gegen Leo XIII. der in bewundernswerther, jugendlicher Kraft Die 
Geſchicke der Kirche lenkt und leitet. Im prächtigen Worten wurde diefe 
Barallele ſchön ausgeführt, indem er mit der Gefchichte des Stiftes begonnen, 
und mit einem Hoch auf Sc Majeſtät und Papſt endete, in weldyes Alle 
begeiftert einftimmten, während die Kanonen auf der Baſtei mit ihrem 
chernen Munde weithin donnernd verkündeten, daß katholiſche Oeſter 
reicher an der Geburtsſtätte der Monarchie ihres oberjten Herrn gedenken. 
Landmarſchall Baron Gudenus brachte ein Hoch aus auf den fo licbens- 
wirrdigen Hausherrn und jugendlichen Jubilarius, und Alles eilte Hin 
zum Manne, der alles zu begeiftern vermag und für Alle und Jeden ein 
jreundlid) Wort hatte, der nun aber wieder in jchwungvollen Worten für 
die Anerkennung von, Seite des autonomen Chef der Landesbehörde feinen 
Tank austpricht, ebenſo auch den Gäſten in feinem eigenen, wie im 
Namen des Hauſes dankt für die vielen Adreſſen, Für die Ernennung zum 
Ehrenbürger von Gemeinden, die ihm Lieb geavorden find; und in Außerft 
launiger und wigiger Weife, die eben dem Seren Prälaten in befonderer 
Weiſe eigen iſt, wünſcht er allen die Erreichung eines glüdlichen und 
jugendlichen Alters. Dr. Ofner, Bürgermeiiter von St Pölten, Tpricht 
im Namen alter Melker Studenten und entfeſſelt ftürmifchen Beifall, als 
er an dem Abte die leberzeugung, Die der ehrlichen Ueberzeugung preist. 
Nun erhebt ſich Landesſchulinſpecetor Mareſch, um in formvollendeter Rede 
die Verdienſte Des Benedietiner Ordens um Kunſt und Wiſſenſchaft in 
marfigen Zügen zu zeichnen, nud zeigte wie die uralte Familie für Die 
höchtten Gitter der Menſchheit wirkte und ſpricht die Zuverſicht aus, daR 
die Melter Familie tm Geiſte, der über dem Hauſe ſchwebt, wirfen werde 
und auf Diefe Zuverſicht bin leert er Das Glas jubelnd thun es alle. 


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Es ſprechen noch Baron Czedik, Landesausſchuß Luſtkandl über den 
Spruch: Benedictus, qui venit in nomine. 

Schließlich ſei ervähut, daß der hochw. Herr Prälat Alexander 
Karl unter anderen Spenden den Betrag von 600 fl. ö. W. für Melk 
votirte, und zwar 200 fl. den Armen, 100 Sl. der Feuerwehr, 100 fl. 
dem Beteranenvereine, 100 fl. dem Singvereine, 50 fl. dem Berfchönerungs: 
vereine und 50 fl. dein Club Wachau. 

Wir glauben wicht fchlzugreiten, wenn wir unferen Xefern aud) 
einen Artikel der Sparcajfe-Zeitung vom 5. Mai 1894 über den Jahres— 
abſchluß der Sparcaffe Melk erbriugen, welcher folgendermaßen lautete: 

Sparcafie in Mell (Micveröfterreich). Ber diefem Inftitute fand 
in den Jahren 1889, 1890 und 1891 je die Vermehrung der Spar: 
anlagen auf Grund der zur Einvechnung gefommenen capitalilirten Zinſen 
ftatt, im Jahre 18392 wurde aber weit mehr eingelegt als rückerhoben, 
wodurch der Einlagenftand um fl. 216.3322. 14 vorrüdte, welche Avance 
met nur Hinreichte, den Anſpruch an den Hwpothekar-Credit zu befriedigen, 
ſondern aud) noch die Vermehrung des Effertenbejtandes um fl. 151.400 
Rom. ermöglichte. Zum Schluſſe unferes Kriterinms über den Rechnungs: 
abſchluß pro 1892 gaben wir im Vorjahre dem Wunſche nach Fortent— 
widlung diefer Sparanitalt Ausdrud, damit fie in die Yage verjegt werde, 
der Stärkung der Mobihwerthe cin weiteres Augenmerk zuwenden zu 
Ennen. 

Kun liegt ung der klar abgefaßt und äußerſt detaillirt gehaltene 
Rechnungsabſchluß dieſes Sparinititutes pro 1803 vor, aus welchen wir 
erſehen, daB ſich in dieſem Jahre die Hypothekar Darlehen bedeutend 
erhöhten, die Spareinlagen aber zurückgingen, was jelbitredend eine Neftrin- 
girung des Effeetenjtandes im Gefolge batte. Die bedeutende Zunahme 
der Hypothekar-Darlehen und das Zurückweichen dev Spareinlagen müſſen 
ald Folgewirkungen der Jinsſätze bei Dieter Anſtalt betrachtet werden, die 
für Einlagen mit 36°, und für Supothefar- Darlehen mit 4," zu Recht 
beitcehen, während dieſes JInſtitut früher für Einlagen 4", zahlte und 
Hypothekar⸗Darlehen zu einer #7," igen Verzinſung gewährte. Bei der 
umfichtigen, verſtändigen und tüchtigen Leitung, welche Die hiezu berufenen 
Perſönlichkeiten dieſenn Juſtitute angedeihen laſſen, ſteht zu gewärtigen, 
daß in Bälde wieder eine Vermehrnung des Efiectenbeſitzes wird nachge— 
wieſen werden können, denn es iſt zuverſichtlich zu bomten, daß ein weiterer 
Rückgang im Einlegerguthaben nicht eintreten, im Gegentheile eine 
Steigerung in demſelben platzgreiſen werde, weil in Dev Regel die Rück— 
wirkungen einer Einlagenzinsfußermäßigung nicht lange andauern. 


21° 


— 322 — 


Nach diejen allgemeinen Worten, denen wir den Hinweis anreihen, 
daß unter Einem das Bilanz-Conto diefer Sparanftalt pro 1893 im 
Suferatentheile des vorliegenden Blattes zur Veröffentlichung gelangt, gehen 
wir auf die einzelnen Details des Rechnungsabſchluſſes für das Jahr 
1893 über. Es fmd die Spareinlagen um fl. 43.989.27 bis 
fl. 3,818.56313 azurüdgegangen, die Hypothekar-Darlehen find um 
fl. 198.890°56 auf fl. 3,622.097°32 geftiegen; wie bereit3 gejagt, wurde 
der VBorrath an Werthpapieren vrejtringirt, und zwar um fl. 218.100 
Nom. derjelbe wird mit einen Courswerthe per fl. 125.763 75 bilanzirt 
und ergibt ſich aus den vorftehenden Ziffern die Nothwendigkeit einer 
Wiedervermehrung des Effectenbefiges im Hauptfonde Die Vorſchüſſe 
auf Werthpapiere find um fl. 48365 auf fl. 9492 geftiegen. 

Insgefammt refultirt mit Ende des Jahres 1893 ein Gewinn per 
ft. 20.376°33, wovon fl. 17.755°93 auf den Gefchäftsertrag und fl. 2620-40 
auf den Coursgewinn entfallen. Der Reingewinn wurde dem NReferve- 
fond, der Goursgewinn der Special Neferve überführt. Die beiden 
Referven werden aber tn lobenswerther Weife feparat verechnet und werfen 
zufolge ihrer Dotationen Selbiterträgniffe ab. Bon den Dotationen des 
Rejervefondes ferien die Werthpapiere per fl. 67.677, die Caſſebaarſchaft per 
fl. 21.820°70 und der in der Borfchußeafle inveitirte Betrag per fl. 10.000 
hervorgehoben und beftehen die Dotationen des Special - Rejervefondes aus 
fl. 33.56463 an Wertpapieren ſammt Zinfen und im Reſte aus Baargeld 
per fl. 19.790619. Der Reſervefond gab nambafte Beträge für Spenden und 
Widmungen ab und jchließt Ende 1803 mit einem Saldo per fl. 258.830°08, 
das ift um fl. 17.001°56 höher als zu Ende 1892 und ift der Special 
Refervefond um fl. 487403 auf fl. 53.360°82 geitiegen. Beide Neferven 
belaufen ſich auf fl. 312.190°90, fie repräjentiren rund 82%, vom Inte 
refjenguthaben und find daher höchſt beträchtliche. Wir wiederholen unjeren 
Wunsch, daß ſich dieſe in eriprießlicher Weife wirkende Sparanſtalt gedeih: 
lich, weiterenhvideln möge und ſind überzeugt, daß dieſelbe allen Anfor 
derungen, zum Wohle des Anftitutes, auch im Zukunft entfprechen werde. 

Ein Monat war nun verjtrichen jeit dem Jubelfeſte des hochw. 
Herrn Prälaten Alexander Narl, und wieder galt es, das ſiebzigſte Wiegen 
jet eines Mannes zu feiern, der jeit mehr als 21 Jahren das ſchwierige 
und oft nicht beneidenswerthe Amt eines Bürgermeiſters bekleidete, des 
Herrn Joſei Piſchinger. 

Am Vorabend (5. Matı des eigentlichen Feſttages brachte der 
Veteranen Berein Melk, deſſen Ehrenmitglied Herr Bürgermeilter Bilchinger 
iſt, demſelben einen ſolennen Fackelzug und ein Ständchen. Des anderen Tages 


— 323 — 


von frühen Morgen an erſchienen die Gratulanten, unter ihnen Herr 
Abt Alexander Karl, General Graf Choreth, die Herren Beamten, Die 
derren Lehrer, Deputationen der Sparcafie, des Sing Vereiues 2c. ıc. 

Um 11 Uhr erfchien der geſammte Gemeinde-Ausſchuß, geführt vom 
eiten Gemeinderat Herrn Apotheker Linde, welcher in ſchwungvoller Rede 
die Wünjche der Gemeinde Melk zum Ausdruck brachte, auf welche der 
Jubilar, fichtlich gerührt Herzlid) dankte. Um 1 Uhr Mittags fand in 
Gruber’ 3 Hotel ein Feftbankett für die Mitglieder der Gemeinde Ver: 
tretung Statt, bei welchem e8 an ernften und heiteren Toaften nicht fehlte und 
welches in animirtefter Stimmung verlief. 

Am Abend desfelben Tages defilirte die freiwillige Feuerwehr in 
voller Ausrüftung mit allen Geräten vor ihrem Ehrenmitgliede Herrn 
Piſchinger, womit das Schöne Feſt feinen Abſchluß fand. 

Außerdem wurde von Seite des Zingvereines ein Coucert abge: 
halten, nnd berichtet der „Bote von der Nbbs“ im feiner Nummer 19 
vom 12. Mai 1894 hierüber Folgendes: 

(Concert) Am 6. Mai veranftaltete der Melker Sing-Berein in 
jeinem prachtvollen neuen Feſtſaale ein Concert, welches in Folge freund: 
licher Miwirkung ausgezeichneter Kunſtkräfte einen geradezu glänzenden 
Berlauf nahm. Die Palme des Abends gebührte unftreitig der grau 
Ullrich» Linde, welche gejeierte Säugerin in ihren Yiedervorträgen, ſowie 
im Solo im Eurychiſchen Chor „Ta drüben” durd ihre künſtleriſch aus— 
gebildete Stimme, wunderbaren Vortrag und vollendetes Studium Das 
den Saal dicht fülleude Publicum zu faſt immer enden wollenden Bei 
fall hinriß. Fräulein Helene Linde, welche als ausgezeichnete Piantftin 
zwei fchwierige Tonitücde von Chopin und Wieniawski mit vollendeter 
Technik zum Bortrage brachte, erntete reichen, wohlverdienten Beifall. Den 
Liederborträgen des Herrn Dr. Schalkhammer aus Ybbs, eines Baritoniſten 
mit äußerft angenehmer, klangvoller Stimme, zollte das Publicum reichen 
Applaus. Herr Jokl, der Meijter auf Der Violine, leiſtete wie immer 
Borzügliches. 

Ueber die Yeiltungen Des aus den Herren Karl Stiegla, N. 
Ledwinka, C. Romaynoli und Ed. Pfleger beſtehenden Waldborn Quartettes 
aus Wien waren wir geradezu überraſchi und ſind wir vollkommen über 
zeugt, daß dasſelbe mit ſeinen vorzüglichen Leiſtungen mit den erſten 
Waldhornquarteiten Wiens wetteiſern kaun. 

Eine überaus augenehme Abwechslung in das Programm brachte 
der gemiſchte Chor „Brautlied aus Yohengrin“, welcher den ſchwierigen 
Anforderungen, welche Meifter Wagner in dieſem Chore }tellt, in voll 

>21 


.- 324 — 


kommenſter Weije gerecht wurde. Insbeſonders waren es die mitwirfen- 
den Damen mit ihren jugendfrifchen Stimmen, welchen unſer ungetheiltes 
Lob und Beifall gezollt werden mußte. Möge diefer Beifall Für die- 
jelben einerfeit3 der Lohn fern für jo manche mit dem Studium verbun 
dene Mühe, andererſeits aber diejelben aneifern, nicht zu ermüden in der 
Pflege des edlen Gelanges. Die Märnmerchöre waren gut exeretert und 
verdient Herr Chormeiſter Oehler für feine Mühe und Ausdauer unſere 
vollite Anerkennung. Der Totaleimdruf des Goncertes war cin äußerit 
angenehmer, wozu auch der fehr afuftiiche Bau des Saales das Scinige 
beitrug und find wir fejt überzengt, dag Jeder der Anweſenden den Saal 
mit volliter Befriedigung über das Gehörte verlieh. 


Nach dem Goncerte war gejellige Unterhaltung im Saale und hatten 
wir Gelegenheit, die Kunſt der Frau Ullrich Linde auch ala Operetten und 
Couplet-Sängerin aufzutreten, zu bewundern, wofür derſelben ſtürmiſcher 
Beifall zu Theil wurde. 


Das „St. Pöltner Wochenblatt” ſendet in feiner Nummer 19 vom 
10. Mai 1894 nachſtehenden Bericht. 


Melt, 7. Mai. (Concert) Tas in diefem Blatte bereits ange 
fündigte, vom Melker Singverein verantaltete Goncert hat am Testen 
Sonntag mit dem günftigiten Erfolge ftattgefunden. Bon den Mitwirken 
den muß an erjter Stelle Frau Marie Ullrich Linde genannt werden, 
deren Liedervorträge das Publicum entzückten. Herr Dr. Schalkhammer 
von Ybbs, deſſen Flangvollen Bariton wir immer wieder mit Vergnügen 
hören, Fräulein Helene Linde Clavier und Herr Ernſt Jockl (Violine) 
gaben ihr Beſtes, und diefes Belte war vortreiflid, Ein Wiener Wald- 
hornquartett (beitehend aus den Herren Ztiegler, Ledwinka, Ramagnoli 
und Pfleger) fand für jeine außerordentlich fein ausgeführten Vorträge 
den lebhafteiten, wohlverdienten Beifall. Der Melker Singverein trug 
unter Leitung des Herrn Chormeiſter Stellvertreters Oehler jun. einige 
Chöre mit beſter Wirkung vor, darunter auch zuſammen mit dem hieſigen 
Damendyor das Prautlied aus Lohengrin. Nach Schluß des Concertes 
blieb man im ſchönen Saale noch lange beiſammen. Frau Ullrich Linde 
erfreute ung durch eine bunte Neibe von Darbietungen aus dem Reiche 
der heiteren Muſe. Lieder aus Uperetten und Couplets gab ſie mit 
größter Verve und zimdender Wirfung zum Beten. Man hätte bis zum 
Morgen zuhören können. Auch an dieſer Stelle ſei ihr und allen Mit 
wirfenden der berzlüchtte Tante gejagt fir ihre große Wereitwilligfeit und 
ihre künſtleriſchen Leiſtungen. 


— 325 — 


Im Wonnemonat Mai d. 3. ftarb nad) längerem Leiden Hotel- 
beiiger Franz Gruber, eine in allen Kreifen in und außerhalb Melk's 
befannte und beliebte Perſönlichkeit. Die „Kremjer Zeitung“ bringt bier- 
über nachitehenden Bericht. 

Melt. (Todesfall) Samstag den 25. Mai um 4 Uhr nachmit— 
ings bewegte ſich ein langer, ernſter Trauerzug durch die Straßen von 
Melk dem Gottesader zu. Galt es doch, einem wackeren Mitbürger, einem 
braven, edlen Manne die lete Ehre zu erweiſen! Der mit Kränzen reich 
geſchmückte Sarg barg die Leiche des am 23. Mai Abends 9", Uhr, im 
58. Lebensjahre fanft und felig im Herr entfchlafenen Hoteliers Franz 
Gruber. Mit ihm trug man wieder ein Stück des alten, gemüthlichen 
Meit hinaus in den Ort des Friedens, von wo es keine Wiederkehr gibt. 
Wenn ich fage, mit Herrn Gruber trug man ein Stück Alt-Melk hinaus, 
jo wird mir jeder Recht geben, der Melk und Herrn Gruber fannte. 
Set mehr als einem Meenfchenalter war Gruber und Melk fo unger- 
trennlich miteinander verbunden, dag man ſich feines ohne das andere 
denfen konnte. Als noch die Bahnhof-Reſtauration bejtand, wer hätte 
mt da fofort an den umfichtigen, geichäftigen Gruber gedacht? Wie 
viele Studenten gedenken da nicht auch des ſo gemütlichen Küchenſtüb— 
chens, wo wir uns verbotener Meife verfanmmelten und dem Gerſtenſafte 
zufprachen. — Gruber verjtand zu ſchweigen! Wir viele arme Studenten 
erhielten von ihm Koſt und Unterſtützung! Das find Wohlthaten ſtill und 
rein gegeben! Später, als Herr Gruber jich gleich beim Bahnhof das 
große, bequeme Hotel baute und jo den Grund legte zu der heute auf 
der fogenannten „Breite“ erjtehenden herrlichen Willen Vorſtadt, blieb er 
der gemüthliche, jo freundliche, zuvorfommende Wirth, hilfsbereit zu jeder 
Stunde; Hunderte von Touriſten kannten ibn, Hunderte von Studenten 
und deren Eltern begrüßten ihn alljährlich bei ihrer Wiederkehr zur lieben 
„alma mater mellicensis" mit Freuden! Berade, ehrlich, offen, wahr 
und treu war ſein Charakter, unbefleckt ſein Name, und an jeder Ver— 
ſchönerung und Hebung des Marktes hatte er theilgenommen und darum 
bleibt fein Andenken bei allen, fern und nahe ein geſegnetes. Seine 
tieftrauernd Binterbliebenen, namentlich ſeine edle, ireue Gattin, Die Leid 
und Freud’ mit ihm durch eine lange Neibe von Kahren getragen, kaun 
mit Stolz das Audenken ihres Gatten chren, denn er war der bravjten 
Einer, unermüdet im Geſchäfte, bejorgt für ſeine Familie, ein zärtlicher 
Gatte, cin liebender Vater, geziert mit den ſchönſten Bürgertugenden, der 
ſich durch eigene Kräfte emporgeſchuungen hat zu ſeiner bedeutenden 
Stellung, die er in den legten Jahren einnahm. Gr ruhe nun in Gottes 


189 


— 336 — 


heiligen Frieden, und feinen Angehörigen fei ein Troft die innige und riefige 
Theilnahme, die man überall an diefem fo ſchmerzlichen Trauerfalle nimmt. 

Im Monate Mai d. I. bildete fi) aud) in Melk ein Radfahrer: 
club und wurde bei der am 28. Mai jtattgefundenen Hauptverſammlung 
Herr Friedrich) Burbaum zum Vorjtand, Herr Magifter Pharm. Franz 
av. Linde zum Schriftführer und Sädelwart und Herr Erel jun. zum 
Fahrwart gewählt. Wir begrüßen den jungen Verein und rufen dem: 
jelben ein herzliches und kräftiges „ALL Heil“ zu. 

Im Verlaufe des Monates Mai 1895 wurden die mit dem Wiener 
Mäunergefangvereine gepflogenen Unterhandlungen behufs eines Beſiiches 
in Melk und eines dafelbft zu Gunften des Blindenheims abzuhaltenden 
Concertes von einem derart güuftigen Nefultate begleitet, daß der 26. 
Mai 1895 als Tag des Beſuches feſtgeſeßt wurde, und erbringen wir 
mm über die Vorkommniſſe des fir Melk und feine Bewohner fo ehrenden 
und frendigen Tages nachſtehenden Bericht.') 


Der Wiener Männergefangpverein in Melk. 

Schon am frühen Morgen herrfchte am 26. Mat 1895 in Mei 
reges und rühriges Leben, die letzten Arbeiten in der Ausſchmückung der 
Häuſer wurden vorgenommen; am Bahnhofe bewegte Jich eine vielhundert 
füpfige Menge, welche der Ankunft der Miener Sänger mit freudig be- 
wegten Herzen harrte; endlich verkündeten Pöllerſchüſſe das Heraunahen 
des Zuges, welchem nad) Ankunft die Sänger entjtiegen und ich um 
ihr Banner ſchaarten: es erfolgte uun die Begrüßung durch den Büger 
meister und die Gemeindevertretung, durch den Obmann des Blindenheim 
Vereines, Franz Xav. Linde, und durch den Vorſtand des Melker Sing 
vereines, Herrn Dr. Ignaz Tobiſch. 

Nachdem auch das Banner der Wiener mit einem Lorbeerkranze 
bekräuzt und von blühenden Mädchen die Sänger mit Blumenſträußchen 
geſchmückt waren, erwiderten die Wiener die Begrüſzung mit einer warmen 
Daufensrede von Seite ihres Schriftführers Herrn Ullreich und fangen 
ihren Wahlſpruch. 

Die Stadteapelle von Waidhofen an der Ybbs voran, z0gen min 
die Säfte durch den reich decorirten Markt zum Stifte, das gleichtalle 
Falmenſchmuck angelegt hatte. An der Prälaturſtiege bieß fie der hochw. 
Herr Prior P. Georg Haſelberger willkommen, wieder dankte Herr Ullreich 
und der Verein ſelbſt mit feinem Wahlſpruche. 


4 Wir glauben, unſere nutigen Leſer nicht zu ermüden, wenn wir über dieſen für 
Melt fo denkwürdigen Tag einige Berichte aus verichiedenen Tagesblättern erbringen. 


— 327 — 


Sodann ging es unter Führung des hochw. Herru Priors und 
des ſiebenswũrdigſten aller Gaſtmeiſter, des Herren Dr. Berthold Hoffer, 
durch die wohlbelannten Prunkräume des Stiftes, die Schäße der Biblio- 
thet und der herrliche Saal wurden angeftaunt, die Kirche befichtigt, in 
welcher da8 „O Sanctissima‘ herrlid) erflang und allgemein auch die prächtige 
Rundſchau und Fernſicht bewundert. 

Nun ging es wieder abwärts zu der Donau, md auf dem Sonder: 
ſchiffe Fiſchamend“ fuhren die Säfte in die Wachau troß des Sprüb- 
regens, welchen ein launiſcher Wettergott niederſendete, voll Entzücen über 
die Schönheiten der Ufer und fid) freuend itber den Willfomm, den die 
Eimvohner nit Tücherſchwenken, Fahnen nd Pöllerſchüſſen bereiteten. 
Nach Melk zurückgekehrt, begaben fich die Sänger in den Feſtſaal des 
Melker Singvereines, deffen Damen mit gejchieften Händen voller Aumuth 
das Mahl reichten, während die Muſik unter Kliment's tüchtiger Leitung 
flotte Weifen ſpielten. 

Den erſten Trinkſpruch brachte Gemeinderath Linde auf Se. Majeſtät 
den Kaiſer aus, und mit Begeiſterung wurde die Volkshymne hierauf 
geſungen. 

Dem Wiener Mänunergeſangvereine galt der zweite, von Dr. Tobiſch 
mit beifällig aufgenommener Rede erbracht, ihm erwiderte Neichraths- 
Abgeordneter Neuber, deſſen wirkungsvolle Worte in ein Doc) auf den 
Melter Singvereim ausflangen, worauf Schriftführer Ullreid) das Bene: 
dietinerftift und feine culturelle Bedeutung feierte. Die fornwollendete Ent: 
geguung des Gymnaſialprofeſſors P. Theodor Jungwirth und das von 
ihm zur Vorleſung gebrachte lannige und Herzliche Telegramm des zur 
Sur in Teplitz weilenden Alerander Marl riefen lauten Beifall und Jubel 
hervor, desgleichen der Autrag des Herrn Dr. Beueſch auf Beantwortung 
des Telegrammes. Herr Benjamin Schier erbrachte einen geeigneten 
Trinkſpruch auf Frauen und Mädchen, welcher folgeudermaßen lautete: 


den Damen Meſk's! 
Wir ſind erjt hier unr wenig Stunden, 
Doch merkten wir es Alle gleich, 
Daß wir an einem Ort des Lernens, 
Wo man au Wiſſen bald wird reich! 
Am Morgen, kaum noch angekommen, 
Hat man Botanik uns gelehrt, 
Tie Blumen Meifs, fie boten Blumen, 


— 328 — 


Das Studium hat uns geehrt! 

Doch auch im Masculinum, fcheint «8, 
Iſt die Botanif hier en vogue, 

Sonjt wär’ nicht jo bekaunt der Linde, 
Der Heute mit und Sängern zog! 

Ihn haben wir in's Herz geſchloſſen, 
Und wenn wir eine Linde feh'n, 

So lafjen wir den Linde grüßen! 

Die Linde wird ung fchon verſteh'n. 
Bon der Botanik ging's danı weiter 
Zur ehren Mineralogie, 

Den Edelſtein von allen Klöſtern, 
Stift Melk befichtigten wir Früh! 

Wir fah’n den Marmorfaal, den großen, 
Das Melkerkreuz, den Kelch aus Gold, 
Tas man im Donanftrom gewalchen, 
Wir ſah'n den Herzog Leopold, 

Den Stifter dieſes Felſenſchloſſes, 

Das manche Kämpfe ſchon beftand 
Und das im Frieden, wie im Striege 
Den rechten Führer immer faud! 

Ein Quell des Wiſſens und der Weisheit 
Entſtrömet diefem Felsgeſtein, 

Gleich einer labend Waſſerader, 

Zieht in des Menſchen Geiſt er ein! 
Der Mineralogie, der folgte 

Mit Schnelligtet Geographie, 

Auf einem Schiffe, da ftudirten 

Kir fie mit Plaid und - Parapluie! 
Nun find wir fchließlich angekommen 
Beim Studinm der Zoologie, 

Tas haben praftiich wir betrieben, 
Geſchmeckt hat's Jedem wie noch mie. 
Weil zarte Frauenhände reichten 

Die Speiſen mis bei dieſem Mahl, 

So hat es beſſer uns gemundet, 

Als wie im „International“! 

Und die Beleuchtung, die war herrlich, 
Sie wirkte wie eleltriſch Licht, 


— 32) — 


Wo ſolche Feueraugen glänzen 

In holder Mädchen Angeſicht! 

Und diefe Blumen wunderprächtig, 

Die find des Ortes jchönfte Zier, 

Zu einem reizend Kranz vereinigt, 
Erfrenen fie uns jetzt allhier ! 

Ihr Freunde, mögt's wie immer halten, 
Sc Ichwärme für Botanik mr, 

Wenn ic) in Melt wär’, ich ſtudirte 
Botanif nur — in einer Tour! 

sch kann darım von hier nicht jcheiden, 
Eh ich gedauft dem Damenflor, 

Der uuns mit Labung reich verjorgte! 
Stimmt au mit mw in vollem Chor: 
„ES leben body Mes ſchönſte Blumen, 
Die Frauen uud die Mädchen zart, 

Die unvergeßlich uns gejtaltet, 

Die Schöne Melker „Säugerfahrt“!“ 


Das um 4 Uhr im Marmorfaale des Stiftes unter Eduard Kremſer's 
Leitung abgehaltene Concert enthielt nachjtcheudes 


Programm: 

1. Franz Schubert: „Der 25. Pſalm“. 
2. Felix Mendelsfohn: „Waſſerfahrt“. 
3. Johann Herbeck: „Gleich und Gleich“. 
4. Hugo Jüngſt: „Bram Maidelein“. 
5. Eduard Kremſer: „Im Winter“. 
6. Violin Vorträge des Herrn Franz Irdla. 

a) Vieuxtemps. Adagio, 

b) 3. Popper: „Elientany". 
T. Franz Schubert: „Der Gondeliahrer“. 
8. R. Schumann: „Ritornell”. 

9 Mar von Weinzierl: „Heute iſt heut'“. 
10. Lieder, geſungen von Frau Ullrich Linde. 
a) Henning von Koß: „Winterlied“. 

b) A. Rückauf: „Locknug“. 
0) W. A. Mozart: „Wiegenlied“. 


-- 330° — 


11.8. E. Neßler: „Abſchied hat der Tag genommen“. 
12.38. 9. Veit: „Der Käfer und die Blume“. 


13. E. S. Eugelsberg: „Heiui von Steyr“. 


Die Wiener Sänger boten das Belte ihrer Kunſt, und was Das 
heißt, weiß Derjenige, der die Leiftungen des Wiener Männergeſang- 
Vereines keunt. Der brauſende Beifall, welchen fie bei den gewählten 
und zahlreichen Zuhörern entfejfelten nnd der zu Wiederholungen mehrerer 
Nummern förmlich zwang, mag den lieben Gäſten aus Wien der verdiente 
Lohn ihrer Zeitungen geweſen fein, aber er ijt nicht der einzige, deun 
der ſchönſte Lohu für fie ijt die Thattache, dag ihre Kunſt dem wohl- 
thätigen Zwecke, der Errichtung eines Blindenheimes in Melk den Betrag 
von vielen Hundert Gulden erſungen hat. 

Nach dem Coucerte veranftaltete die berühmte Gaſtfrenndſchaft der 
geiftlichen Herren, welche die Negel ihres Stiftes: hospites tam quaın 
Christus suseipianter niemals vergeflen, im Gartenpavillon eine Kaufe, 
deren VBortrefflichkeit die Wiener Sänger ebenfo dqufbar anerkannten, wie 
die Liebenswürdigkeit der Hausherren, weldye das Gebotene noch beſſer 
ſchmecken ließ. Den Wiener und uns wurde der Abfchted ſchwer, den 
nur das Verſprechen ihres Wortführers erleichterte, daß ſie wieder kommen 
werden, wenn ſie die Wohlthätigkeit wieder einmal nach Melk rufen 
würde. 

Wir erfüllen an dieſer Stelle mr eine angenehme Pflicht, den ge— 
ehrten Wiener Männergeſangvereine, ſowie and) dem hochw. Herrn Prälaten 
Alexander Karl und allen P. T. hochw. Capitularen des Stiftes Melk 
für all die gebotene Liebenswürdigkeit den beſten Dauk neuerdings zu 
erſtatten. 

Das „Fremden Blatt“ vom 28. Mai 1895 ſchreibt: 

(Der Wiener Männergeſangverein in Melt.) Der diesjährige 
Sommerausflug des Wiener Männuergeſangvereines hatte die Benedietiner- 
abtei Melk an der Donau, die klaſſiſche Pflanzſtätte deutſchen Minneſanges 
in den läugſt entſchwundenen Zeiten der Babenberger, zum Ziel. Die 
Excurſion, an welcher 140 Sänger unter Führung des Vereinsſchrift 
führers Hofſecretärs Ullreich theilnahmen, fand Sonutag ſtatt. Um 10 Uhr 
erfolgte mittelſi Separatzuges die Ankunft in Melk. Nach freundlichem 
Willkomm auf Dem Bahnhofe, wo ſich Bürgermeiſter Piſchinger, der Ob— 
mann Des Feſt Ausſchuſſes Frauz X. Linde, der Vorſtand des Melker 
Singvereines Advocat Dr. Tobiſch und in Vertretung des Stiftes die 
PP. Dr. Theodor Inngwirth und Dr. Berthold Hoffer, ſowie eine ftatt- 


— 331 — 


liche Zahl weißgefleideter, blumenſpendender Mädchen, geführt von Fräulein 
Linde, eingefunden Hatten, wurde unter Vorantritt der von Kapellmeiſter 
Kiment dirigirten Wardhofener Stadtcapelle durch die Feftlich geſchmückten 
Gaſſen nach dem Stifte marjchirt, wo Prior Georg Haſelberger in Ver: 
tretung des in Teplig werlenden Abtes Karl die Gäſte in ſchwungvollen 
Worten begrüßte. Sodann folgte die Befichtiguug der Abtei. Dann ging's 
binab zum „Melfer Hafen”, von wo an Bord des Dampfers „Fiſchamend“ 
eine Fahrt nach Aggsbach angetreten wurde. Gegen 2 Uhr trafen Gaſt— 
geber und Säfte wieder im freundlichen Melk cin, wo in dem neuen, 
überaus geſchmackvollen Feſtſaale des Singvereines das Mittageſſen 
eingenommen wurde. Die Reihe der Toaſte eröffnete Herr Linde mit 
einem Trinkſpruch auf Se. Majeſtät den Kaiſer; dam ſprachen Dr. Tobiſch 
und Abgeordneter Neuber von der „Harmonie“. Hierauf ſprach der 
Präſident der Tafel, Hofſecretär Wllreich, im immer und immer wieder 
von ſtürmiſchem Beifall unterbrochener Rede über den Abt Karl. In 
iharfen Zügen cdharakterifirte der Redner die dem Fortſchritte huldigende, 
Licht und Willen verbreitende geiſtige Thätigkeit der Beuedictinermönche; 
ihm erwiderte Brofefjor Jungwirth als Vertreter der Abtei und verlas 
folgendes Telegramm des Abtes: 
„Hohwürdiger Prior, Stift Met! 

Heut’ ift Heut! (Tojender Beifall? Der Wiener Mänmergefangverein, 
der weltberühmte, der Moblthäter des Blindenheims, ſei tauſeundmal hoch 
achtnugsvoll begrüßt auf hiſtoriſchem Sangesboden. Melk war ſchou eine 
Pflanzſtätte des Minnegeſanges am Hofe der Babenberger, Die frohen 
Sang hoch in Ehren hielten. Tauſend Grüße allen Sängern und zugleich 
wärmſten Dank allen Mitwirkenden. 

Abt Karl. 


Minutenlange Hochrufe anf bt Karl folgten der Verleſung. Auf 
Antrag des Sectionsrathes Beueſch wurde eine Depeſche an den Abt Karl 
nah Teplitz abgeſandt. Den Glanzpunkt des Melker Ausfluges bildete 
das Concert eines su errichtenden Blindelaſyls in Dem Marmorſaale des 
Stiftes. Kremſer hatte dazu ein bejonders erleſenes muſitaliſches Menu 
sufammengeitellt. In werthwoller Weiſe bereicherte Frau Ullrich Linde, 
die reizende Gattin des Bezirksrichters Ullrich in Nirchberg am Wagram, 
das Programm durch einige Liedergaben. Nach dem Coucerte, das einen 
glänzenden Verlauf genommen hatte, zeigte der liebenswürdige Prior ſeinen 
Sälten des Stiftes größten und berühmtelten Schaß, Pas ſogenannte 
Melker Krenz, worauf er fie zu einer Januſe im Stiftsgarten end. Vor 


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dem Gartenpavillon veranftaltetete Kremſer zum Beſchluſſe des Tages eine 
„Ertraprodiction”, welche die frommen Herren mit einem bejonders leb 
haften „Extra“ Applaus quittirten. Um 8 Uhr hieß es Abjchted nehmen. 
Um halb 11 Uhr trafen die Sänger wieder in Wien em. 


„Das illnjtrirte Wiener Ertrablatt" vom 28. Mai 1895 ſchreibt: 
Tor Wiener Männergeiangverein in Melt. 


Ter Seini von Steier tft 
wieder im land. 


Der Ningelreim aus Scheffel's „Frau Aveutiure* und aus Engels— 
berg 3 Chor will mir- nicht aus dem Sinn. Mer Heim geweſen? Nu, 
der Minneſänger Henrich von Tfterdingen, der mit feiner wunderfamen 
Fiedel durch die deutſchen Lande pilgerte, und wo er erſchien, dort lie} 

- wie es der Dichter Findet - - der Hirt die Heerde, der Wirth den 
trug, dort kamen zur Yinde die lieblichen Mädchen, und die Nonne weite 
im den Klee: 

O Gürtel und Schleier, o ſchwarzes Gewand, 
Der Heini von Steier ift wieder im Land. 

Am Sonntag ijt der Wiener Männergeſangverein, dieſer moderne 
Minnejänger, bei den frommen Vätern in Melk erjchienen. Nach einer 
alten Culturſtätte wurde dag dentſche Lied getragen, überfläfftg, zu Jagen, 
daß es wieder einem wohlthätigen Zwecke galt. In Melk ftarb vor Jahren 
eine Matrone, Die letztwillig einen auſehnlichen Betrag für die Errichtung 
eines Blindenheimns vermacht hatte. Warmherzige Bürger des Marktes 
ftärften den Baufond, die Sparcalle wird den Grund für das Aſyl 
nnentgeltlich hergeben und hoffentlich der Landtag, To ihm in den wider 
wärtigen Mapbalgereien Zeit für Werke der Nächſtenliebe erübrigt, den 
Anfwand Für den Betrieb des Aiyls aus Yandesmittehr bejtreiten. Freudig 
hat der Wiener Männergeſangverein Die Gelegenheit ergriffen, für die 
Aermſten der Armen, fir Menfchen, deren Angenfterne verlöfcht find, ſein 
Schärflein beizuſtenern, und ein Ehrenblatt wird füllen die Chronik Des 
Elitecorps Über die Maienfahrt nad) Melk. 

Kriegsſtürme umbrauſten oft den 1dylliich an der Donau gelegenen 
Ort, doch auch die Poeſie trieb duftige Blüthen, und edle Sangeskunſt 
ſchlang ihre Ranken von dem Palaſte der Babenberger hinauf zu dem 
Ztifte der Benedictiner und bevimter zu den Bürgersbänfern, ans deren 
Erkern holde Madchen grüßten. Die Römer erbauten Hier ein Gattell, 
das zur Zeit der Völkerwanderung in Trimmmer ſauk, dann zogen Die 
Nibelungen über Meedeliche nad) dem Huunenlande, erſt mit Herzog 


— 3353 — 


Leopold dem Erlauchten kam Gottesfriede über die Fluren. Der edle 
Babenberger brachte Chorherren mit ſich, die er hoch oben auf dem fteil 
über dem Strome aufjteigenden Felſen anſiedelte. So entſtand das Stift 
Melk, welhes Biſchof Altmann von Paſſan, der Begründer der Abtei 
Böthveig, den Benedietineren zuwies, als die Chorherrn gen Atiofternenburg 
mallten. Man jchricb damals das Jahr 1089, und jeither it Melk 
eine Bilduugsſtätte vornehmer Art, ein Centrum der Geſittung und Der 
Aufflärung. 

Ein Sonder-Eilzug brachte die Wiener Sänger vorgeftern nach Melk. 
Um * 10 Uhr Bormittags war das Reiſeziel erreicht. NAilerliebjte Mäd 
hen bildeten Spalier, die Bürgerichaft und der Melker Zingverein boten 
ſchallenden Willkomm, und die Ztadtcapelle ans Waidhofen an der Ybbs 
ſpielte einen flotten Walzer. Der greiſe Bürgermeiſter des Ortes, Herr 
Piſchinger, Herr Apotheker Linde und Dr. Tobiſch theilten ſich im die 
Begrüßnugsreden, die vom Schriftführer des Wiener Männergeſangvereines, 
Herrn Ullrich, kurz, aber gut beantwortet wurden. Fräulein Helene Yinde, 
die reizende Tochter des Patriciers und Wohlthäters von Melk, ſchmückte 
das Banner der Wiener Yiederbelden mit einem Yorbeerfranze, der Wall 
ſpruch erflang, und fort ging's Durch den hübſch geſchmückten Markt zu 
dem Stifte, das Fahnenſchmuck trug. Es füllt mir nicht bei, den ac 
müthlichen Ort zu bejebreiben, in deſſen Gallen Div alterthümlich gebauten 
Hänschen ſich gegenſeitig ſtützen und, wo es zum Kloſter acht, zuſammen 
rücken wie Kiuder um den Lehuſtuhl des Großmütterchens, Das von Der 
guten alten Zeit erzählt. Au der Stiitspforte hielten Der Herr Prior 
Georg Haſelberger, Gaſtmeiſter Dr. Berthold Hoffer, die Gumnaſial 
Directoren H. Ulhrich uud Pr. Theodor Inngwirth, um im Namen des 
im Teplitz zur Cur weilenden Herrn Prälaten Die Gaſte zu begrüßen. 

Wer zu Schiſi oder mit Der Ciſenbahn ſich Dem Atoſter nähert, 
ſeudet bewunderude Bliche zu dem langgeſtreckten Barockbau emvor, Der 
weithin ſichtbar iſt. Zu ſeinen sehen rauſcht der Sirom, leider ein öder 
Strom. Wir ſteigen über eine Stiege in Die Hauskapelle dev Prälatur, 
wo ein herrliches, von Albrecht Dürer gemaltes Altarbild das JIutereſie 
bezwingt! die übrigen Gema!de an den Wäriden ſtammen von Schülern 
des Nürnberger Meiſters. Durch die mit behaglichem Lurus ausgeſtatteten 
Zimmer Des Prälaten und Die mit vortiehmer Pracht moblirteit Kaiſer 
Appartements gelangen wir in Me mächtig ragende Kirche, von Deren 
Hochaltar der Biick weit hinaus ſchweiſenn la Uber Me Tonananen DIS 
nach Pöchlarn, wo einſt die Burg Rudiger's ſtand. Ju der Kirche 
ſchlafen vierzehn Babenberger den ewigen Schlaf. Nicht weit davon 


— 334 — 


entfernt ruht der heilige Nofoman, der in Stockerau auf einem Hollunder- 
jtrand) den Märtyrertod erlitt. Zur Erinnerung wurde cine Deonftranz 
angefertigt, welche die Geſtalt eines Hollunderſtrauches erhielt. Tiefe 
Stille umfing den goldſchimmernden Raum. Die Wiener Sänger bildeten 
einen Halbkreis, und bald erfüllte die Ballen feierlich getragener Geſaug, 
das ſicilianiſche Schiffergebet: „O Sanetissima* flieg zu der funkelnden 
Nuppel auf. Weit der Beſichtigung der 60.000 Bände füllenden Bibliothek 
fand der Rundgang ſein Ende. Es dürfte nicht allgemein bekaunt em, 
da in der Stlofterbücherei die Melker Chronik verwahrt wird, em Schatz 
für Alterthums- und Literaturtorscher. Diefem Buche haben die Achte, 
vom 11. Kahrbimdert angefangen, ihre Erlebnilfe anvertraut, in feltfam 
verſchlungenen Handſchriften breitet ſich vor den Augen em gewaltig’ 
Stück Vergangenheit aus. Dann blätterte der hochwürdige Gicerone um, 
und das ältejte dentiche Lied, das Marienlied Heinrich's von Melk, ge: 
jchrieben im 10. Jahrhundert, nahm uns gefangen. Neben diefer Rarität 
erblickten wir die weltberühmte Mainzer Bibel, hervorgegangen ans Guten 
bergs Officin. Müſſen ganz tüchtige Schriftjeger und Maler damals 
gelebt haben, das Buch zeigt, day Künſtlerhände an ihm geichaffen haben, 
es trägt Die Sahreszahlen 1450 1455, was deshalb hervorgehoben zu 
perden verdient, weil der in einem Schrein zur Schan gejtellte erſte 
Wiener Drnck „Die biftory von Sand Roccus“ das Datum 1482 zeigt. 
Die allergrößte Noftbarfeit bleibt das Melker Krenz, Goldſchmiedearbeit 
ans dem Meittelalter, von Brillanten umrahmt. Sachverſtändige behaupten, 
daß, wenn das Mlofter niederbrennen würde, aus dem Erlöſe der Brillanten 
des Kreuzes, in welchem ein Splitter vom Krenze Chriſti eingeſchloſſen 
iſt, der Wiederaufbau möglich wäre. 

Die Uhr zeigte halb 12 Uhr Vormittags, als mit dem Dampfſchiffe 
„Fiſchamend“ eine Partie in die Wachau uuternommen wurde. Zum 
Waſſerfahren juſt nicht das rechte Wetter. Die Landſchaften bekamen im 
Regen ein trauriges Ausſehen, aber ordentliche Oeſterreicher genirt fo 
was nicht, und bald krachten von Weilenegg, von Schönbichl nnd Emmers 
dort ber Die Pöller: Frauen und Mädchen winkten mit Tüchern und die 
Männer hoben die Bierkrüge. Wir blieben auf dem Schiffe Die Ent 
gegnung nicht ſchuldig, es wurde dem guten Meller Gerſtenſaft alle Ehre 
angetban, eine gauze Schifisladung Gulyas und Würſtel vertilgt, und 
dam ging's ans Singen nud Tanzen, daß ſogar der alte Dannbius 
rebelliſch wurde und einen Spitz ans Wellenſchaum bekam. 

Im Sparcaſſegebände von Weit bat der Singverein ſein nobles 
Heim, in dem Feſtſaale wurde das gemeinſchaftliche Mahl eingenommen. 


— 335 — 


Lebfriſche Bürgermädchen trugen die Speifen auf und credenzten den 
friſchen Trunk. Em Hoch den Donauperlen von Melk, den Fräulein 
Da Weidinger, Thereje Erel, Helene Linde, Louiſe Schwarz, Leopoldine 
Bogl, Klara Berger, Marie Schrammel, Hedwig Ruß, Marie Hillebrand, 
Marie Brinzl und den Schweitern Niederreiter. 

Wo immer Söhne dieſes Landes ſich verfanmeln, gilt der erite 
Toaft dem vielgelicbten Kaifer. Apotheker Linde feierte in begeiterten 
Borten den gütigen Monarchen, und als die Worte verklangen, da 
braufte die Volkshymne auf, von den Feſttheilnehmern jtehend gejungen. 
In dem Advocaten und VBorjtandftellvertreter des Zingvereines, Dr. Tobiſch, 
der den Wiener Männergeſangverein und die Wiener rauen pries, lernte 
man eimen brillanten Redner feinen. Neichsraths-Abgeordueter Nenber 
erhob fein Glas auf den Melker Singverein, Schriftführer Ullreich auf 
Met und feine Bewohner, auf das Stift und deſſen allverehrten Prälaten. 
Ullreich verknüpfte mit dieſem Trinkſpruch eine gedankenvolle geſchichtliche 
Size über das Wirken der Benedictiner, denen die Muſiker jo viel ver 
danken, weil doc Guido von Arezzo die Notenlinien erfinden hat. Witer 
tebhafter Spannung erhob ſich der hochwürdige Herr Jungwirth, um 
zuerſt ein Telegramm des Herrn Abtes zur Keuntuis der Verſammlung 
zu bringen. Die Depeſche lantete: 

„Heute it heut'! Der Wiener Männergeſangverein, der weltbe 
rühmte, der Wohlthäter des „Blindenheim“ ſei tauſendmal und bochachtings- 
vollſt begrüßt auf hiſtoriſchem Sangesboden. Melk war ſchon eine Pflege 
ſtätte des Minnegeſanges am Hofe der Babenberger, die firohen Saug 
in Ehren hielten. Tanſend Grüße allen Saugern und zugleich wärmſten 
Dank allen Mitwirkenden. Abt Karl. 

Großer Jubel begleitete dieſe Sympathieknndgebung des fernen 
Prälaten und die markigen Ausſührnugen des greiſen Sprechers, welcher 
ſchwungvoll die Gefühle Der Stiftsbewohner Hr die Wiencer und deren 
Kunſt verdolmetichte. Sectiousraih Dr. Beneſch ließ den hochwürdigſten 
Abt von Melk hochleben, und mir einem hübſchen Pocrm Schier's auf Die 
Melker Franuen fand das Poenliren ſein Ende. 

Das 4 Uhr Geläute der Glocken bildete Die Ouverture zu dem im 
Marmorſaale des Stiftes arrangirten Coucerle des Wiener Mannergeſang 
vereines. Hier ſchvaug Eduard Kreuiſer ſeinen Zauberſtab und 

Ten Finken des Waldes die Nachtigall ruit: 

Vom Geigenſtrich ſchallt vs goldrein durch die Luft, 
Ihr Zwitſcherer, ihr Schreier, nun ſpart Den Tiscant, 
Der Heini von Steier iſt wieder im Land. 


— 336 — 


Es war em Hochgenuß, die Wiener Meifterfinger zu hören, fie 
brachten Chöre von Schubert, Schumann, Mendelsſohn, Herbeck, Kremſer, 
Weinzierl, Neßler, Bert und Engelsberg unvergleichlich zu Gehör, jo daß 
den Männern und Frauen im Saale die Thränen in die Augen kamen. 
Wie eine Zündflocke flog Kremſer's „Im Winter“ in die Zuhörerſchaft. 
Die Panſen füllte der treffliche Concertmeiſter Drdla mit ſeinem ſüßen 
Geigenſpiele nd Frau Marie Ullrich-Linde mit Liedervorträgen aus. 

Ten Höhepunkt der Sängerfahrt bildete aber die geſellige Zufammen: 
kunft im Softergarten, wo über Anftrag des Abtes Erfriſchungen gereicht 
wurden, und Stift Melk läßt ſich nicht Ipotten. Das grüne Revier hatte 
Maienfejttoilette gemacht, die hochwürdigen Herren überboten fich in 
Yiebensipürdigfeiten, anf dem weiten Wan lockte Blumenflor und Mädchen: 
flor. Dämmerung warf dunklere Karben auf den Park, al$ der Wiener 
Verein ein Gratisconcert improvifirte. Nie Hangen die eruſten Ghöre 
voller, nie wurden die luſtigen Lieder heller in die Luft hinans geſchmettert. 
Und die Herren laufchten . . . fie ließen die kliugenden Votſchaften frob 
gemuther Außenwelt hineindringen in die Abgeſchiedenheit, tünende Grüße 
der Ferne 

. dv ſchwarzes Gewand, 
Ter Heini von Steier ift wieder im Land. 

Nach einem fernigen Abfchiedsipruche Kremſer's verließen wir das 
Stift. Ter Himmel war jo freimdlich, feine Lichter al$ Wegweifer zum 
Bahnhofe aufzujterten. Dort gab es noch Neden, Umarmungen und Lieder, 
und wer nicht nach Haufe gefahren it, ſingt heute noch im Melk. 

Ludwig Bald. 


Tie „Tejterreichifche Volkszeitung“ vom 28. Meat 1895 ſchreibt: 

Tor Wiener Männergeiangsderein in Mell. Die Concertfahrt 
nad) Melk zu Gunſten eines dort zu errichrenden Blindenheims geftaltete fid) 
zu enter der angenebiniten und genußreichiten, wozu die herzlichſte Auf: 
nahme der Zängerkbaar im Stifte beionders beigetragen bat. Der 
Verein wurde bei ſeiner Anktunſit am Sonntag in der feftlic) decorirten 
Ortſchait vom Bürgermeiſter Herru Joſef Piſchinger, dem Ehrenvoritand 
der dortigen „Liedertafel“ Herrn graz Xav. Linde, deren Vorſtandſtell- 
vertreter Dr. Tobiſch, von Delegirten des Stiftes, den Profeſſoren Hoffer und 
Jungwirthh und dem dortigen Geſangsvereine empfangen. Nach den 
üblichen Begrüßungsreden zogen die Wiener Gäſte unter Vorantritt der 
trefilichen Waidhofener Stadicapelle Capellmeiſter Kliment) zum Stifte, 
bei deſſen Eingange in Abweſenheit des zur Cur in Teplitz befindlichen 





— 338° — 


jährige gefchichtliche Erinnerungen geweihte Stätte bezeichnete. Aber nicht, 
um fi) an der Größe der Vergangenheit zu ergößen, unternahmen die 
Wiener Sänger diefe Fahrt, fondern um mildthätig zu fein an einem 
Werke der Menschlichkeit. Und da der Wiener Männergefangverein in 
fold) humanitärem Wirken feinen Beruf erblidt, fo war e8 nur die Aus— 
übung einer Pflicht, welche ihn kurz nach dem Ableben feines verehrten 
Dbmannes zu einem ſolchen Unternehmen veranlaflen fonnt. Das Er: 
trägnis des Concertes, welches vom Wiener Männergefangverein in Melt 
veranftaltet wurde, ijt für die Erbauung eines Blindenheing in diefem 
Drte beitimmt. Der Ertrag von etwa taufend Gulden, welchen Die 
Wiener erjungen haben, wird diefem Zwecke kein unbedeutendes Scherflein 
zuführen. 

Um 8 Uhr Morgens fuhren die Wiener Sänger mit einem Separat- 
zuge vom MWeftbahnhofe ab. Der Empfang in Melt war der denkbar 
herzlichſte. Auf dem Bahnhofe hatte fid) eingefunden: der Bürgermeifter 
Herr Pilchinger, welchem ein großes Verdienft um das Bultandelommen 
des Ausfluges gebührt, al3 Vertreter des Stiftes die Herren Profeſſoren 
P. Dr. Hoffer und Jungwirth, der Obmann des Feltcomites Herr Apo- 
thefer Linde, dann der Melker Singverein mit feinem Obmann-Stellver: 
treter Dr. Tobiſch und ein zahlreiche Publicum, das die Einfahrt des 
Zuges mit Hochrufen begrüßte. Bürgermeifter Piſchinger, Herr Linde und 
Dr. Tobijch hießen den Verein auf's Herzlichite willtommen, worauf Fräu⸗ 
fein Helene Linde, die anmuthige Tochter des Feitcomite -DObmannes, das 
Banner des Meännergefangvereines mit einem Lorbeerkranze ſchmückte. 
Weißgekleidete junge Damen, welche die ſchöne Welt von Melk vielver— 
ſprechend repräſentirten, bildeten bein Ausgaug Spalier und überreichten 
den Sängern Blumenſträußchen. Nach Erwiderung des Schriftführers 
des Männergeſangvereines, Hofſecretärs Ullreich, marſchirten die Wiener 
Gäſte unter Vorautritt der Waidhofener Capelle durch den feſtlich 
geſchmückten Ort in das Stift, woſelbſt in Stellvertretung des zur Cur 
in Teplitz weilenden Abtes der Prior P. Haſelberger die Sänger begrüßte 
und zur Beſichtigung des Stiftes einlud. 

Tas gewaltige Gebäude, welches in feiner Ansdehnung einen Begriff 
gibt, von der Größe Des Urdens, der es errichtet, iſt architektonisch wenig 
intereffant, da cs ein envas nüchterner Neubau des vorigen Jahrhunderts 
ilt, allein e8 birgt eine Neihe werthvoller Kunſtſchätze, und feine Biblio: 
thek ijt reich an köſtlichen Literaturdenfmälern. Waren doch die Benebic- 
tiner von Melt ſtets Vorkämpfer für Cultur und Bildung Dank der 
Führung durch den Prior felbft, dann den Herren Dechaut Bratke und 





— 340 — 


P. Jungwirth emviderte hierauf und brachte ein jubelnd aufgenommenes 
Begrüßungstelegramm des Abtes Alerander zur Verleſung. Dasjelbe 
lautete: 


„Hochwürdiger Brior, Stift Mel! 

„Heute ift Heut’! Der Wiener Meiinnergefangverein, der weltbe- 
rühmte, der Wohlthäter des „Blindenheim“, jet tauſendmal und hochachtungs- 
vollſt begrüßt anf hiſtoriſchem Sangesboden. Melt war ſchon eine Pflauz 
ſtätte des Minnegeſanges am Hofe der Babenberger, die frohen Saug 
in Ehren hielten. Tauſend Grüße allen Sängern und zugleich wärniſten 
Dauk allen Mitwirkenden. 

Abt Karl.“ 


Das Citat „Heute iſt heut'!“ aus dem lebensfreudigen Sang Bauın: 
bach's, den Weinzierl congenial vertont Datte, wurde mit ftürmifchem 
Subel aufgenommen. Unter lebhafter Zuftimmung wurde der Antrag des 
Sectionsrathes Dr. Beneſch, ſofort ein Telegramm an Abt Alexander 
Karl nach) Teplit abzujenden, angenommen und ausgeführt. Benjamin 
Scier feierte in einer poetifchen Improvifation die Melker Frauen und 
Mädchen, die durch) Dr. Tobifch den Frauen und Töchtern des Wiener 
Männergefangvereines ihren Gruß entboten. Das Mahl nahın einen 
überaus gemüthlichen Verlauf, wozu nicht wenig der Umſtand beitrug, daß 
Melker Bürgermädchen die Pflichten der Hausfrauen übernommen Hatten 
und jelbft jervirten. So mundete Alles doppelt qut. 

Um vier Uhr Nachmittags fand das Concert des Männergefang- 
vereineg im prächtigen Marmorſaale des Stiftes jtatt. Ein Referat 
darüber zu liefern, iſt wohl überflüſſig. Die Wiener Sänger haben wohl 
überall Enthuſiasmus erregt, ſchwerlich aber irgendwo lebhafteren als in 
Meet. Der vornchme, etwas Fühle Saal bot einen eigenthümlichen 
Contraſt zu dem rauſchenden Jubel, den die Wiener erweckten. An dem 
fünftleriichen Erfolge hatten and) Antheil Herr Eoncertmetjter Franz Drdla 
mit vortrefflichen Biolinvorträgen und Frau Marie Ullrich-Linde, welche 
ſich als geichmadvolle Sängerin bewährte. Nach dem Concert hatte Prior 
Hafelberger die Liebenswürdigkeit, das berühmte Melker Kreuz, ein dem 
Material und Kunſtwerth nad) gleich unſchätzbares Werk der Goldſchmied- 
kunt, den Mitgliedern des Männergejangvereines vorzuweilen und zu 
erklären. 

Tie bezwingende Liebenswürdigkeit und Gajtfreundfchaft der Melker 
Stittsherren kam bei einer Jauſe zur Seltung, welche Prior Hafelberger 
den Wiener Sängern in Pavillon des Stiftsgartens gab. Diefe zwangloſe 





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dabei wohlthätige Wirken des Männergefang-Vereineg feierte und feiner 
herzlichen Freude, deſſen Mitglieder in den Räumen des Kloſters 
empfangen zu fünnen, Ausdruck verlieh. Nun wurde unter Führung 
der genannten geiftlichen Herren die Befichtigung des Stiftes unternommen. 
Zuletzt kam man in die reich ausgeftattete Bibliothel, wo Bibliothekar 
Dr. Rudolf Schadhinger die Honneurs machte, dan in die Stiftsfirche, von 
deren Hauptthor aus man die entzückende Ausficht auf die Donau⸗Auen 
genoß. Unter den mächtigen Eindrude, den dieſes erhabene Bauwerk 
macht, fammelten fich die Wiener Sänger im Mittelfchiff der Kirche, der 
treffliche Chormeifter Kremfer ſchwang feinen Zactitod, das ftimmungs> 
volle venetianische Schifferlied „O sanctissima“ wurde intonirt und 
erklang herrlich in dem afuftifchen Kuppelbau. Nun ging's zum Landungs- 
plat, und man fuhr unter Begleitung der Waidhofener Stadtcapelle und 
der Melfer Honoratioren auf dem Dampfer „Fiihamend“ in die präd)- 
tige, von den Wienern viel zu wenig gewürdigte Wachau. An Schönbüdl 
und dem in die Donau Hineinragenden Servitenklofter gleichen Namens 
vorbei fuhr man bis Aggsbach und von dort zurüd nad) Melt. Während 
der Fahrt grüßten die Bewohner der an den Donau-Ufern gelegenen Ort: 
ichaften durch Pöllerfchüfje und Tücherſchwenken. Um halb 2 Uhr kam 
man nach) Melk, und dort fand in den eleganten, großen Räumlichkeiten 
des Melker Singvereines im Sparcaffegebäude ein Feſtbankett ftatt. Be: 
fonders erhöht wurde die Feſtesfreude dadurch, daB zwölf junge Mädchen 
aus Melk in duftigen Nofakleidchen und weißen, zierlichen Schürzen für 
die Wiener Sänger in gaftlicher Weiſe bei der Bewirthung thätig waren, 
Es waren dies die Tamen: Helene Linde, Marie Schrammel, Ida 
Weidinger, Thereſe Exel, Xeopoldine Niederreiter, Marianne Prinzl, Marie 
Hillebrandt, Hedwig Putz, Leopoldine Vogel, Clara Berger, Louiſe und 
Xeopoldine Schwarz. Gemeinderat) Linde fprad) den Xoaft auf den 
Ntaijer, worauf Dr. Tobiſch Namens des Melker Singvereines der Freude 
Darüber Ausdruck gab, den erſten Gejangverein der Welt in Melk 
begrüßen zu fünnen. Nun ſprach Reichsraths Abgeordneter Neuber und 
feierte Die unter heutigen Werhältnilien doppelt werthvolle Harmonie, 
Gemeinderat) Yinde verlag einen poetifchen Drathgruß eines Melters, 
Deren Kienaſt. Hofſecretär Wllreid) toaftirte in einer ſchwungvollen, von 
lebhaftem Beifalle wiederbolt unterbrochenen Nede auf Melk und deſſen 
Bewohner: er prices auc im beredten Worten die fortichrittliche Wirk— 
Jamfeit der Benedictiner als Licht verbreitende Träger und Begründer der 
modernen Gultur. Zum Schlufje brachte Herr Ullreich ein Hoch auf den 
Abt Alexander Karl aus, Profeſſor Dr. Theodor Jungwirth dankte in 





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die Ankunft in Mel Nach freundlichem Willtomm auf dem Bahnhofe, 
wo fi) Bürgermeister Piſchinger, der Obmann des Feſtausſchuſſes Apo- 
theker Franz X. Linde, der Vorſtand des Melfer Singvereines Advocat 
Ir. Tobiſch und in Vertretung des Stiftes die PP. Dr. Theodor Jung- 
wirth und Dr. Berthold Hoffer, ſowie eine ftattliche Zahl weißgekleideter 
Mädchen, geführt von Fräulein Linde, eingefunden hatten, wurde unter 
Byrantritt der von Capellmeiſter Kliment dirigirten Waidhofener Stadt- 
capelle durch die feſtlich geſchmückten Gaſſen nad) dem Stifte marfchirt, 
wo Prior Georg Hafelberger in Vertretung des in Teplitz woeilenden 
Abtes Karl die Säfte in ſchwungvollen Worten begrüßte. Sodann folgte 
die Belichtigung der Abtei. Man kenut die Herrlicdyen Räume des gaft- 
lichen Kloſters weit und breit und weiß, wie froh das Weilen an dieſer, 
an hiltoriichen großen Erinnerungen überreichen Stätte ift; und wer fie 
da wieder fah, dieſe Gemälde, dieſe Schäße der Bücherei, die ſchönen 
Fresken, und wer dam wieder einmal den Fernblick auf die gejegneten 
Gelände des alten Donauſtromes genoß, der fühlte doppelt die Kargheit 
des zugemeſſenen Angenblides. In der Stiftskirche ſtimmten die Sänger 
das ſicilianiſche Schifferlied „O sanctissima* au, und dann ging's hinab 
zum Melker „Hafen“, von wo an Bord des Dampfers „Fiſchamend“ eine 
Fahrt nad) Aggsbach angetreten wurde. An den Ufern wurden Böller- 
ſchüſſe abgefeuert und von Schönbichel und den andern laufchig daliegenden 
Keinen Neftern den Wiener Künſtlern Herzliche Grüße zugerufen, während 
an Bord fleißig gelungen, mufizirt und ſogar Quadrille getanzt wurde. 
Der Aggsbach, dort, wo das eigentliche Wachauer Paradies beginnt, 
machte der Gapitän ehrt, und gegen 2 Uhr trafen Gajtgeber und Gäjte 
wieder im freundlichen Melk ein, wo in dem neuen, überaus gejchmad:- 
vollen Feſtſaale des Singvereines das Mittageſſen eingenommen wurde. 
Zwölf hübſche, blühende Mädcheuerſcheinuungen, die Fräulein Helene Linde, 
Marie Schrammel, Ida Weidinger, Thereſe Erel, Xeopoldine Niederreiter, 
Marianne Prinz, Marie Dillebrandt, Hedwig Putz, Leopoldine Vogel, 
die Schweſtern Louiſe und Leopoldine Schwarz und Clara Berger fervirten 
voller Anmuth; das Menn war exquiſit, und die Gapelle ſpielte au- 
heimelude Wiener Werfen. Die Neibe der Toajte eröffnete Herr Linde 
mit einem Temhprach auf den Kaiſer: dann ſprach Dr. Tobiſch in ganz 
ungewöhnlich jchöner Nede auf die Kunſt und auf den Mlännergefang- 
verein und nach Ihm Abgeordneter Neuber von der Harmonie, Die gerade 
nach gewiſſen Erlebniſſen der jüngſten Vergangenheit jo wünfchensiwerth 
ſei nud von jenem Altöſterreich, das feine nationalen und confellionellen 
Unterſchiede kaunte. Die ungemein feinpointirte Nede Hang in ein Lob 





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aſyls in den mit den prächtigen Troger'ſchen Fresken und Fantis' archi⸗ 
teftonischem Schmude ausgeftatteten Marmorſaale des Stiftes. Kremjer 
hatte cin befonders erlejenes muſikaliſches Menu zufammengeftellt, und 
bezaubernd ertönten die Chöre in dem vorzüglich akuſtiſch gebauten, 
impofanten Raum. In werthvoller Weiſe bereicherte Frau Marie Üllrich- 
Linde, die reizende Lebensgefährtin des Bezirksrichters Ullrich in Kirchberg 
am Wagram das Programm ditcch einige Viedergaben. Die Dame gehörte 
früher der Kunſtwelt an und war eine ſehr gefchäßte Bühnenkraft. Nach 
dem Concerte, das einen glänzenden Verlauf genommen hatte, zeigte Der 
fiebenswürdige Prior den Gäften des Stiftes größten und berühmteften 
Schab, das ſogenannte Melker Kreuz, worauf er fie zu einer Jaufe im 
Stiftsgarten end. Vor dem Gartenpavillon veranftaltete Kremfer zum 
Beſchluſſe des Tages eine „Ertraproduction”, welche die frommen Herren 
mit einem bejonders lebhaften „Extra”-Applaus quittirten. Zauberiſch 
tönten die Lieder zum abendlichen Gezelte empor. Um 8 Uhr hieß es 
Abschied nehmen. Er fiel den Wienern fowohl als auch den Melfern 
und nicht zufeßt den freundlichen Melkerinnen gar ſchwer. Um !/,11 Uhr 
trafen die Sänger wieder in Wien ei. 


Das „Baterland" vom 29. Mai 1895 fchreibt: 

Der Wiener Männergelangverein in Melt. 

Dem ausgegebenen, auch in unſerem Blatte enthaltenen Brogramme 
gemäß verlief der Beſuch des genannten Vereines in Melf. Lebten Sonntag 
um 9 Uhr 41 Minuten lief der Sonderzug in den Bahnhof in Melk ein, 
und nachdem die Sangesbrüder aus den Waggons gejtiegen waren und 
fie) im Kreiſe um ihren Chormeifter Eduard Kremſer gefchaart Hatten, 
begrüßte ſie zunächſt Herr Joſef Piſchinger, Bürgermeifter von Melt, 
Nameus der Gemeinde, dann Herr Franz Xaver Linde ſeitens des Feſt— 
comiteg und Herr Dr. Tobiſch Namens des Melker Singvereines, der fidh 
mit ſeiner Fahue auf dem Perron aufgestellt hatte und die Sänger mit 
„Grüß Gott“ willfommen hieß. Die Begrüßung erwiderte feitens des 
Wiener Bereines Herr Hofeconcipiſt Ullreich und der Verein ſelbſt durch 
Abſingung feines Wahlſpruches. Ein Dutzend reizender Bürgerstöchter 
ans Melk ſchmückten die Sänger mit Sträußchen, und mm wurde der 
Marſch in das Stift angetreten. An der Spitze des Zuges ging die 
Stadteapelle von Waidhofen an der Ybbs, es folgte das Banner des 
Melker Singvereines, das Feſtcomitéè das Banner des Wiener Vereines, 
daun die Wiener Sänger, den Schluß des Zuges bildete der Melker 
Singverein. 





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jrenetifcher Beifall diefer Drahtfunde folgte, läßt fich nicht Schildern; als 
fi) der Beifallsſturm gelegt Hatte, ergriff Sectionsrath Dr. Carl Benejch 
das Mort, um den motiwirten Antrag zu Stellen, das Telegramm des 
Herrn Brälaten auf telegraphiichem Wege daufend zu erwidern, cin Antrag, 
der einſtimmig Annahme fand und ſofort vealifirt wurde. Herr Schier 
verlas zum Schluſſe einen humoriſtiſchen Trinkſpruch auf die Melker 
Bürgerstüchter, die in liebenswürdigſter und graciöfeiter Weife beim ‚seit 
mahle fervirten. . 

Um 4 Uhr nahm dag Concert in den Feſtſaale de8 Stiftes, Der 
gedrängt voll war, feinen Anfang und dauerte bei ununterbrochener Auf: 
führung der Programmnummern bis halb 6 Uhr. Es hieße Eulen nad 
Athen tragen, wollte man über die künſtleriſche Leiftung des Vereines, 
über die meilterhafte Aufführung auch nur ein Wort verlieren. Selbit- 
verftändfich fanden der Verein, ſowie Frau Üllrich-Linde und Herr Concert: 
meiſter Drdla ſtürmiſchen und andauernden Beifall und Huligung. Herr 
Profeſſor Kremſer war aber auch nicht karg mit Wiederhofung der unter 
jubelndem Applaufe verlangten Piècen. Nach dem Concerte verfammelten 
ji die Sänger im Gartenpavillon des Stiftes zu einer ungezwungenen, 
gejelligen Unterhaltung, bei der fie mit einem Imbiſſe bewirthet wurden. 
Daß es da an Reden launiger Art, an einzelnen Liedervorträgen nicht 
fehlte, verjtcht fich von ſelbſt. Profeſſor Kremſer Hatte in feiner Liebens— 
wirdigkeit dem Feſtcomitè zu Ehren im Parterre des Stiftögartens vor 
den Gartenpavillon ein Gratiscoucert veranftaltet, das mit herzlichen, 
danfenden Beifalle entgegengenommen wurde. Doc jchon nahte Die 
Stunde des Scheidens; ſchwer fchieden die Sänger von der gaſtlichen Stätte. 
Mad) einer Dankesrede des Herrn Ullreich, die der Herr Stiftsprior 
fremmwdlich]t beantwortete, wurde unter klingendem Spiele durch den Markt 
Melk zum Bahnhofe gezogen, wo nach dem üblichen Abfchteduchmen, bei 
dem namentlich Fräulein Helene Linde, die am Vormittage das Banner 
des Miener Männergefangvereines mit einem Lorbeerfranze geſchmückt 
hatte, Gegenſtand enthuftaftiicher Ovationen feitens der Sänger war. 
Ter Sonderzug führte diefe um Halb 9 Uhr nach Wien zurüd. Der 
26. Mai 1805 wird in der Chronik des Marktes und in den Annalen 
des Stiftes Melk mit glänzenden Yetteen verzeichnet ftehen. 

T. J. 


Tas „St. Pöltener Wochenblatt“ vom 30, Mai 1895 fchreibt: 
Meit, am 25. Mai. Der Wiener Männergefangverein 
in Melk) Der letzte Sonntag brachte uns den in diefen Blättern ſchon 





— 350 — 


leſung gebrachte launige und herzliche Begrüßungstelegramm des zur Cur 
in Zeplig weilenden Abtes Alexander Karl riefen lauten Beifall uud Jubel 
hervor, desgleichen der Antrag des Herrn Dr. Beneſch auf Beantwortung 
des Telegrammes; wicht minder fröhlich wurde ein gereimter Trinffpruch 
des Vereinsdichterd Schier auf Melfer Frauen und Mädchen anfgenommen. 
Das um 4 Uhr im Marmorjaale des Stiftes abgehaltene Concert ver: 
einigte ein ebenſo zahlreiches als gewähltes PBublicum, unter den man 
zur großen Freude der Melfer auch den bei derlei Anläffen nie fehlen- 
den Chef der politischen Bezirksbehörde, Herrn Statthalteretratd Baron 
Conrad Eibysfeld bemerkte Die Wiener Sänger boten in einem für 
muſikaliſche Feinſchmecker zuſammengeſtellten Programme das Beſte ihrer 
Kunſt, und was das heißt, weiß Derjenige, der die Leiſtungen des Wiener 
Männergeſangvereines kennt. Der brauſende Beifall, welchen ſie entfeſſelten, 
und der zu Wiederholungen mehrerer Nummern zwang, die Rührung und 
Begeiſterung aller Zuhörer mag den lieben Gäſten aus Wien der verdiente 
Lohn für ihre Darbietungen ſein, es iſt wicht der einzige, denn der ſchönſte 
Lohn für fie it die Thatjache, daß ihre Kuuſt den wohlthätigen Zwecke, 
der Errichtung eines Blindenheims in Melt, den Betrag von mehr als 
800 Fl. erſungen hat. 

Nad) dem Concerte veranftaltete die berühmte Gaſtfreundſchaft der 
geiftlichen Herren, welche die Negel ihrer Stifter: hospites taınquam 
Christus suscipiantur niemals vergeflen, im Gartenpavillon eine Janſe, 
deren Bortrefflichkeit die Wiener Sänger cbenfo dankbar anerkannten, wie 
die Liebenswürdigkeit der Hausherren, welche das Gebotene noch beijer 
ſchmecken ließ. Die Gäfte wurden liederfroh und fangen noch ein paar 
Gratisnummern. Ihnen und ung wurde der Abſchied ſchwer, den nur 
das Verſprechen ihres Wortrührers crleichterte, daß fie wieder kommen 
werden, wen fie die Wohlthätigfeit wieder einmal nad) Melt rufen 
würde. Einen jo ſchönen Tag wie den geichilderten, hat Melk lange nicht 
erlebt, und Stolz find wir darauf, daß der erfte Geſangverein in Deſter— 
reichs und des Deutschen Reiches Ganen unferen Ort jenes Beſuches 
gewürdigt und ſich Hier jo wohl gefühlt hat, daß cr uns die Hoffnung 
des Wiederſehens zurückließ. 

Die „Reichspoſt“ vom 31. Mai 1895 berichtet: 

Ter Wiener Männergeiangsverein in Melt. 
In Bird und Zhet te 

Ein ſeltenes Glück, um welches die größten Städte der Welt fi 
bewerben, wurde am vergangenen Sonntage jenem Orte zu Theil, an dem 
Oeſterreichs Wiege geftanden. 





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Das Programm enthielt eine Blüthenleſe aus den herrlidjiten 
Schöpfungen im Reiche der Töne. Man müßte wohl ein gewiegter Kenner 
jein, um die Ausdrücke zu finden, deren eine vollwerthige Schilderung der 
Eindrücke bedürfte. 

Dieſe Zartheit, diefe Fülle der Kraft im Gefange — fie ging zum 
Herzen, nahm es gefangen; das Feuer theilte fich mit und brachte das 
Blut in der feßten Ader in Wallung. Die Augen glänzten, blidten be= 
geiftert zue Schaar der Sänger empor und des Beifall war faſt 
fein Ende. | 

„sm Winter,“ Chor von Herrn Bereins-Chormeifter Ed. Kremfer, 
fand einen ftürmifchen Applaus und mußte, wie fo manches andere Xied, 
wiederholt werden. Da fühlte aus dem Geſange wohl Jeder das gewal- 
tige Naturfpiel heraus, wie der Schnee zur Lawine ſich ballt und brau- 
jend in die Tiefe niederjtürzt, um dem fiegreichen Frühling die Wege zu 
bahnen. 

Und gleichen nicht die Gedanken 
Dem ſpielenden Flockenheer? 
Ohnmächtig ſchweben und ſchwanken 
Im Sturm der Zeit ſie einher, 

Und ob auch die Thoren frohlocken, 
Sie müſſen im Winter verweh'n, 
Sie ſuchen ſich doch wie die Flocken 
Die Tiefen und höchſten Höh'n; 
Und hält ſie der Winter gefangen, 
Daß ihre Lawine nicht fällt, 

Ihr Frühling kommt dennoch gegangen, 
Und donnernd befrei'n ſie die Welt.“ 


Die Erinnerung an jene großen Gedanken, welche mit ihrer Macht 
eingreifen in den Gang des Völkerlebens, liegt viel zu nahe, als daß man 
ſich ihrer entſchlagen könnte. 

Herr Chormeiſter Fr. Drdla leiſtete auf der Violine wohl das 
Menſchenmöglichſte. 

„Leiſ' kniſternd ſtrömt Feuer um Zaiten und Hand, 
„zer Deini von Steier iſt wieder im Land“!“ 

Tie bekannte Liederfängerin Frau Ulrich-Linde erntete in reichlicher 
Meile den wohlverdienten Beifall. Tas heitere Lied „der Käfer und die 
Blume” wurde mit jo viel Humor vorgetragen, daß es felbjt den „Älteften“ 
alten Käfer mit dem Tragikomiſchem jeiner „ewigen Jugend“ ausjöhnen 
mußte, Jo daß er nicht „vor Aerger ſtumm blieb“, fondern dem allge 
meinen Beifalle fid) anfchloß. Nad) dem Goncerte, welches für die begeifterten 


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Zubörer viel zu früh fein Ende fand, wurden die Herren des Micner 
Männergejangvereined® in den Pavillon des Stiftsgartens geladen, um 
ſich bei gemüthlicher Unterhaltung von den Anstrengungen des Tages zu 
erholen. 

Erwieſen fih aud), wie vorauszujehen war, die Räumlichkeiten als 
viel zu flein, fo machten fi) doch, Da ja der gute Wille von Seite des 
Stiftes erfichtlid war, Heiterkeit und Frohſinn alsbald geltend. 

Hier Hatte ein „wilder Geſangsverein“ fein Yager aufgefchlagen und 
ſandte feine munteren Lieder der jcheidenden Sonne nad); in einem anderen 
Winkel Hatte regelrechte Kneipe ihr Quartier gefunden und ihre Yieder 
plauderten fo gemüthlich von alter Vurjchenberrlichtett, daß fie manches 
ſtrenge Schulmeiſterherz erwärniten. 

Der Herr Profeſſor lieſt heut’ fein Collegium, 

D'rum iſt es beſſer, wir trinken eins 'rum. 

„D'rum laßt uns luſtig ſein! Wirth roll das Faß herein, 
Mädel (mar abweſend) ſchenk' cin, ſchent' ein, Heut' int heut'!“ 

Hatte beim Feſtmahle ein Redner die rühmliche Eigenſchaft des 
Vereines erwähnt, daß er das Gold der Kehle umzumünzen verſtünde in 
Gold für. die Armen, jo meinte unn Herr Chormeiſter Kremſer, daß es 
der Verein auch verſtände, das Gold der Kehle umzumünzen in das Gold 
der Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme, welche er im Stiite geiunden, 
weshalb der Verein den Mitgliedern Des Stiftes ein Extraconcert bieten 
wolle. Die begeiſterte Aufnahme desſelben brauche ich wohl nicht mehr 
zu ſchildern. — Viel zu früh kam die Stunde des Abſchiedes. 

„Abſchied hat der Tag genommen, 
Und die ſtille Nacht zieht ein: 
Zwielichts dichte Trauerichleier 
Testen ſchon den duitigen Hain. 
Nach der Heimal ziehen Alle —.“ 

Es jet nur noch erwähnt, daß der Bauſtein, Den der Wiener Männer 
geſangverein dem Melker Blindenheim „erſungen“, ein anſehnliches Ge 
wicht Hat. Vielleicht iſt uns Die Freude gegonut, wenn einſt das Blinden 
heim errichtet ſein wird, den löblichen Verein in unſeren Mauern wieder 
zu begrüßen, daß daun much den Armen, welche, da ihnen die Schönheit 
der Welt ein verſchloſſeues Buch iſt. umſo mehr im Neiche der Töne 
ſich erfreuen, gegönnt ſei, Der entzückenden Melodien zu lauſchen und jo 
ein Lichiſtrahl der Freude ſich ſenke im Die traurige Nacht ihres Lebens. 

Die „Niederöſterreichiſche Preſſe“s vom I. Juni 1815 berichtet: 

Wohlthätigkeitsconcert des Wiener Männergeſangvereines in 
Mell. „Muß alles denn vergeben, Der Tag, er war ſchön“, Heißt es 


23 


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in irgend einem Liede, und gewiß Fünnen wir alle dasjelbe jagen, wenn 
wir auf den letzten Sonntag zurücbliden. Was man vor Monaten kaum 
zu denfen, vor Wochen nod) kaum zu glauben wagte, ift zuc Wahrheit 
geworden, der erjte Verein der Welt, der Leitjtern des deutfchen Männer: 
gefanges, der Wiener Männer-Sefangverein war da in unſeren Mauern, 
die Minneſänger von heute hier an der Stätte der Babenberger, an der 
Stätte des alten Minneſanges. Feſthaltend an den alten Traditionen, 
nicht nur das deal der Kunſt zu pflegen, ſondern auch diejelbe jederzeit 
und gerne dem Dienfte der Näcjitenliebe zu weihen, hat der Verein über 
Einladung eines Comites zur Errichtung eines Blindenheims auf das Herz: 
lichſte und Bereitwilligite jene Zufage gegeben. Da gab es num ein eifrig‘, 
rüftig Schmüden, um unfer liebes Melt herauszuputzen, damit es ſich 
würdig zeige der hohen Auszeichnung, die ihm durch den Bejud) des 
Vereines zu Theil wurde. 

Mit einem Sonder Eilzuge trafen die Wiener Gäſte um 8 Uhr 
41 Minuten Vormittags hier ein. Auf dem Bahnhofe wurden diejelben 
von dem Bürgermeijter Herrn Bilchiiger, dem Obmann des Blinden 
heim Comitoess, Herm Franz X. Linde, ſowie vom VBorftand-Stellvertreter 
des corporativ mit Sahne ausgerücten Singvereines, Herm Dr. Tobiſch 
auf das Herzlichjte begrüßt, worauf Herr Ullreid), Schriftführer des Wiener 
Männer -Gefangvereines in herzlichen Worten erwiderte, als das Banner 
des Vereines mit einem prächtigen Yorbeerfranz aus zarter Dameuhand 
gefchmüct wurde und das Vereinsmotto „Treu und Deutich in Lied und 
That” in mächtigen Accorden ertönte. 

Nachdem der schöne Wahlſpruch verflungen und die Sänger mit 
Sträußchen aus den Händen lieblicher Mädchen bedacht worden waren, 
ging es in fröhlichen Zuge unter den Mlängen der ausgezeichneten Waid 
hofener Stadtcapelle durch den mit ‚ahnen, Reiſig und Singfprüchen reich 
decorirten Markt zum Stifte. Hier angelangt wurden die Sänger vom 
hochw. Herru ‘Prior P. Georg Safelberger im Namen des abivejenden 
Herren Prälaten auf das Serzlichite empfangen und eingeladen, das Stift 
zu beſichtigen. Vom Ztifte zurückgekehrt, unternahmen die Sänger eine 
Waſſerfahrt auf dem reichberlaggten Zeparatdampfer „Fiſchamend“ in die 
Wachau Dis Aggobach. War auch die Witterung nicht ganz geeignet zu 
einem ſolchen Ausflug, To beeinträchtigte diefelbe die fröhliche Stimmung 
nicht im geriugſten. Im Feſtſaale des Zingdereines fand um Halb 2 Uhr 
das gemeinſame Mittagmahl Ttatt, bei welchem die Waidhofener Muſik 
capelle unter Yeitung ihres äußerſt tüchtigen Gapellmeifters Herrn Kliment 
die Taſelmuſik beforgte und liebreizende Mädchen des gemifchten Chores 


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die Speilen auftrugen und den Trunk eredenzten. Nicht unerwähnt Toll 
bier der von einem alten Melker, Herr Fried. Aug. Nienaft in Salzburg 
verfaßte und den Wiener Gäſten gewidmete Sängergruß bleiben, der von 
denfelben auf das Freudigſte begrüßt wurde. Derjelbe lautet: 


Set gegrüßt mit Herz und Munde 
Wack'rer deuticher Sängerbund, 
Allſeits gibt in weiter Runde 
Sich für Euch Bewund'rung kund. 
Alles wißt Ihr zu begeiſtern, 
Wo Ihr ſingt in Land und Stadt: 
Ein Verein ſeid Ihr von Meiſtern, 
Frei und treu in Lied und That. 
Sieggewohnt ſind Eure Waifen 
Deutſcher Lieder Melodei! 
Wo es Edles gibt zu Ichaffen, 
Seid Ihr allzeit gern dabei. 
Eines guten Werkes Frommen 
Habt Ihr Eure Kunſt geweiht: 
Tauſend Tauf, daß Ihr gekommen, 
Sangesfroh und hilfbereit 
Frendig grüßen wir Dich alle, 
Wack'rer denticher Sängerbund, 
Daß es Euch bei uns arfalle, 
Wünſchen wir aus Herzensgrund. 
Hoch! Ihr Männer treu und bieder, 
Vielberühmt in Stadt und Land: 
Hoch leb' Wien, die Stadt der Lieder 
An Der Touau ſtolzem Strand! 

Den erſten Toaſt brachte Herr Franz X. Linde aui Ze. Maieſtät 
den Kaiſer, welcher mit Begeiſterung auigenommen wurde, während in 
mächtigen Klängen die Volkshymne ſtehend geſungen wurde. Herr Dr. 
Tobiſch als Vorſtand Stellvertreter Des Melter Singvpereines pries in 
wunderbar begeiſterten Worten den Wiener Verein. Herr Reichsraths 
abgeordneter Neuber toaſtirte auf den Melker Singverein. Schriftiührer 
Ullreich auf Melk, deſſen Bewohner, das Siiſt und ſeinen hochherzigen 
Vorſtand Herrn Abt Karl. Herr Proieſſor P. Theodor Jungwirih verlas 
ein mit Begeiſterung auigenommenes Telegramm ven dem zur Eur in 
Teplitz weilenden Herrn Abe. Großer Jubel iolgte dieſer ſympathiſchen 
Kundgebung, md über Antrag des Herrn Zertionsratbes Dr. Beneſch, 
eines einſtigen Melker Studenten, wurde beſchloſſen, dem hochw. Deren 
Prälaten ein Begrüßungstelegramm nach Teplitz zu überſenden. Mit 
einem ſehr launigen Gedichte auf die Melker Frauen und Mädchen, 

23° 


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gebracht von Herrn Schier, fchlofjen die Toaſte. Mittlerweile nahte Die 
vierte Nachmittagsftunde, der Anfang des Concertes des Wiener Männer- 
gefangvereines. in höchſt elegantes und gewähltes Publicum füllte den 
prächtigen Raum des großen Marmorſaales. Es war ein Hochgenuß, 
die Wiener unter Meilter Kremjers Leitung fingen zu hören. Es famen 
Chöre von Schubert, Schumann, Mendelsjohn, Herbeck, Weinzierl, Kremſer, 
Engelöberg, Nepler und Veit zum Vortrag. Mit Bewunderung und 
Begeijterung laujchte das Publicum den Meifterfängern von Wien, und 
wenn ein Chor geendet, dann wollte wohl der Beifall fein Ende nehmen. 
Die Paufen wurden ausgefüllt durch meilterhafte Wiolinvorträge des 
trefflichen Concertmeiſters Herrn Drdla und durch mit fünftlerifcher Voll⸗ 
endung und Innigkeit gebrachte Lieder der gefeierten Sängerin rau 
Ullrich-Linde. Reichen, wohlverdienten Beifall ernteten diefe beiden 
Künftler. Nach dem Goncerte, welches um halb 6 Uhr endete, war über 
Einladung des Herrn Abtes gefellige Zufammenkunft der Wiener Gäjte 
im herrlichen Stiftsgarten, wo Erfrifchungen verabreicht wurden und 
die Herren des Stiftes in liebenswürdigfter Weiſe die Honneurs madıten. 
Noch einige herrliche Chöre wurden gefungen und aufbrechen hieß es, denn 
es nahte die Zeit der Abfahrt. Nach herzlichen Abſchiedsworten des hochw. 
Herrn Priors und der Herren Ullreich und Kremſer 309 die fröhliche 
Sängerfihaar unter Mufifflängen nad) dem Bahnhofe. Hier gab es nod) 
ein herzliches Abjchiednehmen, während der Separatzug in die Station 
einfuhr; ein kräftiges „Wirt Gott”, ein drittes Läuten, und unter den 
Klängen der Muſik und Hüteſchwenken und lauten Zurufen entführte uns 
der Zug die lieben Säfte. Den Schluß diejes fchönen Tages bildete eine 
gefellige Zuſammenkunft in den VBereinsjaale, bei welcher die Waidhofener 
Muſik noch einige hübjche und mufterhaft exrereirte Stücke zur Aufführung 
brachte, und uns Frau Ullrich Yinde in befammter Liebendwürdigfeit mit 
einigen Yiedern und Couplets, künſtleriſch gebracht, erfreute. 

Zu endete Dieter ſchöne Feſttag, der in der Chronik von Melt 
unvergeßlich daſtehen wird. Die Herren des Wiener Männergeſangver— 
eines aber mögen nebſt unſerem innigſten Dank das erhebende Bewußtſein 
mit in ihre Heimat genommen haben, die Lorbeeren ihrer humanen Werke 
durch ein neues, glänzendes Blatt bereichert zu haben. Jenen Mann aber, 
durch deſſen Initiative es gelungen iſt, den Wiener Männergeſangverein 
für dieſe humanitäre Unternehmung zu gewinnen, und der keine Opfer 
und Mühe ſcheute, dieſes Werk in ſo glänzender Weiſe in Scene zu 
ſetzen, Herrn Franz X. Linde und ebenſo dem hochw. Stifte, weiches 
in liebenswürdigſter und zuvorkommenſter Weiſe dieſes Unternehmen 





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von ſämmtlichen Anweſenden ſtehend mitgeſungen wurde. Nun ſprach 
Dr. Tobiſch Namens des Melker Singvereines mit Feuer und Schwung 
einen marfigen, formvollendeten Toaſt auf den Wiener Mänmergelang- 
verein, welcher jtürmiichen Beifall erweckte. Den Glanzpunft aller bildete 
Die des hochwürdigen, greifen Profeſſors Jungwirth, weldyer in Ber: 
tretung des abweſenden Prälaten die Wiener willkommen hieß. Sein 
Toaft war ein Meiſterſtück geiltvoller Redekunſt, und ala er ein Begrüßungs— 
telegramm des Abtes Karl zur Verleſung brachte, welches mit den Worten 
begann: „Hente iſt heut'!“, da wollte der Jubel fein Ende nehmen. 

Ueber Antrag des Dr. Beneſch wurde das Telegramm des Prälaten 
ſofort auf das Ehrfurchtsvollite emvidert. Bon den Wienern toajtirten 
Neuber auf den Melker Singverein, Ullreich auf Stift und Markt Melt, 
Dr. Beneſch auf Abt Narl und Schier auf die Damen Melks. Während 
des Tiners fam ein ſtimmungsvoller, poetiſcher Feſtgruß von Friedrich 
Auguſt Kienaft zur Bertheilung. Eine ſinnige Aufmerkſamkeit war es 
auch, da der Saal mit den Bildern Olſchbauer's und Kremſer's 
geſchmückt war. 

Das um 4 Uhr im großen Marmorjaale des Stiftes zu Gunſten 
eines in Melk zu errichtenden Blindenheims Itattgehabte Concert war, troß 
der hohen reife, total ausverkauft und brachte dem Vereine und feinem 
genialen Chormeiſter, Herrn Kremſer reiche Ehren. Der Verein fang 
die Perlen feines Nepertoires und mußte drei Chöre wiederholen. Als 
Zwiſchennummern ſpielte der Concertmeiſter Herr Kranz Drdla das 
Adagio von Vieunxtemps und Popper's „Elfentanz“ mit warmem Tone 
und bravouröſer Technik und Fand ebenſo wie Frau Marie Ullrich Linde 
für ihre geſchmackvollen Liedervorträge reichen Beifall. Nach Schluß des 
Concertes zeigte der hochwürdige Herr Prior den Sängern den größten 
Schatz der Melker, das mehr als S00 Jahre alte „Melker Kreuz“ mit 
einem Splitter von dem Kreuze Chriſtus, und dann folgten Die Wiener 
einer Trenmdlichen Entladung des Stiftes md begaben ſich in den mit 
alten Fresken reich. geſchmückten Garten Pavillon, wo ihrer eine opulente 
Jaunſe wartete. Zum Tanfe dafür fangen die Wiener nach einer launigen 
Anſprache Kremſer's den hochwürdigen Herren zu Ehren das „Kirchlein“, 
„Frühlingslandſchaft“ und Das „Oberöſterreichiſche Volkslied“ von Kremſer, 
worauf mit ſchwerem Herzen von dieſem reizenden let Erde Abfchied 
genommen und unter Muſikbegleitung zum Bahnhofe marſchirt wurde, 
wo ganz Melt verſammelt war. Linde ſprach noch herzliche Worte des 
Dankes, Ullreich desgleichen, und mer Tücherſchwenken und Hochrufen 
jepte ſich um "9 Uhr der Seperatzug in Bewegung. Punkt 1/11 Uhr 


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waren die Sänger wieder in Wien, um eine jchöne Erinnerung reicher 
und einen veizend verlebten Tag ärmer. 
Sch . . r 


Der „Bote von der Ybbs“ vom 8. Juni 1895 ſchreibt: 

Melt, 30. Mai 1895. Einer Einladung des hier zur Errichtung 
eines Blindenheims beitehenden Gomitcs folgend, dem der Gemeinderath 
und Apotheker Herr Franz Kader Linde präfidirt, fand Sich in Melk am 
vorfeßten Sonntag der Wiener Männergefangverein mit einem Sonderzuge 
ein, um zu gedachtem wohlthätigen Zwecke ein Concert zu geben. Schon 
der Empfang am Bahnhof war ein außerordentlich feftlicher. Herr Bürger: 
meifter Piſchinger, Herr Gemeinderat Linde und der mit der Yyahne 
vollzählig ausgerückte Melker Singverein. Durch den Vorjtandftellvertreter 
Herrn Dr. Tobiſch begrüßten fir die Wiener Sänger, welche in der ftatt- 
fihen Anzahl von 140 Mann erjchtenen waren, mit herzlichen Worten, 
der Singverein brachte ein „Grüß Gott”, md die Wiener antworteten 
darauf durch ihren derzeitigen Leiter Herrn Schriftführer Ullreich, endlich 
mit ihrem Wahlſpruche. Die reizende Tochter des Komite Präfes, Fräulein 
Helene Linde, ſchmückte das Vereinsbanner mit einem Lorbeerkranze; 
rauſchender Beifall dankte der ZSpenderin und ihrer Aumuth. Unter 
Borantritt der Waidhofener <tadtcapelle ging es ſodann durch den Fahnen: 
und reifiggefchmücten Markt in langem Zuge zum Stifte, das gleichfalls 
Feſtgewand trug. An der Prälatenſtiege bewillkommte Die Wiener eine 
herzliche Auſprache des hochw. Herrn Priors P. Georg Haſelberger, von 
ihnen mit einer Dankesrede des Wortführers und dem Wahlſpruche be— 
auwortet. Vom hochw. Seren Prior und dem Gaſtmeiſter Deren Dr. 
Berthold Hoffer, in die Bücherei vom Bibliothekar Herrn Dr. Rudolph 
Schachinger geleitet, beſichtigten die Säuger alle Seheuswürdigkeiten und 
Schätze des Hauſes. In der prächtigen Kirche wurde das „O sanetissima” 
augeſtimmt, das herrlich zu Gehör kam. Durch Den Kloſtergarten ging 
es abwärts zur Donau und amt dem Sonderdampfer „Fiſchamend“ durch 
die Wachau, deren Schönheiten allſeitige Bewunderung fanden, bis Aggs- 
bach, ſodann zurück nach Melt. Die Fahrt war gewürzt durch Mentif 
und Lied, vor Allem Durch echte Sängerfröhlichteit. Daran reihte ſich 
das Mahl in dem prächtigen Feſtſaale des Melker Siugvereines. Zwölf, 
dem Melker Singvpereine augehörige, reizende Mädchen, welche den 
Sängern ſchon am Bahnhofe einen Blumenwillkoönim geboten hatten, 
reichten den darob erfrenten Gäſten die Speiſen, welche, von ſo zarten 
Händen beſcheert, doppelt gut mundeten. Der erſte Trinkſpruch war eine 


-- 360 — 


Huldigung für den Meonarchen, von Herrn Franz &. Linde in warm em— 
pfundenen Worten gejprochen. Ihm folgte der Schreiber diefer Zeilen mit 
einer jehr beifällig aufgenommenen Rede anf den Wiener Männergejang- 
verein, der Herr Neichsrathsabgeordneter Neuber mit wirkungsvollen, die 
Harmonie feiernden Worten erwiderte. Der nächſte Trinfiprud) galt dem 
jegensvollen Wirken der Benedictiner im Stifte Melk, von Herren Schrift: 
führer Hofſecretär Ullreich erfolgreichht zur Geltung gebracht. Ihm ent: 
gegnete Herr Gymmafialprofeor P. Theodor Inngwirth in formvollendeter 
Weiſe und verlad zum Schluffe einen launig und Herzlich abgefaßten 
Drahtgruß des zur Cur im Teplig werlenden Abtes Alerander Karl. Rede 
nd Telegramm wurden mit größten Beifalle aufgenommen Auch ein 
dDichtreiches Willkommen eines ehemaligen Melkers, des Herrn Friedrich 
Anguſt Kienaſt Fehlte nicht, und ſei derjelbe hier nicht vorenthalten : 


Sei gegrüßt mit Herz und Munde 
Wack'rer deutſcher Zängerbund, 
Allſeits gibt in weiter Runde 

Sich für Euch Verwund'rung kund. 


Alles wißt Ihr zu begeiſtern, 

Wo Ihr ſingt in Land und Stadt: 
Ein Verein ſeid Ihr von Meijtern, 
Frei und treu in Lied und That. 


Sieggewohnt ſind Eure Waffen, 
Deutſcher Lieder Melodei: 

Wo es Edles gilt zu ſchaffen, 
Seid Ihr allzeit gern dabei. 


Eines guten Werkes Frommen 
Habt Ihr Eure Kunſt geweiht: 
Tauſend Tant, da Ihr gekommen, 
Sangesfroh und hilfsbereit. 


Freudig grüßen wir Dich Alle, 
Wack'rer deutſcher Sängerbund: 

Taß es Euch bei uns geialle, 
Wünſchen wir aus Herzensgrund. 
Hoch! Ihr Männer treu und bieder, 
Vielberühmt m Stadt und Land! 
Hoch leb' Wien, die Stadt der Lieder, 
An der Tonau ſtolzem Strand! 


Die Waidhofener Ztadteapelle nuter Leitung ihres Dirigenten Herrn 
Kliment beſorgte Die Tafelmuſik zu allgemeinſter Anerkennung und erntete 


— 361 -— 


hiefür wieberhoften, reichlichen und wohlverdienten Beifall. Das um 
4 Uhr im Marmorſaale des Stiftes begonnene Concert bot jo Ausge— 
zichneted und Auserwähltes, wie es eben nur der Wiener Mäunergeſang— 
verein bieten fanıı. Die Sänger wurden bejubelt, und ihr ausgezeichneter 
Shormeilter, Herr Ednard Kremjer, mußte oftmals dein Verlangen nad) 
Wiederholung ftatt geben. Eine vom Stifte Melk jodanı im Garten- 
pavillon gegebene Jauſe lohnte für die Kraftauſtrengung der Gäjte, 
und veranlaßte Die frohe Sängerluft zu jchönen Improviſationen. Das 
Scheiden kam nur zu bald, und ſchwer genug fiel es den Wienern und 
und. Auf dem Bahnhofe taufchten wir noch Lieder, Grüße und Um: 
armungen. Mit der frohen Hoffnung des Wiederſehens trenuten ſich 
unjere lieben Säfte. Laet not least jeien aud) jene Künstler erwähnt, 
weldye daS Concert mit ihren Vorträgen verjchönten und dafür reichlichiten, 
verdienten Beifall einheimften. Frau Marie Ullrich Linde, die immer 
treffliche und entzücende Sängerin, und Herr Franz Drdla, ein Meifter 
der Geige. Das größte Verdienft an dem ZInſtandekommen des Feftes 
gebührt unftreitig Heren Franz X. Linde, dem Melk ſchon jo viel verdanft. 
Er bat die dee, deu Wiener Männergefangveren für den wohltbätigen 
Zwed zu gewinnen und nad) Melk zu laden, nicht unr gefaßt, Tondern 
auch auf das Glücklichſte zur Ausführung gebracht. Herr Franz X. Liuͤde 
verdient hiefür die wärmſte Auerkennung nicht nur aller Melker, ſondern 
aller Menſcheufreunde, welche die Förderung eines ſo wohlthätigen Werkes 
immer auf das Dankbarſte begrüßen werden. Ein Erträgnis von mehr 
als 800 fl. Lohnt ſeine Mühe und Die Mint der Sänger. 1. t. 


Am Deontag den 8. Juni unternahmen die größeren Schülerinnen 
der Mädchen-Volksſchnle in Wien, Gumpendorferftraße 42, unter Der 
Führung der bekannten Schulleiterin Marie Schwarz und der Lehrerinnen 
Frau Adermanı, srl. Bartuſch, v. Czerik, Höfer, Kriſchek, Reka Schedl 
und Seidl einen Schulausflug nach Melk. Genannte Damen wurden am 
Bahnhofe von Herrn Gemeinderath Ludwig Prinz und vom Ortsſchul 
aufſeher Joſef Niederreiter und dem Club Wachau empfangen und ſofort 
in das Stift geführt und dortſelbſt alles Sehenswerthe beſichtigt. Mit 
den Dampfboote wurde in fröhlicher Stimmung die Rückreiſe nach Wien 
angetreten. 

Die wetterherrlichen Feiertage des letzten Juni und 1. Juli Peter 
uud Paul) brachten den ſchon mit Freude erwarteten Beſuch des Deutſchen 
Volksgeſangvereines, welcher am Peter und Panl Tage hier einen Lieder— 


1846 


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abend veranftaltete. Mit wirflichem Entzüden laufchte eine zahlreiche 
Zuhörerichaft und fpendete vielen und reichen Beifall. 


Anfang des Monates August fand die erfte Commiſſiousſitzuug be- 
züglich Beltimmung des Banplages für die nen zu erbanende E. E Bezirks 
hauptmannſchaft Statt, und am 22. September wurde der jogenannte Stifts- 
holzplap als Bauplag am zweckmäßigſten gefunden, der Beichluß gefaßt, 
denjelben ſofort anzukaufen und zu diefem Behufe und zum weiteren Baue 
ein Darleihen von 65.000 fl. Tofort aufzunehmen, und am 1. Rovenber 
1895 fand die feierliche Grundſteinlegung des Gebändes der k. k. Bezirfe- 
hauptmannſchaft Statt, wober die Feſtrede F. X. Linde hielt und Der 
Melker Siugverein den Chor „Für's Vaterland“ von Kriſtinus zum Vor— 
trage brachte. 


Tfficiell wurde die Nachricht der Errichtung einer k. k. Bezirfs- 
bauptmannjchaft in Melk erſt fpäter bekaunt gegeben, und zwar wurde 
in der Ausſchußſitzung vom 21. December em Schreiben der hoben E £ 
n. ö. Statthalterei zur Vorleſung gebracht, welches, zugetheilt durch Die 
f. £ Bezirkshauptmanuſchaft St. Pölten, unter der Zahl 216 mittheilt, 
daß Se. kaiſ. fünigl. und apoſtol. Majeſtät mit allerhöchtter Entſchließung 
vom 28. September die Errichtung einer k. k. Bezirkshauptmanuſchaft in 
Melk zu bewilligen geruht habe. 


In demſelben Erlaſſe wurde auch der Gemeinde Melk bezüglich des 
großen Entgegenkommens in dieſer Angelegenheit der Dank Sr. Excellenz 
des Herrn Ztatthalters von Nieder Oeſterreich, Grafen Kielmansegg, 
ansgelprochen. 


Am 1. Mai 1896 wurde von Herrn Franz Wedl eine Buchdruckerei 
in Melk errichtet, welche, mit allen Maſchinen der Neuzeit verjehen, voll- 
fommen auf der Höhe der Zeit ſteht und allen Anforderungen gerecht 
werden fat. 


Im Frühling md Sommer des Jahres 1896 wurden nach früher 
vorgenommer Pilotirung die Arbeiten für die nen zu errichtende k. k. Be- 
zirkshanptmannſchaft derart eifrig fortgeſetzt, daß nach vollftändiger 
Fertigſtellunng und nachdem alle Vorbereitnugen für die feierliche Eröff 
nung getroffen worden waren, der Tag für dieſe Eröffunng anf den 
>]. September 18096 feſtgeſetzt wurde. 

Die Feierlichkeit ſand auch an dem feſtgeſetzten Tage ſtatt, und 
erbringen wir über Die Vorkommniſſe dieſes für Melt geradezu ereignis 
reichen Tages einige Berichte aus verschiedenen Tageszeitungen. 


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Die „Defterreichifche Bolts-Zeitung” vom 22. September 1896 ſchreibt: 
Die neue VBezirtshanptmaunichaft Meit. 
Melk, 21. September. 

Der reizeude Marktfleden Melt in Nieder Oeſterreich it mit dem 
heutigen Tage Sig einer Bezirkshauptmannichaft geworden. Die Opfer— 
willigfeit der Bevölferung und der hochwürdigen Herren des berühmten 
Benedictiner-Stiftes, das Entgegeufommen der Negierung, welche dieſe 
altehrwwürdige Stätte der Cultur nicht länger umberückjichtigt laſſen kounte, 
all dieſe Kactoren haben dazu beigetragen, daß der langeriehnte Wunſch 
der Meiter, welche bisher zum politiichen Bezirk St. Pölten gehörten, 
nah einer eigenen Bezirkshauptmannſchaft endlich in Erfüllung ging. Der 
Sitz der neuen Behörde ift ein von den Bürgern erbantes, ſtattliches 
Gebäude, welches Heute in feierlicher Weiſe eröffnet wurde. 

Um halb 10 Uhr Vormittags langte mitteilt Separatzuges von 
Wien Miniiterpräfident Grat Badeni, Ztatthalter Graf Nielmanseng, 
Hofrat Kapf von der Finanz Yandesdirection, Ztattbaltereiratd Wagner 
md eine Anzahl Beanter in Melk au. In St. Pölten, wo der Zug 
anbielt, hatte fi) unter Führung des Sectiousrathes Freiherrn v. Konrad die 
gefammte Beamtenfchaft zur Begrüßung des Miniſterpräſidenten eingefunden. 

Der Empfang am Melker Bahnhofe geſtaltete ſich ungemein feierlich. 
Es waren erſchienen: Abt Alexander Karl und die Ztiftsgeiitlichkeit, Der 
Gemeinde⸗Ausſchuß unter Führnug des Bürgermeiſters Joſef Piſchinger 
und des erſten Gemeinderathes Frauz Xav. Linde, der Abgeordieie von 
St Pölten Dr. ODfner, der Bezirklscommiſiär von Scheibbs Dr. Ritſchel, 
der Bezirkscommiſſär von Amſtetten Dr. Yederer, Yandesgerichtsrath Schade, 
Unterfuchungsrichter Fiſcher, Bürgermeiſter Neuwirth ans Ybbs, Bürger 
meiſter Schott aus Blindenmarft, Bürgermeiſter Wiletal ans Mank, Die 
Bertreter der Sparecaſſe, Stationsvorſtaud Koß, Bezirksfeldwebel Hlat, 
Gendarnieriecommandant Steidel und ſchließlich eine Ehrencompagnie der 
Veteranen mit Muſikcapelle. 

Der Ort war prächtig decoriri. Es gab ten Haus ohne ‚glaggen- 
Ihmud. Hod) oben vom Webände des Stiftes flatterten unzählige Fahnen. 
In der Hanpiſtraße ward eine Triumphpforte errichtet mit der Inſchrift: 
„Eintracht macht ſtark“. 

Der Miniſterpräſident juhr ſofort in das Amtshaus dev neuerrichteten 
Bezirkshauptmannſchaſt. Im Weſtibule waren weiß gekleidete Mädchen 
aufgeſtellt, welche Die Feſtgäſte mit Blumen bewarfen. Im großen Saale 
hatten ſich der neue Bezirkshauptmann Grat Caſſis, Die Beamten der in 
Melt ſtationirten Aemter, ſowie die Landbürgermeiſter verſammelt. 


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Nach erfolgter Begrüßung durch den Bürgermeifter Piſchinger feierte 
Gemeinderath Linde die Bedeutung der Vollendung des Amtshauſes und 
der Activirung einer nenen politischen Bezirtsbehörde in Melt, er dankte 
der Regierung im Namen der Ortöbevölferung und erflehte den Segen 
des Himmels für das neue Amt. Redner ſchloß mit einem  begeifterten 
Hoch auf den Kaiſer. Die St. Pöltener Stadtcapelle, welche im Hofe 
Aufſtellung genommen Hatte, intonirte die Volkshymne, die Verſammlung 
brachte Hochrufe auf den Monarchen aus. 

Ein veizendes, weiß gekleidetes Mädchen Namens Leopoldine 
Weninger überreichte nun dem Statthalter den Schlüſſel des Amtshauſes. 
Graf Kielmansegg nahm den Schlüſſel als Symbol der Amtsgewalt ent: 
gegen und hielt folgende Anſprache: 

„Bei der Vereinigung der Vororte mit Wien im Jahre 1890 
hörten die Bezirkshauptmannſchaften Sechshaus und Hernals zu beſtehen 
anf, und es ſank damit die Zahl der n. ö. Bezirkshauptmanuſchaften von 
19 auf 17. Das Miniſterium des Junern erklärte damals, daß dieſe 
zwei eingegangenen Bezirkshauptmaunſchaften bei entſprechender Neuab— 
grenzung der politiſchen Bezirke des Landes an anderen Orten wieder in 
19 politiſche Bezirke abgetheilt werden könnte. Dabei kamen aber beide 
Behörden nicht über die Thatſache hinweg, daß Niederöſterreich ſchon bei 
der Errichtung der Bezirkshauptmannſchaften im Jahre 1867 ungünſtiger 
behandelt worden it, als die meijten anderen Länder, in denen der Regel 
nach drei Gerichtsbezirke zu einem pofitiichen Bezirke vereinigt worden 
waren, während im Niederöfterreich Bezirkshauptmannſchaften von vier, 
fünf und ſechs Gerichtsbezirfen gejchaffen worden waren. 

Der Inwachs au Bevölkerung und an Gefchäften ließen diefe Ver: 
hältniſſe unhaltbar erjcheinen. Die Gemeinden verlangen einen engen 
Contact mit ihrem politiſchen Amte, und die Bevölkerung will zu dem: 
jetben nicht einen gar zu weiten Weg haben. Sollte es aud) in Nieder: 
öſterreich zur Negel werden, daß nicht mehr als drei Geridhtöbezirfe zu 
einem politischen Bezirke gebören, jo wäre die Zahl von 17 auf 23 
zu erhöhen. Tiefen von der Statthalteret und der Finanz Landesdirection 
gemenmam ausgearbeiteten Plan einer neuen Xandeseintheitung billigten 
die Miniſterien, und es iſt mir vergönnt, die Inauguration der erjten 
dieſer nenen ſechs Bezirkshauptmannſchaften hier in Melk, auf einer alt 
ehrwürdigen Stätte der Kultur, in ſo feierlicher Weiſe ſich vollziehen zu 
ſehen. Die hier beginnende Neueintheilung des Laudes, ſchon an ſich 
werthvoll und bedeutſam, erhält eine ganz beſondere Weihe durch die An— 
wejenheit Des Herrn Miniſterpräſidenten und Leiters des Miniſteriums 


— 365 -- 


des Innern. ch glaube im Sinne aller Anweſenden zu fprechen, wenn 
ich dem Herrn Minifterpräfidenten für das Erſcheinen und das damit 
dem ganzen Lande Niederöfterreich bewieſene Intereſſe und ſpeciell Melt 
and Dem neuen Bezirke entgegengebradjte Wohhwollen den allerwärmſten 
Dank ausſpreche.“ 

Der Statthalter betonte weiter das beſonders verſtändnisvolle Ent: 
gegenfommen, das die Staatsverwaltung in Bezug auf dieſen Bau feiteng 
der Gemeinde und der Sparcajje gefunden Hat, gedachte der fürderuden 
Mitwirkung des Stiftes Melk und des Herrn Abtes Mlerander Karl und 
ſprach allen diefen Factoren, ſowie den wackeren Bangewerbsfenten, welche 
daB Haus erbaut Hatten, den Dank aus. 

Der Statthalter fuhr dann fort: „Wir politifchen Beamte haben 
und immer als Vertreter der Staats: und öffentlichen Intereſſen, als 
Anmälte des öffentlichen Wohles zu betrachten; gleichjam wie ein guter 
Familienvater fol der Beamte in feinem Kreiſe wirken. And jo möge 
auh vom neuen Amte der Sinn fir Neligiojität und Patriotismus, 
Sittlichkeit und gefeglihe Ordnung ſich verbreiten und beteitigen. Möge 
das neue Amt ein Hort ftrenger Gerechtigkeit, des wohlwollenden Rathes 
und der liebevollen Förderung der Intereſſen der Bewohner ſein.“ 

Graf Kielmansegg begrüßte ſchließlich die erichienenen Bürgermeiſter 
des neuen politischen Bezirkes und übergab die Schlüſſel des Amtshauſes 
dem defignirten Leiter der Bezirkshanptmanuſchaft Meet, Statthalterei— 
feeretär Grafen Sigismund Caſſis. Der neue Bezirkshauptmann gelobte, 
gewiſſenhaft im Sinne jeines kaiſerlichen Seren und der Regierung feines 
Amtes zu walten. 

Der Minifterpräfivent hielt unn längere Zeit Gere. Es wurden 
ihm vorgeftellt: der Obmann des Bancomités Branereibefiger Ludwig 
Brinzl, Banführer Mlanrermeiiter Frauz Berg, dan Folgende Yandbürger 
meilter: Franz Paredichneider (Magsbachı, Ignaz Sterkt (Anzendorf, 
Anton Führer (Brunn), Yeopold Tierenbacher Erlauf,, Anton Ekhart 
(Gansbach), Johann Rauſcher ıWderolding), Leopold Zkeilinger (Kicking, 
Joſef Hölzl (Krummnußbaum), Friedrich Konetſchuy ıYoosdert, Joſei 
Koch (Matzleinsdorf, Franz Kronnenberger (Mauer), Joſef Schmid Orn 
ding), Johann Spannagl Pöchlarn), Ferdinand Bugl ı Schellach, Anton 
Felluer (Schönbichel,, Joſef Hubmann Schrattenbruckt, Anton Fuchs 
(Spielberg), Franz Erber (gJelkingi, Iqgnaz Hofſſchweiger Ritzengrub', 
Wilhelm Wiletal (Manfı, Karl Nenwirth Ybbs, Franz Schott ı Blinden 
markt), Joſef Zuſer Hürm), Franz Napeller Hainberge, Auton Kanfmann 


(Rainberg). 


— 366 — 


Ter Minister und der Statthalter befichtigten hierauf das zweiſtöckige 
Gebände in allen jeinen Räumlichkeiten. Nach Schuß des Rundganges 
begaben te ſich wieder in den Feſtſaal. 

Statthalter Graf Kielmansegg jagte, daß er über die Verdienfte 
der Gemeinde Melk auch vor den Stufen des Thrones Bericht erftattet 
habe. Der Naifer habe in Anerkennung diefer Verdienſte dem Bürger: 
meister Herru Piſchinger und dem Vicebürgermeilter Linde das goldene 
Verdienftfrenz mit der Krone verliehen. Ueberdies habe der Miniſter 
präfident schriftlich feine Anerkennung ausgejprochen: dem Bauführer 
Frauz Berg, dem Obmann des Baucomitès Ludwig Prinzl, der geſammten 
Gemeindevertretung und der Sparcaſſe. Der Statthalter überreichte den 
genannten Herren ſofort die verlichenen Auszeichnungen und Anerkennungs 
Schreiben. 

Miniterpräfident und Statthalter befichtigten noch die Volksſchule 
ud das Spareaſſegebände. In der Schule wurden Oberlehrer Franz 
Berger, Die Yehrerimmen Roſa Prinzt und Marie Funk vorgejtellt. Im 
seltfaale der Sparcajle wurde dem Meinifter von dem Melker Männer— 
gejangvereine, welcher einen Chor vortrug, eine Uvation dargebracht. Der 
Miniſter Iprach mit dem Obmann Dr. Tobiſch und mit den einzelnen 
Mitgliedern. 

Nun wurde die Fahrt in das Beuedictiner Stift angetreten. Prälat 
Alexander Narl, Prior Georg Hafelberger, Subprior Benno R. v. Panın: 
garten, Die hochwürdigen Herren Dr. Odilo Holzer, Ernſt Manhart, Benedict 
Hager, Dr. Rudolph Sechachinger machten die Honneurs und gaben wäh 
rend Des Rundganges die gewünſchten Aufklärungen. Der Miniſter 
präſident äußerte wiederholt ſeine Ueberraſchung über die ſeltene Seheus 
würdigkeit und über Die muſterhafte Anlage des Stiftes. Zum Schluſſe 
wurde das Conviet und Gymnaſinm beſucht, wo Director Pater H. Ulbrich 
den Führer machte. Der Miniſter ſprach in den Claſſen, wo gerade 
Unterricht ertheilt wurde, eine Anzahl von Schülern an. 

Im 1 Uhr fand zu Ehren des Miniſterpräſidenten im Feſtſaale des 
Stiftes ein Bankett ſtatt, welchem amd Die Vertreter und Beamten des 
Marktes Melk Deigezogen waren. Abt Karl ſprach in ſchwungvollen 
Worten einen Toaſt anf Dei Kaiſer. 

Miniſterpräſident Graf Badeni erwiderte: „Für den warme Will 
kommgruß, Den wir ſoeben vernommen, babe ich den Herrn Abte meinen 
Daut auszuſprechen. Was uns bier verſammelt, iſt Die Feier eines Einzel 
actes, nantlıch der Vervollſtändignug und Ausgeſtaltung in der Organi 
ſation der politiſchen Verwaliung Niederöſterreichs md Derjenige, der 


— 367 — 


und bei diefer Feier begrüßt und ihr gleichſam die Weihe gibt, ift ein 
Mitglied des geiftlichen Standes, ein Angehöriger eines Mönchsordeus. 

Der hochwürdige Here Abt hat aber ganz im Geifte des heiligen 
Beuedict, des Stifters des älteften Ordens der Chriftenheit, geiprochen, 
ganz im Sinne der Ordensregel, welche nicht etwa nur ſeeliſche Arbeit, 
geiſtliche Uebungen und erhebende Andachten, fordern vor Allen Beſchäf— 
tiguug und zwar eine ununterbrochene vorschreibt. 

Für die wahrhaft chriftliche Semeinjchaft, wie wir fie in diefem 
Orden conftatiren können, ift das ſprechendſte Sinnbild der Plug, der 
Pflug im eigentlichen und idealen Sinne, im Stine der geijtigen und 
materiellen Culturarbeit, im Sinne jener uralten Trdensregel, die nicht 
nur unnnterbrochene Thätigkeit erheiſcht, ſondern auch von einen erquickenden 
Hauche der Milde und Mäßigung durchweht iſt, im Sie jener Arbeit, 
die niemals zerſtört und entzweit, ſondern ſtets einigt und ſammelt. 

Deswegen darf id) im Namen der Staatsgewalt und ihrer Organe, 
denen in der nächſten Zukunft Die Sorge für die Wohlfahrt in dieſem 
Bezirke anvertraut fein wird, den Ruf Er. Hochwürden nad) Förderung 
der culturellen Beſtrebungen dieſes altberühmten Stiftes freudig beaut— 
worten, indem ic) bei dieſem Anlaſſe Die pofitifche Gemeinde mit dem 
geiftlichen Stifte im einem Trinkſpruche zufanmenfafie: „Die Gemeinde 
Melt, das Stift Melk und Se. Hochwürden der Herr Abt leben hoch.“ 

Abt Kart dankte in herzlichen Worten und ließ den Miniſter, dei 
Statthalter und die Säfte hoch leben. Die Tevife der Melker ſei ſtets: 
„Für Kaifer und Oeſterreich!“ 

Un 3 Uber wurde die Tafel aufgehoben, der Miniſter und Die 
anderen Wiener Honoratioren fuhren anf den Bahnhof, um mit dem 
bereitftchenden Separatzuge die Rückreiſe nach Wien anzutreten. 


Das „Illuſtrirte Wiener Extrablatt“ vom 22. September 1896. 
Die nene Bezirkshauptmannihait Melt. 

Melk, 21. Zeptember 18906. 
Melk, der Jo herrlich gelegene Marktflecken an der Tonau, zeigt 
mer mehr Anſätze, um vecht bald eine ſchmucke Stadt zu werden. Der 
Gemeinſinn der Bürger bringt Wunderwerke zu Stande, und ſeit den 
teten zehn Jahren bat der Freundliche Urt einen überall wahrnehmbaren 
Aufſchwung genommen. Anläßlich der geitrigen feierlichen Eröffnung des 
Amtsgebäudes der nen errichteten. k. k. Bezirkshanptmannſchaft in Melk, 
worüber wir ſchou telegraphiſch im Blatte berichteten, bat Se. Majeſtät 
der Kaiſer die Verdieuſte Des unermüdlich wirkenden Bürgermeiſters des 


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Ortes, Herrn Joſef Piſchinger, und des ebenfo raftlo8 tätigen eriten 
Gemeinderathes Apothefers Franz Xav. Linde dadurd) gewürdigt, daß er 
ihnen durd) Statthalter Grafen Kielmansegg das goldene Verdienſtkreuz 
überreichen ließ, welcher Act kaiſerlicher Huld im Orte freudige Aufregung 
hervorrief. 

Tie Melker Hatten heute einen großen Feſttag. Im reichſten 
Schmuce prangte der Marft, jedes Haus hatte Sala angelegt, bejonders 
ſchön präfentirten ſich das ehemalige Hotel Gruber, dejjen gegenmärtiger 
Beſitzer Herr Schmal ift, die Scyule, die Häufer des Bürgermeilters und 
des Apothefers Linde, des Cafetiers Joſef Schrammel, des Gafthofbefigers 
Miefendorfer ꝛc. Der Bahnhof war in eine Feithalle umgewandelt. Hier 
fand der erſte Empfang der officiellen Perſönlichkeiten ſtatt. Mit einem 
Separatzuge kamen ans Wien Miniſterpräſident Graf Badeni, Statthalter 
Graf Kielmansegg, Sectionschef Kapf, Hofrath Haniſch und Statthalterei— 
ſecretär Ritter v. Wagner. 

Zur Begrüßuug hatten ſich Abt Karl von Meik mit dem Gaſt— 
meilter des Stiftes Dr. Berthold Hoffer, die vollzählige Gemeindevertretung 
von Melk, die Bezirfshanptmänner Baron Conrad von St. Pölten und 
Baron Yederer von Amſtetten, Bezirkscommiſſär Ritſchl von Scheibbs, 
Bürgermeilter Dr. Ufner von St. Pölten, die Bürgermeilter der Land— 
gemeinden des politiſchen Bezirkes Melk, darımter Gaſtwirth Spanagl 
von Pöchlarn, Kaufmann Karl Neuwirth von Ybbs und Privatier Schott 
von Blindenmarckt, Landesgerichtsrath Schade und Gerichtsadjunct Fiſcher 
Colbrie, Hauptmann a. D. Nulle, Oberlieutenant a. D. Schmid, Bahn— 
inſpector Czaſtka, Stationsvorſtand Koß und Aſſiſtent Sellner, Bezirks 
feldwebel und Wendamerie-Wachtmeifter Steidl eingefunden. Alle Er 
jchienenen wurden dem Miniſterpräſidenten vorgeftellt. 

Die Geſellſchaft Fubr unmittelbar vom Bahnhofe im dag neue Amts: 
gebäude, zu welchem eine Triumphpforte führte. Der ſchmucke Bau ift unter 
Veitung Des Maurermeiſters Franz Berg in einem Jahre Terge: eilt 
und wird am 1. October die Amtsthätigkeit darin begimmen Da durch 
die Einverleibung der Vororte zu Wien die Bezirkshauptmannſchaflen 
Hernals und Sechshaus zu beſtehen aufgehört hatten, war die Neu⸗ 
eintheilung Miederöſterreichs in politiſche Bezirke nothwwendig geworden und 
es wurde ſeitens der Regiernug beſchloſſen, in dieſem Kronlande ſechs 
nene Bezirkshauptmannſchaften zu errichten, deren erſte den Sitz in Melk 
erhielt. 

In feſtlicher Weiſe jand die Uebergabe des Amtshauſes ſtatt. Sie 
begann mit einen dieimaligen Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer. Ein 





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Graf Kielmansegg, daß der Kaifer dem Bürgermeilter Bifchinger und dem 
eriten Gemeinderat Franz X. Linde in Melf das goldene Verdienſtkreuz 
mit der Strone verliehen habe und überreichte ihnen die Decorationen. 
Weiters wurden die Gemeindevertretung und die Sparcaffa Melt, fowie 
der Obmann des Baucomites, Gemeinderatd Ludwig Brinzl, und der 
Bauführer Maurermeilter Franz Berg durd) Anerfennungsdecrete des 
Minifterpräfidenten ausgezeichnet. Hierauf fuhr der Minifterpräfident ins 
Schulgebäude, wo die Schuljugend die Volkshymne fang, dann in das 
Sparcajjegebäude, in welchem er aud) vom Männergejangvereine begrüßt 
wurde, und in dag Stift Melk, wo er vom ganzen Convent mit dem 
Abt Karl an der Spike empfangen wurde An die Bejichtigung ſchloß 
ih eine Feſttafel, bei welcher Abt Karl toaſtirte. Er begrüßte den 
Minijterpräfidenten und den Statthalter, fowie die Feltgäfte und betonte 
die Bedentung der Feier für die Gemeinde und das Stift. Nach einem 
kurzen biftorifchen Rückblicke auf die Geſchichte Melks gedachte Abt Karl 
der Qulturarbeit des Ordens. Er verficherte, daß der Orden jederzeit 
unentwegt für Statfer und Neich einftehen werde und fchloß, indem er 
die leuchtenden Negententugenden des gegenwärtigen erhabenen Trägers 
der Krone hervorhob, mit einem enthufiaftiic) aufgenommenen Hoch auf 
den Kaiſer. Miniſterpräſident Graf Badeni erwiderte: „Für den warmen 
Willtommengruß, den wir joeben vernommen, babe ih Sr. Hod): 
würden dem Herrn Abte meinen ebenſo warm empfundenen Dant aus 
zuſprechen. Was uns heute bier verfammelt, it die Feier eines 
Einzelactes, nämlich der VBervollitändigung und Ausgeftaltung in der 
Urganijation der politiichen Verwaltung Niederöfterreichs, und Der- 
jenige, der uns bei dieſer Feier begrüßt und ihr gleichjam die Weihe gibt, 
ijt ein Mitglied des geiftlichen Standes, ein Angehörigereineg Mönchs— 
ordens. 

Ter hochwürdige Herr Abt hat aber ganz im Geiſte des heiligen 
Benedict, des Stifters des älteſten Ordens der Chriſtenheit, geiprochen, 
ganz im Sinne der Ordensregel, welche nicht etwa nur ſeeliſche Arbeit, 
geiſtliche Uebungen und erhebende Andachten, ſondern vor Allem Beichäf: 
tigung, und zwar eine ununterbrochene vorſchreibt. Wie dieſer Orden, 
den Der heilige Benedictus gegründet, den Geiſt dieſer Regel durch fo 
viele Jahrhunderte bewahrt bat, dies bat uns der hochwürdige Herr Abt 
in beredten Worten klargelegt. Für die wahrhaft chriſtliche Gemeinschaft, 
wie wir ſie in dieſem Orden conſtatiren können, iſt das ſprechendſte 
Sinnbild der Pflug, der Pflug im eigentlichen und idealen Sinne, im 
Sinne der geiſtigen und materiellen Culturarbeit, im Sinne jener uralten 


— 371 -- 


Ordensregel, die nicht nur ununterbrochene Thätigkeit erheifcht, fondern 
auch von einem erguidenden Hauche der Milde und Mäßigkeit durchweht iſt, 
im Sinne jener Arbeit, die niemals zerjtört und entzweit, fondern ſtets 
einigt und ſammelt. Deswegen darf id) im Namen der Staatögewalt und 
ihrer Organe, denen in der nächiten Zukunft die Sorge für die Wohlfahrt 
in dieſem Bezirke anvertraut fein wird, den Ruf Sr. Hochwürden nad) 
Förderung der culturellen Beſtrebungen diejes altberühmten Stiftes freudig 
beantworten, indem id) bei diejem Anlaſſe die politiiche Gemeinde mit 
dem geütlichen Stifte und feinem bochverehrten Oberhaupte in einem 
Zrinffpruche zujammenfalje: „Die Gemeinde Melk, das Stift Melk und 
Se. Hochwürden der Herr Abt leben Hoc)!“ 


„Deutſches Volksblatt“ vom 22. September 1806 ſchreibt: 
Minifterpräfident Graf Badeni in Meit. 

Melk, 21. September. Meinijterpräfident Graf Baden iſt in 
Begleitung des Statthalters Grafen Nielmansegg um 10 Uhr Vormittags 
in der Stadt Melk, welche Feſtgewand trug, angefommen und wurde am 
Bahnhofe von den Bertretern der Behörden, der Gemeinde und des 
Stiftes erwartet. Der Miniſterpräſident fuhr ſofort in das Amtshaus 
der neu errichteten Bezirkshauptmannſchaft, wojetbit Die Weamten der 
in Melk ftationirten Aemter, Abt Merander Narl ımd die Stiitsgeiſtlich. 
feit, der Gemeinde-Ausſchuß mer Führung des Bürgermeiſters Joſef 
Piſchinger und des eriten Gemeinderathes Franz X. Yinde, ſowie die 
Bürgermeiſter der Gerichtsbezirke Mell, Mank und Ybbs und Die Ber 
treter der Sparcaſſe Melk ſich vorher eingefunden hatten. Nach erfolgter 
Begrüßung durch den Bürgermeiſter Piſchinger feierte Gemeinderath Linde 
die Bedeutung der Vollendung Des Amtshauſes und der Aetivirung einer 
neuen politifchen Wezirfsbebörde in Melk und ſchloß mit einem begenterten 
Hoc auf den Mailer. Statthalter Graf Nielmansegg übernahm hieranf 
die ihm dargebotenen Zchlüiiel des Amtshſauſes. Der Miniſterpräſident 
lieh ſich nun Die auweſenden Honoratioren verstellen und bejichtigte unter 
Führung des Obmannes des Baucomités Y Prinzt und Bauführers 
Maurermeiſters Franz Berg das neue Gebäude in allen Theilen. 

Nach der Beſichtigung des Amtsgebäudes erörtern der Statthalter 
Graf Kielmansegg, daß der Kaiſer inAuerkennung ihres vieljährigen und 
erſprießlichen gemeinnützigen Wirkens dem Bürgermeiſter Joſef Piſchinger 
und dem erſtenGemeinderath Franz X. Linde in Melkdas goldene Verdienſt. 
kreuz mit der Krone verliehen habe und überreichte denſelben die bezüglichen 


21° 


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Decorationen. Weiter wurden die Gemeindevertretung und die Sparcajle 
Melk, ſowie der Obmann des Baucomites Gemeinderath Ludwig Prinzi 
und der Bauführer Manrermeifter Franz Berg durch Anertennungsdecrete 
jeiteng de8 Minifterpräfidenten ausgezeichnet. Hierauf fuhr der Minifter 
präfident in's Schulgebäude, wo die Schuljugend die Volkshymne jang, 
dann in das Sparcaflegebäude, in welchem er auch vom Männergejang- 
vereine mit der Abſingung von deſſen Wahlipruche begrüßt wurde, und 
von hier in das Stift Melk, wojelbft er vom ganzen Convent, mit dem 
Abte Alerander Karl an der Spitze, empfangen wurde. An die Beſich— 
tigung des Stiftes, des Gymnaſialconvictes und der bekannt ſchönen 
Stiftskirche ſchloß ſich eine Feſttafel, bei welcher zunächſt Abt Karl zu 
einem Toaſte das Wort ergriff. Derſelbe begrüßte in warmen Worten 
den Miniſterpräſidenten und den Statthalter, ſowie die erſchienenen illuſtren 
Feſtgäſte und betonte die Bedeutung der heutigen Feier für die Gemeinde 
und das Stift. Redner ſchloß mit einem enthuſiaſtiſch aufgenommenen 
Hoch auf den Kaiſer. Miniſterpräſident Graf Badeni erwiderte auf dieſen 
Kaiſertoaſt in einem Trinkſpruche auf die Gemeinde Melk, das Stift 
Melk und den Abt. Nach dieſer auf das Lebhafteſte acclamirten Rede ſchloß 
mit einem vom Abte Karl ausgebrachten Toaſte auf den Miniſterpräſidenten 
und den Statthalter die Reihe der Trinkſprüche. Um 3 Uhr 14 Minuten 
trat Graf Badeni mit dem Statthalter die Rückreiſe nad) Wien an. 


Das „Wiener Tagblatt" vom 22. September 1896 fchreibt: 
Tie neue Bezirlshauptmannſchaft in Melt. 

Minijterpräfident Graf Badeni ijt in Begleitung des Statthalters 
Grafen Nielmansegg um Halb 10 Uhr Vormittags in der Stadt Melt, 
welche Feſtgewand trug, angekommen und wurde am Bahnhofe von den 
Vertretern der Behörden, der Gemeinde und des Stiftes erwartet. Der 
Minifterpräfident fuhr jofort in das Amtshaus der neuerrichteten Bezirks: 
hauptmannſchaſt, woſelbſt die Beamten der in Melk ftationirten Aemter, Abt 
Karl und die Stiftsgeiſtlichkeit, der Gemeindeausſchuß unter Führung des 
Würgermeilters Joſef Piſchinger und des erjten Gemeinderathes Franz 
Linde, ſowie die Bürgermeiſter der Gerichtsbezirke Melk, Mank und Ybbs 
und die Vertreter der Sparcaſſe Melk ſich vorher eingefunden hatten. 
Nach erfolgter Begrüßung durch den Bürgermeiſter Piſchinger feierte Ge- 
meinderath Yinde div Bedeutung der Vollendung des Amtshaufes und der 
Hetivirung einer neuen politifchen Bezirksbehörde in Melk und fchloß mit 
einem begeifterten Doch auf den Naifer. Ztatthalter Graf Kielmansegg 
übernahm hierauf die ihm dargebotenen Schlüffel des Amtshaufes mit 





— 14 — 


Für die wahrhaft chriſtliche Gemeinfchaft, wie wir jie in dieſem 
Orden conftatiren fünnen, it das ſprechendſte Sinnbild der Pflug, der 
Plug im eigentlichen und idealen Sinne, im Sinne der geiltigen und 
materiellen Gulturarbeit, im Sinne jener uralten Ordensregel, die nicht 
nur ununterbrochene Thätigfeit erheifcht, jondern auch von einem erquiden- 
den Hauche der Milde und Mäßigung durchweht it, im Sinne jener 
Arbeit, die niemals zerftört und entzweit, jondern ſtets einigt und fammelt. 
Deswegen darf ic im Namen der Staatsgewalt und ihrer Organe, denen 
in der Zukunft die Sorge für die Wohlfahrt in dieſem Bezirke anvertraut 
jein wird, den Ruf Sr. Hochwürden nach Förderung der culturellen Be: 
ftrebungen dieſes altberühmten Stiftes freudig beantworten, indem ich bei 
dDiefem Anlaſſe die politifche Gemeinde mit dem geiftlichen Stifte und 
jeinem bochverehrten Oberhaupte in einem Trinffpruche zuſammenfaſſe: 
„Die Gemeinde Melt, das Stift Melk und Se. Hochwürden der Herr Abt 
(eben Hoch!” 

Nach diefer auf das Lebhaftelte acclamirten Rede fchloß mit einem 
vom Abte Karl ausgebrachten Toaſt auf den Meinifterpräfidenten und den 
Statthalter die Reihe der Trinkiprüde. Um 3 Uhr 14 Minuten trat 
Graf Baden mit dem Statthalter die Rüdreife nad) Wien an. 


Tie „Neue Freie Preſſe“ vom 22. September 1896 berichtet: 
Tie Gröffuung des Amtsgebäudes in Melt. 
Melk, 21. September. 

Nach der Beſichtigung des feierlich) eröffneten YAıntsgebäudes madjte 
der Statthalter Graf Kielmansegg die Eröffnung, daß der Kaifer dem 
Bürgermeiſter Joſef Pichinger und dem ersten Gemeinderathe Franz X. Linde 
in Anerkennung ihres vieljährigen und erſprießlichen gemeinnügigen 
Wirkens das goldene Verdienſtkreuz mit der Krone verliehen habe, und 
überreichte denſelben Die bezüglichen Decorationen. Weiter wurden die 
Gemeindevertretung, Die Sparcaſſe Melk, Jowie der Obmann des Bau— 
Comites, Gemeinderathh Ludwig Prinzl, und der Bauführer Maurer: 
meiſter Franz Very durch Anerkennungsdecrete ſeitens des Mintiter- 
Praſidenten ausgezeichnet. Hierauf fuhr der Miniſter Präſident ins Schul⸗ 
gebäude, wo die Schuljugend die Volkshmune ſang, dann in dag Spar— 
caſſegebaude, in welchem er auch vom Männergeſang-Vereine mit der 
Abſingung des Sängerwahlſpruches begrüßt wurde, und von hier in das 
Stüt Melt, woſelbſt er vom ganzen Convent, mit dem Abte Alexander 
Narl an der Spitze, empfangen wurde An die Beſichtigung des Suftes, 
des Gumnaſial Convictes und der bekannt jchönen Stiftskirche ſchloß ſich 





— 376 — 


den Statthalter die Reihe der Trinkſprüche. — Um 3 Uhr 14 Minuten 
trat Graf Badent mit dem Statthalter die Rückreiſe nah Wien an. 


Die „Deutjche Zeitung” vom 22. September 1896. 
Gröffunng der Bezirlshauptmanuſchaft in Melt. 

Melt, 21. September. Der Kaiſer verlich dem Bürgermeilter 
Joſef Piſchinger und dem erſten Gemeinderathe Franz X. Linde in Meif 
das goldene Verdienjtfrenz mit der Krone. Der Gemeindevertretung und 
der Sparcalfe Met, forwie dem Obmanne des Baucomites, Gemeinderath 
Ludwig Prinzl, und dem Banführer, Manrermeifter Franz Berg, wurde 
die Anerkennung des Minijterpräfidenten ausgeſprochen. Ber der Feſttafel 
im Stifte ſprach Abt Karl den Toaft auf den Kaiſer, int welchen er nad) 
einem furzen hiſtoriſchen Rückblicke auf die Gejchichte Melks, woſelbſt 
bereit8 im Jahre 54 vor Chriſti Geburt ein befejtigtes Lager (castrum 
ferreum) beſtanden hat und Jahrhunderte Später Herzog Leopold der 
Slorreiche im Kampfe gegen die Ungarn den Grund zu den Uranfängen 
der Monarchie legte, der Culturarbeit des Ordens gedachte. Der Miniſter— 
präjident ſchloß ſeinen Toaft mit den Worten: „Für die wahrhaft dhriit: 
liche Gemeinschaft, wie wir fie in diefem Orden conftatiren können, iſt 
das ſprechendſte Sinnbild der Plug, der Plug im eigentlichen und 
idealen Sinne, im Sinne der geiftigen und materiellen Gulturarbeit, tm 
Sinne jener uralten Urdensregel, die nicht nur unnuterbrochene Thätigkeit 
erbeifcht, Jondern auch von einem erquidenden Hauche der Milde und 
Mäßigung durchweht ift, im Sinne jener Arbeit, die niemals zerjtört und 
entzweit, jondern ftets einigt md ſammelt. Deswegen darf ich im Namen 
der Staatsgewalt und ihrer Urgane, denen in der nächſten Zukuuft die 
Zorge für die Wohlfahrt in dieſem Bezirke anvertraut ſein wird, den 
Nur Er. Hochwürden nach Förderung der culturellen Beitrebungen dieſes 
altberühmten Stiftes irendig beantworten, indem ich bei diefem Anlaſſe 
die politifche Gemeinde mit dem geiftlichen Stifte und ſeinem hochverehrten 
Oberhaupte in einem Trinkſpruche zuſammenfaſſe: „Lie Gemeinde Melk, 
das Ztitt Melk und Sr. Hochwürden der Herr Abt leben hoch!“ 


Tas „Neuigkeits Weltblatt“ vom 22. September 1896. 
Tie neue Bezirkshauptmannſchaft Mell. 

Melk, 21. September. Miniſterpräſident Graf Badeni iſt in Bes 
gleitnug Des Statthalters Grafen Kielmausegg um 9", Uhr in der Stadt 
Melk, welche Feſtgewand trug, angekommen und wurde am Bahnhofe von 
den Veriretern der Behörden, der Gemeinde und des Stifte erwartet. 





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Die „Neue Freie Preſſe“ (Abendblatt 7. December 1896) widmete 
dem Dahiugeſchiedenen folgenden Nachruf: 


(+ P. Theodor Jungwirth.) Im Benedictiner-Ordensftifte 
Melt jtarb am Sonntag den 6. d. M. nad) langem Leiden der als Päda— 
goge und Schriftjteller in weiten Kreife bekannte, von feinen zahlreichen 
Schülern, älteren und jüngeren Datums, wegen feiner Bonhomie, feines 
auserleſenen Charakters und feiner mit Strenge gepaarten Gerechtigkeits— 
liebe Hochverehrte Profeſſor der claffifchen Sprachen, P. Theodor Jung: 
wirth. Mit ihm verliert das Stiftsgymnaſinm in Melk eine hervorragende, 
zu allen Zeiten bewährte, ſchwer zu erjegende Kraft und Stüße, das Stift 
jelbjt eine Zierde de8 Ordens. P. Theodor Jungwirth, deifen Taufname 
vor feinem Eintritte in den Benedictiner-Orden Thomas geweſen, war in 
Linz im Jahre 1840 geboren und vollendete das Gymnaſium in dem 
Defnitenconvicte am Freinberg bei Linz, Er widmete ſich vorerft dem 
juridifchen Studinm an der Univerfität in Wien, trat aber ſchon nach dem 
eriten Jahre in den Benedictiner-Orden ein. Er widntete fich nun philo— 
logischen Studien und wirkte durch) viele Jahre als Profeſſor am Meifer 
Gymnaſium. P. Jungwirth erfreute ſich in weiten reifen einer großen 
Beliebtheit. Aucd) dem Wiener Männergefangvereine ftand der Dahinge— 
fchiedene nahe; unvergeßlich bleibt allen Mitgliedern die von Geiſt und 
Wit ſprühende Auſprache, mit welcher diefer Verein anläßlich eines vor 
mehreren Jahren ftattgehabten Ausfluges nad) dem herrlichen, gaftfreund: 
lichen Stifte von P. Theodor Jungwirth im Namen des eben in Karle- 
bad zur Eur weilenden Abtes Alexander Karl begrüßt wurde. P. Theodor 
Jungwirth bat ein Alter von 56 Sahren erreicht. 


Mit Rückſicht auf die Auterelfen des Urtes Melt, ſowie aller Orte, 
welche an der Donau gelegen ind und zugleich das Wohl und dag Ge: 
deihen unſeres herrlichen Heimatlandes Nieder Deſterreich im Auge haltend, 
erbringen wir einen ums aus der Seele gejchriebenen Artikel aus der 
Feder des Herrn Dr. Tobiſch, erjchienen in der „Deutjchen Zeitung“ vom 
2, April 1897. Derſelbe lautet: 


Don der Donanı. 


Im traurigen Gegenſatze zu dem Blühen und Gedeihen der Rhein— 
lande, zu dem Preiſen ihrer Reize und zu dem Maſſenbeſuche, den ſie 
jährlich von Reiſenden ans aller Wett empfangen, ſteht die Verlaſſenheit, 
ja Bergellenbeit der Donan und ihrer Uier, wenigſtens in jener Strede, 
in der fie das Yand Nieder Oeſterreich durchfließt. 


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Bon allen Seiten hört man, daß die Schönheiten diefer Donau- 
landichaften jenen der Rheinufer nichts nachgeben, fie jogar an manchen 
Punkten und in mancher Beziehung übertreffen. Aber während am Rhein 
ein Fremden- und Schiffsverkehr, der an Lebhaftigfeit feines Gleichen 
jucht, der Strom ſich dienftbar macht, die Stätten des Handels und Er- 
werbsfleißes feine Ufer auf das Glücklichſte bevöffern, das Dampfroß auf 
beiden Seiten des Fluſſes hin- und berjagt, zahlreiche Brücken und 
Fähren den Uferverfehr vermitteln, bietet uns die Donau ganz audere 
Yilder. 

Dede und verlafjen wälzt fich der breite Strom dahin, durch Auen— 
bildung oftmals in verfandende Arme zerriſſen; das Erſcheinen eines 
Dampfichiffes ift das große Ereignis des Tages für die Amvohner. Nur 
wenige bevölferte Ortſchaften beleben ſeine Ufer, arınjelige Gehöfte, ver: 
Injtene Kirchen und Burgen, lange Streden hindurch nur Felſen und 
Wald jehen auf jeine melaucholiſchen Fluthen herab. Kaum entdeckt man 
bie und da die Anfänge einer ſich ſchüchtern regenden Induſtrie. Nur in 
kurzen Strecken tritt ein Bahngeleiſe wie zufällig an das Ufer, um cs 
baldmöglichſt zu verlajjen. Bon Grein bis Nußdorf mr zwei Fahrbrücken, 
blos fünf Fähren, alle fünf im Winter außer Verkehr gelegt, die Leber: 
Vetter gefährlid). 

So Jicht es an den Ufern der Donan in Nieder Oeſterreich ans. 
Es wäre gerecht, der Bevölferung z3umal den Wienern -- Mangel 
an Theilnahme für diefe Yandjchaften vorzuwerfen. Die touriſtiſchen, Die 
Turn⸗ und Geſangvereine der Haupiſtadt lenken befonders tm Frühjahre 
und im erſten Sommer die Ausflüge ihrer Mitglieder in Diele Gegenden, 
und die Vereinigungen gleicher Art in den Urtichaften der Strecke Met: 
Krems fuchen den Wiener Gäſten das Verweilen dajelbit möglichſt auge 
nehm zu machen. 

Aber alle diefe Beſtrebungen können nur einen bejcheidenen Erfolg 
erzielen, inſolange es nicht gelingt, Die Verkehrseinrichtungen zu verbeſſern, 
die Möglichkeit einer ſchnelleren und häufigeren Verbindung mit Wien zu 
ſchaffen. Es würde zu weit führen, dieſen Punkt hier eingehender zu be— 
haudeln, und vs kaun blos angedeutet werden, daß dieſes Ziel nur 
erreichbar iſt, weun die Verwaltungen der Staatsbahnen und der Douau 
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft vereint dahin wirken, daß den Reiſenden die 
Möglichkeit eines oitmaligen Anſchluſſes der Schiffe an die Bahn und 
einer häufigeren Fahrt jtromabwärts bis Wien geboten wird. Ein ſolcher 
Verkehr wäre aber das bejte Mittel, nicht nur den Strom der Ausflügler 


380 — 





an die Ufer der Donan zu lenken, fondern aud) die Wiener zu bewege, 
dort ihr Sommerheim zu fuchen. Welche herrliche Punkte wären da zu 
bejiedeln ! Nur einige davon feien hervorgehoben. 


Weit im Lande als Walltahrtsort genannt und doc) ſchon vb feiner 
landfchaftlichen Schönheit viel zu wenig bekanut ift Maria Taferl. Läge 
der Ort am Rhein, jo ſtünde dort ficher eine vornehme Gaſtwirthſchaft 
neben der anderen, eine Reihe von Laudhänfern wäre ihm gewiß, eine 
Trahtjeit: vder Zahuradbahn würde vom Ufer des Stromes hinanfführen, 
und in Proſa und Verſen feierte man die Schönheit einer Rundichau, 
die Niederöfterreic) von der Donan bis zu den Alpen und Diefe jelbjt als 
prächtigen Rahmen vom Schneeberg bis zum Traunſtein umfaßt, Die 
nirgends am Rhein und nicht leicht anderswo in jo mäßiger Höhe ihres: 
gleichen Hat. Und dann Melt! Wem ginge nicht das Herz auf, wenn er 
im Garten des berühmten Kloſters oder auf der Stiftsteraffe weilend, 
den eutzückten Bliet an dem Rundbilde weiden, an dem Strom, Berge, 
Auen und Dörfer gleichen Antheil haben! Die Strede von Schönbichel 
bis Spiß gehört zu den jchönften des Stromgebietes. Wäre es nicht 
herrlich, dort ji) einen Landfig zu gründen, inmitten des Föftlichifen 
Maldes, zu Füßen den majeltätiichen Strom und zu Häupten den Agg- 
Stein, dag Knenringer Raubneſt, kühner und troßiger gelegen, denn jede 
Burg am Nheme? Warım die tolle Sommerjagd in aller Herren Länder? 
Ter deutſche Bürger überlaſſe folche Albernheit den geiſtes und gemüths- 
armen Modenarrei, Die ihre einzige Befriedigung darin finden, ſich im 
Geſellſchaft gleich gefleideter und glei) hohler Wejen menschlichen Aug- 
ſehens und äffitcher Gewohnheiten in ihrem engen Kreiſe zu drehen und 
überlaſſe ſie den Emporkömmlingen, die ic abmühen, es ihren bewunderten 
Vorbildern gleich zu thun. Dieſe Leute ſchänden ohnehin nur die Natur, 
und es wäre jammerſchade für die noch jungfräulichen Donauufer, würden 
ſie durch ſolche Geſellſchaft eutweiht. 


Dieſer Mahnruf gilt dem deutſchen Arbeiter in des Wortes weiteſtem 
Verſtande. Wenn er den Mühen und Sorgen feines Berufes, der Sommer: 
ſchwüle feiner Stadtmanern ſatt, hinauswandert, um den Frieden und das 
Yabjal zu finden, die uns nur dag Verweilen in der herrlichen Gottes: 
natur bringen kann, dann möge er an die Tonan kommen, in jene ſchönen 
Uferlande, die Freilich noch feinen Sänger gefunden haben, wie die glück— 
licheren Gefilde, die der Rhein durchfließt, die noch Vieles, Vieles von 
der Menſchencultur entbehren müjlen, von denen am Rhein jeder Stein 
Zeugnis gibt. Und doch wird der Wanderer aud) unſere Donau lieb 





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Landesmitteln die Erhaltung einzelner Burgen, den wenn nothwendigen 
Ankauf und die Reftaurirung derfelben, die Erbauung von Hotels, ven 
Billen, Denkmälern ꝛc. zu beforgen und auch in Emvägung zu ziehen 
hätte, ob nicht einzelne Burgen nad) ihrer Reftaurirung vermiethet werden 
könnten. -— Der Vorfchlag verdient alle Beachtung. 

Im Jahre 1897 wurden auch auf der fogenannten Stiftöbreite 
mehrere neue Häuſer erbaut, und entjtand jo das neue Villenvirtel, welches 
gewiß mit Recht Neu-Melt genannt wird. 


Sm Jahre 1896 bildete fid) in Melt ein Verein, welcher die Er: 
richtung eines Blindenheims anſtrebt. Das projectirte Blindenheim tft 
für ſolche Blinde bejtimmt, deren Angehörige nach Nieder-Defterreich zu- 
jtändig find, und die in einer Blindenfchule —- in erjter Linie in der 
Landesblindenſchule in Purkersdorf — ausgebildet wurden, zu einer Arbeit 
verwendet werden können und fi) noch nicht an's Betten gewöhnt Haben. 

Um einestheils die Anfgabe und jene Zwecke, welche ſich der Blinden⸗ 
heim-Berein geitelt hat, zu beleuchten, und um andererjeitd Mitglieder 
für die gute Sache zu gewinnen, bat der Verein im Frühjahr 1896 nad): 
stehende Einladung ergehen laſſen. 


Blindenheim:Derein in Melk. 
Melt a. d. Donan, Datım des Poſtſtempels. 


„Mit Ehren fei an bie gedacht, 
Die einen Stein, 

Auch noch fo Mein, 

Yu diefen Buue dargebracht.“ 


P. F. 

Unter allen Armen und Bedauernswerthen hat der Blinde auf unſer 
Mitleid den meiſten Anipruch. Hilflos wie ein kleines Kind, iſt er auf 
Schritt und Tritt von der Güte ſeiner Mitmenſchen abhäugig. „Sterben 
iſt nichts doc) leben und nicht ſehen, das iſt ein Unglück.“ Und 
dieſes Unglück kann Jeden heimſuchen; es kehrt im Palaſte des Reichen 
und in der Hütte des Armen ein, und von Jedem, den das harte Los 
getroffen hat, das Leben in Finſternis durchwandern zu müſſen, gilt das 
Sprichwort: „Ein blinder Menſch, ein armer Menſch!“ 

Tod kann und ſoll and) der Blinde ein nüßliches Glied der Ge— 
jelljchaft werden. Dem blinden Kinde it geholfen, wen es in einer 
Blindenſchule Aufnahme findet, wo es religiös und fittlid) erzogen, mit 
einem Schage möglichſt allfeitigen Wiſſens ausgejtattet und durch Unter- 


— 383 — 


richt in einem Gewerbe zur häuslichen und bürgerlichen Brauchbarkeit 
angelcitet wird. 


Iſt aber das blinde Kind aus der Schule entlaſſen, dann beginnt 
für dasſelbe oft erſt recht ein trauriges Leben. Es entbehrt aller geijtigen 
Anregung, und der Kampf um's Dafein wird ihn, wenn es allein und 
ohne Hilfe in der Welt fteht, ſchwerer al jedem anderen Armen und 
Verlaſſenen. Wie traurig it daS Los entlaffener Zöglinge auf dem Lande, 
wo mit Tagesanbrud) die Angehörigen der Feldarbeit zueilen und der 
Blinde einſam zurücbleibt, ohne Umgebung, ohne Beichäftigung! Wie 
ſchwer wird für die Eltern das Scheiden von diefer Welt, wenn jie ein 
blindes Kind unverforgt verlafjen müſſen, dag vielleicht auch fonft feinen 
Berwandten hat, in deſſen Familie es Aufnahme fände! 


Wohl gibt ed Blinde, die fi von ihrer Hände Arbeit oder von 
ihrer Kunſt als Meufifer redlich ernähren; cs gibt aber auch viele ausge- 
bildete Blinde, welche dieſes Ziel troß aller Mühe nicht erreichen können, 
weil ihnen im Wettbewerbe mit den Schenden zu große Hinderuiſſe ent— 
gegentreten. Beſonders die weiblichen Blinden find übel daran, weil ihre 
Ermwerbsmittel noch beſchräukter ind als die ihrer männlichen Leidens: 
genoffen. Kann fid) Heutzutage doch ein mit allen fin? Sinnen Degabtes 
Mädchen kaum feinen Unterhalt verdienen. Die Lage der Blinden ſpottet 
oft jeder Beſchreibung. 


Ebenfo wichtig wie die Erziehung und der Unterricht der blinden 
Kinder ift daher die Aufgabe, den im Erziehungsinſtitute ausgebildeten 
Blinden aud) nad) ihren Austritte helfend beizuſtehen, ihnen geiſtige An 
regung zu bieten, ſie mit lohnender Arbeit zu bejchäftigen, ihnen für Die 
Tage des Alters und Der Arbeitsunfähigkeit ein gaftliches Obdach, ein 
freundliches Heim zu bieten und jo den Mermiten der Armen das Leben 
möglichft erträglich zu gejtalten. 


Die gürjorge für die den Erziehungsinſtituten entwachjenen Blinden 
it aber nicht Aufgabe des Staates oder des Landes, ſondern Anigabe der 
Privatwohlthätigkeit. Während mm in DVentjchland und in einigen Pro— 
vinzen Oeſterreichs in dieſer Beziehung zahlreiche Vereine läugſt ſchon eine 
fruchtbare Thätigkeit entfalten, erſtreckt ſich dieſe Fürſorge in Nieder 
Deſterreich, welches beiläufig 209) Blinde zählt, kaum auf die Hälfte der 
Entlafjenen. Es iſt aber ein ſchreiendes Unrecht, wenn in einem Yande, 
wo die CEnltur auf einer ſo hoben Stufe fteht, wo Tauſende im Wohl 
ſtande leben, zahlreiche Rlinde dem Elende preisgegeben ſind in einer Zeit, 
die ſich ſtolz das Zeitalter der Humanität neunt. 


— 584 — 


Um nun der tranrigen Lage ſolcher Blinden abzuhelfen, um gebil- 
deten und arbeitsiujtigen Blinden beizuftehen, fie anf Lebenszeit fchidlich 
zu verjorgen, wurde in Melt ein Verein zur Erridtung eines 
Blindenheimes iu's Leben gerufen, deſſen Statuten mit Erlaß der 
k. k. niederöfterreichifchen Statthalterei vom 1. April 1896, 3. 24.516, Die 
behördliche Genehmigung erhielten. 

Laut dieſer Statuten it das Melker Blindenheim nur für ſolche 
Blinde beſtimmt, deren Angehörige nach Niederöſterreich zuſtändig find, 
und welche in einer Blindenſchule — natürlich in erfter Linie in der neö. 
Landes Blindenſchule in Purkersdorf —- ausgebildet worden find, zu einer 
Arbeit verwendet werden können und fich noch nicht an's Betteln gewöhnt 
haben. 

Am 2. December 1898 ſoll anläßlich des 50jährigen Jubiläums 
der glorreichen Regierung Str. Majejtät unſeres allergnädigiten Kaiſers 
Franz Joſef I. zu dieſem wohlthätigen Juſtitute der Grundſtein gelegt 
werden. 

Der Verein geht nicht mit leeren Händen and Werl. Dem Ge- 
danfen einer hochherzigen Frau folgend, weldye vor Jahren eine Summe 
von 20.000 fl. ö. W. der Gründung und Erbauung eines Blindenheims 
in Melk widmete, hat die Sparcajfe in Melk demfelben Zwecke eine 
weitere Summe zugewendet, und im Sommer 1895 Hat der für alles 
Gute und Schöne wirkende Wiener Männergejangverein zu Gunften diejes 
Fondes im Stifte Melk ein herrliches, ertragreiches Concert veranitaltet. 
Um jedoch eine entiprechende Anſtalt zu erbauen und mit allen Mitteln 
der Neuzeit fo ausznrüften, daß fie für Niederöfterreich eine Meufteranitalt 
werde, reicht die bereitS vorhandene Summe nicht hin. Der Verein 
wendet fi) daher an die Großmuth edler Herzen mit der ergebeniten 
Bitte, dieſem humanitären Unternehmen zu Hilfe zu kommen. Gr wendet 
ih an jeden Barmherzigen, dem durch Gottes Gnade das Augenlicht 
erhalten blieb, jich an diefem Werke wahrer Nächttenliebe mit einer Spende 
zu betbeiligen und bei feſtlichen Anläſſen, bei Vermächtniſſen und Stif— 
tungen auch der Blinden zu gedenken. Möge die Aufgabe, die ſich der 
Verein nicht im beſchränkten localen Intereſſe, ſondern zum Nutzen des 
ganzen Landes geſtellt hat, rechtzeitig zu einer glücklichen, ſegensreichen 
Löſung gelangen und das Werk vom Erfolge gekrönt ſein! 

Wohl mehren ſich die humanitären Vereine, und die Opferwilligkeit 
guter Menſchen wird anf immer härtere Proben geſtellt; aber der Geiſt 
der Nüchjtentiebe und des Erbarmens lebt noch immer fort und trägt 
herrliche, bewunderungswürdige Früchte. Die Vereinsleitung pocht daher 





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Präfident ꝛc. ꝛc, Hochgeboren Herr Alfred Ritter Weber von Ebenhof, 
Dberbauratb im k. k. Miniſterium, und Hochgeboren Herr Conrad 
Freiherr von Eibysfeld, k. k. Bezirkshauptmann in St. Pölten. 

Die entipredjenden Diplome weldhe in dem Atelier des Herrn Papke 
in fünftlerifcher Ausführung gefertiget worden waren, wurden hierauf von 
Bürgermeister Piſchinger und Gemeinderath Linde perfönlich den genannten 
hohen Herren überreicht und von denfelben huldvollſt entgegengenommen. 

Am 13. December 1896 fand in den Singvereinslocalitäten eine 
Borlefung des hochw. Herrn Gymnaſialdirectors P. Hermann Ulbrich ftatt, 
über das Thema: „Berühmte Blinde in alten Zeiten‘ zu Gunften des in 
Melt zu errichtenden Blindenheimsd. Dem hochintereſſanten Bortrage folgte 
lebhafter Beifall, und glauben wir unferen Leſern nur einen Dienft zu 
erweifen, wenn wir im Nachſtehenden einen kurzen Auszug des Bortrages 
diefen Blättern einverleiben. 


Die berühmten Blinden aus alten Zeiten. 


Wenn wir die Reihen der berühmten Blinden des Alterthums durd;- 
gehen, jo begegnet unfer Blick zuerſt der ehrwürdigen Geftalt des berühmten 
Schere Teiresias aus Theben. Die Göttin Athene Hatte ihn geblendet. 
Seine Mutter Chariklo bat nun die Uebeltdäterin, ihm das Geficht wieder: 
zugeben, was fie aber nicht that, fondern ihm als Erfah die Gabe der 
Weisſagung verlieh und ihm einen goldenen Stab fchenkte, der ihn ficher 
führte, und fein Name ift unter den Griechen ſprichwörtlich geworden — 
„blinder als Teiresias” pflegte man zu ſagen — wie bet ung der 
„blinde Heß“. 

Ebenfo verdient der König Ödipus erwähnt zu werben, deſſen Weis- 
heit zum Sprichworte geworden it und von den älteften Schriftitellern 
als blind angeführt wird. 

Much Homer, der unübertreffliche Sänger der Tlias und der Odyssee, 
fol blind geweſen fein, wie der ältefte aller Geſchichtsſchreiber, Herodot, 
und andere (Plutarch Cicero ete.) melden, was aber hinwiederum 
von modernen Gelehrten beitritten wird. 

Thamiras, ein thrafifcher Sänger und Dichter, der nad) Pausanias 
bei pythifchen Spielen öfter den Zieg davon trug, wurde von den Mufen ge- 
Dlendet, weil er ſich übermüthigerweiſe mit ihnen in einen Wettftreit ein- 
gelajjen hatte. 

Im Alterthume it der Blinde immer ein Weiſer, er verfehrt mit 
den Göttern und wird von den Zeitgenoſſen als Sänger, Seher, Briefter, 
al8 Dichter oder gar als König geehrt. 

























































































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Mittelft Zufchrift des hohen Landesausſchuſſes vom 11. Juli 1898, 
Zahl 17.049, wurde der Gemeinde Melt eröffnet, daß die vom Hohen 
Zandtage für die Rollfähre in Melk feinerzeit bewilligte Subvention von 
15.000 fl. 6. W. bereit3 angewieſen fei, welche Nachricht mit vielem Dante 
und mit großer Freude zur Kenntnis genommen wurde. 

Der 13. Juli 1898 brachte eine illuftre Gejellichaft nach Melk; es 
langten nämlic” mit dem Separat-Dampfer der Donau-Regulirung um 
1 Uhr Mittags an: Der Statthalter vorn Nieder-Dejterreih, Se. Exrellenz 
Graf Kielmangegg fammt Gemahlin, ferner Sir Horace Rumbold Bot- 
Ichafter von England mit Lady Rumbold, der Botjchafter von Italien, 
Graf Rigra, der Boticdyafter von Frankreih, Marquis Weverjean fammt 
Tochter Denije, der Gejandte von Sachjen, Graf Rex und Gemahlin; die 
Attaches der deutichen Botichaft, von Stum und Pelſes von Benersberg: 
der Geſandte von Rumänien, Manos ꝛc. ꝛc. 

Nach Beſichtigung des Stiftes vereinigte die hohen Herrſchaften ein 
Diner an Bord des Schiffes, zu welchem auch der Gaſtmeiſter des Stiftes, 
der hochw. Herr P. Dr. Berthold Hoffer zugezogen war. Nebſt vielen 
anderen Toaſten wurde auch auf das Stift Melk ein ſolcher in warm 
empfundenen Worten ausgebracht. 

Ein ebenſo erhebendes als ſeltenes Feſt wurde am 31. Juli 1898 
gefeiert, nämlich daß goldene Prieſter-Jubiläum des hochw. Herr Dechan— 
tes und Pfarrers Adalbert Bratfe in Melk, an welchem fämmtliche Be- 
hörden und Gemeindevertreter theilnahmen. Das aus diefem Anlafje von 
Freundeshand verfaßte Gedicht möge nebſt unferen beiten Wünſchen auch 
hier feine Stelle finden. 


Hum goldenen Priefter:Kefte 
des Hohwürdigen Herrn Dehants und Pfarrers ıc x. 
Adalbert Bratle in Meit. 
Eine ſchöne Krone ift das Alter, 
Wenn es Treu und Weisheit ziert. 
Wohl dem Edlen, der in Glück und Leiden 
Seinen Glauben nicht verliert! 


Mas als Jüngling er, als Mann erftrebte, 
Kämpfend, ringend manches Jahr — 

Die Vollendung an des Lebens Abend 
Schaut der Greis im Silberhaar. 


— 47 — 


Du haft Gott, dem Herrn, gedient als Priefter 
Nun Schon fünfzig Jahre fang — 
Liebevolles Müh'n zum Wohl des Nächſten 
Schmüdte Deinen Lebensgang. 

Als ein treuer Hüter frommer Seelen 
Haft du herrlich Ti) bemährt — 

Gottes Wort den Kindern und Erwachſ'nen 
Unermüdlich jtet3 erklärt. 

Eingedenf der Bürgerpflichten wirftelt 

Du für Gott und Vaterland — 

ALS ein Patriot, der ohne Wanken 

Stet3 zu feinem Kaiſer ftand. 

Alle, die fo glücklich, Dich zu kennen, 
Huldigen Dir, tief gerührt —- 

Sind entzückt, wenn Deine Hand fie fegnet, 
Preifen Dich, wie's Div gebürt. 

Drum den Grüjjenden mich anzuschließen, 
Sei mir diesmal nicht verwehrt! 

Als ich ein Studentlein noch geweſen, 
Hab’ ich Dich ja ſchon verehrt. 

Damals Strahlteft Du tim Glanz der Jugend, 
Liebteft Scherz und Heiterkeit — 

Ad, wo find fie, die Pir lächelnd lauſchten — 
Ad, wo it die jchöne Zeit? 

Mir nur bfieb ein liebliches Erinnern, 
Miſcht aud) Wehmuth ſich dazu — 

Dir doch that die harte Zeit nicht wehe, 
Friſch erſcheinſt und kräftig du! 

Da verfliegt das Weh' — und froh ich rufe: 
Lange ſollſt Du leben noch — 

Was uns drückt Du ſollſt es leicht ertragen — 
Auch des höchſten Alters Joch. 

Dein geliebtes Haupt, es ſoll umglänzen 
Holder Abendſonnenſchein; 

Scheideſt Du dereinſt, Dein Angedenken 


Dreimal ſoll's geſegnet ſein! 
Karl Sandleiner. 
Nikolsburg, am 31. Yuli 1898, 


— 418 — 


Der Herbft war ins Land gezogen; herrliche, ſonnengoldige Tage 
folgten; im reinſten Gottesfrieden erftrahlten Feld und Wald, ſowie das 
ganze Land; da durchzitterte die Welt eine Nachricht, fo unglaublich, fo 
unfaßbar, erfchütternd und dennoch leider wahr; leider war diejelbe zur 
traurigsten Wahrheit geworden. 

Ihre Majeftät, Kaiferin Elifabetg von Defterreich, wurde am 10. 
September 1898 um */,1 Uhr Mittags in Genf auf dem Wege vom 
Hotel Beaurivage zum Dampfboote von einem Unfeligen getödte. Das 
ganze öfterreichiiche Volk, ja die ganze Welt vernahm mit tieffter Theil- 
nahme und Trauer diefe Unglücksbotſchaft. Alle Nationen und in eriter 
Linie jene unferes vielipracdjigen Staiferreiches, Jorwie alle Behörden, Gor- 
porationen und Einzelne beeilten ich, dem geliebten Monarchen ihre 
ergebenfte und tiergefühltefte Antheilnahme, ihre tieffte Trauer zu unter 
breiten, zugleich aber auch ihrer tiefſten Entrüftung über das abjcheuliche 
Berbrechen Ausdruck zu geben. 

So wurde auch diesbezüglih in Melt am 11. September Vormit 
tags eine außerordentlihe Ausſchußſitzung einberufen, in welcher der 
Bürgermeilter die traurige Mettheilung erjtattete, worauf an dag k.k. 
Oberft-Hofmeifteramt in Wien ein Condolenz Telegramm abgejendet wurde. 

Alle öffentlichen Gebände trugen Trauerflaggen, nud an dem abge: 
haltenen Trauer Gottesdienste betheiligten ih jämmtliche Behörden, Corpo— 
rationen und Die gefammte Schulingend. 

Donnerstag den 15. September, gegen halb y Uhr Abends, fuhr 
der Trauerzug mit der verewigten Kaiferin durch die Station Melk. Alle 
Glocken wurden geläntet, ſämmtliche Behörden, die Gemeindevertretung, 
Abt Karl mit der Geiſtlichkeit, die freiwillige Feuerwehr, mit Fackeln 
verſehen, ſowie eine nnabſehbare Menjchenmenge hatten am Perron des 
Bahnhofes Aufſtellung genommen, um ihre ſtumme Trauer zu beur— 
kunden. 

Am 20. September 1898 waren es 100 Jahre, daß der unvergeß 
liche Hiſtoriograph Ignaz Frauz Neiblinger in Wien geboren wurde. An— 
läßlich dieſes Tages erichten ans der ‚Seder des hochw. Herrn Dr. Eduard 
Ernſt Natichtbaler eine Gedenkſchrift mit dem vorzüglicdhen Bilde Neib: 
linger's, enthaltend Die Biographie, ſowie viele Briefe desſelben, eine 
Schrift, welche wir allen Verehrern Keibliuger's auf das Wärmſte em: 
pfehlen. 

Am Dienstag den 19. Oetober langte nachſtehende Zuſchrift der 
k. k. Bezirkshauptmaunſchaft an die Gemeinde, welche mit großer Freude 
begrüßt und zur Kenntnis genommen wurde. 


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Nr. Exh. 15.214. 
Ex 1898 


Seine E. und k. Apoftolifche Majeſtät Haben mit Allerhöcjfter Ent: 
ſchließung vom 29. September 1898 


ven Markt Melk gur Stadt 
allerguädigft zu erheben gerußt. 


Indem ich zufolge Erlaſſes der hohen k. k. n.ö. Statthalterei vom 
17. October 1898, Zahl 94.352, diefe fir Melt jo überans erfreuliche 
Botfchaft zur Kenntnis des Herrn Stadtvorjtandes bringe, erlaube ich mir, 
die Bevölkerung der Stadt Melk und ihre tüchtige und eifrige Gemeinde: 
Repräfentanz zu diefer Standeserhöhung des Marktes Melk zur Stadt 
auf das Herzlichjte zu beglückwünſchen und gleichzeitig hierüber meiner 
aufrichtigften Freude Ausdruck zu geben. 

Seit zwei Decennien jchreitet Melk anf allen culturellen Gebieten 
ftetig vorwärts, und wenn wir die Errumgenjchaften Dieter Epoche des 
Aufſchwunges und mporblühens in unſerem  jchönen Melk über: 
blicken, fo erfüllen ſich unſere Herzen mit wahrer Freude und Genug— 
thuung. 

Die Anlage des ſtädtiſchen Parkes, eine Zierde der Stadt, das 
entſtaudene ſchöne Villenviertel, die erweiterte Volksſchule, die Ansgeſtal— 
tung des Sparcaſſegebäudes, das Amtsgebäude für das k. k. Bezirks— 
gericht und jenes für die k. k. Bezirkshauptmanuſchaft, Die nene Noll: 
überfuhr, das Entſtehen und die Couſolidirung einer Anzahl von Körper: 
ichaften und Vereinen gaben beredtes Zengnis von unſeren Errungen 
ihaften auf culturellem Gebiete. 

Die zur weiteren Entwicklung der Stadt nothwendige Thätigfeit iſt 
aber mit dem noch fange nicht abgeſchloſſen. 

Noch harren ihrer nahen Verwirklichung wichtige humanitäre Inſtitute 
und Juſtitutionen. So der Ban eines öffentlichen allgemeinen Kranken— 
haufes, der Bau zur Unterbringung eines Blindenheims, die Errichtung 
eines Waiſenhauſes, die Verlängerung der Parkpromenade, nud was fehn- 
fichft von der Bevölferung von Melk gewünſcht wird, eine Waſſerleitung 
und eine beſſere Beleuchtung. 

Sch bin überzeugt, daß die erwähnten, noch auszurührenden Banlich— 
feiten unter der Aegide der jo thatkräftigen Gemeindevertretung von Melk 
und der übrigen Factoren baldigſt ihrer Verwirklichung entgegeugehen 
werden. 

27* 


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Vertraunngsvoll wenden wir uns an einen mächtigen Yactor zur 
leichteren Erreihung der angeftrebten Ziele, und zwar an das hochwürdige 
Benedictinerjtift Melt und bitten um weitere fürjorgliche Unterftügung. 
An die geehrte Sparcafje in Melt brauche ich wohl nicht zu appellicen, 
denn dieſem Inſtitute haben wir es Hauptjächlich zu danken, daß Melt 
hente zur Stadt erhoben wurde. 

Und fo Schließe ich dankerfüllten Herzens über die uns feitens Sr. 
Majeftät zu Theil gewordene allerhöcdjfte Gnade mit dem Wuuſche: 

„Die Stadt Melt möge weiter blühen und gedeihen für Gott, Kaifer 
und Vaterland!“ 

Im hohen Anftrage füge id) bei, das der Gemeindevertretung frei- 
geftellt bleibt, behufs der Beurkundung diejes allerhöchiten Guadenactes 
um die Ausfertigung eines Allerhöchſten Diplomes einzufchreiten, für 
welches eine Ansfertigungsgebühr von 51 fl., d. 5. einundfünfzig Gulden 
zu entrichten wäre. 

Im Falle die Stadt Melf die Befugnis zur Führung eines Wappeus 
überhaupt, bezw. zur Fortführung eines ehva ſchon dermalen im Gebrauche 
stehenden Wappens im Bejonderen anftreben jollte, wäre dem erwähnten 
Einjchreiten überdies der heraldifch und ſauber ausgeführte Entwurf des 
betreffenden, in das Diplom aufzunehmenden Stadtwappens nebft einer 
Beichreibung desjelben beizujchließen. Die Diploms— Ausfertigungsgebühr 
würde ſich in dieſem Falle auf den Betrag von 85 fl. d. i. fünfund⸗ 
aichtzig Gulden ö. W. erhöhen. 

Hiebei wird bemerkt, daß, ſofern die Gemeinde Melk in der Lage 
wäre, eine ſeit Alters her ſtattgefundene Führuug des erbetenen Wappens 
durch Urkunden oder durch anderweitige Nachweiſungen ſicherzuſtellen, von 
der ſonſt erforderlichen Entrichtung der im F 154 des Taxpatentes vor: 
geſchriebenen Wappenverleihiingstare per 105 fl. 6. W. abgefehen werden 
könnte. 

Melk, am 18. October 1898. 


Der f Bezirkshauptmann: 
Graf Satfis. 
An 
den Herrn Stadtgemeinde Vorſteher 
in Melk. 
Im Anſchluſſe an die ſoeben erwähnte Zuſchrift citiren wir einen 
Artikel, erſchielen in der „St. Pöltener Deutſchen Volkszeitung“ vom 
13. October 1898: 


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Melt, die jängfte Stadt Niederöfterreichs. 


..„e.eCecoc”an.nä..—e en er rt 8 Fr Tr Tr Th re 3 a 8 oe 


tizer Medelicke üf handen wart getragen 

manic goltvaz riche, dar inne bräht man win 

den gesten zuo der sträze: sie muosen willkommen sin, 
Kibelungenlied. 


Die freundliche Donaugemeinde Melt mit der prächtigen Benedie— 
tinerabtei ift zuc Stadt erhoben worden. 


Wer je den frifchaufblühenden Marft mit den neuen Barkanlagen 
zwifchen zierlichen Landhäuſern befucht oder im gaſtlichen Stifte Einkehr 
gehalten und von der ftolgen Terraſſe oder vom ſchönen Garten den 
Ausblick genofjen und das herrliche Donautyal bewundert hat, theilt die 
Freude der biederen Bewohner über die Auszeichnung ihrer Gemeinde, 
die eine ebenſo ereignisreiche als ruhmvolle Vergangenheit hat. " 

Schon im 4. Jahrhunderte erhob fid) auf dem Felſen, den heute 
die ſchönſte Abtei des Reiches krönt, das Caſtell Namare als Mitteljtation 
zwiſchen Pechlarn und Traismauer, und fchon im Nibelungentiede, iſt 
Melk verewigt. Als ſich die herrliche Stönigin Kriemhilde mit ihrem 
glänzenden Gefolge auf dem Zuge in's Hunnenland der Burg Medelide 
näherte, da wurde jie vom Burgherrn Ajtolt begrüßt, der fie mit Wein in 
goldenen Bechern bewirtete und ihr dann die Straße nad) Mauteri wies. 

Die Geſchichte erzählt von den jiegreichen Kämpfen Karls des 
Sroßen gegen die Avaren und von deren Folgen, dem MWiedererblühen 
neuer Drtfchaften, bejunders an der Donau. Unter diefen entitand aud) 
an ber Stelle des zur Zeit der Völkerwanderung zerjtörten Namare die 
Niederlaffung Magalicha, Medelite, Mel. Schon vor 1000 Jahren 
führte Melt den Namen eivitas oder urbs, d. h. es galt damals ſchon 
als eine anjchnliche Gemeinde. Unter Leopold I. dem Erlauchten wurde 
ed die Reſidenz der Babenberger und war daun Zeuge des herrlichen 
Hoflebens dieſes edlen Geſchlechtes. Nachdem jchon Leopold I. im Jahre 
984 den Grund zum heutigen Stifte gelegt hatte, ließ jein Sohn Heinrich 1. 
im Jahre 1014 den Leichnam des hl. Coloman in der Stiftsfirche beifegen, 
wo die irdischen Reſte von elf Meitgliedern aus dem Geſchlechte der 
Babenberger heute noch begraben liegen, und Leopold der Schöne berief 
im Jahre 1089 die Benedictiner nad) Melk. 

Melk erhielt ſchon 1448 ein eigenes Landgericht und 1451 dag 
Privilegium, zwei. Jahrmärkte abzuhalten. 

Das ind Taten, die den freimdlichen Markt als einen altchr- 
würdigen kennzeichnen. Ueberall entdeckt der Wanderer mitten im regen 


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Leben der Gegemvart die Spuren hiftorifcher Ereignilfe, und die allent- 
halben angebradjten Gedenktafeln, welche einem wohlberedhtigten Bürgerftolz 
ihr Dafein verdanken, beftätigen die ruhmvolle Vergangenheit der Gemeinde. 

Das ehrwürdige Alter diefer Culturſtätte, ihre vielfachen Beziehungen 
zu unſerem Kaijerftaate, die jteten Berührungen mit den Negenten, die 
zahlreid) vorhandenen Urkunden aus alten Zeiten, all das verwies Die 
Mönche des Stiftes ganz befonders auf die Pflege der Geſchichtsforſchung, 
und fo ift Melk mit feinen berühmten Annalen geradezu auch die Wiege 
der Geſchichtsſchreibung im öfterreichiichen Staiferftaate geworden. 

Auch die deutjche Poefie des zwölften Jahrhunderts fand in Heinrich 
von Melk ſowie in einer Dichterin, die Hier lebte, eifrige Pflege. Es 
jei bier des berühmten Marienliedes gedacht, welches unfer heimifcher 
Dichter Pollhammer in folgender Weije befingt: 

„Als faft von Rom vernichtet 
Die deutfhe Sprache lag 

Hat dieſes Lied gedichtet 

Ein Mönd von deutihem Schlag. 
Marienlied! Dich hüten 

Tie Mauern nun von Melt, 

Und deutichen Sinnes Blüten, 
Sie werden hier nie welt.’ 

Für die Gefchichtsichreibung aber fällt eine zweite Ruhmesepoche 
dieſes öſterreichiſchen Mutterklofters in den Beginn des achtzehnten Jahr: 
hunderts. Amſelm Schramb, Vhilibert Hueber und die Gebrüder Petz 
find die hervorragenden Bertreter dieſer Wiſſenſchaft, und in neuerer Zeit 
hat Ignaz Franz Keiblinger in feiner monumentalen „Geſchichte des 
Benedictinerftiftes Mel, feiner Beligungen und Umgebungen“ die ereignisreiche 
Vergangenheit des Stiftes und des Marktes Melk der gelehrten Welt vermittelt. 

Melt Hat jedody nicht nur eine ruhmvolle Vergangenheit, fondern 
es ift hinter feinesgleihen aucd in der Gegenwart nicht zurückgeblieben. 
Die Errichtung eines k. k. Steueramtes, eines k. k. Bezirksgerichtes, eines 
. E. Finanzwach Controlbezirkes, die Gründung der gut geleiteten, unend- 
(id) wohltgätig wirkenden Sparcaſſe, eines öffentlichen Krankenhauſes, bes 
wackeren deutjchen Singvereines, eines landwirthſchaftlichen Bezirksvereines, 
eines Veteranenvereines, eines gut dotierten und die Frequenz des Gymnaſiums 
Sehr fördernden Studenten-Unterſtützungsvereines, ſowie anderer Schöpfungen 
weldye der Gemeinde zur Ehre und zum Wohle gereichen, fallen alle in 
Die Zeit der Regierung unferes Kaiſers Franz Joſef 1. 

Infolge ſeiner ebenſo günſtigen als ſchönen Lage beſitzt Melk auch 
eine ſtattliche Reihe von Communicationsanſtalten. Es iſt ſowohl Station 


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der Eliſabeth-Weſtbahn als auch der Donau-Dampficdiffahrt, und in füd- 
weitlicher Richtung laufen bis zum Einfluffe der Melk in die Donau 
die Eifenbahn, die Zanditraße und die Waſſerſtraße eine Strede parallel 
nebeneinander. Dank der vielfeitigen Thätigfeit und Fürſorge des Abtes 
Alerander Karl, welcher jeit 22 Jahren mit feinem alljeits anerkannten 
Eifer auch als Obmann des Straßenausſchuſſes wirft, Tiegt Melk aud) 
im Gentrum eines wohlausgebauten Straßennetzes, und in neuejter Zeit 
bat die fortichrittlic) gejinnte Semeindevertvetung, an deren Spibe der 
rührige Bürgermeifter Joſef Pilchinger jeit 25 Jahren unermüdlich für 
das Wohl der Gemeinde forgt, im Intereſſe des Aufſchwunges den Donau— 
arm überbrüdt und zur Verbindung mit dem linfen Ufer des Haupt- 
ſtromes eine Nollfähre errichtet. Das war für die Feine Commune eine 
große Aufgabe, aber die Aufgabe war des Schweißes der Bürger werth. 
Nun ift auch diefes Werk gelungen und veripricht den Verkehr zu beleben 
und die Opfer zu lohnen, die es gekoſtet Hat. 


Melk befigt auch öffentliche Anlagen und Gebäude. Es hat einen 
wohlgepflegten Park und jeit einigen Jahren auch ein monumentales 
Denkmal, das „Ruſſenkreuz“. Im Rathhauſe, deiten Sitzungsſaal erit 
vor furzer Zeit in würdiger Weife renovirt wurde, iſt als Grundſtock für 
ein einſtiges Stadt Muſeum eine numismatiſche und eine im Entſtehen 
begriffene archäologische Sammlung untergebracht, und jeit neuejter Zeit 
bat Melk auch einen jchönen VBereinsjaal mit einem Theater. 


In der Umgebung der nunmehrigen Stadt mehren ji) die Fabriken, 
und in ihrem Weichbilde ſtreckt ſich von Jahr zu Jahr in die Höhe und 
in die Breite daS renommirte Brauhaus der Brüder Prinzl. 


Die Gemeinde konnte indes duch die umfichtige, fortfchrittliche Ver: 
waltung und durch die Opferwilligfeit ihrer Bewohner allmählid) wohl die 
Bedeutung einer Stadt befommen aber fie konnte unmöglich aud) das 
äußere Gepräge einer Stadt annehmen, folange ihrer Erweiterung theild 
durch die natürliche Lage, theils duch die Beſitzverhältniſſe unüberwind— 
bare Hinderniſſe entgegenftanden. Erſt infolge dev gemeinnügigen Geſin— 
nung des Stiftsabtes Alexander Karl konnte die Sparcaſſe-Verwaltung 
vom Stifte die fchönen Baugründe zwifchen dem Markte und der Eiſen— 
bahn an fich bringen, und dort erweiterie jid) dann die Gemeinde und 
ſchmückte jich wie eine erblühende Jungfrau mit einer Emſigkeit die allent: 
halben Aufjehen erregte und längſt ſchon in weiteren und höheren Kreiſen 
die Ahnung erweckte, es gelte dieſe Rührigkeit und diefer Pub wohl 
der nahenden Feier des Hochzeitsfeſtes. 


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Dem guten Beispiele der Sparcaffe-Berwaltung folgten Private mit 
dem Bauen ſchmucker Villen, und vor zwei Jahren erhob fich dort das 
prächtige Amtsgebäude der k. k. Bezirkshauptmannfchaft, mit deren Er⸗ 
richtung erſt der eigentliche Aufjchvung der Gemeinde begann. 

Der neue vornehme Beamtenkörper mit feinem humanen, feutfeligen, 
unabläfjig für dag Gemeinwohl forgenden f. k. Bezirfshauptmann Graf 
Caſſis Faraone, hat ſich durch fein Tiebensrwürdiges Wuftreten rajch die 
Zuneigung und das Vertrauen der Bürgerichaft und durch Hebung des 
gefelligen Verkehres deren Dank gefichert. 

Bald wird für dag auf der Eifenbahn verfehrende Publicum der 
altehrwürdige Markt durd) das fid) rajch entwidelnde Neu-Melk verdedt 
fein, wo ſoeben aud) das große, den modernsten Anfprüchen genügende Hotel 
Stoklaſſa der Vollendung naht. 

Ueber alle die fehönen Neubauten aber ragt nod) immer ftolz die 
impofante, altehrwürdige Abtei der Benedictiner hervor. Das Wirken 
dieſer Bulturjtätte im Dienjte des Chriſtenthums und des Waterlandes, 
der Kunſt und der Wiſſenſchaft reicht über einen Zeitraum von acht 
Sahrhunderten zurück, und ihre Gefchichte ift mit dem Werden, Wachjen 
und Gedeihen Oeſterreichs innig verfnüpft. Der Prachtbau an fi, das 
herrliche mit einer gewaltigen Stuppel gefrönte Gotteshaus mit den male: 
rijchen Barockthürmen, die vornchmen Parkanlagen, die reichen wilfen- 
Ichaftlihhen Sammlungen, das mit einem großen Bonvicte und mit einem 
Sängerfnaben Alumnate verbundene k. k. Obergymnaſium verliehen dem 
Trte längjt eine Bedeutung, die über den Nahmen einer Marktgemeinde 
hinausging. 

Der gegenwärtige Abt des Stiftes, der alljeit3 verehrte Prälat 
Alexander Karl, einer von den deutichen Brieftern, wie fie in Vefterreich 
leider inmmer feltener werden, hat während feines vierundzwanzigjährigen 
friedlich Stillen Wirkens, das ſich durch wirkliche Bildung und Aufklärung 
des Volkes von wüſten Zreiben gewiſſer tonſurirter Nadau-Bolititer vor: 
theilhaft abhebt, nicht nur jein Stift zu neuer Blüte gebracht, fondern als 
Unger Oekonom durch Math und That der ländlichen Bevölkerung im 
weiteren Umkreiſe die beiten Dienite erwieſen und in localpatriotifcher 
Geſinnung durch Opferwilligkeit, durch reiche Erfahrung und durch feine 
weitgehenden Verbindungen auch der Gemeinde Melk weientlih zu ihrem 
Aufſchwunge verholfen. 

Gegenwärtig läßt Abt Karl zuc dauernden Erinnerung an das 
fünfzigijährige Regiernngs Subiläum unferes Kaijers mit dem Aufwande 
bedeutender Mittel auch die alte gothiſche Ortskirche rejtauriren und ganz 





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Die „Neue Freie Preſſe“ brachte aus diefen Anlaffe am 5. October 
1898 folgenden Artikel: 

Die Stadt Melt. Der freundliche Markt Melt mit dem präch— 
tigen Benedietineritifte, der ſchönſten Abtei des Reiches, ift zur Stadt 
erhoben worden. Gewiß ift eg nicht die Größe der Gemeinde, die ihr 
den Rang einer Stadt gebracht Hat; denn Melt Hatte bei der lebten 
Volkszählung kaum 2000 Eimvohner, und obwohl diefe Zahl im Laufe 
der lebten Jahre bedeutend geitiegen ift, jo fonnte fie doc) dafür feinen 
Ausschlag geben; wohl aber hat Melt vor Allem eine ereignisreiche, 
ruhmvolle Vergangenheit, es hat ferner vermöge feiner behördlichen und 
humanitären Juſtitute die Bedeutung und in Folge feiner erfreulichen 
Erweiterung feit jüngfter Zeit aud) das Gepräge einer Stadt. Schon 
unter Kaiſer Vespaſianus Hatte hier eine römische Reitercohorte ihr Stand: 
lager, und im vierten Jahrhunderte erhob fid) auf dem Felſen, den heute 
das Stift Frönt, dag Caſtell Namare. An der Stelle des zur Zeit der 
Bölferwanderung zeritörten Namare entjtand daun in der Oftmark die 
Niederlaffung Magalichn, Medelicke, Mell. Bevor noch in der Gefchichte 
der Name Oeſterreich auftaucht, wird Melt unter dem mit der Oftmarf 
belehnten Leopold I. dem Erlauchten die Reſidenz der Babenberger; und 
da die Macht der Babenberger von bier aus ihren Anfang nahm und 
immer weitere Kreiſe 309, jo kann man mit Recht jagen: Melt ift das 
Denkmal der Entjtehung der öfterreihiichen Monarchie. Leopold der 
der Schöne berief im Jahre 1089 die Benedictiner nad) Mell. Die 
Markgrafen ertheilten dem Stifte fowie der Ortsgemeinde zahlreiche Vor—⸗ 
rechte als Beweiſe treuer Liebe zum Stammfige ihrer weithin. reichenden 
Macht, und die irdischen Nefte von elf Mitgliedern jenes ruhmvollen 
Geſchlechtes ruhen heute noch in der Gruft der Stiftskirche. Melk ift 
auch die Wiege der Gefchichtsichreibung im öſterreichiſchen Kaiferftaate 
geworden. Die berühmten Melker Annalen, im Jahre 1124 begonnen 
und bis im das fechzehnte Jahrhundert fortgejegt, befunden in jeder 
Generation die Hand eines fleißigen, die Geſchichte feiner Zeit aufmerf- 
ſam verfolgenden Darftellers. Melt hat jedoch nicht nur eine ruhmvolle 
Vergangenheit, jondern es hat auch feine Bedeutung im gegenwärtigen 
Gefüge des Staates. Tiefe Bedeutung Hat es gewonnen durd) die 
Errichtung bebördficher und humanitärer Inſtitute, durch den Beſitz von 
Bıldıngsanftalten, woblthätigen und gejelligen Bereinen, indujtriellen Eta— 
blifjentents, wie nicht minder durch feinen das Publicum an fich zichen- 
den und jo auch den Verkehr hebenden landfchaftlichen Schmuck. Melt hat 
gerade unter der glorreichen Regierung unferes Staifer® einen feiner 





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gefinnte Gemeindevertretung eine Anerkennung für die zur Wohlfahrt 
fommender Generationen theil3 durchgeführten, theils eingeleiteten Unter⸗ 
nehmungen: der Nachwelt aber wird durch diefe Auszeichnung Kunde 
gegeben fein von dem glüdlichen Aufſchwunge, den Melk, die einftige 
Nefidenz der Fürften Defterreichd unter der Regierung des Kaiferd Franz 
Joſef I. genommen bat. 


Am Sonntag den 23. Detober 1898 hielt der Stiftsbibliothekar, 
Herr Profeſſor Dr. Rudolph Schachinger, im Singvereinglocale einen 
Vortrag über das Thema „Dialect und Dialectdihtung (mit Proben), 
deſſen Neinerträgnis der Kaiſer Franz Joſef Jubiläums-Stiftung zugedacht 
war. Das zahlreiche Auditorium folgte mit großem Intereſſe dem geiſt— 
reichen und feſſelnden Vortrage und ſpendete dem Vortragenden reichen, 
verdienten Beifall. 


Im Anfange des Monates November wurde das Muſenm theilweiſe 
geordnet — man kann ruhig ſagen errichtet — und in die im Rathhauſe 
gegen Süden gelegenen Zimmer untergebracht. 


In der außerordentlichen Gemeinde-Ausſchußſitzung vom 11. No— 
vember 1898 wurde der einſtimmige Beſchluß gefaßt, dem k. k. Bezirks⸗ 
hauptmanne in Melk, dem hochgeb. Herrn Grafen Caſſis von Faraone, 
in Anbetracht ſeiner Verdienſte um die Gemeinde Melk und insbeſondere 
wegen der gütigen Mitwirkung, daß Melk zur Stadt erhoben wurde, das 
Ehrenbürgerrecht zu verleihen. 


Sonntag den 20. November d. J. begann die Reihe der Dilettanten: 
theater: Vorſtelluugen unter der bewährten Leitung des Herrn Julius 
Syrutfchet mit dem Luſtſpiele „Jugendfrennde“, von Lundwig Fulda; das 
vollitändig ausverkaufte Haus ſpendete den trefflichen Leiftungen reich 
lichen Beifall. 

Samstag den 26. November wurde das mein erbaute, allen An- 
forderungen der Jetztzeit entprechende Hotel Stoklaſſa eröffnet. 


Am daranffolgenden Sonntage, den 27. November, benedicirte der 
hochw. Herr Prälat Aerander Karl die unter der Fünftlerifchen Leitung 
und Mithilfe des hochw. Herrn Profeſſors Benedikt Hager, wie früher 
erwähnt, nunmehr vollſtändig ſtilgerecht veftanrirte Pfarrkirche, welche für 
Melt eine Sehenswürdigkeit bildet und geradezu zur Andacht einladet; 
wir erbringen tm Folgenden eine kurze Beichreibung der Nirche und deren 
Grabmäler. 





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Zur Erinnerung an das Regiernngs-Jubiläum Sr. Majeftät des 
Kaiſer Franz Joſef I. ftiftete die Sparcaffe in Melk drei große Fenſter 
mit reihen figurellen Schinude. 

Ein Seitenfenfter auf der rechten Seite des Prespyteriums enthält 
in Glasmalerei das Wappen des hochwürdigften Bauherrn Abt Alerander 
Karl mit folgendem Chronogramm: Aedes sacra Alexandri Abbatis 
experto labore pietateque povo exornata splendore atque recfecta. 

Die 15 Fenfter in der Kirche und eines in der Sacriftei ftammen 
aus DOftermann und Hartwein's Kunftanjtalt für Glasmalerei in München. 


Die Grab: Dentmäler in und an der Pfarrlirhe zu Melt. 

Im Verlaufe der vielen Jahre find einzelne Denkmäler gänzlid) 
verſchwunden, andere mußten bei der erugreifenden Reſtaurirung der Kirche 
nothgedrungen die Pläge wechjeln, manche find wohl aud) vollftändig 
unkenntlich, daher erbringen wir nur die jegt vorhandenen und einige 
wenige, welche Steiblinger und Dr. Lind in ihren Werken fehon angeführt 
haben. | 
Bei dem Hanpteingange in die Kirche links oben erblicen wir einen 
granen Stein, welcher folgende Inschrift trägt: 


ANNO DOM:INI MD/XXXX-TAR AVF/DEN XV TAG 
AVYGVSTI STARB/DER EDEL IUNGER WILHALM); 
VON FREIBERG HER EBERITTART VON FREIBERGS 
SYN SEINES/ALTERS IM XII ITAR WELCIER 
JUN GER R. K. M. IUNGEN IIERRN:ZV DENEN 
ZVYGEORDNETWAR. DEM GOT VND VNS 
ALLEN GENEDIG SEI. 


An den zwei oberen Ecken in je einer freisrunden Vertiefung zeigen 
ih beraldiich rechts ein Wappeuhelm, links ein Wappenfchild, welcher 
oben ein leeres Feld, unten 3 Nugeln, zwei oben, eine unten geftellt Hat; 
der offene, gefrönte Turnirhelm mit abbangender Helmdecke iſt mit fünf 
Ztrangenfedern bedeckt. Unterhalb diefes Grabſteines trägt ein Salzburger 
Marmor nachjtehende Inſchrift: 

Alda Ligt begraben der loch Ehrwürdig in Gott | Geistlich 
Edl und Iochgelehrte Herr M. Franciseus . Praitenlahner 8. 8, 
Thoiw B. Formati: gewester Deehant und Pfarrer allhier Zu | 
MeIlkh so den 1. Martı A. ! 1685 seines alters 54. Jar | in Gott 
geeligelichen Endt schlaffen ! Deme und allen | Christglaubige | 
Seelen -- Gott ge | nedig — und barın | herzig sein | Wolle, | In 





— 432 .— 


Dasfelbe, welches fih im Haupteingange der Kirche an der Mauer 
rechts befindet, beitcht ans einem großen, dunkelrothen Marmor mit der 
Figur des geharnifchten Nitterd Wolfgang von Lappig. Unter dem mit 
2 Köpfen en relief gezierten Rundbogen erfcheint die beinahe lebensgroße 
Figur des Hier ruhenden Wolfgang Lappis von Rappoldenkirchen. Das 
Viſier des mit Federn geſchmückten Helmes iſt in die Höhe gefchlagen und 
zeigt ein jchön gearbeitetes, bärtiges Antlitz. Die Rüftung beiteht aus 
Kragen, runder Bruft mit Rüfthaken, die Achfeln haben Worderflügel mit 
Bredrand. Die Beine find duch geichobene Beintafchen und Beinröhren, 
Ellbogen und Knie durch ftarke Buckeln geſchützt, die Füße voran ftumpf. Die 
linke Hand ftüßt fi) auf das Schwert, mit der rechten Hand hält die 
Figur eine flatternde Fahne. Das Wappen zu den Füllen zeigt einen 
(ſchwarzen) einköpfigen, ungekrönten Adler (im filbernen Felde), welche 
Figur fid) als Timier wiederholt. 

Hie ligt, begraben der Edl und Vest | Wolfigang von lappitz 
zw Rapoldenkirchen der gestorben ist am Pfintstag | nach unser 
lieben Frauen-tag Irer Geburt Anno domini M. GGGG und Im 
Jar dem Gott genadig sey. 

Der bier beerdigte Wolfgang Lappig von Rappoldenkirchen ift der 
ältelte Sohn des Andreas Cuzal von Lappitz, welcher im Jahre 1503 
Rappoldenkirchen Faufte, und feiner Gattin Elifabeth, einer geborenen von 
Harras. Er war fürſtbiſchöflich Freifinger’icher Pfleger zu Waidhofen an 
der Mobs (1503) und mit Rofina Höchenbergerin vermählt, welche Mutter 
von 3 Söhnen und einer Tochter wurde. 1906 wurde Wolfgang Lappitz 
ſammt feinen beiden Brüdern mit dem Hof und Edelfige Chuefarn vom 
Abte Sigmund zu Melk belehnt; auch erfchten er auf dem Landtage zu 
Krems 1508, und zu Wien 1524 unter der öfterreichiichen Ritterſchaft, 
und ſtarb den 6. September 1530. 

An der Nordjeite der Kirche trägt ein rother Marmor folgende 
Inſchrift: 

Alda Ruchet der Edl und | Veste IIerr Philipp Meringer | ge- 
wester Rathsburger und Pier | preuer allhier Welcher den 10 | Martıj 
Anno 1690, Und Sabi ! na dessen Hausfrau welche den 28. Öctobris 
Anno 1681 ; in Gott seeliglich verschiden ist. Denen Gott die 
ewige Ruche | Verleihen Wolle ! Amen, 

Nebenan auf einem Zalzburger Marmor zeigt fich, vor dem ge: 
freuzigten Erlöjer knieend, ein Vater mit fünf Söhnen und einem auf 
einem Boljter liegenden Wideltinde, und eine Mutter mit einer Tochter; 
Die älteften drei Söhne bärtig, der zweite in der Chorkleidung ber 


— 433 — 


Benedictiner, Flocke genannt, alle mit Ausnahme des Prieſters und der 
Tochter, al3 zur Zeit der Errichtung des Grabmales bereits Verftorbenen, 
mit Kreuzen bezeichnet. Die Arbeit ift ohne kunſtwerthe Infchrift unter 
dem Basrelief in lateinischer Kapitelfchrift: 

Hie Ligt, Begraben Die | Tvgendsam. Fraw. Maria IHoll ! znerin. 
Des Löbl. Closter Mö | Ick Geweste. Zimmer. Warterin. So ! Den 
23 April 1655 Ihres Alters. Im. 71. Jar gestorben. Deren. Seel. 
Gott | Wolle Gnedig Sein. 

Neben diefem Grabmal ein weißer Sandftein mit nachſtehender 
Infchrift: 

. LAVRENTIVS. BVEL |J. V. LICENT. DECANVS ET | 
PAROCHVS. MELLICEN. | OBILT JJ JVNTI AP 1647 ! AETATIS 
SVAE. 75. EXVL | PRO RELIGIONE. ET AYGVSTMA DOMO 
AVSTRIACA !' 17 ANNIS CVIVS ANIMA | REQVPIESCAT IN 
PACE. 

Unter der Srabfchrift ift ein Kelch, auf dem Meßbuche ftehend, 
ausgehauen. 

Der nächſtbefindliche röthliche Grabſtein trägt die Aufſchrift: 

Der Woll Edlen Ehrentreuen Tugentsamen seiner liebst , ge- 
westen Ehefraüen Maria Elisabeth Büelin ei |, ner gebornen Hil- 
brandin so den 18. Augusti Anno 1654 ; ihres Alters im 24. Jahr 
in Gott Seeliglich Verschieden ! hat dere überlebenter Eheherr Jo- 
hann Henrich Büel ! Des Löblichen Clossters Mölckh Haubtmann | 
und Cammerer aufs Schuldigster Ehr und Liebe Dieße woll | Ver- 
diente gedechtnus setzen und ınachen lassen Dero lieben ! Seelen 
die ewige Rühe vnd Serligkeit wintschend. 

Heraldiſch rechts dag Büeliſche Wappen: Ein quergetheilter Schild, 
in deſſen oberen goldenem Felde ei jchwarzer, wachjender Adler mit 
ausgebreiteten Flügeln, deſſen Kopf ein goldener Kreisbogen umgibt; in 
der unteren Hälfte zwei filberne Sterne; anf dem offenen, gefrönten 
Helme zwei in Roth und Weiß guergetheilte Büffelbörner, zwiſchen denen 
ein furzes Schwert (oder ein Dolch), mit der Spitze aufwärts, emporge: 
richtet ij. Liuks das Hilbrandiiche Wappen: Ein nad) der Länge ge: 
ſpaltener Schild, deſſen rechte, quergetheilte Dälfte im oberen weißen oder 
ſilbernen Felde einen blüthenloſen Baumſtrunk mit vier Aeſten, aus dejien 
oberen Ende und den Aeſten Flammen bervorbrechen, oder kürzer gejagt, 
einen vieräftigen Brand zeigt, das nutere, vothe Feld einen goldenen 
Querbalken enthält. Die linke Schildeshälfte, gleichfalls in Schwarz und 
Gelb oder Gold, quergetheilt, Hat einen in der Mitte quergetheilten, oben 


27 


— 44 — 


gelben vder goldenen, unten ſchwarzen Löwen, auf einem Hügel ftehend, 
in den Branfen eine mit Blättern und Stengel verfehene rothe Rofe 
haltend, auf dem offenen, gefrönten Helme zwei offene, mit der Roſe be- 
(egte Adlerflügel und zwifchen denfelben der Brand wie im Schilde. 

An der finfen Seite des oben erwähnten Grabſteines befindet ſich 
ein großer, dunkelrother Marmor, den Heiland am Delberge vorjtellend 
(mit den Schlafenden Jüngern Petrus, Jacobus und Johannes, im Hinter: 
grumde der Engel mit dem Kelche, gegenüber Judas mit der Schaar des 
Hohenprieſters); unterhalb die Darftellung einer zahlreichen Familie: Ein 
Mann mit ſechs Zünglingen und Knaben, eine Fran mit neun Mädchen, 
von denen Fünf nur mit hervorragenden Köpfen fichtbar und zwei andere, 
jugendliche, weibliche Seftalten, zunächſt der Mutter, jowie diefe durd) 
ihre Kopfbedefung als Frauen bezeichnet find. Zu den Füßen des 
Mannes ein nad) der Länge geipaltener Wappenfchild, deſſen erſtes Feld 
(Heraldiſch rechts) eine zur Hälfte von dem Schwerte bededte Lilie zeigt, 
das zweite leer tft. Unter dem flachen, ziemlich rohen Relief fteht in für 
jene Zeit Schönen Schrift: 


Anno dni. 1502 jar am sab |! stag nach simonis Jude ist ge- 
storbe der Erber Steffa Wint , perger Burger zw Melk de | Gott 
gnad. Der Sterbetag iſt der 29. Dctober. 


Ueber dieſem Grabmal ein Kleiner, dunkelrother Marmor mit der 
fehr nnorthographiſchen Inſchrift: F | Hie dig Ich | Ihn den Roßen | 
gardten und Thue auf ! meine liebe Kindter Wart. | en. VRSVLA 
KIRCHWEG  ERIN Ein gebohrne Gens : bergerin geweste dockh- 
ter !in in Mölkh A. 1674. 


Ihr Gemahl, Adam Kirchweger, Doctor der Philoſophie und 
Medizin, Landſchafts Phyſiens und Stiftsarzt zu Melk, ſtarb 1673 und 
iſt zu Petzenkirchen begraben. 

Unmittelbar in der Nähe dieſes Grabſteines ein rother Marmor 
mit der Aufſchrift: 

Alda Ligt Begraben | Der Wohl Edl und Gestrenge Herr | 
Peter Carl Walzl! Vormahls Pfleger und Mauttner , Zu Emmer- 
storf Grmuetthälter diser Kirchen / Und Großer Vermehrer | Des 
CORPORIS CHRITI Stütfts " Ist Gestorben Den 30 May ANNO 
1724. Dem Gmade Gott. 


Ganz unten links zeigt ich ein Grabſtein, die Anferftehung Chrifti 
vorjtellend, die Jnſchrift fehlt. 


— 435 — 


Noch ift zu erwähnen ein unter dem Fenfter der Sacriftei befind- 
licher cother Marmor mit der Auffchrift: 

Alhier Ruehet der Edl Vnd | Veste Herr Johann Götter | storf- 
fer | gewester Rathsburger alhier Wel | cher den 31. Decembris 
Anno 1687. Vnd Christina dessen Hauß- | frau welche den 3. 
Augusti | Anno 1693 in Gott seeli | glich verschieden ist denen | 
Gott gnedig seyn | wolle. Amen. Er war Gaftwirth „zum weißen 
Röffel und von 1666 bis 1669 Mearftrichter zu Melk. 

Vom Seiteneingange der Kirche, links, befindet ſich in einer großen, 
gemauerten Nifche ein Delberg mit Icbensgroßen Figuren. Diejelben find 
durch ein eiſernes Gitter geſchützt, welches die Jahreszahl 1686 trägt. 
Dben Steht auf einem um den Bogen der Nifche gefchlungenen Bande: 

Anno 1503 An Sant Steffanstag der Erfindung Ist gestorbn 
der Erber Mert Gastgeb Burg’ hie: Vnd im Jar. 1502 Am Kar- 
freitag ist gestorbn Barbara sei and hausf d. got gnad. Die Todes- 
tage find der 3. Auguft 1503 und der 25. März 1502. 


Es nahte nun für Oeſterreichs Völker der große Felttag, der 
fünfzigjährige Gedenktag des Antrittes der glorreichen Negierung Sr. 
Majeſtät des Kaifers Franz Joſef I. 

Wenn auch die trüben Schatten und die tiefe Traner, welche noch 
auf Deſterreichs Völker Hafteten, ſowie die allerhöchſten Intentionen ſelbſt 
es nicht ermöglichten, dieſen Feſttag in ranſchender Weiſe zu feiern, ſo 
erhoben ſich an dieſem Tage doch Millionen Segenswünſche für den ge— 
liebten Monarchen, und Millionen Oeſterreicher beteten für ihren Kaiſer. 

So ward es auch in Melk gehalten. Schon am Vorabende ertönte 
eine Stunde hindurch das melodiſche, majeſtätiſche Gelänte aller Glocken, 
am Feſttage ſelbſt prangte Melk im ſchönſten Flaggenſchmucke, in der 
Stiftskirche wurde um 8 Uhr Morgens ein feierliches Hochamt durch den 
Hochw. Herrn Prälaten Alexander Karl celebrirt, an welchem auch die 
ſämmtliche ſtudirende Jugend theilnahm. Nach Beendigung des Gottes— 
dienſtes hielt im Prüfungsſaale der k. k. Schulrath und Gymnaſialdirector 
Hermaun Ulbrich in gewohnter muſterhafter Weiſe die Feſtrede. 

Um 9 Uhr fand ein weiteres Hochamt in der Pfarrkirche ſtatt, an 
welchen ſämmtliche Behörden, die Gemeindevertretung und die Kinder 
der Volksſchule theilnahınen. Die Kinder wurden hierauf in den Turn— 
faal der Schule geleitet, wofelbft ihnen die Bedeutung des Tages in 
faßlicher Weife erklärt und zum Schluffe die Volkshymne geſungen wurde. 


27° 


— 436 — 


Mittleriveile war an die Gemeindevertretung die Aufgabe berange: 
rückt, an allerhöchiter Stelle die Bitte zu ımterbreiten um die Ausfertigung 
eines Diplomes und um die Befugnis, das bisher geführte Wappen weiter 
beibehalten zu können. 

Die Gemeinde entledigte fich diefer Aufgabe, indem fie am 6. De- 
cember d. I. nachjtehendes Geſuch an die k. k. Bezirkshauptmannſchaft 
Melt richtete: 


Hochlöbliche kak. Bezirkshauptmannſchaft Melk! 


In Beurkundung des Allerhöchſten Gnadenactes, durch welchen laut 
Erlaſſes vom 18. October 1898, Nr. Exh. 15214, ex 1898, der Markt 
Melk mit Allerhöchſter Eutſchließung Sr. k. und k. Apoſtoliſchen Majeſtät 
vom 29. September 1898 zur Stadt erhoben worden iſt, bittet die er— 
gebeuſt gefertigte Gemeindevertretung um die Ausfertigung eines aller— 
höchſten Diplomes mit dem bisher geführten Gemeinde-Wappen und um 
die Befugnis zur Fortführung dieſes Wappens, indem ſie ihre Bitte auf 
Folgendes ſtützt: 

Die Führung des erbetenen Wappens) iſt nachweisbar über 300 
Jahre alt; denn ſchon das Siegel einer im Archive des hieſigen Beuedictiner— 
ſtiftes aufbewahrten Urkunde des Richters nud des Rathes des Marktes 
Melk von 8. März 1575 zeigt dieſes Wappen auf blanem Schilde ein 
goldener Löwe, einen ſilbernen Schlüſſel in der Prauke haltend (getragen 
von drei Engeln); ei ſilbernes, ſchön ausgeſtattetes Original Siegel mit 
dieſem Wappen wird im hieſigen Rathhanſe aufbewahrt und trägt die 
Jahreszahl 1576: ein aus derſelben Zeit herrührender eiſerner Stempel 
zeigt dasſelbe Wappen, deſſen Farben durch die Tradition und durch alte 
Abbildungen feſtgeſtellt ſind, ohue Engel. Die ergebenſt gefertigte Ge: 
meindevertretung überreicht im Anſchluſſe die Ansfertigungsgebühr per 
85 7. ö. W., d. i. fünfundachtzig Gilden ö. W., ferner den in Farben 
ausgeführten Entwurf des Wappens ſammt der Beſchreibnng und einem 
Abdrucke des älteſten noch vorhandenen Originalſiegels und bittet, dieſes 
Wappen im das Allerhöchſte Diplom aufzunehmen. 

Melk, 6. December 1896. 

Joſef Piſchinger, 
Gemeindevorſteher. 

') Tas Wappen der Gemeinde Melik beſteht in einem blauen, im Renaiſſance⸗ 
Stile gebaltenen Schilde, der bald von cinem, bald von drei Engeln getragen if, 
jpäter aber ohne diefe Wappenträger erfcheint. Auf dem blauen ?yelde erfcheint ein 
aufrecht jtchender, goldener Yowe, welcher in der rechten vorderen Pranke einen filbernen 
Schlüſſel traͤgt. Die Farben ſind durch die Tradition und durch alte Abbildungen 
feſtgeſtellt. Ju vergleichen iſt Karl Lind's „Stadnvappen von Oeſterreich-Ungarn“ 1868. 


— 43T — 


Um nun an Allerhöchiter Stelle den gebührenden Dauk entrichten 
zu fönnen, wurde von der Gemeimdevertretung um Audienz angefucht, 
und es langte am 7. December das nachſtehende Telegramm in Melk ein: 


Herrn Bürgermeifter Joſef Piſchinger, Met! 
Die gewünjchte Vormerkung zur A. h. Andienz wurde für Montag 
den 12. December, Vormittags 10 Uhr, veranlaßt. 


Sabinetsfanzlei. 


Am 12. December 1898 Hatten nunmehr Bürgermeifter Joſef 
Piſchinger und Gemeinderat) Franz Xaver Linde die hohe Ehre, bei Er. 
Majeftät dem Kaiſer Franz Joſef T. perſönlich vorsprechen zu dürfen, um 
den ehrerbietigjten Dank der Gemeinde Melk für die Erhebung zur Stadt 
abzujtatten. 

Se. Majeftät der Kaiſer war außerdeutlid) guädig und huldvoll, 
und feine Worte lauteten: 

„Es bat mich jehr erfreut, in der Lage geweſen zu fein, Melk zur 
Stadt zu ernennen; es wird dort viel und Hübjch gebaut; es befindet 
ich) in neueſter Zeit auch eine E. & Bezirkshauptmanuſchaft dortjelbft.“ 

Die Depitation erlaubte fi), noch zu erwähnen, daß in kürzeſter 
Zeit auch ein öffentliches Krankenhaus und ein Blindenheim errichtet 
werden, worauf jie nach einigen huldvollen Worten des Monarchen gütigjt 
entlafjen wurde. 

Am 31. December 1898 wurde von einer Deputation, bejtchend 
aus den Herren Bürgermeiſter Joſef Pilchinger und Gemeinderath Franz 
Xaver Linde dem k. k. Bezirkhauptmann in Melk, Herrn Grafen Caſſis 
von Faraone, das im Atelier F. W. Papke in Wien verfertigte und ſehr 
geſchmackvoll ausgeſtattete Ehrenbürger Diplom überreicht. 


Und nun von unſerem freundlichen Leſer, deſſen viele Nachſicht wir uns 
nochmals erbitten und von Dir ſelbſt, liebes Städtchen, gewiſſermaßen 
Abſchied nehmend, rufen wir Dir nochmals aus vollem Herzen den 
innigſten Wunſch zu: „Gott erhalte, ſchütze und ſegne Dich!“ 

Möge Gott Deine Bewohner, ſowie unſer liebes Heimatland Oeſter— 
reich in ſeinen gnädigen Schutz nehmen! Mögen anch Die Melker ſelbſt, 
ob Groß, ob Klein, ob Mann, ob Fran, zu allen Zeiten und immerdar 
ihre volle Kraft einſetzen, um zu wirken für das Gedeihen und für das 
weitere Blühen der Stadt Melk! 


Gedenklafeln 


(hiſtoriſche). 


Sedenktafeln (hikorifde) 


Beim Eingange in den Markt vom Bahnhofe aus am rechten 
Strebepfeiler: 
Melter:Chronit. 
Die ältejte Niederlafjung war das römische Caſtell Namare, ſpäter 
Castrum ferreum 970, Grenzburg der Ungarn 975. 
Bon Leopold I. von Babenberg erobert und Reſidenz der Babeı- 
berger big 1101, Abtei ſeit 1089, Neubau 1736. 


Am linfen Strebepfeiler: 


Meiter:Chronit. 

Der an den Stiftstelfen fich Hinzichende Ort fommt 861 unter 
dem Namen Magalicha vor, um 984 unter Medelicke. Seit 1070 Melckh, 
Melt. Gegen die Türfen 1650 ftärfer befeitigt worden. 

Die Mauer, Raveline, Thürme und Thore 1854 demofirt. 


Im Stifte Melk, in der VBorhalle, welde vom Colomani-Altare 
zur Sacriftei führt, das Trauer-Monument mit nachitehender Infchrift: 
Quinque pii proceres, et sex clarae mulieres 
Sese cum donis nostris junxere patronis 
Nomina scripta liber vitae tenet hic lapis, ossa 
Leopoldus I. Marchis fundator 
Henrieus filius Leopoldi. 

Ejus tempore, videlicet anno 1012 8. Coloman martyris 
affeetus est in Stockerau quum ob multa et manifesta miracula 
approbante Summo pontifice per Meginhardum Episcopum Halber- 
stadiensein solemnissime Mellicium trausferri curravit anno 1015, 

Adalbertus filius Ilenriei obiit 1056; qui monasterio donarvit 
partem miraculosaın domi nicac crusis. 

Ernestus Filius Alberti obiit 1075 qui dedit monasterio lan- 
ceam S. Mauritii et craterem S. Udalrici Ep. 


— 442 — 


Jseopoldus III. Filius Ernesti obiit anno 1096, 


Iste est pater S. Leopoldi, qui Claustroneoburgum de novo 
fundavit; Mellicense autem, crebis bellis attritum reparavit, nobi- 


lissimeque dotavit ac B. Petro et Sedi apostolicae obtulit anno 
Christi 1110. 


Richarda uxor Lepoldi I., soror Henrici imperatoris. 


Swanhildis uxor Henrici Marchionis,. 
Adelhaidis uxor Adalberti, soror Petrae Hungariae regis. 


Mechtildis uxor Ernesti, filia Dedonis Marchionis Lusatiae. 


Frowiza filia Ottokari Marchionis Styriae, uxor autem Leo- 
poldi II. ejus, qui fuit filius Adalberti, defuncti et sepult, Treviris 
ante obitum patris. 


Juditha filia Ernesti Marchionis. virgo intacta. 


Un dem Haufe Nr. 38. 


Ein anderer fi vil felten Ein wirt was dä gefegzen 
gefahen näch den tagen. Aitolt was der genant 
vper Medelide der wiſte fie die jträze 
wärt vf handen viel getragen in das Dfterlant 

manic goldvaz rühe gegen Mütaren 

dar inne braͤht man vin die Tuonowe nider 

den gejten zur der träge: da wart vil wol gedinen 
fie muejen willefomen fin. der richen kunigine fiber. 


Nibelungentied Str. 1268 und 1269. 
Am Schaider-Thore Nr. 52. 


Unter Sriedrid) dem Schönen vertheidigten Abt Ulrich II. 1306— 1324 
und Ulrich von Walfee den Urt erfolgreich gegen die Bayern 
unter Führung der Herrn von Zelking und BPottendorf. Der Herzog 
verlich hiefür Melk für alle Zeiten den Namen einer Landesfeite. 


Am Brauhauſe: 


Durch die graufame Feuersbrunft, die in der Faſtenwoche 1548 in 
des Bräuers 


Leonhard Halbing 
Haufe feiner böfen Feuerſtätte wegen entitanden, wurde die Bürgerjchaft 
in merklichen Feuerſchaden verjegt, daher Halbing durd) einen Vergleid) zur 
Leiftung eines Erſatzes von 520 AR Pf. verhalten wurde. Bald darauf 
verließ er Melt. Alte Melker-Aufzeichnungen. 


2. 


„Dies 6. Decembris 1619 mellicensibus nimium atrox erat.“ 
Um 5 Uhr Früh während der NRorate verjuchten die Feinde an 
drei Plägen den Angriff auf den Markt, zuerit der Kanonen des Stiftes 
wegen hinter der Bfarrficche, am Thurm, bauptjächlich aber am Thor in 


der Naͤhe des 
Braners Fröhlich 
deſſen Gebäude fie Nachts bejegten und ein To entjegliches Feuer auf den 
Marft richteten, al8 ob das ganze Haus in Flammen jtünde. Sogleid) 
darauf wurde es auch abgebrannt. Schramb. 
3. Philipp Meringer 

obligirt ſich ſo lang als Unſer gnediger H. Prälatt allhier bleibt nit zu 
weichen, auch in der Noth ſambt ſeine Preu- und Paurn-Knecht zu wöhren. 
Urkunde vom 11. Auguſt 1683 an Abt Gregorius Müller während der Türkennoth. 

Am Haufe Nr. 75. 

Am 6. December 1679 ftarb einer der welt. Begleiter der Geijt- 
lichen, weldye von der Weinleſe aus Praffitätten heimgefehrt waren, Namens 
Andreas Faſching, in der Scheuer des Brauer Philipp Mechringer au 
der Bei. Die Thore des Marktes und des Stiftes wurden bierauf 
längere Zeit geſchloſſen gehalten. Keiblinger. 

An der Einfriedungsmauer des Stiftsgartens: 

Urbanus Abbas Mellicensis erexit 1765. 

Am Hauſe Nr. 111: 

In dieſem Hanje wurde Abbe Maximilian Stadler am 4. Augnſt 
1748 geboren. Melker Singverein. 

Im Hauſe des Bürgerſpitales: 

MEL's VERARMTEN PORGERN 
ZUM ÜBDACH 
HABEN DIESES STOCKWERK ERBAUT 
JOSEF UND FRANCISKA WEIDINGER 
IM JAHRE MDCCCLKXI. 
IN DANKBARER ANERKENNUNG 
Pıe GEMEINDE. 

Im Haufe Nr. 115 (Krankenhaus): 

Erbaut im Jahre 1874. Zum Wohle der leidenden Menſchheit 
gegründet von den Frauen Agnes Lorenz, Antonia Florian, Franziska 
Weidinger, Thereſia Lagler und gefördert von den Wohlthätern Anton 
Lagler, Joſef Schön. 


Im Gymnafialgange des löbl. Stiftes Melk: 
CONVENTVI, CELEBERRIMO 
AC. VENERANDISSIMO 
O0. 8. BENEDICTI, MELLICENSI 
HVMANIORVM, STUDIORYM 
INDE. A. SVA. ORIGINE 
STRENVO. CVLTORI 
INDEFFESSOQVE, PROPAGATORI 
NATALEM. OCTIGENARIVM 
ALEXANDRI ABBATIS 
AVSPICIIS FELICITER 
XII. KAL. APRIL. ANNI MDCCCLXXXIX, 
CELEBRATVM. GRATVLATI 
HANC, TABVLAM 
FIDEI GRATIQVE. ANIMITESTEM 
GYMNASII MELLICENSIS 
AB. ANNO. MDCECCLXXX. ALVMNI. 
D. D. D. 

Im Haufe Nr. 97: 

Ritter Heinrich von Melk. 

Der ältefte dentſche fatgrifche Dichter, der Invenal der Nitterzeit, 
trat, die Welt überdrüßig, in das hiefige Kloſter, er ift der Verfajier des 
Gedichtes „Von des Todes Erinnerungen“. Zwiſchen 1152 und 1163. 

Im Haufe Nr. 94 (Feuerwehr Depot): 

Senerwehr Hauptlenute 1867 — 1897: 
Anton PBrinzt 1867 — 1870. Ludwig Prinzl 1874 — 1878. 
Franz Xav. Linde 1870 — 1874. Joſef Piſchinger 1878 — 1880, 
Ludwig Prinzl 1880 — 1897. *) 
Stellvertreter: 


Franz Xav. Linde 1867 — 1870. Dr. Auguft Kopp 1877 — 1890. 
Dr. Adolf Prüfer 1870 — 1873. Joſef Hummel 1890 --- 1897. 
Anton Schober 1873 — 1877. Johann Bureiter 1897. 


— En — 


*) Herr Ludwig Prinz it auch heute noch Feuerwehrhauptmann, zugleich 
Ehrenmitglied des Erſten m. 6. Feuerwehr Unterſtützungs Vereines, Obmann des 
Bestrksverbandes und Yandesprrtrauensmann in Feuerwehr-Angelegenheiten. 


Un diefer Stelle jei nod erwahnt, dais Herr Ignaz Wandı in den Jahren 
1897, 1898 und 1899 der Gemeindevertretung als Ausfchuis angehörte. 


Gedichte, 


Gedichte.) 


Leopold der Erſte. 


Die ſchönen Gau'n von Oeſterreich 
Die waren arg verheeret; 

Es hat der Hunnen Schwertesſtreich 
Das Volk dort aufgezehret; 


Die Weiler, welche aufgeblüht 
Auf ſeinen grünen Matten, 

Die Burgen, welche rings umzieht 
Der dunkle Waldesſchatten, 


Die Tempel in dem ſtillen Hain, 

In denen Pſalmodeien 

Beim Morgen⸗ und beim Abendſchein 
Dem Herrn ein Opfer weihen: 


Die hat das Hunnenheer gebraudt 
Als Fackeln auf den Wege: 

Und wie der Tocht verlofchen, raucht, 
So zieht ihr Rauch ſich träge 


Bon Trümmern, die erft lichterloh 
In Feuerſäulen ftanden, 

Auf die ſich Flammen glüh und hoh 
Wie Blumenkränze wanden. 


Die Waſſer ſpiegeln nimmer Euch 
Die Burgen in den Fluthen, 

Die rings auf Hügeln, Kronen gleich, 
Auf Sammetpfühlen ruhten! 


Nur eine Burg am Donauftrand 

Steht feft mit ihren Binnen; 

Mer wagt es wohl, dem deutfchen Yand 
Sie wieder zu gewinnen? 


Der Hunnenführer Gizo bat 

Zum Lager fie ermählet 

Und dort des Naubens müd und fatt 
Sein Haus, zu ruh'n, beftellet. 


1) Welche auf Melt Bezug nehmen. 


— 448 — 


Zu Mölk, da ragen hoch empor 
Die Thürmlein und die Warten, 
Ta fieht der Hunne flolz hervor 
Auf Oeſt'reichs Blumengarten, 


Da ſieht der Hunne ſtolz hinab, 
Wenn in den klaren Fluthen 

Sein mächtig Haus ſich ſpiegelt ab 
In Sonnen⸗Abendgluthen. 


Dort ſeufzt der Deutſche unterm Joch, 
Wo ihm einſt Freiheit blühte, 

Als er in Druck und Jammer noch 
Für's Vaterland erglühte. 


Es ſchlaget aber anderwärts 
Im fernen deutſchen Lande, 

Sn ſtarker Bruſt ein freies Herz 
Zu brechen dieſe Bande. 


Der Graf von Babenberg iſt werth, 
Die Hunnen zu beſtreiten, 

Er führt in Kraft ein mächtig' Schwert, 
Verſteht ein Heer zu leiten. 


Der große Otto ſendet ihn, 
Gibt ihm das Land zu Lehen, 
In dem die Feinde mittenin 
Mit keckem Muth noch ſtehen. 


„Glück auf! Glück auf! mein Leopold“, , 
Sp lautet Dito’3 Segen, 

„Tas ſchöne Yaud, das wird Tein Sold, 
Kannft Du den Feind erlegen. 


„Das fchöne Yand wird Deine Braut, 
Die follft Tu Tir erringen; 

Ten Hunnen, dem fie augetraut, 

Ten wird Dein Schwert bezwingen. 


„Bar lieblich iſt und ſchön die Maid, 
Das kann ih Tir wohl jagen, 

Und mancher wird Shon icht vor Neid 
Nach ihr Verlangen tragen. 


„Ihr Mantel, der fie reich umfließt 
Wie ſchön ift er gezieret, 
Kiel edie Frucht auf ſelbem ſprießt, 
Viel Blüthengold floriret; 


— 449 — 


„Es prangt darin manch Cdelftein 
Sp voll von Licht und Strahlen, 
Und Berge faffen ringsum ein 
Den Eee, der glänzt Iryftallen. 


„Der Mantel, der ift dicht umfäumt 
Mit einer Alpenmwildnig, 

Bon dem der Duell berniederfchäumt, 
Des Jugendlebens Bildnis. 


„Ihr Gürtel, der ift filberflar, 
Gewebt aus Iſtherswellen, 

Und Balſamduft durchſtrömt ihr Haar 
Aus Früchten, welche ſchwellen. 


„Du kennſt die Braut, Du kennſt den Streit, 
Willſt ihre Huld erringen? | 

Im Kampfe nur wird fie gefreit, 

Dein Schwert muß fie bezwingen!“ 


Und Leopold, der ziehet bin, 
Es glüht in feiner Seele 

Des zaubervollen Worte Sinn, 
Tas Otto ſprach zur Stelle. 


Sebaſtian Brunner, 1843. 


Beſitznahme von Defterreich durch die Eroberung der Eilenburg 
(Mölt). 
E3 rinnen auf Schiffen die Krieger hinab 
Am fröhliden Waffengefange, 
Bezwungen bat Leopolds Feldherrnſtab 
Des Iſthers riefige Schlange; 


Sie winder durch Berge und Feiſengeſtein 
Sich fort, wie durch üppige Moofe, 

Und trägt in die Mitte des Landes hinein 
Den Krieg und das Waffengetofe; 


Und wie da der Hunnen Eifenburg jtrahlt 
Den Kämpfern von Weiten eutgegen — 
So find jie noch fröhlicher fortgewallt 
Mit Schallenden Nuderfchlägen. 


Dann ſpringen fie freudig am Uferrand 
Hinaus aus den fchwantenden Schiffen, 
Begrüßen mit Jubel das herrlide Land 
Und Haben zum Schwerte gegriffen. — 


Die Hunnen, die willen nit, was das foll, 
Sie können den Lärm fich nicht deuten, 


— 450 — 


Es Iafjet der Thurmmärtel kummervoll 
Den Bid über flammende Speere gleiten; 


Er ftoßet in’3 Horn, daß es weithin dröhnt, 
Die Gefahr den Seinen zu künden, 

Der Auf, vom Echo zurüdgeftöhnt, 

Hallt wieder aus felftgen Schlünden. 


Und Gizo laßt öffnen das eiſerne Thor 
Und fürzt mit gewaffneten Reihen 

Auf Deutjchlands muthige Söhne hervor, 
Die fi) dem Vaterland weihen; 


Da kommt e8 am Ufer zur Völkerſchlacht, 
Da riefeln viel blutige Quellen — 

Da wird mandem Auge die Todesnadht 
Bon Schwertern, die bligen und hellen; 


Die Deutſchen find Sieger, die Deutſchen find frei, 
Die eifernen Thore zerfpringen, 

Die Waſſer erbeben ob ihrem Geſchrei, 

Das forteilt auf Iuftigen Schwingen. 


Die Hunnen, die nicht vom Tode ereilt, 
Die fliehen tief einwärts im Lande 

Und haben den Ihren die Kunde ertheilt, 
Die Hunde der eigenen Schande. 


Zu Mölt, da finden fi” Schäße und Cold 
Für Krieger, die treulich gefochten, 

Die Hunnenburg ſtrotzt von geraubtem Gold 
Und Schmud, von Perlen durchflochten. 


Die Ritter, die aus dem Frankenland 
Ten Zug des Grafen begleitet, 

Und die mit ihren Schwert in der Hand 
Ihm haben die Oſtmark erbeutet, 


Hat Leopold dankbar mit Gütern belehnt, 
Tat edle Geichlechter blühen, 

Und jet noc wird manch ein Name genennt, 
Ter damals wurde verliehen. 


Es kniet der Graf fich freudig hin, 

Tie Hände zum Simmel erhoben, 

Enthüllend dem Herrn feinen danfenden Zinn, 
Berfpricht feinen Namen zu loben: 


„Da will id) nun fchüßen die Tugend, das Recht, 
So lange es Tir mag gefallen, 

Der Liebe Gebot joll da ungeſchwächt 

Ter klaren Sonne gleich ſtrahlen.“ 


— 41 — 


So redet der Graf, und er gibt den Beweis, 
Wie tief ihn fein Wort hat durchdrungen, 
Denn bald bat ein Tempel auf fein Geheiß 
Tem Erdſchoß body fich entrungen. 


Und dort, wo der Hunnen rauher Gejang 
Erſcholl, daß die Lüfte erbebet, 

Und wo der dröhnende Waffenklang 

Tie Blutgier der Strieger belebet, 


Ta raufchet der Pfalter, die Hymne tönt, 
Da fammeln fi) betende Schaaren, 
Ta freut ſich das Bolt, daß es Gott erkennt, 
Und fleht, er mög’ es bewahren. — 
Sebaſtian Brunner, 1843. 


Leopold des Erſten Tod. 


Wir wiſſen oft nur eine That 
Aus einem Menichenleben, 

Und die genügt, von feinem Geiſt 
Kann fie ung Zeugnis geben. 


Wir wiſſen oft ein einzig Wort, 
Das Jemand ausgeſprochen, 
Daß hat wie eine Rieſenhand 
Sein Seelenthor zerbrochen. 


Es zeigt den Geiſt von Hüllen frei 
In ſeinem wahren Sinnen, 

Das Wort kommt Boten gleich heraus 
Und ſagt uns, was darinnen. 


Ob da der Geiſt der Liebe weht, 

Ob der des Haſſes brütet, 

Ob da die Tugend wohnt und herrſcht, 
Ob Sünde tobt und wüthet. 


Wenn uns des Todes Hand ergreift, 
Da flieht des Scheines Glänzen, 

Da ſinkt die Lüge abgeſtreift 

An unſern Lebensgränzen; 

Drum ſind die Worte uns ſo werth, 
Die in der Schreckensſtunde 

Als Zeugen von des Menſchen Sinn 
Entfliehen ſeinem Munde. 


Als Luitpold einſt nach Würzburg zog, 
Es war ſein letztes Erdenwallen, 
Erlauert ihn der grimme Tod, 

Hat unverſehns ihn überfallen. 


— 452 — 


Des heiligen Kilianus Feſt, 

Das wollte man dafelbit begehen; 
Da waren Glanz und große Pracht 
Und edle Gäfte viel zu fehen. 


Schon Hatten fie um Mitternacht 
Mm Würzburg in des Domes Ballen 
Das Matutinum dargebradt 

Zu Gottes Lob und Wohlgefallen. 


Da jammelten die Edlen ſich 
Bei Luitpold zum frohen Spiele, 
Zur Uebung mit dem Pfeilgeſchoß 
An einem vorgeftedteu Ziele. 


Eie hatten ihre Zeit gar wohl 

Für Gott und ihre Luſt bemeifen; 
(Die Luft wird immer noch geſucht, 
Wenn aud) dabei auf Gott vergeflen). 


Als Leopold am Fenſter ftand 
Die Sonne war fchon aufgegangen 
Und hatte hoch am Weltendon 
Als Ampel ſelbſt fich Hingehangen 


Ta ward gejchrieben in dem Buch 
Des Lebens ſeine legte Zeile, 

Es glich das Herz dem Buch, es glich 
Die Feder dem beſchwingten Pfeile: 


Getroffen ſank er um, jedoch 

Nicht ihm vermeint war dag Geichoß. 
Mas aud) der Menjch beginnen mag, 
Tie Hand des Herrn lenkt unfer Loos; 


Tenn unerforjchlich ijt fein Meg, 
Und wer mag ihn zu begreifen; 
Verborgen ijt ung oft fein Licht 
Durch unſ'rer Blindheit Nebelftreiien; 


Als Yeopold gehört, daß man 

Verſucht, den Thäter einzufangen, 
Sprach er: „Nach anderm als nad Haß, 
Nach Yiebe gehet mein Verlangen. 


„Das Blut, die Herzensquelle, rinnt 
Schon matt in des Geäders Kreiſe; 
Des Deren Frohnleichnam möge mich, 
Vewahren auf der legten Reife. 


„es jtärte mid) der Salbung Tel, 
Auf daß ich nicht in Angft verfalle, 


— 453 — 


Der Sünde Nachlaß werde mir, 
Auf daß ich frei zum Richter walle!“ . 


Und wie der yronme es begehrt, 
So iſt es alsbald auch geichehen, 
Er ging in Frieden hin, nachdem 
Er feines Herren Heil gefehen. 


Nach jeinem Tode ward gebradt 
Ter Seele Kleid, jein morſch Gebein 


Nah Mölk, man ſchloß es dort in das 


Bon ihm gebaute Grabmal ein. 


Sein edler Sinn, des Schwertes Kraft, 


Sein ganzes thatenreiches Leben 
Hat des Erlauchten Namen bei 


Der Nachmelt ihm mit Recht gegeben. - -- 


Sebaftian Brunner, 1843. 
Der Babenberger (Ehrenpreis, 


Das Kloſter am Strom. 


Es ſchaut ein hohes Klofter, 
Ein herrlich ftolger Ton, 
Herab mit hellen Fenitern 
Zum hellen Donauſtrom. 

Und unter jenen Fenſtern 

Iſt eins mir wohlbekannt, 
Draus blidt oft einer nieder, 
Der geijtig mir verwandt. 

Ein Mann, der mir, dem Fremden, 
Als Freund entgegentrat, 

Als mich zu feiner Thüre 
Geführt der irre Pfad. 

Ein Mann, geliebt von Allen, 
Tie heimisch dort am Strand, 
Ein Mann der hochgeachtet 
Im ganzen deutichen Land, 
Ein Mann, der all’ fein Yeben 
Tem Willen nur geweibt, 

Ter eine jefte Säule 

An Krait in unfrer Zeit, 


Der manche edle Perle 

Aus tief verborg’nem Grund 
Der Nachweit Schon geipendet 
Mit lügefcheuem Mund, 

Der väterlich gebildet 

Ein werdendes Gejchlecht 

Und manches Licht entziindet 
Für Wahrheit und für Necht. 
Oft zieh' ich in Gedanken 
Dahin am Donaujtrom 

Und blide jo wie einitens 
Hinauf zum ſtolzen Dom. 

Und feh’ ihn niederfchauen 
Zum Schifflein auf der Fluth 
Und ſchwenke freudigen Grußes 
Entgegen ihm den Hut. 

Wohl jind befannt Euch Beide, 
Denen ich jo eingedenf, 

Denn Melt heißt ja das Mlofter 
Und jener Michael Ent. 


I N. Vogl. 


Sängergruß. 


Du ſteingewordenes Gedicht 

Zu Gottes Lob und Ehr', 

Dir raubt der Sturm der Zeiten nicht 
Den Frieden ringsumher, 


Ein Freibrief ward Dir, ſchönes Stift, 
Ertheilt von Gottes Lieb', 

Den feine Hand mit Blumenſchrift 
Für Dich zum Segen ſchrieb! 


Bun Himmel ragt empor Dein Dom 
Und ladet zum Gebet, 

Zu Deinen Füßen rauſcht der Strom 
Bon Duft und Glanz umweht; 
Drinn fpiegelt fi Dein holdes Bild, 
Die Welle ftrahlt’3 zurüd. 


Eie jcheint zu murmeln fanft und mild: 


Im Frieden blüht das Glück! 
Und wo der Friede Gottes thront, 
Erblüht in ſelt'ner Kraft 

Als Himmelsroſe, ſturmverſchont, 
Die edle Wiſſenſchaft! 

Es heißen: Religion und Fleiß 
Die Gärtner, die Ihr habt. 


Gott wie die Menſchheit liebt der Greis, 


Der ruhmvoll wirkt als Abt! 


454 — 


Wo für das Bolt in treuer Pflicht 
Der Väter Liebe Ipradh, 
Da fehlt auch feine Stimme nicht, 
Und Segen ruft fie wach; 
Nimm huldvoll auf den Sängerbund, 
Di grüßt fein froher Sang. 
Das Lied aus treuer Herzen Grund 
Stimmt felbft zum Orgelklang, 
Wo aus der Friedensharfe ſcholl, 
Der Weihe Kraftaccord, 
Da ftimmt zum Dreiklang jubelvoll 
Das treue, deutſche Wort! 
Der Seelen Lenz verjünget fich, 
Wo Gottes Segen lacht, 
Du ſchönes Melk, wir grüßen Dich 
In Deines Friedens Pracht! 

Weyl, 1864. 


Sängergruß. 

Anlaßlich des II. ſüdw. nied. öft. Guufängerteftet.] 
Willkommen hier auf alter deutjcher Erde, 
Willkommen neuer deutſcher Sängerbund, 
Weithin im freien Schall der Lüfte werde 
Auch unfer Sinn im hellen Liede Fund! 
Erklinge froh auf beimatlihem Herde 
Mit lautem Wiederhall von Mund zu Mund: 
Dem Baterlande treu, dem Lied ergeben, 

Iſt diefes Bundes immer junges Streben! 


Wo einft der Strom im kühnen Vorwärtsdringen 
Beherricht der Nibelungen Heldenichaar, 

Da mögen unj’ve vollen Töne Klingen 

Von Ort zu Ort, zum Herzen immerdar. 
Beflügelt durch des deutfchen Geiſtes Schwingen 
Als ein der Sonne zugelchrter Aar, 

Tamit das Edle, Wahre und das Schöne 
Verbunden fei im kühnen Lauf der Töne. 


Und als dahbier die Eilenburg bezwungen, 
Die deutihe Ofimark ſiegreich dann entjtand, 
Ter Babenberger fcharfes Schwert gerungen 
Zum Schutze für das große Vaterland, 

Da bat das erfte deutfche Wort gekiungen 
An diefem waldesreichen Uferftrand, 

Und üppig ift die Saat der Erd’ entiproffen, 
Bom ftolgen Stromeslaufe weit umflofjen. 


— 45 - 


Forthin erfchall’ in unbezwung’'nen Tönen 
Des Vaterlandes Lied, von ung gepflegt, 
Und finde feine Macht den deutjchen Söhnen, 
Wie ſich's im Herzensgrunde mächtig regt; 
Harmoniſch ſoll das Lied die Thaten krönen, 
Ter deutſche Sinn ijt in dem Land gemedt: 
Bas unf're Väter blutig fich erftritten, 
Erblühe jtolz im Kranze milder Sitten! 
Heinemaun, 1884, 


An die deutichen Brieiter. 


Deutſch fühlen muß der Deutfche Priefter, 
Will er des Volkes Gunjt erringen, 


Und thut er's nicht" jo wird fein Reden 
Die eitier Wortſchwall ſchnell verklingen. 


Deutjch denken muß der deutiche Prieiter 
Will deutichen Geiſt er wirkſam bilden; 
Nur deutjcher Samen kann gedeihen 


Deutſch handeln muß der deutfche Priefter, 
Wenn er verlangt des Voll's Vertrauen, 
Dann wird er, ftatt nur in die Lüfte, 
Auf Felſen feine Schlöffer bauen. 


Und glaubt er nicht des Dichters Worten, 
So laß er ſich vom Abte rathen, 
Ter, thronend in dem Melker Stifte, 


Auf den germanijchen Gefilden Bejubelt wird ob feiner Thaten. 


W. Schram. 


Dem braven Abt zn Meit.') 


Du — an der Jahreswende --- Wenn längjt der Fels, der heute 
Tarfit. nicht vergeflen fein, Des Sturmes Eaitenfpiel 

Bis an der Zeiten Ende Wie manche jefte Warte 

Denkt jeder Deutſche Dein. Im Lauf der Zeit zerfiel, 

Wenn längft von Teinem Stifte Dann lebt Tein Sinn, Dein treuer 
Ter lebte Pfeiler janf, Noch fort in Wort und Lied, 

Der einjt in Oeſt'reichs Lüfte Dann flanımt noch hoch das Feuer, 
Geragt fo ſtolz und fchlant; Tas ung Tein Geiſt beſchied! 


Wenn längft die prächt'ge Stätte, Und über Oeſt'reich's Fluren, 
Bon der Tu weit ind Land Daß nie Tein Ruhm verwelk', 
Fu Weiler, Torf und Städte Zieh'n immerdar die Spuren 
Beredt Tein Wort gejandt. Des braven Abts von Melt. 


J. B. Müller-Herfurtb, 
Mainzer Nachrichten, 29. Deceniber 1889. 


Kloſter Meit. 
J. 


In Melk, die ſtolze Teraſſe, 
Entrollt mir ein zauberiſch Bild 
Die große Donau da unten, 


Und drüben die Wälder, die bunten, — 


Bor und das grüne Gefild! 





ı Aampier des Teutſchthums in Teſterreich. 


Rings Dörfer mit Kirchen und Burgen, 
Und die Alpen der fteirtihen Marl — 
Ich ward von dem Ausblick befangen, 
Und lobt ihn dem Mönd, der gegangen 
Mit mir dur Kloſter und Park, 


— 456 — 


„Ihr müßt wohl glüdlie Tage „Er ging eines Tages hinunter 
Bollbringen in diejem Raum, Vom Klofter an ihren Strand; — 
Euch muß das Leben verfließen Ein Mann in der Vollkraft des Lebens — 
Sn ftilem Thun und Genießen, Wir fuchten nach ihm vergebens, 
Ein jeliger, gold’ner Traum.” — Wir fanden auch nicht fein Gewand. 
Er ſchwieg nnd ſenkte die Augen, „Weit unten im Donaugebüfche 
Die faft zu Thränen gerührt; — Sein Leichnam gefangen blieb; 
Dann ſprach er, bezwingend das Weinen: Dort wurd’ er berausgehoben, 
„Und doch hat der Velten Einen Ich meine die Fernſicht hier oben 
Die Donau verlodt und verführt. War's nicht, die ihn dazu trieb.“ 
11. 

In diejes Klojterd Ballen Ars faft von Rom vernichtet 

Könnt einen Schaf ihr ſchau'n, Die deutfche Sprache lag, 

Zu dem die Pilger wallen Hat dieſes Lied gedichtet 

Aus fernen deutfhen Gau'n. Ein Mönd von deutfhem Schlag. 

Es liegt darin verſchloſſen Marientied! Dich hüten 

Bor Raub und jcharfem Licht Die Mauern nın von Melk 

Für unfere Stammgenoffen Und deutſchen Sinnes Blüthen, 

Ein ältejtes Gedicht. Sie werden nie bier welt. 

III. 


Wenn einjt die Klöfter fallen, Und in der Brüder Herzen 
Soll das von Melt beiteh'n: Lebt jort ein heller Sinn 
Oft wagten feine Yebte Für jedes Willens Fortſchritt, 
Kühn nit der Zeit zu geh'n. Für jeder Kunſt Gewinn! 
Sie ſammeln wie die Bienen 
Und häufen Schäge auf, 
Berbürgend für die Nachwelt 
Der Zeiten wahren Lauf. 
Neue Gedichte, 1881, von Joſef Pollhammer. 


Prolog 
vorgetragen bei Gelegenheit der Feſtvorſtellung am 2. März des Jahres 1889 im 

Convicte des Stiftes Melk. 
Hoch auf zu diejen feljig ſteilen Höh'n 
Wo fagenhaft der Weit durch Wipfel raufct, 
Und ftumm bewegt mit altersgrauen Thürmen 
Mich grüßt der Babenberger einjt’ge Burg, 
Yen!’ id) den Echritt in ſüßem, freud’gem Hoffen, 
Zu finden wieder mein geliebtes Heim. 
O, holder Anbtid! Hier an dieſem Fels, 
Wo ſiegreich jegt das gold'ne Kreuz erglänzet, 
Mo mit dem Blau des Himmels ſich vermählend 
Tanubius die hellen Fluthen wälzet, 
Bon Auen fanft umgrünt und frohen Ufern: 


— 457 — 


Da brachen braufend jich der Völker Wogen, 
Ta tobte ſchwer der Sturm der Zeiten. 

Hier ftanden Cäſars Heer und Legionen, 
Hier ftritt mit Rom der tapfere Markomane, 
Und aud der Völkerwand'rung wildes Bild 
Sah'ſt Tu, o Fels, in fernen, blut’gen Zeiten. 


Wo jest zu Gottes Ehre Prieſter wallen, 

Ein leifer Hauch nur ftille Andacht weht, 

Stand ſtolz die Eifenburg im Wolkennebel, 
Bon des Magyaren tapf’rer Hand gebaut. 

Sie ſank, erftürmt von mächt'gen deutfchen Reden, 
Die fiegreich hier der Babenberger Banner 

Als glänzend’ Zeichen ihrer Berrichaft pflanzten. 
Gar traulich Flingen noch der Helden Sagen 
Wie liebe Grüße aus vergang'ner Zeit, 

Und jeder Stein und jeder Hauch des Windes 
Beraufcht mein Herz in ſtaunendem Bewundern; 
Denn Nike wand um Eud, ihr alter Mauern, 
Den Lorbeerfranz, wo Eure Helden ruh'n. 


Achthundert Jahre ſind's, die ſchnell verflofen, 
Seit Sigibold in diefe Hallen 309. 

Melodiſch tönt es zu der Orgel Klängen: 
„Hier fteht das Klofter des Sanct Benedict.“ 
Mo einft des Mars Begleiter furchtbar hauften, 
Mo Schwert und Stahl und Streitart feindlich bligten, 
Ta wandelt nun der Genius des Friedens, 

An feiner Seite hold das jtille Glüd. 

Ein heil'ger Eifer zog durch diefe Stätte, 

Ein neues Leben blühte überall, 

Als Gottes Streiter, nur mit Liebe 

Das Land beherrichend, es beglüdten. 

O Gtüd, Du füßer Traun der Phantajie! 

Du gleichit dem Hauche, der mit Blumen jpielend 
Sid) in des Himmels Blau fo jihnell verliert! 
Es kam die Zeit mit ihren wilden Stürmen, 
Es krachte ächzend Schon in feinen Fugen 

Ter ſtolze Bau und drohte jeßt und jetzt 
Herabzuſtürzen in des Stromes Fluthen, 

In ſchwarze Nacht des ewigen Vergeſſens. 
Doch wacker hieltſt du aus in harten Kämpfen, 
Gerettet ſtets durch Gottes ſtarke Hand. 


Die Jahre ſchwanden. Da ergreift Bertholdus, 
Der hochgeſinnte Abt, den Hirtenſtab. 

Ein ſehnendes Verlangen faßt ſein Herz, 

Die Stätte hohen Ruhms und ernſten Strebens 


458 — 


In neue prädtige Form zu faffen. 

Und feine Träume wurden bald zur Wahrhett; 
Hier fteht das Zeugnis feiner großen That. 
Er baute auf den Trümmern des verfall’'nen 
Ein neues Melk, ein neues, ſchön'res Heim; 
Aus alten Mauern wurden neue. 

Es krönt fein Werf ein Glanz der Harmonie. 


Ein Holder Saft ſchwebt jet in diefen Hallen, 
Die Jugend ift’S in ihren gold'nen Träumen, 

In threr Unfchuld, ihrem ftillen Glück, 

Noch unerfahren in dem Kampf des Lebens, 
Noch unerfahren in des Willens Reich, 
Enmpfängt fie Hier durch Liebe und durch Mahnen 
Tas Licht des Glaubens und der Wiffenfchaft. 
D, welche Größe, welche Herrlichkeit, 

O glüdliches Geſchlecht, dad Du jebt ftolz 

Zum Dome hin, der Dir das Herz durdjichauert, 
Zu Hallen hin, der Wiffenfchaft geweiht, 

In Hoher Lebensfreude wandeln kannt! — 


Ein Edelftein in Oeſterreichs ftolzer Krone, 

Strahlt Melk vergang’ner Zeit umſſchleiert Licht. 

Du bijt das Denkmal, Dur die Wiege, 

Aus der einft fiegreih Auſtria entjtand. — 

An Teiner Spike fteht jet ein Prälat, 

Ter Künfte und der Wilfenichaft Mäcen. 

Ein ſelig Band umfchlinget all die Herzen, 

Tie in Ergebung liebend für ihn glüh'n. 

O weldy’ ein holder, berzerfrew’nder Glanz 

Liegt ausgebreitet über Thürmen, Kuppeln 

Und braunen Tächern, die den alten Wall, 

Ten ringsumgrünten, freundlich überragen! 

Nun fort den Schleier, fort die Hülle, 

Tie mir den freien Blid des Auges hemmt, 

Durchſchauert von des Glückes Fülle, 

Bon reichen Segen, der hernieder ftrönt, 

Ruf ich Dir zu in freud'gen Siegesklang: 

Heil Tir, o Melt, erhalt! Ti Gott noch lang! 
Karl Locker. 


Im Nlofſtergarten. 


Ich wand're durch den Kloſterpark, den dicht verſchneiten, 

Wie der verlockte Knabe im verwunſch'nen Wald und ſeh', 

Wie Sonnenſtrahlen, Frühlingslüſtern ihn durchgleiten, 

Als ſuchten fie die erfte Primel unterm Weihnachts ſchnee! 

Auch todtes Laub ſeh' ich, das rings an jungen Bäumen, 

Trotz Sturm und Eis. als Sommerſpuck noch einzeln haften blieb — 


— 459 — 


Und mich befällt in geifterftillem Raum ein dunkles Träumen 
Bon Winterftarre, wellem Glück und Frühlingstrieb! 


Melt, Graf Emerih von Stadion. 


Blaue Donau. 


Weit, 

Ein gereimtes Bild. 
Du Holdverftedter Kloftermarlt am blauen Nibelungenftrom! 
Dich überragt als weiße Götterburg das Stift mit feinem Dom, 
Und wer dich jchaut, begrüßt dich fchönheitsfroh mit einem Jubelſchrei — 
Die Donau raufcht wie Nirenfang an deiner Felſenbruſt vorbei. . . 
Weltitiller Kloftermarft am blauen, weidenwaldumfäumten Strom! 
Die dunklen Stimmen deiner Glocken — hold-bethörendes Phantom! — 
Verſetzen ung nad Rom, dem klangdurchtönten, wie durch Zauberei! — 
Die Donau raufcht wie Nirenfang an deiner Felſenbruſt vorbei. . . 


Graf Emerih von Stadion. 


„Bahan, Du ſchöne, feine . . .“ 


Zu Melk war's an der Donau — 
's mocht’ jpät gemweien fein — 

Da kneipten einft zwei Wand'rer 
Starten Wachauerwein. 


Sie fangen manches Liedlein 
Bom heil’gen deutichen Reich, 

Bon Heidelberg, vom Rheine, 
Wie nichts kommt diefen gleich. 


„Oho“, rief plöglich einer, 
„Was gleicht denn der Wachau? 
Ich kenn' kein ſchön'res Ländchen, 
Wohin ich immer ſchau. 


Und iſt die alte Donau 
Nicht auch ein hehrer Fluß? 
Und dieſer Wein, gleicht er nicht 
Der Liebſten ſüßem Kuß? 


Was preiſen wir denn immer 
Der Fremden Zier und Tand? 

Und Haben doch das Schönſte 
In unfrem Baterland.” 

Da lächelte der and’re 
Und trank auf einen Zug 

Ten Becher leer und füllte 
Tann wieder aus dem Krug. 


Und ſprach dann ſehr bedeutſam: 
„Bei Gott! Gut ſchmeckt der Wein. 
Uud beſſer, wahrlich! kann er 
Auch nit am Rheine fein. 


Tod tft der Rhein mad Schönes! 
Er gleiht Blauäugelein; 

Die Wellen glänzen filbern 
Sm holden Mondeni dein; 


Bin auch einft dort gemejen 
Und lebt’ dort füß und fein; 

Ich hab’ auch dort getrunken 
Mandy’ ſüß duftigen Wein! 


Ich Hab’ auch dort geliebet 
Mand) boldes Mägdelein — 

Bei Gott! Es reimt fich trefflich 
Auf Did, Du Bater Rhein!“ 


Er ſchwieg, der and’re lachte 
Und machte einen Zug, 

Daß leer d'rauf war der Becher 
Und ſang darauf die Fug: 


„Wachau, Du ſchöne, feine, 
Du Land an Ehren reich, 
Zwar liegſt Du nicht am Rheine, 
Doch kommt auch Dir nichts gleich.“ 
L. Steininger. 
Neue Flieg. Blaͤtter. 


— 460 — 


Glück auf, Stadt Melt! 
Was Hör’ ich denn? Melk ift zur Stadt erhoben? 
Mein liebes Melk, das ich fo ſchwer verließ 
Und das ich ſtets — feit ich von dort gefchieden — 
Und allerortS ganz unummunden pries? - 


Sei mir gegrüßt, Du alterögraue Veſte, 

Worin jo ſchöne Tage ich verlebt 

Und die fürwahr zu meiner größten Freude — 
Sic neu verjüngt und raftlod vorwärts ftrebt! -- 


Blüh' auf und wachſe fürder und gedeihe — 
Bom mädt’gen Stiftsbau herrlich überragt, 
Daß jeder, der Dich einmal blos geſehen, 
Nur Rühmenswerthes, Gutes von Dir fagt! 


Und bleib’ ich ein’ge Jahre nod) am Leben 
Vielleicht gemährt'3 ein gnädiges Geſchick — 
Dann kehr' ich frohgemuth und gerne wieder 
In's liebgeword’ne, ſchöne Melt zurüd! — 


Emil von Haberfon. 


An Meit. 


Im Sonnengold, im Nebeljchleier 

Biſt holdes Bild Du gleich mir theuer: 
Tie Klofterburg mit ihren Thürmen, 
Wie eine Landfejt’ will fie ſchirmen 
Die Stadt, die fih zu Füßen ſchmiegt, 
Ten Silberftram, der fie umbiegt, 

Die fhönfte Mark in Oſtarreich. 


Seit von der Eifenburg erfiegten Zinnen 
Der erfte Babenberger jpäht in's Land, 
Schwand mancher ftolge Bau wohl längft 
von binnen, 
Der einjt auf den granit'uen Felſen ftand. 
Doch immer neu aus Nriegesnoth und 
Stürmen, 
Nach böfer Seuche Wuth und Feuerbrand 
Erwuchs das Gotteshaus mit Wall und 
Zhürmen. 
Der Mönche frommer Eifer überwand 


Im Schutz der Heiligen allen Erdenſchrecken. 


Und mit dem Ntlofter theilt der Häuſer— 
fleden, 
Der ſich Sanct Colomani's Hut vertraut, 
Tie Yoofe, die in Volkerſtreit und Frieden 
Des Frenprinzen Rubitatt find beichieden, 


Doch milder wurden Zeit und Sitten, 
Wo einft im Eifenfleid gefiritten, 

Um Wal und Palifjad’ gerungen, 

Tie Türk' und Schwede nie bezwungen, 
Dort ſank Schon längſt die Bruftivehr nieder 
Und auf den Mällen blaut der lieder. 
Ja auch mein liches Melt, es ſprengte 
Den Mauergürtel, der’3 umengte; 

Sein Bürgerfinn, einft jo bedächtig, 
In's Weite regt er fich jetzt mädtig, 
Daß jiher man den Strom durchquere, 
Schafft Brüden er und Eijenfähre 

Und zum Behagen wie zur Zierde 

Bon ſchmucken Häufern ein Gevierte. 


Nun ward dur Deines Fürften Huld 
Tir Nam’ und Ehr’ der Stadt gegeben. 
Bezahle Teines Dankes Schuld 
Mit höchſtem menſchlichen Beſtreben: 
Auf daß ſo glücklich wie das Land, 
Das Dich umgrünt in ewiger Schöne, 
Umſchlungen von der Eintracht Band, 
Du immer findeſt Deine Söhne. 

J. Tobiſch. 


Verzeichnis 
der 


Farktrichter, Räthe und Bürgermeiſter. 


Berzeichnis 
der Marktrichter, Räthe und Bürgermeifter.') 


1308. Haug, Marktrichter zu Melk. 

1947. Philipp. Landauer, MR. zu Melk. 

1348. Hang Schmol, M-R. zu Melk. 

1549. Wolff Agawr, MR. zu Melt; Philipp Landauer, Hans 
Schmoll, Jörg Salzpaurer, Wolff Pleußl, Michel Cagckhl, Jörg Prannttl, 
Heinrich Stboldt, Jörg Straub, (Michel Cagckhl), Paulus Praurer, Hans 
Bartner, Schaftian Teyblez, Hans Schmutterer. 

1330. Wolff Mayer, MR; Philipp Landauer, Hang Schmoll, 
Jörg Salzpaurer, Michel Cagckhl, Jörg Straub, Paul Praurer, Sebaftian 
Zeyblez, Hans Gumptner, Wolff Böfenberger, Eafpar Haider, Hans 
Oſtner, Matheus Hörtenftein. 

15931. Wolff Mayer, M-R.; Philipp Landauer, Hang Scmoll, 
Jörg Salzpauer, Michel Cagkhl, Jörg Straub, Baul Praurer, Sebaftian 
Teyblez, Hans Gumptner, Wolff Pöſenberger, Caſpar Haider, Hans 
Oſtner, Matheus Hörtenjtein. 

1552. Wolfg. Mayer, M.-R.; Philipp Landauer, Hans Schmoll, 
Jörg Salzpaurer, Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paulus Braurer, Hang 
Bartner, Schaftian Teyblez, Hans Schmutterer. 

1333. Wolfg. Mayer, MR.; Philipp Yandauer, Hans Schmoll, 
Jörg Salzpauer, Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, Sebaftian 
Teyblez, Hang Gumptner, Wolff Pöfenburger, Caſpar Haider, Hans 
Dftner, Math. Hörtenjtein. 

1554. (Philipp) Wolff Mayer, M-R.; Philipp Landauer, Hans 
Schmoll, Jörg Salzpaurer, Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, 
Sebajtian Teyblez, Hans Gumptner, Wolff Pöjenburger, Cafpar Haider, 
Hans Oſtner, Math. Hörtenftein. 

1355. Wolfg. Mayer, M.R.; Philipp Landauer, Hang Scholl, 
Jörg Salzpaurer, Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, Sebaſtian 
Zeyblez, Hans Gumptner, Wolff Pöfenburger, Caſpar Haider, Hans 
Oſtner, Math. Hörtenftein. 


1) Leider iſt es bis jetzt troß aller angewendeten miühevollen Arbeit nicht 
gelungen, ein vollftändiges Verzeichnis erbringen zu können. 


— 464 — 


19336. Philipp Landauer, M.-R ; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, Sebaftian Teyblez, Hans 
Gumptner, Wolff Pöfenburger, Caſpar Haider, Hans Dftner, Math. 
Hörtenftein. 

1597. Bhilipp Landauer, M-R.; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, Sebaftian Teyblez, Hang 
Sumptner, Wolff Pöfenburger, Caſpar Haider, Hans Dftner, Matt). 
Hörtenftein. 

1558. Haus Vicchhaufer, M-R.; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer Sebaftian Teyblez, Hans 
Gumptner, Wolff Pöfenburger, Caſpar Haider, Hans Dftner, Math. 
Hörtenftein. 

1559. Hans Vicchhaufer, M.:R.; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, Sebaftian Teyblez, Hans 
Sumptner, Wolff Pöfenburger, Gafpar Haider, Hans Oftner, Mat). 
Hörtenftein. 

1560. Auguftin Khnauer, M.:R.; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Caghkl, Jörg Straub, Paul Brauer, Sebaftian Teyblez, Hans 
Gumptner, Wolff Pöſenburger, Caſpar Haider, Hans Oſtner, Math. 
Hörtenſtein. 

1561. Auguſtin Khnauer, MR. ; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Braurer, Sebaſtian Teyblez, Hans 
Gumptner, Wolff Vöſenburger, Caſpar Haider, Hans Oſtner, Math. 
Hörtenſtein. 

1562. Carl Strauben, M.R.; Hans Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Caghkl, Jörg Straub, Paul Baurer, Sebaſtian Teyblez, Hans 
Gumpiner, Wolff Pöſenburger, Caſpar Haider, Hang Oſtuer, Matheus 
Hörtenſtein. 

1563. Carl Strauben, M. R.; Haus Schmoll, Jörg Salzpaurer, 
Michel Cagkhl, Jörg Straub, Paul Baurer, Sebaſtian Teyblez, Hans 
Gumptner, Wolff Pöſenburger, Caſpar Haider, Hans Oſtner, Matheus 
Hörtenſtein. 

1651. Simon Sommer. M. R.: Wolig. Aichinger, Andreas Wiſigin, 
Andreas Neuß, Georg Mang, Chriſtoph Dänkl, Stephan Oth, Ernſt 
Ruedroph, Mathias Küchberger, Michael Braun. 

1652. Virgili Straßer, M. R.; Simon Sonner, Wolfg. Aichinger, 
Maguus Fliegenſchuch, Andre Wiſigin, Caſpar Lichtenfelſer, Andre Neuß, 
Georg Mang, Chriſtoph Däuckl, Stephan Oth, Ernſt Ruedroph, Mathias 
Kirchberger, Michael Braun, Johann Schwarz. 











— 468 — 


Wilhelm Mayr, -Iacob Riedl, Johann Zoller, Chriftoph Kränzer, Michel, 
Pfanftiegl, Abraham Ziegler, Hans Wilhelm Dunkhel. 

1683. Georg Mey, MR; Iohanı Göttersdorferr, Mathias 
Frombwaldt, Peter Jaropp, Martin Englhardt, Philipp Mehringer, 
Wilheln Mayr, Jacob Riedl, Johann Zoller, Chriftoph Kränzer, Michel 
Pianftichl, Abrahanı Ziegler, Johann Wild. Dunkhel. 

1684. Johann Wild. Dunfhel, M.-R.; Joh Göttersdorfer, Math. 
Frombwaldt, Martin Engihardt, Philipp Mehringer, Wild. Mayr, Iacob 
Kiedl, Joh Zoller, Ehriftoph Kreuzer, Michel Pfanſtiehl, Abraham Ziegler. 

1685. Sohann Wild. Dunkhel, M.-R.; Räthe: Georg Mey, Mathias 
Frumbwaldt, Martin Englhardt, Philipp Meringer, Jacob Riedl, Johann 
Boller, Chriltoph Kreuzer, Michel Pfanftiehl, Abraham Ziegler, Johann 
anni, Andreas Rießer, Simon Wollfart. 

1686. Johann Wild. Dundhel, M.-R.; Räte: Georg Mey, Mathias 
Frumbaldt, Martin Englhardt, Philipp Meeringer, Jacob Riedl, Johann 
Zoller, Chriftoph Kreuzer, Michel Pfanftiehl, Abraham Ziegler, Hans 
Janni, Andreas Rießer, Simon Wollfart. 

1687. Johann Wild. DundHel, M.-R.; Räte: Georg Mey, Mathias 
Frumbaldt, Mart. Englhardt, Philipp Meringer, Iacob Riedl, Deichel 
Pfanſtiehl, Abraham Ziegler, Iohanı Janni, Andreas Rießer, Simon 
Wohlfart, Johann Franz Rädler. 

1688. Johann Wilhelm Dundhel, M-R.; Näthe: Georg Mey, 
Mathias Frumbwaldt, Martin Englhardt, Philipp Meringer, Jacob Riedl, 
CHriftof Kreuzer, Michel Pfanſtiehl, Abraham Ziegler, Hans Janni, 
Andreas Rießer, Simon Wohlfart, Johann Franz Rädler. 

1689. Johann Wild. Dunckhel, VER. ; Näthe: Georg Mey, Math, 
Frumbald, Martin Englhardt, Philipp Meringer, Jacob Riedl, Chriſtof 
Kreuzer, Michel Pranftiel, Abraham Ziegler, Hans Janni, Andreas 
Kiefer, Simon Wolfart, Johann Franz Rädler. 

1690. Johann With. Dunckhel, M.R.; Räthe: Georg Mey, Math. 
Frumbaldt, Martin Englhart, Iacob Riedl, Michel Pranftiel, Abraham 
Hiegler, Hang Janni, Andreas Rieſer, Simon Wohlfart, Johann 
Führer, Michel Meringer. 

1691. Koh. With. Dunckhel, MR; Näthe: Mathias Frumbaldt, 
Martin Englhart, Jacob Riedl, Michel Pfannſtiehl, Abraham Ziegler, 
Johann Janni, Andreas Niefer, Simon Wolfart, Johann Rädler, Joh. 
Führer, Michel Meeringer. 

1692. Joh. Wild. Dundhel M. R.; Näthe: Mathias Frumbaldt, 
Martin Englhardt, Jacob Niedl, Michel Pfannftiehl, (Abraham Ziegler), 











— 42 — 


1755. Elias Nießl, M-R.; rain, Eder, Thomas Stadler, 
Trunzer, Theyerkauff, Hinterberger, Pranger, Gründtberger, Georg Huber, 
Weiß, Prandſtätter, Rechenmacher. 

1756. Elias Nießl, M-R.; Graiml, Eder, Thomas Stadler, 
Trunzer, Theyerkauff, Hinterberger, Prandſtetter, Pranger, Gründtberger, 
Georg Huber, Rechenmacher, Weiß. 

1757. Elias Nießl, M.R.; Graiml, Eder, Thomas Stadler, 
Hinterberger, Prauger, Gründiberger, Georg Huber, Recheumacher, Weiß. 

1758. Elias Nießl, M-R.; Graiml, Eder, Thomas Stadler, 
Trunzer, Hinterberger, Prauger, Rechenmacher, Weiß, Pleimfchauer. 

1759. Elias Nießl, M.R.; Graiml, Truuzer, Pranger, Gründt- 
berger, Georg Huber, Rechenmacher, Weiß, Pleimſchauer. 

1760. Elias Nießl, M.R.; Graiml, Trunzer, Hürterberger, Pranger, 
Weiß, Pleimſchauer, Schaider, Semlinger, Petzl. 

1761. Elias Nießl, M-R.; Eder, Gründtberger, Weiß, Schaider, 
Semlinger, Petzl, Mayer, Bleimichauer, Graimt. 

1762. Plainſchauer, MR; Nießl, Eder, Hinterberger, Gründt- 
berger, Weiß, Schaider, Semlinger, Petzl, Mayer, Thomas Stadler, Rözer. 

1763. Plainſchauer, M. R.; Niepl, Eder, Hiuterberger, Gründt- 
berger, Weiß, Schaider, Semlinger, Petzl, Mayer, Thomas Stadler, Rözer. 

1764 Plainſchauer, M. R.; Nießl, Eder, Leopold Keyſer, Gründt— 
berger, Weiß Schaider, Semlinger, Petzl, Mayer, Thomas Stadler, Rözer. 

1765. Plainſchauer, M.R.; Nießl, Eder, Leopold Keyſer, Gründt— 
berger, Weiß, Schaider, Semlinger, Petzl, Mayer, Thomas Stadler, Rözer. 

1766. Plainſchauer, M. R.; Nießl, Eder, Pranger, Gründtberger, 
Weiß, Semlinger, Petzl, Mayer, Thomas Stadler, Rözer, Mathias 
Dolebacher. 

1770. Joſef Gründtberger, Mathias Dollbacher, Johann Michael 
Mayer, Johann Pitzner, Gabriel Kainz, Joſef Pauer, Frauz Zwinger, 
Franz Thaller. 

1774. F. X. Scheßlacher, M. R. 

1777. Peter Hitzgern, DEM. 

1778. Joſef Dallinger, MR; Mathias Haller, Joſef Baur, Joſef 
Frankenberger, Georg Eggenberger, Benedict Truuſer, Math. Wurmbacher. 

1786. Joſef Frankenberger, DER; Karl Stadler, Iguaz Rötzer, 
Anton Sotin, Chriſtian Mond, Gabriel Kainz, Jacob Hirſch, Karl Mang, 
Anton Nußdorfer, Michael Gottbewahr, Benedict Schönbichler. 

1807. Auton Nußdorfer, MR; Franz Much, Leopold Altmann, 
Joſef Dworſchak, Georg Höllriegl, Leopold Altmayer, Auton Drieſinger. 





-- 474 — 


1821. Joſef Hufnagl, M-R.; Anton Lorenz, Simon NRiegler, 
Anton Seeböd, Beruhard "Hutter, Benedict Hader, Johan Muſſakh, 
Joſef Dworſchak, Franz Kropf, Franz Mugerauer. 

1822. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Simon Riegler, 
Anton Seeböck, Bernhard Hutter, Benedict Hader, Johaun Muſſakh, 
Joſef Dworſchak, Franz Kropf, Franz Mugerauer. 

1823. Joſef Hufnagl, MR.; Anton Lorenz, Simon Riegler, 
Anton Seeböck, Bernhard Hutter, Benedict Hader, Johann Muſſakh, 
Joſef Dworſchak, Franz Kropf, Franz Meugerauer. 

1824. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Simon NRiegler, 
Auton Seeböd, Bernhard Hutter, Benedict Hader, Johann Muſſakh, 
Joſef Divorfchaf, Franz Kropf, Franz Mugeraner. 

1825. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Simon Ricgler, 
Anton Sceböd, Bernhard Hutter, Beuedict Hader, Johan Muſſakh, 
Joſef Dworſchak, Franz Kropf, Franz Mlugerauer. 

1826. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Simon Riegler, 
Anton Seeböck, Bernhard Hutter, Benediet Hader, Johann Muſſakh, 
Joſef Dworſchak, Franz Kropf, Franz Mugerauer. 

1827. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Simon Riegler, 
Anton Seeböck, Bernhard Hutter, Benedict Hader, Johann Muſſakh, 
Joſef Dworſchak, Franz Kropf, Franz Mugerauer. 

1828. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, (Simon Riegler), 
Benediet Hader, Bernhard Hutter, Anton Florian, Joſef Walnbeck, Franz 
Mugerauer, Carl Schütz, Frauz Kropf. 

1829. Joſef Hufnagl, MR; Anton Lorenz, Benedict Hader, 
Beruhard Hutter, Anton Florian, Joſef Walnbef, Franz Mugerauer, 
Carl Schüß, Franz Kropf. 

1830. Joſef Hufnagl, MR; Anton Lorenz, Benedict Hader, 
Beruhard Hutter, Anton Florian, Joſef Walnbef, Franz Mugerauer, 
Carl Schütz, Franz Kropf. 

1831. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Benedict Hader, 
Bernhard Hutter, Anton Florian, Joſef Walnbek, Franz Mugerauer, 
Carl Schütz, Franz Kropf. 

1832. Joſef Hufnagl, M.R.; Anton Lorenz, Benedict Hader, 
Bernhard Hutter, Anton Florian, Joſef Walnbek, Franz Mugerauer 
Carl Schüß, Franz Kropf. 

1833. Marktrichterſtelle wegen Ableben des Joſef Hufnagl unbeſetzt. 
Anton Lorenz, Anton Florian, Benediet Hader, Bernhard Hutter, Joſef 
Walubek, Franz Mugerauer, Franz Kropf. 





— 416 — 


1848. Anton Lorenz, M-R.; Joſef Büchl, Anton Florian, Bene- 
Diet Hader, Zohann Schwarz, Joſef Weidinger, Anton Lagler, Leopold 
Walchshofer, Georg Pimeskern, Franz X. Mofer. 

1849. Anton Lorenz, MR; Joſef Büchl, Anton Florian, Bere- 
diet Hader, Johann Schwarz, Joſef Wetdinger, Anton Lagler, Leopold 
Walchshofer, Georg Pimeskern, Franz X. Mofer. 

1850. Joſef Büchl, Bürgermeifter; Johann Hofer, Anton Lorenz, 
G.-R.; Paul Ruef, Anton Lagler, Anton Florian, Norbert Haberl, Cajetan 
Watzinger, Joſef Werdinger, Anguft Ulrich, Anton Seeböck, Abt Wilhelm. 

1831. Joſef Büchl, Baın.; Anton Lorenz, Franz Wandl, G-R.; 
Anton Seeböd, Abt Wilhelm, Johann Hofer, Norbert Haberl, Paul Ruef, 
Anton Lagler, Cajetan Wapinger, Joſef Wetdinger, Auguft Ulrich. 

1852. Joſef Bühl, Bgm.: Anton Lorenz, Franz Wandl, G.R.; 
Anton Sceböd, Abt Wilhelm, Johann Hofer, Norbert Haberl, Paul Ruef, 
Anton Lagler, Sajetan Watzinger, Joſef Weidinger, Auguft Ulrich. 

1853. Joſef Bühl, Bgm.; Anton Lorenz, Franz Wandl, GR. ; 
Anton Seeböck, Art Wilhelm, Johann Hofer, Norbert Haberl, Paul 
Ruef, Anton Lagler, Cajetan Watzinger, Joſef Weidinger, Anguft Ulrid). 

1854. Franz Wandl, Bgm.; Norbert Haberl, Raimund Jordan, 
Anton Prinzl, Anton Lagler, Joſef Wetdinger, Anton Seeböck. 

1855. Frauz Wandl, Bgm.; Cajetan Wasinger, Norbert Haberl, 
Anton Florian, Anton Prinzl, Auton Seeböd, Joſef Urfprung. 

1856. Franz Wandl, Bgm.; Cajetan Wapinger, Norbert Haberl, 
Anton Florian, Anton Prinzl, Anton Seeböck, Joſef Urfpring. 

1857. Franz Wandl, Bgm.; Cajetan Watzinger, Norbert Haberl, 
Anton Florian, Anton Prinzl, Anton Seeböck, Joſef Urſprung. 

1858. Franz Wandl, Bgm.; Cajetan Watzinger, Norbert Haberl, 
Anton Florian, Anton Prinzl, Anton Seeböck, Joſef Urſprung. 

1859. Franz Wandl, Bgm.; Cajetau Watzinger, Norbert Haberl, 
Auton Floriau, Anton Prinzl, Aırton Seeböck, Joſef Urſprung. 

1860. Franz Wandl, Bgm.; Franz Fiſcher, Anton Prinzl, Raimund 
Jordan, Anton Lagler, Adam Wandl, Joſef Weidinger, Anton Zehetner, 
Dr. Wilhelm Reich, Dr. Joſef Tenchmann, Anton Schober, Maximilian Sukup. 

1861. Franz Wandl, Bgm.; Franz Fiſcher, Auton Prinzl, Raimund 
Jordan, Anton Lagler, Adam Wandl, Joſef Weidinger, Anton Zehetner, Dr. 
Wilh. Reich, Dr. Joſef Teuchmann, Anton Schober, Maximilian Sukup. 

1862. Frauz Wandl, Bgm.: Frz. Fiſcher, Anton Prinzl, Raimund 
Jordan, Anton Lagler, Adam Wandl, Joſef Weidinger, Anton Zehetner, 
Dr. Wilh. Reid), Dr. Joſef Teuchmann, Anton Schober, Maximilian Sukup. 





— 418 — 


1872. Franz Fiſcher, Bgm.; Anton Schober, Anton Prinzl, Franz 
av. Linde, G.R.; Johann Altermann, Lambert Anger, Cngelbert 
Haidvogl, Anton Kausl, Joſef Piſchinger, Richard Rupprecht, Joſef 
Schaider, Johann Schuetzinger, Maximilian Sufup, Dr. Joſef Teuchmann, 
Adam Wandl, Ausſch. 

1873. Franz Fiſcher, Bgm.; Anton Schober, Franz Xav. Linde, 
Dr. Joſef Teuchmann, G.R.; Johann Altermamı, Lambert Anger, 
Engelbert Haidvogl, Anton Kausl, Jeſef Piſchinger, Richard Rupprecht, 
Joſef Schaider, Johann Schnetzinger, Maximiliau Sukup, Ausſch. 

1874. Joſ. Piſchinger, Bgm.; Anton Schober, Franz X. Linde, Dr. 
Joſef Teuchmann, G.-R.; Joh. Altermaun, Lambert Anger, Leo Deffenhart, 
Franz Gleiß, Engelbert Haidvogl, Iguaz Huber, Franz Hutter, Anton 
Lagler, Johann Reckentrag, Marimilian Sukup, Adam Wandl, Ausſch. 

1875. Joſ. Piſchinger, Bgm.; Anton Schober, Franz X. Linde, Dr. 
Joſef Tenchmann, G-R.; Joh. Altermann, Lambert Anger, Leo Deffenhart, 
Frauz Gleiß, Engelbert Haidvogl, Ignaz Huber, Franz Hutter, Anton 
Lagler, Johaun Reckentrag, Maximilian Suknp, Adam Waudl Ausſch. 

1876. Joſef Piſchinger, Bgm.: Anton Schober, Franz Kav. Linde, 
Dr. Joſef Teuchmanu, G-R.; Johan Altermann, Joſef Aftleitäner, Leo 
Deffenhart, Franz Gleiß, Engelbert Haidvogl, Iguaz Huber, Anton 
Lagler, Lundwig Prinzl, Johann Reckentrag, Adam Wandl, Ausſch. 

1877. Joſef Piſchinger, Bgın.; Anton Schober, Franz Xav. Linde, 
Dr. Joſef Techn, G.R.; Johann Altermaun, Joſef Aitleithuer, Leo 
Deffenhart, Franz Gleiß, Engelbert Haidvogl, Ignaz Huber, Anton 
Lagler, Ludwig Prinzl, Johann Reckentrag, Franz Völk, Ausſch. 

Dr. Joſef Tenchmann, G.R.; Johann Altermann, Joſef Aſtleithner, Leo 

1878. Joſef Piſchinger, Bgui.; Anton Schober, Frauz av. Linde, 
Dr. Joſef Teuchmann, G. R.: Johaun Altermann, Joſef Aſtleithner, Leo 
Deffenhart, Franz Gleiß, Engelbert Haidvogl, Ignaz Huber, Anton 
Lagler, Ludwig Prinzl, Johann Reckentrag, Franz Völk, Ausſch. 

1879. Joſ. Piſchiuger, Bgim.; Anton Schober, F. X. Linde, Auguſt 
Weidinger, Franz Hutter, G. R.; Johann Altermann, Joſef Feßl, Franz 
Fries, Franz Gleiß, Dr. Johaun Hueber, Theodor Jungwirth, Iſidor 
Krenn, Joſef Niederreiter, Leo Deffenhart, Franz Schöneck, Ausſch. 

1880. Joſef Piſchinger Vgmm.; Auton Schober, Franz Xav. Linde, 
Anguſt Weidinger, Franz Hutter, GN: Johaun Altermann, Joſef 
Feßl, Franz Fries, Franz Gleiß, Dr. Johann Hueber, Theodor Jung— 
wirth, Iſidor Kreun, Joſef Niederreiter, Leo Deffeuhart, Franz Schöneck, 
Ausſch. 





— 480 — 


Hutter, Theodor Jungwirth, Joſef Niederreiter, Benno Ritter v. Paum⸗ 
gartten, Franz Schöne, Joſef Schatder, Hermann Ulbrich, Ausſch. 

1891. Joſef Pilchinger, Baın.; Franz X. Linde, Auguſt Weidinger, 
Ludwig Prinzl, Franz Hutter, G.R.; Johann Erel, Joſef Fehl, Anton 
Gſchmeidler, Theodor Jungwirth, Joſef Niederreiter, Benno Nitter v. 
Faumgartten, Franz Buß, Joſef Schaider, Franz Schöneck, Hermann 
Ulbrich, Ausſch. 

1892. Joſef Piſchinger, Bgm.: F. X. Linde, Aug. Weidinger. Ludwig 
Prinzl, Franz Hutter, G. R.: Johann Bureiter, Johaun Exel, Romuald 
Gumpoltsberger, Joſef Feßl, Theodor Jungwirth, Joſef Niederreiter, H. 
Oeſterreicher, Joſef Schaider, Franz Schöneck, Hermann Ulbrich, Ausſch. 

1893. Joſef Piſchinger, Bam.: F. X. Linde, Aug. Weidinger, Ludwig 
PBrinzl, Franz Hutter, G. R.; Johann Bureiter, Johann Exel, Romuald 
Gumpoltsberger, Theodor Jungwirth, Joſef Niederreiter, H. Oeſterreicher, 
Carl Prinzl, Joſef Schaider, Franz Schöneck, Hermann Ulbrich, Ausſch. 

1894. Joſef Piſchinger, Bam.: Frauz Xav. Linde, Auguſt Weidinger, 
Ludwig Prinzl, Franz Butter, G. R.: Johann Burreiter, Johann Exel, 
Joſef Feßl, Romnald Gumpoltsberger, Theodor Jungwirth, Joſef Nieder: 
reiter, Heinrich Oeſterreicher, Carl Brinzt, Joſei Schaider, Franz Schöneck, 
Hermann Ulbrich, Ausſch. 

1895. Joſef Piſchinger, Bam.: Franz x. Linde, Auguſt Weidinger, 
Ludwig Prinzl, Frauz Butter, G. R.: Ferdinand Aigner, Joh. Burreiter, 
Johann Exel, Joſef Feßl, Theodor Jungwirth, Joſef Niederreiter, Heinrich 
Deſterreicher, Karl Prinzl, Joſef Schaider, Franz Schöneck, Herma 
Ulbrich, Ausſch. 

1896. Joſeij Piſchinger, Bgm.; Kranz X. Linde, Aug. Weidinger, 
Ludwig Vrinzl, Franz Hutter, G. R.: Ferdinand Aigner, Joh. Vurreiter, 
Joh. Exel, Joſei Feßl, Joſef Hummel, Theodor Jungwirth, H. Teſter— 
reicher, Karl Prinzl, Joſei Schaider, Franz Schöneck, Herm. Ulbrich, Ausſch. 

189%. Joſei Piſchiuger, Bgm.: Franz X. Linde, Aug. Weidinger, 
Ludwig Prinzl, Franz Hutter, G. R.: Ferdinand Aigner, Joh. Burreiter, 
Johann Exel, Joſei Feßl, Auton Gſichmeidler, Joſef Hummel, Heinrich 
Deſterreicher, Karl Prinz, Joſef Schaider, Hermann Ulbrich, Ausſch. 

I88S. Joſei Piſchinger, Bam.: Franz X. Linde, Aug. Weidinger, 
Ludwig Prinzl, Franz Hutter. G. R.: Ferdinand Aigner, Joh. Burreiter, 
Johann Exel, Joſef Feßl, Anton Gſchmeidler, Joſef Hummel, Heiurich 
Oeſterreicher, Karl Prinzl, Joſei Schaider, Hermann Ulbrich, Ausſch.